u De ur ee EN?) le a N Sa erh {) DICH # re RER a re hr tn a: Harn W Bag dena ‘ r- vun Kae en Kr and LH KELLER FMSLEe ICH ee nk Bi Re Ah a ten " Fer “us RYR 4 KErBRE a, Yen aa len N) Up} USE BR BR LORLAUNE & AT TR FA vo u. 2 ou wer be au: Ro “ Hs haeln Ve N ai EN ae ab Ha kt ad A Date Ha ng sale as) 1) Ka * N A { IEILIEH a Ka haar KAREL * gi} > . A AM nase ih RN Cr} ” Ai ‚a 1 % r Nrcaen v re DE JE KR) er Far “ are B0N, Be An dınadı ir a la in Da rt as Hk, DE IN BY au ah a Hu v LEE EI HIN 17 Yepa RAN, In yore a ee . IB enennuane he BANKEN RN in LHLHER, 2 Ar PER ei 145 PAARE I arteN va Bl RN, KR} . hang erT) IYerTE AL, er? rein A LE mhrtelahı ML DEU A ao weh Rn " ER 0% or an, | Ei DEREN, DE HIER on fach HAI RIFEL AERE TE PPRTTLIC KEN en Be Br wo Du % ee TA “ eh BR DR ae DIE BE Se: er fe Bar lan u [CH N) Hs > Lu Aare ala vera Aare) El WERFEN Me h BLISLU, LI Aa N { all huh runde 77 MIST TTSEL) a ler h una LA EN NR ih FOLIE DIET in: er Y wer Lu EG hu NA naar »nhnd or 2E ER Are a, A ei eh haraıh Bl Bi iu N Bine > mp BeReeEN Lu Mer ER R ie war r a nit ERROR wg Mast GER, or Are A 4.06% % wu) an Veran ee A A ER + eh * ERLN RL AR EA EHLA EITIE FE en MER NA Ha ee, I DEREUN Andre 1} x re RB TE WAR UNI EHER, EWR nr I" eh NM Keyhan de ei fi) at ef Pa r \r f “ ind a eh ie BErSINT en ER REN u | # LTE An he EICH ae? Ben EUER a PR an { a Wi Inne Ir RR a PAR: A Sur IR eh} Korea 3 Kaas a a I Re Hi ge ya Yo in 4e KERLE EERRLH RR HT LTE IR HERR AH Va {; ek Aalrit re] 1 hi 4 Frl " FL 5 “ u Nr BR N I besa M mimten Naturwissensel 7 PR Br >. N ” LE ß Da 9 Nip:] } 1? o % Herausgegeben - Mi von dem- Naturw. Ver," 'e für Sachsen und Thüringen in Halle, re * ei redigirt von ” €, Giebel und M. Siewert. en | Ss Berlin, Wiegandt u. Hempel. MS . A Ü Inhalt. Aufsätze. Baeber, O., über die eye uns der Phosphorsäure von den Basen . \ Brasack, Fr., über Sheeitalanalyhe. (ohne Tafel) et ” Bruhin, P. Th. A., Clavis ad en Bauhini Pinacem Theatri S Ba —Diech, .R;, lassen eich Tiefen n nur aus "der Farbe des Objektes bei urtheilen? . 2 Giebel, C., die Fauna ie Praunkohlenforeie. von dor a Bernburg B Heintz, W., drei neue hbsolıt, isomere Körper. das Aethylsiyeol amid, Keihyieiyeocon und Aethoxacetämid. - : Klemm, F., zur Muskulatur der Raben . . . er - Liebe, Th., neue Ausgrabungen in Köstritz Loew, H., über zu Dürrenberg beobachtete helopnile Diner ; . Schiefer, Fr. C. B., Untersuchung über Arsensäuüre und ar" 5° in sensaure Salze ee ee Siewert, M., über dal Verhalten des iaenueyde: Eecen Wasper- stoff bei "Terschiedenen Temperaturen \ II RIERITG ——, über die Nachweisung der Molybdänsäure Suckomw, G., über das Vorkommen des Vivianits auf Bhosphörkal- tigem Magnetkiese . -» Ö - Witte, L., über die ea tnn- der Wärme auf der "Erdoberfläche Mittheilungen. 393 185 128 330 235 89 107 449 „386 347 1 5 10 456 Flight, W., Darstellung und Zusammensetzung des jodsauren Kalkes 250. — Giebel, C., über die das Geschlecht bedingenden Ursa- chen 17. — Heintz, W., Analyse verwitterter Feldspathkrystalle 299, — Lespes, Ch., Beobachtungen über die geschlechtslosen Ameisen 12. — Nitzsch, Chr. L., Beobachtungen der Arten von Pediculus 21; über Vogelmilben 366. Literatur. Allgemeines. 4. C. Brehm, Ergebnisse einer Reise nach Habesch (Hamburg 1864) 259. — Ch.1. Brehm, die Kanarienvögel 253. — IV 4. Krönig, die Chemie als Bildungsmittel für den Verstand (Berlin 1864) 254. — H. Pompper, die wichtigsten Formen des Thierreiches nach ihren hauptsächlichsten Merkmalen zergliedert (Leipzig 1864) 253. — S. Schillings Grundriss der Naturgeschichte (Breslau 1864) 253, Astronomie und Meteorologie. Argelander, die Ent- fernung der Fixsterne 255; neuer Planet und neue Kometen 255; Re- genverhältnisse des Jahres 1862 bei Bonn 256. — Hagen, die Wärme. der Sonnenstrahlen 256. Physik. A. Breithaupt, der Quarz von Euba 256. — AR. Clau- sius, Unterschied zwischen aktivem und gewöhnlichem Sauerstoff 257; die Concentration von Wärme und Lichtstrahlen und die Gränzen ih- rer Wirkung 371. — J. C. Deicke, Eisbildung und Entstehung der Schlünde und Spalten in der Eisdecke der Süsswasserseen 478. — AH. Dove, Unterschied der auf der Palette des Malers entstehenden Misch- farben und der auf dem Farbenkreisel hervortretenden 478. — J. Dub, der Satz von Thomson über die Wirkung der Eiektromagnete und Folgerungen aus demselben 32. — F. Gottschalk, die Möglichkeit bis zu gewissen Gränzen Uebereinstimmung resp. Proportionalität unter - den Spektralapparaten zu erzielen 479. — Henrici, kleine Versuche über elektrische Erscheinungen 480. — P. Knoblauch, der Durchgang der strahlenden Wärme durch polirtes, mattes und berusstes Steinsalz und über die Diffusion der Wärmestrahlen 143. — Kesselmeyer, älte- ste Nachricht über den Meteorsteinfall zu Ensisheim 481. — Ä. E. Landsberg, die physikalischen Vorgänge bei der gleitenden Reibung fester Körper 481. — Magnus, Verdichtung von Dämpfen an der Öber- fläche fester Körper 372; Einfluss der Condensation bei Versuchen über die Diathermansie 482; über die Beschaffenheit der Sonne 483. — Mauritius, eine einfache Vorrichtung zur Bestimmung der magne- tischen Deklination 33. — Al. Mitscherlich, die Spektren der Verbin- dungen und der einfachen Körper 374. — A. Müllrich, Bestimmung des Krystallsystems der optischen Constanten des weinsteinsauren Kalinatrons etc. 483. — Nickles, Spektrallinie des Tballiums 375. L. Fon rer, die optischen Achsen der allgemeinen Nallanoiarike chen 483. — Pogge—f_ der Extrastrom des Induktonsstromes 259. — G. Quingue, der Brechungsexponen der a 33. —— @. ». Quin- tus Ieilius, die Abhängigkeit der Stärke tempoölrärer Magnete von der Grösse der magnetisirenden Kraft 375. — P. Riess, Ablenkung der Magnetnadel durch die Nebenströme der Leydener Flasche 34. — AR. Th. Simmler, neues Hand- und Reisespektroskop 35; gelegent- liche Beobachtung über die Fluggeschwindigkeit des Adlers 261. — J. 2. Soret, volumetrisches Verhalten des Ozons 258. — Stricker, eine akustische Beobachtung 375. — AR. Vogelsang, mikroskopische Struk- tur der Schlacken 483. — A. v. Wallenhofen, der magnetische Rück- stand im Eisen 35; Coerecitivkraft verschiedener Stahlsorten 484. — Wilhelmy, Abhängigkeit des Capillaritätscoefficienten der Flüssigkei ten von ihrer Zusammensetzung 485. Chemie. P. Alexeyejf, Reduktionsprodukte der Nitroamyl- säure 376; ein dem Benzyl isomerer Körper 376 — Z. v. Babo, zur Kenntniss des Ozons 153 — u. A. Claus, das Volum des Ozons 153. — Bechamp, Entstehung fetter Säuren bei der Gährung 376. — Ber- thelot, Einwirkung der Hitze auf Aldehyd 36. — C. Bischoff, Feuer- beständigkeit der Thone 37%. — Bischo/} in Lausanne, Vorkommen von Thallium im Braunstein 378. — AR. Böttger, der Schwamm als Er- kennungsmittel des ächten und gefälschten Rothweines 378. — Bolley, Zusammensetzung einiger Pflanzenfarbstoffe 486. — C..D. Braun, Ein- wirkung der Chromsäure auf Ferrocyankalium 36; das gelbe und weisse Hydrat der Wolframsäure 377. — B. B, Brodie, die Hyper- r— v oxyde organischer Säureradikale 378; die Superexyde der Radikale organischer Säuren 486. — Z. Carius, über Monosulfoäpfelsäure 153; eine neue Fettsäure 261. — A. Claus, Verhalten von Quecksilbersul- fidl zu Schwefelammonium 262. — A. Caron, Entfernung des Phos- phors aus Gusseisen 262. — J. M. Crafts, Einwirkung, des Broms und Bromwasserstoffs auf Essigäther 155. — Z. Debus, Darstellung des Methylamins aus Blausäure und Wasserstoff 36. — EZ. Divers, frei- willige Zersetzung,des Pyroxylins in Pektinsäure 37%. — Deville und Troost, die Porosität des Platins bei erhöhter Temperatur 155. — Field, das Lösungsvermögen des unterschwefligsauren Natrons für in Wasser unlösliche Salze 379. — R. Fittig, das Zerfallen des Salmiaks beim Kochen wässriger Lösungen 37 — Galy-Cazalat, über Gussstahl 263. — C. Geitner, Verhalten des Schwefeis und der schwefligen Säure zu Wasser bei hoher Temperatur 379. — A. Gal, Einwirkung des Broms auf Bromacetyl 155. — A. Geuther, Einwirkung von salpetrig- saurem Kali auf salzsaures Diäthylamin 39. — Ze Guen, wolframhal- tiges Eisen 262. — H. Hahn, die beim Lösen des Roheisens entste- henden Produkte 156. — Hautefeuille, Nachbildung des Rutils und Brookits 263. — W. Heldt, die sogenannte Passivität der Metalle 37. — Hlasiwetz und Pfaundier, Quercitrinzucker 263; über Morin und Moringerbsäure 263. — Hübner u. Wehrhahn, eine Verbindung des Cyans mit Phosphor 37. — A. Husemann, zur Erkennung des Mor- phins und Narcotins 38; und W. Marme, das Lyecin ein neues Alka- loid 157. — W. Knop, chemische Untersuchungen über die Ernährung der Pflanzen 380. — Ä. Kraut, über Atropin 39. — J. Zangley, Auf- findung von Pikrotoxin 40, — C. Zermer, der krystallisirte Bitterstoff des Hopfens 40. — J. Liebig, Vegetationsversuche mit Kartoffeln 381. ..— 0 Lindenmeyer, zur Kenntniss des Cholesterins 41; über Essigsäu- e, Cholesterin 42. — E. Lippmann, Synthese der Milchsäure 264. — de Luna, Bereitung von Stickgas 42. — Z. Maly, zur Kenntniss der Abietinsäure 264. — Z. Meyer, chemische Untersuchung der Thermen von Landeck 265. — E. Minotte, Abänderung der Danielschen Batte- rie 382. — A. Müller, Beobachtungen auf dem Gebiete der Milch-- wirthschaft 42. — EZ. Mulder, die Spektra des Phosphors, Schwefels und Selens 383. — A. Naumann, Einwirkung von Brom auf Acetyl- chlorid 383. — W. Odling, Nachweis des Arsens im Kupfer 265. — Pasteur, Untersuchungen über die Fäulniss 383. — J. Pelouze u. A. Cahours, das amerikanische Erdöl 266. — Peltzer, über Polysulfurite des Kupfers 43. — J. Persoz, Einwirkung von Chlorzink auf Seide 265. — Pettenkofer u. Voith, die Respirationsprodukte nach Fleisch- nahrung 157. — E. Pfeifer, über Atropin 43. — C. Rammelsberg, spe- eifisches Gewicht der Verbindungen des Schwefels mit Eisen 486; das Schwefeleisen der Meteoriten 487; die Schwefelungsstufen des Eisens 487; Zusammensetzung des Magnetkieses und das Vorkommen des Eisensulfurets im Meteoreisen 487. — AReinecke u. Beilstein, die Reduktion der salyciligen Säuren zu Saligenin 44. — A. Riche und Berard, über die Toluide und ihre Homologen 266. — ZRochleder, kry- stallisirte Bestandtheile der Rosskastanien 384. — @. Rose, chemische Zusammensetzung des Braunits und Hausmannits und die Isomorphie des Mangansuperoxydes mit der Kieselsäure 487. — A. Rose, neue Reihe von Metalloxyden 44. — (. Schacht, die Monosulfomilchsäure 159. — Th. Schlösing, Fabrikation des Chlors 385. — D. Seegen, Ein- fluss des Glaubersalzes auf den Stoffwechsel 387. — H. Sprengel, Er- kennung der Salpetersäure 488. — Stolba, Bereitung von Eisenbeize 44; Bestimmung des Wassergehaltes der krystallisirten Borsäure; Einwirkung von Kupfer auf Stangenschwefel; Schwefeieisen als Löth- rohrreagens 385. —- A. Strecker, neue Klasse organischer Stickstoffver- bindungen 385. — Tollens u. Fittig, Alaehydnatur des Camphers 387. v1 — HWiederhold, Untersuchung der Zündpillen für Züändnadelgewehre 386. —'J., Wilbrand -u. Beilstein, die Nitrodracylsäure 45. — C. Winkler, Siliciumlegirungen 488; die Kobaltsäure 489. — J. Wislicenus, die durch negative Radikale ersetzbaren Wasserstoffatome mehräquivalen- tiger Säuren 387. — Wurtz, Einwirkung des Chlorzinks auf Amylal- kohol 45. — Zubelin, quantitative Bestimmung der Harnsäure 159; Umwandlung der Bo es im Thierkörper 160; Bildung des salpe- trigsauren Ammoniaks 490. Geologie. F.v. Andrian, der N WAbhang der kleinen Kar- pathen von Kuchel südlich bis Pressburg 50. — C. Berndt, die Dilu- vialablagerungen der Mark Brandenburg 160. — v. Dechen, der Laa- cher See 398. — J. C. Deicke, Eindrücke in Geschieben 396. — C. De/fner, der vermeintliche frühere See des Neckarthales bei Kannstadt 163. — Ch. Ehrenberg, die bei Sicilien sich neucrlichst wieder hebende Ferdinands- oder Grahamsinsel 164. — Ewald, der Rudistenkalk von Lissabon 161. — €. W. Fuchs, Schillerfels bei Schriesheim an der Bergstrasse 390. — @ v. Helmersen, artesischer Brunnen in Peters- burg 490. — E. Herget, der Spiriferensandstein und seine Metamor- phosen 161. — J. Kreuner, die pisolithische Strucktur des diluvialen Kalktuffs von Ofen 52. — A. Kunth, die Kreidemulde bei Eähn in Nie- derschlesien 396. — G@. Zaube, die Erzlagerstätten von Graupen in Böhmen 490. — Mohr, ein noch unbekannter Bestandtheil der Diorite und Grünsteine überhaupt 268. — Pander, die Steinkohlen an beiden Abhängen des Ural 48. — X. Paul, die Kalkgebilde der kleinen Kar- pathen 492. — F. Peters, der Lias von Fünfkirchen 162. — Pichler, vulkanische Gesteine in den Centralalpen 50. — Fr. Aug. Quenstedt, geologische Ausflüge in Schwaben (Tübingen 1864) 53. — @. vom Rath, die Granitmasse der Cima d’Asta in Tyrol 266. — A. Richter, der Culm in Thüringen 393. — F. Roemer, Verbreitung und Gliederung des Keupers in Oberschlesien 393; Alter des schwarzen Marmors von Dembnick bei Krakau 395. — F. Rummel, zur Kenntniss der Trias Unterfrankens 46. — A. Schloenbach, Geognostisches aus der Eifel _ und aus dem Braunschweigischen 493. — E. E. Schmid, die Trias an der Saar und Mosel 391; "die obere Trias im Salzschacht bei Erfurt 392. — H. C. Sorby, Kalksteingeschiebe mit Eindrücken 48. — Sei- bert und AR. Zudwig, Geologische Specialkarte des Grossherzogthums Hessen, Sektion Erbach (Darmstadt 1863) 5l. — Aug. Streng, Serpen- tinfels und Gabbro von Neurode in Schlesien 388. — #. Tasche und W. C. Gutberlet, Geologische Specialkarte des Grossherzogthums Hes- sen, Sektion Herbsteinfulda (Darmstadt 1863) 52. — W. Waagen, der Jura in Franken, Schwaben und der Schweiz 494. — A. Wolf, Durch- schnitte durch den Boden von Wien 49. Oryctognosie. (C. J. Andrae, Lehrbuch der gesammten Mi- neralogie (Braunschweig 1864) 165. — AR. Blum, Pseudomorphose von Epidot und Quarz nach Fassait 57. — A. Breithaupt, über Spiauterit 54; der Quarz von Euba 496. — (C. Brush, Göthit am Obern See 496; Tephroit 403, — R. Dach, Vorkommen von Zinnerz auf der Insel Va- rimon 404. — Ferber, Zusammensetzung des Jarosit 404. — Fraas, einige eruptive Gesteinsarten aus, dem Ries 478. — C. Friedel, über den Wurtzit 54. — Gladstone, über Hovit 54. — A. Glückselig, Apatit und) Flussspath bei Schlaggenwalde 405. — Ad. Gurlt, Verwandlung des Dolomit in Topfstein 272. — A. Guthe, über Schorlamit 272, — C. W. Gümbel, Euosmit neues, Braunkoblenharz 56. — K. v. Hauer, Analyse eines "Bleiglanzes und Nickelwürfels von Joachimsthal 274, — Hessenberg, der Rutil von Magnet Cove in Arkansas 165. — Hom, über Pickingerit 494, — W. Jung, chemische Untersuchung des fri- schen und: des verwitterten Olivin 16%. — 4. Henngott, Zusammei” vu setzung des Apophyllit 403; Zusammersetzung des Lithionit 494; an- geblicher Zirkon am St. Gotthardt 495. — A. Knop, Pachnolit neues Mineral 55. — W. Laszezynski, Analyse der Lava vom Pico de Teyde auf Teneriffa 499. — Zipold, die Smaragde im Stubachthale des Ober- pinzgaues 271. — A. Madelung, Chrysolithpseudomorphosen in Mäh- ren 407. — J Michaelson, Radiolith von Brevig 405. — Rammelsberg, Eisenglanz und Pistazit bei Wernigerode 408. — 4A. Rücker, Zinnerz- vorkommen bei Schlaggenwalde 496. — Saemann u. Pisani, Cancrinit von Barkwig 166. — Sartorius v. Waltershausen, eigenthümlicher Dia- mantkrystall aus Brasilien 55. — Schönichen, Galmeivorkommen auf der eantabrischen Küste Spaniens 166. — @. Suekow, Tabelle über die Eintheilung der mineralischen Krystallformen in sechs Systemen 165. — Tantscher, Charakter der Galmeilagerstätten in Oberschlesien 497. — @. Tschermak, die Krystallformen des Triphyllins 499; einige Pseu- domorphosen 499. — Wedding, Aluminiumerz 272. — W. Wicke und Wöhler, neu aufgefundenes Meteoreisen 56.® Palaeontelogie. (C. J. Andrae, Pflanzen im vulkanischen Tuff des Probithales 415. — E. Billings, neue Silurpetrefakten aus Ca- nada 504. — Th. Davidson, monograph of british carboniferous Bra- chiopoda V. 57; einige Kohlenbrachiopoden Indiens 60 — J. W. Daw- son, devonische "Pflanzen von Maine, Gaspe und Newyork 276, — M. Duncan, fossile Corallen von den westindischen Inseln 170. 503. — R. @. Egerton, neue Fischreste aus Neusüdwales 170. — Garrigou, „Martin u. Trutat, Mensckenkiefer in der Höhle von Brunniquel 61. — — 4. Gaudry, fossile Vögel und Amphibien von Pikermi am Penteli- kon 414. — P. Gervais, neuer tertiärer Ichthyodorulith 61. — Göppert, lebende und fossile Cycadeen 409; ächte Monokotylen in der Kohlen- periode 409. — Osw. Heer, die fossilen Calosomen 170. — A.M. Jen- kins, Tertiärconchylien vom Sela auf Java 170. 503. — F. Karrer, die Foraminiferen Fauna des tertiären Grünsandsteins von Aukland "413; Foraminiferen in den brakischen Schichten des Wiener Beckens 501. — @. KHner, fossile Fische aus den Kreide- und Tertiärschichten von Comen und Podsused 273. — ZI. de Koninck, über Flemmings indische Petrefakten 60. — G. C. Laube, Petrefakten der Bakulitenschichten von böhmisch Kamnitz 514. — J. Leckenbye, neue Pflanzen 170. 504 — P. de Loriel, zwei neue Echiniden 170. — A. F. Nogues, neuer Gyro- dus 61. — Alb. Müller, Saurierreste im bunten Sandstein bei Basel 413. — A. Oppel, paläontologische Mittheilungen (Stuttgart 1863) 414. — K. Peters, kleine Nager und Insektenfresser im Löss von Nuss- dorf 275; Versteinerungen des Krinoideenkalkes von Freiland 504. — HF. J. Pictet, Melanges pal&eontologiques 169. — A. E. Reuss, die Bryo- zoengattung Cumulipora 410; Foraminiferen des Septarienthones von Offenbach und Kreuznach 502; Foraminiferen, Bryozoen und Antho- zoen von Oberburg 502. — R. Richter, zur Fauna ‘des Thüringischen Schiefergebirges 409. — J. W. Salier, neuer Krebs aus den Kohlen von Glasgow 276. — Schaafhausen, fossile Knochen aus einer Spalte im, devonischen Kalke bei Wülferath 274. — sSteindachner, neue, Me- letta bei Leoben 276. — F. Stoliczka, kritische Bemerkungen über Römers norddeutsche Polyparien 411; the fossil Cephalopoda of the eretaceous rocks of Southern India 415. — Troschel, Mastodorzahn der niederrheinischen Braunkoble 415. — Valenciennes, Brustpanzer einer grossen Schildkröte aus dem Gyps von Sannois 61. — EZ. Un ger, Sylloge plantarum fossilium (Wien 1864) 59. — Ch. E: Weiss, über Voltzia und andere Pflanzen des bunten Sandsteines 412. — T. C. Winkler, description de quelques nouvelles especes de poissons du ealeaire lithographique de Solenhofen (Harlem 1863) 506 — 2. P. Wood, monograph of the eocene Mollusca Bivalvia 58. vn Botanik. A. de Bary, ein neuer der Kiefer verderblicher Pilz 172. — H. F. Bonorden, Abhandlungen aus dem Gebiete der My- kologie 62. — A. Braun, die Isoetesarten der Insel Sardinien 173; Doppelgestaltigkeit in den Blühten 509. — J. Böhm, Ursache des Saftsteigens in den Pflanzen 508. — A.J. Charter, über Pilzkrankheit 416. — A. H. Church, Myxotrichum Chartarum Kae er Dippel, Harzbehälter der Weisstänne und Entstehung des Harzes in densel- ben 276. — J. v. Dorner, Vertilgungsmittel der Flachsseide 415. — W. 0. Focke, Lolium festucaceum Lk 282. — C. Fuss, zur Pflanzen- metamorphose 70. — Aug. Garcke, Malvaceen am Guten Hoffnungs- cap 5ll. — A. Grunow, neue Diatomaceen 506. — Hahn, Treiben von Hyacinthen in Wasser 509. — Z. Hallier, über Neubildung eigenthüm- licher Zellen im Prosenchym von Aedomene mirabilis 415. — 7k Har- tig, die Schliesshaut des Nadelholztüpfels 278. — O. Hildebrand, Frucht- bildung bei den Orchidgen 71; Wirkung des Blühtenstaubes bei der Fruchtbildung 416; Dimorphismus von Primula sinensis 417; Experi- mente über den Dimorphismus von Linum perenne 511. — Hölzl, die Potentillen Galiziens 420. — Jäger, der Verbenenpilz im Stecklings- kasten 422; die sogenannten Sommerendivien 510. — 7A. Irmisch, Be- obaehtungen an einigen Liliaceen 511. — C. Koch, Beschorneria yuc- coides der Gärten 421; über Rittersterne oder Hippeastrum 71. — J. Kühn, Untersuchungen über das Mutterkorn 64. — @. Zang, über die Knollen von Ranunculus 415. — P. @. Lorentz, Moosstudien 420. — J. Miers, Synopsis generum Menispermacearum 68. — J. Milde, botanische Skizze von Südtirol 281; über verschiedene Eqguiseten 506. — Oudemann, die Beekerplanten 281. — G. A. Pasquale, Össervazioni sui canali resinifere o Serbatoi della resina degli strobili dei Coni- feri 282. — Pringsheim, die Embryobildung der Gefässeryptogamen und das Wachsthum von Salvinia natans 175. — 2. Rabenhorst, zur Kenntniss der Algen 419; Florae europaeae Algarum aquae duleis et submarinae (Lipsiae 1864) 420. — W. Rabock, die Haare des Samen- schopfes der Asklepiaden 280 — E. Regel, das Keimen bei yerschie- denen Temperaturgraden 422. — C. Sanio, die Elementarorgane des Holzkörpers 279. — Treviranus, Entstehung der sogenannten Oberhaut der Samenschale 423. Zoeclogie. 4A. Adams, Blanfordia 73. — Z. W. Bates, Bock- käfer aus dem Amazonenthale 181. — Benson, neue gedeckelte Land- schnecken 73. — J. Blackwall, Drassus gracilipes bei Lissabon 180. — P. Bleeker, ichthyologische Untersuchungen 430. — Brady, neue Ostra- koden Englands 73. — Fr. Brauer, über Parnerpiden Larven 517. — E. Brücke, die mikroskopischen Elemente im Schirmmuskel der Me- dusa aurita 427. — Al. Ecker, Crania Germaniae meridienalis occi- dentalis 433. J. Gould, 16 Arten von Formosa 182. — J. B. Gray, neue Vögel aus 9 Iincklen 132 — R. Greef, zur Naturgeschichte des Echinochynchus miliarius Zk. 428. — A. Günther, neue Fische des Essequibo 78. — G. Hodge, neue britische Pyknogoniden 74. — A. Humbert, neue und wenig bekannte Landmollusken 179. — Ayril, neue Wundernrtze und Geflechte bei Vögeln und Säugethieren 434. — J. G. Johnson, Lycosa Blackwalli 180. — Zu. Keyserling, neue und wenig bekannte Orbitelen und Epeiriden 283, — Klunzinger, zur Kenntniss der Limnadiden 513. — Kraatz, Melolontha albida 77. — L. Landois, Anatomie der .Filzlaus, Phthirius inguinalis 74; historisch kritische Untersuchungen über die Läusesucht 284. — J. K. Lord, Fiber oloyoosensis 79. — A. Malowski, der Fischembryo in den Kie- men von Anodonta 80. — A. Meyer u. K. Moebius, Edwardsia duode- eimcirrata in der Kieler Bucht 72. — EZ. Mecznikow, die Gattung Sphaerophrya 51ll,. — Münter, die in der Ostsee vorkommenden IX Cetaceen 79. — M. Norman, neue Polypen 72. — W. Peters, neue Percoidengattung Plectroperca aus Japan und neuer Haifisch aus Neu- holland 431; über Scincoiden 432; neue Amphibien; neue Arten von Geomys, Haplodon und Dasypus; über Chiromys madagascariensis 433. — Philippi u. Landbeck, Beiträge zur Fauna von Peru 79; die chilesischen Gänse 79; Querquedula angustirostris; chilenische Fische 79. — Sace, der graue Panther 80. — AH. de Saussure, Melanges or- thopterologiques; Melanges hymenopterologiques 289. — 0. Schmidt, Supplement der Spongien des adriatisehen Meeres (Leipzig 1864) 416. — G.Schmarz von Mohrenstern, über die Familie der Rissoiden (Wien 1764) 178. 427.— C. Ch. v. Siebold, über Zwitterbienen 77. — J. E. Schödler, neue Beiträge zur Naturgeschichte der Cladoceren 179. — Fr. Steindachner, neue Epicratesart aus Columbia (Wien 1863) 182; zur Kenntniss der Chromiden Mejikos und Centralamerikas (Wien 1864) 431. — S. C. Snellen van Vollenhofen, neue Dipteren 429. — Steven, wilde Pferde 80. — Z. Stieda, zur Anatomie des Bothrioce- phalus latus 512. — Al. Strauch, zwei neue Echsefi aus Persien 78. — Tigri, über Infusorien im menschlichen Blute 72. — Pix, zur Kenntniss der Nematoden 73. — J. F. Weisse, Entwicklung der Eier der Floscularis ornata 513. — P. C. Zeller, Chilonidarum et Crambi- darum genera et species (Berolini 1863) 180. Correspondenzblatt für Januar 81 —86. — Februar 183—184. — März 283 — 290. — April und Mai 435 — 448. — Juni 519— 520. - Druckfehler. Seite 309 Zeile 14 v. u. lies Zinnchlorid statt Zinkchlorid. 6—7 v. o, lies salpetersauren statt salpetersaurer. 820, 324 ,„ Bla r, 373 „ 436 ,„ ” 438 (422) Zeile 439 (423) 440 (424) 444 (428) 446 (430) 447 (431) 448 (434) 1 v. 13 v. 13 v. 12 v. SV BEN » u. lies pyrophosphörsaure statt phosphorsaure. u. lies Weltall statt Metall. o. lies vulkanisirtes. u. lies besteht. Irgend welche u. lies Diskussion. dass, nicht das. u. lies Segens. 9 v. o. lies Käferlarven, der 6 beinige. 15 v. 0. lies vor Wintersanfang. 21 v. o. lies Thallium. 23 v. 0. lies Marsh. 34 v. o. lies ohne dass die. 17 v. o. lies Chambotte. 20 v. o. lies hatten. 24 v. o. lies Gasprüfer. 20 v. u. lies herausbrennt. 1— 2 v. u. lies341/,° der Leuchtkegel der Flamme. 14 v. u. lies gleichzeitig an beiden Fühlern und zwar. 16 v. u. lies Kratsch nicht Kratzsch. 18 v. u. lies Eisel statt Eifel. 9 v. u. lies Brasack. 1 v. o. lies sogar. 12 u. 13 v. o. lies Stöhrer statt Stösser. 16 v. o. fehlt Maschine. Die Seiten von 437—448 sind fälschlich mit 421--432 paginirt. Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. 1864. Januar. AR. 1. Ueber das Verhalten des Eisenoxydes gegen Wasserstoff bei verschiedenen Temperaturen, von M. Siewert. Die geringe Haltbarkeit der meisten Oxydulsalze der Metalle der Eisengruppe, vor allem die grosse Neigung der freien Oxydule selbst, sich schnell höher zu oxydiren, brachte mich auf den Gedanken, das sog. pyrophorische Eisen möchte wasserfreies Eisenoxydul sein, besonders wenn man, wie in allen Lehrbüchern angegeben wird, die Tem- peratur bei der Reduction nicht zu hoch gesteigert hat. Ich habe deshalb reines geglühtes Eisenoxyd, dargestellt aus reinem oxalsaurem Eisenoxydul, in reinem Wasserstoffe gas bei verschiedenen Temperaturen längere und kürzere Zeit erhitzt. Schon Wackenroder!) hatte das wasserfreie Eisenoxydul darzustellen versucht, und angegeben, dass man es erhalte. wenn man Eisenoxyd im Wasserstoffstrome bei einer Temperatur erhitze, die weit unter dem Schmelz- punkt des Glases liege. Anfangs scheiterten meine Ver- suche an dem Umstande, dass ich kein absolut Sauerstoff- _ freies Wasserstoffgas herzustellen vermochte, bis ich auf den Gedanken kam, in die Glasröhre, in der sich das Porzellan- schiffichen mit dem zu desoxydirenden Eisenoxyde befand, ein Stückchen Natrium einzubringen, und dasselbe auf den Schmelzpunkt zu erhitzen. Um das Fortreissen des ent- standenen Natriumdampfes, resp. des Natriumoxydes zu verhindern, wurde ein starker Asbestpfropf zwischen Na- trium und Porzellanschiffehen in die eirca 2 Fuss lange \ 1) Archiv d. Pharm. XXXV, 279 u. XXXVI, 22. XXIII. 1864. 1 2 Glasröhre eingebracht, so dass der Raum vom eingebrach- ten Natrium bis zum Asbest 6— 8 Zoll betrug; 6 —8 Zoll _ dahinter befand sich das Schiffehen, und am Ende der Röhre das gewogene Chlorcalciumrohr zur Aufnahme des durch die Reduction entstandenen Wassers. Ehe der Wasserstoff- strom in die Reductionsröhre eintrat, um hier durch das schmelzende Natrium seines letzten Restes an Sauerstoff beraubt zu werden, war er durch Wasser undKalilauge ge- waschen, durch Schwefelsäure und Chlorcalcium getrock- net, über glühendes Kupfer geleitet, und dann noch- mals durch Schwefelsäure und Chlorcaleium getrocknet. Ehe ich mich des Natriums zur Befreiung des Wasserstoffs vom Sauerstoff bediente, blieb das im Schiffchen befindliche -Eisenoxyd immer in dem dem zuströmenden Wasserstoffe zunächst liegenden Theile unreducirt, und so oft die Glüh- operation auch wiederholt werden mochte, selbst ohne dass die Temperatur gesteigert wurde, immer wurde eine Zu- nahme des Gewichtes der Chlorcaleciumröhre beobachtet, die zuletzt so weit ging, dass sich aus dem aufgenommenen Wasser mehr Sauerstoff berechnete, als das angewendete Eisenoxyd überhaupt enthielt, es musste also immer ab- wechselnd Oxydation und Reduction stattgefunden haben. Der Theil der Reductionsröhre, in welchem sich das Schiff- chen mit dem Eisenoxyd befand, wurde zuerst bei verschie- denen Temperaturen im Luftbade erhitzt; in den letzten Versuchen, bei denen das Quecksilberthermometer nicht mehr brauchbar war, über freiem Feuer. Unter 2700 — 280° C. ist keine durch Reduction en standene Wasserbildung bemerkbar, dieselbe Scheint erst bei 282° einzutreten. 1) 0,5113 Grm. Fe? O? eine halbe Stunde bei 282° er- hitzt lieferten 0,0433 Grm. HO, entsprechend 0,0385 Grm. O oder 7,558 pC. aus dem angewandten Oxyd. 2) 0,5628 Grm. °/, Stunden bei 290° erhitzt, verloren 0,0525 Grm. 0=9,33 pC. (gewogenes HO==0,0590 Grm.) 3) 0,7456 Grm. °/, Stunden bei 290° erhitzt, verloren 0,0729 Grm. 0=9,78 pC. (gewogenes HO==(0,0820 Grm.) 4) 0,9026 Grm. */, Stunde bei 300° erhitzt, verloren 0,0748 Grm. O=8,28 pC. (gewogenes HO =0,0842 Grm.) 3 5) 0,8157 Grm. */, Stunde bei 280° verloren 8,25 pC. O. 6) 0,829 Grm. 1 Stunde bei 300° verloren 0,0889 Grm. = 10,72 pC. O (gewogenes HO==0,1000 Grm.) 7) 0,8612 Grm. °/, Stunden bei 310° verloren 0,1024 Grm. —=11,89 pC. O (gewogenes HO=0,1152 Grm.) 8) 0,8575 Grm. 1 Stunde bei 316° — 320° verloren 0,0956 Grm.=11,14 pC. O (gewogenes HO—=0,1076 Grm.) 9) 0,8411 Grm. 2 Stunden bei 316— 320° verloren 0,1068 Grm. —=12,69 pC. O (gewogenes H O==0,1202 Grm.) Sämmtliche durch Reduction erhaltene Substanzen konnten nicht zur Wägung gebracht werden, weil die kurze Zeit, in welcher das vollkommen im Wasserstoff erkaltete Oxydul mit der Luft in Berührung war, ehe es in den zur Wägung dienenden Glasapparat eingeschoben werden konnte, genügte, um eine oberllächliche Oxydation und Rothfärbung hervorzubringen. Hatte die Substanz einige Zeit in diesem Apparate gelegen, dann zeigte sie die Erscheinung des Ver- glimmens mit Feuererscheinung nicht mehr. In den Fäl- len, in denen ich eine Wägung versucht hatte, und das ge- wogene sodann gleich auf Papier ausschüttete, um das Schiffchen von neuem mit frischem Eisenoxyd zu füllen, war die Erscheinung des Verglimmens so heftig, dass das Glanzpapier in hellen Brand gerieth. Hatte die reducirte Substanz aber 12 Stunden in dem Apparate gelegen, dann trat die Erscheinung nicht mehr ein. Ich erlaube mir noch auf eine merkwürdige Erschei- nung aufmerksam zu machen, die vielleicht zu einer Abän- derung der Theorie über die Entzündlichkeit des pyropho- rischen Eisens führt. Diese Erscheinung tritt besonders dann ein, wenn man das Eisenoxyd schnell über freiem Feuer im Wasserstoff reducirt. Das im Schiffchen befind- liche Eisenoxyd nimmt sehr bald eine tief sammtschwarze Farbe von gebiläetem Eisenoxydul an, und vermehrt sein Volumen so sehr, dass es fast den doppelten Raum ein- nimmt und aus dem Schiffehen herausfällt.e. Diese Volum- vermehrung nach kurzem Erhitzen über freiem Feuer kann man als Zeichen dafür ansehn, dass man es hauptsächlich mit Oxydul zu thun hat; lässt man nun im Wasserstoffstrom ‘ völlig erkalten, so ist die Feuererscheinung nach dem Her- 1* d ausziehen des Schiffehens am glänzendsten. Könnte die ener- 'gische Verbrennung bei der Volumvergrösserung des Oxyduls nicht daher rühren, dass sich die aufgequollene Masse gegen Wasserstoff ebenso wie Platinschwarz gegen Sauerstoff ver- dichtend verhält, und es eigentlich nur der verdichtete Wasserstoff ist, der bei Berührung mit dem Sauerstoff sich entzündet, und das Eisenoxydul zum Erglühen und in Folge der Temperaturerhöhung erst zur Oxydation veranlässt ? 0,916 Grm. werden 7!/, Minute schnell bis zum voll- kommenen Aufquellen erhitzt; das Gewicht des gewogenen Wassers betrug 0,145 Grm. entsprechend 0,1290 Grm. = 14,07 pC. O, Dieselbe Probe wurde dann noch so lange im Wasserstoff erhitzt, bis sich kein Wasser mehr bildete. Dabei verlor sich allmälig die schwarze Farbe, die Masse zog sich zusammen und nach beendeter Reduction zeigte sich das metallische Eisen nicht mehr pyrophorisch. 0,904 Grm. so lange erhitzt, bis in der Mitte die an- fangs vergrösserte Masse zusammenzusinken anfing, hatten 0,27499 Grm. = 30,36 pC. O verloren; der Rückstand im Schiffehen war also metallisches Eisen. 0,923 Grm. ebenso behandelt hatten 0,28053 Grm. = 30,23 pC. O verloren. Beide Proben zeigten an den etwas zusammengesun- kenen Stellen die Verglimmung weniger gut. 0,721 Grm. bis zum völligen Zusammensintern erhitzt, hatten 0,2191 Grm = 30,38 pC. O verloren, zeigten durch- aus keine Spur von Verglimmen mehr. Es ergiebt sich aus diesen Versuchen dass sowohl das wasserfreie Eisenoxydul als auch das völlig reducirte Eisen, so lange es sich noch im aufgequollenen Zustande befindet, die Feuererscheinung zeigen; dass das Eisenoxyd bei einer Temperatur die zwischen 282° — 300° C. liegt, hauptsächlich in Eisenoxydul übergeführt wird; dass über 300°, wahrscheinlich bei der Siedetemperatur des Queck- silbers, das Eisenoxydul zu metallischem Eisen redueirt, und das noch stärker erhitzte reducirte Eisen wieder so dicht wird, dass es sich nicht mehr gegen Wasserstoff ver- dichtend verhält, wie Platinschwamm gegen Sauerstoff, und in, Folge dessen die Erscheinung des Verglimmens beim Zutritt der Luft nicht mehr zeigt. 5 Ueber die Nachweisung der Molybdänsäure. Schon lange vorher, ehe mir die Arbeit von Braun!) über das Verhalten der Molybdänsäure gegen Sulfocyanka- lium in die Hände kam, war mir eine viel intensivere Re- action bekannt, die ausserdem noch den Vortheil hat, dass sie durchaus jede Verwechselung mit der Reaction des Sul- focyankaliums gegen Eisenoxydsalze ausschliesst. Die blut- rothe Färbung, welche Sulfocyankalium in einer reinen Mo- Iybdänsäurelösung hervorruft, hat mir ausserdem gar nicht so charakteristisch erscheinen wollen, als Braun angibt, sie verschwindet schnell, besonders, wenn man mit salpe- tersauren Lösungen operirt, und wird wahrscheinlich nur dadurch bedingt, dass ein Theil des Sulfocyankalium erst reducirend wirkt und dann erst die zu Molybdänoxyd redu- eirte Säure mit einem anderen Theile des Reagens die frag- liche Reaction gibt, wofür auch der Umstand spricht, dass die rothe Farbe der Lösung viel beständiger ist, wenn man gleich von vorn herein Molybdänoxydsalzlösung gegen Sul- focyankalium prüft. Was die Formeln Mo, (CyS?), und Mo (CyS?), betrifft, die Braun für die die Reaction erzeugende Verbindung gibt, so möchte ich bescheidene Zweifel gegen deren Richtigkeit aussprechen, da sie auf keinerlei analyti- schen Nachweis, sondern allein auf Ahnung begründet sind. Versetzt man eine schwach salpetersaure Lösung von Molybdänsäure mit einer wässrigen Lösung von xanthogen- saurem Kali, so entsteht zuerst, besonders hei sehr starker Verdünnung, ein hellgelber bis fleischfarbener Niederschlag, der nach wenig Augenblicken, besonders beim Schütteln, prächtig violett wird; aus concentrirteren Lösungen schei- det sich sofort ein fast schwarz aussehender zusammen- backender Niederschlag aus. Der Niederschlag ist harzig und klebrig und lässt sich daher schwer rein darstellen. Lässt man die gefällte Verbindung 24 Stunden stehen, so wird sie weissgelb, und auf Zusatz von xanthogensaurem Kali wird aus der Flüssigkeit nun wieder derselbe roth vio- lette Niederschlag erhalten. Bei dem Versuch, die eben aus verdünnter Lösung gefällte Verbindung durch Filtra- !) Journ. £ prakt. Chem. LXXXIX, 125. 6 tion von der Flüssigkeit zu scheiden‘; 'verstopfen sich die Poren des Filters so schnell durch den fein vertheilten Nie- derschlag, dass an ein vollständiges Filtriren und Auswa- schen gar nicht zu denken ist, besonders da, die Verbindung auch von der Mutterlauge befreit beim längern Auswaschen mit reinem destillirten Wasser bei möglichstem Luftabschluss allmälig in eine blaue Lösung von schwefelsaurem Molyb- dänoxyakali übergeht. Ich habe schliesslich folgenden Weg zur Reindarstel- lung benutzt. Die frisch gefüllte Verbindung wurde auf mehrere Filter gegossen, und nachdem nichts mehr durch- laufen wollte, die über den Niederschlägen stehende Flüs- sigkeit auf neue Filter gegossen. Die auf den Filter blei- bende Substanz wurde dann zusammengespritzt, nach dem Absetzen die über dem Niederschlage stehende Flüssigkeit wieder oben aus dem Filter abgegossen, sodann mit heis- sem Wasser vom Filter in ein Becherglas gespritzt, mit überschüssigem Ammoniak unter gelindem Erwärmen ge- löst und die erhaltene gelbbraune Lösung vom Ungelösten abfiltrirt. Das Filtrat wurde darauf mit Salpetersäure stark sauer gemacht, noch eine geringe Menge xanthogensaures Kali zugeben und nach einigem Absitzen lassen die fein pulvrige Verbindung wieder filtrir. Der auf dem Filter bleibende Theil des Niederschlages wurde nach dem Abgies- sen der darüberstehenden Flüssigkeit, wie oben, mit Was- ser zusammengespritzt, das Waschwasser nach einiger Zeit wieder von oben abgegossen und dies durch neues ersetzt, und die Operation noch einmal wiederholt. Nachdem das letzte Waschwasser entfernt war, wurde die schön hellvio- lette Verbindung noch auf dem Filter befindlich in der Wei- se von der anhaftenden Flüssigkeit befreit, dass das ausge- breitete Filter wiederholt auf trocknes Filtrirpapier gelegt wurde; sodann wurde sie mit einem Platinspatel vorsichtig vom Filter auf ein Uhrglas genommen und sofort im Va- cuum getrocknet. Beim Trocknen im Vacuum wird sie schwarz, verliert jedoch nicht alles Wasser, macht auf Pa- pier gebracht nach dem Trocknen einen zuerst violetten Fettfleck, der bald grün wird. Der Geruch der Verbindung ist sehr unangenehm und erregt Kopfschmerz. Im zuge- 7 schmolzenen Rohre auf 80—90° C. erhitzt scheint sie un- zersetzt flüchtig zu sein, denn es entstehen violette Dämpfe, die sich beim Erkaltenlassen der Röhre wieder als schwar- zer Ueberzug an den Wänden des Röhrchens absetzen. Im Luftbade auf 100° erhitzt verliert sie unter Verbreitung ei- nes höchst unangenehmen Geruches ca. 50 pC. Auch die Analyse der Verbindung ist nicht ganz oh- ne Schwierigkeiten. Zunächst wurde die gewogene Sub- stanz nach der Methode von Carius mittelst Salpetersäure oxydirt und die gebildete Schwefelsäure mit Baryt zu be- stimmen versucht, da nach H. Rose !) die molybdänsaure Baryterde in stark saurer Lösung aufgelöst bleibt, während nur schwefelsaurer Baryt niederfällt. Ich erhielt jedoch ‚sehr von einander abweichende Resultate für den Schwefel- gehalt, je nachdem ich gleich nach der Fällung filtrirte oder 12 resp. 24 Stunden damit wartete. Erst nachdem ich die Bestimmung sämmtlicher Bestandtheile vollendet habe, ist es mir klar geworden, worauf diese mich während der Ana- lyse zur Verzweiflung bringende Abweichung beruhte. Fil- trirt man nämlich sehr bald nach der Fällung die heisse Flüssigkeit, so erhält man zuerst ein ganz klares Filtrat, das sich aber allmälig trübt und einen fest an den Wänden haftenden Niederschlag gibt. Ich glaubte im Anfang, dass dieser nach der Filtration sich abscheidende Niederschlag noch schwefelsaurer Baryt sei, da ja derselbe aus stark sau- ren Lösungen sich nicht ganz vollständig abscheidet. Ich filtrirte jedoch den aus dem Filtrate erhaltenen Niederschlag meist nicht durch dasselbe Filter, wiewohl ich im Anfang der Ueberzeugung war, dass es schwefelsaurer Baryt sei, weil er sich selbst bei längerm Kochen in der stark salpetersauren Lösung nicht wieder löste, und doch war es nichts als molybdänsaurer Baryt. Wurden die Fällungen des schwefelsauren Baryt nach 12—24 Stunden filtrirt, dann wurde ein klares Filtrat erhalten, aber der Schwefel- gehalt dieser Analysen fiel stets zu hoch, der Molybdänge- halt zu gering aus, und noch dazu fast stets von einander abweichend. Es war in diesen Fällen neben schwefelsau- 1) Analyt. Chem. II, 436. 8 rem Baryt auch molybdänsaurer Baryt mit niedergefallen, der sich beim Auskochen im Becherglase mit ziemlich con- centrirter Salpetersäure doch nicht wieder gelöst hatte. Die Bestimmung des Molybdäns wurde nach der Ab- scheidung des überschüssigen Baryts aus dem Filtrat so aus- geführt, dass nach dem Neutralisiren der überschüssigen Salpeter- und Schwefelsäure mit Ammoniak die neutrale Flüssigkeit mit salpetersaurem Quecksilberoxydul versetzt wurde. Der Kohlenstoff- und Wasserstoffgehalt wurde nach der bekannten Methode im Elementaranalysenapparat be- stimmt, indem die gewogene Substanz mit chromsauren _ Bleioxyd im Porzellanschiffehen überschüttet, und die ent- stehenden Verbrennungsproducte über ein Gemisch von 6 Theilen Kupfer- und 1 Theil Bleioxyd geleitet wurden. 1. 0,2542 Grm. gaben 0,64 Grm. Ba0.SO®: entsprechend 0,0879 Grm. S = 34,58 pC. Fehlerhaft, weil erst nach 12 Stunden filtrirt war. 3. 0,2044 Grm. gaben 0,5428 Grm. BaO.SO? entsprechend 0,07554 Grm. S = 36,46 pC.; ebenfalls fehlerhaft, weil erst nach 24 Stunden filtrirt war; es wurden ausserdem erhalten 0,25 Grm. Hg?O Salz, davon hinterliessen 0,1597 Grm. nach Reduction im Wasserstoffstrome 0,03 Grm. MoO?, entsprechend der ganzen Menge 0,047 MoO? oder 0,08522 Mo = 17,23 pC. 3. 0,1924 Grm. gaben 0,4542 Grm. Ba0.SO? — 0,06238 Grm. = 32,53 pC. S. Aus dem Filter hatte sich noch ein 0,0271 Grm. betragender Niederschlag abgeschie- den, der als molybdänsaurer Baryt angesehen werden muss, denn wird er noch als schwefelsaurer Baryt in ‚Rechnung gebracht, so resultiren 34,41 pC. S; ausser- dem wurden erhalten 0,04608 Grm. Mo0? — 0,03456 Grm. Mo = 18 pC. 4. 0,2540 Grm. gaben gleich nach der Fällung filtrirt 0,5515 Grm. BaO.SO? entsprechend 0,08519 Grm. = 33,54 pC. S, und 0,092 Grm. Mo0O? = 0,06133 Grm. oder 24,15 pC. Mo. 5. 0,1800 Grm. gaben gleich nach der Fällung filtrirt 0,4266 Grm. Ba0..SO? entsprechend 0,05859 Grm. —=32,55 pC. S. 9 6. 0,223 Grm. gaben gleich nach der Fällung filtrirt 0,5334 Grm. Ba0.SO?, entsprechend 0,07326 Grm. = 32,85 pc. 8. o 7. 0,5592 gaben mit Hg?0.NO? gefüllt einen 1,1288 Grm. betragenden Niederschlag; 0,7037 Grm. davon hinter- liessen im Wasserstoffstrom reducirt 0,0125 Grm. MoO2, d. h. für die ganze 0,18046 Grm. MoO?, entsprechend 0,135345 Grm. — 24,39 pC. Mo. 8. 0,3542 Grm. gaben in derselben Weise einen 0,625 Grm. betragenden Niederschlag; 0,4417 Grm. davon hinterliessen 0,081 Grm. MoO?, also auf die ganze Menge berechnet 0,11459 MoO2, entsprechend 0,085942 Grm. = 24,26 pC. Mo. 9. 0,4606 Grm. gaben 0,3145 Grm. CO?, entsprechend 0,08577 Grm. — 18,62 pC. C; und 0,1320 Grm. HO, entsprechend 0,01466 Grm. H — 3,19 pC. 10. 0,4367 Grm, gaben 0,2916 Grm. CO?, entsprechend 0,07353 Grm. C = 18,21 pC,; und 0,1135 Grm. HO, entsprechend 0,013261 Grm. H = 2,89 pC. 11. 0,5019 Grm. gaben 0,3445 Grm. CO?, entsprechend 0,09395 Grm. C = 18,71 pC.; und 0,1352 Grm. HO, entsprechend 0,01502 Grm. H = 2,99 pC. Hieraus ergiebt sich bei Zusammenstellung der brauch- baren Resultate: il. 11. II. IV. V. vl. C er ve ei wm A PER H Se un gu a Er IE: (0) va ZA sr. Be Bi I Mo aa 1124,39, 28 S 032333..3354., 39,55 32,5. Mr vI. VI. IX. Mittel berechnet C 18,62 1821 18,71, 18,51 € = 18,54 H 319 2,89 2,99 3,02 H°—= 3,09 0m — .—. 21,34 95 — 20,62 Mo 2 — 2426 Mo—= 24,75 5. — Ba — 32,87 82 — 33,00 100,00 100,00 10 Der Verbindung kommt daher mit grosser Wahrschein- . lichkeit die Formel zu: S’+'h H?O co | (€?H°) Mo& und kann als durch doppelte Zersetzung entstanden ge- dacht werden: (62H5.)K Mo H N9: co eo (8° nm (°+? H(o=(@B5.)(Moo)\” 2 2 + No + Yale: Unter dem Mikroskop betrachtet zeigt die Verbindung keine krystallinische Structur, ist aber mit schwach violett- rothem Lichte durchscheinend. In Betreff der Intensität der Reaction bemerke ich nur noch, dass 0,000002 Grm. MoO? nach Ansäuerung mit Sal- petersäure mit xanthogensauren Kali eine noch grade sicht- bar werdende rosa Färbung zeigen, die allerdings sehr bald verschwindet. Ueber das Vorkommen des Vivianites auf phos- phorhaltigem Magnetkiese. Von G. Suckow. In Beziehung auf die im vorjährigen Novemberhefte dieser Zeitschrift (Bd. XXII, S. 276.) von mir mitgetheilten Resultate chemischer Prüfungen diverser im Mineralreiche sich findender Schwefelmetalle auf deren Phosphorgehalt und der daraus gezogenen Folgerung über die mögliche Entstehungsweise der auf solcherlei Schwefelmetallen vor- kommenden Phosphorsalze ist es mir angenehm, zu Gun- sten meiner Conjectur auf zwei Vorkommnisse des Vivia- nites (= PO2-+ 3FeO ++ 8HO) hinweisen zu können. Ein aus dem Dr. Krantz’schen Mineralien - Comptoire zu Bonn erhaltenes, von einzelnen aufgewachsenen, die zu- erst von Hausmann in den Denkschriften der Königl. Aka- demie der Wissenschaften zu München aus den Jahren 1816 und 1817, Bd. VI, S. 234 beschriebenen, monoklino&drischen, 11 durch Vorherrschen des ı klinodiagonalen Flächenpaares (eh) tafelartig erscheinenden Vivianitkrystallen der Combinatiin (oPo) Po: Po ; begleitetes Exemplar körnigen Magnetkieses von Bodenmais in Baiern, giebt näm- lich in einzelnen, durch Salpetersäure aufgelösten Magnet- kiesfragmenten gegen molybdänsaures Ammoniak eine reichliche, eigelbe Reaction auf Phosphorsäure, d. h. eine entschiedene Indication der Gegenwart des Phosphors im Magnetkiese. Da ausserdem auch zur Bildung von Eisen- oxydul ebenfalls der Magnetkies das Material liefern konn- te, so steht der Ansicht wohl kein Bedenken entgegen, dass durch Einwirkung eines von absorbirtem Sauerstoffe beglei- teten Wassers auf dergleichen phosphorhaltige Magnetkies- masse der Vivianit zum Entstehen und Vorscheine kam. Einen Pendant zu diesem Vorkommnisse liefert ein aus etwas morschem Magnetkiese, Pyrite, schwarzer Blende, aschgrauem Quarze und Vivianite aggregirtes Gestein, wel- ches ich dem seligen Geh. Oberbergrathe Emmerling zu Darmstadt verdanke und, wie die Etikette besagt, aus Corn- wall stammt.!) Nach den von mir angestellten Untersuchungen sind nicht allein der Pyrit sowie die ihm beibrechende Blende, ‘sondern auch der offenbar erst durch die Atmosphärilien morsch und zur Zersetzung disponibel gewordene Magnet- kies dergestalt phosphorhaltig, dass dem Tribute desselben der Vivianit ohne Zweifel die Existenz verdankt. 1) Debereinstimmend mit der Angabe dieser Etikette und der Verwachsung der erwähnten Mineralien bezeichnet Stromeyer (in seinen „Untersuchungen über die Mischung der Mineralkörper“, Göt- tingen 1821, S. 274) ein Cornwaller Exemplar, dessen Vivianit der- selbe chemisch analysirte. 12 Mittheilungen Beobachtungen über die geschlechtslosen Ameisen. Trotz des Interesses, welches die in Staaten lebenden In- sekten von jeher bei den Naturforschern rege halten, sind doch neue Arbeiten über sie nicht erschienen und mit Ausnahme der Bienen sind wir noch nicht über die Beobachtungen Reaumurs und Hubers hinausgekommen, ganz besonders in Betreff der Amei- sen, von denen man gemeinlich annimmt, dass die öconomischen Verhältnisse der meisten Arten dieselben seien, während im Ge- gentheil sie im Betragen und ihrer Organisation durchaus ver- schiedene sind. Gleich das äusssere Aussehen ihrer Nester zeigt erhebliche Unterschiede. So baut Formica rufa und ihre aller- nächsten Verwandten das Nest hochkegelförmig aus aufgehäuften Holzabfällen, Myrmica structor wählt dazu Körner und kleine Erdklümpchen, noch andere wie Polyergus rufescens bauen in kahlen nackten Boden, Formica pubescens in einen Baumstumpf, Formica truncata in eine Eichengalle. Bei weiterer Beobachtung erfährt man alsbald, dass die Arbeiter oder Geschlechtslosen sehr verschiedene Gewohnheiten haben. Formica rufa tritt sehr lange bestimmte Wege am Boden aus, geht nur selten auf Bäume und noch weniger auf Kräuter, Formica fuliginosa dagegen besteigt sehr gern Bäume. Viele Arten besuchen die Blattläuse, aber jede scheint besondere Arten dieser zu pflegen. So hält es For- mica fuliginosa mit den grossen Arten, welche in den Ritzen der Eichen- und Buchenrinde leben, während Myrmica caespitosum, die nur Sträucher besucht, in ihren Gallerien die Wurzeln und Strünke der Gräser bloslegt, auf welchen weisse Blattläuse leben und Formica emarginata die an Sträuchern und niedrigen Bäu- men lebenden mit Erde und Holzstückehen bedeckt. Mehere Ar- ten nehmen in ihren Nestern Käfer auf gleichsam als Hausthiere wie den Claviger und diese verhalten sich keineswegs gleichgül- tig. Ferner leben bekanntlich einige Arten sehr zahlreich in ei- nem Staate beisammen, während andere nur zu zwanzigen ihren Staat bilden. Dieses Verhältniss scheint zusammenzuhängen mit dem Bau der Eierstöcke der Weibchen und mit der Anzahl der Weibchen. So zählen die Colonien der Formica truncata etwa 40 Mitglieder, von welchen der vierte Theil fruchtbare Weibchen sind, allein diese erzeugen dennoch nur eine geringe Nachkom- menschaft, da ihr Eierstock nur aus einem Schlauche mit höch- stens zehn Eiern besteht, mehere kleine Myrmicaarten dagegen haben nie mehr als eine Königin in ihrer Colonie Dafür hat aber z. B. die Königin von Myrmica ruginodis acht Schläuche in jedem Eierstocke, Myrmica subterranea und M. structor deren ‘ zwölf und die fruchtbarste aller Königinnen ist die der Formica flava mit 40 Eischläuchen und noch mehr, Myrmica fugax mit 13 funfzig und von beiden Arten leben mehrere Weibchen in der- selben Colonie. Bei den meisten Arten verlassen die geflügelten Männchen und Weibchen alljährlich das Nest um während des Fluges sich zu begatten, aber dieser hochzeitliche Flug ist kein allgemeiner. Bei Polyergus rufescens findet man keineswegs in jedem Neste geflügelte Individuen, bei Myrmica structor dagegen solche im März und zum zweiten Male im September, die Frühjahrsgeschlech- ter kleiner als die herbstlichen. Bekanntlich sind die Beobach- tungen über das Betragen sehr schwierig anzustellen und erfor- dern mehr als gewöhnliche Ausdauer und Geduld, ich theile hier nur einige ganz besondere mit. Die Arbeiter bilden die grosse Mehrzahl in jedem A mei- senstaate und sind von einer nicht geringen Anzahl erst allein bekannt, sind allerdings auch die beachtenswerthesten durch ihre besondere Thätigkeit, die strenge Ordnung in ihren Arbeiten und durch ihre Verheerungen, welche die Aufmerksamkeit des gemei- nen Mannes fesseln. Sie lassen sich bei unsern einheimischen Arten sowohl wie bei denen der tropischen Gegenden in Arbeiter und Soldaten sondern, jene mit Ausführung der Arbeiten, diese mit Vertheidigung der Colonie beauftragt. Die meisten Amei- senarten haben nur erstere, andere (bei uns nur Myrmica pallida) beide und einige nur Soldaten. Zu letztern gehört unser Polyer- gus rufescens, welcher die Arbeiten von fremden Sklaven aus- führen lässt. Diese Unterscheidung von Arbeitern und Soldaten beruht indess lediglich auf vorgefassten Ansichten und nicht auf eingehenden Untersuchungen. Die Soldaten der Myrmica palli- dula haben mindestens die vierfache Grösse der Arbeiter und zeigen einen ganz besondern Muth bei der Vertheidigung ihres Baues, aber auch die Arbeiter kämpfen wüthend gegen ihre Feinde und die einen wie die andern arbeiten nach Massgabe ihrer Kraft beim Nestbau wie beim Beutemachen. Wenn die Geschlechtslo- sen von Polyergus unfähig zur Arbeit sind und nicht einmal ih- ren Unterhalt herbeischaffen können: so ist das doch gar kein Grund sie mit den Soldaten anderer Arten zu vergleichen, ihr Betragen entfernt sie weit davon und ihre Organisation nähert sie den Arten, welche ohne fremde Sklaven leben. Ich habe ver- sucht in den verkümmerten Geschlechtsorganen einen Anhalt zur Eintheilung der verschiedenen Colonien zu finden und glaube diese befriedigend geben zu können. In eine erste Gruppe stelle ich alle Arten, deren Geschlechtslose sich in Grösse wie in Form nur sehr wenig von einander unterscheiden, in eine zweite die- jenigen, deren Geschlechtslose mehr oder minder von einander verschieden sind. In beiden Abtheilungen lassen sich engere Gruppen aufstellen. 1. Colonien mit nur einer geschlechtslosen Form. Hier- ‘her gehören die meisten einheimischen Arten, ihre Arbeiter un- 14 terscheiden sich unter einander nur sehr wenig in der Grösse und gar nicht in den Formverhältnissen zumal des Kopfes zum Körper. Aber Individuen verschiedener Colonien bekunden diese charakteristische Uebereinstimmung nicht. Bekanntlich, um ein Beispiel anzuführen, stiehlt Polyergus rufescens, weil seine Ge- schlechtslosen arbeitsunfähig sind, die Larven und Nympfen der Formica fusca und F. cunicularia, deren Geschlechtslose bei ihnen als Sklaven dienen müssen, d. h. in ihrem Staate dieselben Ar- beiten übernehmen, zu welchen sie in ihrem eigenen verpflichtet sind; ich habe sehr häufig diese Raubzüge verfolgt und gesehen wie sie dieselben alltäglich erneuern und jedesmal nach einer an- dern Richtung hin unternehmen, also in ihren Staat Sklaven aus sehr verschiedenen Colonien einführen, daher man nicht über- ‚ rascht sein kann im Neste des Polyergus Arbeiter der Formica cunicularia von sehr verschiedener Grösse anzutreffen. Bei einer nähern Prüfung der Fortpflanzungsorgane machen sich in dieser Abtheilung zwei Gruppen unterschiedlich, denn die meisten Arten besitzen Rudimente von Eierstöcken mit nur je ei- nem Eischlauch, während zwei Arten einen zusammengesetzte- ren Bau zeigen. A. Fast alle kleinen Arten von Formica und Myrmica ge- hören zur ersten Gruppe und untersuchte ich die Geschlechtsor- gane von Formica eunieularia, fusca, flava und truncata. Die beiden ersten zeigen sie sehr verkümmert, kaum als weissliche Läppchen ohne Spur von Eiern. Bei F. flava erscheinen sie nur etwas weniger rudimentär, noch mit drei Eiern und einigen Zellhaufen in jedem Schlauche, die Thiere selbst unter einander in der Färbung des Kopfes verschieden, welche sie von den Weib- chen entfernt, die Ovarien sehr ähnlich denen der Weibchen aber ohne die charakteristischen Anhängsel. Von Myrmica wurden untersucht M. ruginodis, laevinodis, seutellaris und caespitum. Die ersten beiden, lange Zeit unter M. rubra verwechselt, besitzen sehr kräftige Ovarien, in jedem Schlauche derselben meist je drei gut entwickelte Eier, dahinter noch in der Entwicklung begriffen. Aehnlich verhält sich M. scutellaris nur ist zumal das erste Ei kleiner. M. caespitum scheint sich ganz so zu verhalten, wurde aber nicht näher untersucht. B. Die zweite Gruppe bilden nur Homme quadripunctata und Polyergus rufescens. Die kleinen Gesellschaften der ersten, deren Lager sehr schwer zu finden ist, beobachtete ich nur ein- mal. Sie haben nur eine Königin und gehen besonders den Epheu- blattläusen nach. Ihre leicht präparirbaren Geschlechtsorgane sind von sehr beträchtlicher Grösse, Die deutliche Scheide theilt sich alsogleich in zwei sehr kurze etwas aufgetriebene Eil- eiter, an deren Ende meist vier, seltener nur drei Eischläuche münden. Jeder dieser enthält eine lange Reihe Eier in verschie- denen Stufen der Entwicklung. Auf so grosse Fruchtbarkeit diese 15 Einrichtung auch hinweist, sieht man doch nichts von den noth- wendigen accessorischen Organen wie denn auch die Form des Thorax und der Mangel der Flügel den Arbeiter charakterisiren. Der ganz ähnliche Polyergus zeigt noch eine Besonderheit: die Zahl der Eischläuche variirt von drei bis acht, ohne Beziehung von Grössenunterschieden. Jeder Schlauch enthält zwei Eier und einige in der Entwicklung begriffene. 2. Colonien mit verschiedenen Geschlechtslosen. Bei den vielen hiehergehörigen Arten bestehen sehr verschiedene Grade der Unterschiede und bald findet man in einem Neste alle Grös- senunterschiede neben einander, bald nur grosse und kleine ohne Uebergänge. A. Die lange unter Formica rufa vereinigten Arten For- mica sanguinea, und Myrmica subterranea und M. destructor zei- gen in verschiedenem Grade die Charaktere dieser Gruppe. Die Colonien von F. rufa, congerens und exsecta, so sehr ähnlich _ einander, enthalten zum grössern Theil Individuen von gleicher Grösse und darunter noch einige kleinere zierlichere, am auffäl- ligsten bei der besonders geprüften F. congerens. Die Eierstöcke dieser kleinen Individuen bestehen mindestens aus drei, biswei- len aus vier oder gar fünf Schläuchen und an beiden Seiten zu- gleich. Die grössern haben deren vier bis sechs gleichfalls un- symmetrisch. F. sanguinea stiehlt wie Polyergus die Larven und _Nymphen der F. cunicularia und fusca, aber ihre Geschlechtslo- sen arbeiten ebensowohl wie diese Sklaven. Die meist sehr in- dividuenreichen Colonien bestehen aus wenig unter einander ver- schiedenen Arbeitern und noch einigen kleinern, alle arbeitend. Die Eierstöcke der grossen haben vier bis sehs Schläuche, die der kleinen nur drei oder vier. Die Art ähnelt also in dieser Hinsicht der F. congerens ebensosehr wie in all ihren äussern Merkmalen und die Herbeiziehung der Sklaven bedingt hier we- der im Betragen noch in der Organisation einen Unterschied. Die Eischläuche enthalten nur ein entwickeltes Ei und zahlreiche Eikeime. Bei M. subterranea sind die Arbeiter unter einander sehr verschieden, die grossen haben zugleich einen viel grössern Kopf. Beide haben jedoch jederseits nur einen Eischlauch ge- wöhnlich mit drei Eiern in verschiedenen Graden der Entwick- lung. Von M. structor würde man bei flüchtiger Beobachtung zweierlei Geschlechtslose annehmen müssen, allein bei sorgfälti- ger Musterung zahlreicher Colonien erkennt man doch die all- mähligen Uebergänge zwischen beiden. Die grossen fallen durch ihren ungeheuerlichen Kopf auf, aber verrichten dieselben Arbei- ten wie die kleinsten und diese kämpfen ebenso muthig und tap- fer wie jene. Beide haben auch genau dieselben Geschlechtsor- gane, nämlich jederseits nur einen Eischlauch mit sehr wenig entwickelten Eiern. 16 ' B. Die zweite Gruppe vertreten ‘bei uns nur Myrmica pal- lidula und die kleine Gattung Camponotus. Erstere ist eine sehr kleine südliche Art, die ich bei Toulouse beobachtete. Einzelne ihrer Individuen sind mindestens viermal so gross wie die übrige Bevölkerung der Colonie, ihr Kopf ist ganz ungeheuerlich. Höch- stens ein solcher Dickkopf kömmt auf zehn andere in der Colonie. Bei ihm hat der Hinterleib nicht ein Millimeter Länge und bei den Arbeitern kaum halbsoviel. Die schwer zu präparirenden Eierstöcke bestehen aus einfachen weisslichen. Läppchen ohne deutliche Schläuche ganz gleich bei beiderlei Individuen. Bei Formica pubescens unterscheidet man beide Formen der Ge- schlechtslosen sehr leicht, denn die grossen übertreffen die klei- nen um das doppelte, sind stärker in all ihren Theilen, ihr Kopf . besonders ist viel dieker und doch sind beide wieder im Betra- gen einander ganz gleich. Die Eierstöcke der kleinen bestehen aus nur einem Eischlauche mit etwa funfzehn Eikeimen auf ver- schiedenen Entwicklungsstufen und einem kurzen Eileiter, wel- cher mit dem der andern Seite in eine enge Scheide mündet. Die in der Colonie fast ebenso zahlreichen grossen dagegen be- sitzen jederseits zwei Eischläuche jedoch mit nur neun oder zehn Eiern und vielen Eikeimen, deren Entwicklung noch sehr zurück ist. Formica marginata und fallax verhalten sich in jeder Hin- sicht sehr ähnlich bis auf die relativ geringere Entwicklung ih- rer Eierstöcke. Das Studium der Genitalanhänge gewährt kein. Interesse, denn es ist bei allen Individuen derselben Art vollkom- men gleich. Die Geschlechtslosen vieler unserer Arten legen oft sehr grosse Fier, die ganz reif zu sein scheinen, obwohl sie häu- fig in denselben Neste von verschiedener Grösse sind. Ich sah sie öfter legen, während ich. die Thierchen in der Hand hielt. Ob sich aber in diesen Eiern Brut entwickelt, habe ich nicht positiv ermitteln können. Ich bewahrte eine Colonie der For- mica emarginata über ein Jahr in einem Gefäss, aber sie starb aus ohne Brut. Dasselbe Schicksal trafen die Versuchs-Colonien von F. pubescens, deren Individuen ich in verschiedene Gefässe gesondert hatte. Huber sah Männchen in Begattung mit Arbei- tern, aber letztere ‚starben nachher sämmtlich. Da die accessori- schen Organe an den Genitalien der Arbeiter fehlen, so wird eine wirkliche Befruchtung gar nicht statt finden können und ich glaube, dass wenn sich aus solchen Eiern Larven entwickeln die- selben ohne Befruchtung entstehen. Die Resultate meiner Beobachtungen fasse ich in folgende Sätze zusammen: 1. Alle geschlechtslosen Ameisen haben ver- kümmerte weibliche Organe. 2. Diese rudimentären Geschlechts- organe sind je nach den Arten sehr verschieden entwickelt. 3. Einige Arten von Myrmica und Formica haben zweierlei Ge- schlechtslose. : 4. Oft gehen beiderlei geschlechtslose Formen all- mählig in einander tiber. 5. Bei andern unterscheiden sich die- 47 selben nur äusserlich oder zugleich auch innerlich. 6. Die Be- zeichnung Soldat ist ganz unpassend. 7. Die Colonien der ver- schiedenen Arten sind sehr verschieden von einander. — (Annales d. sciences naturelles 1863. XIX, 240— 251.) Ch. Lespes. Ueber die das Geschlecht bedingenden Ursachen. Zur Ermittlung der das Geschlecht bedingenden Ursachen hatte Ploss im J. 1858 statistische Zusammenstellungen geprüft gleich von der Ansicht aus, dass die Ernährung der wichtigste Fak- tor sei, da bei den Pflanzen ähnliche Versuche dafür sprachen, auch die Erziehung der Arbeiter im Bienenstaate, und das Ueber- wiegen der männlichen Jungen bei Menageriethieren diese An- nahme unterstützen. So wies denn auch Ploss nach, dass auf dem Lande verhältnissmässig mehr Knaben wie Mädchen gebo- ren werden, weil dort die Mütter weniger gut genährt und kräf- tig seien wie in den Städten, wo mehr Mädchen geboren werden. Nur Sachsen macht davon eine Ausnahme, weil hier die gewal- tige Industrie die Landbevölkerung der städtischen in dieser Be- ziehung gleich gemacht hat. Indess ist mit diesen Ermittlungen nicht viel gewonnen, da dieselben auf zu allgemeinen Vorausset- zungen beruhen und im Einzelnen sich gar zu erhebliche Aus- nahmen nachweisen lassen. Befriedigender erscheinen dagegen Nasses Ermittlungen über den Einfluss des Alters der Eltern auf das Geschlecht der Früchte, welche er aus den Zusammenstellungen einer grossen Landwirth- schaft auf der Insel Zeeland erhielt. Hier ergaben von 1156 Paarungen bei Schafen, dass die zweijährigen Schafe 53,31 dreijährigen & 48,26 vierjährigen 5 47,09 fünfjährigen ,„ 42,86 Bocklännmer von 100 Jungen geworfen hatten, dass also abgese- hen vom Alter des befruchtenden Bockes die Zahl der Bockläm- mer bis zum sechsten Jahre der Mutter abnimmt. Bei Berück- sichtigung des Alters der Böcke mit dem der Mutterschafe stellte sich heraus; 1. dass von zweijährigen Schafen dann die grösste Zahl von Bocklämmern geworfen war, wenn sie sich mit jungen Böcken gepaart hatten; mit dem steigenden Alter des Bockes von zwei bis fünf Jahren nahm die Zahl ab. 2. Bei dreijährigen Schafen war die Zahl der männlichen Früchte am grössten, wenn sie von vier- oder dreijährigen Böcken belegt waren; bei der Paarung mit ältern Böcken sank die Zahl sehr. 3. Ganz glei- ches Verhalten zeigten die vierjährigen Schafe, mit vierjährigen, dann mit fünfjährigen Böcken lieferten sie die grösste Zahl von Bocklämmern. Das günstigste Verhältniss für das männliche Geschlecht gab also die Paarung XXIII. 1864. 2 18 zweijähriger Schafe mit zweijährigen Böcken 56,11 pC. dreijähriger ,„ „. vierjährigen 5 56,76pC. vierjähriger „ » fünfjährigen y 58,49 pC. Bei Zwillingen herrschte das weibliche Geschlecht vor. Marte- goute gab ähnliche Zusammenstellungen von einer Schäferei im Dpt Haute Garonne, wo 1. in der ersten Periode der Paarung, wenn der Bock noch in voller Kraft ist, mehr Böcke wie Schaf- lämmer fallen; 2. einige Tage später, wenn die Schafe. in gros- ser Anzahl brünstig werden und der Bock durch viele Arbeit geschwächt wird, die Erzeugung der Schaflämmer überwiegt; 3. während der dritten Periode, wenn die meisten Schafe gepaart sind und der Bock wieder zu Kräften kömmt, mehr Bock- wie Schaflämmer erzeugt werden. So wurde z. B. im Jahre 1855/56, wo man nur Böcke und Schafe von gleicher Kraft und Alter sich. paaren liess, 25 Bocklämmer und 23 Schaflämmer geboren und zwar vom 27. Dechbr, bis 8. Jan. 13 Bockl. und 4 Schafl. Sud. Jane Ss. ons .n",19 ” 19. BD) » 29. 62) 9 EL SSR LT) 4 » dagegen erhielt van den Bosch auf seiner Schäferei während zehn Jahren für die erste Periode 146 Bocklämmer 183 Schaflämmer zweite „ 500 ” 944 dritten, > 122 130 „ Es ist also aus diesen Zusammenstellungen noch keineswegs er- mittelt, dass der Kräftezustand des Mannes zur Zeit der Befruch- _ tung einen erheblichen Einfluss auf das Geschlecht der Frucht, hat. Von besonderem Interesse sind die von Wappäus in seiner Bevölkerungsstatistik gegebenen Zusammenstellungen, nach wel- chen in allen Ländern mehr Knaben wie Mädchen geboren wer- den und weder Klima, noch Rasse, noch Ernährung von erheb- lichem Einfluss auf das Geschlecht sein kann. Es kommen näm- lich auf 100 Mädchen Knaben im europäischen Russland 104,60 ” » Island 103,88 Faröer Inseln 109,71 Mexiko 103 Weisse und Indianer Venezuela 104,51 Weisse und Indianer Venezuela 98,53 Schwarze Bolivia 102,46 Indianer Chile 105,07 Weisse Havanna 101,97 Weisse Havanna 105,02 Schwarze Britisch W estindien 101,47 Sklaven Surinam 106,97 freie farbige Neusüdwales 103,14 Weisse Westaustralien 120,92 Weisse Mauritius 104,92 Weisse, Schwarze, Inder, 19 Eine weitere Bestättigung erhält diese Erscheinung bei der Be- rücksichtigung der Altersverhältnisse zwischen Mann und Frau. Man kann annehmen, dass es im Allgemeinen ebenso viele männ- liche wie weibliche Menschen giebt und für Ehen ungleich alter Menschen weiter, dass der ältere Theil früher sterben wird wie der jüngere und also zur Erhaltung des allgemeinen Gleichge- wichts in der Ehe mehr dem ältern Theile gleichgeschlechtige Kinder gezeugt werden wie umgekehrt. Da im Allgemeinen der Mann älter ist als die Frau: so werden auch mehr Knaben wie Mädchen geboren. Dies bestättigen die statistischen Zusammen- stellungen. Nach Hofacker waren von 386 Ehen mit 1034 Kna- ben und 962 Mädchen, 117 Ehen, in welchen der Mann jünger war als die Frau und 270 Knaben und 298 Mädchen geboren wurden, 27 Ehen mit gleichem Alter beider Eltern, in denen 70 Knaben und 75 Mädchen geboren wurden, und 242 Ehen, wo der Mann älter als die Frau war und 694 Knaben und nur 589 Mädchen erzeugt wurden. Zu demselben Resultate gelangte Sad- ler. Unter 381 ersten Ehen der englischen Peerage fanden sich 54, in welchen der Mann jünger als die Frau war mit 122 Kna- ben und 141 Mädchen, 18 Ehen mit gleichalten Eheleuten und mit 54 Knaben und 57 Mädchen und endlich 309 Ehen mit äl- terem Manne und 929 Knaben und nur 765 Mädchen. Nach Göhlert wurden in 953 Ehen mit 4584 Kindern von denen, wo der Mann jünger als die Frau war 71 Knaben und 86 Mädchen, von denen mit gleichalten Hälften 263 Knaben und 282 Mäd- chen, von denen, wo der Mann älter als die Frau war dagegen 2017 Knaben und 1865 Mädchen geboren. Durch diesen Kna- benüberschuss bei der Geburt wird die grössere Sterblichkeit der- selben in den ersten Lebensjahren ausgeglichen und für die wich- tigste Lebensperiode vom 17. bis zum 45. Jahre unter beiden Geschlechtern das Gleichgewicht hergestellt. Zur Ermittlung der bedingenden Ursachen selbst hat nun ganz neuerdings wieder auf sehr bedenkliche Voraussetzungen gestützt Thury wahrhaft überraschende Thatsachen geliefert und dieselben in einer kleinen Schrift: Memoire sur la loi de pro- duction des sexes chez les plantes, les animaux et Fhomme im vorigen Jahre veröffentlicht. Derselbe ging von Knights Ver- suchen aus, nach welchen Meionen und Gurken bei hoher Tem- peratur nur männliche, im andern Falle dagegen nur weibliche Blühten tragen und weiter nach Mauz Wärme, Licht und Trocken- heit das männliche, Schatten, Feuchtigkeit und Düngung das weib- liche Geschleeht begünstigen. Die Wärme wirkt, sagt Thury, mittelbar auf die Pflanzen, “indem sie eine vollständigere Verar- beitung der Säfte und deshalb eine vollendetere Reifung der Or- gane bedingt, es entspricht demnach die Erzeugung des männli- chen Elements einer weiter vorgeschrittenen Reifung oder einer vollständigeren Entwicklung. Weitere Betrachtungen führten ihn DE 20 dann zu der Annahme, dass unreife oder noch nicht vollkommen ausgebildete Eier bei der Befruchtung weibliche Individuen lie- fern, völlig ausgebildete und vom Eierstock abgelöste aber in Folge der Befruchtung männliche Individuen entwickeln. Cor- naz, Verwalter des berühmten Hofs von Montet im Kanton Waadt bestättigte nun diese Theorie durch wiederholte Versuche. Er züchtete nach ihr ohne einen Fehlsriff von Schwyzer Kühen mit einem reinen Durham Stier hinter einander 22 Kuhkälber, welche von den Züchtern gesucht wurden. Dann zog er mit einer rei- nen Durham Kuh einen reinen Vollblutstier zum Ersatz des Al- ten, der sehr viel gekostet hatte, und endlich unter Auswahl nach Farbe und Grösse unter den Kühen sechs gekreuzte Du- rham Schwyzer Stiere, welche zur Arbeit bestimmte trefflich pas- sende Gespanne bilden. In allen 29 Fällen erhielt Cornaz ab- solut das gewünschte Resultat und betrachtet Thurys Methode als reell und ganz sicher. Ohne hier auf die Beleuchtung der Thury’schen Ansicht einzugehen, wie solche bereits Pagenstecher im letzten Hefte von v. Siebold und Köllikers Zeitschrift f. wiss. Zoologie gegeben hat, theilen wir noch dessen Schlusssätze mit: 1. Das Geschlecht hängt von der Reife des Eies im Au- genblick der Befruchtung ab. 2. Das zur Zeit der Befruchtung noch nicht im höchsten Grade der Reife befindliche Ei giebt ein Weibchen; ist die höchste Reife erreicht zur Zeit der Befruchtung: so giebt es ein Männchen. ® 3. Wenn zur Zeit der Brunst ein einziges Ei vom Eier- stock abgelöst langsam durch den Eileiter herabsteigt, so genügt es, dass die Befruchtung am Anfang der Brunst statt habe, um Weibchen zu zeugen, und am Ende um Männchen zu zeugen, indem die Umwandlung des Zustandes des Eies normal während der Dauer seines Durchganges durch den Eileiter statt findet. Die praktische Anweisung für Viehzüchter, insbesondere beim Rindvieh nach Belieben männliche oder weibliche, Kälber zu erzielen fasst Thury in folgende Sätze: l. Man muss zuerst den Verlauf, den Charakter, die Zei- chen und die Dauer der Brunstanzeichen bei der Kuh, mit wel- cher man Versuche machen will, beobachten. Alle diese Dinge sind bei den einzelnen Thieren etwas verschieden. Man weiss 2. B., dass bei verschiedenen Kühen die Brunstzeit zwischen 24 bis 48 Stunden schwankt. 2. Wenn man nun das Thier in dieser Beziebung genau kennt: so lasse man um ein Kuhkalb zu erhalten, die Kuh bei Aniang der Brunst bespringen, um aber ein Stierkalb zu erhalten, erst am Ende der Brunst bespringen, 3. Man mache den Versuch nicht an Thieren, bei welchen die Zeichen der Brunst nicht scharf ausgeprägt oder unsicher sind, wie man das zuweilen bei fetten Kühen und bei denen im Stalle 21 bemerkt. Vielmehr wähle man Thiere, welche im Freien leben, nur gesunde und solche mit normalen Artkennzeichen. 4. Dieselben Versuche lassen sich an Pferden, Eseln, Scha- fen, Ziegen u. a. Thieren anstellen. Obwohl mit diesen Thier- arten noch keine Versuche ausgeführt worden, verspricht die Theorie doch auch für sie dieselben günstigen Resultate, welche sie für die Kühe ergeben hat. N Es ist nunmehr die Aufgabe für Thierzüchter und zoolo- gische Gärten die Thurysche Theorie hinsichtlich der Säugethiere und Vögel in ausgedehnter Weise zu prüfen und resp. zu be- stättigen, und sie zur praktischen Verwerthung zu bringen. Für die übrigen Thierklassen hat sie weniger ein praktisches Interesse und wird insbesondere bei den Thieren, welche laichen, bei de- nen überhaupt bestimmte Brunstanzeichen sich nicht erkennen lassen, überhaupt nicht durch das Experiment bestättigt werden können. Giebel. Beobachtungen der Arten von Pediculus. In den nachgelassenen Manuseripten Nitzsch’s finden sich folgende Bemerkungen über einzelne Arten von Pediculus, die noch jetzt aufmerksame Beachtung verdienen. 1. Pediculus flavidus Canıs familiaris: nucha cuneatim in thoracem recedente, abdomine magno albo, ventrieulo transpa- rente caeruleo, pedibus antennisque aequalibus parallelis. — Bei einem einzigen Wurf von einem kurzbeinigen weissen Spitzhunde fand ich. diese Läuse einzeln auf den nur einige Wochen alten Hunden. *Sie hatten sich gewöhnlich fest in die Haut eingeso- gen und waren wenn man die weissen Haare der Jungen aus einander sträubte, leicht besonders durch den durchscheinenden hellblauen Magen sichtbar. Der Hinterleib ist oval, sehr aufge- schwollen, gross und an den Seiten nicht gezackt wie bei der Menschenlaus. Dass der gefüllte Magen blau aussieht, ist eine sehr sonderbare Erscheinung. Die Fühler haben fast ganz die Länge und Dicke der Beine werden auch meist in einer Rich- . tung getragen. Ihre Farbe wie die des ganzen Kopfes und Tho- rax erscheint schön gold- oder metallgelb.» Die Exemplare wa- ren von verschiedener Grösse, hauptsächlich des Abdomens, 2. Pediculus oxyrhynchus Bovis tauri. Die Rindslaus fand ich im Februar 1805 zu mehren auf einem Kalbe, in dessen weis- sen Haaren sie bei ihrer dunkeln Farbe sehr leicht zu erkennen waren. Sie hatten sich alle in die Haut eingesogen und zeich- nen sich aus durch die Schmalheit ihres Körpers, besonders die Schmalheit und Zuspitzung des Kopfes. Dieser scheint nur et- was in den Thorax zurückzugehen. Das Abdomen schien blei- farben, in der Mitte deutlich violett in Folge des Blutinhaltes, 22 der übrige Körper braun. Die Fühler sind stark, die ersten Füsse haben fast die Gestalt wie bei Rieinus, das zweite und dritte Paar viel stärker, dunkler und mit grössern Klauen, über- haupt denen der Filzlaus ähnlich. Der Kopf schien unbeweglich zu sein und hat vorn die verlängerte Rüsselöffnung, Ich sah den Rüssel sich hervorstrecken und tastend bewegen. Vorn an der Spitze schien er hakenförmig zu sein. Bei den todten fand ich den Rüssel viel länger und ganz einfach, von Kopfeslänge. Das Abdomen schien aus zehn Ringen zu bestehen, ist von cha- grinartiger Haut bekleidet, mit lauter rundlichen doch nicht ganz regelmässigen Erhabenheiten dicht neben einander, welche sich ziemlich scharf erheben fast wie die warzenförmige Epidermis an den Sohlen der Vogelfüsse. Die äussern Oeffnungen der Luft- röhren waren fast ganz so wie sie Swammerdam von der Men- schenlaus beschreibt und abbildet, nämlich sechs an jeder Seite des Abdomens und eines jederseits des Thorax. Die Oeffnungen selbst durch runde Wülste angedeutet mit deutlichen Tracheen im Innern. Eine auffallende Verschiedenheit zeigt das letzte Seg- ment. Es war bei zwei Exemplaren tief winklig ausgerandet | und behaart, bei den übrigen nur sehr schwach gekerbt und fast haarlos; wahrscheinlich ein geschlechtlicher Unterschied. Die Behaarung an den Fühlern, Füssen und letzten Segmenten ist eine sehr spärliche. Die kleinen Exemplare hatten fast ganz die Form und Farbe der grossen, alle waren sehr träge und lebten nur wenige Tage. 3. Pediculus affınis Muris agrarii. Auf einer Feldmaus bemerkte ich im October 1805 in den Haaren eine Menge ziem- lich grosser Nisse und bei weiterm Nachsuchen auch einige ziem- lich matte Läuse. Diese hatte eine gelbliche Farbe” und sehr gestreckte Gestalt, einen vorn etwas stumpfen, hinten keilförmig in den Thorax eintretenden Kopf; Füsse und Abdomen fast wie bei der Rindslaus, das vorletzte Fühlerglied dicker als das letzte und als das drittletzte, das erste aber ziemlich_diek. Hinter den Fühlern trat jederseits eine Ecke vor. Jedes Segment an den Seiten mit einigen Borsten; das vorletzte Segment lappig. — Eben diese Laus traf ich im December 1810 auf allen Exem- plaren des Mus sylvatiecus ziemlich häufig besonders auf dem Rücken und am Halse. Sie ist kleiner als irgend eine ‘andere von mir seither beobachtete Art. Mehre hateönı sich vollgesogen und das Blut schien hellroth durch den Leib hindurch. Auch auf Mus arvalis lebt ebendiiese Art und wird überall von Mil- ben geplast. 4. Pediculus urius Suis scrofae, Laus des wilden Schweines, nur abgebildet, 5. Pediculus macrocephalus Equi caballi. Ende April 1808 erhielt ich von einem Zugpterde mehre Läuse, Eine derselben, die noch lebte, hatte em kürzeres vom Inhalte des Magens nicht gefärb- 23 tes sondern ganz weissliches Abdomen, an dessen Unterseite aber der Magen schwärzlich durchschimmerte, Die übrigen zeigten die Färbung der Rindslaus, aber ihr Hinterleib war länger, brei- ter, aufgetrieben und ganz dunkelviolet. In der Grösse stimmen sie ziemlich mit der eben erwähnten Art überein, in Gestalt und oberflächlicher Zeichnung aber vielmehr mit der Schweinslaus. Der Kopf ist länglich doch nicht ganz so lang wie bei Ped. Suis und hat hinter den Fühlern an den Seiten des Kopfes einen eben- solchen Vorsprung, durch welchen ein Einschnitt für die Augen gebildet wird. Der Nacken ist abgerundet; die Fühler dünn, fadenförmie. Am Kopfe zieht sich vom vordern Ende her ein brauner Fleck von beiden Seiten zusammen, dann folgt eine scharf eingeschnittene weisse Stelle und über den Fühlern geht wieder . auf beiden Seiten ein brauner Fleck rückwärts. Die Augen sind deutlich und schwarz, der Hintertheil des Kopfes ohne Zeichnung braungelb, in der Mitte des Kopfes eine dunkle Längslinie, welche den versteckten Rüssel anzudeuten scheint. Der Thorax ist dun- kelbraun und etwa zweimal so breit wie der Kopf; die Füsse wie bei der Schweinslaus, alle von gleicher Stärke und Bildung, mit starken Klauen. Der breite Hinterleib besteht aus neun Seg- imenten, von welchen das dritte bis achte beträchtliche Ecken am Rande haben, ziemlich spitze und jede oben mit einem schma- len spitzen Schildfleck. An der Spitze jeder Ecke liegt ein Luft- loch. Das letzte Segment hat einen vom Rande nach der Mitte zu laufenden schwarzen Fleck jederseits. Die Behaarung ist wie gewöhnlich dünn und spärlich, die Oberfläche des Abdomens min- der chagrinartig wie bei der Rindslaus, mehr riefix wie bei der Filzlaus. Die Luftlöcher sind ganz wie bei der Schweinslaus gestellt und gestaltet, sechs Paare vom dritten bis achten Abdo- minalsegment und das erste Paar am Thorax über dem zweiten Fusspaare. | 6. Pediculus reelinatus Sorieis aranei. Eine lebend einge- fangene Spitzmaus (Februar 1811) kratzte sich beständig mit den Pfoten hinter den Ohren und an andern Theilen, ich fand bei ihr und ändern mit ihr gefangenen todten Exemplaren alsbald auch zahlreiche lebende Läuse. Der Kopf derselben ist so son- derbar abgestumpft wie bei keiner andern Art, endet gleich über den Fühlern wie rund abgeschnitten. Alle Exemplare bogen den Vordertheil sonderbar rückwärts. 7. Pediculus spiniger Lemmi amphibii. Ich erhielt vier dieser Läuse im Sommer 1811 von der wahren Wassermaus, zwei junge und zwei vollkommen ausgewachsene, alle mit einer Art schnell laufender schwärzlicher Milben. Sie hatten den ab- gestumpften Kopf der Spitzmauslaus, zu dem noch charakteristisch die Stärke und rundliche Gestalt des ersten Fühlergliedes und ein Dorn am Rande der Abdominalsegmente Sie bogen den Kopf in andrer Weise rückwärts wie die vorige Art, waren blass 94 gefärbt ohne alle Zeichnung, dünnbeinig, mit braunröthlichem ge- füllten Magen und abgerundetem Hinterleibsende. 8. Pediculus denticulatus Muris decumani auf einer männ- lichen Wanderratte Anfangs Mai 1812 zahlreich zugleich mit ei- ner Milbe behaftet, sehr ähnlich der vorigen Art zumal in der Gestalt des Kopfes, der Fühler und in der Gewohnheit den Kopf rückwärts zu biegen, doch ist ihr Kopf kleiner, ihr letztes Fuss- paar viel stärker, die Ecken der Hinterleibssegmente minder spit- zig und die Zeichnung hin und wieder gelblich, auf dem Hinter- leibe mit Querstreifen. 9. Pediculus lyriceps Leporis timidi zahlreich während des Februars beobachtet und lange lebend erhalten, grösser als die Laus der Wander- und der Wasserratte.e Der Hinterleib ist sehr dick und lang und im Verhältniss zum Kopf und Thorax wohl grösser als bei irgend einer andern Art, weiss mit körniger wie chagrinirter Haut wie bei der Rindslaus. Die einzelnen Segmente stehen randlich gar nicht vor, sondern der Hinterleibsrand läuft gleichmässig fort. Dagegen steht an jedem Segmente eine Reihe paralleler Borsten, welche ringsherum geht. Auf der Bauchseite sieht man an dem vorletzten Segmente einen schmalen geiblichen Querstreif. Der angefüllte Magen scheint violet blau durch, bald dunkler bald heller. Der Thorax ist sehr klein, nicht breiter als der Kopf, und dieser fast geigenförmig, vorn stumpfspitzig. Ein Exemplar streckte seinen dünnen Rüssel hervor. Die Füsse sind sämmtlick schwach. Kopf, Füsse und Thorax gelblich mit einiger dunkler Zeichnung. Auf dem Glase bewegten sich diese Läuse sehr unbeholfen, lagen mit dem Hinterleibe schwerfällig auf, bewegten aber den Vorderleib lebhaft hin und her. Ge- schlechtsunterschiede treten nicht hervor. Die Nisse hatten sie zahlreich besonders an den Hals- und Kopfhaaren abgesetzt. Am 7. Januar 1815 bemerkte ich unter einer beträchtli- chen Anzahl von Hasenläusen mehre, welche unaufhörlich den Rüssel aus- und einzogen. Völlig ausgestreckt war derselbe am Ende kolbig oder mit einem verdickten kugelig scheibenförmigen Ende versehen. Stundenlange sorgfältige und wiederholte Be- obachtungen mehrer Individuen liessen mich folgendes erkennen. Der Kopf ist vorn bei nicht ausgestrecktem Rüssel wie recht- winkelig zugespitzt. Im ersten Grade des Ausstreckens erscheint der Rüssel in Form einer stumpfkegeligen Spitze. Im zweiten Grade des Ausstreckens löst sich die Rüsselspitze auf, thut sich von einander und breitet von innen heraus einen weichen aber feinstacheligen. Kolben aus, Zwischen der weitesten Ausbreitung und der Zusammenziehung dieses Kolbens zeigt sich ein vorüber- gehender Moment, in welchem er eine vierstachelige oder vier- zipfelige Gestalt hat. Im dritten Grade der Streckung tritt aus dem Kolben eine ziemlich lange Spitze hervor, welche etwa ein Drittheil so stark ist wie der Rüssel selbst. Bei*der ersten Be- 25 obachtung sah ich diese lange Spitze am Ende zweispitzig, allein bei einem andern Exemplar mit minder weit vorgestreckter Spitze erschien sie am Ende ebenso fliimmernd und veränderlich wie das Ende ihrer Scheide oder des Rüssels selbst. [In elf Figuren sind diese Beobachtungen dargestellt]. Die Rüsselscheide ent- wickelt ihren Kolben und zieht denselben ein ganz nach Art der Kratzer, indem der oberste Theil zuerst eingezogen und zuletzt ausgestreckt wird. Der Kolben ist entschieden mit Haken be- waffnet und bewirkt das Eindringen des Rüssels in die Haut des Thieres nach den nämlichen Gesetzen wie bei den Echinorhyn- chen, indem die äussersten Haken mit der Spitze zuerst in die Haut eindringen und dann indem sie sich schräg seitwärts bie- gen und sich wirklich einhaken die darauf folgenden in die Haut sich einstemmen und so eine Reihe nach der andern sich einhakt. Ich habe diesen Bau und die Bewegungen des Rüssels an so vielen Individuen und so lange und genau beobachtet, dass die Sache völlig entschieden ist und ein Irrthum meinerseits nicht möglich ist. Die untersuchten Läuse hatten eine ganze Nacht und einen Tag auf dem in freier Luft bei ziemlicher Kälte aus- gehangenen Hasen gesessen, waren aber noch lebend und gröss- tentheils alle mit dem Rüssel fest in die Haut eingesogen. Ihre Klauen sind unzweifelhaft einfach, der Tarsus nur eingliedrig und das der Klaue gegenüberstehende Spitzchen unbeweglich, ein blos- ser Fortsatz der Tibia. Die anatomische Untersuchung ergab, dass der bei Feder- lingen und Haarlingen so grosse Kropf hier gänzlich fehlt, allein auch die beiden obern Anhänge des Magens, welche Swammer- dam am Magen der Menschenlaus abbildet, sind hier nicht vor- handen. Nicht den ganzen Magen fand ich mit Blut angefüllt, sondern der untere Theil eine beträchtliche Strecke vor der In- sertion der malpighischen Gefässe war leer und zusammengezo- gen. Es scheint daher, als könne man nicht füglich annehmen, dass die Insertion der malpighischen Gefässe stets die wahre Grenze des Magens bestimmen. Denn die Gefässe waren ganz deut- lich und liessen sich bei allen Exemplaren sehr leicht präpariren. Ihre Füllung: war nicht sehr dunkel, im übrigen aber gleichen sie ganz denen der Philopteren. Der Dünndarm ist so dick wie der untere ungefüllte Theil des Magens. Dieser war obwohl nicht strotzend gefüllt dennoch sehr ausgedehnt uud dick und am obern Ende ganz abgerundet. Herausgenommen erschien der: gefüllte Magen auch bei denen, bei welchen er sich in seiner na- türlichen Lage durch die Leibeshaut ganz blau ausnahm, niemals blau, sondern dunkelroth, Beweis genug, dass das Blau von der Leibesbedeckung herrührt. Bei grösster Anfüllung muss sich der Magen bis an den After erstrecken und dann der Darm eine Schlinge bilden. Die Hoden gleichen in Gestalt und Bildung ganz denen der mittlern und grossköpfigen Philopteren. 26 An diesen anatomisch untersuchten Exemplaren bemerkte ich zur nähern Charakteristik der Art noch einige Eigenthüm- lichkeiten. Das erste Fühlerglied ist viel dicker als die übrigen. Nicht blos der Hinterleib hat eine chagrinartige gekörnte Ober- fläche, sondern auch die Unterseite des Oberkopfes. Jedes Körn- chen auf dem llinterleibe verlängert sich in eine kurze Spitze, so dass die ganze Haut rauh wie eine Raspel ist. Die vordern Theile waren auch an den grössten und vollkommensten Exem- plaren weisslich. Die Abdominalsegmente sind sehr undeutlich abgegrenzt und auf jedem befindet sich wie gewöhnlich bei den Läusen ein Paar eingedrückte Punkte. Die Haare haben braun- gelbe Farbe, die Stigmata machen sich nicht bemerklich, das Ab- domen ist ganzrandig und walzeneiförmig, im Verhältniss zu ihm der Vorderleib sehr klein. Der Magen zeigt bei den kleinen Individuen seitliche Buchten, welche ich aber bei der Präparation nicht wieder fand. « 10. Pediculus erassicornis Cervi elaphi. Auf einer Hin- din wurden anfangs April zahlreiche, der Rindslaus ähnliche Läuse beobachtet. Ihr ziemlich eiförmiger Kopf erinnert jedoch viel mehr an die Hundslaus, ist nur hinter den Fühlern etwas breiter und ragt keilförmig in den Thorax hinein. Dieser ver- breitet sich nach hinten merklich. Am Hinterleibe lassen sich nur acht Segmente zählen, deutlich bei nüchtern Exemplaren, wogegen bei denen mit vollem Magen die einzelnen Segmente gar nicht zu unterscheiden sind. Die Seiten und das Ende des Hinterleibes sind abgerundet. Die Fühler sind stärker als bei der Rindslaus und mehr noch als bei der Hundslaus und neh- men nach der Spitze zu an Dicke ab. Die beiden vordern Fuss- paare haben sehr spitze Klauen, und ihre Tibien sind stärker als die Schenkel, das hintere Paar ganz besonders stark und gegen das Ende hin ungemein dick und mit sehr starken Klauen. Die beiden Stigmata am Thorax liegen über dem zweiten Fusspaar an derselben Stelle wie bei der Rindslaus und haben dieselben wulstig aufgeworfenen Ränder wie die Stigmata des Hinterleibes. Kopf, Rumpf, Fühler und Füsse sind stark gelb, die Klauen da- gegen dunkelbraun. Der Hinterleib ist weiss oder farblos, allein sein Inhalt scheint im ersten Segmente graulich durch und wei- ter nach hinten schmutzig graulich violet. Die Haut zeigt sich durchaus fein gekörnt, wie chagrinirt. Jederseits des durchschei- nenden Magens macht sich ein helles fast nierenförmiges Kry- stallbläschen bemerklich. Die Fühler bewegen sich allseitig ta- stend und prüfend. Die Männchen verrathen sich durch Her- vorstrecken ihres Penis, haben auch ein sehr zugespitztes, schwach zweizahniges Hinterende und vor dieser Endspitze ein gabelför- miges Organ wie die Philopteren, welches sich ebenso gegen den Rücken aufschlägt, die Gabelspitzen dabei nach hinten richtet. Diese scheinen auch hier nur Hülfsorgane bei der Begattung zu 27 sein. Die Färbung ist bald heller bald dunkler, bisweilen der Kopf ganz dunkelbraun. Es unterscheidet sich die Hirschlaus von der Rindslaus durch den bei weitem nicht so schmalen und zugespitzten Kopf, durch die stärkern Fühler und blasser gelb- liche Färbung der Vordertheile, ferner von der Hundslaus durch die ungleiche Stärke der Füsse und besonders die enorme Dicke der Hinterfüsse, durch den länglicheren hinten breitern Kopf, die stärkern Fühler und durch den schwächern Hinterleib. ; 11. Pediculus sphaerocephalus Seiuri vulgaris wurde Ende März 1814 als sehr kleine milbengrosse Laus in ungeheurer Menge beobachtet. Sie ähnelt der Laus der Wanderratte, unterscheidet sich von dieser aber durch die Gestalt des Kopfes, des Thorax, der Hinterfüsse und durch die Färbung. Der Kopf ist nämlich rundlich, vorn über den Fühlern fast gerade abgeschnitten, hin- ter den Fühlern allmählig verschmälert, so dass ihm die bei al- len Nagerläusen deutlichen Backen ganz fehlen, Die Fühler ha- ben ein sehr starkes Grundglied. Der ziemlich kreisrunde Tho- rax hat vom Kopfe her längs der Mitte eine Einfurchung, in die sich jedoch der Hinterkopf nicht fortzieht. Die Füsse glei- chen denen der Rattenlaus, das dritte Paar ist ebenfalls und noch erheblich stärker. Die Abdominalsegmente haben zum Theil am Seitenrande ein papillenähnliches Spitzchen, nämlich das erste bis fünfte, die drei übrigen dagegen keine Spur davon, während bei der Rattenlaus auch das sechste und siebente Segment sich noch spitzig ecken. Die Grundfarbe des Körpers ist gelblich weiss, die Klauen und Tibialenden der Hinterfüsse braungelb, auf dem Rücken des zweiten bis sechsten Abdominalsesmentes je ein kleiner gelber Querstrich in der Mitte, T'horax En Kopf reiner gelb als der Hinterleib, die den des letztern dun- kelbraun. Auf der Bonelisstie zeigt sich ein gelber Punkt am Seitenrande des ersten Segmentes und ein dunkler auf ‘dem vor- letzten Segment. Auf dem Rücken eines jeden Abdominalseg- mentes stehen acht gerade nach hinten gerichtete soldgelbe Bor- sten und ausser der gewöhnlichen Seitenbehaarung finden sich am Seitenrande des sechsten und siebenten Segmentes noch einige sehr lange Haare. Der Magen schimmert niemals durch. Die Läuse sassen zahlreicher am Rücken als am Bauche und zogen sich alle nach dem Kopfe als ihr Wirth kalt geygerter, war. 12. Pediculus, eurysternus Bovis tauri, ZUNyRY . ganz erstaunlichen Menge von Philopteren IR f ine ga eigenthümliche Laus, welche bei Hügf Hirschlaus nah verwandt erscheint. f rundlich, nur etwas länglich und hinffe ter als vor denselben. Bei der Hirse i licher und der Hinterkopf keilformig. ] Die Fühler sind beträchtlich schwäch& „der fast noch einmal so breit wie der kleine Kopf, bei der Hirsch- of nn läng- a 28 laus dagegen etwa ebensobreit. Die Füsse haben ungleiche Dicke, das hintere Paar nicht ganz dieselbe Stärke wie bei der Hirsch- laus. Die Farbe aller dieser Theile ist dunkel, mehr braun als gelb. Der Hinterleib dicker und breiter wie bei jener Art, von dem durchscheinenden Magen bläulich. Sechs Segmente besitzen am Seitenrande ein hervorragendes braunes fast röhriges Spira- kulum. Von der oben erwähnten Rindslaus unterscheidet sich diese hauptsächlich durch Kleinheit, Kürze und rundliche Gestalt des Kopfes und durch die Breite des Thorax. 13. 14. Pediculus capitis ist nur halb so gross als P. ve- slimenti, der Kopf kürzer, spitzer und regelmässiger dreieckig und im Verhältniss zum Thorax grösser. Die Kopflaus hat eine schwarze Säumung des Thorax und Hinterleibes, welche der Klei- derlaus durchaus fehlt. Bei der Kopflaus erscheint der Kopf ziemlich dreieckig, die Stirn merklich verschmälert, abgerundet kegelförmig, der Hin- terkopf länger und wenigstens noch einmal so breit wie die Stirn. Der Kopf geht in einen schmalen Hals über, welcher sich in das Bruststück aus- und einschiebt und wenn das Thier den Kopf dicht an den Thorax anzieht, gar nicht zu sehen ist. Hierin liest eine besondere Eigenthümlichkeit dieser und der übrigen Menschenläuse, denn die meisten Thierläuse keilen ihren Kopf fest in den Thorax ein, wogegen bei den Menschenläusen die keilförmige Verlängerung in den Rücken des Thorax fehlt. Die schwarzen Augen sind verhältnissmässig gross, stehen ziemlich weit hinter den Fühlern am Rande der Schläfen, wo der Kopf am breitesten ist, als flache Halbkugeln. Die Fühler sind von mittelmässiger Dicke und am Ende nur wenig dicker als an der Wurzel. Der Thorax besteht durchaus nur aus einem Stück und Degeers und Latreilles Annahme vom Gegentheil beruht auf Irr- thum. Er wird durch eine deutliche Querfurche, welche von Seiten des Thorax eine höhere Leiste bildet, vom Hinterleibe ge- sondert und hat eine trapezische Form mit etwas bogigen Seiten; vorn ist er schmäler als die grösste Breite des Kopfes, ‚nimmt aber nach hinten beträchtlich an Breite zu. Die Füsse sind alle gleich sehr stark, nur bei dem Männchen das vordere Paar stär- ker als die übrigen und zwar hauptsächlich im Tarsus und der Kralle; die Daumenspitze an der Tibia sehr gross. Der Rand des Thorax setzt nicht ohne Unterbrechung in den Rand des Abdomens fort. Anfänglich kaum breiter als der Thorax nimmt der Hinterleib bis in. die Mitte an Breite zu und dann wieder ab. Doch sind manche Individuen schmal und schlank, andere sehr breit. Die Segmente sind nur am Rande und zwar sehr tief abgetheilt, an Zahl nicht mehr als sieben. Das erste ist das kürzeste, die folgenden allmählig länger und breiter, das vierte das breiteste, das fünfte etwas schmäler und am längsten. Am Bauche sieht man keine Querfurchen zwischen den Segmenten 29 ausser zwischen dem ersten und zweiten, dem vierten und fünf- ten, während doch auf dem Rücken zwischen diesen die Furchen ganz fehlen. Das Endglied des Hinterleibes ist bei dem Weib- chen das schmälste und hinten ausgeschnitten oder zweilappig. Das Thier verändert diese Form willkürlich durch Zusammen- ziehen, Strecken und Spreitzen der Lappen. Bald erscheinen die- selben spitz, bald stumpf, bald auch ganz zurückgezogen. Zwi- schen ihnen öffnet sich der After, die Vulva aber liegt auf der Bauchseite an der Wurzel des letzten Segmentes. Hiervon unter- scheidet sich der männliche Hinterleib gar sehr, ist viel kleiner, im Volumen etwa nur ein drittel so gross, mehr elliptisch und mit minder tiefen Randeinschnitten, die Segmente dichter an ein- ander liegend und das letzte Segment völlig abgerundet ohne die mindeste Spur von Kerbung oder Lappung; auf dem Rücken alle Segmente, auf dem Bauche wenigstens die vier ersten durch deutliche Querfurchen geschieden. Das Männchen streckt auf der Rückseite des letzten Segmentes eine spitzige gelbe Ruthe her- vor und biegt dieselbe immer nach hinten. Diess und die Stel- lung der Vulva bei dem Weibchen setzt es ausser allen Zweifel, dass sich die Läuse ebenso wie die Federlinge begatten nämlich dass das Weibchen oben, das Männchen unten liegt. Der mittle Theil des Abdominalrückens ist etwas gewölbt und vom seitlichen lappigen Theile durch eine unregelmässige Falte getrennt, die aber bei völlig gefülltem Magen sich ausglättet; die Fläche fein in die Quere gerieft und diese Riefen gehen auf den Seitenthei- len z. Th. in kleine körnige oder schuppige Erhabenheiten über, besonders in der erhabenen Falte, welche durch die Längsfur- chen gebildet wird. Die Bauchfläche zeigt dieselbe Beschaffen- heit. Die Behaarung ist überall sparsam, die einzelnen Härchen ungemein kurz, nicht einmal an den Seiten der Hinterleibsseg- mente verlängert. Die Haut ist glänzend pergamentartig und schwer zerreissbar, horngrau, Thorax und Hinterleib mit russ- schwarzer Randsäumung. Am Bruststück erscheint der Saum nach innen verwachsen und sendet über jedem Fusspaar nach der Richtung einer daselbst befindlichen Furche eine Linie schräg nach der Mitte des Rückens. Solcher Linien sind also drei jeder- seits; allein die dritte über dem dritten Fusspaare ist sehr kurz. Übrigens sieht man im eigentlichen schwarzen Randsaume drei hinter einander gereihte weisse Pusteln jederseits. Die erste der: selben findet sich ganz vorn an der Vorderecke des Thorax und ist eine Haarpustel, die zweite liegt in der Gegend zwischen dem ersten und zweiten Fusspaar etwas nach unten zu und ist das Spiraculum thoracicum. Die dritte liegt gleich hinter diesem Spi- raculum und dicht vor dem zweiten Querstrich und ist wieder eine Haarpustel.e. Auf den vorden und hintern Rand des Thorax erstreckt sich die schwarze Säumung nicht. Am Hinterleibe ist dieselbe unterbrochen. Jedes Segment hat am äussern Seiten- 30 rande einen schwarzen Streif, welcher jedoch nicht um den vor- dern und hintern Randwinkel herumgeht, sich also nicht in die seitlichen Einschnitte hineinzieht, folglich unterbrochen erscheint. Am ersten Segment fehlt ein eigentlicher Saum, nur das rundliche Spiraculum ist bräunlich umgezogen, am zweiten bildet sich der Saum schon etwas mehr aus, ist länger, am dritten bis fünften dann vollständig und in ihm sieht man ausser den weissen Spi- rakeln stets noch ein oder zwei weisse Haarpusteln, am sechsten fehlen diese Pusteln und das siebente oder letzte ist ohne Rand- saum. Auf der Bauchseite des Hinterleibes zeigt sich von der Randsäumung nichts, allein das vorletzte Segment hat hier beim Weibchen in der Mitte gleich vor der Vulva einen sehr deut- lichen kleinen schwarzen Fleck mit hinterm Spitzchen, welcher dem Männchem stets fehlt. Die Vulva ist eine Querfurche mit braungeringelter Platte Die Zeichnung des Männchens weicht überdies noch vom Weibchen ab, dass auch das siebente Seg- ment einen bräunlichen Randsaum, aber ohne Spirakel hat, dass _ auf dem Rücken der Abdominalsegmente eine schwache Spur gelblicher Querflecken sich findet, dass auf der Bauchseite vom vierten Segmente an bis zum Ende die Ruthe als ein braungelb- licher, an den Seiten dunkel eingefasster Streif hindurchscheint. Die Zahl der Spirakeln hat Swammerdam genau angegeben, näm- lich ein Paar am Thorax und sechs Paare am Hinterleibe. Die . Tracheen scheinen sehr deutlich hindurch. Der Nahrungskanal ist ganz wie ihn Swammerdam abbildet, die Zipfel oben am Ma- genmunde sehr beträchtlich und wie der übrige Magen ganz mit verdauetem Blute angefüllt. Den Eierstock hat Swammerdam nicht richtig dargestellt, die untersten Eier fand ich keineswegs von einerlei Reife, sehen auch ganz anders aus, haben einen be- sonders abgetheilten Deckel. — Die Jungen erhalten schon nach der zweiten oder dritten Häutung die schwarze Randzeichnung. 15. Pediculus stenopsis Caprae hirci steht dem P. oxy- rhynchus der Kuh am nächsten, indem der Kopf ebenso schmal und lang gezogen, der Thorax- ebenfalls nicht breiter als der Kopf ist und die Füsse von vorn nach hinten an Stärke zunehmen. Aber die Ziegenlaus unterscheidet sich dadurch, dass ihre Stirn viel kürzer als der übrige Kopf und vorn stumpfer ist, die Farbe ‚des ganzen Vordertheiles blassgelb mit schwacher gelblicher Schat- tierung ist, und der Hinterleib viel grösser und länger ist. Am langgezogenen schmalen fast walzigen Kopfe nimmt die Stirn die halbe Länge ein, der Hinterkopf drängt sich keilförmig in den Thorax und die dicken Fühler haben scharf abgegränzte Glieder. Der Thorax ist kaum breiter als der Kopf, die Vorderfüsse von mässiger Stärke und mit spitzigen Klauen, die Mittelfüsse stär- ker mit grossen starken stumpfen Klauen, die Hinterfüsse noch viel dicker. Am langen dicken Hinterleibe erkennt man bei ge- fülltem Magen die einzelnen Segmente kaum; seine Haut ist sehr 31 schön granulirt. Jedes Segment hat zwei Reihen ziemlich star- ker gelber Borsten. Die Stigmen sind schwer zu erkennen. Das Weibchen zeigt am neunten Segment zwei nach hinten gerichtete Ecken, die sich verkürzen und eingezogen werden können. Das Männchen unterscheidet sich durch seinen kurzen kleinen Hinter- leib. Die strohgelbe Färbung erscheint dunkelgelb schattirt so an den Seiten der Stirn; an jedem Fühlergliede einen braunroth- gelben Ring; der Hinterleib graugelblichweiss. Magen und Ho- den verhalten sich im Wesentlichen wie bei der Hasenlaus. 16. Pediculus serratus Muris museuli in einigen Exempla- ren auf einem kranken Männchen Ende Juni 1815 beobachtet, in Gesellschaft vieler Flöhe und Milben. In der Grösse gleicht die Art den andern Nagerläusen, ähnelt auch sonst der Ratten- laus sehr. Ihr Kopf ist länglich rundlich mit schwachen Schlä- fen, abgerundetem nicht eingekeilten Nacken und abgekürzter doch nicht ganz abgeschnittener Stirn; Fühler ziemlich stark mit dickstem ersten und dünnstem letzten Gliede; Thorax nicht brei- ter als der Kopf und mit ziemlich parallelen Seiten; Füsse mit . zunehmender Stärke; erstes Paar nicht dicker als die Fühler, drittes am stärksten; Hinterleib oval keilförmig, Segmentirung sehr deutlich auch auf dem Rücken, erstes Segment lang und am schmälsten mit nicht hervorstehenden Ecken, zweites etwas brei- ter mit etwas hervortretenden hintern Seitenecken, die folgenden breiter mit sehr scharf hervorspringenden hintern Seitenecken. Auf jedem Segment eine Reihe einzelner. gelber Borsten, jede Borste nicht länger als das Segment selbst. Farbe weiss in gelb- lich spielend, keine Querstreifen, Fussenden braungelblich, die Männchen kleiner und mit schmälerem Hinterleibe als die Weib- chen. Die Art unterscheidet sich also von der der Wasserratte durch den Mangel der wirklichen Dornen an den Segmenten und des keilförmigen Ilinterkopfes, überhaupt noch durch die Form des Hinterleibes und die Schmalheit und Länge der beiden er- sten Abdominalsesmente; von der der Wanderratte ebendadurch und ’durch die weit schmäleren Schläfen, durch den Mangel der gelben Zeichnung und des braunen Randsaumes am Abdomen; von der der Feldmaus durch Farbe, Gestalt des Kopfes, Thorax und Hinterleibes; von der des Mus agrarius ebenso und beson- ders durch die starken spitzigen Ecken der Segmente. 17. Pediculus schistopyga Antilopis rupicaprae steht der Ziegenlaus sehr nah, selbst in der Grösse und in der Spaltung des letzten Segmentes, unterscheidet sich aber in folgenden Punk- ten. Die Zeichnung ist am Kopfe, den Fühlern und Füssen dunkler. An jedem Seitenrande der Stirn ist ein dunkelbrauser Saum, ebenso an den Seiten des Hinterkopfes, auch die Fühler haben dunkelbraune Ringe und ebenso die Vorderfüsse. Der Kopf ist hinten schmäler und die Stirn spitzer. Vielleicht darf man jedoch diesen Eigenthümlichkeiten keinen besondern Werth bei- 32 legen und muss die Ziegen- und die Gemsenlaus in eine Art vereinigen. 18. Pediculus tuberculatus Bovis bubalı ist eine der grössten Arten und zeichnet sich besonders aus durch ihre platt gedrückte Gestalt und den ziemlich scharfen aber in jeder Segmentfurche tief eingeschnittenen Seitenrand des Hinterleibes, welcher viel brei- ter ist als bei der Schweinslaus sowie im Gegentheil Kopf und Thorax viel kürzer und gedrängter sind. 19. Pediculus microps Cercopitheei sinici ähnelt der Men- schenlaus mehr als irgend einer Thierlaus. Hat die Grösse der männlichen Kopflaus, ihr Kopf ist hinten einschiebbar und nach hinten allmählig verschmälert, länglich, die Stirn sehr kurz, um- gekehrt keilförmig; Fühler ziemlich dick, ihr erstes und vorletz- tes Glied am dicksten, das letzte sehr klein; die Augen sehr deutlich; der Thorax beiter als-der Kopf, Hinterleib in der Mitte am breitesten und am Ende abgestutzt, die Segmente nicht ab- getheilt, die zwei mittlen am Seitenrande mit einer schiefen Pa- pille, ihre Oberfläche äusserst fein granulirt in parallelen Längs- reihen. Die Füsse nach hinten an Stärke zunehmend. Die Fär- bung grauweiss, ohne alle Zeichnung. 20. Pediculus clavicornis Merionis nach einem Exemplar: albidus, fronte laevi subcuspidato, antennis clavatis, pedibus ter- tiis crassissimis, quorum chelae maximae fuscae. ‚ Chr. L. Niützsck. Literatur. Physik. J. Dub, der Satz von Thomson über die Wirkung der Electromagnete, und Folgerungen aus dem- selben. — Die von Joule in seiner Abhandlung über remanenten Magnetismus mitgetheilte Ansicht des Prof. Thomson: die kurz so ausgedrückt werden kann: Aehnliche Stangen von nfacher Dimension mit nfacher Windungszahl ähnlich bewickelt bringen auf ähnlich lie- gende Punkte gleiche Kraft vor, war von Dub bestritten, indem er geglaubt hatte, dass auch ähnliche Puncte in den Stangen gemeint wären; spricht man den Schlusssatz aber so aus: üben auf nfache Entfernung gleiche Wirkung aus. Der Beweis dieses Satzes der nicht wie Wiedemann sagt a priori folgt, folgt aus mehreren bereits be- kannten Sätzen, es verhalten sich nämlich die Wirkungen beider Magnete wegen der nfachen Dicke wie 1:(yn:n?) ” »» ” Länge » l:(ya;n) ; 33 wegen der nfachen Windungszahl „ 1:n ” m hen NLFERNIINE: „ 1:d:n2) „ „.n° „ : Masse u: ei .o n yn 1 un Im Ganzen also wie 1: (3. ” ni Jar also wie 1:1. Experimentell hat Dub den Satz ee auf verschiedene Ar- ten, einmal hat er Messungen mit der einfachen Nadel und dann mit- telst eines magnetisirten Stahlspiegels dessen Ablenkung durch ein Fernrohr beobachtet wurde, vorgenommen. Bei den ersten Versuchen war der Magnetkern senkrecht gegen den magnetischen Meridian ge- richtet, und seiner ganzen Länge nach eng mit der Spirale umschlos- sen, später wurden diese 3 Beschränkungen beseitigt und überall das Gesetz bestätigt gefunden. Da der Thomsonsche Satz nur ein spe- cieller Fall ist, der durch Vereinigung der obigen fünf Verhältnisse entsteht, so lag es nah, auch einzelne Verhältnisse zu ändern, indem ceteris paribus entweder die Länge, die Dicke des Magneten oder die Anzahl der Windungen oder die der Entfernung u. s. w. geändert wurde, wo sich jedesmal die Resultate zeigten, die sich durch Zusam- mensetzung der obigen Verhältnisse erwarten liessen, (Pogg. Annal. LAX, 539 — 578.) Schbg. Mauritius, Notiz über eine einfache Vorrrichtung zur Bestimmung der magnetischen Declination. Dieselbe besteht darin, dass ein Kästchen von Glasplatten an einem Theodolith angebracht und in demselben die Magnetnadel aufgehängt wird; die Einrichtung unterscheidet sich von der Lamont’s dadurch, dass: der Magnet excentrisch angebracht ist und zeichnet sich durch ihre Ein- fachheit aus. (Pogg. Ann. CXX, 617— 619.) Schbg. J. Müller, Bestimmung der magnetischen Inclina- tion zu Freiburg (im Breisgau) durch inducirte Ströme. — Verf. benutzte 6 grosse Kupferdrahtspiralen, die eigentlich zu einem grossen Electromagneten gehören, jede von 5 Zoll Länge und 3 Zoll innern Durchmesser, um nach der Weberschen Methode die magne- tische Inclination zu messen: es geschieht diess durch Messung der Ströme, welche der verticale und horizontale Theil des Erdmagnetis- mus in diesen Spiralen zu erzeugen im Stande ist, wenn dieselben in geeigneter Weise gedreht werden. Bei verticalgestellter Umdredrehungs- axe inducirtdie horizontale Componente des Erdmagnetismus die Ströme in der Spirale und umgekehrt; die Stärke der inducirten Ströme, also auch der partiellen Intensitäten des Erdmagnetismus ward durch ein „transportables Magnetometer“ (Müllers Lehrbuch d. Physik Il. Auflage 5. S. 281) gemessen, und die trigonometrische Tangente. der Inclination als der Quotient aus der verticalen Intensität dividirt durch die horizontale bestimmt. Hiernach ergiebt sich die Inclination von Freiburg für den März 1863 gleich 640 576‘, was von den Lamontschen magnetischen Karten für Deutschland und Baiern (1854) nach Reduction ihrer Angabe aufs Jahr 1863 nur um 2,2 Minuten abweicht. (Pogg. Ann. CXZ, 612 — 616.) Schbg. G. Quincke, über den Brechungsexponenten der XXIII. 1864, 3 34 B Metalle. — Nachdem der Verfasser (Pogg. Ann. 119 vgl. dies. Jahr- gang Heft 10 u. 11 pag. 358) darauf aufmerksam gemacht hat, dass der Brechungsexponent einzelner Metalle besonders des Silbers und Goldes kleiner als 1 sein kann,, hat er jetzt an einer „Platte“ von blauviolettem Silber das auf einer planparallelen Glasplatteniedergeschla- gen und polirt war, weitere Interferenz- und Polarisationsversuche gemacht als deren Resultat er hinstellt, dass der Brechungsexponent der Metalle von dem Einfallswinkel abhängt und mit wachsenden Ein- fallswinkel zunimmt. (Pogg. Annal. CXX, 599— 605.) Schbg. P. Riess, Ablenkung dor Magnetnadel durch die Ne- benströme der Leydener Flasche. Nachdem Faraday die Jn- duction bei Voltaschen Ketten entdeckt hat, versuchte er auch durch die Entladung einer Leydener Flasche Inductionsströme zu erregen; diese Versuche sind von Mariani, Henry und Riess weiter fortgesetzt. Da die Entladung einer Leydener Flasche augenblicklich vor sich geht, entstehen die beiden entgegengesetzten Ströme gleichzeitig, heben sich aber, da sie gleich sind, einander auf und bewirken daher keine Ablenkung der Magnetnadel, ebenso wie der inducirte Strom eines Rhumkorffschen Apparates; bringt man aber in der Leitung eine Lücke an, wo der Funke überspringen kann, so entsteht eine Ablenkung. Am besten ist es diese Lücke im luftleeren Raum anzubringen, was sich am einfachsten durch das sogenannte electrische Ei bewerkstelligen lässt, wenn man die eine Kugel bis aufeinen Punct nicht leitend überzieht. (Soupape Electrique, electrisches Ventil) Riess hat den Apparat so ein- gerichtet, dass in einem luftleer zu machenden Cylinder eine Platinspitze von !/;mm Durchmesser einer Messingscheibe von 11 Linien Durchmesser gegenüber steht; die Entfernung beider beträgt 1 Linie. Um die Lage des Ventils zu bezeichnen, gebraucht er die Ausdrücke Spitzenstellung und Flächenstellung, jenachdem der positive Strom von der Spitze zur Platte oder umgekehrt übergehen musste. Es ergab sich, dass der Nebenstrom der Leydener Batterie mit Hülfe des electr. Ventils und - bei jeder Stellung derselben die Magnetnadel im Sinne eines Stromes ablenkte, der von der Scheibe zur Spitze geht. Bei Vermehrung des Luftdrucks im Ventil von 5/, Linien — 28 Zoll, nahm die Ablenkung zuerst ab und zuletzt wieder zu; bei der Flächenstellung ist diese Ablenkung langsam und geschieht stets nach derselben Seite, die einem dem Hauptstrome gleichlaufenden Nebenstrome entspricht; bei Spitzenstellung des Ventils erfolgt die Ablenkung an- fangs im entgegengesetzten Sinne, nimmt mit zunehmenden Luftdruck schnell ab, ändert das Zeichen und nimmt schliesslich auf der andern Seite zu. Auch die Magnetisirung von Stahlnadeln durch den Neben- ı strom zeigten, dass der Nebenstrom bei jeder Stellung des Ventils im Sinne eines Stromes magnetisirte, der von der Scheibe zur Spitze geht; besonders merkwürdig war, dass der sehr schwach ablenkende Nebenstrom einen ziemlich starken Magnetismus erzeugte und darin einen Hauptstrom, der dieselbe Ablenkung hervorbrachte, übertraf. Die magnetische Ablenkung durch den Hauptstrom war von der Stellung des 35 Ventils unabhängig; die -Magnetisirung aber ebenso wie die Wärmeent- wicklung (Pogg. Ann. 96. 181) bei Flächenstellung stärker. Die Un- tersuchung der magnetischen Ablenkung durch Nebenströme höherer Ordnung liefert folgendes Resultat: Bei Flächenstellung des Ventils und successiver Zunahme des Luftdruckes darin, tritt die langsame Abnahme gleichgerichteter Ablenkungen ein, bei Strömen grader Ord- nung, eine schnelle Abnahme und Wechsel der Richtung bei den Strö- men ungerader Ordnung; — bei der Spitzenstellung ist es umgekehrt. Den Schluss der Abhandlung bildet eine Untersuchung über die mag- netische Ablenkung durch den Nebenstrom im Schliessungsdrahte der Batterie selbst, welche bei Anbringung von Zweigen an demselben entstehen; die hierher gehörigen Versuche zeigen nicht nur vollkommne Uebereinstimmung mit den obigen Gesetzen über den Nebenstrom, sondern auch mit dem früher (Pogg. Ann. 106, 207) veröffentlichten Versuchen über die Erwärmung der Zweige (Pogg. Ann. CXX, 513—538.) Schbg. Simler,übereinneuesHand- undReisespectroscop. — Dasselbe besteht im Wesentlichen aus einem Spalt, einer Linse und einem Flintglas-Prisma, die in der gehörigen Reihenfolge combinirt sind und in einer Hülse stecken. Hinter dem Flintglas-Prisma ist ein Reflexions- Prisma oder ein Stahlspiegel angebracht, durch welchen das Spectrum in die Richtung der Achse des Rohres zurückgelenkt wird. Das ganze Instrument bekommt durch diese Einrichtung die Gestalt eines Fernrohrs, und lässt sich schr leicht auf die betreffende Lichtquelle einstellen, worin die Hauptverbesserung des Instrumentes besteht. Kommt es darauf an sehr ausgedehnte Spectra zu erzielen, so ist die Anwendung mehrerer Flintglas-Prismen nach dem Kirch- hoff’schen Prineip zulässig. (Journ. f. pract. Chemie Bd. XC. p. 299, Brek. ‚Waltenhofen (Prof. in Innsbruck), über den magneti- schen Rückstand im Eisen. — Der magnetische Rückstand in weichen Eisenkernen ist bei wiederholter temporärer Magnetisirung sehr ungleich, ja es zeigt sich nach dem Oeffnen des Stromes öfter die entgegengesetzte Polarität, Diese „anomale Magnetisirung“ erklärt W. durch die Theorie der drehbaren Molekularmagnete folgendermas- sen: Bei einer allmählichen Verringerung der Stromstärke werden auch die Molecularmagnete eine langsame Bewegung vollziehen und sich allmählich in die Gleichgewichtslage begeben; bei plötzlicher Aufhebung des Stromes und also auch des Spannungszustandes da- gegen erlangen die Moleküle eine gewisse Schnelligkeit, mit der sie sogar über die ursprüngliche Gleichgewichtslage zurückgehen. Die in dieser Lage Zurückbleibenden üben dann die entgegengesetzte mag- netische Wirkung aus. Eine oscillirende Feder, die durch mässige Reibung etwas gehemmt ist, zeigt bei plötzlichen oder allmählichen Nachlassen eines ihr ertheilten Spannungszustandes ein analoges Ver- halten. Diese Annahme scheint sich bei mehreren Eisenstäben bestä- tigt zu haben, doch erheischt die Beobachtung anomaler Magnetisi- 3* 36 rungen allerdings noch feinere Untersuchungen, als deren vorläufige Anzeige dieser Aufsatz gelten soll. — (Pogg. Ann. CXX, 650 — 653.) Schbg. Chemie. Berthelot, über dieEinwirkung der Hitze auf Aldehyd. — Reiner Aldehyd wird durch 100stündiges Er- hitzen auf 1609 völlig zersetzt. Es entwickelt sich dabei kein Gas, sondern es entsteht nur Wasser und ein harzartiger Stoff, dessen Zu- sammensetzung der eines Gemisches polymerer Kohlenwasserstoffe n(€2H2) entspricht, zugleich entstehen kleine Mengen Alkohol und vielleicht Essigsäure. — (Compt. rend. LVI, 703.) - . Smt. C. D. Braun, über die Einwirkung der Chromsäure auf Ferrocyankalium. — Fügt man zu einer mässig concentrir- ten Lösung von gelbem Blutlangensalz tropfenweise eine Lösung von Kaliumbichromat, so färbt sich die ganze Masse unter Annahme ei- ner schwäch alkalischen Reaction dunkelbraun, Dampft man zur Trockne ab, so entsteht eine zähe Masse, die sich in heissem HO wie- ‘ der löst. Man lässt jene zähe Masse erkalten und wäscht sie mit kaltem Wasser ab, wodurch das entstandene Ferrideyankalium sowie neutrales chromsaures Kali entfernt werden, und behält auf dem Eil- ter einen braunen Rückstand von chromsaurem Chromoxyd, den man im Wasserbade trocknet. Der Körper ist von muschligem Bruch und decrepitirt, wenn man ihn noch warm mit einem spitzen Gegenstandc berührt. Eine kleine Verunreinigung mit Eisen, das sich ausschei- det, ist nie zu vermeiden. Kali entzieht ihm Chromsäure in der Sie- dehitze, Salzsäure bildet unter Entwicklung von Chlor Chromchlorid. Der frisch bereiteten Substanz lässt sich durch anhaltendes Kochen mit Wasser die Chromsäure entziehen und es hinterbleibt ein schmutzig grünes Chromoxyd. Beim Glühen verglimmt es und sein spec. Gew. ist 2,0. — (Journ. f. prakt. Chem. XC, 356.) Brek. H. Debus, über Darstellung des Methylamins aus Blausäure und Wasserstoff. — Da nach Mendius sich Wasser- stoff in Entstehungsmomente mit den Nitrilen zu Aminbasen vereinigt, so versuchte D. die Darstellung des Methylamins nach “demselben Prineip aus Blausäure. Es wurde ein Wasserstoffstrom durch eine Retorte geleitet, in der sich ein Gemenge von Cyankalium und Schwe- felsäure befand. Das Gasgemenge wurde zuerst durch ein leeres Ge- fäss, dann über Chlorcaleium, ein mit Platinschwarz gefülltes Rohr und endlich durch einen mit verdünnter Salzsäure gefüllten Liebig- schen Kaliapparat geleitet. Die Vorversuche hatten ergeben, dass die Reaction am leichtesten bei 100° erfolge, es wurde daher die Röhre mit dem Platinschwarz in ein auf 110° erhitztes Paraffinbad gelegt. In dem Ende der Röhre, das zwischen Platin und Säure sich befand, schieden sich ölartige Tropfen ab. Die Säure im Kaliapparat wurde nach Beendigung des Versuchs im Wasserbade zur Trockne verdampft und gab einen weissen in absolutem Alkohol völlig löslichen Rück- stand von salzsaurem Methylamin. Das mit Wasser ausgezogene Pla- tinschwärz gab eine Flüssigkeit, aus der bein Concentriren bräunlich 37 gefärbte Säulen von Methylamin-Platineyanür krystallisirten. — (An- nal. d. Chem. u. Pharm. CXAVIIL, 200.) — m. — R. Fittig, über das Zerfallen desSalmiaks beimKo- chen wässriger Lösungen. — Dass der Salmiak beim Kochen seiner Lösungen in Ammoniak und Salzsäure zerlegt werden sollte, scheint auf den ersten Blick unwahrscheinlich; ganz genaue quantita- tive Bestimmungen des V. haben jedoch ergeben, dass in der That aus der siedenden Flüssigkeit mehr Ammoniak abdunstet als Salz- säure, und dass, selbst wenn man eine ammoniakalische Salmiaklö- sung anhaltend kocht, schliesslich eine saure Flüssigkeit resultirt. — (Annal. d. Chem. uw. Pharm. CXXVIII, 189.) —ı.— W. Heldt, über die sogenannte Passivität der Me- talle. — Verf. sucht nachzuweisen, dass die Ausdrücke Activität und Passivität nur Nothbehelfe sind, welche beweisen, dass eine Er- scheinung missverstanden worden ist, oder dass man eine Erklärung derselben schuldig bleiben will, ausserdem sei die Bezeichnung ganz inconsequent, denn man könne bei jeder Verwandtschafts - Aeusserung active und passive Zustände beobachten, wenn man die Körper in Zustände bringt, wo die Bedingungen zur Affinitätsäusserung fehlen. Wenn Kupfer und Schwefel in der Kälte zusammenkommen, so könne man dieselben passiv nennen, erhitzt man sie, so werden sie activ d. h. sie verbinden sich. Heldt hat nun alle Körper, die in sog. pas- siven Zustand übergehen sollen, näher untersucht, als Zinn, Blei, Wis- muth, Kupfer, besonders ausführlich aber das Eisen. Letzteres, be- sonders in seinem Verhalten gegen salpetersaures Quecksilber-, Blei- und Silberoxyd und Kupfervitriol und hat gefunden, dass ein eigen- thümlicher Zustand, in welchem die Natur der Metalle dauernd durch verschiedene Agentien eine völlig veränderte geworden ist, nicht existirt, sondern dass einzig und allein an der Oberfläche einiger Metalle und zwar nur derjenigen, deren salpetersaure Salze in con- centrirter Salpetersäure unlöslich sind, iu Folge der Bildung unlösli- cher Ueberzüge eben dieser salpetersauren Salze veränderte Erschei- nungen eintreten, die zu der Täuschung geführt haben, das Metall sei in einen eigenen electrodynamischen Zustand getreten.“ Diese Ueberzüge sind erkennbar mit blossen Auge beim Kupfer und Zinn und lösen sich zum Theil in verdünnter Säure auf, woraus es sich erklärt, dass bei diesen Metallen die Passivität durch Zusatz von Wasser sofort aufgehoben wird, bei andern, wie beim Zinn, muss das auch in verdünnter Säure unlösliche Salz abgeschabt werden, um die Communication mit der Säure herzustellen. Ueberhaupt erklären sich hierdurch eine grosse Anzahl Erscheinungen, die alle aufzuzählen hier zu weit führen würde. — (Journ. f. prakt. Chem. XC, 257— 288.) Schbg. Hübner und Wehrhane, über eine Verbindung des Cyans mit dem Phosphor. — Vollständig getrocknetes Cyansil- ber wurde mit der entsprechenden Menge PCl?, das mit trocknem Chloroform stark verdünnt war, in zugeschmolzenen Röhren auf 120 38 — 140° erhitzt. Nach dem Oeffnen der Röhren und Entleeren des Inhalts wurde das Chloroform abgedunstet, und aus dem Rückstand in einer kleinen Retorte der gebildete 3fache Cyanphosphor im Koh- lensäurestrome aus dem Oelbade bei 160—190° in den aufwärts ge- richteten Retortenhals getrieben. Die Verbindung setzt sich in zoll- langen, glänzend schneeweissen Nadeln resp. 6seitigen Tafeln ab. Nur wenig an der Luft erwärmt entzündet sie sich und verbrennt mit hellem Lichte; mit HO, wässrigen Alkalien oder Säuren zersetzt sie sich unter Bildung von Blausäure und phosphoriger Säure; einen fünffach Cyanphosphor darzustellen gelang bisher nicht. — (Aral. d. Chem. u. Pharm. CXXVIIL 254) S. A. Husemann, zur Erkennung des Morphins und Narcotins. — Da weder die Reaction des Morphins gegen Eisen- chlorid, noch die von Erdmann angegebene gegen Salpetersäurehal- tige Schwefelsäure bei gerichtlich chemischen Analysen brauchbare Resultate liefert, hat sich Verf. bemüht ein besseres Verfahren zu finden, naeh welchem noch kleine Mengen Morphins deutlich nachge- wiesen werden können. 2—4Milligramm Morphin werden auf einem Uhrglase mit 6— 8 Tropfen concentrirter Schwefelsäure übergossen; voın Rande aus lässt man dann einen Tropfen Salpetersäure beliebiger Concentration dazufliessen; an der Berrührungsstelle der Flüssigkei- ten zeigt sich dann eine Rosafärbung, die nach wenig Secunden in gelb übergeht; nach einigen Minuten wird sie grün und dann braun. Hat man zu der schwefelsauren Morphinlösung vor dem Zusatz der Salpetersäure einige Tropfen Wasser hinzugefügt, so dass starke Er- wärmung eingetreten ist, dann zeigt sich, wenn man vor dem Sal- petersäurezusatz hat erkalten lassen, eine schöne Carmoisinfarbe. Hat man die Schwefelsäure-Morphinlösung vorher kurze Zeit auf 100 — 1500 erwärmt, so bringt Salpetersäure eine dunkel-blauviolette Fär- bung hervor, die allmälig in bluthroth übergeht. Dieselben Farben- erscheinungen treten auf, wenn man anstatt Salpetersäure eine Lö- sung von unterchlorigsaurem Natron anwendet. Erwärmt man Nar- cotin mit Schwefelsäure, so entsteht entweder gleich eine gelbe Farbe, oder eine violette, die bald in gelb übergeht; wenn erwärmt wird, zeigt sich dann zuerst eine orangerothe Farbe, die an den Rändern blauviolett wird, bis sie schliesslich intensiv rothviolett wird. — (4n- nal. d. Chem. u. Pharm. CXXVIII, 305.) Smt. Kellner und Beilstein, über Trinitrocressol und Chrysanissäure. — Diese beiden Verbindungen sind nicht, wie es Kolbe vermuthete, identisch, sondern nicht einmal isomer. Um er- stere Verbindung darzustellen, wird Cressol mit der 3fachen Gewichts- menge SO? übergossen, einige Tage bei gelinder Wärme digerirt und dann mit einigen Tropfen Salpetersäure zum Kochen erhitzt. Es tritt heftige Reaction ein; man entfernt daher den Kolben vom Feuer, fil- trirt in eine grosse Schale und erhitzt nun unter Zusatz grösse- rer Mengen Salpetersäure, dampft bis zur Krystallisation ein; die gebildete Oxal- und Pikrinsäure werden mit kaltem Wasser ausge- 39 waschen. Das Trinitrocressol ist viel leichter löslich in kaltem Alko- hol als die Chrysanissäure und krystallisirt aus der heiss gesättigten Lösung in gelben Nadeln. _Durch Einleiten von Salzsäuregas in die alkoholische Lösung entsteht kein Aether des Trinitrocressols. Durch Einleiten von Ammoniakgas in die alkoholische Lösung des Trinitro- ceressols und sättigender Flüssigkeit mit Schwefelwasserstoff entsteht Amidinitroeressol —= €7H7N?®5, es sind gelbe Nadeln, wenig in heis- sem, gar nicht in kaltem Wasser löslich; das löslichste Salz ist das Magnesiasalz. Die nach der Vorschrift von Cahours dargestellte Chrysanissäure hat nach K. und B. die Formel &7H5(N02). Wird die alkoholische Lösung der Säure mit N.H3 und HS behandelt, so entsteht Amidochrysanissäure €7H5(N®2)?NH?2, die aus ammoniakali- scher Lösung ein in prachtvoll granatrothen Prismen krystallisirendes Ammoniaksalz liefert. Leitet man in die kalt gesättigte alkoholische Lösung der Amidochrysanissäure salpetrige Säure, so entsteht Azoa- midochrysanissäure von der Zusammensetzung £7 HN? (N9232 — (Ebenda p. 164.) Snt. A. Geuther, über dieEinwirkung von salpetrigsau- rem Kali auf salzsaures Diaethylamin. — Es entsteht bei der Einwirkung eine Verbindung, die G. Nitrosodiäthylin' nennt, weil sie zum Diaethylamin in demselben Verhältniss steht, wie Nitrosopheny- lin zu Anilin, oder Nitrosonaphtylin zu Naphtylamin. Wenn ein Ge- misch der oben genannten Verbindungen in einem Apparate erhitzt wird, der mit einem Kühlapparate verbunden ist, so treten zuerst als Producte der Einwirkung Stickstoff und Stickstoffoxyd auf, dann destillirt Diaethylamin über, aber keine Spur von Salpetrigsäure - Ae- ther. Schliesslich sammelt sich in der Vorlage eine wässrige gelbliche Flüssigkeit an, auf der das Nitrosodiaethylin als ölförmige Flüssigkeit schwimmt. Sodann wurde mit Chlorcaleium entwässert und in einer Koh- lensäureatmosphäre destillirt. Das reine Nitrosodiaethylin hat schwach gelbliche Farbe, eigenthümlich aromatischen Geruch und brennenden Geschmack, färbt sich an der Luft dunkel, siedet bei 176,9° C. und hat ein spec. Gew. = 0,951. Es wurde zusammengesetzt gefunden £g+H10N2Q. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXXVII, 151.) Smt. K. Kraut, über Atropin. — Atropin wurde durch 2—3 stündiges Erhitzen mit einer heiss gesättigten Lösung von Barythy- drat in zugeschmolzenen Röhren zersetzt. Die klare Flüssigkeit wurde sodann destillirt, wobei.nur Spuren einer flüchtigen Basis gewonnen wurden. Der Rückstand wurde durch Einleiten vou Kohlensäuregas vom Baryt befreit und eingedampft. Nach mehrwöchentlichem Ste- henlassen über Schwefelsäure waren kleine Krystalle ausgeschieden, welche die letzten Antheile des nicht abgeschiedenen Baryts enthiel- ten. Nach Entfernung derselben wurde der flüssige Rest mit Salz- säure zersetzt. Es schieden sich weisse nadelförmige Krystalle einer neuen Säure (Atropasäure) aus, während salzsaures Atropin in Lö- sung blieb, so dass sich das Atropin unter Aufnahme von H2$ in folgender Weise zu spalten scheint 17 H2 NQ? + H39 — €? H! 9% 40 -L gsH!ITN9®%, Die Säure krystallisirt aus Wasser in Nadeln. yon Benzoesäuregeruch und schmilzt bei 1051/20 C. K. hält sie für iso- mer der Zimmtsäure. Die Basis konnte K. noch nicht in ganz Tei- nem Zustande gewinnen, sie bildet mit Salzsäure und Platinchlorid sowohl, wie mit Goldchlorid krystallisirbare Doppelsalze. Aus der Analyse des Platindoppelsalzes suchte er die Zusammensetzung zu ermitteln. Beim Kochen mit Wasser scheinen sich kleine Mengen der Basis zu verflüchtigen. Das atropasaure Atropin ist nicht krystalli- sirbar; fadenziehend, wenn es möglichst concentrirt ist; in der Wär- me zerfliessend, und bewirkt nicht wie das Atropin eine Erweiterung der Pupille. Bei anhaltendem Erhitzen mit rauchender Salzsäure im Wasserbade scheint das Atropin dieselbe Spaltung zu erleiden. — (Annal. d.&Chem. u. Pharm. CXAVIIL, 280.) Smt. & J. Langley, über Auffindung von Pikrotoxin. — Die wegen ihres Pikrotoxingehaltes giftigen Kokkelskörner haben in Folge der vielfachen Verwendung in der Bierbrauerei, wo sie als Ersatz- mittel des Hopfens dienen, den Chemiker veranlasst die Reactionen des Giftes zu studiren. Man stellt es unter die Alkaloide, obwohl es sich von diesen in vielen Beziehungen abweichend verhält und entdeckte es bisher am sichersten durch das Microscop. Es löst sich in 150 Theilen kalten Wassers, bei Gegenwart von Kali aber in dem 6—8 fachen Volumen, reducirt CuO, SO; in alkalischer Lösung und er- theilt saurem chromsaurem Kali eine grüne Farbe. Sicherer ist fol- gende Reaction. Man reibt Pikrotoxin mit Kalisalpeter zusammen, fügt einen Tropfen SO; hinzu und dann eine starke Kali- oder Na- tronlauge. Das Gemisch nimmt sofort eine röthlichgelbe Färbung an. 1 5000 Grm. Pikrotoxin sind auf diese Weise nachweisbar. Am besten nimmt man 3—4 Mal so viel Salpeter als die angewandte Substanz ausmacht, und nur so viel Schwefelsäure als nöthig ist, die Masse zu befeuchten. Andere Oxydationsmittel bewirken dasselbe. Die zum Vorschein kommende Farbe ist jedoch nicht beständig, sondern von grösserer oder geringerer Dauer, je nach der angewandten Menge der Substanz. Die Reaction scheint überdies nur eine Folge von der Beimengung eines stickstoffhaltigen Körpers zu sein, der dem Pikro- toxin immer beigemengt ist; vollkommen stickstofffrei bekommt man es nur, wenn man es in Alkali löst und mit Säuren wieder fällt;| als- dann giebt es aber auch nicht mehr jene Reaction. Zucker und Strychnin stören die Reaction, sie bedingen eine braungelbe Farbe. Man hat jedoch von ersteren nichts zu befürchten, da ersterer bei der Darstellung des Pikrotoxins abgeschieden wird und von letzterem wird es vollständig getrennt, wenn man eine saure Lösung beider mit Ae- ther behandelt, wobei das Strychninsalz im Wasser bleibt, das Pikro- toxin aber sich im Aether löst. — (Journ. f. pract. Chem. XC, 333.) Brek. C. Lermer, über den krystallisirten Bitterstoff des Hopfens. — Nach Lermer gewinnt man denselben, indem man fri- 41 schen Hopfen mit Aether extrahirt, den Aether abdestillirt und den Rückstand mit Alkohol behandelt. Der Alkohol wird wieder abdestil- lirt, und der Rückstand von Neuem in Aether gelöst, Kalilauge zuge- setzt und geschüttelt, bis neu hinzugesetzte Lauge keine gelbe Farbe mehr annimmt. Man schüttelt jezt die ätherische Lösung mit Was- ser, bindet das nun im Wasser gelöste Hopfenbitter an Kupferoxyd und zersetzt nach dem Abscheiden der Kupferverbindung dieselbe durch Schwefelwasserstoff. Unter Einleiten von CO, dampft man die wässrige Lösung des Hopfenbitters zum Syrup ein, aus der alsdann der Bitterstoff krystallisirt. Die Krystalle sind eben nicht sehr halt- bar, sie werden es aber, wenn man sie aus Aether umkrystallisirt. — (Journ. f. prakt. Chem. XC, 254.) Brck. O. Lindenmeyer, Beiträge zur Kenntniss desChole- sterins. — Das Cholesterin findet sich fast in allen Theilen des menschlichen und thierischen Organismus, ganz besonders häufig aber in der Galle und in den Gallensteinen. Seine Bildungsweise ist noch so gut als unbekannt, indessen lässt sich mit grosser Wahrscheinlich- keit behaupten, dass es als beständiger Begleiter des Eiweisses ein Zersetzungsproduct des letztern sein möchte, wofür auch die neuer- dings gemachte Entdeckung des Cholesterins in Erbsen und Bohnen zu sprechen scheint. Bei +20° C. löst sich ein Theil Cholesterin in 6,650 Theilen Chloroform. — Nach Hoppe zeigt es eine nicht unbe- deutende linkseitige Circumpolarisation, die mit Vortheil zur quanti- tativen Bestimmung desselbeu benutzt werden kann, da die Drehung von der Temperatur der Lösung unabhängig ist. Es sollte dieses Verfahren angewandt werden zu der Bestimmung des Cholesterins in Erbsen und Bohnen in verschiedenen Stadien der Eutwicklung. Es wurden aus gleichen Quantitäten der Früchte zu verschiedenen Zei- ten und von demselben Felde Erbsen und Bohnen mit Alkohol und Aether extrahirt, die Extracte entfärbt und in den Polarisationsappa- rat gebracht, wobei sich ganz unerwartet eine Rechtsdrehung ein- stellte, die offenbar eine Folge eines bisher unbekannten Körpers sein muss. Jener rechtsdrehende Körper kann durch stundenlanges Ko- chen mit alkoholischer Kalilauge unter Ersetzung des verdampften Alkohols zerstört werden, worauf alsdann däs Verfahren der Polari- sation zur quantitativen Bestimmung anwendbar wird. Es hat sich herausgestellt, dass sich beim Reifen der Früchte der Cholesteringe- halt bedeutend vermehrt. — Bertholdt und Planer zeigten zuerst, dass das Cholesterin seinem Verhalten zu Säuren und Chlor nach ein Alkohol sein müsse, durch Versuche des Verf. wird diese Ansicht noch bestätigt, da ihm die Darstellung des Natrium - Alkoholats ge- lang. Bringt man nämlich Stückchen reinen Natrium’s in O freies Steinöl, das mit trockenem Chotesterin gesättigtist, so überzieht sich das Natrium bald unter Entwicklung von H mit einem weissen fett- ähnlichen Körper, der das Natriumcholesterylat ist. Dasselbe kann aus Chloroform umkrystallisirt werden und bildet dann feine nadel- förmige Krystalle, die durch HO langsam, aber schnell durch Alko- 42 hol zersetzt werden, bei 150° schmelzen und bei 180° zersetzt wer- den. — (Journ. f. pract. Chem. XC, 321.) Brek. Lindenmayer, über Essigsäure — Cholesterin. — Beneke hat kürzlich auf die Löslichkeit des Cholesterins in heissem Eisessig hingewiesen.. Aus dieser Lösung krystallirt beim Erkalten ein weisser Körper, abweichend von Cholesterin in mikroscopischen feinen Nadeln. Man kann diese Krystalle jedoch nur in Eisessig un- tersuchen, da sie selbst im stärksten Alkohol bald undurchsichtig werden und verschwinden, während sich wasserhaltiges Cholesterin in der bekannten Form reichlieh ausscheidet. Die chemische Unter- suchung macht es höchst wahrscheinlich, dass die erhaltenen Kry- stalle Cholesterin sind, in denen das Wasser durch Essigsäure vertre- ten ist. — (Journ. f. prakt, Chem. XC, 331.) Breck. de Luna, Bereitung von Stickgas. — Man erhält diess Gas rein durch Erhitzen von gleichen Gewichtsmengen doppelt chrom- sauren Kalis und Salmiaks in einer Retorte und Waschen des Gases durch Eisenvitriollösung ; im Rückstand bleibt Chlorkalium ynd Chrom- oxyd NH? CI+KO.2Cr0O®—=N -+ KCl + Cr2 0? -+4HO. — (Journ. f. prakt. Chem. X0, 256) Schög. A. Müller, Beobachtungen auf dem Gebiete der Milchwirthschaft. — 1. Scaldedmilk und Milchdialyse. In der englischen Grafschaft Devonshire bereitet man die Butter, in- dem man die frische Milch in eine Art Puddingnapf seiht, 12 Stun- den stchen lässt, dann im Wasserbade so weit erhitzt, dass die Rahm- ‚decke hier und da von kleinen Luftbläschen gehoben zu werden an- fängt und dann wieder 12 Stunden stehen lässt, worauf man die Rahmhaut abnimmt und zu Butter knetet. — Die Milchdialyse kann hierbei sehr deutlich wahrgenommen werden. Während die frische Milch auf 1 Th. Protein, 1,53 Th. Milchzucker und 0,22 "Th. Asche gab, fand sich im Rahm auf 1 Th. Protein 0,56 Th. Zucker und 0,14 Th. Asche. — 2. Süsse Milchgährung, Aufrahmung, Butte- rungsweise. Verf. versteht unter süsser Milchgährung die frei- willig erfolgende Auflösung der Häute, die die Fettkügelchen des Milchsekretes anfänglich umhüllen. — Es wird diese Gährung ge- hemmt durch niedere Temperatur und Luftabschluss ; Luftzutritt und mittlere Temperatur befördert sie und genügen diese Umstände um sie in 24 Stunden zu beendigen. Die süsse Milchgährung beschleu- nigt ferner die Aufrahmung, obwohl die Dauer der letztern haupt- sächlich von der Grösse der Milchkügelchen abhängig ist. Die Be- schaffenheit des Rahms ist wesentlich durch die süsse Milchgährung | bedingt, sie veranlasst stets einen sehr concentrirten Rahm, der leicht von der darunter stehenden Flüssigkeit getrennt werden kann. — 3. Saure Milchgährung. Nach Müllers Beobachtungen wird die Säuerung der Milch nicht durch Erniedrigung der Temperatur, son- | dern durch Zuführung von Sauerstoff verhindert. In verdeckten Glä- sern oder Glasflaschen säuert die Milch stets leichter als in daneben stehenden offenen Schalen, und in hohen Cylindern ist die Mileh am 43 Boden oft schon geronnen, während sie oben noch ganz dünnflüssig ist. Trockene Räume tragen wesentlich zur Conservirung der Milch bei. — (Journ. f. prakt. Chem. XC, 351.) Brek. Peltzer, über Polysulfurite des Kupfers. — Die Lö- lichkeit des Schwefelkupfers in gelb gewordenen Schwefelammonium ist bedingt durch die Bildung eines Sulfosalzes aus mehrfach Schwe- felkupfer und einfach Schwefelammonium, das zwar in der Kälte ent- steht, aber durch Erwärmen zersetzt wird. Wenn man nach P. eine verdünnte ammoniakalische Lösung vor. Kupfervitriol in concentrirtes Schwefelammonium (das immer etwas unterschwefligsaures Ammoniak enthält) tröpfelt, so lösen sich die entstehenden Niederschläge bis auf einen bestimmten Punkt wieder auf; die Farbe der Niederschläge ist verschieden, zuerst hellbraun (CuS?), dann gelborange, dann grün, zuletzt wieder braun. P. glaubt, dass die verschieden gefärbten Nie- derschläge auch verschiedene Zusammensetzung haben. Das in einer frühern Abhandlung beschriebene rothe Sulfosalz krystallisirt vor Oxydation geschützt in kleinen granatrothen Nadeln, amorph scheidet es sich beim Schütteln als zinnoberrothes Pulver ab. Das Salz ist we- nig beständig, wird unter Verlust von Sehwefelammonium bald braun und endlich schwarz. Es lässt sich das Salz direct aus Kupfervitriol darstellen. Man tröpfelt eine verdünnte stark ammoniakalische Lö- sung des Salzes in NH*Sx so lange, bis ein permanenter Niederschlag entsteht, filtrirt in einen Kolben, der davon ganz angefüllt werden muss und verkocht. Nach 1—2 Tagen ist das rothe Salz auskrystal- lisirt, leider scheidet sich gleichzeitig noch Schwefel aus. Mit Kali- hydrat entwickelt es Ammoniak, und es scheint ein ähnliches Kalium- salz zu entstehen; aus der Lösung wird ein wie Fe?O;.HO ausse- hender Körper durch Säuren gefällt. P. nimmt für die rothe Verbin- dung die Zusammensetzung NH*S.2CuS? an. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXAXVIII, 180.) Int. E. Pfeiffer, über Atropin. — Werden 2 Theile Atropin mit 5 Theilen zweifach chromsaurem Kali und 15 Theilen Schwefel- säurehydrat, das vorher mit dem 3fachen Gewicht Wasser verdünnt ist, destillirt, so tritt im Anfang der Geruch nach Bittermandelöl auf, welches sich auch im Destillat nachweisen lässt. Nach 10 Minu- ten langem Kochen hat sich auf der grün gewordenen Flüssigkeit in der Retorte ein weisser Schaum von Benzoesäure abgeschieden, de- ren Menge ungefähr !/; vom Gewicht des angewandten Atropins aus- macht. Erhitzt man 1 Theil Atropin mit 6 Theilen Natronhydrat, das mit 15 Theilen Wasser verdünnt ist, so spaltet sich dasselbe in eine flüchtige Basis und eine Säure. Der letztern gibt Pf. die For- mel €2*H!295 und glaubt, dass sie zur Cuminsäure in derselben Be- ziehung steht, wie die Acrylsäure zur Propionsäure. Die flüchtige Basis gibt mit Salzsäure ein krystallisirbares Salz. 2 Grm. Atropin lieferten ca. 1,65 Grm. Natronsalz der Säure und 0,3 Grm. der salz- sauren Verbindung. — (Annalen der Chemie u. Pharmacie CXXVII, 273.) —t. 44. Reinecke und Beilstein, über die Reduction der sa- licyligen Säuren zu Saligenin. — Aus Natriumamalgan löst sich das Natrium mit Leichtigkeit ohne Wasserstoffentwickelung in der mit etwas Wasser übergossenen salyeiligen Säure auf. Nach einigen Tagen ist sämmtliche salycilige Säure verschwunden. Wenn man die alkalische Flüssigkeit mit Schwefelsäure genau neutralisirt, filtrirt und im Wasserbade verdunstet, so wird aus dem trocknen Rückstand mit Alkohol Saligenin ausgezogen, das aus HO umkrystallisirt wer- den kann; dasselbe gibt mit Fe2Cl? eine tiefblaue Lösung. Die Kry- stalle lassen sich bei 100° C. in einem Becherglase sublimiren. Die Bildung des Saligenins erfolgt durch einfache Wasserstoffaddition. €7Hs 02-4 H3>—=€7H802,. — (Annalen d. Chemie u. Pharm. CAXVII, 179.) Srit. H. Rose, über eine neue Reihe von Metalloxyden. — Dass das Atomgewicht des Silbers nicht auf die Hälfte herabgesetzt ist, wie dies nach dem Gesetze des Isomorphismus und dem zwischen Atomgewicht und specifischer Wärme eines Elements eigentlich der Fall sein müsste, hat lediglich seinen Grund darin, dass dadurch die Oxyde des Silbers eine Zusammensetzung bekommen würden, die keine Analoga finden. Neuerdings ist es Rose gelungen, eine Oxy- dationsstufe des Kupfers darzustellen, die unter jener Voraussetzung der des Silberoxyduls entsprechen würde, da sie aus vier Atomen Cu und einem Atom Sauerstoff besteht. — R. schlägt für diese Art von Oxyden den Nameu von Quadrantoxyden vor. — Das Kupfer- quadrantoxyd ist von grüner Farbe, und so lange es frisch ist unge- mein leicht oxydirbar, hat man es aber längere Zeit unter Wasser aufbewahrt, so hat es von dieser Eigenschaft wesentlich verloren. Verdünnte Schwefelsäure zersetzt es unter Bildung von CuO, SO; und 3 At. Cu.CIH scheint anfangs dunkles Quadrantchlorür zu bilden, das sich später zersetzt, indem sich Cu ausscheidet und das entstan- dene CusO sich in der Säure löst. Mit SH behandelt entsteht anfangs CusS, beim Ueberschuss von SH aber geht das Quadrantsulfurat in eine höhere Schwefelungsstufe unter Entwicklung von H über. CyH bildet damit Cu, Cy. — In Ammoniak ist es unlöslich, bei Zutritt der Luft aber oxydirt es sich nach gerade erst zu CwO, dann zu CuO und löst sich sodann auf. Bunsen ist es gelungen, dem Chlorkalium, Chlorcasium und Chlorrubidium Chlor durch Electrolyse zu entzie- hen; zu demselben Resultate gelangt man, wenn man jene Chlorme- talle mit überschüssigem Metall im Wasserstoffstrome glüht. Es ent- stehen dadurch blaue Subchlorüre, die wahrscheinlich der Formel M;Cl entsprechen. Bedenken wir aber, dass man die Atomgewichte jener Metalle auch eigentlich um die Hälfte verringern müsste, dann waren auch jene Subchlorüre Quadrantchloride. — (Journ. f. prakt Chem. XC, 204.) Brek. Stolba, Bereitung von Eisenbeize. — Die jetzt im Handel als salpetersaures Eisenoxyd vorkommende flüssige Eisenbeize, 45 von dunkelbrauner Färbe und von 1,557 spec. Gew., enthält nach des Verf. Analyse: Eisenoxyd 20,64 Schwefelsäure 22,13 Salpetersäure 1,30 Chlor 5,24. Sie besteht daher wahrscheinlich aus: Fe, O;, 3503 36,88 Fe; Cls 1,98 Fe, O;, NO; 3,22 & HO 51,9 und kann dargestellt werden aus 3 Theilen krystallisirten Eisenvitri- ol, der mit 1 Theil wässriger Salzsäure von 1,11 spec. Gew. übergos- sen, gekocht und so lange mit Salpetersäure von 1,38 versetzt wird, bis sich kein Stickoxyd mehr entwickelt, worauf die Flüssigkeit einge- dampft und filtrirt wird. — (Polyt. Journ. Bd.169, p. 144.) Schbg. J. Wilbrand und F. Beilstein, über die Nitrodracyl- säure. — Wird Toluol anhaltend mit Salpetersäure gekocht, so ent- steht neben Nitrotoluol noch eine krystallisirbare Säure, welche die Zusammensetzung der Nitrobenzoesäure besitzt, aber nicht mit dieser identisch ist. Die Nitrodracylsäure scheidet sich aus der heiss gesät- tigten, alkoholischen Lösung in glänzenden, schwach gelben Blättchen ab, ist viel weniger löslich in Wasser als die Nitrobenzoesäure und schmilzt bei 240° (Nitrobenz. bei 1270); von den unorganischen Sal- zen sind die wenigsten leicht und gut krystallisirbar; der Aethyl- und Methylaether der Säure unterscheiden sich ebenfalls von den gleichen Aethern der Nitrobenzoesäure durch höhern Schmelzpunkt. Wird die Säure mit concentrirten Ammoniak in zugeschmolzenen Röhren erhitzt, so entsteht das krystallisirbare Amid der Säure. Wird 1 Theil Nitrodracylsäure mit 2 Theilen Zinn und der entsprechenden Menge concentrirten Salzsäure behandelt, so entsteht aus ihr die Amidodracylsäure £7H°(NH2) O2; durch diese Reaction unterscheidet sich die Säure ebenfalls von der isomeren Nitrobenzoesäure, welche bei gleicher Behandlung ein krystallirbares Doppelsalz von salzsau- rer Amidobenzoesäure mit Zinnchlorür gibt. Während durch Zink und Salzsäure die Nitrodracylsäure nicht reducirt wird, ist dies der Fall bei der Nitrobenzoesäure Wird eine kalt gesättigte alkoholi- sche Lösung von Amidodracylsäure mit salpetrigsaure Aether be- haudelt, so entsteht Azonmidodracylsäure €!2HUN3 9%, welche wenn sie in alkoholischer Lösung mit salpetriger Säure behandelt wird, Dracylsäure liefert €? H692, die sich durehaus nicht von der Benzoe- säure unterscheidet. Die Azoamidobenzoesäure liefert unter densel- ben Bedingungen Salylsäure. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXAAVLIL, 257.) Smt. Wurtz, über Einwirkung des Chlorzinks auf Amyl- alkohol. — Schon früher war bekannt durch Balard und Bauer, dass bei der genannten Einwirkung Amylen £5H!% und Paramylen, aber 46. auch Di- Tri- und Tetramylen entstehen; Wurtz selbst hatte schon früher gefunden, dass wie bei der Einwirkung des ZnCl auf Butyl- alkohol neben Butylen auch Butylwasserstoff entstünde aus Amylal- kohol neben Amylen und dessen Polymenen auch Amylwasserstoff. Jetzt hat W. die höhern Homologen des Amylwasserstoff unter den gasförmigen Producten gefunden. Hexylen und Hexylwasserstoff sind in dem zwischen 60— 70° übergehenden Theil der Kohlenwasser- stoffe; Heptylen und Heptylwasserstoff in dem zwischen 85 — 95° sie- denden Theil; Octylen und Octylwasserstoff in dem ‚bei 110 — 120° übergehenden Theil; Nonylen und Nonylwasserstoff in dem bei 135 — 150° siedenden Theil; Diamyl und Diamylwasserstoff in dem bei 140 —1550 siedenden Theil. Die beiden verschiedenen Kohlenwasser- stoffe desselben Radikals werden durch Behandlung mit Jod und dar- auf folgende Destillation und Rectification über Natrium geschieden. W..nimmt an, dass all diese complicirten Verbindungen durch Zer- fallen des eigentlich gebildeten Amylens entstehen, dass sich nämlich zuerst aus Amylen Kohlenwasserstoffe von niederm Kohlenstoffgehalt bilden, die sieh dann wieder zum Amylen addiren. Die Entstehung der Wasserstoffverbindungen der Radikale erklärt W. durch die tiefer gehende Zersetzung des Amylens, indem es sich in Wasserstoff schei- det, der sich mit andern Mengen Amylen verbindet, während sich. ein Wasserstoff ärmerer. Kohlenwasserstoff bildet, der sich unter Conden- sation mehrerer Atome zu einem Molekül zu mehreren ölartigen Kör- pern abscheidet, von denen einer erst über der Siedetemperatur des Quecksilbers siedet. — (Annalen der Chemie und Pharmacie CXXVII, 225.) : Smt. Geologie. F. Rummel, zur Kenntniss der Trias Un- terfrankens. — Drei Höhenzüge umschliessen die unterfränkische Trias, im W. der Spessart, im N. die hohe Rhön, im ©. der Steiger- wald. Der Spessart zeigt neben Buntsandstein noch Ur- und Ueber- gangsgebirge und ausserdem verschiedene secundäre und tertiäre Schichten. Einfacher ist die hohe Rhön, vorherrschend Muschelkalk und Basalt, der Steigerwald mit Keupergliedern. Buntsandstein bil- | det den W.-Theil der Provinz ruhend auf Zechstein, welcher in W. zwischen Kahl und Kinzig zu Tage tritt und in einem Bohrloch be- stand aus eisenschüssigem Mergel mit Productus horridus, Kalkmer- gel, buntem Kalkmergel, blauem Thon mit Mergel, dichtem blaugrauen Zechstein, dann Kupferletten und Conglomerat. Hieraus erklärt sich | der Gehalt an Bleioxyd, Kupferoxyd, Zinn und Arsenik, den Scheerer | im rothgelben Schlamme der Philippsquelle fand. Die Steinsalzlager der Formation speisen die Werke bei Orb und Kissingen. Im Bohr- loch des Schönboru Sprudels zu Kissingen durchstiess man 464 Me- ter Buntsandstein mit Salzsoole, 43°M. Dolomit, 20 M. Salzthon, 56 | M. Gyps, Anhydrit und Steinsalz. Von den Heilquellen zeichnet sich namentlich Orb durch den Jod - und Bromgehalt aus. Die Analysen | ergaben: | 47 Chlornatrium 49,339 Thonerde, Eisen 0,330 Chlorkalium 26,679 Jod Chlormagnesium 3,410 Brom Schwefels. Kalkerde 8,400 Bor 1,142 Schwefels. Magnesia 13,284 Lithion Kieselerde 0,766 Phosphorsäure Die Philippsquelle ergab auf 16 Unzen an Manganoxydul, Thonerde, Lithion, Strontian, Borsäure, Quellsäure 1,577 Gran und die Ludwigs- quelle 2,713 Gran, jene an Jodmagnesium 0,00049, diese 0,0007 Gran, an Brommagnesium erstere 0,0338, diese 0,0065 Gran. Die Kohlen- säure Mofetten werden in Orb schon bei 60 — 70‘ Tiefe getroffen und stellenweise höher, tiefer dagegen erst bei 464 Meter bei Kissingen. Der Buntsandstein bildet bei Orb Berge von 900‘ Höhe, zeigt ein fei- nes gleichmässiges Korn mit Glimmerschüppchen und rothem Eisen- oxyd -Bindemittel oder Kaolin. Bei Partenstein im Spessart und bei Framersbach durchsetzen ihn Schwerspathgänge. Er lagert horizon- tal und ist petrefaktenleer. Am Rothenberge bei Karlstadt wird er von Muschelkalk bedeckt, hier spielen die letzten Schichten der ro- then Sandsteine in den buntesten Farben, darüber folgen gelbe Dolo- mitmergel und mit grauen verwitternden Wellenmergeln beginnt der Muschelkalk. Jene bilden dünne Platten und führen Rhizokorallium. Sie gehen bis nach Thüngersheim mit vertikalem Fall, dann bis Schwein- furt bildet Muschelkalk die Thalsohle des Maines und verläuft nörd- lich nach der Rhön. Von Karlsstadt bis Randersacker oberhalb Würz- burg treten die untern Glieder hervor: graue Mergel und Mergelschie- fer, blaue und graue Platten mit Wurmwülsten meist horizontal, stellenweise Schaumkalk bis 100° mächtig so bei Lengfeld, auch Gyps. In der Thalhohle Würzburgs sind krumme Platten des Wellenkaiks aufgeschlossen mit Enkriniten, auch Bänke mit Muscheln. Der bei Randersacker und Theilheim ‚beginnende Hauptmuschelkalk ragt fel- senbildend hervor und ist krystallinisch, selten Gyps führend. Die Petrefakten sind die gewöhnlichen. Auf ihm lagert die Lettenkohlen- gruppe, deren östliche Grenze schwierig festzustellen ist, der Schwan- berg und Zabelstein gehören schon dem Keuper an. Bedeutende Gypslager und gelbe rostfarbene Sandsteine charakterisiren die For- mation. Ihre tiefsten Lagen sind nicht aufgeschlossen. Schwarz- graue glimmerreiche schiefrige Sandsteine beginnen, auf sie folgen 60° mächtige, feinkörnige, grünliche und gelbliche Sandsteine mit Pflanzen und Schwefelkies, darüber dunkelrothe blättrige Mergel mit Equiseten, dann wechselnde Schichten dolomitischer Mergel und Tho- ne, Dolomitbänke und eigentliche Lettenkohle und endlich Dolomite. Sehr häufig Calamites arenaceus, C. Jaegeri, Equisetites columnaris und areolatus, eine Neuropteris, Odontopteris Bergeri, Alethopteris Sulzana, Pecopteris macrophylia, Taeniopteris marantacea, Pterophyl- lum Jaegeri, noch einige fragliche Arten, ein Coniferenzapfen, Carpo- lithen und Laminarites crispatus. — (Neues Jahrb. f. Mineral. 1863. S. 786 — 800.) 48 H. C. Sorby, Kalksteingeschiebe mit Eindrücken. — Verf. fertigte von solchen Geschieben Dünnschliffe und prüfte diesel- ben mikroskopisch. Die Geschiebe zeigen in den Eindrücken sich meist glatt und eben und eine Hülle von Quarzsand, die stellenweise sehr dünn, auf dem Geschieben sehr dick ist. Unter ihr folgt eine schwarze bituminöse Substanz, in der Mitte des Eindruckes am dick- sten, gegen die Ränder hin dünner. Das untersuchte Geschiebe war ein unreiner feinkörniger Kalkstein mit zarter Streifung, welche von Schichtung herrührt, mit viel Caleitadern. Die Struktur unter den Eindrücken zeigt unverkennbar, dass diese im festen Gestein ausge- weitet sind und nicht durch mechanische Thätigkeit oder Druck er- zeugt wurden, denn im letztern Falle müssten die Streifen verscho- ben sein. Sie sind durch chemische Lösung entstanden, wofür haupt- sächlich die Anhäufung der schwarzen Substanz spricht, welche ganz $0 beschaffen ist wie der Rückstand des in schwacher Salzsäure auf- gelösten Gesteines. Dieser Umstand und die Thatsache, dass zwi- schen der bituminösen Substanz und dem darunter befindlichen Ge- stein durchaus keine scharfe Abgrenzung wahrzunehmen, sprechen ent- schieden dafür, dass jene aus dem Kalkstein selbst abstammt und der ünlösliche Rückstand ist, als die Kalkmasse sich in dem Zustande der Auflösung befand, der die Eindrücke hervorbrachte. Das aber die Entfernung des kohlensauren Kalkes nur da statt hatte, wo ein an- deres Geschiebe drückte: so war die Lösung wahrscheinlich vom Drucke abhängig. Unter demselben wird die Löslichkeit von Salzen gesteigert, ebenso die Schmelzbarkeit von Substanzen, welche beim Uebergang in den festen Zustand sich ausdehnen. Nach Thomson aber wird der Schmelzpunkt des Eises unter Druck vermindert und nach Mousson dringt unter Druck eine Substanz in das Eis ein und veranlasst Schmelzung wo der Druck am stärksten ist. Krystalle umgeben von einer gesättigten Lösung ihres Materials lösen sich un- ter starkem Druck auf. Wie chemische Wirkung mechanische Thätig- keit bedingt ebenso umgekehrt, ja es kann mechanische Kraft in Thä- tigkeit umgewandelt werden. So kann in Folge mechanischen Dru- ckes der Kalkstein ganz umgeben und durchdrungen von mit kohlen- saurem Kalk gesättigtem Wasser aufgelöst werden und dies beweisen ausser jenen Eindrücken noch andere Erscheinungen. Verf. beleuch- tet diese Verhältnisse noch und macht seine Theorie sehr annehmbar — (Ebenda $. 801— 807.) Pander, die Steinkohlen an beiden Abhängen des Ural. — Ueber das Alter der russischen Kohlenlager in Bezug auf den Bergkalk haben Auerbach und Trautschold neue Ansichten gel- tend gemacht und Ludwig ist ihnen beigetreten. Danach lagert ein Theil derselben über dem Bergkalke. Auch Verf. nimmt zwei Alter derselben an, welche mit der grössern oder geringern Entfernung von der Centralkette des Gebirges im genauen Zusbmmenhange zu stehen scheinen und die ‚als obere und untere bezeichnet werden können. Die obern Kohlenschichten liegen in einem gegen 100 Faden mächti- 49 gen festen harten feinkörnigen Sandsteine, der zwischen zwei durch ihre Petrefakten leicht zu unterscheidenden Etagen des Bergkalkes eingeschlossen ist. Der untere Bergkalk führt Productus gigas, stri- atus, mesolobus, der obere Pr. semiorbiculatus, Flemingi und Ca- merophoria Schlotheimi. Die untern Kohlenschichten werden von Schiefern, Sandsteinen und Conglomeraten umgeben. Sie liegen zwi- schen devonischen Schichten und unterm Bergkalk und entsprechen in ihrer Lagerung genau denen im Tulaschen und Kalugaschen Grvt. In der Nähe des Ural fehlt beiderseits der obere Bergkalk gänzlich, und der untere tritt oft allein auf. Weiter vom Gebirge ab zumal am W.-Abhange, wo keine Durchbrüche krystallinischer Gesteine Statt hatten, ist der obere Bergkalk überall stehen geblieben und nur aus seiner horizontalen Lage gerückt. Alle bis jetzt bekannten Kohlen- lager treten in stärker oder schwächer geneigten Schichten zu Tage, mögen sie mit diesen zugleich gehoben sein oder durch ihr Hangen- des hindurch gezwängt worden sein. Nirgends ist ein Kohlenlager unter seiner ursprünglichen natürlichen Decke erbohrt worden, die obere Kohle nicht unter dem obern, die untere nicht unter dem un- tern Bergkalke. — (Verhandlungen Petersburger Mineral. Gesellschaft $. 1— 35.)7 H. Wolf, Durchschnitte durch den Boden von Wien nach 130 Brunnenangaben entworfen, welche 3 alluviale, 3 diluviale, 11 neogene Bildungen und das Grundgestein der letztern angeben. Diese Brunnenangaben reihen sich nach ihrer Reduktion auf das rich- tige Niveau der Terrainoberfläche, der Brunnensohlen- und Wasser- spiegel in 13 Wassersysteme, aus Tegel, Sand und Schotter von wech- selnder Mächtigkeit bestehend, von denen die obern neun im artesi- schen Brunnen am Getreidemarkt erbohrt wurdeu. In diesem kreu- zen sich die beiden Durchschnitte: der erste beginnt an der Thier- gartenmauer bei Speising und verquert die verschiedenen Zonen im Neogen über die Hetzendorfer Höhe und das Schönbrunner Gloriett und Schloss, Penzing und den Westbahnhof, Getreidemarkt, innere Stadt bis zum Franz-Josephs Quai und die Leopoldstadt bis zur Kaiserwasserbrücke: der andere beginnt nächst der Nussdorfer Linie bei der Kaiser Ferdinands- Wasserleitung, setzt über die Höhe der Türkenschanze, dann Währing und den Ganserlberg, bei dem Wasser- thurm in die Stadt über, durchzieht dieselbe von Bründlbad, Adler- gasse in die Alservorstadt in grader Linie durch den Getreidemarkt- brunnen bis zum artesischen Brunnen am Raaber Bahnhof, von hier durch das Arsenal, die Artillerie-Caserne auf der Landstrasse bis zum Donaukanal bei dem Erdberger Gasometer geführt. Der Höhenunter- schied der erforschten Punkte beträgt 100—130 Klafter, woraus sich 4—50° Neigung der Schichten von den Rändern weg ergiebt. v. Hauer brachte die Schichten von der Basis des Belvedereschotters an in 4 Gruppen. Bis zur Tiefe von 61 Klaftern über dem Meere reichen die Congerien oder Inzersdorfer Schichten am Raaber Bahnhofe, bis 42 Klafter am Getreidemarkte. Die andern 3 Gruppen sind brakischer XXIII. 1864. 4 50 Natur. Die oberste führt schon Foraminiferen und Crassatella dissita, Bulla Lajonkaireana und endet am Raaber Bahnhof in 39 Klafter Tiefe, am Getreidemarkt in 35 Klafter. Die mittle mehr sandige Gruppe führt Cerithium pietum, bildet die Höhen von Hetzdorf, Schönbrunn und der Türkenschanze bis 128 Klafter aufsteigend, nach unten am Raaber Bahnhof 16—20 Klafter tief, am Getreidemarkt 22 Klafter tief. Die tiefste brakische Abtheilung führt Rissoen und ist in beiden Brunnen noch nicht durchsunken, wohl aber in Ottakring in 33 Klaf- ter Tiefe, in Hernals in 44 Klafter. Es sind die Pötzleinsdorfer Schich- ten, welche bei Speising zu Tage gehen. In Baumgarten wurden im Wienbette eine 16 Klafter mächtige Tegelschicht und dann Kalk er- bohrt bei 66 Klafter Tiefe unter der Meeresfläche. Sie entsprechen dem Badener Tegel und setzen unter dem Sande fort. Von dieser marinen Neogenstufe sind zwei Wassersysteme bekannt, aber noch nicht in Wien erbohrt, die wasserreichsten. Von den mittlen oder brakischen fünf Wassersysteme, von den obern oder den Congerien- schichten deren vier, welche die meisten Hausbrunnen Wiens speisen. — (Jahrb. Geol. Reichsanstalt XII, 57 — 59.) F. v. Andrian, der NW.-Abhang der kleinen Karpa- then von Kuchel südlich bis Pressburg. — Der den Kern bildende Granit ist wesentlich verschieden von den böhmischen Gra- niten und erinnert mehr an die Protogyn- oder Centralgneisspartien der Alpen, ist rings umgeben und vielfach durchsetzt von Gneiss, der nirgends scharf getrennt, überall mit dem körnigen Granite aufs in- nigste verbunden ist und selbst wieder in kalkige Schiefer übergeht. An den Gneiss schliesst sich zunächst Urthonschiefer, schön aufge- schlossen am Zantoberge, NO. von Mariathal und dieser wird auf der Strecke Kaltenbrunn-Mariathal theils unmittelbar von Tertiär über- lagert, theils weiter gegen N. von Mariathaler Dachschieiern begrenzt, deren Zug SW. von Wisternitz beginnt und im Ballensteiner Thal endet. Ueber dieses Gestein und die äquivalenten Kalksteine ist schon früher berichtet. Auch die Kalksteine der langen Zone von Ballen- stein bis zum Pritsin Wrch SO. von Apfelsbach und die des Thebe- ner Kegels liefern viele Crinoideen, schöne Belemniten und Brachio- poden. Die Tertiärgebilde, welche in schmalem Zuge das Gebirge umsäumen, bestehen im $.- Theile aus Schotter und Sand, dem Lei- thakalk und marinen Sand des Thebener Kogels äquivalent. Der gleichen marinen Stufe gehören wahrscheinlich auch noch die Sande und Schotter des Blumenau-Kaltenbrunner Beckens, ebenso die Sande von Wisternitz und Mariathal. Auch mariner Tegel wurde bei Stampfen und Blumenau beobachtet. Lehmiger und sandiger Löss überlagert in wechselnder Mächtigkeit die Tertiärgesteine zwischen Stampfen und Pressburg. — (Zbenda p. 62.) Pichler, vulkanische Gesteine in den Centralalpen. — Verf. hatte gehört, dass bei Umhausen im Oetzthal Bimstein vor- komme und fand dessen Fundort in etwa 4500‘ Meereshöhe auf einem wilden Bergsturze. Anstehend war Gneiss und der Bimsstein schwarz, 51 braun, grau, schmutzig weiss, in leichten Stücken, die zum Glätten des Holzes verwendet werden, manchen Laven und basaltischen Schla- cken im Ansehen völlig gleich, Diese Laven wurden anstehend in unmittelbarer Berührung mit dem Gneiss gefunden, letzterer an der Grenze mürbe und brüchig, die sonst schlackige und blasige Lava hier mit einer schwarzen glasigen Rinde. Sie muss über den Gneiss geflossen sein. Einige Schritte westlich vom Absturz waren die ober- sten Lagen des Gneisses ein ölgrünes feinkörniges Quarzitgestein mit Glasglanz und porphyrähnlich. An einer Stelle waren die Klüfte im Gneiss mit Lava ausgefüllt, die von oben hinabgeschmolzen sein muss. Der Erguss fand nach der Eiszeit statt. Lava scheint hier eine weite Verbreitung zu haben. — (Zbenda p. 77.) P. Seibert u. R. Ludwig, Geologische Specialkarte des Grossherzogthums Hessen, Sektion Erbach. (Darm- stadt 1863). — Die Erläuterungen dieses achten Blattes der hessischen Karte im Massstabe von 1:50000 schildern zunächst die Oberflächen- gestaltung des Kernes des Odenwaldes, welcher in den höhern Thei- len 500 Meter, in einzelnen Kuppen gegen 600 Meter Meereshöhe er- reicht. Dann wenden sie sich zu den krystallinischen Silikatgestei- nen. Aus der Granitgruppe treten auf Granit, fein- und klein- und grobkörniger im quarzführenden Syenitz im Grünschiefer, Granulit überall als Aussonderung aus dem Nebengesteine und als Gänge im Gneissgebiete; rother Granitporphyr im Granulit, weisser Granitpor- phyr ebenda. Aus der Granulitgruppe Felsit sehr verbreitet, Felsit- schiefer, Schriftgranit meist in Granulit, körniger Granulit, schiefriger Granulit oft mit Gneiss verwechselt in den höchsten Punkten des westlichen Odenwaldes und mit viel Granat, graphithaltige Schiefer , im Granulit und Grünschiefer. Aus der Gneissgruppe ächter Gneiss auf dem rechten Gersprengufer, dann Syenit als quarzfreier abwech- selnd gelagert mit Granulit, Grünschiefer und porphyrartigem Gra- nit, quarzführender im SW.- Odenwalde. Als Grünschiefer treten auf albithaltiger Grünschiefer aus Hornblende und Albit bestehend im- mer mit den quarzfreien Syeniten verbunden, orthoklashaltiger als blosse Modifikation des Gneisses an mehreren Orten, feiner Gabbro am Magnetberge bei Frankenstein und an der Niederbeerbacher Kir- che, endlich krystallinischer Kalk in Lagerzonen im Granulit und Gneiss. Das Syenitgranulitgebiet ist scharf von dem des Gneisses geschieden, mit ersteren steht südlich die Zone des quarz- und sphen- haltigen Granits in Verbindung, beide als breiter Streifen den Oden- wald querend. Quarzfreier Syenit, Granulit, Felsit, Grünschiefer wechseln in bunter Reihe streifenweise ab. Das Gneissgebiet ist be- trächtlich. Das Granitgebiet bei Gerspreng und Weschnitz am Wa- genberge. Sedimente begleiten das krystallinische Schiefergestein in O. der Zechsteindolomit als ältestes Glied 1!/.—8 Meter mächtig zwi- schen Mummenroth und Hippelsbach auf Gneiss, bei Forstel, Ober- kinzig, Birkart, Böllstein, Rohrbaeh, Erpbach, Weschnitz, Hummet- roth u. a. ©. Der untere Schieferthon des Buntsandsteines überall 4* 52 zwischen Zechsteindolomit und Buntsandstein 5 Meter mächtig, Bunt- sandstein bis 300 Meter mächtig, feinkörnig, ganz versteinerungsleer, Röth nur bei Steinbach 15 Meter mächtig, hier auch Muschelkalk bis Stockheim und Erbach 100 Meter mächtig als Hauptmuschelkalk mit den gemeinen Leitmuscheln. Jüngeres Diluvium, Lehm und Sand, Torf. Endlich Basalt gangartig zwischen Webern und Lützelbach, zwischen Eulsbach und Seidenbach, zwischen Walderlenbach und Mit- lachdern. Ein Verzeichniss der Höhen bildet den Schluss. H. Tasche u. W. C. J. Gutberlet, Geologische Speci- alkarte des Grossherzogthums Hessen, Sektion Herb- stein-Fulda. (Darmstadt 1863). — Im grossherzoglieh hessischen Gebiete dieser Sektion ist der Buntsandstein das älteste Gebilde und tritt als erhöhte Platte längs des Tertiär von Rudlos bis Stockhau- sen, Lüder am Hardtberge und bis Müss auf oft von Basalt durch- brochen. Eigenthümliches bietet er nicht, ebensowenig der bei Müss auftretende Muschelkalk. Der tertiäre Braunkohlensand und Sand- stein (Blättersandstein) lagert von Rudlos bis Stockhausen auf Bunt- sandstein. Braunkohlenthon sehr verbreitet, mit Kohlen nur bei Schlechtenwegen. Ein Kieselgurlager zwischen Altenschliff und Stein- furth. Diluvium und Alluvium. Als Eruptivgesteine treten auf zu- nächst trachytische und Trachydolerit fast auf allen Bergrücken kör- niger und blasiger, dann basaltische: Dolerit, Basalt schwarzer und blauer, Basaltmandelstein, Basalttuff, Basaltwacke und Basalteisen- steine. Auf dem kurfürstlich hessischen Antheile dieser Sektion ist ebenfalls Buntsandstein die älteste Formation, Röth weiter ausgebrei- tet als vorhin, unterer und oberer, aber kein mittler Muschelkalk, Keuper, tertiäre und jüngere Bildungen, als eruptive Gebilde Basalt, ° Delerit, Trachydolerit. Auch die Quellen, die Geogenie und die volkswirthschaftlichen Beziehungen werden erläutert. J. Kreuner, die pisolitische Struktur des diluvialen Kalktuffes von Öfen. — Den Fuss des Pilisgebirges bilden auf 8 Meilen Länge diluviale Kalktuffbänke mit 40 — 100° Mächtigkeit terrassenartig auf miocänen und eocänen Schichten ruhend, hie und da von Löss bedeckt und mit diesem wechsellagernd. Sie verdanken ihren Ursprung aufsteigenden warmen Quellen. Am Festungsberge, eocänem nach W. einfallendem Kalkmergel, geht künstlicher Aufschluss bis in das Grundgebirge. Hier besteht die Kalkablagerung unmittel- bar über dem zersetzten Eocänmergel anstatt aus feinkörnigem Cal- cit aus zahlreichen Sphäroiden von ausgezeichnet pisolithischer Struk- tur, darüber aus festem oolithischen Kalktuff, wogegen die an den Donaugehängen und am Wiener Thor anstehenden Kalksteinpartien derselben Tuffplatte keine Spur von oolithischer Struktur zeigen. Ebensowenig kann man in dem aus Pflanzenincrustaten bestehenden Kalktuffe von Kleinzell bei Althofen mit Elephas primigenius, Cervus megacerus, Cistudo europaea pisolithische Struktur erkennen. Die einzelnen Concremente des Ofener Pisoliths schwanken in Grösse sehr bedeutend von Hanfkorn bis über zwei Zoll. Im allgemeinen 53 bestehen die untern am Grundgebirge liegenden Partien aus den klein- sten Formen, die mit der Höhe der Schicht an Grösse zunehmen, an der höchsten Stelle des Lagers finden sich die grössten Körner. Beim Zerschlagen zerfallen sie in dünne blendend weisse concentri- sche Schalen. Ihre Form ist sphärisch und seltener sphäroidisch, ihr Centrum ein Sandkorn oder ein unregelmässiges Stück körnigen Kalk- steines. Auf Schliffen zeigen sich abwechselnd weisse und gelbliche eoncentrische Schichten. Es ist also derselbe Erbsenstein wie der Karlsbader. Das’ spec. Gew. ist 2,876, die Härte etwas über 3. Die Analyse ergab 96,611 kohlensauren Kalk, 1,463 kohlensaure Magnesia. 0,752 lösliche Kieseisäure, 0,382 unlösliche, 0,306 Thonerde, 0,260 Ei- senoxyd, 0,053 Wasser und Spuren von Eisenoxydul. Die Spektral- analyse zeigt Abwesenheit der Strontium- und Bariumlinien, obwohl Barium zu erwarten stand. Die Analogie mit dem Karlsbader lässt nun auf gleichen Ursprung aus Thermen schliessen, es brechen solche auch noch in der ganzen Umrandung des Kalkgebirges hervor. so im Kaiserbade, auf der Badeinsel, bei Altofen, Totis u.a. O., an welchen Orten jedoch die rasche Abkühlung und Fortführung des Thermal- . wassers keine Pisolithbildung ermöglicht. Die aus concentrischen Elementen bestehenden Rotationskörper können sich nur dann bilden, wenn sie durch das aufströmende Wasser in rotirender Schwebe er- halten werden. Unter fortwährender Ablagerung von neuen Schich- ten werden sie von der Steigkraft des Wassers so lange getragen, bis sie als- zu schwer seitlich zu Boden sinken. Die Lagerungsver- hältnisse, die bedeutende Verbreitung und die gleichförmige Schich- tung der Kalktuffplatten des Lössterrains einer Umgebung der Totis- Ofener Gebirgsgruppe zeigen, dass die Wasser, in welchen sie abge- setzt und die durch solche aufsteigenden Quellen gespeist wurden, — gerade so wie heut zu Tage die grossen Teiche von Tovaros und Totis mächtigen aber wenig warmen Thermen ihren Ursprung yer- danken — sehr ausgedehnt waren und dass sie im Niveau des Löss absetzenden Stromes gelegen, ein wesentliches Element in der dilu- vialen. Landschaft bildeten, Die bedeutende Grösse der einzelnen Körner lässt auf eine sehr bedeutende Steigkraft und auf eine grosse Mächtigkeit der Thermen schliessen. Die Wasserbecken, in welchen sich die am Gebirgsrande so weit verbreiteten, das heutige Donauni- veau um 80—250° überragenden Kalktuffplatten absetzten, mögen wohl eine ziemlich hohe beständige Temperatur gehabt haben. Die zahlreichen Reste von Elephanten und andern Thieren in dem Tuff bei Altofen scheinen darauf hinzuweisen, dass jene warmen von Schilfgräsern durchwachsenen Tümpel ein Lieblingsaufenthalt der grossen Landsäugelhiere gewesen seien [zu kühne Annahme!]. Die stellenweise dicht gedrängten Hohlräume von Schilfgräsern und an- dern Pflanzen so wie die zwischen ihnen gelagerten, dick überkruste- ten Limnäen liessen sich leider noch nicht sicher bestimmen. — (Jahrb. kk. Geol. Reichsanstalt ZIIL, 462 — 465.) Fr. Aug. Quenstedt, geologische Ausflüge in Schwa- ‚4 ben. Mit Holzschnitten und Profiltafeln. (Tübingen 1864. 80). — Der geschichtlich literarischen Einleitung reiht sich zunächst das topogra- phische Bild an und diesem dann das geognostische, darauf folgt eine allgemeine Schilderung der schwäbischen Urfauna mit Hervorhebung ihrer auffälligsten Formen, der Keuperkohlen, der nutzbaren Minera- lien, der Wasser- und Gesundbrunnen, der artesischen Quellen, end- lich der Höhlen. Die zweite Hälfte des Buches ist den Exkursionen gewidmet und zwar in die Steinlach, Echatz, Erms, Lauter, Blau, Härdtfeld, Aalbuch, Lontel, Fils, Neidlinger Thal, Lenninger Thal, Zollern, Lochen, Hizigerloch, Tübingen u. a. O. Wer geognostische Exkursionen in Schwaben unternimmt, versäume nicht dieses Büch- lein des hochverdienten Geognosten zu Rathe zu ziehen. Gl. ®Oryetognosie. ©. Friedel, über den Wurtzit. — Der- selbe krystallisirt in hexagonalen Pyramiden zuweilen noch mit den Flächen des hexagonalen Prismas. Spaltbarkeit basisch und prisma- tisch. Härte 3,5 — 4, spec. Gew. 3,98. Farbe bräunlichschwarz, Strich braun; Glasglanz. 55,6 Zink, 8,0 Eisen, 0,2 Antimon, 2,7 Blei, 32,6 Schwefel. Vor dem Löthrohre wie Blende. Ist Schwefelzink, iso- morph mit Greenokit. Auf einer Silbergrube von Oruro in Bolivia. — (Sillim. amerie. journ. XXAIV, 221.) Gladstone, über Hovit. — Bei Hove in der Nähe von Brigthon findet sich auf Klüften eines quarzigen Sandsteines in weiss- lichen rundlichen Partien mit erdigem Bruch begleitet von Kollyrit und Hydrargillit dies neue Mineral, bestehend aus 6,22 Kieselsäure, 41,04 Thonerde, 7,37 Kalkerde, 10,91 Kohlensäure, 33,16 Wasser. — (Zondon Edinb. phil. Magaz. XXIII, 461.) Breithaupt, über Spiauterit. — Die Strahlenblende von Pribram krystallisirt nicht im regulären Systeme und verdient daher einen eigenen Namen. Sie bildet eine flache hexagonale Pyramide mit Basis und Prisma. Spaltbarkeit basisch und prismatisch. Härte 4,1 —5, spec. Gew. 4,028 —4,072. Farbe braun, meist dunkelnelken- . braun, Strich bräunlichgelb. Zwischen Glas- und Diamantglanz. Doppelte Strahlenbrechung. Die beiden Analysen ergaben: Pribram Freiberg Zink 62,62 63,72 Eisen 2,20 3,64 Cadmium 1,78 Spur Kupfer — Spur Schwefel 32,75 32,52 99,35 99,88 Es reiht sich an den Spiauterit von Pribram der von Albergaria Velda in Portugal aus nierenförmigen Zusammenhäufungen bestehend. Da man bei der regulären Blende noch keine kugeligen und nierenförmi- gen Zusammenhäufungen kennt: so dürfte die Schalen- und Strah- lenblende von Albergaria unzweifelhaft und wohl die Schalenblenden von faseriger Beschaffenheit zum Spiauterit gehören so namentlich ı 55 jene vom Himmelsfürst bei Freiberg, ‚von Pontpean in Frankreich und von Zacatekes in Mexiko. — (Berg- u. Hüttenmänn. Zeitung AAII, 25.) A. Knop, Pachnolit neues Mineral. — Die Drusen- räume des Kryoliths auf Grönland führen zweierlei kleine Krystalle Bei der einen Art befinden sich auf der Oberfläche der Kryolithdru- sen von rechtwinklig parallelepipedischen Krystallen, welche mit dreien den Krystallflächen parallelen und ungleichwerthigen vollkom- menen Spaltungsrichtungen versehen sind. Die andere Art des Vor- kommens besteht in Drusen, deren Räume scheinbar durch Auflösung und Fortführung von Kryolithsubstanz gebildet und deren Wände nachträglich mit kleinen stark glänzenden farblosen und durchsich- tigen Krystallen besetzt sind. Die Anordnung dieser ist eigenthüm- lich: sie sitzen meist mit einem Ende normal auf rechtwinklig sich schneidenden, die Drusenräume in Klammern eintheilende Ebenen, welche auf dem Schnitt nur durch Linien markirt sind. Diese Ebe- nen verlaufen parallel mit den die Spaltbarkeit des Kryolith andeu- tenden Zerklüftungen. Die Regelmässigkeit in der Anordnung der kleinen Krystalle wird durch einen bei reflektirtem Lichte lebhaft hervortretenden Parallelismus der Individuen unter sich erhöht. So täuschen die Krystalle als seien sie unter dem krystallographisch ori- entirenden Einflusse des Kryoliths abgesetzt worden. Beide Arten sind nach der chemischen Untersuchung neu, das Hydrat eines an Calcium reichen Kryoliths. Wegen des reifartigen Auftretens auf der Oberfläche des Kryoliths soll es Pachnolith heissen. Er gehört dem rhombischen System an und bildet folgende Combinationen: .© P.P; o P.OP und. P.OP.P. Der Winkel der Mittelkanten von P= 128° 20°, die brachydiagonalen Endkanten = 108° 8‘, die makrodiago- nalen Endkanten = 950 58, „. P= 810 29° und „ P:OP=154° 10'. Vollkommne basische Spaltbarkeit. Dünne Lamellen parallel OP ver- halten sich im polarisirten Licht wie optisch zweiachsige Substan- zen. Die leichte Schmelzbarkeit hat das Mineral mit dem Chiolith gemein. Dieser gepulvert und mit Kalkerde gemengt, das Gemenge mit Kalkerde bedeckt und langsam zur Gluth erhitzt, lässt nur neu- tral reagirendes Wasser entweichen. Nach solcher Methode wurde der Wassergehalt auf 9,63 berechnet, direkt bestimmt auf 9,58. Bei Er- wärmen mit Schwefelsäure schwillt er kleisterartig auf und löst sich nach dem Verdampfen der überschüsssigen Säure beim Kochen mit salzsäurehaltigem Wasser bis auf einem Gypsrest auf. Spec. Gew. 2,913. Analyse: 50,79 Fluor, 13,14 Aluminium, 12,16 Natrium, 17,15 Cal- cium, 9,60 Wasser, woraus die Formel 3 I N FI+AlFl,-+-2HO. (Ann. Chemie Pharm. CXXVIL, 61—68.) 'Sartorius v. Waltershausen, eigenthümlicher Dia- mantkrystall aus Brasilien. — Derselbe wiegt etwas über 1/2 Karat und besitzt weingelbe Farbe. Er ist eine ziemlich compli- eirte Verwachsung von fünf Tetraedern. Das erste Tetraeder hat 56 mit dem zweiten, dieses mit dem. dritten, dieses mit dem vierten und das vierte mit dem fünften: eine Fläche gemein. So entsteht eine fünfseitige Pyramide mit einem einspringenden Winkel von 7% 22.43” doch ist derselbe bei der Kleinheit, des Krystalls schwer zu bemer- ken, Ausserdem kommen die Flächen der Gegentetraeder an der Ba- sis der fünfseitigen Pyramide in einspringenden Winkeln zum Vor- schein, Vier derselben sind kaum sichtbar, der fünfte liegt da, wo der Schluss der 5 Tetraeder nicht vollständig erreicht werden konnte und der bereits erwähnte Spalt übrig bleibt. An der einen Spitze der fünfseitigen Pyramide bemerkt man noch eine Fläche des Tria- kisoktaeder. Es sind an diesem Krystall 20 verschiedene Oktaeder-, doppelte und einfache Tetraederwinkel beobachtet worden, deren Zah- lenverhältnisse in sehr hohem Grade mit der Theorie übereinstim- men. — (Göttinger Nachrichten 1863. $. 135 — 136.) W. Wicke u. Wöhler, meu aufgefundenes Meteorei- sen. — In einem Sandsteinbruch auf dem Bückeberge bei Oberkir- chen (Schaumburg) wurde in einer Sandschicht 15‘ unier der Ober- fläche eine Eisenmasse gefunden. Die geätzten Figuren wiesen so- gleich auf Meteoreisen. Die Masse wiegt 82 Pfund und hat die Form einer unregelmässigen vierseitigen Pyramide, ist an der Oberfläche stark in braunes und schwarzes Eisenoxydhydrat verwandelt, auf al- len Seiten schwitzen Tropfen von Eisenchlorür aus, hie und da auch Tropfen von Nikelchlorür. Spec. Gewicht 7,12. Analyse 90,95. Eisen, 8,01 Nickel mit Kobalt, 0,64 Phosphor. — (Zbenda 364 — 367.) ©. W. Gümbel, Euosmwit neues Braunkohlenharz. — An und auf dem aus Böhmen ewischen Fichtelgebirge und Oberpfäl- zer Walde fortsetzenden Bassltzuge ruht eine Braunkohlenbildung, welche mit Tertiärschichten bis Regensburg sich erstreckt. Dieselbe führt fast gar keine thierischen Ueberreste, nur wenige bei Redwitz, desto mehr Pflanzenreste, oft verkieselte. Die Kohlenflötze sind meist mit Raseneisenerz überdeckt und führen auch Phosphorit, bestehen aus schlechter erdiger Kohle und sehr schönem Lignit. Ein Lager wird im Granitgebiete am Baiershof unfern Erbendorf abgebaut. Hier lagern die Flötze mit Basalttuff und dieser enthält eigenthümliche Stamm- und Aststücke, welche verkobltem Holze gleichen und kaum Bitumen enthalten, also vom glühenden Basalt verkohlt sind. Hier auch das neue Harz, von den Bergleuten Kampferharz genannt nach dem intensiven Geruch. Es kömmi nur in staubartig‘ vertheilten Mengen vor, braungelb, füllt Klüfte im Lignit aus, ist in dünnen Stückchen durchsichtig, im Bruch muschlig, durch Reiben stark elek- trisch, Härte 1,5, spec. Gew. 1,2—1,5, besteht nach Abrechnung von 84 pC. Asche aus 81,89 Kohlenstoff, 11,73 Wasserstoff, 6,38 Sauerstoff, entspricht also der Formel C#H2»0?, Hierin kömmt es dem Erdharz von Giron in Neu Granada zunächst. Es schmilzt schon bei 77° C. und verbrennt mit stark leuchtender Flamme, löst sich in Alkohol ohne Rückstand, ebenso in Aether und heissem Terpentinöl, dagegen nur theilweise in concentrirter Schwefelsäure, noch: weniger in: Aetzkali 57 und Aetzammoniak. Es rührt von: der Baumart her, in welcher es vorkommt, nämlich höchst wahrscheinlich von Cupressinoxylon subae- quale Gp oder doch einer ganz nah verwandten Art. — (Neues Jahr- buch f. Mineral. 1864. 10—14.) R. Blum, Pseudomorphose von Epidot und Quarz nach Fassait. — Auch aus Augit geht durch Verwandlung Epidot hervor, wie der im Nachtrag zu den Pseudomorphoson beschriebene Paläoepidot beweist und eine jetzt untersuchte Stufe Fassait von Mon- zoni, in welcher Epidot und zugleich Quarz sich gebildet hat. Die- selbe bestand früher ganz aus Fassait, zeigt jetzt aber auf der untern Seite ein Gemenge mehr minder veränderten Fassaits mit krystallini- .schem Epidot, worin Kalkspath und Schwefelkies eingesprengt ist. Die obere Seite wird ganz von Krystallen bedeckt bis zollgrossen, ächten Fassaitformen mit spitzpyramidalem Typus, aber sämmtlich umgewandelt. Zuerst bildete sich eine graulich- oder gelblichweisse Rinde von Quarz, welche in allen Fällen allein die Form der frühern Substanz erhalten hat. Wo die Rinde abgesprungen, zeigt sich das Innere der pseudomorphen Krystalle gut und zwar bei einigen von aussen nach innen mehrere dünne Lagen von Quarz und Epidot ab- wechselnd, den Kern nur von Epidot, bei andern ein Gemenge beider Mineralien, bei seltenen nur Epidot. Die abwechselnden Lagen bei- der folgen durchaus der prismatischen Spaltung des Fassaits. Das Gemenge beider ist körnig und porös, meist herrscht Epidot vor oft in stengeligstrahligen Partien. Bisweilen schimmert der Epidot durch die sehr dünne Quarzrinde hindurch. In der Zusammenstellung der Analysen von Augit (a) und Epidot (b) kann man ungefähr den Gang der Umwandlung bemessen: 2 b Kieselsäure 50,12 38,37 Thonerde 4,20 21,13 Eisenoxyd — 16,85 Eisenoxydul 11,60 — Kalk 20,05 23,58 Magnesia 13,70 0,17 99,67 100,10 Die Magnesia verschwindet fast gänzlich und Eisenoxydul wird zu Eisenoxyd. Lässt man. nur so viel Epidot entstehen als die Thonerde ermöglicht, also. etwa 75, so müssen alle übrigen Bestandtheile des Kassait verschwunden sein mit Ausnahme der als Quarz übergeblie- benen Kieselsäure. — (Ebenda 41 — 44.) al. Palaeontologie. Th. Davidson, monograph of brit- tish carboniferous Brachiopoda V.4. — Erst jetzt geht uns der Band der paläontographischen Gesellschaft von 1861 zu, welcher mit! der Fortsetzung der Davidsonschen Kohlenbrachiopoden beginnt. Dieselbe behandelt zunächst Strophomena und deren Subgenus Strep- torhynchus Kg mit folgenden Arten: Str. crenistria Phill (= Spirifer 58 senilis Phill, Leptaena anomala Swb, Orthis quadrata Mc, O. Bechei, comata, caduca id, Orthis Keokuk Hall), Str. arachnoidea Phill Orthesina Portlockiana Sem), Str. Kellii MC, Str. cylindrica MC, Str. radialis Phill. Ferner Orthis mit O. resupinata Mart (= Spirifera connivens Phill, Atrypa gibbera Portl, Orthis latissima MC), O.Key- serlingana Kon, O. Michelini Ev (— Spirifera filiaria Phill, ©. diva- ricata und eircularis MC), O. antiquata Phill, — Productus dagegen liefert 28 Arten, nämlich: Pr. striatus Fisch (= Pr. comoides Dilw, Pinna inflata Phill, Peeten tenuissimus Eichw, Lima waldaica Buch, Leptaena anomala Swb, Pr. limaeformis Buch), Pr. giganteus Mart (= Pr. erassus Mart, hemisphaericus Swb, auritus u. edinburgensis Phill, Leptaena variabilis Fisch, comoides Buch, Leptaena maxima MC, Productus striatus Rob), Pr. latissimus Swb, Pr. humerosus Swb, Pr. cora d’Orb (= comoides Kon, corrugata MC, Neffedievi Vern, pileiformis Chesn), Pr. semireticulatus Mart (= Anom. productus Mart, scoticus, Martini, antiquatus concinnus Swb, pugilis Phill, Lep- taena bubulifera Fisch, inca d’Orb, peruvianus d’Orb, flexistria MC), Pr. costatus Swb (= sulcatus Swb, costellatus MC), Pr. longispinus Swb (= Flemmingi, spinosus, lobatus Swb, elegans Dayr, setosa Phill, capacii d’Orb, tubarius Keyserl, wabashensis Norw, splendens id, Flemmingi MC), Pr. sinuatus Kon, Pr. margaritaceus Phill = pec- tinoides Phill), Pr. areuarius Kon, Pr. carbonarius Kon, Pr. undatus Defr tortilis MC), Pr. Wrigthi n. sp., Pr. proboscideus Vern = Clavagella prisca Gf), Pr. ermineus Kon, Pr. tessellatus Kon (= mu- ricatus Kon), Pr. aculeatus Mart (= latispina und spinulosa Phill, gryphoides Kon), Pr. Youngianus n. sp., Pr. pustulosus Phill (= ru- gata und ovalis Phill, punctatus und pyxidiformis Kon), Pr. scabri- culus Mart (= quincuneialis Phill, corbis Pot), Pr. fimbriatus Swb (= laciniata MC), Pr. punctatus Mart (— Trigonia rugosa Park, Ano- mites thecarius Schl, Leptaena .sulcata Fisch, concentricus Pot), Pr. Keyserlingianus Kon, Pr. spinulosus Swb (= granulosa Phill, can- crini und papillatus Kon), Pr. plicatilis Swb (= Lept. polymorpha Mstr), Pr, sublaevis Kon (= Christiani Kon), Pr. mesolobus Phill. — Chonetes hat nur Ch. comoides Swb, Ch, papilionacea Phill (= mul- tidentata und papyracea MC), Ch. Dalmaniana Kon, Ch. Buchiana Kon (= Lept. crassistria MC), Ch. hardrensis Phill (mit den Varietäten gibberula, subminima, sulcata, volva, perlata alles MCoysche Arten), Ch. polita MC (= serrata und tuberculata MC). — Crania mit Cr. quadrata MC, Cr. Ryckholtana Kon (= vesiceularis MC), Cr. trigona- lis MC. — Discina mit D. nitida Phill (= eineta Portl und bulla MC), D. Davreuxiana Kon. — Lingula mit L. squamiformis Phill, L. sco- tica Davids, L. mytiloides Swb (= elliptica, marginata, parallela Phill), L. Credneri Gein und L. latior MC. Sämmtliche Arten sind auf tbb. 27 —47 abgebildet worden. L. V. Wood, Monograph of the eocene Mollusca Bi- valvia. — Verf. behandelt folgende Arten: Anomia tenuistriata Desh, scabrosa n. sp., Ostraea adlata n. sp., aliena n, sp., bellovacina Lk, ; | 59 callifera Lk, cyathula Lk, cymbuloides n. sp., dorsata Desh, elegans Desh, flabellula Lk, gigantea Swb, gryphovicina n. sp., inflata Desh, longirostris Lk, marginidentata Wood, multicostata Desh, pieta Swb, prona n. sp., pulchra Swb, tabulata Swb, tenera Swb, vectiensis Morr, velata n. sp., zonulata Wood, Vulsella deperdita Lk, Pecten bellico- status n. sp., carinatus Swb, corneus Swb, contubernalis n. sp., du- plicatus Swb, idoneus n. sp., Prestwichi Morr, reconditus Nyst, squa- mula Lk, 30 radiatus Swb, Lima compta n. sp., expansa Swb, soros n. sp., Spondylus rarispina Desh, Avicula arcuata Swb, media Swb, papyracea Swb, Pinna affinis Swb, arcuata Swb, margaritacea Lk, pyriformis n. sp., Dreyssena Brardi Fauj. Mytilus affinis Swb, stri- gillatus Wood, Modiola depressa Swb, Deshayesi Swb, dimidiata n. sp., dorsata Morr, elegans Swb, eximia n. sp., flabellula n. sp., ha- stata Dech‘, Mitchelli Morr, nodulifera n. sp., Nysti Nyst, Prestwichi Morr, pygmaea n. sp., seminuda Desh, simplex Swb, subcarinata Lk, sulcata Lk, tenuistriata Mellev, tubicola n. sp., undulata n. sp. — Die Arten sind auf 13 tbb. abgebildet. Deutsche Vorkommnisse und deutsche Literatur existiren für den Verf. nicht, nur ausnahmsweise wird Goldfuss genannt, während er doch Zeit hat die nutzlosesten und leichtfertigsten Verzeichnisse zu eitiren. E. Unger, Sylloge plantarum fossilium. Sammlung fos- siler Pflanzen besonders aus der Tertiärformation. Mit 12 Tff. Wien 1864. 4%. — Diese Fortsetzung des bekannten schönen Werkes cha- rakterisirt folgende Arten: Pittosporum Putterlicki Radoboj. neogena ebda. Radoboj Euböa. limularis Parschlug pannonicum Radoboj ambigua ebda. Radoboj cuneifolium stenophylla ebda. Bolca Bursaria Radobojana Celastrus cassinefolius Parschlug. Oeningen noaticus Parschlug oxyphyllus Sotzka. Radoboj Endymionis Radoboj „dubius 'ebda. Sotzka Maytenus Radoboj europaeus ebda. Parschlug elaenus Parschlug. Sotzka evonymellus Radoboj evonymelloides ebda scandentifolius Arnfels Prinos hyperboreus Parschlug radobojanus Nemopanthes schlug Zizyphus pistacina Nidda. Eger tremula Parschlug. Oeningen renata Parschlug protolotus ebda. Radob. Sotz. Oeningen. Rhamnus aizoon ebda aizoides Parschlug pygmaeus ebda degener ebda angustifolius Par- Evonymus Latoniae Parschlug radobojanus Maytenus europaeus Radoboj llex sphenophylla ebda. Parsch. Sotz. llex cyclophylla Parschlug Cytisus Dionysi ebda Freybergensis Freyberg radobojensis Amorpha styriaca Parschlug Glycyrrhiza Blandusiae Parschlug Robinia hesperidum ebda 60 u : Physolobium antigquum ebda ambigua Pärschlug orbiculare ebda lignitum Radoboj kennedyaefolium ebda rotunda ebda Hardenbergia orbis veteris ebda Caesalpinia tamarindacea ebda Erythrina daphnoides Radoboj deleta ebda phaseolithes ebda Bauhinia destructa ebda oligantherus ebda parschlugana securidacus Parschlug Copaifera radobojana. Euböa eutychos Radoboj kymeana Euböa Dolichites maximus ebda relicta Radoboj europaeus ebda Swartzia palaeodendron ebda Dalbergia sotzkana ebda Sotzka Mimosa palaeogaea Parschlug Piscidia erythrophyllum Radoboj Pandorae Radoboj antiquum ebda borealis Häring _ Sophora europaea ebda Acacia bisperma Radoboj Cereis radobojana parschlugana Mezoneurum radobojanum nebulosa Radoboj Cassia phaseolithes ebda. Sotzka Entada primogenita ebda memnonia Radob. Parschl. Polyphemi Sotzka. Davidson, einige Kohlenbrachiopoden Indiens. — 1. Die von Flemming in Punrjab gesammelten sind z. Th. schon an andern Orten bekannt gemacht, aber Verf. hat dieselben einer stren- gern Prüfung unterworfen. Sie stammen theils aus krystallinischem theils aus lockerem Thongesteine, wenige auch aus Dolomit. Die meisten wurden bei Moosakhail in der eigentlichen Salzkette gesam- melt und bei Kafır Kote am Indus, einige von andern Orten. Es sind folgende Arten: Waldheimia Flemmingi sehr ähnlich der T. numis- malis, Terebratula biplicata Brocch also eine Kreide- oder Juraart, T. himalayensis, subvesicularis, Athyris Royssi Lev, subtilita Hall von Shumard zuerst in Louisiana gefunden, Retzia radialis Phill in Eng- land und Bolivia, Spirifera striata Mart in England, Sp. moosakhai- lensis dem amerikanischen Sp. fasciger sehr ähnlich, Sp. lineata Mart in England, Spiriferina octoplicata Swb englisch, Rhynchonella pleu- rodon Phill englisch, Camerophoria Purdoni, Streptorhynchus creni- stria Phill von Hall aus Jowa als Orthis robusta beschrieben, Str. pectiniformis, Orthis resupinata Mart, Productus striatus Fisch, Pr. longispinus Swb, Pr. cora d’Orb in Südamerika und Europa, Pr. se- . mireticulatus Mart, Pr. costatus Swb, Pr. Purdoni, Pr. Humboldti d’Orb bolivisch, Strophalosia Morrisana King permisch, — 2. Von Purdon im Punjab und Himalaya gesammelte Arten, mehrere der schon angeführten und: Aulosteges Dalhousi. Von den 28 Arten kom- men also 13 im europäischen Kohlengebirge vor. — (Memoires soe. roy. Liege AVIIL, 580 — 594. 3 tbb.) L. de Koninck, über Flemmings indische Petrefak- ten. — Die allgemeinen Resultate, welche Davidson für die Brachio- poden gewann, fand K. für die übrigen Petrafakten bestättigt. Die- elben wurden auf folgende Arten bestimmt; Saurichthys indicus, 8 64 Acrodus Flemmingianus, Orthoceras decrescens, rhachideum, vesicu- losum, Nautilus Flemingianus, Burtini Gal eocän, Goniatites gangeti- cus, Ceratites lawrencianus, Davidsonianus, Buchianus [ist der Name nieht schon zu oft an Ammoniten: vergeben worden!], latifimbriatus, Lyellianus, planulatus, Hauerianus, Murchisonianus, Flemmingianus, Macrocheilus avellanoides, depilis, Bellerophon Jonesianus, orientalis, decipiens, Dentalium herculeum, Solenopsis imbricata, Pecten crebri- stria, asiaticus, Flemingianus, Anomia Lawrenciana, Fenestella syken- sis, Phyllopora cribellum, Jonesiana, Retepora lepida, Fenestella me- gastoma, Polypora fastuosa, Philocrinus cometa, Cidaris forbesianus, Alveolites septosa Flem, Michelinia favosa Gf, Lithostrotion basaltifor- me Phill, irregulare Phill, Clysiophyllum indicum, Isastraea arachno- idea, — (Ibidem 573— 575 8 tbb.) P. Gervais, neuer tertiärer Ichthyodorulith. — Im miocänen Sande von Leognan im Girondedept. wurde ein Flossensta- chel gefunden, comprimirt, am hintern Rande mit einer von zwei Rei- hen Sägezähne begleiteten Rinne ähnlich dem der Chimären, aber von einem viel grössern und gewiss auch generisch verschiedenem Fi- sche, welcher Dipristes chimaeroides heissen soll. — (Comptes rendus ZLVIL, 1007.) A, F. Nogues, neuer Gyrodus. — Ein fossiler Kiefer aus dem jurassischen Kalkschiefer von Seysel im Ainedept..mit fünf nich? parallelen Zahnreihen, acht elliptischen Zähnen in der Mitte, deren erste grösster 9 und 6mm Durchmesser hat, die drei folgenden mehr kreisrund und kleiner werdend, der 5. bis 7. elliptisch und kleiner, der achte kleinste fast kreisrund. Jederseits daneben eine Reihe von 11 Zähnen fast kreisrund und um ein Dritttheil kleiner. Diese Art G. Gobini unterscheidet sich durch die Zahl, Form und Anordnung der Zähne von den Agassizschen Arten. — (Jbidem 913 — 915.) N. Valeneiennes beschreibt den Brustpanzer einer gros- sen Schildkröte aus dem Gyps von Sannois, welcher 0,70 Meter lang und 0,40 Meter breit ist. Er hat eine Buchtung für den Oberarm, zeigt die Nähte der einzelnen Platten und stammt wahr- ' scheinlich von einer Emys, doch zieht Verf. vor die Art einstweilen als Testudo Heberti aufzuführen. — (Jbidem 853 — 854.) Garrigon, Martin u. Trutat, Menschenkiefer in der Höhle von Bruniquel., — Diese im Dept. Tarn und Garonne ge- legene Höhle im Jurakalk ist eine einzige nicht eben grosse Grotte gegen OÖ. geöffnet und etwa 7 Meter über dem jetzigen Niveau des Aveiron. IhrBoden besteht zuoberst aus einer Stalaktitendecke, dar- unter folgt eine Knochenbreceie von 1!/, Meter, dann schwarze Thon- schichten mit Kieselgeröllen der verschiedensten Grösse und Form, mit Pfeilen, Meisseln u. dgl., Knochen von Raubthieren, Wiederkäu- ern, Vögeln und Rollsteinen. Letztere bestehen aus Granat, Gneiss, Glimmerschiefer, Quarz, Protogyn, Syenit, Serpentin u. a. Kohlen- streifen kommen in der Mitte dieser Schichten vor, Die Wiederkäu- erknochen sind besonders fragmentär und gehören dem Renn, einer 62 Antilope, Cervus elaphus, Gemse, Reh, Ziege, Bos primigenius, Rhi- noceros tichorhinus, Pferd, Wolf, Hund, Fuchs, einem noch kleineren Carnivoren, zweien Hühnerarten, einem sehr grossen Vogel und zweien Fischen. Das Renn charakterisirt das Alter der Höhle als der drit- ten Lartetsehen Epoche entsprechend. Die Anhäufung der verschie- denen Kunstprodukte, der grossen Menge Kohlen in versehiedenen Niveaus beweisen die Existenz des Menschen zur selbigen Zeit, wel- che durch zwei Kieferfragmente ausser Zweifel gesetzt wird. Ja auf einem Oberarm eines sehr grossen Vogels sind noch eingraviert ver- schiedene Körpertheile eines Fisches, Schwanzflosse, zwei Köpfe, drei Flossen. Die beiden Menschenkiefer wurden in Gegenwart von zehn Zeugen in etwa zwei Meter Tiefe in einer Thonschicht mit Kohlen gefunden. Der eine ist der rechte Unterkieferast eines Erwachsenen und wird hier beschrieben, der andere nah dabei gelegene ist der linke Ast eines sehr alten Individuums. Beide :gehören dem Brachy- cephaleutypus an und werden mit denen von Abbeville, Moulin, Quin- gon und von Ariege verglichen und mit noch andern, doch enthalten sich die Verff. Schlüsse auf die betreffende Rasse zu ziehen. — (Jbi- dem 1009 — 1013.) @l. Botanik. H. F. Bonorden, Abhandlungen aus dem Gebiete der Mykologie. — 1. Kultur der Pilze durch Aus- saat der Sporen. Dieselbe giebt die sicherste Auskunft über die Entwicklung, zugleich aber auch Anlass zu Täuschungen, da die Spo- ren mikroskopisch sind und die Beobachtung erschweren, ja man er- hält aus den geprüften Sporen stets mehrere Pilze zugleich, weil an denselben immer noch fremde Sporen anhaften und solche auch der zur Aussaat benutzte Boden enthält. Selbst das Brod ist kein siche- rer Boden, indem erst bei 100° C. die Sporen ihre Keimkraft verlie- ren. Verf. untersuchte deshalb zunächst das Brod. a. Weissbrod aus feinem Weizenmehl. Dasselbe erscheint im Wassertropfen als ein Aggregat verschiedener platter Körperchen aus homogener halb durch- sichtiger Substanz gebildet, unregelmässig rundlich. beilförmig und ekig, in Jodwasser hellblau, in Jodtinktur tiefblau, also Amylumkör- ner. Ausserdem sieht man darunter Hefenzellen frische und verküm- merte durch Jod gelbbraun. Ferner noch Flocken aus netzförmig verbundenen feinen Fäden bestehend jedenfalls der Kleber. Diese Bestandtheile sind durch das im Wasser lösliche Dextrin verbunden. Das Weizenmehl. zeigt eben diese Bestandtheile nur in anderen For- men, die durch das Kneten verändert werden, und auch deutliche Sporen von Gährungspilzen. b. Mittelbrod aus Mischelkorn und Schwarzbrod aus reinem Roggenmehl. Beide bestehen aus denselben Substanzen wie Weissbrod, nur enthalten sie zugleich noch viele Hülsen oder Kleie, Hefenzellen und verschiedene Pilzsporen. Zur Entwicklung der Pilze diente folgender Versuch. Aus drei Brodten wurden mittle Stücke genommen, mit destillirtem Wasser übergossen und in ein verschlossenes Glas gebracht. Am dritten Tage zeigte: sich an allen dreien schon Vegetation, Arten von Penicillum und Mu- 63 cor, im Besondern Mucor mucedo, griseus, ciliatus, glaucus, Asper- gillus glaucus, macrosporius, Penicillum glaucum, candidum, Botrytis bicolor und cana, Hormodendrum viride, Eurotium herbariorum. Dem- nach eignet sich das Brod zu künstlichen Pilzkulturen nicht. Besser sind gekochte Kartoffeln, da sie keine Sporen enthalten, deren Schei- ben man mit Zuckerwasser befeuchten muss, damit sie nicht in Fäul- niss sondern in Weingährung gerathen. Indess ist das Zuführen fremder Sporen durch die Luft sehr schwer zu verhindern. Der Staub in unsern Zimmern enthält solche stets. Einigermassen sichert Aussäen der Sporen bei Regenwetter im Freien. Das Zimmer fügt stets fremde Formen hinzu. Nachdem ich mein Glas mit in Wein ge- kochtem Brode öfters geöffnet hatte, entstand in der Mitte des Bro- des ein Rasen von Penicillum, der schnell wucherte und das ganze Brod mit Sporenpulver bedeckte, dann kam ein gelber Pilz das Peni- eillum überwuchernd, der Cephalothecium flavum war. Letztern hatte Verf. in seiner Stube gezogen. Auch das zum Versuche dienende Wasser führt häufig Sporen und nehme man lieber destillirtes, sogar an den Kleidern haften Sporen und gerathen unter die Aussaat. Durch diese Täuschungen nun erhält die Ansicht vom Polymorphismus man- che Stütze. Verf. kann Hoffmann nicht beistimmen, dass er aus Spo- ren des Trichothecium roseum auch Verticillium ruberrimum erhielt und letztern für die Spermatienform des erstern erklärt. Er traf bei- de nie zusammen, wohl aber mit Diplocladium minus und Acrocylin- drium copulatum. Das Zusammenvorkommen berechtigt noch keines- . wegs zu einer systematischen Identificirung. Noch weniger gilt Bails Bestättigung des Hoffmannschen Versuches. — 2. Die Sklerotien und deren Entwicklung. Dieselben sind noch immer räthsel- hafte Gebilde, Bail nennt sie Dauermycelien d. h. Knollen der Pilze. Sie bestehen aus einer festen fast hornartigen Substanz in feinen Schnitten nicht zellig erscheinend sondern längliche Höhlen zeigend, erst mit Schwefelsäure behandelt zeigen sie zellige Bildung, die Zel- len so innig verbunden. dass sie ein Continuum darstellen. Die Ar- ten, welche auf ihnen vorkommen, macht Verf. namhaft, sie gehören sehr verschiedenen Familien an, aber viele derselben kommen auch ohne Sklerotien vor, so Agaricus cirrhatus, Tulostoma brumale, Ty- phula erythropus, Agaricus stercorarius. Die Knollen können also nicht zu deren wesentlicher Natur gehören, scheinen vielmehr für diese Arten nur zufällig zu sein und es ist zu ermitteln, weichen Ar- ten die Sklerotien wesentlich angehören. Das Sclerotium Brassicae fand Verf. auf einem faulenden Kohlrabi, Scl. compactum an den fau- lenden Spitzen des Cheiranthus incanus. Aus diesen Pflanzentheilen kamen Büschel von ästigem Hyphen hervor, welche zu einem lockern ‚Polster mit freien Fäden heranwuchsen. Die Polster anfangs sehr weich und zart, verdichteten sich allmählig, zeigten bräunliche con- vexe Linien in Form der künftigen Sklerotien und bestanden aus Hyphenstämmen und deren Aesten, welche mit der Matrix hervortre- ten und mit einer grossen Menge feiner runder Moleküle gefüllt wa- 64 ren, die im Wasser molekulare Bewegung zeigten. Die Ausschwitzung dieser Substanz zwischen die Hyphen bewirkt ohne Zweifel die künf- tige Verschmelzung derselben zu Sklerotien; sobald diese beginnt werden die Hyphen unregelmässig, obliteriren und zuletzt bleiben nur die erwähnten länglichen Höhlungen. Die braune Linie besteht aus runden Zellen. Später fallen die ausser ihr befindlichen Hyphen zu- sammen, verwittern und werden durch Regen abgespült. Die Rin- denschicht besteht aus grossen rundlichen öligen braunen Zellen, die Substanz des Sklerotium aus einer soliden Masse mit innern kleinen Loculamenten. Sie sind gleichsam Reservoire von Pilzplasma und deshalb ein geeigneter Boden für viele Pilze. Die aus dem Mutter- boden hervorkommenden Polster sind stromatische Zellen, das Myce- lium derselben ist in der Matrix verbreitet und besteht aus wurzel- förmigen kurz verästelten Fäden mit hellen grossen Molekülen ge- füllt. Das Sklerotium ist ein Produkt des Hyphasma, eine stromati- sche Pilzbildung, welche in Stellvertretung der gewöhnlichen Ent- wicklung und Fruktifikation erfolgt. Die Bedingung seiner Entste- hung ist eine lebhafte faulige Zersetzung vegetabilischer Substanzen bei vieler Feuchtigkeit und dadurch angeregte Wucherung der primi- tiven Pilzhyphen. Auch Penicillum glaucum erzeugt auf sehr feuch- tem fetten Boden Sklerotien. Säet man die Sporen desselben auf in Milch gestreutes Brod, so verzehrt der Pilz allmählig das ganze Brod, überzieht es mit einer faltigen Myceliumhaut und in dieser bilden sich kleine harte Körper von knorpliger Substanz, die man aber in Myce- liumfäden auflösen kann. Die bisher auf Sklerotien beobachteten Pilze sind nur Gäste, die Hyphenpolster, aus welchen die Sklerotien her- vorgehen, gehören augenscheinlich den Hyphomyceten an. Auf ganz andere Weise wird das Mutterkorn, Sclerotium clavus, gebildet. — 3. Fortbildung des mykologischenSystemes, woran sich eine systematische Uebersicht der jetzt bekannten Pilzgattungen anreiht. Endlich noch specielle Untersuchungen, aus denen wir Einiges später mittheilen werden. — (Abhandlungen Hall. Naturforsch. Gesellschaft VII, 1—168.) J. Kühn, Untersuchungen über das Mutterkorn. — Die Ansichten über die Ursache dieser Krankheitserscheinung sind noch immer sehr getheilt. Einige meinen es sei Folge von Verwun- dungen des in Bildung begriffenen Samenkornes durch Insekten, durch den Stich einer eigenthümlichen Fliege, das Anfressen der Brachkä- fer, durch Blasenfüsse, Schnecken u. dgl, Fischer beschuldigte einen rothen Käfer Cantharis melanura, der aber bestimmt erst durch das in Bildung bereits begriffene Mutterkorn angelockt wird, Andere se- hen im Mutterkorn eine Degeneration des Samenkornes in Folge ab- normer Vegetationsverhältnisse, das Produkt einer widernatürlichen Gährung in feuchter Witterung, einen abnormen Zellbildungsprocess u. dgl. Auf direkte Untersuchungen stützt sich die dritte Ansicht, welche als Ursach einen parasitischen Pilz, Sphacelia segetum an- nimmt, von dem das Mutterkorn nur eine Entwicklungsstufe ist. Die 65 Entstehung der Sklerotien wurde als Schluss der Entwicklung des Pilzes betrachtet, bis Tulasne nachwies, dass die Mutterkörner einer Weiterbildung und der Erzeugung von Keulensphärien als zweiter Fortpflanzungsform fähig seien. Hiegegen trat jedoch Bonorden auf. Das Mutterkorn kömmt auf Roggen, Weizen und Gerste vor, in Som- mer- und Winterfrucht und bei verschiedenen Varietäten, beim Wei- zen auch gemeinlich mit dem Steinbrand in derselben Aehre, ferner sehr selten auf Hafer, Hirse und Mais. Ausserdem noch sehr häufig bei wildwachsenden Gräsern, so auf Molinia coerulea, Phragmites communis, Alopecurus pratensis, Lolium perenne selbst neben Mutter- kornfreiem Roggen, Bromus secalinus, Dactylis gSlomerata, Festuca gi- gantea, Bromus inermis, Phleum pratense, Triticum repens, Alopecu- rus agrestis, Poa compressa, auf Carex- und Cyperusarten u. v. a., ja es scheint keine Gramineengattung und selbst die Cyperaceen von ihm verschont zu bleiben. Diese allgemeine Verbreitung zeigt schon, dass die Bodenbeschaffenheit in keiner Beziehung zum Auftreten des Mutterkornes steht; es findet sich auf Höhen wie in Niederungen. Die Entwicklung des Pilzes zeigt drei sehr verschiedene Stadien, das erste hat die Form eines Fadenpilzes, Sphacelia segetum, nach ihm bildet sich erst das eigentliche Mutterkorn, das man als Sclerotium clavus zu den Gasteromyceten versetzte und dieses entwickelt sich zur Keulensphärie, Claviceps, Cordiceps, Kentrosporium. Der Faden- pilz entzieht sich dem Auge des Beobachters und verräth sich erst durch den Honigthau. Aber schon vor dessen Hervorquellen hat er sich an der Oberfläche des in Entwicklung begriffenen Fruchtknotens ausgebreitet als weisses zähes Gebilde anfangs in sehr dünner Schicht streifig vom Grunde des Blühtchens nach oben dann allmählig das ganze Körnchen überdeckend. Es besteht aus eng verfiochtenen Pilz- fäden und schneidet man solches Roggenkorn durch: so sind die Zel- len im Innern noch unverletzt, während aussen das Mycelium schon dicht gelagert erscheint, An dessen Oberfläche stehen enggedrängt aufgerichtete Astenden der Myceliumfäden, welche an der Spitze ei- förmige Zellen erzeugen. Diese enthalten ein oder zwei Kerne und fein gekörneltes Protoplasma. Das eigenthümliche Ansehen des befal- lenen Blühtchens wie mit Oel getränkt rührt von einer Aussonderung der Mycelienfäden des Pilzes her. Dieselbe ist klebrig, übelriechend, gelblich oder bräunlich und sammelt sich in dicken Tropfen an, ist also ein ganz anderer Honigthau wie der von Blatt- und Schildläusen auf Hopfen, Bohnen, Erbsen, Linsen etc. erzeugte. In ihm schwim- men unzählige eiförmige Zellen, wie solche auch auf den Basidien der Sphacelien sich finden. Seine Bildung geht noch fort, wenn auch alle Theile des Blühtchens zerstört sind, ja steigert sich, kann also nur Produkt des Pilzes sein, wie das auch bei Bildung anderer Sklero- tien beobachtet worden. Bei den Sklerotien in den Stengeln des Rapses durchziehen erst zahlreiche Hyphen das Markgewebe, lagern sich stellenweise dichter und verschmelzen in eine weiche Masse, die sich immer schärfer absondert, anfangs weiss berandet, dann mit einer XXIII. 1864, 5 66 schwarzvioletten Rindenschieht und hart. Nach Ausbildung der Skle- rotien sind alle Hyphen abgestorben und vertrocknet., Cohn .beobach- tete dasselbe in Georginenstengeln, Verf. sehr ausgedehnt bei, Mohr- rüben, deren Fäulniss eine Pilzbildung. vorangeht. ‚Diese zeigt sich als blendend weisses Schimmelgewebe auf der Oberfläche, und die da- von. eindringenden Mycelienfäden verursachen schnelle ‚Zersetzung. Der Schimmei bildet in sich ebenfalls Sklerotien. Mit. dieser auch eine reichliche Ausscheidung der des Mutterkornes ähnlich. Bei letz- term trifft die Schleimabsonderung der Hyphen zusammen: mit der Bildung jener eiförmigen Zellen, welche sich in Menge von den Ba- sidien ahlösen und mit dem Schleime nach Aussen. geführt werden. Beide Zellen und Schleim stehen aber in keinem nothwendigen, Zu- sammenhange. Berg betrachtet diese Zellen als männliche Sperma- tien, aber sie sind gewiss nur keimfähige Fortpflanzungszellen , kei- men bei günstigen Bedingungen schon nach sechs Stunden aus, kei- men vertrocknet nach Aufweichung. Sie treiben einen oder zwei Keimschläuche, die sich gabeln, und später Conidien oder Keimkörn- chen erzeugen und zwar am 5. oder 6. Tage in feuchter ‚Luft ‚unter der Glasglocke ‚ und, zwar gleichzeitig mehrere an der Spitze oder an einem Seitenzweig. Später klappen sie dann an ihrem Stielchen um und legen sich seitlich an die Spitze des Fadens, um neugebilde- ten Conidien Piatz zu machen. Ihre Bildung erfolgt durch einfache Ausstülpung. Die sich ablösenden Conidien sind gestaltet wie die ‚Stylosporen selbst, die sie erzeugten. Insekten, welche die Flüssig- keit aufsuchen, verbreiten diese Sporenzellen von Blühte zu Blühte. In der weitern Entwicklung breitet die Sphacelie sich nach oben aus, ehe sie von unten her ihre Formelemente umbildet. Mit dieser Um- bildung ist meist die vollständige Zerstörung des Germens, und oft auch der Staubgefässe erfolgt. Oft jedoch bleiben einzelne Theile der Blühte erhalten, zumal wenn der befallene Fruchtknoten schon mehr entwickelt war und bei trockner Witterung unterbleibt die Ent- wicklung des Mutterkornes ganz. Die sich nach oben ausbreitende Sphacelie bildet einen die Länge der Spelzen erreichenden oder über- ragenden schmutzig weissen schmierigen Körper aussen mit gewun- denen Erhabenheiten, innen mit Kanälchen, innen und aussen dicht besetzt mit Basidien. Das Mycelium ist noch unverändert, aber Schleim sondert sich sehr reichlich ab. In der Basis des Gebildes vermehren und verzweigen sich nun die Myceliumfäden zahlreich und schwellen stark an, sind an ihrer fortwachsenden Spitze gleichmässig mit Protoplasma erfüllt, aber an ihren ausgeweiteten Theilen entste- hen lichte Zonen, scheinbare Gliederung, später wirkliche Scheide- wände und Oeltröptchen in den Fäden. Inzwischen wächst ein Theil der Fadenenden nach Aussen und bildet eine Rindenschicht mit an- fangs röthlichem dann violettem Fadenimhalt. Hat der Körper ein bestimmtes für jedes einzelne Mutterkorn verschiedenes Mass der Ausbildung erreicht, dann hört die Umbildung der Mycelienfäden auf, der Mutterkornkörper schliesst sich von der Sphacelie ab Bad die 67 parallelen Fäden der Rindenschicht umziehen ihn völlig. Die Spha- celie lässt in demselben Masse wie das Selerotium clavus sich ver- grösst, in ihrer Ausbreitung nach, Schleim und Sporen mindern sich und bilden das Mützchen des fertigen Mutterkornes, das später ab- fällt. Im Innern ist nun ‚das harte Mutterkorn weissstreifig, aber man darf nach der Färbung keineswegs ein gutartiges und ein bösartiges Mutterkorn unterscheiden. Sein Gewebe ist nach Schacht u. A. Fa- dengewebe, selbst die Zellen des scheinbar polyedrischen Gewebes sind nur integrirende Theile von Pilzfäden. Das Mutterkorn entwi- ckelt unter günstigen Umständen Keulensphärien. Aus einjährigem zog Verf. dieselbe stets, aus zweijährigem Mutterkorn erhielt er sie niemals. Im Freien beginnt deren Entwicklung zur Zeit der Roggen- blühte. In der Stube im Januar ausgesäet kamen nach 96 Tagen die Sphärien hervor, von Phragmites entlehnte schon nach 54 Tagen. Die am 27. Februar ins freie Land gelegten Mutterkörner zeigten An- fangs Juni die ersten Sphärien, deren Bildung bis Ende Juli währte, aus einem Korn mehr denn dreissig. Beim Hervorbrechen der Köpf- chen wird die Rindenschicht gesprengt und wie ein Deckel zur Seite gedrängt, der Stiel des Köpfchens verlängert sich verschiedentlich, ist an der Basis stärker, meist mit weisslichen Fasern bedeckt, übri- gens glatt, bleich, zuletzt purpurröthlich, bisweilen abnorm verkürzt und verdickt. Die Köpfchen umschliessen die Stiele an ihrem Grunde nicht dicht, sondern ringförmig abstehend, sind verschiedentlich gross, anfangs hell, dann gelblich und röthlich oder violett, auf der Ober- fläche uneben, kleinwarzig, durch die hervorstehenden Mündungen der an der Basis eiförmigen oben zugespitzten Sporenbehälter. Diese sind dicht erfüllt mit langen in der Mitte erweiterten Schläuchen, in welchen die Clavicepssporen eingeschlossen sind. Die Sporen selbst sind sehr fein, linienförmig, meist gebogen, zu jeacht in einem Schlauch. Ein Mutterkorn, das 20 Sphärien treibt, kann über eine Million Spo- ren hervorbringen. Aber nicht alle Mutterkörner erzeugen gleich ge- bildete Keulensphärien. Die Getreidearten und die meisten Süssgrä- ser die eben beschriebene Claviceps purpurea. Aus dem Mutterkorn von Molinia caerulea und Phragmites communis erhielt K. stets eine andere Form mit weit feineren Stielen und kleinern Köpfchen, Clavi- ceps microcephala.. Noch andere andere Arten, Derselben oder ei- ner ähnlichen Weiterbildung unterliegen wahrscheinlich alle Sklero- tien, die der Möhre lieferten einen Blätterpilz, andere Becherpilze, wie die im Innern der Rapsstauden, die in Tabacksstengeln einen Keu- lenpilz. Tulasne hält jedoch diese Pilze auf Sklerotien für Gäste, was nach des Verfs. Beobachtungen nicht der Fall ist. Er theilt seine hierauf bezüglichen Untersuchungen mit und berichtet dann die Ver- suche mit der Keimung der Clavicepssporen und der Kultur des Mut- terkornes. Dieselbe ist ihm gelungen. Die Stylosporen der Sphace- lie können das Mutterkorn erzeugen und ist durch die aus Sclerotium elayus vom Roggen erzogenen Clavicepssporen es auch möglich Mut- terkorn hervorzurufen. Als Schutzmittel gegen das Mutterkorn 5* ’ 68 empfiehlt Verf. vorsichtiges Einsammeln der damit behafteten Aehren, welche der Jauche zum Verfaulen zu übergeben sind. Dann beachte man die wilden Gräser, welche das Mutterkorn tragen und sense die- selben ab, ehe das Sklerotium sich entwickelt. Hierüber wolle man das Original selbst nachlesen. — (Mittheilungen aus dem landwirth- schaftl. Institut in Halle L, 1—26. 1 Tfl.) J. Miers, Synopsis Generum Menispermacearum. — Trib. I. Heteroclinieae: Embryo fere rectus, cotylis folia- ceis, divaricatis, intra locellos albuminis copiose hinc ruminati inclu- sis, radicula parva, tereti, supera; condylus diversiformis, internus vel fere obsoletus. Cotyli irregulariter laciniati, condylus globosus bi- concameratus. Coscinium. Cotyli integri. Stamina libera. Stam. 12 (6 inter. longiora), antherae introrsae, condylus umbi- formis concayus. Calycocarpum. Stam. 6., anth. longit. dehisc., condyl. umbiform. concav. Jateo- orhiza. Stam. 6., anth. transv. dehisc., condyl. globos. biconcam. Zino- spora. Stam. 6., filam. dilat. memb., condyl. globos. biconcam. Chas- manthera. Stam. 6., filam. petal. coalit., condyl. e plica longit. valde intrus. Fibraurea. Stam. 6., filam. clavat. incurv., condyl. e sulco longit. obsolet. Tinomiscium. Stam. 6., filam. breve incrassatum. Durasaia. Stamina monadelpha. Antherae 15 —40, recept. globos. sessil. coalit., condyl. globos. bicamerat. Anamirta. Antherae 6, in caput. aggreg. filam. graeil. suffult., condyl. um- biforme concavum. Parabaena. Antherae 6, peltatum affixae, filam. columnar. condyl. umbif. obsolet. Aspidocarya. Stamina 6, filam. ad medium coalit., condyl. umbiforme concav. Odontocarya. Stamina ignota, putamen echinatum, condylus magnus scutiformis unicameratus. Rhigiocarya. Trib. II. Anomospermeae: Embryo tenuis, teres, intra al- bumen copiosum undique ruminatum inclusus, cotylis accumbentibus, incurvatis aut fere rectis, radicula brevissima, ad summum spectante; condylus internus verticalis, laminiformis; sepala aestivatione valde imbricata. Petala 6, stamina amplectentia. Anomospermum. Trib. III. Tiliacoreae: Embryo teres, tenuiter elongatus, hip- pocrepice curvatus, intra albumen copiosum undique ruminatum cen- tralis, cotylis teretibus; radicula tereti, iis duplo breviore, ad stylum 69 fere basalem spectante; condylus internus, horizontaliter septiformis; sepala aut subvalvata aut sumbimbricata. Petala 6. Sepala valvata, stam. glabra, drupae 4—12, stipitatae et car- poph. long. suffult. Tiliacora. Petala nulla. Sepala valvata, stam. glabra, drupae 3 toment. brev. stipit. Abuta. Sepala valvata, stam. hirsuta, drupae 3 toment. brev. stipit. Batschia. Sepala subimbric., stam. glabra, drupae 3 glabrae brev. stipit. Anelasma, Trib. IV. Hypserpeae: Embryo teres, tenuiter elongatus, in- tra albumen simplex cyclice curvatus, cotylis accumbentibus, radicula iis aequilonga, ad stylem fere basalem spectante; condylus externus subglobosus. Sepala 8—12, inter. imbrie., petala 5, 6, 8, stamina 6, 8, 10, ovaria 3—6. Aypserpa. Sepala 6 —9, inter. valvata, pet. 6, stam. 6, ovar. 3. Zimacia. Trib, V. Leptogoneae: Embryo teres, tenuiter elongatus, in- tra albumen parcum simplex cyclice curvatus, cotylis incumbentibus, radicula iis aequilonga aut duplo longiore, ad stylum fere basalem speetante; condylus externus, globosus vel peltiformis, varie elabora- tus; sepala imbricata. Subtrib. Menispermeae: stamina distincta vel imperfecte monadelpha. fg Petala 6 vel 0, stam 12—18libera, Q petala 6. Menispermum. f' Petala 6, stam. 6 libera, @ petala 6 cuneatoauriculata. Pe- ricampylus. d' Petala 6, stam. 6 basi coalita. Pselium. d' ignota, © petala 3. Dleocarpus. JS ignota, Q@ petala 4. Homocnemia. Subtrib. Cissampelidae: stamen unum, centrale, filamentum columnare, antherarum loculi peltatim affixi. &f Sepala 1 campanul., pet. 1 campan., anth. loc. 6, peltat. co- alit. Ahaptomeris. &' sepal. 4 libera, pet. 1: poculif., anth. loc. 4—12, pelt. coalit., Q pet 1. Cissampelos. J sepal. 4 valvat., pet. 4 valvat., anth. loc. 4—8, pelt. coalit. Clypea. Jf! sepal. 4 libera, pet. 1 poculif., anth. loc. 4, pelt. coalit.; 2 pet. 2. Antizoma. d' sepal. 6 libera, pet. 3, anth. loc. 6, pelt. coalit. Stephania. d sepal. 6 libera, pet. 6, anth. loc. 6, pelt. coalit. Clambus. S sepal. 8 libera, pet. 4, anth. loc. 4, conglobat. Cyeclea. Trib. VI. Platigoneae: Embryo intra albumen parcum sim- plex, hippocrepiformis aut eyclice curvatus, cotylis foliaceis, incum- 70 bentibus, radicula tereti iis 2—10plo breviore, ad stylum fere basa- lem spectante, condylus externus aut septiformis vel subglobosus, se- pala imbricata. fd Petala 6 | z emargin. imo involut., stam. 6 distinct., condyl. globos. bi- cam. ext. perforatus. Cocculus. bifid. lacin. acutiss., stam. 6 distineta, condylus uti antea. Nephroica. bifid. lacin. obtus., stam. et condyl. uti aniea. Holopeira. cuneat. auric. ap. dentat,, stam. 6 ler , condyl. septi- form. Diploclisia. Trib. VII. Pachygoneae: Hmbryo exalbuminosus, hippocre- pice vel eyclice curvatus, cotylis valde crassis, accumbentibus, radi- cula brevi, tereti, ad stylum fere basalem spectante; condylus exter- nus, septiformis vel subglobosus aut fere obsoletus,. & Petala 6, @ ovar. 3, cotyli hippocrep., condyl. septiform. Hyper- baena. — 09 ovar. 6, cotyli hippocrep., eondyl. septiform. Chondo- dendron. — ignota, 9 ovar. 3, cotyl. condyl. uti antea. Zaematocarpus. — 6,9 ovar. 3, cotyl. hippocrep., condyl, subpeltif. Pachygone. — 6,9 ovar. 6, cotyl. ceyclic., condyl. umbif. Pleogyne. — ignot., @ ovar. 9, cotyl. condyl. uti antea. Sciadotenia. — 0,9 ovar. 3, cotyl. incurv. radic. minima, condyl. obsol. Pycnarrhena. — ignot., Q ovar. 3, cotyl. isnot., condyl. obsolet. Sarcopetalum. Genera incertae tribus: Detandra sepal. 9—12, petala 6, sta- mina 3, ultra med. coalita. — Syrrhonema, sepal. 6, petal. 0, stam. 3, libera. — Antitaxis, sepal. 4, imbric., petal. 2, stam. 4, antherae uni- lob. transv. hiantae. — Züsarrhena, sepal. 6, imbric., petala 6, stam. 6, antherae bilob. transv. hiant. — Baterium, sepala 12, imbric., petal. 6, stam. 6, anth. bilob. connect. galeat. — Synelysia, sepal. 9, 3 coa- lit. valv., petal. 6, stam. 9, 3 lib. 6 monadelph., anth. bilob. hiant. — Penianthus, sepal. 9 imbric., petal. 6, stam. 6, anth. bilob., ovar.3. — QOuinium, sepal. 5, petal. 5, stam. 5. — Die Gattungen Adeliopsis BH. und Spirospermum Th. sind nicht unterzubringen, Chondodrendon ist identisch mit Odontocarya, Microlicia mit Pleogyne. Im Einzelnen behandelt M. zunächst Coscinium mit seinen 3 Arten und Calycarpum mit einer, Jateorhiza mit 3 Arten. — (Ann. mag. nat. hist. XIIL, 1—15. 122—135.) C. Fuss, zur Pflanzenmetamorphose. — An einer Birne aus einem Garten in Hermannstadt hatten die Kelchblätter sich fort- entwickelt und statt die Frucht am obern Ende als vertrockneter Kranz zu krönen sich zu eigentlichen Blättern von ovaler Gestalt mit ge- zähntem Rande ausgebildet. Zwei derselben waren grösser als die übrigen. Aus dem von ihnen umschlossenen Raume erhob sich eine zweite gestreckte Birne am obern abgerundeten Ende mit Kelch- 71 zipfeln gekrönt. Der Durchschnitt zeigte nun, dass beiden Birnen in der Achse Kernhaus und Samen fehlten. Der Baum war ein junger kräftiger mit zu reicher Blätterbildung und zum ersten Male in Blühte tretend. — (Siebenbürger Verhandlungen XIV, 9— 11. Tfl. 1.) Hildebrand, Fruchtbildung bei den Orchideen — Bei allen Orchideen sind die Ovula zur Zeit der Blühte unentwickelt; der Grad der Entwicklung ist verschieden; erst in Folge der Bestäu- bung der Narbe schwillt der Fruchtknoten an und bilden sich die Ovula aus und zwar ohne direkte Berührung der letztern durch den Pollenschlauch; die Zeit zwischen der Bestäubung und der Embryo- bildung steht im Verhältniss zum Entwicklungsgrade der Ovula zur Zeit der Blühte, bei Dendribium nobile dauert sie 4 Monat, bei Neot- tia nidus avis 8 oder 9 Tage; es geht aus Beobachtungen die dop- pelte Wirkung des Pollens hervor, indem er die Ovula befruchtet und auf der andern Seite unabhängig hiervon den Fruchtknoten zum Schwellen und die Ovula zur Ausbildung bringt. — (Tageblatt der Stettiner allgemeinen Versammlung $. 28.) C. Koch, über Rittersterne oder Hippeastrum. — Direkt aus Brasilien eingeführte Zwiebeln kamen in Berlin zur Blühte und wurden von Karsten als Hippeastrum Heuserianum n. sp. be- stimmt. Noch interessanter ist das neuerdings eingeführte H. proce- rum. Dieses bildet durch Ineinanderschliessen der verlängerten Blatt- scheiden einen Scheinstamm von 2l/a’ Höhe und dann einen Fuss ho- hen Schaft mit 4— 12 schönen grossen Blühten von zartem Lila. Die Gattung Hippeastrum bildete Herbert 1821 aus Arten der Linneschen Amaryllis, welche bereits 1735 aufgestellt war auf Lilien mit unter- ständigem Fruchtknoten und von Herbert dann in zehn Gattungen aufgelöst wurde. Duchartre hielt diese Trennung für nicht gerecht- fertigt, ohne jedoch eine bessere an deren Stelle zu setzen. Er bringt Amaryllis in zwei Gruppen je nachdem der Blühtenschaft an der Seite oder aus der Mitte hervorkommt. Nach K. ist aber der Blühtenschaft stets seitenständig. Den Namen Amaryllis vertauschte Tournefort mit Lilionareissus und für die ganze Familie aller Lilien mit 6 Staubge- fässen und unterständigem Fruchtknoten führte R. Brown 1810 zuerst den Namen Amaryllideae ein, für welchen Jussieu Nareissi gebrauchte. Die Familie gliedert sich in 4 Gruppen, von welchem die mit beblät- tertem Stengel die Alströmerien und ihre Verwandten weit mehr den ächten Lilien sich anschliessen. Die allermeisten haben knollige Wur- zelgebilde statt der Zwiebeln. Die 3 andern Gruppen haben nur wur: zelständige Blätter, so die Agaven. Sehr viele Amaryllideen, zumal die capischen ruhen eine Zeitlang, während die in den feuchten Ur- wäldern Brasiliens keine unterbrochene Vegetation haben. Die Ama- ryllideen besitzen meist grosse schöne Blumen, deren 6 Blätter mehr minder verwachsen; nur sehr wenige wie unsere Schneeglöckchen und Märzenblumen, Nerine und Sprekelia zeichnen sich durch eine sechsblättrige Blume aus. Hier stehen auch die Staubgcfässe auf dem Fruchtknoten. Bisweilen sind die Staubfäden durch eine Haut 72 verbunden und bilden innerhalb der Blume einen Kranz. Die Frucht ist allermeist eine Kapsel, sehr selten eine Birne. Die Samen bilden in jedem der drei Fächer zwei Reihen, sind entweder in grosser Menge und breitgedrückt vorhanden oder rundlich, eiförmig, eckig, Die 3 Gruppen lassen sich auch geographisch scheiden. 1. Die Nar- cissen gehören der Alten Welt und zwar Europa, N.- Afrika, dem Orient, alle halten bei uns im Freien aus, haben schmale linienförmige etwas fleischige Blätter, glockenförmige oder flache Blühten von weis- ser und gelber Farbe und mehligen Samen. 2. Die Hippeastreen bewohnen Brasilien und Südafrika und haben einen hohlen Blühten- stengel, rothe Blumen und zahlreiche Samen in einer Kapsel. 3. Die Crineen wachsen auf beiden Halbkugeln in Ostasien, Ostindien, Neu- holland, am zahlreichsten in Südafrika und dem tropischen Amerika, haben sämmtlich einen festen Stengel, weisse und rothe Blühten und oft fleischige Samen. Zu Linnes Zeiten waren 8 Gattungen mit 47 Arten bekannt, während jetzt die Familie 64 Gattungen mit 700 Ar- ten zählt. Von den 24 Arten Hippeastreen kannte Linne nur die ein- zige H. reginae. Verf. bespricht nun die einzelnen Arten, nämlich H. solandrifolium Herb. Brasilien und Guiana, H. vittatum Herb. Bra- silien, H. reginae Herb. ebenda, H. ambiguum Herb. Brasilien und Peru, H. breviflorum Herb. Buenos-Ayres, H. reticulatum Herb. Bra- silien, H. equester Herb. Westindien, Mexiko, Columbien, H. occiden- tale Roem. Westindien, H. stylosum Herb. vielleicht nur Blendling von reginae und equestre, H. miniatum Herb., H. bulbulosum Herb. Brasilien sehr variabel, die übrigen später. — (Berliner Wochenschr. f. Gärtnerei etc. Januar Nr. 3. 4.) —|. Zoologie. Tigri überreichte der er Akademie eine Abhandlung, welche nachweist, dass sich im menschlichen Blute Infu- sorien der Gattung Bacterium entwickeln und dass Monas und Vi- brio im Blute von Leichnamen in Folge des Fäulnissprocesses ent- stehen. — (Comptes rendus LVII, 633.) A, M. Norman, neue Polypen: Tubiclava cornucopiae im Zetlandischen Meere, Eudendrium annulatum ebda, Rhizoxenia albi- color Jersey, Lestralia venusta Guernsey, L. complanata L. laqueata Shetland, L. divisa Guernsey, L. polita Shetland, L. microstoma ebda, L. cruenta ebda, Membranipora sacculata ebda, Diastopora sarniensis Guernsey. — (Ann. mag. nat. hist. XIII, 82—90. tbb. 9—11.) A. Meyer u. K. Möbius, Edwardsia duodecimeirrata Sarsin der Kieler Bucht. — Diese zierliche 20— 25mm lange Edwardsie lebt in 6—9 Faden Tiefe auf dunklem Schlamme, ist zu- sammengezogen ein dunkel fleischrothes eiförmiges Körperchen. Aus- gestreckt ist der Vorderkörper so lang wie Mittel- und Hinterkörper, der Mittelkörper walzig mit lederartig derber Haut, der Hinterkörper dicker und stumpf abgerundet. Da die beiden Endabtheilungen des Körpers in die mittle eingestülpt werden können, so ändert die Form vielfach. Die Oberfläche ist durch seichte Längsfurchen in so viel Abschnitte getheilt wie Tentakel vorhanden sind. Die Mundscheibe 73 z ist kreisförmig, die Tentakel randständig walzig und ganz zurückzieh- bar, 8 bis 12; der längliche Mund zwischen zwei lippenartigen Wül- sten. Der fleischfarbene Körper mit hellen Längslinien, welche den Scheidewänden zwischen Leibes- und Magenwand entsprechen, die Leibeswand durchscheinend. Die farblos durchsichtigen Tentakeln mit 2 oder 3 rothbraunen Querbinden, an der Basis mit braunrothen Längsstreifen; die Lippen braunroth. Unter der dünnen flimmernden Oberhaut der Tentakeln liegt eine Schicht walziger Nesselkörper, de- ren Fäden ohne Bewaffnung sind. Die Edwardsie hält sich gut in Aquarien. Ihre Nahrung scheinen kleine organische Körper zu sein. Sie wird von jungen Haarquallen verfolgt. Sars fand sie an den Lo- foten und bei Bergen, Lütken bei Hellebank. — (Wiegmanns Archiv AAIZ, 70 — 74. Tf. 3.) A. Adams, Blanfordia nov. gen. Truncatellidarum: ro- strum elongatum, transverse corrugatum, ad apicem emarginatum; tentacula brevissima, triangularia, depressa, ad apicem acuti, oculi sessiles ad basin superiorum tentaculorum; pes magnus, sulco trans- verso in partes duas divisus, ad latera utrinque lobatus, postice lobo dorsali operculum gerente praeditus; operculum corneum subspirale; testa ovatoconica, epidermide olivacea obtecta, apice truncato, anfrac- tibus laevibus; apertura elliptica, peristomate continuo, incrassato duplicato interno subacuto, externo subvaricoso. Steht der capischen Gattung Tomichia zunächst und lebt mit zwei Arten B.japonica und Bensoni in Japan. — (Ann. mag. nat. hist. XII, 404. tb. 7.) Benson diagnosirt neue gedeckelteLandschnecken von den Andamanischen Inseln und Indien: Helicina scrupulum, Omphalo- tropis distermina, Cyathopoma tignarium, Pupa bathyodon, P. pla- guncula, P. diopsis, P. serrula, P. seriola, P. himalayana, P. avanica, Clausilia vespa. — (lbidem 425 — 429.) Vix, zur Kenntniss der Nematoden. — An in Wasser macerirten Hautstücken vom Spulwurm fand V. Stellen einen kokar- denähnlich pigmentirten Hof darstellend gelb und braun, in der Mitte am dunkelsten, aber später beobachtet hier mit einer Oeffnung. Es haftet hier an der Innenfläche ein dunkles hohles Gebilde, mit wel- chem das im Centrum des Pigmentfleckes gelegene Loch communieirt und das sich isoliren lässt. Die Oeffnungen liegen meist in den Zwi- schenräumen zwischen den Gürtelstreifen der Haut und senden Aus- läufer aus. Jene innen ansitzenden Gebilde gleichen bald einer kurz- halsigen Urne, bald einem Napfe oder einer flachen Schale und zei- gen isolirt am Rande zarte Faserstreifen. Dies sind die unzerstört gebliebenen Gürtelstreifen der Haut. Nach innen enden die Gebilde blind und sind sie an frischen Präparaten sehr schwierig zur Anschau- ung zu bringen. Sie sind den Hautdrüsen vergleichbar, also Sekre- tionsorgane. — (Wiegmanns Archiv XXIX, 75 — 80.) G. L. Brady, neue Ostrakoden Englands: Cypris ob- longa bei Newcastle, C. striolats Northumberland, C. affinis Fisch, [£ Candona virescens Sunderland, €. albicans ebda, Cyprideis torosa Jones. — (Ann. mag. nat. hist. XIII, 59 — 63. tb. 3.4.) rail G. Hodge, neue britische Pycnogoniden: Ammothox brevipes, longipes, Achelia echinata, hispida, laevis, Phoxichilidium virescens, Pallene pygmaea. — (Ann. mag. nat. hist. XIII, 113 — 11. ib. 12. 13.) | } £ L. Landois, Anatomie der Filzlaus, Phthiriusingui- nalis. — Abdomen und Thorax sind völlig mit einander verschmol- zen und der Kopf nur mit einem kurzen Halse mit letzterem verei- nigt. Der Kopf ist geigerförmig gestaltet, mässig platt, durch die Einlenkung der Fühler getheilt. Die Kopfhaut ist sehr fest und be- stachelt, trägt vorn die Mundtheile, hinten das grosse Ganglion und die Augen. Die kurzen vor den Augen eingelenkten Fühler sind. fünfgliedrig bei beiden Geschlechtern, dreigliedrig in der Jugend; die vier ersten Glieder behaart, das letzte an der Spitze mit mehreren kleinen abgerundeten Erhabenheiten. Ueber den einfachen Punktau- gen steht schützend ein starker Stachel und das Auge lässt keine Linse erkennen. Der Thorax lässt durchaus keine Gliederung wahr- nehmen, und hat gleiche Beine, nur die letzten viel kräftigere Kletter- füsse, alle mit nur einem Zehengliede und frei beweglicher Coxa, die einfache starke Kralle ist mit fünf Zähnen besetzt, und trägt an den beiden hintern Paaren noch einen Knopf an der Spitze. Der Tarsus schlägt mit seiner Spitze gegen den Chitinstift der Tibia und um- fasst so das Haar, an welchem das Thier emporklettert. Alle Beine sind behaart und das vordere Paar noch mit Chitinschienen verstärkt. Der durch eine schwache Furche abgesetzte Hinterleib besteht aus neun Ringen, durch seichte Furchen ‚geschieden und mit je einer Reihe Haare. An jeder Seite vier vorspringende Zapfen gegenüber den vier Stigmen, beim Weibchen grösser, mit starken Haaren be- setzt, deren Anzahl geschlechtlich verschieden ist. Das männliche Hinterleibsende ist abgerundet und hat 5 oder 6 Haare, das weibli- che gespalten mit vielen Haaren. Ueber die Mundtheile der Läuse haben Swammerdamm, Burmeister, Erichson, [auch Nitzsch, vergl. Seite 21 dieses Heftes] nach eigenen Untersuchungen allerdings sehr verschiedenen Arten widersprechende Darstellungen gegeben. Bei der Filzlaus bestehen dieselben aus einem Schnabel von ?7/;„mm Länge, dessen Decke eine längs gespaltene Oberlippe bildet, und deren jede Hälfte an der Spitze ein Paar äusserst zarter zweigliedriger Häk- chen trägt; an ihrer Unterseite liegen zwei querbeissende Mandibeln von ?/„mm Länge. Taster fehlen, aber am Vordersaume des Kopfes steht jederseits ein zweigliedriger brauner Chitinzapfen, welche wahr- scheinlich zum Auseinanderhalten der Wunde dienen, wenn der Rüs- sel in dieselbe eindringen will. So ähneln diese Theile sehr der Darstellung, welche Erichson von der Kopf- und Kleiderlaus gegeben hat, und Verf. hält diese Thiere daher für verwandt den Pelzfressern. Der vordere und hintere Darmabschnitt sind ziemlich gleich lang. Der Oesophagus ist kurz, erweitert sich im Kopfe etwas und senkt 75 ‚sich als zartes Röhrchen in den Magen. Dieser ist gross, blasig, mit zwei mächtigen Blindsäcken vorn in der Brust, besteht aus zwei Häuten, einer innern drüsenreichen und einer äussern glashellen mit sich gitternden Muskelfasern. In der Mitte des Magens liegt in der Wandung die eigenthümliche schon von Swammerdam erwähnte Schei- be, die aus Zellen besteht und wohl als Drüse fungirt. Am Ende des Magens sitzen die Malpighischen Gefässe. Der Darm macht eine kleine Sförmige Biegung und zerfällt in Dünn- und Mastdarm, letz- terer mit kugeliger Anschwellung beginnend, beide aus drei Häuten bestehend. Die peristaltische Bewegung des Magens und Darmes wie- derholt sich in der Minute siebzehn Male. Das in den Magen einge- tretene Blut ändert sich schnell, die Blutkörperchen lösen sich auf und es bildet sich eine zähklebrige körnige Flüssigkeit. Das eine Paar der Speicheldrüsen, die bohnenförmigen, bestehen im Innern aus dunkler fein granulirter Masse; ihr Ausführungsgang erweitert sich plötzlich. Das andere Paar hat Hufeisenform. Beide Paare sind ein- zellige Drüsen und liegen im obern Theile des Brustraumes und mün- den in die Mundhöhle. Vier malpighische Gefässe so lang wie Ma- gen und Darm zusammen, in ihrer ganzen Länge isolirt, ihr Inhalt leicht körnig und zähflüssig. Der Fettkörper besteht aus ovalen. leicht eingeschnürten Zellen mit deutlicher Hülle und Stielchen, wel- cher sie mit den Tracheen verbindet, in jeder Zelle liegen zwei runde oder ovale Kerne, in jedem Kerne ein Kernchen. Ihr Inhalt ist leicht körnig und scheint smaragdgrün. Der ganze Fettkörper füllt die Rumpfhöhle aus, so weit sie von den übrigen Organen frei ist. Das Rückengefäss lässt sich nur an seiner Thätigkeit erkennen, zumal gleich nach der Häutung des Thieres, dann erscheint es auch als schmaler Schlauch, der vorn bis an die Mitte des Magens reicht. Es schlägt 44 Mal in der Minute. Das spärliche Blut besteht aus einer Flüssigkeit mit sehr feinen dunklen Körnchen und den Blutzellen. Im Thorax ist nur ein Stigmenpaar (wie es auch Nitzsch angiebt), am Abdomen sechs Paare auf dem Rücken, alle blühtenknospenförmig mit verdicktem Ringe und vielen Härchen im Innern. Ein Haupttra- cheenstamm jederseits, beide hinten durch einen gleich starken Quer- ast verbunden. Jedes Stigma sendet einen Stamm in dieselben. Vom ersten Stigma liegt der Hauptstamm vertical nach innen gegen den Oesophagus und neben diesem laufen dünne Stämme in den Kopf, spalten sich am Hirnganglion in zwei Zweige und verästeln sich fei- ner im Kopfe und den Fühlern. Die Nebenzweige vertheilen sich an alle Organe. Ihre Struktur bietet nichts Eigenthümliches. ÖOvarien jederseits fünf an Grösse zunehmend, in deren Hohlraum nach ein- ander je ein Ei zur Entwicklung kommt. An der Spitze der grossen Eihöhle haftet noch ein zierliches Bläschen, in dem keine Eier sich bilden, von dem aber feine Gefässe ausgehen zum Herzen hin, Die Wände der Ovarien bestehen aus einer strukturlosen Membran, innen mit zartem Cylinderepithel ausgekleidet. Im obern Theile der Höhle liegen grosse Zellen, aus welchen der Deckel des Eies entsteht. Die- 76 ser ist deutlich eingefalzt und hat den Mikropylenapparat gebildet von 14 Zellen, wovon fünf in der Mitte erhöht, Durch die Mitte der Basis der Zellen führt ein äusserst feiner Kanal in die Eihöhle hin- ein und ihm gegenüber an der Spitze der Zellen befindet sich ein feiner Eingang in die Zellhöhle. Am untern spitzen Pole des Eies sitzt ein Kegel wie aus einem Büschel feiner Nadeln gebildet, viel- leicht ein Haftapparat. Mehr als zehn Eier scheint das Filzlausweib nicht zu produciren. Die Tuben sind sehr kurz und eng, der Uterus zweihörnig, in seine Hörner münden die fünf Tuben ein; die musku- löse Scheide mündet vor dem Mastdarme in die Kloake, deren Oeff- nung von zwei Klappen umgeben und bestachelt ist. Die Samenblase verengt: sich nach unten und hat hier eine Lage braunen Chitines, Darin steckt ein kurzer Hohlschaft und darin erst der Ausführungs- gang, welcher an der Vorderseite der Vagina mündet. Sie enthält wirklich die Samenelemente. Die beiden Kittdrüsen münden in die Scheide, sind gelappt, unregelmässig, mit dunklem Inhalt. Von den vier Hoden haben je zwei einen Ausführungsgang; sie sind kugelig mit ausgezogener Spitze, umgeben von einer strukturlosen hellen Haut. Von der Spitze gehen feine Gefässe an das Herz. Im Innern sah Verf. den ganzen Entwicklungsgang der Samenelemente. In den ursprünglichen grossen Samenzellen des Hodens bilden sich nämlich durch Theilung des Zellinhaltes Tochterzellen, diese werden nach Zerreissung der Mutterzelle frei, erhalten einen eigenen Kern, der zum Kopfe des Samenfadens wird. Jedes Hodenpaar sitzt aber am gemeinschaftlichen Samenleiter fest, der kurz ist und unten in den vereinigten Ausführungsgang der beiden Schleimorgane mündet. Diese liegen neben einander und sind gross, länglich oval, innen mit dun- keln Körnern und blassen Zellen, enthalten niemals Samen, sondern Schleim. Der Penis ist ein einfacher platter Cylinder, gebildet von einem innern Schafte und einer äussern Hülse. In die Röhre des Schaftes tritt der vereinigte Samengang und Schleimdrüsengang. Be- sondere Muskeln scheinen zu fehlen. Die äussere Chitinhülle der Filzlaus ist zählederartig, schmutzig weiss, halbdurchsichtig, aus Epidermis und Chorion bestehend. Alle Haare, Stacheln und Stifte sind nach dem gleichen Plane gebaut, hell, mit einem Wurzelknopfe in die Oberhaut eingesenkt, alle hohl und mit der Leibeshöhle com- municirend. Von den Muskeln der Mundtheile erkannte Verf. nur einen, an den Fühlern aber drei. Den Kopf bewegen Fortsetzungen der Längsmuskeln des Rumpfes. Diese sind in der Mitte des Bau- ches am stärksten, die Quermuskeln am stärksten unten im Thorax. Die Muskeln der Beine sind am deutlichsten zu unterscheiden. Das Kopfganglion ist gross, zweihälftig, vorn je zwei Fäden an die Füh- ler abgebend, dahinter die kurzen Sehnerven. Drei Brustganglien innig verbunden, zwei vordere querovale, die hintere unregelmässig viereckig und von diesem fünf Nerven für die Eingeweide abgehend. Ein sympathisches Nervensystem liess sich nicht auffinden — (Zeit- schr. f. missensch. Zoologie XIV, 1—25. Tf. 1—5.) 77 Kraatz, führt Melolontha albida Redb aus Oesterreich und M. albida Muls aus Frankreich sowie candicans Burm mit Hülfe, griechischer Exemplare auf M. vulgaris zurück und zeigt, dass grie- chische Weibchen kaum oder gar nicht von der rheinländischen al- bida Erichs (rhenana Bach) zu unterscheiden sind, ohne jedoch die letztere Art mit Bestimmtheit als Varietät der Art gemeinen auszu- sprechen, dagegen bildet die vierte deutsche Art M. aceris Erichs jedenfalls mit M. albida Bach eine Art, die aber M. pectoralis Germ. heissen muss. — (Tageblatt Stettiner Versammlunger 230.) C. Ch v. Siebold, über Zwitterbienen. — Eugster in Constanz beobachtete vor 4 Jahren zahlreiche Zwitterbienen in mit italischen Bienen besetzten Dzierzonstöcken und sandte dieselben dem Verf. zur Untersuchung. Mehr denn 200 Stück wurden untersucht. Lukas hatte solche Stacheldrohnen schon im Anfange unseres Jahr- hunderts bekannt gemacht und musste sich Lügnerei und elendes Ge- wäsch darüber verwerfen lassen und zwar vom Pfarrer Wurster. Seit- dem hat erst neuerlichst Dönhoff in Orsoy wieder eine Zwitterbiene zergliedert und Menzel eine aus Aargau. Beide gelangten zu andern Resultaten als unser Verf. Erstrer fand vollständige männliche Ge- nitalien und Menzel nur verkümmerte männliche, keine zwitterigen, während Verf. nicht blos ein Gemisch der Organe fand, welche in keiner direckten Beziehung zu den Geschlechtsfunktionen stehen, son- dern auch sehr oft eine vollständige Durcheinandermengung der männ- lichen und weiblichen Genitalien, soweit letztere überhaupt bei Ar- beiterinen ihre Entwicklung erreichen können. Die Vermischung an den Netz- und Punktaugen, Fühlern, Mundtheilen, an Gesicht und Oberlippe, an Beinen und Leibessegmenten sah Verf. bald an der vordern bald an der hintern Körperhälfte, bald über den ganzen Kör- per, bald auf einzelne Abschnitte beschränkt in der Weise, dass ent- weder rechts die Charaktere der Drohne links die der Arbeiterin oder umgekehrt zu erkennen waren. Kurz äusserlich war die Vermischung eine auffällig manichfaltige. In der innern Organisation zeigte sich eine nicht geringere Vermengung beiderlei Geschlechter. Der Sta- chel mit Giftbehälter und Giftdrüse zeigte sich mit dem Hinterleibe einer Arbeiterin vollständig entwickelt, war aber bei mehr drohnen- artigem Hinterleibe meist verkrüppelt und weich; gewöhnlich schlos- sen die drei Stücke desselben, die beiden Seitentheile und die da- zwischen liegende eigentliche Giftröhre nicht an einander, sondern waren getrennt und unregelmässig verbogen und konnten nicht zum Stechen dienen. Der gemeinschaftliche Eileiter trug öfters einen aber stets leeren Samenbehälter an sich und die beiden Eierstöcke bestan- den aus wenigen und stets von Eiern leeren Eierröhren. Bei den Zwittern mit Drohnenhinterleib was das Begattungsorgan mit seinem höchst complieirten Bau ganz wie bei reinen Drohnen entwickelt; der Samenausführungsgang theilte sich oben in zwei Samenleiter, mit denen die beiden Hoden und Nebenhoden ebenfalls normal zusammen- hingen. Die Hodenschläuche waren äusserst zahlreich und strotzten 18 von Samenzellen und Samenfäden. Sehr oft war neben diesen voll- kommenen männlichen Genitalien ein Giftapparat mit verkrüppeltem Stachel verbunden. Sehr häufig zeigten sich auf beiden Seiten mehere Hodenschläuche mit meheren Eierstocksröhren vereinigt, wäh- rend Nebenhoden und männliches Begattungsorgan normal entwickelt waren. Immer hatte bei solcher Verschmelzung von Hoden und Eier- stöcken die Entwicklung der Samenfäden in erstern begonnen, aber niemals in letztern die der Eier. Einmal war bei ganz normaler Ent- wicklung der männlichen Genitalien statt des einen Hoden ein Eier- stock mit leeren Eierstocksröhren vorhanden. Oft auch Hoden oder verschmolzene Hoden und Eierstöcke ohne Spur von Ausführungs- gängen, dabei aber Begattungsorgane. Die reinen Arbeiter jagten die Zwitter gleich nach ihrem Ausschlüpfen aus dem Stocke hinaus und duldeten dieselben nicht einmal draussen auf dem Flugbrette; uoch zu weich und zart zum Fluge fielen sie ermattet zu Boden und lebten nur einige Tage. Im Stocke fanden sich bei der Oeffnung neun Waben, an denen in verschiedenen gedeckelten Arbeiterzellen Zwit- terbienen zu erkennen waren. Die fünfjährige Königin dieses Sto- ckes war eine reine Italienerin. Sie musste sich mit einer deutschen Drohne begattet haben, da sich ausser reinen italienischen Arbeitern auch viele Bastardarbeiter fanden, während die Drohnen rein italie- nische Abkunft bekundeten. Auch der Zwitter hatte die Färbung der italienischen Rasse, nur einige waren durch deutschen Einfluss ge- trübt. Die aus den Waben neu gebildeten Stöcke lieferten nur die enthaltenden Zwitter, später keine mehr, während der alte Stock fort ° und fort Zwitter erzeugte. Verf. meint, dass durch diesen Zwitter zeugenden Stock die dzierzonsche Zeugungstheorie besonders befe- stigt wird. Während bei andern Thieren der männliche Samen die Eier überhaupt zur Entwicklung bringt, ist der Drohnensamen be- stimmt den Eiern die Entwicklung von weiblichen Individuen zu ge- ben. Ein gewisses Minimum von Samen wird die Eier schon befruch- ten, noch weniger als dieses Minimum würde keine Befruchtung zu Folge haben. Anders bei dem Bienenei, das schon ohne Befruchtung durch die Parthenogenesis den Embryo entwickelt, und zwar den männ- lichen; mit zu wenig Samen befruchtet wird die Entwicklung einer Drohne gehemmt und mit weiblicher Organisation gemischt. (Wa- rum ist dann aber das Vorkommen der Zwitter so selten und so sehr zufällig und wie ist der Einfluss von etwas mehr und wenig Samen auf die Bildung weiblicher Organisationsverhältnisse zu begreifen?), Die Zwitter können nie zum Eierlegen kommen, da sie gleich aus dem Stocke verjagt werden und elendiglich umkommen müssen. — (Zeitschrift f. wiss. Zoologie AIV. 74—80.) A. Günther, neue Fische des Essequibo: Acara punctu- lata, Pimelodus holomelas, Auchenipterus obscurus, Helogenes mar- moratus, Crenuchus spilurus, Leporinus megalepis, Xiphorhamphus fe- rox. — (Ann. mag. nat. hist. XII. 441—443.) A. Strauch, zwei neue Echsen aus Persien, — Mit der 9 ‚Bearbeitung ‚einer Herpetologie Persiens beschäftigt beschreibt der .eifrige Herpetologe hier zunächst zwei ‚von Graf Eugen Keyserling in. Chorassan gesammelte Echsen. Die eine steht im Habitus dem Uromastix nah, hat aber ungleichartige Beschuppung des Rückens und Dornen auf Hinterhaupt, Nacken und Halsseiten, weshalb er sie "Centrotrachelus nennt und zwischen Stellio und Uromastix einreiht. Die: andere Art könnte eine eigene Familie begründen, hat einen Geckoähnlichen Kopf, aber am Rumpfe und den Gliedmassen gleich- artige ‚Schindelschuppen und randlich stark gekämmte Zehen. Der Schwanz hat gleichfalls Schindelschuppen, aber oben nach: hinten breite convexe Schilder, die ganz eigenthümlich sind, Hiervon ab- gesehen hat das Thier Verwandtschaft mit den Geckonen und Sein- coiden, ‚die grössere mit letzteren. Er nennt es Teratoscincus und giebt dann für beide Gattungen eine lateinische Charakteristik, ebenso für ihre Arten Centrotrachelus Asmussi und Teratoseinceus Keyser- lingi. — (Bullet. Acad. St. Petersburg VI, 477—480.) ‚Philippi und Landbeck, Beiträge zur Fauna von Peru. — Verf. beschreiben folgende Arten: Synallaxis striata, Chlo- rospiza erythronota, Pitylus albociliaris, Sterna lorata, St. Frobeeni, St. comata, Leistes albipes, Recurvirestra andina, Dasycephala albi- cauda und über die in Chile vorkommenden Dasycephalaarten. — N Bes Archiv ZAIA. 119—138.) Dieselben verbreiten sich über die chilesischen Gänse: Bernicla melanoptera Eyt (= Otis chilensis Mol, Anser melanopterus Eyt, A. anticola Tsch, A. montanus Tsch, Bernicla melanoptera Desm), B. dispar (= B. magellanica Cab), B. leucoptera Gmel, B. chiloensis = B. inornata Desm), B. inornata King ist wahrscheinlich Jugend vonB. leucoptera, B. antaretica Gm (= Anas hybrida Mol, Anas anar- ctica Gm, Anas ganta Forst). — (Zbda 184-202.) Dieselben beschreiben als neu Querquedula angustirostris Peru und St. atrofasciata Chile. — (Zbda 202—206,.) Und einige chilenische Fische: Petromyzon Anwandteri, Perca pocha, P. Segethi. — (Ebda 207-212.) Münter, diein der Ostsee vorkommenden Cetaceen sind daselbst nur zeitweilige Gäste theils verirrte, theils Heringsjä- ger,z. B. Dephinus phocaena, der sich an einer bestimmten Fang- stelle jährlich in grosser Menge findet. Ausserdem erscheint biswei- len zahlreich Delphinus truncatus, wahrscheinlich auch D. tursio. ' Einzelne Exemplare strandeten von Delphinus orca, Crampus gladia- tor, Chenocoetus nostratus, Cyphobalaena longimana, Pterobalaena minor. Die bei Greifswald zweimal gestrandete Balaena gryphus passt nicht zuB. gigas, da sie 65 Wirbel und 15 Rippen hat. — (Ta- geblatt Stettiner Versammlung. S. 29). J. K. Lord beschreibt Fiber oloyoosensis n. sp. vom See glei- ches Namens und Lagomys minimus ebda — (Ann. mag. nat. hist. XII, 43—96.) 80 A. Molowski, der Fischembryo in den Kiemen von Anodonta. — Schon Cavolini fand 1787 Fischembryonen in den Kie- men der Flussmuscheln und C. Vogt erwähnte dieselben neuerdings von Cottus Gobio in Anodonta, bald darauf auch Aubert. Verf. fand im Mai in Anodonta celensis deren fünf, von welcher nur eines eini- ge Wochen lang am Leben blieb. Sie sassen in den Kanälen der äussern und innern Kiemen, mit dem Köpfchen zum freien Kiemen- rande gekehrt. Der kleinste war 11/mm gross, hatte einen undurch- sichtigen fast kugeligen innern Dottersack und nur kleinen Kopf und Schwanz. Ein zweiter von 3mm Länge zeigte schon Gehirn, Rücken- mark, Augen, Gehörsäckchen und Seitenmuskeln. Sein Dottersack war noch gross und länglich. Zwei !/» Centimeter grosse hatten ei- nen schmälern Dottersack, längern Schwanz, stärker entwickelte Mus- kulatur und deutliches Herz. Der fünfte von 1 Centimeter Länge hatte pigmentirte Augen, rothes Blut; seine Entwicklung wurde bis zum 5. Juni verfolgt. Die Art konnte aber nicht mit Sicherheit er- mittelt werden, scheint aber den Cyprinoiden anzugehören. Im Au- gust verlassen die Embryonen die Kiemen der Anodonta. — (Bullet. Nat. Moscou 1863. I, 269— 277. Tf.) Steven, wilde Pferde. — Die letzten wilden Pferde fand Arendt im J. 1824 bei Borodsin, früher mehrere bei Kulidofski und Kusnezof am untern Dnieper. Ein Posthalter in Kaschofka (gegen- über Berislav) hat einen Trupp von 20—30 Pferden lange verfolgt Tag und Nacht und dann sie in eine Einzäunung getrieben und sämmt- lich geschlachtet. Sie waren alle mäusefarben mit einem dunkeln Riemen. — (Bullet. Nat. Moscow 1863. I, 279.) Sace, der graue Panther. — Derselbe ist nach Aussage seines Besitzers, eines Menagerieführers, Bastard vom Jaguar und dem schwarzen javanischen Panther und hat von seinem Vater belegt zwei Junge geworfen, von welchem das eine ein Jaguar, das andere ein schwarzer Panther ist. Beide Junge sind jetzt von Katzengrösse und ganz gesund. Diese scharfe Trennung von gemischtem Blute ist sehr merkwürdig, besonders bei Katzenarten welche sich leicht kreu- zen und es ist Thatsache, dass wenn verschiedene Katzenarten sich kreuzen, sie fruchtbare Bastarde erzeugen, diese aber keine bestän- digen Arten bilden, vielmehr deren Junge wieder zurückschlagen. — (Zoologischer Garten IV, 88.) Gl. | ÖOorrespondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines für die Provinz Sachsen und Thüringen Halle. 1864. Januar. Ne I. Sitzung am 6. Januar. Eingegangene Schriften: 1. Bulletin de la societe imperiale des naturalistes de Moscou. no. I. II. 1863. 8°. 2. Societe des sciences naturelles du Grand-duche de Luxembourg. XVI. 1863. 80. 3. Würtemberger naturwissenschaftliche Jahreshefte XIX. Stuttgart 1863. 8°. 4. Verhandlungen der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft. 46. Versammlung. Luzern 1862. 89. 5. Chr. Christener, die Hieracien der Schweiz. Berlin 1863. 4°. 6. Sitzungsbericht der k. bayerschen Akademie der Wissenschaften zu München. II. Heft 2. München 1863. 8°. Bei der statutenmässigen Neuwahl des Vorstandes wurden dieselben Mitglieder wieder gewählt, nur an Stelle des ausgeschiede- nen Herrn Weitzel I., als Schriftführer Herr Brasack. Es fungi- ren demnach für das laufende Jahr: als Vorsitzende: die Herren Giebel und Siewert, als Schriftführer: die Herren Taschenberg, v. Land- wüst, Brasack, als Cassirer: Herr Grünhagen, als Bibliothekar: Herr Hahnemann, und im wissenschaftlichen Ausschusse: die Herren V olk- mann, Girard, Schrader, Schaller, Knoblauch, Franke, Kleemann, Krause. Herr Siewert berichtet über Versuche, welche das Wiener Genie-Corps anstellen liess über die Rückstände des Schiesspulvers in Geschützen, woraus sich die Theorie der Herren Bunsen und Schischkoff bestätigte, dass nicht, wie man früher annahm, sich nur Stickstoff, Kohlensäure und Schwefelkalium bilde, sondern eine Menge von verschiedenen Gasen und Salzen (Bd. VI, 372). Bei der Schiess- baumwolle bleiben nur Gase zurück und wegen ihrer schnellen Ent- XXIII. 1864. 6 82 zündbarkeit ist sie darum nicht geeignet, das Pulyer zu ersetzen, Sodann berichtet derselbe über eine;neue Entdeckung Wöhlers, welche für die Chemie insofern Epoche machend werden könne, als sie den Unterschied zwischen organischer und anorganischer Chemie immer unhaltbarer erscheinen lässt. Wöhler fand nämlich anorganische Ver- bindungen von eben so complicirten Combinationen, wie sie die orga- nischen Verbindungen charakterisiren, nur dass daselbst das Silicium die Stelle des Kohlenstoffs in der organischen vertritt. Herr Giebel legt eine siamesische Maulwurfsgrille nebst deren Larve vor, die sich von der unsrigen wesentlich durch den Mangel der Flügel unterscheidet, und eine Wanderheuschrecke aus Afrika Acridium peregrinum, diein Persien, Arabien und Aegypten vorkommt, und nach einer beigesteckten Etiquette.40 Meilen östlich von den ca- narischen Inseln gefangen worden ist. Sodann macht derselbe auf einen interessanten Aufsatz des Prof. Münter in Greifswalde über den Häring der pommerschen Küste aufmerksam, welcher sich im neuesten Hefte von Wiegmanns Archiv. findet. Sitzung am 13. Januar. Zur Aufnahme angemeldet wird: Hr. Prange stud. hier durch die Herren: Klemm, Giebel, Tasehenbere, Herr Taschenberg legt frisch ausgekrochne Exemplare von Cecidomyia destructor vor nebst Puppenhülsen und Tönnchen, die von Herrn Kühn erzogen worden waren. Herr Zinken legt einen Brauneisenstein mit dem versteinerten Kerne eines Cardium, von Hrn. Würzer bei Bernburg aufgefunden und verbreitet sich über das Vorkommen dieser Stücke im Diluvium, die aller Wahrscheinlichkeit nach der tertiären Bildung angehören. Herr Schubring berichtet über Grüels Methode, Interferenz- gitter auf Glasplätten darzustellen. Dieselbe besteht einfach darin dass die Platten, indem man sie mit ihren Seiten an einem Lineal entlang führt, auf Smirgelpapier gerieben werden. Bringt man auf einer Platte mehrere solche Gitter an, so wird dadurch der Asteris- mus des canadischen Glimmers nachgeahmt. Der Vortragende legte von ihm angefertigte 3-, 4- und Seckige Platten vor, welche einen einfachen Interferenzstreifen und 4-, 6- und Sstrahlige Sterne zeigten. Herr Brasack legte von ihm angefertigte Curven parallel schwin- gender Stimmgabeln vor und erläutert das von Lissajou angegebne Verfahren ihrer Darstellung. Herr Giebel lenkt die Aufmerksamkeit auf eine Arbeit Kefer- steins über einen längst schon gekannten, nach und nach mit 7 ver- schiedenen Namen belegten Schmarotzer unseres Flusskrebses, die Hirudo parasitica, der hier zuerst am vollständigsten nach seinen anatomischen Verhältnissen untersucht und abgebildet worden ist. Hr. Teuchert giebt eine neue Methode an aus Petroleum ein 83 schön leuchtendes Gäs zu bereiten, die für- Amerika insofern von Wichtigkeit ist, als die Herstellungskösten ziemlich billig sein sollen, deren Höhe bisher der Verwendung dieses Erdöls zu genanntem im Wege standen. Sitzung am 20. Januar. Als neues Mitglied wird proklamirt: Herr Prange Stud. hier. Zur Aufnahme angemeldet: Herr Stud. Werner hier durch die Herren Klemm, Schubring und Giebel. Herr Brendel, in Peorida stattet dem Vereine seinen Dank ab für die Aufnahme in denselben als correspondirendes Mitglied. Der Verein hat den Verlust eines seiner Mitglieder durch den Tod erfahren: Hr. Dr. Deissner auf Borneo war im vergangenen Herbste zu Besuch bei den Seinigen in Deutschland und verschied, auf der Rückreise begriffen, in Utrecht. Hr. Schubring berichtet Oppels Betrachtungen über die Lage der in Spiegeln und durch Linsen entstehenden Bilder und erörtert sodann die Theorie Mohrs von der Entstehung des Hagels. Hr. Klemm legt ein Stück Buchenholz vor mit dem Abdrucke einer Haselnuss, die merkwürdigerweise im Kernholze überwallt war, ohne Zweifel war die Frucht früher von einem Thiere in ein Ast- loch geschafft worden. Hr. Siewert bespricht einen neuen, von Pettenkofer und Voit angestellten Versuch über den Stoffwechsel, aus dem sich ergiebt, dass der mit der Nahrung eingenommene Stickstoff nicht durch die Lungen als Ammoniak ausgehaucht wird, sondern als Harnstoff und zum geringsten Theil in den Excrementen genau in derselben Menge wieder ausgegeben wird. Im früher erwähnten, von den genannten Herren construirten Respirationsapparate wurde ein Hund, der sich in seinem kräftigsten Lebensalter befand, beobachtet; und täglich 3 Pfund fettfreies Fleisch erhielt. Mit demselben hatte er 5l Grm. Stickstoff aufgenommen und 51,1 Grm. ausgegeben; davon waren 980/, im Harn, 2%), in den Excrementen enthalten. Hr. Brasack berichtet Bunsen’s und Roscoe’s Versuche über photographische Messungen. Sitzung am 27. Januar. Als neues Mitglied wird proklamirt: Hr. Stud. Werner hier. Eingegangene Schriften: 1. Verhandlungen des naturwissenschaftlichen Vereins in Brünn, I. 1863. 80. 2. Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde, redigirt von Koch. "No. 49—52. Berlin 1863. 4°. 6* 84 3. Schriften der königl. physikalisch -ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg. IV, 1. Königsberg 1863. 40. Das Doppelheft für October und November der Vereinszeit- schrift liegt zur Vertheilung aus. Herr Zinken berichtet zur Geschichte des Braunkohlentheers, dass derselbe ältern Ursprunges sei, als man allgemein annehme. In einem Schriftchen über das Braunkohlenöl und dessen heilsame Wir- kungen in mancherlei, besonders chronischen Krankheiten von Dr. Joh. Gottl. Lucas, Halle 1809 berichtet der Verfasser, ein ehemaliger Arzt zu Wettin, wie er dieses Heilmittel, das er Oleum pyrocarbonicum nennt, durch trockne Destillation aus Alsdorfer Braunkohle gewinne und ungereinigt bei aufgezählten Krankheiten (Lungensucht, Magen- weh, Hysterie und Kolik) zum innern und äussern Gebrauche mit Erfolg anwendete. Ohne Zweifel haben wir den jetzt allgemein be- kannten Braunkohlentheer vor uns. Schon 1799 hatte derselbe Verf. chemische Untersuchungen über die Alsdorfer Braunkohlen in der Grafschaft Mansfeld veröffentlicht. Darauf erklärt Herr Brasack die Einrichtung eines von Stein- heil neu erfundenen und von Abbe noch verbesserten Passage-Instru- mentes. Dasselbe ist genau von Ost nach West gerichtet und ruht drehbar in 2 festen cylindrischen Ringen. Vor dem Objeetivglase befindet sich ein mit dem Rohre fest verbundener Spiegel, der unter 450 gegen die Achse des Rohres geneigt ist, oder noch besser ein Reflexionsprisma, wodurch es ermöglicht wird, bei der Drehung des Rohres ein jedes durch den Meridian gehendes Gestirn zu beobach- ten. Zur Controlle des Instruments schlägt nun Abbe vor, den Spie- gel, resp. das Prisma im Mittelpunkte zu durchboren und in ange- messener Entfernung einen Collimator mit Fadenkreuz aufzustellen, an dem sich jede Verrückung der Achse des Rohres sofort erkennen lässt. Hr. Giebel beschreibt eine neue Haifischart nach Zähnen aus der Latdorfer Braunkohlenformation als Glyphis germanica deren nächste Vevwandte im indischen Ocean leben und vorweltlich bis jetzt erst in Englands Tertiärschichten und im Wiener Becken in sehr seltenen Exemplaren aufgefunden worden sind. Heinrich Rose. In diesen Tagen hat die Berliner Universität einen ihrer ge- feiertesten Lehrer verloren, welcher, durch Wort und Schrift rastlos wirkend, so gut wie jemals ein Anderer den Namen eines Praecep- tor Germaniae verdiente. Heinrich Rose schied am 27. Januar nach kurzem Kranksein aus diesem Leben. Wohl ziemt es sich, auch dem grösseren Kreise ein Wort der Erinnerung an diesen Mann zu wid- 85 - men, der während einer mehr als vierzigjährigen öffentlichen Thätig- keit gleich sehr hervorleuchtete durch Wissenschaft und Forschung, durch Humanität und Charakter. H. Rose wurde geboren 1795 zu Berlin, wo sein Vater, Valentin Rose, der Sohn von Valentin Rose dem Aelteren, dem Entdecker des Rose’schen Metalls, Apotheker und Assessor an dem Ober-Collegium-Medicum war. Auch er lernte zu- erst die Pharmacie in Danzig, woselbst er die furchtbare Belagerung unter Rapp miterlebte. An den Kriegen des Jahres 1814 und 1815 nahm er wie seine drei Brüder thätigen Antheil. Nachdem Jer Friede geschlossen, setzte er seine Studien in Berlin unter Hermstädt fort; im Jahre 1819 begab er sich zu Berzelius nach Stockholm, promo- virte im Jahre 1820 in Kiel, habilitirte sich im Jahre 1822 für Ber- lin, wo er 1823 ausserordentlicher, 1835 ordentlicher Professor wurde. An dieser Universität wirkte er unausgesetzt an der Seite seines Bru- ders, des bekannten Mineralogen Gustav Rose. Niemals nach äusse- ren Ehren strebend, fielen ihm alle Ehren zu, von denen hier nur er- wähnt sein mag die Verleihung der Friedenscelasse des Ordens pour le merite. Wie H. Rose mit unwandelbarer Liebe und Verehrung an seinem grossen Lehrer Berzelius hing, so hat auch gewiss jenes Mei- sters Lehre und Beispiel das ganze wissenschaftliche Leben H. Rose’s entschieden. Er concentrirte die reichen Kräfte seines Geistes auf die unorganische und vorzugsweise auf die analytische Chemie. Auf diesem Gebiete steht er unerreicht da. Wenn man, die weit über hundert Bände umfassende Reihe der Annalen von Poggendorff über- blickend, kaum in einem derselben einen Beitrag von H. Rose ver- misst, so gewinnt man die Ueberzeugung, dass sein ganzes Leben eine rastlos schaffende geistige Thätigkeit war. Die Resultate seiner chemisch-analytischen Forschungen legte er nieder in dem Handbuche der analytischen Chemie, wovon als sechste Auflage die Französische Original-Ausgabe 1861 zu Paris erschien. Wer die zu diesem mäch- tigen Werke aufgewandte Arbeit ermessen will, der erwäge, dass je- der Satz das Resultat eines Experimentes, oft einer Reihe von Expe- rimenten des Verfassers ist. In dem letzten Lebensjahre vollendete H. Rose ein Lehrbuch der analytischen Chemie in gedrängter Form, für welches gleichfalls eine grosse Menge neuer Versuche im Labo- ratorium gemacht wurden. So nahm mit den zunehmenden Jahren die Thätigkeit und der Fleiss dieses ausserordentlichen Mannes nicht ab, sondern stets zu. „Ich habe höchstens noch wenige Jahre zu leben“ — äusserte er ein Jahr vor seinem Tode — „und es muss noch viel gearbeitet werden!“ In den letzten Jahren gönnte er sich kaum eine Stunde der Erho- lung am Tage, nur in später Abendstunde machte er bei jedem Wet- ter, in jeder Jahreszeit einen weiten Spaziergang. Dann beschäftigte sich sein Geist am lebhaftesten mit den Eigenschaften der Stoffe und ersann neue Methoden zur Zerlegung der Körper. So baute seine starke und geduldige Hand fast ein halbes Jahrhundert lang an dem unzerbrechlichen Baue der Wissenschaft, den die Menschen zum Him- 86 mel bauen. Wie hat sein mächtiges Wort auf seine Schüler gewirkt! sie möchten kaum in irgend einer Stadt des Vaterlandes fehlen. Als eine wahre Verkörperung schwerer Geistesarbeit stand der Lehrer vor dem dichtgedrängten Auditorium und riss durch sein Wort und Vorbild Alle empor. Wer war treuer im Lehrberufe als H. Rose? Er war der erste, welcher anfing, der letzte beim Schlusse. Er zu- erst in ganz Deutschland, und zwar aus eigenen Mitteln, richtete ein chemisches Practicum ein. } Während ihn Alle verehrten, erfüllte er diejenigen, welche das Glück hatten, ihm näher zu treten, mit einer Anhänglichkeit und Liebe, die im Leben nicht erlöschen. Heinrich Rose — das war ein ge- wichtiger Name, darauf baute man als auf einen Fels der Wahrheit und Gerechtigkeit. Der Mann, welcher die Waffen für die Befreiung des Vaterlandes getragen, bewahrte eine glühende Liebe zum Vater- lande. Von altpreussischen Traditionen erfüllt, die auch die Tradi- tionen seiner Familie waren, bezeugte er stets fruchtlos und laut, dass Recht und Gesetzestreue die einzig möglichen Grundlagen un- seres Staates seien. In seinem Hause erlebte er vieles Leid, denn zwei Frauen und sein einziges Kind musste er begraben. Ein einzi- ges Enkelkind überlebt ihn, die Tochter des Professors H. Karsten. Aus tiefem Kummer und der Verzweiflung nahe, sah man ihn mit - Bewunderuug sich wieder aufrichten zur Arbeit, zur Lehre. Das war ihm ein unerschöpflicher Quell des Trostes. Sein irdisches Ende war leicht und schnell. Ein gütiges Geschick bewahrte ihn vor dem schmerzlichen Gefühl abnehmender Körper- und Geisteskraft. Acht Tage vor seinem Tode lehrte er noch in der Fülle seiner Kraft, nur vier Tage lag er zu Bett. Noch an seinem Sterbetage verlangte er die Feder und seine Correceturbogen und versicherte, wie wohl er sich fühle, und dass er nun wieder aufstehen könne, und am Nach- mittage, 27. Januar, entschlief er, von einer Lungenentzündung hin- gerafft. So hat die Berliner Universität in Zeit weniger Monate das glänzende Doppelgestirn verloren; Mitscherlich und H. Rose, zwei Männer, welche unvergängliche Denkmale in der Chemie zurückge- lassen, deren nun verwais’te Lehrstühle in gleicher Weise nicht mehr zu besetzen sind. Wie der Anfang ihres begeisterten Strebens ein gemeinsamer war, so sind sie nun vereint im Tode. Die Klage um H. Rose ist gross und gerecht; die guten, licht. vollen Augen sind erloschen; nicht mehr arbeitet in der Welt des Sichtbaren der rastlose Geist, nicht mehr öffnet sich seine milde Hand, Das Bild geistiger Kraft, kindlicher Pietät und demuthvollen Sinnes: es ist alles dahin. Doch die Erinnerung wird nicht erlöschen, ge- mäss dem Worte des Propheten: „Die Lehrer werden leuchten wie des Himmels Licht, und die Viele zur Gerechtigkeit und Wahrheit geführt haben, wie die Sterne immer und ewig.“ v..R. Naturwissenschaftliches Prachtwerk. Die Eier der europäischen Vögel nach der Natur gemalt von F, W.J. Bädeker, mit Text von Brehm, Pässler und Bädeker. In 10 Lieferungen 80 Tafeln Fol. — 1550 Figuren von 530 Arten in Farbendruck. Subser.- Preis a 4 Thlr. pro Lieferung. Jetzt vollständig, in allen Buchhandlungen des In- und Aus- landes zu haben. Iserlohn, 1863. J. Bädeker. Im Verlage der Hahn’schen Hofbuchhandlung in Hannover ist so eben erschienen und in allen Buchhandlungen zu haben: _ Synopsis der Drei Waturreiche. Ein Handbuch für höhere Lehranstalten und für Alle, welche sich wis- senschaftlich mit Naturgeschichte beschäftigen und sich zugleich auf die zweckmässigste Weise das en der Naturkörper erleich- tern wollen. Von Dr. Johannes Leunis, Professor der Naturgeschichte am Josephinum in Hildesheim etc. Bweifer Band. Botanik. Zweite, gänzlich umgearbeitete, mit vielen hundert Holzschnitten und mit der etymologischen Erklärung sämmtlicher Namen vermehrte Auf- lage. Erste Hälfte, Bog. 1—25, mit 557 Holzschn. gr. 8. 1864. »geh. 2 Thlr. (Die zweite Hälfte befindet sich unter der Presse.) Der erste Band: Zoologie, 2. Autlage mit nahe an 1000 Abbild. kostet 4 Thlr. 20 Ngr. — Der dritte Band: Mineralogie und Geognosie, be- arb. von Fr. A. Römer, 2 'Thlr. Verlag von Otto Meissner in Hamburg: Ergebnisse einer Reise nach Habesch im Gefolge Sr. Hoheit des Herzogs von Sachsen-Coburg-Gotha Ernst II. Von Dr. ©. A. Brehm. Gr. Octav. 28.Bogen. Geh. 2 Thlr. .. Der Verfasser hat im obigen Werke ein reiches Material nieder- gelegt, welches dem Forscher sowohl, wie dem Laien von bleibendem Werthe sein wird. In der C, F. Winter’schen Verlagshandlung in Leipzig und Heidelberg ist soeben erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: ‚® ® Die Rissen der Pllanzenwelt. Von Fsonard Mielck, früherem Forstbeamten in Holstein. Mit 16 lithographirten Abbildungen. 17 Bogen kl. 4. Eleg. cartonnirt. Preis 3 Thlr. Obiges Werk hat den Zweck zur ferneren Erhaltung der Pietät vor den uns von der Vorwelt und unseren Vorfahren überlieferten Rie- sen der Pflanzenwelt beizutragen, an deren Stelle, wie Heinrich Cotta einst warnend sagte, durch keine Kunst und Pflege ähnliche Ge- bilde erzogen werden können. — Die Abbildungen, eine Reihe Portraits denkwürdiger Baumriesen darstellend, sind grösstentheils nach Original- zeichnungen angefertigt und werden dieselben nebst dem anregend ge- schriebenen Texte sicher nicht verfehlen, das Interesse und den Beifall jedes Forstwirths, Naturhistorikers, sowie überhaupt eines Jeden, wel- cher Sinn für die Schönheit und Erhabenheit der Natur hat, zu erregen. Bei August Hirschwald in Berlin ist soeben erschienen und kann durch alle Buchhandlungen bezogen werden: Neue Beiträge zur Naturgeschichte der Uladoceren (erustacea cladocera). Von Dr. 3. Ed. Schoedler, Oberlehrer an der Dorotheenstädtischen Realschule zu Berlin. Mit 3 Kupfertafeln. Gr. 4. Geh. Preis: 1 Thlr. 15 Sgr. , Im unterzeichneten Verlage ist erschienen und durch alle Buch- handlungen zu beziehen: Die Sehre von den Schwingungscarven. Nach fremden und eigenen Untersuchungen dargestellt von Dr. Franz Melde, Privatdocent an der Universität Marburg. Text gr. 8. geh. und Atlas von 11 Steindrucktafeln in Folio geh. — Preis: 2 Thlr. 20 Ngr. Leipzig. Joh. Ambr. Barth. Druck von W. Plötz in Halle. A INT, 2 JUL 231926 % " > ATronıL muse® Jıeitschri für die Gesammten Naturwissenschaften. 1564. Februar. N. H. Drei neue absolut isomere Körper, das Aethyl- glycolamid, Aethylglycocoll und Aethoxacetamid von W. Heintz. (Im Auszuge aus den Annalen der Chemie und Pharmacie Bd. 129 S. 27 mitgetheilt v. d. Verfasser.) Das Interesse, welches die Lehre von der absoluten Isomerie namentlich in ihrem Zusammenhange mit der von der chemischen Structur in neuester Zeit erlangt hat, gab mir Veranlassung, zu versuchen, neben die schon früher gegebenen Beispiele von zweifacher absoluter Isomerie, wie Glyeocoll und Glycolamid, Diglycolamidsäure und Diglycol- aminsäure, Aethoxacetsäureamyläther und Amoxacetsäure- äthyläther u. s. w. ein neues dreifacher absoluter Isomerie zu stellen. Dies ist mir in der That geglückt. Der mich leitende Gedankengang war der. dass, wie aus Glycolsäureäther durch Ammoniak Glycolamid, so durch Aethylamin Aethylglycolamid entstehen müsse, dass ferner wie aus Ammoniak und Monochloressigsäure Glycocoll, so durch Einwirkung von Aethylamin aut dieselbe Säure Aethyl- glycocoll müsse erzeugt werden können, und dass endlich der Aether der Aethoxacetsäure durch Ammoniak in Aethox- acetamid übergehen müsse, drei Körper, welche sämmtlich bis dahin noch nicht bekannt waren, und welche nach mei- ner sich auf die Lehre von der chemischen Structur stüt- zenden Meinung verschiedene Eigenschaften haben müssen, obgleich sie gleich zusammengesetzt sind und zwar nicht nur dieselbe Atomanzahl der Elemente, sondern auch die- selben Radicale in derselben Anzahl enthalten. XXII. 1864. 1 ihihe Kluge; N FOSN HR Ken 0 E27 Age! Die Gleichungen, welche die Bildung dieser drei Kör- N. per ausdrücken, sind nämlich folgende: et u) dom TIER C°H Ei 275 neo NH = NH “oe AISLaL N) H O2PI2\.. H Glycolsäure- Aethylamin. Aethylglycol- Alkohol. äther. amid. eg OH. 1. can! £2H° £e0?',\ e2H5. H3 ei eissnlan Nana! LE H In e?°H?° H Monochlores- Aethyl- Aethylglycocoll. Chloräthyl- sigsäure. amin. ammonium. co were! II. €H? H \len2t Let. no, nr — nieng0, One £°H° H H u oEN Aethoxacets. Ammoniak. Aethoxacet- Alkohol. Aether. amid. Aus den Formeln wird ersichtlich, dass die drei neuen Körper wirklich eine gleiche Anzahl derselben Radicale ent- halten, nämlich diese drei €@, €H?, €?H° und zwar von jedem nur ein Atom. Ausser der erwähnten ersten Veranlassung zu dieser Untersuchung führten mich dazu noch andere untergeord- nete Gründe: | Das Aethylglycocoll hat das Interesse, dass es mit dem Sarkosin homolog ist, welches vor Kurzem von Volhard*) aus Monochloressigsäure und Methylamin künstlich darge- stellt worden ist und das daher eigentlich Methylglycocoll heissen muss. Es schien mir nicht unwichtig, die Eigen- schaften dieses Körpers mit denen des Sarkosins einerseits und des Glycocolls andererseits zu vergleichen, welche drei Körper homolog sind. *) Anı. d. Chem. u. Pharm. CXXIII, 261*. 97 Ich hoffte ferner neben dem Aethylglyeocoll eine Ae- thyldiglycolamidsäure bei dieser Umsetzung als Nebenpro- duct zu erhalten. Ausserdem glaubte ich, falls sich die Vermuthung der Existenz eines Aethoxacetamids bestätigte, eben darin ei- nen weiteren Grund für die Richtigkeit meiner schon frü- her geäusserten Ansicht zu finden, dass die Oxacetsäuren mit den Aethersäuren nicht in eine Gruppe gebracht wer- den dürfen. 1. Aeihylglycolamid. Diesen Körper erhält man aus reinem Glycolsäureäther und chemisch reinem Aethylamin. Letzteres erhielt ich aus Diäthyloxamid, dass bei der Trennung der aus Salpetersäureäther erzeugten drei Aethyl- amine mittelst Oxalsäureäther gewonnen worden war (siehe diese Zeitschrift XXII, 1). Ersteren stellte ich nach der frü- her von mir beschriebenen Methode*) aus Monochloressig- säureäther und glycolsaurem Natron dar. Lässt man eine alkoholische Lösung von Aethylamin auf Glycolsäureäther einwirken, so zersetzt sich dieser schon in der Kälte leicht und die Lösung enthält dann das Aethyl- glycolamid. Lässt man dieselbe über Schwefelsäure ver- dunsten, So bleibt eine syrupartige Substanz zurück, welche auf keine Weise zur Krystallisation zu bringen ist. In Wasser und Alkohol löst sich nämlich das Aethylglycolamid in jedem Verhältniss auf und bei Verdunstung des Lösungs- mittels bleibt es stets als Syrup zurück. Schüttelt man aber das möglichst wasserfreie Aethylglycolamid mit Aether, so vermehrt sich das Volum des ersteren etwa auf das Doppelte, während auch ein Theil desselben in die Aether- lösung übergeht. Schon bei 160° C. verdunstet das Aethylglycolamid ziemlich lebhaft, wenn auch ohne Kochen. Es kocht bei 245° C., zuletzt steigt jedoch der Kochpunkt bis 2750C. — Auch färbt sich die Flüssigkeit dabei roth. Dennoch be- . steht das Destillat aus fast ganz reinem Aethylglycolamid *) Diese Zeitschrift S. 399 *. 168 92 denn beim Kochen desselben mit Barythydrat entwickelt sich reichlich Aethylamin und im Rückstand bleibt glycol- saurer Baryt, der leicht durch schwefelsaures Kupferoxyd in das schwerlösliche, in kleinen blauen Krystallen krystal- lisirende glycolsaure Kupferoxyd umgewandelt werden kann. Die mit jenem Destillate ausgeführte Elementaranalyse lieferte freilich Zahlen, welehe nicht mit den nach der em- pirischen Formel €?H°?NQ? berechneten übereinstimmen. Es wurden nämlich erhalten: gefunden berechnet Kohlenstoff 43,61 46,69 4€ Wasserstoff 8,95 8,714 yH Stickstoff — 39 ION Sauerstoff — 31,07 2 @ 100,00. Diess Resultat liess vermuthen, das Aethylglyceolamid habe bei der Destillation und während des Aufbewahrens bis zur Analyse Gelegenheit gefunden, Wasser anzuziehen. Denn die Annahme es sei glycolsaures Aethylamin, ist nicht haltbar, weil dieses nur 39,67 pC. Kohle und dagegen 9,1 pC. Wasserstoff enthält. Deshalb ward bei einem folgenden Versuch die Sub- stanz anhaltend bei 120° C. im Luftstrom erhitzt. Das Re- sultat der Analyse war nun ein günstiges. Zur Stickstoff- bestimmung musste aber wegen der leichten Zersetzbarkeit der Substanz durch Basen die Methode benutzt werden, welche ich schon früher’) zur Analyse der Diglycolamin- säure und ihres Barytsalzes angewendet habe. In diesem Falle aber konnte der Stickstoff nicht durch die Wägung des aus dem Ammoniumplatinchlorid abgeschiedenen Pla- tins bestimmt werden, weil sich beim Eindampfen des Ae- thylglyeolamids mit Barythydratlösung nicht Ammoniak sondern Aethylamin bildet. Ich musste zur Titrirmethode meine Zuflucht nehmen. Aber auch bei Anwendung dieser Methode erhielt ich nicht die der Formel entsprechenden *, Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 128: S, 149. 95 Zahlen. Da jedoch bei zwei Versuchen sehr merklich ver- schiedene Resultate gefunden wurden, so folgt daraus, dass der Grund dafür in der Methode selbst. gesucht werden muss. Es ist mir bis jetzt nicht gelungen, die Fehlerquelle bei derselben aufzufinden. Eine Bestätigung aber der für das Aethylglycolamid aufgestellten Formel ist in einer Be- stimmung des aus demselben erzeugten glycolsauren Baryts zu finden. gefunden berechnet Kohlenstoff 46,27 46,60 4€ Wasserstoff 8,79 874 9 H Stickstoff _ 1359 1 N Sauerstoff : — 31,07 20 0,7724 Grm. derselben gaben mit überschüssigem Aetz- baryt zur Trockne gebracht, nach Entfernung dieses Ue- berschusses durch Kohlensäure 1,0700 Grm. wasserfreien glycolsauren Baryts. Der Rechnung nach müssten 1,0761 Grm. erhalten worden sein. Das Aethylglycolamid ist eine syrupartige, um 250°C. kochende Substanz, welche durch Basen in Aethylamin und glycolsaures Salz übergeht. Dies geschieht schon in der Kälte beim Zusatz selbst verdünnter Kalihydratlösung. Durch Kochen mit Wasser wird es jedoch nicht zersetzt, denn versetzt man eine gekochte wässerige Lösung mit schwefelsaurem Kupferoxyd und lässt sie verdunsten, so bilden sich keine Kryställchen von glycolsaurem Kupferoxyd. Hat man dagegen das Aethylglycolamid mit Barythydrat gekocht nnd die neutrale Lösung durch schwefelsaures Kupferoxyd zerlegt, so setzt die filtrirte Lösung glycolsau- res Kupferoxyd ab. - Durch Säuren wird es viel weniger leicht zersetzt, als durch Basen, vielmehr geht es damit Verbindungen ein. Bis jetzt habe ich nur sein Verhalten zur Salzsäure etwas näher untersucht. Wird Aethylglycolamid mit Salzsäure im Wasserbade abgedampft, so bleibt eine Chlor enthaltende syrupartige Masse, die mit kohlensaurem Natron gesättigt und mit schwefelsaurem Kupferoxyd versetzt selbst bei der langsam- sten Verdunstung bis zur Trockne kein glycolsaures Kupfer- 94 oxyd absetzt. Die Salzsäure ist also ohne zersetzende Wirkung auf diesen Körper, vielmehr verbindet sie sich mit demselben zu einer freilich nur syrupartigen Masse. Ich*) habe früher nachgewiesen, dass auch schon das Gly- colamid mit Salzsäure eine Verbindung eingeht, die aber durch Wasser zersetzt wird. Das Eintreten von Aethyl an Stelle des einen Wasserstoffatoms des Glycolamids be- wirkt also die Bildung eines basischeren, in seinen Verbin- dungen mit Säuren etwas beständigeren Körpers, des Ae- thylglycolamids. Kocht man Aethylglycolamid einige Zeit mit Wasser und Kupferoxydhydrat, so löst sich zwar eine kleine Menge des letzteren auf, indem sich die Lösung blassblau färbt, aber gleichzeitig entwickeln sich ammoniakalische Dämpfe, welche noch nach dem Erkalten der Flüssigkeit durch einen mit Salzsäure benetzten Glasstab leicht nachgewiesen wer- den können. Die Blaufärbung der Flüssigkeit erklärt sich also durch die Bildung von glycolsaurem Kupferoxyd. Das Aethylglycolamid bildet keine Verbindung mit dem Ku- pferoxyd, gleicht daher hierin vollkommen dem Glycolamid. Aethylglycocoll (Aethylglycolamidsäure). Dieser Körper entsteht durch Einwirkung von Aethyl- amin auf Monochloressigsäure. Zur Darstellung des er- steren in reinem Zustande bediente ich mich diesmal der von Wurtz angegebenen Methode Zu dem Ende unter- warf ich das durch Schmelzen von Cyankalium mit Mennige erhaltene rohe cyansaure Kali in inniger Mischung mit äthylschwefelsaurem Kali der Destillation. Das Destillat ward mit Wasser geschüttelt und der Destillation unterworfen, wobei eine nicht unbedeutende Menge Cyanäthyl gewonnen wurde. Im Rückstande blieb etwas Cyansäureäther, der von der Flüssigkeit geschieden wurde. Letztere wird dann mit Natronhydrat gekocht und die entweichenden Dämpfe in verdünnte Salzsäure geleitet. Hierbei sammelt sich auf der Oberfläche der Natronlauge ein öliger Körper an, der *) Diese Zeitschrift XX, 289. 95 beim Erkalten erstarrte. Ueber diesen Körper werde ich später berichten. Die Salzsäurelösung enthielt ausser Aethylammonium- chlorid auch reichliche Mengen Ammoniumchlorid, welches durch absoluten Alkohol von jenem geschieden wurde. Die unmittelbar durch Destillation des ersteren mit Natronhydrat und Auffangen der Dämpfe in Wasser gewon- nene wässerige Aethylaminlösung wurde zu dem Versuch verwendet. ! Der dritte Theil derselben wurde mit Monochloressig- säure gesättigt und nun die übrigen zwei Drittel hinzuge- than. Diese Mischung ward in einen Kolben gebracht und dieser mit einem Liebig’schen Kühler so verbunden, dass die darin sich verdichtenden Dämpfe in den Kolben zurück- fliessen mussten, die aber etwa entweichenden Aethylamin- dämpfe in Wasser aufgefangen wurden. Nach vierstündigem Kochen war die Flüssigkeit im Kolben noch stark alkalisch. Jetzt ward das übergegangene Aethylamin durch Hitze zum srössten Theil wieder in die im Kolben befindliche erkal- tete Flüssigkeit zurückgetrieben und von Neuem vier Stun- den gekocht, welche Operation noch einmal wiederholt ward. Die so im Ganzen 12 Stunden gekochte Flüssigkeit wurde nun mit überschüssigem Bleioxydhydrat der Destilla- tion unterworfen, um das darin enthaltene Aethylamin wie- der zu gewinnen. Endlich ward die Masse im Wasserbade bis zur Trockne gebracht. Als dieser Rückstand nun mit Wasser gekocht wurde, resultirte eine braun gefärbte Lö- sung, aus der Kohlensäure eine nur kleine Menge Bleioxyd präcipitirte. Dieses ward getrennt und die Lösung im Was- serbade eingedampft. Es blieb eine braune syrupartige Flüssigkeit zurück, aus der sich nur beim anhaltenden Ab- dampfen eine kleine Menge einer krystallinischen Substanz ausschied. Absoluter Alkohol löste die sämmtliche Substanz auf und beim Erkalten der Lösung schieden sich kleine Krystalle aus, die durch Umkrystallisiren aus absolutem Alkohol leicht vollkommen farblos erhalten werden konnten. Diese Substanz ist das Aethylglycocoll. In dem wässerigen Auszuge der unlöslichen Bleiver- 96 bindung war aber noch ein anderer, nicht aus Alkohol kry- stallisirbarer Körper enthalten, der auch dann nicht zum Krystallisiren gebracht werden konnte, als seine Lösung durch Schwefelwasserstoff von dem darin noch enthaltenen Blei befreit worden war. Die Flüssigkeit war nun sauer geworden und lieferte auch nach. Sättigung mit Kalk kei- nen aus Wasser oder Alkohol krystallisirbaren Körper. Die Natur dieses Körpers, so wie der organischen Sub- stanz, welche in dem im Wasser unlöslichen Bleisalz ent- halten ist, und die daraus durch Zersetzung mit Schwefel- wasserstoff oder Schwefelsäure, Neutralisiren mit Kalk, Ein- dunsten und Extrahiren mit absolutem Alkohol, in Form eines im letzteren unlöslichen Kalksalzes gewonnen wird, behalte ich mir vor, später zu ermitteln. Ich zweifele aber schon jetzt keinen Augenblick, dass die Säure in dem letz- teren nichts anderes als Aethyldiglycolamidsäure ist. Das Aethylglycocoll bildet aus Alkohol krystallisirt kleine farb- und geruchlose, süsslich und etwas scharf und beinahe metallisch schmeckende, blätterige Krystalle, deren Form unter dem Mikroscop nicht deutlich erkannt werden kann, weil stets die Ecken derselben abgerundet erscheinen. Dies rührt offenbar davon her, dass während des Ueber- tragens”der in der Mutterlauge vertheilten Kryställchen auf das Objectgläschen der Alkohol derselben Wasser anzieht, welches das Aethylglycocol! ausserordentlich leicht löst. Lässt man dagegen eine wässerige syrupdicke Lösung desselben über Schwefelsäure längere Zeit stehen, so bilden sich darin ebenfalls und zwar zuerst auf der Oberfläche sehr kleine Krystallblättchen, die unter dem Mikroscop als rechtwinkelige Täfelchen mit abgestumpften Ecken erschei- nen. Von den acht Winkeln dieser Täfelchen betragen vier 1280 his 129°, die vier anderen 141° bis 142°. Das Aethylglyeocoll erhält man in etwas grösseren Krystallen, wenn man es in wenig absoluten Alkohols ko- chend löst und die beim Erkalten ganz erstarrende Lösung einige Zeit der Luft aussetzt. Wird das Aethylglycocoll erhitzt, so schmilzt es bei 130°C. nicht und verändert sich auch nicht. Zwischen 150 und 160° bräunt es sich, aber ohne zu schmelzen und erst 97 bei noch höherer Temperatur schmilzt es zu einer brau- nen, weisse Dämpfe ausstossenden Flüssigkeit. Geschieht die Erhitzung bis 160° in einem Glasrohr,; so zeigt sich eine freilich nur äusserst geringe Menge eines nadelförmi- gen Sublimats. Lässt man es an der Luft liegen, so zieht es Feuch- tigkeit an und zerfliesst schnell zu einem farblosen Syrup. Diese Flüssigkeit reagirt eigentlich nicht deutlich alkalisch, doch scheint das rothe Lakmuspapier einen ganz schwach bläulichen Schein anzunehmen. Löst man das Aethylglycocoll in Salzsäure und dampft die Lösung zur Trockne ein, so bleibt ein.farbloser Rück- stand, der in Wasser leicht löslich ist, aber aus concentrir- ter Lösung in grossen, farblosen, nicht zerfliesslichen, Chlor enthaltenden Krystallen anschiesst. Diese Krystalle sind - offenbar das salzsaure Aethylglycocoll. In heissem absolu- ten Alkohol lösen sich dieselben. Eine derartige heisse concentrirte Lösung erstarrt beim Erkalten vollkommen. Aus verdünnten Lösungen schiesst es in kleinen Kryställ- chen an. Vermischt man die Lösung dieser Krystalle mit Platin- chlorid, dampft die Mischung zur Trockne ein und zieht den Rückstand mit Aether enthaltendem Alkohol aus, so bleibt ein orange gefärbtes krystallinisches Pulver ungelöst, das mit jenem Lösungsmittel gewaschen das reine Aethyl- glycocollplatinchlorid darstellt. Dieses löst sich leicht in Wasser und krystallisirt beim freiwilligen Verdunsten der Lösung in sehr schönen, grossen, orangerothen, prismati- schen Krystallen. Werden äquivalente Mengen von Aethylglycocoll und Schwefelsäure in Wasser gelöst und die Lösung verdunstet, so resultirt eine syrupartige Flüssigkeit, die durch absolu- ten Alkohol nicht wie das schwefelsaure Sarkosin in fester Gestalt gefällt wird. Selbst durch Aether wird aus dieser Lösung nur eine syrupartige Flüssigkeit präcipitirt. Bringt man in eine concentrirte kalte Lösung von Quecksilberchlorid etwas festes Aethylglycocoll, so löst es sich schnell auf, sofort aber scheiden sich farblose nadel- förmige Krystalle der Quecksilberchloridverbindung aus, 98 Kocht man eine Lösung von Aethylglycocoll mit Kup- feroxydhydrat, so löst sich letzteres auf, und die Flüssig- keit nimmt eine schöne, tiefblaue Farbe an. Ueberlässt man die concentrirte Lösung der Kupferverbindung der frei- willigen Verdunstung, so schiesst dieselbe in sehr grossen, aufs Tiefste blau gefärbten Krystallen an. Alle diese Verbindungen näher zu untersuchen muss ich mir für später vorbehalten. Die Bildung derselben giebt aber schon den Beweis der Aehnlichkeit dieser Substanz in ihren Rigenschaften sowohl mit dem Glycocoll, als mit dem Sarkosin. Auch dieses letztere giebt ohne Zweifel eine schön blaue, krystallisirbare Verbindung mit Kupferoxyd. Den schliesslichen Beweis aber, dass die untersuchte Substanz Aethylglycocoll ist, liefert die Elementaranalyse, welche zu folgenden Zahlen geführt hat: gefunden berechnet Kohlenstoff ‚46,36 46,60 4e Wasserstoff 8,94 8,74 9H Stickstoff 1382 13,59 jet Sauerstoff 31,38 31.07 20 100,00 100,00. Aethossacetamid. Zur Gewinnung dieses Körpers war zunächst die Dar- stellung des Aethers der Aethoxacetsäure erforderlich. Die- sen hatte ich*) bis jetzt nur in kleiner Menge bei Destil- lation des Hydrats der Aethoxacetsäure als Zersetzungs- product erhalten. Jetzt habe ich ihn durch Einwirkung von äthoxacet- saurem Natron auf Jodäthyl in etwas grösserer Menge dar- gestellt. Ersteres gewann ich aus der reinen Säure, welche aus dem Kupfersalz derselben durch Schwefelwasserstoff in wässeriger Lösung gewonnen war, durch Neutralisation mit kohlensaurem Natron. Durch Abdampfen erhält man das Salz in fester Form. Schon die Wärme des Wasserbades genügt, um es vom Wasser ganz zu befreien, denn es verliert dann bei *) Diese Zeitschrift XVIII. 420,* 99 120°C. nicht mehr an Gewicht und hinterlässt geglüht die Menge kohlensauren Natrons, welche der Theorie nach das wasserfreie äthoxacetsaure Natron hinterlassen muss*). Eine Mischung von äquivalenten Mengen von Jodäthyl und von diesem Salz ward mit etwas Alkohol in ein star- kes Glasrohr eingeschmolzen und vierzehn Tage in einem Wasserbade liegen gelassen. Das Gemisch ward darauf vom Alkohol durch Erhitzen im Wasserbade befreit und dem Rückstande wasserfreier Aether beigemischt. Der da- durch entstehende flockige voluminöse Niederschlag ward abgepresst und nun versucht, die Lösung durch Destillation vom Aether zu befreien. Dabei schied sich jedoch ein weisses Salz (Jodnatrium) aus und bewirkte so heftiges Stossen, dass ich die Operation unterbrechen musste. Deshalb schüttelte ich diese Lösung oft mit wenig Wasser, wobei das Jodnatrium in das Wasser überging. Jetzt ward die Aetherlösung durch Chlorcalcium entwässert, dann der Aether abdestillirt und der Rückstand endlich bei höherer Temperatnr destillirt. Durch mehrfache fractionirte Destillation ward eine farblose, leicht bewegliche, eigen- thümlich süsslich schmeckende, nicht gerade angenehm, aber auch nicht auffallend unangenehm ätherisch riechende, bei 155° C., also bei derselben Temperatur wie der Glycol- säureäther, kochende Flüssigkeit gewonnen, die sich in vie- lem Wasser löste, in einer kleinen Menge aber theilweise ungelöst blieb, dagegen im Alkohol und Aether in jedem Verhältniss löslich war. Sie ist leichter als Wasser, schwimmt also auf demselben. Wird dieser Aether mit überschüssigem Kalkhydrat in der Wärme zersetzt und die Flüssigkeit durch Kohlensäure neutral gemacht, so enthält sie äthoxacetsauren Kalk, der sich im Wasser sehr leicht löst, auch in absolutem Alko- hol namentlich in der Kochhitze löslich ist, aber aus letz- terer Lösung krystallisirt erhalten werden kann, nament- lich wenn derselben etwas Aether hinzugesetzt wird. Die äthoxacetsaure Kalkerde krystallisirt in äusserst feinen, oft *, 0,3960 Grm. hinterliessen 0,1673 Grm. kohlensauren Natrons, entsprechend 42,25 pC. Die Rechnung verlangt 42,06 pC. 100 eoncentrisch gruppirten mikroscopischen Nadeln, die zwi- schen 110 und 120° C. schmelzen, aber bei dieser Tempe- ratur vollkommen vom Krystallwasser befreit werden kön- nen, wovon sie ein Mol. enthält. Denn das lufttrockene Kalksalz verlor bei dieser Temperatur 13,71pC. Wasser, während die Rechnung 12,77 pC. verlangt. Dass das Salz wirklich äthoxacetsaurer Kalk war, ergiebt sich aus einer Kalkbestimmung des wasserfreien Salzes, wonach darin 22,60 pC. Kalk enthalten sind, während der berechnete Ge- halt davon 22,76 pC. beträgt. Diese Versuche geben schon die Gewissheit, dass der untersuchte Körper der reine Aethoxacetsäureäther war. Ich habe ihn aber auch noch der Elementaranalyse unterworfen, - die folgende Zahlen ergab: I. 1. berechnet Kohlenstoff 54,17 54,01 54,55 6€ Wasserstoff 9,08 9,09 9,09 12H Sauerstoff 36,75 36,90 36,36 30 100,00 100,00 100,00. Endlich habe ich das specifische Gewicht des Damp- fes dieses Körpers bestimmt, weiches nach folgenden Daten: Mehrgewicht des mit Dampf gefüllten Ballons — 0,8979 Temperatur des Paraffinbades — Temperatur der Luft bei den Wägungen — 200€ Barometerstand — (0,7618 MM; Capacität des Ballons « —= 422 CC. Zurückgebliebene Luft = 5,800. sich = 4,560 ergiebt, während die für eine Condensation zu zwei Volumen (aus dem Verhältniss der Atomgewichte und dem specifischen Gewicht des Sauerstoffs — 1,1056) berechnete Zahl 4,559 ist. Mischt man den Aethoxacetsäureäther mit überschüs- siger wässeriger Ammoniakflüssigkeit, der etwas Alkohol beigegeben ist, und lässt die klare Lösung freiwillig oder über Schwefelsäure verdunsten, so trocknet sie vollständig zu grossen prismatischen Krystallen ein, welche das Amid der Aethoxacetsäure sind, wie sich, abgesehen von den weiter unten zu erwähnenden Eigenschaften, aus den hier folgenden Resultaten der Elementaranalyse derselben ergiebt. 101 gefunden berechnet Kohlenstoff 46,39 46,60 46€ Wasserstoff 810. 8,74 93H Stickstoff 13,32hn u load ıN Sauerstoff 31,52 31,07 20 100,00 . 100,00. Das Aethoxacetamid ist in Wasser sehr leicht löslich, zerfliesst aber an der Luft nicht, wenn es ganz rein ist. Auch in Alkohol löst es sich leicht auf, wird auch aus die- ser Lösung durch Aether nicht gefällt, selbst wenn dieselbe so concentrirt ist, dass ohne Aetherzusatz beim vollständi- gen Erkalten das Aethoxacetamid krystallisiren würde. In reinem Aether löst es sich daher auch namentlich beim Kochen ziemlich leicht auf. Es ist fast geruchlos und von schwachem, etwas kühlendem, durchaus nicht süssem Ge- schmack. Schon unter 100°C. schmilzt es zu einer farb- losen Flüssigkeit, die beim Erkalten sehr schön krystalli- nisch erstarrt. Erhitzt man es längere Zeit bei dieser Tem- peratur, so verflüchtigt es sich langsam. Geschieht diese Erhitzung in einem Glasrohr, so sublimirt es in nadelför- migen Krystallen. Obgleich das Aethoxacetamid leicht in grossen prisma- tischen Krystallen anschiesst, so ist es mir doch nicht ge- lungen, die Form derselben zu ermitteln. Sie sind nämlich an den Enden fast nie auch nur einigermassen deutlich ausgebildet, und selbst die Prismenflächen sind meist der- massen gestreift, dass nicht einmal der Neigungswinkel der Flächen des Prismas gemessen werden kann. Doch glaube ich als gewiss angeben zu können, dass derselbe kein rechter Winkel ist, obgleich er demselben ziemlich nahe kommt. | Wird das Aethoxacetamid in Salzsäure gelöst, so wird es zersetzt. Verdunstet man nämlich die Lösung über Schwefelsäure, so bleibt eine dicke syrupartige Flüssigkeit, aus welcher sich Krystalle ausscheiden. Aether löst erstere und lässt letztere ungelöst. Die Krystalle sind nicht zer- fliessliche, an Chlor reiche Würfel, und entwickeln aui Zu- satz von Kalihydrat Ammoniak in Menge. Sie bestehen also aus Salmiak. Jene Aetherlösung enthält Aethoxacet- 102 säure; denn wird sie mit Barythydrat gesättigt und die Lö- sung genau durch schwefelsaures Kupferoxyd zersetzt, so findet sich in dem Filtrat äthoxacetsaures Kupferoxyd, wel- ches bei freiwilliger Verdunstung in der charakteristischen Form desselben anschiesst. Leitet man salzsaures Gas über nicht erwärmtes, trockenes Aethoxacetamid, so wird es nicht absorbirt. Bei dem angestellten Versuch nahm das Gewicht von 0,2422 Grm. Aethoxacetamid allerdings um 0,0033 Grm. zu; allein als das Rohr mit dem so be- handelten Amid 72 Stunden über Schwefelsäure gelegen hatte, war bis auf einige Zehntel Milligrm. sein früheres Gewicht wieder hergestellt. Offenbar war etwas Salzsäure durch Feuchtigkeit verdichtet worden und diese mit der Salzsäure über Schwefelsäure wieder verdunstet Wird aber das Aethoxacetamid geschmolzen und bei einer Temperatur von circa 60°C. mit trockenem salzsauren Gas behandelt, so absorbirt es dieses reichlich. In 25 Mi- nuten hatten jene 0,2422 Grm. 0,0660 Grm. Chlorwasserstoff aufgenommen. Hätte sich die ganze Menge des Amids in die salzsaure Verbindung verwandelt, so hätte der Gewichts- zuwachs 0,0858 Grm. betragen müssen. Offenbar war die vollkommene Sättigung nicht erreicht worden. Ich habe nicht versucht, die Sättigung zu vollenden, weil ich voraussetzte, dass es mir eben so wenig gelingen würde, sie zu erreichen, als bei den ähnlichen Versuchen mit Glycolamid. Die Beschaffenheit des Röhreninhaltes war durchaus verschieden von der des geschmolzen gewesenen und wieder erkalteten Aethoxacetamids. Dieses erstarrt ausserordentlich schön krystallinisch, breite glänzende Flä- chen bildend. Der Röhreninhalt war zwar auch weiss und krystallinisch, aber nur undeutlich nadelig. Im Wasser löste er sich ganz klar auf. Die Lösung war sauer und gab beim Verdunsten Krystalle von Salmiak, die in einer syrupdicken Flüssigkeit vertheilt waren. Aus diesem Versuch geht mit Bestimmtheit hervor, dass das Aethoxacetamid mit Salzsäure sich verbinden kann, dass aber diese Verbindung durch Wasser zersetzt wird. Es verhält sich also wie das Glycolamid. 103 Schüttelt man Aethoxacetamid mit Barytwasser, so löst es sich darin auf, die Lösung riecht aber bald deutlich nach Ammoniak, welches sowohl durch über die Mischung ge- haltenes feuchtes Lackmuspapier, als durch einen mit Salz- säure befeuchteten Glasstab bestimmt nachgewiesen wer- den kann. Dampft man die Lösung mit überschüssigem Barythydrat zur Trockne ein, entfernt durch Kohlensäure den überschüssigen Baryt und fällt endlich durch die äqui- valente Menge schwefelsauren Kupferoxyds den Baryt her- aus, so erhält man eine blaue Lösung, welche beim Ver- dunsten Krystalle von äthoxacetsaurem Kupferoxyd absetzt. Eine kochende Lösung von Aethoxacetamid löst keine Spur Kupferoxydhydrat auf. Die Existenz eines Aethoxacetamids scheint mir mehr als alles andere dafür zu sprechen, dass der Atomcomplex @, das Radical der Aethoxacetsäure, als ein einato- miges Radical angesehen werden muss, in welchem aller- dings ausserdem das Radical Aethyl enthalten ist. Ich glaube also in dieser Verbindung noch eine bedeutende Stütze für die früher von mir*) ausgesprochene Ansicht, dass die Aethoxacetsäure und die übrigen Oxacetsäuren nicht als den Aethersäuren entsprechend angesehen werden dürfen, gefunden zu haben. Die Aether der wahren zwei- basischen Säuren gehen bekanntlich durch die Einwirkung des Ammoniaks nicht in solche Amide über, welche noch ein Atom des Alkoholradicals zurückhalten. Freilich kann man die Formel der Aethersäuren gerade so schreiben, wie die der Oxacetsäuren oder umgekehrt. Allein diess berech- tigt nicht, diese beiden Gruppen von Körpern in eine zu- sammenzuwerfen. Dazu ist man erst befugt, wenn die Zer- setzungen und Umsetzungen beider Gruppen von Körpern die gleichen sind. Dass diess nicht der Fall ist, dafür giebt die Existenz eines Amids der Aethoxacetsäure einen neuen eclatanten Beweis. Mir ist es nicht begreiflich, wie man nach Feststel- lung solcher Unterschiede dieser beiden Säuregruppen, wie ich sie in meinem früheren Aufsatz über die Constitution *) Pogg. Ann. CXIV, 440.* 104 der Oxacetsäuren und jetzt von Neuem geschildert habe, nun noch dabei beharren kann, sie in eine Gruppe zusam- menzufassen. Würde wohl ein Botaniker oder Zoolog, wo er solche Unterschiede bei Pflanzen- oder Thiergruppen fände, je die Meinung aufstellen, diese Gruppen dürften in eine zusammengezogen werden? Wir Chemiker sind frei- lich leider in der Regel nicht so strenge Systematiker, wie jene! Das lässt sich andererseits nicht läugnen, dass die Oxacetsäuren den Aethersäuren in ihrer Constitution näher stehen, als z. B. den Alkoholen oder den Amiden u. 8. w. Dass es anders sei, habe ich aber auch nie behauptet. Die chemische Structur der Aethersäuren und der Oxacetsäuren ist insofern verschieden, als die zweiatomi- gen Säuren, aus denen jene entstehen, zwei von dem zwei- atomigen Radical gleich stark angezogene Wasserstoffatome enthalten, während die beiden Wasserstoffatome der Gly- colsäure, welche zu den Oxacetsäuren in derselben Bezie- hung steht, wie jene zweiatomigen Säuren zu den Aether- säuren, nicht gleich stark von dem Atomcomplex €?H?0 gefesselt werden. Die vorstehende Untersuchung hat ergeben, dass die theoretisch vorausgesetzten drei Körper wirklich existiren, und dass sie, wie die Theorie vorhergesagt hat, von einan- der durchaus verschieden sind. Die Thoaorie aber konnte noch mehr Techers sun was sich bei der Untersuchung wirklich bestätigt hat. Ausihr kann der Schluss abgeleitet werden, dass das Aethylglycol- amid sich nicht als Säure verhalten, sich also nicht. mit Basen verbinden kann. Es enthält eben keinen durch Me- tall vertretbaren Wasserstoff, wie es schon die Formel er- giebt. Denn das eine Wasserstoffatom, welches im Was- sertypus ausserhalb des Radicals steht, ist darin nicht mit einem Säure- sondern mit einem Alkoholradical vereinigt, were! &H? o Die Formel ist jaeben N) H/) . Die Entstehungs- 62H? H N 105 » weise aber dieses Körpers lässt keine andere Formel zu. An die Stelle des Aethyls und des dazu gehörigen Sauer- eo 2 stoffs, des Glycolsäureäthers Rn (o ki tritt einfach der £°H° Rest des Aethylamins, der übrig bleibt, wenn ein Atom Wasserstoff desselben, mit jenem Aethyl und Sauerstoff zu Alkohol zusammentritt. Dagegen sagt die Theorie vorher, dass sich das Aethyl- glycolamid recht wohl und sicherlich leichter und inniger als das Glycolamid mit Säuren muss verbinden können, weil durch Eintreten von Aethyl an die Stelle eines dem Ammoniaktypus angehörenden Wasserstoffatoms stets die basische Natur eines Ammoniaks erhöht wird. Der Ver- such hat die Richtigkeit dieser Vorhersagung dargethan. Anders verhält es sich mit dem Aethylglycocoll. Die Bildung desselben lehrt, dass das einzige darin enthaltene extraradicale und dem Wassertypus angehörige Wasserstoff- atom darin mit einem Säureradical, dem Carbonyl, verei- ‚nigt ist. Auch diess geht bei richtiger Betrachtung. der Formeln aus der Bildungsgleichung hervor. Zwar mag es willkürlich scheinen, dass in der Einleitung dieses Aufsat- zes dieselbe wie folgt geschrieben ist: [ere‘ | en2 eH? e2H5 co | che,2NH —=N ag: N(e’H?, ee H H eu > & H Während in der Formel der Monochloressigsäure das Carbonyl von dem extraradicalen Wasserstoff am weitesten entfernt ist, findet man es in der Formel des Aethylglyco- colls demselben zunächst. Dies wird aber leicht verständ- lich, wenn man bedenkt, dass unsere Art, die Formeln auf der Ebene des Papiers niederzuschreiben, uns eben an die Ebene bindet, daher unvollkommen sein muss, wenn sie ein Bild geben soll von der Stärke, mit der die Elemente oder Radicale eines Aörperlichen Molecüls aneinander gefesselt sind, so zwar, dass die Entfernung, in welcher in der For- mel die Elemente der Radicale bei einanderstehen, im Ver- XXIII. 1864. Se 106 hältniss zu dieser Anziehung stehen soll. Denken En uns z. B. die Ebene, auf welche die Formel für die Monochlor- essigsäure geschrieben ist, zu einem Cylinder aufgerollt, so kommt das Carbonyl zu dem extraradicalen Wasserstoff in dieselbe Nähe, in welcher wir es in der Formel des Aethylglycocolls wiederfinden. Auch hindert die Theorie nicht, die Formel der Mono- chloressigsäure cH? CH? | a1 €H? je! =ag „(oder a oder “ H ? a Cl zu schreiben, wodurch die Zusammengehörigkeit des Car- bonyls und des extraradicalen Wasserstoffs, die sich in der Formel des Aethylglycocolls zeigt, schon in der jener Säure ersichtlich wäre. i Ist aber wirklich das einzige extraradicale, im Wasser- typus stehende Wasserstoffatom des Aethylglycocolls darin zunächst mit einem Säureradical verbunden, dann, sagt die Theorie, muss es durch Metall ersetzbar sein. Der Ver- such hat dies wirklich ergeben. Wie das Aethylglycolamid muss aber das Aethylgly- cocoll, und zwar aus denselben Gründen, als eine Basis auftreten, wie ebenfalls aus den obigen Versuchen folgt. Ganz anders, so sagt die Theorie voraus, verhält es sich mit dem Aethoxacetamid. Dies muss nämlich dem Glycolamid in seinen chemischen Eigenschaften ganz nahe stehen, weil es, wie dieses, noch zwei dem Ammoniaktypus angehörige Wasserstoffatome enthält und sich nur dadurch von ihm unterscheidet, dass das mit dem Methylenyl (CH?) combinirte, im Wassertypus stehende Wasserstoffatom durch Aethyl vertreten ist. Durch dieses Aethyl kann, weil es zunächst nicht im Ammoniaktypus, sondern im Wasserty- pus steht, die basische Natur der Verbindung nicht wesent- lich erhöht werden. Daher bewirken Säuren die Zersetzung desselben, und nur wenn die Säure im wasserfreien Zu- stande auf das ebenfalls wasserfreie Aethoxacetamid ein- wirkt, entsteht eine Verbindung, die aber durch Wasser sofort zersetzt wird. Mit Basen kann es sich natürlich 107 noch weniger leicht verbinden, als das Glycolamid, weil es gar kein im Wassertypus stehendes, extraradicales Wasser- stoffatom enthält. Halle, den 25. August 1863. e Zur Muskulatur der Raben. von F. Klemm. Wir haben über die Myologie der Vögel im Allgemei- nen ausführliche Arbeiten, so von Cuvier, Tiedemann und Meckel. Wir haben auch Monographien über die Muskula- tur einzelner Vögelfamilien und Arten, sowie Abhandlun- gen über einzelne Muskeln. Die specielleren Arbeiten be- sitzen insofern vor jenen allgemeinen Abhandlungen einen Vorzug, als in ihnen Zweideutigkeiten oder Ungenauigkei- ten vermieden werden, welche in der allgemeinen Darstel- lung nicht umgangen werden können, solange man eben von allen Vögeln aussagen muss, was nur erst von weni- gen Arten oder Familien bestimmt bekannt ist. Hierin liegt der Grund für die Wahl des Themas zu dieser Arbeit und die Berechtigung dazu. Wir werden zwar nicht überraschend Neues finden, denn es giebt wohl keine Familie der Vögel die den Classentypus strenger repräsentirte als gerade die der Raben, aber es werden doch einige Ungenauigkeiten und Zweideutigkeiten erkannt und berichtigt werden. Wenn schon wie oben angedeutet ist, die Unterschiede zwischen der Muskulatur der Raben und der andrer Vö- gelfamilien ein sehr unbedeutender ist, so sind die Unter- schiede der Muskulaturen verschiedner Rabenarten geradezu verschwindend. Die einzige Ausnahme, die sich von die- ser Behauptung vielleicht constatiren lässt, möchte die sein, dass in Bezug auf grössere relative Stärke sich die Steiss- muskeln der Elster und die Halsmuskeln der Saatkrähe auszeichnen. Alle andern Unterschiede beziehen sich auf. die Länge der einzelnen Muskeln und ihre absolute Stärke, 8 * 108 auf Verhältnisse also, die abhängig sind von den Körper- dimensionen im Allgemeinen, die also schwanken werden, - nicht allein mit der verschiedenen Grösse der verschiede- nen Arten, sondern auch mit der verschiedner Individuen einer Art, Um über diese Grössenverhältnisse einen Ueberblick zu geben, folgen hier die Angaben einiger Messungen der- jenigen passiven Bewegungsorgane, an welche sich die wichtigsten Muskeln ansetzen, um sie zu bewegen und ' welche daher zur Bestimmung obiger Verhältnisse am brauch- barsten sind. Name AR OÖber- Unter- des Vogels. Onamını Elle. schenkel. | schenkel Tarauzı Corvus Cornix. 1 Ex. alt 65mm 85mm 55mm 88mm Bier ZRRxn, 65mm 80mm 52mm 84mm 50 mm 3 Ex. jung. 60mm 80mm 4emm 80 mm 46mm C. corax, 1 Ex. jung 80mm | 105mm 55mm 103mm 54mm 2VEX. 85mm 110mm 70mm 105mm Hmm 1 Ex. alt. 62mm 85mm 53mm 85mm, | 52mm 2 Ex. jung. 60mm 80mm 57mm 80mm 50mm C. frugilegus. ; 63mm - 84mm 48mm 90mm 40mm | | | en | | 1 Ex. alt 2 Ex. mas. 64mm 85mm 50mm 95mm 55mm 3 Ex. fem. 60mm Sdmm 50mm 80mm |. 45mm C. americauus. 64mm 83mm 53mm | 92mm 54mm Ü, scutatus. a7u 67mm 43mm | 62mm 30mm Diese kurze Tabelle macht anschaulich genug, dass | die Schwankungen in den Verhältnisszahlen der einzelnen | Skelettheile rein individueller Natur sind, wir werden daher auch bei der Muskulatur der verschiedenen Rabenarten Un- terschiede anderer Art umsonst suchen. Ferner ist noch, als für unsere spätere Betrachtung wichtig zu bemerken, dass die beiden ersten Rippen der | 109 .Raben das Brustbein nicht erreichen und ebensowenig die letzte. Die erste Rippe ist sehr klein und leicht beweg- lich, die zweite ist lang und trägt mitunter, aber nicht noth- wendig, schon einen Hakenfortsatz, wie die ächten Rippen. Die Muskeln der Raben zeichnen sich wie die der übrigen Vögel durch ihre grosse Festigkeit, hochrothe Farbe, schwache Irritabilität und starke Contractionsfähigkeit aus. Auch die Sehnen stimmen mit denen der andern Vö- gel in Bezug auf grosse Härte und leichtes Verknöchern im hohen Alter überein, und es finden sich auch bei den Raben die Knorpelstücke in den Sehnen der untern Extre- mitäten. : Bei der speciellen Betrachtung der Muskulatur, zu der wir uns nun zu wenden haben, soll vor allem darauf gesehen werden über die Lage und Function der beschrie- benen Muskeln keinen Zweifel zu lassen, und es muss da- her, da zu dieser Bestimmung auch der richtige Name ge- hört, öfters auf Tiedemann’s und Meckel’s allgemeine Be- schreibungen verwiesen werden, weil sie in Bezug auf Na- men und Functionen nicht immer gleiche Behauptungen aufstellen. I. Muskeln des Kopfes und des Stammes. A. Muskeln des Kopfes. Wenn wir von den Muskeln des Kopfes sprechen, so sind eigentlich darunter diejenigen Muskeln speciell zu ver- stehen, welche vom Kopfe entsprungen sich auch am Kopfe inseriren, also die Muskeln der Augen, Ohren, der Kiefer, des Zungenbeines. Indessen bieten diese Muskeln bei ihrer absoluten Kleinheit durchaus keine bemerkbaren Unterschiede bei den Raben dar und sind auch schon auf das genaueste beschrieben, so dass ein Zweifel über Lage und Funktion nicht statthaben kann; es wird also hinreichen, sie erwähnt zu haben und wir werden hier uns nur auf die Muskeln beschränken, welche nicht am Kopfe entspringen, sich aber an ihm inseriren und mithin eine Lagenveränderung des Kopfes zur Funktion haben. Wir haben es hier, wie bei den Kopfmuskeln der Vögel überhaupt mit verhältnissmäs- sig sehr starken Muskeln zu thun, wie wir schon aus der 110 - grossen Beweglichkeit und dem ausgebreiteten Gebrauch des Kopfes schliessen können. Wir können im Voraus be- merken, dass diese Muskeln paarig und symmetrisch zur Axe des Halses vorhanden sind, und dass sie den Kopf heben oder beugen, wenn sie vereint, ihn aber zur Seite neigen, wenn sie vereinzelt wirken. { Wir unterscheiden bei den Raben zwei Heber des ‚Kopfes: 1. Der zweibäuchige Nackenmuskel (Musculus biventer cervicis) entspringt sehnig von dem obern Dornfortsatz des ersten Brustwirbels, läuft auf der Rückenseite des Halses ganz oberflächlich in die Höhe, bildet bald einen dünnen Bauch, der die Länge der untern Hälfte des Halses hat, verdünnt sich zur Sehne und bildet einen zweiten stärkern Bauch und inserirt breitfleischig neben der Mitte an der Leiste des Hinterhauptbeines; 2. Der hintere gerade Kopf- muskel (Musculus rectus capitis posticus) kommt von den seit- lichen und obern Fortsätzen des ersten und zweiten Hals- wirbels, und inserirt; 3. Der kurze Kopfbeuger (Flexor bre- vis capitis) liegt unter dem vorigen an der Seite des Hal- ses. Er kommt von den Seitenfortsätzen der drei obersten Halswirbel und inserirt sich auch unterhalb des Hinter- hauptloches. B. Muskeln der Wirbelsäule. Wir unterscheiden bei Beschreibung der Muskeln der Wirbelsäule drei Partien, die in Bezug auf die Ausbildung ihrer Muskeln sehr verschieden beschaffen sind; es ist die Region des Halses, des Rückens und des Schwanzes. Der Wirbel der mittleren dieser drei Regionen sind bei den Raben zwar für gewöhnlich nicht fest verwachsen, aber doch so fest verbunden, dass sie nur eine geringe Be- wegung nach vorn und hinten, d. h. nur eine geringe Bie- gung gestatten. Demgemäss sind die Muskeln des Rü- ckens bei den Raben zwar mehr ausgebildet, als bei man- chen andern Vögelarten, z. B. den Schwimmvögeln; aber doch bleiben sie sehr unbedeutend. Die Muskeln des Schwanzes und Halses dagegen sind entsprechend ihren Funktionen stark ausgebildet. ‘Gute Flieger wie die Raben 111 brauchen starke Muskeln für ihren Steuerapparat und kühne Räuber, wie sie es oft sind, starke Halsmuskeln zu kräfti- gen Schlägen. ‘ a. Muskeln des Halses. Wir haben fünf ea, die den Hals ganz ‚oder partiell strecken. 1. Der grosse Halsstrecker (Musculus extensor magnus colli) entspringt sehnig in zwei Portionen von den beiden ersten Rückenwirbeln und fleischig von den drei untersten Halswirbeln, läuft an der hintern Seite des Halses in die Höh’ und inserirt sich sehnig an den obern Fortsätzen des ersten und zweiten Halswirbels. 2. Der kleine Halsstrecker (Extensor parvus colli) liegt nach aussen neben dem gros- sen Halsstrecker und entspringt sehnig von den Seitenfort- sätzen des zwölften bis achten Halswirbels. Jede dieser fünf Portionen überspringt einen Wirbel und inserirt sich an dem nächstfolgenden. Nur die letzte Portion setzt sich breit an die Leiste des Hinterhauptbeines. Er hat eine fächerartige Gestalt und seine Fasern sind auch regelmässig strahlig geordnet. Diesen Muskel bezeichnet Tiedemann als den grösseren und lässt noch einen kleinern hinteren geraden Kopfmuskel von Atlas kommen. Ich habe diesen kleineren Muskel nicht gefunden, wohl aber die sehnigen Anfänge des sogenannten grössern hintern Kopfmuskels vom Atlas erkennen können und finde keinen Grund, weshalb man beide Portionen als zwei Mus- keln unterscheiden soll, da sie sich nur mit Gewalt tren- nen lassen. Die Funktion des zur Seite Beugens übernehmen wie- derum zwei Muskeln: 1. Der durchflochtene Muskel (Musculus complexus) ent- springt sehnig von den Seiten-Fortsätzen der fünf ersten Halswirbel, läuft neben dem zweibäuchigen Nackenmuskel schräg aufwärts, bedeckt seine Insertion und setzt sich selbst über und neben jenen an die Leiste des Hinterhaupt- beines. Diesen Muskel beschreibt Tiedemann als Bausch- muskel (Musculus splenius capitis), Cuvier aber und Me- ekel als durchilochtenen; 2. Der Seitenbeuger des Kopfes 112 (Musculus flexor capitis lateralis) kommt schmal von den Querfortsätzen des zweiten und dritten Halswirbels, wird nach vorn breiter und inserirt sich an der untern Fläche des Hinterhauptsbeines. Drei Muskeln beugen den Kopf: 1. Der lange Kopfbeuger (Flexor longus capitis) kommt mit zwei Sehnenportionen von der vordern Fläche des vier- ten und fünften Halswirbels und inserirt sich unter dem Hinterhauptsloch. 2. Der mittlere Kopfbeuger (Flexor me- dius capitis) kommt stark sehnig von den vordern Flächen des zweiten, dritten und vierten Halswirbels, läuft neben dem vorigen nach vorn, vereinigt sich bald mit ihm sowie mit dem ihm symmetrischen Muskel und inserirt sich schräg unter dem langen Kopfbeuger. Er ist bei den Raben, ins Besondere bei der Saatkrähe sehr stark ausgebildet. Die vom zwölften Wirbel kommende überspringt zwei Wirbel. Die Portionen.inseriren sich also am neunten bis sechsten Hals- wirbel. 3. Der Strecker des Atlas (Extensor atlantis) kommt mit vier Portionen vom zweiten, dritten, vierten, fünften Halswirbel und setzt sich an die obere und seitliche Fläche des Atlas an. 4. Der absteigende Nackenmuskel (Musculus :cervicalis descendens) kommt von dem hintern Rand und der äussern Fläche der obern Rippen, läuft etwas schräg auf- wärts und inserirt sich an den Querfortsätzen der fünf un- tersten Halswirbel. 5. Der tiefe Halsstrecker (Extensor colli profundus) kommt von den Querfortsätzen der drei ober- sten Brustwirbel, geht schief abwärts und inserirt sich an den nach hinten geneigten Flächen der untern Querfort- sätze der vier untersten Halswirbel. Das Beugen des Halses bewirken zwei Muskeln: 1. Der untere oder lange Halsbeuger (Musculus flexor colli inferior seu longus) ist ein sehr langer und starker Mus- kel, der von den untern Flächen der beiden obersten Rü- ckenwirbel und den drei untersten Halswirbeln kommt und an dem Körper eines jeden Halswirbels bis zum vierten sich mit einer Sehne inserirt. 2. Der obere Beugemuskel (Muscu- lus flexor colli superior) kommt von den untern dornig nach hinten gerichteten Fortsätzen des zweiten bis fünften Hals- 113 wirbels, vereinigt seine Portionen zu einer starken Sehne und inserirt sich an der untern Fläche des Atlas. Ausser diesen Muskeln finden sich noch die Zwischen- dornmuskeln des Halses (Musculi inierspinales colli) und die Zwischenguermuskel (Musculi intertransversarü), die auch bei den Raben in äussere und innere zerfallen und auch hier- die Funktion haben, den Nacken zu biegen und zu steifen. 5 b. Muskeln des Rückens. Mit Unrecht spricht Cuvier (Lecons 1. 192.) den Vö- geln die Rückenmuskeln ganz ab; sie sind allerdings sehr schwach entwickelt und ihre Funktionen sehr untergeord- net, aber doch sind sie vorhanden, wie wir es schon in der allgemeinen Vorbemerkung erwähnten. Bei den Raben z.B. sind sie durchaus nicht so ganz verschwindend und haben folgende Lage. 1. Der gemeinschaftliche Rückgrathsstrecker (Opisthote- nax Meckel, Musculus longissimus et Sacrolumbalis Tiede- mann) ist bei den Raben deutlich in zwei leicht zu tren- nenden Bäuchen entwickelt. Beide kommen von dem vor- deren Rande des Darmbeins; der innere inserirt sich an ‚den Querfortsätzen der Brustwirbel, der äussere an den hintern Rändern der Rippen. Sie strecken den Rücken ein we- nig. 2. Der Dornmuskel des Rückens (Musculus spinalis dorsi) ist stärker als der vorige, kommt von dem hintern Rande der Dornfortsätze der Rückenwirbel und dem vordern und obern Rande des Darmbeins und setzt sich an die Querfort- sätze des letzten Halswirbels und der beiden ersten Brust- wirbel. Dieser Muskel unterstützt den vorigen in seiner Funktion. c. Muskeln des Schwanzes. Der Schwanz versieht bei den Vögeln den Steuerap- parat. Die Raben sind gute Flieger; wir werden also starke Schwanzmuskeln bei ihnen finden. Am stärksten sind sie bei der Elster ausgebildet. Die Schwanzmuskeln haben den Schwanz und mit ihm die Steuerfedern nach allen Seiten zu bewegen; wir werden demgemäss Heber, Nieder- und Seitwärtszieher vertreten finden. 1. Der Heber des Steissbeins (Musculus levator coccy- 114 gis) ist ein starker, wie alle Muskeln des Schwanzes, 'paa- riger Muskel, der von den Leisten der hintern Flächen des Darmbeins fleischig entspringt und sich sehnig an den zwei- ten bis letzten Schwanzwirbel ansetzt. 2. Unter diesem Muskel finden sich noch starke Zwischendornmuskeln zwi- schen je zwei Dornfortsätzen, die von Tiedemann nicht, wohl aber von Meckel erwähnt sind. Zur Seite bewegen den Schwanz vier Muskelpaare. 1. Der Schenkelsteissbeinmuskel (Musculus crurococey- gius) ist ein sehr langer, fleischiger, in seinem Verlauf fast gleich breiter und gleich dicker Muskel, der vom Ober- schenkelbein, vom Ende des obersten Drittels desselben, kommt und sich sehnig an die untere seitliche Kante des letzten Schwanzwirbels inserirt. 2. Der Schambein - Steiss- beinmuskel (Musculus pubicoceygius) kommt breit und flei- schig von dem untern Theil des Schambeins, hat eine dreieckige Gestalt, ist im Verhältniss zur Breite sehr dünn und inserirt sich mit seiner Spitze an dem untern Theil der hintern Fläche des. letzten Schwanzwirbels. 3. Der Sitzbein -Steissbeinmuskel (Musculus ischio -cocceygius) ist ein sehr langer und spitzdreieckiger Muskel, kommt mit seiner Basis von der äussern Fläche des hintern Randes des Sitzbeins und inserirt sich vor dem vorigen Muskel an der hintern Fläche des letzten Schwanzwirbels. 4. Der vierte Seitenmuskel des Schwanzes (Musculus lateralis quar- tus) entspringt fleischig von den Seitenfortsätzen der Schwanzwirbel über den Zwischendornmuskeln und setzt sich an die Seitenkanten der Endplatte an. Wir haben zwei Niederzieher: 1. Der Niederzieher des Steissbeins (Musculus depres- sor coccygis) kommt von dem hintern Rande und von der untern Fläche des Darmbeins, läuft schief nach unten un- ter die Schwanzwirbel und inserirt sich an den untern Dornfortsätzen der beiden letzten Schwanzwirbel, so wie an dem untern Fortsatz des Endstücks. Dieser Muskel ist sehr stark. 2. Unter diesem liest noch ein zweiter Niederzieher des Schwanzes zu Seiten der Mittellinie des Schwanzes. Er ist ebenfalls ziemlich stark und setzt sich sehnig an die 115 untern Dornfortsätze der vier letzten Schwanzwirbel. Tie- demann hat ihn nicht. C, Muskeln der Rippen, des Brustbeins und des Bauches, Die Muskeln, die in diesem Abschnitt behandelt wer- den, haben die Funktion das Athmen zu bewirken. 1. Der erste oder obere Rippenhalter (Musculus scalenus superior) ist ein im Anfang fast runder Muskel, wird dann plötzlich dünner und dann wieder breit und flach. Er kommt von der Seite des obern Dornfortsatzes des letzten Halswirbels und inserirt sich an der untern Hälfte der ersten Rippe. 2. Der zweite oder untere Rippenhalter (Musculus scale- nus inferior) ist stärker und fleischiger als der obere, kommt von dem obern Dornfortsatz des ersten Rückenwirbels und inserirt sich an der ganzen obern Hälfte der vorderen Kante der zweiten Rippe. 3. Die Rippenheber (Levatores costarum) sind schief viereckige Muskeln, die mit der einen kurzen Seite von den Querfortsätzen der Rückenwirbel kom- men und mit der andern sich an dem vordern Rand und der äusssern Fläche des obern Theils der nächstfolgenden Rippe inseriren. 4. Der runde Muskel zwischen der ersten und zweiten Rippe, welchen Tiedemann anführt, findet sich hier nicht, wohl aber ein runder Muskel zwischen der zwei- ten und dritten Rippe (Musculus teres inter costam secun- dam et tertiam). Es beruht dies darauf, dass die erste Rippe viel zu klein und leicht beweglich ist, als dass sie einem Muskel zur Basis dienen könnte und dass auch die zweite Rippe das Brustbein nicht erreicht. 5. Die äussern Zwi- schenrippenmuskeln (Museuli intercostales externi) sind schräg viereckige Muskeln, fünf an der Zahl, die vom hin- tern untern Rand der Rippen unter den Hakenfortsätzen entspringen und sich an dem vordern Rand der je folgen- den Rippe inseriren. 6. Mit ihnen kreuzen sich die Fasern der innern Zwischenrippenmuskeln (Musculi intercostales interni), die viel dünner sind und von unten schräg nach oben laufen. Sie kommen vom hintern und untern Rand der Rippen, gehen schräg nach oben undinseriren sich an der vordern Kante der je folgenden Rippe. 7. Die Muskeln zwischen den Rippenanhängen (Muscyli interappendiculares 116 | costarum) sind sehniger Natur; nur einzelne Muskelfasern laufen in ihnen von dem hintern Rand der Rippen schräg nach oben an den vordern Rand des folgenden Rippenan- hanges. 8. Der innere Brustmuskel (Musculus sternocostalis) ist ein starker sehniger Muskel, der von dem Punkte des vorderen Brustbeinansatzes, wo die Intercostalien der drit- ten und vierten Rippe eingelenkt sind, kommt. Er läuft innerhalb der Intercostalien entlang und sendet zu jedem einzelnen bis einschliesslich zum vorletzten einen Zweig, der sich am obern Ende und der vordern Kante derselben inserirt. 9. Zwischen dem untern Rand des Darmbeines und dem hintern der letzten Rippe spannt sich hier klein und dünn der viereckige Lendenmuskel (Musculus quadratus lum- borum) aus. 10. Der äussere schiefe Bauchmuskel (Musculus obliguus externus abdominis) kommt von der untern Hälfte der sechs hintersten Rippen breit, dünn und fleischig setzt sich an das Schambein und sehnig an den untern Rand des Brustbeins. 11. Der innere schiefe Bauchmuskel (Mus- culus obliquus internus abdominis) liegt unter vorigem, kommt vom vordern Schambeinrande und dem obern Theile des hintern Randes der letzten Rippe und verbindet sich in der Mittellinie des Bauches mit dem der andern Seite. 12. Un- ter diesem wieder liegt der quere Bauchmuskel (Musculus transversus abdominis). Er ist ausgespannt zwischen dem Darmbeinrand und dem hintern Rande der letzten Rippe und verbindet sich nach vorn mit dem der andern Seite durch eine sehnige Haut, 13. Zwischen den beiden vorigen Muskeln auf der Vorderseite des Bauches entspringt vom ganzen untern Rande des Brustbeins; der gerade Bauch- muskel (Musculus rectus abdominis) und inserirt sich nach beiden Seiten mit seinen Fasern an dem Schambein. II. Muskeln der Gliedmassen. Von’ den Muskeln der Gliedmassen sind die am stärk- sten entwickelten vorzüglich die Muskeln der vordern Glied- massen, die bei Vögeln wie die "Raben fast unausgesetzt in Thätigkeit sind und deshalb einen hohen Grad der Aus- bildung besitzen. 117 4A. Muskeln der vordern Gliedmassen. a. Muskeln der Schulter. «@. Des Schulterblatts. 1. Der Kappenmuskel (Musculus cucularis) entspringt von den zwei untersten Hals- und den vier obersten Rücken- wirbeln und inserirt sich an dem obern Rand des Schulter- blatts sowie an der innern Fläche des obern Endes des Gabelbeins. Er zieht das Schulterblatt gegen die Wirbel- säule. 2. Unter diesem Muskel liegen zwei Muskelpar- tien, welche Meckel mit Recht für einen Muskel hält, während sie Tiedemannn als zwei beschreibt, obwohl sich beide nur mit Gewalt trennen lassen. Es bilden diese beiden Muskel- partien den Rautenmuskel (Musculus rhomboideus). Dieser Muskel kommt von den beiden letzten Halswirbeln und den fünf ersten Brustwirbeln und inserirt sich an dem ganzen innern Rand und der äussern Fläche des Schulterblattes und wirkt wie der vorige Muskel. 3. Der Schulterblatthe- ber (Musculus levator scapulae) kommt stark sehnig von den seitlichen Dornfortsätzen der beiden letzten Halswirbel geht schief nach unten und hinten und setzt sich an das dritte Viertel der innern Fläche des Schulterblattes. 4. Der vor- dere Sägemuskel (Musculus serratus anterior) kommt von der obern Hälfte der ersten und zweiten Rippe, von der ersten mit einer Sehne, von der zweiten fleischig und inserirt sich schief.an der innern Fläche und dem untern Rande des Schulterblattes. 5. Der hintere Sägemuskel (Musculus serra- tus posterior. Tiedemanns costoscapularis) ist grösser und kommt von der Mitte der dritten bis fünften Rippe. Er setzt sich an den untern Rand und die innere Fläche des hintern Theils des Schulterblattes. ß. Muskeln des Schlüsselbeins. Der Schlüsselbeinmuskel (Musculus subclavius). Dieser Muskel gehört der Furcula an, kann also nur in Beziehung auf diese Schlüsselbeinmuskel heissen. Erkommt von dem vordern Brustbeinfortsatz und den beiden ersten Interco- stalien und geht zur untern und äussern Fläche des Gabel- schlüsselbeins. b. Muskeln des Oberarms. Der grosse Brustmuskel (Musculus pectoralis magnus) - 118 kommt vom Gabelbein, dem Kamme und dem Rippenrande des Brustbeins, ist ein sehr starker, wie. bei allen Vögeln, der stärkste Muskel des ganzen Körpers. Er wird nach oben zu schmäler und inserirt sich an dem obern Drittel des Oberarmknochens sowohl am Höcker als an der davon entspringenden Leiste. Bei einem Exemplare von Corvus corax inserirt er sich z. B. bei einer Länge des Oberarms von 7°® mit 2,8°@ breiter Sehne. Seine Funktion ist, das Oberarmbein nach unten und hinten zu ziehen. Dieser Muskel ist wie gesagt bei weitem der grösste des ganzen Körpers, seine Fasern sind grob und stark roth gefärbt, Alles Zeichen von seiner Wichtigkeit. 2. Der kleinere Brustmuskel (Musculus pectoralis minor) entspringt aus der Kante, welche der Kamm mit der Fläche des Brustbeins macht, ohngefähr beim letzten Drittel desselben, hat eine rhom- boidische Gestalt und eine convexe Oberfläche. Ausserdem fügt er sich auch ans Schlüsselbein und läuft durch das von demselben mit Schulterblatt und Gabelbein gebildete Loch, um sich am obern Höcker des Oberarmknochens zu inseriren. Seine Fasern laufen zweigartig nach einer Sehne, die ihn in seiner Diagonale durchläuft. 3. Der kleinste Brustmuskel (Musculus pectoralis minimus) ist ein kleiner sehniger Muskel, der vom Ausschnitt des Brustbeins ent- springt und eine pyramidale Gestalt hat. Er inserirt sich in der Höhlung unterhalb und innen von dem obern Höcker des Oberarmbeines. 4. :Der breite Rückenmuskel (Musculus latissimus dorsi) ist ein breiter dünner in seiner Totalität dreieckiger Muskel, der deutlich in zwei ebenfalls dreieckige Portionen zerfällt. Die erstere dünnere und schmälere Portion entspringt von den drei ersten Rücken- wirbeln, die zweite fleischigere von den übrigen und den obern und vordern Theil des Darmbeins. Sie inseriren sich beide neben und mit eimander an der hintern Seite des Oberarms, jedoch so, dass sie vorher sich derartig gekreuzt haben, dass die hintere Portion sich nur über der vordern inseriren kann. 5. Der grössere deltaförmige Muskel (Muscu- lus delioideus major) ist ein von dem Vereinigungspunkt des Gabel- und Schlüsselbeins entspringender Muskel, der sich an der äussern Fläche,des Oberarmbeins weit an der rauhen 119 Leiste herab inserir. Anfangs schmal wird er dann be- deutend breiter. 6. Der kleinere deltaförmige Muskel (Mu- sculus deltoideus minor) ist ein sehr kleiner Muskel, der von der hintern, obern Fläche des Gabelbeines kommend sich an dem äussern Rand der obern Fläche des Oberarmbeines gleich über dem grossen Brustmuskel inserirt. 7. Der Hebe- muskel des Oberarmbeines (Musculus levator humeri) ist ein fleischiger, aber dünner Muskel, der von der hintern obern Fläche des Schlüsselbeines und dem Ansatz des Schulter- blattes kommend über das Schultergelenk wegläuft und sich hinter dem kleinen Deltamuskel an dem vordern Rand des obern Höckers des Oberarmbeines inserirt. 8. Der Ober- schulterblattmuskel (Musculus suprascapularis) entspringt von der Fläche und den hintern Rändern des Schulterblattes, geht über in eine starke Sehne und inserirt sich an dem untern Höcker des Oberarmbeines.. 9. Der kleine Schulter- armmuskel (Musculus humeroscapularis parvus) kommt vom vordern und untern Rande des Schulterblattes und inserirt sich in der Höhlung desselben neben dem Luftloche. Er zieht den Oberarm nach hinten. c. Muskeln des Vorderarmes. 1. Der zweiköpfige Armmuskel (M. biceps brachü) ent- springt sehnig mit dem einen Kopf von da, wo Schlüssel- und Gabelbein sich zusammenfügen, mit dem untern aber vom untern oder vordern Höcker des Oberarmbeines, wird schnell dünner und inserirt sich mit einer runden, kräftigen Sehne an der vordern Fläche der Elle gleich hinter dem Gelenk. Er beugt dem Vorderarm. 2. Der innere Arm- muskel (M. brachialis internus)- entspringt in der Vertiefung an der vordern Fläche des untern Oberarmes und inserirt sich an dem vordern Theil der Elle. Er ist schief viereckig und dünn und ebenfalls Beuger des Vorderarmes. 3. Der erste oder kürzere Vorwärtswender der Speiche. {M. pro- nator primus s. brevis) ist ein starker fleischiger Muskel, der sehnig von der Kante des untern Gelenkknorrens des Oberarmbeins kommt und sicham zweiten Viertel der Speiche inserirt. 4. Der zweite oder längere Vorwärtswender der Speiche (M. pronator secundus s. longus) entspringt sehnig 120 neben und etwas höher als voriger, ist dünner mehr rund und inserirt sich am vierten und fünften Achtel der Speiche. Er ist wenig länger. 5. Der lange Ellenbogen-Knorrenmus- kel (M. anconaeus longus) ist Strecker des Vorderarmes. Er entspringt hinter der Gelenkfläche des Schulterblattes auf der äussern Seite desselben und inserirt sich gerade ab- wärts über das Gelenk des Ellenbogens gelaufen am pro- cessus anconaeus mit einer sehr starken Sehne. 6. Der kür- zere Ellenbogenknorrenmuskel (M. anconaeus brevis) ist eben- falls ein Strecker. Er kommt vom innern Höcker des Ober- armes aus der Nähe des dort sich findenden Luftloches mit zwei Bäuchen und inserirt sich ebenfalls am Höcker des Ellenbogenbeines. 7. Der Rückwärtswender der Speiche (M. supinator) ist ein dünner rundlicher Muskel, der mit einer Sehne vom äussern Gelenkhöcker des Oberarmbeines entspringt und sich am obern Viertel der äussern Speichen- fläche inserirt. 8. Den kurzen Beuger des Ellenbogenbeines (M. flewor brevis ulnae) habe ich nicht gefunden und glaube auch nicht, dass er existirt.e. Auch Meckel hält ihn nur. für einen Theil des stärkeren Vorwärtswenders. d. Muskeln der Hand. a. Muskeln der Handwurzel und Mittelhand. 1. Der lange Speichen -Mittelhand -Strecker (Extensor metacarpi radialis longus) entspringt vor und seitlich vom äussern untern Knorren des untern Gelenkes des Oberarmes, geht an der Vorderseite der Speiche entlang und inserirt sich, nachdem er von der Hälfte derselben an zur Sehne geworden und über die Rinne des Speichenhandwurzelkno- chens gelaufen ist, am Daumenfortsatz des Mittelhandkno- chens. 2. Der kurze Speichenmittelhandstrecker (Extensor melacarpi radialis brevis) ist ein langer dünner Muskel, der vom vorigen bedeckt, von der vordern Seite des obern und mittlern Theiles der Speiche entspringt, durch die Rolle des Speichenhandwurzelknochens geht und sich auch am Daum- fortsatz inserirt. 3. Der Ellenbogenbeinmittelhandstrecker (M. ewtensor metacarpi ulnaris) kommt breit fleischig aber dünn von der obern Hälfte der innern Ellenbogenbeinfläche, geht um den Speichenhandwurzelknochen in einer Rinne 121 . desselben herum nach aussen und inserirt sich an der äus- sern Fläche des Ellenbogenmittelhandknochens. 4. Der Ellenbogenhandwurzelbeuger (M. flewor carpi ulnaris) ent- springt mit einer starken Sehne vom innern Gelenkknörren des Oberarmes, läuft an der innern und hintern Seite des Ellenbogenbeines herab und inserirt sich hinten an den El- lenbogenhandwurzelknochen wieder mit einer starken Sehne. 5. Der Speichenmittelhandbeuger (M. flexor metacarpi ra- dialis) kommt sehnig vom untern äussern Knorren des Ober- armbeines, läuft an der Speiche herab über das Ellenbo- genbein etwas an der Seite desselben hinweg und inserirt sich am hintern Rand des Speichenastes kurz nach der Theilung der Mittelhand in die beiden Aeste. 6. Der kurze Beuger des Mittelhandknochens (M. flexor brevis metacarpi) ist ein kurzer runder Muskel, kommt vom untern Ellenbö- genbein und setzt sich an die hintere Seite ganz oben an dem Ellenbogenast an. ß. Muskeln der Finger. 1. Der gemeinschaftliche Beugemuskel des Daumens und des zweiten Fingers (M. flexor communis pollicis et di- giti secundi) entspringt vom äussern Gelenkknorren des Ober- armbeines, geht an der Speiche mit einem Bauche herab, wird zur Sehne, geht über eine Rinne des Ellenbogenhand- würzelknochens, theilt sich in zwei Portionen, deren eine sich amersten Gliede des Daumens, die andere an dem ‚Speichenmittelhandknochen herabgelaufen sich an das erste Glied des zweiten Fingers und zwar an das vordere End- stück inserir. 2. Der Strecker des ersten und zweiten Gliedes des zweiten Fingers (M. extensor phalangis primae et secundae digiti secundi) entspringt fleischig vom obern Theil der hintern Speichenfläche, läuft über den äussern Gelenk- kopf des Ellenbogenbeinknochens hinweg an der vordern Seite des Speichenmittelhandknochens herab und inserirt sich an der hintern Fläche des zweiten Gliedes des zwei- ten Fingers. 3. Der Strecker des zweiten und dritten Glie- des des zweiten Fingers (M. extensor phalangis secundi et tertii) entspringt dick fleischig an der obern und innern Fläche des Ellenbogenbeines, läuft über die Rinne des EI- XXIII. 1864, B) 122 lenbogenhandwurzelknochens hinweg an der innern Seite des Speichenmittelhandknochens herab zum zweiten und dritten Gliede des zweiten Fingers. 4. Der lange Daumen- strecker (M. ewtensor pollicis longus) entspringt über dem Handwurzelgelenk von der vordern Kante des langen Spei- chenmittelhandstreckers und inserirt sich schief und seit- lich an der untern Fläche des ersten und zweiten Daumen- gliedes. 5. Der kurze Daumenstrecker (M. estensor brevis pollicis) ist ein dünner schmaler Muskel, der von der äus- sern Fläche des Gelenkes des obern Mittelhandknochens kommt und sich an dem ersten Glied des Daumens inse- rirt. 6. Der Daumenbeuger (M. flexor pollicis) ist ein klei- ner zwischen Daumen und Mittelhandknochen ausgespann- ter ganz kurzer Muskel. 7. Der Anzieher des Daumens (M. adductor pollicis) ist ein sehniger Muskel, und von der untern Fläche des Daumenfortsatzes kommt und sich an die untere Kante der Gelenkfläche des ersten Gliedes des Daumens ansetzt. 8. Der Strecker des ersten Gliedes des zweiten Fingers (M. extensor phalangis primae digiti secundi) ist ein dünner Muskel, der von der untern Seite des Spei- chenastes entspringt, über das Gelenk hinwegläuft und sich an der hintern Fläche des ersten Gliedes inserirt. 9. Der Beugemuskel des dritten Fingers (M. flexor digiti tertü) ist ein dünner Muskel, der von der hintern breiten Fläche des Ellenbogenastes der Mittelhand entspringt, an demselben entlang läuft und sich an dem ersten Glied des dritten Fin- gers inserirt. Muskeln, welche von der Mittelhand entspringen, wie Tiedemann behauptet, und den zweiten Finger nach aus- ‚sen bewegen, habe ich bei keinem Raben gefunden. Mög- lich dass die untersuchten Exemplare schon zu sehr der Verwesung ausgesetzt gewesen waren und dass dadurch ein Abreisen dieser jedenfalls sehr feinen Muskeln beim Freilegen das Erkennen derselben verhindert hat. Es ist hier, wo unsere Beobachtung die vorderen Glied- maassen verlässt der beste Ort die Spanner der Flughäute zu betrachten. Die vordere Flughaut wird durch einen verhältniss- mässig sehr starken Muskel (den Tensor membranae anterio- 123 'ris alae) gespannt; er kommt vom Anlegepunkt des Gabei- beines an das Schulterblatt, wird sehr bald zur Sehne und verläuft als solche in dem vordern Rande der Flughaut, bis er sich an dem untern Ende der Speiche inserirt. Der Muskel welcher die hintere Flughaut spannt ist eigentlich nichts, als ein Theil des breiten Rückenmuskels. B. Muskeln der hintern Gliedmassen. a. Muskeln des Oberschenkels. 1. Der grosse Gesässmuskel (M. glutaeus magnus) ist ein starker und breiter von der Fläche und dem obern Rande des vordern äussern Theils des Darmbeines entspringender Muskel, der schnell schmäler wird und sich an der äussern und hintern Fläche des Rollhügels inserirt. 2. Der mittlere Gesässmuskel (M. glutaeus medius) liegt vor demselben, ist kleiner, besonders viel schmäler, entspringt vom vordern, äussern, untern Rand des Darmbeines und inserirt sich am vordern Theil des Rollhügels, aber tiefer als der vorige Muskel. Er hebt seitwärts. 3. Der kleinste Gesässmuskel (M. glutaeus minimus) liegt unter vorigem und weiter nach hinten. Er ist gemäss seiner Lage kürzer, denn er inserirt sich über vorigem am Rollhügel; auch ist er bedeutend dünner. 4. Der pyramidenförmige Muskel (M. pyramidalis) ist ein kleiner und dünner Muskel, der unter dem grossen Gesässmuskel liegt, von der Leiste kommt, die das Darm- bein in einen untern und obern Theil scheidet, über den Rollhügel hinwegläuft und sich an der äussern und hintern Seite desselben inserirt. Dieser Muskel dreht den Schenkel auswärts. 5. Der äussere Hüftbeinlochmuskel (M. obturator enternus) kommt vom untern Rande des Hüftbeinloches, ist ein kräftiger fast viereckiger Muskel und inserirt sich am untern hintern Theil des Rollhügels. Er zieht den Schen- kel gegen das Becken. 6. Der erste Anzieher des Ober- schenkels (M. addıtctor primus femoris) entspringt als brei- ter, dünner Muskel vom hintern Rand des Scham- und Sitzbeins und inserirt sich bald schmäler werdend mit einer dünnen Sehne oberhalb der Grube zwischen den beiden Gelenkköpfen des Oberarms. 7. Der zweite Anzieher des Oberschenkels (M. adductor secundus femoris) entspringt vor ; 9* | 124 | dem vorigen und inserirt sich innerhalb von demselben | über dem innern Gelenkkopf des Schenkelbeines. 8. Der innere Darmbeinmuskel (M. iliacus. internus) ist ein kurzer | aber starker Muskel, der von den Rändern und dem Bande des langen Beckenlochs kommt, dann durch ein Loch nach aussen geht und sich am hintern Theil des Rollhügels mit | einer starken Sehne inserirt.e. Er hebt den Schenkel. Den tiefen Schenkelbeuger (M. flexor femoris profun- dus) Tiedemanns habe ich nicht gefünden, auch Meckel behauptet, dass derselbe fehlt. b. Muskeln des Unterschenkels. 1. Der längste Schenkelmuskel (M. sartorius) kommt von den Dornfortsätzen der zwei letzten Rückenwirbel, ist, ziemlich dünn und fast im ganzen Verlauf gleich breit, | bandförmig. Er inserirt sich, nachdem er über den innern Gelenkkopf des Oberschenkels gelaufen ist, am vordern Höcker des Schienbeins. Er streckt den Unterschenkel. 53, Der Schenkelmuskel mit dem äussern und innern dicken Schenkelmuskel (M. cruralis cum sarto externo et interne). Dieser sehr starke, sehnige Muskel bedeckt den ganzen Oberschenkel nach vorn. Er entspringt in zwei Portionen, die sich auch in seinem Verlauf unterscheiden lassen. Die eine äussere entspringt von der vordern Seite des Rollhü- hügels am Halse des Oberschenkels, die andere innere, an der innern, vordern Seite desselben, läuft innerhalb der, Leiste des Oberschenkels herab und schlägt sich dann mit einer Sehne etwas um den äussern Theil herum. Beide Muskeln vereinigen sich über der Kniescheibe, hüllen sie, sehnig ein und inseriren sich dann zwischen den beiden starken Erhabenheiten (Tuber tibiae) des Schienbeins. & Mit ihnen inserirt sich der breite Schenkelmuskel (M. latis- simus femoris). Er kommt vom hintern Darmbeinrande, läuft: über das Schenkelgelenk und setzt sich'an die obere Erha- benheit des Schienbeins an. 4. Ich kann den M. gracilis Tie- demanns vom innern geraden Schenkelmuskel (M. rectus fe- moris) nicht unterscheiden. Dieser entspringt vom obern Theil der innern Schenkelbeinfläche und inserirt sich an der innern Fläche des obern Schienbeinrandes. 5. Der er 125 ste oder vordere Beuger des Unterschenkels (M. flexor cru- ris primus s. anterior) kommt stark fleischig von der Leiste des Darmbeins hinter dem Schenkelgelenk und inserirt sich mit einer runden Sehne an das Wadenbein, nachdem er durch eine sehnige Schlinge, deren Ansatzpunkte der Wa- denbeinkopf und der äussere Gelenkkopf des Oberschenkels sind, hindurch gegangen ist. Er hat von aussen gesehen die Gestalt eines sehr spitzen Dreiecks. 6. Der zweite Beu- ger des Unterschenkels (M. flexor cruris secundus) läuft quer über die Grube zwischen den beiden Gelenkköpfen des Oberschenkels. Er entspringt vor der untern rauhen Lei- ste desselben und inserirt sich an der obern, hintern Flä- che des Wadenbeins. 7. Der dritte Beuger des Unterschen- kels (M. flexor cruris tertius) kommt von der Leiste des hin- tern Darmbeins und vom hintern Rande des Sitzbeins als ein ziemlich breiter spitzdreieckiger Muskel. Er liegt un- mittelbar hinter dem ersten Beuger und inserirt sich, schmä- ler geworden, an dem innern, hintern Theil des obern Schienbeins. 8. Der vierte Beuger des Unterschenkels (M. flexor cruris quarius) ist schmäler als voriger, kommt vom Sitzbein und inserirt sich mit vorigem. 9. Der Kniekehlen- muskel (M. popliteus) ist ein kleiner Muskel, der den Kopf des Wadenbeins mit der Leiste verbindet, die vom innern Kopf des Schienbeines kommt. Er zieht das Wadenbein nach innen. c. Muskeln des Fusswurzelknochens. 1. Der Wadenmuskel (M. gastrocnemius) besteht aus zwei Portionen mit drei Köpfen. Die eine äussere Portion kommt mit einer starken Sehne von der äussern Seite des äussern Gelenkkopfes des Oberschenkels. Die innere Por- tion hat zwei Köpfe. Der eine kommt ebenfalls vom Ober- schenkel und zwar vom innern Gelenkkopf, der andere kommt von der innern Fläche des innern Höckers des obern Theiles des Schienbeins. Jede Portion geht in eine Sehne über, die sich am untern Theil des Schienbeins vereinigen. Der Wadenmuskel inserirt sich mit zwei Sehnen an dem innern und äussern Rand des Mittelfussknochens, 2. Der vordere Schienbeinmnskel (M. tibialis anticus) entspringt an 126 der vordern Fläche des Schienbeines zwischen und vor den beiden Gelenkhöckern, geht an der vordern Fläche des Schienbeins herab, wird zur Sehne, geht durch ein sehni- ges Band, das von aussen schräg nach innen und oben geht und inserirt sich an der vordern Fläche des Fusswur- zelmittelknochens. 3. Der Wadenbeinmuskel (M. peronaeus) ist bedeutend kleiner, entspringt vom Kopf und der vordern. Fläche des Wadenbeins, läuft als Sehne über die äussere Fläche des äussern Gelenkknorrens und inserirt sich nach hinten und aussen an dem äussern Fusswurzelmittelfuss- knochen. 4. Der hintere Schienbeinmuskel (M. tibialis pos-| ticus) entspringt vor der innern Fläche am obern Ende des. Schienbeins und setzt sich mit einer langen Sehne an den hintern Vorsprung des Mittelfussknochens. Er streckt den Fuss. | d. Muskeln der Zehen. 1. Der Beuger des Daumens (Flexor hallucis) ist ein starker Muskel, der sich über der Grube zwischen den bei- den Gelenkhöckern des Oberschenkels inserirt, von da am Schienbein herab und über das Gelenk am Fusswurzelkno-) chen nach dem letzten Gliede des Daumens geht 2. Der dreispaltige Zehenbeuger (M. flexor perforatus trifidus) kommt; theils vom äussern Gelenkknorren des Oberschenkels, theils'' von der hintern Leiste des Wadenbeins, geht mit vorigem denselben Weg und theilt sich am Ende des Mittelfusskno- chens in drei Partien, welche nach den vordersten Glie- dern der drei Zehen laufen, um diese zn beugen. 3. Der gemeinschaftliche Strecker der Zehen (Extensor digitorum communis) entspringt von der vordern Seite und dem obern Rand des innern Schienbeinknorrens unter dem starken in- nern Heber des Fusses, läuft unter ihm das Schienbein her- ab, mit ihm durch das erwähnte Band, dann durch eine Knochenbrücke zwischen den Gelenkhügeln des Schien- 3 ; I beins, darauf durch ein starkes Band unter der Insertion des vordern Schienbeinmuskels. Hierauf spaltet sich seine Sehsl ne auf dem Fusswurzelmittelfussknochen in drei Sehnen für die drei äussern Zehen, die bis an die ersten Glieder! ‚ derselben laufen. 4. Der durchbohrte Beuger der mittleren Zehe (Flexor perforatus digiti interni) ist ein Muskel, der mit 127 zwei Köpfen vom innern, hintern Höcker des Schienbeins und dem Kopf des Wadenbeins entspringt, an der hintern Fläche des letztern herabläuft, durch den Canal des Mittel- fussknochens hindurchgeht, in der Rinne des Fusswurzel- knochens herabläuft nach dem ersten Glied der mittlern Zehe, wo er sich theilt und dann mit beiden Theilen sich an der hintern Fläche des zweiten Zehengliedes inserirt. 5. Der durchbohrte Beuger der innern Zehe (M. flexor per- foratus digiti medii) kommt von der äussern und vordern Fläche des äussern Gelenkkopfs des Schenkelbeins, läuft hinter dem Wadenbein an dem Schienbein entlang, durch den Canal am Fusswurzelknochen, in der Rinne des Fuss- wurzelknochens herab, theilt und inserirt sich mit beiden Portionen an der hintern Fläche des zweiten Gliedes der 'innern Zehe. 6. Der tiefe Beuger des ersten Glieds der in- nern Zehe (Flexor profundus phalangis primae digiti interni) beginnt an der äussern Fläche des Kopfes des Wadenbeins, läuft auch durch den Canal am Mittelfussknochen und in- serirtt sich am ersten Glied der innern Zehe und zwar in der Mitte desselben. 7. Der durchbohrte Beuger der äus- sern Zehe (M. flexor perforatus digiti externi) entspringt über der Grube des Schenkelbeins geht durch den Canal und in- serirt sich mit zwei Portionen an der hintern Kante des zweiten Zehengliedes. 8. Der durchbohrte und durchboh- rende Beuger der mittleren Zehe (M. flexor perforatus et perforans digiti medi) kommt vom äussern Gelenkkopf des Schenkelbeins und der äüssern Fläche des Wadenbeins und setzt sich an das zweite Glied der zweiten Zehe. 9. Der Streker des Daumens (M. ewiensor hallucis) kommt vom un- tern Theile der hintern Leiste des Tarsus und inserirt sich an den Rücken des zweiten Gliedes der hintern Zehe. 10. Der Anzieher der innern Zehe (M. adducior digiti - interni) kommt von der obern hintern Fläche des Tarsus und setzt sich an die äussere Seite des ersten Gliedes der mittleren Zehe an. 11. Der Abzieher der innern Zehe (M. abductor digiti interni) kommt ganz unten von der innern Fläche des Fusswurzelknochens und inserirt sich nach innen an dem ersten Gliede der innern Zehe. 128 Clavis ad Caspari Bauhini Pinacem Theatri Botaniei auctore P. Th. A. Bruhin. „Veterum nomina plerunque praestantissimg, * C. Linnaei Philos. Bot. ed. 4. p. 256. C. Bauhini Pinax Theatri Botanici vel hodierna die, etsi alterum ab editionis tempore praeterlapsum sit saecu- lum, manibus teritur Botanicorum. Idque merito. Nam omnium, qui ante Bauhinum vixerunt, Sceriptorum deno- minationes plantarum in uno hoc volumine quasi. in sca- phis quodam collecta conspieiuntur, et qui Bauhini dunta- xat nomen alicui plantae impositum noverit, plerunque de Brunfelsii, Camerarii, Clusii, Columnae, Cordi, Dalechampii, Dioscoridis, Dodonaei, Fuchsii, Gesneri, Lobelii, Matthioli, Tabernaemontani, Thali, Tragi ete. denominationibus am- bigere nequit. @Quapropter miror plane, quod hucusque a nemine, quantum scio, clavis elaborata sit Banhiniana, quae procul dubio multum ad intelligendos veteres auctores face- rit. Memorat quidem cl. Pritzelius in suo Thesauro Lite- 'raturae Botanicae 4), in Bibliotheca Candolleana exstare exem- plar Pinacis, adjectis a Candollii patris manu recentiorum synonymis, „examinavit enim vir egregius“, Pritzelius in- quit, „systema regni vegetabilis editurus, olim Herbarium Bauhinianum.“ Nunguam vero b. Candollius hujus argu- menti liprum edidit et ipsius systematis nonnisi duo 'temi prodierunt. Insuper Herbarium Bauhinianum, quod supra quatuor millia plantarum quondam continebat exsiccatarum ?), decursu temporis ita mutilatum est, ut b. Candollio vix frag- menta superessent Herbarii laudati determinanda. ‘Sic e. g. vergente ad finem saeculo decimo octavo Liber I. Sectio I. flerbarii®) incipiebat cum: Gramine paniceo spica divisa; Lib. II. Sect.I. cum: Iride bulbosa angustifolia tricolore etc.*) 1) No. 583. 2) C. Bauhini Praefatio in Pinacem; ed. I. a. 1623. °) Herbarium namque Bauhin eodem nititur systemate ac Pinax ejusdem. %) Qui plura seire cupit, adeat: Andreä, Briefe aus der Schweiz nach Hannover geschrieben. Zürieh u. Winterth. 1775 in 4. S. 336. » 129 Quae cum- mecum reputassem, animum, licet viribus .ali- quantum meis diffisus, ad elaborandam hane clavem induxi, in qua me nunguam satis commendanda „Historia rei her- bariae auctore CO. Sprengelio et C. F. Hagenbachii Tentamen Florae Basileensis“ valde adjuverunt. Sed multum adhuc- dum restat operis multumgque restabit, nisi eruditissimus quisque lacunas expleat, dubiis lucem afferat et caetera emendet; — sic opus aliquando perfectum et absolutum evasurum spero. — Totum opus in duodeeim dividitur li- bros, quibus totidem respondent classes plantarum, hisce versibus comprehensae: „Gramen adest, Bulbusque, Olus, atque Umbella, Venenum atque Corona, Odor, et Flos est, vescumque Legumen, Carduus in Spinis, Frutex succedit et Arbor. Quaelibet classis iterum in VI subdividitur Sectiones, guarum I. et II. speciminis loco nunc subjicio. - Liber Primus Sectio Prima. .De Graminibus. &. Gramen caninum. 1 a. I. Gramen caninum arvense l. Gramen Dioscor *) — Tri- licum repens L. a. vulgare Neilr. **) II. Gramen caninum vineale, 1. in Prodromo — Poa ne: moralis L. ß. firmula Koch syn. III et IV. Gramen caninum longius radieatum majus et minus. V. Gramen caninum supinum paniculatum foliis varians. — Agrostis canina L. b. VI. Gramen caninum supinum paniculatum dulce 2. in Pr. = Glyceria aqualica Presl. VII. Gramen caninum supinum minus. — Poa annua L. VIER»: , 5 maritimum spicatum. IX. n a. N spica foliacea. 2.0. %. h „ & „ echinata $. in Pr. = Tragus racemosus Desf. XI. Gramen caninum maritimum spicatum 4, in Prodr. '*) Nomina antiqua Bauhiniana. \ e) Nomina :eursiva Reeentiorum synonyma. — In plantis Ger- manicis ‚et Helvetieis nomina retinui, quibus cl. Kochius in Synops (ed. 2.) usus est. 2.2 3. 3 130 XII. Gramen murorum radice repente 5. in Prodr. — Poa compressa L. ß. Gramen nodosum. I. Gramen. nodosum avenacea panicula. — Arrhenaterum elatius M. et K. ß. bulbosum Koch syn. II. Gramen gemmeum sen nodosum secundum. Ill. ;.,; nodosum, spica parva, sive nodosum tertium, 6. in Prodromo. — Phleum pratense L. var. bulbosa — Phleum nodosum L. IV. Gramen bulbosum aquaticum, 7. in Prodr. ° V. 5 & ex Alepo, 8. in Prodromo. y. Gramen tremulum. I. Gramen tremulum maximum. — Briza maxima L. Colore panicularum variat, est rufescentis, est albi coloris. II. Gramen tremulum majus. — Briza media L. Variat paniculae colore viridi, spadiceo. Ill. Gramen tremulum minus panicula magna. — Briza minor L. Hoc aliquando in cacumine tres aut quatuor ramulos exiles fundit, semenque triangulum habet. IV. Gramen tremulum minus panicula parva, 9. inPr. — Briza media L. var. minor (non L.) V. Gramen paniculis elegantissimis, s. eragrostis, majus. — Eragrostis megastachya Link. VI. Gramen minimum paniculis elegantissimis. — Era- grostis poaeoides Beauv. d. Gramen paniculatum. * Gramen pratense paniculatum. I. Gramen pratense paniculatum molle. — Holcus lana- tus L. II. Gramen pratense paniculatum majus, latiore folio. — Poa pratensis L. IIl. Gramen pratense paniculatum majus, angustiore fo- lio, 10. in Prodr. — Poa pratensis L. y. angustifolia Koch, syn. Variat panicula et glumis longioribus. IV. Gramen Ungaricum Busbequii in H. Constant. V. Gramen pratense paniculatum medium. — Poa pra. lensis L. var. Variat latiore et angustiore folio. VI. Gramen pratense paniculatum minus. — Poa annua L. sec. Haller. at: Eragrostis poaeoides Beauv. sec. Hagenb. Variat hoc panicula et culmis purpurascentibus et albis. VII. Gramen panicula multiplici, 11. in Prodr. 131 *° Gramen paniculatum arvense. I. Gramen arvense panicula cerispa. — Poa bulbosa L ß. vivipara Koch, syn. II. Gramen panicula pendula aurea. De, segetum altissimum panicula sparsa. — Aira caespitosa L. IV. Gramen segetum panicula arundinacea. — Astera Spica venti Beauv. Variat panicula flavescente et spadicea. *** Gramen paniculatum montanum et sylvestre. I. Gramen montanum panicula spadicea delicatiore, 12. in Pr. — Agrostis vulgaris With. II. Gramen paniculatum odoratum, 13. in Prodr. — Hie- rochloa australis R. et Sch. Ill. Gramen paniculatum folio variegato. — Phalaris arun- dinacea L. ß. picta L. Koch, syn. Variat in colore foliorum. IV. Gramen sylvaticum paniculatum altissimum, 14. in Pr. *** Gramen paniculatum aquaticum. I. Gramen palustre paniculatum altissimum. — Glyceria speclabilis M. et. K. II. Gramen palustre panicula speciosa, 15. in Pr. III. Gramen palustre paniculatum minus, 16. in Pr. — Aira caespitosaL.y. 2 Hagenb. cf. Schrader flora germ. p. 64. IV. Gramen aquaticum paniculatum latifolium. — Phala- ris arundinacea L. e Gramen spicatum. ® Gramen spicatum aquaticum. I. Gramen aquaticum fluitans multiplici spica. — Glyce- ria fluitans R. Br. U. Gramen aquaticum geniculatum spicatum. — Alopecu- rus geniculatus L. III. Gramen maritimum fluitans cornutum, 17. in Pr. — Ruppia maritima L. *» ** Gramen cristatum et spicatum pratense. I. Gramen pratense ceristatum s. Gramen spica cristata laeve, 18. in Pr. — Cynosurus cristatus L. Variat florum colore, communiter ex pallido flavescentes, aliquando punicei coloris sunt. ll. Gramen spica eristata subhirsutum, 19. in Pr. — Koe- leria cristata Pers. Ill. Gramen pratense spica flavescente. — Anthowanthum odoratum L. 132 IV. Gramen pratense spica pyrpurea ex utriculo prodeunte, vel Gramen folio spicam amplexante. — Alopecurus ulri- culatus Schrad. V. Gramen spicatum folio aspero. — Dactylis glomerata L. Variat folio nonnunquam articulato, et floribus, qui apud nos pallide lutei, in pratis montium frigidoryum sub- rubei sunt. VI. Gramen caryophyllatae foliis spica divulsa. Reperitur majus in pratis humidis, minus in siccis. VII. Gramen caryophyllatae foliis spica squamata. ** Gramen spicatum moutanum et nemorosum. I. Gramen spicatum angustifolium montan. 20. in Pr. TI. sylvaticum nr spica alba, 21. in Pr. EI caryophyllatum nemorosum spica multipliei, 22. in Prodromo. — Carex ornithopoda Willd. IV. Gramen caryophyllatum montanum spica varia 23. in Pr. — Carex digitata L. | _V. Gramen caryophyllatum alpinum. (VI. ,„ spicatum foliis etspieis hirsutis mollibus. A ppend.) &. Gramen typhoides. I. Gramen typhoides maximum spica longissima, 25. in Pr. — Phleum pratense L. II. Gramen typhoides molle. — Koeleria phleoides Pers. (Bromus trivialis Savi in Röm. Collect. p. 175.) III. Gramen typhoides asperum primum. — Phleum Boeh- meri Wib. IV. Gramen typhoides asperum alterum. — Phleum pra- tense L. var. bulbosa = Phl. nodosum L. V. Gramen typhoides spica angustiore. — Alopecurus agreslis L. VI. Gramen typhoides culmo reclinate. — Phleum pra- tense L. var. VI. Gramen typhoides spica multiplici. n. Gramen phalaroides. I. Gramen phalaroides majus s. Italicum. II. ii minus s. Hispanic. 26. in Pr. ILL; 5as,, ” spica mollis s. Germanic. 27. in Pr. — Alopeourus pratensis L. »%. Gramen alopecuroides. I. Gramen alopecuroides spiea rotundiore. — Lagurus ovalus L. Variat: Cretieum enim spica est majore et ad tactum delicatiore. 133 4. b. H. Gramen Alopecuros minor spica bee — Polypo: 5. & gon Monspeliensis Desf: Variat magnitudine et spicarum longitudine, quae in altera longior, in altera brevior et rötundior. III. Gramen alopecurus major spica longiore. IV. 5 alopecuroid. Anglobritann. maximum. V. 8 A Africum. VI 5 Wi spica aspera. — Üynosurus echinatus L. ı. Gramen tomentosum, I. Gramen tomentosum spicatum. — Imperata eylindrica Beauv. Il. Gramen pratense tomentosum panicula sparsa; — Erio- phorum latifolium. Hopp. excluso: Gramine junceo lanigero Thal. quod est: — Eriophorum alpinum L. - Nonnunguam eontractis pediculis tanguam pappus con- spieitur. III. Gramen tomentosum alpinum et minüs, 28. in Prodr. ex Rhaetia D: Burserus attulit. #. Gramen sparteum. I. Gramen spärteum 1. panicula comosa. — Stipa tena- cissima L. II. Gramen sparteum 2. panicula brevi folliculo inclusa. — Lygeum Spartum L. Ill. Gramen sparteum spicatum foliis mucronatis longio- ribus, v. spica secalina. — Psamma arenaria R. et Sch. IV. Gramen sparienm spicatum foliis mucronatis brevioribus. V. 2 a eN latifolium. v1. RR 4 Juncifoium. — Nardus stricta L. vn. " N Basileense capillaceo folio, 29. in Pr. — Nardus strieta L. ß. major. VIII. Gramen sparteum minus, v. Hollandicum, 30. in Pr. — Nardus stricta L. IX. Gramen sparteum Monspeliacum capillaceo folio mi- "nimum, 31. in Prodromo. — Corynephorus canescens Beauv. X. Gramen sparteum setas equinas referens, 32, in Pr. Ex Java Insula allatum. XI. Gramen sparteum pennatum. — Stipa pennata L. Variat juba colore: est flavo, et etiam candido. XII. Gramen sparteum väriegatum, sub. 33. in Pr. 4. Gramen junceum et spicatum. I. Gramen foliolis junceis oblongis, radice alba. — Cory- nephorus canescens Beawv. sec. L. et Hall. 5. b. 134 II. Gramen foliolis junceis brevibus, majus, radice nigra, 34. in Prodr. — Festuca ovina L. ao. vulgaris Koch, syn. III. Gramen foliolis junceis brevibus‘ minus. — Festuca ovina L. &. duriuscula Koch, syn. IV. Gramen exile Nicaeum: de quo Passen, in It. V. % foliolis junceis radice jubata. v1 » palustre junceum racemoso semine, 35. in Pr. VAL2N;, Junceum polystachion. VIM. =; R folio articulato sylvaticum. — Jun- cus sylvalicus Reichard. IX. Gramen junceum folio articulato aquaticum. — Jun- cus lamprocarpus Ehrh. Habetur majus’et minus Thalio monente: in majore, post foenisecium, caulis novus palmaris excreseit, cui non amplius capitula corymbacea insident, sed utriculi uncia- les paleacei in capillamenta fissi, modo virides, modo pur- purascentes; rarissime cum corymbis utriculi reperiuntur. — Juncus lamprocarpus Ehrh.* ß. viviparus Hag. „flores vel plures vel simul omnes in fasciculos foliosos purpuras- cenles excrescunt; monslrosilas ex iclu Liviae junco- rum Latr. aborta.“ Hagenb. Tent. Fi. Bas. I. p. 327. X. Gramen junceum foliis et spica Juni. — Juncus com- pressus Jacgq. XI. Gramen junceum foliis et spica Junci minus. — Scir- pus cespitosus L. XI. Gramen junceum montanum capite squamoso, 36. in Pr. — Cares baldensis L. XIII. Gramen junceum minimum capitulo squam. 37. in Pr. — Scirpus setaceus L. XIV. Gramen junceum minimum alterum, 38. in Prodr. XV. 5 » 5 maritim. 39. in Prodr. xXVL r 3 spicatum seu triglochin. — Tri- glochin palustre L. | XVII. Gramen spicatum alterum. — Triglochin mariti- mum L. u. Gramen cyperoides spicatum et paniculatum, I. Gramen cyperoides latifolium spica rufa sive caule triangulo. U. Gramen cyperoides latifolium spica spadiceo viridi ma- | Jus, 40. in Prodromo. III. Gramen cyperoides angustifolium spiea spadiceo viridi minus, 41. in Prodr. — Carex glauca Scop. IV. Gramen cyperoides angustifol. spicis longis erectis. — h Carex elongala L. V. Gramen eyperoides spica pendula breviore — dCarex | Pseudo.Cyperus L. 6. a. 135 Majus et minus habetur. var. minus est. — Carex. li- mosa L. VI. Gramen cyperoid. spica pendula longiore et angustiore, 42. in Prodr. VII. Gramen cyperoid. panicula sparsa majus. — Scirpus marilimus L. v. polius sylvat. L. Variat panicula, in altera compactiore et breviore, in altera magis expansa et longiore. — Scirpus maritimus L. 8. compactus Koch, syn. (promiscue cum Sc. sylvalico?) VIII. Gramen ceyperoid. palust. majus spica compacta. — Carex vulpina L. IX. Gramen cyperoid. spicis minoribus minus compactis, 43. in Prodromo. . X. Gramen cyperoid. palustre majus spiea divisa. — Ca- rex leporina L. XI. Gramen cyperoid. minus panicula sparsa subflaves- cente — (yperus flavescens L. XI. Gramen cyperoid. minus panicula sparsa nigricante. — (yperus fuscus L. XII. Gramen ceyperoid. miliaceum. — Scirpus sylvaticus L. XIV. 5 Mm maritimum. — Schoenus mucro- natus L. v. Gramen Arundinaceum. I. Gramen arundinaceum spica multiplic. — Phalaris arundinacea L. Variat ratione loci: nam quod in arenosis, spica est cerassiore: quod in montosis, dumetis humidis, spica est tenuiore. II. Gramen arundinaceum spicatum. —- Phalaris arundi- nacea L. III. Gramen arundinaceum panicula molli spadicea majus. — Calamagrostis Epigeios Roth. IV. Gramen arundinaceum panicula molli spadicea minus. — Lasiagrostis Calamagrostis Link. V. Gramen arundinaceum ramosum, plumosum album, 44. in Pr. — Erianthus Ravennae Beauv. " VI. Gramen arundinaceum enode majus montanum. — Molinia coerulea Mönch. var. major. VII. Gramen arundinaceum enode minus sylvaticum. — Molinia coerulea Mönch. var minor. VIII. Gramen arundinaceum maritimum acutissimum,. — Elymus arenarius L. & Gramen nemorosum. * Gramen nemorosum glabrum. I. Gramen nemorosum paniculis albis capillaceo folio, 45. in Prodr. — Aira flexuosa L. 136 7. & II. Gramen nemorosum spiea subnigra recurva. 8. a. EI: & » rufescente molli. BVa 13.9 ® spieis parvis asperis. — Carex muricala L. Variat latiore folio in dumetis, et angustiore in pratis. V. Gramen nemorosum ealiculis paleaceis: — Juncus bu- fonius L: Düplex est: repens et erectum. — Juncus bufonius L. var. repens. VI. Gramen holosteum alpmum minim. 46. in Prodr. * Gramen nemorosum hirsutum. I. Gramen hirsutum latifolium majus. — Luzula mazima DC. Tloatrs D % minus. — ,„ pilosa Willd. Magnitudine potissimum differt: datur et hujus majus et minus, Ill. Gramen hirsutum capitulis Psylli. — Luzula campe- stris DC. Variat foliis latioribus et angustioribus. -IV. Gramen hirsutum capitulo globoso. — Luzula multi- flora Lejeun. ß. congesta Koch, syn. ? V. Gramen hirsutum angustifolium majus, 47. in Pr. — Luzula albida DC. VI. Gramen hirsutum angustifolium minus paniculis albis. — Luzula nivea DC. 0. Gramen echinatum et aculeatum. I. Gramen spica subrotunda echinatr, v. Gr. echinato ca- pitulo. — Echinario capitata Desf. lI. Gramen spica plana echinata, 49. in Prodromo. IIL ” album capitulis aculeatis Italicum. — Crypsis aculeata Ait. IV. Gramen palustre aculeat. Germanic. v. minus. Variat spieis longioribus, rotundioribus, saepe in ea- dem planta. V. Gramen palustre aculeat. Italicum v. majus. z. Gramen dactyloides s. ischaemum. I. Gramen dactylon Aegyptiacum. D. „ » folio arundinaceo majus. — Cynodon Daciylon Pers. Variat: nam Gallieum foliis est nonnihil villosis; Ger- manicum vero foliis est glabris et cauliculis minus erectis. III. Gramen dactylon folio arundinaceo minus c, append. Cynodon Daciylon Pers. var. Forte cum secundo idem. IV. Gramen dactylon folio latiore. —- Panicum sanguinale L [\: | 8. a. 137 Variat spieis, plerumque quinis et senis: raro qua- ternis: rarissime ternis. Ischaemon I. Tab. forte est: — Panicum glabrum Gaud. cf. Schrad. fl. g. p. 163.7 V. Gramen dactylon angustifolium spieis villosis. — Andro- pogon Ischaemum L. Spieis tribus, 6. 7. et 10. variat. VI. Gramen dactylon scoparium. VL. bo » aquaticum. — Panicum sanguinale L. var. Schradero dubium videlur; flor. g. p. 163. VIII. Gramen dactylon esculentum. — Panicum sanguinale L. var. saliva. cf. Schrad. flor. germ. p. 163. e. Gramen paniceum. I. Gramen paniceum spica divisa. — Panicum crus galli L. o. Spica subinde singularis, non raro multiplex, eaque modo herbacei, modo atrorubentis coloris est. II. Gramen paniceum spica aristis longis armata. — Pa- nicum Crus Galli L. ß. III. Gramen paniceum spica simpliei, elymagrostis. — Se- laria viridis Beauv. Variat: aliquando enim spica oblonga: aliquando brevi et rotunda. IV. Gramen paniceum spica aspera. — sSetaria verticil- lata Beauv. Variat: Monspelii palmo minus; apud nos erectum et cubitale. V. Gramen paniceum* spieis nigris. oc. Gramen miliaceum. I. Gramen sylvaticum panicula miliacea sparsa.. — Milium. effusum L. Il.» Gramen montanum panicula miliacea sparsa. 50. in Pr. II. EA arundinaceum panicula miliacea 5l. in Pr. t. Gramen sorghinum. I. Gramen Sorghi panicula erectum. — Panicum crus galli L. a. : II. Gramen arundinaceum Sorghi panic. sparsa, 52. in Pr. v. Gramen spica triticea et secalina. I. Gramen latifolium spiea triticea latiore compacta, 53. in Pr. — Tritieum regens L. ®. Variat latiore et angustiore folio. U. Gramen latifol. spiea triticea divulsa, 54. in Pr. — Triticum repens L. d. aristatum Neilr. III. Gramen angustifol. spiea triticea compacta, 55. in Pr. Triticum repens L. var. (?). XXIII. 1864, 10 138 IV. Gramen angustifol. spiea tritiei muticae simili. — Tri- ticum rigidum Schrad. V. Gramen spica secalina, 57. in Prodromo. — Triticum caninum Schueb 9. Gramen spica brizae. 1. Gramen spica brizae majus, 58. in Prodr. -— Brachy- podium pinnatum Beauv. Il. Gramen spica brizae minus, 59. in Prodr. — Brachy- podium sylvalicum R. et Sch. (?). Ill. Gramen spica gemina millepedae simile. x. Gramen hordeaceum. I. Gramen hordeaceum montanum sive majus. — Elymus europaeus L. lI. Gramen hordeaceum minus et vulgare. — Hordeum murinum L. III. Gramen hordeo disticho simile. ı. Gramen loliaceum. I. Gramen loliaceum spica longiore. — Lolium temulen- tum L. Variat: communiter aristas habet, sed sine aristis quo- que Bononiae observatum. ll. Gramen loliaceum latifol. spica augustiore, 60. in Pr. Lolium perenne L. «&. Hagenb. Ill. Gramen loliaceum angustiore folio et spica. — Lo- lium perenne L. ß. Hagenb. * IV. Gramen loliaceum minus spica simplici, 61. in Pr. V. » (l. majus)? supinum multi- pliei oe, 62. in Prodr. — Poa dura Scop. (?). VI. Gramen loliaceum supinum. VL maritimum panicula loliacea, 63. in Pr. @. Gramen festucae, seu Aegilops et Bromos herba. I. Festuca graminea glumis hirsutis. — Bromus secalinus L. B. velutinus Koch, syn. Variat spicis, quae alıquando quasi in fasciculum com- prehensae, aliquando dispersis; sie aliquando glabris, aliquando hirsutis: et proprie Secales vitium est. — Bro- mus secalinus L. y. vulgaris Koch, syn. II. Festuca graminea glumis vacuis, 64. in Prodr. — Bro- mus squarrosus L. Variat: aliquando aristis oblongis inceurvis armata Mon- spessuli reperitur. Ill. Festuca graminea effusa juba, 66. in Prodr. — Bro- mus arvensis L. 9. b. 10. a. 139 IV. Festuca graminea nemoralis latifolia mollis. — Bro- mus asper Murr. (an potius Br. arvens. L.?) V. Festuca Junceo folio; 66. in Prodromo. Vless » spica gemina, 67. in Prodr. — Andropogon distachya L. (Burser in Helvetia reperit teste Hallero). VI. Festuca avenacea sterilis elatior. — Bromus sterilis L. ma." > » humilior. — Bromus tecto- rum I. IX. Festuca graminea arvensis minor. x, ” pratensis lanuginosa, 68. in Prodr. — Bro- mus erecius Huds. XI. Festuca dumetorum, 69. in Prodr. — Brachypodium sylvalicum R. et Sch. XII. Festuca dumetorum, foliis angustissimis pilosis, 70. in Prodr. — Bromus erectus Huds. XIII. Festuca utriculis lanugine flavescentibus. — Avena fawa L. cum sterili L. commulata. cf. Bertoloni in Römer Collect. p. 109. XIV. Festuca altera capitulis duris. — Aegilops ovala L. Spica communiter ex duobus aut tribus capitulis duris composito est; nonnunguam ex pluribus compacta, spicam triuncialem obtinet. XV. Festuca longissimis aristis glumis vacuis spadicei co- loris. — Stipa capillata L. oo. Gramen avenaceum. I. Gramen montanum avenaceum spicatum,. — Melica nu- tans L. II. Gramen montanum avenaceum locustis rubris, 71. in Pr. — Melica nutans L. Variat caule, laevi in montosis: in dumetis humidis foliis cauleque subasperis. III. Gramen avenaceum locustis rarioribus. — Melica uni- flora Reiz. IV. Gramen avenaceum capillaceum minoribus giumis. V. a R montanum lanuginosum. — Me- lica ciliata L. VI. Gramen avenaceum lanuginos. glumis rariorib. 72.inPr. MIL.;., a ramosum. vıT glumis varüis, 73. in Prodr. — Sesleria coe- rulea Ard. IX. Gramini affinis planta ad gutturis inflammationes uti- ls — quid? 10* 11, 12. a. 140 Sectio Secunda, Juncus, Nardus, Cyperus, Sparganium, Uva marina et Equisetum. a. De Junco. I. Juncus odoratus sive aromatieus. — Andropogen Schoe- nanthus L. &. Juncus acutus. I. Juncus acutus capitulis sorghi. — Schoenus mycronatus L. Mas, » maritimus capitulis rotundis, — Seirpus Holoschoenus L. II. Juncus acutus maritimus caule trianguloe, 1, in Pr. — Scirpus Rolthü Hopp. IV. Juneus acutus panicula sparsa. — Juncus glaucus Ehrh. ß. Juneus laevis holoschoenus. I. Juncus seu Scirpus Indieus. I. „ maximus, sive Scirpus major. — Scirpus lacu- stris L. III. Juncus sive Scirpus medius. — Scirpus Tabernaemon- tani Gm. IV. Juncus laevis panicula sparsa major. — Juncus effusus L. V. 4 „ alter. — Juncus effusus L. 8. subglome- ratus DC. Ex hoc, medulla prorsus nivea ad lucernarum lumina extrahitur. VI. Juncus laevis panicula sparsa minor. — Juncus fili- formis L. VII. Juncus laevis panicula non sparsa.. — Juncus con- glomeratus L. VIII. Juncus exiguus montan. mucrone carens, 2. in Pr. — Juncus triglumis L. IX. Juncellus inutilis, 3. in Prodr. — Heleocharis acicu- laris R. Br. y. Juncus acumine reflexo. I. Juncus acumine reflexo major. — Juncus glaucus Ehrh. 1I. 5 5 “ alter, 4. in Prodr. — Juncus glaucus Ehrh. 8. Hagenb. III. Juncus acumine reflexo minor vel trifidus, 5. in Prodr. — Juncus Irifidus L. d. Juncus capitulis Equiseti. I. Juncus capitulis equiseti major. — Heleocharis palu- stris R. Br. Variat scirpis latioribus et triplo angustioribus. il. Juncellus capitulis equiseti minor et fluitans, 6. in Prodr. 12. b: 13. 14. As 141 :. Juncus capitulo lanuginoso et bombyeinö, . I. Juncus capitulo lanuginoso, sive Schosnolagurös, 7. in Pr. — Eriophorum vaginatum 1. II. Juneus alpinus bombycinus, 8. in Prodr. €. Jüncus floridus. I. Juncus floridus major. — Butomus umbellatus 1. Flos colore est in purpura diluto; at Tragus candido notat. I. Junceus floridus minor, 9. in Prodr. — Scheuchzeria palustris L. | b. Nardus. I. Nardus indica, quae spice, Spiea nardı et Spica ind. öffie. — Andropogon Nardus L. Haec a Syriaca et Gangetica tantum natalib. differe videtur. II. Nardus spuria Narbonensis. — Festuca spadicea IL. ec. Cyperus et ejus species. a. Cyperus rötundus odoratus. I. Cyperus rotundus orientalis major. Il. h a r minor. ‚Orientalis cortice est fusco; creticus vero nigro. III. Cyperus rotundus vulgaris. — Scirpus maritimus L. 5 s» . minimus Elispanicus. ß. Cyperus rotundus inodorüs. I. Cyperus rotundus inodorus ex Florida. Il. 3 e 5 Angelieus. IT, Br 5 Germanicus. — Scirpus ma- ritimus L. ß. compactus Koch, syn. y. Cyperus longus odoratus. I. Cyperus odorat. radiee longa s. Cyperus offiein. — (y- perus longus L. II. Cyperus longus odorus Peruanus. ö6. Cyperus longus inodorus. I. Cyperus longus inodorus Peruanus: — Dorstenia BDra- kena L. II. Cyperus longus inodorus orientalis. III. Radix contra venenatas sagittas. IV. Cyperus longus inodorus germanieus. — Cladium Ma. riscus R. br. V. Cyperus longus inodorus sylvaticus vel montanus, hie in Prodromo describitur. & Cyperus esculentus. I. Cyperus rotundus eseulentus angustifolius. — Cyperus esculentus L. 14. b. 16. a. 142 II. Cyperus rotundus esculentus latifoliuss. — Cyperus es- culentus L. d. Sparganium. I. Sparganium ramosum. — Sparganium ramosum Huds. II. BEN. non ramosum. — Sparganium simplexz Huds. II. 55 minimum in Prodr. deseriptum. — Spar. ‘ganium nalans IL. e. Polygonum bacciferum s. Uva maritima. I. Polygonum bacciferum scandens. II. ” A maritimum majus, s. Uva mari- tima major. — Ephedra distachya L. (mas.) III. Polygonum bacciferum maritimum minus. — Ephedra distachya L. (fem.) \ f. Equisetum. I. Equisetum palustre linariae scopariae folio, 1. in Pr. — Hippuris vulgaris L. 8. Hagenb. (fortasse: Elatine Alsina- sirum L.) II. Equisetum palustre longioribus setis. — Equisetum Tel- maleja Ehrh. III. Equisetum palustre brevioribus setis. — Equisetum palustre 1. 1V. Equisetum palustre brevioribus foliis Bolyepe ont — Hippuris vulgaris L. Hoc eommuniter sine semine reperitur, aliquando ad singulas articulorum commissuras dena et plura semina (hine polyspermon) adnascuntur. V. Equisetum palustre minus, polystachion, 2. in Pr. — Equisetum palustre L. ß. polystachyum. VI. Equisetum palustre tenuissimis et longissimis setis, 3. in Pr. — Equisetum arvense L. (P. ?). VII. Equisetum sylvaticum tenuissimis setis. — Equisetum sylvalicum IL. VIII. Equisetum pratense longissimis setis. — Equisetum limosum L. IX. Equisetum arvense longioribus setis. — Equisetum arvense L. X. Equisetum foliis nudum non ramosum s. junceum. — Equisetum hiemale L. XI. Equisetum foliis nudum ramosum. — Equiselum hie- male L. X]. Equisetum nudum minus variegatum Basileense (an 4. in Pr.) — Equisetum variegatum Schleich. XIII. Equisetum foetidum sub aqua repens, 5. in Prodr. — Chara foelida A. Braun in: neue Denkschr. der allgem. schweiz. Naturf.-Gesellsch. 10 Ba. 143 Literatur Physik. H. Knoblauch, über den Durchgang der strahlenden Wärme durch polirtes, mattes und beruss- tesSteinsalz, undüberdieDiffusionder Wärmestrahlen.— Nach Melloni lässt klares Steinsalz jede Gattung von Wärmestrahlen in gleichem Verhältniss hindurchgehen, eine Ansicht, die von phy- sikalischen Autoritäten wie Forbes, ‘Boden-Powell, Stewart, Zante- deschi, Magnus und andern theils als richtig zugegeben, theils jedoch auch als nicht immer zutreffend in Zweifel gezogen wurde. Verf. macht es sich daher zur Aufgabe jene auch von ihm getheilten Zwei- fel zu lösen. I. Lässt ein und dieselbe Steinsalzplatte die von den verschie- densten Substanzen diffus reflectirten Sonnenstrahlen in gleichem oder ungleichem Verhältniss hindurch? Es wurden Platin, Gyps, Carmin, Kupferoxyd, rother Tafft, weisser Sammt, schwarzer Sammt, schwarzes Papier, weisse Wolle, Holz und grünes Wachstuch als re- flectirende Substanzen angewandt, und nachdem die Einstellung am Multiplicator vorgenommen, Steinsalzplatten von 4,4mm, 6,0mm, 5,0mm, 13,5mm und 17,0mm Dicke in den Gang der diffus reflectirten Sonnen- strahlen eingeschaltet, wobei sich bei Beendigung der Versuchs Reihe herausstellte, dass die von den einzelnen Körpern ausgesandten Strahlen die Steinsalzplatten in sehr verschiedenem Verhältniss durch- drungen hatten, wiewohl eine Gleichheit in dem Durchdringungsver- hältniss der von einigen Körpern reflectirten Strahlen nicht zu ver- kennen war. So gingen die vom Platin und schwarzem Papiere am schlechtesten, aber im gleichen Verhältnisse durch sämmtliche Stein- salze hindurch, schwarzer Sammt "und grünes Wachstuch verhielten sich ähnlich, und dergl. m. — Im Allgemeinen hatte sich herausge- stellt, dass die dickeren Steinsalzplatten besser durchdrungen wur- den als die dünnern, ja es wurde sogar beim Durchgange durch die zwei letzten Steinsalzplatten eine Vermehrung der Wärme am Mul- ‚tiplicator beobachtet. Es konnte dies unmöglich von der verschiedenen Klarheit der Steinsalzplatten herrühren, da jene dicken Exemplare nicht die klar- sten waren, und wenn sie es gewesen wären, dadurch noch keine Wärmevermehrung hätte bedingt sein können. Es musste daher ver- muthet werden, dass durch Reflexion an den innern Wänden der Stein- salzplatten der durch die Absorption bedingte Verlust nicht nur er- setzt, sondern die zur Thermosäule gelangende Wärmemenge noch um ein Beträchtliches vermehrt worden ist. Zur Entscheidung wurden die Platten mit Stanniol überzogen und dieser Ueberzug nur an den- jenigen Stellen durchbrochen, wo der Durchgang der Wärme statt- finden sollte. Ausserdem wurde auch die Thermosäule noch mit einer Blendung versehen, und nun die ganze Versuchsreihe wiederholt. Es zeigte sich jetzt eine Gleichheit der Durchdringung für jede einzelne 144 Steinsalzplatte, gleichviel, von welcher Substanz die auffallenden Strahlen reflectirt wurden. So liess die 6mm dicke Platte stets .800/,, die 5mm starke stets 870/,, und die 13,5mm dicke 89 —910/, der zu ihr gelangenden Wärme hindurch. Merkwürdiger Weise blieben auch jetzt noch die Unterschiede bei der 4,4mm dicken Platte; bei der dicksten war das angewandte Verfahren nicht zulässig. Ein zweites Verfahren Wärmestrahlen verschiedener Haltung hervorzurufen be- steht darin, dass man die Sonnenstrahlen durch verschieden gefärbte Gläser, durch Gyps, Alaun, Kalkspath etc. hindurchgehen lässt, und da auf diese Weise die Strahlenwinkel nach dem Dnrehgange durch diese Medien ihren Parallelismus beibehalten, so ist die Einschaltung von Blenden bei diesen Versuchen überflüssig. Es stellte sich heraus, dass auch bei dieser Versuchsreihe, das Durchstrahlungsverhältniss für jede einzelne Steinsalzplatte constant war. Schliesslich wurden durch Anwendung verschiedener Wärme- quellen verschiedene Wärmegattungen erzeugt und auch unter An- wendung dieses Verfahrens gelangte Verf. zu dem früheren Resul- tat, nur das. Steinsalz von 4,4mm Dicke behauptete auch ‚hier eine Verschiedenheit. An einem sehr heiteren Sommertage unterwarf Verf. das Son- nenspectrum einer genaueren Untersuchung in Bezug auf die Wärme einer jeden Strahlengattung. Die Spectra wurden mit Steinsalzpris- men von verschieden brechendem Winkel, und mit einem Flintglas- prisma erzeugt unter Anwendung von Spalten von 1,6—2mm Breite. Auf einer kleinen Schiene wurde nun mit Hülfe einer Mierometer- schraube eine 4mm breite Thermosäule durch das Spectrum bewegt, die Bewegung von 4:4mm unterbrochen, und dann die Ablenkung der Magnetnadel bestimmt. Die Resultate der Untersuchung stimmen mit denen Malloni’s, Müller’s und von Franz vollständig überein. Das Wärmemaximum liegt noch jenseits des Roth und es nimmt beim Hindurchwirken der Thermosäule durch das Spectrum die Ablenkung immer mehr und mehr ab, je mehr man sich dem violetten Theile nähert, bis dieselbe endlich constant wird im Raume hinter dem Vio- lett. Im Spectrum eines Flintglasprisma’s liegt das Wärmemaximum dem sichtbaren Roth um ein Geringes näher. II. Steinsalz mit matter Oberfläche verglichen mit andern dif- fundirenden Substanzen. Melloni und Forbes stimmen hinsichtlich der Thatsachen darin überein, dass matte Substanzen den Strahlen von geringerer Brech- barkeit einen reichlicheren Durchgang gestatten als helle und klare Medien, weichen jedoch hinsichtlich der Erklärung darin von einan- der ab, dass Melloni annimmt, es beruhe diese Thatsache nicht auf einer auswählenden Absorption, sondern nur auf einer ungleichen Zerstreuuug, die die verschiedenfarbigen Strahlen beim Durchgange durch jene Medien erfahren, während Forbes geneigt ist eine durch die mechanische Structurveränderung bedingte, ungleiche Absorption der verschiedenen Wärmestrablen anzunehmen. — Verf. nimmt diese 145 mühevolle Untersuchung wieder auf, indem er die Strahlen der Sonne und die eines heissen Metallcylinders durch Steinsalze, die theils innen trübe und aussen polirt, theils innen klar und aussen matt waren, hindurchgehen liess, wobei sich herausstellte, dass durch jene Medien Sonnenstrahlen im geringeren Verhältnisse hindurchge- hen als Strahlen einer Wärmequelle von etwa 100%, was um so auf- fallender ist, da Sonnenstrahlen im Allgemeinen diathermane Substan- zen leichter durchdringen als dunkle Wärmestrahlen. Woher kommt nun diese Verschiedenheit? Zur Ermittlung des Einflusses, welchen die Rauheit der Platten ausübt, wurden Steinsalzplatten und Gläser, die theils ganz klar, theils einseitig, theils zweiseitig matt geschlif- fen waren, sowie endlich eine Reihe von Milchgläsern verwandt, die einen verschiedenen Grad innerer Trübung zeigten, und indem diese Substanzen nach einander in den Gang der Sonnenstrahlen, dann in den Gang der Strahlen einer Argand’schen Lampe, so wie endlich eines heissen Metalleylinders eingeschaltet wurden, stellte sich heraus, dass welches auch die Veranlassung zu einer Diffusion der Wärme- strahlen sein möchte, sei es innere Trübung, sei es äussere Rauheit, stets die Hemmung für die Sonnenstrahlen verhältnissmässig am gröss- ten und am geringsten für die Strahlen des dunkelheissen Metallcy- linders war. — Wurden die Sonnenstrahlen durch eine Steinsalzlinse divergent oder convergent und die Strahlen der Argand’schen Lampe parallel gemächt, so blieb die Wärmewirkung auf die Thermosäule dieselbe, womit die Unabhängigkeit des Durchdringungsvermögens von der Richtung der Wärmestrahlen erwiesen ist, doch ist dabei vorausgesetzt, dass die Divergenten oder convergenten Strahlen sich in einem Punkte schneiden. Die bisher erwähnten Versuche sprechen für jede der beiden Theorien, die Unmöglichkeit eines Vorganges im Forbes’schen Sinne leuchtet aber ohne Weiteres ein, wenn man be- denkt, das Sonnenstrahlen vor und nach - dem Durchgange durch mat- tes Steinsalz diathermane Substanzen, wie bunte Gläser, braunen Glimmer ete. in gleichem Verhältniss durchdringen; und somit ge- winnt die Melloni’sche Theorie an Wahrscheinlichkeit. Indessen stösst auch diese Theorie auf Schwierigkeiten, wie die Folge lehren wird, ‚da sie eine Ungleichartigkeit der Wärmestrahlen als Bedingung einer ungleichen Zerstreuung durch die diffundirenden Substanzen voraus- setzt. — So wie äussere Rauheit oder innere Trübung der Platten und Richtung der Wärmestrahlen ohne Einfluss bei dem Durchgange durch mattes Steinsalz sind, so ist dieser Durchgang ferner auch un- abhängig von der Qualität der Wärmestrahlen. Sonnenstrahlen die durch polirtes, einseitig oder zweiseitig mattes Steinsalz hindurch- gegangen sind, sind ganz entschieden von ein und derselben Quali- tät, und sind nur durch die veränderte Richtung von den directen Sonnenstrahlen verschieden. Als aber diese an und für sich gleich- artigen Sonnenstrahlen nach einander noch einmal durch klares, ein- und zweiseitig mattes Steinsalz hindurchpassiren mussten, stellten sich Unterschiede in dem Durchstrahlungsverhältnisse heraus, die de- 146 nen bei directen Sonnenstrahlen und Lampenstrahlen beobachteten vollständig entsprachen. Es bleibt demnach nichts weiter übrig als den Grund dieses verschiedenen Durchdringungsvermögens in der Diffusion der Wärmestrahlen zu suchen, was folgende theils optische, theils thermische Versuche hinlänglich documentiren. Man kann sich in einem finsteren Zimmer leicht davon überzeugen, dass das durch ein Bündel paralleler Sonnenstrahlen auf einem weissen Schirme ent- stehende Bild beim Einschalten eines Milchglases oder matten Glases sich entweder unmerklich oder doch jedenfalls weniger erweitert, als wenn der Versuch mit einer Lampe, oder anstatt derselben mit einer der Rückseite her beleuchteten durchscheinenden Platte angestellt wird, d. h. die Sonnenstrahlen bei denen die geringere Einwirkung auf die Thermosäule beobachtet wird, werden nicht mehr, sondern weniger zerstreut, als die Strahlen anderer Wärmequellen; gleichzei- tig wird dem Beobachtenden aber auch nicht entgehen können, dass die Sonnenstrahlen verhältnissmässig mehr verdunkelt werden, als die der Lampe. So geht z. B. durch ein mattes, schwarzes Glas kaum ein Sonnenstrahl hindurch, während die bei weitem schwäche- ren Lampenstrahlen auf das Entschiedenste hindurchdringen. Es ist also somit bewiesen, dass durch Einschaltung jener trüben Medien eine Diffusion eintritt, aber nicht im Melloni’schen Sinne und es muss also nun nur noch gezeigt werden, dass die in dem ersten matten ‘Schirm hervorgerufene Diffusion der Grund für den reichlicheren Durchgang durch die zweite rauhe oder trübe Platte ist. Zahlreiche Versuche aber lehrten, dass der Durchgang der Wärmestrahlen durch mattes Steinsalz in dem Masse gesteigert wird als die Diffusion zu- nimmt, welche sie vorher erfahren, und dass diese Steigerung bei dem zweiseitig matten Steinsalze verhältnissmässig grössere Werthe annimmt, als bei dem einseitig matten. Wurde die zweite Steinsalzplatte durch mattgeschliffene Gläser oder verschieden trübe Milchgläser ersetzt, so waren die Resultate ihrem Wesen nach jenen ersten vollständig entsprechend. Wie nicht anders zu erwarten, gehen die Strahlen durch eine einseitig matte Platte schlechter hindurch, als durch eine klare und durch eine zweiseitig matte schlechter als durch eine einseitig matte, die Verluste aber, welche ein und dasselbe Strahlenbündel nach dem Durchgange durch diese ersten Platten bei dem durch die zweite er- fährt, sind nicht dieselben, sondern es zeigt sich, 1. „dass für einen und denselben Diffusionsgrad der Durchgang der Wärmestrahlen durch die matten oder trüben Medien, im Vergleich mit dem der pa- rallelen Strahlen, verhältnissmässig desto ‚weniger vermindert wird, je matter oder trüber dieses Medium ist; und 2. dass diese Vermin- derung bei einer mehr diffusen Gruppe weniger beträgt, als bei einer -minder diffusen.“ Die blosse Rauheit der Oberfläche einer diathermanen Substanz hat durchaus noch nichts Bestimmendes für eine Diffusion der Wärme- strahlen, wie Verfasser dadurch nachweist, dass mit semen Lycopodii 147 ‚verschieden dick bestreute Glasplatten auch nicht die geringsten dif- fundirenden Wirkungen ausübten. Es lag die Vermuthung nahe, dass die durch Reflexion diffus gemachten Wärmestrahlen hinsichtlich ihres Durchganges durch kla- aes ein- und zweiseitig mattes Steinsalz ganz denselben Gesetzen fol- gen, als die durch Refraction diffundirten. Die Versuche entspra- chen vollständig den Erwartungen. Sonnenstrahlen die an gleichar- tigen Körpern von verschiedener Rauheit, wie polirtes und rauh ge- schliffenes Platin, Silber oder Gold diffus reflectirt wurden, durch- strahlten die eingeschalteten Steinsalzplatten um so besser, je rauher die angewandten reflectirenden Oberflächen waren. Aehnliches stellte sich heraus bei der Reflexion von den verschieden reflectirenden Körpern von ungleicher Oberfläche, nämlich bei Gyps und polirtem Platin. Als jene ein- und zweiseitig matt geschliffenen Steinsalze durch gleich präparirte Gläser und verschieden getrübte Milchgläser ersetzt wurden, traten ganz dieselben Erscheinungen ein wie beim Steinsalz, nur zeigte sich bei den angewandten Milchgläsern die Er- scheinung noch in einem weit höheren Grade, und somit erhielt durch diese Versuchs-Reihen das bei der Durchstrahlung aufgestellte Prin- cip der Diffusion bei der Reflexion eine erweiterte Bedeutung. Das Gesagte bestätigt sich durch einen Versuch, der auch bei der Durch- strahlung nur in anderer Weise entscheidend war. Bestreut man ei- nen Spiegel mit semen Lycopodii, so wird derselbe zweifellos diffun- dirender, und diese Auffassungsweise steht auch vollständig in Ueber- einstimmung mit dem Durchstrahlungsvermögen der Strahlen vor und nach dem Bestreuen mit semen Lycopodii. ; Da nun einmal bewiesen ist, dass die Diffussion der Wärme- strahlen für das Durchdringungsvermögen vou andern diathermanen Medien bedingend ist, so ist es nun auch leicht erklärlich, warum die Strahlen einer irdischen Wärmequelle jene Medien leichter und reich- licher durchdringen als Sonnenstrahlen; diese nämlich sind an und für sich parallel, jene aber werden von jedem Punkte der betreffen- den Wärmequelle nach allen Seiten hin ausgesandt d. h. sie sind dif- fus. Wärmestrahlen, die von einer reinen Alkoholflamme oder von einem Stücke Platin, was in jener Flamme glühte, ausgesandt wur- den, so wie Wärmestrahlen, die von einer Argand’schen Lampe, einer Wasserstoffflamme oder einem in derselben glühenden Stücke Kreide entsandt wurden, durchdrangen, wenn man von 'den Beobachtungs- fehlern absieht, ohne Ausnahme ein klares Stück Steinsalz in dem Verhältniss von 100:79, während ein einseitig mattes Stück Steinsalz nur 660/,, und ein zweiseitig mattes sogar nur 54°%/, darauf hin ge- langenden Strahlen hindurchgehen liess‘, ein schlagender Beweis für die Richtigkeit der Theorie. Zur Vervollständigung wurden endlich auch noch diejenigen der irdischen Wärmequellen angewandt, welche in jeder Hinsicht die grössten Verschiedenheiten bieten, nämlich die frei brennende Argand’sche Lampe und ein dunkelheisser Metallcy- linder, allein die Resultate wichen durchaus nicht von denen anderer 148 Wärmequellen ab. — Da die Diffusion der Wärmestrahlen um so bedeutender wird, je näher die Wärmequelle dem bestrahlten Gegen- stande kommt, so musste auch das Durchstrahlungsvermögen bei un- mittelbarer Nähe am grössten, bei unendlicher Ferne aber am klein- sten sein. In der That machte sich eine Abnahme des Durchstrah- lungsvermögens in diesem Sinne bei Vergrösserung des Abstandes sehr schnell bemerkbar, und somit ist es ausser Frage gestellt, dass das geringe Durchstrahlungsvermögen der directen Sonnenstrahlen seinen Grund einzig in der ungeheuren Entfernung des Sonnenkör- pers hat. III. Berusstes Steinsalz. 'Lässt man Sonnenstrahlen, so wie Wärmestrahlen einer Argand’schen Lampe und eines heissen Metall- cylinders nach einander einmal direct, dann aber nach dem Durch- gange durch berusstes Steinsals zur Thermosäule gelangen, so ergiebt sich, dass von ersterem nach dem Einschalten der Steinsalzplatte nur noch 1,40%, von denen der Argand’schen Lampe 120/, von den Wärme- strahlen des dunkelheissen Metallcylinders aber 23°), auf die Säule wirken; eine Erscheinung, die schon auch von Melloni, Forbes, Vol- picelli und Tyndall wahrgenommen ist. Forbes suchte die Erschei- nung auf einen ähnlichen Vorgang zurückzuführen, als den von ihm aufgefundenen des reichlicheren Durchgangs der Wärmestrahlen durch Platten mit rauher Oberfläche; später lässt er diese Ansicht fallen, und nähert sich der Melloni’s, indem die thermische Wirkung der Russschicht der absorbirenden Eigenschaft derselben und nicht der mechanischen Structur zuschreibt. Um dem Grunde dieser eigen- thümlichen Wahrnehmung näher auf die Spur zu kommen, wurde das Durchdringungsvermögen theils directer, theils solcher Sonnenstrah- len, die zuvor durch bunte Gläser, durch Gyps, Alaun, Kalkspath und braunen Glimmer gegangen waren für berusstes und rauhes Steinsalz und braunen Glimmer untersucht. Wie schon früher hervorgehoben, liess das rauhe Steinsalz jede Gatttung von Wärmestrahlen in glei- chem Verhältniss hindurchgehen, das berusste Steinsalz aber schloss sich in jeder Hinsicht dem angewandten braunen Glimmer an, indem es z. B. gerade wie jenes den aus dem dunkelrothen Glase austreten- den Sonnenstrahlen einen reichlicheren Durchgang gestattete, als den directen. Zur Controle wurden diese Versuche noch in der Weise abgeändert, dass die berusste und rauhe Steinsalzplatte sowie eine braune Glimmerplatte nach einander als erste Schirme dienten, wo- gegen jene früher ersten Schirme jetzt an die Stelle der zweiten tra- ten, allein auch diese Versuchsreihe bestätigte es hinlänglich, dass das berusste Steinsalz eine auswählende Absorption auf die Wärme- strahlen verschiedener Brechbarkeit ausübt. Indessen könnte man immer noch ein leises Bedenken bei dieser Erklärung haben, da ja. möglicher Weise auch eine Diffusion der Wärmestrahlen, wie sie For- bes annahm durch das berusste .Steinsalz veranlasst werden könnte. Zwei Wege stehen zur Entscheidung dieser Frage offen. 1. Man ver- schaffe sich zwei Systeme gleichfarbiger Wärmestrahlen, deren eins 149 £ aus parallelen, das andere aber aus diffusen Strahlen zusammenge- setzt ist, und schalte nun den zu untersuchenden Körper in den Gang dieser Strahlengruppen ein, die zuvor am Thermomultiplicator die nämliche Ablenkung hervorbrachten. Stellt sich heraus, dass beide Systeme gleichviel von ihrer Intensität verlieren, so fand beim Durch- gange durch die berusste Platte keine Diffusion statt, dagegen müsste eine solche eingetreten sein, wenn die diffusen Strahlen die berusste Platte besser durchdrängen als die parallelen. 2. Man stelle die be- russte Steinsalzplatte an die Stelle des ersten Schirmes und unter- suche die durch sie hindurchgedrungenen Wärmestrahlen in Bezug auf ihr Durchstrahlungsvermögen einer als zweiten Schirm aufgestell- ten matten Steinsalzplatte. Darauf untersuche man in ganz gleicher Weise das Verhalten der directen Sonnenstrahlen in Bezug auf die- selbe matte Steinsalzplatte. Stellt sich heraus, dass die Sonnenstrah- len, welche zuerst die berusste Steinsalzplatte durchdrangen die zweite besser zu durchstrahlen vermögen als die direkten Sonnenstrahlen, so muss das berusste Steinsalz eine diffundirende Wirkung ausgeübt haben. — Beide Methoden wurden angewandt und sowohl in dem einen als im andern Falle erkannt, dass das klare Steinsalz in der Russschicht nur einen auswählend absorbirenden, nicht aber einen dif- fundirenden Ueberzug besitzt. IV. Weitere Untersuchungen über die Diffusion der Wärme- strahlen. — 1. Die im Vorhergehenden beschriebenen Versuche ge- ben ein Mittel an die Hand, den Diffusionsgrad der verschieden dia- thermanen Körper bei wechselndem Einfallswinkel der Wärmestrah- len zu untersuchen. Was den letztern Punkt anlangt, so wurden bei den Versuchen die Extreme gewählt, indem die Strahlen einmal unter einem Winkel von 90°, dann aber unter einem Winkel von 20° auf- fielen. Klares einseitig und zweiseitig mattes und zweiseitig rauhes Steinsalz dienten als erste Schirme, andere Exemplare der drei ersten Gattungen als zweite Schirme. Aus den Beobachtungen ging auf das Schlagendste hervor, dass die Diffusion der Wärmestrahlen in dem Grade wächst, als der Win- kel, den sie mit dem matten Schirme einschliessen, kleiner wird und dass die durch die Neigung bedingte Diffusion auch noch durch die Rauheit bis zu einem gewissen Grade begünstigt, dann aber entschie- den durch dieselbe beeinträchtigt wird. Ganz Analoges gilt für Plat- ten, die einen verschiedenen Grad innerer Trübung zeigen wie z. B. Milchgläser. 2. Oben ist gezeigt worden, dass das Rauhmachen einer Platte ohne Einfluss auf die Qualität der durch sie hindurchgehenden Wärme- strahlen geblieben war; nichtsdestoweniger zeigen eine Reihe von Versuchen hinlänglich, dass es Grade der Rauheit giebt, bei denen die blosse mechanische Beschaffenheit der Oberfläche eine Färbung der hindurchstrahlenden Wärme herbeiführt. So durchdrangen theils directe Sonnenstrahlen und theils solche, die zuvor nach einander durch verschieden gefärbte Steinsalze und Gläser mit theils klarer 150 \ und theils matter oder rauher Oberfläche, dunkelrothes, hellrothes und gelbes Glas hindurchgegangen waren, in ganz wesentlich verschie- denenen Verhältnissen, so dass eine Veränderung ihrer Eigenschaf- ten vor und nach dem Durchgange durch jene als erste Schirme die- nenden Medien nicht zu verkennen war. Versuche, die in derselben Absicht mit Milchgläsern von einem verschiedenen Grade innerer Trübung angestellt wurden, ergaben Resultate, die das Gesagte nur noch mehr bestätigen, da der Unterschied zwischen directen Sonnen- strahlen und solchen, die durch jene trüben Medien hindurchgegan- gen sind, noch im erhöhten Masse beobachtet werden kann. 3. Aus den im Anfange der Abhandlung angegebenen Ver- suchen muss gefolgert werden, dass sich chemisch reines Kochsalz gerade so verhält, als Steinsalz, obwohl von Melloni diese Folgerung gerade entgegengesetzt angegeben wird, dass es alle Wärmestrahlen aufsauge, wofür der Verf. den Grund in dem eigenthümlichen Gefüge einer derartigen Platte sucht. Melloni’s Behauptungen stehen jedoch im directen Widerspruch mit den Versuchen des Verfassers, die die Vermuthungen, welche man der Analogie wegen über das thermische Verhalten des Kochsalzes haben musste, nunmehr zur Thatsache ma- chen. Vollständig chemisch reines geschmolzenes Kochsalz, das von einer Menge feiner Risse durchfurcht war, wurde der Reihe nach in den Gang der Strahlen der Sonne, einer Argand’schen Lampe und des dunkel erhitzten Metallcylinders eingeschaltet, wobei sich zeigte, dass die Strahlen des letzteren verhältnissmässig am reichlichsten, die der Sonne aber am schlechtesten hindurchstrahlten; da sich je- doch die hindurchgegangen Strahlen gegen andere diathermane Me- dien gerade wie directe Sonnenstrahlen verhalten, so kann jene Er- scheinung nicht die Folge einer auswählenden Absorption, sondern nur die einer Diffusion sein, was sich bei Anstellung der hierher schlagenden Versuche, die oben ausführlich erörtert sind, als voll- kommen richtig bewahrheitete. Man kann also somit allgemein den Satz aussprechen, dass chemisch reines Chlornatrium ein für die strahlende Wärme farbloser Körper ist; und dass, wo in dem Durch- gange der Wärmestrahlen durch ein solches Verschiedenheiten auf- treten, dieselben nicht der chemischen Natur der Substanz, sondern nur dem mechanischen Gefüge zuzuschreiben sind, welches sie dif- fundirend, bisweilen sogar auswählend absorbent macht. Nunmehr leuchtet denn auch ein, warum jener jenes 4,4mm dicke, klare Stein- salz den verschieden farbigen Sonnenstrahlen einen wechselnden Durchgang gestattete, da die Oberfläche in Folge des Einflusses der der Luft nicht vollkommen klar geblieben war, und die chemische Analyse einen Gypsgehalt von zwei Procent ergab. Kurz zusammengefasst sind also die hauptsächlichsten Ergeb- nisse der Untersuchung folgende: ® 1.1) Das chemisch reine Steinsalz lässt alle Arten von Wärme- strahlen in gleichem Verhältniss hindurchdringen, glelchviel ob die Verschiedenheit der Strahlen a) durch Reflexion an ungleichartigen 151 Körpern, b) durch verschieden diathermane Körper oder o) durch ungleichartige Wärmequellen veranlasst ist. 2) Bei dieser gegen alle elementaren Strahlen gleichen’ Absor- ption bestätigt sich, dass in dem Sonnenspectrum eines Steinsalz- prisma’s das Wärmemaximum in den dunklen Raum jenseits des Roth fällt und innerhalb des sichtbaren Theiles die Wärmeverhältnisse bei einem Steinsalz- und Flintglas- Prisma übereinstimmen. II. 1) Durch rauhes wie durch trübes Steinsalz gehen die Wärmestrahlen der Sonne in geringerem Masse hindurch als die ei- ner Argand’schen Lampe, und diese in der Regel in einem geringern Masse als die einer Wärmequelle von 100° C. — Vermehrung der Rauheit schwächt den Durchgang jeder Wärmegattung, am meisten aber die Sonnenwärme. 2) Abgesehen von der auswählenden Absorption der Substanz, übt bei matten Gläsern die rauhe Oberfläche, bei Milchgläsern die innere Trübung entsprechende Einflüsse aus. 3) Weder Forbes noch Melloni’s Theorie geben hierfür die hinreichende Erklärung; auch ist die Rauheit der Oberfläche an sich, sowie die Richtung der einem Punkte ausgehenden Strahlen nicht das Bedingende. 4) Die diffusen Wärmestrahlen strahlen um so reichlicher durch diffundirende Schirme a) je diffuser die Strahlen sind und b) ‚im Vergleich mit parallelen Strahlen, je diffundirender die Schirme. 5) Das wesentlich Bestimmende für einen reichlichen Durch- gang der Wärmestrahlen ist die Diffusion. 6) Für ein und dieselbe Wärmequelle nimmt demgemäss das Durchstrahlungsvermögen mit der Entfernung ab, und zwar um so schneller, je diffundirender der Schirm. 1) Durch geeignete Anordnung der Versuche ist es möglich, den unter 1) angegebenen reichlicheren Durchgang der Wärmestrah- len von 100° im Vergleich mit denen der Lampe verschwinden zu lassen, ja selbst das Umgekehrte herbeizuführen. III. 1) Beim Durchgange der strahlenden Wärme durch beruss- tes Steinsalz findet nur eine auswählende Absorption ohne Diffusion statt. Ist gleichzeitig auch letztere vorhanden, so kann sie nur die Folge eines Anlaufens der Steinsalzplatten sein. 2) Bei der Durchstrahlung durch dünne, auf Glas aufgetra- gene Metallschichten erfolgt die Erstere ohne die Letztere. 3) Die bei der Durchstrahlung der Wärmestrahlen durch ir- gend ein Medium ausgeübte auswählende. Absorption erkennt! man daran. ob die Wärmestrahlen vor und nach dem Durchgange durch die fragliche Substanz ihre Durchgangsfähigkeit durch andere dia- thermane Medien ändern oder nicht. 4) Die diffundirende Wirkung eines Mediums wird durch die oben angeführten Mittel geprüft, in denen auch der Weg gezeigt ist, verschiedene Diffusionsgrade innerhalb weiter Grenzen mit einander zu vergleichen. 152 IV. 1) a. Bei Verkleinerung des Winkels, welchen die Wärme- strahlen mit einer matten oder trüben Platte bilden, wäehst im All- gemeinen die auf sie ausgeübte Diffusion. Diese Steigerung mit dem Neigungswinkel nimmt anfangs mit der allgemeinen diffundirenden Beschaffenheit des Schirmes zu, dann aber wieder in dem Masse ab, dass bei sehr rauhen und hinreichend trüben Platten, eben so wenig wie bei klaren, ein Unterschied des Verhaltens der bei verschiedener Neigung hindurchgehenden Strahlen unter sich wahrzunehmen ist. b. Eine durch Zurückwerfung an rauhen Flächen bewirkten Diffusion nimmt dagegen für die flacher auffallenden Strahlen ab und geht im- mer mehr in eine spiegelnde Reflexion über. 2) Es kann jedoch auch die blosse mechanische Beschaffenheit der Oberfläche eine Färbung der hindurchstrahlenden Wärme ver- anlassen. 3) Man muss daher an rauhen und trüben Medien die immer vorhandene Diffusion von der bisweilen auftretenden auswählenden Absorption unterscheiden. 4) Geschmolzenes Kochsalz bewirkt eine Diffusion und keine Färbung der hindurchgehenden Wärmestrahlen. 5) Tritt dennoch eine solche ein, so ist der Grund derselben eine mechanische oder chemische Unreinheit desselben, oder mög- licher Weise auch beide — (Poggend. Annal. Bd. 120. 8.177.) Brek. Chemie. L. v. Babo, Beiträge zur Kenntniss des Ozons. — Der zur Ozonisation benutzte Sauerstoff wurde in einer 1 Meter langen, 3 Centimeter weiten Glasröhre entwickelt, welche an einem Ende zugeschmolzen, am andern Ende so ausgezogen war, dass sie durch ein Caoutchoucrohr mit den übrigen Theilen des Apparates direct verbunden werden konnte. Die Salzmischung bestehend aus 20 Theilen reinem chlorsaurem Kali, 10 Th. Kochsalz, und 1 Th. Man- gansuperoxyd, erfüllte die Röhre bis zu 2/, und lieferte ca. 30 Li- ter Sauerstoff. Das entwickelte Gas wurde zuerst durch einen mit concentrirter Schwefelsäure gefüllten Kugelapparat, dann durch eine 1/a Meter lange Röhre von Natronkalk, dann durch ein 3 Centimeter langes mit granulirtem Zink gefülltes Rohr und schliesslich durch ein 3 Centimeter langes Rohr mit wasserfreier Phosphorsäure gelei- tet. Das Ende der letztern Röhre war konisch geschliffen, um es ohne Verband mit dem Ozonisationsapparat in Verbindung setzen zu können. Die Versuche bewiesen, dass das aus dem Jodkalium durch ein bestimmtes Volum ozonisirten Sauerstoffs ausgeschiedene Jod ge- ringer war, als der Berechnung entsprach. B. glaubt, dass ein Theil des ausgeschiedenen Jods als Ozonjod fortgerissen und selbst nicht einmal beim Durchleiten durch 2 Fuss lange Schwefelsäureröhren ab- gesetzt werde. Um zu beweisen, dass das Ozon nicht etwa aus HO? oder HO® bestehe, wurde der ozonisirte Sauerstoff durch ein glühen- des Rohr und dann durch ein Rohr geleitet, dass mit einem feinen Hauch von wasserfreier PO5 innen überzogen war. War durch das Glühen aus dem Ozon Wasser und Sauerstoff entstanden, so musste 153 der feine Hauch der wasserfreien PO5 verschwinden; wäs aber nicht «geschah. Es wurde weiter der Einfluss verschiedener Temperaturen auf die Entstehung des Ozons untersucht und gefunden, dass zwi- schen den Temperaturen von — 19° und -- 95° C. kein Einfluss auf die Stärke der Ozonisation ausgeübt werde, dass aber bei 130° kaum noch Ozonbildung zu bemerken sei. Die Versuche über Ozonbildung bei vermindertem und vermehrtem Luftdruck ergaben, dass die aus einem Liter Luft resp. Sauerstoff gebildeten Ozonmengen mit der Verminderung des Drucks allmälig abnahmen, bis die Verdünnung so stark wurde, dass das Gas nicht mehr den Durchgang der Elek- trieität als Isolator hemmte. Bei Vermehrung des Druckes (Verdop- pelung des gewöhnlichen Luftdruckes) nimmt die Özonisation nur sehr unerheblich zu. Um das Maximum der Ozonisation festzustel- len, wurden ebenfalls mehrfache Versuche angestellt. Es ergab sich, dass über einen gewissen Punkt hinaus die Verstärkung des Induc- tionsstromes keine erhebliche Wirkung mehr hervorbrachte. Ein fünf- tes Element vermehrte die Wirkung von vieren kaum, Zur Bestäti- gung der von Andrews und Tait entdeckten Verdichtung des Sauer- stoffs construirte B. ein von ihm Differentialozonometer genanntes Instrumentchen. Nach B. beträgt die Contraction !/ıop des Volums, während A. u. T. !/ı2 gefunden hatten. Bei einer Kälte von — 400 ©. und 3'!/a Atmosphären Druck scheint sich Ozon nicht weiter zu ver- dichten. Aus andern Versuchen glaubt B. abnehmen zu können, dass der Sauerstoff vollkommen überzuführen ist, was bisher bestritten wurde. Die von Meissner ausgesprochene Ansicht der Antozonbil- dung erklärt B. dahin, dass Antozonnebelbildung nur dann eintrete, wenu stickstoffhaltiger Sauerstoff ozonisirt werde. — (Annal. d. Che- mie u. Pharm. Suppl. II, 265.) Smt. v. Babo u. A. Claus, über das Volum des Ozons — Der zum Versuch dienende Sauerstoff war durch unterschwefligsau- res Natron und Kalihydrat, durch Schwefelsäure und Natronkalk völ- lig von Chlor und Wasser befreit, so dass er weder auf Jodkalium noch auf wasserfreie Phosphorsäure reagirte. Es ergab sich im Mittel aus 9 Versuchen, dass das Volum des Sauerstoffs sich bei der Ozonisation um so viel verkleinert, als das Volum desjenigen Sauer- stoffs beträgt, welcher sich aus der Jodmenge berechnet, die dieses Ozon aus Jodkalium frei macht. Es verschwindet demnach bei der Ozonisation das Volum des bei der Antozonisation activ auftreten- den Sauerstoffs vollständig. Die Grösse der Contraction ist propor- tional der Stärke der Ozonisation. — (Zbenda 297.) Smt. Carius, über Monosulfoäpfelsäure. — Diese Verbin- dung entsteht in ähnlicher Weise wie die Monosulfoglycolsäure. Man löst 1 Mol. Monobrombernsteinsäure in einer concentrirten Lösung von 2 Mol Schwefelkalium auf, und erhitzt die Lösung einige Stun- den im Oelbade auf 110°. Schneller erfolgt die Bildung in zuge- schmolzenen Röhren bei 150°, XXIII. 1864, 11 154 <* H3 Br 92) 02-+ K? $— KBr + £:H3 92] 92 K?( K2\sı Das Product der Einwirkung wird mit Essigsäure sauer gemacht, um den Schwefelwasserstoff zu verjagen, mii Ammoniak neutralisirt und die neue Säure durch Bleizucker gefällt. Aus dem Bleisalze wird die Säure durch Schwefelwasserstoff abgeschieden, und durch vorsichtiges Abdampfen, Auflösen und Wiederabdampfen die Brom- wasserstoffsäure verjagt. Nachdem durch Thierkohle entfärbt wor- den ist, wird die Lösung bei höchstens 40° zuletzt im Luft verdünn- ten Raume verdampft. Die Monosulfoäpfelsäure ist undeutlich kry- stallinisch, zertliesslich, bräunt sich bei 100° unter Entwickelung übel riechender Dämpfe. Bei vorsichtiger Behandlung mit nicht überschüs- siger sehr verdünnter Salpetersäure entsteht aus ihr Bernsteinschwe- felsäure IS e re | 02 Ss + 93 — g4 H3 92) g, ) Hs Die Darstellung der Monosulfosäuren in der angegebenen Weise scheint ein für alle Säuren geeignete zu sein. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CAXAIA, 6.) Smwt. H. Church, über einige Reactionen des Benzoyl- -wasserstoffs. — Verdünnt man reines Bittermandelöl mit 19 —20 Theilen wasserfreien leichten Steinkohlentheeröls (100 —110° Siede- punkt), bringt das Gemisch in einen kleinen langhalsigen Kolben und führt ein Natriumkügelchen ein, so entwiekelt sich kein Wasserstoff- gas, wiewohl ein Theil des Natriums verschwindet. Gleichmässiger geht die Einwirkung bei Anwendung von Natriumamalgam vor sich. Von 100 Theilen Benzoylwasserstoff werden ca. 17,83 pC. Natrium aufgenommen, so dass wahrscheinlich die Verbindung 2(67H®®.Na) entsteht; denn es entsteht aus derselben beim Behandeln mit Wasser resp. Säuren Benzylalkohol, Benzoylwasserstoff und Natronhydrat 2(€7H°Q .Na) + 2H29 — ©! Hs 0 + €7H6 0 + 2Na H$; es lässt sich daher die ursprüngliche Natriumverbindung als ein Gemenge auffas- sen von nn eh A delöl durch nee ne von Wasser und Natrium eben- falls Benzylalkohol. Ch. bemerkt, dass unter gewissen Umständen hiebei noch eine weisse krystallinische Substanz entsteht. Dieselbe hat zwar dieselbe Zusammensetzung des Benzalkohols, aber Ch. glaubt, dass sie sich zu diesem grade so wie das Benzoin zum Benzoylwas- serstoff verhalte, er verdoppelt deshalb die Formel dieser Verbindung und gibt ihr den Namen Dicresol. Dasselbe ist unlöslich in kaltem Wasser, aber löslich in heissem, daraus beim Erkalten in glänzenden Blättchen krystallisirend. Es löst sich in Aether, Alkohol und Ben- zylalkohol auf. Mit Schwefelsäure färbt es sich tiefgrün; geht beim Kochen mit Salpetersäure theilweise in Nitrobenzoesäure über. Es schmilzt bei 1290 C., bleibt aber beim Erkalten bis zu 70° noch flüssig. Es siedet bei sehr hoher Temperatur unter theilweiser Nach Friedel entsteht aus Bitterman- 155 Zersetzung. Gegen starke Kalilauge ist es indifferent. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXXVIII, 295.) Swt. J. M. Crafts, über Einwirkung des Broms und Brom- wasserstoffs auf Essigäther. — Brom löst sich unter Wärme- entwickelung im Essigäther auf ohne Entbindung von Bromwasser- stoff; durch Alkalien wird das Brom wieder abgeschieden und der Aether restituirt. Erhitzt man jedoch 1 Mol. Essigäther mit 2 Mol. Brom in zugeschmolzenen Röhren auf 150°, so verschwindet das Brom sofort und es bildet sich viel BrH. Bei der Destillatien geht der eine Theil der Flüssigkeit bei 40°, der andere über 200° über; letz- terer erstarrt nach dem Erkalten in rhomboedrischen Krystallen. Er- sterer ist Bromäthyl, letzterer Bromessigsäure. no O +2 RR & + €2H5.Br. Bei gewöhnlicher Temperatur absorbirt Essigäther sein anderthalb faches Gewicht trockner Bromwasserstoffsäure. Erhitzt man nun das Product eine halbe Stunde in zugeschmolzenen Röhren auf 100°, so er- hält man Bromäthyl und Essigsäure. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CAAIA, 50.) Smt. H. Gal, über die Einwirkung des Broms auf Brom- acetyl. Um Bromacetyl zu erhalten, bringt Gal in eine Retorte 3 Aeg. Eisessig und 2 Aeq. amorphen Phosphor und giesst allmälig durch den Tubulus 6 Aeq. Brom zu. Die Einwirkung ist sehr leb- haft und die Entfärbung fast augenblicklich. Aus 240 Grm. Brom, 90 Grm. Eisessig und 33 Grm. Phosphor erhält man 149 Grm. bei 81° siedendes Bromacetyl. Durch weitere Einwirkung von Brom auf Bromacetyl in zugeschmolzenen Röhren entstehen die mehrfach ge- bromten Bromacetyle. Durch Einwirkung von Wasser auf das drei- fach gebromte Bromacetyl erhält Tribromessigsäure, welche bei Ein- wirkung von Alkalien Bromoform und ameisensaures Salz liefert. Alle erwähnten Verbindungen rufen schmerzhafte Brandwunden hervor. (Zbenda pag. 53.) Smt. Deville u. Troost, über die Porosität des Platins bei erhöhter Temperatur. — Die Versuche wurden angestellt mit Platinröhren von Imm Wandstärke aus gepresstem Platinschwamm, und von 2mm aus gegossenem Platin; und zeigen, dass Platin seiner Porosität halber sich nicht zu Gefässen an Luftpyrometern eignet. Die Versuchsröhren wurden in Röhren von glasirtem Porzellan ein- geschoben, und der Zwischenraum zwischen beiden, an den Enden mittelst Korkstopfen verschlossen. Der Raum zwischen beiden Röh- ren ist mit Porzellanstückchen ausgefüllt und ein trockner Wasser- stoffstrom durchgeleitet, während durch die Platinröhre ein trockner Luftstrom geführt wurde. Bei gewöhnlicher Temperatur geht die Luft unverändert durch die Platinröhre hindurch; aber beim Erhitzen wird die durchgeleitete Luft immer Sauerstoff-ärmer und reicher an Wasserdampf. Bei 11000 besteht das ausströmende Gasgemenge fast ganz aus Stickstoff und Wasserdampf; bei noch höherer Temperatur 12” 156 sind nicht unerhebliche Mengen Wasserstoffsas beigemengt. Lässt man an Stelle des Wasserstoffgases Kohlenoxydgas in den Zwischen- raum zwischen beide Röhren eintreten, so findet kein Durchtritt des- selben selbst bei erhöhter Temperatur statt, Leitet man aber Was- serstoffgas durch den Zwischenraum, und Kohlensäure durch die Pla- tinröhre, so strömt neben Kohlensäure auch Wasserstoff, Wasserdampf und Kohlenoxydgas ab. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. Suppl. I, 387.) : Swt. H. Hahn, über die beim Lösen des Roheisens entste- henden Proäucte. — Es wurden hauptsächlich das weisse und graue Roheisen verwendet. Die frühern Untersuchungen beschränk ten sich hauptsächlich darauf den chemisch gebundenen von dem me- chanisch gebundenen Kohienstoff zu unterscheiden. In der neusten Zeit erstreckten sich die Untersuchungen auch auf die gasförmig ent- weichenden Kohlenwasserstoffe. Der Kohlenstoffgehalt des weissen Eisens entweicht hauptsächlich als Kohlenwasserstoff. Um zu erfah- ren, ob unter den entweichenden Gasen Aethylen enthalten sei, oder ein Gemenge von Propylen und Butylen, wurde das Gas nach dem- Waschen durch HO, KO, und CuO.lösung in Brom geleitet. Die er- haltene Bromflüssigkeit wurde mit NaO behandelt, gewaschen und durch Kali getrocknet. Die Flüssigkeit begann bei 1100 zu destilli- ren, der Siedepunkt wurde bei 140,30 wieder constant und stieg dann auf 161,90, 174,3° und 180,6%. Es sieden Bromäthylen bei 132° Brompropylen ,„ 144° Brombatylen „160° Bromamylen so ls Bromcaproylen „ 190° es scheinen also beim Auflösen des weissen Eisens in verdünnter Säure die sämmtlichen Kohlenwasserstoffe €2 H*, 63H®, €* H8, €5 H!3, G6 H12 gebildet zu werden. Acetylen konnte nicht nachgewiesen werden. Aus Spiegeleisen, das auf der Teichhütte im Harze aus Spatheisen- stein mit kaltem Winde erblasen war, gaben 100 Vol. bei der Auflö- sung erhaltener Gase in Schwefelsäure absorbirbar 3,4 Vol. En H2,, nicht in SO* absorbirbar 7,9 Vol. Weisses Eisen von derselben Hütte aus Spath- und Brauneiseustein erblasen lieferte in 100 Vol. 1,26 Vol. €Cn H%,. Graues gares Eisen unbekannter Herkunft lieferte in 100 Vol. 0,36 En H®n, durch Schwefelsäure nicht absorbirbar 0,30 Vol. Graues Eisen aus Lerbach am Harze lieferte in 100 Vol. 0,28 Vol. En H?n, durch Schwefelsäure nicht absorbirbar 0,41 Vol. Spiegeleisen von Peine in 100 Vol. durch Schwefelsäure absorbirbar 1,60 Vol. und in Schwefelsäure nicht absorbirbar 3,97 Vol. Schon Pronst, Kasiner Schrötter und Schafhäutl haben einem bei der Auflösung entstehenden flüssigen ölartigen Kohlenwasserstoff nachgespürt und verschiedene Angaben darüber gemacht. Durch Auflösen weissen Eisens erhielt H. ein Oel mit folgenden Eigenschaften: es ist farblos, leichter als Wasser, dünnflüssig, bei — 20° nicht erstarrend, an der Luft gelb 157 werdend, kahın aber durch Schütteln mit SO? wieder farblos erhalten wer- den, der Geruch ist höchst ühangenehm, ja betäubend, so dass wohl angenommen werden kann, dieser Kohlenwasserstoff bedinge den unan- genehmen Geruch des beim Auflösen des Eisens entbundenen Wasser- stoffgases. Englische Schwefelsäure absorbirt es in grosser Menge, durch Wasser aber wieder abscheidbar, bei längerer Berührung mit SO3 wird es theilweise zersetzt, Nordhäuser SO3 zersetzt es sofort; es fängt bei 110° an zu destilliren, der Siedepunkt steigt aber schnell bis 2750; die Temperatur steigt jedoch bis 290°; es ist dann unter Zurücklassung von Kohle alles destillirt. Es scheint demnach haupt- sächlich aus Ceten €!6 H2?2 zu bestehen, es können aber auch noch Oenanthylen, Caprylen, Nonylen und Paramylen vorhanden sein. Hahn glaubt auch noch Kohlenwasserstöffe in geringer Menge nachgewie- sen zu haben, welche den ätherischen Oelen analog zusammengesetzt zu sein scheinen. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXAIX, 57.) Smt. A. Husemann u. W. Marme, über das Lycin, ein neu- es Alkaloid. — Besonders hervorstechende Eigenschaften sind zwar bisher an den verschiedenen Lyciumarten nicht bemerkt worden, da die verschiedenen Theile der betreffenden Pflanzen bald als Arznei- mittel bald als Nahrungsmittel benutzt werden. Mittelt der Methode von Sonnenschein (Anwendung von phosphormolybdänsaurem Natron als Abscheidungsmittel für Alkaloide) ist es den Verff. gelungen, so- wohl aus Stengeln, als auch besonders aus den Blättern von Lycium barbarum ein Alkaloid aus schwefelsaurer Lösung abzuscheiden. Der erhaltene hellgelbe flockige Niederschlag wurde mit BaO.CO? im feuchten Zustande zusammengerührt, im Wasserbade zur Trockne ge- bracht und die trockne Masse wiederholt mit siedendem Alkohol er- schöpft. Nach dem Abdunsten des Alkohols blieb ein nichtkrystallisir- barer farbloser Syrup zurück, dessen salzsaure Lösung beim Verdun- sten schöne rhombische Krystalle lieferte. Dieselben sind in Wasser und verdünntem Alkohol leicht löslich, in absolutem Alkohol schwer, in Aether fast gar nicht löslich. Das salzsaure Salz reagirt stark sauer. Wird die Base aus ihm mit kohlensaurem Baryt abgeschieden, im Wasserbade zur Trockne gebracht, und die trockne Masse nun mit siedendem Alkohol extrahirt, so krystallisirt beim Verdunsten des Alkohols das Alkaloid in weissen, strahligen Formen aus. Das Lycin schmeckt scharf, aber nicht bitter, zerfliesst an der Luft, ist in Aether unlöslich, und schmilzt beim Erhitzen unter Zersetzung. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. Suppl. II, 383.) Smt. Pettenkofer und Voit, über die Respirationspro- dukte nach Fleischnahrung. — Der zur Untersuchung benutzte Hund wurde 25 Tage mit je 1500 Grm. Fleisch gefüttert, die sorgfältig von allem Fett, Sehnen etc. befreit waren. Der Hund befand sich am 1., 5., 9., 13., 18. Tage im Respirationsapparate. Es wurden im Mit- tel täglich 107,9 Grm. Harnstoff abgeschieden; der mittlere Gehalt an Salzen im Harn wurde zu 16,3 Grm. gefunden. Der Gesammt- Rückstand des verdampften Harns betrug im Durchschnitt 152,2 Grm., 158 dieser Ueberschuss von 28 Grm. bestand nach der Analyse aus 9,6 Grm. C; 2,5 Grm. H; 15,9 Grm. O. Koth wurden im Durch- schnitt täglich 40,7 Grm. feucht — 11,2 Grm. trocken entleert. Es wurden während 24 Stunden im Respirationsapparat aufgenommen 477,2 Grm. O aus der Luft. Stellt man Einnahme und Ausgabe in- nerhalb 24 Stunden einander gegenüber, so ergibt sich folgende Bilanz. Einnahme. Ausgabe. Kohlenstoff 187,8 184,0 Wasserstoff 152,5 157,3 Stickstoff 51,0 51,1 Sauerstoff 1566,4 1599,7 Salze 19,5 19,7 1977 2 0 2008 Differenz 34,6 Grm. - Die grössten Differenzen zeigen Wasserstoff und Sauerstoff, aber die Mehrausgabe beider steht nahezu in dem Verhältnisse als beide Elemente Wasser bilden, wahrscheinlich herrührend von einem Verlust des ursprünglichen Wassergehaltes des Thieres. 4,8 Grm. H verlangen aber 38,4; also auf 5 Grm. mehr als gefunden worden. P. und V. bemerken jedoch, dass die Genauigkeit bei der Wägung des Thieres nur bis auf 5 Grm. verbürgt werden könne. Nach obiger Bilanz hat das Thier seinen ganzen Stoffwechsel innerhalb 24 Stun- den lediglich mit dem gefütterten Fleisch bestritten. Es kann jedoch nicht angenommen werden, dass die genossene Nahrung am nämlichen Tage umgesetzt worden ist, sondern dass die Nahrung zuvor zum Ersatz verbrauchter fester und flüssiger Organtheile diente, ehe sie in der Ausgabe des Körpers erscheint. Der Hund hatte also auch seine Respiration aus dem gefütterten Fleisch bestritten, ohne gleich- zeitig einen Theil seines ursprünglichen Fettgehaltes dazu zu ver- brauchen. Nachdem sich das Thier ins Gleichgewicht mit der ihm gereichten Nahrung gesetzt hatte erschienen von dem ganzen Stick- stoffgehalt 98 pC. im Harn, die andern im Koth. Von den Bestand- theilen des Fleisches trennen sich somit die Elemente des Harnstoffs ab, der Rest wird beim Durchgange durch den Organismus oxydirt. 100 Grm. Fleisch mit 75,9 Grm. HO; 12,52 Grm. C; 1,73 Grm. H; 5,15 Grm. O; 3,40 Grm. N und 1,3 Grm. Salzen geben 7,285 Grm. Harnstoff mit 1,457 Grm. C; 0,485 Grm. H; 3,4 Grm. N; 1,394 Grm. O; es bleiben also noch zur Verbrennung 11,063 Grm. C; 1,245 Grm. H; 3,207 Grm. ©. Zur vollständigen Verbrennung dieser Mengen sind zu dem bereits vorhandenen Sauerstoff, um 50,56 CO2 und 11,21 HO zu geben noch 36,25 O nöthig. Die Gesammtmenge des zur Ver- brennung nöthigen Sauerstoffs verhält sich zu dem in der erzeugten CO? enthaltenen wie 36,25:29,5—100:81,4. Dies ist aber fast genau das durch die Respirationsversuche erhaltene Resultat, das im Mittel 82 beträgt; welches aber bei der Verbrennung von Fett 72,9 Grm. be- tragen müsste. Der in der Bilanz fehlende Antheil des Kohlenstoffs 159 —3,8 Grm., dem C von 30 Grm. Fleisch entsprechend, würde viel- leicht noch auf eine geringe Fettbildung (nahezu 5 Grm. am Tage) schliessen lassen. Weitere Versuche werden in Aussicht gestellt. (Annal. d. Chem. u. Pharm. Suppl. II, 361.) Smt. C. Schacht, über die Monosulfomilchsäure — Zur Darstellung der Verbindung wird Kalklactat mit Phosphorsuperchlo- rid destillirt; das Destillat, aus Chlorlactyl und Phosphoroxychlorid bestehend mit Wasser zersetzt, in der Kälte mit kohlensaurem Natron gesättigt und auf ein Molecül verbrauchten milchsauren Salzes ein Moleeül Kaliumsulfhydrat hinzugesetzt und nach hinreichendem Ab- dampfen 4—5 Stunden im Oelbade etwas über 1000 erhitzt raue Se ee \ K.HSS Nach Verdünnung mit Wasser und Verjagung des überschüssigen Schwefelwasserstoffs mit Salzsäure wird aus schwach alkalischer Lö- sung mit Bleiacetat die Säure gefällt. Der Niederschlag mit kaltem Wasser gewaschen und die Säure mit Schwefelwasserstoff vom Blei- oxyd ‘abgeschieden. Zur Trockne abgedampft bleibt ein Gemenge von Phosphorsäure und Monosulfomilchsäure zurück, während die Salzsäure entweicht. Um erstere abzuscheiden, sättigt man mit koh- lensaurem Baryt. Aus dem löslichen Barytsalz der neuen Säure wird dann durch Fällen mit Bleiacetat wieder das Bleisalz dargestellt, und aus diesem mit Schwefelwasserstoff die freie Säure gewonnen. Bei vorsichtigem Verdunsten der Lösung krystallisirt dieselbe in breiten Nadeln, die unter 1000 ohne Zersetzung schmelzen und beim Erkalten krystallinisch erstarren; die Säure ist im Wasser, Alkohol und Aether löslich, kann in wässriger Lösung ohne Zersetzung gekocht werden und gibt mit nicht überschüssiger Salpetersäure gekocht Proprion- schwefelsäure. Als bei der Darstellung der Monosulfomilchsäure das Verfahren dahin geändert wurde, dass das Natronsalz nicht mit Blei- acetat, sondern verdünnter Schwefelsäure zersetzt werde, schied sich an der Oberfläche eine ölige Schicht einer andern Säure, der Mono- sulfodilactinsäure ab; dieselbe entsteht aus der ersten wahrscheinlich durch Austritt von Schwefelwasserstoff Ko us | a) _ ?Ss = in N Bi Aus ihr entsteht durch Oxydation mit verdünnter so Salpetersäure Diproprionschwefelsäure (€? H* 0)? | 98, H? (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXAIA, 1.) Smt. Zabelin, 1) über die quantitative Bestimmung der Harnsäure. — Wenn man Menschenharn (100—200 cc.) mit 5—20cc. Salzsäure von 1,12 spec. Gew. versetzt und 24—48 Stunden stehen lässt, den Niederschlag auf ein bei 1000 C. getrocknetes Filter abfil- trirt, auswäscht und trocknet, ‘erhält man sehr wenig genaue Resul- tate. Z. hat durch vielfache Resultate festzustellen gesucht, wie gross 160 der Verlust sei, damit durch Rechnung der Fehler-der Methode com- pensirt werden könne. Es wurden deshalb 6 verschiedene Portionen reiner Harnsäure in je LO ce. reiner verdünnter Natronlauge gelöst, die Lö- sung mit je 95 cc. destillirtem, Wasser verdünnt, und dann zu jeder.12 ce. Salzsäure gesetzt; die Menge der angewendeten Harnsäure in den Ver- suchen nahm von 1—6 ab; die erhaltenen Niederschläge werden eben mit derselben Quantität Waschwasser ausgewaschen Aus den beiden ersten Portionen (0,2053 und 0,1896 Grm.) fiel die Harusäure sogleich aus, aus den letzten (0,0496 und 0, 0431 Grm.) erst sehr spät; der Verlust in Procenten war bei den beiden ersten Portionen 5,0 und 5,3 bei den beiden letzten 18,5 und 21,1. Jedoch war der Verlust in Grammen ausgedrückt fast überall gleich gross, und, differirte nur um 1,2 Milligrm., es ist also ganz gleichgültig, ob viel oder wenig Harnsäure in der gleichen Menge Flüssigkeit vorhanden ist, wenn dieselbe Menge Waschwasser angewendet wird. Man kann nach den genauen Bestimmungen Z.s allerdings die Salzsäure benutzen, um die Harnsäure aus Harn abzuscheiden, aber man muss, weil das Was- ser einen gewissen Theil Harnsäure auflöst, auf je 100 cc. Flüssig- keit nach der Filtration zu der gewogenen Harnsäuremenge noch 4,5 Milligrm. hinzuaddiren. — (Annal. der Chemie u. Pharm. Suppl. Il, 313.) Ä 2) Ueber Umwandlung der Harnsäure im Thierkör- per. — Wöhler und Frerichs hatten sich schon die Aufgabe gestellt, zu erfahren, ob Harnsäure beim Durchgange durch den Organismus ebenfalls in Harnstoff, Oxalsäure und Allantoin übergeführt werden, wie dieses ausserhalb durch Einwirkung des Bleioxydes der Fall ist. Allantoin konnten sie nicht finden, und glaubten, dass es beim Durch- gange durch den Organismus noch weiter oxydirt, werde. Neubauer hatte ebenfalls kein Allantoin und auch die Menge der Oxalsäure nicht vermehrt gefunden. Nach Stockris soll nach Einnahme von Allantoin mehr Harnstoff im Harn sein. Zabelin benutzte zu seinen Versuchen den Hund von Voit, der während der Versuchszeit in be- stimmter Diät gehalten wurde; derselbe erhielt 3 Pfd. Fleisch, welche 51 Grm. Stickstoff enthalten. Die Tabellen ergaben, dass Harnsäure- eingaben die Harnstoffmengen im. Harn bedeutend vermehrten, Wäh- rend der Koth nach reiner Fleischkost zäh und schwarz ist, wird er nach Harnsäuregenuss graubraun und weicher; die hellere Farbe rührt von beigemengter Harnsäure her. Der Hund hatte in den Versuchs- tagen 44 Grm. ‚Harnsäure mit 14,7. Grm, Stickstoff erhalten; davon werden im Harn als Harnstoff wiedergefunden 14,5 Grm.; die Menge der im Koth gefundenen Harnsäure betrug 3,7: Grm. Es. ergibt: sich somit, dass fast die gesammte Menge der in dem Organismus einge- führten Harnsäure durch den Harn als Harnstoff wieder entleert wird; Oxalsäurevermehrung konnte nicht nachgewiesen werden, und es ist wahrscheinlich, dass dieselbe. weiter zu Kohlensäure oxydirt wird, (Ebenda 326.) Smwt. Geologie. G.Berendt, dieDiluvialablagerungen der 161 Mark Brandenburg insbesondre der Umgegend von Potsdam. (Ber- lin 1863. 80.) — Die auftretenden Gesteine sind diluviale Geschiebe und Gerölle, welche bei fortgesetzter Verkleinerung in Grand und Gries übergehen, häufig mit Sand vermengt und wechsellagernd, Di- luvialsand stets mit Feldspath, oft auch mit Glimmerblättchen, Deck- sand durch seinen Thongehalt von vorigem verschieden, Diluvialthon, diluvialer Sandmergel, Lehm, als alluvialer Flusssand, Schwemmsand, Triebsand, Flugsand, Alluvialthon und Lehm, Torf, Humus, Infuso- rienerde, Wiesen- und Moorerz, Wiesenmergel, Süsswassermergel. Hinsichtlich der Lagerungsverhältnisse lassen sich im Diluvium drei Glieder annehmen, nämlich Diluvialsand, Diluvialsandmergel und Deck- sand. Diese verfolgt Verf. im einzelnen und spricht sich dann noch über die Alluvialgebilde aus. Darauf zieht er Parallelen mit andern Gegenden Deutschlands und stellt schliesslich allgemeine Folgerungen auf. Das Material des norddeutschen Diluviums stammt von einer Zerstörung der krystallinischen Gesteine und der Uebergangs- und Kreidebildungen in Skandinavien und Finnland. Dafür lieferten die norddeutschen Tertiärlager einen bedeutenden Zuschuss. Die petro- graphische Verschiedenheit der Gesteine in den drei Etagen, vorzüg- lich der thonigen in den beiden untern deutet auf eine durchgehende Veränderung der Verhältnisse, unter denen ihr Schichtenabsatz Statt hatte. Störungen lassen sich zweierlei Art nachweisen. Hebungen und Senkungen in Folge von Bewegungen in den losen jüngern Schich- ten selbst, also in Folge ungleichmässigen Druckes emporquellender oder auch zusammentrocknender und nach der lecal verschiedenen Mächtigkeit verschieden zusammensinkender tieierer, zumal thoniger Schichten. Hebungen und Senkungen in Folge von Bewegungen im unterliegenden festen Gestein bei dem allmäligem Aufsteigen des norddeutschen Tieflandes. Die diluvialen Gewässer waren süsse. E. Herget, der Spiriferensandstein und seine Meta- morphosen. (Wiesbaden 1863. 80.) — Die chemische Constitution dieses Gesteines macht es wahrscheinlich, dass dasselbe hervorge- gangen ist aus der mechanischen Zertrümmerung eines dem grauen Gneisse des Erzgebirges analogen Silikatgesteines und zwar deuten die Umstände darauf hin, dass das Muttergestein ebenfalls aus Quarz, Glimmer und Feldspath bestanden habe. Die chemische Zusammen- setzung, welche wir jetzt an dem als unverwittert zu betrachtenden Gesteine finden ist durch Einwirkung von kohlensäurehaltigem Was- ser nach der mechanischen Zertrümmerung erfolgt, aber vor der He- bung der Schichten in ihre jetzige Lage. Der Spiriterensandstein erlitt aber nach seiner Bildung noch erhebliche Veränderungen, auch solche durch blos locale Einflüsse, deren Resultate Verf. eingehend beleuchtet, worauf er sich dann zu den Mineralquellen wendet und schliesslich noch die Erzgänge im Spiriferensandstein erörtert. Ewald, der Rudistenkalk von Lissabon. — Verf. un- tersuchte Petrefakten aus dem portugiesischen Kreidekalke, welchen Sharpe als Hippuritenkalk beschrieben hat. Eschwege sammelte die 162 Exemplare auf beiden Seiten des Thales von Alcantara bei Lissabon. Unter den Rudisten findet sich Radiolites cornu pastoris, den Sharpe noch nicht dorther kannte, welcher aber doch eine sehr sichere Leit- muschel ist. Verf. hat schon früher dargethan, dass die von d’Orbig- ny in seiner dritten Rudistenzone vereinigten in zwei völlig selb- ständige Zonen getrennt werden müssen, in eine untere mit Radioli- tes cornu pastoris und in eine obere mit Hippurites cornu vaceinum. Beide zum Turonien gerechnet, muss man eine unterturone und eine obere Rudistenzone unterscheiden. Nimmt man aber den durch Am- monites peramplus und Scaphites Geinitzi charakterisirten norddeut- schen Pläner als Senonien, wodurch die Fauna des Hippurites cornu vaccinum als dem Alter nach damit übereinstimmend, ebenfalls dem Senonien zufällt, so bleibt das Niveau des Radiolites cornu pastoris allein als turones Rudistenniveau übrig. Im Hippuritenkalk von Li- sabon hat man aiso unter allen Umständen eine turone Rudistenzone, entweder die unterturone oder die schlechthinnige turone. Ob aber zu den untersuchten Petrefakten auch Arten aus angrenzenden Schich- ten gemengt sind, wie nach Sharpe’s Verzeichniss zu vermuthen ist, ist noch besonders zu untersuchen. Es herrschen die Steinkerne von Caprinula und Caprinella vor. Die bestimmbaren gehören zu Capri- nula d’Orbigny, welche dieser Zone des Radiolites cornu pastoris ei- genthümlich ist. Daran reiht sich Diceras Favri und Sphaerulites Ponsianus, dagegen fehlen eigentliche Hippuriten gänzlich. — (Berli- ner Sitzungsberichte. 1863. $S. 180 —183 ) F. Peters, der Lias von Fünfkirchen. — Aus der west- lichen Hälfte des miocänen und diluvialen ungarischen Beckens erhe- ben sich zwei bedeutende Gebirge. Das eine der Bakony mit dem Vertes-, Gerecse- und Pilisgebirge ist lang gestreckt mit Längenthä- lern und Querrissen, das andere ist das Fünfkirchner oder Baranger Gebirge, hat nicht ganz 5 Meilen Länge und eine ganz eigenthümli- che Geotektonik zumal durch die Eruptivgesteine. In beiden Gebir- gen ist die untere Trias, der mittle und obere Jura derselbe, aber im Bakony ist die obere Trias mit den Esinoschichten entwickelt, welche im Fünfkirchner fehlt, wo aber der Lias vortrefflich auftritt. Ferner ist in beiden Gebirgen die Tendenz zur Querspaltung von NW. nach SO. und zugleich ein Granitstock mit Thonschiefermantel vor- handen. Das Relief des Fünfkirchner dagegen ist sehr einfach, die Kette besteht aus zwei Gliedern, die durch einen niedrigen Rücken verbunden sind. Im Einzelnen untersucht Verf. nur den Lias. Das älteste Glied des Gebirges ist rother Sandstein, der im Banat mäch- tig entwickelt und Rothliegendes oder bunter ist. Ueber ihm folgen die Werfener und Guttensteiner Schichten überaus mächtig. Erstere fallen allseitig steil von dem Sandsteine ab, sind dagegen mit den Guttensteiner Schichten aufs innigste verbunden. Hierauf folgt ein schwarzer Mergelschiefer, dann Sandstein bis 3000° mächtig, leider völlig petrafaktenleer, letzterer ist der Sandstein der Grestener Schich- ten und gehört höchst wahrscheinlich in die Keuperzeit. Der neue 163 folgende Wechsel von Sandstein, schwarzem Mergelschiefer und Schie- ferthon mit Eisensteinen und Kohlenflötzen erinnert in seinen Pflan- zenresten an die Theta bei Baireuth. Der Kalkstein und Schiefer im Hangenden führt ächte unterliasinische Petrefakten, Gryphaea arcu- ata, darunter nur ein Stück des Ammonites angulatus und dann noch Cardinia Listeri Ag, C. unioides Ag, Mytilus Morrisi Opp, Lima gi- gantea, Panopaea liasina d’Orb, Ceromya infraliasica n. sp., Perna infraliasica @, kleine Schnecken und eine Ophiure. Verf. ermittelt noch andere Lokalitäten und findet an diesen mittlen und obern Lias, beschreibt auch deren Versteinerungen, gedenkt dann noch der aus- serhalb des Gebirges auftretenden Oxford- und Kimmeridgestufe und des Caprotinenkalksteines. — (Wiener Sitzungsberickte XLVI, 241— ZIELEN Gehe C. Deffner, der vermeintliche frühere See des Nec- karthales bei Cannstadt. — Der grosse Sauerwasserkessel von Untertürkheim und Münster über Cannstadt das Hasenbachthal hin- auf bis Stuttgart mit seinen Kalktuffen, Sanden und Thonen wird verschiedentlich auf seinen Ursprung gedeutet und zumeist auf einen See, der einst das Neckarthal von Cannstadt gegen Plochingen hin mit einen Seitenarme nach Stuttgart sich erstreckte. Die einst reich- lich fliessenden Quellen sind längst versiegt und fliessen nur noch im Kessel zwischen dem Sulzerrain von Cannstadt, der Wilhelma und den Bädern von Berg mit einem täglichen Quantum von 43200 Ei- mern. Gegen N. und OÖ. wird der Cannstadter Sauerwasserkessel von hohen Bänken des obern Muschelkalkes begränzt, geht gegen S. aber in das breite Neckarthal über, das in weiche Keupergebilde einge- schnitten ist. Das heutige Mineralwasserbecken ist in weitem Bogen von den frühern Kalkabsätzen dieser Quellen ummauert, die bis 70° hoch den Neckarspiegel überragen. An diese Niveaudifferenz knüpft man die Folgerung, dass die Oberfläche der einst das Cannstadter Becken durchfliessenden Gewässer in der Höhe der Tuffbänke lag und deshalb das anstossende Neckarthal einen See von jener Höhenlage gebildet haben müsse. Man weist zugleich auf die um Esslingen mehrfach auftretenden Ablagerungen von Neckargeschieben, welche in ebenso hohem Niveau wie der Cannstädter Tuff liegen. Allerdings folgt aus dem jetzigen Niveau der Sauerkalke und Neckargeschiebe gewiss, dass die Mineralwasser einst auf jener Höhe gestanden haben müssen und der Neckar in der Höhenlage jener Geschiebe geflossen sci, aber keineswegs folgt, dass das Neckarthal schon damals bis zu einer bedeutenden Tiefe eingeschnitten war, durch deren Ausfüllung allein ein See entstehen konnte. Eine solche tiefere Aushöhlung des Neckarthales hätte durch die gewöhnliche Erosion des Flusses nicht stattfinden können. Hebungen und Senkungen fanden nicht Statt. Es bringt nun die Natur der Sache mit sich, dass die Erosion die Thal- sohle ihrer ganzen Länge nach gleichmässig zu vertiefen sucht und dass die Tiefe, bis zu welcher sie eine Thalsohle ausfreisst, stets ab- hängig bleibt von der Höhenlage des letzten Abflusspunktes des be- 164 treffenden Wasserlaufes. Da nun hier der Abflusspunkt des Canstad- ter Beckens, die Muschelkalkbänke von Münster 150° höher liegen als die Keuperschichten der heutigen Neckarsohle bei Untertürkheim: so ist auch nirgends eine Möglichkeit vorhanden eine tiefere Auswa- schung des im Keuper liegenden Theiles des Neckarthales gegen den im Muschelkalk liegenden anzunehmen, d. h. die Auswaschung erfolgte in beiden Formationen gleichmässig gerade wie noch heute. So musste auch damals das Neckarthal ein durch einen Fluss bewässer- tes stets breiter und tiefer sich einiressendes Flussthal bilden und dafür sprechen: auch die erwähnten Bänke von Neckargeschieben in beträchtlicher Höhe über der heutigen Thalsohle.. Bei einem See konnten sich dieselben nicht zerstreuen, sondern hätten nach und nach dessen Becken ausgefüllt, wovon nirgends Zeichen zu finden sind. Nur in dem einzigen Falle noch wäre die Annahme eines Sees ge- rechtfertigt, dass der Fluss bei der Erosion seines Bettes in die frü- hern Seeablagerungen heute mit seiner Arbeit so weit gekommen wäre, dass er die ganze Ausfüllungsmasse wieder fortgeführt hätte. Aber von einem spurlosen Verschwinden einer solchen Ausfüllungs- masse kann doch nicht wohl die Rede sein. Das Neckarthal war viel- mehr von jeher ein sich allmählig eingrabendes Flussthal. Aber Verf. leugnet damit nicht die hohe Wahrscheinlichkeit eines Sees zwischen Untertürkheim und Münster. Die Profile der Cannstädter Bohrlöcher zeigen bis 115‘ unter den jetzigen Neckarspiegel noch Neckargeschiebe unter entschiedenen Sauerwasserbildungen, so dass an der Hand der in historischer Zeit stattgefundenen Einsenkungen nicht zu zweifeln ist, dass grosse Theile des Beckens von Zeit zu Zeit einbrachen und naturgemäss bald einen grössern bald einen kleinern See bilden muss- ten, bis derselbe durch die vom Neckar herbeigeführten Geschiebe wieder ausgefüllt wurde und nur ein reiches Sumpfland mit Morästen und Torfbildungen hinterliess. Jene höchst gelegenen Tuffkalke des Sulzerraines und bei Münster würden in Verbindung mit den Tuffen des Stuttgarter Thales nach dieser Ansicht das Niveau des ersten Auf- tretens der Queilen andeuten und als Massstab für die Zeit jenes er- sten Auftretens d. h. für das Alter der Cannstädter Quellen hätten wir eine Erosion - der Keuperschichten im Neckarthale von 70°. — (Würtemberger naturwissensch. Jahreshefte XIX, 60 — 64.) Ehrenberg, die bei Sicilien sich neuerlichst wieder hebende Ferdinands- oder Grahams-Insel. — Am 12. Juli 1831 war bei der Nerita genannten Bank zwischen der Insel Pantel- laria und der Küste von Sciacca auf Sicilien ein Vulkan mitten aus dem Meere hervorgetreten, welcher sich aus 500 —- 700‘ Tiefe durch Auswürfe von Rapillen schnell in eine 3 Meilen grosse Insel über 200° hoch über die Meeresfläche aufbaute und bis zum 28. December 1831 allmählig wieder in die Tiefe zurücksank, Fr. Hoffmann war damals in Sicilien und berichtete als Augenzeuge darüber in Poggd- Annalen. Die Rapillen liessen keine Spur organischen Lebens erken- nen und mussten mithin aus grosser Tiefe gekommen sein. Spratt 165 berichtete nun im October vorigen Jahres, dass die Insel abermais aufstiege und dass zur Sicherheit der Schifffahrt bereits Signale an- gebracht werden mussten. Die Erhebung war bereits bis 10° unter dem Meeresspiegel vorgeschritten. E. erhielt abermals Grundproben und verglich dieselben mit denen von 1832. Sie bestehen aus Schlac- kenrapillen von dunkelgrauer und kohlenschwarzer Farbe meist mit einem mehlartigen dünnen Anfluge gefleckt, schwerer als die von 1831, zerbrechlich wie trockner Tuff. Auf mehreren Steinchen erkennt man kleine Wurmröhren. Der weisse Anflug ist kohlensauer Kalk. Die mikroskopische Analyse zeigte 35 Lebensformen, die sich auf die- sem untermeerischen Vulkane seit 32 Jahren angesiedelt haben. — (Berliner Monatsberichte 1863. S. 486 — 489.) @. Oryeiognosie. E. J. Andrä, Lehrbuch der gesamm- ten Mineralogie auf Grundlage von Germars Lehrbuch der ge- sammten Mineralogie bearbeitet. I. Bd. Orycetognosie. Mit 370 Holz- schnitten. Braunschweig 1864. 8°. — Germars Lehrbuch war seiner Zeit wegen der übersichtlichen, präcisen und klaren Darstellung für den Bergmann und Studierenden sehr brauchbar und es verdient An- erkennung, dass die Verlagshandlung für eine neue Bearbeitung sorgte. Diese musste selbstverständlich bei den riesigen Fortschritten der mineralogischen Forschung und den demgemäss auch sehr gesteiger- ten Ansprüchen der Studierenden an Umfang und Methode der Dar- stellung erheblich von ihrem Vorgänger abweichen. In der That sucht man denn auch in Andräs Lehrbuch vergebens nach einer inni- gern Beziehung zu dem Germarschen, die Krystallographie und die Systematik sind ganz anders dargestellt worden, in letzterer alle Mi- neralien aufgenommen und ausführlicher charakterisirt als früher. Dieses neue Lehrbuch genügt hienach weiter gehenden Anforderungen, obwohl es unverkennbare Rücksicht auf die an das Germarsche nimmt. Wir wünschen ihm die lange und lebhafte Theilnahme seines Vorgän- gers und empfehlen es allen Anfängern eines ernsten Studiums der Mineralogie. G. Suckow, Tabelle über die Eintheilung der mine- ralischen Krystallformen in sechs Krystallsysteme nach der Zahl, Lage und Grösse der Achsen. Jena 1863. — Diese Folio- tabelle giebt eine klare Uebersicht über die sechs Krystallsysteme und deren einfache Gestalten sowohl der holoedrischen wie der he- miedrischen, auch für jede die wichtigsten Mineralbeispiele. Sie er- leichtert wesentlich die Ein- und Uebersicht des krystallographischen Systemes und verdient die Aufmerksamkeit aller derer, welche ein- gehend mit der Mineralogie sich zu beschäftigen beabsichtigen. Sie empfiehlt sich als Beilage zu jedem Lehrbuche der Mineralogie und kann auch bei ihrem nur mässigen Umfange leicht in dieselben ein- geheftet werden, wenn man es nicht vorzieht sie als Tableau offen aufzuhängen. Hessenberg, der Rutil von Magnet Cove, Arkansas. — Diese Rutilkrystalle sind von seltener Schönheit und von Zolldicke,. 166 mit Spiegelflächen. Eine Drillingsgruppe der Combination „P. oP «- P.Püo.Pa.P?/s stellt in ausgezeichneter Weise die beiden am Rutil bekannten Zwillingsgesetze dar, nämlich nach dem gewöhnlichen nach P“ und dem selteneren nach 3 P%. Unter den genannten Flächen ist die achtseitige Pyramide P£/, neu, da seither nur 3 P%/; und 3P bekannt waren. Es betragen die normalen Endkanten von Pt/a; — 140° 17° 52, die diagonalen Endkanten desselben — 166° 12' 33‘ und die mittlen Kanten — 75° 29' 40‘. Dieselbe achtseitige Pyramide beob- achtete Verf. auch am Rutil von Graves Mount, Georgia. — (Notizen V, 25 — 27.) Saemann u. Pisani, der Cancrinit von.Barkwig. — Bekanntlich entdeckte G. Rose dies Mineral auf seiner Reise in den Ural und darauf wurde es nachgewiesen von Whitney bei Lichtfield im Maine und von Tschermak bei Ditro in Siebenbürgen im soge- nannten Ditroit, einem aus Orthoklas, Eläolith und Sodalit bestehen- dem Gesteine. Neuerdings wurde es nun auch im Zirkonsyenit bei Barkwig entdeckt. Es hat hier vollkommene Spaltbarkeit nach den Flächen des hexagonalen Prismas, H. 6, Gew. 2,404, weiss in gelb, Fettglanz, vor dem Löthrohre unter Aufblähen zu blasigem Glase schmelzbar, im Kolben Wasser gebend, in Salzsäure sich unter Auf- brausen lösend und gelatinirend. Die Analyse ergab 41,52 Kiesel- säure, 28,09 Thonerde, 17,15 Natron, 4,11 Kalkerde, 3,60 Kohlensäure und 6,60 Wasser. Der Cancrinit ist in Gesellschaft mit Orthoklas, Eläolith, Sodalith, Biotit, Bergmannit, Augit, Zirkon, Astrophyllit und scheint unter diesen mit dem Sodalith zuletzt gebildet zu sein. — (Annales Chimie Phys. LÄVIl, 350 — 359.) Schönichen, Galmeivorkommen auf der cantabri- schen Küste Spaniens. — Die Galmei und Bleiglanz führenden Gänge setzen hier in der Juraformation auf, deren vielfach geknickte und zerrissene mächtige Kalkmassen der Gegend einen wildroman- tischen Charakter verleihen. Der Jurakalk legt sich an die westlichen Ausläufer der Pyrenäen an und erstreckt sich am NO-Hange des can- tabrischen Gebirges entlang nach W. weit über Santander bis nach Asturien hinein mit aufgehobener Schichtung gegen die Küste. Der Distrikt mit den Gängen breitet sich in 2 Meilen Länge von NO. nach SW. am S-Gehänge des mehr als 2000‘ ansteigenden Gebirgskammes entlang, der ein Ausläufer des Cantabrischen Gebirges sich von Ra- males nach Bilbao zu auf etwa 5630 Meter längs der Meeresküste hinzieht. Die Erzlager wurden im J. 1852 entdeckt. Die Grube Nu- estra Sennora delas Nieves baut auf eine Gang ähnliche mit Galmei erfüllte Spalte im Jurakalk, die sich auf 260 Meter Länge verfolgen lässt. Die durch Eisenoxyd roth gefärbten Galmeiblöcke erheben sich bis 6° kammförmig über die nackte Kalkoberfläche. Etwa 6 Meter unter der Oberfläche hört der durch erhärteten Thon bewirkte erstere Zusammenhang des Galmei auf und die losen Stücke dieses liegen ne- ben und über einander geschichtet in einer sandigen eisenschüssigen Thonmasse. Der Kern vieler scheinbar reinen Galmeiblöcke besteht 167 aus krystallinischem Dolomit, der auch z. Th. das Hangende der aus- gefüllten Gangspalte bildet. Die Zinkerze bestehen hauptsächlich aus kieselsaurem Zinkoxyd, welches sich strahlenförmig um feste Punkte gebildet hat. Es ist unrein gelb, grau oder braun, hat einen Zinkge- halt von 64—66 pC., Eisen 0,5 pC., Kieselsäure 26— 27 pC. und 7 — 8 Wasser. In obern Tiefen fanden sich mit dem Kieselzink noch: Zinkspath nierenförmig, schalig derb und roggensteinartig, schnee- weiss, ferner Zinkblühte schneeweiss in schaligen Massen, ein seifig anzufühlendes leichtes Mineral anfangs schneeweiss dann braun und zuletzt schwarz bestehend aus 21,36 Zinkoxyd, 31,50 Kieselsäure, 26,43 Thonerde und 18,32 Wasser. Das Kieselzink ist öfter von Bleiglanz durchdrungen, auch finden sich reine Bleiglanzpartien mit einer Rin- de von Cerussit, auch Stalaktiten von Cerussit in kleinen Höhlungen. Kaum 500 Meter von der Grube delas Nieves entfernt liegt die Gru- be Augustina. Hier finden sich die Zinkerze in langgezogenen trich- terförmigen Vertiefungen von 8, 10, 12 Meter Tiefe, an der Oberflä- che bis 20 Meter weit, deren Wände terrassenförmig mit steiler Bö- schung abfallen. Die einzelnen Kessel hängen zuweilen zusammen durch schmale unbauwürdige Klüfte. Alle Kanten und Ecken der Kalksteinmassen, welche die Wände der mit Zinkerzen erfüllten Spal- ten und Trichter bilden, sind abgerundet wie wenn die Meeresbran- dung Jahrtausende daran gearbeitet hätte. Unleugban verdanken die Zinnerzlagerstätten ihren Ursprung warmen Quellen. Eine solche findet sich noch in der Nähe vor, im Thale von Carranza mit dem Badeorte Molina. Im J. 1856 wurde die Galmeilagerstätte von Cu- millas unfern Santander an der Meeresküste entdeckt. Ein dortiges Vorkommen von roggensteinähnlichem Zinkspath in rein weisser Zink- spathgrundmasse erinnert an den Karlsbader Sprudelstein. Die schneeweissen vollkommenen Kugeln bis Taubeneigrösse sind aus con- centrischen dünnen Schalen von- Ya —1‘'' Dicke gebildet, welche einen Kern von Kieselzink umlagern, der kaum die Grösse eines Steckna- delknopfes hat. — (Derg- u. Hüttenmänn. Zeitg. XXIL, 163 — 166.) W. Jung, chemische Untersuchung des frischen und des verwitterten Olivin aus dem Basalt des Unkeler Steinbruchs bei Oberwinter. — Diese Olivine lassen die mannichfachsten Farben- übergänge wahrnehmen, von lichtgrünen, unzersetzten, durch dunkel- grüne bis zu den zersetzten ockergelben. Die nähere vergleichende Untersuchung zeigt aber, dass es zwei Varietäten giebt, welche sich im frischen Zustande durch die Färbung, im verwitterten durch die Strucktur unterscheiden. Der unverwitterte Olivin ist bald hell, bald dunkelgrün, von körnig krystallinischem Gefüge. Verwittern die hell- grünen Olivine, welche gewöhnlich kugelige Absonderungen bilden: so dunkeln sie nur wenig und dann nie rostgelb, wenn sie vollstän- dig zu Pulver zerfallen. Gleichzeitig wird ‘ihr Gefüge durch die Zer- setzung dergestalt verändert, dass die halb verwitterten durch einen einzigen Hammerschlag zu einem gleichmässigen Pulver zerfallen, welches keine dunklern Theile mehr enthält. Verwittern dagegen die 168 dunkelgrünen nicht kugelig abgesonderten sondern eingewachsenen Olivine: so entsteht ein Zersetzungsprodukt, welches bald schwach rostgelb, bald. schwach gelbgrün ist, aber in beiden Fällen enthält das Zersetzungsprodukt glanzlose. mürbe, sehr dunkelgrün gefärbte Körnchen in seiner Masse vertheilt. Inwiefern nun eine Unterschei- dung dieser Olivine in zwei Abänderungen chemisch begründet, er- geben die Analysen: I. des frischen hellgrünen von H. 7, Gew. 3,22, hellspargelgrün, mit weissem Strich und Glasglanz; II. des dunkel- grünen frischen von H. 7, Gew. 3,19, dunkel pistaziengrün mit weis- sem Strich, glasartigem Glanze und durchscheinend; III. des zersetz- ten, Gew. 2,01, rostgelb, matt, glanzlos, mit mürben dunkelgrün ge- färbten Körnchen. ' I II. III. Kieselsäure Kir. Haar se 47,32 52,03 45,95 Thonerde mit Spuren v. Chromoxyd 3,99 _ — Bisenoxydule 3 ea 11,70 8,63 13,87 Eisenoxyda 2 er — — 2,02 Niekeloxydul 20 ee: 0,32 0,44 0,29 » Maenesia ir cn an ee en. 30,30 37,31 23,99 Kalk a ne a — — 3,90 Kohlensäure vu. 0 a. au, — — 3,90 Wasserinn ar na) Er. 0,67 0,84 6,79 . 100,30 9925 100,71 Aus diesen Analysen folgt: 1. Die frischen Olivine von Unkel sind theils Thonerdehaltig, theils Thonerdefreie. Die Thonerde der erstern vertritt einen äquivalenten Theil der Kieselsäure. 2. Die thonerdehal- tigen Olivine enthalten Spuren von Chromoxyd, welches den andern fehlt. 3. Alle Olivine von Unkel sind Nickel- und Manganhaltig, frei dagegen von Kupfer und Zinn. 4. Alle Olivine von Unkel enthalten kleine Mengen von Wasser. 5. Die Thonerdehaltigen Olivine lassen sich von den Thonerdefreien schon durch hellere Farbe und ihre Strucktur unterscheiden, zumal bei beginnender Verwitterung. 6. Die Olivine von Unkel entsprechen nicht der allgemeinen Formel eines Monosilikates 2RO.SiO,, sondern sie sind in frischem Zustande zu betrachten als eine Verbindung von 1 Monosilikat mit 4 Bisilikat. T. Das Verhältniss von Eisenoxydul zu Magnesia ist in den Thonerde- haltigen und Thonerdefreien Olivinen verschieden, in jenen 1:3, in diesen 1:8. Beide sind dem von Bischof angeführten Verhältniss die- ser Basen für basaltisehe Olivine 1:10 nicht gleich. 8. Die Einwürfe gegen Klaproths Analyse des Unkeler Olivins sind unbegründet, denn derselbe stellt in der That ein Gemenge dar. 9. Die Zersetzung die- ses Olivins erfolgt in der Art, dass die Basen desselben in grösseren Mengen als die Kieselsäure fortgeführt werden, während Wasser auf- genommen wird so zwar, dass der Olivin in: völlig zersetztem Zu- stande ein wasserhaltiges Bisilikat wird von der Formel 2(RO.$Si0;) +HO. 10. Die Magnesia wird bei diesem Processe in grösserer Menge fortgeführt als das Eisen, denn das ursprüngliche Verhältniss von 169 1Fe0:8MgO ist indem Zersetzungsprodukt in das Verhältniss 1FeO: 3MgO umgeändert. 11. Bei der Zersetzung des Olivins müssen kalk- haltige Gewässer thätig sein, weil die Zersetzungsprodukte stets koh- lensauren Kalk in ihren Gemengtheilen enthalten. 12. Ein Theil der Magnesia wird bei der Zersetzung in kohlensaure Magnesia überge- führt. 13. Ein Theil des Eisenoxyduls wird bei der fortschreitenden Zersetzung in Eisenoxydhydrat übergeführt. Diese Zersetzung be- schränkt sich indessen auf einen kleinen Theil des vorhandenen Ei- sens, denn in deren völlig zersetztem Mineral betrug die Menge des ‚Eisenoxydes nur 2 pC. oder etwa !/ıo der ganzen Eisenmenge. 14. Die Olivine von Rheinbreitbach scheinen mit jenen von Unkel iden- tisch zu sein, wenigstens liefern sie die nämlichen Zersetzungspro- dukte. 15. Die Zusammensetzung der Zersetzungsprodukte entspricht derjenigen, welche man für den Pikrosmin aufgefunden hat, d. h. aus einer Verbindung von 2 At. einfach kieselsaurer Magnesia mit 1 At. Wasser in isomorpher Mischung mit ein wenig des entsprechenden Eisensilikates. — (Zbenda 289 — 293.) Gl. Palaeontologie. F. J. Pictet, melanges paleonto- logiques. — Durch seine paläontologischen Arbeiten über schwei- zerische, Vorkommnisse war der Verf. genöthigt, Arten anderer Loca- litäten zu vergleichen und sammelte dabei beachtenswerthe Beobach- tungen, die er in besondern Aufsätzen publicirt. 1. Ueber die Gren- zen der Gattung Toxoceras und über T. obliquatum d’Orb. Sobald man vollständige Exemplare dieser Gattung vor sich hat, ist nach der d’Orbignyschen Diagnose die Bestimmung sehr leicht, aber Bruch- stücke lassen sich sehr leicht mit Ancyloceras verwechseln und erst die genaue Berechnung der fehlenden Enden entscheidet für solche. Verf. weist dies an der genannten Art nach, die er speciell beschreibt und mit ihren ähnlichen Formen vergleicht. Er versetzt sie unter Anisoceras. — 2. Ueber die Grenzen zwischen Ancyloceras und Crio- ceras und über die Mündung des Cr. Duvali. Astier betrachtete die Crioceraten als blosse Anfangsstüeke der Ancyloceraten, was nach Verf. nicht statthaft ist, da Cr. Duvali sich mit einer wie bei reifen Tentakuliferen beschaffenen Mündung findet, welche beweist, dass das Thier den Ancylocerashaken nicht bildete. Die Wachsthumsstrei- fen am Mundrande lassen keinen Zweifel über das -hohe Alter des Individuums. — 3. Ueber die Windung der Ammonites angulicostatus und die Grenzen zwischen Ammonites und Crioceras. Jener Ammo- nit windet sich bald wie ein ächter Ammonit bald wie ein Criocera- tit und ähnelt im letztern Falle Cr. Villiersanus und Duyali. — 4. Ueber einige Arten der Gruppe des Amm. rotomagensis und A. Man- tell. Verf. beleuchtet die allgemeinen Beziehungen und davon speci- ell A. Mantelli, zu welchen als comprimirte Varietät gehört A. Cou- loni d’Orb, dann A. rotomagensis mit den Synonymen A. sussexensis Swb, hippocastanum Sh, dann A. cenomanensis Arch, der in der Ju- gend viel Aehnlichkeit mit A. rotomagensis, im mittlen Alter mit A. Mantelli hat, A. Cunningtoni Sharpe; A. Gentoni Brg oder A. navi- XXIIL 1864. 19 170 ‘etlaris Swb, A. Deveranus d’Orb; schliesslich werden alle übrigen Arten dieser Gruppe mit kritischen Bemerkungen aufgezählt. — (Mem. soc. phys. d’hist. nat. Geneve XVII, 23—58. 7 tbb.) P. de Loriel beschreibt zwei neue Echiniden aus der Nummulitenformation Aegyptens, nämlich Eupatagus formosus und Schizaster africanus. — (Zbidem 103 — 109. tbb.) R. @. Egerton, neue Fischreste aus Neusüdwales: Myriolepis Clarkei, Cleithrolepis granulatus, Palaeniscus antipodens. — (OQuart. journ. geol. London AA, 1—6. tb.) M. Duncam, fossile Korallen von den westindischen Inseln: Ceratotrochus duodecimcostatus ME, Placocyathus Baretti, Pl. variabilis, Pl. costatus, Trochoeyathus laterospinosus ME, Tr. ab- normalis, Tr. profundus, Stylophora raristella ME, St. affinis, Dicho- | coenia tuberosa, Stephanocoenia intersepta ME, Caryophyllia affinis, Antillia ponderosa ME, A. dentata, A. lonsdaleia, A. bilobata, Telei- phyllia grandis, T. navicula, Maeandrina sinnosissima ME, Astraea antillarum, A. brevis, Plesiastraea distans, Pl. globosa, Pl. spongifor- mis, Pl. ramea, 'Soleastraea Verheltsi ME, Siderastraea grandis, Poe- eilopora crassoramosa. Die neue Gattung Aniiliia ist aus Montlival- tien und. Circophyllien gebildet: einfacher Stock, Strahlenlamellen mehr minder gezähnt, mit Columella, Epithek, Endothek, Exothek, Rippen verschiedentlich gekörnt, behöckert oder dornig. Die andere Teleiophyllia hat ihre Stelle neben Rhipidogyra. Es sind nun über- haupt aus jenen miocänen Lagern 76 Arten bekannt, wovon 4 noch jetzt dort leben und drei im Ostindischen und Stillen Ocean vorkom- men. 9 europäisch miocän, 2 asiatisch miocän, 1 europäisch eocän und 2 der europäischen Kreideformation angehören. — (Ibidem 20 — 44. tb. 2—5.) H. M. Jenkins, Tertiärconchylien vom Sela auf Ja- va. — Nach Schilderung der geognostischen Lagerstätte beschreibt Verf. folgende Arten: Murex Grooti, M. paradoxicus, Pyrula cochli- dium L, P. javanis [!], Purpura umbilicata, Oliva utriculus Gm, Co- nus striatellus, Natica Duncani, N. rostalina, N. flemmingana, Vicarya callosa, Turritella aeuticingulata, T. simplex, Turbo obliquus, Cardi- um subalternatum, Pythina temperi, Amphistegina vulgaris, Astraea Herklotsi. — (Zbidem 45 — 46.) J. Leckenby diagnosirt neue Pflanzen aus dem jurassischen Sandstein und Schiefer von Scarborough: Cycadites zamioides, Pa- laeozamia pecten, Pterophylium medianum, Pt. angustifolium, Ctenis Leckenbyi, Otopteris mediana, ©. lanceolata, O. graphica, O. tenuata, Sphenopteris modesta, Phlebopteris Woodwardi, Fucoides erectus. — (Ibidem 74— 82. tb. 8-11.) Osw. Heer, die fossilen Calosomen. — Seit Herausgabe von des Verf.s Insektenfauna von Oeningen und Radoboj sind viele neues Licht verbreitende Arten entdeckt worden, von Coleopteren al- lein von Oeningen 38 neue Laufkäfer der Gattungen Nebria, Caloso- ma, Amara, Sinis, Harpalus, Bradycellus, Argutor, Badister, Stenolo- 171 phus, Acupalpus und Bembidium, also meist noch nicht vorweltlich bekannte. Unter den Carabiden gehören Carabus und Calosoma zu den artenreichsten, zugleich innigst verwandten, aber doch in ihrer geschichtlichen Entwicklung und Verbreituug sehr verschiedenen. Er- stere lebt in mehr denn 300 Arten vornämlich in der nördlichen ge- mässigten Zone und besonders in gebirgigen Gegenden. Die Schweiz hat 31 Arten. Nur wenige sind subtropisch und in den Tropen feh- len sie ganz oder treten nur in kühlen Gebirgsgegenden auf. An- ders die Calosomen. Sie sind über die ganze Erde zerstreut, aber nirgends in grosser Mannichfaltigkeit. Deutschland hat nur 5, Frank- reich 4, die Schweiz 3, im Ganzen sind 70 bekannt, 7 in Europa, Di auf den atlantischen Inseln, 8 in Afrika, 17 in Asien, 33 in Amerika. Von Carabus ist noch keine tertiäre Art gefunden, dagegen lieferte Calosoma bei Oeningen und Locle 7 Arten, so dass die tertiäre Schweiz mehr hatte als jetzt Mittel- und Südeuropa, während die jetzt gemei- nen Caraben damals fehlten. Dabei ist nicht zu vergessen, dass die Calosomen’ geflügelt, die Caraben aber ungeflügelt sind, jene leichter in die Gewässer geriethen als diese. Jä die Calosomen waren zur Tertiärzeit auch viel häufiger als jetzt, denn Verf. erhielt im Canton Zürich seit 30 Jahren nur 2 Exemplare, dagegen seit 3 Jahren schon 12 fossile Stücke. Verf. wies früher nach, dass manche Pflanzengat- tungen im Tertiärlande einen Verbreitungsbezirk mit gesammelten Arten hatten, während jetzt mit zerstreuten, dass damals öfters die verschiedenartigsten Typen einer Gattung räumlich zusammengefasst waren, welche jetzt über alle Welttheile zerstreut sind. Eben diese Erscheinung kehrt auch bei den Insekten wieder wie Calosoma zeigt. So entsprechen C. catenulatum und C. caraboides den nordamerikani- schen C. Sayi Dej und C. longipenne Dej, ferner C. Nauckanum und C. deplanatum dem lebenden C. Maderae F, C. Jaccardi dem C. in- quisitor F, endlich sind C. Escheri und C. escrobiculatum eigenthüm- lich, doch dem peruanischen C. brunneum Chevr ähnlich. Alle terti- ären sind von den heutigen verschieden und repräsentiren Typen der alten und der neuen Welt. C. Jaccardi und C. caraboides sind die extremsten Formen der Gattung, erstere mit breiten kurzen Flügel- decken ähnlich den asiatischen Callisthenes, letztere mit langen schma- len Flügeldecken wie C. longipenne Amerikas mit Annäherung an Ca- rabus. Die tertiäre Flora der miocänen Epoche hatte einen vorwie- gend amerikanischen Charakter mit Typen der atlantischen Inseln (Canarien). Unter den Calosomen sind amerikanische Typen und zwei der atlantischen Inseln, also wieder die Bestätigung des Resultates aus der Flora. Diese wies auf ein Klima wie das im Süden der Ver- einten Staaten und das von Madeira und auch für solches sprechen die Beziehungen der Calosomen. Oeningen und Locle sind obermio- cän. Von 140 Pflanzen von Locle kommen 83 auch bei Oeningen vor, 31 Arten sind beiden Localitäten eigenthümlich, dagegen sind beide Calosomen von Locle von den Oeningern verschieden. Von den 5 Oeninger Calosomen kömmt eine Art in der niederrheinischen Braun- 12* 172 kohle vor, welche 44 Pflanzenarten mit Oeningen gemein hat. Auch die Wirbelthiere beider Localitäten stehen sich auffallend nah. Zur Beschreibung der Arten übergehend macht Verf. zunächst auf die ge- nerischen Unterschiede zwischen Calosoma und Carabus aufmerksam insbesondere ‚in der Skulptur der Flügeldecken und beschreibt diese Arten dann im einzelnen mit bekannter Sorgfalt. Wir haben sie oben schon mit ihrer Verwandtschaft namhaft gemacht. Alle sind abgebil- det. — (Zxtraabdruck.) @l. Botanik. A. de Bary, ein neuer der Kiefer verderb- licher Pilz, Caeoma pinitorguum. — Dieser gefährlich in der Mark und Hannover auftretende Pilz schmarotzt auf jugendlichen Bäumen von Pinus silvestris und scheint auf ältern als zehnjährigen nicht vor- zukommen, entwickelt sich stets nur auf einjährigen Trieben und fruktifieirt im Juni und Anfangs Juli, dehnt sich aber über ganze Bestände aus und mehrere Jahre hinter einander und scheint früher übersehen worden zu sein. Er wird sichtbar sobald die Nadeln die Hälfte ihrer Grösse erreicht haben und sitzt stets an der Achse, nie an den Nadeln. An der grünen Rinde bemerkt man zuerst gelbe läng- liche Flecke, die dann zu Pusteln anschwellen, anfangs von der glat- ten Oberhaut bedeckt, dann durch einen weit klaffenden Längsriss geöffnet, aus welchem ein blass orangefarbenes Sporenpulver hervor- quill. Das Gewebe der befallenen Triebe ist von einem Pilzmyceli- um durchwuchert, das aus zarten, verzweigten, septirten Fäden be- steht, deren Zellen orangegelbe Körnchen enthalten. Die Fäden sitzen in der Rinde, den Markstrahlen und dem Marke und verlaufen zwi- schen den Zellen der Gewebe vereinzelt oder zu dichten Geflechten vereinigt. Selbst in den jüngsten Exemplaren fand sich das Frucht- lager des Pilzes schon angelegt. Es bildet sich in der ganzen Aus- dehnung eines Fleckes innerhalb der 2. bis 4. Lage von Rindenpa- renchymzellen, nie unmittelbar unter der Epidermis zuerst als eine Schicht dicht verflochtener Fäden mit dem ringsum verbreiteten My- celium überall zusammenhängend; von der äussern Fläche dieser Schicht erheben sich kurz keulenförmige Schläuche dicht gedrängt parallel und senkrecht gegen die Zweigoberfläche. Diese sind die Sporenträger oder Basidien. Im folgenden Stadium sind sämmtliche Schläuche gestreckt und auf dem Scheitel eines jeden bis 20 rundli- che Zellen sichtbar, die jungen Sporen. Verf. verfolgte ihre weitere Ausbildung, welche das Bersten der Rinde zur Folge hat. Die reifen Sporen sind blass orangegelb, kugelig, oval oder länglich, selbst un- regelmässig mit feinkörnigem Inhalt und farbloser zweischichtiger Membran. Die Sporenträger sterben bald nachher mit dem ganzen umgebenden Gewebe ab. Dieser Pilz gehört unzweifelhaft zu den Uredineen. Diese Familie bildet drei Gruppen: Uredoformen, Pucei- niaformen und Aecidiumformen und der Kiefernpilz fällt der Gattung Caeoma und der Uredoform von Coleosporium zu. Es verunstaltet. | die Triebe der Kiefern und tödtet bei zahlreichem Auftreten diesel- ben gänzlich durch Zerstörung ihres Gewebes. Wie er in dasselbe, 173 gelangt, darüber lassen sich noch nicht einmal Vermuthungen aufstel- len. — (Berliner Monatsberichte 1863. S. 624 — 640. Tfl.) A. Braun, die Isoetesarten der Insel Sardinien. — Seit Dürieu de Maesonneuves Arbeit 1844 über die Isoeten, bis zu der nur 3 Arten bekannt waren, sind zahlreiche Arten aller Orten entdeckt worden. Algier lieferte 4, Frankreich 8, eben so viele Ita- lien, Spanien 3, Grossbritanien 3, Deutschland und der europäische Norden 2. Am reichsten ist also S-Europa und hier wieder die In- sel Sardinien mit Maddalena und Caprera mit 6 Arten und 2 Abarten,. wovon 3 eigenthümlich. — Der stets knollenartig gestauchte meist unterirdische. Stamm ist unterseits von 2 oder 3 Längsfurchen durch- zogen. Die Zahl dieser Furchen ist specifisch. Der die Längsachse des Stammes bildende Holzkörper ist entsprechend am untern Ende in 2 oder 3 divergirende Arme getheilt. Längs der Furchen aufstei- gend entspringen die Wurzeln, deren Zahl mit den Blättern gleichen Schritt hält; die Wurzeln der jüngsten Generation treten dem Cen- trum der Unterfläche und der Mittellinie der Furchen zunächst her- vor, von wo sie mit der Dickenzunahme des Stammes nach den Sei- tenwänden der Furchen und nach der Peripherie der Lappen geho- ben werden. Meist übertrifft die Entwicklung der Dicke des Stam.- mes die der Länge, daher dessen Gestalt kuchen- oder scheibenför- mig. Die Mittelgegend der Oberfläche ist stets muldenartig vertieft. Die Verdickung des Stammes geschieht durch Bildung neuen Paren- chyms aus einem zwischen Rinde und Holzkörper gelegenen Bildungs- zweige. Von aussen her verkürzt ein Process des Absterbens und der Abstossung die verlängerten Lappen, doch zu sehr verschiedenen Zeiten. Die Abschuppungsflächen sind meist concave und glatte. Die Isoeten sind ausdauernde Pflanzen ohne unterbrochene Vegetation. Nur bei den im Trocknen wachsenden Arten warmer Gegenden dör- ren die Blätter in der heissen Jahreszeit ab und in der winterlichen Regenzeit bildet sich die neue Blattrosette. Die Zahl der Blätter ei- nes Jahres ist nach den Arten verschieden, auch nach Alter und 3°5 Standort. Ihre Anordnung folgt einer Spirale aus der Reihe 31 8 13 21 34°" lichen) Sporenbehältern bilden den ersten Theil der Jahresgeneration, Blätter mit kleinsporigen (männlichen) den zweiten innern Theil der- selben, unfruchtbare Blätter bilden den Uebergang von einem Jah- rescyclum zum andern: letztere stets in geringerer Anzahl als erstere beide. Das Blatt besteht aus einem untern schuppenartigen Theile als der Blattscheide und einem obern pfriemenförmigen, der Stiel sein würde, wenn er eine Spreite trüge, so aber selbst die schmale Spreite ist. Die Blattscheiden sind dreieckig eiförmig, umfassen aber mit der breiten Basis die Stengelebene nie vollständig. Die Scheiden der äussern Blätter decken festanliegend die folgenden, wodurch eine Art Zwiebel am Grunde des Blätterbüschels gebildet wird, Der Schei- Sie sind dreifacher Art: Blätter mit grosssporigen (weib- 174 denrücken ist gewölbt, glatt, längs gerinnt oder mit rauher Längs- binde; die Innenfläche zeigt eine länglich runde Grube zur Aufnahme des Sporangiums, oft mit einem häutigen Ueberzuge, dem sogenann- ten Segel. Mitten über dieser Grube liegt noch ein Grübchen in Form einer schiefen Querspalte aus welcher eine Art Züngelchen hervortritt und deren Unterrand als Lippe ausgebildet ist. Die Wöl- bung zwischen Lippe und Segel heisst Sattel. Nach Hofmeister wird das Züngelchen schon in der frühesten Bildungszeit des Blattes an- gelegt und entwickelt sich sehr schnell. Sie besteht aus zartrandi- gem Gewebe ohne Stärke und Chlorophyll und bietet wichtige Art- charaktere. An der Blattscheide hat man endlich noch den Hof und den Flügelrand zu unterscheiden, die Verf. näher beschreibt. Die Länge der Blätter ändert erheblich ab, nicht minder die Breite. Rük- ken- und Bauchfläche desselben gewähren Eigenthümlichkeiten. Im innern Bau stimmen die Blätter aller Arten wunderbar überein. Dicht über dem obern Rande des Hofes beginnen die 4 Lufthöhlen und durchziehen das Blatt der ganzen Länge nach, streckenweise durch. horizontale Wände unterbrochen. Nur ein Gefässbündel durchzieht das Blatt: die Spaltöffnungen sind vorhanden oder fehlen und damit in Verbindung steht das Verhalten der Bastbündel. Gewisse Bündel kommen als Hauptbündel genau an bestimmten Stellen der Peripherie vor, andere in Lage und Vorkommen unregelmässig, sind Nebenbün- del. Unter erstern zeichnen sich die beiden mittlen, auf der Vorder- und auf der Rückseite durch Stärke aus, ihnen folgen die beiden randständigen. Manche Arten haben nur diese 4 Bündel, andere noch deren 2 schwächere und noch andere viele sehr schwache. Die Ma- cro- und Microsporangien nehmen die gleiche Stelle an dem Schei- dentheile des Blattes ein, indem sie auf der Hinterseite der Grube der Länge nach angewachsen sind, beide stimmen auch in Grösse und Gestalt überein, sind aber doch bei der Reife zu unterscheiden. Wichtiger sind aber die Unterschiede der grossen und kleinen Spo- ren nach den Arten. Die Macrosporen sind tetraedrisch oder drei- seitig pyramidal mit stark gewölbter Grundfläche und leistenartigen Kanten, verschiedentlich skulptirter Oberfläche und Farbe. Die Mi- crosporen sind länglich mit einer geraden Längskante, im Querschnitt dreikantig, glatt oder schwach punktirt, behöckert, stachelig. — Gen- nari löste Isoetes unnatürlich in 3 Gattungen auf. Cephaloceraton und Isoetaea bilden nur die eine Gruppe der Landisoeten. Verf. nimmt drei andere Gruppen an. 1. Wasser-Isoeten: Blätter mit ge- räumigen Lufthöhlen, deren Aussenwand aus 2 bis 3 Zellenlagen ge- bildet ist, ohne Spaltöffnungen, ohne peripherische Bastbündel, ohne Blattfüsse, mit entwickeltem oder unentwickeltem Segel, breitem hin- ten zusammenhängenden Hofe, glattem Rücken der Blattscheide, ohne Niederblätter; stets im Wasser untergetaucht. 2. Amphibische Isoe- ten: Blätter mit geräumigen Lufthöhlen, deren Aussenwand aus 2 bis 3 Zellenlagen besteht, mit Spaltöffnungen und 6 peripherischen Bast- bündeln und oft noch Zwischenbündeln, ohne Blattfüsse; keine oder 175 nur wenig. ausgesprochene Niederblätter; im Troeknen und im Was- ser. 3. Land-Isoeten: Blätter mit engen Lufthöhlen, deren Aussen- - wand blos aus einer Zellenlage gebildet wird, mit vielen Spaltöffnun- gen und nur 4 starken peripherischen Bastbündeln; Blattfüsse mit oder ohne hornartige Verlängerungen, Segel vollkommen deckend, geschlossen, Hof schmal, nach hinten nicht zusammenhängend, Rücken der Blattscheide mit warzigem breiten Längsstreif, schuppenförmige Niederblätter, Vegetation unterbrochen; an periodisch nassen oder stets trocknen Orten. Verf. geht nun zu den sardinischen Arten über, welche den letzten beiden Gruppen angehören. Giebt zunächst de- ren Lokalitäten specieller an, dann ein Verzeichniss der in ihrer Ge» sellschaft auftretenden Pflanzen, endlich die Beschreibung der Arten selbst. Es sind I. velata Br, I. dubia Genn, I. tegulensis Genn, I. Duriaei Bory, I. hystrix Dur. Wegen der ausführlichen Charakteri- stik und Kritik derselben müssen wir auf das Original verweisen. — (Zbenda 554 — 624.) Pringsheim, die Embryobildung der Gefässerypto- gamen und das Wachsthum von Salvinia natans, — Hof- meister hat zuerst die Frage nach der Entstehung der Vegetations- spitze des Embryo durch den Nachweis der Zellenfolge im befruch- teten Keimbläschen zu lösen versucht und gelangte zu demselben Schlusse wie vor ihm Schleiden und Mettenius für die Rhizocarpen aus der vergleichenden Betrachtung der fertigen Theile des Embryo. Es soll nach ihm in der ganzen Gruppe der farrenkrautartigen Pflan- zen aus dem Keimbläschen zunächst eine kurze, nicht weiter entwick- lungsfähige primäre Achse entstehen und der eigentliche Stamm der Pflanze erst später als Seitenzweig sich bilden oder aus einer Gabel- spaltung derselben hervorgehen. Verf. bezweifelt dies und meint, dass die angebliche, in der Entwicklung stehen bleibende primäre Achse nicht vorhanden ist und dass die befruchtete Eizelle selbst un- mittelbar zur Scheitelzelle des sich fortentwickelnden Hauptstammes wird, indem sie vom Beginn ihrer Entwicklung an sich genau so ver- hält, wie die gewöhnliche Scheitelzelle wachsende Sprosse. Dies er- giebt eine veränderte Deutung der ersten Organe des Embryo bei den Gefässeryptogamen. Die Beweise dafür will Verf. in besondern Mono- graphien bringen. Zunächst die über Salvinia natans, deren Wachs- thumsweise bis jetzt ganz verkannt worden. Nach Mettenius wird der scheinbare Stamm derselben von einzelnen nur ein Internodium langen Aesten derartig zusammengesetzt, dass jedes Internodium zwi- schen zwei Blattpaaren als ein Ast des vorhergehenden zu betrach- ten ist. Die ins Wasser herabhängenden Sporenfrüchte sollen näm- lich die Enden der jedesmal nur ein Internodium langen Aeste dar- stellen und die horizontale Fortsetzung des Stammes von einem Sei- tenaste gebildet werden, welcher zwischen den beiden Blättern des einzigeu Blattpaares seines Mutterastes entspringt. Während nun dieser mit einem Blattpaar seine Spitze gleichfalls in einen herabhän- genden Fruchtast umändert, soll dann ein neuer Seitenzweig in der- 176 selben Weise entstehend und sich entwickelnd, den Stamm wieder in horizontaler Richtung fortsetzen Die von dem Stiele der Sporen- früchte ausgehenden langen fadenartigen und haarigen Bildungen sol- len sterile Zweige sein. Aber diese Anschauung ist falsch. Der Stamm der Salvinia endet vielmehr ganz analog dem Stamme anderer Gefässeryptogamen mit einem sehr deutlichen fortwachsenden Vege- tationskegel, unterhalb dessen Spitze die verschiedenen Organe: in un- unterbrochen aufsteigender Folge angelegt werden. Der Vegetations- kegel der Salvinia ist sogar einer der entwickeltsten der Gefässerypto- gamen. Er überragt beträchtlich die Ursprungsstelle der jüngsten Blätter, endet in eine grosse Terminalzelle. und lässt sehr klar die ganze Zellenfolge erkennen, in welcher durch die einander folgenden Theilungen der Terminal- oder ihrer Tochterzellen das Gebäude des Vegetationskegels sich aufbaut. Einige Zellenlagen unter der Schei- ‚telzelle treten auf gleicher Höhe an seinem Umfange drei seiner pe- ripherischen Zellen hervor als Anlagen dreier zu einem Blattquirl zu- sammentretender Blätter, zwei werden davon zu dem bekannten Blatt- paare, das jedes Internodium der Salvinia an seiner Oberseite trägt, das dritte wird zu dem ins Wasser herabhängenden Organe oder dem bisherigen Fruchtaste. Es sind also Blätter zweierlei Art im Quirl, zwei Luftblätter und ein Wasserblatt. Letzteres ist ein vielfach ge- theiltes fiedertheiliges Blatt und seine einzelnen Zipfel sind jene ins Wasser herabhängenden fädlichen Bildungen, die Wurzelfasern der ältern Botaniker. Ihre Bedeutung als Zipfel eines Fiederblattes er- klärt alle Eigenthümlichkeiten und giebt auch Aufschluss über das ausnahmsweise Auftreten von Sporenfrüchten an ihrer Spitze, deut- lich unter die Spitze des ältesten Gipfels treten normal an den frucht- baren Stengelgliedern die Sporenfrüchte hervor, entstehen also wie überhaupt bei den Farrenkräutern aus der Umbildung eines Blatt- theiles Die äussern Vorgänge der Keimung der Makrosporen sind längst bekannt. Der im Innern der Archegonien durch die Befruch- tung veranlasste Embryo tritt als gestielte Scheibe hervor, an wel- cher unterhalb der Ausrandung ihrer Vorderfläche die zum Stamme auswachsende Knospe sich befindet. Diese beiden Theile des hervor- tretenden Embryo, die Scheibe und ihr Stiel nennt Bischoff Schild- chen und Stielchen. Während letzeres an dem einen Ende in erste- res mündet, ist es mit dem andern Ende in dem Proembryo befestigt. Die constante und hier auch leicht erkennbare Lagerung und Richtung des Embryo gestattet eine durchaus sichere Deutung der Theile des Embryo. Kurz nach der Befruchtung ist das Archegonium von einer grossen Zelle ganz erfüllt, welche durch eine Scheidewand in eine vordere und hintere Hälfte getheilt wird, aus der hintern geht das Stielchen hervor, die vordere aber theilt sich durch eine auf der ersten Thei- lungswand fast senkrechten Scheidewand in eine obere und untere Zelle, die obere ist die erste Zelle des Schildchens, deren ganzes Gewebe ausschliesslich durch Theilung dieser Zelle entsteht, die untre aber, ganz vom Aussehen einer Terminalzelle eines wachsenden Spros- 177 ses verhält sich von nun an auch genau wie solche, sie wird, indem sie ihren Theilungen die gesetzmässige Zellfolge der Scheitelzellen der Salvinia einhält, zu dem Vegetationskegel für den Hauptstamm der Pflanze, welcher nun in ununterbrochener Folge sämmtliche Blatt- wirtel anlegt. Schon in der dreizelligen Embryonalanlage ist daher das Bild des fertigen Embryo wie er später aus dem Proembryo her- vortritt, erkennbar und auch schon die erste und zweite Theilung in dem Keimbläschen erfolge nach demselben Gesetze, nach welchem die spätern Theilungen der unzweifelhaften Scheitelzellen stattfinden. Diese ist daher bezüglich zum Keimbläschen eine Scheitelzelle hö- hern Grades und das befruchtete Keimbläschen selbst erscheint als die erste Scheitelzelle des Hauptstammes sowie deren beide erste Tochterzellen als die Anlagen zu den Blättern, zu den Stielchen und Schildchen Bischoffs. Aber die ersten aus der Scheitelzelle hervor- ‚gehenden Gliederzellen zeigen in ihrer weitern Ausbildung geringe Abweichungen von dem Verhalten der ihnen gleichwerthigen Toch- terzellen ersten Grades, welche von der Scheitelzelle weiter entwickel- ter Sprossen gebildet werden. Diese höher am Sprosse sich vermin- dernden und endlich verschwindenden Abweichungen bedingen die Verschiedenartigkeit in der Gestalt und Ausbildung der ersten Inter- nodien und Blätter des zum Hauptstamme auswachsenden Embryo. Die Anlage zu den beiden ersten Blättern geht aus der Umbildung einer ganzen Tochterzelle ersten Grades der Scheitelzelle hervor, wäh- rend die Anlagen zu den spätern Blättern von Tochterzellen höherer Grade gebildet werden. Verf. wirft hiervon einen Blick auf andre Gefässeryptogamen. Der Theil des Embryo bei Farrenkräutern, Pi- lularia, Isoetes, den man Fuss nennt, stimmt morphologisch mit dem Stielchen von Salvinia überein und Hofmeisters Darstellung der Zel- lenfolge der Embryonalanlage lässt auch die oben für Salvinia gege- bene Erklärung zu. Die Annahme einer nicht entwicklungsfähigen primären Achse erscheint für alle Pflanzen dieser Gruppe unnöthig. Schon die Stellung der Knospe zwischen jenem Fusse und dem er- sten Wedel weist entschieden darauf hin, dass auch hier überall das befruchtete Keimbläschen unmittelbar als Scheitelzelle des fortwach- senden Hauptstammes fungirt und dass der Fuss das erste Blatt dar- stellt. Nur bei Isoetes muss der Fuss als die erste Basis des ersten Wedels oder ersten Blattes angesehn werden. Durch diese Erklärung werden die Widersprüche gehoben, welche die frühere Auffassung des Embryo der Gefässeryptogamen ergab und seine Entwicklung zur Pflanze erweist sich übereinstimmend mit der der Keimung der Mo- nokotylen. Nägeli hob schon hervor, dass die Annahme ohne alle Analogie sei, dass nämlich eine Achse mit ihrer Spitze an einen frem- den Körper anwachse oder dass ein Blatt sich durch Erweiterung des untern Theiles eines Stammes bilde. Dagegen ist es häufig bei der Keimung der Monokotylen, dass das ganze erste Blatt des Embryo ‚ ünentwickelt bleibt und aus den Samenhüllen nicht hervortritt und dass ein Theil dieses Blattes und zwar seine Spitze mit dem Samen- 178 eiweiss anwächst und hierin liegt ein weiterer Beweiss für die Iden- tität des Proembryo der Gefässeryptogamen und des Sameneiweisses der Phanerogamen. Endlich noch einige Berichtigungen über den Bau der Geschlechtsorgane bei Salvinia. Der Bau der Archegonien war bisher nicht richtig erkannt Sie besitzen nämlich über den vier Schlusszellen, welche die Centralzelle bedecken, noch einen ausge- gebildeten Halsfortsatz, welcher beim Oeffnen des Archegoniums vor der Befruchtung abgeworfen wird, und schliessen sich also. den übri- ‘gen Gefässeryptogamen an. Die Bildung des offnen Kanales, welcher nach Abwerfung des Halsfortsatzes zwischen den vier Schlusszellen bis in die Centralzelle verläuft, ist nicht so einfach wie man seither annahm. Es bildet sich dadurch, dass die Centralzelle selbst zwischen die vier Schlusszellen hineinwächst und sich nach oben öffnet. Die Centralzelle erhält hierdurch eine flaschenförmige Gestalt, die Bildung ihres engen halsförmigen Fortsatzes wird durch eine ihrer obern Wand anliegende Zelle, Hofmeisters Keimbläschen, eingeleitet. Hof- meister macht es wahrscheinlich, dass die Samenfadenzellen in den Mikrosporen entstehen, später sah Milde, dass aus dem Mikrosporan- gium Schläuche hervortreten, in denen sich Samenfadenzellen befin- den. Viel früher hat Savi das Hervortreten zelliger Schläuche aus den Mikrosporangien nachgewiesen und die Bildung beweglicher Körper in denselben angedeutet, doch das Weitere nicht hinlänglich aufgeklärt. Dies verhält sich also. Die an den drei leistenartigen, nur an ihrer Oberfläche kenntlichen Mikrosporen liegen in der schein- bar zelligen Zwischenmasse eingebettet der innern Seite der zelligen Hülle des Mikrosporangium in einer eine Kugeloberfläche darstellen- den Lage an und bilden daher nicht einen das ganze Mikro- sporangium erfüllenden Haufen. Ihre äussere Membran bricht längs der drei Leisten auf, die in- ihr befindliche Innenzelle durehbricht dann, sich zu einem Schlauch verlängernd, die zellige Hülle des Mikrosporangiums unmittelbar an der Stelle, unterhalb welcher die Mikrospore liegt. Hierbei zerreissen aber die Zel- len dieser Hülle nicht, sondern treten nur in ihren Fugen aus einan- der. Der hervorgetretene Schlauch zeigt sich durch eine Querwand in ein kurzes zweizelliges Antheridium, in einen längern inhaltsarmen oder ganz leeren Raum getheilt. In jeder Zelle des zweizelligen An- theridiums entstehen durch zweimalige succedane Theilung des Inhalts vier Spiralfadenzellen, in jedem Mikrosporenschlauche also acht und diese entweichen in Folge eines deckelartigen Aufklappens der bei- den Antheridiumzellen. Interessant ist noch, dass in jeder Antheri- diumzelle ein kleines Bläschen, vermuthlich der frühere Zellkeim der Antheridienzelle von der Masse, aus welcher die Spiralfadenzellen gebildet werden, ausgeschlossen ist und nach der Entleerung dieser in der geöffneten Zelle zurückbleibt. — (Zbenda 168—174.) dl. Zoologie. G. Schwarz von Mohrenstern, über die Familie der Rissoiden. II. Rissoa. Mit 4 TAn. Wien 1864. 40, — 179 Die erste Abhandlung dieser Monographie, Rissoina behandelnd, haben wir Bd. XV, S. 82 angezeigt, in dieser wird Rissoa nach ihren Arten ebenso erschöpfend und gründlich dargestellt, so dass Conchyliologen und Paläontologen sie mit Befriedigung studiren werden. Die Arten ordnen sich in 3 leicht unterscheidbare Gruppen. 1. ‚Solche deren Spindel unten etwas faltenartig abgebogen ist; Aussenlippe mit 3 gelbbraunen Flecken, Windungen mit farbigen Längsstreifen oder Flammen. Hierher R. auriscalpium Z., elata Phil, oblonga Desm., grossa Michd., venusta Phil., monodonta Biv., membranacea Ad., octona Nils, cornea Lov., albella Lov., Sarsi Lov. 2. Solche deren Aussen- lippe zwei farbige halbmondförmige Flecken oder nur einen dunklen Fleck zeigen; die Windungen mit farbigen durchlaufenden oder unter- brochenen Querbinden, seltener geflammt: R. parva DC., dolium Nyst., lachesis Bast., exigua Eichw., marginata Michd., interrupta Ad., va- riegata Ad., nana Lk., misera Desh., inconspicua Ald., Ehrenbergi Phil., pulchella Phil., plicatula Riss., simplex Phil., radiata Phil., li- neolata Phil. 3. Arten deren Schalenoberfläche oder deren Spiralstrei- fen vertieft punctirt sind. a. Verlängerte Formen: R. similis Sc. an- tiqua Bon., sulzerana Riss., clotho Hoern., costulata Ald., decorata Phil, Guerini Recl,, variabilis Mühlf. b. Verkürzte Formen mit auch innen verdickter Aussenlippe; R. turbinata Lk., turricula Eichw, ven- tricosa Desm., splendida Eichw, lilacina Recl., rufilabrum Leach., violacea Desm., pirifera Lov. Sämmtliche werden speciell charakte- risirt und in vergrössertem Massstabe abgebildet. Von den 37 Ile- benden finden sich 13 subfossil, nur 12 tertiär und zwar 3eocän, die lebenden verbreiten sich von Norwegen bis zu den Canarien und Azo ren, ihre Hauptstätte ist das Mittelmeer, das 27 zählt und davon 18 ausschliesslich eigen hat. An den Azoren und der Westküste Frank- reichs leben 11, die bis auf eine auch mittelmerisch, an der engli- schen Küste 10, welche bis auf 2 zugleich mittelmeerisch sind. Von den englischen Arten sind einige auch an der amerikanischen Küste vertreten. A. Humbert, überneueund wenigbekannte Landmol- lusken. — Des Verf.’s Untersuchungen beziehen sich auf Parma- rion pupillaris, sehr nah verwandt mit Limax problematicus, von Jaya, Triboniophorus nov. gen. aus der Verwandschaft von Janella und Aneitea mit Tr. Graeffei von Woolongong, Vaginula maculata Templ, in V. Templetoni beide von Ceylon. — (Mem. soc. phys. d’hist. nat. Geneve XVII. 109-128. 1 tb.) J. Ed. Schoedler, neue Beiträge zur Naturge- schichte der Cladoceren. Mit 3 Tff. Berlin 1863. 4%. — Den ersten Beitrag haben wir Bd. XXI. S. 208 seinem Inhalte nach an- gezeigt und da derselbe als Gelegenheitsschrift erschien: so hat Vrf. ihn hier nochmals zum Abdruck gemacht und die seitherige Fortset- zung seiner Beobachtungen hinzugefügt. Diese betreffen die Arten der Gattungen Pleurotus, Rhypophilus, Lynceus, Pleopsis, Podon, Eva- dne, Polyphemus, Bythotrephes, Leptodora, Monospilus, Anchistropus, 180 Die Arten sind sorgfältig charakterisirt worden, die neuen auch ab- gebildet. J. Y. Johnson beschreibt Lycosa Blakwalli n. sp. von Ma- deira und fügt Bemerkungen über L. tarentula maderana Walk bei. — (Ann. mag. nat. hist. XII. 152 — 155.) J. Blackwall desgleichen Drassus gracilipes bei Lissabon, Linyphia crucigera aus Cambridgeshire und Neriene dentipalpis (@ Theridion dentipalpe Wider) aus Denbighshire. — (/bid.264—267.) P. €. Zeller, Chilonidarum et Crambidarum genera et species. Berolini 1863. 40. — Vrf. charakterisirt unter Berück- sichtigung der Literatur und Synonymie folgende Arten: Scirpophaga praelata Scop. SEuropa, cinerea Kok. Kärnten, chrysorrhoa Java, au- riflua Calcutta, gilviberbis ebda, leucatea Brasilien, virginea Südafrika, albinella Cram., monostigma. Schoenobius caminarius Südafrika, chry- sostomus ebenda, punctellus Java und Calcutta, sordidellus Zk. Geor- gia, gigantellus SV. Mitteleuropa, forficellus Thb. Nordeuropa, "acu- tellus Ever. in Russland, montivagellus Venezuela. Chilo torpidellus Südafrika, unicolorellus Himalaja, illibalis Hb. Georgia, culmicolellus Columbia, neuricellus Venezuela, obliteratellus Brasilien, phragmitel- lus Hb. Mitteleuropa, eicatricellus Hb. ebenda. Calamotropha n. gen. mit C. paludella Hb. Deutschland, aureliella FR. Ungarn, Atkinsoni Bengalen. Ancylolomia chrysographella Koll. Himalaja, locupletella Hb. Bombay, Saundersiella, Westwoodi Vandiemensland, capensis Süd- afrika, contritella Lydien, tentaculella Hb. Südeuropa, pectinatella Ita- lien, palpella SV. Ungarn und Russland. Prionopteryx nebulifera Steph. Nordamerika, achatina ebenda, incertella Zk. Georgia. Cram- bus wird gegliedert in A. Argyroteuchia Hb. mit 3 Gruppen, deren erste enthält alpinellus Hb. Deutschland, -carectellus Sicilien, pallidel- lus Dup. Spanien, candiellus HS. Südeuropa, cerusellus SV. Mittel- europa, die zweite Gruppe mit Kadenii SAmerika, pusionellus Vene- zuela, und die dritte mit satrapellus Zk. Georgia, malacellus Dup. Griechenland, hapaliscus Natal, hamellus Thb. Nordeuropa, praefectel- lus Zk. Nordamerika, pulchellus Illinois, leachellus Zk. ebenda, Gi- rardellus Clem. Ohio, alboclavellus ebenda, pascuellus L. Europa, ex- tinctellus Island, silvellus Hb. Europa, ericellus Hb. Mitteleuropa, He- ringiellus HS Nordeuropa, alienellus ZKk. ebenda, corsicellus Dup. Cor- sika, labradoriensis Chr. Labrador, uliginosellus Schlesien, agitatel- lus Clem. Ohio, saltuellus Ohio und Illincis, pratellus Clerk. Europa, alfacarellus Staud. Spanien, nemorellus H. Braunschweig, lucellus HS. Ungarn, albellus Clem. Ohio und Illinois, bipunctellus ebenda, por- cellanellus Motsch Japan, dumetellus Hb. Europa, laqueatellus Clem. Nordamerika; ferner in B. mit den beiden Untergattungen a. Chryso- teuchia Hb., deren Arten: hortuellus Hb. Europa, diplogrammus Ja- pan, eximiellus Zk Brasilien, polyactinellus Amerika, decorellus Zk. Geor- gia,plejadellusZk. Georgia undb. Thysanotia Hb. mit den Arten rorellus L. Südeuropa, cassentiniellus Man. Südeuropa, chrysonuchellus Scop. Mit- teleuropa, terrellus Zk. Nordamerika, terminellus Ohio und inC.mitnah an 181 100 Arten, die der Verf. in 4 Gruppen und kleinere Abtheilungen ord- net nämlich: truncatellus Zettst. Nordeuropa, trichostomus Christ. Labrador, maculalis Zettst. Europa, falsellus SV. ebenda, verellus Zk. Deutschland, incertellus HS. Armenien, Staudingeri Spanien, paupe- rellus Tr. Ungarn, conchellus SV. Alpen, pinetellus L. Europa, my- tilillus H. Oestreich, myellus H. Europa, specularis H. Alpen, catop- trellus Tyrol, permutatellus HS. Oestreich, luctiferellus H. Südeuropa, margaritellus H. Mitteleuropa, pyramidellus Tr. Alpen, fulgidellus Hb. Deutschland, latistrius Haw. Frankreich, apicellus Neuseeland, subli- cellus ebenda, bisectellus ebenda, incrassatellus ebenda, vectifer Sici- lien, monotaeniellus HS. Bithynien, halterellus Neuholland, trivitattus ebenda, bivitellus Donov. ebenda, radiellus Hb. Alpen, furcatellus Zettst. ebenda, acutangulellus HS, Dalmatien, fascelinellus H. Mittel- europa, ramosellus Ural, festivellus HS, jucundellus HS. Ungarn, pu- dibundellus HS Sarepta, spuriellus Hb. Schweiz, Kindermanni Sibi- rien, subflavellus Dup. Corsica, exsiccatus Illinois, pentadactylus Van- diemensland, digitellus HS. Frankreich, petrificellus Dup. Pyrenäen, simplonellus Dup, Simplon, combinellus SV. Schweiz, coulonellus Dup. ebenda, orientellus HS. Alpen, culmellus L. ebenda, ruricolellus Ohio, chalybirostris ebenda, delicatellus Sicilien, murinellus Brasilien, saxonellus Zk. Mitteleuropa, inquinatellus SV. Europa, geniculeus Haw., trabeatellus HS. Sicilien, paleatellus Smyrna, tersellus Led. Phönicien, desertellus Led. ebenda, matricellus Tr. Russland, siculel- lus Dup. Sicilien, contaminellus H. Südeuropa, cervinellus Brasilien, fuseicostellus Ohio, subtilellus Brasilien, linearellus Amerika, poliellus, Tr. Mitteleuropa, deliellus Hb. ebenda, tristellus SV. Europa, solutel- lus Nordamerika, selasellus Hb. Deutschland, aeneociliellus Evers Ural, grammellus Neuholland, opulentellus ebenda, argyroneurus ebenda, luteellusSV. Europa, geminatellusNAmer. ? pexellus, Georgia, macropte- rellus NAmer., lithargyrellus Hb. Deutschland, perlellusScop., serieinellus Nordamerika, rostellus Delahp. Alpen, languidellus Tyrol. Catharylla nov. gen. mit den Arten: tenella Brasilien, auratella Clem. Nordamerika, nor- wichiana H. ebenda, lusella ebenda, numulalis ebenda, flovipedella Südafrika, fuscipes Illinois, lucidella Brasilien, nigrociliella Bombay. Eromene bella H. Südeuropa, zonella Metz. Sicilien, Wockeella Italien, Ramburiella Dup. Corsika, superbella Mann. Italien, anapiella Sicilien, vinceulella Metz. ebenda, ocellea Haw. Südeuropa. H.W.Bates diagnosirt folgende Bockkäfer aus dem Ama- zonenthale: Lagocheirus araneiformis L., faleieulatus White, Lepto- stylus pleurosticius, cretatellus, ovalis, obscurellus, Amniscus pictipes Alcidion oculatum, triangulare, latipenne, interrogationis, olivaceum, minimum, Lophopaeum. n. gen. mit L. carinatulum, fuliginosum, eir- cumflexum, bituberculatum, acutispine, cultrifer (= Aegomorphus cul- trifer White), Ozineus n. gen. mit O. elongatus, mysticus, doctus, einerascens, ignobilis, rotundicollis, Anisopodus phalangodes Erich. arachnoides Serv., cognatus, sparsus, pusillus, elongatus, macropus, gracillimus, ligneus, lignicola, humeralis, Lepturges n. gen. mit L. 182 elegantulus, linearis, flaviceps, complanatus, amabilis, inseriptus, can- dicans, venustus, dilectus, perelegans, lineatocollis, Barii, fragillimus, pulcheilus, delicatus, musculus, deliciolus, angustatus, inops, griseo* striatus, miser, alboscriptus, duleissimus, dorcadioides, obscurellus, minutissimus, spinifer, humilis, Paroecus n. gen. mit P. ellipticus und rigidus. — (Ann. magaz. nat. hist. XII. 100—109. 275—288. 367—381.) Fr. Steindachner, eine neueEpicratesart aus Colum- bien. Mit 1 Tfl. Wien 1863. 4°. — Die Art E. versicolor steht dem Homalochilus striatus Fisch zunächst und hat folgende Diagnose: foveolae labiales parum evolutae; 3 series transversales scutorum fron- talium anteriorum post scuta frontonasalia, scutum frenale permag- num, scuta postfrontalia scutis supraorbitalibus posterioribus duplo longiora, squamae series medianae dorsi illis serierum confinium haud: majores. J. E. Gray diagnosirt als neue Vögel aus Indien: Dogania subplana und Güntheri. — (Ann. mag. nat. hist. XII, 158.) J. Gould desgleichen 16 Arten von Formosa: Parus castaneo- ventris, Alcippe brunnea, Myiophoneus insularis, Garrulax ruficeps, poecilorhyncha, Pomatorhinus erythrocnemis, Hypsipetes nigerrima, Pericrocotus griseogularis, Garrulus taivanus, Urocissa coerulea, Me- galaema nuchalis, Picus insularis, Gecinus tancolo, Euplocamus Swin- hoei, Bambusicola sonorivox, Numenius rufescens — (Ibid. 160—166.) @l. Oörrespöhdenäblätt des Naturwissenschaftlichen Vereines für die Provinz Sachsen und Thüringen "Halle. 1564. Februar. Ne N. Sitzung am 3. Februar. Eingegangene Schriften: 1. Verhandlungen des naturhistorischen Vereins für Anhalt in Des- sau. 22. Bericht. Dessau 1863. 8°. Herr Zincken legt ein in jeder Hinsicht empfehlenswerthes Werk vor, welches eine bisher fühlbare Lücke in der betreffenden Literatur ausfüllt: „Die geometrischen Instrumente der gesammten praktischen Geometrie, deren Theorie, Beschreibung und Gebrauch von Dr. G. Chr. Hunaeus. Hamm 1863.“ Sodann zeigt derselbe eine schöne Stufe von Leopoldit aus dem Steinsalze bei Stassfurth vor. Herr Schubring giebt eine geschichtliche Darstellung der verschiedenen Feuerzeuge, veranlasst durch eine jüngst in hiesigen Blättern erschienene Anzeige phosphorfreier Streichhölzer, von wel- chen er eine Probe mittheilte und Herr Brasack legt weitere von ihm angefertigte Curven vor, die durch parallel schwingende Stimmgabeln hervorgebracht waren. Herr Giebel berichtet schliesslich Lespes neueste Beobachtung über die Oekonomie verschiedener Ameisenarten. Sitzung am 10. Februar. Eingegange Schriften: 1. Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde redigirt von Koch. Nr. 1—4. Berlin 1864. 4°, 2. Nachrichten von der Georg-Augusts- Universität zu Göttingen im Jahre 1863. Nr. I— 21. Göttingen 1864. 8°. 3. Memorie del reale istituto Lombardo di Scienze. Vol. IX. II. Ser. II. Fasc. III. Milano 1863. 4°. 4. Atti del reale instituto Lombardo. Vol. III. Fasc. XI— XIV. Mi- lano 1863. 4°. Herr Brasack berichtet über einen neuen sehr praktischen Spektralapparat von Simmler. Herr Giebel bespricht Thury’s u. A. Untersuchungen über die 184 Ursachen h welche im Ei das männliche und weibliche Geschlecht be- dingen und legt instructive Abbildungen über den Bienenstachel vor, unter Erläuterung derselben. Sitzung am 17. Februar. Eingegangene Schriften: 1. Dr. A. Kröning, die Chemie als Bildungsmittel für den Verstand. Berlin 1864. 80, Dr. Fr. Nobbe, die landwirthschaftliche Versuchsstation in Chem- nitz. IV. no. I. Chemnitz 1864. 8°. Zugleich mit einer Anzeige, dass sich in Chemnitz eine naturwissenschaftliche Gesellschaft ge- bildet habe. 3. Sitzungsberichte der k. bayerschen Akademie der Wissenschaften zu München. II. Heft 3. München 1863. 80. 4. Correspondenzblatt des zoologisch-mineralogischen Vereins in Re- gensburg. XVII. Regensburg 1863. 80, Zur Erinnerurg an Gallilei, der den 18. Februar vor 300 Jahren in Pisa geboren, giebt Herr Schubring eine kurze Biographie des grossen Mannes. Herr Zincken legt mehrere interressante Kohlen vor, zunächst eine ausgezeichnete Pech- und Glanzkohle aus Japan von Ama K’sa, Nangasaki und Simabama, eine ausserordentlich bituminöse Kohle, die sogenannte Albert Coal aus Canada, sodann eine der schönsten Kohlen aus den österreichischen Kaiserstaaten, eine ausgezeichnet reine und schöne Pechkohle aus dem Schielthal in Siebenbürgen. Dort kommen 7 Flötze von 2—24° Mächtigkeit unter Sandstein und zwischen Schie- fern und Schieferthonen vor, deren Gehalt man auf 9800 Millionen Ctr. berechnet. Schliesslich zeigt derselbe ein Stück verkieseltes Holz vor mit einem eigenthümlichen, nicht zu erklärenden Einknick verse- hen. Dergleichen Lignite finden sich mehrfach im Braunkohlenlager von Jenas de Cotta in der Provinz Cagliari auf Sardinien. DD Sitzung am 24. Februar. Das Decemberheft der Vereinszeitschrift lag zur Vertheilung vor. Herr Brasack berichtet über einen Versuch, welcher die Po- rosität des Platins ausser Zweifel setzt und Wöhlers Untersuchungen über einen auf dem Bückeberg im Schaumburgschen aufgefundenen Meteorstein. Herr Giebel lenkt die Aufmerksamkeit auf Landois neueste Untersuchungen über die auf dem Menschen schmarotzenden Läuse, die Anatomie der Filzlaus und die Läusesucht betreffend. Druck von W. Plötz in Hallo. Jeitschrift für die (resammten Naturwissenschaften. 1864. März. Ne 1. Ueber Spectralanalyse Taf. 1. Von Fr. Brasack. Im Jahre 1802 machte Wollaston in den Philosophical Transactions eine Entdeckung von schwarzen Linien, wel- che in einem Sonnenspectrum rechtwinklig zu dessen Län- genausdehnung auftreten, bekannt; dieselbe wurde jedoch damals fast gänzlich mit Stillschweigen übergangen, und erst als Frauenhofer mehrere Jahre später diese Linien un- abhängig von Wollaston zum zweiten Male entdeckte, ge- wann die Sache lebhafteres Interesse. Da sich Frauenhofer um die genauere Kenntniss dieser Linien selbst sehr grosse Verdienste erwarb, so hat man ihm zu Ehren dieselben mit seinem Namen belegt. In dem Sonnenspectrum erkannte Frauenhofer gegen 600 Linien, acht unter ihnen, die sich vor allen durch ihre Lage, Stärke und Schwärze auszeich- nen, wählte’er aus und bezeichnete sie der Reihe nach mit den grossen Buchstaben des lateinischen Alphabetes. Den Linien im Sonnenspectrum analog fand er ähnliche im Spec- traum des Mondes, mehrerer Planeten und Fixsterne, sowie er auch endlich das Vorhandensein bunt aussehender Strei- fen in dem prismatischen Bilde gefärbter Flammen, und in dem des electrischen Funkens kennen lehrte. Die Coinci- denz der gelben Doppellinie des Natriums mit der Linie D war seinen Beobachtungen nicht entgangen, ja man schreibt ihm auch die Kenntniss von der Umwandlung der.gelben Natriumlinie in eine schwarze zu. Nach Frauenhofer be- schäftigten sich eine ganze Reihe von Physikern mit dem- selben Gegenstande, und machten dabei manche interes- XXIII. 1864. 13 186 ; sante und wichtige Entdeckung, in seiner Allgemeinheit aber ist dieser Theil der Wissenschaft nur von wenigen Physi- kern so umfasst worden, wie vom Entdecker selbst. David Brewster, der sich das Studium des Sonnenspec- trums zur Lebensaufgabe gemacht hatte, zählte in demsel- ben 2000 Linien, und erkannte die Abhängigkeit resp. Nicht- abhängigkeit der einzelnen Linien von der Erdatmosphäre. Er lehrte ferner die Einwirkung der salpetrigen Säure auf das Sonnenlicht kennen, und zeichnete Sonnenspectra von 17 Zoll Längenausdehnung. Miller setzte Brewster’s Arbei- ten fort, indem er die verschiedensten Gase und Dämpfe in den Gang der Sonnenstrahlen einschaltete und die da- durch hervorgerufenen Absorptionslinien einer genauern Prüfung unterwarf. Seine Versuche mit polarisirtem Licht zeigten, dass dasselbe das Sonnenspectrum nicht im Ge- ringsten sichtlich verändert; was’ jedoch die von ihm ent- worfenen Zeichnungen der Spectren gefärbter Flammen an- langt, so sind dieselben äusserst fehlerhaft, und eine Orien- tirung nach denselben ist unmöglich. Zu den ersten hierher schlagenden Abhandlungen ge- hören die Herschel’s und Talbots, die in den zwanziger Jahren erschienen. Es sind darin kurz die Spectra der ein- zelnen Alkalien und alkalischen Erden beschrieben, so wie auch die des Kupfers und Eisens. Besonderes Interesse gewann für beide Forscher die gelbe Natrium- und die ro- the Kaliumlinie, aus deren Auftreten sie einen Rückschluss auf die Anwesenheit jener Basen machen zu können mein- ten; beide stellten jedoch bei einer andern Gelegenheit diese ganz richtige Vermuthung wieder in Frage, und Talbot, der die Flamme des in geschmolzenem Salpeter brennenden Schwefels untersuchte, schrieb die Anwesenheit jener Linie nicht nur bald dem Schwefel und dann wieder dem Salpe- ter zu, sondern meinte sogar, dass die Linie möglicher Weise durch einen chemischen Process bedingt sein könne. Wheatstone, Masson, Angström, van der Willigen, Des- pretz und Plücker schenkten der spectroscopischen Unter- suchung des Lichtes vom electrischen Funken ganz beson- sondere Aufmerksamkeit. Ihre Arbeiten ergänzen sich voll- ständig gegenseitig. Wheatstone zeigte die Abhängigkeit 187 des Speetrums von der Qualität der Electroden, Masson un- tersuchte darauf die Spectra der Metalle und einiger Gase und lieferte zu den ersteren die Zeichnungen; Angström bestätigte die Richtigkeit der Angaben Wheatstone’s und Massens; van der Willigen verbesserte die Beobachtungs- methode, indem er die bisher angewandte Electrisirmaschine durch den Rhumkorffschen Inductionsapparat ersetzte, Des- pretz erkannte die Unabhängigkeit der Lage der Linien von - der Stärke des electrischen Stromes und Plücker endlich untersuchte mit ganz besonderer Sorgfalt die Spectra der Gase in den Geissler’schen Röhren. Eine gediegene, einzig in ihrer Art dastehende Arbeit über die Spectra der Kohlenwasserstoffe lieferte W. Swan. Aus seinen Untersuchungen wissen wir, dass sämmtliche Kohlenwasserstoffe, gleichviel ob Sauerstoff frei- oder Sauer- stoffhaltig identische Spectra zeigen, und dass gewisse der darin auftretenden Linien ihrer Lage nach entsprechende im Sonnenspectrum finden. So war im Wesentlichen der Standpunkt dieses Zwei- ges der Wissenschaft vor der Veröffentlichung der gemein- schaftlichen Untersuchungen Bunsens und Kirchhoffs, durch welche erst jene Bruchstücke zu einem Ganzen vereinigt wurden, das allerdings noch lange nicht als vollendet an- gesehen werden darf. — Indem jene Physiker an mehre- ren Reihen von chemisch reinen Präparaten zeigten, dass die in den Spectris auftretenden Linien nur durch die Ba- sen und nicht durch die Säuren bedingt seien, begründe- ten sie den Rückschluss aus dem Auftreten einer Linie auf die Anwesenheit eines Metalls, der sie zu den eigentlichen Entdeckern der Spectralanalyse machte. Sie erleichterten die Beobachtung der Linien durch Construction eines Spec- tralapparates mit Fernrohr und Scala und ermöglichten gleich- zeitig die ganz genaue Vergleichung zweier Spectren, indem sie dieselben durch eine äusserst sinnreiche Einrichtung un- mittelbar übereinanderstellten, somit machten sie die mühe- vollen und zeitraubenden Bestimmungen von Brechungsex- ponenten behufs des Nachweises einer Coincidenz zweier Linien nicht nur überflüssig, sondern ersetzten sie durch eine weit einfachere, bessere und zuverlässigere Methode. 13 * 188 Mit einem so überaus vollkommenen Apparate ausgerüstet, gelang es ihnen den aufgestellten Grundsatz der Spectral- analyse: „je einer Linie im Spectrum entspricht ein che- misches Element“, durch die Entdeckung zweier neuen Elemente zu beweisen. Sie gingen weiter. Indem sie zeig- ten, dass durch die Einschaltung von Dämpfen chemischer Elemente in den Gang des Sonnenlichts gewisse Linien des Spectrums noch wesentlich geschwärzt werden, lehrten sie, dass auch die dunklen Linien im Sonnenspeetrum nur durch die Einwirkung der Dämpfe chemischer Elemente auf die Sonnenstrahlen veranlasst sein können und somit fanden sie.in den Frauenhoferschen Linien den Schlüssel zur che- mischen Analyse des Sonnenkörpers, eine Analyse, die von Kirchhoff bereits zum Theil mit äusserster Sorgfalt ausge- führt ist. Die Principien dieser Analyse erforderten endlich noch eine andere Anschauung von dem Sonnenkörper, als man sich dieselbe bisher nach dem Vorgange Arago’s von demselben zu machen pflegte. Diese Aufgabe ist von Kirch- hoff gelöst und in so vollkommener Weise gelöst, dass auch keins der Phänomene, die wir an jenem Himmelskörper wahrnehmen, unerklärt bleibt, ohne dass dabei unserm Ge- fühle irgend welcher Zwang angelegt wird. So hat inferhalb eines Zeitraumes von 60 Jahren ein Zweig der Physik eine Ausbildung erhalten, die nur noch in den Einzelheiten einer Vervollkommnung bedarf. Die Linien in den Spectris sind für den Physiker wie für den Chemiker von grösster Bedeutung; ersterem gewähren sie einen sicheren Anhalt bei seinen Messungen, letzteren sind sie das empfindlichste und schärfste Reagenz, das das Ver- trauen des Chemikers bereits vollständig belohnte, indem es zur Entdeckung mehrerer (5) bis dahin unbekannter Elemente führte. Ueber die subjective Darstellung der Spectra. — Spectral- apparate. Um ein reines Spectrum zu erhalten, in welchem we- nigstens die characteristischen Linien der einzelnen Metalle deutlich sichtbar sind, genügt es schon eine Röhre von an- 189 gemessener Stärke an der einen Seite mit einer Decke zu versehen, in der sich ein Spalt von 4, — !/a Centimeter Länge und !/, Millimeter Breite befindet, während man auf der entgegengesetzten Seite ein Flintglasprisma so einsetzt, dass seine Seitenkanten dem Spalte parallel stehen. Das Prisma ist entweder um seine Achse drehbar, oder es steht fest und ist im letztern Falle so gestellt, dass die vom Spalte kommenden Lichtstrahlen die kleinste Ablenkung er- fahren. — Stellt man nun vor den Spalt eine Flamme, so sieht man seitlich in das Prisma hineinschauend das zu ei- nem Spectrum entfaltete Bild des Spaltes. Bedeutend rei- ner kann man mit diesem kleinen Apparate das Spectrum erzielen, wenn man zwischen Spalt und Prisma eine Linse von 1—2 Zoll Brennweite einschaltet, und diese so stellt, dass man durch die hintere Oeffnung in die Röhre hinein- sehend das deutlich vergrösserte Bild des Spaltes erblickt. — Ein Prisma von Crownglas giebt freilich im Vergleich zum Flintglase nur ein mangelhaftes Spectrum, doch ist dasselbe ausreichend das Kalium, Natrium, Lithium, Calcium, Barium und Strontium deutlich von einander zu unterschei- den, vorausgesetzt, dass man in eben diesem Falle dem Spalte nur die Breite eines Haares giebt, um scharf be- grenzte und deutlich getrennte Streifen zu beobachten. Bunsen und Kirchhof bedienten sich zu ihren gemeinschaft- lichen Arbeiten eines sehr vollkommenen Apparates, des- sen Einrichtung folgende ist: Auf einem schweren eisernen Stativ von 10—12 Zoll Höhe ist, oben ein kleines Tisch- chen angebracht, auf dem sich ein Prisma von Flintglas oder besser noch von Schwefelkohlenstoff befindet, dessen Achse mit der des Statives zusammenfällt. Senkrecht auf den Seitenflächen stehen drei Röhren, von denen die eine unbeweglich, die zwei andern aber drehbar sind. Die er- stere Röhre enthält ein Linsensystem und an der dem Prisma abgewandten Seite einen Spalt, auf dessen Einrichtung spä- ter genauer einzugehen sein wird. Diese Röhre und das Prisma sind ein für alle Male so zu einander gestellt, dass das Bild des Spaltes am wenigsten abgelenkt ist. Die zweite Röhre ist ein gewöhnliches astronomisches Fernrohr, wel- ches man so zu stellen hat, dass man bei Abwesenheit 190 des Prisma den Spalt scharf und deutlich erblicken würde. Ist nun das Prisma eingeschaltet, so hat man das Fernrohr zu drehen, bis man das Spectrum gefunden hat. Die dritte Röhre dient zur Orientirung, indem durch sie die gleich- zeitige Beobachtung einer beliebig getheilten Scala ermög- licht wird. An der von dem Prisma abgekehrten Seite näm- lich ist darin eine kleine auf einer Glasscheibe photogra- phirte Scala angebracht, und in der Röhre selbst befindet sich noch eine Linse von kurzer Brennweite, welche natür- lich in einer bestimmten Entfernung ein deutlich vergrös- sertes Bild der Scala liefern muss. Diese letzte Röhre muss auf die nämliche Seite des Prisma’s gerichtet werden, auf welche bereits das Fernrohr eingestellt ist. Sind Fernrohr und Röhre mit der Scala unter gleichem Winkel, aber nach entgegengesetzten Seiten gegen eben und dieselbe Seite des Prismäa’s geneigt, dann wird man im Fernrohre das Spectrum durchschnitten von dem Spiegelbilde der Scala sehen. Bei der Einstellung des Apparates hat man nur darauf zu ach- ten, dass eine ganz bestimmte Linie z. B. die Natriumlinie genau auf einen Strich der Scala, vielleicht auf Theilstrich 100 fällt, um mit Sicherheit jede andere Linie dem Ele- mente zuzuweisen, das erfahrungsmässig an dem betreffen- den Orte eine solche erzeugt. Durch eine Stellschraube macht man es möglich das Bild der Scala zu heben und senken. — Die Nothwendigkeit der Vergleichung zweier Spectren erfordert eine besondere Einrichtung des Spalteng, der aus zwei geschwärzten an einer Seite zugeschärften Messingplatten besteht, von denen die eine unbeweglich, die andere aber durch eine Micrometerschraube verstellbar ist, so dass man die Breite des Spaltes mit Leichtigkeit än- dern kann. Der Spalt ist in zwei Theile getheilt und vor einem dieser Theile ein Reflexionsprisma befestigt, welches Licht von einer seitlich gestellten Flamme dnrch den Spalt auf das Prisma gelangen lässt, während eine andere Flamme, die gerade vor dem Spalte steht, das Licht direct durch den Spalt auf das Prisma fallen lässt. So erhält man zwei un- ter denselben Umständen entstehende unmittelbar über ein- ander liegende Spectra. Die bei richtiger Einstellung durch die Scala von einander getrennt sind. — Was die Breite 191 des Spaltes anlangt, so thut man gut, wenn es sich um chemische Untersuchungen handelt, denselben so breit zu machen, dass man nur die hauptsächlichsten Linien des Sonnenspectrums sieht. In Ermangelung eines Reflexions- prisma’s kann man leicht den Apparat zur gleichzeitigen Beobachtung zweier Spectren einrichten, indem man ein ungefähr zwei Zolle breites Eisenblech rechtwinklig um- biegt und dieses Blech vor den Spalt setzt, so dass die “ scharfe Kante des umgebogenen Striches den Spalt halbirt. Eine Flamme nun, die unter dieser Decke steht, wird nur die untere Hälfte des Spaltes beleuchten können, während eine andere, die hinter dem Bleche angebracht ist, nur ‘Licht auf die obere Hälfte des Spaltes entsendet. Je grösser die Ausdehnung des Spectrums ist, um So besser und genauer werden die Resultate sein, die man mit einem Apparate erreichen kann. Da nun die Ausdehnung eines Spectrum lediglich von dem Prisma abhängt, so ist die Kenntniss von dem Werthe des Prisma von grösster Wichtigkeit. Zwei Umstände sind dabei von grosser Be- deutung, einmal der Stoff, aus dem das Prisma gefertigt ist, und dann die Grösse des brechenden Winkels. — Pris- men von Flintglas und Schwefelkohlenstoff sind zu guten Spectral- Apparaten die einzig brauchbaren, letztere sind hinsichtlich der Dispersion den ersteren sogar noch vOorZzu- ziehen, leiden aber an dem Mangel von Dauerhaftigkeit, da sie nur Glaswände haben. und nur Hausenblase oder anderer guter Leim zum Zusammenkitten der Wände ver- wandt werden können. Prismen von 60° brechenden Winkel sind immer die besten, besonders wenn sie einzeln angewandt werden. Will man die Ausdehnung des Spectrums durch die Zu- nahme des brechenden Winkels erweitern, so thut man gut mehrere Prismen hinter einander aufzustellen, wie dies Kirchhoff neuerdings mit Vortheil angewandt hat. Indem er nämlich vier Prismen drei von 45° und eins von 60° com- binirte, und das dadurch erhaltene Spectrum durch ein Fern- rohr mit 40 maliger Vergrösserung beobachtete, entfalteten sich ihm in verschiedenen Spectris eine grosse Zahl von Linien, die vor ihm noch kein sterbliches Auge gesehen 192 hatte. Die Zahl der Linien im Sonnenspectrum übersteigt nach ihm 5000. Methode der Beobachtung. — Jede Lichtquelle, die nicht- leuchtende Wasserstofflamme wie das intensive Licht eines glühenden Kalkeylinders geben vor den Spalt des Appara- tes gestellt ein Spectrum, dessen Intensität im Allgemeinen dem Character der Flamme entspricht. Zu chemischen Un- tersuchungen eignen sich jedoch allein die nicht leuchten- den Flammen, wie die der Bunsenschen Lampe, des Wasser- stoffs und Knallgases und auch der Spirituslampe. Die Spectren dieser Flammen, die an und für sich zwar nicht linienfrei sind, sind jedoch so matt, dass man sie nur bei Zurückhaltung alles fremden Lichtes beobachten kann, wess- ' halb sie auch bei Gegenwart irgend einer die Flamme fär- benden Substanz ganz und gar nicht zu sehen sind. — Zur chemischen qualitativen Analyse ist bisher der Spectral-Ap- parat fast nur zur Erkennung der Salze der Alkalien und . der alkalischen Erden angewandt worden. Eine Kleinigkeit der zu untersuchenden Substanz bringt man auf das Oehr eines abgewaschenen und geglühten Pla- tinadrahtes. Den Draht, der gemeiniglich an einem Stück- chen Glasrohre angeschmolzen ist, bringt man auf ein zum Halten desselben bestimmtes kleines Stativ und schiebt nun das-Oehr an denjenigen Rand der Flamme, der dem Spalte zugekehrt ist. Im Momente der Berührung flackert die Flamme hell auf, und erst wenn Alles verflüchtigt wor- den ist, wird die Flamme in den alten Zustand zurückkeh- ren. Ist ein oder der andere Körper nur in ganz un- bedeutenden Quantitäten vorhanden gewesen, so wird das Spectrum desselben auch nur ganz kurze Zeit oft nur ei- nen Moment andauern und darum muss man schon in den Apparat hineinsehen, ehe man den Draht der Flamme nä- hert, was am besten durch eine zweite Person geschieht. — Will man ein und dasselbe Spectrum längere Zeit be- obachten, um vielleicht noch andere Versuche damit anzu- stellen, dann ist das häufige Anschmelzen von Salzper- len unbequem. Um dieser Unannehmlichkeit zu entgehen construirte Mitscherlich *) einen Apparat mit Hülfe dessen *) Poggend. Annal. 1862, Band. 193 er ein Spectrum für eine halbe Stunde constant machen konnte. Er bog nämlich eine mässig starke Glasröhre bei- nahe rechtwinklig um, schmölz das eine Ende der Röhre zu, füllte die ganze Röhre mit einer Salzlösung, und ver- stopfte nun das umgebogene kürzere und offene Ende mit einem Bündel feiner Platinadrähte, das noch aus der Röhre herausragte. Das letzt beschriebene Ende wurde horizon- tal gelegt, der andere Theil in die Höhe gedreht und nun die Platinabündel in die Flamme geschoben. Aus der Röhre war in die durch die Aneinanderlagerung der Platinadrähte entstandenen Capillarröhrchen Flüssigkeit gestiegen, die in der Flamme sofort verdampfte und eine Salzkruste an den Drähten hinterliess. In dem Maasse nun wie die Flüssig- keit hier verdampfte, stieg dieselbe aus der Röhre immer wieder nach, wodurch natürlich die verflüchtigten Salztheil- chen auch wieder ersetzt wurden. Mitscherlich befestigte mehrere solcher Röhrchen auf einer hölzernen Kreisscheibe so dass die Platinabündel einer jeden Röhre über die Pe- ripherie herausragten. Die Scheibe war um ihren Mittel- punkt drehbar. Wurden nun die einzelnen Röhren mit Lö- sungen von verschieden Salzen gefüllt, und der Apparat beim Beginnen der Experimente so gestellt, dass ein Bün- del die Flamme berührte, dann konnte durch eine einfache Drehung der Scheibe das Spectrum des einen Salzes durch das eines andern ersetzt werden. Einige Salze schwerer Metalle geben zwar auf dieselbe Weise als die der Alkalien und alkalischen Erden behandelt ebenfalls Specetren, wegen der geringen Flüchtigkeit dieser Stoffe ist jedoch das erhaltene Spectrum ganz unconstant. Bei den schweren Metallen selbst ist eine Behandlung die- ser Art ganz unnütz und unzweckmässig. Es bleibt in die- sen Fällen bloss der galvanische Strom zur vortheilhaften Anwendung übrig. Man kann dabei auf doppelte Weise verfahren; entweder wendet man eine starke Batterie an und lässt direct den Funken zwischen Platina- oder Kohlen- Electroden, von denen die eine mit der betreffenden Salz- lösung überzogen ist, überspringen, oder man wendet einen im Verhältniss schwachen Strom an, (2—3 Bunsen’sche Ele- mente) und leitet denselben durch den Rhumkorffschen In- 194 ductionsapparat, dem man als Condensator noch eine Lei- dener Flasche angehangen hat. Der inducirte Strom, den man von ganz analog präparirten Eleetroden überspringen lässt, ist alsdann zur Verflüchtigung der Salze und Metalle ausreichend. Sind die zu verflüchtigenden Substanzen Me- ' talle, so fertigt man aus ihnen die Electroden an, zu wel- chem Zwecke man sich am besten ein Paar kleine pinzet- tenartige Klemmen mit Ringen anschafft, in denen ganz kleine Metallstücke eingespannt werden können. Früher bediente man sich auch wohl der Maschinenelectrieität; die Mangelhaftigkeit des Verfahrens aber war der Hauptgrund, dass man dieselbe nach dem Vorgange van der Willigen’s durch den Rhumkorffschen Apparat ersetzte. Die Spectren der Gase lassen sich sehr leicht darstel- len, wenn man, wie Plücker es that, vor den Spalt des Spectral- Apparates vertical eine Geisslersche Röhre stellt und nun einen schwachen inducirten Strom hindurchleitet. In jedem Falle muss man aber den Condensator ausschal- ten, weil derselbe der Intensität des Spectrums nur nach- theilig ist. Masson 'verfuhr anders. Ein cylindrisches Glasgefäss verschloss er nämlich auf einer Seite mit einer plange- schliffenen gut polirten Glasplatte, während er auf der ent- gegengesetzten Seite zwei durch Hähne verschliessbare Oeffnungen liess, von denen er die eine mit der Luftpumpe, die andere mit dem Entwicklungsapparate des betreffenden Gases verband *). Seitlich und diametral gegenüber gin- gen in den Apparat zwei Drähte hinein, welche die Stelle der Electroden vertraten, und durch Hin- und Herrücken einander genähert oder von einander entfernt werden konn- ten. Die Drähte waren an der Durchgangsstelle durch die Wand des Gefässes isolirt. Hat man aus dem Apparate die Luft ausgepumpt, so schliesst man den mit der Pumpe communicirenden Hahn, und öffnet den andern, durch wel- chen sich nun der Apparat mit der betreffenden Gasart füllt. Soll das Gas absolut rein sein, so muss der Apparat noch mehrere Male ausgepumpt und immer wieder mit dersel- *) Annales de chemie et de physique tome 31. 1851, j 195 ben Gasart gefüllt werden, um jede Spur atmosphärischer Luft die beim ersten Auspumpen darin geblieben ist nach und nach zu entfernen. — Angström *) der sich viel mit der Untersuchung der Spectren von Gasen beschäftigt hat, füllte seinen ganz ähnlich construirten Apparat durch stun- denlanges Einleiten der betreffenden Gasart. Am besten lässt man das Gas direct aus dem Entwicklungsapparate in das betreffende Gefäss gehen, weil ein Auffangen im Gaso- meter vielleicht noch ein Grund zur Verunreinigung wer- den könnte. Intensität der Spectren. — Einfluss der zur Verflüchtigung der Substanzen angewandten Temperatur. Die Intensität der Spectren ist abhängig von der Tem- peratur der zur Verflüchtigung angewandten Flamme und dann von der Flüchtigkeit der Substanz. Unter den Salzen sind die Chloride die am leichte- sten flüchtigen, weshalb bei ihnen meist auch schon eine Alkoholflamme genügt, um ein schönes Spectrum zu erhal- ten. Ihnen am nächsten stehen die Jod- und Brom-Ver- bindungen, während die Oxydhydrate, die kohlensauren, schwefelsauren, phosphorsauren und borsauren Salze bedeu- tend schwerer flüchtig sind, so dass man zur Darstellung der Spectren mindestens einer Bunsenschen Flamme be- darf. Letztere Substanzen haben jedoch den Vorzug, dass sie sehr constante Spectra liefern. Eine Boraxperle z. B., wie man sie bei Löthrohrversuchen anwendet, färbt die Bunsen’sche Flamme länger als eine halbe Stunde gelb, und einige Milligramm kohlensauren Lithion’s reichen aus, um das Spectrum des Lithiums auf dieselbe Zeit zu fixiren. Die aus Alkalien dargestellten Perlen pflegen, wenn sie nicht vom Drahte abfallen oder decrepitiren, ganz ruhig zu ver- dampfen, während die Salze der alkalischen Erden sich durch eine viel grössere Feuerbeständigkeit auszeichnen, von wel- cher selbst die Chloride nicht ganz ausgenommen sind. Bringt man nämlich ein Salz der letztern auf dem Platin- draht in die Flamme, so wird dieselbe momentan intensiv gcfärbt, die Färbung nimmt indessen schnell ab und man *) Pogg. Annal. Bd. 94, 196 hat Mühe, wenn man nur die intensivsten Streifen des Speetrum’s sehen will. Das erste Aufflackern und starke Leuchten ist jedenfalls durch einen Verlust an Wasser be- dingt, welches, indem es in Dampfform übergeht, Salztheil- chen in fein vertheiltem Zustande mit sich fortführt, auf die die Hitze schneller einwirken kann, so dass sich in kurzer Zeit eine grosse Menge von Salzdämpfen bilden. Ist alles Wasser verdampft, so hört das helle Leuch- ten auf, und man kann es nur durch Befeuchten der Perle mit Wasser wieder herstellen. Die Wiederherstellung der leuchtenden Flamme gelingt indessen noch viel besser, wenn man nicht Wasser sondern Salzsäure zur Befeuchtung an- wendet, ein Umstand, der es wahrscheinlich macht, das beim Austrocknen des Salzes nicht nur das Wasser, sondern auch ein Theil des Chlors mit fortgeht. Die Silicate der Alkalien sind ebenfalls reactionsfähig, besonders wenn sie sich im reinen Zustande befinden. — Mit der Höhe der Temperatur nimmt die Intensität der Linien ganz bedeutend zu, aber nicht proportional, sondern es wächst die Intensität der bei niedriger Temperatur kaum sichtbaren Linien bedeutend mehr als die der ganz hellen und characteristischen Linien, doch so, dass die Helligkeit der ursprünglich dunkleren Linien niemals die der helleren übersteigt, mit einer bis jetzt bekannten von Bunsen und Kirchhoff beobachteten Ausnahme. Die Linie Baryum 7 nämlich, die bei geringer Lichtstärke fast ganz unsichtbar ist, erscheint bei grösserer Intensität der Flamme sogar hel- ler als die an und für sich sehr helle Linie Baryum y*). — Linien,‘ die bei niedriger Temperatur oft gar nicht gesehen werden können, kommen bei höherer Temperatur zum Vor- schein und dadurch kommt es, dass ein und dasselbe Spec- trum unter Anwendung verschiedener Hitzegrade einen we- sentlich andern Character haben kann. Die Lage jeder einzelnen Linie bleibt jedoch unter allen Umständen die- selbe, wie verschiedener Natur auch die Umstände sein mö- gen, unter denen die 'Verflüchtigung der Stoffe vor sich geht, und welche chemischen Processe dabei stattfinden; *) Poggd. Ann. Bd. 110, 197 und wenn Wheastone und Angström einmal bei einer Le- girung von Zinn und Zink die Verschiebung einer einzel- nen Linie im violetten Theile des Spectrums haben beob- achten wollen, die wie sie selbst zugeben sehr unbedeu- tend gewesen Sein soll, so mag diese Verschiebung wohl bloss scheinbar gewesen sein; denn mir wenigstens ist sie bis jetzt bei meinen Beobachtungen mit dem Bunsenschen Spectral-Apparate vollständig entgangen. Bunsen und Kirchhoff*) untersuchten die Spectren der Chloride, Jodide, Bromide, der Oxydhydrate, der schwefel- sauren und kohlensauren Salze der Alkalien und alkalischen Erden, wie sie die N Flamme des Schwefels entsprechend 1820°9C. Flamme des Schwefelkohlenstoffs entsprechend 2195°C. Flamme des wasserhaltigem Alkohols nicht leuch- tenden Flamme des Leuchtgases entsprechend 2350°C. Flamme des Kohlenoxydgases entsprechend 3042°C. Flamme des Wasserstoffs entsprechend 3259°C. Flamme des Knallgases entsprechend 8061°C. geben, und in keinem Falle konnten sie eine Verschiebung der Linien wahrnehmen. Wolf und Diacon**) stellten die Spectra der Alkalien und alkalischen Erden dar, indem sie einen Strom von trockenem Wasserstoffgase über erhitztes Kalium und Natrium und über die glühenden Chloride der andern Elemente leiteten, das aus einer feinen Oeffnung ausströmende Gas anbrannten und die Flamme vor den Ap- parat setzten. Die Spectra, die sie auf diese Weise erhielten, waren viel intensiver und linienreicher, als man sie gemeiniglich zu sehen pflegt. — Wenn es darauf ankommt bloss für einige Secunden ein intensives Spectrum (von irgend einem Elemente) zu erhalten, so genügt auch schon eine Alkohol- flamme, wenn man an den Platinadrath zunächst eine Perle von chlorsaurem Kali anschmelzt, diese ein wenig befeuch- tet mit dem Pulver des betreffenden Salzes bestreut und hier auf der Flamme nähert. Im Momente, wo das chlor- *) Poggd. Annal. Bd. 110. *) Journal f. pract. Chemie v. Erdmann und Werther 1863. 193 saure Kali Sauerstoff entwickelt, steigert sich die Tempera- tur der Flamme ganz beträchtlich, und man sieht im Ap- parate ein Spectrum, das an Intensität dem der Bunsen- schen Flamme gleichkommt. Das salpetersaure Kali lässt ' sich nicht zu diesem Zwecke verwenden, weil die eintre- tende Zersetzung viel zu langsam geht, um genügende Hitze entwickeln zu können. — Die Spectren des electri- schen Lichtes übertreffen jedoch an Intensität alle Flammen- spectra, selbst das des Drumond’schen Kalklichtes und das des brennenden Phosphors, wenn man von dem violetten Theile des Spectrums absieht, der in allen Spectren des elec- trischen Funkens nur matt erscheint, aber sehr weit aus- gedehnt ist. — Objective Darstellung der Speciren. — Die objective Dar- stellung der Spectren, die wegen des grossen Lichtverlu- stes der subjeetiven nie und nimmer gleichkommen kann, ist zur chemischen Analyse nicht nur wegen der zu gros- sen Umstände, die sie erfordert unzweckmässig, sondern sie ist auch zu unsicher und bei weitem nicht in dem Maasse empfindlich, als die subjective.e Das einzige In- teresse, das man daran haben kann, ist das, sie als Vorle- sungs-Versuch zu benutzen. Frankland verfährt bei der Darstellung der Spectren auf folgende Weise: Eine electrische Lampe nach Dubosg, die durch eine Batterie von 50—60° Bunsenschen Elemen- ten ihre Leuchtkraft empfängt, befindet sich innerhalb ei- nes von allen Seiten verschlossenen Kastens. Seitlich in der Höhe des Lichtbogens ist eine Oeffnung in der eine Linse von 3!/, Zoll Brennweite Platz hat und diametral gegenüber an der innern Wand befindet sich ein Hohlspie- gel. Der Lichtbogen, welcher zwischen den Kohlenspitzen überspringt, sendet sein Licht theils direct, theils durch Re- flexion auf die Linse aus der es als ein Bündel paralleler Lichtstrahlen heraustritt. Dieses Lichtbündel wird in einer geringen Entfernung von einem schwarzen Schirme aufge- fangen, in dem sich ein zwei Zoll hoher und "/ıs Zoll brei- ter Spalt befindet, durch den ein geringer Theil des Lich- tes heraustritt. Dasselbe wird von einer Linse von 12 Zoll Focaldistanz, die so gestellt wird, dass sie auf 12—13 Fuss 199 ein deutliches Bild des Spaltes giebt, aufgefangen und hin- ter derselben durch zwei hinter einander aufgestellte Schwe- felkohlenstoff-Prismen von dem geradem Wege abgelenkt. Die Prismen, deren sich Frankland bedient, sind 3!/, Zoll hoch und haben 2 Zoll breite Seitenwände; die brechenden Winkel betragen 60°. In der angegebenen Entfernung brei- tet sich nun ein Spectrum von 10 Fuss Länge und 11/, Fuss Breite der Wand aus. Die untere Electrode ist ein wenig ausgehöhlt, um bequem darin ein Stückchen Metall oder einem Tropfen einer Salzlösung lassen zu können. — Die Verdunkelung der Natriumlinie, von der späterhin noch die Rede sein wird, zeigt Frankland dadurch, dass er dicht hin- ter den Spalt seines Apparates eine nicht leuchtende Flamme anbringt, in der Mitte des Spaltes ein Blech darüber an- bringt und nun ein Löffelchen mit einem Stückchen Natrium in dieselbe hineinhält, nachdem er zuvor auf die untere Electrode einen Tropfen einer ganz schwachen Chlorna- triumlösung gegossen hat Sobald nun das Natrium in den Brand geräth verdunkelt sich die Natriumlinie zur Hälfte, während die andere Hälfte als heller gelber Streifen er- scheint. — Grund der Speciren. Eine Kleinigkeit Chlornatrium auf einem Platindrath in die Bunsensche Flamme gehalten, er- theilt dieser sofort eine schöne gelbe Färbung, und unter- sucht man dieses Licht spectral-analytisch, so ergiebt es sich, als fast physikalisch reines Gelb, denn es erscheint nur eine gelbe Linie und zu beiden Seiten derselben ein ganz unbedeutender heller Schein. Ganz analog verhalten sich alle andern Natronsalze, wenn man etwa von den bor- sauren Natronsalzen absieht, die bei hinreichender Tempe- ratur noch einige grüne Linien erkennen lassen. Da diese reingelbe Linie den Spectren sämmtlicher Natronsalze ge- meinschaftlich ist, so geht daraus hervor, dass sie von dem allen Salzen gemeinschaftlichen Bestandtheil dem Natrium herrühren muss. Ganz Analoges gilt natürlich von den Salzen anderer Metalle. Bunsen und Kirchhoff überzeugten sich direet, dass die Linien der Salze der Alkalien und al- kalischen Erden durch die betreffenden Metalle selbst und nicht durch ihre Verbindungen hervorgerufen werden, indem 200 sie Kügelchen dieser Metalle an Platinadräthen befestigten und nun in mit Wasserstoffgas gefüllte Röhren einschmol- zen. Die Kügelchen standen so weit von einander ab, dass ein mässiger inducirter Strom überschlagen konnte. Die bei diesem Processe mit übergerissenen Metalldämpfe ertheil- ten dem electrischen Licht die dem Metall characteristische Farbe und lieferten ein den Salzen ganz analoges Spectrum. Noch viel schlagender wies Mitscherlich nach, dass nur die Dämpfe des Metalls und nicht die des Oxydes die Linien hervorzurufen im Stande wären. Er legte nämlich in eine Porzellanröhre einige Stückchen kaustischen Natron’s, ver- schloss die Röhre durch Eingypsen zweier Plangläser, legte sie nun in einen Glühofen, so dass die Enden frei waren, und untersuchte hierauf spectralanalytisch das von den glühenden Natron ausgehende Licht, sowohl als das, wel- ches von einer Flamme durch die Röhre hindurch auf den Spalt seines Apparates gelangte; in dem einem Falle aber so wenig wie in andern zeigte sich im Apparate die cha- racteristische Natriumreaction. Anstatt der Natrons wählte er sodann Chlornatrium, allein der Versuch blieb ebenso erfolglos wie vorher. Nachdem er jene Röhre durch eine andere, mit einigen Stücken Natriummetall gefüllte, ersetzt hatte, wiederholte er den Versuch und sah in beiden Fällen die gelbe Natriumlinie. — Was für die Metalle gilt, lässt sich mit demselben Rechte auch auf alle andern chemischen Elemente übertragen und bei vielen, besonders bei den Ga- sen mit Leichtigkeit experimentell beweisen, wie Angström, Masson, van der Willigen, Plücker und andere dies gethan haben. — Es lässt sich also ganz allgemein der Satz aus- sprechen: „Jedes chemische Element strahlt im glühenden Zustande, wofern er dabei gasförmig wird, Licht aus, das durch das Prisma zerlegt gewisse, als Linien erscheinende Lichtmaxima zeigt, die bei jedem einzelnen Elemente un- ter denselben Umständen, stets an denselben Stellen des Spectrums auftreten.“ — Wenn nun noch nicht von allen Elementen die Spec- tra bekannt sind, so hat dies seinen Grund einmal darin, dass man sie noch nicht hat verflüchtigen können, weil sie Nichtleiter der Electricität sind, und andere Wärmequel- 201 len nicht zur Verflüchtigung ausreichen; bei den meisten Ele- menten aber ist gewiss die Seltenheit und die damit verbun- dene Kostspieligkeit der Darstellung der Grund, dass sie noch nicht in Bezug auf ihre Spectra geprüft worden sind. — Die Verschiedenheit der Spectren unter sich giebt den Anhalt aus derselben auf die Anwesenheit dieses oder je- nes Elementes zu schliessen, und somit fundamentirt dar- auf die in neuer Zeit vielfach angewandte Spectral-Analyse. Diese Verschiedenheit der Spectren ist jedoch nicht immer eine absolute, denn es kommen auch Fälle vor, in denen eine und dieselbe Linie mehreren Spectren ganz fremdarti- ger Elemente gemeinschaftlich ist, wie z. B. einige grüne Linien des Phosphors und Bariums. Angström *) beobachtete, dass eine Reihe von Metal- len in einer Linie (n) alle, in einer andern (m) fast alle ganz und gar übereinstimmen, obwohl man geneigt sein könnte diese gemeinschaftlichen Linien für Linien der atmosphäri- schen Luft zu halten, deren Spectrum er bei seiner Art und Weise der Beobachtung immer gleichzeitig mitsah. Befinden sich gleichzeitig mehrere chemische Elemente in einer Flamme, so treten in dem dadurch erhaltenen Spec- trum die Linien sämmtlicher Elemente auf, doch, meist mit gewissen Modificationen, indem sehr häufig Linien ver- schwinden, oder auch neue dazu kommen, wie letzteres Mitscherlich **), wenigstens an einigen Beispielen bewiesen hat. — Verschwinden können bloss die an und für sich schon lichtschwachen Linien, wesshalb dieselben auch zur Erkennung von Substanzen nicht zu gebrauchen sind; ja es geht das Verschwinden der Linien soweit, dass ganze Spectren sogar der Beobachtung entgehen, wie dies immer mit dem Spectrum der Bunsenschen Flamme geschieht, das durch vier Linien ausgezeichnet ist, wenn man in die Flamme nur irgend ein leicht flüchtiges Salz bringt, welches ein in- tensives Spectrum liefert. Durch Annäherung der Electroden gelingt es sehr häufig, das Spectrum eines Metalles selbst von den inten- *) Poggend. Annal. Bd. 94. j **) Poggend. Annal. Bd. 116. XXIU. 1864, 14 202 sivsten Linien des Luftspectrums zu befreien, weil mit der Verkürzung der Luftsäule zwischen den Electroden die In- tensität des Luftspectrums abnimmt. Auf das Entstehen neuer Linien machte zuerst Mit- scherlich aufmerksam, der zwei bis dahin unkekannte grüne Linien entweder allein oder in Begleitung des Bariumspec- trums auftauchen sah, wenn er ein Gemisch von einem Theil Chlorbarium, 20 Theilen Chlorammonium und 20 Thei- len einer 20 Procenthaltigen Salzsäure in der Bunsenschen Flamme verflüchtete. Ganz ähnliche Erscheinungen nahm er wahr, wenn er das Chlorbarium durch Chlorcalcium oder Chlorstrontium ersetzte; die analog angestellten Versuche mit den Brom- Jod- und Fluor-Verbindungen derselben Me- talle aber führten zu nichts Neuem. Da nun Salmiak wie Salzsäure in der Bunsenschen Flamme behandelt an und für sich ohne Einfluss auf das Spectrum sind, so muss man daraus folgern, dass die alkalischen Erden andere Spectra liefern als ihre Chlormetalle. Chlor- und Jod-Kupfer vermischt mit den entsprechen- den Haloiden des Ammoniums zeigten ebenfalls ein ano- males Verhalten, indem in beiden Spectren, besonders aber in dem des Chlorkupfers eine Menge neuer Linien aufflacker- ten, die dem Spectrum des reinen Kupfers nicht angehören. Ein Gemisch von Chlorkalium mit Chlorammonium giebt nach Mitscherlich gar kein Spectrum, wohl aber lässt es noch die Natriumlinie erkennen, wenn man Chlorkalium durch Chlornatrium ersetzt, eine Erscheinung, deren Grund Mitscherlich bloss in der Intensität der Natriumlinie fand. Mitscherlich spricht sich über das Resultat seiner Un- tersuchungen folgendermassen aus *): „Es geht aus diesen Versuchen hervor, dass die Me- talle weder überhaupt in allen Verbindungen ein Spectrum geben, noch in den Verbindungen, die ein Spectrum haben, stets dasselbe zeigen, sondern, dass das Spectrum davon abhängig ist, ob das Metall dasselbe hervorbringt, oder welche Verbindung erster Ordnung es erzeugt. Ferner kann man wohl mit Recht den Schluss aus den Versuchen ziehen, dass jede binäre Verbindung, wenn sie ein Spec- *) Poggend. Annal. Bd. 116. 203 trum hat, das aber natürlich nicht durch Zersetzung der Verbindung durch die Flamme erzeugt sein darf, ein eige- nes Spectrum besitzt.“ Ueber die mit Hülfe des Rhumkorff'schen Apparates dargestellten Spectra. Die unter Anwendung der Electricität dargestellten Spectren zeichnen sich vor allen andern durch eine unge- mein starke Intensität aus. Mit Ausnahme des violetten Theiles der Spectren treten alle Farben deutlich und scharf hervor. Es fangen die Spectra mit einer scharfen Begren- zung des Roth an und verlaufen ganz allmählig ins Vio- lette, das sich ungemein weit ausdeht, in vielen Fällen aber so lichtschwach ist, dass man nur die ersten Anfänge da- von wahrnimmt, weshalb man gut thut, die Beobachtungen in einem finstern Zimmer vorzunehmen. Zeigen sich gerade im violetten Theile sehr intensive Linien, wie dies z. B. beim Quecksilber, beim Blei etc. der Fall ist, dann er- Scheint die nächste Umgebung fast vollständig schwarz, eine Erscheinung, die in diesem Masse bei keiner andern Farbe des Spectrums wahrzunehmen ist. Bei einer aufmerksamen Vergleichung der Spectren der Metalle wird man wahrnehmen, dass allen eine Gruppe von Linien gemeinschaftlich ist, wie dies von Masson, Ang- ström, und van der Willigen bereits vor mehreren Jahren nachgewiesen- ist. Diese Liniengruppe gehört der Gasart an, in der der electrische Funken übergeht, also für ge- wöhnlich der atmosphärischen Luft. Nähert man die Blec- troden, so wird die eingeschaltete Luftsäule kleiner und die Intensität der Luftlinien geringer;. ja bei hinlänglicher Annäherung ‘der Electroden verschwinden selbst die inten- 'sivsten Luftlinien und das reine Metallspectrum bleibt zu- rück. Während es auf diese Weise leicht gelingt, das Luft- spectrum zu eliminiren, so kann man dasselbe nicht ent- fernen, wenn man die Electroden in einem luftleeren Raum einschliessen wollte, da selbst die beste Luftpumpe nicht ausreichend ist, eine absolute Leere herzustellen. Es ist nicht vortheilhaft die Electroden zuzuspitzen, weil dieselben meist sehr schnell wegzubrennen pflegen; 14* 204 am besten giebt man ihnen die Kugelform, wenn dieselbe auch wieder in anderer Weise nachtheilig wirkt. Da näm- lich der Funken nie constant zwischen denselben Punkten der Kugeln überschlägt, so kommt es, dass auch das Spec- trum fortwährend seine Lage ändert. Die Linien befinden sich in Schwankungen zwischen 3—4 Theilstrichen der in Millimeter getheilten Scala. Masson suchte diesem Uebel dadurch vorzubeugen, dass er die Kügelchen mit Wachs überzog und diese Wachsschicht nur an den Stellen durch- brach, zwischen denen der Funken übergehen sollte. Ich habe es vortheilhafter gefunden, dieses Hinderniss bei der Beobachtung dadurch zu beseitigen, dass ich die Electro- den 4—5 Zoll von dem Spalte des Apparates entfernte, wodurch allerdings auch die Spectra wesentlich an Inten- sität verlieren. Mit der Abnahme der Intensität ist aber gleichzeitig eine Abnahme der Anzahl der Linien verbun- den und um zu zeigen, wie gross letztere bisweilen sein kann, mag beispielsweise nur angeführt sein, dass sich in dem Spectrum des Antimons die Linienzahl von 68 auf et- liche dreissig reducirt, wenn man den Abstand der Electro- den von /, auf 5 Zoll vergrössert. Wenn der Funken längere Zeit zwischen denselben Electroden überschlägt, so ist eine Gewichtsabnahme der- selben meist sehr gut wahrzunehmen, und bei einigen Me- tallen, z. B. bei dem Quecksilber und beim Arsen kann die Verflüchtigung sogar mit blossen Augen oder auch durch den Geruch wahrgenommen werden; in den meisten Fäl- len beschränkt sich jedoch dieser Gewichtsverlust auf et- liche Milligr. Ich habe versucht auf diesen Umstand eine Bestimmung der Gewichtsmengen eines Metalls vorzuneh- men, die überhaupt noch durch das Spectroscop wahrge- nommen werden können, indem ich dabei voraussetzte, dass eine Sekunde genügt um ein Spectrum so genau gesehen zu haben, dass man aus demselben erkennt, welchem Me- talle es angehört. Die Metallmengen, welche innerhalb dieser Zeit verflüchtigt werden, sind äusserst gering, indes- sen sind dieselben nicht eonstant, sondern sie ändern sich mit der Stärke des Stromes. Ich habe die Bestimmungen unter Anwendung einer Kette von zwei mässig grossen 2 205 Bunsen’schen Elementen gemacht, und bei der mehrmali- gen Wiederholung derselben gefunden, dass, wenn der Strom annähernd constant ist, das Resultat der Beobach- tung etwa nur um einige Einheiten der letzt geltenden De- cimale abweicht. 5 Schaltet man die dem Inductions-Apparate als Conden- sator hinzugefügte Leidener Flasche aus, dann gewinnt das Spectrum ein anderes Ansehen. Es verschwindet der Licht- glanz, das ganze Gesichtsfeld wird dunkel schwarz und auf diesem dunkeln Grunde bleiben nur einige wenige Linien des Spectrum’s stehen, die durchaus nicht immer die hell- sten sind, welche aber auf dem schwarzen Hintergrunde ungemein intensiv erscheinen. So bleiben z. B. beim Queck- silber und beim Blei zwei Linien im äussersten Violett stehen, die bei eingeschaltetem Condensator meiner Beobachtung anfangs entgangen waren, weil sie bei dem Lichtglanz der äusserst brillanten Spectren jener Metalle fast verschwinden. Bei andern Metallen verschwindet bei der Ausschal- tung des Condensators das Spectrum ganz. Despretz hat durch Versuche direct nachgewiesen, dass die Lage der Linien eines Spectrums unabhängig von der Stärke des angewandten Stromes ist. Wheatstone machte zuerst darauf aufmerksam, dass man die Spectra zweier Metalle gleichzeitig erhält, wenn man die Electroden aus verschiedenen Metallen wählt, oder wenn man Legirungen mehrerer Metalle zu denselben ver- wendet. Man kann daher auf diese Eigenschaft eine Ana- lyse der Metalle gründen, die jedoch eine genaue Kennt- niss der einzelnen theils sehr complicirten Metallspectren voraussetzt. So gelingt es leicht auf spectralanalytischem Wege in dem Rose’schen Metall, Zink, Blei und Wismuth aufzufinden. In einem Stückchen Silber, das durch Reduction von Chlorsilber mittelst Zink erhalten wurde, liess sich ganz deutlich das Zink erkennen, welches zufällig in das ge- schmolzene Chlorsilber gefallen war, während eigentlich eine Reduction auf kaltem Wege beabsichtigt war. Im na- türlich vorkommenden Golde erkannte ich Silber, im Mes- sing Kupfer und Zink und dergl. mehr. 206 Die Spectra der chemischen Elemente. I. Die Spectra der Metalloide. Die Metalloide sind diejenigen unter den chemischen Elementen, deren Spectra bisher am wenigsten untersucht sind. Dieselben sind theils sehr einfach, theils jedoch auch wieder ziemlich complicirt. Die bekannten zeigen sämmt- lich mehr denn eine Linie. 1. Sauerstoff. Das Spectrum dieses Elementes ist nach van der Willigen durch zwölf, nach Plücker nur durch neun Linien ausgezeichnet, die über das ganze Spectrum un- gleichmässig zerstreut sind. Vier von ihnen zeichnen sich nach Plücker ganz besonders durch ihre Intensität aus, und sind daher mit & ß y d bezeichnet worden. «ist ein schön rother Streifen, 8 und y zwei in Mitten des Grün, und d ein violetter Streifen. — Beobachtet man das Sauerstofl- spectrum nach der von Masson angegebenen Weise, so nimmt man gleichfalls jene Linien wahr, man hat aber auch gleichzeitig Gelegenheit sich davon zu überzeugen, dass es nicht die Metalloxyde, sondern die Metalle selbst sind, wel- che die Spectra; hervorrufen; denn wäre ersteres der Fall, dann müsste neben dem Spectrum des Sauerstoffs auch je- desmal dasjenige Metallspectrum sehr brillant erscheinen, das man zu den Electroden verwandte. Nun aber lehrt die Erfahrung, dass zwar neben dem Spectrum des Sauerstoffs auch das des Metalls auftritt, aber es ist dasselbe durchaus nicht brillanter im reinen Sauerstoffgase als in irgend einer andern Gasart. 2. Wasserstoff. Die Verengung der Geisslerschen Röhre, durch welche Plücker den indueirten Strom leitete, zeigte ein intensiv rothes Licht, das in dem weiteren Theile mehr röthlich ward. Je reiner das Gas ist, um so dunkler ist der Hintergrund des Spectrums, auf dem sich drei Linien a ® y zeigen. Nach Angström zeigt das Spectrum des Was- serstoffs nur zwei Linien. | 3. Stickstoff. Das Spectrum ist ungemein linienreich“ und dabei sehr ausgedehnt. Zum Unterschiede von den Spectren andrer Gase findet man darin dunkle Linien, wenn | 207 auch nur in den weniger brechbaren Theilen des Spectrums. Die dunkeln Streifen haben ihren Platz in dem rothen orangefarbigen und gelben Theile des Spectrums und sind der ZahI nach 17. Die ersten 11 umfassen das Roth, bis 14 geht sodann das reine Orange, 14—15 ist Uebergangs- farbe und von Linie 15 bis 17 dehnt sich das reine Gelb aus. Die Frauenhofer’sche Linie D fällt zwischen Linie 14 und 15. Im grünen Theile finden sich noch 7 ähnliche dunkele Streifen, hinter dem Grün aber nimmt das Spectrum wieder ein normales Ansehen an, indem in der Folge wie- der helle Linien auftreten, die durch dunkle Intervalle von einander getrennt sind. EIf solcher Linien treten deutlich hervor $ und ı sind unter ihnen am intensivsten. Das Spectrum der atmosphärischen Luft erhält man leicht, wenn man einen mässigen inducirten Strom, Zwi- schen Platina-Electroden überspringen lässt und nun das Licht dieses Funkens, der an und für sich von pfirsichblüth- rother Farbe ist, in den Spalt des Spectralapparates fallen lässt. Man sieht so ein Spectrum, das in allen Theilen deutliche Linien zeigt. Characteristisch sind darin fünf Li- nien, 2 rothe (@ und ß), 2 grüne (y und d) und eine blaue (£). — Beim Annähern der Electroden werden die einzeln Linien immer matter, und verschwinden dabei bis auf jene angeführten fünf characteristischen Linien. Schaltet man die als Condensator mit dem Inductions- Apparate verbun- dene Leydner Flasche aus, dann dauert zwar das Ueber- springen der Funken fort, und man kann sogar die Electro- den noch viel weiter von einander entfernen, ohne das Ueberspringen der Funken zu hindern, aber das Spectrüm ist gänzlich verschwunden. Das Spectrum, wie man es mit Condensator erhält, liegt allen Metallspectren zu Grunde, wofern die Umgebung der Electroden atmosphärische Luft ist. Sind die Electroden von Platina, so erhält man für gewöhnlich ein reines Luftspectrum, ist aber der Strom sehr stark, dann bekommt man gleichzeitig noch das Spec- trum des Platina’s. 4. Kohlenstoff. Die Feuer - Beständigkeit‘ der Kohle auch bei den höchsten Temperaturen macht eine Darstellung des Kohlenstoffspectrums schwierig. Angström bekam weder mit 208 Holzkohle noch mit Gräphit ein Spectrum, das dem Kohlenstoff eigenthümlich gewesen wäre, denn die auftretenden Linien entstanden auch, wenn er an Stelle der Kohle Electroden von Platina wählte. Masson hat ein Kohlenstoff- Spectrum gesehen. Er schreibt ihm eine Menge brillanter Linien zu, die besonders im Violett sehr zahlreich sind und im äus- sersten Violett durch schwarze Intervalle von einander ge- schieden sind. — Aus den übereinstimmenden Beobachtungen von Ang- ström und van der Willigen geht hervor, dass die Kohlen säure nur Linien hervorzubringen im Stande ist, die bereits im Luftspectrum vorhanden sind. Zwar fand van der Wil- ligen noch einige andere Streifen, die jedoch bei grösserer Reinheit der Kohlensäure immer matter erschienen, schliess- lich sogar so matt, dass man annehmen darf, dass sie bei absoluter Reinheit der Kohlensäure ganz verschwinden wür- den. TPlücker fand bei seiner spectral-analytischen Unter- suchung der Kohlensäure in einer Geissler’schen Röhre, dass sich das Spectrum ändert, während der Strom hindurch geht. Namentlich erbleicht ein rother Streifen im Anfange des Spectrums, und verschwindet fast ganz. Der Sauerstoff der Kohlensäure oxydirt das Platin und das gebildete Oxyd schlägt als gelbes sich allmählig schwärzendes Pulver an der Wand nieder, womit zu gleicher Zeit das Spectrum an- fängt constant zu werden. Man muss also annehmen, dass das constante Spectrum das des Kohlenoxydgases ist. Acht Streifen treten darin als characteristisch hervor a@®y de 6n%. « ist der erblasste rothe Streifen, ® ein dreifacher orängefarbener, y ein gelber, d ein grüner, & ein blauer, & und 7 zwei violette und 9 ein matter Streifen im äusser- sten Violett. — Die Kenntniss der Spectra der Kohlenwasserstoffe ver- danken wir den gründlichen Studien W. Swan’s. Die Sub- stanzen, deren Spectren er untersuchte, sind: Methyl- Alko- kol, Aethyl- Alkohol, Methyl-Aether, Aethyl-Aether, Glyce- rin, Wallrath, Campher, Wachs, Talg, Steinkohlengas und Steinkohlen-Naphta. Das Spectrum der nicht leuchtenden Bunsen’schen Lampe diente ihm als Normalspectrum. Das- selbe ist äussert lichtschwach, zeigt aber dessen ungeach- 209 tet eine Anzahl deutlich wahrnehmbarer Linien, wenn man die Beobachtung in einem finstern Zimmer vornimmt. Die Spectra sämmtlicher oben angeführten Substanzen, entspre- chend den allgemeinen Formeln C* HY und C* HY O? sind identisch, wenn man nämlich den nicht leuchtenden blauen Kern der Flammen beobachtet und wo ein Unterschied wahrzunehmen ist, besteht derselbe nur in einer verschie- denen Intensität des Spectrums. Die Intensität der Linien wechselt mit dem Verhält- niss der Kohle zum Wasserstoff in der betreffenden Sub- stanz, und zwar ist sie da am grössten, wo die Kohle am meisten prävalirt. So treten in dem Spectrum des leichten Kohlenwasserstoffs und des Holzgeistes etc., Substanzen, die nur wenig Kohle enthalten, gewisse an und für sich nur sehr schwache Linien gar nicht auf, allein die Lage der auftretenden Linien ist um nichts geändert. Da ferner sau- erstoffhaltige sowohl wie sauerstofffreie Substanzen ganz dieselben Spectra liefern, so geht daraus hervor, dass der Sauerstoff das Speetrum nicht modificirt. Einzelne Linien- gruppen treten sehr characteristisch hervor. So liegt eine solche zwischen den Frauenhofer’schen Linien D und E, be- stehend aus 4 Linien, die von Swan mit ß ß, ß, ß, benannt sind; ferner liegen in der Nähe der Frauenhofer’schen Gruppe bb die Linien yy und ganz dicht an F die Linien dd, d, d;. 5. Schwefel. Man erhält das Spectrum des Schwefels, wenn man denselben in einem Strom von Wasserstoffgas verflüchtigt und nun durch die Dämpfe die Funken eines mässigen Ruhmkorff’schen Inductions- Apparates schlagen lässt. In- dem Spectrum ist das Blau vorherrschend, und es finden sich Linien in allen Theilen des Spectrums. Eine rothe und besonders drei ziemlich gleichweit von einander abstehende grüne Linien sind darin sehr kennzeichnend. | Schweilige Säure und Schwefelsäure zeigen unter den- selben Umständen ganz identische Spectra. Die Electroden müssen von Platina gefertigt und überdiess bis ziemlich an die Spitze mit Glas überzogen sein. Nach Plücker ist das Spectrum des Schwefelkohlen- stoffs eine Uebereinanderlagerung der Spectren von Was- ‚serstoff und Kohlensäure, welche letztern sich in Folge der 210 überschlagenden Funken bei Anwesenheit von Wasserdämpfen bildet, während sich gleichzeitig Schwefel niederschlägt. 6. Phosphor. Eine brennende Wasserstofffllamme sendet bei Einführung eines Stückchen Phosphors in dieselbe grü- nes Licht aus, dessen Spectrum 3 grüne Linien mit gros- ser Schärfe erkennen lässt. Ausserdem zeigen sich noch einige weniger characteriste Linien im rothen, orangefarbe- nen und violetten Theile des Spectrums. Zwei der grünen- Linien P (@) und P (ß) coineidiren beinahe mit den Baryt- linien Ba (&) und Ba (d). Phosphorige und unterphospho- rige Säure zeigen ganz dieselben Linien, dagegen zeigt brennender Phosphor ein ungemein intensives linienfreies Spectrum. Dusart entdeckte Spuren von Phosphor in dem gewöhnlichen Eisen, und Beilstein wies spectral - analytisch die Richtigkeit dieser Entdeckung nach. - 7. Chlor. Plücker fand das Spectrum des Chlors durch eine ganze Reihe von Linien durchfurcht, unter denen 3 ganz besonders ausgezeichnet sind. Der erste dieser cha- racteristischen Streifen « ist vierfach und von gelblich grü- ner Farbe, der zweite ß rein grün, der dritte y rein blau. Van der Willigen zeigte die Unabhängigkeit der Chlorspec-. trums von der Beschaffenheit der Electroden. 8. Brom. Das Brom zeigt ein sehr schönes und con- stantes Spectrum, in dem 19 Linien als besonders merkwür- würdig hervortreten. Vier unter diesen zeichnen sich vor allen durch Intensität aus, von denen der eine « ein grü- ner, die andern drei aber blaue Streifen sind. I. Spectra der Alkali- und alkalischen Erd- Metalle. Sie zeigen sämmtlich mehr als eine Linie. Die Spec- tra der Alkali- Metalle lassen theilweise noch die Farben des Sonnenspectrums erkennen, meist aber treten in ihnen nur die Linien hervor und sind im übrigen schwarz. Bei den Spectris der Alkalien nimmt die Complication mit der Verwandtschaft zum Sauerstoff ab, bei den der alkalischen Erden dagegen nimmt sie mit derselben zu. 1. Caesium. Das Caesium ist nach den neusten Anga- 211 ben von Johnson und Allen*) durch 18 Linien ausgezeich- net, von denen 7 allerdings nur von ganz untergeordneter Bedeutung sind. Als Erkennungsmittel des Caesiums kön- nen aber nur die beiden von Bunsen und Kirchhoff mit «& und 8 bezeichneten blauen Linien dienen. 0,00005 Mgr. reines Chlorcaesium lassen sich noch mit Hülfe der Linien a und 8 mit Leichtigkeit nachweisen. 2. Rubidium. Das Spectrum dieses Alkali- Metalls hat mit dem des Kaliums die meiste Aehnlichkeit. Nach Bun- sen ist es characterisirt durch 15 Linien, von denen aber eigentlich nur 2 (@ und ß) in dem violetten Theile des Spec- trums als Kennzeichen für Rubidiumpräparate dienen kön- nen. Ausser den Linien &@ und $ verdienen die Linien y und d noch ‘besondere Aufmerksamkeit, da sie jenseits der Frauenhofer’schen Linie A liegen; die äusserste der Linien ö liegt sogar schon in einem Theile des Spectrums, der beim Sonnenlicht schon gar nicht mehr sichtbar ist. In einem Wassertropfen von 4 Milligrm. Schwere, der nur 0,0002 Milligrm. Chlorrubidium enthält, kann dasselbe spec- tral- analytisch nachgewiesen werden. 3. Kalium. Die Kaliumverbindungen geben, so weit dieselben flüchtig gemacht werden können, ein ziemlich aus- gedehntes Spectrum, mit zwei ganz entschieden characteri- sten Linien, die an den Enden des Spectrums liegen, so dass man sie in einem guten Apparate meistentheils nicht mit einem Male übersehen kann, weil das Gesichtsfeld des Fernrohrs zu klein ist. Die Linie K (@) am rothen Ende des Spectrums ist die am leichtesten wahrnehmbare, K (ß) ist bedeutend schwieriger sichtbar. Wolf und Diacon beobachteten im Spectrum des Ka- liums 19 Linien. Bunsen und Kirchhoff konnten noch deut- lich !/jooo Milligrm. Chlorkalium als solches erkennen, und sie gelangten zu diesem Resultate, indem sie eine kleine abge- wogene Menge von chlorsaurem Kali mit Milchzucker in einem Zimmer von 60 Cubikmetern Inhalt verpufften und nun den sich verbreitenden Chlorkalium haltigen Dampf mit einem ausgespannten Regenschirme gleichmässig in dem *) Pogg. Ann. Bd. 119, S. 6. 212 Zimmer vertheilten. Sie berechneten darauf den Chlorka- “ liumgehalt eines Cubikcentimeters Luft und bestimmten fer- ner wie viel Cubikcentimeter in einer Secunde durch ihren Brenner strichen und wie lange Zeit eine deutlich zu er- kennende Reaction im Apparate wahrzunehmen war. In- dem*sie nun annahmen, dass eine Secunde ausreichend sei, um ein Spectrum deutlich erkennen zu können, bestimmten “ sie durch eine leichte Rechnung die reactionsfähige Menge des Salzes. Bei der Bestimmung der Empfindlichkeit des Natriums bedienten sie sich zum Verpuffen des chlorsauren, Natrons, bei allen andern Bestimmungen aber wandten sie zur Verpuffung die Chloride an, die sie mit chlorsaurem Kali und Milchzucker mengten. Auch ich habe versucht, jene Bestimmungen für die Alkalien_und alkalischen Erden auf etwas andere Weise zu wiederholen, muss jedoch von vorn herein gleich darauf aufmerksam machen, dass ich nicht zu denselben Resulta- ten gelangt bin. Indem ich in genau 10 CC. Wasser ein Decigramm des betreffenden Salzes löste, erhielt ich zu- nächst eine Lösung, von der 1 Cubikcentimeter nur 0,01 Grm. des Salzes enthielt. 1 Cubikcentimeter dieser Lösung mischte ich mit 9 Cubikcentimetern destillirten Wasser, und in diesem Sinne fuhr ich fort Lösungen zu bereiten, von denen also der Reihe nach jeder Cubikcentimeter 0,01 Grm., 0,001 Grm., 0,0001 Grm. und 0,00001 Grm. enthielt. Un- gefähr 1—2 Milligrm. einer solchen Lösung blieben an dem Oehr eines Platinadrathes hängen und diese geringe Menge Flüssigkeit wurde in eine Wasserstofflamme ge- bracht, die vor dem Spalte des Apparates stand. Zur Bestimmung der Empfindlichkeit des Kaliums wandte ich Chlorkalium an und fand, dass 0,001 Grm. der Lösung Nr. 3. entsprechend 0,000001 Grm. Chlorkalium die Reaction des Kaliums hinlänglich deutlich gaben, um es als solches zu erkennen. Wahrgenommeu wurde auch bis- weilen die Reaction dann noch, wenn 0,001 Grm. der vier- ten Lösung angewandt wurden, in welchem Falle aber die Scala nicht erleuchtet werden durfte. 4. Natrium. Das Natrium giebt unter allen chemischen Elementen eine Reaction im Spectral- Apparate am leichte- 213 sten, worin es sich gewöhnlich als eine Linie von intensiv gelber Farbe zu zeigen pflegt. Schon Franenhofer erkannte diese Linie als eine Doppellinie und Kirchhoff zerlegte sie so, dass sie ihm als dreifache erschien. Durch Combination von elf Flintglasprismen, die meist 45% brechende Winkel hatten, so dass der ganze Satz einen brechenden Winkel von 480° hatte und unter Anwendung eines Fernrohrs mit entsprechender Vergrösserung, erkannte Merz die Natriumlinie als ein siebenfache. Wolf und Diacon sa- hen im Spectrum des Natriums 6 Linien, die mit einer ge- _ wissen Regelmässigkeit über das ganze Spectrum vertheilt waren. Schon Swan*) hat darauf hingewiesen, dass die zur Hervorbringung der gelben Linie erforderliche Menge eines Natronsalzes unwägbar sei. Bunsen und Kirchhoff verflüch- tigten 0,003 Grm. chlorsauren Natrons in ihrem Experimen- tirzimmer und hatten darauf 10 Minuten langim Spectralap- parate die Natron-Reaction, woraus sich unter den schon vorhin angegebenen Umständen die Empfindlichkeit des Reagenzes sicher für !/zoooooo Milligramme des Natronsal- zes ergiebt. — Da trotz häufiger Destillation kein NaO freies HO zu beschaffen war, so war eine Bestimmung der Empfindlichkeit aus der Lösung nicht möglich. — Das Natrium ist ein fast überall vorkommendes Me- tall. Es findet sich fast immer in der Luft, wesshalb man ‚die gelbe Linie im Apparate fast niemajs ganz verschwin- den sieht. Im Cigarrenrauch, im Bücherstaub, am mensch- lichen Körper, überall lässt sich spectral-analytisch das Na- trium erkennen. Ein Platinadraht, den man durch Glühen vollständig von anhaftenden Natronsalzen befreit hat, zeigt, nachdem man ihn einige Minuten in der Luft hat liegen lassen, wieder eine intensive Natriumreaction. x 5. Lithinm. Das Spectrum des Lithiums ist nach Bun- sen und Kirchhoff durch 2 Linien Li («&) und Li (ß) ausge- zeichnet, von denen die erstere, eine intensiv rothe Linie, der Linie K (c), die andere aber der gelben Natronlinie nahe liest. Wolf und Diacon erkannten in dem Spectrum *) Poggend. Ann. Bd. 100. 214 des Lithiums vier Linien. Nach Bunsen und Kirchhoff las- sen sich weniger als °/40ooooo Milligrm. Lithionsalz noch mit der grössten Schärfe als solches erkennen; auf nassem Wege stellt sich die Empfindlichkeit weit geringer, denn man kann nur 0,00000001 Grm. eines Lithionsalzes in der Lö- sung nachweisen. Im Gemisch mit Salzen anderer Alka- lien verliert es seine Empfindlichkeit, doch lässt es sich ne- ben der intensiven gelben Natronlinie immer noch besser erkennen als die andern Basen. In der Natur ist es weit verbreiteter als man früher meinte, und es findet sich auch sehr häufig neben Kali, Natron und Kalk in den Pflanzen, wie z. B. in vielen Tabaksorten und in den Runkelrüben. 6. Strontium. Die Spectren der alkalischen Erden zei- gen weit mehr characteristische Linien als die der Alkalien. Das Spectrum des Strontiums ist ausgezeichnet durch 8Li- nien, unter diesen 6 rothe, eine orangefarbene und eine blaue Linie, letztere beinahe coincidirend mit Cs (P), wäh- rend eine der rothen Linien mit Li («@) zusammenzufallen scheint. ©0000 Milligrm. Chlorstrontium reichen nach Bun- sen und Kirchhoff schon aus, um die Strontiumreaction zu geben, während sich in der Lösung nur 0,000001 Grm. sal- petersaurer Strontium erkennen lassen. 7. Catcium. Im Spectrum der Kalksalze treten zwei Linien als besonders charakteristich hervor, eine orangege- färbte Ca (a), ziemlich in der Mitte zwischen der gelben Natriumlinie und der rothen Lithiumlinie, und eine grüne Ca (8), die besonders zur leichten Erkennung des Kalks dient. Ausserdem treten noeh ungefähr sechs weniger in- tensive Linien in den Spectris hervor. °/ıoo00o Milligrm. Chlorcaleium sind in Dampfform im Apparate zu erkennen, in der Lösung nur 0,000001 Grm. desselben Salzes. — Kreide giebt die Reaction erst nach dem Entweichen der Kohlensäure und Gyps erst, wenn er basisch geworden ist, dann aber um so brillanter. | 8. Barium. Das Spectrum das Bariums ist reich an grünen Linien, deren es 8 zählt, besitzt aber auch eine gelbe Linie, die fast beinahe mit der gelben Natriumlinie coincidirt und ausserdem einige weniger wichtige Linien im 215 orange gefärbten und rothen Theile des Spectrums. Die Linie y tritt im Ganzen genommen nur sehr selten auf, wenn sie aber zum Vorschein kommt, so zeichnet sie sich vor allen andern Linien des Bariumspecetrums durch eine ungemeine Schärfe aus. Aus den Versuchen von Bunsen und Kirchhoff ergiebt sich, dass ungefähr !/gooo Milligrm. Chlorbarium noch hinlänglich erkannt werden können, ge- rade wie dies auch bei einer wässrigen Lösung von Chlor- barium der Fall ist. — Kommen Baryt- und Strontian- salze mit einander gemischt vor, so thut dies der Erken- nung beider nicht viel Schaden, da dem Barium hauptsäch- lich der grüne, dem Strontium aber der rothe und blaue Theil des Spectrums angehört. Eine Verdeckung des einen ‚kann nur dann stattfinden, wenn das andere in ungeheuren Quantitäten im Verhältniss zum ersteren vorhanden ist, und in diesem Fall selbst können beide noch erkannt werden, wenn man die Substanzen in die Chlorverbindungen über- führt, wenn sie es nicht schon sind, und nun das Chlor- strontium durch Lösung in Alkohol von dem darin unlös- lichen Chlorbarium trennt. 9. Thallium. Das Thallium ist das dritte Metall, des- sen Kenntniss wir der Anwendung des Spectral- Apparates verdanken. Es wurde fast gleichzeitig von Lamy und Croo- kes entdeckt, die es im Selenschlamme der Bieikammern vorfanden. Es ist ein ganz eigenthümliches Metall, in sei- nem chemischen Verhalten nähert es sich entschieden den Alkalien, hinsichtlich seiner physikalischen Eigenschaften aber istes den schweren Metallen anzureihen. Auch in sei- nem Spectren zeigt es.eine Abnormität, indem es das bis jetzt bekannte einzige Element ist, das nur eine einzige grüne Linie giebt. /sooooooo Grm. Thallium können noch mit Hülfe des Spectral- Apparates erkannt werden. II. Die Spectra der Erd-Metalle. 1. Magnesium!’ Zwischen Flectroden von Magnesium schlägt der electrische Funken mit grünlichem Lichte über, das mit Hülfe des Prisma’s in ein Spectrum zerlegt wird, in dem vier Linien erkannt werden können, welche dem Magnesium selbst angehören. Die eine unter diesen ist I 216 dreifach und von grüner Farbe, eine zweite, fast ebenso in- tensiv gefärbt als die erstere, liegt im violetten Theile. Jene erste grüne Linie coincidirt mit der Frauenhoferschen Li- niengruppe bb, und auch für die übrigen Linien des Mag- . nesiumspectrums finden sich homolog liegende Linien im Sonnenspectrum. 0,00000041 Grm. Magnesium. vermögen noch im Spectral- Apparate erkannt: zu werden. 2. Aluminium. Man stellt das Spectrum des Alumini- ums dem des Magnesiums analog dar. Es ist lichtschwach und zeigt nur wenige characteristische Linien. Im gelben Theile erscheint eine Linie, die sich bei hinreichender Ver: engung des Spaltes in eine vierfache auflöst, die zum Theil mit einer Luftlinie (Y) zusammenfällt. Im blauen Theile des Spectrum erscheint sodann eine Gruppe von 7 Linien, die aber nur bei hinlänglicher Intensität als solche erkannt werden können, der dann noch mehrere helle Linien fol- gen. Das Aluminium ist sehr schwer flüchtig, es verdampfen in der Sekunde nur 0,00000005 Grm.. * IV. Die Spectra der schweren Metalle. Dieselben sind fast ohne Ausnahme sehr complicirt, doch existiren einige, bei denen die Zahl der hervorste- chenden Linien nur gering ist. Die Salze der Metalle ge- ben in Betreff der Lage und Zahl der Linien ganz dieselben Spectren wie die Metalle selbst, wenn man sie auf Platinkü- gelchen bringt und zwischen diesen die Funken des Ruhm- korff’schen Apparates überspringen lässt. Behandelt man jedoch die Salze in der Bunsen’schen Flamme, so kommen häufig ganz andere, noch viel häufiger aber gar keine Spec-' tren zum Vorschein. So giebt Kupferchlorid ein sehr schö- nes Spectrum, Jod- und schwefelsaures Kupfer geben we- sentlich andere Linien und Kupferoxyd und Kohlensaures Kupferoxyd lassen gar kein Spectrum auftreten. Fertigt man die Electroden gleichzeitig aus verschie- denen Metallen, so treten, wie dies früher einmal erwähnt ist, gleichzeitig die Spectren beider auf. Häufig verschwin- den dabei bei dem einem oder andern Spectrum einige Li- nien, manchmal aber geht auch ein Spectrum in dem an- dern geradezu unter, wie dies beim Kupfer und Wismuth 217 der Fall ist, wo man die drei characteristischten grünen Kupferlinien in Mitten der vielen grünen intensiven Wis- muthlinien nicht einmal sieht. — Glühende Drähte geben continuirliche Spectren. 1. Eisen. Das Spectrum dieses Metalles verdient mit Recht den Namen des Linienreichen. Drei Liniengruppen treten im Grün ganz besonders hervor, die beiden äusser- sten werden durch ziemlich intensive Luftlinien begrenzt und verlaufen allmählig nach der Mitte; die mittlere Gruppe dagegen ist in der Mitte am intensivsten und verläuft nach den beiden äussern Gruppen hin. Ferner liegt im violetten Theile noch eine Gruppe, in der fünf Linien sich ganz be- sonders durch Intensität auszeichnen. Eisenoxyd, Eisen- chlorid und schwefelsaures Eisenoxydul geben ganz dasselbe Spectrum. In einer Sekunde verflüchtigen sich 0,00000046 Grm. Eisen. i 2. Zink. Das Zinkspectrum ist ausgezeichnet durch zwei Liniengruppen, von denen die eine im Roth liegend drei, die andere im Blau vier characteristische Linien ent- hält. Die erste der letzten vier Linien ist eine sehr schöne hellblaue Doppellinie. Alle andern Linien sind von unter- geordneter Bedeutung. Vier Luftlinien sind meist deutlich im Spectrum zu erkennen. Bei Ausschaltung der als Con- densator angehangenen Leydener Flasche wird plötzlich das Gesichtsfeld dunkel und nur 3 blaue Linien, unter denen aber nicht die Doppellinie ist, bleiben noch übrig. Schwefelsaures Zinkoxyd verhält sich unter denselben Umständem dem Zink ganz analog. 0,00000015 Grm metallisches Zink sind noch reactionsfähig. 3. Cadmium. Das Cadmium liefert ein sehr mattes Spectrum, in dem sieben Linien um so schärfer hervortre- ten. Eine von diesen Linien liegt im Roth, drei im Grün und drei im Blau. Die Linien des Cadmiums zeigen die merkwürdige Eigenschaft mit Linien anderer Metalle zu co- ineidiren. So fällt die rothe Linie mit der rothen Zinnli- nie, eine grüne Linie mit einer entsprechenden Wismuth- linie, eine andere grüne Linie mit einer Linie des Arsen’s und eine blaue Linie endlich mit einer Bleilinie zusammen. Beim Ausschalten des Condensators bleiben nur vier Linien XXIII. 1864. 15 218 übrig, nämlich die rothe, eine grüne und zwei blaue. Von dem übrigen Spectrum verschwindet sofort jeder Ein- druck. In einer Sekunde- verflüchtigen sich 0,0000004 Grm. Cadmium. 4. Wismuth. Im Spectrum des Wismuths, das an und für sich sehr intensiv erscheint, begegnet man 5 Linien- gruppen und einer isolirt stehenden Linie. Zwei Gruppen finden sich im Roth, beide sind getrennt durch ein ziemlich breites fast schwarzes Intervall. Demnächst folgt jene ein- zeln stehende hellgrüne Linie. Im Grün begegnet man so- dann einer sehr intensiven Gruppe aus 6 Linien bestehend, von dener die zweite, vom rothen Ende des Spectrums aus- gerechnet die intensivste des ganzen Spectrums ist. Im Blau liegen noch zwei andere. Im Ganzen lassen sich mit Leichtigkeit 45 Linien beobachten, wenn man von den gleich- zeitig mit auftretenden Luftlinien absieht. Beim Ausschal- ten des Condensators verschwindet das ganze Spectrum bis auf eine der weniger intensiven Linien des Blau. 0,00000166 Grm. Wismuth können noch spectral-analytisch nachgewie- sen werden. 5. Blei. Dem Bleispectrum ist eine Gruppirung zu je zwei Linien eigenthümlich. Sechs solcher Linienpaare, bei denen die Linien in annähernd gleichem Abstande ste- hen, sind mit Leichtigkeit zu erkennen. 10 Linien zeich- nen sich unter den vielen Bleilinien durch besondere Inten- sität aus, von denen eine rothe Linie, die im äussersten Roth liegt, eine hellgrüne Doppellinie und zwei blaue Li- nien noch ganz besonders erwähnt zu werden verdienen. — Fünf Luftlinien sind immer zu erkennen. Beim Aus- schalten des Condensators bleiben einige Linien, die aber nicht so grell hervortreten, wie dies gemeiniglich der Fall ist. Unter denselben befindet sich auch eine violette Linie die, im äussersten Theile des Spectrums liegend an und für sich nur mit Mühe zu sehen ist. — Essigsaures Bleioxyd, | salpetersaures Bleioxyd, Chlorblei ete. verhalten sich dem Blei ganz analog. Der Gewichtsverlust des Blei’s beträgt für die Sekunde 0,0000012 Grm. 6. Zinn. Das Spectrum des Zinns ist durch einige sehr intensive Linien ausgezeichnet wie sie sich fast in kei- \ ! 219 nem andern Spectrum finden. So existirt darin eine rothe Linie, die an Intensität der rothen Lithiumlinie nicht nach- steht, und eine gelbe, die mit der gelben Natriumlinie sehr viel Aehnlichkeit hat. Ferner treten im Grün zwei sehr characteristische Linien hervor, von denen die erste eine Doppellinie, und die zweite sogar eine dreifache ist. Die scharf hervortretenden Linien im Grün und Blau, deren es eine ziemliche Menge giebt, haben annähernd von einan- der gleichen Abstand. Unter günstigen Umständen treten auch im äussersten Roth noch deutlich erkennbare Linien auf. Beim Ausschalten des Condensators verschwindet das Spectrum bis auf eine Linie im Blau. Alle Zinnpräparate geben keine Spectren abweichend von den Salzen anderer Metalle; kommt aber in dem Zinnpräparat irgend ein ande- res schweres Metall vor, so ist dasselbe an dem ihm ei- genthümlichen Spectrum sehr leicht zu erkennen. 0,00000069 Grm. Zinn können mit Hülfe des Spectrums noch als solches nachgewiesen werden. 7. Silber. Das Silber zeigt nur drei characteristische Linien, sämmtlich in dem grünen Theil des Spectrums. Beim Ausschalten des Condensators verschwindet auch noch die mittlere, weniger intensive dieser drei Linien. Unwäg- bare Mengen von Chlorsilber lassen das Spectrum so schön auftreten, wie das Silber selbst; ebenso auch andere Sil- berpräparate. 0,000000014 Grm. Silber sind noch reacti- onsfähig. 8. Quecksilber. Die Darstellung des Quecksilberspec- trums bietet gewisse Schwierigkeiten. Indem man nämlich die untere ausgehöhlte, aus Kohlen oder Eisen gefertigte und mit Quecksilber gefüllte Electrode der obern von Pla- tina nähert, springt bei hinreichender Annäherung das Queck- silber in die Höhe, und bietet so dem Strome unmittelbar einen Uebergang. Man vermeidet dies, indem man zunächst den Condensator ausschaltet und nun erst hinreichende Mengen von Quecksilber verdampfen lässt. Die Dämpfe schlagen sich theilweise an dem obern Platinpol nieder. Ist dies geschehen, so setzt man auch unten eine 'Platina- Electrode ein und schaltet den Condensator wieder ein. 15° 220 Das Quecksilber liefert ein sehr brillantes Spectrum. Eine rothe, eine gelbe Doppellinie, mehrere grüne und zwei blaue Linien lenken besonders die Aufmerksamkeit auf sich. Beim Ausschalten des Condensators bleiben vier Linien übrig, von denen die eine im äussersten Violett liegend unter gewöhnlichen Umständen gar nicht gesehen wird. Wheatstone beobachtete nur 7 Linien in dem Spectrum des Quecksilbers, wiewohl die Zahl der- selben bedeutend grösser ist. Die Quecksilberpräparate geben ohne Ausnahme das Spectrum des Quecksilbers sehr intensiv und leicht; Spuren genügen um als Quecksilber- präparat erkannt zu werden. Eine quantitative Bestimmung der verdampften Quecksilbermenge war nicht möglich, ohne . bedeutende Fehler zu machen. 9. Arsen. Dem Spectrum des Arsens fehlt gewöhnlich die Intensität. Es bietet ziemlich viel aber wenig charac- teristische Linien. Fünf grüne und eine rothe Linie sind die hellsten. Beim Ausschalten des Condensators ver- schwindet das Spectrum. Arsenige Säure und arsenigsaure Salze verhalten sich gerade wie Arsen. Das Arsen erlei- det schon in ziemlich kurzer Zeit bedeutende Verluste, denn es verflüchtigen sich in einer Secunde 0,000003 Grm. 10. Kupfer. Das Kupfer liefert ein ziemlich linienrei- ches Spectrum, 4 Linien jedoch verdienen nur erwähnt zu werden. Unter diesen zunächst eine grünlich gelbe ganz in der Nähe einer grünlich gelben Luftlinie, dann drei nahe an einanderliegende grüne Linien. Letztere bleiben bei Ausschaltung des Condensators allein übrig. Die erste je- ner drei grünen Linien coincidirt genau mit einer Wis- muthlinie, die zweite fast genau mit einer andern Wismuth- linie. In einer Secunde verliert das Kupfer nur 0,00000007 Grm. an Gewicht. | 11. Platin. Nach van der Willigen sind dem Platin drei Linien eigenthümlich, die aber nur unter sehr günsti- gen Umständen aufzutreten scheinen. Das sonst ziemlich linienreiche Spectrum gehört der atmosphärischen Luft an, wofür verschiedene Gründe sprechen. Einmal kehren ge- rade die’ intensivsten Linien des Platinspectrums, zu denen ungefähr 4 zu rechnen sind, in allen andern Metallspeetren 221 wieder; diese Linien erscheinen aber bedeutend weniger in- tensiv, wenn sich die Electroden in einem möglichst luftver- dünnten Raume befinden. Ferner nehmen alle Electroden bei längerem Uebergange des Funkens nachweisbar an Ge- wicht ab, während Electroden von Platina constant ihr: Ge- wicht beibehalten. Es hat sich also’ kein Platina ver- Nüchtigt, da aber nothwendiger Weise eine Verflüchtigung zur Hervorbringung eines Spectrums erforderlich ist, so kann das Spectrum nicht das des Platins sein. Am schla- gendsten wird endlich die Behauptung noch dadurch nach- gewiesen, dass das Spectrum des Platins ein ganz anderes wird, wenn man die Electroden mit einer andern Gasart als atmosphärische Luft umgiebt. 12. Gold. Das Spectrum des Goldes ist sehr linien- reich, doch kostet es grosse Anstrengungen, die ungemein feinen Linien zu erkennen; gemeiniglich erscheinen die Gruppen feiner Linien bei schwacher Intensität nur als ho- mogen gefärbte Felder. Besonders ausgezeichnet sind nur 3 Linien, eine gelbe, eine grüne und eine blaue. Mit letz- terer scheint das Spectrum scharf abzuschneiden, bei grös- serem Lichtglanze erkennt man aber auch noch jenseits dieser Linie ganze Gruppen von feinen Streifen. 0,00000025 Grm. Gold lassen sich noch im Spectrum erkennen. Das Sonnenspectrum. Lässt man auf den Spalt eines Spectral-Apparates dif- fuses Tageslicht fallen, so sieht man bei hinlänglicher Breite des Spaltes im Fernrohre ein continuirliches Spectrum, wel- ches jedoch discontinuirlich wird, wenn man den Spalt nach und nach verengert. Analog nämlich den bunten Streifen der Spectren der chemischen Elemente, ist das Sonnenspectrum durchfurcht von einer Menge schwarzer Linien, deren Zahl ungemein gross ist. Frauenhofer zählte in seinem Apparate einige Hunderte, Brewster erkannte in seinem verbesserten Apparate bereits über 2000 Linien, und - in dem noch um vieles vollkommeneren Apparate von Kirch- hoff, sieht man ein Sonnenspectrum durchfurcht von mehr als 5000 Linien. — Die Linien führen den Namen der Frau- enhofer’schen, nach ihrem zweiten Entdecker Frauenhofer so 222 genannt. Acht: unter ihnen sind sowohl durch ihre Inten- sität als auch durch ihre Lage ausgezeichnet, wesshalb sie von Frauenhofer mit den grossen Buchstaben des lateini- schen Alphabets bezeichnet worden sind. Die Linien A. B. und ©. liegen im Roth, die sehr characteristische Linie D. im Orange, E. an der Uebergangsstelle vom Gelb zum Grün, F. an der vom Grün. zum Blau, G. im Dunkelblau und die Linien HH. im Violett. In dem Raume des Speetrums von B. nach C. liegen nach Frauenhofers Beobachtungen 9 scharfe, feine Linien, zwischen C. und D. liegen 30 Linien, zwischen D. und G. giebt es deren 87, zwischen G. und F. 76, unter denen sich die drei stärksten des ganzen Spectrums befinden, zwischen F.und G. i85 und zwischen G. und H. endlich 190, so dass man also nach Frauenhofer im Ganzen 576 Linien im Sonnen- spectrum zählt. — Wiewohl man in guten Apparaten ein Spectrum von ziemlicher Längenausdehnung sieht, so ist doch in Wirklichkeit das ganze Spectrum in der That noch um vieles länger, wovon man sich überzeugen kann, wenn man das Sonnenspectrum in einem finstern Zimmer mit- telst directen Sonnenlichtes objectiv darstellt. Was die ob- jective Darstellung selhst anlangt, so ist der einzuschlagende Weg verschieden, jenachdem man ein mehr oder weniger linienreiches Spectrum darzustellen beabsichtigt. Es ist na- türlich schon von vorn herein klar, dass man ein Spectrum mit einer so grossen Linienzahl, wie man es subjectiv er- reichen kann, objectiv nimmer wird erzielen können. Ein linienreiches und zu gleicher Zeit sehr reines Spectrum erhält man auf folgende Weise. In dem Fensterladen eines finstern Zimmers bringt man einen Spalt von !/, Zoll Länge und der Breite eines Haares an, durch den man mit- telst eines Heliostaten das Sonnenlicht parallel zum Fuss- boden in das Zimmer leitet. Hinter demselben stellt man eine Linse von ungefähr 9—12 Zoll Brennweite auf, die auf der entgegengesetzten Seite vom Fenster bei richtiger Einstellung ein deutlich vergrössertes Bild des Spaltes lie- fern muss. Nachdem diese Vorkehrungen getroffen sind, setzt man in den Brennpunkt der Linse ein Schwefelkohlen- stoffprisma, und dreht dasselbe so, dass die Ablenkung des 223 Lichtbündels ein Minimum ist. In derselben Entfernung vom Prisma, wo man vor Einschaltung desselben ein deut- liches Bild des Spaltes sah, hat man jetzt senkrecht zum abgelenkten Lichtstrahl den Schirm hinzustellen, auf wel- chem man dann ein ganz deutliches Spectrum mit einigen hundert Linien erblicken wird. — Es ist klar, dass bei dieser Weise der Darstellung das Spectrum nur lichtschwach sein kann; kommt es daher daraufan ein intensives Spectrum zu bekommen, dann muss man den Spalt erweitern. Ein Spalt von !/, Millemeter Breite und 2 Centimetern Länge, leistet für gewöhnlich die besten Dienste. Jede einzelne Farbengattung eines Sonnenspectrums bringt einen gewissen Wärmeeffect hervor. Führt man eine Thermosäule von dem äussersten Violett über das Spectrum hinweg, so sieht man, wie die Nadel des mit der Thermo- säule in Verbindung stehenden Multiplicators immer mehr und mehr abgelenkt wird. Diese Ablenkung wächst aber noch mehr, wenn man mit der Säule in den ultra-rothen Theil hineingeht, und sie erreicht endlich ein Maximum, wenn man sich mit der Säule eine Strecke jenseits des sicht- baren Roths befindet. -— Hält man ferner einen Streifen Pa- pier, der mit Jodsilber überzogen ist, in das Spectrum, doch so, dass derselbe noch zu beiden Seiten über dasselbe hinausragt, so sieht man, wie die verschiedenen Strahlen- gattungen verschiedenen stark auf das Jodsilber einwirken. Das Roth wirkt bedeutend schwächer als das Violett, die stärkste Wirkung aber nimmt man im Ultra-Violett wahr, wo das Jodsilber am allerschnellsten geschwärzt wird. Aus diesen beiden Versuchen geht denn auf das Schla- gendste hervor, dass zu beiden Seiten des Sonnenspectrums noch Lichtstrahlen liegen, die wir zwar nicht direct mit un- sern Augen wahrnehmen können, deren Existenz aber mit ungemeiner Sicherheit aus ihrem chemischen und physika- lischen Verhalten nachgewiesen werden kann. Es giebt aber auch in der That Mittel, das, was unsere Augen an und für sich verborgen ist, wenigstens theilweise sichtbar zu machen. Ein Papierstreifen, den man mit einer Lösung von saurem schwefelsaurem Chinin getränkt hat, fängt im Lichte der 224 ultravioletten Strahlen des Sonnenspectrum’s an lebhaft zu phosphoreseiren, so dass man in dem violetten Theile die Frauenhoferschen Linien deutlich sehen kann. Man findet sogar, dass noch hinter den Linien HH. ganze Gruppen von Linien auftreten, unter denen man die hauptsächlich- sten herausgegriffen und dem Frauenhoferschen Beispiel folgend, sie mit den nächsten Buchstaben des Alphabets bezeichnet hat. Eigenthümliche Verhältnisse auf der Erde vermögen noch neue Liniengruppen zu erzeugen. So fand Brew- ster, dass schon während eines Tages die Linienzahl be- deutend variürt, jenachdem sich die Sonne nahe ihrem Culminationspunkte oder nahe dem Horizonte befindet. Im letzteren Falle treten noch mehr Linien hinzu, die also of- fenbar eine Folge der Absorption von Lichtstrahlen durch die Erdatmosphäre sein müssen. Ganz besonders tritt diese Einwirkung der Erdatmosphäre auf den rothen, orangefar- benen und violetten Theil des Spectrums hervor. In der Nähe der LinieD. und zwar auf der weniger brechbaren Seite der- selben treten neue Linien auf, die nach den Brewster’schen Beobachtungen derLinieD. an Intensität nicht viel nachgeben, während doch die Linie D. ganz und gar umgeändert bleibt. Absorptionslinien im Sonnenspectrum. Die erste Veranlassung zu einer genaueren Untersu- chung der hierher gehörigen Phänomene gab eine Ent- deckung Brewsters. — Als derselbe nämlich eine zwischen parallelen Glaswänden befindliche Schicht von salpetriger Säure in den Gang der Sonnenstrahlen einschaltete, fand er, dass dadurch das Spectrum besonders im violetten und blauen Theile durch das Auftreten neuer Linien wesentlich modifieirt wurde. Im grünen Theile entdeckte er ebenfalls derartige Absorptionsstreifen, wenn auch weniger deutliche, und nur auf die weniger brechbaren Theile des Spectrums zeigte sich das Gas ohne Einfluss. Die Einwirkung ver- mehrte sich, wenn das Gas erwärmt wurde, wodurch sich die Farbe desselben in blutroth bis schwarz verwandelte, und in diesem |Falle verschwanden sogar die letzten Spuren vom Spectrum. 225 Professor Miller unterwarf diesen Gegenstand einer genaueren Prüfung und stellte durch Versuche folgende Thatsachen fest: 1. Schichten farbloser Gase vermögen nicht Linien in dem Spectrum hervorzurufen. M. untersuchte 14 farblose Gase in Bezug auf ihr Absorptionsvermögen, unter diesen 3 Elemente nämlich: Sauerstoff, Wasserstoff und Stickstoff und fand in allen Fällen nicht die geringste Einwirkung, trotzdem die eingeschalteten Gasschichten niemals unter 9 Zoll lang waren. 2. Die Farbe allein bedingt noch nicht das Auftreten von neuen Linien. — Chlorgas z. B. vermag keine Linien hervorzubringen. 3. Aus der Farbe des Gases kann man auch nicht auf die Lage der auftretenden Linien schliessen. So zeigt sal- petrige Säure die meisten Linien im violetten Theil; Jod- dampf giebt zahlreiche Linien im Orange und! Gelb; im Grün sind sie schon so zahlreich, dass sie dassalbe fast verdunkeln und vom Violett ist überhaupt nichts mehr wahrzunehmen. Das Brom verhält sich dem Jode sehr ähn- lich. Untersalpetersäure zeigt viele Linien im Gelb und Orange, die Unterchlorsäure aber besonders im blauen und indigofarbenen Theile des Spectrums, obgleich doch die Farben der beiden Gase ziemlich gleich sind. Unterchlorige Säure und chlorige Säure dagegen ste- hen in ihrem Verhalten dem der Unterchlorsäure ganz gleich. 4. Gasförmige Elemente, die an und für sich keine Linien hervorrufen können, vermögen dies häufig, wenn sie gegenseitig in chemische Verbindung getreten sind. Sauer- stoff, Stickstoff und Chlor liefern dafür den besten Beweis. Andererseits können die Dämpfe von Elementen (Joddampf) Linten hervorrufen, während die Dämpfe in chemischer Verbindung (Jodwasserstoffgas) sich reactionslos verhalten. 5. Die Zahl der Linien nimmt, wenn sie auftreten, bei Verlängerung der vom Lichte durchlaufenen Gasschicht zu, so wie bei Vermehrung ihrer Farbenintensität durch irgend einen Umstand, wofür salpetrige Säure und Joddampf als Beispiele angeführt sein mögen. 226 ‚Einwirkung gewisser Metalldämpfe auf einzelne Linien im Sonnenspecirum. Aehnlich den im vorigen Paragraphen besprochenen Gasen üben auch gewisse Metalldämpfe eine ganz eclatante Wirkung auf das Sonnenspectrum aus. Zwar verinögen die- selben nicht neue Linien hervorzurufen, wohl aber sind sie im Stande, einzelne bereits vorhandene Linien noch bedeu- tend zu schwärzen. Die Versuche, die das bestätigen, sind im Ganzen noch sehr beschränkt; am besten und leichte- sten lässt sich die Beobachtung mit Natriumdämpfen aus- führen. — Schon wenn man in den Gang des diffusen Ta- geslichtes eine gelb brennende Alkoholflamme einschaltet, gelingt es, die Frauenhofersche Linie D so zu schwärzen, dass sie sich ganz auffallend von den andern Linien unter- scheidet. Die Schwärzung verschwindet aber, wenn man die Lampe wieder aus der Richtung des Rohres mit dem Spalte bringt. Objectiv dargestellt ist dieser Versuch ein instructiver und zugleich sehr prächtiger Vorlesungsversuch. Man fi- xzirt zu dem Ende auf einem Schirme ein Sonnenspectrum, welches möglichst linienreich ist, am besten auf die früher besprochene Art, und an irgend einer Stelle zwischen Spalt und Prisma, gleichviel ob vor oder hinter der Linse, schal- tet man nun die Natriumdämpfe ein. Es genügt jedoch hierzu nicht eine einfache Brew- stersche Lampe, sondern man bedarf eines viel intensive- ren Lichtes. Am erfolgreichsten ist ein Kügelchen bren- nenden Natriums, das man in den Gang der Sonnenstrahlen auf einem kleinen eisernen Teller hineinführt. In dem Mo- mente des Sichentzündens erscheint das finstere Zimmer mit einem Male prächtig erleuchtet, das Spectrum an der Wand erbleicht fast vollständig und nur die Linie D tritt trotz der grellen Beleuchtung als intensiv schwarzer Strei- fen hervor. Um die Erhellung des ganzen Zimmers sowie das Erbleichen des Spectrums zu vermeiden, thut man gut über die brennende Natriumkugel ein Dach von einem Fuss Länge zu setzen, so dass die scharfe Kante des Daches parallel den Sonnenstrahlen ist. — An Stelle des brennen- den Natriums kann man sich auch eines Gemisches von 227 Chilisalpeter und Schwefel oder auch eines Gemenges von Chilisalpeter und Zucker bedienen, beide jedoch kommen in ihren Wirkungen dem reinen Natrium nicht gleich. Eine Wasserstoffllamme endlich, die durch Einführung einer Na- tronperle gelb gefärbt wird, genügt vollständig um die Erscheinung sehr vollkommen zu zeigen, und gewährt bei geringerer Lichtintensität den Vortheil, dass man nicht schädliche, die Lunge sehr angreifende Dämpfe erzeugt. Die Wirkung dieser Flamme ist ausserordentlich; sie selbst sen- det so wenig Licht aus, dass dadurch das Zimmer nicht erhellt wird, und die Linie D wird verhältnissmässig doch ganz bedeutend geschwärzt, so dass sie wie ein schwarzer Dintenstrich erscheint, während alle andern nur grau aus- sehen. Die Intensität des Lichtes vom brennenden Magnesium lässt erwarten, das die Linien bb bei Einführung dieses Lichtes in den Gang der Sonnenstrahlen werden geschwärzt werden. Schwärzung der bunten Linien von Flammenspeciren. Schon Frauenhofer soll beobachtet haben, dass die hellen Linien der Spectren chemischer Elemente unter Um- ständen schwarz erscheinen können. Ganz gewiss wis- sen wir, dass die Erscheinung Foucault bekannt war, der sie beim Oeffnen des Schliessungsbogens einer starken Gal- vanischen: Kette an der gelben Natriumlinie wahrnahm, die Wichtigkeit der Erscheinung aber im Grunde nicht erkannte. Was den Versuch selbst betrifft, so lässt sich derselbe leicht ausführen, indem man hinter der Flamme, deren Spectrum man beobachtet, eine andere sehr intensive Licht- quelle bringt, die reines weisses Licht ausstrahlt. Zu den letztern würden das Drummond’sche Kalklicht, das Licht eines glühenden Platinadrath’s oder auch eines andern glühenden Metalls, endlich auch das elecetrische Koh- lenlicht als sehr wirksam zu gebrauchen sein. Bunsen und Kirchhoff gelang es schon die Natriumlinie geschwärzt zu sehen, als sie das Licht eines im Wasserstoffstrome glü- henden Platinadrathes durch ein Reagenzgläschen gehen liessen, auf dessen Boden sich eine Wenigkeit erwärmten 223 Natriumamalgams befand. Fizeau giebt an, dass er die Natriumlinie im Lichte des brennenden Natriums erst gelb, dann aber schwarz gesehen habe und sucht den Grund dieser Erscheinung in der Verschiedenheit des Natriums vom Natron. Es ist indessen wohl kein Zweifel‘ daran, dass der Grund ein anderer ist. Indem sich das Natrium nämlich entzündet, erscheint die Linie zunächst gelb, dann aber, wenn die Kugel selbst ins Glühen gekommen ist, er- scheint sie schwarz. Die intensive Lichtquelle, die man immer zur Schwärzung der bunten Linien anwenden muss, ist hier offenbar durch die glühende Natriumkugel selbst vertreten, die wie jeder glühende Körper rein weisses Licht ausstrahlt. In der That wird auch das Spectrum des brennenden Natriums sehr brillant, sobald die Natriumku- gel ins Glühen kommt. Nach Kirchhoff findet die Schwärzung der bunten Li- nien ihre Erklärung darin, dass für einen jeden Körper das Verhältniss zwischen dem Emissions- und Absorptionsver- mögen für Strahlen von derselben Wellenlänge bei dersel- ben Temperatur gleich ist. Befindet sich also eine einfar- bige z. B. gelbe Lichtquelle hinter einer andern Lichtquelle, welche rein weisses Licht aussendet, so wird ein Theil des im weissen Lichte enthaltenen gelben Lichtes beim Durch- gange durch die gelbe Flamme absorbirt, und demgemäss muss das Spectrum dieses weissen Lichtes im Gelb einen Ausfall zeigen. Dieser Ausfall braucht jedoch nicht unter allen Umständen sichtbar zu werden, da ja die eingeschal- tete gelbe Lichtquelle das absorbirte Licht wieder durch eigenes ersetzt. Ist der Ersatz an Licht grösser als der Verlust, dann wird in dem Spectrum die bestimmte Farben- gattung als ein heller Streif wahrgenommen werden; sind beide gleich, so wird das Spectrum continuirlich verlaufen und Linien werden nicht erscheinen können; ist aber der Verlust grösser als der Ersatz, dann wird die auftretende Linie im Vergleich zur Umgebung schwarz erscheinen müssen. Folgerungen aus den Linien der Sonnenspectrums in Bezug auf die chemischen Bestandtheile des Sonnenkörpers. Die Frage nach der den Frauenhoferschen Linien zu Grunde liegenden Ursache legte sich bereits der Entdecker 229 der Linien vor, doch liess er sie ungelöst, da ihm die Kenntniss verschiedener einzelner Thatsachen fehlten, die dazu führen konnten, den Zusammenhang der Linien mit den chemischen Elementen erkennen zu lassen. Es ist bereits ausführlicher darauf eingegangen wor- den, dass unsere Erdatmosphäre die Veranlassung zur Ent- stehung neuer Linien werden kann, und dieser Umstand legt die Vermuthung nahe, dass überhaupt sämmtliche Li- nien in ihr ihren Ursprung finden, wie dies in der That von physikalischen Autoritäten lange Zeit angenommen wurde. So war Selbst Brewster der Ansicht, dass man im Spectrum eines gewöhnlichen Kerzenlichtes mindestens die Linie D müsse hervorrufen können, wenn man nur die Lichtstrahlen einen hinlänglich langen Weg durch die Erd- atmosphäre beschreiben lasse. Gladstone indessen, der spä- ter den Versuch ausführte, zeigte, dass selbst auf eine Ent- fernung von 37 englischen Meilen noch keine Linien ent- stehen. u Gegenwärtig sind wir im Stande, die Existenz der ein- zelnen Linien im Sonnenspectrum auf andere Weise zu deu- ten. Von dem Theile der Linien, der durch Einwirkung der Erdatmosphäre entsteht, sei jetzt abgesehen. Vergleicht man in dem Bunsen’schen Spectralapparate das Sonnenspectrum mit dem Spectrnm des Natriums, wie man es mit einer Kochsalz haltigen Alkoholflamme dar- - stellt, so bemerkt man‘, dass die Linie dieses Metalls ganz genau die Fortsetzung der Linie D des Sonnenspectrums ist. Noch auffälliger wird die Erscheinung dadurch, dass, wofern man mit einem einigermassen guten Apparate ar- beitet, man die coincidirende Linie in heiden Spectren als eine Doppellinie erkennt, die hinsichtlich ihrer Breite, des dazwischen liegenden Zwischenraumes und der Intensität vollstängig identisch sind und sich nur durch die Farbe unterscheiden. Es muss demgemäss die Vermuthung sehr nahe liegen, dass die Linie D des Sonnenspectrums nichts anderes sein kann als eine geschwärzte Natriumlinie. Dass im Sonnenspectrum die Linie schwarz, im Flammenspec- trum aber gelb erscheint, darf uns nicht befremden, und sollte es das Erkennen dieses Zusammenhanges doch 2330 noch irritiren, nun so bedenke man nur, dass man es ja in seiner Gewalt hat die gelbe Linie zu schwärzen, womit die Identität der Linien zu einer absoluten gemacht ist, und erwägt man endlich noch, dass die Einschaltung von Na- triumdämpfen in den Gang der Sonnenstrahlen ausschliess- lich nur die Linie D verändert, so kann kein Zweifel dar- über bleiben, dass Natriumdämpfe überhaupt erst die Linie hervorgebracht haben. “ Wo sind nun aber die Natriumdämpfe zu suchen? Dass es selten einmal einen Tag giebt, an dem die atmos- phärische Luft keine Natronsalze enthält, wissen wir, die Spectral- Analyse hat es gelehrt, doch kann andrerseits die Existenz dieser Natronsalze nicht das Auftreten der Linie D bedingen, denn dazu würde eine bedeutendere Tempera- tur erforderlich sein, als wir sie auf unserer Erde wahrneh- men. Ueberdiess finden sich diese Natronsalze in unserer Atmosphäre nicht in Gesalt von Dämpfen vor, wie es sein müsste, wenn sie eine Linie veranlassen sollten, sondern sie sind nur mechanisch in dieselbe fortgerissen und schwe- ben nun darin. Es unterliegt daher keinem Zweifel, dass die Absorption der Lichtstrahlen entsprechend der Wellen- länge D bereits auf dem Sonnenkörper selbst vor sich ge- gangen sein muss, eine Behauptung, mit der alle andern erforderlichen Umstände völlig vereinbar sind, die Anwesen- heit des Natriums auf der Sonne sowohl wie die hohe Tem- peratur. Man ist daher zu dem Schlusse berechtigt, dass che- mische Elemente, die Linien in den Flammenspectris hervor- rufen, welche mit gewissen Linien des Sonnenspectrums co- indiren, sich in der Photosphäre der Sonne in Dampfform befinden müssen. In dem Spectrum des Eisens beobachtete Kirchhoff mehr denn 60 Linien, die mit Linien des Sonnenspectrums ganz genau coineidiren. Ist nun die Wahrscheinlichkeit, dass sich Eisen auf der Sonne sei gleich !/,, wogegen sich nichts Widersprechendes aufweisen lässt, und findet man in der Coincidenz von je zwei Linien einen Beweis dafür, dass das Eisen auf der Sonne vorhanden ist, so ist nach Kirchhoff die Wahrscheinlichkeit, dass Eisen auf der Sonne g | 231 nicht vorhanden ist kleiner ‚als (!/,) 6% d.: h. kleiner als "hsoooooooonooo- Aus den genauen Beobachtungen Kirchhoff’s kann man mit Sicherheit ableiten, dass Natrium, Calcium, Barium, Mag- nesium, Chrom, Kupfer, Zink, Nickel, Eisen vielleicht auch Cobalt in der Sonnenatmosphäre vorhanden sind, von den übrigen Elementen jedoch ist bis jetzt noch nicht nachge- wiesen, ob ihre Spectren Linien zeigen, die mit entspre- chenden Frauenhofer’schen zusammen fallen. Der Analogie des Sonnenspectrums folgend hat man angefangen, auch die Planeten und Fixsterne spectral-ana- lytisch zu untersuchen. Die Versuche sind indessen weni- ger erfolgreich gewesen, wie man dies auch bei der Schwä- che des Lichts nicht anders erwarten konnte. Schon Frau- enhofer hat gezeigt, dass das Licht des Mondes und der Planeten Spectra mit Linien liefert, die mit denen des Son- nenspectrums ganz genau coincidiren. Die Beleuchtung der Planeten durch die Sonne erklärt die Erscheinung vollstän- dig. Anders verhält es sich mit den Fixsternen. Die Spectra, welche das Licht derselben giebt, zeigen sehr ver- schiedene Linien. Frauenhofer entdeckte im Licht des Si- rius 3 Linien, die keine entsprechenden im Sonnenspectrum finden; das Spectrum des Castor ist dem Sirius ganz gleich, im Spectrum der Pollux finden sich viele Linien, denen man auch im Spectrum der Venus begegnet und dergleichen mehr. In neuester Zeit sind die Untersuchungen wieder von Donati aufgenommen, dessen Beobachtungen meist mit denen Frauenhofers übereinstimmen. Gerade in der Verschiedenheit der Linien, welche in den Spectris mehrerer Himmelskörper wahrgenommen wer- den, liegt auch noch ein Beweis dafür, dass die Linien be- reits auf dem betreffenden Himmelskörper selbst entstanden sein müssen, denn sonst wäre diese Verschiedenheit durch- aus nicht zu erklären. Wenn endlich Brewster und Gladstone gegen die An- nahme, dass die Linien des Sonnenspectrums auf der Sonne ihren Ursprung haben, geltend machen, dass das Licht des Sonnenrandes schwärzere Linien zeigen müsse als das des Kernes, Matthiessen aber bei Gelegenheit einer Sonnenfin- 232 sterniss einen derartigen Unterschiedenheit nicht hat wahr- nehmen können, so ist damit durchaus kein Gegenbeweis geliefert; denn bedenken wir, dass die Atmosphäre der Sonne im Verhältniss zur Erdatmosphäre bedeutend höher ist, so ist der Unterschied in der Wegeslänge durch die Sonnen- atmosphäre zwischen dem Lichte des Randes und dem des Kernes verschwindend klein, und ein solcher Unterschied exi- stirt möglicher Weise nur in der Theorie; andererseits aber lässt sich auch ganz gewiss behaupten, dass die photometri- schen Messungen Matthiessen’s, wenn er überhaupt solche vorgenommen hat, gewiss nicht der Art gewesen sind, dass er diese feinen Unterschiede hätte bemerken können. Theorie über die Natur des Sonnenkörpers nach Kirchhoff. Der Umstand, dass die Linien irgend eines Spectrums schwarz erscheinen, wenn hinter der die Linien erzeugen- den&Flamme sich eine zweite intensive Lichtquelle befin- det, die ein durchaus continuirliches Spectrum liefert, er- fordert es, sich den Sonnenkörper als eine feste oder flüs- sige, in der äussersten Glühhitze befindliche Kugel vorzu- stellen, die von einer leuchtenden Atmosphäre von etwas niedriger Temperatur umgeben ist. Nimmt man endlich noch mit Secchi an, dass die Temperatur der Sonnenatmos- phäre an den Polen geringer sei als am Aequator, so las- sen sich alle Erscheinungen, die wir an der Sonne auftreten sehen mit Leichtigkeit auf terrestrische Verhältnisse zu- rückführen, ohne der Sache irgend welchen Zwang anzu- thun, wie dies bei Arago’s Theorie der Fall ist, deren Auf- gabe im Wesentlichen nur in einer Erklärung der Sonnen- flecken besteht. Bei dem angenommenen Temperaturunterschiede ist es erklärlich, dass auf der Sonne gerade wie bei uns eine Strömung der untern kälteren Schichten von den Polen nach dem Aequator hin stattfinden muss, während umge- kehrt die heissen Schichten am Aequator in die Höhe stei- gen und dann nach den Polen hin abfliessen. Auf diesem Wege werden sich die erst erwähnten Schichten allmählig erwärmen und in die Höhe steigen, letztere werden jedoch in Folge einer eintretenden Abkühlung herabsinken. Es 233 steht also zu erwarten, dass diese entgegengerichteten Strö- me einmal zusammentreffen werden. Analog wie wir es auf der Erde wahrnehmen, wird dieser Zusammenstoss die Bildung von Stürmen und Wolken bedingen. Der Zusam- menstoss selbst wird nur innerhalb bestimmter Grenzen stattfinden können; an den Polen selbst jedoch gewiss so wenig wie am Aequator. — Indem nun jene Wolken, die an und für sich selbst kein Licht aussenden können, daihre Theilchen vermöge der Abkühlung ihre Leuchtkraft verlo- ren haben, auch dem Lichte vom Sonnenkerne keinen Durch- gang gestatten, so müssen die Wolken von der Erde aus gesehen als schwarze Flecken erscheinen. Verbunden mit jener Absorption des Lichtes ist eine Absorption der Wär- me, welche die Ursache ist, dass sich die Wolke von oben- her verdickt. Dieses Erkalten wird sich bis in die höchsten Regio- nen der Sonnenatmosphäre fortsetzen und die Veranlassung zur Entstehung mehrerer übereinander gelagerter Wolken- schichten werden. Da jedoch in’ den obern Theilen die Atmosphäre dünner ist, so müssen es auch die Wolken sein; sie werden daher durchsichtig erscheinen können und in Gestalt eines Halbschattens den schwarzen Flecken um- geben. Dass jene Halbschatten am äussern Rande dunk- ler erscheinen als in der Nähe des Flecken’s, mag auf ei- ner optischen Täuschung beruhen, da wir ja einen weissen Körper neben einem weisseren für grau zu halten geneigt sind, während wir umgekehrt einen grauen Gegenstand ne- ben einem schwarzen ‘für weiss ansehen. Die an der Sonne sich zeigenden sogenannten Son- nenfackeln sind durch ein grösseres Ausstrahlungsvermögen des einen Stoffes neben dem benachbarten andern bedingt. Die Nähe von Flecken kann die Bildung von Fackeln be- günstigen. Die Beobachtung Arago’s, dass ein glühender Körper polarisirtes Licht aussendet, wenn man ihn unter einen hinlänglich kleinen Winkel beobachtet, und der glühende Körper kein Gas ist, veranlasste ihn, sich die Sonne von einer Gasschicht umgeben zu denken, weil man an ihr diese Erscheinung nicht wahrnimmt. Es fehlt jedoch die- XXIII. 1864. 16 234 ser Annahme eine jede Begründung. Denn abgesehen davon, dass man die Sonne niemals unter einem so kleinen Winkel sieht, wie es sein müsste, wenn man das Licht eines andern Körpers als polarisirtes beobach- ten will, ist jene Thatsache doch nicht ganz stichhaltig, da es auch feste Körper giebt, die im glühenden Zustande nicht ohne Weiteres polarisirtes Licht aussenden. Die glü- henden Kohlentheilchen in der Flamme des Leuchtgases weichen nach Arago’s Beobachtungen ganz und gar von der Regel ab, und darum dürfte, so lange die Sache noch nicht genauer untersucht ist, die Annahme berechtigt sein, dass noch mehrere Substanzen existiren, die in ihrem Ver- halten sich dem Leuchtgase anreihen lassen. Endlich ist noch zu bemerken, dass gerade dieser Umstand von ganz untergeordneter Bedeutung ist, denn ob wir annehmen wir sehen den glühenden Sonnenkern direct oder nur eine leuchtende Gashülle, durch die das Licht des Kernes nicht hindurchdringen kann, bleibt schliesslich gleichgültig. Halle, im December 1863. Die diesem Aufsatze beigefügte Taf. I. stellt die Spec- tren der schweren Metalle dar, wie man sie unter Anwen- dung eines Rhumkorff’schen Inductionsapparates in einem Steinheil’schen Spectroscop beobachtet. Das Spectrum Nr. 1. ist, wie bei Gelegenheit des Platins näher erörtert ist, das der atmosphärischen Luft, welches, weil es allen an- dern Spectren zu Grunde liegt, an die erste Stelle gesetzt ist. Da der Druck der vorliegenden Arbeit in meiner Abwesenheit vorgenommen ist, so sind unter andern mehrere sinnentstellende Feh- ler stehen geblieben, die, um Missverständnissen vorzubeugen, noch sofort berichtigt sein mögen. S. 186 Z. 2 v. u. lasse man „vollständig“ aus. „ 187 „ 5 v. u. ergänze man hinter übereinanderstellten „und“. „ 189 „ 19 v. o. lese man „um Kalium“ statt „das Kalium“. „ 189 „ 19 v. u. lasse man „eben“ aus. „ 191 „ 9 v. o. lese man „Streifens“ statt „Striches“. 102) * Poggend. Annal. Bd. 116. „ 197 „ 15 v. 0. ergänze man zwischen Alkohols und nicht „und der“, „ 198 „ 6 v. o. ergänze man zwischen langsam und geht „vor sich“. „ 199., 8 v. o. ergänze man zwischen Breite und der „an“, „ 201 „ 8 v. o. lese man „neuerer“ statt „neuer“. »„. 230 „ 5 v. u. lese man „befindet“ statt „sei“. Brasack. 235 Die Fauna der Braunkohlenformation von Lat- dorf bei Bernburg von C. Giebel. Wiederholt sind in dieser Zeitschrift Beiträge zur Kenntniss der Latdorfer Vorkommnisse ‚geliefert worden und wurde ich in Folge derselben durch die reichen Zusen- dungen des Herrn Bergmeister Mette und des Herrn Ober- steiger Schwarzenauer in Stand gesetzt dieselben monogra- phisch zu bearbeiten. Inzwischen erschien jedoch von Herrn Stolizcka eine Bearbeitung der Bryozoen (cf. Bd. XXI. S. 106) und von Herrn Römer die der Polyparien (cf. Bd. XXIIL.S.410), so dass ich von denselben absehen konnte, wie auch von den Foraminiferen, deren Untersuchung Herr Reuss über- nommen hat. Meine Arbeit‘ ist so eben im VII. Bande der Abhandlungen der hiesigen Naturforschenden Gesell- schaft erschienen und beschränke ich mich hier auf eine kurze Uebersicht zur Ergänzung und theilweisen Berichti- gung der frühern Mittheilungen in Band XII. und XVII. Bei den abgebildeten Arten gebe ich Tafel und Figur der Ab- handlung an. Von Säugethierresten fand. sich bis jetzt erst ein star- kes Rippenstück, das wahrscheinlich einem grossen Wal- thiere angehört. Die Amphibien lieferten bis jetzt nur einen feinen schlanken glatten Saurierzahn von 8° Länge und 2'' ba- saler Dicke nebst Fragmenten einer Tibia. Zahlreicher treten die Fische auf und zwar mit fol- genden Arten: Carcharodon angustidens Ag, Carcharodon heterodon Ag, Otodus apiculatus Ag, Otodus appendicula- tus Ag, in den vereinzelten Zähnen nicht von denen der Kreideformation unterschieden, Lamna elegans Ag sehr ge- mein, Glyphis germanica n. sp. tb. 4. Fig. 1. schlanker mit kleinerer Meisselspitze als die Art des Londonthones, No- tidanus primigenius Ag, Galeocerdo minor Ag, und ein Lam- naartiger Wirbel. Von Würmern drei Arten: Serpula carbonaria Gb, 8. eontorta Phil und S. septaria Gieb. Nautilus imperialis Swb in einem sehr grossen ver: 10, 236 drückten Exemplare mit prachtvoll schillernder, aber leider ‚zerblätternder Schale. Conus antediluvianus Brug. Bd. XVII. 30 (= C. con- cinnus Beyr.) sehr gemein. Conus procerus Beyr. Bd. XVII. 30. Ebenfalls sehr häufig. Ancillaria canalifera Lk Tb. 3. Fig. 12. Bd. XVII. 30. In mehreren Exemplaren von 4— 12"' Länge. Cypraea anhaltina Tb. 3. Fig. 2. Bd. XVII. 31. In meh- reren Exemplaren und der Gecinschen C. pyrum näher stehend als der C. sphaerica Phil. von Osterweddingen. Cypraea costulata Tb. 3. Fig. 4. Bd. XVII 31. Zu dem früher einzigen Exemplare sind mehrere hinzugekommen.- Sie sind gestreckter und haben eine geringere Anzahl deut- lich fadenförmiger Rippen als die nächst verwandten ©. coc- cinella, C. affinis und C. avellana. Volvaria subbulloides gleicht bis auf die Anwesenheit dreier Spindelfalten und das gänzlich unsichtbare Gewinde Lamarcks V. bulloides. Voluta cingulata Nyst. Bd. XII. 424; XVII. 3 =\V suturalis Nyst). Sehr häufig und veränderlich so sehr, dass V. suturalis nicht davon getrennt werden kann. Voluta anhaltina Tb. 1. Fig. 3. Bd. XII. 426; XVII. 33. Nicht gerade selten und der V. decora Beyr und V. costata Sol sehr nah verwandt. Voluta semigranosa Nyst. Tb. 3. Fig. 11. = Turbinella labellum Giebel Bd. XVII. 39) in nur einem früher verkann- ten Exemplare. Mitra Mettei Tb. 1. Fig. 13. Bd. XVII. 33. In einigen Exemplaren wie früher charakterisirt. Mitra longissima Bd. XVII. 39. In dem einzigen frü- her beschriebenen Exemplare. Mitra laevigata Philippi, Palaeontogr. I. tb. 10 b. Fig. 8. In einigen Exemplaren mit vier starken Spindelfalten, während das Originalexemplar von Westeregeln deren nur drei hat. Buccinum bullatum Phil. Tb. 1. Fig. 1. Bd. XII. 427; XVI. 34. (= B. subcoronatum Phil, B. excavatum Beyr). Sehr häufig und in der Skulptur veränderlich, so dass Phi- lippis und Beyrichs Charakteristik erweitert werden musste. 237 Cassis Germari Phil. Bd. XVII. 36 (= Cassis Quenstedti Beyr). Häufig und ebenfalls in der Skulptur etwas verän- derlich. Cassis affinis Phil. Bd. XII. 429; XVII. 36. Sehr häu- fig und veränderlicher als Philippi und Beyrich nach dem Vorkommen von Osterweddingen und Biere angeben. Cassidaria depressa Buch. Bd. XVII. 37. In vereinzel- ten Exemplaren, ausser bei Latdorf auch noch mit voriger bei Calbe und wohl nicht mit der belgischen C. Nysti identisch. Rostellaria plana Beyr. Tb. 2. Fig. 17. Häufig und Bey- richs Charakteristik vervollständigend. Rostellaria fissurella Lk. Das einzige Exemplar lässt sich nur auf diese französische Art deuten, deren Vorkom- men in unsern Tertiärschichten Beyrich in Abrede stellt. Rostellaria excelsa Tb. 4. Fig. 2. Eine der lebenden R. Powisi sehr nah stehende Art, deren Typus noch nicht aus tertiären Schichten bekannt war. Aporrhais speciosa Schl. Beyrich, Tertiärconchyl. Tb. 11. Fig. 1—6. — Chenopus decussatus und Ch. Sowerbyi Phil). In nur einem beschädigten aber sicher bestimmbaren Exem- plare. Tritonium flandricum Kon. Tb. 3. Fig. 3. Bd. XII. 431; XVII. 31. & Tr. argutum Phil). Sehr häufig und verän- derlich. Tritonium apenninicum Sassi. Bd. XVII. 38. In mehreren Exemplaren mit drei gleichen Spindelfalten und zwei gleich starken Zähnen an der Aussenlippe. Tritonium substriatulum durch den Mangel der Gitter- skulptur und die starke Längsstreifung auf den nicht ge- kanteten Umgängen von dem vorigen unterschieden. Tiphys pungens Sol. Beyrich, Tertiärconchyl. Tb. 14. Fig. 4. 5. Nicht selten in schönen Exemplaren. Tiphys Schlotheimi Beyr. Tb. 3. Fig. 7. In mehreren Exemplaren bis 5‘ Länge mit Beyrichs Charakteristik im Wesentlichen übereinstimmend. Murex lignitum Tb. 3. Fig, 10. Sehr ähnlich M. tor- tuosus Swb, ohne Querrippen zwischen den Wülsten, mit 238 ganz schwachen Längsrippen und mit canalieulirtem Fortsatz an den hohen blattförmigen Wülsten, bis 21“ gross. Murex tristichus Beyr. (= M. triquetrus Giebel Bd. XVI. 38). Etwas veränderlicher als Beyrich angiebt, da- her sich auch die frühere Bestimmung als irrthümlich er- geben hat. Pyrula concinna Beyrich, Tertiärconchyl. Tb. 15. Fig. 7. 8. Nur ein 6“ langes Exemplar. Fusus egregius Beyr. Bd. XVII. 39. Nur in den früher erwähnten zwei Exeinplaren. F. multisulcatus Nyst. Bd. XU. 432; XVII. 39. Sehr häufig und ganz so veränderlich wie Beyrich’s Schilderung angiebt. F. Konincki Nyst. Beyrich, Tertiärconchyl. Tb. 16. Fig. 7. 8, In nur zwei fragmentären, aber sicher bestimmbaren Exemplaren. F. coarctatus Beyrich, 1. c. Tb. 16. Fig. 2. — F. rin- gens Beyrich). Die Unterschiede, welche Beyrich von letz- terer Art anführt, vermischen sich an den Latdorfern so sehr mit den Eigenthümlichkeiten von F. coarctatus, dass es nicht stätthaft erscheint dieselbe getrennt zu halten. F. ventrosus Beyrich ]. c. Tb. 17. Fig. 1. In kleinern xemplaren als auf Sylt, aber in allen Charakteren mit den- elben übereinstimmend, doch ist die Art selbst auf F. cor- eus L noch näher zu untersuchen. F. elatior Beyr. Bd. XII. 432 — F, scalaroides Phil, F. Stagniezii Nyst). In nur zwei fragmentären Exemplaren. F. Rothi Beyrich, Tertiärconchyl. Tb. 24. Fig. 1. In bessern Exemplaren als von Lüneburg und mit einigen ge- ringfügigen Eigenthümlichkeiten. F. exaratus Beyrich, 1. c. Tb. 23. Fig. 1. In nur einem fraglichen Exemplare. u = F. plicatulus Desh. Tb. 3. Fig. 1. re F. scalariformis | Nyst, F. brevicauda Phil, F. Iyra Beyr, Buccinum suspectum Giebel Bd. XVII. 34). Sehr häufig und in der Skulptur veränderlich, so dass ich die angeführten Arten nicht zu trennen im Stande bin. F. unicarinatus Desh. Beyrich, Tertiärconchyl. Tb. 22. Fig. 6. Ein Exemplar ohne letzten Umgang. | 239 Fasciolaria fusiformis Phil. Bd. XVII. 39. (= Fusus cognatus Beyr). In einigen die Charakteristik vervollstän- digenden Exemplaren. Fasciolaria nodosa Tb. 1. Fig. 8. Gedrungener als fu- siformis, mit kürzerem Stiel, oben völlig abgesetzten Rip- pen und mit eigenthümlicher Längsstreifung. Fasciolaria tuberculata Tb. 1. Fig. 7. Bd. XVII. 40. Nur die früher beschriebenen Exemplare. Fasciolaria multicostata Tb. 1. Fig. 4. Bd. XV. 41. Ein einziges Exemplar, welches früher zur Begründung der Art diente. Turbinella pyruliformis Nyst. Beyrich, Tertiärconchyl. Tb. 25. Fig. 4. Ein schönes Exemplar vielleicht von dem belgischen specifisch verschieden. Cancellaria evulsa Sol. Bd. XVII. 39. Häufig und in der Skulptur eben nicht veränderlich. Cancellaria nitens Beyrich, Tertiärconchyl. Tb. 27. Fig. 1. Häufig und von voriger nur durch die schlankere Ge- stalt, engere Mündung und gänzlichen Mangel feiner Zwi- schenstreifen unterschieden. Cancellaria laeviuscula Swb. Beyrich, l. c. Tb. 25. Fig. 7—-9. In mehreren, wesentlich mit Beyrichs.Charakteristik übereinstimmenden Exemplaren. Cancellaria quadrata Swb. Beyrich, 1. c. Tb. 25. Fig. 6. Nicht selten, aber nicht mit Nysts C. quadrata überein- stimmend. Pleurotoma terebralis Lk. Tb. 2. Fig 8. (= Pl. Volgeri Phil). Die Exemplare fallen der Edwardschen Varietät con- einna zu. Philippi beachtete die Lamarksche Art nicht und gab ihr einen neuen Namen. Pl. Zinckeni Tb. 3. Fig. 6. Bd. XVII. 44. Aus "a Ver- wandtschaft von Pl. Waterkeyni und Pl. acutangulare, in mehreren Exemplaren. Pl. Beyrichi Phil. Bd. XII. 434; XVII. 42. Häufig und Philippis Charakteristik vervollständigend, am nächsten ver- wandt mit Pl. belgicum, Pl. Konincki und Pl. lanceolatum, Pl. Konincki Nyst, Coq. Belg. Tb. 4i. Fig. 3. Nicht gerade häufig, von voriger unterschieden durch höheres Gewinde, „stärker gewölbte Umgänge mit Band auf der 240 höchsten Wölbung, durch weitere Mündung und sehr dicke Spindelplatte. ‚ | Pl. Selysi Kon. Tb. 1. Fig. 2. Bd. XVII. 42. Häufig und sehr veränderlich. Pl. difficile Tb. 4. Fig. 3. Sehr ähnlich der vorigen Art, mit schiefen Höckern auf der Wölbung der Seitenmiitte, darüber flach, ohne Band, unterhalb der Höcker scharfe Längsstreifen. Pl. digitale. Sehr schlank, bis 3!/,“ lang, mit schma- lem glatten concaven Bande, welches die schiefen Querrip- pen scharf abschneidet, sonst Pl. Konincki und Pl. Selysi am ähnlichsten. Pl. flexuosum Goldf. Tb. 3. Fig. 9. (= Pl. Waeli Gie- bel Bd. XVII. 45). In der Aehnlichkeit mit Fusus Waeli früher verkannt. Pl. planum Tb. 4. Fig. 4. Ein 2“ langes Exemplar mit auffallend langem geraden Kanal, ganz flachen Umgängen und in einer Reihe flacher schiefer Querhöcker und feinen erhabenen Längslinien. Pl. pseudocolon Tb. 1. Fig. 11. Pl. crenatum Gie- bel Bd. XII. 440; XVII. 42). Mit charakteristischer Knöt- chenreihe an der oberen Naht, kurzem letzten Umgange und weiter Mündung, im Uebrigen dem Pl. crenatum Nyst nah verwandt, von de Koninck auf Sowerbys Pl. colon ge- deutet, welche Edwards jedoch anders charakterisirt. Pl. turbidum Sol. Bd. XIL 455; XVII. 42. Nur zwei der früher hieher gezogenen zahlreichen Exemplare können bei dieser von Edwards neuerdings gut charakterisirten Art verbleiben. Vielleicht fällt Philippis Pl. Leunisi damit zu- sammen. Pl. denticula Bast. Tb. 3. Fig. 8. (= Pl. plebejum Swb, Pl. latdorfense Giebel Bd. XII. 438; XVII. 42). Nicht sel- ten und auf Edwards Charakteristik passend, während ich sie früher nur auf Nysts Angaben mich stützend für eigen- thümlich hielt. Pl. Suessi Hoernes, Wiener Moll. Tb. 40. Fig. 13. Ei- nige Exemplare. | Pl. Morreni Kon. Bd. XVII. 43. (= Pl. scabrum Phil). Häufig, und durch feinere Längsstreifung von den belgischen | 241 Exemplaren verschieden, wohl auch mit Pl. intortum iden- tisch, sicher identisch mit Pl. scabrum, auffallend nah ste- hend dem englischen Pl. sulculosum. Pl. turriculum Brocch. Nyst, Coq. Belg. Tb. 41. Fig. 5. In einigen Exemplaren. Pl. flexicostatum Tb. #. Fig. 6. Vom Habitus der vo- rigen Art, aber mit anderer Skulptur, sehr flachen Umgän- gen, stark gebogenen Rippen und feinen erhabenen Längs- linien. Pl. acuminatum Sowerby, Min. Conch. Tb. 14 b. Fig. 4. Ein Exemplar. Pl. conoideum Sol. Bd. XII. 437. Nicht gerade selten und identisch mit dem belgischen und englischen Vor- kommnissen. Pl. dubium Christ. Nyst, Coqg. Belg. Tb. 41. Fig. 2. Ein Exemplar, durch flache Rippen auf dem letzten Umgange von Nyst’s Angaben unterschieden. Pl. granulatum Lk. Deshayes, Cog. Paris. Tb. 67. Fig. 1—3. Ebenfalls nur ein Exemplar, auf welches Deshayes’ Beschreibung vollkommen passt. Philippi’s gleichnamige Art ist wesentlich verschieden. Pl. laeviusculum Edwards, Eoc. Moll. Tb. 32. Fig. 9. Die Beschreibung der englischen Art lässt keinen Zweifel über die Identität. Pl. perversum Philippi, Palaeontogr. I. Tb. 9. Fig. 11. Durch die linksgewundene Spirale von voriger unterschie- den, ausserdem noch durch die teinern Skulpturverhältnisse. Borsonia turris Tb. 4. Fig. 5. In der allgemeinen Tracht dem Pl. Suessi ähnlich, sehr dickschalig, mit dickwulstigen ‘ Querrippen, sehr schmaler Mündung und zwei starken Spin- delfalten. Als nächste Verwandte giebt sich B. biaritzana zu erkennen. Borsonia fasciata. Grosse Exemplare eigenthümlich in der Form und Skulptur. Borsonia turbida (= Pleurotoma turbidum Nyst. Bd. XII. 433; XVII. 42). In mehreren Exemplaren. Cerithium multispiratum Desh. Tb. 3. Fig. 14. Meist in fragmentären Exemplaren. Cerithium laevum Philippi, Palaeontogr: I. Tb, 9, Fig. 11. 242 Nicht selten, von voriger durch einige Skulpturverhältnisse unterschieden. Cerithium margaritaceum Brocch. Goldfuss, Petrefakten. Tb. 175. Fig. 1. Nur ein Exemplar. Turritella imbricataria Lk. Bd. XII. 442; XVII. 45. Häu- fig und immer fragmentär. Turritella triplicat« Brocch. Nyst, Cog. Belg. Tb. 37. Fig. 6. 7. Nur ein Exemplar mit sehr deutlich geknoteten Kielen auf den sechs ersten Umgängen. -Turritella sulcifera Deshayes, Cog. Paris. Tb. 35. Fig. 5. 6. Wenige Exemplare unter starker Loupe mit sehr fei- nen Längslinien, sonst den französischen entsprechend. Trochus arvensis Philippi, Palaeontographiea I. Tb. 9. Fig. 7. Ein kleines, nicht eben gut erhaltenes Exemplar, daher die Bestimmung nicht ausser Zweifel. Xenophora agglulinans = Trochus agglutinans Lk. Bd. XVII. 48. Sehr selten. ı Xenophora confusa —= Trochus confusus Deshayes, Cog. Paris. Tb. 31. Fig. 3. 4. Ein Exemplar von 2 basalem Durchmesser. Solarium Dumonti Nyst, Tb. 3. Fig. 5. Bd. XVII. 45. Häufig und in einzelnen Skulpturverhältnissen, doch nur in geringfügigen von Nysts Charakteristik abweichend. Solarium acies Philippi, Tertiärversteiner. Tf. 3. Fig. 32. Nur ein kleines im wesentlichen mit Philippis Beschrei- bung übereinstimmendes Exemplar. ‚Solarium lens T£f. 3. Fig. 13. Nicht selten und durch die eigenthümliche zierliche und sehr regelmässige Sculp- tur vortrefflich charakterisirt, mit zwei gekörnten Kielen und drei feinen Körnerreihen dazwischen, mit stark ge- wölbter Basis und fünf bis sieben gekörnten Leisten auf derselben. Delphinula Bronni Phil. Tf. 2. Fig. 4. Schöne und grös- sere Exemplare, als Philippi von Osterweddingen zur Auf- stellung der Art hatte. Delphinula marginata nach einem 1!/,“ grossen Exem- plare, dessen runde Umgänge einen blattartig erweiterten gezackten Kiel und gehöckerte Streifen haben, entfernt ähnlich der lebenden D. tyria. 243 Scalaria clathratula Turt. Wood, Crag Mollusca Tb. 8. Fig. 19. Ein Exemplar von 6°‘ Länge und mit 10 Umgän- gen, ganz dem lebenden und dem des Crag gleich. Scalaria mutata Tf. 4. Fig. 7. Nur 4" lang mit 9 Um- gängen, von Sc. reticulata Phil unterschieden durch 6 Längs- leisten und schwächere Querrippen. Scalaria cornea. Gross und thurmförmig mit starken gerundeten Querrippen und feinen erhabenen Längslinien. Sihguaria anguina L. Philippi, Enum. Moll. Sieil. I. Tb. 9. Fig. 24. In grössern und kleinern Fragmenten welche unzweifelheft mit der lebenden Art identisch sind. Chemnitzia filosa Wood, Crag Mollusca I. Tb. 10. Fig. 7. Nicht selten, mit 16 bis 18 starken Querrippen auf dem letzten Umgange und aussen stark wulstig verdicktem Mundrande. Melania canicularis Lk. Deshayes, Cog. Paris II. Tb. 13. Fig. 16. 17. Ein nur durch die deutlichere Streifung an der Basis von Lamarcks Charakteristik abweichendes Exemplar. Melania Heyseana Philippi, Palaeontographica I. Tb.10 a. Fig. 11. Vollkommen gleich dem zur Begründung der Art dienenden Exemplare von Osteregeln. Niso eburnea Riss. Hoernes, Moll. Wien Tf. 49. Fig. 18. (= Niso terebellum Phil, Bonellia terebellata Michel). Mehre poliert glänzende Exemplare mit äusserst feinen Wachs- thumslinien unter starker Loupe. Tornatella simulata Brand. Nyst, Coq. Belg. Tb. 37. Fig. 21. (= Auricula simulata Swb, Ringicula substriata Giebel Bd. XVII. 32). In einigen Exemplaren meist mit beschädigter Mündung. Villeicht fällt mit ihr T. globosa Beyr zusammen. Natica glaucinoides Swb. Nyst, Coq. Belg. Tb. 37. Fig. 22; Bd. XII. 445. Häufig. Natica hantoniensis Swb. Nyst, Coq. Belg. Tb. 37. Fig. 1; Bd. XII. 443. Sehr gemein. Calyptraea laevigata Deshayes, Cog. Paris Il. Tb. 4. Fig. 8—10. Die Exemplare sind niedriger als Deshayes angiebt, einige völlig glatt, andere mit deutlichen Wachsthumslinien, sonst nicht eigenthümlich. 244 . Capulus cancellatus Tf. 4. Fig. 8. Gehört zu Hippo- nyx, mit gegitterter Sculptur und querer Mündung Emarginula fissura L. Tf. 2. Fig. 20. CE. clathrata Desh, E. reticulata Swb). In einigen 4“ hohen Gehäusen bei 5 und 7 Mündungsdurchmesser. Patella Poseidonis Tf. 4. Fig. 9. Das kleine Exemplar stellt sich der P. longicosta Lk. am nächsten. Patella pentagona Tf. 4. Fig. 10. Vom Typus der vo- rigen, aber kürzer, breiter, fünfseitig und mit breiten ra- dialen Rippen, welche den Rand stumpf ecken. Dentalium Sandbergeri Bosq. Sandberger, Mainzer Con- chylien Tf. 14. Fig. 5. Nicht selten. Dentalium grande Deshayes, Nyst, Cog. Belg. Tb. 35. Fig. 1. (= D. badense Hoernes). Sehr häufig. Dentalium sexangulare L. (= D. mutabile und D. Mi- chelotii Hoernes, Wien. Mollusken Tf. 50. Fig. 32. 33). Exemplare mit 6, 9, 10, 12 scharfen Rippen. Corbula gibba Oliv Taf. 2. Fig. 6; Nyst, Cog. Belg. Tb. 3. Fig. 3. — In einigen Klappen, welche den lebenden und weit verbreiteten fossilen vollkommen gleichen. Tellina Benedeni Nyst, 1. c. Tb. 5. Fig. 5; Wood, Crag Moll. Tb. 21. Fig. 2. — Exemplare mit hellen und dunkeln concentrischen Bändern, den englischen und belgischen voll- kommen gleich. Donaz striatella Brocchi Nyst, 1. c. Tb. 4. Fig. 15. Tellina rostralina Goldf). Flache Schalen mit zarten sehr regelmässigen concentrischen, an den Wirbeln verwisch- ten Streifen. Donax fragilis Nyst, ]. c. Tb. 6. Fig.2. Ebenfalls noch mit hellen und dunkeln Bändern wie die belgischen Exemplare. Cyprina subtumida Tf.4. Fig.16. Nicht selten, von der Nystschen C. tumida verschieden, indem sie vorn mehr verlängert, hinten völlig abgestutzt ist, ihre Hinterseite steil abfällt, das Mondchen breit und tief herzförmig, die Ober- fläche nur mit concentrischen Wachsthumsfalten geziert ist, endlich auch das Grössenverhältniss der Schlosszähne ab- weicht. Astarte Kikxi Nyst, 1. c. Tb. 10. Fig. 3; Bd. XVII 48, * Häufig in kleinen Exemplaren. 245 Astarte Bosqueti Nyst, Tf. 2. Fig. 3. Ebenso häufig. Astarte subguadrata Philippi, Palaeontographica I. Tb. 8. Fig. 4. In wenigen vereinzelten Klappen bis 8° gross. Astarte Henkeliusana Nyst, Cog. Belg. Tb. 9. Fig. 4. (= A. Basteroti Goldf). Nur eine Klappe. Astarte Basteroti Lajk Nyst, 1. c. Tb. 8. Fig. 4. Eben- falls nur eine, aber völlig den belgischen und englischen gleiche Klappe. Venus trigona Nyst, l. c. Tb. 12. Fig. 4. Mehre Klap- pen mit dunkeln concentrischen Binden, Cytherea chionoides (= Venus chionoides Nyst, l.c. Tb. 12. Fig. 5). Kürzer als die entsprechende lebende Art und mit etwas anderem Grössenverhältniss der Schlosszähne. Cardium cingulatum Gold. Tf. 2. Fig. 2. = C. Haus- manni Philippi, Palaeontogr I. Tb. 7. Fig.5; C. anguliferum Sandberger, Mainz. Conchyl. Tf. 27. Fig. 6). Sehr gemein. Cardium tenuisulcatum Nyst, Cog. Belg. Tb. 14. Fig. 7. Häufig. “ Cardium plumstedianum Sowerby, Min. Conch. Tb. 14. (= C. semigranulatum Nyst, C. semigranulosum Desh). Die Klappen haben vorn und auf der Mitte gar keine oder nur schwache Spuren von Strahlenstreifen. Cardium semistriatum Deshayes, Cog. Paris I. Tb. 29. Fig. 9. 10. Unter der Loupe erkennt man deutliche Strei- fung, im Uebrigen der Charakteristik bei Deshayes gleich. Cardium rhachitis Deshayes ]. c. Tb. 29. Fig.1.2. Eine schöne Klappe mit dicht gedrängten hohen Schuppen auf den Rippen. Cardium discors Lamk. Deshayes, 1. c. Tb. 28. Fig. 8. 9. Ebenfalls nur eine Klappe. Cardium porulosum Lamk. ee l. c. Tb. 30. Fig. 1—4. Eine fragmentäre Klappe. Mytilus in zwei fragmentären Klappen, von welchen die eine an Modiola sulcata erinnert, die andere mehr ge- streckt und gewölbt ist. Isocardia carinata Nyst. Tb. 2. Fig. 16. Nicht selten in 1/, bis 1“ langen, den belgischen völlig gleichen Exemplaren. Isocardia multicostata Nyst, Cog. Belg. Tb. 15. Fig. 4. Nur eine sicher bestimmbare Klappe. 246 Cypricardia pectinifera Sw. Tb. 2. Fig. 9. Au schöne Exemplare mit sehr hohen Lamellen. Cypricardia praelonga Tb. 4. Fig. 12. Viel länger als - C. Sacki bei Osterweddingen und hinten sehr spitzwinkelig, sonst jener gleich. Cardita Dumkeri Phil. Bd. XII. 442. Sehr gemein und etwas veränderlich, so dass ich über die Grenzen der Art nicht ganz sicher bin. Nucula lunulata Nyst. Tb. 2. Fig. 5. Bd. XVII. 45. Häu- fig und in schön erhaltenen einzelnen und zusammenhän- genden Klappen. Pectunculus pulvinatus Lk. Eine schöne Klappe in voll- kommener Uebereinstimmung mit den Pariser Exemplaren. Pectunculus Philippi Desh. (= P. pulvinatus autor). Sehr gemein in der verschiedensten Grösse und allen Er- haltungszuständen. Pectunculüs Goldfussi Nyst. Bd. XI. 444; XVII. 45. = P. minutus Goldf). Eben so häufig wie vorige Art. Arca rudis Deshayes, Cog. Paris. Tb. 33. Fig. 7. 8. Nur spärlich, aber in sicher bestimmbaren Klappen. A. barbatula Lk. Goldfuss, Petrefakten. Tb. 122. Fig. 6. In einigen Exemplaren. A. decussata Nyst, Cog. Belg. Tb. 15. ig 1l. In nur einem 4“ grossen Exemplare mit minder stumpfer Hinter- ecke und nicht flachen Fadenrippen. A. hiantula Desh. Goldfuss, Petrefakten. Tb. 122. Fig. 3. Häufig und bis über Zollgrösse, ganz den Pariser, Wie- nern und denen aus den Falunen gleich. A. monstrosa Tb. 4. Fig. 13. In stets absonderlich missgestalteten Exemplaren von voriger Art unterschieden durch mehr nach vorn gerückte ‚Wirbel, unregelmässigen Bauchrand und gerade und stark abgestutzten Vorder- und Hinterrand. A. lactea L. Tb. 2. Fig. 1. Häufig und ganz der leben- den gleich. A. anhaltina Tb. 4. Fig. 15. Der A. interrupta zunächst stehend, unterschieden durch stark convexen Bauchrand und ausgezogene Hinterecke. 4. Jovis. Vom Typus der A. barbatula, vorn stärker 247 abgestumpft, hinten mehr ausgezogen, in der Mitte unregel- ‚mässig buchtig, mit abgerundeten Strahlenrippen. Lima eximia Tb. 4. Fig. 17T. Der lebenden L. scabra ähnlich, dünnschalig, flach, gestreckt eiförmig, mit feinen längs der Mitte spitzwinkelig zusammentreffenden Linien- streifen. Pecten venustus Goldfuss, Petrefakten Tb. 97. Fig. 1. Nur eine fragmentäre Klappe. Peeten opercularis Lk. Nyst, Coq. Belg. Tb. 23. Fig. 2. Ebenfalls nur eine Klappe. Pecten Menkei Goldfuss, Petrefakten Tb. 98. Fig. 1. In mehreren Exemplaren bald mit etwas breitern bald mit ho- hen Rippen. Pecten sublaevigatus Nyst, Cog. Belg. Tb. 24. Fig. 4. Häufig, mit verwischten und mit fein fadenförmigen Rippen. Spondylus bifrons Goldf. Bd. XI. 443; XV. a5. Häu- fig in grossen und kleinen Exemplaren. Spondylus multistriatus Deshayes, Cogq. Paris. Tb. 45. Fig. 19. 20. Nur eine völlig stachellose Klappe. Spondylus limaeformis Tb. 4. Fig. 18. Eine schief ei- förmig dreiseitige Klappe mit gleichen Ohren und 22 stark dachförmigen Rippen, von dicht gedrängten regelmässigen Querleisten bedeckt. Chama monstrosa Tb. 2. Fig. 13. 14. Schon von Phi- lippi bei Osterweddingen beobachtet und als Monstrosität der Ch. squamosa gedeutet, in beiderlei Kiappen nicht selten. Ostraea flabellula Lk. Goldfuss, Petrefakten Tb. 76. Fig. 6. In einigen Exemplaren. Ostraea paradoxa Nyst. Tb. 2. Fig. 11. Breiter als die belgischen Exemplare. Ostraea multicostata Deshayes, Coqg. Paris. Tb. 57. Fig. 5.6. Eine Klappe nicht ganz übereinstimmend mit der Charakteristik bei Deshayes. _ Ostraea bellovacina Lk. Deshayes, Cog. Paris I. Tb. 55. Fig. 1. 2. Zwei Klappen, welche durch die Lage des Mus- keleindruckes von andern Vorkommnissen der Art abweichen. Ostraea callifera Lk. Deshayes, 1. c. Tb. 51. Fig. 1. 2. Ebenfalls sehr selten. 248 Argiope plana Tf. 4. Fig. 14. Kleine zarte Schalen mit Strahlenrippen. Terebratula latdorfensis Tf. 2. Fig. 16. Im Habitus der T. grandis ähnlich, aber mit zierlichen feinen Strahlenstrei- fen und starken Wachsthumsfalten. Thecidea oblonga Tf. 4. Fig. 19. Nur eine stark ge- wölbte Klappe mit wurmfrässig runzeliger Oberfläche bekun- det das Vorkommen der Theeideen in unserm Tertiärgebirge. Cidaris anhaltina Tf. 4. Fig. 20. Bd. XII. 445; XVII 46. Zahlreiche Stacheln und ein Interambulacralfeld. Die feinen und jungen Stacheln sind ohne allen Grund für Liebespfeile ausgegeben worden, mit denen sie nicht die entfernteste Aehnlichkeit haben. Asterias spec. indet. Tf. 4. Fig. 21. Drei dicke Arm- glieder, die eine nähere Bestimmung der Gattung und Art nicht ermöglichen. Montipora fungiformis Roemer, Polyparien Tf. 5. Fig. 19. In mehreren Bruchstücken. Dendracis compressa Roemer, 1. c. Tf. 5. Fig. 15. D pygmaea Roem, D. multipora Roem, D. tuberculosa Be Häufig und von Römer nur nach geringfügigen Merkmalen in vier Arten unterschieden. Balanophyllia subeylindrica Roem. Tf. 1. Fig. 5. (= Des- mophyllum subeylindricum Phil, Balanophyllia calycina und praelonga Roem. Sehr gemein. Trochoseris helianthoides Roem. |]. c. Tf. 5. Fig. 5. Flache und schüsselförmig vertiefte Zellen bis zu beträchtlicher Grösse. Paracyathus an Roem. Tf. 2. Fig. 15. Minder häufig. Porites tenera. Auf kleinen halbienselisen Stöcken mit unregelmässig polygonalen Zellen vom Typus der miocänen P. incrustans. Turbinaria lateralis Roemer, 1. c. Tf. 5. Fig. 12. In ei- nigen Bruchstücken. 249 Mittheilungen aus dem chemischen Universitätslaboratorium zu Halle. 1. Analyse verwilterter Feldspathkrystalle. Im Band XXII (S. 291) dieser Zeitschrift sind die Resul- tate. der von Herrn Stud. Teuchert ausgeführten Analysen ei- nes Feldspaths angegeben, der nicht fern von Halle bei Wittekind aus verwittertem Porphyr ausgebracht worden war. Das Ver- hältniss der Aequivalentenzahlen der SIO?:M?03:MO:HO in die- sem Feldspath war dadurch zu 6:3:1:3 festgesiellt worden. Bei der Annahme, dass das restirende Alkali in dem doch wohl nur theilweise verwitterten Feldspath nur dem noch unveränderten Mineral angehöre, ist der Schluss unvermeidlich, derselbe bestehe aus Feldspath und einem Thonerdehydrat (2A? O0°—+3HO). Am angegebenen Orte versprach ich, die Richtigkeit jener Annahme durch weitere Analysen prüfen zu lassen, bei denen der durch Säuren lösliche Theil von dem nicht löslichen geschieden werden sollte. Solche Analysen dieses Feldspaths sind von Herrn Stud. Hanke jetzt ausgeführt worden. Indessen war der Theil des Minerals, welcher nachher mit Salzsäure behandelt wurde, zuvor geglüht worden, um den Wassergehalt zu bestimmen. Durch diese Operation konnte aber möglicher Weise eine Umsetzung der Be- standtheile des Gemisches Statt finden. Ein sicherer Schluss lässt sich also in Beireff der Annahme, dass das restirende Alkalige- halt allein dem noch nicht veränderten Feldspath angehöre, aus diesen Analysen nicht ziehen. Wäre man überzeugt, dass durch das Glühen keine chemische Umsetzung statt gefunden habe, dann wäre allerdings erwiesen, dass seine Annahme ungerechtfertigt sei, denn es fand sich, dass der ganze Alkaligehalt durch Salz- säure aus dem geglühten Mineral ausgezogen werden kann, wäh- rend bekanntlich der Feldspath nur Spuren davon an heisse con- centrirte Salzsäure abgiebt. Deshalb soll in nächster Zeit noch eine weitere Analyse desselben Feldspaths in ähnlicher Weise wie die unten angegebe- ne ausgeführt werden, nur mit dem Unterschiede, das die mit Salzsäure zu behandelnde Probe vorher nicht geglüht wird. Die Analysen des Herrn Hanke führe ich hier nur an, weil sie die des Herrn Teuchert bestätigen. Herr H. hat eine Probe des geglühten Feldspath mit Flusssäure, eine andere mit Salz- ‘säure und den hievon restirenden Theil mit kohlensaurem Natron aufgeschlossen. « Uebrigens ward die Analyse im Wesentlichen ebenso aus- geführt, wie die des Herrn Teuchert. I. giebt die Resultate der Analyse der mit Flusssäure auf- geschlossenen Probe. i XXIIL 1864. 17 250 II. die des Theils der zweiten Probe, welcher in Salzsäure aufgelöst wurde. : III. die des anderen Theils dieser Probe, welche mit koh- lensaurem Natron aufgeschlossen wurde. IV. Die Summe von JI. und II. V. Das Mittel aus I. und IV. 1. 1. II. IV. Vv HO 7.36 650 — 6,50 6,93:9 = 0,77 SiO2 — 6,00 39,83 45,83 45,83:30,8 — 1,49 AO: 34,581 9,09 24,23 33,32 34,06:51,3 — 0,66 Fe?03 270 0.22 3,66 3,83 3,29:30 — 0,04 MO 0,61 0,37 0,30 0,867 0,64:20 = 0,03 CaO 0,18 0,13 0,26 0,39 0,28:383 —= 0,01 KO LSB 7,25 7,56:47,1 = 0,16 NaO DNA 2,90 2,61:31,2 — 00,8 100,74 101,20 Diese Zahlen stimmen mit den von Herrn Teuchert gefun- denen sehr nahe überein. Das Verhältniss von SiO?:M?O°:MO :HO ist hier = 1:0,47:0,19:0,52, während die frühern Ana- lysen das Verhältniss 1:0,47:0,16:05 ergaben. Herrn Hanke’s Analysen bestätigen also, dass aus dem Feld- spath, durch dessen Verwitterung das Material zu denselben ent- standen ist, eben durch dieselbe an Procenten der ursprünglich - vorhandenen Substanzen nahezu ebensoviel Kieselsäure als Alka- lien entfernt worden sind. W. Heintz. 2. Ueber Darslellung und Zusammensetzung des jodsau- sauren Kalks. Schoenbrodt*) hat gezeigt, dass, wenn eine wässrige Lösung von unterchlorigsaurem Natron zu einer alkoholischen Jodlösung gesetzt wird, bis die Farbe der letzteren verschwunden ist, Jodal entsteht. Ich habe versucht, ob, wenn an Stelle des Natronsalzes unterchlorigsaure Kalkerde angewendet wird, das- selbe Product hervorgebracht wird. Deshalb ward zuerst eine concentrirte Lösung von käufli- chem Chlorkalk dargestellt und diese Lösung vorsichtig zu einer gesättigten alkoholischen Jodlösung hinzugefügt, bis die dunkle Farbe fast verschwunden war; hiebei wurde die Mischung be- trächtlich warn und musste mehrfach durch Eintauchen in kal- tes Wasser abgekühlt werden. Es zeigte sich, dass die Farbe nur dann gänzlich verschwand, wenn ein sehr bedeutender Ueber- schuss des unterchlorigsauren Salzes angewendet wurde. Durch diese Reaction entstand sofort ein weisser körniger Niederschlag, *) Bull. de la Soc. chim. de Paris Nov. 1862 p. 109; Chem. Centralblatt 1863, Nr. 9, 8. 144. 251 der durch ferneren Alkoholzusatz nicht merklich vermehrt wurde. Die Flüssigkeit reagirte entschieden sauer. Dieser weisse Körper war ohne Geruch, in Wasser schwer löslich, und entwickelte in der Hitze Joddämpfe, während ein be- deutender nicht flüchtiger Rückstand blieb, Eigenschaften, die ihn deutlich von dem Jodal unterscheiden, mit der Voraussetzung ‘aber harmoniren, er sei jodsaure Kalkerde. In dem Nieder- schlage gelang es nicht, auch nur eine Spur Jodal zu entdecken. Eine bedeutende Menge des Niederschlags wurde in kochen- dem Wasser gelöst und die Lösung der Abkühlung überlassen. Nach einigen Stunden setzten sich kleine, glänzende, farblose Krystalle ab, die gesammelt und zwischen Papier getrocknet wurden. Die Analyse dieser Krystalle lieferte folgende Resultate: I. 0,3525 Grm. verloren bei 150° C. 0,0615 Grm., bei 190° C. noch 0,0135 Grm. Wasser und gaben 0,0425 Grm. Kalkerde (der Kalk war als oxalsaurer Kalk gefällt worden). II. 1,1435 Grm. gaben bei 150°C. 0,204 Grm. bei 190° C. noch 0,044 Grm. Wasser ab und lieferten 0,1355 Grm. Kalk- erde. III. 1,149 Grm. von einer anderen Bereitung verloren bei 150° ©. 0,205 Grm, bei 190° C. noch 0,038 Grm. Wasser und hinterliessen mit Schwefelsäure erhitzt 0,3165 Grm. schwefelsaure Kalkerde. Hieraus ergeben sich folgende Zahlen: I. II. II. berechnet Kalkerde 12,05 11,85 11,34 11,25 1CaO Jodsäure 66,67 66,47 67,51 67,07 1JO° Wasser 17,45 17,84 17,84 18,07 5HO W.asser 3,33 3,34 3,31 3,61 ı HO 100 100 100 190 Durch die beschriebene Reaction hatte sich also nur jod- saure Kalkerde gebildet. Die Resultate von Rammelsberg’s*) Analyse dieses Salzes führ- ten denselben zu der Annahme, es seien darin nur 5 Atomen Was- ser enthalten; seitdem was es von Millon **) analysirt und spä- ter noch von Marignac”*), welche beide sechs Atome Wasser darin fanden. Rammelsberg wiederholt in dem Supplement zu seiner cerystallographischen Chemie (S. 71), welche 1557 heraus- gekommen ist, in die Zusammensetzung desselben gingen fünf Atome Wasser ein. Es ist ersichtlich, dass die bei obigen Ana- lysen gefundenen Zahlen den Beweis für die Richtigkeit der Mil- lonschen Formel CaO + JO®—+ 5HO + HO lieferte. *) Poggend. Ann. 44, 576. **) Ann. de Chim. et de Physique IX, 407. ***) Jahresbericht über den Fortschritt der Chemie, herausg. v. Kopp und Will 1857, S. 125. 17* 252 . Bei den beschriebenen Versuchen war nicht die ganze Menge des angewendeten Jodes in das jodsaure Salz umgewandelt wor- den; viel Jod war in der alkoholischen Mutterlauge enthalten, welche beim Erhitzen den bekannten Geruch nach Chlorjod aus- stiess, In einem Falle lieferten 14,87 Grm. Jod nur 19,27 Grm. des Kalksalzes, während die Menge des Products, wenn alles Jod in dasselbe übergegangen wäre, 29,15 hätte sein müssen. Deswegen wurde ein anderer Versuch gemacht, wobei die alkoholische Lösung von 10,5 Grm. Jod und die concentrirte Lö- sung von unterchlorigsaurem Kalk so langsam mit einander ge- mischt wurden, dass keine merkliche Temperatursteigerung ein- trat. Die Lösung wurde bei Zusatz von einem Ueberschuss des unterchlorigsauren Salzes vollkommen farblos. Die gefällte jod- saure Kalkerde wurde mit einer Mischung von Alkohol und Wast ser, zuletzt mit absolutem Alkohol gewaschen, dann an der Luf- bei gewöhnlicher Temperatur getrocknet und gewogen. Das Ge- wicht betrug 20,24 Grm. Der Theorie nach müssen aus 10,5 Grm. Jod 20,59 Grm. jodsaure Kalkerde entstehen. Hieraus er- giebt sich, dass, wenn bei jener Reaction jede Temperaturerhö- hung vermieden wird, die Gesammtmenge des Jod in dieses Salz verwandelt wird, und dass kein Chlorjod entsteht. Zugleich geht aber daraus hervor, dass Jodal auf diesem Wege nicht entsteht. Die Reaction geschieht offenbar nach folgender Gleichung: 5(Ca0 —+C10); 29, 2H0—=2(Ca0 +J05), 3Ca C1,2 CIH. Jodsäure kann durch Schwefelsäure aus dem jodsauren Kalk nicht leicht erhalten werden, wenn diese Körper in äquivalenten Mengen auf einander einwirken. » Eine gewogene Quantität dieses Salzes wurde in mit Salpetersäure angesäuertem Wasser in der Wärme aufgelöst und zu der Lösung die äquivalente Menge der Säure hinzugesetzt. Nach einigen Stunden setzten sich aus der filtrirten Lösung Krystalle von jodsaurem Kalk ab. Allerdings schied sich aus der Mutterlauge von dieser ersten Krystallisation nach dem Abdampfen Jodsäure aus. Allein diese Krystalle wa- ren mit jodsaurem Kalk verunreinigt. Eine andere Menge des jodsauren Salzes wurde mit dem vierfachen der äquivalenten Menge Schwefelsäure und dem 16 — 20fachen Gewicht Wasser längere Zeit erhitzt. Es bildete sich viel schwefelsaurer Kalk, allein die erste Krystallisation, welche sich bildete, enthielt sehr viel Kalk, Noch eine dritte Menge desselben wurde lange Zeit mit dem vierfachen Gewicht Schwefelsäure und demselben Quantum Wasser erhitzt. Auch hier bildete sich viel schwefelsaurer Kalk, aber die sich ausscheidende Jodsäure war ebenfalls keineswegs frei von Kalk. Es ist bekannt, dass jodsaures Baryt leicht vollständig durch Schwefelsäure zersetzt werden kann. Wenn man bei obiger Re- action den unterchlorigsauren Kalk die entsprechende Barytver- 253 bindung substituirte, so würde man den auf diesem Wege gewiss leicht rein zu gewinnenden Jodsauren Baryt wohl benutzen kön- nen zur Darstellung reiner Jodsäure. Walter Flight. Literatur, Allgemeines. H. Pompper, die wichtigsten For- men des Thierreiches nach ihren hauptsächlichsten Merk- malen zergliedert. Ein Handatlas in 24 Tafeln nebst erklären- dem Texte für höhere Schulen und zur Selbstbelehrung sowie zu je- dem Lehrbuche der Zoologie. Zweite verbesserte Auflage. Leipzig 1863. Fol. — Taf. 1—5 wird wesentlich der Osteologie der Säuge- thiere gewidmet, Taf. 6 derselben der Vögel, 7. 8. dem Kopf- und Fussbau der Vögel, 9. 10 vorherrschend dem Schädelbau der Amphi- bien, 11. 12 dem Knochen- und Kiemengerüst der Fische, 13 bis 18 zergliedert den äussern Bau der Insekten, ihrer Larven und Puppen, 19 und 20 in gleicher Weise die Spinnen und Krebse, 21 die Wür- mer, 22 die Mollusken, 23 die Strahlthiere, 24 die Polypen und Infu- sorien. Wenn wir auch in der Ausführung der feinern Theile hie und da eine grössere Sorgfalt vermissen: so verdient dieser Atlas doch wegen der geschickten Auswahl des Stoffes und der im Allgemeinen für den vorgesetzten Zweck guten Darstellung besondere Empfehlung. Er wird in der Hand des Schülers den zoologischen Unterricht we- sentlich fördern, die Beobachtung erleichtern und die Einsicht in den Organisationsplan vermitteln. Mögen nur die Lehrer des zoologi- schen Unterrichts an Realschulen und Gymnasien sich recht streng an ihn anschliessen. S. Schillings Grundriss der Naturgeschichte. Grös- sere Ausgabe in 3 Theilen. Achte Bearbeitung. I. das Thierreich mit 568 Holzschnitten. II. das Pflanzenreich mit 523 Holzschnitten. Breslau 1863. 8°. — Das Erscheinen der achten Bearbeitung beweist zur Genüge, dass Schillings Grundriss einem grossen Bedürfnisse bei dem naturgeschichtlichen Unterrichte genügt und in der That zeich- net sich derselbe durch grosse Reichhaltigkeit des Inhaltes und prä- cise Darstellung vor ähnlichen vortheilhaft aus. Er wird auch in die- ser neuen Auflage sich den bisherigen Beifall erhalten und noch eine neunte nach sich ziehen, für die wir einige Holzschnitte neu zu schnei- den empfehlen. Chr. L. Brehm, die Kanarienvögel, Sprosser, Nachtigal- len, Rothgimpel, Schwarzamseln, Bluthänflinge, Steindrosseln und Ka- landerlerchen sowie ihre Wartung, Pflege und Fortpflanzung. 2. Auf- lage mit 14 Abbildungen. Weimar 1863. 8°. — Der alte erfahrene Ornitholog ist der zuverlässigste Rathgeber für alle Freunde der Stu- 254 benvögel, ihm folgend werden sie Freude an ihren Schützlingen ha- ben. Uebrigens behandelt der Verf. auch einige Fragen vom allgemein- sten Interesse, besonders die Züchtung der Bastarde, wegen der wir das Büchlein auch deren Aufmerksamkeit empfehlen, welche nicht begeisterte Freunde befiederter Stubengenossen sind. A. E. Brehm, Ergebnisse einer Reise nach Habesch im Gefolge seiner Hoheit des regierenden Herzogs von Sachsen-Co- burg-Gotha Ernst II. Hamburg 1863. 8°. — Trotz der Kürze der Zeit und der Leiden des Fiebers hat Verf. viele schätzbare Beobach- tungen auf seiner Reise gesammelt, die er hier in leichter unterhal- tender Darstellung für Freunde der Länderkunde und der Naturge- schichte veröffentlicht, insbesondere aber für die Kenntniss der dor- tigen Säugethiere und Vögel zu einem wissenschaftlich werthvollen Beitrage macht. Er giebt zunächst einen kurzen Reisebericht und eine Schilderung seiner Beobachtungsgebiete, zählt dann die beob- achteten Säugethiere einzeln auf und schildert deren Naturell und Lebensweise, dann ebenso die Vögel. Gerade mit diesen beiden Thier- klassen hat er sich von jeher mit Vorliebe beschäftigt und auf sie sein Beobachtungstalent geübt, wir dürfen daher seinen Mittheilun- gen volles Vertrauen schenken. c. Die Chemie als Bildungsmittel für den Verstand zum Gebrauche beim chemischen Unterricht an höhe- ren Lehranstalten von Dr. A. Krönig. Berlin bei Jul. Springer. — Obgleich bisher nur die erste Lieferung erschie- nen ist, wollen wir uns ein Paar Worte über das vorliegende Unter- nehmen erlauben. Der Herr Verf. ging bei Anlage seines Werkchens . von allerdings sehr richtigen Principien aus, ob aber die Ausführung dem guten Willen ganz entsprechen möchte, muss die Erfahrung leh- ren. Denn soll das Buch dem Lehrer als Leitfaden bei seinem Un- terricht dienen, so lässt es ihm nicht Spielraum genug für die münd- liche Darstellung, weil es ihn in ein bestimmtes Schema hineindrängt; soll es dem Schüler in die Hand geg@ben werden, so macht es den mündlichen Vortrag des Lehrers eigentlich überflüssig, es bleibt letz- terem nichts weiter übrig, als die im Buche beschriebenen Apparate und Experimente in dieser und keiner andern Weise vorzuführen oder ein auswendig gelerntes Pensum zu überhören. Die Beschreibung der Apparate und die Begründung, warum dieselbe in ganz bestimmter Weise in dem einen oder andern Falle zusammengestellt werden müs- sen, konnte durch einige Beispiele gegeben werden. In dem Verlauf der Darstellung und der Entwickelung der Lehre, musste vom Schü- ler verlangt werden, dass er selbstständig nach dem Vortrage des Lehrers dergleichen zu Hause ausarbeite.e Ganz entschieden wäre aber zu wünschen gewesen, dass der Herr Verf. dem jetzigen Stand- punkt der Chemie, die seit den Studienjahren desselben manchen _ Umschwung erfahren hat, mehr Rechnung getragen hätte. Die merk- würdigen Angaben für die Atomgewichte der Elemente und die in- eoncinne Schreibweise der chemischen Formeln werden dem Schüler, 255 der späterhin andere Vorträge besucht und andere Bücher liest, man- ches Kopfbrechen bereiten. Smt. Astronomie und Meteorologie. Argelander, die Entfernung der Fixsterne. — Die Erfolge der Bemühungen die Entfernung der Fixsterne zu ermitteln sind in neuester Zeit wieder durch Krüger in Helsingfors erfreulich vermehrt worden. Derselbe hat nämlich an dem Heliometer der Bonner Sternwarte die beiden Sterne Lalande Nro. 21258 und Oeltzen Nro. 17415 in Beziehung auf Parallaxe durch eine grosse Zahl von Beobachtungen mit nahe gele- genen verglichen und für die Parallaxe des ersten 0,2607 Secunden mit einer wahrscheinlichen Unsicherheit von 0,0204 Secunden gefun- den; für letzten sind diese Werthe 0,2471 und 0,0211, woraus die Zeiten, welche das Licht gebraucht um von.jenen Sternen zu uns zu gelangen resp. 12,4 und 13,2 Jahre beträgt. Die Parallaxe vom La- lande 21258 ist fast gleichzeitig auch von Auwers am Heliometer der königsberger Sternwarte untersucht und fast genau identisch mit Krü- ger gefunden worden. Diese beiden Sterne sind nur von 9. Grösse, während ihre Parallaxe der des Sternes 1. Grösse @ in der Leyer fast gleichkommt und es giebt dies einen Beweis von der grossen Verschiedenheit der Fixsterne in der Grösse oder Leuchtkraft, indem der letztgenannte Fixstern etwa 1600—1700 mal so viel Licht hat als jene beiden. — (Niederrhein. Sitzungsberichte, Bonn IA. 79.) Derselbe, neuer Planet und neue Kometen. — Der 79. kleine Planet wurde am 14. September 1863 in Annarbor im Staate Michigan von James Watson entdeckt und dann seit dem 14. October auf den europäischen Sternwarten beobachtet. Er bietet keine beson- dern Merkwürdiskeiten. Seine Neigung ist 4° 39‘, die Länge des auf- steigenden Knotens 2060 36‘, das Perihel liegt in 430 45’, die Excen- trieität ist 0,19325 und die mittle tägliche Bewegung 926° 48. Er ist am 3. October in Opposition mit der Sonne gewesen und dürfte da- mals nahe die 9. Grösse gehabt haben, jetzt erscheint er als Stern 9. bis 10. Grösse. Daraus kann man auf einen Durchmesser von etwa 9 Meilen schliessen und der Planet ist daher bedeutend grösser als die zuletzt entdeckten dieser Gruppe und wird auch bei seiner näch- sten Opposition im Februar 1865 leicht wieder aufzufinden sein. — Von den beiden neuen Kometen fand den ersten Bäcker in Nauen am 9. October im Kopfe des Löwen, von hier ging derseibe durch den . kleinen Löwen und die Hinterfüsse des Bären und trat dann in das Sternbild des Jagdhundes ein und setzte durch den nördlichen Theil des Bootes seinen Lauf fort. Im Fernrohr erschien er als rundli- cher ziemlich heller Nebel mit bedeutender Verdichtung in der Mitte. Seine Sonnennähe erreichte er am 29. December mit 27 Millionen Meilen. Seine Neigung ist sehr bedeutend, nämlich 851/20. Der an- dere Komet wurde am 4. November von Tempel in Marseille entdeckt im Sternbilde des Bechers unterhalb der Hinterfüsse des grossen Lö- wen. Er erschien dem blossem Auge als Stern 4. Grösse mit klei- nem Schweife. — (Zbda 182.) 256 Derselbe, Regenverhältnisse des Jahres 1862 bei Bonn. — Im Januar regnete es fortwährend und betrug der Nieder- schlag dieses Monats über 403 Cubikzoll auf den Quadratfuss, mehr als das doppelte des funfzehnjährigen Mittels und mehr als in einem frühern Januar. Dieser starke Regen hielt bis Anfangs Februar an, hörte dann aber auf, so dass dieser Monat wnter dem Mittel blieb. Das Frühjahr war schr trocken, März, April und Mai blieben unter dem Mittel. Dagegen war der Sommer nass, sein Niederschlag über- stieg das Mittel um 64 Cubikzoll, hauptsächlich wegen des Juli, der mit 218 Cubikzoll das Mittel überstieg, während der August unter dem Mittel blieb. Diese Trockenbeit hielt den ganzen Herbst an, dessen drei Monate weit unter dem Mittel blieben. Um so nasser war wieder der December, indem er sein Mittel um das doppelte überstieg. Also der erste und letzte Monat brachten das Jahr trotz des trocknen Frühlings und Herbstes über das Mittel, es lieferte 34221/4 Cubikzoll Niederschlag, also 151 Cubikzoll über das funizehn- jährige Mittel. Die Höhe des Niederschlages beträgt 23,77 Zoll, das - Mittel nur 22,72; nur ‚die Jahre 1848, 51, 52, 53, 59 und 60 waren feuchter. Der Schneefall war sehr gering, nur 60,37 Cubikzoll, kaum 1/3 des Mittels, der geringste seit 15 Jahren. Es schneite nur an 18 Tagen, im Januar, Februar und März, zweimal im April und Novem- ber, dreimal im December; der letzte Schnee fiel am 15. April, der erste am 22. November. Ueberhaupt gab es im ganzen Jahre 220 Tage mit Regen oder Schnee, 17 mehr als im 15 jährigen Mittel, doch fehlte es an heftigen Regen, nur am 31 Mai fielen gegen 143 Cubik- zoll, noch nicht die Hälfte des Wassers vom 19. Juli 1852. — (Zbda 49—51). Hagen, die Wärme der Sonnenstrahlen: 1. die Höhe der Atmosphäre ist unter Voraussetzung eines gleichen Absorptions- vermögens der über einander liegenden Luftschichten nur dem 173. Theile des Erdracius gleich, 2. Das Mass der erwärmenden Kraft der Sonnenstrahlen beim Eintritt in diese Atmosphäre bestimmt sich dadurch, dass ein Strahlenbüschel von ein Quadratzoll Querschnitt während 1 Minute die Temperatur von ein Cubikzoll Wasser um 0,733 Centesimalgrade erhöhen würde. 3. Der Verlust an Wärme beim Durchgange der Strahlen durch die Atmosphäre nimmt nach den an verschiedenen Tagen und in verschiedenen Jahreszeiten .bei anschei- nend klarer Luft gemachten Messungen sehr abweichende Werthe an. Die Logarithmen der berechneten Faktoren, welche die Absorption auf einem Wege von der Länge des Erdradius bezeichnen, schwan- ken nämlich zwischen —3 und — 38. Diese Resultate weichen nur geringfügig von denen Pouillets ab. -—- (Berliner Monatsberichte 1863. (8. 734) E Pfhhysilt. A. Breithaupt, über den Quarz von Euba. — Fürst Salm-Horstmar hatte in Pogg. Ann, 120, 334 (vgl. diese Zeitschrift Bd. 22, 12, 486) gelegentlich bemerkt, dass der Quarz von Euba bei Chemnitz weicher und leichter, als gewöhnlicher Quarz, und 257 optisch zweiaxig sei; diese Eigenschaften hatte zuerst Breithaupt ent- deckt und giebt er nun noch folgende nähere Notizen: die Härte ist wenig bedeutender, als die des Adular, nämlich 8!/,, an den Spitzen der Krystalle $\/; das specifische Gewicht ist 2,578— 2,632, indem die freien Enden schwerer als die angewachsenen sind; die von Hrn. Steeg gefertigten Präparate (durch den dieser Quarz weiter verbrei- tet sein mag) zeigten deutlich die optische Zweiaxigkeit, die Hyper- beln waren nicht schwarz sondern bläulich; dass dieser Quarz meist nicht sehr rein sei, ist nicht ganz richtig, sondern es giebt völlig wasserhelle Krystalle; endlich verwittert dieser Quarz mehr als ir- gend ein anderer. Nach der Analyse des Hrn. Oberbergrath Reich enthält er neben Kieselsäure nur Spuren (!/s Procent) Eisenoxyd, Breithaupt glaubt, dass zu diesem Quarz auch noch andere Abände- rungen gehören, z. B. der Sternquarz bei Bautzen in Sachsen, bei Hohenelbe in Böhmen und vom Molignon Berge an der Seisser Alpe in Tyrol, welche von derselben Härte sind. Hieran schliesst Br. noch eine vorläufige Bemerkung über optisch zweiaxige Krystalle: er hat nämlich gefunden, dass im tetragonalen System alle Krystalle mit Ausnahme des Matlockit zweiaxig sind, und im hexagonalen System verhält es sich ziemlich ebenso, — (Pogg. Ann. CXXI, 326 — 329. z Schbg. R. Clausius, über den Unterschied zwischen acti- vem und gewöhnlichem Sauerstoffe. — Clausius hatte früher (Pogg. Ann. 103, 644) den Unterschied zwischen gewöhnlichem und activem Sauerstoff, welchen man damals schlechtweg nur Ozon nannte, so angegeben, dass der gewöhnliche Sauerstoff aus paarweise zu Mo- lecülen verbundenen Atomen, der active aber aus einzelnen bestehe, die sich unter den gewöhnlichen Molecülen zerstreut finden. Erst später wurde von Schönbein das Antozon entdeckt, welches sich mit dem Ozon zu gewöhnlichem Sauerstoff verbindet, dadurch ist die Clau- sius’sche Ansicht im Wesen bestätigt, ja sogar noch wahrscheinlicher gemacht. Man denkt sich, dass der gewöhnliche Sauerstoff aus ge- paarten Atomen besteht, die sich in entgegengesetzten electrischen Zuständen befinden; bei dem betreffenden Process wird eins dieser beiden Atome gebunden und es bleiben ungepaarte Atome Sauerstoff übrig, die, je nachdem sie electro-negativ oder positiv sind, Ozon oder Antozon bilden. Daraus erklärt sich die doppelte Wirkung der Oxydation und Desoxydation durch den activen Sauerstoff, einmal können ungepaarte Atome leichter in eine Verbindung eingehen als gepaarte, daher die oxydirende Wirkung; dann aber kann der active erstoff einem Oxyde, welches seinen Sauerstoff leicht abgiebt, den- selben entziehen, weil er das Bestreben hat sich mit einem zweiten Atom Sauerstoff zu verbinden, daher die desoxydirende Wirkung. — Eine zweite Aenderung, welche Clausius mit seiner Erklärung glaubt vornehmen zu müssen, besteht darin, dass er anstatt die ungepaarten Atome als vollkommen frei zu betrachten nur sagt, dieselben können möglicher Weise frei oder lose gebunden sein; es wird dann der ac- 258 tive Sauerstoff eine Art Superoxyd (0 O2) darstellen, mit denen er auch die Aehnlichkeit in der oxydirenden und desoxydirenden Wirkung hat, denn Wasserstoffsuperoxyd z. B., welches bekanntlich in der Re- gel stark oxydirend wirkt, bewirkt mit gewissen Superoxyden oder den Oxyden der edlen Metalle zusammengebracht eine gegenseitige Reduction. Die Ursache dieser Modification seiner Theorie sind die Versuche von Babo und Soret über das volumetrische Verhalten des Ozons, nach denen ozonhaltiger Sauerstoff ein kleineres Volumen ein- nimmt! als gewöhnlicher, woraus hervorgeht, dass im erstern ent- schieden cemplicirtere Atome enthalten sein müssen. Uebrigens ist Clausius der Meinung, dass der Unterschied zwischen Ozon und An- tozon nur durch die entgegengesetzten electrischen Zustände bedingt werde, und hält die von Andrews und Tait ausgesprochene Ansicht, mit der Brodie übereinstimmt, dass der Sauerstoff ein chemisch zusam- mengesetzter Stoff sei, für nicht nöthig; desgleichen kann er der Aus- sicht von Babo’s nicht beipflichten, der im gewöhnlichen Sauerstoff einfache und im Ozon zweiatomige Molecüle sieht; dagegen freut er sich in einer Nachschrift Poggend. Ann. 121. 330 aus der neuesten Abhandlung Sorets (Poggend. Ann. 121, 268. Diese Zeitschrift fig. Referate) zu ersehen, dass dieser dieselbe Abänderung seiner Theorie vorschlägt. Ueber die Molecularconstitution des antozonhaltigen elec- tropositiven, der bei der electrischen Erregung des Sauerstoff zu- gleich mit dem ozonhaltigen (eleetronegativen) gebildet wird, glaubt Cl. noch nichts bestimmter sagen zu können, und schliesslich ver- sucht er nur noch eine Erklärung der von Meissner gemachten Beob- achtung, dass Antozon im trocknen Sauerstoffgase beständiger ist als wenn kein Ozon zugegen ist, was auf dem ersten Blick dem Satze dass Ozon und Antozon sich untereinander zu gewöhnlichen Sauer- stoff verbinden, zu widersprechen scheint, — (Pogg. Annal. CXAI, 250—268 nebst Nachschrift pag- 330.) Schbg. I. L. Soret, über das volumetrische Verhalten des Olzons. — Schon Andrews und Tait haben die Volumensänderungen, die ozonhaltiger Sauerstoff durch verschiedene Wirkungen z. B. des Jodkaliums oder der Hitze erleidet, untersucht; nachdem sie- die Be- hauptung, dass die Dichtigkeit des Ozons viermal grösser sei, als die des gewöhnlichen Sauerstoff zurückgezogen haben, kann man ihre Resultate kurz so zusammenfassen: 1) Oxydirbare Körper (JK, J, Hg etc.) bewirken keine bedeutende Aenderung des Gasvolumens. 2) Durch Behandlung des gewöhnlichen Sauerstoffs oder der Luft mit Reibungselectrieität entsteht eine bedeutende Verdichtung des Gases; wird das ozonisirte Gas mit Jodkalium behandelt, so würde die dur diesen Körper absorbirte Sauerstoffmenge ein Volumen einnehmen, gleich der bei der Ozonisation eingetretenen Verdichtung. 3) Bei Er- hitzung des ozonisirten Sauerstoffs wird das Ozon zerstört und eine Vergrösserung des Volumens gleich der bei der Ozonisation eingetre- tenen Verdichtung beobachtet. Die Resultate hat von Babo, der die Ozonisation durch Inductionselectricität bewirkte, bestätigt. Auch 259 Soret ist zu ganz denselben Resultaten gekommen, indem er mit electre- lytischen Sauerstoff, welcher viel mehr Ozon enthält, operirte und auch andere Verfahrungsweisen anwandte,. Bei der electrolytischen Darstellung des Ozons kann die zweite der drei obigen Behauptun- gen nicht weiter untersucht werden, die erste dagegen wurde durch Versuche mit Jodkalium und arsenigsaurem Natron bestätigt, denn obgleich z, B. 4 bis 5 Cub. Cent. Sauerstoff-absorbirt wurden, so er- litt das Volumen des Gases nur eine Verminderung um 0,0 bis 0,2C.C. Wurde das Ozon durch Hitze zerstört, was mittelst einer durch den electrischen Strom glühend gemachten dünnen Platindrahtspirale ge- schah, so ergab sich, dass der ozonhaltige Sauerstoff eine Ausdeh- nung erleidet, die dem Volumen gleich ist, welcher die Sauerstoff- menge, die das Gas dem Jodkalium hätte abgeben können, einnehmen würde. Ganz ähnlich wirkt auch das Aetzkali. Alle diese Re- sultate erklären ‘sich, wenn die Ozonmolecüle mehrere Atome Sauer- stoff enthalten; nimmt man an, dass gewöhnlicher Sauerstoff aus zwei- atomigen Molecülen bestehe, also ein Sauerstoffoxyd bilde, so wird man zu der Vermuthung geführt, dass das Ozon-molecül am einfach- sten aus drei Atomen bestehe also ein Sauerstoffbioxyd (000) bilde. Bei der Bildung dieses. Körpers würde den zwei schon verbundenen Atomen, welche das zwei Volumina darstellende Molecül von ge- wöhnlichem Sauerstoff bilden, ein drittes ein Volumen darstellendes Atom hinzugefügt, um ein nur zwei Volumina einnehmendes Ozon- molecül zu bilden; dann erklärt sich die Verdichtung bei der Ozoni- sation sehr leicht: unter dem Einfluss der Electrieität wird ein Mo- leeül Sauerstoff in zwei Atome zerlegt, von denen jedes sich mit ei- nem andern Molecül Sauersteff vereinigt, so dass das Volumen des zersetzten Molecüls verschwindet; mit der Ausdehnung bei der Zer- störung des Ozons verhält es sich ebenso, zwei Molecüle Ozon (4 Vol.) geben 3 Molecüle (6 Vol.) gew. Sauerstoff. Uebrigens könnte das Ozon auch aus einer Vereinigung von mehr als 3 Vol. bestehen, doch würde diess die einfachste Ansicht sein; genau lässt sich die Zahl der Atome eines Molecüles voraussichtlich erst bestimmen, wenn es gelungen sein wird, reines Ozon zu bereiten oder einen Stoff zu ent- decken, der das Ganze der zusammensetzenden Atome absorbirte. Diese Ansicht hält Soret für wahrscheinlicher, als die von Andrews und Tait, die den Sauerstoff als einen zusammengesetzten Körper be- trachten; am Schluss der Abhandlung erwähnt er noch, dass seine An- sicht mit der von Clausius leicht in Uebereinstimmung gebracht wer- den könnte, wenn an dieser letzten eine kleine Modifikation vorge- nommen würde, die Clausius auch angenommen hat.*) — (Pogg. Ann. CXATL 268 — 283.) Schbg. J. C. Poggendorff, über den Extrastrom des Induc- tionsstroms. — Bei Gelegenheit einer frühern Untersuchung hatte *) Vgl. dessen Aufsatz Pogg. Ann. 121, 250 — 268 und 330, diese Zeitschrift vorig. Referat. 260 Poggendorf gefunden, dass ein Inductionsstrom, wenn er durch sehr lange Drahtrollen ganz metallisch geschlossen wurde, trotz der gros- sen Schwächung durch den starken Widerstand eine sehr bedeutende Spannung hat, so dass man sogar bei Berührung an einer Stelle sehr stechende Funken erhält, diese Erscheinungen finden nicht statt, wenn anstatt der Drahtrolle ein einfacher Draht genommen wird, wohl aber, wenn eine mit angesäuertem Wasser befeuchtete Hanfschnur ange- wandt wurde, diese konnte man sogar bis auf weniger als einen Zoll verkürzen, auch erhitzte sich diese Schnur sehr bedeutend, rauchte, trocknete ein und verglimmte. Da gerade Drähte von grosser Länge und Dünne das Phänomen nicht zeigten, sondern nur Rollen, wenn sie auch bei weitem nicht einen so grossen Widerstand hatten, so konnte es kein Widerstandsphänomen sein, sondern es musste hervorge- hen aus einem Inductionsstrom, den der Strom des Inductoriums und der Oeffnungsstrom entgegengesetzt seiner eigenen Richtung in den Windungen der Spirale erzeugt; da man nun einen Strom, der auf diese Weise erregt wird, Extrastrom zu nennen-pflegt, so Hann. Pog- gendorff den erwähnten Strom „Extrastrom des Indutionsstroms.“ Nachdem durch zwei verschiedene Versuche dargethan war, „dass, sobald in einer geschlossenen Spirale zwei Inductionsströme von glei- cher oder ungleicher Stärke einander entgegenwirken, freie Electri- cität auftritt, kam es drauf an zu beweisen, dass der inducirte Strom wirklich in, der Hülfsspiräle einen Extrastrom hervorgerufen hatte. Nun erhält man durch Einschiebung eines Bündels Eisenstäbe in die Hülfsrolle verstärkte Spannung und Funken, dieses kann nicht anders als durch Verstärkung des Gegenstroms hervorgebracht worden sein, falls ein solcher da ist; die Verstärkung des Gegenstroms würde aber eine Schwächung des inducirenden Inductionsstroms zur Folge haben. In der That erhält man durch die Eisenstäbe am Galvanometer eine be- deutende Verringerung der Ablenkung, und bemerkt zugleich, dass in einem elektrischen Ei, welches in den Inductionsstrom einge- schaltet werden muss, wenn man seine Stärke am Galvanometer mes- sen will,*), die bekannte Lichterscheinung bis auf einige unregelmäs- sige Blitze verschwindet. Die so nachgewiesene Schwächung des Inductionsstromes involvirt eine Verstärkung eines ihm entgegenge- setzten, mithin ist die Existenz dieses Gegen- oder Extrastromes nachgewiesen. Uebrigens braucht man gar keine besondere Hülfs- spirale anzuwenden, denn wenn man die Haupt- und die Inductions- spirale nicht vollständig über einander schiebt, so dient der freie Theil der Nebenspirale als Hülfsrolle und schon ein kurzer Verbin- dungsdraht beider Pole zeigt freie Electricität, am stärksten wenn die Rolle bis auf 2/; oder 3/,; ausgezogen ist. Von besonderem Interesse ist noch das Auftreten freier Electrieität an Theilen der Drahtleitung, die sich in einem luftleeren Raum befinden. Man spannt zu diesem *) Vgl. Riess, über Ablenkung der Magnetnadel etc. Poggend. Ann. CXX, 513. Diese Zeitschrift Bd. XXIII, 34, | 261 Zweck einen blanken Kupferdraht bogenförmig unter der Glocke der Luftpumpe aus und schaltet ihn in den Schliessungsdraht ein, so wird bei hinreichender Verdünnung der Luft der Draht anfangen hell zu leuchten, und helle Strahlen gegen die Glocke der Luftpumpe senden, zumal wenn man die Glocke mit einem dem Draht entsprechenden Stanniolstreifen beklebt und denselben ableitend berührt, auch über- dies ein Stückchen Phosphor unter die Glocke gebracht hat. Der Draht leuchtet meist nur stellenweise, so dass die hellen Stellen im- mer in Bewegung sind, wodurch die Erscheinung ein nordlichtartiges Ansehn erhält, eine Schichtenbildung war aber an an dieser Lichter- scheinung nicht wahrzunehmen, auch brachte eine Umkehr.der Pole keine Veränderung der Erscheinung hervor. Diess Licht, welches Poggend. wegen der offenbaren Analogie zu den seitlichen Ausströ- mungen, die bei mächtigen electrischen Entladungen in freier Luft stattfinden, als Seitenlicht bezeichnet, tritt am intensivsten auf, wenn man das Inductorium in freier Luft Funken geben lässt; und daneben einen Theil der Leitung in ein Vacuum versetzt hat, auch lässt es sich benutzen als Anzeigen für den Grad der Spannung auf den Drähten, man kann damit z, B. die verstärkende Wirkung der Eisendrahtbündel am auffallendsten darthun; auch ergiebt sich, dass die Spannung stärker ist, wenn die Hülfsrolle grösser ist, als die Inductionsrolle, obgleich der Strom dann schwächer ist, als im umge- kehrten Falle. Schliesslich weist der Verf. auf die Beobachtungen won Koosen (Pogg. CVII, 211) hin, die derselbe im Jahre 1859 ge- macht hat, dieselben sind den seinigen nahe verwandt und werden auch im Wesentlichen bestätigt. — (Poggend. Ann, CXAT, 307 — 317.) Schbg. R. Th. Simmler, Gelegentliche Beobachtung über die Fluggeschwindigkeit des Adlers. E. L. — Schubarth giebt in seiner Sammlung physikalischer Tabellen bei den Geschwindigkei- ten lebender Wesen auch die des Adlers an und zwar auf 95 Pariser Fuss —= 30,86 Meter; die Bestimmungsart ist nicht angegeben. Simm- ler hat nun auf dem Hochkärpf im Kanton Glarus beobachtet, dass ein Lämmergeier eine Strecke, die auf der Karte nachgemessen 40,000 Schw. Fuss lang sich ergab, in 6 Minuten durchflogen, es kommen also auf jede Secunde 111 Fuss —= 33,3 Meter. Eine ähn- liche Angabe wird in der Neuen Zürcher-Zeitung von einem Unge- genannten gemacht, derselbe berechnet die Geschwindigkeit auf 35,6 Meter, doch scheint diese letzte Berechnung Herrn Simmler nicht genau, da die angegebene Strecke auf der Karte nachgemessen, fast um die Hältfte grösser ist, falls die Zeitschätzung richtig ist — denn es ist nicht gesagt, dass man mit der Uhr beobachtet hat — würde sich dann die noch grössere Geschwindigkeit von 53 Metern erge- ben. — (Pogg. Ann. 231— 333.) Schbg. Chemie. L. Carius, über eine neue Fettsäure — In den Analdrüsentaschen einer in einer Menagerie verstorbenen Hyäne (Hyaena striata) wurde eine Fettmasse von dem Aussehen und 262 der Consistenz der Butter gefunden. Wenig in Alkohol, vollkommen in Aether löslich zeigte sie einen schwachen Moschusgeruch, der be- sonders bei der Verseifung des Fettes sehr deutlich wurde. Die Masse bestand hauptsächlich aus den iGlyceriden der Palmitin-, Oel- und Hyaenasäure. Letztere wurde von den ersteren durch fractionirte Fällung geschieden, und die Hyänasäure aus dem Bleisalze durch Be- handlung mit verdünnter Salpetersäure abgeschieden. Die reine Säure gleicht am meisten der Cerotinsäure, hat aber einen niedrigeren Koh- lenstoffgehalt. Bei 750 erweichen die aus alkohglischer resp. äthe- rischer Lösung gewonnenen Krystalle, sind aber erst bei 77 — 780C. völlig geschmolzen. Beim Abkühlen erstarrt die Säure wieder kry- stallinisch. Die Hyänasäure scheint auch normal im Fett des Thie- res vorzukommen. Ihre Znsammensetzung ist €25 H50 92. (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXXIX, 168.) St. A. Claus, über das Verhalten von Quecksilbersul- fid zu Schwefelammonium. Wenn bei gerichtlich-chemischen Untersuchungen zum Nachweis metallischer Gifte die Zerstörung der organischen Substanzen mit Salzsäure und chlorsaurem Kali aus- geführt und durch die erhaltene Flüssigkeit bis zur Sättigung Schwe- felwasserstoffgas geleitet ist, wird meist ein schmutzig gelb ausse- hender Niederschlag erhalten. Um das möglicherweise vorhandene Schwefelarsen auszuziehen, wird derselbe mit Schwefelammonium be- handelt. Cl. ist bei einer derartigen Untersuchung zu der Beobach- tung geführt, dass kleine Mengen Schwefelquecksilber ebenfalls in Schwefelammonium löslich sind, und zu Täuschungen Veranlassung geben können; denn wird HgS mit trocknem Cyankalium und Soda gemengt in einem trocknen Kohlensäurestrome erhitzt, so erhält man einen deutlichen schwarzen Anflug an den kälteren Theilen der Röhre, der sich jedoch von dem Arsenspiegel dadurch unterscheidet, dass er beim Verbrennen bei Luftzutritt keinen Knoblauchgeruch verbreitet und.in concentrirter Salpetersäure völlig unlöslich ist. Merkwürdig ist, dass dieses Sublimat aus Schwefelquecksilber besteht, und nicht wie man vermuthen sollte aus metallischem Quecksilber, ferner dass die Farbe desselben schwarz und nicht roth ist. Letzteres kann man durch die sehr feine Vertheilung des Sulfides bedingt sein. — (Ann. d. Chem. u. Pharm. CXAXI1X, 209.) Smt. Le Guen, über wolframhaltiges Eisen. Wenn man zu einer Mischung von altem und neuem Gusseisen einen Zuschlag cca. 2 pCt. Wolframmineral gibt, erhält man Gusseisen von bedeutend grösserer Widerstandsfähigkeit. Das Gusseisen verliert jedoch bei ei- ner zweiten Umschmelzung sehr von dieser Eigenschaft. — (Compt. rend. LVI, 593.) Smt. H.Caron, Entfernung desPosphors aus Gusseisen. — Daein Gehalt von 0,7 pCt. Phosphor das Eisen brüchig macht, und man allgemein annimmt, dass man bei der Zusammenschmelzung von Schwefel- und phosphorhaltigem Eisen ein weder kalt- noch rothbrüchiges Product erzielen könne, so müssen sich diese Verunreinigungen in ihren ver- 263 derblichen Eigenschaften gegenseitig abschwächen; denn die Analy- sen beweisen, dass weder Schwefel noch Phosphor durch das Um- schmelzen entfernt sind. Durch Raffiniren mit Eisenoxyd lassen sich die Verunreinigungen ebenfalls nicht entfernen. Dagegen scheint ein Zusatz von 6 pCt. Mangan vortheilhafter zu wirken. Als vorzüglich- stes Mittel wird neuerdings ein Zusatz von braunem Bleioxyd em- pfohlen. — (Compt. rend. LVZ, 1017 u. LVL, 167.) Smt. Galy-Cazalat empfiehlt zur Gewinnung eines vorzüglichen Gussstahls durch das geschmolzene Roheisen überhiizten Wasser- dampf in feinen Strahlen zu treiben. Es sollen dabei Kohlenstoff, Silicium, Schwefel und Phosphor vollkommen entfernt werden. — (Compt. rend. LV, 353.) Smt. Hautefeuille, über die Nachbildung des Rutils und Brookits. — Verf. theilt die Beobachtnng mit, dass man durch Ueberleiten von trocknem here über amorphe Stoffe z.B. Titansäure in der Glühhitze oder in einer geschmolzenen Fluss- masse befindliche amorphe Körper die in der Natur vorkommenden Krystallformen dieser Stoffe darstellen köune, Es ist ihm dies haupt- sächlich bei Rutil und Brookit gelungen. — (Ann. d. Chem. u. Pharm. CHAIK, 215.) Su Hlasiwetz und Pfaundler, über den Quercitrinzu- cker. — Der Zucker, welcher durch Spaltung aus Quereitrin neben Quercetin entsteht, ist farblos und krystallisirbar; die Krystalle sind hart, glänzend, regelmässig und erreichen bis !/; Zoll Durchmesser; bei 180C. löst er sich leicht selbstin absolutem Alkohol], ist süsser als Trau- benzucker und dreht die Polarisationsebene. Gährungsfähig scheint er nicht zu sein. Mit ätzenden Alkalien oder Barytwasser erwärmt färbt er sich dunkel. Der wasserhaltigen Substanz kommt die Formel GEH!9$, der wasserfreien €$H1205zu. Er reducirt Fehlingsche Lösung und liefert ein Nitroproduct von der Zusammensetzung €6 H9 (N Q2)3 095, das ex- plosive Eigenschaften zeigt. Der Quercitrinzucker ist also isomer mit Mannit und Duleit, unterscheidet sich von diesem aber durch sei- nen niedrigeren Schmelzpunkt 1070, und dass er bei der Oxydation keine Schleimsäure liefert. Die Verf. schlagen für diese Zuckerart den Namen Isoduleit vor. — (Journ. f. pract. Chem. ÄC, 452.) Smt. Hlasiwetz und Pfaundler, über Morin und Morin- gerbsäure. Diese beiden in dem Gelbholz enthaltenen Stoffe kön» nen sehr leicht durch ihre verschiedene Löslichkeit im Wasser ge- trennt werden. Man kocht mehrmals das geraspelte Holz mit Was- ser aus, dampft bis auf die Hälfte des Gewichts vom angewendeten Holze ab und lässt mehrere Tage stehn. Der krystallinische gelbe Bodensatz wird abgepresst und mit siedendem Wasser ausgezogen; der ungelöst bleibende ist Morin und Morinkalk. Man kocht densel- ben mit Wasser und etwas Salzsäure aus und wäscht dann aus, löst in Alkohol setzt etwas Bleizucker zu und leitet zur ae des Bleies Schwefelwasserstoff_durch. Das sich abscheidende Schwefelblei 964 schliesst dann die Unreinigkeiten ein. Ueber den Zusammenhang des reinen Morins mit Phoroglurin und Quercetin behalten sich Verf. das Nähere vor. Die Moringerbsäure, für welche die Verf. den Namen „Maclurin“ vorschlagen, findet sich in der vom Morin abgelaufenen wäss- rigen Lösung. Die Reinigungsmethode ist dieselbe wie die des Mo- rins. Die wasserfreie Substanz besteht aus £3 H!0 96 ist sehr schwer im kalten, ziemlich leicht im heissen Wasser löslich. Wird das Ma- clurin mit heissen concentrirten Alkalilösungen behandelt, so zerfällt es in Phoroglucin 66 H$ 9?+-2H? © und eine neue Säure 6&7H6 0° H2 @. Wird letztere der trocknen Destillation unterworfen, so liefert sie Brenzcatechin (Wagners Brenzmoringerbsäure) €$ H® 92. Es ist mithin wahrscheinlich, dass die durch Spaltung aus dem Maclurin entstehende Säure ident mit der Protocatechusäure ist, mit der sie gleiche Zusammensetzung hat, so dass dem Maclurin die Formel ne Fi & 92 zukäme, es würde mithin dem Phloretin, allgemein den zusammengesetzten Aethern entsprechen. — (Journ. f. pr. Chem. ÄC, 445.) Snt. E. Lippmann, Synthese der Milchsäure. — Als Aus- gangspunkt für die Synthese wurde die Einwirkung des Chlorkohlen-" oxydgases auf Aethylengas benutzt, wobei sich €? H? + € 0.012 zu £3H*O Cl2 vereinigen. In einen circa 3 Liter fassenden Kolben wurden im Sonnenlichte entsprechende Mengen beider Gase eingeleitet, wo- bei sich das Product der Einwirkung in farblosen Tröpfchen an den WändendesKolbens absetzt. Beider Behandlung mit Wasser entsteht dar- aus Salzsäure und eine organische Säure. Letztere stimmt in ihren Ei- genschaften und ihrer Zusammensetzung mit der von Ulrich beschriebe- nen Chlöorpropionsäure überein—= &3H5C1 92%. Das Barytsalz der Säure wurde so lange mit Barytwasser gekocht, bis alles Chlor als Chlor- barium ausgeschieden war. Darauf wurde mit Kohlensäure das über- schüssige Barythydrat entfernt und die Flüssigkeit mit Chlorzink ver- setzt. Beim Verdunsten wurden Krystalle’des leicht löslichen Fleisch- milchsauren Zinkoxydes erhalten. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXAIA, 81.) Swt. L. Maly, zur Kenntniss der Abietinsäure. — Schon in einer früheren Arbeit glaubt M. nachgewiesen zu haben, dass die von ihm Abietinsäure £%? H3* O5 genannte Säure mit der Sylvinsäure ident sei. Er glaubt diese Formel verdoppeln zu müssen, weil es ihm gelang eine Magnesiumverbindung darzustellen, welche auf £#: Mgl enthielt. Er gibt daher der Säure jetzt die Formel €: H6+ 95 und erklärt sie für zweibasisch. M. gibt an, dass er aus amerikanischem Colophonium bis 80 pCt. krystallisirbarer Säure erhalten hatte, bemerkt aber, dass auch das nicht geschmolzene Harz aller hier einheimischen Abietineen dieselbe Säure enthalte. Nach M. geht die Abietinsäure unverändert als Alkalisalz in den Harn über. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CAXIA, 94.) Sot, 965 L. Meyer, Chemische Untersuchung der Thermen von Landeck. — Die vier Mineralquellen Landecks stimmen im Wesentlichen in ihrer Zusammensetzung überein. Sie riechen und schmecken nach Schwefelwäßserstoff; beim Stehenlassen des Wässers verschwindet Geruch und Geschmack. Die Temperatur der Quellen ist 200; 270; 28,50 290 0. Das Wasser reagirt schwach alkalisch ; das spec. Gew. ist fast dem des destillirten Wassers gleich. Auffallend ist der grosse Gehalt an Stickgas; in einem Liter sind 17,9— 19,6 CC. Gas enthalten, während Wasser sonst nur 14,5 CC. aufzulösen ver: mag nach Bunsens Bestimmungen. Der Schwefelwasserstoffgehält des Wassers rührt nach M.’s Ansicht her, von der Einwirkung der im Wasser wachsenden Algen auf die schwefelsauren Salze der Ther: men: Es konnten nur Spuren von Jod nachgewiesen werden: In 1 Liter Wasser sind enthalten: Georgen- Marien- Wiesen- Mariannen: quelle. quelle. quelle quelle. K a 0,0022 0,0085 0,0030 0,0025 Na Cl 0,0061 0,0078 0,0972 0,0062 Na J Spur Spur Spur Spur HS 0,0006 0,0010 0,0011 0,0007 NaS+ HS 0,0012 0,0012 0,0010 0,0020 Na 0.S0°+10HO 0,0687 0,0763 0,0822 0,0728. Na0.H02C0:2 0,0764 0,0647 0,0647 0,0716 Ca0.2C0:2 0,0047 0,0101 0,0119 0,0106 Ms 0.200? 0,0005 0,0026 0,0012 0,0019 a | Spur Spur Spur Spur Si O0: 0,0338 0,0395 0,0435 0,0395 Na O : 0,0120 0,0193 0,0236 0,0138 Summe 0,2062 0,2254 0,5394 0,2216 Stickstoff in ce. 1885 17,9 19,6 19,3 (Journ. f. pr. Chem. XGI, 1.) Sm. W. Odling, Nachweis des Arsens im Kupfer. — Man zerschneidet einige Gran des Metallbleches in feine Stücke, übergiesst sie in einer Retorte mit Salzsäure und so viel Eisenchlorid, dass dag Doppelte vom Gewicht des Kupfers an Eisen vorhanden ist und destillirt zur Trockne. In der mit Wasser versehenen Vorlage ver- dichten sich Salzsäure und Chlorarsen. Diese Flüssigkeit wird nun nach bekannten Methoden auf Arsen geprüft. — (Journ. Chem. Soc. 2,247.) Smwt. Jı Persoz, über Einwirkung von Chlorzink auf Seide. — Dä das Chlorzink ohne Einwirkung auf Wolle und ve- gefäbilische Faser ist, Seide aber auflöst, so kann man dasselbe be- nutzen um gemischte Gewebe zu ünterscheiden. Man löst zuerst die Seide mit Chlorzink, löst dann mit Natronlauge die Wolle und behält schliesslich die vegetabilische Faser übrig. Die anzuwendende Chlor- zinklösung muss 600 B. haben, und vorher durch Kochen mit über- XXIII. 1864. 18 266 schüssigem Zinkoxyd in basisches Chlorür übergeführt sein. Die Seide wird in eine Gummi ähnliche Masse übergeführt, welche nach Befreiung von allem Chlorzink zu einem goldgelben zerbröck- lichen Firniss eintrocknet. — (Compt. rend. LV, 810.) Smwt. J. Pelouze und A. Cahours, über das amerikanische Erdöl. — In frühern Arbeiten hatten die Verf. 8 Kohlenwasser- stoffe En 2n+2 abgesehieden, die der Sumpfgasreihe angehören. Sie fügen dieser Reihe noch 4 neue hinzu. Laurylwasserstoff €12 H26; Cocinylwasserstoff 13 H28; Myristylwasserstoff €1* H30; und €! H32, Der erste siedet zwischen 1960 und 2000; es ist eine klare farblose Flüssigkeit von terpentinähnlichem Geruch; 0,776spec. Gew.; und ohne Reaction gegen Brom, rauchende Salpetersäure und concentrirte Schwe- felsäure. Das zweite Product siedet zwischen 216— 2180 und hat ein spec. Gew. von 0,792. Sein Verhalten gegen die genannten Reagen- tien ist dem vorigen gleich" Das 3te Glied siedet bei 236 — 2400, das letzte bei 2550— 260° ©. Bei der Behandlung aller dieser Koh- lenwasserstoffe mit trocknem Chlorgase entstanden die Chlorüre der Alkoholradikale unter gleichzeitiger Bildung von Chlorwasserstoffsäure. (Compt. rend. LVIl. 62.) Smt. A. Riche und P. Berard, über die Toluide und ihre Homologe. — Wenn das Product der Reduction aus Nitrobenzin, Eisenfeile und Essigsäure einer wiederholten Rectification unterwor- fen wird, so erhält man am Ende der zweiten Destillation eine dick- flüssige Masse, welche zur Darstellung von Anilinfarbstoffen ver- brauchbar ist. Nachdem die Verf. das zähe Oel durch Einsaugen lassen in poröse Ziegel und Pressen entfernt hatten, erhielten sie durch wiederholtes Auskochen mit Wasser eine krystallisirende Ver- bindung, die durch Umkrystallisiren aus Alkohol gereinigt wurde. Sie ist fast gar nicht im kalten Wasser, wenig in Aether, aber leicht im siedenden Alkohol löslich; krystallisirt in weissen langen Nadeln, schmilzt bei 1450 C. und siedet bei 350°; die Dampfdichte wurde — 5,32 gefunden. Die Analyse ergab die Zusammensetzung = &’?HUN®, €' H? und R. und B. erklären sie für Aceto-Taluid = €? H? 5 I weil sie bei Destillation über geschmolzenem Aetzkali in Essigsäure und To- luid zerfällt. Es gelang ihnen dieselbe Verbindung künstlich darzu- stellen durch Destillation gleicher Aeq. Essigsäure und Tolnidin. — (Compt. rend. LVII, 54.) Smt. Geologie. G. vom Rath, die Granitmasse der Cima d’Asta in Tyrol. — Die Basis dieses Granitgebietes ist eine El- lipse von 3!/, Meilen SW-NO Länge und 1!/s Meile NW-SO Breite. Darüber bildet das Gebirge ein hohes schönes Gewölbe mit 8561 Gip- felhöhe. Esist zwischen hohen Bergketten eingeschlossen, im N. von der Porphyrkette Lagorai, im S. von den Gebirgen der sieben Ge- meinden bisher den Geognosten unbekannt geblieben. Die Cima d’Asta hat von N oder NO gesehen eine symmetrische Domform, ähn- 267 lich dem Montblanc. Nach jener Seite fällt die Granitkuppel: mit stei- len glatten Wänden in die Tiefe des halbkreisförmigen Vanoithales ab. Der Breite nach wird die Ellipse durchschnitten von den beiden Zweigen des Tessiner Thales. Das Gestein ist nicht überall dasselbe, ähnelt aber vorherrschend dem Brixener Granit. Schneeweisser Feld- spath und Oligoklas, viel grauer Quarz und kleine schwarze Glim- merblättchen bilden ein mittelkörniges Gemenge. In den quarzrei- chern Abänderungen ist der Oligoklas in deutlichern grössern Kör- nern vorhanden als der Feldspath. Die quarzarme Varietät enthält zollgrosse röthlichgraue Feldspathkrystalle und kleine schneeweisse Oligoklase. Inmitten des Gebirges am Col de Croce steht ein fein- körniges nur aus Feldspath und Quarz bestehendes Gestein mit vie- len Nestern von schwarzem Turmalin. Hornblende ist ein seltener Gemenstheil. Dem Asta-Granit fehlt wie dem Brixener der weisse oder Kaliglimmer, beide sind also Granitit. In den deutschen Grani- titen sowie dem von Baveno, Codera u. a. OÖ. der Alpen ist meist der Feldspath in grösster Menge vorhanden und roth, davon untersehei- den sich also die der Cima Asta. Ueberaus häufig umschliesst dieser Granit dunkle aus schwarzem Glimmer gebildete Concretionen von Faust- bis Kopfgrösse im Centrum wie an der Grenze des Gebirges, An der N-Seite des Gebirges haben die Felsen eine vorherrschend breite Tafelform, auf der S-Seite herrscht vertikal prismatische Zer- klüftung. Sowohl oberhalb Strigno als im Tolvathale sieht man in lauter spitze Zacken aufgelöste Gipfel. Die ganze Granitmasse ist von einem fast ganz geschlossenen Ringe von Glimmerschiefer um- geben — eine Thatsache von hohem Interesse, da das Erscheinen des Schiefers soweit südlich aus der Achse des Alpengebirges gerückt offenbar durch das Hervortreten des Granits bedingt sein muss. Nir- gends ein Uebergang des Granites in den Schiefer. Der Schiefer ist unschön, fast massig mit Quarz in faustgrossen Linsen und dickkno- tigen Bändern. Der N-Theil des Schieferringes zwischen dem Gra- nit und der wild zerrissenen Porphyrkette hat im Allgemeinen nörd- liches Einfallen, die Schichten heben sich empor gegen das Granit- gebirge, senken sich unter die Porphyrdecke ein, deren Masse sich augenscheinlich über den schon gehobenen Schiefer ausbreitete. Ueber das Verhalten des Granits zum Schiefer ist die Valle regana bei Caoria am lehrreichsten. Die Felswände am mittlen Theile dieses Thales bestehen in ihrer untern Hälfte aus weissem Granit, über wel- chem mit schwebender Lagerung die dunkle Masse des Schiefers er- scheint. Je weiter gegen $. im Thale, umso mehr erblickt man die Schieferdecke sich emporheben; sie bildet nur noch die obersten Spit- zen der Granitgipfel und ist in mächtige isolirte Schollen zerrissen. Am Col de Croce selbst bestehen rechts und links die Berge vom Fuss bis zur Höhe aus Granit. In der Höhe der westlichen Wand des Reganathales findet sich Glimmerschiefer, nahe der Granitgränze, eine Granatfundstätte. ‚Der Granat ist roth bis bräunlichroth, nur vom Leucitoeder begränzt. — (Niederrhein. Gesellschaft. XX, 24—27) IS* 268 Mohr, über einen noch unbekannten Bestandttheil der Diorite und Grünsteine überhaupt. — Die Grünsteine bestehen mindestens aus einem zu den Augiten und Hornblenden, und aus einem zu den Feldspäthen gehörigen Minerale. In den Augiten ist ein Silikat der Bittererde mit einem Silikate der Kalkerde ver- bunden. Die Bittererde kann durch wechselnde Menge Eisenoxydul vertreten werden, dann herrscht die grüne Farbe. Der Sauerstoff in der Kieselerde ist doppelt so gross wie in den Basen. Bei der Horn- blende ist neben der verschiedenen Krystallform auch ein etwas grös- seres Verhältniss von Kieselerde vorhanden. Der Sauerstoff der Kie- selerde verhält sich zu dem der Basen in der Hornblende wie 12:5, bei den Augiten wie 10:5. Bei den Feldspäthen ist ein Silikat von Kali oder Natron oder Kalk mit einem Silikat der Thonerde verbun- den, während die Augite und Hornblenden in den Gebirgsarten nur mechanisch neben den Feldspathen liegen. Augit und Feldspath hat man in Hochöfenschlacken künstlich gefunden. Da man aber eine sehr grosse Menge von Verbindungen auf nassem und trocknem Wege in ganz gleicher Weise herstellen kann: so ist man noch nicht be- rechtigt, aus der künstlichen Erzeugung einen allgemeinen Schluss auf die natürliche Bildung zu machen. Es kommt bei dieser auf die Verhältnisse an, unter welchen sich die Gesteine finden, ob die eine oder andere Entstehungsweise statt hatte. M. hat nun durch Ana- Iysen eine höchst wichtige Thatsache ermittelt. Die Diorite und Grün- steine des Nahethales enthalten viel kohlensaure Verbindungen und chemisch gebundenes Wasser, das in der Glühhitze entweicht. Nur das letztere war bisher bekannt, aber nicht beachtet. Der Diorit von St. Wendel ist dem Wasser ganz undurchdringlich, durch Schleifen nimmt er eine schöne Politur an. In feines Pulver verwandelt braust er mit Säuren leicht auf, beim Erhitzen sehr lebhaft. Das chemisch gebundene Wasser verliert er gepulvert weder im Bade des sieden- den Wassers noch im heissen Sande von 110°C. unter der Glocke der Luftpumpe mit concentrirter Schwefelsäure stehend. Geglüht da- gegen verliert er es vollständig. Man kann dies Wasser in tropfba- rer Form in Kühlröhren sammeln, in Chlorcaleiumröhren aufnehmen | und wägen. Durch Glühen geht aber stets auch etwas Kohlensäure | fort. Bestimmt man den Rest von Kohlensäure im geglühten Steine: so findet man aus dem Vergleich mit dem ganzen Kohlensäuregehalt | den Wassergehalt. Fast stets aber nimmt das Eisenoxydul im Glühen | noch Sauerstoff auf und dadurch erscheint der Glühverlust kleiner als er wirklich ist. Die Steinpulver brennen sich deutlich roth. Die Re- | sultate der Analyse sind: pC.Kohlensäure pC.gb. Wasser. | Diorit von St. Wendel 2,93 4,195 \ „ hach dem Glühen 1,846 0 i „ Bliesen 0,74 2,182 „ Nosenbach 2,180 3,917 h » Kaisersweiler Spur 3,8 269 Porphyrart. Gestein von Landstuhl 0 2,4 Fester Melaphyr von Kirn 1,479 1,94 Dichter Melaphyr von St. Wendel 0,495 3,74 Dioritmelaphyr von Wolmersbach 9,316 8,046 Von Gatersberg bei St. Wendel 0,334 4,36 Porphyr von Reitscheid 2,45 4,9 5 von Nohfelden Spur 2 Krotzen vom Kamillenberge 0 0 Also fast sämmtliche Gesteine des Nahethales enthalten kohlensaure Verbindungen und chemisch gebundenes Wasser. Der Diorit von Wolmersbach über 9 pC. Kohlensäure, was auf 21 pC. kohlensauren Kalk führt. Dagegen enthalten die entschieden vulkanischen Krotzen vom Kamillenberge nicht eine Spur. Zur Erklärung dieser Thatsa- chen muss zuerst das chemische Verhalten beider Säuren zu den ba- sischen Körpern näher betrachtet werden. Die Kohlensäure und Kie- selsäure sind beide schwache Säuren und von fast so gleich starker Affinität, dass sie sich wechselseitig bei gewöhnlicher Temperatur aus- treiben können. Die Kohlensäure zerstört alle Silikate und gelöste Kieselsäure zersetzt alle Karbonate. Kommt ein Strom kohlensauren Wassers in eine Kieselsäureverbindung: so zersetzt er dieselbe; wenn nun die ausgezogenen Stoffe weggeführt werden und neue reine Koh- lensäure nachkommt: so wird das Silikat gänzlich zerstört. Ebenso entwickelt gelöste Kieselsäure aus dem kohlensauren Kalk die Koh- lensäure, welche als Gas in die Höhe steigt oder sich an Wasser bin- det und wird mit diesem von der nachrückenden Kieselsäurelösung fortgeführt. Bei höherer Temperatur ändert sich das Verhältniss. Die Kieselsäure ist kaum in der hellsten Flamme des Knallgases schmelzbar, und nicht verflüchtbar; die Kohlensäure ist bei sehr nied- rer Temperatur noch gasförmig, kann zwar durch Druck verdichtet werden, übt aber bei höherer eine solche Spannung aus, dass wir sie nicht mehr messen können. Bei — 20°C. übt die Kohlensäure einen Druck von 26 Atmosphären aus, bei dem Gefrierpunkte des Wassers von 38 und bei der Blutwärme schon über 80 Atmosphären. Deshalb gewinnt bei hohen Temperaturen die Kieselsäure stets das Ueberge- wicht über die flüchtig werdende Kohlensäure. Welche Spannung die Kohlensäure bei der Schmelzhitze des Diorites oder Basaltes haben werde, lässt sich nicht einmal vermuthen, aber sicher ist dass sie in einem über alle Begriffe steigenden Verhältnisse zunehmen wird. Da- her kann auch Kieselsäure mit kohlensauren Verbindungen in der Schmelzhitze des Gases und der Gesteine nicht bestehen. Wenn nun die Diorite und Porphyre des Nahethales in allen Theilchen Kohlen- säure und Wasser enthalten: so können sie niemals geschmolzen gewesen sein! Wenn Kieselsäure mit einem Ueberschuss von kohlen- Saurem Natron oder Kali geschmolzen wird: so wird soviel Kohlen- säure ausgeschieden, dass der Sauerstoffgehalt der Kieselerde gleich ist dem Sauerstoffgehalte der entwichenen Kohlensäure d. h. doppelt soviel als der der Basis. Man kann durch Schmelzen noch weit mehr 270 Kieselsäure in die Verbindung bringen, aber nichtmehr Kali. In den Feldspathen und Dioriten ist aber eine grössere Menge von Kiesel- erde enthalten, als injenem Gemenge aus kohlensaurem Kali und Kie- selerde. Es streitet demnach gegen alle Thatsachen, dass in einer Verbindung, worin der Sauerstoff der Kieselerde dreimal sogross ist wie der der Basen, noch überschüssige kohlensaure Verbindungen soll- ten existiren können, und so folgt, dass Gesteine mit einem Ueber- schuss von Kieselerde und zugleich kohlensaure Verbindungen, nie- mals feuerflüssig gewesen sein können. Mit einer Unterscheidung von plutonisch und vulkanisch lässt sich für diese Thatsacher gar | Nichts erreichen. M. hat die entschieden feuerflüssig gewesenen Schlacken der Eifeler Vulkane auf ihren Wassergehalt untersucht, aber keine Spur darin gefunden. Aber die Substanz dieser Schlacken war vor dem Glühen auf nassem Wege gebildet gewesen und die Blasen in den mendiger Mühlsteinen zeigen an, dass sie wie gebackenes Brod wasserhaltig aber auch nachher im Backofen waren. Während also die Vulkanität der Larven der Eifel, der Auvergne, der Feuerberge nicht beanstandet wird, sieht man sich durch die Thatsache veran- | lasst die feurige Entstehung der plutonischen Gesteine in Abrede zu stellen. Das ganze Nahegebirge mit seinem Gehalt von Kohlensäure | und Wasser kann nicht geschmolzen gewesen sein, folglich wäre Horn- blende und Feldspath auf nassem Wege entstanden, folglich wäre der Syenit von der Bergstrasse, welcher Hornblende im Feldspath enthält, noch nicht geschmolzen gewesen, also auch nicht der anstossende Granit von Heidelberg etc. Wenn also eines dieser plutonischen Ge- | Ä : : : 2 | steine nach dem Gehalt seiner Bestandtheile aus dem Begriffe des feurigen Flusses ausscheidet: so müssen zugleich alle andern aus- | scheiden, denn es giebt keine scharfe Grenze von Granit bis zum Ba- salt. Es kann kein Gestein wasserleer und doch auf nassem Wege entstanden sein wie viele Feidspathe, der Anhydrit, der kohlensaure | Kalk; wenn aber kieselsaure mit kohlensauren Verbindungen zusam- menliegen: so können sie nicht geschmolzen gewesen sein. Der Schmelzpunkt des Diorits liegt höher als die Hitze unserer Kalköfen, wo die Kohlensäure nur durch Hitze ausgetrieben wird; um wie viel leichter wird sie entweichen, wenn sie von Hitze und Kieselsäure zugleich ausgetrieben wird. Niemals ist eine Spur kohlensauren Kal- kes unzersetzt durch das Gestell eines Hochofens gewandert, — | Fragt man nun, wie ist der kohlensaure Kalk in den Diorit gekom- | men, oder richtiger, wie ist er nicht herausgekommen, so deuten alle Beobachtungen darauf, dass der kohlensaure Kalk die Grundlage der Bildung dieser Gesteine war. Wenn kieselsäurehaltige Flüssigkeiten mit Kali und Natron auf kohlensauren Kalk einwirkten: so entstand | ein Stoffwechsel und die Kieselsäure trat in die neue Verbindung, | während die Kohlensäure Platz machte. Es kann nur in der ver- schiedenartigen Natur der eindringenden Flüssigkeiten gesucht wer- den, dass einmal eisenfreier Feldspath, ein andermal ein eisenoxydul- haltiges Mineral entstand. War alles in der Flüssigkeit enthalten: | | 271 so entstand zugleich neben und in einander Augit und Feldspath oder Hornblende und Feldspath;' hörte der Zutritt der zersetzenden Flüs- sigkeit zu früh auf oder war das Gestein so dicht geworden, dass dieselbe nicht mehr eindringen konnte: so blieb unzersetzter kohlen- saurer Kalk darin stecken. Die Anwesenheit von Wasser in dem neuen Gesteine ist nicht befremdend und da dasselbe Eisenoxydul und Bittererde vertreten kann: so hat das bei der nassen Bildung dieser Gesteine keine Schwierigkeit, wohl aber wenn im wasserlee- ren Gneiss ein wasserhaltiger Glimmer steckt und der Gneiss durch Schmelzung entstanden sein soll. Dann ist unbegreiflich, wie sich ein wasserhaltiger Krystall in einem weissglühenden Silikat bilden soll und wo das Wasser hergekommen sein soll, das in dem ganzen Gneissgebirge nicht vorhanden ist. Die plutonische Ansicht kann die Entstehung der Mineralien durchaus nicht erklären. — (Rhein. westph. Verhandlung. AZ. Correspondenzblatt 60—66). @. Oryetognosie. Lipold, die Smaragde im Habach- thale des Oberpinzgaues im Salzburgischen. — Diese Anbrüche liegen oberhalb der Sedlalp an dem Obergehänge des Bergbachgra- bens, eines östlichen Seitengrabens des Habachthales, 5 Stunden vom. Dorfe Habach im Salzbachthale, in über 7000° Seehöhe. Der schon lange bekannte Fundort der Smaragde daselbst ist der sogenannte Smaragdpalfen, eine gefährliche Felswand. Neuerdings hat man nun ermittelt, dass die Smaragde in Glimmerschiefern eingewachsen vor- kommen, welche eine regelmässige Einlagerung zwischen den kry- stallinischen Schiefern der Centralalpen bilden. Diese Glimmerschie- fer zeigen Uebergänge theils in Talkschiefer, theils in sehr feinfla- serigen glimmerreichen Gneiss, in welchen beiden noch Smaragde einbrechen. Das liegende der Schiefer bildet eine mächtige Masse von theils amphibolischen, theils chloritischen, theils aphanitischen Schiefern. Im unmittelbar Hangenden treten Serpentine auf, im ent- ferntern der Centralgneiss mächtig. Die Smaragde führenden Schie- fer besitzen eine Mächtigkeit von 1 bis 2 Klaftern und ihre horizon- tale Ausbreitung ist auf 120 Klafter erschürft. Sie streichen N. 2 (N 30° O), ihr Verflächen ist meist ein steiles im N. 20 (W 300 N). Im weitern SW Streichen werden die Schiefer von Gebirgsschutt be- deckt. Im NO Streichen setzen sie über das Legbachschartel in das Hollerbachthal über, wo auch Smaragde gefunden werden. Die Sma- ragde haben theils eiae rein smaragdgrüne, vorherrschend aber eine matte, dunkelschwärzlichgrüne oder apfelgrüne Farbe und kommen in den Schiefern als sechsseitige Prismen in der verschiedensten Grösse eingewachsen vor bis 6° Dicke und 2“ Länge, Weitere Aufschlüsse der edlen Schichten und deren Untersuchung tiefer im Gebirge mittelst dreier Stollen sind angegriffen, um zu ermitteln, ob tiefer im Gebirge, wo der Einfluss der Atmosphärilien auf die Mine- ralien nicht mehr vermuthet werden kann, die Smaragde von weit besserer Qualität, ohne Sprünge und von reinerem Grün vorkommen. — Geol. Reichsanst. Verhandlgn. XIII, 178.) 272 K. v. Hauer, Analyse eines Bleiglanzes und Nickel- würfels von Joachimsthal. — Ersterer ergab 82,7 Blei, 0,79 Sil- ber, 12,7 Schwefel, 3,8 Bergart und letzterer 88,08 Nickel, 9,60 Ko- balt, 1,30 Kieselerde und Spuren von Eisen, Kupfer, Arsen. — (Ebenda 545.) ' H. Guthe, über Schorlamit. — Ein Schorlamitkrystall von 202 und im physischen Verhalten ganz dem schwarzen Granat gleich ergab bei der Analyse 31,255 Kieselsäure, 3,191 Titansäure, 31,8 Ei- senoxyd, 33,297 Kalk und 0,457 Talkerde. Thonerde war nicht vor- handen. Da die Analyse des Schorlamits für diesen etwa 22 pCt. Titansäure verlangt: so war also der Krystall kein Schorlamit und es ist wahrscheinlich, dass Shepard, indem er denselben für tesseral erklärt, sich einer Verwechslung zwischen Schorlamit und Granat schuldig gemacht hat. Die obige Analyse zeigt, dass in den Grana- ten ein Theil der Kieselerde durch Titansäure ersetzt werden kann. Es wird also in der Folge bei Analysen des Granats auf diese Sub- stanz zu achten sein. — (Naturhisior. Gesellschaft, Hannover III, 23.) Wedding, Aluminiumerz. — Dasselbe wurde seither als Eisenerz verschmolzen und erst vor Kurzem von Deville erkannt. Es "wird zu Nantern und in ‚Newcastle zur Aluminiumfabrikation benutzt und nach dem Orte seiner Entdeckung Beaux bei Avignon Beauxit ge- nannt. Daselbst tritt es nur als gangartige Ausfüllungsmasse in den Kreideschichten auf fast zwei Meilen Länge auf. Seine Zusam- mensetzung ist Thonerde und Eisenoxyd, welche sich gegenseitig er- setzen, und Wasser, sehr geringe Mengen von Kieselsäure, Titan und Vanadium. Einige Sorten besitzen gegen 80 pCt. Thonerde, andere fast eben so viel Eisenoxyd. — (Niederrhein. Gesellsch. Bonn XX, 125.) Ad. Gurlt, Verwandlung desDolomit in Topfstein. — Man beobachtet dieselbe im grossartigen Massstabe auf. dem Raas- dalsfield in Gudbrandsdalen im mittlern Norwegen zwischen dem Zu- sammenfluss des Lougen und des Otla Elv. Es findet sich hier von Elstad bis an den Fuss des Doyrefield über den sogenannten Jättaquar- zit eine mächtige devonische Dolomitablagerung von mehr als 10 Meilen Ausdehnung. Die petrographische und chemische Beschaffen- heit dieses Dolomites ändert vielfach ab, bald ist er dicht, zellig oder kryställinisch, andrerseits schwankt sein Gehalt an kohlensaurer Talk- erde von 10 bis 40 pCt. Auf der SW Seite des Raasdalsfjeld tritt der Dolomit in inniger Berührung mit Gängen eines Amphibolit- trapps auf und hat hier seinen neh Charakter vollständig eingebüsst, indem er in Topfstein umgewandelt ist. Dieser wird bier in grossen Steinbrüchen gewonnen und zu Töpfen, Kesseln, Ofen, platten und dergl. verarbeitet, enthält noch häufig einzelne Bitterspath- rhomboeder eingeschlossen und oft so viel Kohlensäure, dass es mit Säuren braucht. Der allmählige Uebergang des Topfsteines in Dolo- mit ist, vollständig. nachweisbar. Kjerulf schreibt dem Amphibolit- trapp direkt die Umwandlung zu. Da derselbe aber nirgends in er- 273 beblicher Mächtigkeit auftritt, da weder er noch der Dolomit Wasser enthält, das Produkt aber ein wasserreiches ist, so kann der meta» morphosirende Einfluss wohl kein direkter gewesen sein. Doch ist es bei dem unverkennbaren Zusammenhange des Topfsteines mit dem Amphibolit sehr wahrscheinlich, dass auf den von ihm geöffneten Gangspalten während langer Zeit heisse Quellen emporstiegen, welche Kieselsäure gelöst hielten und in der Weise auf den Dolomit ein- wirkten, dass der kohlensaure Kalk aufgelöst und fortgeführt und die übrige Kohlensäure verdrängt wurde, während sich statt ihrer Kiesel- säure und Wasser in dem Gesteine ansiedelten und so zur Bildung des Topfsteines Veranlassung gaben, — (Zbenda 126.) Paläontologie. G.Kner, fossile FischeausdenKreide- und Tertiärschichten vonComen undPodsused. — 1. Amiop- sis prisca ist als Ahnherr der lebenden Amia zu betrachten, deren osteo- logische Eigenthümlichkeiten ganz besonders in dem Vorkommen von Spaltwirbeln am Schwanze liegen. Das fossile Exemplar zeigt diesel- ben ebenfalls, wie auch der von Reuss aus Böhmen beschriebene Cyclu- rus macrocephalus, worauf von Meyer schon hinwies ohne jedoch die Eigenthümlichkeit würdigen zu können. Notaeus und Cyclurus er- klärte auch Heckel schon für identisch und Amia zunächst verwandt noch bevor die Intercalarwirbel am Schwanze selbst untersucht hatte. Das zn beschreibende Exemplar wurde am Monte Santo oberhalb der Strasse im Isonzothale gefunden. Der Kopf stellt sich zur Gesammt- länge wie 1:5 besitzt im Unterkiefer mehrere Reihen kleiner Spitzzähne, eine grössere Mundspalte als Amia; aber leider fehlen Zwischen- und Oberkiefer. Die vordern Kiemenstrahlen sind sehr breit, uneben, furchig, der halbmondförmige Vorderdeckel gelenkt vorn mit dem Un- terkiefer; die Augenhöhle liegt weiter zurück wie bei Amia. Die Wir- belsäule zählt 71 Wirbel, ohne das nicht gewirbelte Endstück, sämmt- liche höher als lang und mit 3 bis 4 Längsleisten. Bauchwirbel 28; Bauch- und Afterflosse fehlen; unterer Lappen der Schwanzflosse ganz wie bei Amia. Die Spaltwirbel beginnen schon am Ende der Afterflosse, sind ihrer 13 oder 14 und alterniren regelmässig mit Fortsäze tragenden Wirbeln. Ihnen folgen 5 Wirbel, deren ersterer, nur die obern, der zweite die untern, der dritte wieder blos die obern Apophysen trägt. Von Schuppen keine Spur. Die generische Identität mit Amia lässt sich noch nicht sicher nachweisen und Cyclurus für ihn anzuwenden ist wegen der ganz falsch gedeuteten Verwandschaft desselben nicht räthlich, daher Verf. Amiopsis vorschlägt. Der Fundort scheint neo- comisches Alter zu haben, während alle bis jezt bekannten Cyclurus- arten tertiär sind. (Verf. hat die Familie der Amiadae in des Ref. Fauna der Vorwelt, Fische, übersehen, welche lange vor Heckels Un- tersuchungen über das Wirbelsäulenende der Ganoiden aufgestellt worden und welche das Auftreten ächter Amiaden schon im Jurage- birge nachweist). — 2. Scombroclupea pinnulata aus den Kreide- schichten von Comen. Derselbe gleicht den Clupeiden durch folgende 274 Merkmale: Der Mund ist klein, schief gespalten, völlig zahnlos, der Rücken trägt nur eine mittelständige gliederstrahlige Flosse, unter welcher die kleinen Bauchflossen stehen, vor und hinter diesen war der Bauch gekielt und mit starken Kielrippen versehen; die Wirbel- säule enthält zahlreiche Wirbel, von denen die ersten Schwanzwirbel grösser als die abdominalen sind, der Leib mit mässig grossen Schup- pen von Clupeenstruktur bedeckt. Dagegen den Scombroiden ver- wandt durch eine Reihe von falschen Flösschen, welche auf die strah- lige Afterflosse folgen und durch Träger gestützt werden. Das voll- ständigste Exemplar misst 474”, Körperhöhe über 1‘, das grosse Auge steht in halber Kopflänge; der ächte Clupeenmund ist sehr schief gespalten, klein, zahnlos, der breite Oberkiefer überlagert gröss- tentheils das Zahntragende Stück des Unterkiefers; Kiemenstrahlen 12 bis 13; Brustflossen stärker als bei Clupeen und 13strahlig, Rücken- flosse 15 bis 16 Strahlen, die kleinen Bauchflossen mit 7 Strahlen und einem ungegliederten; die Afterflosse beginnt mit 8 kurzen Strahlen, dann folgen 6 Flösschen,; die Schwanzflosse tiefgabelig, mit 17 ge- theilten Gliederstrahlen und in jedem Lappen noch mit 7 bis 9 Stütz- strahlen. Der Bauchkiel vor den Bauchflossen bestand mindestens aus 13 Stachelschuppen von eben so vielen Kielrippen gestützt, dahinter bis zur Afterflosse 9 Kielrippen. Die Wirbelsäule hat 25—26 Bauch- und 14 bis 15 Schwanzwirbei. — 3. Elopopsis microdon Heck eben- falls von Comen, doch in den Artmerkmalen fraglich. — 4. Coelo- dus Saturnus Heck von Comen, 17‘ lang. — In den tertiären Schich- ten von Podsused in Croatien herrschen die Clupeiden vor, leider las- sen sich die meisten nieht ganz sicher bestimmen. Am häufigsten scheint Clupea sardinites Heck zu sein, demnächst Cl. humilis Meyer, dann eine neue Cl. arcuata, die an Cl. brevissima Blainv. erinnert und eine Roginia sein möchte. Ferner beschreibt Verf. von dort Brosmius susedanus. Endlich macht es Verf. wahrscheinlich, dass sein Lei- thafısch Palimphemus Pictets Eurypholis Boissieri vom Libanon. iden- tisch sein dürfte. — (Wiener Sitzungsberichte ALVIII. 126 — 148. 3 7.) Schaafhausen, fossile Knochen aus einer Spalte im devonischen Kalke bei Wülferath. — Dieselben liegen in einem eisenschüssigen Lehm, kleben stark an der Zunge, sind sehr leicht, stellenweise dicht mit metallischglänzendem Eisen- oder Mangan- dendriten bedeckt, der Schmelz der Zähne z. Th. ganz schwarz. Sie gehören Canis familiaris fossilis und Sus scrofa fossilis, beide in ei- nem grössern und kleinern Exemplare. Blainville und Giebel erklären den fossilen Hund für den $Stammvater des lebenden und Cuvier wagte es nicht die fossilen Knochen mit Sicherheit dem Wolfe oder dem Hunde zuzuweisen. Goldfuss unterschied seinen C, spelaeus vom lebenden Wolf durch geringere Grösse, schwächere Fortsätze und dün- nere Knochen, kürzern Vorderkopf und grössere Breite des Gaumens. Dagegen schreibt Cuvier demselben C. spelaeus stärkere Schädelkämme, Kiefer und Zähne als dem Wolfe zu. Der grössere Schädel von Wülfe- rath ist kleiner als Wolf, die Fortsätze sind schwächer, die Zähne 275 nicht so dick. Da aber letztre keine Spur von Abnutzung zeigen und alle Nähte noch offen sind, so war das Thier noch nicht alt. Auch in der schmälern und längern Schnauze gleicht er mehr dem Hunde und dem Fuchse als dem Wolf. Der kleinere Unterkiefer mit voll- ständigem Gebiss kann nur Hund sein, da der Wolf von dieser Grösse noch Milchzähne haben müsste. Einzelne fossile Hundeknochen haben einen Gewichtsverlust von 38 pCt. erlitten, ein Mittelhandknochen hatte nur noch 10 pCt. organische Materie. Vom Schweine sind aus- ser Susscrofa fossilis noch als dem lebenden nahe stehend beschrie- ben S. priscus Gf und $. arvernensis Croiz, welche Owen mit erste- rer vereinigt und die auch vom lebenden nicht. zu unterscheiden sind, Rütimeyers Angabe, dass die Mahlzähne des Hausschweines sich durch ein Zerfallen der Kronenfläche in mehr untergeordnete Schmelzwar- zen von denen des wilden Schweines unterscheiden, bestättigen diese fossilen, die dem wilden angehören. Dass in der Diluvialzeit schon noch lebende Arten vorkamen, ist in neuester Zeit wiederholt nach- gewiesen worden und Cuviers Ansicht von der specifischen Verschie- denheit der diluvialen Thiere widerlegt worden, War auch Ursus spelaeus vom heutigen Ursus arctos verschieden: so kommt doch mit ihm in den Höhlen U. priscus vor, den Owen mit U. arctos identifi- eirt. Auch das diluviale Pferd kann nicht vom lebenden unterschie- den werden. — (Sitzungsbericht der niederrhein. Gesellsch. Bonn XA, 147 — 149.) Peters, kleine Nager und Insektenfresser im Löss von Nussdorf bei Wien. — Neuerdings wurde in einer Nussdor- fer Ziegelgrube in 3 Klafter Tiefe ein sehr grosser Mamutschädel ge- funden, in dessen Höhlungen und an der anhängenden Lehmmasse entdeckte man mehre kleine Fossilreste. Unter diesen herrscht vor Talpa europaea, in allen charakteristischen Theilen mit dem lebenden identisch. Ein Unterkiefer mit voller Zahnreihe zeigt eine interes- sante Mittelform zwischen der gemeinen Wald- und Alpenspitzmaus. Er unterscheidet sich von Sorex pygmaeus durch die schwache Ein- bucht zwischen der nicht aufgebogenen Spitze und dem ersten Hö- cker des Vorderzahnes, von S. alpinus durch die unspitzige Form des ersten Backzahnes, aber die Tracht des ganzen Knochens, namentlich im Kronfortsatz und in dem sehr kurz zugespitzten, gerade nach hin- ten gerichteten Hakenfortsatz auffallend mit der Alpenspitzmaus über- ein. Auch hat der erste Lückzahn keineswegs das Kegelprofil des- sen bei S. vulgaris, sondern eine ziemlich langgezogene, ja sogar eine wenig ausgebuchtete hintere Kante, so dass er zwischen der Zwei- spitzigkeit S. alpinus und der normalen Form in der Mitte steht. Die Arvikolen sind durch zahlreiche Reste, besonders lose Backzähne vertreten. Sie bekunden eine starke Rasse von A. amphibius und eine A. glareolus. Drei Unterkiefer weisen ferner auf A. ratticeps, welche jetzt nicht mehr diesseits der Ostsee vorkömmt. Der ersie Backzahn mit 7 Schmelzschlingen, deren beide erste nicht vollständig getrennt sind, sowie die Form des zweiten Backzahnes sichern die 276 Bestimmung. Ein Schnauzenstück eines Rhinolophus mit sehr starken platten Eckzähnen lässt die Art fraglich. Oberkieferfragmente und einzelne Zähne eines kleinen Hasen von der Tracht des Lepus euni- eulus. Ein kleiner Krokrodilzahn scheint aus dem Tegel einge- sehlemmt zu sein. An Conchylien wurden bestimmt: Planorbis leu- eostomus Michl lebend noch sehr gemein, Pisidium fontinale Drap gemein, Helix circinata Stud und Suceinea oblonga Drap nicht: häufig. Die Bank, welche den Mamutschädel lieferte, ist ein auffallend fetter tiefgrauer Lehm, während darüber der gelbliche magere Donaulöss folgt. Diese Lössfauna zeigt sich verwandt mit der der Knochen- breccie von Beremens in Ungarn, wo aber die herrschende Spitzmaus Crossopus fodiens zu sein scheint. — (Geolog. Reichsanstalt. Verhand- lungen XII, 119). Steindachner, neue Meletta bei Leoben. — Im koh- leführenden Tertiärbecken sammelte Rachoy ausser Zähnen von Dino- therium bavaricum und Pflanzenarten auch eine neue Fischart, welche als Meletta styriaca beschrieben wird. Sie ist nur 70 Millim. lang, ausgezeichnet durch die Länge der Bauch-, Brust- und Afterstrahlen, die äusserst schwache Krümmung des Oberkiefers und die minder gestreckte Körpergestalt. Die Rückenflosse spannen 15 bis 16 Strah- len; ihre vordern Träger von bedeutender Länge. In der Wirbelsäule etwa 33 bis 34 Wirbel. — (Edda 136). J.W.Dawson beschreibt devonischePflanzenvonMaine, Gaspe und New York: Dadoxylon Ouangondianum und Aporoxy- lon primigenium, Stigmaria pusilla, Cyperites, Anarthrocanna Perryana, Carpolithes spicatus, Lycopodites Richardsoni, Psilophyton, Lepto- phloeum rhombicum, Lycopodites comosus, Cordaites flexuosus, Cy- clopteris Jacksoni, C. Rogersi, C. Browni, Sphenopteris recurva, Tri- chomanites filicula, Carpolithes lunatus und siliqua, ferner von Gaspe in Canada: Psilophyton princeps, Nematoxylon crassum, N. tenue, Farren und Algen. — (Ouarterl. journ. geol. XIX, 458—468. tb. 17—19). J. W. Salter, neuer Krebs aus den Kohlen von Glas- gow; Palaeocarabus Russelianus.: biunicialis; cephalothorax oblongus, quadratus, ad latera scaberrimus, haud divisus, nisi a sulco cervicali punctato vix conspicuo transverse sectus; rostrum latum, profunde serratum; antennae parvulae; antennulae ad basin late expansae, spi- nulosae. Abdomen fehlt. — (Ibidem 519 ce. Fig.). @l. Botanik. L. Dippel, Harzbehälter der Weisstanne und Entstehung des Harzes in denselben. — Verf. fand durch Beobachtungen an 30—100jährigen Bäumen der Weistanne (abies pectinata), dass dieselbe ebenfalls wie Kiefer, Fichte und Lär- che Harzgänge und nicht bloss Zellen mit Harz gefüllt in ihrem Holze aufzuweisen habe. Die Harzgänge der Weisstanne waren selbst von H. v. Mohl und von Schacht übersehen worden. — Dippel un- terscheidet in der abies pectinata: Harzzellen, theils einzeln, theils gruppirt, und wahre Harzgänge. Harzzellen finden sich sowohl in der Wurzel, wie im Stamme. In ihrem Baue stimmen sie fast ganz 277 mit den Holzparenchym der Laubhölzer überein. Es sind $etüpfelte Zellen, und die Tüpfel stehen unbehöft da, wo eine Harzzelle an einen Markstrahl grenzt oder auch zwei Harzzellen an einander. Tüpfel- höfe finden sich dagegen, wo die Harzzellen an Holzzellen grenzen. Das Lumen der Harzzellen stand an Weite meist hinter dem der Holz- zellen zurück. Die Länge war im Mittel 0,30—0,35mm. In allen älteren Theilen des Stammes erscheinen diese Zellen entweder voll- ständig mit Harz gefüllt, oder es bildet dieses einen mehr oder min- der starren Wandbeleg. In den jüngsten Jahrestrieben findet man in- dessen sehr selten Harz, sondern nur Stärcke. Im Winter sind fast sämmtliche Zellen ebenfalls nur mit dieser erfüllt. Mit dem Beginn der Vegetation verschwindet sie. Es tritt an ihre Stelle zunächst eine stark lichtbrechende, gelblich weisse Flüssigkeit, welche sich in Alkohol löst und ein flüchtiges Oel ist (Terpentinöl?). In den Längen- schnitten, welche einjährigen Trieben entnommen wurden, zeigten die höher stehenden Zellen Stärke, während die unteren einen Wandbeleg von Harz führten. Hie und da fanden sich sogar Stärkekörner neben Harz in ein und derselben Zelle. — Die eigentlichen Harz- gänge kommen ebenfalls in der Wurzel und dem Stamme, hier und da nur in den Aesten vor. Sie bilden in senkrechter Rich- tung zusammenhängende Gänge von längerer Erstreckung und stehen hie und da seitlich mit einander deutlich in Verbindung. Vermisst wur- den die Harzgänge in keinem der von Dippel untersuchten Stäm- me. Neben den normalen Harzbehältern fand Dippel auch noch verein- zelte Harzzellen, welche wohl auf eingetretener Deorganisation der Membranen etc. beruhen. Die Harzgänge erscheinen meist zu 2—6 und mehr neben einander und nur selten kommt ein vereinzel- ter Gang vor. Immer stehen sie mit den Markstrahlen in Verbin- dung. Der junge Harzgang in den Gipfeltrieben besteht aus einer Gruppe von parenchymatischen, ziemlich derbwandigen, geschlosse- nen und einfach getüpfelten Zellen. Der Inhalt der ganzen Zellgruppe ist.in den jungen Trieben auch im Winter nur Stärke, aber in der Periode der Vegetation tritt ebenfalls nur flüchtiges Oel ein. Zu ei- gentlichem Harz kommt es in diesen Zellen noch nicht. Dieses tritt erst in den sonst analog concentrirten 2—4jährigen Trieben in Form von grösseren und kleineren Tropfen auf. Aus der Gruppe von Harzzellen wird nun weiter bald eine grosse Harzhöhle, der eigent- liche Harzgang, welcher sich in allen älteren Theilen des Stammes findet. Die Höhlung entstand, indem die Zellen des jüngeren Gan- ges allmälig aufgelöst wurden. Die Höhle ist mit Harz erfüllt. Was die Bildung dieses betrifft, so ist es aus der Stärke herzuleiten. Das während des Winters in den Markstrahlen und Holzparenchymzellen immer in bedeutender Menge vorhandene Stärkemehl zerfällt während der Vegetationsperiode nach Abgabe von Sauerstoff in Wasser und Ferpentinöl (aus 5 Cı2 H» O1 werden 3 Co» Ha» + 2 H,O +480), welches letztere seinerseits anfangs zum Theil in Harz übergeführt wird (durch Hinzutreten von Sauerstoff wird aus je 2 Co» Ha + 6 O 278 — Cio Hso 0, + 2 H, O), zum Theil aber als Lösungsmittel der letz- teren verbleibt, bis später die ganze Oelmenge in Harz umgewandelt erscheint und dieses seine grössere Festigkeit erlangt, wo dann eine normale Vermehrung nicht mehr stattfindet. — (Bot. Zeitg. 1863. 253.) Th. Hartig, über die Schliesshaut des Nadelholz- Tüpfels. — Es betreffen diese Beobachtungen den Bau derjenigen Tüpfel, deren Tüpfelcanäle beiderseits auf eine linsenräumige, zwi- schen den äusseren Zellenwänden liegende Höhlung aufstossen, von welcher Hartig schon vor 15 Jahren behauptete, dass sie nach dem Raume nur einer der beiden Nachbarzellen geöffnet, nach dem Raume der andern Zelle hin geschlossen sei, während v. Mohl beiderseitigen Verschluss, Schacht hingegen beiderseitige offene Communication mit den Räumen der Nachbarzellen annehmen. — Die Entscheidung dieser Controverse ist insofern von grosser Bedeutung, als sie mit der Frage über Saftbewegung in nächster Beziehung steht; als wir von linsenräumig getüpfelten Holzfasern der Edeltanne, aller Eiben und aller Cypressen mit unumstösslicher Gewissheit nachweisen können, dass sie es sind, in welchen der Holzsaft aus den Wurzeln in die Gipfel der Bäume emporsteigt. Hartig brachte in eine Digerirflasche von 14—16 Cubikzoll Raumgehalt ungefähr einen Cubikzoll Wasser, erhitzte dasselbe über der Spirituslampe bis zum lebhaften Kochen und etwa so lange, bis die Wasserdämpfe die atmosphärische Luft mehr oder weniger vollständig aus dem Flaschenraume ausgetrieben hatten. Alsdann schloss er die Flasche mit einem Korke, durch den 1/a— 3/4 Zoll dickes, frisch vom Baume gesehnittenes Zweigstück einer Tanne, Eibe oder eines Wachholders ging, und steckte die Digerirflasche alsdann umgekehrtin ein Gefäss mit durch feinsten Zinnober gefärbten Wassers. Durch die Kühlung entstand in der Flasche ein luftleerer Raum. Das Zinnoberwasser strebte durch den Zweig in die Flasche zu kommen und nahm als wahrscheinlich den Weg, den der Saft im Baume zu gehen pflegt. Hartig fand nun, während die Aufsaugung der Flüssigkeit durch das Zweigstück in den evacuirten Flaschenraum tagelang fortdauerte, die Zinnoberkörnchen nie tiefer in das Holz als 3, selten 4 Millimeter dringen. Die Tiefe dieses Vordringens ent- spricht der Länge der Holzfasern, und es sind überhaupt nur die durch den Querschnitt getroffenen und geöffneten Holzfasern, welche mit der Flüssigkeit auch feste Stoffe einsaugen. Hierdurch ist zu- nächst erwiesen, dass eine offene Verbindung zwischen den leitenden Holzfasern nicht besteht. Aber es ergaben sich auch 2 Arten von Holzfasern. Solche mit einfacher Tüpfelung und solche, deren Tüpfel- canäle sich an der äusseren Grenze der Faserwandung linsenräumig erweiterten. Wenn der Zinnober durch einen Tüpfelcanal in eine Linse gedrungen war, so drang er aus dieser nie weiter in den Tüpfelcanal der Nachbarlinse und umgekehrt war er in den Tüpfel- canal einer nicht ‚Linsen führenden Faser gedrungen, so war er nie aus dem Canale in die Linse oder gar deren Ausführungsgang gedrungen. H. nennt nun die Linsenanhänge habenden Fasern: ge- beutelte Holzfasern oder nur Beutelfasern (utriculi saccarii) 279 Sie sind es, die vorzugsweise fast allein Zinnober aufnehmen und darum auch auf besondere Function hindeuten. H. fand dann weiter, dass den jüngsten Holzfasern die linsenräumige Tüpfelung noch gänz- lich fehle. Tangentale Längenschnitte lassen in den jüngsten Fasern nur einfache Tüpfelung der primitiven Zellwand erkennen und bei sehr üppigem Zuwachse (Strobus) erhält sich die junge Holzfaser ziemlich lange in diesem frühesten (cambialen) Zustande. Jede der cambialen Fasern zeigt einen der inneren Wandungsgrenze anliegen- den Primordialschlauch mit grossem Zelikerne. Die zwei Primordial- schläuche der Nachbarstellen treten sich genau da gegenüber, wo die Linse entstehen soll. Alle Cellulose wird an dieser Stelle resor- birt, so dass bald nur noch eine dünne Haut hier die beiden Nach- barzellen von einander trennt. Hartig nennt sie Schliesshaut. Jetzt erst beginnt die Bildung des eigentlichen Linsenraumes. Es tritt eine Flächenwachsung der Cellulose um die Linsenstelle herum ein, so dass eine Tingförmige Falte entsteht, die dem Linsenraume bis auf die kleine centrale Oeffnung verschliesst. Wenn der Linsenraum ent- standen ist, zeigt sich derselbe noch eine Zeit hindurch gradflächig in zwei gleiche Hälften durch die Schliesshaut getheilt. Dann wird die Schliesshaut einseitig verdrängt und verschliesst nun den einen Einführungsgang, wodurch der Linsenraum einheitlich wird. Der- selbe Vorgang, welcher die Ansammlung der Zinnoberkörnchen im Linsenraum der Beutelfasern veranlasste, ist es vielleicht durch wel- chen die Schliesshaut aus ihrer ursprünglichen Lage verdrängt und der äusseren Hälfte des Linsenraumes angepresst wird. Seine Vol- lendung erhält der linsenräumige Tüpfel dann noch durch secundäre Ablagerungen. (Ebendas. 293.) C. Sanio, über die Elementarorgane des Holzkör- pers. — Verf. spricht sich zunächst über die verschiedenen Ansich- ten aus, welche über die Elementarorgane des Holzkörpers existiren. Nach der früher verbreiteten Ansicht besteht das Holz der dicotylen Laubhölzer aus Gefässen, Holzzellen und sogenannten Holz- parenchym. Dieses letztere wurde zuerst von Hartig näher unter- sucht und in ihm Zellfasern und Schichtfasern unterschieden. Die Zellfasern finden sich in der Umgebung der Gefässe, mit denen sie Porenverbindung haben; die Schichtfasern liegen dagegen zwi- schen den anderen Faserelementen unabhängig von den Gefässen, in schichtadrigen, den Jahreslagen parallelen Lagen. Beide Elemente haben geringere Verdickung als die übrigen Fasern und dienen zur Aufbewahrung von Stärke. Die Holzzellen erkannte Sanio schon früher als zum Theil stärkeführend und ohne Hof der Tüpfel. Har- tig unterscheidet sie (siehe obigen Auszug) in „eylindrisch ge- tüpfelte“ und „linsenförmig getüpfelte Holzfasern.“ Sa- nio spricht nun gegen den Namen „cylindrisch getüpfelte Holzzellen, indem die Tüpfelcanale nicht cylindrisch, sondern zusammengepresst kegelförmig seien, überhaupt macht er Hartig den Vorwurf in der Trennung und Bestimmung nicht genau genug gewesen zu sein, auch 280 $eine Unterscheidung in Zell- und Schichtfasern sei nicht hältbar, indem zahlreiche Uebergänge vorkommen. Auch weichen sie ausser der Lage in Nichts von e. a. ab. Sanio kommt nun zu Eigenem. Die Tüpfelung kann zweierlei Art sein, entweder offen oder geschlossen. Im ersteren Falle ist stets ein Hofraum, im zweiten zuweilen eine hofartige Erweiterung des geschlossenen Tüpfelcanals vorhanden. S. sagt, es könnte nun naturgemäss sein, die Organe des Holzkörpers zunächst in solche mit offener und solche mit geschlossener Tüpfe- lung zu unterscheiden; aber spätere Gründe verbieten es. Soweit die Beobachtungen Sanio’s reichen, unterscheidet er in den gymnosper- men und dicotylen Holzpflanzen 3 Hauptsysteme der senkrecht ge- stellten Elementarorgane und jedes System umfasst wieder 2 Arten. 1:Paärenchymatisches System. Seine Zellen characterisiren sich durch relative Dünnwandigkeit, einfache Tüpfelung und Mangel jeder Spiralbildung. Sie führen im Winter zumeist Stärke und zerfallen wieder in Holzparenchym und Holzpar&enehymersatzfasern. Das erstere enisteht durch Quertheilung der zum Holze übergetrete- nen Cambialfasern vor der Verdiekung der Wandungen. Die re: lative Länge der Holzparenchymfasern ist sehr verschieden, doch sind sie meistens und zwar bedeutend kürzer als die Holzfasern; natürlich auch viel dünnwandiger. Gewöhnlich stehen die nicht unmittelbar an e. a. angrenzenden Holzparenchymfasern auch mit e. a, in keiner weitern Verbindung. Das Holzparenchym gehört zu den verbreitet: sten Zellenarten des Holzkörpers und fehlt nur wenigen Laubhölzern. Was weiter die Holzparenchymersatzfasern betrifft, so sind es die meist dünnwandigen, gewöhnlichen kurzen Zellen von faser- und spin- delförmiger Gestalt, welche sich aus den Cambialfasern des Gefäss“ bündels ohne Quertheilung derselben bilden. Wo dieselben an Ge- fässe angrenzen, zeigen sie meist grosse und stets zahlreiche "Tüpfel von der Grösse des Hofes der Gefässe. Den Namen Ersatzfasern hat ihnen S. gegeben, weil sie öfters an Stelle des Holzparenchyms vor- kommen, ja dasselbe vollständig ersetzen können, wie dies z. B. bei Viseum album der Fall ist. Die Verbreitung der Ersatzfasern ist aber im Vergleich zum Holzparenchym immer nur eine geringe. 2. Bast- faserähnliches System. Es sind stets spindel- oder faserförmige Zellen, relativ stark verdickt, meist einfach und geschlossen, manch- mal aber auch behöft und offen getüpfelt, während des Winters Stärke führend. Sie zerfallen in einfache bastartige Holzfasern oder Holz- zellen, fibrae sive cellulae libriformes simplices, kurz von S. auch Li- briformfasern (ihr Gewebe: Libriform) genannt, und in gefä: cherte und getheilte Libriformfasern, cellulae sive fibrae libriformes septatae. 3.Tracheales System. Diese Organe, schon den ältern Anatomen, Malpighi, bekannt, sind durch die zahlreichen Untersu- chungen seiner Nachfolger, namentlich aber v. Mohl’s hinreichend bekannt. — (Bot. Zeitschr. 1863. 85 u, f.) W. Rabock, über die Haare des Samenschopfes der Asclepiadeen. — Die trockenen Haare des Samenschopfes von EN 281 Asclepias syriaca zeigen bei einer 250—300 fachen Vergrösserung spiralige Streifungen, die namentlich in der Nähe der Basis äusserst ‘ regelmässig in einfachen oder doppelten Spiralen verlaufen. Die Ver- hältnisse sind um so interessanter, als man sehr schön an ihnen die Uebergänge in die Ringfaser und Netzfaser beobachten kann. Aus- ser dem gewöhnlichen, regelmässigen, einfachen oder doppelten Spi- ralbande findet sich nämlich noch eine ganze Zahl anderer Formen von Streifungen vor, welche entweder mehr oder weniger ausgezo- gene Spiralbänder sind, oder Uebergänge dieser in die Ringfaser und Netzfaser bilden. Namentlich sind netzförmige Streifungen mitunter in sehr schöner Ausbildung, wie sie nur selten in Zellen vorkommen, wahrzunehmen. R. kommt zu folgender Ansicht: „Die Ringfaser wie die netzförmige Verdickung können in den Zellen aus der spiralför- migen hervorgehen und thun dies auch in der That. Bei dieser Um- wandlung zeigt sich aber der Einfluss benachbarter Zellen als we- sentlich modificirend, wodurch namentlich die manchfachen Formen der Netzfaser entstehen. Macht sich dieser Einfluss der Nachbarzel- len schon bei Beginn der Entstehung von Verdickungsschichten gel- tend, so können Formen entsteher, die sich nicht mehr auf die Spi- ralfaser zurückführen lassen.“ — (Zbend. 1863, 31). R.D. Oudemann, de Bekerplanten 8. 62. S. mit Holzschnitt. — O. hat die verschiedenen Pflanzengattungen zusammengestellt, welche becherförmige, sich mit Wasser füllende Blatttheile besitzen. Nepenthes wird am ausführlichsten besprochen. O. giebt hier auch Bericht über die Structur der Wasser ausscheidenden Drüsen und ihre Stellung zu den Zellen der Oberhaut in den verschiedenen Le- bensperioden. Es reiht sich an: Sorracenia, Heliamphora, Darlingto- nia, Cephalotus. — (Bot. Zeitg. 1864. 117). J. Milde hat eine botanische Skizze von Süd-Tirol entworfen und der botanischen Zeitung beigegeben. In derselben macht er namentlich auch auf den Insectenreichthum Merans aufmerk- sam. Ohne die Singeicaden ist der Eintritt der heisseren Jahreszeit gar nicht denkbar. Ihre eigenthümlichen Töne kommen von Fraxinus Ornus, Celtis und Quercus pubescens herab. Die Töne rühren ent- weder von Cic. plebeja oder Cic. orni her, oder auch der seltneren Cie. haematodes her. An einem Aste findet man, wenn man vorsich- tig heranschleicht, ein 16 Linien langes, vorn 7 Linien breites fliegen- ähnliches Thier, Cie. plebeja, mit anliegenden dachförmigen, glashel- len Flügeln, dessen Hinterleib während des Gesanges sich abwech- selnd hebt und senkt. Die Gesang-Productionen dauern stundenlang. Eine grosse Anzahl schwingender, rasch auf einander folgender, fast metallischer Töne endigt auf einmal in ein lang gezogenes Ach — —. Nur die Weibchen sind Sänger und locken offenbar durch ihre Töne die gänzlich stummen Männer herbei, die man oft, einen hinter dem andern sitzend, dem Weibchen still zuhörend findet. Merkt das Thier die Annäherung eines Feindes, so entfliegt es schnell, oft mit lautem Geschrei. Wird es mit dem Netz gefangen, so stöst es rasch nach XXIII. 1864. 19 282 einander zahlreiche Töne aus, denen ganz ähnlich, wie sie ein gefan- gener junger Sperling von sich giebt. An manchen heissen Abhän- gen um Gratsch bei Meran ist das Geräusch der tausenden von jun- genden Cicaden so gross, dass es aus geringer Entfernung dem Brau- sen eines Wasserfalls gleicht. Nie sah M. das Thier übrigens, trotz zahlreicher Beobachtungen, von seinem langen Saugrüssel Gebrauch machen, Die Cic. orni, 11‘ lang und 31/a‘'‘ breit, ist fast noch häu- figer. Ihr Ton ist ohne alle Modification und hat einige Aehnlichkeit mit dem eines Laubfrosches. Die Thiere werden nicht selten von Kindern zu Spielwerken gebraucht, indem sie durch Kitzeln am Bauche zum Singen gebracht werden. Die Thiere beginnen ihren Gesang meist zu Ende des Mai. Es schmücken dann die Abhänge Merans: Castanea vulgaris, Campanula spicata, Euphrasia lutea, Saponaria ocymoides, Hypericum montanum, Anthericum Liliago, ete. Bei Al- gund findet man neben Equisetum elongatum das seltene Tulosto- ma mammosum an heissen Abhängen. Ende Mai wurde die Hitze sehr gross. Das Eisackthal ist bei dem Steg sehr schmal, die Ab- hänge steil und zum Theil ganz kahl und unbebaut, während andere Stellen mit Weinreben bedeckt sind, die den sogenannten Leiten- wein, den vorzüglichsten tiroler Wein liefern, welcher in Bozen mit 60 Kreuzern pro Flasche bezahlt wurde, während der gewöhnliche Wein 16— 20 Kreuzer kostete. Wo man die Trauben zu schwefeln vergisst, tritt seit 1851 die Traubenkrankheit auf. Bei Bozen wach- sen von Bäumen: Quercus pubescens, Fraxinus Ornus, Rhus cotinus etc, Ailanthus glandulosa tritt verwildert auf, Beim Ansteigen ins Gebirge verschwinden schon bei 1000‘ Erhebung Quercus und Fraxinus. Dunkler Fichtenwald erhebt sich. Zahlreiche im Walde zerstreute Dolomitblöcke. Das Bad Razzes, welches nur aus wenigen Häusern besteht, liegt 3885‘ über dem Meere. Reichthum an Wasser, Wald und Wiesen, Mannichfaltigkeit der Gesteine (Dolomit, Kalkmergel und Melaphyr) machen die Umgegend von R. zu einem für Botaniker höchst günstigem Aufenthalte. Der Wald bietet: Picea vulg., unter welcher Pinus sylv. und‘ Abies alba nur stellenweise auftreten, Larix decidua Mill. ete.; die Bachränder: Alnus incana DC und verschie- dene Salices; an sonnigen Abhängen Iuniperus comm.; in Dörfern: die tiroler Schoos-Esche, Fr. excelsior L. ete. Ein besonderes In- teresse gewinnt die Flora von Razzes, dass sie eine Menge Pflanzen enthält, welche ihr offenbar durch die Bäche von der Seisser Alp zu- geführt wurden. Die Wiesen-Flora: die Pflanzen der norddeutschen Ebene etc. — (Beilage zur Bot. Zeit. 1864.) W. ©, Focke beschreibt Lolium festucaceum Link und hebt seine Vorliebe für fruchtbare Marschwiesen und stark ge- düngte Plätze auf denselben hervor. Im Uebrigen ist es Lol. pe- renne am ähnlichsten. — (Bot. Z, 1864, 109.) Giuseppe Ant. Pasquale, Osservazioni sui canali resinifere o Serbatoi della Resina degli strobili dei Co- niferi. (Napoli Stampina di Antonio Cons. 1863. 8. 20 S.u.3 T.) — 283 Es sind fortgesetzte Untersuchungen über die Harzcanäle und Be- hälter, die in den Fruchtzapfen der Coniferen auftreten. Sie liegen in der Rindensubstanz, sind in deren krautartiges Zellgewebe einge- senkt. Man sieht sie mit blossem Auge. Unter ihnen verdienen die, welche in der untern oder vordern Seite der Schuppe, da, wo die Bractee sich mit dem obersten Zweige oder der Achse der Schuppe verbindet, grössere Aufmerksamkeit, Von allen diesen zeigt sich sehr stark der Canal, welcher die Mediane jeder Schuppe vom Grunde bis zur Spitze durchsetzt. Er zeigt sich am- grössten bei der Crypto- meria japonica, bei Thuja und bei verschiedenen Cupressusarten. Am besten ist zum Auffinden der Canälchen die Weymouth’s Kiefer, Pi- nus Strobus L., in deren Kanälchen man sogar eine Borste einführen kann, und die an der Schuppenspitze gewöhnlich auch weisses Harz hat. — (Zbenda 98.) R.D. Zovlogie. Eug. Keyserling, neue und wenig be- kannte Orbitelen oder Epeiriden. — Verf. giebt für diese Familie zunächst eine Uebersicht der Gattungen nach folgenden Cha- raktern: I. Maxillen eben so lang wie breit. A. Viertes Fusspaar länger wie die übrigen. 1. Abdomen mit einer harten hornigen Haut bedeckt, Seitenaugen dicht bei einander oder höchstens um eine Au- genbreite entfernt. a. Cephalothorax viereckig, vorn so breit wie hin- ten und vorn sehr hoch, hinten niedrig. «&. Der Rücken des Abdo- mens am Rande und in der Mitte mit vielen Grübchen versehen: Ga- steracantha Latr.. — ß. Der Rücken des Abdomens ohne Grübchen: Eurysoma Koch. — b. Cephalothorax oval, vorn schmäler und nicht höher als im hintern Theil. «&. Cephalothorax länger als breit, Abdo- men mit Dornen: Acrosoma Part. — Pf. Cephalothorax breiter als lang, Abdomen nur mit Höckern: Cyrtogaster nov. gen. — 2. Abdo- men mit einer weichen Haut bedeckt; die Seitenaugen eben so weit von einander entfernt, wie die vordern Mittelaugen von den hintern: Hapalochrota nov. gen. — B. Erstes Fusspaar länger wie alle übri- gen. a Die hintern seitlichen Augen sind von den vordern viel wei- ter entfernt als diese von den mittlern: Poltys Koch. — b. Die seit- liehen Augen stets einander genähert liegen meist auf einem gemein- schaftlichen Hügelchen. «&. Cephalothorax länglich gewölbt, der Kopf- theil eben so lang wie der hintere Theil: Epeira Walk. — ß. Cepha- lothorax fast rund, flach und dicht mit weissen Härchen bekleidet, der Kopftheil viel kleiner wie der hintere: Argyopes Lav. — II. Ma- xillen länger als breit. a. Metatarsen des ersten Fusspaares weit länger als Tibia und Patella zusammen; Cephalothorax vorn bedeu- tend höher als hinten und die Lippe länger als breit: Nephila Leach. — b. Metatarsen des ersten Fusspaares höchstens eben so lang wie Tibia und Patella zusammen; Cephalothorax vorn nicht hö- her wie hinten und Lippe nicht länger wie breit: Tetragnatha Walk. — Es sind hier die von Koch nicht charakterisirten und bei näherer Prü- fung sich in der That haltlos ergebenden Gattungen Miranda, Attea, Zilla, Linga beseitigt, alle fallen unter Epeira. Die Gattung Tetrag- 19* 284 natha musste erweitert werden und einige Arten von Meta ihr unter- geordnet, andere dieser Gattung zu den Theridien verwiesen. Ueber Gea und Galena vermag K. noch kein Urtheil zu fällen. Die Gattung Uloborus Latr muss nach den Spinnwarzen und nach den eigenthüm- lichen Börstehen der hintern Metatarsen in die Familie der Ciniflori- den versetzt werden. Auch Mithras kann nicht bei den Epeiriden verbleiben. — An Arten beschreibt Verf. folgende: Gasteracantha (Pleetana) Blackwalli Madagaskar, G. Westringi unbekannter Heimat, G. Thorelli Nossibe, G.-Mengei Malacca, Acrosoma (Micrathena) Lu- casi Santa Fe de Bogota, A. acutospinum ebenda, A, brevissimum eben- da, A. acutum Walk ebenda, A. pungens Walk ebenda, A. bicolor ebenda, A. rubicundulum ebenda, A. elongatum ebenda, A. obtusospi- num Mexiko, A. flavomaculatum Haiti, A. crassum Santa Fe de Bogo- ta, A. Guerini ebenda, Cyrtogaster Grubei Mauritius, Hapalochrota caudata ebenda, Poltys (Pleuronuna) Kochi ebenda, Epeira granaden- sis Santa Fe de Bogota, E. bogotensis ebenda, E. insularis Hentz NAmerika, E. foliata Walk, E. Sabi Mexiko, E. trivittata NAmerika, E, Hentzei ebenda, E. triangula Mauritius, E. oaxacensis Mexiko, E, dubia Santa Fe de Bogota, E. pallidula ebenda, E. variabilis ebenda, E. amygdalacea Mauritius, E. fuscovittata Santa Fe de Bogota, E. par- vula NAmerika, E. crucifera ebenda, E. formicata Santa Fe de Bogo- ta, E. ectypa Walck NAmerika, E. Caroli Hentz Santa Fe de Bogota, E. verrucosa Walck Neuseeland, E. stellata Hentz Veracruz, E.bifur- cata Walck Santa Fe, Nephila vittata Liberia, Tetragnatha bigibbosa Santa Fe, T. quinquelineata ebenda, T. tenuipes ebenda, T. ocellata ebenda, T. rubromaculata ebenda. — (Dresdener Isis 1863. 8. 63—152. Zfl. 1—7.) L. Landois, historisch-kritische Untersuchungen über die Läusesucht. — Nicht alle in der Literatur aufgeführ- ten Fälle von „Läusesucht“ sind wirklich durch Läuse bedingt; ein Theil davon rührt von Maden her. Die ächte Läusesucht war be- reiis dem Aristoteles in ihrem Wesen bekannt und ist vielfach im Alterthum beobachtet. Die Läusesucht besteht einfach in Vermeh- rung von Ped. vestimenti. In den leichteren Fällen bewirken die Läuse nur ein papulöses Exanthem, in schwereren Fällen fressen sie sich schaarenweise an einer eircumscripten Stelle in die Haut ein, wodurch entweder offne Läusegeschwüre oder wenn die durchfressene Haut als Decke verbleibt, verdeckte Läusegeschwüre entstehen, von denen letzteren man früher irrthümlicher Weise annahm, in ihnen entständen wie in Abscessen die Läuse durch generatio aequivoca. Eine besondere Species Ped. tabescentium ‚existirt nicht, die von Alt aufgesteliten Kriterien dieser Art weichen nur scheinbar von denen des Ped. vestimenti ab. — (Ztschr. f. w. Zool. XIV, 27.) BR. D: H.Landois, Beobachtungen über dasInsectenblut. — Das Insectenblut eignet sich gut zum Studium der Blutkrystalle. Ein- mal sind sehr grosse Blutkörperchen vorhanden, anderseits nur we- nige, so dass sich die aus denselben entstehenden Krystalle frei und 285 ungestört in der Mutterlauge bilden können. Die Krystallisation kann unter verschiedenen Bedingungen stattfinden. Sehr hübsche Kry- stalle erhält man, wenn man das Blut auf einem Objectglase verdun- sten lässt. So wie man bei den höheren rothblütigen Thieren eine 4fache Reihe von Blutkrystallen dargestellt hat, so gelingt es auch bei den Insekten diese zu erzielen; ob es aber in chemischer Hin- sicht dieselben sind, will L. nicht behaupten. Jedenfalls waren die Krystalle organischer Natur. Sie hinterliessen bei der Verbrennung auf Platinblech nur wenig Asche und ohne jede krystallinische Form. Während der Verbrennung entwickelte sich NH;, sie sind also stick- stoffhaltig. In HO sind sie schwer löslich und schwimmen darin her- herum. Der Formenreichthum ist ein grosser. a. Die Raupe von Agrotis segetum hatte runde Blutkörperchen, deren Durchmesser 0,0117 — 0,015 Mm. betrug und welche vielfach (Anfang des Monat März in Theilung begriffen waren. L. erhielt aus diesem Blute &) Krystalle von regelmässig hexagonaler Säulenform. Die Krystalle lagen an den Stellen des Praeparats, wo vorher die Blut- kügelchen lagen, welche vollständig verschwunden waren. Auch der Uebergang liess sich beobachten. ß) Die zweite Krystallbildung im Blute der Saateule ist nicht so sehr durch die Krystallform, als viel- mehr durch die Entstehungsweise von ersterer verschieden. Die Blut- körperchen werden nämlich strahlenförmig ringsum mit feinen Kry- stallnadeln besetzt. Auch sie haben hexagonale Formen. Die Blut- kügelchen erschienen jedesmal um so heller, je mehr Krystallnadeln sich an denselben befanden und ist es L. nicht zweifelhaft, dass bei dieser Krystallbildung der Zellinhalt auf exosmotischem Wege in die Mutterlauge getreten ist. y) Es kommen auch sehr kleine Krystalle vor, welche keinen Zusammenhang mit den Blutkörperchen zu haben scheinen. Namentlich finden sie sich da, wo die Mutterlauge sehr schnell verdampfte. 6) Endlich erzielte L. auch Krystalle durch Zu- satz von Essigsäure. Es kamen dann neben hexagonalen auch regel- mässig quadratische Krystalle vor. b. Eine halb erwachsene Raupe von der Euprepriaart lieferte regelmässig vierseitige Krystalle. Das Blut der gemeinen Bärenraupe hatte schon nach 24 Stunden eine grosse Menge hexagonaler Krystalltafeln gebildet, welche mit dreisei- tigen Pyramiden und hexagonalen Prismen untermengt waren. c. Die Raupe des Goldafters (Porthesia auriflua) hatte grosse Blutkörperchen von 0,02 Mm. im Durchmesser. Die Krystalle schossen in regelmäs- sigen Stäben an. d. Gastropacha potatoria hatte eine ausserordent- lich üppige Krystallisation von feinen Nadelnhaufen. e. Aus einer 4 jährigen Raupe des Weidenbohrers (Cossus ligniperda) erhält man eine grosse Menge reinen Blutes, welches eine Weinfarbe hat, aber bald braun wird und übelriecht. Die Blutkörperchen sind 0,0092 Mm. gross, ziemlich kngelrund und von körnigem, farblosen Inhalte. Es bilden sich flache Nadeln etc. Das Insectenblut besteht aus Blutserum und Blutkörperchen. Im frischen Zustande reagirt es alkalisch. Das Blutserum ist meistens wasserhell, öfters aber anders gefärbt; die Blut- 286 kügelchen sind aber auch dann meist wasserhell, woraus der Umstand seine Erklärung finden mag, dass die Blutkrystalle fast nie eine Farbe haben. Das getrocknete Larvenblut hat meist die Farbe des vollkomm- nen Insectes. ‘Geringe Mengen Fett sind stets im Insectenblut vor- handen. Der vorwiegend aufgelöste organische Bestandtheil im Blut- serum ist Eiweiss. Im Verhältniss zu diesem ist die Menge des Fa- serstoffs sehr gering. Ausserdem enthält das Blutserum Globulin. Auch ist metallisches Eisen in Lösung in ihm enthalten. Der Ge- ruch des Insectenblutes kann eine verschiedene Ursache haben. Bei vielen Insecten ist es als Folge der aufgenommenen Nahrung anzuse- hen. So riecht das Blut der Raupen des kleinen Fuchses und des Pfauenauges gerade so, wie die Nesselblätter, von denen sie sich "nähren. Das Blut anderer Insecten hingegen hat oft einen’ Geruch, der sich aus der Einwirkung der Nahrung auf das Blut nicht erklä- ren lässt. Der eigentliche Träger dieses Geruchs ist das Fett, von dem es sich dem Blute mittheilt. Gegenstände, welche mit dem Fette solcher Raupen bestrichen werden, behalten Monate lang den betref- fenden Geruch. Die Larven sind stets blutreicher, als die vollkomm- nen Insecten, Der krystallisirbare Theil des Insectenbluts scheint vor Allem das Globulin zu sein. Die Anzahl der Blutkörperchen ist meist sehr gering und diese kleine Menge nimmt bis zum vollkommnen Entwicklungsstadium stetig ab. Die Gestalt der meisten Blutzellen nähert sich der runden Kugelform; andere sind mehr oder weniger zu runden Scheiben abgeplattet. In den Blutzellen kommt stets ein Kern vor, welcher 1-—5 Kernchen einschliesst. Die Vermehrung fin- det durch Theilung statt. — (Zeitschrft. f. mwissenschaftl. Zoologie AIV, 55.) R. D. H. de Saussurel, Melanges orthopterologiques — Verf. beschreibt folgende Arten: Polyzosteria indica Pondichery, P. Humbertana Ceylon, P. Pictetana Ostindien, P. cuprea Neuholland, P. limbata Burm. ebenda, Perisphaeria glomeris Ceylon, P. Humber- tana ebenda, P. flavipes Java, P. orientalis Nilgherri, P. sericea Pon- dichery, P. emortualis ebenda, Corydia Guerinana Indien, Phoraspis anomala Pondicherry, Ph. porcellana Indien, Epilampra cribrata As- sam, E. blattoides Bombay, Thyrsocera australis Neuholland, Blatta truncata Ostindien, Bl. abbreviata Bourbon, Bl. Coulonana Neuholland, Bl. badia Java, Bl. phalerata Pondicherry, Bl. diluta Ceylon, Bl. Humbertana ebenda, Bl. germaniea Fabr. Ceylon, Ischnoptera austra- lis Neuholland, J. fulva ebenda, J. flavicollis Java, J. termitina eben- da, Panchlora aestuans Senegal, P. surinamensis L., Proscratea di- midiata Madagaskar, Zetobora granicollis Neuholland, Hormetica Co- querellana Madagaskar, aranea Pulo Penang, Panaesthia regina Java, P. mandarinea China. — (Mem. soc.phys.nat. Geneve AV11. 129—169 Tb.) Derselbe, Melanges hymenopterologiques: Revision der Gattung Synagris mit den Arten: S. cornuta WAfrika, mirabilis Guer. calida L, Sichelana Guinea, aequatorialis Senegal, mandibularis ebenda. Xanthura Senegal und Port Natal, aestuans Fbr. Afrika, Hu« 287 berti Afrika, eapitata Senegal, spinosuscula Abyssinien, bellicosa Se- negal, abyssinica Guer, minuta Afrika, tetrameria Abyssinien, Heyde- nana ebenda, emarginata Afrika, analis Abyssinien, maxillosa Sene- gal, pentameria Afrika, dentata ebenda, aequatorialis Isle de Bissao, fervida Cap, aethiopica, Rüppellana Abyssinien, ferox Senegal, dubia Abyssinien, abdominalis Afrika, carinata Port Natal, Spinolae Spa- nien. — Verschiedene Eumenien: Rhynchium aestuans Senegal, Sy- nagroides WAfrika, abyssinicum, xanthurum SAfrika, Odynerus ae- gyptiacus, Heydenanus Abyssinien, pharao Aegypten, massanensis Abyssinien, impunctatus Spin. Aegypten, Zebra Abyssinien, incostans ebenda, turca Asiatische Türkei, stigma Abyssinien und Aegypten, in- terruptus ebenda, aestuans ebenda, synagroides ebenda, fastidiosissi- mus Aegypten, parvulus Abyssinien, bipustulatus Indien, ovalis Ben- galen, guinensis, angustus Abyssinien, chinensis, mutabilis Abyssi- nien, silaensis ebenda. — (Ibidem 170—233 Tb.) @l. Correspondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines für die Provinz Sachsen und Thüringen Halle. 1864. | März Ne III, Sitzung am 2. März. Eingegangene Schriften: Memoires de la Societe royale des sciences de Liege 1863. gr. 8°. Herr Siewert giebt einige in die Praxis eingreifende Notizen: Zunächst auf chemischem Wege Seide, Wolle und Leinfaser in einem Gewebe zu unterscheiden. Behandelt man dasselbe mit einer concen- trirten Chlorzinklösung, so löst sich die Seide allein auf; durch Aetz- kali oder Aetznatron wird sodann die Wolle gelöst und es bleibt die Leinfaser übrig. In den Chlorkalkfabriken konnte man bisher die manganhalti- gen Rückstände nicht hinreichend verwerthen, wenn dagegen der Braunstein mit einem Gemisch von Salpeter- und Salzsäure behandelt wird, so lässt er sich durch Wiederbelebung von Neuem verwenden. Anknüpfend an einen früheren Vortrag über vermeintlich rein darge- stellten Fluor, erwähnt der Vortragende, dass Streng in Klausthal vergeblich versucht habe, nach der Methode, wasserfreies Chlor dar- zustellen, auch wasserfreies Fluor zu erhalten, ein Umstand der zu- gleich beweist, dass beide Elemente doch nicht so ähnliche Körper in ihrem chemischen Verhalten sind, für welche man sie bisher immer ausgab. Schliesslich gedenkt derselbe einer bei einer Vergiftungsun- tersuchung kürzlich gemachten Beobachtung, dass gegen die bisherige Annahme ein kleiner Theil ‘von Schwefelquecksilber in Schwefelam- monium löslich ist. Der Spiegel, den bei der weiteren Untersuchung das Schwefelquecksilber eben so wohl wie das Schwefelarsen liefert, lässt sich von letzterem jedoch an mehreren Merkmalen unterscheiden, einmal fehlt ihm der Knoblauchgeruch beim Verbrennen, sodann ist er an der innern Wand der Glasröhre nicht so gut verschiebbar und nicht löslich in Salpetersäure. Herr Kühn spricht über das Wesen des Brandes, der nicht, wie Schleiden u. A, meinen in einer Zellenmissbildung seinen Grund hat, sondern aus einem Mycelium hervorgehend, eine wirkliche | 289 | Pilzbildung darstellt; sodann verbreitet sich derselbe ausführlicher ! über den Stengelbrand Uroeystus oceulta Kühn, der bei uns sehr | vereinzelt vorkommt und am Roggenstengel, den Blattscheiden, sel- tener an den Blättern selbst auftritt. Das Mycelium entwickelt bla- senartige Erweiterungen mit mehreren Kernen, ein Conglomerat ein- zelner Zellen von verschiedener Grösse, die alle keimfähig sind. Die Keimschläuche sind verschieden. Merkwürdiger Weise hat sich der- selbe Pilz bei Adelaide verheerend gezeigt, indem er an den Blättern des Weizens aufgetreten ist. Beiderlei: Getreidearten, die mit der Krankheit befallen waren, liegen zur Ansicht; vor. Saatgut, welches in verdünnter Kupfervitriollösung bis 12 Stunden eingeweicht ist und zwar in dem Verhältnisse, dass auf 5 Scheffel Weizen ein Pfund Ku- pfervitriol genommen wird, ist vor der Krankheit gesichert; denn die Säure zerstört die Sporen des Pilzes vollständig. Schliesslich: legt Herr Brasack freie und eingekapselte Tri- chinen unter dem Mikroskope vor. E Sitzung am 9. März. Herr Siewert theilt Bischoffs Versuche über die Schmelz- berkeit der verschiedenen Thone mit, Nach denselben sind die Thon- arten mit höherem Gehalte an Kieselerde die schmelzbaren, der hö- here Thonerdegehalt bedingt dagegen ihre grössere‘ Feuerfestigkeit; auch Thonarten mit mehr Wassergehalt sind strengflüssiger als wasserärmere. Sitzung am i6. März. Eingegangene Schriften: 1. Sitzungsberichte der k. bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München. 1863. IV. München 1863. 8°, 2. Monatsschrift des landwirthschaftlichen Provinzialvereins für die Mark Brandenburg und Niederlausitz 1. 2. 1864. 3. Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde, redigirt vonKoch’ Berlin 7864. 4°. Wegen der eintretenden Osterferien werden die Sitzungen bis zum 20. April vertagt. Herr Zincken legt ein characteristisches Stück Walchowit vor, ein fossiles Harz, welches bei 140° C durchscheinend wird, bei 250° zu einem gelben Oele schmilzt und bei trockener Destillation Ameisensäure liefert; es findet sich in kopfsgrossen Partien im untern Quadersandstein bei Obora, zugleich mit Honigstein, in der Kreide- kohle von Uttigsdorf in Mähren; zugleich mit Bernstein bei Klo- bank als Ueberzug auf tertiärem Sandstein. Nach Glückselig soll bei Taschwitz im Egerer Kohlenbecken ein walchowitähnlicher Reti- nit vorkommen, Derselbe berichtet über die von Leschot, Werkführer einer Uh- renfabrik in Genf angegebene, neue Steinbohrmethode mittelst eines Diamantbohrers. Der dabei in Anwendung kommende Bohrer besteht 19** 290 aus einem mit Diamantschneiden versehenen Ringe, welcher an einer blechernen Röhre befestigt und mittelst eines an dieser angelegten Getriebes mif Kurbel in schnelle rotirende Bewegung versetzt wird. Im festen Montblancgranit wurde mit einem solchen Kranzbohrer in einer Stunde ein 82/3‘ tiefes und 12/3‘ breites Loch gebohrt, eine Ar- beit, welche bei der alten Methode 2 Bergleute erst in 2 Tagen zu vollbringen im Stande sind, Zu den Schneiden wird der dichte, schwarze Diamant aus der Provinz Bahia in Brasilien genommen, mit welchem ausschliesslich die Rubine zu den Uhren bearbeitet werden. Derselbe giebt zuletzt Nachrichten über die seit eirca 15 Jahren ge- machten Funde‘von einige vermeintlichen fossilen Menschenresten und von vielen feuersteinernen Geräthschbaften, wie Messern, Beilen, Lan- zenspitzen zugleich mit Knochen ausgestorbener Mammalien, bei 10 —20‘ Tiefe angetroffen in den Thälern der Somme, Oise, Seine, Jordance, Cere, bei Aurignac in Frankreich, im Thale des Rio Man- zanares bei Madrid, in eine®®Höhle bei Palermo und in einer sol- chen bei Brixham in Devonshire, in einem Kiesellager der Grafschaft Suffolk, und stellt die Ansichten der Geologen über das relative Al- ter dieser Vorkommnisse zusammen. Herr Brasack berichtet über ein von Steinheil neuerdings in Anregung gebrachtes Verfahren sich der Photographie bei Feldmes- sungen zu bedienen. Herr Giebel verbreitet sich unter Vorlegung der betreffenden Thiere über den Charakter und die Lebensweise einiger Oestrus Ar- ten, besonders der Pferde-, Rinds- und Schafbremse. Druck von W. Plötz in Hallo. | Soeben ist erschienen und bei Fr. Frommann in ' Jena in Commission: VERHANDLUNGEN Kaiserlichen Leopoldino- Carolinischen deutschen Akademie der Naturforscher. 30. Band. 443/, Bogen in 4° mit 19 Tflin. — 201/2 Bogen Leopoldina. Preis 10 Thlr. Daraus werden, so weit der geringe Vorrath reicht, die einzelnen Abhandlungen auch getrennt abgegeben zu folgenden Preisen: | I. Carus, C. @., Präs. d. K. L. G. d. A., Ueber die typisch gewordenen Abbildungen menschlicher Kopfformen, na- mentlich auf Münzen in verschiedenen Zeiten und Völ- kern. 21), Bog. m. 1 Tafel. Preis 25 Negr. I. Heuglin, Th. von, M. d. K. L.-C. d. A., Ueber die Anti- lopen und Büffel Nordost- Afrika’s, und Beiträge zur Zoo- logie Afrika’s. Ueber einige Säugethier des Bäschlo - Ge- bietes. 53), Bogen mit 3 Tafeln. Preis 1 Thlr. 20 Ngr. III. Stizenberger, Ernst, M. d. K. L.-C. d. A., Kritische Bemerkungen über die Lecideaceen mit nadelförmigen Sporen. 9'/, Bogen mit 9 Tafeln. Preis 2 Thlr. 10 Ngr. IV. Prestel, M. A. F,, M.d.K. L.-C. d. A., die jährliche und tägliche Periode in der Aenderung der Windesrich- tungen über der deutschen Nordseeküste, sowie der Winde an den Küsten des Rigaischen und Finnischen Meerbusens und des weissen Meeres. 5°, Bogen mit 9 Tafeln. Preis 1 Thlr. 15 Neger. V. Zeis, Eduard, M. d.K. L.-C. d. A., über die Heilung des intracapsulären Schenkelhalsbruches durch Knochencallus, nebst Beschreibung zweier Präparate dieser Art. 4!/, Bo- gen mit 2 Tafeln. Preis 2 Thlr. 20 Ngr. VI. Mayer, A. F, M.d. K. L.-C. d. A., über den Bau des Gehirns der Fische in Beziehung auf eine darauf gegrün- dete Eintheilung dieser Thierklasse. 5 Bogen mit 7 Ta- feln. Preis 2 Thlr. 25 Ngr. VII. Heymann, F., die empfindende' Netzhautschicht. Ein Beitrag zur Erkenntniss des Sehorgans. 11°/, Bogen mit % Tafeln. Preis 2 Thir. 20 Neger. ’ Da sämmtliche geehrte Mitglieder der Kaiserlichen Leopoldino-Carolinischen deutschen Akademie statutenge- mäss das amtliche Organ der Akademie: die Zeitschrift „Leopoldina“ zu halten haben, die Betheilisung jedoch eine im Verhält- niss zur Mitgliederzahl noch sehr geringe ist, so erlaube ich mir im Interesse der Akademie diejenigen Mitglieder, welche die Leopoldina noch nicht halten, ergebenst zu er- suchen, sich nach Empfangnahme dieser zugesandten Num- mer recht lebhaft durch Bestellung zu betheiligen. Bestellungen, sowohl auf die vorhergehenden Num- mern dieses IV. Heftes als auch auf die Folge können di- rect oder indirect durch jede beliebige Buchhandlung bei der Buchhandlung Frommann in Jena oder Steinacker in Leipzig gemacht werden. Der Preis eines ganzen Heftes (15 Nummern). ist 1 Thlr. Pr. Courant. Dresden, im Januar 1864. Der Präsident der Kaiserlichen Leopoldino - Carolinischen deutschen Academie.. Dr. C. G. Carus. Verlag von Hermann Mendelssohn in Leipzig. B. Auerswald. Botanische Unterhaltungen zum Verständ- niss der heimatlichen Flora. Vollständiges Lehrbuch der Botanik in neuer und praktischer Darstellungsweise. Mit 50: Tafeln und 432 in den Text gedruckten Abbildungen. Zweite wesentlich umgearbeitete und vermehrte Auflage. Preis der Ausgabe mit schwarzen Tafeln. geh. 2 Thlr. 15 Ngr. geb. 2 Thlr.25 Ngr. „ halbcolorirten „, PIRSOSE N eo ee 65 NA ge „ eolorirten ” » 9 » — „ ,„m.Goldschn.5Thlr. 15Ngr. Moritz Willkomm, Dr. und Professor an der Königl. S. Aca- demie zu Tharand, Führer ins Reich der deutschen Pflan- zen. Eine leicht verständliche Anweisung, die in: Deutsch- land wildwachsenden und häufig angebauten Gefässpflan- pflanzen leicht und sicher zu bestimmen. Mit 7 lithogr. Tafeln und 645 Holzschnitten nach Zeichnungen des Verfassers. Preis eleg. geh. 3 Thlr., geb. mit charakte- ristischem Golddrucke 3 Thlr. 10 Neger. — 00000 Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. 1864, A war NE. V. Ueber die quantitative Trennung der Phosphor- säure von den Basen. Von Dr. O. Baeber. Bei der Abscheidung der Phosphorsäure von den Ba- sen sind zwei Fälle zu unterscheiden, in dem einen wird die Phosphorsäure auf einmal von allen in der zu untersu- chenden Substanz vorhandenen Basen zugleich abgeschie- den, in dem andern fällt man sie zuerst in Gemeinschaft mit Eisenoxyd und Thonerde, und trennt sie dann erst von diesen: A. Methoden die Phosphorsäure direct von allen Basen zu Irennen. Hier ist zuerst die Methode von E. Cottereau zu erwähnen: Er kocht die Phosphate mit Kali- oder Natron- lauge und bestimmt die Phosphorsäure aus dem entstande- nen phosphorsauren Alkali durch tropfenweises Hinzusetzen einer Normalflüssigkeit von salpetersaurem Silberoxyde (Chem. Centr. 1849, 219). Das Verfahren beruht jedoch auf der irrigen Voraussetzung, dass unlösliche phosphorsaure Salze durch Kochen mit Kali- oder Natronlauge vollständig zer- setzt werden, und sich dabei lösliches phosphorsaures Al- kali bilden könne. Ferner findet sich in einer Zusammenstellung von verschiedenen Phosphorsäure-Scheidungsarten durch H. Rose (Pogg. Ann. 76, 218; Ann. d. Chem. 72, 333) die Methode ängeführt, durch Schmelzen mit kohlensaurem Natron die Phosphorsäure von allen Basen zu trennen. Rose giebt an, XXIII. 1864. 20 294 dass dieselbe bei Kupferoxyd, Kalk, Strontian, Baryt und Magnesia ungenügende, bei Eisen-, Mangan- und Zinkoxyd jedoch genügende Resultate gäbe; auch Berzelius und Ram- melsberg haben sich für die Methode ausgesprochen; nach Fresenius aber soll sie auch in den obigen Fällen nicht anwendbar sein. (Journ. f. pract. Chem. 45, 257; Ann. d. Chem. 56, 361). : An derselben Stelle führt H.Rose auch die Rammels- berg’sche Methode zur Trennung der Phosphorsäure von der Thonerde an. Da er diese Methode auch zur Schei- dung der Phosphorsäure. von allen andern Basen anwendet, so mag sie hier eine Stelle finden. Die Originalabhand- lung von Rammelsberg findet sich Pogg. Ann. 64, 405; und Ann. d. Chem. 56, 861. Er giebt an: Die phosphorsaure Verbindung wird in Schwefelsäure, welche mit dem gleichen Volumen Wasser verdünnt ist, gelöst, dann eine angemessene Menge schwefelsauren Kalis hinzugesetzt und erwärmt, es bildet sich dabei Alaun, der zwar in Wasser, aber nicht in Alkohol löslich ist; deshalb mischt man das Ganze mit einer grossen Menge Alkohol von 80 pC. und lässt einige Stunden stehen. Es scheidet sich der Alaun und das überschüssige schwefelsaure Kali aus, während Phosphorsäure und Schwefelsäure gelöst blei- ben. Man filtrirt und wäscht mit Alkohol, löst den Rück- stand in Wasser und fällt die Thonerde durch Ammon aus; _ das alkoholhaltige Filtrat versetzt man mit Wasser und ver- dampft den Alkohol gänzlich, und übersättigt mit Ammon, wobei sich oft noch eine sehr geringe Spur (1 Milligramm) Thonerde niederschlägt. Dann will Rammelsberg die Phos- phorsäure durch Chlorcaleium ausfällen; vollständiger ist die Fällung nach Liebig durch Magnesia, da phosphorsau- rer Kalk in Ammonsalzen etwas löslich ist. H. Rose, der wie schon oben bemerkt, dies Verfahren auf die Trennung von allen Basen ausgedehnt, hat es (Pogg. Ann. 76, 245) dahin verändert, dass er, um auch die Alkalien bestimmen zu können, statt des schwefelsauren Kali’s schwefelsaures Ammon angewandt hat. Er erhielt jedoch bei der Thon- erde nur unter gewissen Umständen, bei Eisenoxyd gar keine günstigen Resultate, da immer etwas Phosphorsäure 295 in den Niederschlag überging, obgleich er bei der phos- phorsauren Thonerde die doppelte, beim phosphorsauren Eisenoxyd die dreifache Menge schwefelsauren Ammon’s und aetherhaltigen Alkohol anwandte. Bei der phosphor- sauren Magnesia erzielte er günstige Resultate, nur dass sich beim Erhitzen des Phosphates mit Schwefelsäure et- was Phosphorsäure verflüchtigt hatte. Nicht günstig fielen seine Untersuchungen mit phosphorsaurem Natron aus. Ich versuchte diese Methode mit einigen Modifikatio- nen auf eine Mischung von phosphorsaurem Eisenoxyd und phosphorsaurer Thonerde anzuwenden: zu vier Versuchen wandte ich Alkohol an, der mit dem gleichen Volum Aether versetzt war, zu zwei andern Alkohol, der 3 Viertel seines Volums an Aether enthielt, um so zu verhindern, dass sich Etwas, sei es auch nur eine Spur vom gebildeten Alaun und Eisenalaun löse; ferner wandte ich zu 5 Versuchen concentrirte Schwefelsäure, und nur zu einem gleiche Theile Schwefelsäure und Wasser an; jedoch ohne Erfolg. Auch war es gleichgültig, ob ich die Lösung der phosphorsauren Salze in Schwefelsäure mit dem schwefelsauren Kali er- wärmte oder, um eine etwaige Verflüchtigung der Phos- phorsäure zu vermeiden, nicht erwärmte, ob ich wenig oder einen bedeutenden Ueberschuss an Schwefelsäure an- wandte, immer erhielt ich dasselbe Resultat: im Nieder- schlag Phosphorsäure, im Filtrate etwas Eisenoxyd und Thonerde. Folgendes war der Gang der Analyse, wie er bis auf obige Verschiedenheiten im Ganzen derselbe war. Ich nahm eine kleine Menge phosphorsaures Eisenoxyd und phosphorsaure Thonerde und löste sie in concentrirter (resp. verdünnter) Schwefelsäure, that das 3—4fache an fein gepulvertem schwefelsauren Kali hinzu, erwärmte (oder erwärmte resp. nicht), that das Ganze in einen kleinen Kol- ben, übergoss mit ätherhaltigem Alkohol und liess verkorkt circa 24 Stunden stehen; darauf filtrirte ich nach Zusatz von noch etwas Aether und wusch mit viel ätherhaltigem Alkohol aus, bis das Filtrat keine saure Reaction mehr zeigte. Der Niederschlag wurde gelinde erwärmt, um den Alkohol und Aether zu verjagen, dann in Wasser gelöst, "mit Weinsäure versetzt, um Eisenoxyd und Thonerde auf- 20* 26 gelöst zu erhalten, dann mit Ammon, Chlorammonium und schwefelsaurer Magnesiä behandelt; es zeigte sich in allen Fällen am andern Tage ein Niederschlag, der sich auch nach abermaligem Lösen in Salzsäure und Fällen mit Am- mon als phosphorsaure Ammoniak- -Magnesia erwies. Das Filtrat dagegen gab, nachdem auch hieraus der Aether und Alkohol verjagt war, mit Ammon einen bedeutenden Nie- derschlag, der aus s Eisenoxyd und ‚Thonerde bestand. Ich Resultat erhalten wie H. Rose; die Methode ist deshalb nicht zur quantitativen Abscheidung der Phosphorsäure von allen Basen anwendbar. R Wichtiger sind eine Anzahl Methoden, welche auf der Unlöslichkeit der Phosphate' des Ceriums, Urans, Bleis, Wis- muths, Zinns und Quecksilbers in einer sauern Flüssig- keit beruhn: 1. Abscheidung der TEA EN durch Cer-Salze. Damour und H. Sainte-Claire Deville haben nämlich das salpetersaure und schwefelsaure Salz dieses Oxydes mit Erfolg angewandt und auch bei Gegenwart von Eisen- oxyd und Thonerde günstige Resultate erhalten. (Berzel. Jahresber. 1858, Seite 593). 2. Abscheidüng der Phosphorsäure durch Uran-Salze. Zuerst schlug im Jahre 1853 Leeonte (Arch. d. Pharm. [2] 61, 181; Chem. Centr. 1849, 650; Journ. f. pr. Chem. 49, 380) vor, zu der Lösung der phosphorsauren Salze tropfenweise eine titrirte Lösung von salpetersaurem Uräan- oxyd zuzusetzen ünd jedesmal aufzuköchen, bis bei erneu- tem Zusatz des Reagens keine Trübung mehr entsteht. Der Niederschlag ist phosphorsaures Uranoxyd und im Fi- trat ist keine Phösphorsäure mehr. Neubauer hat diese Methode weiter ausgebildet (Correspöndenzblatt d. Vereins’ f. wissenschaftl. Heilkunde 1858, Nr. 34 und Arch. der wis- senschaftl. Heilkunde IV, 228); und auch Boedeker hat sie empfohlen (Ann d. Chem. 117, 195), so wie auch Dr. Pin- cus 1859 (Journ. f. pr. Chem. 76, 104) ebenfalls eine maass- 297 analytische Bestimmungsmethode auf die Unlöslichkeit des Uranphosphates in Essigsäure gegründet. Dann haben schon 1856 Dr. Arendt und Dr. W. Knop, ohne Leconte’s Arbeit zu ‚kennen, eine gewichtsanalytische Bestimmungsart mit. essigsaurem Uranoxyd vorgeschlagen (Chem. Centr. 1856, Nr. 49 und 51; 1857, S. 176). Sie gab genaue Resultate bei Kali, Ka Baryt, Kalk, Magnesia; Eisenoxyd muss vorher in Eisenoxydul verwandelt werden; die Thonerde hält die Phosphorsäure hartnäckig fest, wes- halb man sehr viel von dem Uranacetat anwenden muss; dies führt jedoch zu vielen Unbequemlichkeiten und des- halb empfehlen die Verfasser die Methode für diesen Fall selbst nicht. (Arch. Pharm. [2] 90, 310.) Endlich macht Pisani ind. Compt. rend. 52, 72 und 106 dies Verfahren abermals als neu bekannt und empfiehlt es sehr mit folgenden Worten. „Quoique pour le dosage de l’acide phosphorique dans les phosphates alcalins la'me&- thode par le sulfate de magnesie donne d’excellents 'resul- tats, neanmoins tous les chimistes savent, que sa precipi- tation complete exige un temps assez long et que la partie qui s’attache aux parois du vase est toujours difficile a de- tacher, aussi le mode de dosage par l’urane est a recom- mander m&me dans ce cas. De plus, il est & observer que, comme l’equivalent du phosphate d’urane est tres eleve (il renferme 80 pour 100 d’oxyde d’urane), ‚les pertes doivent etre moindres qu’ avec la magnäösie.“ Er giebt folgende Methode an: Man löse das Phosphat in Wasser oder Salz- säure, füge eine gewisse Quantität salpetersaures Uranoxyd hinzu, übersättige mit Ammon und mache mit Essigsäure sauer; die klare Flüssigkeit, welche über dem Niederschlage steht, muss „une teinte jaune due & un exces d’urane“ ha- ben. Das Gewicht des Niederschlages multiplieirt mit; 0,1977 giebt die Menge der Phosphorsäure. In der That eine be- queme Methode, doch leider nicht zur Scheidung des Ei- sen- und Thonerdephosphates zu gebrauchen. da Pisani selbst sagt; „Le dosage de l’acide phosphe: ne donne pas de bons resultats ‚en Pr : ‚tes de fer et d’alumine, qui se prer tte plus ou moins grande avr inne par:Turane esence des phespha- Fpitent toujours en a sc le phosphate d’urane.“ 298 3. Abscheidung der Phosphorsäure durch Blei-Salze. Man findet in Roses Handbuch der analytischen Che- mie so wie bei Fresenius folgende Phosphorsäure-Trennungs- methoden durch Blei-Verbindungen: Man löse die Phosphate in Salpetersäure, setze eine Auflösung von salpetersaurem Bleioxyd hinzu, dampfe bis zur Trockniss ab, löse in Wasser: der Niederschlag besteht aus phosphorsaurem Bleioxyd, im Filtrat sind die Basen als salpetersaure Salze. Ist jedoch das Phosphat in Essigsäure löslich, so löse man in dieser, und fälle durch essigsaures Bleioxyd; es ist dann das Abdampfen unnöthig, weil phosphorsaures Blei- oxyd in Essigsäure unlöslich ist. Von beiden Methoden sagt H. Rose, sie seien, zumal da sie nicht immer genaue Resultate gäben, schon wegen der Umständlichkeit nicht zu empfehlen. Uebrigens geben sie bei Gegenwart der schwachen Basen ganz ungenügende Resultate. Auch ich habe einige Versuche mit Bleisalzen ange- stellt, jedoch ohne günstigen Erfolg: Ich setzte zu 5 verschiedenen Proben einer Lösung von phosphorsaurem Natron verschiedene Quantitäten von Salzsäure und fügte dann salpetersaures Bleioxyd hinzu. Es sollte dabei das phosphorsaure Bleioxyd in Verbindung mit Chlorblei niederfallen; das geschah auch. Jedoch war die Trennung der Phosphorsäure nicht vollständig, denn es zeigten sich jedesmal im Filtrate noch nachweisbare Spu- ren derselben. Ich wiederholte die Versuche mit dem Bleiacetat statt des Nitrates, jedoch ohne mehr Erfolg. Günstiger fielen die Resultate aus, als ich kohlensau- res Bleioxyd in Anwendung brachte. Ich behandelte näm- lich eine mit Salpetersäure angesäuerte Lösung von phos- phorsaurem Natron mit dem Bleicarbonat: es fand sich im Filtrat keine Spur von Phosphorsäure. Deshalb wandte ich mich zur Untersuchung der Methode bei phosphorsau- rem Kalk. Auch hierbei derselbe Erfolg: im Filtrate keine | | 299 Phosphorsäure, im Niederschlag auch kein Kalk. Als ich jedoch die Methode bei einer Lösung von phosphorsaurem Eisenoxyd wiederholte, ging alles Eisenoxyd mit in den Niederschlag. Deshalb ist auch diese Scheidungsweise, wenn sie gleich bei phosphorsaurem Kalk zu empfehlen ist, doch für eine Trennung von allen Basen nicht zu ge- brauchen. 4. Abscheidung der Phosphorsäure durch Wis- muthsalze. Auf derselben Voraussetzung wie meine oben mit sal- petersaurem und essigsaurem Bleioxyd angestellten Versuche, dass sich nämlich in Verbindung mit der Chlorverbindung das Phosphat niederschlagen möchte, beruhen auch folgende Versuche mit Wismuthsalzen. Zu verschiedenen Proben von phosphorsaurem Natron, mit verschiedenen Quantitläten Chlorwasserstoff versetzt, wurde neutrales salpetersaures Wismuthoxyd hinzugesetzt, und zwar im Ueberschuss; es bildete sich ein weisser Niederschlag von phosphorsaurem Wismuthoxyd und basischem Chlor-Wismuth; ich liess ei- nen halben Tag lang stehen, filtrirte und untersuchte Fil- trat wie Niederschlag auf Phosphorsäure; sie fand sich in beiden. Ich löste nun neutrales salpetersaures Wismuth- oxyd in concentrirter Chlorwasserstoffsäure und setzte hier- von zu einer mit Salzsäure sauer gemachten Lösung von phosphorsaurem Natron, es entstand kein Niederschlag; fügte ich jedoch viel Wasser hinzu, so zeigte sich sofort eine be- deutende Fällung. Ich filtrirte und erhielt im Filtrat Phos- phorsäure. Jetzt machte ich eine Lösung von neutralem salpetersauren Wismuthoxyd in concentrirter Salpetersäure und setzte davon zu einer salpetersauren Lösung von phos- phorsaurem Natron, fügte viel Wasser hinzu; filtrirte den Niederschlag ab; es zeigte sich wieder im Filtrat Phosphor- säure. Ich wandte mich nun zum basisch salpetersauren Wismuthoxyd. Zu einer Lösung von phosphorsaurem Na- tron und Eisenchlorid in Salpetersäure fügte ich dies Salz und liess 2 Tage lang unter öftern Umrühren stehn, filtrirte und wusch sorgfältig aus, aber trotzdem war der Nieder- 300 schlag ‚Eisen-, das Filtrat Phosphorsäurehaltig. Ein anderer Versuch, zu dem ich, um das Chlor zu vermeiden salpe- tersaures Eisenoxyd statt des Eisenchlorides nahm, gab kein günstigeres Resultat. Da. bekam ich die Arbeiten von G. Chancel zu Ge- sicht und prüfte dieselben aufs Genaueste. Chancel empfiehlt seine Methode sehr, er sagt selbst "von derselben: „Ich habe jetzt folgendes Verfahren ent- deckt, welches zugleich allgemein, sehr scharf und einfa- cher ist, als alle andern, welche bis jetzt bekannt sind.“ Es ist dasselbe gegründet auf die gänzliche. Unlöslichkeit des phosphorsauren Wismuthoxydes in Flüssigkeiten, wel- che freie Salpetersäure, selbst in beträchtlicher Quantität enthalten; wir finden das Nähere darüber: Compt. rend. 50, 416 und Journ. de Pharm. 37, 261; Chem. Centr. 1860, 272. Wenn man nämlich, so giebt Chancel an, zu einer Flüssigkeit, welche ein auf Kosten der Salpetersäure zer- setztes Phosphat enthält, eine Auflösung von neutralem salpetersauren Wismuthoxyd setzt, welche so verdünnt ist, dass darin durch Zusatz von Wasser kein Niederschlag von basisch salpetersaurem Wismuthoxyd entsteht, so bildet sich sogleich ein schön weisser Niederschlag, der sehr dicht ist und sich besonders in der Wärme schnell absetzt. Alle vorhandene Phosphorsäure wird an Wismuthoxyd gebun- _ den und zwar entsteht ein Salz von der Zusammensetzung: PO° + BiO?. Auch die Meta- und Pyro-Phosphorsäure sollen sich ganz auf dieselbe Weise abscheiden lassen; von der letzteren heisst es Compt. rend. 50, 419: „Mais, au point de vue de l’analyse, la propriete in- contestablement la plus interessante que presente ce pyro- phosphate (das durch das Reagens gefällte pyrophosphor- saure Wismuthoxyd nämlich), c’est sa transformation com- plete et instantan&e en phosphate tribasique (BIO? PO?) quand on le chauffe en presence d’unexces de nitrate acide de bismuth. Ainsi il sufit de porter le liquide & l’ebulli- tion pourqu’ aussitöt il change d’aspect et devienne beau- coup plus dense. Lave et desseche, il a alors pour compo- sition BiO®--PO? et decomposee par l’'hydrogene sulfure, 301 il foumit un acide, qui precipite en jaune le nitrat d’argent.* Chancel bereitet sich die zum Reagens dienende Lö- sung des Wismuthsalzes auf folgende Weise. Er löst ei- nen Theil reinen basischen salpetersauren Wismuthoxyds in 4 Theilen Salpetersäure vom spec. Gew. — 1,36 heiss auf, setzt der Lösung 30 Theile destillirten Wassers zu und kocht auf. Sollte die Lösung nicht klar sein, so filtrire man ab. Das Gewicht des mit diesem Reagens abgeschie- denen Wismuthphosphates, mit 0,2328 multiplieirt, zeigt die Quantität der Phosphorsäure an. Er hat 1 Milligramm die- ser Säure auf diese Weise entdecken und deutlich nach- weisen können, obgleich 120 Milligramme Thonerde zuge- gen waren. Schliesslich bemerkt er, dass diese seine neue Methode stets genaue Resultate liefert, wenn kein Chlor und keine Schwefelsäure zugegen sind. In einer spätern Abhandlung (Compt. rend. 51,882; Chem. Centr. 1861, 221) giebt er an, dass auch bei Gegen- wart von Eisenoxyd die Abscheidung nicht vollständig sei, und verlangt deshalb folgende Vorarbeiten: 1) Man behandelt die gewogene Substanz mit conc. Salpetersäure, um etwaige Metaphosphorsäure in gewöhn- liche zu verwandeln; woraus hervorgeht, dass er das von jener Säure früher Gesagte zurücknimmt. 2) Aus der verdünnten Lösung wird durch salpeter- saures Silberoxyd das Chlor und durch salpetersauren Baryt die Schwefelsäure ‚gefällt. 3) In das Filtrat leite man Schwefelwasserstoff, um das Eisenoxyd zu Oxydul zu reduciren; hierdurch fallen zugleich das überschüssige Silber, so wie alle durch Schwe- felwasserstoff fällbaren Metalle. Durch einen Kohlensäure- Strom entferne man den Schwefelwasserstoff und ältrire. Zu dem Filtrate setze man dann von dem Reagens. Zugleich giebt er noch eine andere Vorschrift zur Bereitung des Reagens aus neutralem salpetersauren Wis- muthoxyd, für den Fall dass man kein basisches Salz zur Verfügung habe (Compt. rend. 51, 884). Er sagt: „J’indi- querai un moyen avantageux de preparer le nitrate acide de bismuth, il consiste a substituer, au sous-nitrate, le ni- 302 trate neutre eristallise (BiO®%, 3NO®° + 10 aq.) quil est fa- cile d’avoir parfaitement pur: On obtiendra un reactif convenable en dissolvant 68,45 gramme de nitrate neutre eristallise dans une quantite d’acide nitrique representant 68,5 Gr. d’acide nitrique anhydre, et en ajoutant ensuite assez d’eau pour que la solution occupe exactement le vo- lume d’un litre. Chaque centimetre cube du reactif ainsi prepare precipitera un centigramme d’acide phosphorique.“ So weit die Angaben nach Chancel. Zu meinen Ver- suchen stellte ich das Reagens ganz genau nach seiner Vorschrift dar und machte zuerst eine Reihe qualitativer Untersuchungen, wobei es sich zeigte, dass, trotzdem ich aufs genaueste seine Vorschriften befolgte, doch stets ge- ringe Mengen von Phosphorsäure im Filtrate waren. Sie wurden in jedem einzelnen Falle sowohl durch Ammon und schwefelsaure Magnesia als auch durch molybdaensaures Ammoniak nachgewiesen. Dessenungeachtet schritt ich zu quantitativen Analysen: 1) 1,9440 Gr. phosphorsaures Natron, entsprechend 0,4417 Gr. Phosphorsäure*) behandelte ich nach seinen An- gaben und erhielt einen geglühten Niederschlag von 1,9065 Gr. phosphorsauren Wismuthoxydes, worin also nach Chancel 0,4438 Gr. Phosphorsäure wären. Aus dem Fil- trate fällte ich das Wismuth aus, vertrieb durch Kohlen- säure-Strom den Schwefelwasserstoff und bestimmte die noch darin vorhandene Phosphorsäure als phosphorsaure Ammon-Magnesia.. Ich erhielt daraus nach dem Glühen 0,0033 Gramme, also 0,0021 Gr. Phosphorsäure. 2) 1,8355 Gr. phosphorsaures Natron, entsprechend 0,4171 Gr. Phosphorsäure gaben 1,8330 Gr. Wismuthphos- phat d. h. 0,4267 Gr. Phosphorsäure. *) Da das phosphorsaure Natron, welches mir zu Gebote stand, nicht frisch bereitet, sondern schon Etwas verwittert -war, SO Ver- fuhr ich bei allen meinen quant. Versuchen, so wohl hier als auch weiter unten bei der Girardschen Methode, folgender Maassen: von gelinde getrocknetem und aufs Feinste gepulverten phosphorsauren Natron, wog ich verschiedene Proben ab, bestimmte aus einer dersel- ben den Wassergehalt und berechnete daraus den Phosphorsäure-Ge- halt der anderen Proben, 303 Im Filtrat wurden 0,0005 Gr. pyrophosphorsaure Mag- nesia, also 0,0003 Gr. Phosphorsäure nachgewiesen. 8) 1,1535 _Gr. phosphorsaures Natron, entsprechend 0,2787 Gr. Phosphorsäure, gaben 1,1767 Gr. Wismuthphos- phat, d. h. 0,2739 Gr. Phosphorsäure. Im Filtrate fanden sich 0,0032 Gr. pyrophosphorsaure Magnesia oder 0,0020 Gr. Phosphorsäure. Stellen wir die drei Resultate in Procenten neben- einander: Phosphorsäure berechnet: gefunden: 1) 22,72 22,82 2) 22,72 23,24 3) 24,16 23,74. Aus diesen Resultaten folgt: 1) dass durch das Chancel’sche Reagens beim phos- phorsauren Natron schon die Phosphorsäure nicht vollstän- dig abgeschieden werden kann, doch ist der Verlust an derselben so gering, dass er vernachlässigt werden kann. 2) Da in Versuch 1 und 2 die Menge der gefundenen Phosphorsäure grösser als die in dem phosphorsauren Na- tron vorhanden gewesene, und da die Zusammensetzung des entstandenen Wismuth-Salzes wirklich PO°-+-Bi 0? ist: so muss dem Niederschlage noch freies Wismuthoxyd bei- gemengt gewesen sein, und schliesse ich, dass dies mit Salpetersäure verbunden als basisches Salz mit niederge- fallen ist. Die Salpetersäure ist beim Glühen verflüchtigt. Daraus dass die Menge dieses basischen Salzes nicht con- stant ist, erklären sich die so verschiedenen Verhältnisse zwischen der gegebenen und gefundenen Phosphorsäure in den drei Versuchen. Auch im Laboratorio der polytech- nischen Schule in Hannover hat Herr Holzberger in jüng- ster Zeit (1863) dieselbe Erfahrung gemacht; auch er giebt (Arch. der Pharm. [2] 116, 37) an und hat durch 7 Proben nachgewiesen, dass sich dem Wismuthphosphate stets ba- sisch salpetersaures Salz beimengt, dies wurde auch nach völligem Auswaschen von ihm nachgewiesen, selbst wenn er mit Salpetersäurehaltigem Wasser wusch. Diese Resultate haben also nicht die grosse Genauig- 304 keit, welche Chancel an seiner Methode rühmt, bestätigt, wenn schon man die Methode noch anwenden könnte, ohne wesentliche Fehler zu erhalten. Ich ging nun in meinen Untersuchungen weiter und versuchte das Verfahren bei Eisenoxyd. Ich konnte erwarten dabei keine günstigen Re- sultate zu erhalten, da Chancel selbst in jener zweiten Ab- handlung angegeben, beim Binsnoxyp sei die Methode nicht anwendbar. 1) 0,9450 Gr. phosphorsaures Natron, enthaltend 0,2390 Gr. Phosphorsäure und etwas salpetersaures Eisen- oxyd gaben einen Niederschlag von 0,9050 Gr., also nach Chancel 0,2107 Gr. Phosphorsäure. Der geglühte Niederschlag sah eisenhaltig aus und gab auch, nachdem er in Salzsäure gelöst, durch Schwe- felwasserstoff das Wismuth ausgefällt, mit Ammon einen nicht unbedeutenden Niederschlag von Eisenoxydhydrat. Im Filtrat vom phosphorsauren Wismuth-Niederschlage wies ich auch eine nicht geringe Menge Phosphorsäure als phosphor- saure Ammon-Magnesia nach; es zeigten die Krystalle unter dem Mikroskop die jenem Phosphate eigene Form. 2) 0,7205 Gr. phosphorsaures Natron, worin 0,1822 Gr. Phosphorsäure und etwas salpetersaures Eisenoxyd gaben einen eisenhaltig aussehenden Niederschlag von 0,7690 Gr. d. h. nach Chancel: 0,1790 Gr. Phosphorsäure. Im Nieder- schlag wurde Eisenoxyd, im Filtrat Phosphorsäure nach- gewiesen. Das Verhältniss der berechneten und gefundenen Phos- phorsäure in Procenten ist also folgendes: berechnet: gefunden: 1) 25,29 22,29 2) 25,29 24,84. Die Methode ist also in diesem Falle wirklich un- brauchbar, ich modificirte sie nun nach Chancel’s Vorschrift, indem ich durch die verdünnte Lösung des phosphorsauren Natron’s und salpetersauren Eisenoxydes in Salpetersäure Schwefelwasserstoff leitete, dann den Ueberschuss dessel- ben durch Kohlensäure verjagte, und nun erst das Reagens anwandte. Jedoch auch hierbei erhielt ich keine günstigen Resultate. 1) 0,8300 Gr. phosphorsaures Natron, worin 0,2155 Gr. Phosphorsäure und etwas salpetersaures Eisenoxyd also be- handelt gaben 1,0190 Gr. Niederschlag d. h. 0,2372 Gr. Phosphorsäure. Der Niederschlag wurde auf Eisenoxyd, dasFiltrat auf Phosphorsäure untersucht, in beiden zeigten sich nicht un- bedeutende Mengen. h 2) 1,1180 Gr. phosphorsaures Natron, also darin 0,2903 Gr. Phosphorsäure und salpetersaures Eisenoxyd wie oben behandelt gaben 1,4390 Gr. Niederschlag, d.h. 0,3349 Gr. Phosphorsäure. Im Niederschlag Eisenoxyd, im Filtrat Phosphorsäure wie oben. Und die Resultate in Procenten; Phosphorsäure berechnet: gefunden: 1) 25,96 28,57 2) 25,96 29,95. Ich ging nun zur Thonerde-Trennung über: ..1) 0,6960 .. Gr. phosphorsaures Natron, entsprechend 0,1760.. Gr. Phosphorsäure und etwas salpetersaure Thon- erde wurden in Salpetersäure gelöst und mit dem Chan- celschen Reagens behandelt, sie gaben: 0,7560 Gr. Nie- derschlag, d. h. 0,17599 Gr. Phosphorsäure, gewiss ein Resultat, scheinbar so genau als man es nur wünschen kann, aber leider zeigte sich, als ich den Niederschlag in Salzsäure gelöst, das Wismuth durch Schwefelwasserstoff ausgefällt, diesen verjagt und mit Ammon versetzt hatte, ein nicht geringer Niederschlag von Thonerdehydrat; ferner war auch im Filtrat Phosphorsäure. 2) 1,0040 Gr. phosphorsaures Natron, worin 0,2607 Gr. Phosphorsäure, und salpetersaure Thonerde gaben 1,1355 Gr. Niederschlag, d. h. 0,2643 Phosphorsäure. Im Niederschlag fand sich Thonerde, im Filtrat Phos- phorsäure. 3) 1,0920 Gr. phosphorsaures Natron mit 0,2836 Gr. Phosphorsäure und salpetersaure Thonerde ergaben 1,1860... Gr. Niederschlag also 0,2761 ... Gr. Phosphorsäure. 306 Der Niederschlag enthielt wiederum Thonerde, das Filtrat Phosphorsäure, Stellen wir auch diese Resultate in Procenten ZU- sammen: Phosphorsäure berechnet: . gefunden ” 1902029 25,28 2) 25,96 26,32 3) 25,96 25,28. Auch diese Erfolge zeigen, dass Chancel’s Methode nicht zu genauen quantitativen Analysen bei Gegenwart von Eisenoxyd und Thonerde zu gebrauchen ist. A. Gi- rard stimmt hierin bei, indem er sagt (Compt. rend. 54, 468): „Ce procede a cependant deux inconv£nients, d’une partilexige des manipulations longues et compliquees; d’une autre, il expose le chimiste a voir une partie du peroxyde de fer et m&me de l’alumine se precipiter en mäme temps que le phosphate insoluble pour en augmenter le poids.“ Er fährt zwar fort: „Dans ce procede de M. Chancel on peut gräce & un artifice ingenieux, parer & cet inconvenient en ramenant le fer au minimum, mais la necessite, pour obtenir ce resul- tat, de faire passer jusqu’a refus d’abord un courant d’hydro- gene sulfure, puis un courant d’acide carbonique, augmente la difficulte d’une analyse deja fort delicate; “ Aber er vergisst dabei ganz, was er oben von der Thonerde gesagt hat; für diesen Fall also kann er die Me- thode auch nicht gelten lassen. Was die Versuche mit dem Eisenoxydul betrifft, so scheint es mir gar nicht unwahr- scheinlich, dass beim Kochen mit dem Reagens das Eisen- oxydul theilweise wieder zu Oxyd oxydirt ist, und dann können die Resultate nicht stimmen. Doch das streitet ganz und gar mit Chancel’s Ansicht, denn er sagt aus- drücklich: „Das salpetersaure Eisenoxydul oxydirt sich be- kanntlich sehr schwer an der Luft, und man hat nicht zu be- fürchten, dass der Niederschlag eisenhaltig ausfällt.“ (Compt. rend. 51, 882). Und so ist denn die Summa von allen diesen Versu- 307 chen, dass auch die Chancel’sche Methode nicht geeignet ist die Phosphorsäure von allen Basen zu trennen. 5. Abscheidung der Phosphorsäure durch Zinn- salze oder metallisches Zinn. Da es bekanntlich zwei verschiedene Modificationen der höhern Sauerstoffverbindung des Zinn’s giebt und über die Bezeichnung derselben die Chemiker verschiedener An- sicht sind, so sei gleich hier bemerkt, dass ich die durch Einwirkung von Salpetersäure auf metallisches Zinn ent- standene Verbindung, welche Berzelius oxydum stannicum, Fremy zuerst acide stannique, später aber, um die Bezeich- nung der Zinnsäuren der der Phosphorsäuren analog zu machen, Metazinnsäure, Gmelin aber anomales Zinnoxyd nennt, stets als Metazinnsäure bezeichnen werde, während ich die durch Alkalien aus der Auflösung von Zinnchlorid dargestellte Zinnsäure nenne. Letztere heisst bei Berze- lius oxydum parastannicum, bei Gmelin gewöhnliches Zinn- oxyd, bei Fremy zuerst acide metastannique, dann aber Zinnsäure. Das Nähere über diese verschiedenen Oxyde des Zinn’s findet sich Journ. f. pr. Chem. 45, 76; Poge. Ann. 55, 523; Compt. rend. 14, 442; so wie in der im Journ. f. pr. Chem. 28, 230 im Auszuge mitgetheilten Dis- sertatio chem. de stannatibus. Auct. A. Morberg: Helsing- fors. 1838. Die Verbindung des Zinnoxydes mit der Phosphor- -säure ist ganz unlöslich und auf diesen Umstand gründet sich folgende Methode der Phosphorsäuretrennung: Alvaro Reynoso gab 1851 an (Journ. de Pharm. 21, 329 und 29; Compt. rend. 33, 385; Ann. d. Chem. 80, 354; Arch. d. Pharm. [2] 70, 184; Journ. f£ pr. Chem. ‚54, 261): Man bringe eine gewogene Menge Zinn mit dem phos- phorsauren Salz in einen Kolben, setze Salpetersäure im -Ueberschuss hinzu und erhitze zum Sieden, bis alles Zinn sich oxydirt hat; man filtrire und wasche den aus phosphor- saurem Zinnoxyd und Metazinnsäure bestehenden Nieder- schlag aus, trockne und wäge ihn. Man berechnet nun die angewandte Menge Zinn als Metazinnsäure und zieht dies 308 von dem Gewichte des Niederschlags ab; man erhältinder Differenz das Gewicht der Phosphorsäure. F. Boudet führt hierzu an (Journ. de Pharm. 21, 350): „L’auteur (Reynoso) cite & T’appui de cette methode d’ana- lyse les resultats de plusieurs experiences, qui en demon- trent la grande exactitude.“ Diese Resultate finden wir im Arch. d. Pharm. [2] 70, 184; Pholnhaksatre berechnet: .. gefunden: 1) 0,196.... Gr. 0,180.. Gr. 2) 0,194... Gr. 0,182.. Gr. 3) 0,107... Gr. 0,106... Gr. Reynoso hatte zu den Versuchen, deren Resultate dies sind, phosphorsaures Natron angewandt. Die Wägung des phosphorsauren Zinnoxydes ist je- doch mit grossen Schwierigkeiten verknüpft, da dasselbe überaus leicht Wasser anzieht. | Ferner bemerkt Dr. W. Reissig in Heidelberg (Ann. d. Chem. 98, 339) gegen obige Methode, dass es äusserst schwierig sei, reines Zinn zu erhalten, woraus ein Fehler entstände, der sich bei der grossen Menge von Stanniol, die zur Fällung nöthig, um circa das achtfache multiplizire. Jedoch scheint es ihm hiermit nicht so Ernst zu sein, denn er selbst lässt bei der modifieirten Methode, wie er sie an- giebt, diesen Umstand ganz aus den Augen. Man kann sich ja auch leicht durch Reduciren von Metazinnsäure rei- nes metallisches Zinn darstellen. Weit wichtiger ist eine andere Erfahrung, die er bei der Prüfung der Reynoso’schen Methode gemacht, dass nämlich die Metazinnsäurein Salpe- tersäure nicht absolut unlöslich sei. (Vergl. dazu die Anm. zu S. 324.) Er schlägt deshalb vor, die an Zinnoxyd gebundene Phosphorsäure wieder abzuscheiden und als phosphorsaure Ammon-Magnesia zu bestimmen. Er giebt also folgendes modificirtes Verfahren an: Man löst die Substanz in concentrirter Salpetersäure, fügt die erforderliche Menge Stanniol hinzu, erwärmt 5—6 Stunden, bis sich der Niederschiag klar absetzt. Man wäscht am besten durch Decantation aus; den Niederschlag digerirt man mit sehr concentrirter Kalilauge und verwan- delt ihn so in metazinnsaures un Aghosphorsaures Kali man löst ihn darauf mit heissem AumdusEkerdet durch Sättigen mit Schwefelwasserstoff, Zusatz von noch etwas fünffach Schwefelammonium und Essigsäure alles Zinn als Schwefelzinn aus; man könnte nun im Filtrat direct die Phosphorsäure als phosphorsaure Ammon - Magnesia fällen, wenn sich nicht stets beim Auswaschen wieder etwas Schwe- felzinn oxydirte und löste. Deshalb berechnet er auf eine äusserst umständliche, weitschweifige und deshalb we- nig zu empfehlende Art die Phosphorsäure, Beiden, Reynoso wie Reissig, ist aber entgangen, dass die Metazinnsäure bei der Fällung die schwachen Basen stets mit niederreisst und dass man deshalb auf diese Weise die Phosphorsäure durchaus nicht von allen Basen trennen kann. Dazu vergl. Compt. rend. 54, 4658, wo Girard an- führt: „Ce procede (näml. das von Reynoso) serait, en effet, d’une grande simplieite, si par malheur l’acide stannique n’entrainat, ainsi que je l’ai reconnu, la presque totalite de l’oxyde de fer et une portion de l’alumine en meme temps que l’acide phosphorique.“ Auch nach Versuchen, die ich angestellt, fällt stets ein Theil des Eisenoxydes und der Thonerde zugleich mit dem Zinnphosphate nieder, während allerdings alle Phosphorsäure an Zinnoxyd gebunden wird. Hierher gehören einige Versuche, die ich mit Zinn- salzen angestellt, um die Phosphorsäure abzuscheiden: Ich nahm zuerst Zinkchlorid, löste es in Wasser und kochte phosphorsaures Natron anhaltend mit dieser Lösung; es sollte sich phosphorsaures Zinnoxyd und Chlornatrium bilden. Es zeigte sich aber keine Spur von Niederschlag. Was ich auf diese Weise nicht erreichen konnte, erreicht, wenn auch nur unvollständig, die Methode von Bennet (Chem. Gaz. 1853, 17—19). Man löse, giebt er an, in mög- lichst wenig Salzsäure und setze dann neutrales Zinnchlo- rid und einen Ueberschuss von schwefelsaurem Natron hinzu. Es fällt alle Phosphorsäure an Zinnoxyd gebunden, Kalk und Thonerde gehen in Lösung, Eisenoxyd nur theilweise. Bei der Prüfung des Verfahrens erhielt ich ungenügende Resultate, da sich im Niederschlage neben der Phosphor- säure nicht nur Eisenoxyd, sondern stets auch Thonerde XXIII. 1864. 21 fand. Keinen günstigern Erfolg erzielte ich mit salpeter- saurem’ Zitinoxyd. "Ich stellte dasselbe nach Gmelin’s Vor- schrift folgendermaassen dar: Zinnchlorid wurde mit reinem kohlensaurem Kalk beinahe neutralisirt, der Niederschlag filtrirt und ausgewaschen; er besteht aus Zinnsäure. Ich löste Etwas davon in verdünnter Salpetersäure, und be- nutzte die so erhaltene Lösung von salpetersaurem Zinn- oxyd als Reagens. Jedoch gab sie mit phosphorsaurem Na- tron beim Kochen nur einen geringen Niederschlag, wäh- rend die meiste Phosphorsäure in das Filtrat überging. Endlich brachte ich die salpetersaure Lösung der Phosphate mit metazinnsauren Alkalien zusammen, dabei sollten sal- petersaure Alkalien und phosphorsaures Zinnoxyd entstehen. Bei allen zu diesem Zwecke angestellten Versuchen zeigte es sich aber, dass das sich bildende salpetersaure Alkali die Fällung des phosphorsauren Zinnoxydes verhindert. Zu den Versuchen wurde metazinnsaures Ammon ange- wandt, welches nach der von Morberg (siehe oben die an- geführte dissert. de stann.) angegebenen Vorschrift berei- tet war. 6. Abscheidung der Phosphorsäure durch Queck- silber-Salze oder metallisches Quecksilber. Die allbekannte und vielfach angewandte Abscheidungs- methode von H. Rose mit metallischem Quecksilber aus salpetersaurer Lösung, findet sich Pogg. Ann. 76, 218; Ann. d. Chem. 72, 336; Chem. Centr. 1849, 298 und 793. Je- doch ist auch sie bei Gegenwart von Eisenoxyd mit Schwie- rigkeiten verknüpft, und gar nicht anwendbar bei der Thon- erde. H.Rose hat später selbst von ihr gesagt (Pogg. Ann. 78, 220): „Nach mehreren vergeblichen Versuchen musste ich es aufgeben, bei Gegenwart von Thonerde die phos- phorsauren Verbindungen auf diese Weise zu untersuchen.“ Wie diese Methode so gründet sich auch folgender Ver- such auf die Unlöslichkeit des phosphorsauren Quecksil- beroxyduls. Mit einer heissen Lösung von essigsaurem Quecksilberoxydul in Wasser, die möglichst concentrirt und von jeder Spur freier Essigsäure befreit war, behandelte ich phosphorsaures Natron, es entstand ein gelber, sich gut 3ll absetzender Niederschlag, welcher alle Phosphorsäure ent- hielt. Um dies Resultat zu erhalten, ist es jedoch durch- aus nöthig, das Reagens heiss zuzusetzen, und deshalb kann diese Methode, selbst wenn sie bei allen andern Ba- sen günstige Resultate lieferte, doch, nie zur Analyse der Eisenphosphate angewandt werden, da in der Hitze das Eisenoxyd in essigsaurer Lösung als basisches Salz ge- fällt wird. Endlich sind von den Methoden, durch welche man die Phosphorsäure direct von allen Basen zugleich zu schei- den versucht hat, noch zwei übrig, die von Sonnenschein mit molybdänsaurem Ammon und die von Franz Schulze mit Antimonsuperchlorid. Behandelt man nach der einen oder der andern ein Phosphat, so geht die Phosphorsäure zwar auch in den Niederschlag, jedoch nicht, wie in den zuletzt angeführten Trennungsmethoden, anirgend ein Oxyd chemisch gebunden. Das erste, vielfach angewandte Ver- ‚fahren ist im Journ. f. pr. Chem. 53, 343 von Sonnenschein mitgetheilt und von J. Craw (Arch. d. Pharm. [2] 73, 308) bestätigt, auch von Svanberg und H. Struve (Ann. d. Chem. 68, 301; Journ. f. pract. Chem. 54, 288) empfohlen. Der Umstand jedoch, dass man auf ! Theil Phosphorsäure etwa 40 Theile Molybdänsäure anwenden muss, macht es zu ei- nem umständlichen; dazu sind die Resultate immer noch nicht von absoluter Genauigkeit. H. Rose sagt darüber (chim. anal. 2, 699): „Cette methode ne donne pas des re- sultats entierement exacts et ne peut £tre utilisee avec avantage, que lorsqu’ on veut determiner de tres petites quantites d’acide phosphorique, et surtout lorsque cet acide phosphorique est en combinaison avec des bases dont l’acide phosphorique ne peut etre separe que difficilement ou par une methode compliqu&ee, comme cela se presente pour Valumine.* A. Lipowitz in Posen gründet auf eben den Umstand, dass die Phosphorsäure, mit Molybdänsäure und Ammon in Verbindung gebracht, einen eigenthümlichen gelben Niederschlag giebt, eine volumetrische Scheidungs- methode. Er bereitet das Reagens in etwas anderer Weise als Sonnenschein. Vergl. Pogg. Ann. 109, 135; Chem. Centr. 1860, 345. 2 312 Dies merkwürdige Verhalten der Phosphorsäure zur Molybdänsäure liess Fr. Schulze auf ein ähnliches zur An- timonsäure schliessen. Er fasste deshalb diese näher in’s Auge und fand nach vielen Versuchen folgendes: Löst man die Phosphate in Salzsäure, neutralisirt beinahe mit Am- mon und tröpfelt nun unter lebhaftem Umrühren Antimon- superchlorid hinzu und lässt 12—24 Stunden stehn, so bil- det sich ein Niederschlag, welcher aus Antimonsäurehydrat besteht, vereinigt mit aller Phosphorsäure, aber leider auch immer Spuren mitniedergerissener Thonerde und Eisen- oxydes enthält; die letzteren kann man nach seiner An- gabe nur in sehr umständlicher Weise abscheiden, und des- halb ist auch diese Methode nicht zu empfehlen, eine Me- thode, die Schulze selbst nur mit Erfolg angewandt hat bei der Analyse von Ackererden, wo wenig Phosphorsäure ne- ben viel Eisenoxyd und Thonerde vorhanden ist. (Ann. d. Chem. 109, 171; Journ. d. Pharm. 35, 394.) B. Methoden die Phosphorsäure indirect von allen Basen zu trennen. Alle oben angeführten Methoden, die Phosphorsäure von allen Basen zugleich abzuscheiden, haben keine genü- genden Resultate gegeben. Das Eisenoxyd und die Thon- erde traten einer vollständigen Scheidung stets hindernd in den Weg. Man hat deshalb Methoden vorgeschlagen, bei denen man zuerst die Phosphorsäure in Verbindung mit dem Eisenoxyd und der Thonerde von den andern Ba- sen trennt, und dann letztere von einander zu scheiden sucht. Es ist dabei gleichgültig, ob die ganze Menge des Eisenoxydes und der Thonerde in den Niederschlag über- geht oder nicht; erforderlich ist jedoch, dass im Filtrate, in welchem die Basen sind, keine Spur von Phosphorsäure sich findet. I. Um die Phosphorsäure in Verbindung mit Eisen- oxyd und Thonerde von den andern Basen zu trennen, hat man folgende Methoden angewandt. H. Rose hat durch die Arbeiten von Wackenroder (vergl. S. 318) veranlasst den kohlensauren Baryt zu die- sem Zwecke angewandt und empfohlen (Pogg. Ann. 78, | | | | 313 217; Arch. d, Pharm, [2] 62, 51; Journ. d. Pharm. 17, 231.). Nachdem er Versuche mit verschiedenen phosphorsauren Salzen gemacht hatte, welche alle in Salpetersäure oder Salzsäure, nicht in Wasser, gelöst sein mussten, fasst er seine Resultate in folgende Worte zusammen: „Aus allen diesen Thatsachen geht hervor, dass die kohlensaure Ba- ryterde sich vortrefflich dazu eignet, die Phosphorsäure aus den sauren Auflösungen ihrer Salze zu fällen und von den starken Basen abzuscheiden. Es wird dadurch die Phos- phorsäure sämmtlicher Basen nebst der Thonerde und an- dern schwachen Basen gefällt, während die starken Basen aufgelöst bleiben.“ (Pogg. Ann. 78,226). Um dann Phos- phorsäure von Thonerde u. s. w. zu scheiden, empfiehlt er das Verfahren von Berzelius durch Schmelzen mit Kiesel- säure und kohlensaurem Natron, worüber unten Seite 320 das Nähere. Durch Weber liess er sein neues Verfahren prüfen, wobei sich folgende Resultate ergaben. Untersucht wurde ein Gemisch, in welchem enthalten war u. gefunden wurde: Natron 17,20 16,86 Kalk 11,75 1.1 Magnesia 6,78 6,67 Thonerde 5,31 5,11 Eisenoxyd 2,83 2,92 Phosphorsäure 56,13 56,38 100,00 9905, Jedoch ist nicht zu verhehlen, was H. Rose selbst angiebt (Pogg. Ann. 78, 233) und was auch mir die auf diese Weise ausgeführte Analyse eines Melaphyrs bestätigt hat, dass bei Anwesenheit von Kalk die Methode mit gros- sen Schwierigkeiten verbunden und deshalb nicht sehr zu empfehlen ist. Fr. Schulze in Rostock hat ameisensaures Ammon zur Trennung der Phosphorsäure benutzt (Chem. Centr. 1861, 5). Bereits 1848 hatte er in den Jahrbüchern der Acade- mie Eldena (1. Band, 306) ein Verfahren bekannt gemacht, welches darauf beruht, dass man die annähernd neutrali- sirte, salzsaure Lösung der Phosphate mit einer hinreichen- den Menge essigsauren Ammons versetzt und das mit Was- 314 ser stark verdünnte Gemisch kocht, bis das Eisenoxyd und die Thonerde als basisch essigsaure Salze, die vorhandene Phosphorsäure einschliessend, gefällt sind. Der Nieder- schlag lässt sich jedoch sehr schlecht filtriren, löst sich auch beim Auswaschen theilweise wieder auf, eine Schwie- rigkeit, der man enthoben wird, wenn man statt des essig- sauren Ammons ameisensaures anwendet. Man muss je- doch auch hierbei zur vollständigen Fällung sehr stark ver- dünnen; auf 1 Theil Eisenoxyd und Thonerde sind minde- stens 1000 Theile Wasser erforderlich, ein Umstand, wel- cher die Methode nicht sehr empfiehlt. Schulze hat auf diese Weise die ameisensauren Salze der starken Basen, die in Wasser löslich, von dem darin unlöslichen Eisen- und Thonerdephosphate getrennt. h Eine andere ähnliche Methode, welehe sich darauf gründet, dass phosphorsaurer Kalk, phosphorsaure Magne- sia u. A. in Essigsäure löslich, phosphorsaures Eisenoxyd und phosphorsaure Thonerde aber darin ganz unlöslich, sind, hat derselbe Fr. Schulze schon 1840 angegeben (Ann. d. Chem. 40, 237, Journ. f. pr. Chem. 21, 387; Journ. de Pharm. 1, 327). Man kann sie mit Vortheil anwenden, wenn wenig Phosphorsäure und viel Eisenoxyd und Thon- erde vorhanden ist, wie z. B. in Ackererden; sie hat im Laboratorio in Giessen noch unter Liebigs Leitung günstige Resultate gegeben und ist folgende: Man übersättige die saure Lösung der Phosphate mit Ammon, nachdem man vorher alles vorhandene Eisen in Eisenoxyd verwandelt, und setzt Essigsäure hinzu. Phosphorsäure an Eisenoxyd und Thonerde gebunden bleibt ungelöst, während sich die essigsauren Salze der andern Basen lösen. Da in Acker- erden immer viel Thonerde und Eisenoxyd enthalten ist, so braucht man nicht erst noch Eisen hinzuzufügen; ist in einer Substanz viel Phosphorsäure, so schlägt Schulze vor, noch essigsaures Eisenoxyd oder essigsaure Thonerde hin- zuzusetzen. Fresenius hat diese Methode auf folgende Weise verändert (Journ. für pract. Chem. 45, 259): „Man er- hitzt die saure Lösung von vielem Eisenoxyd und wenig Phosphorsäure bis zum Kochen, setzt dann eine Lösung von schweflichtsaurem Natron hinzu, bis die Farbe hellgrün 315 geworden ist und bis etwas kohlensaures Natron einen weis- sen Niederschlag hervorbringt, kocht sodann bis der Ge- ruch nach schweflichter Säure verschwunden ist, neutrali- sirt einen etwaigen Ueberschuss von freier Säure mit koh- lensaurem Natron, setzt einige Tropfen Chlorwasser hinzu und endlich essigsaures Natron im Ueberschuss. Die kleine Menge des Chlorwassers oxydirt eine geringe Menge des Eisenoxyduls zu Oxyd, das mit der Phosphorsäure verbun- den sich ausscheidet, da es in einer Auflösung von essig- saurem Eisenoxydul nicht löslich ist. Man setzt darauf tropfenweise mehr Chlorwasser hinzu, bis die Flüssigkeit röthlich erscheint. Sie ist dann trübe. Man kocht bis sie klar geworden, was rasch erfolgt, filtrirt heiss ab und wäscht mit heissem Wasser aus. Man hat jetzt im Niederschlag alle Phosphorsäure als phosphorsaures Eisenoxyd, gemengt mit einer nur kleinen Menge von basisch essigsaurem Ei- senoxyd. Man löst den Niederschlag in Salzsäure auf und trennt das Eisenoxyd von der Phosphorsäure durch Ammon und Schwefelammonium.“ Diese letzte Scheidungsmethode liefert freilich nach H. Rose (siehe unten S. 322) keine ge- nauen Resultate. In der neusten Auflage seiner Anleitung zur chem. Anal. 2, 337 giebt er die Methode in folgender Modification an: „Man versetzt die Phosphorsäure enthal- tende Flüssigkeit mit überschüssiger Eisenchlorid - Lösung von bekanntem Gehalt, fügt erforderlichen Falls soviel Al- kali hinzu, dass die grösste Menge der freien Säure neu- tralisirt wird, versetzt mit essigsaurem Natron im Ueber- schuss und kocht. War die Menge der Eisenchloridlösung genügend, so muss der Niederschlag braunroth sein; der- selbe besteht aus basisch phosphorsaurem und basisch es- sigsaurem Eisenoxyd und enthält alle Phosphorsäure und alles Eisenoxyd.“ Auch die Bestimmungsart von Raewsky (Ann. d. Chem. 64, 409; Journ. f. pr. Chem. 41, 365; Chem. Centr. 1847, 751) ist ähnlich. Er trennt nämlich zuerst die Basen, deren phosphorsaure Salze in Essigsäure löslich sind von den da- rin unlöslichen, löst die letzteren wieder auf, setzt dann eine Mischung von essigsaurem Natron und Eisenalaun hinzu; so erhält er alle Phosphorsäure an Eisenoxyd ge- 316 bunden. Diesen Niederschlag löst er in Salzsäure wieder auf, führt durch Zusatz von schweflichtsaurem Natron das Eisenoxydsalz in Eisenoxydulsalz über, und bestimmt nach dem maassanalytischen Verfahren von Margueritte (Ann. d. Chem. 60, 369) mittelst übermangansaurem Kali das Eisen; hieraus berechnet er die Phosphorsäure, da die Verbindung des Eisenoxyds mit derselben immer die Zusammensetzung: Fe?203 + PO? habe, also 2 Aequivalenten Eisen immer 1 Aequivalent Phosphorsäure entspräche. Hierzu bemerken Th. Way und G. H. Ogston (Berz. Jahresberichte 1849, 8. 571), dass das phosphorsaure Eisenoxyd wechselnd zusam- mengesetzt ist, wenn es, wie oben, aus einer sauren Flüs- sigkeit, welche ein Eisenoxydsalz und phosphorsaures Al- kali enthält, durch essigsaures Ammon gefällt wird. Dies - sei eine Fehlerquelle bei Raewsky’s Methode (Journ. of the Royal Agric. Society of England 8 part 1). Zur Bestim- mung der Pyrophosphorsäure empfiehlt Raewsky (Arch. d. Pharm. [2] 55, 53) Ammoneisenalaun statt des essigsauren Eisenoxydes. Gleichfalls hierher gehört das Verfahren von Berthier mit seinen Modificationen. Berthier geht nämlich davon aus, dass Phosphorsäure in Verbindung mit Eisenoxyd durch Ammon gänzlich gefällt werden kann, jedoch nur wenn Ei- senoxyd im Ueberschuss vorhanden ist. Er giebt an, dass zu 2 Theilen Phosphorsäure das Oxyd von 1 Theil metalli- schen Eisens nöthig sei; denn, wird zu wenig Eisenoxyd- Lösung zur Flüssigkeit gesetzt, so dass kein basisch phos- phorsaures Eisenoxyd entstehn kann, so löst sich etwas von dem Eisenphosphate in Ammon auf. Es sind bei den verschiedenen Modificationen der Phosphorsäure viele Schwie- rigkeiten, auch erweist sich die Methode als ungenau, wie Mulder (Journ. f. pr. Chem. 45, 282) nachgewiesen, wenn Kalk in der Substanz ist. Gar nicht kann sie angewandt werden, wenn Schwefelsäure, Salpetersäure, Salzsäure und Alkalien zugegen sind (Pogg. Ann. 76, 218). In glücklicher Weise hat v. Kobell diese Methode modifieirt (Journ. f. pr. Chem. 36, 301). Man löse die Phosphate in Chlorwasser- stoffsäure, setze Eisenoxyd-Lösung hinzu und versetze das Ganze in der Kälte statt mit Ammon mit kohlensaurem Kalk 317 (oder besser nach H. Rose mit kohlensaurem Baryt). Alle Phosphorsäure wird an Eisenoxyd gebunden durch die koh- lensaure Erde gefällt. Ist die Menge des hinzugesetzten Eisenoxydes bekannt, so braucht man nur den ausgewasch- nen und gelinde geglühten Niederschlag aufzulösen, mit Schwefelsäure den Baryt herauszufällen, denselben als koh- lensauren Baryt zu berechnen; hieraus ergiebt sich die Menge des Eisenphosphates und folglich die der Phosphor- säure selbst. Nach H. Rose giebt diese Scheidungsart ge- nügende Resultate. Baumhauer’s Methode dagegen (Journ. f. pr. Chem. 46, 420), die Phosphorsäure durch Eisenoxyd und Ammon abzuscheiden, wobei er das überschüssige Eisenoxyd durch Essigsäure löst, ist nicht brauchbar, denn Mulder hat nach- gewiesen (Journ. f. pr. Chem. 45, 285), dass sich auch phos- phorsaures Eisenoxyd in Essigsäure Etwas löst. Grosse Aehnlichkeit hiermit hat die Scheidungsart von Alex. Müller, welche er bei Gelegenheit der Analyse der Aschenbestandtheile von Olea europaea angiebt (Journ. f. pr. Chem. 47, 335; Chem. Centr. 1849, 616). Auch im Journ. f. pr. Chem. 79, 224 (vergl. Journ. de Pharm. 36, 202) findet sich eine ähnliche Methode, die von J. Persoz. Man setze, giebt derselbe an, zu der salzsauren Lösung der Phosphate Eisenchlorid, dampfe ein und glühe. Die Phosphorsäure geht an das Eisenoxyd und die Thon- erde, die andern Basen gehn in Chloride über und lösen sich in Wasser. Auch das Verfahren von Reynoso muss man, wie sich oben Seite 309 gezeigt hat, hierher rechnen; ebenso die Abscheidungsweisen, welche Chancel im Journ. f. pr. Chem. 79, 222 empfiehlt. Da nämlich das phosphorsaure Silber- oxyd, wenngleich in Salpetersäure löslich, doch in Wasser ganz unlöslich ist, so gründet er darauf folgendes Verfah- ren. Man löse das Phosphat in Wasser, das man mit mög- lichst wenig Salpetersäure versetzt hat, und füge salpeter- saures Silberoxyd hinzu, dann neutralisire man mit kohlen- saurem Silberoxyd; es fällt alle Phosphorsäure an Silber- oxyd gebunden als 3AgO + PO? nieder. Alle Basen sind im Filtrate, nur Eisenoxyd und Thonerde werden zugleich 318 mit dem Silberphosphate niedergeschlagen. Auch das Ni- trat und Carbonat von Baryt und Blei hat Chancel in die- ser Weise angewandt. II. Hat man nach irgend einer der angeführten Me- thoden die Phosphorsäure von allen starken Basen getrennt, und in Gemeinschaft mit Thonerde oder Eisenoxyd oder beiden niedergeschlagen, so hat man sie nun auch von diesen noch zu trennen. Man findet dazu folgende Metho- den angegeben. 2 Zur Vrennune der Phosphorsäure von. der Thonerde. Bei Gelegenheit von Beiträgen zur Analyse der Pflan- zenaschen (Arch. d. Pharm. [2] 53, 32 ff.) theilt Wackenro- der schon 1848 folgendes Verfahren zur Trennung der Phos- phorsäure von der Thonerde mit. Man setze zu der Lö- sung der Phosphate Chlorbarium oder reinen Baryt, es soll sich dann alle Phosphorsäure mit dem Bariumoxyd verbin- den und im Filtrate keine Spur derselben mehr vorhanden sein. Sobald diese Methode bekannt geworden war, trat Dr. Ludwig in Jena gegen Wackenroder auf und bewies durch vielfache Versuche und Forschungen über die Zu- sammensetzung des phosphorsauren Baryts (cf. Arch. d. Pharm. [2] 56, 265; Ann. d. Chem. 68, 254; Pharm. Centr. 1849, 171), dass die von Wackenroder angegebene Methode nicht zur quantitativen Abscheidung der Phosphorsäure an- gewendet werden könne, denn: l. ist der phosphorsaure Baryt in Chlorbarium- und ebenso in Chlorkaliumhaltigem Wasser etwas löslich, es löst sich nämlich l Gewichtstheil davon in 4362 Gewichts- theilen Wasser, welches 2 pC. Chlorbarium oder Chlorka- lium enthält, auf. Und in vielen Fällen hat man wohl in der zu analysirenden Substanz Kali, so dass sich Chlorka- lium bilden muss, während man einen Ueberschuss von Chlorbarium auch wohl kaum wird vermeiden können. 2. Beim nachherigen Auflösen des phosphorsauren Baryts in Salzsäure und Fällen der Lösung durch Ammon, wie dies Wackenroder vorschreibt, bleibt ein Theil der Phos- phorsäure an Ammon gebunden in Auflösung. 319 3. Der dadurch entstandene, stets chlorhaltige Nieder- schlag von phosphorsaurem Baryt ist wiederum nicht ganz unlöslich in Wasser, welches Ammon, Chlorammonium und Chlorbarium enthält.” In 3495 Gewichtstheilen solcher Salz- lösung bleibt 1 Gewichtstheil des Niederschlages gelöst. 4, Der Niederschlag hat keine bestimmte Zusammen- setzung, so dass man die Phosphorsäure nicht mit Sicher- heit daraus berechnen kann. Wackenroder trat sofort für seine Aieioh in die Schran- ken und theilt als Resultat vieler neuer Versuche Folgen- des mit (Arch. d. Pharm. [2] 56, 283 und 57, 17; Cf. auch Chem. Centr. 1849, 237): 1. Aus einer wässrigen Lösung der phosphorsauren Alkalien, in der sich auch kohlensaures und schwefelsaures Kali so wie Chlornatrium und Chlorkalium befinden, wird die Phosphorsäure durch Chlorbarium vollständig ge- fällt und, wegen der Löslichkeit des gebildeten kohlensau- ren Baryts in Wasser, beim Auswaschen nicht wieder gelöst. 2. Beim Auflösen des gemengten Baryt-Niederschlags in Salpetersäure (anstatt wie früher in Salzsäure) und Fäl- len durch Ammon geht die Phosphorsäure ganz oder bis auf eine zu vernachlässigende Spur in den Niederschlag. 3. Es löst sich beim Waschen des Niederschlages, wenn man es nicht übermässig lange fortsetzt, nur ein äus- serst geringes Minimum phosphorsauren Salzes. 4, Ist es von geringer Bedeutung, ob die Zusammen- setzung des phosphorsauren Baryt-Niederschlages eine con- stante ist oder nicht, da dies auf die Menge der aus ihm zu berechnenden Phosphorsäure unbedeutenden Einfluss hat. So Wackenroder. Auch Mulder tritt für diese Me- -thode, als deren Autor er jedoch Norton nennt, ein und führt an, dass sie mit Vorsicht angewandt gute Resultate liefere. (Journal f. pract. Chem. 45, 286). H. Rose dagegen spricht sich nicht günstig über sie aus, indem auch er die Erfahrung gemacht hat, dass der phosphorsaure Baryt in Auflösungen, welche Ammonsalze enthalten, nicht völlig un- löslich ist und dass diese Methode deshalb mit grössern oder geringern Verlusten verknüpft ist. „Man wendet sie 320 deshalb, sagt er in seinem Handb. f. anal. Chem. 2, 509, jetzt nur in wenigen Fällen an.“ R. Herrmann hat bei der Untersuchung russischer Mi- neralien (Journ. f. pract. Chem. 40, 33) folgendes Verfah- ren in Anwendung gebracht. Er setzte zur alkalischen Lö- sung des Phosphates Salpetersäure und dann salpetersau- rer Kalk; durch allmähligen Zusatz von Ammoniak fällt dann phosphorsaurer Kalk und zugleich reine Thonerde, welche man nach gutem Auswaschen des Niederschlags durch eine verdünnte Lösung von Natronhydrat auflöst. Berzelius schmilzt (Ann. d. Chem. Phys. 12, 25) das Thonerdephosphat, nachdem er es aufs feinste gepulvert, mit dem gleichen Gewichte Kieselsäure und dem dreifachen an koblensaurem Natron und scheidet dadurch die Phosphor- säure ab. Die Methode hat jedoch die Unannehmlichkeit, dass sich beim Uebergiessen mit Wasser ausser dem phos- phorsauren und kohlensauren Natron zugleich auch etwas, während des Erhitzens gebildeten kieselsauren Natron’s auf- löst, so dass man aus dem Filtrate erst noch die Kiesel- säure abscheiden muss, ehe man die Phosphorsäure daraus fällen kann. Die Resultate sind aber genau. Im Journ. de Pharm. 17, 232 heisst es von dieser Methode: „Ce proced&, indiqu& par Berzelius et Fuchs, est long et penible, mais il donne des resultats suffisamment exacts.“ Fuchs hat sich einer ähnlichen Trennungsart bedient (Schweigg. Jahrb. 24, 127). Er löst die phosphorsaure Ver- bindung in Kalihydrat auf und setzt kieselsaures Kali hinzu, es bildet sich ein Doppeisalz, kieselsaures Thonerde-Kali, welches sich niederschlägt, während alle Phosphorsäure in Lösung bleiben soll. 2. Zur Trennung der Phosphorsäure von Eisen- oxyd und Thonerde zugleich. Persoz will in der oben (Seite 817) angeführten Ab- handlung die Thonerde- und Eisenphosphate durch wieder- holtes Kochen mit concentrirter Schwefelsäure vollständig zersetzen. Das gelingt jedoch niemals. Höchst wichtig ist für diesen Zweck eine Modification der Methode, deren man sich wohl am häufigsten zum 321 Nachweisen der Phosphorsäure bedient, nämlich sie als phos- phorsaure Ammoniak-Magnesia zu fällen. Soll dies Ver- fahren bei Gegenwart von Eisenoxyd und Thonerde ange- wandt werden, so muss man beide gelöst erhalten, wenn man die Lösung ammoniakalisch macht. Diesen Zweck hat Otto (Ann. d. Chem. 101, 164; Chem. Centr. 1857, 747) schon vor fast 30 Jahren dadurch zu erreichen gesucht, dass er die Lösung der Phosphate vor dem Zusatz von Am- mon mit einer hinreichenden Menge Weinsäure versetzte. Diese Methode ist seitdem vielfach in Anwendung. Jedoch zeigt sich dabei der Uebelstand, dass wenn die Menge des Eisenoxydes und der Thonerde so wie der freien Säure sehr gross ist, sich soviel Ammon-Salz bildet, dass dadurch die vollständige Ausfällung der Phosphorsäure als phosphor- saure Ammon-Magnesia beeinträchtigt wird. Vergl. dazu Journ. de Pharm. 21, 25 wo angegeben wird: „M. Ilyren a constate que cette methode n’est pas d’une exactitude ab- solue et que le tartrate ammonique redissolvait une petite quantite du phosphate ammoniaco-magnesien.“ Ungenauer aber wird das Resultat dadurch, dass sich in den meisten Fällen basisch weinsaure Magnesia zugleich mit der phos- phorsauren Ammon-Magnesia niederschlägt, die sich selbst durch anhaltendes Waschen mit ammonhaltigem Wasser nicht wegschaffen lässt. Das Nähere hierüber findet sich in Mayer’s Anhang zu dessen Abhandlung: Ueber das Verhältniss der Phosphorsäure zu dem Stickstoff in einigen Samen (Ann. der Chemie 101, 164). R. Wa- rington hat in neuerer Zeit vorgeschlagen (Chem. Centr. 1864, 19; Journ. of the chem. Soc. 2. ser., vol. I. pag. 304), statt der Weinsäure Citronensäure anzuwenden. Es sollen auf diese Weise jene Fehlerquellen vermieden werden. Lei- der stand mir die Originalabhandlung; nicht zu Gebote; doch schien es mir, so oft ich gelegentlich die Methode an- wandte, als bilde die Citronensäure ebenso wie die Wein- säure ein in ammoniakalischer Flüssigkeit unlösliches ba- sisches Salz mit der Magnesia. Endlich ist bei diesen Ver- fahren die nachherige Bestimmmung des Eisenoxydes und der Thonerde eine höchst schwierige, da man das Filtrat abdampfen und den trocknen Rückstand bei Zutritt der 322 Luft glühen muss, um so die darin enthaltene Weinsäure oder Citronensäure zu zerstören, bevor man jene Basen durch Ammon niederschlagen kann. Zuletzt sind noch zwei Methoden zu erwähnen, welche H. Rose in Pogg. Ann. 76, 218 (vgl. Ann. d. Chem. 72, 331) angeführt hat. Die eine bewirkt die Abscheidung der Phosphorsäure aus dem Eisen- und Thonerdephosphate durch Schmelzen mit der dreifachen Menge kohlensauren Natrons und Schwefels; die andere durch Ammon und Schwe- felammonium. Aber nach Rose’s Angabe geht bei beiden immer etwas Eisenoxyd mit in das Filtrat über, aus welchem man die Phosphorsäure zu bestimmen hat. Fresenius hält (Journ. f. pr. Chem. 145, 259) die letztere zwar zur Scheidung der Phosphorsäure von Eisenoxyd für tauglich, hat sie je- doch trotzdem in der neuesten Auflage seiner Anleit. zur chem. Anal. IH, 344 in folgender Weise modificirt: „Man löse das Eisenphosphat in Salzsäure, füge Weinsäure, Sal- miak und Ammon, und endlich in einem zu verstopfenden Kolben Schwefelammonium hinzu, lasse an einem gelinde warmen Orte absetzen, bis die Flüssigkeit rein gelb und ganz und gar nicht mehr grünlich erscheint, filtrire, u.s. w.“ ‘ Auch Girard hat die Methode, die Phosphorsäure mit Ammon und Schwefelammonium zu trennen, bei dem von ihm modifiecirten Reynoso’schen Verfahren (vergl. S. 309) angewandt. Nachdem er nämlich die Substanz, welche frei von Chlorüren sein muss, in Salpetersäure gelöst, mit reinem metallischen Zinn behandelt ‚und den Nieder- schlag durch Decantation vom Filtrate getrennt hat, schlägt er vor, diesen Niederschlag, welcher alle Phosphor- säure an Zinnoxyd gebunden, ferner Metazinnsäure und einen Theil des Eisenoxydes und der Thonerde enthält, in Königswasser zu lösen und, „sans se preoccuper du filtre desagrege ou des petites portions de phos- phate d’etain, qui restent insolubles,“ mit Ammon zu über- sättigen und mit Schwefelammonium zu versetzen (Compt. rend. 54, 468; Journ. f. pr. Chem. 86, 27; Zeitschr. f. anal. Chem. 1, 366). So trennt man Eisenoxyd und Thonerde gänzlich von der Phosphorsäure und bestimmt nun diese h 323 im Filtret direct als phosphorsaure Ammon -Magnesia; der Niederschlag von Schwefeleisen und Thonerdehydrat wird gelöst und zu der Lösung der andern Basen gesetzt. Gi- rard erhält so genaue Resultate, nämlich: Phosphorsäure und Thonerde: gefunden: statt: gefunden: statt: 0,443 Gr. 0,445 Gr. 0,126 Gr. 0,125 Gr. 0,191 Gr. 0,190 Gr. 0,294 Gr. 0,300 Gr. Ich prüfte die Methode durch vielfache qualitative Ver- suche mit phosphorsaurem Eisenoxyd und phosphorsaurer Thonerde. Es zeigte sich bei allen keine Spur von Phos- phorsäure im Filtrat, sie war also wirklich ganz an die Me- tazinnsäure gebunden. Jedoch fiel nach dem Autflösen des Niederschlags in Königswasser und Fällen mit Schwefel- ammonium der Eisen- und Thonerde- Niederschlag, wie dies zu erwarten war, stets etwas Phosphorsäurehaltig aus, wenn auch nur wenig. Um dies zu vermeiden, machte ich folgende kleine Abänderung, welche sowohl qualitativ als quantitativ genü- gende Resultate gab. Ich unterliess nämlich nur das Auf- lösen des Niederschlags in Königswasser und behandelte ihn statt dessen sofort mit Schwefelammonium, nachdem ich mich überzeugt hatte, dass sowohl Metazinnsäure als ‚auch das Zinnphosphat in denselben gänzlich löslich sind.*) Weil nämlich bei diesem Processe die Phosphorsäure, am Zinnoxyd gebunden, in unlöslichem Zustande ist, das Eisenoxyd aber durch das Schwefelammonium, ohne sich vorher zu lösen, im Schwefeleisen verwandelt wird, und *) Als ich meine Untersuchungen über’ die Reynoso - Girardsche Methode fast vollendet hatte, konnte ich erst den 54. Band der Compt. rend. in Besitz bekommen, und fand in demselben pag. 468 unten fol- gende Anm.: On peut aussi bien mettre directement le sulfhydrate d’ammonique en contact avec le pre£cipite d’acide stannique et de phosphate d’etain, mais la dissolution est alors plus longue. Aber es ist nur eine gelegentliche Bemerkung, auf welche sonst weiter gar kein Werth gelegt zu sein scheint (sie ist auch nicht einmal in die an- deren Journale, we wir die Gerard’sche Methode angegeben finden, mit übergegangen). Entschieden hat man ihr nicht die Bedeutung beigelegt, ‚welche sie, wie meine Untersuchungen gezeigt, in der That hat. 324 dies zur Phosphorsäure keine Verwandschaft hat, so kann keine Verbindung zwischen beiden eintreten, die Phosphor- säure muss also ganz in Lösung gehn. Da nun diese Art, die Phosphorsäure von Eisenoxyd und Thonerde zu trennen, so günstige Resultate gegeben, und da die Reynoso-Girardsche Methode die Phosphor- säure, wenn schon mit etwas Eisenoxyd und Thonerde ver- bunden, aufs Genauste von allen andern Basen trennt, so ist in der Combination beider eine Methode gefunden, wel- che durchaus genaue Resultate geben muss. Folgende Ver- suche, zu welchenich mich eines chemisch reinen Zinns be- dient, haben das bewiesen: 1) 1,5560 Gr. phosphorsaures Natron und 2,4955 Gr. Alaun, entsprechend 0,3360 Gr. Phosphorsäure und 0,2694 Gr. Thonerde wurden mit eirca 3,2 Gr. metallischen Zinns und concentrirter Salpetersäure in einer Porzellanschale im Sand- bade gelinde erwärmt bis alles Zinn oxydirt war; dann wurde der Niederschlag mittelst Decantation abfiltrirt und ausge- waschen, nebst dem Filter in einen Kolben gebracht, mit viel Schwefelammon überschüttet und im Sandbade 3—4 Stunden erhitzt. Nun filtrirte ich den ungelösten Rück- stand ab und wusch ihn mit schwefelammonhaltigen Wasser aus, bis im Waschwasser kein Zinn mehr nachweislich; hierauf wurde er mit kochender Chlorwasserstoffsäure auf dem Filter gelöst und zum ersten Filtrate geschüttet, nach- dem ich dies durch Schwefelwasserstoff von salpetersaurem Zinnoxydul*) befreit hatte. Hieraus wurde die Thonerde durch Ammon gefällt. Aus der vom Thonerde-Nieder- schlage abfiltrirten Schwefelammonflüssigkeit fällte ich di- rect durch Zusatz einer Mischung von Chlorammonium, schwefelsaurer Magnesia und Ammons die Phosphorsäure; so erhielt ich nach dem Glühen 0,5270 Gr. phosphorsau- *) Wendet man nicht ganz concentrirte Salpetersäure zum Ko- chen des Phosphats mit dem metallischen Zinn an, so bildet sich stets etwas salpetersanres Zinnoxydul, welches in Lösung geht. Schwe- felwasserstoff giebt nämlich in dieser Lösung einen braunen Nieder- schlag von einfach Schwefelzinn. Dieser Umstand hat Reissig zu der falschen Behauptung verleitet, die Metazinnsäure sei in Salpetersäure nicht ganz unlöslich. Vergl. S. 308. 325 re Magnesia, d. h. 0,3370 Gr. Phosphorsäure und Thon- erde fand ich: 0,2700 Gr. 2) 1,2375 Gr. phosphorsaures Natron und 2,8830 Gr. Alaun, worin also: 0,2672 Gr. Phosphorsäure und 0,3112 Gr. Thonerde wurden mit circa 3 Gramm Zinn ebenso behan- delt und ergaben: 0,4215 Gr. pyrophosphorsaure Magnesia, also: 0,2696 Gr. Phosphorsäure und 0,3110 Gr. Thonerde. 3) 0,5620 Gr. phosphorsaures Natron und 0,6256 Gr. reines metallisches Eisen, worin: 0,1315 Gr. Phosphorsäure und 0,8937 Gr. Eisenoxyd wurden mit circa 1,3 Gr. Zinn und Salpetersäure behandelt, sonst wieoben. Gefunden: 0,2040 Gr. pyrophosphorsaure Magnesia, also: 0,1304 Gr. Phosphor- säure, und 0,8925 Gr. Eisenoxyd. 4) 0,6045 Gr. phosphorsaures Natron und 0,7427 Gr. reines met. Eisen, worin: 0,1414 Gr. Phosphorsäure und 1,0610 Gr. Eisenoxyd, mit circa 1,3 Gr. Zinn versetzt unde mit Salpetersäure erhitzt, ganz wie oben angegeben, erga- ben: 0,2190 Gr. pyrophosphorsaure Magnesia, also 0,1400 Gr. Phosphorsäure, und 1,0625 Gr. Eisenoxyd. In allen 4 Fällen wurden die Eisenoxyd- oder Thon- erde-Niederschläge wieder gelöst und auf Phosphorsäure seprüft. Es wurde in allen Fällen die Abwesenheit dersel- ben. constatirt. Berechnen wir die Resultate auf hundert Theile des angewandten phosphorsauren Natrons, Alauns und Eisens, so ergiebt sich folgendes: berechnet: gefunden: 1),PQ° = 21,59 21,65 Al, O,=10,79 10,82 2). PO° = 21,59 21,78 Al, 0, = 10,79 10,78 3) PO°® —= 23,39 23,20 Fe, 0, = 142,85 142,66 4) PO® —= 23,39 23,15 Fe, 0,—142,85 143,05 In der That Resultate, wie man sie nicht genauer ver- langen kann. Man muss jedoch einige Vorsichtsmaassre- geln beobachten: 1) Man wende das Zinn in möglichst kleinen Körnern XXIII, 1864 22 326 an, und löse 'mit einem Glasstabe von Zeit zu Zeit die um die einzelnen Stückchen gebildete Kruste von Metazinn- säure ab; dadurch wird man die Operation sehr verkürzen. 2) Man erhitzt besser in einer mit einem Uhr- glase bedeckten Schale, als in einem Becherglase ‘oder Kolben; den entstandenen Niederschlag lasse man absetzen und decantire noch heiss die Flüssigkeit auf ein Filter ab, setze von neuem Wasser zu dem Niederschlage, erhitze und decantire wieder auf dasselbe Filter. Dies wiederhole man 8—10 mal, ehe man den Niederschlag selbst auf das Filter bringt. Auch wende man die Salpetersäure so con- centrirt als möglich an. Vernachlässigt man diese Vor- sichtsmaassregeln, so wird man leicht ein sehr trübe durch das Filter laufendes Filtrat bekommen. Sollte man jedoch eine kleine Trübung trotz aller Vorsicht nicht vermeiden können, so ist diese nicht von Einfluss auf das Resultat der Analyse; man kann sie also vernachlässigen. 3) Den durch Schwefelammonium entstandenen Nie- derschlag von Schwefeleisen und Thonerdehydrat wäscht man am besten zuerst mit heissem Schwefelammon, dann mit Wasser, dem man immer weniger und weniger Schwefel- ammon zusetzt; man wasche ja recht gut aus, damit der Thon- erde- und Eisenoxyd- Niederschlag nicht durch Metazinn- säure verunreinigt sei. Dass diese Methode, die bei Eisenoxyd und Thonerde so treffliche Resultate gegeben, auch bei den andern Ba- sen sich als gut erwiesen, dafür sprechen die Zeugnisse von Reynoso, Reissig und Girard. Sie ist also in allen Fällen anwendbar, selbst bei Gegenwart von Schwefelsäure; nur Chlor darf nicht in der Substanz sein. Ist es dennoch vorhanden, so schaffe man es gleich zu Anfang fort, indem man die in Salpetersäure gelöste Substanz mit salpetersau- rem Silberoxyd versetzt; das Chlorsilber wird abfiltrirt und aus dem Filtrate durch Schwefelwasserstoff das überschüs- sige Silbersalz fortgeschafft, so wie zugleich die vorhan- denen durch Schwefelwasserstoff fällbaren Metalle entfernt. Dann behandelt man das Filtrat, nachdem man den Schwe- felwasserstoff verjagt, wie oben angegeben, mit Zinn. Einfacher ist es noch, wenn man die chlorhaltige 327 Lösung der Phosphate mehrere Male hinter einander mit concentrirter Salpetersäure eindampft, jedoch nie bis ganz zur Trockuiss; auf diese Weise schafft man,. wie mir mehr- fache Versuche gezeigt haben, die grösste Menge des Chlors fort und es bleiben nur Spuren zurück, so dass we- nige Tropfen einer verdünnten salpetersauren Silberoxyd- lösung genügen, um dieselben noch auszufällen, wodurch die Operation sehr erleichtert wird. Auch wird auf diese Weise zugleich etwa vorhandene Pyro- und Meta -Phosphor- säure in gewöhnliche umgewandelt (vergl. Pogg. Ann. 73, 157). Besonders wird diese Methode mit Erfolg angewen- det werden können, wenn man aus Phosphorsäurehaltigen Silicaten die Kieselsäure abgeschieden und so eine sehr chlorhaltige Substanz erhalten hat.*) *) Auf den Einwand, dass beim Abdampfen mit Salpetersäure sich etwas Phosphorsäure verflüchtigen und dadurch die Resultate un- genau werden möchten (wie denn Bunce das auch wirklich (Sillim. Journ. May 1851, p. 405) behauptet) verweise ich auf die Abhand- lung von Fresenius gegen Bunce (Ann. d. Chem. 86, 216). Aber auch ich habe mehrere Versuche über die Verflüchtigung der Phosphor- säure gemacht, die ich hier folgen lasse: 1) Ich thatin einen geräumigen Kolben wässrige Phosphorsäure und viel Wasser, destillirte ab und setzte noch einige Male Wasser hinzu; bis circa 4 Litre übergegangen waren: dazu setzte ich circa 20 Tropfen kohlensaures Natron und Ammon im Ueberschuss, dampfte ein und verjagte die Ammon-Salze, untersuchte den Rückstand auf Phosphorsäure. Es zeigte sich keine Spur. Also verflüchtigt sich die Phosphorsäure mit den Wasserdämpfen nicht. 2) Ich destillirte auf dieselbe Weise Phosphorsäurehaltiges Wasser, dem Chlorwasserstoff zugesetzt war. Dabei zeigte sich, dass allerdings von der freien Phosphorsäure bei Gegenwart von freier Salzsäure etwas in das Destillat überging; jedoch konnte man dies leicht dadurch vermeiden, wie ein anderer Versuch mir zeigte, dass man die Phosphorsäure durch Ammon bindet; dann geht auch nicht die Spur von derselben mit den Dämpfen über. 3) Dasselbe Resultat erhält man. wenn man durch Ammon gebun- dene Phosphorsäure, nach Zusatz von freier Salzsäure, sowohl mit verdünnter, als sogar mit concentrirter freier Salpetersäure destillirt; auch hierbei ist im Destillat keine Phosphorsäure nachzuweisen. Man darf jedoch nicht ganz zur Trockniss eindampfen. Dies ist der oben zur Anwendung gekommene Fall. 4) Endlich neutralisirte ich die Phosporsäure mit Ammon, setzte 22* 328 Ich will von dieser modifieirten Reynoso-Girard’schei Scheidungsmethode nicht behaupten, was Girard, wenn- gleich, wie mir scheint mit Unrecht, von seiner Modification sagt: „Ce proc&de est tres simple et tres rapide; il per- met de separer en quelques heures tout Facide phos- phorique, que renferment les melanges les plus compliques“, aber man muss doch gewiss zugeben, dass die Methode verhältinissmässig in kurzer Zeit ausgeführt werden kann; nimmt man dazu noch die Genauigkeit der Resultate, wel- che sie liefert, so kann sie wohl mit Recht zur quantitati- ven Trennung der Phosphorsäure von allen Basen vorge- schlagen werden; ja es geht sogar aus der Betrachtung aller der Methoden zur Bestimmung der Phosphorsäure, die wir erwähnt, hervor, dass jene Modification der Reynoso-Gi- rardschen Methode vor allen andern den Vorzug verdient. Ich gebe zum Schluss den vollständigen Gang der Analyse bei einer complieirteren phosphorsäurehaltigen Sub- stanz, wie sie in der Natur vorkommt: Man schliesse, wenn die zu untersuchende Substanz ein Silicat ist, eine gewogene Menge derselben mit kohlen- saurem Natron auf, und scheide die Kieselsäure ab. Das Filtrat von derselben dampfe man ein und be- handele es mehrere Male mit Salpetersäure, wie oben (S. 327.) angegeben; darauf setze man vorsichtig eine verdünnte Lösung von salpetersaurem Silberoxyd tropfenweise hinzu, so lange noch ein Niederschlag entsteht. Man filtrirt ihn ab und wäscht ihn aus. Das Filtrat wird eingedampft und mit einer genügenden Menge Zinn und concentrirter Sal- petersäure in der Wärme behandelt, bis alles Zinn oxydirt ist. Man filtrire durch Decantation mit den oben angege- benen Vorsichtsmaassregeln und wasche aus: I. Der Niederschlag enthält also nur Phosphorsäure, Metazinnsäure, Eisenoxyd und Thonerde. Man bringt ihn nebst dem Filter in einen nicht zu kleinen Kolben, überschüttet ihn mit viel Schwefelammo- Chlorwasserstoff hinzu, dann viel verdünnte Schwefelsäure und de- stillirte im Paraffinbade bei 1250 so lange, als noch etwas überging. Das Destillat behandelte ich wie oben, es zeigten sich Spuren von Phoösphorsäufe doch nur sehr geringe. 329 nium und lässt 3—-4 Stunden im heissen Sandbade stehn, dann filtrirt man das Schwefeleisen und Thonerdehydrat ab, und wäscht aus, zuerst mit Schwefelammonium, dann mit Wasser, zu dem man Schwefelammon gesetzt hat, bis im Waschwasser kein Zinn mehr nachgewiesen werden kann. 1) Das schwefelammonhaltige Filtrat wird mit einer Mischung von Chlorammonium, schwefelsaurer Magnesia und Ammon versetzt. Die nach längerem Stehn ausgeschie- dene phosphorsaure Ammon-Magnesia wird abfiltrirt und mit Ammonhaltigem Wasser ausgewaschen. Hieraus be- stimmt man die Phosphorsäure. 2) Der Schwefeleisen- und Piienöndelmaraee - Nieder- schlag wird mit kochender Salzsäure auf dem Filtrum ge- löst, und das letztere mit heissem Wasser ausgewaschen, bis das ablaufende Waschwasser nicht mehr auf Chlor re- agirt. Diese Lösung wird zu dem Filtrate vom Zinn -Nie- derschlage geschüttet. I. Diese Flüssigkeit enthält nun also alles Eisenoxyd, alle Thonerde und alle andern in der Substanz vorhanden gewesenen Basen. Man behandelt sie mit Schwefelwasser- stoff, um so das vorhandene salpetersaure Silberoxyd und das gebildete salpetersaure Zinnoxydul abzuscheiden, ver- treibt aus dem Filtrate den Schwefelwasserstoff, und ver- fährt dann zur Trennung der Basen nach bekannten Me- thoden.*) Die Alkalien sind aus einer andern, mit Fluorwasser- stoff aufgeschlossenen Probe zu bestimmen. *) Trennt man Eisenoxyd und Thonerde durch Kochen mit Kali- oder Natronlauge, so wasche man den Eisenoxyd-Niederschlag mit heissem Wasser aus, bis kein Chlor mehr im Waschwasser ist. Die Auswaschung ist vollständig, wie mir viele zu diesem Zwecke ange- stellte Versuche bewiesen haben; die viel verbreitete Ansicht also, dass ein auf diese Weise entstandener Niederschlag von Eisenoxyd nie ganz von beigemengtem Alkali befreit werden kann, ist falsch. 330 Lassen sich Tiefen nur aus der Farbe des Objectes beurtheilen ? Ein Versuch von Rudolph Dieck. Wenn wir unsere Augen auf einen Gegenstand rich- ten, so bietet derselbe uns drei Anhalte für die Beurthei- lung seiner Distanz dar. Es sind seine Farbe, seine Ab- grenzung gegen den Hintergrund und seine Kör- perlichkeit, und es mag hier einmal die Frage aufge- worfen werden, ob wir befähigt sind, die Tiefe eines Ge- genstandes von unseren Augen nur durch die Farbe zu schätzen. Von den drei Anhalten für die Fernenschätzung ist jedenfalls die Farbe der unentbehrlichste, weil wir ohne Farbe ein Ding überhaupt nicht wahrnehmen können, son- dern das Farblose ein Unding sein würde. Recht wohl las- sen sich aber die beiden andern, Umriss und Körperlich- keit, in so weit eliminiren, als sich Vorkehrungen treffen lassen, dass sie uns keinen Wink für die Tiefenschätzung geben. Es wird z. B. erreicht, wenn das Object uns eine eintönige Fläche entgegenstreckt, ohne Körperlichkeit und so gross, dass das fixirte Auge sie nicht auf einmal über- sehen kann. Ein anschauliches Bild hierfür möchte der Blick zum blauen Himmel geben. Wir sehen seine Bläue, aber wir erkennen, ohne den Kopf zu wenden, weder seine Form noch seine Grenzen. Beide sind der Beurtheilung entzogen. Solche Eliminationen lassen sich aber auch an- derweitig erreichen. — Zunächst ist die Frage zu beant- worten, was ist uns denn gegeben, wenn uns von einem Gegenstande nur die Farbe entgegenstrahlte oder mit an- dern Worten, was bedeutet die Erscheinung einer Farbe für das Auge. — Allgemein huldigt man heutigen Tages der Lehre, dass von dem gesehenen Gegenstande aus Wel- len des Aethers ankommen, welche, indem sie die Retina des Auges treffen und erschüttern, verschiedene Farben- empfindungen dadurch für das Urtheil des Subjectes her- vorrufen, dass sie die Retina bald in stärkerem, bald in minderem Grade tangiren. Diese verschiedenen Grade der 331: Affection sind namentlich von der Anzahl der Wellen ab- hängig, welche in einer aequalen Zeit erfolgen, dann aber auch von der Wellenform selbst. So geschieht z. B. die Empfindung des rothenLichtes durch andere Wellenzahlen in der Zeit und andere Formation, als die des orangenen, gelben etc. Lichtes. Nur bei diesen Bedingungen ist es uns über- haupt möglich, Farben zu unterscheiden. Was ich nun zur Di- stanzschätzung nur aus der Farbe that, sagt das Folgende. In einer Entfernung von 15 Fuss, vom Auge abge- rechnet, brachte ich einen grossen ebenen Schirm in der Weise an Drähten beweglich an, dass er mittelst eines Ge- züges auf jede Stelle des angedeuteten Intervalles versetzt werden konnte, und die Richtungslinie des Auges auf ihn immer eine senkrechte auf seiner Ebene war. Um nun dem oben Proponirten treu zu sein, hätte der bewegliche Schirm eine solche Grösse haben müssen, dass ich ihn nicht auf einmal, sondern erst gradatim übersehen konnte. Das leichte Operiren mit einem so grossen Schirme möchte aber Schat- tenseiten haben. Ich brachte daher vor dem Auge einen constanten Tubulus an. Indem ich durch denselben hin- durch sah, bot sich dem Auge (wenigstens scheinbar) stets eine gleich grosse Farbenfläche des Schirmes dar, derselbe mochte nun nah oder fern sein, indem die Tubulus-Run- dung stets einen gleich grossen Rahmen ergab. Ich fand nun aber sofort, dass bei den verschiedenen Einstellungen eines einfarbigen monotonen Schirmes sich doch ein ge- waltiger Unterschied des Farbentones geltend machte, je nach dem die Farbe des Schirmes dem Auge nahe oder fern war. Um hierüber Specielleres zu erfahren, überzog ich nun weiter die Fläche des Schirmes nach einander mit verschiedenen bunten, jedoch immer nur einfarbigen (um die Conturen zu vermeiden) Papierbogen, und zwar wählte ich dazu solche grosse Bogen, welche möglichst den Haupt- farben des Spectrums entsprachen. Es ergab sich als con- stant, dass der Farbenton um so heller und lichter, je nä- her derselbe dem Auge, und umgekehrt um so düsterer, je weiter sein Abstand vom Auge war. Es möchte viel- leicht hier von competenter Seite die Bemerkung statt fin- den, dass dies nichts Neues sei, indem der Satz, dass die 332 Intensität des Lichtes mit dem Quadrat der Entfernung äb, resp. zunehme, ein längst bekannter sei; aber ich möchte doch aussprechen, dass man beim Erkennen des Satzes nicht in der Weise wie ich operirte, sondern mit Flammen, indem man die Leuchtkraft im Auge hatte, und dass ich zu der Erkenntniss des Satzes auf eine mir eigene Weise geführt wurde. Gehört es doch zu dem schönsten Lohne, den uns die Naturwissenschaft bieten kann, die Grundwahr- heiten der Mutternatur immer und immer wieder aufs Neue bestätigt zu finden, gehe man auch, welchen Weg man wolle. Doch zurück zum Experiment. Ich fand das Aus- gesprochene bei allen Farbennüancen bewahrheitet, wenn auch in einem verschiedenen Grade. Doch davon will ich abstrahiren. Es fragt sich hier nur, wie das verschiedene Auftreten der Farbentöne je nach ihrer Distanz vom Auge zu erklären sein möchte. Ich glaubte anfangs, dass der Grund in den verschieden starken Luftmedien zwischen Auge und Object zu suchen sei und namentlich in der Fär- bung der Luft, aber ich erkannte auch sofort, dass dies bei der geringen Entfernurg von 15 Fuss, in der ich operirte, nieht gravirend sein könne. Wenn auch nicht geleugnet werden soll, dass die Luft bei sehr grossen Entfernungen (Dunstkreis etc.) bedingend sei, so ist dies keinesfalls bei obigen Erfahrungen der Fall gewesen, die bei der hellsten und reinsten Herbstluft erworben wurden. Als Grund ist vielmehr anzusehen, dass der im Tubulus eingerahmte Fleck der Farbenfläche in dem Auge von derselben Grösse er- scheint, in Wirklichkeit aber hald grösser, bald kleiner je nach der Entfernung ist, indem je der Gesichtskreis mit der Entfernung wächst. Wie viel wir nun aber auch im- mer durch den Tubulus von der ganzen Farbenfläche über- sehen, so meinen wir doch immer nur so viel zu überse- hen, als der Tubulus Weite besitzt, also einen Fleck aus- gedrückt durch die Tubulus-Rundung. Trotzdem muss bei den verschiedenen Entfernungen die Retina des Auges auf verschiedene Weise attingirt werden, indem sie ja bei grös- serer Distanz von mehr Lichtstrahlen getroffen wird, als bei naher. Dadurch muss aber durch das empfindende Auge in uns ein Urtheil über eine Entfernung, nur aus der Farbe 333 beuürtheilt, entstehen können. Natürlich wird hier ein ge- übtes Auge mehr als das ungeübte leisten, welches solche Schätzungen noch . nie versuchte. Auch hat der eine Mensch in sofern mehr Anlage dazu, als der andere, als ihm treueres Farbengedächtniss zur Seite steht. Es liessen sich auch hier Versuche über das Farbengedächtniss über- haupt einschalten, doch möchten uns diese zu weit führen. Nur Eins muss ich hier noch bemerken; dass man bei obi- gen Distanzschätzungen nur nach der Farbe, dieser stets genau dieselbe Beleuchtung zukommen lassen muss, indem etwa auffallender Schatten, überhaupt Trübungen der Be- leuchtung sicher zu falschen Schätzungen Veranlassung ge- ben. — Je näher also ein Farbenton dem Auge ist, desto liehter erscheint er, je weiter desto trüber. Damit hängt auch das ganz Bekannte zusammen, dass wir in der Nähe besser sehen, als in der Ferne. Der Hauptgrund ist jeden- falls, dass wir aus der Ferne zu viel Strahlen empfangen, um sie gehörig empfinden zu können. Zu viele Erschüt- terungen der Retina bringen nur unverstandene, unbe- stimmte trübe Farben hervor. Eine solche trübe Farbe ist z. B. das Blau. Damit hängt es zusammen, dass uns die ferne Landschaft ins unbestimmte Blau gehüllt ist, der Him- ‘mel blau ist und wir so oft im Leben wohl auch sagen hören, „es dreht sich Alles blau vor meinen Augen.“ Wenn aber nun Blau eine Farbe der Unbestimmtheit ist, so kann man in dieser Unbestimmtheit wohl auch den Grund fin- den, warum das Blau dem Auge wohlthuend ist. Es sind in ihm so unendlich viel Strahlen vereinigt, dass sie neben einander und zugleich nur im Minimum zur Geltung kom- men. Dunkler als die blaue Farbe ist noch das Schwarz. In diesem kommt überhaupt kein Strahl zur Geltung. Da- rum erscheint der Himmel auf sehr hohen Bergen tiefer und tiefer blau, weil wir bei grösster Reinheit der Luft mehr und mehr in das Schwarz des Weltraums hineinsehen, oder anders ausgedrückt, wir mehr und mehr bei wachsen- dem Gesichtskreis vom Weltraum sehen. Ich kann es nicht unterlassen, hier zugleich einen. Seitenblick auf die weisse Farbe zu werfen. Sie ist der conträrste Gegensatz des Schwarz. In ihr kommen alle Strahlen zur Empfin- 334 dung. Darum der Satz: Weiss ist der Complex aller Far- ben. Man sollte sagen: Im Weiss kommen alle nur mög- lichen Strahlen zugleich zur Geltung, im Schwarz keine. Darum giebt es auch keine schwarzen Lichtstrahlen. Im Schwarz ist eine gegenseitige Aufhebung, ein gegenseiti- ger Tod und dieser kann durch die Unmasse von Strahlen, abgesehen von allen andern Momenten, bedingt sein. Da- rum drückt die Redensart: „mir wird schwarz vor den Au- gen,“ mehr als Blau, recht gut den Tod selbst aus. Es könnte hier auch auf die Complementärfarben, auf Wellen Berge und Thäler eingegangen werden, doch genug! Ich komme zum Experimente zurück. Es war dem Auge äus- serst unbequem und ungeübt, die Entfernungen blos aus der Farbe zu beurtheilen. Es war die Schätzung als Auf- gabe gewissermassen ungemüthlich. Aengstlich suchte und wünschte das Auge andere Anhalte. So bemerkte es feine Falten und Knitterungen der aufgespannten Papierbogen, welche ihm vorher ganz und gar entgangen waren. Es legt dies ein Zeugniss dafür ab, dass wir zum leichten Be- urtheilen einer Distanz gar vieler Anhalte bedürfen, ohne uns dieses früher bewusst zu werden, als sie uns fehlen. Die Experimente haben mich aber zugleich auf etwas Neues geführt. Es hier zu übergehen, halte ich für unrecht. Wenn ich nämlich mit dem einen Auge durch den Tubulus, mit dem andern frei nach der ausgespannten Papierplane sah, so erschien mir stets die Farbe der Papierfläche durch den Tubulus betrachtet um vieles heller, als die mit freiem Auge betrachtete. Und dies galt bei allen Farben, welche etwa das Papier hatte. (Ausnahme machten allein die rein schwarzen Bogen.) Ich frage nach dem Grunde. Gewöhn- lich pflegt man zu sagen, dass das, was man durch einen Tubulus sieht, darum in schönerem Lichte erscheine, weil durch den Tubulus mehr Lichtstrahlen coneipirt würden. Ich weiss nun aber wirklich nicht, was damit gesagt sein soll. Im Gegentheil empfängt das Auge durch den Tubu- lus weniger Lichtstrahlen, als beim freien Hinblick und das Auge sieht gerade dadurch die Farbe heller. Das mensch- liche Auge nimmt nämlich nur immer einen bestimmten Gesichtskreis auf einmal wahr und dieser ist viel kleiner ‘ 335 als wir glauben sollten. Zu diesen Irrthume kommen wir vor Allem dadurch, dass wir bei der Beweglichkeit unse- res Auges so rasch mehre Sehkreise combiniren und dann diese als nur einen grossen gesehen zu haben meinen. Un- ser Auge ist nämlich so unstät und herumspringend beim Ausschauen, dass es nirgends einen sichern, um nicht zu sagen starren Hinblick thut, sondern für gewöhnlich sich gewöhnt hat, nur sehr flüchtig und combinirend zu sehen. Hierdurch aber kommt es, dass wir viel sehen, aber unge- nau und darum lange nicht so klar, als wenn eine Vor- kehrung wie der Tubulus uns zwingt, wenig und richtig zu sehen. Dieses erscheint uns dann in seinen Lichtstrahlen auch deutlicher. So dass wir auf diesem Wege zu dem Satze kommen: „Durch je weniger Lichtstrahlen das Auge affieirt wird, desto deutlicher sehen wir.“ Ein Ergebniss, was offenbar sehr schön zu dem passt, was wir schon oben fanden. Es wäre nun interessant zu erfahren, wie gross unser Sehkreis, d. h. der, den das Auge auf einmal sieht, denn überhaupt sei, und ob wir nicht etwa wieder undeut- lich sehen, wenn wir weniger Lichtstrahlen als zu ihm ge- hören, empfangen. Dies wäre z.B. der Fall, wenn ein Theil dieses Sehkreises schwarz wäre. Doch möchte uns dies hier zu weit führen. Jedenfalls ist es wohl jetzt erklärlich, warum wir den Papierbogen durch den Tubulus heller, als mit freiem Auge sahen; denn dem freien Auge bietet sich Gelegenheit auf der Ebene umherzuschweifen, dadurch mehr attingirt zu werden, was mit dem durch den Tubulus ge- richteten Auge nicht geschehen kann. Diese Betrachtung wird um so deutlicher, wenn wir der Augen der Insecten gedenken und unsere Augen mit ihren vergleichen. Die Insekten können die Augen weder bewegen noch zur Seite richten, sondern dieselben stehen stier aus dem Kopfe her- aus. Daher sehen aber gerade diese Thiere so fein und scharf, wie wir dies tagtäglich an unseren Hausfliegen be- obachten können. Denn da das Insectenauge stets speciell nur auf einen Theil hinblickt, sieht es auch diesen um so schärfer und besser, als wir, die wir uns angewöhnt haben, die Blicke nach allen möglichen Richtungen hin zu ver- senden. (Fortsetzung folst.) 386 Ueber zu Dürrenberg beobachtete halophile Dipteren von H. Loew in Meseritz. Thüringen und die Provinz Sachsen bieten durch ihre zahlreichen Soolquellen eine ganz vortreffliche Gelegenheit Beobachtungen über diejenigen Insecten anzustellen, wel- che entweder mit besonderer Vorliebe salzhaltige Localitä- ten zu ihrem Aufenthalte wählen, oder sich ganz und gar an solche Localitäten gebunden zeigen. Während den ha- lophilen Coleopteren der Provinz Sachsen eine ausführli- chere Beachtung zu Theil geworden ist, lässt sich dies von den halophilen Arten aller anderen Insecetenordnungen durch- aus nicht rühmen. — Der lebhafte Wunsch, die Aufmerk- samkeit der Entomologen meiner Heimat von neuem auf dieselben hinzulenken, möge mich entschuldigen, wenn ich hier einige flüchtige Beobachtungen über halophile Dipteren mittheile, zu denen mir ein Ferienausflug in die Provinz Sachsen Gelegenheit bot. Das Verlangen nach mehr als 40 Jahren den Ort ein- mal wieder zu sehen, an welchem ich fast das ganze erste Jahrzehnt meiner Kindheit verlebt hake, führte mich mit meinem jüngsten Bruder und meiner jüngsten Schwester am 21. Juli auf einen Tag nach der Saline Dürrenberg. In dem weiland elterlichen Hause von dem, meinem Bruder nahe befreundeten Gradirinspector, Herrn Weiss, auf das liebenswürdigste und gastfreieste aufgenommen, nahmen natürlich gar manchfaltige und lebhafte, aber völlig unen- tomologische, Interessen den bei weitem grössten Theil der Zeit in Anspruch. Trotzdem konnte ich mir eine kurze Ausschau nach denjenigen Insecten, welche sich etwa an den Gradirhäusern und an den Soolreservoirs finden möch- ten, nicht versagen. Das Wetter war sonnig und warm, dabei aber ziemlich windig, also der beabsichtigten Beob- achtung nur mässig günstig, da die vorhandenen Insecten durch den Wind in ihrem gewöhnlichen Haushalte gestört und ihre Neigungen und Lebensgewohnheiten deshalb schwie- riger zu ermitteln waren, als es bei ruhigerem Wetter der 337 Fall_gewesen sein würde. Von bei weitem den meisten der beobachteten Dipteren blieb es mir deshalb vollkommen zweifelhaft, ob ihr Vorkommen an mit Salz imprägnirten Stellen ein blos zufälliges, oder ob es halophilen Gewohn- heiten derselben zuzuschreiben sei. Indessen fanden sich auch Arten, welche in so grosser Anzahl und so vorzugs- weise an salzreichen Stellen auftraten, dass über die grosse Vorliebe, mit welcher sie dieselben aufsuchen, gar nicht der geringste Zweifel bleiben konnte. Gleich als ich mich dem ersten Gradirhause näherte, trat auf sehr salzhaltigen aber ziemlich trockenen Stellen des Bodens plötzlich Lispe crassiuscula sehr zahlreich auf, welche ausser an diesen Stellen nirgends zu bemerken war. Diese Art, welche von mir zuerst nach von Zeller in Sieci- lien gefangenen Exemplaren beschrieben wurde, ist später auch in Triest gefunden worden. Ich war sehr überrascht dieses bisher nur als italienisch bekannte Insect bei uns heimisch zu finden und freute mich über die gewonnene Bestätigung seiner, schon von den früheren Beobachtern bemerkten halophilen Gewohnheiten, Nächstdem fand ich ganz in der Nähe des. Gradirhau- ses kleine Soollachen, welche von fast zahllosen Schwär- men der Halmopota salinaria Bouch. besucht waren. Es ist bekannt, dass Bouch& in seiner Naturgeschichte der Insecten diese Fliege zuerst bekannt machte und Larve und Puppe derselben nach Exemplaren beschrieb, welche dem Geh. Rath Klug von einer schlesischen Saline zugesendet wor- den waren, in deren Soole man sie zu Tausenden gefunden hatte. Ich war sehr begierig diese seitdem nicht wieder beobachteten Larven und Puppen selbst kennen zu lernen. Da in den kleinen Soollachen, welche das vollkommene Insect umschwärmte, keine zu finden waren, so bestieg ich die Gradirhäuser, um die auf denseiben befindlichen Sool- tröge zu untersuchen. Ich fand in denselben zahlreiche Dipterenlarven von ansehnlicher Grösse; ihre langen, stiel- förmigen Stigmatenträger liessen es nicht zweifelhaft, dass sie der Familie der Ephydridae zugehörig seien. Sie glichen in ihrem Baue den Larven der ächten Ephydra-Arten gar sehr, hatten namentlich auch am Bauche, ganz wie diese, 338 hintereinander stehende Paare mit kurzen schwarzen Bor- sten besetzter Fleischwarzen, mit Hülfe deren sie an den Seitenwänden der Soolkästen behend genug in die Höhe zu kriechen verstanden. Der grosse Ausschnitt aber, wel- chen der Bauch der ächten Ephydra-Larven hinter dem sech- sten Paare der beborsteten Fleischwarzen hat, und mit Hülfe dessen sich diese an Conferven oder an dünnen Stie- len anderer Wasserpflanzen so anzuklammern wissen, dass die Puppe selbst von ziemlich lebhaft fliessendem Wasser nicht mit fortgenommen wird, fehlen ihnen ganz; eben so war beiihnen das letzte oder achte Paar der Fleischwarzen, welches bei den ächten Ephydra-Arten besonders stark aus- gebildet ist, nur in ganz rudimentärer Weise vorhanden und nicht mit Borsten besetzt. Es war also klar, dass ich es nicht mit Larven einer ächten Ephydra, namentlich nicht mit den mir sehr wohl bekannten, in der Soole anderer Salinen in unzähliger Menge beobachteten Larven der Ephy- dra riparia Fall. zu thun hatte. Die Grösse der Larven und die mit Bouche’s Angaben im Allgemeinen überein- stimmende Beschaffenheit derselben machten mir es un- zweifelhaft, dass dieselben diejenigen der auch die Sool- tröge zahlreich umschwärmenden Halmopota_salinaria seien. Die Oeffnungen mehrerer. der an den Wänden der Sool- tröge zahlreich vorhandenen Puppen bestätigte dies, da in einigen derselben das vollkommene Inseet schon so weit ausgebildet war, dass ich die für dasselbe so characteristi- sche Bildung der Fühlerborsten deutlich erkennen konnte *). *) Bouche’s Angaben über die verschiedenen Stände der von ihm als Ephydra salinaria beschriebenen Art, so wie seine Abbildun- gen von Larve und Puppe derselben enthalten zwar mancherlei Un- . richtiges, machen es aber doch unzweifelhaft, dass Ephydra salinaria keine andere Art, als die Halmopota salinaria der neueren Autoren sein kann. Ueberdies habe ich das typische Exemplar des vollkom- menen Insects, nach welchem Bouch& seine Beschreibung angefertigt hat, in seiner eigenen Sammlung gesehen. Ich erlaube mir in der Kürze die erheblichsten Unrichtigkeiten hervorzuheben. Die Larve kann nicht kugelförmig genannt werden, da sie an beiden Enden, freilich am Hinterende viel stärker als am Vorderende zugespitzt ist; auch ist ihre Farbe nicht bloss grau, sondern weisslich; die Länge der ausgewachsenen Larve beträgt nicht zwei, sondern steigt bis zu 339 "Die Larve von Halmopota salinaria ist weiss, schein- bar nackt, ausgewachsen sechs Linien oder doch fast sechs Linien lang, ungefähr cylindrisch, doch etwas breiter als hoch, vorn spitzig, hinten lang und scharf zugespitzt; aus dem letzten Hinterleibsabschnitte derselben treten die bei- den stielrunden, fast fadenförmigen, bald mehr vorgestreck- ten und bald mehr eingezogenen Stigmenträger hervor; man sieht die beiden Haupttracheenstämme vom Körper aus durch die ganze Länge derselben bis zu der chitinisir- ten, braunen oder schwarzbraunen, abgerundeten Spitze der- selben hinlaufen. Am Bauche der Larve befinden sich hin- sechs Linien. In der Abbildung derselben finden sich nicht nur zwei Abschnitte zuviel, sondern es sind auch der zweite und dritte Ab- schnitt viel zu kurz, die beiden letzten, zu einer conischen Röhre ver- schmolzenen Abschnitte aber viel zu lang; die Stigmenträger, welche Bouche’s Figur zugespitzt und am Ende mit einem kleinen Knopf versehen zeigt, sind von durchaus gleichförmiger Dicke und am Ende nur einfach abgerundet. — Die Länge der ganzen Puppe beträgt nicht zwei, sondern, wenn man sie ausgestreckt denkt, etwa 42/,—5 Linien, von denen der dickere, einschliesslich bis zum Afterabschnitte reichende Theil etwa 2!/; Linien, die zu einer conischen Röhre ver- schmolzenen und aufgerichteten beiden letzten Hinterleibsabschnitte etwa 15/s Linien und die in verschiedener Länge aus denselben her- vortretenden Stigmenträger den Rest ausmachen. In der Abbildung der Puppe ist der eigentliche Puppenkörper viel zu schlank darge- stellt und hat zwei Abschnitte zu viel; die Zahl der mit Borstchen besetzten Bauchwarzenpaare, welche Bouche’s Figur andeutet, ist aber nicht nur um die zwei an diesen Segmenten befindlichen zu gross, sondern auch die am dritten Abschnitte sich zeigenden sind in der Natur durchaus nicht vorhanden; das aufgerichtete hintere Körper- ende der Puppe, welches Bouche als untersten, gemeinschaftlichen Abschnitt der Stigmenträger ansieht, ist viel zu plump und viel zu wenig zugespitzt; die Darstellung der Stigmenträger ist in derselben Weise wie in der Abbildung der Larve verfehlt. Die Fühlerborste des vollkommenen Insects beschreibt Bouch& als dreigliedrig; er hat sich darin getäuscht, da dieselbe in der That nur eingliedrig ist; un- ter einer schwächer vergrössernden Lupe erscheint dieselbe kahl, bis etwa zur Mitte hin recht ansehnlich verdickt, von da an aber plötz- lich ziemlich haarfein; nur unter einer ausserordentlich stark vergrös- _ sernden Lupe vermag man zu erkennen, dass diese starke Verdickung ihrer Wurzelhälfte eine blos scheinbare ist und von sehr dichter und ziemlich anliegender schwarzer Behaarung herrührt, welche sie da- selbst von allen Seiten bedeckt, während ihrem haardünnen Ende diese Behaarung ganz fehlt. 340 tereinander 7 Paar mit kurzen, etwas gekrümmten schwar-. zen Borstchen besetzte Fleischwarzen, welche eben so vielen Körperabschnitten entsprechen; das erste Paar derselben ist kleiner als die folgenden; ein achtes Paar ist nur in ganz rudimentärer Weise vorhanden und nicht mit Borst- chen besetzt; zwischen demselben glaubte ich die Afteröff- nung zu bemerken. Von der Aftergegend an spitzt sich der Hinterleib zu einer, wie es mir scheint, aus zwei mit einander verschmolzenen Abschnitten gebildeten Röhre zu, aus weleher die langen Stigmenträger hervorragen. Der conische Theil des Körpers, welcher vor dem ersten der mit Bauchwarzen versehenen Abschnitte liegt, besteht selbst aus drei Abschnitten, von denen der vorderste der kleinste ist. — Die Mundöffnung ist ein wenig vorstülpbar und lässt dann in ihrem Grunde die Spitzen der kleinen, gekrümm- ten schwarzen Nagehäkchen deutlich erkennen; unten zeigt sie dann einen sehr stark vortretenden, wulstigen, zweilap- pigen Saum; jeder Lappen desselben ist an seinem Ende mit kurzen, an seinem Unterrande mit noch kürzeren schwar- zen Borstchen besetzt; diese Lappen dürften als einglied- rige, rudimentäre Taster anzusehen sein. Ueber dem obe- ren Mundrande findet sich jederseits ein äusserst kleiner Fühler; er besteht aus einem kurz cylindrischen dickeren Basalgliede und aus einem kleinen, fast rundlichem End- gliede, welches entweder noch eine kurze Borste trägt, oder in eine solche ausläuft; die Lupe liess nicht deutlich erken- nen, was von beiden der Fall sei. Wenn die Mundöffnung nicht ausgestülpt ist, so ist von den Tasterrudimenten nichts zu bemerken. — An der Grenze zwischen dem ersten und zweiten Körpersegmente finden sich die vorderen Stigmata, welche als kurze, an ihrem Ende ein wenig gebräunte, cy- lindrische Zäpfchen hervorragen und auf der Oberseite in der Nähe des Seitenrandes des Körpers stehen. — Bei ge- nauerer Untersuchung mit der Lupe ergab sich, dass der dem blossen Auge völlig nackt erscheinende Körper der ganzen Larve dicht mit äusserst kurzen, etwas gekrümm- ten Borstchen besetzt ist. Diese Borstchen sind grössten- theils von weisslicher Färbung; sie stehen auf dem Rücken dichter als auf dem Bauche und sind auf jenem stellen- 341 weise schwarz gefärbt, so dass eine ganz niedliche, doch nicht bei allen Exemplaren gleich deutlieh hervortretende graue Zeichnung entsteht; dieselbe besteht auf jedem der mit Fleischwarzen versehenen Ringe, so wie auf dem ihnen nachfolgenden und auf dem ihnen vorangehenden Ringe aus je vier Flecken, nämlich aus zwei grösseren, zuweilen mit einander zusammenfliessenden Längsflecken und aus zwei hinter jenen liegenden, kleineren Querflecken; auf den anderen Ringen pflegt kaum eine Spur dieser Zeichnung vorhanden zu sein. Auf dem Rücken stehen in der Mitte jedes Einschnitts zwei ein wenig längere, aber dennoch sehr kurze und nur bei starker Vergrösserung deutlich wahr- nehmbare Borstchen; ähnliche Borstchen finden sich an den mit Fleischwarzen versehenen Abschnitten auf einem neben den Fleischwarzen ziemlich am Seitenrande des Hinterlei- bes liegendem kleinen Wulste; sie sind auch an den drei vordersten, so wie am Aftersegmente vorhanden, doch ziem- lich schwer zu bemerken; an den letzten beiden, zu einer conischen Röhre verschmolzenen Segmenten finden sie sich an zwei Stellen und sind hier leichter zu bemerken. — Wenn die Larve ausgewachsen ist und der Verwandlung nahe kömmt, so nimmt sie eine mehr schmutzig gelbliche Färbung an und wird kürzer und dicker; die Fleischwarzen oder Afterfüsse treten dann weniger vor. Die Larven waren in denjenigen Soolkästen am häu- figsten, welche eine reichere Soole enthielten, oder schie- nen es doch wenigstens zu Sein, da sie hier, spezifisch leichter als die Soole selbst, alle obenauf schwammen, wäh- rend sie in reinem Wasser oder in ganz schwacher Soole, wie auch der Versuch lehrte, untersanken. Wahrschein- lich verlassen alle Larven, wo es ihnen die Umstände ge- statten, zum Zwecke der Verpuppung das Salzwasser. Ich sah wenigstens in den Soolkästen alle diejenigen erwach- senen Larven, welche an die Seitenwände gelangten, an denselben ziemlich behende ein Stück in die Höhe kriechen, hier eine ruhige Lage annehmen und das spitze Ende des, Leibes in die Höhe streckend sich zur Verwandlung bereit machen. Andere Larven, deren Färbung schon etwas in das bräunliche zog, und deren Körper sich bereits so ver- XXIII. 1864. 23 342 kürzt hatte, dass seine Form derjenigen des Puppenkörpers ziemlich nahe kam, schwammen unbehülfiich auf der Soole; ich vermuthe, dass das ziemlich schnelle Strömen der Soole es ihnen wohl unmöglich gemacht hatte die Seitenwände der Soolkästen zu angemessener Zeit zu errreichen und dass sie nun in Begriff waren sich auf der Soole schwimmend in Puppen zu verwandeln, deren glückliche Weiterentwick- lung zum vollkommenen Insect dann freilich gar manchen Wechselfällen preisgegeben sein würde. Bei dem Uebergange in den Puppenzustand bleiben nur die zu einer conischen Röhre verschmolzenen beiden letzten Leibesabschnitte und die Stigmenträger in ihrer Gestalt unverändert, werden aber, wie ich schon bemerkte, fast senkrecht in die Höhe gerichtet; der übrige Körper der Larve, welcher das eigentliche Puparium bildet, verkürzt sich sehr, besonders dies thun die 3 ersten Abschnitte dessel- ben; während der Rücken sich mehr abflacht, wölbt sich der Bauch sehr stark. Die Farbe der Puppe ist zuerst hellbräunlich, wird aber bald ziemlich dunkelbraun, doch bleibt das aufgerichtete Hinterleibsende sammt den Stig- menträgern auch dann heller braun. Das vollkommene Insect sprengt bei dem Ausschlüp- fen die Oberseite der drei ersten Körperabschnitte deckel- förmig ab. Die obere, bogenförmige Grenze dieses Deckels ist schon vor der Sprengung durch Wülste unverkennbar an- gedeutet. Viele der an den Wänden der Soolkästen befindlichen Puppen waren bereits von der Fliege verlassen; in anderen lag sie zum Ausschlüpfen bereit. In einigen derselben war sie durch ein Hymenopteron zerstört, welches seinen Aus- gang durch eine kleine runde Oeffnung des Pupariums ge- funden hatte; auch diesen Feind der Halmopota lernte ich kennen, da ich ihn in einer der Puppen eben im Begriff sein Flugloch zur gehörigen Grösse zu erweitern antraf; nachdem ich seine Bekanntschaft einmal gemacht hatte, war es mir leicht noch eine ziemliche Anzahl Männchen und Weibchen an den Wänden der Soolkästen. zusammen- zusuchen. Er gehört der Familie der Pteromalinen an und ist vielleicht mit dem Pteromalus salinusidentisch, welchen 343 von Heyden im öten Bande der stettiner entomologischen Zeitung als einen Schmarotzer seiner Caenia halophila, das heisst der Ephydra riparia Fall. erwähnt. Kennern der Pte- romalinen, welchen diese Art interessirt, Exemplare abzu- lassen bin ich gern bereit. Unter der grossen Anzahl der Larven und Puppen von Halmopota, welche ich einsammelte, befand sich keine ein- zige Larve oder Puppe einer ächten Ephydra, obgleich die entschieden halophile Ephydra riparia Fall. sich in ein- zelnen weiblichen Exemplaren an den Soolkästen herum- trieb; sie dürften etwas später im Jahre an allen denjeni- gen Stellen, an denen sich jetzt- die Halmopota - Larven fan- den, wahrscheinlich nicht selten zu finden sein. Da der Aufenthalt auf den Gradirhäusern mir keinen Stoff zu andern Beobachtungen bieten wollte, verliess ich dieselben und suchte dieschwach geneigten und zum Zwecke der Sonnengradirung mit Soole überrieselten Flächen der Soolreservoirs auf. Es machten sich mir auf denselben zu- erst nur zwei, der Familie der Dolichopodidae angehörige Fliegen, nämlich Thinophilus flavipalpis Zett. und Medeterus tenuicauda Loew bemerklich. Ersterer fand sich in grösserer Anzahl und liess gar keinen Zwei- fel über seine halophilen Gewohnheiten; letzterer war nur in geringer Anzahl vorhanden und liesshalophile Neigungen zwar vermuthen, aber keineswegs mit Sicherheit ermitteln. Ausser diesen beiden, welche sich auch durch den in- zwischen ziemlich stark gewordenen Wind nicht verscheu- chen liessen, fänd sich keine andere grössere Insectenart auf den mit Soole berieselten Gradirflächen vor. Bald aber zog eine sehr kleine und äusserst scheue Fliege meine Aufmerksamkeit auf sich; ich hielt sie, ehe es mir endlich, nach manchen vergeblichen Versuchen sie zu erwischen gelang, für Atissa pygmaea Hal. Die schwarze Farbe der Fühler be- lehrte mich gleich bei dem Fangen des ersten Stücks, dass ich es mit einer anderen Art zu thun habe. Das unbedornte zweite Fühlerglied, die dicht behaarten Augen und die ge- kämmte Fühlerborste zeigten, dass diese Art in die Gruppe der Hydrellina gebracht werden müsse und hier nur ent- weder in eine der beiden Gattungen Atissa und Hydrellia, 237 344 gestellt werden könne, oder die Errichtung einer neuen Gattung erfordere.. — Man pflegt die Gattungen Atissa und Hydrellia nach dem verschiedenen Profile des Gesichts, welches bei Atissa concav, bei Hydrellia aber convex ist, zu unterscheiden. Bei meiner Art ist es convex; sie würde bei Festhalten an jener Unterscheidung also zu Hydrellia gerechnet werden müssen; dem widerspricht aber ihr übri- ger ganzer. Körperbau, namentlich die geringere Länge der | Beine und die staubförmige Beschaffenheit der mikrosko- pischen Flügelbehaarung, worin sie mit Atissa überein- stimmt, so dass man sich gleich von vorn herein viel ge- neigter fühlt, sie zu dieser Gattung als zu Hydrellia zu stellen. Da dies lediglich durch das verschiedene Profil des Gesichts verboten wird, so bedarf der Bau des Gesichts einer genau- eren Vergleichung, um zu ermitteln, ob der Unterschied wirklich ein so wesentlicher ist, dass die Dürrenberger Art von Atissa pygmaea, der einzigen bisher bekannt gewor- denen Art ihrer Gattung”*) generisch getrennt werden muss. Diese Vergleichung zeigt, dass bei beiden Arten gruben- - förmige Vertiefungen unter den Fühlern vorhanden sind und dass der zwischen diesen liegende mittlere Theil des Ge- sichts nur schwach gewölbt ist; bei Atissa pygmaea ist der gegenseitige Abstand der grubenartigen Vertiefungen ge- ringer, der schwach gewölbte mittlere Theil. des Gesichts also schmäler und in Folge davon auch niedriger als bei der Dürrenberger Art; hierdurch wird das etwas concave Gesichtsprofil jener bedingt, während bei dieser der grösse- ren Breite des mittelsten Gesichtstheiles auch eine grössere Höhe entspricht, welche das Gesichtsprofil schwach convex macht; der unterste Theil des Augenringes und die Backen sind bei beiden Arten breit; die Beborstung des Gesichts ist zwar keine ganz gleiche, aber doch eine sehr ähnliche; es stehen nehmlich bei beiden Arten zwischen dem unteren Ende der Orbita und dem Mundrande jederseits zwei ziem- lich ansehnliche Borstchen; bei Atissa pygmaea findet sich *) Im ten Theile meiner ‚Neuen Beiträge“, auf welchen ich hinsichtlich der genaueren Angaben über die Systematik der Ephy- dridae verweisen muss, steht durch ein für den Sachkenner leicht be- merkbares Verschen Atissa ripicola, statt Atissa pygmaea. — 345 noch ein drittes, dem unteren Ende der orbita facialis nä- her gerücktes Borstchen, während bei der Dürrenberger Art am untern Theile der orbita faeialis eine Reihe von vier kürzeren Borstehen steht; Beborstung von Backen, Hinterkopf und Stirn zeigen bei beiden Arten keine wesent- “liche Verschiedenheit und bei beiden ist das Stirnwändehen nicht deutlich entwickelt. Es ergiebt sich aus dem Gesag-*+ ten zur Genüge, dass der ganze Kopfbau beider Arten viel zu übereinstimmend ist, als dass er zu einer generischen Trennung derselben nöthigt. Ich ziehe demnach die von mir in Dürrenberg gefangene Art und Atissa pygmaea un- bedenklich in eine Gatttung, welcher der Name Atissa blei- ben mag. Die Charactere der Gattung Atissa aber fasse ich anders auf, als es bisher, wo nur eine Art bekannt’ war, geschehen ist; ich unterscheide Atissa von Hydrellia, anstatt durch das concave Gesicht, durch die Anwesenheit der grubenförmigen Vertiefungen unter den Fühlern und durch die Undeutlichkeit des Stirnmondcehens; die dichtbe- haarten Augen und die gekämmte Fühlerborste hat sie nur mit Hydrellia gemein und unterscheidet sich durch die Combination dieser beiden Merkmale von allen anderen Gatttungen der Ephydridae. Die vorher angeführten Merk- male reichen zur sicheren Unterscheidung von Atissa und Hydrellia für jetzt vollkommen aus; zahlreichere Unter- scheidungsmerkmale lassen sich, wenn man sie für nöthig hält, leicht finden; so stehen bei Atissa auf dem Miittel- theile des Gesichts Borsten, während sich bei Hydrellia da selbst keine finden und nur eine Borstenreihe am Rande der Orbita vorhanden ist; so findet sich auf der Mitte der Oberseite des zweiten Fühlergliedes von Atissa eine ziem- lich ansehnliche aufgerichtete Borste, welche die Hydrellia- arten nicht haben; so erscheint die mikroskopische Behaa- rung der Flügelfläche von Atissa selbst bei 150facher Linear- vergrösserung nur fein staubförmig, während sie bei Hydrellia schon bei sehr geringer Lupenvergrösserung deutlich sicht- bar ist. Von allen bisher publizirten Beschreibungen europä- scher Ephydridae passt keine auf diese in Dürrenberg so häufige Art, so dass ich sie für völlig neu halte. Ich nenne 346 sie Atissa durrenbergensis und lasse die ausführliche Be- schreibung derselben hier folgen. Atissa durrenbergensis, nov. sp. X et 9. — Opaca, ex glauco cinerea, infra ex albida, antennis nigris, alis ci- nerascentibus. — Long. corp. 4» — "Jia lin. — long. al. 1 : ha — ”); lin. — Stirn sehr breit, grüngrau, matt; das äusserst breite, etwas mehr braungrau bestäubte Ocellendreieck reicht bis zum Vorderrande der Stirn, ist aber von der übrigen Fläche derselben nicht recht deutlich abgesondert; nicht weit vor den vordersten Punktaugen trägt es ein ziem- lich starkes Borstenpaar. Fühler klein, schwarz; das zweite Glied zeigt in gewisser Richtung auf seiner Oberseite weis- ‘sen Schimmer und hat auf der Mitte derselben ein ziem- lich ansehnliches, aufgerichtetes schwarzes Borstchen; das dritte Glied rundlich; Fühlerborste ziemlich kurz, auf der Oberseite von etwa 5 langen Haaren gekämmt. Das Ge- sicht mit ziemlich weisslicher, die breiten Backen mit weis- ser Bestäubung. Der auf dem oberen Theile des Gesichts nur schmale Augenring wird unten sehr breit und ist da- selbst durch eine Reihe von vier Borstchen eingefasst. Das Gesicht zeigt unterhalb der Fühler grubenförmige Eindrücke und trägt jederseits zwischen unterer Augenecke und Mund- rande zwei ziemlich ansehnliche Borstchen; sein Profil ist schwach convex. Mundöfinung ziemlich gross; der ziem- lich scharfe und ungewimperte Rand derselben überdeckt den Clypeus. Taster klein, ziemlich versteckt, bei unreifen Stücken nur bräunlich, bei reifen ziemlich dunkelbraun. Rüssel schwarzbraun; das ziemlich angeschwollene Kinn von weisser Bestäubung hellgraulich. Oberseite des Tho- rax matt, grünlich grau mit drei undeutlichen, mehr bräun- lich grauen Längsstreifen, am Seitenrande mit weisslicherer Bestäubung. Oberseite des Schildchens mit der Oberseite des Thorax gleichfarbig. Hinterleib länglich, von weissli- cher Bestäubung weisslichgrau oder grünlich weissgrau; die vier letzten Abschnitte desselben von ziemlich gleicher Länge. Beine ziemlich kurz, bei ausgefärbten Exemplaren schwärzlich, mit dichter weisser Bestäubung; die Füsse reichlich so lang wie die Schienen, rothgelb, gegen das Ende 347 hin geschwärzt; bei besonders dunkelen Exemplaren sind gewöhnlich auch die ersten Glieder derselben auf ihrer Oberseite gebräunt. Schwinger weisslich. Flügel graulich mit etwas fettartigem Glanze und mit vorherrschend blauen und röthlichen Reflexen; die äusserst dichte mikroskopische Behaarung derselben ist so fein und staubartig, dass sie unter der Lupe gar nicht wahrgenommen wird und selbst bei 150facher Linearvergrösserung noch völlig staubartig erscheint; die drei Abschnitte der Costa sind von wenig un- gleicher Länge, doch der dritte stets merklich kürzer als der zweite, während der erste, wenn man ihn von der äus- sersten Flügelwurzel aus misst, dem zweiten an Länge fast gleich kömmt; die Discoidalzelle ist merklich länger als bei Atissa pygmaea, so dass die hintere Querader ein wenig jenseit der Mitte des zweiten Abschnitts der Costa steht. — ‚ Untersuchungen über Arsensäure und einige arsensaure Salze von Fr. C.B. Schiefer. Es giebt wohl kaum unter den chemischen Körpern irgend welche, die eine grössere Aehnlichkeit in ihrem all- gemeinen Verhalten, ihren Reactionen und hauptsächlich lich in ihren Salzen zeigen, als die Phosphorsäure und die Arsensäure. Sind doch die meisten Reactionen und sogar fast alle quantitative Bestimmungsarten beider ganz ‚übereinstimmend. Was zunächst die ersteren betrifft, so ge- ben beide Säuren mit Chlorbarium und Chlorcalcium als Hydrate keine Niederschläge, wohl aber bei 'Neutralisation mit Ammoniak, oder wenn sie in neutralen oder alkali- schen Lösungen ihrer Salze zugesetzt werden; die entstan- denen Niederschläge sind dann bei beiden in Salz- und Salpetersäure und auch in Chlorammonium löslich. So- wohl Phosphor- als auch Arsensäure giebt mit salpeter- saurem Silberoxyd Niederschläge von dreibasischen Salzen, 348 3 AgO PO? und 3 AgO AsO), die auch entstehen, wenn neutrale oder saure phosphor- und arsensaure Salze zur Fällung angewendet werden, wobei die überstehenden Flüs- sigkeiten durch ein Aequivalent freigewordener Salpeter- säure Sauer reagiren. Die Silberoxydsalze beider Säuren sind in Salpetersäure und in Ammoniak löslich. Mit es- sigsaurem Bleioxyd ferner entstehen Niederschläge von phos- phor- und arsensaurem Bleioxyd, die beide in Salpetersäure -- leicht, in Essigsäure aber nicht oder nur höchst wenig lös- lich sind. Beide Säuren oder besser die neütralen Lösungen ihrer Salze geben mit Kupfervitriol hellblaue, mit schwefelsau- rem Manganoxydul röthlich weisse, überhaupt mit den Auf- lösungen der meisten Salze der eigentlichen Metalloxyde Nie- derschläge von ganz übereinstimmenden Eigenschaften. Beide Säuren können aber auch durch ganz diesel- ben Methoden quantitativ bestimmt werden, nämlich als phosphormolybdänsaures und arsenmolybdänsäures Ammo- niak in salz- und salpetersauren Lösungen als gelbe Nie- derschläge selbst in den geringsten Spuren und zwar in diesen gerade am genauesten; ferner als phosphor- und arsensaures Eisenoxyd in schwach essigsaurer Lösung, wenn nicht zuviel Eisenoxyd vorhanden ist; ferner als phos- phor- und arsensaure Ammoniakmagnesia in ammoniaka- lischer Lösung bei Gegenwart von Chlorammonium. Sind sich Phosphor und Arsen selbst weniger ähnlich, weil letzteres weit mehr die Natur eines Metalls an sich trägt, als ersterer, so gehen doch beide beim Verbrennen durch Entstehen ihrer höchsten Oxydationsstufen in die entsprechenden Säuren, Phosphor- und Arsensäure über; indessen entsteht letztere nur rein durch Verbrennen in Sauerstoffgas. Ausserdem können beide noch eine niedri- gere Oxydationsstufe bilden, phosphorige und arsenige Säure. Weder Phosphor, noch Arsen werden durch Salzsäure ge- löst, wohl aber durch Salpetersäure oder Königswasser, in- dem sie zu phosphoriger und arseniger oder Phosphor- und Arsen-Säure oxydirt werden. Die Arsensäure bildet ferner ebenso wie die Phosphorsäure im wasserfreien Zustande weisse lockere Massen, die aus feuchter Luft Wasser an- ziehen und zerfliessen. Die Trihydrate beider gehen durch 349 allmälige Steigerung der Hitze zuerst in Bi-, dann in Mo- nohydrate über. Von beiden Säuren sind die Alkalisalze in Wasser lös- lich, sowie auch die sauren Salze der Metalle und Erden, die neutralen Salze der Metalle und Erden dagegen sind in Wasser unlöslich, in freien Säuren aber löslich. In ihren Salzen zeigen überhaupt Phosphorsäre und Arsensäure so vollständig analoges Verhalten, dass fast jedes Salz, wel- ches man von der einen Säure kennt, auf ganz entspre- chende Weise auch von der andern Säure dargestellt wer- den kann, und zwar in derselben Krystallform, mit dem- selben Gehalt an Krystallwasser, derselben Lösungsfähigkeit in verschiedenen Lösungsmitteln und ganz denselben son- stigen Eigenschaften. Um einige Beispiele als Belege an- zuführen, so giebt es: Na0O, 2HO, AsO°-+2aq und Na0, 2H0, PO°’-+2ag, 2NaO, HO, AsO° + 24aq und 2NaO, HO, PO°’-+24 ag, 2NaO, HO, AsO°+-1l4aq und 2 NaO, HO, PO°--14 ag, 3NaO, AsO°-+-24aq und 38 NaO, PO°—+24aq, KO, AsO3, 2 HO und KO, POS, 2 Ho, 3K0, AsO° und 3KO, PO° NH*O, 2H0, AsO° und NH20, 2H0, PO5 (1) 2 NH?O, HO, AsO° und 2 NH?0, HO, PO, ferner 3 NH?O, AsO5 + 6 aq und 3 NH?0, PO5-6ag, () 2 CaO, HO, AsO° + 4 aq und 2 CaO, HO, PO° +A4.acg. 2Ca0, HO, AsO° und 2 CaO, HO, PO, 2Mg0,NH*?0,AsO°-+12aqund2Mg0,NH?0,PO°-+-12aq, 4Cu0,H0, AsO°(Olivenit) und 4Cu O, HO,PO5 (Libethenit), KO0,2Mg0,AsO?° und KO, 2Mg0, PO, (?) Na0, 2Mg0, AsO° und Na0O, 2MgO0, PO?, ($) Na 0,NH?0, HO, AsO°-+8aqundNa 0, NH? O,HO,PO°-+3aq, Na 0,20 H?0, AsO°--Saqund Na 0,2NH?0O, PO’-+-8Sagq, 2Mg 0,H0,AsO°+l4aqund2Mg0,H0,PO°-+-14ag. Diese Reihe ganz entsprechender phosphor- und arsen- saurer Salze liesse sich noch weiter fortsetzen; es genügt 1) Vergl. Journ. f. pr. Chemie, 49. 2) Vergl. Archiv der Pharmacie, 99. 3) Pogg. Ann. d. Physik u. Chemie, 77. 350 aber das Angeführte schon, um die grosse Aehnliuhkeit der Phosphor- und Arsensäure, sowie ihrer Verbindungen zu constatiren; aber trotz dieser Aehnlichkeit kennt man bis jetzt von der Arsensäure‘ durchaus keine Modificationen, die sich von der gewöhnlichen Arsensäure unterschieden, wie die Pyro- und Metaphosphorsäure von der gewöhn- lichen Phosphorsäure, was um so auffallender ist, als diese Verschiedenheit durch die Antimonsäure vermittelt scheint, da man von dieser gerade nur die Modificationen kennt, nämlich Pyro- und Metantimonsäure, die von der Arsensäure noch nicht bekannt sind, während diejenige, welche wir in der gewöhnlichen Arsensäure haben, nämlich die gewöhn- liche Antimonsäure, fehlt. Es hatten nun die nachstehend beschriebenen, von mir angestellten Versuche den Zweck, zu ermitteln und mit Sicherheit zu entscheiden, ob es wirklich eine Pyro- und Metarsensäure giebt, oder nicht. Versuche zur Darstellung von Pyroarsensäure. Wenn man das gewöhnlich bei chemischen Analysen in Anwendung kommende phosphorsaure Natronsalz, in welchem von den drei Atomen Basis zwei Atome aus feuer- beständiger Basis bestehen, ein Atom aber durch Wasser vertreten ist, glüht, so erhält man pyrophosphorsaures Na- tron. Dieses Salz erhält sich in wässeriger Lösung unver- ändert und weder durch Kochen noch durch langes, selbst Jahre langes Stehen wird die Säure darin in gewöhnliche Phosphorsäure verwandelt. Den entsprechenden Versuch stellte ich hinsichtlich der Arsensäure an. Ich sättigte eine wässrige Lösung von Ar- sensäure mit kohlensaurem Natron bis zur schwach al- kalischen Reaktion und erhielt durch Eindampfen und Erkaltenlassen das arsensaure Natron, welches 2 Ato- me Natron auf eins Arsensäure enthält, in grossen Kry- stallen, welche dann durch nochmaliges Umkrystallisi- ren gereinigt wurden. Hierauf glühte ich eine abge- wogene Menge dieses Salzes; die Gewichtsabnahme u 351 betrug 15 Atome Wasser nach folgender Analyse, in wel- cher der Rückstand der Sicherheit wegen auch noch ana- iysirt wurde, indem ich durch Glühen mit Salmiak die Ar- sensäure entfernte. Zur Analyse angewendete Salzmenge==0,7725 Abnahme beim Glühen = 0,3448 —44, 52, H0—4, 95 ] 15 Nach. dem’ Glühen mit Salmiak blieb: 1,259 Na@]— 17,71%, Nao—0,57 | 2 Bleibt für As0° 37,770), — (O8 Es ergab sich also, dass 2 Atome Natron auf 1 Atom. Arsensäare kamen. Das etwas zu hohe Resultat der -Wasserbestimmung in der Analyse muss daher rühren, dass das angewendete Salz noch etwas hycroscopische Feuchtigkeit enthielt. In Folge dessen wurden auch die Bestimmungen des Arsensäure- und Natrongehaltes nicht ganz genau. Die Zusammensetzung des dargestellten und zum Versuche auf Pyroarsensäure anzuwendenden arsen- sensauren Natronsalzes musste dennoch folgende sein: 2 NaO HO, AsO> + 14 ag. Sonst pflegt das gewöhn- liche arsensaure Natron 24 Atome Krystallwasser zu ent- halten, doch war das auf die eben beschriebene Weise dar- gestellte Salz aus noch etwas warmer Lösung krystallisirt und hatte deshalb nur 14 Atome Krystall- Wasser aufge- nommen. N Nachdem nun eine Portion dieses Salzes geglüht war, bis keine Gewichtsabnahme mehr stattfand, war alles Was- ser ausgetrieben und es blieb als Rückstand pyroarsensau- res Natron, 2 NaO, AsO°. Es kam jetzt darauf an, zu ver- suchen, ob durch Lösen in Wasser und Krystallisation die- ses pyroarsensaure Natronsalz wieder als solches zu erhal- ten wäre. Der Rückstand wurde in Wasser gelöst durch Ein- dampfen und Erkaltenlassen erhielt ich aber das ursprüng- liche arsensaure Natron, nämlich 2 NaO, HO, As0° + 14 aq, nach folgender Analyse: 352 Zur.Analyse angewendete Salzmenge = 0,6137. Gewichtsverlust durch Glühen = 0,2692 —=43,51%, H0—=4,534 | 15 Gewicht nach dem Glühen mit Salmiak — 0,233 Na &1—= 19,88%, Na0= 0,641 | 2 Bleibt für As 0°—= 36,61%), — (0818394; Um bei diesem Versuche auch noch jede Erhitzung zu vermeiden, wodurch die möglicherweise entstandene zwei- basische Arsensäure wieder in die dreibasische zurück ver- wandelt werden könnte, wurde eine andere Menge des an- geführten Glührückstandes in möglichst wenig kaltem Was- ser gelöst und diese Lösung dann möglichst schnell unter der Luftpumpe zum Krystallisiren gebracht. Aber auch jetzt krystallisirte wieder das dreibasisch arsensaure Natron, dies- mal jedoch mit 24 Atomen Krystallwasser, weil die Kry- stalle in ganz kalter Lösung sich bildeten. Dies zeigt fol- sende Analyse: | Angewendete Salzmenge== 1,2835 Verlust durch Glühen —0,7188—56%,HO ==6,22 | 25 Gewichtnach dem Glü- hen mit Salmiak — 0,3736 Na €1— 15,42°/, NaO = 0,52 | 2 Bleibt für As 05—28,58°/, — (AS), Dieser Versuch ergab also, dass wenn auch wirklich der mehrfach erwähnte Glührückstand aus pyroarsensaurem Natron bestand, in der wässerigen Lösung die Pyroarsen- säure nicht bestehen blieb, sondern sehr bald in die ge- gewöhnliche Arsensäure übergegangen sein musste. Die Pyroarsensäure sollte aber, wenn sie überhaupt entstanden war, wo möglich noch ehe sie in die gewöhn- liche Arsensäure übergehen konnte, wenigstens andeutungs- weise nachgewiesen werden und wurden deshalb folgende Versuche gemacht. Von dem Rückstande wurden kleine Mengen in Was- ser gelöst und nach erfolgter Lösung sofort folgende Re- actionen durchgenommen: Mit Chlorcalecium entstand ein Niederschlag von arsen- saurer Kalkerde, der in Salz-, Salpetersäure und Chloram- monium löslich war. 353 Mit Chlorbarium bildete sich, wenn die Lösung des Rückstandes etwas concentrirt war, eine Fällung, die bei Zusatz von Chlorammonium verschwand, aber sehr bald darauf enistand wieder ein Niederschlag. Schwefelsaure Magnesia gab nur mit concentrirter Lö- sung des Rückstandes eine Fällung, mit verdünnter nur beim Kochen oder nach Zusatz von freiem Ammoniak. Im letztern Falle fiel arsensaure Ammoniakmagnesia nieder, welche auch durch Chlorammonium nicht gelöst werden konnte. j Durch essigsaures Bleioxyd wurde ein Niederschlag von arsensaurem Bleioxyd hervorgebracht, der sich wohl in Salpetersäure, aber nicht in Essigsäure löste. Eine Auflösung von salpetersaurem Silberoxyd erzeugte einen braunen Niederschlag, während die überstehende Flüs- sigkeit sauer reagirte. Der Niederschlag wurde auch ana- lysirt und zeigte die Zusammensetzung: 3 AgO AsO° nach folgender Analyse: Bei 100° getrocknetes Salz 0,5898 Gefunden Ag&l = 0,5450 —= 74,6%), AgO —= 0,64 , 3 Bleibt As 0°— 25,40, —0,22 1 er löste sich leicht in Ammoniak auf. Mit salpertersaurem Quecksilberoxydul entstand ein weisser Niederschlag, der einen Stich ins Gelbliche hat- te. Durch Stehen, schneller durch Erhitzen wurde er zie- gelroth. Durch Quecksilberchlorid wurde ein nicht sehr bedeu- tender gelber Niederschlag hervorgebracht. Kupfervitriollösug gab einen blassen blauen Nieder- schlag von arsensaurem Kupferoxyd. Alle diese Reactionen sind dieselben, welche auch eine Auflösung des ungeglühten arsensauren Natrons zeigt. Auch nicht die geringste Andeutung einer zweibasischen Säure erhielt ich etwa dadurch, dass mit salpetersaurem Silber- oxyd ein anders gefärbter oder anders zusammengesetzter Niederschlag entstanden wäre, als der gewöhnliche braun- rothe, 3 AgO, AsO°; oder dass durch schwefelsaure Mag- 354 nesia ein Niederschlag nur entstanden wäre, wenn weder diese, noch die Lösung des Rücktsandes im Ueberschuss vorhan- den war und dass in der durch einen solchen Ueberschuss erhaltenen klaren Lösung durch Ammon kein Niederschlag sich bildete. Auch die Niederschläge, welche mit Auflö- sungen von Salzen der eigentlichen Metalloxyde entstan- den, zeigten sich durchaus nicht in einem Ueberschuss der Rückstandslösung auflöslich. Zuletzt machte ich mit dem bekannten Glührückstande noch die Versuche, dass ich ihn trocken, nicht erst gelöst in Wasser, mit concentrirter salpetersaurer Silberoxydlösung übergoss. Es hätte sich hier sogleich im Augenblicke der Lö- sung eine Verbindung der zweibasischen Arsensäure mit dem Silberoxyd bilden können, aber es entstand derselbe braunrothe Niederschlag und die Flüssigkeit reagirte sauer, es musste also auch jetzt wieder 3 AgO AsO° entstan- den sein. Ebenso erzeugten Auflösungen von salpeter- saurem Quecksilberoxydul, Quecksilberchlorid, schwefelsau- reın Kupferoxyd, von essigsaurem Bleioxyd, schwefelsaurer Magnesia und Ammoniak, sowie von Chlorbarium und Chlor- calcium, wenn damit der noch trockne Rückstand übergos- sen wurde, Niederschläge, die sich weder in Farbe, noch in Gestalt, noch in ihrem Verhalten zu Lösungsmitteln irgend wie als abweichend von den gewöhnlichen gezeigt hätten. Nachdem bei dieser Reihe von Versuchen auch nicht die geringste Spur von der Existenz einer beständigen, als besondere Modification der Arsensäure hinzustellende Py- roarsensäure zum Vorschein gekommen war, wurde ein an- derer Weg eingeschlagen. Glüht man nämlich arsensaure Ammoniak-Magnesia, 2 MgO, HN?O, AsO° + 12 ag, so entweicht alles Was- ser und Ammoniak, letzteres aber reducirt dabei etwas von der Arsensäure, so dass arsenige Säure, Wasser und Stick- stoff entweichen und der Rückstand deshalb nicht genau aus 2 MgO, AsO*® besteht; indessen ist doch noch der grösste Theil als so zusammengesetzt anzunehmen. Macht man mit der Lösung dieses Rückstandes in Wasser oder auch gleich mit dem trocknen Rückstande Reactionsversuche, 355 hauptsächlich mit salpetersaurem Silberoxyd und Ammo- niak, so wie mit Auflösungen von Salzen der eigentlichen Metalloxyde, aber auch mit andern Reagentien, so erhält man zwar andere Reactionen als mit der ungeglühten arsen- sauren Ammoniak-Magnesia, doch rühren diese nur von etwas noch zurückgebliebener arseniger Säure her und ge- ben durchaus keine Veranlassung, auf eine Pyroarsensäure im Sinne der Pyrophosphorsäure zu schliessen. Durch sal- petersaures Silberoxyd entsteht nämlich zuerst der gewöhn- liche Niederschlag von rothbraunen arsensauren Silberoxyd, setzt man aber dann vorsichtig Ammoniak zu, so bleibt ein gelber Niederschlag von 'arsenigsaurem Silberoxyd zurück, während der braune sich in dem entstandenen sal- petersauren Ammoniak gelöst hat, durch Zusatz von mehr Ammoniak löst sich Alles auf; tröpfelt man aber dann wie- der vorsichtig Salpetersäure hinzu, so erhält man zuerst eine gelbe Fällung von arsenigsaurem Silberoxyd und dann eine braune von arsensaurem Silberoxyd; durch grössere Mengen von Salpetersäure wird Alles gelöst. Die Niederschläge, welche man durch salpetersaures Quecksil- beroxydul und Quecksilberchlorid bekommt, sind durch gleichzeitig entstandene weisse Fällungen von arsenigsau- rem Quecksilberoxydul und Oxyd heller gefärbt und in der Lösung von schwefelsaurem Kupferoxyd entsteht blaues ar- sensaures Kupferoxyd, welches aber durch beigemengtes arsenigsaures Kupferoxyd einen um So stärkeren Stich ins Grüne bekommt, je mehr arsenige Säure entstanden war. Um die Reduction beim Glühen der arseniksauren Ammoniak -Magnesia zu vermeiden, wurde dieselbe nun nach Zusatz von Salpetersäure zuerst im Wasserbade zur Trockne eingedampft und dann so lange geglüht, bis durch Eisenvitriollösung und Schwelelsäure nur noch eine sehr geringe Spur Salpetersäure in der Lösung des Rückstandes nachgewiesen werden konnte, bis also nur noch sehr we- nig salpetersaures Ammoniak zurückgeblieben war. In die- sem Falle nämlich, d. h. bei Gegenwart von auch nur ge- ringer Menge von salpetersaurem Ammoniak war der Glüh- rückstand noch etwas in Wasser löslich; war derselbe aber so lange geglüht, bis das salpetersaure Ammoniak bis aut 356 die letzte Spur vertrieben war, so zeigte er sich in Wasser ganz unlöslich. Der so erhaltene Rückstand musste nun, abgesehen von den Spuren salpetersauren Ammoniaks, pyroarsensaure Magnesia sein, 2 MgO AsO°. Mit diesem wurden !zuerst in wässeriger Lösung, dann auch mit dem ungelösten Rück- stande die Reactionsversuche ebenso angestellt, wie mit dem . Rückstande des geglühten Natronsalzes, aber alle Reagen- tien, wie sie oben aufgeführt sind, brachten auch nicht im Geringsten andere Erscheinungen hervor, als von einer Verbindung der Magnesia mit der gewöhnlichen Arsensäure erwartet werden konnten. Nach diesen Erfahrungen war natürlich nicht zu erwar- ten, aus Lösungen des Rückstandes durch Krystallisation ein pyroarsensaures Salz zu bekommen. Die trotzdem ge- machten Versuche ergaben, dass aus der kalten wässerigen Lösung unter der Luftpumpe das bekannte halb arsensaure Magnesiasalz, 2 MgO, HO, As 0° + 14 aq in feinen Na- deln auskrystallisirte, Vergl. folgende Analyse, in welcher in Folge des schnellen Verwitterns des zu untersuchenden Salzes die Wasserbestimmung nicht genau ausfiel: Lufttrocknes Salz = 0,3118 Verlust bei 100° = 0,1140 —36,561%/,H 0 —4,06=11,3 Verlust im Ganzen nach dem Glühen — 0,1460 =46,825%, H0 =5,2= 14,25 Gefunden 1) AsS?= 0,131 —=42,020 „ As0 —=0,365—1 2) 2MgO PO°’—= 0,124 —= 14,111, Mg0=0,705—=2 Wenn concentrirte Essigsäure zur Lösung angewen- det wurde, um womöglich zu verhüten, dass durch Was- seraufnahme das dritte Atom Basis durch Wasser vertreten, und so die zweibasische Arsensäure in die dreibasische um- gewandelt wurde, so ging zwar wirklich weniger Wasser in die Verbindung ein, aber doch verbanden sich ein Atom basisches Wasser und auch noch 10 Atome Krystallwasser neben den 2 Aequivalenten Magnesia mit der Arsensäure und es entstand folgendes Salz: 2MgO, HO, As0°-+-10ag. 357 Die Analyse dieses Salzes ist weiter unten angegeben. Eine andere und stärkere Säure konnte zur Lösung behufs nachfolgender Krystallisation nicht angewendet werden, weil dann nach der Analogie der Phosphorsäure erst recht keine der Pyrophosphorsäure entsprechende Modifica- tion der Arsensäure hätte bestehen können, da ja auch die pyrophosphorsauren Salze durch Behandlung mit freien starken Säuren in Salze der gewöhnlichen Phosphorsäure übergehen. Hierauf stellte ich die Versuche zur Auffindung von Pyroarsensäure noch mit reiner Arsensäure in wässeriger Lö- sung an. Erhitzt man nämlich eine wässerige Lösung von Arsensäure so lange, bis die Temperatur auf 140 — 180°C. gestiegen ist, so ist 1 Aequivalent Wasser entwichen und das Trihydrat, AsO° 3HO ist in das Bihydrat AsO5 2H0O übergegangen. Dasselbe geschieht mit der Phosphor- säure, nur bei höherer Temperatur (213 —215°C.), und die entstandene Pyrophosphorsäure bleibt dann auch in kalter wässeriger Lösung unverändert. Anders verhält sich nun in letzterer Beziehung die Arsensäure, denn wird das er- zeugte Bihydrat durch Zusatz von kaltem Wasser gelöst und unmittelbar nach der Lösung der Versuch gemacht, welche Reactionen mit salpetersaurem Silberoxyd, salpeter- saurem Quecksilberoxydul, Quecksilberchlorid, schwefelsau- rem Kupferoxyd, essigsaurem Bleioxyd, schwefelsaurer Mag- nesia, Ammoniak und Salmiak, sowie mit Chlorbarium und Chlorcaleium hervorgebracht werden, so zeigt sich, dass diese ganz dieselben sind, welche auch eine wässerige Lö- sung gewöhnlicher Arsensäure mit den angeführten Rea- gentien erzeugt. Von einer Modification der Arsensäure, welche sich anders als die gewöhnliche Arsensäure verhielte, entspre- chend der Pyrophosphorsäure gegenüber der gewöhnlichen Phosphorsäure, konnte mithin auch durch diese Versuche nichts entdeckt werden. Ich ging hiernach auf die Versuche zur Auffindung einer Metarsensäure über. Da das sogenannte saure arsensaure Natron, NaO, XXI. 1864. 24 358 2 HEO, AsO}, nicht krystallisirbar ist, so wurde das ent- sprechende Kalisalz, KO, 2 HO, AsO? dargestellt, indem eine gewisse Menge Arsensäure mit kohlensaurem Kali ge- sättigt und dann noch einmal so viel Arsensäure zugesetzt wurde; durch Eindampfen und Krystallisation erhielt ich dann das gewünschte Salz. Dieses wurde durch langes und starkes Glühen endlich wasserfrei erhalten, wobei aber eine geringe Reduction nicht vermieden werden konnte. Der Glührückstand bestand also aus KO AsO?° und wenig AsO°®. Die darin entstandene einbasische Arsensäure oder Metarsensäure musste, wenn sie wirklich eine Modification der Arsensäuree bildete und als solche beständig war, Re- actionen geben, die von denen der gewöhnlichen Arsen- säure verschieden sein und denen am wahrscheinlichsten entsprechen mussten, durch welche sich die Metaphosphor- säure von der gewöhnlichen Phosphorsäure unterscheidet. Das metaphosphorsaure Natron erhält man ja auch als amorphe geschmolzene Masse durch Glühen resp. Schmel- zen des Drittelphosphorsauren Natrons, NaO, 2 HO, PO®. In kalter wässeriger Lösung bleibt das metaphosphorsaure Natron dann unverändert. Von dem Glührückstande wurde nun eine wässerige Lösung dargestellt.e Dieselbe zu Eiweiss hinzugegossen coagulirte dasselbe auch nach Zusatz von Essigsäure nicht. Dies vermögen nun alle Unterarten der Metaphosphorsäure ohne Ausnahme, so sehr sie auch sonst in ihrem Verhal- ten von einander abweichen. Da aber bei der Arsensäure eine derartige Reaction nicht bemerkt wurde, so ist anzu- nehmen, dass eine Metarsensäure nicht existire. Zu dem- selben Schlusse berechtigen ausserdem noch die Ergebnisse der nachstehend beschriebenen Versuche. Das Natronsalz der Metaphosphorsäure erhält man, wie schon erwähnt wurde, durch Schmelzen des sauren phosphorsauren Natrons. Aber man kann dabei zugleich verschiedene Unterarten der Metaphosphorsäure bekommen, jenachdem man das zu einer klaren durchsichtigen Masse geschmolzene Salz nicht zu langsam abkühlen lässt oder aber nach eingetretener Schmelzung eine sehr allmälige Abkühlung bewirkt. Die im erstern Falle entstehende Mo- 359 difieation des metaphosphorsauren Natrons giebt mit den Auflösungen vieler neutraler Metallsalze Fällungen, die ge- wöhnlich im Ueberschuss des metaphosphorsauren Salzes auflöslich sind und beim Schütteln und Kochen entweder wie ein schweres Oel zu Boden fallen oder harzartig wer- den. Dieselbe Submodification der Metaphosphorsäure giebt mit schwefelsaurer Magnesia keinen Niederschlag und bei nachherigem Zusatz von Ammoniak nur dann, wenn wenig Natronsalz in Lösung zugefügt ist; der so entstandene ist aber in Chlorammonium löslich. Eine Auflösung von sal- petersaurem Silberoxyd bringt einen dicken voluminösen weissen Niederschlag hervor, der in einem grossen Ueber- schuss des Natronsalzes auflöslich ist und durch Kochen harzartig wird. Chlorbarium erzeugt mit dieser Modifica- tlon einen voluminösen Niederschlag, der in einem Ueber- schuss des metaphosphorsauren Salzes auflöslich ist und weder durch langes Stehen, noch durch Kochen öÖlartig wird; der durch Chlorealcium hervorgebrachte ist ebenfalls in einem Ueberschuss des Natronsalzes löslich, setzt sich aber beim Schütteln schon in der Kälte als dicke ölartige Masse zu Boden. Ganz anders verhält sich nun die Submodification des metaphosphorsauren Natronsalzes, welche auf die Weise er- halten wird, dass man entweder nicht bis zum Schmelzen erhitzt oder nach eingetretener Schmelzung sehr allmälig abkühlt. Die Säure dieses Salzes bildet nämlich mit bei- nahe allen Basen auflösliche Verbindungen, die Auflösung des Natronsalzes giebt daher keine Niederschläge mit sal- petersaurem Silberoxyd und Bleioxyd, Chlorbarium, Chlor- strontium, Chlorcalcium, schwefelsaurer Magnesia, Eisen-, Zink-, Cobalt- und Nickelvitriol. Nur mit den Auflösungen des salpetersauren Quecksilberoxyduls und des Quecksilber- oxyds entsteht nach längerer Zeit, mit essigsaurem Blei- oxyd aber sogleich eine Fällung. Behandelt man das in Rede stehende arsensaure Ka- lisalz in entsprechender Weise, d. h. glüht man es in der einen Portion bis nicht zum Schmelzen, schmilzt es aber in der andern, was nur im Gasgebläse zu erreichen war, und kühlt die geschmolzene Masse dann schnell ab, stellt 24* 360 dann von beiden wässerige Lösungen dar, um mit ihnen die betreffenden Reactionsversuche durchzunehmen, so bekommt man nur die Reactionen, die jedes Gemisch gewöhnlicher Arsensäure mit etwas arseniger Säure giebt, also weder Ööl- oder harzartige Verbindungen in Lösungen der eigentlichen Metalloxydsalze, noch mit schwefelsaurer Magnesia, Ammo- ‘niak und Salmiak einen von der gewöhnlichen arsensauren Ammoniak - Magnesia verschiedenen Niederschlag, noch mit salpetersaurem Silberoxyd einen andern als den bekann- ten rothbraunen Niederschlag von der Zusammensetzung 3 AgO, AsO°, noch mit Chlorbarium oder Chlorcaleium in einem Ueberschuss der arsensauren Kalisalzlösung lös- liche Fällungen, noch auch der zweiten durch vollständige Schmelzung erhaltenen Modification entsprechend lösliche Verbindungen mit allen oben angeführten Reagentien. Es trat also bei diesen Versuchen durchaus keine Erscheinung ein, die zur Annahme einer als besondere Modification auf- tretenden Metarsensäure berechtigte. Um die bei diesem Versuche eingetretene theilweise Reduction der Arsensäure zu arseniger Säure zu vermei- den, wodurch es fraglich sein konnte, ob aus dem sauren arsensauren Kalisalz alles Wasser durch die Hitze so voli- ständig ausgetrieben war, dass der Rückstand nur ausKO, AsO? bestand, machte ich einen ganz ähnlichen Versuch in folgender Weise. Ich stellte das arsensaure Doppelsalz dar, welches dem bei den Löthrohrversuchen gebräuchlichen sogenannten Phosphorsalz entspricht, also die Zusammen- setzung hat: NaO, 20H?O, AsO° + 8aq, indem ein Theil Chlorammonium mit 6 Theilen halbarsensauren Natrons zu- sammengebracht, und. die Lösung des Gemisches in Was- ser durch Eindampfen nach .Zusatz von wenig Ammoniak zum Krystallisiren gebracht wurde. Die so entstandenen Krystalle wurden aus ammoniakalischem Wasser zweimal umkrystallisirt, worauf sie ganz frei von Chlornatrium wa- ren. Dieselben wurden in möglichst wenig Wasser gelöst und aus dieser Lösung durch gesättigtes Ammoniakwasser das verlangte Salz niedergeschlagen, welches nach dem Auswaschen mit Ammoniak rein auf dem Filter zurückblieb. Dieses Salz wurde nun in eine Porzellanschale gebracht, 361 mit etwas Salpetersäure übergossen, im Wasserbade zur Trockne verdampft und dann geglüht. Eine Reduction war dabei nicht eingetreten, auch keine NO° mehr zurückge- blieben. Mit dem erhaltenen Rückstande, NaO AsO?°, wur- den nun zuerst in wässeriger Lösung “alle beim vorigen Versuche umständlich beschriebenen Reactionen durchge- nommen, danach auch der Rückstand in fester Form mit verschiedenen Reagentien übergossen, aber durchaus nichts beobachtet, was auf das Entstehen einer von der ge- wöhnlichen Arsensäure verschiedenen Modification dieser Säure hingedeutet hätte. Erhitzt man freie Arsensäure bis auf 206° C., so ent- steht eine Säure, die nur noch 1 Atom Wasser enthält. Das auf ähnliche Weise erhaltene Monohydrat der Phosphor- säure hält sich einige Zeit als solches auch nach der Auf- lösung in Wasser oder giebt mit Kali oder Natron gesät- tigt metaphosphorsaure Alkalisalzee Dagegen muss das Monohydrat der Arsensäure, in Wasser gelöst, sogleich wie- der in das Trihydrat oder in gewöhnliche Arsensäure über- gehen, denn das Verhalten seiner wässerigen Lösung zu Reagentien ist ganz dasselbe, wie das der gewöhnlichen Arsensäure und mit ätzenden Alkalien entstehen die ge- wöhnlichen arsensauren Alkalisalze; also konnte von einer der Metaphosphorsäure entsprechenden Modification der Arsensäure auch hier nichts gefunden werden. R Zuletzt wurde nun noch der Versuch angestellt, der nach Kotschoubey (Journ. f. pr. Chemie, 49, 185) schon Andeutungen auf eine von der gewöhnlichen Arsensäure verschiedene Säure, also entweder auf eine Pyro- oder Met- arsensäure, gegeben haben soll. Glüht man nämlich ein arsensaures Ammoniaksalz vorsichtig, d. h. unter nur sehr allmäliger Steigerung der Hitze und bei möglichstem Ab- schluss der Luft, so soll nach Kotschoubey der Rückstand Reactionen zeigen, die von denen der gewöhnlichen Arsen- säure verschieden sind. Welches diese Reactionen sind und inwiefern sie sich unterscheiden, ist in jenem Journal nicht angegeben. Es wurde nun das Ammoniaksalz: 20H40, HO, AsO° 362 dargestellt, indem freie Arsensäure durch Ammoniak über- sättigt wurde, worauf sich nach längerm Eindampfen und Zusatz von wenig Ammoniak das verlangte Salz in Kry- stallen ausschied. Diese wurden dann mit der nöthigen Vorsicht geglüht, bis alles Ammoniak entwichen war; eine geringe Reduction der Arsenäure war indessen doch einge- treten. Die rückständige Arsensäure gab aber mit allen Reagentien, mit denen auch Versuche angestellt wurden, durchaus nur die Reactionen der gewöhnlichen Arsensäure, nebenbei natürlich auch solche der arsenigen Säure, aber durchaus keine einer etwa entstandenen Pyro- oder Metar- sensäure, und es müssen. die Beobachtungen von Kot- schoubey jedenfalls auf einem Irrthum beruhen, der wahr- scheinlich durch die geringen Mengen arseniger Säure ent- ‚standen ist, welche sich auch beim vorsichtigsten Erhitzen aus der Arsensäure in Folge der Reduction durch a ent- weichende Ammoniak bilden. Wenn sonach sämmtliche im Vorstehenden beschrie- bene Versuche sowohl hinsichtlich der Pyro- als auch der Metarsensäure nicht solche Resultate geliefert haben, wie man sie in Anbetracht der grossen Aehnlichkeit der As O° mit der PO5 erwarten konnte, so berechtigen sie doch gewiss zu dem Schlusse, dass zwar durch gewisse Verfahrungs- weisen Körper dargestellt werden können, die entweder die Zusammensetzung von pyro- oder von metarsensauren Sal- zen haben, die aber auch wegen ihrer grossen Unbestän- digkeit und weil sie in Lösungen immer und zwar augen- blicklich in gewöhnliche dreibasische arsensaure Verbindun- gen übergehen, kaum auf den Namen pyro- oder metar- sensaurer Salze Anspruch machen können und auf die Exi- stenz einer Pyro- oder Metarsensäure, entsprechend der Modificationen der Phosphorsäure, die so beständig sind und in ihrem Verhalten so handgreiflich von der gewöhnlichen Phosphorsäure verschieden, nicht im Geringsten zu schlies- sen erlauben. 363 Ueber einige arsensaure Salze. In dem vorstehend beschriebenen Gange der Untersu- chungen auf Pyro- und Metarsensäure habe ich an einer Stelle erwähnt, dass man Salze von verschiedener Zusam- mensetzung und zwar von verschiedenem Wassergehalt be- kommen kann, jenachdem man ein arsensaures Salz aus Wasser krystallisiren lässt oder aus concentrirter Essig- säure. Es zeigten ferner noch besonders angestellte Ver- suche, dass gerade wie die phosphorsauren, auch die ar- sensauren Salze aus essigsaurer Lösung nur in der Form sich bilden, dass 2 Atome fixer Basis auf 1 Atom Säure kommen, das dritte Atom Basis aber durch Wasser vertreten wird. So entstand aus dem Glührückstande, den ich erhielt, wenn arsensaure Ammoniak - Magnesia mit Salpetersäure zur Trockne verdampft und geglüht wurde, durch Lösen in Essigsäure und nachherige freiwillige Verdunstung das halb- arsensaure Magnesiasalz, aber nicht wie bei der Krystalli- sation aus wässeriger Lösung mit 14, sondern nur mit 10 Aequivalenten Wasser nach folgender Analyse: Lufttrockne Substanz — 0,5144. Wasserverlust bei 1000C. ==0,1812—=35,225°), HO Gefunden wurde: 1, AsS? ==0,2459 also As0° ==0,229 —44,712%), AsO° 2, 2MgOPO° = 0,2337 also MgO =0,0842 — 16,330%), MgO 96,267%), Bleibt noch 3,733°/, HO Es verhält sich nun 35,225%%, —=3,914=10 HO 44.7199, — 0,389 — 1 220, 16,330%/,—=0,802= 2 MgO 3,7339), —=0,415—= 1 HO Das erhaltene Salz bekommt also die Formel: 2MgO, HO AsO°’—-10 ag. Ferner bekommt man, wenn der durch Chlorba- rium und arsensaures Natron entstandene Niederschlag in concentrirter Essigsäure gelöst wird durch Krystallisation 364 in Folge freiwilliger Verdunstung halbarsensauren Baryt, mit 2 Aequivalenten Krystallwasser nach folgender Ana- lyse: Lufttrockne Substanz —=0,4540 Bei 100° keine Gewichtsabnahme. Gefunden wurde: 1, BaO SO? 0,3576 . also Ba 0 = 0,235 —=51,76%), 2, 2Mg0,NH ?0, As O0°-+ HO =0,2908 also As 05—0,176— 38,77%, 90,53% Bleibt noch 9,47%, HO 51,76%, =0,68=2Ba 0 38,77%, —0,34=1AsO° 9,47%, =1,05—=3HO Die Zusammensetzung dieses Salzes kann also aus- gedrückt werden durch die Formel: 2Ba0,H0, As0°+2ag. Seine Krystalle erscheinen urter dem Microscop als Qua- dratoctaeder: Wird das arsensaure Strontiansalz, wie es beim Zusam- menkommen von Chlorstrontium und arsensaurem Natron entsteht, in concentrirter Essigsäure gelöst und die ent- standene Lösung durch Verdunstung zur Krystallisation gebracht, sö entsteht auch hier ein halbarsensaures »>alz von ganz entspechender Zusammensetzung, 2SrO, HO, As O° —+2HO nach folgender Analyse: Lufttrockne Substanz =—=(,6372 Gefunden: 1, 5 080°—0,475 also) Sr 00,268 — 42,060, — 0,81 —2 - 2, 2MgO, NH?O, As0°, HO=0,492 also AS Q0°=0,298 —46,77%,—=0,41—1 88,99%), Bleibt noch 11,01%), HO—=1,22==3. Es erscheint dieses Salz unter dem Microscop in sehr wenig schiefen, fast rechtwinkligen Blättchen. Denseiben ‘Versuch auch noch mit der arsensauren Kalkerde anzustellen, wollte nicht gelingen, weil der durch arsensaures Natron mit Chlorcaliüm erzeugte Niederschlag 365 sich sowenig löslich in Essigsäure zeigte, dass aus der es- sigsauren Lösung durch Krystallisation nicht soviel Salz gewonnen werden konnte, um eine Analyse davon zu ma- chen. Es bleibt mir noch übrig anzuführen, dass von mir ein saures arsensaures Manganoxydul dargestellt wurde, welches meines Wissens bis jetzt noch nicht bekannt war. Es wurde nämlich aus einer Lösung von schwefelsaurem Manganoxydul durch kohlensaures Natron kohlensaures Manganoxydul niedergeschlagen, der Niederschlag gehörig ausgewaschen und dann in soviel freier concentrirter wäs- seriger Arsensäure gelöst, dass auf 1 Aequivalent Man- ganoxydul ein Aequivalent Arsensäure kam. Durch Ein- dampfen und Erkaltenlassen erhielt ich dann das gewünschte Salz. Es erscheint unter dem Microscop in kleinen kry- stallinischen Blättchen von rechtwinkliger Form, zieht Was- ser aus der Luft an und zerfliesst nach und nach, wess- halb auch in nachstehend angeführter Analyse die Wasser- bestimmung ein etwas zu hohes Resultat lieferte. Luftrocknes Salz — 0,5208 Wasserverlust bei 1000 0,015 — 2,88%, — 0,32 Gefunden: 1, ArS®= 0,3594 also As0°—0,336 —=64,516%,—0,561—=1. 2, Mn °0?—=0,1181 also Mn O0 —-.0.109 — 209234, — 1.383—1 88,325%, Bleibt noch 11,675%/, EH0—=1,297—=2,2 Die Formel dieses Salzes wäre also: Mn O, 2HO, AsO°. Aus frisch gebrannter Magnesia und der äquivalenten Menge freier Arsensäure in concentrirter wässeriger Lösung ist auch ein saures arsensaures Magnesiasalz auf die Weise zu erhalten, dass man die Magnesia in der Arsensäure löst und nach längerm Eindampfen durch Erkalten das verlangte Salz aus dieser Lösung krystallisiren lässt. Dasselbe zer- floss aber an der Luft noch viel leichter und so schnell, dass eine genaue Analyse davon nicht gemacht werden konnte. Wennich aber von dem schnell gewaschenen und dann sehr oft zwischen Fliesspapier gepressten Salze etwas 366 in Wasser löste und diese Lösung dann ammoniakalisch machte, so erhielt ich den bekannten Niederschlag von ar- sensaurer Ammoniak -Magnesia, 2MgO, NH?O, Ar0°-+12 ag. Filtrirte ich diesen Niederschlag, so liessen sich im Fil- trat noch bedeutende Mengen von Arsensäure, dagegen keine Magnesia nachweisen, woraus zur Genüge hervorgeht, dass das zur Untersuchung gekommene Salz jedenfalls mehr als 1 Aequivalent Arsensäure auf zwei Aequivalent Magne- sia enthalten muss, also höchst wahrscheinlich 1 Aequiva- lent Säure auf 1 Aequivalent Magnesia. R Mittheilungen, Chr. L. Nitzsch’s Beobachtungen über Vogelmilben. Nachdem ich bereits in Bd. XVIII. S. 438—444 die schät- zenswerthen Beobachtungen über die unter der Haut bei Vögeln schmarotzenden Milben aus Nitzsch’s handschriftlichem Nachlass mitgetheilt habe, deren zahlreiche Arten unter Hypoderas, Filippi unter Hypodectes (Bd. XXI, 79) aufgeführt waren, lasse ich nun auch die blos gelegentlichen, immerhin noch beachtenswerthen über die im Gefieder lebenden Milben folgen. Einzelne dieser sind schon längst bekannt, der gemeine Dermaleichus passerinus bereits von Degeer abgebildet, Glycophagus ceursor auf dem Uhu von Gervais, dann von Koch in der Uebersicht des Arachniden- systems III. S. 122-126 die Gattung Dermaleichus mit 32 Ar- ten, leider nur mit Namen angeführt worden. Letztrer gruppiert die Arten nach der Beschaffenheit der Füsse in sieben Gruppen, von welchen die mit verdiekten männlichen Hinterfüssen bei Nitzsch unter dem Gattungsnamen Analges zusammengefasst worden sind. Es ist nicht möglich die Nitzschen Arten sämmtlich auf die Koch- schen zurückzuführen, da beider Angaben zu einer vergleichen- den Prüfung ungenügend sind, doch hat Nitzsch einige, welche Koch unbekannt sind und so stelle ich die Beobachtungen nach den Wohnthieren zusammen um spätern Beobachtern das Auf- suchen zu erleichtern. Falco haliaetos. Auf einigen Exemplaren an den Fahnen der Schwingen höchst eigenthümliche Milben, grossfüssige Männ- chen und gleichfüssige Weibchen, beide in verschiedenen Alters- zuständen beobachtet. Fehlt bei Koch. 367 Corvus glandarius nährt eine Zecke mit braunem Schild auf der vordern Hälfte des Leibes, mit langen Vorderbeinen, abgesondertem Kopfe, keulenförmigen Tastern und dem ächten sägezähnigen Zeckenrüssel. Corvus coraw. Ausser vielen Federlingen zweierlei Milben, nämlich eine sehr kleine weissliche Art, Acarus passerinus sehr ähnlich und eine zweite grössere braune, der Käfermilbe ähnlich. Koch bildet einen D. corvinus ab. Fringilla chloris. Ein matter kränklicher Grünling hatte an Brust und Rücken acht dicke, sonderbar hellgelbe Knoten unter der Haut, welche bei Entfernung der letztern aus- einer trocknen mehlartigen Masse zu bestehen schienen. Unter dem Mikroskop liessen sich deutlich lebende Milben und Milbeneier erkennen. Bald wurden erstere auch auf der Haut und in den Federn gefunden. Sie sind fast ebenso lang wie breit und haben vorn zwei dicht an einander liegende Taster, gehen nur auf den zwei vordern Fusspaaren, die sehr kurz und kegelförmig und mit langen nach hinten gerichteten Borsten besetzt sind. Die beiden hintern Fusspaare waren nur an ihren Borsten zu erken- nen. Die Eier sind nur sehr wenig kleiner als die lebenden Mil- ben, oval, theils weiss, theils gelblich und im letztern Falle den Embryo enthaltend. Alle diese als Knoten erscheinenden Mil- bennester waren deutlich nach aussen geöffnet mit einem unre- gelmässigen, durchaus troeknen Loche. Diese Art gehört nicht zu den unter der Haut schmarotzenden Hypoderas, sondern ist ein Dermaleichus, den jedoch Koch nicht gekannt zu haben scheint. Fringilla montifringilla. Zahlreiche Milben nur mit glei-- chen Fusspaaren am Schnabelgrunde des Vogels. Kochs D. Frin-- gillarum hat das verdickte dritte Fusspaar und kann daher auf diese Art nicht bezogen werden. Fringilla carduelis. Zahlreiche Milben und zwar die Männ- chen ohne verdicktes drittes Fusspaar, wie die in Copula befind- lichen Pärchen mit Bestimmtheit erkennen liessen. Sie schie- nen zweien Arten anzugehören, die jedoch der nähern Verglei- chung noch zu unterwerfen sind und bei Koch sich nicht auffin- den lassen. Loxia curvirostris. Die Milben liegen wie weisse Sandkörn- chen unter den Augen auf dem Musculus pterygoideus, sind fast so breit wie lang, jederseits mit einem wulstigen Höcker hinter dem zweiten Fusspaare und vier gleichen fünfgliedrigen Fuss- paaren, deren Endglieder je zwei Haftlappen und zwei viel län- gere Krallen eben. Sehr klein, weich und weiss. Koch stellt seinen D. Loxiarum unter die Arten mit verdicktem dritten Fusspaar. Alauda arvensis wird von derselben Milbe heimgesucht, welche auf dem Grünling schmarotzt. Hier bestand das weisse 368 Pulver der grossen Knoten aus entleerten Eihüllen und abge- streiften Häuten, das gelbe Pulver aus Jungen und aus Eiern. Die Milben boten folgende Verschiedenheiten. 1. Junge Milben mit sehr rundlichem, hinten besonders abgerundeten Körper mit nur einem hintern Paar Stummelfüsse, mit denen sie aus dem Ei ausschlüpfen und in demselben auch durch die Eihaut er- kannt werden. Sie sind intensiv orangegelb in der ganzen hin- ‘tern Körperhälfte und die gelbe Farbe sendet drei Zipfel nach vorn, wovon der mittle kürzer und stumpfer ist als die beiden seitlichen. Uebrigens ist der Vorderkörper wie die Mundtheile und Füsse ungefärbt. 2. Die anderthalb Male‘ so grossen Indi- viduen sind achtfüssig und ihr ebenfalls rundlicher Rumpf ist hinten nicht vollkommen abgerundet, sondern merklich verschmä- lert und wie abgeschnitten oder zweilappig. 3. Ebenfalls acht- füssige Individuen von doppelter Länge der Jungen und mit mehr länglichem Körper, der sich nach hinten verschmälert und gerade abgestumpft endet, wahrscheinlich trächtige Weibchen. Andere kürzere und schmächtigere mochten ihre Eier schon abgelegt ha- ben. Beiderlei reife Milben hatten auf dem Rücken eine ziem- lich unbestimmte gelbliche Zeichnung. Als Mundtheile liessen sich bei allen erkennen: ein Paar starker conischer Taster von der Dicke der Vorderfüsse und zweigliedrig, einander sehr genä- hert und bisweilen dicht an einander schliessend, jeder vorn mit drei hornigen schmächtigen Haken von verschiedener Grösse, die einziehbar zu sein scheinen. Das zwischen den Tastern liegende Organ liess sich nicht genau erkennen. Die Oberfläche des Rum- pfes ist fein quer gerieft und trägt nur zwei lange Borsten. Die Füsse der beiden vordern Paare sind kurz kegelförmig, undeut- lich gegliedert, mit einzelnen langen Borsten besetzt, am Ende mit zwei, an der Wurzel wie es scheint zu einem fast S förmig gekrümmten Stamm verbundenen Klauen und darunter mit zwei schmalen länglichen Haftläppchen versehen. Die Füsse der bei- den hintern Paare sind viel kürzer, blos warzenförmig, am Ende stumpf und ohne Klauen und Haftläppchen, aber mit sechs sehr langen Endbofsten, von welchen bisweilen nur drei zu sehen sind. Der Rumpf trägt nur hinten ein Paar gerade Borsten. Die Eier sind rundlich elliptisch, anfangs weiss, aber mit Embryo orangegelb, kleben ziemlich fest aneinander. Motacilla swecica. Die Milben des Blaukehlchens stimmen zwar in vieler Hinsicht mit Acarus passerinus überein, zumal im Bau der vordern Füsse und in der ungeheuren Grösse des drit- ten Fusspaares, sind aber dennoch verschieden, besonders im Bau des letzten Fusspaares. Dieses hat nämlich ähnliche Klauen oder Zangen wie bei den Läusen und ist braun statt weiss, wird aber beim Kriechen gleichfalls starr gestreckt nachgeschleppt:. Die Leibessesmente lassen sich nicht von einander unterscheiden. Kurze und lange starke Borsten stehen an verschiedenen Stellen. 369 Mit dieser Milbe waren andere vergesellschaftet, von geringerer Grösse und anderer Gestalt, ohne verdickte Hinterbeine, welche die Weibchen sind. Motacilla alba. Zwei Arten, deren eine der Milbe auf Ac- centor modularis sehr nah steht, die andere dagegen der des Stieglitzes ähnlich ist, ohne dass jedoch die Identität beider sich nachweisen liess. Accentor modularis. Eine sehr gedrungene Milbe mit ei- genthümlichen Bau des sehr verdiekten dritten männlichen Fuss- paares. Sitta europaea. An den Federn zahlreiche Milben mit sehr verdicktem dritten Fusspaare. Lanius excubitor. In Gesellschaft des Philopterus buce- phalus zahlreiche Milben, dickfüssige Männchen und gleichfüssige Weibchen, von der Taubenmilbe verschieden, indem das dicke dritte Fusspaar sehr beträchtlich dicker und die Glieder dessel- ben nach oben einen Bogen machen, auch das Ende des Hinter- leibes nicht gespalten ist, sondern mit einer einfachen Papille endet. Mit Acarus passerinus ist sie gleichfalls nicht zu identi- fieiren. Ist wohl Kochs D. Laniorum. Picus martius. Kleine weissliche Milben zahlreich an der Spitze der Kopffedern. Picus medius. Eine eigenthümliche Milbe in nur weibli- chen Exemplaren an den borstigen Kinnfedern in grösserer Menge. Picus major. Die Milbe dieses Spechtes in beiden Ge- schlechtern beobachtet unterscheidet sich von andern Arten durch ihr verlängertes tief gespaltenes Hinterleibsende. Die beiden End- lappen sind durchsichtig und am Seitenrande mit zwei beborste- ten Zacken versehen. — Eine zweite Milbenart auf eben diesem Spechte ist sonderbar langgestreckt und zumal die Weibchen. Die in Copula befindlichen Pärchen lagen in gleicher Richtung und nicht in entgegengesetzter wie die Pärchen der Taubenmilbe, die Lage der Geschlechtsöffnungen ist hier also eine andere. Koch scheint nur eine Spechtmilbe, D. pieinus gekannt zu haben. Caprimulgus europaeus. Bei Oeffnung der Nasenlöcher bis zu den Choanen hin zeigten sich 15 Milben von der Grösse der Kopflaus, der sie auch bei oberflächlicher Betrachtung ohne Loupe sehr ähnelten. Näher betrachtet ergaben sie sich jedoch als Mil- ben. Einige Exemplare, ohne Zweifel die männlichen waren beträchtlich schlanker als die übrigen und roth. Sie streckten den Kopf lebhaft aus und zogen ihn ein. Thorax und Abdomen sind nicht scharf von einander abgesondert, nur durch gewisse Rü- ckenfurchen angedeutet. Uebrigens erscheint der ganze Rumpf ausserordentlich fein und regelmässig quergereift. Scheint kein Dermaleichus zu sein. Columba domestica. Auf ‘einer kranken Taube neben vie- len Philopterus compar eine ungeheure Menge Milben an den i 370 Federn und besonders in der Nähe der Schäfte, wo sie munter auf dem Gitterwerk der Fahne umherkrochen. Ueberall sassen Milben mit langem dicken dritten Fusspaar und solche mit gleich dicken Fusspaaren, letztere viel zahlreicher etwa zu 20 bis 30 auf eine der erstern. Die längst gehegte Vermuthung, dass die diekfüssigen Exemplare die männlichen seien und das dicke dritte Fusspaar bei der Begattung eine Rolle spiele wurde hier (im Jahre 1815) sicher beobachtet, indem 20 Paare in Copulation getroffen wurden. Die dickfüssigen hingen mit den gleichfüssigen wie Hunde zusammen. Das Männchen bedeckt dabei mit seinem gespaltenen Hintertheil einen Theil des weiblichen Hinterleibes von oben, zieht auch als das stärkere beim Kriechen das Weib- chen mit sich fort. Sobald die Vereinigung der Geschlechtstheile bewirkt ist, erscheint das verdickte dritte Fusspaar zum festhal- ten nicht mehr nöthig und die Genitalien haben zweifelsohne starke Haftapparate, welche das Weibchen nicht loslassen. Die dicken Füsse dienen nur zum Festhalten des Weibchens vor der Copulation, indem sie mit ihren starken Klauen zwischen Kopf und erstem Fusspaar des Weibchens: eingreifen. Der Vorderleib ist bei beiden Geschlechtern völlig gleich gebildet und beide ha- ben am dritten Gliede der beiden vordern Füsse einen starken Haken. Bei dem Weibchen dagegen sind die beiden Hinterfuss- paare nur etwa halb so dick wie die vordern Paare und das Hinterleibsende gerade abgeschnitten oder abgerundet. Bei Weib- chen und Männchen scheint das dritte Fusspaar ein Glied weni- ger zu haben als die andern Füsse. Die Taubenmilbe ist übri- gens ganz weiss, nur am Kopf und den Füssen gelblich, lässt ihren Magen gar nicht durchscheinen, und frisst sicherlich auch ° kein Blut, da sie stets nur an den Federn angetroffen wird. Der geschlechtliche Unterschied scheint erst nach der letzen Häutung sich auszubilden. Die Art ist von der, welche de Geer abbildet, bestimmt verschieden. Die Verdickung des dritten männlichen Fusspaares erscheint viel weniger auffallend, dagegen die Länge desselben beträchtlicher. Es gelang nicht die Männchen dauernd auf den Rücken zu legen, um ihre Genitalien sorgfältig zu un- tersucher. Sie haben am Endgliede des dritten Fusspaares un- terseits zwei lange dünne Fortsätze oder Afterklauen. - Kochs D. columbinus von der Ringeltaube. Phasianus colchicus. Auf den Federn zahlreiche Milben, denen der Taube täuschend ähnlich nur unterschieden, dass am vorletzten Gliede des dritten verdickten Fusspaares der Männ- chen eine sehr lange starke Borste sitzt und dass die beiden Ab- dominalspitzen fünf Borsten statt drei tragen. Phaeton phoenicurus. Auf den Federn viele Milben, deren Männchen beide hintere Fusspaare stark verdickt haben. Ihre braunen Eier sitzen reihenweis an den langen Federn der Len- denfluren. 371 Tetrao tetrixe. Am Kopf und Halse eines Birkhahnes viele kleine Federmilben in beider Geschlechtern der Taubenmilbe völ- lig identisch. Beide Geschlechter gleich häufig. Koch führt die Art des Birkhahnes als eigenthümlichen D. tetriginus auf. Fulica chloropus. Zahlreiche Milben erschienen mehte Tage nach dem Tode des Vogels im Gefieder. Alle hatten ein sehr dickes, fast unbewegliches drittes Fusspaar und ein tief ge- spaltenes Abdomen. Anas rufina. An den innern Fahnen der Handschwingen eine rundliche, platte, hellbraun, vorn weisse Milbe mit vier Paa- ren kurzer gleichgebildeter Füsse, deren beide hintere Paare ganz an der Unterseite liegen. Anser domesticus. In den Choanen viele Milben einer ei- genen Art fast von der Grösse eines Rübsenkornes, an den län- gern Vorderfüssen mit einfachem Saugkolben, an den drei an- dern kleinern Fusspaaren noch mit den zwei Klauen hinter dem Saugkolben. Der Magen schien deutlich durch, auch waren die beiden Taster deutlich zu erkennen, Giebel. Literatur Physik, R. Clausius, über die Concentration von Wärme und Lichtstrahlen und die Gränzen ihrer Wir- kung. — Bei der Behandlung des 2. Hauptsatzes der mechanischen Wärmetheorie war Cl. davon ausgegangen, dass der Wärmeübergang aus einen wärmern in einem kältern Körper von selbst, dagegen aus einem kältern in einen wärmern nicht von selbst stattfinden könne. Ein ganz entsprechender Unterschied findet sich bei der Umwandlung von Arbeit in Wärme, welche von selbst, und der Wärme in Arbeit, welche nicht ohne Compensation vor sich gehen kann. Die Natur scheint also eine Tendenz zu Veränderungen in gewissen Sinne zu haben. Wendet man dies aufs Metall an, so müsste sich schliesslich jegliche Bewegung in Wärme verwandeln, und da dann allmählig alle Temperaturdifferenzen sich ausgleichen würden, müsste das Weltall allmählig sich dem Zustande nähern, wo die Kräfte keine neuen Be- wegungen mehr :hervorbringen könnten, und keine Temperaturdiffe- renzen mehr existirten. Im Gegensatz hierzu hat Rankine in einer Schrift: „On the Reconcentration of the Mechanical Energy of the Universe,“ davon gesprochen, dass die strahlende Wärme an der Grenze des Aethers und des „leeren Raumes“ total reflectirt und in Brennpuncten wieder concentrirt werde; dort sollte die Intensität der Wärme so gross sein, dass ein Stern, der im Lauf seiner Bewe- gung hinein käme, sofort in Dampf verwandelt und in seine Elemente aufgelöst würde; hieraus ergäbe sich, „dass, obwohl nach dem, was 372 man von der bekannten Welt sehen kann, sie einem solchen Endzu- stande zuzustreben scheint, wo alle physische Energie in der Form “von strahlender Wärme gleichmässig zerstreut ist, die Sterne erlo- schen sind und alle Naturerscheinungen aufgehört haben, dennoch die Welt, wie sie geschaffen ist, möglicher Weise in sich selbst die Mittel besitzen kann, ihre physischen Energien wieder zu concentri- ren und ihre Thätigkeit und ihr Leben wieder zu erneuern.“ Hier- nach scheint Rankine es für möglich zu halten, durch Reflexion der Wärmestrahlen in einen Brennpunct eine Temperatur zu erzielen, die höher ist als die, welche die Strahlen des aussendenden Körper haben; dies widerstreitet nun jenem Grundsatz, und um diesen zu sichern und weil ja auch die Concentration der Wärmestrahlen in anderer Hinsicht von Interesse ist, hat Cl. die Gesetze, denen sie unterwor- fen ist, und den Einfluss, den sie auf den Strahlenaustausch zwischen den Körpern haben kann, einer nähern mathematischen Untersuchung unterworfen, aus der sich ergiebt, dass die Ausstrahlung vollkommen schwarzer Körper bei gleicher Temperatur in verschiedenen Mitteln verschieden ist, und sich umgekehrt verhält, wie die Quadrate der Fortpflanzungsgeschwindigkeiten in den Mitteln, d. h. direet wie die Quadrate ihrer Brechungscoefficienten. Bei nicht vollkommen schwar- zen Körpern hat man statt Emission den Quotienten aus Emission durch den Absorptionsco£fficienten zu setzen. Bei der gegenseitigen Wirkung zweier solcher Körper von gleicher Temperatur auf einan- der, müssen sie gleich viel Wärme mit einander vertauschen; stehen beliebig viele in Wechselwirkung, so erhält jeder von allen zusam- men so viel Wärme, als er ihnen zusendet. Wenn dieser Einfluss des umgebenden Mittels auf die Emission in der That richtig ist, so ist jener Grundsatz nicht nur bei der ohne Concentration stattfinden- den Wärmestrahlung erfüllt, sondern er muss auch gültig bleiben, wenn die Strahlen durch Brechungen oder Reflexionen in beliebiger Weise concentrirt werden, denn die Concentration kann zwar die ab- solute Grösse der Wärmemengen, welche zwei Körper einander durch Strahlen mittheilen, nicht aber das Verhältniss dieser Wärmemengen ändern. — (Pogg. Ann. CAAXI, 1—44.) Schbg. Magnus, über die Verdichtung von Dämpfen an der Oberfläche fester.Körper. — Schon in der Abhandlung über Diathermansie trockner und feuchter Luft (Pogg. Ann. 116, 575), wo- rin die Behauptung Tyndalls (Pogg. Ann. 116, 1 und diese Zeitschr. Bd. 21, 160), dass trockne Luft die Wärme besser durchliesse, als feuchte widerlegt wird, hat Magnus die Beobachtnng erwähnt, dass eine Thermosäule sich erwärmt, wenn feuchte Luft zu ihr gelangt, und dass sie erkaltet, wenn trockne Luft über sie hingeht und beide Luftströme die Temperatur der Säule haben; es erklärt sich diese Erscheinung durch die Annahme, dass die Oberfläche der Säule die Wasserdämpfe aus der Luft verdichtet, und sich durch die frei wer- dende latente Wärme erwärmt, und dass die trockne Luft diese Was- serdämpfe wieder von der Oberfläche der Säule aufnimmt, wodurch 373 diese erkaltet. Die Erscheinung zeigte sich nicht nur wenn die Säule berusst, sondern auch wenn sie ganz metallisch war, ja sogar wenn eine Platte zwischen der Säule und dem Luftstrom eingeschaltet und durch einen eigens construirten Apparat jeder andere Luftzutritt zur Säule verhindert wurde. Durch regelmässiges Heizen des Zimmers am Abend war die Temperatur am Morgen im Zimmer hinlänglich ausgeglichen, die Stubenluft wurde dann durch einen Blasebalg theils durch Chlorcaleiumröhren, theils durch Röhren, die mit feuchten Glas- stückchen gefüllt waren, gegen die Platte getrieben. Zur Messung der Stromstärke diente ein Spiegelgalvanometer mit zwei astatischen Spiegeln und auch ein astatisches Nadelgalvanometer (12mm Ablen- kung beim ersten entsprechend 1° beim zweiten). Die Ablenkung war, wenn keine Platte vor der Säule sich befand zum Messen zu gross, bei eingeschobenen Platten war sie meist geringer, je nach deren Natur und Dicke. Es wurden angewandt Platten aus Messing, Glas, Quarz, Gyps, Glimmer, Steinsalz, Alaun, ferner aus Holz, Pappe, Kautschuk (vulkanisches und nicht vulkanisches), Guttapercha, Leder (eingefettet und nicht eingefettet), Elfenbein, Paraffin, Stearinsäure und Wachs, welche zum Theil glatte zum Theil rauhe Oberflächen hatten. Es ergiebt sich daraus „dass alle Substanzen, wie verschie- den sie auch sein mögen, sich erwärmen, wenn Luft zu ihnen gelangt, die feuchter ist, als die, welche sie umgab, und dass sie erkalten, wenn sie von Luft getroffen werden, die weniger Feuchtigkeit ent- hält, als’ die, in der sie sich befanden.“ Es wurde dasselbe Resultat nachher auch durch ein Rumfordsches Differentialthermometer, dessen Glaskugeln zum Schutz gegen zufällige Abkühlung in Glasglocken eingeschlossen waren, ja sogar durch ein einfaches in halbe Grade getheiltes Quecksilberthermometer nachgewiesen. Ueberall aber be- stätigte sich die auch schon in der oben citirten Abhandlung erwähnte Beobachtung, dass bei fortgesetztem Einblasen der einen oder der an- dern Luft die frühere Temperatur wieder zurückkehrte, welche Er- scheinung ganz der Magnus’schen Erklärung gemäss ist. — Aehn- liche Resultate wie der Wasserdampf ergaben Dämpfe von Al- kohol, Aether u. a. m. Man kann daher allgemein aussprechen, dass die verschiedensten Dämpfe an den Wänden fester Körper in solchem Maasse verdichtet werden, dass dadurch wahrnehmbare Temperatur- veränderungen entstehen; daraus folgt, dass zu allen Zeiten sich eine Schicht von verdichteten Dämpfen auf der Oberfläche der Körper be- findet, die mit dem Feuchtigkeitszustande der Atmosphäre grösser oder geringer wird.“ Bei Gelegenheit dieser Versuche wurde auch untersucht, mit welcher Geschwindigkeit die Wärme überhaupt, etwa die einer Lichtflamme, durch verschiedene Substanzen sich fortpflanzt. Bei einer 15mm dicken Kupferplatte trat die Ablenkung augenblick- lich ein, bei 8 solchen Platten, die dicht aneinander gestellt eine Dicke von 12 mm hatten, begann sie erst nach 1 Minute, das Maximum der Ablenkung trat 10 Minuten nach Verlassen des Lichtes ein. Als die Platten je 15mm weit auseinander gestellt wurden und das Licht XXIII. 1864. 25 374 25mm von der äussersten Platte, abstand, begann die Ablenkung auch ungefähr nach einer Minute, sie nahm aber langsam zu, und wuchs noch 1, Stunde nach Entfernung des Lichtes; bei 27mm starken Bu- chenholz trat sie zwei Minuten und bei 65mm acht Minuten nach der Anzündung des Lichtes ein. Aehnliche Resultate zeigte das Luftther- mometer. Man sieht hieraus, dass die von Melloni angewandten Dop- pelschirme nur bei niedrigen Temperaturen einen hinreichenden Schutz gewähren. -— (Pogg. Ann. CXIL, 174—186.) Schbg. Alex. Mitscherlich, über die Spectren der Verbin- dungen und der einfachen Körper. — Schonin einer früheren Abhandlung (Poggd. Annal. Bd. 116) hat M. darauf hingewiesen, dass verschiedene Kupferverbindungen verschiedene Spectra zeigen. Verf. sehreibt diese Verschiedenheit der Spectren den verschiedenen Oxyda- tionsstufen des Metalls zu und sucht in der vorliegenden Abhand- lung seine Ansicht durch eine Reihe von Versuchen mit den verschie- densten Elementen und deren Verbindungen zu begründen. — Die Art und Weise, wie M. die Spectren darstellte, ist eine verschiedene: 1.;Er löste die Substanzen, brachte sie in den von ihm construirten und in der oben erwähnten Abhandlung genau beschriebenen Appa- rat, und hielt das: Platinbündel in die Bunsesche Flamme. 2. Mit Hülfe eines Daniel’schen Hahnes verbrannte er Leuchtgas in Sauer- stoff, und führte auf einem Platindrahte die Substanz je nachdem in die oxydirende oder reducirende Flamme. 3. Er verfuhr ganz wie in Nr. 2, nur liess er das Leuchtgas durch Chlor und den Sauerstoff durch Wasserstoff vertreten. 4. Er verflüchtigte Brom oder Jod im Wasserstoffstrome, liess das Gemisch aus einer feinen Spitze brennen und führte die zu untersuchenden Substanzen auf einem Draht in die Flamme. 5. Waren die Substanzen brennbare Gase, so verbrannte er _ sie aus dem innern Theile des Daniel’schen Hahnes, waren sie nicht brennbar, so wurden sie mit brennbaren Gasen gemischt, und das Gemisch wie ein brennbares Gas behandelt. 6. Feste Substanzen wurden im Wasserstoffstrome erhitzt, und die entweichenden Dämpfe mit dem Wasserstoff an der Ausströmungs-Oeffnung verbrannt. 7. Die festen Substanzen wurden, wenn sie Leiter der Electrieität waren, als Pole eines Inductions- Apparates benutzt, waren sie Nichtleiter, so wurden sie als Ueberzug bei Leitern angewandt. Um gleichzeitig den Einfluss der Luft-Art, welche die Electroden umgiebt, zu contro- liren, wurden die Electroden in eine Glasflasche gebracht, welche: durch eine geeignete Vorrichtung mit jeder beliebigen Gasart gefüllt werden konnte. 8. Um auch Flüssigkeiten zu Electroden verwenden zu können, wurden Glasröhren mit den betreffenden Flüssigkeiten ge- füllt, und dann Platina-Drähte bis fast zu den Mündungen eingeführt, die eine allzustarke Schwächung des Stromes verhindern sollten. Jene Röhren wurden in eine ähnliche Flasche versenkt wie bei 7. Ging ‚der Funken von Flüssigkeit zu Flüssigkeit über, dann zeigte sich, dass die umgebende Gasart ohne allen Einfluss auf das entstehende Spectrum war, wahrscheinlich in Folge der grossen Abkühlung, die 375 die Gäse durch die Wasserdämpfe erfahren. Die betreffenden Sub- stanzen wurden bald auf die eine, bald auf die andere Weise verflüch- tigt, und das Licht spectroscopisch untersucht. Ganz im Allgemeinen folgert nun M. aus seinen Versuchen, dass in der That das Spectrum eines Elementes verschieden ist von dem Spectrum seiner chemischen Verbindungen, sei es, dass letztere Oxyde, Haloidsalze oder sonstige Verbindungen sind, wofern die Temperatur, bei der die Substanzen verflüchtigt werden, nicht schon ausreicht, um eine chemische Zer- setzung einzuleiten. Zu letzterer Beobachtung hat man hinlänglich Gelegenheit, wenn man die Salze eines Metalls nach Methode 7 be- handelt; wobei sich zeigt, dass sie sämmtlich das Spectrum des Me- talls erzeugen. Schliesslich weist Verf. nach, dass zwischen den ge- genseitigen Abständen der durch die Haloide der alkalischen Erden hervorgebrachten Linien und den Atomgewichten jener Verbindungen ganz bestimmte Relationen bestehen, die man benutzen kann, und das Spectrum einer Verbindung a priori zu construiren, vorausgesetzt, dass man das Spectrum einer Verbindung kennt. Uebrigens verheisst Verf. diesen Gegenstand noch genauer zu untersuchen und seiner Zeit das Nähere darüber zu berichten. — (Poggd. Annal. Bd. 121, S. 459.) Brek. Nickles, über die Spectrallinie des Thalliums. — Herr Nickles theilt in den Compt. rend. 58, 132 mit, dass es Thal- liumverbindungen giebt, welche die Flamme nieht grün färben und die characteristische Spectrallinie nicht geben; es sind dies diejenigen, welche Natrium, als Chlornatrium enthalten, letzteres verdeckt durch seine gelbe Flamme und Linie die grüne vollständig. Wenn man also im Sonnenspectrum die Thalliumlinie nicht beobachtet, so ist damit noch nicht bewiesen, dass das Metall sich nicht auf der Sonne findet. Diese Unverträglichkeit der Linie des Thalliums mit der des Natriums kommt auch in Betracht bei Untersuchungen thierischer Gewebe und Flüssigkeiten, bei Analysen vom Mineralwässern und wenn man spectralanalytisch die Gegenwart des Thalliums darthun will. — (Poggd. Ann. CXAXL, 336.) Schbg. Stricker aus Fränkfurt a. M., eine akustische Beobach- tung. — Bei strenger Kälte (10—12°0) geben die Federn und eiser- nen Achsen der Wageu beim Fahren ein helles eigenthümliches Ge- räusch von sich. Dr. Stricker hat Gelegenheit gehabt zu beobachten, dass man schon aus ziemlicher Entfernung, ehe man den Hufschlag der Pferde vernimmt dieses „Singen“ der Axen und Federn hört, je näher der Wagen kommt desto mehr wird das Singen durch den Huf- schlag übertönt, im Moment des Vorüberfahrens verschwindet es ganz, beim Entfernen des Wagens tritt es wieder klarer hervor. Das Sin- gen ist ein hoher dauernder durch Schwingung erzeugter, der Huf- schlag ein tiefer periodischer durch Stoss hervorgebrachter Ton, doch kann dies die Erscheinung nicht genügend erklären. — (Poggd. Ann. CXAI. 335.) Schbg. Dr. G. v. Quintus lcilius, über die Sa 9) * 376 der Stärke temporärer Magnete von der Grösse der mag- netisirenden Kraft. — Nachdem Müller gezeigt hatte, dass das magnetische Moment eines Electromagneten nicht proportional sei der Grösse der magnetisirenden Kraft, sondern sich einer gewissen Grenze nähere, hat Weber gestützt auf die Neumannsche Theorie eine Formel entwickelt, welche das magnetische Moment eines Rotationsellipsoides als Function der magnetisirenden Kraft darstellt. Bei einer ziemlich um- fassenden Versuchsreihe fand lcilius erhebliche Abweichungen von dieser Formel und hat deshalb dieselbe empirisch verändert und sei- nen Resultaten abgepasst. Zugleich beobachtete er auch die schon von Wiedemann angeführte Erscheinung (Poggd. Ann. Bd. 117, 193), dass bei allmählig steigender Grösse der magnetisireuden Kraft der Magnetismus zuerst langsam, dann räscher wächst, um zuletzt wieder. langsam zuzunehmen und dem Grenzwerthe sich zu nähern.“ — Ver- anlasst waren diese Versuche durch die Vermuthung, dass bei hinrei- chender Stromstärke der Grenzwerth überschritten und so möglicher- weise eine Aenderung der Richtung der Molecularströme, d. h. eine Umwandlung des Magnetismus in Diamagnetismus eintreten könnte, wie dies Plücker (Poggd. Ann. 75, 413) von Baumrinde, Kohle, u. a. gezeigt hat. Wenn dies der Fall sein sollte, so müsste sich vor dem Uebergang des Magnetismus in Diamagnetismus nothwendig erst eine Abnahme des Magnetismus zeigen, es trat jedoch bei den vorliegen- den Versuchen, wo 32 grosse Zink-Eisen Becher und mehrere 1000 Fuss Umwicklungsdraht dessen Durchmesser 0,88mm betrug angewandt wurden, immer noch eine Zunahme des Magnetismus ein. — (Pogg. Ann CAAT, 125 — 141.) Schbg. Chemie. P. Alexeyeff, über die Reductionspro- ducte der Nitroanisylsäure. — Nach Streckers Vorgange hat Verf. die Einwirkung des Natriumalgames auf Nitroanisylsäure stu- dirt und gefunden, dass der Verbindung 4 Atome Sauerstoffe entzo- gen werden 68 HT (N O2) 093 + 4A Na = 2 Na20 + £8 HT N0?. Die neue Säure ist nicht krystallisirbar; wird dieselbe in Ammoniak ge- löst, so giebt sie beim Kochen mit Chlorbaryum ein rothes kry- stallinisches Barytsalz 2 (€® H# Ba N 0°) + H2 0. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXXIX, 343.) Smt. Derselbe, über einen dem Benzil isomeren Kör- per. — Bei Einwirkung von Natriumamalgam auf blausäurefreies Bit- termandelöl in einer Kohlensäureatmosphäre werden aus dem Bitter- mandelöl 2 neue Körper erhalten, der erstere ist eine Säure, welche mit der Benzoesäure entweder ident oder ihr sehr ähnlich ist, der zweite ist ein ölartiger Stoff, der bei 314° siedet und €!* H!o 9? zusammen- gesetzt zu sein scheint. Mit saurem schwefligsaurem Natron gibt er keine krystallinische Verbindung, wird von Salpetersäure schwer oxydirt, und gibt beim Kochen mit Aetzkali nicht die charakteristische Farbe des Benzils. — (Zbenda, pag. 347.) Sit. Bechamp, über Entstehung fetter Säuren bei der Gährung. — Nach B. ist das Destillat der Weine stets sauer und zwar von Essigsäure mögen die Weine jung oder alt sein und B. 377 glaubt, dass dieses Oxydationsproduct des Alkohols ein steter Be- gleiter der Zuckergährung sei. In mit Kohlensäure gefüllten Appa- raten wurde Rohrzucker bei entsprechender Verdünnung mit gewa- schener Hefe in Gährung versetzt und sodann destillir. Aus 19 Ki- logramm Zucker erhielt B. 65 Grm. krystallisirtes essigsaures Na- tron. Diese Menge wurde mit Schwefelsäure zersetzt, worauf sich auf der Oberfläche eine etwa 2 CC. dichte ölige Schicht ranzig rie- chender Fettsäuren ansapmelte. — (Compt. rend. LVI, 970.) Smt. C. Braun, über das gelbe nnd weisse Hydrat der Wolframsäure. — Beide Hydrate haben nach andauerndem Trock- nen im Exsiccator über Schwefelsäure dieselbe Zusammensetzung WO3 + H:O; denn auch das weisse, durch Alkalien gefällte Hydrat, das luftirocken analysirt—= WO?-+2 HO ist, verliert bei anhalten- dem Trocknen über Schwefelsäure 1 Atom HO. Wird das gelbe Hydrat längere Zeit bei 100 — 110° C. erhitzt, so verliert es !/a Atom HO, und es entsteht eine Verbindung 2 WO3 -- HO; dagegen ver- liert das weisse Hydrat beim Trocknen bei 100— 110° C. kein Was- ser mehr. Die Wolframsäurehydrate haben mithin folgende Zusam- mensetzung 2 | WwO3 + 2 HO Weisses wo: + HO WwO3 HO Gelbes ' 2 len HO. (Jonrn. f. pr. Chem. XC1, 39.) Spt. C. Bischoff, über die Feuerbesständigkeit der Thone. — Die Quantität der in den Thonen enthaltenen Beimen- gungen kann nicht als einziges Kriterium für die Beurtheilung der Feuerfestigkeit eines Thones gelten; denn es gibt Thone, deren Al- kali, Eisen- und Kalkgehalt nur 1,8 pC. ausmacht und doch sind sie sehr wenig feuerfest, während der Gehalt an jenen Beimengungen auf 5 pC., ohne der Strengflüssigkeit Eintrag zu thun, steigen kann. Die Qualität der Beimengungen scheint, wenn auch nur bedingt maass- gebend, duch entscheidender zu wirken. Am nachtheiligsten zeigten sich die Alkalien, dann folgt Eisenoxydul, Eisenoxyd, Kalkerde, Bit- tererde. Selbst das Verhältniss der Kieselsäure zu diesen Basen scheint nicht ausser Betracht gelassen werden zu dürfen; denn wenn es an dieser fehlt, um ein Eisentrisilicat zu bilden, so wirkt das Eisen nachtheiliger als Kalk. Aus der Strengflüssigkeit der Kiesel- säure an sich hat man geschlossen, dass mit Vermehrung des Quarz- gehaltes in einem Thone die Strengflüssigkeit desselben erhöht wer- den könne, wie es ja in der Praxis wirklich geschieht. Hier ist aber wieder der Temperaturenunterschied als wesentlicher Factor in Be. tracht zu ziehen, weil zu unterscheiden ist zwischen der erforder- lichen Temperatur zur Bildung der Thonsilicate und derjenigen zum Flüssigwerden der gebildeten Silicate.e Lässt man die Temperatur nur bis Gussstahlschmelzhitze gehn, dann scheinen die Kieselsäure- reicheren Thone strengflüssiger, steigt die Temperatur bis zum Schmelzpunkt des Schmiedeeisens dann sind die Kieselsäureär- 378 meren die strengflüssigern. Direete Versuche ergaben mit zuneh- mendem Thonerdegehalt die Strengflüssigkeit gesteigert ist. Analy- sirt man notorisch sehr strengflüssige Thone (z. B. von Garnkirk bei bei Glasgow ete., so findet man sie am thonerdehaltigsten, selbst wenn man das Verhältniss von Al? O3: SiO2 in Betracht zieht. Trotzdem ist die Gesammtmenge der Kieselsäure entscheidend für die Beur- theilung des endgültigen Verhaltens im Feuer. Setzt man Si0? — 100, so ist Al? O®% bei strengflüssigen Thonen — 51 bis 52,5, bei den besten schottischen Thonen sogar — 81,5. Es scheint auch die Form, in der die Kieselsäure im Thon enthalten ist von Einflus zu sein; d.h, es ist ein Thon um so strengflüssiger, je weniger er mecha- nisch beigemengten Quarzsand enthält. Je wasserhaltiger der Thon, um so mehr lässt sich auf Feuerfestigkeit schliessen. Die Analyse sehr feuerfester Thone ergibt meist, dass sie basische "Thonsilicate enthalten. — (Journ. f. pr. Chem. XCI, 19) Smt. Bischoff in Lausanne, über das Vorkommen von Thallium in Braunstein. — In einem Braunstein unbekannter Herkunft, der im übrigen als ein schlechter geschildert wird, fand B. 1 pC. Thallium. Man kocht den Braunstein mit Schwefelsäure aus und fällt das Thallium durch Zink aus der schwefelsauren Lösung. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. 0XAIX, 375.) Smt. R. Böttger, über den Schwamm als Erkennungsmit- tel für echten oder gefälschten Rothwein. — Die weissen Badeschwämme müssen sorgfältig mit Salzsäure und sodann mit Was- ser ausgewaschen werden, Lässt man ein Stückchen solchen Schwam- mes 3 Minuten in dem fraglichen Wein liegen, wäscht es dann wie- der mit gewöhnlichem Brunnenwasser öfters aus, trocknet es zuletzt nach dem Auspressen zwischen Filtrirpapier, so zeigt es, wenn der Rothwein ein natürlicher war, keine Färbung, war der Wein aber mit Malven, Heidelbeeren etc. gefärbt, so ist der Schwamm stets auffal- lend bläulichgrau bis schieferfarben. — (Polyt.. Notizbl. 1864, 97.) Brodie, über die Hyperoxyde organischer Säure- radicale. — Früher war dem Verf. gelungen Acetyl- und Benzoyl- hyperoxyd darzustellen, er fügt zu diesen jetzt hinzu die des Nitrobenzoyls, Cumenyls, Butyryls, Valeryls. Ersteres entsteht durch Einwirkung von Salpetersäure auf Benzoylhyperoxyd, es besteht aus €! HS (N 02)? 0%. Das- Cumenylhyperoxyd erhält man in ähnlicher Weise wie das Benzoylhyperoxyd. Die Hyperoxyde des Butyryls und Valeryls entstehen sehr leicht bei Einwirkung von Ba- riumsuperoxyd auf die wasserfreien Säuren, nimmt das gebildete Hyperoxyd in Aether auf und lässt diesen verdunsten; es sind schwere ölige Flüssigkeiten, die beim Erhitzen leicht explodiren. Sie sind € H! 94 und Ei His O4 Kommen sie mit überschüssigem Baryumsuperoxyd zusammen, so entstehen die Barytsalze der Säuren und Sauerstoff entweicht. Kommt wasserfreie Bernsteinsäure mit Baryumsuperoxyd zusammen, so erhält man eine Lösung von stark 379 oxydirenden Eigenschaften, die Indigo bleibt und mit Salzsäure Chlor entwickelt; Uebermangansäure wird jedoch nicht entfärbt. Bei Ein- wirkung der Camphersäure auf Baryumsuperoxyd entsteht E10 H1493 + Ba2 92 — E10 H!t 65 Ba2, Diese Hyperoxyde repräsentiren nach Br. das Chlor der or- ganischen Chemie. — (Proceedings of the Lond. Roy. Soc. XII, 655.) Smt. E Divers, über freiwillige Zersetzung des Pyro- xylins in Pektinsäure. — Es wurde beobachtet, dass ein aus schwedischem Papier bereitetes Pyroxylin, nachdem es Jahre lang in einer verschlossenen Flasche dem diffusen Tageslicht ausgesetzt gewe- sen war, beim Oeffnen der Flasche eine bedeutende Menge rother Dämpfe entliess. Als die Flasche nun noch 1!/, Jahr lose bedeckt stehn blieb, war der Flascheninhalt in eine saure durchscheinende Gallerte über- gegangen. Dieselbe wurde auf dem Filter vollkommen ausgewaschen, und erwies sich bei der Analyse als stickstofffrei; war nach dem Trocknen eine durchscheinende gummiähnliche Masse, löste sich klar in Alkalien, sich beim Kochen goldgelb färbend. Alkalische Kupfer- lösung wurde reducirt. Mit Salpetersäure behandelt entstand weder Oxal- noch Schleimsäure. Beim Liegen auf dem Filter verwandelte sich die Gallerte allmälig in eine lösliche Säure, welche D. für Me- tapektinsäure hält. — (Joural f. pr. Chem. XCI, 58.) Smt. Field, über das Lösungsvermögen des unterschwef- ligsauren Natrons für in Wasser unlösliche Salze — Sowohl natürliches als künstlich dargestelltes PbO.SO? lösen sich ziemlich leicht. Mischt man schwefelsaures und unterschweflig- saures Natron: so wird auf Zusatz von salpetersaurem Bleioxyd kein schwefelsaures Bleioxyd gefällt. Chromsaures Bleioxyd wird zwar nicht gelöst aber theilweise zersetzt, indem sich bei der Digestion chromsaures Alkali bildet. Jodblei löst sich zu einer farb- losen Flüssigkeit. Kupferoxydhydrat löst sich allmälig ebenfalls zu einer farblosen Lösung, aus der beim Erwärmen ein orangegelbes Pulver übergeht. Kupferoxydulhydrat löst sich in der Kälte sehr reichlich, fällt aber beim Erwärmen theilweise wieder aus, Queck- silberjodid ‚löst sich zu einer farblosen Flüssigkeit, aus der beim Er- wärmen ein dunkelrothes Pulver gefällt wird, welches aus Schwefel- quecksilber besteht. Schwefelsaurer Kalk löst sich darin weit leichter als im Wasser. — (Journ. of the Chem. Soc. I, Nr. 2.) Snt. C. Geitner, über das Verhalten des Schwefels und der schwefligen Säure zu Wasser bei hoher Tempera- tur. — Wird schweflige Säure in zugeschmolzenen Röhren längere Zeit auf 2000 (es genügen schon 170 — 1800) erhitzt, so zerfällt sie in Schwefel und Schwefelsäure; je verdünnter die Lösung der schwef- ligen Säure im Wasser ist, um so schneller erfolgt die Umwandlung. Ist jedoch auch durch sehr langes Erhitzen concentrirter Lösungen beim Oeffnen der Röhren der Geruch nach SO2 verschwunden, so ist dafür der nach HS zu bemerken. Erhitzt man Schwefel in zuge- schmolzenen Röhren mehrere Stunden auf 2000, so lässt sich ebenfalls 380 HS und SO? nachweisen. Schon beim einfachen Kochen von Wasse und Schwefel findet Entwickelung von HS statt; besonders stark ist dieselbe, wenn man Schwefeldämpfe in Wasser leitet. Wendet man anstatt wässriger Lösungen von SO2 alkoholische an, so erfolgt die Schwefelabscheidung nach dem Erhitzen erst bei Wasserzusatz, und in. .der Flüssigkeit ist Aethylschwefelsäure nachweisbar. Selenige Säure zeigte keine ähnlichen Erscheinungen. Als Eisen mit SO? in Röhren eingeschmolzen auf 2000 erhitzt ward, wurden Krystalle von Schwefelkies erzielt; in der Flüssigkeit befand sich schweflig-, unter- schweflig- und schwefelsaures Eisenoxydul. Zink und Kobalt lieferten amorphes Schwefelzink und Schwefelkobalt. Nickel und Cadmium krystallisirte Sulfurete. Blei lieferte nur schwefelsaures Bleioxyd, Quecksilber werde kaum angegriffen, Gold und Platin gar nicht. Kupfer dagegen lieferte eigenthümliche Resultate. Es scheidet sich kein Schwefel ab, sondern derselbe verbindet sich sofort zu Schwe- felkupfer, während nur eine geringe Menge schwefelsaures Kupfer- oxyd in Lösung geht, da dieses immer wieder von der vorhandenen schwefligen Säure redueirt wird. Durch sechsmalige Erneuerung der schwefligen Säure und andauerndes Erhitzen gelangte G. zu einem Fünffach Schwefelkupfer Cu S5. Arsen ging nicht in Schwefelarsen über, es bildete sich unter Schwefelabscheidung neben Schwefelsäure auch arsenige Säure, Antimon dagegenliefert ein dem natürlichen Grau- spiessglanzerz ähnliches Schwefelantimon. Beim Erhitzen von Schwe- fel und Wasser mit kohlensaurem Kalk, Baryt und Strontian auf über 150° färbte sich die Flüssigkeit anfangs hellblau, dann immer dunk- ler blau, wurde dann grün und schliesslich braun; beim Erkalten wurde die Farbe lichtgelb und die Flüssigkeit enthielt mehrfach Schwe- felbaryum. Bei Anwendung von Thonerdehydrat erschien in der Hitze ebenfalls die blaue Farbe, verschwand aber wieder beim Erkal- ten. Auch Schwefel mit Wasser allein im zugeschmolzenen Rohr er- hitzt, gibt eine klare blaue Lösung. Gesättigtes Schwefelwasserstoff- wasser zeigte beim Erhitzen im zugeschmolzenen Rohre auf 200° C. ebenfalls eine blaue Lösung, beim Erkalten trübte es sich aber bald und wurde vollkommen farblos. — (Annal. der Chem. u. Pharmae. CXAIA, 350.) St. W. Knop, Chemische Untersuchungen über die Er- nährung der Pflanze. — Schon im Jahre 1858 hatte Kn. Ver- suche begonnen, um die Liebigsche Theorie zu stützen: 1) dass die Pflanze ihren Bedarf an Kohlenstoff aus der Kohlensäure und nicht aus dem Humus beziehe, 2) dieselbe nicht allein von der Bodenflüs- sigkeit lebe, 3) sie durch saure Wurzelabscheidungen den festen Bo- den angreife. Die frühern Versuche werden in umfassender Weise aus verschiedenen Gesichtspunkten aufgenommen und vervollständigt, und erlauben folgende allgemeine Resultate abzuleiten. I) Das ganze Gewebe einer Landpflanze von der Epidermis der Blätter an bis zur Spongiola der Wurzeln ist mit kohlensäurehaltiger Luft erfüllt, deren Sauerstoffgehalt in allen Organen über der Wurzel abnimmt, während 381 hier der Kohensäuregehalt zunimmt. 2) Alle Organe absorbiren Sauerstoff unter Kohlensäurebildung. Diese Kohlensäure geht Nachts unverändert nach Aussen, Tags wird ein Theil durch die Blätter wie- der zersetzt. Die von Saussure ermittelte Thatsache, dass grüne Pflan- zentheile Tags Sauerstoff, Nachts Kohlensäure ausgeben, so wie, dass Wurzeln unter steter Sauerstoffaufnahme Kohlensäure bilden, mögen unbestritten bleiben, aber ein vegetirender ganzer Organismus einer Landpflanze zeigt andre Erscheinungen. Hier stellst: sich bei man- chen z. B. der Bohne die alternirende Ausscheidung von Sauerstoff und Kohlensäure auch heraus, allein sehr kräftig arbeitende Land- pflanzen, wie Mais, entwickeln Tag und Nacht Kohlensäure aus der Wurzel, sobald die Blätter mit der Luft in Berührung bleiben, so dass Mais aus einem Boden zu ihrem Bedarf noch Mineralsalze zu lö- sen vermag, aus dem die Bohne nichts mehr aufzunehmen vermag. 3) Es ist wahrscheinlich, dass die Kohlensäure am allgemeinsten zur Lösung der Mineralien ausserhalb der Wurzel dient. 4) Man wird aber auch zugeben müssen, dass in speciellen Fällen auch die im Pflanzenreiche ‚sehr verbreiteten organischen nicht flüchtigen Säuren an dieser Wirkung mit theilnehmen können. 5) Es ist indessen nicht zu übersehen, dass Gräser ausser Kohlensäure und geringen Mengen organischer Materie noch wesentlich mehrfach - koblensaure Kalk- und bei kalireicher Nahrnng auch geringe Mengen von Kali wieder aus der Wurzel abscheiden, während von den Mineralsäuren Salpeter- säure, Schwefelsäure, Phosphorsäure nichts zurückkommt. Man muss es für möglich halten, dass auch rückläufige Basen auf die nächste Umgebung der Wurzeln einen Einfluss ausüben, der Art, dass alter- nirend, wenn die ausgesonderte Kohlensäure entfernt ist, auch jene Basen irgend eine chemische Wirkung auf den die Wurzeln berühren- den Boden äussern. 6) Was die Art und Weise betrifft, wie die lös- lich gemachten Mineralstoffe gegen die Wurzelausscheidungen ausge- tauscht werden, so herrscht darüber noch ein völliges Dunkel, ge- wiss ist nur so viel, dass die reine physikalische Endosmose und durch Concentrationsdifferenzen bedingte Diffusion keineswegs zur Erklä- rung dieser Vorgänge ausreicht. Die Thatsachen, welche als Ergeb- nisse der Versuche über das Verhalten des Zellgewebes zu Lösun- gen verschiedener Concentrationen gefunden worden, ferner die, dass die zartesten Wurzeln in aussen neutralen bis schwach alkalischen Lösun- gen ihren sauren Saft bewahren, dass eigenthümliche Widerstände sich nachweisen lassen, welche lösliche Salze beim Eintritt in das Gewebe mehr oder weniger zurückhalten, und wenn sie einmal aufgenommen sind in destillirtes Wasser wieder auszutreten ganz und gar hindern, alles dies sind Erscheinungen, welche darauf hindeuten, dass jene rein physikalischen Vorgänge durch andre noch unbekannte sehr mo- difieirt werden. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXAXIX, 287.) St. J. Liebig, Vegetationsversuche mit Kartoffeln. — Da die Kartoffel überwiegend grosse Mengen Kali und Kalk zu ih- rer Ernährung bedarf, so wurden Wachsthumsversuche in Bodensor- 382 ten von ungleichem Gehalt an diesen Nährstoffen gemacht. In drei hölzerne gleich grosse Kasten, die in die Erde eingegraben wurden und 720 Liter Rauminhalt hatten, werden je 476 Pfd. Torfgrus ge- schüttet. Zu I wurde nichts zugesetzt, an II wurde phosphor-, schwe- fel- und kohlensaures Ammoniak gesetzt, zu III Natron- und Kaliphos- phat, kohlensaures Kali und Gyps. In jeden Kasten kamen am 9. Mai 9 circa 36,8 Grm. wiegende Knollen. Der Torf hinterliess 10,59 pC. Asche, also waren in jedem Kasten 50,4 Pfd. Mineralbestandtheile. In I und III waren die Keime am 10ten Juni zusserhalb sichtbar, in II erst 5 Tage später. In III war die Vegetation im Juli dop- pelt so hoch und stark als in I und II. Am Ende der Vegetation war jedoch das Kraut in II ebenso üppig als in III, in diesem war es etwas hellergrün als in I und II. Am 3trn Juli wurde gehäufelt, am 9ten August die ersten Blüthen in II, 4 Tage später in III. Gegen Ende September fingen die Stengel an zu welken, am öten October wurde geerntet. Knollen in Kasten ]. I. III. Gew.-Verh. 3520 Grm. 3062 Grm. 7201 Grm. z. Saat = 1: 1,9 9,7 21,7. Kraut 1837 „ 3535,,,, 2870 Bei der Berechnung dieser Erträge auf trockne Substanz, er- gab sich, dass dem an Trockensubstanz reicheren Kraut der Pflanze des Kastens I und III wasserreichere Knollen entsprachen, in Il dem wasserreicheren Kraut an Trockensubstanz reichere Knollen. In II hatte der Ueberschuss an Kalk und Magnesia und der Mangel an Kali die Krautbildung begünstigt, die Knollenbildung herabgedrückt; anders war es in III, wo obgleich weniger PO® als in II zugegeben war, die Kalimenge vergrössert war. Die gewonnenen Resultate zeigen aber deutlich, dass’ das Ammoniak’ als Bestandtheil eines Dün- gers für Kartoffeln bei Aschenerde von normalem Stickstoffgehalt ausgeschlossen werden kann; dass in einem Kalireichen Boden Zu- fuhr von Holzasche Steigerung des Knollenertrages gewährt. Es zeigte sich, dass 6 Wochen nach der Ernte 2/; der Kartoffeln, die in Kasten I und II gewaschen waren, faulten, während die Ernte aus III keine Krankheit zeigte. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CAXIA, 333.) Sit. J. Minotte, über eine Abänderung der Danielschen Batterie. — Auf den Boden eines Glasgefässes kommt eine Ku- pferscheibe mit angelöthetem Draht, der mit Gutta Percha überzo- gen ist. Hierauf schüttet man eine Lage pulverisirten Kupfervitriols und darüber eine Lage feinen reinen Sandes. Auf diesen kommt eine amalgamirte Zinkplatte mit Leitungsdraht. Man giesst nun vorsichtig Wasser auf, dass den Sand durchtränkt und mit dem Kupfervitriol eine gesättigte Lösung bildet. Dieselbe setzt auf der Kupferplatte galvanisch Kupfer ab, die dabei freiwerdende Säure dient zur Sätti- 383 gung des gebildeten Zinkoxydes. Die Kette soll schwach aber un- gemein constant wirken, billig sein und nur geringe Aufmerksamkeit verlangen. Von Zeit zu Zeit muss das Wasser ergänzt werden. — (Breslauer Gemwerbsbl. 1864. Nr. 1.) Smt. E. Mulder, über die Spectra des Phosphors, Schwe- fels und Selens. — Viele Phosphorverbindungn haben die Eigen- schaft die Wasserstrofflamme grün zu fürben. Lässt man Strahlen einer so grün gefärbten Flamme in den Spalt des Spectralapparates fallen, so erhält man ein schönes Spectrum, in welchem nicht nur 3 grüne Linie sondern auch ein schwache blaue sichtbar ist. Bringt man einen Tropfen Aether in den Wasserstoffapparat, so verschwin- det das Spectrum. Schwefel zeigte hauptsächlich drei breite violette Linien, ausserdem aber noch eine grosse Anzahl von grünen blauen und violetten Linien. Aether übt wenig Einfluss auf das Spectrum aus. Selen gibt keine bestimmt charakterisirende Linie. Schwefel- wasserstoff und Schwefelkohlenstoff erzeugen ein wahrnehmbares Schwe- felspeetrum. — (Journ. f. pr. Chem. XCI, 111.) Smt. A. Naumann, über die Einwirkung von Brom auf Acetylchlorid. — Dieselbe wurde in offenen Gefässen vorgenom- men in der Weise, dass der aufrechtstehende Hals der Retorte mit einem Kühlapparate verbunden wurde, an den sich zur Abhaltung der Feuchtigkeit ein Chlorcalciumrohr anschloss. Die Erwärmung ge- schah im Wasserbade. Es wurden gleiche Aeq. Acetylchlorid und wasserfreies Brom angewandt. Nachdem die Entwickelung von Dämpfen völlig aufgehört hatte und die ganze Masse dickflüssig war, ward sie durch allmäliges Erhitzen abdestillirt. Die Operation geschah zwischen 140 — 1500. Durch mehrmalige Rectification wer- den daraus farblose Destillate erhalten, die sobald sie mit Luft in ‚Berührung kamen, roth wurden. Bei der Rectification wurde 1/3 bei 1400— 1440 aufgefangen, es bestand aus 59 pC. Monobromacetylbro- mid und 41 pC. Monobromacetylchlorid, Y/s3 bei 144 — 1480, es bestand aus 70,1 pC. Monobromacetylbromid und 29,9 pC. Monobromacetyl- chlorid; 1/3 bei 148— 1500 dieses war reines Bromid. Bei Einwir- kung des Alkohols auf dasselbe entsteht der Aether der Monobrom- essigsäure; bei Einwirkung von Wasser entsteht die reine Monobrom- essigsäure. Bei Einwirkung auf essigsaures Natron entstehn mehrere Producte: Essigsäureanhydrid, Monobromacetyl-, Acetylanhydrid und Glycolsäure. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXXIX, 257.) St. Pasteur, Untersuchungen über die Fäulniss — Das allgemeine Resultat dieser Untersuchungen ist auszudrücken durch: „die Fäulniss wird durch organische Wesen von dem Ge- schlecht Vibrio hervorgerufen.“ Diese animalen Fermente sind da- durch ausgezeichnet, dass sie durch freies Sauerstoffgas getödtet werden. Es finden sich in einer faulenden Flüssigkeit zwei Arten chemischer Wirkungen. Die Vibrionen im Innern wandeln die stickstoffhaltigen Substanzen in einfachere aber immer noch complexe Verbindungen um, die Bacterien, Mucors ete, verbrennen diese Producte an der 384 Oberfläche der Flüssigkeit zu Wasser, Kohlensäure und Ammo- niak. Wenn die Fäulniss unter Luftabschluss erfolgt, so bleiben die Producte derselben bestehn, aus milchsaurem Kalk entsteht buttersaurer, bei Luftzutritt geht die Oxydation weiter. Enthält eine Zuckerlösung auch stickstoffhaltige Stoffe, dann erscheinen .zu- letzt Vibrionen und Fäulniss, bis endlich bei Luftzutrittt auch die Vibrionen durch die Mucedineen verbrannt werden und zuletzt Alles in die Luft und das Mineralreich zurückkehrt. — (Compt. rend. LVI, 1189.) Swt. Rochleder, über krystallisirte Bestandtheile der Rosskastanie — Neben einer Gerbsäure G!3 H!2 06 kommt in der Rinde von Aesculus hyppocastanum ein krystallisirbarer Stoff vor, der mit dem aus Fraxinus excelsior dargestellten Fraxin ident ist; ‚derselbe ist bei 150° getrocknet wasserfrei — 616 H!s 10, R. nennt den Stoff Paviin. Aus ihm, wie aus den Fraxin, entsteht durch Spal- tung Zucker und Pavietin, der mit dem Fraxetin ident ist — E10 H3 95, Für letztern Stoff schlägt R. den Namen Fraxetinsäure vor, da sich derselbe mit Basen zu Salzen vereinigen kann. Das Aesculetin &9 Hs 9: kommt nur in sehr geringer Menge in der Rosskastanie fertig gebildet vor und könnte seiner Eigenschaft gemäss sich mit saurem schwefligsaurem Natron zu verbinden für einen Aldehyd gehalten werden. Das von Zwenger entdeckte Daphnetin ist mit ihm gleich zusammengesetzt. In viel grösserer Menge als Aesculetin ist in der Rinde das Aesculetinhydrat —= (6? H8 9#)2 — HO enthalten. Wird dieses in Ammoniak gelöst, so wird aus der Lösung durch Essig- säure Aesculetin gefällt. In grösster Menge findet sich aber in der Rinde Aesculin (E15 HIs& 99)2 + H2 0 —= 6% Hl! 91%, welches mit dem Daphnin gleiche Zusammensetzung hat. Ausser diesen krystal- lisirbaren Stoffen hat R. noch einen andern in sehr geringer Menge vorkommenden Stoff gefunden, der noch nicht näher untersucht wurde, (Journ. f. pr. Chem. XC, 433.) Smt. A. Streng, über das fluorchromsaure Kali. — Zur Darstellung dieser neuen Verbindung erhitzt man in einer Platin- schale gepulvertes saures chromsaures Kali mit einem Ueberschusse concentrirter Fluorwasserstoffsäure und lässt nach vollständiger Lö- sung erkalten. Die neue Verbindung krystallisirt in rubinrothen qua- dratischen Octaedern. Die Krystalle schmeizen in höherer Tempera- tur zu einer braunen Flüssigkeit, an der Luft werden sie matt, roth- gelb und lassen sich nicht in Glasgefässen aufheben. Die ziemlich schwierige Analyse dieses Salzes führte zu der Formel £r‘' 92 9 gr" 92 F für seine Zusammensetzung. Ra \ Bei gewöhnlicher Temperatur getrocknet enthält das Salz 0,37 pC. Wasser, welches sich selbst bei 100°-- 1100 nicht völlig entfernen lässt, so dass es nicht zur Darstellung des Fluorgases in Glasgefäs- sen benutzt werden kann, da die gleichzeitig entstehende Fluorwas- 385 serstoffsäure die Gefässwände angreift. Es löst sich in Wasser, kann aber durch Eindampfen wie das chlorchromsaure Kali nicht unver- ändert wieder aus der wässrigen Lösung abgeschieden werden. Vom chlorchromsauren Kali, das in cubischen Säulen krystallisirt, unter- scheidet sich das Salz durch seine quadratoctaedrische Form. (Annal. d. Chem. u. Pharm. CXAXIX, 225.) St. Fr. Stolba, Bestimmung des Wassergehaltes der krystallisirten Borsäure. — Dieselbe gelingt ganz leicht, wenn man 1 Th. krystallisirte Säure mit 4 Th. Borax vorsichtig erhitzt und das Erhitzen allmälig bis zur vollkommenen Schmelzung fortsetzt. Man operirt am besten so, dass man die 4 Th. Borax in einem ge- räumigen Platintiegel mit der genügenden Menge heissen Wassers löst, die gewogene Quantität Borsäure einträgt, im Luftbade vorsich- tig zur Trockne bringt, und schliesslich bei bedecktem Tiegel allmä- lig zum Schmelzen erhitzt, und 10 Minuten in der höchsten Tempe- ratur erhält. St. fand einen Wassergehalt von 43,74 p. C., während die Berechnung 43,50 p. C. verlangt. — (Jour. pr. Chem. XC. 457.) Derselbe, das Schwefeleisen als Löthrohr-Rea- gens. — Dasselbe befördert in hohem Grade die Bildung von Be- schlägen. Die Erscheinung tritt selbst beiAnwendung solcher Stoffe ein, die für sich oder mit Soda erhitzt kaum oder nur sehr unsichere Resultate geben, z. B. bei Legirungen mit geringem Zinngehalt. Man darf sich jedoch nur eines reinen Schwefeleisens bedienen. — (Zbenda 29. 261.) Derselbe, Einwirkung von Kupfer auf Stangen- schwefel. Kocht man Stangenschwefel in einer schwachsauren Lö- sung, in welcher sich fein vertheiltes metallisches Kupfer befindet, so überzieht sich nach einiger Zeit der Schwefel mit einer pracht- voll indigfarbenen Schicht, wahrscheinlich von gebildetem Kupfersul-" furet herrührend. — (Zbenda pg. 463.) Snt. Th. Schlösing, über die Fabrikation des Chlors. — Behandelt man das durch das Glühen des salpetersauren Manganoxy- duls entstandene Superoxyd mit einem Gemenge von Salpeter- und Salzsäure von bestimmter Concentration, so entweicht beim Kochen nur Chlor, während die Salpetersäure sich mit dem entstehenden Man- ganoxydul verbindet. Wird die Lösung des salpetersauren Man gan- oxyduls zur Trockne gebracht und geglüht, so können die entstehen- den salpetrigsauren und salpetersauren Dämpfe ohne Verlust in die Bleikammern der Schwefelsäurefabriken eingeführt und ausgenutzt werden. Schl. wandte 12 Th. Salzsäure, 23 Th. Salpetersäure, 65 Th. Wasser und überschüssigen Braunstein an. Die Lösung des salpeter- sauren Manganoxyduls beginnt bei 150° sich zu zersetzen, bei 1950 ist die Zersetzung sehr lebhaft, und es bleibt ein hartes, dichtes Su- peroxyd zurück. — (Compt. rend. LV. 284.) Smt. A. Strecker, über eine neue Klasse organischer Stickstoffverbindungen — Zur Einführung des Stickstofis ‚in org. Verbindungen haben wir bis jetzt 3 Methoden: Behandlung 386 1. mit NH$®, 2) mit NH3, 3) mit EN. Die so entstehenden Verbin- dungen sind wesentlich von einander verschieden. Die erstern wer- puffen mit Alkalien erhitzt, aus den 2. kann das Ammoniak durch Kochen mit Kali ausgetrieben werden. Durch Behandlung mit Ba- sen lässt sich aus den Nitroprodueten der in ihnen enthaltene Salpe- tersäurerest nicht entziehen. Hievon machen nur eine Ausnahme die Nitroproducte der gewöhnlichen Alkoholreihe. Die intlifferenten, in Nitroverbindungen übergeführten org. Stoffe z. B. Benzin entlassen ebenfalls bei Behandlung mit Alkalien die Gruppe N ®2 nicht; werden aber durch Wasserstoff im Entstehungsmomente in Ammoniak artige Verbindungen übergeführt, während Nitromannit wieder in die ur- sprünglichen Körper zurückverwandelt wird. Die den Nitroverbin- dungen entsprechenden Haloidverbindungen der Alkoholradicale wer- den durch Natrinamalgam wieder in die Wasserstoffverbindungen um- gewandelt, aus denen sie entstanden waren. Str. hat nun untersucht, wie sich die Nitroverbindungen gegen Natrium als Reductionsmittel ver- halten. Es wurde Nitrobenzoesaures Natron mit Natriumamalgam be= handelt. Nach Beendigung der Reaction ist die Flüssigkeit orange- gelb geworden, ohne dass sich Ammoniak bei der Reaction entwickelt. Auf Zusatz verdünnter Säuren wird eine stickstoffhaltige organ. Säure abgeschieden, welche Str. Azobenzoesäure nennt. Sie ist im trock- nen Zustande ein feines, hellgelbes, nicht krystallinisches Pulver, das nieht ohne Zersetzung geschmolzen werden kann. In Wasser, Alko- hol und Aether ist sie wenig: löslich, aber löslich mit gelber Farbe in conc. Schwefelsäure, wird aber durch Wasser unverändert aus der Lösung abgeschieden. Die Analyse führte zur Formel E!+H!! N?O%; aus der Analyse besonders des Silbersalzes glaubt Str. schliessen zu dürfen, dass 1 Atom Wasser durch Trocknen aus der freien Säure selbst bei 1400 nicht ausgetrieben werden könne, und eigentlich die Zusammensetzung durch die Formel £?HSN 92 ausgedrückt sei, ge mäss ihrer Entstehung €7H5(N 92)0?-++ 2 Na? — 2Na?Q + C7HSN 92. Die Lösung der Azobenzoesäure in Alkalien und kohlensauren Alka- lien und Ammoniak ist gelb, wird letztere eingedampft, so entsteht ein unlösliches saures Ammoniaksalz. Die Salze der Säure sind in Wasser und Alkohol unlöslich. Der Aether der Säure wird durch Reduction der Nitrobenzoesäureäthers mittelst Natriumamalgam dar- gestellt. Dasselbe ist in Wasser unlöslich, krystallisirt aber aus al- koholischer Lösung iin langen goldglänzenden Nadeln. Beim Glühen mit Natronkalk wird nur ungefähr die Hälfte des Stickstoffs als Am- moniak frei. Von der Diazobenzoe- Amidobenzoesäure unterscheidet sich die Azobenzoesäure nur durch den geringeren Stickstoffgehalt. Wird die Azobensäure in alkalischer kochender Lösung mit Eisen- vitriollösung versetzt, so entsteht unter Wasserstoffaufnahme Hydra- zobenzoesäure €?H$SN 02; die ebenfalls kaum in Alkohol, nicht in Wasser löslich ist. Wird die Lösung dieser Säure in Ammoniak und Alkalien der Luft ausgesetzt, so färbt sich die Lösung braun, und die Hydrazobenzoesäure geht wieder in Azobenzoesäure über; es ist 387 deshalb fast unmöglich die Salze dieser Säure darzustellen. Beim Kochen der Säure mit starker Salzsäure zerfällt sie in Azobenzoe- säure und Amidobenzoesäure E14 H!2 N29: — €7H5N 02 + E7H’N O2. (Annal. d. Chem. u. Pharm. OXXIX, 129.) Smwt. Wiederhold, Untersuchung derZündpillen für Zünd- nadelgewehre. Eine Masse die 5 Jahre aufbewahrt gewesen war, und sich noch als völlig brauchbar bewies, bestand nahezu aus 5 Th. chlorsaurem Kali und 4 Th. Schwefelantimon ohne jedes Bindemittel. (N. Gewerbbl. für Kurhessen 1864, 318.) Smt. D. Seegen, über denEinfluss des Glaubersalzes auf den Stoffwechsel. Durch die Einnahme von Glaubersalz in mäs- siger Menge wird die Resorption der eingenommenen Nahrung nicht beeinflusst. Die Fäcalmassen enthalten vor wie nach der Einnahme in gleichen Zeiten gleiche Stickstoff- und Fettmengen. Der Wasser- gehalt des Fäces wächst mit der Glaubersalzdosis. Die Diurese ist nicht vermehrt, die Harnreaction meist schwach sauer, zuweilen neu- tral, selten alkalisch. Die Stickstoffausscheidung im Harn ist be- deutend vermindert; die Verminderung ist grösser oder geringer, je nachdem das Thier mehr oder weniger fettreich ist, sie ist am auf- fallendsten in den ersten Wochen der Einnahme. Die Stickstoff- ersparniss beträgt mitunter 25 p. C. Es wird also der Umsatz der stickstoffhaltigen Gewebe beschränkt und der Thierkörper an Leim und Eiweissgeweben reicher. Dagegen werden die stickstofffreien Körperelemente insbesondere die Fette reichlicher umgesetzt. In ein- zelnen Fällen findet sich im Harn Kynurensäure. Hiemit stimmen die Erfolge beim therapeut. Gebrauch der Karlsbader Quelle überein, welche hauptsächlich Glaubersalz als wirksamen Bestandtheil enthält. (Journ. f. pr. Chem. XCI, 124.) Smt. Tollens und Fittig, über dieAldehydnatur desCam- phers. Es wird nachgewiesen, dass der Campher kein Aldehyd sei; denn durch Oxydation verwandelt er sich in eine Säure von der For- me] E€loH!6Q2; durch Einwirkung von Wasserstoff: „statu nascenti geht er nicht in Borneol über, und verbindet sich nicht mit sauren schwefligsauren Alkalien. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. COXXIX, 371.) Smt. J. Wislicenus, über die durch negative Radicale er- setzbaren Wasserstoffatome mehräquivalentiger $Säu- ren. — Zur Entscheidung der Frage, wieviel Wasserstoffatome durch negative Radikale in den sog. Fruchtsäuren ersetzbar seien, wurden die neutralen Aether dieser Säuren mit Chloracetyl behandelt. Die Formel der dreiatomig-zweibasischen Aepfelsäure schreibt W. 388 und zeigt, dass nur das eine extraradikale Wasserstoffatom, das dem positiven 3atomigen Alkoholradikal €?‘ H? gegenüberstehend, dessen Dreiatomigkeit theilweise abschwächt durch ein negatives Radikal er- setzbar ist. Die Einführung des Acetyls an Stelle des negativen Wasserstoffs gelingt sehr leicht schon bei gewöhnlicher Temperatur durch Behandlung des neutralen Aethers der Apfelsäure mit Chlor- acetyl unter starker‘Erwärmung und Entwickelung von Salzsäure. Die Formel der Weinsäure gestaltet sich nach W. H? H? woraus ersichtlich, dass die Weinsäure 4atomig-2basisch sei, und nur die beiden dem positiven Alkoholradikal €?‘ H? gegenüberstehen- den Wasserstoffatome durch negative Radikale ersetzbar sind. Der synthetische Beweis wurde in derselben Weise geführt, wie bei der Apfelsäure. Für die Citronensäure wird folgende Formel aufgestellt H „ [2A c3 H 444 [22 [22 £9.00 60 ) 9° H3 woraus ersichtlich ist, dass die Citronensäure nur ein durch neative Radikale ersetzbares extraradikales Wasserstoffatom enthält, mithin Aatomig-3basisch ist. Für die Schleimsäure ergiebt sich in ähnli- cher Weise, dass sie 6atomig-2basisch ist gemäss der Formel H# Ka Men, gıHt un 29.€0 ) 92 H? (Ann. Chem. Pharm. CAAIA, 175.) / Aug.Streng, Serpentinfels und Gabbro von Neurode in Schlesien. — Erstrer ist im wesentlichen ein mittel- bis grobkör- niges Gemenge eines gestreiften Feldapathes mit Serpentin, in wel- chem kleine schwarze Körnchen von Magneteisen und sehr seltene kleine Blättchen von Schillerspath liegen. Bei Neurode heisst die- ses Gestein Forellenstein. G. v. Rath beschrieb den Feldspath als Labrador. Derselbe ist sehr frisch, theils späthig theils dicht, erstrer auf den vorherrschenden Durchgängen stark gestreift, zuweilen in Zwillingen nach dem Karlsbader Gesetz und ganz allmählig in die dichte Abänderung übergehend, so dass beide derselben Art ange- hörten, wie das auch bei den Labradoren des Gabbro und den Anor- thiten des ganz gleichen Serpentinfelses bei Harzburg der Fall ist. 389 Spec. Gew. 2:76—2,79. Die Analyse erwies 1 nach Streng, 2 nach vom Rath. 1. Sauerstoff 2, Sauerstoff = Kieselerde 45,05 23,891 47,05 24,45 Thonerde 30,00 14,023 30,44 14,21 Eisenoxyd 1,97 0,5907 1%62 1,56 0.473 14,68 Kalkerde 16,71 4,752 ) m 16,53 4,70 Maenesia 1,29 0,515 0,09 0,03 m; 0,48 o,ogı( 9825 0,78 o,13( 940 Natron 1,86 0,477 2,10 0,54 \ Wasser 3,13 2,182 Verlust 1,87 100,49 100,41. Beide Analysen stimmen also fast vollständig überein. Schon vom Rath glaubte, dass der Labrador etwas verändert sei, was Streng für unwahrscheinlich hält, weil der im Neuroder Gabbro vorkom- mende ächte Labrador einen Kalkgekalt von nur 10,57 hat und die Veränderung also wesentlich in einer bedeutenden Zunahme des Kalks bestanden haben müsste. Die Veränderung könnte vielmehr nur in einer Wasseraufnahme bestehen. Die Zusammensetzung und das Sauerstoffverhältniss weist aber auf Anorthit und die Zusammen- setzung des Anorthits aus dem Eustatitfels von Harzburg bestättigt diese Deutung, denn der Kalkgehalt von15—19 ist Anorthitisch, der des Labradors erreicht nie diese Höhe; selbst der Thonerdegehalt ist höher, der Gehalt an Alkalien geringer als in allen Labradoren. Dass die Ana- lysen, nicht ganz vollkommen übereinstimmen hatin der Unreinheit der Mineralien in den Gesteinen überhaupt seinen Grund. — Das ser- pentinartige Mineral ist genau dasselbe wie der Serpentin an der Baste, 1a —2' grosse eckige Stücke liegen gleichmässig zwischen Anorthit vertheilt und bestehen aus einer feinkörnigen schwarzen Masse, deren Körner im Lichte spiegeln. Jedes Körnchen hat deut- lichen Fettglanz, die Masse ist leicht ritzbar mit dem Messer und giebt einen hellgrauen Strich, ist völlig undurchsichtig, hat unebenen Bruch, schmilzt vor dem Löthrohre nicht, wird nur härter und braun, dabei treten schwarze feine Schnürchen deutlich hervor, welche wahr- scheinlich Magneteisen sind. — Auch Magneteisen ist reichlich fein eingesprengt in dem Gestein vorhanden theils in grauschwarzen Kör- nern, theils feiner in den erst nach dem Glühen hervortretenden Schnürchen. Das ganze Gestein ist auch stark magnetisch. Es scheint wie im Harzburger Gestein chromhaltiges Magneteisen zu sein. Endlich kommen noch kleine Schillerspathblättchen vor, grau- grüne, leicht ritzbare, schillernde, zu spärlich um zur Analyse auszu- reichen. Verf. stellt nun die Analysen des Neuroder und Harzburger Gesteines neben einander um ihre Identität zu beweisen. Allein es fehlt bei Neurode der Eustatit und darin allein unterscheiden sich beide Gesteine. Auch G. v. Raths Analyse nähert das Gestein sehr dem Zöblitzer Serpentin und dem Schillerspath von der Baste. Es kömmt also der eigenthümliche Harzburger Serpentinfels, bestehend aus Ser- XXIII 1864. 26 330 pentin, Anertbit und Magneteisen auch in Schlesien und vielleicht noch weiter verbreitet vor. Bei beiden Arten ist er mit Gabbro ver- gesellschaftet und in diesem tritt auch zugleich derselbe Serpentin auf, wodurch beide Gesteine in einander übergehen. Diese Uebergänge fehlen bei Harzburg, sind aber bei Neurode sehr deutlich. In diesen Uebergängen muss nun voraussichtlich Labrador und Anorthit neben einander vorkommen und die Untersuchung ergiebt, dass beide hier innig gemengt sind, mit vorherrschendem Labrador, während im Ser- pentinfels der Anorthit vorherrscht. Die Augitischen Mineralien in den Uebergängen sind wie bei Harzburg zweierlei Art, ein grünes -und ein braunes, beide nach v. Rath Diallag. Doch scheint das eine Hypersthen zu sein oder Bronzit, leider aber sind diese Mineralien wie Verf. speciell nachweist nicht in allen Fällen sicher von einan- der zu unterscheiden und bei dieser Unsicherheit bezeichnet sie Verf. auch lieber mit Diallag. — (Neues Jahrb. f. Mineralogie 257— 278.) C. W. Fuchs, Schillerfels bei Schriesheim an der Bergstrasse. — In einem oberhalb Schriesheim in das Hauptthal einmündenden Seitenthale mit bem bekannten grossen Schwerspath- gange im Granit tritt gleich von Schillerfels auf und zwar in einer 10 — 12‘ breiten gangartigen Masse im Granit, deren Fortsetzung sich leider der Beobachtung gänzlich entzieht. Weiter abwärts im Thal tritt noch Gabbro auf. Der Schillerfels ist in einen eckigkörnigen Grus zersetzt, an den Seiten der Masse am stärksten; in dem Grus liegen 2' grosse Blöcke, die auch vereinzelt im Bachbette gefunden werden. Den Gang durchsetzen dünne Lagen und Schnüren einer schneeweissen weichen Masse, eines Zersetzungsproduktes des Ge- steines,. Das Gestein selbst ist dunkelschwarzgrün mit unebenem theilweise splittrigem Bruche, porphyrartig durch zahlreiche Schiller- spathkrystalle, deren deutliche Spaltung auffallend metallischen Perl- mutterglanz hat. Die Krystalle sind viel kleiner wie im Schillerfels der Baste, nur 5—10 mm, doch ebenfalls von Schillerstein durchsetzt. Das Gestein enthält noch viel fein eingesprengtes Magneteisen, hat 3—3,5 Härte, 2,82 spec. Gew. und hellgrünen Strich. Die Analyse ergab bei b auf 100 berechnet a b Sauerstoffgehalt Si O, 41,44 41,19 21,968 Al, O; 6,63 6,58 2,024 Fe, O; 13,87 13,79 4,137 Fe OÖ 6,30 6,26 1.680 Ca O 7,20 7,15 2,042 \ 17.42 Mg O 18,42 18,30 1320| KO 0,93 0,92 0,157 Na O 0,24 0,24 0,062 7 HO . 5,60 5,17 100,63 100,00 RO en 391 Ein Theil des Eisengehaltes ist offenbar in dem Schillerspathe und Schillersteine enthalten. Nach der Analyse scheint auch noch Feld- spath vorhanden zu sein, dafür spricht der geringe Wassergehalt, die grosseMenge Thonerde und Kalkerde. Dieser Feldspath ist demSchiller- spath unsichtbar fein beigemengt. Das weisse Zersetzungsprodukt erwies sich bestehend aus kohlensaurem Kalk, Magnesiasilikat und einem wasserhaltigen Thonerdesilicat. Der Schillerfels ist hier mit dem Harzer übereinstimmend. — (Zbenda 226 — 331.) E. E. Schmid, über die Trias an der Saar und Mo- sel. — Verf. begann seine Excursion in dieses Gebiet von Buckin- gen an der Saarbrücken-Trierbahn, dem gegenüber Rehlingen mit den Ruinen der Siersburg auf einem Berge liegt. Der Fuss dieses zeigt bunten Sandstein und bunte Mergel; obern Muschelkalk in wenig geneigter und gebogener Schichtung. An der obern Berg- kante gegen NO, N und NW befinden sich mehre unterirdische Stein- brüche auf Brennkalk. Derselbe ist 15° mächtig in 2’ starker Bänken, sehr lichtgelblichweiss, fest, meist deutlich oolithisch, die Körner 0,2— 05mm gross, eng aneinander liegend nur mit schmalen von spä- thigem Kalk erfüllten Zwischenräumen. Es ist kohlensaurer Kalk mit Spuren von Talkerde und Eisenoxydul nebst etwas Unlöslichem. Die häufigen Petrefakten sind schlecht erhalten, darunter viele Terebratula vulgaris, Pecten, Gervillia, Myophoria etc. Soweit ähnelt das Ge- stein dem thüringischen Schaumkalk. Die mittlen Schichten enthalten viel Hornsteinknollen, die, in Thüringen fehlen, weniger die obern Schichten, der Striatakalk. Darüber noch Schichten mit Terebratula vulgaris und Ceratiten. Die Siersburg ruht auf Sandstein, dessen zinnoberrothe Farbe scharf von dem durch eine Verwerfungsspalte getrennten Muschelkalk absticht. Auf dem linken Niedufer an der Fahrstrasse ist ein Steinbruch auf glimmerreichem mürben Sand- stein mit vielen Pflanzen- und Thierresten, alle platt gedrückt mit kohliger Ausfüllung, unter den Muscheln Myophoria elegans, Pecten tenuistriatus, Gervillia socialis, G. Albertii. Man könnte diesen Sand- stein für eine Scholle der Lettenkohlengruppe ansehen. Unter den Kanten des Hochplateaus ziehen sich weitere Steinbrüche desselben Gesteines hin auf der linken Seite der Nied. Auf dem Plateau zeigt sich lichter ebener Kalkschiefer dem mittlen Thüringischen Muschel- kalk gleich. Von Hilbringen am linken Saarufer über Fitten nach der Höhe des Haideholzes geht man über die Schichtenköpfe des ober- sten bunten Sandsteines und der bunten Mergel, des untern und mitt- len Muschelkalkes.. Am Rande des Haideholzes sind Steinbrüche im Betriebe auf einem festen dünnplattigen scholligen Kalksteine mit Lima striata u. a. wenig bestimmbaren Arten. Eben dieser Kalkstein bildet das Plateau des Haideholzes, er ist thüringischer Striatakalk, da unter ihm die mittlen Muschelkalkschiefer hervortreten. An der Ab- dachung des Plateaus gegen Fitten und Hilbringen steht eine verlas- sene Gypsgrube mit Kalkschiefer, der mürbe und cavernös ist, eigent- 26* 392 lich ein mergliger Dolomitschiefer ist. Unterhalb Merzig verändert sich der Charakter des Saarthales, doch bleibt die Trias auf dem westlichen Hochplateau, darunter im Thal des Leukbaches bunter Sandstein, bei Märich und Kirf wieder Steinbrüche auf Brennkalk mit Andeutung oolithischer Struktur. Der Untergrund des Plateaus zwischen Saar und Mosel ist versteinerungsleerer Kalkschiefer. Die zweite Station der Luxemburg-Trier Bahn bei Wasserbillig liegt mit- ten in der Trias. Gegenüber am rechten Moselufer bunter Mergel, untrer und mittler Muschelkalk, erstrer mit Gyps, letztrer mit zucker- körnigem Kalk, dolomitischem, der Myophoia elegans und viele Ar- ten des Thüringer Schaumkalkes führt, darüber Schiefer und Bänke eines dichten und krystallinischen Kalkschieferss. Am linken Mosel- ufer über Wasserbillig treten die Glieder des bunten Sandsteines und Muschelkalkes minder klar hervor, aber sehr deutlich die Lettenkohle und der Keuper auf dem Plateau zwischen Mompach und Herberen. Vorn an der Kante des Plateaus stehen Dolomitschichten des Schaum- kalkes, darüber mittler Muschelkalk. — (Geolog. Zeitschrift AVI. 15—20.) Derselbe, die obere Trias im Salzschacht auf dem Johannesfelde bei Erfurt. — Die hier mit 2 Schächten durch- sunkenen horizontalen Schichten geben einen schönen Aufschluss über den Bau der Trias. Die Tiefe derselben beträgt 1168° und wurden von oben nach unten aufgeschlossen 43° Dammerde, Geschiebe, Kies und Conglomerat, darunter Keuper 459° mächtig, bestehend aus Gyps und verschiedenen Mergeln, dann die Lettenkohlengruppe 159‘ mäch- tig und zwar 132‘ Cycadeensandsteine oder wechsellagernde feinkör- nige Sandsteine und dunkelrothe Mergel, erstere mit Fischresten und Calamites arenaceus, Schieferletten 57‘ mit Mergeln, feinkörnigem Sand- stein, Braunkalk und dichter Kalk, die Schieferplatten mit Lingula tenuissima; dann oberer Muschelkalk 166‘ und zwar die Fischschuppen- schicht 38° bestehend aus einem Wechsel von Kalk und Mergelschie- fer mit vielen Fischresten, Terebratulaschicht 11‘, Discitesschichten 62° bestehend aus Mergel und Kalk versteinerungsreich, Gervillia- schichten 48‘, versteinerungsreicher Kalk, Striatakalk 16‘, darunter folgt der mittle Muschelkalk in 310° Mächtigkeit und zwar 48' Kalk- schiefer, fester grauer Kalk und Mergel, 161° dolomitischer Kalkschie- fer mit Gyps und Anhydrit, über 100° Steinsalz mit Anhydrit. Die durchsunkenen Keuperschichten entsprechen denen der weitern Um- gebung Erfurts. Der eingelagerte Gyps bildet nur flache Klumpen. In der Lettenkohlengruppe fehlt der dolomitische Ockermergel als Schlussglied. Die Braunkalke enthalten Cölestin, dessen Analyse er- gab 43,68 Strontianerde, 1,26 Kalkerde, 0,51 Baryterde, 53,39 Schwe- felsäure, 0,28 Eisenoxyd. Der obere Muschelkalk ist viel mächtiger als sonst an der Saale und Ilm. Seine obern Schichten entsprechen den Glasplatten und glaukonitischen Schichten bei Jena, ein einförmi- ger Wechsel von Kalkmergeln und mergligen Kallken mit viel Talk- erde und sehr vielen Fischschuppen, unter denen Verf. den haltlose 393 Gyrolepis tenuistriatus aufführt, der längst beseitigt worden. Die Te- rebratulaschicht fand Verf. überall in Thüringen, hier die Terebrateln oft noch mit strahligen Farbenstreifen. Die Discites- und Gervillia- schichten ziehen sich in derselben Mächtigkeit weiter fort und sind zwischen Tiefthal und Schattirode aufgeschlossen. — (Zbda. 145 —145.) R. Richter, der Kulm in Thüringen. — Auf und an dem Thüringischen Schiefergebirge lagert Kulm in zwei Partien von unregelmässig dreiseitiger Begrenzung. Die nördliche Partie begren- zen aufliegende Schichten des Roth- und Weissliegenden mit Zech- stein von Saalfeld bis Weida. Auf einer Sohle von ober- und mit- teldevonischen Gesteinen läuft die Kulmgrenze von da zwischen Zie- genrück und Schleiz bis oberhalb Leutenberg dann in NW Richtung zum Rothenberge bei Saalfeld zurück. Die Grundlinie der südlichen Partie wird bis auf die Gegend von Stockheim von der Trias gezogen und reicht zwischen Kronach und Kupferberg, von wo aus der Koh- lenkalk um den Münchberger Gneiss herumzieht. Der Kulm erstreckt sich bis Lehesten und wendet sich nach Sonnenberg zurück. Seine Schichten fallen vom Hauptrücken des Gebirges beiderseits ab, ihr Streichen schwankt zwischen h. 3-7, ihr Einfallen ist vielfach ge- stört. Die Mächtigkeit ist gering. Die Schichten bestehen aus Sand- steinen mit schiefrigen Zwischenlagen, hie und da mit Conglomeraten von Quarz, verwittertem Feldspath, Glimmer und Schiefersplittern. Gerade aus diesen Gemengtheilen bestehen die Sandsteine, welche Blätterdünn bis in starken Bänken auftreten. Die Zwischenschiefer sind meist nur wenige Zoll, selten bis 1‘ stark, dunkelblau mit weis- sen Glimmerblättchen. Gümbel zählt auch die Lehestener Dachschie- fer der untern Kohlenformation zu, welche aber devonische Pflanzen- reste, Apoxylon primigenium, Orthoceres regulare etc. führen. Auch die Lagerung widerspricht solcher Deutung. Plutonische Gesteine fehlen dem Kulmgebiete, denn die angeblichen Grünsteine von Weida hat Naumann richtig als Kulmeonglomerat gedeutet und die kaolin- artigen Gesteine von Distelacker bei Neuhaus könnten eine Modifi- . cation des dortigen Rothliegenden sein. Die Petrefakten sind zwar sehr häufig, aber nur in schwer bestimmbaren Abdrücken. Verf. be- schreibt Proetus posthumus, Cythere spinosa, Litorina, Cardimorpha tellinaria Gf, Crinoidenreste, Pinites Catharinae, Megaphytum Holle- beni Cotta, Sagenaria transversa Gp, S. veltheimana Presl, S. remota Gp, S.cyclostigma Gp, S minutissima Gp, Lycopodites, Odontopteris Stiehlerana Gp, C. transitionis Gp, Fucoides bipinnatus. Hienach sind die Schichten marine längs eines Strandes abgelagert. — (Zbda. 155--272. If. 3—7.) F. Römer, Verbreitung und Gliederung des Keu- pers in Oberschlesien. — Verf. hat seine frühere Beobach- tung (Bd. XXII.S.222.) weiter verfolgt und erstattet darüber Bericht. Die niedrigen Erhebungen der westlichen Ausläufer des Woischnik ‚Lub- linitzer Höhenzuges, welche v. Carnall bereits sorgfältig beschrieben 394 gehören dem Keuper an. .Am Forsthause unweit Guttentag stehen rothbraune Thone ganz denen von Woischnik und Lublinitz gleich, auch Platten eines mürben grünlichgrauen Kalksteines und Stücke der Kalkbreceie liegen umher. Die von v. Carnall mitgetheilten Bohrre- gister, nach ‚welchen der rothe Letten bis 21 Lachter mächtig, bestä- tigen das Anstehen von Keuperschichten. Weiter gegen NW erschei- nen dieselben Gesteine um Kreuzberg wieder deutlich, liefern aus mehreren Thongruben an den Gehängen des Stoberflusses den Ziege- leien Material, in den Thonen wieder dieselben lockern Sandsteine, ebenso in NO von Kreuzburg gegen Landsberg zu. Weiter gegen NW herrschen dann die einförmigen Diluvialgebilde, dagegen treten sie wieder in dem flachen Gebiete hervor, welches gegen NO durch eine die Orte Woischnik, Lublinitz, Guttentag und Kreuzburg ver- bindende, gegen W durch die Oder ünd gegen S durch den N Abfall des grossen Oberschlesischen Muschelkalkplateaus begrenzt wird. Alle braunjurassischen Thone auf v. Carnalls Karte gehören dem Keuper an. Sie sind um Kreuzburg an vielen Orten erschlossen, treten auch in dem Malapanethale merklich zu Tage und das Flussbett des Ma- lapane wird wahrscheinlich von Zielona bis Malapane durch sie gebil- det. Die bunten Letten mit unreinen Kalksteinen bei Dembio öst- lich von Oppeln stimmen vollkommen mit den von Woischnik und Lublinitz überein. Im Walde versteckt durchbricht dieselben ein Ba- salt, der sie zu Porzellanjaspis gebrannt hat. Sie sind an, vielen Or- ten aufgeschlossen. Durch Ecks Nachweisung der Lettenkohlengruppe bei Kleinrosmirka ist ein Anhalt zur Ermittlung des Alters gewonnen worden. Die Thone ruhen denselben gleichförmig auf und können nur Keuper sein und erstrecken sich unter dem Diluvium auf minde- stens 30 Quadratmeilen. Die ganze durch ihren Reichthum an Thon- eisenstein bekannte Bildung, welche die mehrere Meilen breite Zone längs der preussischpolnischen Grenze in den Kreisen Lublinitz und Kreutzburg zusammengesetzt und von v. Carnall als mitteljurassisches Thoneisensteingebirge auf der Karte von Oberschlesien verzeichnet ist, gehört mit Ausschluss eines schmalen Streifens bei Bodzanowitz, Wichrow und Sternalitz ebenfalls zum Keuper. Dieser schmale Strei- fen liefert Ammonites Parkinsoni, Pholadomya Murchisoni und Belem- nites giganteus. Die andern Thoneisensteine sind petrefaktenleer, stimmen auch petrographisch nicht mit diesen überein, sind vielmehr den Keuperletten untergeordnet. Göppert hat allerdings früher die Pflanzenreste derselben als mitteljurassisch gedeutet, aber sämmtliche doch als neue Arten beschrieben und Römer erklärt dieselben für ähnlicher der Keuperflora. Bestätigt wird diese Deutung durch die Auffindung der Posidonia minuta im Sphärosiderit von Paulsdorf bei Landsberg. Diese Art erstreckt sich nach Jones vom bunten Sand- stein bis zum obern Keuper und eine Varietät geht sogar in die Grenzschicht zum Lias. In Süddeutschland und Thüringen fällt ihre Hauptentwicklung in die Lettenkohlengruppe, in England kommt sie nur im obern Keuper vor. Sämmtliche in dem. ausgedehnten Gebiete 395 zwischen dem NAbfalle des oberschlesischen Muschelkalkplateau’s in der preussisch-polnischen Landesgrenze aüs der Diluvialdecke her- tretenden Gesteine des Flötzgebirgs, also die braunrothen und grün- lichen Letten des Malapanethales, die Gesteine des Woischnik-Lubli- nitzer 'Höhenzuges, die Bisensteinreichen bunten Letten der Kreuz- berger Gegend, endlich die grauen Thone& mit versteinerungsreichen Eisensteinen von Bodzanowitz und Sternalitz überlagern sich bei ei- ner Streichungsrichtung von OSO nach WNW und sehr flachem Ein- ‘fallen gegen NO in einfacher Reihenfolge. Da nun bei Groössstrehlitz Lettenkohlenschichten auf oberm Muschelkalk liegen und von den To- then Letten bei Dembio bedeckt werden, so kann über das keuperi- sche Alter der Schichten gar kein Zweifel mehr walten. Dieselben scheinen sich naturgemäss in drei Glieder zu sondern. Zuoberst die braunjurassischen Thone mit Ammonites Parkinsoni, dann als oberer Keuper die braunrothen und grünlichen Letten, die in Thonmergel mit Sphärosideritnieren mit Cycadeen, Calamiten und Farrnkräutern übergehen, als zweites Keuperglied die braunrothen und hellgrünlich grauen Letten mit Thonstein führenden gelblichweissen Kalksteinbän- ken, Fischresten und Unioähnlichen (Limnadia) Schalen führenden dünngeschichteten Kalksteinbreccien und dünnen Schichten von losem grünlichgrauem Sandstein, endlich als unteres Glied braunrothe und heligrünlich graue Latten mit mergligen Kalksteinen bei Dembio, darunter die Lettenkohlengruppe. Uebrigens hat schon Pusch die Vermuthung ausgesprochen, dass die braunrothen Letten Keuper sein möchten. — (Zbda. AV, 694—707.) Derselbe, das Alter des schwarzen Marmors von Dembnik bei Krakau. — Von Krzeszowice an der Ferdinands Nordbahn im Nebenthale aufwärts steht bei dem Dorfe Uzatkowise weisser Kalk in schroffen Felsen, der von dem im Krakauer Gebiet verbreiteten Muschelkalk und Jurakalk verschieden ist. Er enthält Productus latissimus, Pr. semireticulatus und andere Kohlenbrachiopo- den, die auch höher im Thale in grauem Kalke vorkommen. Derselbe Kalk steht im westlichen Thalarme mit dem Dorfe Czerna an und ist hier eisenschüssig braunroth mit vielen Productus giganteus. Bei dem nahgelegenen Paczoltowisce kommt Spirifer striatus und Productus se- mireticulatus vor, dieselben und andere noch weiter östlich. So muss denn auch der andere Kalk zwischen diesen Thälern wohl auf Koh- lenkalk gedeutet werden. Auf dem 500° hohen Plateau über Krzes- zourisc liegen die Marmorbrüche von Dembnik. Sie öffnen den NW einfallenden schwarzen bituminösen nierenförmig abgesonderten dich- ten Kalkstein, der seit alten Zeiten in Polen zu Kunstwerken ver- wendet ist. Pusch erklärte denselben bereits für Kohlenkalk, aber er ist sehr versteinerungsarm und Verf. fand nur unsicher deutbare Ar- ten. Aber bei einem erneueten Besuche erkannte er auf verwitterten Stücken ganz deutlich Atrypa retlieularis, die nirgends bis in den Koh- lenkalk hinaufsteigt, sondern entschieden devonisch ist, ferner eine dem Bellerophon striatus sehr ähnliche Art, eine Murchisonia und 396 Stromatopora polymorpha. ° In einem nahgelegenen Mühlsteinbruche fand sich ebenfalls Atrypa reticularis und Rhynchonella cuboides, Stryngocephalus Burtini. Diese Arten lassen über das devonische Al- ter des schwarzen Marmors keinen Zweifel mehr und er ist dem Kalke von Paffrath gleichzustellen. — (Zbda. 708—713.) A. Kunth, die Kreidemulde bei Lähnin Nieder- schlesien. — Beyrich und Drescher haben bereits diese Kreide- mulde untersucht, aber keine erschöpfenden Mittheilungen darüber ge- geben, Verf. schildert zunächst ihre Orographie und Grenzen und wendet sich dann zu der Constitution ihrer Schichten, welche drei Glieder der Kreideformation repräsentiren. 1. Cenomane Quadersand- steine. Es sind grobkörnige bis conglomeratische Sandsteine mit ver- änderlichem Bindemittel, in mächtige Quader abgesondert, auch säu- lenförmig. Die frühern Abdrücke und Steinkerne, doch z. Th. sehr deutbare so Nautilus elegans, Ammonites rotomagensis, Ostraea di- luviana, Exogyra columba, Pecten asper und serratus, aequicostatus und quinquecostatus, quadricostatus, Lima canalifera, Inoceramus stria- tus, wonach das cenomane Alter nicht zu bezweifeln. Diese Sand- steine bilden die Ränder der Läbner Mulde und erscheinen in deren Mitte bei Waltersdorf. 2. Pläner oder Turone Mergel, grau mit fei- nen Sandkörnchen, Glimmerschüppchen und Kalkspath, mit Ostraea flabellifornis, carinata, hippopodium, !ateralis, Rhynchonella Mantel- lana, plicatilis, Martini und Cordieri, Megerlea lima. Dieser Pläner steht am östlichen Fusse des Kiehnberges dicht am Bober an, dann ostwärts am Lerchenfelde, an den Wegen von Niederlangenak u.a.0. 3. die Quadersandsteine des Kiehnberges und Spitzberges, kleinkör- nig, weiss und gelblich mit kieselartig thonigem Bindemittel völlig petrefaktenleer, höchst wahrscheinlich turonisch. Der Gebirgsbau im Lähner Busen ist sehr gestört und darüber sucht Verf. noch Auf- klärung in Betrachtungen, welche im Original nachzulesen sind. — (Ebda. 714— 745.) | J. C. Deicke, über Eindrücke in Geschieben. — Die Erscheinung von Eindrücken in den Geschieben der Nagelflue findet sich weiter verbreitet, als man nach den bisherigen Mittheilungen glaubte. Lortet erklärte die Eindrücke in den Kalkgeröllen der Na- gelflue durch die Annahme, dass diese Gerölle lange Zeit in einem Bade von kohlensaurem Kalke mit überschüssiger Kohlensäure gewe- sen seien und letztere die Eindrücke erzeugt habe. Nach Blum sol- len die Gerölle der Nagelflue aus dem Innern der Erde gehoben sein, welches die Rundung, die Eindrücke und die Politur erzeugt habe. Escher von der Linth lässt die Eindrücke auf der jetzigen Lagerstätte entstehen, Verf nahm Druck und Reibung als Ursache an. Bischof erklärt sie durch Druck in Verbindung mit schwachen Auflösungs- mitteln nach angestellten Versuchen. Würtemberger beobachtet die Eindrücke in Geröllen des bunten Sandsteins bei Frankenberg. Stu- der erzeugt sie durch starken Druck und meint, dass die Gesteine in einem theilweise erweichten Zustande sich befanden, wofür die häu- 397 fige Verdrehung der Nagelfluegerölle spricht. Diese Eindrücke kom- men auch in den Gesteinen des Erratischen und Diluviums derältern Quartärgebilde vor. Die Eindrücke in den Geröllen der Nagelflue kommen in den verschiedenartigsten Geröllen derselben aber in ver- schiedenen Graden der Ausbildung vor, die tiefsten Eindrücke an den Kalksteingeröllen, minder starke an den Sandsteingeröllen und Jaspis, starke im Gneiss und den Petrefakten der Nagelflue, an letztern ohne Zerstörung der äussern Skulptur, sehr schwache an den Kiesel-, Gra- nit- und Porphyrgeröllen. In jeder Vertiefung findet sich fast im- mer ein dieselbe genau ausfüllendes Gerölle, aber häufig noch eine dünne Zwischenlage von Kalkspath. Die Eindrücke sind glatt oder splitterig rauh, letzteres nur bei Geröllen krystallinischer Gesteine. Sehr oft sind die Eindrücke gestreift und die Streifen gehen oft über sie hinaus und solche gestreiften sind meist in die Länge gezogen und nicht ganz ausgefüllt. Auch in den Sandstein- urd Lettenschich- ten der Mollasse kommen polirte Längsstreifen auf Kalkspath vor. Die Nagelfluegeschiebe zeigen zuweilen eine Spaltung, die verscho- benen Theile durch Kalkspath verkittet. Die Streifen laufen nicht immer parallel. Das mächtige und ausgedehnte Erratische und Dilu- vium des badischen Seekreises bezog sein Material vorzugsweise aus den Alpen und nur zum kleinern Theile aus der Mollasseformation, aber in der Nähe und auf dem Juragebirge stammt das Material vom Jura ab und mit Alpen- und Molassegeschieben gemengt. Auch hier sind die Eindrücke nicht selten, aber selten so tief wie in den Kalk- geröllen der Nagelflue, dech durchweg schärfer ausgeprägt im Jura- diluvium in den alpinischen Gesteinen. Politur und Streifung fehlt hier, sonst stimmt die Erscheinung mit der in der Nagelflue überein. Das allgemeine Vorkommen eines Kalkbelegs der Eindrücke deutet entschieden auf einen chemischen Process bei deren Bildung und da in jeder Vertiefung ein anderes Gestein sich vorfindet: so muss zu- gleich der Druck mitgewirkt haben. Letzterer beförderte erstern und dieser wurde durch mit Kohlensäure geschwängertes Wasser einge- leitet. Von einer Hebung aus dem Innern der Erde als bei Erzeu- gung der Eindrücke mitwirkend kann bei den Quartärgebilden sicher- lich keine Rede sein, die Eindrücke sind auf der jetzigen Lagerstätte der Geschiebe ‘entstanden. Alle Jaspisarten und Kieselgesteine der Quartärformation enthalten Kalk und gilt für sie derselbe Process wie für die Kalkgeschiebe, nur konnten selbstverständlich ihre Ein- drücke minder scharf sich ausprägen. Die Mollasseformation zwischen Alpen und Jura ist auf dieselbe Weise entstanden wie die Quartär- formation und beide sind auch durch keine scharfe Gränze geschie- den. Die Eindrücke in beiden müssen daher von derselben Ursache herrühren. Die Politur und Streifung der Nagelflueeindrücke steht mit deren Entstehung nur in einem mittelbaren oder in gar keinem Zusammenhange. Sie ist Folge der Reibung durch Hebungen, Rut- schungen, Verdrückungen und dergl., fällt also auch in eine spätere 398 Zeit als die Entstehung der Eindrücke. — (Neues Jahrb. f. Mineral. S. 315— 325.) ; von Dechen, der Laacher See. — Dieser allbekannte und viel besuchte See liegt auf der Höhe zwischen den Brohl- und Nuttathale und besitzt keinen natürlichen Ablauf, daher sein Spiegel beträchtlichen Schwankungen unterworfen war bis die Abtei Laach an der S.Seite einen Stollen zum Abfluss trieb im Jahre 1152 — 1177, der 1842—1844 durch einen neuen ersetzt wurde. Die Höhe des frühern Seespiegels über dem Nullpunkte des Pegels zu Andernach ist 706‘, oder 23° über. der Sohle des neuen Stollens am Mundloche, die Senkung durch diesen betrug 20‘, also die jetzige Höhe 686‘ und über dem Meeresspiegel 845°. Der grösste Durchmesser des Sees betrug früher von SN und SW gegen NO 664 Ruthen, jetzt 626, der kleinste von NW gegen SO 400 und gegenwärtig 378 Ruthen. Die Fläche des Sees ist durch Erniedrigung des Spiegels um Y/ıa bis Yıa verringert. Am grössten Theile des Umfanges findet sich nur ein schmaler Rand zwischen dem Ufer und dem steilen Abhange der um- gebenden Berge, nur an der SSeite treten diese weiter zurück und es schiebt sich eine Ebene ein und hier zieht sich auch eine längere Schlucht an den See herab vom SFusse des Kraterrandes deszRothe- berges. Die grösste Tiefe des Sees unter dem frühern Spiegel ist auf 177, 183, 187‘ angegeben, gegenwärtig sicher auf 157° bemessen. Die Umgebung bildet eine Tuffablagerung mit Schichten von Bims- stein; Schlacken und Laven an einzelnen Stellen und an den benach- barten höhern Bergen. Devonschiefer am Abhange des Sees auf WSeite und an der ÖSeite, hier von Braunkohlenthon bedeckt. Was- senach liegt auf bimssteinreichen Schichten, die am Wege nach Glees entblösst sind und bei diesem Orte verschwinden, wie auch auf dem Wege von Wassenach nach dem Veitskopf. Aufklärung darüber giebt der Hohlweg nach Laach, wo sehr bald die regelmässig gelagerten grauen sandigen Tuffe beginnen, deren’ Schichten bis zur Höhe des den Laacher See umgebenden Kranzes ansteigen. Sie enthalten rund- liche Stücke eines grauen Trachytes mit viel weissen Sandsteinkry- stallen. Solche Trachytstücke kommen auch weiter entfernt vom See vor und sollen Laacher Trachyte heissen. Ein Profil im Hohlwege zeigt graue Tuffe mit viel Trachyt und Stücken von Uebergängen aus Trachyt und Bimsstein, im Bimssteine eine dichtere Lage mit Trachyt und Bimsstein, Bimsstein in sehr vielen Schichten mit Stücken von Lava, Schlacken und Felsarten der Devonschichten ge- mengt 10‘. Weiter im Wege hinab liegen weisse Tuffe mit Trachy- ten und wenigen Bimsteinen auf braunem Tuffe mit vielen Schlacken- stücken auf. Die Schichten an beiden Stellen mit geringer Neigung gegen N. vom See abwärts, dennoch bilden sie keine zusammenhän- gende Schichtenfolge am Seeufer über die Höhe des Randes bis ge- gen Wassenach hin. Am innern Abhange nach dem Seeufer hin mö- gen viele Rutschungen stattgefunden haben, Der Veitskopf bildet auf der Höhe zwischen dem Tömissteiner und dem Gleeserthale einen 399 gegen W. offnen Kraterrand nach aussen als einfacher abgestumpfter Kegel erscheinend, im Innern durch einen Vorsprung getheilt wie aus zwei Ausbrüchen hervorgegangen. Auf seine Zusammensetzung weisen die rothbraunen und schwarzen Schlacken mit Augit und Glimmer hin, die durchaus verschieden sind von den rundlichen Tra- chytstücken an den Abhängen aber gewiss überall den Tuffen ange- hören, in welchen sie die häufigsten Einschlüsse bilden. Ein Ueber- gang aus den Augit und Glimmer haltenden Schlacken in den Tra- chyt lässt sich nirgends beobachten. Die nach Glees und Wassenach hinabziehenden Schluchten trennen den Veitskopf ganz vom Rande des Sees, mit dem er aus $. ganz kurz zusammenhängt. Tiefer ist die Lava hervorgedrungen und in einem alten Steinbruche aufge- schlossen. Sie steht in senkrechten Pfeilern an, zerstreut viele Blöcke weit hinab, ist dicht, basaltisch, mit viel Augit, Glimmertafeln und Olivinkörnern. Am Abhange hinauf beginnt bald der Tuff, der sie gänzlich vom Fusse des Kraters trennt. Den Magnesiaglimmer dieser Lava hat Bromeis analysirt. Die Schlucht mit dem Wege nach Glees ist ganz in dem Tuff eingeschnitten, ebenso die Schlucht der andern „Seite, welche die horizontalen feinstreifigen mannichfaltigen Tuffschichten vollständig blos legt, dann aber abwärts in Devonschiefer einschnei- det bis Glees. Diese Tuffe hängen mit denen am Wege von Wassenach nach Laaach zusammen, enthalten devonische Gesteine, Augit, Glim- ; mer, Schlacken, Trachyte, Sanidingesteine und Körner von Hauyn. Auf der WSeite tritt aus dem offnen Krater ein mächtiger Strom basaltischer sehr augitreicher Lava gegen Glees hin, dessen Fels- wände und senkrechte Pfeiler die Mauerlei bilden und auf Devon- schiefer ruhen. Das Ende des Stromes ist da anzunehmen, wo auf der Höhe der grosse Kumskopf sich erhebt. Der 'Thalabhang unter demselben ist mit viel Lavablöcken bedeckt. Das Thal ist seit Er- guss des Lavastromes viel tiefer eingeschnitten, sonst könnten des- - sen Reste nicht so hoch hinaufreichen. Seine Länge mag 700 Ru- then betragen. Am Wege von Glees nach Wassenach trennt ihn Schlackentuff von Devonschiefer. Dieser Tuff ist ganz von dem Tuff- stein gesondert, welcher in der Thaltiefe von Glees auftritt, wie die unterhalb Glees mündende Schlucht deutlich zeigt, wo der Tuffstein vom Schlackentuff durch Devonschiefer getrennt wird. Die Auflage- rung der nach Wassenach verbreiteten Tuffschichten auf dem Lava- strome ist zwischen der Schlucht an’ der Südseite des Weges recht deutlich. Die dünngeschichteten horizontalen gelblichen Tuffschich- ten liegen unmittelbar auf den Köpfen der Lavapfeiler auf. Auf dem Kuhlenteichswege von Wassenach nach dem Gleeserthale sind die Spalten zwischen den senkrechten Pfeilern der Lava mit einer dem wilden Trass sehr ähnlichen Tuffmasse erfüllt. von Oeynhausen erklärt die basaltische Lava für älter als den Tuffstein und Wirtgen fand diesen unter jenen. Zwischen dem Veitskopf und dem Laacher Kopfe an der WSeite des Sees folgen von oben nach unten hellfar- biger Tuff’ mit Schiefer- und Schlackenbrocke 4’, eckige Bimsstein- 400 stücke mit Schiefer und Schlacken 3‘, abermals Tuff 3‘, Löss 3‘, dun- kelfarbiger Tuff mit Schiefer und Schlackenstücken 6‘, die Schichten abwärts vom See gegen W. einfallend. Von der Höhe zieht sich ein sanfter Abfall mit den westlich geneigten Schichten in das Thal von dem Glees nach dem Rotheberg. Die Tuffschichten rechterseits sind auf 20‘ aufgeschlossen und lagern fast horizontal. 6° über der Ober- fläche eine 1!/s‘ starke Schicht von Bimssteinstücken mit Schülfern von Devonschiefer gemengt. Die dichten Tuffschichten enthalten La- va, Schlacke, Augit, Olivin und Schieferstückchen, einzelne Streifen von kleinen Bimssteinstückchen. Aufwärts wird die Lage von Bims- stein geringer, verschwindet darin aber ganz, die Schichten werden geneigter und fallen gegen N. mit 10° ein. Weiter abwärts im Thale tritt unter den Tuffschichten Devonschiefer hervor wie auch weiter gegen S. am Seeufer. Die Spitze des Laacher Kopfes besteht aus Schlacken, welche Augit und Glimmer enthalten. Am SO Fusse sind aufgeschlossen graue lose sandige Tuffschichten theils ziemlich ho- rizontal, weiterhin unter 350 gegen N. fallend. Sie enthalten viel de- vonische Stücke, Trachyte und Schlacken. Auch in der Schlucht und vom Wege von Laach nach Wehr sind diese Tuffe’entblösst. Auf dem Breitel liegen auf dem Tuffe Stücke von weissem und gelblichen” Kalkstein der Juraformation, ein höchst räthselhaftes Vorkommen. Sie scheinen zur Römerzeit zu Bauten herbeigeführt zu sein. Ganz in der Nähe des Weges von Laach nach Wehr erhebt sich der . halbkreistörmige Kraterwall des Rotheberges, der höchste am See, am äussern Abhange gegen NO mit 26% Neigung, auf der SSeite mit 22°, Der obere Rand ist schmal und scharf. Der Berg besteht aus Schlacken mit Augit und Glimmer, aber ohne Olivin.; Der nördliche Arm des Walles verlängert sich W als niedriger bewaldeter Rücken und mag ein Lavastrom sein. Am SArme des Walles zeigt sich gegen W. ebenfalls eine Reihe von 10 —15‘ hohen Lavapfeilern, darunter dünngeschichteter schwarzer Schlackentuff und weiter gegen :W De- vonschiefer. Die Schlacken auf der Lava enthalten viel rothgebrann- ten Schiefer. Am äussern SAbhange des Berges stehen unter den Schlacken feste Tuffschichten mit Schlacken und Lavastückchen, viel Schülfern von Devonschiefer und Devonsandstein und grossen Glim- mertafeln.. Am OAbhange des Kraters stehen feine bunte Tuffschich- ten mit kleinen Kugeln. Diese werden plötzlich sehr häufig nach dem Fusse des Laacher Kopfes "hin, dagegen sind Bimssteine unge- mein selten am Rotheberge. In der Schlucht am Rotheberge nach dem See herab stehen rechts Devonschiefer an und aus diesen tritt ein früher benutzter, jetzt versiegter völlig eisenfreier Säuerling her- vor. Oberhalb des Teiches dieser Schlucht entblösst eine Sandgrube die grauen Schlackentuffe mit viel Trachytstücken, sonst die beste Fundgrube der Trachyte, Sanidingesteine und deren seltenere Mine- ralien. Nahe bei Laach viele Einschnitte in die horizontalen Tuff- bänke, welche wieder Augit, Schlacken, Lavabrocken und viel Trachyt enthalten. Vom Fusse des Rotheberges bis an den Krufter Ofen zieht 401 sich um die S’Seite] des Sees der niedrige Rand von Tuffen durch die Korbüsche, den Tellberg, die Dellen und den Weinberg, welcher mit dem Abzugsstollen durchfahren ist und zwar auf dunklem Tuff mit Schlacken und Devonstücken bis ganz neuen Ablagerungen. Der Tellberg besteht wesentlich aus Schlackentuffen,; die Lavablöcke mit Olivin und Augit auf seinen Abhängen stammen aus den Tuffen, un- tergeordnet sind einige Schichten mit Bimssteinen, andere mit Leu- eiten. Im Thale zwischen Tellberg und Weinberg liegen die Mund- löcher beider Stollen, die Rösche des neuen entblösst die horizonta- len grauen Tuffschichten mit vielen Einschlüssen. Am Fusse des Tell- berges mündet eine vom Gänsehalse herabkommende Schlucht zwi- schen der und der nächsten nach Laach hinabführenden steht ein schmaler Rücken rechts mit ausgedehnten Tuffen, die sich an die De- vonschichten des Forstberges und Tanzberges anlehnen. Diese Tuffe sind deutlich geschichtet, enthalten Augit, Glimmer und Leucit, be- sonders aber grosse Stücke von Phonolith neben Laacher Trachyt- stücken. Der nicht anstehende Phonolith zeigt eine dichte Grund- masse mit ebenem feinsplitterigen Bruch von leberbrauner Farbe, Sa- nidintafeln, schwarzen Glimmerblättchen, grössern Granatoedern von “ weissem Nosean und vielen Körnern von Magneteisen. Unter der Loupe zeigen sich kleine schwarze Körner. Die Grundmasse gela- tinirt in Chiorwasserstoffsäure, der Rückstand ist gelblichweiss, die Noseangranatoeder darin schneeweiss, der Sanidin unverändert. G. v. Rath hat die Masse analysirt. Von der Mühle am Laachbache bis zur Vereinigung der Wege nach Andernach führen die horizontalen Tuffschichten keinen Bimsstein, aber meist Augit, Glimmer, Schlak- kenbrocken und Trachytstücke. vw. Oeynhausen erklärte die Ober- fläche der Korbüsche und der Dellen von dem Hervorquellen der Schlammwasser die den Duckstein bilden, dagegen spricht aber die regelmässige Schichtung des Tuffes. Am niedrigen Ufer der SSeite des Sees findet sich unter dem Rasen 41/3‘ Muschelmergel mit zwei dünnen Torflagen, dann !/a‘ Torf, 4' Kalk, 13° Sand mit Schieferstück- chen und grobem Kies. Weiter gegen O mündet das Rossthal, das mit Bimsstein und vulkanischem Sand nach der Spitze des Krufter Ofens führt. Die Landzunge zeigt am steilen Abhange bedeutende Schlackenmassen und einen Kranz hoher Lavafelsen, in welchem die Tuffschichten gegen SO vom See abfallen. Am Abhange der Stök- kershöhe an der NSeite dieses Busens viele Blöcke basaltischer Lava bis in den See hinein mit Augiten und grossen schwarzen Glimmer- tafeln. Weiter gegen N wieder grauer Tuff auf Devonschichten, wel- che NW fallen, am N Ende des Tuffes aber mit SO fallen. Diese bilden eine Terrasse zwischen See und Schlucht, worin die Quelle liegt und die bedeckt ist mit einem Braunkohlenthonlager. Letzteres veranlasste 1844 eine Abrutschung. An der Stöckershöhe hinauf lie- gen viele basaltische Lavablöcke, am Fusse des Devonschiefers 30° über dem frühern Seespiegel die kleine Grube, welche trockne Koh- lensäure entwickelt, jetzt nur schwach und oft unterbrochen. In den 402 bereits erwähnten Trachytstücken und rundlichen Sanidinmassen in den den Laachersee umgebenden Tuffen kommen viele schöne Mine- ralien vor, wegen der sie an einzelnen Stellen bereits ganz abgesucht sind. Der Trachyt hat eine licht- bis dunkelgraue dichte Grundmasse und viele Partien und Krystalle von weissem durchsichtigen Sanidin, wird aber auch porös und so blasig, dass sie dann schwarzer Bims- stein heisst. Uebergänge in weissen Bimsstein sind selten, ausge- zeichnet am neuen Wege an der SOSeite des Sees von der Land- zunge her durch den Lavastrom des Veitskopfes” Es kommen in die- sem Trachyte vor: Hornblende, Augit, Glimmer, Olivin, Titanit, Hauyn, ferner an fremden Einschlüssen Devonstücke, Quarzstücke und Sani- dingesteine. Die Trachytstücke sind rundlich, ei-birnförmig, ellipsoi- disch, rauh, von 2‘ Grösse bis Erbsengrösse. Die körnige Masse des Sanidin ist oft mit Hornblende, Magneteisen, Titanit, Augit, Glimmer Mejonit vergesellschaftet; Apatit sehr selten in Drusen, Hauyn in kleinen Körnern, Nosean, Sodalith, Zirkon, Nephelin, Orthit, selten kleine Krystalle von Diehroit oft sehr innig gemengt mit Sanidin und Glimmer, noch seltener kleine Granatkrystaile in derbem Sanidin ein- gewachsen, ferner Staurolith, Sapphir, Hornblende, Titanit, Spinell, Stilbit, Leucit, Titaneisen, Orthoklas. Unter den ausgeworfenen Mas-- sen am Laacher See findet man Gneiss, Glimmerschiefer, Hornblend- gesteine. Auch diese Lesesteine enthalten mancherlei Mineralien, welche Sandberger schon 1845 zusammenstellte und Verf. vervollstän- digte. Die Lesesteine gleichen überraschend den bombenartigen an der Aussenseite glatt abgerundeten Massen krystallinischer Aggregate von Sanidin und Hornblende in den Schuttmassen um den mit einem See erfüllten Krater der Lagoa da Fogo auf der Insel San Miguel, welcher 1563 entstand. Der Sand am Seeufer besteht aus denselben Mineralien, welche die Lesesteine zusammensetzen. L. v. Buch hat die geologische Wichtigkeit des Laächersees scharf betont auch von Humboldt im Kosmos darauf hingewiesen, Steininger, v. Oeynhausen, Schulze u. A. sich mit deren speziellen Verhalten beschäftigt. Es scheint kaum noch zweifelhaft, dass der See der Schlund einer Aus- bruchsstelle ist, wie sie die Maare der Eifel im kleinem Massstabe bie- ten. Die Zusammensetzung des umgebenden Randes ist im Allgemei- nen dieselbe. Das devonische Grundgebirge zeigt sich an den Rändern der Maare in gleicher Weise. Der Laachersee fällt z. Th. noch in das Gebiet der Thonablagerungen des rheinischen Braunkohlengebir- ges und bietet daher auch an einer Stelle seines Randes eine Bedek- kung des Devonschiefers durch Braunkohlenthon. Die Tuffschichten des Laaachersees sind zusammengesetzter als die der Maare. Der Trachytische Charakter weist wie diese Zusammensetzung auf viel- mehr Masse aus dem tiefern Sitze der vulkanischen Thätigkeit. Die Entwicklung des Bimssteines aus dem Trachyte ist nicht zweifelhaft, und so steht die Grösse des Sees und seines Bergkranzes in einer innern nothwendigen Beziehung zur mineralogischen Zusammensetzung der ausgeworfenen Produkte. Auch die Lava- und Schlackenmassen Be ee AR 403 am innern Rande des Sees stehen nicht isolirt da, indem auch Maare ganz ähnliche Erscheinungen aufzuweisen haben. Ebenso wie die Maare durch häufig wiederholte unmittelbar einander folgende Explo- sionen ausgeblasen sind und dadurch die zusammenhängende Ge- staltung des innerm, Abhanges entsteht, zeigt auch die Umgebung des Laachersees diese einfache, sich als das Ergebniss einer in sich ab- geschlossenen Thätigkeit darstellende Form. Der länglichrunde Um- riss ist das Produkt einer doppelten auf zwei Mittelpunkte sich be- ziehenden Thätigkeit. — (Zhein. Verhandl. AX. 286-320.) @l. Oryetognosie. A. Kenngott, Zusammensetzung.des Apophyllit — Nach den bisherigen Analysen des Apophyllit müssen Kali und Kalkerde in einem bestimmten Verhältnisse stehen. Bei den geringen Differenzen der 18 Analysen ist man berechtigt als -Mittel derselben anzunehmen: 25,03 Kalkerde, 5,25 Kali, 52,27 Kiesel- säure und 16,31 Wasser. Die Berechnung der Aequivalente giebt 8,94 Kalkerde, 1,10 Kali, 27,42 Kieselsäure und 18,12 Wasser oder 8 Kalkerde, 0,98 Kali, 15,60 Kieselsäure und 15,21 Wasser. Berücksich- tigt man nun hierbei den bis 2 pCt. betragenden Gehalt von Fluor und sucht denselben in eine Verbindung zu bringen: so deutet schon das Verhältniss des Kali auf eine solche hin und man kann für den Apophyllit die Formel aufzustellen : 8 (CaO.HO-+-HO.2Si0,) + KF, dies ergiebt 24,72 Kalkerde, 52,97 Kieselsäure, 15,89 Wasser, 6,42 Fluorkalium oder wenn Fluor und Kalium getrennt angegeben wer- - den: 24,72 Kalkerde, 5,21 Kali, 52,97 Kieselsäure und 2,9 Fluor, Will man statt obiger Formel nun 8(CaO.SiO, + 2HO.SiQO,)-+-KF oder auch 8(CaO.2Si0z-+2HO)-+KF schreiben: so ändert dies an dem Verhältniss nichts, welches wohl das richtige sein dürfte, da es dem Fluor Rechnung trägt und dem bestimmten Gehalte an Kali eine Stel- lung giebt, durch welche seine Menge gerechtfertigt erscheint. — (Journ. f. prakt. Chemie LXXXIX, 449-456.) G. Brush, über den Tephroit. — Die krystallographi- sche und optische Prüfung spricht für einen Isomorphismus des Te- phroit mit dem Chrysolith und nicht minder dessen chemische Zusam- mensetzung. Die Analyse des Tephroit von Stirling bei Sparta in New Jersey ergab 30,10 Kieselerde, 65,59 Manganoxydul, 1,09 Eisen- oxydul, 1,38 Magnesia, 1,04 Kalkerde, 0,27 Zinnoxyd, 0,37 Verlust; also im Wesentlichen die Zahlen, welche früher Rammelsberg und Thomson gefunden haben, d.h. die Formel RO.SiO;, wonach Te- phroit als ein Mangan-Chrysolith‘ zu betrachten. Bei Stirling kom- men übrigens noch zwei Abänderungen vor, eine hellrothe und eine dunkelrothbraune mit fleischroth auf den Spaltungsflächen, beide et- was schwieriger schmelzbar und in der änssern Erscheinung dem Feldspath täuschend ähnlich, Ein Exemplar zeigte sehr schöne Phos- phorescenz. Die chemische Analyse ergab a. von dem braunen, b. von dem rothen: 404 a b Kieselsäure 30,55 31,73 Manganoxydul 52,32 47,62 Eisenoxydul 1,52 0,23 Magnesia 1,13 14,03 Kalkerde 1,60 0,54 Zinkoxyd 5,93 4,77 Verlust 0,28 0,35 99,93 99,27 Beide Abänderungen kommen unter ähnlichen Verhältnissen vor wie Tephroit d.h. im Gemenge mit Rothzinkerz, daher auch der Gehalt an Zinkoxyd in der Analyse, welches nur als Beimengung zu betrachten. Im Tephroit von Stirling wiesen übrigens schon Deville und Damour 21 p. C. Magnesiagehalt nach. Die Vergleichung aller Analysen ergiebt, dass ein Theil den gewöhnlichen Tephroit repräsen- tirt mit der Formel 3MnO.Si Os, während in obigem b das Verhält-. 3(/aMgO0-+ 2/3 MnO).SiO;, in dem von Damour analysirten 3 (l/). Mg O-+12MnO).SiOz; ist. Die Ersetzung des, Manganoxyduls durch Magnesia gewinnt um so mehr an Interesse, da Tephroit und Chry- solith beide rhombisch krystallisirend nun auch in ihren Abänderun- gen weitere Analogien zeigen. — (Sülliman, amerie. Journal KIXV1. 66—170.) Ferber, Zusammensetzung des Jarosit. — Der Ja- rosit kömmt in Anhäufung sechsseitiger Täfelchen vor, aber auch in srobkörnigen Partien, welche manchen nordischen Granaten gleichen, sehr feinkörnig bis dicht. Die Farben wechseln mannichfach ab von hellstrohgelb in vollständiger Reihe durch honiggelb bis schön hya- einthroth und andererseits durch alle Varietäten des Braun bis Pech- schwarz, was durch die wechselnde Menge der das Eisenoxyd ver- tretenden Thonerde bedingt zu sein scheint. Die Analyse ergab: 31,76 Schwefelsäure, 1,25 Thonerde, 49,24 Eisenoxyd, 5,90 Kali, 0,80 Natron, 11,25 Wasser, wonach die Formel KO.SO;+ SFi203.S 0; -+-10HO. Der Jarosit findet sich in obern Tiefen auf den in Roth- und Brauneisenerz umgewandelten Eisenspathgängen der Sierra Al- magrera und verdankt seine Bildung der Zersetzung von Eisenkies und dem Kaligehalte des Kalkschiefers, in welchem die Gänge auf- setzen. — (Berg- und Hüttenmännische Zeitg. ZXIL. 10.) R. Dach, Vorkommen von Zinnerz auf der Insel Va- rimon. — Diese Insel in der Strasse von Malakka bildet ein na- türlicbes Verbindungsglied zwischen den zinnreichen Gevirgen von Malakka und Banka und Billiton, so dass sich schon eine Ueberein- stimmung in den geognostischen Verhältnissen jener erst in neuer Zeit bekannt gewordenen Insel mit der genannten erwarten liess. Die etwa 7 Quadratmeilen grosse Insel besteht hauptsächlich aus Granit und Greisen, welcher an einer Stelle den Granit gangförmig durch- setzt. In allen Flussthälern findet sich Turmalinfels häufig als Ge- schiebe. Der. südliche Theil der Insel sowie der Küstenrand werden 405 aus alluvialen wechsellagernden Schichten von Sand und Kaolin ge- bildet, in denen das Zinnerz vorkömmt, begleitet von Krystallen von Eisenkies und abgerundeten Körnern von Pyrolusit. Die Zinnseifen, welche in Tiefen von 20— 40° aufgefunden wurden, werden durch grosse rechteckige Ausgrabungen abgebaut. — (Berg- und Hütten- männische Zeitg. XXII. 337—338.) J. Michaelson, Analyse des Radiolith von Brevig. — Der sehr häufig im Zirkonsyenit von Brevig vorkommende Radiolith hat H-5, spec. Gewicht 2,22, ist fleischroth, mit strahligem Bruch und enthält 47,73 Kieselsäure, 26,04 Thonerde, 2,22 Kalkerde, 13,37 Na- tron, 0,40 Kali, 0,53 Eisenoxyd, 10,24 Wasser, was der Formel des Natrolith entspricht. — (Oefvers. k. vet. Akad. Förhlg. 1862. 505.) A.M. Glückselig, Vorkommen desApatits und Fluss- spathes auf den Zinnerzlagerstätten in Schlaggein- walde. — Um Schlaggenwalde steht Gneiss mit z. Th. sehr dün- nen Schichten an, mit grossen Ausscheidungen von Glimmer und el- lipsoidischen Einschlüssen eines Feldspatharmen Granites, welche Stockwerke bilden. Um dieselben laufen ziemlich concentrisch hori- zontale Gangspalten und zwischen beiden streichen geneigt die Gänge mit der Erzführung. An Mineralien ist die Gegend ungemein reich (Bd. III. 257). Der Apatit kömmt krystallisirt, in nachahmenden Ge- stalten und derb als Phosphorit vor. Die Krystalle haben den Ha- bitus von Prismen und sind beim Vorherrschen von „P säulenförmig bei Ueberwiegen von OP tafelförmig, sehr selten gewinnt die Pyra- mide grössern Einfluss. - Verf. bestimmt die einzelnen ihm bekannten Krystalle näher. Die Pyramiden der 1. Ordnung erscheinen als Ab- stumpfung der Grundkanten, die der 2. Ordnung als Abstumpfung der Grundecken, selten nur in halber Zahl an den abwechselnden Ek- ken =R, die Pyramiden der 3. Ordnung kommen als schräge Abstum- pfung der Ecken der an den abwechselnden Mittelkanten liegenden Flächenpaare, daher in der pyramidalen Hemiedrie Naumanns zum Vorschein. Die Flächen der hexagonalen Prismen sind meist der Hauptachse parallel gestreift. Manchmal unterscheiden sie sich durch verschiedenen Glanz und verschiedene Beschaffenheit, die der zwei- ten Orddung sind glätter oder rauher als die der ersten. Entspre chend dem hemiedrischen Vorkommen der Pyramiden 2. Ordnung er- scheinen auch obwohl selten die Prismen derselben mit halber Flä- chenzahl. Oefters sind die Flächen des verwendet stehenden Prismas abwechselnd breiter und schmäler, so dass sie zweien dreiseitigen Prismen angehören. Auch kommen hexagonale Säulen vor, an denen die Hälfte der Flächen gestreift, die andern glatt sind. Solche Pris- men sind als Combination von Ro» Mit „Ra zu deuten. Sehr sel- ten erscheint das zwölfseitige Prisma „Pn selbstständig, Die 0P- Fläche ist nie gestreift, meist glatt, eben und glänzend, selten matt und uneben, bisweilen mit Eindrücken fremder Krystalle. Die Zwil- linge sind entweder durch Durchkreuzung entstanden oder zwei nnd mehrere Individuen liegen mit einer Fläche parallel der Hauptachse XXIII. 1864. 27 3 406 an einander. Krystalle, welche eine der Decrescenstheorie entspre- chende Zusammensetzung haben, kommen öfter vor. Kleine sechs- seitige Prismen legen sich mit parallelen Hauptachsen aneinander, so dass sie nur ein grosses Individuum bilden, ihre Basis ist dann glatt oder mosaikartig aus kleinen Hexagonen gebildet, bisweilen auch un- eben, stark schimmernd, oft auch vertieft. Die langen nadelförmigen Krystalle vereinigen sich oft zu’Büscheln oder Stängeln, verlieren den Glasglanz und schimmern perlmutterartig. Bei dem mit den Apatit isomeren und isomorphen Pyromorphit von Bleistadt kommen ganz ähnliche Krystallisationen vor. Von nachahmenden Gestalten liefert der Apatit kammförmige Aggregate und Tropfsteinbildungen, letztere selten in Form ächter Stalaktiten, meist ‘mit einer durchsetzenden Röhre versehen, welche mit Fluss erfüllt ist. Die rabenfederdicken Röhren sind oft mit Phosphorit verkittet. Auch Kugeln bis zu 3‘ Durchmesser kamen vor mit radialfasriger Struktur. Der Phosphorit ist entweder ganz amorph oder hat Spuren von Theilbarkeit. Sechs- seitige Säulen von Steatit scheinen nach Beryll oder Quarz gebildet zu sein. Die Apatitkrystalle haben vorherrschend Glasglanz, mitun- ter bis Demantglanz, andererseits auch Fettglanz, der Phosphorit ist stets matt, fetiglänzend. Die Farben wechseln an den Schlaggenwal- der Apatiten auffallend. Weiss, sehr selten wasserhell, meist durch- scheinend, röthlichweiss, viol-, lavendel-, entenblau, meer-, laueh, spar- gel-, ölgrün, wachsgelb, ziegelroth, fleischroth, pfirsichblühtroth, bläu- lichroth. Die grünen starkglänzenden Abänderungen wurden früher als Akustit bezeichnet. Weisse durchsichtige Krystalle zeichnen sich bisweilen mit zwei blauen Ringen auf der Basalfläche, einzelne Säu- len bestehen aus braunen und weissen Tafeln, Prismen umgeben sich mit einem andersfarbigen Mantel, grün oder blau. Die Apatitkry- stalle sitzen meist auf Quarz, selten auf Zinnstein, sind bisweilen ganz in Steinmark eingebettet, werden vou Flussspath, Desmin, Topas, Kupferkies und Steinmark begleitet. Nur die grünen Varietäten sind reich an Combinationen. Der Phosphorit erscheint als Ausfüllung schmaler Gänge, auf ihm sitzt krystallisirter Gyps, auch schliesst er Gänge von grünem Fluss ein. Im.Magnesiaglimmer eingeschlossen ist grüner amorpher Apatit sehr reich an Kieselerde, Mit dem Apa- tit eng verbunden ist der Fluss. Dieser bildet selbstständige „© — O0 — „0, Combinationen sehr verschiedene, auch kugelige Aggre- gate mit rauher Oberfläche und deutlichem Blätterdurchgange. Die Krystalle meist klein, doch auch Würfel und Octaeder mit zolllangen Kanten; die Würfelflächen meist glatt, die Octaederflächen stets matt und rauh, die des Granatoids glatt und glänzend. Zwillinge nach dem Gesetze der Durchdringung häufig bei Würfeln; die einzelnen Würfel schneiden sich in verschiedenen Richtungen. Sehr häufig sind durch Decrescenz gebildete Formen. Es kommen ganz aus kleinen Würfeln gebildete Octaeder vor, Cubooctaeder und Combinationen des Wiirfels mit dem Fluorid. Zu den Decrescenzen gehören auch Jene weissen Octaeder, deren Kanten ganz regelmässig mit blauen 407 Würfeln besetzt sind. Ein Exemplar von der Combination „O.9O » mO©m zeigt den langen Diagonalen der Rhomben entsprechend einen weissen Streifen, so dass man auf ein in dem blauen Krystalle ein- geschlossenes weisses Octaeder schliessen muss. Ein daneben liegen- der zerbrochener Krystall zeigt auch deutlich, dass der blaue Fluss nur geringe Dicke hat. Da nun aus dem Öctaeder durch Abstum- pfung aller Kanten das Rautendedokaeder resultirt, so liegt nah, dass die Octaeder, deren Kanten bewürfelt sind, und die letzt angeführte Combination nur graduell verschieden sind; d.h. dass erstrer der An- fang, letzterer der Ausgangspunkt ist. Eingeschlossen fand sich auch ein röthlichweisser Würfel in einem weissen Octaeder, in einem weis- sen Würfel ein Granatoid, das sich durch die zarten blauen Contu- ren seiner Kanten verräth; meergrüne Cubooctaeder enthalten blaue Würfel so gestellt, dass ihre rhomboedrische Achse mit der pyrami- dalen des Octaeders zusammenfällt. Am häufigsten sind die Ein- schlüsse bei Würfeln, Würfel in Würfeln mit der verschiedensten Achsenstellung. An weissen Würfeln sind oft alleEcken durch blaue Würfel ersetzt. Selbst in anscheinend amorphen Stücken findet man unregelmässig vertheilte Würfel von dunkelblauer oder violeter Farbe. Apatitnadeln sind häufig von Fluss umschlossen. Ein perlmutterglän- zendes Bündel von Apatitnadeln ist von blauem blättrigen Fluss ein- gehüllt, den wieder röthlichbrauner undeutlich krystallisirter Apatit umgiebt. Quarzkrystalle durchsetzen Flusskrystalle und werden von ihnen umhüllt. Karpholitnadeln dringen in blauen Fluss ein, ebenso nadelförmige Krystalle von Wismuthglanz. Krystallinischer Quarz- bedeckt zuweilen die Flusswürfel ganz. Der Fluss sitzt auf Quarz und Apatit selten auf Zinnstein. Neuerlichst wurden häufig wasser- grüne Flusswürfel auf Desmin gefunden, der Quarz und Zinngraupen bedeckt. Kleine Fluss- und Topaskrystalle bilden mitunter ein sehr mattes Krystallgehäuse. Auf blauem Fluss sitzen die schönsten Kry- stalle von Calcopyrit,, theils noch mit messinggelber Farbe, theils leb- haft angelaufen, häufig tief dunkelblau. Oefter finden sich auf den Flusswürfeln Vertiefungen quadratische oder rundliche, an den Rän- dern mit rothem pulverigen Eisenoxyd bedeckt, offenbar von zersetz- tem Kupferkies herrührend. Die blaue Farbe herrscht am Schlag- genwalder Flusse vor, doch kömmt er auch weiss, röthlich, meer- grün, wassergrün vor. Die erwähnten Einschlüsse wirken ändernd auf die Farbe, durch selbe erscheint der Fluss bisweilen gefleckt oder geflammt. Eigentlich amorphe Varietäten kommen nicht vor (wäh- rend auf den Strassberger Flussspathgängen nur diese herrschen und Krystalle sich nicht finden). — Geologische Zeitschrift XVI. 136—140. A. Madelung, über Chrysolitpseudomorphosen in Mähren. — Bei Hotzendorf u. a. O. in Mähren kommt eine eigen- thümliche Modification des Basaltes vor, die in Handstücken schwerer zu erkennen ist. Ganz frisch in losen Blöcken am Galgenberge bei Freiberg ist es ein ächter Basalt mit schwarzer sehr feinkörniger fast dichter Grundmasse, in welcher zahllose Krystalle von olivengrü- 27° 408 nem Chrysolith ganz fest eingewachsen sind. Alle Krystalle sind von Streifen und Adern der Grundmasse durchzogen, vorwaltend in der Spaltungsrichtung nach 100. In manchen Stücken treten übrigens die Chrysolithe nur ganz vereinzelt auf, zugleich aber zahllose kleine Kalkspathkügelchen. Andere Stücke erscheinen stark verändert, ha- ben eine gelblichbraune zerbrechliche Grundmasse und glanzlose graue mit Säuren brausende Krystalle, die sich leicht herauslösen lassen. Bei Hotzendorf steht eben dieser Basalt zwischen Sandsteinschich- ten an und zeigt die verschiedenen Grade der Umwandlung. Im fri- schen Zustande wie bei Freiberg, dann etwas weicher und dunkel- graugrün, mit dem Messer schabbar, die Chrysolithkrystalle äusser- lich von der Farbe der Grundmasse, aber aus Körnchen und Streifen einer matten schwach durchscheinenden blaulichgrünen Substanz mit zwischenliegender schwarzer bestehend. Adern von fasrigem Kalkspath oder Aragonit durchsetzen das Gestein una die Chrysolithkrystalle, dieses auf beiden Seiten der Ader oft sehr verschieden. “Weiter ver- änderte Stücke sind ganz weich und gelblichbraun mit losen Krystal- len, die gewissen Serpentinen gleichen. Endlich finden sich ganz mürbe Stücke mit fast eisenockriger Oberfläche und zerfallenden Krystallen, welche mit Kalkspath und Brauneisenstein überzogen sind. Verf. analysirte diese verschiedenen Zersetzungstadien des Gesteines und untersuchte dann die Krystalle. Dieselben erreichen nur sel- ten 1 Centimeter Länge und 6 Millimeter Breite, sind vollkommen glattflächig und stellen Combinationen dar, welche entschieden denen des Chrysolith gleichen. Die nur wenig veränderten bestehen aus 48,55. SiO,, 16,23 CO,, 20,40 CaO, 2,50 MgO. ",03 Al2O;, 5,50 Fea O;, 1,47 CaO und 0,54 MgO. Hieraus berechnet Verf. die wahre Zu- sammensetzung auf 74,45 SiOs, 6,18 Al,O;, 8,45 Fe,O;, 2,26 CaO, 1,93 MgO, 6,75 HsO. Es zeigt sich hier also eine Verdrängung von einzelnen Bestandtheilen durch kohlensauren Kalk, welche die einge- schlossenen Krystalle stärker betraf als das einschliessende Gestein und zwar in beiden auf die Magnesia und in den Krystallen auch auf das Eisenoxydul sich richtete. Der Gehalt an Alkalien ist gänzlich ausgelaugt und verdrängt. Es liegt hier also eine beginnende Pseu- domorphose von Kalkspath nach Chrysolith und Basalt vor, welche an die bekannten Pseudomorphosen von kohlensaurem Kalk nach Or- thoklas von Manebach erinnert. Der Kalkgehalt rührt aus den Sand- steinen her, in welchen der Basalt liegt. — (Jahrb. geolog. Reichs- anstalt AIV, 1— 10.) Rammelsberg, Eisenglanz und Pistazit bei Werni- gerode. Im Dumkuhlenthale bei Hasserode führt der Granit nester- weise beide Mineralien auf Quarz. Der Eisenglanz ist grossblättrig, sehr rein, giebt ein braunes Pulver und hat 5,267 specifisches Gew., besteht aus Eisenoxyd und 0,84 pC. Eisenoxydul. Der Pistazit bildet grüngelbe Krystalle und strahlig krystallinische Aggregate, spec. Gew. 3,465. Nach dem Glühen ist er braun, halbgeschmolzen und durch Säuren leicht zersetzbar. Er enthält 37,94 Kieselsäure, 21,00 Thon- 409 erde, 12,64 Eisenoxyd. 2,98 Eisenoxydul, 22,35 Kalkerde 0,91 Magne- sia entsprechend der gewöhnlichen Epidotformel. Bei starkem Glü- hen nimmt die Menge des Eisenoxyduls zu. — (Geol. Ztschr. XVI, 6.) Paläontolegie. Göppert, über lebende und fos- sileCycadeen. — Höchst interessant ist die Entdeckung einer Cy- cadee am Cap Natal, Stangeria paradoxa Moore, deren unfruchtbare Wedel anfangs Farren zugeschrieben wurden, weil man keine Cyca- deenwedel mit dichotomen Nerven kannte. Bornemann erkannte die Beziehungen der Taeniopteris zu Stangeria und bezeichnete erstere mit Stangerites, allein dieselbe hat Farnfrüchte. Die Familie der Cy- cadeen beginnt bereits im Kohlenkalk, welcher bei Rothwaltersdorf in Schlesien Cycadites taxodinus führt, und hat in der obern Kohlenfor- mation schon zwei Arten: Cycadites gyrosus und Pterophyllum go- norrhachis beideim Thoneisenstein der Dubenskogrube in Oberschlesien. In der Medullosa peltata der permischen Formation erreicht die Familie überhaupt die höchste Ausbildung der Strukturverhältnisse, in der Trias aber und im Jura das Maximum von Arten, kömmt dann auch in der Kreideformation und in dem Miocän von Grönland vor, wo _ Verf. Pecopteris borealis, Sequoia Langsdorfi, Pterophyllum arcticum erkannte. — (Geolog. Zeitschr. XVI. 175.) Derselbe, ächte Monokotylen in der Kohlenpe- riode. — Brongniart und J. Hooker bezweifelten das Vorkommen ächter Monokotylen in der Steinkohlenformation, obwohl Corda zwei Arten aus dem Kohlengebirge von Radnitz: Palmacites carbonigenus und P. leptoxylon als unzweifelhafte Monokotylen nachgewiesen hatte. Auch Eichwald, führte neuerdings eine Stammknospe von Noeggera- thia aus der permischen Formation auf, die G. selbst untersuchte und als solche erkannte. Aehnliche Fruchtstände sind Anthodiopsis Bei- nertana-und die Trigonocarpon. Sie alle wird Verf. in den Paläon- tographicis beschreiben und sie stützen die Lehre von der stufen- weisen Vervollkommnung der Vegetation von der ältesten Periode bis zum Auftreten der Dikotylen in der Kreideformation. — (Eben- da 175.) R. Richter, zur Fauna des thüringischen Schiefer- gebirges. — Die in mehren Zügen auftretenden Kiesel- und Alaun- schiefer enthalten sämmtliche böhmische Graptolithen und parallelisi- ren sich vollständig mit Barrandes Basis von Etage E. Auf den Alaunschiefern, die nach oben meist in Zeichenschiefer sich umwan- deln, liegen dichte Kalke und auf diesen die Tentakulitenschichten mit Kalkconcretionen, welche nach neuen Aufschlüssen das Liegende der Nereitenschichten ausmachen. Letztere gehen nach oben in dunkle Schiefer über, deren unmittelbares Dach nirgends aufgeschlossen ist. Die Ueberreste dieser Schichten werden vom Verf. beschrieben. Die Trilobiten finden sich in zunehmender Menge von den Tentaculitenschich- ten aufwärts bis zu den Tentaculitenschiefern, wo sie am häufigsten, die Entomostraceen gehören nur den Nereitenschichten und deren Conglomeraten. Uebrigenskönnen die Nereiten keine Fährten von Crusta- 410 ceen oder Gastropoden sein, da sie in ihrem Vorkommen sich fast ganz ausschliessen. Die Arten sind: Harpes radians, Proetus dormitans, Phyllaspis raniceps, Arethusina spec, Phacops strabo, Ph. pyrifrons, Ph. Roemeri Gein., Ph. liopygus, Acidaspis myops, Beyrichia Kloe- deni, B. subeylindriea und B. armata. Die Nereitenschichten wurden zuerst den Llandeilo flugs gleichgestellt und damit die Tentaculiten- schichten auch für altsilurisch erklärt. Allein die Nereiten ergaben sich als unsichere Leitarten, wobei jedoch Cladograpsus Nereitarum noch den untersilurischen Charakter zu verbürgen schien. Dagegen hat nun Gümbel die Nereitenschichten zum tiefsten Gliede der Devonfor- mation gemacht und die graptolithenreichen Alaunschiefer ins Obersi- lurium versetzt. Die sämmtlichen Schichten von den dichten Kalken bis herauf zu den Tentaculitenschiefern lagern concordant und so auch auf den graptolithenreichen Alaunschiefern, dagegen erscheinen an meh- ren Orten die oberdevonischen Schichten in discordanter Lagerung. Von den Petrefakten ist Beyrichia Kloedeni entschieden obersilurisch und alle übrigen Formen zeigen sich den obersilurischen näher ver- wandt als den devonischen. — (Zbda, AV. 654--675, Tfl. 18, 19.) Reuss, die Bryozoengaattung Cumulipora Mstr. — Von Graf Münster zuerst 1835 ohne Begründung eingeführt stellte Bronn Cumulipora zu den Nulliporiden, Geinitz neben Alveolites, Rö- mer mit gewohnter flüchtiger Beschreibung neuer Arten neben Sti- chopora und Lunulites. Sie gehört entschieden zu den Bryozoen ne- ben Lepralia und Cellepora, bildet ziemlich grosse knollige Massen aus über einander liegenden Zellenschichten, deren Zellen regelmäs- sig angeordnet sind, liegende wie bei Lepralia, nur in dichten Ge- dränge sich der Anordnung der der Celleporen nähernd. Jede Zelle spriesst nicht nur seitlich aus, sondern auch nach oben, so dass sich über ihr eine neue bildet und dadurch allmählig grössere verticale Zellenreihen entstehen, welche dicht an einander liegen. Diese ha- ben nun grosse Aehnlichkeit mit Röhrenzellen,, welche durch Quer- scheidewände in Etagen getheilt erscheinen. Die Ausbildung der Zel- len unterliegt übrigens mannichfachen Anomalien in der Form und sehr oft zumal bei Cumulipora angulata verschliessen sich die Zellen- mündungen, was die Erkennung des Typus erschwert. Jede Zelle steht mit den Nebenzellen durch die gewöhnlichen Sprossencanäle der chilostomen Bryozoen in Verbindung. Bei C. transsilvanica tren- nen sich die vertikalen Zellensäulen nach Art der Biflustren stellen- weise leicht von einander und man sieht bei starker Vergrösserung an den vertikal gestreiften Seitenwänden der Zellen durch die regel- losen Poren der Zellendecken. Cumulipora ist also eine Leepralia mit reihenweise über einander gelagerten Zellen oder eine Cellepora mit regelmässiger Anordnung den Zellen. Den Typus bildet die im Ober- oligocän von Astrupp, Luithorst und Bünde vorkommende Cumulipo- ra angulata mit polygonalen von einem erhabenen Rande umgebenen . Zellen. Die Monographie der Gattung wird Verf. geben. — (Jahrb. geol. Reichsanstalt XIV. Verhandign. 21— 22.) F. Stoliczka, kritische Bemerkungen über Römer 411 norddeutsche Polyparien. — Das Bedauern, welches wir über Römers sehr ungenügend begründete neue Polyparien des norddeut- schen Tertiärgebirges Bd. XXII. S. 411 auszusprechen uns genöthigt sahen, theilt auch der Monograph der Latdorfer Bryozoen und giebt demselben durch eine Kritik der einzelnen Arten weitern Nachdruck. Da der Gegenstand für unser Vereinsgebiet ein besonderes Interesse hat: so berichten wir in Kürze das Urtheil über Römers Arten: Vin- cularia marginata ist eine auch im Wiener Becken vorkommende Sa- licornia und identisch mit S. crassa im englischen Crag, V. hexagona ebenfalls eine Salicornia, ebenso V. tetragona und letzte beide viel- leicht nur Alterszustände von S’ crassa wie auch V. rhombifera, die Busk als Sal. sinuosa beschrieben; V. escharella = Cellaria Beyrichi Sto.; V. porina nur abgeriebene Stücke der Eschara coscinophora Reuss; Cycleschara marginata=Orbitulipora Haidinger Stol von R. schlecht abgebildet, Eschara subteres wahrscheinlich identisch mit E. pulchra Stol; Eschara ornata — E. Reussi Stol; E. deformis = E. porulosa Stol; E. glabra = Biflustra glabra; Porina confluens iden- tisch mit E. porulosa; Porina quadrata beruht ‘auf abgeriebenen Stücken der Eschara ornatissima; Porina dubia ist Eschara coseino- phora Reussi und derselben fälllt möglicher Weise auch Porina granu- losa zu; Escharella caudata — Eschara crenatula Stol.; Escharella af- finis erinnert stark an Eschara ampla Reuss des Wiener Beckens; Escharella celleporacea weicht zu sehr von Münsters Abbildung ab; Porella monops ist zu Distegenipora d’Orb. zu versetzen; Porellina decameron — Eschara mortisaga Stol., Porellina labiata — Eschara subovata Stol.; Porellina elegans ein klägliches Bild der Eschara mo- nilifera MEdw; Biflustra punctata scheint auf jungen Stämmchen der Eschara coscinophora zu beruhen; Cellepora tenella hat einige Aehn- lichkeit mit Lep. pedicularis; Cellepora multipunctata ist wahrschein- lich Lep. Grotriani; C. papyracea ähnlich der Membranipora an- haltina; Reptoporina pertusa — Lepralia macropora Stol.; Reptescha- rella ampullacea = Lepralia Grotriani Stel.; Reptescharella cornuta sehr wahrscheinlich gleich Cellepora monoceras; Cellulipora globus — Cellepora globularis Bronn; Cumulipora favosa — Alveolaria Buski Hol. Ueber Cumulipora vergl. voriges Referat, C. pumicosa und fabacea gehören nicht dazu; Lunulites hemisphaericus —L. Lat- derfensis Stol.; L. microporus wohl mit L. subplenus Reuss iden- tisch; L. hippocrepis — L. Androsaces Michel; Discoflustrella Hai- dingeri ist eine Cupularia; Discoescharides mamillata ist Stichoporina Reussi Stol und von Römer falsch abgebildet: Hornera bipunctata wahrscheinlich H. subannulata Phil; H. suleatopunctata — H. hypo- lyta Defr; Idmonea minima ist vielleicht ein ganz junger Stamm der F. Hoernesi. Ueber die hier nicht erwähnten Römerschen Arten er- laubt sich St. kein Urtheil, nur weist er noch nach wie leicht sich Römer Einsicht von seiner Arbeit über die Latdorfer Bryozoen, die wir bereits im Januarheft 1863 (Bd. XXI. 106) im Auszuge mittheil- ten verschaffen konnte und dann die Wissenschaft vor einer Reihe 412 lästiger Synonyma bewahrt haben würde. Aber es ist leichter alles als neu abzubilden und mit einigen inhaltsleeren Zeilen zu begleiten, als in verschiedenen Schriften nachzusuchen, mühsam zu vergleichen _ und zu prüfen und dann erst mit der Arbeit hervorzutreten. Man sollte neue Gattungen und Arten, deren verwandschaftliches Verhält- niss nicht näher darlegt, überhaupt als todtgeborene gar nicht be- rücksichtigen. — (Neues Jahrb. f. Mineral. 340—347.) Ch. E. Weiss, über Voltzia und andere-Pflanzen des bunten Sandsteines zwischen der untern Saar und dem Rheine. — Für Voltzia heterophylla giebt Bronn 9 Fundorte ver- schiedenen Alters an, von welchen aber mehrere unsicher und andere falsch sind, wohl alle falsch welche nicht im bunten Sandstein liegen. Gümbel’s Entdeckung der V. heterophylla und acutifolia am Don- nersberg in der Rheinpfalz geschah nicht im bunten Sandstein, son- dern im Rothliegenden, Verf. fand diese Voltzien dort nicht und ver- muthet, dass die'Gümbel’schen Exemplare gar nicht aus diesen Schich- ten stammen. Triasgebilde kommen überhaupt nicht in der Gegend von Kreuznach vor. Bei Sulzbald und neuerdings entdeckt bei Saar- brücken lagert V. heterophylla in den obersten Schichten des bunten Sandsteines hart an der Gränze des Röth. Dieser obere, Sandstein ist bei Saarbrücken weich, hell, in Bänke gesondert, mit thonigem Bindemittel, etwas Glimmer und von feinem Korn, mit Zwischenlagen sandiger Letten und schwarzgrauen Pflanzenschiefers. Der mittle und untre bunte Sandstein ist fester, gröber, dunkler, führt Quarz- gerölle und Brauneisenstein. Im obern kommen hauptsächlich die beiden Varietäten brevifolia und elegans vor, beide nicht selten an ein und demselben Exempiare und ganz genau den Schimper’schen Abbildun- gen entsprechend. Die Abart rigida ist selten und die ächte hetero- phylla wurde noch nicht gefunden, : alle Exemplare haben mehr min- der kurze Nadeln. Der Stamm und die ältern Zweige sind von Schimper nicht erschöpfend behandelt. Die Blätter fallen in der Regel ab, doch Vf. hat alle Zweige mit solchen und bezeichnet sie als fast glatt, doch mit feiner‘ welliger Streifung. Kleine abgerissene Aestchen hinterlas- sen runde, elliptische oder hufeisenförmige Narben. Auf jüngern Zweigen sieht man langgezogene rhombische, durch Furchen getrennte Felder mit elliptischer Narbe und centraler Vertiefung und Gefäss- narbe. Das Holz der Voltzien hat schon Schimper richtig dargestellt, es kömmt bei Saarbrücken nur mit Voltzien vor, meist sehr zerbrök- kelich, so dass es nicht gelingt brauchbare mikroskopische Präparate herzustellen; auch sind Jahresringe nicht deutlich. Die Holzachse hat durch zahlreiche Quer- und Längsrippen ein gestricktes Ansehen bekommen. Länge und Breite sowie der Abstandswinkel der Blätter sind variabel. Es finden sich völlig lineale, pfriemförmige bis eilan- zettförmige Nadeln meist mit deutlichem Mittelnerv, der nicht in die Blattspitze ausläuft. Diese Blätter sind wahrscheinlich mehr als spe- cifisch verschieden von denen, welche Bronn von Raibl abbildet. Die Nadeln stehen in Spirallinien um den Zweig. Die Frucht ist eine end- 413 ständige Zapfenfrucht von 21/3” Länge und ?/s‘' Breite. Die Zapfen- schuppen sind ziemlich locker und weitläufig, fast senkrecht abste- hend, in ihrer Form aber nicht deutlich genug erhalten. — Anomo- pteris Mougeoti kömmt seltener aber doch an mehreren Orten vor.— Calamites arenaceus sehr häufig, an den obern Gliedern fein und dicht gerippt, lang und oft keulenförmig verdickt an den obern Knoten und hier die Astnarben tragend. Andere kürzere Glieder haben viel brei- tere Rippen. Ueber Pecopteris sultzana wagt Verf. noch nicht zu ur- theilen‘ Im bunten Sandsteine bei St. Johann-Saarbrücken fand sich ein Gebilde, welches breitrippigen Sigillarien täuschend ähnlich ist, aber diesen doch nicht zugehört. Es sind Platten mit welligen glat- ten Rippen, ohne Blattnarben, wie solche Geinitz schon in Thüringen gefunden hat, wohl nur durch Wellenbewegung des Wassers erzeugt. — (Zbda. 279—293 Tf. 5.) . Albr. Müller, Saurierreste im bunten Sandstein bei Basel. — Der Baseler bunte Sandstein hat in seinen Steinbrüchen bisher noch keine Pflanzen- und Thierreste geliefert, nur einen Fisch von Degenfelden bei Rheinfelden und einen’ zweiten von Riehen, zu welchen dann noch der Sclerosaurus armatus von Warmbach am Rhein neuerdings gekommen ist. Erst in jüngster Zeit wurden nun bei Rie- hen NO von Basel in den Steinbrüchen des Dinkelberges abermals Knochenreste gefunden. Es sind Schildabdrücke mit strahlig ästigem Relief von Labyrinthodonten, von annähernd quadratischer Form. In neuester Zeit hat nun auch der bunte Sandstein des Schönthales bei Liestal wieder Reste zu dem von Rütimeyer beschriebenen Gress- lyosaurus ingens geliefert. Bei Riehen kam nun auch der Abdruck ei- nes vollständigen Saurierskelets zum Vorschein, das nach der sehr kurzen Schnauze nur einem Labyrinthodonten angehört. Die Extremi- täten sind kurz und haben vielgliedrige Zehen wie es scheint mit spi- tzigen Krallen. Vom Schwanz ist nichts zu erkennen, Leider sind die Knochen verschwunden und nur der Abdruck vorhanden. Die ganze Länge des Skelets beträgt 40 Centimeter, die Länge des Ko- pfes beträgt 8, dessen Breite 6 Centimeter. — (Zbda. 333—338.) F. Karrer, die Foraminiferenfauna des tertiären Grünsandsteines der Orakei Bai bei Auckland (Wien 1864. 4°. 1 Tfl.). — Dieser lockere Sandstein birgt ausser wenigen Mol- lusken und Bryozoen besonders viel Foraminiferen, deren folgende be- schrieben werden: eine Nodosaria der N. spinicosta sehr ähnlich, Den- talina aequalis, Vaginulina recta, Lingulina costata d’Orb, Marginu- lina neglecta, Cristellaria mamilligera, Robulina regina, Uvigerina pygmaea d’Orb, Guttulina communis d’Orb, Textillaria Hayi, T. con- vexa, T. minima, Orbitulites incertus, Clavulina elegans, Rotalia nova- zelandica, R. perforata, Rosalina Mackayi, Globigerina bulloides d’Orb, Polystomella Fichtelana d’Orb, P. tenuissima, Nonionina simplex, Am- phistegina Campbelli, A. aucklandica, A. ornatissima und Orbitoides orakeiensis. Diese Abhandlung ist der paläontologischen Sektion des schön ausgestatteten Reisewerkes der Novara einverleibt. 414 A. Gaudry, fossile Vögel und Amphibien von Pi- kermi am Pentelikon. — Erstere gehören nur den Familien der Hühner und der Störche an. Ein Schädel, Coracoideum, Humerus, Cu- bitus, Radius, Carpus, Femur, Tibia und Zehenglied weisen sämmtlich auf ein Huhn von mittler Grösse. Der Schädel besonders ist gut er- halten, noch mit ansitzendem Atlas und Zungenbein. Er zeigt unver- kennbare Aehnlichkeit mit dem Fasan, wie auch Oberarm und Qubi- tus, doch ist die Vorderstirn länger und das Intermaxillare reicht nur bis an.die vordere Gränze des Thränenbeines, auch sind die Un- terkieferäste etwas höher. Verf. vermuthet eine eigene Gattung, aber führt die Art vorlänfig doch lieber als Phasianus Archiaei auf. Unter den Gliedmassenknochen sind einige mehr gedrungen und gekrümmt und die sollen nach Blanchard Weibchen angehören. Einige Fusskno- chen deutet Verf. als Gallus Aesculapi. Andere Ueberreste weisen auf einen Kranich, nämlich Halswirbel, Coracoideum, Humerus, Cubi- tus, Metacarpus, Becken, Femur, Tibia, Tarsus, alle sind kleiner und schwächer als der lebende Kranich, aber diesem in den Formen am ähnlichsten, daher sie äls Grus Pentelici gedeutet werden. Ueber die vereinzelten andern Knochen von Vögeln wagt G. keine sichere Bestimmung zu geben: ein Humerus stammt von einem grossen Storch. Von Amphibienresten liegt ein Brustpanzer einer Landschild- kröte vor, der heutigen griechischen sehr ähnlich, an einem Exem- plar deutlich mit hintrer beweglicher Klappe wie bei Testudo mauri- tanica und T. marginata und zumal letzterer überraschend ähnlich, ohne jedech identisch zu sein, daher sie Verf. T. marmorum nennt. Unter den bis jetzt bekannten fossilen Schildkröten ist keine, welche zur nähern Vergleichung gezogen werden könnte. Ferner liegt ein grosser Crocodil-Wirbel vor, dessen Formen auf Varanus weisen. — (Bullet. soc. geol. XIX. 629—639. Tb. 16.) A. Oppel, paläontologisches Mittheilungen. Fort- setzung. Stuttgart 1863. Tb. 51—82. 80. (cf. Bd. XXI. 177.) — In der Forssctzung seines schätzbaren Unternehmens behandelt Verf. zunächst folgende jurassische Cephalopoden mit eingehenden geog- nostischen Betrachtungen, die wir leider bei unserm spärlichen Raume nicht berichten können: Ammonites arolicus, stenorhynchns, subclau- sus, nimbatus, modestiformis, Bruckneri, hispidus, Delmontanus, semi- falcatus, canaliferus, zio, Gumbeli, bidentosus @, Weinlandi, folgaria- cus, tenuiserratus, Kappfi, Bauhini, lophotus, dentatus Rein, crenatus Brug, Renggeri, audax, microdomus, fialar, litocerus, Wenzeli, lochen- sis, anar, Gessneri, Backianus, semiplanus, callicerus, Gmelini, Hauf- fanus, Pichleri, trieristatus, Holbeini, trachinotus, compsus, Manfredi, atavus, binodus, mieroplus, iphicerus, acanthicus, caletanus, liparus, Schilleri, episus, circumspinosus, neoburgensis, Rafaeli, Uhlandi, clam- bus, Oegir, Rotari, Schwabi, eucyphus, bypselus, Meriani, bimamma- tus, transversarius, volanensis, heterostrophus, galar, Collinii, Strei- chensis, Strauchanus, stephanoides, Frischlini, Güntheri, Rolandi, tri- merus, Möschi, dermonotus, Balderus, lepidulus, Hiemeri, thermarum, 415 polyplocus Rein, Lothari, Schilli, Tiziani, Martelli, lithographicus, Haeberleini, thoro, steraspis, Bous, euglyptus, hybonotus, Antharis, latus, Pipini, aporus, hoplisus, Gravesanus, Ulmensis. — Die in den sekundären Ablagerungen von Spiti und Gnari Khorsum in Tibet vor- kommenden Fossilreste und zwar die jurassischen: Ammonites Adol- phi, substriatus, Jollyanus, Lymani, Kobelli, Lamarcki, Khanikofi, Voiti, Thuilleri, onustus, exoticus, Cautleyi, Theodorii, Soemmeringi, Morikeanus, Stanleyi, Seideli, Groteanus, Everesti, cognatus, Balfouri, Schenki, Ruprechti, Sabineanus. ' F. Stoliczka, the fossil Cephalopoda of the creta- ceous rocks of Southern India (Memoirs of the geological Survey of India.). — ‘Verf. beschreibt ausführlich: Ammonites Blan- fordanus, inflatus Swb, candolleanus Pict, propinquus, subtricarinatus d’Orb, obesus und Ootatoorensis mit Abbildungen auf sechs Tafeln. Troschel gedenkt eines Mastodonzahnes der nieder- rheinischen Braunkohle. — Derselbe entspricht zunächst dem zweiten untern Backzahne des Mastodon longirostris, ohne dass sich jedoch die Identität mit Sicherheit behaupten liesse. Die Lagerstätte bildet der Thon über dem Sphärosideritlager zwischen Ippendorf und Raisdorf. — (Niederrheinische Verhandlungen 1863. $. 1181.) Andrae, Pflanzen im vulkanischen Tuffe des Brohl- thales. — Dieselben lassen sieben Arten von Dikotylen und Mono- kotylen erkennen und wurden in einem gelblichgrauen sehr feinsan- digen Tuffe gefunden. Sie machten den Eindruck tertiärer Formen, waren aber bei näherer Vergleichung nicht unter bekannten Arten zu finden. Zwei besonders häufige Blätter zeichnen sich durch eigen- thümliche besonders starke Adergerüste aus. Die gefiederten For- men gleichen der lebenden Valeriana offieinalis und besonders der grobgezähnten Form sambucifolia Mik, die andern ebenso bestimmt der Urtica dioica. Die übrigen Reste liessen keine resultatreiche Vergleichung zu, jene aber beweisen, dass dieser Tuff der gegen- wärtigen Epoche angehört. — (EZbenda 190.) @l. Botanik. G. Lang macht auf der 4. Versammlung von Na- turf. zu Pesth darauf aufmerksam, dass sich die Knollen (nam. d. Knollen des Ranunculus) wie Knospen verhalten, indem sich beide Pflanzentheile aus ovalen Zellenhaufen herausbilden und im ersten Entwicklungsstadium beide Gestalten annehmen können. — (Dotan. Zeitg. 1864, $. 16,) E. Hallier, über Neubildung eigenthümlicher Zel- len im Prosenchym von Aedemone mirabilis Kotschy. — Verf. beobachtete endogene Zellbildung im Prosenchym, ganz analog den Bildungen, welche Schacht als Holzparenchym -Bildungen bezeich- nete. Vorzugsweise findet Quertheilung statt, während Verticalthei- lung nur in sehr breiten Zellen und an den weitesten Stellen dersel- ben auftritt. H. glaubt, dass die Verticalwände kein Product der Mutterzellen seien, sondern nur der Tochterzellen. — (Zbda $. 93.) Josef v. Dorner besprach auf der 4. Versammlung von Na- 416 turf. zu Peth die bisher angewandten Vertilgungsmittel der Flachs- seide. Sie wurden alle unzulänglich befunden. Die neulichst in England angepriesene Methode des Begiessens der Luzerne mit ei- ner Lösung von Eisenvitriol, wobei der Gerbsäure enthaltene Schma rotzer zu Grunde gehen soll, während die Luzerne unversehrt bleibt, bewährt sich nicht.. Bei den auf der Herschaft des Erzherzogs Ste- phan im Alcsuth gemachten Versuchen gingen die Mutterpflanzen sammt dem Schmarotzer zu Grunde. — (Zbda $. 15.) A. H. Church, note on Myxotrichum Chartarum Kz.— Die zusammengerollten Haken sind septirt. Inmitten der Flocke findet man eine gelbe Masse, welche aus dünnen, zarten Säckchen besteht, die leicht platzen und eine Anzahl kleiner weisser oder grauer Kör- perchen entleeren, die Verf. für Sporen hält; diese Sporen „vege- tiren“ leicht, aus ihnen konnte auf feuchter Baumwolle der Pilz er zogen werden. H. J. Charter schildert eine Pilzkrankheit, welche in Ost- indien die Weichtheile und Knöchel der Füsse befällt und zu Ampu- tationen Veranlassung giebt. Oberflächliche Oeffnungen führen zu verzweigten Gängen, welche schwarzbraune kugelige Massen umge- ben, die bis zu !/, Zoll dick werden können und in den Knochen- und Weichtheilen des Fusses und Knöchels eingebettet sind. Diese bestehen aus strahlig geordneten Zellketten mit grösseren Zellen (abortiven Sporen?), welche Kugelform annehmen und mit einer ho- mogenen (albuminosen?) Flüssigkeit von brauner Farbe gefüllt sind. G. schrieb diese Infection einer dem Mucor stolonifer ähnlichen Pilz- form zu, welche, ähnlich den Schwärmern der Myxomyceten, eine be- bewegliche Sporenform habe. C. vermuthet, dass dieselben durch die Poren der Haut eindringen. Sietreten aus Oeffnungen hervor, welche kleiner sind, als die Schweisskanäle der menschlichen Haut. — (Bota- nische Zeitung $. 23.) R.D. Hildebrand, Wirkung des Blühtenstaubes bei der Fruchtbildung. — An der Frucht ist stets der Samen und die denselben umgebende Fruchthülle zu unterscheiden und es scheint fast allgemeine Ansicht zu sein, dass der Blühtenstaub allein den Zweck und die Fähigkeit besitze die Eichen im Fruchtknoten zu be- fruchten und dass diese in Folge der Befruchtung die Fähigkeit be- halten, Säfte für sich und das sie umgebende Fruchtgehäuse anzu- ziehen, mithin wäre die Aufwallung der letztern die Folge der Be- fruchtung der Eichen. Hiegegen sprechen nun die zahlreichen Fälle, wo in Folge von Bastardbefruchtung sich zwar Früchte aber keine Samen entwickeln und ganz schlagend wird jene Ansicht widerlegt, dass die im bonner Garten während des Winters blühenden Orchi- deen sämmtlich in ihrem normal entwickelten Fruchtknoten keine Spur von Eichen hatten, statt deren die Placenten blos mit warzi- gen Hervorragungen verschen waren und dennoch die Blühten alle Zeichen der Befructung brachten, der Fruchtknoten binnen- zwei Mo- naten um das Zehnfache seines Volumens anschwoll; zwischen den AT an Stelle der Eichen befindlichen Warzen schlängeln sich die Pollen- schläuche hin und her und die Warzen selbst theilten sich. Erst sehr spät fingen in den Früchten von Cymbidium vinense und Dendrobium nobile an die Warzen sich zu Eichen umzubilden. Die später noch beobachteten Fälle waren 14 an einheimischen und 8 an tropischen Arten und führten dieselben zu folgenden allgemeinen Resultaten: 1. Zur Zeit der Blühte sind die Eichen niemals vollständig ausgebil- det, ihre Entwicklung liegt dann noch bei den verschiedenen Arten zwischen sehr weiten Grenzen: auf der einen Seite sind die Placen- ten kaum als wellige Streifen angedeutet und es ist keine Spur zur Anlage von Eichen vorhanden, auf dem andern Extrem sind beide nahezu ausgebildet, jedoch noch ohne Embryosack. 2. In Folge der Uebertragung von Pollen auf die Narbe schwillt der Fruchtknoten an; die Eichen bilden sich weiter aus; wird kein Pollen auf die Narbe gebracht, so entwickeln sich in einzelnen Fällen die Eichen ganz un- merklich weiter, aber die ganze Blühte fällt nach einiger Zeit. 3. Erst einige Zeit nachdem der Pollen auf die Narbe gebracht, haben die Oyula ihre Vollkommenheit und Befruchtungsfähigkeit erlangt, in ih- nen bildet sich dann durch den direkten Einfluss der Pollenschläuche der Embryo; die Zeit zwischen beiden hat nach den Arten sehr ver- schiedene Länge, bei Dendrobium nobile 4 Monat, bei Neottia nidus avis 9 Tage, bei Listra ovata 10 Tage. 4. Aus Allem folgt für die Orchideen und vielleicht auch für die übrigen Phanerogamen die dop- pelte Wirksamkeit des Pollens: er bewirkt die Anschwellung des Fruchtknotens und die Ausbildung der Eichen ohne direkte Berüh- rung dieser und zweitens befruchtet er die Eichen durch direkte Be- rührung des Embryosackes. — (Verhandlungen niederrhein. Gesell- schaft 1863. S. 116. 138.) Derselbe, Dimorphismus von Primula sinensis. — Schon lange weiss man von mehreren Primulaarten, dass die Blühten ‚einzelner Pflanzen einen längern Griffel und höher eingefügte Staub- gefässe, die andern einen kurzen Griffel und höher eingefügte Staub- gefässe besitzen, aber erst kürzlich hat Darwin die Experimente ver- öffentlicht, welche über die geschlechtliche Beziehung beider Formen Aufschluss geben. Da die kurzgriffliige Form eine Narbe aus wenig ausgebildeten Papillen besitzt, hingegen einen grosskörnigen undurch- sichtigen Blühtenstaub; die Narbe der langgriffeligen aber lange hat und kleinen durchsichtigen Pollen, so war zu vermuthen, dass letztere eine mehr weibliche, erstere eine mehr männliche Pflanze sei. Dar- win unternahm vier Arten der Befruchtung; die langgriffelige mit der kurzgriffeligen, dann die umgekehrte, dann jede Form gegenseitig. Dabei ergab sich, dass die beiden ersten Arten der Befruchtung den meisten Erfolg hatten, also die kurzgriffelige Form keineswegs die männliche Rolle spielt, die beiden letzten hatten den wenigsten Er- folg. Die Befruchtung der einzelnen Blühten mit sich selbst war ver- mieden. H. befruchtete nun noch Blühten der langgriffeligen Form mit sich selbst und der kurzgriffeligen mit sich selbst und die beiden 418 letztern Arten der Befruchtung lieferten am wenigsten Samen, etwas mehr die Art, wo Pflanzen ein und derselben Form gekreuzt wurden. Die meisten Samen kamen durch die Kreuzung der beiden Formen - zu Stande, Die Schädlichkeit der Selbstbefruchtung leuchtet hiernach ein. Hinsichtlich der Art der Fortpflanzung der beiden Formen stellte sich heraus, dass die langgrifflige Form mit der langgriffligen be- fruchtet zum grössten Theile langgrifflige Nachkommen erzeugte, in gleicher Weise die kurzgrifflige mit der kurzgriffligen befruchtet, bei der Kreuzung beider war die Nachkommenschaft etwa zur Hälfte der einen Form, zur Hälfte der andern Form angehörig. — (Ebda. 183.) Schacht, über das Inulin. — Dieser Stoff vertrittin den Wurzeln der Compositen das Stärkemehl und soll nach Meyen im Zellsaft gelöst vorkommen, dagegen beim Gefrieren der Dahliaknol- len in Kugelform, den Stärkemehlkörnern ähnlich, nach Schleiden aber im Zellsaft in Körnerform von gleicher lichtbrechender Kraft als das Wasser und daher unsichtbar. Nach Hartig wird es durch Jodglyce- rin in Körnerform sichtbar. Das Inulin ist nun in der That im Zell- saft gelöst enthalten. Die mikroskopischen Präparate aus frischen Dahliaknollen zeigen einen dickflüssigen klaren Zellsaft; fügt man Wasserentziehende Mittel hinzu: so scheidet sich das Inulin in fester Form aus, die Körner nach dem Grade der Einwirkung in Grösse und Verhalten verschieden. Bei rascher Wasserentziehung durch starken Weingeist schlägt es sich fast augenblicklich in zahllosen kleinen un- regelmässigen Körnern in den Zellen nieder; bei langsamer Entzie- hung dagegen durch mässig verdünntes Glycerin bilden sich allmählig grössere Kugeln, den Stärkemehlkörnern täuschend ähnlich auch im optischen Verhalten, indem sie unter dem Polarisationsmikroskop auf schwarzem Felde ein regelmässiges Kreuz und bei eingeschaltener Gypsplatte eine positive Farbenstellung zeigen. Die Grösse kann sehr verschieden ausfallen. Ueber mit zahllosen kleinen Körnern er- füllten Zellen finden sich andere mit wenigen grossen Körnern und solche mit nur einem grossen Kern. Die grossen Körner sind häufig unregelmässig z.B. nur Halbkugeln oder auch in der kugeligen Aus- bildung behindert. Sie verdanken ihre Entstehung wahrscheinlich ei- ner allmähligen Zusammenziehung, einem Verdichtungsprocess und sind demgemäss im Innern weniger verdichtet, wasserreicher als in der Peripherie. Selbst hohle Inulinkugeln kommen vor. Auch zer- reissen die Körner vom Centrum aus strahlig, zumal wenn sie aus ei- ner dichtern Flüssigkeit dem Glycerin in eine dünnere, Wasser, über- tragen werden. Jodlösung färbt sie nicht, Alkohol und Aether lösen sie nicht, aber in kaltem Wasser sind sie schwer, in kochendem leicht löslich, sie werden von Säure und Alkalien gelöst und von Kupfer- oxydammoniak eigenthümlich angegriffen. Bei den strahlig gerisse- nen Kugeln bewirkt letztes Reagens vom Rande aus ein allmähliges Verschwinden der krystallinischen Splitter und es bleibt ein sehr durchsichtiger farbloser Körper von der Gestalt der frühern Inulin- kugel zurück, welche von einer doppelt contourirten Membran um- 419 "hüllt ist und im Innern noch die Spuren der Risse erkennen lässt, auf dem dunkeln Felde des Polarisationsmikroskopes dagegen bei- nah verschwindet. Die nicht zerrissenen Körner werden durch das Kupferoxydammoniak wie durchlöchert und hinterlassen zuletzt einen äbnlichen sehr durchsichtigen Körper. Danach scheinen die Inulin- kugeln aus zwei in ihrem Verhalten nicht absolut gleichen Stoffen zusammengesetzt zu sein. In den Zellen der getrockneten offieinel- len Wurzeln der Compositen findet sich das Inulin als durchsichtige, spröde mit-geraden Flächen zersplitternde Masse, welche durch wäs- serige Jodlösung nicht höher gelb als diese Flüssigkeit selbst gefärbt wird. — (Zbda. $. 174—176.) L. Rabenhorst, Beiträge zur nähern Kenntniss und Verbreitung der Algen. Heft I. 7 Tffln. Leipzig 1863. Fol. — Diese Beiträge enthalten 3 Abhandlungen, 1. Meeresdiatomeen von Honduras, von Janisch und dem Herausgeber als welche folgende Gattungen resp. Arten characterisirt werden: Actinocyclus 10 Ehren- bergische Arten, Actinoptychus undulatus Ehb.. Amphipentas alternans „Ehb., Amphiprora maxima Greg, A. lepidoptera, Amphitetras arisata Shadb., A. antediluviana Ehb., A. parvula, A. eruciata, Amphora sal- nia Sm., Asteromphalus Humboldti Ehb., Auliscus radiatus Ehb., Au. sculptus Sm., Biddulphia aurita Ehb., B. pulchella Ehb., B. reticulata Roop., Campylodiscus Hodgsoni Sm., C. Ralfsi Sm., C. angularis Greg, C. Rabenhorstanus, Climacosphenia moniligera Ehb., Cl. linearis, Coc- coneis ornata Greg, C. punctatissima Greg, C. pseudomarginata Greg, C. fimbriata Greg, C. Kirchenpauerana, C. flexella, C. scutellum Ehb., Coseinodiscus limbatus Ehb., C. radiolatus Ehb., C. striatus Ehb., Denticeila ventricosa, Epithemia constricta Sm., Fragillaria pinnata Ehb., Gomphonema marinum, Grammatophora peruana Ehb., Gr. ser- pentina Kz., Hyalodiscus subtilis Bail, Isthmia enervis Ehb., I. ner- vosa Kz., Mastogloia apiculata Sm., M. Grevillei Greg, Melosira ma- rina Sm., Navicula Bleischana, N. bombus Greg, N. didyma Ehp., N. lyra Ehb., N. nitescens Greg, N. Janischana, N. marina, Pinnularia directa Sm., Plagiogramma Gregorianum Grev., Pl. inaequale Grev., Pleurosigma balticum Sm, Pl. delicatulum Sm., Podocystis americana Bail, Pyxidicula minor Bail, Rhabdonema adriaticum Ehb., Rh. arcua- tum Kz., Rh. nigrificum Sm., Raphoneis fasciolata Ehb., Stauroneis pulchella Sm., Surirella fastuosa Ehb., Synedra affinis Kz., S. gom- phonema, S. superba Kz., S. undulata Bail, Tessella hyalina, Tricera- tium favus Ehb., Tr. orbiculatum Shad. — 2. Diatomeen aus dem ost- indischen Archipel von Hantzsch. Ausser mehreren nur namhaft ge- machten Arten werden beschrieben: Climacosphenia indica, Synedra pulcherrima, S. formosa, Toxarium rostratum, Mastogloia interrupta, M. quinquecostata. Nitzschia panduriformis Greg, N. formica, Eupo- diseus minutus, Cocconeis heteroidea, C. pellucida. — 3. Die bei Neu- damm aufgefundenen Characiumarten von Hermann. Es sind 8 be- reits bekannte Arten, welche mit einigen Bemerkungen aufgezählt werden und dann folgende neue: Characium ensiforme, ambiguum, 420 tenerum, clava, eurypus, tuba, phaseoides, urnigerum, pedicellatum, epipyxis, sessile, alle beschrieben und abgebildet. Wir wünschen die- sem Unternehmen eine recht beifällige Aufnahme von Seiten der Be- taniker und einen erfreulichen Fortgang. L. Rabenhorst, Flora europaea Algarum aquae dul- cis et submarinae. — Sectio I. Algas diatomaceas complectens. Cum figuris generum omnium xylographice impressis. Lipsiae 1864. 80. — In diesem höchst verdienstlichen Buche, das zum Studium der Dia- tomeen sich als sehr brauchbar empfiehlt, giebt Verf. zunächst eine Uebersicht der Familien und der Gattungen mit Abbildungen und dann werden diese und ihre einzelnen Arten in streng systematischer Reihenfolge kurz charakterisirt mit Angabe der Citate, Synonymen und der geographischen Verbreitung. Die aussereuropäischen, fossi- len und die ungenügend bekannten Arten werden mit den Nachwei- sen gehörigen Orts aufgezählt, so dass zugleich ein vollständiges Repertorium geboten ist. ; P.G. Lorentz, Moosstudien, Mit 5 Tfin. Leipzig 1864. 4°, — Die erste Abhandlung beschäftigt sich mit dem Bau und der Entwicklungsgeschichte der Laubmoose und behandelt im besondern Fissidens taxifolius, F. adiantoides, Fontinalis antipyretica und Poly- trichum, die zweite bringt Beiträge zur Biologie und Geographie der Laubmoose nach verschiedenen Excursionen in den baierischen Al- pen mit Beschreibung neuer Arten und die dritte endlich neue exo- tische Arten. | K. Hölzl, die Potentillen Galiziens.*) — Als Probe einer kritischen Flora Galiziens und der Bukowina veröffentlicht Verf. eine Uebersicht über die Potentillen dieses Gebietes. Es sind folgende: I. Potentillae geminae. 1. P. supina L. weit verbreitet. 2. P. norve- gica L. an Teichen. 3. P. anserina L. sehr gemein. 4. P. recta L. häufig. 5. P. pratensis Herb. noch nicht sicher charakterisirt, viel- leicht zu P. hirta zu ziehen. 6. P inclinata Vill. —canescens Wimm, ruthenica Wild, intermedia Wahlb., inclinata Bell.) selten. 7. P. ar- gentea L. (=impolita Wahlb, tomentosa Gilib) überall gemein. 8. P. argenteoverna Wirtg (= subacauliargentea Lasch, collina Wib, sor- dida Fries, Güntheri Pohl) überall verbreitet. 9. P. heptaphylla Mill. (= thuringiaca Bernh., parviflora Gaud, chrysantha Heuff, patens Herb.) nur bei Czernowitz. 10. P. patula W. K. in den Karpathen. 11. P. reptans L. überall. 12. P. procumbens Sibth (= nemoralis Nest, galliciana Schult) weit verbreitet. 13. P. tormentilla Sibth) häu- fig und überall. 14. P. aurea L. (= crocea Herb.) auf Alpenwiesen, *) Ueber die räthselhafte Abstammung des Wortes Potentilla theilt uns ein befreundeter Philologe folgende ganz annehmbare Deu- tung mit. Die Endung tilla ist aus Tiele, das im Plattdeutschen Gans bedeutet, und Poten- ist das plattdeutsche Pote = Pfote. Beide Worte hat nun Linne zu einem schön klingenden Worte Potentilla a. h. Gänsefuss latinisirt. Gl. 421 15. P. maculata Pourr. (= salisburgensis Hänke, alpestris Hall., ver- na Neilr) in den Hochkarpathen. 16. P. verna L. (= verna Bell., Bess , subacaulis Wehl., incana Zaw, arenaria Borkh, opaca Lehm) überall. — Tragiastrum DC mit 17. P. alba L. weit verbreitet. Aus- serdem sind seither als vorkommend irrthümlich angegeben: P. ru- pestris L., P. multifida L., P. hirta L. und P. fragiastrum Ehrh. — (Wiener Zool. Botan. Verhdig. XIII, 119 — 128.) K. Koch, Beschorneria yuccoides der Gärten — Unter diesem Namen wurde vor 7 Jahren durch Rözl eine Agave aus Mexiko eingeführt und es scheinen deren zwei Arten cultivirt zu werden, deren andere Hooker unter demselben Namen abbildete, wäh- rend v. Schlechtendal die erste abbildete und beschrieb, aber die Hookersche dabei für identisch erklärte. Indessen hat Hooker die Merkmale seiner Pflanze gut herausgehoben und v. Schlechtendal Kochs erste Charakteristik nicht berücksichtigt. Auf der letzten Brüs- “seler Ausstellung von Pflanzen und Blumen waren beide Arten in Blühte und liess ihre Vergleichung keine Zweifel. 1. B. yuecoides Koch: subacaulis, folia perennantia, subtus sublaevia, margine sca- briuscula, anguste elliptica, glauca, pergamenea coriacea; scapus stri- ctus, viridis, supra medium horizontaliter ramosus; flores bini-ternive, penduli, distantes. Die Pflanze besitzt kein hübsches Aussehen bei ihrer blaugrünen Streifung, hat 2° lange und 3‘ breite Blätter mit tie- fer Rinne gegen das Ende hin, oberseits völlig glatt unterseits rauh, am Rande mit nur fühlbaren, nicht sichtbaren Härchen. Der 6’ hohe Schaft ist grünlich und unten 3/,‘ dick mit röthlichgrünen lanzett- förmigen weichen Schuppenblättern. Oberhalb der Mitte beginnt die Verästelung, indem aus den Winkeln der Deckblätter fusslange ziem- lich horizontale Aeste abgehen, die nur an den Spitzen etwas über- gebogen erscheinen. Aus den Winkeln ihrer kurzen eirundspitzen Deckblätter hängen je 2 bis 3 grüne Bühten herunter. 2. B. Deko- sterana Koch: subacaulis, folia perennantia, subtus aspera, margine subtiliter serrulata, elliptica, glauca, coriaceocrassiuscula; scapus ad partem supremam curvatus, coloratus, superne ramis brevibus, apice recurvatis et floriferis; flores bini, approximati. Ist grösser und stär- ker als vorige, ihr 5‘ hoher Schaft wird dicker und roth mit grössern rothen schuppenähnlichen Blättern und Deckblättern. Auch die gelb- lichgrünen Blühten sind an der Basis gelbröthlich und stehen ge- paart, meist 8, höchstens 10 am obern Theil der kurzen Aeste. Die Blätier sind schief blaugrün gestreift, breiter, 41/5’ breit bei 3' Länge, schlaffer, unterseits rauher. Die schuppenähnlichen Schaftblätter sind 3. breit und 41/,‘ lang, mehr zurückgebogen als zurückgeschlagen, auch aufrecht: die Deckblättchen häutig weiss, durchsichtig, länglich lanzettlich. Die Blühten sind mit der Spitze des Stieles gegliedert und fallen rasch ab, wenn sie nicht befruchtet werden, sind gelblich grün und an der Basis gelblichroth, heim Trocknen schön gelb. Die sechs Blumenblätter, von welchen die drei äussern schmäler sind und die Ränder der drei innern Decken bilden eine Röhre und sind nur XXI. 1864. 28 422 an den Spitzen etwas zurückgeschlagen. Die sechs auf dem Frucht- knoten stehenden Staubgefässe ragen nicht aus der Blume heraus. Ihre Fäden ähneln denen bei den Furcraeen Der Staubbeutel ist in der Mitte des Rückens befestigt und schwebend. Von gleicher Länge mit den Staubfäden ist der unten dreiseitig pyramidale, in einen Fa- den auslaufende Griffel mit kleiner Narbe. Der Fruchtknoten enthält in jedem der drei Fächer längliche und anatrope Eichen in zwei Reihen. Die Gattung Beschorneria gründete Kunth auf B. tubiflora; acaulis, folia subtus scabriuscula, margine subtiliter serrulata carina- tocaniculata, viridia, mollia; scapus strietus, simplex; flores faseiceu- lati congesti, nutantes. Ob das Genus aufrecht zu erhalten, lässt Verf. dahin gestellt. — (Berliner Woehenschrift f. Gärtnerei etc. Nr. 24. $S, 186 -— 188.) Jäger, der Verbenenpilz im Stecklingskasten. — Im Winter misslingt oft die Vermehrung der Verbenen durch einen Fadenpilz. Nachdem die Stecklinge acht Tage im Sandbeete des Ver- mehrungshauses stehen, durchzieht sieh das ganze Beet, Sand und Holzwand, mit kaum sichtbaren, spinnewebartigen weissen Pilzfäden, welche in einigen Tagen die Stecklinge aller weichholzigen Pflanzen zerstören. Das Pudern mit Schwefel hilft nichts und die Pilzsporen müssen sich überall einfressen, denn der Pilz kam wieder trotz aller Reinigung und Sicherheitsmaasregeln. An Stecklingen von jungen ganz reinen Frühlingspflanzen zeigte er sich nicht und er geht vielmehr von den schwarzgrauen Moderflecken alter Blätter aus, wie sich solche im Winter in feuchten Kalthäusern und Kästen an den Verbenen bilden. Gleichwohl zeigte sich der Pilz nicht an solchen Stecklingen von alten mit Schimmelflecken behafteten Verbenen, welche versuchsweise in einem Gurkentreibkasten gesteckt wurden. Versuche mit Schwefeln der Stecklinge und Eintauchen in verschie den starke Schwefelsäureverdünnungen zerstören die Zweige. Jeden- falls muss man die Verbenen zu Stecklingen warm stellen und an- treiben, um junge Triebe zu Stecklingen zu bekommen. — (Aegels Gartenflora, Februar 8. 12.) Regel, das Keimen bei verschiedenen Temperatur- sraden. — In Nordamerika wurden vergleichende Versuche über das Keimen von wirthschaftlichen Samen bei verschiedenen Boden- temperaturen gemacht. — Bei + 4° R. keimten Linsen, Klee, Lu- zerne, Weizen, Gerste, Roggen, Senf, Rettig, Kresse, bei 5° Möhren und Saubohnen, bei 6% Spinat und Sonnenblumen, bei 8% Bohnen, bei 100 Kürbis. Die bei 40 keimenden Samen dürften auch noch bei 30 zum Wachsen gelangen. Das Temperaturmaximum bei dem noch Keimen stattfindet ist bei Kresse, Kürbis und Mais 37°, bei Bohnen 50%, bei Saubohnen, Weizen, Gerste 320, bei Erbsen 31%, Je nach der Temperatur schwankt auch die Schnelligkeit mit der die Samen kei- men z. B. 423 Mais Gerste bei 10— 120 R. in 30— 35 Tagen bei 4—60 R. in 40 — 45 Tagen. „ 16—18 „ 20—30 „ „ 10—12 „ 20—25 „ „» 27—30 a te „ 28—30 210-120), Regel fügt diesen Versuchen seine eignen Erfahrungen hinzu- Der richtige Grad von Feuchtigkeit und Wärme und ungehinderter Zutritt von Luft bedingen einzig und allein das Keimen der Samen. Je kälter das Wasser, je dichter ist es und umgekehrt dringt es um so leichter durch jede permeable Substanz hindurch, so dringt das wärmere schneller in den innern Keim uud begünstigt dessen Ent- wicklung. Je älter noch keimkräftige Samen sind, je trockner sind sie und je langsamer dringt unter gewöhnlichen Verhältnissen das Wasser in sie ein. Dasselbe gilt von hartschaligen Samen und aus weiter Ferne herbeigeführten ausgetrockneten. Für alle solche Fälle sind also verschiedene Mittel anzuwenden: also Anschneiden hart- schaliger Samen, Einweichen im Wasser von 15 — 300 R., Uebergies- sen mit fast kochendem Wasser und Liegenlassen in demselben bis es auf gewöhnliche Temperatur erkaltet, Einweichen in verschiede- nen andern Flüssigkeiten. Letzteres Mittel scheint Regel als nicht besonders vorzüglich empfehlenswerth. Einlegen in warmes Was- ser weicht schnell auf, erfüllt aber oft jden Samen mit zu viel Was- ser und stört dann die gleichzeitige Einwirkung der atmosphä- rischen Luft. Häufig verderben darum solche Samen nachträglich. R. zieht vor die Samen in mindestens die doppelte Masse lockern Sandes einzumischen, diese gut zu feuchten und in neuen porösen Bluwentöpfen den Samen einer Temperatur von 15—250 R. aufzu- stellen. Wird der Sand gleichmässig feucht erhalten, so dringen Feuchtigkeit und Luft ziemlich schnell und doch in richtigem Ver- hältniss ein und begünstigen das Keimen, mit dessen Beginn die Samen auszusäen sind. Der Vortheil dieser Methode liegt in dem gleichmässigen schnellen Keimen und dessen Fortschritt in frischer Erde. Sie bewährte sich bei Warm- und Kalthauspflanzen und bei schwer keimenden Sträuchern des freien Landes. — (Zbenda Januar Ss. 15— 17.) Treviranus, Entstehung der sogenannten Oberhaut der Samenschale. — Malpishi wies an zahlreichen Beispielen nach, in welcher Art im lebensfähigen Pflanzenei die Umhüllungen des Embryo in die Häute des reifen Samens übergehen und welche Veränderungen sie dabei erleiden, fand aber in jüngster Zeit nur we- nig Nachfolger. Kaum bekannt mit dem, was jener und unvollkom- men mit dem, was Mirbel, Brown, Brongniart, Dutrochet und Verf. darüber geschrieben, beschränkte man sich meist auf das erste Er- scheinen der Eihäute und des Embryo und folgte rücksichtlich der weitern Veränderungen meist Mirbel. Aber dieser, gewandter im Dar- stellen als glücklich im Erkennen, bezeichnete die Eihäute durch die Folge, worin sie sich von Aussen nach Innen darstellen, was nach dem Verf. und nach Dutrochet Irrthümer veranlasst und auf den 28* 424 reifen Samen nicht anwendbar ist, weshalb auch R. Brown statt ih- rer die Benennungen von Malpighi und Gärtner annahm. Diese Zwei- “ deutigkeit betrifft auch Mirbels Secundina, welche eine andere als Malpighis Secundina ist, die bekanntlich sämmtliche Eihäute be- greift. Andrerseits ist,Mirbels Anatropie des Pflanzeneies zwar eine besondere Form desselben aber keineswegs durch dessen Um- kehrung entstanden, sondern aus ursprünglicher seitlicher Richtung der Achse desselben hervorgegangen wie Miers überzeugend darge- than. Geringe Berücksichtigung fand Prof. Gärtners Oberhaut des Samens, eine meist sehr zarte zuweilen aber dickre Zellenschicht, welche der harten Samenhaut aussen genau anklebt und nicht nur durch Lage und Beschaffenheit sondern auch durch Zellenbau, Fär- bung etc. sich von ihr unterscheidet. Ein Element von ihr könnte schon am unreifen Samen vorhanden sein, und am reifen Samen wird sie durch Eintrocknen undeutlich. Unter den Euphorbiacen haben sie Acalypha, Crota, Emblica, Tithymalus und Rieinus, wo sie Röper als Arillus bezeichnet und A. Jussieu für eine Ausbreitung des schwam- migen Fortsatzes am Nabel hält. Bisweilen nimmt sic in der Reife noch an Stärke und Saftgehalt zu oder es treten in ihrem Innern Neubildungen auf. Ueber ihren Ursprung bei Rieinus fand T., dass sie nur vor der Reife bemerkbar, nach deren Eintritt durch Trocknen undeutlich wird. Dabei betrachtet er die Testa des reifen Samens stets als ein Erzeugniss der äussern Eihaut (Primine Mirbel). Mir- bel sprach dieselbe Ansicht bei Euphorbia aus, aber Ad. Brongni- art betrachtet den zelligen Ueberzug als die äussere Eihaut von Ri cinus und die Testa als Erzeugniss der innern, die also in zwei La- gen sich sondern soll, von welchen allein die äussere solche Verwand- lung in die Testa eingeht. Mirbel widersprach dem und Aug. St. Hilaire schliesst sich ihm an. Aber Baillon und A. Gries verthei- digten Brongniart. Für Mirbel spricht: die Art wie sich die Testa bei Rieinus und Euphorbia aus ihren Anfängen entwickelt und dann auch die Analogie. Wenn das Ei von Ricinus anfängt sich voll- ständiger Grösse zu nähern, aber der sehr kleine Embryo noch die umgekehrte Herzform hat, erkennt man im Längsschnitt‘ sämmtliche vier Häute, die äussre Eihaut undurchsichtiger durch Ablagerung so- lidescibler Materie an ihrem innern Theile, welche dabei centrale pa- rallele Streifen bekömmt, durch deren Gegenwart sich überall die Testa bemerklich macht. Ihr äusserer Theil und die innre Eihaut haben sich noch nicht verändert, aber das innere Perisperm hat sich vergrössert und verdichtet. Das äussere nimmt indessen durch Ver- lust seiner Säfte schnell ab und verschwindet endlich, wenn der Em- bryo erst zur Hälfte sein Wachsthum vollendet hat. Die innere Eihaut wird erst gegen Ende des Wachsthums von ihren Säften ent- leert und wird dann zum dünnen Häutchen, welches der Testa oder dem Perisperm sich anlegt. Dann scheint es dem flüchtigen Beo- bachter resorbirt zu sein, aber ist deutlich durch Aufweichen und be- hutsames Ablösen. Die äussere Eihaut endlich hat bei fortschreiten- 425 der Entwicklung sich nicht verdünnt, sondern verstärkt, aber nur in ihrem innern Theile, der den eigenthümliehen Bau, die Undurch- sichtigkeit, Härte und Farbe der Testa annimmt und sich dadurch von dem äussern’ absondert, welche seine weiche saftvolle Beschaf- fenheit noch unverändert besitzt und erst wenn jene völlig trocken geworden ebenfalls vertrocknet. Dies wies Verf. 1831 nach, und Brongniart hat von den vier Häuten eine übersehen. Er legt Rici- nus eine häutige Testa und ein krustenartiges Tegmen bei, zwischen welchem und dem Endosperm er nur eine zarte Haut findet, während in Wahrheit doch zwei vorhanden sind. Testa und Tegmen aber er- weisen sich als innre und äussere Zellschicht der nämlichen äussern Eihaut, wovon jene mit der Zeit sich verdickt und erhärtet, diese aber stets ihre Weichheit erhält, sich von ihr bei der Reife trennt und vertrocknet. Gries stellt diesen von Brongniart übersehenen Theil als Nucelle dar, giebt ihr aber einen falschen Bau. Insbeson- dere zu erwägen ist, dass die Testa mit ihrem zelligen Oberhäutehen von ihm als zwei verschiedene Häute dargestellt wird, von denen jene wie Brongniart angegeben aus der äussern Eihaut, diese aus der innern ihre Entstehung genommen haben soll. Ein solcher Fall aber kömmt nach Verf’s. Beobachtungen überhaupt nicht vor. Auch die Analogie bestätigt T.’s Auffassung. Bekannt sind bei den Magnolien Gärtners semina baccata d. h. Samen, welche unter einer weichzelli- gen Oberfläche erst.die gewöhnliche harte Schale haben, die die an- dern wesentlichen Theile einschliesst. A. L. Jussieu nannte dieselben semina arillata wie auch bei Röper bei Euphorbia. Allein dieser Aril- lus hat wie Miers irrthümlich angenommen, keineswegs denselben Ur- sprung wie der von Evonymus u. a., nämlich durch eine später er- folgende Ausdehnung der Gefässscheide am Nabel. Es ist vielmehr wie A. St. Hilaire und Asa Gray zeigten, der innere Theil der Pri- mine, welcher verhärtend zur Testa wird, während der äussere fort- fährt sich als ein arillartiger Ueberzug von jenem darzustellen, wie Tr. in der botanischen Zeitung XVI, 358 speciell nachgewiesen hat. Miers nun findet es nicht glaublich, dass zwei der Substanz mach so verschiedene Samenhäute wie jene, deren jede ihre Epidermis babe, aus der Entwicklung von einer und derselben Einheit hervor- gegangen sein können. Er nimmt deshalb an, es sei die innere Eihaut, welche sich hier in die Samenschale gewandelt habe, nicht aber die äussere, als welche ganz in die von ihm sogenannte Arillina über- gehe. Den Beweis gegen diese Auffassung liefert jede Drupa, indem das harte Putamen und dessen weicher saftiger Ueberzug in der er- sten Zeit ein gleichförmiges Zellgewebe darstellen, dessen vollstän- dige Trennung in zwei Zellmassen von so durchaus verschiedener Beschaffenheit eine blosse Folge naturgemässer Entwicklung ist. Diese Analogie dürfte bei genauer Erwägung noch weiter auszuführen und zu untersuchen sein, ob nicht überhaupt bei der Verwandlung der äus- sern Eihaut in die Testa entweder deren äusserste Zellenlage unver" ändert zurückbleibt, die dann beim u Luen des Samens sich ab- 496 löst, anklebt, und nicht mehr als Ueberzug der Testa wahrgenommen wird, oder sich verdickt und ein Semen baccatum etc. bilde oder in eine im Wasser aufquellende Zellensehicht übergeht. Nachträg- lich ist noch zu beachten, dass Planchon schon 1844 darauf hinge- wiesen, dass die Testa oder Primine oft aus verschieden gebau- ten Schichten besteht und daraus erklärt, wie aus ihr z. B. bei den Eu- phorbiaceen sowohl Gärtners sogenannte Epidermis der Samen als die harte Krustendecke derselben ihren Ursprung nehme. Später wendete er diese Thatsache auch auf Magnolia an, indem er zugleich den Irr- thum von Miers und Gray berichtete. — (Münchener Sitzungsberichte 1863, II. 311 — 319.) —e. Zoelsgie. Oscar Schmidt, Supplement der Spon- gien des adriatischen Meeres. Enthaltend die Histiologie und systematische Ergänzungen. Mit 4 Tfin. Leipzig 1864. Fol. — Aus - des Verf. schöner Monographie der Spongien des Adriatischen Mee- res konnten wir Bd. XX. S. 75 nur die allgemeine systematische Ue- sicht mittheilen und berichten hier bereits über ein Supplement zu derselben. Die Sarkode der Schwämme ist eine homogene sehr durch- sichtige Grundsubstanz mit Körnchen und Haufen eigenthümlicher Zellen. An ihren Einströmungslöchern sind die Ränder von sehr zä- her Beschaffenheit. Kleine Löcher erweitern sich oder verschwinden, die Brücken dazwischen werden grösser oder kleiner und das ganze Labyrinth von Höhlungen ist steten Aenderungen unterworfen in Folge der allseitigen Contraktilität der Grundsubstanz. Bisweilen wird dieselbe an den Rändern membranartig und zieht sich zu Strän- gen aus, enthält hie und da spindelförmige Körper, die Körnchen verschieben sich oder setzen sich gruppenweise fest. So sah Verf. stets die äussere Sarkodeschicht beschaffen. Bei Esperia fanden sich noch Haufen von Blasen mit unmerkbar feinen durchsichtigen Hül- len, die in der That nur Varicolen sind. Bei vielen Arten geht die flüssige Sarkode an den Haftstellen in starre über, in starre, elasti- sche Membranen, welche regelmässig gefaltet erscheinen. Die Körn- chen der Sarkode treten oft in Ballen zusammen, die auch Zellen- räume bilden, aber nie zu wirklichen Zellen werden. Wahre Zel- ' len sah Verf. in der Sarkode von Georgia adriatica zu 10—13 gehäuft mit Nucleus und mit Nucleolus und hält dieselben für Eier- stöcke; bei andern Arten waren dieselben sehr zahlreich und scharf contourirt, in beständiger Vermehrung durch Theilung. Auch die Wimperapparate sind allgemein vorhanden, bald halbe Hohlkugeln bald Vollkugeln darstellend, auch ganz flach schüsselförmig, meist deutlich aus Wimperzellen zusammengesetzt, welche klaren Inhalt und Kern haben. Die Eier und noch unbewimperte Embryonen scheinen sich in eignen Bruthöhlen zu befinden, bald werden sie zu grauen röthlichen gelblichen Punkten für das blosse Auge und bestehen aus kugeligen Portionen, die sich in Körnchen auflösen lassen. Aus der Sarkode treten an der Haftstelle des Schwammes Hornfasern hervor und heften den Schwamm auf dem fremden Körper fest und diese Fasern gehen unmittelbar aus Ger Sarkode hervor, ihre Bildung wurde 427 beobachtet und sie sind ganz bestimmt keine auswachsenden Zellen, sondern elastische Sarkodefäden, welche durch Anlegung neuer Schich- ten wachsen und so lange sie noch weich sind auch Zweigfasern trei. ben. In ihrer äussern Schicht kommen oft grünlichgelbliche und gelb- liche Körper vor, welche Verf. als von aussen eingedrungene Parasi- ten erkannt hat, also nicht normale Elemente der Fasern sind, wie man seither glaubte. Sie zerstören die Fasern. Die Fibrille der Filiferen stimmt wesentlich mit der gröbern Horniaser überein, entspringt oft auch als Zweig von solcher oder geht direkt aus der Sarkode her- vor, ist sehr fein geschichtet in Achse und Aussenschicht und ver- mag Zellen zu bilden, indem in ihrer Achse eine Höhle entsteht, die sich mit Kern und Hülle versieht. Das wiederholt sich häufig in dem Köpfchen der Fibrille Die Entstehung der Köpfehen am Ende der Fibrillen beobachtete Verf. und erklärt dasselbe für eine sich ablö- sende Kapsel mit einer zum Austritt aus derselben bestimmten Zelle. Die äussere Sarkodeschicht der Schwämme kann zu einem Netz oder zu einer strukturlosen Membran erstarren, ohne dass sie aber ihr Wachsthum aufgiebt. Die Wimperapparate können durchaus nicht für Magen oder Verdauungsorgane genommen werden, Die Fasern bilden ein mit dem Körper sich allseitig ausbreitendes Skelet und nehmen bisweilen fremde Bestandtheile in sich auf. Die systemati- sche Stellung der Schwämme betreffend erklärt Verf. dieselben für nächst verwandt mit den Radiolarien und sondert die Protozoen in solche ohne Pseudopodien: Schwämme und Infusorien und in solche ‚ mit Pseudopodien: Acyttarien und Radiolarien. Der systematische Theil berichtet einige der früher aufgestellten Gattungen und Arten und bringt folgende neue; Utra glabra, chrysalis, Grantia clathrus, Cacospongia carduelis, Spongelia pallescens, fistularis, perforata, Hir- cinia aros, Sarcotragus muscarum, Stelletta dorsigera, Helleri, pu- mex, Ancorina aaptos, Esperia nodosa, bacillaria, Clathria peltigera, oroides, Raspailia typica, Myxilla tridens, involvens, Reniera grossa, compacta, aurantiaca, amorpha, ambigua, labyrinthica, frondiculata, Halisarca guttula. f E.Brücke, die mikroskopischenElemente im Schirm- muskel der Medusa aurita. — Nach Schultze besteht der Schirmmuskel der Medusa aurita aus quergestreiften kernlosen Fa- serzellen, nach Virchow aber aus kernhaltigen Fasern, die sich ge- sen den Rand hin deutlich isoliren. Nach Br. hat die eigentliche con- traktile quergestreifte Substanz die Form von schmalen am Ende spitz auslaufenden Bändern, bald breitern bald schmälern. mit oder ohne Spalten in der Fläche, mit ein- oder mehrfachen Spitzen an den Enden. Darin finden sich niemals Kerne. Längliche knotenartige Anschwellungen sind nur lokale Contraktionen. Querstreifung fehlt. Das sind nun Schultzes quergestreifte kernlose Faserzellen. _Aber an jedem Bande haftet noch eine gelatinöse mit Körnchen erfüllte Sub- stanz, welche einen ellipsoidischen Kern mit deutlichem Nuceleolus einschliesst. Dieser Kern ist der der Faserzelle nach Analogie der Entwicklung anderer Muskelfasern bei Wirbelthieren. Bei Medusa 428 aber wird die Faserzelle einseitig in quergestreifte contraktile Sub- stanz verwandelt, während sie bei den Fasern der Herzmuskeln im Wirbelthierembryo ringsum den Kern in solche sich verwandelt. An längern Fasern sah Verf. in dem anhaftenden Protoplasma mehr als einen Kern zwischen den den contraktilen Platten anhaftenden Proto- plasmamassen liegen noch andere Zellen, bestehend aus membranlo- sen Klümpchen desselben Protoplasmas mit den zugehörigen Körn- chen, ob auch sie zu neuen Faserzellen ausbilden, wurde nicht beob- achtet. Jede Contraktion erfolgt bei Medusa nach einem bestimmten Typus, stets vom Centrum gegen die Peripherie. Auch sieht man deutlich an der Bewegung einzelner Stücke, dass dieselbe nur von der unmittelbar unter dem Epithelium liegenden Lage von Faserzel- len ausgeht und die eigentliche Gallertscheibe sich dabei passiv ver- hält. Dies Alles gilt nur von den Muskelfasern der Gallertscheibe. Die Fangarme, Randfäden und der contraktile Saum verdanken ihre Bewegung wesentlich anders beschaffene contraktilen Gebilden, die Verf. noch nicht eingehend untersuchte. — (Wiener Sitzungsberichte ÄLVIlI. 156—158.) R. Greef, zur Naturgeschichte des Echinorhynchus miliarius Zk. — Aus roth gefärbten Gammarus pülex erhielt Verf. das lebhaft roth gefärbte eirunde Körnchen mit etwas eingezogenem Ende, undurchsichtig und von zwei hellen Membranen umgeben. Die äussere Membran schien an beiden Seiten in das Innere zu dringen, die innere lag nur lose an, Aus demselben trat durch Druck ein Echinorhynchus hervor, zuerst schob sich der vordere behakte Theil hervor, daraus ein langer nackter Hals und endlich der Rüssel mit 9 Querreihen starker Haken. -Allmählig entfaltete sich dabei ein hoch- rothes Gefässnetz über den hervorgestülpten Echinorhynchus, zuerst die zwei Hauptgefässstämme mit vielen Verzweigungen am Halse, an dessen Grenze zum Körper ein starkes Ringgefäss, das nach unten geschlossen. Die Halsgefässe setzen mit ihrem Netz in den Rüssel fort, wo in jeder Masche ein Hacken steht. Die Lemnisken liegen zwischen Körperhaut und Muskelschlauch und bestehen aus einem Randgefäss und einem dichten Gefässnetz, jenes mit den Halsgefässen sich verbindend. Die Lemnisken sind zwei frei in die Leibeshöhle hineinragende Gefässblätter ohne Oeffnung nach aussen. Ihr Inhalt wird bald braun, der des Körpergefässnetzes aber hochroth, wenn der Echinorhynchus geschlechtsreif wird. Bei allen Arten verfärbt sich der Inhalt der Lemnisken, derselbe zeigt dann grosse dunkle unre- gelmässige Körner zumal ausserhalb der Gefässe zugleich mit gelben oder rothen Fetttröpfchen; zugleich sind die Lemnisken fester als der übrige Theil des Wurmes, Es scheinen daher die Lemnisken ein Ex- eretionsorgan zu sein. Diesen Echinorhynchus hat Zenker schon be- schrieben und seine frühere Entwiekelungstufe als E. diffluens davon unterschieden, auch v. Siebold beobachtete denselben an dem Fluss- krebs. Bei Gammarus liegt. er nie im Darme, sondern frei in der Leibeshöhle, wird aber hier nie geschlechtsreif, sondern erst in En- ten, welche die Flohkrebse fressen, wie die Fütterungsversuche er- 29 wiesen, wo von zwei Enten die eine 5, die andere 14 Echinorhyn- chen hatte, eine dritte sehr viele. Geschlechtsreif ist er E. polymor- phus, von welchen Wagener einen E. filieollis Rud. wieder abgetrennt hat. Die reifen Eier dieses sind länglich-spindelförmig und enthalten einen ovalen Embryo mit feinen Stacheln am Kopfende Allmählig verändert sich dessen Körperinhalt. Später treten helle Räume in ihm auf und die Stacheln fallen ab, und es zeigt sich ein eigener Kern als Anlage des Wurmes, dessen Entwicklung Verf. verfolgt und mit der Beschreibung der männlichen und weiblichen Geschlechtsor- gane schliesst. Die Fütterungsversuche am Hahn gaben. dasselbe Re- sultat wie an den Enten, dagegen blieben die an Tauben, Fischen, Fröschen und Wassermolchen resultatlos.. — (Wiegmanns Archiv. AAN. 98—140. 2 Tjf‘) G. Sehwartz von Mohrenstern, über die Familie der Rissoiden. II. Rissoa. Mit 4 Tfln. Wien 1864. Fol. — Die erste Abhandlung mit der Gattung Rissoina erschien 1860 und wurde Bd. XV. 82 angezeigt. Diese zweite beschäftigt sich mit Rissoa und wiederum sehr eingehend und gründlich, zunächst mit der Gattung _ im Allgemeinen und dann mit den einzelnen Arten. Diese ordnet Verf. in drei Gruppen: 1. Arten, deren Spindel unten etwas falten- artig abgebogen ist; Aussenlippe mit drei gelbbraunen flachen Win- dungen mit farbigen Längsstreifen oder Flammen: R. auriscalpina L, elata Phil, oblonga Desm., grossa Mich., venusta Phil., monodonta Blv., membranacea Ad., actona Nils., cornea Lov., albella Lov., Sarsi Lov.; 2. Arten deren Aussenlippe zwei farbige halbmondförmige Flek- ken oder nur einen dunkeln Fleck zeigen; die Windungen mit farbi- gen durchlaufenden oder unterbrochenen Querbinden, seltner ge- flammt: R. porosa Des., dolium Nyst, lachesis Bast, exigua Eichw., marginata Mich., interrupta Ad, variegata Ad, nana Lk., misera Desh., ineonspieua Ald., Ehrenbergi Phil., pulchella Phil., plicatula Riss., simplex Phil, radiata Phil., lineolata Phil. 3. Arten deren Schalen- oberfläche oder deren Spiralstreifen vertieft punktirt sind; a verlän- gerte Formen: R. similis Scace, antiqua Bon., Sulzerana Riss., clotho Hoern., costulata Ald., decorata Phil., Guerini Recl., variabilis Mich.; b. verkürzte Formen mit auch innen verdiekter Aussenlippe: R, tur- binata Lk., Turrieula Eichw., ventricosa Desm., splendida Eichw., li- lacina Recl., rufilabrum Leach., violacea Desm , porifera Lov. Die eolorirten Tafeln stellen 46 Arten in vortrefflicher Ausführung dar. S. C. Snellen van Vollenhoven beschreibt neue Dipte- ren: Systropas Blumei Java, S. tessellatus Sumatra, Conops lugens Borneo, C. niponensis Japan, Megaspis cingulatus Japan, Milesia un- dulata ebda., M. apicalis Java, M. Diardi Borneo, Rutilia pretiosa Ternate, Silbomyia nitidissima Celebes, Calliphora nigribarbis Japan, Dryomyza gigas Japan. — (Versi. Mededel. Acad. Amsterdam XV. $—18. Tb. 1.) Fr, Steindachner, Beiträge zur Kenntniss der Chro- miden Mexikos und Centralamerikas, Mit 5 Tfl. Wien 1864. 430 Fol. — Verf. beschreibt ausführlich unter Hinweis auf die sorgfäl- tig ausgeführten Abbildungen: Acara rectangularis, A. tetracantha (= Centrarchus tetracanthus CO, Chromis fuscomaculatus Guich), Heros bifasciatus, H. lentiginosus, H. Helleri, H. urophthalmus Günth, H. gibbiceps, H. fenestratus Günth., H. maculipennis, H. triagramma, H. melanopogon, Petenia splendida Günth. P. Bleeker liefert im XV. und XVI. Bde. der Verhandlungen der Amsterdamer Akademie folgende ichthyologische Untersu- chungen. — Brama isognathus n. sp. im Rheine bei Leyden wird beschrieben und abgebildet. XV. 235 — 238. tb.— Beschreibung neuer Cyprinoiden von Ceylan: Garra ceylonensis, Puntius (Barbodes) pleu- rotaenia, Gnathopogen bimaculatus, Danio lineolatus (= Leueiscus li- neolatus Blyth), D. micronema XV. 230—253. — Neuer Nemacheilus, nämlich N. notostigma von Ceylon. Cuvier und Valenciennes führen von Ceylon nur eine Art der Familie der Cobitioiden an, Cobitis ther- malis, welche nach Bl, der Gattung Lepidocephalichthys zuzuweisen ist. Jene neue Art steht der Cobitis spiloptera SO sehr nah. XV. 254—256.— Neue Fischgattung aus Japan. Dieselbe gehört zur Gruppe der Acheilognathini, welche begreift Esomus Sw. (Nuria Val.), Achei- lognathus Bik., Paracheilognathus Blk., Rhodeus Ag., Perilampus Me Cl (Devario Heck.) und also die neue Pseudoperilampus mit der Diag- nose: Acheilognathini rostro acuto laevi, ore terminali; os suborbitale anterius trigonum apice oblique deorsum spectante; eirri nulli; squa- mae mediocres; linea lateralis mediis lateribus caudaque nulla; pinna dorsalis elongata, majore parte anali elongatae opposita; dentes pha- ryngeales uniseriati unieinati facie masticatoria concava margine ser- rata. Die Art ist Ps. typus in den Flüssen von Jeddo. XV. 257—260 c. Fig. — Ueber die Namen einiger Cyprinoiden. Bl. theilt gegenwär- tig diese Familie in Catostomini, Carpionini, Chondrostomini, Barbini, Paralabeonini, Aulopygini, Acheilognathini, Leueciscini und Smilioga- strini und giebt nun die Synonymie mehrerer Gattungen an. Garra — Platycara MeC = Discognathus Heck. — Discognathichthys BIk. — Lissorhynchus Blk. mit der typischen Art Cyprinus lamia HB. — Labeo Cl. = Bangana HB. — Zocephalus Heck. mit dem Typus L. nilotieus Cuv. — Schizothorax Heck. — Gustocheilus Blk. mit Sch. plagiostomus Heck. — Cirrhina Cuv. = Moigala Blk. mit C. eirrhosa Cuv. — Paraschizothorax Blk. = Schizothorax Heck. parte. — Pun- tius Buch. = Systomus McCl mit Cyprinus Saphore Buch. — Cirrhi- nichthys Blk. = Cirrhina Val. — Barilius Buch. — Opsarius McCl (mit dem Subgenus Pachystomus Heck. — Shacra Blk.) Typus Pachy- stomus shacra Heck. — Opsariichthys nov. gen. auf Leueiscus unci- rostris Schl. aus Japan begründet. — Phoxinellus Heck. — Pseudo- phoxinus Blk. mit Ph. zeregi Heek. — Paraphoxinus Blk, = Phoxi- nella Blk, mit alepidotus Blk. — Brama Kl. = Abramis Cuv. = Blic- ca Heck. — Ballerus Heck. — Luxilus Raf. = Stilba Dexay = Ri- „chardsonius Gir mit der typischen Art Brama lata Klein. — Alburnus Rond begreift die Synonyme Alburnellus Gir, Leucaspius ‘Heck. und 431 hat als Typus Alb. lucidus Heck. — Semotilus Raf. umfasst Cheilo- nemus Baird, Pogonichthys Gir, Nocomis Gir und Leucosomus Heck. und hat die Subgenera Semotilus und Leucosomus. — Leuciscus Rond ordnen sich unter Cyprinus Art, Leucos Heck., Squalius Bp., Tele- stes Bp., Scardinius Bp., Idus Heck, Alburnops Gir, Cyprinella Gir Moniana Gir, Codoma Gir, Cheonda Gir und hat als Typus Leueiscus rutilus Cuv. — Aspius Ag. umfasst Ptychocheilus Ag., Clinostomus Gir, Gila Gir, Tigona Gir und beruht auf A. rapax Ag. — Perilam- pus MeCl — Devario Heck. — Danio Buch = Perilampus Blk. — Chela Buch umfasst Oxygaster Hass, Pelecus Ag., Opsarius MeCl, Salmophasia Swains. XV. 261 — 264. — Fische von Ternate, 15 be- reits bekannte von Bernstein gesammelten Arten, mit welchen Verf. nun 303 Arten von dieser Insel kennt. XV. 265—266. — Ueber neu. holländische Fische von Jackson: Urolophus aurantiacus MH, Östra- cion concatenatus Bl., Aleuterius variabilis Richd,, Pseudolabrus Forst, Hypsipops microlepis Blk., Acanthistius serratus Gill, Pagrus uni- color CV, Aripis Georgianus Jen., Scorpaena cruenta Sol.,, Chironemus marmoratus Günth, Scorpis aequipinnis Richds., Amia fasciata White, Upeneus spilurus Blk., Agonostoma Forsteri Günth., Eleotris mogu- rudaRichds, Gymnothorax jacksoensis n. sp. XV. 442—451. — Neue Citharichthys: C. guatimalensis aus Guatimala und C. guianensis von Surinam. XV. 452—455. — Synaptura microlepis n. sp. vom Cap der guten Hoffnung, von wo Kaup S. pectoralis beschrieb, und Pegusa impar Günth (= Pleuronectes nasutus Pall, Solea impar Benn, Solea lascaris Bp) ebendaher. XV. 457—459. — Ueber Ichthyophis. Die Aw ten dieser Gattung standen unter Muraenoblema, Ichthyophis und Uropterygius und verbreitet sich Verf. hier über I. tigrinus Less von Java und Amboina und über I. pantherinus Less ebda. XV. 460— 466.— Zur Ichthyologie von Siam zählt Bl. 35 Arten auf und beschreibt Heterobagrus n. gen. mit H. Bocourti. XVI. 352—358. tb.— Von der Insel Saparoha in den Molucken zählt Bl. 37 Arten namentlich auf. Von der Insel Noussa Laut 19 Arten, von den Arouinseln 47 Arten. XVI. 359—368. Fr. Steindachner beschreibt Gerres mexicanus n. sp. aus Mexiko und Pristipoma brasiliense n. sp. von Bahia, ferner Callyo- dontichthys Bleekeri daher, Cheiliopsis nov. gen. mit Ch. bivittatus von Isle de France und Cheilinus fasciopunctatus aus dem rothen Meere. — (Wien. Zool. bot. Verhdlgn. 1863. 8.383. 1015. 1111. ce. tbb.) W. Peters, neue Percoidengattung Plectroperca aus Japan und neuer Haifisch aus Neuholland. — Plec- troperca mit Habitus von Perca, 7 Kiemenhautstrahlen, Sammtzähnen auf den Kiefern, Vomer und den Gaumenbeinen, ohne Eckzähne, mit glatter Zunge, nacktem Kopfe, kleinen Cycloidschuppen auf Opercu- lum und Subopereulum, mässiger Kamm an ersterem, mit hinten ge- zähneltem Praeopereulum; mit kleinen länglichen Cycloidschuppen, geschwungener Seitenlinie, tief ausgeschnittener Rfl. mit 12 Stacheln, 3 Stachelnin der Afl ‚5 zerschlissenen Strahlen mit den Bfl., freien kamm- förmigen Pseudobranchien, zahlreichen pylorischen Anhängen und ein- 432 facher Schwimmblase. Schliesst sich zunächst an Trachypoma mit ganz beschupptem Kopfe an. Die Art Pl. Berendti bei Yokuhama in Japan gesammelt. — Crossorkinus tentaculatus: Hautlappen we- niger zahlreich als bei Cr. barbatus und sämmtlich einfach: ein lan- ger an derinnern, ein breiter rundlicher an der äussern Nasenklappe, ein kurzer an der Mitte des Hautrandes an der Lippengrube, zwei ähnliche über und hinter dem Mundwinkel und einer am hintern Ende des Unterkiefers. Spritzlöcher sichelförmig; die 3 letzten Kiemen löcher über den Brustflossen; beide Rfl. ziemlich gleich gross und etwa um den vierten Theil ihrer Länge aus einander stehend; Afl. klein, Schwanzfl. unmittelbar dahinter beginnend. Die Schuppen klein, glänzend glatt, viereckig, rhomboidal oder trapezoidal. Von R. Shom- burgk bei Adelaide gesammelt. — (Berliner Monatsberichte, Februar Ss. 121—126.) W. Peters, über Scincoideen. — Scincus meccensis Wie- ‚gm. ist bestimmt von Se. offiecinalis verschieden. Pedorhychus Wiegm. mit Sc. Hemprichi Wiegm. aus Massaua ebenfalls hinlänglich begrün- det. . Scincopus nov. subgen. Seine. den Uebergang zu Eumeces bil- dend mit Sc. fasceiatus n. sp. aus Oran in Algerien. Heteropus Fitz — Sphenops capistratus Wgl. nach dem Originalexemplar des erstern sind beide völlig identisch. Diploglossus monotropus Wiegm. — Ca- milia jamaicensis Gray. Eumeces Wiegm. auf die typische Art Se. pavimentatus Geoffr. begründet, dem Se. rufescens Merr. und Se. punctatus Schneid. nicht zugehören. Jener Sc. pavimentatus = Se. Schneideri Geoffr. — Plestiodon Aldrovandi DB. = Pl. cyprinus Cuv. von Ehrenberg vortrefflich in den Symb. physic. abgebildet, kömmt auch in Persien vor. Dumeril und Bibron haben den Wiegmannschen Namen Eumeces ganz falsch verwandt. Euprepes lynxe Wiegm. von Dumeril und Bibron fälschlich mit Eu. quinquelineatus Gm. vereinigt, gehört zu Eumeces wie die andern unter Plestiodon stehenden Arten. Euprepis rufescens Wieg. — Eumeces rufescens Wiegm. — Sceineus rufescens Schneid. — Sc. auratus Schneid. ist identisch mit Eumeces Oppeli DB. Euprepis carinatus Schneid.—Eu. Sebae DB.—Eu. rufes- cens Shaw. — Euprepes spilonotus Wiegm. bis auf die Form des Internasale mit Eu. Sloanei DB. identisch.: Eu. semitaeniatus Wiegm. — Se. auratus Schneid. vielleicht zu voriger Art gehörig. Eu. pyr- rhocephalus Wiegm. von der Insel Aschik im rothen Meere und Eu. brevicollis Wiegm. aus Abyssinien mit zweikieligen- Schuppen sicher begründete Arten. Eu. homalocephalus Wiegm. — Eu. Smithi Gray. Eu, auratus Schneid. nach einigen Exemplaren mit ganz glatten nach andern mit fein gestreiften Schuppen. Eu. libanoticus n. sp. ist Eu. septemtaeniatus Reuss. zunächst verwardt in Symb. phys. Tb. 5. fig. als Eu. Jamardi abgebildet. Tu. aeneofuscus n. sp. aus W Afrika. Eu. pleurostietus n. sp. aus Oberguinea; Eu. bitaeniatus n. sp. anf Luzon und Samar. Lygosoma (Hinulia) Jagori n. sp. auf den Philip- pinen; L. acutum n. sp. ebda.; Eumeces quinquelineatus DB. in der japanischen Varietät und Heteropus Schlegeli n. sp. von Timor und Amboina. — (Zbda. Januar S. 44—58.) 433. Derselbe, neue Amphibieu. — Typhloscincus nov. gen. in Kopfbeschildung und Körperbeschaffenheit mit Dibamus überein- stimmend, aber ohne Extremitäten, auf T. Martensi von Ternate be- gründet. Typhlops flaviventer ebenfalls von Ternate. Onychocepha- lus tenuicollis angeblich von Himalaya. Asthenodipsas nov. gen. steht Dipsadomorus zunächst, mit A. malaccana von Malacsa. Ogmodon n. gen. gleicht täuschend den giftlosen Calamariae, hat aber Giftdrüse und wirkliche Giftzähne, Art O. vitianus auf den höchsten Gebirgen der Fidjiinseln. — (Zbda April 271—276. Tfl.) Derselbe, neue Arten von Geomys, Haplodon und Dasypus. — Die Arten von Geomys gehören dem westlichen Nord- amerika bis Mexico hinab, aber die Berliner Sammlung erhielt eine Art aus Costa Rica, welche sich G. mexicanus zunächst anschliesst. Sie ist dunkelbraun, am Bauche, Steisse und der Schnauze bräunlich grau oder weiss und hat die tiefe Furche der obern Schneidezähne nicht in der Mitte. Verf. nennt sie G. heterodus. — Haplodon war nur in der einzigen Art H. leporinus Richds. bekannt, welche Baird mit dem Biber zusammenstellt, Brandt aber den Sciurinen anreiht. Verf. untersuchte ein californisches Exemplar und fand den Unterkie- fer wesentlich wie bei Arctomys überhaupt das Thier sciurinisch. Einige Unterschiede, welche die Vergleichung mit Bairds Charakteri- stik ergiebt, scheinen noch nicht zur Aufstellung einer californischen Art zu genügen. — Dasypus peba Burm. — D. Kappleri Krauss. — Dasypus pentadactylus n. sp. aus Guiana unterscheidet sich von vo- riger Art durch einen kurzen abgerundet benagelten fünften Vorder: finger. — D. fenestratus n. sp. in Costa Rica und einer mexikani- sche Varietät von D. novemeinctus. — (Zbda 243—245.) Derselbe, über Chiromys madagascariensis. — Die Untersuchung des Milchgebisses ergab, dass jederseits hinter und et- was entfernt von den grossen Schneidezähnen ein sehr kleiner hin- fälliger Schneidezahn steht, und an dem vordern Ende des Oberkie- fers ein etwas stärkerer aber kürzrer Eckzahn. Weiter folgen im Oberkiefer zwei Backenzähne, der vordere sehr klein und hinfällig, der hintere dem falschen Backzahne des reifen Thieres ähnlich. Im Unterkiefer keine Spur von dem zweiten Schneide- und dem Eck- zahne, aber im linken Aste 2, im rechten 1 Backzahn. Von den 3 obern und untern wahren Backzähnen sind erst die Spitzen der Kro- nen entwickelt. Die Formel des Milchgebisses erinnert also an die Insektivoren. Auch‘ der Uterus weicht erheblich von dem der Nager ab. Verf. betrachtet die Gattung als eine aberrante Form der Halb- ‚affen. — (EZbda. 243--245.) Al. Ecker, Crania Germaniae meridionalis occiden- talis. Beschreibung und Abbildung von Schädeln früherer und heu- tiger Bewohner des südwestlichen Deutschlands. Ein Beitrag zur Kenntniss der physischen Beschaffenheit und Geschichte der deutschen Volksstämme. I. Heft mit 6 Tf. Fol. Freiburg 1863. — Der hoch- verdiente Verf. behandelt in diesem ersten Hefte zunächst Schädel 434 aus alten Grabstätten bei Ebringen in der Nähe von Freiburg, deren 106 geöffnet und auf ihren Inhalt untersucht wurden. Die Knochen in Lehm gebettet sind sehr mürbe. Verf. beschreibt speciell 3 männ- liche Schädel. Zuerst wurden diese Gräber für keltische erklärt, wo- gegen Lindenschmit sie für rein germanische hält aus der ersten christlichen Zeit vom 5.—7. Jahrhundert. Die Form der Schädel weicht erheblich von der der heutigen Bewohner ab, ob sie keltisch sei, lässt sich bei der grossen Unbestimmtheit dieses Begriffes nicht feststellen. Zur Vergleichung werden nun Schädel der heuti- gen Bewohner aus der Ebringer Gegend vorgeführt, dann zwei Schädel aus alten Gräbern von Bonndorf und Bronnadern auf dem Schwarzwalde, und von Wangen am Bodensee, auch für sie werden die Masse heutiger Schädel beigefügt. Allgemeine Schlüsse zieht Verf. aus diesen ersten Untersuchungen noch nicht und mit Recht, denn gerade die voreiligen Folgerungen aus ganz vereinzelten Beob- tungen haben auf diesem Gebiete seither die mancherlei Wider- sprüche und die Unbestimmtheit der Begriffe veranlasst. Eine mög- lichst genaue und sorgfältige Darlegung des Materials, wie sie Verf. hier beginnt, sollte in gleicher Weise auch von Schädeln anderer Gegenden Deutschlands und Europas gegeben und dann erst zur Erörterung der allgemeinen Fragen geschritten werden. Hyrtl, neue Wundernetze und Geflechte bei Vögeln und Säugethieren. — Nach den frühern bezüglichen Untersu- chungen bei Monotremen und Edentaten, bei Walross und Daman wandte sich Verf. an Ateles, Otolienus, Lemur, Viverra, Halmaturus, Hyrax, Dicotyle, Phacochoerus, Tapirus und an Grus, Rhea, Dromaius, Struthio, Spheniscus und Apteryx, womit er nun die Arbeit für warm- blütige Thiere als abgeschlossen betrachtet, indem sie den Forschritt von der einfachen Inselbildung bis zum vielstämmigen rete mirabile darlegt und das Vorkommen dieser merkwürdigen Gefässbildungen auch bei Carnivoren, Marsupialien und Affen nachweist. Die Ver- schiedenheit der Form der Netze, ob unipolar oder bipolar, einfach oder zusammengesetzt, sowie ihre Lage, ob den Stamm einer Haupt- arterie umschliessend oder weit ab von ihm gelegen, ob ihre einzel- nen Stämme lose und von einander abstehend verlaufen oder auf ei- nen Bündel zusammengedrängt liegen, ob sie den Hautnerven folgen oder motorische Nerven einhüllen u. s. w. wird ihre funktionelle Be- deutung verschieden gestalten und sie theils als Sicherheitsröhren auffassen lassen, um die durch Muskeldruck gegebenen Circulations- störungen auszugleichen, theils als Vorrichtungen, durch welche ver- mittelst Vermehrung der arteriellen Blutmenge im gegebenen Raume der nöthige Ersatz für bedeutende Wärmeverluste gesichert (Wale und Stelzfüsser) oder für andere Zwecke die Schnelligkeit der Blut- bewegung vermindert werden soll. Die Amphibien haben mit Aus- nahme der Krokodile keine Wundernetze und die Fische nur an der Schwimmblase und Thynnus an der Leber. — (Wiener Sitzungsberichte ALVI. 6.) @l. Oorrespondenzblaitt des Naturwissenschaftlichen Vereines jsuleardene Provinz Sachsen und Thüringen in Halle. 1864. April. Mai. Ne WM. V. Sitzung am 21. April. Eingegangene Schriften: 1. Monatsberichte der kgl, preuss. Akademie der Wissenschaf- ten zu Berlin. Aus dem Jahre 1863. Mit 7 Tff. Berlin 1864. 8%. 2. Quarterly Journal of the geological Society of London. vol. XX, 1, Nro. 77. London 1864. 80, 3. Verhandlungen des naturhistorischen Vereines der preus- sischen Rheinlande und Westphalens. XX. Bonn 1863. 80 4. Mittheilungen der kk. geographischen Gesellschaft in Wien VI. Wien 1862. 4°. 5. Bulletin de lasociete des sciences naturelles de Neuchatel. VI. 2. Neuchatel 1863. 80. 6. Me&moires de la societe de physique et d’histoire naturelle de Geneve. XVII. 1. Geneve 1863. 4°, 7. Monatsschrift des landwirthschaftlichen Provinzialvereins für die Mark Brandenburg und die Niederlausitz. 1864. März Nro. 3. 8. W. Lauder Lindsay, the Flora of Iceland. Edinburgh 1861. 80. 9. Ernst Gallier, die Vegetation auf Helgoland. Mit 4 Tf. 2. Ausgabe. Hamburg 1863. 80. 10. Zweiter Jahresbericht des akademischen Lesevereins an der kk. Universität in Wien 1862 —63. Wien. 89. 11. V. F. Klun und H. Lange, Atlas zur Industrie und Handels- geographie. Für commercielle und technische Lehranstalten, für Kaufleute und Industrielle. Nebst Text. Lieirg. 1. Leipzig 1864. 12. F. Toll, die Rotation frei in der Luft fortschreitender Kör- per insbesondere der runden und länglichen Geschosse, I. Abtheilung: die Rotationsverhältnisse im Allgemeinen. Mit 1 Tfl. Koblenz 1861. 80. 13. J. Czaczkowski, Versuch der Vereinigung der Wissenschaf- ten. Liefrg. 1. Wien 1863. 8°, 436 14. L. Glaser, der neue Borkhausen oder hessischrheinische Falterfauna. Zum Seibstbesiimmen eingerichtet. Darmstadt 1863. 80, 15. ©. Schlickum, Botanisehes Taschenwörterbuch. Kurz ge- fasste Erklärung der botanischen Kunstausdrücke ete. Neuwied 1864. 80 16. E. A. Zuchold, Bibliotheca historiconaturalis physicoche- mica et mathematica oder systematisch geordnete Uebersicht etc. XII. 2. Göttingen 1863. 8°. — Geschenk des Herrn Verf’s. 17. C. G. Giebel, die Naturgeschichte des Thierreiches. Bd. V: Bauchthiere. Mit 591 Abbildungen. Leipzig 1864. 4%. — Geschenk des Herrn Verfs. 18. W. C. H. Peters, naturwissenschaftliche Reise nach Mozam- bique auf Befehl seiner Majestät des Königs Friedrich Wilhelm IV. in den Jahren 1842— 1848 ausgeführt. Botanik II. Abtheilg. Berlin 1864.40. — Geschenk Sr. Excellenz dss Herrn Ministers von Mühler. 19. Dr. Fr. Nobbe die landwirthschaftliche Versuchsstation in Chemnitz IV Nro. 2. Chemnitz 1864. 8°. Das während der Ferien erschienene Januar- und Februarheft der Zeitschrift wird übergeben. Hr. Professor A. W. Hofmann in London dankt für die Er- nennung zum correspondirenden Mitgliede. Einladung und Programm zu der am 17. und 18. Mai in Gera stattfindenden 21. Generalversammlung des Vereines liegen zur Ver- theilung aus. Zur Aufnahme angemeldet wird Herr Otto Augustin, Berg - Aspirant hier durch die Herren Giebel, Taschenberg und Zincken. Der Vorsitzende legt mehrere Einsendungen vor und zwar 1) die Photographie eines monströsen Kalbes, das in der hintern Hälfte doppelt wird, also 4 Hinterbeine hat, an deren einem sich 3 Klauen vorfinden, eingesandt von Herrn Schröter in Meiningen. 2. Eine schwer zu ermittelnde pflanzliche Versteinerung aus dem Dach- schiefer von Leheste, bei Saalfeld eingeschickt von Hrn. Bischoff. 3. Ein physikalischer Aufsatz des Herrn Dieck (ef. S. 330.) Herr Siewert spricht zunächst über die Zündmasse der Zünd- spiegel, welche nach einer angestellten chemischen Analyse aus chlor- saurem Kali und Schwefelantimon ohne jedes Bindemittel besteht ir- gend welche Bindemittel, die man besonders in Oestreich angewen- det hat, ergaben den Nachtheil, dass nach längerem Liegen die Pa- tronen sich nicht entzündeten. Eine sich daran ‘anknüpfende Disku- sio stellte fest, dass nicht vermeintliche Geheimniss jener Zündmasse, sondern die Meinung von der Unzweckmässigkeit des Mechanismus die Schuld daran trage, dass man die Zündnadelgewehre bei andern Armeen als der preussischen noch nicht eingeführt habe. Derselbe theilte sodann Knop’s interessante Untersuchungen über die Ernäh- rung der Pflanzen, ferner Liebigs Vegetationsversuche mit Kar- toffeln (S. 381.) und Seegen Beohachtungen über den Einfluss des Glaubersalzes auf den Stoffwechsel (8.3872) mit. — Hierauf legt 421 Herr Zincken ein sehr instructives Modell vor, welches Hr.R. Lud- wig von dem Flötzkörper der Dorheimer Braunkohlengrube im ver- jüngten Maasstabe von 31250 aus Pappenmasse angefertigt hat. — Herr Giebel zeigt der Versammlung eine Buckelzirpe Smilia inflata vor und verbreitet sich über die abenteuerlichen Formen dieser son- derbaren Geschöpfe. Herr Brasack spricht schliesslich über ein neues von Bött- ger angegebenes Verfahren künstlichen Rothwein von ächtem zu un- terscheiden, indem man einfach einen mit Salzsäure von Kalk befreiten, feinen, weissen Schwamm 3 Minuten lang ia dem betreffenden Roth- wein liegen lässt und ihn dann mit Wasser auswäscht. War der Wein ein echter, so kann der Schwamm wieder ganz rein gewa- schen werden, war er dagegen mit Malvenblühten oder Heidelbeer- saft gefärbt, so bleibt jener röthlich violet gefärbt. — Ferner macht derselbe die Bemerkung, dass man in dem Spectrum des Thalliums, das man bisher nur aus einer Linie bestehend kannte, noch deren 5 aufgefunden hat und fügt hinzu, dass man das Chlorthallium nicht neben Kochsalz spectroscopisch nachweisen könne. Sitzung am 4. Mai. Als neues Mitglied wird proclamirt Herr Otto Augustin, Bergaspirant hier. Herr Zinc ken legte einige Petrefacten, besonders Cardium und andre noch näher zu bestimmende Conchylien vor, welche Herr Dr, Wurzer in der Sandgrube von Judenkäfer bei Bernburg aufgefun- den hat und einige Lederproben von südafrikanischen Gazellen, die als Surrogat für das seltener werdende Schafleder in Vorschlag gebracht worden. Herr Schubring berichtete die neuesten Untersuchungen von Clausius und Soret über das volumetrische Vorhalten des Ozons (S. 257.). Herr Giebel legt einige Cicaden vor, die Cicada orni, welche am weitesten nach Norden in Deutschland vorkommt, die C. fraxini die grösste europäische Art und die javanische C. speciosa, überhaupt die grösste des ganzen Geschlechts. — Nach de Luca’s Untersu- chungen, welche Herr Siewert mittheilt, enthalten die Häute der Seidenraupen und Schlangen einen Stoff, der sich in Zucker verwan- deln lässt. Sitzung am 11. Mai. Eingegangene Schriften: 1. Verhandlungen der zool. botan. Gesellschaft in Wien. XIII. Wien 1863. 8°. 2. Annalen der königl. Sternwarte bei München IV. München 1863. 8°. 3. Fr. Brauer, Monographie der Oestriden. Wien 1863. 8°. 4. Sitzungsbericht der k. böhmischen Gesellschaft der Wissenschaften in Prag. Jahrg. 1863. Prag 1864. 8°. XXIII. 1864. 29 422 5. Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Halle. VII. 3. Halle 1863. 4°. 6. Monatsschrift des landwirthschaftlichen Provinzialvereins für die Mark Brandenburg und Niederlausitz. Nr. 5. 1864. 8°, Zur Aufnahme angemeldet wird Herr Sohnke. Apotheker hier durch die Herren Giebel, Taschenberg, Zincken.. Herr Taschenberg legt Rapspflanzen vor, deren Inneres be- wohnt wurde von 2 Käferlarven der sechsbeinigen des Raps-Erdflohs (Psylliodes chrysocephala) und der fusslosen eines Rüsselkäfers, mit grösster Wahrscheinlichkeit der des Baridius chloris. Das gesellschaft- liche Zusammensein beider und der gleiche Entwicklungsstand mach- ten es mehr als wahrscheinlich, dass kein Winter zwischen ihrer Ent- stehung liegen könne und dass die Rüsselkäferlarve ebenfalls vor Winters dem Ei. entschlüpft sein müsse wie es nach den Beobach- tungen des Voriragenden von der Larve des Erdflohes fest steht. Herr Tieftrunk verbreitet sich über die Giftigkeit des Thal- liums und seiner Verbindungen, wonach die schädlichen Wirkungen sich hauptsächlich auf den Darmkanal erstrecken und schneller auftre- ten als die aller Bleiverbindungen. Ein Zehntel Gran schwefelsaures Talliumoxyd tödtete einen Hund nach 40 Stunden. Herr Teuchert bespricht schliesslich zwei Vorsichtsmassre- geln, die bei der Marsch’schen Probe auf Arsen zu beachten sind. Die Schwefelsäure, mit welcher man das Wasserstoffgas entwickelt, darf keine Spur Salpetersäure oder deren Derivate enthalten, indem diese in Ammoniak übergehn, und sich dann kein gasförmiger, son- dern fester Arsenwasserstoff bildet, welcher das Zink bedeckt, oder in der Flüssigkeit schwimmt. Organische Substanzen verhindern die Bildung des festen Arsenwasserstoffs. Enthält nun das Zink Spuren von Arsen, und die Schwefelsäure Spuren von Salpetersäure, so würde man beim Controlversuche glauben, das Zink sei arsenfrei. Fügt man dann die auf Arsen zu prüfende Flüssigkeit hinzu, und enthält diese noch Spuren organischer Substanz, so entwickelt sich Arsen- wasserstoff, ohne das die Flüssigkeit Arsen zu enthalten braucht. 17. und 18. Mai. 21. Generalversammlung zu Gera siehe unten. Sitzung am 25. Mai. Eingegangene Schriften: 1. Verhandlungen und Mittheilungen des siebenbürgischen Vereins für Naturwissenschaften zu Hermannstadt. Jahrg. XIV. Nr. 5— 12. 1863. 80. 2. Schriften der königl. physikalisch- ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg. IV. Abth. 2. Königsberg 1863. 40, 3. Dr. Nobbe, die landwirthschaftliche Versuchsstation VI. Nr. 3. Chemnitz 1864. 8°, 423 Als neues Mitglied wird proclamirt Herr Sohnke, Apotheker hier. Zur Aufnahme angemeldet werden die Herren Oskar Schieck, stud. math. et phys. in Jena. Carl Kämpf, stud. math. et phys. in Jena durch die Herrn: Dietrich, Taschenberg, Giebel. Albrecht Stief stud. math. aus Stassfurt durch die Herren: Werner, Giebel, Taschenberg. Das Märzheft der Zeitschrift liegt zur Vertheilung vor. Es wird beschlossen, den Stiftungstag des Vereins Mittwoch den 22. Juni in der üblichen Weise durch einen allgemeinen Vortrag und ein sich daran anschliessendes Abendessen im Vereinslokale zu feiern. Herr Siewert spricht über den Werth des Leuchtgases, wel- cher von der leuchtenden Kraft desselben und der Construction der Brenner abhängt. Die neuerdings in, den Gasanstalten zur Anwendung gekommenen Chamott-Retorten liefern eine grössere Quantität, aber an Kohlenstoff ärmeres Gas. Während sonst 4l/a _ Kubikfuss Gas in der Stunde verbrannt einen Leuchteffect von 14 Wallratkerzen hatte, sind jetzt zur Erzielung derselben Hellig- keit 61/; Kubikfuss nöthig. Das Gas ist mithin schlechter geworden, müsste darum aber auch von Rechtswegen billiger werden, Der Vortragende legte einen von Prof. Erdmann in Leipzig construir- ten Gasbestimmer vor, erklärte seine Einrichtung und bestimmte _ die Güte unseres städtischen Gases. Die Einrichtung des Apparates besteht im Wesentlichen auf einem Bunsen’schen Brenner mit sehr hohem Schornsteine, aus wel- chem die Gasflamme herausbrannte, nachdem sie sich daselbst mit einem regulirbaren Quantum atmosphärischer Luft verbunden hat, die ihr bei hinreichender Quantität die Leuchtkraft ganz benimmt. Der Schornstein ist mit einem Drahttrichter und die Flamme von einem cylindrischen vorn durch Glas geschlossenen Blechcylinder umgeben, Der Zutritt der atmosphärischen Luft wird im untern Theile des Ap- parates durch 2 scheibenförmige, concentrische Cylinder bewirkt, die auf ihren entgegengesetzten Seiten Querschlitze tragen und von de- nen der äussere aber mit einer Gradeintheilung versehen ist. Wenn die zur Drehung des äussern Cylinders angebrachte Handhabe zu- gleich als Zeiger für die Grade dient, auf den Nullpunkt eingestellt ist, so kann gar keine Luft zur Gasflamme dringen, dieselbe brennt in ihrer ursprünglichen Weise und schneidet mit ihrer Spitze in ei- ner durch Linien auf dem sie umgebenden Cylinder markirten Höhe ab; dass dies so geschehe, probirte Erdmann ab und gab dem Schorn- steine die dazu nöthige Länge. Sobald nun durch Drehung des Zei- gers der atmosphärischen Luft Zutritt verstattet wird, beginnt der Leuchtkegel der Flamme kürzer zu werden und verschwindet schliess- lich ganz. Bei gutem Gase erfolgt dies, wenn der Zeiger etwa einen Winkel von 35° beschrieben hat. Bei dem angestellten Versuche mit 29° 424 unserm städtischen Gase war bei einem Winkel von über 342/,°0 der des Leuchtkegels der Flamme verschwunden und somit der Beweis geliefert, dass es in Bezug auf seine Leuchtkraft zur Zeit den For- derungen entspricht. \ Herr Brasack spricht über die Spalten und Schrunde, die beim Zufrieren grösserer, stillstehender Gewässer sich bilden. Herr Taschenberg theilt eine ihm unerklärliche Beobachtung mit, die er beim Aufspiessen von Käfern zu machen Gelegenheit fand, welche länger als 4 Monate in Spiritus aufbewahrt worden waren. An zwei Laufkäfern (Anchomenes) bewegten sich nämlich die Fühler an ihrer Spitzenhälfte in einer Weise, wie ein verendendes Insekt sein letztes Lebenszeichen kund giebt. Bei dem einen Exemplare lies- sen sich diese leisen Bewegungen nur am linken Fühler wahrnehmen, bei dem andern regelmässig und gleichzeitig an und zwar noch nach 16 Stunden. Dann verschwanden sie und liessen sich durch aberma- liges Befeuchten mit Wasser nicht wieder hervorrufen. Dass diese schwachen Zuckungen noch vitaler Natur sein könnten, liess sich un- möglich annehmen, aber auch kein vernünftiger Grund zu ihrer Er- klärung ermitteln. Herr Siewert theilte schliesslich mit, dass bei ihm eine von Herrn Alihn in Kalbe a. d. Saale angefertigte Waschmaschine zur Ansicht aufgestellt sei, deren Einrichtung den meisten der Anwesen- den bereits bekannt zu sein schien. Ein und zwanzigste Generalversammlung, ann Gera, am 17. und 18. Mai. In dem mit Grün und Orangerien reich ausgeschmückten Saale des Kutschbachschen Locales zeichneten sich zur Theilnahme an den Verhandlungen ein: Heinrich IV. Erbprinz Reuss. Freiherr v. Helldorff, OLieutenant und Adjutant Sr. Durchlaucht des Erbprinzen. A. R. Jacobi, Reallehrer, Neu- stadt a/O. O. Müller, Gärtner, Gera. G. Schubring, stud. math., Hal- le a/S. H.Prange, stud. philos., Halle a/S, L. Müller, Steuerkontrol., Gera. M. Schmidt,. Kaufmann, Leipzig. R. Eisel, Kaufmann, Gera. F. Brasack, stud. philos., Halle. R. Schmidt, Dr. ph., Gera. W, Stöckel, Silberdiener, Gera. J.C. Seydel, Färbermeister, Gera, B. P. Erler, Buchbinder, Gera. D. Birnbaum, Dr. phil. u. math. Giessen. E.Krell, Comtoirist, Gera-Unterm- hause. H. Benda, Lehrer, Weimar. R. Gerhard, Lehrer, Gera. R. Müller, Kanzleirath, Gera. T. Scheibe, Gerber, Gera C. A. Taube, Fabrikt, Gera. E.L. Taschenberg, Dr. phil., Halle. C. Köring, Königl. Forstbeamter, Dietendorf bei Crossen, 425 W. Dietrich, Kaufmann, städt. A.Fischer, Bankbeamter, Pösneck. H. Schaeffer, Professor, Jena. Th. Haase, Goldarbeiter, Zeitz. G. Engelhardt, Kaufmann, Gera. G. Röber, Lehrer, Tegau. L. Barth, Diac., Gera. Dr. W. Liebe, Prof., Gera. C. Giebel, Prof., Halle. Fr. Schlegel, Dr. med., Altenburg. C. Flemming, Controleur, Alten- Schaf- burg. ar age. . Oeconom, Klein- tauschwitz. V. Immisch, aajyemanr Alten- burg. A. Wagner, Gärtner, Gera O. Garthe, Lehrer, Gera. O. Köhler, Lehrer, Gera. E. Gleissner, Lehrer, Därren- Barsdorf. F. Grosse, Lehrer, Zwötzen. F. Rothe, Oekonom, Zwötzen. H. Butstädt, Hofglaser, Unterm Haus. F. Rothe, Cand, math. et phys. Pössneck. Dr. Dinger, Arzt, Gera. Hartung, Bergmeister, Lobenstein. A. Knüpfer, Mechanikus, Gera. Kratzsch, Kaufmann, Gera. C. Hartmann, Lehrer, Weida. Schläger, Lehrer, Weida. Köhler, Lehrer, Weida. Wagner, Bibelcolporteur, Gera. M. Friderici, Justizrath, Gera. Schreck, Lehrer, Zeulenroda. W.Sedmiratzsky, Kaufmann, Gera. R. Teuchert, stud. chem., Halle. F. Teuchert, Lehrer, Naumbrreg. R. Sperrhake, Kaufmann, Eisen- berg. R. Rühn, Collabor. Gera. K. Körbs Lehrer, Weida. H. Craus, Realschullehr., Apolda. E. Weysse, Kanzlist, Gera- Unterhaus. Liebich, Geheim. Justizrath, Gera. Liebich, Kreisgerichtsrath, Gera. Dinger, Staatsrath, Gera. R. Findeisen, Inspector der Han- delschule, Gera. Schläger, Gymnasiast, Weida. F. Engelmeier, Lehrer, Hohen- ölsen. R. Spörl, Rathsförster, Gera, F. Schweder jun. Apotheker, Gera. W. Heinzenburger, Comptorist Gera. O. Händel, Postaccessist, Gera. G. Neumüller, Dr. phil, Naum- burg_a/S. M. Rein, Förster, Niederndorf. Dr. H. Sy, Privatm,, Jena. E. Rödel, Bauinspector, Fuba. Dr. L Zimmer, Lehrer, Gera, A. Lorey, Schuldirektor, Gera. M.Fürbringer, Gymnasiast, Gera, C. Zincken, Civilingenieur, Halle. G. Grimm, Mechaniker, Gera. G. Rausch, Zeugschmidt Gera. E. F. Hauschild, Inspector, Gera. C. Pertzel, Schlosser, Gera. v. Harbou, Gymnasiast, Gera. T. Böhnert, Gymnasiast, Gera. Th. Odenwald, Lehrer, Gera. Br. Lincke, Lehrer, Gera. M. R. Ferber, Kaufmann, Gera. F. Wimmler, Schlosser, Gera. W. Engelhardt, Kanzleisekretär, Gera. R. Sonntag, Techniker, Gera. Bräunlich, Maler, Cuba. F. Hahn, Hofbib.iiothekar, Gera. L. Metz, Stadtrath, Gera. W. Reichardt, Obergerichtsadvo- kat, Gera, , C. Schmidt, Adjunetus, Gera. Heyne, Lehrer, Magdeburg. Grimm, Dr. med., Gera. Reichert, Landwirth, Etzdorf. Müller, Stadtrath, Gera. Göhring, Rektor, Weida. Schmidt, Apotheker, Weida. Zachau, Lehrer, Weida. O. Braune, Lehrer, Gera. Zängel, Oberlieutenant, Gera. v. Beulnitz, Oberlieuten., Gera. Dr. Busch, Arzt, Gera. F. Burkhardt, Fournirschneide- müller, Kuba. C. Pätzold, ara Gera, A. Leuner, Kaufmann, Gera. Bellosa, Hauptmann, Gera. v. Kutschenbach, Hauptmann,Gera. G. Seelemann, 1 Maler, Gera. H. Mord, Forstgehilfe, Heinrichs- ruhe bei Schleiz. K. F. Rother jun., Chirurg, Gera. G. Herrmann, Militair - Unterarzt, Gera. F. Zöpfel, Riemer, Gera. Carner, Kaufmann, Gera. 4 W.: Münch, Secretair, Gera. E. Weiske, Aktuar, Gera. A. Schmidt, Postamtssekretär, Gera, Otto, Hufapotheker, Gera. G. B. Mosche, Hofzahnarzt, Gera. C. Sturm, Advokat, Gera. - Saalbach, Lehrer, Horpersdorf. Pilling, Dr., Pfarrer, Dobitschen bei Altenburg. Kresse, Anspanngutsbesitzer, Do- broschütz bei Altenburg. Koestler, Mathematiker, burg a/S. W. Richter, Droguist, Ronneburg. H. Leistner, Apotheker, Glauchau. L. Baum, Turnlehrer, Gera. Oschatz, Lehrer, Gera. Schmidt, Dr. med., Hohenleuben. B. Metius, Gastwirth, Unterm- haus. . Pfotenhauer, Gastwirth, Gera. . Zetsche, Oekonom, Lusan. Jann, Maurermstr., Gera. Saupe, Prof., Gera. . Dorschel, Lehrer, Gera. . Oberländer, Techniker, Gera. Oberländer, Kaufmann, Gera. . Girard, Professor, Halle. W. Heintz, Professor, Halle. L. Wachler, Kaufmann, Altenburg. Th. Growe, Kaufm,, Braunschweig. W. Weitzel,Dr.,O.-Lehr., Dresden. E. Eisenschmidt, Dr. med, Gera. Naum- Dom> Hu L. H. E. J. Rudolfe, Handelsaca demiker, Gera. J. G. Nitzsche, Handelsacademi- ker, Gera. G.Hut, Handelsakademiker, Gera Engelhardt, Handelsacademiker, Gera. F. Bär, Handelsacademiker, Gera. S. Uhlmann, Handelsacademiker, Gera. A. Peters, Gera. G. Drescher, Handelsacademiker, OÖ, Pohle, Oekonom, Laasen. T. Kammerhoff, Lehrer, Dorna. A. Dahl, Handelsacademiker, Gera. A. Bischof, Handelsacademiker, Gera. C. Ch. Bergner, Pfarrer, Saara. Handelsacademiker, Gross- en a m ee Ba HE Be m, ) ui 6 W. Pescht, Commis, Bockenem (Hannover). & M. Dietrich; lat. Oberlehrer, Gera. E. Leupold, Commis, Callenberg bei Waldenburg. O. Israel, Handelsacademiker, Gera. S. F. Rissmann, Handelsacademi- ker, Gera. W. Wiebeck, Commis, Gera. G. Thränendorf, Pfarrer, Lauenitz, F. Mackroth, Pfarrer, Thieschitz,. J. Wachler, Handelsacademiker. Gera. Ä G. Metius, Kreisthierarzt, Eisen- berg. R. Leiter, Kaufmann, Gera. F. Klötzer, Commis, Gera. C. Bauermeister, Commis, Gera. O. Jahn, Anwalt, Gera. F. Fichtner, Lehrer, Gera. A. P. Bihn, Sprachlehrer, Gera. Thamerus, Zollrath, Gera. F. Riedel, Bürgerschul- u. Turn- lehrer, Glauchau. Pohle, Kammergutspächter, Laa- sen. Schlick, Kabinetsrath, Gera. Schnicke, Pfarrer, Schwaara. F. Münch, Medizinalrath, Gera. Th. Remy, Kaufmann, Gera. Tenzler, Postsecretair, Gera. Wittig, Bader, Gera. W. Hartung, Schichtmeister, Hal- ber Mond bei Schleiz. Wildenhayn, Actuar, Gera. Frohwein, Cand. philolog., Gera. Gutmann, Minist.-Registr., Gera, Baron Stein-Lausnitz, Kammer- herr, Leudnitz. Ferber, Kaufmann, Gera. Th. v.Harbou, Gymnasiast, Gera. F. Schwachheim, Handelsschüler, Gera. g E. Ruhl, Handelsschüler, Gera. H. Braun, Schneider, Gera. P. Pertz, Handelsschüler, Gera. R. Schirmer, Handelsschüler, Gera. E. Mann, Handelsschüler, Gera. H. Händler, Handelsschüler, Gera. A. Linke, Handelsschüler, Gera. A. Trautluft, Handelsschüler, Gera. M. Jahr, Techniker, Gera. 427 Hr. Müller bewillkommnete die Versammlung mit einer län- gern Ansprache, in welcher er die naturhistorischen Verhältnisse der Umgebung Geras mit einem Hinweis auf die Thätigkeit, die Aufgabe und die Bedürfnisse des Vereines der Geraer Freunde der Naturwis- senschaften schilderte. Nachdem er alsdann dieHrrn. M. Schmidt und Brasack zur Uebernahme des Schriftführeramts berufen und auf die ausgestellten Sammlungen aufmerksam gemacht hatte, ersuchte er den Vorsitzen- den Hrn. Giebel um Erstattung des Rechenschaftsberichtes über das abgelaufene Verwaltungsjahr. Anknüpfend an den ausführlichen zehnjährigen Bericht der vor- jährigen Generalversammlung (cf. Bd. XXI. S. 490) beschränkte Hr. Giebel den im Namen des Vorstandes erstatteten Bericht über das elfte und resp. funfzehnte Jahr des Vereines auf eine kurze Darlegung der materiellen Verhältnisse. Der Kassenbericht ergab eine Einnahme von 488 Thlr. — Gr. — Pf. und Ausgabe von 517 „ SU. As also ein Deficit von 29 ,„ Bi, WwAss Die Einnahme bestand in den Jahresbeiträgen der Mitglieder, den Eintrittsgeldern von 10 neu aufgenommenen und dem Verkaufe von zwei Exemplaren der Zeitschrift an letztere für 20 Thlr. Die Ausgabe deckte das vorjährige Deficit und Betragsausfälle von 61Thlr. 21Gr. 1Pf. Druckarbeiten, Lithographie u. Buchbinderarb. 354 „ 14,„ 3, Miete, Botenlöhne,Bureaukosten,Insertionen,Porio 5 „ 283,„ —,„ Redactionsbedürfnisse 25 5 0-47 Summa 517 „ Bin u, Die Prüfung der Kassenbelege wird den HHrn. Schmidt und Schubring zur Berichterstattungin der nächsten Sitzung übertragen. Die Mitgliederzahl verringerte sich im Laufe des vorigen Jah- res um 16 wirkliche und steigerte sich durch Aufnahme von 10 neuen wieder auf 250 wirkliche, die Zahl der’correspondirenden wurde durch Ernennung von 17 neuen auf der vorjährigen Generalversammlung auf 32 erhöht. Die Bibliothek hat durch den Tauschverkehr mit ver- wandten Instituten und Vereinen sowie durch mehrere Geschenke an- sehnliche Bereicherung erhalten, worüber das Correspondenzblatt der Zeitschrift regelmässig berichtet, dagegen ist der Stand der übrigen Sammlungen unverändert geblieben und von den Druckschriften des Vereines nur die Zeitschrift mit dem”21. und 22. Bde. fortgesetzt worden. Da weitere geschäftliche Angelegenheiten nicht zur Verhand- lung vorlagen: so begann Hr. Giebel die wissenschaftlichen Vor- träge mit einer Beleuchtung der im Steinkohlengebirge vorkommen- den Süsswassermuscheln, welche seither als Unio, Cardinia und un- ter andern Gattungsnamen aufgeführt, neuerdings aber mit den Posidonomyen als Phyllopoden gedeutet und der Gattung Estheria zugewiesen worden sind. Redner. wies unter Vorlegung einiger Exem- 428 plare aus dem Wettiner Schieferthon nach, dass die hier vorkommen- den Arten sowie die des Schieferthones andrer Steinkohlenlocalitäten unzweifelhaft der lebenden Phyliopodengattung Limnadia zunächst verwandt seien, von welcher Exemplare der Limnadia Hermanni zur Vergleichung vorgezeigt wurden. Alsdann berichtete derselbe noch über die von Chr. L. Nitzsch hinterlassenen Untersuchungen einer Anzahl auf verschiedenen Vögeln schmarotzenden Milben der Gattung Analges = Dermaleichus Koch, deren Bau und Entwicklung an Abbildungen erläuternd. Während der hierauf anberaumten Pause wandte sich die Ver- sammlung zu den im Nebensaale ausgestellten Sammlungen und Ap- paraten. Es waren Schmetterlinge von Hrn. Wimmler und Hrn. H. Schmidt, die vollständige Sammluug der Geraer Mineralvorkommnisse von Hrn. Seydel, der Geraer Käfer von Hrn. Erbe, die ausgeblasenen schönen Raupen von Hrn. Schreiner, ausgestopfte Säugethiere, Vögel und Amphibien der HHrn. Stöckel und Kratzsch, die Geraer Laub- moose und Flecken von Hrn. Müller, die Geraer Petrefakten und ge- ognostische Karte von Hrn. Eifel, eine Sammlung prachtvoll gemalter Blumen von Hrn. M. Schmidt, ein Teillurium und Lunarium (käuflich) von Hrn. G. Grimm zu Kanitz und noch einzelne andre Gegenstände. Nach dieser Pause hielt Hr. Brasack einen Vortrag über Spec- tralanalyse. Redner erörterte zunächst den Begriff eines Spectrums, er- läuterte dessen Entstehung und knüpfte hieran die Beschreibung der jetzt bei chemischen Untersuchungen gebräuchlichen Spectroscope. Nachdem er sodann auseinander gesetzt hatte, wie map bei den Ver- suchen jenen Apparat zu handhaben hat, characterisirte er kurz die Spectra der chemischen Elemente und sprach darauf ausführlicher über das Sonnenspectrum und die Consequenzen, die man aus der Conicidenz gewisser Linien des Sonnenspectrums mit Linien in den Spectris chemischer Elemente gezogen hat. Darauf erstattete Hr. Liebe Bericht über die von ihm in hö- herm Auftrage unternommenen Ausgrabungen fossiler Knochen an der längst berühmten Lagerstätte von Köstritz, welche ergeben, dass die früher dort vorgekommenen angeblich fossilen Menschenknochen nicht aus gleicher Zeit mit denen des Mamut, Rhinoceros etc. herrühren können. Hr. Taschenberg weist die Entomologen der Gegend auf die practische Seite ihrer Wissenschaft hin und verbreitet sich über einige der Landwirthschaft am meisten schädliche Insekten. Die- selben gehören hauptsächlich den Ordnungen der Käfer, Schmetter- linge und Fliegen an. Von den Käfern wurde besonders gedacht der Drahtwürmer, einer Reihe von Schnellkäferlarven, die noch nicht hinreichend auf die aus ihnen entstehenden vollkommenen Insekten gedeutet sind und von denen die hinten in ein Spitzchen auslaufende des Saatschnellkäfers (Agriotes segetis) als die häufigste und allen möglichen Culturpflanzen, vornämlich den Wintersaaten nachthei- ligste besonders namhaft gemacht wurde, sodann wurden die Enger- 429 linge, und die aus ihnen entstehenden Maikäfer erwähnt, die auch in der Umgebung Geras in diesen Tagen in Schrecken erregenden Massen umherschwärmen, die für Oelsaaten gefährlichen, in ihnen bohrend lebenden Larven des Rapserdflohs (Psylliodes chrysoce- phala), des Raps-Mauszahnrüsslers (Baridius chloris) und der an den Wurzeln Gallen erzeugenden des ähnlichen Verborgen- rüsslers (Ceutorhynchus suleicollis). Unter den Schmetterlingen lenkte der Vortragende die Aufmerksamkeit der Beobachtung besonders auf die verschiedenen, schwer zu unterscheidenden Erdraupen, von denen die der Wintersaateule (Agrotis segetum) als häufigste auch den meisten Schaden anrichtet, auf die des Rübsaat-Pfeifers (Dotys margaritalis) und des Kümmelpfeifers (Depressaria nervosa). Bei den Fliegen wurde der gefährlichen Hessenfliege (Cecidomyia de- structor), der Chlorops - Arten und der -Opomyza florum ge- dacht, deren Larven sämmtlich nach den Herzen der jungen Saaten trachten und dieselben gewaltig beeinträchtigen. Schliesslich wurde noch der Ordnung der Netzflügler und der Schlupfwespen unter den Hautflüglern gedacht, die im grossen Ganzen dadurch im Dienste des Land- und Forstwirthes stehen, dass ihre Mitglieder als Larven oder vollständige Insekten sich nur von andern Insekten ernähren und da- durch der übermässigen Vermehrung der schädlichen kräftig entge- genwirken. Um 2 Uhr vereinigte die Anwesenden ein heiteres von ernsten und launigen Trinksprüchen gewürztes Mahl, nach welchem ein ge- meinschaftlicher Spaziergang durch den fürstlichen Küchengarten zum Hainberg führte. Während hier ein Theil der Versammlung dem Schloss Österstein mit seiner Plattform, dem Rüstsaale und der fürst- lichen Bibliothek einen Besuch widmete, wandten sich die Uebrigen dem Rindenhäuschen auf der Höhe des Hainberges zu und trafen dann’ sämmtlich an den Sieben Eichen wieder zusammen, um von hieraus gemeinschaftlich nach dem traulichen Martinsgrunde zu wandern. Dort vereinte ein von dem Verein für Freunde der Naturwissenschaften gespendeter Labetrunk und die dankbar aufgenommenen Vorträge der Liedertafel in fröhlichem Beisammensein die Anwesenden bis zum ein- brechenden Abende. Nach der Rückkehr in die Stadt blieb ein gros ser Theil der Versammlung noch im Kutschbach’schen Locale in hei- terer Unterhaltung lange beisammen. Der herrliche Morgen am Mittwoch den 18. Mai führte eine Anzahl Theilnehmer zum gemeinschaftlichen Kaffee nach dem Berg- schlösschen und der Luisenhöhe, während andere Hrn. Ferbers Mi- neraliensammlung besuchten, die sich durch Vollständigkeit, Reich- thum und Schönheit der Stufen und Exemplare auszeichnet, wie sie nur selten in einer Privatsammlung vereinigt sind. Zweite Sitzung. Mittwoch d. 18. Mai, Vormittags 10 Uhr. Die HHrn. Schmidt und Schubring erstatteten Bericht über die Prüfung der Kassenbelege und beantragten, da dieselben richtig 430 befunden und zu keiner Bemerkung Veranlassung gaben, Decharge zu ertheilen. Dieselbe wurde ertheilt. - Zur Wahl der Orte für die nächstjährigen beiden Generalver- sammlungen schreitend konnten die von Jena und Weimar ergange- nen Einladungen für die Pfingstversammlung nicht acceptirt werden, da statutenmässig diese Versammlung in die andere Hälfte des Ver- einsgebietes berufen werden muss. . Es wurde daher beschlossen die zweitägige Pfingstversammlung in Goslar die eintägige Herbstversammlung in Kösen abzubalten. Die diesjährige Herbstversammlung wird dem frühern Beschlusse gemäss in Merseburg Statt finden. Zur Aufnahme in den Verein wurden angemeldet: Hr. Kanzleirath Müller in Gera „ Staatsrath Dinger in Gera „ Justizrath Friedericiin Gera „ Bankier Leuner in Gera „„ Kaufmann Sperrhaken in Gera „ Bankbeamter Fischer in Gera Candit. phil. Roth in Gera „» Dr. medic. Busch in Gera. „ Dr. medic. Schröder in Gera „ Bergamtsassessor Hartung in Gera „ Fabrikant Ferber in Gera) Domsyndikus und Stadtrath Richter in Naumburg durch die Era) Eisel, Liebe, Schmidt, Brasack, Giebel, Zin- ken, Köstler, Neumüller, Schubring. Die wissenschaftlichen Vorträge eröffnete Hr. Giebel mit ei- ner kurzen Schilderung der Familie der Leuchtzirpen und Vorlage einer Anzahl neuer Arten, welche Hr. Burmeister in Südamerika ge- sammelt und in der Hallischen Universitätssammlung aufgestellt hat. Diese gehören den Gattungen Fulgora, Poeciloptera, Ricania, Pseudo- phana, Cixia, Anotia und werden in der Zeitschrift des Vereines. be- schrieben werden. Hr. Schubring erläutert die bekannten von Zöllner angege- benen optischen Täuschungen. Hr. Heintz legt in einem längern Vortrage seine Untersu- chungen der Diglycolamidsäure vor und giebt dann noch Mittheilun- gen über Sauerstoffverbrennung. Darauf spricht Hr. Brasak über die Entstehung des Eises nnd dessen künstliche Erzeugung im Grossen nach einem Verfahren, dass von Herrn Carr& in Paris angegeben ist. Der Gang der Operation ist im Wesentlichen folgender: Ein hoher eiserner Cylinder wird bis zur Hälfte mit einem sehr concentrirten kaustischen Ammoniak ge- füllt und bis auf 130 erhitzt. Aus dem Kessel führt eine Kühlschlan- ge in ein Reservoir, was wie alle andern bisher’ erwähnten Theile her- metisch verschlossen ist. Bei der angegebenen Temperatur steigert sich der innere Druck dabei auf 8 Atmosphären, was genügt, um das 431 aus dem kaustischen Ammoniak vertriebene Ammoniak gar in den flüssigen Zustand überzuführen. Aus diesem Reservoir lässt man nun die Flüssigkeit in den sogenannten Vertheiler fliessen, der den gan- zen Vorgang zu reguliren gestattet, weil aus ihm das flüssige Am- moniak in einem ganz constanten Strome in dem Beginne der Ope- ration möglichst luftleer gemachten Kälteerreger abläuft. In diesem verdunstet die Flüssigkeit sofort, und entreisst die dazu erforderliche Wärme den Wandungen des Gefässes, so dass schliesslich die den Kälteerreger von Aussen umgebenden Wassermengen zu Eis erstarren. Um die Leere in dem Kälteerreger wieder herzustellen, communieirt mit diesem ein ebenfalls luftleeres Absorptionsgefäss, auf dessen Bo- den sich eine Schicht kalten Wassers befindet, die das Ammoniakgas schnell absorbirt und so zu Verdunstung neuer Mengen von Ammo- niakflüssigkeit Veranlassung giebt. In dem Masse als sich das Was- ser mit Ammoniak sättigt, wird das kaustische Ammoniak befreit. Um nun die Operation ununterbrochen weiter zu führen, pumpt man das regenerirte Ammoniak in den Kessel zurück, nachdem man zuvor das Wasser aus dem Kessel durch eine Kühlschlange in das Absorptions- gefäss hat laufen lassen. Die nun anberaumte Pause wurde den ausgestellten Sammlun- gen gewidmet. Dritte Sitzung. Mittwoch den 18. Mai Mittags 1 Uhr. Hr. Giebel proclamirt die in der Vormittagssitzung angemel- deten neuen Mitglieder. Hr. Schäffer hält einen anziehenden Vortrag über die Me- chanik, Physik und Chemie der Sonne, in welchem er unter Bezug- nahme auf mehre aufgestellte Apparate und mit historischer Entwick- lung die neuesten Entdeckungen auf diesem Gebiete ausführlich darlegt. Hr. Müller schliesst hierauf die Verhandlungen mit einem Danke für die lebhafte Betheiligung. Auch an diesem Tage vereinigten sich die Theilnehmer zu ei- nem gemeinschaftlichen Mittagsessen. Nach demselben begaben sie sich in kleinere Gesellschaften getrennt in verschiedene Etablissements, deren Besitzer als freundliche Führer alle Einrichtungen erläuterten, nämlich in die Eisengiesserei und Maschienenbauanstalt des Hrn. Moritz Jahr, die Kammgarnspinnerei des Hrn. Remy, die Maschinen- weberei der Hrn. Morand und Comp, in die Färberei und einige an- dere sowie zur oryktognostischen Sammlung des Hrn. Ferber. Am Abend um 7 Uhr fand im Versammlungssaale noch eine Nachsitzung statt, in welcher sich zunächst Herr Busch über die Galvanocaustik verbreitete. Nach einer kurzen geschichtlichen Ein- leitung beschrieb er die Methode und gedachte dabei der Verdienste Middeldorpfs. Nachdem Redner sodann den Nutzen und die Vorzüge dieses Verfahrens vor andern hervorgehoben hatte, die neben andern vor allem in Vermeidung des Blutens bei allen Operationen beste- 432 hen, was das Verfahren bei Menschen jedes Alters anwendbar macht, ging er näher auf die physikalischen Vorgänge ein, beschrieb die einzelnen Ketten, indem er dabei die bekannte Granet’sche Kette als für seine Zwecke bequem und angenehm besonders berücksichtigte. Sodann legte er die verschiedenen Instrumente vor, das electrische Messer, den Porzellanbrenner und die Schneideklinge und stellte an Kalbszungen Versuche mit denselben an. Herr Leuner erging sich darauf in sehr ansprechender Weise über das Ozon, charakterisirte diesen Körper nach seinem chemischen Verhalten und unterschied ihn von dem gemeinen Sauerstoff. Er be- schrieb darauf seine Darstellungsweise auf physikalischem Wege und veranschaulichte dieselbe durch das Experiment mit Hülfe eines Stös- - ser’schen Inductions-Apparates. Durch den Geruch und durch die bekannte Reaction auf Jodkaliumkleister wurde das Ozon nachgewie sen. Später führte Redner ein von ihm angefertigtes Modell einer electromagnetischen vor, erläuterte ihre Einrichtung und setzte dar- auf den kleinen Apparat in Bewegung, Nach einer kleinen 'Pause zeigte Redner die schönen Erscheinungen glühender Gase in Geiss- ler’schen Röhren. Während einige Theilnehmer schon am Abend Gera verlassen hatten, verweilten Andere noch den folgenden Tag daselbst behufs einiger Excursionen. Alle werden die angenehmste Erinnerung an die schönen Tage der 21. Generalversammlung in Gera treu bewahren. (Druck von W. Plötz in Halle.) Jıeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. 1864. Juni. As NW. Neue Ausgrabungen in Köstritz, von Th. Liebe. Bewogen durch das Interesse, welches die in neuerer Zeit mehrfach erfolgte Auffiindung von Menschenknochen neben diluvialen Thierresten erregte, befahl vor nun ziem- lich 2 Jahren der Durchlauchtigste Erbprinz Heinrich XIV. Reuss J. L. den alten verlassenen Winter’schen Steinbruch bei Köstritz unweit Gera wieder auszuräumen, um So eine Fundstätte auszurichten, welche in den ersten Decennien dieses Jahrhunderts nicht nur eine Menge diluvialer Kno- chen, sondern auch unter und zwischen ihnen Menschen- knochen geliefert hatte. Die Beaufsichtigung und Leitung der Ausgrabungen wurde dem Pastor J. Sturm in Köstritz und mir anvertraut. Jetzt nun, nachdem die Fundstätte anderthalb Jahre lang mit 2—3 Mann belegt gewesen und nachdem allenthalben die Decke weggenommen oder we- nigstens durch Versuchsschächtchen das Grundgebirge er- teuft worden ist, halte ich es für geboten, über die Resul- tate der Arbeiten in der Zeitschrift unseres Vereins, in des- sen Gebiet Köstritz ja liegt, einen wenn auch nur kurzen Bericht zu erstatten. *) An der betreffenden Stelle, nordwestlich von Köstritz, steht ein ziemlich bedeutender, der Zechsteinformation an- *) Anmerk. Die gefundenen Knochen und .unter ihnen die- fraglichen Menschenknochen sind in der Sammlung auf Schloss Oster stein bei Gera aufbewahrt und Jedermann zugänglich. XXII. 1854. 30 450 gehöriger Gipsstock an und ist auf eine beträchtliche Strecke in der Richtung von SO nach NW von seiner ursprüngli- chen Decke, einem System dolomitischer, dünn geschichte- ter Kalklagen entblösst, und nur von diluvialen abwechselnd graulichen und röthlichhellbraunen Lehmlagen bedeckt. Die- ser Lehm. hat eine sehr verschiedene Mächtigkeit, denn er- stens ist er an vielen Punkten, wie das an einer wenn auch ziemlich flachen Thalböschung nicht anders sein kann, ziem- lich tief — hier und da sogar bis auf den Gips nieder — durch die Tageswasser abgespült, und sodann ist er auf einem höchst unebenen Terrain. abgelagert, indem der Gips, wie das allenthalben klar hervortritt, vor seiner Ueberlage- rung durch den Lehm eine längere Zeit den Fluthen (wol schon denen der unten vorbeifliessenden Elster) ausgesetzt gewesen ist, welche seine Oberfläche zernagten und seine Risse zu tiefen und ziemlich breiten Klüften . ausweiteten. Dazu kommt noch, dass der Gips überhaupt im Allgemei- nen ziemlich jäh nach Norden einschiesst. Der Gips war von Süden nach Norden zu gebrochen worden. Daher wurde zuerst die von Ost nach West lau- fende Linie wieder aufgedeckt, bis Zu welcher die frühern Knochen fördernden Steinbrucharbeiten vorgedrungen wa- ren, und von dieser Linie aus wurde sodann allseitig nord- wärts der Lehm bis auf den Gips nieder abgedeckt. Wie sich schon aus dem oben Angeführten ergiebt, war der- selbe hier mächtiger als weiter südlich in den alten Stein- brüchen, und zuletzt, als die Arbeiten eingestellt wurden, lag der Gips am Ostende der Linie 15 und am Westende 27 Fuss unter Tag. Die fossilen Knochen lagen in dem Lehm verstreut und fanden sich in einzelnen Exemplaren noch wenige Fuss unter der Oberfläche. Am zahlreichsten aber liegen sie beisammen in den unmittelbar dem Gips auflagernden Lehmpartieen. Hier ist der Lehm häufig mit einer Menge kleiner Gipsbrocken vermischt und in Folge der Auslaugung des Gipses von etwas lockerer Beschaffenheit. In den Vertiefungen und Klüften des Gipses hat sich nach und nach eine lockere Masse von erdigem Gips gemischt mit Lehmpartikeln gebildet, in welcher die Knochen aus- gezeichnet schön erhalten sind. Oberhalb der ebengenann- 451 ten mit Gips vermengten untersten Lehmmassen, theilweis auch unmittelbar über dem Gips ist der Lehm mehr oder weniger von kKohlensaurem Kalk durehdrungen und so von festen steinigen Partieen durchzogen. Namentlich haben die Knochen ihre Umgebung zu dieser Mergelbildung dis- ponirt und sind dann —- jedenfalls wol mit durch Entfer- nung des kohlensauren Kalkes — sehr spröd, brüchig und bröcklich geworden. Sind sie allenthalben von solchem ver- härteten Mergel eingewickelt, dann kann man sie nicht heraussprengen, ohne dass sie vollständig zerstört werden. Häufig aber ist der inkrustirende Mergel auf der einen Seite des Knochens durch einen: kleinen Zwischenraum ab- getrennt, als ob er vorsichtig ein wenig abgehoben wäre, und in diesem Fall lässt er sich auf dieser einen Seite sehr gut absprengen, so dass das Fossil zur Hälfte mit schöner unversehrter Oberfläche blosgelegt wird. Oft indessen sind die Knochen von Haus aus nur einseitig mit festem Mer- gel verwachsen. Schade nur, dass bei Zähnen die angekit- tete Fläche stets die Kaufläche ist, und dass jene ohne voll- ständige Zersplitterung sich nicht abtrennen lassen. Wei- ter oben liegen die thierischen Reste rein in Lehm einge- bettet und sind bald gut bald schlecht erhalten, je nach der Nähe einer sogenannten „Nasskluft“ und je nach dem Alter der Thiere, von denen sie herrühren. Betreffs der hier gefundenen Reste haben sich nun folgende Thatsachen herausgestellt: 1) Es liegen nur einzelne Knochen beisammen, und es ist eine seltene Ausnahme, wenn man zwei oder mehr zusammengehörige Kuochen noch beisammen findet. 2) Es finden sich weit mehr Knochensplitter und Frag- mente als ganze Knochen. Ein Theil der Bruchstücke lässt keine Ursache der Zerstückelung errathen, da die Brüche ganz scharfkantig und unverletzt sind; ein grosser Theil jedoch zeigt Zahnspuren von grossen und kleineren Räubern, und namentlich wurden viele Rippen und Röhrenknochen mit abgekauten Gelenk- köpfen gefördert. Gering ist die Zahl der Fragmente, die durch ihre abgerundeten Kanten auf weitern Trans- port in Wasser schliessen lassen könnten, sowie der- 30 * 452 jenigen, welche augenscheinlich ihre Zerstückelung einer Rutschung des Lehmbodens oder einem Verbre- chen der Gipswände verdanken. 3) Zähne und überhaupt Kieferstücke sind verhältniss- mässig seltener; dagegen herrschen trotz ihrer ziem: lich leicht zerstörbaren Substanz Geweihe in solchem Masse vor, dass man einzelne Partieen geradezu eine Geweihebreccie nennen kann. Wenige dersel- ben zeigen sich unter der Rose platt abgebrochen. Vielmehr sind die meisten tiefer unten abgesplittert oder noch verbunden mit Schädelfragmenten, so dass an eine Zusammenspülung abgeworfener Geweihe hier sicher nicht zu denken ist. 4) Die Beschaffenheit der Geweihe und der Zähne sowie die Struktur vieler Knochen nöthigt den Schluss auf, dass ein sehr grosser Theil der Knochenreste von jun- gen Thieren herrührt. 5) Reste von Wasserthieren, von Fischen, Muscheln, Schnecken etc. sind durchaus nicht gefunden worden. 6) Reste von kleinen Thieren, von Nagern z. B. und dergl. kommen nicht vor. Aus all dem unter 1 bis 6 Angeführten ergibt sich er- stens, dass der Knochen führende Lehm, der sich quer durch das Thal hin ausbreitet, auf für gewöhnlich trocknen Boden abgesetzt worden ist und seine Ablagerung nur kurz andauernden Ueberschwemmungen, Regengüssen etc. ver- dankt, und zweitens, dass die Knochen grossentheils mit durch Raubthiere hier oder in der Nähe zusammengeschleppt sein mögen Das vorzugsweise beliebte Wild der letzteren waren Hirscharten, die sie in ihre Schlupfwinkel hinter die Gipsfelsen transportirten und deren Geweihe sie als weni- ger schmackhaft dort aufgespeichert haben mögen. Wir haben nun,noch die Thierspecies aufzuführen, de- ren Reste gefunden wurden, und werden dabei die Reihen- folge einhalten, dass wir mit den am häufigsten vorkom- menden anfangen und'die seltensten zuletzt nennen. 1. Cer- vus tarandus (L) und Guettardi (Kaup), 3. Rhinoceros ti- chorhinus (Cuv), 4. Equus caballus fossilis, 5. Bos primige- nius (Cuv), 6. Hyaena spelaea (Goldf), 7. ein sehr starker 453 Hirsch in etwas dem Cervus canadensis (Bris) mit stumpf- winkliger nach hinten gebogener Augensprosse, 8. ein klei- ner Wiederkäuer aus der Abtheilung der Cavicornien, 9. Ca- nis (lupus) spelaeus (Goldf.), 10. Elephas primigenius (Blu- menb), 11. Ursus spelaeus (Blumenb), 12. Cervus sp. mit flachem, aber nicht schaufeligen Geweih, 13. eine grosse Katzenart, deren Milchgebiss auf Felis: (tigris) antiqua schliessen lässt, 14. eine Cervus-Art mit unter sehr spitzem Winkel aufsteigender Augensprosse, etwa der Gruppe der Rusahirsche zugehörig, 15. Sus sp. und 16. Beinknochen von Wadvögeln.. Von Menschenknochen ist keine Spur gefunden worden. Herr Giebel hatte die Güte, die ganze Ausbeute an Knochen und Knochenfragmenten darauf hin durchzumustern und bestätigte diese Thatsache, welche sich gegen alle Erwartung herausgestellt hatte. Die ‘bisher beschriebenen Knochenlagerstätten sind also ent- schieden diluvial und, wegen der Mächtigkeit der Lehm- schicht, nicht gestört. Anders verhält es sich südlich von der oben erwähn- ten westöstlichen Linie, bis zu welcher der Gips infolge seiner viel geringern Lehmbedeckung vielfach abgebaut wor- den war. Südlich von dieser Linie liegen eine gute Anzahl theils auflässiger theils noch im Abbau begriffener Gips- brüche mit recht instruktiven Profilen. Die Klüfte in den Gipswänden sind selten hohl, vielmehr theils mit Lehm- oder Thonlagen, theils halb oder ganz mit einer Mischung von Lehm und erdigem Gips ausgefüllt. Viele von diesen Klüften enthielten diluviale Reste. Gegenwärtig aber ist nur noch eine der letztern Art einigermassen zugänglich und leider grade eine arme. Manche Klüfte enthalten in ihren Ausfüllungsmassen gar keine organischen Reste, und manche wiederum eine Menge, allein nur alluviale. So z.B. befinden sich in dem Schauer’schen Bruche zwei 13!/, Fuss tiefe, mit lehmigem Gipsmehl angefüllte Klüfte, welche zu- mal in der Tiefe, wo sie sich erweitern, Reste folgender Gattungen enthalten: 1. Homo sapiens, ein Metacarpus-Knochen und ein Bruchstück vom Oberkiefer, — 2. Erinaceus europaeus (L) — 3, Talpa europaea (L) — 4. Meles taxus (Schb) — 5, 0a- 454 nis vulpes (L) — 6. Mustela vulgaris (L) — 7. Hypudaeus amphibius (L) in vorwiegend grosser Zahl — 8. Hypudaeus arvalis (Pall) in beträchtlicher Anzahl — 9. Mus agrarius (Pall) 10. Castor fiber (L) — Lepus timidus (L) — Sus scrofa (L) — Ovis aries (L).. Dazu kommen noch Knochen von Hühnern (wahrscheinlich Perdix cinerea (Briss) und Tetrao tetrix (L)) und Wadvögeln und eine ungeheure Masse von Extremitätenknochen von Rana. — Alle diese Kno- chen sind, — wenn auch nicht erst in neuester Zeit, denn die Biber sind schon lange aus unsrer Gegend verschwun- den, — so doch in verhältnissmässig neuer Zeit hier ein- gebettet, da sogar die Froschknochen noch organische Stoffe enthalten und da sich in den Knochen von Mensch, Hund, Dachs ete. thierisches Fett noch reichlich nachwei- sen lässt. Es ist wol keinem Zweifel unterworfen, dass kleinere Raubthiere, wie Füchse, Wiesel etc. hier ihre Baue hatten und die erbeuteten kleinen Thiere theils in theils wenigstens vor dieselben schleppten. Infolge des durch die Auslaugung von Gips herbeigeführten Zusammensinkens der Ausfüllungsmasse und infolge der Wühlerei der Dachse und übrigen Höhlenbewohner, denen jene lockere Masse und die Klüfte willkommen sein mussten, geriethen die Knochen immer tiefer hinunter, so dass sie endlich auf dem Boden der Klüfte sich anhäuften. Endlich muss ich noch eines Umstandes erwähnen, der für die Beurtheilung des Alters der früher gefundenen Menschenreste von grosser Wichtigkeit ist. Die Lehmdecke ist nehmlich nicht bloss hie und da ab- und ausgespült, sondern es sind bisweilen die durch Ausspülung entstandenen Mul- den und Löcher wieder von Neuem mit Lehm- und Thon- lagen ausgefüllt, die sich sofort durch ihre diskordante La- gerung kennzeichnen. Ja am Südostende des blossgeleg- ten Terrains konnte man sogar die zweite Lehmlagerung wieder abgespült und mit einer dritten Ablagerung über- schüttet sehen. Wie schon oben bemerkt sind also Menschenknochen mit diluvialen Thierresten zusammen bei den neuen Aus- grabungen nicht gefunden worden, und man könnte, zumal wenn man bedenkt, dass die jüngst aufgeschlossenen dilu- 455 vialen Knochenlager fast ganz ungestört sind, auf die Ver- muthung kommen, dass die frühern Angaben von solchem Zusammenvorkommen auf einemIrrthum beruhen. Gleich- wol ist es sicher und aktengemäss constatirt, dass in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts im Winter’schen Bruch Menschenknochen neben Hyaena, Elephas und Rhi- noceros gefunden worden sind. Aus der Sammlung des verstorbenen Hofrath Dr. M. Schottin sind durch Schen- kung von Seiten der Familie in die Sammlung auf Oster- stein übergegangen eine Rippe, ein Femur, ein Humerus und eine Tibia. Von diesen Knochen hat z. B. das Ober- schenkelbein dicht neben dem Os hamatum von Elephas primigenius gelegen, welches letztere ebenfalls in der ge- nannten Sammlung befindlich ist. Allein die Menschenkno- chen haben nicht nur ein entschieden recentes Aussehen sondern sie enthalten noch soviel organische Materie, dass Splitter davon im Glaskölbehen über der Spiritusfllamme schwarz werden und sich in Knochenkohle verwandeln, wäh- rend die Knochen von Hyaena, Rhinoceros und Elephas, die mit ihnen zusammengefunden wurden, auch das letzte Restchen thierischen Stoffes verloren haben. Auch ist ihr äusseres Aussehen ein ganz anderes, und Herr Gie- bel, dem ich sie zeigte, erklärte auf den ersten Blick sie seien diluvial und die Menschenknochen neu. Demnach bleibt nur übriganzunehmen, dass entweder beide oder we- nigstens die einen sich auf sekundärer Lagerstätte befin- den. Die ganzen geognostischen Verhältnisse lassen übri- gens eine solche Annahme durchaus nicht als unbegründet erscheinen. Dazu kommt noch, dass der noch lebende Be- sitzer des Bruches, welcher die fraglichen Reste aufgefun- den, zu wiederholten Malen erklärt hat, er habe sie tief in einer Kluft aus erdigem lehmhaltigem Gips ausgegraben. Der Hergang war jedenfalls der: diluviale Knochen lagen in der Kluft und oben drüber wurden weit später Men- schenknochen in Lehm eingebettet. Atmosphärische Was- ser benagten und erweiterten die Gipswände der Kluft, es bröckelten die oben aufliegenden Lehm- und Gipserden- massen hinab und vermischten sich mit diluvialen Ablage- rungen, Vielleicht trugen auch noch Höhlengräber zu der 456 immer tieferen Einsenkung das Ihrige bei. An andern Stel- len können vielleicht auch Wasserströme diluviale und neue Knochen zusammengespült haben ; wahrscheinlicher indess bleibt immer für den, der die bestreffenden Lokalitäten un- tersucht hat, jene erste Erklärung des frühern Vorkommens. Das Resultat dieser ziemlich zweijährigen Arbeiten ist also: Die Gipsbrüche von Köstritz gehören nicht unter die Lokalitäten, welche beweisen, dass Menschen gleichzeitig mit Nashörnern, Ele- phanten, TigernundHyänenunserMitteldeutsch- land bewohnt haben, — ein leider nur negatives, aber doch immerhin zu beachtendes Resultat. Ueber die Vertheilung der Wärme auf der Erdoberfläche von L. Witte. 4. Die Störungen im normalen Gange der Wärme oder die Ursachen des Wechsels der Witterung. Als Fortsetzung des im vorjährigen Maihefte enthaltenen Aufsatzes gebe ich nachstehend die Temperaturbeobach- tungen in Aschersleben während der letzten 8 Winter, in- dem ich damit zugleich die aufgestellte Ansicht, dass die Wetteränderung von den Quadraturen des Mondes abhän- gig sei — ob diese nämlich während des Tages, d.i. von 5 U. Mg. bis 11 U. Ab., oder während der Nacht, d.i. von 11 U. Ab. bis 8 U.Mg., stattfinden — weiter zu begründen suche. Die "ngaben der Tabellen beziehen sich auf die normale mittlere Tageswärme am hiesigen Orte und sind ausgedrückt in Zehntelgraden Cels., um welche (als relative Kälte und Wärme) die wirkliche Wärme mit der mittlern differirt. *) *) Ein Komma bed. schwachen Regen, r stärkern Regen, R Re- 457 Der Wintr von 1856 auf 1857. Nov. Dec. Jan. 3 ; Oct. “u. |, = u. Oct. u. Nov. u. Dec. u. Jan. u.Feb. März & ; K. W. K. W. K. W. K.W. K. W. K.W. | 23 B} | ET ce 059 Es 12 24 26 123 24 8] = 5 ‚BR [58 15 21 3 124 25 2 RR 15 DI 34 | *** 6 29 125 26 8 4 107 z er 17 1l 87 126 27 41 10 1383 2 20 s 11 45 127 28 9| 22 43 | ** 10 sa | *** 55 128 29 20) 15 26 l 5] 29 30 E 192712 4] n 22 42 30 8l 21 n 44 31 all 1 7\ 88 55 63 96 — — 50 1 2 7 $ 43 InNn| 76 | ** 61 38 87 2 8 = 9281| 22 n 89 T 47 26 n| 24 9) 4 9231| 29 4 55 P 63 28 A 52 4 5 421 62 9 nn®“| 4| 88 15 | 5 6 46| 50 *r R | 47 37 | #8 18 34 6 fl 32 8 96 | 65 sl 891 7 8 47, 11 98 66 10 ‚| 45 8 9 46 8 11 8 25 9 * 4 9 10 44 4 98 36 2338| 46 | ** [10 1l 36 0 716|-* 3 48 56 | #11 121r Gttr|43} 14 il 67 I nu*| 14 46 32 | ** 112 15 Tr. (361 20 Fr r, 172 1|n=| 17 n 47 14 13 14 37| 18 R | 57 7 54 8114 15 39] 26 | * | ır, | 24 *| 18 | on | 37 MaEBLENTS 16 311 °62 * 5 17 12 80 I 16 17 191 35 8 n 12 n 12 22 | 17 18 7 N! 20 Du R 2] 95 49 16 118 19j nn 2 9 Se AN 61 51 6 | 19 20 1 nn 6 63 29 69 36 j 20 al 3 37 80 26 5l 42 = 12] 2| 15 6 .6 61 | 24 | 47 3122 1. Das erste Viertel am 7. Oct. um 61), U. deutete auf Kälte, statt deren aber die Wärme mit 4° über dem Mittel anhielt und erst am 17. zu demselben herab- fiel und bei starken Nebeln dabei verblieb. Am 19. beim Wechsel vom O zum W-Winde ein Gewitter und am 13. starken Regen. (Am 12, Erdstösse von Rho- dus bis Tyrol hin, in Canea besonders stark.) gengüsse, Gttr Gewitter mit Regen, Wttr Wetterleuchten, n bed. schwache und N starke Nebel, — fallenden !Nebel, ein Punkt Grau- peln, ein Kolon Hagel, ein kleiner Stern Schnee, ein grosser starken Schneefall, ein Ausrufungszeichen Regen mit Schlossen und Hch Hö- henrauch, 458 Das letzte Viertel am 20. Oct. um 19 h. deutete auf Kälte, die auch von 2° bis zu 4° unter dem Mittel bei wechselnden, doch nicht westlichen Winden einfiel. Am 2. und 3. starke Nebel bei östlichen Winden. (Am 29. starker Nebel in London.) . Das erste Viertel am 5. Nov. um 181/, h. deutete auf Wärme, zu der auch die Temp. nach dem Schnee am 6. aufzusteigen schien, doch bei wechselnden Winden das Mittel nicht erreichte. Bei der falschen Kälte war fast täglich Regen und Schneefall. (Am 17. Gewitter in Stockholm.) . Das letzte Viertel am 19. Nov. um 11?/, h. deutete auf Kälte, die auch bis auf die beiden durch West- sturm bedingten warmen Regentage — 23. und 24. — eintraf und zwar am 27. bei einfallendem N sogar bis 13,5° unter dem Mittel. (Am 23. Hagelwetter bei Leip- zig. und Lützen.) . Das erste Viertel am 5. Dec. um 4!/, h. deutete auf Kälte, statt deren aber mit SWsturm plötzlich hohe Wärme (bis zu 10° über dem Mittel) eintrat, die nur am 17. bei NW in Kälte herabfie. Vom 13. bis 15. starke Regen. (Vom 7. bis 13. starke Stürme auf dem nördlichen atlantischen Oceane und starke Regen mit mit Sturm und Gewitter auf dem Mittelmeere und bis Lyon hinauf.) . Das letzte Viertel am 19. Dec. um 71/, h. deutete auf Wärme. Regelmässig bei wechselnden Winden, doch mit Schnee und Regen. . Das erste Viertel am 3. Jan. um 131/,; h. deutete auf Wärme, statt deren aber bei östlichen Winden mit Ne- bel und Schnee bis zum Vollmonde Kälte einfiel; da- rauf schwache Wärme bei W, ebenfalls mit Nebel und Schnee eintreffend. (Der Witterungswechsel trat ‘vom 3. bis 5. sehr schroff ein mit heftigen Stürmen im Ca- nale und in England, mit Gewitter ohne Donner in Schweden, wo darauf am Sunde nach sehr milden Ta- gen plötzlich —12°C. einfiel, 459 8. Das letzte Viertel am 18. Jan. um 6 h. deutete auf Wäme, die auch bei SO bis. W mässig anhielt und am Ende bei wechselnden Winden in Kälte umschlug. (Der ganze Januar war in Südfrankreich und in Südspanien sehr streng und schneereich; am 26. in Cherbourg Ge- witter bei hohem Schnee.) 9. Das erste Viertel am 1. Febr. um 21'/, h. deutete auf Wärme, die auch nach einigen Tagen, in denen NÖ wehte, richtig mit westlichen Winden eintraf. 10. Das letzte Viertel am 19. Febr. um 3/, h. deutete auf Wärme, die auch bei wechselnden Winden anhielt. 11. Das erste Viertel am 3. März um 5?/,; h. deutete auf Kälte; die Witterung war aber bei stürmischen west- lichen Winden stark schwankend, anfänglich warm, dann kalt mit Schneefall bei NW und endlich wieder warm. 12. Das letzte Viertel am 18. März um 22!/, h. deutete auf Kälte, die anfänglich bei Ost einfiel, bald aber bei O und W mit Niederschlägen um das Mittel schwankte und am Ende bei SO in Wärme aufstieg. Obgleich in diesem Winter nur noch knapp 6 Quadraturen nach der Regel (Band XXI. S. 408) zutreffendes Wetter eintrat, so dürfte diese dennoch weder durch das nach den letzten beiden Quadraturen ein- fallende schwankende Wetter, noch durch das nur halb re- gelmässige nach der 7, noch selbst durch das entgegenge- setzte nach der 1, 3 und 5 an Geltung verlieren, vielmehr dadurch, dass gerade in diesen Zeiten die durch unregelmässige Wärmevertheilung herbeige- führten Erscheinungen von Sturm, Schnee und Regen und Gewiter eintrafen, noch bestätigt werden. 1 360 Der Winter von 1857 auf 1858. - Sept. Oct. Nov. Dec. Jan. Febr. | E u. Oct. u. Nov. u. Dee. u. Jan. | u. Febr. | u. März Es KULEWEISKEE VI RE WE Ke Save Re VE Re az 23] 49 2331 13 zu 5% 61 67 23 241 53 3 38 108 2 78 24 251 12 14 =——=,| 361 r | 85[J 1a 87 25 26 10 15 gl 2 159 70 26 27|Hch| 36 2/nNI 15 1.34.| 62 68 37 28 461 Nn | 27 | 2% > 2 73 66 28 29 17 |==| 36 9 n 8! 17 29 301 2 24 18 48 30 3l 1l 60 | = | 35 sl 1 29 5 2 57 * 1 9281| 60 1 2 31 | 29 ses AN az 8| 60 2 3 35 | 38 5341| n p) 6! 70 3 4 33 n | 16 61! 81 sı] 70 4 6) 671 =n| 18 | nn | A2 | 81 47 | 58 9. 6] rr 5 29 n01089, 1749 2] Boa 022126 7 13! mn ur il 27 4 7 Bl 210 5 | 26 ı | 52 30 | == | 8 9 19 10 16 49 | 40 82 ie 9 10 15 I 22 9 45 8 8 * 110 ıl 12 9 28 34 | 27 97 Sl 12 Tau 6% 3931 n| 19 7| 25 12 13 6 24 37 22 u N N 14] 7 n! 25 28 41 * | 9290| = | 18 | 14 15In=| 29 | 47 0 47 24 $. 6 | 15 16) nn | 22 | 30 3 r| 4 $ 5 16 | 16 17 17! 31 | nn 50| 15 35 30 | 17 18 28 | 49 Son =) Ass 57 28 | 18 19 521 75 2, sell Ara 0 Ste 19 | 19 201 5 |nnnl 43 34 r. 517961659 2 20 21 14] 45 ‚| 59 Fan 39 | 28 [21 2a Fa 281 Sul nn 105 7 2 | 50 | 22 1. Das erste Viertel am 26. Sept. um 10); h. deutete auf Wärme. Regelmässig bei SW. 2. Das letzte Viertel am 10. Oct. um 7 h. deutete auf Wärme. RBRegelmässig bei SW, mit Nebel und Nieder- schlag bei NO. 3. Das erste Viertel am 26. Oct. um 3!/, h. deutete auf Kälte, statt deren mehrfach um das Mittelschwankende Temperatur bei wechselnden Winden, öfters mit Nebel und Niederschlag. 4. Das letzte Viertel am 8. Nov. um 17!/, h. deutete auf Kälte. Stark regelmässig bei vorherrschenden östlichen Winden. 5. Das erste Viertel am 24. Nov, um 182/; h. deutete auf en 461 Wärme. Regelmässig, ausgenommen ein paar Tage mit NW. 6. Das letzte Viertel am 8. Dec. um 7?/, h. deutete auf Wärme. Regelmässig bei SW. 7. Das erste Viertel am 24. Dec. um 7?/, h. deutete auf Kälte, statt deren aber starke Schwankungen in der Temperatur sich zeigten, erst Fallen bei NW, dann Stei- gen bei SW und endlich starke Kälte bei NO. Regen und Schnee im Anfange. 8. Das letzte Viertel am 7. Jan. um 1!/, h. deutete auf Wärme. RBegelmässig bei westlichen Winden. 9. Das erste Viertel am 22. Jan um 17°/, h. deutete auf Wärme, statt deren nach voraufgehenden Weststürmen (mit Gewitter in Dresden am 21.) bis zum Vollmond Kälte beiNW u.Oeinfiel u. dann bei W richtige Wärme. 10. Das letzte Viertel am 6. Febr. um 22 h. deutete auf Kälte. Regelmässig bei Ostwinden, nur durch SW auf einige Tage geringe Wärme mit Schnee. 11. Das erste Viertel am 21. Febr. um 2h. deutete auf Kälte, die auch bei stetigem Ost gleichmässig ferner anhielt. 12. Das letzte Viertel am 7. März um 19 h. deutete auf Kälte, die anfangs bei Schnee einfiel, dann aber in ge- ringe “ärme überging. Beständig starke SW-winde. 13. Das erste Viertel am 22. März um 81/, U. deutete auf Wärme. Regelmässig bei starken westlichen Winden. Die Witterung dieses Winters konnte kaum regelrechter eintreffen, denn nach 9 Quadratu- ren folgte sie völlig regelmässig, nach zweien (3. und 7.) war sieschwankend und nach zweien (9 und 12) zur Hälfte regelmässig. Sturm, Regen und Schnee waren besonders in diesen letzten 4 Perioden und kennzeichneten die Witterung als unregelmässige. In der ersten Hälfte scheint sich die Wärme überall ziemlich richtig vertheilt zu haben (es wurde nur von star- ken Regengüssen und Ueberschwemmungen in Oberitalien Ende Oct. berichtet), weniger in der letztern, wo im Jan. in Galizien, Oberitalien (viel Schnee), Südfrankreich und Algerien starke Kälte herrschte, wie im Febr. am Kauka- sus, in der Türkei und in Unteritalien, wo auch überall (wie 462 in Nordamerika) viel Schnee gefallen war. Am Nordcap — unter 70° Br. — hatte man zu Anfang Febr., wo in Paris —4 bis 5° war, 13° Wärme und blühten im Freien Blumen, die sonst nur im Juli erscheinen, auch blieb dort der ganze Winter ohne Schnee, der sonst 9 Monate lang fällt und liegt. (In der Nacht vom 16. zum 17. Dec. war ein star- kes Erdbeben bei Salerno, durch welches 10 bis 12000 Menschen getödtet wurden, und am 14. Jan. spürte man Erdstösse in Oberschlesien und Galizien. Der Winter von 1858 auf 1859. @ Sept. Oct. Nov. Dee. Jan. Febr. | 3 el ı Oct. u. Nov. | u. Dec. u. Jan. | u. Febr. | u. März | » "IK WIK W|K W.IKE 1W|K W.IK W.l 283 slin=| 14 | 53 5 67 | 51 h 34 | 23 94 \fGttr,|)4l| nn 9 17 85 dl 5 62 124 35 , al 6 | 50 53 13 61 125 26 26 6 " 0 N 59 s 80 75 126 27 24| 11 | nN 17 5 683 68 R | 62 ]27 28 29| ‚ır, 9 el 38U 1, | 27 r 65 r 19 128 29 831 23 T 34 5 9 62 29 30 47| 57 : alun ke 2 30 31 68 95 „1 7a al 1I Rr 7I 83 | == 29 15 64 sstL ı 2 I 67 Tr 23 5 19 Be 57 46 | 2 3 16| 85 [ash 52h 2anlerreie ag rleeı 3 4 2l| 76 28 , 44 |. 25 90, 4 5 80 07: | 19 |nnn] 6 26| , (12061 5 6f 27] 45 | *ri NN | 10 5I N ı 26 651 6 7, 34] 59 | * 6 5 20 49 SET 8 r |830| so | * 14 | 18 491 , 661 8 9:17 229 105 n 8| 57 48 x 10 | 9 10| 32 Mo2nns n 6 26 54 19 110 s1| 5 al No a en. 66 [1 12 G ri 22 16 71 78 104 [12 13 7 58 16 ll 77 108 | 13 14 331 59 5 RS TEINT 52| ‚r | 76 [14 15 36| 62 1,19 32 53 100 lı5 16 271 93 5 | 13 86 m Sing 17 461 65 14 wo ee 67 117 18 44| 60 36 il Sa 69 118 ı9| a 9, 67 | 95 5 87 119 301 nnn |12| 35 34 86 24 33 120 a Tage 49 14 44 64 121 232] an |12 10 | | 68 66 | 67 r 22 1. Das letzte Viertel am 30. Sept. um 3 h. deutete auf Wärme, die auch bei starken SW-winden Statt hatte und nur an zwei Tagen durch Ost unter das Mittel fiel. (Am 1. Oct. Erdbeben in Algier.) 2. 10. 11. 463 Das erste Viertel am 15. Oct. um 2 h. deutete auf Kälte, statt deren bei östlichen Winden sehr schwache Wärme und zuletzt schwankende eintrat. Fast täglich Nebel und Niederschlag. Das letzte Viertel am 29. Oct. um 9 h. deutete auf Kälte. Regelmässig bei NO. mit geringerer Kälte bei SW. (Vom 29. Oct. bis 1. Nov. Borastürme mit Schnee in Oberitalien und Regengüsse in der Schweiz.) Das erste Viertel am 13. Nov. um 21!/, h. deutete auf Wärme, statt welcher bei andauernden N und Ostwin- den die Kälte ziemlich stark anhielt. Das letzte Viertel am 27. Nov. um 18 h. deutete auf Kälte, statt deren selbst’bei häufigen Ostwinden schwa- che Wärme eintraf. In der Nacht vom 4. zum 5. Dec war ein sehr schönes Noradlicht. Das erste Viertel am 13. Dec. um 16 h. deutete auf Wärme. Regelmässig bei SW, nur anfangs bei einfal- lendem O ein paar kalte Tage. (Am 20. Gewitter in Speier, am 26. und 27. Sturm und Gewitter in Havre.) Das letzte Viertel am 27. Dec. um 6!/, h. deutete auf Wärme. Regelmässig bei westlichen Winden und nur durch einfallenden NO auf ein paar Tage in Kälte her- absinkend. . Das erste Viertel am 12. Jan. um 8!/, h. deutete auf Wärme. Regelmässig bei meist starken westl. Winden. (Am 12. Orkan in Westpreussen, im ganzen Monat oft Stürme im Canale, Kälte in Nordafrika und Kleinasien.) Das leizte Viertel am 25. Jan. um 21°/, h. deutete auf Kälte, statt deren bei südwestlichen Winden die Wärme ziemlich stark anhielt. Das erste Viertel am 10. Febr. um 20!/, h. deutete auf Wärme. Regelmässig bei nicht starken SW - winden. (Am 18. bei SWsturm und Schnee Wintergewitter (mit einem einzigen Blitzstrahle) in Magdeburg, Glogau, Rö- derau, Osnabrück, wo es in den Thurm der Katharinen- kirche schlug, u.2.a.0.) Das letzte Viertel am 24. Febr. um 151/, h. deutete auf Kälte, statt deren bei starken Westwinden mehrmals ab- und aufspringende Wärme. 464 12. Das erste Viertel am 12 März um 51/, U. deutete auf Kälte, statt deren bei anfangs starken Westwinden hohe Wärme eintraf, die sprungweise zum Mittel herabfiel. Der Winter zeigte nach 6 Quadraturen re- gelmässiges Wetter, nach einer (2) schwanken- des und fünfen entgegengesetztes, und zwar nach einer (4) falsche Kälte als Fortsetzung der vorhergehenden und nach vieren (5, 9, 11 und’ 12) falsche Wärme ebenfalls als Fortsetzungen. In den falschen Wärmeperioden war aus- nahmsweise wenig Niederschlag, vielleicht wegen der straf- fen Winde. Der ganze Winter war bis auf den Nov. äus- serst milde. Nach den Stürmen im Januar ist bis zum Ende des Winters ein Wärmeeinfluss bemerkbar, der nicht auf die Mondphasen bezogen werden kann. Der Winter von 1859 auf 1860. 3 Sept. Oct. Nov. Dec. Jan. Behr Is 8 u. Oct. u. Nov. u. Dec. u. Jan. u. Febr. | u. März = | Km Kr werReewm FE WER W KIM 23 | a| 3ı 10 40 54 | 14 8 24 501 26 I 12 EU Ds 63 | 10 24 7) 641 ı3 11 52 65 4 125 26 71 32 1 51.1 ** |: 48 35 126 27 zit 8 9 De a | ee 38 |Wttl| 6L| 11 35 ao = 038 34 |28 »39| R| 67 9 18 67 SanlnE 32 19 30 25 sl R * 1 ro 020 30 8l 83 |err® ul aa 15 3l 1 3838| , | 88 3 = 21190 9 ı7 |! 2 ABO NA. 16 # 105 al 14 | 2 3 38 | 70 94 5 15 13 4 49 20 | 8 102 18 49 | 4 5 66 BA 5| er 72 55 | * 8 15 6| nn | 39 18 | inlnsanınua |er ars) Da leiee 1.6 1 35 85 35 1 = |, Al IH | 1er on ler sIN.| 10 56 |nN 2 34 Si a 9| 5 ‚1.26 | 38 50 PA a N) 10] 13 22 12 25| 31 = 156‘) 11| 8 46 29 N| 26 | 37 50 11 12 8| 64 32.| ‚* 191 25 37 12 1a 3.| n3) 55 43 14 Na & 3 13 l4| n 6| »0 45 n 8 58 x 9 14 15 aaa Di ol A 3 20 öl Toller, | ern 980 =7065 EN OLG 2.1) „au 161 17 88 | 34 Aa || 99 n| 46] 14 * 35 II 18| r| 46| 33 50 | *) | nn (I85 14 42 |82 19| r | 1ı9| 37 67 = | 98 34| „| 32 [92 DON MON NEO 64 54 2 36 |02 21] „ lg 40 36 r 1 69 4 41 Jıl 2] si | R) >|: |& * | 1% 2 OD 465 . Das erste Viertel am 3. Oct. um 21?/,;, h. deutete auf Wärme, die auch anfangs bei wechselnden Winden rich- tig eintraf, dann auf einige Tage durchsherrschend wer- denden NO auf und unter das Mittel herabgedrückt wurde, endlich aber beiSW wieder ziemlich hoch stieg. Das letzte Viertel am 19. Oct. um 6!/, h. deutete auf Wärme. Stark schwankend bei immerfort wechselnden Winden. (Am 26, furchtbarer Sturm an der englischen und irischen Küste.) Das erste Viertel am 2. Nov. um 17!/, h. deutete auf Wärme, die auch bis gegen den Vollmond bei starkem SW eintraf, dann aber durch herrschend werdende nord- östliche Winde auf Kälte herabgedrückt wurde. . Das letzte Viertel am 17. Nov. um 14 h. deutete auf Kälte. Regelmässig bei südöstlichen Winden. Das erste Viertel am 2. Dec. um 14?/; h. deutete auf Wärme, zu der auch die Temp. nach einigen durch NO kalten Tagen bei SO und S. sich aufschwang, von der sie aber durch einsetzende nördliche und nordwestliche Winde allmälig auf ziemliche Kälte herabgedrückt wurde. Das letzte Viertel am 16. Dec. um 221/,. h- deutete auf Kälte, die auch bei NW mehrere Tage noch anhbielt, bis am 21. nach einem heftigen Sturm aus S, mit dem ein gelber Wüstenstaub nicht allein hierorts, sondern auch in andern Gegenden, z. B. in Westphalen, auf den Schnee niederfiel, die Kälte sich brach und plötzlich hohe Wärme eintraf, die bei südlichen Winden anhielt. Das erste Viertel am 1. Jan. um 11?/, h. deutete auf Wärme, die auch bei SW anhielt und in den letzten Tagen bei O auf das Mittel fiel. Das letzte Viertel am 15. Jan. um 73), h. deutete auf Wärme, zu der die Temp. sofort mit SO aufstieg und bei der sie bei SW anhielt. (In der Nacht vom 30. zum 31. war ein stundenlanges Gewitter an der Weser von Hessen bis Bremen hinab.) Das erste Viertel am 31. Jan. um 6 h. deutete auf Kälte. Sofort um das Mittel schwankend bei wech- selnden Winden, dann warm bei SWstürmen (am 6. XXIII, 1864. öl 466 Febr. Gewitter in Magdeburg) und endlich kalt bei NO. Viel Schnee. 10. Das letzte Viertel am 13. Febr. um 19?/, h. deutete auf Kälte. Schwankend bei oft wechselnden Winden, eben- falls häufig Schnee. (Am 19. starkes Gewitter am Nie- derrhein und in Belgien, am 28. Stürme in Deutsch- land, Frankreich und England.) 11. Das erste Viertel am 29. Febr. um 20°), h. ddttele auf Wärme. Anfangs regelmässig bei stetem SW, dann bei NW und N Kälte mit Schneefall. 12, Das letzte Viertel am 14. März um 10.h. deutete auf Kälte, statt deren bei nicht südwestlichen Winden um das Mittel schwankende schwache Wärme eintraf. Trafin diesem Winter auch nur nach 4 Qua- draturen genau regelmässiges Wetter ein, so war dafür die Temperatur nach Fünfen schwach um das Mittel schwankend, nach dreien (38, 5 und 6.) halb regelmässig und nach keiner durchaus entgegengesetzt. Die Niederschläge erfolgten meist normal bei falscher Temperatur. Auffallend war die Wärmevertheilung am 18. Dec., wo in Würtemberg —18°, in Paris —12 bis 15°, in Calais —17 bis 22°, in Brest —2,50 war. Anfang Januar war in Pe- tersburg kein Frost, in Moskau —30°C; am 20. war am ersten Orte —16°, am 22. —29°C. Der Febr. war streng in ganz Russland. Ueberblickt man sämmtliche Perioden, so sieht man sofort, dass bis zu dem hettigen Südsturme am 21. Dec., der den Sand der Sahara bis in unsre Gegenden herauf- wehte, ein Kälteeinfluss sich geltend machte, durch den die Wärme zur schwankenden Temp. herabgedrückt wurde und selbst bei SO eine Kälteperiode eintreten konnte, und dass nach diesem Phänomene ein Wärmeeinfluss Statt hatte, der umgekehrt die Kälte zur schwankenden Temp. hinauftrieb. Die Annahme liegt nicht allzufern, dass hier eine andre kos- mische Ursache wirkte, auf die vielleicht die Constellatio- nen der andern Himmelskörper hinweisen möchten. EEE ER 467 Der Winter von 1860 auf 1861. es Sept. Oct. Nov. Dec. Jan. Febr. [,; S u. Oct u. Nov. u. Dee. u. Jan. | u. Febr. | u. März = N a ae N Te a RI A ] 33 | 51 | ea an 0 a el | 461 . 1104 Ds 24 46 12 18 *r 8 48 n 92 124 25 8s9In 20 i er 60 ei 72 n | 76 125 26 n 40 27 6| N 27 ® h 9] 66 26 27 15 20 al 29 a ; Tr In 597797 23 7 l Sa ENDE 362 5 67 60 128 29 18 I28INNN | Nn 7 9 al 64 29 30|Wttl.| 23 1837| NN N 11 44 62 30 3l 59 N 78 nn | 40 al 1! n, 10 | 67 10 I 153 NN! 24 531 2 5 9172 n 5 120 49 59 I 2 0) 13 145 N 57 12 2 50IrRrı 68 | 3 41 29 1 118 n 39 58 u 47 # 29 | 4 Blase ln a late 89 | 57| „11915 6 6 25 , 483 88 66 60 1 6 7 15 42 Ei ; 41 84 100 H DR IT Sa a5 a0| 76 13 50 | 8 9] 37 „.|\ehl “ 20 | Il n 42 |ırr* | 25 1 9 10| 49 33 rr* 3 |. in 24 - 49 10 1l| 32 N! IP. 32 59 = SE R 41 li 121 54 ‚r 144 23 54 5 ee 8 112 131 33 42 = 12 48 20 8 * 113 14) 14 297 3 1 115 = 17 17 = | ulab all. & 50 4 | 160 36 21 Jı 16 h 2 26 19 99 n 12 37 J6l 17 29 y 19 ” 17 4 62 r 3l I7I 18 2a, 47 33 41 n INnn| 37 3 15 182 19 17 119 »0 22 n 43 ER 17 192 20 hr 37 124 & 2 b; 13 52 = 10 102 21 41 148 a I, 34 88 16 jil >| 8 4 [43 57 n 44 | 119 | 10 J2i 1. Das letzte Viertel am 8. Oct. um 0 h. deutete auf Wärme, es folgte aber bis zum Neumond Kälte und dann erst Wärme. Die Winde waren meist der West- seite angehörig. (Am 11. Gewitter in Quedlinburg.) 2. Das erste Viertel am 21. Oct. um 15 h. deutete auf Wärme. Anfangs schwach regelmässig bei SO, dann Kälte, bei der SO mit NO beständig wechselte, daher häufige Nebel. 3. Das letzte Viertel am 6. Nov. um 10%/, U. deutete auf Kälte. Bis zum Neumonde regelmässig bei NO, dann 4 Tage warm bei südlichen Winden und am Ende wie- der kalt bei NW. 3 4. Das erste Viertel am 20. Nov. um 9°?/, U. deutete auf 3l* ar ie) 10. 11. 12. 468 Wärme, die aber die auf- und abspringende Kälte kauın erreichte, da fast immer westliche‘ Winde wehten, deren Wirkung unter diesen Umständen Schnee und Nebel war. Das letzte Viertel am 5. Dec. um 19 h. deutete auf Kälte. Das Viertel trat mit S und SO ein und zugleich mit Wärme, die sich später bei SW bis auf Kälte senkte. Das erste Viertel am 20. Dec. um 7 U. deutete auf Kälte, die bei wechselnden Ost- und Westwinden mit Sprüngen regelmässig eintrafr. Die Windwechsel brach- ten Schnee (Regen in Italien, Schnee u. Kälte in Paris.) Das letzie Viertel am 4. Jan. um 2°/, h. deutete auf Wärme. Stark entgegengesetzt bei vorherrschenden öst- lichen Winden. Da ganz Osteuropa einen sehr harten Winter hatte, so war bei geradem NO die Kälte sehr stark. Das erste Viertelam 19. Jan. um 5 h. deutete auf Kälte. Stark entgegengesetzt, da der SW endlich durchdrang. . Das letzte Viertel am 2..Febr. um 11 h. deutete auf Kälte. Entgegengesetzt bei S und Westwinden, doch fiel die Wärme selbst bei diesen auf das Mittel. Die spä- tere Hebung der Wärme stand wohl mit den Stürmen in England in Verbindung. Das erste Viertel am 18. Febr. um 1°/, h. deutete auf Kälte. Entgegengesetzt. Die Wärme steigerte sich bei S und Wstürmen, hielt an bei wechselnden Winden, die stärker wurden und am 3. März Gewitter brachten (in Magdeburg, Dessau, Thüringen und Franken.) Das letzte Viertel am 3. März um 20°/, h. deutete auf Kälte. Entgegengesetzt bei starkem SW mit Gewitter- schauern (am 7. Gewitter am Niederrhein, am 9. in Magdeburg und München.) Am ®.Nordlicht. Der NO brachte 2 kalte Tage. Das erste Viertel am 19. März um 18%/, h. deutete auf Wärme. Regelmässig bei wechselnden Winden. (Am 22. Gewitter am Rheine und in Dresden.) Dieser Winter war der unregelmässigste vonallen. Nur nach 3 Quadraturen trat regel- mässiges Wetter ein, nach zweien war es zur Hälfte regelmässig und nach sieben entgegen- ; 469 gesetzt, und zwar nach dreien mit Richtung zur Regel (4, 5 und 11), bei vieren ohne dieselbe. Im nördlichen und mittlern Europa war der Januar sehr streng, im südlichen sehr milde; der Februar war in Griechenland warm und re- genlos. Die Niederschläge vertheilten sich in Aschersleben auf alle Perioden. Bis zum 19. Jan. herrschten entschie- den Winde der östlichen Seite vor, d.h. NW bisO, von da Winde der westlichen Seite, d.h. SO bis W., jene bedingten die überwiegende Kälte, diese die Wärme. Der Aufsprung der Wärme betrug vom 15. bis 26. Jan. 25°C. Es war mit- hin dieser Winter dem vorigen ganz ähnlich, und ist hier wie dort auf eine andere Einwirkung zu schliessen, auf die später hingedeutet werden soll. Der Winter von 1861 auf 1862. = Sept. Oct. Nov. Dec. Jan. Feb.u. |; & u. Oct. u. Nov. u. Dee. u. Jan. u.Feb. März = ; K. W. IKESS\VE IROENVE K. W. K. W. K. W. | 23 24 36 17 n | 33 —2W217.123 24 | BR 3 7 48 | *=| 15 [24 25 28 15 3 R| 7a 8 25 26 3] NIrR| 23 | 12 50 7 26 27 42 ER IET5 Ken) eız 34 | 18 27 28 80 n T. 30 11 36 9 283 29 44 85 14 87 29 30 224 = RN 185 br 20 2.79 30 31 IOBIE=—— 6 DRS 3l 1 : —— 12 61 — 329 | Rr | 70 Ü 1 3l 8 23 27 ® 21 01 2 sinn=| 19 B} 13 33 82 ” 1l 3 4| n| 16 Ü 17 “ 28 99 | 30 | * 4 DO 71 832 a a a el 5 6 30 231 41 b5 2 Bor "40 6 7 n| 3l Y Di 16 ee b) 47 x ei 7 8Iı N| 29 „ 19 A 44 43 I 64 I 85 8 9 70 h 22 66 5l | 31 an ©) 10 N 68 9 63 741 28 76 I 10 1l 58 231 51 p 13 8er 78 11 121 r, 38 al , 66 } 68 15 79 | 12 13 Na 18, 37 61 Y 0 1l n | 72 |13 14 15 r | 54 62 | 17 or 19 INNn| 22 | 14 15 n | 32 320 | rRr| 59 | 70 28| nn | 18 |15 16 26 4 = A 54 | 67 20 n 3116 le DA a 7120201840 20 65 [17 18 2 n| 77 1, 52 1105 42 R | 77 |183 19 4: 54 34 mia || SEE 48 x 57 119 20 2 9 27 87 " 57 29 120 21 14 5 28 59 sl 66 1 21 | | | 57 » | | 6 NNn| 50 8 Inn, [22 10. 11. 470 Das letzte Viertel am 27. Sept. um 7°/, h. deutete auf Wärme, die bei östlichen Winden schwach einfiel. \ Das erste Viertel am 10. Oct. um 23 h. deutete mehr auf Kälte als auf Wärme. Letztere fiel bei andauern- den östlichen Winden allmählig bis unter das Mittel. Das letzte Viertel am 26. Oct. um 22°/, h. deutete auf Kälte. Fast regelmässig, erst kalt bei NO und NW, dann das Mittel haltend bei SW. (Am 29. Gewitter- sturm bei Badajoz in Spanien, am 30. desgl. in Rom, wo bei einem Sirocco eine Wasserhose mit Wolken- bruch den Vatican arg beschädigte.) Das erste Viertel am 9. Nov. um 11?/, h, deutete auf Wärme. Regelmässig bei SW, nur an 3 Tagen mit einfallender Kälte. (Am 10. Gewitter und Stürm in London, am 23. Gewitter in Wesel.) : Das letzte Viertel am 25. Nov. um 12 h. deutete auf Kälte, statt deren bei sehr wechselnden Winden und besonders bei S Wärme eintraf, erst am Ende bei SO einige Kälte. Anfänglich starke Regen. . Das erste Viertel am 9. Dec. um 4 h. deutete auf Kälte, statt deren ebenfalls bei wechselnden Winden und besonders bei starkem W Wärme eintrat mit Regen vom 14. bis 18. (Vom 8. bis 12. Ausbruch des Ve- suv’s und Zerstörung von Torre del Grecco, desgl. am 22.; am 15. Hagel bei Münster und München und am 16. Gewitter und Hagel bei Weimar.) Das letzte Viertel am 24. Dec. um 22°/, h. deutete eigentlich auf Kälte. Bei wechselnden Winden um das Mittel schwankende Temp. (Am 5. Hagel bei Brüssel.) Das erste Viertel am 7. Jan. um 23°%/, h. deutete auf Kälte, die aber erst nach Wärme bei SW am 13. bei NO mit Schnee einfiel. (Am 9. Erdbeben im Voigtlande.) Das letzte Viertel am 23. Jan. um 7”/, !h. deutete auf Wärme. Regelmässig bei südwestlichen Winden, vom vom 30. ab mit Regen, da am 2. Febr. NW einfiel. Das erste Viertel am 6. Febr. um 21 h. deutete auf Wärme, statt deren aber erst NW Kälte brachte, dann bei NW und SW und S aufsteigende Wärme. (Am 11. und 12. Gewitter bei Utrecht.) Das letzte Viertel am 21.Febr. um 15!/, h. deutete auf 471 Kälte, zu der auch die Temp. bei NO mit Nebel und Niederschlag herabfielund dann mit Schwankungen um das Mittel bei NW Schnee brachte. (In der Mitte des Mo- nats grosse Ueberschwemmungen aller deutschen Ströme. 12. Das erste Viertel am 8. März um 181/, h. deutete auf Wärme, die mit SW eintraf, bei einfallendem NO mit starkem Nebel einige Tage schwächer war und dann bei wechselnden Winden wieder aufsprang und anhielt. Nach 8 Quadraturen trat ganz regelmässi- ges Wetter ein, nach dreien (3, 8 und 10) fast re- gelmässiges, nach dreien (2 öund 7) schwanken- des und nur nach einer (6)ganz entgegengesetz- tes. Von den 5 Niederschlagszeiten fielen nur 2 in regel- mässiges Wetter und; die stärkste (unter 6) in falsche Wärme. Der Winter von 1862 auf 1863. = Sept. Oct. Nov. Dec. Jan. Febr. |; & u. Oct. u. Nov. u. Dec. u. Jan. | u. Febr. | u. März e - KR, WR 3 WEL Ko, WW K WERK WERKEN 23| 836 3l 36 * 12 100] ,‚r 33 | 23 24| 28 | | 21 | 57 43 96 22 |24 251 27 2 24 48 69 16 125 26 5 } 19 7|I NN , 71| Gttr) 80 86 | 26 27 22 25 Ben 1l “ 33 8l 89 I 27 28 48 14 n 8 8l 57 44 128 29 50 11 n 14 721 Gttr:) 67 29 80 49 I nnn| 18 26 ‚r 73 99 30 al 30 58 109 ol 1 R| 29| nn | 23 15 43 64 38 1 2 14 40 19 45 , 16 62 8 23.1 — | 39 24 57 90 Fr 12 8 41 „ 481 ,—=| 41 59 43 12 50 4 5 20 ß 49 | 60 483 52 n 78 5 61 18 n 38 26 58 39 87 6 7 31 InnN| 40 52 50 105 | 7 8 lslnı oler| 565lın SIR 71 BR oz 9 1l 44 IR ** 3 ball 40 26 9 10 2 | 2 46 541 ‚| 6J1ı0 11I N 22 29 86 47 69 88 | 11 12 52 nNn 16 | n*| 21 46 10 46 | 12 13] „ AT | =n| 36 26 54 501 N 80 | 13 14 40 non | 25 ie 34 46 7lan=! 16 | 14 15 54 9 19 Nn |22 5 84 115 16 i AT bi = 18 nn 8 10) rr | 27 116 Nr 3851 17 29 on |12 22 22 117 18 20 | 44 et 8 18 38] Rr, 0118 19 ; 41 58 |: ‚*ri 37 r* (ATI = | 28 1 ‚r 119 20 ‚ 2 55 Ww1”]| 34 | ‚*Gttr| 67 4 1 120 all 3 66 *, | 19 | ‚*Gttr | 48 10 28 [21 221, 51 55 “| 0 62 40 22 122 472 . Das erste Viertel am 30. Sept. um 17 h. deutete auf Wärme. Regelmässig bei wechselnden Winden, doch nur schwach und am 6. (— wo in Alsier ein Erdstoss verspürt wurde —) selbst unter das Mittel fallend. (Am 12. Gewitter in London, Utrecht, Emden und Münster.) Das letzte Viertel am 16. Oct. um Y% h. deutete auf Wärme. Stark regelmässig bei starken: SWwinden. Am 18. in Nischnei-Nowgorod —12 bis 15°C., vom 19. bis 24. in England und an der deutschen Nordseeküste Gewitterstürme, am 20. und 21. Gewitter mit Schnee am Oberrhein bis Münster hinab.) . Das erste Viertel am 30. Oct. um ?/; h. deutete auf Kälte, statt deren bei östlichen Winden, die von SW- stürmen unterbrochen wurden, mässige Wärme eintraf. Der Windwechsel brachte starke Nebel und Niederschlag; meist trüber.Himmel. . Das letzte Viertel am 14. Nov. um 19 h. deutete auf Kälte. Stark regelmässig bei östlichen Winden. Das erste Viertel am 28 Nov. um 11| h. deutete auf Wärme. Bei anhaltenden Ostwinden währte die Kälte noch bis zum 5, dann regelmässig bei SW. Das letzte Viertel am 14. Dec. um 11?/, h. deutete auf Kälte. Bei W- und NW-stürmen mit Schnee (beson- ders stark in England und mit Gewittern am Rheine) hielt die Wärme als falsche noch schwach an und hob sich sogar in den stürmischen Tagen (19, 20 und 26). Am 14. Ab. von 6 bis 10 U. wurde in ganz Deutsch- land ein schönes Nordlicht gesehen, in der Nacht vom 17. zum 18. und besonders am 20. um 6 h. Blitze in S. (In Petersburg war vom 7. an —25°C. ohne Schnee und diese Kälte dauerte in Russland den ganzen Mo- nat hindurch an.) . Das erste Viertel am 28. Dec. um 2%, h. deutete auf Kälte, statt deren aber bei stehenden östlichen Winden Wärme eintraf. (Vom 5. bis 8. Jan. wehte im südöst- lichen Frankreich und in Italien ein heftiger Föhn, der an der Südseite der Alpen an 10‘ hohen Schnee brach- te und an den Nordabhang hinab wüthete.) 473 8. Das letzte Viertel am 13. Jan. um 1 h. deutete auf 10. 11. 12. Wärme. Regelmässig. Nach wechselnden Winden mit. Nebel fiel am 18. ein starker SW-sturm ein, der fast ununterbrochen bis zur Mitte des Februars anhielt und öfters Gewitter heraufbrachte. Am 20. bemerkte hier ein fernes Gewitter, am 21. kam um 141), h. ein star- kes Wintergewitter mit SW-sturm und Schnee heran (in Sachsen um !5t/, h., in Magdeburg um 17 h., in Bremen zwischen 15 und 19 h. sehr stark und mit Hagel), am 26. war in der Nacht ein Gewitter und ein viertes Wintergewitter (ein einziger Blitz) mit starkem Hagel war noch am 29. um 14 h. (Der Sturm war im ganzen westlichen Europa anhaltend, besonders in Grossbritanien, auf der Nordsee und in Deutschland, desgl. überall Gewitter, die an den meisten Orten Win- tergewitter mit Schnee und Hagel waren, doch an ei- nigen — in Sachsen (7 Blitze) und in Bremen, wo es von 6 bis 11 Uhr’Ab. gewitterte, — sich auch als Som- mergewitter zeigten. Auf der Wartburg und in Sach- sen (Kirchthurm) schlug es ein, in Zürich und Mün- chen sah man Sct. Elmsfeuer. Am 18. Erdstösse in Aa- rau, Basel und am Schwarzwalde; am 21. sehr tiefer Barometerstand; starke Regen in Mittel- und Ober- italien. Das erste Viertel am 26. Jan. um 17°/, h. deutete auf Wärme. Stark regelmässig bei anhaltenden SWstürme. Das letzte Viertel am 11. Febr. um 11?/,; h. deutete auf Kälte. Schwach entgegengesetzt bei wechselnden Winden. Das erste Viertel am 25. Febr. um 131/, h. deutete auf Wärme. Stark regelmässig bei wechselnden Winden. Das letzte Viertel am 12. März um 19?/, h. deutete auf Kälte, statt deren aber bei meist westlichen Win- den schwache Wärme mit einer Regenperiode eintrat. Nach 6 Quadraturen trat regelmässiges Wetterein, nach einer (ö)halb regelmässiges und nachd5 entgegengesetztes, und zwar nach dreien (6, 10 und 12) schwach und nach zweien (3 und 7) stark entgegengesetztes. Die Perioden des Nieder- 474 schlages fielen meist in die Zeiten falscher Wärme. Vom 6. Dec. ab ist ein besonderer Wärmeeinfluss nicht zu er- kennen, durch welchen die Temp. immerfort über dem Mit- tel gehalten und dieser Winter zu einem der wärmsten ge- macht wurde. Der Winter von 1863 auf 1864. = Sept. Oct. Nov. Dec. Jan. Febr. | &| u Oct. u. Nov. ! u. Dec. u. Jan. u. Febr. | u. März = u LET te a EG ERST A f i 33| 13 954 ır | 3l | » | 29 | 88 | 13 23 24 10 3 | 42 46 „|. n 5124 2| „| 4! 80| n|! rm| 64 62 45| nN | 2] 26 81 39 n |! 40 61 40 12126 27| 15 25 27 W 55 r 338 iı Nn= | 17127 23 2 3 5 0 X 70INnN |14123 29 5 022 23 96 15 n 21129 80 10 R 56 I 8 nn 12 nn= 30 sl 15 | 59 18 8l l 25 18 j 42 53 N 7 n 5i 1 2 16 ; 14 I 15 50 5 121 2 3 ee ale t7| Royal 9b 33 34| 3 -4 14 R Be 87 1137 r 86 8, 5858| 4 5 26 rr | 44 > 41 | 124 7 15 on |89] 5 6| Wttl| 28 11 T En 48 83 n 11 r R 521 6 7 n 23 16 T 42 60 Er 1 I rfGttr | 851] 7 8 n 8l 10 } 43 59 42 | N* 01 8 9 n 34 I 80 ; 38 65 23 * | Wttl |771 9 10| ‚R,| ı8! aa | 48 | 75 2] ‚ \86 | 10 1l s0| 15 | r, | 65 | 99 52 40|11 12| on 21 3] ul | ©8 85 ‚1281132 13 ; 45 29 Ni 87 1129 55 83 113 14 57| 23 IRRR| 63 | 104 57 53 [14 15 65 16 i 73 76 55 45 115 16 vn 50.1 — 9 R 64 | 132 \ 66 B) 16 17 40 28 44 | 125 x 28 15 17 18 20 51 16 96 14 an 15 18 19 44 49 58 1123 n | 32 Er 17 19 30 59 a] | 100m | 93188 320 HN == 43 34 59 | 22 89 8121 =] nn,,| 25 | | 43 | ar | 56 6 = n 7122 1. Das letzte Viertel am 4. Oct. um 20%/, h. deutete auf Kälte; es traf aber bei wechselnden Süd- und Ostwin- den nach elektrischen Erscheinungen am 6. falsche Wärme ein mit Nebeln und starken Regen. 2. Das erste Viertel am 19. Oct. um 21 h. deutete auf Wärme, die auch bei wechselnden Winden weiter an- hielt und nur vom 24. bis 28. durch östliche Winde zu 475 Kälte herabgedrückt wurde. (Vom 30. Oct. bis zum 38. ‚Nov. starke Stürme in England, Schottland, Dänemark und auf der Nordsee.) Das letzte Viertel am 3. Nov. um 16!/, h. Aermaa auf Kälte die auch nach starkem Regen bei wechselnden Winden mässig einäfiel. . Das erste Viertel am 18. Nov. um 4 h. deutete auf Kälte, statt deren mit Sturm, Regen und Nebel falsche Wärme eintraf, die erst am 28. bei Ost in Kälte her- abfiel. . Das letzte Viertel am 3. Dee. um 13 h. deutete auf Kälte, statt deren bei SWstürmen — bes. vom 11. bis 13. — mit starken Regen falsche Wärme eintraf. (Der Sturm vom 3. zum 4. Dec. — bei Leer und Emden mit Blitz und Donner — brachte auf der Nordsee eine Sturmfluth, die 11‘ höher war, als die in der Neujahrs- nacht 1855, um 1?/,‘ höher, als die im Febr. 1825, und die Stürme vom 11. bis 13. tobten durch ganz Deutsch- land. Am 13. war in Petersburg warmes Wetter und darauf — 12 bis 15°, am 15. war in Beresow in Sibi- rien bei 49° ein Gewitter und gleichzeitig in Kiew — 21°C, bei 3' diekem Eise.) Das erste Viertel am 17. Dec. um 122), h. deutete auf Wärme. Regelmässig bei starken westlichen Winden, mit Stürmen am 22. und 23. (besonders stark in Dä- nemark und Pommern) und mit einer Niederschlags- periode. Das letzte Viertel am 2. Jan. um 8/, h. deutete auf Kälte. Sehr stark regelmässig bei Ostwinden, (In Paris —6 bis 10°C,, ebenso Kälte mit Schnee in England, Spanien, Italien, Türkei, Ungarn — in Klausenburg am 12. —20°C,, — und merkwürdiger Weise war auch in Nordamerika der Jan. sehr streng: in Minnesota —45° C., in Wisconsin, Illinois und Indiana — 34° mit furcht- baren Schneestürmen und in Neuyork — 14°.) Das erste Viertel am 15. Jan. um 0 h. deutete auf Kälte, die anfangs noch stark anhielt, aber am 20. mit Windstössen aus SW in falsche Wärme bei Westindien überging. 476 9. Das letzte Viertel am 1. Febr. um 1%/, h. deutete auf Wärme. Schwankend. Anfangs warm bei SW, dann kalt mit Niederschlag bei N. Am 13. Abends warmer Südsturm und gleichzeitig ein Erdstoss in Bologna. 10. Das erste Viertel am 14. Febr, um 14"/, h. deutete auf Wärme, die einige Tage bei SW eintraf, dann durch NO in Kälte umschlug, bis endlich selbst bei anhalten- dem NO doch wieder schwache Wärme durchdrang. Häufig Niederschlag. 11. Das letzte Viertel am 1 März um i4 h. deutete auf Käte, statt deren die Wärme als falsche dauernd an- hielt, erst einige Tage mit Ostwind und Niederschlag, dann vom 7. ab, wo in Magdeburg, am Harze und am Thüringerwalde Gewitter waren, mit electrischen Er- scheinungen bei SWstürmen. 12. Das erste Viertel am 15. März um 7 h. deutete 'auf Kälte. Bei wechelnden Winden schwach um dasMittel schwankend. Auch dieser letzte Winter scheint sehr un- regelmässig, da in ihm nur nach 3 Quadraturen (3, 6, 7) völlig regelrechtes Wetter eintraf, nach 8 entgegengesetztes(1,5,11) und nach6 schwan- kendes; allein es lässt sich nicht verkennen, dass in den 3 falschen Wärmeperioden gewaltsame Aenderungen des Wärmeganges statt fanden, durch Stürme, Gewitter und Re- gen deutlich bezeichnet, und Gleiches trifft auch bei den Perioden mit schwankendem Wetter zu. Im Ganzen hatte dieser Winter mehr Wärme, als ihm durch lunaren Einfluss hätte zukommen müssen. Fasse ich nun schliesslich alle Ergebnisse aus der Re- gel in den achtzehntehalb Wintern vom 1. Jan. 1847 bis zum 22. März 1864 zusammen, so stellt sich — trotz man- cher anscheinend sehr unregelmässigen Winter — das im- mer noch sehr günstige Endresultat heraus, dass bei ins- gesammt 2ll Quadraturen nach 115 vollkommen regelrechte Witterung eintrat, also nach 54"), p.C. derselben, nach 23 (oder nach 103%, °%) halbregelmäs- sige, nach 29 (oder nach 133), %,) schwankende und nach 44 Quadraturen (oder nach 20°/, %%) entgegen- 477 gesetzte. Da aber — wie schon früher bemerkt ist — die beiden mittlern Witterungserscheinungen alsindifferente betrachtet werden müssen, So stellt sich die Wahrscheinlichkeit für das nach der aufgefundenen Regel eintretende Wetter nunmehr schliesslich auf 72"), p.C. Für die ersten zehntehalb Jahren stand es auf gut 77 p.C., allein die bei- den unregelmässigen Winter von 1860 auf 186i und von 1863 auf 1864 haben dieses frühere Resultat etwas herab- gedrückt, indessen liefern sie gerade den besten Beweis dafür, dass die Regel nicht ohne Grund ist, weil nämlich in ihnen die Zeiten der Aufregung in der Atmosphäre und des Niederschlages auf (nach der Regel) falsches Wetter unver- kennbar hinweisen. Die bedingenden Ursachen dieser her- vortretenden Störungen des lunaren Einflusses, die sich eben durch ausserordentliche Erregungen des Luftkreises als wei- tere Unregelmässigkeiten des Wärmeganges kund thun, werde ich späterhin nachzuweisen versuchen, wenn ich mir zuvor erlaubt habe, meine Beobachtungen während der 17 Sommer von 1847 bis 1865 in gleicher Weise mitzutheilen. Es scheint, als wollte mir bei diesem sehr misslichen Ver- suche ebenfalls ein alter Volksglauben, der sich freilich nicht auf die mystische Deutung der Heiligentage, sondern auf den ursächlichen Zusammenhang der Naturerscheinun- gen erstreckt, den Faden in die Hand geben, an dem die eigentlichen Ursachen der nicht lunaren Störungen ans Licht zu ziehen wären. Reisst mir dieser Faden nicht und ver- wirrt er nicht das angelegte Gewebe, so wird sich die re- lativ schon geringe Anzahl’ der Perioden mit entgegenge- setztem Wetter noch merklich verringern; sollten aber pla netarische Einwirkungen nicht nachzuweisen sein, so möchte doch wohl aus den mitgetheilten Beobachtungen mit eini- ger Wahrscheinlichkeit hervorgehen, dass zunächst der Mond ein Krater der Witterungsänderung ist. 478 Literatur. Physik. J. C. Deike, über Eisbildung und Entste- hung der Schründe und Spalten in den Eisdecken der Süsswasserseen. — Schründe und Spalten sind beides Risse im Eise von verschiedener Breite und nur dadurch unterschieden, dass bei den ersteren die getrennten Eisdecken nicht mehr in einer Ebene liegen, sondern die eine mehr oder weniger höher liegt als die andere, wodurch dem darunter liegenden Wasser ein Ausfluss gestattet wird, während bei letzteren wohl eine Trennung nicht aber eine Senkung der einen Seite und kein Wassererguss beobachtet wird. Schründe sind weit seltener als Spalten, sie entstehen beide bei der grimmigsten Kälte unter einem donnernden Getöse, dem erst ein Summen und Knattern vorausgeht. Während der Nachtzeit frieren sie öfters zu, brechen dann aber bald wieder auf, und diese von neuem aufgebro- chenen Schründe ergiessen bei weitem mehr, Wasser auf das Eis als die ursprünglichen. Sie sind durch eine Spannung im Eise bedingt, die man in der Richtung, wo die Rissbildung vor sich geht, unmittelbar an einer Krümmung des Eises wahrnehmen kann, und deren Grund theils in den Aenderungen der Temperatur, theils in Veränderun- gen des Wassers (Anschwellungen) theils endlich in dem Vorhandensein comprimirter Luft unter der Eisdecke zu suchen sein mag. — (Pog- gend. Annal. CXAI, 165.) Brek. H. W. Dove, über den Unterschied der auf der Pa- lette des Malers entstehenden Mischfarben uud der auf dem Farbenkreisel hervortretenden. — Es ist eine längst bekannte Thatsache, dass, wenn man ein intensiv grünes Glas auf ein tief rothes legt, man keinen Lichteindruck durch diese Combination wahrnimmt, betrachtet man dagegen in einem Polarisations - Apparat ein Gypsblättchen von 10/5 bis !1/, Undulationen -Gangunterschied durch ein grosses Kalkspathrhomboäder, so sieht man an der Stelle wo das grüne und rothe Bild übereinandergreifen, vollständiges Weiss, ein Unterschied, der zu der Vermutliung berechtigt, dass möglicher Weise in ähnlichen Absorptions-Erscheinungen der Grund zu suchen sei, dass die auf dem Farbenkreisel aus abwechselnd gleichen Secto- ren entstehenden Mischfarben stets andere siud, als die, welche der Maler auf der Palette aus den gleichen Farben direct zusammen- mischt. So geben Gelb und Blau als complementäre Farben auf dem Farbenkreisel Weiss, auf der Palette dagegen Grün. — Durch einen doppelbrechenden Körper sieht man selbstverständlich einen Gegenstand doppelt und sieht man umgekehrt durch einen solchen Körper nach zwei Gegengtänden, so wird man durch geeignete Drehung eine ganze oder theilweise Deckung der beiden Körper herbeiführen können. Wählt man als zu beobachtende Gegenstände eine blaue und eine gelbe Kreisscheibe von gleicher Grösse, so sieht man von beiden ein 479 weisses Bild. Ganz ebenso gestaltet sich der Versuch, wenn man ihn mit einem blauen und gelben Glase anstellt; betrachtet man dagegen durch beide übereinandergelegte Gläser einen weissen Gegenstand, so erscheint derselbe grün, gerade wie die Mixtur des Malers. In beiden Fällen mischt man Farben, nur der Effect ist ein verschiede- ner, weil einmal die Absorption nicht mitwirkt, die im andern Falle eine ganz wesentliche Rolle spielt. Blaues und gelbes Licht geben, wenn sie gleichzeitig ins Auge fallen weisses Licht, blaues Licht aber, das durch einen gelben Körper hindurchstrahlt, wird Grün. Dass indessen durch die Deckung zweier complementärer Lichtgat- tungen in der That eine Mischung derselben herbeigeführt wird, geht daraus hervor, dass man ein kleines, durch einen doppelbrechenden Körper in der angegebenen Weise betrachtetes Stanniolblättchen, welches auf ein rothes Glas geklebt ist, das seinerseits wieder ne- ben einem grünen. steht, in einem grünen Felde sieht, in einem rothen dagegen, wenn das Blättchen auf dem grünen Glase sitzt. Die In- tensität der beiden Mischungs-Componenten ist dabei von dem we- sentlichsten Einfluss. Die prismatischen Untersuchungen führen zu ganz demselben Resultate. Die Verdunkelung und die damit zusam- menhängende getrübte Farbe, welche bei der Mischung der’Pigmente entsteht, führten den Verf. darauf, die Mischfarben in andrer Weise ohne Absorption darzustellen, wobei ihm 39 Gypsplatten von 1/a bis 14/4 Undulationen Gangunterschied wesentliche Dienste leisteten. Die Resultate sind mit jenen frühern vollständig übereinstimmend. Com- binirt man mit einem Kalkspathrhomboeder die Farben zweier Me- talle, so erhält man durchgängig Mischfarben, die mit den Farben der betreffenden Legirungen durchaus nicht übereinstimmen, ein Um- stand, der entweder zur Annahme einer Absorption bei der Legirung zwingt, oder eine chemische Verbindung der Metalle in der Legirung andeutet. Auch die Versuche des Verf.s, bei denen er katoptrische mit dioptrischen Farben, theils zu zweien theils zu mehreren combji- nirte, führten immer auf die Unterschiede zurück, welche zwischen den Mischfarben der Palette des Malers und denen des Farbenkrei- sels. existiren. Mitunter können Farben so dünn aufgetragen werden, dass man an ihnen die Erscheinungen der Farben dünner Blättchen wahrnehmen kann, und diesen Umstand sieht Verf. als Bedingung für das Schillern gewisser Farben an- Es liegt auch im Bereiche der Möglichkeit, dass unter denen in der Malerei verwandten Farbstoffen sich fluoreseirende befinden, und dass gerade diese für das heller oder dunklere Erscheinen der einen oder andern Farbe bei verschieden starker Beleuchtung der Grund sind. — (Poggend. Annal. CXAT, 142.) Brek. F. Gottschalk, über die Möglichkeit, bis zu gewis- Grenzen Uebereinstimmung, resp. Proportionalität un- ter den Spectral-Apparaten zu erzielen. — Die Verschie- denheit in der Lage der Linien bei den verschiedenen Spectral-Ap- paraten ist einmal durch die wesentlichen Abweichungen in der An- 480 lage des Scalenrohrs, dann aber vor allem durch die Verschieden- heit der Prismen bedingt. Die Verschiedenheiten, die dureh die Scala veranlasst werden, sind sehr unwesentlich, weil die Scalen-Bilder doch mindestens proportional, wenn nicht identisch sind. Sollten alle Sca- len-Bilder identisch sein, dann müssten die Scalen selbst so wie ihre Focaldistancen an allen Apparaten gleich sein, was um so leichter durchführbar wird, da die Scalen, deren alleiniger Verfertiger bisher Saleron in Paris ist, schon gleich sind. Schwieriger sind die Ver- schiedenheiten zu beseitigen, die durch die ‚Form,‘ die „Glasart‘ und die „Stellung“ des Prisma’s entstehen. Was zunächst die Form be- trifft, so wäre es allerdings wünschenswerth, wenn bei allen Appa- raten das Prisma einen brechenden Winkel von 60° bätte, Da indes- sen nicht alle Flintgläser gleich brechen und zerstreuen, so wür- den damit neue Verschiedenheiten hervorgerufen werden. Verf. schlägt deshalb vor, die Fehler, die durch Form: und Glasart des Prisma’s bedingt werden, durch eine geeignete Drehung des Prisma’s gegen den einfallenden Strahl zu compensiren, eine Correctur, die indessen nur dann bei allen Apparaten durchführbar ist, wenn der brechende Winkel etliche Grade kleiner ist als 60, — (Poggend. Annal. CAAT, 64.) Breck. Henrici, kleine Versuche über electrische Erschei- nungen. — Die Versuche beziehen sich auf die Stromverstärkung einer galvanischen Kette, welche eintritt, wenn man die eine von den in Wasser getauchten Electroden, bewegt, eine Erscheinung, deren Grund man in einer Aufhebung der Polarisation sucht. Verfasser wählte zu seinen Versuchen ein Becherglas, das je nachdem mit ver- schiedenen Flüssigkeiten gefüllt wurde (reines HO oder ganz ver- dünnte Säuren), brachte am Boden des Gefässes in horizontaler Stel- lung einen Draht an und liess über demselben einen zweiten Draht rotiren, so dass der rotirende Draht senkrecht zum ruhenden einen sehr spitzen Kegelmantel beschrieb. Inden Gang des Stromes wurde ein Multipliecator eingeschaltet, und der Rotations-Effect an demsel- ben annähernd bestimmt. Verf. schreibt der Rotation eine doppelte Wirkung zu; es wird nämlich durch denselben an dem bewegten Drahte die in Folge der gegenseitigen Anziehung zwischen Flüssig- keit und Metall eintretende Verdichtung der Flüssigkeit am Drahte auf- gehoben, und die damit bewirkte Verschiedenheit beider Pole Veran- lassung zu einer Strombildung in der Kette geben. Die stromerre- gende Wirkung muss bei den leicht oxydabelen Metallen grösser sein als bei den edlen, da jene eine grössere Anziehung auf die Flüssig- keit’s- resp. der darin enthaltenen Sauerstoffs- Atome ausüben. — . Ferner wird wenigstens bei den unedlen Metallen durch die Berüh- rung mit destillirtem Wasser ein leichter Oxydanflug entstehen, der an dem bewegten Drathe durch die Rotation mehr oder weniger entfernt wird, und da nun ein solcher Oxydanflug auf das Metall po- sitiv erregend wirkt, so muss dessen Entfernung die in Rede stehende electrische Wirkung jedenfalls noch verstärken. Aus dieser Auffas- 481 sungsweise des Verf.'s erklären sich alle seine Beobachtungen sehr leicht. — (Poggend. Annal. CXAL 489.) Brek. Kesselmeyer, älteste Nachricht über den Meteor- steinfall zu Ensisheim. — Der Fall des Meteoriten geschah unter der Regierung Friedrichs III, nach jetziger Zeitrechnung am 16. Nov. 1492 Mittags. Der Stein von der Gestalt eines grossen Delta’s, wiegt ungefähr einen Zentner. — (Poggend. Annal. OXAI, 333.) Brek. K.E.Landsberg, über die physikalischen Vorgänge bei der gleitenden Reibung fester Körper. — Wenn Metall- flächen mit einigem Druck über einander weggleiten, so gewahrt man öfter ein Aufreissen derselben, eine Erscheinung, der man den Namen des „Fressens“ beigelegt hat. Waren die Metallflächen ganz glatt, so können sie in Folge des Fressens oft so rauh werden, dass der Bewegungswiderstand um das Mehrfache des anfänglichen ver- grössert wird. Es giebt Umstände, die das Phänomen begünstigen, so wie es andrerseits auch deren giebt, die es zu verhindern scheinen. Sind die Metallflächen ganz frisch polirt, so tritt das Fressen meistens sofort ein, während es bedeutend verzögert wird, wenn die Platten erst längere Zeit der Luft und dem Lichte ausgesetzt waren. Das Stehen an der Luft hat die Bildung einer Gassphäre an der ÖOber- fläche zur Folge, die die innige Berührung zweier Metallflächen ver- hindert. Auch die Feuchtigkeit der Luft kann die Oberflächen mit einer cohärenten Wasserhaut überziehen, die sich indessen nach den Beobachtungen des Verf.’s weit weniger wirksam zeigt und bei län- gerem Stehen durch eine reine Gassphäre ersetzt wird. Das vorzüg- liehste Mittel die Gassphäre zu entfernen ist die Erwärmung. Nach Faraday gelingt es noch besser durch Behandlung mit kaustischem Kalk und nach Waidle kann man eine Silberplatte durch Poliren mit frisch geglühtem Tripel vollständig von seiner Gassphäre befreien. Die Adhäsionsvorgänge, die das Fressen veranlassen, machen sich in dieser Beziehung auch bei der wälzenden Reibung, durch ein atom- weises Herausreissen einzelner Theilchen bemerklich, das auch durch Schmieren nicht ganz vermieden werden kann. Häufiger kann man Adhäsions- Erscheinungen bei den festen und flüssigen Körpern beob- achten, da die Beweglichkeit der Moleküle von letztern eine innigere Berührung mit den festen Körpern gestattet. Erstarren dabei die Liquida, so führt dies zu einer dauernd festen Vereinigung, wie wir sie beim Leimen, Kitten etc. beobachten. Die Schwierigkeit manche Körper durch Leimung etc- zu verbinden liegt in dem starken Con- densationsvermögen derselben und damit also in der Dichtigkeit ihre Gashülle, schafft man letztere weg, so ist die Schwierigkeit geho- ben. (Warmes Metall und Siegellack, Schweissen der Metalle etc.) Als Folge einer Reihe von Molekularvorgängen wird die Reibung nothwendig mit Wärmeerscheinungen verbunden sein müssen, die ihrerseits wieder ein Freiwerden der an der Oberfläche condensirten Gase bedingen werden. Da nun aber eine Auflockerung der Gas- XXIII. 1864, 32 482 ‚haut uur mit einer Annäherung der reibenden Flächen vor sich ge- hen kann, so ist mit der Erwärmung auch eine Erhöhung des Rei- bungswiderstandes gegeben. Schmiermittel ändern die Reibungsvor- gänge in verschiedenen Beziehungen. Einmal ersetzen sie die Gas- sphäre durch eine Flüssigkeitsschicht, die im höheren Grade die un- mittelbare Berührung zweier Metallflächen verhüten soll, sodann soll sie den Reibungswiderstand vermindern, indem sie statt der Reibung zweier festen Körper die von festen und flüssigen Körpern herbei- führt. Adhäsionsvermögen, Cohäsion und innerer Reibungswiderstand sind für den Werth eines Schmiermittels bestimmend. Sie müssen bei ausserordentlich grosser Vertheilung eine zusammenhängende Schicht bilden und bei leichter Verschiebbarkeit ihrer Theilchen doch wieder zähe sein, Eigenschaften, die vor allem die fetten Oele zu Schmiermitteln verwendbar machen. — (Poggdf. Annal. CXAI, 283. Brek. G. Magnus, über den Einfluss der Condensation bei Versuchen über Diathermansie. — Ein ganz kurzer Aufsatz, der den Verf. nur gegen die Angriffe Tyndall’s rechtfertigen soll, welcher ihn als einen unzuverlässigen Beobachter hingestellt hat. — (Poggendjf. Annal. CAAI, 186.) Brek. G. Magnus, Notiz. über die Beschaffenheit der Son- ne. — Die Gründe, die Kirchhoff veranlassten sich den Sonnenkör- per als einen festen oder tropfbarflüssigen Körper vorzustellen, welcher sich in der äussersten Glühbitze befindet, sind rein optischer Natur; Verf. leitet einen neuen Beweis dafür aus dem Gebiete der Wärme her. Eine Bunsensche Flamme strahlt nämlich ungemein wenig Wärme aus; bringt man sodann ein wenig Natron in die Flamme, und lässt den- _ selben Theil der Flamme auf die Säule wirken, dann findet man den Effect um !/s vergrössert, obwohl der Flamme eine beträchtliche Menge Wärme durch den Verflüchtigungs- Process genommen wird. Der Effect vermehrt sich fast um das Doppelte, wenn man ein Pla- tinablech in die Flamme hält, dessen Dicke übrigens gleichgültig ist; die Wirkung steigert sich fast bis zu der dreifachen, wenn man das Platinablech noch mit einer Schicht kohlensauren Natrons überzieht. Am grössten ist endlich der Effect, wenn ausser jenem mit kohlensauren Natron überzogenen Platinablech gleichzeitig in einer tieferen Stelle der Flamme noch metallisches Natrium verflüchtigt wird. Es geht also aus diesen Versuchen hervor, das gasförmige Körper sehr viel weni- ger Wärme ausstrahlen als feste und tropfbarflüssige, so dass man also kaum annehmen kann, eine gasförmige Atmosphäre sei der Sitz der Sonnenwärme. Ferner geht aus den Versuchen hervor, dass Na- trontheilchen nur wenig von der Wärme absorbiren, die der betref- fende Körper aussendet, sowie man endlich auch noch daraus folgern kann, dass bei gleicher Temperatur Natrontheilchen ein grösseres Ausstrahlungsvermögen besitzen alsPlatina. — (Poggend. Annal. CXAT, 510.) Brek. s 483 A. Müllrich, Bestimmung des Krystallsystems und der optischen Constanten des weinsteinsauren Kali- Natrons; Einfluss der Temperatur auf die optischen Constanten desselben und Bestimmung der Brechungs- quotienten des Rüböls und des destillirten Wassers bei bei verschiedenen Temperaturen ist die Ueberschrift einer Abhandlung, die aus dem mathematisch -physikalischen Seminar des Herrn Professors Neumann in Königsberg hervorgegangen ist. Die Arbeit, die schon durch ihren Umfang eine grosse Sorgfalt bei der Anfertigung verräth, bestätigt theils die Beobachtungen anderer Phy- siker, theils ergänzt sie diese. DieBrechungsindices nach den drei Haupt- richtun®en jenes Salzes findet Verf. bei verschiedenen Temperaturen ver- schieden, so wie auch den Winkel der optischen Achsen, dessen wirk- liehe Grösse er aus seinen Beobachtungen bei einer Temperatur von von 23,70 C. gleich 71° 56,5“ findet. Die Fortpflanzungshauptrich- tungen sind nach M.’s Berechnungen folgende: Für gelbes Licht Für rothes Licht a — 0,66965 a — 0,67014 b — 0,66888 b — 0,66960 c = (,66733 c = 0,66815 (Poggend. Annal. CXAXT, 193 u. 398.) " Brek. L. Pochhammer, über die optischen Achsen der all- gemeinen Wellenoberflächen von Cauchy undNeumann. — Fresnel gab zuerst eine theoretische Entwicklung für die Wellenober- fläche krystallinischer Medien, später lösten Cauchy und Neumann unabhängig von einander dieselbe Aufgabe aber in allgemeinerer Weise, so dass sich die Fresnel’sche Wellenoberfläche als ein ganz specieller Fall aus jenen ableiten lässt. In der vorliegenden Arbeit sind nun die optischen Achsen der allgemeinen Wellenfläche genau behandelt und gezeigt, dass deren eine bei weitem grössere Anzahl als zwei (in Maximo 18) existiren, wenn man auch bisher an Kry- stallen nur deren höchstens zwei beobachtet hat. — (Poggend. Annal. CXA1, 239.) .Brek. H. Vogelsang, über die miscroscopische Structur der Schlacken. — Der Aufsatz ist ein Beitrag zu den geogeneti- schen Schlussfolgerungen, die man aus der microscopischen Unter- suchung der Gesteine gezogen hat und darum schien es geboten die Untersuchungen an solchen Körpern vorzunehmen, deren Entstehungs- art bekannt ist. — Zu microscopischen Untersuchungen eignen sich nur solche Erstarrungsproducte, die sich zu dünnen und mindestens durchscheinenden Blättchen schleifen lassen. Das gewöhnlich klar durchsichtige Glas zeigt unter dem Microscop keinerlei Besonderhei- ten, wogegen die eigentlich glasigen Schlacken sehr verschiedene Färbungen ‘wahnehmen lassen und voller Gasbläschen sind. In an- dern glasigen Schlacken, kann man schon mit unbewaffnetem Auge kleine kugelige Conceretionen entdecken, die sich unter dem Microscop deutlich zu Krystallen auflösen. Grössere strahlige Concretionen fin- 32* 484 det man als sogenannte Krystalliten zuweilen in langsam erkalteten Gläsern. Wie man so nun vollständig ausgebildete Krystalle in sonst amorphen Massen findet, so kennt man bei vielen Schlacken einen Uebergang aus dem einen Zustand in den andern, wodurch bisweilen ganz merkwürdige Gebilde zum Vorschein kommen, was Verf. an ei- ner Reihe von einzelnen Beispielen detailirt auseinandersetzt und durch Abbildungen veranschaulicht. — Aus den Beobachtungen ergiebt sich nun, dass bei denselben eine Ausscheidung gewisser Bestandtheile stattfinden kann, ohne dass dieselben irgend eine Krystallform anneh- men, und wo eine eigentliche Krystallisation der Schlacke stattfand, ging derselben in den allermeisten Fällen eine Ausscheidung von Krystalliten voran und es wurden diese von dem Krystall selbst ein- geschlossen. Man muss indessen gestehen, dass auch die Microstruc- tur der Mineralien eine vielseitige Deutung zulässt, und dass auch diese Beobachtungen die alte Frage nach der Entstehung und Aus- bildung der krystallinischen Gesteine durchaus nich? erledigt werden kann. — (Poggend. Annal. CAX, 101.) Brek. A.v. Waltenhofen, über die Coercitivkraft verschie- dener Stahlsorten. — Bei den Versuchen, deren Endzweck die empirische Auffindung einer Formel war, die die Magnetisirung des Stahles ungefähr so weit darstellen sollte, wie das Proportionalitäts- Gesetz von Lenz und Jacobi jene des Eisens, wurden Stahlstäbe ver- wandt, die noch nie magnetisirtt worden waren, und die Mag- netisirung so vorgenommen, dass der Strom ohne Unterbrechung in demselben Sinne gesteigert wurde, während der Stab selbst unangetastet in der Magnetisirungsspirale von Anfang bis zu Ende der Operation liegen blieb. Das Verfahren bei der Untersuchung ist kurz folgendes. Zwei ganz identische Magnetisirungsspiralen, jede mit 6. 24 Windungen konnten auf einem Schlitten, in des- sen Mitte sich eine Boussole befand, hin und her bewegt werden. Der Strom wurde so durch die Windungen beider Spiralen hindurch- geführt, dass sich die beiderseitige Wirkung auf die Nadel compen- sirte, Die eine Spirale, die nur zur Compensirung diente, konnte mit Hülfe eines Gyrotropen beliebig ein und ausgeschaltet werden. In hinreichender Entfernung von dem Apparate waren die zur Hervor- bringung, Messung und Regulirung erforderlichen Instrumente aufgestellt. Die magnetisirten Stäbe waren wie die Müller’schen ge- nau 3mm Jang und ragten auf beiden Seiten der einen Spirale gleich weit hervor. Die magnetisirenden Kräfte selbst verhielten sich wie die natürlichen Zahlen 1—15. Bezeichnet nun x das Moment der Magnetisirungsschale, y das Moment des eingelegten Stabes und g das Gewicht desselben in Grammen, versteht man ferner unter der hypothetischen Sättigung eines Stahlstabes jenes magnetische Moment, welches einem gleich langen und gleich schweren Eisenstabe in der- selben Magnetisirungsspirale nach dem Müller’schen Gesetze als mag- netisches Maximum entsprechen würde und nennt endlich das Pro- duct aus der, der Müller’schen Constanten für die Magnetisirungsspi- 485 rale entsprechenden Zahl 1,6786 in g die Sättigung des Stabes, so gelten bei cylindrischen Stahlstäben, welehe zum ersten Male und in der beschriebenen Weise magnetisirt werden und deren Durchmesser den zwanzigsten Theil ihrer Länge nicht überschreitet bis zu einem Viertel der temporären Sättigung folgende Gesetze: 1. Die temporären Momente sind den Potenzen */ der magne- tisirenden Stromstärken proportional. Demgemäss gilt die empirische Formel y=Kx3;, woK für jeden einzelnen Stab constant ist. 2. Bei gleichen Stromstärken sind die temporären Momente verschiedener Stäbe den Potenzen 3/,; der Stabgewichte proportional, demnach gilt die Relation K=(Cg 2 wo C für jede Stahlsorte constant ist. Aus beiden folgt also 3, y=Cg};.x;,. C würde innerhalb der Grenzen seiner Gültigkeit als ein Maass der Magneti- 1 sirbarkeit und als ein Maass der Coereitivkraft angesehen werden können. Nach früheren Untersuchungen des Verf.’s würde sich aber auch die Coereitivkraft als eine Function der magnetisirenden Strom- intensität darstellen und somit eigentlich durch den umgekehrten Werth des Differentialquotienten der temporären Magnetisirung zu 1 messen sein. Soweit also y= Kx #s richtig ist, findet man = 3 4CxH Wilhelmy, über die Abhängigkeit der Capillari- täts-Coefficienten der Flüssigkeiten vonihrer Zusam- mensetzung. — Bevor Verf. den oben bezeichneten Gegenstand näher ins Auge fasst, schickt er seine Beobachtungen über den Ca- pillaritäts-Coefficienten des Alkohols im Anschluss an eine frühere Arbeit voraus. Es folgt sodann eine Reihe von C==Coeff., die für verschiedene chemische Verbindungen organischer Natur bestimmt sind, und für deren Richtigkeit die Uebereinstimmung mit den Beob- achtungen von Mendeleef und Beve zu bürgen scheint. Verf. benutzt daher zur Ermittelung der in Rede stehenden Gesetze auch die zahlreichen Beobachtungen jener Forscher und kommt zu folgenden Schlüssen, von denen die drei letzten jedoch ziemlich zweifelhaft sind: — (Poggend. Annal. CXXT, 431.) Brck. . Aufnahme von C in das Molekül erhöht den C-Coeff. . Desgleichen Aufnahme von O. . Desgleichen die gleichzeitige Aufnahme von C und O. . Aufnahme von H in das Molekül erniedrigt den C-Coeff. = m & 5. Aufnahme von O unter gleichzeitiger Abgabe von H erhöht den ©. - Coefl. k 6. Aufnahme von Cl, Br und J in das Molekül erhöht den C-Coeff. bei gleichzeitiger Abgabe von H, aber auch innerhalb gewis- ser Grenzen, wenn zugleich H aufgenommen oder O abgegeben wird. 486 7. Aufnahme von nC-+2nH in das Molekül verändert den ©-Coeff. nicht bei Verbindungen verwandten chemischen Characters. 8. Aufnahme von O bei gleichzeitiger Aufnahme oder Abgabe des Complexes nC -+ 2nH giebt eine Erhöhung des C-Coefi. 9. Isomere Verbindungen haben nur bei verwandtem chemi- schen Charakteren gleiche C-Coeff. — (Poggend. Annal. CXXI, 44.) Brek. Chemie. Bolley, über die Zusammensetzung eini- ger Pflanzenfarbstoffe. — Durch Betrachtungen verschiedener Natur kommt B. zu dem Resultat, dass die bisherigen Formeln für Alizarin und Purpurin nicht richtig sind, vor allem dass sie weder identisch mit einander, noch überhaupt Kohlenhydrate seien. Nach B. soll Alizarin sich- zu Purpurin verhalten wie Indigweiss zu Indig- blau. Weder durch Gährung noch durch andere Mittel war es ihm aber möglich Spaltungen hervorzubringen oder Alizarin in Purpurin überzuführen. — In Fisetholze (Rhus rotinus) sind von Chevreuil 2 Farbstoffe gefunden worden, ein gelber und ein rother. Für er- stern wird zu beweisen gesucht, dass er Quercetin sei, das sich aber von dem gewöhnlichen etwas unterscheide. — Es wird ferner Wider- spruch erhoben gegen die Angabe, dass Rufimorin- und Carminsäure identisch seien. — (Journ. f. pr. Chem, XCI, 229.) Swt. B. B. Brodie, über die Superoxyde der Radikale or- ganischer Säuren. — Verf. stellt jene Körper, die eine ganz neue Gruppe organischer Substanzen sind, aus den Chlorverbindungen oder den wasserfreien Säuren der organischen Radicale durch Mi- schung derselben mit Bariumsuperoxyd dar. — Mischt man äquiva- lente Mengen der betreffenden Körper, so gelingt die Darstellung meist ganz gut und die Ausbeute ist am reichlichsten, nur Schade, dass jene Körper so leicht zersetzbar sind. Sie sind starke Oxyda- tionsmittel, bleichen wie Chlor das Indigo, oxydiren Lösungen von Eisen- und Manganoxydulsalzen und zerlegen sich unter Einwirkung des Sonnenlichtes in Sauerstoff, Wasser und das betrefiende Säure- hydrat. Sie lösen sich in Aether und Schwefelkohlenstoff, können zum Theil aus diesen Lösungen krystallisirt werden und sind meist sehr explosiv. Ihre Darstellung muss deshalb langsam vorgenommen werden, damit nicht die momentane Einwirkung zu heftig wird und die allzugrosse Erwärmung eine Explosion herbeiführt. Dar- gestellt sind vom Verf. Benzoyl-, Cumyl-, Acetyl-, Butyl-, Va- luryl- und Camphoryl- Superoxyd. — (Poggend. Annal. CAAL 372. - Brek. C. Rammelsberg, über das spec. Gew. der Verbin- dungen des Schwefels mit dem Eisen. — Eisenbisulfuret Fe S, 4,85 —5,2 Magnetkies Fez Ss h a. Nickelfrei 4,513 — 4,640 b. Nickelhaltig 4,543 — 4,7 c. künstlicher 4,494. 487 Bisensulfuret Fe S a. Meteorisches 4,75 — 4,817 b. Terrestrisches 4,60 c. künstliches 4,668— 4,790 Eisensesquisulfurat Fez Ss 4,41. Es geht aus diesen Angaben, wie auch aus vielen andern schon längst bekannten schlagend hervor, dass das spec. Gew. der Verbin- dung zweier Körper von den relativen Gewichtsmengen derselben ganz unabhängig ist. Das krystallisirte Bisulfuret ‘ist schwerer als das Sulfuret und dieses wiederum schwerer als das Sesquisulfuret. — (Poggend. Annal. CXAT, 369.) Brek. C. Rammelsberg, über das Schwefeleisen der Me- teoriten. — Die Existenz: des Magnetkieses in dem Meteoreisen ist von G. Rose nachgewiesen, und das Vorkommen des Eisensulfu- rets, das Berzelius darin vermuthete, in der vorliegenden Arbeit be- stätigt. Die Analyse eines Stückes Meteoreisen von Seeläsgen näm- lich ergab, dass bei vollständiger Abwesenheit des Nickels nur 63,64 pC Eisen und 36,34 pC. Schwefel in demselben vorhanden waren, was der Zusammensetzung des Eisensulfurets (Fe S) entsprechen würde. — (Poggend. Annal. CXAT, 365.) Brek. C. Rammelsberg, über die Schwefelungsstufen des Eisens, die Zusammensetzung des Magnetkieses und das Vorkommen des Eisensulfuretsim Meteoreisen. — Die Resultate der vorliegenden Arbeit, die nach den vorhergegange- nen Untersuchungen desselben Gegenstandes von Berzelius und Stro- meyer überflüssig zu sein scheinen, sind kurz zusammengefasst fol- gende: ; 1. Durch Erhitzen von metallischem Fe mit einem Ueberschuss von S entstehen je nach der Temperatur Bisulfuret, Sesquisulfuret, oder Sulfuret, letzteres in starker Glühhitze.. Die bisherige Annah- me, das gewöhnliche Schwefeleisen habe die Zusammensetzung des Magnetkieses beruht auf einer falsch gedeuteten Angabe Stromeyers. 2. Fea O3 und S geben in starker Glühhitze ebenfalls nur Fe S bei niederer Temperatur erhält man nur Fez Ss. 3. Fez O3 verwandelt sich beim Glühen in einem Strome von SH, wenn die Temperatur nicht bis zum Glühen steigt, in ein Oxy- sulfuret von der Zusammensetzung Fe, O3 + 3 Fez S; und wendet man lebhafte Glühhitze an, so bleibt reines Magneteisen vorhanden. 4. In Magnetkies verwandelt sich der Schwefelkies bei mässiger Hitze. : 5. Nach älteren und neueren Analysen ist Magnetkies Fen Sn+1 wo n=5, 6, 7, 8, 9, 10 sein kann. Die reinsten Abänderungen sprechen jedoch für n = 7 oder 8. — (Poggend. Annal. OXXI, 337.) Brek. G. Rose, über die chemische Zusammensetzung des Braunits und Hausmannits und die Isomorphie des Man. gansuperoxydes mit der Kieselsäure — Die Ansichten 488 über die Zusammensetzung jener beiden Mineralien sind sehr ver- schieden gewesen. Der Barytgehalt des Braunits von Elgersburg wie der des Hausmannits von Ihlefeld sind für den Verf. die Veranlas- sung gewesen der Ansicht Berthier’s beizutreten, um demgemäss den Braunit als Mn O, Mn O, und des Hausmannit als (Mn O), Mn O, zu betrachten. — Eigenthümlich ist dem Braunit ein Gehalt an Kie- selsäure. Da sich nun derselbe in Salzsäure löst und beim Ein- dampfen zu einer gelatinösen Masse erstarrt, so ist damit erwiesen, dass die Kieselsäure nicht mechanisch eingeschlossen, sondern che- misch gebunden’ ist. Da nun in dem Braunit der Sauerstoff der Kie- selsäure sich zu dem des Mangansuperoxydes fast genau wiel:3 ver- hält, so muss man daraus folgern, dass die Zusammensetzung des Braunits diese ist: Fe O Ca 0% Si 0, + 3 MnO, MnO.. MgO \ Demgemäss müssen auch Kieselsäure und Mangansuperoxyd isomorph sein. — (Poggend. Annal. CXAT. 318.) Brck. H. Sprengel, über die Erkennung der Salpeter- säure. — Verf. fügt den bisher bekannteu Reäctionen auf Salpe- tersäure eine neue hinzu, die nach seiner Angabe alle früheren an Empfindlichkeit bei weitem übertreffen soll. Er löst zu dem Zwecke 1 Theil Phenol in 4 Theilen concentrirter Schwefelsäure und ver- dünnt die Lösung mit etwa zwei Theilen Wasser. Befindet sich die zu untersuchende Substanz in Lösung, so dampft man sie zunächst zur Trockne ein, lässt auf etwa 1000 C. abkühlen und versetzt den Rückstand mit etwa zwei Tropfen jener Mischung. Ein Erscheinen einer bräunlich rothen Färbung bekundet die Anwesenheit der Salpe- tersäure. Chlor, Jod etc. beeinträchtigen die Färbung. Um sie un- schädlich zu machen, setze man noch einen Tropfen Ammoniak hin- zu, das jene Haloide bindet und die Färbung des nitrophenylsauren Ammoniaks deutlich hervortreten lässt. Verf. hofft auch für die quan- titative Bestimmung der Salpetersäure aus dem Verhalten derselben gegen Körper der Phenyl-Gruppe Nutzen ziehen zu können. — (Poggend. Annal. CXAI, 188.) Brek. C. Winkler, über Siliciumlegirungen. — Bei der Darstellung des Siliciums durch Reduction des Fluorsiliciumkalium mittelst Aluminium entsteht zuerst eine Legirung von Aluminium - Silicium, erst auskrystallisirt. Nach Wöhlers Angabe soll man ei- nen Theil des Aluminiums durch Anglühen des Schmelzregulus und schnelles Einwerfen in Wasser wiedergewinnen können. Winkler hät jedoch die Beobachtung gemacht, dass, wenn man die Erhitzung bis zum Weissglühen steigert, dann das Silicium in die graphitartige Modification übergeführt wird und ein mattes schwarzgraues Ansehn zeigt. Es hat also durch das schnelle Abkühlen der Aluminium -Si- eiliumlegirung das Silicium nicht Zeit behalten sich in krystallisirter : 489 Form auszuscheiden. Mit dem Kalium und Natrium bildet das Sili- eium keine Legirung; ebenso wenig mit dem Blei. Das Silicium schwimmt auf dem im Wasserstoffstrome geschmolzenen Blei un- verändert. Mit Zink gelang es ebenfalls nicht durch Schmelzen eine Vereinigung hervorzubringen. Mit Antimon und Wismuth le- girt es sich dagegen sehr leicht, 1—5 pCt. bringen keine Verände- rung im Aussehen hervor, erst bei grösserem Siliciumgehalt erstarrt das Antimon strahlig und erscheint auf dem Bruche grau und gross- blättrig. Zinn verliert bei 2—3 pCt. Siliciumgehalt noch seine weisse Farbe, aber unter dem Hammer wird es an den Kanten brü- chig, bei 10 pCt. wird die Legirung weisslichgrau, berstet unter dem Hammer und zeigt grossblättrigen Bruch. Kupfer mit 2,5 pCt. Sili- cium hat nur etwas gelbliche Farbe und hat seine Ductilität noch nicht verloren; mit 10 —12pCt. wird die Legirung schon goldgelb und bekommt beim Anhämmern Kantenrisse; mit 20—30 pCt. wird die Legirung grau, spröde und sehr hart, mit 50 pCt. erreicht sie Stahlhärte, ist aber so zerbrechlich, dass sich von dem sog. Kupfer- stahl keine technische Verwerthung erwarten lässt. Silicium und Quecksilber vereinigen sich nicht. Silber mit 3 pCt. Silicium ist rein weiss aber schon kantenbrüchig; mit 10 pCt. ist sie schmutzig ge- färbt, spröde und krystallinisch. Gold zeigt ähnliche Erscheinungen. Mit Platin schmilzt das Silieium sehr leicht zusammen; Winkler er- hielt eine Legirung, die aus Pt Sis bestand. Siliciumarsen As Si® besitzt eine schwarzgraue Farbe und besteht aus mikroskopisch klei- nen Nadeln, und gibt wie es scheint Doppelverbindungen mit Kupfer und Eisen, den Formeln entsprechend Cu? As + As Si6; Fe? As + As Sis Wie das Eisen verhalten sich Kobalt und Nickel. — (Journ. f. prakt. Chem. ACI, 183.) St. A. Winkler, über die Kobaltsäure. — In der Absicht Sticktstoffkobalt darzustellen wurde Kobaltoxydul in Ammoniakgas erhitzt und das erhaltene schwammige Kobaltmetall mit kaustischem Kali erhitzt. Es trat keine Ammoniakentwicklung ein, aber es ent- stand eine schön dunkelblaue Flüssigkeit. Man kann auch das durch Wasserstoff bei niederer Glühtemperatur aus Kobaltoxydul reducirte Metall zu demselben Versuche benutzen. Man bringt zu dem feinver- theilten Metall in einem Vol. ungefähr das dreifache Gewicht trock- nen Aetzkalis, fügt die gleiche Quantität Wasser hinzu und er- hitzt einige Zeit bis zum Kochen, und filtrirt durch Asbest die er- haltene blaue Lösung von kobaltsaurem Kali vom überflüssigen Me- tall ab. Die Verbindung besteht nur bei einem grossen Ueberschuss an Aetzkali und lässt sich’ dann sogar durch Abdampfen concentriren, bringt man aber zur Trockne, dann scheidet sich schwarzes Oxyd ab. Verdünnt man sehr stark, so scheidet sich Kobaltoxydulhydrat ab, und die darüberstehende Flüssigkeit bläut Jodkaliumkleister. Lässt man die Verbindung selbst in zugeschmolzenen Röhren einige Zeit liegen, so findet Zersetzung statt. Mit Chlorwasserstoffsäure ent- wickelt sich Chlor. Beim Durchleiten von Kohlensäure entsteht unter 490 Sauerstoffentwicklung kohlensaures Kobaltoxydul. Stark angesäuerte Indigolösung wird nach einigen Secunden entfärbt. Angesäuere Fer- roeyankaliumlösung wird in Ferrideyankalium übergeführt. Schwef- lige Säure wird zu Schwefelsäure oxydirt. Schweflige Säure wird zu Schwefelsäure oxydirt. Der Kobaltsäure scheint die Formel Co O, zuzukommen. — (Zbenda pag. 513.) _ Sm. Zabelin, über dieBildung des salpetrigsauren Am- moniaks. — Die von Schönbein beobachtete Bildung dieses Sal- zes beim Verdunsten von Wasser in Luft lässt sich durchaus nicht in Abrede stellen: es fragt sich nur, ob die Bildung der salpetrigen Säure und des Ammoniaks gleichzeitig oder in verschiedenen Zeiten vor sich geht. Letzteres scheint der Fall zu sein. Bei der Verbren- nung von Leuchtgas, Wasserstoff und Spiritus enthält das zuerst bei der Verbrennung entstandene aufgefangene Wasser salpetrige Säure, späterhin Ammoniak. Es kommt daher ganz darauf an, wie man die Versuche einleitet und beobachtet, so dass es ganz erklärlich ist, wie verschiedene Beobachter aus dem anscheinend gleich ange- stellten Versuche verschiedene Schlüsse gezogen haben. Schliesslich werden Thiry’s Versuche, die begründen sollen, dass salpetrigsaures Ammoniak im Blute und Harne vorhanden sein, als nicht genügend bezeichnet, und das Vorhandensein des Salzes in jenen beiden thie- rischen Flüssigkeiten in Abrede gestellt. — (Annal. d. Chem. und Pharm. CXXX, 54.) Smt. Geelogie. G. v. Helmersen, artesischer Brunnen in St. Petersburg. — Nach einem Briefe des Hrn. v. Helmersen an H. Rose, den die Zeitschrift der deutschen geologischen Gesell- schaft (1864) abgedruckt hat, ist in Petersburg ein artesischer Brun- nen unter fig. Verhältnissen gebohrt. Nachdem man 88 Fuss im Di- luvium gebohrt hatte, stieg ein schönes, gesundes Wasser auf, man bohrte im grünen silurischen Thone weiter; in der Tiefe von 414 stieg aus einem Sandstein ein etwas Kochsalz haltendes Wasser auf (7OR.), doch flossen die Wässer noch nicht über; man bohrte noch durch sehr festen und dann sehr lockern Sandstein bis 517‘, wo plötzlich ein reichliches überströmendes Wasser hervordrang; dies Wasser giebt in 1 Sec. 1 Cubikfuss, hat 9° R., moussirt an der Luft und schmeckt etwas salzhaft aber gut; die Schicht aus der das Wasser- aufsteigt, ist zerstörter Granit bestehend aus grossen Körnern weis- sen Quarzes (vorwaltend), fleischrothen Orthoklases und weissen Glimmers. — (Poggend. Ann. CAAIL, 654 — 656.) Schbg. G. Laube, die Erzlagerstätten von Graupen in Böh- men. — Dieselben gehören zweien Systemen des Erzgebirges an, dem grauen Gneiss als Gänge, dem Felsitporphyr als Stockwerksmas- sen. Dies sind die Zinnsteingänge und scheinen in einer tieferen La- ge noch andre Gänge aufzutreten und zwar kiesiger Natur entspre- chend dem Systeme von Klostergrub und Töllnitz. Die zahlreichen Zinnsteingänge sind auf 3 Grubenreviere von 200,709 Quadratklaftern vertheilt und zerfallen in 3 Gruppen. Hauptgänge mit flachem Fall 491 und 2—5‘' stark führen reinen Zinnstein oder sind ‚von Glimmer, Steinmark, Flussspath, Eisenglanz, sehr wenig von Kiesen begleitet, ihr Liegendes auf 3° mit Zinnstein imprägnirt, das Hangende nie- mals. Verschieden davon sind die steinknochenen Hauptgänge, wel- che einem andern System angehören, steiler einfallen und quarzig sind. Gefährtel weniger mächtig als die Hauptgänge und steiler fal- lend zeigen noch. grössere Einförmigkeit, indem siefast nur Zinnstein führen und imprägniren ebenfalls das Liegende. Stehende Gänge 1—3‘ stark fallen steil ein, ausgefüllt mit verkitteten Quarzbrocken und viel Kies. Mit Ausnahme der steinknochenen Hauptgänge sind sämmtliche andere’Morgengänge zwischen h. 2—7 streichend, jene h. 12 streichend. Verwerfungen sind häufig, die verwerfenden Klüfte oft bedeutend, gewöhnlich mit einer kaolinartigen glimmerigen Masse ausgefüllt und wenig Zinnstein führend. Die Ganganfüllung erscheint meist so, dass auf das imprägnirte Liegende Zinnstein folgt, dann Stein- mark und Glimmer, dann wieder Zinnstein und Steinmark schliesst, Quarzinfiltrationen zeigen sich zumeist nur in der Nähe der Klüfte, ihnen ist der Zinnstein in Nestern und Schnüren eingelagert und zei- gen sich dann auch Kiese und Flussspath in grössern Massen. Die Hauptgänge des Steinknochens sind durchaus mächtige Quarzgänge mit Schnüren und Nestern von Zinnstein und sehr. mächtig ähnlich den Zinnwalder Quarzgängen, doch minder edel als die Gänge ande- rer Reviere. Die Mineralvorkommnisse der Graupen sind sehr wenig mannichfaltig, in allem etwa 16 Species, die gewöhnlichen Begleiter auf Zinnerzlagerstätten, meist Braunspath, Flussspath, Apatit, Nickel, Glimmer, Steinmark, Malachit, Wolfram, Rotheisenstein, Eisenglanz, Wismuth, Bleiglanz, Molybdänit, Kupferschwärze, Pyrit, Chalkopyrit und Arsenopyrit. Die Zinnerzlagerstätten und Porphyre erscheinen als Stöcke unmittelbar an den Gneissgrenzen gegen den Felsitpor- phyr und zwar ist dieser das Zinnerz führende Gestein. Am Preis- selberger Stockwerk NW Graupen zeigt jedoch in der Sohle und Decke sich Syenitporphyr des Altenberger Zuges, der keinen Zinn- stein führt, wohl aber den Felsitporphyr durchsetzt, so dass dieser in ihm zinnsteinführende Bänke bildet. An den Orthoklaskrystallen des Syenitporphyrs lässt sich häufig eine Metamorphose in Steinmark be- obachten, welche der Zusammensetzung 46,76 Kieselsäure, 35,36 Thon- erde, mit etwas Eisenoxyd und 18.21 Wasser also der Formel 2 Al203, 28i0®-+-HO entspricht. Das Erz scheint dem Porphyr in Nestern ein- gelagert und ist von Quarz, Steinmark und Flussspath ohne Kiese begleitet. Die Hauptgänge und Gefährtel vom Knötler und Mücken- berger Revier scheinen die ältesten Gänge durch Sublimation und spätere Lateralsekretion ausgefüllt zu sein, jünger sind die Haupt- gänge des Steinknochens und durch Infiltration gebildet, darauf folgt die Bildung des Preisselberger Stockwerke, da die im Porphyr auf- tretenden Zinnerze als Reste von Zinnsteingängen im Gneiss erschei- nen, wie sich aus den im Porphyr eingeschlossenen Gneissbrocken annehmen lässt, Die stehenden Gänge sind die jüngsten. Das Zinn- 492 erzlager im Porphyr erscheint jedoch nochmals durch den jüngern Syenitporphyr gehoben, in dessen Eruptionsspalte das Stockwerk liegt. — (Jahrb. k. k. Reichsanstalt. Verhandlungen XIV. 6.) K.Paul, die Kalkgebilde der kleinen Karpathen oder des Gebirgszuges von Pressburg NO über Jablonitz und Nadas. — Der SO Theil dieses Zuges ist von krystallinischen Gesteinen gebil- det, in der Mitte des Stockes aus Granit in Protogyn, an den Rän- dern vorwiegend aus Thonschiefern. Auf letztern liegen sowohl eine vielfach unterbrochene Randzone gegen dies überlagernde Kalkge- birge bildend als auch in isolirten Partieen als Reste einer meist zu- sammenhängenden Decke in der Mitte des Thonschiefergebietes jene Quarzite und Quarzconglomerate, welche im NW Ungarn weit ver- breitet und in der Dobrutscha vorkommen. In W und N schliesst sich diesen Gesteinen eine Reihe von Kalken an, welche in SW—-NO streichende Züge gesondert die eigentliche Kalkzone der kleinen Kar- pathen bilden und in folgende Abtheilungen sich gliedern: 1. der Kalkzug zwischen dem Thonschiefergebiete und dem Zuge der rothen Sandsteine, zu dem als südliche Fortsetzungen auch die isolirten Kalk- partieen von Ballenstein nnd Theben gehören. Er beginnt als unge- theilte Zone bei Perreck, setzt in vorwiegend NORichtung über die Berge Pristodoleck, Visoka, Obereck u. s. w. bis an den Calvarienberg bei Smolenitz fort, der der nördlichste Punkt dieses Zuges ist, wäh- rend der Schlossberg von Smolenitz aus anderem Gesteine gebildet sich bereitsinnig an das weisse Gebirge anschliesst.. In diesem Zuge nun folgen von unten nach oben: unmittelbar auf den Quarziten oder bläulichen Kalkschiefern lichte Kalke stellenweise mit Hornsteinen und mit dunklen Dolomiten, welche zwischen Obermissdorf und Lo- soncz weit in die Ebene hinausragen. Nur ein undeutlicher Belemnit wurde darin gefunden, daher die Stellung unsicher. Darüber liegt als Hauptmasse des ganzen Zuges dunkler Kalk mit Terebr. sinemu- riensis, T. numismalis , Rhynchonella austriaca und andern entschie- denen Liasarten. Die häufigen?tCrinoideen bilden im Czytachberg bei Smolenitz einen wahren Crinoideenkalk. Nach oben wird der Kalk zu Dolomit oder rauchwackenartig. Auch Kössener Schichten mit Ostrea Haidingerana, Pecten valoniensis etc. treten auf am äÄussersten Osten des Zuges. Ueber diesem Kalk und Dolomit folgt Liassandstein in einem schmalen Zuge vom Perneck bis zum Kunstockberge die Liaskalke von den darauffolgenden Jurabildungen trennend. Er ist fest, quarzitartig und den oben erwähnten alten Quarziten ähnlich. Endlich Jurabildungen ununterbrochen von Perneck über den Pristo- doleck und Gauklowberg bis Smolenitz streichend. Im W. des Zu- ges sind es rothe Krinoideenkalke, gegen O rothe und weisse, zu- weilen Hornstein führende Kalke, bei Smolenitz merglige röthliche Kalkschigfer, überall nur Spuren von Petrefakten. 2. Der Zug der rothen Sandsteine und Melaphyre beginnt am WRande des Gebirges bei Vivrat und setzt unmittelbar an die Jurabildungen sich anschlies- send in NORichtung bis Losonez nördlich bis an den Südfuss der 493 Cerna skala und des Rachsturn fort. Er besteht aus rothen Sandstei- nen, die mehr weniger fest, stellenweise quarzit- oder arkosenartig sind und aus denen die Melaphyre kuppenförmig hervortreten. Letz- tere bilden den Peterklin, eine grosse Partie südlich von Rachsturn und noch mehrere kleine Kuppen. Alles scheint zum Rothliegenden zu gehören. 3. Die Kalke nördlich vom Rothsandsteinzuge bis zum Uebergange von Jablonic nach Nadas oder das weisse Gebirge. Auch hier zeigt sich als unterstes Glied der lichte Hornstein führende Kalk, darüber der dunkle Liaskalk von Rachsturn bis gegen Smolenitz strei- chend, dann ohne Liassandstein und Juraschichten sogleich der lichte Korallenkalk des Wetterling, der bei Rohrbach beginnt, bei Breiten- brunn unter Tertiärschichten verschwindet, am N Abhange des Rach- sturn wieder hervortritt und über den Wetterling bis Smolenitz fort- setzt. Darüber liegt dunkler Kalk und dann ein theils sandiger theils zuckerkörniger Dolomit. Diese drei letzten Bildungen können nur der Kreide zugewiesen werden, obwohl Versteinerungen darin fehlen. Zwei grosse durch diese Kreideschichten eingeschlossene Mulden, eine südliche zwischen Breitenbrunn und St. Micklos, eine nördliche bei Bixard sind von Eocänschichten erfüllt, welche unten aus Nummu- litenschichten, Dolomitbreccie und Conglomerat bestehen, oben aus eo- cänem Sandstein. — (Zbda 12—14.) U. Schlönbach, Geognostisches aus der Eifel und dem Braunschweigschen. — Seit Römer das Profil im Wicht- bachthale genau beschrieben hat, sind daselbst neue Aufschlüsse ge- wonnen, welche eine klare Einsicht in die mächtigen obern Devon- schichten gewähren.‘ Die zunächst unter der Kohlenformation liegen- de Schichtengruppe mit Spirifer Verneuili zerfällt von oben nach un- ten in 5 Schichten: 1. graue Kalkmergel mit Sp. Verneuili, Spirigera concentrica, Cyathophyllum flexuosum, Stromatopora polymorpha. 2, sandig glimmerige Grauwackenschiefer oben mit grünlichem Mergel- schiefer und schmalen Kalkbändern wechsellagernd, unten mit dem breiten Sp. Verneuili und Avicula Neptuni. 3. grünliche und röthli- che schieferige Mergel mit Orthoceras, Goniatites, dem hohen Sp. Verneuili, Rhynchonella pugnus etc. 4. grauer Mergelkalk mit Recep- taculites Neptuni, dem hohen Spirifer Verneuili, Spirigerina prisca etc. 5. dunkelblauer Mergelschiefer mit Calamopora polymorpha, Spi- rigerina aspera, Strophalosia subaculeata, Orthis striatula, Spirifer pyramidalis, Sp. Verneuili in den. verschiedensten Varietäten. Römer stellte die letzte Schicht zwischen 1 und 2. — Die neuen Aufschlüsse der Braunschweigischen Eisenbahn im braunen Jura der Hilsmulde haben viel schöne Petrefakten geliefert ; der Einschnitt bei Greene in den Schichten der Trigonia navis ist vollendet und auf der westlichen Fortsetzung ebenfalls die tiefern und höhern Schichten aufgeschlos- sen. Daraus ergiebt sich nun folgendes Juraprofil: 1. Zuunterst dunk- le Thone mit Ammonites angulatus verkalkt und verkiest. 2. Darüber dunkelbraune schiefrige Thone mit Ammonites geometricus. 3. Grauer Schieferthon mit Amm. fimbriatus und Belemmiten. 4. Graublauer 494 Thon mit Amm. foliaceus. 5. Graublauer oft eisenschüssiger Thon mit Peeten aequivalvis, grossen Pholadomyen und Gresslyen und Amm. spinatus. 6. Posidonienschiefer mit Stinksteinlagen, Amm. heterophyllus etc. 7. Blauer schiefriger Thon mit’Amm. radians, Tri- gonia navis, Amm. hircinus und hireicornis. 8. Blaugrauer oft eisen- schüssiger Thon mit harten Knauern und verkiesten oder halbverkies- ten Petrefakten; Amm,. Murchisonae, Inoceramus polyploccus, Amm. Sowerbyi ete. 9. Blauer Thon ohne Knauer mit Bel. giganteus, Amm. Braikenridgei, Cidaris anglosvevica. 10. Graugelbe und brauneisen- schüssige Thone mit Bel. giganteus und Thoneisensteingeoden mit Amm. Parkinsoni. 11. Blauer Thon mit sehr zahlreichen meist ver- kiesten Petrefakten, namentlich Amm. würtembergicus, ferrugineus, aurigerus, polymorphus, aspidoides, Trigonia interlaevigata, Cerithium echinatum, Serpula quadrilatera, Bel. supracanaliculatus ete. 12. End- lich ein ockeriger Mergel mit schlechten Petrefakten wahrscheiulich schon Callovien. — (@eolog. Zeitschrift AV. 655— 658.) W. Waagen, der Jurain Franken, Schwaben und der Schweiz verglichen nach seinen paläontologisch bestimmbaren Ho- rizonten. — Diese sehr fleissige auf sorgfältige eigene Beobachtun- gen gestützte” Abhandlung beginnt mit den Schichten der Avicula contorta und allgemeinen Betrachtungen. Der untere Lias, der mitt- lere und obere, dann der Mitteloolith, die Bathgruppe. Malmforma- tion mit der Kellowaygruppe, Oxfordgruppe ‘und Kimmeridgegruppe alle werden nach ihren einzelnen Gliedern in den bezeichneten Ge- bieten eingehend paläontologisch verglichen und werden wir gelegent- lich über einzelne Abschnitte speziell berichten, vorläufig mit dieser allgemeinsten Inhaltsangabe die Aufmerksamkeit auf die wichtige Ar- beit lenkend. — (Würtembg. naturmw. Jahreshefte XIX. 127-350.) Gl. Oryetognosie. How, über den Pickeringit. — Dies seither nur von Iquique in Peru bekannte Mineral ist auch in Neu- schottland und zwar am Mäanderflusse in der Grafschaft Hantzs ge- funden als nadelförmiger, schneeweisser oder gelblicher, seideglänzen- der Ueberzug auf Schiefern und besteht aus 36,33 Schwefelsäure, 10,64 Thonerde, 0,23 Kali, 4,79 Magnesia, 0,45 Manganoxydul, 0,14 Nickel- oxydul, 0,06 Kobaltoxydul, 0,02 Kupferoxyd, 0,72 Schiefersubstanz, 46,04 Wasser. Daraus die Formel RO.SO;-HR»0;.SO; + 22 HO, wo- durch sich der Pickeringit, Federalaun und einige andere schwefel- saure Doppelsalze von dem eigentlichen Alaun unterscheiden, der 24 Atome Wasser enthält. — (Journal f. praktische Chemie XCI. 63.) A, Kenngott, Zusammensetzung des Lithionit. — Aus den Berechnungen der -verschiedenen Analysen des Lithionglimmers von Zinnwald, Penig, Altenberg, Rozena, Utön und vom Ural zieht K. den Schluss, dass der Lithionglimmer wohl durch die Formel RF +R20;.38i O, bezeichnet werde und zwei Varietäten darstellt, von welchen die eine ein eisenfreies Thonerdesilikat und vorwaltend Fluor- kalium mit Fluorlithiam, die andere eisenhaltige als Stellvertreter Ei- 495 senoxyd und Eisenfluorür neben jenen vorwaltenden Bestandtheilen enthält. — (Zbda 114—128.) Derselbe, angeblicher Zirkon vom St. Gotthardt.— Derselbe wird von G. vom Rath erwähnt, ist aber kein Zirkon, son- dern ein neues Mineral Wiserin. Er findet sich an der Fibia SW vom Gotthardshospiz und im Binnenthal, krystallisirt quadratisch und gleicht in der Gestalt dem Zirkon. Auf der Fibia findet er sich auf Feldspathreichem granitischem Gestein mit Adular und auf diesem begleitet von Adular, Eisenglanz, Rutil und Muskovit und enthält bis- weilen auch Eisenglanz als Einschluss. Die glasartig glänzenden Krystalle sind scharf ausgebildet und zeigen die Combination „P.P, sind spaltbar parallel „P, wein- bis honiggelb, z. Th. ins Graue oder Oelgrüne fallend, durchsichtig bis durchscheinend und auf den Pris- menflächen ist der Glanz perlmutterartig, die Härte auf diesem am geringsten, nur 5,0, auf den Pyramidenflächen aber bis 6,5. Die Pris- menflächen sind fein horizontal gestreift. Selten sind gegen das Ende verdickte, langgestreckte stänglige Krystalle, z. Th. etwas verbogen und mit einander unregelmässig verwachsen. Im Binnenthale bricht der Wiserin auf Klüften eines glimmerigen Gneisses, der drusig kör- nig ist und in den Poren weissen Adular und Quarz zeigt. Auch hier begleitet ihn Eisenglanz, Magnetit, Pyrit, Chlorit, Adular und Bergkrystall. Die Krystalle sind prismatisch und zeigen die Combi- nation „P&.Pz, woran untergeordnet noch die Flächen 2P und ei- ner noch spitzern Pyramide vielleicht 3P auftreten, ferner die Flä- chen einer spitzern Pyramide in diagonaler Stellung mP als Ab- stumpfungsflächen der Combinationsecken zwischen P und „Po, die Abstumpfungsflächen gerade auf die Prismenflächen aufgesetzt, end- lich die Flächen einer oktogonalen Pyramide, welche die Combina- tionskanten von 2P „P& abstumpft. Eine Spaltungsfläche parallel —P, wahrscheinlich parallel 2P machte sich bemerklich. Die Pyra- midenflächen der normalen Stellung sind horizontal gestreift, z. Th. etwas convex, auch rauh, aber auch an andern Krystallen glatt, die Prismenflächen sind eben und stark glänzend, in das Demantartige geneigt, die Flächen mP„ glatt und schwach triangulär getäfelt. Die honiggelben Krystalle sind durchsichtig, das spec. Gew. 4,643. — Von demselben Fundorte liegt eine zweite Varietät vor, in deren Be- gleitung auch schwarze Turmalinnadeln und selbst als Einschluss des Wiserin vorkommen. Diese sind stumpfpyramidale, dick linsenförmige und zeigen die Combination 1/3P.P.2P.oP.oPo-mP.x- Die Flä- chen sind scheinbar convex, Farbe, Glanz und Durchsichtigkeit wie bei vorigen. Nach den Löthrohrversuchen enthält der Wiserin we- sentlich Kieselsäure und Titan. Er verliert ver dem Löthrohre er- hitzt seine Farbe und ist unschmelzbar, giebt mit Borax ein Glas, das heiss Eisenreaktion zeigt, kalt aber farblos ist, bei mehr Material wird das in der Reaktionsflamme behandelte Glas schwach bläulich; ähnlich ist das Verhältniss mit Phosphorsalz ; mit Soda eine schlackige Perle, welche heiss gelb, dann grün, beim Erkalten weiss ist. Durch 496 den Wiserin ist nun das Vorkommen des Zirkon in der Schweiz wi- derlegt, doch nicht völlig, denn in der Wiserschen Sammlung findet sich noch ein Vesuvian mit Pennin von Zermatt, woran ein farbloser bis weisser halbdurchsichtiger Krystall vorkommt, der vollkommen identisch mit dem farblosen Zirkon von den rothen Wänden im Pfitsch- thal in Tyrol ist. — (Neues Jahrb. f, Mineral. 454—456,.) A. Breithaupt, der Quarz von Euba. — Auf die ge- ringe Härte, das geringe spec. Gew. und die optische Zweiachsigkeit dieses Quarzes ist Br. zuerst aufmerksam geworden. Nach seiner Härteskala hat der Quarz von Euba bei Chemnitz in Sachsen eine Härte von 81/a—S!/a. die Härte des Zinnwalder Rauchquarzes 9 ge- setzt. Gew. —=2,578—2,632. Optische Präparate zeigen deutlich die optische Zweiächsigkeit, wobei die Hyperbeln nicht schwarz, sondern bläulich erscheinen. Dieser Quarz verwittert auch leichter als irgend ein anderer. Er kömmt gangförmig vor, in drei Gängen von 1—2‘ in einem von 2° Mächtigkeit. In erstern treten nur Quarz und der als Paradoxit unterschiedene Feldspath- auf, in letzterm noch viel Flussspath, etwas Kalkspath und Glimmer sowie eingeschlossene Brocken von Porphyr. Da der Paradoxit sich anderwärts nur auf Zinnerzgängen, der blaue Flussspath aber sich vorzugsweise auf sol- chen Gängen findet, so wurden grössere Stücke der ganzen Gang- masse näher untersucht und sie enthielten fein vertheiltes Zinnerz. Hienach ist die für eine der ältesten gehaltenen Zinnerzgangforma- tion eine neue, denn die genannten Gänge setzen im Rothliegenden auf. Zu eben diesem Quarz dürfte noch gehören der Sternquarz von Bauzen in Sachsen, von Hohenelbe in Böhmen und der vom Molig- nonberge an der Seisseralp in Tyrol. — (Poggendorf’s Annalen CAA1. 326—328.) ; G. Brush, Goethit am Obern See. — Sehr ausgezeich- net von hyacinthrother Farbe in kleinen Tafeln mit Hämatit am Jack- son-Eisenberg bei Marquette, zugleich auch in nadelförmigen sammt- schwarzen Krystallen. — (Süliman Americ. Journ. XXXV11. 271.) A. Rücker, das Zinnerzvorkommen von Schlaggen- walde. — Dasselbe kommt auf Stockwerken und Gängen vor. Er- stere heissen der,Huber-, Schnöden- und Klingenstock und sämmtliche bestehen aus dem sogenannten Zinngranit, vom Gebirgsgranit durch geringen Feldspath, lichten Glimmer und vorwaltenden Quarz unter- schieden. Das Zinnerz kommt fein eingesprengt, in Schnüren, Ne- stern und Putzen, derb und krystallisirt vor. Der Huber- und Schnö- denstock sind rings von Gneiss umgeben, der Klingenstock liegt an der Gränze von Granit. Von Gängen treten drei Systeme auf: 1. Südösylich von den Stockwerken die der Mariaschönfeldzeche im grauen Gneiss mit Streichen von SW nach NO und mit NW fallen unter 25—550 gegen den Granit. Es sind Quarzgänge, welche den Zinnstein als Saalband, in kleinen Putzen und Drusen führen; aus- serdem tritt er in Greisenpartien und in einzelnen Schnüren und Ne- stern im Nebengestein auf. 2. Die sogenannten Fälle zunächst dem 497 Huber- und Schnödenstocke, geringmächtig mit sehr geringem Ein- fallen und mit mehr concentrirtem Zinnstein. 3. Die Gänge des Hah- nengebirges, schon lange ausser Betrieb. Die Stockwerke haben sich aus dem Gebirgsgranit gebildet und sind relativ jünger als dieser, scheinen in der Tiefe zusammenhängen. Die Gangbildung ist eine sehr complicirte und verdankt ihr Material dem Zinngranit. — (Edda. 28.) Tantscher, Charakter der Galmeilagerstätten in Oberschlesien. — In dem Gebiete des Oberschlesischen Mu- schelkalkes von Peiskretschum, Beuthen, Baingow bis Benzin und nach Polen hinein finden sich mehrere muldenförmige Ablagerungen von Dolomit. . Eine heisst die Beuthener, die andere die Tarnowitzer Mulde, beide führen Erz zwischen Muschelkalk und Dolomit, jene vor- zugsweise Galmei, diese Bleiglanz. Die Galmeilagerstätte von Beu- then tritt nur an wenigen Stellen als Lager oder Flötz zwischen Mu- schelkalk und Dolomit mit regelmässigem Streichen und Fallen und be- gränzt durch regelmässiges Liegendes oder Hangendes auf; meist setzt der Galmei sowohl über den Dolomit hinauf als in die Klüfte des Muschelkalkes hinein. Das Liegende ist Angustakaik nach der häu- figen Terbratula angusta im Gegensatz zu den darunter liegenden Schichten von Chorzow und Michalkowitz mit Terebratula vulgaris und Retzia trigonella. Selten bildet der Sohlenstein eine flachfallende, dem allgemeinen Kalksteinfallen entsprechende Ebene. Vertiefungen wechseln mit Erhöhungen, Sättel mit Mulden, welche ihren Grund in der Zerklüftung des Gebirges haben. Da auf dem Sohlenstein der Galmei lagert, so folgt er natürlich dessen allen Unebenheiten und zieht sich oft in dessen Klüfte und Spalten hinein, wie kaum bei ei- ner andern Erzlagerstätte. Der weisse Galmei liegt meist in knollen- und nierenförmigen Stücken in einem magern Leiten, zuweilen er- scheinen seine Stücke in zusammenhängenden Lagen mit Flötzarti- gem Charakter. Oft liegen Galmei- und Dolomitknollen regellos ne- ben einander in dem Letten. Der Dolomit bei normalen Verhältnissen das Galmeilager überdeckend fehlt zuweilen gänzlich, statt dessen er- scheinen Tertiär- und Alluvialschichten. In der Nähe des Galmeila- gers zeigt der Dolomit ein gestörtes, zersetztes Ansehn; wie der Soh- lenstein vielfach geklüftet. Wie durch ein Sieb fallen die Wasser in ihm hernieder und lösen ihn auf. Mit eben dieser Zersetzung des Dolomites hängt die Galmeibildung zusammen, sie ist ein Produkt der Zerstörung ihrer ursprünglichen Ablagerung, je näher dem Lager umsomehr ist der Dolomit von Galmeitrümern durchzogen, bis die ganze Masse als Erzlager erscheint. In den untersten Schichten des Dolomites findet eine Wechsellagerung mit schwarzgrauen Letten statt und diese bilden oft auch die Gränze zwischen Dolomit und Sohlen- stein, enthalten kohlige Substanzen und heissen Vitriolletten. Der weisse und rothe Letten sind sekundären Ursprungs entstanden durch Umwandlung von Zinkerzen, die sich in den untersten Lagen des Do- lomites vielleicht in ähnlicher Weise zerstreut finden wie die Bleierze XXIII. 1864, 33 498 in den Schichten des Buntsandsteines bei Commern. Indem sich der Dolomit durch die bei seiner Zerklüftung leicht erklärliche bedeutende Einwirkung der Atmosphärilien zersetzte, gerieth die Blende gleich- falls in den Zustand der Auflösung und es entstanden die kohlensau- ren Zinkoxyde. Mit dem Vorkommen des Galmeis ist zuweilen das Auftreten von Bleiglanz verbunden und dieses mehrt sich mit dem Einfallen der Lagerstätte. Die Bleierze erscheinen theils als schwache Lager und Trümer im Dolomit theils als Nieren in diesem und im Galmei. Bei der allgemeinen Auflösung des Dolomites scheint der Blei- glanz mehr als die Blende sich erhalten zu haben, sonst würden sich mehr Bleioxyde und Bleisalze vorfinden. Wo der Dolomit in Folge seiner gänzlichen Auflösung über dem Galmeilager fehlt, wird dasselbe unmittelbar von tertiären fetten Thonen bedeckt. — (Neues Jahrb. f. Mineral. $. 482—483.) Fraas, einige eruptive Gesteinsarten aus dem Ries. — Am WRande des eigentlichen Ries liegen die Trachytpunkte Heer- hof und Ringlesmühle, an beiden Orten finden sich übereinstimmend in einer grauen trachytischen Grundmasse deutlich geflossene Schlak- ken von Tropfengrösse bis zu 30 Pfund Gewicht, je nach der Unter- lage zu Fladen ausgebreitet, einseitig verzogen und verdreht oder dickere Klumpen bildend und blasig: Einige Zeit der Luft ausge- setzt schält sich die trachytische Grundmasse rein ab und man sieht deutlich, dass dieselben bombenartig ausgeworfen wurden und als trachytische Schlacken in der trachytischen Asche niederfielen. Die Grundmasse derselben ist von trüb grauer Farbe, von Blasen und Bläschen durchsetzt, die nach der Form der Schlacken verzogen sind. Grössere nicht verwitterte Stücke haben im Innern noch deutlich Perlstein und Perlsteinstruktur. Eingeschlossen in diese geflossene Masse finden sich verschiedene krystallinische Gesteine, ziemlich un- verändert Granit, Gneiss, Diorit, oder angeschmolzen und umgeschmol- zen und gleichfalls in eine blasige Masse verwandelt. Am Wenne- berg im Centrum des Ries werden die Granite und Gneisse von ei- nem 6‘ mächtigen Gange durchsetzt, dessen Gestein ungemein hart, derb und eisenfarbig ist. Darin scheiden sich tombakbraune Glim- merblättchen aus und wachsgelbe Barytspathkryställchen. Man nannte dieses Gestein ganz unrecht Basalt, Mandelstein, Diabas, aber es ge- hört mit jenen trachytischen Schlacken in eine Reihe. Das in vul-_ kanischen Tuff eingeschlossene magnetische Mineral ergab bei der Analyse 46,24 Kieselsäure, 14,06 Thonerde, 26,04 Eisenoxydul, 7,47 Kalk, 1,43 Magnesia, 4,74 Natron, 0,15 Kali. Die Analyse des Perl- steines erwies 70,41 Kieselsäure, 15,39 Thonerde, 7,87 Eisenoxydul, 4,50 Kalk, 0,59 Magnesia, 0,86 Kali, 0,87 Natron. Ein dem Diabäs ähnliches Stück enthielt: 65,16 Kieselsäure, 25,86 Thonerde, 6,22 Ei- senoxyd, 2,06 Magnesia, 0,86 Kali, und das schlackenartige Mineral 66,93 Kieselsäure, 15,46 Thonerde, 10,17 Eisenoxydul, 5,49 Kalk, 1,32 Magnesia, 0,72 Kali, 0,69 Natron. -— (Würtembg. naturwiss. Jahres- hefte XX. 144--148.) 499 W. Laszczyhski, Analyse der Lava vom letzten Aus- bruch (1789) des Pico de Teyde auf Teneriffa: Kieselsäure 51,76 Kali 1,31 Thonerde 16,64 Natron 4,98: Kalkerde 8,15 Eisenoxyd ‚14,06 Magnesia 3,21 100,11 (Neues Jahrb. f. Mineralogie 456.) G. Tschermak, die Krystallform des Triphyllins. — Bei der ersten Beschreibung des Triphyllins im J. 1834 durch Fuchs war die Krystallform desselben nur wenig bekannt. Darauf beschrieb Blum die pseudomorphe Substanz als Pseudotriplit, dann Dana, Craw und Shepard verschiedene verwandte Mineralien, welche Kenngott kritisch beleuchtete. Unveränderter Triphyllin war bisher noch nicht in ausgebildeten Krystallen gefunden worden, dagegen haben manche zersetzte Stücke die ursprüngliche Form und Spaltbarkeit bewahrt und an solchen Pseudomorphosen versucht Verf. die Krystallformen näher zu bestimmen. Es sind rhombische Formen mit neun verschie- denen Flächen, die näher bezeichnet werden. — (Wiener Sitzungsbe- richte XLVII, 282— 287 Tfl.) Derselbe, einige Pseudomorphosen. — 1. Grüneisen- erz nach Triphyliin.. Blums Pseudotriplit von Rabenstein bei Boden- mais ist nach Verf. ein Gemenge wie schon die sehr wechselnde Farbe erkennen lässt. Auch die Farbe des Striches variirt von holz- braun bis hellgrün. Das geschlämmte Pulver zeigte im Absätze eine bläulichschwarze Schicht, welche mit Salzsäure viel Chlor entwickelt, eine braune Schicht ünd oben eine gelbgrüne. In einem Handstücke zeigten sich die Substanzen noch gesondert. Ein hohler Theil dessel- ben ist mit einer Schicht von fasrigem Grüneisenerz ausgebildet, auf der traubigen Oberfläche sitzen kleine kugelige Partien von Wad in krummschalige Stückchen zerfallend.. Das Grüneisenerz ist stellen- weise zu einer gelben weichen leicht schmelzbaren Substanz umge- wandelt, welche dem Beraunit und Kakoxen nahe steht. Alle grünen und schwärzlich grünen Triphyllinpseudomorphosen von Rabenstein bestehen grösstentheils aus Grüneisenstein, haben grünen Strich, Härte 3—4, lösen sich vollständig in Salzsäure, sehr wenig in Sal- petersäure, 9— 11 pC. Wassergehalt, 3,37 spec. Gew, bei den dunkel- braunen und bläulichschwarzen Pseudomorphosen bedingt der Gehalt an Manganoxyden die Färbung. Sie liefern mit Salzsäure behandelt Chior, um so mehr je dunkler sie sind. Auf Klüften befindet sich die Manganverbindung als Hydrat von eisenschwarzer bis bläulich- schwarzer Farbe und braunem Strich als Ueberzug,. Das Eigenge- wicht beträgt 3,4— 3,46. Der Heterosit hat dieselbe Spaltbarkeit wie der Triphyllin und ist ebenfalls kein, homogenes Mineral, vielmehr ein Gemenge von Grüneisenerz und Manganoxyd, doch letzteres viel reicher als in den Pseudomorphosen von Rabenstein. Die Analysen ergaben A für den Triphyllin, B für den von Norwich, C für den Pseu- dotriplit, D für den Heterosit 33* 500 A B C D Phosphorsäure 44,2 43,0 32,1 28,0 Eisenoxydul 38,2 29,5 45,9 27,3 Manganoxydul 5,6 22,6 7,1 25,7 Magnesia 2,4 0,7 — —_ Lithion Ust 1.9 — —_ Wasser 0,0 2,1 4,0 5,5 Hiernach wäre bei dem Mineral von Norwich eine Aufnahme von Wasser und Sauerstoff erfolgt, während sich die Alkalien vermin- derten; bei dem Pseudotriplit ist überdies auch Phosphorsäure und der Rest der Alkalien entfernt, beim Heterosit die Phosphorsäure noch nicht vermindert. Das Ziel der Umwandlung ist die Bildung von Oxyden und Hydraten des Eisens und Mangans. — 2, Stilpnosiderit nach Glim- mer. Schon öfter wurde Eisenocker zwischen Glimmerblättchen beob- achtet und weiter fortgeschrittene Umwandlung erkannte Verf. Ein als Pinit bezeichnetes Stück aus der Dauphine ist ein Aggregat von parallel verwachsenen sechsseitigen nach oben verjüngten lichtgelb- braunen Säulen mit zahlreichen Querrissen und fast wie aus Blät- tchen aufgebaut. Obenauf sitzen schöne Krystalle von Axinit, auch Säulen von Quarz, Warzen von Stilpnosiderit und unten ein Ueberzug von diesem. Der Stilpnosiderit dringt aber auch ins Innere und bildet mit dem kieseligen Zersetzungsreste des ursprünglichen Minerales eine Art blätterigen Thoneisensteines. Das Ganze ist theil- weise hohl, indem nicht nur den Blättchen parallel dünne Zwischen- räume auftreten, sondern auch senkrecht darauf Spalten, also in- nen ausgelaugt und zerblättert und aussen durch Stilpnosiderit zu- sammengehalten. Das ursprüngliche Mineral kann nur eine Glimmer- art gewesen sein. Diese Pseudomorphose wird also von zwei Sub- stanzen, einem dem Voigtit ähnlichen Minerale und von Eisenhydrat gebildet. — 3. Albit und Epidot nach Wernerit. Schon -Forchham- mer beschreibt diese Pseudomorphosen von Arendal, aussen Albit, innen Epidot. Das Wiener Stück von Arendal ist eine Säule und be- steht an dem ausgebildeten Ende und auf der einen Seite aus dem faserigen porösen Zersetzungsrest des Wernerits, im übrigen aus ei- ner körnigen weissen Masse, deren Spaltbarkeit, Zwillingssstreifung und Reaktion vor dem Löthrohr anf Albit weisen; endlich hat man schön pistazgrünen Epidot, der eine Kante der Säule ganz ersetzt hat und ausserdem kleine Partieen bildet. Der Albit setzt auch ausserhalb der Säule mit löcherigen zerfressenen Anhängseln fort. In deren Höhlungen finden sich Kalkspathreste; auf dem Zersetzungsreste des Wernerits hat sich Chlorit und Eisenkies angesiedelt. Eine andere Säule zeigt den Epidot vorzugsweise an der Oberfläche, den Albit im Innern. Der ursprüngliche Wernerit befand sich mitten im Kalksteine, der Albit bildete sich darin später theilweise den Wernerit ersetzend und den Epidot verdrängte der Wernerit.— 4. Helminth nach Quarz. Bekanntlich schliessen Quarz, Orthoklas, Periklin etc. Helminthkry- ställchen ein und verwachsen mit denselben so, dass solche ganz zer- 501 stört aussehen. Volger beschreibt schon einen Fall, wo Quarz durch Helminth verdrängt ist. Verf. untersuchte eine Periklinstufe aus dem Pfitschthal, die aus locker aggregirten Krystallen von Zollgrösse be- steht, alle Krystalle durch aufsitzenden und eingedrungenen Helminth grünlich gefärbt, stellenweise auch zerstört. Auf dem Periklin hie und da grüngraue sechsseitige Säulen wie aus Sand aufgebaut und sehr zerbrechlich, im Innern mit einem festen Quarzkern, an einer Säule noch die sechsseitige Endpyramide des Quarzes. Unter der Loupe zeigen diese Pseudomorphosen ein Gewirr von grünen verzo- genen und gekrümmten Säulchen des Helminth, dazwischen Fetzen von Quarz, also deutliehe Umwandlung von aussen her. — 5.' Disthen nach Andalusit von Bodenmais. Lange Säulen aus parallelen Disthen- säulchen bestehend, . welche in der längeren horizontalen Diagonale der Andalusitprismen angeordnet sind. — 6. Quarz nach Orthoklas von Rabenstein bei Zwiesel. Derber Rosenquarz mit drei Absonde- derungen, deren Winkel denen des Orthoklas entsprechen. — 7. Cal- eit nach Analzim von Itschiua in Mähren. Die Handstücke sind von einer Gangausfüllung, worin der erste Absatz den ursprünglichen Analzim bildet, darauf folgt strahliger gelber Dolomit mit nierenför- miger Oberfläche, dann klare Quarzkrystalle. Den Gang schliessen weisser Caleit und derber Quarz. Die Analzimpseudomorphosen sind also völlig eingewachsen, unterhalb das Gestein berührend, "welches eine zersetzte Grünsteinart darstellt, oberhalb von Dolomit be- deckt. Ihre Form ist deutlich o O o. 2 O 2, die Farbe braun, bisweilen mit weissen Flecken, wie ein Gemenstheil, die Analyse ergab 32,3 Kieselsäure 14,7 Thonerde, 7,0 Eisenoxyd, 4,6 Mag- nesia, 15,3 Kalkerde. 12,3 Kohlensäure, 11,8 Wasser. Auch Kali und Natron liessen sich nachweisen, danach lässt sich nun folgen- des Gemenge annehmen 65 Hydrosilikat, 27 Carbonate und 8 Ei- senhydrate. — 8. Quarz nach Apophyllit. Als Auskleidung eines unregelmässigen Hohlraumes im Augitporphyr des Fassathales zeigt sich Quarz als krystallinisches Aggregat und .dicht als Pseudomophose mit schöner Form. Eingeschlossen im Quarze finden sich ein brau- nes zunderähnliches Zersetzungsprodukt, etwas Heulandit, Körner von Kalkspath und ein weicher blättriger Zersetzungsrest eines Zeo- lithes vermuthlich Apophyllit. Die Pseudomorphosen sind röthlich- weiss und trüb, stellenweise graulich weiss und durchscheinend mit Hohlräumen. Die Form ist genau die des Apophyllites. Sie haben einen feinen Ueberzug von Chalcedon. — (Wiener Sitzungsberichte xLVv1, 445 —456 Tf.) @l. Palaeontologie. F.Karrer, das Auftreten der Fo- raminiferen in den brakischen Schichten des Wiener Beckens. — Diese Fauna ist eine eigenthümliche und selbständige, keineswegs ein Produkt der Einschwemmung aus dem älteren Te- gel wie schon behauptet worden. Aber es sind dieselben Gattungen und Arten, welche in den marinen Schichten vorkommen und beson- ders Polystomellen, Nonioninen und Rosalinen, also die complicirte- 502 sten Formen. Die Arten stimmen hauptsächlich ' mit denen der Nul- liporenmergel überein, doch in einer Weise als wären die Typen ver- kümmert. Bisweilen kommen auch grössere Formen vor wie Denta- linen, Robulinen und Amphisteginen, doch nur sehr selten und abge- rollt, also eingeschwemmt. Die Typen des Badener Tegels fehlen in den brakischen Schichten sämmtlich. Die Arten lebten sämmtlich in geringer Tiefe. Untersucht wurden 21 Localitäten bei Wien und zwei des ungarischen Beckens. Verf. zählt zunächst die darin vor- kommenden Conchylien auf, worunter die entschiedenen Brakwasser- bewohner die häufigsten sind, dann die Foraminiferen, worunter die häufigsten sind Triloculing consobrina, Quinqueloculina Hauerana, Polystomella rugosa, obstusa und Fichtelana, Nonionina granosa, dann verbreitet er sich noch über die einzelnen Localitäten selbst und giebt zum Schluss eine Verbreitungstabelle der einzelnen Arten. — (Zben- da XLVIll, 72— 102.) A. E. Reuss, die Foraminiferen des Septarienthones von Offenbach. — Der Thon lagert an der Fahrstrasse von Of- fenbach nach Bieber 13° mächtig und von diluvialem Sande und Ge- rölle überlagert, nach seinen Conchylien ist er ein oligocäner Septa- rienthon, was auch die Foraminiferen bestättigen. Es sind deren 100 Arten, davon 23 Offenbach eigenthümlich, 70 auch anderwo im Septarienthon und zwar 58 ausschliessliche dieses Gebildes, nur 8 zugleich miocäne, 4 miocäne sind zum ersten Male auf olygocänem Lager. Verf. bespricht die Arten im einzelnen und machen wir hier nur auf die neuen aufmerksam, die zugleich abgehildet worden, sie heissen: Cornuspira polygyra, C. Bornemamni, Bilceulina lobata, Quin- queloculina lamellidens, Qu. confusa, Qu. opaca, Nodosaria adspersa, Dentalina Benningseni, D. indifferens, D. Böttcheri, D. abnormis, D. obliquata, E. retrorsa, Glandulina elliptica, Gl. aequalis, Marginulina infarcta, Cristellaria Böttcheri, Cr. brachyspira, Cr. pygmaea, Cr. in- clinata, Cr. eonferta, Cr. increscens, Cr. vaginalis, Cr. lituiformis, Cr. simplieissima, Cr. Gerlachi, Cr. eximia, Robulina lata, R. conein- na, R. artieulata, R. subangulata, R, nitida, R. liimbosa, Bulimina declivis, Polymorphina lanceolata, P. nodosaria. Ferner beschreibt R. die Foraminiferen des Septarien- Thones von Kreuznach, im Ganzen 32 Arten, von welchen neu sind Glandulina globulus, Gl. obtusissima, Textilaria cognata, Rotalia Weinkauffi, 29 sind aus andern Septarienthonen bekannt, nämlich 22 von Offenbach und 23 von Hermsdorf, 2 sind noch lebende. — (Wie- ner Sitzungsberichte XLVIII. 36—70. 8 T/f.) Derselbe bearbeitete für die Wiener Denkschriften auch die Foraminiferen, Bryozoen und Anthozoen von Oberburg in Steiermark. — Die Lagerstätte gehört den obern Nummuliten- schichten an, gleichaltrig mit den Tertiärgebilden von Ronca und Ca- stelgomberto, von den Diablerets und Cordaz. Die Foraminiferen sind Verneuilina oberburgensis, Clavulina triquetra, Spiroloculina striatella, Ü) 503 Sp. Morloti, Sp. Freyeri, Triloculina trigonula Lk, Tr. oblonga Mf, Tr. granulata, Quinqueloculina hiantula, Peneroplis prisca, Vertebra- lina sulcata, Rotalia formosa, Rosalina obtusa d’Orb, Truncatulina va- riabilis d’Orb, Polystomella latidorsata, Operculina irregularis und Nu- mulites variolaria Swb. Nur 6 dieser sind von andern Localitäten bekannt, 2 eocän, die andern neogen.und lebend. Der Anihozoen sind folgende: Stylophora annulata, Trochosmilia subeurvata, Aga- thiphyllia conglobata, A, explanata, Calamophyllia fasciculata, Rhizan- gia Hoernesi, Dimorphophyllia oxylopha, D. lobata, Mycetophyllia in- terrupta, M. multistellata, Leptoria eocaenica , Coeloria cerebriformis, Hyänophora longicollis, Stylocoenia lobatirotundata MEdw, St tauri- nensis MEdw, Stephanocoenia elegans Edw, Favia daedalea, Helia- straea eminens, H. Boueana, Astraea Morloti, Thamnastraea leptope- tala, Pseudastraea columnaris, Podabacia prisca, Dendrophyllia nodosa, Astraeapora compressa. Dendraeis Haidingeri, Actinacis Rollei, Pori- tes nummulitica, Litharaea lobata, Alveopora rudis, Millepora depau- perata. Endlich an Bryozoen: Membranipora subaequalis, M. formo- sa, Lepralia angulosa, L. leptosoma, L. Münsteri, L. Reussi d’Orb, L. rudis, L. megalota, L. multiradiata. Eschara papillosa, E. membra- . nacea, Heteropora stellulata, Defrancia cumulata, D. socialis und Pro- boscina confluens, von diesen nur 4 der Localiät eigenthümlich, die andern auch im Leithakalk. — (Zbda 118—122.) P. M. Duncan, fossile Corallen der westindischen Inseln. — In den minocänen Schichten auf St. Domingo, Jamaica und Antigua wurden folgende Arten gesammelt: Ceratotrochus duode- eimcostatus MEdw, Placocyathus Baretti, Pl. variabilis, Pl. costatus, Trochocyathus laterospinosus MEdw, Tr. abnormalis, Tr. profundus, Stylophora raristella MEdw, St. affinis, Dichocoenia tuberosa, Ste- phanocoenia intersepta MEdw, Caryophyllia affinis, Antillia nov. gen. mit A. ponderosa (= Montlivaltia ponderosa MEdw,) A. dentata, A. Lonsdalea, A. bilobata, Teleiophyllia nov. gen. mit T. grandis, T. na- vicula, Maeandrina sinuosissima MEdw, Astraea Antillarum, A. brevis, Plesiastraea distans, Pl. globosa, Pl. spongiformis, Pl. ramea, Sole- nastraea Verheltsi, Siderastraea grandis, Poecilopora crassiramosa. Ueberhaupt wurden aber 76 Arten bestimmt und von diesen sind 55 eigenthümlich, 7 kommen noch lebend im Westindischen, ostindischen und Stillen Oceane vor, 9 in europäischen Miocänschichten, 2 in asia- tischen miocänen, 1 in europäischen eocänen uud 1 in der europäi- schen Kreideformation. — (Ouaterl. journ. Geol. XX.20—44, tb. 2—5.) H. M. Jenkins und P. M. Duncan, Conchylien und Co- rallen vom Berge Sela auf Java. — Der Sela liegt im Distrikt Kuningan und gehört zum Kendengebirge. Er gipfelt in 2000° Höhe. Die untersuchten Arten sind Murex Grooti, M. paradoxicus, Pyrula cochlidium L, P. javanica, Purpura umbilicata, Oliva utrieulus, Conus striatellus, Natica Duncani, N. rostralina, N. flemmingana Rect, Vi- carya callosa, Turritella acutieingulata, T. simplex, Turbo obliquus, Cardium subalternatum, Pythina semperi, Amphistegina vulgaris, ‚504 Astraea Herklotsi und noch einige nicht näher bestimmbare Arten. Drei der Arten sind lebende, die übrigen neu und der Mehrzahl nach lebenden sehr nah verwandt, nur wenige mit miocänem Charakter. — (Ibidem 45-72 tb. 6. 7.) J. Leckenby, neue Pflanzen aus dem oolithischen Sandstein von Scarborough: Cycadites zamioides, Palaeozamia. pecten, Pteropbyllum comptum Ldl, Pt. medianum, Pt. angustifolium, Pt. minus Ldl, Ctenis Leckenbyi, Otopteris mediana, ©. lanceolata, O. graphica, O. tenuata, Tympanophora simplex und racemosa Ldl, Sphenopteris modesta, Sph. Iugleri Ettgh, Neuropteris arguta Ldl, Pecopteris polydactyla Cyp. Phlebopteris propinqua Ldl, Phl. Wood- wardi und Fucoides erectus. — (]bidem 74—81. tb. 8—11.) G. €. Laube, die Petrefakten der Bakulitenschich- ten von Böhmisch Kamnitz, — Die Schichten bestehen aus Thon und Thonmergel und lagern dem Quadersandstein unmittelbar auf. Verf. untersuchte daraus 2 Fische, 2 Würmer, 5 Cephalopoden, 13 Gastropoden, 39 Muscheln, 2 Brachiopoden und 1 Polypen. Unter den Localitäten Deutschlands hat von diesen Luschitz 33, Priesen 36, Postelberg 21, Strehlen 19, Kieslingswalde 9, Coesfeld 7, Rügen 4 etc. geliefert, ferner Uchaux 5, Rouen 2 gemeine, Lewes 8, Sussex 7, Perte du Rhone 4, Limburg 8, Nagorzany 15, Köppinga in Schweden 9. — (Jahrb. k. k. geol. Reichsanst. Verhdlgen. XIV. 22—27.) K. Peters, Versteinerungen des Krinoideenkalkes von Freiland und aus dem Imbachgraben, den Hierlatzschichten zu- nächst stehend, sind Rhynchonella fureillata, Waldheimia Lycetti, Te- rebratula subovoides, Rhynchonella Moorei, Rh. tetraedra, Rh. calei- costa, Spiriferina rosirata, sämmtliche vermischt mit Arten der Hier- lalzschichten. Der Kalkstein aus der Grossau lieferte viel Pentacri- nus basaltiformis, drei Brachiopoden der Hierlatzschichten und eben- soviele ausseralpine Arten, nämlich gemeine des mittlern Lias. Alles deutet also entschieden auf mittlern Lias und nicht untern, wie man glaubte. — (Zbda. 52.) E. Billings, neue Petrefakten aus Canada. — In dem Geological survey of Canada (Montreal 1863) beschreibt Verf. folgen- de neue Arten aus den untern silurischen Schichten:. Palaeophycus beauharnoisensis, beverleyensis, congregatus, funiculus, incipiens, ob- scurus, Lierophycus hiltonensis, hudsonicus, minor, ottawensis, Ruso- phycus greenvillensis, Beatricea nodulosa, undulata, Receptaculites calciferus, Eospongia Roemeri, varians, Astylospongia parvula, Stro- matopora compacta, canadensis, Archaeocyathus atlanticus, minganen- sis, Stenopora patula, adhaerens, Bolboporites americanus, Columna- ria parva, incerta, Goldfussi, Blainvillei, rigida, erratica, Palaeophyl- lum rugosum, Petraia aperta, rustica, Zaphrentis canadensis, Blastoi- docrinus carchariaedens, Carabocrinus radiatus, tuberculatus, vancordt- lanti, Cleiocrinus regius, grandis, magnificus, Dendrocrinus acutidac- tylus, conjugans, cylindricus, gregarius, humilis, Jewetti, latibrachia- tus, proboscidiatus, rusticus, similis, Glyptocrinus lacunosus, margi- 505 natus, ornatus, pristinus, quinquepartitus, ramulosus, Heterocrinus ar- ticulosus, canadensis, inaequalis, tenuis, Hybocrinus conicus, tumidus, pristinus, Lecanoerinus elegans, laevis, Pachyocrinus crassibasalis, Palaeocrinus angulatus, pulchellus, rhombiferus, striatus, Porocrinus conieus, Reteocrinus fimbriatus, stellatus, Rhodocrinus asperatus, pyri- formis, microbasalis, Syringocrinus paradoxicus, Amygdalocystites florealis, radiatus, tenuistriatus, Ateleocystites Huxleyi, Comarocystites punctatus, Glyptocystites Forbesi, gracilis, Logani, multiporus, Malo- cystites Barrandei, Murchisoni, Palaeocystites Chapmanni, Dawsoni, pulcher, Pleurocystites anticostiensis, elegans, filitextus, exornatus, ro- bustus, squamosus, Cyclocystoides Halli, Palasterina rugosa, stellata, Petraster rigidus, Stenaster Salteri, pulchellus, Taeniaster cylindrieus, spinosus, Agelacrinites Dixoni, Edrioaster Bigsbyi, Arthroclema pul- chella. Lingula BelliÄ, Eva, Huronensis, Lyelli, Mantelli, Briseis, ca- nadensis, coburgensis, Forbesi, kingstonensis, Parryi, philomela, prug- ne, Obolus canadensis, labradoricus, Obolella chromatica, cingulata. Eichwaldia subtrigonalis, anticostensis, Discina circe, pelopaea, Tre- matie huronensis, montrealensis, ottavensis, Strophomena Ceres, He- cuba, fluctuosa, nitens, Thalia, Arethusa, Orthis gibbosa, acuminata, borealis, imperator, piges, platys, Porcia, Orthisina grandaeva, festi- nata, Porambonites ottavaensis, Rbynchonella anticostiensis, orienta- lis, Camerella caleifera, longirostra, Panderi, varians, Volborthi, ex- tans, antiquata, Athyris Headi, Avicule hermione, Vanyxemia incon- stans, Bayfieldi, montrealensis, Cyrtodonta canadensis, cordiformis, huronensis, rugosa, spinifera, subcarinata, sigmoidea, breviuscula, Em- ma, Harrietta, Hindi, Leucothea, ponderosa, Ctenodonta abrupta, Iphi- genia, Modiolopsis Gessneri, Maja, Meyeri, Nais, Adrastia, parvius- cula, Matheria tener, Conocardium Blumenbachium, immaturum, Holo- pea lavinia, Nereis, Proserpina, Pyrene, oyalis, Cyclonema Hageri, montrealensis, Subulites caleifera, parvulus, Richardsoni, Eunema Eri- gone, prisca, Helicotoma perstriata, Maclurea atlantica, Straparolus asperostriatus, Circe, Eurydice, Trochonema tricarinata, Pleurotoma- ria abrupta, americana, Amphitrite, Arachne, calcifera, calyx, Crevieri, docens, Eugenia, gregaria, Helena, immatura, Laurentina, pauper, Progne, Ramsayi, Circe, Murchisonia Anna, arenaria, aspera, Hermio- ne, infrequens, linearis, modesta, multivolvis, Procris, rugosa, Metop- toma, dubia, Alceste, Erato, Estella, nycteis, trentonensis, Bellerophon charon, disculus, Salterella obtusa, rugosa, pulchella, Orthoceras 32 spec, Cyrtoceras 8 spec, Gomphoceras obesum, Phragmoceras praema- turum, Lituites magnifieum, Nautilus Hercules, Jason, natator, tyrans, Ascoceras canadense, Newberryi, Piloceras canadense, Acidaspis Ho- rani, Ampyx Halli, Bathyurus 8 spec, Bronteus lunatus, Cheirurus Ica- rus, Conocephalus Adamsi, arenosus, miser, Teucer, Vulcanus, Dal- mannites Achates, Bebryx, Harpe santiquatus, Dentoni, Illaenus ame- ricanus, angusticollis, Bayfuldi, clavifrons, conifrons, Conradi, globo- sus, grandis, Milleri, orbicaudatus, Proteus alaricus, Triarthrus glaber, spinosus., — Ferner aus der Quebecgruppe 29 Graptolithus, 1 Retio- 506 lites, 1 Retiographus, 4 Phyllographus, 7 Dendrograptus, 2 Callograp- tus, 4 Dietyonema, 2 Ptilograptus, 1 Thammograptus. T. C. Winkler, description de quelques nouvelles especes de poissons fossiles du ealcaire lithographi- que de Solenhofen. Harlem 1862. 40. 10 Tbb. — Verf. unter- suchte 460 Platten der Teeylerschen und v. Bredaschen Sammlung und beschreibt nach diesen als neu Leptolepis elupeiformis, Thrissops mi- cerurus und elupoides, Belonostomus microcephalus, dann die Münster-- schen Aethalionarten. Brachyichthys typicus, Caturus ferox und brevis, Gyrodus dichaetinius und giganteus, Tetragonölepis exiguus, ausser- dem werden über bekannte Arten neue beachtenswerthe Mittheilun- gen gemacht. @l. Botanik. A. Grunow, neue Diatomaceen: Podosphe- nia Pappeana Cap, Climacosphenia moniligera Ehbg ebda, Asterionella Frauenfeldi Nicobaren, von wo Verf. noch zahlreiche andere Arten erhielt, Plagiogramma Grevilleanum Südsee, Fragillaria Ungerana Cy- prus, Fr. Swartzi Küste Brasiliens, Fr. pacifica Cap, Fr. capensis ebda, Fr. exilis Antillen, Amphipleura Frauenfeldi Nicobaren, Nitzschia Je- linecki ebda, Cocconeis interrupta nördlicher Stiller Ocean, C. pellu- cida Mittelmeer, C. binotata Europa, Achnanthes glabrata Centralame- rika, Achnanthidium hungaricum Ungarn, Cymbosira minutula Jonien, Rhoikoneis nov. gen. mit Rh. Bolleana Stiller Ocean, Rh. Garkeana ebda, Cymbella alpina Oestreichsche Alpen, Amphora fluminensis Adria, Navicula molaris Ungarn, N. naveäha Brünn, N. quinquenodis ebda, N. nicobarica, N. Vidovichii Adria, N. Jelinecki Brasilien, N. auklandica Aukland, N. pusilla Brasilien, N. brasiliensis, N. kamor- thenses Nicobaren, N. tahitensis Taiti, N. Fenzli Neusiedler See, N. Sandriana Adria, N. Hochstetteri Nieobaren, N. Peisonis, Stauroneis biformis Rothes Meer, St. bacillum England, St. Heuflerana Tyrol, Mastogloia Brauni Rothes Meer, M. maxima Adria, M. Postierana Ro- thes Meer, Chaetoceros Lorenzanus Adria, Biddulphia birostrata Peru, Euodia Frauenfeldi Cap, Cerataulus Reichhardti Adria, ©. Titianus ebda, Actinoptychus adriaticus ebda, — (Wiener zoolog. bot. Abhand- lungen 1863. XIII. 137—161. Tf. 13. 14.) St. Schulzer, zur Mykologie: Dothidea Ribesia Fr, Aeci- dium, Schizophyllum commune Fr, Ascospermum Platani. — (Ebda 300— 306. Tf. 9.) J. Milde, exotische Equiseten: E. diffusum vom Hima- laya, E. bogotense HBK, E. brasiliense, E. giganteum L Chili, E. de- bile Roxb sehr weit verbreitet, E. robustum Braun, E. laevigatum Braun NAmerika. — Derselbe giebt noch einen Index Equisetorum omnium, namentliche Aufzählung aller Arten mit Literatur und Sy- nonymie — leider ohne Vaterland, durch dessen Hinzufügung dieser Index wesentlich an Brauchbarkeit gewonnen kaben würde. — (Hbda 225 — 244.) Ferner verbreitet sich derselbe über folgende Equiseten: E. trachyodon Braun (= E. hiemale Döll, E, Mackaii New, E. elon- 507 gatum Hook) hat rasenförmigen Wuchs, aufsteigende Stengel, dunkel- grün, rauh, Scheiden nicht verlängert, cylindrisch, anliegend und mit schwarzem Saume, die Blättchen mit tiefer Mittelfurche und vier scharfen mit Kieseltuberkeln besetzten Riefen, Zähne bleibend; rauh, schwarzbraun, Centralhöhle sehr klein, Riefenbast 10—12 Zellen, Rillenbast 4—5 Zellen hoch, Riefen breit, gestuzt, scharfkantig, die Rillen mit Querbändern von Kieselrosetten dicht besetzt, die Zähne mit aufrecht stehenden Zähnchen dicht bekleidet. An sandigen Fluss- ufern, nur am Rhein, auch in Schottland und Irland und vielleicht bei Chamounix. E. hiemale var. Doelli Stengel aufrecht 2‘ hoch, grün, rauh, 10— 14kantig, Riefen flach, Scheiden mit schwarzem Saume und schwarzem Gürtel, Rillen mit undeutlichen verschmolzenen Rosetten, bei Mainz, Karlsruhe, Strassburg. E. hiemale var. Schleicheri, CE. Schleicheri Milde, E. paleacum Thom, E. aturianum Bory) Stengel aufrecht, einfach, rauh, grün, 8—18kantig, Riefen flach, spitzkantig, Scheiden verlängert, an der Mündung erweitert, gleichfarbig, Blätt- chen kleinriefig, gestuzt, Spaltöffnungsreihen durch 5—8 Zellreihen getrennt, Riefen mit breiten Querbändern oder unregelmässigen Li- nien von rundlichen Kieseltuberkeln, Rillen ohne Rosettenbänder: For- ma minor, major, ramosa, polystachya, an sandigen Flussufern Deutsch- lands. E. hiemale var. texanum in Texas. E. hiemale var. Raben- horsti Pflanze rasenförmig, Stengel aufsteigend, bis 15kantig und 2° dick, astlos, grau, rauh, Scheiden ohne alle Bänder, Blättchen flach, oben deutlich vierriefig, unten mit kantiger Mittelriefe, Zähne blei- bend, gekräuselt, weiss, am Grunde bräunlich, Riefen flach, spitzkan- tig mit breiten Querbändern, Rillen mit längern und kürzern Kiesel- rosettenbändern, Spaltöffnungsreihen durch 5— 6 Zellen getrennt, nur an der Elbe in der Altmark. E. hiemale var. fallax bei Bern auf san- digem Boden. — Unter E. paleaceum Schleich begreift man eine Art, die sich von E. hiemale nur durch die straffen Scheidenzähne unter- scheidet. Aber Vaucher beschreibt dieselbe als Form seines E. mul- tiforme mit E. variegatum Schleich und elongatum Wild. Nach Ber- noulli besass er aber nur durch Absterben der Stengelspitze ästig gewordene Exemplare vonE. ramosum, Schleichers Exemplar ist aber in der That E. elongatum Wild var. subvertieillatum Br mit weiss- brandigen Scheiden nach dem Herbar Vauchers und in Schleichers Herbar ist E. paleaceum — Mildes var. Schleicheri, liegt aber zu- gleich auch bei hiemale, also hat Schleicher mit demselben Namen zwei ganz verschiedene Pflanzen bezeichnet. Alles was Thomas als paleaceum ausgegeben gehört gleichfalls zu var. Schleicheri. Der Na- me paleaceum ist daher ganz aufzugeben. — (Zbda 491— 495.) Equisetum seirpoides Michx in Kärnthen bestimmte Po- korny auf zwei von Wulfen bei Heiligenblut gefundene und als E. variegatum Schleich ß prostratum, E. prostratum Hoppe bestimmte Exemplare. Aber bei dem einen Exemplare sind die Scheiden vier- zähnig, die Stengel vierkantig mit spitzkantigen breiten Riefen und es ergiebt sich als eine Form von E. variegatum Schleich var. anceps 508 Milde. Die Stengel des andern Exemplars besitzen dreizähnige Schei- den und sind sechseckig, dies ist E. seirpoides Michx. Anatomisch “ stimmen beide Exemplare ganz überein und E. scirpoides ist nur als Subspecies zu betrachten. Wahlenbergs E. reptans in der Flora lap- ponica begreift E. variegatum und E. scirpoides, nach der Beschrei- bung aber ist es die vierkantige Form des E. variegatum Schleich. Nach den Originalexemplaren gehört E. prostratum Hoppe nicht hie- her, sondern zu E. palustre L. — (Zbda 1099 — 1100.) J. Böhm, die Ursache des Saftsteigensin den Pflan- zen. — Die älteren Forscher erklärten und fanden diese Ursache in einer Capillarröhrchen- Anziehung, die neueren dagegen als eine Dif- fusionswirkung. Um die Saftsteigung auf endosmotischem Wege zu er- klären, setzt man voraus, dass die Säfte in den obern Pflanzentheilen concentrirter seien als in den untern, aber direkte Versuche zeigen das Gegentheil. Hoffmeisters schöne Untersuchungen schienen das Räthsel zu lösen. Er suchte die Triebkraft des Stromes in den Wur- zeln und erklärte das Bluten von Vitis, Betula, Acer ete. vollkommen. Aber diese Erscheinung dauert nicht lange, sie hört auf, wenn sich die Blätter bis zu einem gewissen Stadium entwickelt haben. Tran- spirationsversuche lehren nun, dass die Pflanzen unter gewissen Um- ständen eine enorme Menge von Wasser verdampfen. Würde dies durch die Wurzel aufwärts gepresst: so müsste der querdurchschnit- tene Stamm gerade am heftigsten bluten, aber es fliesst beim Schla- gen der Bäume aus der untern Schnittfläche auch nicht ein Tropfen hervor. Dieser Widerspruch gegen Hofmeisters Erklärung des Saft- steigens veranlasste B. zu neuen Versuchen. Er steckte das untere Ende von Salixzweigen in eine Kautschukröhre, so dass das untere freie Ende der Zweige 3— 6° betrug und verband dann das obere Ende der Röhre sorgfältig mit dem Zweige. Dann brachte er den Zweig in den mit Wasser gefüllten Schenkel eines Injektionsglases, das aufgestülpte Kautschukrohr über das etwas erweiterte Ende des Schenkels zurückgerollt und hier wieder gut verbunden. An das obere Ende des andern 6 — 40‘ langen Schenkels wurde ein Trichter angeblasen und derselbe mit Quecksilber gefüllt. Das Quecksilber sank in allen angewendeten 40 Apparaten fast gleichviel, anfangs bei grossem Drucke rascher, dann langsamer.- Die Knospen entwickelten sich bei grossem Drucke früher als die der blos im Wasser stehen- den Zweige, Wurzeln aber bildeten nur jene Zweige, welche unter weniger als 10°‘ Quecksilberdruck standen, und die jungen Zweigchen jener unter grösseren als 10’ Quecksilberdruck stehenden Aeste wuch- sen höchstens bis 3” Länge heran, dann wurden ihre Blättchen von der Spitze her schwarz, das Quecksilber sank nicht mehr und die Zweige vertrockneten völlig. Die weitern Beobachtungen ergaben, dass die Ursache des Saftsteigens nur eine Saugwirkung und Folge der Transpiration sein kann. Die weiter angestellten Transpirations- versuche im absolut feuchten Raume ergaben nun, dass dabei eine Verdunstung -nicht stattfindet. Die Menge des verdunsteten Wassers 509 richtet sich stets nach dem Feuchtigkeitsgrade des die Pflanze um- gebenden Mediums. Es verdunsten daher Pflanzen am meisten, wenn sie im Luftzuge dem direkten Sonnenlichte ausgesetzt sind. Der Saft wird durch den Luftdruck in die Pflanzen eingepresst. Auch darüber giebt Verf. noch weitere experimentelle Bestättigung. — (Wiener Sitzungsberichte XLVIII. 10—24. 1 Tfl.) Hahn, Treiben von Hyacinthenim Wasser. — Als vor- theilhafteste Methode dieser Treiberei empfiehlt H. folgendes Verfah- ren. Man nehme ein weisses Cylinderglas von 1‘ Höhe und 4‘ Wei- te, legt darauf ein dünnes Brettchen mit 3,‘ weitem Loche in der Mitte. Die Zwiebel muss schon etwas getrieben haben und wird ver- kehrt auf das Brett gelegt, so dass die Spitze des Triebes durch die Oeffnung nach unten vorragt und das Glas so weit mit Brunnenwas- ser gefüllt ist, dass nur der Trieb aber nicht die Zwiebel davon be- rührt ist. Beim Fortwachsen des Triebes muss man das Niveau des Wassers durch Zugiessen erhalten. Wird das Wasser unrein durch Algen und dgl., so nehme man die Pflanze mit dem Breitchen heraus und reinige das Glas. Der Trieb geht nun in das Glas hinein und die oben hervorragende Wurzelscheibe bleibt trocken. Die etwa vor- handenen kleinen Brutzwiebeln schwellen an, aber treiben weder Blät- ter noch Wurzeln. Zuerst wächst der Trieb geschlossen fort, dann öffnen sich die Blätter und die Blühtenknospen zeigen sich. Die Blät- ter wachsen gerade nach unten fort und der Blühtenstengel neigt sich gegen die Lichtseite. Von den Knospen brechen die untersten zu- erst auf, alle entfalten sich vollständig alle ihre Theile nach unten gerichtet. Sie duften nur wenn sie frisch aus dem Wasser genom- men werden und verlieren den Duft, sobald sie trocken werden. Bei kräftigem Treiben entwickeln alle unter Wasser befindlichen Theile Luftbläschen, die nach oben steigen, doch nur am Tage und mehr bei Sonnenlicht wie bei bedecktem Himmel. — (Hannöversche natur- histor. Gesellsch. XIII, 18 — 21.) Al. Braun, über Doppelgestaltigkeit in den Blühten. — Der Dimorphismus der Blühten mancher zwitterblühtigen Gewächse ist erst in neuester Zeit richtig erkannt worden. Er tritt in zwei- facher Weise auf. In einem Falle sind die beiderlei meist diöcisch vertheilten Blühten vollkommen ausgebildet, unterscheiden sich aber in den relativen Längen - und Grössenverhältnissen der Befruchtungs- organe, indem bei einem die Griffel länger, die Staubgefässe kürzer, bei andern das umgekehrte Verhältniss stattfindet, weshalb man beide gewöhnlich als langgriffliche und kurzgriffliche unterscheidet. So z. B. bei wahrscheinlich allen Primulaarten, bei vielen Linumarten, bei Lytrum salicaria, vielen Labiaten. Die von Darwin und Hilde- brand mit mehreren Linum und Primulaarten angestellten Versuche haben zu dem merkwürdigen Ergebniss geführt, dass jede der beiden Formen, wenn sie mit dem eigenen Blühtenstaub befruchtet worden, entweder gar keine oder doch nur eine sehr geringe Zahl von Sa- men erzeugen, dagegen mit dem Blühtenstaube der andern Form be- 510 fruchtet reichlich Samen tragen. Aus den Samen jeder der beiden Formen erwachsen ungefähr in gleicher Zahl Exemplare der einen ‚und der andern Form. Daraus erklärt sich die Erscheinung, warum 2. B. ein isolirt gezogenes Exemplar von Linum grandiflorum, ob es gleich mit empfänglichen Narben versehen ist und wohl gebildeten Blühtenstaub enthält, doch keinen Samen ansetzt. In anderer Weise tritt ein Dimorphismus der Blühten ein bei solchen Pflanzen, welche gewöhnlich auf demselben Stocke gleichzeitig oder in einer bestimm- ten Aufeinanderfolge theils ausgebildste und ansehnliche theils an- scheinend verkümmerte Blühten tragen. Diese letztern haben entwe- der gar keine oder eine sehr verkümmerte Blumenkrone und öffnen sich meist gar nicht oder nur unvollkommen. In einigen Fällen schei- den sich diese verkümmerten Blühten selbst unter der Erde oder boh- ren sich in dieselbe ein wie bei Vicia amphicarpa, Arechis hypogaea, die anscheinend ausgebildeteren Blühten sind in vielen Fällen un- fruchtbar z.B. bei Viola mirabilis, während die scheinbar verkümmer- ten in allen Fällen fruchtbar sind. v. Mohl hat an Viola, Oxalis ace- tosella, Impatiens nolime tangere, Specularia perfoliata nachgewiesen, dass hier die Befruchtung innerhalb der geschlossenen Blühtenknospe in der Art vor sich geht, dass die Pollenkörner ohne die Staubbeutel früher zu verlassen, ihre Schläuche nach den Narben aussenden. Es findet also hier eine Einrichtung statt, welche im Gegensatz der zu- erst erwähnten Art des Dimorphismus nicht auf Kreuzung, sondern wesentlich auf Selbstbefruchtung berechnet ist. — (Berliner Wochen- schrift f. Gärtnerei N. 7, $. 52.) Jäger, die sogenannten Sommer-Endivien. — Es ist die sogenannte Sommerendivie von Kassel keineswegs ein Cichorium sondern ein wirklicher Lattich, entweder eine Spielart der Lactuca saliva oder die kultivirte Form von L. angustana All oder L. scariol& L, der Bindsalat ünd der romanische Salat, Spargelsalat. Die in Hes- sen kultivirte Sorte, Strunksalat, Kasseler Strünke, ist nicht verschie- den von unter andern Namen gehenden gelben Sorten. In Kassel wird ausser der gelben Sommerendivie noch eine rothblättrige Sorte gezogen. Die Stengel dieser sind dick und zart, aber niedriger und nicht so ausgiebig. Die punktirte Sorte ist ebenfalls brauchbar, wird jedoch leicht zu hart. Die in den Katalogen als Spargelsalat aufge- führte Sorte ist die schlechteste, fast der wilden Pflanze gleich. Die Kultur ist sehr einfach. Man säet den Samen für die Haupternte zum Einmachen im Juni und pflanzt 1!/,‘ weit zwischen Sellerie, Sa- latrüben und Gurken. Je weicher die Düngung, desto stärker und zarter werden die Strünke. Zum Salat benutzt man die gebleichten Blätter, wenn es im hohen Sommer an Kopfsalat fehlt. Die Stengel werden geerntet, wenn sie noch einmal so hoch wie die Blätter der geschlossenen Stauden sind, jedenfalls bevor sich an den Spitzen die Blühtenknospen zeigen. Sie werden geschält so weit sie zart sind, schräg in Scheiben durchschnitten uud mit Rahmsauce zubereitet. Das Einmachen geschieht wie bei den Bohnen. — (Zbda Nr. 6, $. 45.) 511 O. Hildebrand, Experimente über den Dimorphis- mus von Linum perenne. — Im Frühjähre wurde eine kräftige Pflanze von Lin. perenne in einen Topf gesetzt und entwickelte hier eine grosse Anzahl, etwa 30, von Blühtenzweigen; die Blühten zeig- ten die kurzgriffelige Form. Die Pflanze wurde nun ins Zimmer ge- nommen und an einem gegen Insecten und Wind abgeschlossenen Ort gestellt. Bei einer 1. Abtheilung von Blühten wurden die Narben der einzelnen Blühten, soweit sie aufblükten, mit ihrem eigenen Pollen betupft: keine Befruchtung. Von den Blühten einer 2. Abtheilung wurden die Narben mit dem Pollen anderer Blühten derselben Pflanze oder dem Pollen eines andern, gleichfalls kurzgrifflichen Exemplars bestäubt: keine Früchte. Die Blühten einer 3. Abtheilung wurden mit dem Pollen einer Pflanze von der langgriffiichen Form bestäubt: hier fast allseitig Samenentwicklung. Es ist daher klar, dass „bei Linum perenne die kurzgriffliche Form des Pollens der langgrifflichen bedarf, um Frucht zu tragen.“ — (Botan. Zeit. 1864, 1.) A. Garcke giebt Bericht über die am Kap der guten Hoff- nung vorkommenden Malvatceen. — (Zbenda 1864, 9.) Th. Irmisch, Beobachtungen an einigen Liliaceen. — I. beobachtete an Tulipa Celsiana wiederholt, dass die Antheren der vor den drei inneren Blühtenblättern stehenden Staubblätter sich entschieden früher öffneten, als die der drei anderen, welche vor den äusseren Blühtenblättern stehen; letztere stäubten manchmal 12 — 18 Stunden später, als jene an Exemplaren, die in einem geheitzten Zim- mer standen, ohne der Sonne direct ausgesetzt zu sein. Auch bei den im Garten cultivirten Exemplaren fand immer ein Intervall statt. Die äusseren Staubblätter sind dabei entschieden kürzer, als die in- neren, wie denn auch ein Gleiches von den Blühtenblättern gilt. Da- gegen fand I., dass in Blühten ohne Nectarabsonderung (Tulipa Ges- neriana, T. oculus-solis, T. turciva und T. suaveolens) die 6 Staub- kölbchen sich gleichzeitig öffneten und bei den sonst der Tulipa so verwandten Gattungen Erythronium, Gagea, Fritillaria und Lilium sich sogar die äusseren Staubblätter vor den inneren entstäubten. Irmisch kommt zu dem Schlusse, dass wie für die Tulpenarten An- und Ab- wesenheit des Nectariums Bedeutung hat, so es bei den Lilienarten auf dessen Beschaffenheit ankommt. Daher müsse dem Nectarium für die Diagnose mehr Werth beigelegt werden. — (Zbda 1864, 65.) R.D. Zoologie. E. Mecznikow, die Gattung Sphaero- phrya. — Diese Parasiten wurden meist für Embryonen bewimper- ter Infusorien gehalten. Selbst Claparede und Lachmann bejahen die Existenz der acinetenartigen Infusorien und wollen ihre Sphaerophrya pusilla für den Embryo einer Oxytricha halten. Stein verneint die Selbständigkeit aller saugenden Infusorien, wogegen Balbiani ist und Verf.’s Beobachtungen sprechen, Im Juni fand er in vielen Paramä- eien ein oder mehrere mit ceontractilen Behältern versehene Körper- chen. Er sah diese scheibenförmigen Körper sich in zwei ungleiche 512 Segmente theilen, dann nahm das kleinere Segment eine walzige Ge- stalt an, trat mehr nach aussen hervor und zeigte einige saugende Auswüchse an seinem Vorderende. Es war ein Embryo von Para- maecium bursaria. Ausgetreten aus dem Mutterleibe begann das aci- netenartige Wesen mit zunehmender Schnelligkeit sich zu bewegen und zwei Stunden lang änderte es seinen Körper nicht. Gleichzeitig beobachtete Verf. am Vordertheile eines Paramaecium aurelia einen scheibenförmigen Parasit der Gattung Sphaerophrya und er schloss auf eine nähere Beziehung zu jenen Embryonen. In der That fand er auch ein Paramaecium, aus welchem ein mit zwei contraktilen Blasen versehener Körper hervorragte, dieser theilte sich nach vier Stunden und bald darauf löste sich auch der walzige Sprössling ab. Dieser setzte sich an ein nächstes Paramäcium fest und nahm Kugel- gestalt an und bald darauf nahm er in seinem Wirthe die Stelle ein, wo gewöhnlich die runden Körper sitzen. Die Selbständigkeit dieser Acineten kann hiernach wohl nicht mehr bezweifelt werden. Verf. gedenkt noch einer neuen Sphaerophrya sol, welche Vorticellen und Stylonychien aussaugt und sich durch dichotome Theilung vermehrt. — (Müllers Archiv 1864. $S. 258 — 261. Tf. 7.) L. Stieda, zur Anatomie des Bothriocephalus latus. — Aus seinen speciell dargelegten Beobachtungen und Betrachtungen gewinnt Verf. folgende allgemeine Resultate: die Körpersubstanz die- ses Wurmes ist eine einfache zellige Bindesubstanz. Die äusserste Bedeckung der Körperoberfläche wird durch eine strukturlose Cuti- cula gebildet. Die Muskelelemente sind spindelförmige nach dem Typus der sogenannten glatten Muskeln der Wirbelthiere gebaute Zellen. Dieselben sind in dreifacher Richtung angeordnet und bilden eine Kreis- oder Ringmuskellage, eine Längsschicht und isolirt ver- laufende Quermuskeln. Bothrioc. latus hat einen Genitalporus. Die männlichen Organe bestehen aus den in den Seitentheilen der Glie- der gelegenen Hoden, dem Samenleiter, der in einen muskulösen Sack oder den Cirrusbeutel übergeht, dessen vorderes Ende sich nach aus-' sen einstülpend den Penis darstellt, welcher im obern Theile des Genitalvorus ausmündet. Die weiblichen Organe sind ein dicht un- terhalb des Cirrusbeutels in den Genitalporus mündender Vaginalka- nal, ein dicht unter der Muskellage an der Bauchfläche gelegener H förmig gestalteter Keimstock; die Eierstöcke und die Biergänge wer- den durch viele in der Rindenschicht der Seitentheile des Gliedes eingelagerte und mit einander in Verbindung stehende Körnerhaufen gebildet, von denen ein in der Mitte des Gliedes zusammenfliessendes Kanalsystem ausgeht. Der Ausführungsgang des Keimstockes „immt sowohl einen aus dem Ende der Vagina kommenden Canal als den nach Innen in die Mittelschicht eingetretenen Dottergang auf. Der Uterus oder Eierbehälter ist ein in viele Schlingen zusammengelegter Kanal, der eine selbständige Oeffnung unterhalb des Genitalporus be- sitzt. Die Verbindung zwischen dem Anfange des Uteruskanales und 513 dem Ende des Keimstocksganges wird durch eine Erweiterung des letztern vermittelt. — (Müllers Archiv 1864. S. 177— 211. Tfl. 4. 5.) J. F. Weisse, Entwicklung der Eier der Floscularia ornata Ehb. — Bei Aufnahme seiner Beobachtungen über Räder- thiere erhielt W. am 15. August ein Exemplar jener Floscularia mit 4 schon in das Futteral abgesetzten kleinen Eiern, ein fünftes noch im Mutterleibe steckendes wurde unter seinen Augen gelegt. Das- selbe zeigte deutlich das Keimbläschen und an beiden Enden den In- halt von der Eischale etwas abstehend. Bis zum 17. August zeigte sich nur ineinem Ei ein kleiner rother Punkt mit veränderlicher Stel- lung und am 18. in eben diesem zwei deutliche hellrothe Augenpunkte, die unter sichtbaren Bewegungen des bereits herangebildeten Embryo fortwährend ihre Lage änderten. Der Embryo bewegte sich immer lebhafter bis am 20. August dasEi an dem Ende zersprang, wo Wim- berbewegung sich zeigte, Das Thierchen kroch sehr langsam hervor und zeigte den deutlichen Wimperkranz an der Stirn, hatte aber nicht die geringste Aehnlichkeit mit dem Mutterthier. Inzwischen waren noch in zwei andern Eiern die rothen Augenpunkte sichtbar gewor- den und beide Embryonen brachen in derselben Weise hervor. Das am 16. August gelegte Ei zeigte -schon am 20. beide Augen am lebhaft sich bewegenden Embryo, öffnete sich aber erst am 23., brauchte also 7 Tage zur Entwicklung. Diese langsame Entwicklung sieht mit Ehren- bergs Beobachtungen an Hydatina senta in grellem Widerspruch, — (Zeitschrift f. wiss. Zoologie, XIV. 107 — 108.) i Klunzinger, zur Kenntniss der Limnadiden. — Von September bis Mitte November kommen in den von der Nilüberschwem- mung gebildeten Tümpeln bei Kairo Limnadien vor, die einer neuen Art angehören. Die nur durch Durchsickern entstehenden Tümpel haben ein shwachsalziges Wasser und die Limnadie ist nicht gerade zahlreich darin, auch sehr empfindlich gegen alle Veränderung im Wasser, besonders gern an klaren reinen Stellen. Ende November mit dem Austrocknen der Sümpfe verschwindet sie, wohin? liess sich nieht ermitteln. Sie schwimmt und kriecht schlammwühlerisch nach allen Richtungen hin. Der schnabelförmige Kopf mit dem oben schwarzen und unten weisslichen Auge schaut vorn aus der Schale heraus, stets in der Richtung des Schwimmens gerichtet, zu beiden Seiten. -des Kopfes die langen zweiästigen Ruderantennen in steier fast wirbelnder Bewegung. Hinten ragt das Abdomen hervor, meist ruhig gehalten, aber bei Hindernissen energisch gestreckt und ge- beugt. Die Füsse ragen kaum unten aus der Schale hervor und be- wegeä sich beständig rück- und vorwärts. Bei der geringsten Stö- rung schliessen sich die Schalen plötzlich, die Ruderantennen werden an den Bauch gezogen, Abdomen uud Kopf gebeugt und das Thier sinkt vermittelst seiner Schwere an den Boden. Nach einiger Zeit öffnen sich die Klappen wieder und nach und nach tritt das Thier hervor. Bisweilen liegt es am Boden und wedelt mit den Füssen; beim Schwimmen ist der Rücken nach oben gewendet. Die Hauptbe- XXIII. 1864. 34 514 wegung geschieht mittelst der Ruderantennen. Alle beobachteten Exemplare waren Männchen, nur eines weiblich. Die äussere Kör- perhaut besteht aus einer Chitincuticula, unter welcher eine Matrix liegt, die alle Vorsprünge und Anhänge der erstern ausfüllt. Die Ma- trix besteht aus einer farblosen, weichen, strukturlosen Grundmasse mit Körnchen, Körnern und Zellen. Von letztern macht sich beson- ders bemerklich eine Kette von Bindgewebskörperartigen Zellen in der Matrix des vordern Endes des Schnabels unter dem einfachen Auge. In dieser Cutis lagert auch ein gelblblich- bis röthlichbraunes Pigment zumal an den Körperanhängen. Die Cuticula ist farb- und strukturlos, nur an den Tarsen und Krallen gelblich, an den Kiefern schwarz. Die Häutung erfolgt nur Nachts und in kurzen Zwischen- räumen. Die Muskeln sind quergestreift. An den Ruderantennen und den borstentragenden Anhängen der Füsse zeigen sich die für die einzelnen Borsten bestimmten Stränge, nachdem sie sich vom Haupt- muskelstamm abgelöst, plötzlich sehr scharfe schwarze Conturen und ziehen sich damit gegen die Basis der Borsten, während die zart con- tourirte Matrix sich in das Innere der Borsten erstreckt. Es sind wohl chitinisirte Sehnen. Der Kopf unsrer Limnadia hat die allge- meine Gestalt eines Rhombus, oben vom Nackentheil durch einen scharfen Einschnitt geschieden und mit Hinterhaupthöcker, nach vorn über dem Auge mit deutlicher Stirnwölbung, darunter mit einer sich gabelnden Kante. Die Unterseite des Kopfes scharf gekantet durck Umbiegen und Vereinigung der vordern Kanten. Die starke seit- liche Kante’ theilt den Kopf in ein oberes Schädelgewölbe und einen untern keilförmigen Abschnitt. Alle Kopfleisten haben die Bedeutung von Nähten, in denen sich die Kopfstücke leicht trennen. Der hintern Kopfnaht entspricht eine innere quere Scheidewand, welcheKopf und Na- ckentheile sondert; unter ihrer untern concaven Kante läuft der Darm- kanal hin. Die ganze obere Kopfseite über der Seitenleiste ist mit kleinen hohlen Wärzchen besetzt, ebenso die Furche zwischen den vordern Leisten. Die ersten Antennen entspringen dicht neben einander zur Seite des hintern Endes der untern Kopfleiste, schwel len alsbald bulbusartig und bilden dann 13 feiner werdende perl- schnurige Glieder, die bald rund bald eckighügelig bis cubisch, ein- fach oder aus mehren zusammengesetzt sind, alle bewarzt ud wie mit äusserst zarten Blättchen besetzt. An der Ansatzstelle derselben findet sich stets ein der Cuticula angehöriges Ringchen, von welchem bis- weilen noch zwei Schenkel nach rückwärts abgehen. Der vom Hirn- ganglion abgehende Nerv schwillt im Bulbus der Antenne an und giebt in jedem Gliede Fasern ab. Das letzte Antennenglied ist verlängert und mehrgliedrig. Die Antennen scheinen Tastorgane zu sein. Die Ruderantennen sind doppelt so lang und entspringen mit breiter Ba- sis von den Seiten des Unterkopfes. Ihr sehr starker einfacher Stamm reicht bis zur Schnabelspitze und besteht mit dem aufsitzenden Theil aus 9 fast gleichen Ringeln mit Borsten. Der letzte Stammringel spaltet sich in zwei Aeste, einem mit 14 und einem mit.13 Gliedern 515 mit knrzen Stacheln auf der Rückseite und langen feinfiedrigen Bor- sten an der Unterseite. Diese Antennen enthalten wie das erste Paar Adduktoren und Abduktoren und noch Fasern für ihre einzelnen Glieder. Die unpaare Lippe entspringt breit aus der untern Kopfkante und hat Kahngestalt mit senkrecht nach oben abgeschlagenen Seiten- flächen, deren Ränder bogig auf- und absteigen und sich gegen das hintere Viertel dutenartig nach einwärts bis zur Vereinigung in der Mittellinie rollen, wodurch das Blatt hinten eine Zuspitzung und da- selbst eine obere Wand erhält. Der Vorderrand der letztern zeigt in der Mitte ein stark behaartes Züngelchen und.jederseits einen be- haarten Vorsprung, dem Züngelchen gegenüber am Boden der Lippe ein behaarter Wulst, vor und über der Lippenspitze eine kegelför- mige stachelhaarige Zunge. Hinten reicht die Lippe bis zu den hin- tern Kiefern und hinter ihrer Basis liegt die wulstig umrandete Mund- öffnung. Die Oberkiefer hängen jederseits dem Kopfe an und sind sichelförmig gekrümmt blattartig mit innen zurückgeschlagenen Sei- tenflächen, die sich im untern Viertel vereinigen, wodurch ein platt- gedrückter Cylinder entsteht, der sich nach unten verjüngt und abge- stutzt endet mit einer gelb- bis schwarzhornigen ovalen in der Mitte vertieften Platte. Ueber diese laufen zahlreiche Querleisten. Der obere Kiefertheil läuft kegelspitzig aus, ist gelb und beleistet. Ei- genthümlich verhalten sich die Kaumuskeln. Gleich hinter dem Kopf- höcker findet sich eine Reihe bewarzter und stacheliger Buckel, sehr zarthäutig und biegsam, ein Nackenschild bildend. Gleich dahinter liegt die Verbindungsnaht beider Schalenklappen und das Herz, wei- ter unten tritt der Schalenmuskel hervor über ihm der Darmkanal. Die Schale 6mm Jang, 3—4mm hoch, ist vollkommen gleichklappig, un. gleichseitig, länglich eiförmig, vorn höher und breiter als hinten, flach- gewölbt, mit kleinen Buckeln, schmutzig bräunlich bis grünlich gelb gegen die Buckel hin dunkler, meist mit Schmutz behaftet, schwach durchscheinend, sehr dünn und spröde wie Glas, aussen concentrisch gestreift, innen glatt und bei trocknen Exemplaren perlmutterglänzend. Sie besteht aus mehren Häuten, welche nur Duplicatur der Körper- haut sind, als inneres und äusseres Chitinblatt unterscheidbar und zwischen beiden eine Matrix. Letztrer gehört auch die Schalendrüse an, die vorn und oben liegt und aus concentrischen Wülsten besteht. Der Schalenmuskel entspringt im Nackentheil des Körpers von einem schmalen Bande, seine Fasern treten von diesem divergirend aus dem Körper an die Schale und setzen sich im Centrum der Schalendrüse an das Matrixblatt und die Drüsenwülste, aber nicht an die eigent- liche Schale, daher dieser der Muskeleindruck fehlt. Zur Nackenpar- tie gehört auch der zweite Kiefer, gleich hinter den Mandibeln gele- gen, viel kleiner, aber gleichfalls gekrümmt und stark beborstet. Der fast 8/4 Totallänge einnehmende Rumpf ist comprimirt, deutlich seg- mentirt, nach hinten kegelförmig. Die einzelnen Ringel haben nach unten einen Einschnitt und ragen etwas über die Basis der Füsse hervor, Die Bauchhaut bildet beiderseits der Mittellinie eine Art 516 Rand, welcher bis zu den Kiefern hin eine Furehe begrenzt. Der Rand ist mit sichelförmigen Wedeln besetzt. Die Seitenkanten der obern gewölbten Fläche tragen Haare. Die scharfkantige Rückenfir- ste erhebt in jedem Segment einen quer bedornten Fortsatz. Dem letzten befussten Rumpfsegmente folgt ein rudimentäres und darauf ein sehr langes mit Seitenborsten und jederseits zwei beweglichen Anhängen, welche gezackte Dornen und gefiederte Borsten tragen. Zwischen den untern klauenartigen Anhängen liegt der After. Die Rumpfmuskeln sind sehr entwickelt, füllen am Rücken den Raum zwi- schen Rückenhaut und Darmkanal:aus, als Längsmuskeln von Segment zu Segment und von AnfangbisEnde desRumpfes; am Bauche über dem Ner- venstrange zwei schwache Längsmuskeln und schiefe Muskelbündel. Die 22 Fusspaare nehmen nach hinten an Grösse bis zur Verkümmerung ab. Jeder Fuss bildet ein mit Lappen undAnhängen versehenes Blatt. Der Basaltheil oder Coxa ist langwalzig, fein bedornt, nach innen breitbasig von ihm abgehend ein kurzer sichelförmiger Maxillarfort- satz, an der Convexität mit 2 Reihen gefiederter Borsten besetzt, an der Spitze der Sichel Dornen. Das Blattartige Mittelstück des Fusses, nach Grube Femur und Tibia entsprechend, ist vom Hüfttheil durch eine schiefe innere Leiste abgetheilt. Der Innenrand dieses Blattes bildet 4 schmale Längslappen, .deren breiter Rand zwei Reihen lan- ger gefiederter Borsten trägt. Aussen oben geht ein borstenloser Fortsatz, der äussere Branchialanhang ab. Ausserdem haben die Füsse noch andere Anhänge. Die Fussmuskeln bilden mehre Bündel. Die 2 vordern männlichen Fusspaare sind von eigenthümlichem Bau. Ihr oberer Theil ist wieder Hüfte mit Maxillarfortsatz, daran die hei- den Branchialanhänge, drei mit Doppelreihen von Borsten versehene Lappen des innern Randes, und vorn ein starker Borstenhöcker. Das untere Blatt aber ist so gegen das obre eingeknickt, dass die hintere Fläche zur äussern, der innere Rand zum vordern wird, der untre gegen den obern nach rückwärts gewendet, wobei sich vorn ein Knie bildet, das durch den hier befindlichen Höcker sogleich in die Augen fällt. Am untern Rande des Vorderrandes hat sich der vierte Randlappen stark verdickt und zu einem Polster ehitinisirt, das abwärts gewendet mit kurzen starken Dornen besetzt ist. Statt des untern Lappens an diesem bei andern Füssen findet sich hier ein bedorntes Züngelchen. Die Kralle ist von diesem ganzen Organ gelenkartig abgeschnürt, sitzt mit breiter Basis auf dem untern Fuss- blatt auf, ist hackig und hat am Ende einen Zahn und davor kleine Dörnchen. Ausser dieser Kralle geht nach vorn von ihr noch ein Sförmiger behaarter Fortsatz ab. An den Hinterbeinen verkümmern allmählich die einzelnen Theile. Die Speiseröhre steigt von der Mundöffnung nach vorn aufwärts und geht hier in den Darm über, der durch den Kopf rückwärts geht, in der Magenpartie sich etwas krümmt, dann gerade durch den Rumpf zieht und mit dem Mastdarm sich wieder abwärts biegt. Im vordersten Theile spaltet sich der Darmkanal in zwei kurze dicke Aeste, welche eine grosse traubige 517 Drüse zwischen sich nehmen. Dieselbe ist gelblich körnig, gelappt, reicht in den Kopf hin und zeigt bisweilen energische Contraktionen. Ob Speichel- oder Leberdrüse lässt sich nicht entscheiden. Das recht- eckig schlauchförmige Herz liegt im Nacken über dem Darm und nimmt durch einen senkrechten Seitenspalt das Blut auf. Dieses ist lebhaft rubinroth mit farblosen Blutkörperchen. Das Weibchen hat keine Krallenfüsse und zur Seite des Darmes einen traubigen EBier- stock mit röthlichen Eiern. Die Hoden sind lappige Drüsen. Das Hirn liegt vor der Lippe über der untern Kopfkante und besteht aus zwei Ganglien; der Bauchstrang bildet in jedem Segment einen Kno- ten. Das grosse Auge besteht deutlich aus zweien in der Mitte ver- bundenen. Verf. lässt es fraglich ob sein Thier zu Limnadia oder zu Cyzicus gehört und nennt die Art gubernator. — (Zeitschrift f. wis- missenschaftl. Zool. XIV, 139— 164. Tff. 17 — 19.) - F. Brauer, über Panorpidenlarven. — Klugs Begränzung ger Familie der Panorpiden ist durch die spätern Beobachtungen über Larven nicht beirrt worden, die Abtrennung der Nemopteren noch be- stättigt. Die Mundtheile der Larven dieser letztern sind saugende wie bei Myrmeleon, die der reifen Thiere nicht unter einander verbunden, sondern von der Basis an frei. Vrf. stellt die Panorpiden den Phryga- neen zunächst wegen des Baues der Beine und des Thorax, wegen der theilweisen Verwachsung von Unterlippe und Unterkiefer. Für ihre Ver- wandtschaft mit den Sialiden sprechen die entwickelten Oberkiefer und das Fehlen des Endlappens der Unterlippe. Aber zwischen den Phry- ganiden und Sialiden bilden die Panorpiden ein trennendes Glied und man wird die Eintheilung der Neuropteren in Planipennien und Phry- ganiden verlassen. Nach noch einigen hierauf bezüglichen Betrachtun- gen geht Verf. zur Darlegung seiner Detailbeobachtung über. Der Kör- per der Panorpidenlarven besteht aus einem hornigen senkrechten Kopfe, 3 Brustringen mit Beinen und:10 Abdominalringen; vorn am Kopie jeder- seits ein Haufen Augen, dazwischen der dreieckige Clypeus mit com- plicirter Oberlippe, welche einen einstülpbaren schwieligen Theil und daran einen kleinen Anhang hat; oben auf den beiden Scheitelplatten und hinten in diese eingreifend die Hinterhauptsplatte; vor den Augen nach innen und oben die 3—4gliedrigen Fühler; kräftige beissende Mundtheile; grosse hornige dreiseitig bezahnte Oberkiefer, häutige mit der Unterlippe verwachsene Unterkiefer, am Ende dick, fleischig, unge- theilt und aussen mit viergliedrigem Taster‘, die häutige kurze Unter- lippe mit dreigliedrigem Taster, das hornige Kinn breit und gerade ab- gestutzt. Die Beine kurz, häutig, grade und einziehbar, bei einigen noch acht kurzkegelige Bauchfüsse. Zehn Stigmenpaare. Das Leben der Panorpalarven ist zu betrachten vom Aussehlüpfen bis zur ersten Häutung und von dieser bis zur Verpuppung. Zur Beobachtnng erhält man die Larven nur, wenn man reife Thiere zum Eierlegen einsperrt in Gläsern mit feuchter Erde und etwas Rinderherz: Das Weibchen legt bis 12 Bier in eine zähe Flüssigkeit. Nach acht Tagen schlüpfen die Larven aus bei 2/3“ Länge ünd !/,“ Breite, bald darauf grünviolet 518 mit schwarzen Augen, mit viel dickern Fühlern als später und auf 7 Abdominalringen mit je 2 beborsteten Warzen. Die starken Oberkiefer haben eine stumpfe eingebogene Spitze, und innen zwei kurze stumpfe Zähne. Die Beine mit diekkegeligen Hüften und walzigen Schenkeln und Schienen; die Brustringe von gleicher Dicke mit den Hinterleibs- ringen; auf dem 8. und 9. dieser zwei lange Warzen mit langer geglie- derter Borste, auf dem letzten nur eine solche Warze und eine vier- theilige Haltgabel mit stumpfen Zinken. Die Larven greifen das dar- gebotene rohe Fleisch von unten her an auf selbst gegrabenen Gängen, laufen schnell rückwärts, stellen sich frei aufrecht mittelst der Afterga- bel und reinigen mit den Kiefern die Beine vom Schmutze. In 30 Ta- gen sind sie ausgewachsen, graben sich dann tiefer in die Erde und ruhen noch mehrere Wochen, ehe sie sich verpuppen, wobei sie auf halbe Länge zusammenschrumpfen. Das Nymphenstadium dauert 2 bis 3 Wochen, die Nymphe ist freieliedrig und hat mehr gerade Oberkiefer mit starkem Zahne an der Spitze und am Innenrande und sehr plumpe Taster, sehr dicken Unterleib und lange Flügelscheiden. Verf. zog die Larven von P. communis L., P. montana und P. variabilis, letzte beide neue Arten und giebt die Unterschiede aller drei näher an. Von Bit- tacus wurde Bittacus italicus beobachtet. Dies Thier ist furchtbar für kleine Fliegen, die es mit grossem Geschick und Kraftaufwand fängt. Das Weibchen lässt sich während des Fressens begatten und legt we- nige Tage später kleine braune fassförmige Eier einzeln auf die Erde und stirbt nach einigen Wochen. Die Larven haben einen breitern Kopf als die Panorpen, dicke viergliedrige Fühler, die Oberkieferspitze gespalten und innen mit starkem spitzen Zahne, die Unterkiefer mit breitem Kaustück, alle Ringe mit besonderen Auswüchsen, die ersten und letzten eigenthümlich, die Beine länger ala Panorpa, die kegeligen Bauchfüsse beborstet. Diese Larven graben sich nicht ein, verstecken sich nur unter losen Blättern. Bei 3“ Länge starben alle, die Verf. zog. — Boreus hiemalis lebt vom Oktober bis in April und erst im Sep- tember findet man Nymphen. Die ersten Imagines trug Verf. im März zur Zucht ein und beobachtete die eigenthümliche oft Tagelang dauern- de Begattung. Das Männchen stirbt und wenige Tage später legt das Weibchen die Eier in die Erde. Aniangs April sterben alle Individuen ab und Ende April oder Anfangs Mai erscheinen die jungen Larven, die man im August oder im Januar ausgewachsen findet in der Erde und unter Moos. Sie haben kurze pfriemenförmige Fühler, an der Oberlippe einen langen, schwieligen, einziehbaren "Theil, starke ungleich zweispitzige Oberkiefer mit zwei Zähnen am Innenrande, Unterkiefer mit rundem‘, fleischigen Randstück, verdickte Brustringe und dünnen, walzigen Hinterleib. Sie fressen Moos, höhlen Gänge aus und verpup- pen sich im September in die Erde in einen fein ausgesponnenen Gange. Die Nymphe häutet sich erst an der Oberfläche zur Imago. Die Art lebt bei Wien inLaubwäldern und bis zu 4000‘ Höhe in Tannenwäldern. (Wiener z0ol.-botan. Verhandlungen XIII. 307-322. Tf. 13.14.) @l. Correspondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines ee Provinz Sachsen und Thüringen Halle. 1564. Juni. Ne Tl. Sir zume am la dJunı. Eingegangene Schriften: 1. Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde, herausgeg. von Koch No. 17—20. Berlin 1864. 4o. 2. Jahresbericht des physikalischen Vereins zu Frankfurt a.M. 1862 — 1863. 8°, Als neue Mitglieder werden proclamirt dieHerren Oskar Schiek Stud. math. et phys. in Jena Karl Kämpf Stud. math. et phys. in Jena Albrecht Stief Stud. math. aus Stassfurt hier. Herr Augustin legt ein Stück Kupferschiefer mit welliger Schieferung und einem Fischabdrucke vom Zimmermannsschacht im Burgörnerschen Reviere vor und sucht die eigenthümliche Verdrückung des Gesteins zu erklären. Herr Siewert macht eine vorläufige Mit- theilung über die Resultate seiner Untersuchungen über die Wirkun- gen des Kochsalzes beim Waschen mit kalkhaltigem Wasser. Es scheint das Kochsalz auf die durch Vermischung von gewöhnlicher Seifen- mit Gypslösung entstehende neutrale Kalkseife einen zerset- 'zenden Einfluss auszuüben, derart, dass der neutralen Kalkseife ein Theil des Kalkes entzogen wird, der nun nicht wieder durch neue Seifenlösung ausgefällt wird, während die gleichzeitig entstebende saure Kalkseife in derselben Weise die von der Wäsche abgelösten Schmutzstoffe einzuschliessen scheint, wie es das beim Waschen mit Regenwasser aus der Seife ausgeschiedene saure stearinsaure Na- tron thut. Sitzung am 8. Juni. Als neues Mitglied wird angemeldet: Herr Dr. Löbe in Altenburg, durch die Herren Zincken, Giebel, Taschenberg. Herr Schubring berichtet die Untersuchungen von Dr. Mohr über Eisregen und Rauhfrost. 520 Herr Taschenberg legt einen Harpalus vor, in dessen Hinter- leibsende sich ein Fadenwurm von weit über 2 Zoll Länge einzubohren begonnen hatte. Sitzung am 15. Juni. Als neues Mitglied wird proclamirt: Herr Dr. Löbe in Altenburg. Herr Siewert erörtert, wie die sehr empfindsame Reaction von Rhodancalium auf Eisen durch Zusatz von Aether noch um ein Be- deutendes vermehrt wird. Herr Brasack berichtet Pasteurs Untersuchungen über Fäul- niss durch Infusorien veranlasst. Herr Schubring sprach über Jolli’s Federwage. Schliesslich legt Herr Giebel Knochen von Rhinoceros tichor- rhinus im Lehm auf buntem Sandsteine bei Nebra vor. Sitzung am 22. Juni. x In der öffentlichen Sitzung zur Feier des 16. Jahrestages seit dem Bestehen des Vereins führte Herr Volkmann seine interessan- ten Versuche vor, die die Identitätstheorie von der Netzhaut des Au- ges stützen und’ legte von ihm sinnreich construirte Apparate vor. Ein einfaches Mahl hielt hierauf die anwesenden Mitglieder und Gäste noch einige Stunden in geselliger Heiterkeit zusammen. Sitzung am 25. Juni. Herr Brasack trägt die beiden bisher geführten Beweise da- für vor, dass die Sonne ein weissglühender Körper sein müsse: den von Kirchhoff und Bunsen mittelst der Spectralanalyse und ei- nen zweiten, den neuerdings Magnus durch das starke Wärmestrah- lungsvermögen der Sonne hergeleitet hat. Herr Zincken sprach über die auf der Friedrich- Wilhelms- hütte zu Mühlheim a. d. Ruhr angestellten Versuche, die mit dem Magnetismus gusseiserner Röhren angestellt wurden. Aus denselben ergiebt sich, dass senkrecht gegossene Röhren stark bipolarisch magnetisch sind. Eine senkrecht stehende, 11/, Zoll starke und 7 Fuss lange Röhre, welche im Formkasten erkaltet war, zeigte einen so starken Magnetismus und zwar einen Nordpol am untern, einen Süd- pol am obern Ende, dass die Nadel eines kleinen Taschencompasses schon bei einem Fuss Entfernung umgekehrt wurde. Eine senkrecht gegossene, aber noch glühend umgekehrte und so erkaltete Röhre zeigte dieselbe Intensität des Magnetismus und dieselbe Lage der Pole, ein Beweis dafür, dass die magnetische Kraft sich erst unter der Rothglühhitze in den Röhren entwickelte. Eine dritte, unter einem Fuss Neigung von Norden nach Süden gegossene Röhre zeigte einen neunmal schwächern Magnetismus, welcher aber ebenfalls, wie bei den beiden ersten Röhren den Gesetzen des Erdmagnetismus entsprechend vertheilt war. (Druck von W. Plötz in Halle.) et BL EIRS BR LEER RS . \ EUR. rn E77 Mm 3 9088 01315 6302