HARVARD UNIVERSITY Il mi |) (Bu AS UP Da LIBRARY OF THE MUSEUM OF COMPARATIVE ZOOLOGY AN FE RTURA: iin vr ER Zeitschrift für die («esammiten Naturwissenschaften. Herausgegeben von dem Naturw. Vereine für Sachsen und Thüringen in Halle, redigirt von C. Giebel und M. Siewert. Jahrgang 1868, Einunddreissigster Band. Mit zwei Holzschnitten. Berlin, Wiegandt u. Hempel. 1868. YindastloeN ih Dt lies oe 2 m iz 5 nadanssannteHl 113 ’r ıoYy sleH ui nsgarsidt Dan maailord sin onismV- winte vor Itraiber er sıawsia MW hau Iadaid I el yoaatıel bus sotlegteaisuıhbban ih DT: | sotttnısertoh mer IM RL: ‚erlmaH Iögmali asbaayseiW Saal | en u in an u 0 2 „De Son Önhaft. —— Aufsätze. H. Burmeister, über die Ohrenrobben der Ostküste Südamerikas R. Dieck, die Hautmuskeln des Fuchskopfes . } , C. Giebel, einige neue und wenig bekannte Br nlriathe Vögel — .—, über einige Otternschädel. . » . ... er, — —,. Gewichtsverlust des eigenen Körpers bei verminderter Baron. ER BIETE BOBEIOE NOT, IN ur Ai W. Heintz, Einwirkung des kohlensauren Kunonrik auf Mono. chloressigsäureäther . . . . RENTE RL TR e — ——, über 'phosphorsaures Zinkoxyd und en Zink- oxydammoniak . . . — —, Notiz über die Darktellung des aisıykolskuren Kalks. — —, über die Einwirkung des trocknen kohlensauren Natrons auf den Monochloressigsäureäther, über den ee äther und das Diglykolsäurediamid . . ... — —, einfachste Eusisch ud N der Giykolaiiideniren aus Monochloressigsäure — —, über die Einwirkung von Jodäthyl En PR a Diglykolamidsäureverbindungen und eine neue Bildungweise des Diäthylglykokolls und der Aethyldiglykolamidsäure H. Köhler, über die Anwendbarkeit bleierner Utensilien und Lei- tungsröhren für das Hausgebrauchswasser. . . ... F. Schönichen, zur Kenntniss der Erzgänge des anhaltischen a zes mit einem Blick auf die Zechsteinformation seiner Umge- bung. . . . M. Siewert, zur > rn B= Fieldschen® Methode er ehr Brom-, Jodbestimmung . . . ae — —, über den Stickstoff der im Körber enbranchten Eiweiss“ körper L. Witte, über ee Teenie 1 Wärme Fr dr Erdoberfläche Mittheilungen. 273 276 346 Baldamus über Kuckukseier 21. — P. Th. A. Brukin, die Flora und Fauna des hängenden Steines bei Bludenz 301. — C. Giebel, Di- plodus Ag — Xenacanthus Beyr im Wettiner Kohlengebirge 23; die Gattung Neoschizodus im Lieskauer Muschelkalk 127. — Rud. Kner, die fossilen Fische in der Kreide von Sendenhorst 374. — W, v. Na- thusius, über Bildung der Schale des Vogeleies 19. — Schubring, Re- sonatoren und einige andere akustische Apparate 139. IV Sitzungsberichte. Altum, Nahrung der Eulen und Häufigkeit der Fledermäuse bei Münster 262. — Baldamus legt ein Stroboskop vor 69. — de Bary, über den Rosenpilz 545. — Brasack, Versuche mit Kreiseln 70. 73; Interferenzerscheinungen an g@kühlten Gläsern 263; Wirkung der Blau- säure 542, — Credner, Thoneisenstöin bei Mühlhausen 423; fossiler Stamm in der hallischen Braunkohle; Monstrosität von Encrinus lilii- formis 262; über Fraas’ Reise nach Palästina 264; Gränzschicht zwi- schen Keuper und Lias 180. — R. Dieck, Langesche Löthrohrlampe 264. — Eichel, Pflanzenreste im ‚Musthelkalk bei Schneitlingen 550. — C. Giebel, Lepus timidus var. isabellina 68; Glyphis germanica = Nai- sia apicalis Mstr; verknöcherte Aorta bei Lutra vulgaris 69; gegäh die herrschende chemischphysielogische Methode 71; Engelmanns' Ge- schmacksnerven des Frosches 74; gegen das Gletscherphänomen auf dem Brocken 264; Hundeschädel 422; Wachsthum der menschlichen Nägel 541; Eigenthümlichkeit am: Schädel von Sorex araneus und Talpa europaea 550. — Gründler, mikroskopische Präparate 547;. Kalk- spathkrystalle im Kopf von Achatina lubrica 554. — Göschke u. Ta- schenberg, Schädlickeit der Rosencikade 545. — Köhler, Ozonerzeugung 68; Anilin in Aplysia 179; animalisches Chinoidin 343; über thierische Gifte 423; über Myelin 558. — A. Schmidt, Ewalds geognostische Karte, mikrosköpische Gebilde im Keupersunidstein bei Pabstdorf 541; System der europäischen Clausilien 558, — Schaeffer, über den Spie- gel 548. — Schubring, chemische Harmonika 69; Grimaskistokop 70; Helmholz’ Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Nervenreizes 178; Ein- richtung der hallischen Wasserleitung 261; mehrfacher Mondhof 262; über Nickles’ Spectrum, billige Metallthermometer 264; eigenthümliche Stereoskopische Bilder 421; Fernrohr zu Feuernachrichten 423; neue Mass- und Gewichtsordnung 549. 556; neue Eismaschine 559; Ablei- tung von Theodolith 556. — M. Siewert, Seegens Arbeit über den Stoffwechsel, Krystalle von chromsaurem Baryt 68; Nobbes Pflanzen- versuche, Gibsons Schwefelwasserstöffapparat, Klein’s Einfluss des Kochsalzes auf den Organismus 71; Darstellung von Sauerstoff und neuer Manganoxydsalze 73; über, Liebigs Fleischextrakt 420, 555; Müllers Schlämmapparat 421. — Teuchert, monströses Leontodon ta- raxacum 421; künstliche Leuchtsteine 422; Scheiblers Metapektinsäure in der Zuckerrübe 424, Rübenmüdigkeit des Bodens und Kalidüngung 546; Salze der Platinblausäure 557. — Taschenberg, über schädliche Garteninsekten 551. — Weiyelt; Nahruüg der Pflanzen 542. — L. Witte, Bestimmung der mittlen Tagestemperatur und Gang der Tageswärme 540. Literatur. Allgemeines. 4. Frantz, Pseudodoxie der Naturwissenschaft (Magdeburg 1867) 25. — C. G. Giebel, die nützlichen Vögel unserer Aecker etc. (Berlin 1868) 139. — E. Külp, Lehrbuch der Experimen- talphysik (Darmstadt 1867) 137. — Mittheilingen aus dem Thierreiche für den naturgeschichtlichen Unterricht (Nürnberg 1861) 224. — C 4. Müller, Grundlinien einer Morphologie der Wärme (Tübingen 1867) 481. — Nahrungsmittel, verfälschte 377. — Naturforscher, Wo- chenblatt (Berlin) 139, — Petroleum, inventiöse Benutzung 379. — S. Ruchte, Grundriss der Naturgeschichte (Rosenheim 1868) 224. — Ö. Rietmann, Wänderungen in, Australien (St. Gallen 1868) 214. — Xav. Schechner, unumstösslicher Nachweis, dass die Erde nicht um die Sonne gehe (München 1868) 27. — Fr.v. Tschudi, das Ungeziefer V und seine Feinde (St. Gallen 1865) 198. — J: Wartimann, Leitfaden zum Unterrichte in der Naturgeschichte (St. Gallen 1868) 140. Astronomie u. Meteorolögie; Aerolithenfall vom 30. Januar: 1868. 482. — Berger, tägliche Barometerschwankungen und Gesetz der täglichen Winddrehungen 483; Zusammenhang der plötz- lichen Todesfälle mit den Witterungsverhältnissen 483: — .O. Buchner, die Meteoriten in Sammlungen 305. — #4. W. Dove, der Schweizer Föhn (Berlin 1868) 304. — E. Einsmann, Untersuchungen über die Windverhältnisse zu Berlin 225. — Güeist, thermoskopisches Baro- meter 484. — v. Haidinger, die Meteoriten des kk. Hofmineralienka- binets am 1. Juli 1867. 305; die Lokalstunden von Meteoritenfällen 305: — Hoh, merkwürdiger Blitzschlag 140. — K. Jelinek, normale fünftägige Wärmemittel für 80 Stationen in Oesterreich 305. — Kuhn, über Blitzschläge 226. — E. Lommel, Theorie der Abendröthe und verwandter Erscheinungen 225. — Oppel, vermischte meteorologische Notizen 482. — Secchi, neue Beobachtungen über die Spektra: der Fixsterne 226. — E. Weiss, Beobachtungen während der ringförmigen Sonnenfinsterniss am 6. März 1867 in Dalmatien 306. Physik. Akin, Calcescenz und Fluorescenz 29. — Alvergniat, Apparat zur Beweisführung, dass der elektrische Funken nicht durch ein absolutes Vakuum geht 487. — J. B. Baille, Veränderungen der Dispersion bei Flüssigkeiten durch Erwärmung 207. — K. L. Bauer, Brechnung des Lichtes und das Minimum der prismatischen Ablen- kung 144; Bedingungen unter welchen Cubik-Zoll und Loth in die- selbe Beziehung wie Cubikcentimeter und Grammen zu einander tre- ten 486. — W. Beetz, Einfluss der Bewegung der Tonquelle auf die Tonhöhe 227; elektromagnetische Kraft der Gasbatterie und der voltaischen Polarisation 309, — C. Bohn, Winkelmessen, Nivelliren, Distanzmessen der Mikrometerschraube 228. — A. Brezina, Verfahren mit dem Stauroskop 228. — Böltcher, neue galvanische Kette 488; Dekokt der Quillayarinde 488. — Bratenwender, elektrischer 144, — Chaudart, Magnetismus und Diamagnetismus ‚der Gase 30. — Desains, absorbirende Wirkung gewisser flüchtiger Flüssigkeiten und. deren Dämpfe auf die Wärme einer Lampe 232. — J. Dub, Eintreten des Sättigungspunktes der Elektromagnete 484. — E. Edlund, über den galvanischen Lichtbogen 140; Vermögen des galvanischen Stromes das Volumen fester Körper unabhängig von der entwickelten Wärme zu verändern 32. — Emsmann, Ertönen von Orgelpfeifen bei verän- derlicher Stärke des Anblasens 145. — Guthrie, über ‘Tropfen und Blasen 227. — W. Hankel, neue Theorie der elektrischen Erscheinun- gen 142; thermoelektrische Erscheinungen des Bergkrystalls 142. — J. ©. Hansen, das sogenannte Torricellische Theorem 381. — Hoh, zur Geschichte der Fluorescenz 29. — W. Holtz, höhere Ladung iso- lirender Flächen durch Seitenanziehung und die Uebertragung dieses Princips auf die Construktion -von Influenzmaschinen 229; über In- fluenzmaschinen von hoher Dichtigkeit mit festen influenzirenden Flä- chen 230. — Jungk, Veranschaulichung einiger Erscheinungen an der Voltaischen Säule 381. — F. Kohlrausch, selbstthätiger Regulator für den galvanischen Strom 309. — Komerell, neues physikalisches Expe- riment 379. — G. Krebs, neue Form des schwimmenden Stromes von dela Rive 484; über Siedverzüge 487. — S. v, Krusper, über Bohüis über das Stampfersche Nivellirungsinstrument 227. — L. Külp, mag- netische Kompensationsmethode 381. — Listing, Gränzen der Farben im Spektrum 27. — F. Mach, Longitudinalwellenmaschine 309, — F. Melde, eigenthümliche Art Klangpulse zu erzeugen und zu zählen 32. — L. Meyer, Molekularvolumina chemischer Verbindungen 30: = G. v. d, Mensbroughe, Spannung flüssiger Lamellen 379. — Mousson, Dilatation eines am Ende erwärmten Stabes 484. — Muscart, Rich- vI tung der Schwingungen im polarisirten Licht 228, — Naumann, rela- tive Grösse der Moleküle 30. — J. Nestle, neuer elektrischer Influenz- versuch 486. — O0. Neumann, Foukaults Gyroskop vereinfacht und ver- bessert 145. — v. Niess!, über Bohns Winkelmessen 228. — F. Pla- teau, Umwandlung eines flüssigen Cylinders in gesonderte Kugeln 145. — J. C. Poggendorff, elektroskopische Notizen 143; neue elek- trische Bewegungserscheinung 143: Reaktion zweier Influenzmaschi- nen auf einander 144; elektrische Rotation 144; Wärmeentwicklung in der Luftstrecke elektrischer Entladungen 309; Vorgänge bei Entla- dung der Leydener Flasche 485. — G. Quincke, optische Experimen- taluntersuchungen 308; Fortführung von Materie durch den elektri- schen Strom 231. — R. Radau, zur Geschichte und Theorie des Wa- gebarometers 380. — Reusch, Reflexion und Brechung des Lichtes an sphärischen Flächen unter Voraussetzung endlicher Einfallswinkel 228, — P. Riess, Doppelinfluenz und Theorie der Elektrophormaschinen 230; Influenz einer nicht leitenden Platte auf sich selbst 231; über elektrische Einbiegungen 231. — dela Rive, Fortpflanzung der Elektri- cität in elastischen Flüssigkeiten, Schichtung des elektrischen Lichtes bei derselben 231. — Röber, Gesetz der Magnetisirung in weichem Eisen 484. — J. Rheinauer, zur Theorie der Wage und zwei Miscellen 486. — R. Rühlmann, Aendrung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichtes im Wasser durch die Wärme 207. — A. Schrauf, Einwendung gegen die Theorie des Refractionsäquivalentes 485. — M. Schwanda, Wirkungen der von der Holtzschen Maschine gelieferten Spannungs- röhren am Menschen 488. — L. Schwendler, zweckmässigster Wider- stand des Galvanometers beim Messen von Widerständen mittelst der Wheatonschen Brücke 231. — L. Sohnke, Einfluss der Bewegung der Lichtquelle auf die Brechung 308. — A. Töpler, optische Studien nach der Methode der Schlierenbeobachtung 228; zur Construktion und Leistung der Elektrophormaschine 229. — E. Villari, eigenthümliche elektromagnetische Erscheinungen und die Webersche Hypothese vom Electromagnetismus 382; über einige Eigenschaften des mit seinen Fasern parallel oder transversell durchschnittenen Holzes 382. — A. E. Waltenhofen, elektromagnetische Kraft der Daniellschen Kette nach absolutem Masse 383. — A. Waszmuth, neues Pachytrop 487. — Wüllner, über die erste Darstellung absoluter Röhren 487. — Zeh- fuss, Aufhebung elektrischer Kräfte; Bildung von grossen Hohlkugeln aus Teinem Wasser 487. Chemie. H.v. Abich, Naphtabezirke des nordwestlichen Kau- kasus 313. — Andrews, Identität des Jodkalium zersetzenden Körpers der Atmosphäre mit dem Ozon 33. — Barlinettiu. Duchemin, neue An- wendung der Pikrinsäure 146. — Bergeron u. Lemaitre, Auftreten der dem Organismus einverleibten Stoffe im Schweisse 383. — Berthelot, Kohlenwasserstoffe des Steinkohlentheers 383. — A. Bettendorf, allo- tropische Zustände des Arsens 34. — Böttcher, chemische Notizen 503. — 4A. Butlerow, Nichtgiftigkeit des Zinkmethyls 35; Bereitung von Glykolchlorhydrin 35; synthetische Bildungsweise des Alkohols 489. — C. Bischof, die Tbone auf der Pariser Industrieausstellung 309. —"Crafts, die Aether der Säuren des Arsens 35. — Draggendorff, zur Kenntniss des Cantharidins 496. — J. Erdmann, Constitution des Tannenholzes 36. — Estor u. Saintpierre, zur Kenntniss der Athmung 384. — A. Eulenburg, Zuckerbildung in der Leber 489. - Fare, Un- terschiede in den anscheinend gleichen Verhalten des Morphins einer- seits und der Gewürznelken oder Pimentkörner- Präparate anderer- seits gegen Salpetersäure und Eisenchlorid 283. — R. Fittig u. H. Eaton, Cyanverbindungen des Mangans 490. — Köbrich u. Silke, Zer- setzung des Kampfers durch Chlorzink 491. — M. Fleischer, das Thiernessal 87. — A. Forster, Darstellung künstlicher Leuchtsteine 389. — R. Fresenius, Rothholz 491. — Friedel u. Ladenburg, interme- diäres Anhydrid von Kiesel- und Essigsäure 491. — A. Fröhde, Iden- tität von Hydrocarotin und Cholesterin 334. — B. W. Gibsone, neuer Schwefelwasserstoffapparat 146. — A. Grabowsky, Gerbsäure der Eichenrinde 385. — 0. Grass, zur Analyse des Leuchtgases 234. — A. Grimaus, Bromderivate der Gallussäure 37. — E. Haushofer, Zer- setzung des Granits durch Wasser 392. — Hennig, Regeneration der zur Leuchtgasreinigung gebrauchten Masse 235. — Himmelmann, Un- terscheidung des Arsens vom Antimon 235. — Hlasiwetzu. Grabowsky, Zersetzung der Kampfersäure 493. — 4A. W. Hofmann, neue Reihe von Homologen des Cyanwasserstoffs 37; neue Reihe von Isomeren der Nitrile 492. — C. Horn, Quelle für Brom 237. — H. Hupert, neue Gallenfarbprobe 386; Fehlerquelle bei der Pettenkoferschen Reaktion 387. — D. Huizinga, Ozonnachweis in der Luft 38. — Jansen, Natur der Gase auf Santorin 53. — H. Kämmerer, kleine Mittheilungen 49. E. Klein u. Verson, Bedeutung des Kochsalzes für den menschlichen Organismus 147. — W. Kubel, Titrirung salpetriger Säure durch Cha- mäleon 39. — Limpricht u. Schwanert, Verbindungen der Toluolgruppe 493. — Linnemann, über künstlichen Methylalkohol 387. — F. Lossen, Oxydationsprodukte des Naphtalins 39. — de Luca, Wirkung von schwe- felsaurem Natron auf die Hornhaut des Auges 149. — E. Ludwig, Vorkommen des Trimethylamins im Weine 46. 495. — Magnesium- lampe neue 234. — Malin, zur Kenntniss des Kampfers 495. — Ma- rignac, Fluordoppelsalze des Antimons und Arsens 495. — H. Martin, Pfeffermünze, Pfeffermünzöl und ihre Verfälschungen 387. — @. Meiss- mer, Stoffwechsel der Hühner 388. — 4. Mitscherlich, neue Methode zur Bestimmung organischer Verbindungen 46. — Otto, Bestimmung des Schwefels in organischen Substanzen 388. — W. H. Perkin, Ba- sicität der Weinsäure 389. — Quecksilberproduktion, jährliche 312. — H. Reindel, Blausäureentwicklung aus Kaliumferrocyanür und Schwe- felsäure 40. — Ritihausen, Bestandtheile des Roggensamens 239, — F. Rochleder, über Aesculus hippocastanum 40. — Ed. Schär, neue Ozonverbindung organischer Natur 389. — W. v. Schneider, Abschei- dung reinen Platins und Iridiums 390. — €. Schorlemmer, über Koh- lenwasserstoffe 43. — Schwarzenbach, Aequivalentverhältnisse der Ei- weisskörper 43. — Schönbein, Verhalten der Blausäure zu Blutkörper- chen und den übrigen organischen das Wasserstoffsuperoxyd kataly- sirenden Materie 47. — A. Sierschh Umwandlung des Methyl in Aethylalkohol 391. — J. L. Soret, Dichtigkeit des Ozons 44. — ©. Than, über Kohlenoxysulfid 44. — Fr, Ullik, einige Verbindungen der Wolframsäure 46. — Thessie du Mothay, wohlfeile Darstellung von Sauerstoff, Ozon und Wasserstoffsuperoxyd 149. — Theile, Zer- setzungsprodukte des Albumins durch Aetzkali 504, — R. Wagner, Löslichkeit der Erd- und Metallkarbonate 45. — H. Wagner, über Phosphor- und Antiphosphorzündhölzer 150. — O. Weber, Milchsäure in osteomal. Knochen 391. — R. Weber, Verbindungen des Platins und Goldchlorids 33; Anwesenheit des Ozons in der atmosphärischen Luft 34. — W. Wernike, Vergoldung des Glases zur Herstellung op- tischer Spiegel 502. — W. Weyl, Tetramerkurammoniumoxyd und dessen Verbindungen 502. — A. Winkler, zur Kenntniss des Indiums 240. — Wöhler, Verbindung des Thalliumchlorür mit Eisenchlorid; zur Kenntniss des Ceriums 45. — Br. Zoch, Luftverschlechterung in Wohnräumen durch künstliche Beleuchtung 312. t Geologie. L. Agassiz, Ursprung des Löss 152. — E. Bey- rich, Stringocephalenkalk bei Elbingerode 396. — R. Blum, über die Concretionen genannten begleitenden Bestandmassen mancher Gesteine 396. — @. Berendt, geologische Karte der Provinz Preussen 241. — Al. Feliner, chemische Untersuchung der Teschenite 153. — F. Föt- vm terle, die Braunkohlenablagerung von Falkenau in Böhmen! 323. — G. Gross, Gegend zwischen Bingen und Mainz 510. — 0, W. Güm- bel, Gliederung des Pläners in Böhmen 48. — A. Grieshach, der Jura von St. Veit bei Wien 322. — Lossen, Kartenaufnahme im südlichen und östlichen Harze 392. — E. v. Mojsisovies, der Pisanaquarzit 54. — P. Merian, Gränze zwischen Jura und Kreideformation 507. — Alb. Müller, die Eisensteinlager am Fusse der Windgelle 52. — K.M. Paul, die Karpathensandsteine und Klippenbildungen zwischen. der Arvaer Magura und dem Arvapasse 54. — A. Pichler, zur Geog- nosie Tyrols 399. — Fr. Roemer, geognostische Karte von Oberschle- sien 242, — C. W. Paykull, zur Geologie Islands 513. — 0. Schneider, die augitischen Gesteine am Löbauer Berge 154. — U. Schlönbach, Gliederung der rhätischen Formation bei Kössen 53; Gosauformation bei Grünbach an der Wand 513. — @. Stache, zur Geologie der ho- hen. Tatra 512; Gebiet der schwarzen und weissen Waag 515. — A. Streng, die Diorite und Granite des Kyff'häusergebirges 321. — B. Studer et Escher v. der Linth, Carte geologique dela Suisse 243. — Th. Studer, zur Geologie des Morgenbachhornes am Thunersee: 245. — Ed. Suess, Gliederung der Trias und Jurabildungen in den östlichen Alpen 49; Aequivalente des Rothliegenden in den Südalpen 511. — M.:Wiikens, Bodenkunde und Geognosie 244. — F. Zirkel, die mikroskopische Struktur der Leucite und die Zusammensetzung der leueitführenden Gesteine 316. Uryktognosie. Bluhme, braune Bleierzkrystalle von ©ber- lahnstein 327. — E. Boricky, Dufrenit, Beraunit und Kakoxen von. $t. Benigma in Böhmen 325. — Breithaupt, Nantokit 406. — G@. Brush, über den Turgit 405. — Burckart, Domeykit von Parracatas in Me- xiko 249, — J. Cooke, Kryophyllit 249. — Frankenheim, Gruppirung der Moleküle in den Krystallen 328. — Frischmann, die Zwillinge des Chrysoberylis 324; Meteoriten aus Franken 516.— K u» Fritsch, Ge- mengtheile des am: 30. Jan. bei Pultusk gefallenen: Aerolithen 328. — €. W. €. Fuchs, zur Mineralchemie 57. — H. Goeppert, Abstammung des: Bernsteines 518. — P. Grothe, neue Mineralien auf einem bren+ nenden Steinkohlenberg bei Dresden 55. — K. v: Hauer, die Feld- späthe in den ungarisch siebenbürgischen: Eruptivgesteinen 156. — R: Hermann, Rewdanskit neues Nickelerz 65. — Myelström, Kataspilit 250: — G. Klemm, Zinnober im nördlichen Spanien 158. — Knowlton, Cyrtolit 250. — v. Kobell, der Glaukodot von Hakansbö in Schweden 157, Nachweis von Niekel und Kobalt in Erzen und Chatamit: bei. Andreasberg 519. — Murgquart, Thalliumreicher Schwefelkies 246.. —: Fr. Nies, Hornblendekombination von Härtlingen in Nassau 324, — €. Bope, Verwitterungsellipsoid und das krystallographische recht-, winklige Achsensystem des Kupfervitriols 521. — F. Posepny, neues Schwefelvorkommen an der Cicera bei Verespatak 56. — G@. vu. Rath, über Meneghinit 246. — Reusch, besondere Art von Durchgängen im Steinsalz und Kalkspath 403. — E: Riotte, Stedtefeldit 325. — @. Rose, Kobaltglanz im Kaukasus 403, — #. Sandberger, Tridymit von, Mont d’or 517. — F. Scharff, über den Sericit 401. — E. Sohnke, die Grup- pirung der Moleküle in den Krystallen 327. — B. Studer, Mineralien aus dem Justithal am Thunersee 57. — Vogelsang, Labrador von der Paulinsel 246; künstliche Eisenglanzkrystalle als zufälliges Produkt in einer Salmiakfabrik 248; faseriger Labradorit von Labrador 517. — P. Waage, Krystallform des Gadolinit 158. — Fr. Weineck, Mar- kasit pseudomorph nach Eisenglanz 56. — Fr. Websky, Mineralien im Goldsand in Schlesien 518. — Fr. Wiser, wasserheller Turmalin in: der Schweiz 517. — Th. Wolff, Granat auf den Lavaschlacken am Laacher See 248. — PY. v. Zepharovich, Ankeritkrystalle am Erzberge in Steiermark: 156. IX Palaeontologie. Is. Bachmann, alpine Neocombrachiopoden am Vierwaldstättersee 252. — J. Barrande, Cephalopodes siluriennes dela Boheme 332; Wiedererscheinung der Gattung Arethusina 409 — Al. Brandt, über aufrecht stehende Mammutleichen 408. — MH. Bur- meister, fossile Säugethiere im Diluvium Südamerikas 393. — J. Ca- pellini u. O. Heer, Kreidepflanzen in Nebraska 158; Unterliasfossilien am Golf von Spezzia 58. — Milne Edwards, fossiler Papagey auf Ro- driguez 353. — L.C v Fischer Ooster, paläontologische Mittheilun- gen 58. — L. Frischmann, neue Entdeckungen im lithographischen Schiefer 523. — 4. Fritsch, die Callianassen der böhmischen Kreide 521. — 0. Heer, fossile Hymenopteren von Oeningen und Radoboj 158. — H. Heynemann, neue Lagerstätte fossiler Pflanzen im nieder- rheinischen Tertiär 251. — R. Krer, Nachtrag zur fossilen Fauna von Seefeld und Raibl 252; Conchopoma und Acanthodes bei Lebach 522. — Lurtet, fossile Fleischfresser und Rhinoceros aus SFrankreich 252. — G Lindström, Fossilreste von Spitzbergen 159. — P. de Loriel u. Ed. Peltat, Monographie pal&ontologique et geologigue del’etage port- landien des environs de Boulogne sur mer 250. — K. F. Peters, mio- cäne Wirbelthiere von Eibiswald in Steiermark 251. — J. Probst, ter- tiäre Pflanzen von Heggbach bei Biberach 406. — 4A. E. Reuss, pa- läontologische Beiträge 331. — U. Schlönbach, paläontologische Mit- theilungen 159; die Brachiopoden der böhmischen Kreide 330. — L. H. Scudder , die ersten fossilen Neuropteren in NAmerika 159, — D. Stur, die Pflanzenreste aus dem Schiefergebirge von Tergove in Kroatien 329. -— H. Trautschold, einige Crinoiden und andere Reste des Bergkalkes im Gvt. Moskau 407. — E. Weiss. neue Anthracosia in der Saarbrücker Kohlenformation 159. — H. Woodward, Krebse und eine Myriapode im Kohlengebirge Westschottlands 58. Botanik. Bail, entwicklungsgeschichtliche Arbeiten 524. — Al. Braun, die Characeen Afrikas 413, — Fr. Buchenau, interessante Füllungserscheinung an Lapageria rosea 256. — H. Christ, die Ver- breitung der Pflanzen der alpinen Region der europäischen Alpen- kette 163. — W. Doenitz, Bewegungserscheinungen an den Plasmo- dien von Aethalium septicum 412. — (. v. Fischer-Ooster, die Brom- beeren um Bern 254. — W. 0. Focke, zur Kenntniss der deutschen Brombeeren insbesondere der bei Bremen vorkommenden Arten 255. C. M. Gottsche, neue Jungermannia 336. — Hildebrand, unmittelbarer Einfluss der Pflanzenbastardirung auf die Beschaffenheit der durch dieselbe erzeugten Frucht 235. — A. Jäger, Moosflora von St. Gallen und Appenzell 528, — Kareltschikoff, Verzeichniss der Pflanzen mit Spaltöffnungen auf beiden Blattfächen 411. — F. W. Klatt, über die Gattung Euparaea 410. — A. v. Krempelhuber, über Lichen esculentus 235. — W. Lakowitz, Flora von Berlin ‚518. — E. v. Lindemann, Flo- rula elisabetbgradensis 160. — E. Loew, zur Physiologie niederer Pilze 416. — J. Milde, über Asplenium fissum und lepidum; über einige Sporenpflanzen der deutschen Flora 337. — L. Rabenhorst, Peziza geaster n. sp. 160, Flora europaea Algarum 529. -— $. Ruchte, Grundriss der Naturgeschichte. Botanik 529. — Schenk, Untersuchun- gen des Baues der Grasblühten 353. — M. Seubert, Exkursionsflora für das SWDeutschland 528. — St. Schulzer v. Müyyenbury, mykolo- gische Miscellen 336. — B. Wartmann u. Zollikofer, Pflanzen und Thierwelt im Februar bei St. Gallen 527. — Wilikomm, über Chloro- phyll, Stärkemehl und fette Oele 161. — L. Wittmach, Musa ensete als Beitrag zur Kenntniss der Bananen 59. — Wolkoff, Einwirkung des Lichtes auf Pflanzen 527. Zoologie. Bethe, 2 neue deutsche Staphylinen 66. — Bau- dilot, Analogon der Häutung bei den Fischen 259. — Fr. Brauer, die von der Novara gesammelten Neuropteren 339. — H. Christoph, Be- X schreibung neuer Schmetterlinge bei Sarepta 54. — Claus, über Ler- naeocera esocina 530. — Cornelius, Entwicklung der Galleruca cala- mariensis 66.— Dumeril, Metamorphose des Axolotl 259. — Expedition preus. nach Ostasien 257. — C.u.R. Felder, Lepidopteren der No- vara-Expedition 258. — ©. G. Giebel, landwirthschaftliche Zoologie (Glogau 1368) 337; die nützlichen Vögel unserer Aecker, Wies | Wälder etc. (Berlin 1868) 338. — H. ideen. die Neuropteren der Im sel Cuba 62. — Jourdain, Lymphgefässe von Gadus morrhua 259. — W. Keferstein, zur Entwicklungsgeschichte einiger Seeplanarien von St. Malo (Göttingen 1868) 333; neue Batrachier aus Australien und dem tropischen Amerika 533 — Mac Lachlan, über europäische Phry- ganiden und neue Genera derselben 62. — M Marey, über die Na- tur der Muskelcontraktion 258. — #. Landois, das Gehörorgan des Hirschkäfers 260; Anatomie der Bettwanze 531. — Leydig, über die Schleichenlurche 533. — Leon Fairmaire, six nouvelles especes du genre Ichtyurus 66. — v. Martens, Hemieuryale neue Seesterngattung 419; vier neue Schlangensterne 530. — A. Meyer, Beiträge zu einer Möno- graphie der Phryganiden Westphalens 62. — W'. Peters, über die Fle- derhunde insbesondere Pteropus 340, die zu Mimon und Saccopteryx gehörigen Flederthiere 417; neuer Nager Uromys aus NAustralien 419; Verbindung des Os tympanicum mit dem Unterkiefer bei Beutel- thieren 535. — Schleich, mikrolepidopterologische Mittheilungen 64. — O0. Schmidt, die Spongien der Küste von Algier (Leipzig 1868) 529. = L v Schrenk, Reisen und Forschungen im Amurlande in den Jah- ren 1854—1856 (St. Petersburg 1867) 257. — Staudinger, neue Lepi- dopteren aus Gruners Sammlung 65. — Sappey, über die Nerven des Neurilems 258. — Fr. Stein, der Organismus der Infusionsthiere (Leipzig 1867) 167. — Fr Steindachner, Meeresfische an der Küste Spaniens und Portugals 339. — A Strauch, herpetologische Untersu- chungen 534. — Suffrian, Cryptocephalus astracanicus n. sp. 66. — Zeller, einige besonders in Aegypten und Palästina heimische und einige ostindische Mikrolepidopteren 62. — v, Zieyler u. Klipphausen, über europäische Melitaearten 64. Correspondenzblatt für Januar 67—80; Februar 178—180;; März 261-264; April 342—344; Mai 420-424; Juni 537—560. Kleteorologischer Jahresbericht 74 -80, — Monatsberichte für Januar — Mai. Berichtigungen. Bd. XXVIII. Inhalt S. IV Z. 16 v. u. fehlt: Bothe, Tagentenphoto- meter $S. 452. Bd. XXIX. S. 486 Z. 5 v. u. in der Anmerkung lies pseudoscopisch statt pseudomorphisch. Bd. XXX. Inhalt S. V Z. 7 v. o. Identität statt Intensität. Bd. XXXI S. 488 Z. 9 v. o. lies 1866 statt 1868. S. 489 Z. 5 v. o. lies Holtz statt Helmholtz. S.134 Z. 21 v. o. lies 21/s Ihlr. statt 11/., S, 556. Z. 20 v. u. lies Brown statt Braun. Z.18 v, u. lies Jodür statt Jodner. 7.15 v. u. lies ea statt Ye. 7.12 v. u. lies izus statt izos. zZ. 9 v. u. lies Dioptern statt Dioptera. 7. 8 v. u. lies Alidada statt Aldada, Zeitschrift PERL En ie LIBRARY Gesammten Naturwissenschaften, _— 1868. Januar. Ne LI. Zur Prüfung der Fr. Field’schen Methode der Chlor-, Brom-, Jodbestimmung von M. Siewert. - In der vierten Auflage seiner quantitativen Analyse er- wähnte Fresenius der!) Fieldschen Methode?) zur Chlor- Brom- Jodbestimmung, wenn diese neben einander in einer Flüssig- keit vorkommen und quantitativ bestimmt werden sollen, nur in einer Anmerkung und führte als Grund dafür an, dass die Methode von Field deshalb unbrauchbar sein müsse, weil Jod- silber in Jodkalium, Bromsilber in Bromkalıum, löslich seien. Field suchte darauf in einer spätern Arbeit®), die mir leider nicht zugänglich gewesen ist, da sie ausser der kurzen Er- wähnung in den Koppschen Jahresberichten (1860) in keine deutsche Zeitschrift übergegangen ist, durch Versuche darzu- thun, dass bei ausreichender Verdünnung weder Jod- noch Bromsilber selbst in einer überschüssig Jod- und Bromkalium haltenden Flüssigkeit löslich seien und daher der von Frese- nius seiner Methode gemachte Vorwurf ungerechtfertigt sei, worauf Fresenius in seiner neusten Auflage*) die Methode von Field aufgenommen hat, indem er bemerkt, dass dieselbe 1) Fres. Quant. Analyse. IV. Auflage pag. 465. 2) Chem. Gaz. 1857. Nr. 318. Journ. f. prakt. Chem. 73. 404. Dingl. polyt. Journ. 146, 136. ®, Chem. News II, 325 (1860) Kopp. Jahrber. 1860 pag. 618. #, Ste Auflage pag. 540. Ba. XXXI, 1867. 1 2 in theoretischer Beziehung von grossem Interesse sei, aber sich zur Anwendung nur dann eigne, wenn alle 3 Halogene in ziemlichen Mengen zugegen sind. Die Fieldsche Methode basirt auf der verscllieden kräf- tigen Affinität der drei Haloide zum Silber und Field sagt: Wenn Brom und Chlor in einer neutralen Flüssigkeit enthal- ten sind, so wird bei der Fällung durch salpetersaures Sil- beroxyd zuerst das Brom als Bromsilber ausgefüllt werden, wennChlor und Jod zusammen vorkommen, wird erst alles Jod als Jodsilber, wenn alle drei Haloide zusammen vorkommen erst alles Jod, dann alles Brom und zuletzt bei einem Ueberschusse der Silberlösung das Chlor als Chlorsilber ausgefällt werden. Wird ferner ein Gemenge von Brom- und Chlorsilber mit verdünn- ter überschüssiger Bromkaliumlösung 24 Stunden in der Kälte oder 10 Minuten in der Hitze digerirt, so wird alles vorhan- dene Chlorsilber in Bromsilber übergeführt; ferner wenn Brom- und -Chlorsilber mit überschüssiger verdünnter Jodka- liumlösung in derselben Weise behandelt werden, entsteht reines Jodsilber. Field hat jedoch bei seinen synthetischen Versuchen zur Begründung seiner Methode das Gemenge der 3 Haloidverbindungen stets mit überschüssiger Silberlösung ausgefällt, wobei natürlich die ganze Menge der Haloide in den Silberniederschlag eingehen musste. Hat man nun aber in Salzsoolen dem Kochsalz gegenüber nur äusserst geringe Mengen von Brom- und Jodverbindungen, so würde man, um nach dieser Methode einigermassen von einander abweichende Wägungsresultate nach dem Kochen der ursprünglichen Nie- derschläge mit überschüssiger Brom- resp. Jodkaliumlösung zu erhalten, vorausgesetzt, dass wirklich eine vollkommene Umwandlung stattfindet, sehr grosse Mengen ursprünglicher Salzsoolen mit Silberlösung fällen müssen, also einerseits eine grosse Menge Silberlösung verbrauchen, andrerseits auch sehr bedeutende Niederschläge zur Wägung bringen müssen und zwar um Verluste an Brom und Jod zu vermeiden, die un- fehlbar bei der Verbrennung der Filter entstehn müssten, ziemlich grosse gewogene Filter, die vorher vollkommen mit Säure und Wasser völlig ausgewaschen wären, zur Filtration benutzen. Würde aber wirklich selbst bei Gegenwart von einer stark überschüssigen Menge einer Chlorverbindung durch 3 zugesetzte Silberlösung aus einem Gemenge der Chlor- Brom- Jodlösung zuerst nur Jod- und Bromsilber abgeschieden, so würde die Methode zur Bestimmung kleiner Mengen von Brom- Jodverbindungen neben viel Chlorverbindungen ausserordent- lich vereinfacht werden können, dadurch, dass man mit einer titrirten Silberlösung nur partiel ausfällt, jedoch immer so weit, dass man mehr titrirte Silberlösung anwendet, als zur Ausfällung des vorhandenen Brom und Jod nothwendig ist, so dass man noch eine geringe Menge Chlorsilber mit im Niederschlage hat. Man würde dann auch nur zwei Fällungen zu machen haben, da man nur nöthig hätte, den einen ur- sprünglichen Niederschlag von Chlor-, Brom- und Jodsilber auf einem gewogenen Filter zu filtriren, auszuwaschen und nach dem Trocknen bei 100° zu wägen, den andern nach oberflächlichem Auswaschen mit überschüssiger verdünnter Bromkalium Lösung zu behandeln und ebenfalls nach dem Filtriren, Auswaschen und Trocknen zur Wägung zu bringen; denn die Ausfällung einer dritten gleich grossen Portion ur- sprünglicher Salzlösung mit der gleichen Quantität titrirter Silberlösung, die man in den beiden ersten Fällen angewen- det hatte, wäre überflüssig, weil man durch einfache Berech- nung nach dem Atomgewichte aus einer bestimmten Anzahl Cubikcentimeter titrirter Silberlösung das Jodsilber berechnen könnte. Es wären also !/s an Arbeit und t/s Differenz an der Genauigkeit, die durch einen Wägungsfehler bedingt wäre, gespart, und ausserdem ein geringerer Verbrauch an Silber- lösung und Arbeit mit mässigen Niederschlägen erzielt. Indem ich von dieser Idee ausgehend, die letzte und wichtigste Consequenz des Fieldschen Principes bei der Ana- lyse der Soolenmutterlaugen der hiesigen Königl. Saline zie- hen und zur Anwendung bringen wollte, erhielt Herr stud. phil. Reinwarth aber so widersinnige Resultate“), dass ich 1, A. Gewicht I von Ag (Cl + Br + J) = 0,2490 Grm. I, Ag(Br+J) — 0,3558 „ III „ AgJ = 0495 , Br — Cl: Agtl=II—1[I:x 44,5 : 143,5 = 0,1068 : x x = AgCl = 0,3444 Grm., also mehr als der Niederschlag I selbst betragen hatte, 1? d mich zur Anstellung mehrerer Versuche zur Prüfung der Field- schen Methode entschloss, die ich im Folgenden mittheile. Es wurde zunächst der Grad der Reinheit des zu be- nutzenden Brom- und Jodkaliums zu bestimmen gesucht, wo- bei sich ergab, dass das käufliche Jodkalium als fast chemisch rein zu bezeichnen war; denn 1) 0,415 Grm. KJ (= !/ıoo At.) gaben mit überschüssi- ger Silberlösung ausgefällt unter Zusatz von Salpetersäure bis zum Klarwerden der Flüssigkeit gekocht, 0,5852 Grm. Silber- niederschlag. 2) 0,415 Grm. KJ in derselben Weise behandelt aber nach dem völligen Auswaschen mit überschüssigem KJ ge- kocht, filtrirt und ausgewaschen 0,5872 Grm. AgJ statt 0,5875 Grm. AgJ. Demnach enthielt das zur Anwendung gebrachte KJ 99,61 pC. wirkliches Jodkalium und 0,39 pC. eines ande- ren Haloidsalzes, wahrscheinlich Chlorkalium. Da aber die Wägungsdifferenz von 0,0028 Grm. auch durch andre Fehler bedingt sein kann, so konnte das vorliegende Jodkalium wohl als hinlänglich rein in Benutzung genommen werden. Anders verhielt es sich mit dem käuflichen Bromkalium ; denn 1) 0,2975 Grm. — !/4oo At. KBr gaben nur 0,3804 Grm. Silberniederschlag. 2) 0,2975 Grm. mit überschüssiger Silberlösung unter Zusatz von NO5 ausgefällt, völlig ausgewaschen und mit über- J—Br:AgBbr=1lIl—II:x 47 :188 = 0,0637 : x x = AgBr —= 0,2548 Grm,, Ein jedenfalls ganz unrichtiges Resultat, wenn im ersten Niederschlage 0,3444 Grm. AgCl vorhanden gewesen wären. B. Gewicht I von Ag (Cl + Br + J) = 0,3138 Grm. I „ Ag (Br + J) — 0,3770, III „ AgJ — 0,4700 ,„ Aus diesen Resultaten ergiebt sich für AgCl — 0,2039 Grm. AgBr = 9,0597 „ Ag) = 0,0500 ,„ Es müsste nach diesem Versuche die Soolenmutterlauge cca. gleiche Mengen Jod und Bromverbindungen enthalten, während durch salpe- tersaures Palladiumoxydul kaum Spuren von Jod nachgewiesen wer- den konnten. 5 schüssigem KBr gekocht, gaben 0,3867 Grm. AgBr anstatt 0,47Grm. AgBr. Demnach enthält das käufliche KBr an wirk- lichem Bromkalium nur 76,6 pC. ausserdem 3,53 pC. Chlor- kalium und 19,87 pC. schwefelsaures Kalı. Sodann wurde um zu constatiren, dass sich AgCl in AgBr. und Chlor- und Bromsilber in Jodsilber durch Kochen mit überschüssiger verdünnter Bromkalium- resp. Jodkalium- lösung vollständig überführen lasse, eine Reihe von Versuchen angestellt. a. ÄgCl zu AgBr. 1) 30 cr N 5 Silberlösung wurden mit Salzsäure kochend ausgefällt und alba die berechnete Menge AgCl = 0,4305 Grm. 2) 30 LET N „ Silberlösung wurden ebenso in AgCl über- geführt und am ne dem vollständigen Auswaschen mit 1 Grm. KBr. 45 Min. gekocht. Das Filtrat gab mit NH:S ver- setzt selbst nach 24stündigen Stehnlassen keine Ausscheidung von Schwefelsilber. Das Gewicht des entstandenen Bromsil- bers betrug 0,5592 Grm. statt 0,5640 Grm.; mithin waren 0,01555 Grm. — 3,61 pC. AgCl nicht umgewandelt worden, 3) Es wurden 2 mal gleiche Anzahl CC einer nicht völ- lig richtig stehenden 5 Silberlösung mit überschüssiger Salz- säure kochend ausgefällt; der eine Niederschlag wog 0,4404 Grm.; der zweite wurde mit 1 Grm. KBr in 300 CC Wasser 1 Stunde gekocht. Das Gewicht dieses Silberniederschlages betrug 0,573 Grm. statt 0,5769 Grm.; es hatte also durch das längere Kochen auch eine vollständigere Ueberführung statt- gefunden; trotzdem waren noch 0,01253 Grm. — 2,85 pl. AgCl unumgewandelt geblieben. Silber konnte im Filtrate nicht nachgewiesen werden. b. Ag (Br + Cl) zu Ag). 1) 60 CC völlig richtig stehender N 5 Silberlösung wur- den erst mit einer Chlorbromhaltigen an völlig aus- gefällt und dann der Niederschlag mit überschüssiger Jodka- 6 liumlösung 10 Min, gekocht. Das Gewicht des erhaltenen Jod- silbers betrug 1,4102 Grm. statt 1,4100 Grm. 2) Dieselbe Operation wiederholt, aber 60 Minuten mit Jodkalium gekocht gab fast dasselbe Resultat; das Gewicht des Jodsilbers betrug 1,4104 Grm. Beide Male war also ein klei- nes Plus von einigen Decimilligrammen gewogen, im Filtrat war natürlich kein Silber nachweisbar. Ein für allemal sei bemerkt, dass stets die Flüssigkeits- menge, in der die Niederschläge erzeugt, resp. mit 1 Grm. KBr oder KJ gekocht wurden, 300 CC betrug. Um andrerseits zu erfahren ob AgJ und AgBr bei an- haltendem Kochen mit KBr resp. NaCl zu AgBr oder Ag0l, wenn auch nur theilweise, umgewandelt werden könnten, wur- den folgende Versuche angestellt. a. AgJ zu AgBr. 1) 2 gleiche Volumina beliebiger Silberlösung wurden mit überschüssigem KJgefällt, beide Niederschläge gutausgewaschen, der eine getrocknet und gewogen, der andere mit 1 Grm. KBr während einer Stunde gekocht, sodann filtrirt, ausgewaschen getrocknet und gewogen. Das Filtrat gab keine Silberreaction. Das Gewicht beider Niederschläge war absolut dasselbe 0,581 Grm.; es übt also KBr auf AgJ beim Kochen keinen zerset- zenden Einfluss aus. 2) 2 gleiche Volumina 30 CC N Silberlösung mit über- schüssigem KBr ausgefällt, beide Niederschläge gut ausgewa- schen, der eine getrocknet und gewogen, der andere mit 4 Grm. NaCl in 300 CC Wasser gelöst während einer Stunde gekocht und wie der erste weiter behandelt. Die Gewichte der Niederschläge betrugen 1) 0,5681 Grm. AgBr und 2) 0,5270 Grm. Ag (Br-+Cl). Es war also damit bewiesen, dass Brom- silber beim Kochen mit überschüssiger verdünnter Kochsalz- lösung wenn auch nicht ganz, so doch theilweise (nämlich zu 64,71 pC.) in Clorsilber übergeführt wird; denn der letzte Niederschlag enthielt 0,3676 Grm. Chlor- und nur 0,2005 Grm. Bromsilber. Im Filtrat war daher ohne Schwierigkeit mittelst Chlorwasser und Schwefelkohlenstoff Brom nachweisbar. 3) Als letzter Versuch wurden 2 mal je 30 CC 2 Silberlö- 7 sung mit überschüssigem Jodkalium ausgefällt, der erste Nie- derschlag nach dem Auswaschen direet gewogen, der 2. vor- her mit 4 Grm. NaCl in 300 CC Wasser gelöst eine Stunde gekocht. Das Gewicht des ersten Niederschlages betrug 0,7055 Grm., dass des zweiten 0,7060 Grm. Jodsilber wird demnach selbst beim Kochen mit überschüssiger Kochsalzlösung nicht in Chlorsilber umgewandelt. Um zu erfahren, ob sich der Jodgehalt, wenn kein Brom vorhanden ist, durch partielle Fällung mit einer unzureichen- den Menge titrirten Silberlösung aus einer viel überschüssiges Kochsalz haltenden Flüssigkeit mit Genauigkeit bestimmen lasse, wurden cca 10 Grm. reines Kochsalz und 1,66 KJ in 200 GC gelöst und 50 CO davon mit 40 0C m Silberlö- sung kochend ausgefällt, mit NO5 angesäuert und dann 1 Stunde gekocht. Das Gewicht des Silberniederschlages betrug 0,7985 Grm. (berechnet 0,7927 Grm.) Das Gewicht des zweiten $ilber- niederschlages, welcher nach dem Auswaschen eine Stunde mit überschüssiger verdünnter Jodkalium Lösung gekocht war, betrug 0,9434 enstatt 0,9400 Grm., es jwaren demgemäss im ersten Niederschlage enthalten gewesen Ag0l = 0,2261 Grm. und Ag) = 0,5724 Grm.; der Berechnung nach sollten darin enthalten sein 0,2052 Grm. AgUl und 0,5875 Grm. AgJ, es waren mithin gefunden 98,24 Jodkalium von 99,61 pC. welche in dem ursprünglich angewendeten Gewicht Jodkalium ent- halten waren; also ein ziemlich annähernd richtiges Resultat. Gleichzeitig mit allen im Vorigen mitgetheilten Versu- chen wurde eine andere Versuchsreihe angestellt. Es wurden in mehreren verschiedenen Versuchen zu der Lösung von je 22—24 Grm. Stassfurter Steinsalz in einem 200 CC fassenden Kölbehen 1,66 KJ und 1,19 Grm. (des unreinen käuflichen) KBr (mit 76,6 pC. KBr) gethan und die Lösung der 3 Salze auf 200 CC gebracht. Von dieser Lösung wurden 3 mal je 50 CC auspipettirt, mit 200 CC Wasser verdünnt zum Ko- chen erhitzt und mit 60 CC = dann noch 5 Minuten gekocht. Die Fällungen wurden nach l12stündigem Stehenlassen auf gewogene Filter filtrirt, ausge- Silberlösung ausgefällt und 8 waschen und Nr. I getrocknet und gewogen, Nr. IT u. II vom ihren Filtern mit heissem Wasser in die Fällungsbecher- gläser zurückgespritzt, und Nr. II mit 1 Grm. KBr, Nr. III mit 1,5 Grm. KJ 5 Min. gekocht und sodann gleich auf die frühern Filter filtrirt. Im Filtrat war Silber mit Schwefel- ammon nicht nachweisbar. I. Das Gewicht des Ag(COl-+Br--J) betrug 1,1726Grm. Ixil, 4 „ Ag(Br+J) " 1,2137 „ IA.;;, hs „ Ag) “ 1.3687 „ Das Gewicht von II sollte sein 1,2455 Grm. 5; „ AH les ud, 4l00 Fünf Minnken langes Kochen der ursprünglichen Niederschläge mit 1 Grm. KBr und 1,5 Grm. KJ und 300 CC Wasser hatte also nicht genügt, das vorhandene Chlorsilber in Bromsilber, und das Chlorbromsilbergemenge völlig in Jodsilber überzu- führen. Die letzten 50 Cubikcentimeter der ursprünglichen Chlor- Brom-Jodsalzlösung wurden auf 200 CC verdünnt und wieder 3 mal je 50 CC auspipettirt und nach Verdünnung bis auf 200 CC mit 30 CC z Silberlösung kochend ausgefällt und noch 5 Min. Nach 12stündigem Stehenlassen wur- den die 3 Niederschläge ältrirt und ausgewaschen, I gewogen, II und III mit heissem Wasser in die Bechergläser zurückge- bracht, auf die Grösse der ursprünglichen Flüssigkeitsmasse verdünnt und 5 Min. mit je 0,5 Grm. KBr. und 0,75 KJ ge- kocht und gleich filtrirt über dieselben Filter. In den Fil- traten war kein Silber nachweisbar. I. Das Gewicht des Ag(Cl+Br-+-J) betrug 0,5141 Grm. Lean, » » Ag(Br+J) n 0,5780 „ HI:.»,,; ul nd ii 0,6839 4, Das Gewicht von II sollte sein 0,5934 Grm. „ „ „ II ” „ 0,7050 „ Dieselben Versuche wurden mit denselben Gew.-Quanti- täten und denselben Mengen Silberlösungen wiederholt, aber das Kochen jedesmal statt auf 5 Minuten nun auf 10 Minuten ausgedehnt. Bei der grösseren Portion wurden gefunden für 9 I I II 1,169 Grm. 1,2388 Grm. 1,4102 Grm. statt 1,2445 0, 1,4100 „ bei der kleinern Portion für I II III 0,5144 Grm. 0,5786 Grm. 0,7086 Grm. statt 0,5934 0,7050: ; Bei der 2ten Wiederholung wurden das jedesmalige Kochen 20 Minuten fortgesetzt und erhalten bei der grossen Portion für I II III i 1,1548 Grm. 1,2033 Grm 1,4107 Grm. statt 1,2455 „, 1,4100 „ nach 30 Minuten langem Kochen für I II III 1,1512 Grm. 1,2327 Grm. 1,4104 Grm. nach 60 Minuten langem Kochen für I 11 1,1500 Grm. 1,2370 Grm. bei den kleinen Portionen nach 20 Min. Kochen I Il III 0,5078 Grm. 0,5800 Grm. 0,7054 Grm. nach 45 Min. Kochen I Il I. 0,5105 Grm. 0,5815 Grm. 0,7055 Grm. statt 0,5934 „, 0,7050 , Um auch für noch stärkere Verdünnung einige Zahlen zu erhalten, wurden die von der letzten Fällung noch übrigen 50 CC Flüssigkeit, welche also !/ı60o At. KJ und !/ıcoo KBr, enthielt, wieder auf 200 CC verdünnt und davon 3mal je 50 CC auspipettirt und mit 30 CC n Silberlösung ausgefällt, und das Kochen wieder 45 Min. bei den einzelnen Operatio- nen fortgesetzt. Es wurden erhalten für 1 ıl 1 . 0,4542 Grm. 0,5664 Grm. 0,7058 Grm. statt 0,5713 . 0,7080 „ Es wurden ferner folgende Versuche angestellt. Es wur- den abgewogen 1,66 Grm. Jodkalium und 1,19 Grm. KBr, in 200CC Wasser gelöst und je 10CC derLösung und 100 CC 10 n Kochsalzlösung auf 300 CC verdünnt. Die Versuchsflüs- sigkeit enthielt demnach jedesmal 0,0830 Grm. KJ 0,045658 „ KBr 0,00210 „ KA 0,58500 „ Nadl Wurden die 3 Portionen mit überschüssiger Silberlösung un- ter Zusatz von Salpetersäure kochend ausgefällt, so musste das Gewicht des Niederschlages betragen von Ag (Cl-++Br-+J) 1,62357 Grm. nach einstündigem Kochen mit 4 Grm. Bromkalium von Ag(Br-++J) 2,07483 Grm. und nach einstündigem Kochen mit 5 Grm. Jodkalium von Ag) 2,56416 Grm. Die Gewichte waren für I 1,6219 Ag(Cl+Br-+-J) „ 11 2,0400 Ag(Br-+-J) „1112,5586 AgJ. Die Berechnung ergäbe demnach, dass in I enthalten wären 1,3482 Grm. AgCl und in II) 2,0744 Grm. AgBr, während die Wägung für I nur 2,0400 Grm. = Ag(Br-+J) ergeben hatte. Es wurden deshalb der ursprünglichen Angabe von Field entsprechend bei wiederholtem Versuchen mit den gleichen Quantitäten Flüssigkeiten des vorigen Versuches, die Nieder- schläge II und Ill nach dem Auswaschen nicht mit 4 Grm. KBr und 5 Grm. KJ eine Stunde gekocht, sondern 20 Stun- den in der Kälte digerirt. Die Gewichte der Niederschläge waren für I 1,6250 Grm. (statt 1,62857) II 2,0280 „ (statt 2,07483) III 2,5560 ,„ (statt 2,56416) Aus diesen Zahlen ergeben sich für den Gehalt des er- sten Niederschlages an AgCl 1,3000 Grm. statt 1,43906, und für den Gehalt des zweiten Niederschlages an AgBr 2,1120 Grm., obgleich derselbe nur überhaupt 2,028 Grm. betragen hatte. In allen angestellten Versuchen ist also auch nicht ein- mal eine annähernde Genauigkeit erzielt worden und dürfte ii die ganze Methode deshalb zu verwerfen sein, weil nach der- selben stets der Bromgehalt einer Flüssigkeit zu hoch gefunden wird; ja man kann sogar Brom gefunden zu haben glauben, wo gar keins vorhanden war. Der Fehler der Bestimmungsme- thode von Field hat seinen Grund in der oben nachgewiesenen mangelhaften Umwandlung des AgCl in AgBr bei Behandlung des erstern mit einer überschüssigen Bromkaliumlösung und andrerseits der Eigenschaft des AgBr beim Kochen mit Koch- salzlösung fast vollkommen in AgCl übergeführt zu werden. Da also die Prinzipien, auf denen die auf dem Papier sich allerdings sehr empfehlende Methode von Field beruht, un- richtig sind, ist die ganze Methode verwerflich. Einige neue und wenig bekannte argentinische Vögel von C. Giebel. 1. Furnarius tricolor Burm. Von der Grösse unseres Staares. Schnabel gerade, vorn stark zusammengedrückt und mit herabgebogener Firste, am Grunde breit und mit flacher Firste, licht horngelb, und nur von den Nasenlöchern bis nahe vor die Spitze hornbraun. Die Nasenlöcher in einer Grube, gross, oval, durchgehend, am obern Rande bis zur Mitte befiedert. Flügel bis auf die Schwanzwurzel reichend;,; erste Schwinge die kürzeste, zweite von der Länge der vierten, dritte am längsten, fünfte etwas, sechste noch mehr kürzer als die vierte; Armschwingen ziem- lich so lang wie die sechste Handschwinge. Der Schwanz kurz, abgerundet, die Steuerfedern nehmen von der äusser- sten bis zur dritten an Länge zu und die vierte ist wieder etwas kürzer als die dritte. Die hohen kräftigen Läufe sind hell horngelb und vorn mit sechs Tafeln bekleidet, deren mittle sehr schiefe Ränder haben, hinten mit ungetheilter Schiene der ganzen Länge nach bedeckt. Zehen und Krallen weisslichgelb. 12 Das Gefieder ist von der Stirn bis auf den Hinterhals matt braunschwarz, auf der Zügelgegend weiss und von den Augen begleitet die dunkle Oberseite ein grell weisser Strei- fen bis auf den Hals; die Schläfengegend dunkelbraun, die Halsseiten hell rostgelb, Kehle und Vorderhals rein weiss. Der Rücken ist zimmtbraun, die Armschwingen schön nuss- braun, die Handschwingen schwarz mit hellen Aussensäumen, die zweite bis vierte Schwinge mit grossem hellen Rostfleck auf der Mitte der Innenfahne. Die Vorderbrust ist hell rost- gelblich, die ganze übrige Unterseite und die Schenkel weiss, der Schwanz oben und unten schön nussbraun, die untern Deckfedern des Schwanzes schwarz mit breit weissen Enden, Totallänge 0,180, Schnabellänge 0,023, Schwanz 0,050, Lauf 0,030, Mittelzehe 0,029. — Vaterland: Bolivia. Von Herrn Burmeister unter obigem Namen als neue Art eingesendet. Unsere Sammlung besitzt zur unmittelbaren Vergleichung F. rufus aus Brasilien und Parana, und F. figulus von Bahia. Ersterer, dessen merkwürdiges Backofennest und Eier Herr Burmeister in Cabanis’ Journal f. Ornithol. I. 168 be- schrieben hat, ist etwas grösser, besonders aber unterschie- den durch den längeren deutlich gebogenen und dunkeln Schnabel, die dunkelbraunen Läufe und Füsse, den nur schwach rostgelb angedeuteten Seitenstreif am Kopfe, den blos dunkel- braunen Oberkopf, die gleichförmig rostbraune Oberseite und blos hellere Unterseite, an welcher nur die Kehle weiss ist und durch die am Grunde grauen übrigens rostgelbweissen untern Schwanzdeckfedern. Ueberdies hat auch die erste Schwinge den hellen Rostfleck, der aber auf allen Schwingen geradrandig die Fahne quert, bei F. tricolor dagegen sehr schiefrandig. Auch ist die vierte Schwinge länger als die zweite und der Schwanz merklich länger. Die andere Art F. figulus ist merklich kleiner, be einen kürzeren ebenfalls schwach gebogenen Schnabel, einen reiner braunen Oberkopf und blassrostgelben Schläfenfleck, zwei breite hellbraune Binden und eine gelblichgrauweisse Unter- seite. Die dritte und vierte Schwinge sind von gleicher Länge und die fünfte nur sehr wenig kürzer als die zweite. Von den übrigen Arten, deren Diagnosen ich verglei- chen kann, ist F. rectirostris Wied durch die abweichende 13 Schnabelform, die matt olivenbraune Rückenfarbe, die röth- lich olivengelbe Unterseite, die gelbe Kehle und die blass- gelb gesäumten Innenfahnen der Schwingen unterschieden. Cabanis giebt von seinem F. assimilis aus Brasilien die Haube mehr rothbraun als schwärzlich, die Brust röthlich angeflo- gen und die erste Schwinge gefleckt, von dem F. griseiceps aus Peru die Haube grau und die erste Schwinge mit sehr grossem schwarzen Fleck gezeichnet an. Ein Seitenstreif am Kopfe würde in den kurzen Diagnosen erwähnt sein, wenn er vorhanden wäre- Auch der in Guiana heimische F. leucopus Swains mit ganz schwarzer erster’ Schwinge kann nicht iden- tifieirt werden. Von den andern Swainsonschen Arten wird F. melanotis allgemein mit F. figulus vereinigt, hinsichtlich der übrigen kann ich keine Vergleichung mit den unserigen vor- nehmen. 2. Campylorhynchus pallidus Burm. Von stattlicher Lerchengrösse. Schnabel kürzer als bei andern Arten, sehr schwach gebogen, Unterschnabel weiss, Oberschnabel hell hornbraun, nur an der Wurzel dunkel. Na- senlöcher ganz frei im seichter Grube, klein, oval. Flügel bis auf die Schwanzwurzel reichend, ganz stumpf; die erste Schwinge um ein Drittheil kürzer als die zweite, diese noch erheblich kürzer als die dritte, welche mit den drei folgenden gleiche Länge hat; die Armschwingen mit sehr breiten Fah- nen. Der Schwanz lang, stark abgerundet, die Steuerfedern von der äussern bis zur mittlern an Länge zunehmend. Die Beine schwach, die Läufe vorn mit sechs Tafeln, hinten mit ungetheilten Schienen bekleidet und wie die Zehen licht horn- farben. Das Gefieder der Oberseite ist schwärzlichbraungrau, das der Unterseite weissgrau. Die braunschwarzen Federn auf der Oberseite des Kopfes haben breite lichtgraue Ränder, durch welche die dunkle Grundfarbe in Flecken hindurch- scheint. Auf dem Hinterhalse und Rücken verschwinden diese Flecken, die Federn sind nur ganz am Grunde grau. Die braunschwarzen Schwingen haben breite gelblichweisse Säume und ihre Innenfahnen in der Wurzelhälfte breite weisse Rän- der. Auch die braunschwarzen Steuerfedern sind hell ge- 14 säumt und sehr matt dunkel gebändert. Von den Augen zieht nach hinten markirt ein gelblichweisser Streif, unter dem ein brauner Schläfenfleck liegt. Die Halsseiten sind gelblich- grau, die Kehle weiss, Brust und Bauch gelblichweiss, die Schenkel wieder dunkler und die rostgelb und weissen untern Schwanzdecken mit braunschwarzen Querflecken. Totallänge 0,205, Schnabellänge 0,0205, Schwanz 0,080, Lauf 0,025, Mittelzehe 0,022. Vaterland: Santa Cruz, Bolivia. Von Herrn Burmeister unter obigem Namen als neue Art eingesendet. Von andern Arten liegen mir zur Vergleichung vor die gemeine Brasilianische C. variegatus in zwei Exemplaren, ferner C. zonatus aus Peru und C. brunneicapillus aus Me- xiko. Alle sind oben dunkler und hell gefleckt oder grell ge- bändert, unten dicht mit braunschwarzen Flecken gezeichnet. Bei C. variegatus wird der dunkle Rücken durch die lichten Federränder hell gefleckt, die braunschwarzen Flecken der Brust fliessen an den Seiten, auf den Schenkeln und den Schwanzdecken in Binden zusammen. Die Schwingen haben dasselbe Längenverhältniss und dieselbe Randzeichnung, aber die Beine sind dunkler, die Läufe im Verhältniss zur Mittel- zehe merklich höher. Auffälliger noch unterscheidet sich O. zonatus durch die schwarzen und weissen Längsstreifen auf dem Nacken, solche Querbinden auf dem Vorderrücken, rost- gelbweisse und schwarze auf dem Hinterrücken und Schwanze, Auch der Vorderhals ist dicht gefleckt, Unterbrust und Bauch auf rostbraunem Grunde schwarz gebändert; Schnabel und Beine viel stärker als bei andern Arten. Die mexikanische Art C. brunneicapillus ist schwarzschnäbelig mit bräunlich- schwarzem Oberkopfe, weissem Streif vom Schnabelgrunde bis zum Nacken und tief braunem darunter, schwarz und weiss gestreiftem Hinterhalse, mehr rostbraun licht und dunkelflek- kig auf dem Rücken, bunt gebändert auf dem Schwanze, Kehle und Vorderhals wieder weiss, Brust und Bauch flek- kig und gebändert; die Beine sehr kräftig. Diese letzte ist zugleich die kleinste von allen. 15 3. Troglodytes fasciolatus. Cistothorus fasciolatus Burmeister, Reise durch die Laplata Staaten. II. 47°. Ganz von der Grösse und Körpertracht unseres einhei- mischen Zaunkönigs. Der Schnabel hat dieselbe Form, Grösse und Färbung und zeigt sich nur bei unmittelbarer Verglei- chung etwas stärker, doch nicht in dem Grade, dass die Dif- ferenz in Millimetern angegeben werden könnte. Auch die Nasenlöcher sind in Grösse, Form, Lage und Umrandung ganz dieselben. Die Flügel dagegen ein wenig länger. Ihre erste Schwinge ist um ein Drittheil kürzer als die zweite, diese nur 4 Millimeter kürzer als die dritte, welche mit der vier- ten gleiche Länge hat; die folgenden nehmen sehr langsam an Länge ab. Bei unserer einheimischen Art ist nur die erste Schwinge noch merklich kürzer, die folgenden haben dasselbe Längenverhältniss. Der Schwanz dagegen ist bei Tr. fascio- latus erheblich länger als bei der einheimischen Art, aber seine Steuerfedern nehmen in demselben Grade von der äus- sersten kürzesten an Länge zu. Läufe und Zehen mit ganz derselben Bekleidung. | Die ganze Oberseite ist aus gelb, schwarzbraun und weiss gemischt. Auf demKopfe haben die schwarzbraunen Fe- dern einen lichtgelben Schaftstreif. Ueber dem Auge nach hinten ziehend ein weisser Streif, die Seiten des Koptes schmutzig bräunlichweiss, Kehle und Vorderhals rein weiss. Die Rückenfedern haben einen weissen Schaftstreif und sind in der Endhälfte gelb, in der Grundhälfte schwarzbraun. Die Flügel sind schwarzbraun und blassgelb bis weisslich gebän- dert, jedoch nur durch die Zeichnung der Aussenfahnen, die Innenfahnen sind blass schwarz mit weisslichem Saume. Der Schwanz ist schön gelblichbraun und schwarzbraun gebändert. Die weisse Unterseite wird nach hinten bräunlich, die untern Schwanzdecken sind wieder reiner weiss. . Totallänge 0,100, Schnabellänge 0,012, Schwanz 0,045, Lauf 0,020, Mittelzehe 0,012. Vaterland: Mendoza. In zwei Exemplaren von Herrn Burmeister gesammelt. Von unserer einheimischen Art unterscheidet sich diese ‚15 Südamerikanerin ausser durch Farbe und Zeichnung nur durch die etwas längeren Flügel den merklich längern Schwanz und die höhern Läufe. Ziemlich ebenso verhält sich zu ihr der nordamerikanische Tr. hiemalis, der zwar etwas längere Flü- gel und Schwanz hat, zugleich aber auch einen merklich län- gern schwarzen Schnabel. Tr. furvus, der mir in zwei Exem- plaren aus Brasilien (Neu-Freiburg) und mit der Etiquette von Mendoza vorliegt, hat einen erheblich längern und stärkern Schnabel, ist oberseits schwärzlichgraubraun, auf den Flügeln und Schwanze sehr dunkel gebändert, an der Unterseite rost- gelblich. Seine erste Schwinge hat nur die halbe Länge der folgenden, aber der Lauf ist wieder so hoch wie bei Tr. fas- ciolatus. Tr. platensis hat gleichfalls den grössern Schnabel, keine bunte Rückenzeichnung und die blassrostgelbliche Un- terseite mit dunkel gewellten Brustseiten. Der nubische Tr. micrurus ist durch seinen ganz verkürzten Schwanz, den stärksten Schnabel und die einförmige Färbung auffällig ver- schieden. Herr Cabanis trennt von Troglodytes wegen des kur- zen aber verhältnissmässig stärkern, an der Spitze stärker ge- bogenen Schnabels einige Troglodyten als besondere Gattung Cistothorus ab und unter dieser hat Herr Burmeister die vorliegende Art aufgeführt. Ich kann leider die beiden da- hingezogenen Arten Tr. stellaris Lichtst und Tr. interscapula- ris Lichtst nicht unmittelbar vergleichen, muss aber eine auf so äusserst geringfügige und blos relative Formunterschiede errichtete Gattung als unbegründet und unhaltbar bezeichnen. Unsere Art betreffend stimmt wie eingangs bemerkt der Schnabel so vollkommen mit dem des Tr. verus überein, dass darauf hin nicht eine specifische, geschweige denn eine gene- rische Trennung begründet werden könnte. Den Cistothorus interscapularis hat denn auch Herr Burmeister in seiner Uebersicht der Vögel Brasiliens III. 136 als Thryothorus in- terscapularis aufgeführt. Die Vieillotsche Gattung Thryothorus hat nun allerdings einen sehr erheblich grössern Schnabel mit kürzerem Nasenloch, stimmt aber in allen übrigen Formver- hältnissen ebenfalls so ganz mit Troglodytes überein, dass auch sie bei strenger Kritik nicht haltbar ist. Ihre Arten sind eben nichts weiter als grossschnäbelige Troglodytesarten. 17 Den Uebergang vermitteln vollkommen die gleichfalls von Herrn Cabanis aufgestellten Gattungen Cyphorhinus und Pheugopedius. Bei ersterer ist nämlich der Schnabel nicht länger, nur stärker als bei Troglodytes, bei letzterer noch erheblich stärker und nur wenig länger. Das Längenverhält- niss in den Schwingen ändert bei diesen Gattungen nicht auf- fälliger ab als unter den typischen oder kleinschnäbeligen Troglodytesarten. Skeletbau und weiche Theile sind von all diesen Arten meines Wissens noch gar nicht verglichen wor- den und so ist es gerechtfertigt jene überaus geringfügigen blos relativen Formunterschiede des Schnabels als generisch werthlos zu bezeichnen und höchstens zur Gruppirung der Arten innerhalb der natürlich umgränzten Gattung Troglody- tes zu verwenden. 4. Geositta rufipennis. Geobamon rufipennis Burmeister, Reise durch die Laplatastaaten II. 465. Von Lerchengrösse und kräftigem Körperbau. Der Schna- bel ist merklich kürzer als der Kopf, gerade mit sanft gebo- gener Firste, gegen die Spitze hin schwach zusammengedrückt) schwarz und nur am Grunde des Unterkiefers hell hornbraun. Die kleinen spaltenförmigen Nasenlöcher liegen in einer Grube und sind anihrem obern häutigen Rande dicht befiedert. Die kräftigen Flügel reichen bis über die Mitte des Schwanzes hinaus. Ihre erste Schwinge kürzer noch als die sechste, die zweite nur sehr wenig kürzer als die dritte, welche mit den folgenden beiden fast gleiche Länge hat; die hintern Schwin- sen mit sehr breiter Innenfahne und etwas kürzer als die Arm- schwingen. Der Schwanz breitfederig, gerade abgestutzt, alle Federn von gleicher Länge, die obern und untern Deckfedern über die Mitte hinausreichend. Die kräftigen Beine mit com- primirten Läufen, diese vorn mit acht Tafeln, hinten mit klei- nen Schildern bekleidet. Die Sohlen aller Zehen mit unre- regelmässigen Hornschildchen getäfelt. Die Kralle der Hin- terzehe ziemlich von der Länge dieser selbst. Die ganze Ober- seite ist schwachröthlich braungrau ; die Zügelgegend grau, Augenrand und ein kurzer Schläfenstreif schwach bräunlich weiss, Kehle und Vorderhals weiss. Die schwarzbraunen Schwin- Bd. XXXI, 1868. 2 i8 gen haben matt rostgelbe Spitzen, welche nach den Armschwin- gen hin sehr breit werden, die Innenfahnen sind von der zweiten an in der Wurzelhälfte schön rostroth, ebenso schön rostroth ist der Schwanz mit breiter schwarzer Binde vor dem Ende. Die weissliche Unterseite ist gelb überlaufen, an den Brustseiten roth, Läufe und Zehen schwarz oder hellhorn- farben. Totallänge 0,170, Schnabel 0,020, Schwanz 0,060, Lauf 0,025, Mittelzehe 0,023. Vaterland: Parana. Von Herrn Burmeister im Juni und Juli in drei Exemplaren gesammelt. Herr Cabanis gründet auf diese Art die Gattung Geo- bamon, deren Eigenthümlichkeiten aber in nichts weiter be- stehen als in dem etwas kürzeren Schnabel, und den etwas längeren Zehen und der wenig mehr ge- krümmten Kralle der Hinterzehe. Wie ich oben bei Ci- stothorus bemerkte, halte ich es für durchaus ungerechtfertigt auf so ganz geringfügige blos relative Formunterschiede eigene Gattungen zu begründen. Die beiden mir zur Vergleichung vorliegenden Arten von Geositta nämlich G. cunicularia Bp und 6. fissirostris Rchb sind etwas kleiner und unterscheiden sich ausser den angeführten Eigenthümlichkeiten noch durch den kürzeren Schwanz und die sehr merklich längere erste Schwinge. G. fissirostris ist oberseits viel heller gefärbt und die Schwingen sind nur vor der Spitze schwach schwärzlich, übrigens hell rostfarben, die äussern Schwanzfedern weiss- lich; G. cunicularia fleckt ihre Vorderbrust dunkel, hat wie- der mehr schwarz an den Schwingen und Steuerfedern, auch längere hintere Schwingen. Die Nasenlöcher, die Bekleidung der Läufe und Zehen bietet gar keine Eigenthümlichkeiten. Unsere Exemplare von Sanjago und Cartagena sind dunkler als die von Mendoza und Parana. 19 Mittheilungen. Ueber Bildung der Schale des Vogeleies. Die in der v. Siebold und Köllikerschen Zeitschrift für wissensch. Zoologie neuerdings publieirten Arbeiten von H. Lan- dois und Blasius über die Schale des Vogeleies zeigen, dass die- sem interessanten Gebilde neuerdings wieder ein verdientes In- teresse zugewendet wird. Seit Jahresfrist bin ich mit einer ein- gehenden Bearbeitung der complizirten Hüllen, welche den Dotter des gelegten Vogeleies umgeben, beschäftigt. Die Arbeit ist im Wesentlichen zum Abschluss gelangt, da aber die vollständige Ausarbeitung derselben, die Anfertigung einiger noch fehlender Zeichnungen etc. ihre Publikation noch etwas verzögern wird, und die erlangten Resultate die von Landois und Blasius gezogenen Schlussfolgerungen wesentlich berichtigen, erscheint es angemes- sen wenigstens die Hauptpunkte nicht zurückzubehalten. Landois und nach ihm Blasius haben geglaubt eine Einsicht in die Strukturverhältnisse der Schale zu gewinnen, indem sie dieselbe mit Säuren behandelten, welche die Kalksalze auflösten. Dies war ein folgenschwerer Irrthum. Sie haben auf diese Weise nur Kunst- produkte erlangt, die ja in der Microscopie leider schon so oft zu Täusckungen geführt haben. Die Schale des Vogeleies be- steht aus einer innigen Verbindung organischer Substanz mit ge- wissen Kalksalzen, die eine durchsichtige Grundsubstanz bil- det. In diese durchsichtige Grundsubstanz ist ein zweiter Theil der Kalksalze als amorphe Körnchen in der Oberfläche parallelen Schichten abgelagert. Diese Schichtung ist allerdings bei vielen Eiern ziemlich undeutlich, Ausserordentlich ist sie an feinen Schliffen der Schale des Straussen-Eies zu beobachten. (Ich füge einen solchen Schliff bei). Ein Vergleich desselben mit der Ab- bildung, welche Blasius in Fig. 7 seiner Abhandlung giebt, wird genügen, um zu zeigen, wie wesentliche Berichtigungen erfor- derlich sind. Wenn die Schale mit Essig- oder Salzsäure behan- delt wird, bleibt ihr grösster Theil als eine formlose gelatinöse Masse zurück, in welcher die entwickelte Kohlensäure eine Menge von rundlichen Hohlräumen mechanisch erzeugt hat. Diese Luft- blasen sind als Struktur der Schale betrachtet und als „Schwamm- schicht“ der Schale bezeichnet. Aehnlich verhält es sich mit den „UÜterindrüsen“ von Landois oder der „Kernschicht“ von Blasius. Es läuft nämlich die innere Seite der Schale in ein System zit- zenförmiger Fortsätze aus, welche mit knopfartigen Enden in die Faserhaut der Schale eingesenkt sind. Bei der Behandlung mit Essigsäure reisst der Detritus der Schale vom Faserhäutchen ab; es haften aber an letztern noch die Enden der zitzenförmigen 9% 20 Fortsätze, die ich der Kürze halber Mammillen nenne, in Ge- stalt rundlicher formloser Massen. Da auch in diesem Theil des Detritus die Kohlensäureentwicklung kleine Blasenräumchen hinterlässt, werden sich diese bei Carmintinktion mit der rothen Flüssigkeit gefüllt und so die von Blasius gefundenen Kerne si- mulirt haben. Wesentlich bessere Resultate giebt die Behandlung feiner Schliffe mit Chromsäure. Auch hier erzeugt man Bla- senräume von verschiedener Grösse, kann aber neben denselben die wirkliche Struktur der Schale verfolgen, die eine sehr com- plizirte ist, indem sich einestheils eine ganz feine Streifung paral- lel der Oberfläche, zugleich aber eine feine Streifung senkrecht auf letztere zeigt. Die Mammillen bestehen aus einem System unregelmässiger Prismen, durch welche aber die Ablagerungen amorpher Kalksalze in correspondirenden Lagen hindurchgehen. Diese Combination von Längs- und Querstreifungen, mache ich wohl hier ohne Zeichnungen am deutlichsten, wenn ich an die Bilder erinnere, welche die Muskelfaser bieten kann. Durch diese Mammillen nun wird ein System lufterfüllter Hohlräume gebildet, welches nach innen mit der lufthaltigen Faserhaut, nach aussen mit den sogenannten Porenkanälen communicirt. Die Verhältnisse der Porencanäle des Oberhäutchens etc, lassen sich nur durch zahlreiche Abbildungen erläutern; diese zu erörtern, muss also hier vorbehalten werden. Das Faserhäutchen besteht aus ganz feinen Fasern, welche die auffallendste Aehnlichkeit mit elastischen Fasern besitzen. Durch eine wohl in Alkalien, nicht aber in Essigsäure lösliche Kittsub- stanz sind sie vielfach zu breiten platten Fasern vereinigt und diese zu netzförmigen Lagen verklebt. Ramifieirungen der primä- ren durch schwache Kalilauge zu isolirenden Fasern kommen nicht vor. Das ursprüngliche Dotterhäutchen (zona pellueida) fehlt im gelegten Eie vollständig. Die unmittelbare Begren- zung des Dotters bildet ein sehr feines Faserhäutchen, welches so weit seine Zartheit die Untersuchung gestattet, als das vollstän- dige Anologon des äusseren Faserhäutchens, nur in sehr viel ge- ringeren Dimensionen, erscheint. Im Eiweiss selbst lassen sich ähnliche, aber noch feinere Faserhäutchen nachweisen. Schnitte durch das hart gekochte Eiweiss zeigen ein Sy- stem concentrischer (— nicht spiraler, wie man bisher annahm —) Schichten, die von sehr verschiedener Durchsichtigkeit sind. Die in coagulirtem Zustande körnigen und undurchsichtigen Schich- ten sind wahrscheinlich wasserhaltigeres, die durchsichtigeren concentrirteres Eiweiss. Unmittelbar auf das feine Faserhäutchen das den Dotter umgiebt, folgen einige schwache Schichten von compaktem geschiehteten Eiweiss, dann folgt aber eine grössere Masse von verdünntem strukturlosen Eiweiss, in welchem der Dotter wenigstens seitlich fluetuirt. Dann folgen (— beim Hüh- 21 nerei 5 bis 7 —) Schichten festerer 'geschichteter Eiweissmasse. Gegen das äussere Faserhäutchen wird die Schichtung wieder undeutlicher. Ohne Zweifel sind diese verschiedenen Schichten durch Membranen (Faserhäutchen ?) getrennt, als deren Aufrollung resp. Verflechtung die Chalazen erscheinen. Von einer Befesti- gung der Chalazen an der äussern Faserhaut oder gar an der Schale kann keine Rede sein. Endlich muss ich, die speziellere Beweisführung vorbehal- tend, Eiweiss und Schale für einen integrirenden Theil der ur- sprünglichen Eizelle, für die organische Fortentwicklung der Zona pellucida, welche das Ei im Ovarium zeigt, erklären. W. von Nathusius (Königsborn). Ueber Kuckukseier. Die bekannte Thatsache: dass jedes Weibchen in der Regel unter sich gleiche oder richtiger äusserst ähnliche Eier lege, gilt auch für den Kuckuk, wofür meine Sammlung zahlreiche Belege aufzuweisen hat. Es ist bekannt, dass Personen, welche sich dafür interessiren, sehr bäld die Eier ihrer verschiedenen Hühner von einander zu unterscheiden wis- sen; die Kuckuks- Eier sind aber nicht nur in der Grösse und Gestalt, sondern noch viel mehrin der Grundfarbe und der Zeich- nung so abweichend unter sich, dass man die verschiedenen Weib- ehen zugehörigen leicht herausfinden kann. Es ist selbst dem in solchen Dingen ungeübten Auge leicht erkennbar, dass unter der vorliegenden bunten Sammlung je zwei oder mehrere so voll- ständig, selbst bis auf denZeichnungs-Charakter, überein- stimmen, dass an einer Zusammengehörigkeit im erwähnten Sinne gar nicht zu zweifeln ist. Zu dieser sich von selbst ergebenden Annahme kommt aber nun noch die exakte Beobachtung ver- schiedener Ornithologen, dass die betreffenden zusammengehörigen wirklich auch von ein und demselben Weibchen gelegt worden sind. Für die einzelnen in der Sitzung unseres Vereines am 4. December vorgezeigten Gelege meiner Sammlung konnte ich fol- gende Nachweise geben: 1) Zwei den Eiern der Sylvia cinerea sehr ähnliche von mir selbst in einem Neste dieser Grasmücke in einem Zwischen- raume von 8 Tagen gefundene Kuckuks-Eier sind nicht von ein- ander zu unterscheiden und faktisch von demselben Weibchen gelegt, da nur ein Kuckuks-Paar sich in den betreffenden Revie- ren aufhielt, Es ist diese Färbung die am häufigsten vorkommende. Anhalt. 2) Drei E., innerhalb 4 Wochen aus zwei nahe bei ein- ander ‚in Rustlöchern einer Zuckerfabrik stehenden Nestern des Hausrothschwanz R. Tithys, genommen ohne jede Aehnlichkeit 22 mit den meist reinweissen Eiern der Pflegeältern: auf gelblich weissem Grunde röthlichgraue und röthlichbraune Flecke und Punkte unter sich vollkommen ähnlich. Anhalt. 3) Zwei ausNestern desselben Vogels in einem Heuschup- pen der Pfarrei Mariahof in Obersteiermark, 3170‘ über der Mee- reshöhe genommen und den grünlichweissen Eiern des Nestvogels, wie sie dort und überall zuweilen vorkommen, vollkommen ähn- lich gefärbt: „sehr lichtbläulichgrün, etwas ins Weisse übergehend und ohne alle Zeichnung und Punktirung.* Die. vorliegenden haben einige schwache röthlichbraune Flecken und Punkte. Ober- steiermark. Pfarrer Blasius Hanf. 4) Zwei aus den Nestern des Garten-Rothschwanzes, A, phoenicurus, am 18. und 20. Mai 1860 genommen, das erstere unbebrütet, das zweite so stark bebrütet, dass der junge Kuckuk an seinen Füssen zu erkennen war.* Die Eier unter sich in je- der Weise und mit denen der Nesteigenthümer bis auf die Grösse vollkommen übereinstimmend : einfarbig bläulichgrün ohne jede Zeichnung, Nur ein Kuckukspaar im Revier. Anhalt. Förster. ‚Thiele. ‘(Zugleich exakter Nachweis, dass, wie auch bei Nr. 3., einfarbige ungefleckte Kuckukseier vorkommen, und diese nicht etwa sogenannte Doppeleier der Nestvögel sind!) 5) Drei in einem Sommer in verschiedenen Zaunkö- ‘nig-Nestern gefunden; auf hellgraugrünem Grunde olivengrau, in zwei Nüancen, lercheneierartig gezeichnet und mit einzelnen schwarzen Pünktchen am stumpfen Ende. Pommern. Dr. Krüper. 6) Fünf, im Verlaufe einer Saison gleichfalls in Zaunkönig- Nestern gefunden, und wie die vorigen den Nesteiern nicht ähn- lich, desto ähnlicher aber unter sich und zwar bis zum Verwech- seln: auf grauröthlichweissem Grunde mit vielen grossen röth- lich- und bläulichgrauen meist verwaschenen Flecken und sehr vielen tiefschwarzen Punkten und Pünktchen fast bedeckt, so dass von der Grundfarbe nur wenig freibleibt. Sicher von einem oder höchstens zwei Weibchen. Pommern. Dr. Krüper. 7) Zwei, das eine aus dem Neste des Rothkehlchens, das andre aus dem der Amsel. Wären diese Eier in dem Neste des Ortolan gefunden worden, so hätte man sie wohl für Doppeleier dieses Ammers halten können: auf violett graulichem Grunde mit vielen violettgrauen, violettbraunen und schwarzbraunen Punkten, Fiecken, Haarzügen undSchnörkeln. Die Nester standen nicht weit von einander, und wurden am 3. und 27. Juni aufgefunden. Zwei- fellos, auch nach den Beobachtungen des Entdeckenden, demselben Weibchen angehörig. Westerwald. Baumeister Sachse. 8) Zwei, in den Nestern zweier Laubvögel, Phyllops. rufa und trochilus, am 7. und (?) Juni 1867 gefunden: grau- grünlichweiss mit vielen braungrauen und hellbraunen, theilweis grossen, verwaschenen und einzelnen kleinern dunkelbraunen 23 Flecken nicht, von einander zu unterscheiden. Westerwald. Bau- meister Sachse, 9) Vier, den vorigen bis auf die grünliche Tinte der Grundfarbe und dem Ei der Garten-Grasmücke, Sylvia hortensis, sehr ähnlich: zwei im Mai und am 7. Juni 1866, zwei am 14, und 22, Mai 1867 am Ufer des Eislebener salzigen Sees gefunden, das dort nur wenige einzelne Bäume und verkrüppeltes Gesträuch trägt, und wo sich in beiden Jahren, wie ich bei meinen wieder- holten Exeursionen dorthin constatiren konnte, nur ein Paar Kuckuke: aufhielt, (während eine halbe Meile weiter, wo die Ufer mit Rohrdiekichten bestanden sind, andere Paare ihren Standort hatten, von deren einem ich einEi erhielt, das sehr bedeutend in Färbung und Zeichnung abweicht.) Die sehr auffallenden Eier beweisen zugleich, „dass dieKuckukseier nicht nach den Jahrgängen variiren“, wie man wol gemeint hat, und dass es mehr als wahr- scheinlich ist, dass das Weibchen von 1866 im J. 1867 den alten Standort wieder aufgesucht hat. Eine so vollständige Aehnlich- keit auffallend gefärbter und gezeichneter Eier wäre sonst kaum zu erklären. Eislebener Salzsee, Provinz Sachsen. Baldamus, An einer Suite von Doppel- und Zwerg-Eiern der entsprechenden Arten, namentlich vom Haus- und Garten - Roth- schwanz, mehrerer Laubvögel- und Grasmücken-Arten ete. zeigte ich ferner, dass jene trotz aller Aehnliehkeit mit den betrefien- den Kuckuks-Eiern sich doch auf den ersten Blick als solcha be- kunden, und mit, letztern nicht zu verwechseln wären, wenn durch den leider so früh verstorbenen Förster Thiele der exacte Beweis für das Vorkommen der angezweifelten einfarbig blaugrünen Kuk- kuks-Eier auch nicht geführt worden wäre. Baldamus. Diplodus Agass = Xenacanthus Beyr im Weltiner Kohlengebirge. Die vereinzelten Lamnaähnlichen Zähne des Wettiner Koh- lengebirges führte ich in meiner Fauna der Vorwelt, Fische 8. 352 als, Chilodus carbonarius und Ch. gracilis, einen zusammen- gesetzten Haifischzahn als Centrodus acutus S. 344 auf. In dem VI. Hefte von Germars Versteinerungen des Steinkohlengebirges von Wettin und Löbejün (Halle 1849) gab ich unter erweiterter Beschreibung dieser Ueberreste zugleich deren Abbildungen auf Taf. 29 und sah mich auch genöthigt den Namen Centrodus als schon anderweitig verwendet in Styracodus umzuändern. Diese erneute Derstellung hat keine Beachtung gefunden, denn Römer bedauert in Bronns Lethaea (1852) noch, dass Chilodus nicht abgebildet sei und gedenkt des Styracoaus gar nicht, aber nicht deshalb. erinnere ich jetzt an diese Vorkommnisse, sondern um dieselben einer durch Anderer Untersuchungen nötbig gewordenen Kritik zu unterwerfen, 24 Die vortreffliche Arbeit von Kner über Orthacanthus De- cheni Gf = Xenacanthus Decheni Beyr in den Sitzungsberichten der Wiener Akademie, 1867. LV. 540—584 mit 10 Tafeln lehrt uns das complicirte Zahnsystem dieses interessanten Fisches näher kennen und führt dasselbe zu einer völlig neuen, besser begrün- deten Auffassung der Wettiner Haifischgattungen. Chilodus car- bonarius ist hiernach in der That nichts weiter als ein ächter Xe- nacanthuszahn, ich hielt irrthümlich das Exemplar für zwei über- einanderliegende und fest aneinander gedrückte Zähne, kann jetzt aber nach Kners klarer Darstellung nicht mehr an der Identität mit Xenacanthus zweifeln. Die von Xenacanthus Decheni abge- bildeten Zähne sind allerdings erheblich kleiner als unser Wetti- ner, aber Kner gedenkt in seiner Beschreibung gleichfalls iso- lirter riesig grosser Zähne von Kaunow im Rakonitzer Becken, die er mit Recht für generisch identisch erklärt. Sehr wahr- scheinlich wird nun auch der von mir weil zu fragmentär nicht systematisch bestimmte a.a.O. Fig.9. Taf. 29 abgebildete Wetti- ner Zahn mit fein gezähnelten Rändern hierher gehören. Meine zweite Chilodusart, Ch. gracilis, kann nun sehr wohl nach der Knerschen Darstellung mit jener Art vereinigt werden, Es ist nur ein gekrümmter Hauptkegel vorhanden, aber an der dicken Wurzel erkennt man deutlich die Bruchstellen des zweiten und des Nebenkegels. Kner zeichnet so variabele Formen dieser Zähne, dass die Zugehörigkeit des Wettiner Exemplars, trotz seines fragmentären Zustandes schwerlich noch angezweifelt werden wird, Endlich erfahren wir aus Kner’s Untersuchungen auch Nä- heres über den Bau der Schlundzähne bei Xenacanthus. Diesel. ben bestehen aus mehren Kegeln auf gemeinschaftlicher Wur- zel, So beschaffen ist unser Styracodus acutus, unterschieden von Kners Schlundzähnen nur durch relative Formverhältnisse, nämlich durch die schlankspitzigere Gestalt und die sehr ungleiche Grösse der neben einander stehenden Kegel. Neben diesen unzweifelhaften Kiefer- und Schlundzähnen des Xenacanthus fehlt nun bei Wettin auch weiter der generische Beleg, der Nackenstachel nicht. Ich bildete a. a. O. Taf. 29. Fig. 8 ein acht Linien langes, an beiden Rändern gezähntes Frag- ment ab, ohne dasselbe auf irgend eine bekannte Kohlenart deu- ten zu können. Es lag mit Hyboduszähnen und Hautkörnern bei- sammen, weicht aber doch zu auffallend von den bekannten Hy- bodusstacheln ab, als dass man es mit nur einiger Wahrschein- lichkeit auf dieselben beziehen könnte. Die Vergleichung mit Kners genauen Angaben lässt keinen Zweifel übrig, dass dieser Stachel mit jenen Zähnen zusammengehört. Das verwandschaftliche Verhältniss unserer Wettiner Reste mit den schlesischen , böhmischen, Saarbrückener über die Gat- tungsgränzen hinaus festzustellen ist bei der grossen Unvollkom- menheit derselben nicht wohl räthlich, Kner selbst wagt es bei 25 seinem schon sehr reichhaltigen Materiale nicht den zum Theil erheblichen Unterschieden in den Zähnen und dem Nackenstachel einen specifischen Werth beizulegen, um so weniger genügen un- sere dürftigen Fragmente dazu. Dieselben beweisen mit Bestimmt. heit das Vorkommen von Xenacanthus in unserm Kohlengebirge und beseitigen sicher meine Gattungen Chilodus und Styracodus, weitere Aufschlüsse können erst aus neuem Material gewonnen werden, das leider aus Wettin und Löbejün uns nur sehr spärlich zugeht, obwohl die Wichtigkeit desselben zu aufmerksamster Be- achtung auffordert. Die Nomenklatur der Gattung betrefiend kann ich Kner, der Beyrichs Xenacanthus aufrecht erhalten wissen will, nicht bei- stimmen. Nachdem nämlich Grey Egerton nachgewiesen, dass die Stacheln von Pleuracanthus zu den Zähnen von Diplodus gehö- ren und Xenacanthus ganz auf denselben Typus sich bezieht, muss der Name Diplodus als der ältere und weil von der ganz beson- ders charakterischen Zahrbildung entlehnt zugleich als der pas- sendste dem spätern Xenacanthus unbedenklich vorgezogen wer- den. Die verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Siluroiden, welche Kner für die systematische Stellung des Diplodus besonders hervorhebt, scheinen mir den Eigenthümlichkeiten der Zahnbil- dung, der Hautgebilde und der weichen Wirbelsäule gegenüber nicht bedeutend genug, um den Fisch gerade den weichflossigen Knochenfischen näher zu stellen als den Plagiostomen. Giebel. Literatur. Allgemeines. A. Frantz, Dr. theol., die Pseudodo- xie der Naturwissenschaft. Magdeburg 1867. — Der Verf., der sich schon vor 10 Jahren durch eine Schrift über die „Prätensio- nen der Naturwissenschaft“ unsterblich gemacht hat, sucht hier aufs Neue nachzuweisen, dass die Naturwissenschaft sehr vielen alten Sauer- teig verknete, mit leeren Abstractionen, unconcreten, begrifflosen Be- griffen rechne und das Denken eingestellt habe, dass sie daher so gut wie gar kein positiv begründetes Wissen besitze und die Autorität der Heiligen Schrift in keiner Weise beseitigt habe. Wir glauben hier in einer naturwissenschaftlichen Zeitschrift auf den letzten Punkt nicht weiter eingehen zu dürfen, und wollen nur die Einwürfe, die der Herr Doctor gegen die Naturwissenschaft vorbringt, möglichst kurz besprechen. Da er in der Vorrede selbst erklärt, in die Tiefe der Wis- senschaft nicht eingedrungen zu sein, so beschäftigt er sich nur mit der Prüfung der Grundbegriffe und er findet, dass diese nicht denk- bar sind; da nun die Grundsätze der Physik und der andern Natur- 26 wissenschaften bisher von vielen denkenden Leuten untersucht und als; richtig erkannt sind, so könnte man schon hierdurch auf die Ver- muthung kommen, dass Herr Frantz diese Grundbegriffe gar nicht verstanden habe, und diese Vermuthung bestätigt sich beim Durchle- sen der Schrift wirklich. Das Buch beginnt nämlich mit einem Feld- zuge gegen den Empirismus der Naturwissenschaften und gegen die Anwendung der Mathematik: die Experimente, die wir mit unsern Apparaten anstellen, zeigen uns nämlich nicht die Natur an sich, son- dern „eine zum Erscheinen prädestinirte, präparirte Natur‘ — wer sagt mir denn z. B., dass ich durch ein optisches Instrument genau dasselbe sehe, was ich sehen würde, wenn meine Augen zu schärfern Sehen eingerichtet wären, woher weiss ich denn, dass mich der Ap- parat nicht täuscht? — Und nun erst die Mathematik! Seit Newton existirt ja eigentlich gar keine Physik mehr, und die vielen mathema- tischen Formeln in den physikalischen Lehrbüchern dienen nur dazu diesen Mangel an physikalischen Kenntnissen zu verdecken, die Ma- thematik aber und das Rechnen bewirken bei dem Menschen Geistes- stumpfheit und Mangel an Urtheilsvermögen. Bei der Besprechung der Lehre von den anziehenden und abstossenden Kräften und von der Gravitation sieht man ebenfalls deutlich, wie wenig sich der Verf. auch nur mit den „Grundbegriffen“ vertraut gemacht hat, er ver- langt da z. B, dass der Astronom nicht die Bahn der Bewegung der Himmelskörper bestimmen solle, sondern die Bewegung selbst (?), er tadelt, dass die Astronomie eine rechnende Wissenschaft geworden sei u. S. w.; er erzählt ferner, dass die Erdbahn mit der Eliptik (wahrscheinlich meint er die Ekliptik) horizontal sei und eine be- stimmte Neigung habe gegen diejenige Ebene, welche man durch den Mittelpunkt der Sonne und den Aequator der Erde sich denken müsse, Es ist Herrn Frantz vorbehalten gewesen, durch einen Kreis und einen Punkt ausserhalb der Ebene desselben eine neue Ebene zu legen. Ueber Bewegung in geschlossenen Curven um feste und sich bewe- gende Centra, d. h. über den Unterschied der relativen Bewegung und der absoluten, über Parallaxe, Tagental- (sic!) Bewegung u. s. w. scheint er auch nur unklare Vorstellungen zu haben. Wahrhaft rüh- rend aber ist die folgende Sielle, wo er über die „Imponderabilien“ spricht: „Wenn nun ein Thermometer gar keine Wärme mehr an- zeigt, ist sie dann aus der Natur verschwunden? Und was wird ge- messen, wenn das Thermometer eine immer steigende Kälte misst? Ist die Wärme etwas, so muss die Kälte auch etwas sein. Warum haben die Physiker in ihren Lehrbüchern nicht auch ein Kapitel über die Kälte, über die Finsterniss, über das Leichte, über das, was doch immer da sein muss, wenn auch keine Electrieität, kein Magnetismus sich darin (worin? d. Ref.) spüren lässt? Es sind vielleicht auch Im- ponderabilien, aber will man daraus, dass sie sich nicht messen las- sen, schliessen, dass sie gar nicht da sind, oder nur durch die Ab- wesenheit der Wärme, des Lichts, der Schwere u. s. w. da sind, so doch an einem Thermometer wenigstens die Kälte gemessen wird 27 und folglich so gut wie die Wärme etwas positives sein müsste u.s.w.‘ Es würde zu langweilig sein, alle Missverständnisse des Herrn Verfassers hier zusammenzustellen, es sei nur noch be- merkt, dass er nachher noch auf die Geologie, Palaeontologie, Zoologie u. s. w. kommt, dabei opponirt er gleichmässig gegen Darwin uud Burmeister, die betreffenden Werke aber scheint er kaum zu kennen, denn er schreibt consequent Burrmeister und Paläonthologie. Wir müssen nach allen diesen der evangelischen Kirchenzeitung vollkommen recht geben, wenn sie es für bedenklich erklärt, dass solche singuläre Ansichten auf einer Pastoralconferenz (wo der Verf. den Inhalt seines Werkes der Hauptsache nach vorgetragen hatte) das letzte Wort behalten, und wenn sie die heilige Schrift und die Theo- logie in der vorliegenden Frage nicht für competent hält. Wir glauben nicht, dass H. Frantz durch seine Gründe gegen die Naturwissen- schaften, und wenn sie noch so salbungsvoll vorgetragen werden, einen Ungläubigen bekehrt, im Gegentheil, er wird sich auch die von der Wahrheit der christlichen Religion durchdrungenen Naturforscher entfremden, wenn er verlangt, dass sie ihm in seinem Kampfe gegen die „neuere Naturanschauung‘“ beistehen sollen. Schbg. Xaver Schechner, unumstösslicher Nachweis, dass die Erde nicht um die Sonne herumgehe. München 1868 bei H. Gummie. — Wir genügen nur einer Pflicht, wenn wir dieser klei- nen Brochüre hier Raum schenken. Dass dies vom Verf, zu Tage geförderte Schriftchen eine Missgeburt ist, versteht sich von selbst, für uns bleibt nur unverständlich, wie es möglich ist, dass in dem Kopfe eines Assistenten der Physik an der königlichen polytechni- schen Schule in München derartige Gespenster ihr Unwesen treiben können. Brek. Physik. Listing,überdieGrenzenderFarbenimSpec- trum.— Der Grenzbestimmungen der:einzelnen Spectralfarbenist bisher verhältnissmässig wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden, theils weil andere Eigenthümlichkeiten der Spectra die Aufmerksamkeit der Phy- siker in Anspruch nahmen, theils weil der allmäblige Uebergang der Farben in einander natürliche Schwierigkeiten bietet. Um so ver- dienstvoller die vorliegende Abhandlung. Zunächst sei bemerkt, dass Verf. die als eigenthümliche Farben constatirten Wellenlängen des Braun und Lavendelgrau in die Reihe der Spectralfarben mit auf- nimmt und an Stelle der üblichen Unterscheidung von hell- und dun- kelblau die Bezeichnungen Cyan und Indigo einführt. In den durch Dispersion mittelst eines Prisma’s und den durch Diffraction mit Hülfe von Gitteru erzeugten Spectris zeigen die Far- ben bekanntlich gleiche Aufeinanderfolge aber nicht gleiche Ausdeh- nung; dieselbe wächst für die einzelnen Farben des dispersiven Spec- trums von Roth bis zum Violett, wogegen im Diffractionsspectrum die Farbenräume constant sind, weshalb denn hier das Roth und Orange gedehnt erscheinen, während die blauen Partieen eine Ver- kürzung erfahren. Hiermit Hand in Hand geht die charakterische 28 Form der Intensitäts-Curven. Das Helligskeitsmaximum liegt im Gelb zwischen D und E; während aber im Dispersionsspectrums das Hel- ligkeitsmaximum näher dem Roth zu suchen ist, so findet man das- selbe im Diffractionsspectrum etwa in der Mitte des Spectrums und die Curve verläuft symmetrisch nach den Enden, Verf. hat nun 'theils aus eigenen Untersuchungen theils aus den Mittheilungen anderer die plausibeln Oerter zu bestimmen versucht, wo die Farben in einander übergehen. Die Bestimmungen in Wer- then der Wellenlänge evaluirt, führten zu dem überraschenden Resul- tat, dass die Reciproca der Schwingungsdauer für die Farbenscala eine arithmetische Proportion bilden; denn wenn Roth aus 440 Billionen Schwingungen pro Secunde besteht, so wächst die Schwingungszahl jeder folgenden Farbe um je 48 Billionen und zieht man die beiden Endfarben in Betracht, so ergiebt sich mit grosser Annäherung das Schwingungverhältniss derselben, wie 1:2 so dass man das gewon- nene Princip etwa so ausdrücken kann: die Farbenreihe: Braun, Roth, Orange, Gelb, Grün, Cyan, Indigo, Lavendel findet ihren phy- sischen Ausdruck in einer der Schwingungsfrequenz darstellenden Reihe von 8 Zahlen, wo die letzte das Zweifache der ersten ist.“ Die Beziehungen dieser Entdeckung zur Akustik treten deutlich her- vor, geht man darum an die numerische Ausführung, indem man die Zahlenreihe 16, 17, 18... 32 zu Grunde legt, wo 16 Braun, 18 Roth etc. bedeuten, dann handelt es sich um die Bestimmung der absolu- ten Schwingungszahlen für die Grenzen 15, 17 etc. Bezeichnet man ferner mit v. die Geschwindigkeit des Lichtes im Vacuum, mit A die Wellenlänge einer bestimmten Strahlengattung und mit n die ent- sprechende Schwingungsanzahl, so ist bekanntlich v=ni. Nun er- giebt sich u 298360000 Meter und den Untersuchungen Angströms, Helmholtz und Esselbach’s zufolge ergiebt sich für A n Extrem, 8Si2 . . 8367. 761,5 2..0.5.391,8 1222 . . 4131 687,7 . . 333,9 657,0 . . 454,1 589,9 . . 505,8 527,5 . . 565,6 486,7 . . 613,1 431,2 . . 692,0 397,3 . . 751,0 393,7 . . 757,9 2 4865,8H102.. 815,6 3092 . . 964,9 wo A auf Milliontheile des Millimeters und n in Billionen pro Secunde ausgedrückt ist. Zur Ermittlung des halben Farbenintervalla macht Verf. nun folgende Voraussetzungen: 1) Braun fällt nahezu auf A 2) Roth fällt 3 “ DeumassUabe» 29 nahezu aufB. 3. Orange fällt etwa mitten zwischen C undD. 4) Die rothe Grenze von Orange und die grüne Grenze von Gelb liegen sym- metrisch gegen C und E. 5) Gelb hellste Stelle fällt zwischen 4 — 555 und 560. 6) Die braune Grenze von Roth und die Lavendelgrenze von Violett liegen symmetrisch gegen a und H,. 7. Die Grenze zwischen Cyan und Indigo fällt nahezu zwischen F und G. 8) Die Lavendel- grenze von Violett fällt zwischen H und H,. Nennt man nun das halbe Farbenintervall c, dann ergiebt sich unter jenen Voraussetzungen, die nicht unmittelbares Ergebniss von Beobachtungen, sondern Annahmen nach zahlreichen voraufgegangenen Schätzungen sein sollen: 1) e— L 391,8 — 24,497 5) c— 1 5852 = 24397 16 22 2)c— L 4839 = 24106 6) c— 1 585,5 — 24,386 18 24 1 N el — 2,00 De L 6926 = 4110 3) c= 4400 —2 )e=z 4) c) = 15099 — 423831 83) c— I 7545 — 24,339 21 Sl Das Mittel aus diesen acht Werthen für c ist 24,262 mithin das Far- benintervall 2c—=48 Billionen 524000 Millionen Schwingungen pro Secunde. Dabei ist zu bemerken, dass die mittlere zu befürchtende Unsicherheit =#0,056 ist und somit die wahrscheinliche nur „+ 0,038. Wenn nun auch dieser Fehler die Bedeutung von 38000 Millionen Schwingungen hat, so ist derselbe doch klein zu nennen, da die Schwingungsdifferenz zwischen den beiden Theilen der Linie D schon 0,6 Billionen beträgt. Mit Hülfe jenes Mittelwerthes c= 24,262 kann man nun durch Multiplication mit den Zahlen 16 bis 32 leicht eine Farbenscala berechnen, und construirt man nach der Scala ein Spec- trum, so gewinnt man ein Bild, das sich einerseits dem Dispersiv- Spectrum, auf der andern dem vom Verf. normal genannten Gitter- spectrum nährt. — (Pogg. Annal. OXXX1. 564-577.) Brek. Akin, über Calcescenz und Fluorescenz, — eine Ant- wort auf die in dieser Zeitschrift Bd. XXX. p. 326. ausführlich mit- getheilte Abhandlung Bohn’s über die Lichterscheinungen im Fluss- spath. Verf. giebt gegenwärtig zu, dass das Leuchten des Flusspa- thes nicht als eine directe Umwandlung der Strahlen anzusehen sei, Jedenfalls glaubt er aber seine andere Behauptung, dass alle Glüher- scheinungen als Calcescenzerscheinungen aufzufassen seien, aufrecht erhalten zu müssen. — (Ebenda p. 552—561.) Breck. Derselbe, eine Erwiderung auf die Notiz des Herrn Emsmann. — Eine vollständige Abfertigung der Prioritätsansprüche des Herrn E. in Bezug auf die Calcescenzphänomene. — (Ebenda p. 561—564.) Brek. Hoh, zur Geschichte der Fluorescenz.— Schon Göthe beschreibt einen Fluorescenz - Versuch, indem er mittheilt, dass das Wasser in einem Glase einen himmelblauen Schein annehme, wenn man Rinde der Rosskastanie längere Zeit darin liegen lasse, und dass 30 das Wasser im durchfallenden Lichte ungeachtet dessen gelb erscheine. — (Ebenda p. 658-659.) Brek. Chaudart, Magnetismus und Diamagnetismus der Gase. — Um die betreffenden Erscheinungen an Gasen für einen grössern Kreis ersichtlich zu machen, bedient sich Verf. der Seifen- blasen, die an einer irdenen Pfeife erzeugt werden. Die Pfeife ist an einer Zange befestigt und oberhalb der Pole eines kräftigen Electro- magneten so aufgehängt, dass sie frei pendeln kann. Bei abwechseln- der Verkehrung der Pole tritt Bewegung des Pendels ein, die unter Anwendung des Drummond’schen Lichtes weitbin sichtbar gemacht werden kann. — Die Magnesia-usta ist stark diamagnetisch. Ver- brennt man in mitten unter den conischen Polen ein Stück Magne- sium, so sieht man den Rauch sich Uförmig theilen und äquatoriale Stellung annehmen. — (Ebenda p. 650-657.) Naumann, über relative Grösse der Möleküle. — Ist n der Reibungscoefficient, m das Molekulargewicht, # die Molekularge- schwindigkeit eines Gases, r die Halbmesser des kugelförmig vorge- stellten Moleküls, so ist nach 0. E. Meyer „ = So “, Bedeuten nun n, Te m,, u, und r,, die entsprechenden Grössen für ein anderes Gas, dann er- giebt sich das Grössenverhältniss der Molekularquerschnitte: __ mun! Bezeichnen nun t und 7, die absoluten Temperaturen 112 m'uln i : 2 Lt der Gase, dann ist bekanntlich a "t X mithin tı myu,? u mt, r2 n! mt R ; Ai ; — — —|/ _—_. Wenn man nun die Gase bei gleichen Temperatu- 2 ny mil a R s 2 1 m IE ren vergleicht, dann ergiebt sich — — 1 = Für den Wasser- 1, 2 1 stoff ist nun m! —= 2; n! — 0,000134 und setzt nun für dieses Gas y;, —1l,ı dann ist r? = 0,0000948 vu Mittelst dieser Formel berech- N net Verf. die Moleculardurchschnitte von 18 Gasen. Wir bemerken nur, dass sich die Molekularquerchschnitte von Wasserstoff, Sauer- stoff, Stickstoff, Chlor, Kohlenoxyd, Stickoxyd, Chlorwasserstoff, Kohb- lensäure und Stickoxydul zu einander verhalten wie 1:1,75:1,88:3,80: 1,88:1,93:2,54:2,72:272. — (Annal, fı ‚Chem. u. Pharm, Supplöd. V. p. 252—254) Brek. L. Meyer, über die Molekularvolumina chemischer Verbindungen. — Verf. findet das Molekularvolumen eines Gases Be durch eine der obigen analoge Betrachtung v=cyW", wo m und 7 7 die obige Bedeutung haben, C aber eine noch nicht bestimmbare Con- stante ist, die indessen für alle Gase bei gleicher Temperatur gleich ist. Gestattet somit diese Formel noch nicht eine absolute Bestim- 31 mung des Molekularvolumens, so gewährt sie wenigstens eine Ver- gleichung, da re = VayE is t, my wo die einzelnen Buchstaben eine I Weiteres ersichiliche Bedeu- tung haben. Für Cyan und schweflige Säure ergiebt sich Y,:P, — 1,25, während sich nach den Kopp’schen Regeln dasselbe Verhältniss aus den bei Temperaturen gleicher Dampfspannung gemessenen Mo- lekularvolumen gleich 1,27 berechnen lässt; ein Beweis für die Rich- tigkeit der Formel. Die Räume dieser Gase stehen also nahezu in dem nämlichen Verhältniss, als die Volumina der entsprechenden Flüssigkeiten und es fragt sich, ob dies immer der Fall. Hier geräth man nun in eine gewisse Verlegenheit, indem die 19 Stoffe, für welche die Reibungs- constante bestimmt ist, zum Theil noch gar nicht zum Theil nur bei hohem Druck verflüssigt werden können. Durch die Erforschung der spec. Volumina sehr vieler Stoffe wurde aber bekanntlich H. Kopp zu Verallgemeinerungen der Beobachtungsmethode geführt, welche die bis jetzt unbekannten spec. Volumina der Verbindungen gewisser Elemente mit grosser Wahrscheinlichkeit a priori zu bestimmen er- lauben und die so bestimmten Werthe derselben stehen unter einan- der meist in dem nämlichen Verhältniss, wie die aus der Reibung er- mittelten. Als Ausgangsglied wählt Verf. die schweflige Säure, bei der man die erforderlichen Data mit der grössten Genauigkeit kennt. Vom Wasserstoff und einigen Stickstoffverbindungen abgesehen scheint darnach allerdings der Ausspruch berechtigt, dass die Atomvolumina vieler Elemente in ihrem flüssigen Verbindungen den Räumen pro- portional sind, welche im Gaszustande ihre Atome wirklich erfüllen, ob aber diese Volumina in beiden Aggregatzuständen wirklich einan- der gleich sind, ist eine noch nicht genau zu ermittelnde Vermuthung, da man die Atomvolumina nicht nach absolutem Masse ausfindig ma- chen kann. Sollte sich indessen die Gleichheit des Atomvolumens in beiden Aggregatzuständen in der That bestätigen, dann ergiebt sich allerdings, dass in einigen Fällen, namentlich beim Wasserstoff, aus der Beobachtung der Raumerfüllung der flüssigen Verbindungen sich ein grösserer Werth für das Atomvolumen berechnet, als man ihn aus der Reibung der Gase ableitet. Für den Wasserstoff liefert die letz- tere Methode 3,0, wogegen man aus der ersteren 5,5 findet. Zur Er- klärung dieser Unterschiede sei bemerkt, dass dieselben nur dann wegfallen können, wenn die Molekularvolumina aus der Dichte der - Flüssigkeiten bei Temperatureu ermittelt werden, wo die Dampf- tensionen der zu vergleichenden Stoffe gleich sind, der Unterschied wird aber um so grösser, je höher die Temperatur bei der die be- treffende Dichte bestimmt wurde, über dem Siedepunkt der Flüssig- keit liegt, Dieses Verhältniss kann in Uebereinstimmung mit der mechanischen Wärmetheorie nur dadurch erklärt werden, dass in Flüs- 32 sigkeiten von merklicher Dampfspannung, die Atome Zwischenräume zwischen sich lassen, die mit der Temperatur wachsen und als eine nothwendige Folge der als Wärme den Theilchen innewohnenden Be- wegung erscheinen. Insofera nun bei Bestimmung der Molekular- grösse aus der Dichte diese leeren Räume eigentlich mitgemessen werden, die Betrachtung der Reibungscoefficienten aber nur die Grösse des’Moleküls selbst in Erwägung zieht, so leuchtet ein, warum aus der Dichte der flüssigen Verbindungen sich mitunter ein grösseres Volu- men berechnet als aus der Reibung, und es wird demnach wahr- scheinlich, dass allgemein die aus der Raumerfüllung der flüssigen Verbindungen erschlossenen Atomvolumina sehr viel grösser sind als die Räume, welche die Atome mit ihrer Masse wirklich erfüllen, und dass zwischen jenen und den durch Reibung ermittelten nur Propor- tionalität vorhanden ist. — (Ebda p. 129—149.) E. Edlund, über das Vermögen des galvanischen Stromes das Volumen fester Körper unabängig von der entwickelten Wärme zu verändern. — Die Thatsache, dass eine von der Wärme unabhängige Volumenveränderung durch den galvanischen Strom hervorgebracht werden könne, scheint nach Verf.’s früheren Versuchen ausgemacht zu sein. Den Versuchen stellt sich die Schwierigkeit entgegen, dass der Ausdehnungscoefficient mit wech- selndem Temperaturgrade für ein und dasselbe Metall schwankt. Die- sen Coefficienten bestimmte E. bei seinen früheren Untersuchungen indem er die Ausdehnung der verschiedenen Metalle zwischen + 40 und + 34° berücksichtigte. Seine Resultate gelten darum streng ge- nommen nur innerhalb dieser Grenzen. Diese Gültigkeit zu nt tern ist Zweck der vorliegenden Arbeit. Auf umständlichen und mü- hevollen Wegen gelingt es ihm, seine Resultate von der Temperatur unabhängig zu machen und so findet er, dass ein Platindraht das eine mal mit dem galvanischen Strome, das andere Mal mit kochen- dem Wasser bis zur nämlichen Temperatur erhitzt, im ersten Falle eine um 8,4 Scalentheile des Beobachtungsapparates grössere Aus- dehnung zeigt. Dieses Plus würde, wenn es durch Wärme hätte er- zeugt werden sollen, eine um 4,96° höhere Temperatur des Wassers vorausgesetzt haben. Für einen Eisendraht ergab sich der nämliche Längenunterschied gleich 5,4 Scalentheilen. Hierzu bemerken wir noch, dass Verf. die Ausdehnungscoefficienten’ des Platina’s bei 15,6 —.90°,8 — 0,000008838 findet, während seine früheren Versuche den- selben bei 4 — 34° = 0,000008485 ergaben. Aehnlich beim Eisen, zwischen 17,5 und 89 leitet er denselben — 0,00001237, wogegen frü- her 0,00001181 beobachtet wurde. Wird der Draht mittelst zweier ungleichen Ströme auf die nämliche Temperatur erhitzt, dann erweist sich die Ausdehnung durch den starken Strom grösser als die durch den schwächern. — (Pogg. Annal. CXXXI. 337—358.) Brek. F. Melde, über eine eigenthümliche Art Klangpulse zu erzeugen und zu zählen. — Lässt man mit Hülfe eines He- 33 bers Wasser aus einem Gefässe fliessen, so beobachtet man bei be- stimmter Stellung des Hebers und geeigneten Dimensionen desselben, dass die Wassersäule im Heber discontinuirlich wird, indem sich Luft- blasen in den Heber mit eindrängen. Die Erscheinung ist eine Folge der Capillarität und wird von einer andern begleitet. Man vernimmt nämlich ein Summen, dass wenn der Vorgang schnell sich abwickelt, auch in einen deutlichen Ton übergeht. Es setzt ein bedeutendes manuelles Geschick voraus, den Heber aus freier Hand so zu diri- giren, dass ein bestimmter Ton während längerer Zeit nicht geändert wird. Versteht man sich hierauf, dann kann man den gleichen Ton auch auf einer Orgel finden, was allerdings durch die Verschieden- heit der Klangfarbe wieder noch erschwert wird. Verf. wählte zu seinen Versuchen eine Röhre von 4,2 Millimeter inneren Durchmes- ser und 40 Centimetern Länge. Durch passende Stellung erzielte er den Ton c. Als Kennzeichen dafür, dass der Ton rein ist, dient nun Folgendes. Hindert man plötzlich durch Zuhalten das Wasser am fer- neren Ausfliessen, so stehen die Blasen wie angenagelt, wenn der Eigenton der Röhre mit den Orgelton genau übereinstimmt, im an- dern Falle steigen sie in die Höhe. In einem Röhrenende bestimmter Länge zählte Verf. genau 16 Blasen. Darauf erzeugte er die tiefere Quint und fixirte die Blasen gleichfslls und fand in dem nämlichen Röhrenende deren 11. Es stehen also die Anzahlen der Blasen an- nähernd in dem Verhältniss von 3:2. — (Ebda p.235—440.) Brek. Chemie. Andrews, Identität desJodkalium zerset- zenden Körpers der Atmosphäre mit dem Ozon. — Das si- cherste Mittel dieIdentität beider Körper nachzuweisen, bietet dieEigen- schaft des Ozons bei 1370 C zersetzt zu werden. Lässt man nun at- mosphärische Luft durch ein geeignetes Gefäss streichen, so bläut sich ein darin aufgehängtes Reagenzpapier. Die Bläuung tritt nicht . ein, wenn das Gefäss auf 260°C erhitzt wird. — (Pogg. Annal. CXXXI. 659— 660.) Janssen, Natur der Gase des Vulkans auf Santorin. — Die Gase sind reich an Natriumdämpfen und enthalten reichlich Wasserstoff, auch scheint die Anwesenheit von Kupfer, Chlor und Kohle ausgemacht. — (Ebenda p. 658—659.) R. Weber, einige Verbindungen des Platin- und Goldchlorids. — Platinchlorid und chlorsalpetrige Säure (PtCl; + NO;Cl + HO) verbinden sich, wenn man eine von überschüssiger Salzsäure befreite Platinchloridlösung mit rauchender Salpetersäure versetzt. Es entsteht ein gelber Niederschlag. Man decantirt nach dem Absetzen bringt den Brei auf einen Ziegelstein und mit diesem unter den Exsicator. Der Körper ist nach dem Trocknen braungelb, pulverförmig und hygroscopisch. Im Wasser löslich unter Entbindung von Stickoxyd. — Platinchlorid und Chlorwasserstoff vereinigen sich in folgendem Verhältniss: PtCl;, + HCl + 6HO. Die Verbindung entsteht, wenn man eine Salpetersäure freie salzsaure Lösung von Pla- tinchlorid neben Aetzkalk und Schwefelsäure im Exsicator verdun- Ba. XxXI, 1868. 3 34 sten lässt. Die Verbindung stellt braunrothe zerfliessliche Krystalle dar, die eine ziemlich beständige Verbindung repräsentiren und dem Natriumplatinchlorid analog sind. Leider ist eine Vergleichung der Krystallformen unthunlich.— Goldchlorid-Chlorwasserstoff (AuC!; + HCl --6HO) wie voriges gewonnen, und vom Goldchlorid-Chlornatrium durch ein Atom Wasser unterschieden, welches letzteres weniger enthält. Ebenso zusammengesetzt ist das Chlorkalium-Goldchlorid. (AuCl; + KCI + 5HO.) — (Ebbenda p. 441—446.) Derselbe, über die Anwesenheit des Ozons in der atmosphärischen Luft — Ozon wenn auch nur als minimaler Bestandtheil der Atmosphäre wird von einigen immer noch ange- zweifelt, wenn nicht gar in Abrede gestellt und man stützt sich dann gemeiniglich darauf, dass die Bläuung des Jodkalium-Stärke-Papiers nicht nothwendig durch Ozon, sondern auch durch Stickstoff-Sauerstoff- bindungen, deren Vorkommen in der Atmosphäre Thatsache ist, ver- anlasst sein könne. Um diese Zweifel zu beseitigen, verweist Verf. aut Folgendes. Ein mit Thalliumoxydullösung getränkter Papierstrei- fen wird durch Stickstoffsäuren in seiner Färbung nicht geändert, wohl aber färbt ihn Ozon braun, in Folge der Oxydation zu Thallium- oxyd. Setzt man nun beide Reagenzpapiere gleichzeitig der atmos- phärischen Luft aus, so wird das eine gebläut das andere gebräunt, wodurch die Identität des bläuenden Körpers mit dem Ozon aller- dings um vieles wahrscheinlicher gemacht wird. Dem Einwande einer Ableitung der Bräunung des Thalliumpapiers von atmosphärischem Schwefelwasserwasserstoff ist einfach dadurch zu begegnen, dass beide Körper nicht nebeneinander zu bestehen vermögen, und die einzig bleibende Möglichkeit, dass freie Haloide in der Atmosphäre existiren, welche beide Erscheinungen verursachen, widerlegt sich da- durch, dass jene Körper im freien Zustande in der Atmosphäre ver- bleiben können, und dass es darum auch noch keinem Chemiker ge- lang, dieselben darin zu entdecken. — (Ebenda 774—788.) Brik A. Bettendorf, allotropische Zustände des Ar- sens. — Wird reines Arsen in einer schwer schmelzbaren Röhre in raschen Wasserstoffstrome sublimirt, so setzt sich in der Nähe der erhitzten Stelle metallisches hexagonales und etwas weiter amorphes schwarzes Arsen ab, während der ganze vordere Theil des Rohres mit einem hellgelben Rauch gefüllt ist, der sich rasch abset- zend dunkler gelb und schliesslich grau wird. Das letztere, ebenfalls amorphes Arsen, zeigt sich unter dem Mikroscope als aus kleinen perl- schnurartig an einander gereihten Kügelchen bestehend, hat das spec. Gew. 4,711 und wird leicht von verdünnter Salpetersäure oxydirt. Beim Erhitzen auf 358—360° geht es unter so starker Wärmeentwick- lung, dassein Theil sublimirt, in krystallinisches Arsen von spec. Gew. 6,72 über. Das amorphe glasglänzende schwarze Arsen wird erhal- ten, wenn Arsendampf auf 210—220° erkaltet wird, sein spec. Gew. ist 4,71 — 4,716, auch dieses geht auf 360° erhitzt unter Wärmeent- wicklung ins krystallinische von 5,72 spec, Gew. über, Es ist gegen 35 Oxydationsmittel beständiger als krystallisirtes Arsen. Der Arsen- spiegel der Marshschen Probe ist amorphes schwarzes Arsen. — (An- nal. d. Chem. u. Pharm. 144, 110.) A. Butlerow, Nichtgiftigkeit des Zinkmethyls. — Von Frankland, Friedel nnd Crafts war‘die Vermuthung ausgesprochen, dass die Zinkmethyldämpfe giftiger als Quecksilberaethyldämpfe seien. B. sucht die Nichtgiftigkeit dadurch zu beweisen, dass er ohne Scha- den an seiner Gesundheit zu nehmen 5 Jahre unausgesetzt mit Zink- methyl gearbeitet habe, ohne besondere Vorsichtsmassregeln zu tref- fen. Sein Diener, der nach einer Explosien mehrerer Glasröhren, welche zusammen 160 Grm. enthielten, das Zimmer, ohne es vorher zu lüften, betrat und die Folgen der Explosion beseitigte, litt nur an beschwertem Athem und sehr starkem Husten, war jedoch nach 24 Stunden jedes Krankheitssymptom wieder los. — (Ebenda 144, 39.) Derselbe, über Bereitung von Glycolchlorhydrin. Selbst bei genauer Befolgung der von Carius für Darstellung dieses Körpers angegebenen Methode erhält man sehr geringe Ausbeute; Butlerow fand sich daher veranlasst, die Methode etwas abzuändern. Grosse Ballons von 30 und mehr Liter Inhalt wurden über Wasser mit Aethylen gefüllt. Zur Bereitung der Unterchlorigsäurelösung wurde frisch gefälltes gut ausgewaschenes Quecksilberoxyd angewandt (und zwar auf je 1 Liter Aethylengas je 4 Grm. Oxyd (berechnet im trocknenfZustande), welches in cca. 15 Th., auf 1 Th. Oxyd, Eiswasser vertheilt wurde. Zu dieser Mischung wnrde im Dunkeln bei Abküh- lung mit Eis und Wasser unter beständiger Umschwenkung des Kol- bens, so lange ein langsamer Chlorstrom geleitet, bis fast kein Oxyd mehr übrig war. Dann wird noch halb so viel Oxyd eingebracht als schon vorher angewandt war, und das Ganze rasch in den mit Aethylen gefüllten Ballon gebracht. Die Ballon bleiben dann gut verschlossen 70—80 Stunden im Dunkeln bei 12°U stehen. Man verdünnt darauf gut mit Wasser, filtrirt und setzt zum Filtrat so lange eine conc. Lösung von 2fach schwefligsaurem Natron, bis der Ueberschuss der Unter- chlorigsäure zerstört ist. Hierauf wird so lange destillirt, als das Destillat noch einen süssen Geschmack zeigt, und aus diesem das Chlorhydrin durch Sättigen mit NaCl und Schütteln mit Aether ge- wonnen. Bei gelungener Operation erhält man vom Liter Aethylen- gas cca 1 Grm. rohes Chlorhydrin, d. h. !/s der berechneten Menge. — (Ebenda 144, 40.) J. Crafts, über die Aether der Säuren des Arsens. — Da Borsäure bei Destillation mit Kieselsäreäther die Kieselsäure aus der Stelle drängt, glaubte Verf. das Verfahren zur Darstellung von Arsensäureaether anwenden zu können. Als der Versach in zu- geschmolzenen Röhren bei 230° ausgeführt wurde, (in höherer Tem- peratur wurden die Röhren zersprengt), war allerdings nach 6 Stun- den gallertartige Kieselsäure abgeschieden, beim Oeffnen der Röhre entwich aber Aethylengas und beim Destilliren des Röhreninhaltes bestand das Destillat hauptsächlich aus gewöhnlichem Aether und Ar- 3, * 36 senigsäure-Aether; der Rückstand bestand aus Kieselsäure, die Arsen- säure war also reducirt. Der Arsensäureätber lässt sich aber leicht erhal- len durch doppelte Zersetzung von arsensaurem Silber und Jodaethy], nur darf letzteres nicht im Ueberschuss angewendet und die Tempe- ratur nicht über 120° gesteigert werden. Der entstandene Aether wird durch gewöhnlichen Aether extrahirt, nach dessen Entfernung sich der Arsensäureäther in einem Kohlensäurestrome unter einem Drucke von 60 Mm. bei 148—153° unzersetzt destilliren lässt. Arbeitet man unter gewöhnlichem Luftdruck, so destillirt der Arsensäureäther bei 235—2380, gegen das Ende aber unter theilweiser Zersetzung. Er hat die Zusammensetzung As(€?H5)?0* uud bei 0° ein spec. Gew. von 1,3264. Ist in Wasser in allen Verhältnissen löslich, die Lösung ver- hält sich aber wie eine reine Arsensäurelösung. Die arsenige Säure zersetzt dagegen bei 220° den Kieselsäureäther völlig zu Arsenigsäure- äther und Kieselsäure. Ersterer siedet bei 166—168° ohne Zersetzung und hat die Zusammensetzung As(€?2H°)39°, sein spec. Gew. bei0° war 1,224. Wolfram- und antimonige Säure wirken auf Kieselsäureäther nicht zersetzend. — (Annal. d. Chem. w. Pharm. Suppl. V, 218.) J. Erdmann, über die Constitution des Tannenhol- zes. — Das zur Untersuchung verwandte Holz von pinus abies wurde feingeraspelt erst mit sehr verdünnter Essigsäure, dann mit Wasser, Alkohol, Aether ausgezogen und dann bei 100° getrocknet. Die Ele- mentaranalyse des so gewonnenen Rohstoffes ergab die Formel &2% H4#°92! und wird diese Verbindung vom Verf. Glyceolignose genannt. Die Farbe war gelblichweiss. In Kupferoxydammoniak wurden nur Spu- ren von Cellulose gelöst. Beim Kochen mit Salzsäure trat Spaltung ein, wobei 60—65 pC. in Salzsäure unlöslich blieben, welche eine röthlich-gelbe Farbe besassen. Auch dieses Product zeigte sich we- nig löslich in Kupferoxyd-Ammoniak. Die Analyse dieses Körpers, den Verf. Lignose nennt, führte zur Formel &1°H%Q1; er giebt beim Kochen mit verdünnter Salpetersäure reine Cellulose. Um den Cel- lulosegehalt der Glycolignose direct zu bestimmen wurde diese mit mit sehr verdünnter Salpetersäure (1 Th. von 1,2 spec. Gew. und 16 Th. Wasser) zehn mal eine halbe Stunde gekocht, zuerst mit heissem Wasser, dann mit Ammoniak und schliesslich mit Alkohol ausgewa- waschen. Der Rückstand betrug 42,60 pC. statt 43,67 pC. Beim Schmelzen der Glycolignose mit Aetzkali wurden als Spaltungspro- ducte erhalten Essigsäure, Brenzcatechin, Protocatechusäure und Bern- steinsäure. Verf. schliesst aus diesen Versuchen, dass im Tannen- holze neben primitiver Cellulose noch Körper der Zuckerbildenden und der aromatischen Gruppen enthalten seien. g%H‘692%: -_ 2H20 — 26°H%96 1 eisH2g1t Glycolignose Zucker Lignose g13926g911 + o ei 3€56H 1095 + £6H69g5 Lignose Cellulose Brenzcatechin. Verf. hält es daher für wahrscheinlich, dass der Ursprung der Hip- pursäure im Harn der Pflanzenfaser in der aromat. Gruppe der Cuti- 37 eularsubstanz der Gramineen zu suchen sei, denn auch Heu und Stroh, geben mit Kalihydrat geschmolzen Brenzcatechinkörper. — (Annal. d. Chem, u. Pharm. P. Sppl. 223) M. Fleischer, über das Thionessal. — Diese Verbin- dung, welche sowohl bei der Destillation des Schwefelbenzens, Ben- zylsulfürs und Bisulfürs, und Sulfobenzols entsteht, hat nach Fl, die Zusammensetzung €°°H%$S. Während Laurent behauptet hatte, dass bei der Destillation stets Schwefelkohlenstoff entstehe, konnte Verf. diese Verbindung nicht auffinden, sondern glaubt gefunden zu haben, dass sich nur Verbindungen bilden, welche &7 enthalten, nämlich €’H®=Toluol; €’4’S8 —=Benzyisulfhydrat, E#H1— Toluylen, €14H 108. —= Toluylsulfür und £234%S — Thionessal. Letzteres löst sich sehr schwer in siedendem absolutem Alkohol und krystallisirt daraus in iangen weissen Nadeln, die bei 180° schmelzen, und sehr schwer ver- brennen. Bei Bebandlung mit Brom und Wasser entsteht daraus Tribromthionessal €2°H!’Br?S, das sich kaum in Alkohol und Aether, sehr schwer in hochsiedendem Petroleum löst und bei 265—270° schmilzt. Bei Behandlung mit-Salzsäure und chlorsaurem Kali ent- steht neben Schwefelsäure €'*H!%0, welche Verbindung aus heissem Benzol in weissen Nadeln krystallisirt und bei 214° schmilzt. Bei Einwirkung von PCi® entsteht €’H>Cl. Rauchende Salpetersäure gibt mehrere Producte, von denen Verf.3 näher studirthat; 1) Nitrothionessal —= 621: N02)7S, 2) eine schwefelfreie Nitroverbindung €1H1% NQ2)298 und 3) Nitrodracylsäure= €’7H°,N92)0?, In kalter rauchender oder er- wärmter engl. Schwefelsäure löst sich das Thionessal unter Entwik- kelung von schwefliger Säure unter Bildung einer neuen Säure €7H® 50%. Beim Destilliren über Natronkalk entsteht Tolallylsulfür = g144108, — (Annal. d. Chem. w. Pharm. 144, 192.) A.Grimaux, Bromderivate derGallussäure. — Je nach Anwendung von '1 oder 2 Aeqg. Brom auf 1 Aeq. Gallussäure erhält man Mono- oder Bibrom-Gallussäure. Um erstere rein zu erhalten, löst man das Product der Einwirkung in der 5—6fachen Menge sie- denden Wassers und lässt freiwillig verdunsten. Die Säure krystal- lisirt in kleinen gelben hexagonalen Tafeln, die bei 100% weiss und undurchsichtig werden; ihre Formel ist 6°ABr an Die Dibrom- gallussäure krystallisirt in langen prismatischen, farblosen glänzenden Nadeln, von der Zusammensetzung CoBr2\ on)n. Beide Säuren sind in Wasser, Alkohol und Aether -löslich, und färben sich auf Zusatz über- schüssiger Alkalien oder alkalischer Erden erst rosenroth, dann grün und erstere zuletzt orangegelb, letztere tiefroth. Auf Zusatz von Eisenchlorid zeigen beide eine schwarzblaue Färbung. — (Annal. d, Chem. u. Pharm. V Supp 233.) A. W. Hofmann,'eine neue Reihe von Homologen des Cyanwasserstoffs. — Während bei der Zersetzung der Blausäure (unter Aufnahme von Wasser) in Ameisensäure und Ammoniak nur 38 diese beiden Producte entstehen können, ist bei den Homologen der Blausäure, in denen eine kohlenstoffhaltige Gruppe an Stelle des Was- serstoffs steht, der Fall denkbar, dass nicht reines Ammoniak entsteht, sondern das kohlenstoffhaltige Radical in den Ammoniak eintritt; z.B. würde beim Cyanmethyl die Reaction durch die beiden Gleichungen auszudrücken sein 1) &?H®N + H?0 = £?H‘9? + NH3und 2) E2H30 = H29 + £2H3N. Bisher war nur die Umsetzung nach der ersten Gleichung bekannt, H. hat auch die nach der zweiten aufgefunden; weil er beobachtete, dass für jeden der bisher bekannten Cyanwasserstoffaether (Nitrile) ein zweiter Körper von ganz gleicher Zusammensetzung existirt, der sich aber unter dem Einfluss des Wassers nach der 2 Gleichung spal- tet. Um als Vorlesungsversuch aus Ammoniak und Chloroform Blau- säure zu erhalten, hat man nur nöthig der Mischung etwas Kalihy- drat hinzuzufügen und einmal aufzukochen. Diese Reaction lässt sich auf alle Ammoniakabkömmlinge und Monamine ausdehnen und lie- fert stets mehr oder weniger in Geruch an Blausäure erinnernde Ver- bindungen. H. stellte zuerst das Cyanphenyl dar, indem er Anilin, Chloroform und alkoholische Kalilösung destillirtee Die Dämpfe der neuen Verbindung erzeugen auf der Zunge einen höchst eigenthüm- lich bittern Geschmack und haben erstickende Wirkung. Im reinen Zustande stellt sich das Cyanphenyl €’H5N ein bewegliches Oel dar, das im durehfallenden Lichte grün, im auffallenden tiefblau erscheint, es ist isomer mit Benzonitril. Es ist nicht ohne Zersetzung für sich allein destillirbar; denn nur ein Theil geht unzersetzt bei 1670 über, die grössere Menge bei 230°, und ist dann ein brannes Oel, das nicht mehr riecht und beim Erkalten krystallisirtt. Mit anderen Cyaniden gibt das Cyanphenyl krystallisirbare Verbindungen, wird von Alkalien kaum angegriffen, durch Säuren aber leicht zerlegt werden nach der Gleichung £€’H’N + 2H2@ = CH?9? + 6°H’N; während Benzonitril nur Benzoesäure und Ammoniak liefert. In beiden Umsetzungen wer- den aber die Endproducte nicht sofort erhalten, sondern es steht beim Benzonitril in der Mitte das Benzamid, beim Cyanphenyl das Phenyl- formamid. Ausser diesen tritt bei Zersetzung noch das von H, ent- deckte Methenyldiphenyldiamin auf. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. 144, 114.) D. Huizinga, über den Ozonnachweis in der Luft. — Der Verf. spricht sich vorerst über den relativen Werth aller bis- her zum Nachweis des Ozons angegebenen Reagentien aus, (1. Gua- jakharz, 2. Jodkalium, 3. Feuchtes Silber, "4. Schwefelsaures Mangan- oxydul, 5. Schwefelblei, 6. Indigo, 7. Thalliumoxydul) und kommt da- bei zu dem Schluss, dass keins dieser Reagentien direct anwendbar sei, weil die salpetrige Säure, welche stets mit dem Ozon zusammen vorkommt auf 5 der Stoffe die gleiche Wirkung habe und bei den zwei übrigen (Tl? und Mn$S9*) die Ozonreaction wieder vernichte. Aus einer langen Beobachtungsreihe mit verschiedenen Reagentien ergab sich: Thalliumoxydulpapier bräunt sich an der Luft, und zwar 39 am Tage stärker als in der Nacht. Die Bräunung ist intensiver, je nachdem der Windesdruck grösser ist. Das Thalliumpapier hält in der Färbung nicht gleichen Schritt mit dem Schönbeinschen Jodkalium- kleisterpapier. Verf. schliesst mit den Worten. Eine zuverlässige Methode der atmosphärischen Ozonometrie ist demnach noch nicht gefunden. — (Journ. f. prakt. Chem. 102, 193.) W. Kubel, Titrirung salpetriger Säure durch Cha- mäleon.— Diese Methode wurde von Feldhaus angegeben, litt aber an manchen Schwächen. Verf. ändert die directe Methode in eine Restmethode um. Man versetzt die neutrale oder alkalische Lösung des salpetrigsauren Salzes mit Chamäleonlösung in solcher Menge, dass nach Oxydation der salpetrigen Säure jedenfalls noch ein Ueber- schuss davon vorhanden ist, dann wird mit verdünnter Schwefel- säure die Lösung stark angesäuert, zu der noch roth gefärbten Lö- sung von einer der Chamäleonlösung entsprechend verdünnten Eisen- oxydullösung 5—XXCC zugesetzt, bis Entfärbung eingetreten ist und schliesslich bis zur schwachen Röthung mit Chamäleon zurück titrirt. Von der verbrauchten Chamäleonlösung ist die Menge abzurechnen, welche die zugesetzte Eisenoxydullösung zur Oxydation erfordert, aus dem Reste berechnet sich die Menge der vorhandenen salpetrigen Säure. Sehr verdünnte Lösungen müssen bei 18—22° titrirt werden. — (Eben- da 102, 229.) F. Lossen, über Oxydationsproducte des Naphta- lins. — Wird Naphtalin mit siedender Lösung von Chamäleon über- gossen, so tritt Reduction derselben ein, ein Theil des Naphtalin bleibt unverändert, ein anderer wird zu Phtalsäure oxydirt; die Aus- beute an letzterer ist jedoch gering. Bei Einwirkung von KO 2CrO® und SO? hatte Laurent eine von ıhm acide naphtesique €!0H6Q% ge- nannte Säure erhalten, nach Beobachtungen des Verf. ist auch hier das Oxydationsproduct Phtalsäure. Ausser der Phtalsäure ist noch ein anderer Körper gebildet, wegen seiner schön rosenrothen Farbe von Laurent Carminaphtone genannt. Nach L. entstehen mehrere sauer reagirende Verbindungen, braune und rothe, je nach der Dauer der Einwirkung. Bei Einwirkung von Braunstein und Schwefelsäure in einer Retorte, bleibt als Destillationsrückstand eine spröde harzige Masse, aus der durch Wasser Manganvitriol und Phtalsäure ausgezo- gen wurden. Der in Wasser unlösliche Theil gibt an Alkohol eine im gereinigten Zustande in perlmutterglänzenden Blättchen von schwach gelber Farbe erscheinende Substanz ab, die nur durch Sub- limation rein zu erhalten ist. Diese Substanz schmilzt bei 154°C und verbrennt mit russender Flamme und wird als Dinaphtyl 62H be- zeichnet. Um die Zusammensetzung sicherer zu constatiren, wurde das Dinaphtyl der Einwirkung von Bromdämpfen ausgesetzt, es ent- stand daraus unter Entweichung von BrH Dibromdinaphtyl &2°H!?Br2, welche Verbindung aus siedendem Benzol in langen, farblosen, stark lichtbrechenden monoklinischen Prismen krystallisirt.. Das Dibromid ist unzersetzt fiichtig, schmilzt bei 215° und widersteht allen che- 40 mischen Reagentien mit grosser Energie. Mit Brom im Ueberschuss übergossen entsteht unter heftiger Bromwasserstoffentwickelung He- xabromdinaphtyl €%H®Br$ eine gelbe nicht krystallinische Masse, aus der durch Wasserstoff stat. nasc. reines Dinaphlyl wieder gewonnen werden kann. Hexachlordinaphtyl wurde erhalten, als durch eine Lö- sung von Dinaphtyl in Schwefelkohlenstoff so lange Chlor geleitet wurde, bis dieses nicht mehr absorbirt wurde. In ihren Eigenschaf- ten gleicht die Chlorverbindung der entsprechenden Bromverbindung. Bei Einwirkung rauchender Salpetersäure auf Dinaphtyl entsteht Te- tranitrodinaphtyl €2°H!0(N 92)? ein orangegelber nicht krystallinischer Körper. Aus ihm durch H stat. nasc. eine Base darzustellen gelang nicht in gewünschter Weise. Aus den bei Einwirkung von KO.2CrO? und Schwefelsäure erhaltenen Farbstoffgemisch gelang es Verf. eine Säure von der Zusammensetzung £?°H!?O* zu isoliren, welche mit brauner Farbe in Alkohoi löslich ist, mit Natriumamalgam behandelt farblos wird, aber an der Luft ihre ursprüngliche Farbe wieder an- nimmt. Ausserdem wurde ein schön grüner stickstoffbaltiger nicht näher untersuchter Körper aufgefunden. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. 144, 71.) Fr. Reindel, über Blausäureentwicklung ausKalium- ferrocyanür und Schwefelsäure — Nach der Ansicht des Verfassers verläuft bei Einwirkung von Salzsäure auf K®Cfy die Zer- setzung nicht nach der Gleichung K®Cfy + 3HCl = H3Cfy + 3KC1 sondern nach K’Cfy + 2HCl = KR ‚av -+- 2KCl, so dass also statt Ferrideyanwasserstoffsäure entsteht eine Verbindung, welche er Ka- liumdihydroferrocyanid nennt. Ebenso soll beiZersetzung von Blut- laugensalz und Salzsäure HaCty entstehen und bei Zersetzung von Blut- laugensalz und Eisenchlorür die Reaction nach der Formel3 FeCl--K?Cfy —3KCl + (Ciy erfolgen. — (Journ. f. prakt. Chem. 102, 207.) Fr.Rochleder, überAesculus Hippocastanum. — Die besonderen Bestandtheile der Gewebe von Aesc. hipp. lassen sich auf eine Fundamentalreihe von Verbindungen zurückführen, welche R, die Aesciglycolreihe nennt. Einige Glieder wurden bisher in der Pflanze noch nicht nachgewiesen, andere sind in der Pflanze als Homologe enthalten, indem Wasserstofl durch Alkoholradikale ersetzt ist. Das Aesciglycol ist C1H!20* ein zweiatomiger Alkohol, entsprechend dem Glycol. R. stellt folgende Reihen einander gegenüber: Glykol = (*H°0* Aesciglykol — 262.720093 Glykolal — 105020% „ glykolol — 40 F1E07 Glykolsäure — (C?H?0® „ glykolsäure = C!?H30$ Glyoxal — (#4H20? „ glyoxal —_ 027508 Glyoxalsäure= C“H20® „ glyoxalsäure = C'+H$0® Oxalsäure = (*H203 „ oxalsäure = C!H°08 Das Aesciglykol findet sich umgewandelt in das homologe Aescige- 41 nin = C2#H2°0? in den Samen, das Aesciglyoxal in der Form von Aesculetin — C!$®H°O® durch Substitution von 2 Aeq. H durch 2C202H abgeändert, die Aesciglyoxalsäure in Verbindung mit Phlorogluein als Gerbstoff der Rosskastanie. Die Aeseiglycolsänre entsteht aus Quer- cetin beim Behandeln mit Natriumamalgam, die Aescioxalsäure durch Einwirkung von Alkalien auf Aesculetin, und ebenso das Aescorein —= C!2H®808, welches Aesciglykolal ist, in welchem 2H durch 2 C202H vertreten sind. Das mit dem Aesciglykol homologe Aescigenin findet sich inForm von 3 verschiedenen Verbindungen der Aescinsäure dem Argyraesein und Aphrodaesein. Argygraesein — C#*H*20* spaltet sich durch Säuren in Zucker und Argyraescetin. C#H0O* = C!H%O?2 + C#H%0:2. Bei Behandlung mit Kali spaltet es sich in Propion- säure und aescinsaures Kali C#H4#20* + 2KHO?— C$H>K O0? + C/3H®KO*%, Die Aescinsäure zerlegt sich mit Säuren in Zucker und Telaescin c’2H4°0* — 2HO = C36H%0% + C!H!O%. Das Telaescin wird in alkoholischer Lösung durch Salzsäure zerlegt in Zucker und Aesci- genin C3°H304* + 2HO = C!H!O!2 + C#H200% Aphrodaesein spaltet sich mit Kali in buttersaures und aescinsaures Kali C!0H 8205 + 3KH02—= C3H’KO?-+2C’H®KO*%, Das Aescigenin stehtdurch C!0H!0 höher in der Reihe als das Aeseciglycol, und ist wahrscheinlich in letz- term 1Aeq. H durch 1 Aeq. C!0H!! substituirt. Der Gerbstoff der Rosskastanie ist der Formel C?°H12O12 entsprechend zusammengesetzt und zerfällt durch Alkalien in Phloroglucin und Aescyglyoxalsäure = C"H°0O$, die sogleich weiter zu Protocatechusäure oxydirt wird. Aus der Aesciglyoxalsäure entsteht durch Reduction das Aeseiglyoxal C“H650*, welches in der Pflanze die Veränderung erleidet, dass 2H durch 2C?O®2H ersetzt werden, wodurch es zu Aesculetin wird, wel- ches sich sowohl im freien Zustande als in grösserer Menge im Aes- \ \C202H _ eulin der Rinde findet = C ‚osmo: — 084608. Andererseits ent- steht die Quercetinsäure C%H!00% aus 2 Aeg. Aesciglyoxalsäure, in- dem aus jedem 1 Aeg. H austritt, an dessen Stelle das Radikal der 4 H508$ Kohlensäure tritt c“ oe — (3H!00%, aus welcher beim Behan- ) deln mit Natriumamalgam die Aesciglykolsäure entsteht. Die Phlo- retinsäure im Pyrus malus entsteht, indem lAegq. Aethyl in die Aes- eiglyoxalsäure des Gerbstoffs tritt C’* El 08, wodurch die Aesci- glyoxalsäure in die isomere Salieylsäure überzugehen scheint. Zerset- zungsproducte des Aesculetins. Nur kurze Zeit mit conc. Aetzkalilösung gekocht liefert es Ameisensäure und die der Protocatechusäure isomere Aescioxalsäure. Statt des Aetzkalis kann man auch Aetzbaryt anwen- den. Behandelt man Aesculetin mit siedender Lösung von saurem schwefligsaurem Natron, so erhält man eine Verbindung C!SH°0® + NaO.HO.S20* + HO. Aus dieser kann nur Paraaesculetin wieder abgeschieden werden = C!3H!!O18 — C!®H$S0® + 5HO. Mit Ammo- 42 niak befeuchtet färbt sich das Paraaesculetin sofort roth, dann schmut- zig violett und nach Verlauf einiger Minuten prachtvoll azurblau. Säuren färben die Flüssigkeit roth. Das Bleisalz ist indigoblau, und nimmt getrocknet beim Reiben kupferrothen Metallglanz an. Die mit dem Bleioxyd verbundene organische Substanz hat die Zusammen- setzung CiSH’NO1° und entsteht aus C1®H608 + NH? + O%#. R.nennt diesen Körper Aescorcein, weil er sich von Orcein nur durch C#0* unterscheidet. Schreibt man das Orein C“ {xnel0® so ist das Aesc- C202H 202 orcein +C= 06. Bei Behandlung des Aesculetins mit nasci- NH? rendem Wasserstoff liefert es verschiedene Producte, je nachdem man in saurer oder alkalischer Flüssigkeit arbeitet. Bei Einwirkung von Na- triumamalgam entsteht eine Verbindung, welche R. Aescorein C184808 nennt, da sie mit Ammoniak und O der Luft in Berührung sofort in Aescorcein übergeht. Die Oxydationsproducte des Aesculetins näher kennen zu lernen gelang nicht. — Kocht man die Stammrinde des Apfelbaumes und der Rosskastanie mit Wasser aus, und fällt das De- coct mit Bleizucker, so löst sich der abfiltrirte Niederschlag in Essig- säure wieder auf; (ein kleiner Theil ungelöster Substanz ist Pectin). Vertheilt man den gut “ausgewascheneu Bleiniederschlag in Wasser und leitet HS durch, filtrirt und dampft zur Syrupconsistenz ein, so erhält man aus beiden Rinden eine kleine Menge Citronensäure C’H80%, Wie der Gerbstoff kein Auswurfstoff und Product retro- grader Metamorphose ist, sondern durch seine Reductionsproducte als Grundsubstanz vieler anderer Stoffe der Rosskastanie erscheint, so ist die Citronensäure das Grundmaterial für eine zweite Stoffreihe, welcher die Kohlehydrate, Phloroglucin ete. angehören. Die Glieder der aromatischen und der Fettreihe gehen sehr häufig in der Pflanze Verbindungen ein, unter deren Spaltungsproducten sehr häufig Zucker auftritt. Solche Körper nennt R. Saccharogene, früher nannte er sie Glukosegenide, welchen Ausdruck Strecker in Glucoside umwandelte. R. macht darauf aufmerksam, dass man diesen durchaus unrichtigen Aus- druck wieder fallen lassen solle. (Und darin hat er sehr Recht. D. Red.) In den meisten Fällen findet man in den Pflanzen neben den Saccha- rogenen auch die Körper, aus denen sie entstanden; so in der Ross- kastanie neben den Aesculin das Aeseuletin; Fraxin neben Fraxetin, Alizarin neben Ruberythrinsäure, Chinovin neben Chinovasäure, so dass uns nur noch die eiweissartigen Körper als allgemeine Bestand- theile der Pflanzen neben den Gliedern der Fett- und der aromatischen Reihe übrig bleiben. Die Thatsache aber, dass bei der Oxydation der Eiweisskörper neben fetten Säuren und deren Abkömmlingen auch Benzoesäure und deren Aldehyd auftreten und oft durch Einwirkung von Fermenten (Pankreassaft) Leucin neben Tyrosin entsteht, spricht deutlich dafür, dass die sog, Proteinsubstanzen durch Combination von Körpern der Fettreihe und der aromatischen Reihe entstehen. 43 Bei dieser Gelegenheit macht Rochleder auf die in chemischer Bezie- hung sinnlose Bedeutung des Wortes Harz aufmerksam. Ohne diese Auseinandersetzung näher anzuführen, wollen wir nur R’s. Argumen- tation gegen die Annahme der Pflanzenphysiologen mittheilen, dass die sog. Harze aus Gerbstoffen entstehen. R. weisst nach, dass unter Umständen der gewöhnliche Gerbstoff der Rosskastanie in eine in Wasser schwer lösliche Modifikation übergehen könne, deutlichen Mo- schusgeruch besitze, trotz des harzigen Ansehn’s aber dieselbe Zusam- mensetzung habe und mit Kalihydrat geschmolzen ebenso Phloroglucin und Protocatechusäure liefere wie der gewöhnliche Gerbstofl. — (Journ. f. prakt. Chem. 101, 415 und 102, 103.) C. Schorlemmer, zur Kenntniss der Kohlenwas- serstoffe CnH?n+2 — Isopropyljodid wir durch Natrium nur re- ducirt bei gleichzeitiger Anwesenheit reinen, wasser- und alko- holfreien Aethers. Die Producte der Reduction sind: 1) Pro- pylen, 2) wahrscheinlich Propylenwasserstoff, 3) ein flüssiger Kohlen- wasserstoff U6H“ — Di-isopropyl. Nachdem man den Aether vom rohen Product entfernt hat, fängt man das zwischen 50—70° Ueber- gehende auf. Um das Diisopropyl von den Beimengungen zu befreien, schüttelt man es wiederholt mit conc. Schwefelsäure, rectifieirt und behandelt mit einem Gemisch von Salpeter- und Schwefelsäure bis kein Jod mehr abgeschieden wird. Die nun mit Wasser gewaschene Flüssigkeit wird über Kalium (Natrium) destillirt. Das Diisopropyl siedet bei 58°, ist farblos und im Geruch nicht von Hexylwasser- stoff zu unterscheiden. Es gibt mit Chlor in der Kälte behandelt £°H!SC] einer bei 122° siedenden farblosen Flüssigkeit, Löst man Jod in dem Kohlenwasserstoff auf und leitet dann Chlor ein, so ent- steht 66H12C12, ein fester in kleinen weissen Krystallen sublimirender "Körper. Das 2fach gechlorte Diisopropyl löst sich leicht in Alkohol und Aether und schmilzt bei 160° in zugeschmolzenen Röhren, in of- fenen sublimirt es ohne zu schmelzen. Mit KO.2CrO3 und SO3 de- stillirt lieferte das Disopropyl Kohlensäure und Essigsäure und Was- ser. — (Annal. d. Chem. w. Pharm. 144, 184.) Schwarzenbach, über Aequivalenzverhältnisse der Eiweisskörper. — Ineiner früheren Arbeit wies Verf. nach, dass die Mischungsgewichte von Albumin und Casein sich wie 1:2 verhielten. (das des Caseins die Hälfte von dem des Albumins). Die Platinver- bindungen enthielten 11,2 und 5,6 pC. Pt. Verf. wählt jetzt eine an- dere Ausdrucksweise, um das Verhältniss auszudrücken, in dem die beiden Körper stehen. Wenn man die Mischungsgewichte beider Kör- per gleich setzt, so“ist das Eiweiss als einbasische Verbindung mit zwei Aeq. Schwefel, das Casein als zweibasische Verbindung mit einem Aeq. Schwefel zu bezeichnen. Ferner bestätigt Verf. die 1852 von Lehmann ausgesprochene Behauptung, dass das Vitellin ein Ge- misch von Albumin und Casein sei. Eidotter wurde, mit Wasser zer- rieben und so oft mit Aether extrahirt, bis dieser beim Verdampfen keinen Rückstaud liess, die kleberartige Masse wurde darauf mit Was- 44 ser so lange ausgewaschen, bis das ablaufende Wesser sich beim Ko- chen gar nicht mehr trübte. Das zurückbleibende Casein wurde so- dann mehrmals mit NaO.CO? gelöst und mit verdünnter Säure wie- der gefällt, sodann in Eisessig gelöst und mit Kaliumplatineyanür ge- fällt. Der Platingehalt: betrug 11,18 pC.; die ursprüngliche Substanz war also Casein; denn auch die Schwefelbestimmung ergab circa 1 pC. Das vom Casein abgelaufene Waschwasser wurde mit Essig- säure sauer gemacht und ebenfalls mit Gmelin’schem Salze gefällt. Der Niederschlag enthielt 5,49 pC. Pt. Das Globulin aus Ochsenau- gen dargestellt erwies sich ebenfalls als Albumin, denn der Platin- gehalt des Doppelsalzes betrug 5,73 pC. Syntonin-Platindoppelsalz enthielt 5,54 pC. Pt., Fibrin-Platindoppelsalz enthielt 5,568 pC. Pt. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. 144, 62) J. L. Soret, über die Dichtigkeit des Ozons. — Verf, weist durch einen neuen von ihm angestellten Diffusionsversuch nach, dass seine frühern Bestimmungen der Dichte des Ozons richtig ge- wesen seien, denn er fand jetzt wieder das spec. Gew. — 1,658, also 1!/s mal so gross als das des gewöhnlichen Sauerstoffs, — (Ebenda V. Suppl. 148.) C. Than, über Kohlenoxysulfid. — Zur Darstellung die- ser bisher unbekannten Verbindung (Gases) trägt man in ein kalt gehaltenes Gemisch von 5 Vol. conc, Schwefelsäure und 4 Vol. Was- ser so viel gepulvertes Schwefelcyankalium ein, dass die Masse flüs- sig bleibt. Die Entwicklung des Gases stellt sich von selbst ein, sollte sie zu stürmisch sein, so kühlt man den Kolben ab, hört sie auf, so braucht man ihn nur auf Augenblicke mit der Gaslampe zu berüh- ren und zeitweise tüchtig zu schütteln. Da das Gas Blausäure, Was- ser und Schwefelkohlenstoff enthält, muss es durch 3 Uförmige Röh- ren geleitet werden, von denen die erste mit durch feuchtes Queck- silberoxyd eingeriebener Baumwolle, die zweite mit nicht vulkanisirtem Kautchouc, die dritte mit Chlorcalcium gefüllt ist. Das gereinigte und getrocknete Gas verändert Quecksilber, über dem es aufgefangen wird, nicht im geringsten. Das Kohlenoxysulfid hat einen an Kohlensäure und Schwefelwasserstoff erinnernden Geruch, ist aber aromatisch und nicht unangenehm. Wahrscheinlich ist dieses Gas in manchen Koh- lensäurereichen Schwefelwassern ursprünglich enthalten; denn auch diese haben anfangs keinen Geruch nach Schwefelwasserstoff, derselbe tritt erst auf, wenn das Wasser einige Zeit gestanden hat. Wasser nimmt ungefähr ein gleiches Volumen Gas auf, und schmeckt süss, nach einigen Stunden aber enthält es CO? und HS. Das spec. Gew. des Gases ist 2,1046. Angezündet verbrennt es mit schön blauer Flamme zu CO? und SO?; die Entzündlichkeit ist sehr gross und er- folgt schon durch einen glimmenden Spahn. Brennende Körper verlö- schen darin wie im Wasserstoffe; mit 11), Vol. O gemischt explodirt es sehr heftig und mit blendend weissem Lichte; mit 7 Vol. Luft brennt es ohne Explosion ab. Mit KO.HO gibt es KO.CO? + KS. Mit Quecksilberaethyl liefert es Quecksilber und eine zwiebelartig 45 riechende Flüssigkeit, wahrscheinlich thiopropionsaures Aethyl. Es zerlegt sich bei schwachem Rothglühen in CO und S. Seine Formel ist 020252. — (Ebenda V. Supp. 236.) R. Wagner, Löslichkeit der Erd- und Metallearbo- nate in kohlensauren Wasser. — Die Untersuchungen wurden so angestellt, dass die frisch gefällten ausgewaschenen Niederschläge in Wasser vertheilt wurden, in welches unter Druck von 6 Atm. Koh- lensäure bis zur Sättigung eiugepresst wurde. Krystallinischer dop- pelt kohlensaurer Baryt konnte nicht erhalten werden. W. fand dass sich 1 Th. frisch gefällter Ba0.CO?2 bei 4—6 Atm. in 132,3 Th. koh- lensauren Wassers löst. Aus der Lösung durch Kochen als Witherit abgeschieden scheint er aber unlöslich zu sein. CuO CO? brauchte 4690 Th. kohlensaures Wasser. ZnO.CO? 188 Th; FeO.CO? 1380 Th;; MnO.CO2 2500 Th. MgO.CO? löst sich bei 1 Atm. in 761 Th.; bei 2 Atm. in 744 Th. bei 3 Atm. in 134 Th.; bei 4 Atm. in 110,7 Th. bei 5 Atm. in 110 Th. bei 6 Atm. in 76 Th. kohlensaurem Wasser. Auf der Löslichkeit der doppeltkohlensauren Magnesia beruht die Soda- darstellung auch Kochsalz nach Weldon’s Vorschlage; wobei sich Chlormagnesium und doppeltkohlensaures Natron bilden sollen. Das Natronbicarbonat wird durch Waschen vom MgCl befreit und durch Erhitzen in Soda übergeführt, die dabei frei werdende CO? aber wie- der zum Auflösen von Mg0.CO? aus gebrannten Dolomiten benutzt, etc. — (Journ. f. pr. Chem. 102, 232.) Fr. Wöhler, Verbindung von Thalliumchlorür mit Eisenchlorid. — Diese Verbindung erhält man, wenn man frisch gefälltes noch feuchtes Thalliumchlorür in eine mit einem grossen Ueberschuss raucheuder Salzsäure versetzte conc. Lösung von Eisen- chlorid einträgt, oder Thalliumchlorür in Dämpfen von Eisenchlorid zum Schmelzen erhitzt. Diese Verbindung, 3 TICI + Fe2C]?, hat eine lebhaft zinnoberrothe Farbe, ist in heisser concentrirter Salz- säure löslich und krystallisirt daraus in rothen Prismen, deren Flä- chen oft lebhaft grün schillern. Mit Wasser zerfällt sie sofort in ihre Bestandtheile. — (Annal. d. Chem. w. Pharm. 144, 250.) Derselbe, Zur Kenntniss des Geriums. — Das braune Gemenge der drei Ceritoxyde wurde mit ungefähr gleichen Mengen Chlorkalium und Salmiak vermischt zur Trockne gebracht, dann in einem Platintiegel bis zum Schmelzen und vollkommenen Verflüchti- gung des Salmiaks erhitzt und ausgegossen. Die Schmelze ist voll- kommen in Wasser löslich. Sie wurde noch warm gröblich zerklei- nert und mit Natrium gemischt in einen glühend gemachten Thon- tiegel geschüttet. Nach erfolgter Reaction und Verflüchtigung des überschüssigen Natrium wurde die Schmelze nach dem Erkalten zer- schlagen. Es fanden sich in der dunkelgrauen Masse kleine Metall- kugeln 0,05—0,06 Grm. wiegend, welche metallisches Cerium sind. Die Farbe desselben liegt zwischen der des Blei’s und Eisens und hat polirt ziemlich starken Glanz. Es ist geschmeidig und lässt sich fast so leicht wie Blei schneiden. Sein spec. Gew. ist annähernd 5,5. Bei 46 1000 entwickelt es im Wasser wenig Wasserstoffgas,. von Salzsäure wird es mit grosser Heftigkeit aufgelöst, von Salpetersäure in hell- braunes Oxyd verwandelt. Concentrirte Schwefelsäure löst es allmä- lig zu Oxydsalz. Beim plötzlichen starken Erhitzen verbrennt es mit explosionsartiger Feuererscheinung. In nicht geschmolzenem Zu- stande entzündet es sich sogar schon unter 100° C. In der Salz- masse der Schmelze wurde noch Ceroxychlorid CeCl -> 2CeO gefun- den, ein aus glänzenden Krystallblättchen bestehendes dunkelpurpur- farbenes schimmerndes Pulver, welches von Salzsäure kaum, von Salpetersäure leicht gelöst wird. — (Ebenda 144, 251.) Swt. E. Ludwig, Ueber das Vorkommen des Trimetyl- amins im Weine. — Nach Entfernung des Alkohols durch Destil- lation wurde der Wein mit Natronlauge destillirt, bis das Destillat nicht mehr alkalisch reagirte, dieses mit Schwefelsäure neutralirt und zur Trockne verdampft, der Rückstand mit Alkohol extrahirt. Die Lösung nach Entfernung des Alkohols mit Natronlauge destillirt, das Destillat mit Salzsäure neutralisirt, und mit Platinchlorid unter der Luftpumpe zur Trockne verdampft. Das erhaltene Doppelsalz er- wiess sich als Trimethylaminplatinchlorid. Ausser diesen kommt noch eine flüchtige Base im Weine vor, die durch Metawolframsäure gefällt wird, aber noch nicht näher untersucht;wurde. — (sitzungsberichte der kaiserl. Acad. d. Wissensch. LVI, 287.) Tcht. Fr. Ullik, Ueber einige Verbindungen der Wol- framsäure. — Beim Versuche das neutrale Kalisalz Anthons KO. Wo03 + 5HO darzustellen erhielt Verf. immer nur das Wasserfreie Salz KO.WoO® und erklärt das Anthonsche Salz für Natronhaltig und nach der Formel KO.2Na0.3W003 -- 14HO zusammengesetzt. Im Ganzen wurden den molybdänsauren Salzen analog zusammenge- setzte Verbindungen erhalten, nämlich MgO.WO: + 7HO; KO.MgO 2W0O3 -- 6HO; KO.M30.2WO® + 2H0 ; NaO 8W00°3-+ 12HO. Die durch Säuren aus Wolframsauren Salzen erhaltenen Niederschläge fand Verf. nicht aus reinem Wolframsäurehydrat bestehend, sondern sie enthiel- ten immer geringe Mengen der angewandten Basis, besitzen aber keine constante Zusammensetzung. — (Ebenda LV], S. 148.) Teht. A. Mitscherlich, Neue Methode zur Bestimmung organischer Verbindungen. — Die Methode ist anwendbar für feste flüssige und gasförmige Körper und besteht aus 2 Opera- tionen, von denen die eine zur Bestimmung des Sauerstoffs, die an- dere zur Bestimmung von Kohlenstoff, Chlor, Brom, Jod und Stick- stoff dient. — Erstere beruht darauf, dass organische Stoffe in der Rothglühhitze in Berührung mit Chlor sich so umsetzen, dass das Chlor mit dem Wasserstoff Chlorwasserstoff bildet, welcher als sol- cher gewogen wird, während der Sauerstoff mit dem vorhandenen oder noch hinzugefügten Kohlenstoff sich zu Kohlenoxyd und Koh- lensäure vereinigt. Der Chlorwasserstoff wird durch ganz concen- trirte Lösung von salpetersaurem Bleioxyd aufgefangen, welche Lösung nur ganz geringe Spuren von Chlor zurückhält, sodann das überschüssige 47 Chlor durch eine concentrirte Lösung von Zinn-Chlorür in 2 Theilen Wasser ‚und ein Theil Alkohol entiernt, endlich nach Absorption der Kohlensäure durch Kalilauge, der Sauerstoff durch eine concentrirte Lösung von Kupferchlorür in Salzsäure festgehalten. Durch eine ein- fache Vorricktung wird der in den Apparaten herrschende Druck be- seitigt. Der Verbrennungs-Apparat ist etwas verschieden construirt, je nachdem die Substanz nur bei hoher Temperatur flüchtig oder zer- setzbar, oder unter 150° flüchtig oder gasförmig ist. Auch auf die unorganischen Körper ist diese Bestimmungsreihe des Sauerstoffs und Wasserstoffs anwendbar. — Die Bestimmung des Kohlenstoffs, Chlors, Broms, Jods, Schwefels und Stickstoffs geschieht in einer einzigen ÖOpera- tion und besteht darin, dass man die zu untersuchende Substanz in einem Strome von Wasserstoffgas verflüchtigt, darauf den Wasser- stoff sammt den darin enthaltenen verflüchtigten Körpern in reinem Sauerstoffgase in einem besonderen Apperate verbrennt, das gebildete Wasser durch Schwefelsäure entfernt, und die andern Verbrennungs- producte in gewögenen Apparaten jedes für sich auffängt. Der Stickstoff wird als Rückstsnd durch das Volum bestimmt. Ist der zu untersuchende Körper nicht vollständig flüchtig, so bleibt nur reiner Kohlenstoff zurück, welcher als solcher gewogen wird. Die Verbrennungsproducte sind: Wasser, Kohlensäure, Chlorwasser- stoff, Brom, Jod, schweflige Säure und eine geringe Menge Schwe- felsäure. Das Wasser wird durch Schwefelsäure entfernt, Chlorwas- serstoff durch salpetersaures Bleioxyd und Quecksilberoxyd, Kohlen- säure durch Kalilauge aufgenommen. Die gebildete Schwefelsäure wird durch schwefligsauren Kalk in schweflige Säure umgewandelt und durch saures chromsaures Kali absorbirt. Zur Bestimmung des Stickstoffs wird der überschüssige Sauerstoff durch Phosphor in einem besonderen Apparate entfernt, und der Stickstoff in einem graduirten Rohre aufgefangen. — Die Methode soll fünfmal grössere Genauigkeit geben als die bisher gebräuchliche, erfordert aber jedenfalls viel mehr Vorsicht, Uebung und Mühe. Die angeführten Analysen stimmen sehr gut mit der Berechnung überein. — (Poygendorff Annal. Bd. OXXX. Teht. Schönbein, Ueber das Verhalten der Blausäure zu den Blutkörperchen und den übrigen organischen das Wasserstoffsuperoxyd katalysirenden Materien. — Die Blutkörperchen haben, wie Verf. schon früher gezeigt in hohem Grade die Eigenschaft das Wasserstoffsuperoxyd in Wasser und Sauerstoff zu zersetzen. Durch wenige Tropfen Blausäure wird diese Eigen- schaft fast vollständig aufgehoben und zerlegt Blausäurehaltiges Blut das Wasserstoffsuperoxyd in höchst geringem Grade. Zugleich wird mit HO2 versetztes Blausäurehaltiges Blut stark gebräunt. Durch Verdampfen der Blausäure wird die katalytische Eigenschaft des Blu- tes wieder hergestellt. Ausser den Blutkörperchen besitzen diese ka- talytische Eigenschaft noch viele organische Körper, namentlich die 48 frischen Wurzeln und die Samen aller Pflanzen. Auch bei diesen wird durch Blausäure diese Eigenschaft bedeutend geschwächt, wenn auch nicht vollkommen aufgehoben. Auch die physiologischen Eigen- schaften organischer Körper werden durch Blausäure vernichtet: wäs- serige Zuckerlösung mit Hefe und etwas Blausäure versetzt schmeckt in einer verschlossenen Flasche aufbewahrt nach Monaten noch süss. Pflanzensamen verlieren selbst durch stark verdünnte Blausäure die Keimfähigkeit. Verf. nimmt an, dass die Blausäure auch die physio- logische Wirksamkeit der Blutkörperchen verändern und somit mit dem Blute in Berührung gebracht die Respiration stark hemmen. Mithin stürbe ein durch Blausäure vergiftetes Thier an Erstickung — Die erwähnte Bräunung des mit Blausäure und HO2 versetzten Blutes ist ein sehr empfindliches Reagens auf Blausäure. Es kann auf diese Weise noch ?/goeoood CyH nachgewiesen werden. — (Verhandlgen d. naturf. Ges. in Basel. Bd, IV. p. 767—774.) Teht. Geologie. C. W. Gümbel, Gliederung des Pläners in Böhmen. — Auf einige geognostische Wanderungen und die ge- diegenen Vorarbeiten andrer Forscher gestützt stellt Verf. folgendes System für den böhmischen Pläner auf. I. Obere Stufe: Oberpläner (Stufe der Belemnitellen; Craie blanche). 1. Oberplänersandstein (Oberquadersandstein); Schneebergschich- ten mit Ostraea laciniata, Asterias Schulzi, Rhynchonella octoplicata, Inoceramus Cripsi. (Chlomecker und Quadersandstein von Grossthal.) 2. Oberplänermergel: Priesener Schichten, Bakulitenmergel mit Bakulites anceps, Micraster cor anguinum, Inoceramus Cuvieri, Sca- phites Cottai, Ananchytes ovatus, Limna Hoperi. II. Mittle Stufe: Mittelpläner (Stufe des Inoceramus Brongniarti und labiatus) (Craie marneuse et jaune Touraine et assise & Inocera- mus labiatus.) 3. Mittelplänermergel und Kalk: Hundorf-Strehlener Schichten mit Scaphites Geinitzi, Micraster cor testudinarium, Ammonites Neptuni und peramplus, Spondylus spinosus, Terebratula semiglobosa, Terebra- tulina rigida, Ostraea semiplana, Inoceramus Brongniarti (Teplitzer Pläner, Weissenberger Pläner z. th.) 4, Mittelplänergrünsandstein: Malbitzer Schichten mit Ammonites Wolgari, peramplus, Ostraea columba, Rhynchonella alata (Grün- sandstein von Malnic und Weissenberger Pläner z. Th.) 5. Mittelplänersandstein: Tyssansandschichten mit Inoceramus la- biatus, Rhynchonella Cuvieri, Ostrea columba. a Knollensandstein: LibocherSchichten. b. Wohlgeschichtete Mergelsandsteine: Malni- kerschichten. III. Untere Stufe: Unterpläner (Stufe des Pecten asper; Craie glaukoniense.) 6) Unterplänermergel und Hauptgrünsandstein mit Ostraea' biauri- culata, Pecten asper, P. aequicostatus, Ostrea columba. 7. Rudistenschichten mit Korizan und Unterquadersandstein mit Ru- 49 disten, Cidaris Sorigneti, Ostraea carinata, O. vesiculosa, Trigonia sulcataria. -8. Pflanzenführende Schichten: Purutzer Schichten mit Cunningha- mites oxycedrus. Die Plänerschichten beginnen in Böhmen wie bei Niederschöna und bei Regensburg mit Pflanzen und Süsswassermuscheln führenden Sandsteinen und Schieferthonen, letzte mit Pflanzenresten und Koh- len. Dieselben fehlen an vielen Stellen oder werden durch grobkör- nige weissliche Sandsteinschichten vertreten. Oft machen conglom- meratische Lagen voil Brauneisensteinkörner oder kalkige und mer- gelige Trümmergesteine wie der Muschelfels bei Koschütz in Sach- sen und am Hohenstein bei Plauen. Theils feste nach oben weiche knollige glaukonitreiche Sandsteine mit weissen algenähnlichen Zeich- nungen, theils mächtige Quadersandsteine kennzeichnen die oberen Lagen des Unterpläners in Böhmen. Hier finden sich die charakte- ristischen Cenomanarten, aber die Schichten gestatten eine weitere Gliederung nicht. Das Schlussglied bildet eine graue verwittert gelb- liche weiche Mergellage arm an Petrefakten. Der ganze Complex ent- spricht dem Grünsande von Essen, der Tourtia, den Cenomanschich- ten Frankreichs, dem Upper Greensand Englands. An mehreren Or- ten tritt über dieser Bildung ein 5—25' mächtiger Mergel voll Kalk- eoncretionen auf, an andern Stellen graue dunkelfleckige Mergelschie- fer mit bessern Petrefakten. Sie werden nach oben dicker, kalkiger und gehen in den sehr mächtigen Plänersandstein über, der meist nur Inoceramus labiatus führt. Weiter hinauf werden die Schichten kie- selreicher und sandiger, knollige Hornsteinconcretionen scheiden sich aus und organische Reste sind spärlich. Diese Schichten entsprechen dem Knollensandstein am Winzerberg bei Regensburg und den obern Hornsteinreichen Lagen der Plänersandsteinbrüche in Sachsen. Dar- über folgen bei Liboch grobkörnige kalkige und kieselige Sandstein- bänke, deren oberste mit Rhynchonella alata Glaukonitkörnchen ent- halten und bereits der Mallmitzer Schicht entsprechen. Die mächti- gen Sandsteinfelsen im Thale des Wrulitzer Baches zwischen Elbe und Iser scheinen eine rein sandige Facies dieser Libocher Schichten zu sein. Den Grünsandstein von Laun und den Exogyrensandstein deutete Reuss als unteren Quader, wogegen Rominger opponirte, Er ist nach Lagerung und Fauna entschieden jünger und Verf. verfolgt die Verbreitung weiter bis nach Sachsen hinein. — (Neues Jahrb. f. Mineral. 1867. S. 795— 809.) Ed.Suess u. Ed. v. Mojsisovics, über die Gliederung der Trias und Jurabildungen in den östlichen Alpen. — Die erste Einsicht in die Gliederung dieser alpinen Formation eröff- nete v. Hauer durch seine gründliche Abhandlung, deren Inhalt wir Bd. III. 220 berichteten. An diese knüpfen sich die seither weiter geführten Detailuntersuchungen, von welchen die Verff. ihre nicht unwichtigen hier mittheilen. Dieselben ergaben, dass nicht nur grosse Gruppen, sondern auch ganz untergeordnete Glieder der ausseralpi- Bd. XXXI, 1868. | 4 50 nen Trias und Jura in den Alpen selbstständige Aequivalente besit- zen. Zunächst wird Raibl speciell behandelt. An der Strasse von Tarvis nach Raibl längs des Schlizabaches aufwärts ist die tiefere Trias schön aufgeschlossen. Eine verquetschte Masse von rothem Schiefer, Werfener Schiefer bei Fitschl stellt die antiklinale Achse eines grossen Gewölbes dar. Darauf lagert schwarzgrauer oft glim- meriger Kalkstein, dessen tiefste Bänke noch rothen Werfener Schie- fer enthalten; er kömmt gegen Sin vertikaler Stellung an die Strasse herab und bildet ein dentliches Gewölbe über dem Werfener Schiefer. Ihm folgt mit scharfer Abgränzung eine ebenfalls in der Thalsohle vertikal stehende Masse von lichtem sehr dolomitischen Kalkstein mit weissen Adern unten geschichtet, oben massig, bis 100‘ mächtig. Dar- über liegt schwarzgrauer dichter Kalkstein in Bänken, die theils ho- mogen, theils breccienartig sind, gänzlich verschieden vom nordalpi- nen Guttensteiner Kalke, ebenfalls bis 100° mächtig. Während die tiefsten Bänke 70—80° SW fallen, neigen die höchsten nur 50° SW und in gleicher Neigung folgen darüber Bänke eines dunkelgrünen Dolerittuffes, der in der Trias der SAlpen eine bedeutende Rolle spielt und hier eine neue Epoche bezeichnet. Ueber den untersten harten Lagen folgen weiche Schichten, dazwischen dünne Lagen eines mürben sandigen grell ziegelrothen schieferigen Gesteines mit nur wenig Glimmer. Auf dem Tuffe liegen dicke Bänke von Kalkkon- glomerat wechselnd mit Tufflagen. Diese verschwinden und dünne Sandsteiniagen stellen sich ein, die Calamiten führen. Ueber diese bis 500° mächtige Tuffbildung mit Konglomeraten legte sich im Orte Kaltwasser eine noch mächtigere Masse von festem Dolerittuff, der selbst Pflanzen führt. Am Fusse des das Thal von Kaltwasser von dem des Schlizabaches trennenden Königsberges überlagert jenen Tuff ein vielfach gewundener SWfallender Wechsel von grünem Tuff und dunklen bis schwarzen Kalkstein mit Schnecken und einem Ammo- niten. Diese Kalkbänke fallen unter den rothen Porphyr, der 200‘ mäch- tig NWstreichend an der rechten Seite des Schlizabaches unter dem Dschudenkopf erscheint, jenseits quer durch den Fuss des Königsber- ges durchsetzt, dann vom Kaltwasserthale quer durchschnitten wird und sich NO vom Eisenkopfe zum Luschariberge hinzieht. Er ist conform von der grossen Masse von lichtem Kalk und Dolomit über- deckt, welche die zunächst folgenden hohen Berge bildet. Alle diese Bänke von grünem Tuff bis zum rothen Porphyr constituiren nur ein einziges Glied der Trias. Im Kaltwasserthale zum Luschariberge aufsteigend folgen grüner Tuff mit Pflanzenresten, der schwarze con- chylienführende Kalkstein vom Wehr in Kaltwasser, grauer mürber Kalkstein mit rothen Conchylien, grüner pflanzenführender Tuff, dann der Porphyr. Die Conchylien zeigen entschieden den Charakter von Hallstadt und Cassian. Also ist der Porphyr von Raibl einem un- tern Gliede der obern Trias eingeschaltet und liegt höher als der quarzführende Porphyr von STyrol, Darauf lagern conform die erz- führenden Kalke von Raibl, deren Hangendes die Blei- und Gaimei- Sl lager und Gänge führen. Die Schichten fallen SSW und SW unter 450 und die Mächtigkeit beträgt 4000. Die Versteinerungen sind schlecht. Nun folgen die pflanzen- und Fischreichen schwarzen Schiefer, die neuerlichst mehrfach bearbeitet worden, Sie treten hart am NAbsturz der Fünfspitzen aus der unersteiglichen Gamsenklamme hervor, sind im untersten Theile des Kunzenbaches und spuren- weise am Fusse des Fallbachwasserfalles sichtbar und erscheinen an der jenseitigen Thalseite wieder. Am schönsten sind sie aufgeschlos- sen im Rinnengraben. Hier enthalten die tiefsten Platten kleine Am- monites aon, Trümmer von Chemnitzia Rosthorni, kleine Bivalven, dann folgen die Schieferplatten mit Crustaceen und Pflanzen, darüber derber Schiefer mit weissen Ammonitschalen, nun das Hauptlager der Fische, wieder eine Bank blos aus Ammoniten, endlich 9° schwarzer Schiefer mit vielen Pflanzen. Diese Schieferbänke bedeckt schwarz- grauer Kalk mit ausgewitterten Korallen und den Cassianer Cidari- ten. Vom Rinnengraben durch den Schartengraben zur Raibler Scharte trifft man zuerst auf eine starke Beugung der Fischschiefer, die nur Folge einer lokalen Störung ist. Schiefer und bituminöser Kalk schmiegen sich deutlich an den unterliegenden erzführenden Kalk an. Ueber der Korallenbank folgen versteinerungsleere schwarze Kalk- bänke, bedeckt von derben blättrigen Schieferlagen, die bräunlich ver- wittern und Pflanzenreste führen. Nun folgen Bänke von schwarzem Kalkstein getrennt durch schwarze Schiefer mit schlechten Schalen einer Waldheimia. Den höchsten Theil bildet dunkler Kalk voller Ko- ralien ohne Cidariten. All diese dunklen Kalkbänke zusammen haben 300° Mächtigkeit und schliessen sich den Fischschiefern eng an. Auf- gelagert ist eine mächtige Schiefermasse ohne Petrefakten, bläulich- grau, hart, gut spaltbar, auf den Flächen mit dunklen Linien gezeich- net und an diesen leicht zu erkennen. Darüber folgen Schichten mit viel Myophoria Kefersteini und auf diese ist die Bezeichnung Raibler Schichten zu beschränken. Sie beginnen mit Bänken von bituminösem Kalkstein begleitet von mergeligem Schiefer, der Solen caudatus = Anatina gladius zahlreich führt. Auch Myophoria Whateleyae findet sich. Ueber dem Hauptlager der Myophoria Kefersteini folgen schwarze Kalksteinbänke mit Hornsteinbänken und eine dunkle Lumachelle zu- meist bestehend aus Schalen von Mytilus und Nucula u.a. Verf. giebt die weitere Verbreitung noch an. Ihr Hangendes erscheint am alten Ofen, am Ausgange des Albelgrabens, im OFlügel Dolomit, im WFlü- gel unten schwarzer knolliger Kalk von thonigen Flasern durchzogen und mit Crinoidengliedern, nach oben eine Bank mit Korallen, die aber von denen in den tiefern Bänken abweichen. Darüber nehmen die thonigen Zwischenmittel zu, die Kalkbänke werden dünner, knol- lig, dazwischen noch zwei Lagen schwarzen Kalkes mit Petrefakten darunter Myophoria Kefersteini. Hier im Hangenden der Raibler Schichten liegt auch Spiriferina gregaria des Haller Salzberges. Hö- ber folgt eine Bank von grauem Kalkstein, darüber wieder schwarzer dann grauer, beide mit Petrefakten, Bänke mit Hornstein, lichter Do- 4* 52 lomit, im Ganzen 100° mächtig. Dieselbe Schichtenfolge findet sich im obersten Braschinggraben jenseits der Raibler Scharte. Die Han- sendmasse besteht zunächst aus 400‘ Dolomit, der unten voll brau- nen Hornsteins, oben geschichtet und mit geschichteten Kalkmassen die schroffen südlichen Wände des Kunzenbachgrabens bildet, auch weiterhin noch fortsetzt. Darüber dünne petrefaktenreiche Schichten, Torer Schichten mit Perna Bouei, Corbula Rosthorni, Pecten filosus, Ostraea montis caprilis u. a. Jede Art hat hier ein bestimmtes Haupt- lager, nur Myophoria Watheleyae geht durch alle Schichten. Verf. be- schreibt dieses Schichtensystem speciell vom Torer Sattel. Ueber den- selben erhebt sich in schroffen Absätzen ein weisser klüftiger Dolo- mit 60° mächtig, überlagert von 150° schwarzgrauem Kalk, darüber der in gewaltige Pyramiden zerspaltene weisse Dolomit, bedeckt von den noch mächtigeren Massen des Plattenkalkes, beide mehrere 1000‘ mächtig. — Das Lahnthal kömmt zwischen Weissenfels und Rat- schak östlich von Raibl aus dem Hochgebirge. In seinem Hinter- grunde liegt isolirt ein Stück der Raibler Schichten, vielleicht durch eine ungeheure Verwerfung von denen des Coritenzathales losgeris- sen. Gegenüber an der linken Thalseite Werfener Schiefer. Verf. beschreibt diese Verhältnisse speciell.— Die Erzlagerstätten von Raibl sind seit L. v. Buch bekannt. — Die Triasgebilde namentlich von der Lettenkohle bis zum Gypskeuper sind nach all diesen Untersu- chungen bei Raibl vielgliedrig entwickelt. Die grünen Tuffe sind den doleritischen Tuffen der SAlpen gleichzustellen. Die untern Kalkkon- glomerate bilden mit dem pflanzenführenden Sandstein, die auch an andern Punkten wie bei Idria leicht und sicher zu erkennen sind. Die mürben rothen Gesteine werden sich an vielen Stellen in den SAlpen nachweisen lassen. Der Porphyr liegt nicht an der Antikli- nallinie und nimmt ein höheres Niveau ein als der von Botzen. Das Aequivalent des erzführenden Kalkes und Dolomites ist zunächst in der Hauptmasse des Schlern zu suchen, welche Myophoria Kefersteini im Hangenden hat und von den grünen Tuffen unterteuft wird. Zum Schluss weist Verf. auf die Beständigkeit der einzelnen Glieder hin. — (Jahrb. geolog. Reichsanstalt 1867. S. 553—582.) Alb. Müller, die Eisensteinlager amFusse der Wind- gelle. — Seit der ersten Mittheilung über diese Lager (Bd.29 S.64) hat Verf. gefunden, dass auf den zwischen den Schiefern eingelager- ten bräunlichen Ankeritstreifen, die schon eine starke Erosion durch die Atmosphärilien verrathen, tafelförmige Zwillinge von Albit auf- sitzen in Gesellschaft mit schmalen Streifen von krystallinischem Quarz. Offenbar sind beide erst durch theilweise Verwitterung des eisenhal- tigen Kalkspathes oder Ankerits aus dessen Masse herausgetreten. Dieses Auftreten eines wahren Feldspathes in verhältnissmässig jun- gen noch wenig veränderten Schichten, hier des mittlen braunen Jura ist noch selten beobachtet und opponirt gegen die viel verbreitete Ansicht, dass wahre Feldspäthe nur in alten metamorphischen oder paläozoischen Gesteinen auftreten. Verf. erinnert an das längst be- 53 kannte Vorkommen von Glimmerschiefer und Belemniten unzweifel- haft jurassischen Ursprungs an der Nuffenen und an die Feldspath führenden Kalksteine, an der Contaktlinie zwischen Gneiss und Kalk mehrfach in den Alpen. Der dunkelgrüne glänzende feinschuppige Schiefer mit den Ankeritpartieen, der schmale Zwischenschichten zwi- schen den mächtigen oolithischen Eisensteinlagern bildet, ist ein wah- rer Chloritschiefer mit kleinen Magneteisenoktaedern ‚ ganz dem im Tiroler Pfitschthal ähnlich. Da hier die Umwandlung des Chlorit- schiefers aus einem grauen eisenschüssigen Mergelschiefer, der sonst die Zwischenschichten der jurassischen Kalkstein- und Oolithlager bil- det, nicht bezweifelt werden kann: so ist eine ähnliche Entstehung anderweitiger Chloritschiefer zu vermuthen, deren Alter als sedimen- täres Gestein uns noch bei weniger deutlicher Lagerungsverhältnis- sen unbekannt ist. An der Windgelle liegt also Chloritschiefer ju- rassischen Ursprungs, während die benachbarten Chloritschiefer der paläozoischen Periode angehören. Es giebt noch grosse Schwierig- keiten die metamorphischen Schiefer der ältern von denen der jüngern Periode zu unterscheiden, namentlich wo die Lagerungsverhältnisse oder Versteinerungen keinen Anhalt bieten. Aber wir dürfen anneh- men, dass die chemischkrystallinische Umwandlung dieser ursprüng- lich sedimentären Gesteine oft erst lange Zeit nach ihrer Ablagerung oder in stärkerem Masse nach ihrer Hebung begonnen hat und dass bis zu ihrer Vollendung in den jetzigen Zustand lange Zeiträume ver- flossen sind. Die Umwandlung erfolgte von der Tiefe nach oben, nicht umgekehrt durch Verwitterung. — (Baseler Verhandlgen IV. 762—765.) U.Schlönbach, Gliederung der rhätischen Formation bei Kössen. — Die von Suess als rhätische, schwäbische, karpa- thische, Kössener und Salzburger Facies der rhätischen Stufe in der Gruppe des Österhornes unterschiedenen Glieder erkannte Verf. in wun- derbarer Uebereinstimmung auch in der Loferschlucht zwischen Kuf- stein und Kössen. In der schwäbischen Facies fanden sich neben zahllosen z. Th. riesigen Gervillia inflata besonders Gervillia prae- eursor, Avicula contorta, Cardita austriaca etc. In der karpathischen Facies zeichnet sich in der untern Region eine schiefrige Mergel- schicht aus, die fast ganz aus der zierlichen Plicatula intustriata be- steht. Auf diese folgt die plattige Kalkbank als Hauptlager der Te- rebratula gregaria, während die zahlreichen übrigen Brachiopoden hier fehlen. Ein noch etwas höheres Niveau wird durch das massen- hafte Auftreten kleiner Bivalven zumal der schönen Leda Deffneri be- zeichnet. Von dem Hauptlithodendronkalk liessen sich Spuren nicht auf- finden. Massige dunkle Kalke repräsentiren die Kössener Schichten, auf deren Verwitterungsflächen viele Brachiopoden hervortreten, zu- mal Rhynchonella fissicostata, subrimosa, cornigera, Spirigera oxy- colpos, Spiriferina uncinata, Terebratula norica, uniformis, während T. gregaria fehlt, ferner Mytilus Schafhäutli, Pecten’acuteauritus, Ostraea Haidingerana, Nautilus mesodiceus etc. Darüber folgt dunkler mer- geliger Schiefer mit Choristoceras Marshi als Aequivalent der Salz- 54 burger Facies, dann nach oben plattige Kalke mit Brachiopoden der Kössener Facies. — (Verhdigen Geolog. Reichsanst. 1867. Nr. 10. S. 211—212.) K. M. Paul, die Karpathensandsteine und Klippen- bildungen zwischen der Arvaer Magura und dem Arva- flusse von Turdossin bis Arvavarallya. — Erste bilden die Haupt- masse dieser Gegend und sind zwischen dem Flusse und dem SAb- falle der Magura meist dunkelgrün, feinkörnig und sehr kalkreich, führen viel Conglomerate und wechsellagern mit feinkörnigen platti- gen Sandsteinen. Mit dem SAbhange des Magurazuges beginnen plötzlich grobkörnige Sandsteine, die in feines reines Quarzconglom- merat übergehen, und im ganzen nördlichen Gebiete des Karpathen- sandsteines auftreten. Ueber sie hinaus fehlen die Klippeninseln der Neocom- und Juragesteine gänzlich. Die Sandsteine südlich der Ma- gura sind als Kreideglieder von der eocänen Hauptmasse abzutrennen und die Gränze zwischen beiden längs des SFusses der Magura zu verlegen. Die inselförmig aus ihnen hervortretende Lias, Jura und Neocombildungen gliedern sich also. Der untere Lias steht an der grossen Klippe von Podbjel, zugleich mit obrem Lias, der sich durch Ammonites bifrons und communis verräth. Besser entwickelt erscheint der untere Dogger zumal zwischen Arvaravallya und Leholka mit Am- monites Murchisonae, scissus, opalinus in einem dunklen fast ganz aus Posidonien zusammengesetzten Schiefer. Das nächst höhere Glied ist der rothe Crinoidenkalk hier mit wenigen Petrefakten. Darüber an der Crinoidenkalkklippe eine Bank von rothem Knollenkalk mit häufigen aber schlechten Ammoniten. Die Rogoznikerschichten fehlen, aber die höhern Malmschichten sind repräsentirt durch die grauen Hornsteinkalke unter den Neocommergeln im Raczowethale. Das Neocom umgiebt theils die Juraklippen theils bildet es allein Inseln im Sandsteingebiete; die Neocomklippen sind stets ausgedehnter als die Juraklippen und verbinden sich häufig zu Zügen und Gruppen. Ihre tiefere Etage besteht aus rothen verwittert weissen Mergeln mit Sandsteinbänken, die höhern aus Fleckenmergeln und Aptychen- kalken. Erstere fehlt häufig. In den höhern lichten Kalken und Mer- geln Aptychus Didayi häufig, und Ammonites subfimbriatus.. Von Gault keine Spur. — (Ebda 241—242.) E. v. Mojsisovics, der Pisana-Quarzit. — Die Quar- zite zwischen dem Granit der hohen Tatra und dem äussern Kalk- gürtel führen stellenweise sehr viele Peirefakten jüngern Altes. Un- mittelbar auf dem Granit lagern feste reine Quarzite röthliche und weisse, höher nehmen dieselben kalkige Bestandtheile auf und damit beginnt der Petrefaktenreichthum. Stellenweise geht der Quarzit in ziemlich reinen dichten festen Crinoidenkalk über. Dann folgen rothe Schiefer und darüber eine dünne Lage von Rauchwacke. Auf der Za- kopaner Magura, im Koscielisker Thale finden sich an der oberen Gränze der rothen Schiefer Brachiopoden und Bivalven, ebenso im Thale von Kleinbobrocks mit besser erhaltenen rhätischen Brachio- 55 poden und mit dunklen Lithodendronkalken, ganz gleich den rhäti- schen in den Alpen. Daraus folgt, dass dieser Pisana- Quarzit älter ist ale die karpathische Zone der rhätischen Formation. Näheres über sein Alter lässt sich zur Zeit noch nicht angeben. — (Zbda 258.) @®ryktognosie. P. Grothe, Neue Mineralien auf ei- nem brennenden Steinkohlenfelde beiDresden. — Das seit 1849 im Abbau begriffene' Hänichener Kohlenfeld an der Strasse von Dresden nach Dipoldiswalde ist reich an Schwefelkies, Arsenikkies, Bleiglanz und Kupferkies. Ausblühungen der Kohle erscheinen so- wohl in der Grube wie bei Regenwetter über Tage, in offenen Klüf- ten und Brüchen und bei grossen Vorräthen kommen Selbstentzün- dungen vor. Die unreine Kohle wird mit den Bergen auf die Halden gestürzt und eine solche gerieth durch Zersetzung der Schwefelme- talle 1861 in Brand. Es bildeten sich Schwefelüberzüge und heiss- flüssige Theermassen auf der Oberfläche, 1863 bemerkte man rothe Arsenikgläser und krystallinische Ueberzüge von Salmiak. Später wurden unter der zusammengebrochenen Kruste folgende Neubildun- gen gefunden. Salmiak viel krystallisirt, Würfel, deren einzelne von Schwefel gelb, von organischen Substanzen braun gefärbt sind, andere farblos, auch Rhombendodekaeder mit in der Mitte vertieften Flächen, auch mit sehr ungleichen Flächen und von sehr rhomboedri- schem Ansehen; ganz klein erscheint auch das Oktaeder als Abstum- pfung der dreikantigen Dodekaederflächen als Abstumpfung der Kan- ten dieses das Ikositetraeder, ausserdem auch ganz klein das Oktae- der allein. Auf einem Stück sitzen die Combinationen 202, xO,; O. , also alle beim Salmiak beobachteten Flächen. Dickere Partieen von Salmiak sind ausgezeichnet faserig. Weisse Krusten von erdigem Ansehen sind ein wasserhaltiges lösliches Gemenge von schwefelsau- rem Natron, schwefelsaurem Ammoniak, geringen Mengen Salmiak und Spuren von Thonerde, Mangan etc. Schwefel in mehreren Stu- fen mit zahlreichen scharf kantigen Krystallen höchstens bis 1 Milli- meter Grösse, vorherrschend das Pinakoid verbunden mit dem Prisma, mehreren Domen und Pyramiden. Einzelne Krystalle sind nach a ta- felförmig ausgedehnt, an denen die andern Flächen als schmale Zu- schärfungen und Abstumpfungen auftreten. Realgar ist häufig und schön krystallisirt theils in langen papierdünnen Säulen ausgedehnt nach 0 = „ P, welche Flächen seitlich durch r=„P„ undM=„P, oben durch ein Oktaeder abgestumpft werden. An all diesen Stük- ken findet sich geschmolzenes und glasartig erstarrtes Schwefelarsen. Solche Gläser enthalten mehr Schwefel als der Formel AsS entspricht und zwar in nicht constantem Verhältniss, ähnlich dem in den Han- del kommenden künstlichen Realgar. Ein’ Handstück besteht aus mit Schwefel ganz durchdrungenem erdigen Material und trägt sehr kleine seidenglänzende krystallinische Blättchen, denen des Lepidolith von Rozena sehr ähnlich, dieselben verflüchtigen sich bei der Erwärmung fast ohne Rückstand, sind schwer oder unlöslich in Wasser und ver- dünnter Salzsäure, lösen sich aber in Alkohol auf und scheinen or- 56 ganische Verbindungen zu sein. — Bei einem Flötzbrande in Ober- schlesien kommen Anilinverbindungen vor und jene sächsischen sind daher wohl Anilinviolett. — (Dresdener Iris 1867. S. 68—70.) R. Hermann, Rewdanskit, ein neues Nickelerz. — Dasselbe wurde bei Rewdansk im Ural als grosses Lager entdeckt. Es ist erdig, bildet undeutlich geschichtete Stücke, die bei geringem Drucke zu erdigem Pulver zerfallen; klebt schwach an der Zunge, fühlt sich mager an, schmutzig graugrün, spec. Gew. 2,77. Wird von Schwefelsäure leicht zersetzt, wobei sich Kieselsäure pulverförmig ausscheidet, in der Lösung finden sich die Oxyde von Nickel und Ei- sen nebst Talkerde und Spuren. Die Analyse ergab 13,00 Sand, 32,10 Kieselsäure, 3,25 Thonerde, 12,15 Eisenoxydul, 18,33 Nickeloxyd, 11,50 Talkerde, 9,50 Wasser, Spur von Manganoxydul und Wismuth- oxyd. Das Mineral ist also ein Nickelsilikat, in dem ein grosser Theil des Nickels durch Eisenoxydul und Talkerde vertreten wird. Die Verhältnisszahlen sind anders als bei den drei bekannten Nickelsili- katen, daher der neue Name gerechtfertigt. Das aus ihm gewonnene Metall hat starken Glanz und ist zinnweiss bis stahlgrau, auf der Bruchfläche feinkörnig und eisenschwarz, wird stark vom Magnet angezogen, ist: weicher als Schmiedeeisen und härter als Kupfer bei 7,63 spec. Gew. Es enthält 5,19 Ungelöstes, Kohle und Silicium, 4,38 Wismuth, 38,12 Nickel, 52,31 Eisen. — (Bullet. nat. Moscow 1867. 1. 554— 557.) 2 Fr. Weineck, Markasit pseudomorph nach Eisen- glanz — Die bezügliche Stufe ist eine rosettenförmige Gruppe dün- ner tafelartiger Krystalle, welche neben der vorwaltenden basischen Endfläche als Randflächen noch das hexagonale Prisma und stellen- weise eine ziemlich spitzige hexagonale Pyramide darbieten. Die ganze Gruppe stimmt nicht blos in Gestalt und Anordnung der Kry“ stalle sondern auch in manchen Details mit Schweizer Eisenglanzro- Sen vollkommen überein. Die die Pseudomorphose bildende Substanz ist, wie der Querbruch zeigt, sehr feinkörniger fast dichter graulich- speissgelber Markasit. Ihre Bildung muss sehr langsam und ruhig vor sich gegangen sein, da ihre Endflächen wenn auch glanzlos doch vollkommen eben und regelmässig sind. Auch ihr Inneres ist dicht und compakt, ohne alle Höhlungen. Ob es eine Verdrängungs- oder eine Umwandlungspseudomorphose ist, lässt aus dem Handstücke sich nicht ermitteln. Dasselbe stammt aus Kärnten vom Loben bei St. Leonhard im Lavantthale. — (Verhandlgen Geol. Reichsanst. 1867. Nr. 10. S. 218.) | F, Posepny, neues Schwefelvorkommen an der Ci- cera bei Verespatak. — Das massenhafte Vorkommen von Quar- ziten mit Reaktion auf schwefelsaure Salze liess Schwefelführung ver- muthen und diese ist nun erwiesen. Während der Kranz von Kegel- bergen der Verespatak und das Quarzporphyrmassiv von drei Seiten umgiebt aus porösen Trachyten besteht, erhebt sich östlich durch eine Karpathensteinmulde davon getrennt ein aus Amphibol und Andesit 57 bestehendes Gebirgsmassiv, das Knotenpunkt mehrer Wasserscheiden ist und dessen Hauptrücken von O nach W Cicera heisst, In der dunkelgrauen Grundmasse des herrschenden Gesteines liegen Mikro- tin- und Amphibolkrystalle, sehr selten Biotit und noch seltener Quarz. An der Cicera ist dieses Gestein umgewandelt, die Grund- masse heller, die Krystalle sind weiss und zuckerartig und die innern Höhlungen mehrfach mit krystallinischem Schwefel angefüllt. An an- dern Stellen ist es in eine dichte splittrige quarzitische Masse mit vielen ausgefressenen Höhlen verwandelt, welche Drusen von feinen Alunitkrystallen enthalten, nach welchen das Gestein Alunitit oder Alaunfels genannt worden. An noch andern Stellen ist es eine fein- poröse Quarzitmasse und die früher eingeschlossenen Krystalle ver- schwunden. Das frische Gestein hat 2,712 spec. Gew., das gebleichte 2,524, der Alunit 2,370, das poröse quarzitische 2,270, das mit Schwe- fel imprägnirte 2,6—2,7. Nebst Kalinka, Büdös und Kiliman ist dies der vierte Ort, wo in Eruptivgesteinen durch Solfatarenthätigkeit sich Schwefel gebildet hat. — (Zbda 237) C. W. C. Fuchs, zur Mineralchemie. — Verf. analysirte den schon von Svanberg zerlegten Tabergit von Taberg in Wer- meland und fand II, Svanbergs Analyse unter I i I II Fluor 0,67 0,97 Kieselsäure 35,76 32,95 Thonerde 11,03 13,08 Eisenoxydul 6,34 13,72 Manganoxydul 1,64 0,07 Magnesia 30,00 26,83 Kali 2,07 0,33 Natrium —_— 1,25 Kalkerde — 0,95 Wasser 4,76 11,34 101,27 100,49 Das Mineral ist breitblättrig und sehr vollkommen spaltbar, vorherr- schend blaugrün mit silberweissen Stellen. H. 2—2,5, spec. Gew. 2,83, Strich grünlichweiss. Der Tabergit steht zwischen Chlorit und Mag- nesiaglimmer. Verf. analysirte ferner den Pyromorphit von Ems und fand 74,08 Bleioxyd, 8,45 Blei, 15,50 Phosphorsäure und 2,90 Chlor. — (Neues Jahrb. f. Mineral. 867. S. 822—825.) B. Studer, Mineralien aus dem Justithal am Thuner- see. — Im Grünenbach oberhalb des Thunerseeufers liegen Kalk- blöcke am Fusse der Ralligstöcke, deren anstehender Neocomienkalk- stein von zwei Systemen parallelaufender Kalkspathadern durchsetzt werden, welche ungefähr senkrecht sich durchkreuzen. Das eine dieser Systeme führt Kalkspathdrusen und auf solcher fand St. einen fast wasserhellen Flussspathwürfel über 1cm Seite. Derselbe ist späterer Entstehung als der Kalkspath und dieser selbst ungewöhnlich. Seine Krystalle zeigen das gewöhnliche Skalenoeder. Zwischen diesen und 58 den Hauptbestandtheil der Druse bildend bemerkt man kleinere läng- lich tafelförmige Krystalle, Zwillinge scheinbar klinorhombischer Säu- len, an der brachydiagonalen Fläche zusammengesetzt und oben einen schwach einspringenden Winkel zeigend. Die Spaltbarkeit und das starke Aufbrausen und die Analyse weisen entschieden auf Kalkspath. — (Berner Mittheilgen 1867. S. 298.) Palaeontologie. C. v. Fischer Ooster, palaeonto- logische Mittheilungen. — 1. Hirschgeweih aus der Molasse. In der untern Süsswassermolasse des Bumbachgrabens bei Tschangnau mit Resten von Rhinoceros und Anthracotherium fand sich auch ein Geweih, während bisher nur Knochen und Zähne bekannt waren, zwei- felhaft ob P. minor oder P. Scheuchzeri. Einem von beiden möchte nun auch jenes Geweih gehören, welches flach ist und vorläufig Cer- vus protodama heissen soll. Es ist auf 16 Centimeter Länge aus dem Gesteine befreit, hat unter dem Mittelspross 5 Centim. Breite, über der Rose 3 Centim. Durchmesser. Der Augenspross steht 2 Centim. über der Rose und ist am Unterrande 4!/,, am obern Rande 21), Len- tim. lang. — 2. Fossile Seemäuse. Die Molasse an der Brücke von Fegieres, 1/, Stunde von Chatel St. Denis lieferte einige kleine Mu- scheln denen des Ralligsandsteines entsprechend, nämlich Cyrene thu- nensis und Cardium Heeri. In eben dieser Molasse fand sich ein Ro- chenei. Die an der normännischen Küste vorkommenden hier leben- den Rochen haben schmal zugespitzte Fortsätze so lang wie das Ei breit das fossile nur halb so lange und am Ende abgerundete mit einigen Querfalten, eine Breite von 4 Centim., eine Länge ohne An- hängsel von 37 Millim. Verf. nennt es Raja helvetica. Rochenzähne dieser Molasse sind als Zygobates Studeri und Aetobatis arcuatus be- stimmt worden. — (Ebda 265—268.) H. Woodward, Krebse und ein Myriapode imKohlen. gebirge WSchottlands. — Ein ächter Myriapode wurde in den Kohlenschichten von Nova Scotia gefunden, welche auch Dendrerpe- ton acadianum und Sigillarien lieferten, und ist von Dawson als Xy- lobius Sigillariae [der Gattungsname ist bereits von Latreille an einen Käfer vergeben worden] beschrieben worden. Ein ganz ähnliches Fos- sil fand sich in Thoneisengeoden bei Kilmaurs, 2 Zoll lang, von un- verkennbarem Habitus des Julus, mit deutlich gegliederten Beinen, leider ohne Kopf, der an dem Dawsonschen Exemplar vorhanden war. Verf. giebt nun eine Uebersicht der Kohleninsekten, die jedoch von den Wettinern keine Notiz nimmt. — Die Kohlenschichten bei Glasgow lieferten in Thoneisensteingeoden eine Prestwichia rotundata von Prestwich als Limulus rotundatus aufgeführt und dem Pygoce- phalus Cooperi Huxley (Quaterl, journ. geol. XIII. 363 tb. 23) sowie den neuen P. Huxleyi und den Anthrapalaemon = Palaeocarabus Sal- ter, des ältesten langschwänzigen Decapoden. — (Transact. geol. Soc. Glasgow 1867. II. 234—248 tb. 3.) G. Capellini, Unterliasfossilien amGolf von Spezzia, — Verf. verbreitet sich kurz über die betreffenden Localitäten und 59 beschreibt dann folgende Arten aus denselben: Dipterus macrolepi- dotus Ag, Ammonites nanus Mart, Purpuroidea spediensis, Natica pi- solina Terq, Neritopsis tuba Schafh, N. bombiceiana, N. Paretii, Chem- nitzia usta Terq, Ch. Meneghinii, Ch. abbreviata Terq, Ch. unieingu- lata Terq, Ch. incerta, Ch. Cordieri, Ch. acutispirata, Ch. lessonana, Cerithium semele d’Orb, C. Henriei Mart, C. rotundatum Terq, C. gratum Terq, C. Collegnoi, C. sociale, C. trinodulosum Terg, C. Tur- ritella Dunkeri (Melania turritella Dkr), T. Zenkeri Dkr, T. deshaye- sea Terq, T. bicarinata, T. sommervilleana, Turbo subpyramidalis d’Orb, T. Hofmanni, T. milium Terg, Phasianella nana Terg, Ph. gui- donii, Orthostoma Savii, O. triticum Terq, O, Meneshinii, Anatina, praecursor Q, Pholadomya spec., Myacites faba Wink, M. crassa Ag, M. rostrata Ag, M. striatula Ag, Corbula imperfecta, Mactra securi- formis d’Orb, Astarte Pillae, A. Cocchii Mgh, A. consobrina Chap, A. traingulata Terg, Cardinia regularis Terq, C. Stoppaniana, C, an- gulata, Myoconcha psilonoti @, Cardita austriaca Hauer, C. minuta Stopp, U. multicarinata Emmr., C. Talegii Stopp, C. tetragona Terg, Lucina civatensis Stopp, Corbis depressa Roem, Cardium Regazzoni Stopp, Myophoria laevigata Bronn, Cucullaea acuta Mgh, C. Murchi- soni, C. castellanensis, Nucula subovalis Gf, N. ovalis Ziet, N. strigi- lata Gf, Leda claviformis Swb, Mytilus cuneatus Swb, Lithodomus Meneghinii, L.1yelleanus, Avicula Deshayesi Terq, A. Buvignieri Terg, M.Alfredi Terq, A. Sismondae, A. Dunkeri Terq, A. infraliasina Mart, A. Meneghinii, A. inaequiradiata Schafh, A. contorta Portl, Pecten Fal- geri Mer, P. aviculoides Stopp, P. Sismondae, Lima punctata Swb, L. nodulosa Terq, L. pectinoides Swb, L. praecusor @, L. Azzarolae Stopp, Spondylus Hoffmanni, Plicatula intusstriata Emmr, Anomia Mortilleti Stopp, A.Faverli Stopp, Rhynchonella Pillae Mgh, Rh, por- tuvenerensis. Alle Arten ohne Autor sind neue und nebst vielen an- dern auf 6 Tafeln abgebildet. — (Memoire Accad. Bologna 1866. V. 413—486.) Botanik. L. Wittmack, Musa ensete als Beitrag zur Kenntniss der Bananen. — Den ersten Theil dieser Abhand- lung haben wir Bd. XXX. 346—348 berichtet und lassen nun den die Anatomie bringenden Schluss folgen. Mit der Anatomie der Bana- nen hat sich Moldenhawer, dann Mohl, auch Pringsheim und Caspary beschäftigt. Ensete weicht nicht von den übrigen Musen ab. Das weisse Gewebe hat die Consistenz einer Rübe. A. der Stamm be- steht aus einem centralen Marktheil und der peripherischen Rinden- schicht. Die Grundmasse beider ist ein lockeres zartwandiges Paren- chym, dessen stumpfeckige Zellen nur sehr zarte Tüpfel zeigen. Stärke im Rhizom nur ganz vereinzelt, in einem alten Stamm reichlich. Rinde und Mark sind durch eine Parenchymschicht getrennt. Der Quer- schnitt zeigt im Centrum ein Gefässbündel unregelmässig durchs Pa- renchym zerstreut, gegen die Peripherie hin am gedrängtesten. Auf dem Längsschnitt des Rhizoms bemerkt man ein dichtes Gewirr von Gefäsebündeln, einige dicke Stränge gehen von den Blättern ins In- 60 nere, Auch in der Rindenschicht liegen einige Gefässbündel mit sehr geschlängeltem Verlauf, die bei den verschiedensten Musenarten vor- kommen. DieGefässbündel verhalten sich wesentlich wie bei an- dern Monocotylen. Unter der Epidermis eine Schicht kleiner Bast- bündel, weiter nach innen vollkommene Bündel des Rindensystemes, deren äussere noch bastartig sind, die inneren sind Schraubenleiter- und Leitergefässzellen. oft sehr knorrig und in einander verschränkt, Zwischen Mark und Rinde liegt eine helle Schicht ohne Gefässbün- del. Im Mark stehen diese aussen dicht gedrängt, innen gleichmäs- sig zerstreut, sind grösser als in der Rinde, enthalten 4—16 Gefässe, Verf. untersucht nun die Gefässbündelzellen, die Holzzellen, Sieb- röhren, den Bast, das Bastparenchym. Die Gefässbündel werden auf ihrem ganzen Wege von Längsreihen weiter tonnenförmiger Zellen oder von Schläuchen begleitet, die schon Moldenhawer beschrieben und als Milchsaftgefässe erkannt hat. Der Milchsaft ist auch in an- dern Zellen und Organen vorkommende farblose Flüssigkeit mit zahl- reichen Bläschen und sehr reich an Gerbstoff. Die Gefässe sind durch Resorption der Zellenwände entstanden. Im Rhizom sind sie kurz, bauchig, in den obern Theilen gestreckt. Schacht spricht ihnen die Wände ab, die Verf. sehr deutlich sah. Hanstein nennt diese Behäl- ter Schlauchgefässe, Verf. findet die Bezeichnung Gerbstoffbehälter treffender. Sie ähneln anatomisch zunächst den Milchsaftgefässen der Papaveraceen, haben aber fast nie Verästelungen. — B. Die Wur- zeln ähneln auffallend denen der Palmen. Im Verhältniss zum Stamme sind in ihnen alle Theile viel dicker, die prosenchymatischen Zellen dicht getüpfelt, das Parenchym der Innenrinde enger und langgezo- gener, ein eigener Marktheil kaum zu unterscheiden, da die grossen Leiter- und Leiternetzgefässe in radialen Reihen bis ins Centrum der ganzen Wurzel reichen. Der Querschnitt entspricht dem von Dra- caena und Smilax. Auffallend sind in der Wurzel noch die unter dem Namen Thyllen bekannten Zellenwucherungen in den Gefässen, die fast jedes derselben dicht erfüllen. Die Wurzelhaare sind stets ein- zellig. An den dicken Wurzeln ist die Aussenrinde verkorkt und unter der Korkschicht zeigen sich radial geordnete Lücken im Zellgewebe. — C. Das Blatt. Die Hauptgefässbündel des Stammes ändern bei ihrem Eintritt in die Blattscheide eigenthümlich. Kurz zuvor stellen sich nämlich die Gefässzellen in eine radiale Reihe und behalten meist gleiche Grösse. Bald aber wird die vorletzte besonders mächtig und alle andern bleiben zurück, die innerste Gefässzelle ist wiederum das Ringgefäss, die weit gewordene Zelle vor ihr entweder ein reines Spiralgefäss oder ein Schraubengefäss, Am schönsten findet sich diese eigenthümliche Stellung auf den Längsscheidewänden zwischen Luftlücken ausgesprochen. Das Parenchym der Blätter ist ganz dem des Stammes ähnlich, das Chlorophyll ist sehr sparsam, meist in der 3. und 4. Zellreihe unter der Epidermis auch Stärke ist wenig vor- handen, dagegen viel Raphiden und klinorhombische Tafeln oft zu mehreren in einer Zelle, bestehend aus oxalsaurem Kalk. Die Luft- 61 lücken entstehen sehr früh im Parenchym der jüngsten Blätter durch Auseinanderweichen der Zellen aber nicht durch Resorption der Wände, An den Rändern der Querwände werden die bekannten sternförmigen Zellen dieser letztern allmählig wieder rundlich und gehen in das gewöhnliche Parenchym über. Durch die dickern Scheidewände sieht man sehr deutlich Gefässbündel verlaufen. Frei in die Luftlücken hinein ragen Raphidenbündel. Die Blattspreite zeigt auf dem Quer- schnitte regelmässige in Längsreihen zwischen den Bogennerven ver- laufende Luftlücken, wie solche auch bei Pandanus vorkommen. Die Cuticula ist sehr schwach entwickelt, unter ihr folgt an der Oberseite eine Epidermis aus 4- bis 6eckigen abgeschrägten Zellen. Nach in- nen folgt eine Schicht viel grösserer gleichfalls eckiger und tangen- tial gestreckter dünnwandiger Zellen, darauf die Chlorophyllführende Pallisadenschicht, unter dieser noch eine ähnliche aus kürzern Zellen, die fast unmittelbar an die Luftlücken gränzen. Die Luftlücken selbst sind tangential gestreckt, ihre Querwände aus tangential gestrecktem Parenchym gebildet, das oft von einem zarten Gefässbündel durchzo- gen ist. Unterhalb der Luftlücken liegen zwei Reihen kleiner Zellen, dann eine Reihe tangential gestreckter und nun die Epidermis der Unterseite mit kleineren Zellen als die Oberseite und dicht mit Spalt- öffnungen besetzt. Diese ordnen sich in 4—6 Längsreihen zwischen je 2 Nerven, so gedrängt dass 260 auf 1 [JMilllm. kommen, während auf der Oberseite nur 7 denselben Raum einnehmen. Die Gefässbün- del haben einen stark entwickelten Basttheil und an den grössern Nerven einen noch stärkern Holztheil. Beide sind auch hier getrennt und nur durch wenige Spiralgefässe verbunden. Zu jeder Seite des Bündels verläuft ein Milchsaftgefäss, An der Peripherie des Blattes laufen alle Gefässbündel zu einem einzigen Randnerven zusammen, die Luftlücken hören auf, die Zellenlagen des Parenchyms werden we- niger und am: zarthäutigen Saume ist die Chlorophylischicht ganz ver- schwunden, auch die übrigen Schichten keilen sich aus und der äus- serste Blattrand besteht nur aus Epidermis. — D. die Brakteen haben fast denselben anatomischen Bau wie die Blattscheiden, haben 4 die Gefässbündel begleitende Milchgefässe und noch eine Reihe sol- cher in der Nähe der Aussenwand, regelmässige Luftlücken, unter- scheiden sich von denen anderer Musen nur durch die Schwäche des wachsartigen Ueberzugs der Aussenseite und grössere Schlaffheit. — E. Die Blühte. Alle Perigontheile sind anfangs nicht verwachsen, entstehen als kleine Wärzchen. Der kugelige Pollen stimmt ganz mit dem anderer Bananen überein, unterscheidet sich nur durch zahlreiche warzenförmige Erhebungen, während er bei andern glatt ist. Verf. zählte auf 1 Millim. in einem halben Beutel 244 Körner und berechnet darnach den Inhalt einer Anthere auf 12,688 Körner, auf eine Blühte 60,000, und für sämmtliche 13000 Blühten auf 1100 Millionen. Die Pol- lenkörner treiben in concentrirter Gummilösung leicht Schläuche, welche deutlich den Saftstrom zeigen, haben eine äusserst zarte kleine und sehr dicke Intine. Die Nektarien erscheinen als 3 in der Rich- 62 tung der Scheidewände liegende Spalten, die in der Achse zusammen- stossen, sind im obern Theile des Fruchtknotens eng und kurz, nach unten grösser und verästelt, an den Wänden mit zarten Drüsenhaaren besetzt. Die Stärkekörner liegen reichlich in den Zellen des Frucht- knotens. Das die Ovula führende Haarkissen besteht aus einem dich- ten Filz langgestreckter Zellen. — F. die Zellen der Samenschale sind stark verdickt, ihre äusserste Schicht schieferig, fast silbergrau, die übrigen langgestreckt. Das Perisperm ist sehr stärkereich, der Embryo enthält reichlich Oel und stickstoffhaltige Substanzen. — (Garke's Linnaea 1867. I, 249-290. Mit Tff.) z Zoologie. Mac-Lachlan, Bemerkungen über euro- päischePhryganiden, nebst Beschreibung einiger neuen Genera und Species. — Verf. beschreibt als n.sp. Stenophylax monti- vagus aus Kärnthen, sehr ähnlich dem Halesus ancatusBauer, aber in der Sporenzahl an den Beinen abweichend, St. difformis, aus Kärnthen, Ha- lesus adustus, nahe bei H. chrysotus Ramb., H. madidus, wie vorige mit einem Haarpinsel am Hinterflügel, beide ebendaher. — Potamo- rites n. gen. gegründet auf Enoicyla biguttata Pict., Frauenfeldii Brauer u.a. — Cryptothrix n.g. für Enoicyla nebulicola Hag. — Apa- tania frigida n. sp. Lappl., Nordamerika. — Phyacophila glareosa n. sp. aus Kärnthen. Wegen des Ausführlicheren muss auf die Abhand- lung selbst verwiesen werden. — (St. E. Z. XXVıll. 50—63.) A. Meyer, Dr., Beiträge zu einer Monographie der Phryganiden Westphalens. — Verf. behält sich die Beschrei- bung der Imagines vor und giebt hier in 45 Nummern interessante Mittheilungen über die Larven, deren Beschaffenheit, Gehäusse und Lebensweise, theilt ferner interessante Versuche über Bastarderzeu- _ gung mit. Limnophilus polata paarte sich mit L. flavicornis und lu- natus, L. striola /' mit Anobolia nervosa, Limnoph. striola J mit L. lunatus, Die Eier waren keimfähig. Ob die hieraus hervorgegange- nen Imagines wieder zeugungsfähig seien, konnte noch nicht festge- stelit werden. — (St. E. Z. XXV1iI. 153—169.) H. Hagen, Dr., die Neuropteren der Insel Cuba. — Verf. giebt nach briefichen Mittheilungen des Herrn Prof. Poye und Dr. Gundlach, wie nach deren reichen Sendungen, Notizen über fol- gende Neuropteren: Pentala flavescens F, hymenaea Say, Tholymis ci- trina Hag., Tramea carolina L, onusta Hag, abdominalis Rbr, insu- laris Hag., marcella Selys, simplex Rbr., australis Hag, Celithemis eponina Drury, die weiter in der Arbeit selbst zu vergleichen sind. — (St. E. Z. XXVII. 215—232.) ö Zeller,einige besondersin Aegypten und Palästina heimische und einige ostindischeMicrolepidopteren.— Als n.ep. werden diagnosirt und beschrieben: Simaethis aegyptica, Schoeno- bius niloticus, Calamotropha Hierichuntica, Eromene Cambridgei, Pempelia Psammenitella, Nephopteryx (?) scabida, Isidis, Myelois mo- nogrammos, Euzophera pilosella, Samaritanella, Faustinella, Favori- nella, Euphestia tenebrosa, Cahiritella, Aciptilus desertorum. Aus Ost- D 63 indien Crambus parallelus, Pempelia leucophaeella, Magiria n.g. im- parella, Nephopteryx pulvillella, clientella, Ceroprepes n.g. patriciella, Anerastia laterculella, sceletella, opificella, Meridarchis n.g.fam. Ge- lechid. M. trapeziella, Hermogenes n. g. ejusd. fam. H. aliferella, Pterophorus exaltatus, foreipatus. Die weitere Ausführung ist in den beiden Arbeiten selbst nachzusehen. — (St. E.Z. XXVIll. 365—415.) Der Eifer, mit welchem in den verschiedensten Gegenden Deutschlands den Microlepidopteren nachgeforscht wird hat in St.E.Z. 1867 von Staudinger, Wocke, Hofmann, Pfaffenzeller mehrere neue Spec. gebracht, eine von drei, eine von zwei Autoren beschrieben: Gelechia petasites Pfaffenzeller in München (79), E. Hofmann in Regens- burg; der auch die in Petalites niveus minirende Raupe beschreibt. Staudinger giebtfolgende Diagnose: (211) G. petasitella: alisanterioribus acutis canis (Q albidis) puncto striola plicae, striolis brevibus altera ante, altera post medium, punctisque 7—9 in costae apice et margine postico nigris; aiis posterioribus 5' nigricantibus, cano-ciliatis, & ca- nis, postice cinereovenosis, 16 — 20 mill. Bei G. tephriditella Dup. — G. chrysanthemella Hofm. erhält folgende Diagnose: Graugelb dicht schwarz beschuppt, Gesicht, Innenseite der Palpen und Basis der Fransen am Afterwinkel der Vorderflügel gelblich. Flügelspannung 17“, Beide Geschlechter nicht verschieden. Zwischen G. acumina- tella und senectella zu setzen. Die gleichfalls beschriebene Raupe minirt in den Wurzelblättern von Chrysanthemum leucanthemum, an schattigen und feuchten Stellen bis in den Spätherbst. — G. albife- morella Hofm. bei G. electella: hell weissgrau mit röthlichem Schim- mer, je eine dunkle Querbinde bei !/; und 2); der Flügellänge. Die typischen Punkte und die lichte hintere Querbinde deutlich, erstere rostgelb aufgeblickt. Kopf, Thorax, Palpen und Schenkel rein weiss. Flügelspann. 11‘ 9. — Chauliodus aequidentellus Hofm. p. 206 — iniquellus Wocke in lit. Die Raupe minirt in der Jugend, lebt spä- ter aber frei an Meum athamantinum. Wocke giebt (p. 208) fol- gende Diagnose des Schmetterlings:. Alis ant. obtusis exalbidis, ci- namomeo-suffusis, dente squamarum ante medium dorsi externe nigro- marginato punctique dorsalibus posterioribus 2 nigris prominentibus, 9!/a„—10 mill. Hofmann giebt dieselben folgendermassen: Vflügel hell weissgrau, schwarz beschuppt, mit schräg sichelförmig geboge- ner Spitze, am Innenrande der Vflügel 4 tiefschwarze kleine, aber gleichgrosse Schuppenzähne 7—81/,‘'. Beide Geschlechter nicht ver- schieden — Chauliodus stricetellus Wocke: Alis ant. elongatis acutis einereo-flavescentibus fusco-adspersis, punetis prominentibus, dorsi 3—4 punctisque marginis postici sub apice 2—3 nigris. Exp. alar. 16 mill. Bresiau. — Phyllobrostis Hartmanni Staud. p. 212. Capite thorace alisque ant. nitidissime cinereis, alis poster. obscurioribus subo- pacis squamis oceipitalibus luteis 7— 8 mill. Z@ Von Hartmann in München aus Raupen erzogen, welche in Daphnis cneorum lebt. Nahe bei Ph. daphnella Staud,, aber davon verschieden‘ — (St. &. Z. XXVIM. p. 79: 200 u.f.) 64 SchleichDr., Einige microlepidopterologischeBeob- achtungen. — Nepticala Lediella n. sp. Capillis ochraceis penicillis cupreo-aeneis, antennarum conchulis flavidis nitidis; alis ant. postice dilatatis, cupreorubris nitidis apice fuscis; fascia in medio lata recta argentea viridi-nitida; ciliis radice large argenteis viridinitidis, apice argenteo-griseis. 2—2°/,. Die Raupe lebt in der zweiten Genera- tion im October minirend in den Blättern von Ledum palustre, — Die Raupe von Gelechia micella lebt in 2 Generationen von den jungen Keimen der wilden Himbeeren, ist erwachsen 1!/,‘“ lang, hellgelb- grau gefärbt, an dem Kopfe, dem scharf getheilten Nackenschilde und an der Afterklappe glänzend schwarz. An derselben Pflanze lebt auch die wenn sie erwachsen ist, scharlachrothe Raupe der Lampronia ru- ‚biella, aber in anderer Weise. Sie frisst zunächst einen Herztrieb aus, gräbt sich von da bis zum Marke ein, in der Regel die Rich- tung nach oben inne haltend, während erstere von der einen Knospe zur andern übergeht. — Weiter wird die bisher als Gracilaria im- perialella Mn geltende Motte in 2 Arten aufgelöst: G. Hofmanniella : Capite fronte palpisque niveis, alis ant, aureis, fascia baseos abbreviata, strigis 3 costae maculis 3 dorsi niveo-argenteis, ciliis apieis concavo- truncatis albis, strigula nigra inferius notatis nigroque terminatis 3-81)‘. Die von E. Hofmann 1860 entdeckte Raupe minirt im Oro- bus niger von Ende Juni bis Mitte Juli. — G. imperiallela: Oceipite fusco, fronte nivea, palpis J' albis, @ fuseis: alis ant. aureis fascia baseos abbreviata, strigis 3 costae, radice maculisgue 3 dorsi niveis nigromarginatis, ciliis apieis roduntatis albis, striga nigra disseetis nigroque terminatis. 3—3°/,““. Diel4füssige Raupe minirt in Symphy- tum officinale und zwar erst von Anfang August bis Mitte October. — (St. E. Z. XXVIIl. 449-455.) v. Ziegler u. Klipphausen bespricht die europäi- schen Melitaea-Arten und giebt eine analytische Uebersicht, um dieselben leicht von einander unterscheiden zu können. — (St. E, 2. XXVvill. 418—428.) H. Christoph, Beschreibung einiger neuer Schmet- terlinge bei Sarepta. — Verfasser diagnosirt und beschreibt folgeude n. sp. Harpyia interrupta: Alis ant. cretaceis basi margine- que postico nigropunctatis, fascia (Z')) in medio late interrupta (9) utrinque sinuata nigra, alis postic. albis. Exp. alar. 47 mill. long. corp. 320 mill. Die Peitschraupe, welche gleichfalls beschrieben wird, lebt im August und September auf der Schwarzpappel. — Amphipyra molybdea. Alis ant. griseo-fuscis, loco maculae renalis punctis 2 al- bis. Exp. alar. 36, long. corp. 19 mill. nach einem einzigen Q auf- gestellt. — Myelois aurorella: Alis ant, roseis testaceo-mixtis strigis- que 2 undulatis albis; alis post. griseis. Exp. ala 23 mill. &. — Aeci- dalia subdilata: Albida, strigis omnibus valde expressis, quarum se- ceunda lata punctum nigrum cingens; area limbali caesia, maculis 3 fuscis, caesio-mixtis adjacentibus ad marginem anteriorem et strigam tertiam. In area limbali linea valde lata alba; margine nigro albide 65 alternante; linea limbali brunnea et alba ciliisque fuseis. Exp. al. 32 mill. Zeller erklärt diesen lange für eine var. von decorata gehaltenen Spanner für eine gute sp. — Eupithecia biornata: Alis ant. flaves- centibus et cinereis, atomis obscuris puncto nigro lineisque 4 trans- versalibus. Exp. al. 23 mill. — Hypsolophus Siewersiellus: Palpis, capite et dorso rubido-albidis fusco-irroratis; alis ant. fuscogriseis in media ala vitta sinuata longitudinali lata nigra. Exp. al. 17 mill. — Derselbe giebt noch Beschreibungen der Raupen und andere biolo- gische Mittheilungen über folgende Schmetterlinge: Bomb. Eversmanni, Mycteroplus puniceago, Euterpia Laudeti, Pericyma albidentaria Fr, Coleophora argyrella HS. — (St. &. Z. XXVIll. 233— 246.) Staudinger, Dr., Einige neue Lepidopteren (aus der Sammlung des verstorbenen Gruner) Lycaena lucifera Kind in lit: — Alis supra nigro-fuscis (limbo excepta) aeruginosa squama- tis; subtus canis, ocellatis, anteriorum ocello basali nullo, posticorum maculis ocellaribus 7 antemarginalibus viridi-argenteis, intus fulvo- marginatis. 30 mill. S' aus dem Altai. Steht der Oberseite nach bei L. Argus. — Zygaena Erebus: nigricans, abdomine tenui, pilosa, ala- rum anter. maculis 3 elongatis rubris, ut in Z. scabiosae: macula media nonnungquam dissecta; alis poster. rubris late nigro-marginatis 26—30 mill. X Südl. Russland; steht zwischen Z. brizae und scabio- sae. — Arctia Kindermanni: nigra; antennis, fronte, abdomine utrim- que subtusque et alarum postic. disco flavis; alis anter. nigris linea alba ex basi oriente et in maculam maximam albam, deformem, varie sinuata, ter costam, semel marginem posticum tangentem dilatata, ma- cula parva costali prope basin alba 30 mill. f. Ural. — A. Gruneri Kind. in litt. Pubescenti-alba, palpis, thoracis maculis 3, abdominis maculis dorsalibus , :punetis lateralibus, fuscis subtus, alar. anterior. maculis longitudinalibus striatisque numerosis, posticorum maculis 4 antemarginalibus magnis nigris; alis poster. rubescentibus. 40 mill. 9. Altai. — Agrotis nigrina Kind. in litt. Nigricanti-grisea, antennis in d' pectinatis; alar. anter. punctis marginis postici, strigis 3, externa denticulata, maculis tribus ordinariis obsolete nigris: alis poster. in J" ubique, in © basi albicantibus. 34 mill. Altai. — A. excellens Kind. in litt. Cinerea, antennis in 5 ciliatis; palpis externis infra nigris, ceterum cum fronte canis; prothorace cano nigroque fasciato; alis anterior. cinereis basi discoque (maculas 3 ordinarias distinctissimas gerente) nigricantibus, strigis 3 ordinariis non serratis nigris, secunda tertiaque prope dorsum confluentibus, striolis limbalibus cuneatis li- neaque marginali nigris; alis posterior. albis 38 mill. f! ebendaher. — Botys cultralis: Alis subpellucidis flavidis, anterioribus longe acu- minatis, costae basi, puncto ante, macula post medium, striga post eam undulato-angulata fasciaque antemarginali fuscescentibus; poste- riorum margine medio subsinuato, striga media fasciaque marginali fuscescentibus. 35 mill. Z. Caucasus. — B. (Pyrausta) trimaculatis: Nigra, alarum ciliis externis albidis, anteriorum maculis 3 orbicula- ribus, posteriorum fascia media utrimque abrupta aurantiacis. 12 mill. Bd. XXXI, 1868. 6 66 Z. Amasia. — Crambus argentarius: Alis anter. non emarginatis, ar- genteis totis, striga post medium bis acutissime fracta et supra pli- cam cum linea longitudinali conjuncta strigisque 2 posticis gemina- lis bis marginem tangentibus luteis; alis poster, canis. 25 mill. J' Ural. Zwischen Cr. uligosellus und pascuellus. — ($t.E Z. XXPVII. 100-110.) Cornelius, Entwicklungsgeschichte der Galleruca calmariensis L. = G. lythri Gyll. — Die Larve lebt vom Juli bis Septbr. auf Lythrum salicaria. Sie wird ausführlich beschrieben. Zur Verpuppung geht siein die Erde; auch die Puppe wird beschrie- ben. — (St. E. Z. XXVIII. 213.) Leon Fairmaire. Descriptions de 6 nouvelles es- peces du genre Ichtyurus (Thelephorides). — Es werden Diagnosen und Beschreibungen gegeben von folgenden: J. Semperi aus Luzern, J. forficuloides von Sarawak, J. Dohrnii von Luzon, J. scripticollis ebendaher, J. bicaudatus, Ceylon, J. inermis, Ceylon. — (St. E. Z. XXVill, 113—117.) Bethe, Dr., Zwei neue deutsche Stiaphylinen: Oxyte- lus Eppelsheimii: Nigro-piceus, parum nitidus fere opacus, antennis, pedibus rufis, thorace trisulcato margine crenato, capite, thorace ely- trisque dense longitudinaliter punctato-rugosis, fronte apice impressa coriacea. lg. 3,8 mill. lat. 0,9 mill. Segmento 5. subtus in marginis medio tubereulo nigro-piceo acuto prominente, 6. longitudinaliter fo- veolato margine bituberculato, 7. trilobato; dem O. rugosus und in- secatus am nächsten stehend. — Euaesthetus Mariae: Niger depres- sus, subparallelus, fere opacus, antennis, ore, palpis pedibusque ru- fis abdominis piceo, subtilissime scabre punctatus, thorace elytris lon- giore, hoc lateribus rotundatis crenatis, basim versus subangustato, lineolis fere rectis impressis, lg. 1,4 mill. Mas. Segmento 5. medio paulo incrassato, 6. protracto et triangulariter exciso, quasi- obtuse bifido; 7. ample emarginato et leviter inciso. Fem, Segmentis abdom. simplicibus. Steht dem E. pullus Thomson am nächsten. — (St.E.Z. XXVII. 307.) Cryptocephalus astracanicus .n.sp. Suffrian: Pallidus antennis apice, thoracis rugoso-punctati lituris fasciisque 2 elytrorum fuscis, his profunde punctato-striatis, interstitiis parce seriatim punc- tulatis et pilosis. lg. 12/3‘, lat. 3/4‘. Steht am nächsten dem ostin- indischen Cr. obliteratus Suffr, — (Ebd.) Ty. Uorrespondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines für die Provinz Sachsen und Thüringen in Halle. 1868, Januar. Ne LT. Sitzung am 8. Januar. Eingegangene Schriften: 1. Sitzungsberichte der kk. Akademie der Wissenschaften in Wien, Math. naturwiss. Klasse. 1867. I. Abtheil. 3—6. II. Abtheil. 3—7. 2. Bulletin dela Societe des Sciences naturelles de Neuchatel. VII. 3. Neuchatel 1867. 8°. 3. Der Zoologische Garten. Zeitschrift f. Beobachtg. etc. von Dr. F. C. Noll. 1868. IX. Jahrg. Nr. 1. 4. Monatsschrift des landwirthschaftlichen Provinzialvereins für die Mark Brandenburg und Niederlausitz von E. v. Schlicht 1867. Nr. 12 Decbr. 5. Zeitschrift des landwirthschaftlichen Centralvereins der Provinz Sachsen etc. von Dr. Stadelmann XXV. Jahrgg. 1868. Nr. 1 Januar. 6. A kiralyi magyar Termeszettudomanyi Tarsulat Közlönye. 1865. 66. Pesten 1866. 67. 8°, 7. A kiralyi magyar Termeszettudomanyi Tarsulat evi jeleutese Tag- jarol es 1865. 66. Pesten 1866. 67. 8°. 8. Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel IV. 4. Basel 1867. 8°. 9, Festschrift herausgegeben von der Naturforschenden Gesellschaft in Basel zur Feier des 50jährigen Bestehens 1867. Basel 1867. 8°. 10. Zu einer Weihnachtsgabe für arme Schulkinder unserer Stadt 1866: Seltene Pflanzen um Saalfeld von Dr. R. Richter 1867.— Ausalten Grüften von demselben. Saalfeld 1866. 67”. — Geschenk des Herrn Verf.'s. 11. Paul Reinsch, morphologische, anatomische und physiologische Fragmente. Moskou 1865. 8°. — Geschenk des Hrn. Verf.s. 5* el 68 Die Sitzung wurde mit statutenmässiger Neuwahl des Vorstan- des eröffnet und wurde der seitherige Vorstand durch allgemeine Ak- klamation für das laufende Jahr bestättigt und nur statt Hrn. Bra- sack, der nächstens Halle zu verlassen beabsichtigt, Hr. Köhler gewählt. Es fungiren also als Vorsitzende: die Herren Giebel und Siewert. Schriftführer: die Herren Taschenberg, von Landwüst und Köhler. Kassirer: Herr Marschner. Bibliothekar: Herr Schubring. Auch der wissenschaftliche Ausschuss wurde einstimmig wieder gewählt. Herr W. von Nathusius-Königsborn theilt die Resultate sei- ner Untersuchungen über die Bildung der Schale der Vogeleier mit. (S. 19.) Herr Giebel legt ein von Torgau zur Präparation eingeschick- tes sehr schönes und grosses Exemplar von Lepus timidus var. i84- bellina vor. Dasselbe zeichnet sich durch schneeweisse Schnauze, solche Wangen und breiten weissen Streif durch das Auge bis zum Ohre, durch schneeweisse Mitte der rostgelben Hinterseite der Ohren, weissen Nacken, völlig weisse Unterseite, Schwanz und Hinterseite der Schenkel aus, der ganze übrige Pelz ist licht und isabellfarben mit vielen weissen Haaren gemischt. Ein ähnliches Exemplar in der Halleschen Sammlung ist dunkler isabellgelb, ohne schneeweiss und lichtgeiblich weiss und an der Hinterseite der Ohren gleichmässig dunkel rostgelb. Herr Siewert giebt eine kritische Beleuchtung der neuesten Arbeit von Seegen über den Stoffwechsel (S. Februarhaft) und legt ausserdem einige durch Diffusion erhaltene sehr schöne Krystalle von chromsaurem Baryt vor, welcher die verschiedenen Formen des koh- lensauren Kalkes nachahmt. Herr Giebel weist unter Vorlegung einiger Exemplare und der bezüglichen Abbildungen die Identität der früher von ihm be- schriebenen Fischgattungen Chilodus und Styracodus aus dem Wetti- ner Kohlengebirge mit Diplodus — Xenacanthus nach und schildert letztere nach Kners eingehenden Untersuchungen. (S. 24.) Herr Köhler gedenkt einer einfachen Methode, nach welcher eine grosse Flasche mit wenig Aether der Sonne ausgesetzt, Ozon erzeugen soll. HerrSchubring gedenkt dreier Männer der Wissenschaft und Kunst, welche in letzterer Zeit ihrem Wirkungskreise durch den Tod entrissen worden sind: Prof. Kämtz in Dorpat, Karl Schimper in Schwetzingen, Moritz Hauptmann in Leipzig, der sich um die Musikwissenschaft auch in akustischer Beziehung vielfach verdient gemacht hat. 69 Sitzung am 15. Januar. Eingegangene Schriften: 1. Koch, Prof. Dr., Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den k. preuss. Staaten. Berlin 1867. Nr. 49 —52. 4°, 2, The Quaterly Journal of the Geological Society XXIII Nr. 92. London 1867. 8%, Nebst Mitgliederverzeichniss. 3. Correspondenzblatt des zoolog. mineralogischen Vereins in Re- gensburg 21. Jahrg. Regensburg 1867. 8%, Nebst Sammlungen- verzeichniss. 4. Vier Karten des Herzogthums Steiermark vom Geognostisch- montanistischen Vereine; der Text wird nachträglich geliefert. 5. Taschenberg, Dr., Illustrirtes Thierleben. 6. Lief. Hildburghau- sen 1868 gr. 8°. Zur Aufnahme angemeldet wird: Herr Sanitätsrath Dr. Ficinus in Stollberg am Harze durch die Herren Giebel, Köhler, Taschenberg, Herr Schubring sprach über die chemische Harmonika, und machte besonders darauf aufmerksam, wie man sich durch einige ein- fache Mittel von der durch das Vibriren hervorgebrachten Discon- tinuität der Flamme überzeugen kann, Man braucht nämlich nur das Bild der Flamme in einem rotirenden Spiegel — oder in einem mit der Hand schnell hin und her bewegten Spiegelstückchen — oder auch nur mit wackelndem Kopfe zu betrachten: sobald die Flamme zu tönen beginnt, löst sich das durch die Bewegung bandförmig lang- gezogene Bild derselben in eine Anzahl getrennter Flammenbilder auf. Sodann führte derselbe eine nach dem Vorschlage von Reusch construirte colossale chemische Harmonika vor, bestehend aus einer 9 Fuss langen Röhre, welche durch einen grossen Bunsenschen Bren- ner mit einem Drahtnetz am obern Ende zum Tönen gebracht wurde; dieselbe gab bei verschiedener Stellung der Röhre ausser ihrem Grund- tone auch die harmonischen Obertöne gesondert an; der Klang war sehr voll und erinnerte an das Alphorn. (cfr. Bd. XXVII, 325.) Sodann bespricht Herr Giebel einen von ihm als Glyphis ger- manica beschriebenen Fischzahn aus der Lattorfer Kohle, der sich schon früher als Naisia apicalis vom Grafen Münster (Beitr. z. Petrefkde VII. 34) beschrieben findet, weshalb sein Name in Glyphis apicalis umzuändern sei. Weiter legt derselbe ein Spiritus-Präparat der Aorta descen- dens einer Fischotter vor, an welcher sich 2 krankhafte Verknöche- rungen zeigen, in einer Weise, wie sie nach Herrn Köhler’s Mei- nung an derselben Stelle bei Menschen bisweilen auch vorkommen. Zum Schluss wurden einige mehr zur Belustigung dienende op- tische Apparate vorgelegt, welche der Herr Mechanikus Nockler freundlichst zur Disposition gestellt hatte. Es zeigte nämlich Herr Baldamus ein Stroboscop oder Phenakistoscop in neuer Form; dasselbe besteht aus einem oben offenen Pappcylinder von c. 70 1 Fuss Durchmesser und 10‘ Höhe, im obern Theile desselben sind schmale Spalten parallel zur Axe eingeschnitten, durch welche man nach den im Innern des Cylinders aufgestellten Bildern sieht; diese Bilder sind auf Streifen, deren Länge gleich dem Umfang des Cylin- ders ist, nach den bekannten Principien gezeichnet. Lässt man nun den Cylinder um seine Axe rotiren, so sieht man die in verschiede- nen Stellungen gezeichneten Gestalten schnell auf einander folgen und sie scheinen sich vermöge des Gesetzes von der Dauer des Lichtein- drucks im Auge ganz regelmässig zu bewegen. Der Apparat zeich- net sich vor den bekannten stroboskopischen Scheiben dadurch aus, dass bei guter Beleuchtung 20-30 Personen zugleich die Er- scheinung beobachten können. Darauf zeigte Herr Schubring eine unter den Namen Gri- maskistoskop in den Handel gekommenes Instrument, welches von jedem Bilde in Visitenkartenformat 2 sehr stark verzerrte optische Bilder giebt. Dies Instrument besteht im wesentlichen aus einer Linse, deren Oberfläche ungefähr so: __ (in der Mitte nicht so spitz) geschliffen sind, sie ist aber nicht um ein Centrum geschliffen, son- dern cylindrisch, so dass die Oberflächen einen Grad haben; der Grad der obern Fläche ist gegen den der untern um 90° gedreht; die Linse zeigt nun von jedem Punkte aus eine andere Verzerrung der darun- ter befindlichen Objecte — niemals aber giebt sie keine Verzerrung; Diese Linse wird durch ein Uhrwerk in Rotation versetzt, so dass sich die Verzerrungen jeden Augenblick ändern. Durch Anwendung zweier Convexgläser die vor der rotirenden Linse angebracht sind, erhält jedes Auge ein anderes und sich fortwährend änderndes ver- zerrtes Bild des eingelegten Portraits. Sitzung am 22. Januar. Eingegangene Schriften: Nobbe, Beiträge zur Pflanzencultur in tropfbarflüssigen Wurzelen- den. Separatabdruck aus der Chemnitzer landwirthschaftl, Ver- suchsstation. Als neues Mitglied wird proclamirt: Herr Sanitätsrath Dr. Ficinus in Stollberg am Harze. Zur Aufnahme angemeldet werden die Herren: Zwanziger, Apotheker hier, Hugo Hoffmann. stud. phil. hier durch die Herren Siewert, Giebel, Taschenberg. Herr Brasack führt höchst interessante Versuche mit einer Anzahl Kreisel vor, welche von Herrn Mechanikus Schmidt in Berlin gefertigt worden. Von der einfachen Bewegung eines senkrecht ro- tirenden Kreisels ausgehend, erörtert der Vortragende zunächst theo- retisch diejenigen Erscheinungen, welche eintreten müssen, wenn eine Kraft die Achse gewaltsam aus der senkrechten Stellung herausdrängt und zeigt darauf die sich hieran schliessenden Versuche mit einigen “ höchst überraschenden Abänderungen, Zu dem Verhalten freier Ach- sen zu freien Achsen übergehend, lässt sodann der Vortragende mehre Kreisel auf einander tanzen, deren Achsen je nach gleich oder entgegengesetzt gerichteter Drehung der Scheiben das Bestreben zei- gen, sich in eine gerade Linie zu stellen resp. sich gegen einander soweit zu neigen, als Grösse und sonstiges Arrangement der Kreisel solches gestatten. Nachdem sodann der Vortragende die Abhängig- keit der Erscheinungen theils von der eigenen Schwere des Kreisels theils von der beweglichen oder festen Unterstützung desselben ex- perimentirend erläuternd zeigte, erklärte er endlich die drehen- den Bewegungen, die einem in horizontaler Ebene drehbaren Hebel durch einen rotirenden Kreisel ertheilt werden, wenn die Achse des Kreisels senkrecht zur Drehungsebene des Hebels in ein Zapfenloch gesteckt wird, in welchem sich selbige mit der zur Bewegung des Hebels erforderlichen Reibung drehen kann. Herr Siewert theilt aus den von Herrn Nobbe angestellten Versuchen über Pflanzeneultur in wässrigen Lösungen das überraschende Resultat mit, dass der japanische Buchweizen hierin einen drei- bis viermal grösseren Ertrag geliefert hat als im Boden, Sodann erläutert derselbe den Schwefelwasserstoff-Apparat von Gibsone. Weiter referirt derselbe die Versuche von Klein und Verson über den Einfluss des Kochsalzes auf den Organismus, welche die grade entgegengesetzten Resultate ergeben haben, die Voit früher gefunden hatte. (S. Februarheft.) Bei der durch diesen Vortrag veranlassten lebhaften Debatte erklärte Herr Giebel, dass die sich immer wiederholenden Wider- sprüche in den Resultaten der chemischphysiologischen Untersuchun- gen garnicht überraschen könnten, da die bezügliche Untersuchungsme- thode selbst auf grobem Widerspruch basire.' In streng materialistischem Sinne löse nämlich diese Methode den ganzen Organismus in eine beliebige Anzahl von einander unabhängiger Apparate auf, in deren jedem ein chemischer oder physikalischer Process völlig selbststän- dig verlaufe. Der Magen und Darm des Hundes und Ochsen, der Katze und des Kaninchens sei ganz derselbe und in allen vieren verlaufe ganz unterschiedslos derselbe Process. Wäre dies wirklich der Fall: so könnten doch Hund und Katze, Ochse und Kaninchen nicht so gänzlich verschieden sein wie die Zoologie dieselben fin- det. Ihre Verschiedenheit aber erstreckt sich bis in die äussersten organischen Elemente hinein: der Zoologe vermag noch in der fein- sten mikroskopischen Struktur z. B. der Zähne den Hund von .der Katze, den Ochsen vom Kaninchen sicher zu unterscheiden und wei- ter beruhen diese Verschiedenheiten auf so tief im Wesen eines je- den Organismus begründeten unabänderlichen Gesetzen, dass wie je- der Physiologe weiss mit untrüglicher Sicherheit aus einem Organe, einem einzigen Knochen das ganze Thier construirt werden kann, 72 Und bei solch durchgreifender Verschiedenheit der Organe bis in ihre Elemente hinein soll der Verdauungsprocess überall und unterschieds- los derselbe sein! bei dieser überaus strengen Abhängiskeit der Or- gane und Theile unter und von einander sollen die sämmtlichen Le- bensprocesse völlig unabhängig von einander verlaufen! In solchem Falle würde unzweifelhaft der Magen und Darm ebensogut ausser- halb des Leibes wie innerhalb desselben sein Verdauungsgeschäft verrichten und wir würden sehr leicht auf anderem Wege als mit- telst des Darmes unserem Leibe die nöthige Nahrung zuführen kön- nen. Auf den Verdauungsprocess und in steter Abhängigkeit und mit ihm wirken unterbrochen und gleichzeitig Kreislauf und Ath- mung, Absonderung und Ausscheidung, kurz die Thätigkeit der sämmt- lichen Organe im Körper. Was aber sagen jene Untersuchungen von der gleichzeitigen Thätigkeit des Nervensystems und der Sinnesor- gane, von dem Kreislauf, den Lungen, der Haut, was von dem Stoff- wechsel in den Muskeln, Schleimhäuten, Drüsen, deren Gesammtheit allein doch den Verdauungsprocess bedingt, leitet und beherrscht? so viel wie gar nichts. Kein einziger Organismus ist eine blosse Summe von Apparaten und Procesen, vielmehr jeder eine specifische Einheit; einer dieser sogenannten Apparate kann ebensowenig für sich beste- hen wie einer der vielen Processe unabhängig, unbeeinflusst von den andern erfolgen kann. So lange also jene Untersuchungsmethode mit blossen Apparaten im Organismus experimentirt, wird;sie nie ein si- cheres und befriedigendes Resultat erzielen, das Wesen der verschie- denen im Lebensprocesse unzertrennlich vereinigten Thätigkeiten lässt sich nimmer aus Retorten allein, nur aus dem einheitlichen an und für sich untheilbaren Organismus ermitteln. Dieser muss dem Ex- periment unterworfen werden und nicht sein Darm allein, seine Lun- gen allein, seine Haut allein. Redner will keineswegs in Abrede stellen, dass die Erforschung der Lebensthätigkeit des Organismus mit derlei Einzeluntersuchungen beginnen müsse, er erkläre sich nur gegen deren Methode und entschieden gegen die Anmassung auf jede Einzeluntersuchung sofort ein allgemeines Gesetz für das Leben der Thiere zu begründen. Zum Schluss legt Herr W. Schlüter einige ausgestopfte Vö- gel aus Schweden vor, einen sehr schönen Bastard vom Auerhahn und Birkhuhn (Tetrao medius) einen desgleichen von Birkhuhn und Schneehuhn (Tetrao lagopodiodes) und letzteres selbst. Sitzung am 29. Januar. Eingegangene Schriften: v. Schlicht, Monatsschrift des landwirthschaftlichen Provinzialver- eines für die Mark Brandenburg und Niederlausitz. Nr. 1. Berlin 1868, 8°, 73 Als neue Mitglieder werden proclamirt die Herren: Zwanziger, Apotheker hier, Hugo Hoffmann, stud. phil, hier. Im Anschluss an seinen letzten Vortrag zeigt Herr Brasack, in welcher Weise sich die Schmidt’schen Kreisel zweckmässig für aku- stische und optische Versuche benutzen lassen. Eine einfache Sirene, in Gestalt einer nach bestimmten Principien durchlöcherten Metall- scheibe wird mittelst eines Gummiringes an die Kreiselscheibe an- gedrückt, und setzt man letztere in Rotation, so geräth auch die Si’ rene in so schnelle Drehung, dass sie beim Anblasen sehr deutliche und schöne Accorde vernehmen lässt. In ähnlicher Weise lassen sich auch Farbenmischungen mit dem Kreisel erzielen, indem man kreis- förmige Scheiben, die mit verschieden farbigen Factoren bekleidet sind an dem Kreisel befestigt. Legt man gleichzeitig einen nicht fest mit der Achse verbundenen Pappstreifen über dieselbe, so wer- den einige Sectoren der Farbentafel verdeckt und die Mischfarbe wird eine andere sein. Da nun jener Pappstreifen vermöge des Luftwider- standes in seiner Bewegung im Verhältniss zur Scheibe zurückbleibt, so wechseln die verdeckten Farben und mithin auch die Mischung fortwährend. Versetzt man einen einfachen weiss oder farbig be- klebten Pappstreifen in Rotation, so erscheint derselbe naturgemäss als kreisrunde transparente Scheibe u. dergl. m. Ueberhaupt macht der Vortragende darauf aufmerksam, dass die Kreisel noch für man- chen andern Versuch zweckmässig Verwerthung finden können und dies um so mehr, da sie ein so bedeutendes Beharrungsvermögen be- sitzen, dass ein einmal in Bewegung gesetzter Kreisel mit Leichtig- keit während 15—20 Minuten rotirt. Herr Siewert machte Mittheilung über Darstellung von Sauer- stoff, um denselben bei technischen Analysen zu benutzen. Nach den neuesten Angaben von Tessie de Mothay soll sich derselbe am bil- ligsten in der Weise darstellen lassen, dass man zuerst in einem pas- senden Apparate durch künstlich eingepresste Luft eine bei begin- nender Rothgluht schmelzende’Masse von Mangansuperoxyd und Aetz- natron zu mangansaurem Natron oxydirt und darauf durch Ueberlei- tung von Wasserdämpfen das eben gebildete mangansaure Salz wieder in Manganoxyd und Natron zurückgewandelt, während der durch die Wasserdämpfe von der Schmelze abgetriebene Sauerstoff nach Con- densation der Wasserdämpfe in ein Gasometer eingeleitet wird. Sobald aller Sauerstoff abgetrieben ist, wird die Wasserdampfzuführung ab- gestellt und die rückständige Masse von neuem durch eingepresste Luft oxydirt, worauf wieder die Abtreibung des aufgenommenen Sauer- stoffs durch Wasserdampf erfolgt. Diese abwechselnde Oxydation und Desoxydation, resp. die Gewinnung‘ des Sauerstoffs soll ununter- brochen ausführbar sein. — Der Vortragende erwähntenebenbei die von ihm bewirkte Darstellung einiger neuer Manganoxydsalze, worüber er nähere Mittheilungen im nächsten Hefte der Zeitschrift sich vorbehält, Weiter machte er auf die in neuester Zeit fortge- 74 schrittenen Bemühungen aufmerksam, die bisher üblichen Phosphor- Streichhölzchen durch sog. Antiphosphorstreichhölzchen zu ersetzen, und kam zu dem Resultate, dass es in jeder Beziehung dem allge- meinen Interesse entspräche, wenn der Staat die fernere Benutzung gewöhnlicher Zündhölzchen untersage. Zum Schluss verbreitet sich Herr Giebel ausführlicher über die Geschmacksnerven der Froschzunge nach den neuesten Untersu- chungen von Engelmann, Beobachtungen der meteorologischen Station zu Halle. Jahresbericht 1867. Aus den meteorologischen Beobachtungen des Herrn Mechani. kus Kleemann im Jahre 1867, die in ihren Details in den Tabellen des vorigen Jahrganges dieser Zeitschrift mitgetheilt sind, ergeben sich folgende Resultate: Der mittlere Luftdruck war in diesem Jahre nahezu nor- mal, besonders in dem meteorologischen Jahre (1. December 1866—30. November 1867); im Kalenderjahre war er etwas tiefer. Von den ein- zelnen Monaten hatte der Januar, März, April, Juli, October, De- cember im Vergleich zum 10jährigen Mittel (1851 — 1860) einen zu tiefen, die übrigen Monate einen zu hohen Barometerstand; die grösste Abweichung vom Mittel fand statt im Januar (—2'",84). Für drei Monate sind die zehnjährigen Mittel, die ich früher dem Werke des Herrn vom Hagen, „die Stadt Halle u. s. w.“ ent- nommen habe nach den Originalberechnungen wie folgt zu corri- giren: ; Monat 10jähriges Mittel; diessjährige Abweichung*) Juni 333',87 + 0,81 Juli 333,87 — 0,37 August 333,91 + 1,02 Die früher angegebenen Mittel-Werthe sind Mittel, dieKämtz bei einer ältern Beobachtungsreihe gefunden hatte, und durch ein Versehen in die Tabelle des Hagen’schen Werkes gekommen sind. Die folgende Tabelle giebt für den auf 0° reducirten Luft- druck die Mittel, Maxima und Minima in den einzelnen meteorologi- schen Vierteljahren (Winter = December 1866 — Februar 1867, Früh- *) Auch die Abweichung im Jahre 1866 ist hiernach zu cor- rigiren. 75 ling = März — Mai; Sommer — Juni bis August, Herbst = Sep- tember — November) sowie im meteorologischen und Kalender- Jahre an. Luftdruck auf 0° redueirt. 300 Pariser Linien + Mittel Maxima Minima Vm.6 M.2 Ab.10 Mittel Winter 33,43 33,56 33,13 33,57 41,78 (18. Febr.) 23,70 (6. Febr.) Frühling 32,81 32,19 32,87 32,82 43,46 (2. März) 24,38 (9. April) Sommer 34,43 34,27 34,39 34,36 38,65 (27. Juni) 28,76 (19. Juli) Herbst 35,10 34,98 35,19 35,09 40,57 (24. Nov.) 27,36 (7. Octb.) Met.-Jahr 33,94 33,90 34,03 33,96 43,46 (2. März) 23,70 (6. Febr.) Kal.-Jahr 33,86 33,80 34,00 33,89 ebenso 22,98 (2. Dec.) Die vierteljährlichen Mittel in jenen 10 Jahren und die diess- maligen Abweichungen sind folgende: Winter Frühling Sommer Herbst Mittel 334,32 333,58 333,93 334,17 Abweichung —0,75 —0,76 +0,43 +0,92 Der mittlere Barometerstand beträgt nach den Beobachtungen der genannten 10 Jahre: 333,97 er war also diessmal im meteorologischen Jahre 0,01 zu niedrig im Kalender-Jahre 0208, » Zur Beurtheilung der Grösse der Schwankungen folgen hier nach den Beobachtungen der Jahre 1851—1860 die Mittel der absoluten Maxima Minima Maxima Minima Winter 341,89 324,45 343,96 (1859/60) 321,07 (1856/7) Frühling 340,30 325,51 344,19 (1852) 321,14 (1858) Sommer 337,93 328,34 338,70 (1851) 325,94 (1859) Herbst 340,74 325,28 343,34 (1859) 322,08 (1860) Schliesslich theile ich noch die Differenzen zwischen den höch- sten und tiefsten Barometerständen in den einzelnen Vierteljahren, so wie die grössten Schwankungen innerhalb eines Tages mit: Grösste Schwankungen des Barometers. überhaupt binnen 24 Stunden Winter 18,08 — 9,53 (9), Dee. 1866) Frühjahr 19,08 + 9,61 (11a April 1867) Sommer 339 — 4,89 (12); Juni 1867) Herbst 13‘ 21 — 6,50 (2/3 Octob, 1867) Met.-Jahr 9716 + 9,61 (Frühjahr) Kal.-Jahr 20,45 ebenso 76 Die mittlere Luftwärme ist höher als das zehnjährige Mittel, von den einzelnen Monaten hatte der December 1866, der Februar 1867, der April, Mai, August, September und November eine zu hohe mittlere Temperatur, die übrigen Monate eine zu niedrige. Für die einzelnen Vierteljahre und das ganze Jahr ergeben sich folgende Mittel und Extreme: Luftwärme Grade nach Reaumur Mittel Maxima Minima Winter 1,33 3,42 1,90 2,21 1094 (7. Decbr.) — 10,2 (6. Jan.) Frühling 4,48 8,54 5,56 6,19 24,1 (81. Mai) -— 6,6 (14. März) Sommer 12,11 17,51 12,91 14,18 26,3 (20. Aug.) 7,6 (16. Juni) Herbst 5,67 10,14 6,91 7,57 24,2 (1. Sept.) — 2,0 (24. Nov.) Met.-IJ. 5,93 9,94 6,85 7,57 26,3 (20. Aug.) -— 10,2 (6. Jan.) Kal.-J. 5,67 9,67 6,60 7,32 ebenso ebenso Die vierteljährlichen Mittel der Jahre 1851—1860, sowie die diesjährigen Abweichuugen sind folgende Winter Frühling Sommer Herbst Mittel 0°,08 50,96 140,41 69,98 Abweichung + 29,13 + 09,23 — 09,23 + 09,69 Die mittlere jährliche Temperatur ist nach den Beobachtungen jener Jahre 69,89 sie war also diesmal im Kalenderjahre 0°,59 zu hoch im meteorologischen Jahre 0°,34 r Die Extreme in den erwähnten Jahren sind folgende: Mittel der absolute Maxima Minima Maxima Minima Grade nach Reaumur Winter 9,0 1 10,9 (1854/5) — 19,3 (1854/5) Frühling 21,0 = 01 244 (1857) — 10,9 (1853) Sommer 25,4 2,1 27,9 (1857) 5,7.(1354) Herbst 19,6 — 6,9 23,6 (1854) — 11,0 (1866) Ausser den Differenzen zwischen dem Maximum und Minimum eines jeden Vierteljahres habe ich noch die grössten Schwankungen der Temperatur im Laufe eines Tages und eines Vormittages aufge- sucht, dieselben sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt: Grösste Schwankungen des Thermometers. Grade nach Reaumur überhaupt binnen 24 Stunden v.Mg. 6—-Mit. 2 Winter 20,6 10,1 (Jan.) 8,7 (Febr.) Frühling 30,7 11,1 (Mai) 12,3 (Mai) Sommer 18,7 8,6 (Juni) 12,1 (Aug.) Herbst 26,2 7,7 (Nov.) 12,4(Sept.u.Noy.) Jahr 36,5 11,1 (Mai) 12,4 (Sept.u.Nov.) un Unter 0° sank die Temperatur im Winter 1866/7 zum letzten Male am 22. März Morgens, im Winter 1867/38 zum ersten Male am 13. November. Auf die einzelnen Vierteljahre vertheilen sich die Tage mit Frost wie folgt: Zahl der Tage deren Temperatur überhaupt im Mittel ganz und gar unter 0° sank Winter 32 24 15 Frühling 16 10 4 Sommer 0 0 0 Herbst 6 1 1 meteorolog. Jahr 54 35 20 Kalender Jahr 65 47 35 Auf 20° und darüber stieg die Temperatur im Frübjahr an 6 Tagen (zuerst am 7. Mai im Sommer an 23 „ "im Herbst an 4 Tagen (zuletzt am 13. Sept.) im ganzen Jahre also an 33 Tagen; die mittlere Tagestemperatur hat die Höhe von 20° nie erreicht. Der Dunstdruck (bekanntlich das absolute Mass für die Feuchtigkeit der Luft war ebenso wie die relative Feuchtig- keit im ganzen etwas höher, als das Mittel der Jahre 1851—1860 be- trägt. Es ergeben sich nämlich für dieses Jahr folgende Mittel: Dunstdruck relative Feuchtigkeit pariser Linien Procente Vm.6 Mitt.2 Ab.10 Mittel V.6 M.2 Ab.10 Mittel Winter 1,98 2,22 2,04 2,08 83,34 79,710 82,56 81,86 Frühling 2,73 2,85 2,85 2,81 84,94 66,15 81,88 77,66 Sommer 4,71 4,50 4,65 4,62 82,68 52,79 76,63 70,70 Herbst 2,96 3,17 3,07 3,07 84,82 65,37 79,80 76,66 Met.rd. 23,10 319 3160 3,15 83,95 65,93 80,21 76,69 Kal. J. 3,06 315 3123 311 83,79 66,04 80,16 76,65 Die 10jährigen Mittel betragen Winter Frühling Sommer Herbst Jahr Dunstdruck 1',80 2,58 4,713 312 3,05 Rel. Feuchtkt 83,5%), 73,0%, 71,79% 81,6%, 77,49), Die extremsten Beobachtungen über den Feuchtigkeits- gehalt im verflossenen Jahre sind folgende Dunstdruck, Maximum 7'‘,14 am 2. September Minimum 0,42 am 6. Januar Rel. Feuchtigkeit Maximum 100°), oft; in den meisten Monaten wie- derholt beobachtet) Minimum 29%, ("/s; "Js; */o) 18 Der Druck der trocknen Luft (Luftdruck vermindert um den Dunstdruck) beträgt im Winter Frühling Sommer Herbst 331,49 330401 329° 74 332,02 meteor. Jahr Kalender Jahr 330,81 330',78 das zehnjährige Mittelist: 330,80 Die mittlere Windrichtung berechnet nach der Formel von Lambert ergiebt sich für die einzelnen Zeitabschnitte folgen- dermassen: Mittlere Windrichtungen Winter Ss — 710 9' 38” — W = WSW Frühjahr N — 610 56° 49° — W = WNW Sommer N — 750 39° 19" -_W=-Wz. N=-WNW—- W Herbst S — 28275 — W= SWz.S. = SSW — SW Meteor. J. S — 1723 1" — W=-W.2.S.= WSW—W Kalender J. S — 808 23° 35° — W = W.z.S. = WSW — W Aus den 10jährigen Beobachtungen aber ergiebt sich die jährliche mittlere Windrichtung: N — 86° 16‘ 20‘ — W dieselbe fällt also fast genau nach Westen, Die Zahlen für die Häufigkeit der Winde sind bei den täglich dreimaligen Beobachtungen folgende: Häufigkeit der Winde N NO OÖ so Ss SW W NW Winter 50155 210211 14 35 34 60 1 265 Frühjahr 1918 371032816 848292 1 3514 Sommer 22 921 3 5 010 6 13 3 44 30 37 4 5910 Herbst 2 47410 555 225 62 2 IS 2 255 Met. J. 48 31 80 19 i9 758 20 64 50 237105 142 38 145 32 Kal. J. 50 34 91 20 19 765 24 65 50 222 103 iil 34 162 38 Diejenigen Windrichtungen welche in den betreffenden Zeitab- schnitten die diametral gegenüberliegenden überwiegen sind fett ge- druckt. Es ergeben sich daher folgende: Luvseiten des Horizontes Winter S...NNW (244—26) FrühlingSW ... NNO (201—75) SommerSW...NNO (215—61) Herbst SO... WNW (211—62) Me.J. S...NNW (813-282) Kal. J. S...NNW (785-310) 79 Die Menge des niedergeschlagenen Wassers war im vergangenen Jahre zu gross, im Kalenderjahre 1867 ist der Ueber- schuss noch grösser als im meteorologisehen, weil der December 1867 viel mehr Schnee hatte, als der December 1866; nur die Schneemenge des meteorol. Jahres bleibt etwas unter der normalen Grösse; auch die Zahl der Tage mit Regen und Schnee war verhältnissmässig hoch. In der folgenden Tabelle bedeutet die „Menge desNiederschlags“ das auf 1 Quadratfuss niedergeschlagene Quantum Wasser, der Schnee ist dabei in gethautem Zustande gemessen; die „Höhe“ giebt-an, wie hoch das Wasser auf der Erdoberfläche gestanden haben würde, wenn es noch nicht abgeflossen, eingesogen und verdunstet wäre. Niederschläge Zahl der Taye Menge Höhe des mit des ganzen Regen, Schnee, Summe. Reyen, Schnee, Summe. Niederschlags Cubikzolle Linien Winter 38 10 48 554,9 85,3 640,2 53,35 Frühling 32 T 39 813,2 52,3 865,5 72,17 Sommer 30 _ 30 760,7 — 760,7 63,39 Herbst 43 3 46 662,1 U 669,8 55,82 Met. J. 143 20, 163% 2790,9 145,3 2936,2 244,68 Kal. J. 137 27 164 2692,3 337,6 3029,9 252,49 Die mittlere Himmelsansicht war durchschnittlich wolkig (6), wie sie es auch im Mittel in den vielfach erwähnten 10 Jahren war. Drückt man die Himmelsansicht auf die aus den Monatsberichten be- kannte Weise in Zehnteln der Bewölkung aus, so ergiebt sich für die einzelnen Vierteljahre folgende Uebersicht: Himmelsansicht. Mg.6 Mitt.2 Ab.10 Mittel Winter 6 7 7 7 wolkig Frühling 7 7 6 7 wolkig Sommer 5 6 4 5 zieml. heiter Herbst 6 6 5 6 wolkig Meteor. J. 6 6 6 6 wolkig Kalend. J. 6 6 6 6 wolkig Klassifieirt man die Tage nach den bekannten 6 Abtheilungen, 8o gab es in den einzelnen Zeitabschnitten: Tage bedeckt trübe wolkig zieml.heit. heiter völl.heiter 1) 909 (19) 649) 21) (0 Winter 18 30 22 7 9 4 Frühling 23 20 21 14 10 4 Sommer 2 16 25 22 21 6 Herbst 16 14 20 15 22 4 Met. Jahr 59 80 88 58 62 18 Kal. Jahr 67 73 90 57 62 16 80 Die Zahl der electrischen Erscheinungen war, wie im Jahre 1866, verhältnissmässig gering, es sind nämlich nur beobachtet: 15 Gewitter nämlich 1 im Winter in der Nacht vom 8—9 Februar 5 im Frühling 7 im Sommer 2 im Herbst (beide am 22. September) dazu kommt 1 im Mai beobachtetes Wetterleuchten. Zum Schluss der Mittheilungen über die meteorologischen Ver- hältnisse theile ich noch den von mir für die einzelnen Vierteljahre und das ganze Jahr berechneten mittleren Wasserstand am Unterpe- gel der hiesigen (sog. Teuscher’schen) Schleuse mit; die Angaben über den Wasserstand verdanke ich dem Herrn Schleusenmeister Ochse und seinem Nachfolger Herrn Engelhardt. Wasserstand der Saale. Mittel Maximum Minimum Winter 110759 10‘ 8° (Febr.) 5’ 7‘ (Dec. 66) Frühling 90,4 10‘ 6“ (Apr.) 6‘ 2° (Mai) Sommer 5‘ 5,2 6° 4‘ (Juni) 5‘ 0“ (Aug.) Herbst 51 2,3 5‘ 7° (Nov.) 4' 11‘ (Sept.) = q x ho. 8" (Febr) 4 11” (Sept.) Der mittlere Wasserstand ist also mehr als einen Fuss höher als in den beiden vorigen Jahren, was seinen Grund in dem, wenn auch nicht sehr bedeutenden, so doch ziemlich lange andauerndem Hochwasser zu Anfange des Jahres seinen Grund hat. Gefroren war die Saale im Winter 1866/7 gar nicht, im Winter 1867/8 aber zuerst am 8.—10. December, gegen Ende des Monats bedeckte sie sich mit grossen Mengen von Treibeis, so dass sich beim abermaligen Gefrie- ren (am letzten Tage des Jahres) die Oberfläche der Saale ungeheuer uneben gestaltete. G. Schubring. Anzeige. Den verehrlichen Mitgliedern unseres Vereines zur Nachricht, dass mit Einführung des neuen Bundesposttarifes die Zusendung unserer Zeitschrift sich unter Kreuzband wohlfeiler, be- quemer und schneller als bisher ermöglicht. Die resp. Mitglieder, welche diesen Weg der Zusendung wünschen, sind gebeten, dem jetzt fälligen Jahresbeitrage zehn Groschen baar oder in neuen Francomar- ken beizufügen, wofür jedes während dieses Jahres erscheinende Mo- natsheft unserer Zeitschrift sogleich nach Erscheinen franco unter Kreuzband zugeschickt wird. Halle im Januar 1868. Der Vorstand. Druck von W. Plötz in Halle, Beobachtungen der meteorologischen Station a 0f Comp, 3560 vw r. Se Zoologv 92 ES © Jauuar 1868. MAR 11.1942 Im Januar 1867 war im Vergleich zum 10jährige der mittlere Barometerstand 1“',27 zu tief (1851—1860 : 334,18), der höchste = 1’,99 zu tief (18°t/., im Mittel: 340,56), der tiefste » 2',59 zu tief (18°!/., im Mittel: 326°,29). Die grösste Schwankung im ganzen Monat beträgt 14‘,87, (1851—1860 im Mittel : 14,27), innerhalb 24 Stunden aber + 11'’,58 (am 2°/,, Mittags 2 Uhr). Die mittlere Lufttemperatur war 19,08 zu tief (185!/60: 00,43,), die höchste Luftwärme war 09,9 zu tief (18°!/;, im Mittel 7%,7,), die niedrigste Luftwärme war 3°,7 zu tief (18°!/,, im Mittel —79,3,). Die grösste Schwankung im ganzen Monat beträgt 170,8, (1851—1860 im Mittel 15°,0), innerhalb 24 Stunden aber —7°,1 (am 2°/,, Mittags 2 Uhr), innerhalb 8 Stunden endlich 5°,9 (am 25 von Mg. 6. — Mittg. 2 U.) Am 7., 19., 23., 24, und 29. war es Mittags 2 Uhr kälter als Morgens 6 Uhr; am 8. und 20. war es bis Mittags nicht wärmer ge- worden. Die mittleren Temperaturen der einzelnen Pentaden sind folgende: 1867 1851—1864 Differenz 27. Nov.— 1. Dez.: — 60,32 —0°,36 — 50,96 2. De. — 6. „ —2,36 —0,79 — 1,57 le GE IE —0,32 —1,41 + 1,09 a 1628) 4,80 —0,81 + 5,61 IT. 2er, —1,54 0,99 — 2,53 2. „ —26. „ 1,10 0,48 .+ 0,62 Die Temperatur sank unter 0% a) überhaupt an 19 Tagen. b) im Mittel an 15 Tagen. c) ganz u. garan 12 Tagen. Der mittlere Dunstdruck war 0‘,17 zu tief (1851/,0 : 1,83), die mittlere relative Feuchtigkeit aber 0,70), zu tief (1851/g0:84,00/,). Die Menge des Niederschlags war 113,2 C.-Z. zu gross, denn im Mittel von 189!/,, giebt es 110,49 C.-Z. Regen nämlich 95,01 C.-Z. Regen (an 8 Tagen) und 15,48 C.-Z. Schnee (an 3 Tagen). Es gab also im Verhältniss wenig Regen aber sehr viel Schnee. Die Himmels- Ansicht war trübe, während sie im Mittel der Jahre 1851—1860 wolkig war. Die mittlere Windrichtung lag zwi- schen W und WSW, während sie im Mittel der Jahre 1851—1860: zwischen SW und WSW liegt (S— 54°24'— W.) Electrische Erschei- nungen sind in diesem Monat hier in Halle nicht beobachtet. Schubring. Station zu B B_ Jamuaı anuar 1868. Beobachter: Herr Luftdruck Relative- = auf 0° redueirt. ; a Feuchtigkeit a = 300 Pariser Linien + in Pariser Lin. in Procenten. in Graden je) Perempo 9 pwDr os m -ın = ® |v. 6.|M. 2.)A.10 |Mitt.|v.6.]M.2]A10jMit| v. 6| M.2|A. 101Mit.| v. 60. 2. 36,61|36,55|36,97/36,71|0,41/0,56| 0,42)o,a6| 59 | 76 | 52 | 62 |-11,0/-10,3 36,84136,7036,58136,71[0,64 0,66] 0,5610,62| 74 | 75 | 72 | 7a | 8,3 —8,6 35,35 34,50|34,59|34,81|0,59 0,80) 1,0610,82| 73 | 78 | sa| 78 [| —9,4 — 7,0) 34,93135.36135,84/35,38[1,191,351 1,411,32| s6 | 89 | 95 | 90 | —3,9| —3, es 34,7634,21)34,73|1 ‚351,51 94.|.901 891911 —3,6 —, 33,10|34,36|34,57|34,21|1,97 1,87 1,92|100 | 92|9|95 | 02) 1 1,44| 95. | 92.|. 88.) 92:| —1,8| —2 Zar —1 -_ - or > - - = - DD ee „oo -NDDDD DDr nm Fi SO Oo oOmo-o Doyo9rı osSooaoprD vrom oO DD wa mD co = = = 34 53,34,32,34,74|34,53|1,62 — 34,86 35,73] 36,70 35,7611,23 95 | 95 | 94 | 95.| —4,6)| —A 90 | 90 | 87 |.89 | —2,6| — Bang oe ae 5,2 80 59) grau 85 | 3,0028 37,13/37,61138,17 37,6411,41 37, '95 37 '83 37,85 37,88|1,32 37,28136,82|36,54,36,88 35,53134,96|35,06135,18 wm S@o9r San -ÄD ‘ lang 3/1 breit, Calceola? Turritella, Capulus, Goniatites® Encrinites, Fischflossenähnliche u. a. Formen mehr. b) Aus dem Kalke des grossen Kunstteiches bei Neudorf Orthoceras, Pecten, Acervularia. c) Aus dem Scheerenstieger Kalke: Columnaria. d) Aus dem Hangenden des Schneckenberges bei Harzge- rode, Calamopora, Spirigerina. e) Aus einer durch viele Korallenreste violettlichroth ge- färbten Schicht: Sareinula, Calamopora, Cyathaxonia, Nerita? Noch eine Form, die sich über dem Kalke des grossen Kunstteiches bei Neudorf im Thonschiefer gefunden hat, darf ich nicht unerwähnt lassen; sie zeigt den Abdruck von Fisch- schuppenformen. Was nun die Ueberreste pflanzlicher Natur in der Grau- wacke und im Thonschiefer anbetrifft, von denen schon oben die Rede war, so ist ein Hauptfundort der Steinbruch im Forstorte Körner.s Birken bei Neudorf gewesen, wo zwischen starken Grauwackenbänken eine dünne Thonschieferschicht lagert, die sich fast ganz erfüllt zeigte von Resten pflanzlicher Natur. Wie wohl einige der Zeichnungen durch ihr schup- piges Ansehen auf Ueberreste von Fischen hinzudeuten schei- nen, so spricht die Anthracitreiche sehr bröckliche Um- hüllung der Steinkerne doch für ihre Pflanzennatur. Die Formen derselben weichen von einander ab, es sind Stengel-, Wurzel-, Blatt-, Rinde- und FruchtähnlicheAbdrücke, von denen Herr Bergrath Bischof in Dessau einige als Stigmarien be- stimmte. Wenn aber Stigmaria die Wurzel der Sigillaria ist, 125 wie an andern Orten behauptet wird, so dürften sich die schuppenähnlichen Formen wohl als Theile von Sigillaria- Stämmen ansehen lassen, zu denen vielleicht auch der eben erwähnte am grossen Kunsteiche bei Neudorf gehörige Rest zu rechnen sein dürfte. Unter den Stammähnlichen Resten befindet sich ein Exemplar, das bis auf !/ı“ platt gedrückt aus kohlenstofireicher Masse besteht, worin der in andern Exemplaren als Eisenoxyd auftretende Eisengehalt in Schwefelkies übergegangen ist und eine Breite von 4 Zoll besitzt. Die theils erhaltene Oberfläche zeigt Längenstreifung. Eine andere weniger starke Form aus der dicht darüber liegenden Grauwacke ebenfalls auf 1/ı Zoll platt gedrückt und 1 Zoll breit lässt auf ihrer Oberfläche eine schuppige dem Lepidodendron ähnliche Zeichnung er- kennen. Vorherrschend haben die übrigen Reste theils Sten- gel- und Halmähnliche Formen, theils sind es platt gedrückte Kolben von punktirtem Aeusseren, theils fettige Blattformen, wie die zur Familie der Fucoideen gehörigen. Pflanzenreste von weniger erhaltenen Formen, die durch den zurückgelas- senen Kohlenstoff als solche erkennbar werden, finden sich in der Grauwacke des Teufelsberger Teiches, im Thonschiefer der Grube Glasebach gegenüber, am Uhlenbacher Teiche, und in der glimmerreichen Schieferschicht nahe dem Kronsberge bei Sıptenfelde, aber hier nur sehr undeutlich. Ob die im Grauwackensandstein Nr. 7 des Profiles er- wähnten Formen, dem Orthoceras giganteus ähnlich, nicht auch Pflanzenreste sind, lasse ich dahin gestellt sein. In einer der Formen von ca. 3 Zoll Durchmesser findet sich ein ringförmiger Einschnitt; ein zweiter ist weniger deutlich er- kennbar. Kohlige Substanz ist daran nicht erkennbar. Das Erscheinen der Broschüre des Herrn Bergrath Bi- schof über die anorganische Formationsgruppe (Dessau 1864) welche ich der Güte des Herrn Verfassers verdanke, nach Vollendung vorstehender Abhandlung hat mich veranlasst, einen grossen Theil der III. Abtheilung über Geognosie des Nebengesteins zu streichen, da die von mir gebotenen Daten nur Bruchstücke hätten abgeben können im Gegenhalt zu der Fülle von paläontologischen Hilfsmitteln, die dem Herrn Verfasser während seiner mehr als zwanzigjährigen Forschung 126 auf diesem Gebiete zu Gebote standen. Ich habe mich aus diesem Grunde nur darauf beschränkt, einige neuere Beobach- tungen in jenem in das hiesige Gangrevier eingreifenden Ter- rain hier aufzuführen und in der südwestlichen Fortsetzung desselben neue Fundorte von organischen Resten anzugeben, welche in Gemeinschaft mit dem aufgenommenen Gebirgspro- file Gelegenheit bieten möchten, die Gebirgsbrüchstücke glei- chen Alters aufzufinden und somit zur Entwirrung der Harzer Schichtengliederung beizutragen. Erklärung zu der Tafel. | bedeutet neue Spaltenöffnung und Durchsetzung. ? hinter einem Mineral bedeutet Thonschieterbreccie. Ist der vertikale Strich durch den Namen eines Mine- rales gelegt, so soll es andeuten, dass während der Bildung des Minerales neue Spaltung sich aufthat. Quarz kommt z. B. so vor: Qularz d. h. die letzte Aus- füllung der älteren Gangspalte schloss mit dem Quarz und dieneue durchsetzende Spalte fing mit Quarz sich zu füllen an. * bedeutet: grosskrystallinisch oder in grossen Krystallen. Zwei in Klammern eingeschlossene Mineralien mit einem Exponenten soll die öftere Wiederholung derselben andeuten, welche der Exponent anzeigt, z.B. (Eisenspath + Bleiglanz)? bedeutet Eisenspath Bleiglanz, Eisenspath Bleiglanz. . 127 Mittheilungen. Ueber die Galtung Neoschizodus im Lieskauer Muschelkalk. Die Vergleichung der schön erhaltenen Schalen von Myo- phoria laevigata, M. ovata und M. eurvirostris im Muschelkalk von Lieskau bei Halle nöthigte mich (Versteinerungen im Mu- schelkalk von Lieskau bei Halle. Berlin 1956. S. 39) dieselben auf Eigenthümlichkeiten in deren Schlossbau generisch als Neo- schizodus von Myophoria zu trennen. Eine Vergleichung mit Trigonia schien mir bei der gar auffälligen Verschiedenheit ganz überflüssig: die hohen blos lamellenartigen Zähne mit ihren starken senkrechten Leisten auf beiden Seiten und ihre nahezu symme- trische Stellung weichen zu sehr ab, als dass man an eine gene- rische Identität mit jenen Myophorien denken konnte, so lange überhaupt dem Schlossbau an den allein bekannten Schalen syste- matischer Werth eingeräumt wird. Um so grösser zeigte sich dagegen die Uebereinstimmung mit der Kingschen Zechsteingattung Schizodus, welche Beziehung ich auch in dem Namen aufrecht zu erhalten geboten erachtete. Diese innige Verwandtschaft hatte schon vor mir Grünewaldt in der Zeitschrift der Geolog. Gesell- schaft 1551. III. 246 Taf. 10 speciell nachgewiesen und nach Erscheinen meiner Abhandlung über Lieskau erklärte ebenda 1857, IX. 151. Keferstein Neoschizodus für gar nicht verschieden von Myophoria.. Im Sommer 1861 besuchte mich Hr. v. Seebach mit der Absicht die Lieskauer Sammlung näher anzusehen, was er in wenigen Nachmittags- und Vormittagsstunden ausführte. Bald darauf erschien dessen Abhandlung über die Conchylien- fauna der Weimarschen Trias mit einer Kritik über viele Lies- kauer Arten, die mich insofern überraschte, als sie durch eine kurze mündliche Besprechung zum grössten Theile wenigstens hätte vermieden werden können. Hr. v. Seebach hatte es aber vorgezogen sich Notizen über die einzelnen Exemplare zu machen, und seine abweichenden Ansichten und Auffassungen gegen mich - nicht auszusprechen, sondern durch seine Erstlingsarbeit in die Oeffentlichkeit zu bringen. Seine Kritik war indess der Art, dass ich mich nicht veranlasst fühlte, sogleich Gegenkritik zu üben. Meine neuerlichste gelegentliche Erwähnung einer irrthümlichen Beobachtung Hrn. v. Seebachs an den Lieskauer Myophorien aber veranlasst denselben zu persönnlichen und sachlichen Bemerkungen in den Göttinger gelehrten Nachrichten 1867. S. 376, die mich zu einer besondern Gegenerklärung nöthigen. Hr. v. Seebach sucht nämlich seine angebliche Beobachtung von Streifung der Schlosszähne an einer Lieskauer Myophorie mit dem Vorwurfe gegen mich zu beweisen, dass das betreffende 128 Exemplar mit vielen andern in einem Pappkästchen lag, nicht bezeichnet war noch wurde und bei Nichtbeachtung der Streifung daher leicht bei einem etwaigen Tausche mit weggegeben werden konnte. Dagegen muss ich bemerkeu, dass von den von Hrn. v. Seebach inspieirten Lieskauer Exemplaren kein einziges weggegeben worden ist, dieselben seitdem Niemand ohne mein Beisein gesehen hat, dass das Exemplar mit angeblich gestreiften Schlosszähnen aber auch von den übrigen nicht gesondert und nicht bezeichnet werden konnte, weil dessen Existenz mir völlig unbekannt war und bis heute unbekannt ist. Ich wäre Hrn. v. Seebach gewiss sehr dankbar gewesen, wenn er, der sich mit den Lieskauern gerade so viel Stunden wie ich Jahre beschäftigte, mir seine wichtige Beobachtung mitgetheilt hätte, dann wäre die gegenseitige Aufklärung sofort erfolgt. Ich habe damals mehr denn hundert Myophorienschalen gereinigt und muss mit aller Bestimmtheit meine Versicherung aufrecht erhalten, dass keine einzige die Trigonien- Streifen au den Schlosszähnen hatte. Ich füge hinzu, dass die Schalen sehr zerbrechlich waren und die Reinigung nur mit der grössten Sorgfalt gelang, dabei die Schlosszähne also stets lange und sehr aufmerksam mit jedem Nadelstrich beobachtet wurden. Die Streifung der Schlosszähne damit überhaupt in Abrede stellen zu wollen, kann mir nicht einfallen. Die von Keferstein a. a. OÖ. S. 151 auf Beyrichs Autorität erwähnten Myophorien aus dem thüringer Muschelkalk zeigte mir im J. 1856 Hr. Credner in Gotha, als ich ihm meine Lieskauer Abhandlung überbrachte, und habe ich dieselben auch in irgend einem Referate bereits erwähnt. Beide Exemplare liegen augenblicklich zur Vergleichung vor mir, da Hr. Credner inzwischen nach Halle übergesiedelt ist und mir dieselben mit bekannter Freundlichkeit zur unmittelbaren Vergleichung mit den Lieskauern überlassen hat. Es sind zwei Steinkerne von Myophoria curvirostris, beide vom Geizenberg bei Schnepfenthal, bei beiden ist nur die innere Fläche des grossen hintern Zahnes sehr deutlich keineswegs in blosser Andeutung gestreift. Der Abdruck des vordern Zahnes dagegen zeigt keine Spur von Streifung, obwohl er ebenso scharf ausgeprägt ist wie der hintere Abdruck. Zu beachten ist ferner, dass an beiden Exemplaren der einseitig gestreifte hintere Zahn viel grösser und stärker als an den Lieskauern ist und vielmehr dem entsprechen- den Zahne der lebenden Trigonia gleicht, in so auffallendem Grade, dass ich beim ersten Anblick desselben 1856 gegen Hrn. Credner äusserte: sollen wir hier nicht zwei völlig verschiedene Schlösser bei gleicher Schalenform haben! Auch der Abdruck des vordern Zahnes ist beträchtlich grösser als an den Lieskauern. Es ist nicht ohne Interesse, diese Grössenverhältnisse ein- gehender zu vergleichen. Der hintere Hauptzahn misst nämlich an unserm lebenden 27 Mill. langen Exemplar an der Innenfläche 6 Millim. Länge und 3 Millim. Höhe, an dem einen Thüringer 129 Steinkern von 10 Millim. Länge 4 Millim. Länge und 11/3 Millim. Höhe, andem andern von 12 Millim, Schalenlänge 5 Mill. Länge 2 Mill. Höhe. Also ziemlich dieselben Grössenverhältnisse bei beiden Arten. Die 18 Millim, lange (immer in der Mitte der Schale gemessene) Klappe von dem Lieskauer Neoschizodus curvirostris hat denselben hintern Zahn 4 Millim, lang und nur 11/» Millim. hoch und an einer 34 Millim. langen Klappe des Lieskauer N. laevigatus ist eben dieser Zahn 6 Millim. lang und 3 Millim. hoch. Also in beiden Lieskauer Arten ist das Grössenverhältniss des betreffenden Zahnes zur Schalengrösse ein ganz erheblich anderes als bei beiden Thüringer Steinkernen. Nach dem Prineip nun, nach welchem Hr.v. Seebach a.a.O. die M. vulgaris — Abstand der zweiten Rippe von der Hauptrippe — in verschiedene Arten auflöst würde dieser auffallende Grössenunterschied des Haupt- schlosszahnes vollkommen genügen die Thüringer Steinkerne von den Lieskauer Schalen specifisch zu trennen. Aber Hr. v. Seebach wird die Trennung noch mehr gerechtfertigt finden, wenn ich ihm weiter benachrichtige, dass an den Thüringern der Zahn zugleich beträchtlich dicker ist und sein freier Rand stark bogig wie bei der lebenden Trigonia, während er bei allen Lieskauer Arten nur eine dünne Leiste mit ganz geradem freien Rande darstellt. Wie sich diese Verhältnisse an den sonst beobachteten ge- streiften Myophorienzähnen gestalten, darüber finde ich keine nä- heren Angaben bei den Beobachtern. Da nun ferner auch der vor- dere Hauptzahn ganz entsprechende Unterschiede zwischen den Lieskauer und Thüringer Arten bietet, vor demselben in den Thüringer Steinkernen ein Eindruck liegt, welcher der kleinen Leiste bei der lebenden Trigonia entspricht, an allen Lieskauer Schalen aber von dieser Leiste keine Spur zu entdecken ist: so zweifle ich gar nicht, dass die Thüringer entschieden andere Muscheln sind als die Lieskauer. Ihre Differenz beschränkt sich auch nicht auf wichtige Eigenthümlichkeiten im Schlosse, sondern lässt sich selbst noch in der Schalenform nachweisen. Bei den Thüringern reicht nämlich die schiefe Abstutzung des Hinter- randes bis zum Muskeleindruck hinauf, (9 Millim. bei 14 Millim. von der Wirbelspitze bis zur Hinterecke), bei den Lieskauern nicht bis an denselben heran (13 Millim. bei 22 Millim. von der Wirbelspitze bis zur Hinterecke). Letzte haben eine der äussern Kante entsprechende Rinne an der Innenfläche der Schale, die auf ihrem Steinkern als markirte Kante hervortreten würde, wäh- rend die Thüringer hier stumpf und abgerundet gekantet sind; die schwache Rinne auf der schief abfallenden Hinterfläche der Lieskauer tritt ebenfalls an der Innenseite noch deutlich hervor und würde daher auf dem Steinkerne gut zu erkennen sein, die Thüringer zeigen keine Andeutung von ihr. Aus dieser Vergleichung ergiebt sich also, dass in dem Schlotheimschen Trigonellites curvirostris = Lyrodon curvirostre Bd. XXXI, 1868. 9 130 Goldf zwei wirklich verschiedene Arten vereinigt sind, nämlich Myophoria curvirostris mit grossen z. Th. gestreiften Schlosszähnen, ohne markirte Rinne auf der dahinter abfallenden Fläche und mit viel höher gebrochenem Hinterrande — und Neoschizodus curvi- rostris mit viel kleinern völlig glatten Schlosszähnen, sehr markirter Hinterkante, deutlicher Rinne auf der dahinter abfallenden Fläche und fast in der Mitte gebrochenem Hinterrande. Die zahlreichen Exemplare von Lieskau variiren so sehr wenig in den angegebenen Verhältnissen, dass sie keine Annähe- rung, keinen Uebergang zu den Thüringern bieten und es mögen nun die anderwärts mit gestreiften Schlosszähnen beobachteten Curvirostres und auch die Vulgares sorgfältig verglichen, ihre specifischen Eigenthümlichkeiten mit der für den heutigen Stand der Systematik erforderlichen Strenge und. Schärfe festgestellt werden. Die Lieskauer unterscheiden sich nach obiger Verglei- chung nicht durch blos ein Merkmal, sondern durch sehr viele, und nicht durch blos relative sondern auch absolute Formver- schiedenheiten. Mit dieser Darlegung ist zugleich das verwandtschaftliche Verhältniss des Neoschizodus zu Trigonia dargelegt, wer den Unterschieden keine generische Deutung beimessen will, der spricht dem Schlossbau der Muscheln überhaupt den systematischen Werth ab. Von dem ältern Schizodus unterscheidet sich Neoschizodus nicht blos durch die sehr ausgebildeten Muskelleisten, sondern sehr wesentlich zugleich durch die Form der Schlosszähne wie aus meiner Darstellung a. a. O. S. 39. ff. Taf. 3 Fig. 9. 10 her- vorgeht. Dem hinter dem schwach gebuchteten (bei Schizodus stark gabligen) Hauptzahne liegenden kleinen Zahne bei Neoschi- zodus habe ich bei der Vergleichung keine besondere Aufmerk- samkeit geschenkt, weil er nur eine sehr schwache unbedeutende Leiste ist, während der betreffende Zahn bei Schizodus ein freier, stark ausgebildeter wirklicher Schlosszahn ist. An dem Exemplar der zur Vergleichung vorliegenden lebenden Trigonia ist diese hintere Leiste nur ebenso schwach entwickelt wie bei Neoschizodus. Dass bei andern Schizodusarten die Zahnformen nicht gleich scharf ausgeprägt sind wie bei dem typischen Sch. truncatus, hebt die Unterschiede noch nicht auf, wenigstens kann ich in den vorlie- genden Angaben keine allmähligen Uebergänge zwischen beiden Extremen der Schlossbildung erkennen. Giebel. Resonaloren und einige andere akuslische Apparate. Nach den Helmholtz’schen Untersuchungen besteht jeder musikalische Klang aus einer Reihe von Tönen, deren Schwin- gungszahlen sich verhalten wie die natürlichen Zahlen: 1,2,3.... 131 Der tiefste Ton ist derjenige nach‘ dem sich die Höhe des Ge- sammtklanges richtet, die höhern beeinflussen durch ihre relative Stärke die Klangfarbe‘). Um nun einen Klang in Bezug auf seine Partialtöone zu untersuchen, hat Helmholtz das Gesetz des Mitschwingens oder derResonanz angewendet. Bekanntlich gerathen Saiten, Membranen, Luftmassen und dergleichen leicht ins Mitschwingen oder gar ins Mittönen, wenn sie mit dem .erregten Tone vollkommen gleich gestimmt sind, oder wenn sie auf die ersten Obertöne des erregenden Tones gestimmt sind. Besonders gut gerathen abgeschlossene, auf einen bestimmten Ton bemessene Luftmassen durch den zugehörigen Ton ins Mit- schwingen oder in Resonanz. Hierauf beruhen im Wesentlichen die Resonatoren von Helmholtz. Es sind dies nahezu kugel- förmige oder auch röhrenförmige Hohlkörper aus Glas, Blech oder Pappe mit einer kleinen und einer grössern Oeffnung, welche längs einer Geraden (Axe) die entgegengesetzten Enden bilden. Die kleine Oefinung wird in den Gehörgang eingeführt und soll nach Möglichkeit denselben gut verschliessen. Die vom Resonator umschlossene und durch das Trommelfell des Ohres abgegrenzte Luftmasse soll von einem bestimmten Tone zum Mitschwingen gebracht werden; auf diesen Ton muss der Resonator also abgestimmt werden: er heisst sein Eigenton. Legt man ihn mit der kleinen Oeffnung so in den Gehörgang, dass dieser gut verschlossen ist und verstopft man gleichzeitig das andere Ohr sehr wohl, so werden die meisten Töne der gesprochenen Worte oder einer gesungenen Arie u. Ss. w, viel schwächer gehört als sonst. So oft aber unter den erregten Tönen der Eigenton des Resonators enthalten ist, vernimmt man. diesen auffallend stark; er schlägt mit grosser Kraft gellend ins Ohr, eben weil dann gleichzeitig die auf den Ton abgemessene Luftmasse des Reso- nators mitschwingt und denselben verstärkt. Dasselbe geschieht, wenn. der Eigenton des Resonators gleiche Höhe hat mit einem mitklingenden Oberton des erregenden Klanges. — Die Resona- toren haben zwar auch höhere Eigentöne, doch sind diese meist viel schwächer, so dass eine Verwechselung mit dem Grund- eigenton nicht leicht zu fürchten ist. Mittelst der Resonatoren kann man auch ohne musikalisches Gehör aus einer vielstimmigen Musik und andern zusammengesetzten Klangmassen, selbst aus unregel- mässigen Schallerscheinungen (Geräusch, Gepolter, Knarren, Sausen etc.) bestimmte Töne leicht heräushören. Ist der durch einen Resonator gesuchte Ton gegen die ihn begleitenden Tönesehr schwach, so lässt man den Resonator nicht ununterbrochen am Ohr, sondern gebraucht ihn intermittirend: ‘beim jedesmaligen Einlegen der kleinern Resonatoröffnung in den Gehörgang wird dann der frag- liche schwache Ton vernommen werden. Wird auch bei diesem *) Vgl. Helmholtz, Lehre von den Tonempfindungen und Pisko, die neueren Apparate der Akustik, 9% 132 Verfahren der gesuchte Ton nicht wahrgengmmen, so existirt er eben nicht in dem analysirten Klange. Die bestimmten Töne, die man zuweilen mittelst an das Ohr gehaltener Muscheln und Röhren im Tagesgeräusch vernimmt, finden so ihre Erklärung: die Muscheln -sind Resonatoren, welche schwache im Geräusch enthaltene Töne durch Mitschwingung der von ihnen umspannten Luftmasse verstärken. Es kommt also bei den Resonatoren im Wesentlichen darauf an, dass ein abgemessenes Luftvolum bei einem bestimmten Tone ins Mitschwingen gerathe; ihre Gestalt kann daher sehr verschieden sein, Helmholtz und König halten die Kugelform für die tauglichste, weil die von ihr eingeschlossene Luftmasse beim Er- tönen des Grundeigentones leichter als bei jeder anderen Form ins Mitschwingen kommt, während andrerseits ihre höhern Eigen- töne nur sehr schwach sind und selten auftreten. Helmholtz hat zuerst kugelförmige Glasgefässe verwendet wie sie sich gerade als Retortenvorlagen u. s. w. darboten; später hat er von Kö- nig (Fabrikant akustischer Apparate in Paris) besondere Glas- und Metallkugeln anfertigen lassen. Diese König’schen Metall- Resonatoren sind ausgezeichnet — aber ziemlich theuer, es kostet nämlich eine Serie von 19 Stück (die Theiltöne 2—20 von ut = ( mit 64 ganzen oder sogenannten Doppel - Schwingungen) 150 Frances, und eine Serie von 10 Stück (die Theiltöne 1—10 von un==c mit 128 Schwingungen) 100 Frances. Ich habe daher (einer Andeutung im Helmholtzschen Werke folgend) versucht, mir röhrenförmige Resonatoren zu verfertigen und bin dabei zu voll- ständig befriedigenden Resultaten gekommen; ich habe Resona- toren aus Glas- und Papp-Röhren hergestellt und habe gefunden, dass die ersteren nicht besser sind, während die letztern sich leichter in allen möglichen Dimensionen herstellen lassen. Ich habe in den Boden der Röhre eine kurze Glasröhre mit stumpf- geschmolzenem Rande eingeleimt, welche gerade ins Ohr passt, das obere Ende der Röhre ist bei den Resonatoren für die höhern Töne ofien, bei den tiefern aber bis auf eine kreisförmige Oefinung gedeckt. Da nämlich die Länge eines jeden Resonators ungefähr gleich ein Viertel der Wellenlänge des betreffenden Tones (also gleich der Länge der betreffenden gedeckten Pfeife) ist, so würden die tiefen Resonatoren, wenn man sie als offene Röhren herstellen wollte, unbequem lang werden und es würden auch die höhern Eigentöne, zunächst der zweite auftreten. Der zweite Eigenton eines offenen Resonators ist aber die Duodecime des Grundtones, welche auch als 3ter Theilton in jedem musikalischen Klange von der Höhe des Grundtones enthalten ist. Wenn nun auch hier bei einem Unterschiede von 11/2 Octaven eine Verwechselung nicht Jeicht zu fürchten ist, so ist es doch unangenehm, neben dem Tone, den man eigentlich hören will, noch einen andern zu hören ; ich habe daher die tiefern Resonatoren als theilweise gedeckte 133 eonstruirt, indem ich sie oben bis auf eine kreisförmige Oeffnung verschloss; bei den Tönen der sogenannten eingestrichenen Octave kann man aber unbedenklich offene Resonatoren anwenden. Es versteht sich von selbst, dass die längeren Resonatoren auch weiter sind als die kurzen. Die Reihe meiner Resonatoren giebt zunächst die Theiltöne Nr. 2—25 des Klanges (' d, i. desjenigen C welches von den Franzosen als ut, von den deutschen Musikern als das grosse C, von Sondhauss aber durch Zufügung des Exponenten (— 1) bezeichnet wird; zur Abstimmung habe ich mich Königscher Gabeln bedient, bei denen alle Töne C Schwingungszahlen haben die Potenzen von 2 sind; (diese Stimmung ist ein klein wenig tiefer als die neue sogenannte iiefe Pariser Stimmung). Für den Grundton selbst habe ich noch keinen Resonator herstellen lassen, da derselbe zu gross werden würde; der grösste Resonator, den ich habe, ist also abgestimmt auf das C, welches in der Secunde. 128 ganze (sog. Doppel-) Schwingungen macht, das ist also bei den Franzosen ul bei den Orgelbauern das vierfüssige C bei den deutschen Musikern das kleine c bei Sondhauss 0 ın Notenschrift > en Ich benutze am liebsten die Sondhausssche Bezeichnungs- weise, weil ich mit derselben die Hauptmann-Helmholtz sche Unterscheidung der Töne*) die nur um ein Komma verschieden sind verbinden kann. Unter Anwendung dieser Bezeichnungs- weise sind die Theiltöone von C—1 folgende: 1.c=! 6.6! 11. fia-+ 16. C° 21. P— on. m ® 11ER - 2. fit BORN AR! c 9.D2 14. #(b2—-)19. dis®+ 24. G® e We MM 20.e 25. Gie a up TR Ein Minuszeichen bezeichnet einen etwas zu vertiefenden Ton, ein Pluszeichen einen etwas zu erhöhenden. Ich bin jetzt im Begriff diese Resonatorenreihe dadurch zu vervollständigen, dass ich C—2 als Grundton annehme und für die ersten 50 Theiltöne dieses Klanges die entsprechenden Reso- natoren herstellen lasse; ich glaube zwar nicht, dass es musika- *) Vgl. diese Zeitschrift Bd. XXVII S. 495. C6,D, e, F,G, a, h ist die Durtonleiter, E ist ein Komma höher als e, ein Strich über (unter) der Note erhöht (erniedrigt) den Ton um 2 Komma. 134 lische Klänge giebt, die so viele Theiltöne factisch enthalten, doch werde ich darüber Versuche anstellen und das Resultat derselben gelegentlich in dieser Zeitschrift bekannt machen. In dieser grossen Reihe hat man aber auch die Resonatoren für die Töne einer vollständigen Durtonleiter. Herr Appunn in Hanau hat mich nämlich darauf aufmerksam gemacht, dass die sämmtlichen Töne einer Durtonleiter Theiltöne der Unterdominante sind; in der That bilden die Theiltöne 24. 27. 30. 32. 36. 40. 45. 48 des Tones © die @Durtonleiter. — Um die Töne der CDur Ton- leiter zu erhalten, müsste man also den Grundton F anwenden. Der Buchbindermeister August Henning hierselbst (Schulgasse, Münchener Brauhaus) liefert diese Resonatoren sehr gut und zu billigen Preisen, das Stück zu 1/a Thlr. bis 2 Sgr. je nach der Grösse und der Ausstattung. Mit elegantem Papier . beklebt kostet die Reihe der I. Theiltöne von 02: Nr. 4—50 61/, Thlr. Nr. 4—25. 5 Thlr. Nr. 4—12 3 Thlr. II. Theiltöone von 01: Nr. 2—25 31/, Thlr. Nr. 2—-12 1!/, Thlr. III. Theiltöone von @—1: Nr. 2—16 2 Thlr. Nr. 2—8 1!) Thlr. IV. Theiltöne von C%: Nr. 1—12 15/; Thlr. Nr. 1-6 11/3 Thlr. VIII. Theiltöne von (1: Nr. I—6 5/s Thlr. Kleinere Reihen, sowie einzelne Resonatoren werden nach Verhältniss berechnet, auch bin ich bereit Resonatoren für Töne die in den obigen Reihen nicht enthalten sind anfertigen zu lassen. Werden die Resonatoren von roher Pappe gewünscht, so stellt sich der Preis noch geringer; auf Verlangen wird auch auf jeden Resonator der betreffende Ton nebst Schwingungszahl mit Gold- schrift aufgedruckt, wodurch sich der Preis um 1 Sgr, pro Stück erhöht. Bei der Wichtigkeit, die die Lehre von den mitklingenden Tönen jetzt in der Akustik gewonnen hat, kann ich die Anschaf- fung dieser Resonatoren allen Unterrichtsanstalten u. s. w. nur empfehlen. Um nun mittelst der Resonatoren die Obertöne des betref- fenden Klanges zu hören, kann man sich eines jeden musikalischen Instrumentes bedienen; schon jedes Pianoforte ist dazu geeignet, doch haben unsere gewöhnlichen Instrumente eine etwas höhere Stimmung als meine Resonatoren, man thut daher oft besser den Ton H2 statt (1 als Grundton anzuwenden. Bequemer ist in dieser Beziehung das Cello, dessen tiefster Ton (1 leicht so viel tiefer gestimmt werden kann, dass er nur noch 64 Schwin- 135 gungen in der Secunde macht (während er gewöhnlich auf 66 gestimmt wird). — Bei den Blasinstrumenten ist zu bemerken, dass die offenen Lippenpfeifen die ganze Reihe der Ober- töne des Grundtones mit hören lassen, die gedeckten aber nur die ungeradzahligen Theiltöne (also ausser dem Grundtone C—-1 noch 3:@%; — 5:el; — 7:1; — 9 : D2 ete.). Am stärksten treten aber die Obertöne auf bei den Zungenpfeifen, ich habe z. B. bei einer von Herrn Orgelbauer E. Benemann hierselbst angefertigten Zunge, welche den Ton C—-1 (also das sogenannte Sfüssige oder grosse C = utı) sehr voll ertönen lässt, noch den 25 Theilton hören können. Herr E. Benemann (lange Gasse 27) erbietet sich, Zungen- und Lippenpfeifen zu folgenden Preisen anzufertigen: Ton Zungen- Lippenpfeifen pfeifen von Holz von Metall offen gedeckt offen gedeckt 02 (16) 8 Thlr. 10 Thr. 6 Thir.. — _ C—1 (8‘) 6 Thlr. 6 Thlr. 3 Th. — — G—1 5öhl Thiel» 5 MFhlr) 2 Th 5 — co (4') 5 Thlr. ° 3 Thlr. 11% Thlr, 6 Thir. 51/ Thlr. cı (2‘) 4 Thlr. 11 Thlr. 1 Thlr. 4 Thlr. 3 Thlr. Diese Pfeifen werden alle nach den Königschen Gabeln ab- gestimmt und stimmen daher genau zu meinen Resonatoren. — Die Zungenliegen in Kasten von entsprechender Grösse, auf denen grosse conische Schallbecher von Ziukblech aufgesetzt werden; werden mehrere Zungen gleichzeitig bestellt, so können dieselben der Ersparniss wegen ineinen Kasten eingelegt werden, auf den dann mehrere Schallbecher aufgesetzt werden. — Ausserdem liefert Herr Benemann auf Wunsch Zungen- und Lippenpfeifen jeder Art zu entsprechenden Preisen. Es lassen sich auch Resonatoren construiren, mit denen die Existenz der Obertöne dem Auge objectiv nachgewiesen werden - kann. Spannt man nämlich über ein Ende einer beiderseits offenen Röhre eine dünne Gummimembran, so geräth dieselbe bei dem durch die Länge der Röhre bedingten Tone ins Mitschwingen wie man an aufgestreuten Sandkörnern sieht; es ist aber zu be- merken, dass eine solche Membran manchmal noch auf mehrere andere Töne anspricht. Dünnste englische Patentgummiplatte, wie sie zu den Scheiblerschen Kohlensäureapparaten gebraucht wird, scheint sich am besten zur Anfertigung dieser Resonatoren zu eignen; jedoch kann man auch möglichst dünne deutsche Gummi- platte (Paragummi 1/s4“ stark) verwenden. Noch empfindlicker wird dieser Apparat, wenn man noch ein Blatt Pappe so um diese Röhre wickelt, dass diese auf der Seite der Membran etwas verlängert wird. Schliesst man nun die Röhre hier mit einem doppelt durchbohrten festen Pappdeckel, 136 so entsteht ein kleiner Raum, durch den man einen Strom Leucht- gas hindurchleiten kann, man hat also das, was König eine „manometrische Gaskapsel‘ nennt: zündet man nemlich das Gas an einer lang und dünn ausgezogenen Glasspitze an und versetzt durch den betreffenden Ton die Membran in Schwingungen, so wechselt der Gasdruck so oft, wie die Membran hin und her geht. Die Flamme verlängert sich also in sehr kurzen Zwischen- räumen und verkürzt sich wieder — wegen der grossen Schnellig- keit, mit der dies geschieht, sieht das Auge aber nur die Verlän- gerung; mit einem Worte: die Flamme erhält die Gestalt der Gasflamme bei der chemischen Harmonika. Dass diese verlängerte Flamme aber kein continuirliches Phänomen ist, kann man sofort sehen, wenn man sie in einem rotirenden Spiegel betrachtet, man erhält dann statt des Licht- bandes, welches eine gewöhnliche Flamme liefert, eine Reihe einzelner Flammenbilder. In Ermangelung eines rotirenden Spiegels thut ein Stück frei mit der Hand in wackelnde Bewegung ver+ setztes Stück Spiegel oder die schnell bewegte Brille dieselben Dienste, — es genügt sogar den Kopf schnell hin und her zu bewegen. Wenn mehrere Resonatoren, die auf Theiltöne eines Grund- tones abgestimmt sind, mit übereinanderstehenden manometrischen Flammen versehen werden, so kann man bei der Analyse durch den rotirenden Spiegel die relativen Schwingungszahlen der ein- zelnen Theiltöne an der Zahl der Flammenbilder der einzelnen Reihen erkennen. Man kann natürlich die Flammen nicht senk- recht übereinander anbringen, sondern man muss sie in einer etwas geneigten Linie anordnen, die Drehungsaxe des Spiegels stellt man parallel zu dieser Linie (vgl. Königs Catalog akustischer Apparate S. 46 Nr. 216 und Pisko a. a.0. Seite 2U2—204), Herr Professor Knoblauch hat die Güte gehabt für das physika- lische Seminar einen derartigen Apparat nach meinen Angaben anfertigen zu lassen, derselbe enthält die 4 Resonatoren für den CDur Accord der eingestrichenen Octave, als Theilton 4, 5, 6 und 8 des Grundtones C71 (des sog. grossen C). Mittelst einer aus Gummischlauch hergestellten verzweigten Leitung wird das Gas in die vier Kapseln geleitet und die 4 Brenner sind seitlich schräg übereinander aufgestellt, ebenfalls durch Gummischläuche mit den Resonatoren verbunden. Ausserdem habe ich eine Einrichtung treffen lassen, welche es gestattet, den Gasstrom, der ausje 2, 3 oder auch allen 4 Gaskapseln kommt, ineine Flamme zu führen, diese Flamme zeigt dann bei der Analyse durch den rotirenden Spiegel nicht gleich grosse Flammenbilder neben einander, sondern ab- wechselnd grosse und kleine, wie diess durch das Schwingungs- verhältniss der wirkenden Resonatoren (1:2; 2:3; 3:4; 4:5; 9:6; 5:8; — 2:3:4; 4:5:6; 4:5:8; 5:6:8; — 4:5:6:8) 137 bedingt wird.‘ (Vgl. Königs Catalog S. 45 Fig. 17—19 und Pisko S. 291.) Herr Buchbindermeister Henning liefert Resonatoren dieser Art das Stück für 20 Sgr. Bei der Demonstration der Lehre von den Ober- oder Theil- tönen ist das von Mach in der „Zeitschrift für Mathe- matik und Physik von Schlömilch, Kahl und Cantor“ beschriebenen Modell sehr vortheilhaft; dasselbe besteht aus einer auf eine Pappe oder ein Brettchen gezeichneten Claviertastatur von 3 oder 4 Octaven Länge; am obern Rande derselben ist eine Leiste verschiebbar, welche Marken trägt für die zu einem Grund- tone gehörigen Theiltöne; man sieht also mit einem Blicke, welche Töne mit dem Grundtone zugleich erklingen. Unter Anwendung zweier solcher Leisten kann man ferner die Obertöne zweier Klänge vergleichen, und so die Helmholtzsche Theorie von den Conso- nanzen und Dissonanzen anschaulich erläutern. Da auch dieser Apparat den physicalischen Cabinetten zur Complettirung ihrer akustischen Apparate sehr zu empfehlen ist, so habe ich Herrn Buchbindermeister Henning veranlasst, solche Modelle von Pappe anzufertigen und ist derselbe bereit, dieselben in einem Umfange von 4 Octaven zum Preise von 20 Sgr. pro Stück zu liefern, Schubring. Literatur. Allgemeines. E. Külp, Lehrbuch der Experimen- tal-Physik, Band IV, die Lehre von der Wärme von Dr. R. Dreser. Darmstadt 1867 bei J. Ph. Diehl. — Der vorliegende vierte (32 Bogen starke) Band ist etwa zum vierten Theile noch von dem verstorbenen Professor Külp selbst abgefasst, das Uebrige ist Eigenthum obengenannten Verfassers. Es gereicht Referenten zum Vergnügen bekennen zu können, dass er mit grosser Genugthuung dieses Buch studirt hat, welches das rühmlichst bekannte Werk zu einem den früheren Bänden durchaus ebenbürtigen Abschluss bringt. Der Vollender hat es verstanden, sich mit seltenem Geschick in die Methode Külps hineinzuarbeiten. Die klare Darstellung, die treff- liche Auswahl des Materials und eine geschickte Verbindung von Theorie und Erfahrung kommen bei einer gewissen Vollständigkeit diesem Bande in nicht geringerem Grade als den früheren zu. Da- bei eine naturgemässe musterhafte Anordnung. Verf. lässt das Ganze in zwei Abtheilungen zerfallen und spricht in der ersten von den Wirkungen der Wärme, im zweiten von ihrer Fortpflanzung, von der 138 Abkühlung der Körper und den Wärmequellen. Jede Abtheilung: zer- fällt in vier Abschnitte und jeder Abschnitt der ersten Abtheilung hat in netter Weise wiederum eine Gliederung in vier Unter- Abtheilungen erfahren. Die vier Abschnitte handeln von der Ausdehnung der Kör- per durch die Wärme, von der Erwärmung, vom Schmelzen und von den Erscheinungen der Wärme an Dämpfen und Gasen. Die bedeu- tenden Erweiterungen, welche dieser Theil der Wärmelehre durch Aufnahme der mechanischen Wärmetheorie erhielt, sind an den be- treffenden Stellen in entsprechender Weise eingeflochten und eine Be- trachtung über das Wesen der Wärme schliesst den ersten Theil. Die zweite Abtheilung beginnt sogleich mit der Wärmestrahlung, in wel- chem Kapitel der Verf. in recht dankenswerther Weise die hierher gehörigen Erscheinungen mit gründlicher Berücksichtigung der in neuerer und neuester Zeit reichlich erschienenen Einzel-Untersuchun- gen bespricht. Es folgt ein Kapitel über Wärmeleitung, ein anderes über die Abkühlung und im Schlusskapitel endlich sind die einzel- Wärmequellen einer näheren Betrachtung unterzogen. Dem Ganzen ist ein Anhang beigegeben, welcher die wichtigsten Apparate zur künstlichen Eisbereitung sowie die Dampfmaschinen behandelt und eine Effectsberechnung der letztern nach Pambours Methode enthält. — Druck und Ausstattung wie in den vorhergehenden Bänden. Brek. Fr. v. Tschudi, das Ungeziefer und seine Feinde, Den Volksschulen und landwirthschaftlichen Vereinen gewidmet. 7. Aufl. St. Gallen 1865. 8°. — Der Ungezieferfrass in Wäldern und Feldern, Gärten und Wiesen hat in den letzten Jahren überall in schreckenerregendem Massstabe sich gesteigert, so dass Einzelne, Ver- eine und dieStaatsbehörden genöthigt sind Massregeln gegen denselben zu ergreifen. Die vorliegende kleine Schrift, auf Veranlassung des schweizerischen Thierschutzvereines in 7. Auflage gedruckt, wendet sich an die Volksschulen und landwirthschaftlichen Vereine und weist diese nachdrücklich auf die Höhe des Schadens und die Nothwendigkeit des Schutzes und der Pflege insbesondere der nützlichen Vögel hin. Sie beleuchtet in kurzer und klarer Darstellung die Bedeutung der Vögel im Haushalte der Natur, die Ueberhandnahme des Ungeziefers, die Ursachen der Verminderung der Vögel, die Leistungen der insek- tenfressenden Vögel und der grösseren, spricht dann über den Schutz derselben und zum Schlusse noch über die nützlichen Amphibien und Säugethiere. So hat sie denselben Zweck wie die Stadelmannsche Denkschrift über die Nothwendigkeit des Schutzes und der Pflege der nützlichen Thiere (Buchhandlung des Waisenhauses in Halle), welche in noch nicht Jahresfrist in sechs Auflagen verlangt worden ist und eingehender und umfassender den Gegenstand behandelt, um den Erlass eines im Entwurf vorgelegten Gesetzes durch die höchste landwirthschaftliche Behörde zu begründen. v. Tschudi wendet sich an die Volksschulen und landwirthschaftlichen Vereine und wenn diese seine Darstellung in demselben Ernste aufnehmen, mit dem er sie bietet: so wird bald der Ungezieferfrass sich vermindern. Hat 139 derselbe doch einen Hauptgrund in der allgemeinen Rücksichtslosigkeit gegen die Thiere und die nur zu häufige sinnlose und sündhafte Verfolgung der nützlichen Thiere. In dieser Beziehung verdienen die Schweizer denselben Vorwurf wie die Deutschen und wir wünschen und hoffen, dass auch dort die Ursachen des bedeutenden Schadens von Jung und Alt richtig erkannt und allgemein deren Beseitigung erstrebt werden möge. C. G. Giebel, die nützlichen Vögel unserer Aecker, Wiesen, Gärten und Wälder. Der Beachtung aller Landwirthe und Forstmänner dringend empfohlen. Mit 88 Holzschnitten. Berlin 1866. 8°. — Leiderist die Kenntniss gerade unserer nützlichen Vögel, die in erster Linie gegen die Vermehrung des Ungeziefers unermüd- lich thätig sind, im Allgemeinen sowohl, wie insbesondere bei Land- und Forstwirthen, Gärtnern und andern vom Ungeziefer unmittelbar beschädigten eine so überaus dürftige und unsichere, dass ein erfolg- reicher und allgemeiner Schutz derselben nicht zu erzielen ist. Diese Unkenntniss zu beseitigen ist das vorliegende Vogelschutzbuch be- stimmt. Es weist einleitend auf die Grösse des Ungezieferfrasses und dessen Ursachen hin und charakterisirt alsdann 75 einheimische nütz- liche Vögel so bündig und scharf, dass es mit Hülfe der beigedruckten Abbildungen Jedem möglich ist die Art sicher zu erkennen. Von jeder einzelnen Art ist dann die Lebensweise, Nahrung, Aufenthalt und der besondere Nutzen angegeben worden. Nicht alle 75 Vogelarten sind unbedingt nützlich, über einzelne gehen sogar die Ansichten noch weit auseinander und auch diese bedingte, fragliche Nützlichkeit ist besprochen worden, damit das zunächst für den Schutz der nützlichen Vögel interessirte Publikum auch für die einzelnen absonderlichen Fälle und über die nur zeitweilig nützlichen Arten nicht rathlos bleibt. Wie die Beschreibungen sämmtlich nach natürlichen Exemplaren ent- worfen sind: so beruhen auch die meisten Angaben über Nahrung und Naturell auf eigenen Beobachtungen des Verf.’s, die mit denen unserer gründlichsten und zuverlässigsten Ornithologen vereinigt sind. So bietet das Buch dem Lehrer das ganze Material zum Unterrichte über die nützlichen Vögel, dem Landwirth und Gärtner Alles, was er über jeden einzelnen Vogel zu dessen Schutz und Pflege zu wissen nöthig hat, Der Naturforscher. Wochenblatt zur Verbreitung der Fortschritte in den Naturwissenschaften. Für Gebildete aller Berufsklassen herausgegeben von Dr. W. Salarek. Januar 1868. Berlin 40. — Den im Programm dieser Wochenschrift ausgesprochenen Ansichten stimmen wir vollkommen bei: es fehlt an einem Organe, dass die neuen Forschungen auf dem Gebiete der Naturwissenschaften schnell und aus den engen Kreisen der Fachgelehrten in die weitern der Gebildeten durch Popularisirung ihrer Darstellung übermittelt. Unsere eigene Zeitschrift verfolgt denselben Zweck nur mit den beiden Unterschieden, dass sie zugleich durch Veröffentlichung neuerer For- schungen die Wissenschaft unmittelbar zu fördern strebt und dass sie 140 durch monatliche Berichterstattung über die neuen Forschungen den Fachgelehrten sowohl wie jeden mit einem Zweige der Naturwissen- schaften sich ernstlich beschäftigenden vor der gefährlichen Einseitig- keit zu bewahren bemüht ist. Die Erfolge unserer opferschweren Bemühungen sind, so weit wir aus den nun bereits funfzehnjährigen Erfahrungen ein Urtheil zu gewinnen Gelegenheit hatten, leider sehr geringe, d.h. die meisten Fachgelehrten und dilettantirenden Forscher schliessen sich streng und fest gegen alle Nachbargebiete ab und fühlen sich in dieser Beschränkung und Einseitigkeit glücklicher als wenn sie mit dem durch häufigen Besuch all ihrer Nachbaren erwei- terten Blick und Auffassung auf dem engen eigenen Gebiete arbeiten. Wir wünschen aufrichtig diesem neuen Wochenblatt eine erfolgreichere Theilnahme seitens der weiten Kreise der Gebildeten. Die Auswahl der Mittheilungen in den vorliegenden vier Nummern betreffend können wir jedoch nicht umhin, der Redaktion grössere Vorsicht und sorg- fältigere Wahl anzuempfehlen. So ist Landois’ Arbeit über die Ent- wicklung der Bienengeschlechter mitgetheilt, die bereits eine gründ- liche Widerlegung erfahren hat und wollte Referent diese nicht abwarten, so musste ihm die Landois’sche Darstellung selbst wenig- stens doch zu einer reservirten Mittheilung rathen. Ebenso wenig anerkennen wir die Bedeutung, welche Hilgendorf als Verf. hier seiner Untersuchung der Planorbis multiformis für die Darwinsche Theorie gegeben hat, da dieselbe so schätzenswerth sie als paläontologische Arbeit ist, in dieser Richtung weder etwas Neues noch etwas Wesent- liches bringt. Uebrigens ist die Darstellung der Aufsätze und Mit- theilungen einfach uud ohne besondere Vorkenntnisse verständlich. d. Wartmann, Leitfaden zum Unterrichte in der Naturgeschichte. 6. Aufl. St. Gallen 1866. 8°. — Inhalt und Methode der Darstellung dieses Leitfadens empfehlen denselben zu einem gründlichen Unterrichte in der Zoologie, Botanik und Minera- logie bis in die oberen Klassen unserer Realschulen. Aus dem weiten Gebiete sind nur die Einzelnheiten aufgenommen, welche der Fas- sungskraft der Schüler angemessen sind und deren Interesse fesseln können. Wir wünschen dieser sechsten, wesentlich De Auf- lage die Theilnahme der Schulmänner. Meteorologie. Hoh, ein merk würdiger Blitzschlag. — Verf. beschreibt einen am 24. Juni 1867 beobachteten Blitzschlag, welcher in einem Dorfe bei Forchheim den in der Stube eines Hauses auf den Dielen liegenden Sand zu einer 2 Fuss langen regelrechten Blitzröhre geschmolzen hat; das Material zu derselben ist wahrschein- lich durch eine Luftverdünnung in die Blitzbahn gezogen worden, denn der Sand pflegt ja doch nicht in so dicken Schichten in die Stuben gestreut zu werden. — Ausserdem tödtete der Blitz 2 Kinder, 3 junge und 1 alten Hund und betäubte einen in der Stube anwesen- den Mann. — (Poyg. Ann. 131. 494—495.) Schbg, Physik. E. Edlund, Untersuchungen über den gal- vanischen Lichtbogen. — Bringt eine Kraft zwei Wirkungen 141 hervor, so ist die Summe derselben das Aequivalent der aufgewandten Kraft. Ein solcher Fall liegt im galvanischen Lichtbogen vor. Es ist bekannt, dass der Strom bei dieser Erscheinung einmal eine rein mechanische Wirkung ausübt, welche namentlich die positive Electrode betrifft und in einem Losreissen kleiner materieller Theile besteht, ausser dieser rein mechanischen Wirkung können aber chemische Zersetzungen im Lichtbogen vorkommen. Letztere können indessen nicht als ausschliessliche Wirkung des Stromes angenommen werden, da die Ursache derselben zum Theil auch ausserhalb des Lichtbogens liegen kann; der dem Strom angehörige Theil der Wirkung hat natürlich sein mechanisches Aequivalent, es tritt eine entsprechende Wärmeabsorption ein. Mit dem Zerreissen der Pole ist dagegen keine Wärmeabsorption, sondern eine Wärmeproduction verbunden, und es verrichtet mithin der Strom im Lichtbogen eine mechanische Arbeit, die nicht durch einen entsprechenden Wärmeverlust compensirt wird. Schliesst man eine galvanische Kette durch einen Draht, so übt der- selbe einen Leitungswiderstand aus, verkürzt man den Schliessungs- bogen, so ist es denkbar, die Verminderung des Leitungswiderstandes durch Erzeugung eines Lichtbogens von entsprechender Länge zu ersetzen. Trotz der Gleichheit der Widerstände muss aber die im letzten Falle entwickelte Wärmemenge geringer sein, wegen der in der Zerstörung der Pole verrichteten mechanischen Arbeit. Dieser Widerspruch lässt sich nun nur dadurch lösen, dass die Stromstärke um so viel verringert wird, dass die Verringerung an erzeugter Wärme, welche-dadurch entsteht, dieser mechanischen Arbeit genau entspricht. Diese Verringerung der Stromstärke könnte aber in doppelter Weise entstehen, einmal nämlich, indem die Verrichtung der mechanischen Arbeit einen Zuwachs des Leitungswiderstandes bedingt, oder da- durch, dass einem dem Hauptstrome entgegengesetzt gerichteten Nebenstrome Dasein gegeben wird. Die Schwächung der Stromstärke durch einen Zuwachs des Widerstandes ist nicht denkbar. Da der- selbe ein Widerstand eigenthümlicher bisher unbekannter Art sein müsste, der eine Schwächung der Stromstärke bedingt, ohne eine entsprechende Wärmeentwicklung zu veranlassen. Durch Analogie-Schlüsse gelangt Verf. nun zu dem Resultate, dass in dem galvanischen Lichtbogen durch die mechanische Zerthei- lung der festen Pole eine electromotorische Kraft entsteht, welche dem Hauptstrome einen Strom in umgekehrter Richtung entgegen- schickt. Versucht man den Widerstand im Lichtbogen zu messen, so findet man denselben aus zwei Theilen bestehend, von denen der eine von der Länge des Bogens unabhängig ist, während der andere mit derselben wächst. Genaue Untersuchungen ergeben ferner ohne Zweifel, dass die electromotorische Kraft im Lichtbogen unabhängig ist von der Stärke des Stromes, und dass der eigentliche Leitungs- widerstand des Lichtbogens proportional ist seiner Länge und wächst, wenn die Stromstärke abnimmt. Dieses Ergebniss könnte überraschen, 142 man überzeugt sich aber durch eine einfache Betrachtung, dass ‚die von dem Strome in dem Lichtbogen verrichtete Arbeit proportional ist der Stromstärke, so lange die electromotorische Kraft der Säule constant bleibt, was mit dem Obigen in engster Verbindung steht. Weitere Versuche legen ferner dar, dass die electromotorische Kraft des Lichtbogens auch unabhängig ist, von der electromotorischen Kraft der Säule. Die Wärmeentwicklung im Lichtbogen ist abhängig von der Stromstärke und dem eigentlichen Widerstande in demselben. Wenn nun der eigentliche Leitungswiderstand im Bogen verhältnissmässig klein ist gegen den constanten Stromverlust, so zeigt doch Verf.; dass derselbe ausreichend ist, um diejenigen Temperaturen hervorzubringen, welche im Lichtbogen in der That vorhanden sind, Endlich ist noch hervorzuheben, dass der Gegenstrom, welcher im Lichtbogen entsteht, abhängig ist von der Festigkeit des Electroden Materials. Bei härterer Kohle ist der Gegenstrom stärker als bei weicher oder Kupfer, weil bei letzterem vor dem Zerreissen ein halbweicher Zustand eintritt, der einen geringen mechanischen Widerstand entgegensetzt. — (Pogg. Annal. OXXXI. 586-607.) Brck W. Hankel, neue Theorie der electrischen Erschei- nungen. — Verf. liefert die Fortsetzung zu der Band XXVII. p.63 dieser Zeitschrift angedeuteten neuen Theorie und leitet die Erschei- nungen der Induction aus seinen Voraussetzungen mit Hülfe der höheren Analysis ab. — (Ebenda 607— 621.) Derselbe, über die thermoelectrischen Erscheinun- gen’des Bergkrystalls. — Verf. betrachtet zunächst beiderseitig vollkommen ausgebildete Quarzkrystalle und findet folgendes allge- meine Gesetz über die electrische Vertheilung: Beim Erkalten sind die grossen Flächen des Hauptrhomboeders zum grössten Theile negativ, die kleinen Flächen des Gegenrhomboeders zum grössten Theile po- sitiv. Von jeder Fläche des Hauptrhomboeders am obern Ende zieht sich sodann in einer mit den Streifungen der Rhombenflächen unge- fähr parallelen Richtung eine negative Zone über die Prismenflächen hinab bis zur benachbarten ®äche des Hauptrhomboeders am untern Ende; in gleicher Richtung geht beim Erkalten eine positive Zone von einer Fläche des Gegenrhomboeders am obern Ende über die Prismenflächen bis zu der benachbarten Fläche des Gegenrhomboeders am untern Ende. Hieraus kann man nun ohne Weiteres entnehmen, dass die beim Erkalten negativen Zonen über diejenigen Prismenkanten hinweggehen, welche keine Rhombenflächen zeigen, während die positi- ven Zonen diejenigen Prismenkanten kreuzen, welche oben und unten die Rhombenflächen tragen, Die optisch rechts- und links drehenden Kry- stalle, sind electrisch links und rechts, bei ersteren sind die Zonen von rechts oben nach links unten gerichtet, bei den letztern von links oben nach rechts unten. An beiden Enden ungleichmässig ausgebil- dete Krystalle differiren hinsichtlich ihres electrischen Verhaltens in- sofern, als die electrischen Polaritäten an dem ausgebildeteren Ende 143 auch vollkommener hervortreten. Von den Flächen des Haupt- und Gegenrhomboeders an dem vollkommen ausgebildeten Ende, gehen je nach Umständen rechts oder links negative oder positive Zonen an den Prismenflächen hinab, die je nach dem Grade der Ausbildung am andern Ende so wenig schief gerichtet sein können, dass auf manchen Flächen die Grenzen der verschiedenen Zonen mit den Pris- menkanten zusammenfallen. Störungen der electrischen Vertheilung anderer Art bringen Zwillingsbildungen hervor, dieselben sind jedoch derartig, dass man sie nach Kenntnissnahme obiger Erscheinungen ohne Weiteres voraussagen kann. Aus diesem electrischen Verhalten spricht sich Verf. endlich noch über die Krystallform des Quarzes dahin aus, dass derselbe weder, wie Descloizeaux sagt, scalenoedrisch- hemiedrisch, noch trapezoedrisch-tetartoedrisch, wie Naumann meint, sei, sondern dass die Wahrheit zwischen beiden liege, indem der Bergkrystall zur trapezoedrisch-hemiedrischen Abtheilung des hexago- nalen Systems gehöre. — (Ebenda p. 621-631. u. Ber. d. sächs. Acad. d. W. 1866.) Brek. J. C. Poggendorff, eleetroscopische Notizen. — Pyr- oxylin-, Pyroxyl- oder Pyro-Papier hat die Eigenschaft beim Reiben mit vielen organischen Substanzen negativ electrisch zu werden und wurde deshalb vom Verf. seit geraumer Zeit als Electroscop für negative Electrieität angewandt. Der Wunsch auch solches für posi- tive Electrieität zu besitzen führte zu Versuchen, von denen wir Fol- gendes mittheilen: Es wurde das Verhalten einer Anzahl Isolatoren, nämlich Horngummi (Kamm-Masse), Gutta-Percha, Colophonium, Schel- lack, Siegellack, Schwefel, Bernstein, Copal, Seide, Pyroxylinpapier, Collodium und Schiessbaumwolle gegen Metalle und Leiter [Graphit, Gas-Kohle, Platin, Gold, Palladium, Silber, Quecksilber-Amalgam, Zinn, Wismuth, Antimon, Kupfer, Zink, Kadmium, Eisen, Blei, Aluminium und Magnesium] geprüft. Verf. fand, dass mit wenigen Ausnahmen, die electronegativen Metalle Platin, Gold, Palladium etc, jene Isolatoren bei der Reibung positiv machen, wogegen die electro-po- sitiven Metalle dieselben negativ-electrisch machen. Unfehlbar ist hierin das Horngummi; mit Platin sanft gestrichen wird es positiv, mit Zink oder Eisen negativ. Auffällig ist die Wirkung des Amalgams, dass alle jene Nichtleiter ohne Unterschied positiv electrisch macht. — (Ebenda p. 621--635.) Derselbe, über eine neue electrische Bewegungs- erscheinung.— Durch eine möglichst luftleer gemachte Glasröhre, die eine gewisse Quantität Quecksilber enthielö und an beiden Enden eingeschmolzene Platindrähte trug, wurde‘ein electrischer Strom (von einer Holtzschen oder auch einer gewöhnlichen Maschine, ein Induc- tionsstrom ist weniger passend) geleitet: das Quecksilber welches einen 4‘ langen Faden bildete, wanderte stets vom negativen Pol zum positiven, und zwar brauchte es zu einem Wege von 8 Zoll 2—3 Secunden; bei der Bewegung wird der Faden bedeutend länger; bei mehrfach unterbrochenem Strome ist die Bewegung des Fadens ähnlich 144 der eines Blutegels. Auf der Oberfläche des Quecksilbers bilden sich kleine Wellen; im dunkeln beobachtet man ein schönes, theils gelbes theils violettes Interferenzlicht. Wegen der Theorie der Erscheinung. verweise ich auf die Originalarbeit. — (Ebenda 635—643.) Schbg. Derselbe, Reaction zweier Influenzmaschinen auf- einander (cfr. Pogg. Ann. 130, 170.) — Man verbinde die Elec- troden einer Holtzschen Maschine mit denen einer andern durch dicke übersponnene Kupferdrähte, ziehe die Electroden der ersten weit aus- einander, die der zweiten aber schiebe man dicht zusammen, setze die letztere in Thätigkeit und ziehe ihre Electroden wieder etwas auseinander: dann wird die bewegliche Scheibe der ersten Maschine (deren Schnurlauf entfernt sein muss) auf gegebenen Anstoss sich in schnelle Rotation versetzen, besonders wenn der Anstoss im Sinne der Zähne der Kämme, also rückwärts gegeben ist; man kann auch von der getriebenen Maschine die feste Scheibe ganz entfernen. — (Ebda 495.) Derselbe, über electrische Rotation. — Nachträglich bemerkt P. hierzu, dass man statt der treibenden Maschine eine ge- wöhnliche Electrisirmaschine anwenden kann, deren Conductor. und Reibzeug man mit dem Electroden kämmen der Holtzschen Maschine verbindet, von der man die Schnurläufe und die ruhende Scheibe entfernt hat. — Nach dem anfänglichen Impuls bekleiden sich die beiden Seiten der Scheibe mit den von den Kämmen ausströmenden Electricitäten; sobald nun eine Electricität zum andern Kamme gelangt, so wird sie angezogen und mit ihr die Scheibe an der sie adhärirt. — (Ebda 655— 656.) Der electrische Bratenwender. — Im Anschluss an die beiden vorigen Mittheilungen wird von P. R. darauf aufmerksam ge- macht, dass schon Franklin eine drehbare Scheibe durch zwei Leydener Flaschen, die mit entgegengesetzter Electricität geladen waren in Rotation versetzt hat. Die Scheibe war mit c. 30 radialen Glasstreifen besetzt, jeder derselben trug ein Metallknöpfchen, welche von den Flaschen angezogen und abgestossen wurden. — Auch wurde eine beiderseits belegte, geladene Glasscheibe, welche Metallarme mit Ku- geln trug, in Rotation versetzt, wenn sie zwischen 12 in Kreise auf- gestellte isolirte Metallknöpfe gebracht wurde. — (Elda 132, 479— 480.) Schbg. K. L. Bauer, über die Brechung des Lichts und das Minimum der prismatischen Ablenkung. — I.Der Verf, leitet zunächst aus der bekannten Formel für das Brechungsgesetz : sin « = nsin $? (n > 1) mehrere Ausdrücke ab für die beiden ersten Dif- ferentialquotienten von « nach £ und von £& nach «5; — Il. Diese Formeln geben einen sehr einfachen Beweis dafür, dass $ nicht über die durch sin $ = !/n bestimmte Grenze wachsen darf, dass in die- sem Falle die Ablenkung ein Minimum ist, und dass die Aenderun- gen des Winkel @ bei gleichen Aenderungen des Winkel # um so grösser sind, je grösser « ist. Dieselben Sätze werden auch streng 145 elementar bewiesen, was in den meisten Lehrbüchern nicht der Fall ist. — III. Zum Schluss wird die Verschiebung, die ein Lichtstrahl in einem Medium mit parallelen Wänden erleidet, berechnet. — (Pogg. Ann. 131, 472—479.) — Ein Nachtrag zum vorigen Aufsatz enthält einen schon von v. Ettinghausen gegebenen Beweis des Satzes von der Minimalablenkung aus dem Külp’schen Lehrbuch sowie ein paar andere Bemerkungen. — (Ebda 132, 658—660.) Schbg. Emsmann, Ertönen von Orgelpfeifen bei veränder- licher Stärke des Anblasens. — Die Versuche bestätigen die von Wertheim gefundenen Resultate über das Erklingen des Grund- tones und der harmonischen Obertöne der offenen und gedeckten Lippenpfeifen bei verschiedenen Windstärken. — (Pogg. Ann. 132, 650—653.) O. Neumann, Foucaults Gyroscop; vereinfacht und verbessert. — Die Thatsache, dass die Lage der Umdrehungs- ebene eines in seinem Schwerpunkte aufgehangenen und um seine Axe rotirenden Körpers unveränderlich bleibt, veranlasste Foucault sein Gyroscop zu construiren, einen kleinen Apparat der überall auf- gestellt werden kann und die Drebung der Erde um ihre Axe nachweist. Eine mit starkem Rande versehene Scheibe wird in Ro- tation versetzt, die Axe endet in stählernen Spitzen, die zwischen einen Metallreifen gespannt werden, so dass die Scheibe mit geringer Reibung um die Axe gedreht werden konnte, Dieser Apparat wird durch ein Räderwerk in Bewegung gesetzt bis die Geschwindigkeit möglichst gross ist, dann lässt man ihn frei weiter laufen, dabei ändert sich scheinbar die Rotationsebene, wodurch eben die Umdre- hung der Erde bewiesen wird. Die Ablösung der Scheibe von dem Räderwerke war bei Foucault etwas unbequem; Neumann hat dieselbe practischer eingerichtet. — Referent bemerkt hierzu dass es vielleicht möglich ist, das Räderwerk ganz und gar zu sparen; Herr Mech. Schmidt aus Berlin, der kürzlich hier war, setzte seine Kreisel durch Abziehen einer Schnur in Bewegung und erhieli dadurch ziemlich lange, etwa 15—20 und wol noch mehr Minuten andauernde Rotatio- nen und während einer solchen Zeit muss doch die Ablenkung ent- schieden bemerkbar geworden sein. — (Ehda 132, 465—468.) Schbg. F. Plateau, über die Umwandlung eines flüssigen Cylinders in gesonderte Kugeln. — Das in der Ueberschrift angegebene Phänomen ist bekannt; die einfachste Art es experimentell zu zeigen besteht darin, dass man einen glatten feinen Baumwollen- faden von 0,2 Mm. Durchmesser nnd 50 Cm. Länge sorgfältig mit Wasser tränkt; nachdem man alle anhaftende Luft vertrieben hat, lässt man ihn, indem man ihn oben hält, in ein 40 Cm. tiefes Gefäss voll Wasser senkrecht herab und zieht ihm dann möglichst lothrecht mit gleichmässiger Geschwindigkeit heraus, lässt jedoch das Ende in der Flüssigkeit; die Operation soll nicht länger als °/,,— ®Iıo Secunden dauern. Der Faden ist dann seiner ganzen Länge nach mit einer Reihe von Wasserperlen besetzt, deren Mittelpunkte etwa 5 Mm. weit Bd. XXXI, 1868. 10 146 von einander entfernt sind. Mit Baumöl gelingt das Experiment noch besser, man muss hier den Faden mit einem Gewicht beschweren und das obere Ende über dem Baumöl befestigen; dann hält sich die äus- serst zarte Perlschnur c. 10 Minuten. — Man kann auch den Faden in einen Holzbogen einspannen und ihn nun horizontal aus dem Oele herausziehen. — DieBildung geht langsamer vor sich, wenn man statt des Fadens eine eingeölte Stricknadel vertikal in Oel taucht und schnell wieder herauszieht: es entstehen zunächst Einschnürungen und Anschwellungen, die allmählig in einzelne Tropfen von der Gestalt der von Plateau sen. so genannten Undwloide übergehen. — (Pogg.Ann. 132, 654-658.) Schbg. Chemie. Barlinetti und Duchemin, neue Anwen- dungsweisen der Pikrinsäure. — 1.Barlinetti, Prof. zu Padua hat mit dieser Säure ’ein neues (Schiess-) Pulver dargestellt. Er mischte die PS. erst mit chlorsaurem Kali und erhielt ein bei der geringsten Reibung explodirendes Produkt. Bei Zusatz von Kalisal- peter trat die Detonation weniger leicht ein, gab jedoch ein weniger gutes Resultat, als zweifach chromsaures Kali. Das damit bereitete Pulver ist, nach B.kräftiger als gewöhnliches Schiesspulver, durchaus nicht ae und verbrennt ohne Rückstand zu hinterlassen. Durch Reibung (percussion) und Schlag explodirt es nicht. Weitere Versuche werden diese Angaben zu prüfen haben. "2. Duchemin wandte die P.S. zur Füllung derElemente für galvanische Batterien an, Er hat zwei verschiedene Elemente construirt; das eine entspricht dem Bunsen’schen, nur, dass die Salpetersäure durch Pikrinsäure ersetzt ist; die zweite Form (Kohlenzinkelement) erfordert nur eine einzige, aus Pikrinsäurelösung mit !Jı, Schwefelsäure beste- hende Flüssigkeit. Letztere ist stark genug, um den Rühkorff’schen Apparat in Bewegung zu setzen. Diese Batterien werden sich wegen der nicht entwickelten schädlichen und die Schrauben etc. der Appa- rate concredirenden Dämpfe bald Eingang verschaffen, zumal sich der Preis nicht wesentlich höher beläuft und ihre Aufstellung an Orten, wo sich viele-Menschen befinden, so in Krankenhäusern nicht die geringsten Unzukömmlichkeiten verursachen kann. — (Journ de Chem. medic. Octob. 1867. 506.) K. Schneider, über Stärkegehalt der Kartoffeln. — Nach Untersuchungen von Schneider sollte die Kartoffel erst Ende December oder Anfang Januar ihren vollen Stärkegehalt ausgebildet haben; von dieser Zeit an tritt aber Abnahme ein, weil nun der Keimungs- process beginnt. Das sogenannte Schleimigwerden der Kartoffeln in dieser Zeit soll von Umwandlung der Stärke in Dextrin resp. Zucker herrühren. Der Stärkegehalt der frisch aus der Erde genommenen Kartoffeln soll sich zu dem am Ende December verhalten wie 10:17. B. W. Gibsone, über einen neuen Schwefelwasser- stoffapparat. — Derselbe besteht aus zwei ziemlich gleich grossen, gleich gestalteten Flaschen Aund B mit weiten Oeffnungen, welche durch fach durchbohrtes Kork- oder Kautschoucstopfen verschlossen werden 147 können. A ist das Entwicklungsgefäss, B die Waschflasche, welche wenn der Apparat ausser Thätigkeit gesetzt werden soll, als Säure- behälter dient. F. ist ein langer Röhrtrichter, welcher bis auf den Boden von A reicht und gleichzeitig zum Säureaufguss und als Si- cherheitsventil dient. S, s sind die bis auf den Boden beider Flaschen gehenden Heberschenkel von Glas, welche an ihren Enden etwas nach aufwärts gebogen sind. Die Mitte dieses Hebers ist durch einen Kautschoucschlauch e gebildet. Das zweite Heberohr G, g in der Mitte d ebenfalls aus Kautschoucschlauch construirt, reicht in A nur bis unter den Kork in B bis auf den Boden der Flasche. Dasselbe dient zur Ableitung des in A gebildeten HS nach B, wo es gewaschen wird und aus der 3. Durchbohrung des Stopfens B mittelst Glasrohr und Kautschoucschlauch in irgend welche Lösung eintritt. H ist eine beliebig hohe Unterlage von Holz oder Stein, auf die bald A, bald B gesetzt wird, je nachdem der Apparat ausser Thätigkeit sein oder in Wirksamkeit gesetzt werden soll. Soll der Apparat in Thä- tigkeit gesetzt werden, so wird auf den Boden des Entwicklungs- gefässes A eine Menge grober Glasscherben gebracht, damit das dar- über geschüttete grobpulverige Schwefeleisen, die Oeffnungen des Trichterrohres F und des Heberrohres G nicht verstopfen könne. Dann wird verdünnte Schwefelsäure in das Gefäss A durch das Rohr F gegossen bis es zu ?/, gefüllt ist. Drückt man nun den Kautchouc- verbindung des Heberrohres G, g zusammen, so füllt sich der Heber S, s mit verdünnter Säure, welche man so lange nach B, welche hoch gestellt ist, übersteigen lässt, bis das Niveau der Flüssigkeit in beiden Flaschen gleich ist. Hebt man nun den Druck bei d auf so nimmt das HSgas seinen normalen Weg durch G, d, g, wird in B durch die Säure gewaschen und tritt durch E in die untergestellte Metall- salzlösung ein. Soll nun der Apparat ausser Thätigkeit gebracht werden, so wird die Flasche B vom Untersatze genommen und Flasche A daraufgesetzt, wodurch die Flüssigkeit von A nach B durch den Heber fliesst. Lässt man ausserdem das gereinigte Ableitungsrohr E in Ammoniak tauchen, so wird man einerseits kein HSgas verlieren, andrerseits nicht durch Geruch belästigt werden. — (Chemic News XV, 240.) E.Klein und Verson, über die Bedeutung des Koch- salzes für den menschlichen Organismus. — Ob und warum das Kochsalz unentbehrliches Nahrungsmittel für Thier und Mensch ist, kann bisher noch als eine offene Frage betrachtet werden. Es berichten allerdings Reisende von Völkern, die freiwillig oder ge- zwungen desselben entbehren, aber sie sagen nicht, ob andere Ersatz- mittel genossen wurden; wenn andrerseits Schwerkranke sich des Kochsalzes enthalten, weil sie überhaupt keine Speisen zu sich nehmen, so ist das kein Beweis, dass das Kochsalz für den Organismus ent- behrlich ist. Sicher scheint nach den Versuchen von Kaupp nur zu sein, dass wir für gewöhnlich das mit den Speisen genossene Koch- salz im Organismus aufspeichern, um in Zeiten der Noth davon zu 10* 148 zehren, weil wir selbst bei gänzlicher Entziehung des Kochsalzes in den Speisen, fortdauernd mit dem Harn ein solches fortgeben, wenn auch allmälig in immer geringerer Menge. Nach Voit sollte Koch- salzgenuss die Oxydation des Eiweisses steigern, also die abgegebene Harnstoffmenge erhöhen; während in Kaupps Versuchen bei Koch- salzenthaltung die Harnstoffabgabe grösser wurde. Verson hat in zweistägigen Versuchen sich möglichst allen Kochsalzgenusses enthalten, indem er nur destillirtes Wasser trank, sein Brod ohne Kochsalz be- reitete. Er genoss also nur so viel des Salzes als in Fleisch, Mehl, Kartoffeln enthalten war. Da das Fleisch mit destillirtem Wasser gekocht und die Brühe nicht mit genossen wurde, in diese aber die grösste Menge des im Fleische enthaltenen Salzes mit übergeht, so erscheint die Annahme, dass mit der täglichen Nahrung 420 Grm. Rind- fleisch, 400 CC Milch, 180 Grm. Reis, 280 Grm. Kartoffeln, 280 Grm. Fett nur 1,6 Grm. NaCl mitgenossen werden, nicht zu hoch gegriffen. Um den Kochsalzgehalt des Blutes zu bestimmen wurden mittelst Aderlass 8-10 Grm. genommen. Die Menge des Getränkes wurde auf täglich 675 CC normirt. Die Resultate der zweiten Versuchsreihe ergeben sich am besten durch Mittheilung der von den Verff. gege- benen Tabelle: Während des Versuchs a Harn = Base Bump arn- arn- och- es Tag menge Spec.Gew. a säure ae salz Koch- in CC “ inGrm. * inGrm. salzes 0. 1900 1,01547 36,48 0,5458 18,681 8,658 27,339 1. 1650 1,01248 33,165 0,4931 9,9 5,541 15,441 2. 1660 1,012538 3714 — 6,527 3,741 10,268 3. 770 1,02455 38,268 0,5867 3,798 5,52 9,318 Ar 1150, 1,01789 42,488 0,5525 4,113 1,28 5,393 5. 1150 1,01601 37,030 0,5479 3,22 11:9 4,410 6. 1145 1,01670 39,159 0,8432 2,943 2,25 5,193 7. 1100 1,01681 38,300 1,0566 2,86 1,33 4,190 8s. 1115 1,01710 38,356 1,2611 2,519 1,45 3,969 Nach dem Versuche : 1. 650 1,02895 37,96 0,7199 3445 3,25 6,695 92 M7a0 us 37,44 eu 7,920 1,65 9,570 3. 900 1,02801 38,34 1,0093 11,223 1,50 12,723 4 1170 1,02395 40,833 0,396 15,795 3,45 19,245 5. 1670 — 41,9 0,4934 17,368 4,80 22,168 Die Kochsalzabgabe zeigt daher kein regelmässiges Sinken, sowohl im Harn wie in Fäces. Da nun die NaCl Einnahme weit geringer war als die Ausgabe und dieses Plus weit mehr beträgt als das, was das Blut verloren hat, so müssen auch die Gewebe an der Mehraus- gabe betheiligt gewesen sein, indem dieseihr Kochsalz aus Blut, dieses das seinige aus dem Harn abgab. Es findet sich der Harn an Harn- stoff und Harnsäure reicher. Der Chlorhungernde fühlte besonders am 3. —4, Tage grosse Mattigkeit und die entleerten Harnstoffmengen 149 ne blieben auch nach dem Versuch noch höher wie bei normaler Lebens- weise. Trotzdem bei Aufnahme der Chlorzuführung nach beendigtem Versuche die Getränkemasse erhöht war, fiel doch die Harnmenge, zum Beweise, dass mit dem Kochsalz auch Wasser chemisch gebunden wurde, und erst nachdem der Organismus wieder vollständig mit NaCl gesättigt ist, nimmt die Menge des Harns sprungweise zu, und die im Harn entleerte Kochsalzmenge steigt fast ebenso schnell, als sie während des Versuches abgenommen hatte. Die Blutuntersuchungen ergaben 1. Versuchstag 8. Versuchstag ran NaCl 0,40168°), 0,28302 0,42308 HO 19,09 78,2144 19,926 woraus folgt, dass während des Chlorhungers nicht nur der Koch- salzgehalt des Blutes, sondern auch der Wassergehalt gesunken ist, also das Blut eine wesentliche Umänderung erfahren hat; und dass mit der Wiederaufnahme von NaCl auch der normale Wassergehalt des Blutes eintritt. Das Körpergewicht hatte während der 8 Tage des Chlorhungers um 1 Pfd. abgenommen, und war nach 3 Tagen um 3 Pfd, gestiegen. Im übrigen ist zu bemerken, dass sich zu dem Schwä- chegefühl und der Mattigkeit während des Versuches auch Einge- nommenheit des Kopfes und Volle des Magens gesellten, welche Er- scheinungen jedoch gegen Ende des Versuches wieder verschwunden, vermuhtlich weil sich der Organismus an den Kochsalzmangel gewöhnt hatte. Den Harn, obwohl anfangs stark sauer, zeigte grosse Neigung alkalisch zu werden und setzte bald phosphorsaure Ammoniakmag- nesia und harnsaures Ammoniak ab. Es zeigte sich, dass hauptsäch- lich der 2-3 Stunden nach der Mahlzeit gelassene Harn diese Neigung, in 3-3 Stunden alkalisch zu werden hatte. Verff. glauben, dass das NaCl nur deshalb unentbehrlich sei, weil wir schon während des In- trauterin-Lebens daran gewöhnt sind; bei plötzlicher Entziehung be- finden wir uns deshalb unwohl, gewöhnen uns aber allmälig an die Entbehrung. Es scheint jedoch während derselben eine grössere Ei- weissconsumtion einzutreten. — (Wien. Akad. Ber. 1867. p. 627.) De Luca, über die Wirkung von schwefelsaurem Natron auf die Hornhaut des Auges. — Nicht selten be- deckt sich die Cornea mit weissen oder gelblichweissen Flecken, welche bisweilen gänzliche Blindheit hervorbringen können. Nach mehrfachen Versuchen diese, wahrscheinlich aus coagulirter Ei- weissubstanz bestehenden Flecken zu entfernen, benutzte Verf. zuerst conc. Glaubersalzlösung, schliesslich das Salz selbst in Form feinen Pulvers, indem er von der Erfahrung ausging, dass Glaubersalz die Coagulirung des Blutfibrins aufhebt. Die Versuche gaben nach mehr- tägigem Gebrauch ‘fast immer dem Patienten die Sehkraft wieder. — (Mechanics Mayazine 1867 pay. 39.) Tessie duMothay, wohlfeile Darstellung von Sauer- stoff, Ozon und Wasserstoffsuperoxyd. — Mangansaures und 150 übermangansaures Kali (Natron) geben bei einer Temperatur von 450°C einen Theil ihres Sauerstoffs ab, wenn sie mit Wasserdampf in Be- rükrung kommen, wobei ein Gemenge von Manganoxyd und Kali (resp. Natron-) hydrat entsteht, welches bei beginnender Rothgluth in einen Strom von atmosphärischer Luft wieder in mangansaures Salz übergeht. Nachdem man also in eisernen Retorten durch eingepresste Luft bei Rothgluth die Ueberoxydirung bewirkt hat, desoxydirt man mittelst Wasserdampfes, leitet die abgehenden Wasserdämpfe und den freigewordenen Sauerstoff durch eine Kühlschlange, wodurch der Wasserdampf condensirt während der Sauerstoff in das Gasometer geleitet wird. Sobald die Sauerstoffentwicklung aufgehört hat, beginnt man die Ueberoxydirung durch eingepresste Luft von Neuem. Das bei der Bereitung des Chlorkalks restirende Chlormangan wird mit Aetzkalk gefällt, das erhaltene Manganoxyd mit Aetznatron gemengt und geschmolzen, wodurch mangansaures Natron erhalten wird, wel- ches Verf. für 1 Fre. per Kilogramm verkauft. Werden 3 Aegq. dieses Salzes in möglichst wenig Wasser gelöst und mit 2 Aeq. schwefel- saurer Magnesia versetzt, dann erhält man neben schwefelsauren Natron, Magnesia und Mangansuperoxyd übermangansaures Natron, welches zur Ozondarstellung resp. zum Bleichen von Geweben und Garnen dienen kann. Die letzteren werden nach dem Einweichen und Entfetten in eaustischer Lauge in das oben erwähnte Bad von Ueber- mangansaurem Natron gebracht, sodann in ein Bad, welches 2—3 pC. HO?2 enthält, worin sie so lange bleiben, bis die das Bleichgut be- deckende Mangansuperoxydschicht verschwunden ist. In 3 Tagen lassen sich Gewebe von 100 Meter Länge für 6Fre. vollständig blei- chen. Zur Darstellung des wasserfreien Baryts, welcher zur Darstel- lung des Baryum- resp. Wasserstoffsuperoxydes dient gibt Tessie folgende Vorschrift. Es wird in einem Puddelofen ein teigartiges Gemenge von kohlensauren Baryt, Theer und überschüssiger Holz- kohle geglüht und dann die unverbrauchte Kohle durch Zuleitung von reinem Sauerstoffgas abgetrieben. Die Temperatur steigert sich da- durch so sehr, dass die eben gebildete Kohlensäure sich nicht wieder mit dem schon fertigen Aetzbaryt verbinden kann. Der so entstan- dene wasserfreie Aetzbaryt wird mit wenig trockner Holzkohlenasche gemengt und in Baryumsuperoxyd nach bekannten Methoden überge- führt. — (Bulletin d. I. Societe d’Encouragement 1867. pag. 472.) H. Wagner, Ueber Phosphor- und Antiphosphor- zündhölzer. — Unter den Rohmaterialien zur Bereitung ist zuerst das Holz in Betracht zu ziehen. Am besten eignet sich sehr feines weisstannenes Holz, welches besonders in Thüringen und Böhmen zu Holzdrähten verarbeitet und versandt wird. Man sucht möglichst junges schnell gewachsenes Holz aus, weil sonst die Hobelmaschinen zu stark angegriffen und abgenutzt werden. Je besser das Holz ist, um so weniger scharf d.h. feuergefährlich braucht die Zündmasse zu sein; ausserdem halten Schwefel und Stearin viel besser an den po- rösen Hölzern und es ist darum auch ein Abspringen der Zündmasse 151 weniger zu fürchten. Auf die Trockenheit des Holzes ist grosse Sorg- falt zu verwenden, jedoch liefert künstlich getrocknetes Holz weniger gute Zündhölzer als an der Luft getrocknetes. Nachdem die Hölzchen entweder mit der Hand oder Maschine in den Rahmen gespannt sind, werden sie mit dem Ende, welches geschwefelt oder gefettet werden soll, auf einer zur dunkel Kirschroth-Gluth erhitzten Platte so lange hin und hergeschoben, bis alle Feuchtigkeit entwichen ist und die Enden anfangen braun zu werden. Sodann werden sie sofort in den daneben stehenden geschmolzenen Schwefel eingetaucht und der über- flüssige Schwefel durch eine kräftige Bewegung abgeschleudert, Waren die Hölzchen zu kalt und der Schwefel zu heiss, dann bleibt zu viel Schwefel hängen und dann werden beim Anreiben die Phosphorköpf- chen leicht abspringen, was oft gefährlich wird. Der anzuwendende Schwefel soll Arsenfrei sein. Das Fetten der sogenannten Wiener Salonhölzer wird in gleicher Weise ausgeführt, es ist aber auch hier darauf zu sehen, dass an den Hölzchen, die in das geschmolzene Stearin eingetaucht werden, nicht zu viel hängen bleibt, weshalb es sich empfiehlt, die in das Fett eingetauchten Rahmen nochmals über die erhitzte Eisenplatte zu ziehen. Die so vorbereiteten Hölzchen werden dann in die Phosphormasse getaucht. Die Phosphorzündmasse enthält ausser Phosphor noch sauerstoffreiche Metalloxyde, welche theils färbend wirken, theils das rasche Abbrennen der Masse be- dingen. Die Beimischung von feinem Sand (chemisch abgeschiedene Kieselsäure), gestossenes Glas, Bimstein ete. dient theils um die Masse consistenter zu machen, theils um die Entzündlichkeit des Phos- phors beim Anreiben zu erhöhen. Zum Bindemittel dient Gummi arabicum oder Leim. Der anzuwendende Phosphor soll weiss und arsenirei sein; der Salpeter chlorfrei. Die Anwendung des chlor- sauren Kalis. an Stelle des Salpeters ist aus leicht begreiflichen Gründen aufgegeben werden. Als Verdickungsmittel ist der Leim dem Gummi arabicum vorsuziehen; denn einmal ist ersteres billiger und zweitens liefert letzterer feuergefährlichere Waare. Die Bereitung der Zündmasse ist folgendermassen auszuführen. Der 24 Stunden in wenig Wasser eingequellte Leim wird in einem kupfernen Kesselchen bei 55—60°C flüssig gemacht, (im Wasserbade), und dann in kleinen Portionen der Phosphor unter beständigem Rühren mit einer Rühr- kelle eingetragen; am besten führt man diese Operation aus, nach- dem das Leimgefäss vom Wasserbade entfernt ist, da die Temperatur 450° nicht übersteigen soll. Sollte sich der an die Oberfläche kom- mende Phosphor entzünden, dann wird er durch Ueberwischen mit einem in kaltes Wasser getauchten Schwamme ausgelöscht. Sobald aller Phosphor eingerührt ist soll die ganze Masse eine weisse Emul- sion darstellen, und gleichmässig zähe und fadenziehend erscheinend, ohne Knötchen auf der Rührkelle zu zeigen. Für die Darstellung der Zündmasse für Wiener Salonhölzer dient folgendes Recept: 2,75 Pf. Phosphor; 5,5 Pf. Gummi arab.; 21 Pf. Mennige; 13 Pf, chem. reine Salpetersäure von 40°B°; 0,25 Pf. bester Kienruss; 1 Pf. Braunstein; 152 2--3 Pf. reiner Salpeter; 0,5 Pf. venetianischer Terpentin und 1 Loth Bleiweiss. Die Bereitung erfolgt so, dass man 20 Pf. Mennige mit der angegebenen Menge Salpetersäure in Bleisuperoxyd verwandelt, nachdem man sie vorher mit Kienruss aufs innigste unter Wasserzu- satz verrieben hat. Nachdem dann im Wasserbade auf 60° C erhitzt ist, wird das letzte Pfund Mennige zugegeben, erwärmt bis keine Gas- entwicklung mehr stattfindet, mit Wasser verdünnt und der Rückstand auf einem Spitzbeutel mit heissem Wasser ausgewaschen, und dann ausgepresst. Sodann werden 4,5 Pf. Gummi in der entsprechenden Menge Wasser von 45° C gelöst, der Phosphor unter Umrühren ein- getragen und dann das oben erhaltene Bleisuperoxyd verrührt; sodann werden nach und nach die übrigen Ingredienzien unter Rühren ein- gebracht und bis zum Kaltwerden gerührt. Die mit dieser Masse bereiteten Zündhölzchen werden mit einem Lacküberzug versehen, welcher dargestellt ist aus 1!/, Maass Alkohol, 1 Pfd. gebleichten Schellack, 3 Pfd. hellsten Colophonium, 6 Loth venetianischen Ter- pentin, 2 Loth Campher, 12 Loth Benzoeharz, t/, Loth Lavendelöl und '/a Pf. Leinölfirniss. — Trotz aller Vorsichtsmassregeln in den Zündholzfabriken lässt sich die nachtheilige Wirkung des Phosphors auf die Arbeiter nur schlecht beseitigen, (Lähmung bei Erwachsenen, und Verkümmerung im Wachsthum bei Kindern), es ist daher an der Zeit, da auch die gew. Streichhölzer oft zu Verbrechen und Unglücks- fällen Veranlassung gegeben haben, darauf zu dringen, weniger ge- fäbrliche Zündhölzchen in die Praxis des Lebens einzuführen. Der sogenannte amorphe Phosphor entspricht völlig dem gewünschten Zwecke, wenn man ihn anstatt auf den Hölzchen auf dem Reibzeuge befestigt, und die Kuppen der Zündhölzer aus leicht Sauerstoff ab- gebenden für die Gesundheit nicht nachtheiligen Substanzen darstellt. Für die Darstellung der Antiphosphorsalonhölzchen werden 11 Th. ehlorsaures Kali; 1,5 Th. Glaspulver; 1,5 Th. Schwefelkies; 1 Th. Braunstein; 2 Th. 2fach chromsaures Kali mit einer Lösung von Gummi arabicum und Wasser (im Verhältniss 1:2) in einem eisernen Kesselchen mit einer hölzernen Rührkelle zu einem plastischen Brei verrieben, die geschwefelten oder gefetteten Hölzchen damit über- zogen und nach dem Trocknen mit dem oben beschriebenen Firniss überzogen. Zum Reibzeug dient eine mit englischem Roth überzogene Fläche, auf welche eine Mischung von 9 Th. amorphen Phosphor, 7 Th. Schwefelkies, 3 Th. Glasund 1 Th. Leim in ganz dünner Schicht aufgetragen ist. — (Polyt. Journ. 186, 62) Swt. Geologie. L. Agassiz, über den Ursprung des Löss. — Auffallend gross ist die Aehnlichkeit des Löss im Rheinthale mit dem im Amazonenthale und den oberflächlichen Gebilden NAmerikas und sie wird zur Lösung des Ursprungs derselben beitragen. Vor Allem ist daran zu erinnern, dass früher die Gletscher eine ausseror- dentliche Ausdehnung gehabt haben, die Alpengletscher den Jura, die skandinavischen bis in die Ebene Deutschlands sich erstreckten und dass in NAmerika die nördlichen Vereinten Staaten wenigstens mit 153 Eis bedeckt waren. Danach hat es mit der chemischen Zusammen- setzung und dem bedeutenden Kalkgehalte des Löss, welches auch seine gegenwärtige Unterlage sein mag, keine Schwierigkeit. In ganz Neuengland bekanntlich meist aus granitischen und glimmerschiefer- ähnlichen Felsarten bestehend enthält der Drift und der darauf liegende Löss auch Kalktheile in ziemlich grosser Menge. Diese oberfläch- lichen Gebilde liegen überall auf geschliffenen Flächen und sind aus sämmtlichen Materialien zusammengesetzt, die im ganzen Bereiche des zusammenhängenden geschliffenen Bodens anstehend zu finden sind, Im Rheinthale wird alles, was aus der Schweiz von den Alpen und vom Jura kommen kann, zu finden sein. Keine Thatsache widerspricht, dass alle die losen Geröllablagerungen mit geritzten Geschieben und alle Sand, Löss und losen Bildungen, die damit im Zusammenhange stehen oder darüber liegen, von Gletschern zerrieben worden sind. In den nördlichen Vereinsstaaten sind meist die erratischen Blöcke auch polirt und geritzt, da dieselben grösstentheils unter dem Eis- felde mit der ganzen Masse gewandert sind, in gebirgigen Gegenden findet man grosse eckige Blöcke so in der Schweiz, die dem geritzte Steine enthaltenden Drift aufliegen, weil dieselben auf dem Eise fort- wanderten, während die unterliegenden Massen die Reibung bestanden. Wie aber das Eis zu sehmelzen und sich zurückzuziehen anfing, be- gann eine Reihe von wenig beachteten und wichtigen Erscheinungen. So die Bildung der Flussgebiete, die Ausgrabung ihrer früheren, die Ablagerung der See- und Flussterrassen etc., nachdem zuvor die Schmelzwasser die von den Gletschern bearbeiteten Materialien in mancherlei Weise umgestaltet und die wenig geschichteten Mergel- thonablagerungen und feinern Sandablagerungen aus dem Gletscher- bach herausgewaschen und über den grössern Anhäufungen wieder abgelagert hatten. Die zeitliche Folge wäre mithin: 1. Bildung der ausgedehntesten Eisgefilde, ihr südliches Vorrücken im Norden, Ver- breitung nördlicher Blöcke über südliche Breiten. 2. Rückschritt der Eisfelder des Nordens bis in die Ebene, norddeutsche Gletscher bis in die skandinavische Halbinsel und den Ural, gleichzeitige Bildung ausgedehnter Gletschergebiete in gebirgigen Gegenden so über Schott- : land, Wales, Irland, der Schweiz, Pyrenäen etc., Erstreckung des nordamerikanischen Eisfeldes bis zum 42, Breitengrade. 3. Ver- schwinden des Eisfeldes aus der Ebene der gemässigten Zone, Bildung grosser Seen in den Unebenheiten des Landes, Ablagerung des Löss etc. 4. Die nördlichen Eisfelder ziehen sich aus der Ebene NDeutsch- lands zurück bis zum Fusse der skandinavischen Alpen und öffnen einen Ausweg für die Ausleerung der grossen inneren Landseen. 5. Beginn der Auswaschungsthäler, der Deundation des Löss und der andern ältern Gletscherablagerungen. 6. Anlage unserer Fluss- gebiete und Abgränzung der Land- und Seebecken durch Nivellirung der losen Geröllablagerungen. 7. Uebergang in den jetzigen Zustand der Dinge. — (Neues Jahrb. f. Mineral. 1867. S. 676-677.) Al. Fellner, chemische Untersuchung der Tesche- 154 nite, — Tschermak schied von diesen Gesteinen die Pikrite als eigene Gruppe aus und nur die übrigen Teschenite analysirte Verf,, nämlich I feinkörnigen Teschenit von Teschen, II augitführenden, III amphibolführenden von Boguschowitz, dann IV die feldspäthigen Massen des amphibolführenden Teschenits von Neutitschein, V diesel- ben aus II, und VI dieselben aus III. I II IE 21V V VI Kieselsäure 44,61 47,41 44,65 46,19 53,83 52,18 Thonerde 19,51 18,65 15,77 27,15 24,58 924,05 Eisenoxydul 9,28 10,21 11,65 3,04 3,09 4,10 Kalkerde 9,9 717 13,70 5,32 510 4682 Magnesia 2,31 506 652 ° — 0,76 0,24 Kali 0,67 206 0,82 3,61 2,15 2,03 Natron 3,98 4,90 359 621 6,69 7,42 Wasser 10,23 5,05 318 9837 427 5,14 100,53 100,52 99,88 99,89 100,65 99,78 Den Teschenit von Boguschowitz beschrieb Hochstetter als Anorthit- diorit, als ein Gestein, welches Augit und Hornblende zugleich enthält und bestimmte die Dichte auf 2,788 und 2,967. Anorthit und Analeim begleitet von Augit oder Hornblende bilden die Teschenite. Der Zeolith wurde chemisch nachgewiesen. Es scheint noch ein kalifüh- render Feldspath aufzutreten. — (Verhandlgen. Geol. Reichsanst,. 1867 Nr. 15. S. 336—338.) O. Schneider, die augitischen Gesteine am Löbauer Berge. — Dass die basaltischen Gesteinsmassen aus Augit und Lab- rador zusammengesetzt seien, ist neuerdings vielfach angegriffen worden, vielmehr sollen Augit und Nephelin die wesentlichen Theile des Basaltes sein, weil derselbe in Säuren Kieselgallerte ausscheidet. Verf. fand dies nicht bestättigt. Der Löbauer Basalt zeigte nur in Salpetersäure, nicht in Salzsäure eine Gallertbildung, der Basalt aus den Waditzer Brüchen in beiden Säuren gar keine und doch ist der- selbe ausgezeichneter Basalt. Das das Gelatiniren verursachende Mineral kann also kein wesentlicher, sondern nur ein zufälliger Be- standtheil sein. Auch die frühere Ansicht vermuthete im Basalt neben Augit und Labrador noch als accessorisch ein Zeolithisches Mineral und Magneteisenerz, liess aber auch die Möglichkeit ächter Basalte ohne Zeolithsubstanz zu. Dass die Kieselgallerte nur aus Zeolithen hervorgeht, bestättigen die erkennbaren Ausscheidungen in den beiden untersuchten Basalten. Der Löbauer Basalt von der Judenkuppe ist nämlich reich an sichtbarem Zeolith, der von Waditz aber ausseror- dentlich arm, zeigt nur sehr selten dünne zeolithische Häutchen an den Wänden der Drusenräume, der Gallertbildende Basalt ist also ein zeolithreicher, der nicht gallertierende ein fast zeolithleerer. Wei- ter aber hat man nie den Nephelin im Basalt ausgeschieden beobachtet und die basaltischen Laven, überaus ähnlich dem ächten Basalt, be- stehen nachweisbar aus Augit-und Labrador, sehr wenig Magneteisen, enthalten bisweilen eingewachsene grosse Labradorkrystalle, aber das 155 Vorkommen des Nephelin ist auf die eigentlichen Nephelinlaven be» schränkt und dürfte demgemäss in den ältern Gesteinsmassen wohl auch auf den Nephelinfels oder Nephelindolerit beschränkt sein. Wichtig ist ferner, dass der Basalt wohl häufig deutliche Uebergänge durch den sogenannten basaltischen Dolerit zu gemeinem oder Labra- dordolerit zeigt, wo sich aber Uebergänge von Basalt zu Nephelin- dolerit finden. Endlich tritt der Labradordolerit bisweilen in Abson- derungen auf, die den am Basalt beobachteten völlig gleichen, während der Nephelindolerit stets massig abgesondert ist. Nach all diesem will der Verf. den Löbauer Basalt als Basalt, nicht für ein sehr feinkörniges Gemenge von Augit und Nephelin, also für eine sehr feinkörnige Varietät des Nephelindolerits halten. Grössere Berechti- gung dürfte die Annahme haben, dass der Löbauer Basalt nicht zu den gewöhnlichen Basalten zu zählen sei, sondern vielmehr ein inniges Gemenge von Augit und Nephelin. Das ist von mehreren Forschern angenommen worden , so auch von Glocker und Cotta, Aber der sehr feinkörnige Nephelindolerit des Löbauer Berges unterscheidet sich wesentlich von dem dasigen Basalte. Das Pulver des erstern wird unvollkommen aber schnell in Salzsäure gelöst und scheidet eine steife Kieselgallerte aus, ebenso in Salpetersäure, das Pulver des letztern dagegen wird in beiden Säuren viel langsamer und unvollkommen gelöst und giebt nur in Salpetersäure Kieselgallerte. Auch die Atmos- phärilien äussern auf beide eine verschiedene Einwirkung. Die Ober- fläche der angegriffenen Basaltmassen ist stets glatt, die Verwitterungs- flächen des feinkörnigen Nephelindolerits dagegen zeigen sich stets uneben und rauh, weil der Nephelin viel schneller als der Augit an- gegriffen wird. Auch scheint bei den sehr feinkörnigen Nephelindo- leritvarietäten die Verwitterungsrinde im Allgemeinen stärker zu sein als beim Löbauer Basalt. Ferner ist jener stets grünlich schwarz, oder graubraun, meist matt, selten wenig schimmernd, der Dolerit dagegen hat mehr minder starken Fettglanz von Nephelin herrührend, auch nie eine eckigkörnige Absonderung oder eine plattenförmige in grosser Felsmasse, wie sie dem Basalt meist eigen ist. Auch die accessorischen Gemengtheile sind verschieden. Hier erklärt Verf. zu- nächst, dass die grünlichweissen Partien im Basalt keineswegs Ne- phelin, sondern Olivin sind, der auch in grossen und kleinen Körnern eingesprengt erscheint. In beiden Gesteinen kommen vor Natrolith, Phillipsit, Sanidin, Rubellan und Magneteisen, allein im Nephelin- diorit, Apatit, Stilbit, Melilith und Trappeisenerz, im Basalt blos Hyalith, Aragonit, Speckstein und Olivin. Wie letzterer für den Ba- salt, so ist auch der Apatit für den Nephelindolerit ganz besonders charakteristisch und in jedem Handstücke nachweisbar. Das Vorkom- men zweier ganz verschiedener Mineralien unterstützt wesentlich die Trennung beider Felsarten. Ferner finden sich wohl Uebergänge von feinkörnigem zum grobkörnigem Nephelindolerit aber nie von diesem zum Basalt. Wo beide Felsarten zusammen vorkommen, sind es deut- liche Contakstücke mit scharfer Abgränzung. Im plattenförmigen 156 Basalt an der Judenkuppe sind Partieen von Nephelindolerit einge- schlossen, längliche mit unebener Oberfläche , stets nur wenige Zoll dick, leicht herausschlagbar. Ihre Grundmasse ist derber bläulich- grauer Nephelin meist mit Sanidin gemengt, eingebettet zahlreiche röthlichgelbe Nephelinkrystalle und Augit, accessorisch noch Rubellan, Zeolith, Sanidin, viel Magneteisenerz und Apatitkrystalle. Auffällig ist jedoch die Thatsache, dass neben einem Felsen viele Basaltblöcke liegen und anstehende Basaltfelsen umgeben allseitig von Nephelin- dolerit. Dieselben bestehen aus dunkelbraungrauem Olivenreichen Basalt mit körniger Absonderung und vielen Blasenräumen, welche aufgewachsene Nephelin- und Apatitkrystalle sowie Rubellanblättchen enthalten. Letztere sind völlig identisch mit den in den Drusenräu- men des nächst anstehenden Nephelindolerit. Aber es beschränkt sich deren Vorkommen lediglich auf die Blasenräume und mag ihre Bil- dung die durch das Aufsteigen des nahen Nephelindolerites veranlasst worden seien. Der Löbauer Basalt ist von dem Nephelindolerit durch scharfe Gränzen geschieden, weicht ab inFarbe, Glanz, Absonderung, accessorischen Gemengtheilen, ist dagegen in jeder Hinsicht völlig den andern Basalten der Lausitz gleich, — (Abhandlgen der Görlitzer Naturforsch. Gesellsch. XI1l. 24 - 30.) Oryktognosie. V.v. Zepharovich, Ankeritkrystalle am Erzberge bei Vordernberg in Steiermark. — Dieselben sind begleitet von wasserhellen Quarz-, Aragonit- und Calcitkrystallen in den Hohlräumen eines verwitterten Spatheisensteines. Meist sind es Rhomboeder und deren Zwillinge, undurchsichtig, sehr selten was- serhell, meist weiss, gelblich, röthlich oder braun. Die wasserhellen Bergkrystalle sind mit den Ankeritrhomboedern gleichzeitiger Ent- stehung. Der metallartige Reflex vieler gelber Ankeritkrystalle steht im Zusammenhange mit vielen braunen aufgestreuten Pünktchen, die vielleicht von zersetztem Schwefelkies herrühren. Der Kantenwinkel des Rhomboeders beträgt 10607‘ als Mittelwerth zwischen 105°4° und 1070 35‘. Die Analyse ergab 42,08 Kohlensäure, 23,40 Eisenoxydul, 1,69 Manganoxydul, 24,41 Kalkerde, 6,08 Magnesia, 2,29 Eisenoxyd, was annähernd der Formel 5Ca0.CO, + 5FeO.CO, + 2Mg0.CO, entspricht. — (Verhandl. Geol. Reichsanst. 1867. Nr. 15. S. 331.) K. v. Hauer, die Feldspäthe in den ungarischsieben- bürgischen Eruptivgesteinen (Fortsetzung zu Bd. 30. S. 235.) — Der Diorit bei Offenbanya ist der an Kieselsäure ärmste und bildet einen Uebergang zu den Grünsteintrachyten, denen er auch im äussern Habitus gleicht, unterscheidet sich aber durch Quarzkörner davon. Die Grundmasse enthält viel ausgeschiedenen Feldspath, aber sehr wenig Hornblende und gar keinen Glimmer. Seine Bauschana- lyse ergab ar b. a. b. Kieselsäure 59,41 60,61 Magnesia 0,37 1,20 Thonerde 20,90 18,14 Kali 2,44 4,39 Eisenoxydull 7,15 6,78 Natron 4,40 0,51 Kalk 5,37 6,28 Glühverlust1,51 2,20 157 und der darin befindliche Feldspath besteht aus Kieselsäure 53,65 Kali 1,83 Thonerde 28,41 Natron 4,07 Kalk 11,14 Glühverlust 1,73 Magnesia 0,16 100,99 nähert sich also sehr dem Labrador und enthält ebenfalls weniger Kieselsäure als sonst. Der Dacit von Kuretzd bei Rodna in Sieben- bürgen ist grünsteinartig, führt einige Quarzkörner, viel Hornblende und Glimmer, weissen Feldspath und kleine Eisenkieskörnchen. Seine Analyse Kieselsäure 59,70 Kali N 8.60 $) Thonerde 17,69 Natron Eisenoxydul 6,30 Eisenkies 0,28 Kalk 5,20 Glühverlust1,67 Magnesia 0,56 100,00 und die des darin ausgeschiedenen Feldspathes Kieselsäure 54,63 Kali 0,65 Thonerde 26,33 Natron 8,62 Kalk 1,19 Glühverlust 0,45 Magnesia 0,36 Y8,83 Der Feldspath aus dem Rhyolithe im Hinikerthale in Ungarn ist glasig glänzend und besteht aus Kieselsäure 66,57 Kali 11,30 Thonerde 18,84 Natron 2,37 Kalk 6,06 Glühverlust 0,57 Magnesia 0,12 "29,83 wonach er unzweifelhaft Sanidin ist. — (Ebda Nr. 16 S. 352—354.) v.Kobell, derGlaukodot von Hakansböin Schweden. — Derselbe unterscheidet sich von dem Breithauptschen Glaukodot dadurch, dass die Spaltbarkeit nach der basischen Fläche bei diesem besonders deutlich, bei jenem wenig deutlich ist. Die Krystallform ist die des Arsenopyrits und konnte Verf. ein neues Doma 2P oo be- obachten. Die Analyse bestättigte wesentlich die Lüdwigsche (siehe Bd. 30. S. 525), sie ergab nämlich 19,85 Schwefel, 44,30 Arsenik, 19,07 Eisen, 15,00 Kobalt, 0,80 Nickel und 0,98 Kieselerde, worin also nur der geringe Nickelgehalt einen Unterschied bildet. Dasselbe fehlt in andern kobaltführenden Arsenikkiesen und nur im Smalt vertritt es den Kobalt. Vor dem Löthrohre auf Kohle entwickelt der Glau- kodot anfangs starken Arsenikrauch, schmilzt erst nach längerem Er- hitzen zu einer stahlgrauen magnetischen Perle, die mit Borax ein grünlichgraues, später im Reduktionsfeuer ein schön kobaltblaues Glas giebt, Der Glaukodot ist ein guter elektrischer Leiter und überläuft mit der Zinkkuppe in Kupfervitriol getaucht sogleich mit glänzendem metallischen Kupfer. Mit Salpetersäure giebt er unter Ausscheidung von Schwefel eine schön rothe Lösung. Spec. Gew. 5,96. In der Deutung stimmt Verf. mit Tschermak (XXX. 525) überein. — (Mün- chener Sitzungsberichte 1867, 11. 276—278.) 158 P. Waage, die Krystallform des Gadolinit. — Die An- sichten über dieselbe gehen so weit auseinander, dass noch nicht ein- mal über das rhombische und klinorhombische System entschieden ist. Levy erweist ihn zu letzterem, Nordenskiöld und Brooke in er- steres. Das hat seinen Grund in den bedeutenden chemischen und krystallographischen Abänderungen des Gadolinit und zugleich darin, dass das Reflexionsgoniometer noch nicht benutzt worden ist. Verf. erhielt von Hiterö einen schönen zu scharfen Messungen geeigneten Krystall und diese verweisen das Mineral entschieden ins klinorhom- bische System. Die Zahlen selbst theilen wir nicht mit. Sie ergeben zugleich eine so grosse Uebereinstimmung mit dem Epidot, dass man beide fast für isomorph halten könnte. Es betragen nämlich Epidot Gadolinit Inklination 89027 890 24° ee) 64046° 65° 16° oP:+ Po 15403‘ 154030‘ oP:— Pa 154016‘ 1540 44° @PBeR2 Es 7902° 799 25‘ 5Po%) : Cs Po) 1150 32° 1160 0° (Neues Jahrb. f. Mineral. 1867. S. 696— 699.) G. Klemm, Zinnober im nördlichen Spanien — In Asturien und Oviedo herrscht die Steinkohlenformation mit sehr ver- breitetem Conglomerat aus Sandstein und Schieferthon mit thonigem Bindemittel. Dasselbe enthält viele Spalten mit Hohlräumen, und in diesen findet sich Zinnober, Eisenkies, Arsenikkies, Realgar, Der Zin- nober füllt verschiedene Spalten und Höhlungen aus, bildet häufig selbst einen Bestandtheil des Conglomerates, da er in zahllosen kleinen Nestern und Körnern eingesprengt vorkömmt. Die Kiese und Realgar sind seltener, meist in Krystallen auf Klüften. Die Erze gelangten erst nach Bildung des Conglomerats an ihre Stelle. Das Vorkommen des Zinnobers ist stellenweise abbauwürdig, bisweilen 1 Meter mäch- tig. — (Berg-Hüttenmännische Zeitg. XXVI. 13—15.) Palaeontelogie. J. Capellini und O.Heer, dieKrei- depflanzen in Nebraska. — An den Blackbird Hills am rechten Ufer des Mississippi tritt ein molassenähnliches Gestein auf, dessen Verhältnisse C. näher beschreibt. Die von Heer bestimmten Pflanzen sind Populus litigosa, P. Debeyana, Salix nervillosa, Beiulites den- ticulata, Ficus primordialis, Platanus Newberryanus, Proteoides gre- villeaeformis, Pr. daphnogenoides, Pr. acuta, Aristolochites dentata, Andromeda Parlatorii, Diospyros primaeva, Cissitesinsignis, Magnolia alternans, M. Capellinii, Liriodendron Meeki, Phyllites Vanonae, alle sind neu, keine mit der europäischen Kreide gemeinsam, 7 Gattungen sind miocän und noch lebend und zwar amerikanischen Charakters während die europäische Kreideflora indoaustralischen Charakter zeigt. — (Denkschriften der schweizer. Gesellsch-. XXIl, 1—22. 4 Tff.) O.Heer, fossile Hymenopteren vonOeningen undRa- 159 doboj. — Seit des Verf.’s grosser Insektenarbeit ist viel neues Ma- terial gewonnen, das Berichtigungen und Nachträge nothwendig macht. Es werden hier folgende Arten beschrieben oder nur beleuchtet: Apis adamitica, Bombus Jurinei, B. atavus, B. grandaevus H, Anihophorites longaeva, A, thoracica, Vespa crabroniformis, Formica procera H, F. lignitum, F. gracilis, F. fragilis, F. indurata, F. heraclea, F. pin- guicula, F. Freieri, F. Lavateri, F. ophthalmica, F. macrocephala» F. Ungeri, F. Redtenbacheri, F. oblita, F. globularis, F. longaeva, F. capito, F. Kollari, F. ocultata, F. minutula, F. pumila, F. primitiva, F. demersa, F. obvoluta, F. acuminata, F. pulchella, F. oculata, F. aemula, F. atavina, F. obliterata, Poneropsis fuliginosa, P. affinis, P. elongata, P. Escheri, P. nitida, P. lugubris, P. anthracina, P. elonga- tula, P. tenuis, P, pallida, P. Imhoffi, P. Schmidtii, P. livida, P. mo- rio, P. brunascens, P. stygia, Imhoffia pailida, Attopsis anthracina, A. nigra, A. longipes, Myrmica tertiaria, M. obsoleta, M. bicolor, M. venusta, M. concinna, M. pusilla, Sphex gigantea, Ichneumonites bel- lus, I. fusiformis, Pimpla antiqua, Bracon pallidus, Urocerites spec- tabilis. — (Ebda 42. S. S. 3 Tff.) E. Weiss, neue Anthracosia in derSaarbrückerKoh- enformation. — Häufig treten hier die angeblichen Unionen erst n den Leaiaschichten auf, namentlich Anthracosia Goldfussana und diese auf 4 Meilen Erstreckung bekannten Schichten bilden die Basis der obern Saarbrücker Kohlenformation, der sogenannten Ottweiler Schichten, die sich schon dem Kohlenführenden Rothliegenden nähern, wie denn auch eine Anthracosia im Rothliegenden fortsetzt. Aus der tiefern Region lag seither nur sehr wenig Animalisches vor, zu dem nun eine neue Anthracosia kömmt, Geinitz beschreibt dieselbe als A. Weissana zunächst verwandt mit A. subparallela und wir glauben dieselbe auch aus dem Wettiner Kohlengebirge gesehen zu haben, doch könnte die wenig auffällige Form die Erinnerung leicht täuschen. Die Lagerstätte führt zahlreiche gemeine Pflanzenreste, — (Neues Jahrb. f. Mineral. 1867. S. 681—684.) L. H. Scudder, die ersten fossilen Neuropterenin N Amerika. — Dieselben wurden 1864 in Thoneisensteinen der Koh- lenformation bei Morris, Illinois mit Pflanzen und Amphipoden entdeckt und von Dana in Sillim. Amerie. Journ. XXX VII. 34 als Miamia Bronsoni und Hemeristia occidentalis aufgeführt. Verf. untersuchte dieselben von Neuem und vergleicht sie hier eingehend mit den lebenden Fa- milien. Für Miamia stellt er die neue Familie der Palaecopterina und für Hemeristia die Familie der Hemeristina auf. Beide werden aufeiner Tafel abgebildet. — (Journ. Boston Society nat. hist. 1866. 1—20. tb.) G. Lindström, Fossilreste von Spitzbergen. — Blom- strand und Nordenskiöld sammelten 1861 bis 1864 auf Spitzbergen und besonders am Cap Thorosen und bei Sauriehuk am Isfjord alpine Triasarten. Dies sind nach Lindström folgende Arten: Nautilus Nor- denskiöldi, N. trochleaformis, Ceratites Malmgreeni, C. Blomstrandi, C. laqueatus, Ammonites Gaytani Klipst, Posidonia, Halobia Lommeli 160 Wissm, H. Zitteli, Monotis filigera, Pecten, Lingula, Enerinus. Hie- nach werden die Schichten mit denen von Hallstadt parallelisirt, wo- gegen von Mojsisovics bemerkt, dass über die Lagerungsverhältnisse der Halobienschiefer zu den Cephalopodenkalken keine Auskunft ge- geben sei, daher diese Parallelisirung noch nicht als erwiesen ange- nommen werden könne. Immerhin ist diese Entdeckung von Triasi- schen Gebilden im höchsten Norden neben der neuern im Himalaya (vergl. Bd. 30 S. 551) von höchstem Interesse. — (Kgl. Svenska Vet. Akad. handl. VI. — Verhdl. Geol. Reichsanst. 1867. Nr. 15. S. 343) U. Schloenbach, paläontologische Mittheilungen. — 1. Ein Belemnit aus der alpinen Kreide von Grumbach bei Wiene- risch Neustadt. In den Inoceramenschichten der dasigen Gosaufor- mation glaubt Verf. einen Bel. Hoeferi n. sp. erkannt zu haben, der Jedoch dem Bel. mucronatus so sehr nah steht, dass Verf. selbst bei reicherem Material die Unterschiede möglicher Weise als specifisch nicht aufrecht zu erhalten vermag. — 2. Aspidocaris liasica n. sp. aus dem mittlen Lias, dem Eisensteine der Zone des Ammonites Jamesoni bei Rolldorf am Kley im Hannöverschen, Abdruck eines Schalenstückes, denen aus der Trias von Aussee auffallend ähnlich. — (Jahrb. Geolog. Reichsanst. XVII. 580--594. Tf. 16.) Botanik. E. v. Lindemann, Florula elisabethgra- densis. — Die Stadt Elisabethgrad liegt im Gouvt. Chersow, dessen W. und STheile wiederholt untersucht worden sind, während der NW unter dem 49° Br. weniger beachtet wurde. Die Flora giebt für ganz Cherson nur 464 Arten an, während Verf. 860 Arten aufzählt. Er hat zugleich der Blühtezeit besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Das Terrain ist eine hügelige sehr wasserarme Steppe mit einigen Laubwäldern; der Boden ist Schwarzerde mit lehmiger Unterlage, am Dnepr und Jugul felsig und sandig, das Klima sehr unbeständig, die Sommer sekr heiss und trocken oder kühl mit Regenschauern, Abende und Nächte fast immer kalt, der Wind sehr wechselnd. Die Pflanzenformen erscheinen sehr üppig, Wald- und Steppenpflanzen herrschen vor, Sumpfpflanzen nur 9, Wasserpflanzen 1 Procent. Nach Aufführung der benutzten Literatur zählt Verf. die Arten in systema- tischer Reihenfolge auf, fügt die russischen Namen bei und giebt ein- zelne Bemerkungen. — (Bullet. nat. Moscou 1867. H. 448—544.) Rabenhorst, Peziza geaster n. sp. — Bei Neustadt un- weit Coburg und in Nadelwäldern um Arnstadt gesammelt. Gehört zur Abtheilung Aleuria und Gruppe der Cupulares subsessiles regu- lares wächst einzeln, meist aber gesellig. Anfangs geschlossen ähnelt sie dem Hühnerei in Grösse und Gestalt, ist schmutzigweiss in gelb- lich, öffnet sich aber sehr bald, indem sie vom Scheitel herab in 4—8 spitze. Lappen zerreisst. Kein Stiel, nur eine Warze an der Basis. Die Cupula hat 3—5‘‘ Durchmesser ist tief napfförmig mit ausgebrei- tetem gelappten Rande, die Lappen selbst wieder getheilt. Ihre Sub- stanz ist knorpelig brüchig gebildet aus einem derben schwammigen Gewebe mit aussen elliptischförmigen, innen kugeligen Zellen. Das 161 Hymenium samenartig karminblau mit bräunlichem Schimmer, aus achtporigen Schläuchen mit zahlreichen langen Paraphysen gebildet. Die Schläuche linealisch, an den mit Sporen gebildeten Enden keulig; die Paraphysen fadenförmig, ungegliedert, an der Spitze oft ästig getheilt. Die Sporen einreihig geordnet, länglich mit breit gerun- deten Pollen, hyalin und mit zwei polaren leuchtenden Kernen. Ihr zunächst steht Peziza macrocalyx Rbh. — (Dresdener Isis 1867. S. 22. Tf. 1.) Willkomm, über Chlorophyll, Stärkemehl und fette Oele. — Die Beziehungen derselben zu einander und ihre physio- gische Bedeutung für die Pflanze sind erst in neuester Zeit erkannt worden. Die allgemeine Verbreitung des Chlorophylis liess schon die wichtige Rolle desselben für das Leben der Pflanzen vermuthen und der Umstand, dass die von organischen Stoffen sich ernährenden Schmarotzer niemals grüne Farbe, überhaupt keine wirklichen Blätter haben, wies darauf, dass das Chlorophyli in Beziehung zum Austausch der Gase stehe. Man überzeugte sich ferner, dass es sehr abhängig vom Einfluss des Lichtes ist, dass es ausser dem grünen Pigment häufig noch Wachs und Stärke enthält. Die Ansichten über seine Entwicklung aber gingen auseinander. Kützing betrachtete es als Zer- setzungprodukt des Proteins in Folge der Einwirkung des Lichtes, Mulder als ein Umwandlungsprodukt des Stärkemehls, Andere lassen es aus Stärke- und Wachskügelchen bestehen, auf denen sich der grüne Farbstoff niederschlägt. Dagegen haben die neuesten Unter- suchungen ergeben, dass die Chlorophylikörner verschiedene chemische Constitution haben, im Allgemeinen nur Gemenge von den Proteinstof- fen und grünem Pigment sind. Nach Fremy schwankt der Stickstoff- gehalt zwischen 0,037 und 9,0, der Kohlenstoffgehalt. zwischen 60—61 Proc., der Sauerstoffgehalt zwischen 32—33 Proc. und der Wasserstoff beträgt constant 6,5 Proc. Das grüne Pigment besteht ferner aus Farbstoffen, einem blauen, dem Phyllocyanin das sehr leicht zersetz- bar, und einem gelben, dem Phylloxanthin, das stabil ist. Letztrer ist zuerst da und der blaue entsteht durch Einwirkung des Lichtes. Man findet in den Zellen erst gelbe Körner, die im Lichte grün wer- den. Wenn im Herbste die Blätter ihre Funktion einstellen, verlieren die Chlorophylikörner ihre grüne Farbe und degeneriren, die zurück- bleibenden gelben Körner hält man für Phylloxanthin. Die rothe Fär- bung beruht nicht auf einer Zersetzung der Chlorophylikörner in ver- schiedene Farbstoffe, sondern auf einer rothen Färbung des wässe- rigen Zellstoffs. Auch bei mangelndem Nährstoff werden die Blätter bekanntlich gelb, ebenso in Folge des Frostes. Das Chlorophyll wird aus dem Protoplasma gebildet, das ein Gemenge von Proteinstoffen ist, zunächst färbt sich dasselbe gelb, dann hellgrün, später trennt sich die grüne Masse in polygonale Körner, diese sondern sich ab und runden sich, v. Mohl wies nach, dass in den Chlorophyllikörnern Stärke entsteht. Sobald nach Sachs u. A. in den Zellen der Blätter das Chlorophyll sich in Körnerform ausgesondert hat, beginnt unter Bd. XXXI, 1868. 11 162 der Einwirkung des Lichtes und vielleicht auch der Wärme die Ent- wicklung von Stärke, die sich durch Jod leicht nachweisen lässt. Das dauert bis zum Herbste, doch findet in der Nacht keine Stärke- bildung Statt, die am Tage gebildete wird aufgelöst, tritt aus der Zelle heraug, gebt abwärts und wird dann in fester Form niederge- legt, bei Bäumen in der innern Schicht der Rinde, den Markstrahlen der Rinde und des Holzes und im Mark selbst. Mit dem Vorrücken der Vegetation mehrt sich das Stärkemehl, daher finden wir in allen perennirenden Gewächsen während des Winters Stärke in sehr fester Form aufgespeichert, welche Reservestoff für die im nächsten Früh- jahr eintretende Entwicklung ist. Die Stärke vermag sich nur unter dem Einfluss des Lichtes und der Wärme zu bilden, Lässt man einen stärkemehlhaltigen Samen im Finstern keimen und erhält die Pflanze in absoluter Finsterniss: so wächst sie zwar aber bleibt bleich, ihre Organe bleiben klein, das Mikroskop findet in ihren Zellen kleine Körner ohne Spur von Stärke. Nun dem Lichte ausgesetzt wird die Pflanze grün und alsbald beginnt in ihren Zellen auch die Stärkebil- dung. Frisch vegetirende Pflanzen ins Finstere versetzt werden bleich, verzehren ihren ganzen Stärkeinhalt und gehen dann ein, vorher wie- der der intensiven Beleuchtung ausgesetzt beginnt die Stärkebildung von Neuem. Öhne Chlorophyll vermag keine Pflanze zu assimiliren. Alle Pflanzensubstanzen sind bekanntlich sehr kohlenstoffreich und arm an Sauerstoff, danach muss das Chlorophyll die Verwandschaft zwischen Kohlenstoff und Sauerstoff überwinden, indem es die Koh- lensäure der Luft uud das Wasser des Bodens in seine Elemente zer- legt. Das beweist die grosse Menge von Sauerstoff, welche am Tage durch die grünen Blätter und grünen Pflanzentheile überhaupt aus- geschieden wird, denn die Pflanze braucht zur Bildung ihrer Sub- stapzen nur wenig Sauerstoff, den überflüssigen auszuscheiden ist Aufgabe des Chlorophylis. Je intensiver und länger die Beleuchtung ist, desto mehr Chlorophylikörner werden gebildet, desto grüner sind sie, desto mehr Stärke entsteht in ihnen. Darum ist in den Tropen das Grün dunkler und kräftiger. — Die fetten Oele stehen gleichfalls mit der Stärke in innigster Beziehung, treten bei vielen Pflanzen unter ganz gleichen Verhältnissen auf wie das Stärkemehl und können aus diesem entstehen. Sachs hat bei der Keimung ölhaltiger Samen Stärke aus fettem Oel entstehen sehen: die Oeltropfen verschwinden allmählig; und in demselben Maasse tritt auch Stärke auf, Später kommen Pe- rioden mit umgekehrtem Process vor. Bei einer Krankheit der Fichten beobachtete Verf. denselben Process. Ein Schmarotzerpilz verursacht Flecken an den jungen Nadeln, diese erreichen ihre bestimmte Grösse, aber die Fruktifikation des Pilzes findet erst im nächsten Mai statt, dann wird die Nadel trocken und fällt ab. Der Pilz dringt in das Innere der Nadel ein zu einer Zeit, wo die Sonderung des grünen Protoplasma in Chlorophyllkörner noch nicht begonnen hat. Sobald der Pilz in die Intercellularräume des Nadelparenchyms eingedrungen “ist, beginnt in den Zellen, an welche seine Myceliumschläuche sich 163 anlegen, das grüne Protoplasma in Körner sich zu sondern. Bald darauf tritt Stärkebildung ein, viel zeitiger als in andern Zellen und auf Kosten dieser ernährt sich nun der Pilz und in den Pilzschläu- chen zeigt sich nun fettes Oel, das in dem Grade zunimmt als die Chlorophylikörner ihre Stärke verlieren. Uebrigens enthalten die meisten Pilze fette Oele. — (Ebda S. 9—13.) H. Christ, die Verbreitung der Pflanzen der alpi- nen Region der europäischen Alpenkette. — Wir stellen aus dieser gehaltvollen Abhandlung die allgemeinen Ergebnisse voran. 1. Die alpine Flora der europäischeyg Alpenkette zählt 695 Arten in 210 Gattungen. Davon kommen im N. der alten und neuen Welt 271 Arten vor, in NAsien 184; in den Gebirgen des gemässigten Asiens 182, in NW (Amerika) 30, in NEuropa allein 16, alpinen Ursprungs erscheinen 41, welche allein in den der Alpenkette nächsten nordischen Gebieten vorkommen. Es bleiben also ächt nordische Arten 230, der dritte Theil der Gesammtzahl, in 136 Gattungen; 34 Gattungen finden sich nur im N. und den Alpen. Diese nordische Gebirgsflora zeichnet sich aus durch höchste Expansivkraft, indem sie von ihren Centren in den Gebirgen Asiens und Amerikas die ganze circumpolare ark- tische Region und alle Gebirge der wärmeren Zone bis in den antark- tischen Zirkel colonosirt hat und ferner die Hälfte der in den Alpen gemeinsten Arten bildet, auch die Hälfte der in die höchste Alpen- region steigenden Arten umfasst und in den südlichen Ketten (Pyre- näen) nicht wie in den Alpen !/; sondern die Hälfte der aus den Al- pen eingewanderten Arten bildet. Die nordischen Arten sind vor- wiegend nassen Standorten angehörig. Ausschliesslich alpin sind 422 Arten, zu denen jene 41 zwar nordischen aber in den Alpen domini- renden Arten kommen, total: 463 oder ?/; der Gesammtzahl. 20 Ge- nera sind rein nur alpin. Die rein alpinen Arten sind von einer be- schränkieren Verbreitung als die nordischen, sie erstrecken sich von der alpinen Hauptachse (Karpathen, Alpen, Pyrenäen) aus nur bis zu den deutschen Gebirgen nördlich, den mittelmeerischen Halbinseln südlich, dem Kaukasus östlich. Nur 70 Arten gehen weiter bis Skan- dinavien, Britanien, Island, Grönland, Labrador, Ural, Transkaukasien, Kleinasien. Die alpinen Arten gehören zu /s trockenen Standorten an. Verglichen mit der nordalpinen und mit der mitteleuropäischen nordasiatischen Ebenenflora zeigt sich nur in den Species nicht aber in den Gattungen und Familien eine Eigenartigkeit der alpinen Flora. Diese systematische Verwandtschaft berechtigt zu der Annahme glei- chen Ursprungs im temperirten Asien, wo sich erst später eine Ge- birgsflora und eine Ebenenflora ausbildete, von denen erste durch die Wasser der Diluvial- und Gletscherepoche transportirt sich über die Gebirge und die letzte später über die Ebenen Europas verbreitete, während in den Alpen sich durch Umbildung und Neubildung die vielen eigenthümlichen Arten gestalten und durch fortdauernde gla- ciale Bewegungen über die umliegenden Gebirge ausbreiteten. — I. Die Untersuchung der Hookerschen Theorie von der Heimat der “ 11 * 164 arktischen Flora in Skandinavien führte zu der Behauptung: diese Flora ist entschieden nicht skandinavisch. Hooker kam zu seiner ent- gegengesetzten Ansicht dadurch, dass er indistincte alle im arktischen Zirkel gefundenen, auch die in Norwegen eingewanderten Übiquisten und mitteleuropäischen Ackerpflanzen in seine Liste aufnahm und diese als Verzeichniss arktischer Arten behandelte, dass er von dem Axiom ausging, die Heimat der arktischen Flora liege im arktischen Gürtel. Er übersah, dass der Schwerpunkt der wirklich arktischal- pinen Flora in den Gebirgen des gemässigten Asiens mit 242 Arten liegt, dass ein geringer Theil (45 Arten) dem gemässigten Amerika angehört, dass noch weniger nordeuropäisch sind, während nur 12 Arten rein arktisch sind und höchstens 46 sich vorwiegend im arkti- schen Gürtel verbreitet haben. Der Name einer arktischen Flora ist geographisch ein ungenügender und irre führender, denn die Vegeta- tion der arktischen Gebiete ist ein Zweig der Gebirgsflora NAsiens, Auch modificirt Verf.s Betrachtung die Verhältnisse Labradors theil- weise die Annahme Hookers, dass der Einfluss des Ostens (Skandi- naviens) nach Amerika hin sich schon mit Grönland abschliesse und weist einen nicht unbeträchtlichen Einfluss über die Baffinsbai hinaus nach dem Kontinente OAmerikas nach. — 3. Aus der Betrachtung der einzelnen Gebiete aber ergeben sich nun folgende Daten: Jura 199 Arten colonisirt von den Walliser Alpen, dem Norden und dem mediterranen WAlpen. — Vogesen 74 Arten kolonisirt von den Alpen, Pyrenäen und dem Norden. — Schwarzwald 81 Arten von den mitt- len Schweizeralpen mit nordischen Spuren. — Sudeten 166 Arten ko- lonisirt von den Ostalpen und dem Norden. — Deutsche Ebene 62 kolonisirt von den Sudeten, Karpathen, Norden, Östalpen. — Cen- trales Frankreich 142 Arten von den Pyrenäen, Westalpen, Norden. Spanien 126 von den Pyrenäen und Alpen. — Corsika 43 von den Westalpen mit ostalpinen Spuren. — Apenninen 231 von den West- und Ostalpen. — Rumelischgriechische Ketten 138 von den West- und Ostalpen. — Kleinasien 86 von NAsien und den Alpen. — Kaukasus 128 von NAsien und den Alpen. — Transkaukasien 104 vom Kauka- sus, Alpen und westlichen Norden. — Skandinavien 192 von NAsien, Amerika, 'NEuropa und Alpen. — Ural 154 von NAsien, NEuropa, Alpen. — Britannien 126 vom Norden, Pyrenäen, Alpen. — Island 85 von Skandinavien mit alpinen Spuren. — Grönland 111 von ebenda. — Labrador 59 in NAmerika, NAsien, Skandinavien und alpine Spu- ren. — O und WAmerika 125 von NAsien und eigenen Arten. — Gemässigtes Asien 182 Hauptheerd der nordischalpinen Flora. — Ark- tisches Asien 94 vom gemässigten Asien. — Himalaya 43 von dem gemässigten Asien. — Tropen und antarktisches Gebiet 12 Arten ko- lonosirt vom Norden. — Allgemeines. Die 693 alpinen Arten son- dern sich in zwei Hauptgruppen, in die der mitteleuropäischen Ge- birgsmassen und deren Ausläufer und in die nordischen (Skandinavien, NAsien, NAmerika). Nordische Arten sind 271, also ?2/,., Von den einzelnen Bezirken des Nordens bieten Labrador 89, Island 85, das 165 arktische Sibirien 94, Grönland 111, Britanien 126, WAmerika 122, OAmerika 125, Ural 154, gemässigtes Sibirien 183, Skandinavien 191. Woher stammen diese Arten? durch welche geologische und klima- tische Einflüsse gelangten sie dorthin? Hooker nahm die Flora des arktischen Skandinaviens mit 762 als ursprünglich an, allein 658 der- selben kommen im gemässigten Asien vor und nur 104 fehlen daselbst. 38 sind amerikanisch, 58 mitteleuropäisch. Das arktische Europa hat überhaupt keine eigenthümlichen Arten, während das gemässigte Asien deren viele hat neben weit verbreiteten. Der Skandinavischen Flora sind überdies sehr viele südliche Arten beigemengt und zwar weil Lappland durch den Golfstrom in ein fast temperirtes Land verwan- delt ist. Solcher mitteleuropäischen Arten zählt Verf. in Skandina- vien 335, Wasser-, Strand- und Feldpflanzen, so dass nur 251 rein arktischalpine übrig bleiben. Dem arktischen Asien und Grönland fehlen die südlichen Formen und doch besitzt Grönland noch 207 Ar- ten, von welchen nur 3 eigenthümlich. Auch die Flora des arktischen Amerika spricht gegen Skandinavien als Ausgangsheerd. Grönland ist nach Hooker von Skandinavien aus bevölkert, jenseits der Baffins- bai beginnt eine neue Provinz, 57 grönländisch skandinavische Arten haben diesseits des Meeres ihre WGränze, während 105 neue Typen auftreten. Von diesen sind 73 rein amerikanisch, 32 finden sich wie- der in OAsien, während sie dem ganzen arktischen Westen fehlen. So ist die Annahme natürlich, dass die arktische Flora von ihrem Centrum in Asien nach W bis nach Grönland ausstrahlte und nach OAmerika überzog, dass sie also ostwärts wie westwärts auf eine ungefähr gleiche Distanz einwirkte. Dass die arktischalpine Flora in den Gebirgen des gemässigten NAsien ihre wahre Heimat hat, erhellt schon daraus, dass das Massencentrum der Arten jedenfalls nicht in den arktischen Gebieten liegt, sondern z. Th. schon die europäischen Alpen und noch weit mehr die sibirischen Gebirge ihre grösste In- dividuenmenge bieten. In den arktischen Gebieten zeigen sie sich insular gesondert, über weite Räume spärlich zerstreut. Rein arktisch sind nur 12 Arten, während Hooker irrthümlich 58 als solche aufzählt. Unter dessen 86 circumpolaren Arten sind 19 Ubiquisten des gemäs- sigten Europa und 83 gehören dem temperirten Asien an, 76 O. und WAsien zugleich. Also nur hier kann die Heimat sein. Nur 45 Arten der arktischen Flora ergeben sich als rein amerikanischen Ursprungs» und diese haben sich z. Th. nach O. verbreitet und es ist ihnen ein Haupttheil jener 20 in Europa besonders Skandinavien vorhandenen beizuzählen, weil aus Amerika als ihrem Centrum dahin gelangt, immer aber bleibt diese zwischen 45 und 74 schwankende Zahl hinter der aus dem gemässigten Asien stammenden Zahl von 242 arktisch alpinen Arten in auffallendster Weise zurück. Endlich setzt sich die arktischalpine Flora aus einem noch kleineren Bruchstück europäischen Ursprungs zusammen. Von den 271 arktischen Arten kommen 11 nur in Grossbritannien vor, 12 nur in Skandinavien, 4 blos in beiden Ländern zugleich sonst nicht im N. Bis Island erstrecken sich von 166, Skandinavien 2 sonst nicht arktische Arten, von Skandinavien bis Grönland Sedum villosum, bis Labrador Gentiana nivalis. Ausser den Alpen sind Festuca Halleri und Aronicum Clusi nirgends als in Lab- rador gefunden; Potentilla aurea nur auf Grönland und Island. All diese 37 Arten haben in den Alpen ihre Heimat, nur dort ihr Massen- centrum,, ebenso verhält es sich mit den 4 Arten im Ural. Mit we- niger Sicherheit lassen sich die 7 Skandinavien und Ural gemeinschaft- lichen Arten den Alpen zuweisen. Noch zweifelhafter ist die nor- dische oder alpine Heimat der vom Ural und Skandinavien bis Grön- land verbreiteten: Sedum annuum, Alchemilla alpina, Hieracium prenanthoides, Gymnadenia albida und Polypodium alpestre und des bis Labrador gehenden Gnaphalium alpinum. Unzweifelhaft Neuro- päischen Ursprungs sind aber die in den Alpen seltenen Juncus squar- rosus, Carex chordorhiza, ferner Luzula glabrata. All diese 41 Arten abgezogen von den 271 bleiben als eigentlich nordische, deren Co- lonie die Alpen sind nur 230 übrig, ein Drittheil der 693 Arten. An diese europäische Gruppe reiht sich eine amerikanische, Anemone al- pina ist in OÖ und WAmerika, Bupleurum ranunculoides und Laser- pitinm hirsutum in NAmerika. Bis Skandinavien gehen von den amerikanisch alpinen 7, bis in den Ural 12, nach dem arktischen Asien 5, Nach Abzug dieser 30 Arten bleiben noch 184, welche zu der grossen Hauptgruppe der Nasiatischen gehören, davon sind 92 eir- cumpolare, 100 dominiren auf der östlichen Erdhälfte, Zu den 422 rein alpinen, dem N fehlenden Arten wären nun noch 41 zu rechnen, die von den Alpen nach dem Ural, Skandinavien, Grossbritannien, Island, Grönland, Labrador ausstrahlten. Jene 422 bilden die alpine Gruppe, haben unzweifelhaft in den Alpen ihre Entstehung. — B. Me- diterrane Arten. Besonders reich an alpinen und nivalen Mittelmeer- arten ist SSpanien und der Taurus. Verf. zählt einzelne Beispiele auf. Von solchen mittelmeerischen Gebirgsarten ist eine ansehnliche Zahl in die Alpen eingedrungen besonders in die SW und SOTheile und selbst die mittlen Alpen zeigen Spuren davon. Auch solche werden aufgezählt. — C. Alpine Arten. Von ihnen hat fast jede ein- zelne ihre Specialgeschichte und ihre Eigenthümlichkeit gegenüber den physischen Einflüssen. Die 422 der alpinen Achse eigenen Arten zeigen sich vor allem von den nordisch alpinen Arten aus durch viel beschränktere Verbreitung. Ihre Gränze bildet in N der deutsche Gebirgsstrich, in S. die ins Mittelmeer auslaufenden Halbinseln, in O. der Kaukasus, nur schwache Strahlen greifen nach Skandinavien, dem Ural, Grönland und Labrador im N. nach dem Taurus und Persien in O. Ihrer Verbreitung nach lassen sie sich in mehre Gruppen sondern. Einige halten sich in der eigentlichen Alpenkette, andere berühren alle Glieder derselben, manche mehr in den nördlichen und südlichen Nebenketten, oder genau an die Achse. Als Charakter- pflanzen der eigentlichen Alpenkette werden 20 aufgezählt, von den Karpathen bis zu den Pyrenäen geben 50, die übrigen strahlen nach N und S aus, 29 gehen über das ganze Alpengebiet, 10 haben ganz 167 enge Verbreitungsbezirke. Den normalen Bezirk überschreiten nur 70 Arten, nämlich 18 nach Grossbritannien, 12 nach Skandinavien, 4 in den Ural, 5 nach Island, 2 nach Grönland, 4 nach Labrador 2 -Ins arktische Asien, 2 in den Himalaya, 19 nach Persien und 23 nach Kleinasien. Am weitesten schweifen von blos alpinen Arten Phleum Michelii, Draba aizoides, Viola lutea von Transkaukasien bis Britan- nien, ebenso Aconitum variegatum von Skandinavien, Cerastium lati- folium und Saxifraga cotyledon von Island bis Transkaukasien, Oxy- tropis laponica von Skandinavien bis in den Himalayd. Eigenthümlich sind der Alpenflora 30 Gattungen und Subgenera, alpinnordisch sind 34 Genera und 12 Subgenera, mediterranalpin 16 Genera. Sämmtliche 69 Genera fehlen der europäischn Ebenenflora und es bleiben gemein mit derselben 140 Genera, gemeinsam mit der mediterranen Flora 90, durch alle 4 Fioren hindurch gehen 40, dem Norden und den Alpen gemeinschaftlich sind 136. Das Wasser war der Vermittler der Wan- derungen der nordisch alpinen Arten. Die von Asien aus weit über die Polarländer und Gebirge verbreiteten Arten sind fast durchgängig an stark befeuchtete Standorte gebunden, während die grosse Mehr- zahl der rein alpinen Arten den trockenen Felsen angehören. Rein alpine Sumpfarten zäblt Verf. 10 auf, Arten des Schmelzwassers 29, die übrigen 5/. der Gesammtzahl sind species rupestres. Die Dilu- vialfluth und das erratische Phänomen kann die Arten nicht trans- portirt haben, da dessen Verbreitung nicht ibrer Verbreitung ent- spricht. Die Phantasie mag sich die Wege einstweilen suchen, bis thatsächliche Beobachtungen dieselben auffinden. — (Schweizer Denk- schriften XX4l. 84 88. 1 Karte.) Zoologie. Fr. Stein, der Organismus der Infusions- thiere nach eigenen Forschungen in systematischer Reihenfolge be- arbeitet. II. Abtheilg. Mit 16 Tfiln. Leipzig 1867. — Den ersten Band dieses bedeutungsvollen Werkes haben wir Bd. XIV. 261 ange- zeigt, der gegenwärtige giebt zuförderst eine Darstellung der neue- sten Forschungsergebnisse über Bau, Fortpflanzung und Entwicklung der Infusorien und im zweiten Abschnitt die Naturgeschichte der he- terotrichen Infusorien. Wir berichten über den letztern zuerst. Verf. theilt seine Klassifikation der Wimperinfusorien mit, welche 4 Ord- nungen mit 23 Familien umfassen und folgendes Schema ergeben: I. Peritricha. 1. Ophryoscolecina mit den Gattungen Ophryosco- lex und Entodinium. 2. Spirochonina mit Spirochona. 3. Ophrydina mit Lagenophrys, Cothurnia, Vaginicola, Ophrydium. 4. Vorticellina mit Opercularia, Epistylis, Zoothamnium, Carchesium, Vorticella, Scy- phidia, Gerda, Astylozoon. 5. Urceolarina mit Urceolaria, Trichodina, Trichodinopsis. 6. Gyrocorida mit Gyrocoris. 7. Cyclodinea mit Uro- centrum, Didinium, Mesodinium. 8. Tintinnodea mit Tintinnus, Tin- tinnopsis. 9. Hallerina mit Halleria und Strombidium. — II. Hypo- tricha. 1. Oxytrichina mit den Gattungen Psilotricha, Oxytricha, Stylonychia, Onychodromus, Pleurotricha, Gastrostyla, Uroleptus, Sta- chotricha, Kerona, Epiclintes, Urostyla, 2. Euplotina mit Euplotes, 168 Styloplotes, Uronychia. 3. Aspidiscina nur mit Aspidisca. 4. Ervi- liina mit Ervilia (Iduna, Dysteria), Trochilia, Huxleya, 5. Chlamydo- donta mit Scaphidiodon, Chlamydodon, Phascolodon, Trichopus, Opist- hodon, Chilodon. 6. Peritromina nur mit Peritromus. — III. Hete- rotricha. Spirostomea mit Condylostoma, Blepharisma, Spiro- stomon und Climacostomum. 2. Stentorina mit Stentor und Freia. 3. Bursariea mit Bursaria, Balantidium, Nyctotherus, Metopus, Plagio- toma. — IV. Holotricha: 1. Cinetochilina mit Lembadion, Pleuro- nema, Plagiopyla, Cyclidium, Trichoda, Pleurochilidium, Cinetochilum, Glaucoma, Ophyroglera. 2. Paramaecina mit Panophrys, Leucophrys, Colpidium, Isotricha, Conchophthirus, Ptychostomum, Colpoda, Para- maecium, Nassula, Cyrtostomum. 3. Enchelina mit Prorodon, Holo- phrya, Actinobolus, Urotricha, Perispira, Plagiopogon, Coleps, Enchelys, Enchelyodon , Lacrymaria, Phialina, Trachelocerca, Trachelophyllum. 4. Trachelina mit Dileptus, Trachelius, Loxodes, Loxophyllum und Amphileptus. 5. Opalinia mit Haplophrya, Anoplophrya, Hoplitophrya und Opalina. — Der specielle Theil behandelt also die Heterotrichen deren Diagnosen wir mittheilen. 1. Spirostomea: heterotriche Infusorien mit meist platt ge- drücktem selten drehrunden Körper; vom vordern Ende an erstreckt sich durch die linke Hälfte der Bauchseite ein verschieden gestalteter Peristomausschnitt, in dessen hinterm Winkel der Mund liegt; die adoralen Wimpern nehmen den ganzen Aussenrand des Peristoms ein und beschreiben eine rechts gewundene Spirale; der After liegt am hintern Körperende. Die 4 Gattungen unterscheiden sich also: 1. In- nenrand des Peristoms mit einer undulirenden Membran versehen. a. Körper langgestreckt, fast walzig, vorn abgestutzt, Peristom kurz und harfenförmig, Condylostoma. b. Körper platt, vorn zugespitzt, Peristom lang spaltenförmig, Blepharisma. 2. Innenrand des Peristoms ohne undulirende Membran. a. Körper sehr lang walzig oder etwas abgeplattet, vorn abgerundet, Peristom lang, rinnenförmig, Spirosto- mum. b. Körper platt, breit, vorn abgestutzt, Peristom kurz, harfen- förmig, Climacostomum, 2. Stentorina: heterotriche Infusorien mit langem drehrunden nach vorn trichterförmig erweitert, äusserst veränderlichen und zu- sammenschnellbaren Körper, mit dessen Hinterende das Thier sich entweder willkürlich fixirt oder beständig im Grunde einer von ihm abgesonderten Hülse festsitzt; das Peristom ist terminal das ganze vordere Ende einnehmend, der in der Mitte des Bauches eingebogene Rand desselben ist Mundöffnung und innen bewimpert; der After liegt in der linken Körperwand nahe hinter dem Peristom; die adoralen Wimpern beschreiben eine rechts gewundene Spirale von mehr als einem Umgange. Die beiden Gattungen sind: Stentor Peristom flach mit ringsum gleichförmigem nur auf der Bauchseite eingebogenem Rande, in der hintern Hälfte taschenförmig vertieft, Mund excentrisch, Körper frei beweglich, zuweilen eine Gallerthülle ausscheidend, und Freia Peristom links und rechts in 2 lange ohrförmige Fortsätze aus- 169 gezogen, tief trichterförmig ausgehöhlt, Mund central, Körper be- ständig im Grunde einer festgewachsenen hornigen Hülle sitzend. 3. Bursariea: heterotriche Infusorien mit formbeständigem meist abgeplatteten Körper von vorwiegend ovaler oder eiähnlicher Gestalt; vom Vorderrande erstreckt sich entweder durch die rechte Hälfte der Bauchseite oder doch in derselben endend ein bald gera- der bald schiefer Peristomausschnitt mehr minder weit abwärts, in dessen hinterem Winkel der Mund liegt; nur ausnahmsweise nimmt das Peristom den linken Rand der Bauchseite ein, dann fehlt aber der Ausschnitt; die adoralen Wimpern säumen nur den linken Seiten- rand des Peristoms und setzen sich ohne den Mund spiralförmig zu umfassen am obern Rande desselben in den sehr entwickelten Schlund hineinfort; der After liegt am hintern Körperpol. Uebersicht der Gattungen. I. Peristom ein gerader oder ein schiefer, überwiegend oder ausschliesslich in der rechten Körperhälfte gelegener selten fast medianer Längsausschnitt. 1. Der Anfang des Peristoms läuft in das vordere Körperende aus. a. Peristom weit taschenförmig mit einem queren vordern und spaltenförmigen seitlichen Eingange und sehr entwickeltem Schlunde, Bursaria. b. Peristom spaltenförmig, nach vorn erweitert, mit rudimentärem oder fehlenden Schlunde, Balanti- dium. — 2. Der Anfang des Peristoms liegt in einiger Entfernung vom Körperende. a. Peristom spaltenförmig diagonal von links nach rechts verlaufend und von einer nach links gekrümmten Kuppe des vordern Körperendes überragt, Metopus. b. Peristom ein am rechten Seitenrand herabziehender gerader Längsspalt, Nyctotherus. — II. Pe- ristom ohne Ausschnitt, blos aus einer am linken Seitenrande herab- ziehenden adoralen Wimperzone gebildet, Plagiotoma. Den allgemeinen Theil, die kritische Beleuchtung der neuesten Infusorienforschungen beginnt Verf. mit Claparede und Lachmanns Etudes sur les Infusoires. Dieselben verweisen die Amöben, Arcel- linen und Actinophryen zu den Rhizopoden und vereinigen sie unter Proteina statt Rhizopoda radiolaria Joh. Müllers. Deren Familien Amoebina und Actinophryina werden als ganz unnatürlich erklärt. Die zahlreichen contraktilen Blasen bei Acineta ferrum equinum sah Lachmann ganz deutlich nach aussen münden, durch linienförmige Ka- näle, die sich beim Zusammenziehen der Blasen beträchtlich erwei- tern. Cl. und L, wollen die Protozoen den andern Thierklassen ins- besondere den Coelenteraten unterordnen, weil bei ihnen gleichfalls eine Leibeshöhle vorhanden sei. Verf. ist entschieden dagegen, weil die Infusorien keine Leibeshöhle, blos einen Schlund und keinen Darm, wohl einen After, bilateralen Typus, Nukleus und contraktile Blase besitzen und sich nicht aus Zellen aufbauen, sondern aus einer ein- zigen Zelle entwickeln. Der Infusorienkörper besteht durch und durch aus Sarkode. Sie bilden mit den Spongien, Rhizopoden und zugleich auch den Gregarinen die Abtheilung der Protozoen. Verf. theilt seine Beobachtungen über Proteus mit, um die Vereinigung der Gregarinen mit den Rhizopoden zu begründen. Gegen v. Siebolds 170 Deutung der Infusorien als einzelliger Thiere trat Leydig auf und erklärte das Gegentheil, indem er bei Vorticellen in der Rindenschicht bei 750maliger Vergrösserung Zellenkerne gefunden haben will, die- selben liegen aber dicht gedrängt in einer völlig amorphen Grund- masse und das spricht gegen Zellkerne. Leydig bezieht sich auch auf die stabförmigen Körper im Rindenparenchym der Paramäcien, die jedoch oft fehlen und ganz anderer Entstehung sind wie bei den Turbellarien, am wenigsten aber für Zellen gehalten werden können. Verf. hält sie für Tastkörperchen aus einer zähen aufquellbaren ‚Sub- stanz gebildet. Cl und L nennen die Sarkode einen wahren Gräuel, ohne dass sie mehr als Leydig für die Zusammengesetztheit des Kör- perparenchyms beibringen. Der Stielmuskel der Vorticellen unter- stützt nach Verf. diese Auffassung nicht, er erklärt denselben für dicht gedrängte sehr feine Molekularmasse. M,. Schultze vergleicht die Sarkode mit dem Protoplasma der Zellen und findet beide Substanzen identisch. Das Protoplasma ist der wesentlichste Theil der Zelle und scheidet entweder die Membran aus (vegetabilische Zelle) oder bildet dieselbe durch Erhärtung an der Oberfläche (thierische Zelle). Die Zelle ist nur ein Klümpchen Protoplasma mit Kern (vergl. Brückes Betrachtungen Bd. XIX. 284). Der Körper der Rhizopoden und In- fusorien ist nach Schultze durch Zusammenfliessen mehrerer nackter Protoplasmaklümpchen mit Kern, also aus mehreren Zellen entstan- den [leere Behauptung], bei letzteren mag vielleicht aussen eine ge- schichtete Lage selbstständiger Zellen vorhanden sein, während innen der Körper von den aus verschmolzenen Zellen entstandenen Proto- plasma gefüllt wird. Häckel nahm diese Schultzesche Ansicht auf, Nach ihm besteht der Körper der Radiolarien an der Peripherie aus einer Schicht gewöhnlicher Sarkode, von der feine Pseudopodien aus- strahlen, der von der Centralkapsel erfüllte Innenraum besteht wieder aus einer festen membranösen Hülle und aus einem manichfaltig di- ferenzirten Inhalte. Dieser Inhalt hat eine Grundmasse von Sarkode mit zahlreichen kugeligen Bläschen und Fettkörnchen, häufig auch mit Pigmenten und zellenartigen Einschlüssen, seltener mit Krystal- len und Amylumconcretionen oder auch wohl mit einer zweiten in- nersten Blase. In der Rindensarkode kommen zahlreiche unzweifel- hafte Zellen vor, die sogenannten gelben Zellen mit derber Membran und hellem Kern, die auch in die Pseudopodien übergehen. Die Sar- kode vermittelt auch bei den Radiolarien wie bei allen Protozoen Empfindung, Bewegung, Ernährung, Schalenbildung, während die Centralkapsel wahrscheinlich nur der Fortpflanzung dient. Häckel sah in der Sarkode der Centralkapsel, der Rinde und der Pseudo- podien blasse scharf conturirte mit dunklem Kern versehene Körper- chen, die völlig gewöhnlichen Zellenkernen gleichen und hält diese für die persistirenden Kerne der ehemaligen Zellen [diese wären wenn wirklich jemals vorhanden gewesen dem aufmerksamen Beobachter gewiss auch zu Gesicht gekommen]. Verf. widerlegt diese Behaup- tung mit seinen Beobachtungen an Arcella vulgaris und Actinophrys 171 Eichhorni. Exemplar mit 10 Kernen in der Sarkode haben ganz die- selbe Sarkode wie solche mit 200 Kernen. Offenbar war der Körper zuerst ein nacktes Protoplasmaklümpchen mit einzigem Kern, dieses wuchs durch Aufnahme von Nahrung stetig weiter ohne Differenzirung aber mit Vermehrung der Kerne, die selbstständig in der Sarkode entstehen. Sie machen es wahrscheinlich, dass auch Zellen in der Sarkode entstehen können wie die gelben bei den Radiolarien. Im Pflanzen- wie im Thierreiche kömmt ja mehrfach freie endogene Kern- und Zeilbildung vor, Stein hat dieselbe schon 1847 bei den Insekten nachgewiesen. Aus jener Ansicht vom Sarkodekörper leitet nun Ge- genbaur einen scharfen Unterschied zwischen Pflanze und Thier her. Beide bestehen anfangs aus einer Zelle, aber die Pflanze bleibt ent- weder einzellig oder wächst durch Theilung der primitiven Zelle zum mehrzelligen Organiemus heran, dessen Zellen sich durch Ausschei- dung einer Cellulosemembran abkapseln und so ihre Selbstständigkeit bewahren. Das Thier dagegen wächst stets durch Theilung der pri- mitiven Zelle zum mehrzelligen Organismus heran und seine Zellen verschmelzen zu höheren Geweben. [Ref. vermag durchaus nicht ein- zusehen, wie diese Unterscheidung sicherer und klarer sein soll als die allgewöhnliche nach willkührlicher Bewegung und Empfindung, wie will man denn in den meisten Sarkodegestalten die Verschmel- zung erkennen? Die willkürliche Bewegung ist durch die Beobachtung viel sicherer zu ermitteln]. Stein findet denn auch die Anwendung dieses Kriteriums geradezu illusorisch und verweist auf die bestimmt entscheidende Bewegung, Empfindung, Ernährung. Ferner weist er den Machtspruch zurück, der alle einzelligen Organismen ohne Wei- teres zu Pflanzen stempelt. Die Amöben sollen Pflanzen sein, weil sie nur einen Kern haben, also einzellig sind, doch giebt es auch Amöben mit mehreren Kernen, diese wären also Thiere! [Was sind das für Begriffe und wo die Thatsachen, auf welche dieselben begrün- det sind?] Die Gregarinen müssten danach, weil einzellig, ebenfalls Pflanzen sein und auf deren Bau und Lebensäusserungen gestützt nennt Stein jenen Jenenser Gedanken mit Recht ungereimt. Alle flagellaten Infusorien wären dann gleichfalls Pflanzen und von Häckel werden in der That die Volvocinen, Astasiäen, Dinobryinen, Mona- dinen und Cryptomonadinen zu den Pflanzen verwiesen. Die Beob- achtung der Euglena viridis genügt um diese Annahme lächerlich zu machen. Wir stimmen Stein vollkommen bei, dass es nie ge- lingen wird mit einem Merkmale die Gränze zwischen Pflanzen- und Tbierreich zu ziehen, dass nur mehre Charaktere wie in allen syste- matischen Einheiten -die Entscheidung herbeiführen können und man bei einem fraglichen Organismus die Untersuchungen nach allen Rich- tungen fortsetzen muss, bis er befriedigende Antwort giebt. [Refe- rent kann hierbei seine Verwunderung nicht unterdrücken, dass ge- rade jene Zoologen, welche am verächtlichsten über die einseitige und oberflächliche Specieskrämerei absprechen, in allen wichtigen und allgemeinen Fragen selbst eine ganz erstaunliche Einseitigkeit und 172 Oberflächlichkeit bekunden und statt Begriffe zu begründen sich mit auf blossen Einbildungen beruhenden Theorien begnügen]. Stein wi- derlegt nun noch durch die Entwicklungsgeschichte der Infusorien auf das bestimmteste die Deutung der Infusorien als mehrzelliger Orga- nismen. Dann geht er zu den Muskeln der Infusorien über, die er früher in Abrede stellte. Die Forschungen Kühnes über die wahren Kriterien der Muskeln bei niedern Thieren haben ihn von der frühern Ansicht abgeführt und er geht nun noch weiter als Kühn, indem er die Muskelbewegung als eine blos modificirte Form der Sarkodebe- wegung auffasst. Der Stielmuskel der Vorticellen ist ein schleimiger Faden, verdichtete Sarkode. Die Streifen der Wimperinfusorien, die sich übrigens nur scheinbar kreuzen, indem die der untern Seite noch an der obern Seite durchscheinen, sind gleichfalls nur Bänder ver- dichteter Sarkode. Muss man doch die contraktile Substanz in den wirklichen Muskelfasern ebenfalls als aus einer homogenen zähflüssi- gen und äusserst feinen Körnchen gemischten Masse betrachten, deren Quer- und Längsstreifen lediglich von der Gruppirung der feinen Körnchen abhängt, wie es Brückes Untersuchungen wahrscheinlich machen (Wiener Denkschriften 1858. XV. 77). So unterscheiden sich die Muskelstreifen der Infusorien von den wirklichen Muskelfasern nur durch die Abwesenheit des Sarkolemmas, können also als die primitivste Form der Muskelfasern aufgefasst werden. Mit den Wim- pern stehen die Muskelstreifen in keiner engern Beziehung, denn es kommen Streifen ohne alle Wimpern und Bewimperung ohne Streifen vor. Die Wimpern sind die eigentlichen Gliedmassen der Infusorien, haben keine automatische Bewegung wie die Cilien der Flimmerepi- thelien, sondern völlig willkürliche. Sie gehen nicht von der QCuti- cula aus, sondern wurzeln im Rindenparenchym, wovon sich Verff. bi einer in Häutung begriffenen Opercularia articulata überzeugte. Die abgestreifte Haut zeigte auch hier keine Andeutung von der Zellen- struktur, sondern gleicht der Zellenmembran und der Cystenhülle. Bei gepanzerten Infusorien erreicht die Cuticula eine gewaltige Dicke, geht aber auch hier ohne sichere Gränze in das Rindenparenchym über. Nun kritisirt Verf. nochmals Ehrenbergs Auffassung des Er- nährungsapparates der Infusorien und dessen neueste Vertheidigung desselben. Diesen Abschnitt zu referiren ist nicht nöthig. Wichtiger ist der folgende Abschnitt über die Fortpflanzung und Entwicklung, in welchem Balbianis Irrthümer widerlegt werden. Ausgehen diese Erörterungen von Joh. Müllers Beobachtung der Spermatozoen am Nukleus von Paramaecium aurelia im J. 1856, welche Claparede und Lachmann bei Chilodon cucullus, Lieberkühn bei Colpoda antrafen und schon 1857 fand sie Verf. bei Paramaecien; jene Forscher erhiel- ten für die bezüglichen Untersuchungen von der Pariser Akademie den Preis und erst 1858 veröffentlichte Balbiani seine Forschungen über denselben Gegenstand. Letztrer wies den Nucleolus als Sperma- drüse bei Paramaecium bursaria nach, den Nukleus als Eierstock und die Conjugation der Individuen behufs der Begattung. In Folge die- 173 ser wird der Nukleolus zur Samenkapsel, die in 2 oder 4 kleinere zerfällt, welche dann durch die Mundöffnungen beider Individuen ausgetauscht werden. Sechs Tage später gehen aus dem Nukleus drei kleine Körper als die Anlagen neuer Individuen hervor, Stein beobachtete sofort ebenfalls Paramaecium bursaria u. a. auf die ge- schlechtliche Fortpflanzung (cf. Bd. XIX. 500) und gelangte zu ande- rer Auffassung als Balbiani. Letztrer setzte seine Forschungen fort und änderte ebenfalls seine frühere Ansicht. Nach ihm vermehren sich die bewimperten Infusorien fast nur durch Quertheilung, die Vorticellen allein durch grade oder schiefe Längstheilung. Während der Theilung wird der runde oder ovale Nukleus verlängert und in zwei eingeschnürt, der strangförmige dagegen verkürzt sich erst sehr stark, dehnt sich dann wieder aus und theilt sich endlich eben- falls in zwei. Bei den Stentoren und Spirostomen verschmelzen sämmtliche Glieder des rosenkranzförmigen Nukleus in einen ovalen Körper, der sich in zwei theilt. Die beiden Nuklei der Oxytrichinen verschmelzen mit einander, nach Stein bleiben sie häufiger getrennt, sind auch keineswegs durch einen Strang verbunden. Der Nukleolus vergrössert sich nach Balbiani während der Theilung, wird streifig, dann sehr verlängert und endlich in der Mitte getheilt. Meist gehört zu jedem Nukleus nur ein Nukleolus, in einigen Fällen jedoch deren 2 oder 3. Die Theilung der Infusorien hat übrigens ihre bestimmte Gränze. Die geschlechtliche Fortpflanzung kömmt auf allen Stufen vor und ist nicht das Endziel ihres Daseins, sie wechselt auch unbe- stimmt mit der Theilung ab. Später nannte nun Balbiani den Nuk- leolus geradezu Hoden, den Nukleus Eierstock, welche Bezeichnung Stein als ganz irrthümlich nachweist, indem der Inhalt beider sich in die Keime verwandelt, nicht aber diese in besondern Zellen der Or- gane gebildet werden; noch andere Gründe sprechen dagegen. Ebenso fasst Balbiani die mehrfachen Nuklei falsch auf. Nach Stein gehen die neuen Individuen stets aus wirklichen Theilstücken des Nukleus hervor, auch bei Chilodon kann der Nukleus nicht als ein einziges aus Dotter, Keimbläschen und Keimfleck bestehendes Ei aufgefasst werden wie Balbiani es will. Der Nukleolus ist nicht allgemein vor- handen, überdies schwer zur Anschauung zu bringen und oft auch von Balbiani ein Fettkörnchen für denselben gehalten worden. Sein Fehlen erklärt Balbiani mit der unbewiesenen Annahme, dass der Nukleolus erst zur Zeit der geschlechtlichen Fortpflanzung sich bilde » und eine schnell vorübergehende Erscheinung sei. Die geschlecht- liche Fortpflanzung beginnt mit der Conjugation der Individuen, welche nicht wie Balbiani meint in einem blossen Zusammenkleistern beider Individuen mit Schleim, sondern in einer völligen Verschmelzung der Leibessubstanz besteht. Die Art der Conjugation ist je nach den Gat- tungen eine sehr verschiedene: sie legen sich mit den Bauchflächen aneinander, oder mit den Seitenrändern mit oder ohne Verschiebung. Stein schildert die Verschiedenheiten speciell und fügt noch eine knospenförmige Conjugation hinzu, die seither als Vermehrung durch 174 Knospung betrachtet worden ist. In sehr vielen Fällen der Conjuga- tion verschmelzen beide Individuen vollständig in ein einziges und das von Balbiani behauptete Zusammenkleben findet ebensowenig Statt, wie sich besondere Geschlechtsöffnungen finden lassen, die Balbiani an einigen Infusorien gesehen haben will. Stein stellt nun weiter auch die gegenseitige Befruchtung der conjugirten Individuen in Abrede, vielmehr bringt die Conrjugation nur die Fortpflanzungsorgane zur völligen Ausbildung oder Reife, wodurch allein die Entwicklung neuer Individuen möglich wird. Nach Balbiani dauert die Conjugation 2 bis 6 Tage, Stein hält jede Zeitbestimmung für unsicher. Dieselbe endet mit der Trennung beider Individuen im Rahmen der Syzygien. Balbianis Darstellung der Veränderungen des Nukleus und Nukleolus erklärt Stein für falsch und legt seine bezüglichen Beobachtungen und Deutungen dar. — Bei den von Balbiani ganz unbeachteten Vor- ticellinen hatten Claparede und Lachmann schon 1857 das Gebären lebendiger Jungen von Epistylis plicatilis beobachtet, ebenso deren Entwicklung aus Segmenten des Nukleus und Verf. hatte bei Episty- lis crassicollis und Vorticella nebulifera grosse lichte mit Kern ver- sehene Keimkugeln gefunden völlig gleich den Theilstücke des Nukleus, in welchem jene Forscher die Jungen entstehen sahen. Bei Vort. ne- bulifera sah Verf. auch an der Körperbasis eiförmige Knospen mit kleinen dunkeln Körperchen, den Nukleus in viele ähnliche Körper- chen aufgelöst; es schien als wurden letzte in die Knospe hineinge- drängt und durch deren Mündung entleert. Bald nachher fand Verf. viele Individuen mit 3—5 lichten Embryonalkugeln mit grossem cen- tralen Kern und 1—3 kleinen contraktilen Blasen aber ausserdem noch mit dem gewöhnlichen strangförmigen Nukleus. Bei vielen Indi- viduen mit enger runder Oeffnung in der Seitenwand des Körpers zeigten die Embryonen in der peripherischen lichten Substanz eine halbmondförmige Spalte mit langen Wimpern. Also gebären Vort. nebulifera und Epistylis plicatilis lebendige aus Embryonalkugeln ent- wickelte Junge durch eine seitliche Körperöffnung. Der Geburtsakt selbst wurde nicht beobachtet. Verf. hielt die oft beobachteten In- dividuen mit Knospen für die Männchen und die dunkeln Körperchen in den Knospen für die Anlage der Spermatozoen, das erwies sich aber als irrig, denn sie ergaben sich als die früher erwähnten knos- penförmigen Conjugationen. Auch bei Trichodina pediculus fand Verf. neben dem strangförmigen Nukleus 4—5 ebensolche Embryonalkugeln, nur halb so gross wie bei Voert. nebulifera. Im J. 1860 traf er bei letzterer auch reife Embryonen neben den Embryonalkugeln und sah deren Ausschwärmen durch die seitliche Oeffuung. Die Embryonen sind kleiner als die Kugeln, oval, in der Mitte mit breitem Wimper- kranze umgürtet, und bewegen sich ungemein stürmisch. Auch bei Trichodina wurde der Geburtsakt beobachtet, ebenso bei Carchesium polypinum die Knospen mit den dunkeln Körperchen und mit zerfal- lenem Nukleus, ferner Stöcke mit rosettenartigen Gruppen viel klei- nerer Individuen, die contrahirt blieben und ihren hintern Wimper- 175 kranz behielten. Jede Rosette am Ende der Zweige hatte meist 8 gleich grosse Individuen, wohl entstanden durch wiederholte Theilung aus einem grossen Individuum; einzelne lösten sich ab und schwam- men davon. Verf. hielt dieselben für die Männchen, welche sich mit dem grössern Weibchen conjugiren und diese dann befruchten und darauf verkümmern. Auch an Stöcken von Epistylis branchiophila wurden solche Rosetten gefunden und Individuen mit solchen Knos- pen, die Knospen mit der kugelig angeschwollenen Hälfte deutlich in das grosse Individuum eingesenkt. Der Nukleus dieses zeigte sich stets in ein Haufwerk sehr feiner Körperchen aufgelöst, während die mit blos aufsitzender Knospe noch den strangförmigen Nukleus hatten Danach scheinen nun alle Knospen bei den Vorticellen blos conjugirte Männchen zu sein. In den dicken Stöcken von Carchesium polypinum sah Verf. eine grosse Amphileptusart sich bewegen, welche ein Carche- sium verschlang und dadurch sich am Stiele festsetzte. Das Carchesium löste sich ab und wurde verdaut. An demselben Stocke sitzen auch Cysten, welche einen kugelig contrahirten, bewimperten Amphileptus umschlossen. Während dieses Verdauungsaktes findet bisweilen eine Theilung Statt und es treten dann 2 Individuen aus der Cyste hervor. Dieselben haben zahlreiche contraktile Blasen, stets einen vierglied- rigen Nukleus, vom 8—12 grosse Tastkörperchen und hinten am Bauche eine Vertiefung. Verf. nennt die Art A. Carchesii. Es gehören die bis jetzt auf Vorticellinenstielen beobachteten Amphileptuscysten ver- schiedenen Arten an, bisweilen lösen sie das gefressene Individuum vom Stiele ab und schwimmen mit demselben im Leibe frei umher. Die auf Epistylis branchiophila beobachteten Amphileptus haben stets einen doppelten Nukleus und mehre contraktile Blasen. An fest con- trahirten Carchesium polypinum fand Engelmann einen licht ovalen Körper hängen mit contraktiler Blase und sehr unregelmässigen Wim- pern; eine solche löste sich ab und schwamm umher. Dasselbe be- obachtete Verf. öfter und erklärt die Anhängsel für durch Druck verursachte Umstülpung des Vorhofes und Schlundes nach aussen, welche durch Contraktion des Vorhofes sich abschnürt. Eine andere Verwirrung bildet Claparedes Urnula Epistylidis auf steifästigen Vor- ticellinen. Verf. traf solche Stöcke ebenfalls mit Urnula, zugleich mit Amphileptuscysten und mit Acineta Phryganidarum. Urnula ist ein Parasit und nicht Männchen von Epistylis, die schon im Jugendzu- stande an Epistylis sich ansetzt und scheinbar deren Knospe ist, auch bier ihre Theilung vollzieht. Im Innern der Urnula entwickeln sich oft ein oder mehre grosse Nukleusähnliche Körper, die sich zu häu- tigen mit beweglichen Keimen erfüllten Säckehen ausbilden. In den ovalen Keimen entsteht bald eine Höhle, welche sich mit lebhaft be- wegten Körnchen füllt, ihre Bewegung hört auf und die die Höhle umschliessende Substanz bildet sich bis auf eine äussere Membran in eine dieser anhängende einfache Schicht von kleinen Kügelchen um, die sich allmählig ablösen und sich im Innern des Säckchens bewegen. Zuletzt verlängert sich jedes Säckchen in eine blinde 176 Röhre, welche schliesslich die Hülse der Urnula durchbohrt, sich an der Spitze öffnet und die bewegliche Brut austreten lässt. Dieser Hergang ist keine eigenthümliche Fortpflanzungsweise, sondern nur die Entwicklung eines der Gattung Chytridium angehörigen vegeta- bilischen Parasiten. — Auch an Stöcken von Epistylis crassicollis traf Stein Rosetten mit 4 oder 6 Theilsprösslingen mit bewimpertem Pe- ristom und hintern Wimperkranze, deren Entstehung aus Theilung erfolgt war. Um dieselbe Zeit beobachtete Stein conjugirte Vor- ticella microstoma, deren Leibeshöhlen communieirten und der Nukleus des einen in den andern fortsetzte. Der Nukleus jedes Individuums löste sich in scharf begränzte runde Körperchen auf, ganz wie bei Carchesium u. a., daher die Knospen der Vorti- cellen welche ebenfalls die Auflösung des Nukleus veranlassen, nur als conjugirte Individuen aufgefasst werden können. Im fol- genden Jahre fand Verf. sehr häufig eine grosse ungestielte hin- ten bewimperte Vorticelle und laterale Syzygien derselben, welche sich als Vorticella campanula zu erkennen gab. Die Syzygien glichen ganz den gewöhnlichen Längstheilungszuständen; einige waren bis auf das bewimperte Vorderende völlig verschmolzen, hatten einen gemeinschaftlichen Nukleus und hintern Wimperkranz, andere waren vorn und hinten noch tief getrennt und oft die Nuklei noch getrennt, wieder andere zeigten sich nur in der Mitte verbunden. Sie alle er- gaben sich als wirkliche Conjugationen, nicht als Theilungszustände, die zu völliger Verschmelzung beider Individuen führen, denn die mit ihnen vorkommenden grössten kugeligen Individuen können nur solche doppelte sein. Selbige gleichen äusserlich den einfachen, einige aber haben statt des Nukleus viele dunkle runde Körperchen, darunter einzelne deutliche Embryonalkügelchen waren, andere dagegen reife Embryonalkugeln und zugleich wieder einen strangförmigen Nukleus mit scharf umschriebenen Kernen. Die Embryonalkugeln sind rundlich und bestehen aus einer lichtbläulichweissen homogenen Substanz mit grössem rundlichen Kern im Centrum und zwei contraktilen Bläschen an der Peripherie. Der Embryo entsteht im Innern der Kugel. Der Kern derselben sendet zuerst einen geknöpften Fortsatz aus und um diesen gränzt sich ein querovaler aus der Substanz der Embryonal- kugel gebildeter Körper ab, der allmählich das Ende des Fortsatzes vom Kern abschnürt und dieses Ende ist der Nukleus des künftigen Embryo, der sich auch bald mit der contraktilen Blase versieht. Als- dann löst etwas von der den Embryo umgebenden Substanz sich auf, wodurch eine Aushöhlung für die hervorsprossenden Wimpern entsteht. Der reife Embryo ist oval !/ıs0‘“ lang, hat in der Mitte einen Wimper- kranz, in der vordern Hälfte die contraktile Blase, im Centrum einen runden Nukleus. Wenn er die Embryonalkugel verlassen hat, bildet sich vom Kern aus ein neuer Embryo. Es erfolgt also die Entwick- lung des Embryos in der Embryonalkugel und vom Kern aus ganz wie die der Schwärmsprösslinge im Innern der Acineten. Eine Ge- burtsöffnung liess sich bei Vorticella campanula nicht auffinden, der 177 reife Embryo tritt in der Afterregion hervor, während dieselbe bei V,.microstoma deutlich in der Mitte des Körpers als sehr enges rundes Loch gesehen wurde. Um dieselbe Zeit im Mai nämlich traf Verf. auch Stentoren mit Embryonalkugeln und reifen Embryonen, letztere ganz wie bei den Vorticellen sich entwickelnd, legt weiter noch seine Beobachtungen an Zoothamnium parasita und Z. arbuscula, Epistylis plicatilis dar und fasst schliesslich die Ergebnisse nochmals zusammen. Bei Vorticellen, Ophrydinen und Trichodinen kömmt also eine Fort- pflanzungsweise vor, welche der geschlechtlichen gleichzustellen ist, denn sie wird stets durch einen Conjugationsakt eingeleitet, am häu- figsten durch knospenförmige Conjugation und stets verschmelzen beide Individuen völlig in eines. Das kleinere Individuum rührt von Roset- tengruppen kleiner Theilsprösslinge her. In Folge der Conjugation gehen aus dem Nukleus beider Individuen kleine rundliche Segmente hervor {entweder durch Zerfallen des Nukleus oder durch Verschmel- zen beider Nuklei und dann eintretende Auflösung). In den aus der Conjugation resultirenden Individuen bilden die Nukleussegmente entweder ein loses Haufwerk oder sie schliessen sich zuletzt wieder zu einem einzigen Körper, der Placenta zusammen (Trichodinen). Im ersten Falle entwickeln sich mehre Segmente zu Keimkugeln und die übrigen stellen einen neuen Nukleus her, im letzten scheidet die Pla- centa die Keimkugeln aus und nimmt dann wieder die gewöhnliche Nukleusform an. Die Keimkugeln entwickeln sich stets zu Embryo- nalkugeln und in diesen knospen aus dem Kern die Embryonen her- vor, welche gewöhnlich durch eine Geburtsöffnung nach aussen gelan- gen. In diesen Familien findet also keine Eierlegung statt, sie gebären lebendige Junge und es scheint bei den Oxytrichinen, Euploten, Sten- toren und Paramaecien dieselbe Fortpflanzungsweise vorzukommen, Die Embryonen sind ihrer Mutter völlig unähnlich, es sind einfache ovale mund - und afterlose Körper mit rundem Nukleus und einer contraktilen Blase, auf der ganzen Oberfläche bewimpert oder nur mit einem transversalen Wimperkranze versehen, oft noch mit aus- und einstülpbaren geknöpften Tentakeln, wodurch sie den Acinetinen täuschend ähnlich werden. Von keinem Embryo wurde bis jetzt die Metamorphose zur reifen Muttergestalt beobachtet. Es scheint, dass einige einem Generationswechsel unterliegen also Ammenzustände sind, zumal die Acinetenartigen. Die eigentlichen Acineten pflanzen sich durch Schwärmsprösslinge fort, die am oder aus dem Nukleus sich entwickeln, nur wenige durch Theilung, einzelne gewiss auch ge- schlechtlich durch Conjugation. Wohl mag von den hier dargelegten Beobachtungen und Deutungen wiederum gar manche durch fortgesetzte Forschungen sich falsch erweisen, aber sehr bedeutend ist der Fort- schritt, welchen unsere Kenntniss von den Infusorienorganismus durch diese neue Arbeit Steins erfahren hat. Den Beobachtungen sind ganz bestimmte sichere Ziele gesteckt, möchten dieselben fest im Auge behalten werden. ,—— 4 Bd. XXXI, 1868 12 Correspondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines Bursdere Provinz Sachsen und Thüringen Halle. —_ 1868, Februar. Ne I. Sitzung am 5. Februar. Herr Schubring berichtete die neuesten Untersuchungen von Helmholtz zur Bestimmung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Reizung der Nerven. Nach frühern Versuchen von Helmholtz beträgt diese Geschwindigkeit 61—62.Meter in der Secunde, nach Versuchen von Kohlrausch 94 Meter, während A. Hirsch 34, Schelske 29,6 und Donders 26,09 Meter gefunden hatten. Spätere Versuche von Helm- holtz stimmten mit denen von Hirsch ziemlich überein und auch seine neuen Versuche geben 33,9005 Meter. Dieselben wurden in folgender Weise angestellt: Der Unterarm einer Person wurde eingegipst und abwechselnd am Handgelenke und am Ellenbogen durch je ein Elect- rodenpaar gereizt; die dabei auftretende Anschwellung des Daumen- muskels wurde zur graphischen Darstellung der Zuckung benutzt. Der zuckende Muskel hob nämlich einen Glasstab und drängte da- durch den Schreibhebel des Myographion nach abwärts, so dass der- selbe eine Zuckungscurve auf den Cylinder schrieb. Der Strom den der Nerv am Handgelenk zeigte, wurde so weit abgeschwächt, dass die Zuckungscurven für beide Reizungen möglichst gleich wurden, was zuerst einige Schwierigkeiten bot, weil die Reizung am Ellen- bogen mehr Muskeln in Bewegung setzt und die Reizungen der mo- torischen Nerven sich nicht in unveränderter Form fortzupflanzen scheinen. Aus den beiden Zuckungscurven ergiebt sich die Zeit die zur Fortpfianzung des Reizes am Unterarm nöthig ist und daraus die Fortpfianzungsgeschwindigkeit, wie sie oben angegeben ist. Zur Be. rechnung dienten drei Versuchsreihen von je 12 Versuchen, aus denen die Geschwindigkeit jedesmal mit Hülfe der Methode von den klein- sten Quadraten berechnet ist. Sitzung am 12. Februar. Eingegangene Schriften: 1. Memorie dell’ Accademia delle scienze dell’ Istituto di Bologna Ser. V. Tom. V. fasc. 3, 4 Tom. VI fasc. 1. Bologna 1866. fasc. 2, 3, 4. Bologna 1867. 40 179 2. Rendiconto dell’ Accademia di Bologna 1864 —1866. 8°. 3. Der Naturforscher. Wochenblatt zur Verbreitung der Fortschritte in den Naturwissenschaften 1. Jahrg. 1. Hft. Berlin 1868 Lex. 8°. 4. Bericht über die Verhandlungen in den k. sächs. Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig IV, V 1866, I. II. 1867. Leipzig 1867 8°. 5.,C. Giebel, Vogelschutzbuch. Die nützlichen Vögel unserer Aecker, Wiesen, Gärten und Wälder. Berlin 1868. 8%, — Geschenk des Herrn Verfassers. 6. Wartmann, Leitfaden zum Unterrichte in der Naturgeschichte. 6. Aufl. St, Gallen 1868. 8°. 7. E. Taschenberg, Dr., Illustrirtes Thierleben 7. Lief. Hildburg- hausen 1868. gr. 8°. — Geschenk des Herrn Verfassers. Herr Edel berichtet über neue Quellen für Brom und theilt die Unterscheidung des Arsens und Antimons mit, wie ihn die Unter- suchungen von Himmelmann ergeben haben, Zum Schlusse berichtet Herr Giebel die Untersuchungen Leu- karts über die Entwicklungsgeschichte des Oxyuris vermicularis des gemeinsten aller Eingeweidewürmer beim Menschen. Sitzung am 19. Februar. Eingegangene Schriften: 1. Garke, Dr. Linnaea, Neue Folge I. Heft. 3. 4. Berlin 1867. 8°, 2. Monatsbericht der k. preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Septbr. u. October 1867 Berlin 8°, Herr Giebel berichtet Bessels neueste Untersuchungen über die Parthenogenesis’der Bienen, welche gegen Landois sprechen und nur die bisher geltende Ansicht bestättigen, dass die Befruchtung oder nicht Befruchtung des von der Königin gelegten Eies das Ge- schlecht der Brut bestimmt. & Weiter berichtet Herr Köhler die Entdeckung Zieglers, dass der gemeine Seehase (Aplysia depilans) eine Schnecke aus der Fa- milie der Deckkiemen rothes und violettes Anilin bis zu zwei Gramm in einer Blase enthalte, welches nach der gewöhnlichen Methode mit Chlornatrium und Tanin aus dem Alkoholextract isolirt werden kann. Zum Schluss spricht derselbe über das Wesen des Cantharidins, welches nach den unter Dragendorff’s Leitung angestellten Versuchen im Blut und Urin sich krystallisirbar nachweisen lässt und die Rolle einer Säure spielend, Salze giebt, die im Aether unlöslich sind. Sitzung am 26. Februar. Eingegangene Schriften: 1. Rapport fait & l’Academie royale des Sciences des Pays-Bas. Sect. physique. Amsterdam 1868. 8°. 2. Monatsbericht der k. preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. November 1867, Berl. 1867 8°, 3. Sitzungsbericht der k. bayrischen Akademie der Wissenschaften zu München II. Hft. 2 u. 3 München 1867 8°. 180 4. Nachrichten von der k. Gesellsch. der Wissenschaften und der Georg-August Universität aus dem Jahre 1867. Göttingen 1867 8°, Herr Giebel verbreitet sich über die charakteristischen Unter- schiede der noch lebenden Bivalven-Gattung Trigonia und der Fossi- len aus dem Lieskauer Muschelkalke Neoschizodus und Myophoria. Hieran anschliessend versichert Herr Credner, dass er unter vielen hundert Exemplaren von Steinkernen der betreffenden Myo- phoria, die von den verschiedensten Fundorten herstammen, im Gan- zen nur zwei Exemplare mit Streifung an dem einen Schlosszahn gefunden habe. Derselbe legt dann einige Handstücke mit zahlreichen, in Schwefelkies verwandelten Taeniodon Ewaldi vor, welche mit der Avi- cula contorta die in den letzten Jahren überall und gründlich unter- suchten Gränzschichten zwischen Keuper und Lias scharf charakteri- sirt. Er spricht zunächst über deren besondere Bedeutung, giebt ihre weite Verbreitung und z. Th. mächtige Entwicklung in Deutsch- land, Belgien, England, in den Alpen, in Californien und Neuholland an, und erläutert dann speciell das Auftreten zwischen Bolle und Falkenhagen, von wo die vorgelegten Handstücke stammen. In der Gegend von Hanover glaubte man in der Mergelschicht mit Taeniodon Ewaldi Petroleum entdeckt zu haben, das aber aus den höher gele- genen Posidonomienschiefer des Lias ausgesickert war und in dem tiefern Niveau sich angesammelt hatte, keineswegs in so reichlicher Menge, dass es eine technische Gewinnung lohnt. - Zum Schluss legt Herr Schubring eine Schrift vom Augen- arzt Ruete in Leipzig über das stereoskopische Sehen vor, nebst einer Anzahl stereoskopischer Bilder, von denen einige Präparate der menschlichen Sinneswerkzeuge, besonders des Ohres nnd Auges, so wie der Blick auf einen Krater u.a. von besonderem Interesse waren. Druck von W. Plötz in Halle. 7 E Beobachtungen der meteorologischen Station n ot Comp, et) z are, , 5 (2 & Zooiogy a az MAR 11.1942 3365 Februar 1858. * De LISRÄRTI Im Februar 1868 war im Vergleich zum 10jährigen der mittlere Barometerstand 1,26 zu hoch (1851-1860 : 333‘,90), der höchste en 0‘,13 zu hoch (18°!/;o im Mittel: 339,49), der tiefste 2“ 0‘“,51zu hoch (18°!/,, im Mittel: 326,91). Die grösste Schwankung im ganzen Monat beträgt 12‘',20, (1851 —1860 im Mittel : 12°‘, 58), innerhalb 24 Stunden aber + 7‘,02 (am ®/, Abends 10 Uhr). Die mittlere Lufttemperatur war 30,67 zu hoch (185!/,,: 00,24,), die höchste Luftwärme war 6%,5 zu hoch (185!/., im Mittel 69,3.), die niedrigste Luftwärme war 80,6 zu hoch (185!/,, im Mittel — 90,6,). Die grösste Schwankung im ganzen Monat beträgt 13°,8, (1851—1860 im Mittel 150,9), innerhalb 24 Stunden aber +6°,6 (am 28/,, Mittags 2 Uhr), innerhalb 8 Stunden endlich +11°,2 (am 29 von Mg. 6.— Mttg. 2 U.) Die mittleren Temperaturen der einzelnen Pentaden sind folgende 1867 1851—1864 Differenz 31. Jan.— 4. Febr.: 30,58 0°,21 + 30,37 5. Febr — | 9. |, 2,82 0,73 + 2,09 10, aan! 3,14 —0,45 + 3,59 15a ae 198 IN 2,80 a + 2,99 2055 u. 041, 4,20 —0,10 + 4,30 95.2, v2 | Mrz: 6,53 1,03 + 5,50 (NB. wegen des Schalttages hat die letzte Gruppe in diesem Jahre 6 Tage.) Die Temperatur sank unter 09 a) überhaupt an 1 Tage. b) im Mittel an 0 Tagen. c) ganzu. garan 0 Tagen. Der mittlere Dunstdruck war 0',54 zu hoch (1851/,, : 1,66), die mittlere relative Feuchtigkeit aber 5,1%), zu tief (1851/g0:81,40/,). Die Menge des Niederschlags war 44,0 C.-Z. zu gering denn im Mittel von 18°1/go giebt es 163,2 C.-Z. Niederschlag wovon 94,0 auf den Regen an (4—5 Tagen) und 69,2 auf den Schnee (an 6—7 Tagen) kommen. Die mittlere Himmels-Ansicht war wie im Mittel der Jahre 1851 —1860 wolkig. Die mittlere Windrichtung lag zwischen W und WSW, während sie im Mittel der Jahre 1851—1860 zwischen W und WNW (N— 79012’ — W.) liegt. Electrische Erscheinungen sind in die- sem Monat hier in Halle nicht beobachtet. Schubring. F Station zu Februar 1868. Beobachter: Herr Fuftdneoj Dunsidruck TeeJatfve” Luft - = auf 0° redueirt. NT, Feuchtigkeit iasa 2 1300 Pariser Linien+ ren: in Procenten. a ( en. Windesrichtung. Sa a gemessen tägl. um a San i ( i Zeh nein: 2 Uhr Nachm. mstr.Engelhardt A.10] Mit.| V. 6 | M. 2A. 10 |V.|M]A.|M| Art u. Zeit. [Cub.Z2.| F. | Z. wo) 53| _w. |sw | sw lio| s| o| 6 7 2 21| 37 |wsw/wnw w |5| 745 7 4 20 | 3,5 |. W W w 10] 8| 4| 7|S. Mg. 372 7 11 24) 25 | SW |wsw|wsw|sı 2] s 8 11 33 | 5,0: | W W SW ı S| 9| 9 9 9 7 371381 SW Ww w [9 5 67 10 1 BB: | W W w |2 1163 9 10 DEI 274; W sw | Nw |9 810) 9|R. Ab. 9 5 03! 07 I NW |WNWIWNW| 0) 3 9 4 10,0 8 11 40 | 236 | NW | w |wsw [10101010 8 5 3,7 | 4,6 W W | NW [10] 7110) 9 8 1 27 292 NW W | NW | 0 10110) 7|S. Nchm 30 1 y 33 NW w Ww |10) 10/1010 ' 7 I 471| 44 Ww W w 110) 10110/10|R.Ncht.12-13. 950 7 11 3,71 41 Ww W w do] slıo| 9 ' 7 11 10|22| Ww | NW |wnwl3| 6|.0:3 8 1 19 | 27 |wnw|nw | w |s| ıl o| 3[®.Ncht.15-16| 71 | 8 9 1,3 | 2,7 W W | NWw|9| 0 0/3 8 3 26 | 253 | NW I SO | nw | 1| 2) 4| 2 8 0 43142| © |SSO|) s |9ı 910) 9 7 6 4,5 | 4,7 S sw | sw Jıo| 710) 9|R. Ab, Sr 7 4 4,6 | 4,7 |WSWIwsw| S 10) 911010 ’ 7 3 2,1| 42 S SW | Nw l10| 8| A| 7 7 2 39 | 3,2 S sw | sw | Ss} 10110) 9 7 2 70| 64 | SW | w | sw [10/10110.10|N. gnz. Tag.| 82 7 4 7,3 | 80 | W w |wsw [1010 0 7 8,2 7 4 6,2 | 6,9 | SW | sw | sw Jıo| 8110| 9 7 5 5,8 | 5,6 | SW | sw | Ss [1010110110 8 2 6,7 | 7,0 | SO Ss so I1ı| 2 011 8 3 3,54] 3,91 | Mitti. Windrichtung | 87 |7 | 7|R = Regen. 8 1 8,0 S (76048'54°)W |, neblie | S. — Schnee. 10 1 1,9 W. z. 8. —AeDNE|N — Nebel. 7 2 Windrichtungen. Himmelsansicht. 0 mal N 7 mal S bedeckt (10.) Tage: 6 BEL ENNON.0- „ SSW trübe (9. 8.) = 8 02752807 1,18% 75,-5W. wolkig (7. 6) 5 7 0 „ ONO| 7 „ WSW ziemlich heiter (5.4) „ 2 DD, 32. ,,W heiter (3. 2. 1.) = 6 0 „ OSO| 5 „ WNW völlig heiter (0) 5 0 3 „80 13 ,„ NW durchschnittlich: %12.,,550%.,.07.., NNW trübe (4), Druckfehler im Jahresbericht der meteorologischen Station zu Halle pro 1867 im Januarhefte dieses Bandes. Seite 76. Zeile 15 v. o. mittlere Morgentemperatur im Kalender-Jahre 50,69 statt 50,67. Ebd. Zeile 10, 14 u. 15 die Minimaltemperatur von —10°,2 am 6. Ja- nuar ist um 8 Uhr Mg. beobachtet, um 6 Uhr war die Temperatur — 90,3; cfr. Januarbericht 1867. Seite 79. Zeile 18 Höhe des ganzen Niederschlags im Frühling 72',12 statt 72,17. ferner im Januarbericht 1868: (Seite A.) Zeile 1 (excl. der Ueberschriften) lies 1868 statt 1867. Zeile 19 lies 1868 statt 1867. Zeile 20—25 lies 1. Jan.— 5. Jan. statt 27. Nov.— 1. Dec. 6 „ —10. „ 5 2. Dee.— 6, „ a 16. „ —20. „ Bd 6, 212 „25, , la. 2 26. „ —30. „ ER 2 BL h; ee der Succession der Mineralien ‚gspalten vom Saalbande an gezählt. Der Spatheisenstein meist krystallinisch. Spath. senstein grobkrystallinisch, Spatheisen SEN ‚Blende Bleiglanz » o Eisenspath ie ee 4 Be nde Spatheisen Kikspi. Braunspath uarz 3 2 Quarz? Blende - _ Blende Quarz Kiksh. Eisenspath Bleiglanz Quarz a Blende Bleiglanz Flussspath ii 5 5 Lb £ Eisenspath Blende? Bleiglanz - | Quarz? Blende | Eisenspath Quarz Blende Bleiglz. | Spathst. Qjuar|z Flussspath Bleiglanz Blende Spathst. Kikipth. Comps, | Eisenspath Qujarz - Blende Bleiglz. Spathstein. Quarz : S Be ” GE NEL | Eisenspath Quarz Blende | Quarz FAR 111942 | Eisenspath | Blende? Quarz ; | Blende | Quarz IBRAN | Talk | Quarz Eisenspath Blende Spathstein Kiksth. | 3 | Blende Quarz Klkssth. Eisenspath Quarz Blende Flussspath ) Eisenspath y Bleiglanz } Quarz Kies Blende Quarz 2 Kies { Talk J | Quarz? 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Bleiglanz Flussspath Blende Kies Quarz , Quarz Spatheisen Bleiglanz Kies Klkspth. | (Bleigl. + Eisenspth.)® Quarz Klkspth. | Eisenspath Bleiglanz Flussspath Quarz Blende Quarz _Spathstein* | Eisenspath Flussspath Blende Bleiglanz, | Quarz Bleiglanz Flussspath Spatheisen Kies | Flussspth. Quarz Bleiglanz Kies | Eisenspath Flussspath (Bleiglanz -+ Eisenspath)? Quarz z | Quarz Kies Eisenspath Flussspath r Quarz 2 | Bleigl. Kies Eisenspath Quarz Kikspth Bleiglanz Im “ | Bleigl. LIEBEN Quarz - Bleiglanz Seit ussspth. isenspath Kikspth. r Wolfram? Quarz Gun? & | Eisensp. = Bleiglanz Kies Kikspth. Cukies uarz ies uarz | Kikspth. | Eisensp. Quarz Cukies | Flssraum. Eisenspath Klkspth. | Quarz Eisenspath | Quarz lea Quarz eiglanz | Eisenspath Bleiglanz Quarz | Eisensp. Kikspth, | Eisensp. Qujarz Bleiglanz | Quarz Eisenspath Bleiglanz Eisensp. | Quarz Bleiglanz Eisensp. | Eisensp. Quarz Bournonit | Talk? | Quarz Eisenspath Bleiglanz Quarz Quarz Ben Cukies | Quarz Kies | Eisensp. Quarz? Bleiglanz Kikspth. me. | Blende Eisenspath Blende a Bleiglanz Eisenspath Kiksptb. uarz+-Kies Eisenspath uarz Blende | Blende Bleiglanz Eisenspath Bleiglanz Quarz | Quarz Kies Eisenspath Quarz Blende Eisenspath Eisenspath N Quarz) mit Blende in Grauwackenmasse mit Blende, Quarz und Bournonit = Bruchstücke (Eisenspath Blende)? | | Eisenspath Blende Eisenspath Quarz | Eisenspathı Bleiglanz Blende Eisenspath Quarz F | Bleiglanz Blende Eisenspath Flussspath | Quarz Eisenspath Bleiglanz _ Quarz Bleiglanz Quarz Braunspath Quarz Braunspath Quarz | Quarz | (BB, ea. Cukies } | Bleiglanz Blende | Qujarz Bleiglanz Eisenspath Blende b 5 Thonschieferteig Blende AN Bournonit Kupferkies | Milchquarz (Eisenspath -+ Bleigl.)? Quarz Elkspth. Hangendes | Spatheisen Bleiglanz Quarz Liegendes | Spatheisen Bleiglanz Quarz Bleiglanz Kies Quarz Kies Kalkspatı Quarz Braunspath. Zei. Zeil Zeil SF, eitschrift für die (resammten Naturwissenschaften. 1868. März. Ne II. Ueber die Kinwirkung des kohnlensauren Ammo- niaks auf Monochloressigsäureäther von W. Heintz. (Aus den Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 141 S. 355 im Auszuge mit- getheilt v. d. Verfasser.) Die Untersuchungen von Socoloff und Strecker!) über die Benzoglycolsäure und die Benzomilchsäure,, von Wurtz?2) über die Butyromilchsäure, von Wislicenus>) über die Acetomilchsäure und von mir) über die Acetoxacet- säure oder Acetoglycolsäure haben bekanntlich zu der Ansicht geführt, dass die Säuren der Milchsäurereihe zwar wahre Säuren sind, dass sie aber andererseits auch als Alkohole betrachtet werden können. Diese Ansicht wird hauptsächlich durch den Umstand gestützt, dass diese Säuren Wasserstoff gegen Säureradical austauschen können, ohne dabei eine Veränderung in ihrer Basicitätzu erleiden. Dasjenige Wasserstoffatom in den Glie- dern der Milchsäurereihe, an dessen Stelle Säureradical ein- geführt werden kann, muss also ein anderes sein, als das, welches in den Salzen derselben durch Metall ersetzt wor- den ist. Dieses macht sie zur Säure jenes zum Alkohol. 1) Ann. d. Chem. u. Pharm. LIII, 17. 2) Daselbst CXII, 252. 3) Daselbst CXXV, 41. 4) Daselbst CX VIII, 325. Bd. XXXI, 1368. 13 182 Wenn aber wirklich allgemein richtig ist, dass ein Atom Wasserstoff in den Gliedern jener Reihe durch Metall, ein zweites durch Säureradical vertreten werden kann, so darf man voraussetzen, dass eben so gut, wie durch ein Atom eines zweiwerthigen Metalls, welches an die Stelle zweier basischen Wasserstofiatome von zwei Moleculen dieser Säuren tritt, diese zwei Molecule zu einem vereinigt werden können, dies auch durch ein zweiwerthiges Säureradical müsse ge- schehen können, indem es die Stelle zweier Atome Alkohol- wasserstofl in zwei Moleculen derselben einnimmt. Dass dem wirklich so ist, das ist, wenn ich nicht irre, erst durch Ein Beispiel nachgewiesen worden, nämlich durch die Existenz des Succinylodimilchsäureäthers, welchen W urtz1) zuerst darzustellen versuchte, Wislicenus?) aber durch Einwirkung des Succinylchlorids auf Milchsäureäther zuerst rein erhielt. Meines Wissens hat man noch nicht versucht, das Ra- dical Carbonyl zu benutzen, um zwei Molecule Glycolsäure oder Milchsäure zu einem complexeren Molecule zu vereinigen. Und doch schien mir gerade eine Untersuchung in dieser Richtung von besonderem Interesse. Versuche, welche zu- nächst mit kohlensaurem Natron angestellt wurden, haben gelehrt, dass in einem Gemisch dieses Körpers mit Mono- chloressigsäureäther eine merkliche Bildung von Chlornatrium erst bei sehr hoher Temperatur, etwa bei 180 bis 200° C,, eintritt. Allerdings ist gelungen, den Nachweis zu führen, dass hierbei eine ätherartige bei ziemlich hoher Temperatur kochende Flüssigkeit gebildet wird, indessen nur in so gerin- ger Menge, dass es mir noch nicht möglich war, sie von dem unzersetzten Monochloressigsäureäther zu trennen. Das war der Grund, weshalb ich von der Anwendung des kohlensauren Natrons zu gedachtem Zweck abstand und anstatt dessen das kohlensaure Ammoniak wählte, von dem ich voraussetzte, es müsse wegen seiner Flüchtigkeit leichter auf den Monochloressigsäureäther einwirken. Dies ist in der That der Fall, allein die Zersetzung verläuft auf eine ganz 1) Annalen d. Chem. u. Pharm. CXIX, 369. 2) Daselbst CXXXII, 257. 183 andere Weise. Deshalb habe ich die Versuche mit dem kohlensauren Natron in etwas abgeänderter Weise neuerdings wieder aufgenommen. Ich hoffe, die Resultate derselben bal- digst mittheilen zu können. In dem Folgenden soll nur von der Einwirkung des koh- lensauren Ammoniaks auf den Monochloressigsäureäther die Rede sein. Werden Röhren, in denen ein Theil käufliches kohlen- saures Ammoniak und zwei Theile Monochloressigsäureäther eingeschmolzen sind, bis 120° C. erhitzt, so färbt sich das Gemisch bald gelb und braun. Nach sechsstündigem Erhitzen ist viel Kohlensäure frei geworden. Beim Erhitzen der aus- gezogenen Spitze wird diese nämlich aufgeblasen und ein star- ker Strom dieses Gases entweicht. In sämmtlichen Röhren findet sich nach der Erhitzung theils feste, theils Hüssige Substanz. Erstere löst sich schon in wenig Wasser auf und bildet die obere Schicht, während die letztere sich am Boden des Gefässes ansammelt. Mecha- nisch lassen sich beide Schichten leicht trennen. Zur weiteren Untersuchung wird die untere ätherartige Schicht zuerst mit Salzsäure enthaltendem Wasser, dann mit verdünnter Lösung von kohlensaurem Natron, endlich mit Wasser geschüttelt, über Chlorcalcium getrocknet und der fractionirten Destillation unterworfen. Bei der Destillation geht zuerst unzersetzter Monochlor- essigsäureäther über. Dann steigt die Temperatur ziemlich gleichmässig und schnell bis 260° C., und von dieser Tem- peratur bis 295° C. geht eine bedeutende Menge einer dick- flüssigen Flüssigkeit über, während eine braune zuletzt auf- schäumende dickliche Masse in der Retorte zurückbleibt. Aus diesem letzten Destillat wird durch fractionirte De- stillation, wenn man das zwischen 280 und 290° C. Ueber- gehende gesondert auffängt, eine Verbindung erhalten, welche sich als nahezu reiner Triglycolamidsäureäther zu erkennen giebt. Sie besitzt denselben Kochpunkt, dieselbe Farbe und Consistenz wie dieser, ist nicht ganz ohne Zersetzung flüchtig und setzt sich unter dem Einfluss von in Alkohol gelöstem Ammoniak in eine krystallisirte Substanz um, welche alle 13 * 184 Eigenschaften des Triglycolamidsäuretriamids besitzt, wie ich sie in dieser Zeitschrift Bd. XXIX, S. 109 beschrieben habe. Auch das a. a. Orte geschilderte Verhalten des Thri- glycolamidsäureäthers zu kaltem, warmem und kochendem Wasser kann an diesem Product beobachtet werden. Die Elementaranalyse hat folgende Resultate ergeben: gefunden berechnet Kohlenstoff 51,83 52,36 12 Wasserstoff 1,88 7,64 21H Stickstoff 5,21 5,09 ıN Sauerstoff 35,08 34,91 68 100,00 100,00. Da die Kohlensäure bei der Bildung dieses Körpers ohne Einfluss ist, so lässt sich dieselbe durch folgende Gleichung darstellen : C2H29. 4NH?®, \ es ‚10 {ki aut N (no Sie ist ganz Yon. en welche die Bildung der Triglicolamidsäure aus Monochloressigsäure und wässerigem Ammoniak darstellt. In diesem Falle aber bildet sich auch Diglycolamidsäure und Glycocoll, und es ist daher vorauszusetzen, dass bei dem jetzt studirten Process als Nebenproducte auch die Aether dieser beiden Körper auftreten möchten. Diese Aether können möglicherweise in den leichter ko- chenden Flüssigkeitstheilen enthalten sein. Da indessen die Eigenschaften derselben noch nicht bekannt sind und es nicht gelingen wollte, selbst die bei 260 bis 280° ©. überdestilli- rende Portion durch Wiederholung der fractionirten Destilla- tion ganz von dem Monochloressigsäureäther zu befreien, so musste zur Erkennung der Natur dieser Flüssigkeit ein an- derer Weg eingeschlagen werden. Am Einfachsten wäre es wohl gewesen, den Aether durch eine Basis zu zersetzen und aus der Natur der gebil- deten Säuren einen Rückschluss zu machen auf die Zusammen- setzung desselben. Ich wählte indessen einen freilich weniger sicheren, aber, falls der Versuch gelang, möglicherweise zur Kenntniss zweier neuen Verbindungen führenden Weg. Bestand jener Aether, wie ich vermuthete, im Wesent- lichen aus dem Glycocolläther und dem Diglycolamidsäure- 185 äther, so mussten daraus unter dem Einfluss von wasserfreiem Ammoniak diejenigen Verbindungen entstehen, welche dem durch gleiche Zersetzung des Triglycolamidsäureäthers sich bildenden Triglycolamidsäuretriamid analog sind, das Glyco- collamid und das Diglycolamidsäurediamid. Triglycolamidsäure- Diglycolamid- E triamid säurediamid Glyeocollamid (NE2H?0, H,H) N(e2H20, H, H) N(e2H?2®, H, H) N\N(€2H20, H, H); N {N(£2H20, H, HB); N!{H (N(€2H20, H, H) H Trioxäthylen- Dioxäthylen- Oxäthylen- ammonamin ammonamin ammonamin. Da aber jedenfalls noch Monochloressigsäureäther in jenem Aethergemisch vorhanden war, und gewiss auch Tri- glycolamidsäureäther, so waren in dem Producte jener Ein- wirkung auch Monochloracetamid und Triglycolamidsäuretri- amid zu erwarten. “ Es ist mir nicht gelungen aus diesem Gemisch auch nur eine der darin zu erwartenden Substanzen rein darzustellen, obgleich ich die Versuche vielfältig variirt habe. Bei Zer- setzung eines Theils dieses Gemischs durch Kochen mit Ba- rythydrat entwickelte sich reichlich Ammoniak und unter den Producten dieser Zersetzung gelang es neben Triglycolamid- säure Glycocoll nachzuweisen, das an seinen Eigenschaften und denen seiner Kupferverbindung leicht erkannt wurde. Um noch ein helleres Licht auf den Umsetzungsprocess zu werfen, welcher bei Einwirkung des kohlensauren Ammo- niaks auf Monochloressigsäureäther stattfindet, schien mir die Untersuchung auch der wässerigen und der salzsauren Lö- sung nützlich zu sein, welche durch Schütteln des Inhalts der Röhren, worin jenes Gemisch auf 120°C. erhitzt worden war, mit reinem und mit salzsaurem Wasser erhalten wurden. Die wässerige Lösung setzte beim Verdunsten viel Sal- miak ab, die Mutterlauge gab dann beim Eindampfen mit überschüssigem Bleioxydhydrat hauptsächlich ein in Wasser leicht lösliches Bleisalz. In dem in Wasser nicht löslichen Theil fanden sich nur sehr kleine Mengen organischer Sub- stanz. Der im Wasser lösliche Theil lieferte etwas Glycocoll. Diglycolamidsäure war nicht darin zu finden. Die salzsaure Flüssigkeit schied schon beim Abdampfen und Wiederauflösen 186 Krystalle von Triglycolamidsäure ab, und lieferte ausserdem noch geringe Mengen Diglycolamidsäure und Glycocoll. Zur Auffindung dieser Körper ist in beiden Fällen die Methode benutzt worden, die aus dem Bleisalz abgeschiedene organische Substanz mit kohlensaurem Zinkoxyd einzudampfen und den Rückstand mit Wasser auszuziehen, und sowohl das unlösliche als das lösliche Zinksalz, ersteres in der Kochhitze, durch Schwefelwasserstoff zu zersetzen. Das Glycocoll ist stets durch den süssen Geschmack und die characteristische Kupferverbindung erkannt worden, welche bekanntlich in heissem Wasser mit tiefblauer Farbe reichlich, in kaltem nur schwer löslich ist und aus der er- kaltenden Lösung stets in sehr feinen mikroscopischen Na- deln anschiesst. Die Diglycolamidsäure ist theils analysirt, theils durch die Bildung einer in grossen rechtwinkeligen Tafeln krystalli- sirenden leicht löslichen salzsauren Verbindung charakterisirt worden. Die Triglycolamidsäure, schon an ihrer Schwerlöslich- keit in Wasser und an der eigenthümlichen Form ihrer Kry- stalle kenntlich, ist ebentalls analysirt worden. Die analytischen Resultate sind folgende: Diglycolamidsäure Triglycolamidsäure gefunden berechnet gefunden berechnet Kohlenstoff 37,21 37,69 36,00 36,09 Wasserstoff 4,99 4,71 5,49 5,26 Aus den vorstehenden Thatsachen ergiebt sich zunächst mit Bestimmtheit, dass der Aether der Triglycolamidsäure bei Einwirkung des trockenen kohlensauren Ammoniaks auf Mo- nochloressigsäureäther gebildet wird, da es gelungen ist, den- selben aus den Producten dieser Zersetzung in reinem Zu- stande abzuscheiden. Ich glaube indessen auch als erwiesen betrachten zu dürfen, dass dabei neben diesem Aether auch Diglycolamid- säureäther und Glycocolläther gebildet werden. Namentlich halte ich den Umstand, dass bei Zersetzung des destillirten Aethers durch Ammoniak eine Basis entsteht, durch deren Zersetzen mit Barythydrat Glycocoll erzeugt wird, für einen genügenden Beweis der Bildung des Glyco- colläthers. 187 Aber auch Diglycolamidsäureäther ist offenbar unter den Producten jener Umsetzung. Es ergiebt sich dies aus dem Umstande, dass, während in dem Wasser, womit der Aether geschüttelt wird, merkliche Mengen dieser Säure nicht auf- gefunden werden konnten, die darauf angewendeten, mit Salzsäure angesäuerten Waschwasser reichliche Mengen da- von enthielten. Es scheint durch diese Operation der Digly- colamidsäureäther am Meisten zersetzt worden zu sein. Die Processe, welche in dem Gemisch von Monochlor- essigsäureäther und Ammoniak bei 120% C. gleichzeitig vor- gehen, können demnach durch er drei Gleichungen ausgedrückt werden: E g2H2Q) £2H29 9 I. cıto, 2NH> — "ar Re Hl c2H5 E g2H20! C2H20Q' a 24° of Keha anna Ne £2H20) g3H> \ geh, H €2H20 c2H? c2H20 II. ı z I, INES — all Non 243° 9 G2H?9 a, Die vollständige Analogie dieser Zersetzung mit der, welche die Monochloressigsäure unter dem Einfluss des Am- moniak erleidet, ist also dargethan. Ueber phosphorsaures Zinkoxyd und phosphor- saures Zinkoxyd-Ammoniak von W. Heintz. (Aus den Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 143 S. 356 im Auszuge mit- getheilt v. d. Verfasser.) Mit der Angabe von Graham!), dass durch Fällung einer heissen Lösung von schwefelsaurem Zinkoxyd durch 1) Annalen der Chem. u. Pharm. XXIX, 23*. 188 eine ebenfalls heisse Lösung von phosphorsaurem Natron eine Verbindung von der Zusammensetzung 2Zn®, H?0, P?20°+-2aq. (in unsere jetzige Schreibweise umgeformt Be 93--.H?91) niederfalle, steht die Angabe von Debray:), wonach durch Erhitzen einer Lösung des sauren phosphorsauren Zinkoxyds ein Niederschlag von der Zusammensetzung PO5, 3ZnO, 109 — netten) entsteht, im Widerspruch. Dass Grahams Angabe falsch ist, geht auch daraus hervor, dass, wie schon Mitscherlich beobachtete, die von dem phosphorsauren Zinkniederschlag abfiltrirte Flüssigkeit sauer reagirt. Es ist hiernach klar, dass der Körper y noch nicht bekannt ist. Da nun Verbindungen von dieser Form häufig entstehen, wenn sich das phosphorsaure Salz aus durch Essigsäure stark saurer Flüssigkeit absondert, so hielt ich es für wahrscheinlich, dass in dieser Weise auch das betreffende Zinksalz dargestellt werden könne. In der That entsteht, wenn man mit Essigsäure stark angesäuerte Lösung von phos- phorsaurem Natron mit ebenfalls essigsaurer Lösung von schwefelsaurem Zinkoxyd mischt, ein weisser krystallinischer Niederschlag, der sich leicht auswaschen lässt. Herr Stud. pharm. Ruhbaum hat diesen Niederschlag auf meine Ver- anlassung quantitativ untersucht. Der Wassergehalt dieses gut gewaschenen und an der Luft getrockneten Niederschlags ward durch Glühen ermittelt und die Phosphorsäure durch Schmelzen des Gemisches des- selben mit"kohlensaurem Natron von dem Zinkoxyde getrennt, welches nach sehr anhaltendem Auswaschen mit kochendem Wasser unmittelbar gewogen wurde. Dass es vollkommen rein war, ward durch besondere Versuche ermittelt. Die Phosphorsäure ward natürlich als pyrophosphorsaure Magne- sia bestimmt. Bei der Analyse wurden folgende Zahlen erhalten: 1) Zn = 65. 2) Annalen d. Chem. u. Pharm, CXV, 52°. 3) Zn = 32,5. *) Zu = 65, ebenso im Folgenden. 189 E I. II IV. v. WI. Mittel berechn. Phosphorsäure 32,61 — 31,29 31,89 32,06 32,60 32,29 31,07 P29° Zinkoxyd -.-.— 5139 — -— 51,39 53,17 ZnQ Wasser 16,12 16,08 16,0616,18 — — 16,11 15,76 4H20 - 99,79 100,00. Die Formel für dieses Salz ist also gleich der des von Debray untersuchten. Allein das Verhältniss zwischen den gefundenen Mengen Phosphorsäure und Zinkoxyd ist nicht genau dasselbe wie in dem neutralen dreibasischen phos- phorsauren Zink. Ich glaube annehmen zu dürfen, dass diese Differenz durch Beimengung einer kleinen Quantität des nur zu ?/3 gesättigten phosphorsauren Salzes des Zinkoxyds be- dingt ist. Eine Mischung von einem Molecul, des Salzes (P205, 2Zn0, H?0) + 3H2@ mit vier Moleculen des Salzes (P?Q5, 3Zn@) + 4H?9 würde folgende Zusammensetzung haben: Phosphorsäure 33,2 5 P20> Zinkoxyd 51,4 14 Zn@ Wasser 16,4 20 H2Q 100,0. Nach diesen Resultaten ist es als sicher anzusehen, dass das ohne Essigsäurezusatz gefällte Salz das zu zwei Drittel gesättigte nicht sein kann, aber ebensowenig ist es wahr- scheinlich, dass es das reine neutrale Salz darstellt. Herr Stud. pharm. Rother hat das Salz genau nach der vonGra- ham!) vorgeschriebenen Methode dargestellt und bei der Analyse desselben folgende Resultate erhalten: 1 1. Mittel berechnet Phosphorsäure 32,47 32,54 32,55 31,07 P295 Zinkoxyd 52,07 52,05 52,06 53,17 3ZnO Wasser —_ 16,09 16,09 15,76 4H2@ 100,68 100,70. Das so dargestellte Salz weicht also nicht wesentlich in der Zusammensetzung von der des aus essigsaurer Lösung dargestellten Salzes ab, und ist es ein Irrthum, wenn Gra- ham demselben die Formel (P205,2Zn@, H?Q) -+- 2H?Q giebt. Ein Salz von der Formel (P295, 22n9, H?0 + xH?Q ist in rei- nem Zustande bis jetzt nicht dargestellt worden. Endlich schien es mir nicht uninteressant, auch die Zu- sammensetzung des aus der Lösung des sauren phosphorsau- 1) Annalen d. Chem. u. Pharm. XXIX, 23*. 190 ren Zinkoxyds durch Kochen sich abscheidenden krystallini- schen Salzes zu ermitteln. Dieser Versuch ist von Herrn Stud. pharm, Herrmann ausgeführt worden. Zu dem Ende wurde das nach Graham’s Vorschrift dargestellte Salz mit kalter verdünnter Phosphorsäure ge- schüttelt und die filtrirte Flüssigkeit gekocht. Der dadurch entstandene Niederschlag ward mit heissem Wasser gewaschen, an der Luft getrocknet und der Analyse unterworfen. gefunden berechnet Phosphorsäure 32,02 31,07 P295 Zinkoxyd 52.23 53,17 3Zn$ Wasser 16,26 15,76 4129 100,56 100. Diese Verbindung hat demnach dieselbe Zusammenset- zung wie die beiden Salze, deren Analysen weiter oben an- gegeben sind. Auch in diesem Salz muss neben dem drei- basischen noch eine kleine Menge des Salzes (P295,2Zn@,H20) + xH?0 enthalten sein. Die gefundene Zusammensetzung würde nahezu einem Gemisch von 8 Moleculen des ersteren mit 1 Molecul des letztern entsprechen. Das’in der einen oder andern Weise dargestellte Salz bil- det einen weissen krystallinischen Niederschlag, welcher mittelst des Mikroscops betrachtet aus kleinen rechtwinkeligen Blätt- chen bestehend erscheint, deren Ecken meist abgestumpft sind. Entsteht der Niederschlag schnell, so ist die Form der Täfelchen undeutlich. Sie sind dann meist zu kleinen Kügel- chen verwachsen, in denen aber die einzelnen Blättchen noch deutlich erkennbar sind. Wenn es sich langsam abscheidet, so bildetes immer noch mikroskopische Krystalle, welche aber als deutliche gerade rhombische Prismen erscheinen, deren scharfe Kante stark abgestumpft ist. Auf diese Abstum- pfungsfläche ist ein Zuschärfungsflächenpaar gerade augesetzt, das sich unter einem sehr stumpfen Winkel schneidet. Vor dem Löthrohr auf Kohle schmilzt das Salz zu einer farblosen Perle, die beim Erkalten undurchsichtig und weiss wird. Im Platintiegel kann es aber durch die Flamme des Bunsen’schen Brenners nicht geschmolzen werden. Meines Wissens existirt nur eine Angabe über die Exi- stenz eines phosphorsauren Zinkoxyd-Ammoniaks. Diese An- 191 gabe rührt von Bette!) her, der durch Vermischen einer ammoniakalischen Lösung von phosphorsaurem Ammoniak mit einer Lösung von Zinkvitriol und durch Digestion der Mi- schung einen krystallinischen Niederschlag erhielt, der kurze Zeit ausgewaschen und zwischen Fliesspapier gepresst , end- lich an der Luft getrocknet, der Analyse unterworfen wurde. Die dabei erhaltenen Zahlen lassen indessen die Aufstellung einer einfachen Formel nicht zu. Das von Bette dargestellte und analysirte Salz ist als ein Gemisch anzusehen. Das phosphorsaure Zinkoxyd-Ammoniak nahezu rein dar- zustellen ist Herrn Stud. pharm. Rother gelungen, welchen nach verschiedenen fruchtlosen Versuchen endlich folgende einfache Methode zum Ziele führte. 64 Grm. krystallisirter Zinkvitriol werden in vielem Wasser gelöst, dazu die Mischung von 100 Grm. 16 procen- tiger Phosphorsäure mit ebenfalls vielem Wasser hinzugefügt und endlich so viel Ammoniak zugesetzt, dass der zuerst ent- standene Niederschlag ganz wieder gelöst wird. Diese Lö- sung bleibt 24 Stunden in einer verkorkten Flasche stehen, wird dann von dem aus phosphorsaurer Ammoniak-Talkerde bestehenden geringen Niederschlage abfiltrirt und in einer flachen Schale nur mit Papier zugedeckt sich selbst über- lassen. In dem Masse, als das Ammoniak verdunstet, setzt sich auf dem Boden der Schale eine krystallinische Rinde fest an. Von dieser festen Substanz wird die Flüssigkeit abge- gossen. Der Ueberzug sitzt so fest auf der Schale, dass er nur mit der Spitze eines Messers stückweise davon losgestos- sen werden kann. Zur Reinigung werden diese Rindenstücke auf Fliesspapier ausgebreitet und mit eben solchem Papier bedeckt gepresst, bis sie keine Feuchtigkeit mehr an das Pa- pier abgeben. Bei der Analyse wurde durch den Glühverlust die Summe von Wasser und Ammoniak bestimmt, die Phosphorsäure aber wie oben angegeben durch Schmelzen mit kohlensaurem Na- tron u. s. w. von dem Zinkoxyde getrennt; das Ammoniak ward durch Kochen mit Natronlauge in einem geeigneten Ap- !) Annalen d. Chem. u. Pharm. XV, 129*, 192 parate in verdünnte Salzsäure getrieben und endlich in Form von Platin bestimmt. { Bei der Analyse zweier besonders dargestellter, nur an der Luft getrockneter Proben dieses Körpers erhielt Herr Ro- ther folgende Zahlen: I. Il. IIl. Mittel berechnet Phosphorsäure 35,45 35,32 — 35,39 36,22 P29> Zinkoxyd 41,72 4158 — 4165 41,33 2Zne Ammoniumoxyd 13,65 13,91 13,63 13,73 13,27 (NH420 Wasser 852 839 783 825 918 2H20 99,34 99,20 99,02 100. Die Formel für dieses Salz ist also: (P295, 2 ZnO, [NH*0) + 2H20 oder Zain, a ron Das phosphorsaure Zinkoxyd- Ammoniak bildet farblose krystallinische Krusten, die aus mikroscopischen rechtwinke- ligen Tafeln bestehen, welche oft so dick und so schmal wer- den, dass sie als rechtwinkelige Prismen mit gerader End- fläche erscheinen. In der Hitze entweicht Ammoniak und Wasser und der Rückstand schmilzt im Platintiegel über der Bunsen’schen Gaslampe nicht, sintert nur zusammen. Vor dem Löthrohr schmilzt dasselbe zu einer farblosen Perle, die beim Erkalten klar bleibt und erst bei nochmaligem schwa- chem Erhitzen undurchsichtig und milchweiss wird. Ein diesem Salz dem Ansehen nach ganz ähnliches er- hält man, wenn man die Lösung eines Gemisches von phos- phorsaurem Natron und schwefelsaurem Zinkoxyd in vielem ammoniakalischen Wasser der Luft aussetzt. So dargestellt enthält es aber stets Natron. Das daraus durch Glühen er- zeugte natronhaltige phosphorsaure Zinkoxyd schmilzt des- wegen schon im Platintiegel durch dieFlamme des Bunsen- schen Brenners zu einer wasserklaren Flüssigkeit. Unter Umständen kann sich auch eine an Ammoniak reichere Verbindung bilden, welche aber bis jetzt noch nicht rein hat dargestellt werden können, deren Constitution also noch nicht festgestellt ist. Herr Stud. pharm. Rother erhielt die fragliche Ver- bindung auf folgende Weise: Nicht sehr verdünnte Lösungen von 64 Grm. krystalli- sirtem Zinkvitriol und 100 Grm. 16procentiger Phosphorsäure 193 wurden mit einander gemischt und zu der Mischung Ammo- niak in starkem Ueherschuss hinzugefügt; die Mischung blieb einige Wochen in einer mit Glasplatte zugedeckten Schale zur Winterszeit in einem kalten Raume stehen. Es war da- durch ein bedeutender Niederschlag entstanden, der nur kry- stallinisch erschien und nicht krustenartig an der Schale haf- tete. Derselbe bestand, mit kaltem Wasser vollkommen aus- gewaschen, aus Zinkoxyd, Phosphorsäure, Ammoniak und Was- ser, und bildete nur sehr undeutliche und kleine mikrosco- pische Blättchen. Die Analyse dieser Substanz, welche sehr bald nach ihrer Darstellung ausgeführt wurde, führte zu folgenden Zahlen: T. II. Mittel Phosphorsäure 27,70 28,13 27,92 Zinkoxyd 32,08 32,05 32,07 Ammoniumoxyd 14,65 14,05 14,37 Wasser 24,44 25,03 24,74 98,87 99,26 99,08, Für diese Substanz liesse sich vielleicht die Formel P2@5 + 2Zn@ + (NH%)?@ + NH3 + 7H20 aufstellen, welche folgende Zusammensetzung verlangt: Phosphorsäure 28,46 Zinkoxyd 32,46 Ammoniumoxyd 10,42 Ammoniak 3,41 Wasser 25,25 100, Allein gewiss war dieselbe nicht rein. Nur das geht aus den Analysen mit Sicherheit hervor, dass die aus einem Molecul Phosphorsäure und 2 Moleculen Zinkoxyd bestehende Verbindung unter Umständen mehr Ammoniak aufnehmen kann, als zur Bildung der dreibasischen Verbindung erfor- derlich ist. Dies wird bekräftigt durch eine Analyse, welche ich selbst mit der von Herrn Rother dargestellten Verbindung ausgeführt habe, nachdem sie einige Monate gelegen hatte. Allerdings weichen die von mir gefundenen Zahlen von denen des Herrn Rother ab, aber wesentlich nur im Wasserge- halt. Offenbar hatte die Substanz während des langen Lie- 194 gens das Wasser gänzlich verloren, aber nur ein kleines Quan- tum Ammoniak. gefunden berechnet Phosphorsäure 38,06 38,04 3P203 Zinkoxyd 43,28 43,39 6ZnO Ammoniumoxyd 18,24 1857 ° 4(NH20 Wasser 0,04 _ 99,62 unge. Die gefundenen Zahlen stimmen sehr genau mit den nach der Formel 3P295 + 6Zn@ + 4(NH?)2Q berechneten überein. Dies kann jedoch Zufall sein. Es fehlt noch der Be- weis dafür, dass die besprochene Substanz kein Gemenge ist. Diesen Beweis hat neuerdings Herr Schweikert im hiesigen Universitätslaboratorium geliefert. Er stellte das Salz zu dem Zweck genau ebenso dar, wie Herr Rother, nur mit dem einzigen Unterschiede, dass dasselbe nur abfiltrirt und scharf abgepresst, nicht aber ausgewaschen wurde. Bei der Analyse erhielt Herr Schweikert folgende Zahlen: Schwefelsaures Ammonium 1,35 Ammoniumoxyd 18,13 Zinkoxyd 42,99 Phosphorsäure 37,81 100,28 Bringt man das noch in dem Salze enthaltene schwefel- saure Ammonium in Abzug, so berechnet sich die Zusammen- setzung, wie folgt: gefunden von Schweickert Heintz berechnet Ammoniumoxyd 18,38 18,24 18,57 4(NH2,29 Zinkoxyd 43,58 43,28 43,39 6Zn@ Phosphorsäure 38,33 38,06 38,04 37293 100,29 99,58 100. Versuche, auf nassem Wege zu einem phosphorsauren Zinkoxyd-Kali oder -Natron zu gelangen, haben zu keinem günstigen Resultate geführt. Ich hatte gemeint, eine solche Verbindung könne niederfallen, wenn Lösungen von Zink- vitriol mit phosphorsaurem Natron oder phosphorsaurem Kali versetzt, der Niederschlag durch Zusatz von möglichst wenig Natron- oder Kalilauge gelöst und die erhaltenen Lösungen 195 lange der Luft ausgesetzt würden, weil ich erwartete, dass, wenn die Kohlensäure der Luft das Alkali langsam in koh- lensaures Salz überführte, sich ein phosphorsaures Zinkdop- pelsalz als in dem kohiensauren Alkali nicht löslich ausschei- den werde. Diese Vermuthung hat sich jedoch nicht bewahrheitet. Bei dem Versuch, das Natrondoppelsalz darzustellen, fiel aller- dings allmälig ein pulveriger, selbst unter dem Mikroscop unkrystallinisch erscheinender Körper nieder, in welchem auch die Gegenwart von Phosphorsäure, Natron, Wasser und Zink- oxyd nachgewiesen werden konnte. Indessen waren Phos- phorsäure und Natron nur in sehr kleiner Menge vorhanden, wie die Resultate der von Herrn Rother ausgeführten quan- titativen Analyse beweisen, welcher fand: Phosphorsäure 1,33 Zinkoxyd - 68,95 Natron (Verlust) 2,19 Wasser 27,53 100. Beim freiwilligen Verdunsten der Lösung krystallisirte endlich phosphorsaures Natron heraus. Die Lösung von schwefelsaurem Zinkoxyd und Phos- phorsäure in Kalihydratlösung schied dagegen neben einem ähnlichen pulverigen, vielZink und wenig Phosphorsäure hal- tenden Körper Krystalle von schwefelsaurem Kali aus. Notiz über die Darstellung des diglycol- sauren Kalkes von W. Heintz. (Aus den Ann. d. Chem, u. Pharm. Bd. 144 S. 91 mitgetheilt v. d. Verfasser.) Schon früher hatte ich die Beobachtung gemacht, dass bei Verwerthung der Abfälle von der Bereitung des Mono- chloressigsäureäthers, welche ausser Monochloressigsäure sehr viel Salzsäure enthalten, zur Darstellung von glycolsaurem 196 und diglycolsaurem Kalk die Ausbeute an letzterem im Ver- hältniss zu ersterem stets besonders gross ausfiel. Ich glaubte dies dadurch erklären zu dürfen, dass das durch Sättigung jener Flüssigkeit gebildete Chlorcalecium vermöge seiner Fä- higkeit, Wasser zu binden, die Bildung einer grösseren Menge des von dem glycolsauren Kalk eben durch einen Minderge- halt an Wasser sich unterscheidenden diglycolsauren Kalks bedingt habe. Um diese Beobachtung zur Verbesserung der Darstel- lungsmethode der Diglycolsäure zu verwerthen, war noch erforderlich, zu versuchen, ob es auf eine einfache Weise gelingen möchte, die durch jene Einwirkung erzeugte di- glycolsaure Kalkerde von der grossen Menge Chlorcalcium und von dem glycolsauren Kalk zu trennen. Ich habe mich überzeugt, dass ersteres durch absoluten Alkohol sehr leicht gelingt. Von dem glycolsauren Kalk aber kann man ihn durch seine Eigenschaft, in etwa 60°C. warmem Wasser sich nicht merklich mehr als in kaltem Wasser zu lösen, leicht trennen. Man verfährt wie folgt: Ein Theil Monochloressigsäure wird mit Aetzkalk übersättigt und mit drei Theilen Chlor- calcium und zehn Theilen Wasser in einem mit aufsteigen- dem Kühler versehenen Kolben 10 Stunden lang gekocht, die mit kochendem Wasser verdünnte Flüssigkeit schnell filtrirt und das Filtrat nach Entfernung des überschüssigen Kalks durch Kohlensäure zum dünnen Syrup verdunstet. Durch Zusatz von etwa dem Dreifachen gewöhnlichen Alkohols schei- det man den grössten Theil der darin löslichen Kalksalze von dem Chlorcaleium ab, filtrirt und wäscht mit Alkohol aus oder presst möglichst stark aus. Die vom Niederschlage ge- trennte Flüssigkeit wird nochmals im Wasser- oder besser Chlorcaleiumbade möglichst vollkommen vom Alkohol und vom Wasser befreit, der Rückstand mit käuflichem absoluten Alkohol ausgekocht und die Flüssigkeit so lange mit absolu- tem Alkohol versetzt, bis dadurch keine Trübung mehr her- vorgebracht wird. Nach dem Erkalten wird der Niederschlag von Neuem abfiltrirt, mit Alkohol gewaschen und ausgepresst. In der von diesem Niederschlage abfltrirten Flüssigkeit habe 197 ich nur noch etwas Glycolsäure, aber keine Diglycolsäure auffinden können. Die Kalksalze werden hierauf in kochendem Wasser ge- löst und der zuerst herauskrystallisirende diglycolsaure Kalk von der Mutterlauge getrennt und durch Waschen mit kaltem Wasser gereinigt. Sobald beim weiteren Verdunsten der Mut- terlauge neben den klaren durchsichtigen prismatischen Kry- stallen des diglycolsauren Kalks die äusserst feinen mikros- copischen Nädelchen des glycolsauren Kalks, welche oft die ganze Flüssigkeit gerinnen machen, anschiessen, trennt man sie dadurch, dass man durch Zusatz von wenig heissen Was- sers den glycolsauren Kalk theils löst, theils abschlämmt, wobei der diglycolsaure Kalk fast vollkommen zurückbleibt. Beide Salze können dann durch Umkrystallisiren gereinigt werden. Nach dieser Methode erhielt ich aus 11 Grm. etwas feuchter Monochloressigsäure, die etwa 10,5 Grm. reinen Hydrats entsprechen möchte, etwas über 8 Grm. krystalli- sirter diglycolsaurer Kalkerde und fast 5 Grm. krystallisirte glycolsaure Kalkerde.e. Wäre die ganze Menge der Mono- chloressigsäure in diglycolsauren Kalk übergegangen, so hät- ten 15,5 Grm. desselben erhalten werden müssen. An glycol- saurem Kalk würde in gleichem Falle jene Menge Monochlor- essigsäure 14,6 Grm. geliefert haben müssen. Der Verlust der eingetreten war, ist theils auf den Umstand zu schreiben, dass der glycolsaure Kalk durch den absoluten Alkohol nicht voll- kommen von dem Chlorcalcium getrennt werden kann, theils darauf, dass bei dem mehrfachen Umkrystallisiren eine kleine Menge Substanz verloren geht. Jedenfalls war bei diesem Versuch etwas mehr als die Hälfte der nach der Theorie möglichen Menge diglycolsauren Kalkes wirklich gewonnen worden. Ein anderer Versuch, bei welchem die Gegenwart von ungebundenem Wasser ganz vermieden wurde, führte zu ganz entgegengesetztem Resultat. Ich war der Meinung, dass, wenn man Monochloressigsäure mit gebranntem Marmor im Ueber- schuss vermischt, monochloressigsaurer Kalk und Kalkhydrat entstehen müsse, von denen erstere durch die Erhitzung mit dem überschüssigen gebrannten Kalk auf 200°C. in diglycol- Bd. XXXI, 1868. 14 198 sauren Kalk übergehen werde. Diese Vorgänge würden sich durch folgende zwei Gleichungen darstellen lassen: €°’H?O (E2H29)2 2( 0°), 260 — c9°, Cal ge: H ca, H? (, cacı. Ga Dies ist indessen nicht der Fall. Es bildet sich unter diesen Umständen nur glycolsaure Kalkerde. Kocht man nämlich jenes Gemisch mit Wasser aus, und scheidet man das in der Lösung enthaltene Kalksalz, wie es oben beschrieben ist, von dem Chlorcalcium ab, so erhält man reinen glycolsauren Kalk, der sich als solcher dadurch cha- racterisirt, dass er aus der wässerigen Lösung seiner gan- zen Masse nach in jenen zarten, leicht aufschlämmbaren mi- - kroscopischen Nädelchen krystallisirt, welche dem glycolsauren Kalk eigen sind, während von den grösseren prismatischen Krystallen des diglycolsauren Kalks nichts beobachtet wer- den kann. Die Umsetzung des monochloressigsauren Kalks geschieht also nicht mit Hülfe des überschüssigen gebrannten Marmors, sondern des durch das Hydratwasser der Monochloressigsäure gebildeten Kalkhydrats nach der Gleichung: (G2H202) g2H29)} [ Eos a a [ no | a ga, Gacı 2 Ein anderer Versuch, die Monochloressigsäure durch Kochen ihrer alkoholischen Lösung mit Aetzkalk zu zersetzen, lieferte zwar im Verhältniss zum gebildeten diglycolsauren Kalk nur eine sehr kleine Menge glycolsauren Kalks, so dass diese Methode die vortheilhafteste zu sein scheint zur Dar- stellung des ersteren Salzes. Allein trotzdem ist dieselbe nicht bequem. Denn nach 12stündigem Kochen im Wasser- bade am umgekehrten Kühler wird nur eine kleine Menge der Monochloressigsäure in allerdings viel Diglycolsäure und nur wenig Glycolsäure verwandelt. 199 Deber die Einwirkung des trockenen kohlen- sauren Natrons auf den Monochloressigsäureäther, über den Diglycolsäureäther und das Digiycol- säurediamid von W. Heintz, (Aus den Annal. d. Chem u. Pharm. Bd. 141 S. 000 im Auszuge vom Verfasser mitgetheilt.) Weiter oben (8. 182) schon habe ich erwähnt, dass bei Einwirkung von trockenem kohlensauren Natron auf Mo- nochloressigsäureäther bei 180 bis 200° C. ein schwer flüch- tiger Aether entsteht, den ich aber nur in kleiner Menge er- halten konnte. Die weitere Untersuchung dieses Körpers schien mir in- teressant genug, um darin einen Anlass zu finden, die Unter- suchung mit etwas grösserer Menge Substanz nochmals auf- zunehmen. In mehreren Röhren wurde vollkommen trockenes pul- veriges kohlensaures Natron mit Monochloressigsäureäther eingeschmolzen und die Mischung 4 Stunden einer Tempe- ratur von 180 bis 200° C. ausgesetzt. Dann wurde aus den Röhren durch Ansehmelzen der ausgezogenen Spitzen die frei- gewordene Kohlensäure entlassen. Die auf's Neue zugeschmol- zenen Röhren wurden nochmals derselben Einwirkung der Wärme 4 Stunden ausgesetzt, und diese Operation noch ein- mal wiederholt. Der Röhreninhalt war dunkelbraun geworden, roch noch stark nach Monochloressigsäureäther; im festen Rückstande war aber dessenungeachtet noch sehr viel unverändertes koh- lensaures Natron. Es ergiebt sich daraus, dass selbst nach 12stündiger Einwirkung die Zersetzung nur eine sehr unvoll- kommene war. Der Röhreninhalt wurde mit Aether geschüttelt und das darin sich nicht Lösende mit Aether gewaschen. In diesem Rückstande war noch organische Substanz enthalten, selbst nachdem durch Ansäuren der Lösung derselben mit Salzsäure eine braune humusähnliche Substanz gefällt war. 14 * 200 Es gelang daraus sowohl glycolsauren als diglycolsauren Kalk darzustellen. Um keinen Zweifel zuzulassen, ob diese Salze wirklich die genannten waren, habe ich ihren Kalk- und Wassergehalt bestimmt. 0,2864 Grm. des glycolsauren Kalks verloren bei 180 bis 1900C. 0,0812 Wasser und hinterliessen geglüht 0,0609 Kalk. 0,3138 Grm, des diglycolsauren Kalks verloren bei 180 bis 190°C. 0,1199 an Gewieht und hinterliessen 0,0628 Kalk. Gefunden sind also in jenem 28,36 pC. Wasser und 21,26 pC. Kalk (berechnet 27,5 pC. Wasser und 21,37 pC. Kalk), in diesem 38,21 pC. Wasser und 20,01 pC. Kalk (berechnet 38,57 pC. Wasser und 20,00 pC. Kalk). Von der ätherischen Flüssigkeit wurde, nachdem sie längere Zeit mit geschmolzenem Chlorcaleium in Berührung gewesen war, der Aether im Wasserbade abdestillirtt und der Rückstand bei höherer Temperatur der Destillation un- terworfen. Es ging viel Monochloressigsäureäther über; zu- letzt stieg aber der Kochpunkt bedeutend und bei einer Tem- peratur von 220 bis 2400 C. ging noch eine nicht unbedeu- tende Menge eines farblosen Destillates über, das immer noch etwas Chlor enthielt. Dieses wurde unter Verwerfen des zu- erst Uebergehenden nochmals der Destillation unterworfen und bei 235 bis 240° C. ein farbloses, fast chlorfreies De- stillat erhalten, welches ich für so weit rein hielt, dass ich es der Analyse unterworfen habe. Die Analysen aber lehren, dass die so erhaltene Substanz doch noch zu unrein war, als dass durch sie allein die Constitution derselben hätte fest- gestellt werden können. Wenn man die Resultate derselben aber mit den Producten der Zersetzung dieses Körpers mit- telst basischer Substanzen zusammenhält, so gelangt man dennoch zur Klarheit über dieselbe. Die Analysen jener ätherartigen Flüssigkeit haben zu folgendem Resultate geführt: I. = 11. Kohlenstoff 48,68 48,86 Wasserstoff 7,09 7,06 Sauerstoff 44,23 44,08 100,00 100,00. Obgleich diese Analysen eine ziemlich einfache empi- rische Formel (@°H1%Q) zulassen, so kann diese doch nicht 201 Anwendung finden, weil ein Körper von solcher Zusammen- setzung unmöglich bei Einwirkung von Monochloressigsäure- äther auf trockenes kohlensaures Natron entstehen kann. Vielmehr ergiebt sich aus derselben, dass die analysirte Flüs- sigkeit noch ein Gemisch war. Allerdings war in derselben noch eine Spur Chlor aufgefunden worden, woraus man den Schluss zu ziehen berechtigt ist, dass ihr noch eine sehr kleine Menge Monochloressigsäureäther beigemischt war, frei- lich eine so kleine, dass dadurch die analytischen Resultate nicht wesentlich können alterirt worden sein. Durch jene Einwirkung können möglicherweise die Aether dreier Säuren, nämlich der Glycolsäure, der Diglycolsäure und einer noch nicht bekannten, aus €5H6Q” bestehenden entstehen. Dass letztere sich nicht bildet, wird dadurch wahrscheinlich, dass bei jener Einwirkung bedeutende Mengen Kohlensäure ent- weichen. Aus Glycolsäureäther konnte theils der Analyse, theils den Eigenschaften desselben nach die Hauptmasse des untersuchten Aethers nicht bestehen. Der Glycolsäureäther kocht bei 155° C. Es erscheint daher am Wahrscheinlichsten, dass der un- tersuchte Aether der Aether der Diglycolsäure ist, dem eine kleine Menge eines kohlenstoff- und wasserstoffärmeren Aethers, vielleicht Glycolsäureäther, beigemengst ist. Der reine Digly- colsäureäther muss bestehen aus €°H1105, Der Glycolsäure- äther ist der Formel €:Hs03 gemäss zusammengesetzt. Die gefundenen Zahlen liegen zwischen beiden Formeln in der Mitte, und zwar denen des Diglycolsäureäthers näher, dessen Zusammensetzung sein muss Kohlenstoff 50,53 Wasserstoff 1,37 Sauerstoff 42,10 100,00. Um hierüber Gewissheit zu erlangen, habeich eine kleine Menge des Aethers zunächst der Einwirkung heissen Wassers ausgesetzt, wodurch er allerdings, wenn auch nur langsam, zersetzt wird. Um die Zersetzung zu beschleunigen, fügte ich allmählig Barythyrat hinzu, so dass nach vollständiger Auflösung des Aethers die Flüssigkeit neutral reagirte. Hier- bei setzte sich eine reichliche Menge eines schwer löslichen, 202 weissen, krystallinischen Barytsalzes ab, welches gewaschen und durch kohlensaures Ammoniak zersetzt und durch Kalk- hydrat in das neutrale Kalksalz verwandelt, schwer lösliche Krystalle lieferte, die vollkommen die Eigenschaften und die Zusammensetzung des diglycolsauren Kalks besassen. 0,3002 Grm. desselben verloren bei 180° C. 0,1143 Wasser und hinterliessen 0,0610 Kalk, entsprechend 38,07 pC. Wasser und 20,32 pC. Kalk. Der diglycolsaure Kalk enthält 38,57 pC. Wasser und 20,00 pC. Kalk. Die von dem schwer löslichen Barytsalz getrennte Flüs- sigkeit ward ebenfalls durch kohlensaures Ammoniak und Kalkhydrat in Kalksalz verwandelt. Die hinreichend einge- dunstete Lösung setzte kleine feine nadelförmige Krystalle ab, welche ganz wie glycolsaurer Kalk erschienen. Durch Umkrystallisiren gereinigt, ward dieses Salz der Analyse un- terworfen, wobei folgende Zahlen erhalten wurden: 0,1359 Grm. (die ganze Menge des erhaltenen Salzes) verloren bei 180° C. 0,0388 an Gewicht. Nach dem Glühen hin- terblieben 0,0290 Grm. Kalk. Der glycolsaure Kalk ent- hält 27,5 pC. Wasser und 21,4 pC. Kalk, während der Versuch 28,5 pC. Wasser und 21,3pC. Kalk ergeben hat. Aus diesen Versuchen schon ergiebt sich mit Sicherheit, dass der bei der Einwirkung des kohlensauren Natrons auf den Monochloressigsäureäther entstehende schwer flüchtige Aether zumeist aus Diglycolsäureäther besteht, aber auch Gly- colsäureäther enthält. Um aber keinen Zweifel zu lassen über die Identität des Hauptbestandtheiles jenes Aethergemisches mit dem Diglycol- säureäther, habe ich diesen Aether, um ihn mit jenem Pro- duct vergleichen zu können, durch Einwirkung von Jodäthyl auf diglycolsaures Silber dargestellt. Letzteres kann leicht durch Fällung einer concentrirten heissen Lösung des digly- colsauren Kalks mittelst einer concentrirten Lösung von sal- petersaurem Silberoxyd dargestellt werden. Wird das fein geriebene trockene Silbersalz mit etwas mehr als der äquivalenten Menge Jodäthyl und wasserfreiem Aether in Röhren eingeschmolzen und diese Röhren der Temperatur des Wasserbades ausgesetzt, so ist nach einigen Stunden die ganze Menge des Silbersalzes in den Aether verwandelt. Um diesen rein zu erhalten, hat man nur die 203 farblose Flüssigkeit von dem gebildeten Jodsilber, welches mit Aether ausgewaschen werden kann, zu trennen, den Aether und das Jodäthyl, nachdem sie mehrere Tage mit geschmolzenem Chlorcalcium in Berührung gewesen, abzu- destilliren und den Rückstand längere Zeit im Wasserbade zu erhitzen, während man einen Strom trockener Luft hin- durchleitet. Hat man letztere Operation lange genug fortge- setzt, so ist der Aether und das Jodäthyl vollständig ver- flüchtigt, und es ist endlich nur nöthig, den Aether abzu- destilliren, um ihn mit dem Aether vergleichbar zu machen, welcher durch die Einwirkung der Wärme auf ein Gemisch von kohlensaurem Natron und Monochloressigsäureäther ent- standen war. Die so gewonnene Flüssigkeit habe ich analysirt und folgende Resultate erhalten: I. II. berechnet Kohlenstoff 50,10 50,13 50,53 8sC Wasserstoff 17,45 7,39 7,37 14 H Sauerstoff 42,45 42,48 42,10 50 - 100,00 100,00 100,00. Man sieht, dass diese Zahlen im Kohlenstoffgehalt etwas unter denen bleiben, welche die Rechnung verlangt. In der That war der Aether auch nicht ganz rein, wie bei Einwir- kung einer alkoholischen Ammoniaklösung auf denselben klar wurde, wobei die Flüssigkeit sich intensiv roth färbte, wäh- rend ein dunkelrother, fast schwarzer krystallinischer Absatz entstand. Die Färbung rührte indessen nur von einer gerin- gen Menge einer Beimengung her, denn durch Umkrystalli- siren bei gleichzeitiger Anwendung von nur wenig Thierkohle konnte die krystallinische Substanz sehr leicht farblos darge- stellt werden. Die Muttersubstanz jenes rothen Körpers war erst durch die Destillation erzeugt; denn aus dem nicht de- stillirten, nur bei 100° C. in einem Luftstrom ganz von dem überschüssigen Jodäthyl befreiten Aether entstanden auf Zu- satz von alkoholischer Ammoniakflüssigkeit sehr bald fast farblose Krystalle. Der Diglycolsäureäther ist eine farblose, nicht dick-, aber auch nicht besonders dünnflüssige, um 240°0. kochende, aber nicht ganz ohne Zersetzung flüchtige Flüssigkeit von nur schwachem Geruch, der auch beim Erhitzen sich nicht 204 bedeutend steigert. Sein Geschmack ist schwach süsslich, etwas brennend. In Wasser sinkt er unter. In kochendem Wasser löst er sich auf und ertheilt demselben saure Reäction. Offenbar bildet sich dabei Diglycolsäure und Alkohol. Durch Kochen mit den Lösungen der Alkalien und alkalischen Erden geschieht diese Zersetzung sofort; es bilden sich di- glycolsaure Salze. Durch Einwirkung einer alkoholischen Lösung von Ammoniak wird der Aether ebenfalls zersetzt. Es scheidet sich eine Krystallmasse aus, welche etwas näher zu untersuchen mir von Interesse schien, weil erwartet werden durfte, dass sie das Diamid der Diglycolsäure sei, und weil dieses Amid die Zusammensetzung des Asparagins haben muss. Man erhält diesen Körper am Leichtesten rein, wenn man die wie oben angegeben erhaltene wasser- und alkohol- freie Lösung des Diglycolsäureäthers in - jodäthylhaltigem Aether im Wasserbade und mit Hülfe eines Luftstroms gänz- lich von Jodäthyl befreit und die rückständige Flüssigkeit unmittelbar mit etwa dem doppelten Volum einer gesättigten Lösung von Ammoniak in absolutem Alkohol vermischt. Nach einiger Zeit trübt sich die Flüssigkeit und setzt bald eine reichliche Menge kleiner: farbloser Krystalle ab, welche mit ‚Alkohol gewaschen und aus der wässerigen Lösung umkry- stallisirt werden können, wobei jedoch starke Erhitzung, na- mentlich anhaltendes Kochen vermieden werden muss, weil der Körper dadurch langsam zersetzt wird. Es gelingt leicht, von dieser Substanz grössere Krystalle zu erhalten, wenn man schon gebildete Krystalle in die warme nicht zu con- centrirte Lösung legt. Die Stickstoffbestimmung dieser Substanz konnte nicht nach der Methode von Will und Varrentrapp ausgeführt werden, weil sich schon beim Anreiben derselben mit Na- tronkalk Ammoniak entwickelte. Da aber ein Versuch lehrte, dass dieselbe durch Kochen mit Kalkmilch unter reichlicher Ammoniakentwicklung vollständig in diglycolsauren Kalk über- geführt wird, so habe ich die Methode zur Bestimmung des Ammoniaks in Ammoniaksalzen zu dieser Stickstoff bestimmung benutzt. Das Trocknen der Substanz darf nicht viel über 100° C. geschehen. Bei 115° C. nimmt sie offenbar unter 205 Ammoniakentwickelung sehr allmälig an Gewicht ab, denn sie wird dabei ärmer an Stickstoff, wie der Versuch I. lehrt. Die zu demselben verwendete Substanz war mehrere Stunden bei 115° C. erhitzt worden. I. JT. u. III berechnet Kohlenstoff _ 36,20 36,36 46 Wasserstoff — 6,12 6,06 8H Stickstoff 20,71 21,12 21,22 2N Sauerstoff —_ 36,56 36,36 38 100,00 100,00. Hiernach ist die Formel dieses Körpers €!H°N?’93 Er ist in der That isomer mit dem Asparagin; er ist das Digly- colyldiamid: ©3H20) N? 13° Das Diglycolyldiamid krystallisirt in rhombischen Pris- men mit einem Winkel von circa 81°. Die Krystalle sind begrenzt durch die gerade Endfläche und die scharfe Pris- menkante ist mit zwei Paar Zuschärfungsflächen versehen, von denen das eine Paar über der Endfläche gemessen einen Winkel von 64°, das andere von 86° macht. Das Verhältniss der Längen der durch diese Flächenpaare bestimmten Haupt- axen ist nahezu 3:2. Fig. 1 giebt ein Bild dieser Krystalle. Gemessen wurden folgende Winkel: a:b' — 153% a:b 11229 b:b übera = 64 b'.b' über a = 860 s :s über bh = _ 81° See —= 90° Die Prismenflächen sind meistens nicht gut ausgebildet; an deren Stelle treten dann die Flächen eines sehr spitzen Öctaöders, ‚welche stets gestreift und mehr oder weniger gekrümmt sind, namentlich da, wo sie in den Seitenkanten zusammenstossen. Es entstehen dann Formen, wie sie Fig. 2 darstellt. 206 Die Krystaile sind ziemlich hart und Fig. 2. zerreiblich , geruchlos, von schwachem, nicht characteristischem Geschmack, unveränderlich an der Luft. In Wasser sind sie löslich, wenn auch nicht ganz leicht. Heisses Wasser nimmt viel mehr davon auf, als kaltes. Na- mentlich in kochendem sind sie sehr leicht löslich, erleiden darin aber eine allmälige Zersetzung, so dass Ammoniak frei wird. In Alkohol sind sie sehr schwer löslich; doch kann das Diamid, da es sich in kochendem Alkohol merklich leichter löst als in kaltem, aus dieser Lösung umkrystallisirt werden. Wird das Diamid erhitzt, so schmilzt es zu einer was- serklaren Flüssigkeit, welche beim Erkalten krystallinisch er- starrt. Erhitzt man stärker, so fängt die Flüssigkeit an zu kochen, indem sie sich etwas bräunlich färbt. Dabei ent- wickeln sich Massen von Ammoniak und ein fester Körper sublimirt. Dieser ist nichts anderes als Diglycolimid, welches bekanntlich auch durch Destillation des sauren diglycolsauren Ammoniaks gewonnen werden kann. Die Zersetzung ge- schieht nach der Gleichung: 6°H'9° N2H2 Inn wieiHeos Ba In caustischen Alkalien löst sich das Diamid auf, allein die Lösung entwickelt sehr bald Ammoniak und endlich kann die Bildung von Diglycolsäure bestimmt nachgewiesen wer- den. Kocht man es anhaltend mit Kalkhydrat, so kann man leicht deutliche Krystalle von diglycolsaurem Kalk erzeugen. Dass dieselben wirklich daraus bestehen, beweist folgende Analyse: 0,3171 Grm. eines solchen Kalksalzes verloren bei 180° C. 0,1206 Wasser und hinterliessen geglüht 0,0638 Kalk. Das analysirte Salz enthält also 38,03 pC. Wasser und 20,12 pC. Kalk. Die Rechnung verlangt 38,6 pC. Wasser und 20,00 pC. Kalk. Wird eine Lösung des Diamids in Wasser im zuge- schmolzenen Rohr lange Zeit der Einwirkung des kochenden Wassers ausgesetzt, dann die neutrale Lösung im Wasser- 207 bade eingedampft, so bleibt ein weisser, sauer reagirender Rückstand, worin mit Platinchlorid die Gegenwart des Am- moniaks leicht nachgewiesen werden kann. Die mit Ammo- niak neutralisirte Lösung giebt weder mit Chlorbaryum oder essigsaurem Baryt einen Niederschlag, noch setzt sie auf Zu- satz von essigsaurer Kalkerde Krystalle von diglycolsaurem Kalkab. Die Zersetzung ist aber schwer zu vollenden Einige Grammen des Diamids, die in verdünnter wässeriger Lösung etwa 40 Stunden gekocht worden waren, setzten beim Ein- dunsten zunächst noch eine bedeutende Menge des unver- änderten Diamids ab. Zuletzt blieb eine syrupartige Flüssig- keit, aus der sich, als sie mit Ammoniak gesättigt und mit Chlorbaryumlösung zersetzt ‘war, beim Verdunsten ein nicht ganz leicht lösliches Barytsalz abschied. Die Säure in diesem Salze war nicht Diglycolsäure, denn der diglycolsaure Baryt ist fast unlöslich, und durch Umwandlung desselben in Kalk- salz resultirt ein sehr leicht lösliches Salz. Ausserdem ent- hielt die Säure Stickstoft. Beim Erhitzen der freien Säure mit Kalkmilch entwickelte sich Ammoniak, und nun .entstan- den beim Erkalten der durch Kohlensäure neutral gemachten und filtrirten Flüssigkeit deutliche Krystalle von diglycolsau- rem Kalk. Iliernach ist es kaum noch einem Zweifel unterworfen, dass die entstandene Säure die schon früher von mir*) bei Einwirkung von Barythydrat auf Diglycolimid erhaltene Di- glycolaminsäure ist, Um jeden Zweifel zu heben, wollte ich den Gehalt des Barytsalzes an Basis zu bestimmen versuchen. Allein es gelang mir wegen der geringen Menge mir zu Gebote ste- hender Substanz nicht, dasselbe von Chlorbaryum vollkommen rein zu erhalten. Deshalb musste ich mich darauf beschrän- ken, die Eigenschaften des möglichst gereinigten Salzes mit denen des früher beschriebenen reinen diglycolaminsauren Baryts zu vergleichen, welche in der That vollkommen über- einstimmen. Das Salz ist farblos, nur in kleinen Krystallen von der früher beobachteien Form anschiessend, löst sich in Wasser *) Diese Zeitschr. Bd. 21. S. 495. 208 zwar reichlich, aber nur langsam, mit neutraler Reaction in Alkohol und Aether dagegen gar nicht auf. Beim Erhitzen bis 130% C. verändert es sich nicht, bei 140 bis 150° färbt es sich bräunlich und sintert zusammen. Bei stärkerer Hitze schmilzt es, wirft Blasen unter Entwicklung ammoniakalischer und brenzlicher Dämpfe und bläht sich dabei ganz ausser- ordentlich stark auf. Hiernach darf es als gewiss angesehen werden, dass durch anhaltendes Kochen des Diglycolsäurediamids mit Wasser diglycolaminsaures Ammoniak entsteht, welches hierbei aber einen Theil seines Ammoniakgehalts verliert. Wird eine kleine Menge des Pulvers des Diamids mit etwas Salzsäure gemischt, so löst sich dasselbe zunächst etwas auf, aber sehr bald erstarrt die Mischung fast ganz. Fügt man einige Tropfen Wasser hinzu, so löst sich der Niederschlag auf und durch erneuten Zusatz von Salzsäure entsteht, wenn man nicht zu viel Wasser zugesetzt hatte, ein neuer Niederschlag. Fügt man zu der concentrirten Lösung Platinchlorid, so entsteht kein Niederschlag. Auch durch Zu- satz von Alkohol kann ein solcher nicht gebildet werden. Es ist also durch die kalte Salzsäure kein Salmiak gebildet, Ein erster Versuch, den durch Salzsäure gefällten Kör- per rein darzustellen, gelang nicht; denn beim freiwilligen Verdunsten einer kalt bereiteten Lösung von Diglycolyldiamid in Salzsäure und etwas Wasser über Aetzkalk und Schwefel- säure hatte sich eine merkliche Menge Ammoniak gebildet. Beim Verdunsten der Lösung unter einer Glocke neben Schwefelsäure und Natronkalk schieden sich zuerst Salmiak- krystalle aus, zuletzt aber bildeten sich auch Krystalle von anderer Form. Der trockene, nach Salzsäure nicht mehr riechende Rückstand gab an absoluten Alkohol eine Säure ab, während die Salmiakkrystalle ungelöst blieben. Als die von Alkohol und durch Verdunsten befreite Säure mit Kalk- milch in der Kälte genau gesättigt wurde, schied sich sofort ein schwer lösliches Salz in Menge aus, das sich bei der Um- krystallisation als diglycolsaurer Kalk erwies. Durch Ein- wirkung selbst von kalter Salzsäure zerlegt sich also das Diglycolyldiamid allmälig in Ammoniak und Diglycolsäure. Bei einem zweiten Versuch, diese Verbindung darzu- 209 stellen, benutzte ich die Eigenschaft des Diamids, in wenig Salzsäure zuerst gelöst, dann durch mehr Salzsäure gefällt zu werden. Die durch tropfenweisen Zusatz von Salzsäure zu mit wenig Wasser fein geriebenem Diglycolyldiamid in der Kälte erhaltene filtrirte Lösung liefert durch Zusatz von rauchender Salzsäure einen krystallinischen Niederschlag der durch Filtration und kräftiges Abpressen der Mutterlauge möglichst vollkommen getrennt werden muss. Diese Substanz bildet kleine mikroscopische Krystalle, welche als schiefe rhombische Prismen erscheinen, leicht in Wasser, schwer in Salzsäure löslich sind, durch diese Säure aber, wie schon erwähnt, allmälig zersetzt werden. Bringt man sie in ein Luftbad, so verliert sie schon bei 100° C. sehr bedeutend an Gewicht, und der vollkommen trockene Rückstand enthält nur eine Spur Chlor, das offenbar einer Spur gebildeten Chlorammoniums angehört. Dieser Umstand führte zunächst zu der Meinung, der durch die Salzsäure entstandene Niederschlag möchte unver- ändertes Diglycolyldiamid sein, das nur in Salzsäure schwerer löslich sei als in Wasser. Dagegen spricht jedoch der Um- stand, dass durch allmäligen Salzsäurezusatz das Diamid zu- nächst leichter gelöst wird als durch Wasser und erst durch überschüssige Salzsäure gefällt wird, welcher nur durch die Annahme erklärlich wird, dass zunächst in Wasser leicht lösliches salzsaures Diglycolyldiamid: entsteht, das in Salz- säure schwer löslich ist. Noch mehr aber sprechen dafür folgende Beobachtungen: 0,2327 Grm. des durch Salzsäure erhaltenen Nieder- schlags, der durch blosses Anreiben des Diamids mit Salz- säure und durch Abpressen gereinigt, dann 24 Stunden über Schwefelsäure und Natronkalk im Vacuum getrocknet war, gaben 0,1730 Grm. Chlorsilber. Es waren also noch 18,4 pC. Chlor in dem Körper enthalten. Lässt man ferner die Verbindung lange Zeit über Schwe- felsäure und Natronkalk im Vacuum stehen, so nimmt sie sehr langsam an Gewicht ab, und die Substanz enthält end- lich kein oder nur eine Spur Chlor. 0,1850 Grm. der aus der klar filtrirten Lösung des Dia- mids in möglichst wenig verdünnter Salzsäure durch concen- 210 trirte Säure abgeschiedene Substanz, welche schon 24 Stun- den im Vacuum gestanden hatte, verloren innerhalb 14 Ta- gen 0,0586 Grm., also 31,7 pC. an Gewicht. Erst nach so langer Zeit wurde das Gewicht constant. Die Lösung wurde durch Silbersalpeter nur opalisirend. Aus diesem letztern Versuch ergiebt sich nun die Un- möglichkeit, dass der Körper reines Diamid sei, welches ohne Wasser krystallisirt, also beim Trocknen nicht wesentlich an Gewicht verlieren kann. Im Zusammenhange aber mit dem ersteren führt er zu dem Schluss, dass es hauptsächlich Salz- säure ist, deren Entweichen den Gewichtsverlust bedingt, dass also ein salzsaures Diglycolyldiamid zwar existirt, dass es aber selbst im Vacuum vollständig zersetzt wird. Der hier- bei bleibende Rückstand ist unverändertes Diamid. Der Umstand, dass die Verbindung des Diamids mit Salzsäure so ausserordentlich leicht zersetzbar ıst, hat mich veranlasst, mich damit zu begnügen, die Existenz einer sol- chen Verbindung darzuthun. Aus den Eigenschaften des Diglycolsäurediamids ergiebt sich, dass es durchaus verschieden ist von dem Asparagin. Ja dieses letztere in krystallisirtem Zustande hat nicht ein- mal dieselbe Zusammensetzung, da es ein Molecul Wasser bindet, während das Diglycolyldiamid ohne Wasser krystal- lisirt. Nur das bei 10000. getrocknete Asparagin ist mit dem- selben gleich zusammengesetzt. Ueber einige Otternschädei von C. Giebel. Von unserer gemeinen Fischotter, Lutra vulgaris liegen mir 20 Schädel verschiedenen Alters leider aber ohne Geschlechtsangaben vor, deren individuelle Eigenthümlich- keiten in der allgemeinen Configuration sowohl wie in ihren besondern Verhältnissen um so mehr Beachtung verdienen, 211 als ihre specifischen Charaktere sehr bestimmte sind und bisher noch kein Systematiker die Art verkannt hat noch jemals verkennen wird. Die individuellen Formenveränderun- gen in einem markirten und scharf umgränzten Typus ge- währen stets einigen Anhalt zur Beurtheilung der nur an dürf- tigem Material beobachteten Differenzen verwandter Gestalten und deshalb scheint mir eine nähere Vergleichung unserer Schädel gerade keine unnütze Arbeit. Das Profil des Schädels zunächst betreffend weicht das- selbe häufig von der völlig geraden nur in der Nasengegend sehr sanft geneigten Linie ab ‚und zwar, indem es sich bei alten Schädeln bisweilen am Oceipitalrande merklich hebt und die vordere Neigung schon in der hintern Stirngegend be- ginnt und schwächer oder stärker ist. Der höchste Punkt liegt gerade über dem Unterkiefergelenk, öfter aber etwas weiter nach hinten, seltener mehr nach vorn. Im letzten Falle ist die Neigung von hier nach vorn am stärksten. Bis- weilen senkt sich das Profil in der Stirngegend merklich ein. Bei jungen Schädeln liegt die höchste Wölbung in der Mitte des Hirnkastens und fällt stets gegen den Occipitalrand eben- so stark ab wie sehr langsam und allmählig bis zur Nasen- spitze. Die Jochbögen stehen in der Jugend wenig vom Schä- del ab, im Alter weit, aber wiederum in verschiedenem Grade. Ebenso erscheint die Einschnürung des Schädels in der Stirn- gegend in der Jugend meist, aber nicht immer sehr schwach, im Alter stark in verschiedenem Grade. Der Hirnkasten ist bald breit, bald schmal eiförmig im Umfang, oberseits platt oder von der Mittellinie sogleich zu beiden Seiten abfallend. In der Jugend stets völlig ohne Pfeilkamm, fehlt dieser auch im Alter bisweilen gänzlich oder erhebt sich erst hinter dem Scheitel oder endlich er beginnt gleich mit der Vereinigung der Frontalleisten sehr hoch und läuft mit gleicher Stärke bis zum Hinterrande. Ihm entsprechen die Frontalleisten, denn bei zwei alten Schädeln ohne Pfeilkamm erscheinen dieselben gar nicht markirt, bei andern deutlich und bei höchstem Pfeil- kamme am schärfsten ausgebildet. Der Winkel unter welchem sie zusammentreten ist bald grösser bald kleiner; an jungen Schädeln bis zur völligen Ausbildung des Gebisses treten sie. 212 gar nicht zusammen. Die Orbitalecken der Stirnbeine sind ganz stumpf, nur sehr schwach hervortretend bis stark vor- stehende spitze Fortsätze. An einem alten Schädel finde ich sie so stumpf wie an allen jungen. Sie sind horizontal oder abwärts geneigt. Die Stirn zwischen den Augenhöhlen ist gewölb®, völlig platt oder merklich eingesenkt wieder nicht in strenger Beziehung zum Alter. Vor dem vordern Orbital- rande nur eine seichte Einsenkung, im Alter aber stets eine markirte breite flache Grube. Die Nasenbeine, in ihrem Längen- und Breitenverhältniss va- riabel reichen hinten 2 bis 7 Millimeter weit über den Frontalrand des Oberkiefers hinaus, während der Nasalfortsatz der Zwischen- kiefer meist von übereinstimmend gleicher Länge ist. Das Ver- hältniss der Länge und Breite der Nasenöffnung schwankt erheblich mit dem Alter, in der Jugend schmal, im Alter breit. Das Infraorbitalloch ist an dem einen gerade im Zahnwechsel stehenden Schädel lang elliptisch, bei den andern jungen etwas kürzer und höher, bei allen übrigen abgerundet drei- seitig mit etwas schwankendem Verhältniss der Seitenlängen. Der Jochbogen schwankt wie im Abstande vom Schädel so auch in der Stärke, in der Aufwärtskrümmung und in der Entwicklung des Orbitalhöckers ganz auffallend und keines- wegs dem Alter des Thieres entsprechend, denn ich finde ihn an einem sehr alten Schädel schwächer als an einem mit Zahnwechsel und bei den Alten überhaupt wenigstens in der Höhenausdehnung um das doppelte veränderlich, ziemlich eben so viel in der Dicke. Die in der Jugend alle stumpfen Ränder des Occiputs kanten sich mit zunehmendem Alter stärker und bilden im hohen Alter mässige bis sehr starke Lambdaleisten. Ein Zwickelbein ist auch an unsern jüngsten Schädeln nicht vor- handen. Die relative Breite und Höhe der Occipitalfläche schwankt in demselben Masse wie Höhe und Breite des Hirn- kastens, an jungen Schädeln senkrecht wird sie an alten von den stark entwickelten Lambdaleisten mehr minder weit über- dacht. Das querovale Hinterhauptsloch ändert wenig ab, ebenso bietet die ganze Schädelunterseite nur geringfügige relative Unterschiede. An dem stets sehr kräftigen Unterkiefer ändert beson- 213 ders auffällig das Breiten- und Höhenverhältniss des Kron- fortsatzes, die Tiefe und Umrandung der Massetergrube un- abhängig vom Alter, nur wenig die Lage und Grösse der Kinnlöcher, am auffälligsten dagegen der Unterrand unter der Massetergrube und die Entwicklung des Eckfortsatzes. Jener Unterrand, in der Jugend convex, im Alter platt, ändert an alten Schädeln in der Breite um das Doppelte ab, liegt völ- lig horizontal oder stark von innen nach aussen geneigt, setzt mit ganzer Breite unter dem Eckforsatz fort oder verschmä- lert sich unter demselben. Der Eckfortsatz selbst ist also sehr breit bis sehr schmal, lang oder kurz, an jungen Schädeln stets kurz und abgerundet. Den Zahnwechsel betreffend besitzt unser jüngster Schä- del die sechs Schneidezähne oben und unten ausgebildet, der obere sehr stumpfspitzige Eckzahn ragt noch nicht über den Schneidezahnrand herab, der untere dagegen weit über den- selben hervor und hinter ihm steht ganz eng anliegend noch der sehr feine Milcheckzahn. Innen neben dem obern Eck- zahne steht der erste einwurzelige Lückzahn so stark und ausgebildet, dass man annehmen möchte, er würde nicht ge- wechselt. Hinter ihm bricht so eben die Spitze des zweiten bleibenden Lückzahnes durch, dann folgt der Fleischzahn des Milchgebisses, unter ihm bricht der bleibende Fleischzahn und hinter ihm der grösste bleibende Kauzahn durch. — Im Unterkiefer ragt der erste bleibende Lückzahn schon hervor, hinter ihm steht der Lück- und Fleischzahn des Milchgebis- ses und dahinter folgt schon mit den Spitzen hervorragend der bleibende Fleischzahn und der Kauzahn. — Ein zweiter nur sehr wenig älterer Schädel hat keinen Milchzahn mehr im Oberkiefer, den ersten Lückzahn ausgebildet, den zweiten mit der Spitze frei, den dritten noch in der Alveole steckend, den bleibenden Fleisch- und Kauzahn schon über den Alveo- larrand gehoben; im Unterkiefer steht der Fleischzahn des Milchgebisses noch, vor ihm zwei bleibende Lückzähne im Hervortreten, der bleibende Fleischzahn schon frei und der Kauzahn im Niveau des Alweolarrandes. — Ein dritter Schä- del hat im Oberkiefer vom Milchgebiss noch beide feine schlanke Eckzähne dicht hinter dem bleibenden und die- sem folgt dann der Fleischzahn, unter welchem der dritte Bd. XXXI, 1868. 15 214 bleibende Lückzahn sich zeigt; der bleibende Fleisch- und Kauzahn ist schon vollkommen ausgebildet und frei; im Un- terkiefer steht vom Milchgebiss nur noch der Fleischzahn, der erste bleibende Lückzahn ist völlig ausgebildet, der zweite im Durchbruch, der bleibende Fleisch- und Kauzahn vollkom- men ausgebildet. Die Zahnformen zeigen von den Angaben in meiner Odontographie und bei Blasius nur wenige Unterschiede: der zweite untere Schneidezahn ist nur sehr wenig bis weit aus der Reihe der übrigen nach hinten gerückt und 1/» bis !/s so breit wie sein äusserer Nachbar. Die Eckzähne variiren er- heblich in der Stärke. Der dritte Lückzahn ist nach Blasius nur wenig niedriger als der Fleischzahn, an unsern Schädeln häufiger ebenso hoch als der Hauptzacken des Fleischzahnes, auch finde ich den Längsdurchmesser des untern Kauzahnes nicht !/; sondern gewöhnlich nur !/ı so lang wie den des vor ihm stehenden Fleischzahnes. Zur Beurtheilung der relativen Grössenverhältnisse gebe ich nachstehend die Masse einiger Schädel in Millimetern an, und bemerke nur, dass unter I ein Schädel im Zahnwechsel unter II ein Schädel mittlen Alters, unter den andern sehr alte Schädel stehen. I: III STITASEV TERN Schädellänge vom Incisivrande bis zum Hin- terhauptsloch 88 102 115 102 100 Vom Ineisivrande bis zum Choanenrande 43 50 54 51 46 Gaumenbreite zwischen den Kauzähnen Ibami6. le Slam Abstand der Flügelbeinecken von einander 14 15 18 15 15 Breite des Grundbeins am Keilbeinrande 11°°2°152771812616 9916 Grösste Breite zwischen den Jochbögen 562 65,.072556900562 Länge der Nasenbeine 138 20 —- - — Breite derselben in der Mitte 6 1- - — Stirnbreite zwischen den Orbitalfortsätzen 18 21 2% 25 25 Grösste Verengung dahinter 5 Url rl a 1 Höhe des Oceiput über dem For. magn, 20 20221207 VA2EmlS Breite desselben über den For. magnum 48 54 58 58 48 Breite des Foramen magnum al 10 176 Höhe desselben 1257132712 Bart Unterkieferlänge 63, 70,2 EUROS Abstand der äussern Condylusecken 55 965 68 3764 1062 Senkrechte Höhe im Kronfortsatz OrENBEr NE BEIN! Vom letzten Zahne bis zum Condylusrande 9 4 2 23 22 215 Unter den aussereuropäischen Arten steht die nord- amerikanische Lutra canadensis der unserigen so auffallend nah, dass sie schon für identisch gehalten worden ist. Unser Schädel derselben stammt von einem sehr alten Thiere und hat keine Nähte mehr. Der Schnauzentheil ist kürzer als an irgend einem der europäischen Schädel, dagegen der Hirn- kasten so kurz und breit wie bei einigen Europäern. Die Stirn ist sehr breit und der Schädel dahinter ganz schwach verengt. Die Frontalleisten treten unter viel spitzerm Winkel zusammen wie bei den alten Europäern, setzen aber nicht als Pfeilkamm fort. Die Lambdaleisten sehr schwach entwickelt, die Occipitalfläche deutlich nach vorn geneigt, das grosse Hin- terhauptsloch höher als breit wie niemals bei den Europäern, der knöcherne äussere Gehörgang länger, der Choanenaus- schnitt merklich breiter, das Gaumengewölbe viel schmäler und erheblich hohler, die Unterkieferäste schwächer, ihre Con- dyli zierlicher. Auffälliger sind die Unterschiede im Gebiss. Die obern Eckzähne sind sehr schlank, der dritte Lückzahn hinten mit viel breiterer Basis und am obern Fleischzahn be- schränkt sich der breite stumpfe innere Ansatz bei der euro- päischen Otter auf den Hauptzacken, während derselbe bei L. canadensis sich bis an den Hinterrand des Zahnes er- streckt, auch der Kauzahn ist sehr beträchtlich grösser und lange nicht so schief rautenförmig im Umfang wie bei der gemeinen Art. Im Unterkiefer hat der dritte Lückzahn einen entwickelten hintern Nebenzacken, der der gemeinen Art gänz- lich fehlt oder nur sehr schwach angedeutet ist. Der Fleisch- zahn ist sehr beträchtlich dicker und sein hinterer stumpfer Anhang relativ grösser. Von den Südamerikanern hat Lutra paranensis den- selben kurzen Antlitztheil, dieselben Frontalleisten, den Ilirn- kasten nur vorn etwas schmäler, dagegen lange spitze nicht abwärts gebogene Orbitalfortsätze, schräg ovale Infraorbital- löcher, wieder dasselbe schmale hohe Gaumenbeingewölbe, aber einen viel schmälern Choanenausschnitt, stark gewölbte Paukenbeine, schwache Occipitalleisten. Ihre obern Lück- zähne verhalten sich wie bei der gemeinen Art, wogegen der stumpfe innere Ansatz am Fleischzahne verschmälernd bis an den Hinterrand reicht also die Mitte zwischen der nord- Jo, ‘216 amerikanischen und europäischen Art hält. Der obere Kauzahn ist nicht grösser und ebenso schief rautenförmig wie bei un- serer L. vulgaris. Der dritte Lückzahn des Unterkiefers ist dem der L. canadensis gleich, dagegen hat der Fleischzahn keinen grössern stumpfen Anhang als bei L. vulgaris. Die chilesische Lutra huidrobia mischt die Charaktere der drei vorigen Arten. Sie hat den langen aber stärkern Antlitztheil der L. vulgaris, die langen horizontalen Orbital- fortsätze der L. paranensis, geringe Verschmälerung hinter .den Augenhöhlen, gar nicht hervortretende und nicht sich vereinigende Frontalleisten ohne Pfeilkamm, kürze sehr breite knöcherne Gehörgänge, schmales hohles Gaumengewölbe, kurz dreiseitige Infraorbitallöcher, das breiteste Grund- und Keil- bein und sehr starke Unterkieferäste. Der erste obere Lück- zahn neben dem Eckzahne fehlt ihr gänzlich. Der vorhan- dene zweite ist in der hintern Hälfte seiner Basis gewaltig dick. Am Fleischzahn ist der hintere Zacken nicht höher als der vordere, also eigentlich nur der Hauptzacken entwickelt, der stumpfe innere Ansatz dagegen grösser als bei vorigen Arten. Auch am sehr grossen Kauzahne erscheinen die bei- den äussern Höcker sehr klein. Im Unterkiefer ist der zweite Schneidezahn jederseits ganz zurückgedrängt und von vorn gar nicht sichtbar. Abnorm ist ein überzähliger Schneide- zahn linkerseits, so dass hier zwei Paare hinter einander stehen. Der dritte untere Lückzahn gleicht durch die nur geringe Andeutung des hintern Nebenhöckers dem der L. vulgaris, während der Fleischzahn dem von L. canadensis entspricht. Von der zweiten chilesischen Art, Lutra felina, hat unsere Sammlung zwei Schädel, beide im Hirnkasten niedri- ger, oben flacher als vorige beide, Frontalleisten und Orbi- talfortsätze wie bei L.huidrobia, dagegen die Stirn ganz flach, die Verengung hinter den Augenhöhlen geringer, Unteraugen- höhlenloch, Jochbogen, Hinterhaupt, Schädelunterseite we- sentlich wie bei L. huidrobia; am Unterkiefer der Kronfort- satz schmäler. Die Nasenbeine reichen nicht über das Fron- talende der Oberkiefer hinauf, weichen also von allen vorigen Arten erheblich ab. Im Gebiss fehlt am jungen Schädel der erste neben dem Eckzahn stehende Lückzahn des Oberkiefers 217 beiderseits, während derselbe am alten Schädel in der rech- ten Reihe vollkommen entwickelt ist und in der linken Reihe fehlt. Der innere stumpfe Anhang und schon die geringe Entwicklung des hintern Zackens am obern Fleischzahn wie bei L. huidrobia, mit welchen auch der Kauzahn überein- stimmt. Im Unterkiefer ist wieder der zweite Schneidezahn so völlig nach hinten gerückt, dass er von vorn nicht gese- hen wird; die dreiLückzähne denen von L. huidrobia gleich, dagegen der Fleischzahn in der hintern Hälfte verhältniss- mässig weniger dick, mit sehr merklich kleinerem stumpfen Anhang, auch der Kauzahn klein. : Von der javanischen Lutra leptonyx liegt mir nur der Schädel vor, dessen Milchgebiss ich in meiner Odonto- graphie Taf. 12 Fig. 10 abgebildet habe. Die Nasenbeine sind viel schmäler aber eben nicht länger wie bei L. felina, die Stirn ebenfalls sehr breit, jedoch mit abwärts geneigten ° Orbitalfortsätzen, der Hirnkasten sehr breit und hoch, die Stirnbeine nicht wie bei vorigen Arten schmal verlängert in die Scheitelbeine eingreitend, sondern mit ganzer Breite an denselben endend. Wegen des Gebisses verweise ich auf die Beschreibung in meiner Odontographie. Der Schädel der kleinen capischen Art, Lutra inun- guis, hat die kurzen Nasenbeine von L. felina und L. lepto- nyx, die langen Orbitalfortsätze der Südamerikaner, sehr starke Verengung dahinter, unter einem L. canadensis ent- sprechenden Winkel zusammentretende Frontalleisten, keinen Pfeilkamm, schwache aber sehr weit abstehende Jochbögen und flaches Gaumengewölbe. Im Oberkiefer ist der erste kleine Lückzahn linkerseits vollkommen entwickelt, rechter- seits verkümmert aber nicht fehlend, der stumpfe innere An- satz am Fleischzahn so gross wie bei L. canadensis, auch der Kauzahn enorm gross; am dritten untern Lückzahn der hintere Nebenzacken so stark entwickelt wie bei jener Nord- amerikanerin, ebenso nimmt auch der hintere stumpfe An- hang am Fleischzahne die Hälfte der Krone ein. So bietet weder der Schädel noch das Gebiss Veranlassung diese und die vorige Art unter Aonyx generisch von den übrigen Arten zu trennen. 218 Die Hautmuskeln des Fuchskopfes (Canis vulpes) von R. Dieck. Die eben erschienene: Anatomie des Kaninchens (Leip- zig bei Engelmann 1868) von Prof. Krause in Göttingen be- absichtigt eine neue Anregung zur präparirenden Anatomie zu geben, denn mit Recht heisst es hier in der Einleitung: „dass freilich vergleichend - anatomische Studien mit Benutzung ‘des Messers seit längerer Zeit nicht zu den besonders belieb- ten gehörten, dass aber die präparirende Anatomie nicht un- tergehen dürfe, weil ja auf den durch ihre einfachen Hülfs- mittel gewonnenen Thatsachen alle übrigen Disciplinen der Physiologie wie der Pathologie basirt seien.“ Diese Auslas- sung veranlasste mich zunächst die Anatomie des Canis fa- miliaris mit dem Messer zu studiren und von ihr ging ich zu dem allernächst verwandten Canis vulpes über, indem mich dabei der Gedanke leitete, dass bei diesem ächten Natur- thiere wohl auch der anatomische Körperbau ein einfacherer und natürlicherer als beim Hunde sein möchte, dessen Ge- schlecht mehr und degenerirt wird. Möge es mir erlaubt sein, in einzelnen Abschnitten hier zu referiren, was mich das Scalpell lehrte, und für dies Mal nur die Hautmuskeln des Fuchskopfes, abgesehen von denen des Auges und Ohres, in Betracht kommen. 1. Gruppe: Die obere Kopfpartie. A. Galea aponeurotica mit ihrer Muskulatur (Musculus subeulaneus). Die Kopfaponeurose ist eine Fortsetzung der Halsapo- neurose, welche an einem Sehnenstreiten, dem eigentlichen Ligamentum nuchae inserirt, und geht von hinten nach vorn über den ganzen Kopf hinweg bis zur Nasenspitze, sich bei- derseits nur an dem Zygoma und seiner Knochenfortsetzung oberhalb des Auges fest ansetzend, dagegen zwischen inne- rem Augenwinkel und der Nasenspitze in den Levator labii superioris alaeque nasi übergehend, ein Verhältniss, über welches ich genauer berichten werde. Aufgabe der Kopfaponeurose scheint es zu sein, Haut- bewegung zwischen den Ohren und der Nase und durch obi- 219 .gen Levator auch zwischen der Oberlippe zu.erhalten, d.h. Ohren, Nase und Oberlippe durch Hautthätigkeit, die ich als ein Spielen der Haut bezeichnen möchte, welches man in den Hundefamilien so oft antrifft, zugleich mit einander zu bewegen. Der aufmerksame und gespannte Canis hält Ohren, Nase und Mund am Zaume, beim leichten Luftzuge schon für die Aussenwelt empfänglich und thätig. Zum Er- folg ihrer Bestimmung ist die Galea aponeurotica nun auch mit Musculaturen durchsetzt, deren ich, abgesehen vom Le- vator labii superioris alaeque nasi zwei, eine davon doppelt, unterscheide. Es sind: 1) Der Occipitalis, welcher einheitlich ist und an den hinteren Theil des äusseren Ohres beiderseits herantritt- Die trapezförmige Gestalt, welche ich beim Canis familiaris (tigrinus) deutlich in dieser Muskelpartie ausgesprochen fand, trat bei Canis vulpes nicht hervor, sondern bei diesem stell- ten die einzelnen Fascikel des Mukels Bögen dar, deren con- vexe Seite nach vorn gerichtet war. Der Occeipitalis ist da- bei eine äusserst zarte Muskelausbreitung, die eben so pla- tysmaartig ist als die folgende. 2) Der Frontalis, welcher doppelt, d. h. jederseits einer vorhanden ist. Es bilden den Frontalis dünn ausge- breitete Muskelfasern, welche von der Fortsetzung des Zy- goma’s oberhalb des Auges, also dem Superciliarrande, zum vorderen Rande der Ohrmuschel gehen und sich hier bei ihrer Präparation, wenn man das Ohr lateralwärts zieht, von der unterliegenden, eigentlichen Musculatur abzuheben und einen Uebergang zum Ohrknorpel zu bilden pflegen. Die Fasern dieses Platysma’s convergiren von hinten nach vorn, indem der Superciliarrand, in Sonderheit der innere Winkel der Augen- höhle ihr Concentrationspunkt ist, während sie in der Ohr- gegend nicht allein an den Ohrknorpel in 'beschriebener Weise herantreten, sondern sich haubenartig auch noch etwas auf den Kopf herauf verbreitern. Zwischen den Ohren sind hier- durch die Fasern der beiden Frontales am meisten einander genähert, während dieselben nach den Augen zu von einan- der divergiren. Jeder der Frontales bildet auf diese Weise ein nach vorn gestrecktes Dreieck. Da unter jedem Fronta- lis bei Canis vulpes ein starkes Muskelpolster eigentlicher 220 Kopfmuseulatur liegt, so ist die Aponeurose zwischen beiden Frontales wie über ein Thal gespannt und findet, wenn man den Fuchs vor den Kopf, resp. die Nase, um ihn zu tödten schlägt, hier ein Bluterguss statt, der zwischen den Augen hindurch fast bis zur Nasenspitze vordringt und die mit dem Knochen nicht verwachsene Aponeurose von diesem abhebt. Der Faserverlauf jedes Frontalis ist, wie aus dem Gesagten wohl schon hervorgeht, ein von hinten nach vorn gerichteter. Abgesehen von seiner Wirkung auf das Ohr zieht der zu hin- terst zart in die Aponeurose übergehende Muskel auch an dem Öceipitalis und bedingt dadurch mit die convexe Bö- schung desselben nach vorn. — Wollte man die ganze Apo- neurose des Kopfes mit ihrer Muskulatur als ein Zusammen- gehöriges betrachten, so könnte man dieselben wohl recht gut als den subcutanen Muskel (Musculus subcutaneus) des Kopfes bezeichnen. Es hat dies insofern etwas für sich als man auf dem Rücken des Fuchses und auf der Hals-Bauch- seite weitere cutane Muskeln findet, die einzelner Fasern wegen, welche hier und da stärker entwickelt auftreten, an den Oc- eipitalis und die Frontales der Kopfhaut erinnern. B. Die Anlehner an die Kopfaponeurose. 3) Der Levator labii superioris alaeque nasi. — Der Muskel ist doppelt vorhanden, jeder derselben geht von dem inneren Superciliarrande des inneren Winkels des Auges, sich nach vorn strahlig ausbreitend in die Oberlippe und Nasenspitze über. Des Zusammenhanges mit der Apo- neurose auf dem Nasenrücken wurde schon gedacht. Dieser Zusammenhang ist namentlich deshalb interessant, weil er in noch vollkommnerem Massstabe bei Canis familiaris stattzu- finden scheint, bei welchem die Galea aponeurotica in dem Frontalis am inneren Augenwinkel mit dem Levator labii su- perioris alaeque nasi in einer Weise communicirt, dass man den letzten Muskel als zum Frontalis mit hinzugehörig zu be- trachten geneigtist, um so mehr als bei Canis familiaris nicht allein der Occipitalis vom Frontalis abgesetzter liest, sondern auch die Aponeurose am inneren Augenwinkel nicht festge- wachsen ist, vielmehr ein wirkliches Band zwischen Fronta- lis und dem Levator bildet. Der Levator labii superioris 221 alaeque nasi ist übrigens der oberste Hautmuskel an der Seite der Nase; unter ihn und die darunter liegenden Muskeln; ebenfalls Levatoren, geht von hinten kommend der Haupt- strang der Nervi communicantes faciei und die Arteria coro- naria labii superioris herunter, während der Ramus super- fiecialis venae facialis anterioris, allein unter dem Levator labii superioris alaeque nasi, sich sogleich nach seinem Her- untertritt unter den Muskel nach oben wendet und durch den- selben hindurch am Cadaver sichtbar ist. Der Muskel hebt übrigens, wie sein Name sagt, die Oberlippe und verwendet hierauf die meisten seiner Muskeliasern, zieht aber auch die Nase entschieden zur Seite. Ich möchte ihn den eigentlichen Spürmuskel des Fuchses nennen und habe anzugeben, dass ich den Muskel in analoger Weise sowohl bei Canis familia- ris (tigrinus) als vulpes gut entwickelt fand. Die Faseın divergiren nach vorn und unten und sind gut von einander in ihren Fascikeln zu unterscheiden, ja dieser Hautmuskel erscheint sogar grob in seiner Structur, weil in ihm verschie- dene Sehnen eingeschlossen sind, welche mit den Spürhaaren des Hundes in Verbindung stehen. Auch dieserhalb verdient der Muskel der Spürmuskel genannt zu werden. 4) Der Zygomaticus. — Wie ein enger Zusammen- hang sowohl in der Wirkung als durch aponeurotische Ver- bindung zwischen Oceipitalis, Frontales und Levator labii su- perioris alaeque nasi bestand, so treten als vierte Glieder zu diesem Bündniss die beiden Zygomatici, jederseits des Kopfes einer hinzu. Der Muskel erstreckt sich vom medianen Rande des Ohrknorpels als Bandstreifen und zu oberst von den Mus- keln der Kopfseite liegend zum Mundwinkel, sich hier etwas strahlig in die Oberlippe verbreiternd, auf welche der Mus- kel wie der Levator labii superioris alaeque nasi zu wirken scheint, vorzugsweise dazu bestimmt, den Mundwinkel zu heben. Die Richtung des Muskels ist dabei eine sasittale, die über die Wangenfläche hinweggeht und im Cadaver nicht sehr straff angezogen, sondern locker hängend erscheint. Dieser Beschreibung nach ist der Muskel kein eigentlicher Zygomaticus, da ich sagte, dass er vom Ohrknorpel ent- springe, diese Stelle ist nun aber just die, wo der Knorpel sich über dem Zygoma befindet und mit diesem in Verbin- 222 dung steht. Es möchte danach der Name ein wohl gerecht- fertigter sein. 2. Gruppe: Die Maulpartie. Nach Hinwegnahme des Levator labii superioris alaeque nasi bekommt man neue Hautmuskeln zu Gesichte, welche zum Maule des Fuchses in Beziehung stehen. Es sind: 5) Der Levator labii superioris proprius. Der Muskel geht auf jeder Seite des Gesichtes von dem Margo infraorbitalis (das Foramen infraorbitale liegt etwa 1 Zoll von der Augenhöhle entfernt) aus und endigt ganz vorn in die Oberlippe unter der Nase, welche er mit der Schnauze zugleich seitlich zu ziehen vermag und insofern Retrahens nasi genannt werden könnte, wollte man die Analogie des Ursprunges mit dem menschlichen Levator labii superioris proprius, der bekanntlich auch von dem Margo infraorbitalis entspringt, ganz ausser Acht lassen. 6) Der Levator anguli oris. Der Muskel entspringt jederseits unterhalb des Foramen infraorbitale mit einer Sehne aus der Fovea maxillaris und geht zum Mundwinkel (Orbicularis oris).. In seiner Wirkung hebt der Muskel den Mundwinkel und die Oberlippe in der Gegend der Backzähne in die Höhe. An seiner Ursprungsstelle wird der Muskel vom Levator labii superioris proprius bedeckt und ist seinem Verlaufe nach kürzer und schwächer als dieser. Beide Mus- keln gehen strahlend von ihren Ursprungsstellen aus, werden aber nicht breit. Der Levator labii superioris proprius s. Re- trahens nasi birgt zugleich die als Nervi infraorbitales be- kannten Nervenstränge so gut, dass man sie vor seiner Hin- wegnahme gar nicht zu sehen bekommt. Dass der Nervus com- municans faciei und die Arteria coronaria unter obige zwei Levatores heruntertrat und erst nach deren Durchschneidung weiter zu verfolgen sind, wurde schon angegeben. Unter Nerv und Arterie sieht man die sich gardinenartig biegenden Fa- sern des Buccinator’s und in der Oberlippe selbst den Orbi- cularis oris. 7) Der Buccinator. Ueber diesen Muskel habe ich 223 ausser dem Gesagten nichts Besonderes anzuführen, Fasern des Muskels gehen in den Orbicularis oris über. 8) Der Orbicularis s. Sphincter oris. Der Mus- kel ist nur schwach entwickelt, inserirt sich normal nirgends an Knochentheilen und verwächst ziemlich fest mit der äus- seren Haut und locker mit der Schleimhaut der Lippen. Vorn unter der Nase ist er etwas gespalten, da der Fuchs auch eine etwas gespaltene Oberlippe hat. Nach Hinwegnahnahme aller bisher besprochenen Mu- skeln bekommt man endlich die letzten der Hautmuskel auf der lateralen Seite des Kopfes zu sehen. Es sind lateral- wärts der Schnauzenpartie: 9) Der Compressor nasi. Dieser Muskel liegt jeder- seits an der Seite der Nase und geht von der Superficies fa- eialis ossis maxillaris superioris, über dem 3. Backzahn, als ein kräftiger Compressor schräg nach vorn und oben an den Nasenrückenknorpel. 10) Der Depressor alae nasi. Der Muskel geht je- derseits von der Vertiefung neben dem jugum alveolare des Reisszahnes zum Knorpel des Nasenflügels. Der Muskel ist im Vergleich zum vorhergehenden viel schwächer entwickelt- 3. Gruppe: Die Kinnpartie, Von den Hautmuskeln des Kinnes sind hier endlich noch der Submentalis und die Muskelfasern des Platysma myoides zu erwähnen. 11) Der Submentalis. Dieser Muskel ist nur sehr schwach beim Fuchse entwickelt, ist unpaar und entspringt aus der Haut des Unterskiefers. Seine Fasern schlagen sich wie beim Kaninchen um den unteren freien Rand des Cor- pus maxill. inferioris herum und gehen zu der Haut der an- deren Seite. 12) Das Platysma myoides. Der eigentliche Haut- muskel der Brust und des Halses, das Platysma myoides ver- läuft schräg aufwärts und lateralwärts zum Unterkiefer und kommt hier insofern in Betracht, als es sich schliesslich an die Haut der Wangengegend inserirt. Es wären hier noch die Hautmuskeln, welche das Ohr und Auge regieren, zu beschreiben, ich habe mir dieselben jedoch zu einer specielleren Beschreibung aufbewahrt. 224 Literatur, Allgemeines. Mittheilungen aus dem Thierreiche für den naturgeschichtlichen Unterricht in den Oberklas- sen der deutschen Schulen. Von einem Volksschullehrer. Nürnberg 1861. 8°. — Eine ganz allgemein gehaltene, unterhaltende Schilde- rung der zwölf Klassen des Thierreiches, welche auf die Existenz und Manichfaltigkeit, auch auf die Bedeutung derselben kurz hinweist und unseres Erachtens nach wohl für den ersten Unterricht ausreicht, für Oberklassen an deutschen Schulen wenigstens hinsichtlich der Säugethiere und Vögel schon etwas mehr Einzelnheiten bringen müsste. Seiner Darstellung hat Verf. ebenfalls nur die kleinern Lehrbücher wie Schillings Grundriss, Kaups Thierreich und dgl. zu Grunde ge- legt, so dass Irrthümer, falsche Auffassungen, unklare Ausdrücke hin und wieder vorkommen, so sollen die Polypen und Quallen weder Muskelfasern noch Nerven haben; der Flusskrebs hat sechs scheeren- förmige Füsse, wovon jedoch nur das erste Fusspaar Scheeren trägt! bei den Faulthieren liegen die Zehen fast unter der Haut verborgen und dergleichen merkwürdige Unklarheiten mehr. S. Ruchter, Grundriss der Naturgeschichte. Ein Leitfaden für den Unterricht an Gewerbe-, Latein- und Präparanden- Schulen sowie verwandten Lehranstalten. I. Theil. Zoologie mit 140 Holzschnitten. Rosenheim 1868. 8°. — Das vorliegende Buch behan- delt die Zoologie in dem Umfange, wie er für die auf dem Titel be- zeichneten Schulen nothwendig ist und mit ebenso viel Klarheit in der Darstellung wie Sachkenntniss.,. Das ganze Material ist in Form von Antworten auf kurz gefasste Fragen gegeben worden und wo es nöthig schien, ist der Antwort noch eine besondere ausführlichere Erläuterung hinzugefügt. Die niedern Thiere sind selbstverständlich sehr kurz abgefertigt, da sie für den Schulunterricht doch nur einen ganz allgemeinen Werth haben und dieser sich noch verringert, wenn keine die Anschauung vermittelnde Sammlung vorhanden ist. O. Rietmann, Wanderungenin Australien und Poly- nesien. St. Gallen 1868. 8%, — Erlebnisse -und Beobachtungen in schlichter Form erzählt, wie sie Jeden unterhalten und belehren, der für fremde Länder und Leute Interesse hat. Die Fahrt mittelst Aus- wanderer Schiff von Basel nach Sidney, dann die Reise landeinwärts in Australien, Aufenthaltin den Ansiedelungen, Reise über die blauen Berge, in Illawarra, zu den Goldmienen von Aurluen, nach Port Ste- phens und die Myall Seen, nach den Südseeinseln, Aufenthalt in Sid- ney, Reise nach Melbourne und von hier nach London. Die Erfah- rungen des Verf.s empfehlen wir insbesondere auch denen, welche eine Reise nach Australien zu unternehmen beabsichtigen. Die natur- wissenschaftlichen Beobachtungen sind blos gelegentliche, immerhin aber wohl beachtenswerthe. 225 Astronomie u. Meteorologie. H. Emsmann, Unter- suchungen über die Windverhältnisse zu Berlin. — Aus- zug aus einem Programm von 1839. — Die Beobachtungen über die Windrichtungen von 1831—1835 bestätigen das Dove’sche Drehungsgesetz (Drehung des Windes mit der Sonne) sowol in Bezug auf Drehungen die im ganzen Kreise herumgehen, als auch auf solche die nur Bo- gen von kleineren oder grösseren Dimensionen umfassen; diametrale Umkehr des Windes findet am häufigsten statt bei NW in SO, dann folgen W, N, 0, SO, NO in die entgegengesetzten; bei den übrigen noch seltener. In Bezug auf die Jahreszeiten zeigt sich, dass west- liche Winde stets überwiegend sind, N ist im Sommer häufiger als $, im Frühling halten sich diese das Gleichgewicht, im Winter und Herbst bekommen die 5 das Uebergewicht. Die Abhängigkeit der Wind- richtungen von den Jahreszeiten stimmt also mit den Kämtzschen Gesetzen. Ob die Tageszeiten einen Einfluss auf die Windrichtung haben, ist zweifelhaft, nach den Beobachtungen wird die Richtung im Mittel vom Morgen bis zu Mittag immer südlicher, geht Nach- mittag nach W und scheint in der Nacht ihre grösste Abweichung von der südlichen Richtung zu erreichen; die mittlere Windrichtung ist nicht nach Lambert sondern nach einer eigenthümlichen Methode berechnet. — Am beständigsten ist in Berlin im allgemeinen der W, nächst ihm SW, O0, und NO, am unbeständigsten N und S; der W ist am unbeständigsten im Frühling und Herbste; — N im Herbst und Winter; — O im Sommer; — Sim Frühling. Auch das Verhältniss der Winde zu den Mondsphasen ist untersucht: Das Maximum der SW fällt aufs erste Viertel, ihr Minimum aufs letzte; das Minimum der NO geht dem Maximum der SW und das Maximum der NO dem Minimum der SW voraus. — (Pogg. Ann. 132, 636—650.) Schbg. E. Lommel, Theorie der Abendröthe und verwandter Erscheinungen. — Verf. geht aus von den Beugungserscheinungen die sich zeigen, wenn ein Lichtstrahl durch ein kleines Loch resp. ein Bündel Strahlen durch viele Löcher eines undurchsichtigen Schirmes gehen; er findet, dass ein weisser Lichtpunct durch ein sol- ches Loch betrachtet weiss erscheint mit einer kaum merklichen schwach röthlichen Aureole gebeugten Lichtes umgeben; das Roth wird aber bei einer grossen Menge beliebig vertheilter Löcher deut- licher. Eine ähnliche Erscheinung tritt ein, wenn in den Gang eines Bündels von Lichtstrahlen ein sehr kleines Schirmchen eingeschaltet wird; es erscheint ein schwarzer Punkt vonder rothen Aureole umgeben. Durch eine genügend grosse Anzahl von Gruppen solcher kleinen Schirmchen ferner wird sogar der Pänkt selbst röthlich erscheinen und von einer noch rötheren Aureole gebeugten Lichtes umgeben sein; bei Betrachtung einer Lichtfläche tritt die rothe Färbung noch deutlicher hervor als bei einem einfachen Lichtpunkt. Beim Auf- und Untergang der Sonne sind nun die feinen Körperchen in den untern Schichten der Atmosphäre: Rauch, Wolken u.s.w. als solche Schirm- chengruppen zu betrachten und dann erklärt sich Morgen- und Abend- 226 röthe von selbst. Von der Forbes’schen Theorie unterscheidet sich diese neue nur dadurch, dass die Eigenschaft der Wasserbläschen, roihe Strahlen reichlicher durchzulassen aus der Natur des Lichts erklärt und nicht blos den Wasserdampf, sondern auch jedem andern von feinen Partikelchen getrübten Mittel zugeschrieben wird. Die Folgerungen aus der Forbesschen Theorie z. B. hinsichtlich der me- teorologischen Bedeutung des Morgen- und Abendrothes bleiben also bestehen. Auch die rothe Färbung der Sonne bei hohem Stande der- selben durch Wüstenstaub, Höhenrauch, Alpenglühen sowie einige andere physikalische Erscheinnngen erklären sich auf gleiche Weise, Zum Schluss vertheidigt der Verf. seine Theorie gegen einen Angriff der bei einer frühern kürzern Veröffentlichung laut geworden ist und erklärt sie für den Beweis eines schon von Babinet aufgestellten Prin- cipes, nach welchen Strahlen von kurzer Wellenlänge durch Hinder- nisse, welche nicht specifischer Natur sind eher vernichtet werden, als die längeren Wellen. — (Pogg. Ann. 131, 105—107.) Schbhg. Secchi, neue Beobachtungen über die Spectra der Fixsterne. — Nach dem Verfasser zerfallen die Spectra der Fix- sterne in 3 Klassen, deren Typen sind 1) « Lyrae (Vega), ausgezeich- net durch Wasserstofflinien; 2) « Herculis, umfasst die röthlichen und die veränderlichen Sterne (o Ceti etc.); 3) « Bootae (Arcturus) resp. unsere Sonne, die Unterschiede dieses Typus dürften nur durch verschiedene Temperaturen bedingt seien. — (Ebda 131, 156—160.) Schbg. Kuhn, Bemerkungen über Blitzschläge. — Nach der Ansicht des Verf. ist die von der Seite der Gewitterwolke gegen die Terrainschichten resp. gegen die unterirdischen Wasserstrecken aus- geübte Influenz als Ursache der Blitzschläge anzusehen und diesen Influenzwirkungen (die bekanntlich entweder selbst wieder die Ent- stehung von Nebenwirkungen erzeugen oder von solchen im Augen- blicke der Entstehung des Entladungsstromes begleitet sein können) sind alle die Erscheinungen zuzuschreiben, welche während des Blitz- ereignisses an irdischen Objecten beobachtet werden. Daraus ergiebt sich, dass die Blitzableiter möglichst bis in das Grundwasser zu führen seien, dass für jeden Gebäudecomplex ein geeignetes Blitzab- leitersystem einzurichten sei, und dass ein einzelner hoher Blitzab- leiter einen sogenannten Schutzkreis für die umgebenden Objecte nicht darbiete, Als Beweise für diese schon früher vom Verf. auf- gestellten Sätze werden eine Anzahl von Beispielen aus dem Jahre Jahre 1867 besprochen, unter andern auch das S. 140 nach Hoh be- richtete; dabei werden die eigentlichen Blitze von den durch Influenz hervorgerufenen Erscheinungen unterschieden. Die Ursachen des so- genannten Einschlagens sind demnach nicht blos in der Beschaffen- heit der Gebäude und anderer irdischer Objecte zu suchen, sondern gie müssen hauptsächlich von der Terrainbeschaffenheit, der Lage der Objecte gegen die Gewitterwolke und ausgedehnten unterirdischen 227 Wasserstrecken abhängig sein. — (Sitzungsber. der Münchener Akade- mie 1867, I, 2, 247--275.) Schbg. Physik. Guthrie, über Tropfen und Blasen. — I. Un- tersuchungen über die Grösse von Flüssigkeitstropfen, welche sich an einem festen Körper in einer Flüssigkeit oder in einem Gase bil- den. Verf. lässt aus verschiedenen Flüssigkeiten an Messing-, Elfen- bein- und andern Kugeln Tropfen entstehen, deren Grösse er genau bestimmt; er findet z. B. bei Anwendung von Cocosnussöl, dass die Tropfen um so grösser sind, je schneller sie sich folgen. Im Allge- meinen ergiebt sich, dass die Festigkeit der Flüssigkeit die Bildung der Tropfen verursachen, während die Steifigkeit (Elasticität) das Herabfallen verzögert; die Tropfengrösse messe also die Differenz von Festigkeit und Steifigkeit, sie nehme mit der Steifigkeit zu und mit der Festigkeit ab. Quecksilber, Wasser, Glycerin haben eine verhält- nissmässig grosse Steifigkeit, Alkohol dagegen eine geringe. — Fer- ner ergiebt sich: Wenn in Luft die Tropfen einer Flüssigkeit A grös- ser sind als die von B, so sind auch die einer dritten Flüssigkeit C in A grösser als in B. Wenn A in B grössere Tropfen bildet als in C so thut diess auch unter übrigens gleichen Verhältnissen eine Flüssigkeit D. Aehnliche Gesetze werden noch mehr aufgestellt. — II. In Betreff der Blasen in Flüssigkeiten scheint sich zu ergeben, dass die Grösse derselben mit der Steifigkeit der Flüssigkeit in der sie aufsteigen wächst, mit der Festigkeit dagegen abnimmt. — (Nach dem Bericht von Quincke, Pogg. Ann. 131, 128 —147; Original in den Proced. of the Roy Soc. XI, u. XIV.) Schbg. W. Beetz, über den Einfluss der Bewegung der Tonquelle auf der Tonhöhe. — Die in dieser Zeitschrift (Bd.30, 106) angegebene Beobachtung von Beetz, dass eine tönende Stimm- gabel beim Rotiren zwei Töne (Variations- oder Interferenz-Töne) giebt, wurde schon damals vom Referenten nach der Stefanschen Theorie (Ebda S. 104) erklärt, jetzt giebt Beetz an, dass diese Theorie meis- tens passende Schwingungszahlen giebt. Beetz hat auch Versuche mit Pfeifen angestellt, welche am Rande einer rotirenden Scheibe aufgestellt waren und daher einen Cylindermantel beschrieben: steht der Ausschnitt der Pfeife nach der Seite der Pfeife hin, nach der die Bewegung erfolgt, so wird der Wind des Balgs in seiner Wirkung aufgehalten und der Ton geht hinunter; ist der Aufschnitt nach der entgegengesetzten Richtung zu gerichtet, so geht der Ton hinauf, indem durch eine Saugwirkung der Wind verstärkt wird. — (Pogg. Ann. 130. 587— 596.) Schbg. S. v. Krusper, Bemerkungen zum Aufsatz der Herrn Bohn über das Stampfersche Nivellirinstrument, — Verf. sucht zu zeigen, dass der von Bohn gerügte Fehler des Stampferschen Instrumentes nur verschwindend kleine Ungenauigkeiten zur Folge habe, während die von demselben vorgeschlagenen Veränderungen des Instrumentes durchaus nicht als Verbesserungen anzusehen seien. Siehe die beiden flg. Referate. — (Pogg. Ann. 130. 637—643.) Schbg. 228 C. Bohn, über Winkelmesser, Nivelliren und Di- stanzmessen der Mikrometerschraube. — B. vertheidigt sich gegen die Angriffe der Herren v. Niessl und v. Krusper, indem er einerseits erklärt, er habe kein ächtes Stampfersches Instrument ge- habt, habe die Abweichungen seiner Copie vom ächten nicht erfahren können und sei also in einigen Punkten in Unrecht; im Uebrigen hält er seine Veränderungen doch für Verbesserungen. — (Pogg. Ann. 131, 644—651.) v. Niessl, Berichtigung zur vorigen Bemerkung. — Verf. hält seine frühern Behauptungen (diese Zeitschr. 30, 372) auf- recht und ist der Meinung dass die Verbesserung Bohns auf einer theoretischen Forderung beruhe, diein der Praxis nie erfüllt sein wird, (Poyg. Ann. 132, 628— 632.) A. Brezina, das Verfahren mit dem Stauroscop. — Die früher (Bd. 28, 453) erwähnte Modification des Kobellschen Stau- roscops wird dem Angriff des H. Kobell (Bd. 29,157) gegenüber ver- theidigt. — (Pogg. Ann. 130, 141—142.) Reusch, Reflexion undBrecehung desLichts an sphä- rischen Flächen unter Voraussetzung endlicher Ein- fallswinkel. — Während in den Lehrbüchern die angegebene Auf- gabe meist nur gelöst wird unter Voraussetzung von Strahlen die nur wenig von der Axe abweichen, fasst der Verf. dieselbe allgemei- ner und löst sie auf elementarem Wege. Da die betreffenden Sätze ohne Figuren sich nicht deutlich machen lassen, so sei hier nur be- merkt, dass sie zu folgenden Anwendungen benutzt sind: das Plan- parallelglas, der belegte Glasspiegel, das rechtwinkelige Reflexions- prisma, das gewöhnliche Prisma, die spärische Linse und der Regen- bogen mit 1—3 Reflexionen im Innern des Tropfens, — (Pogg. Ann. 130, 497—517.) Schbg. Muscart, über die Riehtung der Schwingungen im polarisirten Licht. — Die Versuche mit ausgezeichneten Glas- gittern scheinen die Fresnelsche Ansicht zu bestätigen, dass die Schwingungen winkelrecht gegen die Polarisationsebene geschehen, während Holtzmann das Gegentheil gefunden hatte. — (Pogg. Ann. 131. 153—156.) A. Töpler, optische Studien nach der Methode der Schlierenbeobachtung. — Der Inhalt dieses Aufsatzes schliesst sich eng an die „Beobachtungen nach einer neuen optischen Methode‘‘ an (1864; d. Ztschr. 25, S. 281). Verf. beschreibt zunächst einen verbesserten Beobachtungsapparat, bei dem vor allem hervorzuheben ist, dass die Lichtöffnung des Illuminators nicht mehr kreisrund ist sondern einen Kreisabschnitt von veränderlicher Grösse darstellt; auch die Blendung am analysirenden Fernrohr ist vervollkommnet; desgleichen die Einrichtung des electrischen Illuminators zur momen- tanen Beleuchtung. Wie sensibel der von Weegmann und Wesselhöft in Riga für die Pariser Ausstellung angefertigte Apparat ist, geht daraus hervor, dass man in denselben Wasser in Wasser fliessen sehen kann, selbst wenn die Temperaturdifferenz beider Wasser verschwin- 229 dend klein ist. Sehr schön zeigen sich Mischungsphänomene von Wasser mit Salzlösungen, Alkohol und Aether. — Der letzte Theil des Aufsatzes enthält Untersuchungen über den electrischen Funken und die von ihm in der Luft erzeugte (Schall-) Welle; diese Welle ist natürlich nur sichtbar bei „momentaner Beleuchtung‘ durch einen zweiten electrischen Funken, der dem Schallfunken in sehr kurzer Zeit nachfolgt. Das Aussehen des sehr zierlichen optischen Bildes wird beschrieben und durch Abbildungen erläutert, auch Reflexion, Re- fraction und Interferenz der Wellen nachgewiesen. Die Welle ent- steht, wie sich aus dem optischen Bilde ergiebt, nicht aus dem hef- tigen Zusammenfahren der durch den Funken auseinander geschleu- derten Luft, sondern der Schall den das Ohr bei der electrischen Entladung vernimmt wird durch einen kurzen Verdichtungsimpuls hervorgerufen. Die Welle entsteht nur aus einer fadenförmigen Ent- ladung; beim Funken des Inductionsapparates ist die fadenförmige Ent- ladung von sehr kurzer Dauer, es folgt ihm eine bandförmige Entla- dung, die mit dem Wellenphänomen nichts zu thun hat. Zum Schluss folgen die Untersuchungen über die Zeitdifferenz wischen 2 Entladun- gen in 2 Unterbrechungen einer Leitung d. h. über die Zeitdifferenz zwischen Beleuchtungs- und Schall-Funken. Leider liess sich dieselbe nicht absolut reguliren, so dass man die Welle jedes Funkens in et- was anderer Ausdehnung sah. Es ergab sich aber, dass ein Conden- sator sich in einem ihm dargebotenen Schlagraume nicht entladet, bevor eine unter gewissen Umständen sehr messbare Zeit verflossen ist, — selbst wenn der Condensator zur Durchbrechung des Schlag- raumes mehr als die nöthige Ladung besitzt, Die Inconstanz der fraglichen Zeitdifferenz erklärt sich zur Genüge aus der Veränderung der Electroden, der durch die Funken bewegten Luft u.s.w. Wegen der genauern Details verweise ich auf die Originalabhandlung. — (Pogg. Ann. 131, 33—55 und 180—215.) Schbg. A. Töpler, zur Construction und Leistung der Elec- trophor-Maschine. — Um die Influenz - oder wie sie von Riess genannt werden Electrophor- Maschinen zu verstärken, hat T. die Zahl der Erregungsstellen vergrössert, da diess aber auf einer Scheibe - nicht gut anging, so hat er eine Anzahl Scheiben auf einer Axe an- gebracht, welche zusammen 16 Erregungsstellen hatten. Der Gene- rator (vgl. die frühern Berichte über die Töplersche Maschine) ist so eingerichtet, dass sich die Maschine stets von selbst ladet. Der ziem- lich compendiöse Apparat giebt eine Schlagweite bis zu 78 Mm. We- gen der Details der Construction muss ich auf die Originalabhand- lung und die zugehörigen Zeichnungen verweisen. — {Pogg. Ann. 130, 518 — 5335.) k Schbg. W. Holtz, über die höhere Ladung isolirender Flä- chen durchSeitenanziehung und die Uebertragung dieses Prineips auf die Construction von Influenzmaschinen. — Der Verf. zeigt, dass auf belegten rotirenden Scheiben die electrische Dichtigkeit im Allgemeinen eine geringere ist alsaufunbelegtenund daher Bd. XXXI, 1868. 16 230 grössere intensive und quantitative Wirkung geben. Er führt diess Re- sultat aber theilweise auf eine andere Ursache zurück als Töpler; ferner zeigt er, dass auf belegten Scheiben, wenn die Theile der Be- legung gleich den festen influeneirenden Flächen sind, die electrische Dichtigkeit eine geringere wie auf diesen Flächen, auf unbelegten Scheiben aber im Allgemeinen eine grössere ist. Diess letztere wird benutzt zur Construction einer neuen Influenzmaschine, welche sich et- was von den frühern von Holtz und Töpler construirten unterscheidet. In einem Nachtrag theilt der Verf. noch einige Erscheinungen mit die er an seinen Maschinen beobachtet hat, unter denen besonders eine Rotationserscheinung hervorzuheben ist: während sonst die Maschinen durch Influenz und mechanische Bewegung eine electrische Arbeit verrichten, kann man nämlich auch umgekehrt durch Influenz und electrische Bewegung eine mechanische Arbeit verrichten. Hieran schliessen sich die drei Mittheilungen über electrische Rotation an, die im vorigen Hefte referirt sind. — (Pogg. Ann. 130, 128—137; 168-171) Schbg. W. Holtz, über Influenzmaschinen für hoke Dich- tigkeit mit festen influenzirenden Flächen. — Dieser Ar- tikel schliesst sich an den vorigen an. Er enthält die Beschreibung mehrerer Maschinen; dieselben haben das gemeinsam, dass der Con- ductor, an dem eine hohe Dichtigkeit erreicht werden soll, einem grös- sern Ausschnitt der festen Scheibe genübersteht, damit die rotirende Scheibe von dem Einfluss der festen befreit schon aus der Ferne auf ihn wirken kann — und dass man denselben ohne die Thätigkeit der Maschine zu stören nach Belieben isoliren oder ableiten kann. Sie unterscheiden sich aber wesentlich dadurch dass sie theils 1, theils 23 Coductoren (Pole) haben. Schlagweite bis 9%. — (Pogg. Ann. 130, 287—302) Schbg. P. Riess, über Doppelinfluenz und die Theorie der Electrophormaschinen. — Verf. erinnert daran, dass er schon 1854 Versuche mit mehrfacher Influenz angestellt habe und knüpft daran eine Theorie der ‚„Doppelinfluenz‘“. Dieselbe lässt in einem aus Leiter und Nichtleiter eigenthümlich zusammengesetzten Körper 3 gesonderte Mengen von Electricität hervortreten: im Leiter die dem erregenden Körper gleichartige, auf der Vorder- und Hinter- fläche der isolirenden Scheibe die ihm ungleichartige Electrieität. Die Beschreibung der einzelnen Versuche, welche die Grundlage der Theorie der einzelnen Maschinen enthalten, müssen aus Mangel an Raum hier übergangen werden, ebenso wie die Theorie der verschiedenen Holtz’schen und Töpler’schen Maschinen; dieselben sind: Blectro- phormaschine ] mit drehbarer Metallplatte (Töpler); 32 mit drehbarer Glasscheibe (Holtz); 214 mit 2 Glasscheiben und gleichgerichteter Drehung (Töpler);; 2V mit 2 Glasscheiben und entgegengesetzter Dre- hung (Holtz). Mit wenig Worten lässt sich die Theorie sämmtlicher Influenzmaschinen folgendermassen angeben: Die einfachelnfluenz liefert in dem erregten Leiter 2 Mengen von Electrieität —m und 231 -+m, wobei die erregende Electrieitätsmenge —=+-1 gesetzt wird und m<{1l ist. Hiervon benutzt der Electrophor die Menge —m, die Electrisirmaschine die Menge + m, die Electrophormaschine I beide Men- gen. — DieDoppel-Influenz liefert in den aus Leiter und Nicht- leiter zusammengesetzten durch die Electrieitätsmenge +1 erregten Körper drei Electrieitätsmengen im Leiter +m, auf der ihm nahen Fläche des Nichtleiters — m, auf der ihm fernern Fläche —p (p<{1); hiervon benutzt die BElectrophormaschine Il die Menge —m, Nr. IV aber —m und +m, Nr. II endlich alle drei Mengen. Maschinen mit einfacher Influenz können nicht weiter construirt werden, bei der Doppelinfiluenz aber können noch die Combinationen —-m und —p so- wie —m und —p zu neuen Maschinen Anlass geben. — (Pogg. Ann, 131, 215 — 236.) Schbg. P. Riess, Influenz einer nichtleitenden Platte auf sich selbst. — Wenn einzelnen Theilen eines Nichtleiters durch Mittheilung oder sonst wie Electricität zugeführt wird, so kann in den andern Theilen durch Influenz weitere Eiectricität entstehen; R. nennt diese Influenz der electrisirten Theile des Isolators auf die neu- tralen kurzweg Influenz des Isolators auf sich selbst und stellt eine Anzahl hierhergehöriger Versuche zusammen. Die ältesten derselben rühren her von Aepinus; sie haben zwar kein besonderes theoretisches Interesse, aber der Verf. glaubte doch ein näheres Eingehen auf diesel- ben nicht vermeiden zu sollen, um gewissen falschen Vorstellungen, die sonst in Betreff der Influenz entstehen könnten zu rechten Zeit entgegen zu treten. — (Pogg. Ann. 132, 592— 607.) Schbg. P. Riess, über electrische Einbiegungen. — Verf. er- klärt die Behauptung des Herrn le Roux, dass die bei starken elec- trischen Entladungen in den Leitungsdrähten entstehenden winkeligen Einbiegungen keine primäre electrische Erscheinung sondern nur eine Folge der plötzlichen Erhitzung sei, für unrichtig. — (Pogg. Ann, 131, 149.) G. Quincke, über die Fortführung von Materie durch den electrischenStrom. — Daniel hat kürzlich in den Compt. rend. behauptet, dass der electrische Strom nur in der positi- ven Richtung Körpertheile fortzuführen im Stande sei. @. widerlegt diess durch Hinweis auf frühere Versuche, sowol auf eigene als auch auf solche von Paalzow und Wiedemann. — (Pogg. Ann. 131, 150.) L. Schwendler, über den zweckmässigsten Wider- stand des Galvanometers beim Messen von Widerstän- den mittelst der Wheatstoneschen Brücke. — Bekanntlich wird bei einer W.’schen Brücke die grösste Empfindlichkeit erreicht wenn der Widerstand der 4 Brückenzweige gleich ist. S. zeigt weiter, dass das magnetische Moment des Galvanometers ein Maximum wird, wenn der Widerstand desselben gleich ist der Summe der beiden kleinsten Zweige. — (Pogg. Ann. 130, 574587.) Schbg. A. de la Rive, über die Fortpflanzung der Electri- eität in elastischen Flüssigkeiten, besonders über die Schichtung des eleetrischenLichts bei dieser Fortpflan- 16 * 232 zung. — Bekanntlich pflanzt sich die Electrieität in Gasen nur fort, wenn dieselben bis auf einen bestimmten Grad verdünnt sind, im ganz luftleeren Raum aber pflanzt sie sich wieder nicht fort. Die “Versuche des Verf. beziehen sich zunächst auf höchst verdünnte Me- talldämpfe und scheinen zu beweisen, dass dieselben nicht nur ein bedeutenderes Leitungsvermögen haben als die übrigen Gase, sondern auch ein specifisch anderes, und zwar sind die Dämpfe der besten metallischen Leiter auch die bestleitenden; die Farbe der Entladung ändert sich mit den Metallen, die Schichtung ist deutlicher als bei andern verdünnten Gasen. Bei Wasser- und Alkoholdampf, Wasser- stoff, Stickgas und atmosphärischer Luft sind die Erscheinungen der Schichtung im Wesentlichen gleich, nur durch den Druck bei dem sich die verschiedenen Erscheinungen zeigen unterschieden, e8 scheint demnach der Vorgang bei dem geschichteten Lichte ein rein mechanischer zu sein: die von der Electricität durchflossene Gassäule besteht, wenn sie auf einen gewissen Grad von Verdünnung gebracht wird, aus abwechselnd verdichteten und verdünnten Schichten mit einem verdünnten dunkeln Raum in der Nähe der negativen Electrode. Um die bei verschiedenen Druck sich zeigenden Erscheinungen zu untersuchen empfiehlt sich besonders der Wasserstoff, weil man bei den andern Gasen den Druck nicht so hoch nehmen darf. Die Be- wegung der Gastheilchen die durch die Electricität hervorgerufen wird, scheint vom negativen Pol auszugehen. Von den einzelnen Gasschichten sind natürlich die verdünnten besser leitenden dunkel, die verdichteten schlechter leitenden aber leuchtend. Thermome- trische Versuche zeigen, dass durch die Electrieität in den Ga- sen eine merkliche Temperaturerhöhung eintritt, welche bei ge- nügender Verdünnung und geschichtetem Lichte an der negativen Electrode geringer ist als an der positiven, endlich dass die absolu- ten Temperaturerhöhungen mit der Dichte und der Natur der Gase variiren: beim Wasserstoff unter einem Druck von 1,5 Mm. (1 Cubikcm. — 1/,goo Milligr.) stieg ein Thermometer binnen 2 Minuten um 3%, Zum Schluss vergleicht der Verf. die zarten Nebel, die sich bilden in dem Momente, wo man in eine von Electrieität durchströmte Was- serstoffröhre noch etwas Wasserstoff einlässt, mit dem Lichte der Ne- belfllecke und Kometen, deren Spectra ja auch Wasserstoff- und Stick- stofflinien enthalten. — (Pogg, Ann. 131, 446 — 463; 577 — 585.) Schbg. Desains, Untersuchungen über die absorbirende Wirkung, welche gewisse flüchtige Flüssigkeiten und deren Dämpfe auf die Wärme einer Lampe ausüben — Vor eine Lampe mit Glasschornstein wurden Säulen von Aether, Ameisenäther und Schwefelkohlenstoff aufgestellt und ihre Absorption untersucht; die beiden ersten übten eine beträchtliche Absorption aus, deren Intensität von dem Aggregatzustand unabhängig ist, nur muss die Gassäule länger sein als die Flüssigkeitssäule; beim Aether war der relative Verlust 0,35, beim Ameisenäther 0,27—0,29, beim 233. Schwefelkohlenstoff aber sehr unbedeutend. — (Pogg. Ann. 131, 491 — 494.) Schbg. Chemie. Fane, über Unterschiede in dem anschei- nend gleichen Verhalten des Morphins einerseits und der Gewürznelken oder Pimentkörner Präparate and- rerseits gegen Salpetersäure und Eisenchlorid. — Die Gewürznelken (Careophyll. aromat. Myrtac.) enthalten als wirk- sames Princip ein ätherisches Oel, Tannin, Harz und Extraktivstoffe. Salpetersäure röthet den Gewürznelkenaufguss, Eisenchlorid bläut denselben und das ätherische Oel verhält sich diesen Reagentien ge- genüber ebenso. Das Nämliche gilt von der Infusion und der Essenz der Pimentkörner (Myrtac Pimentum Myrtac.) Bekanntlich zeigen Morphinlösungen dieselben Reaktionen, bei welchen sich in- dessen folgende Unterschiede bemerkbar machen: Verhalten der Salpetersäure zu: Gewürznelken. la Gewürznelkenöl wird bei Behandlung mit NO, granat- roth; diese Färbung ist eine dauernde; Gewürznelkeninfusum reagirt wieMorphin, doch tie- fer und verschwindet die rothe Farbe sofort wieder; y Gewürznelkenöl in Was- ser geschüttelt färbt sich durch NO, gelbroth. Morphin: 1. M. färbt sich durch NO, rasch roth; doch geht die Färbung namentlich bei Verdünnungbin- nenl—2 Stunden erstin Orange, dann in Gelb über. P 2. Wird zu der salpeters. Mor- phinlösung Chlorkalcium gege- ben, so entfärbt sich die Mi- 2. Gewürznelkenpräparate verhal ten sich par. condit. ebenso » Die Mischung wird jedoch am schung am Lichte vollständig. Sonnenlichte nur blassgelb. Eisenchlorid, 3. gibt mit oe. alkoh. Lösung von G.N. Oel eine stundenlang beste- hende grüne, mit ß. wässr. Mischung des G. N. Oeles eine gelbe, in braun übergehende und y. mitGN.Infusum eine oliven- grüne Färbung mit starkem Niederschlag. Das Infusum sowohl, wie das äther. Oel der Pimentkörner (Sem. Amonin.) färben sich mit Salpetersäure blutroth mit einem Stiche ins Rosenroth; beim Aufguss spielt das Roth mehr in’s Gelb- 3. giebt mit Morphiumlösung eine blaue Färbung, welche nach einigen Stunden in Blassgrün übergeht. 234 liche. Das Verhalten dem Eisenchlorid gegenüber ist das beim Ge- würznelkenöl angegebene. Mit Recht hebt Chevallier als in die Augen springende Unterschiede des Morphin’s und der genann- ten Myrtaceen die Geruchlosigkeit des Morphin’s und das Nichteintreten der wichtigen Jodreaktion bei den Ge- würznelken und Präparaten hervor. Doch ergiebt sich immer- hin auch hieraus, dass man sich bei forens. chemischen Untersuchun- gen nicht mit Anstellung weniger, anscheinend auch noch so charak- teristischer Reaktion beruhigen darf. — (Journ. de Chimie med, Octob. 1867. p. 512.) K. A. Fröhde, über Identität von Hydrocarotin un Cholesterin. — Das von Bödecker und Husemann aus den rothen Mohrrüben dargestellte Hydrocarotin ist nach Analyse der rein dar- gestellten Substanz sowohl als der Chlorsubstitutionsproducte nichts anderes als reines Cholesterin. — (Journ, f. pr. Chem. 102, 424.) “ Swt. Q. Grass, Beiträge zur Analyse des Leuchtgases. — Die Analyse wird durch Angabe eines neu construirten Verbren- nungsapparates sehr erleichtert, beschränkt sich aber nur auf Fest- stellung des Kohlenstoff- und Wasserstoffgehaltes der in Frage ste- henden Gase. — (Journ. f. prakt. Chem. 102, 257.) Eine neue Magnesiumlampe. — Bei der Versammlung der Society of arts 1867 zu Nottingham wurde eine neue Lampe die- ser Art, welche sich dadurch, dass das Magnesium nicht in Draht, sondern in Pulverform zur Verwendung kommt, von den früher be- nutzten unterscheidet, vorgelegt. Weder ein Uhrwerk, noch sonstige mechanische Vorrichtungen sind dabei erforderlich. Vielmehr wird das Magnesiumpulver, innig mit reinem Kiessande vermischt, in einen Behälter gebracht, welcher sich mit dem oberen Theile einer früher viel gebräuchlichen Sarduhr am besten vergleichen lässt, und unten eine, mittelst eines Ventils verschliessbare Ausflussöffnung für das Pulver besitzt. Diese Ventilvorrichtung ist stellbar in der Art, dass man bald mehr, bald weniger Pulvermischung in schnellerem, oder langsamerem Strome austreten lassen kann. Aus dem Reservoir ge- langt das Pulver in eine Metallröhre in deren oberen Theil ein Lei- tungsrohr für Leuchtgas eingelassen ist. Pulver und Gas gelangen also gleichzeitig an das untere Ende der Röhre, wo das Gas nur an- gesteckt zu werden braucht, um eine Verbrennung des herabfallenden Magnesiumpulvers zu unterhalten. Den natürlich nicht entzündbaren Sand nimmt im Herabrollen ein zweites, unten angebrachtes Gefäss auf. Da das Gasleitungsrohr seinen eigenen Hahn besitzt, so kann auch die Gasflamme beliebig regulirt werden. Beim Gebrauch wird zuerst das Gas am untern Ende der wahrscheinlich (im Original ist es nicht genauer beschrieben) in wenig krummgebogenen Metallrohr angebrannt, die Flamme geregelt und dann das Ventil welches den Zutritt des mit Sand und sehr wenig salpetersauren Strontian ver- mischten Magnesiumpulvers vermittelt, beliebig geöffnet. Verschluss 235 des Ventils hat sofortige Unterbrechung der Magnesiumbeleuch- tung zur Folge. — (Journal de Chimie med. 1867, Mars. p. 159.) K. Hennig, über Regeneration der zurLeuchtgasreini- gung gebrauchten Masse. — Bekannt war es, dass 1) frischer Eisenstein geringe Activität besitzt und grössere erst durch mehr- malige Wiederbelebung gewinnt. 2) Die Absorption von Schwefel- verbindungen aus dem Gase in alter Masse stark ist, deren Eisenge- halt nur noch ein geringer, deren Schwefelgehalt aber ein grosser ist. 3) länger gebrauchte Massen langsamer regeneriren. 4) sehr grosse Mengen Ammoniak bei der Regenerirung entwickeln. 5) sich nur geringe Mengen schweielsaurer Verbindungen in lange in Ge- brauch gewesener Masse befinden. Verf. kam daher zu der Ansicht, dass beim Reinigen des Gases der Vorgang folgender sei: Dass der Schwefel im Gase als Schwefelammonium theilweise vertreten durch Schwefelkohlenstoff und Schwefeleyanammonium das Eisenoxyd nicht nur zu Schwefeleisen umändert, sondern dass auch das Schwefel. ammonium mit dem Schwefel der gebrauchten Masse höhere und fixe Verbindungen bildet, welche letztern bei der Regeneration des durch dieselbe bereits oxydirte Schwefeleisen wieder schwefeln, dabei Am- moniak entwickeln und bei diesem Kreislauf- nicht nur den ganzen Schwefel fallen lassen, sondern auch den Schwefel ausscheiden, wel- cher zu dem Schwefelwasserstoff gehört, der sich aus der Feuchtig- keit der Masse und dem Schwefeleisen bei dessen Transformirung in Sauerstoffverbindungen bildet. — Der Schwefelgehalt einer 6mal im Gebrauch gewesenen Masse fand sich von 1,8 auf 22,68 pC. ge- steigert, der Schwefelsäuregehalt von 1—5ten Male von 0,892 auf 8,128 pC. gesteigert, fehlte aber beim 6ten Male völlig. Wie Schwefelam- monium noch Schwefel aufzunehmen im Stande ist, wurde ferner durch Versuch ermittelt, dass auch feuchter Schwefel Schwefelammonium aus dem Rohgase fixirt. Ammoniakentwickelung trat aus der ge- brauchten Masse erst ein, als sie mit Luft statt mit gereinigtem Leuchtgase in Berührung gebracht wurde. — (Journ. f. prakt. Chem. 102, 411.) ; St. Himmelmann, über die Unterscheidung des Ar- sens vom Antimon. — Uebergiesst man ein Gemenge von granu- lirtem Zink und Eisenfeile mit concentrirter Salmiaklösung, so tritt schon bei gewöhnlicher Temperatur Wasserstoffgas-Entwickelung ein, welche durch gelindes Erwärmen oder Zusatz von Ammoniakflüssig- keit noch sehr befördert wird. Fügt man nun zu dieser Mischung einige Tropfen einer Lösung von arseniger Säure, erwärmt gelinde und leitet das sich entwickelnde Gas durch eine Lösung von salpe- tersaurem Silberoxyd- Ammoniak, so bildet sich in letzterer binnen kurzer Zeit durch Zersetzung des entstandenen Arsenwasserstoffs eine schwarze Fällung von metallischem Silber, während die darüber stehende Flüssigkeit arsenige Säure enthält. Ersetzt man die Arsenlösung durch eine Lösung von einem 236 Antimonpräparat (Chlorantimon , Brechweinstein ete.) und verfährt sonst ebenso, wie angegeben, so erleidet die Silberlösung keine Ver- änderung ; ein Beweis, dass sich unter diesen Verhältnissen kein An- timonwasserstoffgas bilde. Das Antimon schlägt sich auf dem Zink vollständig nieder, während beim Arsen dieses nur theilweise der Fall ist, der andere Theil als Arsenwasserstoff entweicht. Erwärmt man ein blankes Zinkstäbchen nur mit Salmiaklösung unter Zusatz von einigen Tropfen Antimonlösung, so verliert das Zink sehr bald seinen Glanz, bedeckt sich mit einer schwarzen, fest anliegenden Antimon- schicht und die Gasentwickelung hört auf. Arsenlösung bewirkt unter gleichen Verhältnissen neben Entwickelung von Arsenwasserstoff einen grauen, sich leicht mit den Fingern abwischenden Beschlag auf dem Zink. Die Säuren des Phosphors-Phosphorsäure, phosphorige Säure, unterphosphorige Säure — sind ohne Einwirkung auf die beschrie- bene Arsenreaction, da dieselben unter den angeführten Umständen nicht in Phosphorwasserstoff, wodurch eine Schwärzung der Silber- lösung hervorgerufen werden könnte, übergeführt werden. Nimmt man anstatt einer Lösung von arseniger Säure eine solche von Schwefelarsen im Ammoniak, kohlensaurem Ammon, Aetz- lauge oder Schwefelammonium, und bringt sie zu obiger Wasserstoff entwickelnden Flüssigkeit, so erhält man ebenfalls die Arsenreaction mit der Silberlösung, und das auftretende Gas enthält keinen Schwe- felwasserstoff, da die zugesetzten gelösten Schwefelverbindungen sich mit dem aus dem Zink durch feine Einwirkung von Salmiak gebil- deten Chlorzink unter Abscheidung von Schwefelzink umsetzen, das durch den Wasserstoff nicht verändert wird. Es wird jedoch hierbei angenommen, dass vor dem Zusatz der Schwefelarsen-Lösung die Wasserstoff-Entwickelung schon einige Zeit im Gange ist, und sich in Folge dessen so viel Chlorzink gebildet hat, um aus sämmtlichen zugefügten und gelösten Schwefelmetallen den Schwefel als Sch wefel- zink zu fällen. Oder man kann auch zwischen Entwickelungsflasche und Silberlösung ein Fläschchen Chlorzink-Chlorammoniumlösung ein- schalten, wodurch etwa mit übergerissene Schwefelverbindungen un- schädlich gemacht werden. Um nachzuweisen, ob bei gleichzeitiger Anwesenheit von Ar- sen- und Antimonverbindungen nicht auch Antimonwasserstoffgas auf- trete, wurde der Silberniederschlag auf Antimonsilber geprüft. Er löste sich jedoch nach sorgfältigem Auswaschen sehr leicht in wenig Salpetersäure zu einer klaren Flüssigkeit, welche weder durch über- schüssiges Ammoniak getrübt wurde, noch auch, nach Entfernung des Silbers vermittelst Salzsäure, durch Schwefelwasserstoff eine Verän- derung erlitt. Beim Hindurchleiten des Gases durch eine an einer Stelle bis zum Glühen erhitzte Röhre wurde ein Metallspiegel erhalten, der in einer verdünnten Lösung von unterchlorigsaurem Natron sehr bald verschwand. 237 Körper, welche durch nascirenden Wasserstoff eine Reduction erfahren, z. B. salpetersaure Salze, wirken verlangsamend auf die besprochene Arsenreaction ein, ebenso solche Metallverbindungen, aus denen durch Zink das betreffende Metall abgeschieden wird, indem sich in letzterem Fall das andere Metall auf dem Zink niederschlägt und die Wasserstoff-Entwickelung hindert; diesen Uebelständen wird jedoch durch Vermehrung der Zinkmenge grösstentheils abgeholfen, oder dadurch, dass man dieselben vor der Prüfung auf Arsen durch geeignete Mittel entfernt. Zur praktischen Ausführung dieser Art der Nachweisung des Arsens wendet man ein kleines Kölbchen an, in dessen Kork sich eine Trichterröhre und eine zweimal rechtwinkelig gebogene Glas- röhre sich befindet; der längere Schenkel der Glasröhre taucht in ein Flächchen, welches Clorzink-Chlorammonlösung enthält. Letzteres Fläschchen hat in seinem Kork ebenfalls eine zweimal rechtwinkelig gebogene Röhre, deren längerer Schenkel beim Versuch in ammonia- kalische Silberlösung taucht. Das Entwickelungsgefäss wird zur Hälfte mit concentrirter ammoniakalischer Salmiaklösung gefällt, dann zu gleichen Gewichtstheilen granulirtes Zink und Eisenpulver zugesetzt und die Gasentwicklung durch gelindes Erwärmen unterstützt. Hat dieselbe einige Zeit stattgefunden, und man sich durch Einleiten des Gases in die Silberlösung von der Reinheit der Materialien überzeugt, so gibt man durch die Trichterröhre die zu untersuchende Flüssig- keit hinzu und leitet das Gas in die Lösung von Silberoxyd -Ammo- niak. Entsteht darin eine schwarze Fällung, so ist die Anwesenheit von Arsen bewiesen. Die auf Arsen zu prüfende Flüssigkeit ist am besten neutral oder alkalisch anzuwenden, darf wenigstens nicht so viel freie Säure enthalten, um das in der Entwickelungsflasche ent- haltene Ammoniak zu übersättigen, da sonst, wenn neben Arsen noch Antimon etc. vorhanden ist, dieses zur Bildung von Antimonwasser- stoff etc. Veranlassung gibt. Will man das Arsen in einem Schwefelwasserstoff-Niederschlag nachweisen, so zieht man denselben mit Ammoniak aus und bringt diese Lösung in den Apparat. — Hat man Verbindung der arsenigen Säure oder Arsensäure mit schweren Metalloxyden, so thut man gut, dieselben erst durch Kalilauge zu zersetzen und diese kösung zu prüfen. Die Schärfe der Marsh’schen Prüfung auf Arsen besitzt diese Methode nicht, doch dürfte sie wegen ihrer Einfachheit und weil sie keine Verwechslung mit Antimonreaktion zulässt, Beachtung verdie- nen. — (Der Apotheker. Novbr. 1867.) C. Horn, neue Quelle für Brom. — Der bisherige Ver- brauch von Brom beschränkte sich lediglich auf seine Verwendung in chemischen und pharmaceutischen Laboratorien und war deshalb lange von ganz untergeordneter Bedeutung. Erst die Verwerthung einiger Brompräpärate in der Photographie bedingte die Darstellung grösserer Mengen und es machte die durch die vermehrte Nachfrage herbeigeführte Preissteigerung diese Arbeit zu einer recht lohnenden. 238 Das Rohmaterial ist ziemlich verbreitet. In Südfrankreich lieferten es die Mutterlaugen des Meerwassers, in der Niederbretagne und in England der Kelp oder Varec, in Deutschland die letzten Laugen der Salinen Neusalzwerk bei Minden und Kreuznach, auch werden auf der Insel Wangerooge aus der Mutterlauge des Nordseewassers nicht unerhebliche Mengen gewonnen. Die reichste Quelle des Broms, das . Wasser des todten Meeres, das schon bei geringer Tiefe nahe an 0,7 pC. enthält, ist aber bis jetzt wohl aus localen Verhältnissen ver- schlossen; dagegen ist durch Aufschliessung des Steinsalzes in Stass- furt ein Material zur Bromgewinnung geliefert, das, anfänglich wenig beachtet, jetzt. aber zur Darstellung der grössten Mengen Brom ge- führt hat. Schon bei Aufdeckung des Stassfurter Salzbeckens fand man bald in den sogenannten Abraumsalzen deutliche Spuren von Brom, die aber durch den damals sehr geringen Preis desselben durchaus nicht zur Ausnutzung anregten, um so weniger, als man sich zu der Zeit nur allein mit der Darstellung von Chlorkalium aus den Ab- raumsalzen beschäftigte. Erst im Frühjahr 1865 begann die fabrik- mässige Darstellung, sie wurde durch Dr. A. Frank angeregt, der sie jetzt auch ausschliesslich in Händen hat. Sein Verfahren ist fol- gendes: Die letzten bei Gewinnung des Chlorkaliums aus den Abraum- salzen fallenden Laugen, die ein spec. Gewicht von 1,31 und einen von 0,15 bis 0,35 pC. wechselnden Bromgehalt haben, werden je nach ihrer Zusammensetzung mit Braunstein und Salzsäure oder mit Braun- stein und Schwefelsäure erhitzt und das sich in Dampfform entwik- kelnde Brom durch Abkühlung kondensirt und mit dem gleichzeitig übergehenden Bromwasser in Woulff’schen Flaschen aufgefangen. Dr. Frank verbindet mit der Bromgewinnung gleichzeitig die Dar- stellung eines chemisch reinen Bromkaliums und erreicht dies da- durch, dass er das in der ersten Wouiff’schen Flasche nicht conden- sirte Brom, so wie das durch das Wasser nicht zersetzte Chlorbrom und das Chlor. in eine zweite mit unreiner Natronlauge leitet, aus der es in eine dritte, die reine Kalilauge enthält, übergeht. Das Gemisch von Bromdampf, Chlorbrom und Chlor wird zunächst in der mit Na- tronlauge gefüllten Waschflasche vollständig absorbirt. Ist das Na- tron gesättigt und treten dann neue Mengen des Gasgemisches in die Waschflasche, so treibt das darin enthaltene Chlor das von Na- tron aufgenommene Brom wieder aus und es geht nur in die letzte mit Kalilauge gefüllte Flasche ein ganz reines chlorfreies Brom über. Ist die Kalilauge mit Brom gesättigt, so wird dieselbe durch neue ersetzt und das erhaltene Gemisch von Bromkalium und bromsauren Kali durch Eindampfen und Glühen unter Zusatz von Kohle in be- kannter Weise weiter verarbeitet. Die Benutzung der in der mittle- ren Waschfiasche enthaltenen Natronlauge darf indessen nicht so weit getrieben werden, bis alles Brom daraus entfernt ist, da sonst leicht etwas Chlor mit in die Kalilauge übergehen könnte. Ist die Natron- 239 waschflüssigkeit nicht mehr brauchbar, so wird sie, um das darin enthaltene Brom wieder zu gewinnen, mit einem entsprechenden Zu- satz von Salzsäure ebenso wie die Rohlauge mit Braunsteinzusatz ab- destillirt. In dieser Weise gelingt es, aus rohem Brom chemisch rei- nes Bromkalium darzustellen; doch erfordert diese Methode eine grosse Aufmerksamkeit, Das in der ersten Woulff’schen Flasche kondensirte rohe Brom wird zunächst gewaschen und dann aus Glasretorten nochmals recti- fieirt, wobei die ersten Partien, das flüchtige Chlorbrom enthaltend, besonders aufgefangen und beseitigt werden. Die Retortenrückstände werden auf Bromoform verarbeitet. Dies so gewonnene Brom ist nahezu chemisch rein, absolut frei von Jod und Salpetersäure und ganz trocken; es übertrifft daher sowohl das französische als auch das englische Brom und hat diese Sorten, welche stets Jod enthalten, für pharmaceutische und photographische Zwecke ganz verdrängt, um so mehr, als es durch die massenhafte Darstellung des Broms und durch die fast ohne Unkosten zu bewirkende Beschaffung des Roh- materials gelungen ist, den Preis desselben, welcher Anfarg 1865 bis zu 8 Thirn. pro Pfund betrug, nahezu auf ein Viertel dieser Summe zu reduciren. Aus diesem Grunde findet das Brom auch grosse Ver- wendung bei der Darstellung der Anilinfarben nach dem Verfahren von Perkins und Hofmann und tritt bei letzterem noch ausserdem wegen seines niedrigen Atomgewichts mit Vortheil an die Stelle des Jods. In chemischen Laboratorien findet das Brom in Form von Bromwasser Anwendung als Ersatz für Chlorwasser, da es stets ohne Mühe dargestellt und in gleichmässiger Zusammensetzung erhalten werden kann; es dürfte sich auch als Desinfeetionsmittel für Kran- kenräume und bei Sectionen empfehlen, da der Bromdampf die Lun- gen und Schleimhäute weit weniger afficiren soll als der Chlordampf. Die Bromproduction betrug 1865 etwa 1500 Pfund, 1866 be- deutend mehr und jetzt täglich circa 40 Pfd., also im Jahre nahe an 15000 Pfd. Neben der Darstellung des Broms und der für verschiedene pharmaceutische und technische Zwecke dienenden reinen Bromprä- rate werden in Stassfurt auch rohes Bromnatrium, Brommagnesium und Bromcaleium gewonnen und in den Handel gebracht, die zur Ver- stärkung der Sool- und anderer Bäder benutzt, den Mutterlaugen und Badesalzen von Kreuznach, Brehna und Wittekind ihres billigen Prei- ses und reichen Bromgehaltes wegen — das Bromnatrium für Bäder enthält 70 pC. Brom — sehr erhebliche Concurrenz machen. — (Phar- maceulische Centralhalle 1867. Nr. 49.) Edl. Ritthausen, über Bestandtheile des Roggensamens. — Neben den Proteinstoffen hat R. noch ein in Weingeist lösliches Gummi, dass er Schleimgummi nennt, Cholesterin und Palmitinsäure nachgewiesen. Um ersteres aus Roggenmehl zu gewinnen extrahirt man dasselbe mit Wasser oder 50 pC. Weingeist und scheidet durch Zusatz von viel starkem Alkohol ein langfadiges voluminöses weisses 240 Gerinsel ab, welches genau der Zusammensetzung €*H!09® entspricht. Ist es einmal getrocknet gewesen, so löst es sich nur sehr schwer in 20—30 Theilen Wasser und 30 —40 Theilen wässerigen Weingeist. Die Lösungen trocknen ähnlich dem arabischen Gummi zu einem durchsichtigen Firniss ein, geben mit Kupferoxyd in kalischer Flüs- sigkeit einen hellblauen Niederschlag, der beim Kochen unverändert bleibt, und üben keine Wirkung auf polarisirtes Licht aus. Bei an- haltendem Kochen mit verdünnter Schwefelsäure entsteht Dextrose, Der Aetherextract des Roggenmehles ist nach Verdampfen des Ae- thers tief braunroth und dickflüssig. Der leicht in kaltem Aether lös- liche Theil schien aus reinem Palmitin zu bestehen, der schwerer lösliche Theil aus heissem Aether umkrystallisirt erwies sich als Cho- lesterin, denn mit Schwefel- resp. Salzsäure und Eisenchlorid erhitzt färbt es sich schön blau; mit Salpetersäure vorsichtig eingedampft unter Zufügung von Ammoniak hochroth, und mit concentrirter Schwe- felsäure zerrieben auf Zusatz von Chloroform schön blau bis violett, Als Roggenmehl mit viel Wasser, das !/ıo pC. Kalihydrat enthielt, bei Sommertemperatur 24 Stunden stehn blieb, trat Buttersäuregährung auf, welche bis zum 4ten Tage dauerte. — (Journ. f. pr. Chem. 102, 321.) Swt. A. Winkler, zur Kenntniss des Indiums. — Das Indium findet sich nur als sehr seltener Begleiter der Zinkblende, wahrschein- lich ebenfalls als Schwefelmetall. Soll Indiumhaltige Blende zur Ge- winnung benutzt werden, so wird sie vorerst fein gemahlen und dann völlig abgeröstet, worauf das Röstgut das Indium als Sulfat enthält. Beim Auslaugen mit Wasser gehen jedoch alle vorhandenen Sulfate mit in Lösung, und wird nun aus dieser Lösung durch Hineinstellen von Zink das Indium redueirt, so werden mit ihm zugleich auch Blei, Cadmium, Kupfer und Arsen abgeschieden. Um aus diesem Metall- gemenge, worin das Indium nur 2—2,5 pC. ausmacht, das Metall rein zu erhalten empfiehlt Verf. folgendes Verfahren. Der Rückstand wird mit conc. Schwefelsäure zu einem Brei angerührt und dann so lange sich selbst überlassen, bis durch die eintretende sehr starke Erhitzung das Ganze zu einer trockenen, sehr bröcklichen Masse von grauweis- ser Farbe umgewandelt ist. Diese wird darauf in einer Muffel von der überschüssigen Säure bei gelinder Hitze befreit und mit Wasser ausgelaugt. Die filtrirte Flüssigkeit wird mit Ammoniak gefällt und der Eisenoxydhaltige Niederschlag von Indiumoxyd ausgewaschen, dann in möglichst wenig Salzsäure gelöst, das Eisenoxyd durch Ein- leiten von schwefliger Säure reducirt und dann das Indiumoxyd durch kohlensauren Baryt unter Luftabschluss gefällt. Die letztere Opera- tion wird, falls das erhaltene Indiumoxyd noch nicht eisenfrei sein sollte, noch einmal ausgeführt. Nach einer andern Methode kann das rohe Indiumoxyd vom Eisengehalte so befreit werden, dass man die salzsaure Lösung mit der aequivalenten Menge Kochsalz zur Trockne verdampft und die Lösung des Salzrückstandes durch Schwefelwas- serstoffgas fällt. Man filtrirt das entstandene Schwefelindium ab, ver- 241 jagt die freie Säure wieder im Wasserbade, leitet nochmals Schwe- felwasserstoff durch und führt so lange dieses Verfahren durch bis kein Schwefelindium mehr ausgefällt wird. Will man schliesslich aus dem reinen Indiumoxyd Indium gewinnen, so schichtet man es in einem geräumigen Porzellantiegel mit dünnen Scheiben Natrium, be- deckt die Mischung mit einer Schicht Kochsalz, setzt den Porzellan- tiegel in einen Thontiegel und erhitzt zuerst schwach, allmälig. aber bis zur dunkeln Rothgluth. Nach dem Zerschlagen des Tiegels findet man unter der Kochsalzdecke einen Natrium-Indiumregulus. Diesen zerschlägt man und wirft die Stücke in Wasser, worauf das Indium in Stängelchen von mattglänzender grauer Farbe zurückbleibt, welche zuletzt unter einer Decke von Cyankalium zusammengeschmolzen wer- den können. Man darf stets nur kleine Mengen Indiumoxyd auf diese Weise reduciren, Chlorindium aber nie, weil sonst sehr heftige Ex- plosion erfolgt. Das Indium krystallisirt nicht durch Abkühlen ge- schmolzener Massen, sein spec. Gew. 7,421 ändert sich nicht durch Hämmern und schmilzt bei 176° C: Es ist weniger flüchtig als Zink und Cadmium und kann deshalb nicht aus Glasgefässen im Wasser- stoffstrome destillirt werden; es ist unter diesen 3 Metallen das elek- tronegativste, und giebt im Spectralapparate eine violette und 3 blaue Linien. Das Aequivalent bestimmte W. neuerdings = 37,813. Bis jetzt wurden mit Sicherheit nur Indiumsuboxyd Jn2O und Indium- oxyd JnO beobachtet; das bei 100° getrocknete Hydrat der letztern bestand aus JInO.HO. Die Oxydsalze scheinen krystallisirbar zu sein. — (Journ. f. prakt. Chem. 102, 273.) Swt. Geologie. Geologische Karte der Provinz Preussen aufgenommen von Dr. G. Berendt. Auf Kosten der Provinz im Auftrage der kgl. phys. ökonomischen Gesellschaft zu Königsberg in Preussen unter Zugrundelegung der topographischen Karten des Generalstabes. Vollständig in 41 Blättern im Maasstabe von 1:100000, Berlin 1867. J. H. Neumannsche Landkartenhandlung. — Das hier zur Darstellung kommende Areal von 1178,03 Quadratmeilen des nord- deutschen Tieflandes ist weil nur von den jüngsten Ablagerungen gebildet seither von den Geognosten gänzlich vernachlässigt worden, um so erfreulicher ist, dass seitens des preussischen Provinzialland- tages, dessen Vorgehen in dieser Richtung allen übrigen Provinzial- landtagen nicht angelegentlich genug empfohlen werden kann, und seitens der physikalisch-ökonomischen Gesellschaft in Königsberg die gründliche geologische Untersuchung veranlasst worden und nach- drücklichst gefördert wird. Gerade die diluvialen und alluvialen Ab- lagerungen haben in neuester Zeit ein allgemein erhöhtes und viel- seitiges Interesse gewonnen, in welchem neben dem rein wissenschaft- lichen das landwirthschaftliche obenan steht. Die Arbeiten des Ma- jor von Benningsen-Förder über diese Gebilde in der Provinz Sachsen haben bereits die Wichtigkeit einer genauen Kenntniss des Culturbo- dens dargethan und deren Ausdehnung über weitere Strecken mit eingehender Gründlichkeit stellt sich als nothwendig heraus, In 393 Preussen fehlen alle ältern Formationen, die fort und fort die Con- stitution der oberflächlichsten Ablagerung beeinflussen, mit Ausnahme vereinzelter sehr beschränkter Tertiärgebilde gehört der ganze Bo- den dem Diluvium und Alluvium an, dessen Untersuchung hier also sich vereinfacht. Als systematische Grundlage sind die Resultate der bezüglichen Untersuchungen der Mark Brandenburg genommen wor- den und treten folgende Gebilde auf I. Etage des Decklandes reich an Geröllen und Geschieben. 1. Decksand, Forchhammers Geschiebe- sand, von Benningsens älterer Alluvialsand. 2. Grand, Gerölle und Geschiebe in Lagern und Nestern in demselben. 3. Lehm in Adern und Schmitzchen ihn zuweilen durchziehend. II. Etage des oberen Diluviummergels reich an Geröllen und Geschieben. 1. Oberer Di- luvialmergel mit Lehmdecke, 2. Grand und Geröllager mit Geschie- ben ersetzen denselben stellenweise oder sind ihm ein- auch unterge- lagert. III. Etage des Diluvialsandes. 1. Unterer Diluvialmergel bedeckt oder wechsellagernd mit Diluvialsand. 2. Diluvialsand in mächtigen Schichten: Spathsand, Diluvialglimmersand, Braunsand, Grünsand. 3. Diluvialthon sehr mächtig oder wechsellagernd mit Diluvialsand. 4. Diluvialsand zunächst Spathsand. Die Etage des Decksandes tritt nur in WPreussen entwickelt auf, die andern beiden Etagen dagegen mehrfach gegliedert in O und WPreussen. Die al- luvialen Bildungen sind nach ihrer Entstehung unterschieden: 1. Ma- rine: Seegrand und Gerölle, Seesand, Seethon und Seetorf. 2, Süss- wassergebilde: Flussgerölle, Flusssand, Flusslehm, Wiesenthon, Wie- senerz, Wiesenmergel, Torf, Humus. 3. Flugbildungen: Dünensand (Flugsand), Dünenhumus. Die diese Gebilde zur Anschauung brin- gende Karte wird in 41 Sektionen erscheinen, deren jährlich zwei ausgegeben werden sollen. Die Sektionen Rositten (kurisches Haff südl. Theil) und Königsberg (Westsamland) liegen uns vor und sind in je- der Beziehung vorzüglich ausgeführt, so dass sie als Muster für die Darstellung ähnlicher Gegenden empfohlen werden können. Es wer- den ihnen Erläuterungen beigegeben, deren erste die Tertiärformation des Westsamlandes behandelt. Geognostische Karte von Oberschlesien im Massstab von 1:100000 von Ferd. Römer. Berlin. Landkäartenhandlung von J. H. Neumann. Sektionen; Creutzburg, Guttentag, Woischnik, Glei- witz, Königshütte, Loslau und Pless. — Diese von Ferd. Römer aus- geführte Karte bildet einen Theil der vom kgl. preussischen Handels- ministerium herausgegebenen geognostischen Karten des preussischen Staates. Sie wurde im J. 1862 in Angriff genommen und ganz Öber- schlesien in 12 Sektionen getheilt, von denen die bezeichneten 7 vol- lendet vorliegen. Die Detailuntersuchungen führten unter Römers wissenschaftlicher Leitung jüngere Geognosten O. Degenhardt, H. Eck und Dondorff aus. Die geognostische Gliederung dieses Gebietes ist eine sehr mannichfaltige und demgemäss die Farbenskala eine reiche, doch so glücklich gewählt, dass das allgemeine Bild angenehm und leicht übersichtlich erscheint. Den Sektionen Gleiwitz, Königshütte, 243 Loslau und Pless ist eine Erläuterung beigegeben. Hier treten de- vonische Gesteine an drei Punkten auf, sehr ausgedehnt die Kohlen- formation, die untere als Kohlenkalk und Culm, die obere oder pro- duktive geschieden in eine flötzarme Abtheilung mit marinen Thier- resten und in eine obere Abtheilung, Die permische Formation erscheint nur in der Nähe von Krakau mit Conglomeraten, Porphyr- tuffen und Sandsteinen. Die Trias dagegen wieder ausgedehnt. Der bunte Sandstein in schmalen Zonen am Muschelkalk als unterer und oberer, der Muschelkalk bedeutend und gut gegliedert, ebenso der Keuper. Der Jura beginnt mit losem gelben Sande mit Inoceramus polyplocus, dann folgen zähe graue Thone mit Thoneisenstein, Am- monites Parkinsoni und Belemnites giganteus, gelbe oolithische Eisen- kalke der Zone des Ammonites macrocephalus, weisse Kalkmergel mit Ammonites cordatus, massige graue Kalke mit Rhynchonella lacunosa, massige weisse Kalke mit Rhynchonella trilobata, weisse geschichtete Kalke mit Rhynchonella inconstans und Cidaris florigemma. Die Krei- deformation ist Neocom in dem Teschener Schiefer und Kalk und den Wernsdorfer Schichten, Gault im Godulasandstein und jüngere Kreide am Schlossberge bei Friedecke; die Tertiärgebilde sind eocän und miocän, darüber Diluvium und Löss. Als Eruptivgesteine treten auf: Quarzporphyr, Melaphyr und Mandelstein, Teschenit und Basalt. Carte gEologique dela Suisse de B. Studer et A. Escher von der Linth. 2. Edit. revue et corrigee d’apres les pu- plications recents et les communications des auteurs et v. Fritsch, Gilleron, Daccard, Kaufmann, Mösch, Müller, Stoppani, Theobald par H. Bachmann. Reduction 1:380000. Etabl. topogr. de Wurster, Rand- egger et Comp. a Winterthur. 4 Blatt. — Seit dem Erscheinen der ersten Auflage dieser Karte haben die gründlichsten Kenner der Al- pengeologie, die Herren Studer und Linth-Escher ununterbrochen ihre schwierigen und gründlichen Untersuchungen der Schweizer Alpen fortgesetzt und andere Geognosten haben einzelne Lokalitäten auf der von ihnen geschaffenen Grundlage sorgfältig erforscht. Die da- durch erzielten wichtigen Resultate machten eine neue Bearbeitung der Karte nicht blos wünschenswerth, sondern nothwendig, denn heut- zutage unterrichtet sich jeder Geognost in den Alpen selbst von de- ren Wunderbau und ohne die Führung Studers und Linth-Eschers vermag er sich nicht in diesem grossartigen Labyrinth zurecht zu finden. Bei der überaus grossen Mannichfaltigkeit der alpinen Bil- dungen war es sehr schwierig dieselben klar und leicht übersichtlich zur Darstellung zu bringen, aber dieselbe ist vollkommen gelungen. Es sind 54 verschiedene Gebilde auf der Karte unterschieden worden und wie auf den vorigen beiden Karten jede Formation mit einer Grundfarbe, deren Glieder theils blos durch eingeschriebene Buch- staben, theils durch Punktirung oder Schraffirung der Grundfarbe bezeichnet. Von den krystallinischen Gesteinen sind die Basalte und Phonolithe mit ihren Tuffen zusammengefasst und nur durch griechi- sche Buchstaben unterschieden, die Melaphyre und die Porphyre tre- 244 ten mit besonderer Farbe hervor, der eigentliche Granit, der Proto- gin, der Gneis und Glimmerschiefer bilden die zweite, die sechs ver- schiedenen Amphibolgesteine die dritte, der Gyps, Dolomit, eigen- thümliche Kalksteine, Verrucano die vierte Gruppe, dann vier annoch unbestimmbare Gebilde, die Uebergangs- und Anthracitformation, die Trias mit fünf Gliedern, das Juragebirge als Lias, untrer, mittler und obrer Jura unterschieden, die gleichfalls viergliedrige Kreideformation, das ältere Tertiär als Bohnerz des Jura, Nummulitengebilde, Taviglia- nazsandstein und Flysch, die obern Tertiärbildungen als Nagelfluh und Molasse, endlich die diluviale Braunkohle, Gletscher- und erra- tische Bildungen. Jeder in die Alpen wandernde Geognost wird die Karte nicht aus der Hand legen. Martin Wilckens, Bodenkunde und Geologie. Eine kritische Grundlegung der Bodenkunde als Sendschreiben an Herrn Friedrich Albert Fallou. Berlin 1867. 8%. — Verf. kritisirt Fallous im J. 1862 unter dem Titel: Pedologie oder allgemeine und beson- dere Bodenkunde, erschienenes Lehrbuch, beleuchtet dessen unklare Begriffe, dessen irrthümliche Ansichten von der Entstehung des Bo- dens und dessen unnatürliches System der Bodenarten. Am Schluss unterscheidet er selbst in genetischer Beziehung Feldsteinboden, Grünsteinboden, Sandsteinboden, Niederungsboden, in mineralogischer Hinsicht: Lettenboden, Thonlehmboden, Lehmboden, Sandlehmboden, Haideboden und innerhalb dieser als Abarten die mergeligen, dolo- mitischen, eisenschüssigen und humosen. Die Grundlage der ganzen Bodenkunde fasst er in folgende 12 Thesen zusammen: 1. Boden ent- steht durch Verwitterung der Gesteine. 2. Gesteine verwittern durch Zertrümmerung und Zersetzung. 3. Ackerboden, insbesondere Pflan- zentragender Boden entsteht durch Zersetzung Thonerde- und kiesel- erdehaltiger Gesteine. 4. Das Zersetzungsprodukt dieser Gesteine ist Thon und Sand. 5. Jeder Ackerboden besteht aus Thon und Sand. 6. Das Gemenge von Thon und Sand in annähernd gleichem Verhält- niss heisst Lehm. 7. Ueberwiegt der Thongehalt bis zu einer con- ventionellen Gränze, so heisst der Boden Thonlehm- und Lettenboden, 8. Ueberwiegt der Sandgehalt bis zu einer conventionellen Gränze, so heisst der Boden Sandlehm- und Haideboden. 9. Treten im Acker- boden ausser den Hauptbestandtheilen Thon und Sand noch alkalische Erden, Eisenoxyd und Kohlehydrate in ausgezeichneter Menge mit dem Thon verbunden auf, so erhält der Boden den Beinamen dieser Stoffe. 10. Ist die Entstehung des Bodens aus seinem besondern Muttergestein erkennbar: so erhält er die genetische Bezeichnung nach dem charakteristischen Minerale dieses Muttergesteines (Feld- stein-, Grünstein-, Sandsteinboden) oder nach der Vermengung und dem TZersetzungsgrade mehrer Muttergesteine (Niederungsboden). 11. Die Anziehungskraft des Thones zu mineralischen Pflanzennähr- stoffen und Wasser (Bündigkeit) und sein Mehr- oder Minderbestand im Boden bedingt den landwirthschaftlichen Werth desselben. 12. Die Abstossungskraft der Sandkörnchen im Boden (Lockerheit) tritt in 245 Wechselwirkung mit der Anziehungskraft des Thones und bedingt den Grad des landwirthschaftlichen Bodenwerthes (Bodenklasse). Th. Studer, zur Geologie des Morgenberghornes am Thunersee. — Dieser Berg erhebt sich an der SWEcke des Sees zu 2251 m und senkt sich als schmaler Grat mit Streichen NW —SO nach Interlaken herab. Der Grat bildet die Spitzen des gros- sen und kleinen Schifflis, der Rothenegg, Hohenegg, Abendberg und des grossen Rugen endlich des kleinen Rugen. Im N. schliesst sich eng an der waldige Höhenzug längs des WRandes des Thunersees mit dem Gräberngrat, Hornegg, Stoffelberg, Aeschialmend bis Aeschi. Ein südlicher Ausläufer bildet mit einem nördlichen der Schwalmeren den Sattel des Renglipasses, welcher Suldthal und Saxetenthal ver- bindet. Der ganze Zug besteht aus SOfallenden Tertiär- und Krei- deschichten in umgekehrter Folge. Ueber Leissigen zur Höhe des Gräberngrates steht überall dunkler weicher Kalkschiefer S unter die Kette des Morgenberghornes einschiessend durch Fucoiden .als Flysch charakterisirt, deutlich bis an die nördliche Felswand des Morgen- berghornes entwickelt. Ihn überlagert ein grobkörniger grauer Quarz- sandstein mit gelber Verwitterungsrinde und zahlreichen Fucoideen. Darüber folgt 50‘ Nummulitensandstein reich an Orbitoides discus und Pecten, oben voller Nummuliten, zumal Nummulina complanata. Dann folgt dünn geschichteter hellgrauer Kalk ohne Petrefakten nur mit mikroskopischen Foraminiferen, wahrscheinlich Sewernkalk, ebenso unklar ist der ihn bedeckende grüne grobkörnige Sandstein mit koh- ligen Partien. Dann folgt der Gault als sehr mächtiger dichter grauer Kalk mit grünen Körnern und Schwefelkies. Er liefert Belemnites minimus, Nautilus Bouchardanus, Ammonites Velledae, mamillatus, Emerici, Beudanti, latidorsatus, splendens, Majoranus, Hamites rotun- dus und attenuatus, Dentalium Rhodani, Inoceramus concentricus, Rhynchonella sulcata und gibbsiana. Darüber liegt graubrauner Kalk- stein stellenweise oolithisch mit viel Orbitolites lenticularis also Ap- tien. Die Hauptmasse der Felswand aber bildet Urgonien mit vielen Caprotinen und Nerineen. Von der Höhe der Felswand bis zum Gi- pfel ziehen sich begraste Gehänge, unmittelbar über dem Urgonien zunächst schwarzer sandigthoniger Kalk mit Toxaster Brunneri also Neocomien, der am grossen Rugen als Baustein gebrochen wird, dann harter, dunkler, sandiger Schieferthon völlig ohne Petrefakten; er verbindet sich mit dem Nfallenden Schiefer am Renggli, vielleicht ist er oberer Jura. Diese ganze Gesteinsfolge findet sich im Verlauf des ganzen Gebirgszuges wieder, nur dass am Schiffli und der Ro- thenegg die Glieder des Nummulitenkalkes und der obern Kreide bis zum Aptien fehlen oder vielmehr unter den anlehnenden Flysch ver- sunken sind. Diese am Morgenberghorn in 2000m Höhe auftretenden Schichten senken sich gegen den See hinab und mit dieser starken Senkung im Zusammenhang steht eine Verwerfungsspalte zwischen dem Morgenberghorn und dem grossen Schiffli, wodurch die Conti- nuität der Schichten so unterbrochen wurde, dass der Nummuliten- Bd. XXXI, 1868. 17 246 kalk und die jüngere Kreide unter den anlehnenden Flysch sanken und das Aptien unmittelbar an den Nummulitenkalk des Morgenberges anstösst. Ueber die umgekehrte Lagerung sind zwei Ansichten mög- lich: entweder fand eine einfache Aufrichtung und Ueberstürzung statt oder wir haben in den Schichten einen nördlichen Schenkel, wozu der südliche Schenkel der Beobachtung entzogen. — (Berner Mitthei- lungen 1867. S. 214—219 mit Tfl.) Oryktogneosie. G.v.Rath, über Meneghinit. — Die Krystallform desselben gehört dem monoklinischen System an und kömmt in einfachen und Zwillingsgestalten vor, letztere nach dem gewöhnlichen Gesetze monoklinoedrischer Systeme. — (Rheinische Verhandlungen XXIV. Sitzysbericht 49.) Marquart, Thalliumreicher Schwefelkies. — Auf der Grube Ernestus und Ermecke bei Altenhunden kömmt massenhaft Schwefelkies vor, welcher nach Carstanjen oft !/s Procent Thallium enthäit. Im Liegenden und Hangenden begleitet denselben Schwer- spath. Der Schwefelkies wird in der Oranienburger Schwefelsäure- fabrik verarbeitet und der bei dem Verbrennen des Kieses erzielte Flugstaub enthält bis 6 Procent Thallium, so dass Carstanjen mit Leichtigkeit 50 Pfund Thallium gewann und dieses Material zu einer eingehenden noch nicht abgeschlossenen Untersuchung verwenden konnte. — (Ebda 103.) Vogelsang, Labrador von der Paulinsel. — Derselbe kömmt in rundlichen Geschiebestücken vor, die meist keine einheit- liche Spaltbarkeit zeigen, oft aber deutlich aus verschiedenen Indivi- duen bestehen, die unregelmässig durch einander gewachsen und durch Labradormasse verbunden sind. Bei vielen polirten Stücken kömmt diese marmorartige Durchwachsung wegen des bekannten Far- benspieles schön zum Vorschein, auch treten andere Mineralien ein- gewachsen auf: dunkelgrüner Diallag, Körner von Magneteisen, selte- ner Schwefelkies. Sie lassen das Gestein als einen grobkörnigen Gabbro erscheinen. Unter 20 Kilo des Labradors fand V. nur ein faustgrosses Stück mit deutlicher einheitlicher Spaltbarkeit. Dieselbe deutet auf grosse Analogie in der Krystallform mit Albit. Eine rhom- . boidische Säule T/T‘ bildet vorn einen Winkel von etwa 1230, Sie wird jederseits durch M abgestumpft und hieraufist P zweifach schief aufgesetzt, nach rechts geneigt. Nur P/M lässt sich gut messen und giebt 93050‘. M/T beträgt nahezu 120°, P/T 96!/,°%, P/T‘ 103:/°. Die Spaltungsrichtung von T‘ ist in mikroskopischen Schliffen häufig sehr gut zu sehen. Die Zwillingsbildung ist lamellar analog dem Albit oder Periklin, so dass die stumpfen Zwillingskanten entweder auf P oder auf M parallel der Kante P/M laufen. Uebrigens ist auch bei diesem Feldspathe nicht jede lamellare Streifung für Zwillingsver- wachsung zu erklären; letzte ist, wenn die einspringenden Winkel nicht deutlich zu erkennen sind am besten mit mikroskopischen Plat- ten mit dem Polarisationsapparate zu verificiren. Hinsichtlich der Erklärung des Farbenspieles ist zunächst wohl zu beachten, dass sehr 247 viele Stücke nur bestimmte einfache Farben zeigen, namentlich gelb und blau in verschiedenen Abstufungen, an ihnen tritt beim Drehen des Stückes kein Farbenwechsel ein, nur sind dieselben an gewisse Reflexionsrichtungen gebunden. Der grünliche Schiller lässt sich meist schon an den Schliffstücken als Mischfarbe von gelb und blau erkennen, indem die Ränder der Farbenflecken stets rein blau er- scheinen ; beim Drehen der Fläche treten stets nur gelb und blau auf, beim violetten Schiller kömmt noch Roth hinzu. M., zeigt stets vor- "waltend die Färbung. Der mikroskopische Schliff eines dunkelviolet- ten Labradors, der bei auffallendem Lichte unter dem Winkel der . totalen Reflexion ein Gewebe von goldgelben, stahlblauen und roth- glänzenden Krystallblättchen zeigt, erscheint im durchfallenden Lichte matt gelblich, eingelagert grössere dunkle Nadeln und zwar wie die Blättchen in M parallel M/T. Sie geben im reflectirten Lichte einen bläulichen Schein. Die Blättchen und Nadeln sind Nadeleisen oder Göthit. Erste häufig einfach rectangulär lassen meist die Winkel des Quarzprismas beim Göthit erkennen. Die feinsten mikroskopischen Einlagerungen, Punkte von !/ıoooo Millimeter Durchmesser sind wahr- scheinlich Magneteisen, lassen sich aus fein pulverisirtem Labrador mit dem Magnet ausziehen und zeigen unter dem Mikroskop im re- flektirten Lichte wieder die schöne Farbe des Stahles, golden, roth oder blau. Im Labrador sind diese Pünktchen gewöhnlich noch durch Diallag umgeben, welcher den Metallreflex erhöht. Die Färbung des Labradors rührt also her von der totalen Reflexion eingelagerter mi- kroskopischer Metalltheilchen und ist nur ein Avanturisiren, nur sind die Blättchen meist sehr viel kleiner wie beim Sonnenstein oder Per- thit. Auch in diesen beobachtet man blaue und rothe Blättchen, de- ‘ren Färbung aber ebensowenig wie beim Labrador mit der einfachen Interferenzerscheinung dünner Glas- oder Luftschichten verwechselt werden darf, denn beim Drehen wechseln die Farben nicht. Bei Me- talltheilchen tritt nicht sowohl der einfache Brechungsapparat als vielmehr der Absorptionscoeffieient als wesentliche Funktion hinzu Das haben viele mikroskopische Labradorpräparate bestättigt, meist lassen die färbenden Elemente in M gelagert mit Sicherheit sich er- kennen; sie sind aber ihrer Form und Natur nach nicht nothwendig gleichartig, so kann gelb von sehr feinen Göthitblättchen, von feinen Nadeln oder auch von Magneteisentheilchen herrühren, blau wird durch solehe in grösserer Anzahl eingestreuten kleinern Individuen oder auch durch die grössern Nadeln vermittelt. Die grössern rothen Blätt- chen zeigt allein der violette Labrador und können dieselben substi- tuirt sein durch gewöhnliche minder dicke Nadeln im durchfallenden Lichte nicht schwarz sondern bräunlich. Das wogende Licht des Mondsteines oder auch des Katzenauges, bei dem dasselbe ebenfalls ein Spaltungsreflex ist aber nicht von Asbestfasern herrührt, zeigen vor Allem die des Labradors, welche hinsichtlich der mikroskopischen Einlagerungen die reinsten zu nennen sind. Diese Erscheinung wird durch die völlig durchsichtigen eingelagerten Diallagtheilchen bedingt, 17* 248 gewöhnlich aber durch eine schwarzblaue Färbung metallischer Natur erhöht. Dieselbe Labradorart zeigt auch wenn nach dem Periklinge- setz verwachsen auf M ein Alterniren des Schillers nach den Lamel- len, das sonst nicht beobachtet wurde. Bei den übrigen fein gestreif- ten farbigen Stücken lassen eben nur gewisse Streifen in der erfor- derlichen Richtung die Färbung erkennen, die übrigen bleiben stets matt. Uebrigens fehlt wahrscheinlich jener weissliche Lamellenreflex bei den anders gefärbten Labradoren niemals, sondern wird nur durch den farbigen Metallreflex unterdrückt. Der eingelagerte Schwefelkies scheint gar keine Rolle dabei zu spielen. — Die Analyse des Labra- dors ven St. Paul besteht aus SiO, 56,21; Al,0, 29,19; Fe203 1,31; CaO 11,14; MgO00,51; Na01,37; KO Spur und geringem Glühverlust. Der geringe Gehalt an Fe,O, ist auf Nadeleisen und Magneteisen zu vertheilen. — (Ebda 62—65.) Derselbe, künstliche Eisenglanzkrystalle wurden als zufälliges Produkt in einer Salmiakfabrik zu Amsterdam gewonnen Der Salmiak wird auf eisernen Platten getrocknet und enthält meist noch etwas HCl; es bildet sich Eisenchlorid, das mit dem vorhande- nen Wasserdampf die bekannte Zersetzung zu Eisenoxyd und Salz- säure erleidet. Kleine Blätichen von Eisenglanz werden in der Nähe des Salzes sehr häufig gefunden, grössere Krystalle in einiger Ent- fernung in den Fugen des Mauerkanals, wo die reagirenden Flüssig- keiten wahrscheinlich sehr fein zertheilt mit einander in Berührung kommen. Die Krystalle werden 3—4 Millimeter gross und zeigen die meisten Formen, welche die natürlichen Krystalle verschiedener Fund- orte bieten: die kurzgedrungenen Gestalten des Eisenglanzes von Elba, mit dem Hauptrhomboeder, dem gewöhnlichen Dihexaeder und der stumpfen sphärischen Endigung durch !/; R und die Endfläche; an- dere sind als abgestumpfte Kegel ausgebildet, durch mekre Skalenoe- der in feiner oscillatorischer Combination wie sie auch an den Tafeln vom Gotthardt vorkommen; auch die Eisenrosen finden sich wieder und häufig ragen aus der Endfläche in regelmässiger Stellung Täfel- chen hervor, welche mit dem Hauptindividuen nach der Fläche R ver- wachsen sind, ein Zwillingsgesetz, das namentlich bei den vulkanischen Krystallen des Stromboli vorkömmt. — (Zbda 65—66.) Th. Wolf, Granat auf den Lavaschlacken am Laa- cher See. — Die dichte Lava des Herchenberges bei Burgbrohl, gangartig in der Schlackenmasse aufsetzend ist nach G. v. Rath Ne- phelinlava, führt aber neben Nephelin noch Melilith oder Humboldti- lith, Apatit und Magneteisen, wodurch sie der Lava von Capo di Bove bei Rom sehr ähnlich wird. Der ganze übrige Berg besteht aus Schlackenstücken, die theils aus Rapillituff geschichtet theils in Stücken unregelmässig zusammengebacken sind, Unter derLoupe er- scheinen dieselben ganz besäet mit kleinen sehr schönen blutrothen Kryställchen, wahrscheinlich Almandin. Sie haben das Granatoeder mit untergeordnetem Leucitoeder. Stellenweise, zumal in Hohlräumen be- decken sie die Lavaschlacke ganz und häufen sich zu traubigen Mas- 249 sen, meist aber liegen sie ziemlich gleichmässig zerstreut. Je selte- ner sie sind, desto grösser; die gehäuften die kleinsten. Sie sind nicht wie ein wesentlicher oder unwesentlicher Theil eingewachsen, sondern stets nur aufgewachsen mit einer Spitze oder Fläche, höch- stens halb in die Lavenmasse eingesenkt und ist an eine Präexistenz nicht zu denken, ebensowenig aber an eine spätere Entstehung durch Infiltration der Gewässer. wie etwa Aragonit sich gebildet hat, der streckenweise auch hier die Rapilli- und Schlackenmassen in haarfei- nen Nadeln ganz überzieht, denn sonst müsste der Granat nur leicht auf der Schlacke aufsitzen und hätte sich nicht halb in dieselbe ein- senken können. So bleibt nur gleichzeitige Entstehung übrig. Am einfachsten möchte sich diese Bildung durch Sublimation der Dämpfe während der Erstarrung der Schlackenmasse erklären lassen. Es ist dieses Vorkommen das einzige in den Laven der Eifel und am Laa- cher See. Zwar führt die Lava und die Schlacken des Perler Kopfes bei Wollscheid Granat, aber nicht Almandin sondern Melanit, der auch sonst in vulkanischen Produkten sich findet und zwar einge- wachsen, nicht aufgewachsen, Grössere Analogie zeigen die an vesu- vischen Laven sublimirt vorkommenden Melanite und braunen Granate begleitet von Eisenglanz und verschiedenen Silikaten; die grösste Aehn- lichkeit aber zeigt die Lava Sperone des Albaner Gebietes. Dieselbe besteht aus Leucit und mikroskopisch kleinen Kryställchen eines gelblichbraunen Granates. Ausserdem führt der Sporone noch Mela- nit Augit, Magneteisen, Nephelin und Hauyn, die kleinen Granaten in Drusenräumen aufgewachsen. Der Granat des Herchenberges ist von einem andern Mineral begleitet, kleinen gelben Prismen, die nicht sicher bestimmt werden konnten. — (Ebda 31—33.) Burkart, Domeykit von Parracatas in Mexiko. — Bisher nur von zwei Fundorten in Chili ohne nähere Verhältnisse bekannt. Der Parracatas ist ein 3 Leguas langer und 2 breiter Berg zwischen Cuatzmala und Tlalchapa mit dem Ausgehenden vieler Ku- pfererzgänge. Ein abgebauter Gang bestand aus Porphyr, der Berg selbst aus Feldstein, war 16 bis 24 Zoll mächtig. Zwei Haupttrümmer des Ganges laufen parallel, durchschwärmen aber auch die Gang- masse, sind 31/, bis 7 Zoll stark und schütten ganz derbe Erze. An- fangs war Rothkupfererz mit gediegenem Kupfer vorherrschend, spä- ter wurde es Arsenikkupfer mit gediegenem, ausserdem waren alle möglichen Kupfererze vertreten: herrliche Krystalle von Malachit in grossen Drusen, Buntkupfererz, Ziegelerz, ganz schwarze Krystalle, auch kleine Arsenikkrystalle. Die reiche Sammlung der Vorkomm- nisse ist leider nicht nach Europa gelangt. — (Ebda 64—66.) J.Cooke, Kryophyllit, neues Mineral. — Im Granit von Rockport in Massachusetts kommen mit dem Danait verschiedene glimmerartige Mineralien vor, von welchen der Kryophyllit neu ist. Er krystallisirt rhombisch in sechsseitigen bis 2‘ langen Krystallen, ist basisch spaltbar, H. 2-2,5, Gew. 2,909; in der Richtung der Hauptachse dunkelgrün, in der Richtung der Nebenachse braunroth, 250 im Strich hellgrau ins grünliche; Glanz harzartig; vor dem Löthrohre leicht schmelzbar, gepulvert in Salzsäure löslich. Analyse: 51,53 Kieselsäure, 16,76 Thonerde, 0,76 Magnesia, 13,14 Kali, 4,05 Lithion, 0,33 Manganoxyd, 2,00 Eisenoxyd, 8,00 Eisenoxydul. — (Sillim. ame» ric. jonrn. 1867. Nr. 128. p. 127.) Knowlton, Cyrtolit, neues Mineral. — Ebenfalls im Granit von Rockport und durch Cooke als Malakin beschrieben, aber nach neuen Analysen doch sehr verschieden, kömmt in gekrümmten Individuen vor, hat 3,850 Gew., ist dunkelrothbraun mit starkem Glanz, giebt mit Borax Reaktion auf Eisen und besteht aus: 26,29 Kieselsäure, 61,33 Zirkonerde, 2,24 Cermetallen, 3,65 Eisenoxyd, 0,35 Zinn, 4,58 Wasser. — (Ibidem Nr. 131. p. 224—226.) Igelström, Kataspilit, neues Mineral eingesprengt in einem grauen Chloritgestein auf den Langbons Eisengruben in Werm- land, wahrscheinlich ein umgewandelter Crednerit, hat dessen Krystall- form, 2,5 Härte, Farbe aschgrau, an den Kanten durchscheinend, v. d. L. leicht schmelzbar, in Salzsäure löslich und Kieselsäure ab- scheidend, Analyse: 40,05 Kieselsäure, 28,95 Thonerde und Eisenoxyd, 1,43 Kalkerde, 8,20 Magnesia, 6,90 Kali, 5,25 Natron, 3,22 Verlust. — (Oefvers. Förhdi. 1867. Nr. 1. p. 11.) Palaeontoelogie. P.de Loriel et Ed. Pellat, Mono- graphie pal&ontologique et geologique de !’Etage port- landien des environs de Boulogne sur mer. — Verf. beab- sichtigen das Terrain Kimmeridgien in vier Monographien über das Portlandien, Virgulien, Pterocerien und Astartien zu bearbeiten und reiht sich die vorliegende erste den gründlichsten auf diesem Gebiete würdig an. Ersterer beschreibt die Versteinerungen, letzterer liefert den geognostischen Theil. Die Versteinerungen sind folgende, wobei wir den neuen Arten keinen Autornamen zufügen: Pollicipes supra- jurensis, Serpula coacervata Blumb, Belemnites Souichi d’Orb, Am- monites biplex Swb, A. gigas Ziet, A. suprajurensis d’Orb, Tornatina Oppellana, Tornatella Pellati, Orthostoma Buvignieri, O. granum, Pseudomeliana paludinaeformis, Odostomia jurassica, Cerithium sep- templicatum Rem, C. trinodule Buv, C. Bouchardanum, C. Caraboeufi, C. Micheloti, ©. Manselli, C. pseudoexcavatum, Turritella Saemanni, Natica Marcousana d’Orb, N. elegans Swb, N. Hebertana d’Orb, N, athleta d’Orb, N. ceres, N. musta, Nerita transversa, N. Micheloti, Neritoma sinuosa Morris, Pleurotomaria Rozeti, Delphinula Vivauxea Buv, Pteroceras Oceani Brgn, Corbula Saemanni, C. Morini, C. antis- siodorensis Cott, Pleuromya Tellina Ag, Pholadomya tumida Ag, Thracia depressa Morris, Cyrena rugosa, C. ferruginea, Cyprina Bron- gniarti Roem, C. boloniensis, C. pulchella, Cardium dissimile Swb, C. Pellati, C. morinicum, C. dufrenoieum Buv, Corbicella Pellati, Lu- cina substriata, L. plebeja Contj, L. portlandica Swb, Cardita bolo- niensis, Astarte Saemanni, A. socialis d’Orb, Trigonia gibbosa Swb, Tr. Damonana, Tr. Micheloti, Tr. boloniensis, Tr. variegata Cred, Tr. barrensis d’Orb, Tr. concentrica Ag, Tr. incurva Ben, Tr, radiata Ben, 251 Tr. Pellati Mun, Tr. Carres Mun, Arcatexata Roem, A. Menandellen sis, Mytilus Morrisi Sharpe, M. morinicus, M. boloniensis, Pinna su- prajurensis d’Orb, Avicula Crednerana , A. Octavia d’Orb, Perna ru- gosa Mstr, P. Bouchardi Op, Gervillia linearis Buv, Lima rustica Desh, L. boloniensis Peeten lamellosus Swb, P. suprajurensis Buv, P. nudus Buv, P. Morrini, Plieatula Boisduri, Ostraea expansa Swb, O. Thurmanni, O. Bruntrutana Thurm, O. virgula Defr, ©. dubien- sis Contj, Placunopsis Lycetti, Anomia suprajurensis Buv, Echinobris- sus Brodiei Wright, E. Haimei Wright, Acrosalenia Koenigi Desm, Cidaris boloniensis Wright, Hemicidaris purbeccensis Forb, H. David- soni Wright. Sämmtliche Arten sind gut beschrieben und abgebil- det, auch die Synonymie und Literatur beigefügt, letztere in sinnlo- ser Weise auch auf unkritische Namensverzeichnisse und Lehrbücher ausgedehnt ohne dabei vollständig zu sein. Dann folgt eine Tabelle mit der geognostisch geographischen Verbreitung der Arten und als zweiter Theil die geognostische Untersuchung von Pellat, — (Mem, Soc. phys. et d’hist. nat. Geneve 1867. XIX.) H. Heymann, neue Lagerstätte fossiler Pflanzen im niederrheinischen Tertiärgebirge. — Dieselbe liegt unweit Dambroich im Pieissbachthale NO vom Siebengebirge innerhalb der Eisensteingrube Gottessegen inder Nähe der bekannten Lagerstätte Rott. Leider ist der Grubenbetrieb schon wieder eingestellt und daher neues Material nicht zu erwarten. Aber schon ist eine neue Fund- stätte unmittelbar daneben aufgeschlossen. Hier wird der Thon von Basaltconglomerat überlagert und geht nach unten in Trachytconglo- merat über, das in einer festen 2° starken Bank das Liegende der bauwürdigen Abtheilung bildet und zahlreiche Pflanzenreste führt. Am reichsten ist der mittle dünngeschichtete Theil des Trachytcon- glomerats, während der obere und untere sandiger und grobgeschich- tet ist. Der untere enthält mehr Früchte und Stammstücke und bil- det dadurch einen Uebergang in Braunkohle. Unter dem Conglomerät folgt ein Sandlager vermengt mit Grün- und Gelberde. Von ‚vielen Blättern ist die verkohlte Blattsubstanz erhalten und wurden sicher bestimmt: Ficus lanceolatus Heer, F. axinervis Heer, Ulmus Bronni Ung, U. prisca Ung, Quercus cruciata Heer, Acer trilobatum Braun, Acacia amorphoides Web, Cinnamomum polymorphum Ung, C. lanceo- latum Heer, Rhamnus Decheni Web, Rh. acuminatifolius Web, Rhus ailanthifolia Web. Mit Ausnahme von Quercus cruciata sind sämmt- liche Arten auch von Rott bekannt und auch von andern Orten be- kannt. Dazu kommen noch von Rott nicht bekannte Palmenblätter wahrscheinlich Chamaerops. — (Verhandl. Rhein, Verein XXIV. Sitzgs- ber. 59—62.) K. F. Peters, miocäne Wirbelthbiere von Eibiswald in Steiermark. — Die Wirbelthierreste aus diesem Kohlenbecken mehren sich und Verf. beabsichtigt deren monographische Bearbeitung. Von Schildkröten zunächst hat er früher schon eine Trionyx styriacus Jetzt kennt er folgende: Chelydropsis n. gen. unterscheidet sich von 252 der lebenden Chelydra serpentina durch die doppelte Nackenplatte, durch die Anwesenheit in zwei Reihen über einander liegender Rand- schilder an der dritten bis achten Randplatte, durch ihre mehr win- keligen minder breiten Neuralplatten. Die einzige Art Ch. carinata hat einen ausgeprägten Kiel. Emys pygolopha n. sp, klein an der Steissplatte gekielt, an einem Drittel der Costalnähte jederseits mit 4 schwachen Seitenhöckern. Emys Mellingi n. sp. gross nur im Bauch- schilde bekannt. Trionyx styriacus ist Tr. ferox sehr nah verwandt und da auch Chelydropsis amerikanischer Typus ist: so hat die Schildkrötenfauna denselben amerikanischen Charakter wie die Pflan- zen von Eibiswald. — (Wiener Sitzgsberichte XVII. Januar 1868.) Is. Bachmann, alpine Neocombrachiopoden aus der Umgebung des Vierwaldstättersees. — Dieselben stammen aus dem eigentlichen Neocom, den Schichten mit Exogyra Oouloni, Toxaster Brunnei etc. und sind auffallend verschieden von denen im Neocom des Jura, nur einige sind identisch nämlich Terebratula sella, Waldheimia celtica, W. oblonga, Megerleia tamarindus, Rhynchonella gibbsiana und Rh. Renauxana, allein diese Arten treten auch später im Aptien wieder auf. Verf. sammelte am Pilatus, Vitznauerstock, Hochfluh, Kaiserstock und Axenstrasse folgende: Terebratula sella und die neuen T. Pilati, notoptycha, exporrecta, Lusseri, uronica, mi- erorhyncha, vitznoviensis, ferner Waldheimia celtica Morris, W. svit- zensis n. sp., Megerleia tamarindus Swb und Rh. gibbsiana Swb. Sämmtliche werden kurz diagnosirt. — (Berner Mittheilungen 1867. Ss. 185—195.) R. Kner, Nachtrag zur fossilen Fauna von Seefeld in Tirol und von Raiblin Kärnten. — Verf. erhielt neues Ma- terial von Seefeld, welches die Kenntniss der dortigen Arten erwei- tert. So zunächst den Semonitus striatus Ag, der ausführlich be- schrieben wird, wobei zugleich sich herausstellt, dass S. latus ein Lepidotus ist. Ferner Lepidotus ornatus, Pholidophorus pusillus, la- tiusculus, dorsalis, Peltopleurus humilis n.sp., dann ein Schädelstück von Teleosaurus. — Von Raibl beschreibt Verf. einen neuen Fisch Ptycholepis tenuisquamata. — (Wiener Sitzgsberichte LV1. Dechr. 1867. 16 S. 4 Tff.) Gl. Lartet, fossile Fleischfresser und Rhinoceros aus Südfrankreich. — Es liegt der Schädel eines Bären und einer Katze vor nebst Resten eines Nashorns aus dem Depar- tement der Seealpen. Der Bärenschädel ist am meisten dem des Eisbären ähnlich, von den fossilen steht ihm am nächsten Ursus priscus Goldf. und ein in Island 1846 gefundener Schädel Ursus planifrons (Henry Denny.) Der neue Schädel wird nach dem Auffinder Ursus Bourguignati genannt. Ob Ursus priscus eine selbstständige Art ist und sein kann ist neuerlich angezweifelt, nicht soll der ihm zugehö- rige Schädel als Maass der Vergleichung dienen wie der von Ursus maritimus zu dem Ursus priscus vielleicht gehört. Der Schädel von Ursus Bourguignati ist nun ein Sechstel länger und dabei doch schma- 253 ler als Ursus priscus. Die Stirn des erstern concav, die des letzten eben. Bei ersterm ist die Gesichtsregion, gerechnet vom vordern Rand der Schneidezähne bis zu den hinteren Augenhöhlenfortsätzen, etwa an Länge gleich der Schädelregion. Bei den übrigen Bären ist die Schädelregion bedeutend kürzer. Hierauf und auf Differenzen in der Zahnbildung nebst andern kleineren Unterschieden kann eine Art- verschiedenheit zwischen priscus und Bourguignati begründet werden. Die Schnauze des Ursus planifrons ist breiter als bei Ursus B. Was nun endlich den Eisbären betrifft, so sind die Unterschiede in der Schädelform beschränkt auf eine breitere und flachere Stirn bei Urs. maritimus, bei ihm ist auch die Hirnhöhle geräumiger und die Hinter- hauptswulst hängt mehr nach hinten über. Der Zahnapparat giebt bessern Anhalt zur Trennung. Der Gaumen ist bei Urs. mar. breiter. Bei ihm divergiren die Zahnreihen nach vorn. Auch sind die grossen Reisszähne von etwas verschiedener Gestalt als bei Ursus Bourg. Es wäre eine Verwandtschaft des Ursus Bourg. mit Ursus maritimus am ehesten zulässig, aber auch diese kann wegen der angegebenen Ver- hältnisse nicht statt haben. — Felis Leopardus? fossilis. Ein ausser- ordentlich gut erhaltener Kopf ward an derselben Lagerstätte bei Mars gefunden. Am meisten nähert er sich in seinen Formen dem des Felis leopardus am Cap der guten Hoffnung. Die Differenzen von diesem Thier sind wenig auffallend, beziehen sich eigentlich nur auf einige Schwankungen in dem Maasse und in der Ausbildung der Zahnhöcker, so dass es nicht nöthig erscheint eine neue Art zu grün- den. — Rhinoceros Merkii Kaup. Es wird zunächst ein geschicht- licher Ueberblick der Funde von Rh. Merkii gegeben und eine Sy- nonymik angeknüpft. Dann geht der Aufsatz von einer Vergleichung der Backenzähne, vor allen des vierten mit denen der 3 andern fos- silen Nashornarten über, da namentlich ein solcher Zahn gut erhalten auch an neuem Funde von Rh. Merkii erhalten wurde. Der Aufsatz schliesst mit einer Angabe über die geographische Verbreitung dieser Rhinoceros Art. — (Annals des sciences 1867. VIll. 156.) A, Milne Edwards, fossiler Papagei auf Rodriguez. — Ein Bruchstück eines Oberschnabels wird in ähnlicher Weise wie der Verf. schon früher (Ann. d. sc. n. Zool. 5. Serie VI p. 91) einen Unterkiefer von Mauritius behandelte, Veranlassung diesen Theil der Papageien, zu welcher Klasse das Bruchstück hinweist, genau zu ver- gleichen, um womöglich Artenmerkmale zu finden. Der Oberschnabel bietet zwar weniger Anhalt hierfür als früher der Unterschnabel, in- dessen giebt die Befestigungsweise der Gaumenbeine an dem Ober- schnabel gute Merkmale ab. Ferner die Lage der Nasenlöcher, die Krümmung des Schnabelrandes. Indem nun einige Gruppen vorge- nommen worden, wird endlich nachgewiesen, dass Psittacus Rodricanus zu keiner Cacatugruppe gehört, auch die Calyptorhynchen weichen bedeutend ab von jenen. Von jenen istes durch die vorderen Gruben für die Gaumenbeine, von diesen durch die Abwesenheit der innern Seitenkanten, von dem Nestor durch die hintere Breite des Gaumen- 254 beingewölbes getrennt, der Microglossus durch denselben Unterschied. Am nächsten stehen dem Pesittacus Rodricanus die Chrysotis von Amerika, dann Poiocephalus robustus vom Cap der guten Hoffnung, Mascarinus Coracopsis vasa aus Madagascar und Electus Linnei von den Philippinen und Psittacus erythacus. Indessen finden sich auch hier Differenzen, so dass nichts übrig bleibt, den Ps. Rodricanus als ausgestorbene Art anzusehen und scheint zum Geschlecht Electus Wagl zu gehören. — (Annalesdes sc. n.1867 tom. VIII 145—156 tb.7.8.) Kr. Botanik. C.v. Fischer-Ooster, dieBrombeeren um Bern. — Die für den Systematiker überaus schwierige Gattung Ru- bus zählte in Deutschland nach Weihe und Nees 49 Arten, die Koch auf R. chamaemorus, saxatilis, caesius, idaeus, fruticosus reducirte, unter letzterem 44 Weihesche Arten zusammenfassend, Spenner ver- einigte damit noch R, caesius, wogegen Ph, J. Müller 239 Galloger- manische Arten aufführt. Verf, beobachtete seit 7 Jahren die Berner Arten, verbreitet sich zuerst über den Artbegriff im Allgemeinen, dann über die Gruppen der Rubusarten, wobei er die von Weihe, Wimmer, Godron, Sendtner, Ph. J. Müller und Mercier aufzählt und begründet auf die Samen folgende 6 Gruppen. 1. Suberecti mit mehr minder dreieckigen Samen, aufrecht überhängendem Blattstengel, beiderseits grünen Blättern. 2. Discolores mit mehr minder eiförmigen Samen und discoloren fünftheiligen Blättern, Form und Richtung des Sten- gels veränderlich. 3. Glandulosi mit comprimirt halbmondförmigen Samen mit beinah geradem Suturalrande, niederliegenden stark glan- dulosen Stengel und grünen Blättern. 4. Pruinosi mit blau bereiften Jahrestrieben und beinah sitzenden untern Blättchen. 5. Idaei mit gefiedertem oder dreitheiligem discoloren Blatt, rother oder gelber pubescirender Frucht und zusammengedrückten halbmondförmigen Samen. 6. Herbacei mit krautartigem Stengel, dreitheiligen oder nie- renförmigen grünen Blättern, deren Nebenblätter mit dem Stengel und nicht mit dem Blattstiel verwachsen sind. Diese Gruppirung stimmt im Wesentlichen mit der von Mercier überein und in sie las- sen sich alle Europäer unterbringen, die Gegend um Bern hat nur 11, worunter eine ein Gemisch von hybriden Formen von Rubus caesius mit andern Arten ist, einige Varietäten sind vielleicht Specien, wo- rüber noch nicht zu entscheiden ist. Verf. spricht sich nun über die veränderlichen und constanten Varietäten aus. Erste hängen vom Ein- flusse des Bodens und Klimas ab, letzte sind unabhängig, zu ersten gehören die auf Form der Blätter und Rispen gegründeten, zu den andern die auf Discolorität der Blätter gegründeten. Die Discolori- tät mit andern Charakteren verbunden hat specifischen Werth. In Folge der sehr verschiedenen Form und Richtung der Sprossen zer- fallen alle discoloren Brombeeren in 4 constante Varietäten mit Art- recht: 1. R. thyrsoideus Wim mit aufrecht überhängendem eckig ge- rinnten Stengel ohne Drüsen; 2. R. discolor NW mit unbedrüstem scandirenden oder niederliegenden unten mehr runden Stengel; 3. R. tomentosus Willd mit niederliegendem eckig, gerinnten Stengel ohne 255 Drüsen; 4. R. radula NW partim mit scandirendem, eckiggerinntem Stengel der durch Drüsenborsten rauh ist, Unter den glandulosen giebt es viele als Arten aufgeführte, die aber nur durch die Blattform oder durch die Rispenform unterschieden sind, alle haben viele Drü- sen und Stachelborsten, einen meist aufgerichteten lanzettförmigen Kelch und beiderseits grüne Blätter, längliche Blumenblätter, com- primirte, halbmondförmige Samen, alle sind veränderliche Varietäten. Die Form der Samen ist in jeder Art constant. Form und Farbe der Blumenblätter ist veränderlich, ganz ohne Werth ist die Fünf- oder Dreitheiligkeit der Blätter. Zur Charakterisirung der einzelnen Arten übergehend behandelt Verf. folgende. I. Mit fruteseirendem Stengel und an den Blattstielen befestigten Nebenblättern. 1. Sub- erecti mit der einzigen Art: R. suberectus And (= R. plicatus NW, fastigiatus NW und fissus Leight). 2. Discolores: a. mit eckig ge- rinntem aufrechten Stengel ohne Drüsen, R. thyrsoideus Wim (= fru- ticosus NW, elongatus Merc). b. mit eckig gerinntem niederliegenden Stengel ohne Drüsen, R. tomentosus Willd. ce. mit fünfeckigem skan- direnden Stengel ohne Drüsen, R. discolor NW (= rusticanus Mere, cuneifolius Merc, vestitus NW, villicaulis NW, leucostachys Smith, collinus DC.) d. mit eckigem oder. gerinnten skandirenden Stengel durch Stacheldrüsen rauh, R. radula NW (= rudis NW, morifolius). 3. Glandulosi mit 2Arten: R. vulgaris NW, (= hispidus Mere, Spren- geli NW, scaber NW, rosaceus NW) und R. glandulosus Bell (=Bel- lardii NW, Güntheri NW, hirtus NW, apiculatus NW, thyrsiflorus NW, foliosus NW). 4. Pruinosi ebenfalls mit 2 Arten: R. caesius L und R. dumetorum NW (= corylifolius Smith, althaeaefolius Host, nemo- rosus Godr, tomentosus Borckh, nemorosus Hayn.) 5. Idaei mit der gemeinen Himbeere R. idaeus. — II. Mit krautartigem Stengel und mit Nebenblättern, die den Stengel umfassen. b. Herbacei nur mit R. saxatilis L. — Zum Schluss spricht sich Verf. noch über Kuntze’s Reform der deutschen Brombeeren (Leipzig 1867) aus. — (Berner Mit- theilg. 1867. S. 18-61. 1 Tfl.) W.O. Focke, zur Kenntniss der deutschen Brom- beeren insbesondere der bei Bremen beobachteten For- men. — Nachdem F. abermals auf die Schwierigkeit der Systematik dieser Gattung hingewiesen und deren Literatur aufgeführt, verbreitet er sich über Art, Abänderung, Bastard im Allgemeinen und charak- terisirt alsdann die Gruppen der europäischen Arten. I. Rubus mit Eubatus gliedert sich also: a. Beeren trocken, Blätter oberseits stern- haarig, die ältern mitunter kahl. 1. Tomentosi wohin R. tomentosus Borkh. b. Beeren saftig, Blätter oberseits striegelkaarig, selten kahl, Blühten weiss oder röthlich bis rosenroth, 2. Suberecti wohin R. can- dicans W, R. plicatus NW, R. suberectus And. 3. Silvatiei: andro- dynamische: R.geniculatus Kaltb, R. vulgaris NW; Homodynamische: R. amoenus Portschl, R. silvaticus NW; gynodynamische: R. Sprengeli NW, R-Arrheni Lange. 4. Vestiti mit R. vestitus NW, R. insericatus P. J, M. 5. Radulae nur mit R. radula NW. 6. Glandulosi mit R, in- 256 festus NW, R. Menkei NW, R. Schleicheri NW, R. glandulosus Bell. 7. Corylifolii mit R. prasinus n. sp., R. Wahlbergi Arch, R. nemoro- sus Hayne, R. lJamperococcus n. sp., R.caesius L. Verf. behandelt nun diese einzelnen Arten eingehend und müssen wir uns darauf beschrän- ken die Synonymie und Varietäten derselben hier aufzuführen. 1. R. tomentosus Borkh SEuropa bis Mitteldeutschland. — 2. R. suberectus And (microcanthos Kaltb, pseudoidaeus P.J.M, fastigiatus NW in ganz Deutschland, Mittel- und Südeuropa zerstreut — 3. R. plicatus NW (coryfolius Schultz, nitidus NW, affinis NW, Weihi Koehl) als Varietäten rhenanus, nitidus, communis, umbrosus, affinis. — 4. R. candicans W (fruticosus NW, thyrsoideus Wim, coarctatus P.J.M in Mitteleuropa. — 5. R. amoenus Portschl nach der Behaarung 2 Varie- täten genuinus und pilosus. — 6. R, vulgaris NW (carpinifolius NW, fruticosus Meyer, sanctus Kuntze) variirt: concolor, argenteus, poly- anthemos. — 7. R. geniculatus Kaltb (rhamnifolius NW). — 8. R. sil- vaticus NW. — 9. R. Sprengeli NW in N und Mitteldeutschland. — 10. R. Arrheni Lange. — 11.R. lanatus n.sp. ist R. vestitus zunächst verwandt. — 12 R. radula NW in Mitteldeutschland häufig, nur ein- mal bei Bremen. — 13. R. infestus NW. — 14. R. Menkei NW viel- leicht Bastard von R. radula und glandulosus. — 15. R, Weihei Metsch (hirtns aut, hirsutus Wirtg), — 16. R. Schleicheri NW variirt: verus, umbrosus. — 17. R. glandulosus Bell in ganz Mitteleuropa. — 18. R. prasinus n. sp. (hirtus Asp) variirt: fertilis, pseudohirtus. — 19. R. nemorosus Hayne (corylifolius aut, dumetorum NW) oft als Bastard von Caesius und plicatus betrachtet, pflanzt sich aber unverändert fort. — 20. R. horridus Schultzs. — 21. R. Wahlbergi Arrh (caesiocandi- cans Lasch). — 22. R. corylifolius Sm (Arrhenii Marsh). — 23. R. lamprococcus neue Form. — 24 R. caesius L ändert vielfach ab. — 25. R. caesiotomentosus Kuntze (deltoideus P. J. M., permiseibilis P.J.M.) — 26. R. tomentosolanatus (tomentosovestitus). — 27. R. caesiolanatus (caesiovestitus). — 28. R. caesiovulgaris. — 29. R. cae- sionemorosus (dumetorum v. pseudocaesius Metsch\). — 30. (R. cae- sioglandulosus. — 31.R. caesioradula (pruinosus Sond, glandulosowal- bergi). — 32. R. caesiosilvaticus. — 33. R. caerioidaeus (pseudoidaeus Lej, idaeoides Ruthe). Zum Schluss stellt Verf. die bei Bremen vor- kommenden Arten analytisch zusammen und kömmt auf die Stamm- arten, zweifelhaften und abgeleiteten oder constanten Rassen zurück. — (Bremer Abhandlungen I. 261-328.) Fr. Buchenau, interessante Füllungserscheinung an Lapageria rosea RP. — Diese im südlichen Chili heimische Schlingpflanze wird in einem Treibhause bei Bremen cultivirt und zeigte dort eine Verdoppelung des innern Kreises der Perigonblätter, 6 statt drei. Die abnorme Blühte war gegen die normale etwas ver- kürzt und besass grössere Fülle. Die Art ist erst seit 12 Jahren in Europa eingeführt und vermehrt sich schwer. Sie treibt alljährlich im Frühjahr aus einem bodenständigen Stocke seitliche spargelähn- liche Triebe, die von Jahr zu Jahr an Stärke zunehmen, sich zu lan- gen Drahtähnlichen kletternden oder windenden Stengeln entwickeln mit unbegränztem Spitzenwachsthum, und erst in der Laubregion sich verzweigen. Sie beginnen unten mit zahlreichen langen Niederblät- tern und schreiten nach langem Abschnitt zur Laubblattbildung fort. Die Laubblätter sind in einen kurzen Stiel”verschmälert, im Umriss äusserst variabel, mit stets langer stechender Spitze, von fester le- derartiger Textur, mit fünf Rippen. Die Blühten beginnen an den einzelnen Achsen erst oben nach viel Laubblättern, stehen einzeln und schliessen kleine mit grünen Vorblättern besetzte Strauchzweig- lein ab, nur zuweilen entwickeln sich an solchen mehre Blühten. Die Zahl der Vorblätter schwankt ungemein von 5 bis 18 und ist dieselbe 257 massgebend für die Stellung der Blühte. Das Perigon ist sechsblät- terig, schön hell kirschroth mit zahlreichen weissen Flecken. In der abnormen Blühte waren die überzähligen ganz wie die innern der normalen Blühte, die Staubgefässe ganz normal bis auf ein verkrüp- peltes, die Vermehrung war also durch Einschiebung neuer Elemente erzeugt. Die schwarzen Honiggruben im Grunde sind bei den ge- wölbten äussern Blättern sehr weit, bei den flachen innern dagegen fast spaltenförmig. Die Perigonblätter sitzen auf einer den Grund des Fruchtknotens kragenförmig umgebenden Wulst und fallen vereinigt ab; die Staubgefässe sind am Grunde der Perigonblätter inserirt. Das Pistill ist oberständig, der Fruchtknoten einfächerig mit drei Längs- placenten vor den innern Perigonblättern; der Pollen gelblichweiss, rund, zierlich gestachelt, mit nur einer Oeffnung zum Austritt des Schlauches; die Samenknospe hemitrop mit zwei Integumenten, der Kern mit grossem klaren Embryosack. — (Ebda 362—366 1 Tfl) Zoologie. L. v Schrenk, Reisen und Forschungen im Amurlande in den Jahren 1854—1856 im Auftrage der kk. Akde- mie der Wissenschaften zu St. Petersburg ausgeführt und in Verbin- dung mit mehreren Gelehrten herausgegeben II. 3. Mollusken des Amurlandes und des nordjapanischen Meeres. Mit 17 color. Tfln und 2 Karten. St. Petersburg 1867. fol. — Mit diesem gehaltvollen Theile schliesst der zweite zoologische Band des grossen Reisewerkes über das Amurland ab und ist derselbe ausschliesslich den Mollusken ge- widmet. Es werden zuvörderst die marinen, dann die Land- und Süsswasserconchylien alle sehr eingehend beschrieben und im allge- meinen Theile die physikalisch geographischen Verhältnisse mit Bezug auf die Molluskenfauna behandelt. Aus dem nordjapanischen Meere werden 151 Gastropoden und 84 Bivalven aufgeführt, also eine sehr reiche Fauna. Darunter sind folgende circumpolare Arten: Patella caeca, testudinalis, Paludinella stagnalis, Lacuna vincta, Litorina te- nebrosa, Turritella erosa, Margarita arctica, Natica clausa und pal- lida, Pilidium commodum, Trichotropis tricarinata und borealis, Trito- nium clathratum, antiguum, despectum, Sabinii, Terebratula psittacea, Pecten islandicus, Modiolaria nigra, Modiola modiolus, Mytilus edulis, Cardium groenlandicum, Venus astartoides, Saxicava arctica, Tellina lata und solidula, Mactra Grayana, Mya truncata und arenaria, Aulus costatus und Pholas crispata. Ueberhaupt aber zählt die Fauna 42 hochnordische Arten. Neun Arten gehen an der WKüste Amerikas bis Californien hinab, Columbella haemastoma findet sich an Panama und den Gallopagos, Venus pannosa an Peru und Patella argentata und Mytilus ungulatus gehen noch über Chili hinab. Grösser ist die Zahl der mit dem indischen Ocean gemeinsamen Arten, 5 Arten kom- men noch am Cap vor. Verf. verfolgt diese Verhältnisse in ihre höchst interessanten Einzelnheiten hinein, auch die Tiefenverbreitung der Arten. Die Zahl der Land- und Süsswassermollusken stellt sich auf nur 55, während Finnland 74, Schweden 95, Dänemark 132 besitzt. “Unter jenen 55 sind nun 37 europäische also 2), Circumpolare Ver- breitung von diesen haben folgende: Valvata cristata, Planorbis albus, Limnaeus stagnalis, palustris, truncatulus, pereger, ovatus, Physa fon- tinalis, Carychium minimum, Pupa muscorum, Achatina rubricum, He- lix fulva, pulchella, ruderata, pura, Suceinea putris, Vitrina pellucida, Limax agrestis, Arion hortensis, Unio margaritifer, Anodonta cellen- sis, Pisidium fontinale. Andre 8 Arten sind nur mit China gemeinsam und fehlen Sibirien und Europa, doch wir können dem Verf. hier nicht weiter folgen und verweisen mit dieser blossen Notiz auf die einge- hende Darstellung selbst. ‚ Die preussische Expedition nach Ostasien. — Nach amtlichen Quellen. Zoologischer Theil II. Die Landschnecken mit 258 22 Tff. bearbeitet von Ed. v. Martens. Berlin 1867. 40%. — Verf. be- gleitete als Zoologe die ostasiatische Expedition und wandte insbe- sondere den Landmollusken seine Aufmerksamkeit zu. Seine Beob- achtungen und Sammlungen legte er in diesem Bande nieder, weleher eine vollständige Monographie der Landmoilusken Japans, Chinas, Siams und des indischen Archipels enthält. Dieselbe wurde ermög- licht durch die Benutzung der reichen Sammlungen in Leiden und London und Moussons in Zürich. Es werden behandelt die Land- schnecken von Madeira, von Rio Janeiro, von Japan, China, Siam, den Philippinen und S. 108—395 von dem indischen Archipel. Nachträge, tabellarische Uebersicht, Rückblick, Register und Erklärung der Ta- feln bilden den Schluss. Das systematische Detail ist also ein sehr reichhaltiges und für alle Conchyliologen ein sehr wichtiges. Der Rück- blick charakterisirt jene Fauna im Allgemeinen und geht nicht. auf so specielle Vergleichungen und weitgreifende Erörterungen ein wie solche von Schrenck an die Molluskenfauna des Amurlandes angeknüpft hat. Auch die Uebersichtstabelle beschränkt sich auf die Vertheilung der Arten in den ostasiatischen Faunengebieten. C. u. R. Felder, Lepidoptera. III. Heft Rhopalocera, Mit 27 Tafln. Novara Expedition Zoolog. Theil II. 2. Wien 1856-1867. Fol. — Dieses Heft bringt die Charakteristik der Rhopalocera von 498 bis 945, welche von der Novara Expedition gesammelt worden, also eine sehr grosse Artenzahl und zwar sind fast sämmtliche neu, für viele auch neue Gattungen begründet worden. Alle werden lateinisch charakterisirt, ihr Vorkommen angegeben, und einzelne vergleichende Bemerkungen in deutscher Sprache hinzugefügt. @l. Sappey, über dieNerven des Neurilems.— Wieesvasa vasorum giebt, finden sich auch nervinervorum. Sie folgen im Allge- meinen wie die Nerven des fibrösen Systems, den Arterien. Nicht nur die gemeinsame Nervenscheide eines Stranges trägt Nerven, sondern diese dringen sogar bis in die Scheide secundärer Nervenbündel. Bis in die Hülle der Primitivfasern dringen sie nicht vor. Sie bestehen, trotz ihrer grossen Feinheit aus Hülle, Nervenmasse und Axe. Beim Augennerv findet sich auf der äussern Hülle ein grosser Complex von Nerven, dagegen auf die innere Hülle begiebt sich kein Ner- venfädchen. Die Fäden der äussern Haut laufen eine Strecke ober- flächlich, verästeln sich dann und anastomisiren untereinander und dringen in die tiefern Schichten ein. Die obere Augen -Nerverhülle kann demnach nicht eine Verlängerung der Dura mater und der Skle- rotica sein 1) durch das Vorhandensein von elastischen Fasern an ihr 2) durch das Vorhandensein von zahlreichen nervis nervorum die sehr spärlich auf der Dura mater im Schädel und völlig abwesend auf der Sklerotica sind. — (Annales des sciences nat. 1867. tom. VII. 139.) M. Marey, über die Natur der Muskelcontraktion, — Es werden zwei Arten von Contraktion unterschieden 1) durch Erschütterung, eine plötzliche Verkürzung des Muskels, wonach un- mittelbar eine Erschlaffung folgt. 2) Eigentliche Contraktion, die durch eine Folge von Erschütterungen zu Stande kommt. Wendet man einen galvanischen Apparat an, so zeigt sich dass die Dauer einer Erschütterung bei verschiedenen Tbieren verschieden ist. Beim Vogel dauert sie ®/joo Secunde, beim Fisch etwa eben so lang, beim Menschen etwa 7—8/,00 Secunde. Bei Crustaceen hält ihre Wirkung 4—5 mal so lange an und bei der Schildkröte sogar bis über eine Secunde, Die eigentliche Contraktion kann als eine durch eine fort- laufende Reihe von einzelnen Erschütterungen hervorgebrachte Con- traktion des Muskels angesehen werden. Wie auf einen Muskel auch ein galvanischer Apparat eine solche Reihe von Erschütterungen ap- plieirt, so zeigt sich in der That Contraktion. Beim Vogel sind 65 259 Entladüngen in der Secunde ausreichend gewesen, um den Muskel zu eontrahiren. Beim Menschen 25—30, bei der Schildkröte reichten 4—5 Erschütterungen in der Secunde hin. — (Annules des sc. nat. 1867. Tom. V11. 196.) Jourdain, Lymphgefässe von Gadus morrhua. — Das Lymphgefässystem von Gadus morrhua ist ausserordentlich entwickelt. Die Lymphwege besitzen eigene Wände, verlieren jedoch strecken- weise den Gefässcharakter und erweitern sich zu grössern Räumen, die zwischen den Organen liegen. Indess finden sich immer trotzdem die selbstssändigen Wandungen noch vor. Die Lymphe und der Chy- lus ergiessen sich in einen gemeinsamen grossen Sinus, welcher eine Art Halsband in der Schultergegend bildet, In den untern Theil des- selben münden die Lymphgefässe der Kiemen und eines Theils vom Kopf. Nach hinten sendet dieser Sinus folgende Aeste aus: Einen unpaaren in der Mittellinie bis zum After. Einen paarigen nach den Brustflossen. Einen paarigen längs den Seitenlinien des Fisches. In der Schwanzgegend findet sich ein Kanal für die Lymphe und dieser ist durch Verbindungsarme mit einer Lymphader unter dem Rücken- mark im Zusammenhang. Die Lymphgefässe des Verdauungsappara- tes folgen den Arterien. Der gemeinsame Halssinus öffnet sich in der grossen Kopfvene eine mit einer Doppelklappe versehenen Oefi- nung. — (Annales des sc. n. 1867. Tom. VII.) Baudelot, Analogon der Häutung bei den Fischen, — Eine bekannte Erscheinung sind die harten und weisslichen Tu- berkeln auf der Haut mancher Fische zu bestimmten Zeiten. B. ver- folgt dieses Phänomen namentlich bei Cyprinus nasus. Vom März bis Juni zeigten fast alle Fische dieser Art reichliche Tuberkeln. Die grossen befinden sich meist immer am Kopf, kleine breiten sich aber über den ganzen Körper aus. Auf den einzelnen Schuppen haben sie dann eine festbestimmte Lage in einer geraden Linie. Diese kegel- förmigen Höcker sitzen in einer Vertiefung der Haut und sind aus Schichten gebildet. Dieseinzelnen Schichten sind aus Epithelialzellen gebildet. Es sind also diese Hökerchen Produkte des Epidermis. Ein Fisch wurde nun 24 Stunden in schwach alkoholisches Wasser ge- taucht und nun konnte die ganze Haut desselben mit allen Höcker- chen abgelöst werden, und es zeigte sich, dass der Fisch darunter eine völlig unverletzte Epidermis besass. Die abgezogene Haut be- stand aus Pflasterepithel mit Kernzellen. Hieraus schliesst B. 1) dass die Höcker der Haut und die Epidermis von derselben Struktur sind, und dass die ersteren nur eine theilweise Verdickung der letzteren sind. 2) Da die Höcker nur periodisch auftreten und ihrer hornigen Natur wegen nicht resorbirt werden, können sie nur durch Abfallen verschwinden, man kann also eine partielle Häutung bei den Fischen annehmen. — (Annales d. sc. nat. 1867, VH. 339.) Dumeril, Metamorphose des Axolotl. — Dieser kleine Aufsatz bringt höchst interessante Beobachtungen über den mexika- nischen Axolotl im Zoologischen Garten zu Paris. Ein dort befind- liches Weibchen legte Eier, aus denen sich bald junge Thiere ent- wickelten. Zu einer bestimmten Zeit zeigte sich an diesen, die den Aeltern im Ganzen bereits völlig ähnlich sehen, in sofern eine auf- fallende Veränderung als die Kiemenäste verschwanden und zuglei- cher Zeit verschwand auch die Rückenflosse. Auch stellte sich eine weisse Fleckung auf dem Leibe ein. Mit diesen Veränderungen glei- chen Schritt hielt die Reduction der Kiemenbögen, indem die 3 in- nersten verschwanden, und, die veränderte Stellung der Vomerzähne. Nicht an allen Exemplaren wurde diese Veränderung beobachtet, in- dess kann ja auch eine Kaulquappe zwei Jahre lang in ihrem Zu- stand verharren, ehe sie sich zum vollständigen Thiere umwandelt. 260 Durch diese Beobachtungen sind die Axolotl aus der Reihe der Pe- renni-branchiata gestrichen, und es scheint, dass sie zu Amblystoma Tschudi gehören. Neben diesen Thatsachen enthält der Aufsatz noch Berichte über Versuche nachzuweisen, dass der Axolotl eine Lun- genathmung erhält, welche aber zu keinem genügenden Resultate führten. — (Annales des sciences 1867. Tom. VII. 229—254.) Kr. Landois, H., das Gehörorgan desHirschkäfers (Lu- canus cervus). — Verfasser findet die Nerven im Kopfe des ge- nannten Käfers ungemein entwickelt, so dass die der Augen und Fühler bei einer guten Präparation schon dem blossen Auge sicht- bar werden. Von dem gabelartig getheilten, sehr kleinen, etwa in der Mitte des Kopfes gelegenen Gehirn gehen kräftige Nervenstränge beiderseits nach den Augen und unmittelbar unter ihrem Anfange an- dere in gerader Linie nach den Fühlern. Diese werden bis in die Endlamelle verfolgt und deren Bau genau beschrieben mit Angabe der Maasse für die einzelnen Theile. Der harte Chitinbogen enthält auf der Ober- und Unterseite gegeneinander etwas schräg gestellte, runde Grübchen, welche sich in den innern Hohlraum einsenken, ist ausserdem mit sehr dichten kurzen und einzelnen bedeutend längeren Haaren besetzt. Sie selbst besteht aus einer dunklen obern Schicht, welche von zahlreichen, krugförmigen Kanälen durchsetzt ist, deren oberer Theil die Haare mit ihrer kugeligen Wurzel aufnimmt. Die zweite, dünne Lage besteht aus dichten Längsfasern,, welche öfter mit einander anastomisiren, aber unter jedem jener krugförmigen Kanäle eine Lücke lassen. Unter dieser Schicht folgt eine zellen- reiche Hypodermis. Die Tracheen im Endblatte nehmen ihren Ur- sprung von einem einzigen Rohre und verzweigen sich zu mehreren grössern Blasen in der Mitte der Lamelle. Eine höchst eigenthüm- liche Bildung zeigen die Nerven. Der starke, einfache Strang ver- zweigt sich bald nach seinem Eintritt in die Endlamelle in mehrere (3) Aeste und diese theilen sich wieder und endigen in eine Ganglien- zelle mit Kern, welche sich unten an die krugförmigen Kanäle der obersten Chitinschicht anschliessen und einen Fortsatz bis zur kuge- ligen Haarwurzel entsendet, der das Streben nach Stäbchenform zeigt. Aus diesem Bau schliesst Verf. im Hinblick auf eine ähnliche bei den Hörhaaren der Krebse beobachtete Bildung, dass die klei- nern Haare und die Gruben Sitz des Gehörs seien, sie als Geruchs- organe anzusprechen, sei darum nicht zulässig, weil nirgends in den Gruben eine weichere Hautstelle vorhanden sei, welche die duftenden Stoffe auflösend den Nerven übermitteln. Die grösseren Haare sollen dem Tastsinn dienen. — (Schultze Arch. f. mikr. Anatom. VI. 1868.) Tg. Uorrespondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines für die Provinz Sachsen und Thüringen Halle. 1868, März. N“ III. Sitzung am 4. März. Eingegangene Schriften: 1—4. Report of the commissioner of patents for the year 1863 and 5. 1864. Washington 1866. 8°, Löw, Prof,, Diptera, Ueber die bisher in Schlesien aufgefunde- nen Arten der Gattung Chlorops. Separatabdruck aus der Schles, Entom. Zeitung. Breslau 1866. 8°. — Geschenk des Herrn Ver- fassers. . Stadelmann, Dr., Zeitschrift des landwirthschaftlichen Central- vereines der Provinz Sachsen XXV. Nr. 3. Halle 1868. 8°. Jahresbericht der Naturforschenden Gesellschaft Graubündens XII. Chur 1867. 80, . Jahrbuch der k. k. Geologischen Reichsanstalt XVI. Wien 1867 gr. 8°, . Verhandlungen zu vorigem Nr. 13. Wien 1867. 8°, . Das Staatsbudget und die Bedürfnisse für Kunst und Wissenschaft im Königreich Hannover. Hannover 1866. 4°, . Funfzehnter Jahresbericht der Naturhistorischen Gesellschaft zu Hannover. Hannover 1866. 4°, . Sechzehnter und siebzehnter Bericht der Naturbistorischen Ge- sellschaft zu Hannover. Hannover 1867. 40. . Mejer, Oberlehrer, die Veränderungen in dem Bestand der Han- noverschen Flora seit 1780. Hannover 1867. 8°. ‚ Ton Hinüber, Ferzeixniss der in der SVinge un umgegend vaxsenden gefäspfianzen. Herr Schubring erläutert, sich einem Vortrage des Herrn Salbach im Ingenieurvereine anschliessend, die Einrichtung unseres ne uen Wasserwerkes, im Besondern die Construction der beiden ihrer Vollendung nahen Reservoirs oberhalb der Stadt. Bd. XXXI, 1868. 18 262 Derselbe berichtet sodann über einen mehrfachen, bunten Mondhof (fälschlich Mondregenbogen genannt), den er soeben vor eini- gen Stunden beobachtet hat. Aus den weitern Angaben, welche Herr Rey u. Andere hinzufügten, ergiebt sich, dass die Erscheinung bald nach 6 Uhr begonnen und mit mehrfacher Unterbrechung bis gegen 8 Uhr gewährt hat. Der innerste Hof hatte einen Durchmesser von etwa 4—5 Vollmondbreiten, der zweite von innen aber nur etwa eine Mondesbreite Abstand und in ungefähr derselben Entfernung umschloss ihn ein dritter, glaubwürdigen Nachrichten zufolge, zeitweise sogar ein vier- ter. Nach derselben Quelle soll nach 8 Uhr noch einmal der drei- fache Hof sichtbar gewesen sein. Nach einer nachträglichen Mitthei- lung ist auf der Leipziger Sternwarte ein siebenfacher Hof gesehen worden. Der Mond war etwas grösser als im ersten Viertel und es bildete der Mittelpunkt des sichtbaren Theiles der Mondscheibe den Mittelpunkt der Höfe. Hervorgebracht wurde diese Erscheinung durch dünne, weisse Schleierwolken, welche vor dem Monde vorbei- zogen. Zum Schlusse legt Herr Giebel den zweiten Band von Stein’s ausgezeichnetem Infusorienwerke vor und verbreitet sich ausführlicher über dessen Inbalt (S. S. 166—177.) Sitzung am 11. März. Eingegangene Schriften: 1. Würzburger Naturwissenschaftliche Zeitschrift VI.Bd, 2.Hft. Würz- burg 1866/67. 80. 2. Taschenberg, Dr., Illustrirtes Thierleben. 8. Lief. Hildburg- hausen 1868. gr. 8°. Das Januarheft der Vereinszeitschrift liegt zur Vertheilung vor. Der Vorsitzende theilt eine eingegangene Einladung zur 200- jährigen Jubelfeier der Universität zu Lund mit und sodann einen von Herrn Altum eingeschickten Bericht, 1. den Streit desselben mit Herrn Jäckel in Bezug auf die Nahrung der Schleiereulen und 2. das Vorkommen von Fledermäusen in der Umgegend von Münster be- treffend. Sodann spricht Herr Credner über ein interessantes Vor- kommen von versteinertem Holze in der hiesigen Braunkohle. In der Grube ‚.Frohe Zukunft“ nahe bei der Scharfrichterei findet sich näm- lich ein 6 Fuss im Durchmesser haltender aufrecht stehender Stamm, der an seinem unteren Theile Wurzelanfänge erkennen lässt, von wel- chem zwei Handstücke vorgelegt wurden. Ueber dem eben nicht mächtigen Kohlenflötz steht sandiger Lehm des, Diluviums an, mit wel- chem so ziemlich das obere Ende des zwischen 4 und 6 Fuss hohen Stammes wie abgeschnitten aufhört. Sodann verbreitet sich Derselbe ausführlicher über den Bau und das Vorkommen des Encrinites liliiformis unter Vorlegung eines 263 abnorm gebildeten Exemplars von Lühnde unweit Hannover. Das fünfeckige Axillare, welches die Arme trägt, setzt in diesem Stück durch Wucherung auf der rechten oberen Seite noch ein zweites, aber kleineres Dach auf, so dass statt der normalen zwei Arme an dieser Stelle ihrer drei auftreten. Ein besonderes Interesse nimmt bei dem in Rede stehenden Strahlthieren die Bildung des Stieles in Anspruch. Derselbe besteht in seiner ganzen Länge, weiche bis 11/, Fuss erreichen kann, aus scheibenförmigen, soliden Kalkstückchen mit von dem centralen Nahrungskanale ausgehender sirahliger Streifung auf den Gelenkflächen. Ein einzelnes Glied giebt bei der Theilung das normale Kalkspath-Rhom- boeder, dessen Achse mit der des Stieles selbst zusammenfällt; zwei aufeinanderfolgende Glieder geben bei der Spaltung die Zwillings- form dieses Grundrhomboeders, aber nicht genau in der normalen Verbindung, sondern gegeneinander etwas gedreht, so zwar, dass beim 14. oder 15. Gliede wiederum die normale Lage des 1. Rhom- boeders vorhanden ist. Der Encrinites liliiformis findet sich häufig im Muschelkalk, aber nur in zwei ganz bestimmten Schichten: der un- tern des Wellenkalkes, besonders dem Mehlkalk und einer oberen im -Friedrichshaller Kalk. Weil die dem Encrinites verwandten noch lebenden Crinoiden nicht in beträchtliche Meerestiefe hinab- gehen, so nimmt man an, dass diese Kalkschichten sich auf mässig tiefen Meeresboden ablagerten, woraus sich wiederum ihre Beschrän- kung auf einzelne Gegenden erklärt. Hierauf beschreibt Herr Köhler die Einrichtung einer neuen Magnesiumlampe (S. S. 234) und berichtet Fane’s Untersuchungen über Unterschiede in dem anscheinend gleichen Verhalten des Mor- phins einerseits und der Gewürznelken oder Pimentkörner-Präparate andererseits gegen Salpetersäure und Eisenchlorid. (S. S. 233.) Weiter berichtet Herr Taschenberg Landois, neueste Unter- suchungen über das Gehörorgan des Hirschkäfers (S. S. 260). Schliesslich zeigt Herr Brasack die interessanten Interferenz- Erscheinungen, welche gekühlte Gläser im polarisirten Lichte zeigen. Die Gläser waren aus der mechanischen Werkstatt des Herrn Mecha- nikus Kleemann hervorgegangen. Sitzung am 25. März. Eingegangene Schriften: 1. v. Schlicht, Monatsheft des Landwirtbsch. Centralvereines für die Mark Brandenburg u. Niederlausitz Nr.2u.3. Berlin 1868. 8°. Koch, Dr. Prof., Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den k. preuss. Staaten Nr.5—9. Berlin 1868.40, Annalen der k. Sternwarte bei München XV u. XVL. 8°, Seidel u. Leopold, Helligkeitsmessungen an 280 Fixsternen München 4°. Zeitschrift der deutschen Geologischen Gesellschaft XIX. 1. Ber- lin 1867. 8°. . Achter Bericht des Offenbacher Vereins f. Naturkunde. Offenbach 1867. 8°, 7. Bischof II, Kari, Geschichte der Schöpfung und andere natur- historische Gegenstände. Dessau 1848. 80%. — Geschenk des Herrn Verfassers. 8. Bischoff, Dr., Ueber die Brauchbarkeit des Recrutirungs-Ge- schäfts. München 1867. 8°. 9. Taschenberg, Dr., Illustrirtes Thierleben. 9. Hft. Hildburg- hausen 1858. gr. 8°. 10. Autorship of the practical electrick telegraph of the Great Bri- tain. — Vom Herrn Geh.-Rath Prof. Bernhardy. a @ Po DD 264 Es wird beschlossen, die Sitzungen des Vereins nach vierwö- ehentlichen Ferien den 29. April wieder zu beginnen. Herr Giebel, auf eine Arbeit von Zimmermann in Hamburg sich beziehend, dass die abgerundeten Blöcke auf dem Brocken Spu- ren von Gletscherbildung zeigten, spricht seine Ansicht dahin aus, dass die Spitze des Brockens nimmer dazu angethan sei, ein Firn- meer zu bilden, dem jeder Gletscher seinen Ursprung verdanke, und dass ferner die abgerundeten Blöcke auf dem Gipfel des Berges sich finden, ihre Abrundung durch Eismassen sich also hier entschieden nicht erklären lassen. Herr Schubring theilt folgendes mit: Nickles hat eine Art Spectrum gemalt, dessen Farben beim Licht der monochromatischen Weingeist- oder Bunsenschen Gasflamme (mit Kochsalz gelb gefärbt) verschwinden. — Dasselbe besteht aus Ocker (Roth), Quecksilber- Jodid (Orange), Chromsaures Bleioxyd (Gelb), Mangansauren Baryt (Grün), Anilinblau (Blau); von diesen bei Tages- und Magnesium- licht deutlich erscheinenden Farben, sind Orange und Gelb bei jenem Licht weiss, die 3 andern schwarz. — (Compt. rend. 42, 91.) Nach Hempel leitet untersalpetrigsaures Gas die Electricität so gut, dass durch ein Gefäss, welches Kupfer und Salpetersäure enthält und unter den Conduktor gestellt wird, die Wirkung der Ma- schine aufhört. — (Ebda pag. 58.) Uhrgehäusemacher Schmidt in Berlin (Kurstr. 18) verfertigt gute und billige Metallthermometer (5—6 Thlr.) Weiter legt Herr Dieck eine Langesche Löthrohrlampe vor und erörtert ihre Einrichtung, die in etwas veränderter Form sich als sparsam brennende und intensiv wirkende Spirituslampe zu jedem be- liebigen Gebrauche empfiehlt. Zum Schluss berichtet Herr Herr Credner über die Resultate von Fraas’ Reise nach Palästina. Dessen Untersuchungen gemäss steigt das Land westlich vom todten Meere nach einem fruchtbaren Strei- fen von 8 bis 10 Stunden Breite in ein fast ganz kahles Gebirge em- por, welches ungefähr in der Gegend von Jerusalem bis 2600 Fuss seine höchste Höhe erreicht und aus der Kreideformation angehö- rigem Kalkstein besteht. Mergel und Dolomite wechseln mit dem weissen Kalk, welcher ausser Orbituliten und Nummuliten auch ent- schiedene Kreide-Versteinerungen enthält, so dass Fraas die Nummu- liten für nicht ausschliesslich der Tertiärformation angehörig erklärt. Die Annahme von Fraas, dass die Kreide von der Cenoman- bis zur Senongruppe reiche, scheint dem Vortragenden nicht überzeugend genug begründet zu sein. Der in grosser Mächtigkeit auftretende tuffartige Kalkstein in der Nähe von Jerusalem hat von je nicht nur zu Brennmaterial sondern auch zu den Begräbnissstätten gedient und im Gideon Thale wurden die Zellen des Klosters von Marsawa in einer Wand dieses Gesteines ausgehauen. — Die Gesteine vom Sinai setzen in gleicher Weise in Aegypten auf und besonders interessant ist in einer Höhe von 900 bis 1000 Fuss nach dem Nil hin das Vor- kommen derselben Korallenriffe, welche sich in noch fortbestehender Entwicklung im rothen Meere vorfinden. Diese Erscheinung weist unzweideutig die Erhebungen der Gesteinmassen in jenen Gegenden und macht möglichenfalls die frühern Angaben nicht unzulässig, dass die Erhebung im Jordanthale und todten Meere erst späteren Zeiten angehört. Druck von W. Plötz in Halle. Beobachtungen der meteorologischen a Ballo ISCH Im März 1868 war im Vergleich zum 10jähr : der mittlere Barometerstand 0,15 zu hoch (1851—1860 : 333,70), der höchste » 0,08 zu tief (18°!/., imMittel: 340,11), der tiefste 2 3',20 zu tief (18°1/,, im Mittel: 326,96). Die grösste Schwankung im ganzen Monat beträgt 16,27, (1851—1860 im Mittel : 13°,15), innerhalb 24 Stunden aber + 7'",38 (am 27/3, Abends 10 Uhr). Die mittlere Lufttemperatur war 1°,75 zu hoch (185!/,0: 10,91,), die höchste Luftwärme war 0°,1 zu tief (1851/,, im Mittel 1102,), die niedrigste Luftwärme war 5°%9 zu hoch (185!/,, im Mittel — 7°,1,) Die grösste Schwankung im ganzen Monat beträgt 139,3, (1851—1860 im Mittel 180,3), innerhalb 24 Stunden aber +6°,6 (am 2%/,, Mittags 2 Uhr), innerhalb 8 Stunden endlich +10°%,1 (am 17 von Mg. 6.— Mitg. 2 U.) Die mittleren Temperaturen der einzelnen Pentaden sind folgende (" Zoolosy oz März 1868. MAR 11 ne J 1868 1851—-1864 Differenz Grade nach Reaumur. 2. Mrz. — 6. Mrz.: 3,12 1,27 -+ 1,85 TO SEE Le ur 3,48 2,07 + 141 12. „ —16. „ 4,14 2,41 + 1,73 Ir as lage ‚je 4,46 2,76 + 1,70 2a. 1262. 3,54 3,54 0,00 ee Ba 2,92 4,32 — 1,40 Die Temperatur sank unter 00 a) überhaupt an 3 Tagen. b) im Mittel an 0 Tagen. c) ganz u.garan 0 Tagen. Der mittlere Dunstdruck war 0',25 zu hoch (1854)go : 1,88), die mittlere relative Feuchtigkeit aber normal (1891 /go : 76,50/o). Die Menge des Niederschlags war 86,3 Cub.-Z. zu gross denn im Mittel von 189/,, giebt es 119,03 C.-Z. Niederschlag wovon 64,86 aufden Regenan (5—6 Tagen) und 54,17 auf den Schnee (an 4—5 Tagen) kommen. Die mittlere Himmels-Ansicht war wie im Mittel der Jahre 1851—1860 wolkig. Die mittlere Windrichtung lag ungefähr in WSW, während sie im Mittel der Jahre 1851—1860 zwischen NW und WNW (N—60°53’—W) liegt. Electrische Erscheinungen sind in diesem Monat hier in Halle nicht beobachtet. Schubring. K Station zu März 1868. Beobachter: Herr Teaknich, Dimstdnuck Relative Zuft-| | auf 0° reduceirt. ee Feuchtigkeit In Gradeil Z 1300 Pariser Linien H ’ in Procenten. In ragen! Ss | Aa |v. 6.|M. 2.)A.10 |Mitt |V.6.]M.2)A10jMit.| V. 6] M.2]A. 10/Mit. | v. 6.|M. 2, 1 |32,36 |30,62]33,56|32,18]2,62 12,15] 1,8512,21] 73 | 57 | 78 | 69 6,6| 7,3] 2 [31,80 31,36/32,58131,91|1,47 2,18|2,00.1,88| 63 | 65 | 91 | 73 1,7| 5,8 3 130,95 35,79)37,69/34,81|1,67 1,63,1,76.1,69| 81 | 60 | 87 | 76 04| 3,4 4 |36,71 |34,08134,51/35,10]1,74 2,58|2,382,23| #9 | 92 | ss | s6 |—0,8| 3,8 5 132,58 [29,90 28,29 30,2613,11 3,23|2,91,3,08| 96 | 78 |ı 89 | 88 5,4] 8,3J ! 6 [27,94 |28,2529,13]28,44|2,23 2,23|2,2012,22| 84 | 84 | 90 | s6 3,2| 3,2 7 128,95 |29,74|30,40/29,7012,01 1,71/1,8011,84| 87 ! 52 | 82 | 74 1,6| 5,21 8 [26,99 |23,76|26,08|25,61|2,09 3,09|1,58 2,25] s0 | 75 | 59 | 71 3,0| 82] 9 126,85 |29,74131,27|29,29|1,92 12,451 1,95|2,11| 79 | sı | 82 | sı 22| 4,6. 10 |31,23 |29,6329,72|30,19[1,88 11,90 2,2412,01] 93 | 51 | 8175 02170 11 |31,42 |32,19/32,30/31,97]1,92 2,31|2,0712,10| s6 | 62 | 83 | 7g 12| 68 12 |31,99|32,6735,10133,25|1,87 |2,27/2,9312,36| 90 | 55 | 96 | so 04| 82 13 |37,97 |39,3440,03|39,11|2,29 12,78) 3,3812,82| 95 | 59 | sa | 79 2,0| 98 14 |39,80 39,05/38,59)39,15]2,44 12,3512,34 2,38| 9ı | 50.| 79 | 73 3,2| 10,0. 15 [37,76 |36,90|37,09137,25|1,94 2,20 1,8712,00| 90 | 64 | 82 |79 | 08| 62 16 [37,31 |37,41/37,42/37,3811,94 12,04|1,9711,98| 90 | 67 | 85 | sı 0,8| 4,8) 17 [36,31 |34,65 34,01134,99]1,83 12,08|2,2512,05] s4 | 40 | 63 | 62 1,0| 1,0 18 |34,41 134,60|34,62|34,54]2,512,5312,342,46| 96 | s1 | 88 | ss 3,0| 5,0 19 |34,43 |34,43|134,83/34,5612,02 1,63, 1,6111,75| 91 | 55 | 60 | 69 12| 24 20 [34,72 |34,33|35,09|34,71[1,721,5711,7411,68| s6 | 39 | 70 | 65 0,0| 8,0 21 135,39 |35,75|36,47|35,87|1,8212,13/2,7112,22]| 71 | 50 | 79 | 67 2,8| 8,8 22. |36,37 |36,14/34,98|35,83]2,64 |2,8312,7812,75| 82 | 61 | 75 | 73 54| 9,7 23 [32,78 30,26/30,50|31,18[2,41 2,45 2,26 3,37| 72 | 54 | 87 |7ı | 5,8| 94 24 [29,67 30,08 30,98/30,24|1,97 12,25|1,55. 1,92] 87 | ss 72|s3 | 14) 28 25 |31,96 |33,57134,99133,51[1,67 1,70/1,59. 1,65] 88 | 70 | 76 | 78 |—0,6| 2,2) 26 [35,60 |35,14/34,06134,9311,53 1,611,50 1,55| 85 | 49 | 64 166 |—12| 5,6 27 [31,22 |29,99)31,24/30,82|1,97 3,28 2,4012,55| 95 | 100 | 86 | 94 0,4| 5,6 28 133,59 136,84 38,62]36,35]2,71 1,93/1,7212,121100 | 73 | 75 | 83 34| 34 29 |38,81 |38,92)39,09|38,94]2,02 11,60 1,9711,86) 91 | 55 | 79 | 75 12) 23 30 139,20 139,56/39,11,39,29]1,64 11,82] 1,71/11,72] 80 | 71 | 77 | 76 0,3| 2,8] 31 [38,58 |37,72|37,34|37,88|1,87.12,08]2,4312,13] 90 | 53 | 73 | 72 0,4) 7,8 Mitt.| 33,73|33,63|34,18133,85]2,05|2,21|2,12]2,13 [85,65] 64,35]79,42]76,48] 1,82] 6,23 Max. 40,03139,29 3,23 3,08] 100) 100 94 11,00 Min. 23,76 25,61|1,47 1,55 39 62 |—1,2 Druck der trocknen Luft: 27” 7,72 = 331,72. Niederschläge. | Tage. | Menge auf 1 Q.-Fuss. | Höhe. Regen Sn og 153,2 Cub.-Zoll' | 12,8 L.| Schnee 4 52,0 . 4,3 » Summe ae) 205,2 " 17,00 Blectrische Erscheinungen: Keine. alle a. d. S. L ech. Kleemann. März 1868. L Himmels- | Niederschläge, | @sserstand Berme. Windesrichtung. Ansicht. gemessen tägl.um | der Saale. (Reaumur) Bewölk. ın ) Uhr Nachm. Nach Schleusen- Zehnteln. mstr.Engelhardt A.10| Mit. | V. 6 | M. 2 JA. 10 |V.JMjA.|M| Art u. Zeit. |Cub.Z.| F. | 2. nn I Tr ET Tee TE 19|53 | so | nw| sw|e| 7/3 8 3 1,1 | 2,9 |OSO Ww SW Iı0| 6 9) SIR. Ab. 8 2 02 | 1,3 | NW | NW | NW | 1) 9] 013 6,8 8 0 34 2,1 O |wWNWw w |] 110110 7|R. f. gnz.T.*)| 13,3 U 11 55. 6,4 | SW | SW | SW 1010) 8) 9|R. Ncht.4.-5.| 52,6 7 11 2 29 | NW | w [| NW |t0 1011010[R. Ab, 13,5 7 11 1,1 | 26 | NW | WNW|SSW lı0] 6| 1) 6 5,6 8 9 33 | 48 | SO | sw | sw Jıo) 9| a s|R. Nchm 9 7 19| 29 |sw | no | s [ie Jı 8,8 3 9 3727| 36 | SO |0SO | NO | 1 5110 9 9 25 | 3,5 N w |sso | 1) 7/9 9 8 AT | 44 | SO | SO s | 01010) 7|R. Ab. 9 6 39 | 52 | NO |wsw| S |0| 40 10,0 9 3 44 | 59 | SO | so |ONO| | 3| 0 8 11 | 281 O O | NO 70 8 6 7 | 21 | SO | so | so |1o| 3] 0 8 2 66. 62 | SO |SSW| SO | 2 7| 9| 6|R, Ab. 7 9 32|37| W |NwW| N 10110 0 40,8 7 9 3330| N | N | SO | 7) 810) 8jr.Neht.18-19.| 1,8 7 ‚4 2A | 3,5 SSO | SW Ss 1) 6| 0) 2 7 4A 61 | 59 | NW | SW SSWIr| 4110 ! 1) 70 | 74 | SW |ssw|sso |10| 9110 7 4 29 | 6,0 N SW |SSW | 6, 910 7 2 05 | 16 |WNW| w | NW | 4 5| 0 3|8.Mg.—Mitt.| 7,6 6 11 05 | 0,7 |NNW | NW |NNW]| 1| 7] 0) 318. öfter. 4,3 6 10 1,7 | 20 | NW |SSW|SSW| 0 1i10 3,3 an Det, 27 | 32 | SO SW |; NW |10) 810) I9|R. Ncht26-27.| 36,8, 6 10 1,5 | 3,7 | NO_ | NNO|NNW 10] 910 6 9 25 | 2,7 |NNW NNO N |s| 610) 8 - 6 9 12 | 14 |] NO W w |9 53 6 10 57 | a6 | nw | ww | nw|al alıo IR: 9 2,96| 3,66 | Mittt. au 6] 6] 6] 6] R = Regen. 7 11,5 Hr S en )W el S. — Schnee. 2 g Windrichtungen. Himmelsansicht. 5mallN |5malS bedeckt (10.) Tage: 3 2, NNO|E,7,5.5 SSW- trübe (9. 8.) 8 NO 1 5SW wolkig (7. 6) g 1 „ ONO| 1 „WSW ziemlich heiter (5.4) „ 4 2er BEE W, heiter (3. 2. 1.) s 7 22,..08507.37,..WNW völlig. heiter (0) 5 0 13 Be SO 17 55, NW durchschnittlich: 3 =.8SSO | 4 „ NNW trübe (6). Luvseite des Horizonts: S...NNW (57—36). *) Abends 6!/;,„—8 Uhr wiederholt mehrfacher bunter Mondhof. (siehe Correspondenzblatt.) Druckfehler. Im Jahresbericht der meteorologischen Station zu Halle pro 1867 im Januarhefte dieses Bandes. Seite 76 Zeile 20 v.o. Abweichung der Herbsttemperatur +0,59 statt 00,69. Ebd. Zeile23v.o.10jährige mittlere Jahreswärme 60,81 statt 60,89. Ebd. Zeile 24 diesmalige Abweichung im Kalenderjahre 00,76. Ebd. Zeile 25 en ” „ meteorolog. Jahre 09,51. Ferner im Januarbericht 1868: Seite A. Zeile 25 mittlere Temperatur der Tage von 26—30. Januar der Jahre 1851 —64: —0°,48 (statt 0°%,48) und die Abweichung im Jahre 1868: --1°,58 (statt 0,62). Im Februarberichte 1868: Seite G. Die geringste mittlere Tageswärme fand statt am 9. (0,7) nicht wie dort fälschlich angegeben am 12. (10,9). Die durchschnittliche Himmelsansicht war „trübe (7)“ nicht ,„(4),“ wie Z. 3 v. u. steht. Im Januarheft: Seite 30 Z. 3 v. o. Chautard statt Chaudart. Feitschrift für die (Gesammten Naturwissenschaften. 1868. April. AR IV. Gewichtsverlust des eigenen Körpers bei ver- minderter Nahrungszufuhr von C. Giebel. Versuche mit dem eigenen Körper haben den grossen Vorzug vor denen mit andern, dass man die Gesammtthätig- keit des Körpers und die seiner einzelnen Organe gründlicher und sicherer kennt und dass ferner auch den Beobachtungen selbst der höchste Grad der Zuverlässigkeit gegeben werden kann. Zur Ermittelung des eigenen Gewichtsverlustes stellte ich mit mir selbst einen achttägigen Versuch vom 23. bis 30. März an und schicke zur Beurtheilung desselben voraus, dass mein Körper mit all seinen Organen gegenwärtig im 48. Jahre zur völligen Befriedigung arbeitet, gewöhnliche Stö- rungen leicht selbst überwindet und erhebliche und gefähr- liche mich seit der Jugend nicht hat empfinden lassen. Ins- besondere glücklich fungirt mein Verdauungsapparat, da ich nie den Unterschied von schwer und leicht verdaulicher, von viel und wenig Speise empfunden habe und zu jeder Tages- und Nachtzeit beliebig essen und trinken kann. Nach un- unterbrochener 30- bis 40stündiger Eisenbahnfahrt mit nur einer Tasse Kaffee und ohne Schlaf kann ich mich unmittel- bar an den Arbeitstisch setzen und merke keine andern Fol- gen, als dass in nächster Nacht der Schlaf fester und um etwa zwei Stunden länger ist. Meine Hautthätigkeit und Bd. XXXI, 1868. Sr) 266 Wärmeproduction nöthigt mich im Winter in einfachem Tuch- rocke und eben solchen Beinkleidern zu gehen und erst wenn das Thermometer mehrere Grade unter Null sinkt, tritt ein Ueberzieher in Dienst. Für den in Rede stehenden Versuch kam es mir ganz besonders darauf an in meiner gewohnten Thätigkeit zu. be- harren, und die Funktion der einzelnen Organe in keiner an- dern Weise zu stören als eben durch verminderte Nahrungs- zufuhr. Ich arbeitete langsam an zwei leichten literarischen Werken, quantitativ bemessen täglich nicht ganz 16 Druck- seiten vom Umfange dieser Zeitschrift, und zwar früh von 51/ bis 8 Uhr im ungeheitzten Zimmer bei 10 bis 11° R. jedoch im Schlafpelz, die übrige Tageszeit bis 12 Uhr Abends bei 13 bis 15° Zimmerwärme Mein Aufenthalt im Freien be- trug ausser dem unten besonders angeführten Spaziergange täglich nur etwa 1) Stunde für die nothwendigen Wege. Das gewohnte Rauchen (Pfeife oder Cigarre) setzteich kein Stunde aus, dagegen war für den üblichen Mittagsschlaf keine Be- dürfniss vorhanden, da die Magenthätigkeit den übrigen Kör- per nicht erschlaffte. Der Puls erhielt sich bis zum vierten Tage, der voller Hungertag war stets auf der normalen Höhe von 68 Schlägen in der Minute, dann trat die unten näher angegebene Steigerung ein. Doch habe ich gleich erhebliche Störungen im Pulsschlage auch zu andern Zeiten bei sonst regelmässigem Leben beobachtet und möchte die hier einge- tretene Steigerung nicht mit Bestimmtheit auf die verminderte Nahrung deuten. In dem mit einer Decimalwage abgenom- menen Körpergewichte kommen Ungenauigkeiten bis zu drei Loth vor, die Zu- und Abgänge mit einer sichern Tafelwage gewogen sind bis auf !/ı Loth genau angegeben. Uebrigens betreffen jene Ungenauigkeiten nur einige wenige Zahlen. Für die chemische Beurtheilung der aufgenommenen Speise bemerke ich, dass unter fester Nahrung Rind- und Kalbifleisch, auch gekochte Eier, Eierkuchen, Brod und wenige Kartoffeln begriffen sind, unter flüssiger gewöhnlicher Kaffee und Thee und Suppe von Bouillon mit Reis, letztern habe ich mit einem Loth vom Teller in Abzug gebracht und der festen Nahrung zugerechnet. Nachdem ich am 22. März das Abendessen ganz ausge- 267 setzt und am 23. in den üblichen Mahlzeiten 30 Loth fest& und 52 flüssige Nahrung genommen hatte, betrug Abends 10 Uhr das Körpergewicht 1491/ıPfd. Dasselbe sank bis andern Morgens um 6 Uhr auf 148 Pfd. 17 Lth., bis 1 Uhr Mittags auf 147 Pfd. und stieg Abends um 10 Uhr wieder auf 147 Pfd. 25 Lth., also binnen 24 Stunden ein Verlust von 1 Pfd. 121/, Lth. Aufgenommen wurden Vormittags nur 11 Lth. Kaffee, dann zwischen der.Mittags- und Abendwägung 37 1/, Lth. feste und 28 1/, Lth. flüssige, also am ganzen Tage 77 Lth. Nah- rung. Die Entleerung betrug an Urin während der Nacht 161/» Lth., Vormittags 18 Lth., Nachmittags und Abends 14 Lth., also überhaupt 481/, Lth., an festen Exkrementen 151/»Lth. Es wurden also 13 Lth. mehr aufgenommen als entleert, wonach der wirkliche Gewichtsverlust des Körpers auf 291/a Lth. sich stellt. Am 25. März 6 Uhr früh war das Körpergewicht auf 146 Pfd. 20 Lth. gesunken, aber gleichzeitig 191/, Lth. Urin entleert, also ein unwägbarer Verlust von 151/, Lth. Mittags 1 Uhr ging es auf 146 Pfd. 5 Lth. herab und stieg durch das Mittags- und Abendessen begünstigt bis 10 Uhr wieder auf 147 Pfad. Die Aufnahme betrug Mittags und Abends an Eiern, Fleisch und Brod 21!/» Lth., an Suppe, Kaffee und Thee 58 Lth. also insgesammt 791/, Lth., wovon 68!/, zwischen der Mittags- und Abendwägung genommen wurden. Die Entleer- ungen bestanden in 21 Lth. Urin und 12!/ Lth. festen Ex- krementen. Es waren also 35 Lth, mehr aufgenommen als durch Entleerung abgegangen, das Körpergewicht während dieser 24 Stunden aber um 25 Lth. gesunken. Am 26. März früh 6 Uhr stand das Körpergewicht auf 146 Pfd. 5Lth. und war da seit der letzten Wägung 13 Lth. Urin entleert waren, der unmerkbare Verlust während der Nacht 12 Lth. Die Mittagswägung um 1 Uhr ergab 145 Pfd- und die Abendwägung um 10 Uhr 144 Pfd. 20 Lth. Von letzteren sind 10 Lth. Thee vor der Wägung eingenommen, also der Verlust während 24 Stunden eigentlich 2 Pfd. 20 Lth. Ausser jenen 10 Lth. Abends gar keine Aufnahme und von den 2 Pfd. 20 Lth. Verlust kommen 21!/. Lth. auf den Urin, 19, 268 11/2 Lth. auf die festen Exkremente, so dass der unmessbare Verlust an diesem Tage 57 Lth. beträgt. — An diesem völlig nahrungslosen Tage, dem ein Abendbrod von einem Ei mit wenig Brod vorausgegangen war, arbeitete ich Vormittags wie gewöhnlich, ging Nachmittags 1!/, Stunde in frischer heiterer Frühlingsluft spazieren, welche Bewegung auf den Gewichtsver- lust ohne erheblichen Einfluss (von 1 Uhr bis 10 Uhr nur 20 Lth. Verlust) blieb, fühlte jedoch Abends keine Lust zum Ar- beiten und beschränkte dieselbe auf das Lesen eines Correk- turbogens. Der Puls stand Vormittags wie seither auf 68, stieg aber Abends auf 72 Schläge in der Minute. Irgend welche körperliche Unbehaglichkeit verspürte ich nicht, nur die Mü- digkeit stellte sich früher als gewöhnlich ein, so dass ich schon 101/, Uhr zu Bett ging und bis 51/ Uhr sehr gut schlief. Während der folgenden Nacht bis 6 Uhr früh sank das Körpergewicht auf 143 Pfd. 15 Lth., also um 35 Lth., wovon seit gestern Mittag 18 Lth. auf den Urin kommen. Der Puls zeigte 76 Schläge in der Minute und es stellte sich völlige Arbeitsunlust, jedoch ohne körperliches Unbehagen ein. Ich trank eine Tasse Kaffee 11 Lth. und da das Wetter regnigt und sehr unfreundlich war, blieb ich den ganzen Tag über ruhig in meiner Wohnung. Bei der Wägung um 1 Uhr fand sich nur eine Gewichtsabnahme von fünf Lth. Ich ass nach derselben einen Teller Bouillon mit Reis 161/s Lth. und 2Lth. Rindfleisch, und eine Tasse Kaffee 11 Lth. Damit kehrte die Arbeitslust wieder ein. Als Abendbrod nahm ich 3 Eier mit Brod 15 Lth. und nach Entleerung von 25 Lth. Urin von früh 6 bis Abends 10 Uhr betrug das Körpergewicht 143 Pfd. Der Pulsschlag stieg auf 80 in der Minute. Es war also bin- nen 24 Stunden das Körpergewicht um 1 Pfd. 20 Lth. her- untergegangen, wovon etwa 36 Lth. auf den Urin kommen, feste Exkremente waren nicht entleert. Aufgenommen waren 38!/, Lth. Flüssigkeit und 17 Lth. feste Nahrung also 551/2 Lth. Die erste Wägung am 28. März früh 6 Uhr ergab 142 Pfd. 20 Lth., also nur 10 Lth. Verlust während der Nacht. Obgleich ich an den beiden vorhergehenden Tagen weder Hunger noch Durst in dem Masse empfand, dass ich den Zu- stand unbehaglich nennen könnte und sehnlichst nach Speise und Trank hätte verlangen müssen, trat ich doch mit dem 269 28. nach der Frühwägung in meine sonstigen Rationen ein, ass nach dem Morgenkafiee von 11 Lth. eine belegte Butter- semmel 7 Lth. und arbeitete eine Stunde mit ungewöhnlicher körperlicher Anstrengung, welche bei der Mittagswägung 1 Pfd. Verlust (141 Pfd. 20 Lth.) zur Folge hatte. Das Mittagses- sen bestand in 11!/a Lth. Suppe mit Reis, 191/, Fleisch, Kar- toffeln und Brod und 11 Lth. Kaffee. Nach demselben stellte sich da der Verdauungsapparat wieder in volle Thätigkeit trat, auch sofort das Bedürfniss des gewohnten Mittagsschla- fes wieder ein und nach diesem ein so empfindlicher Durst, wie ich denselben nur auf schweisstriefende Exkursionen in der Sonnenhitze kenne. Ich stillte denselben nicht bis zum Abendessen, das ich aber um 7, statt wie gewöhnlich um 8 Uhr einnahm und zwar mit 6 Lth. Eier, 3 Lth. Fleisch und 10 Lth. Brod. Der dazu getrunkene Thee 171/a Lth. stillte den Durst nicht, ich trank nach dem Essen noch zweı Glas kohlensäurereiches Braunbier, mit welchem ich stets den im Win- ter sich selten, im Sommer häufiger einstellenden Durst lösche. Der Puls blieb bis Nachmittag auf der Höhe von 88 Schlä- gen in der Minute und war um 10 Uhr unregelmässig auf 74. Die Wägung um 10 Uhrergab 145 Pfd. 2 Lth. Körpergewicht. Während der letzten 24 Stunden erhob sich das Kör- pergewicht von 143 Pfd. aut 145 Pfd. 2 Lth bei einer Auf- nahme von 70Lith. flüssiger und 461/, fester Nahrung, von wel- cher in Abzug zu bringen sind 6 Lth. feste Exkremente und 39Lth. Urin, zusammen 45 Lth., so dass also der ganze Tages- verlust auf nur 4t/sLth. sich stellt. Die Frühwägung am 29. März gab 144 Pfd. 5 Lth. Körpergewicht, also 27 Lth. Ver- lust einschliesslich 10!/, Lth. während der Nacht entleer- ten Urins. Die Mittagswägung erwies nach einer Aufnahme von einer Tasse Kaffee 11 Lth. und einer Abgabe von 8!/s Lth. fester Exkremente und 10 Lth. Urin einen Verlust von 15 Lth., nämlich 143 Pfd. 20 Lth. Körpergewicht. Nach die- ser Wägung nahm ich das übliche Sonntags Mittagessen mit Braten, Compot, Desert, Wein etc. und das Abendbrod zu- sammen 52 Lth. feste und 59 Lth. flüssige Nahrung auf, ent- leerte 8 Lth. Exkremente und nur 12 Lth Urin. Die Wä- gung um 10 Uhr Abends stellte das Körpergewicht auf 145 Pfd. 22 Lth., also auf 2 Pfd. 2 Lth. Zunahme. 270 Nach diesem Tage mit reichlicher Zufuhr liess sich wäh- rend der Nacht keine Abnahme des Körpergewichts erkennen, denn mit 2 Lth. Exkrementen und 20 Lth. Urin während der Nacht betrug das Gewicht früh 6 Uhr 145 Pfd. Dasselbe sank bei Aufnahme von einer Tasse Kaffee 11 Lth. bis Mittag 1 Uhr um 12 Lth., stieg aber nach Aufnahme von 521/, Lth. fester und 38 Lth. flüssiger Nahrung Mittags und Abends und gleichzeitiger Entleerung von 7!/a Lth. Exkrementen und 221/ Lth. Urin bis Abends 10 Uhr auf 146 Pfd. 15 Lth. Während der acht Tage sank das Körpergewicht von 149 Pfd. 71/2 Lth. auf 146 Pfd. 15 Lth. also um 82 Lth. Aufgenommen wurden während derselben Zeit 227 Lth. feste und 337 Lth. flüssige Nahrung, zusammen 564Lith. Entleert wurden 61!/2 Lth. Exstremente 2771/2 Lth. Urin, zusammen 339 th. Die Aufnahme übersteigt die Entleerung um 225 Lth, von welchem Mehr 165!/, Lth. auf die feste und 59!/, Lth. auf die flüssige Nahrung kommen. Die ganze Aufnahme auf die einzelnen Tage gleichmäs- sig vertheilt beträgt für jeden Tag an fester Nahrung 323/ Lth., an flüssiger 481/, Lth. zusam- men 804/ Lth. die Entleerung an Exkrementen 85/, Lth., an Urin 39%/, Lth. zusammen 48?/; Lth. Also täglich mehr aufgenommen als entleert, feste Stoffe 225/; Lth., flüssige 8%/- Lth., zusammen 31?/ Lth. Der un- messbare Verlust von 821/, Lth. auf die Tage vertheilt giebt für jeden Tag 115/; Lth. bei 312/; Lth. Mehraufnahme als Entleerung. Der Gewichtsverlust von Abends 10 Uhr bis Morgens 6 Uhr stellt sich für die einzelnen Nächte also I. 20%/, Lth. wovon 16!/, Lth. Entleerung und 4!/, unsichtbarer Verlust II. 35 PR) PR 19!/a „ ” ” 151/a ” ”„ III. 25 D > 13 „ B) » 12 m) » V. 35 ” ” 18 „ ” ” 17 ” Dr) V 10 „ „ Soap ” 2} ” 10 „ >} VI. 27 ” ” 10%, „ „ ” 16!/s ” ”„ 271 Für die Vormittage stellt sich der Verlust I. 47 Lth., wovon 17!/, Lth. nachweisbar, also unsichtbar 29!/, Lth- II. 15 „ ” 12 ” ” ”„ E2) 3 ” III. 35 „» „ 10 ) ” „ ” 25 » vers „ » 0 „ „ ” ”„ EN 2) V. 30 ”„ „ 6%/a „ „ „ ” 231/a „ m15 „ „ 7%a 2) „ „ „ 71/2 ” YILI2 » 0 39 ” D 2 2 Am 4. und 7. Vormittage ist die Urinentleerung mit der bis Abend zusammengewogen. Ganz anders gestalten sich die Verhältnisse in der Zeit von Mittags 1 Uhr bis Abends 10 Uhr, in welche Mittags- und Abendessen fällt, nämlich 1. Tag Zunahme 25 Lth. bei 47 Lth. Mehraufnahme als Entleerung 2 „ ” 25 „ „ 48 ”’ 2) ” ” 3. „ Abnahme I0 „ „ 10 „ Aufnahme 4. » » 10 » » 21 ,„ Mehraufnahme als Entleerung 5. „.. Zunahme 102., „49 „ ss » „ 6. b}} „ 62 „ „ 91 E)] » ” „ U f) „ 57 „ ” 60%/a „ „ „ ” Für die ganzen Tage von Abends 10 Uhr bis wieder dahin ergeben sich 1. Tag Gewichtsverlust42'/, Lth. bei 13!/,Lth. Mehraufnahme als Entleerung 2.» ” 25 ” Ei 61/a DO „ ” > SR „ 70 „wovon 13 „, Entleeruug mehr als Aufnahme DR on 50 ,„ bei 141), „ Mehraufnahme als Entleerung 5. „Gewichtszunahme62 „ „ 7 „ “ » „ 6. „” „ 20 „ » 73 „ „ „ ” T. 1) „ 23 93) 491, „ „ 2 ” Die grossen Differenzen an den einzelnen Tagen und in de- ren gleichen Abschnitten zu erklären muss ich den Physiologen von Fach überlassen, ich erkenne in denselben einen neuen that- sächlichen Beweis für meine anderweitig schon mehrfach nach- gewiesene Ansicht, dass derOrganismusinseinenFunc- tionen ebensoweit von den strengen physikali- schen und chemischen Gesetzen sich frei macht wie erin seiner Gesammtform und in den Formen seiner Theile von den streng mathematischen Ge- staltensich entfernt. So wenig die thierische und mensch- liche Gestalt durch eine mathematische Formel sich darstel- len lässt, ebensowenig vermögen wir seine Thätigkeit nach blos physikalischen und chemischen Gesetzen zu bemessen. 272 Die Formen und deren materielle Grundlagen sind organische also durchaus eigenthümliche und in eben dem Grade eigen- thümlich ist die ihre Existenz bedingende Thätigkeit. — Der bequemeren Uebersicht wegen gebe ich zum Schlusse noch die Beobachtungstabelle. Tag und Stunde I in A in der Wägung Pfd. u. Lth. | feste flüssige feste Urin März. 23. h. 10 A. | le — — — os > 2 Se EREN 16/2 24. h. 6 148. 17 — — an _ == iz ad 10: | 18 — h.ıM 147. — — = Er — — a. os 5 14 — h. 10 A 147 25 _ — — — 25. RER IE Kt a: STIER 191/2 — h.6 V. 146 2 — — wer 8: _—..— 0m 12:/, | 101 nm 146 5 en a“ — = = — | 211 | 47 a — h. 10 4: 147. — —_ —_ _ 26. — — = —_ — 13 — h.6 V. 146. 5 — — ei arg —= —— ar 11), 81/2 —h.ıM 145. = —_ — u — — 10 = u — h. 10 A. 144, 20 — — — —_ 27. —_ — — 1 a3 18 —h6Y 143, 15 — — — —_ ga 1 pe Bin —h.ıM 143 10 = —_ — —_ —_ — 17 29%/, —— 25 — h. 10 A. 143 — a = 28. —_ 8% 12.» OR Ei nn a ar 7 11 6 18%/, —h.ı1M 14] 20 — — — — = er 391 | 59 1009. — h. 10 A. 145 2 _ —_ _ _ 29. _ —_ —_ —: yes 10%/g — h.6V. 144 5 — — —_ —_ — _ == 2b 81/, | 10 —h ıM 143 20 — — — — — — 52 59 8 12 — h. 10 A. 145 22 = — — — 30. — = os = 2 20 —h 6M 145. — _ au Mn en 1 1» 11 zu aA —h.ıM | 144. 18 — — | 38 7:/a | 221), — h. 10 A. 146. 15 = = == Gewichtsverlust —= 2. 2215 | 227 | »97 61!/, | 2771/a 273 Einfachste Darstellungsmethode der Glycolamid- säuren aus Monochloressigsäure von W. Heintz, (Aus den Annal. d. Chem u. Pharm. Bd. 145 S. 49 im Auszuge vom Verfasser mitgetheilt.) Zur Bildung der Glycolamidsäuren aus Monochloressig- säure verfährt man am Besten auf folgende Weise: Man theilt die Monochloressigsäure, welche zur Darstellung dienen soll, in drei annähernd gleiche Theile, bringt jeden dieser Theile in einen geräumigen Kolben, löst die Säure in beiden Kolben in Wasser und übersättigt die Lösung in dem einen Kolben sehr stark, in dem anderen nur schwach mit Ammoniak. Die Flüssigkeit in ersterem Kolben wird in einem Sandbade an- haltend gekocht, und zwar so, dass die Dämpfe durch einen umgekehrten Kühler, dann durch die Flüssigkeit in dem zwei- ten Kolben streichen müssen. Nach mehrstündigem Kochen bringt man an Stelle des ersten Kolbens den zweiten, an Stelle des zweiten den dritten und lässt wieder mehrere Stun- den kochen. Jetzt wird der Inhalt des dritten Kolbens eben so gekocht, während der erste zum Auffangen des überde- stillirenden Ammoniaks dient, und in dieser Weise fortge- fahren, bis der Inhalt jedes Kolbens 10 bis 12 Stunden ge- kocht hat. Um sich zu überzeugen, ob alle Monochloressigsäure wirklich zersetzt ist, werden Proben aus jedem der drei Kol- ben nach Fällung allen Chlors durch Silberlösung, Entfernung des überschüssigen Silbers durch Schwefelwasserstoff anhal- tendem Kochen der abfiltrirten, von Schwefelwasserstoff be- freiten Flüssigkeit mit chlorfreiem Aetzkali und nach Ueber- sättigung mit Salpetersäure mit salpetersaurem Silberoxyd versetzt. Dieses Reagens darf, wenn alle Monochloressigsäure zersetzt war, höchstens eine Opalisirung bewirken. Jetzt wird der Inhalt der Kolben gemischt, durch Auskrystallisiren der Salmiak möglichst entfernt und die syrupartige Flüssigkeit allmälig mit concentrirter Salzsäure versetzt. Nach einiger 274 Zeit wird sich, namentlich beim Schütteln, ein Niederschlag absetzen, der aus Triglycolamidsäure besteht. Wenn der Niederschlag sich nicht mehr zu vermehren scheint, so setzt man zunächst zu einer Probe der davon ge- trennten Flüssigkeit noch. etwas Salzsäure. Entsteht dadurch in der Probe ein neuer Niederschlag, so muss zu der ganzen Menge der Lösung noch mehr Salzsäure hinzugefügt werden, bis dadurch in einer Probe keine Fällung mehr hervorge- bracht wird. Ist dieser Punkt erreicht, so scheidet sich nach längerer Zeit die ganze gewinnbare Menge der Triglycolamidsäure aus, die abfiltrirt und mit kaltem Wasser ausgewaschen und durch Umkrystallisiren mit Thierkohle gereinigt werden muss. Nicht nur die Waschwasser, sondern auch die Mutter- laugen von der Umkrystallisation der Triglycolamidsäure müs- sen dem ersten Filtrat beigefügt werden. Denn wenn die Menge der angewendeten Salzsäure nicht viel mehr beträgt, als zur Abscheidung der Triglycolamidsäure erforderlich, so wird die Diglycolamidsäure durch diesen Ueberschuss an Säure nur von dem Ammoniak befreit, nicht aber in die leicht lösliche salzsaure Diglycolamidsäure verwandelt. Es scheidet sich dann mit der Triglycolamidsäure auch etwas der zwar leich- ter als diese, aber doch immer noch ziemlich schwer löslichen Diglycolamidsäure aus, die durch Krystallisation nicht bequem von der Triglycolamidsäure vollständig getrennt werden kann. Die gesammte Lösung wird darauf zur Abscheidung der Diglycolamidsäure mit Ammoniak schwach übersättigt und verdunstet, und nun so viel als möglich von dem neu gebil- deten Salmiak durch Krystallisation getrennt. Endlich wer- den die Mutterlaugen, aus denen der Salmiak möglichst rein abgeschieden ist, mit überschüssigem, frisch gefällten kohlen- sauren Zinkoxyd bis zur Trockne verdunstet. Sobald erneu- ter Zusatz von kohlensaurem Zinkoxyd und von kochendem Wasser keinen Ammoniakgeruch mehr hervorbringt, wird filtrirt, der Niederschlag mit kaltem Wasser ausgewaschen, dann in sehr viel Wasser vertheilt und in der Weise heiss durch Schwefelwasserstoff zersetzt, wie ich dies schon frü- her angegeben habe.!) !) Diese Zeitschrift 26. 494. 275 Die von dem diglycolamidsauren Zink abfiltrirte Flüssig- keit wird durch Verdunsten auf ein kleines Volum gebracht. Es scheidet sich dabei noch eine nicht unbedeutende Menge von diglycolamidsaurem Zink ab, das, wie oben angegeben, in Diglycolamidsäure verwandelt werden kann. Die davon ge- trennte, Chlorzink und Glycocoll enthaltende Flüssigkeit wird mit Ammoniak übersättigt, gekocht und das Zink iu der heis- sen Flüssigkeit durch Schwefelammonium gefällt. Nach dem Erkalten der Flüssigkeit wird filtrirt und der Niederschlag mit Schwefelammonium enthaltendem Wasser ausgewaschen. Durch das Erhitzen der Flüssigkeit vor der Fällung des Schwefelzinks durch Schwefelammonium wird der Uebelstand in etwas verringert, dass das Schwefelzink die Poren des Filtrums so verstopft, dass die Waschflüssigkeit nur äus- serst langsam hindurchfliesst. Noch mehr aber trägt dazu, dies zu vermeiden, bei, wenn man dafür sorgt, dass die den Niederschlag durchtränkende Flüssigkeit stets unzersetztes Schwefelammonium enthält. Das nun neben Salmiak noch Glycocoll enthaltende Filtrat wird mit einer bedeutenden Menge feins präparirter Blei- glätte (auf jedes Pfund angewendeter Monochloressigsäure etwa 1!/ Pfund Glätte) im Wasserbade unter häufigem Um- rühren bis zur staubigen Trockne verdunstet. Der Rückstand wird mit kochendem Wasser übergossen und durchgerührt, und endlich nach dem Erkalten der Flüssigkeit von dem Nie- derschlage getrennt. Darauf wird die in dieser Flüssigkeit enthaltene Verbindung von Glycocoll mit Bleioxyd durch Schwetelwasserstoff zersetzt, und das Filtrat nach dem Ver- dunsten unter Zusatz von etwas Ammoniak und Alkohol zur Krystallisation gebracht. Die geringe Menge noch vorhande- nen Salmiaks kann durch Umkrystallisation des ausgeschie- denen Glycocolls mittelst verdünnten Alkohols sehr leicht ent- fernt werden. Will man auch die kleine Menge Glycolsäure gewinnen, welche sich in dem unlöslichen Bleisalz befinden muss, so kocht man dieses mit so viel verdünnter Schwefelsäure, dass die Lösung etwas freie Schwefelsäure enthält, fällt die Spur gelösten Bleioxyds mit Schwefelwasserstofft aus, verdunstet 276 die abfiltrirte Lösung und neutralisirt sie endlich mit Kalk- hydrat. Durch Umkrystallisiren lässt sich der gebildete gly- colsaure Kalk leicht reinigen. Ueber die Einwirkung von Jodäthyl auf Glyco- coll- und Diglycolamidsäure- Verbindungen und eine neue Bildungsweise des Diäthylglycocolls und der Aethyldiglycolamidsäure von W. Heintz, (Aus den Ann. d. Chem. u. Pharm. Bd. 145 S. 214 im a mit- getheilt v. d. Verfasser.) In meiner Arbeit „über den Triglycolamidsäureäther, das Triglycolamidsäuretriamid und über die Constitution der Harnstoffe“ habe ich!) die Mittheilung von Versuchen ange- kündigt, die ich mit dem Zweck anzustellen beabsichtigte, das Oxäthylenammonamin, d. h. einen Harnstoff darzustellen, in welchem das Radical Carbonyl des Harnstoffs durch Ox- äthylen (E2H?0) ersetzt ist. - Ilauptsächlich standen zwei Wege zu Gebote, zu diesem Ziele zu gelangen, einmal den Monochloressigsäureäther mit alkoholischer Ammoniaklösung zu zersetzen, und dann der, den Aether des Glycocolls darzustellen und diesen durch al- koholisches Ammoniak zu zersetzen. Ersteren Weg glaubte ich vorläufig bei Seite liegen lassen zu dürfen, weil aus den Erscheinungen, die ich?) bei Untersuchung der Producte der Einwirkung von trockenem kohlensauren Ammoniak auf Monochloressigsäureäther beob- achtete, hervorgeht, dass dabei zwar Glycocolläther entsteht, nebenbei aber auch der Aether der Diglycolamidsäure und besonders viel von dem der Triglycolamidsäure, und dass weder aus diesem Gemisch der Glycocolläther noch auch aus 1), Diese Zeitschrift 29. 106. 2) Diese Zeitschrift Bd. 31 S. 181. 2 277 dem Gemisch der daraus durch Ammoniak erzeugbaren Amide das Glycocollamid leicht abgeschieden werden kann. Das kohlensaure Ammoniak wirkt, abgesehen von der Abschei- dung von Wasser und von Kohlensäure, durchaus, wie es von dem freien Ammoniak zu erwarten ist, nur würden bei Anwendung eines Ueberschusses des letzteren sich die Aether gar nicht bilden, sondern sofort die drei Amide, die dann nicht allein von einander, sondern auch von dem gebildeten Chlorammonium geschieden werden müssten. Die bei dieser Methode hiernach zu erwartenden Schwierigkeiten haben mich von der Benutzung derselben zu dem genannten Zweck abgeschreckt. Bei Anwendung der zweiten Methode war die Schwie- rigkeit, welche die Scheidung der Amide der drei Amid- säuren und des Salmiaks bietet, vermieden; denn bei der Einwirkung des Ammoniaks auf den Glycocolläther kann neben Alkohol nur das Glycocollamid entstehen. Sobald es gelungen ist, diesen Aether im Zustande der Reinheit dar- zustellen, hat die Darstellung des genannten Amids keinerlei Schwierigkeiten mehr. Allein es fragte sich allerdings, ob es möglich sein werde, diesen Aether zu erzeugen und rein zu gewinnen. Die Versuche, welche von Schilling!) einerseits, Kraut und Hartmann?) andererseits in dieser Richtung ange- stellt haben, sind nicht von günstigem Erfolge begleitet ge- wesen. Ersterer hat das Glycocoll selbst auf Jodäthyl und Jodmethyl einwirken lassen und dabei die Jodwasserstoffver- bindung von zwei Basen erhalten, die er nicht im freien _ Zustande dargestellt hat. Nur von der Aethylbasis giebt er an, dass sie, mit Silberoxyd aus der Jodverbindung abge- schieden, beim Eindampfen in wässeriger Lösung zersetzt werde, so dass Glycocoll wieder entsteht, ein Umstand, der allerdings darauf hindeutet, dass ihm die Jodwasserstofiver- bindung des Glycocolläthers vorlag. Nach den Versuchen vonKraut und Hartmann wird bei Einwirkung des Jodäthyls auf Glycocollsilber der Aether ‘) Ann. d. Chem. u. Pharm. CXXVII, 97*, 2) Daselbst CXXIII, 101*, 278 des Glycocolls ebenfalls nicht gebildet. Ja diese Chemiker sprechen es a. a. O. Seite 103 sogar als Factum aus, dass der Glycmäthyläther nur in Verbindung mit Säuren bestän- dig sei. Ungeachtet die hier entgegenstehenden Schwierigkeiten auch nicht unbedeutend erscheinen, habe ich, Angesichts der mir schon bekannten Schwierigkeiten der Trennung der Amide der Glycolamidsäuren von einander und vom Salmiak es doch vorgezogen, den Versuch zu machen, die Darstel- lung des Glycocolläthers zu erzielen, aus dem dann das Glycocollamid sicher und leicht darstellbar sein muss, weil die Unmöglichkeit der Existenz des Glycocolläthers durch die bekannten Versuche keineswegs erwiesen erschien, was ja übrigens auch selbst Kraut und Hartmann nicht be- hauptet haben. Freilich begannen bei meinen Versuchen die Schwierig- keiten schon früher als ich erwartet, da die Darstellung des Glycocollsilbers, welches mir zur Erzeugung des Glycocoll- äthers am Zweckmässigsten erschien, nicht so leicht ist, wie es nach den Arbeiten von Boussingault und Horsford erscheint. Kraut undHartmann machen auf diese Schwie- rigkeiten schon aufmerksam. { Durch Monochloressigsäure, wie in einem vorhergehenden Aufsatz (8.273) angegeben, rein dargestelltes Glycocoll wurde zum Zweck der Gewinnung des Glycocollsilbers in einer reich- lichen Menge Wasser gelöst und die nicht kochende. aber heisse Lösung mit der äquivalenten Menge frisch dargestellten feuchten, aber sonst reinen Silberoxyds versetzt. Das Silber- oxyd löste sich nicht auf, es schieden sich aber an der Ober- fläche der Flüssigkeit kleine Krystalle ab. Es wurde daher noch mehr heissen Wassers zugesetzt, um die Auflösung der abgeschiedenen Krystalle zu ermöglichen. Es war dazu eine sehr bedeutende Menge Wasser nöthig und doch war das Silberoxyd nicht in Lösung gegangen. Nachdem die Flüssig- keit zum Kochen erhitzt war, wurde filtrirt. Aber das Filt- rat trübte sich wieder, ehe noch Krystalle sich abschieden. Es erschien undurchsichtig und grau. So waren auch die Krystalle gefärbt. Um dieselben rein zu erhalten, muss man die Flüssigkeit erst filtriren, wenn sie fast erkaltet ist. Dann 279 scheiden sich bei der weiteren Abkühlung kleine farblose körnige Krystalle aus, die beim Waschen und Trocknen an der Luft sich im Dunkeln nur wenig grau färben, und welche die reine Silberverbindung des Glycocolls darstellen. 0,2431 Grm. derselben, die bei 100° C getrocknet waren, wobei ein nur ganz unbedeutender Gewichtsverlust stattgefun- den hatte, hinterliessen geglüht 0,1445 Grm. Silber, d.h, 59,44 pC. Die Rechnung verlangt 59,34 pC. Die pulverige Substanz, welche bei der Darstellung des Glyeocollsilbers ungelöst bleibt, ist nicht mehr Silberoxyd, sondern Silber. Sie ist nicht mehr braun, sondern grau und löst sich in Salpetersäure unter Entwickelung rother Dämpfe auf. Dass das Silberoxyd durch Glycocoll in der Wärme re- ducirt wird, ist weder von Boussingault!), noch von Horsford?) angegeben. Erst Kraut und Hartmann?) thun dieser Eigenschaft des Glycocolls Erwähnung. Ich habe mich überzeugt, dass bei mehrstündigem Er- hitzen einer Lösung von Glycocollsilber bis nahe zum Kochen letzteres vollständig reducirt wird. In der Lösung ist keine Spur Silber mehr enthalten. Aus der Lösung krystallisirt beim Verdunsten Glycocoll, das an seinen Eigenschaften leicht erkannt werden kann. Eine Stickstoffbestimmung ergab 18,75 pC.. Glycocoll enthält 18,67 pC. Stickstoff. Nachdem das Glycocoll herauskrystallisirt ist, bleibt ein syrupartiger Rückstand, aus dem durch Aetzkalk Am- moniak reichlich entwickelt wird. Das gebildete Kalksalz ist weder glycolsaurer noch diglycolsaurer Kalk, vielmehr ist es leicht löslich, färbt verdünnte Eisenchloridlösung tief roth und reducirt Silbersalze und Quecksilberchlorid. Die freie Säure ist flüchtig und hat ganz den Geruch der Ameisen- säure. Der Vorgang bei der Zersetzung des Glycocollsilbers durch Erhitzen seiner wässerigen Lösung ist also der, dass ein Theil des Glycocolls regenerirt wird, während ein anderer kleinerer in Ameisensäure und Ammoniak übergeht. Es bil- 1) Ann. de Chim. et de Phys. [3] I, p. 258°. 2) Ann, d. Chem. u. Pharm. LX, 36*. %) Daselbst OXXXLIII, 101*, 280 det sich aber auch etwas Kohlensäure, weil bekanntlich die Ameisensäure durch Silberoxyd zu Kohlensäure und Wasser oxydirt wird. Das Glycocollsilber ist in heissem Wasser nur schwer löslich, und noch schwerer in kaltem. Ich erwähne dies, weil nirgends sich darüber eine Angabe findet, Boussin- gault’s und Horsford’s Aeusserung aber, Silberoxyd sei in heisser Glycocolllösung leicht löslich, zu dem Irrthum ver- leiten könnte, die Leichtlöslichkeit sei eine Eigenschaft der dabei entstehenden Verbindung, was, wie gesagt, nicht der Fall ist. Die Kenntniss des Verhaltens des Glycocollsilbers in der Hitze ist wichtig bei Beurtheilung der Erscheinungen, die bei Einwirkung desselben auf Jodäthyl eintreten. Die geringe Ausbeute an ätherartiger Flüssigkeit, welche bei meinen in dieser Richtung angestellten Versuchen resultirte, erklärt sich zum Theil wenigstens dadurch, dass ein grosser Theil des Glycocollsilbers zersetzt wurde, bevor das Jodäthyl darauf einwirken konnte. Zu den Versuchen wurden gleiche Aequivalente Gly- cocollsilber und Jodäthyl mit absolutem Aether in Glasröhren eingeschmolzen und diese mehrere Stunden im Wasserbade erhitzt. Hierbei bildet sich aber nicht einfach Jodsilber und eine ätherische Lösung des Glycocolläthers, sondern es haftete am Glase eine grosse Masse fester, kaum krystallinischer, zum grössten Theil dick syrupartig erscheinender Substanz. Es gelang nicht, dadurch eine weitere Einwirkung zu erzielen, dass die Röhren noch einmal so in das Wasserbad gelegt wurden, dass die feste Masse über der ätherischen Flüssig- keit schwebte Nach Zusatz von absolutem Alkohol verän- derte sich dem Anschein nach die Masse bei mehrstündiger Einwirkung der Wasserbadhitze ebenfalls nur wenig. Es hat- ten sich nur deutlichere Krystalle gebildet. A. Die von der festen Substanz getrennte alkoholisch- ätherische Lösung hinterlässt beim Erhitzen in einem Paraffin- bade zuletzt bis 150° C. eine braune Flüssigkeit, welche im trockenen Luftstrom bei derselben Temperatur langsam. über- destillirt werden kann. Um den Aether und etwa noch vor- handenes Jodäthyl vollkommen zu entfernen, ist es nöthig, 281 bevor man das Destillat auffängt, lange Zeit Luft durch die bis 150° erhitzte Retorte bei ansteigendem Retortenhalse hindurchzuleiten. Die bis in den Hals der Retorte getriebe- benen Dämpfe der schwer flüchtigen Flüssigkeit verdichten sich hier wieder und fliessen in die Retorte zurück, während der Aether und das Jodäthyl von der Luft fortgeführt werden. Die Menge der so dargestellten farblosen Flüssigkeit betrug wenig mehr als 0,3 Grm. Mit der Zeit färbte sie sich wieder etwas gelb. Sie besass einen alkalischen, den Aethyl- aminen ähnlichen, aber nur schwachen Geruch und reagirte sehr deutlich alkalisch. In Wasser ist sie etwas löslich, und diese Lösung besitzt, wie die des Triglycolamidsäureäthers, die Eigenschaft, in der Wärme sich zu trüben, in der Kälte wieder klar zu werden. Ich habe diese Substanz der Analyse unterworfen, in- dessen Resultate erhalten, welche lehren, dass dieselbe der Aether des Glycocolls nicht sein kann. Die gefundenen Zahlen sind folgende: Glycocoll- Aethylgly- Diäthylgly- äther cocolläther cocolläther gefunden berechnet berechnet berechnet Kohlenstoff 56,01 46,60 £4 54,96 6 60,38 €8 Wasserstoff- 10,40 8,74 H9 9,92 E13 10,69 H17 Stickstoff 9,12 13,59 N! 10,69 Ni 8,80 N Sauerstoff 24,47 31,07 92 24,43 92 20,13 92 100,00 100,00 100,00 1uV,v0. Ich vermuthe, dass die analysirte Flüssigkeit ein Ge- misch war von Glycocolläther mit Diäthylglycocolläther, viel- leicht auch mit Aethylglycocolläther. Den directen Beweis hierfür vermag ich nicht zu liefern, weil durch die Analyse das sämmtliche zu Gebote stehende Material verbraucht war und ich bei späteren ähnlichen Versuchen immer nur Spuren dieser Flüssigkeit erhielt. Die Gründe, weshalb ich der er- wähnten Ansicht bin, werden im weiteren Verfolg dieser Ab- handlung entwickelt werden. B. Die von der Aetherlösung abgeschiedene Masse gab an kochenden absoluten 100procentigen Alkohol eine nicht unbedeutende Menge Substanz ab, die als ein brauner Syrup zurückblieb, als der Alkohol abdestillirt wurde. Dieser ent- hielt Jod, das durch Silberoxyd und Wasser entfernt wurde. Nach Abscheidung der geringen Menge gelösten Silbers durch Bd. XXXI, 1868. 20 282 Schwefelwasserstoff, wobei sich der Geruch nach Aethylami- nen entwickelte, wurde verdunstet und wieder ein gelblicher Syrup erhalten, aus dem sich Krystalle nicht abscheiden liessen. Kupferoxydhydrat wurde davon leicht zu einer aus- serordentlich tietblauen Flüssigkeit aufgelöst. Beim Verdun- sten dieser Lösung bildeten sich Krystalle von sehr tief- blauer Farbe, die im Wasser sehr leicht löslich waren, also nicht Glycocollkupfer sein konnten. Sie lösten sich aber auch äusserst leicht selbst in ganz absolutem Alkohol, und aus die- ser Lösung wurden sie durch Aether nur unvollkommen ge- fällt. Danach konnten sie nicht aus Aethylglycocollkupfer bestehen. Die angegebenen Eigenschaften sind aber die des Diäthylglycocollkupfers. Eine Kupferbestimmung der mehrfach unkrystallisirten Verbindung liefert den Beweis, dass dieselbe wirklich daraus bestand. 0,2998 Grm. bei 1150 C. getrockneter Substanz hinterliessen 0,0734 Kupferoxyd. Sie enthielt also 19,54 pC. Kupfer. Die Theorie verlangt 19,61 pC. Bei Gelegenheit der Untersuchung dieses Körpers ist es mir gelungen, seinen Gehalt an Krystallwasser genauer fest- zustellen, als mir!) früher möglich gewesen war. 0,3660 Grm. der nur 24 Stunden der Luft ausgesetzt gewese- nen Krystalle verloren bei 115° 0,0662 Wasser. . Die Menge des Krystallwassers beträgt 18,09 pC. Die krystallisirte Verbindung ist also gemäss der Formel eRr}H2ECUN?9! + 4H20 nz welche 18,23 pC. Wasser erfordert. C. Die von dem Alkoholauszuge getrennte Masse gab an Wasser noch eine bedeutende Menge Substanz ab. Die Lösung enthielt etwas Jod, das durch Silberoxyd entfernt wurde. Nach Abscheidung des geringen Quantums in Lö- sung gegangenen Silberoxyds durch Schwefelwasserstoft er- gab sich die Hlauptmasse des gelösten Körpers als Glycocoll, welches durch blosses Umkrystallisiren vollkommen gereinigt werden konnte. Es wurde an seinem süssen Geschmack, sei- ner Krystallform und an den Eigenschaften der daraus er- zeugten Kupferverbindung als solches erkannt. 1) Ann. d. Chem. u. Pharm. 140. 220*. 283 D. Der Rückstand endlich bestand im Wesentlichen aus Jodsilber, enthielt aber auch etwas metallisches Silber, da es beim Erhitzen mit Salpetersäure salpetrige Dämpfe entwickelte und sich in der erhaltenen Lösung etwas Silber vorfand. Nach diesen Beobachtungen ist der Vorgang bei der Einwirkung von Jodäthyl auf Glycocollsilber bei Gegenwart von Aether kein einfacher, theils weil das Glycocollsilber schon bei einer Temperatur, bei der der Austausch von Aethyl und Silber noch nicht leicht geschieht, eine Zersetzung er- leidet, durch welche Glycocoll und metallisches Silber einer- seits, Ameisensäure, Kohlensäure, Wasser und Ammoniak an- dererseits gebildet werden, theils weil hierbei eine in Aether nicht lösliche Masse entsteht, die zusammenklebt, dabei noch unzersetztes Glycocollsilber und Glycocoll einschliesst und vor der weiteren Einwirkung des Jodäthyls schützt; deshalb er- hält man Producte die eigentlich nur bei Anwendung eines Ueberschusses von Jodäthyl entstehen sollten, und das ist vielleicht mit der Grund, weshalb im Glycocollsilber nicht nur das Silber durch Aethyl ersetzt wird, sondern auch die bei- den extraradicalen Wasserstoffatome. Das Ammoniak aber, welches sich bei jenem Zersetzungsprocess bildet, geht zum Theil durch Einwirkung des Jodäthyls in Aethylbasen über, daher der Geruch der Producte nach diesen Basen, wenn sie alkalisch gemacht werden. Vergeblich habe ich mich bemüht aus dem Product der Einwirkung von Jodäthyl auf Glycocoll, welches v. Schil- ling untersucht hat, den Glycocolläther zu erhalten. An- statt des Alkohols, den v. Schilling angewendet hatte, war bei meinem Versuch absoluter Aether den beiden Körpern beigemischt worden. Es fand sich aber, dass dieser Aether nur sehr wenig Substanz aufgenommen hatte, und diese war zudem jodhaltig. Als der Aether mit Silberoxyd geschüttelt, filtrirt und durch Chlorcalcium entwässert worden war, hin- terliess er beim Destilliren nur eine sehr geringe Menge Rückstand. Als auch die rückständige feste Substanz mit Aether und Silberoxyd geschüttelt wurde, nahm dieses Lö- sungsproduct nur Spuren organischer Substanz auf. Der Versuch, das bei 120% C. getrocknete Glycocoll- 20 * 284 kupfer durch die äquivalente Menge Jodäthyl bei Gegenwart von metallischem Kupfer und Aether unter Bildung von Ku- pferjodür in den Glycocolläther zu verwandeln, gelang nicht. Bei 100° C, fand gar keine Einwirkung statt. Bei höherer Temperatur trat Braunfärbung unter Bildung von Gas ein, welches mit leuchtender Flamme brannte. In dem Aether war nur eine sehr kleine Menge Substanz enthalten. Die Producte schienen dieselben zu sein, wie die bei Anwendung des Glycocollsilbers erhaltenen. Auch ein Versuch mit Glycocollblei führte nicht zu bes- seren Resultaten. Er bestätigt und erweitert nur die mittelst des Glycocollsilbers erhaltenen. Die Darstellung des Glycocollblei’s ist nicht schwierig, wie dies schon Boussingault!) angiebt. Man hat nur Glycocoll mit Bleioxydhydrat und etwas Wasser zu kochen und die heiss filtrirte Flüssigkeit vor der Kohlensäure der Luft geschützt erkalten zu lassen. Die Krystalle des Glycocollblei’s verlieren bei 100°C. ihr Krystallwasser. Um aber die Zersetzung desselben durch die Kohlensäure zu vermeiden, muss das Trocknen in einem koh- lensäurefreien Luftstrom geschehen. Schmilzt man die so getrocknete Verbindung mit der äquivalenten Menge Jodäthyl und absolutem Aether in Röhren ein und erhitzt man die Mischung im Wasserbade, so bildet sich auch in diesem Falle eine zusammengeklebte halbfeste Masse, die von gebildetem Jodblei gelb gefärbt ist, aber hier und da noch weiss er- scheint. Es enthält die Masse also noch unzersetztes Glyco- collblei. Um diess auch zu zersetzen, fügte ich bei meinem Ver- such Alkohol hinzu, und erhitzte wieder im Wasserbade mehrere Stunden. Dabei war aber die Zersetzung noch nicht vollendet. Denn die von dem Ungelösten abfiltrirte Flüssig- keit gab ein farbloses Destillat, welches viel Jod enthielt, Es war also offenbar noch Jodäthyl und daher auch Gly- cocollblei unzersetzt geblieben. Im Aether-Alkohol war über- haupt nur wenig nicht flüchtige Substanz gelöst enthalten, die nur zum geringsten Theil in reinem Aether löslich war. %) Ann, de Chim. et de Phys. [3] I, 263. 285 Dies war der Grund, weshalb ich die Operation der Erhitzung im Wasserbade, aber diesmal nach Zusatz eines Ueberschusses von Jodäthyl und von reinem absoluten Alko- hol, mit dem in Aether-Alkohol nicht gelösten Rückstande noch einmal wiederholte. Die feste Masse erschien nun rein gelb. Sie bestand aus Jodblei, welches durch eine gelbe krystallinische, an der Grenze der Flüssigkeitsschicht aus flachen nadelförmigen Kry- stallen bestehende Masse verkittet war. Beim Auskochen dieser Masse, zuerst mit der darüber- stehenden, Jodäthyl enthaltenden Flüssigkeit, dann mit abso- lutem Alkohol, resultirten rothe Flüssigkeiten, welche von dem schliesslich nur noch wenig organische Substanz an Wasser abgebenden Jodblei abfiltrirt beim Erkalten noch einen gel- ben Niederschlag von Jodblei absetzten. Die davon durch Filtration getrennte Flüssigkeit hinterliess beim Abdestilliren des Alkohols einen braunrothen Rückstand, der beim Erkal- ten kryslallinisch erstarrte. Zur weiteren Untersuchung dieser krystallinischen Masse wurde dieselbe in Wasser gelöst, wobei theils noch etwas Jodblei, theils eine braune organische Substanz in nicht gros- ser Menge zurückblieb; deshalb wurde die wässerige Lösung mehrfach mit Aether geschüttelt, welcher etwas freies Jod und die im Wasser nicht lösliche organische Substanz auf- nahm. Das Jod wurde dem von der wässerigen Lösung ge- schiedenen Aether durch Schütteln mit Quecksilber entzogen, endlich der Aether mit Chlorcaleium entwässert. Der nun nur schwach gelb gefärbte Aether hinterliess beim Abdestilliren nur eine kleine Menge nicht flüchtiger, allmälig festwerden- der Substanz, also keine ätherartige Flüssigkeit. Aus der wässerigen, durch Schütteln mit Aether vom freien Jod möglichst befreiten Flüssigkeit wurde durch Schüt- teln mit Silberoxyd das Jod, durch Schwefelwasserstoff die geringe Menge gelösten Silberoxyds entfernt. Die filtrirte Flüssigkeit besass stark alkalische Reaction, die jedoch bei längerem Erhitzen oder auch bei sehr langem Stehen in der Kälte vollständig verschwand. Durch Hindurchleiten von Luft wurde nur eine Spur basischer Substanz der Lösung ent- zogen und dem vorgeschlagenen Wasser zugeführt. In der 286 That ist es weder Ammoniak noch eins der Aethylamine, wel- ches die alkalische Reaction besitzt, sondern die aus dem Glyeocoll gebildete Substanz selbst reagirt alkalisch. Offenbar ist das Verhältniss hier dasselbe, wie bei dem weiter unten zu erwähnenden Aethyldiglycolamidsäureäther, der alkalisch reagirt, während die Aethyldiglycolamidsäure sogar saure Reaction besitzt. Gewiss war die Jodwasserstoffverbindung des Aethers entweder des Glycocolls oder Aethylglycocolls oder Diäthylglycocolls, oder aller drei gebildet worden, und bei Abscheidung des Jodwasserstoffs durch Silberoxyd hatten sich die Aether gebildet, die in Wasser gelöst erst nach und nach in die neutral reagirenden Körper Glycocoll, Aethylgly- coll, Diäthylglycocoll übergingen. Welche dieser Körper in der Lösung wirklich vorhanden waren, ergiebt sich durch folgende Versuche. Bei anhalten- dem Kochen derselben mit Kupferoxydhydrat entstand eine tief blaue Lösung, welche beim Verdunsten Glycocollkupfer absetzte. Die davon möglichst getrennte Flüssigkeit wurde zur Trockne verdampft und mit absolutem Alkohol kochend ausgezogen. Die Lösung war ausserordentlich tief dunkel- blau, wie die des Diäthylglycocollkupfers. Zur Reinigung diente der Umstand, dass diese Kupferverbindung selbst in ätherhaltigem Alkohol, wenn auch nicht in allen Verhältnis- sen löslich ist. Durch Zusatz des gleichen Volums Aether fällt noch ein flockiger Niederschlag von grünlicher Farbe. Die davon getrennte Flüssigkeit enthält das Diäthylglycocoll- kupfer. Dieses rein zu erhalten gelang nicht. Die äusserst tief dunkelblaue Lösung ging durch Verdunsten in einen blau- schwarzen Syrup über, der nicht in Krystalle verwandelt werden konnte. Durch allmäligen Zusatz von absolutem Aether zu der ganz concentrirten Lösung dieser blauen fast festen Masse entstanden ebenfalls nicht Krystalle; es fiel viel- mehr eine trübe dunkelblaue dick syrupartige Masse nieder. Gewiss krystallisirte das Diäthylglycocollkupfer, welches ohne Zweifel die Hauptmasse dieser Substanz bildete, nur deshalb nicht, weil es noch Verunreinigungen enthielt, welche die Krystallisation des so sehr leicht löslichen Körpers verhin- derten. 287 Zur weiteren Bestätigung dessen verwandelte ich diesen Körper dadurch in die Platinverbindung, dass ich das Kup- fer durch Schwefelwasserstoff fällte und die filtrirte Flüssig- keit mit Salzsäure und Platinchlorid versetzte und im Was- serbade möglichst vom Wasser befreite. Den Rückstand löste ich in absolutem Alkohol und fällte die Lösung mit absolutem Aether. Der flüssige Niederschlag, der durch Abwaschen mit absolutem Aether gereinigt worden war, wurde im Va- cuum zunächst von dem Aether befreit, dann in wenig Wasser gelöst und von Neuem im Vacuum verdunstet. Es bildeten sich dabei allmälig orangegelbe Krystalle, die von der dickflüssigen Mutterlauge abgepresst und analysirt wurden. 0,2460 Grm. derselben verloren bei 115° C. 0,0064 an Gewicht. Nach dem Glühen blieben 0.0731 Platin. Hieraus ergiebt sich ein Gehalt der analysirten Substanz an Wasser von 2,60 pC., an Platin von 29,72 pC. Das salzsaure Diäthylglycocollplatinchlorid enthält nach meiner ersten Untersuchung 2,60 pC. Wasser und 29,27 pC. Platin. Allerdings ist die gefundene Platinmenge fast um ein halbes Procent zu hoch ausgefallen. Es lässt sich dies aber auch nicht anders erwarten Denn die analysirte Verbindung war aus einer dick syrupartigen Mutterlauge herauskrystalli- sirt und von derselben, die sicher noch fremde Stoffe enthielt, nur abgepresst worden. Ich halte es durch diese Bestimmung für erwiesen, dass dieselbe im Wesentlichen aus salzsaurem Diäthylglycocollplatinchlorid bestand. Das im absoluten Alkohol unlösliche Kupfersalz musste noch Glycocollkupter vielleicht neben Aethylglycocollkupfer enthalten. Um dies festzustellen wurde ersteres, das in Wasser schwer löslich ist, durch Krystallisation möglichst ausgeschieden und die restirende Mutterlauge etwas verdünnt mit etwa dem gleichen Volum Alkohol gemischt. Das Filtrat hinterliess beem Verdunsten im Wasserbade nur eine kleine Menge einer tiefblauen Substanz, deren Lösung in Wasser im Vacuum verdunstet krystallinisch erschien. Wurden diese Kıystalle in einigen Tropfen heissen Wassers gelöst, so bil- deten sich beim Erkalten der Lösung nadeltörmige Kıystalle 288 von ganz dem Aussehen des Glycocollkupfers, Zwischen den feinen nadelförmigen Krystallen fanden sich etwas grössere prismatische Krystalle eingebettet, die man wohl für das Aethylglycocollkupfer hätte halten können. Allein der Um- stand, dass durch Anrühren derselben mit kaltem Wasser gerade sie ungelöst blieben, lieferte den Nachweis, dass sie aus diesem Körper, welcher viel leichter in Wasser löslich ist als Glycocollkupfer, nicht bestehen konnten, sondern nur etwas grössere Krystalle von letzterem Körper waren. Auch aus der von diesen Krystallen getrennten Mutter- lauge gelang es nicht, Aethylglycocollkupfer abzuscheiden. Zur Trockne verdunstet liess sie einen Rückstand, der zum Theil in einer geringen Menge absoluten Alkohols löslich war, zum Theil sich darin nicht löste. Da Aethylglycocollkupfer in diesem Lösungsmittel sehr schwer löslich ist, so konnte es nur in dem unlöslichen Theile enthalten sein. Dieser aber bestand noch aus Glycocollkupfer, wie seine Schwerlöslichkeit und die Form der Krystalle ergab. Es ist mir hiernach nicht gelungen, unter den Umset- zungsproducten des Glycocollbleis durch Jodäthyl auch Aethyl- glycocoll aufzufinden. Ich halte es dessen ungeachtet tür wahrscheinlich, dass auch dieser Körper hierbei entsteht; wenn auch vielleicht immer nur in sehr kleiner Menge. Die Beobachtung, dass durch Jodäthyl das Glycocoll in Aethyl. und Diäthylglycocoll übergeführt werden kann, liess hoffen, in gleicher Weise aus Diglycolamidsäure Aethyldigly- colamidsäure bilden zu können. Der Versuch hat diese Ver- muthung bestätigt. Zunächst liess ich äequivalente Mengen diglycolamid- sauren Silbers und Jodäthyl bei Gegenwart von absolutem Aether im Wasserbade einwirken. Auch hier entstand, :wie bei den ähnlichen Versuchen mit Glycocollverbindungen, eine zusammengeklebte Masse, über welcher der gelb gefärbte Aether schwamm. Dieser Aether hatte aber organische Sub- stanz aufgelöst. Er wurde von der festen Masse getrennt und im Was- serbade abdestillirt. In dem abdestillirten Aether war kaum noch etwas Jodäthyl aufzufinden. Das Jodäthyl war also fast ganz zersetzt. Zu dem Rückstande von dieser Destilla- 289 tion wurde der Rückstand hinzugethan, welcher beim Ausko- chen der festen Masse mit einer kleinen Menge absoluten Al- kohols, Filtriren und Abdestilliren des Alkohols zurückblieb, weil er fast ganz gleiche Beschaffenheit hatte, wie jener. Je- ner Rückstand destillirte nicht über, als er im Wasserbade unter Hindurchleiten von trockener Luft erhitzt wurde. Nach- dem dadurch der Aether und das Jodäthyl vollkommen ent- fernt waren, wurde die Destillation bei 200 bis 2200 im Luft- strom eingeleitet. Die Flüssigkeit kam dadurch nicht ins Kochen, sondern ging nur sehr langsam über. Die so erhaltene Flüssigkeit war der nicht ganz reine Aethyldiglycolamidsäureäther, wie folgende Versuche be- weisen: Die Analyse der erhaltenen Flüssigkeit lieferte folgende Resultate: gefunden berechnet Kohlenstoff 53,46 55,30 10 € Wasserstoff 8,68 8,76 19H Stickstoff 6,80 645 ıN Sauerstoff 31,06 2949 40 100,00 111,00. Da sich bei der Untersuchung des Aethers fand, dass noch etwas Jod in Form einer Jodverbindung darin enthalten war, so schüttelte ich denselben in Aether aufgelöst mit Was- ser und etwas Silberoxyd, trocknete die Aetherlösung mit Chlorcalcium, entfernte den Aether im Wasserbade und Luft- strom vollständig und destillirte endlich die Substanz noch einmal bei 200 bis 220° im Luftstrom, Die Analyse ergab nun Folgendes: gefunden berechnet Kohlenstoff 55,78 55,30 10 € Wasserstoff 8,77 8,76 139 H Stickstoff 6,51 6,45 IN Sauerstoff 29,94 4949 49 100,00 100,00. Dass die analysirte Flüssigkeit im Wesentlichen aus Aethyldiglycolamidsäureäther bestand, dessen Formel ist: 290 21720) 62H N 621120) €2H3, C2H5 ergiebt sich daraus, dass durch Zersetzung derselben mittelst Barytsalz ein schwer lösliches Barytsalz entstand, welches durch verdünnte Schwefelsäure genau zersetzt eine Flüssig- keit lieferte, die Kupferoxydhydrat mit schön blauer Farbe auflöste, welche Lösung beim Verdunsten im Wasserbade ein nicht ganz leicht lösliches blaues, mikroscopische quadra- tische Tafeln bildendes Salz von der Zusammensetzung des äthyldiglycolamidsauren Kupfers absetzte. Das so dargestellte Salz, welches bei 110° kaum etwas an Gewicht verlor, lieferte folgende analytische Resultate: I. 1% berechnet Kohlenstoff — 32,00 32,36 6 € Wasserstoff —_ 4,15 404 9 H Kupfer 28,52 28,61 28,54 1 Cu Stickstoff — — 6,29 IN Sauerstoff — — 238,77 40 100,00, Der das Jodsilber enthaltende Rückstand, von welchem die ätherische Lösung des Aethyldiglycolamidsäureäthers ge- trennt worden, war noch sehr reich an organischer Substanz. Offenbar war die Umsetzung des diglycolamidsauren Silbers nicht beendet, da nur so viel Jodäthyl zugesetzt worden war, als nothwendig war zum Ersatz des Silbers durch Aethyl, während, wie die vorstehenden Versuche lehren, auch noch Wasserstoff ihm Platz gemacht hatte. Ich wollte ihn desshalb mit einem Ueberschuss von Jodäthyl und Aiko- hol vollständig zersetzen; allein durch einen unglücklichen Zufall wurde diese Absicht vereitelt. Darum musste ich eine neue Portion diglycolamidsauren Silbers mit überschüssigem Jodäthyl und Alkohol vollständig zu zersetzen suchen. 38 Grm. des Silbersalzes, 66 Grm. Jodäthyl und eine reichliche Menge absoluten Alkohols wurden in zugeschmol- zenen Röhren sechs Stunden im Wasserbade erhitzt. Auch 291 diesmal entstand eine zusammengeballte Masse, in der na- delförmige Krystalle eingebettet lagen. Die Masse wurde mit absolutem Alkohol, endlich mit Wasser ausgekocht, worin sich aber nur noch wenig auflöste Sämmtliche Rückstände dieser Auszüge wurden vereinigt zuerst in Wasser gelöst und mit Aether vielfach geschüttelt. Sämmtliche vereinigte ätherische Auszüge hinterliessen, nachdem sie durch Schütteln mit Quecksilber von etwas freiem Jod befreit und mit Chlorcalcium entwässert waren, nur eine unbedeutende Menge einer in der Kälte nicht flüs- sigen, sondern festen Substanz. Die wässerige Lösung wurde durch Schütteln mit Sil- beroxyd von dem reichlich darin enthaltenen gebundenen Jod, durch Schwefelwasserstoff von dem aufgelösten Silber- oxyd befreit und die klar filtrirte Flüssigkeit unter Zusatz von überschüssigem Barythydrat stark eingekocht. Es schied sich eine reichliche Menge eines schwer löslichen Barytsalzes ab, das von der Mutterlauge möglichst vollkommen getrennt wurde. Diese Mutterlauge lieferte, durch Schwefelsäure ge- nau zersetzt, beim Eindunsten schon an ihrer Form leicht erkennbare Krystalle von Diglycolamidsäure. Das schwer lösliche Barytsalz wurde genau so behan- delt, wie das gleiche, aus dem Aethyldiglycolamidsäureäther entstandene, und dabei eben dieselben Erscheinungen beob- achtet. Das erzeugte Kupfersalz war nicht ganz leicht löslich, krystallisirte durch Erkalten der kochend gesättigten Lösung nicht, und bestand aus kleinen mikroscopischen rechtwinke- ligen Täfelchen, die jedoch etwas grösser erschienen, als ich das äthyldiglycolamidsaure Kupfer bis dahin gesehen hatte. Diess erweckte schon in mir die Vermuthung, dass noch di- glycolamidsaures Kupfer beigemengt sei, das in ganz ähnli- chen, nur etwas grösseren, auch schwer löslichen rechtwinke- ligen Tafeln anschiesst, welche Krystallwasser enthalten. Bei 110° C. erlitt in der That das lufttrockene Salz einen Ge- wichtsverlust. 0,4104 Grm. desselben verloren bei 110°, zuletzt bei 1450 ge- trocknet 0,0322 an Gewicht. Der Rückstand hinterliess geglüht 0,1444 Kupferoxyd, 292 Nach diesen Resultaten besteht das analysirte Salz aus gleichen Aequivalenten von di- und von äthyldiglycolamid- saurem Kupfer, wonach es 7,95 pC. Wasser enthalten und 35,10 pC. Kupferoxyd liefern muss. Gefunden sind von je- nem 7,85 pC., von diesem 35,19 pC. Zur Scheidung der Diglycolamidsäure von der Aethyl- diglycolamidsäure verwandelte ich das Kupfersalz durch Schwefelwasserstoff in die freie Säure Durch Verdunsten der filtrirten Lösung im Wasserbade wurde ein Syrup erhal- ten, der in Alkohol sich nicht löste, auf Zusatz von etwas Wasser und Alkohol aber einen weissen krystallinischen Nie- derschlag absetzte. Diesen filtrirte ich ab und schied aus dem Filtrat mittelst Alkohol so viel von der in Alkohol nicht löslicken Substanz als möglich aus. Diese war in Wasser nicht ganz leicht löslich und besass alle Eigenschaften der Diglycolamidsäure, namentlich ihre Krystallform. Die von dem Alkohol aufgenommene Substanz gab mit Barythydrat im Ueberschuss gekocht, das öfters schon er- wähnte, schwer lösliche Barytsalz, welches gewaschen und in Kupfersalz verwandelt endlich eine Verbindung lieferte, welche alle Eigenschaften nicht nur, sondern auch die Zu- sammensetzung des äthyldiglycolamidsauren Kupfers be- sass. Bei 110° getrocknet verlor dieser Körper durchaus nicht an Gewicht und der Kupfergehalt war genau der des äthyl- diglycolamidsauren Kupfers. 0,2087 Grm. desselben gaben 0,0747 Kupferoxyd = 35,79 pC Die Theorie verlangt 35,73 pC. Aus diesen Versuchen ergiebt sich, dass wenn Glyco- coll oder seine Verbindungen mit Basen bei höherer Tempe- ratur der Einwirkung des Jodäthyls ausgesetzt sind, nicht nur das Metall, sondern auch der Ammoniakwasserstoff durch Aethyl ersetzt wird. Es widerstreitet diese Beobach- tung der Angabe von v. Schilling, der, als er Jodäthyl auf Glycocoll einwirken liess, die Bildung der Jjodwasser- stoffsauren Verbindung eines einfachäthylirten Glycocolls be- obachtet haben will. Ich glaube, dass meine Versuche be- weisen, dass, was er unter Händen hatte, ein Gemisch war 293 von jodwasserstofisaurem Glycocoll und von jodwasserstofi- saurem Diäthylglycocolläther. Bei der Zersetzung dieses Ge- misches durch Silberoxyd bildete sich dann das Gemisch von Glycocoll mit Diäthylglycocolläther, welcher letztere alkalisch reagirt: Beim Verdunsten der Lösung im Wasserbade ging dann dieser Aether in das nicht alkalisch reagirende Diäthyl- glycocoll über. Das immer nur eine kleine Menge des Glycocolls in eine äthylirte Verbindung übergeht, selbst wenn ein Ueber- schuss von Jodäthyl mit viel Alkohol zugegen ist, beruht darauf, dass aus einem Molecul Glycocoll drei, aus einem Molecul Glycocollverbindung zwei Molecule Jodwasserstoff entstehen, die sich mit dem Glycocoll verbindend die weitere Aethylirung desselben verhindern. Die Diglycolamidsäure verhält sich gegen Jodäthyl dem Glycocoll ganz analog. Wie aus diesem als Hauptproduct Diäthylglycocolläther entsteht, der zum Theil frei, zum Theil an Jodwasserstoff gebunden sein kann, so entsteht aus jenem als Hauptproduct theils freier, theils an die genannte Säure gebundener Aethyldiglycolamidsäureäther. - Als Nebenproduct wird in reichlicher Menge die Jodwasserstoffverbindung hier der Diglycolamidsäure, dort des Glycocolls erhalten. Ich kann nicht unterlassen, schliesslich dankend zu er- wähnen, dass ich mich bei vorstehender Arbeit der wirksa- men Hülfe meines Assistenten, des Herrn W. Lueddecke, zu erfreuen hatte. 294 Ueber die Ohrenrobben der Ostküste Süd- Amerika’s von H. Burmeister. Buenos Aires, Ende Januar 1868, Herr Prof. Peters in Berlin hat kürzlich (Sitzungs- Berichte der Kön. Akad. zu Berlin, von Mai und Nov. 1866) zwei Uebersichten der Ohrenrobben veröffentlicht und darin an mich indirekt die Forderung gestellt, manches über die an der hiesigen Küste vorkommenden Arten noch vorhandene Ungewisse durch umfassende Untersuchung derselben womög- lich zur Entscheidung zu bringen. Ich habe mich dieser Auf- gabe insofern unterzogen, als ich einen jungen Naturforscher, Herrn Dr. Maack aus Lauenburg, welcher hierhergekommen ist, um seine Fähigkeiten dem Museum von Buenos Aires zu widmen, in Begleitung des Schützen unseres Museums, Ja- comino Pozzi, an eine geeignete Stelle der Küste sandte, um die dort vorkommenden Ötarien zu sammeln. Das Resul- tat dieses Unternehmens reicht hin, die Artunterschiede und Altersstufen zweier Arten, welche dort allein auftreten, zur Genüge festzustellen und stehe ich nicht an, im Folgenden eine kurze Uebersicht dessen zu geben, was für die Wissen- schaft dabei erzielt worden ist. Zuvörderst einige Bemerkungen über die Oertlichkeiten, an denen die Otarien im Bereich der Küste von 34° bis 40° S. Br. sich besonders aufhalten. Es sind das vorzugsweise zwei Stellen, die beide von den hier häufigen Seehunden (lo- bos marinos der Spanier) ihren Namen bekommen haben. An der nördlichen Seite der Mündung des Rio de la Plata sind es die Islas de los lobos, in der Nähe von Maldonado, wo diese Thiere in so grosser Menge auftreten, dass sie seit der ersten Entdeckung einen Gegenstand der Jagd abgegeben haben; und weiter südlich, gegen den 38°, ist es die 150 Fuss hohe steile Felsenküste, welche hier als lobo corrientes ins Meer vortritt und zu deren beiden Seiten, auf den Tosca- Massen vor dem Ufer, die Tbiere sich so zahlreich nieder- 295 lassen, dass die Gegend darnach mit dem Namen der Lo- beria grande und Loberia chica belegt worden ist. Dahin, und zwar nach der ersteren sandte ich meine beiden Samm- ler, unterstützt durch das freundliche Anerbieten des Herrn Martinez de Hoz, denselben auf der dortigen Estanzia seiner Familie ein angemessenes Unterkommen anweisen zu wollen. Obgleich die Thiere an der bezeichneten Stelle zu hun- derten lagern, wie die Betrachtung derselben am Rande des steilen Ufers alsbald lehrt, so hält es doch sehr schwer, sie sich anzueignen, weil alle Mittel dazu fehlen. Zwar ist es leicht einige Individuen zu schiessen, nachdem der Schütze mühsam auf einem Tau auf steilem Pfade hinabgeklettert ist, aber der todte Körper bleibt dennoch unerreichbar; er fällt vom Tosca-Buckel, ‘worauf das Thier verendete, gewöhnlich ins Meer hinab und wird hier von seinen Cameraden, die schon den halbtodten blutenden Gefährten wüthend anfallen, als- bald förmlich zerrissen. Bleibt er aber auch wirklich auf dem Trockenen todt liegen, so ist es doch nicht möglich, ihn mit den vorhandenen Hülfsmitteln die 150 Fuss hohe Baranka hinaufzuschaffen, man müsste ihn unten abbalgen und zerle- gen, und dazu reicht die Zeit nur selten hin, bei der grossen Veränderlichkeit des Windes und Meeresstandes dieser Ge- gend. Darum konnte mein Schütze nur 2 Körper und 4 Schädel in seine Gewalt bringen; Herr Dr. Maack fand es zu gefährlich für sich, hinabzuklettern und ihm beim Abbal- gen hülfreiche Hand zu leisten; der arme Mensch konnte allein nicht mehr ausrichten, als was er gethan hat; wofür ich ihm gern dies öffentliche rühmliche Zeugniss ausstelle. Die beiden Arten, welche daselbst vorkommen, sind seit langer Zeit wohl bekannt, aber denuoch bis auf unsere Tage vielfach verkannt worden, weil bei der einen die individuellen und geschlechtlichen Verschiedenheiten sehr gross sind und von der anderen, viel selteneren Art nur wenige Bälge und noch dazu ohne Schädel in die Europäischen Museen gelangten, obgleich gerade sie des dichteren Pelzes wegen von den See- hundsjägern vorgezogen und häufiger nach Europa gebracht wird. Die erste, viel grössere und häufigere Art ist die wahre 296 Otaria jubata Forster’s, Buffon’s und der meisten späteren Schriftsteller. Forster hatte seine Exemplare in der Südsee nahe der Westküste Süd-Amerika’s beobachtet; viel später erst wurden Exemplare von der Ostküste Südame- rikas wissenschaftlich untersucht und bekannt gemacht. Fr. Cuvier, dem dies Verdienst zusteht, hielt diese Exemplare für eine besondere Art, die er sogar zu einer eigenen Gat- tung Platyrhynchus erhob und Otaria leonina nannte. Die Schädel, welche ich von unserer Localität vor mir habe, stim- men mit Cuvier’s Abbildungen gut überein, zeigen aber doch unter sich sowie mit den übrigen Abbildungen beiPan- der und D’Alton und iin G.Cuviers Ossem. foss. verglichen, erhebliche individuelle Abweichungen, welche ihrem wahren Werthe nach besonders dadurch in die Augen fallen, dass an der einen Seite eines meiner Schädel, welche von der andern Seite merklich verschieden ist, mehr Aehnlichkeit mit dem Cuvierschen Bilde, an letzterer mehr mit dem D’Altonschen sichtbar wird. Ich glaube daraus mit Recht folgern zu dür- fen, dass es eben nur individuelle Abweichungen sind, die wir wahrnehmen. Mit diesem Resultat ausgerüstet, ist kein Grund vorhanden, die Schädel, welche Blainville von der Westküste pl. Vl. seiner Ost&eographie abgebildet und Pe- ters als Otaria Godeffroyi von den Chincha-Inseln bekannt gemacht hat, für Repräsentanten verschiedener Arten auf- zufassen; auch sie stellen nur individuelle Abweichungen dar, welche schwerlich zur Aufstellung besonderer Rassen oder Va- rietäten ausreichen dürften, wenn von jeder Lokalität statt eines etwa !/a Dutzend Schädel zur Vergleichung vorlägen. Mein asymmetrischer Schädel unterscheidet sich von den Bildern Blainville’s und Peters’ durch beträchtlich schmä- lere Orbitalecken und durch deren abweichende Richtung, die nur an der einen Seite seitwärts an der anderen nach hinten geht. Dabei ist die auch in Blainvilles Figur angegebene Asymmetrie der crista verticalis viel grösser und die fossa temporalis der einen Seite, in Folge davon, viel weiter als an der anderen. Statt der breiten, abgeplatteten und sehr rau- hen erista oceipitalis, welche Blainville’s Figur darstellt, hat dagegen mein Schädel eine schmale, höhere scharfkantige crista mit vorwärts gebogener Richtung, welche in dem Pe- 297 ters’schen Bilde angegeben ist. Es würde zu weit führen, wollte ich alle einzelnen Aehnlichkeiten und Unterschiede in ähnlicher Weise besprechen; ich bemerke nur noch, dass die Form des Gaumens, wenigstens der hinteren Partie, warum es sich besonders handelt, ganz ähnliche Polymorphie er- kennen lässt. Mein einer Schädel ist in dieser Gegend noch breiter als Blainville’s Figur; der andere ähnelt mehr der schmalen Form von Ot. Godeffroyi, aber dabei hat jener Schä- del den letzten oberen Backzahn hinter dem Rande des proc. zygomaticus max. sup. gestellt, wie Ot. Godefiroyi, nicht mit ihm in gleicher Flucht, wie Ot. jubata Blainille’s. Alles in allem gerechnet, so geht mir aus der Vergleichung meiner Schädelmit den erwähnten, mir vorliegenden Abbildungen un- zweifelhaft hervor, dass alle zu einer und derselben Art ge- hören und es nicht möglich ist, die vorhandenen Unterschiede auf sichere Artcharaktere zur Unterscheidung mehrerer Spe- zies zurückzuführen. Dies gilt namentlich auch vom Unter- kiefer; der meines alten Schädels von der Ostküste gleicht völlig dem der Ot. Godefiroyi von der Westküste! — Alle besprochenen Abbildungen stellen nur männ- liche Schädel dar; der weibliche ist ganz anders gestaltet und namentlich, wie das ganze Thier sehr viel kleiner als das Männchen. Die einzige Figur eines weiblichen Schä- dels, welche ich kenne, ist die der Otaria Ulloae Tsch. in der zweiten Aufzählung der Arten von Peters. Nicht blos diese Figur, sondern auch die Beschreibung und Abbil- dung des ganzen Thieres in der Fauna Peruana, stimmt so vollständig mit dem alten in unserer Sammlung nunmehr auf- gestellten weiblichen Exemplar von der Loberia überein, dass eine Artidentität zwischen beiden Thieren nicht bezweifelt werden kann; ihre Vergleichung hat mir den ganz entschie- _ denen Beweis geführt, dass Otaria Ulloae das Weibchen von Otaria Godeffroyi oder in weiterer Ausdehnung das von Öt. jubata und O. leonina vorstellt und eben als besondere Art völlig unhaltbar ist. Beachte ich die ungemein vollständige Uebereinstimmung der Peters’schen Figur mit meinem weib- lichen Schädel, so muss ich annehmen, dass der Artcharak- ter an den weiblichen Individuen viel sicherer sich ausge- prägt hat, und den individuellen Verschiedenheiten nicht der Bd. XXXI, 1868. 21 298 Spielraum gegeben ist, wie wir ihn an den männlichen Schä- deln wahrnehmen; auch, meine ich, in völliger Harmonie mit der allgemeinen Erfahrung, dass die Männchen mehr zur In- dividualisirung geneigt sind, als die Weibchen überhaupt. Sonach ist Otaria jubata Forster’s und der übrigen Schriftsteller, welche ihm gefolgt sind, einerlei mit Ot. leo- nina F. Cuviers und seiner Nachfolger und dazu gehört Ot. Ulloae Tsch. und Peters als Weibchen. Ot. Godefiroyi be- zeichnet ein Männchen von ziemlich normaler Beschaffenheit und Ot. Byronia wird auch wohl so zu deuten sein; wenig- stens behauptet es Gray in seinem Cat. of Seals bestimmt. Ot. chilensis Müll ist der Jugendzustand dieser Art, die übri- gens, was Peters übersehen zu haben scheint, schon von Molina in seinem Compend. (I. 317. Nr. IV. der Spanisch. Edition) ausführlich und gut als Phoca leonina, mit Hervor- hebung des bedeutenden Geschlechtsunterschiedes beschrieben worden ist. Andere Nominalarten hier zu erwähnen ist un- nöthig, da Gray die Synonymie in seinem Catal. of Seals etc. pag. 59 ziemlich vollständig gegeben hat; er kannte die grossen individuellen Verschiedenheiten sehr wohl und drückt sich am Ende der Seite 58 gut darüber aus; Weibchen da- gegen scheint er nicht gesehen zu haben, was er im Vorher- gehenden über die Geschlechtsunterschiede der Schädel sagt, beweist mir, dass es kein weiblicher Schädel war, den er da- für hielt. Auch eitirt er Ot. Ullgae Tsch. bei Arctoceph. Falklandieus, pag. 56, wenngleich nur fraglich; was nicht der Fall sein könnte, wenn er gewusst hätte, dass eben diese Art das Weibchen von seiner Ot. leonina ist. Freilich kennen wir die Ot. Ulloae Tsch. sicher erst seit Peters den Schä- del derselben bekannt machte. — Die zweite Art halte ich für Phoca Falklandica Shaw, Arctocephalus Falklandicus Gray, Cat. af Seals pag. 55, wo- mit nach Herrn Peters Angabe, der Arct. nigrescens Gray ibid. 52. 4. zusammenfällt. Ich habe von dem Schädel des jungen 'Thieres unserer Sammlung in den Ann. and Mag. Nat. Hist. 1866. pag. 99 eine Abbildung und kurze Beschreibung gegeben, welche ich nunmehr durch Kenntniss eines alten männlichen Individuums von 5 Fuss Länge vervollständigen kann. — Das Thier ist nicht bloss specifisch, sondern eben 299 so gut generisch von Otaria s. pr. (Platyrhynchus Cuv.) ver- schieden und rechtfertigt die Aufstellung einer besonderen Gattung vollkommen; ob damit die übrigen von Gray zu Arctocephalus gebrachten Arten wirklich zu vereinigen sind, muss ich unentschieden lassen, weil ich keine derselben aus eigener Untersuchung kenne; doch scheint mir nach der Ab- bildung des Schädels in der Zool. Ereb. u. Terror 1. pl. XV. von Arctoc. Hookeri die Vereinigung dieser Art mit der meinigen in dieselbe Gattung wohl zulässig. Ganz gewiss aber steht die Otaria Philippii Peters meiner Ot. Falklandica so nahe, dass sie mit ihr in dieselbe Gattung gehört; identisch sind beide Arten aber nicht, sondern sehr gut unterscheid- bare Spezies. Indem ich mich auf die Abbildung des Schä- dels dieser Otaria Philippii in Herrn Peters erster Nach- richt beziehe, bemerke ich, dass der Schädel von Arctoceph. Falklandicus zwar ganz dieselbe allgemeine Form und Grösse besitzt, aber beträchtlich solider gebaut ist und andere Ver- hältnisse zeigt. Von oben gesehen fällt die breitere Form der Schnauze zwischen den Eckzähnen und die viel geringere Breite des hinteren Endes der Stirn da, wo im Innern die Siebplatte sich befindet, in die Augen. Auch sind die Joch- bogen stärker nach aussen gekrümmt und die Zitzenbeinecken hinter der Gehörsöffnung fast ebensoweit nach aussen verlän- gert, wie der arcus zygomaticus vortritt; womit Ot. Philip- pii im grellsten Widerspruch steht. Von unten betrachtet, ist eben diese Gegend des Schädels sehr viel breiter bei Arctoc. Falklandicus als bei Otar. Philippii, die basis cranii dagegen am Anfange des Keilbeinkörpers etwas schmäler; die Choanenöffnung ist in Folge dessen viel enger bei meiner Art, und die hamuli pterygoidei, welche in Peters Figur sich ein- wärts biegen, wenden sich bei Arct. Falkl. entschieden nach aussen. Auffallend verschieden ist die Platte des Gaumen- beins, denn sie reicht bei meiner Art bis zum vorletzten Back- zahn nach vorn und nimmt fast die ganze hintere Fläche des harten Gaumens ein. Endlich haben alle Backzähne, deren Zahl oben 6, unten 5 ist (nicht 5 in beiden Kiefern, wie bei Otar. Philippii) sehr deutlich, kleine, aber spitze Nebenzacken an der kurz. konischen Krone, und eine sehr dicke, richtiger breite, durch eine senkrechte Furche in zwei Wülste getheilte 21° 300 Wurzel, die an den zwei hintersten Zähnen beinahe von ein- ander gesondert sind. Auch sind die Eekzähne in beiden Kiefern sehr viel grösser an meiner als an der Peters’schen Art. — Verglichen dagegen mit den Maassen, welche Gray vom Schädel seines Arct. nigrescens im Catal. af Seals pag. 55 gegeben hat, so stimmen alle mit den Relationen meines Schädels genau überein, doch ist letztere um 2—4 Linien grösser nach den verschiedenen Richtungen; von den Dimen- sionen dagegen, die Herrn Peters’ Figur angie»t, sind die meines Schädels ganz verschieden. Ich setze zur Vervollstän- digung von beiden die Maassabnahmen in Millim. her. Arct. Falkl. Otar. Philipp. Totallänge des Schädels 0,238 0,235 Länge des harten Gaum. 0,113 0,110 Länge des Unterkiefers 0,160 0,150 Breite der Jochbogen 0,145 0,130 Breite der Zitzenbeinecken 0,140 0,114 Breite der Schnauze 0,058 0,046 Von anderen Unterschieden will ich nur noch hervor- heben, dass meine Art eine viel weitere Nasenöflnung und etwas kürzere vorn breitere Nasenbeine besitzt, als die von Peters aufgestellte und dass neben den hintern Enden der Nasenbeine ein spitzer Fortsatz des Stirnbeines in die Schnau- zenpartie vorspringt, welcher der letzteren Art fehlt. Auch ist der Höcker am vordereren Rande der Orbita, über der Thränenkanalsmündung sehr viel grösser und die Stirn vor der crista superciliaris viel breiter bei meiner Spezies. Da- gegen scheinen sich beide Arten äusserlich sehr ähnlich zu sehen, denn ich finde in Herrn Peters Beschreibung nichts, was sich nicht von meiner ebenfalls sagen liesse; nur das Rostbraune fehlt der letzteren; wo Herr Peters rostbraun an- giebt, färbt meine sich grau, mit bräunlichem Anflug. Die langen Ohren zeichnen übrigens meine Art sehr aus, sie mes- sen am frischen Thier 0,050 und sind in der Maassangabe bei Peters nur zu 0,035 angegeben, was vielleicht auf Rech- nung des Eintrocknens geschoben werden darf. Molina der wie ich annehme in seinem Compend. dela hist. geogr. et nat. de Chile I pag. 314. II. die Peters’sche Art unter dem Namen der Phoca porcina kurz, aber doch ganz kenntlich 301 beschreibt, hebt ebenfalls die langen Ohren hervor und sagt von denen der vorigen Art, wo sie nicht zugespitzt, sondern abgestutzt geformt sind, dass sie nur 6—8 Linien lang seien, während die Phoca porcina die längsten Ohren von den drei Arten Ohrenrobben besitze, welche er aufführt. Von der er- sten, die er Phoca Lupina nennt, hebt er mit Nachdruck her- vor, dass sie nur vier Zehen in den Vorderflossen habe, was auf die Ot. Philippii keine Anwendung findet. Nach ihm ist diese vierzehige Art die gemeinste im Chesnos-Archipel von allen, die Phoca poreina dagegen sehr selten. Mittheilungen. seine Ornis j Der ‚‚hängende Stein‘ bei Bludenz, und Flora. In dem, an historischen Erinnerungen so reicken Walgau — vallis Drusiana — durch welchen in wenig Jahren die pro- jectirte Eisenbahn von Feldkirch nach Innsbruck führen soll, um das von der übrigen Welt bisher so ziemlich abgeschlossene Vor- arlberg in nähere Berührung mit derselben zu bringen, fesselt ein, in südwestlicher Richtung vorspringender Ausläufer des „hohen Frassen“, der das Thal bedeutend einengt, unwillkür- lich die Blicke des Touristen, der von Feldkirch nach Bludenz reist. Dieses ist der Schmiedberg, dessen südwestlichster steil abfallender Theil — an dessen Fuss die Strasse von Ludesch nach Nüziders und Bludenz vorbeiführt — bei Jung und Alt unter dem Namen „hängender Stein‘ bekannt ist.) Diese Stelle nun ist in naturhistorischer Beziehung von grossem Interesse und ich wage es um so mehr, auf dieselbe *) Im engern Sinne kommt diese Benennung aber nur einem pittoresk gestalteten Felsblock zu, der südöstlich sich erhebt und ent- fernte Aebnlichkeit mit dem Kopf und Halse eines Kamceles hat, und jeden Augenblick auf den Vorübergehenden niederzustürzen droht, den aber die Anwohner lieber mit einem umgekehrten, himmelanstre- benden Stiefel vergleichen und die Sage daran knüpfen, dass, wer ein paar alte Schuhe von der Strasse aus auf diesen Riesenstiefel zu werfen vermöge, von oben herab ein paar neue Schuhe erhalte. Bis jetzt ist dieses Kunststück aber noch Keinem gelungen! 302 aufmerksam zu machen, als die projectirte Feldkirch - Bludenzer ‘ Bahn hart an derselben vorüberführen wird. Die Ornis des hängenden Steines ist zwar nicht von so hohem Interesse, dass sie allein schon eine Reise dahin lohnte. Doch finden sich auch hier einige seltene Arten, welche sonst nur im Hochgebirge — (dasselbe gilt zum Theile auch von den Pflanzen) — oder auch in den Thälern des benachbarten Kanton Graubünden angetroffen werden. Vor allem ist es die Felsen- schwalbe — Hirundo rupestris Scop. — welche die Aufmerk- samkeit des Ornithologen verdient, und in ziemlicher Anzahl je- den Frühling nistet. Ebenso nistete hier seit einer Reihe von Jahren die grosse Ohreule — Strix bubo L. — ob sie aber auch dieses Jahr wieder geschehen werde, ist sehr zu bezweifeln, da letztes Jahr einer von den alten Vögeln geschossen und die 2 Jungen ausgenommen wurden, von denen der eine noch gegen- wärtig am Leben*) und im Besitze des Herrn Fabrikanten Hu- ber in Nenzing ist. Hie und da sieht man am hängenden Stein auch den Alpen-Mauerläufer — Tichodroma muraria Ill. -— über welchen Freund Girtanner von St. Gallen eine eigene Monogra- phie veröffentlicht hat, wie auch jüngst über den Alpensegler — Cypselus alpinus Tem. — und nächstens mit einer solchen über die Felsenschwalbe in die Oeffentlichkeit treien wird, wodurch die bisher noch in ziemliches Dunkel gehüllte Naturgeschichte dieser Alpenvögel bedeutend aufgehellt wird. Wahrscheinlich ni- stet auch die Steindrossel — Turdus saxatilis L. — hier. Im Winter sieht man in den Klüften des hängenden Steines Schaaren der Schneedohle — Corvus pyrrhocorax L. — Ich zählte da- selbst den 9. Febr. dieses Jahres (1868 über 200 Stück. Auch die „Pernise® — Perdix saxatilis Meyer — dürfte zufälliger- weise hier getroffen werden, wenigstens wurden im letzten Herbst (October) nicht weit davon „auf Latz‘‘ 15 Exemplare beobachtet, die sich eigentliche Gänge in den Schnee gegraben hatten. Der Bergpieper — Anthus montanus Koch — ist im Herbste und Frühling hier nicht selten. Wenn nun der hängende Stein schon für den Ornithologen von einigem Interesse ist, so ist er es noch mehr für Botaniker. Die Pflanzen, die ich hier gefunden und von denen ich im Folgenden ein Verzeichniss mittheile, werden meine Behauptung bestätigen. Ranunculus aconitifolius L. Berberis vulgaris L. Turritis glabra L. Arabis hirsuta Scop. — Turrita L. *) Der jüngere wurde von seinem ältern Bruder aufgefressen! 303 Cardamine impatiens L, — hirsuta L. Sisymbrium Alliaria Scop. Häufig. Draba verna L. Cochlearia saxatilis Lam. Polygala Chamaebuxus L. Dianthus sylvestris Wolf. Saponaria ocymoides L. Sehr häufig. Moehringia muscosa L. Geranium sanguineum L. Trifolium montanum L. Doryenium suffruticosum Vill. Häufig bei der Ziegelhütte, Coronilla Emerus L. Prunus spinosa L. Potentilla verna L. (?) — caulcescens L. - Sedum album L. Häufig. — dasyphyllum L. Sparsam. Pastinaca sativa L. Laserpitium latifolium L. Chaerophyllum temulum L. Asperula cynanchica L, Bei der Ziegelhütte. Inula Conyza DC. Daselbst. Carduus defloratus L. weissblühend. — nutans L. Onopordum Acanthium L. In einer Felsenniesche 15 Exempl. Carlina vulgaris L. Hieracium staticefolium Vill. Ligustrum vulgare L. Anchusa officinalis L. Echium vulgare L. Verbascum Schraderi Meyer. — thapsiforme Schrad. = Lychnitis L. Digitalis lutea L. Veronica latifolia L. — hederifolia L. Euphrasia Odontites L. Thymus Serpyllum L. var. obtusangulus m. Calamintha Acinos Clairv. — officinalis Mörch. Nepeta Cataria L. am Fuss des eigentl. hängenden Steines. Teucrium Chamaedrys L. Globularia cordifolia L, Polygonum bistorta L. Euphorbia Cyparissias L. Pinus sylvestris und Abies L. 304 Orchis militaris L. auch weissblühend. Epipactis latifolia AN. — rubiginosa Gaud, — palustris Crtz. Convallaria polygonatum L. Anthericum ramosum L, Allium oleraceum L. — carinatum L. an der Strasse. Carex alba Scop. Sesleria caerulea Ard. Melica ciliata L. Bromus tectorum L. Pteris aquilina L. Asplenium Ruta muraria L. — viride Huds. Phegopteris Robertiana Al. Br. Viele der gemeinen Pflanzen sind hier nicht einmal berücksich- tigt. In unmittelbarer Nähe des hängenden Steines finden sich noch mehr oder weniger häufig: Astragalus Cicer L. und Lina- ria spuria Mill. — im Ludescher Feld; Aronia rotundifolia Pers., Phyteuma orbieulare L., Erica carnea L., Rhododendron hirsu- tum L. und Primula auriceula L. auf der Westseite des Schmied- bergs, hart an der Strasse; Sedum acre und sexangulare L. und Hippophae rhamnoides L. an und in der Ill., südlich vom hän- genden Stein; Primula offieinalis Jacq. und Orobanche minor Sutt. am östlichen Abhang des Schmiedbergs, erstere sehr häufig; Trol- lius europaeus L., Sisymbrium Thalianum Gaud., Silene nocti- flora L, Scorzonera humilis L., Ajuga genevensis L., Iris sibirica L., Selaginella helvetica Spring u.s. w. um Nüziders, 1/4 Stunde vom hängenden Stein. P. Th. A. Bruhin. St. Gerold b. Bludenz (Vorarlberg) d. 2. März 1868. Literatur. Meteerelogie H. W. Dove, der Schweizer Fön — Berlin bei Reimer 1868. — Nachtrag zur Schrift: Eiszeit Fön und Seirocco, Gegen diese Schrift (efr. Bd. 30, 498 dieser Zeitschr.) hat sich Herr Wild zu Bern in einer Festrede auf eine sehr sonderbare Art ausgesprochen und dieselbe unter Anderm als ein Pampblet be- zeichnet. Dove sieht sich daher veranlasst seine Meinung über Eis- zeit und Fön noch einmal und zwar wie früher zum grossen Theil durch Citate vorzutragen. Ueber die Eiszeit sagt Dove in einem Briefe an 305 Escher: ‚‚Jeder geologischen Revolution wird also eine atmosphärische gefolgt sein, und in diesem andauernden Kampfe warmer und kalter Luftströme können Niederschläge sich gebildet haben für deren Mäch- tigkeit uns jedes Analogon fehlt und können Schneemassen gefallen sein, deren Bewältigung lange Zeit erfordert hat. So habe ich mir die Entstehung von Eiszeiten gedacht, nicht etwa um eine volle Re- chenschaft zu geben von ihrer nähern Eigenthümlichkeit, sondern um für mich die Widersprüche zu mildern, in welchen die für die Abküh- lung der Erde sprechenden Zeugnisse zu den Spuren stehen, welche die früher enorme Gletscherbildung so unwiderleglich hinterlassen hat. In Bezug auf alle weiter gehenden Untersuchungen bin ich in- competent.‘“ — Dies nachträglich zu unserer frühern Anzeige, in der wir auf die Eiszeit gar nicht eingegangen waren. Die vorliegende Brochüre geht, wie auch der Titel sagt, hauptsächlich auf die Natur des Schweizer Föns ein, indem der Verf. noch einen letzten Versuch zu machen scheint, die „bodenlose Verwirrung“ die über die Natur desselben herrscht, aufzuklären; bisher ist ihm diess nämlich noch nicht gelungen, denn Herr Wild beglückt uns in seiner Festrede noch mit einer neuen Art dieses Windes, indem er davon spricht, dass „der gewöhnliche Aequatorialstrom von Scandinavien und der Nord- see her zu uns gelange und die Alpen von Nord nach Süd über- schreite.“ Auf den Inhalt der Entgegnung genauer einzugehen halten wir nicht für nöthig, da sie mit Ausnahme der persönlichen Angele- genheiten kaum etwas Neues enthält, die Schweizer Meteorologen werden daher wahrscheinlich ‚in dem tiefen Gefühle, dass die Schweiz ein rpartigs Ländli sei‘ dem Berliner Gelehrten immer noch zu widersprechen versuchen, wer soll denn, wie C. Vogt sagt, „unsern specifischen Schweizerschnee schmelzen, wenn uns unser specifischer Schweizerfön ins Schwarze Meer gedreht wird? Gegen solche Un- bill muss sich jedes patriotische Herz empören!“ (Cfr. Köln. Zeitung N. 111.) Schbg. O. Buchner, die Meteoriten in Sammlungen, dritter Nachtrag zu den gleichnamigen Werke d. Verf. (Leipzig 1863). — (Pogg. Ann. 132, 311—319.) v. Haidinger, die Meteoriten des kk. Hofminera- lien am 1. Juli 1867. — Eine Aufzählung der wichtigsten von den in den letzten 10 Jahren neu hinzugekommenen 99 Localitäten. (Ebda 175 —184.) Derselbe, dieLocalstunden von 178 Meteoritenfällen. Aus der Aufzählung des Verf. geht hervor, dass in den Stunden von 3U.Mg. — 9 U. Mg. 33 Fälle beobachtet sind, von 9U. Mg. — 3U. Nachm. 66, von da bis 9 U. Ab. 67 und endlich in den 6 Nachtstun- den nur 12. Auf die Zeit von Mittag 12 bis Ab. 6 U. kommen sogar 11. Verf. lässt es unentschieden ob diese grosse Differenz in der Natur der Meteoriten begründet oder nur durch die bessern Beobach- tungen bei Tage hervorgebracht ist. — (Elda 651-658.) K. Jelinek, normale fünftägige Wärmemittel für 306 80 Stationen in Oesterreich bezogen auf den Zeitraum 1848 —1865. — Die Pentaden sind dieselben wie die der Dove- schen Tabellen (1.— 5. Jan. u. s. w.); wir theilen beispielsweise die Zahlen für Wien mit: Januar Februar März April Mai Juni — 2,05 — 0,32 2,46 6,87 8,97 14,61 — 1,92 + 0,50 2,91 7,61 10,19 15,33 — 1,69 0,24 2,71 1,28 12,19 15,09 21T 0,13 2,66 7,24 12,15 14,74 — 0,65 0,45 3,95 8,25 12,75 15,69 — 0,60 1,59 4,75 8,74 13,21 15,20 Juli August September October November Decembr. 15,01 16,74 15,34 11,67 6,16 1,68 15,76 16,19 15,83 10,33 4,71 — 0,09 15,31 16,06 12,66 9,54 4,29 + 0,51 16,55 16,21 11,53 8,83 2,40 + 0,43 16,18 14,87 11,72 8,43 1,70 — 0,89 16,72 15,51 11,46 7,53 1,22 nl — 1,37 Diese Mittel sind also etwas höher als die von Dove aus 20 Jahren im vorigen Jahrhundert berechneten; cfr. diese Zeitschr. 1866, 28 Ss. 194—195. — (Hbda 192— 224.) E. Weiss, Bericht über dieBeobachtungen während der ringförmigen Sonnenfinsterniss am 6. März 1867 in Dalmatien. — Der Verf. berichtet, dass eine Expedition von Na- turforschern sich in die Zone der Ringförmigkeit der erwähnten Fin- sterniss begeben habe, theilt dann die Instructionen, welche für die Beobachter aufgestellt seien, mit; dieselben theilen die Arbeit in 4 Abtheilungen: 1) Beobachtungen mit dem Fernrohr; 2) Beobachtungen mit freiem Auge sowie an Thier und Pfianzenwelt; 3) meteorologi- sche und magnetische Beobachtungen; 4) Physikalische Beobachtungen (speetroscopische, photometrische und in Bezug auf Polarisation). Beobachter wurden auf 3 Stationen vertheilt, die Hauptstation wurde in die Centrallinie der Zone gelegt, eine an deren Nordrande, die andere an den Südrand, für dieselbe sind noch Specialinstructionen mitgetheilt und darauf folgen die Berichte selbst, die wir, da sie sehr umfänglich sind und meist aus beobachteten Zahlen bestehen, nicht mittheilen; die Berechnung der Beobachtungen zeigt, dass die vorausgegangene theoretische Rechnung sehr genau war. Der Schluss bildet eine Besprechung der Protuberanzen, welche auf einer Station beobachtet sind; es geht aus denselben hervor dass dergl. auch be- obachtet werden können, wenn keine Sonnenfinsterniss stattfindet und Weiss empfiehlt daher den Küstenbewohnern bei Sonnenauf- und Un- tergängen im Meere systematisch nach Protuberanzen zu suchen. — (&bda 905 — 944.) Schbg. 307 Physik. J.B. Baille, über die Veränderungen der Dispersion bei Flüssigkeiten durch Erwärmung. — Der Verf. hat seine Untersuchungen jetzt auf flüssige Substanzen ausge- dehnt; beim Wasser findet er, dass die Dispersion von 2°—5° C. fast constant bleibt und dann rasch abnimmt, das Maximum der Dichtig- keit hat keinen besondern Einfluss. Aus den gefundenen Zahlen hebe ich beispielsweise die folgenden heraus: Brechungsexponent Dispersion Natriumliniie D F—-C destillirtes Wassser 2,0 1,33482 0,00646 ab 40,5 1,33479 0,00647 „ 89,0 1,33461 0,00643 % 150,25 1,33392 0,00634 „ 100 1,31943 0,00485 andere Flüssigkeiten D-—t; F—D Schwefelkohlenstoff 14° 1,6309 0,0096 0,0247 S; 250 1,6248 0,0092 0,0244 desgl. mit Schwefel 14° 1,6917 0,0108 0,0285 gesättigt 240 1,6835 0,0102 0,0283 Glycerin 80 1,46796 0,00205 0,00572 990 1,44454 0,00208 0,00522 — (Pogg. Ann. 132, 319 — 320.) R. Rühlmann, Untersuchung über die Aenderung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichts im Was- ser durch die Wärme. — Nach einem kritischen Rückblicke auf die frühern hierhergehörigen Arbeiten und die verschiedenen Beob- achtungsarten beschreibt der Verf. seinen Apparat: im Wesentlichen ein Hohlprisma, in welches Wasser von verschiedener Temperalur ge- füllt wurde. Mit Hülfe eines Theodolithen, der zugleich als Prismen- träger diente, wurden die Winkel der kleinsten Ablenkung für die Linien des Lithiums, Natriums und Thalliums beobachtet, für jede Beobachtung der nicht ganz constante brechende Winkel bestimmt und daraus die Brechungsindices des Wassers für die einzelnen Li- nien und Temperaturen berechnet. Die mit aller Sorgfalt angestellten Beobachtungen zeigen dass der Brechungsindex des Wassers von 0—80° R. stetig abnimmt ohne bei dem Dichtigkeitsmaximum eine Abweichung von dem Aenderungsgesetze zu zeigen; die Fortpflan- zungsgeschwindigkeit nimmt also stetig zu. Die Aenderung des Bre- chungsindex mit der Temperatur lässt sich befriedigend ausdrücken durch die Formel x = a — bi? -+ ci‘, wo a, b und ce Constanten sind die für die 3 Linien besonders berechnet sind. Die Abnahme des Brechungsindex pro 1° ist in minimo 0,00005 (bei 0°—1°), in maximo 0,00028 (79°-80°) beim Lithium, 0,00026 beim Natrium 0,00022 beim Thallium. Die nach jener Formel berechneten Brechungsindices n selbst sind z, B. 303 Lithiumlinie Natriumlinie Thalliumlinie bei 00 1,33154 1,33374 1,33568 bei 10° 1,33123 .1,38342 1,33535 bei 200 1,33033 1,33250 1,33439 bei 40° 1,32690 1,32901 1,33081 bei 80° 1,31647 1,31853 1,32083 Diese Zahlen beziehen sich auf Wasser in Luft bei 7° and un- gefähr 335° Druck. Um die absoluten Brechungsindices zu finden hat man constant 9,00088 zu addiren. — Die Dispersion zwischen je zweien der 3 Linien wird durch eine ähnliche Formel ausgedrückt, sie ist zwischen Lithium - und Natriumlinie am geringsten bei 670,6, zwischen Natrium und Thallium 47°,1 zwischen Lithium und Thallium bei 52,6. — Die weitern Untersuchungen in Bezug auf die Dichte der brechenden Substanzen zeigen, dass die sogenannte brechende Kraft n®—1 dividirt durch die Dichte d nicht eine constante Grösse ist. Anch Schraufs Arbeiten über das Refractionsäquivalent erledigen sich durch die Bemerkung, dass weder 3eine „specifische brechende Kraft“ noch sein „specifisches Dispersionsvermögen‘* von der Tem- peratur unabhängig sind. — (Poyg. Ann. 132, 1—29, 177-203.) Schby. G. Quincke, optische Experimental-Untersuchun- gen: VIII. über die verschiedenen Methoden Lichtstrahlen interferi- ren zu lassen; IX. über den Jaminschen Compensator und eine neue Methode den Brechungsexponenten von Randgläsern für verschiedene Fraunhofersche Linien zu bestimmen; X. über Beugungserscheinun- gen die durch durchsichtige Lamellen hervorgebracht werden, XI. über eine neue Art von Beugungserscheinungen und die Phasenänderung der Lichtstrablen bei totaler und metällischer Reflexion. — Diese in- haltreichen Aufsätze lassen sich kurz nicht gut referiren, wir müssen also aufs Original verweisen. — (Poyy. Ann. 132, 29--75; 204--224; 321—371; 561—592.) L. Sohnke, über den Einfluss der Bewegung der Lichtquelle auf die Brechung. Kritische Bemerkungen zu der Entdeckung des Hrn. Prof. Klinkerfues. — Doppler hat darauf auf- merksam gemacht, dass von einer sich bewegendenLicht- (Schall-) Quelle nicht ebensoviele Impulse ins Auge (Ohr) des Beobachters gelangen, als von derruhenden, und hat den Schluss gezogen, dass die Wellen- länge des Lichts und somit die Farbe eine andere geworden sei. Dagegen hat Klinkerfues in den Göttinger gelehrten Anzeigen die Ansicht entwickelt, dass die Wellenlänge unverändert bleibe, und es ändere sich nur die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Phase (nicht mit der gewöhnlichen Fortpflanzungsgeschwindigkeit zu verwechseln). In Folge davon würde das ganze sichtbare Spectrum eine Verschie- bung erleiden, unter Anwendung eines achromatischen Prismas aber würde eine andere Brechung als bei ruhender Lichtquelle zu Stande kommen. Nach den Untersuchungen von Sohnke ist aber die Klin- kerfuessche Entwickelung nicht haltbar, vielmehr die Dopplersche An+ sicht aufrecht zu erhalten. — (Pogg. Ann. 132, 279-292.) Schhy. 309 E. Mach, über eine Longitudinalwellenmaschine. — Schon früher hat Mach die gew. Stossmaschine (eine Reihe elastischer Kugeln) als Modell für die Fortpflanzung der Schallwellen benutzt; dieselben wirken aber nur durch Stoss auf einander nicht durch Zug — um auch dies zu zeigen hat er jetzt statt der Kugeln Cylinder angewandt, die auf einer Holzbahn sich bewegen und durch schwache Federn lose mit einander verbunden sind. Durch Festhalten des letz- ten Cylinders und Benutzung von Cylindern von verschiedener Dich- tigkeit kann man die Reflexion der Wellen und die Bildung der ste- henden Wellen etc. zeigen. — (Poyy. Ann. 132, 174—176.) F. Kohlrausch, über einen selbstthätigen Regula- tor für den galvanischen Strom. — Enthält die genaue Be- schreibung der verbesserten Einrichtung des schon früher angezeig- ten Apparates: vgl. diese Zeitschr. 28, 42, — (Pogg. Ann. 132, 166 — 179.) Poggendorff, über die Wärmeentwicklung in der Luftstrecke electrischer Entladungen. — Die Untersuchun- gen wurden mit einer Holtzschen Maschine und einen in die Funken- bahn eingeschalteten Thermometer angestellt und zeigen, dass die directen Entladungen der Electrophormaschine am positiven Pol wär- mer sind als am negativen; 2) bei Polen von verschiedener Gestalt ist die Temperatur verschieden: bei Kugeln im allgemeinen desto grösser, je grösser ihr Durchmesser ist; bei Kegeln je stumpfer sie sind; 3) die Temperaturerhöhung scheint bei flüchtigern Metallen grös- ser zu sein als bei weniger flüchtigen. Weitere Versuche wurden an- gestellt mit Entladungen die auf verschiedene Weise modificirt waren, sie zeigten, dass bei der Entladung in compacten Funken oder bei Anwendung von Conductoren die Erwärmung im Ganzen genommen eine geringere ist als bei der Büschelentladung oder ohne Conducto- ren; dass dabei auch die polare Temperaturdifferenz eine umgekehrte ist, d. h, die Erwärmung am negativen Pole grösser ist als am po- sitiven; ferner dass die Wärmewirkung bei der Flaschenentladung im Ganzen viel geringer ist als bei der direceten Entladung und dass der negative Pol der wärmere ist. Die Flasche wirkt also ähnlich aber stärker als der Conductor. — (Poyy. Ann. 132, 107—133.) W. Beetz, über die electromotorische Kraft der Gas- batterie und die voltasche Polarisation. — Dieser Aufsatz ist gerichtet gegen einige Arbeiten des H. Gagain, der die frühern einschlägigen Arbeiten von Beetz nicht genügend beobachtet hat und dessen Resultate theilweise als neu hinstellt, theilweise denselben wi- derspricht. — (Pogg. Ann. 132, 456—464,) Chemie. C. Bischof, die Thone auf der Pariser In- dustrie-Ausstellung. — Die für Fabrikation feuerfester Steine geeig- neten Thonsorten waren in der Ausstellung unter den zahlreichen und mannichfaltigen von den verschiedenen Nationen ausgestelltenRohma- terialien so versprengt und zerstreut, dass eine vergleichende Be- schreibung derselben ausserordentlich schwierig wurde. 310 Nimmt man Classe 40 (Erzeugnisse des Bergbaues und Classe 65 (Material für Bauwesen) zusammen, so waren die einzelnen Na- tionen in folgender Weise repräsentirt. 1. Frankreich durch 7 Aussteller von schönen Kaolinen (ge- schlämmt und ungeschlämmt) und durch 3 von fetten feuerfesten Thonen, Fertige feuerfeste Fabrikate für metallurgische Zwecke, Glashütten etc. stellien aus 4 Fabrikanten. Diese bewährten sich bei der bei Gussstahlschmelzhitze ange- stellten Prüfung sämmtlich durch hohe Strengflüssigkeit. Unter den Kaolinen zeichnen sich aus: der Kaolin von Dutheil- let de Lamothe in St. Yrieix (Departem. Haute Vienne) in 2. Linie der De Veauce in Paris Kaoline des Collettes pres Lalizolle, Algier, die Analyse des letzteren ausgeführt in der Pariser &cole des mines ergiebt für das geschlämmte Material: Thonerde: 40,00 Kieselsäure:; 46,60 Kalk: 1,30 Glühverlust: 12,50 99,90 nebst Spuren von Eisen und Magnesia. Es kostet loco 19 Fres. die 1000 Kilogr. Eine 3. Sorte Kaolin aus der Bretagne, der durch Schlämmen fast rein weiss, in der Glühhitze sich graw und porös brennt besteht nach einer Analyse von Salvetat Thonerde: 37,66 Kieselsäure: 48,00 Eisenoxyd: 0,75 Kalk: 0,15 Magnesia; 0,48 Alkalien: 0,76 Glühverlust: 12,50 100,00 Von den fetten Thonen steht der von Pavia de Lavaigne in Viviers (Dep. Ardeche) obenan von hellbrauner Farbe, muschligen Bruch, glänzender Schnittfiäche, beim Reiben knirschend. 2. Belgien ist durch 13 Aussteller vertreten in den meisten Fällen aber durch das fertige Fabrikat, welchem nur selten der Roh- thon beigegeben ist. Die Fabrikate bestehen dem äussern Ansehen nach 1) aus tho- niger Grundmasse mit Chamottestücken von der Grösse einer halben Erbse; 2) aus kieselreicher Grundmasse mit Chamottestückchen 3) aus derselben Mischung nebst Quarzstückchen; 4) auch Steine, die we- sentlich aus Quarzsand bestehen, der nur durch Thon plastisch ver- bunden ist. Bei der Prüfung bewährten sich die kieselreichen beson- ders noch mit Feuerstein und Quarz versetzten am besten durch Strengflüssigkeit; in erster Linie die von Cambier a Boussu und Juis- seaux Vue & Beaudous pres Mons. 31l Dagegen die aus reiner Thonmasse (also 1) bereiteten halten sich nur vortrefflich bis zum Eintritt der Gussstahlschmiedehitze; in dieser aber schmelzen sie zu einer homogenen porigen Masse. Von den rohen ausgestellten Thonen entspricht keiner der Anforderungen der Feuerbeständigkeit bei Gussstahlschmelzhitze. 3. Preussen und die norddeutschen Staaten zählte 14 Aussteller, darunter einige nassauische und schlesische Thone, sowie Kaoline. Wir finden die früheren kurhessischen Thone, der Tigelthon von Grossalmerode, die Thone der Freiherrn von Waitz zu Hirsch- berg bei Cassel, ferner der Thon von Mehlem vom Rhein, also Ma- terialien die schon längst anerkannte Fabrikate liefern; 2 neue Thone vom Montabauer-Selterser Plateau, beide sandhaltig können diesen gleichgestellt werden. Bemerkenswerth sind noch die feinkörnigen dichten Sandsteine von graulichweisser Farbe von der Zeche Hibernia (Gelseachischen), die in stärkster Gusstahlschmelzhitze kein Zeichen der Schmelzung geben und aus einer mürben leicht zerreiblichen Masse bestehn. Die Schieferthone stellen sich im Allgemeinen bei der Prüfung als zu wenig strengflüssig dar. Auch die Kaoline schmelzen so- gar vielfach zu einem weissen oder grauen Glase zusammen. 4. Süddeutschland brillirt durch seinen berühmten Klingen- berger Thon, der allen übrigen Rohmaterialien voransteht; er ist eine - homogene zarte Masse von schieferblauer Farbe mit glänzender Schnittfläche und muschligem Bruch. 5. Oestreich. Stellt nur 1 Kaolin und 2 sogenannte feuer- feste Thone, Der geschlämmte Kaolin von Blazeck zu Pilsen ist weiss mit gelblichem Stich, er brennt in Gussstahlhitze weiss, schmilzt nicht völlig, wird aber porig. Eine chocoladenfarbene Thonmasse, Galizien, die durch ihr äus- sgrst geringes spec. Gewicht auffällt, schmilzt völlig zusammen. 6. Spanien liefert 2 Kaoline und 2 Thone, letztere auffällig streng flüssig am meisten die „terra blanche de Monte Rubio“ eine erdige Masse mit schiefriger Ablösung, die dunkelgefärbten Thone stehen in Strengflüssigkeit zurück. Der Kaolin, welcher Quarz und Glimmer führt, giebt durch Schlämmen eine weisse Masse, die in der Gusstahlschmelzhitze nicht schmilzt, sondern nur porös wird. 7. Griechenland: 3 Thonproben. 8. Russland: 1 Thonprobe. 9. Italien mit Kirchenstaat mit 2 Proben Kaolin und 2 Pro- ben Thon, die beste von diesen eine glimmerhaltige gelbgraue Thon- masse und Consolati bei Verona erscheint bei der Prüfung wie ein Kaolin 2. Qualität. 10. Türkei zahlreich vertreten aber durch wenig feuerbestän- dige Materialien, auflällig ist ein sogenannter Ziegelthon. 11. Nordamerika 2 Kaoline und 1 Thon. 312 12. Brasilien 1 Kaolin und 1 Thon; letztere aus dem usine imperiale de fer d’Ipaucma a San Paolo, dichte homogene Masse von gelblicher Farbe wie eine mit Sand versetzte Caolinmasse. 13. Grossbritanien zeichnet sich nur durch den weissen Kaolin von Martin freres und St. Austell von zartem Anfühlen mit Glimmerblättchen durchschossen, brennt sich rein weiss und wird nicht porös. Ein Stück des durch Feuerbeständigkeit weltberühm- ten Stourbridgethones von Perrens und Horrison aus der Steinkohlen- formation ergab merkwürdiger Weise bei der Prüfung ein sehr un- günstiges Resultat, was jedenfalls der Ungleichartigkeit des Thonla- gers, dessen verschiedene Lagen gemischt verarbeitet werden, seinen Grund hat. Die gesammten englischen Colonien lieferten 1 Thonprobe. — (Dingl. polyt. Journ. 186, 454.) B.D. Jährliche Quecksilberproduction. — Die Gesammt- production von metallischem Quecksilber auf der ganzen Erde lässt sich auf 61,000 Ctr. schätzen. Hiervon liefert Spanien 20,000 Ctr. Californien durch Neu Almaden 28,000 „, Andere Californische Gruben 7,500 „ Peru 3,000 „ Deutschland , Oesterreich und Frankreich 2,500 , Der Verbrauch, welcher wesentlich auf die Ausbringung von Silber und Gold hinauskommt, beträgt für Mexico, Peru, Chile, Bolivia jährlich zur Silbergewinnung 23,000 Ctr. Für China und Japan zur Zinnoberproduction und Silberproduction 10,000 Ctr. Australien und Californien zur Silber- und Goldgewinnung 6000 Ctr. Europa und Vereinigte Staaten 12,000 Ctr.; also geht aus den obigen Zahlen her- vor, dass bei einem Gesammtverbrauch von 51,000 Ctr. auf der alten und neuen Welt der Bedarf hinlänglich gedeckt erscheint. Br. Zoch, die Luftverschlechterung in Wohnräu- men durch künstliche Beleuchtung. — Erhellen wir unsere Zimmer durch künstliche Beleuchtung, so kommt diese in allen Fällen, gleichgültig ob wir Gas, Petroleum und sonstiges Mineralöl oder Rüböl anwenden, darauf hinaus, dass Kohlenwasserstoffe zur Verbrennung gelangen, deren Producte schliesslich Kohlensäure und Wasserdampf sind. Je mehr nun dieselbe mit Kohlensäure bereichert wird, um so tiefer wird sich ihr Werth für den Athmungsprocess herausstellen. Vorliegende Versuche bieten einen quantitativen Vergleich dieser Luftentwerthung bei Petroleum, Leuchtgas und Rübölbeleuchtung. Dieselben geben das Kohlensäurequantum in 100 Kubikmetern Luft bei einer erzielten Luftstärke von 10 Normalkerzen. Man gewinnt aber zugleich noch durch die weite- ren Beobachtungen die Ueberzeugung, dass noch andere kleine Um- 313 stände und der absolute Kohlensäuregehalt zur Athmungsbelästigung bei der künstlichen Beleuchtung beitragen. Brenndauer f. Petroleum für Leuchtgas für Rüböl aus Steinkohle 1 Stunde 0,0929 — 0,0708 — 0,0537 ar ORABEH ae 0134 0,1038 EN Dos 0.1190 Aa O181d0l — .,.0,1562.1. 12-46 0,1229 Es entwickelte also Petroleum bei gleicher Lichtstärke noch mehr Kohlensäure als das Leuchtgas und dieses mehr als Oel. Bei Pe- troleumbeleuchtung wird bei Zunahme auf 0,1779°/, unangenehm und beschwerlich, bei Leuchtgas weniger und bei Rüböl gar nicht. Dies hat seinen Grund wie ein geübter Geruchssinn leicht ermitteln wird in der Abgabe kleiner Mengen unverbrannter Kohlen- wasserstoffe an die Atmosphäre, welche bei Petroleumbeleuchtung besonders stattfindet selbst unter Voraussetzung der besten Lampen. Es geht ferner aus der Versuchsreihe hervor, dass bei densel- ben für alle 3 Beleuchtungsmittel die Kohlensäurezunahme nach 3stün- diger Brenndauer ihren Maximum-Höhepunkt erreicht hat; was sich natürlich bei verschiedenen Ventilationsverhältnissen verschieden ge- ıtalten muss. Für die Praxis folgt also, dass die gute Rübölbeleuchtung die atmosphärische Luft am wenigsten mit schädlichen Beimengungen belastet. Die Schädlichkeit der Petroleumbeleuchtung erscheint nach obigen Versuchen weit grösser als siein Praxi stattfinden wird, da man sich selten dieses Beleuchtungsmittels zu Brennvorrichtungen bedient, von welchen die obige Luftintensität (10 Kerzen) beansprucht und mithin das hierzu erforderliche namhafte Petroleumquantum consumirt wird. Anders ist dies bei Leuchtgas, von welchem gerade derartige An- sprüche gemacht werden. Dasselbe belästigt allerdings zunächst durch die unangenehm strahlende Wärme, den Attribut der Steinkohlengas- beleuchtung, aber auch durch die selbst durch gute Ventilation nicht ganz zu beseitigende Luftverschlechterung. — (Journ. f. Gasbeleuch- tung 1867, 401.) B. D. H. v. Abich, über die Naphtabezirke des nord- westlichen Kaukasus. — Während das Petroleumvorkommen auf der Süd-Ostseite des Kaukasus seit Jahrtausenden bekannt und seit vielen Jahren zur Deckung des örtlichen Beleuchtungsbedarfs benutzt ist, hat man die Erforschung des nordwestlichen Theiles dieses Ge- birges in der Absicht Naphtaquellen zu erschliessen erst seit 1863 mit Nachdruck in die Hand genommen. Nachdem innerhalb 3jähriger Arbeit sowohl auf der Halbinsel Kertsch wie auf der Halbinsel Ta- man unzählige kleine Naphta liefernde Brunnen angelegt, unter denen aber besonders der vom OberstNovazilzof bei Rudaka angelegte sich Bd. XXXI, 1868, 22 314 durch eine artesische Erhebung des erschlossenen Oelstrahles aus- zeichnete, ward Verfasser von der Hauptverwaltung des kaukasischen Gouvernements zur Bereisung des Terrains und vergleichender Un- tersuchung desselben veranlasst. Dieselben lassen sich etwa in folgendem zusammenfassen: I. Arbeiten auf der Halbinsel Kertsch. Hunderte von Bohrlö- chern auf dem eruptiven Schlammvulcanterrain sowohl in dessen Mitte wie in seiner Peripherie lieferten bei einer Tiefe von 20-70‘ bereits Naphta. Bei Tiefbohrungen von 100-440‘ ergab sich eine Ab- nahme der Naphta, dagegen eine Zunahme des begleitenden Ga - ses. In keinem Falle wurde die Naphta wieder erreicht, sondern stets die Fortsetzung der Arbeit durch das Ueberhandnehmen des Gasdrucks verhindert. Für die Praxis folgt daraus, dass hier auf Kertsch eine Naphtaproduction nicht durch Tiefbohrung, sondern durch gleichzeitige Anlage vieler Brunnen von 50 — 60‘ Tiefe zu erreichen ist. f II. Auf der Halbinsel Taman. Obwohl auch auf Taman selten die Tiefbohrung über 120—130’ ausgeführt, erhielt der Verfasser durch die Localbesichtigung die entschiedene Ueberzeugung, auf diesem Terrain müsste durch Tiefbohrung nach Art der artesischen Brunnen ein freiwilliges Hervorspringen des Naphtastrahles zu erzielen sein. Die Gründe für diese Annahme sind das auffällige constante Abfallen der bituminösen Schichten mit Neigung nach Norden und die breite synklinale Form der Thalebenen. Innerhalb dieser naphtaführenden Zone von Taman, welche 1865 von dem Stabscapitain v. Koschkul in der Länge von 169 Werst nachgewiesen war, lassen sich in der Richtung von NW nach SO fol- gende 4 Gruppen unterscheiden: 1) Das bei weitem wichtigste Glied dieser Zone auf der Nord- westspitze noch nordwestlich von dem Schlammvulkan „Schugo‘‘ bis zu 7 Werst breit, 22 Werst lang die Gruppe, welche in dem Thal Kudako (tartarisches Wort für Naphtathal) endet und 50 Quadrat- werst Naphtaterrain einschliesst. 2. Gruppe 53 Werst von Kudako entfernt das Asipsthal ohne bedeutende Breite, so dass alle Naphtavorkommen in einer geraden Linie lagern. f 3. Gruppe das Thal des Sups mit 10 Werst Länge ebenfalls linear gestaltet. 86 Werst von Kudako ist die Verlängerung von Gruppe 2. 4. Gruppe auf Taman zwischen den Flüssen Psihisch und Pschecha ist von der vorhergehenden durch ein 38 Werst langes naph- taloses Terrain geschieden und liegt 132 Werst von Rudako. Wie 1859 mit der Erbohrung der ersten artesischen Naphta- quelle durch Oberst Drake bei Titusville die Petroleumsforschung eine Aufnahme gewann, dessen Leidenschaftlichkeit nur in dem Gold- suchen auf californischem Gebiet ihres gleichen hat, so sah man die Naphtaterritorien des Kaukasus mit andern Augen an als Oberst No- f 315 vazilzof in dem Thal Kudako am 3. Februar 1866 bei 1231/,‘ Tiefe den ersten frei springenden Naphtastrahl erbohrt hatte. Verfasser dieses hat nun die geognostischen wie physikalischen Verhältnisse dieses durch seine höchst gewinnbringende technische Ausbeute aus- gezeichneten Vorkommens im Kudako einem Studium unterworfen, aus welchem sich auch für die übrigen Oelterritorien Schlüsse ma- chen lassen. Die Geschichte dieser berühmten Naphtaquelle von Kudako ist folgende: Die im Januar 1866 von Oberst Novazilzof begonnene Bohrar- beit ergab bei 40‘ Tiefe Naphta. Durch Ausschöpfen konnte man 120—160 Eimer täglich gewinnen. Bei 123!/,‘ Tiefe erhob sich ein 14‘ hoher Strahl, der 14 Tage ununterbrochen sprang und täglich 1500—1600 Vedro (& 27 Pfund) lieferte. Die nach dieser Zeit einge- tretene Verstopfung wurde durch Tiefbohren auf 182’ beseitigt, so dass am 4. März ein Strahl von 40‘ Höhe zu Tage drang. Das Bohr- loch lieferte in 24 Stunden 3000 Vedro. Am 11, und 18. März soll derselbe nachdem das Bohrloch 242° Tiefe erreicht 5090 Vedro ge- liefert haben. Es waren also 3 verschiedene Naphtaführende Eta- gen durchsunken, welche von einander je durch ein Sandsteinmit- tel geschieden waren. Physikalisch interessant ist die Temperatur des Gases und Naphtagemisches, welche constant 7?R. war also um 3° R. hinter der durchschnittlichen Bodentemperatur (bis 242° Tiefe) zurückblieb; eine Thatsache, welche wohl in der Bindung der Wärme, bei dem Abdunsten der Naphta zu erklären wäre. Dies Ab- dunsten wird natürlich durch die Vehemenz des durchströmenden Gasstrahles befördert. Innerhalb 57 Tagen hat die Production 82,452 Vedro (22200 Ctr.) = 55722 Pud erreicht, Das gleichzeitig austre- tende Wasserquantum betrug etwa 1/ des Oeles = 8675 Vedro — (2169 Cir.). Drei andere in der Nähe dieses Hauptbohrloches gesetzte Bohrungen lassen ebenfalls ähnliche günstige Resultate innerhalb der 1. Gruppe (von Kudako) erwarten. Ebenso wichtig erscheint die 2., weniger bedeutend die 3., da- gegen höchst interessant und zu Erwartungen berechtigt die 4. Gruppe besonders in dem Thale des Tschekoch 5 Werst vom Pschecha. Der Verfasser fasst schliesslich seine Ansichten über die Naphtagewin- nung in dem nordwestlichen Theile des Kaukasus in folgenden Sät- zen zusammen: I. Die Naphta tritt hier in sehr mächtigen der mittleren Ter- tiärformation angehörigen Schichten auf, deren untere Etagen thoni- ger Sandstein, deren obere Etage dunkler schiefriger Thon und tho- nig-sandige Schichten sind. Il. Man kann auf dem Terrain genannter 4 Gruppen das flüs- sige Bitumen überall vermuthen, freiwillige Naphtaquellen zeigen sich hauptsächlich in den rechtwinkelig auf die Hauptachse des Gebirges eingesenkten Querthälern. III. Die hervortreibende Ursache bei artesischer Erhebung ist 22 * 316 bei gleichzeitiger Mitwirkung des hydrostatischen Druckes der Gas- druck, welcher im Verlauf der Ausbeutung der Quelle abnimmt; ein Bohrloch, welches nicht mehr als Springbrunnen thätig ist, muss mit Pumpwerken versehen werden. IV. Die grösste Chance für artesische Erhebung ist da vorhan- den, wo die Bohrung am Fuss des Gebirges unternommen wird und um so grösser, je stärker das Fallen der Gebirgsschichten gegen den Horizont. V. In ebenen und schwach hügeligen Gegenden empfiehlt sich mehr die Anlage von Schachtbrunnen, wie sie ausser auf Kertsch auch auf der Halbinsel Apscheron von Mirsojef 1865 mit grösstem Erfolg angelegt sind. — (Bull. de la Soc. imp. de Moscow 1867, 289) B. D. Geologie. F. Zirkel, die mikroskopische Struktur der Leucite und die Zusammensetzung leucitführender Gesteine. — Sehr instruktiv zur mikroskopischen Untersuchung zeigt sich die Vesuylava von 1858, eine ziemlich compakte halbglasig aussehende Masse mit farblosen Leucitkrystallen. Als ihre Basis er- scheint im Dünnschliff ein reichliches schwach gelblichbraunes Glas, worin kreuz und quer lange dünne Nadeln und kurze Säulen liegen, die aber an beiden Enden eingerissen oder einfach gabelig gespalten sind. Die dicksten derselben wirken deutlich polarisirend, die dünnen zar- ten sind oft zu borstigen excentrischstrahligen Anbäufungen innerhalb des Glases gruppirt. Die bis 2“ starken Leuecitkörner sind bald einfache bald zusammengesetzte Krystalle; erste geben meist dicht- eckige Durchschnitte, doch auch abgerundete, letzte zeigen einsprin- sende Winkel verschiedener Form und Grösse. Bisweilen ist die Hälfte ein einfaches Individuum die andere Hälfte zusammengesetzt, aber auch in einfache Individuen springt bisweilen ein langer oder oder kurzer Glaskeil hinein. Die farblose wasserklare Leucitsubstanz ist stets von der gelblichbraunen Glassubstanz scharf geschieden. Stellenweise drängen sich die Leucite fest zusammen, ihre Grösse sinkt nicht unter 0,04 Millim. Sie sind überreich an umhüllten fremd- artigen Körnern. Zunächst schöne rundliche und eiförmige Glasein- schlüsse, vollkommen übereinstimmend mit der umgebenden Glas- masse, bis 0,105 Millim. lang und bis sehr viel kleiner. Viele zeigen ein oder mehrere dunkelumränderte Bläschen, die nach der seitheri- gen Annahme durch die Contraktion des innerhalb der Krystallsub- stanz eingeschlossenen Glasmagmapartikels während der Verfestigung desselben gebildet worden. Hiergegen spricht aber die bisweilen sehr abweichende Grösse der Bläschen, indem gleich grosse Glaspartikel die verschiedensten Bläschen aufweisen, es ist daher anzunehmen, dass meist schon das Bläschen in dem Glaspartikel präexistirt hat. Es scheint, dass dasselbe eigentlich den Glaseinschluss an seine Stelle geführt, dass es aus dem Glasmagma aufsteigend und sich während des Wachsthums des Krystalls an diesen heftend einen Partikel jenes Magma an sich gerissen hat. So erklären sich zugleich zwei andere Erscheinungen. Man findet nämlich Glaseinschlüsse auch mit blos an- 817 haftenden Bläschen und alle Uebergänge von Glaseinschlüssen mit winzigen bis mit übermässig grossen Bläschen. Die Glaseinschlüsse mit ihren Bläschen erweisen sich dadurch zweifellos als amorphe Masse, dass sie das Licht einfach brechen, erscheinen in der Masse des Leucits liegend bei gedrängten Nicols total dunkel, während die kleinen Krystalle darin dann leuchtend hervortreten. Mitunter ist hier das ganze nur einen Theil eines Leucitkrystalles umfassende Ge- sichtsfeld mit hunderten von winzigen Bläschenführenden Glasporen übersäet und bei Aenderung des Brennpunktes heben sich hundert andere tiefer gelegene hervor. Zumal bei den kleinen Leueiten fin- det sich sehr häufig nur im Centrum ein kleines Häuflein winziger Glaseinschlüsse und die umgebende Leucitmasse ist vollkommen rein. Ferner sieht man grosse und kleine runde dunkel umrandete Glas- poren regellos zerstreut oder gehäuft perlschnurförmig gereiht, Zahl- reiche Haufwerke besonders im Centrum kleiner Leucite bestehen aus Glaseinschlüssen-und Dampfporen zugleich, Ferner finden sich mi- kroskopische Säulchen, licht bräunlich grün bis zu gelblichgrünen sehr pelluciden Prismen und zu den feinsten Nädelchen. Die dicke- ren stimmen genau mitdem gleichzeitig vorkommenden grossen Augit- krystallen und die feineren Prismen sind ebenfalls Augit. Ihr Pola- risationsvermögen ist ausgezeichnet, nur die bei stärkster Vergrös- serung kaum haardicken Nädelchen reagiren nicht mehr optisch. Daneben sieht man dicke lichtbräunlich grüne unförmliche Gebilde, die aus ganz derselben Substanz zu bestehen scheinen, ebenso wie die Säulchen polarisiren, also wohl auch Augit sind. Total verschie- den sind dunkel bräunlichgelbe unregelmässige Körper, die bei ge- kreuzten Nicols vollkommen dunkel werden und dann im Leueit gar nicht sichtbar sind. Die Augitsäulchen liegen vereinzelt und regellos in den Leuciten, dort ebenfalls kreuz und quer zu Häufchen vereint; häufig sind centrale Gruppen aus bunt gemengten Augiten, Glasein- schlüssen und Gasporen. Auch Lavapartikel werden von manchen Leu- citen umgeschlossen. Neben den Leuciten führt die Vesuvlava von 1858 noch einzelne grosse grünlichbraune Krystalle, Augit. Diese führen die schönsten Glaseinschlüsse fast immer mit Bläschen; bis- weilen durchzieht ein vielfach verästeltes Glasgeäder die Augitsub- stanz. Ferner führt die Lava trieline Feldspäthe mit seltener Far- benpracht im polarisirten Licht, brennend roth, blau, gelb, grün liniirt; ein bisher nicht bekanntes Zusammenvorkommen. Von Quarz wurde noch keine Spur entdeckt. Sehr selten sind Carlsbader Zwillinge von Sanidin. Auch scharf umgränzte Sechsecke und Rechtecke; erste polarisiren nicht, letzte brechen das Licht sehr schön doppelt ; sie sind Durchschnitte von Nephelinprismen. Sowohl jene triklinen Feldspäthe wie diese Nepheline enthalten sehr schöne mit Bläschen versehene Glaseinschlüsse. Die Gleichheit letzterer in allen Einschlüssen erwei- sen, dass die Krystalle aus dem ehemaligen Lavaflusse sich ausge- schieden haben. Diese Lava ist die erste, wo Leucit und Nephelin in ächter Glasmasse vorkommen. — Sehr ähnlich ist die Vesuvlava 318 von 1822, Ihr Dünnschliff zeigt ebenfalls ein dunkelgelblichbraunes mit belonitartigen doppeltgabelförmigen Ausscheidungen erfülltes Glas mit sehr dichtgedrängten bis stecknadelknopfgrossen Leucitkörnern. Die mikroskopische Struktur dieses stimmt mit der der vorigen über- ein, nur ist die ringförmige Gruppirung der fremden Einschlüsse häu- figer. Die Leucite bestehen hier vorzugsweise aus einzelnen Indivi- duen und sinken bis auf 0,035 Millim. Grösse herab. Dunkelgras- grüne grösser polarisirende Krystalle im Glas können nur Augit sein und sind mit unzähligen grossen eckigen braunen Glaseinschlüssen erfüllt. Auch die Nepheline fehlen nicht, die triklinen Feldspäthe finden sich schöner und reichlicher als in der Lava von 1858; schwarze eckige Körnchen werden Magneteisen sein. Die andern identischen Leucitophyre stimmen im Wesentlichen überein, sehr schön erscheinen in einigen farblose mikroskopische Leucitoeder in grünen Augiikrystallen, oft perlschnurartig gereiht. Da Augit Leueit und umgekehrt Leucit Augit in demselben Gestein umhüllt: so kann keine strenge Reihenfolge in der Ausscheidung stattgefunden haben, son- dern beide krystallisirten gleichzeitig, ferner ist wichtig, dass der Augit sich erst hier in loco neben dem Leucit gebildet hat. In einem Blok vom Vesuvgipfel enthalten auch die triklinen Feldspäthe Leuci- toederchen, also ist auch hier der Feldspath an der Seite des Leucits gewachsen. Niemals aber wurde Feldspath in Leucit beobachtet. Die letzt erwähnten Leucite mit Häufchen von Glaskörnchen im Centrum sind von zahlreichen unregelmässigen Sprüngen durchsetzt und die davon getroffenen eingeschlossenen Augite sind trübe, schmutzig grün- lichgrau. In andern italienischen Laven erscheinen dunkele kugel- oder eirunde mikroskopische Körnchen, nie ganz opak, an den Rän- dern graulich, bräunlichgelb oder grünlich durchscheinend mit schwar- zen Stellen im Innern, ihr Rand gegen die Leucitmasse fein gezackt. Es sind Einschlüsse einer z. Th. krystallinisch gewordenen Glasmasse, die alle im Innern ein Bläschen enthalten. Diese Schlackenpartikel- chen wurden wahrscheinlich zu einer Zeit vom Leucit umhällt, als die Ausscheidung der Augite und überhaupt der eisenhaltigen Mineralien kaum begonnen hatte und der Schmelzfluss noch ein sehr dunkles Glas lieferte. Sie bilden in jeder Ebene des Leucitdurchschnittes ein genau concentrisches Kränzchen, liegen also auf der Oberfläche einer im Leucit gedachten Kugel; bisweilen erscheinen auch zwei Kränzchen in einer Ebene. Die Leucite in einem Leucitophyr vom Vesuy sind sehr abgerundet umgränzt, arm an Einschlüssen mit nur bisweilen concentrischer Gruppirung. Es sind wenige polarisirende Säulchen, Nadeln und Körner von Augit, ferner nicht polarisirende rundliche Einschlüsse von farblosem Glas an einem Ende mit einem dunkeln Partikelchen, ausserdem sehr schön die eirunden Schlackenkörner bis 0,06 Millimeter gross. Ihr Durchschnitt zeigt eine gelblichbraune verworren strahlige Masse, die nicht polarisirt, mit ein oder zwei Bläschen. Ihre Basis ist ein farbloses Glas, in welchem sich eine so grosse Menge bräunlicher Nädelchen ausge- 319 schieden hat, dass die kleinen Eier dieser Art braunschwarz ausse- hen müssen. Auch grössere Einschlüsse mit schwarzen Nädelchen kommen vor. Ausserdem enthält dieser vesuvische Leucitophyr grös- sere Augitkrystalle, Säulchen und allerfeinste Nadeln, scharf um- gränzte Nepheline, farblose Sanidine. Das Innerste dieser Feldspäthe ist dicht erfüllt mit eckigen Glaseinschlüssen, die Bläschen und Gas- poren enthalten, keine Spur von triklinem Feldspath, wohl aber Mag- neteisen, einmal auch Hauyn. Die Leucite der Vesuvlava von Portici sind unregelmässig umgränzt und voller mikroskopischer Einschlüsse: grüne bis farblose Augitnädelchen oft mit gabeligen Enden oder sä- geähnlich gezackt, dunkle Körner, Gasporen. Eben diese Lava ent- hält auch Augite, trikline Feldspäthe, Sanidin und Magneteisen, Ne- phelin. Sehr ähnlich ist die Lava von Ginestra 1817, fast sämmtliche Leueitkörner enthalten vorsugsweise Augitnadeln, aber nur wenige Schlackenkörnchen; sie führt auch Augitsäulen, Sanidin und Magnet- eisen. Höchst ausgezeichnet sind die Leucitgesteine der Ströme des Albanergebirges, zumal das bedeutendste am Capo di Bove, welche schon vom Rath beschrieben hat. In Dünnschliffen zeigen die Leu- cite kranzförmige dunkle Körnchen, Schlackenkörnchen wie in der Vesuvlava und eigenthümliche kreisrunde braungelbe Körper mit in- nerem Kreise niemals polarisirend, sehr selten aber Augitkörnchen, wohl aber eine Flüssigkeit, Wasserpore. Der zweite Hauptgemeng- theil dieser Lava ist grüner Augit nicht in Krystallen sondern in zu- sammenhängenden mikroskopischen Partien, in welche die Leucite eingewachsen sind. An ihrer Stelle erscheint bisweilen eine faserige durchsichtige Substanz, wahrscheinlich Melilith. Diese Magneteisen- körner sind reichlich vorhanden, anhängend an diesen eine blutrothe oder orangegelbe Substanz in dünnen Lamellen wohl Eisenoxyd, ausserdem noch Magnesiaglimmer und Apatit, endlich Nephelin. Die Lava von Vallerano bei Rom ist sehr ähnlich, in ihr hat eine Neubil- dung zeolithischer Substanz begonnen, zarte blumenähnliche Fasern von Nephelin; wenig Melilith, viel Glimmer. Auch die Lava von Sol- fatara stimmt überein. — In der Lava am Laachersee, vom Kegel Olbrück hatte schon den Leueit G. vom Rath erkannt. Dessen Dünn- schliffe sind abgerundet und zeigen eingeschlossen fast nur kleine Nepheline und um sich herum viel grasgrüne Augitsäulchen, ferner scharfe Recht-und Sechsecke von Nephelin mit eingestreuten Nädelchen. Die Leucite von Schoeneberg bei Rieden dagegen stecken voll frem- der Körper, dicht gedrängter Nädelchen von Augit, Nephelinkryställ- chen, Melanit, Wasserporen, Gasporen, keinen Sanidin und keinen triklinen Feldspath, Das Gestein vom Burgberg bei Rieden zeigt Nosean, Sanidin, Leucit, Augit und mikroskopischen Nephelin; ähn- lich ist das des Perlerkopfes. — Der Leucitophyr vom Eichberg bei Rottweil in Kaiserstuhl zeigt in Analcim umgewandelte Leucite, No- sean und Nephelin. In Dünnschliffen ist er zusammengesetzt aus Sanidin, Leueit, Nosean, Nephelin, Augit, Melanit. Die Noseane er- scheinen als Sechs- und Vierecke, aggregirt, einige mit schwarzem 320 Rande, andere innen lichtbläulichgrau mit schwarzen Pünktchen und immer auch anders umgeändert. Die achteckigen Leucitdünn- schliffe sind viel weniger zersetzt als die Noseane, gleichen Mehlstaub. Der Melanit ist häufig vorhanden bisweilen geschichtet, grüne Augit- säulchen einschliessend, aber auch die grünen Augite umschliessen braune Melanite und letzte kommen auch im Sanidin vor. Trikliner Feldspath und Magneteisen fehlen. Bei all diesen Untersuchungen handelte es sich um die Mikrostruktur des Leucits, da dessen Anwe- senheit in diesen Gesteinen längst bekannt ist. Bis jetzt galt der Leueit als seltenes Mineral, nur in den italischen Laven, in denen am NW des Laacher Sees, denen des Kaiserstuhles und von Meiches im Vogelgebirge beobachtet u. a. a. OÖ. Verf. hat 90 Vorkommnisse von Basalt und Basaltischen Laven mikroskopisch untersucht und gefun- den, dass Leucit oft vorkömmt wo er mit blossem Auge nicht zu se- hen ist, in andern aber entschieden fehlt. Neben der einfachen Bre- chung und dem achteckigen oder rundlichen Umriss ist es besonders für ihr charakteristisch fremde Einschlüsse in seiner Masse in Zonen zu gruppiren, ringförmig auf Durchschnitten, es sind schwarze und bräunlich durchscheinende Körnchen (Vesuv), dunkle eckige (Magnet- eisen), grün bis blassgrüne Säulchen, Nädelchen und Körnchen von Augit, Gasporen und winzig kleine Glaseinschlüsse. Die dickeren Säulchen und Körnchen von Augit polarisiren deutlich innerhalb des einfach brechenden Leueits, die Glaseinschlüsse enthalten in sich ein Bläschen. Ohne diese Einschlüsse würde der Leucit oft schwer nach- weisbar sein. Bisweilen erscheinen gerade wie in den Vesuvgesteinen so auch in den Augiten der Leucitführenden Basaltlaven und Basalte wenige tausendstel Millimeter grosse Leucitoederchen eingewachsen. In den zahlreichen Laven des Laacher Sees ist mikroskopischer Leu- eit vorhanden, ebenso in der Eifel bei Wedebusch in der compakten und in der porösen Basaltlaya. Von den eigentlichen Basalten sind Leueitführend der von Stolpen in Sachsen, von Wilisch bei Dresden, in der Rhön, von der Stoffelskuppe in Thüringen, der augitreiche vom Kaiserstuhle. Dagegen konnte der Leucit nicht mikroskopisch nachge- wiesen werden im Basalt von Oberkassel bei Bonn, vom Unkeler Stein- bruch, vom Leyberg im Siebengebirge, von Nieburg in der Eifel, vom hohen Saalbachskopf bei Siegen, von Steinau im Kinzigthal und sehr vielen andern Orten. Sehr viele zumal grössere Leucitdurchschnitte zeigen zwischen gekreuzten Nicols die eigenthümliche Erscheinung, dass ihnen nicht wie bei regulären Körpern zu erwarten das Polari- sationsvermögen völlig abgeht, sondern dass sie deutliche Polarisa- tionsphänomene darbieten darin bestehend, dass in der dunkelwerden- den Masse des Krystalldurchschnittes ein oder mehr Systeme von parallelen breiten oder schmalen Streifen mit lichter oder dunkler bläulichgrauer bis graulichblauer Farbe zum Vorschein kommen, dass mitunter selbst der ganze Leucitdurchschnitt aus abwechselnd schwar- zen und jenen lichten farbigen Linien besteht oder dass die Leucite sogar der Hauptmasse nach bei gekreuzten Nicols bläulichgrau er- 321 scheinen und dunkle Streifen sich in ihnen zeigen. Bei parallelen Nicols treten diese Polarisationsphänomene nicht hervor, alle Leueite sind gleichmässig gänzlich farblos. Aber nicht alle Leucite zeigen jene Erscheinung, dicht neben solchen mit derselben liegen total dunkle. Die Systeme paralleler Streifen sind bald rechtwinkelig mitunter aber in demselben Durchschnitt auch schiefwinkelig aufein- ander. Da grössere Leucite bisweilen deutlich ein Aggregat kleiner Körner darstellen: so kann diese Erscheinung nicht überraschen, aber auch bei unzweifelhaft einfachen Individuen kömmt die Schief- winkeligkeit vor. Die grossen und kleinen unregelmässig sich ver- ästelnden Sprünge haben damit nichts zu thun, auch die fremden Ein- schlüsse nicht. Da wo bei gekreuzten Nicols die Abwechslung von farbigen und dunkeln Streifen erscheint, sieht man auch im gewöhn- lieben Lichte eine damit zusammenhängende Streifung des alsdann farblosen Leucits doch ausserordentlich zart. Für das Polarisations- vermögen regulärer Krystalle werden folgende Erklärungen gegeben: 1. molekulare theilweise oder gänzliche Umwandlung in ein Aggregat doppelt brechender Kryställchen unter Beibehaltung der Form, wie es beim Broncit und Nosean nachgewiesen; 2. die frischen Krystalle sind mit einer lamellaren Zusammensetzung ausgestattet, wobei die einzelnen Schichten nicht in absoluter Berührung sind; 3. für die Erscheinungen am Alaun hat Reusch nachgewiesen, dass diese durch die Biotsche Annahme einer lamellaren Zusammensetzung nicht ge- nügend erklärt werden, sondern dass es sich um eine schwache Dop- pelbrechung in Folge innerer, beim Wachsthum der Krystalle hervor- gebrachter Spannungen handelte. Die Erscheinungen am Leueit sind nicht entfernt derart, um an eine theilweise Polarisation durch mo- leculare Umwandlung denken zu können, auch die für den Alaun gül- tige Erklärung lässt sich nicht anwenden. Hier hängen die Erschei- nungen mit der mikrolamellaren Struktur zusammen, obwohl auch diese nicht zur Erklärung ausreicht und man annehmen muss, dass die bläulichgrau polarisirenden lamellaren Partieen wirklich von der doppeltbrechenden Beschaffenheit seien. — (Geolog. Zeitschrift 1868 s. 97—152. 1 Tfl.) A. Streng, die Diorite und Granite des Kyffhäuser Gebirges (Schluss zu Bd.30. S.231). — Der Diorit setzt den NAb- hang der Rothenburg zusammen, erscheint am Fusswege von Kelbra zur Rothenburg in losen mächtigen Blöcken und in niedrigen Felsen, besteht aus sehr grossen oft mit Glimmer durchwachsenen Horn- blendekrystallen, aus Kalknatronfeldspath und Magneteisen. In der hornblendereichen Abänderung besteht er fast nur aus 1—2'' grossen Hornblendekrystallen und einzelnen eckigen Körnern von Feldspath. Magneteisen ist in kleinen und grossen Körnern so häufig in der Hornblende ausgeschieden, dass diese ganz davon durchdrungen ist. Der Glimmer ist sehr häufiger Begleiter, doch fehlt er auch. Verf. theilt nun die einzelnen Analysen mit und zwar vom grosskörnigen Diorit am NAbhange der Rothenburg, untersucht dann den Granit- 322 gneis, den Diorit aus den Steinbrüchen hinter der Rothenburg, den Dioritgneiss nahe unterhalb der Rothenburg, eines losen Blockes, den grobkörnigen Dioritgneis aus den Steinbrüchen des Steinthales, den feldspathreichen hinter der Rothenburg und aus dem Bernthale. Aus all diesen Analysen ist ersichtlich, dass Titansäure ein häufiger Be- standtheil dieser Gesteine ist, wohl in allen Abänderungen vorkömmt, gehörte wahrscheinlich ursprünglich der Hornblende an und bildet z. Th. noch jetzt einen Bestandtheil derselben, wurde aber andern- theils fortgeführt und in Verbindung mit Kieselerde und Kalk als Titanit wieder abgesetzt. Strontian wurde fast in allen Gesteinen in Spuren nachgewiesen, auch Baryt ist mehrmals gefunden, seltener Spuren von Lithion, gar keine von Cäsium und Rubidium. Auch Phos- phorsäure kömmt nur spurenweise vor, selten in quantitativ bestimm- barer Menge. Von Fluor keine Spur. Kupfer spurenweise, Die Dio- ritgneisse zeigen eine ungemein wechselnde Zusammensetzung, wel- cher Wechsel Hand in Hand mit dem der mineralogischen Constitution geht. Die vorzugsweise aus Hornblende und Kalknatronfeldspath be- stehenden Abänderungen sind die basischsten, mit dem Hinzutreten des Orthoklas und der Verminderung der Hornblende nimmt der Ge- halt an Kieselerde und auch an Kali zu, der Gehalt an Thonerde, Eisen, Kalk, Magnesia ab. Der Natrongehalt bleibt sehr constant oder schwankt nur in engen Gränzen. Innerhalb der Dioritsyenite kommen alle Kieselerdegehalte zwischen 55 und 71 Procent vor. Die Reihe wird noch vollständiger, wenn man als basischstes Anfangs- glied den grosskörnigen Diorit vom NAbhange der Rothenburg und als sauerstes Endglied den Ganggranit annimmt. Es sind also auf diesem kleinen Raume fast alle Gesteinsmischungen vertreten, die bei krystallinischen Gesteinen gewöhnlich vorzukommen pflegen. Der Dio- ritgneiss besteht in seiner ganzen Masse aus einer Wechsellagerung mehr weniger basischer und saurer Gesteinsglieder, die regellos über oder nebeneinander abgelagert sind und oft scharf von einander ge- trennt, ebenso oft aber auch derart mit einander verknüpft sind, dass entweder bei im Uebrigen scharfer Trennung der Schichten einzelne Mineralindividuen in zwei Schichten hineinragen also auch beiden angehören oder dass die verschiedenen Schichten so allmählig und vollständig in einander übergehen, dass nirgends eine bestimmte Gräuze gezogen werden kann. — (Neues Jahrb. f. Mineral. 1867. S. 641— 663.) K, Griesbach, der Jura von St. Veit bei Wien. — An der kleinen Lokalität von St. Veit lassen sich alle Schichten von der rhätischen Formation bis ins Neocom nachweisen. Am schönsten ent- wickelt und mit dem grössten Petrefaktenreichthum sind die Kösse- ner Schichten zu beiden Seiten der Einsiedelei, aber nicht möglich ist es die unmittelbar unter der Einsiedelei anstehenden ältesten Lias- schichten in ihrer Lagerung zu jener zu ermitteln. Auf dieser Basis breiten sich die Juragebilde aus. Der Dogger ist repräsentirt durch die Zone des Ammonites Sauzei, Humphresianus und Parkinsoni. Die 4 323 Zone des Amm. Sauzei wird charakterisirt durch das Vorkommen von A. mesacanthus, vindobonensis n. sp., Cardium cognatum. Pe- trographisch verschieden ist die folgende Schicht; das Lager des A. Humphresianus ist ein weisslichgrauer mergeliger Kalk mit vielen Petrefakten. Das Liegende desselben ist ein dünngeschichteter grauer Kalk mit vielen Posidonien und denselben Petrefakten wie im darü- ber liegenden Kalk. Dieser enthält den A. Humphresianus plicatissi- mus Quenst, A. baculatus, heterophyllus, Hamites baculatus nebst vielen andern. Concordant darüber lagert ein fester grauer Kalk mit Hornsteinen und A. Parkinsoni inflatus @ = A. polymorphus d’Orb, A. anceps, tripartitus, haloricus, Posidonia alpina u. a. Beide Schich- ten streichen von NO nach SW und fallen NW und bilden eine Insel in den sie umgebenden Schichten des obern Jura, welche discor- dant zu den ersten lagern. Der schöne rothe Crinoidenkalk an zwei Punkten östlich der Einsiedelei dürfte den Klausschichten entspre- chen nach der Aehnlichkeit einer Terebratel und des Gesteins mit dem von Roveredo. Diese Schicht und der rothe Aptychenkalk lie- gen discordant auf den Schichten des Doggers und beide streichen von O nach W. Der an Hornsteinen reiche Aptychenkalk enthält Aptychus laevis latus H, A. laevis gibbosus Q, A. lamellosus, crassi- cauda, Belemnites hastatus und canalieulatus. Der weisse neocome Aptychenkalk mit Aptychus Didayi liegt concordant auf den oberju- rassischen Aptychenkalken, welche eine Zone in den ältern jurassi- schen Gesteinen bilden. — (Verhdigen Geol. Reichsanstalt 1868 Nr. 3. S. 54.) F. Fötterle, die Braunkohlenablagerung von Fal- kenau in Böhmen. — Die an Braunkohle enorm reiche Tertiär- bildung am SRande des Erzgebirges zwischen Eger und Aussig bil- det vier grosse gesonderte Becken, von welchen F. das Falkenauer oder Ellbogener näher untersuchte. Dasselbe ist nur durch einen schmalen Rücken krystallinischer Gebilde von dem Egerer getrennt, zieht sich in NORichtung von Littengrün und Schaben 4 Meilen lang bei einer Breite bis Heid NOKarlsbad. Die Schichten lagern mulden- förmig, von den Rändern des Beckens gegen die Mitte abfallend. Mehre Rücken von krystallinischen Gesteinen durchsetzen es und tre- ten zwischen Neugrün, Thein und Königswart, bei Wintersgrün, fer- ner zwischen Neu Rochlau, Putschirn und Aich, bei Dallwitz zu Tage. Die Tertiärschichten selbst lassen sich in zwei Glieder trennen in die untere oder Braunkohblenformation und in die obere oder Lig- nitformation. Jene tritt überall an den Rändern zu Tage in stark geneigten Schichten, diese ist mehr auf die Mitte beschränkt, nahezu horizontal gelagert und greift an den Rändern nirgends über jene hinaus. Das tiefste Glied bildet ein lichter eisenschüssiger Quarz- sandstein, der in Conglomerat übergeht und oft von Quarzit nicht zu unterscheiden ist, dann folgen graue und weisse Thone und Letten mit viel Schwefelkies und mehreren Flötzen einer festen Braunkohle. Das unterste Flötz ist 1—1!/s Klafter mächtig und liefert vorzügliche 324 Gaskohle, das zweite 2—21/, Klafter mächtig überlagert schwefelkies- reicher Letten, dann folgt das dritte 1—1'/, Klafter mächtig, darüber 8 Klafter mächtige Letten und weisse Thone als Abschluss der Braun- kohlenformation. Darüber folgt die Lignitformation 4—12 Klafter mächtig, wiederum bedeckt von weissem Thone und Lettenschiefern, den sogenannten Cypridinenschiefern, endlich Diluviallehm und Schot- ter. Die Kiese in den Letten werden technisch verwendet. Die ganze Mächtigkeit beider Formationen beträgt also 12—17 Klafter und ist bei 4 Quadratmeilen Flächenraum der enorme Kohlengehalt leicht zu berechnen. Bereits sind 12544 Quadratklafter verliehen, welche 3 Millionen Centner Kohle liefern und könnte bei günstigen Absatzbe- dingungen die Produktion wohl auf 15 Millionen Centner gesteigert werden. — (Ebda Nr. 4. S. 70—72.) Oryktognesie. Fr. Nies, eine Hornblendecombi- nation von Härtlingen inNassau. — An diesem Krystall sind die Flächen „P, „Po, P, oP abweichend von den gewöhnlichen Hornblendekrystallen combinirt. Es treten Hemipyramide und klino- diagonales Flächenpaar gegen die Säule und die Basis hervor und bedingen einen hexagonalen Typus mit Verlängerung in der Richtung der Flächen der Hemipyramide, so dass obige Zeichen so zu ordnen P.oPo.-or.oP also ein ähnliches Verhältniss wie bei den Orthoklas- krystallen der Combination „P.„Po.0P.P ., welche auch bald nach der Hauptstachse bald durch gleichzeitiges Dominiren der „P. und oPFlächen in der Richtung der Klinodiagonale säulenförmig erschei- nen. Gleiche Analogieen zeigen auch die Gypskrystalle der Combi- nation „P.—P. „Pa , ebenfalls bald in der Richtung der Haupt- achse bald in der negativen Hemipyramide säulenartig gestreckt. — — (Neues Jahrb. f. Mineral. S. 53—54.) Frischmann, die Zwillinge des Chrysoberylls. — Hessenberg erklärte diese Zwillingsgruppen so, dass der Bau dersel- ben eher auf Juxtaposition wie auf Penetration gegründet zu sein schiene, bestehend aus je 6 Hemitropien nach der Zusammensetzungs- ebene 3P% oder 12 Juxtaponirte Individuen, welche sich abwechselnd in3PX% und „P% an einander legen. Er hatte die amerikanischen Vorkommnisse zur Untersuchung. v. Kokscharow glaubt für die rus- sischen zwei Zwillingsgesetze annehmen zu müssen. Er betrachtet die sternförmigen Gruppen des Alexandrit als Penetrationszwillinge mit 3 gekreuzten Individuen und der Zwillingsebene P%. Bei den selten vorkommenden einfachen Zwillingen legt er eine Fläche von 3PS zu Grunde. Verf. gelangte dagegen zu folgenden Resultaten. Das Brachydoma tritt nur mit der Hälfte seiner Flächen auf, so dass zwei diametral gegenüberliegende Flächen zur Unterdrückung kom- men. Unter dieser Voraussetzung erscheinen die amerikanischen wie die sibirischen regelmässigen Verbindungen des Minerals als gleich- mässig gebaut und liegt bei ihnen nur Juxtaposition nicht Penetra- tion zu Gruude. Es ist nur ein Zwillingsgesetz nämlich das nach der Zwillingsebene 3P% nöthig, deren Bau zu erklären. Die soge- 325 nannten Drillinge sind als Zwölflinge zu betrachten und bestehen aus 6 Hemitropien, die sich in den Flächen „P%& berühren und mithin gleichen sich die bisher stattgefundenen Differenzen bei der regel- mässigen Verwachsung des Chrysoberylikrystalle aus. — (Münchener Sitzungsberichte 1867. I. 429—434.) E. Riotte, Stetefeldit neues Mineral. — Dasselbe ist im SOTheile des Staates Nevada fast ausschliesslich der Träger des Silbers, findet sich derb, auch grob eingesprengt, hat unebenen zu- weilen muschligen Bruch, H.3,5—4,5, Gew. 4,2. Farbe schieferschwarz ins Blauschwarze. Strich unrein gelblichgrün, etwas glänzend. Vor dem Löthrohre leicht schmelzbar zu einem Silber- und Kupferkorne, wobei eine von Kupferoxyd tiefroth gefärbte Schlacke abgeschieden wird. Die procentale Zusammensetzung beträgt 5,746 Silber, 7,778 Kupfer, 1,300 Schwefel, 16,054 Kupferoxyd, 15,943 Bleioxyd, 1,761 Ei-. senoxydul, 45,078 Antimonsänre, 10,249 Wasser, 2,382 Chlorsilber. Das Mineral erscheint in Gesellschaft von feinkörnigem Bleiglanz ge- wöhnlich eingesprengt in dichtem Quarz, seltene Begleiter sind Kup- ferbleiglanz und ein pecherzähnliches antimonsaures Kupferoxyd. — (Neues Jahrb. f. Mineral. 85.) E. Boricky, Dufrenit, Beraunit und Kakoxen von der Grube Hrbek bei St. Benigma in Böhmen. — Die im untersilurischen System liegenden Brauneisenerzgruben sind durch das Vorkommen des Kakoxen und Beraunit bekannt. Es findet sich der Kakoxen und Dufrenit allein oder letzterer mit Beraunit verge- sellschaftet. Der Dufrenit kömmt vor in kleinen Kügelchen mit drusiger Oberfläche und unrein dunkelgrün, bald ohne alle Struktur dunkelgrün, schwach fettglänzend, sehr hart, bald mit undeutlich keil- förmig stengligem Gefüge unrein, grün und mit lichterem Strich; jene von 3,872, diese von 3,293 spec. Gew. Die Analyse a b Eisenoxyd 59,82 51,93 Manganoxyd Spur - _ Eisenoxydul Spur _ Phosphorsäure 30,05 32,09 Wasser 9,33 9,04 "99,20 99,06 Das keilförmigstengelige Gefüge geht unter zunehmender Verände- rung in faseriges über und concentrischschalige Textur tritt hinzu. Die Querschnitte zeigen zwei concentrische Ringe, die äusseren zei- siggrün bis grünlichgrau, undeutlichfaserig, fast matt, härter als die innere, die locker feinfaserig grünlichweiss, schön seidenglänzend sind. Sie zeigen im Innern bisweilen einen Limonitähnlichen Kern. Da sich die inneren Schalen vieler Kugeln am meisten verändert zei- gen und der Limonitkern vorhanden ist: so scheint die Veränderung des Dufrenit von innen nach aussen zu erfolgen und auf einer Ab- nahme des Eisengehaltes zu beruhen. Das Erz in dessen Klüften er z. Th. eingewachsen ist z. Th. aufgewachsen vorkömmt, ist ein Ge- 326 menge von dichten oder faserigen Brauneisenerz mit einem Thonerde- eisenoxydsilikat, feinen Quarzsand und etwas Eisenoxydphosphat. Dieses Gemenge besteht aus 68,45 Eisenoxyd mit etwas Thonerde. 3,09 Phosphorsäure, 17,74 Kieselsäure und 10,72 Wasser. Der Be- raunit findet sich in breiten Nadeln und Strahlen, die unter der Loupe Vivianitformen haben. Spaltbarkeit sehr vollkommen nach dem Kli- nopinakoid, nach der Basis vollkommen. Farbe gelblich - oder hya- cinthroth bis helltombackbraun. Ihre Analyse 55,8—55,98 Eisenoxyd- 30,2— 28,99 Phosphorsäure, 15,1—24,41 Wasser. Ueberall sind die Nadeln den Kügelchen des Dufrenit aufgelagert, also jüngern Ur- sprungs. Dass sie Pseudomorphosen nach Vivianit sind, ist kaum zu bezweifeln. — Der Kakoxen erscheint für sich, selten neben zerstör- ten Dufrenitkügelchen oder Beraunitnadeln, in Ueberzügen oder in Gruppen von Ringen. Die schönsten sammtartigen Ueberzüge beste- hen aus kegel- oder halbkugeligen Aggregaten langer gelber Nadeln. Die Spitze solcher kugeligen Kakoxenbüschel sind oft von einer eigenthümlichen amorphen Substanz eingenommen. Diese besitzt muscheligen bis ebenen Bruch, geringe Härte, ist gelblichroth, durch- scheinend, schwach wachsglänzend tmit gelblichem Strich. Die näm- liche amorphe Substanz kommt auch als Unterlage sowie in der Nähe des Kakoxens vor und nimmt dann radialstrahlige Textur an, einzelne Strahlen sind in Kakoxenbüschel umgewandelt. Endlich stellt sich die Substanz auch in Kügelchen dar, die noch Kerne von Dufrenit enthalten, also umgewandelte Kügelchen sind. Spec. Gew. 2,397, v.d.L. zu schwarzer glänzender Kugel, besteht wesentlich aus phos- phorsaurem Eisenoxyd mit grossem Wassergehalt. Die gelben seiden- glänzenden Kakoxenringe zeigen in der Mitte stets eine fremde Sub- stanz bald das amorphe Mineral bald Dufrenit. Die pseudomorphe Natur des amorphen Minerals kann nicht bezweifelt werden. — (Wie- ner Sitzgsberichte 1867. XVI. Juni 13.) Grüneberg, die Phosphorite in Nassau. — Seit der ersten Entdeckung desselben in den Lahngegenden haben die Nach- forschungen ihn überall gefunden, wo devonischer Kalk mit Porphyr oder Schalstein zusammenstösst. Die bedeutendsten Lager waren bis- her bei Weilburg, Delan, Staffel und Katzenellenbogen. Der Phos- phorit kömmt in Teufen bis zu 14 Lachter vor, meist eingelagert in einer zähen Lette, in Stücken von Faustgrösse bis zur Schwere von mehreren Hundert Pfunden und mit einem von 70 bis 75 Procent schwankenden Gehalte. Bei Katzenellenbogen ist das Vorkommen ge- schlossen in einer Mächtigkeit von 20‘. Das Liegende ist aufgelöster Porphyr. Das Hangende ein weisser Thon. Die untern Partien die- ses Lagers bilden eine gelbbraune Masse von grosser Härte, die obern sind weich und fast weiss dem spanischen Phosphorit sehr ähnlich. Der Gehalt beträgt durchschnittlich 70 Procent phosphor- sauren Kalk. Die Ansicht wird immer wahrscheinlicher, dass der phosphorsaure Kalk durch Infiltration von Kalktrüämmern mit Lösun- gen von zweibasischem phosphorsauren Kalk entstanden, wodurch 327 erstere sich in die dreibasische Verbindung umgewandelt haben. Viel- leicht stammten diese Lösungen aus dem Porphyr und Schalstein, welche stets die Nachbarn der Lahnphosphorite sind. Dafür spre- chen auch die bei Allendorf gefundenen glatten und scharfen Ab- drücke von Kalkspathkrystallen. Diese Phosphorite zeigen die eigen- thümliche Eigenschaft, dass die den glatten Flächen der Kalkspathab- drücke zunächst liegenden Theile einen Gehalt von 80 Procent nach- weisen, der sich mit der Entfernung bis auf 60 verringert. Es mögen hier die Lösungen des zweibasischen phosphorsauren Kalkes sich auf den Kalkspathkrystallen gestaut und daselbst eine Concentration von dreibasischem phosphorsauren Kalk hervorgerufen haben. Die Aus- beute hat sich bereits auf 100000 Centner monatlich gesteigert. Mit diesen Phosphoriten und dem Stassfurter Steinsalzlager hat der Guano seine Bedeutung für unsere Landwirthschaft verloren. — (Rhein. Ver- hdlgn. XXIV. Sitzgsbericht 45.) Bluhme, Braunbleierzkrystalle von Oberlahnstein. — Dieselben finden sich auf der Grube Friedrichssegen auf dem Em- ser Gangzuge, der sich von Baumbach am Rhein über das Lahnthal bei Ems bis nach Dornbach hinzieht und an eine mächtige Zone von Thonschiefer innerhalb der ältern devonischen Grauwacke gebunden ist. In dieser Schieferzone liegen die Erze auf einer Reihe von kur- zen und langen Querspalten, welche die Erzmittel bilden und an den eigentlichen Hauptgangklüften, die taub sind, abschneiden. Die Gang- masse in den Mitteln besteht aus Quarz, Brauneisenstein und Spath- eisenstein, die Erze sind wesentlich silberhaltige Bleierze und Blende und gesäuerte Erze, namentlich derbe Weissbleierze. Die Ausfüllung der einzelnen Erzmittel ist sehr verschieden und tritt häufig eine un- regelmässige Wechsellagerung gesäuerter und geschwefelter Erze ein. Durch häufige Drusenbildung ist der ganze Gangzug bekannt als Fundstelle schöner Krystalle und Erzstufen wie die Grün- und Weiss- bleierze von Ems, gediegen Silber, Kupfer u.a. längst bekannt sind. Die neuen Braunbleierze wurden in einer Druse 50 Lachter unter der Stollensohle gefunden, unter ihr dichter weisser Spatheisenstein, über ihr reine Schwefelerze, Bleiglanz und Blende. Das Vorkommen von phosphorsauren Bleierzen, hunderte von Centnern in dieser Druse ist dem ganzen Gangzuge eigenthümlich. — (Ebda. Correspdzbl. 104.) L. Sohnke, die Gruppirung der Moleküle in den Krystallen. — Eine theoretische Ableitung der Krystallsysteme und ihrer Unterabtheilungen. Nach einem Hinweise auf die frühern Arbeiten von Frankenheim und Bravais stellt der Verf. folgendes Prineip auf: „die Punktvertheilung in einem krystallinischen Punkt- haufen (welcher zunächst als unbegränzt angenommen wird) ist um jeden Massenpunkt dieselbe wie um jeden andern“ — und leitet dar- aus folgendes Resultat ab: Es kann nur 7 durch ihre Symmetriever- verhältnisse verschiedene Arten von krystallinischen Punkthaufen, d. h. 1 Krystallsysteme, geben; aber in den meisten von ihnen sind meh- rere verschiedene Punktanordnungen möglich: I. Punkthaufen ohne 328 Symmetrieebene: das ein und eingliedrige System: Anordnung nur nach (1) schiefwinkligen Parallepipeden. II, Punkthaufen mit einer Symmetrieebene: das zwei und eingliedrige System : Anordnung nach (2) Klinorhombischen Säulen oder (3) geraden Parallepipeden mit rhomboidischer Basis, III. Pkthf. mit drei auf einander senkrechten Symmetrieebenen: zwei und zweigliedriges System: Anord. (4) gerade rhombische Säulen, (5) desgl. einen Punkt in jedem Säulencentrum, ferner (6) rechtwinklige Parallepipeden, (7) desgl. mit einem Punkt im Centrum eines jeden. IV. Pkthf. mit drei durch dieselbe Gerade gehenden unter 60° geneigten Symmetrieebenen: das dreigliedrige, rhomboedrische System: Anord. (8) Rhomboeder. V. Pkthf. mit vier sich in einer Geraden unter 45° schneidenden Symmetrieebenen und einer auf ihnen senkrechten: viergliedriges System: Anord. (9) ge- rade quadratische Säulen, (10) desgleichen mit einem Punkt auf dem Centrum. VI. Pkthf. mit sechs sich in einer Geraden unter 30° schnei- denden Symmetrieebenen und einer auf ihnen senkrechten: sechsglied- riges System: Anord. (11) gerade regulär dreiseitige Säulen. VII. Pkthf. mit neun Symmetrieebenen: reguläres System: Anordn. (12) Würfel, (13) desgl. mit 1 Punkt im Centrum, (14) desgl. mit einem Punkt im Centrum jeder Fläche. — Die Halbflächner des regulären und viergliedrigen Systemes erklärt er durch die Annahme, dass die Moleküle nicht materielle Punkte seien, sondern kleine Polyeder von geringerer Symmetrie, verweist aber in Bezug darauf auf Bravais. — (Pogg. Ann. 132, 75— 106.) Schbg. Frankenheim, die Gruppirung der Molekülein den Krystallen; enthält einige persönliche Bemerkungen und histo- rische Berichtigungen zur Einleitung des vorigen Aufsatzes. — (Pogg. Ann. 132. 632— 635.) K. v. Fritsch, Gemengtheile des am 30. Jan. 1868 bei Pultusk in Polen gefallenen Aerolithen. — Dieses Meteor wurde wegen seiner ungewöhnlichen Lichthelle gegen 7 Uhr Abends in Ungarn, Galizien, Mähren, Schlesien, Polen, Posen, Preussen und auch am Harze beobachtet und entlud einen Steinregen bei Warschau und Pultusk, einzelne Stücke bis Posen schleudernd. Verf. unter- suchte ein Stück von 261,8 Gramm Gewicht, das 3,94 spec. Gew. hatte, faustgross und unregelmässig, gekantet war. Es besitzt eine bräun- lichschwazre Rinde von 1; — !/s Mill. Dicke und feinhöckerig. Viele dieser Höckerchen scheinen von Schwefeleisentheilen herzurühren, einzelne von Olivin. Das Gemenge besteht aus hellfarbigen Silikaten und aus Erztheilchen, Kleine Splitter schwärzen sich vor dem Löth. rohre und erhalten dann ein der natürlichen Schmelzrinde ähnliches Aussehen; bei der nicht leichten Schmelzung erfolgt ein geringes Auf- schäumen und bildet sich ein braunschwarzes fettig glänzendes Email. Das fein geriebene Pulver ist schwärzlichgrau bis aschgrau und lässt auf dem befeuchteten Curcumapapier keinerlei alkalische Reaktion bemerken. Auf den Bruchflächen tritt kein Olivin hervor, auch keine kugelig gestalteten Silikate, die Hauptmasse bildet ein graulichweisses 329 Mineral von zahllosen kleinen Sprüngen durchzogen, daher bröcklich, fast zerreiblich. Es ist ein Magnesiasilikat wie es aus vielen Aero- lithen bekannt ist. Ein zweites Silikat erscheint auf dem Bruche in leistenförmigen, fettig glasglänzenden, deutlich doppelt spaltbaren weissen Kryställchen, die sich als Anorthit ergaben. Die mikroche- mische Untersuchung zeigte die würfelförmigen Krystalle der Chlor- alkalien, bei Zusatz von Schwefelsäure büschelförmige Gypskrystalle, ferner phosphorsaure Ammoniakmagnesia, gallertartige Kieselsäure und Gallerte von phosphorsaurer Thonerde. Bei Auflösung in Salz- säure bilden sich Kieselgallerte und Kieselpulver. Das Magnesiasili- kat und der Anorthit lassen sich in Pulverform zumal im polarisirten Lichte deutlich unterscheiden, beide enthalten nur sehr wenig fremde Einschlüsse; die trikline Zwillingsbildung ist bisweilen sehr deutlich. In geringer Menge sieht man auf den Bruchflächen noch lichtasch- graue Körnchen, die Augit oder Enstatit sind, ferner warzige roth- gefärbte Kryställchen, prismatische, auch einige schwarze oktaedrische, welche dem Magnete nicht folgen. Die metallischen Erztheilchen sind meist speisgelb bis broncefarben, bilden kleine Körnchen und einige bläuliche bis braungraue papierdünne Adern. Sehr wenige eisen- graue Körnchen ergeben sich als gediegen Eisen. Der grösste Theil der Erzpartikelchen sind Schwefelverbindungen, wahrscheinlich ein- fach Schwefeleisen, die würfelförmige Gestalt deutet aber auf Pyrit: — (Verhdig. kk. Geol. Reichsanst. Nr. 5. S. 92—94) Palaeontologie. D. Stur, die Pflanzenreste aus dem Schiefergebirge von Tergove in Croatien. — Diese früher als Gailthaler Schichten bezeichneten Sandsteine, Conglomerate und Schieferletten wegen mangelnder Versteinerungen sind nicht sicher untergebracht worden, solche sind nun neuerdings gefunden und zwar Odontopteris obtusifolia und Calamites gigas des untern Rothliegen- den sowie Alethopteris der obern Steinkohlengebilde Zugleich er- klärt jetzt Suess die erzführenden Schiefer für Casannaschiefer. Diese ersten Funde wurden durch neue reichere ergänzt, besonders aus dem Schiefer im Maidaner Thale zwischen den Erzlagerstätten lagernd. Die meisten Pflanzen führen die untern thonigen Schichten, die obern feinkörnigen Sandsteine Calamites häufig. Letztrer ergiebt sich als Calamites Suckowi nicht gigas. Im Schiefer Sphenopteris Haidingeri, viel häufiger Neuropteris auriculata, ferner Cyclopteris auriculata, wogegen obige Anführung von Ödontopteris aufIrrthum beruht, eben- so fehli die Alethopteris. In einer andern Schicht kam ein Fragment von Stigmaria ficoides vor zugleich mit Neuropteris auriculata. So- nach treten auch entschiedene Steinkohlenpflanzen auf. Nach den von Geinitz aufgestellten Vegetationsgürteln gehören die Produktenschie- fer am Bleiberg mit Calamites transitionis und tenuissimus, Sagenaria Veltheimana, Stigmaria inaequalis, Chondrites tenellus dem ersten Vegetationsgürtel an wie auch die Schiefer von Rio Tamai und von Podberda am SFuss des Wachsheimer Gebirges, Die Flora der Stang- alpe repräsentirt den zweiten Vegetationsgürtel, die sogenannte Si- Ba. XXXI, 1868. 93 330 gillarienzone. Ueber den Bleiberger Produktenschiefern kommt bei Pristana eine Schicht von Alethopteris aquilina vor, auf dem Schutt- kegel des Osselitzerbaches bei Tröpellach im Gailthale Cyatheites unitus, Alethopteris Defrancei, Dictyopteris Brongniarti, darüber lie- gen die Kalke mit Cyathophyllen und Crinoiden. Jene Pflanzen schei- nen einem höhern Niveau als die der Stangalpe anzugehören und noch höher folgen erst die von Tergove. So sind in den Gailthaler Schich- ten sämmtliche Niveaus der Kohlenformation vertreten mit dem Un- terschiede von den ausseralpinen, dass nicht nur in den untern Ho- rizonten sondern durch die ganze Formation hindurch pelagische Gebilde vorherrschen und limnische nur sehr untergeordnet an den Rändern auftreten. Darin hat auch wohl der gänzliche Mangel an Kohlenflötzen seinen Grund. Bei Innsbruck am Steinacher Joch kömmt die Kohlenformation ganz ebenso wie auf der Stangalpe vor: zuunterst Kalk mit Spatheisenstein, dann ein mächtiges Conglomerat, darauf Sandstein und Schiefer, letzte mit Annularia longifolia, Sphe- nophyllum emarginatum, Neuropteris flexuosa, Odontopteris alpina, Cyatheites arborescens und oreopteridis, Alethopteris Defrancei, Stig- maria ficoides. — (Jahrb. kk. Geol. Reichsanstalt 1868. S. 131—138.) U. Schlönbach, die Brachiopoden der böhmischen Kreide. — Die in Böhmen entwickelten Plänerglieder sind folgende. 1. Zone der Trigonia sulcataria und des Catopygus carinatus petro- graphisch sehr verschiedentlich ausgebildet, früher als unterer Qua- der, Pflanzenquader, unterer Pläner, Conglomeratschichten, Hippuri- tenkalk bezeichnet. Die in der natürlichen Folge sich anschliessenden beiden Zonen des Scaphites aequalis und des Ammonites rotomagen- sis fehlen in Böhmen, hier reiht eich an als zweite Zone die des Ino- ceramus labiatus wiederum veränderlich, gleich dem rothen Pläner NDeutschlands, dem untersten Turonien. 3. Zone des Ammonites Wooll- garei und Ammonites Brongniarti sonst als Exogyrensandstein und Grünsandstein unterschieden, die beide in vielen Gegenden wirklich nur ein Gebilde darstellen. 4. Zone des Scaphites Geinitzi und Spon- dylus spinosus, früher oberer Plänerkalk und obrer Plänermergel, der norddeutschen Skaphitenschicht entsprechend. Die Isersandsteine können noch nicht mit Sicherheit hierher versetzt werden. 5. Zone des Inoceramus Cuvieri und Micraster cortestudinarium oder die Ba- kulitenmergel von Priesen und Luschitz. 6. Zone des Micraster cor anguinum und Belemnites Merceyi, die frühern Oberquader. Die böhmischen Brachiopoden werden nun in folgender Weise festgestellt. 1. Terebratulina chrysalis (Terebratula striatus Reuss, T. Faujasi Reuss) sehr verbreitet, beginnt in der ersten Zone uud reicht bis zur vierten. 2. T. rigida (T. gracilis Reuss) stellenweise sehr häufig, in Zone 1 beginnend und reicht ebenfalls bis zum Spondylus spinosus. 3. Terebratula phaseolana (T. biangularis, ovoides und lentoidea Reuss) ungemein häufig in den untersten Schichten, nicht über Zone. 4. T. subrotundata (T. semiglobosa Swb, T. carnea, punctata, elon- gata, subundata, obesa, acuta Reuss) beschränkt sich auf die Zone 331 des Scaphites aequalis also im obern Plänerkalk. 5. Megerleia lima Defr (Terebratula pectoralis Reuss) im obern Pläner von Bilin. 6. Morrisia Suessi Bosq (Terebratula lentoidea Reuss) zuerst bei Mast- richt, dann bei Ahlten in Hannover, in Böhmen bei Weisskirchlitz im untern Pläner oder der ersten Zone. 7. Magas Geinitzi (Terebratula hippopus und Megerlea lima Reuss) sehr verbreitet in cenomanen Schichten des NWDeutschland, in Böhmen häufiger in jüngeren Schich- ten, im Plänersandstein oder der Zone des Inoceramus labiatus und im Exogyrensandstein sowie im oberen Pläner. 8. Magas striolaris Schloenb. 9. Thecidium vermiculare Schloth spec. in der ersten Zone häufig. 10. Thecidium spec. in nur einer Klappe in der Tourtia. 11. Rhynchonella dimidiata (Terebratula dimidiata Swb, T, depressa, rostrata, latissima, gallina und Rh. ala Reuss) in Böhmen und Sach- sen häufig nur in der untern Zone. 12.Rh. Mantellana nur in schlech- ten Exemplaren in der ersten Zone. 13, Rh. bohemica (Terebratula alata, Rh. ala Reuss, Rh. vespertilio Kr) sehr häufig im Exogyren- sandstein und im Plänersandstein. 14. Rh. Cuvieri d’Orb (Terebra- tula pisum und Mantellana Reuss) und 15. Rh. plicatilis Swb (Tere- bratula octoplicata Reuss) beide im obern Plänerkalk in derZone des Spondylus spinosus ungemein häufig, in andern Gegenden vertical weiter verbreitet. 16. Crania parisiensis Defr in allen Schichten vom Galeritenpläner (Zone des Inoc. Brongniarti) bis in die jüngsten Krei- deschichten, im Cenoman, Senon, Turon. 17. Cr. gracilis Mstr. (Cr. irregularis Reuss, eximia Schloenb) in der ersten Zone. 18. Cr. igna- bergensis Retz horizontal und vertikal weit verbreitet. 19. Cr, spi- nulosa Reuss aus oberem Plänerkalk ist Verf. unbekannt aus Böhmen. Von diesen 19 Arten kommen also 12 bereits in der ersten Zone vor, von welchen in Böhmen nur 3 in höhere Glieder, ausserhalb noch 3 andere höher vorkommen. In der Zone des Inoc. labiatus sind nur 3 beobachtet, in der Zone des Inoc. Brongniarti ebenfalls 3, in der des Scaphites Geinitzi aber neun. In den beiden jüngsten Zonen Böhmens finden sich nur ganz vereinzelt Terebratulina chrysalis, Ma- gas Geinitzi und Rhynchonella plicatilis.. — (Jahrb. kk. Geol. Reichs- anst. 1868. $. 139-165. Tf. 5.) A.E.Reuss, paläontologische Beiträge. — Neuer fos- siler Limax. Verf. beschrieb aus dem Süsswasserkalk von Tucho- rie in Böhmen 53 Landschnecken und 15 Süsswasserarten und erhielt neues Material von dort, darunter auch eine Limax. Die einzige bis jetzt bekannte Limaxart ist L. Larteti aus den Tertiärschichten von Sansan, eine andere ähnliche Schale aus Rumelien veranlasste Des- hayes die Gattung Viquesnelia aufzustellen; die mit L. agrestis iden- difieirte Art von Maidstone ist ganz zweifelhaft. Die neue böhmische Form ist L. crassitesta 5 Mill. lang und 3,5 Mill. breit, ziemlich dick, gegen den Vorderrand hin verdünnt, vierseitig oval mit fast paral- lelen Seitenrändern, vorn schwach bogig, hinten breiter und schief abgestutzt, auf der gewölbten Oberseite mit gedrängten feinen Wachs- linien, an der Unterseite rauh. Ausserdem fanden sich 'an derselben 23 * 332 Lagerstätte noch Helix multicostata Thom, Pupa subconica Sdb, P. Schwageri n. sp., Valvata leptopomoides n. sp., und Candona poly- stigma n. sp., danach sind nun 75 Arten von Tuchoriac bekannt, wo- von 21 Arten mit Hochheimern identisch sind. — Neues Vorkommen von Congerienschichten in Siebenbürgen am Hahnenbach SO von Arbegen zwischen Mediasch und Hermannstadt. — Das Ge- stein ist ein feinkörniger glimmerreicher Sandstein mit schwer aus- zulösenden Versteinerungen. Die sicheren Arten sind: Limnaeus nobilis n. sp., Cardium undatum n. sp., zwei andere nicht sicher be- stimmbare Cardien, Congeria triangularis Partsch, eine Melanopsis — Valenciennesia annulata beschrieb Rousseau zuerst als rie- senhaften Ancyclus aus dem obern Mitteltertiär der Krim, dieselbe ist nun auch in den Congerienschichten von Totis bei Gran in Ungarn gefunden uud ebenfalls in der Wallachei. Verf. beschreibt disese Exemplare und findet die von Bourguignat gegebene Diagnose ganz passend. — Foraminiferen und Ostrakoden von St. Cassian. In der Trias sind erstere bisher nur sehr spärlich nachgewiesen wor- den. Schwager führt einige von Vils in.Tirol auf, Schafhäutl mehre aus dem Kalke der rhätischen Gruppe, sicherer ebendaker Gümbel, Peters aus dem Dachsteinkalke, der bei Hallstatt zu mehr denn 80 Procent aus Schalen von Globigerinen mit wenigen Textilarien be- steht, Jones und Parker aus dem blauen Thone von Chellaston bei Derby, von St. Cassian führte v. Schauroth einen Orbitulites cassiani- cus auf, den aber Verf. für ein nicht organisches Gebilde erklärt. In den St. Cassianer thonigen Mergeln entdeckte nun Verf. folgende neue Arten: Glandulina obconica, eine Cristellaria, Marginulina, Globige- rina, Polymorphina, Textilaria, Cornuspira filiformis, eine Biloculina und andere schwer deutbare. ÖOstrakoden werden schon mehrfach aus der Trias erwähnt, St. Cassian lieferte Cythere cassiana und Cytherella limbata. — (Wiener Sitzungsberichte LVill. 31. SS. 5 Tff.) Joach. Barrande, Cephalopodes siluriens dela Bo- heme. Groupement des Orthoceres. Prag 1868. 8°. — Die riesige Prachtmonographie des böhmischen Silurbeckens schreitet in er- freulichster Weise fort, wie dieser Bericht über die schon erschiene- nen Tafeln der Orthoceratiten beweist, Die Gattung Orthoceras sondert ihre böhmischen Silurarten in kurze und in lange, Erstere sind 30, alle mit horizontalen Streifen. Die Uebergangsgruppe zu den langen bilden 2 nur in Steinkernen bekannte Arten mit dreiseitigem Quer- schnitt, wodurch sie sich Gonioceras nähern und andere Steinkerne mit elliptischem oder kreisrunden Querschnitt. Die langen Arten haben 1. vorherrschend vertikale Dekoration in Form von Rippen, Furchen, Streifen, Leisten, 2. gemischte Dekoration mit gleich ent- wickelten Längs- und Querstreifen, 3 Gruppen umfassend, 3. quere Dekoration, wohin die meisten in 7 Gruppen zu sondernden gehören, 4. glatte, oder nur schwach quergestreifte Arten. Dann spricht Verf. über die Cochleati und Nummularia, über die Gattungen Huronia, En- doceras und Gonioceras. 333 H., Burmeister, fossile Säugethiere im Diluvium Südamerikas. — Das vierte Heft der Anales del Museo publico de Buenos Aires, mit welchem der erste reichhaltige Band dieser neuen Zeitschrift abschliesst, vollendet die gewichtige Abhandlung, deren Anfang wir Bd. XXX. 528 berichteten. Dieselbe verbreitet sich noch über folgende Arten: Auchenia Weddeli, Castelnaudi, intermedia, mit welch’ letzterer Bravards Camelotherium zusammenfällt, über Cer- vus, Dicotyle, sehr eingehend über Equus und im besondern über E. curvidens Ow (E. neogaeus Gerv), E. Devillei Gerv, über Macrauche- nia, Toxodon, von welchem dem Verf. ein besonders werthvolles Ma- terial zu Gebote stand und zwar von T. Burmeisteri Gieb und T. Oweni Burm (T. platensis und T. angustidens Owen), T. Darwini Burm, ferner über Nesodon und Mastodon Humboldti Cuv, Ein Nach- trag bringt noch Bemerkungen über Mephitis primaeva, Ctenomys bonariensis, Glyptodon tuberculatus, Equus und Nesodon. Die in Ber- lin lithographirten vom Verf. selbst gezeichneten Abbildungen stellen Schädel, Zähne, ganze Skelete und einzelne Theile derselben dar. So ist mit diesem ersten Bande der Anales unsere Kenntniss der höchst interessanten zum Theil ganz absonderlichen Diluvialfauna der Argen- tinischen Staaten beträchtlich erweitert und hinsichtlich mehrer Ar- ten wesentlich berichtigt worden, möge es dem Verf. gelingen noch weiteres Material zu gewinnen, um diese schönen Untersuchungen in den folgenden Bänden fortzuführen. — Wir können bei dieser Gele- genheit eine auf dem Umschlage des Heftes befindliche Bemerkung nicht mit Stillschweigen übergehen. Die Anales del Museo publico de Buenos Aires sind in der liberalsten Weise an alle naturwissen- schaftlichen Institute und Gesellschaften versandt worden, aber von deutschen haben erst sechs durch Gegensendung ihrer Schriften den Empfang quittirt. Die Ed, Antonsche Buchhandlung in Halle vermit- telt den Tauschverkehr mit Buenos Aires und mit dem vorliegenden vierten Hefte werden alle weitern Zusendungen an diejenigen Gesell- schaften eingestellt, welche ihre Publikationen nicht einschicken. Botanik. Schenk, Untersuchungen des Baues der Grasblühte. — Die eine Reihe der Untersuchungen betrifft die Pe- rianthiumblättchen, Lodiculae. Die beiden über der Tragspelze ste- henden Lodiculae sind fortan als untre oder vordre zu bezeichnen, da ausser ihnen bei vielen Gräsern noch zwei obere oder hintere vor- kommen. Letzte sind am vollkommensten bei Molinia caerulea, bei der sie an der Seite der Blühtenachse und beträchtlich höher als die untern Lodiculae angeheftet, die Seiten des Fruchtknotens fast bis zu seiner vordern und hintern Mitte bedecken. Bei Festuca und Lo- lium sind sie viel schmäler und mit dem untern Theile des Vorder- randes an die hintere Fläche der untern Lodicula angewachsen; der obere freie Theil überragt den hintern Rand des letztern und er- scheint wie ein Anhängsel derselben. Bei Brachypodium, Triticum, Secale, Gymnostichum u. A. verwächst der ganze vordere Rand der hintern Lodicula oben mit dem hinteren Rande, unten mit der hintern 334 Fläche der unteren, erste ist aber stets an der höhern Insertion zu erkennen, ebenso bei Seslaria, wo sich beide Lodiculae noch dadurch unterscheiden, dass die vordere nach oben in mehre langzugespitzte gewimperte Zipfel ausgeht, während die Lappen der hinteren stumpf und kahl sind. Bei Avena sind die oberen Lodiculae sehr kurz, noch kürzer bei den Bromi secalini. Von solchen Gräsern, bei welchem eine hintere Lodicula bisher bekannt ist, stand nur Piptatherum mul- tiflorum Verf. zur Verfügung, die Zartheit der Blühtentheile erschwert die Untersuchung sehr, doch scheinen auch hier zu beiden Seiten der hintern Lodicula zwei mit dem Grunde derselben verwachsene Blätt- chen vorhanden zu sein, die sich nach den Seiten des Fruchtknotens wenden und an die hintere Fläche der vordern Lodiculae anlegen. Die höhere Insertion der hintern Blättchen ist auch hier sehr deutlich. Nach allem kann Röpers Theorie, nach welcher die beiden seither bekannten Lodiculae als die vorderen Glieder des innern Perianthe- mumkreises aufgefasst werden, nicht mehr beibehalten werden. Das Vorkommen bei Piptatherum lässt vermuthen, dass wie bei den hin- teren so auch bei den vorderen Lodiculae eine fehlgeschlagene Mitte zu ergänzen ist und da die hinteren Elättchen an ihrem Grunde zu einem Blatte verwachsen und auch die vordern Lodiculae zuweilen ganz, mindestens aber am Grunde verwachsen sind, so muss man vielleicht die Lodiculae beider Seiten als je ein Blatt ansehen, von welchem nur die Seitentheile zur Entwicklung kommen, die Mittelrip- pen aber immer oder fast immer unterdrückt sind. Bei dieser An- nahme würde man zwei alternirende und die Alternation der Spelzen fortsetzende Lodikularblätter erhalten. — Die zweite Beobachtungs- reihe galt dem Fruchtknoten. Bei Brizopyrum siculum findet sich ein dritter hinterer Griffel und an der Stelle desselben in den übri- gen Blühten desselben Stockes ein Höckerchen, das auch bei Phrag- mites, Calamogrostis, Aira und Lamarckia vorkommt. In Ueberein- stimmung mit Kunth ist dieser Höcker als Rudiment eines dritten Griffels gedeutet. Betrachtet man nun bei den Gräsern jeden Griffel als Spitze eines separaten Fruchtblattes: so wird man bei den genann- ten annehmen müssen, dass das mediane Fruchtblatt hinten steht. Dann geht aber die regelmässige Alternation der Cyklen verloren, auch müsste man da den ganzen Fruchtknoten als um 180° gedreht betrachten, was wegen der unveränderten Lage der Placenta und Sa- menknospe nicht angebt. Die normalen und abnormen Formen des Grasfruchtknotens sind befriedigend nur bei der Annahme eines ein- zigen vornstehenden Fruchtblattes zu erklären, welches nach dem Ty- pus der zweirippigen Blätter gebaut ist und grosse Aehnlichkeit mit dem Utriculus von Carex besitzt sowohl in der äussern Form wie in der Lage der inneren Organe. Die beiden gewöhnlich vorkommen- den Griffel erklären sich dann als die excurrirenden beiden Rippen, die sich stets auch bis zur Basis des Fruchtknotens verfolgen lassen. Der dritte vordere Griffel wäre der Versuch der Ausbildung einer Mittelrippe , der dritte hintere aber ein Analogon der bei verwachse- 235 nen Scheidewänden der Blattmitte gegenüber vorkommenden grannen- förmigen Fortsätze, welche in der Keimregion bei Zizania aquatica, in der Laubregion bei Melica uniflora, in der Hochblattregion bei Glyceria spectabilis bekannt sind. Hanstein hält die hier gegebenen Deutungen noch nicht für hinlänglich begründet. — (Rhein. Verhandlgn. 1867. XXIV. Correspdzbl. 111—113.) Hildebrand, unmittelbarer Einfluss der Pflanzen- bastardirung auf dieBeschaffenheit der durch dieselbe erzeugten Frucht. -—- Man weiss, dass aus den durch Bastardi- rung zweier Arten oder Varietäten erzeugten Samen Pflanzen erwach- sen, die entweder selbst einzelne Eigenschaften beider Aeltern ver- einigt zeigen oder doch in ihren Nachkommen ihre Entstehung aus dem Zusammenwirken beider Aeltern bekunden. Hingegen wird zu- mal von Nägeli bestritten, dass die Pflanzenbastardirung nicht blos auf die dadurch erzeugten Nachkommen sondern direkt auf die durch diese Bastardbestäubung erzeugte Frucht einen Einfluss üben sollte. Verf. widerlegt dies durch Beobachtungen an Aepfein und durch Ver- suche an Maispflanzen. Ein Apfel von dem Zweige eines Gräfenstei- ners, der zwischen die Zweige eines Himbeerapfels hineinreichte, war durch die Bestäubung einer Gräfensteiner Blühte mit dem Pollen der Himbeerapfelblühte entstanden. Die Form und der Haupttheil der Farbe desselben glich ganz den Gräfensteinern des Baumes, die Farbe gelb mit zerstreuten rothen Punkten; auf der einen Seite aber hatte er einen etwa 1/,; Zoll breiten Längsstreifen vom Kelchrest bis zum Stiele, während solche Streifen sonst nie an den Gräfensteinern vor- kommen und genau von der rothen Farbe des Himbeerapfels und das unter diesem Streifen liegende Fruchtfleisch war im Gegensatz zu dem andern von rothen Gefässbündeln durchzogen, die für das äus- sere Fleisch des Himbeerapfels charakteristisch sind. Also ein Einfluss des Pollens auf die Frucht, der nun durch das Experiment an Mais- pflanzen bestättigt wurde. An Pflanzen aus gelben Maiskörnern wur- den die weiblichen Blühtenstände vor dem Hervortreten der Narben mit Papierdüten vor jeder Berührung abgeschlossen. Als nun die Narben unter diesem Abschluss hervorgetreten wurden sie an den einen Blühtenständen mehre Tage hinter einander mit solchen Pollen bestäubt, der von Pflanzen aus rothen Maiskörnern genommen; auf andern Blühtenständen wurde der Pollen der über ihnen befindlichen demselben Stocke angehörigen Blühten übertragen. Die durch letztre Bestäubung entsandenen Kolben hatten nun rein gelbe Körner denen der Mutterpflanze gleich, die Kolben aus erster Bestäubung aber hat- ten gelbe Körner untermischt mit grauvioletten, so dass also ein di- rekter Einfluss des Pollens angenommen werden muss. Verf. meint, dass dieser Einfluss nur zwischen ganz nah verwandten Varietäten hervortritt und neue Versuche z.B. mit Kürbissorten das bestättigen würden. — (Ebda 100—122.) A. v, Krempelhuber, über Lichen esculentus Pall. — Ueber den natürlichen Standort dieser Pflanze gingen seither die An- 336 sichten auseinander, sie ist nach Verf. eine Steinflechte und gehört in Massalongos Gattung Pachyospora, allein da diese auf die schwer bestimmbare Grösse der Sporen begründet ist, so verweist sie Verf. zu Lecanora, da ferner Pallas Diagnose nur auf eine Varietät der Art sich bezieht, so soll sie den neuen Namen Lecanora desertorum füh- ren. Die Nothwendigkeit dieses neuen Namens findet Ref. nicht ge- nügend begründet und müssten nach jenem Princip die allermeisten ältern Namen durch neue ersetzt werden und diese neuen nach aber- mals fünfzig Jahren, wo die Arten unzweifelhaft wieder anders als jetzt aufgefasst werden, vertauscht werden. Verf. diagnosirt sie nun nach den von Kotschy im Taurus gesammelten Exemplaren und führt Pallas’ Art als Varietät mit ihrer Synonymie auf. Diese ist die ge- wöhnliche Mannaflechte in der tartarischen Wüste, der Kirgisensteppe, Persien, Kleinasien, um Konstantinopel, in der Krim und in der $a- hara. Sie enthält 42,50, jene aus dem Kaukasus aber 51,94 Procent oxalsauren Kalk. — (Wiener Zoolog. hotan. Verhdigen XVII 599-606 Tf. 15.) C. M. Gottsche, neue Jungermannia in einem Sumpfe bei Hasenau unweit Breslau und bei Nimkau, J. Mildeana: Amphi- gastriis nullis, caule flexuoso decumbente radiculoso, apice bifido tri- fidove subadscendente, foliis subquadratis margine laterali rotundatis, junioribus et inferioribus bidentatis, majoribus plerumque 3—4 lobis con- cavisapicem versus arctiusimbricatis capitulumque formantibus lobislan- ceolatis reflexis inflexisve, involucralibus majoribus margine sinuato crispatis quadrilobis, perianthio terminali ovato plus minus violaceo, longitudinaliter 8—9 plicato, ore lobulatodentato connivente aperto. — (Zbda 623—626 Tf. 16.) St. Schulzer von Müggenburg, mykologische Mis- cellen. — 1. Mykologisches Herbar. — 2. Caeoma - und Phragmi- diumsporen in demselben Räschen. Im trocknen Herbste 1866 fand Verf. die Blätter der Himbeeren seines Gartens dicht besäet mit Phragmidium bullosum, das er sonst nur auf Rubus fruticosus getrof- fen. Bei näherer Untersuchung fanden sich neben ihm auf demselben feinzelligen Hypostroma auch Spuren von Caeoma. Beide Räschen hatten ganz dasselbe Mycelium. — 3. Berichtigung: Epitea hamata Bon ist mit E. aurea Bon identisch. Phragmidium oblongum Bon ist eine blosse Abnormität des Phr. mucronatum Schl. — 4. Ueber Auf- stellung neuer Gattungen. — 5. Ueber die Sphärien des Lyciums: Coryneum Lyeii, ein Clisosporium, Camarosporium quaternatum, C. Hendersonia, Stigmatea Hazslinszkyi und Pseudovalsa Lyeii stehen dicht beisammen und werden besprochen. — 6. Neben Schläuchen mit normaler Sporenzahl auch einsporige oder akrogene Sporen und bei Hysterographium pulicare oft neben achtsporigen Schläuchen akrogene, denselben von Pleospora taphrina kleine oben zugespitzte mit nur einer Spore beigemengt u. a. — 7. Hymenomyceten verschie- dener Familien in naher Beziehung zu einander. Grosse Gruppen des Polyporus versicolor unmittelbar neben Telephora hirsuta, vielleicht 337 gehen beide aus denselben Sporen hervor. Aehnlich verhalten sich Irpex fuscoviolaceus, Polyporus abietinus und P. adustus. Cantarel- lus und Craterellus weit getrennt im System sind nicht verschieden. — 8. Ausgiebige Synonyma. Die alte Gattung Erysiphe hat nur eine sichere Art, Leveille macht daraus mehre Gattungen und noch mehr Arten Trevisan. — Berichtigungen zu Kanitzs Pilzen Slavoniens. — (Ebda 709—730.) J. Milde, über Asplenium fissumKit und A.lepidum Presl. — Beide werden unter Aufführung der Synonymie und Lite- ratur ausführlich diagnosirt und dann kritisch beleuchtet, auch ihre Standorte angegeben. — (Zhda 817—824.) Derselbe, über einige Sporenpflanzen der deut- schen Flora: Equisetum seirpoides Mich, Phegopteris Robertiana, Woodsia subeordata, Aspidium aculeatum mit seinen Verwandten, A. affine, A. filix mas var. paleaceum, Aspidium Opizi, Asplenium voge- siacum, A. ruta muraria, Ophioglossum vulgatum var. polyphyllum. — (Ebda 825—$28) Zoologie. C. G. Giebel, landwirthschaftliche Zoo- logie. Naturgeschichte aller der Landwirthschaft nützlichen und schädlichen Thiere für den praktischen Landwirth bearbeitet. Mit 230 Holzschnitten. Liefrg. 1. 2. Glogau 1868. Carl Flemming. — Der Landwirth bedarf mehr als einer blos oberflächlichen und allge- meinen Kenntniss der einheimischen Thiere, da ein nicht gerade klei- ner Theil derselben seine Saaten und Vorräthe in den Speichern gar nicht selten bis zur Verwüstung und Vernichtung beschädigt, ein anderer Theil diesen gefährlichen Feinden unaufhörlich nachstellt. Von beiden muss der gebildete Landwirth die Naturgeschichte gründ- lich kennen, um die letztern zu pflegen, damit sie ihm dienen, und um aus der Lebensweise der erstern die sichersten Mittel zu ihrer Verfolgung und Vertilgung zu gewinnen. Er nimmt drittens aber noch eine Anzahl Thiere in seinen unmittelbaren Dienst und um aus diesen Hausthieren den höchsten Nutzen zu ziehen, was Züchtung, Fütterung, Pflege und Behandlung, Verwerthung anlangt, muss er sich auch von ihrer Organisation und ihren Charakter, ihrer Leistungs- fähigkeit eingehend unterrichten. Seither fehlte es an einem Buche, welches diese verschiedenartigen Interessen der Landwirthschaft im Zusammenhange und in genügender Ausführlichkeit darstellte. Nach dieser Seite hin kömmt die in den zwei ersten Lieferungen vorlie- gende landwirthschaftliche Zoologie einem wirklichen Bedürfnisse entgegen, einem Bedürfnisse, das leider und zwar zu ihrem eigenen grössten Schaden viele Landwirthe, weil in ganz erstaunlicher Ein- seitigkeit und Beschränktheit ihre Aufgabe verfolgend, nicht empfin- den oder nicht verkennen wollen. Hier nun ist ihnen das bezügliche Material in der bequemsten und geniessbarsten Form dargebracht, nämlich in unterhaltenden und belehrenden Schilderungen der einzel- nen nützlichen und schädlichen Thiere, welche den äussern und in- nern Körperbau, die Lebensweise und den Charakter, Nutzen und 338 Schaden, die Mittel zur Verfolgung wie andererseits zur Pflege und Schonung besprechen, alle in streng systematischer Reihenfolge mit Charakteristik der Gattungen, Familien und Klassen; also keine trok- kene Aufzählung der Merkmale, keine dürre schematische Behandlung, sondern eine unterhaltende Lektüre. Die Säugethiere liegen in den beiden ersten Lieferungen schon vollständig vor und ist der Umfang des Ganzen auf 10 bis il Lieferungen oder 50-54 Bogen berechnet, welche bis Oktober dieses Jahres erscheinen werden. Die zahlreichen in den Text gedruckten Holzschnitte sowie Druck und Papier und der niedrige Preis von 12:/, Groschen für die Lieferung verdienen besondere Anerkennung. C. G. Giebel, Vogelschutzbuch. Die nützlichen Vö- gelunserer Aecker, Wiesen, Gärten und Wälder. Mit 88 Holzschnitten. Zweiter unveränderter Abdruck. Berlin 1868. Wie- gandt und Hempel. — Das erste Erscheinen dieses nützlichen Büch- leins meldeten wir im Februarhefte und schon jetzt können wir einen neuen Abdruck anzeigen. Die beifällige Aufnahme, welche sich in dem schnellen Absatze der nicht unbedeutenden ersten Ausgabe be- thätigt hat, giebt das erfreuliche Zeugniss, dass wenigstens nach einer Seite hin die Land- und Forstwirthe und die Gärtner ihr Interesse an den Thieren erkennen und wahrnehmen wollen. Möge diese Er- kenntniss in immer weitern Kreisen Platz greifen und selbst auch bald eine weitere werden, wie solche die eben angezeigte landwirth- schaftliche Zoologie zu pflegen geeignet ist. W.Keferstein, Beiträge zurEntwicklungsgeschichte einiger Seeplanarien von St. Malo. Mit 3 Tff. Göttingen 1868. 4°. — Verf. beschreibt zunächst die neu von ihm beobachte- teten dendrocoelen Seeplanarien, nämlich Leeptoplana tremellaris Oerst (Polycelis laevigatus Quatrf, Planaria flexilis Daleyel), Eurylepta ar- gus Dies und Eu. cornuta Dies (Proceros sanguinolentus Quatref) und legt dann die anatomische Untersuchung vor. Der dünne blattartige Körper erscheint auf Querschnitten schlauchartig, aus Haut und Mus- kelschlauch bestehend und die innere Höhle durch zahlreiche senk- rechte Muskeln gleichsam in Maschen getheilt. Der afterlose Darm beginnt mit einem oft sehr grossen Rüssel mit lappigem Rande, führt in einen getheilten Magen, dessen Taschen einfach oder verzweigt fast bis an den Körperrand reichen. Das Nervensystem besteht aus einem Paar Hirnganglien durch eine dicke Bauchcommissur ver- bunden, von welchem mehre Nerven ausgehen. An den zahlreichen Augen erkennt man eine äussere und innere Retina, ein Choroidea und einen linsen- oder corneaartigen Theil. Einige Arten haben auch Otolithen und alle am Körperrande zahlreiche Tasthaare. Die zwit- terhaften Geschlechtsorgane haben eine vordere männliche und hin- tere weibliche Oeffnung. Die Ausführungsgänge des Hoden führen zur Samenblase, einer Prostata und dem Penis, die weiblichen in ein Atrium mit Eiweissdrüse und Samentasche. Verf. schildert den fei- nen Bau dieser Organe. Ein Wassergefässsystem wurde nicht auf- 339 gefunden. Leptoplana tremellaris entwickelt sich ohne alle Metamor- phose. Sie legt ruhig an einer Wasserpflanze sitzend hunderte von Eiern in einer von Eiweiss gebildeten Scheibe. Mit der Entwicklung der Embryonen werden die Eiweisshüllen zu sechsseitigen Säulen mit kugeliger Höhle, in welcher die Eier in einer klaren Flüssigkeit schwimmen. Der Keimfleck wurde nicht bemerkt. Durch den Fur- chungsprozess zerfällt der Dotter in 4 Kugeln, aus jeder erhebt sich knospenförmig und sich abschnürend eine kleine Dotterkugel. Diese kleinen Kugeln theilen sich wiederholt und umschichten die grossen, von denen nur eine sich theilt. Diese Embryokugeln beginnen am fünften Tage zu rotiren und erhalten am sechsten Tage ein dichtes Kleid feiner Cilien. Die grossen Kugeln werden als Nahrung aufge- zehrt und aus der peripherischen Schicht entwickeln sich alle Organe, deren Ausbildung Verfasser verfolgte. Am 14. Tage schlüpfte der Embryo aus. Bis zum 23. Tage, mit welchem die Beobachtung abge- brochen wurde, waren jedoch die Genitalien noch nicht angelegt. Fr. Brauer, die von der österreichischen Fregatte Novara gesammelten Neuropteren.— Die Untersuchungen des reichhaltigen Materiales, welches die Novara von ihrer Erdumsege- lung heimbrachte, vervollständigen sich mehr und mehr, und sind so umfangreiche, dass wir bei der Beschränktheit unseres Raumes nur durch kurze Anzeigen auf deren Erscheinen aufmerksam machen kön- nen. Da die Abtheilungen des grossen Reisewerkes einzeln in den Buchhandel kommen: so ist es jedem Fachgenossen erleichtert sich in den Besitz des ihn speziell interessirenden Theiles zu setzen. Die vorliegende von dem verdienten Brauer gelieferte Bearbeitung der Neuropteren bringt 19 neue Arten und 37 neue Orthopteren, welche zur Aufstellung von 10 neuen Gattungen nöthigten. Letzte erhielten folgende Namen: Hydromanicus, Nyctiophylax, Tetracentron, Anoma- lostoma, Calamoceras, Saetotricha sämmtlich Phryganiden, Stauro- phlebia eine Aeschnide, Gomphomacronia eine Corduline, Agrionop- tera eine Libelluline. Die Artbeschreibungen sind so ausführliche, dass eine Verwechselung mit verwandten Arten nicht leicht mög- lich ist. Fr. Steindachner, Uebersicht der Meeresfische an den Küsten Spaniens und Portugals. — Verf. untersuchte folgende 70 Arten mehr minder eingehend,-um deren Charaktere fest-. zustellen und ihre Verwandtschaften kritisch zu sichten. Da die Ar- beit ausserdem ein besonderes geographisches Interese hat, so zählen wir die behandelten Arten namentlich auf: Beryx decadactylus Serranus cabrilla Apogon imberbis splendens hepatus Pristipoma Bennetti Labrax lupus gigas Diagramma mediterra- punctatus alexandrinus neum Anthias sacer fuscus octolineatum Callanthias peloritanus Polyprion cernium Dentex vulgaris Serranus scriba Pomatom. telescopium macrophthalmus Dentex maroccanus Maena vulgaris Smaris vulgaris alcedo insidiator Mullus barbatus Umbrina cirrhosa canariensis Sciaena aquila Corvina nigra Sargus vulgaris annularis Rondeleti fasciatus puntazzo Cantharus lineatus Box vulgaris 340 Box salpa Oblata melanura Pagrus vulgaris auratus Pagellus erythrinus acarne centrodontus mormyrus Sebastes Kuhli dactylopterus maderensis Scorpaena porcus scropha Trigla cuculus lineata hirundo gurnardus Trigla Iyra obscura aspra Peristedion cataphra- ctum Dactylopterus volans Cottus bubalus Uranoscopus scaber Trachinus draco vipera araneus Sphyraena vulgaris Lepidopus caudatus Aphanopus carbo Trichiurus lepturus Ruvettus pretiosus Nesiarchus nasutus (Wiener Sitzgsberichte LV1. 1867. Octhr. 105 SS, 9 Tff.) W. Peters, über die Flederhunde insbesondere die Arten der Gattung Pteropus. — Diese Familie unterscheidet sich von andern durch den dreigliedrigen Zeigefinger und die eigenthüm- lich stumpfhöckerige mit einer Längsfurche versehenen Backzähne. Gewöhnlich (nur Cephalotes und Notopteris ausgenommen) hat der Zeigefinger eine Kralle, aber nie die Nase einen Aufsatz, nie das Ohr eine Klappe, der Mittelfinger stets nur zwei knöcherne Phalangen; die Fibula ist rudimentär; die Augenhöhle hinten mit grossem Post- orbitalfortsatz. Die langgestreckte Zunge trägt in derMitte einen Hau- fen mehrspitziger nach hinten gerichteter Hornstacheln und der Ma- gen ist bohnenförmig oder mit langem Blindsack versehen, je nach- dem die Nahrung ausschliesslich aus Früchten oder zugleich auch aus Insekten besteht. Da nun auch unter den Insektivoren Rhinopoma und Artibeus ausschliesslich oder vorzugsweise von Früchten leben: so sind die Bezeichnungen insectivora und frugivora nicht treffend und zu vermeiden, Von den Blattnasen des tropischen Amerika nähert sich Sturnia hinsichtlich der Backzähne und des Zeigefingers den Fleder- hunden. Die nur der Alten Welt angehörigen Flederhunde sondern sich in mehre Gattungen, von welchen Pteropus die artenreichste und weitest verbreitete ist. Verf. untersuchte ein sehr reiches Material auch das der Londoner, Leidener und Pariser Sammlung und giebt eine kritische Revision der zahlreichen Arten, die wir mittheilen. A. Haarkleid reichlich bis über die Hälfte des Vorderarmes und beide Seiten des Unterschenkels ausgedehnt. a. Ohren kurz, sparsam mit langen Haaren bekleidet. 1. Pt. vulgaris Geoffr. Maskarenen, 2. Pt. rubricollis Geoffr. Bourbon. — b. Ohren aus dem Pelze her- vorragend, aber kürzer als die Schnauze und kahl: 3. Pt. dasymallus Tem. Japan. 4. Pt. pselaphon Lag (Pt. ursinus Kittl) Boninsima. 5. Pt. vetulus Jouan Neukaledonien. — c. Ohren so lang oder länger als die Schnauze, kahl: 6. Pt. poliocephalus Temm (Pt. Elseyi Gray) Australien; hierher auch Pt. leucopterus Tem. 7. Pt. conspicillatus Gould Fitzroyinsel. — B. Haarkleid lässt die Bauchseite des Unter- schenkels frei und ist am Rücken des Vorderarmes kurz oder feh- lend. 8. Pt. edulis Geoffr. (Pt. javanicus Desm., Pt. funereus und pluto Tem, Pt. nicobaricus und Pachysoma giganteum Fitz) auf dem indi- schen Festlande, den Inseln und Neuholland, 9. Pt. medius Tem (Pt. 341 Edwardsi Geoffr) Vorderindien. 10. Pt. phaeops Tem, Celebes. 11. Pt. Edwardsi Goeffr (Pt. Livingstoni Gray) Madagascar und Co- moren. — 12. Pt. Geddiei Mcg Neuhebriden, im Aessern sehr ähnlich Pt. Keraudreni, in den Zähnen und Schädel Pt. edulis. — 13. Pt. gri- seus Geoffr (Pt. pallidus Tem) Banda, Sumatra, Malakka, Timor. — 14. Pt. ocularis n. s. Ceram. — 15. Pt. macrolis n. sp. Insel Buru. .16. Pt. scapulatus Pet. Cap York in NAustralien, 17, Pt. personatus Tem (Pt. Wallacei Gray) Ternate. 18. Pt, alecto Tem (Pt. aterrimus Tem, Pt. chrysauchen Pet) Celebes, Ternate etc. sehr veränderlich in der Färbung. 19. Pt.hypomelanus Tom voriger sehr nah verwandt, Ter- nate. 20. melanopogon Schley (Pt. phaecops Temm) Amboina, Ceram, Buru u. a. 21. Pt. chrysoproctus Tem (Pt. argentatus Gray) auffal- lend ähnlich der vorigen, Amboina, Ceram u. a. 22, Pt. Temmincki Pet (Pt. griseus Tem) Samoa, Amboina. 23. Pt. Keraudreni QG (Pt. marianus Desm, Pt. tonganus, vanicorensis QG, Pt. insularis HJ, Pt. Dussumieri Geoffr) im mikronesischen Archipel, identisch scheint nach Pt. samoensis Peale von den Samoainseln, 24. Pt. molossinus Tom unbekannter Heimat. 25. Pt. jubatus Esch (Pt. pyrrhocephalus Meyen Insel Luzon. 26. Pt. Mackloti Tem (Pt. vociferanus Peale) Timor, Flores; etwas kleiner Pt. celebensis Schleg. — Andere Gattungen: A. Mit Kralle am Zeigefinger. Cynomycteris Pet oben 4. 1. 2. 3, un- ten 4.1.3. 3 Zähne 1. ©. aegyptiacus Geoff. (Pt. GeoffroyiTem) Aegyp- ten und Senegal. 2. C. collaris Illig (Pt. Leachi Sm. Pt. hottentottus und Leachi Tem) SAfrika. 3. C. amplexicaudatus Geoffr (Pt. Lesche- naultiDesm, Pt. seminudus Kel) Ceylon, Bengalen, Siam, Sundainseln, Molukken, Amboina, Philippinen, Timor. 9. C. stramineus Geoffr (Pterocyon paleacus Pet. Xantharpyia straminea Gray, Pt. mullipilo- sus All) vom Sennar und Abyssinien bis Guinea; vielleicht nur Va- rietät von ihr ist Dupreanus Poll. — Gen. Cynopterus Cuv (Pachy- soma Geoffr) mit: C. marginatus Geoffr (Pachysoma tittaecheilum Tem, P. Diardi und Duvauceli Geoffr, Pt. pyrivorus Hodys, Cynop- terus Horsfieldi Gray, Pt. Scherzeri Fitz) Bengalen, Assan, Siam, Ma- lakka, Ceylon, Java, Sumatra. 2. C. brevicaudatus Geoffr (Pachysoma brachyotis Müll, P. lazoniense Pet), Ceylon, Borneo, Banka, Luzon, Sumatra, Bengalen. 3. C. melanocephalus Tem Java. — Die Gattung Ptenochirus Pet nur mit Pt. Jagori auf Luzon. — Gattung Megaerops Peters nur mit M. ecaudatus (Megaera ecaudata Tem) auf Sumatra. — Gatt. Harpya 1llig (Cephalotes Geoffr, Uronycteris Gray) mit H. ce- phalotes Pall (Cephalotes Pallasi Geoffr, Uronycteris albiventer Gray) Celebes, Molukken, Halmahera, Moretai, Gebeh, Amboina. — Gattung Epomophorus Benn mit 1. E. macrocephalus Ogilb (E. Whitei Benn, Pt. megacephalus Swains) Guinea. 2. E. Franqueti Tomes WAfrika, Gabon, Lagos. 3. E. Wahlbergi Sundev (Pt. crypturus Tom) Port . Natal. 4. E. gambianus Ogilb Gambia, Guinea. 5, E. crypturus Pet. 6. E. labiatus Tem (Pt. schoensis Rüp, Pt. aurus Heugl) Abyssinien. 7. E. comptus All WAfrika. 8. E. pusillus n. sp. (E. schoensis Rüp) WAfrika, Gambia, Gabon, Goruba. — Gen. Hypsignathus All (Sphy- rocephalus Murray) nur durch die gefaltete Oberlippe von voriger ver- schieden: 9. H. monstrosus All (Sph. labrosus Murr) Calabar, Gabon. — dGatt. Macroglossus Cuy mit: 1. M. minimus Geoffr (Pt. rostratus Horsf.) im ganzen indischen Archipel. 2. M.australis Pet. WAstralien. — B, Zeigefinger ohne Nagel. Gatt. Cephalotes Geoffr (Hypoderma Geoffr, Xantharpyia Gray) mit 1. C. Peroni Geoffr (Pt. palliatus Geoffr, Hypoderma moluccensis QG, Xantharpyia amplexicaudata Gray) Ti- mor, Amboina, Samar, Banda, Ternate, Batjan. — Gatt. NotopterusGray nur mit N. Macdonaldi Gray auf den Fidjiinseln. — (Berliner Monats- berichte 1867. Mai 313—333; Dechr. 865— 872.) Correspondenzblatt des Natnurwissenschaftlichen Vereines für die Provinz Sachsen und Thüringen Halle. 1868. April. NE IV. Sitzung am 22. April. Die Mitglieder waren veranlasst, in dem medizinischen Ver- eine einen Vortrag des Hrn. Prof. Hallier aus Jena mit anzuhören, welchen derselbe über seine Beobachtungen und Keimversuche der Pilzgebilde hielt, die bei Masern, Cholera, Schafpocken und Syphilis auftreten. Sitzungam 29. April. Eingegangene Schriften: 1. Acta Universitatis Lundensis. Lunds Universitets Aarsskrift. 1866. Mathematik och Naturvetenskap, Philosophi, Spraakvetenskap och Historia. Medicinska RD Theologi. Lund 1866—7. 4°. 4 Hefte. 2. Jahresbericht des physikalischen Vereines zu Frankfurt a. M. 1866—1867. 8°. 3. Verhandlungen der iyeikahechmkdieinene Gesellschaft in Würzburg. Neue Eolge I. 1. Würzburg 1868. 8°. 4. Würtembergische naturwissenschaftliche Jahreshefte. XXIII. 2. 3. Stuttgart 1867. 80. 5. Mittheilungen aus der kk. mährischschlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde in Brünn. 1867. Brünn 1867. 4°. 6. Zeitschrift des landwirthschaftlichen Centralvereines der Prov. Sachsen etc. Herausgegeben von Dr. Stadelmann. XXV. 1868. Nr. 4.5. Halle 8°. 7. Mittbeilungen des Vereins nördlich der Elbe zur Verbreitung na- turwissenschaftlicher Kenntnisse. VIII. 1867. Kiel 1868. 8°, 343 8. Quaterly Journal of the Geological Society. XXIV. 1. London 1866. 8°. 9. Jahrbücher des Nassauischen Vereines für Naturkunde, XIX. XV, Wiesbaden 1864—1866. 8°. 10. Abhandlungen, herausgegeben von dem naturwissenschaftlichen Vereine zu Bremen I. 3. Bremen 1868, 8°. 11. Verhandlungen des Naturhistorischen Vereines der preussischen Rheinlande und Westphalens herausgegeben von Dr. Andrae. XXIV. Bonn 1867. 8°. 12. Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern aus dem Jahre 1867. Nr. 619—653. Bern 1868. 8°, 13. Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde von Prof. Dr. K. Koch. 1868. Nr. 10—13. Berlin 4°. 14. Dr. A. Schreiber, Grundriss der Chemie. Ein Leitfaden für den Unterricht in Real- und höhern Bürgerschulen. Berlin 1868. 8°, 15, Verhandlungen der kk. Zoologischbotanischen Gesellschaft in Wien Jahrgg. 1867. XVII Bd. Wien 1867. 8°, 16. J. Schumann, die Diatomeen der hohen Tatra, Mit 4 Tff. Her- ausgegeben von dem Zoologischbotanischen Vereine in Wien. Wien 1867. 8°, 17. Aug. Neilreich, Diagnosen der in Ungarn und Slavonien bisher beobachteten Gefässpflanzen, welche in Koch’s Synopsis nicht enthalten sind. Herausgegeben von der Zoologischbotanischen Gesellschaft in Wien. Wien 1867. 8°. 18. Joh. Winnertz, Beitrag zu einer Monographie der Sciarinen. Herausgegeben von der Zoologischbotanischen Gesellschaft in Wien. Wien 1867. 8°. 19. Dr. E. Taschenberg, das illustrirte Thierleben. Heft 95. Insekten. Hildburghausen 18068. 40. Das Februar- und das Märzheft der Vereinszeitschrift liegen zur Vertheilung vor. Der Vorsitzende Hr. Giebel ladet zunächst unter Vertheilung des Programmes zum Besuche der 27. Generalversammlung am 2, und 3. Juni in Aschersleben freundlichst ein und theilt sodann den Inhalt eines von Hrn. Burmeister in Buenos Aires eingesandten Aufsatzes über die Ohrrobben der Ostküste Südamerikas (S. 294) sowie einer Mittheilung von Hrn. Bruhin bei Bludenz über die Ornis und Flora des hängenden Steines daselbst (S. 301) mit. Endlich berichtet der- selbe über seinen Versuch den Gewichtsverlust am eigenen Körper bei verminderter Nahrung zu ermitteln (S. 265.). An diese letzte Mittheilung anknüpfend, berichtet Herr Sie- wert die Resultate der an seinem Körper angestellten Versuche, um in zwei zehntägigen und einer zwölftägigen Periode den Einfluss von mehr als gewöhnlicher Nahrung auf denselben zu ermitteln. Herr Köhler spricht über animal. Chinoidin. Auf das Vor- kommen einer dem Chinin ähnlich fluorescirenden Substanz in thieri- schen Geweben, (resp, den schwefelsauren Auszügen derselben), hat 344 Benece Jones ind. Pharmac. Journ. and Transact, bereitsim Juli 1866 aufmerksam gemacht und die in Rede stehende Substanz: animali- sches Chinoidin genannt. Die Herren Roads und Pepper thei- len in den Reports des Pennsylvania-Hospital neuerdings (1868) mit, dass sie die Angaben von Jones in allen Punkten bestätigt fanden. Legten sie die Fluorescenz-Intensität einer titrirten Chinin- lösung (1 Gr. auf 100 Liter Wasser) als Einheit zu Grunde, so fan- den sie, dass das Extraet des Blutes seiner Fluorescenz nach dreimal mehr von der fraglichen Substanz enthielt. Sie fanden ferner, dass bei Wechselfieberkranken, welche nicht mit Chinarinde-Präparaten be- handelt worden waren, auch wenn seit ihrer Genesung Jahre verstri- chen, die fluorescirende Substanz im Blute ganz schwin- det, dass sich der Gehalt dieser eben genannten Flüssigkeit dage- gen (mit der Normal-Chininlösung verglichen) auf 70—200 erhöht, wenn gesunde Thiere oder Menschen Chinin einnehmen. Dass das änimal. Chinoidin gicht etwa auf in den Körper gelangtes Chinin zurückgeführt werden darf, geht schon aus Jone’s Beobach- tungen än Kaninchen und Meerschweinchen, welche nie Chinin be- köminen hatten, und deren Gehalt an anim. Chinoidin im Blute — 3 war, hervor. Wenn das Wechselfieber auf in das Blut gelangenden Pilzsporen beruht (?), lässt sich die von Pepper und Roads bei dieser Krankheit nachgewiesene Abnahme des Blutes und der Ge- webe an fluoreszirender Substanz als Krankeits-Ursache oder Pro- dukt wohl kaum erklären: der physikalisch-chemische Befund und der botenische lassen sich nicht zusammenreimen. Druck von W. Plötz in Halle. N Beobachtungen der meteorologischen a nn Halle, v Zoology 2, “MAR 11 1942 9 in 65 April 1868. Im April 1868 war im Vergleich zum 10jähri der mittlere Barometerstand 0‘‘,36 zu tief (1851—1860 : 333... ‚64), der höchste u 0“,94 zu hoch (185!/,, imMittel: 338,31), der tiefste x 0,58 zu tief (185'/g, im Mittel: 326,57). Die grösste Schwankung im ganzen Monat beträgt 13',26, (1851—1860 im Mittel : 11',74), innerhalb 24 Stunden aber -+ 7',77,(am 15), Abends 10 Uhr). Die mittlere Lufttemperatur war 0°,43 zu hoch (185!/,,: 50,92,), die höchste Luftwärme war 19,3 zu tief (1851/,, im Mittel 16°,1.), die niedrigste Luftwärme war 1°,5 zu hoch (185!/., im Mittel — 10,7,) Die grösste Schwankung im ganzen Monat beträgt 15°,0 (1851—1860 im Mittel 179,8), innerhalb 24 Stunden aber —7°,3 (am ®/, Mittags 2 Uhr), innerhalb 8 Stunden endlich +13°,2 (am 4. von Mg. 6. — Mtitg. 2 U.) Die mittleren Temperaturen der einzelnen Pentaden sind folgende 1868 1851—1864 Differenz Grade nach Reaumur. 1. April — 5. April: 6,26 5,67 + 0,59 6.5 W188 U, 6,12 5,82 + 0,30 10. „ —12 „ 2,64 9,52 — 2,88 1638. 00—:20: 11; 5,66 5,73 — 0,07 21, = 125, |, 10,14 6,61 -++ 3,53 26. „» — 80. u 7,28 6,81 + 0,47 Die Temperatur sank unter 0% a) überhaupt an 2 Tagen. b) im Mittel an 0 Tagen. c) ganz u. gar an 0 Tagen. Der mittlere Dunstdruck war 0,11 zu hoch (185!/go : 24,46), die mittlere relative Feuchtigkeit aber 2,8%), zu gross, (18°1/g0: 71,3%). Die Menge des Niederschlags war 8,1 Cub.-Z. zu gross denn im Mittel von 18°1/g, giebt es 201,11 C.-Z. Niederschlag wovon 192,02 auf den Regen (an 11—12 Tagen) und 9,09 auf den Schnee (an 1 Tage) kommen. Die mittlere Himmels- Ansicht war wie im Mittel der Jahre 1851—1860 wolkig. Die mittlere Windrichtung lag zwischen NW und WNW, wo sie auch im Mittel der zehn Jahre 1851—-1860 (N — 60°15°—W) liegt. Von electrischen Erscheinungen sind in diesem Monat hier in Halle durchschnittlich jährlich 1,3 Gewitter, sehr selten ein Wetterleuchten (0,2) beobachtet. Schubring. . 6) Station zu April 1868. Beobachter: Herr “«i. EN Puitmucl, Dimsidruck } Relative: Luft- 5 auf 0° redueirt. Behr Feuchtigkeit ad 2 1300 Pariser Linien+ & : in Procenten. N aneN [2] an MA. |A.10 |Mitt |V.6.]M.2]Ato]Mit | V. 6] M. 2A. 101Mit | V. 6 ]|M.2. IA. 10IMit |V. 6 |M.2, | ı |36,92| 36,8737,06|36,95]2,36 12,56 2,6112,61| 72 | 65 | 6s| 69| 52| 90 3 137.86) 38.36139,02138,41]2,26 11,59 1,8711,91) 86 | 22 | 5 | 68| 31 72 3 189,25 38,24137, 10,38,20|1,69 11,6611,941,76| 86 | 37 | 69) 62|-02| 93) 4 |36,39) 35,05/34,69135,38|1,77 |1,78) 3,762,10| sı | 9 | 790| 62| 10| 1220 5 130,86) 34,30134,39133;18[2,03 2,24|2,4912,25| 76 | 33 | 67 | 59 | 3,3| 14,4] 6 .[33,47| 31,68|32,37\32,51[2,30 |2,25|2,36/2,30| 81. | 32 | 62 | 59 | 4,0| 148) .7. 132,29) 32,94 31,79|32,3412,35 2,09 2,02|2,15| 81 | 44 | 51 | 5989| 42| 99 8 |29/95| 28,34|27,10128,46|2,67 3,05|3,45 3,061 73 | 59 | 95 | 76 | 681 111 9 125,99 26,73,29 ‚0827/27 3,2212,49/1,90)2,541 90 | 89 | 82 | sT| 66| 3,8 10 [30,21 31,21 131,66)31,09|1,90 |1,77 1,95|1,87| 82° 61710842] 76 | 1,6) 43 11 31,05, 30,51/29,70|30,42]2,11 2,03|1,98/2,04] 100 ı00 |100 |100 | 0,6| 02) 12. [29,29] 29,96|31,40/30,22|2,00 12,37] 1,9512,10[100 | 84 | ss | 91 | 0,01 3,8 13. |33,06| 33,77)34,3633,73l1,84 1,901 2,0311,92| 86. | 55 | 78 | 73 0,81. 6,11 14 134,49! 34.49 35,13134,70[2,18 /2,78|2,5112,49| 9ı | 98 | s6 | 92 2,0) 3,9 15 [36,14] 36,31,36,33/36,26]2,27 1,74/2,15/2,05| 92 | 43 N 2,4) 8,0 16 135,29) 31,99128,56131,952,35 2,7512,99]2,70| 91 | 91 |100.| ga | 2,8 4,7 17 129,07] 31, 05 32,16 30,7612,59|2,77|2,62/2,661 100 | 87 | 89 | 92 2,91 52 ıs 182,89| 33/27|33/32]33,16|2,342,77|2,5912,57| gs | sa | 87 | s6 ol) 57 19: [32,90] 32,19131,38|32,16]2,57 12,931 2,8212,77[| 88 | 64 1.79 | 7 | 42 96 20. |29,42| 28,82 30, 08/29,44]2,92 13,89 3,22 3,21] 75 72), 7321| 74 5,8| 11,6h 21) |32,87| 33,44134,35|33,55 3,08 2,74 3,60 3,14 83L| 49 |, 808 71 7,0| 12,0i 22. |34,65 34,85|33 ‚95 34,48[3,92 13,9314,8014,05| 83 | 57 | 80 | 73 | 10,0) 14,6) 23 [32,31) 31,75/33 ‚2432,50 4,06 4,231 3,1713,82| 81. | 60 | 77.| 73 | 10,6 14. ‚8 4 |33,27| 31,38)30,29131,65[3,23|4,2713,693,73| 84 | 72 | so | 79| 75| 124 25 |30,36 31,56,34) ja7132926 3,26 3,66/2,06. 2,99) 78 |.77:1.62 | 72) 8,4) 10,0 26 [36,15 36,68 37,12,36,65 1,98 2,15, 2,382,17] 64° 53 | 0) 62| 50) 80 27 |38,74| 37,40|35,82137,32]2,17 12,09] 2,462,24| 755 | 47 | ı | 62| a2] 93 28 |33,97| 34,17|34,77134,30|2,78|2,32|1,782,29| 78 | 60 54 | 64| 66| 7,5 29 [34,64 33,70|35,0334,462,41 3,48) 2,64 2,84] 76 | 63 | 7A | 7L| 5,2| 11,8 30 34,37! 34,58 35,06 34,67|3,01 BearanDPn m, 60|5|64] 76 12,3) OR aa al | Mitt.|33,28|33,19/33,38|33,28 ‚67|2,54/2,57 [83,33 », 23176,47|74,07] 4, Fr 8,98% Max. | 39,25 | 138,41 13 4,05 100, 100 | 100) 100 14,8 Min. | 25,99 | Bl 11,59) 27 | 59 1-02 | Druck der trocknen Luft: 27" 771 = 3310, zul Niederschläge. Tage Menge auf 1 Q.-Fuss. | Höhe. Regen | 6 | 146,3 Cub.-Zoll | 12,19 L. Schnee 1 62,9 en | 5,24 Summe N .. | 17,43 klectrische Erscheinungen: 1 Gewitter am 8. Halle a. d. S. p Mech. Kleemann. April 1868. Himmels- : N Wasserstand Wärme. & Ä Ansicht. Niederschläge, der Saale Re ER Windesrichtung. Bewölk. in [ge messen tägl. um Ne eo Zehnteln. 2 Uhr Nachm. mstr. Engelhardt 2 V.6| M. 2 [A.10 |v |MjA |M| Art u Zeit. |CuhZ| F. | 2. 75) 72] mw |Inw | nw hol sl 9] 9 6 7 25 4535| NW INNW| NO |9| 4 04 6 6 39 43 |0SO | SSO 10SO | o| 0 0) 0 6 5 63 72] NO |ssw| no Jo 2 ılı 6 4 7,1) 83 |NNW | NW | NO | 0) 000 6 4 70, 8,6 | NO w NW |o 1|7| 3|R. Ab. 6 3 7,9) 7,3] NW | NW IWNWI s| 9| 0| 6 ‚2 6 3 Faller SO Iıo) 8) 8 I|R. Ab. + 6 3 6 101 SW| N NW | 9; 9| 9 9IR. fst. gnz. T.| 56,9 6 4 26) 2,51 NW | NW | NW Is! 8| 05 9,3 6 6 0,1} 02] NW |NNW| NO |10|10|1010|S. ganz. Tag. 6 10 1,11 1,6 | NW | OSO | SSO |10|10| o0| 7 62,9 7 0 0 3,31 1850 OZEINNWILT 75 7 | 0 4,2) 34 |WNW|NNW|NNO |10|10| 3| 8 160 8,5 4,7| NW | NNO N 110) 1) 0) 4 de IA EZ 45, 40| w |wsw| nw | zlı0lo) 9|R.ganz. Tag| 194 | 7 | 6 44 42] NW |INNO | NNO [10| 910110 59,4 8 0 45, 45 | NW | NO |NNW|I0| si10| 9 9 9 6,5 6,8 IWNW|SSO | OSOI10| 11 0 4 9 10 89 8838| SO | so | SSO | 7110| 3] 7 10 6 93 94] sw |sw| S 2) 865 10 2 1,6| 2321| SW | w |SSO | 6| 6 7 6 9 8 8,3 11,2| so | sw | ssw |ıo| 9| o| 6 9 4 9,7 92] SW |wSW| SW | 8 9| 8 8 9 ) 58 &81| SW | NW| N | 9 9lıo 9 8 9 50 6535| Nw| N N|!9 736 SB ne 63) 6566| NW | N | 08SO| oo 000 8 2 5,61 66 | SSO | W | NW l10) 91 8j9 7 11 55| 7351 W |WNW| NW |3| 8 0/4 1 8 7491| sw |WSW| NW |o 9 4) ajR. Nchm 2,1 7 4, | ! Abds. gemessen. 6,; Pur Windrichtung R = Regen. 7 8,3 12% N (53° 28° 20°) W 718, = Schnee. 10 6 32 | Mw..w; ls Windrichtungen. Himmelsansicht. 6 mal N 2 mal S bedeckt (10.) Tage: 2 42 5 NINO 722°2SSW. trübe (9. 8.) = 9 0) 9 „SW wolkig (7. 6) u 6 0,5... ONON 13.5 WSW: ziemlich heiter (5. 4.) „ 8 Beer, 0 GE... beiter (3. 2. 1.) 5 2 5 „ 0S0| 5 „wWNW völlig heiter (0) RE 5 53-S0,21234-2,.NW: durchschnittlich: 6 „ SSO|5 „NNW trübe (6). Luvseite des Horizonts: SW...NNO (62—28). (aber NNW < SSO.) FJeitschrift für die (resammten Naturwissenschaften. ——— 0002 m m en mo 1868, Mai. Ne V. Ueber die Anwendbarkeit bleierner Utensilien und Leitungsröhren für das Hausgebrauchs- wasser. Von H. Köhler. (Vortrag, gehalten im Verein für öffentliche Gesundheitspilege.) Gelegentlich der im Vereine für öffentliche Gesundheits- pflege über Abfuhr und Canalisation geflogenen zahlreichen Diskussionen, sowie der von Hrn. Dr. Kohlschütter gegebenen vortrefflichen Zusammenstellung der in anderen Städten über die Beziehungen der Verbreitung der Cholera zu den Abzugs- canälen (z. B. in London) gemachten Erfahrungen kam auch die Möglickeit, dass sich von dem mit gasförmigen und flüs- sigen Fäulnissprodukten imprägnirten Boden aus gesundheits- schädliche Stoffe, i. sp. die als Choleragift bezeichnete Potenz, dem tür den Hausgebrauch bestimmten Wasser in Brunnen und Wasserleitungen beimischen könnten, zur Sprache. Wa- ren nun die genannten Erörterungen, bei welchen es sich in erster Linie immerhin doch um die Bedeutung verbrauchten und abgenutzten Wassers für die öffentliche Hygieine han- delte, gewiss zeitgemäss, so liegt es klar am Tage, dass das zum Trinken, Kochen und zu Wirthschaftszwecken überhaupt zu gebrauchende Wasser, im gegenwärtigen Augenblick, wo unsere Stadt durch ein von ausserhalb in dieselbe zu führen- des Röhrensystem mit dem bezeichneten Hausgebrauchswasser Bd. XXXI, 1868. 24 346 versehen werden soll, ein zum mindesten nicht geringeres In- teresse, als jenes, beanspruchen darf. Wie in vielen anderen grossen Städten, sollen auch die Hallischen Wasserröhren, zum Theil wenigstens, aus Blei an- gefertigt werden. Nachdem einmal die Trinkwasserfrage an- geregt worden ist, liegt sowohl mir selbst, als, wie ich über- zeugt bin, auch Andern zuvörderst der Zweifel sehr nahe, ob nicht in der Auswahl des Blei’s als Röhrenmaterial eine Ur- sache zu Verschlechterung, resp. Vergiftung des der Stadt zu- zubringenden Hausgebrauchwassers gegeben sein könne. Die Frage über die Einwirkung des Brunnen- und Flusswassers auf das zu Wasserleitungen und Standgefässen benutzte Blei hat .schon seit undenklichen Zeiten denkende Köpfe beschäf- tigt. Wir lesen schon bei dem zu J. Caesars Zeiten leben- den Baumeister Vitruvius (de architectura Lib. VII. c. 7. quot modis ducantur aquae) die Warnung vor bleiernen Röhren, an denen Cerussa, dem menschlichen Körper nachtheilig, ge- bildet werde, und auch Galen (de medicin. secundum locos LVII) tadelt die Anwendung bleierner Wasserleitung, weil er das darin enthaltene Wasser trübe fand und beobachtete, dass diejenigen, welche davon tranken, die rothe Ruhr be- kamen. Es bedarf auch der Versicherungen des berühmten Arztes von Pergamus nicht, uns überzeugt davon zu halten, dass Trink- und Kochwasser, welches aus bleiernen Leitungs- röhren oder Standgefässen aufgenommenen Bleiverbindungen suspendirt oder gelöst enthält, für „Leben und Gesundheit“ schädlich ist, indem Jedermann weiss, dass in den Organismus gelangendes Blei eine zwar schleichend auftretende, jedoch darum nicht minder gefährliche Vergiftung erzeugt. Eben dieses chronischen Verlaufes der letzteren wegen wurde das Blei von den Alten bekanntlich mit dem Zeichen des Chronos und dem Namen Saturnus belegt — nicht eben passend, da die- ser alte heidnische Gott seine Kinder jedenfalls auf einmal, ohne sie lange leiden zu lassen, verspeist haben wird; während die durch Blei Vergifteten in der Regel erst spät und nach Jahre lang ertragenen Schmerzen und Lähmungen in Folge der sich Hand in Hand mit der Bleikachexie ausbildenden Degenera- tion des Hirns oder der Unterleibsorgane zu Grunde gehen. Es ist indessen hier um so weniger der Ort, das Krank- 347 heitsbild der acuten oder chronischen Bleivergiftung in grel- len Farben zu schildern, als die sehr ernsthaften Seiten der „Frage, ob in Bleiröhren zugeführtes oder in Bleigefässen auf- bewahrtes Hausgebrauchswasser bleihaltig werden könne, ganz von selbst in die Augen springen, wenn man erwägt, dass: 1) die Aetiologie der Bleiintoxikationen häufig im aller- höchsten Grade dunkel ist, und sowohl die Stellung in der Gesellschaft, als die Beschäftigung und Gewohnheit der in Rede stehenden Patienten oft an nichts weniger, als an die Möglichkeit einer derartigen Vergiftung denken lassen. Sehr lehrreich in dieser Beziehung ist ein von Marmisse (Gazette des höpitaux 1866 Nr. 25) erzählter Fall, welcher den Portier eines Kirchhofes zu Bordeaux anbetrifft. Dieser Mann heizte seinen Ofen mit ausrangirten und zerhackten Grabkreuzen ; sein selten gebrauchter Ofen war defekt und rauchte, was ihm wenig verschlug, bis er von heftiger Kolik und Lähmung der Streckmuskeln .des rechten Vorderarmes ergriffen wurde. Es stellte sich heraus, dass die verfeuerten Grabkreuze mit Bleifarben angestrichen worden waren und sich dem Ofen- rauche Bleidämpfe, welche nach Tanquerel des Planches häu- fig zu Bleivergiftung führen, beigemischt hatten. In der That gelang es, als der Ofen reparirt war, bald, den Portier durch angewandte passende Mittel wiederherzustellen. — Ferner ist beachtenswerth: 2) dass selbst, wenn ein Verdacht auf Bleiintoxikation vorliegt, die Symptome so wenig charakteristisch sein und so wenig in den Rahmen eines deutlich ausgeprägten Krankheits- bildes passen können, dass die erfahrensten Aerzte, natürlich zum grössten Nachtheile des Patienten, Irrthümer begehen, und die Natur der Krankheit erst spät, ja nicht selten zu spät d. h. erst dann erkannt wird, wenn bereits unheilbares Siechthum eingetreten ist. Der berühmte Wolff (Berlin), der klinische Lehrer einer ganzen Generation von Aerzten, hat einen derartigen, ihm selbst vorgekommenen Fall, wo er einen höhern Beamten Jahr aus Jahr ein wegen vermutheter Unter- leibsplethora (und Leberleidens) in verschiedene in- und aus- ländische Bäder geschickt hatte, und sich später einmal ge- legentlich fand, dass Patient in Bleifolie eingepackten Taback 24 * 348 schnupfte, mit ehrenwerther Offenherzigkeit in der Deutschen Klinik 1867 mitgetheilt. Es geht hieraus gleichzeitig hervor, wie unhaltbar der bereits von Thomson (Scudamore’s ana- lysis of Tunbridge water, Glasgow 1816) gemachte Einwand ist, dass minimale, in das Hausgebrauchswasser gelangende Bleimengen alszu unbedeutend nicht zu berücksichtigen seien. Diese Bleispuren summiren sich nämlich nicht nur bei'm all- täglichen Gebrauche, sondern man kann auch, wie Pappen- heim sehr richtig hervorhebt, in Fällen wo sich dgl. Spuren von Blei im Trinkwasser zeigen, niemals sicher sein, ob dieses Wasser nicht in der That Mengen dieses schädlichen Metalls gelöst oder suspendirt enthalte, deren Bedeutung Niemand in Zweifel zu ziehen versucht sein wird. — Hierzu kommt end- lich, von der den Bleipräparaten, wie der Digitalis, eigenen cumulativen Wirkung abgesehen: 3) die durch toxikologische Versuche constatirte That- sache, dass Blei nicht minder, als das Quecksilber, nicht zu den sogenannten organodecursorischen d. h. solchen Giften, welche durch die Se- und Excrete schnell aus dem Körper wieder entfernt werden, gehören. Vielmehr beweisen die von J. Hermann und Lorinser in der Quecksilberbergwerken zu Idria und Almaden, sowie die von Melsens in den französi- schen und belgischen Bleibergwerken und Spiegelfabriken ge- machten Erfahrungen, dass sowohl Quecksilber, als Blei Jahre lang in den Organen des Körpers deponirt bleiben können. Letzterer Umstand bewog die genannten Wiener Aerzte be- kanntlich dazu, die secundäre Syphilis zu leugnen und die derselben zugeschriebenen Symptome auf Mercurialismus zu- rückzuführen. Mögen nun Hermann und Lorinser hierin Recht haben, oder nicht, so bleibt es eine Thatsache, dass wenn an chronischer Blei- oder Quecksilbervergiftung leiden- denden Personen Jodkalium gereicht wird, das abermals re- sorbirte Blei und Quecksilber wieder in den Blutkreislauf ge- langt, um grösstentheils durch die Nieren ausgeschieden zu werden und man erst dann, wenn bei längerem Jodkalium- gebrauche in solchen Fällen keines der genannten giftigen Metalle mehr im Urine nachweislich ist, sicher von der Gene- sung des betreffenden Patienten überzeugt sein darf. Dies vorausgeschickt, legen wir uns nochmals die Frage vor: 349 „ob eine ganze Stadt, ohne Schaden für die Gesund- „heit ihrer Einwohner besorgen zu müssen, mit durch „Bleiröhren zugeführtem Ilausgebrauchswasser versorgt „werden darf.“ Gesetzlich steht dem streng genommen nichts im Wege; es besagt vielmehr eine freilich einigermassen verklausulirte Ministerial Verfügung (Lehnert) vom 29. Juni 1861 (v. Horn: preuss. Medizinalwesen I. p. 131) Folgendes: „auf den Be- richt vom... . eröffne ich der Königlichen Regierung, dass „ich den Erlass eines allgemeinen Verbots der Anwendung „von Bleiröhren zur Leitung von Wasser, welches zum „Genuss für Menschen bestimmt ist, nicht für dringend ge- „boten erachten kann, da die Schädlichkeit der zu dem ge- „dachten Zwecke verwendeten Bleiröhren mehr oder weniger „durch die verschiedene chemische Beschaffenheit des durch „dieselbe zu leitenden Wassers bedingt ist Der Kgl. Regie- „rung muss vielmehr überlassen bleiben, bei jedem einzelnen „Vorkommniss der Art, sowie in dem in dem vorliegenden „Berichte erwähnten Fall die erforderliche Vorsorge zu tref- „fen, event. durch eine öffentliche Warnung auf die aus dem „Gebrauche von Bleiröhren zu Wasserleitungen entstehende „mögliche Gefahr für die menschliche Gesundheit aufmerksam „zu machen.“ Man sollte bei alldem voraussetzen, dass die Ansichten der Autoritäten der Wissenschaft und Technik einerseits, und die an verschiedenen Orten über in Bleiröhren zugeführtes Trinkwasser gemachten Erfahrungen andererseits vollständig übereinstimmten; dies ist indess nicht der Fall und verdient ausserdem bemerkt zu werden, dass die auf diesen Gegen- stand bezügliche Literatur, welche mir zum allergrössten Theile zugängig gewesen ist, ziemlich dürftig genannt wer- den muss. Da von zuverlässigen Beobachtern mitgetheilte Erfah- rungen mehr, als die mehr oder weniger auf Abstraktion be- ruhenden Ansichten wissenschaftlicher Autoritäten ins Gewicht fallen, so drängt sich zuvörderst die Frage auf, ob überhaupt Fälle von Bleivergiftung durch in Bleiröhren zugeführtes Trink- wasser vorgekommen sind. Die Antwort lautet bejahend, und wenngleich die Zahl derartiger Beobachtungen eine ver- 350 schwindend kleine ist, so muss sie dennoch Bedenken erwek- ken und zu Nachforschungen über die den bezeichneten Un- glücksfällen zu Grunde liegenden Ursachen anregen. In der Colonie des Ex-Königs Louis Philipp zu Claremont in Eng- land wurden von 38 Personen aus der Suite des Königs drei- zehn durch Trinkwasser, welches pro Litre 10 Milligrm. Blei enthielt, vergiftet. Der Fall ist nicht ganz aufgeklärt (wahr- scheinlich enthielt das aus einer Quelleisterne in die Bleiröh- ren gelangende Wasser viel (faulende) organische Bestand- theile; verdientjedoch um so mehr Berücksichtigung als bleihal- tiges Trinkwasser selten so klar ist, dass es ohne Anstand zu nehmen genossen wird, die grössere Gefahr einer zu Stande kommender Bleivergiftung vielmehr in der Benutzung derar- tigen Wassers für den Kochgebrauch gesucht werden muss, (Tardieu: Rapport fait au conseil de salubrite de Rouen III. 148). Ebenso führt Otto (Graham-Otto’s Chemie 3. Aufl. I. 3.279) an, dass eine verzinnte Bleiröhrenleitung welche zwei Jahre lang tadelloses Wasser geliefert hatte, später Wasser gab, in welchem der Bleigehalt schon aus dem Geschmack er- kannt werden konnte. Endlich gehört ein von Robertson (Lan- cet 1851 Februar) veröffentlichter Fall von Vergiftung eines zwanzig Häupter zählenden englischen Mädchenpensionates durch bleihaltiges Trinkwasser hierher. Die sich vielfach widersprechenden Angaben der Auto- ren über die aus Anwendung bleierner Röhrenleitungen für das Hausgebrauchswasser resultirenden Gefahren hat Pappen- heim in einer neuerdings über diesen Gegenstand herausge- gebenen Brochüre („die bleiernen Utensilien für das Hausge- brauchswasser.“ Chemische Untersuchungen von Dr. L. Pap- penheim, Regierungs- und Medicinalrath in Arnsberg; Berlin; Hirschwald 1868. VIII. 129 S.) weder übersichtlich, noch ganz vollständig zusammengestellt. Wir können, ohne uns streng an Pappenheim zu halten, folgende Unterabtheilungen machen, d. h. die Autoren eintheilen in: 1. solche, welche die schädliche Einwirkung von bleier- nen Röhren und Gefässen auf das in denselben fortgeleitete, Wasser durchaus in Abrede stellen. Hier sind zu nennen: Guyton Morveau (Gilbert’s Ann. 1810. XXXIV), welcher be- hauptet, dass die Gegenwart eines jeden Neutralsalzes (SOs, 351 NO;, HCl) im Brunnenwasser die Einwirkung des Letzteren auf das nur durch kohlensäurehaltiges destillirtes Wasser an- gegriffene Blei verhindern; und dass 0,002 °/, schwefelsaurer Kalk genügten, diese Schutzkraft auszuüben. *) Nur hieraus sei es erklärlich, wie sich Blei im Seine- und Brunnenwasser, sowohl in offenen (?) wie in verschlossenen Gefässen unver- ändert erhalte. Ihm schliesst sich Bonsdorf (Poggendrf. Ann. 1837. 293) an und will gefunden haben, dass der kleinste Gehalt an Salzen, Alkalien und Säuren (!?) die Bildung von Bleioxydhydrat aus Bleifeile in destillirtem Wasser, wenn die Kohlensäure der Luft abgehalten werde, verhindere; sal- petersaure Salze (?) müssen, um den gleichen Effekt hervor- zubringen, in grösserer Menge zugegen sein. Ebenso sagt Mitscherlich (Chemie II. 235. 1840) kurzweg, dass sich Blei- oxyd in Wasser, welches die SıBe wie das gewöhnliche Brun- nenwasser enthält, nicht auflöse. Schrötter (die Chemie II, 1. 31. 1849) gibt an, dass Wasser in Bleiröhren kein Blei aufnahm, wenn es nur 0,001%/ Carbonat und freie Kohlen- säure enthalte. Endlich fand Taylor (Simon’s Rep. relating to the sanitary condition of the City of London 1854 p. 174), dass zwar mit der Luft geschütteltes Wasser das Blei schnell angreife, dass dagegen in einer verschlossenen Flasche mit Quellwasser übergossenes Blei sich weder mit Bleioxyd be-; decke, noch einen Absatz von basischem Bleicarbonat am Bo- den des Gefässes verursache. II. Eine nur beschränkte Schutzkraft der im Brunnen- und Quellwasser enthaltenen Salze dem zu Wasserröhren be- nutzten Blei gegenüber sprach zueret Lambe zu Warwick (Researches into the properties of spring-waters 1803 p. 193) aus, indem gewissen Wässern eine nicht unerhebliche Auflö- sungskraft durch ihre salzigen Bestandtheile verliehen werde. Ebenso behauptete Christison (On poissons; Uebers. Weimar 1831p.536) dass die Neutralsalze zwar in verschiedenen, meist minimalen Verhältnissen die corrosive Wirkung des Wassers auf Blei hemmen und dem sich bildenden Bleicarbonate sich langsam auf dem Metall als durch mässige Bewegungen nicht *) Dagegen wird nach Fournet (J. f. prakt. Chemie I. 78) die Auflöslichkeit von Bleioxydhydrat in Wasser durch die gleichzeitige Gegenwart von Kalk wesentlich vermehrt. 352 entfernbare Schutzdecke niederzuschlagen gestatten, dass je- doch die Fähigkeit, eine permanente und impermeable Kruste auf dem Blei zu erzeugen nur denjenigen Salzen, deren Säu- ren mit Bleioxyd unlösliche Verbindungen eingehen, zuzu- schreiben sei. Anderseits gibt Christison in einem Briefe an Harrison an, eine wahrscheinlich sehr kochsalzreiche Quelle zu kennen, deren durch Bleiröhren geleitetes Wasser Blei- verbindungen, wahrscheinlich Chlorblei, in Lösung gehalten habe (cfr. Pappenheim am a. Orte p.76.) Ihm schliesst sich von neueren Autoren Nevins — nicht Nevius wie Pappenheim p. 78 hat (on the action of hard water on Lead, Pharmaceut. Journ. 1852 p. 595) an, welcher gefunden haben will, dass ein Gehalt an kleinen Mengen schwefelsauren Salzes, beson- ders an schwefelsaurem Kalk, das Blei vor dem Ergriffenwer- den durch das betreffende, nit in Berührung kommende Wasser schütze, während schwefelsaure Magnesia, Chlor- und Kohlensäure - Verbindungen (?) die Einwirkung des Wassers . auf das Blei zu befördern schienen. Ferner glaubt Noad (Quarterly Journal of the chemical Soc. IV. 20, 1850), dass die Erd- und Alkalisulfate, Chloride etc. ihre Schutzkraft dem Blei gegenüber dann einbüssen, wenn ihnen salpetersaure Salze und organische Substanzen beigemischt seien. Letztere sollen auch dadurch schaden, dass sich bei ihrer Zersetzung Kohlensäure entwickele, welche Bleicarbonatbildung und so- mit bleihaltige Bodensätze in bleiernen Wasserleitungsröhren und Standgefässen veranlasse.. Wir werden später sehen, dass die Gegenwart organischer Substanzen allerdings, aber freilich in anderer Weise, als Naod vermuthete, zur Lösung und Suspendirung von Bleisalzen in dem durch Bleiröhren geleiteten Brunnenwasser beiträgt. Endlich sprachen sich Gra- ham, A. W. Hofmann und Miller (ibid. I. 375) dahin aus, dass gewissen Salzen, namentlich den Sulfaten, welchen ge- wöhnlich eine schützende Einwirkung auf das mit Brunnen- wasser in Berührung kommende Blei zugeschrieben werde, diese heilbringende Eigenschaft nicht gleichmässig innewohne, während chlorwasserstoff- und salpetersaure Salze, besonders salpetersaures Ammon, die corrodirende und auflösende Kraft des Brunnenwassers dem Blei gegenüber geradezu vermehr- 353 ten.*) Der kohlensaure Kalk scheine am ehesten noch eine Schutzkraft zu besitzen, und schreiben daher die genannten Forscher ihm allein unter allen Salzen ‘der Alkalien und al- kalischen Erden (neben der CO>) es zu, dass durch Bleiröh- ren geleitete Brunnen-, Fluss- und Ende in der Re- gel bleifrei bleiben Es s Versuche bestätigten diese Meinung von der hohen Bedeutung der Kohlensäure und Bi- carbonate (2); er glaubt jedoch (p. 84) nicht, dass in allen, eben genannten Wässern die genügende Menge freier oder halbgebundener Kohlensäure vorhanden sei. III. Jede seitens der durch die in Brunnenwasser ent- haltenen Salze auf dem Blei gebildeten Kruste von Carbonat, schwefel- und chlorwasserstoffsaurem Bleioxyd der weiteren Einwirkung des Wassers auf Blei gegenüber geübte Schutz- kraft stellen dagegen Wetzlar (Schweiggers J. 1828. 324) und Harrison (on the contamination of water by the poison of lead; London 1852) in Abrede. Van Hasselt (Husemann Bd. II pg. 908) nähert sich dieser Ansicht sehr. Da hiernach in den Angaben und Ansichten der wissen- schaftlichen Autoritäten so weit auseinandergehende Differen- zen bestehen, so müssen die mit grosser Gründlichkeit ange- stellten und in der oben citirten Schrift neuerdings von Pap- penheim veröffentlichten: Versuche **) als ein sehr dankens- werther Beitrag zur Lösung der wichtigen sanitätspolizeilichen Frage über den Einfluss bleierner Leitungsröhren und Stand- gefässe auf das darin enthaltene Trink- und Hausgebrauchs- wasser begrüsst werden. Ich gebe daher im Folgenden, ohne mich streng an Pappenheim’s Angaben zu halten, und mit Einschaltung mehrfacher anderweitiger Notizen aus der toxi- kologischen Journalliteratur, ein kurzes kritisches Resume derselben, kann jedoch nicht umhin, an dieser Stelle hervor- zuheben, dass sich über die Verwendbarkeit bleierner Leitungs- röhren für das Trinkwasser längst vor dem Erscheinen der P’’schen Schrift ein feststehendes Urtheil gebildet hatte. Al- *) Man vergleiche auch Varrentrap: Artikel Blei in Liebigs Handwörterbuch. ' **) Besser gesagt: „Control-Versuche‘“ über vonälteren Autoren gemachte Angaben. Es ist nichtin der Ordnung, dass P. die früheren Arbeiten durchaus nicht in allen Fällen berücksichtigt hat. 354 lerdings wird man nur auf experimentellem Wege darüber ins Klare kommen können, ob beim Gebrauch bleierner Was- serleitungsröhren im Interesse der öffentlichen Hygieine Vor- sichtsmassregeln nothwendig, und wie dieselben zu treffen sein dürften. Alle in dieser Richtung zuziehenden Schlussfol- gerungen werden sich am einfachsten und ungezwungensten ergeben, indem wir folgende drei Fragen, nehmlich: 1) wie sich Blei zu reinem (destillirtem) Luft und Koh- lensäurehaltigem Wasser verhält; 2) welche Eigenthümlichkeiten des Verhaltens von Brun- nenwasser zu blankem und möglichst reinem Blei sich aus den physikalischen und chemischen Eigenschaften des Quell- und Brunnenwassers ergeben; und 3) welcherlei Abweichungen in der Wechselwirkung von Wasser, kohlensäurehaltiger Luft und Blei in den Eigenschaf- ten sowohl ungebrauchter, als längere Zeit hindurch benutz- ter bleierner Leitungsröhren und Standgefässe begründet sein können, beantworten. 1. Hinsichtlich der über das Verhalten des reinen Was- sers dem blanken Blei gegenüber anzustellenden Versuche müssen einige Bemerkungen vorausgeschickt werden. Selbst verständlich handelt es sich hierbei nicht um Blei wie es im Handel vorkommt. Denn dieses ist stets mit anderen Metal- len: Eisen, Wismuth, Silber, Kupfer, Arsen, Antimon verun- reinigt. Die nach Fournets Untersuchungen (Journ. f.pr. Chemie von Erdmann 1.51) in den käuflichen Mennigesorten (von Ve- drin, Arlinston, von der lead Company, und von deutschen Handlungen bezogen) nachgewiesene und von 0,0001 Grm. bis 0,0050 (englisch M.) Grm. in 10 Grm. schwankende Menge Silbers interessirt uns weniger, als der von Kastner und Kör- ner (Kastner’s Archiv VII. 242; Fechner’s Repertorium Vlla. p. 100) sowie von Pleuard und Berthier (Erdmann’s J. I p- 58 — 59) selbst im besten englischen Blei constatirte Ku- pfergehalt. Abgesehen nämlich davon, dass, wenn Blei und Kupfer gleichzeitig der Einwirkung des Wassers ausgesetzt werden, das Blei aus den sich erzeugenden Kupfersalzlösun- gen Kupfer präcipitiren und dafür selbst in Lösung gehen muss (Varrentrapp in Dingler’s J. 175 p. 286), erfolgt die Corrosion des Blei’s durch Wasser d. h. die Bildung kohlen- 395 säurehaltigen Bleioxydhydrates an der Oberfläche desselben um so rascher, je unreiner das qu. Blei ist*). Endlich kann auch die Gegenwart von 0,0440) Antimon und 0,026°, Eisen im Blei (neben 0,147 Cu cfr. Pappenheim a.a.O. p. 6) nicht gering angeschlagen werden, und die Resultate der Versuche modifiziren. Aus diesem Grunde muss chemisch reines Blei, wie es den chemischen Laboratorien geliefert wird, zu den fraglichen Versuchen angewendet werden. Pappenheim hat dieses Blei (neben unreinem!) zu Röhren, Spähnen, Draht, Platten, und um dem mit Luft und Kohlensäure imprägnirten Wasser eine grosse Oberfläche darzubieten, zu flachen Scha- len verarbeitet, benutzt. Ferner muss es bei den in Rede stehenden Versuchen als Regel gelten, höchstens bei der mitt- len Temperatur eines warmen Sommertages zu arbeiten; streng genommen ist selbst diese zuhoch, da gutes Brunnen- und Quellwasser niemals eine über 10—14° C liegende Tem- peratur, welche die Löslichkeitsverhältnisse der Salze über- haupt wesentlich verändert, haben darf (Lefort: Journ. de Pharmacie et de Chimie Janvier 1863). Um mit den am we- nigsten complizirten Verhältnissen zu beginnen , und von da allmälig zu denjenigen, wie sie in Wirklichkeit vorhanden sind, überzugehen, wird man: a) destillirtes b) mit Alkali oder Säuren \ versetztes c) mit Neutralsalzen und destillirtes Wasser d) organische Substanzen enthaltendes auf Bleiröhren, Bleispähne, Bleischalen etc. einwirken lassen. a. Unter destillirtem Wasser ist natürlich mehr oder minder Sauerstoff- und Kohlensäurehaltiges zu verstehen. Die von Pappenheim ventilirte Frage, wie von den genannten Ga- sen gänzlich freies, reines Wasser auf blankes Blei einwirkt, ist, abgesehen davon, dass nach der nicht ganz exakten Me- thode, welche Pappenheim befolgt, der Kritik stichhaltige Re- sultate nicht zu erlangen sein dürften, eine ganz müssige. Denn derartiges Wasser wird weder in Röhrenleitungen, noch in Standgefässen geführt, und würde, ebenso, wie Eis- oder *) cfr. Leuchs Beschreibung der farbigen und färbenden Kör- per S. 24 sqg. Nürnberg 1825. (Bleiweiss!) 356 gipshaltiges Wasser zum Trinken und Kochen unbrauchbar sein. Wichtiger schon ist es, mit möglichst kohlensäurear- mem, d. h. gekochtem und in verkorkten Gefässen erkaltetem Wasser vergleichende Experimente anzustellen. Die hierauf bezüglichen Versuche ergeben, dass dieses, zusammen mit dem darin enthaltenen Sauerstoff, das Blei zu oxydiren aus- reicht. Es wird hierbei Bleioxydhydrat, welches zwar oft eine sehr dünne und die blanke Metallschicht durchblicken lassende Lage auf dem Blei darstellt, jedoch durch Zusatz von Schwefelwasserstoffwasser, oder Jodkaliumlösung als Blei- verbindung erkannt werden kann, gebildet. Nach zehntägi- gem Stehen fand Pappenheim zuweilen auch ein sehr feines Häutchen von Bleioxydhydrat (kohlensäurehaltig?))*) an der Oberfläche des Wassers schwimmen, oder bemerkte gelbliche Krystalldrusen von Bleioxyd, welche, dem Saume der Was- seroberfläche entsprechend, den Wandungen des Gefässes auf- sassen. Die gleichzeitige, oxydirende Einwirkung von in Spu- ren auftretender salpetriger Säure**), welche bei dem in un- verschlossenen Gefässen bewahrten destillirten Wasser in’s Gewicht fällt, (S. c. p. 28) hält Pappenheim bei den in ver- korkten Flaschen vorgenommenen Versuchen für irrelevant. Derselbe theilt übrigens in diesen Experimenten über luftfreies und Luft-, resp. Kohlensäurehaltiges destillirtes Wasser, welche lediglich die von Guyton Morveau über das salzfreie Wasser gemachten Angaben (Thenard’s Chemie Bd. II. p. 321) be- stätigen, um so weniger etwas Neues mit, als bekanntlich eine jetzt verlassene, und nie im Grossen geübte Methode der Bieiweissgewinnung darin bestand, mit reinem (destillirtem) Wasser befruchtete Platten der atmosphärischen Luft auszu- setzen und das sich an der Metalloberfläche absetzende Blei- carbonat zu sammeln (Fechner’s Repertorium IV. 1 Abth. p. 195). Ausserdem sind ganz analoge Versuche mit dem nämlichen Resultat von Roux in Brest mit destillirtem Was- ser und galvanisch verzinktem Eisenblech angestellt worden; *) cfr. Stalmann, (Dingler’s Journ. B. 180 S. 373. Lalvert u. Johnson (ebenda) lassen eine in 200 Litre destillirtes und lufthaltiges Wasser gebrachte Bleiplatte von 1 [J Meter Oberfläche in 8 Wochen 110 a G verlieren. j **) Medleck bei Pappenheim a. a. O. p. 17. 357 auch hier gingen Spuren von Zinkverbindungen in Lösung, (Observations sur la conservation de l’eau dans les caisses« en fer zingu& Journ. de Pharmacie et de Chimie 1866.) Roux hat hierdurch die Angaben von Tardieu und Michel Levy, dass in den belgischen Milchwirthschaften ungefirnisste Zink- eimer ohne Nachtheil für die Gesundheit in Gebrauch seien, schlagend widerlegt. Wie gesagt, kommt indess die Einwirkung kohlensäure- freien destillirten Wassers auf Blei in praxi glücklicherweise gar nicht in Betracht; in derartigem, durch Bleiröhren gelei- tetem Wasser müssten Bleiverbindungen (Bleioxydhydrat, wel- ches unter Einwirkung der Kohlensäure der Luft, resp. des Wassers alsbald Carbonathaltig wird), nothwendigerweise sus- pendirt oder gelöst sein. Aber auch kohlensäurehaltiges Was- ser corrodirt blankes Blei und zwar um so intensiver, je mehr gleichzeitig der Einfluss der atmosphär. Luft mit zur Geltung kommt. Das Blei bedeckt sich jedoch hierbei mit einer mehr oder weniger dicken und dichten Deckschichte von basisch kohlensaurem Bleioxyd, welche an sich in Wasser unlöslich, das unterliegende Metall in vielen — leider nicht allen — Fällen vor der weiteren Einwirkung des Wassers bewahren wird. Dass diese Deckschichten an sich durchaus nicht die Garantien für die Unschädlichkeit bleierner Utensilien für das Hausgebrauchswasser bieten, welche ihnen die Bautech- niker so gern beilegen, erhellt auf den ersten Blick, wenn man folgende Punkte näher in’s Auge fasst: 1) dass diese Schichten, wenn sie nicht hinreichend dick sind, bei die Röhren oder Gefässe betreffenden Erschütterun- gen Risse bekommen und abspringen können, so dass wieder metallisches Blei mit Wasser in Contakt kommt; 2) dass auch darüberströmendes Wasser davon mit fort- ıeissen kann; 3) dass sowohl in Folge regelmässiger Durchfeuchtung, als 4) bei plötzlichen Temperaturschwankungen, oder 5) wenn fremde Körper mit dem Wasser in die Röhren gelangen, dasselbe geschehen kann; 6) dass, nach Pappenheim, neu zugefügtes Wasser aus Bleischalen mit dünner Deckschicht (nach mehrtägigem Stehen) Blei in Lösung nimmt; 358 7) dass ein Gehalt des Wassers an freier Kohlensäure «oder in grösserer Menge vorhandenen Bicarbonaten die ent- standene Schicht von basisch kohlensaurem Bleioxyd in neu- trales verwandeln kann, welches zu 1/5,,5;ı in Wasser löslich ist; *) 8) dass Schwefelwasserstoff diese Schichten in Schwefel- ‚blei, welches gern abspringt, verwandelt, und auf diesem Wege die Metalloberfläche in geringerer oder grösserer Ausdehnung freigelegt werden kann; 9) dass auch andere, vielleicht aus minimalen Mengen im Wasser faulender organischer Substanz entstandene Säuren die Kohlensäure aus der Deckschichte austreiben und in Was- ser leicht oder schwerlösliche Verbindungen mit dem Blei ein- gehen könne; und 10) dass auch gewisse, in das Wasser gelangte Salze z.B. Alaun, Chlorammonium und salpetersaures Ammoniak, auf die bezeichneten Inkrustationen influenziren, Zersetzungen dersel- ben und Ueberführung von Blei in das Wasser (in löslichem Zustande) bedingen können. Wir werden auf die hier berührten wichtigen, die so- genannten Deckschichten anbetreffenden Punkte später noch- mals zurückzukommen Gelegenheit finden; doch verdient hier schliesslich noch bemerkt zu werden, dass, wenn Eisen oder Zink neben Blei dem Einfluss des Wassers ausgesetzt sind, beide Metalle oxydirt werden, dass jedoch, namentlich in ver- schlossenen Gefässen, das Eisen aus dem gebildeten löslichen Bleioxydhydrat beständig metallisches Blei präcipitirt (Ge- sen Wetzlar a. a. O.);, in diesem Falle wird das Wasser durch Schwefelwasserstoff nicht verändert, obwohl die Blei- oberfläche in der That von Wasser angegriffen wurde. b. Ueber das mit freiem Alkali oder Säuren versetzte destillirte Wasser ist wenig zu sagen. Die Gegenwart kau- stischen Kalis, Natron’s, Baryt’s und Kalk’s (— 100% Ammo- niakflüssigkeit macht noch Pappenheim p. 22 allein eine Aus- *) Auch das Bleioxyd und Bleioxydhydrat, sind, wie schon Scheele entdeckte und Thenard (Chemie II) u. Gautier de Claubry bestätigten (Ann. de Chim. et de Ph. XXXIII. 443), in Wasser nicht absolut unlöslich. — 359 nahme, indem sie auf blankes Blei bei Kohlensäureabschluss weniger, alsreines destillirtes Wasser corrodirend wirken soll — }, begünstigt die Oxydation des Blei’s und geht das gebildete Ozydhydrat, während die Metalloberfläche freibleibt, in Lö- sung. Letzterer Umstand, welcher beständigen Contakt des Blei’s mit dem Wasser gestattet, begünstigt die Erzeugung in grösseren Mengen. Pappenheim hat nicht ermittelt, bei welchem grösseren oder kleineren Gehalt an Alkali diese schnellere Oxydation reinen metallischen Bleis eintritt. Auch hat er darauf aufmerksam zu machen vergessen, dass diese Bleioxydhydratlösung in Alkali, bei langem Stehen an der Luft selbst in mehr weniger gut verschlossenen Gefässen Koh- lensäure anziehen und sich durch Absatz entstandenen Blei-Car- bonats trüben muss. Diese Verhältnisse hat bereits Houton- Labillardiere (Ann. de Chimie et de Physique VII. p. 218) vor langen Jahren beschrieben; der Zutritt der Luft und die Absorption von Kohlensäure aus derselben seitens des Was- sers wird hiernach auch diese aus Vorhandensein freien Al- kali’s im Brunnenwasser sich ergebenden Gefahren wesentlich vermindern. Wie die genannten Hydrate der Alkalien und alkalischen Erden verhalten sich diejenigen Säuren, welche, ohne Sauerstoff an das Blei abzugeben mit diesem lösliche Salze bilden, (A) wenn sie in durch Bleiröhren geleitetes Brun- nen etc.- Wasser gelangen. Anders dagegen wirken die Mi- neralsäuren, welche mit Bleioxyd in Wasser unlösliche Ver- bindungen eingehen: Schwefelsäure, Chlor- und Jodwasser- stoffsäure. Hier erfolgt die Oxydation des Blei’s ebenfalls, eine unverkennbare Deposition von Bleisalz auf dem Boden des Versuchsgefässes oder auf der Metalloberfläche des Blei’s findet jedoch nicht statt. Dennoch überzieht sich letzteres mit einer dünnen Lage schwefelsauren Chlor- oder Jodblei'’s. Ebenso verhält sich die Kohlensäure, wenn nur die im Was- ser gebundene in verkorktem Gefässe auf Blei wirkt. Wäh- rend Pappenheim über die oben bezeichneten Säuren, deren Einfluss auf metallisches Blei in Wasser schon von älteren Chemikern vielfach studirt wurde, genaue d.h. in Zahlen aus- drückbare Angaben schuldig bleibt und stets von „ein wenig“ oder „etwas‘‘ Schwefelsäure etc. spricht, hat er für die Koh- lensäure festgestellt (p. 25) dass, damit weder Blei in Lösung 360 gehen, noch Carbonatabsatz am Boden des Gefässes erfolgen könne, dass mit dem genannten Metalle in Contakt gebrachte Wasser mindestens 72 CC. Kohlensäure (ausreichend, alles durch den im Wasser enthaltenen Sauerstoff in Oxyd übergeführte Blei in Carbonat zu verwandeln) pro Litre enthalten müsse. Dies gilt natürlich nur für verkorkte Gefässe, während sich bei offen stehenden die früher geschilderten Deckschichten von basisch kohlensaurem Bleioxyd -+ Oxydhydrat bilden müssen. c. Hinsichtlich des salzhaltigen destillirten Wassers ist zu bemerken, dass sich saure Salze den qu. Säuren ent- sprechend verhalten. Unter diesen sauren Salzen ist, aus nahe liegenden Gründen das Natron-Bicarbonat von der gröss- ten Bedeutung und ergeben Pappenheim’s Versuche, dass Wasser pro Liter mindestens 120 Milligr. enthalten müsse, damit keine Deposition ausserhalb des Blei’s erfolgen und kein Bleioxydhydrat in Lösung gehen kann (a.a.0.45). Ein- fach kohlensaures Kali, Natron, Kalk in kohlensäurehaltigem Brunnenwasser wirkt ebenso und zeigen dann auch weder in- differente organische Substanzen, noch Chlorammon oder sal- petersaurer Ammoniak, falls sie nur in kleinen (?) Mengen gleichzeitig zugegen sind, ihren später zu erörternden nach- theiligen und Lösungbefördernden Einfluss auf die Bleicar- bonat-Deckschicht nicht. Der Einfluss neutraler Salze auf das Blei kommt immer erst nachdem Säure oder saure Salze ihre Wirksamkeit geübt haben, zur Geltung, und richtet sich die Intensität der letzteren stets zugleich nach der Absorp- tionsfähigkeit der in Rede stehenden Salzlösungen für den Sauerstoff und die Kohlensäure der Luft. Im vorligenden Falle kann uns nur die Wirkung verdünnter Neutralsalzlö- sungen (1/2000 !— !/ı00000) interessiren. . Die einzelnen Salze variiren hiernach wesentlich, wie sich aus Folgendem ergiebt: 1) Verdünnte Solutionen von 1/2000 der neutralen schwe- fel- kohlen- und chlorwasserstoffsauren Salze bewirken auf der Metalloberfläche haftende Deckschichtbildung, welche mehr oder weniger die weitere Einwirkung des Brunnenwassers auf das Blei verhindern kann; demzufolge verhalten sich die hier- hergehörigen Salze (wie Gips, schwefelsaures Kali, schwefel- - 361 saure Magnesia, salpetersaures Kali, salpetersaurer Kalk und Chlornatrium (292 Milligr. pro Litre) wie salzfreies Was- ser*), bei zum Theil weniger massenhafter Ansammlung von Bleiverbindung. 2) Andere, wie Chlormagnesium und Chlorcaleium, geben geringe Ansammlung, ohne Blei in Lösung gehen zu lassen; 3) Andere endlich lassen viel Blei in Lösung gehen, welches die atmosphärische Kohlensäure aus seinen (gelösten) Verbindungen wieder ausfällt. Diese Salze: Chlorammonium, saipetersaures Ammoniak und essigsaures Alkali, sind sonach die gefahrbringendsten Bestandtheile. Auch die durch un- lösliche Bleisalze gebildeten Deckschichten z,B. das Chlorblei (Chlornatrium), widerstehen dem Einflusse frischzutretenden kohlensäurereichen Wassers nicht immer auf längere Zeit. Enthält das Wasser eine Mischung mehrerer Neutral- salze so gilt Folgendes: a) Zwei oder mehrere Salze, welche einzeln Blei leicht in Lösung gehen lassen z. B. Chlorammonium —+- essigsaur. Alkali, müssen sich zusammen ebenso verhalten ; ß) zwei oder mehrere Salze, welche einzeln schwer- oder unlösliche Verbindungen auf dem Blei entstehen lassen, müssen eine Deckschicht bilden, bestehend aus dem Salze derjenigen Säure, zu welcher Bleioxyd die grösste Affinität hat; (Chlornatrium -+ schwefelsauren Natron muss Bleisulfat erzeugen); y) Enthalten die betreffenden Lösungen Salze aus den beiden Kategorien & und ß, so muss die Wirkung derjenigen auftreten, welche das am schwersten lösliche Bleisalz giebt; ö) Sind die so entstandenen Bleisalze in der restiren- den Salzlösung löslich, so muss das Wasser bleihaltig werden; e) Hierbei ist stets vorausgesetzt, dass die Mengen der einzelnen Salze zur Wirksamkeit ausreichen; ist dies nicht der Fall, so wird die Wirkung des in zu geringer Quantität vorhandenen Salzes gar nicht, oder nur theilweise eintreten; *) Deckschichten ohne Deposition ausserhalb des Blei’s (wie in den entsprechenden concentrirten Lösungen) wurden in verdünnten Lösungen von Alaun, phosphorsaurem und kohlensaurem Natron und Chlornatrium, Deckschichten mit Deposition in schwefelsaurem Am- - moniak erzeugt. Bd. XXXI, 1868 25 362 &) Wird die resultirende und im Wassere nthaltene Blei- salzlösung durch die Kohlensäure der Luft vollständig zersetzt, so fällt das Bleicarbonat zu Boden und die Flüssigkeit, welche über dem Niederschlage steht, wird bleifrei. n) Das Vorhandensein gelösten Blei’s in der Versuchs- flüssigkeit beweist zwar unzweifelhaft, dass Blei gelöst wor- den, aber das Nichtvorhandensein desselben beweist keines- wegs, dass kein Blei in Lösung gegangen ist; in diesem Fall geben Depositionen, wenngleich die darüber stehende Flüssig- keit auf Schwefelwasserstof, Jodkalium und Bichromat nicht reagirt, Aufschluss darüber, ob sich während des Versuches gelöstes Bleisalz im Wasser befunden hat, oder nicht. — d) Organische, dem destillirten Wasser zugesetzte, in- differente Substanzen, können in gewiss äusserst seltenen Fäl- len, wenn sie gut löslich und leichter oxydabel sind, als das Blei, indem sie eine dicht anschliessende Lage über letzterem bilden, insofern günstig wirken, als sie dem O und die 00% der Luft abhalten und dem Blei den zu seiner Oxydation er- forderlichen Sauerstoff entziehen, resp. entstandenes Bleioxyd- hydrat reduziren können. Diese ganze Deduktion Pappen- heim’s (p.38) schwebt in der Luft, weil sie die bei der Oxydation von Salicin, Harnstoff, Alkohol, Faeces, womit P. experimente, _ resultirenden Körper und Säuren, wie Essigsäure, kohlensaures, salpetersaures, phosphorsaures, chlorwasserstofisaures Ammo- niak, Schwefelwasserstoff u. s. w., welche das Blei corrodiren, zu wenig berücksichtigt. Vom rein theoretischen Standpunkte liessen sich noch mehrere Einwände hiergegen machen; eine ganze Anzahl in- differenter organischer Stoffe, z. B. Zucker, mit welchem Pap- penheim gleichfalls experimentirt hat, gehen nämlich mit Blei- oxyd Verbindungen ein, welche zwar in Wasser umlöslich sind, jedoch Sedimente bilden oder in Wasser suspendirt er- halten werden könnten. Da jedoch weder Stärkemehl, noch Zucker- oder Gummiarten Bestandtheile des Hausgebrauchs- wassers bilden, so ist Pappenheims Bemerkung, dass die von diesen Körpern mit Blei eingegangenen Verbindungen durch die Kohlensäure der Luft in Carbonat verwandelt, folglich un- schädlich gemacht werden müssten, (NB. wenn Kohlensäure genug vorhanden ist‘, in der That überflüssig. Mögen immer- 363 hin unzersetzte, indifferente organische Substanzen die Wir- kung des Brunnenwasser’s auf Blei nicht alteriren, so bleibt doch die Thatsache, auf welche im Folgenden mehrfach zu- rückzukommen sein wird, dass die organischen Substanzen, ihrer Zersetzungsprodukte durch die Fäulniss halber, als die schädlichsten Bestandtheile eines durch Bleiröhren geleiteten, oder in bleiernen Standgefässen aufbewahrten Hausgebrauchs- wassers anzusprechen sein dürften, bestehen. 2) Ueber die Eigenthümlichkeiten, welche sich aus dem Verhalten des Brunnenwassers dem Blei gegenüber in sani- tätspolizeilicher Hinsicht ergeben, werden wir uns am einfach- sten klar werden, indem wir uns die physikalischen und che- mischen Eigenschaften eines guten Brunnenwassers vergegen- wärtigen. Was zuvörderst a. die physikalischen Charaktere des Trinkwassers an- langt, so muss dasselbe klar, farb- und geruchlos, lufthaltig von frischem und reinem Geschmack sein und eine beständige Temperatur besitzen. Die Klarheit allein bietet, da auch de- stillirtes, Eis- und gipshaltiges Brunnenwasser farblos und durchsichtig, aber dennoch als Trinkwasser unbrauchbar sind, für die Güte eines Wassers keine Garantie. Bekanntlich ist Wasser, welches aus Felsen hervorsprudelt, meistentheils klar Flusswasser dagegen trübt sich, so wie es anschwillt, und rich- tet sich bei ihm der Gehalt an erdigen Beimischungen nach dem Wasserstande, (d.h. wächst nach reichlichem Regen an). So führt unter diesen Umständen Nilwasser nach Leport a. a.0. bis gegen 8 Grm. Erdbestandtheile im Litre, die Seine 0,007—0,118 Grm. Die organischen Substanzen, welche während der heis- sen Jahreszeit (im Sommer) besonders reichlich vorkommen, lassen bei einer über 20° CO liegenden Temp. leicht Fäulniss eintreten, ein Umstand, dessen schädliche Folgen durch Sand-* Kies- und Wollfilter nicht ausgeglichen werden; nur kohlen- säureärmer, folglich, wie wir gleich sehen werden, schlechter wird solches filtrirtes Wasser. Eine ganz besonders wichtige Gesundheitsbedingung je- des Trinkwassers ist seine Temperatur, welche nicht über 8—12° R, 10—140 C liegen darf und, wie gesagt, constant sein muss. Quellwasser erfüllt dieses Erforderniss und wird 25 * 364 oft mit grossen Kosten in die Städte geleitet. Leider besit- zen wir ein Mittel, beträchtliche Mengen Trink- und Haus- gebrauchswassers, wie solche für den Bedarf einer Stadt er- forderlich sind, künstlich kühl zu erhalten, nicht, und kann nur durch zweckmässige Einrichtung von atmosphärischen Einflüssen möglichst abgeschlossener Wasserleitungen von gehöriger Tiefe zur Erreichung dieses Zweckes sehr viel bei- getragen werden. Einen Beleg hierzu liefert die aqua felice zu Rom, deren Temperatur stets gleich bleibt, wiewohl ihre circa 20 Kilometer lange Fortleitung durch einen über dem Boden befindlichen Viadukt statt hat. Noch wichtiger, be- sonders hinsichtlich des Thema’s unseres Vortrages, ist c) der Luftgehalt der Hausgebrauchswässer. Diese ent- halten, aus der Luft stammend, eine variable Menge Sauer- stoff und Stickstoff und, aus dem Boden herrührend, Kohlen- säure, welche dem Wasser den angenehmen Geschmack er- theilt. Auf ihre Bedeutung für die Bleitreihaltung durch Blei- röhren geleiteten Wassers kommen wir, nachdem bereits im allgemeinen Theile das Wesentlichste hierüber entwickelt wor- den ist, in der Folge zurück. Dass die Kohlensäure in der That dem Boden entstammt, geht aus Levy’s Beobachtung hervor, wonach die Luft aus einem, ein Jahr lang nicht ge- düngten Boden 22—23 Mal so viel Kohlensäure, als die At- mosphäre, ein seit 8 Tagen gedüngter dagegen 245 Mal so viel Kohlensäure enthält. Hiermit soll nicht behauptet werden, dass das Wasser nicht auch aus der Luft Kohlensäure aufnehme. Quellwasser ist reicher an Kohlensäure iin 1000 — 20— 25 CC.), als Flusswasser; letzteres enthält dagegen mehr Sauer- und Stickstoff, eine Thatsache, deren Ursache sofort klar gemacht werden wird. Wie in allen das Trink- wasser betreffenden Fragen nicht nur die Bodenbeschaffen- heit, sondern auch die atmosphärischen Verhältnisse als sehr wichtige Faktoren in Rechnung zu ziehen sind, ergiebt sich aus der Abhängigkeit des Kohlensäuregehaltes der Wasser vom atmosphärischen Druck. Um für die Erhaltung der Funk- tionen des Organismus geschickt zu sein, muss das Wasser eine bestimmte Menge Kohlensäure führen (und OÖ); erreicht der Kohlensäuregehalt desselben das erforderliche Minimum nicht, so können auch Thiere in dem betreffenden Wasser 365 nicht fortleben. Sinkt mit dem abnehmenden atmosphärischen Druck, wie dies von Boussingault im Strome Basa auf den Cordilleren (3600 Meter über dem Meeresspiegel) beobachtet wurde, der Luftgehalt des Wassers zu bedeutend herab, so können z. B. Fische ihr Leben in denselben nicht mehr fri- sten, und erkranken auch die davon trinkenden Menschen (z. B. am Kropf). Das sicherste Mittel also, vorausgesetzt, dass die atmosphärischen Verhältnisse günstig sind, Wasser mit Luft zu versehen, ist die Cirkulation desselben an freier Luft oder die beständige Erneuerung der Oberfläche desselben durch Fall und Abfluss. Hierdurch kann man luftleer gemachtes (gekochtes) Wasser, nach Lefort binnen 6 Stunden auf 5/s sei- nes früheren Gasgehaltes zurückführen und die Natur schlägt bekanntlich denselben Weg ein. Hierbei findet die oben be- reits angedeutete, beständig alternirende Deplacirung von Kohlensäure durch Sauerstoff und Stickstoff (und umgekehrt) statt. Bleibt Quellwasser ruhig an der atmosphärischen Luft stehen, so verliert es gebundene Kohlensäure, welche durch aufgenommenen Stickstoff und Sauerstoff ersetzt wird; wird dagegen die Oberfläche des Wassers durch Fall und Abfluss erneuert und vergrössert, so nimmt das Wasser, während Stick- stoff und Sauerstoff eliminirt werden, Kohlensäure in grosser Menge auf. Die grosse Bedeutung der letzteren, von dem in ihr begründeten Wohlgeschmack des Trinkwassers abge- sehen, erhellt sofort, wenn wir c) auf die chemischen Bestandtheile, respect. den Salzge- halt desselben einen Blick werfen und das im allgemeinen Theile erörterte Verhalten dieser Salze zum Blei uns, mit Rücksichtnahme auf unsern Gegenstand, nochmals kurz re- kapituliren. Die salzigen Bestandtheile des Wassers spielen beim Stoffwechsel im thierischen Organismus eine sehr her- vorragende Rolle; sie sollen nicht über 3 Decigrm. im Liter betragen; Wasser mit 5 Decigrm. Gehalt ist zum Trinken un- tauglich. Was die Natur dieser Salze anlangt, so kamen wir zu dem Resultate, dass ein Vorwalten der Carbonate und Bicarbonate in kohlensäurehaltigem Wasser die erwünschten Bestandtheile seien, indem sie eine hinreichend dicke Deck- schicht bilden, um die Gegenwart kleiner Mengen der am leichtesten Blei in Lösung gehen lassenden Salze: Chloram- 366 mon, salpetersaures Ammoniak und Kali, der schwefelsauren Akali- und alkalischen Erdmetallsalze, des phosphorsauren Natrons, des Chlorkaleiums und Chlormagnesiums, wenn sie nicht in so erheblichen Mengen, das vom Gebrauche des qu. Wassers zum Trinken und Kochen wohl schwerlich die Rede sein dürfte, auftreten, unschädlich zu machen. Selbst wenn das Wasser Spuren von Chlor- oder neutralem kohlensaurem Blei gelöst hätte, würde der Reichthum an Kohlensäure und Bicarbonat durch Ausfällung des Bleioxydes als Carbonat das Wasser bleifrei machen. Ein reichlicher Kohlensäure- und Bicarbonatgehalt des Wassers ist sonach Grundbedingung für die Anwendbarkeit des Blei’s als Material für Leitungsröhren. Nächstdem scheint phosphorsaures Salz eine wenig angreif- bare Deckschicht zu bilden, während die durch Chlornatrium erzeugte keineswegs Garantien bietet und wir in einem Falle sehr kochsalzreiches Wasser aus Bleiröhren so viel Blei 1ö- sen sahen, dass Vergiftung dadurch hervorgerufen wurde. Eine Reihe von in das Wasser gelangenden Substanzen endlich ist allein nie im Stande die wohlthätige Wirkung der Bicarbonate in durch Blei geleiteten Wasser zu compensiren und aufzuheben; dies sind die mit Hilfe des Wassers und der von diesem aufgesogenen Luft faulenden organischen Substan- zen. Sie können nehmlich nicht allein zur Entstehung freier Säuren wie Essig-, Metaceton, Buttersäure führen, sondern auch die Amoniakbildung begünstigen, dessen Gegenwart zu 0,0001 im Trinkwasser nach einer neuesten Mittheilung Stalmanns (Journ de Chimie med. 1868 Janvier p. 45) welche Pappen- heim’s Angaben anscheinend widerspricht, die corrodirende und (Blei) lösende Wirkung des Wassers auf Bleiröhren und Standgefässe enorm steigert, während grössere Mengen Am- moniak’s weniger (?) schaden sollen. Ferner ist es bekannt- lich ein häufiges Vorkommen, dass sich aus faulenden orga- nischen *) Körpern, namentlich thierischen Ursprung’s, Schwe- felwasserstoff entwickelt, welcher die Bleicarbonatdeckschicht in Schwefelblei verwandelt. Dieses blättert leicht ab und so *) Brauchbares Trinkwasser soll, nach Boussingault, nie mehr als unwägbare Spuren organ. Substanz, nie über 1 Centigrm. (im Litre) Nitrate und über 10—15 hundertel ‚freies Ammoniak enthalten. 367 kann die metallische Oberfläche der Röhren in grösserer oder geringerer Ausdehnung freigelegt und der corrodirenden Wir- kung des Wassers preisgegeben werden. Da das Wasser in der heissen Jahreszeit, wo der Gehalt desselben an organi- schen Substanzen am ehesten zunimmt, die wenigsten Gase, also auch die wenigste Kohlensäure absorbirt, so muss die von Seiten dieser Materien drohende Gefahr um so erheblicher erscheinen. Endlich können in das durch Bleiröhren fortge- leitete Hausgebrauchswasser gelangende organische Körper auch auf mechanischem Wege schaden. Sind sie nämlich, wie Baumäste, Wurzelstücke, Theile von Thierkörpern etc. von grösserem Umfange, so können sie, indem sie im Strome durch die Röhren fortgerissen werden, die Deckschicht lädiren und die Metalle oberflächlich blosslegen. 3. Indem wir endlich die Eigenthümlichkeiten bleierner Wasserutensilien in ihrem Verhältnisse zum Wasser näher ins Auge fassen, können wir über mehrere hierauf bezügliche und bereits früher erörterte Punkte etwas schneller hinweg- gehen. Jedoch werden wir, um zu der praecisen Beantwor- tung. der Frage, wie sich die bezeichneten bleiernen Utensi- silien in ihrer Wirkung auf das in denselben aufbewahrte oder fortgeleitete Wasser verhalten, zu gelangen, uns nach dem Vorgange Pappenheim’s (a.a.0.85) vergegenwärtigen: 1) dass die Intensität der möglicherweise statthabenden Einwirkung der Bleiutensilien auf das Wasser der Grösse der Fläche, welche sie einerseits dem Wasser darbieten, und welche anderseits das Wasser der atmosphärischen Luft zu- kehrt, proportional sein muss; 2) dass zu Bleiröhren niemals chemisch reines, sondern, wie früher bereits erwähnt wurde: Antimon, Eisen, Kupfer, Zink, Silber, Nickel, selbst Arsen enthaltendes Blei verarbei- tet wird; dass ferner diese Verunreinigungen nicht immer gleichmässig über die ganze Bleimasse verbreitet, sondern stellenweise angehäuft sind. Auf diese Stelle werden, wenn die qu. Metalle leichter oxydabel, als Blei sind, besonders die chlorwasserstoff- und schwefelsauren Alkalisalze einwirken (— neben der im Wasser vorhandenen Kohlensäure) und die Folge davon wird sein, dass a) wie früher vo'm Kupfer (Varrentrap) nachgewiesen 368 wurde, das Blei aus den gebildeten löslichen Kupfer , Silber- u. s. w. Salzen das fremde Metall ausfällt und selbst in Lö- sung geht, und 8) dass an den Stellen, wo das verunreinigende Metall angehäuft war, Lücken entstehen und die Oberfläche des dar unter liegenden Blei’s nackt gelegt wird. 3) Es muss auf die in Bleiröhren meist nach innen pro- minirenden Löthestellen aufmerksam gemacht werden; sie be stehen aus Zinn -+ Blei, sind jedoch da sich Wasser zu ihnen genau so, wie zum unlegirten Blei verhält, nach Pappen: heim’s (p. 92) Versuchen ohne Bedeutung. Dagegen kommen noch folgende beide Punkte in Betracht: 4) Das Wasser kann, ehe es in die Bleiröhren gelangt, mit anderen Metallen, z. B. Messing, in Contakt gekommen sein, also Zink und Kupfergehalt in die Bleiröhren mitbringen, hiernach wird der unter 2 geschilderte Vorgang statthaben; oder es kann das Wasser, aus irgend welchem Grunde bereits ° bleihaltig, mit Eisen oder Zink in Berührung gerathen;, in diesem Falle wird das Blei präzipitirt, während, was in den sehr verdünnten Lösungen, um welche es sich hier handelt äusserst langsam geschieht, Eisen, was nicht leicht schadet, oder Zink, was zu Vergiftungen führt, in Lösung gehen. 5) Die neuen Bleiutensilien sind nie blank, sondern mit einer noch so dünnen Schicht kohlensäurehaltigen Bleioxyd- hydrats, welches vom Wasser gelöst wird und so in dem Letz- tern als gesundheitsschädlicher Bestandtheil aufgenommen sein kann, bedeckt. Auch ein blosses Durchdrungenwerden dieser dünnen Schicht in der Art, dass das Trinkwasser auf die metallische Oberfläche des Blei’s influenziren kann, dürfte unter Umständen (in kohlensäurearmen Wässern) zu Infektion des Wassers führen. 6} Die bleiernen Röhren sind vom Pressen sehr häufig mit einer sehr dünnen Fettschicht überzogen, welche zwar die unmittelbare Einwirkung des Wassers auf das Metall be- einträchtigen aber auch zur Bildung fettsauren und in Wasser nicht ganz unlöslichen Bleioxydes Veranlassung werden kann. 7) Wie in jedem anderen Gefässe, werden auch aus dem in Bleiröhren geführten Wasser Ausscheidungen gelöster oder suspendirter Bestandtheile erfolgen, und finden sich dgl. Uten- 369 silien in der That mit Ueberzügen von kohlensaurem Kalk, Gips, Eisenoxydhydrat bedeckt. Der sich in Bicarbonat ver- wandelnde kohlensaure Kalk wird für die durch Kohlensäure und Sauerstoff des Wassers gebildete Deckschicht als Schutz- mittel dienen, während Gips dazu führen kann, dass Blei, wie auch Pappenheim beobachtet hat, in Lösung geht Aendert sich die Zusammensetzung des Wassers, so wird es zu Lösung kommen können, abgesehen davon, dass diese Schichten auch häufig abspringen und das Blei nackt liegen lassen. 8) Namentlich werden in die Röhren gerathende fremde Körper, indem sie sich hin und herschieben, zur Abstossung solcher Deckschichten beitragen: bleierne Wasserständer dür- fen also nicht gescheuert werden*); dasselbe kann bei die Röhren treffenden Erschütterungen oder ungleichmässige Er- hitzung derselben geschehen. 9) In offenen Gefässen können sich Vegetationen etabli- ren, dort absterben und bei ihrer Fäulniss zur Bildung freier Säure oder Ammoniaks führen, oder die Entwicklung von Schwefelwasserstoff verursachen. 10) Die Bleigefässe und Röhren müssen aus dem Grunde eine verschiedenartige Einwirkung seitens des in ihnen ent- haltenen Wassers erleiden, weil die Zusammensetzung dieses letzteren durchaus nicht immer dieselbe bleibt. Namentlich ‚ist hier die Möglichkeit, dass sich dem Hausgebrauchswasser periodisch das an Stickstoff und Sauerstoff reiche, aber koh- lensäurearme Regenwasser beimischen könne, hervorzuheben. Durch das im allgemeinen Theile Angegebene glaube ich die hohe Bedeutung der Kohlensäure, Carbonate und Bi- earbonate für die Bildung und Intakterhaltung einer Deck- schicht aufdem Wasser ausgesetztem Blei kleinen Mengen im Wasser enthaltener salpeter- und salpetrigsaurer Alkali-, in erster Linie Ammoniaksalze, Chlorammonium, Chlormagnesium, schwefelsaurer Salze, besonders schwefelsauren Thonerde-Kali’s, Chlornatriums und phosphorsaurer Salze, ja selbst organi- scher Substanzen genüber nachgewiesen zu haben. Wird also das qu. Wasser kohlensäureärmer, so wird seine corrodirende *) Ebenso dürfen Pumpröhren, in welchen sich der Kolben be- wegt, aus diesem Grunde nicht aus Blei angefertigt werden. 370 - Einwirkung auf das Blei derjenigen des destillirten Wassers immer ähnlicher. Alle Umstände also, welche, wie ein langes Öffenstehen, offenes Rieseln, Verdünnung des in Bleiröhren geführten Hausgebrauchswassers durch Regei-, oder sonst kohlensäurearmes Wasser, Entziehung der freien Kohlensäure des Wassers durch in letzterem gelöste Basen, Ausfällung, resp. Austreibung derselben durch andere Gase, stärkere Säuren, und Metallsalze, Eindringen saurer Flüssigkeit in das Wasser von Aussen her, Erschöpfung, der Erdschichten an Kohlensäure, aus welchen das Wasser beim Durchsickern letz- tere gezogen hat, und endlich Filtration des Wassers letzteres kohlensäureärmer machen können, sind bei Anlegung bleier- ner Wasserleitungen hinsichtlich einer möglichen Corrosion des Metalles durch das Wasser und Gelöstwerdens von Blei- salzen in diesem gewissensaft zu berücksichtigen Sie sind für um so gefahrbringender zu erachten wenn, Hand in Hand gehend mit der Kohlensäure-Abnahme, die Menge der in das qu. Wasser gelangenden salpetersauren oder salpetrigsauren Salze (Regenwasser) oder der Sulfate, Chlorüre und organi- schen Substanzen wächst. In diesen Fällen muss nämlich Bleisalz gelöst oder im Wasser suspendirt erhalten werden. 11) Es ist zu bedenken, dass beim Repariren von Blei- röhren mehr oder weniger blankes, d.i. nicht mit Deckschichten versehenes Blei neben Oxydirtem dem Einflusse des Wassers ausgesetzt wird, dass also unter Umständen Blei in Lösung gehen kann. 12) Endlich muss daran erinnert werden, dass nicht allein die Qualität, sondern auch die Quantität des in Bleiröhren geführten Wassers Schwankungen unterworfen ist, indem der Wasserstand in den Utensilien bald höher, bald niedriger ist; dass also das Wasser bald mit sehr starken, bald mit schwachen Deckschichten in Berührung kommen und das Blei der Einwirkung sowohl des Wasssers, als der Luft eine variabel grosse Oberfläche bieten wird. Letzterer Umstand ist ebenfalls recht wohl im Stande, Schwankungen in dem Koh- lensäuregehalte und, davon abhängig, in den im Wasser ge- lösten oder unlöslich ausgeschiedenen Salzmengen hervorzu- rufen. Dass von letzterem Umstande wieder ein Angegriffen- werden und Blosslegung der metallischen Oberfläche des Blei’s 3rı abhängig sein kann, bedarf nach dem über die Deckschichten und ihr Verhalten zu Ammoniak, salpetersauren, chlorwasser- stoffsauren ete. Salzen und Sulfaten Angegebenen keiner wei- teren Auseinandersetzungen. — Hat sich aus dem bisher Vorgetragenen, wie ich zu zu hoffen wage, klar ergeben, dass bei der Wirkung des Was- sers auf bleierne Utensilien drei wichtige Faktoren, nämlich 1) die aus der Luft und dem Boden unter günstigen atmosphärischen Druck von Wasser aufgesogenen Gase, Kohlen- säure und Sauerstoft, 2) die im Wasser gelösten neutralen und sauren Salze, und zwar ganz besonders wieder die kohlensauren und dop- peltkohlensauren Salze in erster, chlorwasserstoff-, schwefel-, salpeter- und phosphorsauren Salze in zweiter Linie, neben etwa in das Wasser gelangten organischen Substanzen; und schliesslich 3) die Beschaffenheit (physikalischen und chemischen Eigenschaften) der in Gebrauch gezogenen bleiernen Ütensi- lien (Röhren, Standgefässe etc., sowie der sich gleichbleibende oder variable Wasserstand in denselben in Rechnung zu zie- hen sind; hat sich ferner die beruhigende Ueberzeugung gel- tend gemacht, dass gutes und brauchbares Trinkwasser in . a) seinem reichen Kohlensäure- und Bicarbonat-Gehalte, b) seinem geringen Reichthum an Chlorüren und Sul- faten, c) dem Nichtvorhandensein organischer Substanzen, so- wie (davon abhängig) dem Fehlen freien Ammoniaks, Chlor- ammon’s und salpetersauren een ferner des Schwe- felwasserstoffs; und in d) dem Glokhbleiben seiner chemischen Zusammenset- zung, sowohl als e) seiner Menge überhaupt, welche weder von zuflies- . sendem Regen-, noch von Beimischung bereits zu technischen oder Wirthschaftszwecken verbrauchten Wassers abhängig sein darf, selbst die Präservativmittel gegen eine etwaige Auflösung oder Suspendirung von giftigen Bleiverbindungen enthält; so kann doch andererseits nicht in Abrede gestellt werden, „dass Brunnen-, Trink- oder Hausgebrauchswasser, welches diesen Anforderungen nicht entspricht, d. h. sauer- 372 „stoffreich, oder kohlensäurearm, und in der chemischen Zu- „sammensetzung sowohl, als in seiner, von zutretendem Re- „gen- und anderem Wasser abhängigen Menge schwankend „ist, freie Säure oder freies Ammoniak, grosse Mengen Gips, „Salpeter, salpetersaures Ammoniak, schwefelsaure Thonerde, „schwefelsaures Kali, Chlorammonium, Chlornatrium, oder „Chlormagnesium enthält, oder durch organische Substanzen „erheblich verunreinigt ist,“ die Schutzkraft der mit Hilfe des Sauerstoffs und der Kohlensäure der Luft auf der metallischen Oberfläche der Bleiutensilien,, (resp. Röhren) zu Stande gekommenen Deck- schicht vernichten, Bleisalze in Lösung nehmen und zu Ver- giftung der dieses Wasser geniessenden Personen führen muss. — Da, wie wir gesehen haben, Intoxikationen auf diesem Wege thatsächlich vorgekommen sind, so hat man sich be- müht, Vorsichtsmassregeln gegen die Corrosion der Bleiröh- ren durch in denselben fortgeleitetes, schlecht beschaffenes Hausgebrauchswasser zu ersinnen, welche sämmtlich darauf abzielen. entweder a) dem Wasser gelöste oder suspendirte Bleiverbindun- gen zu entziehen, oder b) das Blei mit einer Deckschicht, welche chemisch in- different und in Wasser unlöslich. die Einwirkung des Wassers auf die metallische Oberfläche der Bleiutensilien unmöglich macht, zu bekleiden. In letzterer Hinsicht hat Chatterton vorgeschlagen, die Bleiröhren inwendig mit Kautschouk auszukleiden; doch bricht dieser bekanntlich früher oder später und das Blei muss wieder nackt liegen; ebenso hat sich die Einlage eiser- ner Stäbe, welche aus den gelösten Bleisalzen des Wassers metallisches Blei präzipitiren, folglich das Wasser bleifrei machen sollten, nicht bewährt. Zahlreiche andere Vorschläge dieser Art, wie die Aus- kleidung der Röhren mit einer Theer-. Kolophonium, Mastix- oder Paraffinschicht ergeben sich, da nie garantirt werden werden kann, dass diese dünnen Lagen allerdings unlöslicher und den Salzen Widerstand leistender Substanzen bei Tem- peraturwechsel, bei Erschütterung der Röhren, Reparaturen etc. nicht abspringen, vom Kostenpunkte abgesehen, gleich- 373 falls als unausführbar. Auch das Verzinnen der Röhren hat nicht immer vor Infektion des darin fortgeleiteten Wassers durch Blei geschützt. Endlich ist nach Pappenheim’s Versu- chen, auch durch Filtration des qu. Wassers mittelst in die Röhre gestopfter Kohle, kein günstiges Resultat erreicht worden. Sind hiernach, wenn das Wasser selbst nicht eine sei- nen übrigen Bestandtheilen widerstehende Deckschicht auf dem Blei bildet, alle zutreffenden Cautelen unnütz, so ergibt sich hieraus: 1) dass in dem erörterten Sinne schlechtes Wasser über- haupt nicht durch Bleiröhren geleitet werden darf und 2) dass die Behörden einer Stadt, welche derartige Wasserleitungen anlegen muss, in Anbetracht dessen, dass, wie das oben angezogene Ministerial-Rescript sehr richtig be- merkt, die Gefahren in den fraglichen Fällen nicht im Mate- rial der zu legenden Bleiröhren, sondern der Hauptsache nach, lediglich in der chemischen Zusammensetzung des fortzulei- tenden Hausgebrauchswassers begründet sind, ehe sie sich für die Anwendung des Blei’s als Röhrenmaterial bestimmt, Chemiker beauftragen und durch die Analyse ermitteln muss, a) ob das Wasser eine hinreichende Menge freier Koh- lensäure und Bicarbonats führt; b) welche andere Salze und in welchen Mengen, c) ob dasselbe organische Substanzen, Ammoniak und Schwefelwasserstoff enthält, und d) ob dasselbe eine constante chemische Zusammen- setzung zeigt. — Diesen allein richtigen Weg hat auch der hiesige Ma- gistrat eingeschlagen und haben die Analysen des Dr. Sie- wert, wie ich aus mündlichem Berichte desselben zu erfahren Gelegenheit hatte, ergeben, dass das nach Halle zu leitende Wasser Kohlensäure und Carbonate in hinreichender Quan- tität, dagegen in 100000 Theilen nur 5 Schwefelsäure, an die hinzuzuaddirende Menge Kali und Kalk, ferner 4 Theile Chlorwasserstoffsäure an die entsprechende Menge Natron ge- bunden und 1 Theil organischer Substanz, dagegen weder Am- moniak, noch Chlorammon oder salpetersaure Salze enthält. Zwei zu verschiedenen Zeiten vorgenommene Analysen 374 ergaben eine constante Zusammensetzung, so dass nicht be- zweifelt werden darf, „dass ein so vorzüglich beschaffenes Hausgebrauchswas- „ser ohne Anstand zu nehmen, in (— natürlich aus mög- „lichst reinem Blei gearbeiteten) Röhren fortgeleitet wer- „den darf, und Nachtheile für die Gesundheit der dieses „Wasser Geniessenden nicht vorauszusehen sind.“ — Nur eine kleine Unterlassungssünde, nämlich die Herbei- schaffung einer Analyse des qu. Wassers während der heis- sen Jahreszeit, wo bekanntlich leicht eine Zunahme des Ge- haltes des Wassers an organischen Substanzen eintritt, möchte ich mir hier noch zur Sprache zu bringen erlauben. Da in- dessen die Menge der organischen Substanz Anfang Juni nur 1 in 100000 betrug, so würde selbst eine Vermehrung der- selben um das 3—4fache während der Hundstage, vorausge- setzt, dass auch sonst eine Aenderung in der chemischen Zu- sammensetzung dieses Wassers nicht eintritt, zu ernstlichen Befürchtungen wegen Entwickelung erheblicher Menge freier Säuren, Ammoniak’s oder Schwefelwasserstoff’s nicht Veran- lassung geben. — Mittheilungen. Ueber die fossilen Fische in der Kreide von Sendenhorst. Wien, den 27. April 1868. Meine vorjährige Ferialreise bot mir zuerst die Gelegenheit die fossilen Fische der oberen Kreide von Sendenhorst und den Baumbergen bei Münster durch Augenschein kennen zu lernen, deren umfassendere Kenntniss wir dem Eifer des Herrn D. van der Mark und dem hochverdienten Veteranen Dr. Hermann v. Meyer verdanken, in dessen Palaeographicis Jahrg. 1863 — 64 die Ergebnisse seiner Forschungen, von ziemlich guten Abbil- dungen begleitet von Herrn Dr. v. d. Mark veröffentlicht wurden. Das kön. Museum zu Poppelsdorf bei Bonn gelangte durch Herrn Dr. Mark selbst in den Besitz einer ausgezeichneten Suite dieser Fische, deren genauere Durchsicht mir durch die zuvorkommende Güte des Herrn Prof. H. Troschel ermöglicht wurde. Das hohe Interesse, welches mir diese Fische gewährten und deren Erhal- 375 tungszustand häufig derart vorzüglich ist, wie er mir bei Fischen aus der stürmischen Kreidezeit sonst nirgends noch vorkam, be- wog mich, von Herrn Dr. Krantz eine kleine Suite von Senden- horster Fischen zu acquiriren, die von mir dem zoologischen Mu- seum der Wiener Universität eingereiht wurden. Es befinden sich darunter 3 Arten von Istieus (macrocoelius, macrocephalus und macrospondylus), 2 Sardinoides (microcephalus und monasterü) und Leptosoma guestfalensis. Die seither vorgenommene genauere Untersuchung meiner Exemplare liess mich Anschauungen ge- winnen, die ich glaube Ihnen in Kürze mittheilen zu dürfen und zwar ihnen zunächst, da Ihr Interesse für fossile Fische ohne Zweifel nicht geringer ist, als es Ihre Verdienste um die Kennt- niss derselben sind. Ich erlaube mir aber für heute nur meine Ansicht über die Stellung der Gattung Istieus und über eine an Sardinoides microcephalus gemachte Beobachtung in gedrängter Kürze auszusprechen, um nicht die Gränzen einer brieflichen Mit- theilung ungebührend zu überschreiten. — Die Gattung Istieus wurde bisher nach dem Vorgange von Agassiz der Familie der Esocinen beige- zählt, so auch von Ihnen selbst, obwohl Sie sich schon 8. 119 Ihrer Fauna d. Vorw. III. über die richtige systematische Stellung sehr zweifelnd äusserten. Auch Dr. van der Mark spricht sich in je- ner erwähnten Abhandlung ähnlicher Weise aus, fügt aber zu- gleich bei, dass er die Mormyren für näher mit Istieus verwandt, als die Esoces halte; dieser allerdings nur kurz geäusserten und nicht näher begründeten Ansicht glaube ich nun ebenfalls ent- schieden mich anschliessen zu sollen. Das genauere Studium eines schönen Exemplars von Istieus macrocoelius und eines recenten mir vorliegenden Mormyrus kaschive verschafften mir die Ueber- zeugung, dass es unter allen lebenden Fischen keine Familie gebe, die zu Istieus in nähere Beziehung zu bringen sei, als eben die Mormyren. Das Studium der gründlichen Monographie des Prof. Markusen über die Mormyren bestärkte mich vollends in dieser Ansicht, der ich auch bisher kein wesentliches Bedenken entge- genstehend weiss. Denn dass keine der verschiedenen Arten und Gattungen dieser auffallenden Gruppe, die man mit Recht als eigne Familie zwischen den Esocinen und Clupeiden einschiebt, mit den fossilen Formen völlig übereinstimmt, kann wohl nicht befremden, ja im Gegentheile ist sogar hervorzuheben, dass ge- rade Ist. macrocoelius den Arten der Gatt. Mormyrus selbst mit langer Rücken- und kurzer Afterflosse und zugleich mit verlän- gerter Schnauze und mit Spitzzähnen am Vomer auffallend nahe steht, und daher zunächst mit den Arten Caschive, Geoffroyi und Hasselquisti in nächste Verbindung zu bringen ist, dass bei letz- teren die Strahlenzahl in der Dorsale bis über 80 beträgt, bei Ist. macrocoelius nur zwischen 50 und 60 kann eben so wenig ein ernstliches Bedenken erregen, als die viel ansehnlichere Länge der beiden Lappen der tief gespaltenen Caudalee Auch das 376 Auftreten an derzeit afrikanischen Formen während der jüngeren Kreidezeit in Europa hat an sich ebenfalls nichts Befremdendes und steht ebenso mit andern Erfahrungen sowohl aus der Klasse der Fische wie auch aus anderen in schönem Einklange. Ich ver- meide absichtlich, mich ausführlicher in die Vergleichung von Istieus und Mormyrus einzulassen oder die Differenzen zwischen ihnen zu besprechen, z. B. den muthmasslichen Mangel eines electrischen Organes am Schwanze oder das wahrscheinliche Feh- len der Gemmingle’schen Knochen bei Istieus (möglicherweise hätten sich beiderlei Organe im Abdruck nachweisen lassen, da sich bei diesen Petrefakten oft die zartesten Theile vortrefflich abgedruckt erhielten), ich begnüge mich nur zu constatiren, dass die Gatt. Istieus wohl sehr wahrscheinlich in die Entwicklungs- reihe von Mormyrus gehört und in der That keine andere Fa- milie nähere Verwandtschaft zeigt; etwa weitere Folgerungen daraus zu ziehen, überlasse ich den Geologen. — Ein zweiter Punkt, auf den ich noch in Kürze hinzuweisen mir erlaube, be- trifft die Gattung und Art: Sardinoides mierocephalus v.d.M. Es liegt mir nämlich ein wohlerhaltenes Exemplar derselben vor, welches dieselbe Eigenthümlichkeit zeigt, wie das von der Mark auf Taf. 4 abgebildete, nämlich den Abdruck des Darmkanales von der Gegend zwischen und hinter den Bauchflossen bis zu dem vor dem Anale gelegenen After. Er dürfte wahrscheinlich bei den meisten Individuen dieser Art zu sehen sein und v. der Mark erklärt dieselben auch vorübergehend im Text als Ueber- reste des Kalkphosphathaltigen Darminhaltes, der auf Fleisch- nahrung, etwa auf die dort ebenfalls nicht seltenen Crustaceen schliessen lasse ‚hebt aber nicht hervor, dass an diesem Ab- drucke des Darmes sehr deutliche und regelmässige Einschnürun- gen zu sehen sind und zwar sowohl in seiner Figur wie auch an meinem Exemplare etwa 9-—-10 hintereinander, durch welche dieses Darmstück wie knotig gegliedert sich ausnimmt. Diese Einschnürungen können nun, wie ich glaube, von einer Darm- klappe herrühren, die aber wahrscheinlich keine spirale war, son- dern aus 9—10 Kreisfalten bestanden haben mag, von denen der Afterdarm durchsetzt war. Aehnliche kreisförmige Darmfalten kommen auch bei recenten Fischen mitunter vor und bekanntlich ist ja das Vorkommen von Spiralklappen im Darme nicht blos auf Ganoiden und Squaliden oder blos auf den Dünndarm beschränkt, wofür Tetragonurus Cuvieri ein Beispiel gibt, bei dem eine Spi- ralklappe den Oesophagaltheil des Darmrohres durchzieht. Ge- rade das, wie mir scheint zweifellose Vorkommen einer Darm- klappenvorrichtung bei Sardinius ist für mich auch einer der Gründe, diese interessante Gattung ebenfalls den Clupeiden ein- zureihen, obwohl sie diesen durch die auffallend starke Entwick- lung der Rücken-, Bauch- und Brustflossen ferner zu stehen scheint. Doch auf derlei Bemerkungen will ich hier nicht weiter 377 eingehen und nun mit dem Wunsche schliessen, dass den Senden- horster Fischen von Seite der Ichthyologen und Palaeontologen noch mehr Beachtung und Interesse geschenkt werden möge, als man ihnen bisher angedeihen liess; die schöne Sammlung des Bonner Museums bietet hierzu noch reichliches Material. Rud. Kner. Literatur. Allgemeines. Ueber verfälschte Nahrungsmittel undihre Erkennung. — Die Spekulation verschont auch diese nicht. Glücklicherweise jedoch hat die Wissenschaft die Mittel in den Händen, derartige Verfälschungen im Interesse der öffentlichen Hy- gieine zu erkennen, wie aus folgenden Beispielen hervorgeht. Chokolade wird, um ihr Gewicht zu vermehren, mit allerlei Abfällen: Eierschalen, Kreide, Sägespähnen, Ocker, Eisenoxyd u.8,.w. vermischt. Hier genügt einfach das Aufkochen mit Wasser, wobei diese Beisätze zu Boden fallen. Gel&Ee von Stachelbeeren oder anderen Früchten wird häufig aus ganz anderen Dingen, als der Name besagt, zuberei- tet. Verschiedene Fruchtsäuren werden durch Saft von rothen Rüben gefärbt und mit Gelatine versetzt. Wird etwas von diesem Gelee im Platinlöffel erhitzt und verbrannt, so entwickelt sich, von der Ge- latine herrührend, der Geruch nach verbranntem Horn. Der Zucker ist ein hauptsächliches Object für Verfälschung. Man wende nie weichen, schmierigen, angelaufen und gelblich erschei- nenden Zucker in der Hauswirthschaft an; er verdankt seine schlechte Beschaffenheit beigesetzter Glykose, welche man dadurch erkennt, dass Zucker, Wasser und Kalihydrat im Verhältniss von 1:2:3 zu- sammen erhitzt werden; eine saturirt braune Farbe und Geruch nach Caramel kündigen hierbei die Gegenwart der Glykose an. Der Thee ist vielfach mit Kupfersalzen und Campechen-Holz gefärbt. Kupfersalze weist Digestion des Thee’s in Ammoniakflüssig- keit nach; Campechenholz wird durch Aufweichen des Thees in we- nig destillirttem Wasser, Aufrollen eines Blatts und Pressen eines sol- chen zwischen reinem Papier erkannt. Ist dagegen Campechenholz zum Färben des Thee’s benutzt worden: so bleiben schwarze und durch Befeuchten mit gewöhnlicher Schwefelsäure rothwerdende Flecken auf dem Papier zurück. Pfefferkörner endlich werden durch Samen von Rhamnus infeectorius, Kartoffelstärke und Pressrückstände von der Bereitung des Rübsamen und Hanföles etc. welche durch Cur- cuma gelb gefärbt werden, verunreinigt. Auch diese Verfälschung Bd. XXXI, 1868. 26 378 wird durch einfaches Ueberschütten ‘der. Körner mit Wasser leicht nachgewiesen. — ‘(La petite Presse 1867.) Verfälschte Cigarren. — Ich sah, sagt Charles Dick ens, die Tabaksblätter in der Havanna auslesen, sortiren und präpariren. Die ausgesuchtesten Blätter liefern die Deckblätter, die anderen und die Abfälle helfen das Innere der billigeren Cigarren ausfüllen. Letz- tere nennen die Havannesen: „las tripas“ und erkennen daraus den Werth der Cigarren auf den ersten Blick. Frägt man einen Spanier nach seinem Urtheile über eine Cigarre, so zieht er, indem er zu- gleich seinen Wunsch: man möge tausend Jahre leben ausspricht, mit Anstand sein Messer aus der Tasche und schneidet die Cigarre in der Diagonale durch, um sie mit der Loupe zu betrachten. Aus der Analyse der tripas erkennt er mit einer Genauigkeit, wie sie selbst Linne bei Pflanzenbestimmungen nicht grösser besitzen konnte, wel- cher Pflanzenfamilie die Füllung der in Rede stehenden Cigarren an- gehört, ob sie von einer vuelta deabasso, oder anderen Gewächsen Cuba’s, Portorico’s, Maryland’s oder selbst Europa’s herstammt. Denn es gelangt viel Tabak aus Ungarn, Oesterreich, Sardinien etc. nach der Havanna um als cigar. puros, cubanos etc. nach Europa zurück- zukehren. Mit ebenso grosser Gewissenhaftigkeit sieht sich der Cu- baner, bei aller Höflichkeit, genöthigt, zu erklären, dass eine ihm vorgelegte Cigarre überhaupt nicht aus irgend welcher Tabakspflanze fabrizirt sei, eine Thatsache, welche in den Berichten der englischen Steuerbeamten nur zu häufig ihre Bestätigung findet.“ — (Journ. de Chimie med. 5. Serie Il. Mars 1867 p. 128.) Mit Grünspan gefärbte Confituren. — Dr. Parolari in Salo berichtet Folgendes. Eine hiesige, sonst gesunde und kräf- tige Dame verzehrte am 17. Januar dieses Jahres des Morgens nüch- tern grüngefärbte Confetti, zusammen ihrer Masse nach so viel wie eine kleine Nuss betragend. Nach einer Stunde wurde sie von hef- tigem Magenschmerz, Brechneigung und so heftigen anfallweise auf- tretenden Zuckungen in Armen und Beinen, besonders im linken Arme befallen, dass man sie, um Selbstverletzungen vorzubeugen, während der Paroxysmen auf ihrem Bett festhalten musste. In der krampffreien Zeit war sie sehr aufgeregt, weinte bald, und lachte, bald ausgelassen und klagte viel über Kopfweh und Brustbeklemmung, Angewandte Brech- und Abführmittel besserten diese Zufälle, welche gleichwohl die Dame 24 Stunden lang an das Bett fesselten, allmälig Die chemische Untersuchung noch im Besitz dieser Dame befindlicher Confetti ergab, dass sich beim Lösen derselben in Was- ser ein grüngefärbter Bodensatz, welcher, mit Kalilauge behandelt, bläuliche Flocken abschied, bildete. Letztere erwiesen sich durch die auftretende himmelblaue Farbe ihrer Lösung in Ammoniakflüssig- keit, als. Kupferoxydverbindung, und zweifelt P. keinen Augenblick daran, dass diese Confetti durch einen erheblichen Zusatz von ba- sisch essigsaurem Kupferoxyd, wefches die Vergiftung . der z\d(d vo 379 Dame bewirkt hatte, grün gefärbt waren. — (Gazz. medica Italiana Lombardia 15. Febbrajo 1868. No. 7 p. 50.) K. '“ Inventiöse Benutzung des Petroleum’s. — Man be- richtet aus Gonda in Holland Folgendes. Während der hier herr- schenden Rinderpest fanden sich vielfach Personen von so haarsträu- bender, alle Rücksichten der Menschlichkeit vergessender Geldgier besessen, dass sie die für die Gesundheit von Mensch und Vieh im “ höchsten Grade gefährlichen Cadaver der von der Seuche gefallenen Rinder wieder ausscharrten, zerschnitten, räucherten und in den Han- ‘del brachten. Die dem Bürgermeister von Sluipwyk zur Disposition gestellten Polizeimannschaften reichten nicht im entferntesten aus, die sonst als übertrieben reinlich geltenden Holländer von dem Be- triebe dieses verbrecherischen Industriezweiges zu verhindern, Er verfiel auf den Gedanken, einen Bottich mit Petroleum gefüllt aufzu- stellen und die gefallenen Thiere, so wie sie verendet, mit Haut und Haaren darin untertauchen zu lassen. Diese, jede weitere Benutzung des Fleisches wenigstens unmöglich machende Maassregel erregte bei der Bevölkerung einen solchen, den Bürgermeister bedrohenden Sturm, dass eine Compagnie des 7. Infanterieregiments von Gonda nach Sluipwirk beordert werden musste, um die Ausführung dieser vom Bürgermeister angeordneten Maasregel zu ermöglichen. (Nach dem Echo du parlament Belge.) — (Journ. de Chimie med. Mars 1867 p. 42.) K. Physik. Komerell, ein neues physikalisches Expe- riment. — Auf einer schiefen Ebene liegt eine Walze, welche zwei grössere concentrirte Grundflächen trägt, mit horizontaler Axe auf, so dass sie auf der Ebene herunterrollt, wenn man sie nicht hält; man kann dazu eine Fadenrolle oder dergl. nehmen, geeignete Dimensio- nen sind folgende: Walze 21), lang, 11/3“ Durchmesser, Scheiben 31/s‘‘ Durchmesser und 2—3‘ Randbreite; der Rand wird passender Weise nicht sehr geglättet, auch das Brett welches die schiefe Ebene bildet nicht, Ein Band, welches mit dem einen Ende an der Walze befestigt und einige Mal darum geschlagen ist, wird am andern Ende mit der Hand festgehalten, und zwar so dass das Band die Walze unten tangential verlässt und zur schiefen Ebene parallel läuft: Ist nun die schiefe Ebene nicht zu steil, so rollt die Walze aufwärts, Aus der Theorie dieser Erscheinung ergiebt sich, dass die Neigung um so steiler genommen werden darf, je grösser der Radius der Scheibe R, und je kleiner der Radius der Walze r, und je grösser der Rei- bungsco£fficient F ist; die Tangente des Neigungswinkels darf näm- lich höchstens bis auf [F.(A—r)]: r wachsen. — (Pogg, Ann. 133, 510-512) Schbg. G. v. d. Mensbrugghe, über die Spannung flüssiger Lamellen. — Verf. zeigt durch eine Reihe schöner Experimente die Spannungserscheinungen in den flüssigen Häuten, die nach Zamarle ausschliesslich durch die Wirkung der Theile der Flüssigkeit aufein- ander hervorgebracht werden. Die einfachsten Versuche sind folgende: 26* 380 In: einem. ebenen Viereck von Draht wird eine flüssige Lamelle von Glycerinflüssigkeit erzeugt, an einer Seite desselben sind vorher die Enden eines weichen Fadens befestigt, so dass derselbe jetzt in un- regelmässiger Form in der flüssigen Haut schwimmt; zerstört man nun den innerhalb des Fadens liegenden Theil der Haut, so legt sich der Faden genau in einen Kreisbogen; da also der vom Faden ein- geschlossene Kreisabschnitt der möglichst grosse Raum ist, den er überhaupt begrenzen kann, so ist die ausserhalb des Fadens übrig- gebliebene Haut in der That ein Minimum. Dieser Versuch lässt sich modifieiren durck Anwendung von andersgeformten Lamellen, z. B. von kreisförmigen, an die sich der Faden, wenn er die gehörige Länge hat, gerade anlegt u. s, w.; ferner dadurch dass man einen geschlossenen Faden anwendet, der den Rand der Lamelle gar nicht berührt und der sich beim Zerstören des innern Theils der Haut in einen genauen Kreis verwandelt. Auch die Versuche mit einem Faden der z. B. auf der Catenoiden oder auf andern krummen Fällen von Null-gleicher mittlerer Krümmung schwimmt, bestätigen folgende Gesetze, die aus der Hypothese von der Spannung der La- mellen theoretisch leicht gefolgert werden können: 1) Auf jeder im Gleichgewicht befindlichen Laminarfläche hat der Faden überall die- selbe Spannung t; 2) die Curve die er bildet hat überall denselben Krümmungsradius oe; 3) den Verhältniss zwischen # und o ist con- stant, nämlich gleich der Contractionskraft S der Lamelle. Zum ex- perimentellen Nachweise für das letzte Gesetz theilt der Verf. eine Versuchsreihe mit einer ebenen Lamelle mit, aus der beiläufig die oberflächliche Spannung in der Glycerinflüssigkeit ungefähr auf 3 Mgr. auf 1 Mm. folgt, indem die wirklich vorhandenen (nach beiden Richtungen hinwirkende Spannung) auf 1 Mm. sich auf 6,029 Mgrm. ergab. — Auch die Versuche mit einem Metallring der an einer La- melle von der Form der Catenoide hing bestätigen das Geseiz von der vollständigen Unabhängigkeit zwischen Spannung und Krümmung der Lamelle und geben für die Spannung pro Millimeter 6,031 Mm. — (Pogg. Ann. 133, 277—292, aus dem Bull. de l’acad, de Belgique XX11.) Schbg. R. Radau, zur Geschichte und Theorie des Wageba- rometers. — Das Wagebarometer ist zwischen 1678 und 1680 von Morland erfunden und besteht principiell aus einer in ein Quecksil- bergefäss eintauchenden Barometerröhre, die an einer Schnellwage hängt; der andere Hebelarm der Wage, zeigt den Luftdruck auf einem getheilten Kreisbogen an, Radau giebt zunächst eine Geschichte die- ses Instrumentes, aus der besonders zu erwähnen ist, dass Pater Seechi in Rom 1857 die Erfindung von neuen gemacht haben wollte; er hat aber später einige Veränderungen daran angebracht und namentlich den Einfluss der Temperatur aufzuheben gesucht Ausserdem gibt Radau eine Theorie der verschiedenen Formen des Instrumentes. — (Pogg. 133, 430-447.) J. ©: Hansen (Adelaide), über.das sogenannte Tor, 381 ricellische Theorem. — Ueber die Geschwindigkeit mit: welcher Flüssigkeiten aus einer Oeffnung ausfliessen, die mehr oder weniger tief unter dem Niveau liegt, findet man in den Lehrbüchern die For- mel®v—y2gh, wo h die'Höhe der Flüssigkeit über der Oeffnung bedeu- tet; der Verf. zeigt dass dieselbe nur ygh sei, also nur halb so gross als die einer durch die Höhe h frei fallenden Körpers. Weiter er- giebt sich dass ein Strahl doppelt so hoch steigt, als ein mit dersel- ben Anfangs-Geschwindigkeit in dieHöhe geworfener fester Körper, er steigt aber in derselben Zeit nur halb so hoch und erreicht die Höhe des festen Körpers erst nach der yY2fachen Zeit; es folgt diess daraas, dass der ausfliessende Strahl bei vertikal nach oben strebenden Rich- tung wieder die Höhe h erreicht. Die weitern Untersuchungen des Verf. handeln über die Bewegbarkeit des Wassers in verschiedenen Tie- fen unter dem Niveau (dieselbe ist constant), über die Beweglichkeit (dieselbe ist der Tiefe proportional) über Luftwiderstand. Die Con- traction des Strahles u. s. w. übergehend bemerke ich noch, dass die Ausflussmenge, die nach der Formel von H. gefunden wird, viel besser mit der Erfahrung stimmt, als die nach der alten Formel be- stimmte, bei der noch ein experimentell gefundener corrigirender Factor hinzugefügt werden musste. — (Pogg. Ann. 133, 259-277.) Schbg. L. Külp, die magnetische Compensations- (Null-) Methode. — Dieselbe dient zur Bestimmung der relativen Stärke mehrer Magnete und beruht darauf, dass die beiden zu vergleichen- den Stäbe auf entgegengesetzten Seiten einer Nadel so angebracht werden, dass die Ablenkung gleich 0 ist; die magnetischen Momente der Stäbe verhalten sich wie die Kuben der entsprechenden Entfer- nungen von der Mitte der Magnetnadel. — (Pogg. Ann. 133, 317— 322.): Schbg. Jungk, Veranschaulichung einiger Erscheinungen an der Volta’schen Säule. Berlin R. Gärtner 1863. — Dieses uns erst jetzt zukommende Heftchen enthält einen in 6 Nummern durchgeführten Vergleich der Erscheinungen, die durch die Span- nungsunterschiede an der Voltaschen Säule auftreten, mit den ent- sprechenden Erscheinungen eines Wasserstromes, in dem auf eine künstliche Art Niveauunterschiedehervorgebracht sind. Dieser Vergleich liegt nahe und ist schon oft gemacht, soviel ich weiss aber noch nicht specieller durchgeführt. Der Verf. unternimmt es, diess zu thun und bespricht die Spannungserscheinungen an der offenen und ge- schlossenen Säule, dann den Strom beider und kommt zuletzt zu den Erscheinungen welche nach J. Dub unerklärt bleiben sollten, wenn man annähme, dass die Erde den Strom einer Voltaschen Säule schliesse, deren Pole mit ihr leitend verbunden sind. Dub ist näm- lich der Meinung, dass bei den telegraphischen Leitungen „die Erde nicht als Verbindung der beiden entgegengesetzten Electricitäten dient, sondern als Reservoir zur Aufnahme derselben.“ Aus den von Jungk besprochenen und durch das Bild einer am Meere liegenden 382 Wasserrinne veranschaulichten Erscheinungen geht nun zwar hervor, dass die galvanischen Ströme bei der Telegraphie, wenn die Erde leitet, sowol geschlossene als ungeschlossene sein können, dass aber die Existenz der letzteren ebenso unwahrscheinlich ist, wie die Theilung der Erde in 2 isolirte Hälften. Man wird freilich nicht anzunehmen haben, dass der Strom in der „punctirten Linie“, die die Handbücher malen, sich fortbewege, sondern er wird sich auf der gesammten Erdoberfläche vertheilen, wobei er freilich bis zur Unmerklichkeit ge- schwächt wird — gerade so wie das Wasser einer halbkreisförmigen Rinne, welche an beiden Enden mit dem Meere’verbunden ist, bei vor- kommenden Niveauverschiedenheiten auf der einen Seite ins Meer abfliesst, auf der andern Seite aber ersetzt wird und dabei wirklich durchs Meer fliesst, ohne in demselben merkbare Niveauunterschiede hervorzurufen. Schby. E. Villari, über einige eigenthümliche electromag- netische Erscheinugen und über die Webersche Hypo- these vom Electromagnetismus. — Obgleich zahlreiche mag- netische Erscheinungen bekannt sind, die sich besser durch eine mo- leculare Bewegung, als durch die Bewegung sogenannter magne- tischer Fluida erklären lassen, giebt es doch noch keinen exacten Beweis gegen die Existenz dieser Fluida. Verf. beschreibt einige zufällig gefundene Erscheinungen von electromagnetischer Induc- tion, welche sich nur durch die Webersche Hypothese von der mo- lecularen Bewegung erklären lassen. Dieselben beruhen darauf, dass auf einen Stahlmagneten ein und derselbe electrische Strom in den beiden verschiedenen Richtungen einwirkt, wobei sich zeigte, dass er bei entgegengesetzter Richtung am Galvanometer eine stärkere Ab- lenkung zeigte, als wenn der Strom den schon vorhandenen Magne- tismus nur verstärkte. Es ergiebt sich ferner aus den Versuchen, dass die Molekular-Bewegungen, welche die magnetischen und electromagnet. Erscheinungen hervorrufen, mit verschiedener Geschwindigkeit vor sich gehen, sodann dass der magneto -electrische Inductions-Strom, mit der Intensität des magnetischen Moments des Stabes nicht immer proportional sei — weil nämlich die Schnelligkeit mit der die Modi- ficationen der Intensität vor sich gehen mit von Einfluss sind. End- lich ist auch die Modification des magnetischen Moment nicht immer der Intensität des erzeugenden Stromes proportional. — (Pogg, Ann. 133, 322—326.) Schbg. E. Villari,Experimental-Untersuchungen über eipige Eigenschaften des mit seinen Fasern parallel oder transversal durchschnittenen Holzes. — Im Anschluss an die Arbeiten von de la Rive, Decandolle und Knoblauch untersucht der Verf. die verschiedenen physikalischen Eigenschaften der Hölzer; er findet, dass dieselben, wie alle Körper einen mit der Wärme stei- genden Wärme-Ausdehnungs-Coefficienten haben; — 2) dass derselbe in der Richtung der Fasern am kleinsten, senkrecht darauf am gröss- ten ist (Verh. beim Buchsbaum 1: 25, Tanne 1:16, Eichen und 383 Mahagoni 1:12, Pappel 1: 9, Ahorn und Nussbaum 1 : 8, Fichte 1:6, Kastanie 1:5). — 3) Auch die durch Einsaugung von Was- ser erfolgte Ausdehnung erfolgt nach diesem Gesetz,‘ jedoch sind die numerischen Verhältnisse der Coefficienten etwas anders (Ahorn 1:26, Tanne 1:18, Nussbaum 1:21, Pappel 1:18, Mahagon 1:11). — 4) Die Electrieität wird in der Längsrichtung weit besser geleitet, als in der darauf senkrechten (z. B. Fichte 1: 46,6, Mahagoni 1:14; Eiche 1:6; Tanne 1: 4,5, Ahorn 1: 1,5, Buchsbaum 1: 1,3). — 5) Die Hölzer haben die Fähigkeit electrische Entladungen ausser- ordentlich zu schwächen, daher erzeugen grosse, längs dem Holze ent- ladene Batterieen keine Zuckungen, machen aber das Galvanometer in einer gewissen Proportion mit der Intensität der Entladung ab- weichen. — (Pogg. Ann. 133, 200-429.) Schbg. A. E. Waltenhofen, die electromotorische Kraft der Daniellschen Kette nach absolutem Masse. — Die electro- motorische Kraft der Daniellschen Kette dient oft als Masseinheit für andere und ist auch ‘oft: bestimmt, dabei ist aber nie eine absolute Einheit, sondern immer „Normaldraht‘“ oder andere willkürliche Be- stimmungen zu Grunde gelegt; nur Bosscha hat eine Bestimmung nach absolutem Masse durchgeführt. W. wiederholt dieselbe nach einer andern Methode: er fand in genügender Uebereinstimmung mit Boscha die electr. Kraft der Daniell’schen Kette = 12 nach Jacobi- Siemenschen Einheiten, daraus ergiebt sich Grove = 20 oder 21 je nach der Reinheit der angewandten Salpetersäure; in absoluten Mass ergiebt sich nach Weberschen Einheiten D= 108), , Mill. G = 180 bis 189 "Sec. (Pogg. Anu. 133,'462—478.) Schbg. Chemie. Bergeron und Lemaitre, über Auftreten dem Organismuseinverleibter Stoffe im Schweisse.— Verff. fanden: 1. arsenige Säure und arsenigsaure Alkalien treten als solche wieder durch den Schweiss aus dem Körper; Fez0;AsO, als Arsenat eines Alkali’s; Eisen ist dann im Harn vorhanden. 2. Nach Gebrauch von Quecksilberjodür kommen Spuren von Hg€l im Schweise, ° das Jod im Urin und Speichel vor. 3. Nach Sublimatgebrauch wird die- ses Medikament im Schweisse und: im Harn gefunden. 4. Bei Morb Brightij findet sich nie eine Spur’ von Eiweiss im Schweiss. 5. Da- gegen geht Zucker leicht in die Se- und Excerete über und auch .der Schweiss führt Zucker. Für die Therapie der Hautkrankheiten ist der Uebergang der Medikamente in den Schweiss von Wichtigkeit. — (Arch. gen. de Med, Aöut 1864.) K. Berthelot, über Kohlen wasserstoffe des Steinkoh- lentheers. — Das Styrolen C!°H®, das Naphtalinhydrür und das Benzin sind dem Acetylen isomere Kohlenwasserstoffe, und können durch Umwandlung aus ihm erhalten werden. Um: das Styrolen aus dem Steinkohlentheeröl zu gewinnen, wird dieser mit concentrirter ‚Schwefelsäure behandelt, aus der durch Schwefelsäure abgeschiede- 384 nen Metästyrolenverbindung wird der reine Kohlenwässerstoff abge- schieden und durch Einwirkung der Wärme wiederhergestellt. Das Cymen C2H“ siedet bei 180° und verhält sich gegen chemische Rea- gentien wie die andern Glieder der Benzolreihe; mit Jodwasserstoff behandelt liefert es Decelenhydrür C%H%, Das Naphtalinhydrür C2°H10 entsteht durch Einwirkung Wasserstoff zuführender Reagen- tien (Jodwasserstoff, Kalium und Wasser).auf Naphtalin; dieser Koh- lenwasserstoff ist in dem schwereren Theile des Steinkohlentheeröls enthalten und siedet bei 205%, ist eine stark und unangenehm rie- chende Flüssigkeit, und ausgezeichnet durch die Eigenschaft in zu- geschmolzenen Glasröhren zum Rothglühen erhitzt in Naphtalin und Wasserstoff zu zerfallen. Nächst diesem Naphtalinhydrür C2°H 10 glaubt B. noch ein 2. Hydrür C?°H%, ferner ein bei 260° siedendes Acenaph- tenhydrür C#H12 und ein bei 285° siedendes Anthrocenhydrür C%#H14 aufgefunden zu haben. — Das Fluoren ist ein neuer krystallisirter Stoff aus dem schweren Oele, schön weiss, violett fluorescirend und süsslich, reizend im Geruch; es schmilzt bei 113° und siedet bei 305°, (C=93,5 — 94,0 pC.; H=6,5 —6,2 pC.) Die schwefelsaure Lösung ist farblos, wenn die Säure rein ist; bei Gegenwart von einer Spur salpetriger Säure wird sie grün bis violett; mit der Pikrinsäure lie- fert das Fluoren schön krystallisirende rothe Nadeln. Das Ace- napbten (Acetylonaphtalin) C%H! ist schön krystallisirbar, kommt im Steinkohlentheer vor, kann aber auch durch Einwirkung von Naph- talin auf Aethylen gebildet werden. Mit der Pikrinsäure liefert es eine orangegelbe, in glänzenden ıNadeln krystallisirende Verbindung; schmilzt bei 930 und siedet bei 284—2850%, Natrium ist auf die Ver- bindung ohne Einfluss, Kalium ersetzt leicht ein Atom Wasserstoff, Brom bildet mit Heftigkeit die Verbindung C#H!0Br®. Mit Jodwasser- stoff liefert es Naphtalinhydrür und Aethylenhydrür. C#H!° + HS — C%H1° + C3H®; es muss also das Acenaphten durch die Formel C+H2 (C%H®) ausgedrückt werden; ähnlich wie das Styrolen = C?H2(C!2H$), Das Anthracen C2®H9 ist in demjenigen Theile der schwer flüchtigen Kohlenwasserstoffe des Steinkohlentheeröls enthalten, welcher über 350° siedet. In reinem Zustande jst es weiss, und krystallisirt aus Alkohol in blendend weissen rhomb. Prismen und besitzt violette Fluorescenz. Es erstarrt bei 2100; mit Jodwasserstoff behandelt lie- fert es die Hydrüre C23H3 und C!H1!%, — (Annal, d. Chem. u. Pharm. V Suppl. 367.) Swt. Estor und Saintpierre, Beiträge zur Kenntniss der Athmung. — Lavoissier hielt die Respiration für eine Verbren- nung im wahren Sinne des Wortes, welche in den Lungen bewirkt wird. Da nun aber die Temp. der letzteren nicht erhöht gefunden wird, so verlegt man jetzt den Ort, wo dies vor sich geht, in die Körpercapillären überhaupt, Cl. Bernard ausschliesslich in die der Muskeln und die meisten Autoren in die Molecüle aller Gewebe, welche mit Blut in Berührung kommen, so dass das Blut ein Element der Verbrennung, die Organe dagegen das Zweite liefern. Gegen diese 385 Ansicht ziehen die Verff. zu Felde. Der in den Lungen aufgenom- mene @ wird nothwendig zu Oxydirungs-Vorgängen benutzt, welche im Bereich des gesammten Blutstromes zu Stande kommen und na- mentlich im arteriell. Systeme praevaliren, während die Capillären den Verbrennungsprocess einfach dadurch begünstigen, dass sie die Schnelligkeit des Blutlaufes hemmen; die €9, ist das Endprodukt weit complicirterer Vorgänge, als gemeinhin angenommen wird. Endlich nehmen die Verff. keinen Unterschied zwischen Aa.— und Vv. — Blute, sondern ein und dasselbe Fluidum in verschieden weit vorgeschritte- nen Entwicklungsphasen begriffen an. Die Verff. stützen sich auf fol- gende Punkte: 1) mit der Entfernung der Blutbahn ‘vom Herzen nimmt der Gehalt desBlutes an $ ab; der fehlende Sauerstoff muss (?) also zur Oxydation von Blutbestandtheilen verwandt sein. 2) Das Nervengewebe absorbirt$gleiche Menge @ und exhalirt €0, wie die Muskeln (gegen Cl. Bernard); und sollen letztere die Verbrennung nur begünstigen, indem sie im Zustande der Bewegung den Blutlauf hemmen, resp. retardiren. 3) Wenn also jede Circulationsstörung die Verbrennung steigert, i. e. das Blut venöser macht, so werden die Gefässe resp. das Blut, wenn die Venen und Arterien dilatirt sind und die Respiration beschleunigt ist, wie es bei Fieber und Entzün- dung geschieht, mehr $& enthalten, was wirklich der Fall ist. Das- selbe wird bei Sympath. Lähmung eintreten. 4) Es folgt daraus die Regel, dass der Heerd und die Verbrennung von der Natur der Ge- webe unabhängig ist, welche das Blut berührt, dass derselbe viel- mehr in Verhältniss steht zur Schnelligkeit der Circulation. £. che- mische Gründe. 5) Es kommen vielerlei Phänome e der Oxydation im Organismus vor: a) Direkte Oxydation durch Bindung von $, ohne Entwicklung oder Freiwerden von CO, und HO; Aq. Amygd.am. wird Benzoesäure. b) Direkte Oxydationen, welche gepaarte Verbindungen so zersetzen, dass der © an das Gewebs-Molekül tritt; Umwandlung der Albuminsubstanzen. c) Indirekte Oxydation von b verursacht dergestalt, dass eine Verbindung sich in mehrere andere spaltet, und der &, welcher von dem Gewebs-Molekül stammt, allerdings dazu dient, neue Körper in Form von Superoxyden zu bilden (Amygdalin — Fo.) d) Vollständige Zersetzung der Bestandtheile durch den & des Blutes inihre Endprodukte: HOundCO, (Verbrennung der Kohlen- hydrate). Dass also diese Oxydations-Processe im Blute, und nicht in den Geweben vor sich gehen, folgern die Verff.: «) aus der Alcalini- tät des Blutes, welche mehr, als die saure Beschaffenheit der Gewebe die Wirkung des 9 begünstigt (?) $) aus der Gegenwart höher oxydir- ter Produkte im Blute, welche in den Drüsen und Geweben des Kör- pers fehlen. Nur im Blute kommen die Oxydationen zu Stande. Sie sind gradatim: Im arteriellen Systeme Ursachen oder Folgeerschei- nungen von Paarungsvorgängen (dedoublement); im venösen und Capillärsysteme hingegen sind sie allein so vollständig, dass es zur Zersetzung der Bestandtheile kommt. — (Gaz. medical. 1866 pag. 716.) A. Grabowski, die Gerbsäure der Eichenrinde. — 386 Versetzt man die trübe wässrige Abkochung der Eichenrinde mit Schwefelsäure, so entsteht ein brauner flockiger Niederschlag, der sich in Wasser grösstentheils wieder löst; und nur spurenweise aus Gallussäure, zum grössten Theil aus amorphem Eichenroth besteht. Der Hauptbestandtheil der Eichenrinde ist ausser Phlobaphen, eine amorphe Substanz, die ‘durch essigsaures Blei fällbar beim Kochen mit verdünnter Schwefelsäure in Zucker und Eichenroth zerfällt; der Zucker hat die Zusammensetzung 6'H1899%. Das Eichenroth löst sich in Ammoniak und Weingeist und wird aus diesen Lösungen resp. durch Salzsäure und Wasser wieder gefällt; seine Zusammensetzung ist C2°H#9%; die Kalk- und Barytverbindung enthält 2 At. Basis, Beim Schmelzen mit Kalihydrat liefert sie Phloroglucin und Proto- catechusäure. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. 145, 1.) Swt. H. Huppert, Eine neue Gallenfarbstoff-Probe. — Die gewöhnlichen Gallenfarbstoffproben für den Urin lassen oft in Zwei- fel, sei es, dass nur Spuren, sei es, dass grosse Mengen desselben zu vermuthen sind, indem der Harn nicht immer das gelbe Pigment enthält, welches mit NO, den Farbenwechsel darbietet (Bilirubin) son- dern nur das grüne (Biliprasin); und zwar kann dies sich während des ganzen Verlaufes einer Krankheit so zeigen, dass dann der Harn durch N®, trübe wird, ohne sich in der Farbe zu verändern, wäh- rend der diese Trübung bedingende Körper sich dunkelgrün an der Harnoberfläche sammelt, hier jedoch vom Schaume so verdeckt wird, dass er der Aufmerksamkeit leicht entgehen kann. Anderseits giebt anäm. und chlorot. Harn mit NO? geschichtet, gern an der Be- rührungsfläche gelbe und rothe Zonen (auch SO3 und H£lthun es) und ist dieser Umstand von Veränderung des in solchem Urin in grösserer Menge enthaltenen Indicans abhängig. Also nur, wo deut- lich Grün auftritt, darf man die Gegenwart von Gallenfarbstoff nach der gewöhnlichen Probe annehmen. H, hat nun ein neues Verfahren darauf begründet, dass die Gallenfarbstoffe Bilirubin, Bilifuscin und Biliprasin von CaO, HO so complet gefällt werden, dass die darüber stehende Flüssigkeit farblos wird (Städeler) und dass die Gegenwart von Salzen nichts schadet. Die gelben und bräunlichen N.S. des Bili- rubins und Bilifuscins werden beim Stehen grün. Verf. macht also den zu prüfenden Harn mit Kalkmilch alkalisch und sammelt den entste- henden N. S. sofort auf einem Faltenfilter. EinePortion des gesammelten N.S. wird mit concentrirter SO, in einem Reagens-Glase gelinde er- wärmt, bis sich grünlicher Schaum ansetzt; wo wenig Pigment ist, darf man, da hier die Enstehung des Grün keinen Anhalt giebt, ja nicht zu lange erhitzen, weil dies die Pigmente zerstören würde. Alko- hol in das Reagensglas gegeben, wird nun, wofern geringe Mengen des Farbstoffs zugegen sind, schön grün gefärbt. Das Erwärmen ist nothwendig um den gelben Gallenfarbstoff in den Grünen überzufüh- ren. Erhitzen nachdem Alkohol zugegeben ist, hilft nichts; HE1 wirkt ebenso. SO3 hat aber den Vorzug, dass die Sulfate in Alkohol un- löslich sind. Endlich darf der N. S. nicht ganz trocken sein, dies hin- 387 dert die Entstehung der Reaktion, und muss er darum angefeuchtet werden. Zuweilen war der Kalk-N.S. schön rosenroth und ein blaues Pigment zugegen. Oft ist auch das Abgelaufene noch dunkel gefärbt, und müssen sonach auch ausser den Gallenfarbstoffen, noch andere F.-St. im Urin bei Icterus vorkommen. Ueber Vorkommen des Gallen- farbstoffs beim Harn des haematogenen Icterus fehlen bis dato alle An- haltepunkte. Neu ist an dieser Methode die Ueberführung des gelben Pigments in Grünes und die Aufnahme des Farbstoffes in Alkohol. — (Archiv d. Heilkunde v. Wunderlich VIII. 4 Heft Jwi 1867.) K. Huppert, Fehlerquelle bei der Pettenkofer’schen Reaktion. — Stellt man die Pettenkofersche Reaktion in. der Neukomm’schen Modifikation an, so kann die qu. Färbung ausbleiben, wenn oxydirende Substanzen N, “a, J "saure Salze und J zugegen sind. Denn wenn eine Lösung von wenig gallensaur. Salz mit S und Zucker verfährt man nach Huppert (Arch.d. Heilk. XV), so muss man die Fett- säuren entfernen, ehe man mit Bleiessig fällt und gut auswaschen, oder will man erst nach Fällung der Gallensäure entfetten, dann darf nicht BaONOS gewählt werden (etwa BaOA.) — (Ibidem pg.254.) K. Linnemann, über künstlichen Methylalkohol. — Aus dem durch Einwirkung von 1 Th. wasserfreier Blausäure, 10 Th. Schwe- felsäure und 50 Th. Wasser entsandenen Methylamin wird das salz- saure Salz dargestellt und dieses mit salpetrigsaurem Silberoxyd zer- setzt. Aus dem salpetrigsaurem Methylamin wird bei der Zersetzung fast nur Methylalkohol erhalten. Derselbe ist nach völliger Reinigung farblos, leicht beweglich, von schwach alkoholischem Geruch, siedet bei 67° C und hat ein spec. Gew. von 0,8574 und ist völlig identisch mit dem Holzgeistmethylalkohol. — (Annal. d. Chem. u. Pharm, 145, 38.) Swt. Stanislaus Martin, Ueber Pfeffermünze, Pfeffer- münzöl und ihre Verfälschungen. — Die alten Römerinnen be- nutzten eine Confiture aus Honig und Pfeffermünze (das äth, Oel konn- ten sie noch nicht gewinnen), um sich einen frischen und angenehmen Athem zu verschaffen, besonders zu der Zeit, wo ihnen das Weintrin- ken, in welchem Genuss sie debauchirten, bei Todesstrafe untersagt war, und jeder Römer, wenn er abwesend gewesen war, seine Frau auf den Mund küsste um zu erfahren, ob sie gegen dies Gesetz ver- stossen (!). Proserpina verwandelte Mentbos, des Cocytos Tochter, welche Plutons Concubine war, in Münze (ob in Pfeffer- oder Was- ser- oder Krausemünze?) Auch diealten Juden verzehrten viel Mentha Anis und Kümmel, und der Erlöser warf diesen Luxus den Pharisäern,, welche ihren Gaumen und ihre Nase damit kitzelten, vor. Seit Ent- 388 deckung Amerikas haben wir sehr zahlreiche andere Gewürze ken- nen gelernt. Die Mentha ist in feuchten nordischen Gegenden hei- misch; die beste wird in England kultivirt und das von da exportirte Pfeffermünzöl hat europäischen Ruf; bei uns entartet sie und muss man alle 2 Jahre sich neuen Samen aus England verschaffen. Die aus NAmerika kommende Essenz ist weit schlechter in Qualität und Zubereitung. Auch in China wird Pf.M.Oel, welches auch im Sommer fest ist, Po—ho—yo heisst und nicht auf den europäischen Markt kommt, zubereitet. Unter den Verfälschungen des Oels ist die durch Copaiva-Oel die häufigste; sie wird erkannt wie folgt. Reines PfM- Oel mit NO? erhitzt, wird mahagonibraun, bleibt jedoch flüssig; ent- hält es dagegen Copaiva-Oel, so scheidet sich beim langsamen Erhit- zen bis zum Kochen (— es wird leicht beim Uebersteigen umher- geschleudert), während die Mischung noch heiss ist eine butterartige Schicht (verharztes Copaiva-Oel) ab und macht das PfMünzöl beim Erkalten gelatinös. Der Pfeffermünzöl-Kampfer scheidet sich dagegen, wenn NO®einwirkte, erst beim Erkalten in Körnernab. Man soll das PfM- Oel stets 5—6 Monate alt werden lassen und dann erst der Rectifi. kation unterwerfen; es verliert so allmälig den empyreum. Geruch von einer bei der Destillation mit übergehenden flüchtigen Substanz herrührend). Im Destillationsrückstande findet man alsdann eine Harz- masse, welche wie Kaoutschouk dehnbar ist, enthalten. — (Bullet.gen. de Therapeut. LXXIIl. p. 317. 1867.) G. Meissner, Stoffwechsel der Hühner. — 1) Bei un- zureichender Nahrung mit Körpergewichts -Abnahme tritt vermehrte Harnstoff- und Kreatin-Ausscheidung ein. 2) Beide (H. und Kreatin) sind vermehrt, wo Amylum fehlt, 3) nur letzteres, wenn es an Eiweiss fehlt. 4) Auch bei Erhaltungsfutter werden ‘beide besonders ver- ınehrt, wenn Eiweiss über Bedarf und ohne entsprechenden Amylum- Zusatz zugeführt wird. 5) Bei hungernden Hähnen ist der Harn flüssig, eiweisshaltig und reich an Harnstoff und Kreatin. 6) Gibtman Hühnern Benzoe-Säure, so tritt keine Hippursäure im Harn auf. — (Mediz. Centralbl. 1868. 263.) K. Otto, Bestimmung des Schwefels in organischen Substanzen. — Die genaue Bestimmung des Schwefels wird am besten durch Glühen mit reinem chromsaurem Kupferoxyd ausgeführt; in der Weise, dass man nach Beschickung des Verbrennungsrohres nach bekannter Weise den vordersten Theil des Rohres nur so weit erhitzt, dass sich kein Wasser ansammeln kann. Man schreite dann recht langsam mit der Verbrennung von vorn nach hinten fort und sehe besonders darauf, dass das Rohr kein zu enges Lumen besitze; auch muss das chromsaure Kupferoxyd stets in grossem Ueberschuss angewendet werden. Der Inhalt der Verbrennungsröhre wird sodann nach vollendeter Operation mit Salzsäure übergossen und ohne zu filtriren mit Alkohol längere Zeit erwärmt, dann filtrirt und die Schwe- felsäure mit Chlorbaryum gefällt, — (Annal.d. Chem. u. Pharm, 145, 23.) 389 os! W. H, Perkin, über die Basicität der Weinsäure. — Der vieratomige Charakter der Weinsäure ist durch die Bildung der- selben aus Bernsteinsäure völlig erwiesen, aber damit noch nicht die vierbasische Eigenschaft dargethan. Um zu erfahren, ob vier Atome vertretbaren Wasserstoffs in der Weinsäure enthalten seien, liess P. Benzoylchlorür auf Weinsäureäther wirken, fand aber dass nur ein Atom Wasserstoff. durch Benzoyl ersetzbar war, und nannte die ent- standene Verbindung Benzoeweinsäureäther. Traubensäure verhält sich der Weinsäure analog. Bei Einwirkung alkohol. Kalilösung auf Ben- zoeweinsäureäther entsteht dann neben anderen Producten Aethylben- zoeweinsäure. Statt des Benzols könnten auch andere Radicale in den Weinsäureäther eingeführt werden; z. B. Suceinyl und Acetyl. — (Annal. d. Chem. w. Pharm. V. Suppl. 274.) Suwt. Eduard Schär, über eine neue Ozonverbindung or- ganischer Natur. — Schär hat gefunden, dass das Chinon sämmtliche Reactionen des Ozons zeigt. Er macht zunächst auf die ‚ Analogien zwischen Jod und Chinon aufmerksam: Löslichkeit ausser in Wasser, Alkohol, Aether, auch in Benzin, Schwefelkohlenstoff, Chloroform und ätherischen Oelen, Aufnahme desselben durch Chloro- form aus seiner wässerigen Lösung, Flüchtigkeit bei gewöhnlicher Temperatur, Afficirung der Schleimhäute durch die Dämpfe desselben und dauernde Gelbfärbung der Haut. Ausserdem aber zeigt es alle Reactionen anorganischer Ozonide, nämlich zunächst: Bläuung des Guajakharzes, Bräunung farbloser Pyrogallussäure-Lösung und Bläuung des Jodkalium - Kleisters, besonders wenn derselbe mit sehr kleinen Mengen von SO3 oder HCl angesäuert wird. Ferner bläut dasselbe sofort den weissen Niederschlag, der durch Blutlaugensalz in Eisen- vitriollösung hervorgebracht wird, ebenso, wie gebleichte Indigolösung durch Chinon sofort wieder blau wird. Endlich röthet dasselbe Ani- lin durch Bildung von Oxydationsproducten sofort, und tödtet, trotz- dem es nicht giftig ist, Infusorien gleich andern Ozoniden. — (Mit- theilungen der naturforschenden Gesellschaft zu Bern aus d. Jahre 1867. Ss. 3.) A. Forster, Ueber Darstellung künstlicher Leucht- steine. — Die ziemlich umständlichen Darstellungsweisen guter phosphoreseirender Substanzen, wie sie in. Lehrbüchern allgemein an- gegeben werden, veranlasste den Verfasser zu Versuchen, wie sich diese Methoden vereinfachen liessen. F. erhielt sehr gute Leucht- steine durch Glühen der unterschwefligsauren und schwefligsauren Salze des Baryts, Strontians und Kalks, durch Reduction der schwe- felsauren Salze dieser Erden mittelst Wasserstoffgas oder Kohle, und durch Glühen der kohlensauren Erden mit Schwefel; jedoch leuchte- ten die Kalkpräparate nur schwach. Er leitete dabei das Glü hen so dass er die im Platintiegel befindliche Substanz erst längere Zeit (10—40 Minuten) über einem Bunsenschen Brenner und sodann, ohne dass der Tiegel aus dem Glühen kam noch weitere 5— 10 Minuten über einem Glasgebläse erhitzte.e Die Reduction des schwefelsauren 390 Erden durch Wasserstoffgas geschah ebenfalls im Platintiegel, indem das Wasserstoffgas durch den durchbohrten Deckel in starkem Strome zugeleitet wurde. — Die beste und bequemste Art, die Phosphorescenz- erscheinung sichtbar zu machen, ist die, dass man die Präparate in einem dunklen Zimmer durch 8—10 Secunden langes Magnesiumlicht beleuchtet, worauf die Erscheinung sehr schön zu sehen ist. Die Farbe des ausgestrahlten Lichtes ist sehr verschieden und oft finden sich an ein und demselben Präparate verschiedene Farben. — Die Platintiegel werden durch die Operation wenig oder gar nicht ange- griffen. — Referent erhielt auch sehr gute Leuchtsteine durch Glühen eines innigen Gemisches von 5 Theilen Ba0.S202HO und 4 Theilen Ba0.CO?, sowie von gleichen Theilen SrO.S202 und Ba0.C0%. — (Ebenda S. 67.) Tcht. W. v. Schneider, über Abscheidung reinen Platins und Iridiums. — Da nach Claus die Bichloridlösungen der Platin- metalle beim Erwärmen mit Natronhydrat reducirt werden, und nun das Platinchlorid nur spurenweise verändert wird, so giebt diese Eigenschaft ein Mittel, das Platin von den andern Metallen durch Fäl- lung mit Chlorkalium zu scheiden. Man versetzt daher die Platin- metallösung zuerst mit Natronhydrat im Ueberschuss, kocht einige Zeit mit dem entstandenen Niederschlage, fügt dann zur Zerstörung des gebildeten unterchlorigsauren Natrons während des Kochens Al- kohol hinzu, macht mit Salzsäure sauer und fällt darauf das Platin mit Salmiak. Die vom Platin befreite Flüssigkeit wird sodann mit metallischem Zink reducirt, wodurch Kupfer, Palladium und Iridium gefällt werden. Erstere zwei Metalle werden mit Salpetersäure ge- löst und durch Quecksilber geschieden; (durch Hg wird nur Pd ge- fällt.) In dem in Salpetersäure unlöslichen Theil des durch Zink re- ducirten Metallpulvers ist immer noch eine kleine Menge Platin ent- halten. Zur Darstellung chemisch reinen Iridiums wird am besten der bei Auflösung der Platinerze in Königswasser bleibende Rück- stand benutzt, indem man denselben mit Kochsalz gemischt im Chlor- gasstrome erhitzt. Das bei der Operation entweichende Chlorosmium wird durch einen Ballon geleitet, welcher Alkohol enthält. Die Tem- peratur bei der Aufschliessung mit Chlorgas darf nicht dem Schmelz- punkt des Kochsalzes erreichen. Man löst nach vollendeter Chlori- rung in Wasser, leitet Chlorgas in die concentrirte Lösung ein und schüttelt mit fein pulverisirtem Chlorkalium. Der erhaltene Nieder- schlag besteht aus den Doppelchloriden des Iridiums, Platins und Rutheniums, während in der Lösung fast alles Rhodium, etwas Iri- diums und die ganze Menge der übrigen im rohen Platinerze enthal- tenen Metalle bleibt; dieselbe dient zur Darstellung des Rhodiums. Aus dem Niederschlage durch KCl wird das Iridium gewonnen, in- dem man die wässerige Lösung der Doppelsalze durch Wasserstoff reduecirt, wodurch die Platinmetalle bis auf das Iridium gefällt wer- den, welches als Sesquichlorid in Lösung bleibt. Das Osmium wird aus dem Alkohol haltenden Ballon in der Art gewonnen, dass man 391 nach Versetzung mit -überschüssigem ‘Ammoniak zur Trockne ver- dampft, mit Wasser löst, filtrirt und die zur Trockne gebrachte Lö- sung im Wasserstoffstrome sublimirt, wobei nur Osmium metallisch zurückbleibt. — (Annal. d. Chem, u. Pharm. V Suppl. 261.) A. Siersch, über Umwandlung des Methyl inAethyl- alkohol. — Das aus reinem Methylalkohol dargestellte Cyanmethyl (77—78° C Siedepunkt) wurde in Aethylamin übergeführt, und das salzsaure Salz desselben in Aethylalkohol umgewandelt; aus 53 Grm. Methylamin wurden 22 Grm. Alkohol erhalten. Letzterer siedete zwi- schen 71—95°, gab bei der Rectificatien eine kleine Menge deutlich nach Fuselöl riechender Flüssigkeit, hatte im völlig reinen Zustande den Geruch nach Isopropylalkohol, siedete bei 71—73°, zeigte das spec. Gew. 0,798 und lieferte bei der Oxydation Ameisensäure; bei Be- handlung mit Jod hauptsächlich Jodmethyl, neben kleinen Mengen Jodäthyl. — (Annal. d. Chem. u. Pharm. 145, 42.) Swt. OttoWeber,Milchsäurein osteomalac.Knochen. — Mar- chand und O. Schmidt wiesen die Milchsäure in osteomalacischen Kno- chen bestimmt nach und compet. Chemiker haben dagegen nie Zweifel erhoben, wohl aber R. Volkmann. In beiden, vom Verf. untersuch- ten Fällen fand sich saure Reaktion und liess sich aus dem Auszuge auf bekannte Weise leicht milchsaures Zink in schönsten Krystallen darstellen. Quantitative Milchsäure-Bestimmung: 7,240 Grm. Brust- Wirbel mit HO digerirt, mit ZnO, CO, gekocht, Rückstand in heissem Alkohol gelöst. Der durch O erhaltene N. S. wurde abfiltrirt, Auf dem Filter bleibender CaO, Ö wurde als CaO bestimmt. Aus dem Filtrate wurde Zn als Schwefelzink gefällt, dieses in HCl gelöst, NH® zugesetzt und eingedampft; restirte ZnO, 0,004 Mgrm. kaust. CaO —= 0,015 Mgr CaO Lä 0,048 Zn = 0,095 „ Lä+HO Die weitere Analyse des Knochens wurde nach der Methode von Heintz vorgenommen, die auch noch y. Recklinghausen befolgt hat. (Trocknung bei 120° C. im Luftbade), Rest 1,816 Grm. Vor Ausführung einer 2. Analyse wurde aus 29,1285 Grm. Knochenbrei des letzten Lendenwirbels das Fett durch Aether ausgezogen und das Wasser dito im Luftbade entfernt 29,128 Grm. Knochenbrei gab 6,812 ,, Fett 7,374 ,, trocknen Knochen G. d. h, 14,942 ,, Wasser und in Wasser lösl. Salze . se00® Aus den weitere Analysen ergiebt sich dass der P Kalk sehr abge- nommen hatte und auch ein grosser Defekt an Kalk vorlag, der, ohne auf Fluor-Calcium Rücksicht zu nehmen, leicht durch Anwesenheit der Milchsäure erklärlich ist. Auf feuchte Knochensubstanz berech- net ergiebt die 392 Analyse, I letzter u letzter * BrustW. “* LendenW. Gesammtmenge des Knochenbreies 7,240 29,128 La 0,095 Milchsaurer Kalk 0,015 Wasser und darin lösliche Salze 14,942 Fett 5,314 6,812 Trockne Substanz 1,816 1,374 Also in 100 Theilen feuchten Knochens: Milchsäure 1,3120), Milchsaurer Kalk 0,2070), ) 51,269 Wasser } 74,658 . darin lösliche Salze und | 73,3979], Fett ' 23,389 Trockene Substanz 25,0830%), 25,223%/, In letzterer auf 100 Theile feuchte Substz. berechnet. Kohlensaur. Kalk 1,976 1,7579), Phosphorsaur. Kalk 8,877 7,3509%/9 ss Magnesia 0,686 9079 Anorg. Best. in Summa 11,930 9,4440, Organische 13,153 15,776°/° Man hat leider das Verhältniss des Fett zur Milchsäure nicht controlirt und nicht nachgesehen, ob auch die Muskeln ein-+ an Milchsäure enthiel- ten. — (Virchow’s Arch. XXXVIN. 1. Heft3. Folyge8.Bd. p.1—15)K. Geologie. Lossen, Kartenaufnahme im südlichen und östlichen Harze. — Dieselbe ergab folgendes Schichten- schema: 1. Liegende Grauwacke. la. Plattige Grauwackenschiefer (Plattenschiefer). 2. Liegende Thonschiefer mit Kalk- und Quarzit- einlagerungen. 3. Hauptkieselschiefer. 4. Hangende Thonschiefer ohne Kalk- und Quarziteinlagerungen. 5. Hangende Grauwacke. — 1. Die liegende Grauwacke ist fein- selten grobkörnig bis conglome- ratisch, Feldspathreich, im frischen Zustande splitterig, blaugrau, ver- wittert sandig anzufühlen und gelbgrau, ohne Einlagerungen, ohne Diabaslagerzüge, im Hangenden begleitet von la. plattigen Grauwacken- schiefern, die Pflanzenreste führen. Zu ihnen gehört die vom Ka- pellenflecke bei Braunlage über Vogtsfelde, Tanne, zwischen der Rapbode und Hasselfelde, über Allerode, Siptenfelde nach Alexisbad und Mägdesprung verlaufende Grauwackenorgane, von Römer theils als Spiriferensandsteine theils als jüngste Culmgrauwacke gedeutet. Wahrscheinlich gehören zu ihr die grosse Grauwackenmasse, welche in der direkten W und SWFortsetzung jener Zone von Braunlage über Oderhaus quer über die Lüttethäler nach der Sieber zieht und den Harzrand von dem Scharzfelder Zoll bis jenseit Herzberg bildet, ferner der Grauwackenstreifen der als äusserster Saum zwischen Il- senburg und Benzingrode sowie zwischen Wienrode und der Thaler Blechhütte erscheint, endlich noch die Grauwacke östlich des Ram- berges und Saalsteines bei Gernrode und Rieder, die nur Granit von 393 der Grauwacke bei Siptenfelde trennt. Die von Römer beschriebenen Pflanzenreste hindern nicht diese Grauwacken als ältestes Glied der vordevonischen Schichtenfolge im Harz aufzufassen. Lycopodien scheinen überall auf der Scheide zwischen Silur und Devon eine erste Landflora zu constituiren. Das Fehlen der Calamiten spricht eben- falls für höheres Alter. — 2. Liegende Thonschiefer mit Kalk- und Quarziteinlagerungen. Aechte Thonschiefer, selten Dachschiefer, meist wellig gebogen, gestaucht, verworren schiefrig, oft symplektisch Grauwacken-, Quarzit- oder Kalkmasse in Linsen umschliessend. 2a. Die Kalke sind von Römer theils als silurisch theils als Aequi- valent der Wissenbacher Cephalopodenschiefer aufgefasst, von Beyrich aber mit Barrandes FG H identifieirt und sind theils körnig, späthig, theils dicht, kieselig, dünnplattig oder flaserig. 2b. Die Quarzite sind feinkörnig, sehr krystallinisch, muschlige Quarzkörner äusserst fest durch ein Kieselbindemittel cämentirt, von splitterigem gar nicht san- digem Bruche, dunkelschwarz, grau bis rein weiss. 2c. Die Grau- wackenlager sind von sehr verschiedenem Aussehen, meist sehr feld- spathreich, oft conglomeratisch und dann nicht selten ächte Breceien mit scharfen Kieselschieferfragmenten. So bilden sie Uebergänge in 2d untergeordnet eingelagerte Kieselschieferbreceien una Kieselschie- ferlager zumal im Hangenden dieser Stufe und im Liegenden der Hauptkieselschiefer. 2e. Diabaslagerzüge treten zweifach verschieden auf: ein durchaus granitischkörniger Diabaszug mit Hornschiefercon- taktgesteinen im liegenden Theile und ein wesentlich dichter porphy- rischer oder mandelsteinartiger mit chloritischen Eisenkieselreichen Contaktgesteinen im Hangenden. Die Kalkfauna ist von Römer, Gie- bel und Beyrich beschrieben worden, die Schiefer sind sehr arm, führen nur einzelne Korallen und Krinoiden. Ob die Graptolithen- schiefer von Harzgerode und Lauterberg eine besondere Facies in diesen Schiefern ausmachen ist noch nicht ermittelt. Man könnte sie für isolirte Schollen älterer Bildung halten. Pflanzenreste liefert die Grauwacke von Strassberg, Wolfsberg und Stolberg. Dieses Schich- tensystem bildet einen ansehnlichen Theil des Harzes. Südlich der liegenden Grauwacke gehören ihm an die von Wieda nördlich Zorge hinter dem Ebersberg über Bennekenstein nach Hasselfelde, Amt Stiega, Alterode, Güntersberge, Breitenstein, Stolberg, verlaufende Römersche Wissenbacher Schiefer, ferner im direkten Fortstreichen damit das weite Schiefergebiet der SOEcke des Harzes zwischen Hermannsacker, Harzgerode, Ballenstedt und Wipra. Nördlich der liegenden Grauwacke folgt anscheinend symmetrisch dieselbe Forma- tion von Könighof an der Sieber über Andreasberg, Oderhaus, Braun- lage, Könighof an der Bode, Tropfurter Brücke, Rübeland, Neuwerk, Wendefurt, Treseburg, Rosstrappe, von wo sie umwendend parallel dem NRande des Harzes über Wienrode, Blankenburg, Michaelstein, das neue Forsthaus, die gräfliche Marmormühle, drei Annen, Hasse- rode nach Ilsenburg zurückläuft. Ob in der WFortsetzung die von Ilsenburg nach Harzburg als Quarzit, an der Ocker zwischen dem Bd. XXXI, 1868. - 27 394 Granit und Gabbro als Gneiss und dann von der steilen Wand an im Bruchberg und Ocker wiederum als Quarzit, Grauwacke und Thon- schiefer verlaufenden Schichten hierher gehören, konnte nicht festge- stellt werden. Der körnige Diabaszug des Ifenkopfes am WEingange des Bruchberges und Tentakulitenkalke SW von Riefensbeck sowie die mächtigen Kieselschiefermassen zwischen Bruchberg und dem Dia- baszuge von Osterode nach Harzburg unterstützen die Annahme. — 3. Die Hauptkieselschieferzone besteht vorwaltend aus schwarzen, knauerigen, mit Quarzadern durchflochtenen Kieselschiefern mit Zwi- schenlagern von Thonschiefer, die selten unreine Kalke führen. Ver- steinerungen fehlen völlig. Innig verknüpft damit ist der erwähnte Diabaszug, der bald im Liegenden, bald im Hangenden oder auch zwischen den Kieselschiefern selbst auftritt. Die letzten treten im Hangenden der Schichten 1 und 2 im S in zwei getrennten Zügen auf. Der die Wasserscheide bildende Hauptzug läuft von Lauterberg zwi- schen Oder und Steina nach dem hohen Jagdkopfe, von da über Wieda, den Ebersberg, Hohegeist, Bennekenstein, Rothehütte, den Buchenberg und das Karlshaus nach Stiega, dann über die Dreiherrn- buche und den Birkenkopf bis in die Nähe von Neustadt. Weit ge- trennt davon bildet dasselbe Gestein mit denselben dichten Diabasen im Gefolge in den Schiefern 2. muldenförmig eingelagerte Schich- tenmasse an der untern Selke zwischen Wilhelmshoi, dem Anhalts- berge, dem Titiankopfe und dem Gartenhause bei Falkenstein. Im N der liegenden Grauwacke folgen dieselben Kieselschiefer symme- trisch im Hangenden der liegenden Schiefer, sind aber nur in einzel- nen Zügen an den Rändern der devonischen Mulde von Elbingrode- Rübeland bis jetzt bekannt. Hierher gehören die Kieselschiefer des Schebenholzes bei Elbingrode, die bis an die kalte Bode und weiter zu verfolgen sein dürften, die des Astberges und Silberborngrundes bei Hüttenrode und auch wohl die unterhalb Lucashof im alten Fahr- wege nach Elbingrode. 4. Die hangenden Thonschiefer sind wetzschie- ferartige oder gewöhnliche, oft grünlich oder roth mit Lagern einer Feldspathreichen durch grosse Thonschieferstücke fleckigen Grau- wacke mit nur undeutlichen Pflanzenresten. Die Diabaslager sind bald körnig bald dicht. Die Schiefer sind besonders an der Weida und Zorge bis nach Hohegeist und Rothehütte entwickelt, auch zwi- schen Sophienhof und Striega vielleicht auch an der Selke zwischen Kieselschiefer und hangender Grauwacke. 5. Die hangende Grauwacke ist sehr fest, klingend, grünlichgrau, roth verwitternd, feldspathreich, zersetzt gelbbraun und mürbe; Grauwackenschiefer und Wetzschiefer treten untergeordnet auf, aber es fehlen Plattenschiefer, Kalke, Quar- zite, Diabase; äusserst selten ist Kieselschiefer. Nur unbestimmbare Pflanzenreste und Crinoidenglieder. Dieses Glied macht im S. der liegenden Grauwackenzone mit den Stufen 3 und 4 einen Theil von Römers jüngerer Culmgrauwacke aus, bildet fast stets die Gränze gegen das Rothliegende von Steina bis Neustadt, zieht sich aber in zwei tiefen Buchten bis zum hohen Jagdkopf und bis nach Stiega 395 auf das Plateau. An der Selkemündung, am Falken und bei Meis- dorf bildet sie das Innerste der Kieselschiefermulde. N der Zone der liegenden Grauwacke ist sie völlig unbekannt. Dass alle diese Schich- ten in der gegebenen Reihenfolge symmetrisch in N und SHälfte des Harzes auftreten, ergiebt sich aus dem congruenten Verlauf ihrer Verbindungslinien, aus ihrem Streichen und Fallen: es ist ein alter Irrthum, dass die Schichten des Harzes durchweg h. 2 —6 streichen und nur ausnahmsweise in einer andern. Die Schichten des Unter- harzes bilden vielmehr eine vielfachgebrochene Linie in ihrem Ver- lauf, streichen bei Lauterberg und Zorge h. 12—3, von Stollberg bis Striega, Allerode, Treseburg h. 1-10—7. Diese beiden entgegenge- setzten Richtungen werden allerdings über Hohengeist, Bennecken- stein durch ein Generalstreichen h. 4—6 verbunden. Die Schichten am NSaume von Ilsenburg bis Thale streichen wider h. 9—7, von Blankenburg nach Hüttenrode h. 1—3 und am NORande des Brocken- granites herrscht h. 12. Es existiren im Unterharze drei grosse Mul- den: S der Zone der liegenden Grauwacke die nach SW geöffnete grosse Mulde Neustadt-Stiega-Bennekenstein-Lauterberg und die nach ONO geöffnete kleine an der untern Selke; nördlich jener Zone die grosse Mulde der Innerster Elbingrode-Rübeland darstellt, in deren Scheitel der Ramberg und zwischen denen in Gestalt eines liegenden V gegen W geöffnete Schenkeln die OHälfte des Brockens liegt. Der SRand dieser letzten läuft dem NRande der ersten parallel. Beide sowie die trennende Zone der liegenden Grauwacke sind in Form eines Z in einander geschoben. Auch alle jüngern Schichten beschrei- ben dies Z in denen > der nördlichen Mulde, deren nördlicher Schen- kel selbst durch diese Zbildung bei Blankenburg nach aussen gedrückt erscheint, so dass hier der schmale Saum der liegenden Grauwacke fehlt. Die jüngere devonische Mulde von Elbingerode ist eine eben dies Z beschreibende, in ihren scharfen Biegungen zerrissene Horn- figur in einander geschobener Schicht. Der oberste Ibenberger Kalk ist entsprechend dem gegen SW gekehrten ZScheitel zu einem flachen Sattel zusammengequetscht, unter welchem die mittle grosse Schal- steinmasse fortläuft um bei Rothehütte wieder hervorzutreten. Diese grossen Knickfalten dürften Folge der Graniteruptionenin dem bereits sattel- und muldenförmig gefalteten Schichtensystem sein und die Diabase haben gewiss nicht die grosse Rolle gespielt, welche Haus- mann ihnen zuertheilte. Da die Porphyrgänge, die von Ilfeld bis Wernigerode, vom Auerberge bis Ludwigshütte in h. 10—1 den Harz durchsetzen, desgleichen die schwarzen Porphyre Strengs und manche Grünsteingänge alle Schichtenfalten scharf durchschneiden: so kön- nen sie nur nach dem Emporsteigen des Granites also nach Absatz des flötzleeren Sandsteines in bereits vorhandene Spalten eingedrungen sein. Diese Zeit rückt sie der bereits während der Steinkohlenpe- riode eröffneten grossen Eruptionsepoche des Rothliegenden so nahe, dass sie vielleicht dieser Epoche zugewiesen werden müssen. — (Geolog. Zeitschrift XX, 217—226.) 27 * 396 Beyrich, Stringocephalenkalk bei Elbingerode. — Stringocephalus Burtini wurde in Begleit von Murchisonia bilineata und coronata und von Pleurotomaria delphinuloides in einem Stein- bruche südlich von Elbingerode NO von Lucashof gefunden. Der Kalkstein wurde seither als Iberger Kalk aufgeführt und zieht sich ostwärts bis zum Duckborn. Es gleicht dieses ausgedehnte Vorkom- men dem von Paffrath bei Köln. Der Iberger Kalkstein, der sich von Rübeland her gegen Elbingerode hin verbreitet wird in selbiger Gegend nur durch die Eisensteinlager von dem Stringocephalenkalk geschieden, welches seiner Lage nach den ostwärts und westwärts mit dem Ibergerkalk in unmittelbarer Verbindung stehenden Schal- stein vertreten kann. Hiernach kann die Annahme von mittelde- vonischer Grauwacke in der Gegend von Elbingerode zwischen dem Ibergerkalk und dem Stringocephalenkalk nur auf einem Irrthum be- ruhen. — (Ebda 216.) R. Blum, über die Concretionen genannten beglei- tenden Bestandmassen mancher Gesteine. — Unter Concre- tionen begreift man die im Innern der Gesteine angehäuften Mine- ralsubstanzen, specifisch verschieden im Material von dem umgebenden Gestein und meist scharf von demselben abgesetzt. Bisweilen ist der Unterschied zwischen Concretionen und Gestein nicht auffällig und wir haben Mineral- und Gesteinsconcretionen zu unterscheiden d. h. sie bestehen ganz aus nur einer Mineralspecies \oder aber aus Ge- steinsmasse und im letztern Falle wird oft die Unterscheidung schwie- rig. I. Mineralconcretionen. 1.Krystallkonkretionen, freie Kry- stallgruppen, Anhäufungen von Krystallen eines Minerals mit frei nach aussen gewendeten Enden in Folge der Bildung von Innen nach Aus- sen: Auripigment im Mergel zu Tajova in Ungarn, Gypsspath im bi- tuminösen Thon, Pfützchen bei Bonn, im Mergel der Braunkohlenfor- mation vielfach, im Süsswassermergel vom Montmartre bei Paris und bei Aix, im tertiären Sande von St. Marys in Maryland *); Kalkspath mit Sand übermengt, daher krystallisirter Sandstein im tertiären Sande von Fontainebleau; Aragonit im Thone von Molina in Spanien, von Dax im Dept des Landes; Eisenkies im Mergel und Thon sehr häu- fig; Strahlkies in der Kreide bei Dover, Norfolk, Helgoland, im Plä- nermergel bei Teplitz und Perutz, im Londonthon bei London, im plastischen Thon der Braunkohlenformation sehr häufig; Kupferlasur im Thon des bunten Sandsteines bei Chessy unfern Lyon; Honigstein in der Steinkohle bei Malawka im Gvt Tula und in der Braunkohle bei Artern. 2. Krystallinische Concretionen, Zusammenhäufung einer Mineralsubstanz ohne äussere wahrnehmbare aber mit innerer Krystall- bildung. Körnig: Eisenkies in sandigen dünnschiefrigen Mergeln des *) Zahlreiche z. Th. grosse und schöne Gypsdrusen stets aus Linsen gebildet fand Referent im Knochen führenden diluvialen Mer- gel des Sevekenberges bei Quedlinburg zugleich mit isolirten vollkom- men ausgebildeten Gypslinsen und zierlichen Bitterspathrhomboedern. 397 Lias bei Banz, Altorf u. a. O., in der Braunkohle bei Menat in der Auvergne. Blättrig strahlig: Strahlbaryt im Mergel von Monte Pa- terno bei Bologna und bei Amberg in Baiern; Kupferlasur im Thon des bunten Sandsteines bei Chessy. Faserig: Faserbaryt im Thon am Battenberg bei Neuleiningen in Rheinbaiern mit faserigem Brauneisen- stein, Faserkalk im Olomuczaner Reviere bei Rudiz in Mähren als Laukasteine bekannt. Dieselben kommen in Mergeln und kalkigen Thonen des obern Jura zerstreut in grosser Menge vor, sind gelb- lichgrau, graulichgelb oder braunroth, fein radialfaserig und bestehen aus kohlensaurem Kalk mit 20 Thon und 8 Eisenoxydhydrat. Strah- ligfaserig: Strahlkies in der Kreide auf Rügen, im Mergel bei Czer- nowitz in der Bukowina. Dicht: Schwefel im Mergel bei Radoboj, Magnesit im Serpentin bei Hrubschitz in Mähren, Brauneisenstein im Quadersandstein bei Dresden, Kupferlasur bei Chessy. Feinerdig: Aluminit bei Halle, Meerschaum im Serpentin zu Hrubschitz, im auf- geschwemmten Lande auf Negroponte und in Kleinasien. Die Ober- fläche dieser krystallinischen Concretionen ist bald eben, bald uneben, runzlig, geborsten, nierenförmig u. a. 3. Amorphe Concretionen wie sehr häufig der Feuerstein in der Kreide, im Diphyenkalk bei Trient, im Kalkstein bei Aussee, in den Skagliamergeln der Lombardei, Horn- stein im Kalkstein bei Hallein, im Plänerkalk bei Teplitz, Jaspis im Bohnerz des Breisgaus und in Aarau, im Oxfordkalk; Menilith im Klebschiefer vom Montmartre, im Süsswassermergel bei Argenteuil und St. Jouen, Eisenopal im Sande am Batterberge bei Neuleiningen. — II. Gesteinsconcretionen lassen nicht immer leicht von dem umgebenden Gestein sich unterscheiden. Sie kommen im krystallini- schen Gesteine nur selten, häufiger im Schichtgesteinen vor und sind hier oft nur wenig von dem umgebenden Gestein verschieden, ob- wohl völlige mineralische Gleichheit beider selten ist. So liegt bei den Concretionen von Sandstein der Unterschied oft nur in geringer Verschiedenheit des Bindemittels; das der Conceretionen ist meist kie- selsäurereicher als das des umgebenden Gesteines und macht sie dauerhaft, so dass sie bei der Verwitterung herausfallen. Seltener sind die Coneretionen weicher, ihr Bindemittel mehr thonig. Thonige oder kalkige Concretionen in Kalken, Thonen, Mergeln weichen stets chemisch von ihrer Umgebung ab, die in Thonen sind kalkhaltiger, die in Kalken thonhaltiger als das umgebende Gestein. Sie zeigen häufig eine schalige Zusammensetzung in Folge der Art ihrer Bildung, indem die Zusammensetzung der Masse nach und nach und mit wie- derholter Unterbrechung erfolgte. Sie kommen vor von Sandstein im bunten Sandstein sehr verbreitet um Heidelberg mit kieselerdereichem selten mit thonigem Bindemittel; von Sandstein theils im Mergel- schiefer theils im Sandstein hier stets härter in Siebenbürgen, von Sandstein mit coelestinhaltigem Bindemittel im Löss des Thales der Salz in Rheinhessen, von Sandstein mit Baryt als Bindemittel im tertiären barytischen Sandstein bei Kreuznach; von Kalkstein im Han- genden der schmalen Kohlenflötze bei Offenbach und bei Hohenöllen 398 in Rheinbaiern, im Rothliegenden im Plauenschen Grunde, im Kupfer- schiefer von Ilmenau, in sandigen Liasmergeln bei Banz, Altorf u. a. O.Frankens; von dolomitischem Kalkstein im Dolomitmergel des Wel- lenkalkes unweit Heidelberg; von thonigem Kalkstein im Tertiärthon bei Mannheim in Rheinhessen, Frankfurt, Hallstadt u. a. Orten; von Thonmergel dicht und sehr fest im Schieferthon in Schonen; von Mergel im Alluvialthon in Südermanland. Letzte bestehen aus 47—57 kohlensaurem Kalk und Thon, der entweder rein oder mit Quarzsand gemengt ist. Der umgebende Thon enthält keine Spur von Kalk. Der Kalkgehalt ist im Innern der Concretionen am grössten und wird nach aussen geringer. Diese Concretionen heissen in Schweden Mar- lekor und zu ihnen gehören auch die Imatrasteine am Falle des Wuo- xen. Dieselben bestehen aus einem dichten und festen, graulich grü- nen oder hellgrauen Mergel, 51,1 kohlensauren Kalk mit wenig koh- lensaurem Talk, 31,8 Kieselsäure, 8,2 Thonerde, 6,5 Eisenoxyd und 2,4 Manganoxyduloxyd und liegen in einem schiefrigen Thone aus 10,3 Kieselsäure, 15,1 Thonerde, 8,8 Eisenoxyd und 2,1 Manganoxydul- oxyd zusammengesetzt. Concretionen von Kalkmergel im Löss sehr verbreitet im Rheinthal, von bituminösem Mergel im Kupferschiefer bei Goldlauter, von thonigem Sphärosiderit im Kohlenschiefer bei Le- bach, Schlan, Radewitz, Pilsen u.a, in der Braunkohlenformation bei Falkenau und Eger, im Basaltconglomerat von Lubschitz u. a. O.; von braunem Thoneisenstein im sandigen und dünnschiefrigen Mer- geln des Lias bei Altorf und Quedlinburg. — Die Concretionen las- sen sich auch nach ihrer innern Beschaffenheit betrachten. 1. Ge- schlossene Concretionen d. h. solche die gar keinen Hohlraum, keine Lücken enthalten. $0 treten alle Arten der Mineral- und Gesteins- concretionen auf. 2. Kernconcretionen oder solche, bei welchen ein innerer Kern sich von der äussern Masse unterscheidet. Die Kerne waren entweder Ursache der Entstehung oder bildeten sich erst spä- ter durch innere Veränderung. In erstem Falle hat sich also die Con- eretionsmasse um einen fremden Körper angelegt, der sie gleichsam anzog. Als Kerne kommen Mineralien, Gesteine, organische Körper vor. Hierher gehören die Sandsteinconcretionen im bunten Sandstein, deren Kern die Kalkspathform ist, aber auch rother Thon erscheint bei diesen als Kern. Im Kalkstein unweit Hallein liegen kugelige Concretionen von Hornstein, die aus concentrischen Schalen um einen Kern von Kalkstein bestehen. Die Concretionen im Schieferthon un- weit Kirchberg in Niederösterreich haben einen Schwefelkieskern. In denen von bituminösem Mergel im Kupferschiefer von Goldlauter ist der Kern ein schwärzlichbrauner bituminöser Kalkmergel in fast ku- geliger Form mit kohlensaurem Kalk im Centrum, darinnen liegt eine dünne Lage von Kupferglanz und über dieser die Concretionsmasse, die fester harter schwarzer Thon ist. Organische Körper kommen häufig als Kern vor. So in des Eisenkiesconcretionen der Braunkohle von Menat in der Auvergne Fische. Ammonites spinatus u. a. sind häufg Kerne in Eisenkies- und Kalkconcretionen in den sandigen 399 Liasmergeln bei Banz, Altorf u. a. O. Die Kreidefeuersteine um- schliessen sehr oft Organismen, die Sphärosideritknollen des Kohlen- gebirges sehr häufig Fische oder deren Koprolithen, ebenso die Kalk- concretionen im Ilmenauer Kupferschiefer. So entstanden und ent- stehen noch die Concretionen von thonigem Kalk im Löss an der Bergstrasse durch die Nahrungsprocesse der Bäume und Pflanzen, die auf ihm wachsen, indem durch denselben der durch Kohlensäure und Wasser zu doppeltsaurem Kalke aufgelöste Kalk dieses Gesteines angezogen und durch Entziehung eines Theiles der Kohlensäure nie- dergeschlagen wird, sich um die zarten Wurzelfasern anlegt und sich weiter ansammelt. Die andere Art der Kernconceretionen mit später entstandenem Kern geben Aufschluss über die im Laufe der Zeit statt- gehabten Veränderungen. So zeigen die schaligen Concretionen von braunem Thoneisenstein bei Luschitz in Böhmen zuweilen einen Kern von grauem thonigen Sphärosiderit, offenbar dadurch entstanden, dass “die Concretionen von aussen nach innen verändert wurden, indem sich das kohlensaure Eisenoxydul zu Eisenoxydhydrat veränderte und aus dem thonigen Sphärosiderit ein brauner Thoneisenstein wurde. Bei Petersburg in Böhmen, und bei Grafenegg in Oesterreich finden sich dünne Lager von thonigem Sphärosiderit, die durch quere Klüfte in parallelepipedische Concretionen getheilt sind, aussen aus Brauneisen bestehen und einen Kern von Mergel oder Sand enthalten. 3. Sprün- gige Concretionen oder Septarien mit innern Rissen sind durch Ein- trocknen der Masse von aussen nach innen entstanden. Sie wurden zuerst auf der Oberfläche hart und fest und die nach innen fortschrei- tende Austrocknung konnte keine Raumverminderung der Masse mehr bewirken und es entstanden im Innern die Klüfte. Zuweilen sind die- selben mit Krystallen ausgekleidet von Eisenkies, Kalkspath, Baryt- spath etc. Die Concretionen selbst bestehen meist aus thonigem Kalk und haben dem Septarienthone den Namen gegeben. 4. Hohle Con- cretionen, deren Hohlräume verschiedenen Ursachen ihre Entstehung verdanken, der Zusammenziehung der Masse, der Veränderung des Innern, dem Verschwinden des Kernes. Auch in ihnen überziehen sich die Wände der Hohlräume oft mit Mineralien. Hierher gehören auch die Adler- und Klappersteine. Für alle Verhältnisse führt Verf. erläuternde Beispiele an. — (Neues Jahrb, f. Mixeral. etc. 294—308.) A. Pichler, zur Geognosie Tyrols. — 1. Gneiss in der Gegend von Schwaz. Manche Arten des Thonglimmerschiefers von Schwaz zunächst den erzführenden Kalken stimmen petrographisch mit dem Thonglimmerschiefer auf dem Trunerjoch bei Steinach über- ein und möchte man deshalb die Kohlenformation dieses Joches bis Schwaz ausdehnen, vielleicht sogar bis Brennbühl und Wenns am Eingange des Pitzthales. Aber der Schwazer Thonglimmerschiefer entwickelte sich zu einem förmlichen Gneiss. Der NAbhang des Ge- birges von Schwaz bis Pill und weiter westlich unter Diluvium be- steht aus Gneiss, den die Schlucht des Pillerbaches von N nach S durchquert und der 2000° mächtig ist. Bei Kolsass lagert ein schma- 400 ler Grat von Thonglimmerschiefer vor. Gegen O überdeckt den Gneiss der erzführende Kalk und ist seine Ausdehnung hier nicht zu ermitteln. Dieser Gneiss ist ein Thonglimmerschiefer mit Orthoklas. Es treten in dem Gestein Linsen und Körner von weisslichem Ortho- klas auf, um welche sich die Schieferlagen wellenförmig biegen, die- selben erreichen !/s' Grösse, zeigen ausser den Blätterdurchgängen auch noch die Zwillingsebene und hier und da Flocken von staubigem Eisenoxydhydrat. Ausser den Lagen und Streifen graulichweissen Quarzes sind auch Körner desselben eingewachsen. Der bleigraue Glimmer bildet dünne Häute auch Schuppen eines grauen oder ölgrü- nen talkartigen Minerales und ein hellweisser Glimmer kommen vor. Mit dem ausgesprochenen Gneisse wechseln bisweilen Lagen eigent- lichen Thonglimmerschiefers. In beiden liegen die Stollen zum Schwa- zer Eisenstein und bei Heiligenkreuz. Der grossblätterige Siderit kommt stock- und gangförmig vor, enthält jedoch auch Schwetelkies. 2. Asphalt im Hauptdolomit beobachtet zwischen Liebelfingen und Teifs in nussgrossen Nestern und Schnüren nebst dünnen Schich- ten asphaltischer Schiefer. Manchmal überdeckt der Asphalt in dieken Lagen die Schichten oder dringt in deren Klüfte ein. Er ist schwarz, fettglänzend mit muschligem Bruch und lässt sich in dunkelbraunes Pulver zerreiben. Der unverbrennliche Rückstand ist sehr gering. Solche Asphaltnester kommen auch im Hauptdolomit des Arzgrabens nördlich von Telfs und auf der Lamsen nördlich von Schwaz vor. Auch bei Häring und am Geltenbergl bei Wörgl in Drusenräumen des grauen Kalkes. — 3. Megalodon triqueter im Hauptdolomit bei Leibelfingen und auch bei Zirl mit späthigem Kalk ausgefüllt. — 4. Fossiles Harz war bisher bekannt aus den Schieferthonen der Gosauformation in Brandenberg, Verf. fand es in den Thonmergeln der obern Schichten der Cardita cerenata im Kochenthale bei Telfs, die zugleich viele caleinirte Schalen enthalten. Das Harz in braunen und honiggelben Körnchen und Tröpfchen, fettglänzend, durchsichtig bis durchscheinend mit muschligem Bruch, sehr spröde, leicht pul- verisirbar, Härte über 1, bei 150° C schmelzbar; im Aether einen weisslichen pulverigen Rückstand lassend, also wahrscheinlich eine neue Art, die vorläufig Kochenit heissen soll. — 5. Die Trias der Stubai war bisher nur auf einige Schalen von Cardita crenata be- stimmt. Hier besteht das Grundgestell des Gebirges aus Glimmer- schiefer mit Gneiss und darauf lagert die Trias. Am Schliggbach bei Pleben zwischen Telfs und Vulpmes ist es bunter Sandstein mit einem untergeordneten Conglomerat, mit grobem Conglomerat, weis- sen Quarziten, Quarzschiefern, grünlichgrauen Schiefern. Rauchwacke nur stellenweise und wenig mächtig, die schwarzen krystallinischen Kalke (Muschelkalk) ebenfalls nicht sehr mächtig, Virgloriakalk stel- lenweise sehr gut entwickelt. Die untern Schichten der Cardita cre- nata sind auf der Seite gegen das Innthal, wo die ältern Schichten fehlen unmittelbar über Glimmerschiefer gut entwickelt, im innern Stubai gehören ihnen die meisten schwarzwolkigen Kalke an. Die 401 Schichten der Chemnitzia Rosthorni entsprechend den Wetterstein- schichten sind hier zu weissen feinkörnigen Kalken oder vielmehr zu Dolomiten splitterigen Bruches mit-reichem Kieselgehalt umgewandelt und sind nur wenig mächtig. Die charakteristischen Spongien und Korallen lassen an der Bestimmung nicht zweifeln. Zu den weissen Chemnitzien Dolomiten der Waldrast oder Serlesspitze gesellt sich ein eigenthümlicher Zellendolomit. Die obersten Schichten der Car- dita crenata sind durch Sandsteine, Oolithe, Mergel und Schieferthone vertreten, alle pseudomorph, mit Versteinerungen. Darüber folgt der wohlgeschichtete Hauptdolomit mit ungeheurer Mächtigkeit Gipfel und Grat krönend, die Schichten der Avicula contorta als bunte Schiefer, dunkle Schiefer, schneeweisse salinische Marmore, graue wohlgeschichtete Marmore, gelbliche Kalke, dünngeschichtete Con- glomerate. Sie sind entwickelt auf dem Grat von der Waldrastspitze bis Pinnis, im Gschnitz, von Trunerjoch gegen das Obernbergerjoch, wo sie der Kohlenformation auflagern, am Tribulaun zwischen Pfiersch und Oberberg. — 6. Bactryllienmergel von Arzl östlich von Inns- bruck, Man gelangt über tertiäre Conglomeratbänke auf bunten Sand- stein, steil über die Rauchwacken, dunkelgraue, weisserdige Kalke mit Hornsteinconcretionen, über klotzige Mergel. In den grauen Mergel- schiefern findet sich ein Bactryllium ohne andere Versteinerungen, die dünngeschichteten Kalke darüber bilden oft eine förmliche Mu- schelbreccie mit Ostraea montis caprilis, Corbis Mellingi, Pentacrinus propinquus. Das Bactryllium scheint B. striolatum der Schichten der Avicula contorta zu sein, hier also in den untern Schichten der Car- dita erenata. — 7. In den obern Carditaschichten kommt bei Zirl Ammonites Haidingeri vor, bisher nur aus dem rothen Hallstätter Marmor bekannt. — (Jahrb. Geol, Reichsanstalt XVII. 45—52.) Oryktognosie. Fr. Scharff, über den Sericit.— Die Eigenthümlichkeiten dieses Minerals untersuchte zuerst List 1850 bis 1852, aber Sch. konnte daraus nicht die Sicherheit einer selbstständi- gen Mineralspecies gewinnen. Der auf Faserbildung zurückzuführende Seidenglanz ist am bezeichnendsten. Die grünlichgrauen Fasern über 20 Millim. lang hängen fest, oder verzottelt wie Asbest am Quarz oder andern Gesteinstheilen. In andern Fällen ist der Sericit blätt- rig, talkähnlich dem Taunusschiefer ein- oder aufgewachsen, ohne Sei- denglanz vielmehr mit Metallglanz, stets als Ueberzug, schalig über Quarz, Albit etc., als Anflug, zartes Häutchen. Der Glanz ist an kleinen Kügelchen Silberglanz, bisweilen fast goldgelb, übergehend in braun, an grössern Knollen über violettem Schiefer und Chlorit grünlichgrau bis schwärzlichgrün. So am häufigsten in den Schiefern von Neuenhain und Cronberg. Die Härte des faserigen Sericit ist 1, des metallglänzenden 2, jener ist auf die dunkelgrauen und grünen Schiefer mit Epidot und Kalkspath, dieser auf die grauen und ge- fleckten mit Quarz und Albit beschränkt. Ist die Faserung und der Sei- denglanz aber wirklich ursprünglicher Charakter? Nach der Analyse findet kein Unterschied von den andern Vorkommen statt. Ein Kry- 402 stall konnte nicht aufgefunden werden, wohl aber mehrfache Ueber- gänge in Mineralien und Gesteine. Einigen gilt der Sericit als Um- wandlung des Albits, andern des Glimmers. Der Beweis für das eine oder andere ist unter den Pseudomorphosen des Taunus noch nicht entdeckt, doch ist zu beachten, dass wo der faserige Sericit sich zeigt gewöhnlich auch Epidot und Kalkspath sich findet, erstrer mit Quarz und Albit die Spalten füllend. Ein Handstück von König- stein ist allseitig von feinen Fasern durchsetzt, im dunkelgrünen Schiefer von schwärzlichgrüner chloritischer Masse, im epidotischen Quarzgemenge aber von grauen Sericitfasern. Der Glimmer tritt im Taunus sehr verschieden auf, an einzelnen Stellen schwer vom Seri- eit zu unterscheiden. Reichlicher ist der Glimmer ausgebildet in al- len Taunusgesteinen mit entschiedener Verwitterung und hält ihn Verf. für die jüngste krystallinische Bildung, dass er vielleicht auch aus Sericit, nicht aber dieser aus ihm entstanden ist. Der Taunus bildete früher mit dem Hunsrück nur einen Gebirgszug, er war da- mals zweifelsohne viel höher und kalkreicher, jetzt ist der kohlen- saure Kalk im mittlen Taunus bis auf geringe Reste fortgeführt und das Gestein ist verschiedentlich umgewandelt, die organischen Reste vertilgt. Und nicht nur der Sericitschiefer auch der Quarzitschiefer und Taunusquarzit zeigt die Spuren vielfacher Wandlungen. Die tho- nigen und lettenartigen Einschlüsse im Quarzitschiefer sind vielleicht Reste eines verwitterten Sericitschiefers wie der erdige und glimme- rige Bestand im Steinbruch unter der Rochuskapelle als solche ge- deutet worden sind. Der treffliche Johannisberger Wein wächst auf solchen kalkartigen Verwitterungsresten. Das links rheinische Ge- birge hat in mancher Beziehung einen gesonderten Weg eingehalten, dort finden sich Kalksteine und Petrefakten reichlich vor, auch Durch! brüche und Höhenänderungen. Aus diesem Vorkommen und den Kry- stallgestalten darf geschlossen werden, dass das Vorkommen des kohlensaures Kalkes im eigentlichen Taunus in eine frühe Zeit hin- aufreicht. Die Kalkspathreste finden sich im dunkeln, violetten und grauen Schiefer, wo sie weggeführt ist der Schiefer grün, blassgrau oder grünlichgrau. Mit den Kalkspathresten kommen vor Epidot und Kupfererze, wo sie fehlen, vermisst man auch diese. Zugleich mit den beiden Epidotarten tritt der faserige Sericit auf, der Aphroside- rit, Axinit und Albit: der Aphrosiderit in Spalten und Adern des grünen und des dunkelgrauen Schiefers, im Kalkspath z. Th. noch eingewachsen, als jüngeres Mineral ihn verdrängend, der Albit den Epidot zersprengend. Mit dem Albit verwachsen und ein Altersge- nosse ist der Quarz z. Th. massenhaft ausgeschieden und angesammelt; der Albit auf Klüften und in feinen Adern, zumeist in kleinen Körn- chen und Krystallen dem Schiefer eingewachsen. An manchen Orten reicht die Albitbildung noch über die Zeit der Quarzbildung hinaus, der Albit sitzt in Krystallen dem Quarze auf. Unter den jüngsten Erzeugnissen des Taunus ist neben Albit aufzuführen der auf Aphro- siderit aufsitzende Eisenglanz und der blätterige Sericit. Aus Allem 403 folgt, dass der Sericit zweifach verschieden ist und durchaus keine Gewissheit über seine specifische Selbstständigkeit bietet. — (Neues Jahrb. f. Mineral. 309-318.) G. Rose, Kobaltglanz im Kaukasus. — Bei Daschkas- san zwischen Blisabethpol und dem See Gortscha in einem Seiten- thal des Scham Chor bildet der Kobaltglanz ein bis 2 Fuss mächtiges Lager unter dem Magneteisenerz, eine von keinem andern Ort bis jetzt bekannte Mächtigkeit. Eine dorther bezogene Stufe bildet eine Druse von drei Zoll Grösse, welche aus einzelnen 3‘ grossen stark- verwachsenen Krystallen besteht, die auf der derben Masse aufsitzen und denen nur wenig Quarz und Eisenglanz beigemengt ist. Die Krystalle sind Combinationen des Würfels mit dem Pyritoeder, Ok- taeder und Leucitoeder, vorherrschend Würfelflächen, alle andern nur untergeordnet. — (Geolog. Zeitschrift XX. 233.) Reusch, besondere Art von Durchgängen im Stein- salz und Kalkspath. — Zur Prüfung der Durchgänge empfiehlt R. zwei Methoden. Die erste oder Körnerprobe geschieht mit einem konisch zugespitzten Stahlstück, das senkrecht auf eine Krystallfläche gesetzt einen leichten kurzen Schlag erhält. Die vom Schlagpunkt aus divergirenden Schlagrisse zeigen für jedes Mineral charakteristische Richtungen und Gestalten. Bei der zweiten Methode wird der Kry- stall auf zwei parallelen, natürlichen oder künstlichen Flächen unter Anwendung einer Zwischenlage von Carton oder mehrfachem Stanniol gepresst. Die nächste Wirkung des Druckes wird eine Verdichtung des Krystalls sein im Sinne des Druckes, im Polarisationsinstrument erhält man bei regulär krystallisirten Körpern und wenn bei dunk- lem Sehfeld die Druckrichtung 45° mit der Polarisationsebene des untern Spiegels macht gleichmässige Farbentöne, welche verschwin- den, sobald die Druckrichtung senkrecht zur Polarisationsebene steht oder damit parallel ist. Hat der Druck auch Verdichtungen und Verschiebungen in Ebenen hervorgerufen, welche einen erheblichen Winkel mit der Druckrichtung machen, so werden auch bei der letzt- genannten ÖOrientirung noch charakteristische Farbenerscheinungen bleiben, die nach Aufhebung des Druckes z. Th. oder ganz verschwin- den. Die Wirkung einer solchen Pressung auf einen Krystall ist si- cher sehr viel complieirter als die auf amorphe homogene Körper und lässt sich dieselbe noch erfolgreich verwerthen. Denken wir uns durch einen Krystall parallel einer vorhandenen oder krystallo- graphischen Fläche eine Ebene E gelegt und an den rechts und links von E liegenden Stücken A und B Kräfte so angebracht, dass ein Antrieb zum Gleiten von A an B längsE in einer gewissen Richtung entsteht: so ist zu erwarten, dass der auf die Flächeneinheit bezo- gene Widerstand gegen das Gleiten sowohl abhängt von der Wahl der Fläche E als von der Richtung des Antriebs in dieser Fläche, Weiter ist nun denkbar, dass in jedem Krystall Flächen existiren, längs welcher der Widerstand gegen Gleiten und Verschiebung für eine gewisse Richtung in den Flächen kleiner ausfällt als für andere 404 Flächen und solche Flächen nennt Verf. Geleitsflächen oder Geleits- brüche. Liegt bei einem in der Presse befindlichen Krystall eine der Gleitflächen in der Richtung des Druckes also senkrecht zu den ge- pressten Flächen, so kann es sich leicht treffen, dass in Folge der immer ungleichförmigen Vertheilung des Druckes auf den gegenüber- liegenden Flächen eine Anregung zur Verschiebung entsteht, welche mit einer Abschiebung nach einem glänzenden Bruch enden kann, Man begreift aber, dass derselbe Druck gleichzeitig auch Verschie- bungen in den übrigen gleichwerthigen Geleitsflächen, welche gegen die Druckrichtung geneigt sind anregen kann, sofern dieser Druck Componenten liefern kann, welche in die Gleitflächen fallen und die Richtung der leichtesten Verschiebbarkeit haben, 1. Das Stein- salz hat als Gleitslächen die Granatoederflächen und in jeder dieser die Richtung der grossen Rhombendiagonale als diejenige Richtung, in welcher die Verschiebung der Moleküle an und gegen einander mit besonderer Leichtigkeit erfolgt. An einem quadratischen Stück Stein- salz von 18 Mill. Breite und 8 Mill. Dicke werden mit der Schlicht- feile zwei kurze gegenüberliegende Kanten gerade abgestumpft und die angefeilten Flächen gepresst; schon mässiger Druck bewirkt eine bleibende, im Polarisationsinstrument sichtbare Verdichtung längs der Diagonale, welche die Richtung des Druckes enthält. Bei gesteiger- tem Druck erhält man einen glänzenden Bruch nach einer Granatoe- derfläche, die R. nie auf andere Weise erzeugen konnte, Durchbohrt man eine quadratische Platte in der Mitte, indem man einen kleinen Metallbohrer sanft zwischen den Fingern dreht, so haben nach beiden Diagonalen bleibende Verdichtungen stattgefunden und die Platte zeigt im Polarisationsinstrument mit Gypsplatte eine blumenartige Figur, in welcher die Farben ähnlich vertheilt sind wie in einer Alaun- platte, welche nach Biot die sogenannte Lamellarpolarisation zeigt. Fasst man eine kleine Säule mit quadratischer Basis auf den klein- sten Flächen: so erscheint im Polarisationsinstrument ein System sich rechtwinkelig kreuzender Streifen, welche 45° mit der Druck- richtung machen. Bei gesteigertem Druck erhalten die Säulenflächen eine oberflächliche Streifung senkrecht zur Druckrichtung, sie krüm- men sich, oft entstehen Spalten, und wenn man die Säule vor und nach dem Pressen misst, ergiebt sich eine bleibende Zusammendrük- kung von 5—8Procent der ursprünglichen Länge. Die ausserordent- liche Compressibilität und Deformirbarkeit des Steinsalzes scheint einzig mit Verschiebungen längs der Granatoederflächen zusammen zu hängen. Daher ist kaum ein Stück Steinsalz erhältlich, das nicht entweder durch Druck an Ort und Stelle oder durch den gewaltsa- men Akt des Abspaltens bleibende Spuren von innern Verschiebun- gen und Umstellungen der Moleküle und eben damit Doppelbrechun- gen zeigte. In überraschender Weise lassen sich die 6 Granatoeder- flächen durch die Körnerprobe gleichzeitig herstellen: zwei derselben erscheinen als diagonale Sprünge in der angeschlagenen Fläche, die andern werden durch vollständige Reflexion des durch die Seitenflä- 405 chen eintretenden Lichtes gesehen. Oft aber nicht immer gesellen sich noch zwei Würfelbrüche dazu, so dass man mit einem Schlage 8 Brüche hervorbringen kann. — 2, Im Kalkspath dürften die Flä- chen des nächst stumpferen Rhomboeders Gleitsflächen sein, also wie- der Flächen, welche den Winkel zweier gleicher Spaltbrüche gerade abstumpfen. Die Wirkungen stärkern Drucks sind höchst merkwür- dig. Pfaff fand, dass in einer senkrecht zur Achse geschlossenen Platte gepresst nach einem Paar angefeilter Flächen, welche die schar- fen Seitenkanten abstumpfen, bei wachsendem Druck eine plötzliche und bleibende Umwaadlung der Farbenringe eintritt und es ist mög- lich durch Druck im Kalkspath Zwillingslamellen hervorzurufen. Man nehme zu diesem Behufe gut gespaltene kleine Spathsäulen von 15— 20 Mill. Länge und 6-8 Mill. Seite von rhombischem oder rhomboi- dischem Querschnitt und feile senkrecht zu der Säulenkante zwei Flächen an, die man mit Carton beklebt, nun mit diesen in die Presse gebracht, sieht man bald ein oder mehre Flächen im Innern aufblit- zen. Dieselben können drei Richtungen haben, parallel den drei Flä- chen des nächst stumpfen Rhomboeders; fällt eine solche Fläche in die Druckrichtung ist daher parallel der Säulenkante, so eignet sie sich besonders zur Beobachtung des reflektirten Lichtes in einer zu der Säulenkante senkrechten Ebene. Gehen die Flächen parallel den zwei anderen Kanten, welche gegen die Druckrichtung geneigt sind, so kann man man dieselbe durch Wegspalten der angefeilten Flächen hervorbringen. Diese letzten Flächen entstehen häufiger, treten ge- wöhnlich gleichzeitig auf und zeigen da, wo sie sich durchschneiden eine eigenthümlich gezahnte Linie. Drei gleich schöne Flächen er- hielt R. nie, einige Male aber eine förmliche Abschiebung nach einem glänzenden messbaren Bruche. Der Beweis dafür, dass die im eigen- thümlichen z. Th. gefärbten Reflexlichte schimmernden Durchgänge nicht mathematische Flächen, sondern Zwillingslamellen sind, ist ent- halten in den Beobachtungen von Brewster und Pfaff. Der greifbarste Beweis ist, dass die in einer grossen Rhombendiagonale parallele Linie, längs welcher ein solcher Durchgang in eine Rhomboederfläche trifft, in Wirklichkeit sich als eine kleine Fläche erweist, welche ein Bild giebt, das sich messen lässt und der neuen Fläche eine Stelle anweist, die da wirklichen Zwillingslamellen entspricht. Die Körner- probe giebt an Kalkspath als Schlagfigur constant ein gleichschenke- liges Dreieck, dessen Schenkel parallel sind den Seiten der ange- schlagenen Rhombenfläche und dessen Basis stets nur der stumpfen Ecke zugewendet ist; das Dreieck ist gestreift parallel der grossen Diagonale des Rhombus. — (Würtemb. naturwiss. Jahreshefte XXIV. 61—70.) G. Brush, über den Turgit. — Die durch ihre schönen Brauneisenerze bekannte Eisengrube von Salisbury in Connecticut lieferte Exemplare mit faseriger Textur, welche sich bei näherer Un- tersuchung als Turgit ergeben. Härte 5,5, spec. Gew. 4,14, Analyse 91,36 Eisenoxyd, 0,61 Manganoxyd, 0,75 Thonerde, 0,23 Kieselsäure, 406 1,83 unlösliches, 5.20 Wasser. Der Turgit bildet hier zollmächtige Lagen auf gemeinem Brauneisenstein. — (Sillim. americ. Journ. XLIV. 219—222.) Breithaupt, Nantokit neuesMineral.— Aeusserlich dem Weissbleierz sehr ähnlich, in körnigen Massen und als Ausfüllung von schmalen Trümmern und Adern, sehr milde, besteht aus völlig was- serfreiem Kupferchlorür, auf Gängen zu Nantoko in Chile, welche in obern Teufen Atakamit und oxydische Kupfererze, in grössern Teufen Kupferkies und Kupferglanz führen. Der Nantokit verändert sich an der Luft sehr schnell, indem ein Theil des Kupfers oxydirt und Atakamit gebildet wird. Die von Naumann auf Grund der ab- weichenden chemischen Zusammensetzung vermuthetete Verschieden- artigkeit des Atakamits wird durch krystallographische Untersuchun- gen bestättigt, indem der von Miller beschriebene Atakamit Form und Spaltbarkeit des Baryts zeigt, während andere Krystalle Form und Verwachsungsgesetze des Aragonit erkennen lassen, Hiermit dürfte auch die Differenz im specifischen Gewichte zusammenhängen, wel- ches bei erstrer Art 3,5—3,6, bei letzterer 3,9—4,0 beträgt. — (Neues Jahrb. f. Mineral. 351.) Palaeontologie. J. Probst, tertiäre Pflanzen von Heggbach bei Biberach. — Am Buchhaldenberg bei Heggbach führt eine Mergelschicht Blätter, Früchte und Samen. Ihr Hangendes bildet die Schicht mit Mastodon angustidens, ihr Liegendes ein loser Sand und gegen dessen Gränze finden sich viele Weiderblätter mit solchen von Populus, Betula, Cinnamomeen, Fagus. Ein dünner Sand- streifen scheidet von der Mergelschicht eine obre Abtheilung ab, diese ist blättrig und zeigt andere Häufigkeit, nur Populus zahlreich, und dazu Podogonien und Ulmen, welche unten selten sind, auch Zanthoxylum europaeum, Phragmites dicht gedrängt lagerartig mit vielen Deckeln von Paludinen aber keine Gehäuse dazu. Ueber die- ser Schilfschicht wird das Material bröcklich, die Einschlüsse seltener. Die ganze Mergelschicht ist nur 1° mächtig und lässt sich demnach in vier Glieder theilen. Sie wurde auf dem Grunde eines Teiches ab- gesetzt und jedenfalls sehr langsam. Die hier vereinigten Pflanzen gehören gegenwärtig sehr verschiedenen Klimaten an, neben Buchen und Birken treten Zimmt und Kampferbäume auf. Die Arten hat der gründlichste Kenner der Tertiärpflanzen O. Heer auf folgende ober- miocäne bestimmt: Equisetum linosellum, Salvinia Mildeana, Pinus, Phragmites oeningensis, Poacites Probsti, Smilax sagittifera, Populus latior, balsamoides, mutabilis, glandulifera, Salix angusta, denticulata, Lavateri, Betula prisca und grandifolia, Alnus gracilis, Querecus nerii- folia und myrtilloides, Fagus feronica, Ulmus minuta und Brauni, Planera Ungeri, Ficus Brauni, Myrica oeningensis und vindebonensis, Cinnamomum Scheuchzeri, polymorphum und retusum, Grevillea Jac- cardi, Diospyrus myosotis, Macreightia germanica, Echitonium So- phiae, Acerates vetesana, Peucedanites spectabilis, Ilex stenophylla, Celastrus cassinefolius, Berchemia multinervis und mutabilis, Paliurus 407 ovoideus, Acer Bruckmanni, Sapindus falcifolius und dubius, Rhus Pyrrhae, Zanthoxylum juglandinum und europaeum, Koelreuteria ve- tusta, Prunus acuminata, Crataegus longepetiolata, Gleditschia allman- nica, Podogonium Knorri und Lyellanum, Caesalpinia mieromera, Cas- sia lignitum und phaseolitus, also 38 Gattungen mit 53 Arten. Die wenigen Insekten gestatten keine sichere Bestimmung. Gegenüber Oeningen fällt das Fehlen von Liquidambar und Acer trilobatum, auch die Seltenheit der Coniferen auf, wogegen dort Fagus und Be- tula grandifolia ganz fehlen. Andere Schichten bei Heggbach füh- ren nur spärliche Pflanzenreste, so kommt in der Schicht mit Masto- don angustidens nur Cinnamomum und Fagus vor. An Thierresten finden sich in der Mergelschicht zerdrückte Helix, Süsswasserfische, Krokodilzähne, Lagomys, Pseudopus. In der nächsten Nähe von Bi- berach kommen dieselben Pflanzen und Thiere vor, ferner südlich bei Essendorf und Eberhardzell, so dass also die Schicht von Heggbach grosse Verbreitung hat. Die Flora ist nach Heer die der obern Süss- wassermolasse, identisch mit Oeningen, und die Lagerungsverhält- nisse bestättigen das. Das oberschwäbische Tertiär sondert sich in drei Stufen. Der untere Süsswasserkalk schliesst sich unmittelbar an den Jura von SW nach NO demselben parallel ziehend. Er steht bei Ehingen an, setzt über die Donau bei Berg und führt kleine Schnecken. Bei Sontheim, Schaiblishausen, Volkensheim bis Inger- kingen zeigen sich die untern bunten Mergel und Sande. An letztem Orte beginnt die Meeresmolasse, welche sich bei Altheim, Aufhofen, Alberweiler ausbreitet, bis bei Warthausen und Röhrwangen ächter Muschelsandstein ansteht, Bessere Aufschlüsse noch gewährt der Ab- hang des Rissthales. Ihre grösste Mächtigkeit erreicht 200 Fuss. Von Warthausen seitwärts treten nur bei Birkenhardt und Mettenberg wieder schmale Streifen von Phosand hervor. Im Oberamt Laupheim liegt der Muschelsandstein von Baltringen und Mietingen, von der mergeligen marinen Schichte nur schwache Spuren bei Baustetten. Bei Mietringen darüber Süsswasserkalk, ebenso bei Walbertshofen, das die enge Beziehung zu Heggbach darbietet und dieses entschie- den in die obere Süsswassermolasse verweist. In der Gegend zwi- schen Laupheim und Ulm aber wird diese deutliche Lagerungsfolge erheblich zerstört. Die Meeresmolasse verschwindet, die untere Süss- wassermolasse ist nur spärlich vertreten, allein die obere hält aus. Bei Hüttesheim tritt eine Brakwassermolasse auf, die sich gegen NO über Weinstetten, Stoig, Steinberg nach Kirschberg an der Iller hin- zieht und nur als Aequivalent der Meeresmolasse aufzufassen ist. — (Würtemb. naturwiss. Jahreshefte XXIV. 172. 185.) H. Trautschold, einige Crinoideen und andere Reste des jüngern Bergkalkes im Gvt. Moskau. — Der Bergkalk mit dem leitenden Spirifer mosquensis hat bisher fast nur Stielglieder geliefert und erst in der jüngsten Zeit mehre Kelche, die hier beschrieben werden. Poteriocrinus originarius n. sp., Kelch 2 Decimeter, Säule 6!/, Centimeter lang, Arme 11!/; Centimeter. 408 Säule gleichmässig dick, Glieder abwechselnd gleich, aussen gewölbt und platt. Kelch 5 Basalia, 5 Parabasalia sechseckig, 5Radialia pen- tagonal, 4 grosse Analia, noch drei Kreise von Radialien, fünf nur einmal sich theilende Arme, die so dick sind wie die Säule, aus mehr denn 102 Gliedern bestehen. Poteriocrinus multiplex n. sp. runde Säule mit fünfeckigem Nahrungskanal, 5 pentagonale Basalia, 5 sechs- und siebeneckige Parabasalia, 5 pentagonale Radialia, ein zweiter Kreis, dann die Axillarien, die Arme theilen sich ein- oder zweimal, steht P. conoideus Kon sehr nah. Die Arten in Eichwalds Lethaea vermag Verf. nicht zu deuten. P. bijugus n. sp. 5 kleine pentagonale Basalia, 5 unregelmässige Parabasalia, 5 grosse Radialia, denen noch 2 Kreise folgen, dann die Axillaria, die Arme nur einmal getheilt, sehr ähnlich Austins P. longidactylus und abbreviatus. Hydriocrinus pusillus n. gen. spec. Säule fünfkantig und glatt, mit fünfeckigem Kanal, Kelch gleicht einer Urne, 5 pentagonale Basalia, 3 sechseckige und 2 siebeneckige Parabasalia, 5 pentagonale Radialia, 5 unregel- mässig fünfeckige zweite Radialia oder vielmehr Axillaria mit je 2 Armen, steht Poteriocrinus nah. Cromyocrinus simplex n. gen. spec. Säule rund mit grossem runden Kanal und mit Cirren, Kelch kugelig» oft asymmetrisch, 5 pentagonale Basalia, 5 viel grössere Parabasalia, 5 pentagonale Radialia mit je einem Arme, steht neben Cyathocrinus und würde von Fischer in der Oryktographie als Cupressocrinus nuciformis abgebildet. Cromyocrinus geminatus n. sp. Stiel dünn und rund, Kelch unten flach, 5 pentagonale Basalia, 5 viel grössere Parabasalia, 5 pentagonale Radialia, 5 Axillaria mit je2 Armen. Stem- matocrinus cernuus n. gen. spec. Säule rund, 1 pentagonales Basale ohne Theilung, 5 gewölbte pentagonale Parabasalia, 5 pentagonale Ra- dialia, 5 solche Axillaria mit je 2 zweireihigen Armen, denen von Enkrinus des Muschelkalkes gleich. Forbesiocrinus incurvus n. Sp. 5 ungleiche Basalia, darauf 2 Kreise Radialia mit je einem Interra- diale (5 Interradialia), 5 Axillaria und 10 Interaäillaria mit je 2 aber- mals sich theilenden Armen. Ausserdem beschreibt Verf. noch Pro- ductus riparius, lobatus, Streptorhynchus venustus, Capulus parasiti- cus, Cerithium ignoratum, Cyrtoceras defiexum, Orthoceras decrescens alle neu, und noch einige bekannte, endlich federbuschähnliche Linien als Sanguinaria calcicola, die Fischer als Umbellaria longimana abbil- det, eine Deutung kann Verf. ebenfalls nicht geben und da erscheint denn doch ein neuer Name völlig überflüssig. — (Bull. nat. Moscou 1867. II. 1-48. 5 Tff.) Al. Brandt, über aufrecht stehende Mammutleichen. — Verf. knüpft an eine Mittheilung in v. Middendorffs Reisewerk an, welche eine aufrecht stehende Mammutleiche schildert aber nach einem im Jahre 1862 erschienenen populären Kosmos von Körber. Dieser stützt sich auf einen Brief des Flotteningenieurs Benkendorff, der die aufrechte Leiche am Indigirka gefunden, deren Mageninhalt untersuchte, welche dann aber vom Strome fortgerissen worden. Die ganze Erzählung nun ist reine Lüge und Benkendorff selbst blosse 409 Erfindung. v. Middendorff leugnet die aufrechten Mamutleichen nur für den Norden Sibiriens und v. Baer bezweifelt dieselbe überhaupt. Aufrechte Mamute deuten unzweifelhaft darauf hin, dass dieselben an Ort und Stelle gelebt haben, aber nicht alle vollständigen Exemplare wurden seither aufrecht gefunden, sondern auch liegende. 1. Capi- tän Ssarytschew hörte 1793 in NOSibirien, dass bei Alasfeisk am Ala- seja eine aufrechte Mamutleiche mit Haut und Haaren sich befände, konnte dieselbe aber nicht besichtigen. 2. Nach Pander stand ein vor 40 Jahren unweit Petersburg gefundenes Mamutskelet aufrecht. 3. v. Schrenk, v. Baer und v. Ruprecht erzählen von einem senkrecht stehenden Mamut auf der obischen Halbinsel. 4. Im Gvt. Moskau wurde in den vierziger Jahren ein Skelet in aufrechter Stellung in einem Flusssediment gefunden. Nach Worosheikin werden in Sibirien die Mamutleichen stets in aufrechter Stellung gefunden. Das sind alle wirklichen Nachrichten und Angaben von aufrechten Mamutlei- chen. v. Baer bezweifelt dieselben, weil er die Elephanten für zu klug und vorsichtig hält als dass sie unsichern Boden betreten. In- dess versinken doch auch jetzt noch einzelne Elephanten in Afrika und beiden alten Indern waren versinkende Elephanten sprichwörtlich. Ausser den Sümpfen gaben in Sibirien die Flussufer Gelegenheit zum Versinken. Die Flüsse werfen grosse Mengen Schlamm aus und die zur Tränke ziehenden Mamute konnten recht wohl in demselben ver- sinken, zumal im Herbste wo die Kruste gefroren war. — (Bullet. natur. Moscou 1867. 11, 241-256.) J. Barrande, Wiedererscheinung der Gattung Are- thusina. — Das gar nicht seltene Wiedererscheinen typischer Gat- tungen nach Unterbrechung ist schwierig zu erklären und noch nicht aufzuklären versucht; auch sind die bezüglichen Thatsachen seither noch nicht genügend studirt. Als solche beispielt Verf. nun Arethusina, ihre Unterbrechung umfasst die Dauer mehrer verschiedener Faunen. Sandberger entdeckte die Arethusina im Cypridinenschiefer bei Hagen und zwarin einer der böhmischen Areth. Konincki sehr ähnlichen doch nicht identischen Art, welche B. beschreibt als A. Sandbergeri und mit jener eingehend vergleicht. Die böhmische Art tritt als Vorläu- fer der Barrandeschen dritten Fauna auf in der Colonie Zippe, welche unter der Bruskastrasse bei Prag liegt und d‘ der Quarzitetage an- gehört. Nach’ vollständigem Untergange der zweiten Fauna ist sie die erste häufige Trilobitenart, geht von e! nach e?, wo sie das Ma- ximum ihrer Entwicklung erreicht, verschwindet dann schnell und zeigt sich nie in der mittlen Kalketage F. Ihre Existenz reicht also von den zwei letzten Phasen der zweiten Fauna in die erste Phase der dritten Fauna. Ihre Individuenzahl ist überall in der untern Kalketage E sehr gross, Verf. sammelte über 6000 Stück, um die vie- len Metamorphosen festzustellen. Eine zweite Art A, nitida spielt in derselben Fauna eine untergeordnete Rolle Die westphälische Art liegt im Cypridinenschiefer, der Myriaden des Tentaculites striatus führt, also oberdevonisch, Dieselbe ist von dem böhmischen Lager Bd. XXXI, 1868, 28 410 getrennt durch FGH, also wenigstens der Hälfte der senkrechten Höhe, welche der dritten Fauna entspricht, dazu noch die ganze Höhe des untern und mittlen Devons. Das entspricht einem unermesslichen Zeitraume. Wäre die devonische Form durch Umwandlungen aus der silurischen hervorgegangen: so müsste man Vertreter der Gattungen in jenem grossen Zeitraume finden. Ein ähnliches Auftreten liefert Phillipsia, welche als Ph. parabola in der Schieferschicht d? der Quar- zitetage D auftritt also in der letzten Phase der zweiten Fauna. Sie verschwindet und kömmt erst im Eifeler Kalk wieder vor also in der zweiten devonischen Fauna. Auch Bactrites erscheint zweimal, in dem Untersilurium Böhmens, in der ersten und letzten Phase der zweiten Fauna in d!—d°, B. gracilis aber in den Wissenbacher Schiefern, also unterdevonisch, keine einzige Art im Obersilurium. Verf. gibt nun eine Tabelle von merkwürdigen Wiedererscheinungen der Gattungen im böhmischen Silurbecken ohne Rücksicht auf die Colonien, von 7 Trilobiten und 4 Cephalopoden. Die meisten erscheinen zum zweiten Male mit andern Arten, nur einige mit derselben Species. Die Aus- setzungen fanden fast ausschliesslich in dem Zeitraume statt, den man am wenigsten erwartet, in der Quarzitetage D, deren Fauna durch Ueberwiegen der Trilobiten charakterisirt ist, um so auffälliger das Verschwinden früher Typen. Die Aussetzung der Cephalopoden fällt auf die dritte Fauna, wo die Mollusken überwiegen, Die Dauer der Aussetzung beträgt in der zweiten Fauna die Bande d2%# also 1500— 2000 Meter Mächtigkeit, in der dritten Fauna f!?g'2 im Mittel 400 Meter. Hinsichtlich der aussetzenden Species führt B. 4 Trilobiten und den Bactrites auf, welche in d! auftreten, dann verschwinden und in d® wiedererscheinen und solche Fälle kennt Verf. noch mehre. Er beleuchtet nun noch den Einfluss der Beschaffenheit der Gebirgsabla- gerungen durch die Wiedererscheinung derselben Species in dersel- ben Gegend, wegen deren wir auf das Original verweisen. — (Neues Jahrb. f. Mineral. S. 257—281. Tfl. 1.) Botanik. F. W. Klatt, über die Gattung Euparaea Klatt. — In J.Gärtners de fructibus et seminibus plantarum I tb.50. Fig. 5 ist eine Kapsel mit Kelch und Samen unter jenem Namen ab- gebildet und zwar als Eu. amoena Sol. aus Neuholland und in Banks Herbarium. Römer und Schultes sowie Jussieu wiederholen Gärtners Angaben. Der Kelch ist pentaphyllus, die Korolla penta-s-dodeca- petala, die Frucht bacca exsucca polysperma. Nach Duby ist der Kelch fünftheilig, die Krone kurzröhrig mit zehntheiligem Saume, die Kapsel soll nicht aufspringen. Verf. untersuchte die Exemplare im britischen Museum und fand 5 durchaus ungetheilte Kronenblätter, die 5 Staubfäden so breit und fast so lang wie die Kronenblätter, mit denselben und unter sich verbunden, in ihren breiten Theilen sehr dürftig und drüsig behaart, die Kapsel wie bei Anagallis, ja die Euparaea amoena ist in der That eine ächte Anagallis und zwar A. tenella Lin in der Form filiformis Sellow. Es ist die Hookersche N alternifolia Cav var. densiflora und Pöppigs Lysimachia pumila aus 411 Chili, welche Anderson auch in Chiloe sammelte und d’Urville auf den Maluinen, Schimper in Abessynien (A. serpens Hochst.) Hutton führt sie von Grahamstown als A, Huttoni in Thesaurus capensis auf. A. tenella L., crassifolia Thore und alternifolia Cav zeichnen sich durch ihre breiten, verwachsenen Staubgefässe aus und wurden von Schmidt in der Gattung lIriaseckia vereinigt. — (Garkes Linnaea I. 395—396.) S. Kareltschikoff, Verzeichniss der Pflanzen mit Spaltöffnungen auf beiden Blattflächen. — Die Arten mit * haben die Spaltöffnungen auf der Oberseite nur neben den Nerven, die mit ! sehr viele auf der obern und nur ganz wenige auf der un- tern Seite. Anemone nemorosa Delphinium consolida Stellaria crassifolia uliginosa Linum catharticum Euphorbia virgata Cochlearia officinalis Nesslia paniculata Medicago sativa Lupinus luteus Lathyrus pisiformis Prunus mahaleb * Potentilla anserina * tormentilla argentea * Pimpinella anisum Charophyllum bulbo- sum Archangelica officinalis Thysselinum palustre Pastinaca sativa Cnidium venosum Cirsium palustre Hieracium Nestleri Sonchus asper * Gnaphalium silvaticum uliginosum Chrysanthemum inodo- rum Galium aparine Campanula rotundifolia rapunculoides trachelium Lysimachia vulgaris* Erythraea centaureum Veronica arvensis * Veronica beccabunga longifolia Stachys palustris * Glechoma hederacea * Origanum majorana Lithospermum arven- se * Lycopsis arvensis Rumex domesticus hydrolapathum Polygonum persicaria minus Avena sativa Secale cereale Hordeum vulgare Triticum vulgare caninum! Elymus mollis! arenarius! canadensis! Festuca gigantea elatior ovina! arundinacea Cynosurus cristatus Poa annua nemoralis! compressa! Millium effusum! Zea mais Melica nutans! uniflora albissima Briza, maxima media Hierochloa odorata (Bullet, nat, Moscou 1867. Il. 285—287.) Digitaria sanguinalis Setaria viridis italica Panicum milliaceum crusgalli Bromus mollis pratensis Schraderi arvensis Phragmites communis Phalaris canariensis arundinacea Molinia coerulea Calamogrostis epigeior lanceolata! silvatica! Aira caespitosa! flexuosa! Holcus lanatus Nardus stricta! Stipa pennata! Lolium perenne Alopecurus fulvus pratensis geniculatus Glyceria spectabilis Carex vesicaria! ampullacea! Triglochin palustre Scheuchzeria palustre Iris pseudacorus Acorus calamus Buttomus umbellatus Epipactis rubiginosa Convallaria majalis Allium oleraceum Alisma plantago. 28* 412 W. Dönitz, Bewegungserscheinungen an den Plas- modien von Aethalium septicum. — Verf. liess auf einem Ob- jecetträger im Dunkeln von diesem Myxomyceten die Plasmodien trei- ben und erhielt Stränge von 0,010—0,013 Mill. Dicke, die sich in vollkommener Ruhe befanden und sah die Strömung dadurch eingelei- tet, dass von einem Punkte aus die Körner und Bläschen führende Masse sich nach beiden Enden des Fadens hin begab. Zugleich wurde diese Stelle des Fadens dünner und dünner bis endlich nach Vertreibung der körnigen Masse nichts als ein durchaus hyaliner Fa- den übrig blieb; der Inhalt war nach beiden Enden hingewandert und theilweise in andere stärkere Fäden eingetreten. Allmählig kehrte diese Masse wieder zurück, füllte den Faden von Neuem, es trat ein Zustand der Ruhe ein, der bald wieder mit Störung abwechselte. An der Bewegung sind zwei scharf geschiedene Substanzen betheiligt, eine hyaline Rindenschicht und eine Körnchen und Bläschen führende Inhaltsmasse. Dass erstre keineswegs eine feste Grenzschicht derje- nigen Masse ist, in welche die Körnchen und Bläschen eingebettet sind, lehrt der Umstand, dass die strömende Inhaltsmasse frei an der Rindenschicht entlang fliesst. In welcher von beiden Schichten liegt nun die Ursache der Bewegung? Die Inhaltsmasse, jetzt als Proto- plasma betrachtet besteht aus einer hyalinen Grundsubstanz, in welche Körnchen und Bläschen eingebettet sind. Dass von letzteren die Be- wegung nicht ausgeht, bedarf keines Nachweises, denn dieselben kön- nen höchstens Molekularbewegung ausführen, die hier übrigens nicht vorkommt. Wohl aber könnte die Bewegung durch eine an der hyalinen Grundsubstanz haftende Contraktilität bedingt werden. Das ist aber nicht der Fall. Diese hyaline Grundsubstanz steht nämlich nicht in ihrem Aggregatzustande in der Mitte zwischen dem festen und flüssigen, sondern sie ist geradezu eine leicht tropfbare Flüssig- keit. Nicht selten sieht man, dass ein grösseres Bläschen das Lumen des dünnen Rohres plötzlich verstopft, so dass der Strom augenblick- lich stockt, nur einzelne Körnchen drängen sich an dem Bläschen vor- bei, bis endlich das Hinderniss überwunden und die gesammte Masse wieder weiter strömen kann. In andern Fällen werden etwas stär- kere Plasmodien durch eine Anhäufung mehrer Bläschen verstopft, ohne die Störung zu unterbrechen. Die Körnchen drängen sich dann durch die kugelrunden Bläschen hindurch bisweilen mit reissender Schnelligkeit. Das ist nur möglich, wenn die Köner nnd Bläschen in einer Masse von tropfbar flüssigem Aggregatzustande suspendirt sind. Einer Flüssigkeit aber kann man keine Contraktilität zuschreiben. Aber es könnte sich doch die angeblich contraktile Grundsubstanz von den fremden Körpern, den Bläschen zurückziehen und dieselben bei der Rückkehr nach dem Umkehren der Strömung wieder in sich aufnehmen. Dem widerspricht aber, dass niemals Bläschen allein vor- kommen, sondern stets auch Körnchen, :also tropfbar flüssige Substanz, in welcher dieselben suspendirt sind. Es widerspricht auch noch eine zweite Erscheinung. An nicht zu feinen Plasmodien ‘sieht man oft, 413 dass die peripherischen der Rindenschicht zunächst gelegenen Partien der Inhaltsmasse anfangen langsamer zu strömen. Zunächst gewöhn- lich‘die Bläschen, welche wahrscheinlich durch Adhäsion an der Rin- denschicht festgehalten werden, wie es auch in capillaren Blutgefäs- sen vorkömmt. Oft hört dann der Strom in den peripherischen Schichten vollständig auf, während er im Centrum ungehindert fort- dauert. Zuweilen gränzt sich die fliessende Schicht von der ruhenden scharf ab; zuweilen dagegen finden sich von der Achse nach der Pe- ripherie alle Uebergänge von der heftigsten Strömung bis zur voll- kommenen Ruhe. Beide Zustände sieht man oft den einen aus dem andern hervorgehen. Derartige Erscheinungen können nur auf ein wirkliches Fliessen des Inhaltes in den Röhren bezogen werden, die Contraktionsbewegung aber ist kein wirkliches Fliessen. Es bleibt also nur übrig einzuräumen, dass die hyaline Grundsubstanz: eine wasserhaltige Flüssigkeit ist. Damit ist wohl unwiderleglich bewie- sen, dass von der Inhaltsmasse die strömende Bewegung in den Plas- modien nicht eingeleitet werden kann und es bleibt nur noch der Ausweg, die Ursache der Bewegung in der hyalinen Rindenschicht zu suchen. Der Contraktilität dieser widerspricht keineswegs die Be- obachtung, dass nach dem Eintritt der Störung im ruhenden Proto- plasma öfter auch diejenigen Theile des Fadens mit in die Bewegung hineingerissen werden, welche nach rückwärts von der Strömungs- richtung liegen. Sobald nämlich die Rindenschicht contraktil ist, wird die Inhaltsmasse nach der Seite ausweichen, wo sie den geringsten Widerstand erfährt. Sind die Widerstände auf beiden Seiten gleich, so muss der Inhalt nach beiden Seiten strömen. Nun beschränkt sich aber die Contiraktion der Rindenschicht nicht auf eine abgegränzte Stelle, sondern greift um sich. Schreitet sie nach der Richtung vor, welche der des fliessenden Stromes entgegengesetzt ist: so müssen die betroffenen nach rückwärts von der Stromrichtung gelegenen In- haltsmassen ausweichen und zwar nach der Richtung des geringsten Widerstandes. Dieser wird gewöhnlich in der Richtung des Stromes geringer sein als rückwärts davon. Man wird hiergegen nicht erwi- dern, dass die zuerst in Contraktion gerathene Stelle sich der Passage der von rückwärts her kommenden Massen widersetzen würde. Für die contraktile Eigenschaft der Rindenschicht spricht aber ganz be- sonders, dass sie gerade da, wo die Plasmodien durch Abfliessen des Inhaltes sich verdünnen, an Dicke zunimmt und umgekehrt, dass sie selbst an den dünnsten Plasmodien eine sehr bedeutende Consistenz hat. Diese Betrachtung unterstützt die Ansicht von der thierischen Natur der Myxomyceten. — (Berliner Monatsberichte 1867.- Juli Ss. 500-504.) A. Braun, über die Characeen Afrikas. — Der Nor- den Afrikas lieferte seither die meisten Arten überhaupt, der Sü- den die meisten eigenthümlichen, aus dem mittlen Afrika ist erst wenig bekannt. Aus Algerien 24 Arten, davon 3 auch in Marocco, von wo eigene Arten nicht bekannt sind, bei Tunis 5, wovon nur 1 414 in Algerien fehlt, in Aegypten ist zwar viel gesammelt aber doch nur 10 Arten gefunden, wovon 5 auch weiter in NAfrika verbreitet sind; in Senegambien nur 2 europäische Arten, in Guinea 1, in Angola 5, wovon 3 neu, in Kordofan und Dongola 1, in Abyssinien 5, in Mos- sambique 1, also überhaupt in WAfrika 6 Arten, im Capland 15, wo- von 6 nicht im übrigen Afrika, Madeira und die Canarien haben je 1 Art geliefert, die Azoren und Capverden noch keine, Bourbon und Mauritius 3 eigenthümliche, Madagaskar 2. Ganz Afrika zählt nun- mehr 45, also fast soviel wie Europa, davon 26 mit diesem Welttheil gemeinsame und unter diesen sind mehre wahre Kosmopoliten (Nitella hyalina, Chara foetida, contraria, fragilis), andre fehlen nur in Austra- lien (Nitella capitata, opaca, mucronata, gracilis, tenuissima, Chara coronata, aspera), noch andere blos über die alte Welt verbreitet (Tolypella glomerata, Chara erinita, gymnophylla), dann mittelmee- rische: N. translucens, brachyteles, virgata, Lychnothamnus alopecu- roides, Ch. imperfecta, galiodes, connivens. Nur 1 Art Ch. brachypus mit SAsien gemein. So bleiben nur 18 Afrika eigenthümlich. NAfrika ohne Aegypten hat 12 nicht eigenthümliche, Aegypten ebenfalls nicht eigenthümliche 7, auch die 8 westafrikanischen und 5 ostafrikanischen sind nicht eigenthümlich, nur SAfrika mit 9 Arten ist specifisch afri- kanisch. Verf. stellt nun diese Verhältnisse in 2 Tabellen übersicht- lich zusammen. Die Familie ist trotz ihrer universellen Verbreitung doch morphologisch streng umgränzt, daher die leichte Erkennbarkeit aller Hauptformen, die selbst aber sehr wandelbar sind, entfernt ste- hende Formen oft täuschend ähnlich, sehr nah verwandte sehr unähn- lich, daher gründliche Untersuchung nöthig zur Feststellung der si- chern Merkmale. Verf. unterscheidet Haupt- und Unterarten. Letzte stehen sich näher als erste und ist oft schwierig die Gränzen festzu- stellen. Die Uebersicht giebt folgende Gliederung. 1. Nitella: co- ronula sporangii e cellularum vertieillis pentameris binis superpositis constructa parva decidua; caulis et folia semper ecorticata; corona stipularis nulla. Subgenus Eunitella: antheridia in foliorum radio primario nec non in radiis secundariis terminalia, radiis ultimis ste- rilibus plerumque superata, sporangia ad divisuras foliorum lateralia; folia semel vel pluries radiatim divisa, radiis lateralibus radium cen- tralem subaequantibus. A. Monarthrodactylae: segmenta foliorum ul- tima unicellularia. a. simpliciter furcatae (folia rarius, radiis latera- libus deficientibus indivisa). «. homoeophyllae: folia verticilli inter se aequalia vel subaequalia * dioecae: N. monodactyla (N. cernua, N. syncarpa. ** monoecae: N. flexilis mit Subspec. acuminata und prae- longa. £. heterophyllae: folia minora simplieissima furcatis interjecta nur N.clavata. — b. repetito furcatae alle homöophyllisch. * dioecae: N. tricuspis, * * monoecae mit N. Stuarti. — B. Diarthrodactylae * segmenta foliorum ultima bicellularia; simpliciter furcatae a repetito furcatis in hac sectione stricte separari non possunt. «. homoephylla. * dioecae: N, gloeostachys, Gunii, dispersa. ** monoecae: N. mucro- nata und polyglochin. £. heterophyllae: verticillus e foliis majoribus 415 repetito furcatis interjectis minoribus minus compositae. * dioecae: N. conglobata und congesta. ** monoecae nur N. hyalina. — C. Po- lyarthrodactylae: segmenta foliorum ultima trisexcellularia, rarius sim- plieiter, saepius repetito furcatae, omnes hucusque cognitae homoeo- phyllae. * dioecae: N. diffusa, plumosa, N. myriotricha, cristata und gelatinosa. **monoecae: N. Hookeri, Zeyheri, Lechleri, ornithopoda, capillata, leptostachys. — Subgenus Tolypella: antheridia ad folio- rum divisuras lateralia, solitaria, sporangiis circumdata; foliorum ra- dii secundarii primarium non aequantes simplices vel iterum divisi, segmenta ultima semper pluricellularia, omnes subhomoeophyllae mon- oecae: T. nitida. — 2. Chara: coronula sporangii e cellularum ver- ticillo pentamero unico, plerumgue majuscula et persistens; foliorum radius primarius elongatus articulatus, ad genicula radiis secundariis semper unicellularibus, verticillatis vel unilateralibus instructus; cau- lis et folia saepe corticata; corona stipularis ad basin verticilli plus minus evoluta, rarissime deficiens. Subgenus Lychnothamnus: antheridia et sporangia intra foliolorum verticillum, juxtaposita aut rarius sejuncta; coronula cum apice sporangii denique operculatum secedens; caulis ecorticatus vel hapostiche et dissolute corticatus; folia semper ecorticatae; foliola in omnibus geniculis evoluta verticil- lata; corona stipularis simplex valde evoluta, accedente nonumquam altera in traverticillari, omnes monoeci. a. ecorticati simulque uni- stipulati, foliolis stipularibus ad basin exteriorem foliorum singulis. «. sejuncti: antheridiis ad foliorum genicula solitariis, sporangiis in findo vertieillaris, rarius in geniculus foliorum, nur L. macropogon. ß. eonjuncti: antheridiis solitariis sporangio deflexo oblique superpo- sitis, wohin L. alopecoroides. — b. subcorticati simulque bipustulati, foliolis stipularibus ad basin foliorum binis; fructificatio conjuncta, an- theridiis utrinque sporangio juxtapositis, wohin L. barbatus. — Sub- genus Euchora: antheridia in latere anteriore folii, folioli locum occupantia plerumgue solitaria; sporangia antheridio superposita vel in axilla folioli s. bracteae; caulis et folia ecorticata vel vario modo corticata. A. Astephanae: corona stipularis nulla; species unica om- nino ecorticata dioeca, Ch. stelligera. — B. Haplostephanae: corona stipularis e simplici serie cellularum. a. unistipulatae: cellula stipu- laris ad basin singuli folii unica. «. ecorticatae. *dioecae: Ch. austra- lis und Wallichi. **monoecae: Ch. corallina und coronata. £. corti- catae: caulis varie corticatus, folia ecorticata, ««. haplostichae: series cellularum corticis numerum foliorum aequantes. monoeca: Ch. myrio- phylla. ##. aiplostichae: series cellularum corticis dupliei foliorum numero, *dioecae: Ch. mollusca. **monoecae: Ch. Benthami. yy. tri- plostichae: series cellulorum corticis triplici foliorum numero, mo- noecae: Ch. scoparia. — b. bipustulatae: cellulae stipulares ad basim singuli folii binae, caulis in omnibus diplostiche corticatus, folia aut ecorticata aut media parte plus minus corticata. *dioecae: Ch. Hor- nemanni, leptopitys, dichopitys. **monoecae nur Ch. hydropitys. — C. Diplostephanae: corona stipularis e duplici cellularum serie, cau- 416 lis in omfibus, folia in plerisque corticata. &. imperfectae s. primor- diales: cortex caulis e cellulis homogeneis haplostichus, seriebus dis- junctis; folia quoque haplostiche et disjuncte cortieata, monoecae: Ch. imperfecta. b. perfectae: cortex caulis e cellulis heterogeneis, ordine et forma diversis, serierum primariarum alternatim elongatis et ab- breviatis, his saepe papillis vel aculeolis onustis. «. haplostichae: series primariae solae evolutae, contiguae, folia quoque haplostiche corticata, species unica dioeca: Ch. crinita. #. diplostichae: series contiguae rarius secundariis depauperatis dissolutae, folia diplostiche corticata, rarius ecorticata. * dioecae: Ch. ceratophylla und Kirghiso- rum. *monoecae: Ch. contraria und foetida. y. triplostichae: cortex semper continuus, folia semper corticata. ««. phloeopodes: folia inde a basi corticata, diplostiche corticata. *dioecae: Ch. aspera, Ch. ga- lioides. * monoecae: Ch. tenuispina, fragilis, brachyurus. ff. gymno- podes: foliorum articulus primus ecorticatus, sequentes triplostiche corticati. «&. dioecae. Ch. martiana. **monoecae: Ch. sejuncta und gymnopus. Verf. beschreibt hierauf nun die sämmtlichen afrikanischen Arten, wegen deren wir auf das Original verweisen. — (Berliner Mo- natsberichte 1867. Decbr. 782—800. 873— 944.) E. Loew, zur Physiologie niederer Pilze. — 1. Wachs- thumsgeschwindigkeit der Pilzfäden. Nach Darlegung der Beobach- tungsmethode giebt Verf. die Beobachtungstabellen über das Wachs- thum der Myceliumfäden und des Conidienträgers. Das Fadenende von Penicillium wächst in einer Minute bei 14,40 Temperatur 0,00036 Mill, in einem Tage 0,518, in 3 Tagen 1,554 Mill., auf Citronensaft in 1 Minute 0,0002 Miil., in 1 Tage 0,288, in 3 Tagen 0,1864 Mill. Kurze Zeit nach der Keimung ist das Wachsthum am langsamsten, später schneller. — 2. Direkte Aufnahme organischer Nährstoffe. Die seitherigen Beobachtungen über diese Aufnahme bei Penicillium wi- dersprechen einander sehr. Verf. erhielt bei den Versuchen auf Lö- sungen anorganischer Stoffe stets negative Resultate, dagegen stets Entwicklung auf Lösungen, die Aschenbestandtheile und stickstoff- freie Substanz enthielten und die erzielten Conidien der Culturschim- melpflanzen waren keimfähig. Penieillium crustaceum entwickelt sich auf Pflanzensäften, Bier, Brod üppig, auf Harn spärlich, auf Milch, Speichel, Fäces normal, P. cladosporioides auf Zuckerlösung, Brod und Fäces normal, auf Pflanzensäften üppig, auf Milch spärlich, Tri- chothecium roseum auf Brod üppig, auf Harn nur anfangend, auf Milch spärlich, Mucor mucedo auf Zuckerlösung und Milch normal, auf Brod “und Fäces üppig, auf Harn spärlich, Mucor stolonifer auf Pflanzen- säften und Brod üppig, auf Harn und Zuckerlösung spärlich. Der Fettgehalt in den Zellen scheint direkt aufgenommen zu sein. — 3. Die Unentbehrlichkeit des Sauerstoffs für die Keimung der Pilz- sporen. In Kohlensäure keimte keine einzige Spore von Penicillium, dann in Atmosphäre gesetzt schon nach wenigen Stunden und an den Myceliumfäden entstanden nach zwei Tagen normale Conidienträger. — 4. Unabhängigkeit der Schimmelspitze vom Licht, Schon der 417 Mangel an Chlorophyll lässt das Licht überflüssig erscheinen. Die Conidienbildung einiger Hyphomyceten findet am Tage und in der Nacht statt, ebenso auch im völligen Dunkel wie gleichzeitig ange- stellte Versuche mit Penicillium ergaben, auch die mit Mucor stolo- nifer. — (Wiener Zool. botan. Abhandlgen XVlI. 643-656.) Zoologie. W. Peters, die zuMimon undSaccopteryx gehörigenFlederthiere. — 1.Mimon stellte Gray 1847 für Phyl- lostoma Bennetti und Ph. megalotis diese früher als Micromycteris aufgeführt jedoch identisch mit Ph. elongatum und zur Gervaisschen Gattung Schizostoma gehörig auf. Erstre wurden von Tomes ebenfalls mit letzter vereinigt und konnte P. zwei neue Exemplare aus Suri- nam untersuchen, beide haben nur 5 Backzähne in jeder Reihe und hat also die Gattung die Schneidezahnzahl von Lophostoma und Chro- topterus, die Backzahnformel von Phyllostoma s. str. und die Lip- penbildung von Schizostoma — 2. Von Saccopteryx beschrieb die erste Art Schreber 1774 nach einem Exemplar aus Surinam als Ves- pertilio lepturus und aus ihr bildete Illiger die eigene Gattung, wäh- rend Geoffroy und Temminck sie unter Taphozous aufführen. Erst 1845 wies Gray nach brasilischen Exemplaren die Verwandtschaft mit Emballonura nach und Krauss untersuchte sie weiter. Eine ähnliche Flughautbildung wurde bei Vesp. caninus Wied gefunden. Verf. untersuchte neues Material und gruppirt die Arten nach dem äussern Bau, der Bildung der Schnauze, der Ohrmuschel, der Ohrklappe, der An- und Abwesenheit einer Flügeltasche und deren verschiedener Lage, der Ausdehnung der Flughäute, nach Gebiss und innerem Bau in folgender Weise: 1. Saceopterus lllig (Taphozous Geoffr, Urocryptus Tem): Ohrmuschel nach dem Ende hin verschmälert, am äussern Rande ziemlich tief eingebuchtet; Ohrklappe doppelt so hoch wie breit am Ende gerade abgestutzt, fast überall gleich breit, am obern und hin- tern Rande mit feinen abgerundeten Zacken; Nasenlöcher sichelför- mig, ihre äussere Grube kreisrund; Flughaut bis zum Ende der Ti- bia oder zur Basis der Fusswurzel herabgehend; eine nach oben und innen mündende Flügeltasche in der Schulterflughaut neben dem Vor- derarm; Zwischenkiefer an der Basis verbreitert ohne innern Querfort- satz, Antlitztheil des Schädels abgelattet, vordrer Orbitalrand hinter dem zweiten Lückzahn liegend, obere Schneidezähne 1—1. Hierher S. leptura Surinam. S. bilineata (Urocryptus bilineatus Tem.? Em- ballonura canina Gerv) ebda. 2. Peropteryx: Ohren dreieckig abgerundet, genähert oder durch Hanutfalte verbunden ; Ohrklappe doppelt so hoch wie breit, an der Spitze abgerundet, an der Basis des Hinterrandes mit stumpfem Vorsprunge; Nasenlöcher sichelförmig, ihre äussere Grube rund oder queroval; Flughäute bis zum Ende der Tibia oder an den Tarsus her- abgehend; Flügeltasche am Rande der Schulter der Flughaut nach oben und aussen mündend; Zwischenkiefer an der Basis mit innerm Querfortsätz,; Gesichtstheil des Schädels zwischen den Schläfengru- 418 ben vertieft, jederseits oben vor der Orbita gewölbt, vorderer Or- bitalrand in gleicher Verticallinie mit der Mitte des 2. Lückzahnes, obere Schneidezähne 1—1. Hierher: P. canina (Vesp. caninus Wied, Emballonura macrotis Wied, E.brunnea Gerv) Brasilien, Guiana, Ve nezuela, Guatimala. P. villosa (Proboscidea villosa Gerv) aus Bra- silien scheint hierher zu gehören. P. Kappleri n. sp. Surinam. P. leucoptera n. sp. Surinam. 3. Conura: Ohrklappe am Ende gerade abgestutzt, ganzran- dig, an der Basis des Aussenrandes mit stumpfen Zacken; Flughaut über die Mitte des Metatarsus fast bis zur Zehenbasis hinabgehend , Gesichtstheil des Schädels nicht vertieft, allmählig nach vorn abstei- gend. Hierher C. brevirostris (Emball. brevirostris Wagn) Brasilien. 4. Balantiopteryx wie Peropteryx, aber die Tasche auf der Mitte der Schulterflughaut und nach innen und oben mündend, Ge- sichtstheil des Schädels vor und über der Orbita jederseits blasen- förmig aufgetrieben, Vorderrand der Orbita in gleicher Vertikallinie mit der Mitte des 2. Lückzaknes, obre Schneidezähne 1—1. Hierher nur B. plicata n. sp. Costa Rica. 5. Rhynchomycteris (Proboscidea Spix): Ohren spitz, sehr verschmälert, aussen tief eingebuchtet, mit rundlichem abgesetzten An- titragus; Ohrklappe ein wenig nach vorn gekrümmt, nach der abge- rundeten Spitze hin verschmälert, am Vorderrande schwach concav, am Hinterrande convex und an dessen Basis mit einem schwachen stumpfen Vorsprung; Schnauze sehr spitz vorspringend, Nasenlöcher sichelföormig, Grube rund und quer oval; Flughäute bis zum Ende der Tibia angeheftet; Sporen merklich länger als Unterschenkel; keine Flügeltasche; Zwischenkiefer gegen die Basis sehr verbreitert, Ge- sichtstheil des Schädels allmählig absteigend, längs der Mitte vertieft, vorderer Orbitalrand in gleicher Vertikallinie mit dem ersten kleinen Lückzahn, obre Schneidezähne 1—1. Art Rh. naso (Vesp. naso Wied, Proboscidea saxatilis und rivalis Spix, Emball. lineata Tem) Brasilien, Surinam, Guiana. 6. Centromycteris Gray von vorigen verschieden durch die bis zu den Zehen herabgehende Flughaut, vielleicht auch durch 2—2 Schneidezähne und Schädelbau. C. calcarata (Wied) am Rio do Espi- rito Santo. 7. Col&ura: Ohr dreieckig abgerundet, Ohrklappe gerade, aber das abgerundete Ende etwas verschmälert, an der verdickten Basis des äussern Randes mit einem kleinen knotenförmigen Zacken; Na- senlöcher sichelförmig, ihre äussere Grube rund; Flughaut bis zum Ende des Tarsus; keine Flügeltasche; Zwischenkiefer an der Basis verbreitert ohne innern Fortsatz, Gesichtstheil winkelig abgesetzt und längs der Mitte vertieft, Gaumen hinter den Backzähnen verlängert, vorderer Orbitalrand in gleicher Vertikallinie mit dem Hinterrande des 2. Lückzahbnes, obere Schneidezähne 1—1. Art C. afra (Emball. afra Pet) Mossambique. 8. Emballonura Kuhl: Ohr dreieckig abgerundet, am Aus- 419 senrande flach eingebuchtet, Ohrklappe mehrmin der am obern abge- stutzten Ende verbreitert, an der Basis des Aussenrandes mit einem stumpfen Vorsprunge; Nasenlöcher sichelförmig , ihre äussere Grube rund; Flughaut bis ans Ende der Tibia oder bis zur Basis des Tar- sus reichend; keine Flügeltasche; Zwischenkiefer in der Mitte am schwächsten, an der Basis und am Ende gleichbreit; Gesichtstheil wie bei Coleura, hintrer Gaumenrand in gleicher Querlinie mit den hintersten Backzähnen, obere Schneidezähne 2—2, Hierher E. mon- ticula Kuhl (E. alecto Gerv., E. discolor Pet) Java, Sumatra, Luzon, E. nigrescens (Mosia nigrescens Gray) Amboina, Ternate. E. semi- caudata Peale (E, fuliginosa Tomes) Samoa-, Fidji- und Pelewinseln. — (Berliner Monatsberichte 1867, Juli, 469—481 1 Tfl.) W.Peters, neue Nagergattung Uromys aus NAustra- lien. — Unterscheidet sich von Mus durch dickere polygonale nicht so Tegelmässig in Ringel geordnete und sich nicht deckende Schwanz- schuppen. Gebiss ganz ähnlich Mus, der Schädel unterscheidet sich durch die verschiedene Bildung und viel geringere Grösse der Ossa tympanica, durch die höher abgehenden Jochfortsäte des Schläfen- beines, die beträchtliche Breite der obern Wurzel des Kieferjochfort- satzes, die kleineren Foramina incisiva. und die mehr denen von Ha- palotis ähnlichen Processus pterygoidei. Die Art U. macropus (Mus macropus Gray) am Cap York. — (Berliner Monatsberichte 1867. Juni 343—345 Tfl.) v. Martens, Hemieuryale, neue die Mitte zwischen Ophiuren und Euryalen haltende Seesterngattung. — Die Euryalen sind von Ljungmann in eine eigene Ordnung mit einer Fa- milie und drei. Unterfamilien erhoben worden. Die Zweitheilung der Arme verlor bald ihren systematischen Werth durch Trichaster Ag, Asteroschema Ltk, Asteronyx Müll und Astroporpa Oerst. und Joh. Müller legte daher das Hauptgewicht für die Unterscheidung von den Ophiuren auf die Art der Bewegung der Arme, die Ophiuren haben nur Geharme, die Euryalen Greifarme. Letztere hat nun auch die neue Gattung, aber zugleich auf deren Unterseite Schilder wie Ophiura die Oberseite der Arme ist gekörnt wie bei Euryale, dagegen fehlen auf der Scheibe wieder die zehn Strahlenrippen. Die Stellung der Stachelkämme gleicht wieder den Euryalen. Die Arme verzweigen sich nicht. Verf. giebt nun folgende Diagnose seiner Hemieuryale: Arme einfach und greifend, Rücken der Scheibe und der Arme ge- körnt, Seiten der Arme mit einer Reihe grosser Höcker besetzt, Un- terseite mit Schildern und nach aussen von diesen mit Querreihen stumpfer Stacheln bekleidet; keine besondere Madreporenplatte; zwei Genitalspalten an der Unterseite zur Seite der Mundschilder; die Mundränder mit Papillen besetzt, keine eigenthümlichen Zähne. Verf. beschreibt die Art H. pustulata nach zwei Exemplaren aus Westin- dien im Berliner Museum. — (Berliner Monatsberichte 1867. Juli 481 — 486. Abbildg.) Correspondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines für die Provinz Sachsen und Thüringen in Halle 1868, Mai. NE V. Sitzung am 13. Mai. Eingegangene Schriften: 1. E. Erdmann, Sveriges geologisca untersökning Nr, 22— 25 mit 4 geognostischen Karten. Stockholm 1867. 8°. 2. Oversigt over det Kongl. danske Videnskabernes Selskabs forhand- linger. Kjöbenhavyn Nr. 5 1867, Nr. 7 1866 8°. 3. Hermann Burmeister, Dr. med. et phil. Anales del Museo publico de Buenos Aires. Entrega cuarta. Buenos Aires 1867 Fol. 4. Greppin Dr., Essai geologique sur la Jura suisse. Dele&mont 1867. 4°, 5. v. Schlicht, Monatsschrift des landwirthschaftlichen Provinzial- vereines für die Mark Brandenburg und Niederlausitz. Nr. 4 u. 5. Berlin 1868. 8°. 6. Nobbe Prof. Dr. Die landwirthschaftliche Versuchsstation X. Nr. 1 u. 2. Chemnitz 1858. 8°. 7. Giebel, Prof. Dr. Landwirthschaftliche Zoologie 1.Lief. Glogau 1868. 8°. — Geschenk des Herrn Verfassers. 8. Seubert Dr., Grundriss der Botanik. Leipzig u. Heidelberg 1868. 8°. Herr Siewert bespricht eine Auslassung von Liebig, in wel- cher derselbe den Vorwurf zurückweist, dass sein Fleischextract zu theuer sei, dass vielmehr nach der von ihm aufgestellten Gebrauchs- anweisung ein Teller Suppe auf 61/,—7!/g Pfennig und nicht auf 2 Sgr. sich stelle, wie eine diesen Extract begutachtende Commission ausge- rechnet hatte. Eine sich über den betreffenden Gegenstand entspin- nende Discussion bewies, dass die Ansichten über den Werth des Lie- bigschen Fleischextract immer noch sehr getheilt sind und dass der 421 Wohlgeschmack der Fleischbrühe überhaupt wesentlich durch das beigefügte Gewürz bedingt sei. Weiter beschreibt Herr Siewert einen ziemlich complieirten Apparat, welchen Prof. Müller in Stockholm neuerdings zu Schlämm- analysen des Bodens construirt hat, mit dem Bemerken, dass derselbe, wie alle bisher angewandten, schwerlich ein befriedigendes Resultat liefern werde. Sodann legt Herr Schubring 2 Photographien von A. Braun in Dornach vor, welche einen merkwürdigen stereoskopischen Effect hervorbringen, auf den schon Prof. Helmholtzin seiner physiologischen Optik aufmerksam gemacht hat. Die meisten landschaftlichen Ste- reoskopenbilder sind nämlich von 2 Punkten aus aufgenommen, die nicht weit genug von einander entfernt liegen, um, wie gewünscht wird, ein in allen Dimensionen gleichmässig verkleinertes Modell der betreffenden Objecte hervorzubringen; sie zeigen vielmehr meist, be- sonders in den entfernteren Theilen nur ein mehr oder weniger er- habenes Reliefbild. Da nun Braun in der Schweiz sehr viele Stereos. kopenbilder aufgenommen hat, so trifft es sich mitunter, dass ein Paar benachbarte, nicht für ein Bild bestimmte Aufnahmen, einen bes- sern plastischen Effect geben, als die ursprünglich neben einander einander befindlichen. Die beiden vorgelegten Bilder waren Ansich- ten des Wetterhornes von Grindelwald aus (Nr.4681 u. 4682), welche einzeln den Vordergrund (bezüglich Kirchthurm mit Kirchhof und Haus mit Garten) sehr plastisch, den Hintergrund dagegen: die verschie- denen Spitzen des Wetterhornes mit den dazwischen liegenden Firn- feldern aber nur als schwach hervortretendes Relief zeigen. Bringt man aber ein Bild von 4681 vor das rechte, eins von 4682 vor das linke Auge, so kann freilich der Vordergrund wegen der gänzlichen Verschiedenheit kein einfaches Bild geben, die Formen des Wetter- horns aber treten ungemein plastisch hervor. Während also jede Nummer für sich einen ähnlichen Eindruck hervorruft, als ob man in Grindelwald von einer Stelle aus den Berg betrachtet, wobei man die Bergformen auch nicht deutlich erkennen kann, so ist der Effect der Combination beider Nummern dem zu vergleichen, den man bei Be- trachtung des Berges durch ein grosses Telestereoskop, oder bei Be- trachtung eines verkleinerten Modells erhält. Combinirt man beide Bilder so, dass 4681 links und 4682 rechts liegt, so geben sie einen verkehrten, einen pseudoskopischen Eindruck, den man noch dadurch deutlicher machen kann, dass man die Bilder so umdreht, dass die Bergspitzen nach unten kommen und dass sich 4681 wieder vor dem rechten, 4682 vor dem linken Auge befindet. Die hervorspringenden Kanten erscheinen dann als Schluchten und umgekehrt. Denselben teleostereoskopischen Eindruck sollen nach Helmholtz die beiden Bil- der des Wetterhornes (Nr.4950u.4952) geben die von der Bachalp aus, sowie 2 Bilder der Jungfrau, die von Mürren aus aufgenommen sind. Hierauf legt Herr Teuchert mehrere monströse Exemplare (desLeontodon Taraxicum vor, die sich durch besondere Fülle in den 422 Blühtenknospen, sogenannte „Könige“, muldenartige Einsenkungen im dicken Schafte, eins aber vornämlich dadurch auszeichnete, dass seine dicke Schaftröhre eine zweite und diese noch drei neben einander liegende einschloss. Zum Schluss berichtet derselbe Forster’s neueste Versuche, Leuchtsteine darszustellen und experimentirte mit einer Reihe von ihm angefertigter Präparate, welche, nachdem sie kurze Zeit mit Magnesiumlicht beleuchtet worden waren, in den überra- schensten verschiedenfarbigen Phosphorlichten erglänzten. Sitzung am 20. Mai. Eingegangenene Schriften: » . Bulletin de l’academie de royale de Belgique. Bruxelles 1867 8°. . Annuaire de l’academie royale de Belgique 3.4. Bruxelles 1868 8°, 3. Garcke, Dr., Linnäa, Beiträge zur Pflanzenkunde. Neue Folge I. 4. Berlin 1868. 8°. 4. Zeitschrift der deutschen geologischen Gesellschaft XX. 1 Berlin 1868. 82. Zur Aufnahme angemeldet wird: Herr Postkassencontroleur Kaiser hier durch die Herren: Giebel, Marschner, Taschenberg. Herr Giebel legt eine Partie Hundeschädel, reinen Rassen und Familiengliedern angehörig, 2 vom Dachshunde und eine Reihe vom ächten Wachtelhunde vor, macht auf ihre Unterschiede aufmerksam und bittet vorkommenden Falls um Bereicherung der Sammlung. Herr Taschenberg theilt seine Versuche und Beobachtungen über das Eierlegen der Maikäfer mit. Am 11. Mai, dem 3. Flugtage waren von ihm 6, am 14. ein, am 16. noch 4 in der Vereinigung früh am Morgen gesammelte Pärchen in einem luftigen Kasten eingesperrt worden. In diesem "befanden sich neben Futtervorrath 4 ziemlich gleichgrosse Blumentöpfe mit verschiedenen Erdarten angefüllt. a. ent- hielt in der Mittellage frischen Pferdedünger, b. frischen Kuhdünger, beide etwa 2 Zoll hoch mit gewöhnlicher Ackerkrume bedeckt, c. Erde von einem vollkommen erdigen Composthaufen, d. lockere Haideerde. Von sämmtlichen Pärchen waren nur noch zwei vereinigt, als sie in den Kasten gebracht wurden. Nachdem in der Zwischenzeit schon einige Männchen entfernt worden waren, ergab sich am Nachmittag des 20. Mai folgender Bestand. Vorhanden waren 5 todte und 2 le- bende Männchen, von welchen eins auf einem Weibchen sass, ohne mit ihm vereinigt zu sein. Ausserhalb der Erde fanden sich ferner an Weibchen 2 todte und 5 lebende, im Biumentopfe a, b und e keins, dagegen in d ein todtes und 3 lebende Weibchen nebst 23 in der Erde ziemlich zerstreut liegenden Eiern. Von zweien, der lebenden Weibchen, die etwa 4 Zoll tief in der Erde eingegraben lagen, hatte das eine 27, das andere 23 zum Ablegen reife Eier im Leibe; im In- nern der sämmtlichen übrigen Weibchen fand sich auch nicht ein reifes Ei. Trotz des Umstandes, dass die Weibchen zum Eierablegen D . 423 nur in dielockere Haideerde gegangen waren, meint der Vortragende, dass sie nach den Erfahrungen dieses Jahres nicht eben wählerisch seien mit der Beschaffenheit des Bodens; denn wenn man unter der brennenden Mittagssonne einen mit Maikäfern besetzten Baum schüt- telte, so flogen die befruchteten Weibchen ab, um sich sofort in die Erde einzugraben, wo sie eben niedergingen. Wenn sie aber in einem für das Brütgeschäft so günstigen Jahre, wie das heurige, keine Aus- wahl in der Bodenbeschaffenheit treffen, so lässt sich nicht erwarten, dass sie es thun werden in Zeiten, in denen durch rauhe Witterung einzelner Tage ihr Geschäft unterbrochen wird. Herr Schubring beschreibt die zweckmässige Einrichtung des auf den hiesigen Hausmannsthürmen aufgestellten Fernrohres, auf dessen Gestell bei vorkommenden Brandunglück der Ort des Feuers auf mehrere Meilen im Umkreis abgelesen werden kann, spricht sich aber weniger befriedigt über den isolirten Blitzableiter aus. Schliesslich verbreitet sich Herr Credner über die Entstehung und Verbreitung eines Thoneisensteins, der ihm von Herrn Marsch- ner übergeben worden war. Vor mehreren Jahren hatte ein ehema- liger Mühlhäuser von Nordamerika aus das preussische Ministerium auf eine Fundgrube in der Gegend aufmerksam gemacht und in Folge dessen war der Gegenstand einer nähern Untersuchung unterworfen worden. Im Unstrutthale lagert nämlich an verschiedenen Stellen der Keuper zwischen den Höhen des Muschelkalkes. Dieser Keu- per besteht aus der Lettenkohlengruppe und enthält eine Kohle, welche sich durch zahlreiche Schwefelkiesnester auszeichnet und in Folge derselben sehr geringen Werth als Brennmaterial hat. An den Rändern dieser Schichten haben die Atmosphärilien nach und nach den Schwefelkies zersetzt (Schwefelquellen bei Tennstädt, Langen- salza) und zuletzt jenen braunrothen bis ziegelrothen Thoneisenstein erzeugt, der 35—40°/, Eisen enthält und in der Umgegend von Mühl- hausen ziemlich oberflächlich auf den Feldern angetroffen wird. Zur Gewinnung von Eisen eignet sich jedoch das Mineral nicht, einmal weil es zu sporadisch vorkommt, und sodann, weil häufig der Schwe- felkies noch nicht zersetzt ist und der Schwefel das Eisen verderben würde. Dass Herr Dr. Bornemann im Innern eines solchen Eisen- oxydhydrats gediegenes Eisen gefunden haben will, wird vom Vor- tragenden in Zweifel gezogen, vielmehr das Entstehen jenes Eisen- kernes durch irgend einekünstliche Reduction als das Wahrschein- lichere angenommen. Sitzung am 27. Mai. Eingegangene Schriften : 1. Proceedings of the royale society of London Vol. XVI Nr. 95 — 100. 8°, 2. Würtembergische naturwissenschaftliche Hefte. Jahrg. XXIV. Lu.2. Stuttgart 1868 8°. 424 3. Correspondenzblatt des naturwissensch. Vereins zu Riga VI. Riga 1867. 8°. 4. Giebel, Prof. Dr., Landwirthschaftl. Zoologie 2. Lieferung, Glo- gau 1868. 8°. 5, Stadelmann, Dr., Zeitschrift des landwirthschaftlichen Central- Vereines der Provinz Sachsen Nr. 6. Juni 1868. Halle 1868, 8°. 6. Koch, Prof. Dr., Wochenschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues Nr. 14—17. Berlin 1868. 40, Als neues Mitglied wird proclamirt: Herr Postkassencontroleur Kaiser hier. Herr Köhler bespricht die neuesten Untersuchungen des Fran- zosen Gage über thierische Gifte und erklärt dieselben von keinerlei Bedeutung weder für die Zoologie noch für die Chemie. Herr Schubring widmet dem Andenken des am 22, Mai in Bonn verstorbenen Geh. Regierungsrath Prof. Dr. Julius Plücker einige Worte der Anerkennung seiner grossen Verdienste um alle Zweige der Mathematik, um Electrieität und Optik auf dem Gebiete der Physik. Derselbe hatte von 1834—36 auch der hiesigen Univer- sität seine Lehrthätigkeit gewidmet. Herr Teuchert berichtet schliesslich Scheibler’s neueste Untersuchungen über die Metapektinsäure in den Zuckerrüben, welche die Veranlassung ist, dass der Rübensaft zu Anfang der Campagne einen geringern, zu Ende deselben einen höhern Zuckerertrag giebt, als die Polarisation berechnen lässt, weil die Säure das Vermögen hat, das polarisirte Licht nach links, im entgegengesetzten Sinne also zu drehen, als es der Zucker thut. Bei dieser Gelegenheit macht der Vortragende darauf aufmerksam, dass sich die Chemiker ein gros- ses Verdienst erwerben würden, wenn sie die bisher sehr vernach- lässigten Pflanzensäfte einem gründlichen Studium unterwerfen wollten. Anzeige. Den verehrlichen Mitgliedern unseres Vereines, welchen noch einzelne Bände unserer Zeitschrift fehlen , lie- fern wir dieselben mit Ausnahme von Bd. 9 und 11, die von der Verlagshandlung zu beziehen sind, zum halben Beitrags- preise, den Band für 15 'Sgr. Der Vorstand. Druck von W. Plötz in Halle. Zeitschrift für die Gesammten Naturwissenschaften. 1868. Juni. N? VI. Ueber die Vertheilung der Wärme auf der Erdoberfläche von L. Witte in Aschersleben. 4. Die Störungen im normalen Gange der Wärme oder die Ursachen des Wechsels der Witterung. Den frühern Mittheilungen über Temperatur und Nie- derschlag in Aschersleben habe ich eine Beurtheilung über die Regelmässigkeit der Witterung beigefügt, die sich auf die Ansicht stützte, dass der Wechsel derselben abhängig sein möchte von der Einwirkung nicht allein der Sonne, sondern auch des Mondes und sogar der Planeten, wenigstens des Jupiters und der Venus, auf den Luftocean, oder dass es in diesem eine eigentliche, d.h. durch kosmische Kräfte bewirkte Ebbe und Fluth gäbe. Wie wenig man bisher auch geneigt sein mochte, der Attraction der Himmelskörper eine Wir- kung auf unsere Atmosphäre zuzuschreiben, und wie unbe- denklich man ihre Annahme als unerweislichen astrologischen Kram bezeichnete: so hat man doch in neuerer Zeit bei Ge- legenheit barometischer Höhenmessungen gewisse periodisch wiederkehrende Ungleichmässigkeiten des Luftdruckes wahr- genommen, welche sich durch keine andere Ursache erklären lassen, als durch Anziehung des Mondes. Solche Beobach- tungen machte unter Andern William Kennisch 1854 und 1855 auf den Cordilleren in Südamerika. Er schliesst in dem Bd. XXXI, 1868. 29 426. Berichte darüber, dass diese Thatsache, wenn sie durch Un- tersuchung und Erfahrung festgestellt ist, nicht allein ein hel- leres Licht auf barometrische Beobachtungen jeder Art wer- fen, sondern auch als Basis dienen dürfte, und manche at- mosphärische Erscheinungen, als frühere oder stäukere pe- riodische Windströmungen, Orkane u. dergl. zu erklären, und er meint, dass selbst unsere neuere Wissenschaft kein Mittel an der Hand habe, die Ebbe und Fluth des Oceans zu entdecken, wenn das Wasser wie die Luft die ganze Ober- fläche der Erde bedeckte, und dass es daher gestattet sei zu schliessen, dass, wenn die verbundene Anziehungskraft der Sonne und des Mondes eine die ganze Oberfläche der Erde bedeckende Fluthwoge bis zu einer gewissen Höhe zu erhe- ben vermag, auch dieselbe Kraft eine gleiche atmosphärische Fluthwoge über die Erdoberfläche oder über den Schwerpunkt der sie umgebenden Atmosphäre erheben kann. Die Ebbe und Fluth der Atmosphäre ist übrigens nach Fechner’s Schrift gegen Schleiden auch auf Sct. Helena und in Singa- pore nachgewiesen worden. Aehnlich, nur in umgekehrter Folge der Sätze, habe ich geschlossen (Maiheft 1863 S 401—-410 und Augustheft 1865 S. 97—101), und ich nehme nicht Anstand, es hier nochmals auszusprechen, dass es immerhin möglich sein könnte, von den dort bezeichneten Gesichtspunkten aus die verschlunge- nen Wege der wechselnden Luftströmungen zu entdecken und die sie bewirkenden Ursachen in der Gravitation der Him- melskörper und in der Vertheilung der Land- und Wasser- massen der Erdoberfläche aufzufinden. Laplace’s theoretischer Beweis für die Geringfügigkeit der atmosphärischen Ebbe und Fluth kann um deswillen meine Annahme nicht niederschlagen, weil sie ja auch keine bemerkbaren täglichen Fluthungen des Luftmeeres vorausset- zen, sondern nur —- freilich auf Grund derselben (wenn auch schwach) wirkenden Ursachen — eine Rückströmung, die eintritt, wenn Sonne und Mond aus Zusammenwirken in Ent- gegenwirken und umgekehrt übergehen. Ich begebe mich mit Bezug auf das früher Gesagte je- der weitern Erörterung dieses Gegenstandes und um so mehr, da ich nicht im Stande bin, den ursächlichen Zusammenhang 427 der Erscheinungen nachzuweisen, sondern mich lediglich dar- auf beschränken muss, die Gleichzeitigkeit derselben darzu- thun, die indessen jenen ahnen lassen. Nur folgende Sätze glaube ich wiederholen zu müssen. 1. Fällt im Sommer das erste Viertel des Mondes in die Zeit von 8 Uhr Morgens bis 11 Uhr Abends, so trifft (gewöhnlich am dritten Tage) Kälte ein, fällt es zwischen 11 Uhr Abends und 8 Uhr Morgens, so tritt Wärme ein; und fällt im Sommer das letzte Viertel zwischen 8 Uhr Mor- gens und 11 Uhr Abends, so folgt Wärme, fällt es zwischen 11 Uhr Abends und 8 Uhr Morgens so folgt Kälte. 2. Die Perioden mit entgegengesetzter Witterung und noch mehr die mit schwankender Temperatur sind gewöhn- lich die Zeiten des Niederschlages und der elektrischen Er- scheinungen. *) 3. Die elektrischen Erscheinungen und die wässerigen, sowie auch plötzlich einfallende Kälte- und Wärmetage ste- hen mit und zu einander meistentheils in der Verbindung, dass je zwei oder mehrere immer 100 Tage oder auch 146 Tage auseinander liegen, weil nach 100 Tagen Jupiter und nach 146 Tagen Venus in eine Stellung kommt, die zur Erd- stellung gerade 90° weiter ist, alsam ersten Tage, oder beide vollenden in diesen Zeiträumen ein Viertel ihres synodischen Umlaufs, — sie stehen (wie der Mond in Vierteln) in Quad- ratur zu der frühern Stellung. 4. Grössere Störungen pflegen sich nach 1795 Tagen (d.i. nach 5 Jahren weniger 1 Monat) zu wiederholen, wo- von der Grund darin zu suchen sein dürfte, dass nach dieser Zeit die vermeintlich einen Einfluss ausübenden Planeten, (Ju- piter, Venus, Mars und Saturn) alle zusammen eine Stellung *) Für die Formen des Niederschlages sind folgende Zeichen gebraucht: Ein Komma bedeutet schwachen Regen, r stärkern, R Re- gengüsse, Gtte Gewitter mit Regen, fG fernes Gewitter, WC Wetter- leuchten, n schwachen und N starken Nebel, — fallenden Nebel, ein Punkt Graupeln, ein Kolon Hagel, ein kleiner Stern Schnee, ein gros- ser starken Schneefall, ein Ausrufungszeichen Regen mit Schlossen, desgl. NC Nordlicht, heh schwachen und Hch starken Höhenrauch. Die Differenzen der Wärme und Kälte vom Mittel sind in Zehntel- graden Celsius angegeben. 29 428 innehaben, die zur Erdstellung genau um 90° vor- oder rück- wärts liegt, also gleichsam in Quadratur stehen, Der Sommer 1857. &| März April Mai Juni Juli August | » SEK WIR .WLKI WE KW SKETSWEIT RE NNE Zammg SEEN 63 Sa ar 19 123 24| n, nl 61 Gttr | 66 172| ı8 8124 254,11, 41,83. |. 51 33 33 11 125 6 — | 221 73 | * jeGctt| 33 14 2 27 126 27 Sl] ri j 35 43 25 127 28 I si 67 : \ 9 54 IGttr | 46 8| r,|j28 so 6 38 72] 23 4 29 301 16 | 34 9 | Gttr | 28 16 h | 13 [30 315 r | Tau un 23 |31 | April | Mai - Juni Juli August Septbr. | ilr |451 4231| ,ı 34 STEHT 171 Syiwarzalseh 2 | 9 10 4 50° are s3Iwı 61] 16|, 161 15 78 I,GttR| 18 | 3 al Aa. 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Wärme, die auch anfangs bei scharfem SO und W eintraf, dann aber bei NW und NO in ansehnliche Kälte mit Regen und Schnee- 429 gestöber herabfiel. (Vom 23. bis 25. Schnee bei Magdeburg, in Sachsen und in der Eifel. Sehr nasskalt war der ganze April in Frankreich, England und besonders in Irland.) | 3. Das erste Viertel am 1. Mai um 11/50 d. a. Wärme. Die Kälte schwächte sich zwar in den ersten und letzten Tagen ab, dauerte aber bei meist nordöstlichen Winden fort. (In Frankreich und England heiterte sich das Wetter auf.) 4. Das letzte Viertel am 16. Mai um !/sh d. a. Kälte; es traf aber schon am 15. Wärme ein, die selbst bei SO und NO anhielt und bei SW am 22. sogar bis 10,30 über das Mittel stieg. Die Gewitter kamen aus Ost und bei östlichen Winden. 5. Das erste Viertel am 30. Mai um 141/ıh d. a. Kälte, die auch bei wechselnden Winden zu Anfang und am Ende Statt hatte und nur vom 5. bis 9. merklich in Wärme um- schlug. 6. Das letzte Viertel am 15. Juni um 8!/sh d. a. Wärme, die am dritten Tage regelmässig eintraf. Winde wechselnd. (In Griechenland war es vom 21. an sehr regnerisch und kalt, während dort sonst um diese Zeit beständig heiteres Wetter ist; in Nordamerika waren im ganzen Juni ungeheure Regen- stürme mit Hagel.) 7. Das erste Viertel am 29. Juni um 151/3h d. a. Wärme, die bis zum Vollmond regelmässig eintraf, worauf dann die Temp. sich auf dem Mittel hielt. Winde beständig westlich. 8. Das letzte Viertel am 14. Juli um 145 d.a Wärme; die Temp. schwankte aber bei beständig westlichen Winden mehrfach um das Mittel, daher Regen und Gewitter. (Am 15. starke Regenstürme in Hamburg und Holstein ) 9. Das erste Viertel am 28. Juli um 221/,h d.a, Kälte; es trafaber entschiedene Wärme ein (bis 9,6% über dem Mittel), die sich erst am Ende abschwächte Winde SW. (Am 28. Gewitter mit starkem Hagel bei Cöln, desgl. Hagel mit Sturm bei Schwedt und Stargard; im Juli und August fast täglich starke Regen in Drontheim und in Nordamerika.) 10. Das letzte Viertel am 12. August um 182/;h d. a. Wärme, die anfangs stark dann schwach über dem Mittel eintraf. Winde wechselnd. 11. Das erste Viertel am 27. August um 16h d.a. Kälte, 430 statt deren bei SO und SW Wärme eintraf, daher im Anfang Sept. zahlreiche Gewittter. (Am 8. den ganzen Tag hindurch sehr starke Gewitter mit Regengüssen in Stockholm.) 12. Das letzte Viertel am 10. Sept. um 235/sh d a. Kälte, doch hielt bis zum Neumond die Wärme an bei S und W, worauf dann mit starkem NW die Kälte einfiel. (Vom 9. bis 13. Sturm an der Ostküste von Nordamerika bei Havanna, vom 17. bis 23. Stürme auf und an der Ostsee und dem fin- nischen Meerbusen, bei Libau mit Schnee und Hagel.) Dieser Sommer entspricht der Regel eben so wenig wie der von 1854, da nur nach 3 Quadratu- ren (6, 7u.10) regelmässiges Wetter eintraf, nach dreien (1, 5 u. 12) halb regelmässiges, nach einer (8 schwankendes und nach den fünf übrigen ent- gegengesetztes, wozu noch kommt, dass die die Unregel- mässigkeit andeutenden Störungen und Niederschläge auch weniger in hiesiger Gegend hervortraten (nur nach 4, 8u. 11), als in andern Ländern; indessen folgt auf ihn — wie zur Ausgleichung — ein sehr regelmässiger Winter und Sommer. In Zwischenzeiten von 100 Tagen trafen ein: a) Gewitter am 10. April und Wärmesprung am 12. — Ge- witter 20. Juli — Nebel 27. und 28. Oct.; b) Niederschlag 3. Oct. 56 — Nebel TER Schnee 12. bis 17. Januar — Regen und Schnee 21. bis 27. April — Gewit- ter 28. Juli und Wärmesprung 30. — Nebel und Niederschlag 4. bis 7. Nov. u. w.; c) Regen und ferne Gewitter 7. Aug. — Nebel 17. Nov.; d) Zu k. 56 Nebel 18. bis 20. Oct. — Schnee 25. bis 28. Jan. — Hagel 5. Mai. — Regen 12. Aug. Nebel 22. Nov.; e) Regen 28. Aug. — Nebel 5. bis 7. Dec. u. a.; f) Schnee 6. Nov. 56 — Nebel 15. bis 17. Febr. — Gewit- ter 24. und 26. Juni — Gewitter 1. bis 5. Sept. ; g) Zu e 56. Regen und Schnee nach 23. Nov. — Nieder- schlag 1. bis 3. März; h).Zu f. 56 Nebel 30. Nov. und Schnee 2. Dec. — Schnee 10. bis 12. März; i) Zub 56 Regen 14. und 15. Dec. — Nebel und Regen 24. bis 26. März. — Gewitter 30. Juni und 4. Juli. — Wär- mefall 6. Oct. u. w.; 431 k) Niederschlag 19. Dec. — Niederschlag 28. und 29. März. — Wärmefall 7. Juli — Nebel 14. und 15. Oct. u. w.; 1) Schnee 23. u. 26. Dec. — Wetterleuchten und Hagel 3. und 4. April. — Wärmesprung 13. bis 16. Juli. — Ne- bel 20. Oct. Ebenso kann man auf einander beziehen: die falsche Wärme nach dem 30. März und die falsche Kälte nach dem 7. Juli, die falsche Kälte nach dem 22. April und die falsche Wärme nach dem 30. Juli, die falsche Wärme nach dem 16. Mai und die schwankende Temperatur nach dem 23. Aug., die falsche Wärme nach dem 5. Juni und die falsche Wärme nach dem 12. Sept. In Zwischenräumen von 146 den fielen ein: a) Zu p. 56. Regen, Nebel und Schnee 3. bis 6. Jan. — Gewitter 26. Mai. -- Nebel 14. und 15. Oct. u. w.; b) Zu r 56. Nebel und Niederschlag 24. bis 26. März. — Falsche Kälte und Regen 17. bis 19. Aug.; c) Zu s. 56. Hagel 4. April. — Regen 28. Aug.; d) Zu t 56. Regen und falsche Kälte 21. und 22. April. — falsche Wärme und Gewitter 13. Sept. ; e) Nebel 18. bis 20. Oct. 56. — Schnee 10. bis 12. März; f) Schnee 2. Dec. 56. — Schnee 25. und 26. April; g) Nebel 12. und 13. Januar — falsche Wärme nach 5. Juni — Nebel 28 und 29 Oct.; h) Gewitter 10. April — Gewitter 1. bis 5. Sept. 439 Der Sommer 1858. &| März | April Mai Juni Juli ee August |» FIK. w.|IK. W.|K Ww| K W. K. wi AR vun | 23 46 16 0 2 28 In6G6ttr! 7 a6 1. 11610 20100016 10. lee 22er er 24| n/4ı |H |51 G 6 hi 10 24 124 251 20|... 25 14 EB r 3 3 'acıt:125 _ 26] 12 25 56 9 14 ; 41 26 27110) , 125 46 1 Samen | 28| 7 15 34 | ‚r 31 25 y 32 |fGr 128 29 20 \fG |221 38 ‚1 40 47 » 129 30 42 401 14 17 40 A 33 ‚ [30 3 82 a 43 |RRR 18 “131 April | Mai | Juni Juli = August | Septbr. | 11, 1681 7 39| 24 | fGttr | 40 \ 22 1 2 0 6 IRGtt:| 50 | 39 39 —— 6 2 31 ,1|20|18 |,R 51| 8 11 h ; 251 3 al 52a 791 30 | fGttr 20 \ 341 4 5124 1 67 9 47 |,ottwı| 345 5 6| 29 28 16 8 ‚I 8 ‚Gttr 1 6 7|35 36 63|43| r, 30 14 7 8| 30 30 551 19 11 7 RB 8 9[43|N1.|16 71 29 Ir,fGtt 5 14 9 10 | 29 4! 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Kälte, statt deren anfangs die Wärme bei wechselnden Winden an- hielt, worauf bei SW die Temp. schwach um das Mittel 433 schwankte. Am 9. Nordlicht; am 29. bei weicher linder Som- merluft um 8 Uhr Ab. plötzlich eine halbe Stunde ein starker SWsturm (mit Finsterniss durch Staubwirbel) nach 9 Uhr Ge- witter in O bei stiller Luft. (Der Sturm war in gleicher Weise in Dortmund und Halle, mit Gewitter in Magdeburg und Ber- lin (10 Uhr). Am 3. und 4. Mai Regen und Sturm aus W. 4. Das letzte Viertel am 6. Mai um 7!/ah d. a. Kälte; es schwankte aber die Temp. bei wechselnden Winden um das Mittel. Regenzeit vom 11. bis 16. 5. Das erste Viertel am 19. Mai um 12h d. a. Kälte, die bei W. einfiel, am Ende aber bei O in Wärme umschlug. Am 2. Hagelschlag in der Nähe von Aschersleben und Mag- deburg. | - 6. Das letzte Viertel am 4. Juni um 21!/h d.a. Wärme, die regelmässig anhielt und bei wechselnden Winden Gewit- ter brachte. (Vom 11. bis 13. Gewitter mit Ilagel bei Ber- lin; vom 4. bis 6. starke Gewitter mit Platzregen und Hagel in England; bis zum 17. in England und Nordfrankreich starke Hitze, bis zum 14. in Nordamerika heftige. Regen- güsse; am 1. Ausbruch des Vesuvs, am 5. des Morgens und Abends Aufkochen der Nordsee bei ruhiger Luft.) 7. Das erste Viertel am 18. Juni um 9b d.a. Kälte, die regelmässig einfiel, bei starkem W aber nur schwach war. 8. Das letzte Viertel am 4. Juli um 7!/h d. a. Kälte, die einfiel und bei Windwechsel tagelang starke Regen und Gewitter brachte — vom 10. bis 12. anhaltend starker Regen mit 3 Gewittern am 11. 9. Das erste Viertel am 17. Juli um 21!/sh d. a. Kälte, die nach der anfänglichen Wärme auch eintrat bei SW mit Regentagen. (Am 17. waren sehr starke Gewitter am Nie- derrhein; am 25. ging ein orkanartiger Sturm über Kassel, Hannover, Hamburg, die Ost- und Nordseeküste entlang, der auch in Aschersleben um 5 Uhr Ab. verspürt wurde; am 30. und 31. starke Regengüsse in Norddeutschland, besonders in Sachsen, Böhmen und Schlesien, wo sie grosse Ueberschwem- mungen veranlassten.) 10. Das letzte Viertel am 2. Aug. um 15h d.a. Wärme, die bei meist östlichen Winden eintraf. Gewitter mit Regen- güssen. 434 11. Das erste Viertel am 16. Aug. um 12!/sh d. a. Kälte, zu der auch die Temp. nach einigem Schwanken, bei welchem wechselnde Winde Gewitter brachten, herabfiel und die bei W anhielt. Am 25. Hagelwetter, besonders im südlichen Deutschland. 12. Das letzte Viertel am 31. Aug. um 21h d.a. Wärme, die auch im Ganzen eintraf, doch in der Mitte auf 5 Tage um das Mittel schwankte. 13. Das erste Viertel am 15. Sept. um 6h d.a. Wärme, die gleichfalls eintraf und zwar bei häufig wechselnden Winden. In diesem Sommer ist die Witterung vom Juni an nach 8 Quadraturen regelmässig gewesen, im Anfange nach dreien (1, 3, 4) schwankend, nach einer(5) halb regelmässig und nach einer (2) ent- gegengesetzt. Die Regenzeiten fielen in Kälteperioden, wo bei wech- selnden Winden Wärme andrang. In Zwischenzeiten von 100 Tagen fallen ein: a) Falsche Wärme 14. Mai — Gewitter am und nach 22. Aug. — falsche Wärme nach 28. Nov.; b) Zu b) 57 — Schnee 14. Febr. -— Gewitter 24. Mai — schwank. Temp. Anf. Sept. — Nebel 10. und 11. Dec.; c) Regen und f. W. 28. Mai — Gewitter 5. Sept. und schw. Temp. — Schnee 25. und 26. März 59; d) Schnee 6. März — Gewitter 13. Juni — f. Kälte 21. Sept. Regen und Schnee 28. bis 30. Dec.; e) Zu e 57 — Schnee 13. bis 15. März — Regen 21. Juni; f) Gewitter 1. Juli — f. Kälte nach 9. Oct.; g) Regen und Schnee 26. und 27. Dec. 57 — Regen 4. April mit f£ K. — Regen 10. bis 12. Juli — Nebel 19. und 20. Oct.; h) Falsche Wärme 30. Dec. 57 — Nordlicht 9. April — Gewitter 17. Juli — Nebel 22. bis 25. Oct. — Schnee 2. Febr.; i) Nebel 1. und 2. Jan. — Hagel 12. und 13. April — Ge- witter 21. Juli — Nebel, Regen und Schnee 27. bis 30. Oct.; k) Nebel 12. Jan. — f. Wärme nach 23. April — Regen 30. und 31. Juli — Schnee und Nebel 6 bis 10. Nov.; l) Zu i 57 — Schnee und Regen 18. bis 21. Jan. Gewitter 29. April — Gewitter 6. Aug. — f. Kälte nach 14. Nov.; 435 . m) Zu k 57 — Schnee 23. Jan. Regen 3. und 4. Mai — Gewitter 9. Aug.; n) Schnee 1. Febr. — Regen 11. und 12. Mai — Regen 20. Aug. — f. Wärme nach 27. Nov. In gleicher Weise kann auf einander bezogen werden: die falsche Wärme vom 12. bis 16. Febr. und die falsche Wärme vom 21. bis 25. Mai, die falsche Kälte vom 5. bis 15. April und die falsche Wärme vom 14. bis 25. Juli, die schwankende Temp. nach 20. Aug. und die falsche Wärme nach 27. Nov., die schwache f. Kälte vom 6. bis 10. Sept. und die schwache £. Kälte vom 17. bis 19. Dec. Nach 146 Tagen fielen ein: a) Gewitter 12. Aug. 57 — Nebel 2. und 3. Jan. — Re- gen 28 Mai — Nebel 19. und 20. Oct.; b) Zu h 57 — Wärmefall 24. Jan. — Gewitter 18. Juni Nebel 9. Nov. — Schnee 1. April 59; c) Zu a 57 — Schnee 8. bis 11. März -— Regen 30. und 31. Juli; d) Nebel 20. Oct. 57 — Schnee 14. und 15. März — Ge- witter 6. Aug. — Regen und Schnee 28. bis 30. Dec. ; e) Nebel 22. Nov. 57 — Hagel 13. April — Gewitter 4. Sept.; f) Nebel 29. Nov. 57 — f. Wärme 22. April — Nebel 12 und 13. Sept. — Schnee 2. Febr. 59; g) Nebel 5. bis 7 Dec. 57 — Gewitter 29. April — Wär- mefall 21. Sept.; h) Schnee 18. Jan. — Gewitter 10. und 11. Juni — Nie- derschlag 1. Nov. u: w.; i) Hagel 25. März — Gewitter 15. Aug. u. w.; k) Wärmefall 5. April — Gewitter 28. Aug. u. w.; l) Gewitter 2. Juni — Nebel 22. bis 24. Oct. A 436 Der Sommer 1859. | März | April | Mai Juni Juli August | & Ks WER WIR RENNER, EN TIPR 81 24 11 TE REINER 4123 24| 6|rır | 10 4 14 22 i 29124 251 19 |** | 26 fGtt, |18| 12 14 491 25 26, ı| | | 13 Gttr 44 11] 14 731 26 27 36| 22 Gttrwi | 61 8 26 82127 28 Aral ed 62 23 31 | ‚Ni |44|28 29 90, 24 39 5i| r 9 | Gttr | 26129 30| „159 8 Gttr [43 12993 19% rt Getr 32130 31| 3 | r* fGtt | 51 22, {1327 31 April | Mai | Juni Juli August Septbr. | 11 34 | * | 43 |,rR| Gttr |45 | 31 | ‚22 ju22 sHalrı 2| 0 27 74 48 24| 25 2 ae GGttr | 80 70 35 6 |r, | 3 4 61 19| r |24| Gttr | 1 57 11 4 bi. 1038 u 8 Sl na 24.10 28 05 6| „IA 8 9 1 16 | 28 6 7 82 27 39 37 32 17 EN, (7 8 70 al Aal ur. „| 16 681.145,.|,.88 9| „154 18 46! 13 33 14| 9 10 4152 177 50 3| 19 |6ttrR 2 „110 11 37| 2% Gttr 150 I28| 24 29 11 121 1250 23 GGttr | 23 139 14 | 42 | ‚rlı2 13 ‚| 18] 56 a) sılGttr| | 24 13 14| 3.J*1 43 | „I 21 |rr 25|Gttr| 291 95 14 DUB) Ko lS3N Krise] | Bekillmaann ie) 16 101 19 15 16] 29 r |\14| 14 |r 2 0I 20 16 17| 40 | * | Gttrj) 15 bar 42| 13 44 ın,1117 18| 34 ao 75| 22 | 2 | 20 1%,.m18 19| 23 29| 31 84 7] 39 19 301, 31... 301 4 GGGttr| 58 46 | 13 20 Dil a ee ee) 17 71 9 7121 22| 30 0 Ft 1,0056 5, 5122 1) Das letzte Viertel am 26. März um 10t/ıh d.a. Wärme, die bei westlichen Winden regelmässig eintraf, mit Ausnahme der beiden Tage mit Schneestürmen. 2) Das erste Viertel am 10. April um 121!/sh d.a. Kälte, die bei meist westlichen Winden regelmässig einfiel. 3. Das letzte Viertel am 25. April um 51/»h d. a. Kälte, die bei östlichen Winden anhielt und sich endlich zum Mit- tel hob. 4. Das erste Viertel am 9. Mai um 173/.l d. a. Kälte, die anfangs regelmässig einfiel bei nordöstlichen Winden, dann aber bei westlichen Winden sich schwach über das Mit- tel erhob. 437 5. Das letzte Viertel am 24. Mai um 233/;h d.a. Kälte, statt deren bei östlichen Winden entschiedene Wärme eintraf mit zahlreichen Gewittern. 6. Das erste Viertel am 7. Juni um 231/ah d. a. Wärme, die in der ersten Hälfte bei Ost eintraf, dann bei eintreten- dem West mit Gewittern in Kälte umschlug. (Vom 27. Mai bis 13. Juni waren überall in Europa vom Mittelmeer bis zum Nordcap viele und schwere Gewitter, die häufig einschlugen und Menschen tödteten; vom 10, bis 13. Juni Gewitter mit Regengüssen am Mittelrhein und bis Westphalen hin, wobei durch Wolkenbrüche Ueberschwemmungen veranlasst wurden; in Nordamerika war zu Anfange des Monats grosse Kälte mit Nachttrösten.) 7. Das letzte Viertel am 23. Juni um 15!/sh d.a. Wärme, die bei wechselnden Winden regelmässig eintraf. 8. Das erste Viertel am 7. Juli um 62/3h d. a. Wärme, die bei westlichen Winden anhielt. 9) Das letzte Viertel am 23. Juli um 41/;b d. a. Kälte, die Temp. war aber anfangs schwankend und stieg endlich in Wärme auf. Winde wechselnd. 10. Das erste Viertel vom 5. August um 161/s6h d. a. Kälte, die Temp. aber bei wechselnden Winden schwankend, daher Gewitter. : 11. Das letzte Viertel am 21. August um 14!jsh d. a. Wärme, welche regelrecht eintraf, bis am Ende die Temp. nach dem Nordlicht und nach Gewittern etwas unter das Mit- tel herabsank. Das in der Nacht vom 28. zum 29. in ganz Deutschland und England beobachtete Nordlicht war stark und wirkte so auf die Magnetnadel, dass telegraphische Mit- theilungen unmöglich waren. 12. Das erste Viertel am 4. Sept. um 4°/sh d.a. Wärme, statt deren bei westlichen und südlichen Winden Kälte mit Regen einfiel, 13.. Das letzte Viertel am 19. Sept. um 23h fiel genau in die Wendestunde und es folgte darauf Wärme bei süd- westlichen Winden. Nach 6 Quadraturen war das Wetter regel- mässig, nach zweien (9 und 10) schwankend, nach zweien (4 und 6) halb regelmässig, nach zweien 438 (5 und 12) entgegengesetzt und nach einer (13) ist es als unentschieden zu betrachten. In Zwischenzeiten von 100 Tagen trafen ein: a) Gewitter 4. Juli — Nebel 13. und 14. Oct. b) Nb. und Sch. 5 bis 7. Jan. — Sch. und Hagel 14. und 15. April — Regen 23. Juli — Rg. 31. Oct.; c) Nordlicht und Gttr. 29. und 30. Aug. — Nebel 6 und 8 Dec.; d) Nb. und Sch. 8. bis 10. Nov. 58 — Hagel 18. Febr. — Gttr. 30. und 31. Mai — f. Kälte 5. Sept. — Nb. 14. Dec. ; e) Gttr 11. und 12. Juni — Nb. 17. Sept. Ebenso kann man auf einander beziehen: Die falsche Kälte nach 16. Nov. 58 und die talsche Wärme nach, 25. Febr. 59, j die schwache falsche Wärme nach 4. Dec und die falsche Wärme nach 14. März, die falsche Wärme nach 25. Jan und die schwache falsche Wärme nach 4. Mai, die falsche Wärme nach 25. Mai und d. f. Kälte nach 31. Aug. und d. f. K. nach 9. Deec., die falsche Kälte nach 14. Juni lässt die Wärme nach 21. Sept. als unregelmässig erscheinen, die falsche Wärme nach i3. Sept. und die falsche Wärme nach 22. Dec., die falsche Wärme Ende Juli und die falsche Wärme An- fang Nov. Zudem, da in Bezug auf den vermutheten Einfluss des Jupiter (s. Augustheft 1865 S. 123) das Jahr 1859 mit 1854 correspondirt, so möchte für dasselbe die starke falsche Wärme nach 25. Jan. auf die falsche Wärme nach 23. Febr. 1854, die starke falsche Wärme Ende Mai auf die schwankende Temp. nach 28. Juni 54, dieKälte am 15. Juli auf die falsche Temp. nach 16. Aug. 54, die falsche Wärme nach 1. Aug. auf die falsche Kälte nach 1. Sept. 54, die schwache falsche Kälte nach 9. Oct. auf die falsche Kälte nach 12. Nov. 54, 439 und die falsche Wärme nach 30. Oct. auf die falsche Wärme nach 30. Nov. 54 bezogen werden können, wie auch im Jahre 1858 die falsche Wärme nach 27. Nov. auf die falsche Kälte zu Anfang Dec. des Jahres 1853. Nach 146 Tagen fielen ein: a) zu h. 58: Schnee 25. und 26. März. — Gewitter 13. und 14. Aug. — Schnee 7. Jan. 60; b) zu i 58: Nebel 5. bis 7. Jan. — Gewitter 30. Mai bis 1. Juni; c) zuk 58: Niederschlag 18. Jan. — Gewitter 11. u. 12. Juni; d) Gewitter 17. Mai — Nebel 18. Oct. Der Sommer 1860. &| März April Mai Juni Juli August | ®o STIER NWERRT WE W|LR wiR WR Dwie 23 zu | 26 3Y 14 | 11 13 ‚123 24 rT 46 1 Gttr:H 24 38 4 , 25 24 25 12 18 22 |, 58119 |,r| 6, 02125 26|5 |. 2 Gttr | 24 | r |27| 34 | r 23 | 26 Re N 4 |r 10 | 44 fGtt | 33 | 27 Ss. 31| 16 46 | „ 20 | 18 13 28 29| , 7 Ä 31 8 | ,r |]24 ır |18Sı r N | 16 129 30 s| 3 |=| 6 | R 129 | , 14 |rRr 27 |30 31 23 59 57 |Rr.| fGtt | 31 [31 | April | Mai | Juni | Juli | August | Septbr. | illr | 4 27 4|, | | ,„] 4 ” sıı ale! 39 e 17 | 39 32 . : 4| 2 ir, |15 5 29 | 41 ; 22 : 20 3 4 16 8 2 } 2 | r]Jı ; 35 4 Son, 1211, 45, hchl 16. ..| 54 Pl \ ur) 58 url D 6| 2 | n 48 8I683 | R 3 30 n 6 an |661 20 Alehloii3]:i53 8 ,| 1 !N 17 SE 72,53 261 03 02... |50 23 |... 1.24 ıl:Nel, 8 nr 188 36 20 | 36 DAT 9, 10| 11 D 56 D 9 | 20 9 57 10 11] 23 Wi /92| 16 20 10 66 11 12| 15 G6Gttr | 88 27 | 16 11 „| 51 12 13] 2 50) fGtt 51 I|14 | R| 25 39 13 14| 5 21\, 10 ;Hchl 8| 2 Gttr| 10 14 15 27 2383| 64 R st 2 12 [15 16 0) ffa |291 32 53 30 7 R lı6 17 17 41| 16 58,1; „|,52 11.07 18 32 73] 2 Gttr| 27 | 8 n, , 10 |18 19] 50 * | Gttr | 79 8 8 |Gttr| 19 10 119 20| 56 | * | Gttr |67 |46ttr | 37 Jıı I no 7| r |11120 21| 32 * |Gttr.r| 26 29 4 ar ver 17 |21 22| 27 3 6 15 | 12 24 |22 440 1. Das erste Viertel am 30. März 73/ıh d. a. Wärme, Regelmässig erst bei SW, dann nach dem SWsturme in der Nacht zum 3. April bei NO mit Nebel und Regen. (Am 9. April Nordlicht in Westphalen und Hannover.) ’ 2. Das letzte Viertel am 13. April um 21/ah d. a. Kälte, nach kurzem Schwanken bei NO und NW einfiel. 3. Das erste Viertel am 28. April um 151/,h d.a. Kälte, zu der die Temp. bei N und NW herabfiel, am Ende aber bei SW in Wärme aufsprang. 4. Das letzte Viertel am 12. Mai um 20!/,h d.a. Wärme, . die mit Gewittern eintraf. Beim Wechsel von SO und SW häufig Gewitter aus SO. 5. Das erste Viertel am 27. Mai um 21b d.a. Kälte, die anfangs bei W mit Regen einfiel, worauf dann die Temp. bei wechselnden Winden schwach um das Mittel schwankte. (Am 28. und 29. Sturm, Hagel und Schnee in England und Deutsch- land am 3. u. 4. Juni desgl. um München und im Kanale.) 6. Das letzte Viertel am 11. Juni um 14h d.a. Wärme, es fiel aber nach dem Gewitter am 13. ein paar Tage Kälte ein und erst mit dem Gewitter am 20. Wärme. Winde wech- selnd. i 7. Das erste Viertel am 26. Juni um 11/h d.a. Wärme, es fiel aber bei W. mit häufigen Windstössen mit Regen an- haltende Kälte ein. (Der Juni brachte grosse Regen (Ueber- schwemmungen) und Stürme in Norwegen und Schweden, grosse Dürre im Innern von Nordamerika mit Stürmen am Ohio, grosse Hitze am Ende in Mitteldeutschland.) 8. Das letzte Viertel am 11. Juli um 63/," d. a. Kälte, die Temp. sprang aber bei östlichen Winden zu Wärme auf und fiel erst am 10. nach Gewittern bei SW schwach unter das Mittel. 9. Das erste Viertel am 25. Juli um 6!/sh d. a. Wärme, es fiel aber bei wechselnden Winden mit Regen Kälte ein, die gegen das Ende geringer wurde. 10. Das letzte Viertel am 9. August um 221/ıh d. a. Wärme, die Temp. blieb aber selbst bei südlichen Winden schwach um das Mittel schwankend. (In Griechenland war seit dem 4. Juli eine warmer, regenloser Sommer, in Polen im August Regengüsse, in England nass, in Nordamerika heiss; 441 12. bis 13. Aug. Nordlicht, 18 Erdstösse mit Gewitter in Inns- bruck.) 11. Das erste Viertel am 23. August um 13?/ıh d. a. Kälte, es traf aber bei SW mit häufigen Windstössen Wärme ein und erst im Sept. mit NW Kälte. (Hagelwetter in Ober- italien; am 27. Ab. 6 Uhr schreckliches Hagelwetter in Leip- zig, Weissenfels, Querfurt, Elsterwerda; in der Nacht vom 1.—2. Sept. Hagelwetter mit Sturm in Schlesien bei Heinau und Liegnitz.) 12. Das letzte Viertel am 8. Sept. um 12h d. a. Wärme, die Kälte hielt aber bei NW an und ging erst bei S am 15. in schwache Wärme über. 13. Das erste Viertel am 22. Sept. um !/ıh d.a Wärme, die bei SW regelmässig eintraf, gegen das Ende bei W sich aber abschwächte. Zeigt sich in diesem Sommer das Wetter nur nach vier Quadraturen (1, 2,4und 13) regelmässig so auch nur nach zweien (7 und 9) entgegesetzt und davon unter 7 sichtlich als unregelmässig, nach zweien (5 und 10) blieb esschwankend und nach den übrigen fünf war es halb regelmässig. Nach 100 Tagen trafen ein: a) Gewitter 28. Sept. 59 — Schnee 7. Januar; b) Nebel 6. Oct. 59 — falsche Kälte 13. bis 15. Jan. — falsche Wärme 24. bis 26. April — Regen 30. ums 31. Juli — Schnee 7. bis 9. Nov.; c) Zu b. 59: Schnee 6. und 7. Febr. — a 16. Mai; d) Schnee 10. Febr. — Gewitter 19. bis 21. Mai — Ge- witter 27. Aug.; e) Hagel 14. und Schnee 15. bis 17. Febr. — Gewitter 24. und 26. Mai — Gewitter 31. Aug. — Regen 10. und 11. Dec.; f) Regen und Schnee 15. und 16. Nov. 59. — Schnee 22. Febr. — falsche Wärme 1. Juni — Nebel 7. und 8. Sept. — Schnee 17. Dec.; g) Schnee nach 5. März — Gewitter 13. Juni und Regen nachher; h) Gewitter 18. und 19. Juli und Nebel 20. Juli — Nebel am 25, 29. bis 31. Oct. — u. w. Nebel 31. Jan. und 1. Febr. 61. Bd. XXXI, 1868. _ 30 442 Ebenso kann auf einander bezogen werden: die falsche Kälte nach 9. Dec. 59 und die falsche Wärme nach 17. März 1860, welche letztere zugleich in dem unter 1859 angegebenen Bezuge mit der falschen Kälte am 20. April 1855 correspondirt, die falsche Wärme am 2. Febr. und die falsche Wärme nach 8. Mai, die falsche Wärme nach 2. Juni und die falsche Kälte nach den Nebeln vom 7. und 8. Sept., die falsche Kälte nach dem 29. Juni und die falsche Kälte nach 7. Oct., "\ die falsche Kälte nach dem Nebel am 20. Juli und die falsche Kälte nach den Nebeln vom 29. bis 31. Oct. und weiter die falsche Wärme nach 5. Febr. 1861. Nach 146 Tagen fielen ein: a) Gewitter 29. und 30. Aug. 59 — Nebel und Schnee 17. 19. Jan. 60 — Gewitter 13. Juni — Nebel 2. und 3. Nov.; b) Nebel 17. Sept. 59 — Schnee 6. und 7. Febr. 60, c) Nebel 13. und 14. Oct. 59 — Schnee nach 5. März, d) Schnee 17. und 18. Dec. 59 — Wetterleuchten und Ge- witter 11. und 12. Mai — Nebel 1. Oct., e) Schnee 26. bis 28. Januar — Gewitter 20. Juni — Re- gen 10. und 11. Dec., f) Nebel 5. bis 7. April — Gewitter 27. und Nebel 29. Au- gust u. w. 443 Der Sommer 1861. &| März April Mai Juni Juli | August | AK W.| Ki Woh KW. Kol We] KW. | Ko we 28 su 46 “) Giir | 55 | Giie | v2 | ii „128 24 55 | 19 TI TED SR al a 2 | DE. 104 25 62 2| 43 ‚15 |36 |34 | .: 125 26 51| 21 r 34 51 59 | 31 26 271 , 60 55 59I RR 0 r 29 | 21 NOT, 28 sh [5,524 |5* ? 16| 31 |rRr| 27 |RRR 1 ]28 29 714 | 66 |** | ,nWi|15| 27 |rrR| 23 31 |29 30| Gttr |73 | 41 eg At) 1130 31 |GGttr| 83 GttrR | 22 GttrR| 15 | 14 31 | April | Mai | Juni | Juli August | Septbr | 1 id 22 ‚ le66ttr| 3®| 38 lo | 12 ı le een Bar Tele aleswWuel 34 1512 3 69 65 22 |rrr| 38 |Gttr| Gttr 0|IfG | 451 3 4| 'r [67 | 64 | * h Ka an a zo u 5 ‚4 48 11 4 44 | R b15 6 i 7 42 28 IGttr | 11 44 19 6 7 DET 55 H 40 15 18 IGttr 0 7 sl 14 57 Sud 9m; 23 | 20 8 9] 26 31 WI 48 9 13 8 9 10] 13 ® 14 37] 20 19 R|1 PErld 11 8 74 10 8 21 [19 11 N 8 76 25 39 BLE36 17, 15 13 24 76 34 40 | Gttr 75 I 20 13 14 33 28 38 19 6 5 ‚ıl4 15 10 33 29 53 53 I 10 ‚115 16 5: a2Heia,, FELERWE| sch #63 8 66 [| 19 |, [16 17| 5 55 „| Wr TB | 2er 18 3| 66 25 20 10.1262 |... 1.18 19] 40 | *, 61 43 32 36 | 24 a) 20| 43 36 Gttr | 60 54 r 2] 22 ‚120 0.3 a a GGttr: | 76 Gttı| 27 | 14 3 2 22| 27|,| 28 |, 89 | Gtu| 55 | 14 0 MH 755 Anmerkung. Im Juniheft 1864 S. 469 fehlen die Temperaiur- angaben für die Zeit vom 23. bis 30. Sept. 1861 und mögen sie der Vollständigkeit wegen hier nachgetragen werden. 23 R 11 2% 17 24 ? 7 28 4 25 8 29 21 26 10 30 10 1. Das letzte Viertel am 2. April um 71/31 d. a. Kälte, zu der auch die bisherige Wärme am vierten Tage abfiel, die aber in den letzten‘ Tagen in schwache Wärme. überging. Winde nördlich. 2. Das erste Viertel am 18. April um 7?/;h d.a. Wärme; es blieb aber bei oft starkem NO und NW mit häufigen Re- gen und Schneeschauern Kälte vorherrschend. 30,> 444 3. Das letzte Viertel am 1. Mai um 20!/h d.a. Wärme; bei denselben Winden hielt aber die Kälte bis zum 9. an, worauf vom 10. bis 13. bei S ansehnliche Wärme eintraf, die aber am 14. bei NW wieder in Kälte umschlug. (Sehr kalt war es in England, Frankreich und besonders in Süddeutsch- land (Schnee) und in Pommern.) A. Das erste Viertelam 17. Mai um 17h d.a. Kälte, die auch bei bleibendem NW anhielt, bis gegen Ende des Monats bei wechselnden Winden mit Regen, Nebel und Wetterleuch- ten Wärme eintraf. (Vom 28. bis 30. Wolkenbrüche bei Ber- lin, Dresden, in Wesphalen und an der Unstrut.) 5. Das letzte Viertel am 31. Mai um 11!/;h d. a. Wärme, die auch mit Gewittern sich weiter festsetzte und bei wech- selnden, jedoch meist südlichen Winden anhielt. Vom 29. Mai bis 1. Juni trocken. neblige Luft, doch ohne merklichen Höhenrauch. Das Gewitter am 31. war in den oberen Luft- schichten mit hohltönendem Donner. (Am 9. Juni Ab. 8 Uhr schlug der Blitz in Magdeburg in die Ulrichskirchthürme.) 6. Das erste Viertel am 15. Juni um 231/sh d.a. Wärme, die bei südwestlichen Winden regelmässig anhielt, bei Wind- wechsel mit häufigen Gewittern. Am 21. waren hier 2 starke Gewitter, das erstere um 15h zog von W gen NO mit Hagel- schlag bei den Dörfern Königsaue, Wilsleben und Winningen, das andere um 20 bis 23b von Sgen NO mit Hagelschlag bei Mehringen und Schierstedt. (Vom 16 bis 24. starke Gewit- ter mit Hagelschlag überallim mittlern und nördlichen Deutsch- land von Wien bis Pommern, von der Oder bis an den Rhein.) 7. Das letzte Viertel am 30. Juni um 3!/;h d.a. Kälte. Die Temperatur schwankte bei wechselnden Winden schwach um das Mittel. 8. Das erste Viertel am 15. Juli um 32/3h d. a. Wärme. Regelmässig beiS und SW. (Am 28, heftiger Sturm bei Wien‘) 9. Das letzte Viertel am 29. Juli um 203/:h d. a. Wärme. Ebenfalls regelmässig bei SW. 10. Das erste Viertel am 13. August um 8!/sh d.a. Kälte; es hielt jedoch die Wärme bis zum 19. an und dann folgte schwache Kälte ebenfalls bei SW. (Am 18. Hagel und Sturm in der innern Schweiz.) 445 11. Das letzte Viertel am 28. August um 143/ıh d. a. Wärme, die bei westlichen Winden im Ganzen schwach eintraf. 12. Das erste Viertel am 11. Sept. um 14!/,h d.a. Kälte, die bei gleichen Winden mit Regen einfiel, doch in den letz- ten Tagen nachliess. (Am 21. Abends Erdstösse bei Ulm.) Nach 6 Quadraturen war das Wetter regel- mässig, nach dreien (3, 4, 10) halb regelmässig, nach zweien (1, 7) schwankend und nach einer (2) entgegengesetzt. Ä Nach 100 Tagen trafen ein: a) Nebel 18. Febr. — Wetterleuchten 29. Mai; b) Nordlicht am 8. und Gewitter am 9. März — Gewitter 16. und Wetterleuchten 17. Juni — falsche Wärme näch 23. Sept.; c) Gewitter und Schnee 11. bis 13. März — Gewitter 20. und 21. Juni; d) Gewitter 30. und 31. März — Gewitter 7. Juli — Ne- bel 15. Oct. — Nebel 23. Januar 62; e) Gewitter 31. Mai und 1. Juni — Gewitter 7. Sept. — Regen 15. bis 18. Dec. u. w.; f) Gewitter 21. bis 23. Juli — starker Niederschlag 30. Oct. bis 1. Nov. — falsche Kälte mit Schnee 7. und 8. Febr. 62; Ebenso kann man auf einander beziehen: die falsche Kälte nach 4. Jan. und die falsche Wärme nach 12. April, die falsche Wärme nach 20. Jan. und die falsche Kälte nach 29. April, die falsche Kälte nach 5. Febr. und die falsche Kälte nach 14. Mai und Temperatursprung am 20. Aug. und falsche Wärme nach 27. Nov., die falsche Wärme nach 18. Febr. und falsche Wärme nach 26. Mai und schwankende Temp. nach 2. Sept. und falsche Wärme nach 9. Dec., die falsche Wärme nach 3. März und die falsche Wärme nach 11. Juli, Nach 146 Tagen trafen ein: a) Nebel 18. und 19. Jan. — Gewitter 9. Jum — Nieder- schlag 30. Oct. bis 1. Nov.; 446 -b) Gewitter 14. Aug. 60 — Schnee 4. und 5. Jan. 61 — Nebel und Wetterleuchten 29. Mai; c) Hagel 4. Oct. 60 -—- Nebel 25. Febr. — Gewitter 21. Juli ; d) Schnee 7. bis 9. Nov. 60 — Gewitter 30. und 31. März; e) Niederschlag und Gewitter 8. und 9. und Gewitter 11. März — Gewitter 31. Juli bis 2. August. Der Sommer 1862. März April Mai Juni Juli August | S BE i| E W.iKy % KR WERK WW. Kaswal Ka 23, 25 r | 36 191,68012. 71023 4| Gutr [23 al * | 5 al 23i65| , J2/| R| 2 24 25 95 98 }GGttr| 39} 40 33 | 26 25 26 113 | Gttr [113 6 50 16 [22 26 27 120 |Gttr| a8 | , 6) 24 | fG 44 | 17 | 795 197 28 I Gttr |100 9 U1.53|%5 31 |15 2 29 86 1 8 45 | , | 12 (ctirn] 24 29. 30 48 24 14| 29 7 | ,nnRj 28 30 31 61 | 22 36 | R [13 31 April | Mai Juni Juli August | Septbr. | ii r |] 4 40 361 40 | , 1: 19 I 2 70 79 !GGttr|47| 31| , 34 9 52 3 92 53 14! 41 | R ET TIERES 4! 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Das Gewitter am 4. schlug in die hiesige Malz- mühle. (Am 27. in Petersburg — 15,9°C, in Königsberg Eis und Schlittenbahn ) 2. Das erste Viertel am 7. April um 13h d. a. Kälte die nach 4 Tagen einfiel und 7 Tage dauerte, wo dann wie- der unzeitige Wärme eintraf. Winde westlich. (Am 9. starke Gewitter und Regengüsse in der Pfalz.) 3. Das letzte Viertel am 21. April um 6f/;h d.a, Kälte. Stark entgegengesetzt bei SW und NO. Die beiden einfallen- den starken Gewitter drückten die Wärme nur auf 2 Tage stark herab. 4. Das erste Viertel am 7. Mai um 4!/sh d. a. Wärme. Regelmässig bei meist nordöstlichen Winden. 5. Das letzte Viertel am 20. Mai um 16!/h d.a. Wärme. Regelmässig bei wechselnden Winden. Nach dem Gewitter am 25. sank die Temp. auf einige Tage. 6. Das erste Viertel am 5. Juni um 15!/,h d. a. Kälte; die Wärme hielt aber bei starkem SW an und brachte Ge- witter und starke Regengüsse, dann schwankte die Tempera- tur und fiel endlich auf Kälte herab. 7. Das letzte Viertel am 19 Juni um 4h d. a. Kälte, Regelmässig bei Westwinden mit Regen. (In der Nacht vom 30.—21. fiel bei 4°Schnee in Thüringen und in der Schweiz.) 8. Das erste Viertel am 4. Juli um 233/sh d. a. Wärme. Bei vorherrschenden, oft starken Südwestwinden durchaus schwankend, daher mit Gewittern und Regengüssen. (Am 6. Abends und Nachts starke Gewitter bei Südweststurm mit Hagel (bei Nacht) in einem Striche von Baden bis Berlin, furchtbar mit Hagel in Würtemberg, Thüringen in “es Lau- sitz und nördlich vom Huy.) 9. Das letzte Viertel am 18. Juli um 18h d.a. Wärme; die schwankende Temperatur hielt aber mit Weststürmen weiter an. Nach einigen Tagen Ostwind war am 29. ein Frühgewitter und in der Nacht vom 30 zum 31. ein schreck- licher Regenguss von 7 Uhr Abends bis 4 Uhr Morgens auf einem Striche von Schwaben bis in die Mittelmark hier und dort mit Gewittern. 10. Das erste Viertel am 3. August um 52/sh d.a. Wärme. 448 >, Ebenfalls schwankend bei straffen Südwestwinden. Bei der Wärme an den 3 letzten Tagen starkes Wetterleuchten. Vom 5. bis 8. Sturm an der englischen Küste; am 16. Erdbeben bei Innsbruck.) 11. Das letzte Viertel am 17. August um 102/;h d. a. Wärme. Anfangs schwankend mit Gewittern bei Wärme, dann vom 25. ab geringe Kälte. Vorherrschende Nordwestwinde. Das erste Viertel am 1. Sept. um 11h d. a Kälte. Die Temperatur hielt sich erst bei SW, dann bei NO beinahe auf dem Mittel. (Am 4. und 5. Gewitter und Ueberschwenm- mungen in Tyrol und in der Schweiz. 13. Das letzte Viertel am 16. Sept. um 51/;h d. a. Kälte, die auch am dritten Tage einsetzte und bei NO und N mit sehr kalten Nächten und sonnigen Tagen andauerte. In diesem Sommer traf nur nach einer Quad- ratur (3) entgegengesetztes Wetter und nach einer (2)halb regelmässiges ein, sonst war es entweder völlig regelmässig (nachfünfen), oder es schwankte um das Mittel (nach sechsen). Besonders war der Nachsommer der hätte warm sein müssen, schwankend; die Wärme wurde zurückgedrängt und daher erfolgte unruhiges Wetter mit vielen Niederschlägen und Gewittern. Die Mittel- zahl der Gewitterregen ist für Aschersleben 13, in diesem Sommer waren es 20. Nach 100 Tagen trafen ein: a) Zu e 61 — Gewitter 28. März — Gewitter 6. Juli; b) Nebel 14. bis 16. März — Regen 21. und 22. Juni — Regen 1. Oct. — u.w; c) Gewitter 4. April — Regen 13. Juli — Regen 20. Oct. — uw; d) Regen 24. Juli — Nebel 1. Nov. — u. w.; e) Gewitter und Nebel 29. bis 31. Juli — Nebel 6 bis 8. Nov.; f) Gewitter 9. Mai — Wetterleuchten 15. bis 17. Aug.; g) Gewitter 21. Aug. —.Nebel 28. und 29. Nov. — Regen 8. März 63; h) Nebel 22 Febr. — Gewitter 2. Juni — Gewitter 6. Sept. Schnee 18. Dec. — Hagel 27. März 63; i) Gewitter 16. Mai — Gewitter 23. August. 449 Gleicherweise kann auf einander bezogen werden: die falsche Kälte nach 23. Aug. u. die falsche Kälte nach 30.Nov., die schwankende Temperatur nach 7. Sept. und die falsche Wärme nach 15. Dec. Nach 146 Tagen fielen ein: a) Gewitter 28. März — fernes Gewitter und Wetterleuch- ten 21. Aug.; b) Graupeln vom 13. bis 15. April — Gewitter 6. Sept.; c) Gewitter 26. und 27. April — Nebel 19. Sept.; d) Gewitter 8. Juni — Nebel 30. Oct.; e) Gewitter 6. Juli — Nebel 26. bis 29. Nov.; f) Gewitter 29. Juli — Nachtgewitter 20. Dec. Der Sommer 1863. &| März April Mai Juni Juli August | ® UR WIR WIRZEWIKR. WIR. WR ;wjıe 3377" 7743 ; 31 38 | 26 Fee) 33 24 55| 38 |... ı6 4171| 28 25 [24 25 52 | 30 | ,r| 28 0| 14 22 125 36 57 8 21 Gttr | 6| 4 |r| r |271]26 2. a IR 16! 32 131 2 51 127 28| ‚r | 26 1 1 04.19 25 1 64 | 28 29IrfGr| 15 | 16 |, N A 50 [29 301 19 |.*| 21 Era OA RU, SE 39 |30 31| 23 37|R 52 |rr| wı | 40 |31 | April | Mai Juni Juli August Septbr. | ENAEENETER1228 9] 1 36 I IRWII2aAI ı 2 3| 16 31 3ı1| ı | 712 3 5 71 10 3 ı1|l ,‚R!9|3 4 20 18 18 | 39 31| R/lı3] a 5 31 -1241 26 | „‚ ı 51 ‚4GttrR|34! 14| r ]5 6 67 9| r | 21] 24 j 31 SU)... 7 83 | ‚Gttr 127] , 3| 4 { 5| 19 7 8 31l 13 3 31 491 29 8 9 29 8 3 6 | fG 6868| 5 9 10 36 | wı [27 a7 1 wı |zs8| 0| , 10 11 4! heh | TIR, | 23 7 69| 30 11 215 |ır 34 13 141 4 31 12 13 8 ‚.151]46 | ‚R,| 24 Gttr |10] 20 13 14 37 251 49 | rır| 17 15 30|, 11a 15 60 43 | 37 , 2 1 20|,115 16 40 56] 17 | „| 89 r |88| 16 |, Jıs 17 271 fG |79]| 5| ‚,} 68 Gttr /31, 138.|, ]17 181] Gttr| 26 |rocttr |71| 2 13 N, 3 18 19] 8 4 |wi| , | 15 | 63 1808| % 22 J19 20 29| 38 | ‚,|a0 |rR,| 4 | ‚| 32 | r 55 | 20 > 44 | 39 13| r| 39 »| 37 IR] 20 21 221 , !sıl 17 | 2 2] 47 | ‚| 10|, 122 450 1. Das erste Viertel am 27. März um 93/ıh d. a. Kälte. Nach einigen kalten Tagen (Nordweststurm am 29) mit Schnee . und Graupelschauern traf bei westlichen Winden sich stei- gernde Wärme ein. 2. Das letzte Viertel am 11. April um 21/ıh d.a. Kälte. Entgegengesetzt, anfangs bei Ostwind, dann nach dem Gewit- ter am 18. bei straffem West mit Hagelschauern. (Am 22. und 23. Erdstösse in Kairo und auf Rhodus.) 3. Das erste Viertel am 26. April um 5h d. a. Wärme. Die Temperatur schwankte erst und stieg dann auf geringe Wärme. Winde meist westlich. (Vom 7. bis 10 Hagel und Sturm in der Schweiz.) 4. Das letzte Viertel am 10.Mai um 8!/oh d.a. Wärme. Anfangs regelmässig bei SW, dann nach den fernen Gewit- tern am 17. und 18. entgegengesetzt bei NO. 5. Das erste Viertel am 25. Mai um 213/ıh d. a. Kälte, die Temperatur hielt sich mit kurzen Schwankungen bei wech- selnden Winden auf dem Mittel, jedoch mit mehr Kälte als Wärme. 6. Das letzte Viertel am 8. Juni um 14?/ıh d.a. Wärme. Nach einigen warmen Tagen folgte am 13. kaltes Regenwet- ter. Auf die starke Regenperiode vom 11. bis 21. (mit star- ken Gewittern und Hagel auf einem Striche vom Oberrhein bis Schlesien) folgte bis zum 24. unheimlich schwüles Wetter.) 7. Das erste Viertel am 24. Juni um 11!/h d.a. Kälte. Die Wärme nahm ab, schwankte und ging am Ende in Kälte über. Winde westlich. 8. Das letzte Viertel am 7. Juli um 231/3h d. a. Kälte. Erst schwankend bei wechselnden Winden, dann stark regel- mässig bei straffen Westwinden. 9. Das erste Viertel am 23. Juli um 22!/sh d.a. Kälte. Im Ganzen regelmässig bei W und NW. Den ganzen Monat Juli war, wenn nicht kalter Wind wehte, drückende Luft, bei dunkeln Wolken wenig Regen und oft röthlicher Sonnenschein (besonders am 16), der Wind löste das Gewölk auf. (In der Nacht vom 16. zum 17. vernichtender Frost in der Eifel und in allen rauhen Waldgegenden Deutschlands, Kartoffeln und Buchweizen erfroren. In Westphalen und im Rheinland im 451 ganzen Monat viel Höhenrauch, viel starke Brände in den nördlich liegenden Moorgegenden.) 10. Das letzte Viertel am 6. Aug. um 11h d.a. Wärme. Regelmässig bei SW, bei einfallendem Ost mit Gewittern. (Am 9. in Paris 350, am 10. daselbst 39° — der heisseste Tag seit hundert Jahren, an demselben Tage Hagel und Ge- wittersturm in Coblenz und um den Rigi.) 11. Das erste Viertel am 22. August um 7!/ıh d.a. Wärme. Völlig regelmässig bei südwestlichen Winden. (Am 29. und 30. heisser Sturm im Riesengebirge.) 12. Das letzte Viertel am 5. Sept. um 2h d. a. Kälte. Völlig regelmässig bei oft straffen Südwestwinden. (Am 10. Gewitter in Brüssel, das in den Rathhausthurm einschlug.) 13. Das erste Viertel am 20. Sept. um 14!/yh d.a. Wärme. Die Temperatur hielt bei wechselnden Winden fast das Mit- tel inne. Am 20. Abends Südweststurm. (Am 26. grosse Re- ezucee in der Schweiz und am Gentersee.) So vollkommen regelmässig das Wiek im Nachsommer dieses Jahres eintraf (nach 5 Quadra- turen), so schwankend war es im Vorsommer (nach 4 Quadraturen schwankend und nach einer (4) halb regel- mässig), und im Anfange nach den beiden ersten Quadraturen entgegengesetzt. Unverkennbar zeigt sich hier die Nachwirkung des ausserordentlich warmen Win- ters von 1862/1863, indem die Kälte vorerst nicht durchdrin- gen kann und nachher dem Vorsommer die Wärme zu feh- len scheint. Nach 100 Tagen trafen ein: a) Zu b 62 — Nebel 8. Jan. Gewitter 18. April; b) Nebel 15. Jan. — Schlossen 23. und 24. April — Regen 31. Juli; c) Gewitter 5. Aug. — Nebel 13. Nov. — u. w; d) Zu c. 62 — Gewitter 29. Jan. -— Gewitter 7. Mai -— Gewitter 13. Aug. — Nebel 22. Nov.; » e) Wetterleuchten 10. Mai -— Gewitter 17. Aug. — Regen 25. Nov; f) Zu d. 62 — Schnee 8. und 9. Febr. — Gewitter 17. und 18. Mai; g) Wetterleuchten 31. Aug. und 1.Sept. — Sturm 11.Dec.; 452 h) Wetterleuchten und Nebel nach 6. Oct. — Nebel nach 13. Jan. 64. In gleicher Weise können auf einander bezogen werden: die falsche Wärme nach 1. Nov. 62 und die f. W. nach 11. Febr. und die falsche Kälte nach 19. Mai; die f. W. nach 15.Dee. 62 und die f. W. nach 21.März und die schwankende Temperatur nach 29. Juni und falsche Wärme nach 6. Oct.; die f. Wärme nach 24. Dec. 62 und die f. W. nach 2. April; die f£. W. nach 30. Dec. 62 und die f. W. nach 8. April; die f. Wärme nach 13. Juni und die falsche Kälte nach 21. Sept. Nach 146 Tagen fielen ein: a) Regen und Schnee 19. bis 21. Jan. — Regen 13. und 14. Juni — Regen 4 und 5. Nov; b) Gewitter 29. Jan. — Regen 20. Juni — Nebel 13. Nov. — u.W.; c) Regen 8. und Schnee 10. März — Regen 31. Juli — Schneesturm 22. und 23. Dec.; d) Nebel 13. und 14. März — Gewitter und Regen 5. Aug,; e) Graupeln und Schnee 27. bis 30. März — Regen 20. und 21. Aug. — u. w.; f) Gewitter 17. und 18. Mai — Nebel 7. bis 9. Oct. — u Ww.; g) Nebel 22. Oct. — Schlossen 16. März 64. “ 453 Der Sommer 1864. sb| März April Mai Juni Juli August | » HIKEwWIKwI|K w]|K w.|K w|Kk w|F 23] 10 - 1191| 66 R 1 81 35 |RrN 123 24 9 321 AT |TEı.82 0, BR 11 | 49 24 25 31 401.474. lnol, 27 ‚ lscttr| 12160 | , 125 11, ; 1 2120 |**| 58 |rrri 46 |RR,| 51 35| „fa 2 3112|..18%| 553] 17 42| ,12 3 alıs| „|sı GGttr| 12 | 235 40 4 4 5162 | **, | 64 ; 71 37 |Gttr 1119| r !5 6I 69 | * | 61 5| 54 |, ‚|29|ı6|, |e 7195 | * } 32 17 12 ‚ET 2 17 | ır |] 7 8| 77 49 1 62 | Trr 5 } sis 9154 | * Ja le. 39 | . 13 2319 10| 8 18 w |25] ı |n, | 52 | r] wi| a3 Jıo 1! n]) 4 5 241 wi | 251 57 IRırl , Jı7 Ju 12| 3 10 38 2| 64 | ‚r | 38 12 13] 20 21 64} 14 56 38 13 14| 26 ‚|s9| wı |53 | 16 40 25 14 15| 37 45 [GGttr| 19 | 36 26 19 115 161 34 41| 17 |tG| 29 15 7 16 171 28 4| 8 |r| ı7 52 17 117 ıs[22 | , s1| 2 32 44 | 2 Jıg ı9| 4 Heh | 37 | 29 [Gttr] 42 | , I 33 wı,, 0 19 20 12 9 | 20 28 58 |R,| 3 | , [20 211 13 Gttr| 29 10 | 20 3 35. |fG, | 25 21 221 9 24|, 0 4 Iocstir| 3 | 37 3 22 1. Das letzte Viertel am 23. März um 231/\oh d. a. Kälte, die auch bei Westwinden mit starken Schneeschauern einfiel, (Vom 29.März bis 3. April starker Schneefall in der Schweiz und im südlichen Deutschland bis Wien, am 11. und 12. Schnee in Neapel.) 2. Das erste Viertel am 14. April um ih d. a. Wärme, die aber erst nach 5 Tagen eintraf. Winde vorherrschend östlich. Y% 3. Das letzte Viertel am 29. April um 51/;h d.a. Kälte, die mit starkem Regen bei NW einsetzte und bei Ost an- hielt, Am 30. starke Sandwirbel und Staubwolken. 454 4. Das erste Viertel am ..13. Mai um 191/06 d.a. Kälte, statt deren bei NO Wärme eintraf, bis nach dem Gewitter am 21. (nur 2 Blitze mit Weststurme) mit starken regnerischen Winden die richtige Kälte einfiel. (Am 24. Schnee im Erz- gebirge; vom 22. bis 26. grosse Hitze mit Gewittern in Spa- nien und Italien.) 5. Das letzte Vierteiam 28. Mai um 10!/ıoh d.a. Wärme, zu der die Kälte am dritten Tage mit Gewitter und Regen aufsprang und die, erst schwach, dann stärker anhielt. Winde wechselnd. Am 10. Juni starke Gewitter und Wolkenbrüche bei Hof und Bamberg, bei Erfurt und Gerstungen.) 6. Das erste Viertel am 12. Juni um 123/;h d. a. Kälte, die am dritten Tage mit Gewittern richtig, jedoch nur schwach eintiel. Winde westlich. (In Nordamerika war der Juni sehr trocken, starke Regen und Ueberschwemmungen in der: Wal- lachei, besonders am 23., am 24. Schnee bei Trier.) 7. Das letzte Viertel am 26. Juni um 15h d.a- Wärme. Bei westlichen Winden mit vielem Regen hielt aber die Kälte an. Am 30. Juni und 1. Juli plötzliche Regengüsse bei wech- selndem West und Ost bei heitern Nächten. 8. Das erste Viertel am 12. Juli um 42/3b d. a. Wärme. Bei NW hielt die Kälte an, bis nach den Gewittern anf 22. schwache Wärme kam. (Dürre Sommer in England und Nord- amerika.) 9. Das letzte Viertel am 25. Juli um 21!/sh d.a. Wärme, Die Temperatur schwankte mehrfach um das Mittel. Winde westlich. (Am 30. Sturm an der Westküste von England.) 10. Das erste Viertel am 10. Aug. um 183/ıh d.a. Kälte, die bei starken Westwinden mit Regen richtig einfiel. (In Oberitalien verheerende eisige Gewitterstürme (am 10, in Como), die plötzlich mit heissem Sirocco wechselten ; in Genua schneite es längere Zeit bei Blitz und Donner; in der Vend&e, Provence und Gironde war es trocken, seit Ostermontag fiel kein Tro- pfen Regen (Kartoffeln und Wein verdorrten), um Bordeaux in der Mitte des Monats 38°; am 23. und 24. sehr starker Sturm bei Kiel.) 11. Das letzte Viertel am 24. Aug. um 65/sh d.a. Kälte. Regelmässig bei wechselnden Winden. 12. Das erste Viertel am 9. Sept, um 63/;h d.a. Wärme. 455 Bei wechselnden Winden schwankte die Temperatur mehrfach um das Mittel. Nach 6 Quadraturen traf regelmässiges Wet- ter ein, nach zweien (2 und 4) halb regelmässiges, nach zweien (9 und 12) schwankendes und nach zweien (7und8) entgegengesetztes. Der Sommer war ‘ bei uns im Ganzen kalt und nass, im westlichen Europa heiss und dürr. » Nach 100 Tagen trafen ein: a) Zu c. 63 — Schneetreiben 22. Febr. — fernes Gewitter 31. Mai — Regen 7. Sept.; b) Nebel 25. Febr. — Gewitter 4. Juni — WettenleneHien 10. Sept., c) zue 63 — Behnee, und Nebel 4. und 5. März — Wet- terleuchten 19. Sept.; d) Gewitter 7. März — Wetterleuchten und Gewitter 14. und 15. Juni — Regen 23. Sept.; e) Gewitter 19. Juni — Nebel 27. Sept. — u. w.; f) Sturm 18. Dec. 63 — Nebel 22. März — Sturm 30. Juni Nebel 6. bis 8. Oct. — Regen 14. Jan. 65; g) Schlossen und Schnee 22. Dec. 63 — Schnee in Süd- deutschland 31. März — Regen 7. und 8. Juli Schlossen 15. Oct. — Nebel und Schnee 22. Jan. 65; h) Gewitter 22. Juli — Niederschlag und Nebel 29. und 30. Oct. ; i) Gewitter 25. Juli — Nebel 1. Nov. — Nebel und Schnee 8. und 9. Febr. 65; k) Gewitter 29. Juli — Niederschlag 4. und 5. Nov. — u. w.; l) Gewitter 1. Aug. — Nebel 9. Nov. — u. w.; m) Gewitter 21. Aug. — Regen 29. Nov. — Nebel 8. und 9. März 65. Nach 146 Tagen fielen ein: a) Zu b. 63 — Schneeschauer 2. bis 7. April — Regen, Gewitter und Nebel 20. bis 23. Aug.; b) Zu e 63 — Nebel 13. bis 16. Jan. — Gewitter 4. Juni Nebel 26. Oct.; 456 c) Zu f. 63 — Nebel 29. Febr. und 1. März — Gewitter 22. Juli; d) Nebel 12. Oct. 63 — Nebel 5. März — Gewitter 25. Juli; e) Südweststurm und Regen 11. bis 14. Dec. 68 — Regen 30. April bis 2. Mai — Wetterleuchten 19. Sept. ; f) Nebel 1. Jan. — Regen 24. bis 26. Mai — Schlossen- schauer 15. Oct.; g) Nebel 6 Jan. — fernes Gewitter 31. Mai — Nebel 22. Oct.; h) Schnee und Nebel 7. und 8. Febr. — Regen 30. Juni und 1. Juli — Nebel 21. und 22. Nov.; i) Sturm 12. Febr. — Gewitter 5. Juli und Regen bis 8; k) Schnee 18. Febr. — Nebel 10. und Wetterleuchten 11. Juli — Nebel 2. Dec. Indem ich hier im Berichte über meine Beobachtungen seit 1847 nochmals abbreche, bemerke ich wiederholt, dass ich nur verhoffe, die Aufzeichnungen allein könnten für An- dere von Belang sein, da sie den Gang der Witterung inner- halb eines Zeitraumes von 17°/ı Jahren angeben. Ob die Störungen im normalen Gange der Wärme von lunaren und planetarischen Einflüssen herrühren, wie ich vermuthet habe, muss ich völlig dahin gestellt sein lassen. Ich habe die Da- ten rein empirisch zusammengestellt und den Resultaten fehlt die streng wissenschaftliche Begründung. Es wird mich da- her nicht wundern, wenn die unterstellten Ursachen des Wech- sels der Witterung kurzweg abgewiesen und für Träumerei erklärt werden. Da gleichwohl sehr namhafte Physiker sich mit der Frage nach dem Einflusse des Mondes auf das Wet- ter ernstlich beschäftigt und ihn, wenn auch in etwas ande- rer Weise, nachgewiesen haben, so glaube ich nach Allem, was ich darüber beigebracht habe, bei meiner Ansicht ver- harren zu dürfen, und um so mehr, da das Schlussresultat jeder billigen Erwartung völlig genügt. Es ist nämlich, wenn der lunare Einfluss allein in Betracht gezo- gen wird, in diesem Zeitraum von insgesammt 440 Quadraturen nach 217 — also nach 49,3% — völlig regelmäsiges Wetter erfolgt, nach 61 - 13,9 %/o -- 457 regelmässiges, nach 72 — 16,36% schwankendes und nach 90 — 20,44 0 — entgegengesetztes, und da die beiden mittleren Witterungserscheinungen als indifferente betrachtet werden müssen, so stellt sich die Wahrschein- lichkeit für das nach der aufgefundenen Regel eintretende Wetter auf 70,7%. In den 8Sommern von 1857 bis 1864 traf nach 43 Quadraturen regelmässiges, nach 14 halb regelmässiges, nach 23 schwankendes und nach 16 ent- gegengesetztes Wetter ein, was eine relative Wahrscheinlich- keit von 73°/o ergiebt. Was endlich die Verkettung derjenigen Wettererschei- nungen, welche durch den Zusammenstoss verschiedenartiger Luftströmungen erzeugt werden, nach 100 und 146 Tagen be- trifft, so scheint dieselbe durchaus nicht vom Zufalle abzu- hängen, und wenn ich aus den beigebrachten Gründen darauf gerathen bin, für dieselbe den Hauptplaneten und den der Erde nächsten als Vorursache in Anspruch zu nehmen, so kann solche Combination wohl als sehr kühn, nimmer aber als unmöglich bezeichnet werden. Eine Betrachtung des Wit- terungsganges aus diesen Gesichtspunkten erzielt zum wenig- sten, dass man in der Vorausbestimmung ausserordentlicher Wettererscheinungen sehr oft nicht fehl schiesst, und darauf hin zielt ja schliesslich alle Wetterkunde. Ich weiss recht wohl, dass ich auf einem ungebahnten Wege gehe, den noch immer mystisches Dunkel verdeckt hat und auf dem man nicht Schritt vor Schritt, d. i. Schluss auf Schluss vordringen kann; indessen glaube ich auf ihm doch einige Hinblicke und Haltepunkte gefunden zu haben, die ohne Zwang der Wissenschaft zugeeignet werden können. Wäre ich dabei wirklich im Irrthum, so dürfte der Weg doch nicht geradezu wissenschaftlich verboten sein. Bd. XXXI, 1868. 31 458 Ueber den Stickstoffumsatz der im Körper verbrauchten Eiweisskörper von M. Siewert. Wenn man die in früheren Jahrzehnten angestellten Un- tersuchungen über den Stickstoffiumsatz der Eiweisskörper während der Verdauung als völlig richtig annımmt, so ergiebt sich bei dem meist sehr bedeutenden Stickstoffdeficit zwischen der Einnahme in den Nahrungsmitteln und der Ausgabe durch die Exeremente und bei der Annahme, dass dieses Stickstofi- deficit nur durch Rückkehr des Stickstoffs in die Elementar- form zu erklären sei, für den Landwirth die sehr wenig tröst- liche Gewissheit, dass mit der Verfütterung der Ernteerträge stets von dem für die thierische Ernährung durch die Pflan- zen in die allein brauchbare Form übergeführten Stickstoff bis zu 50 pC. wieder unbrauchbar gemacht würden, da der durch die Lungen an die Atmosphäre abgegebene gasförmige Stickstoff nicht mit dem Dünger wieder auf den Acker ge- bracht werden konnte, um von Neuem am Kreislauf der Ve- getation Theil zu nehmen; ja man musste zu dem nieder- schlagenden Schlusse gelangen, dass in Folge dieser durch das Naturgesetz gebotenen Thatsache eine fortdauernde Stei- gerung der Ernteerträge ins Reich der Unmöglichkeit ge- höre. Da durch die Versuche von Reuling aber mit ziemlicher Genauigkeit bewiesen ist, dass unter normalen Lebensbedin- gungen in den Respirationsgasen nicht mehr Ammoniak vor- handen ist, als überhaupt in der eingeathmeten Luft nachge- wiesen werden kann und auch in den Darmgasen nur aus- nahmsweise kleine Mengen von Stickstoff in Form von Ammo niak enthalten sind, so konnte bei dem grossen Stickstoffde- ficit älterer Untersuchungen diese Form des Verlustes nicht annehmbar scheinen. Für die Entbindung gasförmigen Ele- mentarstoffs sind im Organismus, der eine fortdauernd oxy- dirende Tendenz hat, keine Bedingungen gegeben. Wenn wir ausserhalb des Organismus bei Verbrennung von Wasser- stoffgas in Luft selbst den elementaren Stickstoff mit Sauer- 459 stoff zu salpetriger Säure zusammentreten, also seine Indiffe- renz aufgeben sehen, wenn wir ferner wissen, dass Eiweiss- körper, mögen sie mit alkalischen Reagentien gekocht oder geglüht werden, niemals den in ihnen enthaltenen Stickstoff in elementarer Form frei werden lassen, sondern höchstens als Ammoniak abgeben, letztere Verbindung aber nachgewie- sener Maassen nur unter abnormen Bedingungen im Blute, in der Expirationsluft, in den Darmgasen etc. vorkommt, so scheint bei der Alkalinität des Blutes und dem durch den Sauerstoffgehalt desselben fortdauernd ausgelösten Oxydations- process innerhalb des Körpers für die Loslösung des einmal in den Eiweisskörpern der Nahrung gebundenen Stickstoffs und Ueberführung in die elementare Form durch die Verdauung schon an sich jeder fassbare Grund abgeschnitten. Da weiter durch viele Beobachter von dem mit: der Nah- rung eingenommenen Stickstoff bis auf kleine Bruchtheile das Stickstoffquantum in Harn und Fäces wiedergefunden worden war, so war eigentlich die den ältern Anschauungen entge- gen von Bischoff, Pettenkofer und Voit ausgesprochene An- sicht gar nicht auffallend, dass aller in der Nahrung aufge- nommene Stickstoff in den Excrementen wiedergefunden wer- den könne, und auch beinormaler Verdauung wiedergefunden werden müsse, wenn man aus dem Umsatz des Stickstoffs ‚der Eiweisskörper einen Schluss auf das Maass des Stoffwech- sels ziehen wolle; und wenn sich ein Deficit ergebe, dieses seine Erklärung entweder in mangelhaften Untersuchungen und Beobachtungen oder bei Vermehrung des Körpergewich- tes in Fleischansatz finde. Trotzdem diese neuere Ansicht an sich sehr plausibel erscheint, ist doch gegen dieselbe vielfach Widerspruch erho- ben worden. — Es ist daher bei der grossen Schwierigkeit in Anstellung solider chemisch physiologischer Untersuchun- gen, besonders wenn sich zwei gerade entgegengesetzte An- sichten unausgeglichen gegenüberstehen, jeder Beitrag neuer experimenteller Forschung über den Umsatz der Eiweisskör- per mit Freuden zu begrüssen. Eine neuere Arbeit auf diesem Gebiete ist die von Seegen*), ‘*) Wien. Akad. Ber, 1867, 357.: 31* 460 welche die neuere Theorie von Bischoff, Pettenkofer und Voit als gänzlich unrichtig abweist. Seegen !) hatte im Jahre 1864 Untersuchungen über den Einfluss des Glaubersalzes auf den Umsatz der Körperbe- standtheile veröffentlicht und kam damals, weil er nicht al- len Stickstoff der Nahrung in Harn und Koth wiederfand, zu dem Schluss, dass das Glaubersalz den Umsatz der stickstofi- haltigen Gewebe beträchtlich beschränke und nur die Fettge- webe reichlicher umsetzte, also der Körper relativ an Eiweiss- geweben reicher an Fett ärmer mache. Die Stickstofferspar- niss hatte damals 25 pC. betragen, und S. setzt ausdrücklich hinzu, die Stickstoffersparniss sei eine grössere bei fettreichen Thieren und werde allmälig geringer in dem Masse, als das Thier magerer wird. Er führte im Herbst 18652) Versuche aus, um den Einfluss des kohlensauren Natrons auf die Um- setzung der Eiweissgewebe zu constatiren, und kam dabei nach einer 7O0tägigen Versuchsreihe zu einem so grossen De- fieit an Stickstoff, dass wenn er dasselbe nach Voits Theorie als Körperersparniss an angesetzten Eiweissstoffen annehmen wollte, sein Versuchsthier nur noch aus einem reinen Fleisch- klumpen ohne Haut und Knochen bestehen konnte. Bei Wie- derholung der Versuche im Jahre 1866, während 3 Monate erhielt er dasselbe Resultat. Allerdings fand er unter gewis- sen Bedingungen in beiden Versuchsreihen zeitweise die Stick- sioffausfuhr der Einnahme gleichwerthig, sprach sich aber doch dahin aus, dass deshalb der Stickstoffgehalt der Ex- cremente nicht als Maass der umgesetzten Stickstoffgewebe angesehen werden könne, weil der Stickstoff in anderen Fäl- len auch andere Abzugswege und wahrscheimlich in der Per- spiration habe und damit falle das Gesetz von Voit. Zur Begründung seiner Ansicht zieht Seegen neben sei- nen eigenen Bestimmungen auch die anderer Forscher herbei. Das Prineip, nach welchem in den einzelnen angeführten Un- tersuchungen das Stickstoffdeficit berechnet wird, ist aber nicht in allen Fällen das gleiche, abgesehen davon, dass eine nicht unbedeutende Zahl von Rechenfehlern mit in den Kauf 1) Wiener Akad. Ber. Sitzung vom 4. Febr 1864, 2) A.a. O0. 461 genommen werden muss. Es kann sich bei der Berechnung des Stickstoffdeficits meiner Ansicht nach nur handeln um den Vergleich der Zahlen für Gesammt-Einnahme und Aus- gabe. Ich sehe keinen Grund dafür ein, warum man zuerst eine grosse Menge Stickstoff als eingenommen in Rechnung setzen. und nachdem man die ganze Untersuchung der flüs- sigen und festen Excremente ausgeführt hat, den im Koth wiedergefundenen Stickstoff abziehen soll, als habe letzterer gar keine Bedeutung während der Verdauung gehabt oder sei gar nicht eingenommen worden. Er ist immerhin durch die Analyse wiedergefunden. Zieht man ihn als gar nicht in Betracht kommend von dem ursprünglich eingenommenen Stickstoffiquantum ab, dann addirt man die Fehler der Koth- Analyse zu dem der Harnanalyse, gerade als wenn bei der Kothanalyse gar kein Versehn Statt finden könnte, während doch jeder weiss, dass kleine Differenzen bei jeder Analyse vorkommen. Will man aber wirklich die Berechnung in der Weise aufstellen, dann dürfen nicht Versuchsresultate von Thieren in Vergleich gezogen werden, bei denen durch die Kloake feste und flüssige Excremente gleichzeitig abgeführt wer- den. Welcher Theil des im Ganzen wiedergefundenen Stickstoffs ist dann in diesen Fällen als nicht in den Kreislauf gelangt von dem in der Nahrung enthaltenen Stickstoffquantum abzuziehen ? Die Unregelmässigkeit in der N-Ausscheidung durch Harn und Koth, die Beobachtungen Seegens, dass 1,7—21,6pC. des in der Nahrung enthaltenen N nicht im Harn und Koth wieder erscheinen, bald auch selbst bei vermindertem oder vermehr- ten Körpergewicht mehr N in den Excreten wiedererscheint, als eingenommen worden ist, sind völlig räthselhaft. Was ferner den Einfluss des NaO.CO?2 anlangt, den S. zu studi- ren sich vorgenommen hat, kommen wir zu gar keinem Re- sultat; denn bei Zugabe von 1 Grm. dieses Salzes vermehrt sich die N ausscheidung so, dass fast aller N der Nahrung im Harn und Koth wiedererscheint, ja sogar trotz Körper- gewichtszunahme mehr ausgegeben wird, als eingenommen war und bei Zugabe von 2 Grm. Na0CO? steigt das N-deficit wieder auf 20 pC. Um so auffallender erscheint daher pag. 373 folgender Absatz: Liebig hat dem Alkali des Blutes eine grosse Rolle bei den Oxydationsprocessen zuge- 462 schrieben. Sollte die Einfuhr des kohlensauren Natrons die Oxydation der Albuminate in der Art steigen das C und H zu CO? und HO oxydirt werden und mit diesen der frei ge- wordene elementare N ausgeschieden werde. Was der Verf. eigentlich mit diesen Worten sagen will ist völlig unverständlich. Soll er zum Beweis seiner Ansicht dienen, oder zur Bekämpfung gegnerischer Ansichten? Nur in einer Versuchsreihe bei Eingabe von 2 Grm. Na0C0? er- gibt dieselbe ein Ndeficit von circa 20 pC.; in 2 anderen Fäl- len wird durch Zugabe von 1 Grm. .die N-ausscheidung durch Harn und Koth fast bis auf eine geringe Differenz den Voit- schen Ansichten gerecht. Also kann durch Na0.C0? die Los- lösung des N aus den Eiweissubstanzen bis zum Elementar- stoff nicht bedingt sein. Es bleibt daher, wenn alle übrigen Beobachtungen und analytischen Resultate der festen und flüssigen Excremente völlig exact gewesen sind!, zur Erklärung der sehr varianten und oft hohen Stickstoffdeficite der Seegen’schen Versuchsrei- hen nur die Annahme übrig, dass die Stickstoffeinnahmen in den einzelnen Versuchsreihen nicht richtig berechnet ge- wesen sind und für diese Annahme glaube ich aus den von mir später anzuführenden Fleischanalysen den Beleg liefern zu können; da ich nicht eine einzige Fleischportion vom Flei- scher erhalten habe, welche in Bezug auf den Stickstoffge- halt mit den andern Portionen übereinstimmte. Wenn See- gen daher bei seinen ganzen Versuchsreihen die Analyse eines einzigen Stückes Fleisch mit 3,4 pC. N für die Berechnung der Stickstoffeinnahme durch andere Fleischportionen als ein für allemal richtig zu Grunde gelegt hat, so entbehrt diese Annahme nicht nur der Begründung, sondern enthält den Grund der so sehr abweichenden Versuchs-Resultate. Wenn es sich darum handelt einen für die physiolo- gische Chemie so wichtigen Satz festzustellen, wie es der von Voit über Stoffwechsel der Stickstoffsubstanzen im thierischen resp. menschlichen Organismus ausgesprochene unzweifelhaft ist, so können nicht genug Beobachtungen von den verschie- denen Untersuchern und an den verschiedensten Organismen gemacht werden. Vorläufig werden dieselben allerdings nur für ein einziges Individuum Geltung haben, wenn aber von 463 verschiedenen Seiten übereinstimmende Resultate beigebracht werden, wird der Allgemeingültigkeit der Voitschen Ansicht entweder entschieden der Stab gebrochen werden müssen, oder derselben die Anerkennung nicht versagt werden können. Da mir andere Versuchsobjecte nicht vorlagen, entschloss ich mich meinen eigenen Organismus zum Versuche zu benutzen. Bei der ersten 12tägigen Versuchsreihe geschah dies nur in Rück- sicht der Controlle des Stickstoffumsatzes in Einnahme und Ausgabe; ich nahm jedoch schon in der ersten Reihe Ver- anlassung wenigstens im Harn Kalk und Phosphorsäureaus- scheidung zu bestimmen. Bei der 2. und 3. Versuchsreihe habe ich jedoch für Harn und Koth neben den Stickstoff bestim- mungen auch die von Kalk, Phosphorsäure und Kali (Natron und Chlor) ausgeführt, nachdem ich durch genaue Aschenana- lyse der eingenommenen Nahrungsmittel der von mir genos- senen gemischten Kost den Gehalt derselben an diesen sowohl für den Stickstoffumsatz, wie für die Landwirthschaft wichti- gen Stoffen festgestellt hatte. In der Reihe I genoss ich während 12 Tagen ausser 500 Grm. fettfreien Ochsenfleisches, noch 90 Grm. Brod und 25 Grm. Butter, 300 Grm. Kartoffeln, 8 Grm. Kochsalz, 900 CC Kaffeeabsud, 500 CC Wasser, 2250 CC Lagerbier und 20Grm.Zucker. Da ich während dieser Versuchszeit das Fleisch als Suppenfleisch in der Brühe zu mir nahm, musste, um stets eine gleichmässige Nahrungsmischung zu erzielen, das Fleisch mit einer gleichen Quantität Wasser gekocht werden. Das Suppenquantum betrug 580 CC. Die Kartoffeln in der Schale gekocht, wurden nach dem Abpellen in die Brühe ge- drückt, die erwähnten 8Grm. Kochsalz zugefügt, und Mittags 2/;, Abends !/; von Fleisch, Kartoffeln und Brühe genossen. Morgens um 7 Uhr und Nachmittags um 4 Uhr werden je 450 CC. Kaffeeabsud mit 10 Grm. Zucker ohne Sahne einge- nommen. Morgens 9 Uhr wurde das angegebene Quantum Brod und Butter, das Bierquantum während des ganzen Ta- ‘ges je nach Bedürfniss und das Wasser vor dem Schlafen- gehn genossen. Da zur Versuchszeit in Halle das Wasser noch nicht aus der vor Kurzem in Betrieb gesetzten neuen Wasserleitung bezogen werden konnte, so musste, da sämmtliche Original- 464 brunnen der Stadt nur ein sehr salpeterreiches Wasser lie- fern, zum Kochen des Fleisches reines Regenwasser benutzt werden. Zur Gewinnung des Kafteeabsudes, der von mir selbst stets in derselben Weise von demselben Gewichtsquan- tum Kaffee bereitet wurde, und zum Wasser-Trinken präpa- rirte ich mir das Wasser in der Art, dass stets dieselben Mengen NaCl; Na0.2CO02, Ca0.S03 — 2HO und Aetzkalk in einem gemessenen Quantum filtrirten Regenwassers aufge- löst resp. vertheilt wurden, in welches sodann 6 Stunden lang ein rascher Strom von Kohlensäure eingeleitet wurde. Ich hatte in dieser Weise bereitetes Wasser schon seit länger als einem halben Jahre getrunken, weil ich nach dem Genuss des gewöhnlichen Hallischen Brunnenwassers in Folge des be- deutenden Gehaltes an salpetersauren Kalk an einem perpe- tuirlichen Magenkatarrh gelitten hatte, der nach Genuss des von mir selbst bereiteten Wassers völlig verschwunden war. Die Körpergewichtsbestimmung wurde Morgens nach Entleerung der Fäces um 9 Uhr auf einer kleinen Decimal- wage vorgenommen, welche bis auf 3 Grm. genau wog. Das Brod war sogenanntes Hausbackenbrod und wurde am An- fang und Ende der Versuchszeit untersucht, um zu erfahren, ob etwa der Stickstoffgehalt eine Veränderung erfahren hätte; da aber das Brod an einem feuchten kühlen Orte aufbewahrt wurde, ergab die Stickstoff bestimmung dasselbe Resultat. Das Fleisch wurde in grösseren Stücken gekauft, eigenhändig von Sehnen und Fett betreit, von den einzelnen Schnitten zur Analyse überall eine Probe zur Gewinnung einer Fleischmit- telprobe ausgeschnitten, und sofort in Portionen zu 500 Grm. abgewogen und in zugedeckten Porzellanschalen aufgehoben. Fast jede Fleischportion zeigte einen andern Stickstoffgehalt, der beim Ochsenfleisch allerdings nicht sehr wesentlich va- riirte, aber bei den späteren Versuchsreihen mit Pferdefleisch so auffallend verschieden war — dass ich anfangs kaum an die Richtigkeit der Stickstoffbestimmungen glauben wollte, bis mich die mehrfach ausgeführte Analyse mehrerer getrennt“ von einander gewonnener und getrockneter Mittelproben von der Richtigkeit überzeugte. Als Kartoffel diente eine soge- nannte rothe Zwiebelkartoffel, welche mehrfach untersucht gleiche Zusammensetzung während der Versuchzeit ergab. 465 Für jede Versuchsreihe wurde das zu geniessende Bier auf Flaschen gezogen und analysirt und eine Veränderung der Zusammensetzung verschiedener Gebräue dadurch constatirt. Das ungefähre Verhältniss des N : C in der Nahrung war in Reihe I und Il 1:10,4 — 10,9 in Reihe III 121425: Die Stickstoffbestimmung des Harns wurde in der Weise ausgeführt, dass je 5 CC Harn direct aus einer kleinen Bü- rette in das mit Natronkalk theilweise gefüllte Verbrennungs- rohr eingelassen wurden, jedoch mit der Vorsicht, dass nicht die 5 CO auf einmal, sondern in 2—3 Portionen eingefüllt und nach jedem Harnzulassen kleine Portionen Natronkalk nachgeschüttet wurden, damit sich die ganze Flüssigkeits- menge gut und gleichmässig auf die Länge von 8—10 Zoll im Verbrennungsrohre in den Natronkalk einsaugen könne. Darauf wurde noch, wie bei jeder Stickstoff bestimmung, eine 6—8 zöllige Schicht reinen Natronkalks in das Rohr einge- schüttet. Die Verbrennung nahm fast stets 2’Stunden in An- spruch; das gebildete Ammoniak wurde in titrirter Schwefel- säure aufgefangen. Der Koth wurde nach Bestimmung des Bruttogewichtes mit einem Pistill gleichmässig zerrührt und für die Wasser und Stickstoffbestimmung circa 80 Grm. ab- gewogen. Erstere Portion wurde nach mehrstündiger voll- kommener Austrocknung bei 100° feingepulvert und von ihr 2 Grm. zur Stickstoffbestimmung verwandt. Auch diese Ver- brennung nahm stets 2 Stunden in Anspruch. Alle übrigen Bestimmungen wurden nach den bekannten Methoden mit An- wendung aller üblichen Vorsichtsmassregeln ausgeführt und bemerke ich nur noch, dass alle Analysen, Bestimmungen und Berechnungen von mir selbst mit grösster Sorgfalt und ohne Zuziehung eines Assistenten ausgeführt worden sind und ich daher für alle Angaben volles Vertrauen beanspruche. 466 Einnahme I. vom 20—31. Januar. Ungefähres Ver- Na ngamittel Wasser Stickstoff Dans an im Mittel im Mittel] in der Nahrung 90 Grm. Brod . . 33,79 0,9640 | 0,9640 | 25,00 500 Grm. Ochsen- 15.368,54 5.17,669 Fleisch ey: a 368,90 4.17,177 11020 17,327 70,75 3 366,91 3.16,956 300 Grm. Kartoffeln 203,70 1,2812 1,28 41,25 25 Grm. Butter 2,50 - 0,0412 | 0,0412 16,25 8 Grm. Kochsalz . 0,80 2250 CC Bier . . 2133,20 1,4481 | 1,4481 50,00 900 CC Kaffee. . 892,10 0,1890 ! 0,1890 2,75 500 CC Wasser . 499,55 580 CC Wasser aus der Brühe .. 580,00 20 Grm. Zucker 88 Summa pro Tag 4714,54 21,2505 | 21,2505 214,8 pro 12 Tage | 56,574,48 255,006 nl 10,4 I. Reihe Ausgabe. = Bs| =3 : N in Sum- Se =) Harn SE FE Koth in Grm. ns Tag. |2= 3 lin cc Sn So Feste | Was- | Sum- | N.-ge- |Harn und Se 28 Z.o Theile| ser ma halt Koth 20.Jan.| 56370 | 3860 |1,0088| 20,535 | 34,2 | 193,8 228 | 2,348 22,883 21. - |55900 | 3260 |1,0089| 17,3434| 44,4 | 155,6 200 | 2,911 20,254 22. - |55830 | 3060 ı1,0091} 18,8496| 20,7 | 85,3 106 | 1,420 20,2696 23. - |55900 | 3100 |1,0086| 18,2280| 28,1 | 96,9 125 | 2,164 20,3920 24. - |55740 |: 3270 |1,0089| 18,7698| 37,5 | 123,5 161 | 2,677 21,4470 25. - |56000 | 3960 |1,0075) 18,4240| 50,4 | 184,6 235 | 3,669 22,0951 26. - |55500| 3260 |1,0095| 16,8868| 18,1 | 66,9 85 | 1,3937 18. 2805 27. - |55750 | 3135 11,0099| 16,2393| 56,1 | 297,9 354 | 4,7124 | 20,9517 28. - 55600 | 2980 11,0104| 17,5224| 27,5 !112,5 140 , 2,1752 | 19,6976 29. - 155835 | 3620 |1,0088| 16,5434| 53,1 | 224,9 278 | 4,5394 | 21,0783 30. - |55460 | 3020 |1,0091| 14,7980) 52,3 | 199,7 252 | 3,5146 | 18,3126 31. - [55800 | 3650 |1,0080| 15,3300) 76,7 |263,3 | 340 | 5,1542 | 20,4842 1. Febr | 55700 Differenz 670 |39175 209,4697| 499,1 | 2004 | 2504 | 36,6785| 246, 5| 246,1456 N = 96,53 pC. wieder- gefunden. 467 In den Kreis-) Der in den Fäces enthaltene lauf überge-| Stickstoff der Nahrung Harn gangener nicht übergegang.|Ausgedrückt in Stickstoff in | in denKreislauf | pC. 2 u Tag. CaO POS Cl pC. Differenz eh 20. Jan.|0,3261| 2,6086|10,9070 95,10 10,37| +5,97 6,86 21. - 0,2339) 3,0894] 5,2078 ‚80,32 13,48| —6,20 6,56 22. - |0,1828| 2,8201] 4,2365 87,30 6,58} —6,12 6,86 23. - 10,1759| 3,0618] 4,2920 84,42 10,02] —4,46 7,70 24. - /0,1945| 2,8582] 5,3399 86,93 12,40| — 0,67 7,14 25. - |0,2029| 2,6313] 5,6102 87,32 17,39] +4,71 7,28 26. - 10,1923| 2,8265| 5,2078 80,03 6,61|—13,36 7,10 27. - |0,1921| 3,0773] 5,8985 76,96 22,33) —0,71 8,40 28. - /0,1721| 2,8698] 6,2416 83,04 10,31] —6,65 7,91 29. - |0,1837) 2,9046| 7,0680 79,23 21,74| +0,97 8,55 30. - 1/0,1657| 2,9166] 5,8965 70,87 16,83) —12,3 6,72 31. - |0,1113| 2,8890) 6,7379 13,42 24,69) —1,89 6,72 1. Febr. 984,94 173,25 83.30 2,2333|34,5522|72,6437|pro Tag 82,06] 14,44 —3,47 pro Tag pc. N Ver- pro 17,36 pC. hältniss 5,7 :| 1 Tag Aus vorstehender Tabelle ergiebt sich somit für die Ein- nahme und Ausgabe in Betreff des Wasserumsatzes eine Diffe- renz von 15395 Grm. pro 12 Tage, also ein Verlust von 1283 Grm. Wasser pro Tag, welche auf andrem Wege als durch Harn und Koth aus dem Körper entfernt wurden; und eine Differenz von 8,8604 Grm. Stickstoff, es waren also von dem ganzen eingenommenen Stickstoffquantum der Nahrung 96,53 pC. im Harn und Koth wiedergefunden, wovon 82,06 pO. auf Harn und 14,44 auf Koth fallen; mithin war das Ausschei- dungsverhältniss des in den Kreislauf gelangten Stickstoffs zu dem nicht assimilirten 5,7:1. Der Stickstoffgehalt der bei 100% getrockneten Fäces betrug durchschnittlich pro Tag 7,36 pC. Die Differenz im Körpergewicht vor und nach dem Ver- such betrug allerdings 670 Grm. Wenn diese Gewichtsab- nahme des Körpers als Fleisch- resp. Stickstoffverlust in Rech- nung gesetzt werden müsste, dann würde sich freilich der Procentsatz des nicht wiedergefundenen Stickstofis der Nah- rung um etwas erhöhen. Es lässt sich jedoch kein Beweis dafür beibringen, dass der Körperverlust von ausgeschiede- ner zersetzter Proteinsubstanz herrühre; ich wäre im Gegen- theile viel eher geneigt, ihn von einem Verlust von Fett her- zuleiten, da das von mir gewählte Verhältniss von N:C in der Nahrung wie 1:10,4 weit unter dem normalen von 1:15 468 —18 liegt. Der Körper hat möglicherweise zur Verdauung der im Uebermaass zugeführten Stickstoffnahrung Fett herge- ben müssen; und zwar mehr als er dafür an Proteinsubstanz aufspeicherte. DieZahlen für die Stickstoffausscheidung durch den Harn zeigen von Anfang bis zum Ende des Versuchs eine constante Abnahme, einerseits wohl bedingt durch den ge- ringer werdenden N-gehalt des Fleisches in den letzten Ta- gen der Versuchszeit, andererseits aber bedingt durch die sich stets herabstimmende Verdauungsthätigkeit des Organis- mus, resp. die Unfähigkeit der Organe auf eine längere Zeit ein übermässiges Quantum Stickstoffnahrung normal zu ver- arbeiten; daher die Zunahme der festen Excremente und gleichzeitige Verdauungsbeschwerden, Gefühl von Völle und in den beiden letzten Tagen Hamorrhoidalaffectionen. Wäh- rend der ganzen Versuchszeit hatte ich täglich meine Vorle- sung gehalten, meine Praktikanten im Laboratorium unter- richtet und sämmtliche analytische Bestimmungen selbst aus- geführt nnd nur Abends einen 1/—?/ıstündigen Spaziergang gemacht. II. Reihe. Bei der zweiten 10 Tage umfassenden Versuchsreihe wurde bei sonst gleichen Nahrungsquanten statt Ochsenfleisch Rossfleisch (pro Tag 500 Grm.) genossen und zwar hauptsächlich aus dem Grunde, weil behauptet worden war, dass Rossfleisch weniger leicht verdaulich als Ochsenfleisch sei. Ich kann je- doch nicht behaupten, dass ich irgend welchen Unterschied während des 2ten Versuches gegenüber den Beobachtungen während der isten Reihe mit Ochsenfleisch gemacht hätte; im Gegentheil möchte ich im allgemeinen behaupten, dass selbst als Suppenfleischh mit der Suppe und Kartoffeln, ge- nossen, mir Rossfleisch weniger schwer zu verarbeiten war; da das Fleisch vorher so weit von Fett befreit war, dass auf der Brühe kaum Fettaugen zu bemerken waren, fiel auch der Widerwillen fort, den man empfindet, wenn man Suppe von Rossfleisch geniesst, das nicht vom Fett vorher befreit war, und auf der das gelbe Fett schwimmt. Die Rossfleischbrühe sieht zwar unappetitlicher aus, weil sie fast stets trübe ist und eine gelbbräunliche Farbe hat, aber sie ist schmackhaft 469 und Extractreicher. Es wurde das sogenannte Filetstück zu den Versuchen benutzt. Es wurden aber bei diesem 2ten Versuch völlig diesel- ben Bedingungen eingehalten, wie bei der 1sten Versuchsreihe. Bei dieser wie bei der 3ten folgenden Reihe, in welcher das gleiche Quantum Rossfleisch in Form von Beefsteakes genossen wurde, nahm ich bei der Gegenüberstellung der Nahrungs- einnahme und Excrementenausgabe neben dem Umsatz des Wassers und Stickstofts auch noch Rücksicht auf die Aschen- bestandtheile CaO; PO5; Cl; NaO; KO. Die Beobachtungen des Pulsschlages während dieser Versuchsreihe zeigen durch- aus keine Uebereinstimmung. Pulsschlag Be Aufenthalt in Tag. Arbeitszeit : ; Morgens | Abends | frischer Luft 10. Febr. 12 84 11 Stunden las 72 18 15 - 1), Stunde 12. - 12 18 14 - EIERN Tate. 75 18 17 a TErRgiBE Mr - 75 75 152/088 aa 16... - 72 66 > N are 16. - 84 72 orte Me Pe - 84 84 151, - 3; - 18. - 84 96 15 - a 19. - 86 96 141, - SnN= Der Harn zeigte in Farbe und Geruch während aller 3 Versuchsreihen sehr wesentliche Veränderungen. In den er- sten 3 Tagen war Farbe und Geruch normal, am 4—-5ten Tage wurde die Farbe dunkler. Sedimentbildung war noch nicht bemerkbar, Geruch kaum verändert. Vom 5ten Tage an wurde der Harn gewöhnlich immer heller und trüber und nahm einen entschiedenen Fleischgeruch an, und se- dimentirte in den letzten Tagen nach 24 Stunden sehr stark. In den ersten Tagen der Versuchsreihe wurde ausserdem die Nacht entweder unter sehr ruhelosem oder weniger erquicken- dem Schlaf verbracht. Auch am Ende dieser IIten Reihe wurden Verdauungsstörungen, Afterschmerzen und Hämor- rhoidalbeschwerden beobachtet, welche eine weitere Fortset- zung des Versuches unmöglich machten, 470 Einnahme IL Wasser Stickstoff Ungefähres Ver- pro im Pro im un "C Stoffe. : 3 B Tag Mittel Tag. Mittel | in der Nahrung. 90 Grm. Brod . . 35,703 0,7411] 0,7411 | 24,48 2.397,550 2.13,769 on am: Pferde- 304000 | 376,985113.15.2264|115,8215| 15,8215 | 66,42 “2.2. 15.376,550 5,17,0000 300 Grm. Kartoffeln 203,700 1,2800) 1,2800 41,25 25 Grm. Butter . 2,545 0,0717] 0,0717 | 16,79 8 Grm. Kochsalz . 0,776 2250 CC Bier . . 2136,720 0,0450) 0,9450 47,20 900 CC Kaffee. . 892,143 0,1890) 0,1890 2,15 500 CC Wasser . 499,550 580 CC Wasser in der Brühe . . 580,000 20 Grm. Zucker . 8,8 Summa 47128,122 19,0512 | 207,69 1 10,9 Aschenbestandtheile im Mittel pro Tag. Stoffe | CaO | PO?> Cl Na0 | KO Asche Brod... Du 20a08 0,0312 | 0,2998 | 0,0167 | 0,0114 | 0,2924 | 0,8082 Bleisch . . . 8. 0,0580 ! 2,3801 | 0,0980 | 0,4706 | 1,7738 | 6,2080 Kartoffeln . . . . | 0,0492 | 0,3185 | 0,1028 | 1,5342 | 2,1288 | 4,2828 Butter . Bun 0,4712 | 0,4113 0,7765 Kochsalz 0,0400 4,3168 | 3,7696 7,2240 Bier . . 0,4218 | 1,8822 | 0,5130 | 0,3673 | 2,1654 | 7,0662 Kaffee . 0,3046 | 0,0511 | 0,0851 | 0,1793 | 0,5551 | 1,6308 Wasser . 0,1882 0,0284 | 0,0356 0,4500 Summa 1,0930 | 4,9317 | 5,6320 | 6,7793 | 6,9155 Bei der Analyse des Rossfleisches stellte sich heraus, dass selbiges viel differenter in der Zusammensetzung der ein- zelnen Bestandtheile (Proteinstoffe, Wasser, Asche) sei, als das Ochsenfleisch, und es ist daher zu vermuthen, dass von diesem variabeln Stickstofigehalt des käuflichen Pferdeflei- sches, welches Seegen bei seinen Fütterungsversuchen als stets constant zusammengesetzt angenommen hat, das grosse Deficit abzuleiten sein möchte, welches er bei einzelnen sei- ner Versuchsreihen zwischen Einnahme und Ausgabe beob- achtet hat. 471 Die Ausgaben der II. Versuchsreihe sind in der folgen- den Tabelle zusammengestellt: % B& ra th rammen n= Körperge En 3: Sage Wi Koth in Gra 533 Tag: wicht in | in | os: d 275 | WaS- Ihschel 8 &| N Ge| == Grm. ce|ı 22 H es | ©5 | ser ZA#al halt | 7 A,sS no arıs. | HA zZ © 10. Febr 56000 3450 1,0093] 13,5240| 29,1 95,9 | 3,524| 125) 2,2407| 15,7647 KR - 55800 3300/1,0087| 16,6320| 48,28] 166,72] 6,89 | 215| 3,5486] 20,1806 12. - 55650 3150/1,0092| 14,9940| 33,33] 128,67| 4,74 | 162] 2,4264| 17,4204 I - 55460 3520|1,0090| 15,2768| 45,69] 200,31) 6,77 | 246] 3,2623] 18,5391 14. - 55620 3190/1,0092| 15,1844| 25,5 76,5 | 3,42 | 102] 1,6779] 16,8623 15. - 55650 3740|1,0086} 16,2316| 35,22| 114,78] 4,85 | 150| 2,3668| 18,5985 165 > 55640 3435/1,0088| 16,8315) 42,93] 237,07| 7,497| 280| 3,0652| 19,8967 Re 55600 3520)1,0088| 14,7840| 48,55| 216,45| 7,72 | 265| 3,7384| 18,5224 18. - 55460 3315|1,0092| 16,9861| 32,7 | 139,3 | 4,73 | 172] 2,4263| 19,4124 19: _- 55550 3780|1,0080| 17,9928| 41,75] 164,25| 6,07 | 206| 3,1271| 21,1199 20 - 55450 | Differenz 27,8797|186,3170 Summe | —550grm. |34400 Hassan 383,05|1539,95]56,211/1923| N = 97,72 pC. d.Körp.-G. Wiedergefunden = 2 = 2 = © e| © = 8 os o3 e 3 a: -— & u: os el= S :S EEAg: ZElsE|lSsE IE JOSE 155 SH SE SE 5 Eu BE-IME: = ER IREN = u 3 10. Febr. |0,179410,6744| 2,9506] 1,1748|10,2879|0,0207| 5,7424| 0,0579| 4,7365| 0,5106 Ei - 0,1782/1,1835| 3,1172] 2, ‚4537 5,506110, 0232 3,38393| 0,3034| 5,1337| 1,1611 I E- 0, 1678]1,0078| 3,0715] 1,5079] 5,7031/0,0179| 3,7659| 0,2890| 6,1036 0, 6112 3. - 0, ‚2147 1,4217| 2,5090) 1,6455| 6,1230)0 ‚0503 4,4479| 0,4494| 6 ‚2128 0,9812 4. - 0 ‚2328 0,7543] 2,6512) 1,1706 5, 549010, ‚0101 4,5489| 0,1804 5, 0801| 0, ‚4409 5. - 10,2085,0, ‚4189 3, 1815, 1,6318] 6,9473/0,0087| 4,3086! 0,3323] 6, 5151 0,5871 6. - 0, 1641[/0,6212| 3, 3688 1.6696 6,6971|0 ‚0357 4,5724| 0,7330 5, ‚6258| 1,2457 17. - 0, 1479/1,5127| 3,0788| 2,4457 6, 6229/0,0196| 5,1417| 0,3210) 5,7941] 1,1156 8 - 0, 1342|0,8474| 2,8852] 1,5547] 6,3453|0,0174| 4,5374| 0,2370| 5, 6240 0,6751 9. - 0,4668]1,1248| 2,8462] 2,1409| 7,1120|0 ‚0180 5,0548 091 7,1120|0,0180| 5,0548| 0,2325] 5,2617] 0,7778 5,2617 0, 1778 | Summa |2,0944|9,6267 [32,6500]17,3946]66 46166.8937]0,2217]45,95931 3,1359]56,0874] 8,1068" 2217]45,9593| 3,1359]56,0874] 8,1063 ‚Summa | 11,7211 50,0446 67,1154 49,0952 64,1937 472 a In den Kreislauf y ; “ übergegangener |In den Fäces| N der Fäces aus- Tag. durch Harn abge- enthaltener | gedrückt in pC. der schiedener N in pC. N in pcC. Trockensubstanz 10. Febr. 719,57 13,18 7,70 Ile re 97,85 20,92 1,35 12,3 - 81,25 13,05 7,28 150, 82,79 17,68 7,12 14. - 82,29 9,09 6,58 15. - 80,25 11,70 6,72 1642 ,8- 83,21 15,15 7,14 17 73,09 18,48 7,70 18. - 83,98 12,03 7,42 1950 - 88,96 15.46 7,49 Summa 833,24 146,79 12,50 pro Tag 83,32 14,68 | 71,25 Verhältniss 5,68 1 Der Vergleich zwischen den Zahlen für Einnahme und Ausgabe dieser Reihe ergiebt ziemlich genau dasselbe Resultat wie es in Reihe I erhalten war. Das Wasserdeficit betrug pro Tag 1134,127 Grm., also waren nahezu 2!/ı Pfd. Wasser auf andrem Wege als durch Harn und Koth entleert worden. Das Stickstoffdeficit beträgt für die 10 Tage 4,207 Grm. = 2,28 pC. pro Tag. Von den 97,72 pC. wiedergefundenen Stickstoffs fallen auf den Harn 83,161 pC., aut den Koth 14,673 pC. Das Assimilationsverhältniss für die stickstoff- haltige Substanz in dieser Versuchsreihe war also nahezu dasselbe wie in der Reihe I, es verhielt sich der in den Kreis- lauf übergegangene Stickstoff zu dem in den Excrementen wie 5,68:1. Der Stickstoffigehalt der bei 100° getrockneten Fäces betrug 7,25 pC. im Mittel (gegen 7,36 pC. in der er- sten Reihe). | Die Differenz des Körpergewichts betrug weniger als in Reihe I, nämlich nur circa 1 Pfd. (550 Grm.) Das etwas gün- stigere Verhältniss von N:C—1:10,9 in der Nahrung. bei der auf absolutes Gewicht bezogenen geringeren Menge N in der Nahrung haben nach meiner Ansicht auch eine geringere Abgabe von im Körper vorhandenem Fett bedingt. In Betreff des Umsatzes der Mineralsubstanz liegen noch einige Unklarheiten vor. Es sind allerdings die für Ca0O, PO5 und Cl gefundenen Ausgaben durch den Harn in ziemlicher Uebereinstimmung mit Reihe I, es bleibt aber räthselhaft wie bei der Chlorabgabe durch den Harn allein 473 mehr ausgegeben gefunden, als die Nahrung der Berechnung nach enthielt. Die Ausgaben von CaO und PO5 sind mit den Einnahmen fast ganz übereinstimmend, dagegen wurden NaO und KO nicht in dem Maasse wiedergefunden, als sie einge- nommen berechnet waren; die Verluste stehen jedoch mit den in Reihe III später beobachteten in einem ziemlich nahen Zu- sammenhang. III. Reihe. Bei der IlIten ebenfalls 10 Tage umfassenden Versuchs- reihe wählte ich zur Abwechselung eine andere Zubereitungs- form für das zu geniessende Fleischquantum, da mir der an- dauernde Genuss von Suppenfleisch zu lästig geworden war. Da ich schon früher viel Pferdefleisch in Form von Beef- steakes genossen und es stets in dieser Form vortrefflich schmeckend gefunden hatte, wählte ich diese Zubereitungs- weise als die einfachste, liess aber die gewöhnliche Zuthat von Pfeffer und Zwiebeln etc. fort und gestattete mir nur eine gewogene Quantität Mostrich. Die zur Anfertigung noth- wendige Butter wurde auf einmal angeschafft, und ausser den zum Frühstück verwandten 25Grm. auf 90 Grm. Brot noch 65 Grm. zum Beefsteakes von 500 Grm. Rossfleisch verwandt. Um mich ausserdem dem normaleren Verhältniss von N:O in der Nahrung mehr zu nähern, wurde die Kartoffelration von 300 auf 500 Grm. pro Tag erhöht Die Einnahme pro Tag ergiebt sich aus folgenden Ta- bellen: Bd. XXXI, 1868, 39 474 Wasser gr Ungefähres Ver- nf h Dis hältniss von N . Stoffe. Tag Mittel Tag. Inf in:der Nahrung. 90 Grm. Brod . . 33,75 0 00 Grm Bro... | 3 | | | os] oss2| 2a 0,5512 | 24,71 500 Grm. Pferde- J|5.364,05 B 15,036 ae 5.394,65 379,35 B 13,717 I 3765. 14,3765 63,34 500 Grm. Kartoffeln 339,5 I 133 2,1330 | 68,78 90 Grm. Butter . 4,672 0,4736| 0 ‚4736 61,22 8 Grm. Kochsalz . 0,776 a 2250 CC Bier . . 2130, 75 1; 1025 1, 1025 50,14 900 CC Kaflee. . 892,143 0 1890 0,1890 2,75 500 CC Wasser . 499, 55 „ „ ” 20 Grm. Zucker . 8,8 45 Grm. Mostrich 34, 35 0, 5339| 0 ‚5339 4,5 Summa 4194,391 19,3597 | 19,3597 | 284,24 1 14,7 Aschenbestandtheile im Mittel pro Tag. Stoffe | CaO0 PO? Cl NaO KO Asche Broda, u. een, 0,0421 | 0,2644 | 0,0124 | 0,0304 | 0,2701 0,8710 Fleisch . i 0,0497 | 2,4743 | 0,1041 | 0,4897 | 1,6051. 5,8425 Kartoffeln . 0,0820 | 0,5308 | 0,1713 | 2,5570 | 3,5480 | 7,1380 Butter N 9». 13,8901 | 3,3961 3 6,4089 Kochsalz 0,0400 5 4,3168 | 3,7696 s 7,2240 Bier . 0,2250 | 1,888 |! 0,2867 | 0,6153 ! 2,0991 | 6,8299 Kaffee . 0,3046 | 0,0511 | 0,0851 | 0,1793 | 0,5551 | 1,6308 Wasser . 0,1882 = 0,0284 | 0,0356 in 0,4500 Mostrich . 0,0947 | 0,2320 | 0,2562 | 0,2603 | 0,1062 | 1,2000 Summa 1,0263 | 5,4406 | 9,1511 |[11,3333 | 8,1836 Der durchschnittlich geringere Stickstoffgehalt des in dieser Reihe genossenen Pferdefleisches ist bedingt durch den grösseren Wassergehalt der beiden Fleischportionen. 475 III. Reihe Ausgabe. desHarns [of 2 Feste Theile Ss Ni; Körperge- | yayn N-Ge- Koth in Graimmen Tag. | wieht in | in Grm. 1616) pec.Gew. ma aus HarnKoth 31,308| 183,692] 5,895] 215 30,931] 134,069| 5,033] 165 45,548| 196,452| 7,251| 242 30,444) 114,556! 4,442) 145 55600 18,760 48.035| 216,965, 7,291| 265 55600 55600 56200 56500 56470 56510 56800 56850 56850 56750 2870 1,0114 286011,0106 2270 1,0132 270011,0118 2680|1,0127 302511,0111 2870|1,0118 3450 1,0097 3080|1,0108 3240|1,0114 ES Br le} N 46,553| 223,447 6,847] 270 34,644| 175,356| 5,258] 210) : 41,511| 175,489, 7,756] 222 45,654| 179,346, 7,468| 225 44,650| 177,350| 7,004| 222 £ AT Bl 22) m » EEE EEE EEE 25,634|182,45 2181|N — 94,25 pC Wiedergefunc Differenz d. Körp.-G. +1150grm. Summe 29045 404,278|1776,722)64,247 | 156,816 an SE|®; S; en (®) FH 4 S) 8 in Fäces = 5 (>) gaıs =! in Harn in Fäces PO> in Harn in Fäces Cl in Harn cl ın Fäces NaO in Harn N in Fäces März |0,2143|0,4779| 3,1008] 0,9117|10,189 |0,0342 0,2526/0,7294| 2,4447| 1,7833) 8,1244|0,0200 ä F 5,4026| 0,9842 - .10,1945[1,0409| 2,9001 2,7606| 6,7692|0,0120 6,0331] 1,3206 7,7760) 0,7377 6,6827) 1,0238 6,7406! 1,0623 6,4771] 0,7718 7,5638] 1,0382 1,2134] 1,0877 7,7918| 0,9401 66,6136] 9,9533 76,5669 mm —— er we [er) AIQo- an oo Mo nr er) on er 2,8800] 1,6796| 7,4762|0,0103 0.232211.2031| 3,3479 2,6518| 8.372210.0157| 6,1276| 0,1789 5,8903! 0,2797 5,7528| 0,2909 4,9479) 0,2107 5,9125| 0,2110 6,6421| 0,2339 58,2269| 1,8449 Ve rer 60,0718 3,5752, 2,7914] 7,731810,0705 3,2884| 2,0417| 7,94700,0645 3,0786| 3,4408] 8,4506 3,0938) 3,0245| 7,9272] 3,4698] 2,7262| 8,8565|0,0126 31,1793]23,8115]80,8441]0,3298 EEE? een IE 54,9908 | - 81,1739 0,13000,8627 0,1674|0,5836 0,1437|1,0464 0,1633/1,0824 0,1512|1,0256 1,8256] 8,8037 ee ,’ a a a 7 = 4,9325| 0,9869 In: en er Summa 10,6293 32 * 476 Nicht i.Kreis- ers lauf überge- NP en N der Fäces aus- Tag. gangenerrespin:. gedrückt in pC. der gangener N Im Fäces ent-|- U. Aus-| ST nockensubstanz in pC h gabe in pC. s halten. Ni.pC. 2. März 70,56 9,51 —19,93 5,88 a 64,11 10,18 — 15,71 6,37 4. = 76,80 12,38 — 11,82 5,26 Dun - 78,10 10,68 — 11,22 6,81 BR, 96,90 | 16,85 + 3,75 6,79 Ten 714,38 14,47 211,15 6,02 Simen, 87,17 12,15 —- 0,68 6,79 9. 18,99 16,31 — 4,10 6,79 10. - 84,60 15,35 — 0,05 6,51 110%*. 98,18 14,53 112,71 6,30 Summa 809,79 133,41 — 58,8 63,52 pro Tag 80,97 13,34 | 5,88 6,35 Verhältniss 6 1 Da das Körpergewicht während dieser Illten Versuchs- reihe um 1150 Grm. vermehrt ist, muss gefolgert werden, dass in Folge des vortheilhafteren Verhältnisses zwischen dem Stickstoff- und Kohlenstoffgehalt der Nahrung, diese besser durch den Körper verwerthet resp. assimilirt worden ist. Wie ich in den beiden ersten Versuchsreihen nicht geneigt war die Körpergewichtsabnahme als Verlust von Proteinstofien an- zunehmen, so bin ich auch in diesem 3ten Falle nicht geneigt anzunehmen, dass die Gewichtszunahme des Körpers allein einem Ansatz von Proteinstoffen zuzuschreiben sei, besonders da das zwischen Einnahme und Ausgabe bei der Analyse ge- fundene Stickstoffdeficit von 11,14 Grm. = 5,75 p(.) ent- sprechend 2/3 Pfd. Fleisch) nicht hinreicht, um die ganze Körpergewichtszunahme von circa 21/ı Pfd. zu erklären. Von den 94,25 pC. wiedergefundenen Stickstoffs der Nahrung fal- len aut den Harn 80,98 pC. auf den Koth 13,34 pC. im Mit- tel auf den Tag, der assimilirte zum nicht in Kreislauf ge- langten durch die Fäces abgeführten Stickstoff verhält sich wie 6:1, also viel günstiger wie in Reihe I und II. Mit der viel besseren Verwerthung der Stickstoffsubstanz steht auch im Zusammenhang ein durchschnittlich geringerer Procentgehalt von 6,35 pC. Stickstoff in den bei 100° getrockneten Fäces. Von dem in der Nahrung enthaltenen Wasser wurden pro Tag 1112,22 Grm. also circa 2!/ı Pfd. auf anderem Wege wie durch Urin und Fäces abgeschieden, was mit dem Re- sultate der vorigen Versuchsreihe übereinstimmt. 477 Der Umsatz der Mineralsubstanzen in dieser Versuchs- reihe zeigt ein von der vorigen Reihe wenig abweichendes Resul- tat. Auch in dieser Reihe wurde fast genau die ganze Menge des Kalks und der Phosphorsäure der Nahrung in den Excre- menten wieder gefunden, während hier neben Kali und Natron auch Chlor in geringerem Maasse ausgegeben als eingenom- men erscheinen ; beim Natron beträgt die Differenz sogar die Hälfte der Einnahme, und es wird daher wohlangenommen wer- den können, dass ein Theil desselben zu der Vermehrung des Körpergewichtes verwendet worden ist, während der andere Theil so wie das Kali theils als Chlorverbindung theils an organische Säuren gebunden durch die Haut secernirt worden sind. Wie bei den früheren Versuchsreihen war auch bei die- ser die allmälige Veränderung des Geruchs und der Farbe des Urins sehr auffallend; vom 2ten Tage an dunkler wer- dend ohne trübe zu erscheinen, oder einen besonderen Ge- ruch zu zeigen, begann er vom 4ten Tage an immer heller, trüber zu werden und einen sehr starken Fleischgeruch anzu- nehmen, sedimentirte jedoch nicht so stark als bei Reihe II. Die Variationen des Pulsschlages sind aus folgender Ta- belle ersichtlich. EEE ENLE 7: oEERnFERSEEEESREEB- TTRETERTSESGEESCSRERTSTSEISFHEN RCEEETRESOFEREeTreSESmERSFEEREEEIEEEEBee PinFPERST> er >cEREPETeERECEEPEBSEREEFTERBERRGRIES EURE SSCIBRFRSR TEESRRBTRETT I Pulsschlag RO Aufenthalt in Tag. Arbeitszeit ; & Morgens | Abends | frischer Luft 2. März 72 90 16 Stunden 1), Stunde Da 90 90 14 - 1 & A 90 90 Tu OR Di Dr 54 90 16 - 0 E 6. 9 84 90 16.M.- ag. ERS 84 90 15!h - 1 - RE 718 90 15/2 - 0 ! 1 718 96 15 - 1 E 10... 718 96 14! - 1 - 11. ® 72 96 14!/a - 1 - In den ersten 3 Tagen war der Schlaf schlecht und von starken Schweissen gegen Morgen begleitet, in der späteren Zeit aber keine Abweichung vom Normalzustande bemerkbar ; so dass das Wohlbefinden während dieser Versuchsreihe selbst durch die überreichliche Nahrung nicht wesentlich beeinträch- tigt war, und der Versuch wohl noch länger hätte fortgesetzt werden können, wenn nicht andere Gründe zur Aufgabe des- selben gezwungen hätten. 478 ag'9 oz 9E) III II I Se] 02d jeyim un ZUeISANSUSNOOLT, Top uaJUE001g ur Yronaıpodsne soogg UEUND0N AP eyagyogssong E99 IT: 894 Be ger 2 0.08 BORL: 0c8 vrT : 90'8 seogg uun SOIBH un) SOI®T un III I I 3%], o1d jeyruyusooıg we Jyonıpassne sag pun ur) yaınp uageäsnegogsyang "udn GTTL "un VELL "un 8861 II II I Se], o1d s9087 pun ut yoanp spe 9Soy WEASPUB NE ISN[IOAIISSE A gı's |pr'tilsp'agıles‘ecı|eg'se | ste | ısız | sisst | - Fo6a|- sHoselzrr| :T Jostıt]| or fr 82 | ar | e'gsı| osılıs‘ız | z6T | Ez6T | erisct | - onnE| - ooPpEl6soT| :T | osc—| oT JIT ır'e lose |Fr'gre| sea |89‘9E | 60% | vosz | Lr'60s | DD sage | O9 szısglt‘or | :T | 029-1 @ı | I Te en nn nn ml B' % 6 ua9wweılr) UI 6) N 4 B = Zi I Al... en 5 B © B Eu —— Sm [oyI wı) uozuen Sol 3, o|P 2 BI : : = | ES Q RE Su= Zueh) SeL Aue) "yoS-N |SeL o1d wı Seas ren SiS zuzma | g@ıg2| % ur BeloE| 28 |88 word | S 8 |S Ef yos-n| ord |seoeg ann = zel 5 © |82 -IS0JI8AN | SE & | 5 = eH & El 8 SE 'zyeswnpoJsyong pun -1ossey Up ne Inzag ur uogreIsyonsIoA g Topfe oyeynsoy 9Ip uoyeyyus uopfoqe] uePuas[oF 9Lq Die Resultate sind so annähernd übereinstimmend, dass die geringen Stickstoffverluste von 3,47 und 2,28 pC. in den nahme sein können, dass wesentliche Mengen Stickstoff in elemen- beiden ersten Versuchsreihen wohl kein Beweis für die An- 479 tarerForm durch die Lungen an die Luft abgegeben werden. Erstens ist es kaum möglich, selbst wenn man mit dem eige- nen Körper experimentirt, die kleinsten Mengen fester Excre- mente so sorgfältig zu sammeln, dass gar kein Verlust Statt fände; sodann werden kleine Mengen Stickstoff haltiger Sub- stanz entschieden auch durch Nasenschleim und Hustenaus- wurf aus dem Körper entfernt und schliesslich kommen ana- lytische Fehler hinzu , so dass an ein absolut richtiges Re- tultat bei so schwierigen Untersuchungen wohl kaum zu glau- ben ist. . Das grössere Stickstofideficit der Reihe III von 5,75 pC. kann bedingt sein durch dieoben angegebenen Gründe, kann aber auch in der Vermehrung des Körpergewichtes wenigstens zum Theil seine Erklärung finden. Der Organismus hatte in der letz- ten Reihe ganz anders als in den früheren Reihen gearbeitet, es war die Nahrung mit dem Verhältniss von N;C=1:14,7 leichter verdaulich und wurde deshalb besser ausgenutzt; während in den ersten Versuchsreihen in Folge des ungün- stigeren Verhältniss von N:0=1:10,1— (10,9) der Organis- mus in abnormer Weise zu arbeiten gezwungen war, wenn die überreiche Stickstoffnahrung zur Assimilirung vorbereitet werden sollte; er gab deshalb vielleicht etwas von dem im Körper vorhandenen Fett ab und deshalb stimmte sich das Körpergewicht herab. Es ist interessant, das in allen 3 Reihen das im Harn und Fäces wiedergefundene Stickstoffquantum fast die gleiche Verhältnisszahl 1:5,68 — 6,0 liefert; und dass bei dem günstigen Nahrungsgemisch in Reihe 1II weniger Stickstoff in den Excrementen*) wiedergefunden ist. Da aber auch gleichzeitig sowohl dem absoluten Gewicht nach, als auch in Procenten ausgedrückt der eingenommene Stickstoff der Nahrung in geringerer Menge im Harn wiedergefunden wird, so wird bei der Vermehrung des Körpergewichtes um 1150 Grm. das Stickstoffdeficit berechtigter Weise durch Fleischan- satz erklärt werden können. Mit dieser Köpergewichtsvermehrung steht auch ent- *) Aus einer neuern Versuchsreihe, bei welcher nach Appetit semischte Nahrung genossen wurde, betrug der Stickstoffgebalt der getrockneten Fäces im Mittel pro 5,46 pC. In den ursprünglichen Fäces waren enthalten 16,88 pC. Trockensubstanz und 1,97 pC. Asche. 480 schieden das grosse Deficit von NaO in Reihe IH in Zusam- menhang. Tabelle über den Umsatz der Mineralsubstanzen im Mittel pro Tag. II. | CaO | POS | Cl | NaO | KO Einnahme 1,0930 4,9317 5,6320 6,7793 6,9155 Ausgabe 1,1721 | 5,0045 | 6,7115 | 4,9095 | 6,4194 Differenz 0,0791 | +0,0728 | +1,0795 | —1,8698 | —0,4961 III. Einnahme 1,0263 | 5,4406 | 9,1511 | 11,3333 | 8,1836 Ausgabe 1,0629 | 5,4991 | 8,1174 | 6,0072 7,6567 Differenz | -+0,0366 | +0,0585 | —1,0337 | —5,3261 | —0,5269 Auffallend ist in Reihe II die gefundene Mehrausgabe gabe von 1,08 Grm. Chlor und in Reihe III der Verlust von 5,3 Grm. NaO pro Tag. Für erstere Differenz habe ich keine Erklärung finden können, für letztere könnte die Körperge- wichtszunahme herbeigezogen werden. Es ergibt sich aus dem über die Resultate der drei Ver- suchsreihen mitgetheilten Tabellen somit, dass für meinen Organismus nahezu Aequivalenz zwischen N Einnahme und Ausgabe im Zeitraum mehrerer Tage stattgehabt hat; dass jedoch an jedem Tage der Organismus in anderer Weise ar- beitete, da fast nie die Excrete eines Tages mit denen des anderen Tages in Qualität und Quantität übereinstimmten. Da es nie mit völliger Genauigkeit möglich sein wird, die Einnahme zu 100 pC. in der Ausgabe wieder zu finden, und die Stickstoffdifferenzen meiner Versuchsreihen an sich so klein sind (in I und II) und in Reihe III eine so bedeu- tende Körperzunahme (Fleischproduction) stattgefunden hat, dass mindestens das N-Deficit eine Erklärung findet, glaube ich einen weiteren Beitrag zum Beweis der von Bischoff, Voit und Pettenkofer ausgesprochenen Theorie des Stickstoffum- satzes gegeben zu haben. 481 Literatur. Allgemeines. C.A. Müller, Grundlinien einerMor- phologie der Wärme. — Tübingen 1867 bei E. Rieker. — „Die Naturwissenschaft als Ganzes aufgefasst hat den Zweck universelle Morphologie zu sein: die individualisirten Gestaltungen der Materie, sowie deren specifische Funktionen aufzufinden und zu bestimmen, beide Momente aber in ihrem ursprünglichen Causalverband darzu- legen.“ Hierzu eignet sich aber besonders die Wärme, „da durch einen günstigen Zusammenfluss verschiedener Umstände , hauptsäch- lich aber durch ihr eigenthümliches Doppelverhältniss, einerseits zur wägbaren Materie, andrerseits zu den rein dynamischen Erscheinungen hinlänglich Anhaltspunkte gegeben sind, um eine Bestimmung ihrer physikalisch-mechanischen Existenzform versuchen zu können. Da- bei sind die Manifestationen ihrer wesentlichen Eigenschaften so man- nigfaltig und von so entschiedenem Charakter, dass an denselben die Richtigkeit einer aufgestellten Hypothese gründlich erprobt werden kann.“ Von diesen Gesichtspunkten ausgehend, untersucht Verf. die einzelnen Eigenschaften der Wärme, stellt sie in Beziehung zu andern dynamischen Erscheinungen und beleuchtet die Vibrationshypothese, aus der er die mannigfaltigen Erscheinungen nichtalle herleiten kann, und welche ihm schliesslich fast absurd vorkommt, da ihm die ge- forderte Wechselwirkung zwischen dem imponderabelen Aether und der wägbaren Materie undenkbar ist. Dies drängt ihn zu einer neuen Hypothese über das Wesen der Wärme fort. Die Wärme ist dem Verf. eine besondere Bewegungsmodification des Aethers, dessen Exi- stenz ihm als unantastbar gilt. Im Gegensatz zur mechanischen Wärme- theorie scheint aber dem Verf. eine Individualisirung der Wärme nothwendig und dies führt ihn denn dazu ‚die Wärme als ein durch entgegen gerichtete Aetherströme entstandenes Rotationssphäroid, des- sen Inhalt unter fortwährendem Einströmen an den Polen und Aus- scheiden an der Peripherie, ununterbrochen mit Lichtgeschwindigkeit sich umsetzt,“ zu definiren. Dass diese Theorie nun hinsichtlich ihrer Stichhaltigkeit erprobt wird, ist selbstredend. — Wir wollen nicht verkennen, dass der Verf. sich eingehend mit den Erscheinungen auf dem betreffenden Gebiete beschäftigt hat, auch zeugt seine Schrift, welche ja wesentlich durch eigenes Nachdenken über die verschiede- nen Formen der Erscheinung einer Grundkraft hervorgegangen, von einem regen wissenschaftlichen Interesse; ob aber der von ihm ge- thane Griff betreffs seiner Hypothese ein glücklicher zu nennen ist, möchten wir uns stark zu bezweifeln erlauben. Die entschiedensten Vertreter der mechanischen Wärmetheorie sind sich der Schwierig- keiten, welche ihre Hypothese mit sich bringt, recht gut bewusst, und haben bereits manches gethan, um vorhandene Mängel zu be- 482 seitigen. Wenn aber Verf. Ungereimtheiten in der Grundanschauung dieses Wechselverhältnisses entdeckt, so müssen wir ihm denn doch die Frage vorlegen, ob seine Ansichten vom Aether und der Wärme nicht im directen Widerspruch stehen? und wenn er endlich meint, durch diese seine Theorie den Physikern so sehr gedient zu haben, so glauben wir, dass er irrt, da die mannigfach gegebenen Erklärun- gen, die zum Theile noch neue Hypothesen nothwendig machen, zwar für den Verf. einleuchtend sein mögen, den rein objectiven Leser aber doch nicht überzeugen, und überdies der gerühmten Einfachheit entbehren. Brek. Meteorologie. Aerolithenfall vom 30, Jan. 1868 Abends gegen 7 Uhr. — Aus den Zeitungsnachrichten ist be- kannt, dass am genannten Abend in Schlesien, Brandenburg, Pom- mern, Ost- und Westpreussen, Posen und Polen eine glänzende Feuer- kugel gefallen ist, welche zu Dabrowa bei Milosna (3 Meilen öst- lich von Warschau), so wie zu Gostkou und besonders zu Siecle (10 Meilen nordöstlich von Warschau) eine grosse Anzahl von Stei- nen herabsandte. — Boguslawski hat als westliche Grenze der Sicht- barkeit angegeben Wernigerode, als südlichen den Ort Nicolai in Schlesien. Es ist aber auch zu Stockerau in Nieder-Oesterreich von Prof. Fugger beobachtet. — (Pogg. Ann. 133, 351—352.) Schbg. Oppel, vermischte meteorologische Notizen. — Aus Mangel an Raum können wir hier diese interessanten Beobachtungen leider nur ganz kurz erwähnen: 1) Aequatoriale Parallelstrei- fungen des Wolkenhimmels; wenn die Cirruswolken in regelmässi- gen Streifen den ganzen Himmel bedecken, so scheinen sie aus per- spectivischen Gründen in 2 diametralen Punkte des Horizontes zu con- vergiren, dieselben liegen nach Oppels Beobachtungen stets inO. und W. oder eine Kleinigkeit nach links, seltener nach rechts, niemals in N. und S. oder in der Nähe dieser Punkte (cfr. Jupiter und Saturn). 2. Das normale Abendroth und seine Modificationen des westlichen Horizontes. Nachdem die, aus der weissen in gelbe und rothe Färbung übergegangene Sonnenscheibe unter den Horizont gesunken ist, beginnt derselbe sich mit einem rothen Streifen zu säu- men und im Osten färben sich die etwa vorhandenen Wölkchen eben- falls roth (matter); über dem Westrande zeigt sich ein gelbes Licht bis in namhafte Höhe hinauf. Etwa 20-22 Minuten nach dem voll- ständigen Untergange der Sonne zeigt sich 30—35° über dem Punkte, wo sie unterging ein länglich runder Fleck von hellem rosafarbenen Lichte, der nach oben und seitlich ziemlich rasch in das benachbarte Himmelsblau übergeht, nach unten und seitlich aber allmählich wächst und dabei etwa um die Hälfte sinkt, bis er mit der feurigen Röthe des Himmelssaumes zusammentrifft und dann gleichsam auseinander- fliesst; diese Erscheinung dauert abermals 20—23 Minuten. Das Auf- steigen des grauen Bogens in Osten (Schlagschatten der Erde in der eigenen Atmosphäre) erfolgt schneller. — Wolken in Westen können das Phänomen vielfach modificiren, den erwähnten Fleck verdecken, 483 grüne (Contrast-) und andere Farben hervorrufen u. s. w.: 3) Feuer- meteor vom 11. Juni 1867. 4) Glänzendes Nordlicht vom 9. März 1867. 5) Blitzschlag in einem Gartenhause am 14. Oct. 1860. Der Blitz ist hier durch Dach und Zimmerdecke gedrungen und ist den anwesenden Personen so erschienen, als ob eine grosse Feuerkugel 6—8‘ über dem Kopf einer Dame mit einem flintenschussartigen Knall explodirte und nach allen Seiten hin Strahlen sendete; ein Beobachter hat ein Blendungsbild der ganzen Erscheinung mehrere Minuten lang im Auge behalten und dasselbe aufgezeichnet, dies Bild ist beigefügt. Ein Herr hat an seiner Backe eine strahlende Wärme wie von einem nah gebrachten Bügeleisen empfunden, beschädigt ist von den Perso- nen Niemand, Ozongeruch will auch Niemand bemerkt haben. Am Dach waren die Schieferplatten mehrfach zerstört, die Zimmerdecke siebartig durchlöchert 50—70 Löcher mit aufgeworfenen Rändern von 1), Zoll Durchmesser. Oeffnung selbst winzig klein; ferner waren Lö- cher im Fensterrahmen dicht neben den Köpfen einiger Nägel, nicht im Glase; zu bemerken ist, dass der Blitz in das niedrige Haus eingeschlagen hat, obgleich dicht daneben ein viel höheres steht. — 6) Traubenartige Phänomene zwischen Wolken (mit Zeichnungen) 4. Aug. 1854 bei Frankfurt und am 16. Juli desselben Jahres bei Han- nover. — (Frankf. Jahresber, 1866/)7 70-88.) Schbg. Berger, über tägliche Barometerschwankungen und das Gesetz der täglichen Winddrehungen. — Verf. geht aus von derErklärung, die Marschall Vaillant von den täglichen Barome- terschwankungen gegeben hat, und auf einer Vergleichung der Vor- gänge in der freien Atmosphäre mit denen in einem Kamine beruht. Dieselbe wird nicht für zutreffend erachtet und durch eine andere er- setzt, welche in Zusammenhang steht mit einem Gesetz für die täg- liche Drehung des Windes; diese Drehung läuft nur durch die halbe Windrose und vollzieht sich in 24 Stunden zweimal in entgegenge- setzter Richtung und tritt besonders im Sommer zur Zeit der gröss- ten täglichen Temperaturextreme hervor. Nach diesem Gesetz dreht sich der Wind auf der nördlichen südlichen : Seite des Horizontes bei Tage links (O-N—W) rechts (O—S—W) bei Nacht rechts (W—-N—O) links (W-S-O) Durch diess Gesetz werden eine grosse Menge der Ausnahmen vom allgemeinen Doveschen Gesetz unter einen einheitlichen Gesichtspunkt gebracht, so dass dasselbe noch deutlicher hervortritt. — (Ebda 8. 89-108.) Schbg. Berger, Zusammenhang der plötzlichen Todesfälle mit den Witterungsverhältnissen. — Die Zusammenstellung der in den Jahren 1852—66 in Frankfurt a/M. vorgekommenen plötz- lichen Todesfälle mit den gleichzeitigen Witterungsverhältnissen zeigt, dass plötzliche Todesfälle daselbst durchschnittlich nur vorkommen, wenn Thermo- oder Barometer oder beide zugleich in starken Schwan- . kungen begriffen sind. — (Ebda 8. 50.) 484 Gneist, thermoscopisches Barometer. — Dasselbe be- steht aus einem gewöhnlichen und einem Luftthermometer, von de- nen letzteres nur bei einem bestimmten barometrischen Druck richtig zeigt, die Differenz beider Thermometer ist proportional der Diffe- renz des Atmosphärendruckes und kann durch Multiplication der Dif- ferenz mit einem constanten Factor der Luftdruck oder vielmehr seine Abweichung von jenem Mittel leicht gefunden werden; der Feh- ler ist am geringsten bei kaltem Wetter und hohen Barometerständen, am grössten bei kalten Wetter und niederem Luftdruck. — (Ebda S. 28.) Physik. G. Krebs, eine neue Form des schwimmen- den Stroms von de laRive. — Die alte bekannte Form des schwimmenden galvanischen Stroms besteht aus einem Kork, durch den die 2 Enden eines mehrfach gewundenen Kupferdrahtes hindurchge- hen und an welche, unterhalb des Korkes eine Zink- und Kupferplatte angelöthet sind; auf angesäuertes Wasser gesetzt bildet dieser Ap- parat einen Strom, der sich in den Meridian stellt. K. hat statt des Korks ein Stück Holz angewendet von der Form eines halben Eies, halbirt durch die möglichst kleine Halbirungsebene, er vermeidet da- durch die Ansammlung von Gasblasen unter denselben, welche den Apparat sonst öfter in heftiges Schwanken versetzen; ausserdem wendet er in einander gesteckte Cylinder von Kupfer und Zinkblech an, welche der Drehung einen geringeren Widerstand entgegensetzen als die Platten. — (Pogg. Ann. 133, 186—18$7.) Schbg. Mousson, über die Dilatation eines am Ende er- wärmten Stabes. — Verf. untersucht die Ausdehnung, die ein Stab von genügender Länge erleidet, wenn er nur an einem Ende erwärmt wird und leitet daraus eine Formel ab zur Correction der Thermo- meterablesungen, die man erhält, wenn man das Thermometer nur zum Theil in die Flüssigkeit taucht, deren Temperatur bestimmt wer- den soll; diese Correctur ist natürlich die fehlende Ausdehnung und hängt ab von einer Constanten, die für jedes Instrument besonders bestimmt werden muss. — (Pogg. Ann. 133, 311—317,) Schbg. Röber, über das Gesetz der Magnetisirungin wei- chem Eisen. — Correctur eines Irrthums in Webers electrodynami- schen Massbestimmungen. — (Pogg. Ann. 133.) J. Dub, über das Eintreten des Sättigungspunktes der Electromagnete. — Die vorliegende Untersuchung hängt mit der von Röber (siehe vor. Referat) untersuchten Weberschen For- mel zusammen und zeigt, dass bis zu einem bestimmten Grade der Magnetisirung allerdings Proportionalität zwischen dem Magnetismus und der magnetisirenden Kraft vorhanden ist, von diesem Punkte der Sättigung an erfolgt ein schnelles Sinken des Verhältnisses zwischen Magnetismus und magnetischer Kraft. Im Folgenden werden die Ab- weichungen von der Proportionalität untersucht; es zeigt sich, dass der Sättigungszustand bei kürzeren Stäben später eintritt als bei länge- ren; die Sättigung wird zuerst am mittleren Querschnitt eintreten. 485 Daran schliessen sich Sätze über den Magnetismus in ähnlich bewik- kelten Eisenkernen, ein spec. Fall eines der abgeleiteten Gesetze ist z. B. dass in ähnlich bewickelten Kernen das Maximum bei derselben Stromstärke auftritt. Den Schluss bildet eine Polemik gegen Beetz. — (Pogg. Ann. 133, 56—94.) A. Schrauf, über einige Einwendungen gegen die Theorie des Refractionsäquivalents. — Verf. vertheidigt seine Theorie gegen die Angriffe des Herrn Rühlemann (Pogg. Ann. 132, 192), indem er das, was derselbe gegen diese Theorie geltend mache, in neuern Abhandlungen (die Rühlmann nicht berücksichtigt) schon selbst erledigt habe. Die Variation des Brechungsvermögen mit der Temperatur sei auch von ihm erkannt. — Im 2. Theil unter- sucht er das Verhältniss des Newton’schen Refractionsaequivalent M (welches er selbst adoptirt hat) zum Biot’schen m; es ist nämlich, wenn u den Brechungsexponenten und D die Dichte bezeichnet: Be net D D Es zeigt sich nun, dass m zwar ebenso constant wie M; bei Gasen, wo D sehr gering ist, ist m—!/,M; aber es sprechen andere Gründe für M, erstens ist dasselbe bei ein und demselben Körper, wenn er in verschiedenen Modifikationen und Aggregationszuständen auftritt, entweder constant oder man erhält einfache Multipla und dann tritt bei ganzen Reihen von chemischähnlichen Körpern das Gesetz der ho- mologen Reihen auf, was bei m nicht der Fall ist. Verf. macht auch darauf aufmerksam, dass er in seinen „Physikalischen Studien“ und in der „Physik der Krystalle“ mittelst der optischen Atomzahlen einen Zusammenhang zwischen der Krystallform eines Körpers und der in der Verbindung auftretenden Elementaratome abgeleitet hat, — ferner darauf, dass seine Folgerungen über die Modificationen der Grundstoffe im Einklang sind mit den Resultaten der neuen Chemie, — (Pogg. Ann. 133, 479—497.) Schbg. Poggendorff, über einige Vorgänge bei der Ent- ladung der Leydener Flasche. — Pogg. hat zuerst an der Ley- dener Flasche der ursprünglichen Holtzischen Maschine, später auch an andern Flaschen, bei der Entladung am Rande eine leuchtende Er- scheinung wahrgenommen (das von den Polen ausgehende Licht war abgeblendet). Es zeigte sich, dass schon Saxtorph (1803) das Phä- nomen, wenn auch nur unvollständig gekannt hat. Pogg. hat nun verschiedene Modificationen des Versuches beschrieben, mit Flaschen und Tafeln und knüpft daran eine Erklärung des Phänomens, die mit der Saxtorphschen freilich nicht ganz übereinstimmt. Uebrigens kann man unter geeigneten Massregeln das Phänomen auch in ver- dünnter Luft und auf der Oberfläche von Flüssigkeiten hervorbringen: endlich ist zu bemerken, dass es nicht blos bei einer Entladung son- dern auch bei plötzlicher Ladung sich zeigt. — (Pogg. Ann. 133, 152—164.) Schbg. 486 Bauer, über die Bedingungen, unter welchen Cubik- zollundLoth in dieselbeBeziehung wieCubikcentimeter und Grammen zu einander treten. — Um einem Cubikzoll Wasser das Gewicht eines Lothes zu geben, muss man den Fuss = 30 Cm. machen und ihn in 12 Zolle theilen, ferner das Pfund von 500 Grammen in 32 Lothe theilen; unter dieser Voraussetzung giebt also das spec. Gewicht einer Substanz auch das absolute Gewicht eines Ku- bikzolles in Lothen an. — Als Vorschlag zur wirklichen Einführung kommt dieser Gedanke glücklicherweise zu spät, da wir jetzt in Deutschland zum Metermasz übergehen und es wird nach dem vom Reichstag angenommenen Maszen vom J. 1872 an der Cubikzoll (= Cu- bikcentimeter) ein Zehntel-Loth (= 1 Gramm) wiegen. — Die vom Verf. aufgeworfene Frage, ob das Gramm dem Gewicht eines Cubik- cent. an irgend einem Orte gemessen entspräche oder ob der Begriff des Grammes variabel sei, scheint folgendermassen beantwortet wer- den zu müssen: Das Gramm ist an jedem Orte das Gewicht eines Cubikcent. Wasser von der grössten Dichtigkeit und ist daher in Be- zug auf die Anziehung der Erde allerdings variabel, so dass die Scala einer Federwage nur unter einem bestimmten Breitengrade ganz richtig sein kann. Dagegen wird ein Grammgewicht welches z. B. in Paris gefertigt ist an jedem andern Orte der Erde wieder richtig sein, d. h. das dortige Gewicht eines Cubikc. Wassers von der gröss- ten Dichtigkeit darstellen: es ist diess auch nothwendig, weil das Gramm nicht ein Masz für die Anziehung der Erde, sondern für die Masse irgend welcher Körper sein soll, auf welche die Anziehung der Erde ebenso verschieden wirkt, wie auf das Grammgewicht.— (Pogg. Ann. 133, 189—190.) Schbg. J. Rheinauer, zur Theorie der Wage und 2 Miscel- len. — Verf. sucht zu zeigen, dass Joh. Müller in seinem Grund- riss der Physik bei der Theorie der Wage einen Fehler gemacht habe, dieselbe führe nämlich zu dem falschen Resultate, dass die Wage durch stärkere Belastung empfindlicher werden müsse; er verweist zunächst auf Wüllner, giebt aber auch selbst eine elemen- tare Theorie. Die beiden Miscellen betreffen ein Experiment zur Er- läuterung des Satzes, dass das ganze Gewicht eines Körpers im Schwer- punkt vereinigt gedacht werden müsse — 2) einen einfachen Beweis von der parabol. Gestalt eines im luftleeren Raumes schief geworfe- nen Körpers, der wol nicht ganz neu ist. — (Pogg. Ann. 133, 179 — 183.) J. Müller, Erwiderung. — Verf. zeigt, dass Rheinauer ihn total missverstanden habe. — (Pogg. Ann. 133, 682—683.) J. Nestle, ein neuer electrischer Influenzversuch. — Auf eine durch Harzfüsse isolirte wagerechte Metallscheibe, die durch Bestreichen mit einer geriebenen Glasröhre electrisch gemacht ist, wird eine durch Schellack ebenfalls gut isolirte verticale Stahl- nadel aufgestellt und darauf setzt man einen 6—7“ langen magnetna- delförmigen Holzzeiger austrocknem oder schwach verkohlten Buchen- 487 holze. Das eine Ende desselben wird dann vom Finger oder einem andern nicht isolirten Leiter angezogen, das andere abgestossen; das abgestossene Ende ist dasjenige, an welchem man den Zeiger beim Auf- setzen angefasst hatte. — (Frankf. Jahresbericht 1866/67, 27.) Zehfuss, Aufhebung electrischer Kräfte. — Empfind- liche Electroscope u. 8. w. schützt man vor äussern electrischen Ein- flüsser am sichersten dadurch, dass man sie auf einen Metallteller setzt und mit einer Kuppel (Hut) aus dem Drahtgeflecht überdeckt. Es ist dies zugleich der experimentelle Nachweis dafür, dass im Gleichgewichtszustand des electrischen Fluidums die Resultante der electrischen Kräfte im Inniern eines Leiters gleich Null ist. — (Zbda S. 39.) Zehfuss, Bildung von grossen Hohlkugeln aus rei- nem Wasser. — Während Plateau jun. kürzlich die Bildung von Hohlkugeln aus Glycerinflüssigkeit (Seifenlösung) beobachtet und be- schrieben hat giebt Z. an, dass auch aus reinem Wasser sich grosse Hohlkugeln bis 60 Cm. im Durchmesser bilden, nämlich am Wasser- fall zu Allerheiligen bei Baden-Baden. Deutlich sichtbar werden die- selben von der Brücke oberhalb des Wehres daselbst. — (Ebda S. 40.) G. Krebs, Versuche über Siedverzüge. — Verf. be- schreibt einen Apparat, mit dem man in der Vorlesung bequem zeigen kann, dass bei eingetretenen Siedverzügen das Sieden beginnt 1) durch Einführung gasiger Körper: es wird eine Wasserzersetzung im Ap- parat vorgenommen; 2) durch Erschüttern (sicherer als nach Dufours Angabe); 3) durch momentanesErhitzen; 4) durch plötzliche Druck- verminderung. — (Pogg. Ann. 133, 673— 677.) A. Waszmuth, ein neues Pachytrop. — Um mehrere, etwa 6 galvanische Elemente in verschiedener Weise zu combiniren (1 sechsplattiges, 2 dreiplattige, 3 zweiplattige und 6 einplattige) hat W. einen neuen practischen Apparat construirt, der abgebildet und beschrieben ist in Pogg. Ann. 133, 677-680. Alvergniat, über einen Apparat zur Beweisfüh- rung, dass der electrische Funken nicht durch ein abso- lutes Vacuum geht. — Die Gebrüder Avergniat haben mit Hülfe ihrer Quecksilberluftpumpe eine Glasröhre im glühenden Zustande fast vollständig luftleer gemacht; dabei ging der electrische Funken nicht mehr durch das Vacuum, obgleich die Platinelectroden nur 2 Mm. von einander entfernt. Wenn die Pumpe so lange gearbeitet hatte, dass diese Erscheinung eintrat, wurde die Röhre durch Zuschmelzen des Verbindungsrohres von der Luftpumpe getrennt und auch nach dem Erkalten ging der Funke nicht hindarch. — (Pogg. Ann. 133,191—192.) Wüällner, über die ersteDarstellung absolut luftlee- rer Röhren. — Gegenüber der vorigen Mittheilung macht Wüllner darauf aufmerksam, dass das Experiment der Gebrüder Alvergniat le- diglich eine Wiederholung eines schon vor mehreren Jahren von Geiss- ler in Bonn ausgeführten Versuches sei. Geissler habe auch viele Röhren, 'bei denen der Polabstand nicht ganz 2Mm, betrug nach Pa- 488 ris verkauft, so dass es um so unbegreiflicher ist, dass die Gebr. A. diesen Versuch als neu beschreiben. — (Pogg. Ann. 133, 509—510.) Böttger, eine neue galvanische Kette. — Dieselbe be- steht aus einem amalgamirten Zinkblecheylinder, der in einer gesättig- ten Lösung von Kochsalz und Bittersalz (zu gleichen Theilen) steht und einem in der Thonzelle in verdünnter Schwefelsäure befindlichen Block von metallischem Antimon; eine Kette von solchen Elementen ist stärker als eine Daniellsche u. s. w. und hat sich als sehr con- stant erwiesen. — (Frankf. Jahresbericht 1868/67. S. 64.) Derselbe, Decoct der Quillayarinde. — Ein möglichst eoncentrirter Decoct der genannten (Seifenwurzel-) Rinde wird als ein sehr brauchbares und haltbares Ersatzmittel für die Seifenlösung zu Seifenblasen etc. (Gleichgewichtsfiguren?) empfohlen. — (Ebda S. 67.) M.Schwanda, über die Wirkungen der von der Holtz- schen Maschine gelieferten Spannungsröhre am Men- schen. — Verf. hat die Wirkungen der Holtzschen Maschine mit und ohne Verstärkungsflasche verglichen mit denen eines Inductionsappa- rates und hat gefunden, dass die Wirkung der Ströme wächst 1) mit der Zahl der Umdrehungen der Scheibe (über 18 Umdrehungen in der Sec. durfte die Geschwindigkeit, der Sicherheit der Maschine we- gen, nicht gesteigert werden.) -2) Mit der Länge der in den Schlies- sungsbogen eingeschalteten Luftstrecke (in der Maschine), wenn die- selbe kleiner war als 8 Mm. nachher wurde sie wieder geringer; durch Einschaltung einer zweiten und einer dritten in die Zuleitungsdrähte steigerte sich die Wirkung noch mehr. Bei Anwendung des Verstär- kungsglases konnte die Luftstrecke bis auf 3 Cm. vergrössert werden. 3) Wächst die Stromstärke mit der Grösse der Verdichtungsfläche also mit der Zahl der auf die Maschine aufgelegten Verstärkungs- gläser. Von grossem Einfluss ist das Wetter; ältere Maschinen wir- ken besser als neue. — Die Wirkungen auf die Sinne, Muskeln und Haut wurden verglichen mit denen eines constanten Stromes von mehr oder weniger Elementen: 1) Die Wirkung der Maschine auf die Zunge lässt sich ungefähr gleich erachten der Wirkung eines constan- ten Stromes von 1—3 Siemensschen Elementen; es zeigten sich nämlich bei fortwährender Steigerung der Reihe nach: einfache Tastempfin- dung, saurer Geschmack, brennendes Gefühl und Vibriren der Zun- genmuskeln. 2) Bei Reizung der Nase (der Strom ging von der Stirn durch die Nase) zeigte sich Brennen an der Nasenscheidewand, Thkrä- nensecretion, Zuckungen des Stirnmuskels und öftere Lichtblitze, eine Geruchswahrnehmung erfolgte niemals, auch bei dem stärksten Strö- men nicht. 3) Auge: Ausser den begleitenden Erscheinungen: Zuk- kungen, Krampf u. s. w. werden — aber nur bei starken Strömen — Lichtblitze wahrgenommen. 4) Ohr; auch hier wurden subjective Ge- hörsempfindungen nicht beobachtet, weder bei den constanten Strö- men noch bei denen der Holtzschen Maschine, dagegen traten Stiche, Schläge und Krämpfe u. s. w. ein. 5) Der in den willkürlichen Mus- ’ 489 keln erzeugte Tetanus war nicht so stark als er durch Inductions- ströme hervorgerufen werden kann; der constante Strom bewirkte Wärmegefühl und Ameisenkriechen ohne Zuckungen, labil angewen- det, starke Contractionen, rasche Unterbrechungen aber erzeugten pendelartige Zuckungen. 6) Auf der Haut bewirken die Helmholtz- schen Ströme, wenn die Electroden ruhig an seiner Stelle liegen, Bren- nen, Stechen, Röthung event. mit Verdickung der Haut begleitet, Gänsehaut, Knötchen und Bläschen-Bildung (ebenso wie bei constan- ten und Inductionströmen); lässt man aber den Strom von den Elect- roden durch eine Luftstrecke auf die Haut gehen: so zeigt sich bei momentaner Einwirkung auf der Haut eine Erbleichung die nach !/, —!/, Minute ihr Maximum erreicht, nach 15—30 Minuten wird die Stelle von den Seiten aus tief roth, und bleibt 5—12 Stunden oder noch länger so. Bei Fortbewegung der Electroden erhält man also erbleichte Linien, welche bei genügender Stärke Gänsehaut zeigen; beim Erbleichen von grösseren Flächen (mit getheilten Electroden) tritt zugleich eine messbare Temperaturerniedrigung der Haut ein. Bei längerer Einwirkung zeigten sich Phänomene der Verbrennung. — Schliesslich erwähnt der Verf., dass die Holtzsche Maschine auch zu therapeutischen Zwecken gut angewendet werden könne. — (Pogg. Ann. 133, 622— 655.) Schbg. Chemie. A. Butlerow und M. Ossokin, über syn- thetische Bildungsweise des Alkohols, — Substituirt man ein Wasserstoffatom des Aethylradicals im Aethylalkohol durch Me- thyl oder Aethyl, so müssen ein Propyl- und ein Butylalkohol gebil- det werden, die Natur dieser Verbindungen muss aber veıschieden sein, je nach der Structur des unangegriffenen bleibenden Aethylrestes €?H‘, oder ob im Aethyl = Vene ein Wasserstoffatom aus GH? oder CH? der Substitution unterliegt. Bei Einwirkung von Zinkmethyl und Zinkäthyl auf Aethylglycoljodhydrin verlief die Reaction in 2 Phasen: 2E4 3F4 2E4 2H4 PR) FR Ro + Beza— (Rzuyo HRHU2 CR zu) 0 + Bela 2 (Rz, 40 + ZnJ? Es entsteht bei Einwirkung von 3 Mol. der ersten und auf 2 Mol. der letztern Verbindung ein dickes bräunliches Magma. Man zersetzt mit Wasser und destillirt ab, sättigt mit KO.CO? und gewinnt auf diese Weise die alkoholische Flüssigkeit durch nochmalige Destilla- tion. Die neugebildeten Verbindungen sind die sogenannten secun- dären Alkohole. Verf. kommen am Schlusse ihrer Arbeit zu der Veberzeugung, dass den Aethylen die Formel 20 dem Aethyliden 3 = ga) zukomme, und dass auf der leichten Umsetzung dieser Grup- pirungen während Behandlung mit Reagentien das Entstehen der iso- meren Verbindungen beruhe. — (Annal.d. Chem.u. Pharm.145, 257.) A. Eulenberg, über die Zuckerbildungin der Leber. — Nach Mittheilungen von Pavy (1858 und 1862) war die von Cl Bd. XXXI, 1868. 33 490 Bernard beobachtete Zuckerbildung in der Leber ein Irrthum, da während des Lebens in der Leber kein Zucker zu finden sei, wohl aber nach dem Tode. Von Ritter wurden die Pavy’schen Angaben bestätigt, und somit die Kenntniss der Leberfunction in Diabetes in Frage gestellt. Ritter befolgte bei seiner Untersuchung das Verfah- ren, dass er von dem noch lebendigen Thiere die Leber bloslegte, stückweise abriss und in siedendes Wasser brachte, den Wasserex- tract mit Essigsäure ansäuerte und im Filtrat auf Zucker prüfte. Er hatte nur in einem Falle Zuckerreaction erhalten. E verbesserte das Verfahren dadurch, dass er das aus dem lebendigen Organismus ab- gerissene Leberstück sofort in einer Reibschale mit Glaspulver und Alkohol zerreibt, wodurch jede Einwirkung von Fermenten auf Gly- cogen vermieden werden muss. Der weingeistige Auszug wurde da- rauf filtrirt, verdunstet und der wässrige Auszug mit Bleiessig ge- fällt, das Filtrat mit HS entbleit und dann die Zuckerreaction ge- macht. Bei 6 gesunden Kaninchen wurde keine Zuckerreaction erhal- ten. Auch nach geringer Narcotisirung der Kaninchen mit Aether, Chloroform und Morphium wurde dasselbe negative Resultat erhalten. Bei sehr starker Nareotisirung mit ECl? wurde Zucker gefunden. Wurden die Lebern der Kaninchen, von denen während des Lebens die abgerissenen Stücke keine Reaction auf Zucker gegeben hatten, nach der Tödtung ausgeschnitten und untersucht, so gaben sie stets Zuckerreaction. — (Journ. f. prakt. Chem. 103, 108.) R. Fittig und H. Eaton, über Cyanverbindungen des Mangans. — Nach Haidlen und Fresenius werden Manganoxydullö- sungen durch Cyankalium zuerst hellrothbraun, bei Ueberschuss von Manganlösung schmutzig rothgelb (MnCy) gefällt; der Niederschlag löst sich in überschüssigem Cyankalium mit rothbrauner Farbe und setzt an der Luft Manganoxydhydrat ab. Rammelsberg beobachtete, dass sich aus solcher Flüssigkeit durch Eindampfen rothe Krystalle von 3KCy + Mu2Cy? absetzten; das dem gelben Blutlaugensalz ent- sprechende Mangansalz war bis dahin noch nicht in fester Form er- halten worden. Setzt man zu einer verdünnten Cyankaliumlösung so lange tropfenweise essigsaures Mangan bis der entstandene grüne Niederschlag sich nicht mehr auflöst, filtrirt ihn schnellab, und wäscht ihn mit heissem Wasser aus, so verändert er sich selbst bei 1000 nicht und besteht aus 2MnCy + KCy; lässt man ihn aber längere Zeit in der Fällungsflüssigkeit, so zersetzt er sich. Die feste Ver- bindung ist wasserfrei. In überschüssigem Cyankalium löst sich die Verbindung leicht zu einer gelben Flüssigkeit auf, welche auf Zusatz von Alkohol kleine hellblaue Krystalle liefert, die sich mit Alkohol ohne zersetzt zu werden auswaschen lassen. Das Salz enthält Kry- stallwasser, bei 100° getrocknet besteht es aus 2MnCy + 4KCy, und erscheint grau violett, wird aber in einer conc. Cyankaliumlösung wieder blau ; löst sich aber leicht darin auf, krystallisirt dann daraus unzersetzt in quadratischen Tafeln, wenn man die Lösung in die Kälte stellt. Die gewässerte Verbindung enthält 3 Mol. H?9. In 491 Wasser löst sich die Verbindung farblos auf, aber bald setzt sich ein grüner Niederschlag von (2MnCy + KCy) ab. Mit kochendem Was- ser behandelt setzt sich Mn20°.HO ab und beim Eindampfen krystal- lisirt das rothe Mangancyanid Kalium aus. Das Mangancyanürna- trium krystallisirt in amethystrothen Octaedern, besteht aus 2MnCy + 4NaCy + SH29 und ist in seinen übrigen Eigenschaften dem Ka- liumsalz gehr ähnlich. Die übrigen Cyandoppe!salze sind noch leich- ter zersetzlich als die Kalium- und Natriumsalze zeichnen sich aber alle durch ihre schöne Farbe aus. — (Ann. d. Chem. u. Pharm. 145, 157.) Fittig, Köbrich und Silke, über Zersetzung des Kamphers durch Chlorzink. — Ausser dem Kohlenwasserstoff g10H“4 der wahrscheinlich identisch mit dem Cymol des Römisch- Kümmelöls treten bei dieser Reaction wenigstens noch die 4 Kohlen- wasserstoffe: Toluol, Xylol, Pseudocumol und Laurol auf. — (Ebenda 145, 129.) R. Fresenius, über das sog. Rothholz. — Dasselbe wird aus Buchenholz dargestellt von dem Verein für chem. Industrie zu Mainz. Es lässt sich sägen, raspeln etc. nur ist es weniger wider- standsfähig als Holz; die Farbe ist glänzend braun mit einem Stich ins Roth; auf Papier macht es einen schwachen Strich, benetzt sich wenig mit Wasser, hat ein spec. Gew. von 0,54; ist wenig hygrosco- pisch, verliert das aufgenommene Wasser sehr bald an trockner Luft, und ist viel leichter entzündlich als das ursprüngliche Buchenholz. Es enthält im Mittel C = 52,64, H = 6,28 und 0,49 Asche. In Be- zug auf den Wärmeeffect ist zu bemerken, dass man durch Verbren- nung von 100 Pfd. Rothholz ebenso viel Wärme erzielt als durch Ver- brennung von 150 ursprüngl. Buchenholzes. Der spec. Wärmeeffect für Rothholz ist 2360, für lufttrockenes Buchenholz 1899. Da gleiche Volumina Roth- und Buchenholz von dem Verein zum gleichen Preise abgegeben werden, ersteres aber einen grössern Heizeffect hat, so ist es ein billigeres Brennmaterial; nebenbei sehr bequem, weil es leicht entzündlich ist, haltbar und leicht aufzubewahren ist. Es wird daher das Rothholz für den Hohofenbetrieb bald die Holzkohlen zu verdrängen im Stande sein. — (Journ. f. prakt. Chem. 103, 86.) Friedel und Ladenburg, über ein intermediäres An- hydrid von Kiesel- und Essigsäure. — Dasselbe wird erhal- ten durch Einwirkung von Chlorsilicium auf Essigsäure oder Essig- säureanhydrid. SiCl* + 462H?9? = 8i94€2H39)‘ + 4HCI oder Sick + 3cnn0(0 — 8i9% (E2H80,* + 4C2H39.Cl Man erhitzt zu dem Zwecke in einem Kolben mit aufrecht stehendem Kühler in Gemenge von Wasserfreier Essigsäure und Essigsäureanhy- drid mit etwas weniger als der theoretischen Menge Chlorsilicium und lässt nach beendigter Reaction erkalten, worauf die neue Verbindung beim Abkühlen schon krystallisirt. Man giesst die Flüssigkeit von den Krystallen ab, wäscht diese mit absolutem Aether und trocknet sie im Luftstrome. Die Krystallform schien quadratisch. Mit Wasser 83 * 492 zerlegt sich der sehr hygroscopische Körper zu Kieselsäure- und Es- sigsäurehydrat; lässt sich nicht unzersetzt destilliren bei gewöhnli- chem Luftdruck, wohl aber bei 5—6 Mm. Quecksilberdruck; das De- stillat bei 148° ist eine weisse krystallinische bei 1100 schmelzende Masse, — (Annal. d. Chem, u. Pharm. 145, 147.) K. Haushofer, über die Zersetzung des Granits durch Wasser. — Die Granitproben wurden möglichst fein pul- verisirt und mit der 25fachen Gewichtsmasse destillirten Wassers 8 Tage unter Umschütteln kalt digerirt. In einigen Fällen wurde statt Ag. dest. gesättigte Gypslösung resp. CO? gesättigtes Wasser benutzt. Es ergaben sich nach Analyse der abfiltrirten Wassermassen aus den Zahlenresultaten folgende Schlüsse: 1) Der Granit resp. sein Feldspath giebt schon bei gewöhnlichen Temperatur- und Druckverhältnissen Alkalien an reines oder kohlensaures Wasser ab. Die 25fache Ge- wichtsmenge reinen Wassers extrahirt aus Granit (feingepulvert) in 8 Tagen 0,03— 0,04 pC. Alkali, bei fortwährender Bewegung 0,05 pC. 2) Wasser bei 0° mit Kohlensäure gesättigt extrahirt etwa die dop- pelte Menge wie reines Wasser. 3) Die Regenmenge, welche inner- halb eines Jahres auf eine Fläche von 100 Quadrat-Meter iällt wird demnach 15 Grm. Alkalien lösen können. — (Journ. f. prakt. Chem. 103, 121.) A. W. Hofmann, über eine neueReihe von Isomeren der Nitrile. — Wie die Blausäure sich mit Wasser zu Ameisen- säure und Ammoniak, so müssten die Homologen Glieder derselben Reihe Cyanmethyl etc. zu Methylameisensäure — Essigsäure etc. und Ammoniak zerfallen, oder aber sie könnten ebenfalls Ameisensäure und das Amin des Alkoholradikals liefern. 1) €2H3N +2H20—=C2H*92+ NH? 2) €2H?N + 2H20 =&H292--CH>N Letztere Umsetzung ist nicht weniger häufig als die erstere. Da bei Einwirkung von Chloroform auf Ammoniak sehr leicht aus beiden Blausäure gebildet wird, wenn Kali zugegen ist, so ver- wandte H. statt reinen Ammoniaks die Monamine der Alkoholradi- kale zu derselben Reaction und fand, dass dann die Isomeren der bis- herigen Nitrile entstehen, meist Körper von sehr heftigem giftigem Ge- ruch. Bei Anwendung von Anilin, Chloroform und alkoholischer Kalilö- sung entsteht Cyanphenyl €7H5N. Es siedet bei 167°, zersetzt sich aber leicht; ist ein blaues Oel, liefert leicht mit andern Cyaniden z. B. AgCy Doppelverbindungen, wird durch Alkalien kaum angegriffen, aber leicht von Säuren besonders concentrirten in Ameisensäure und Anilin zerlegt, während bekanntlich Benzonitril von Säuren nicht an- gegriffen mit Alkalien Benzoesäure und Ammoniak liefert. Wie bei letzterer Reaction wahrscheinlich als Mittelglied das Benzamid auf- tritt €’H5N + H29 = £7H’NO, so tritt auch bei der Umsetzung des Cyanphenyls das Phenylformamid auf €7H5N + H2Q0 = £7H’N®. Ausser diesem beobachtete H. auch noch die Bildung des von ihm . 493 schon früher entdeckten Methenyldiphenyldiamin als Zwischenglied der Umsetzung £H!N?2 + 2H2g —= CH29? + EHEN? 2 Mol. Cyanphenyl Methenyldiphe- nyldiamin g13A%2N?2 + H?Q = €’H’NO -+ £°H’N Phenylformamid Anilin E’HA’NO? + H20 = £H29? + C°H’N Bei Einwirkung von Kalihydrat auf eine alkoholische Lösung einer Mischung von Chloroform und Aethylamin entsteht Cyanaethyl, über dessen Eigenschaften später berichtet werden soll. Das auf ähnliche Weise dargestellte Cyanamyl ist farblos, leichter als Wasser, mit bitte- rem krazenden Geschmack und erstickenden Geruch, es siedet bei 137°; bei Zersetzung mit conc. HCl entsteht daraus Ameisensäure und Amyl- amin. Nach einer andern Methode kann man die Alkoholcyanide er- halten durch Einwirkung der Alkoholjodide auf Cyansilber. Das so dargestellte Cyanamyl siedete bei 135—137°. — (Journ. f. prakt. Chem, 103, 257.) Hlasiwetz und Grabowski, Zersetzung der Cam- phersäure. — Beim Schmelzen der Camphersäure mit überschüs- sigem Aetzkali in einer Silberschale bis Wasserstoffentwickelung ein- tritt. Unterbrechung des starken Feuers und nochmaliger Schmel- zung bis der Schaum einfällt, wird nach dem Auflösen in Wasser durch Schwefelsäure etwas theerige Substanz abgeschieden. Wird nach Entiernung derselben die saure Flüssigkeit mit Aether geschüt- telt, so nimmt dieser 3 Säuren auf, welche aus der Camphersäure ent- standen sind, nämlich Buttersäure, Valeriansäure und Pimelinsäure; da diese letzte Säure in grösster Menge entsteht, ist dies wohl die beste Methode zur Darstellung grösserer Mengen reiner Pimelinsäure. — (Annal. d. Chem. w. Pharm. 145, 205.) H. Kämmerer, kleine Mittheilungen. — Um den Verlust kleiner Mengen Alkalien bei der Einäscherung organischer Substan- zen zu vermeiden, empfiehlt K. das Verfahren von H. Rose dahin ab- zuändern, dass man zuerst bei gelinder Temperatur verkohlt, dann mit schwefelsaurem Ammon die Alkalien in die Sulfate überführt und nun nach salpetersaurem Ammonzusatz die Kohle völlig verbrennt. Das saure apfelsaure Kalium hat nach K. die Zusammensetzung ’ 2(H(6°H°98) + 3!/, H?Q; von citronensaurem Baryum wurden zwei neue Salze dargestellt Ba°(C°H5Q7)2 + 5H20 und Ba°(C5H697,2 + 31), H?Q;, ausserdem ein neues 4basisch citronensaures Kupfer 2(Eu?(C$H497) + 5!/, H20 erhalten. — (Journ. f. prakt. Chem. 103, 188.) Limpricht und Schwanert, über Verbindungen der H Toluolgruppe. — Von dem Toluol £”H® = .£°H5 — CH leiten sich H H® eine grosse Reihe Verbindungen ab, z. B. Benzylalkohol = £°H5— CH , H aus welchem durch Wegnahme von 2H der Benzaldehyd = £°H® — 494 & & | entsteht, der durch directe Sauerstoffaufnahme. in Benzoesäure | übergeht = £°H’ — er Indem 2 Mol. Toluol je 1 At. H verlie- ren und sich an einander lagern, entsteht das Dibenzyl £H“ — H £°6H5 — cH Ip auf gleiche Weise entsteht aus 2 Mol. Benzalkohol der g8B> I cı gou5 — gH9 andere Alkohol €'H!Q2 = | go Aus dem durch Oxydation £H>— €, em—ch NG zweier At. H das Benzoin e*H%9? — | entsteht. Aus g$H> Ol | HQ dem Toluylen dem Radikal des Alkohols 61H192, in welchem noch 2 vom Methyl abstammende Wasserstoffatome sind, entsteht durch 6°’ —6|, £H° — €| das gleiche Zusammensetzung mit dem Anthracen hat, aber von die- sem ganz vcrschieden ist. Die Darstellung des Stilbens oder des damit identischen Toluy- lens ist ziemlich umständlich und kostspielig. Man leitet in eine grosse tubulirte Retorte in mehrere Pfund reines Toluol, das zum Sieden erhitzt ist, einen raschen Strom getrockneten Chlorgases. Das Product der ziemlich heftigen Reaction wird der fractionirten Destil- lation unterworfen; das erste unter 175° siedende wieder mit Chlor behandelt, das über 2100 Siedende bei Seite gestellt, und das zwi- schen 175 und 210° übergehende in Schwefelverbindungen übergeführt, in der Weise dass man es nach und nach in conc. weingeistige Lö- sung von Schwefelkalium giesst. Auf Zusatz von Wasser scheidet sich die Schwefelverbindungen als gelbes Oel ab, welches bald er- starrt. Die Schwefelverbindungen wurden in kleinen Retorten abde- stillirt, so lange bei nicht zu starker Hitze flüchtige Producte über- gehen. Das circa die Hälfte ausmachende Destillat enthält Toluol, Benzylsulfhydrat, Toluylen, Tolallylsulfür, Thionessal, und braune har- zige nicht näher untersuchte Verbindungen. Der aus dem Destillat auskrystallisirte Theil wird abgepresst, nochmals destillirt und end- lich aus heissem Weingeist das Toluylen umkrystallisirt. Die Aus- beute beträgt 10 pC. vom angewendeten Toluol. Durch Addition von Wasserstoff durch Einwirkung von HJ in zugeschmolzenen Röhren entsteht aus dem Toluylen das Dibenzyl. Bei gleicher Behandlung mit BrH wird das Toluylen nicht verändert, Rauchende Schwefel- säure löst es mit brauner Farbe auf und nach 12 Stunden mit Was- ser verdünnt, enthält die Flüssigkeit eine mit Baryt ein sehr leicht lösliches Salz liefernde Säure. Das Baryumsalz hatte die Formel £+H'Ba2S298, Das Bromtoluylen £A%Br? ist in Aether und Schwe- Entnahme dieser Wasserstoffatome das Tolan 13H! — 495 felkohlenstoff unlöslich, in Alkohol schwer löslich; wahrscheinlich ent- stehen beim Rintragen von Brom in die Aether- oder Schwefelkohlen- stofflösung des Toluylens noch 2 Substitutionsproducte E'*H!!Br und 6*H'Br?, Wird das Bromtoluylen mehrere Stunden mit weingeisti- gem Kali gekocht, so entsteht neben gebromten Toluylen €*H!!Br noch Tolan CH! und letzteres fast allein, wenn man 10—12 Stun- den auf 130° erhitzt. Wird Bromtoluylen auf 150° mit Wasser er- hitzt, so entsteht neben Toluylen ein gelbes Oel, aus dem nach wo- chenlangem Stehen quadratische Krystalle von £:*H!092 (wahrschein- lich Benzil) absetzen. Das gebromte Toluylen €1*H!!Br verbindet sich noch mit 2 At. Br zu €'*H!!Br3, welches nach mehrstündigem Erhit- zen auf 140° mit alkohol. Natronlösung völlig in Tolan übergeht. Es wurden ferner dargestellt das essigsaure Toluylen —= £!*H2( 62H39,29? und das oxalsaure Toluylen. Aus ersterem Salz durch Kochen mit weingeistigem Kali der Toluylenalkohol 6HAQ2; wahrscheinlich identisch mit dem von Zinin dargestellte Hydrobenzoin. Der Toluy- lenäther C#H!9 konnte nur einmal erhalten werden. — (Annal, d. Chem. u. Pharm. 145, 330.) E. Ludwig, Vorkommen von Trimethylamin im Weine. — Zur Darstellung der von Brücke im österr. Landweine beobachteten Base wurde zuerst der Wein vom Alkohol durch Destil- lation befreit, und der Rückstand mit Natronlauge darauf so lange destillirt, als das Destillat noch alkalisch reagirte. Letzterer wurde mit Schwefelsäure neutralisirt eingedampft der trockne Salzrückstand mit absolutem Alkohol extrahirt, wobei das schwefelsaure Ammoniak im Rückstand bleibt, und aus dem nach Verdunsten des Alkohols blei- benden Salze durch Destillation mit Natronlauge die freie Basis ge- wonnen, welche mit HCl und PtCl?2 beim Verdunsten unter der Luft- pumpe ein in orangen Octaedern krystallisirendes Salz lieferte; in ihm ist nach Geruch und Stickstoffbestimmung Trimethylamin ent- halten. — (Journ. f. prakt. Chem. 103, 46.) Malin, zur Kenntniss des Camphers.— Löst man Cam- pher in Steinöl versieht die Retorte mit aufsteigendem Kühler, er- hitzt zum Sieden und bringt so lange erbsengrosse Stücke Kalium hinein, als diese noch verschwinden, so wird die Masse braun und es bilden sich krümliche Abscheidungen, die sich allmälig so vermeh- ren, dass die ganze Menge breiig erscheint; man liess erkalten, presste aus und extrahirte mit Wasser. Durch Eindampfen der Flüssigkeit erhielt man Krystalle von campholsaurem Kalium. £!°H1TK0?; das vermuthlich neben der Campholsäure entstandene Cymol €!°H!* konnte nicht aufgefunden werden. Ausserdem entsteht, wie schon Baubigny angegeben während der Behandlung mit Kalium aus dem Kampher auch noch Borneol 6!°H1392, — (Annal. d. Chem. u, Pharm. 145, 201.) Marignac, über Fluordoppelsalze des Antimons und Arsens. — Verf. hatte gehofft, dass sich Isomorphien für diese Verbindungen und die des Niobs und Tantals würden nachweisen las- sen; die Verbindungen des Arsen und Antimon sind aber so schlecht 496 krystallisirbar, dass sich die Erwartungen bisher nicht realisirt haben. Antimonfluorid krystallisirt nicht, und wird es zu weit durch Erhit- zen eingedampft, dann bildet sich ein weisser Niederschlag, wahr- scheinlich von Oxyfluorid. Die Alkali-Doppelsalze sind sehr zerfliess- lich, und geben im ersten Augenblick mit HS keine Fällung. Die Verbindung Antimonfluorid -Fluorkalium $bF5,KF ist wasserfrei und krystallisirt in dünnen rhomb. Blättern, ist leicht löslich, aber nicht zerfliesslich; in überschüssigem Fluorkalium gelöst, liefert sie ein Salz SbF3,2KF + 2H29, welches in schiefen rhombischen Prismen krystal- lisirt. Erhitzt man es auf 90°, so verliert es ausser seinem Wasser auch etwas Fluorwasserstoff und ist nicht mehr ganz löslich. Antimon- oxyfluorid-Fluornatrium wird erhalten, wenn man in überschüs- siger HF gelöstes SbF® mit NaO.CO? sättigt. Nach dem Eindampfen scheiden sich hexagonale Prismen Sb$F®?NaF + H20 ab; dieselben lösten sich in überschüssiger HF auf und liefern SbF°,NaF welches in würfelförmigen Krystallen beim Abdampfen erhalten wird. Das Am- moniumdoppelsalz bildet nur feine nadelförmige hexagonale Prismen. Die Arsenfluoriddoppelsalze widerstehen der Einwirkung des HS nicht, aber die Ausfällung erfolgt sehr langsam. Im trockenen Zu- stand lassen sich diese Verbindungen gut aufheben, in Wasser gelöst lassen sie HF entweichen und bilden Oxyfluoride. M. stellte 4 Salze dar 2(AsF°, KF) + H20; AsQF3.KF + H2®; AsF°, 2KF + H?20 und As2QF®, 4KF + 3H29. — (Ebenda 145, 237.) Draggendorff, Beiträge zur Kenntniss des Cantha- ridins. — Das Cantharidin ist für Menschen wie für viele Thiere ein energisches Gift, es ist der hauptsächlich giftig wirkende Be- standtheil des Canthariden, wie man leicht daraus abnehmen kann, dass das reine Cantharidin die nämlichen Vergiftungs-Erscheinungen bedingt, wie die Canthariden. Es können demgemäss nur noch die Fragen zu untersuchen sein: ‚‚Ist das Cantharidin für alle Thiere gif- tig?‘ und ist es der allein giftige Bestandtheil der Canthariden?“ Die umfangreichen Untersuchungen betreffs des ersten Punktes führten zu einem entschieden negativen Resultat. Uebereinstimmende Versuche zeigten, dass das Cantharidin ausser beim Menschen, beim Hunde, bei der Katze und beim Kaninchen auch beim Pferde heftig giftig wirkt, wogegen die Cantharidin-Applicationen in der mannigfachsten Weise beim Igel ohne sichtbare Vergiftungs-Symptome blieben. Eben- so zeigten sich Hühner gegen das Cantharidin indifferent, wogegen Tauben ungemein empfindlich für dasselbe waren. Wir übergehen die Versuche an anderem Geflügel und heben nur noch hervor dass auch Frösche von dem Cantharidin durchaus nicht affieirt zu werden scheinen. Was die zweite Frage angeht, so ergeben vorliegende Unter- suchungen auch hier ein negatives Resultat. Destillirtt man Wasser über Cantharidin, und zwar so dass man durch Einlegen der Retorte in eine Lösung von Chilisalpeter etc. die Temperatur etwas über 100% steigert, so gewinnt man ein farbloses Destillat, das sich indessen 497 namentlich anfänglich (bei 60-700) mitunter milchig trübt, schwach sauere Reaction besitzt, und einen eigenthümlichen Geruch nach fri- schem Brot verbreitet, welcher heftiges Kopfweh bedingt. Der zu- letzt bei 100—110° übergehende Theil des Destillats hat alkalische Reaction und besitzt einen an Nicotin erinnernden Geruch. Der un- ter 100° übergehende sauer reagirende Theil des Destillats bedingt dem Cantharidin ganz ähnliche Vergiftungs-Erscheinungen, obwohl es in keiner Weise gelungen ist, darin Cantharidin zu entdecken, noch auch den giftig flüchtigen Stoff zu binden, und sonach wird es we- nigstens im hohem Grade wahrscheinlich, dass die specifische Wir- kung des Destillats, des sogenannten Aqua Tofana, einem andern Prin- cip zuzuerkennen ist. Cantharidenpulver mit Wasser mehrmals ausgekocht lässt, nach dem Trocknen einen Rückstand, der an Alkohol nur noch ein grünes Oel abgiebt, welches nicht die Vergiftungserscheinungen des Cantha- ridins hervorbringt und auch auf der Haut keine Blasen zieht. Verf. hält es gegenwärtig für wahrscheinlich, dass dies grüne Oel in den Canthariden als chemische Verbindung enthalten sei. Bei der Aufnahme des Cantharidins in das Blut geht es un- zersetzt in dasselbe über und konnte später sogar wiedergefunden werden: im Harn, im Mageninhalt, im Darminhalt und den Fäces, in Leber und Galle, im Blut und Muskelfleisch, im Hirn in der Lunge und im Herzen; in den Nieren und der Blase. Dagegen ist es nie gelungen, das Cantharidin im Speichel, im Nasenschleim und im In- halte einer durch Spanischfliegen - Pflaster gezogenen Blase zu ent- decken. Fragt man nun, durch welche Mittel das schwerlösliche Can- tharidin im Organismus löslich wird, so ist die völlig sichere Ant- wort an der Hand zahlreicher Versuche nicht schwer aufzufinden. Es kann aus denselben mit Bestimmtheit entnommen werden, dass das Cantharidenpulver nur in Wasser gereicht energischer wirkt, als eine entsprechende Menge reinen Cantharidins und ebenso wirkten die löslichen Salze des Cantharidins wieder schneller als das reine Prä- parat; es bleibt aber die neue Frage zu erledigen, in welcher Weise überhaupt eine Resorption des Cantharidins möglich ist. Hier weisen nun dahin schlagende Versuche aus, dass eine Resorption des Can- tharidins in gar mannigfachen Formen möglich ist. Freilich gelang’ es nicht, reines mit Wasser angesetztes Cantharidin durch ein Per- gamentpapier zur Diffusion zu bringen, doch glückten die nämlichen Versuche leicht, wenn man ein Salz des Cantharidins anwandte, oder eine Lösung von Cantharidin in Provenceröl mit Gummi arabicum und Wasser zur Emulsion machte und diese dem Dialysations-Verfah- ren unterwarf, ja wenn selbst gezeigt werden kann, dass eine Koch- salzlösung die Diffusion des Cantharidins bewirken kann, dann erhel- len allerdings eine Menge von Wegen auf denen das Cantharidin in das Blut gelangen könnte, wenn auch anzunehmen ist, dass es wohl meist in Form einer salzartigen Verbindung dahin kommen möchte; dabei ist es bewiesene Thatsache, dass selbst bei denjenigen 498 Thieren, welche sich dem Cantharidin gegenüber indifferent verhalten, eine Resorption des Giftes wirklich Statt findet. Fassen wir nun die Vergiftungs-Erscheinungen näher ins Auge. Als erste Folge einer geschehenen Intoxication mit Cantharidin, hat man ein in reichlichem Masse erfolgendes Erbrechen anzusehen, das selbst eintritt, wenn das Gift in eine Vene oder ins Unterhautszell- gewebe injieirt wurde. Unter allen Umständen erfolgte ferner eine reichliche Speichelabsonderung, doch zeigte sich dieselbe in der er- sten Stunde nach der Intoxication am stärksten. Im Magen wird un- ter dem Einfluss des Giftes eine alkalische Flüssigkeit secernirt, wäh- rend man im Darm Absonderungen von Schleim mitunter auch von Blut beobachtet. Nach Verlauf der ersten Stunde zeigte sich auch Diarrhöe, wenn indessen der Tod nach erfolgter Intoxication sehr schnell eintritt, so kann letztere auch manchmal ganz und gar aus- bleiben. Entzündungs-Erscheinungen, die man in Magen und Darm wahrnimmt, scheinen das Resultat rein örtlicher Affection zu sein und demnach nur dort aufzutreten, wo wirklich Cantharidin mit der be- treffenden Stelle der Schleimhaut in unmittelbare Berührung gekom- men ist. Ausdehnung und Intensität wachsen mit der Zeit, die zwi- schen Injektion und Tod verstreicht; ist letztere sehr kurz, so kön- nen die Entzündungs-Erscheinungen bis zur Unkenntlichkeit schwach sein. Wurde das Gift durch den Mund applicirt, so trat natürlich auch eine Entzündung der Mundschleimhäute ein und im Momente des Todes erfolgte nicht eine cyanotische Färbung der Lippen. Während Pancreas und Milz und die Drüsen des Mesente- riums fast nie nachweisbar verändert waren, zeigten sich Leber und Nieren beständig afficirt und ebenso verdient die constant vermin- derte Harnabscheidung der Erwähnung. Dagegen nimmt die Respi- ration bei acuter Vergiftung bald nach geschehener Darreichung des Giftes entschieden zu, was namentlich bei den vergifteten Katzen recht auffällig zu Tage trat; dazu treten gegen Ende meist klonische Krämpfe, die hauptsächlich in den Muskeln des Rückens und der Ex- tremitäten wahrgenommen werden. Obwohl ferner das Muskelfleisch keine merklichen Veränderungen nach der Vergiftung zeigte, so ge- lang es doch einen Cantharidingehalt darin zu entdecken und zwar sowohl auf chemischem als auf physiologischem Wege, indem das Fleisch vergifteter Thiere auf junge Katzen ganz nach Art des Can- tharidins giftig wirkte. Die Körpertemperatur stieg anfänglich, fiel nachher aber constant und nahm bis zum Tode oft um 50 ab. Das Blut unmittelbar nach der letzten Inspiration aus den Adern entleert, erscheint dunkel und ist gemeiniglich dickflüssig, so dass in Folge auch nur geringe Quantitäten gewonnen werden konnten. Die Form der Blutkörperchen war nicht verändert und was seine ozonerregende Kraft anlangt, so ist hervorzuheben, dass es sich ganz und gar wie das Blut einer strangulirten Katze verhielt. Kann demgemäss der Tod bei acuter Vergiftung mit Cantharidin nach den mitgetheilten Erfahrungen nicht Folge einer localisirten Entzündung, ebensowenig 499 einer specifischen Wirkung auf das Nervensystem oder einzelner Theile desselben sein, so muss die Blutveränderung denselben bedin- gen und zwar ist Verf. der Ansicht, dass die Verdickung des Blutes eine rein mechanische Ursache des Todes sei, indem die Capillaren ähnlich wie bei der Cholera eine Verstopfung erfahren. Der gerichtliche Nachweis einer Cantharidinvergiftung ist zwar schwierig aber doch mit ziemlicher Sicherheit zu führen. Bei Prü- fung von Harn, flüssigen Getränken, (Bier, Punsch etc.), Speiseresten Erbrochenem, Magen- und Darminhalt haben zahlreiche Versuche zu dem Ergebniss geführt, dass die angewandte Cantharidinmenge, zum grössten Theile wiedergefunden werden kann, wenn nicht in den Un- tersuchungsobjecten etwa eine grosse Menge freien Ammoniaks vor- handen ist. Sind die untersuchten Substanzen nicht schon ein homo- genes Gemenge, so reibt man sie mit einem Porcellanpistill zusam- men, versetzt das Ganze mit Magnesia usta, im Nothfall auch mit Wasser und reibt die Masse zu einem Brei, den man im Wasserbade austrocknet. Der Rückstand wird nach einander durch Behandlung mit Aether, absolutem Alkohol, Chloroform und Benzin von den Be- standtheilen befreit, die in denselben löslich sind, und die Lösungen aufbewahrt, um sie nöthigenfalls noch auf einen blasenziehenden Kör- per prüfen zu können. Der unlösliche Rückstand wird mit verdünn- ter Schwefelsäure (1:8—10) übersättigt, mit derselben etwa 3 Minu- ten lang gekocht und dann volirt. Waren viele Fette vorhanden, 80 stellt man den flüssigen Theil bei Seite, lässt sich die Fette absetzen, hebt ab und schüttelt den wässrigen Rückstand mit !/J;—!/, seines Vo- lumens Chloroform oder Aether. Nach dem Absetzen hebt man das Chloroform ab, wiederholt diese Operation noch einige Male und be- handelt das gesammte Chloroformextract zur Entfernung der letzten Spuren Schwefelsäure noch einmal mit destillirtem Wasser. In glei- cher Weise behandelt man auch den auf dem Colatorium gebliebenen festen Rückstand und destillirt endlich bei möglichst niedriger Tem- peratur das Chloroform ab. Man erhält nun einen mehr oder minder fetthaltigen Rückstand, welcher unter dem Microscop betrachtet nur dann noch krystallinische Blättchen von Cantharidin erkennen lässt, wenn grössere Mengen des Giftes vorhanden waren. Dagegen wird selbst wenn zur 0,00014 Gr. Cantharidin zugegen sind, diese unbe- deutende Menge auf der Oberhaut des menschlichen Körpers Blasen ziehen. In einigen Fällen, namentlich beim Harn, lässt obenbeschrie- benes Verfahren noch einige Abkürzungen zu, es ist aber nicht an- wendbar, um Cantharidin im Blute, Hirn, Lunge, Leber und verwand- ten Organen sowie im Muskelfleische zu entdecken. Die Proteinsub- stanzen gehen mehrfach schr innige Verbindungen mit dem Cantha- ridin ein, und deshalb müssen dieselben zunächst zerstört werden. Die zerkleinerten Substanzen löst Verf. zunächst in Kalilauge, ver- dünnt, wenn nothwendig, mit Wasser und versetzt die klare Lösung mit Schwefelsäure bis zur sauren Reaction, dem Ganzen wird sodann noch etwa das vierfache Volum des Alkohols sofort beigegeben, einige 500 Zeit im Sieden erhalten, heiss filtrirt, das Filtrat möglichst stark er- kaltet, die Filtration noch einmal wiederholt und dann endlich der Alkohol durch Destillation entfernt. Die restirende Flüssigkeit wird nun in der oben angegebenen Weise mit Chloroform behandelt und das Cantharidin darin wie früher nachgewiesen. Zur Trennung des Cantharidins aus der kalischen Lösung bietet auch der Dialysator einen geeigneten Weg. Bedauerlich aber ist, dass man zum Nachweis des Cantharidins nicht ähnliche Farbenreactionen anwenden kann, wie solche so viele Alkaloide charakterisiren. „ Seinem chemischen Charakter nach ist das Cantharidin als eine Säure anzusehen, da es befähigt ist, mit vielen Basen sehr wohl cha- rakterisirte Salze zu bilden, die zum Theil sogar krystallinisch sind, und so gross gewonnen werden konnten, dass eine genauere Bestim- mung ihrer Gestalten möglich war. Die Salze des Kalium, Natrium, Lithium, Ammonium, Magnesium und Zink sind in Wasser ziemlich leicht löslich, alle übrigen nur sehr schwierig oder gar nicht. Die Lösungen reagiren alkalisch, die meisten enthalten ferner zwei Atome Säure auf ein Atom Basis, in vielen ist Wasser chemisch gebunden. Salz- und Salpetersäure zerlegen die Salze unter Abscheidung des Cantharidins. Die Entstehung der Salze erklärt sich Verf. dadurch, dass er annimmt, dass Cantharidin = C,o,Hs0, verbinde sich mit einem Molekul Wasser = H,O, zu Cantharidinsäurehydrat, welches durch Austausch von einem Atom Wasserstoff gegen ein Metall, Salze von der Formel C,,#505; H; M!O, liefern. Wäre die Hypothese die rich- tige, so müsste das Cantharidin selbst als ein dem Lactid analoges Anhydrid aufzufassen sein, womit selbstverständlich Anhaltepunkte zur künstlichen Gewinnung dieser Säure gegeben wären. Dieser Hypo- these steht unter andern schon die Erfahrung entgegen, dass die salz- artigen Verbindungen bei ihrer Behandlung mit Salzsäure nicht Can- tharidinsäurehydrat, sondern Cantharidin geben. Direct gewonnenes und aus salzartigen Verbindungen niedergeschlagenes Cantharidin stimmen fast vollständig überein, nur scheint letzteres in verdünnten Alkalien leichter löslich zu sein. Die meisten Salze gewinnt man durch Einwirkung des Cantharidins auf die betreffenden Basen, wo- bei mitunter Einschmelzen in Röhren nothwendig wird; andere kön- nen nur durch doppelte Umsetzung erzeugt werden. Das Kaliumsalz ist bei 15— 200 zu 4,13 Theilen in 100 Thei- len Wasser löslich, ist nicht hygroscopisch, wenig in Alkohol und nur spurenweise in Aether und Chloroform löslich. Das Salz wirkt blasenziehend und selbst 0,00006 Gr. in 500facher Verdünnung ver- rathen sich noch durch Röthung der Haut. Zusammensetzung C,oHs0>; H;K} 0, + 1% H50;. Das Natriumsalz steht wie das Lithiumsalz dem Kaliumsalze sehr nahe, ganz abweichend verhält sich dagegen das Ammonium- salz. Dasselbe ist sehr unbeständig, und kann durch Zersetzung äquivalenter Mengen des Baryumsalzes und schwefelsauren Ammons in wässriger Lösung erhalten werden; man gewinnt es indessen auch, 501 wenn man Cantharidin in überschüssigem Ammon löst, und das über- schüssige Ammon bei einer 40—50° nicht übersteigenden Temperatur entfernt. Erhitzt man die wässerige Lösung des cantharidinsauren Ammons auf 100° (im Wasserbade), so erleidet das Salz eine Zerset- zung. Salzsäure scheidet nicht mehr Cantharidin ab, und dampft man mit Salzsäure und Platinchlorid zur Trockne, so nimmt Alkohol alles Platinchlorid aus dem Rückstande weg, und es hinterbleibt eine weisse krystallinische in Alkohol ziemlich schwierig, aber auch in Wasser etwas lösliche Substanz. Dieselbe ist stickstoffhaltig und krystalli- sirt in langen seidenglänzenden Krystallnadeln, reagirt sauer und wirkt blasenziehend. Die eigenthümlichen Reactionen dieser Substanz las- sen keinen Zweifel darüber, dass eine amidartige Verbindung vor- liegt. Versetzt man die Lösung mit Salzsäure und Chloroform, 30 zieht auch letzteres kein Cantharidin aus. Die heissgesättigte Lö- sung mit Kali gekocht, macht Ammoniak entweichen und Salzsäure fällt darauf ohne weiteres Cantharidin. Die Anwesenheit freien Am- moniaks in einer auf Cantharidin zu prüfenden Flüssigkeit bedarf darum ganz besonderer Berücksichtigung. Wir übergehen die Ver- bindungen des Caleium, Baryum, Strontium , Beryllium, Aluminium, Chrom, Eisen, Nickel, Kobalt, Zink, Kadmium, Blei, Quecksilber, Sil- ber, Palladium, Zinn, Wismuth und erwähnen nur noch die Salze des Magnesiums und Kupfers. Ersteres erhält man durch mehrstündiges Erhitzen eines Ge- menges von Cantharidin mit reiner gebrannter Magnesia bei 100° im zugeschmolzenen Rohre, Schon bei oberflächlicher Betrachtung be- merkt man nach einiger Zeit, dass der grösste Theil der voluminösen Magnesia sich in zusammengeballte krystallinische Massen verwandelt hat. Ein Theil der Verbindung befindet sich in der Lösung, Zusatz von Wasser löst auch den Rest und unverbundene Magnesia kann leicht durch Filtration getrennt werden. Beim Verdunsten der Lösung hin- terbleiben lange farblose nadel- und spiessförmige Krystalle. Die Krystalle sind luftbeständig, die wässrige Lösung blasenziehend, eben- so resultirt durch Erhitzen mit Oel eine blasenziehende Materie. Zu- sammensetzung (CıeHsO2)2; Hz; Mgs; } Os + 2.H20:. Versetzt man eine Kupfervitriollösung mit einer Lösung can- tharidinsauren Kalis, so entsteht allmählig ein reichlicher, körnigkry- stallinischer Niederschlag, in Form von Blättchen. Zusammensetzung: (C,0H603)2; Ha; Cu }0; + 3), H20,. Eine Lösung des Kaliumsalzes zu einer überschüssigen Lösung von essigsaurem Kupfer gesetzt, giebt keinen Niederschlag, kehrt man dagegen die Verhältnisse gerade um, so entstehen nach 24 Stunden kleine hellblaue Krystalle mit 6,71%), Wasser. Die Verbindung ist vermuthlich eine Doppelverbin- dung von einem Atom des obigen Kupfersalzes mit 2 Atomen der Kaliumverbindung. Als zum Filtrate noch einmal ein kleiner Zusatz von essigsaurem Kupfer gegeben wurde, fiel nach 28 Stunden ein je- nem ähnliches Salz, das jedoch 13,54°/, Wasser enthielt. Analog ge- wann man endlich noch ein drittes Doppelsalz mit 47,780), Wasser- 502 gehalt. — (Untersuchungen aus dem pharmaceutischen Institute zu Dor- pat.) Brek. W. Weyl, über das Tetra-Mercur-Ammoniumoxyd und seine Verbindungen. — Wir beschränken uns darauf die wesentlichen Ergebnisse dieser ebenso werthvollen als interessanten Abhandlung hier mitzutheilen. 1) Durch Einwirkung von flüssigem Ammoniak auf Quecksilber- oxyd, — Oxyjodid — Oxychlorid — entstehen Körper, welche als Derivate von Tetramerkurammonium angesehen werden können. 2) Wirkt gasförmiges Ammoniak bei erhöhter Temperatur (130°) auf Quecksilber — Oxychlorid — Oxyjodid, so entstehen die von Kane, und Rammelsberg schon untersuchten Körper, welche als Derivate eines Oxymerkurammoniums oder als Mercuramide — Oxychlorid — Oxy- jodid aufgefasst werden können. 3. Wirkt gasförmiges Ammoniak bei 190° auf Quecksilberoxyd, so bildet sich wie durch Einwirkung von flüssigem Ammoniak auch hier das Oxyd des Tetramercurammoniums. 4. Wirkt gasförmiges Ammoniak bei gewöhnlicher Temperatur auf Quecksilberoxyd, so entsteht durch die Vereinigung beider ein Product, welches angesehen werden kann als das Trihydrat des Te- tramerkurammoniumoxydes. Aus diesem resultirt bei 80° im Ammo- niakstrom ein Körper, welcher die Zusammensetzung.des zugehöri- gen Monohydrates besitzt, und bei 100° entsteht das wasserfreie Oxyd selbst. — (Pogg. Ann. 131, 524-553.) Brek. W. Wernike, über Vergoldung des Glases zur Her- stellung optischer Spiegel. — Da das Gold sich besser an der Luft enthält, so wendet man zu astronomischen Zwecken jetzt lieber Goldspiegel an; W. giebt zur Herstellung derselbsn die nöthigen Mass - regeln an, die im Originale nachgelesen werden mögen. Im Wesent- lichen gebraucht er 1) eine Lösung von reinem Goldchlorid in Wasser, welche auf 120 CC 1 Grm. Gold enthält, 2) eine Natronlauge von 1,06 spec. Gew. und 3) eine Reductionflüssigkeit, welche auf folgende Weise gewonnen wird: 50 Grm. englisches SO? werden mit 40 Grm. Alko- hol und 35 Grm. Wasser und 50 Grm. feinen Braunstein gemengt, destillirt und die Dämpfe in eine Flasche mit 50 Gran kalten Was- ser geleitet, so lange bis das Volumen desselben sich verdoppelt hat; die erhaltene Flüssigkeit wird mit 100 CC Alkohol und 10 Grm. in- vertrirten Rohrzucker vermengt und durch destillirtes Wasser auf 500 CC gebracht. Die Ueberführung des Zuckers erfolgt dadurch, dass man 10 Grm. Rohrzucker in 70 Grm. CC Wasser löst, die Lösung mit 0,5 Grm. NO°® vom spec. Gew. 1,24 ersetzt und eine Viertelstunde lang kocht. — Man wendet 4 Volumen Goldlösung und !/; Volum Na- tronlauge an, setzt dann !/;; bis höchstens 1/,, Reductionsflüssigkeit hinzu, der Spiegel beginnt bei 15° R sich zu bilden nach Verlauf einer halben Stunde bei 45-50° R schon nach 15—20 Min.; es em- pfichlt sich aber nicht die Hitze so gross zu macheu. Vorsichtsmass- 503 regeln, Reinigung des Glases wie bei den Silberspiegeln. — (Pogg. Ann. 133, 137—186.) Böttcher, einige chemische Notizen. — Japane- sisches Papier welches dort zu Werthzeichen benutzt wird und ein anderes seidenartiges von den Japanesen zu Feuerwerk benutz- tes Papier bestehen nicht aus Baumwolle, sondern nach einer micros copischen Untersuchung aus Leinenfasern oder wahrscheinlicher aus irgend einer andern unbekannten Pflanze, auch die Bekleidung der Mumien ist nicht aus Baumwolle gefertigt. Künstliche Irrlichter kann man hervorbringen, wenn man eine erbsengrosse Pille von Phosphorkupfer mit Stanniol umwickelt, dann diese Hülle mehrfach durchbohrt und in eine frisch bereitete sehr concentrirte Lösung von Cyankalium wirft — oder einfacher in- dem man Phosphorcaleium in gleicher Weise behandelt in Wasser wirft, in beiden Fällen bildet sich Phosphorwasserstoff. Das sogenannte Perlmutterpapier zu Visitenkarten u. s. w. wird durch Krystalle von essigssurem Bleioxyd hergestellt, man muss also vor denselben warnen. Man kann aber beliebige andere nicht giftige Salze zu demselben Zwecke verwenden, ähnlich wie Kuhlmann Planglastafeln mit verschiedenen Salzen weiss und bunt decorirte. Zur Erkennung einer Beimischung von Wolle in Seiden- zeugen löse man ein kleines Stück desselben in kochender Natron- lauge, verdünne mit destillirtem Wasser und füge nach dem Erkalten einige Tropfen einer verdünnten frisch bereiteten Lösung dem Nitro- prussidnatrium hinzu: die Verfälschung der Seide durch irgend welche thierische Wolle wird sich durch eine violette Färbung kund geben. Ein sehr fester Steinkitt wird erhalten aus der sogenannten Infusorienerde (Lüneburger Heide, Vogelsberg); dieselbe besteht aus Kieselsäurehydrat; man rührt 1 Theil derselben mit 1 Theil Blei- glätte und !/, Theil frisch gelöschten Kalk mit Leinölfirniss zu einer gleichförmigen Masse an. Dieser Kitt hat grosse Bindekraft und nimmt nach längerer Zeit die Härte des Sandsteins an. Schwefelsaures Kupferoxyd Ammoniak ist ein gutes Mittel zur Verkupferung von blankem Zink, Eisen und Stahl, das erstere wird einfach in die Lösung eingetaucht, die letztere werde mit einer Lö- sung von 1 Theil Zinnchlorür und 2 Theilen roher Salzsäure in 2 Theilen Wasser darauf mit der Verkupferungsflüssigkeit bepinselt. Ein Gemenge von 1 Theil Pikrinsäure und 2 feingepulver- ten trockenen übermangansaurem Kali verbrennt mit weissem Licht rasch ab, wenn es mit einem glimmenden Holzspahn oder einem Tro- pfen conc. Schwefelsäure zusammenkommt, durch einen mässigen Ham- merschlag bringt man es zum detoniren. Eine bei 50° R. schmelzende Legirung erhält man nach Wood aus 15 Wismuth, 8 Blei, 4 Zinn, 3 Cadmium. Dieselbe eignet sich zu folgendem Experiment: man inkrustirt damit (durch mehrma- liges Eintauchen) eine sogenannte Glasthräne, bricht den Schwanz derselben, lässt die Kruste in heissem Wasser abschmelzen und nimmt 504 die Glasthräne wieder vorsichtig heraus, dieselbe scheint ganz zu sein, geht aber bei mässig starkem Druck wieder auseinander. — Eine andere Legirung 3 Kalium und 1 Natrium bleibt bei gew. Temperatur flüssig, wird aber durch Zusatz von wenig Queck- silber nicht selten unter Funkensprühen steinhart; diese Masse eignet sich zur Darstellung von reinem Wasserstoffgas. Leuchtgas entzündet sich von selbst, wenn es auf ein Bäusch- chen Schiessbaumw.olle strömt, welches mit Platin sch warz incorporirt ist. In neuerer Zeit sind sogenannte Desinfectionssch wärmer - angepriesen, dieselben bestehen aus 58 Theilen Salpeter, 36 Schwe- fel und 3 gesiebter Holzkohle, sie sind zwar nicht unzweckmässig aber besonders in Abtritten mit Vorsicht anzuwenden, weil sich dort häufig explosive Gasmengen ansammeln. — (Frankfurter Jahresbericht 1866/7 S. 10—24.) Schhg. Reines lockeres Chromoxyd erhält man wenn man 1 Th. Pikrinsäure mit 2 Th. trocknem pulverförmigen doppeltchromsauren Ammoniak innig zusammenreibt und das Gemisch in einer Porzellan- schale mit einem glimmernden Holzspalte anbrennt; wegen des leb- haften Umhersprühens ist ein Bogen weisses Papier unterzulegen. — (Ebda S. 67—68.) Japanesische Blitzähren. Originalmasse: 3 Gewichts- Theile Russ, 8 Schwefelblumen, 15 trockner Kalisalpeter, diese Masse giebt die bekannten dendritenartigen Funken. Nimmt man 2 Th. feine Lindenkohle 4 Th. Schwefelblumen und 7 Th. trocknen Natronsalpe- ter, so erhält maneine Masse, die schneeflockenartige Funken auswirft. — Man schneide 6 Zoll lange Streifen Seidenpapier unten 1 Zoll breit oben spitz, rolle sie am obern anfangend spiralförmig zusammen und hülle dabei in den untern breiten Theil je 2—3 eines der angegebe- nen Gemenge ein. — (Elda S. 68-69.) Theile, Ueber Zersetzungsproducte des Albumin’s durch Aetzkali. — Das Material stellte sich Verf. dadurch dar, dass er das Weisse von 16 Eiern mit Wasser stark verdünnte, das Zellgewebe durch Umschütteln entfernte, schnell filtrirte und so lange mit Alkohol versetzte als eine Spur von Trübung eintrat. Nach län- gerem Absetzenlassen wurde das Praecipitat filtrirt, mit Aether be- handelt nochmals filtrirt und das so gewonnene Produkt 24 Stunden einem mittelst Aspirators hervorgebrachten trockenen Luftstromes ausgesetzt, während es durch warmes Wasser auf 40— 509 C erhal- ten wurde. Das so gewonnene graue körnige Albumin blieb 14 Tage über Chlorkalecium stehen und war nach dieser Zeit weiss, spröde, in Wasser löslich, durch Alkohol weissfällbar und mit 4 Aeq. Was- ser, wovon 2 bei 100°, die beiden andern 2 aber erst bei 130° aus- getrieben wurden, verbunden. Es resultirten 2,3%), Asche bestehend aus: 505 oder auf kohlenstofffreie 18.77 Substanz bezogen und auf Kohle . 28 Salze berechnet: in Salzsäure unlöslich . . 218 ;) Salzsäure unlöslich . 2,68%/0 Kieselsäure . . . 2... 23,62 ee a N 9000, NS TE omam 2.7. 2,070, Maren.) 0b, nl nansda Manid12 Kohlensaures Natron. . 27,94%), Schwefelsäure . . . nn Schwefelsaurer Kalk . . 12,21% Phosphorsaures Risenoxyd 8,21 Kohlensaurer Kalk . . 6,84%), „ Thonerde Er Phosphors. Eisenoxyd . 10,10%), Balkıomsa ai „anb WweralE Thonerde . 15,049) Magnesia. 2.2 2. 689 5 Kalk . . . 10,940), Phosphorsäure. . . . 3 Masnesia. 2 2.2. . 8,48% 87,99 99,620), Es wurden ferner gefunden: C : 45,85 %0 (NB. 2) erst nach chrom- H: 7,80 %% saur.Kali-Zusatz und N. 123510 0% Durchleiten von Oer- P : 0,0419 halten.) S45u1;635.0% Woraus Theile die Formel Cj4H42.Nı7S20. berechnet; Aequivalent —= 1650. — Aus dem Eigelb der qu. 16 Eier stellte Theile durch Auszie- hen mit Aether bis dieser farblos wurde und der Rückstand bröcklig erschien und Behandlung mit absolutem Alkohol reines (?) Vitellin dar, und versetzt mit 43,57 Grm. desselben mit 75 Grm. Kalihydrat und 250 Cub. Ctm. Wasser. Die Mischung stand lose verkorkt (NH,) drei Wochen lang bei 50° C und eine Woche bei mittler Tages-Tem- peratur. Die sich bildende braunrothe und schwach ammoniakalisch riechende Flüssigkeit hinterliess durch Asbest filtrirt, 0,5 Grm. in Wasser unlöslicher, feuerbeständiger und aus Eisen, Kalk, Phosphor- und Kieselsäure, Kohlensäure und Spuren von Magnesia und Chlor bestehender Substanz. Es entwickelte sich beim Erwärmen noch Am- moniak, welches über Schwefelsäure aufgefangen und titrirt wurde (auf die ganze Menge wurden 0,212 Ammoniak (0,45°), Vitellin ent- sprechend) gefunden. Auch war in der alkalischen Flüssigkeit Schwe- felkalium enthalten. Diese Flüssigkeit wurde mit Schwefelsäure neu- tralisirt unter Entwickelung von Kohlensäure und Faekalgeruch erst gelb, dann grün und nach Zusatz von mehr Wasser (um KO, SO, zu lösen) wieder gelb gefärbt. Es fiel hierbei eine Spur flockiger Kör- per (0,039 Grm.) aus. Ausserdem fand Verf. im eingedampften Rück. stande zersetztes Eieröl, Leucin und Tyrosin und extractartige, durch Alkohol von 90° in einem unlöslichen und einem löslichen Theil zer- fallende Substanz vor. Bei einer zweiten, nicht so lange und bei niedrigerer Temperatur vorgenommenen Zersetzung des Vitellin’s mit Kalihydrat wurden 1,6 Grm. des flockigen Körpers gewonnen. Das davon Abgelaufene wurde zur Trockniss gebracht und der gepulverte Bd. XXXI, 1868. 34 506 Rückstand mit Aether, der hierbei übrig bleibende Rest aber mit Al- kohol von 70°0/, behandelt und auch das alkoholische Filtrat zur Trockniss eingedunstet. Durch Alkohol von 90°), wurde dann in 1 löslichen und 1 unlöslichen Körper geschieden; erstrer enthielt Leucin, letzterer Tyrosin und Salze. Letzteres wurde durch wiederholtes Auflösen in wenig Wasser und Eindampfen entfernt und ebenso bei der Befreiung des in Alkohol löslichen Theiles von Leucin verfahren. Das Leucin und Tyrosin sind in 40 Grm. Vitellin nur zu 0,2 Grm. enthalten und stellen die extractartigen, braunen Massen die wesentlichsten Zerset- zungsprodukte desselben (ihrer Menge nach) dar. Der gewonnene flockige Körper (1,6 Grm. betragend), welcher bei der Neutralisation des alkal. Filtrates durch Schwefelsäure resultirte, war grau, trocken, spröde, glich im Ansehen einem Eiweisskörper und enthielt nach Ab- zug von 3,73%), Wasser : C : 66,31. H : 10,66. N: 6,11. 80:0 0,72. OÖ: 12,14. Er scheint ein intermediäres Zersetzungsprodukt zu sein und wurde daher bei dem ersten, 4 Wochen andauernden Versuche, weil die Zersetzung bereits weiter vorgeschritten war, nnr in verschwindend kleinen Mengen erhalten. Der in absolutem Alkohol theilweise, in 90°/, Alkohol dagegen völlig lösliche Körper hatte folgende Eigenschaften: er roch beim Ein- dampfen nach Leim, bildete fadenziehende, zähe, schwerpulverisir- bare und braune Massen, welche, sehr hygroskopisch, leicht Wasser anziehen und zerfliessen. Aether, mit welchem die wässerige Lösung sich milchig trübt, entzieht dem qu Körper die braune Farbe nicht; derselbe verbrennt unter Hinterlassung eines unbedeutenden Aschen- rückstandes mit dem Geruch nach verbrannten Haaren etc. und giebt, mit Alkohol absolut in der Wärme verdunstet, an der Luft zerflies- sende Krystalle. Die Elementaranalyse desselben ergab: C 37,58 H 6,97 N 10,79 O 44,66, woraus Theile die Formel C;H,NO; ableitet. Die schwachsaure Lösung dieses Körpers färbt sich durch Kupfer- vitriollösung smaragdgrün (ohne sich zu trüben), und geben: Natronhydrat, Barytwasser u. salpetersaures Silberoxyd: weisse Platinchlorid : gelbe Ieden ckige, weisseu. schläge, Salpetersaur. Quecksilber - u. Bleiessigoxyd: üs Tr voluminöse während neutraler Bleiacetat nur eine geringe Trübung erzeugt und Säuren die Solution nicht verändern. Interessant erscheint der in Rede stehende Körper wegen sei- 507 ner Beziehnungen zum Glycocoll (Zersetzungsprodukt des Leim’s durck Aetzkali;) — Glycocoll ist = C,H,NO; + HO der neue Körper = (C,H; NO, + HO; auch Glycocolllösung ist sauer, wird von schwefelsaurem Kupferoxyd nicht gefällt (tiefblau) und gleicht Theile’s Körper in ihrem Verhal- ten zu Alkohol, Aether, Quecksilber und Silbersalzen. Theile meint der Körper C;H;NO,; + HO entspreche dem Glycocoll des Albu- min’s. Auch der beim Behandeln des zur Syrups-Consistenz abgedampf- ten Gemenges mit Alkohol zurückgeblieben und vom Tyrosin befreite Theil liess beim Eindampfen Leimgeruch entstehen, wurde fadenzie hend und zäh, und war pulverisirbar. Dieses braune Pulver war sehr hygroskopisch und krystallisirte bei vorsichtiger Eindunstung eines Tropfens den Teichmann’schen Blutkrystallen sehr ähnlich, wenn auch, der Beimengung anorgan. Salze wegen, nicht ganz gleich- mässig. Es ergab nach Abzug der Asche die Analyse: C : 46,87%), H: 8,50% N: 13,0 % O : 31,6 9% woraus Theile die Formel C;H;NO, berechnete und denselben in die Glycocollreibe bringt wie folgt: Glycocoll = C,H,NO,, Alamin = (,H,NO,, neuer Körper = (;H,NO,, Butulanin = C.H,NO,, Leucin —= (,H,;NO,, Die vom Verf. dargestellte Doppelverbindung mit salpetersau- rem Quecksilberoxyd entsprach endlich der Formel: C;HsNO, + HgNO, Unter den Zersetzungsprodukten des Vitellins ist dieser Körper zu 10—15°/, enthalten. — (dJenaische Zeitschrift für Medizin 111, p. 143, 1865.) K. Geologie. PeterMerian, über dieGränze zwischen Jura- und Kreideformation. Basel 1868. 8°. — Die Kalke der Porte de France bei Grenoble werden von Lory dem Oxfordien, von Hebert dem Neocomien zugewiesen. Pictets paläontologische Unter- suchungen haben nun bei Grenoble 5 Glieder über einander nachge- wiesen: 1. Untere sehr mächtige Kalkbänke mit ausschliessiichen Juraarten des deutschen, französischen und englischen weissen Jura. 2. Obere Kalkbänke allmählig übergehend in feinkörnige lithogra- phische Kalksteine 3. bezeichnet durch Terebratula janitor, die T. diphya sehr nah verwandt ist. Mit ihr kommen Ammoniten des Neo- comien vor und die Gränze von Jura und Kreide liegt demnach zwi- schen 1. und 2. In den obern Bänken des lithographischen Kalkstei- 34* 508 nes treten aber mehre breccienartige Schichten 4. auf, die neben Bruchstücken von Ammoniten aus 3. wohlerhaltene jurassische Arten des Korallenkalkes, namentlich die charakterischen Terebratulina sub- striata, Megerleia pectunculoides, Cidaris Blumenbachi, C. glandifera, Acropeltis aequituberculata enthalten und zwar liegen beide Neocom- und Juraarten in ganz denselben Bruchstücken der Breccie beisammen, müssen gleichzeitig gelebt haben und Juraarten reichen demnach hier bis in die Neocomzeit. Höher hinauf als 5. erscheinen. sehr mächtige Bänke hydraulischen Kalkes mit ausschliesslichen Neocomarten zum Theil dieselben wie in 3., den Schluss machen 6. Neocommergel mit Belemnites latus. Bekanntlich nehmen viele Geologen völlig scharfe Abschnitte zwischen den Formationen an, so d’Orbigny 17 Etagen jede mit völlig eigenthümlicher Fauna, freilich dennoch oft mit eini- gen durchgehenden Arten. Andere und vorurtheilsfreie Geognosten nehmen zwar eigenthümliche Fauna und Flora an aber ohne scharfe Abgränzung von der vorhergehenden und der nächst folgenden. Einige Arten hielten sich kurze, andere längere Zeit. So kann man noch mehr als 17 Etagen paläontologisch sondern, Oppel hat für den Jura allein 34 Zonen aufgestellt. worunter freilich einige blos auf lokalen Eigenthümlichkeiten nicht auf, zeitlichen beruhen. Nun giebt es im Jura einzelne Arten, welche durch mehre in der Gesammtheit ihrer organischen Einschlüsse gut eharakterisirte Zonen hindurch reichen. So beginnt Cidaris coronata im tiefsten weissen Jura mit Scyphien- facies oder den Birmensdorfer Schichten, welche den untersten Glie- dern von d’Orbignys Oxfordien entsprechen, und reicht bei einer sich allmählig ändernden Gesammtfauna durch alle Etagen des weissen Jura bis zu den obersten, Cidaritenschichten. Wegen des Ammonites steraspis identificirt Oppel letzte mit den lithographischen Schiefern von Pappenheim, die er dem englischen und französischen Kimme- ridgien gleichstellt. Cidaris Blumenbachi tritt in den westlichen, die korallinische Facies zeigenden Ablagerungen des Schweizer Jura als sehr ausgezeichnet auf im, Terrain ä, Chailles, im Älter Mösch’s Cre- nularisschichten oder Oppels Zone mit Ammonites bimammatus, sie reicht durch den aufliegenden weissen Korallenkalk bis in den Astar- tenkalk, während die Gesammtfauna sich sehr wesentlich ändert. Also gehen ganz bestimmt einzelne durch veränderte allgemeine Eigen- thümlichkeiten hindurch. Dass nun Cidaris Blumenbachi im Jura der Dauphine noch weiter hinaufreicht, bis in die Kreide fällt nur auf, weil wir vor dieser eine grosse Kluft anzunehmen gewohnt sind. Die grossen Abtheilungen, Formationen oder Terrains sind zuerst in Deutschland, Frankreich England aufgestellt, wäre die systematische Geognosie von der Schweiz ausgegangen, so würde man sicherlich den Nummulitenkalk und altes Eocän den secundären Formationen und nicht dem Tertiär zugewiesen haben. Im Norden besteht eine unverkennbare Kluft zwischen Jura und Kreide, bezeichnet durch eine mächtige Süsswasserbildung als Wealden, an Stelle des Neoco- mien im Süden. Im Hannöverschen reicht der Wealden weniger weit 509 hinauf und erscheint noch von Neocom bedeckt. Auch im Innern Frankreichs, im Dept. der Yonne liegen unzweifelhafte Andeutungen jener weiten Kluft vor, Neocom folgt zwar scheinbar gleichförmig auf den obersten Juraschichten dem Portlandkalk ohne Süsswasserbildung dazwischen. Aber hier sind nur die unteren Schichten des Portland- kalkes vorhanden, die obern fehlen, auch fehlt jede Spur von Valen- ginien, der im S. als unterstes Neocom sehr mächtig ist. Auch in der Jurakette zeigt sich das Auftreten der Süsswasserschichten des Pur- beck zwischen oberstem Jura und Valenginien die bestehende Kluft noch deutlich an. Anders sind die Verhältnisse im S., am Rande der Alpenkette namentlich um Grenoble, Hier fehlt jene Kluft. Die ver- schiedenen Glieder des obern Jura und die der untern Kreide folgen in ähnlicher Weise wie die im Innern des Schweizer Jura zu einan- der. Kaum kann man hier paläontologische Gränzen ziehen zwischen den untern und obern Bänken der Kalke von Porte de France oder Pictets 1. und 2. Das Heraufreichen des Cidaris Blumenbachi von Ter- rain & Chailles bis an Pictets Schicht 4. ist nicht auffälliger als das der Cidaris coronata und von den Birmensdorfer Schichten bis in die Cidaritenschichten des Aarauer Jura. Zittels Untersuchung der Stram- berger Schichten führt zu ähnlichen Ergebnisen, ebenso die Beneckes in den Südalpen. Die Störungen in den Lagerungsverhältnissen in- nerhalb der Alpen erschweren derartige Ermittelungen sehr, führen aber doch endlich zu befriedigenden Aufschlüssen. Der allmählige Uebergang des obern Jura in die Kreide steht überdies nicht verein- zelt da, auch zwischen andern Formationen füllen sich nach und nach die ursprünglich angenommenen Lücken aus. Die Nummulitenbildun- gen schliessen sich der Kreide mehr an als der miocänen Molasse. Die jüngste Kreide scheint als Sewernkalk eng mit der eocänen Nummu- litenformation verbunden zu sein. Aehnliches ergaben die Gränz- schichten zwischen Keuper und Lias, die neuester Zeit durch ganz Mitteleuropa mit grösstem Eifer erforscht sind, und auf einer Ver- schiedenheit des litoralen Keupers und des rein marinen Lias beru- hen. In den Ostalpen, wo in den St. Cassianerschichten, den Kösse- ner Schichten und dem Dachsteinkalk die im Alter den westeuropäi- schen Keuper entsprechenden Ablagerungen einen ebenfalls marinen Charakter annehmen, schwindet die Lücke vollständig, so dass die rhätische Formation ebensowohl der Trias wie dem Lias untergeord- net werden kann. Nicht anders ist es mit der Gränze zwischen bun- tem Sandstein und Kupferschiefergebirge, zwischen diesem und der Steinkohlenformation. Sonach steht die Thatsache fest, dass die Ab- lagerung der Schichten eine ganz allmählige war, auch die organische Welt allmählig sich änderte, einzelne Arten bald, andere langsam ver- schwanden und erst nach längern Zeiten die Faunen und Floren ganz umgestaltet wurden, nirgends aber eine plötzliche Neubildung sich zeigt, diese stets nur local auftritt, herrührend von zufälligen physi- kalischen Einflüssen, nicht von allgemein verbreiteten. — Diese in- teressante Abhandlung widmet der Verf. seinem alten Freunde, dem 510 verdienten F. W. v. Braun zur Feier des goldenen Hochzeitsfestes eine Erinnerung an gemeinschaftliche geologische Studien vor 53 Jah- ren und wir wünschen aufrichtig, dass dieses Freundschaftsband noch recht lange von der Natur möge erhalten werden. Grooss, Geologisches aus der Gegend von Bingen und Mainz. — Die Porphyrhöhen zwischen Wöllstein, Eckelsheim, Fürfeld, Freilaubersheim ragten als Felseninseln aus dem Tertiärmeer und werden allseitig vom Alzeier Meeressande umlagert. Diese Sande sind mehr minder scharfkantige vom Porphyr abstammende Kiese, zer- fallener Porphyr, und wenig in fliessendem Wasser abgerundet; der gröbere Kies liegt dem Ufer näher, der entfernte ist feiner, mehr sandartig, mit staubartigem Material gemischt. In mächtigen Lagern geht der grobe Kies nach oben in feineren über. An einer Stelle nämlich bei Wöllstein lebte eine reiche Meeresfauna, von der sich im groben Kies nur Haifischzähne finden, auch Reste von Halianassa Col- linii, im feineren Material zerbrochene Conchylien, im feinsten gut erhaltene, schwach abgerieben aber ganz mürbe, nur Pecten, Ostraea, Plicatula und Spondylus sind fest. Viele Arten sind grösser als an andern Fundorten zumal Lucina tenuistriata, Cardium tenuisulcatum, Dentalium Kikxi und fissura und verschiedenen Pecten. Einige an andern Orten seltene sind hier häufig z. B. Astarte rostrata, Turbo alterninodosus. In kurzer Zeit wurden 45 Arten gesammelt, darunter Ostraea callifera, Plicatula dispar, Spondylus tenuispina, Arca pretiosa, Pectunculus obovatus und angustatus, Pecten pictus und compositus, Cardium scobinula, Lucina squamosa, Astarte plicata, Crassatella Bronni, Cytherea incrassata und splendida, Trochus rhenanus und sex- angularis, Fusus elongatus und Tritonium flandrieum ete. Durch die Gerölle läuft eine Conglomeratschicht mit Abdrücken und vielleicht entstand die Verkittung durch organische Substanzen. Mit der Um- setzung dieser in Kohlensäure wurde Kieselerde gelöst und diese nebst Eisenoxydul bildete das Bindemittel. Im Meeressande zwischen Weinheim und Alzei kömmt dieselbe Erscheinung vor. Die aus dem Quarzit hervorgegangenen Gerölle des Rochusberges bei Bingen sind denen bei Wollstein sehr ähnlich. Die Fundstelle obiger Petrefakten liegt fast im Niveau der Landstrasse zwischen Wöllstein und Freilau- bersheim, von ihr steigt man bis zum Rücken des Höhenzuges zwi- schen Volksheim und Wöllstein auf. Im Niveau der letztern ist der petrefaktenleere Thon tief aufgeschlossen und dieser an den Gehän- gen entblösst, Nahe der Höhe des Rückens tritt eine Muschelschicht auf mit Ostraea callifera, Pectunculus obovatus, Cytherea incrassata, die auch am Klappberge NO von Volkheim vorkommen. Bis in 100‘ Tiefe kommen bei Volkheim keine Versteinerungen vor, ebensowenig bei Bosenheim und Sprendlingen. Ueberall erscheinen die Petrefak- ten erst in den obern Schichten. Dieser Niveauunterschied mit dem obigen Petrefaktenlager ist entweder durch Denudation oder durch Hebung und Senkung entstanden. Letzte ist wahrscheinlicher, jedoch sprechen andere Verhältnisse nicht für dieselbe. — Die dem Cyrenen- 511 mergel untergeordneten Süsswasserschichten kommen zwischen Sprend- lingen und Dromersheim überall vor, bei Aspisheim sehr mächtig. Die Cerithienschichten bestehen nach oben aus sehr schön erhaltenen Al- genkalken, sind sehr cavernös mit viel Land- und Sumpfschnecken in den Höhlungen, mit Nestern von 20 bis 30 Helix moguntina, seltener Plancorbis solidus, Limnaeus pachygaster, bullatus, subpalustris. Auch in den höheren Litorinellenschichten ist bei Sprendlingen Helix mo- guntina ungeheuer häufig, also muss das Ufer sehr nah gewesen sein. Bei Obersilbersheim ist Planorbis declivis mit Litorinellen sehr ge- mein. Bei Dromersheim und Ockenheim sind die Ceritbienkalke theil- weise durch Lager von weissen etwas abgerundeten Kieseln vertre- ten, die auch bei Grosswintersheim und Gaualgersheim erscheinen, Hier liegen sie in den mittlen Schichten des Cerithienkalkes. Wäh- rend sie bei Dromersheim stellenweise den grössten Theil der Masse bilden, machen sie bei Gaualgesheim nur den kleinsten Theil aus, das weist auf ihren Ursprung, da Quarzsand und Kies höchst selten in den Cerithienkalken sind. — (Darmstädter Notizblatt 1868. S. 125 — 128.) Ed. Suess, Aequivalente des Rothliegenden in den Südalpen. — Verf. hat zwei Sommer der Erforschung der unter- halb der Trias in den Südalpen auftretenden Formationen gewidmet und ist zu folgenden allgemeinen Resultaten gelangt. 1. Unter dem Werfener Schiefer oder den Saisser und Campiler Schichten liegt weithin durch die Südalpen der rothe Gypsreiche Sandstein, der frü- her als Rothliegendes aufgefasst wurde und diesem auch ganz ähnlich ist. Doch fehlen die paläontologischen Kriterien und er mag als Grödener Sandstein fortgeführt werden. 2. Unter ihm folgt ein viel- gestaltiges Glied. So in STirol die gewaltige Masse der Quarzpor- phyre von Botzen sammt ihren weit nach O und W greifenden dek- kenförmigen Ausläufern und den talkreichen Conglomeraten sogenann- ten Verrucano und eine Gruppe von talkreichen Schiefern. Im WKärn- ten trifft man unreinen dünngeschichteten Kalk mit Talkschüppchen, im OKärnten grüne aphanitische Gesteine und Serpentin, in Krain meist graue und schwarze dünngeschichtete Kalksteine. Alle diese Gesteine zeichnen sich noch durch grossen Reichthum an Quecksilber aus. 3. Unter ihnen liegt eine grosse Schiefermasse bald gewöhnli- cher Thonschiefer bald sehr glimmerreich, bald gehäufte krystalli- nische Glimmerflasern. Er ist die Fortsetzung der Cassanaschiefer im Engadin und führt an vielen Orten Erze, so die grossen Kupfer- und Spatheisensteinlager von Agordo und andern in den italienischen Alpen, die Spatheisenstein- und Kupferkieslager von Rude, Topuszko und Tergove, am letzten Orte sehr häufig Odontopteris obtusiloba, Calamites gigas und Alethopteris aquilina, die jedoch neuestens eine andere Deutung erfahren haben. Mit diesem Gebilde stehen andere Erscheinungen in Verbindung, welche für das Verständniss des Baues der Südalpen von grosser Bedeutung sind. In einem Profile bei Kap- pel in Kärnten sieht man granitische Gesteine deckenförmige Lager 512 bilden, die aus dem Casannaschiefer innig verbunden sind. Im Han- genden desselben unter den zinnoberführenden grauen Wacken und Schiefern folgt Granitit, Syenitporphyr, dichter Hornblendefels und dann Casannaschiefer. Zwischen letzterem und der Steinkohlenfor- mation aber liegt ein dem Tonalit ganz ähnliches Gestein, Tonalit- gneiss. Alle diese Gesteine können als eruptive Gesteine des untern Rothliegenden angesehen werden. Man gewahrt längs dem Streichen der Südalpen viel granitische Massen, welche von der Mittelzone der Alpen getrennt, auch petrographisch von den Gesteinen derselben ziemlich verschieden aus dem Gebiete der südlichen Nebenzonen auf- tauchen und wohl von einem Saume von Casannaschiefer umgeben sind, aber keine Spur aller jener ältern und mächtigen Sedimentmas- sen erkennen lassen, welche in den Alpen die paläozoischen Forma- tionen vertreten. Dies gilt zumal von der Cima d’Asti, die eben- falls als Lager im Rothliegenden aufgefasst werden muss, Dass sie nicht hebender sondern gehobener Gebirgstheil ist, geht aus dem Pro- file des Torrento Maso bei Borgo di Val Sugana hervor. Hier über- lagert in Folge einer Verschiebung der Granit den Casannaschiefer und dieser die ganze überstürzte Reihe der obern Glieder des Jura, des Biancone, der Skaglia bis zu den Mergeln mit Serpula spirulaea hinab, die endlich sich steil aufstellen und mit knieförmiger Beugung in die normale Folge zurückkehren. 4. Der Casannaschiefer ruht auf einer oft sehr mächtigen Masse von weissem oder grauen Kalk und Dolomit, als oberer Kohlenkalk gedeutet, der am M. Canale bei Col- lina Cyathophyllum plicatum, Cardium hibernicum, Spiriferen führt und dem Horizonte des russischen Fusulinenkalkes angehört. 5. Darunter folgt die Anthraecitformation, die in den östlichen Alpen sich eigen- thümlich entwickelt. Sie besteht auch hier aus Schiefer und Quarz- conglomeraten mit Pflanzen und marinen Conchylien wie Productus longispina. 6. Ihr Liegendes bildet der untere Kohlenkalk mit Pro- ductus giganteus, längst von Bleiberg bekannt. — (Neues Jahrb. f. Mineral. S. 329--332.) G. Stache, zur Geologie der hohen Tatra. — Die Un- tersuchungen am Südrande des centralen Granitstockes und im östli- chen Theile des NRandes führten zum vollständigen Nachweis des Hervortauchens eines südlichen Flügels von ältern Sedimentärschich- ten aus dem gewaltigen Granitschutt und Geröllgebiete der Südseite und zur Auffi@dung fast aller in dem nördlichen Flügel vertretenen Schichten auch in dieser südlichen Zone. Die Punkte älterer Gesteine vorzüglich der obern Trias, der rhätischen Formation und des Lias im 8. des Granitstocks liegen nur im Gebiete der WHälfte des SRan- des, wo auch der Gneis noch regelmässig und mächtig zwischen Gra- nit und dem Schuttgebiete ansteht und zwar zwischen Priblitina und dem Csorber See. Es sind im Ganzen 6 Punkte, meist durch ziem- lich markirte Bergkuppen der Waldzone angedeutet. Am vollstän- digsten wiederholen sich die Schichten der nördlichen Zone unter diesen Punkten in den südlich von Kriwan, nördlich vom Bilanska 513 Wirthshaus hervorragenden waldigen Bergkuppen Dluha Palenika ünd Rhadekberg. Hier finden sich ausser triasischen Kalken und Dolomi- ten auch die bunten Keupermergel mit wechselnden Dolomiten, dar- über Kössener Schichten und Liasfleckmergel mit sparsamen Ammo- niten. Klarer und mächtiger ist diese Schichtenreihe entwickelt im OTheile des NSedimentflügels im Kotlinathal, zumal die Kössener Schichten bei Landeck und die Liasmergel am Palonizaberge daselbst. Sehr stark verbreitet und sehr mächtig ist die untere an Nummuli- ten, Orbituliten und Operculinen reiche Eocänformation, petrogra- phisch verschieden im nördlichen und südlichen Flügel, in diesem feste Kalke und kalkige Sandsteine, in jenem grobe Breceien und Conglomerate. — (Geol. Reichsanstalt Verhdlyen 1867. Nr. 13. S. 291.) H.Schlönbach, Gosauformation bei Grünbach an der Wand. — Die allgemeinen Verhältnisse dieser Lokalität sind schon von Cjzek, Zittel und von Hauer untersucht und dargelegt worden Verf. suchte einige Horizonte bestimmter festzustellen und die An- nahme einer vollständigen Mulde, deren beide Flügel in Folge der Ueberkippung des NWFlügels gegen die Wand hin einfallen, über- zeugend nachzuweisen. Die Reihenfolge der Schichten im Grümba- cher Thale ist folgende. Zunächst an der Wand folgen den ältern triasischen Gesteinen ganz diskordant als ältestes Gosauglied verstei- nerungsleere Conglomerate, von diesen abwärts also bei verkehrtem Einfallen aber in Wahrheit als jüngstes Glied Schichten mit Hippu- rites sulcatus und darunter Nerineen. Dann beginnt das System der sogenannten Wandflötze: Sandsteine, Mergel, Mergelkalke mit zwi- schen liegenden Kohlenflötzen, die Lagerstätte der Actäonellen eine obre harte Kalkbank ganz und gar bildend. Einen ausgezeichneten Horizont constituiren die unmittelbar auf diese Actäonellenbank fol- genden Orbitulitenkalke, sehr schwer verwitterbar und steile Hügel bildend, überlagert von den mächtigen Complexe der Inoceramenmer- gel, in denen leider keine Ammoniten aufgefunden werden konnten, doch ein guter Belemnit. Auch deren Vorkommen ist öfter in Frage gestellt, das gefundene Exemplar schliesst sich eng an Bel. mucro- natus an (hat jedoch dem Spalt gegenüber nicht die charakteristische Rinne und soll Bel. Hoeferi heissen. Von dieser Schicht weiter ge- gen die Längsachse des Thales vorgehend trifft man auf eine Schicht mit Inoceramen. und sehr vielen Foraminiferen, welche das Gestein oolitisch machen. Die gemeinste Art dieser ist Spirolina grandis oder Haplophragmium, von Stecknadelknopfsgrösse bis Erbsengrösse, Die Schicht ist nur wenige Fuss mächtig; Gümbel fand sie auch bei Siegsdorf in den bairischen Alpen. Auch die folgenden Schichten sind noch reich an Inoceramen, aber sonst ohne Auszeichnung. Wei- terhin überschreitet man dieselbe Reihenfolge der Gesteine in umge- kehrter Ordnung, wodurch die Muldenbildung ausser allem Zweifel ist. — (Ebda Nr. 15. S 334— 336.) C. W. Paykull, zur Geologie Islands. — Verf. unter- tersuchte im Sommer 1865 Island geologisch und entwarf eine Karte 514 der Insel. Auf derselben sind die von ewigem Schnee bedeckten Ge- birgsplateaus als Ueberbleibsel der frühern Eiszeit und die weit aus- gebreiteten Lavafelder angezeigt. Von den Schneefeldern fliessen überall Gletscher herab, sie und die von den untermeerischen Aus- brüchen geschmolzenen Eisfelder haben den Südrand der Insel ganz abgerundet, auch in andern Theilen sind die Meerbusen von dem mit den Flüssen herabgeführten Alluvium theilweise ausgefüllt. Das et- was höher gelegene Tiefland zwischen Hekla und Langjökull ist in den Niederungen auch mit solchem Alluvium und mit vulkanischen Auswürflingen erfüllt, oft auch mit Torfmooren bedeckt. Die Hoch- ebenen sind durch die frühere Gletscherthätigkeit vielfach einge- schnitten, darauf ruhen die Göbeln als Anschwellungen bis 3000° Höhe, die nicht durch Hebung sondern durch Aufstapelung entstan- den sind. Die ganze Insel ist aus Basalten und den dieselben be- gleitenden Tuffen entstanden, die Trachyte nehmen nur einen kleinen Raum ein. Die Lager von Palagonittuffen haben ihre grösste Aus- breitung in den SW und NOTheilen, erscheinen auch an den Wänden der Eisplateaus und in keinem Distrikt ganz zu fehlen, Verf. fand sie in 2000‘ Höhe unter den obersten Trappmauern des Esja beim Faxafjördr und des Bulundstindr beim Berufjörder im Ostlande. Graue, braune und rothe, öfters thonige Tuffe im Basalt eingeschich- tet haben innerhalb der eigentlichen Basaltformation eine ausseror- dentliche Verbreitung, zeigen aber keinen Uebergang zu den Basalten, sind jedoch öfters an den Contaktoberflächen ziegelroth und dann der Basalt schlackig. Diese Tuffe unterscheiden sich auffällig von den zahlreichen Wacken, die durch Zersetzung der Basaltlager entstanden sind und schöne Fundorte der Zeolithe, Skolezit, Epistillit, Harmotom, Analeim, Chabasit, Laumontit, Heulandit und Stilbit bilden. Die merkwürdigen Braunkohlenlager und die wenigen fossilen Muscheln theils pliocäne theils neue hat Verf. auf seiner Karte eingetragen. Im Allgemeinen ist für Island nur eine vulkanische Hauptrichtung die des Hekla aus den SW nach NO angenommen, obwohl nachweislich die vulkanische Thätigkeit sich nach mehren unter verschiedenen Winkeln kreuzenden Spaltungen geäussert hat. So liegen im WLande auf der zwischen Fax- und Breidifjörder hervorragenden Insel, die an deren Ende gegen das Meer durch den zweigespalteten Sneefellsjökull ge- ziert ist, die vulkanischen Ausbrüche von W. nach O. geordnet, beim Leirhnukur liegen die 13 Krater in fast südlicher Richtung, wie auch die allgemeinen Höhenverhältnisse in diesem NOTheile dieselben sind. Am SRande des Vatnajökull haben vulkanische Ausbrüche statt gehabt beim Skapta, in Skeidararjökull, Orefajokull und auch im Brei- damarksjökull, die sich schwer in die NORichtung bringen lassen, ob- wohl diese in SW vorherrscht. Es scheint daher eine Spaltung in beliebiger Richtung Statt zu finden. Um zwischen den neuern La- ven und den Basalten eine Verbindung zu ermitteln suchte Verf. äl- tere Lavaströme, welche mit der eigenthümlichen Lava soweit über- einstimmen, dass sie mit Recht derselben entgegenzustellen seien, 515 die aber einer entschieden ältern Formation angehören. Zwar sind die Zeichen eines ehemaligen geschmolzenen Zustandes den Basalten überaus gewöhnlich, doch ist es von grosser Wichtigkeit direkte Ueber- gänge zwischen den neuern Laven und Basalten nachzuweisen. Das ist Kjerulff in Tindstall an der NKüste Islands gelungen, er konnte am Gipfel des 3370‘ hohen Berges eine stromförmige Lagerung des Basaltes verfolgen. Er fand ferner am Fusse des Ole im Westlande ältere Laven. Diese sind während der Gletscherzeit geschliffen. Ein ähnliches Gestein ist auch der in unmittelbarer Nähe des Reykjavik gelagerte Dolerit mit vielfach schlackiger Kruste, poröser Textur mit nicht ausgefüllten Blasenräumen, die doch in älteren Doleriten und Anamesiten stets ausgefüllt sind. Verf. fand noch einige besondere grobkörnigkrystallinische Gesteine so einen völlig ausgebildeten grob- körnigen Gabbro mit schneeweissem Labrador, licht grünem Diallag und häufigem gelbbraunen halbdurchsichtigen Broneit. Er kömmt in . zahlreichen Stücken auf den quellreichen Feldern unterhalb Skeidarar und Breidamarkjökull vor. Andere gabbroartige Gesteine finden sich ebenda; die mehr minder porösen ächten Basalte und Tuffe stehen wohl im Uebergang zu den Doloriten, sind aber doch äusserlich als Diabase charakterisirt. Ein ähnliches Gestein ist am Fusse des Esja in einem freien Hügel anstehend gefunden. Das Vorkommen von Broneit, Diallag, Hypersthen in isländischen Doleriten ist zwar schon vielfach erwähnt. Das erst angeführte Gestein kann unmöglich als Dolerit betrachtet werden, auch wenn es eine gleichartige Lagerung einnähme, es ist ein ausgezeichneter Gabbro. Vielleicht kann man hierin auch eine Bestättigung der Bischoffschen Ansicht finden über die Entstehung des Diallag aus Augit, wenn nämlich jener Gabbro durch irgend eine plutonische Umwandlung aus Doleriten entstanden ist. Ein höchst eigenthümliches trachytisches Gestein fand sich in zahliosen Geröllen beim Lousvick im OLande, von granitischem Korn, äusserlich granitähnlich, ein klein krystallinisches Gemisch von farb- losem Quarz und weissgrauen Oligoklas mit Körnchen von Magnet- eisen aber ohne Spur von Grundmasse. Ein Trachytconglomerat fin- det sich zwischen Husavick und Borgafjördr im OLande und im Alf- tavibsfjöll als gelber feiner Trachyttuff mit seltenen Trümmern von Pechstein und Trachyt. Die Trachyte haben an der Contaktfläche stets eine Kruste von Pechstein oder Obsidian. In den Trachyt bei Hamersfjörder geht dieser Pechstein in einen wahren Sphaenolihiels sen über. — (Neues Jahrb. f. Mineral. S. 58$—61.) G. Stache, das Gebiet der schwarzen und weissen Waag. — Das älteste sedimentäre Glied bildet in NW und SO von Maluzina im Bocathale der Quarzit der Karpathen in Verbindung mit rothen und grünen Schiefern und Sandsteinen. Es sind nicht Werfe- ner Schiefer, sondern sie entsprechen dem Rothliegenden im Wtheile der Karpathen. Darüber folgen mächtige Dolomite, Kalke und Mer- gelschiefer als untere Kreide gedeutet, aber wahrscheinlich auch der Trias und rhätischen Formation angehörig, Dann im Thal der weis- «@ 516 sen Waag führen schwarze Kalke und Kalkmergel im Wechsel mit weissen dunkeln Mergelschiefern eine äusserst reiche Fauna der Kös- sener Schichten. Die über dem neocomischen schwarzen Mergelschie- fer und Sandsteinen bei Hradek folgenden Dolomite scheinen wirklich der Kreide anzugehören, da sie Exogyra columba liefern. Darüber lagern mit meist NEinfallen eocäne dolomititsche Breceien in engster Verbindung mit den darauffolgenden theils mehr dolomitischen theils mehr kalkigen oder mergligen Sandsteinen reich an Operkulinen, Orbituliten und Nummuliten. Auf diesen Complex folgen die dem süd- alpinen Flysch äquivalenten Bildungen des eocänen Karpathensand- steines. Dieses ganze eocäne Schichtensystem kommt theils auf der Höhe des Bergrückens über dem Dolomit zum Vorschein theils in dem Thalbecken und an den untern Thalgehängen. Die breiten Rük- ken und Hochebenen zwischen der schwarzen Waag und dem Fuss der Hochkarpathen sind fast durchweg wenigstens nördlich von der Linie Hradek-Geib-Wichodna von einer mächtigen Decke von diluvia- len Geröllschotter gebildet, welche die unter liegenden Eocänbildun- gen gänzlich verhüllen. — (Geoloy. Reichsanst. Vhdlgn. 1867 Nr. 11. Ss. 243.) Oryktognosie. H.B. Geinitz, das Meteoreisen von Nöbdenitz und über eine unweit Zwickau gefundene Eisenmasse. — Bei Nöbdenitz zwischen Ronneburg und Schmölln wurde 1’ tief unter dem Rasen ein Bruchstück Eisen gefunden von 10,5 Centimeter Länge, 9 breite und 2 bis 5 Centim. Dicke, überzo- gen mit schwarzer und brauner Rinde von Eisenrost und Spuren von Ziegelerz und Malachit. Letzte sind aus gediegem Kupfer entstanden, das sich an der Oberfläche und im Innern erkennen lässt. Das Ge- wicht des Stückes beträgt 1,2194 Kilogr. Die Masse ist derb, sehr schwer zertheilbar, stark magnetisch, hat feinkörnigen Bruch und auf demselben licht stahlgraue Farbe, Härte 5 bis 6, spec. Gew. 7,06. Das ganze Aussehn stimmt mit dem weissen Roheisen aus Ungarn, aber die Analyse spricht entschieden dagegen. Sie ergab 88,125 Ei- sen, 9,013 Kupfer, 1,340 Nickel, 1,321 Zinn nebst Spuren von Kobalt und Chrom und einen sehr kleinen unlöslichen Rückstand mit Kiesel- erde. Das weist auf meteorologischen Ursprung und sehr ähnlich ist das von Haidinger beschriebene Meteoreisen von Copiapo. In der Kruste des Stückes sollen jedoch auch Spuren von Aluminium, Cal- cium, Magnesium, Kalium, Phosphor und Schwefel vorkommen, die aber wohl erst aus dem Boden eingetreten sind. — Eine ähnliche Eisenmasse ist bei Weissenborn unfern Zwickau aufgefunden worden, 14 Pfund schwer. Die Widmannstättschen Figuren waren ebensowe- nig wie auf der Nöbdenitzer hervorzubringen. Die Analyse ergab: 68,82 Eisen, 20,73 Kupfer, 4,83 Molybdän, 3,20 Phosphor mit Spuren von Arsen, Schwefel und Nickel, 1,69 unlöslichen aus Kieselerde be- stehenden Rückstand. Es wäre möglich, dass dieses Stück ein Hütten, produkt ist. — (Neues Jahrb. f. Mineral. S. 459—463.) L. Frischmann, Meteoriten aus Franken. — Das Ge- 517 wicht des im J. 1785 in der Richtung von Eichstädt nach Neuburg a. Donau gefallenen Steines beträgt 5 Pfund 22 Loth —= 2902,44 Gram- men. Er besteht aus 2 genau an einander passenden Stücken, deren eines in München, das andere in Zürich liegt, zu welchem noch ein kleines Stück von 91,9 Grammen im Eichstädt gehört. Sorgfältige Nachforschungen ergaben noch ein Stück in Neuburg von 201,3 Gram- men das genau an das Münchener anpasst. Alle Ecken und Kanten der Stücke sind abgerundet, die Flächen sehr uneben und ungleich, Der ganze Stein war polyedrisch, lang gezogen, aber nicht wie seit Chladni in den Büchern wiederholt wird, einen Fuss lang, sondern höchstens !/s Fuss lang. — (Ebda 467.) Fr. Wiser, wasserheller Turmalin in der Schweiz. — Ein kleiner Krystall mit ansitzendem olivengrünen Muskovit von der Fibia am Gotthardt ist 20 Mill. lang, 6 Mill. breit und 4 Millim, ’diek, völlig farblos und durchsichtig, vollkommen wasserhell, reiner wie die schönsten Turmaline von Elba mit lebhaftem Glasglanz, durch ‘ Reiben stark elektrisch. Mit dem Reflexionsgoniometer wurden be- stimmt Ry..R vorherrschend, !/;R’R5.R3 und Spuren vonR. Mehre Endflächen lassen viele kleine vertiefte Punkte wahrnehmen, die theils mit feinerdigem Chlorit erfüllt sind. Es ist dies der erste wasser- helle Turmalin der Schweiz, alle bis jetzt dafür gehaltenen Stücke haben sich als Diaspor ergeben. — Ein kleiner rother Korundkrystall von Campo longo bei Dacio grande im Tessin ähnelt in Farbe und Durchsichtigkeit sehr dem Rubin und stammt aus dem weissen fein- körnigen Dolomit, wo ihn begleitet hellgelblichbrauner Phlogopit mit schneeweissem Bitterspath in derbem Quarz. Drei kleine Aggregate von sehr kleinen, dicktafelförmigen, langen, durchscheinenden, stark perlmutterglänzenden Phlogopitkrystallen sind auf regelmässige Weise nach „P zu einem Drillingskrystall verwachsen. — (Bbda 465.) F. Sandberger, Tridymit neben Bergkrystall vom Mont d’or les Bains — G.vom Rath fand den Tridymit als neue hexagonalkrystallisirbare Kieselsäure in einem vulkanischen Porphyr von St. Christobal bei Pachuca in Mexiko in Begleit mit Eisenglanz und Hornblende. S. erkannte dieses Mineral absolut identisch in Dru- sen eines Trachyts vom Mont d’Or in der Auvergne. Die Krystalle sind kleiner, die Hornblende grünlich, begleitet von wasserhellen Bergkrystallen. Wir haben also einen neuen Fall von dimorphen Kör- pern, die unter ganz gleichen Bedingungen entstanden sein müssen. — (Ebda 466.) H. Vogelsang, farbiger Labradorit von der Küste Labrador. — Verf. untersuchte eine grosse Zahl angeschliffener in der polytechnischen Schule der Niederlande befindliche Stücke mi- kroskopisch. Alle waren als Rollstücke gesammelt und enthalten deutlich Diallagit, Körner von Magneteisen und von Pyrit. Sie stam- men wahrscheinlich aus dem Gabbro, der wieder dem Granit unter- geordnet ist und mit Gneiss an der Küste von Labrador herrscht. Die Dünnschliffe des violetten Labradorits lassen zahlreiche sehr 518 kleine Krystalle sogenannte Mikrolithe, bald nadelförmige und schwarze, bald tafelförmige und gelblichrothe, bisweilen auch farblose Lamellen. Im grünen oder gelben Labradorit finden sich ähnliche nadelförmige Einschlüsse, weniger entwickelte Mikrolithe. Der gold- schimmernde Reflex vieler Handstücke ist veranlasst durch die gänz- liche Reflexion des Lichts der vielen Mikrolithe und den metallarti- gen Glanz, welchen solche auf ihren Spaltungsflächen besitzen. Die blaue Farbe dürfte hingegen nicht von denselben abhängig sein, denn sie ist vorhanden wenn auch die Mikrolithe fehlen. Sie möchte eine Polarisationserscheinung sein, bedingt durch den Uebergang gebro- chener Strahlen von einer Lamelle des Labradorits zur audern, wenn die Vibrationsebenen beider nicht zusammenfallen. Demnach ist sie von einem eigenthümlichen krystallinischen Zustand des Minerals ab- hängig. Die violetten und grünen Farben des Minerals dürften auf der vereinten Wirkung der blauen Reflexe und der eingestreuten Mi- krolithe beruhen. Von letzten rührt auch die rothe Farbe her. Die Mehrzahl der feinen Krystallnadeln und Lamellen gehört derselben Substanz an. Für Nadeleisenerz sprechen die Formen, allein warme Salpetersäure wirkt nicht darauf und verschiedene Ursachen deuten auf Diallagit, einmal weil der Labradorit mit deutlichen Individuen desselben verwachsen ist, ferner die Winkel, die Spaltbarkeit, der eigenthümliche metallartige Glanz. Einige Mikrolithe mögen Magnet- eisen sein. — (Elbda 480.) Websky, Mineralien im Goldsande von Golbergin Schlesien. — Im J. 1840 bei Wiederaufnahme der Goldgewinnver- suche bei Goldberg wurde der durch unterirdischen Abbau gewonnene Goldsand zunächst von allen gröbern Geschieben bis auf Erbsengrössse getrennt, dann das feinere Haufwerk auf Satzsieben bearbeitet, wo- bei die äusserst kleinen Goldblättchen in den Bodensatz übergingen, in den auf dem Siebe verbleibenden Sandmassen sondert sich dann eine Lage schwerer Körner ab, welche im einzelnen Goldkörner ent- hielten, der Hauptmasse nach aus Titaneisenerz oder titanhaltigen Magneteisenstein bestanden. In geringer Menge finden sich darin kleine runde Körner von Hyacinth, carmoisinrothe Körner von Spin- nell, braunrother durchscheinender Korund, ferner sehr sparsam blauer Saphir, blaulichweisser Cyanit und braungelber Granat. Eine Probe bestand fast ausschliesslich aus kleinen sehr scharfkantigen Zirkonen mit achtseitiger Pyramide in ungewöhnlicher Ausdehnung. Diese Zir- kone kommen in fast allen goldhaltigen Sanden vor. — (Breslauer Ver- handigen 1867. S. 4.) H. Goeppert, Abstammung des Bernsteins. — Schon 1836 erhielt Verf. ein Bernsteinreiches in Schwarzkohle verwandeltes Stämmchen, das abgesehen von dem Interesse als sichere Mutterpflanze des Bernsteins noch den Beweis für die Bildung der Schwarzkohle auf nassem Wege liefert. Später erhielt er die Berendtschen Mate- rialien zur Bearbeitung von dessen Monographie über den Bernstein. Er hielt dabei die Bernsteinpflanzen getrennt von denen aus den 519 Braunkohlenlagern des Samlandes und erklärte die Flora für miocäne. Als Mutterpflanzen des Bernsteins ergaben sich nur diejenigen Coni- feren, welche im Innern noch Bernstein enthielten und begriff diesel- ben unter Pinites suceinifer. Später erweiterte er die Bernsteinflora von 44 Arten auf 163. Menge beschrieb einen zweiten Bernsteinbaum und 2 Laurineen, welche die nahe Verwandtschaft mit der miocänen Flora Deutschlands bestättigten. Ein Besuch Preussens in Gemein- meinschaft mit Runge ergab, dass die gegenwärtige Hauptfundstätte des Bernsteins eine sekundäre ist, und zwar eine ältere als Verf. frü- her vermuthete. Die Hauptfundstätte der Reste des Bernsteins ist in dem sogenannten schwarzen Firniss zu suchen, worunter man den nur zu Salz-, Oel- und Firnissbereitung verwendeten schwärzlich grauen Bernstein versteht, der diese Farbe grösstentheils nur Holz- und Rindenresten verdankt. Erstere gehören fast durchweg den Bern- steinbäumen selbst an und haben ein statistisches Interesse, indem sie Winke über das quantitative Verhältniss der einzelnen Arten lie- fern. Die Rindenreste zeigen bisweilen noch ganz deutlich die Nar- ben der abgefallenen Nadeln, wodurch man in den Stand gesetzt wird, die einzeln vorkommenden Nadeln auf ihre Stammarten zurück- zuführen. Die Bernsteinbäume stehen danach unsern heutigen Nadel- hölzern sehr nah, übertreffen dieselbe jedoch an Harzreichthum. Auf ihrer Rinde wucherten von den gegenwärtigen nicht verschiedene Pilze, Flechten, Laub- und Lebermoose. — (Edda 13—16.) v. Kobell, Nachweis von Nickel und Kobalt in Er- zen und Chathamit von Andreasberg am Harz. — Während der Kobalt in Erzen leicht nachweisbar, ist das Nickel oft schwer vor dem Löthrohre und bei der nassen Analyse zu finden. Bei reinen Nickelerzen giebt die salpetersaure Lösung mit Aetzammoniak ver- setzt die charakteristische himmelblaue oder saphirblaue Flüssigkeit, die mit Kalilauge ein apfelgrünes Präcipitat fällt, bei eisenhaltigen Arsenikverbindungen des Nickels und andern aber zeigt die ammo- niakalische Lösung selten die blaue Färbung, ist oft schmutzig grau- lich, bräunlichgelb oder braun. Verf. hat für solche ein Reagens ge- funden. Von nickelhaltigen Erzen werden 1!,—2 Grammen Pulver mit concentrirter Salpetersäure bis zum Dickfliessen in einer Porcel- lanpfanne eingekocht, dann etwas Wasser zugesetzt, die trübe Flüs- sigkeit in ein Glas gewaschen und unter Umrühren mit Ammoniak bis zur deutlichen alkalischen Reaktion versetzt und dann filtrirt. Das Filtrat war rein blau und gab mit Kalilauge ein blassgrünes, bei Gegenwart von Kobalt etwas bläulich gefärbtes Präcipitat. Um in dem blauen den Kobaltgehalt nachzuweisen wird es mit Salpetersäure angesäuert und stark verdünnt, dann etwas Wasserglas zugesetzt und umgerührt, es entsteht dabei keine Fällung, auf Zusatz von Kalilauge erhält man eine schön blaue Fällung oder Gallerte, wenn Kobalt vor- handen. Reine Nickellösung ebenso behandelt giebt eine blass apfel- grüne Fällung. So kann das Nickel und Kobalt in allen zum Smaltin oder Speiskobalt gerechneten Erzen im Erzgebirge, Harze etc. erkannt 520 werden, ebenso im Chloanthit, Chathamit, Gesdorffit, Ullmannit und Say- nit. Die salpetersauren Lösungen dieser Erze sind meist grünlich gefärbt, dagegen roth bei Kobaltin, Alloklas, Skuttrudit, Glaukodot, Linneit und den Varietäten des Smaltin. Werden solche rothe Lö- sungen mit Ammoniak bis zur alkalischen Reaktion versetzt und fil- trirt: so erhält man wenn kein oder nur wenig Nickel vorhanden kein blaues sondern das rothe Filtrat, das mit Kalilauge blassbläulich ge- fällt wird. So verhalten sich Kobaltin, Glaukodot, Skutterudit, wäh- rend Linneit ein schön blaues Filtrat giebt und ebenso der kobalt- reiche Smaltin. Auch mancher Löllingit giebt gelblichrothe Lösung. Aus der Farbe der salpetersauren Lösung allein kann man nur an- nähernd auf den Gehalt an Nickel oder Kobalt schliessen. Verf. be- reitete salpetersaure Nickel- und Kobaltlösungen von gleichem Ge- halt, brachte sie in Tropfgläser und mischte nach Tropfen in ver- schiedener Weise. Dann zeigte sich eine Lösung mit gleichviel Ko- balt und Nickel noch roth, bei 1!/, Nickel gegen 1 Kobalt bräunlich- und mit wachsendem Nickelgehalt allmählig ins Olivengrüne überge- hend; bei einem grösseren Grad von Mischung und Verdünnung heben sich diese Farben als complementäre auf. Ein Gehalt an sal- petersaurem Eisenoxyd ist auf die Färbung ohne Einfluss. Jedenfalls dürfte eine rein rothe Lösung, wenn überhaupt Kobalt vorhanden einen vorherrschenden Gehalt desselben von dem Nickelgehalt anzei- gen oder doch ein Verhältniss beider Metalle zu gleichen Theilen, während unter denselben Verhältnissen eine rein grüne oder oliven- grüne Lösung vorwaltenden Nickelgehalt anzeigt. Da die Verbindun- gen des Smaltin CoAs?, des Chloanthit NiAs? in den verschiedensten Verhältnissen gemischt vorkommen, so muss man behufs ihrer Ord- nung ihre Näherung an die Gränzglieder berücksichtigen und die Va- rianten den vorwaltenden Gränzgliedern beiordnen. Verf. giebt eine solche Uebersicht der Kobalt- und Nickelerze mit Metallglanz. I. Vor dem Löthrohre auf Kohle stark Arsenikrauch gebend. 1. Mit Salpe- tersäure eine rothe Lösung gebend u. v. d. L. im Kolben ein Subli- mat von metallischem Arsenik, Smaltin \ bar. L. Skutterudit CoAs3 tesseral, deutlich hexaedrisch spaltbar. Oas2 tesseral, wenig spalt- Coy, Glaukodot Nils: rhombisch spaltbar, auch basisch. 2. Mit Salpeter- Fe säure eine rothe Lösung gebend und im Kolben kein Sublimat von metallischem Arsenik. Kobaltin CoAs?2 + CoS? tesseral, deutlich he- xaedrisch spaltbar. Alloklas As, S, Bi, Co, Fe... rhombisch, voll- kommen spaltbar nach einem Prisma von 106° und basisch, im Banat. 3. Mit Salpetersäure eine grüne oder auch gebliche Lösung gebend u. v. d. L. im Kolben ein Sublimat von metallischem Arsenik. Chloan- thit a As? tesseral, wenig spaltbar. Rammelsbergit wie Chloanthit, Krystallisation rhombisch. Korynit NiS? + Niigpe tesseral, v. d. L. 521 Ni aufKohle, Arsenik- und Antimonrauch gebend, Chathamit Corte: giebt Fe keinen Antimonrauch, aber die verdünnte salpetersaure Lösung mit Ammoniak in Ueberschuss ein rothbraunes Präcipitat. 4. Mit Salpe- tersäure eine grüne Lösung gebend u. v. d. L. im Kolben kein Sub- limat von metallischem Arsenik. Nikelin NiAs licht kupferroth. Gers- dorffit Nies rein. — II. Vor dem Löthrohr auf Kohle keinen Ar- senikrauch entwickelnd. 1. Mit Salpetersäure eine rothe Lösung ge- bend. Linneit Coslcoss die Lösung fällt auf Eisen kein Kupfer. Ca- rollit CuS€oS® fällt metallisches Kupfer. 2. Mit Salpetersäure eine grüne Lösung gebend: Millerit NiS, messinggelb. Breithauptit NiSb licht kupferroth, violet anlaufend. Ullmannit Ni? a : stahlgrau v. d. L. Antimonrauch gebend, Saynit Ni, Co, Bi, S.... licht stahlgrau, v.d.L. keinen Antimonrauch gebend. — Der Chathamit vom Andreas- berg bildet eine feinkörnige zinnweisse Masse, hat 6,6 spec. Gew., entwickelt v. d. L. auf Kohle anfangs starken Arsenikrauch ohne zu schmelzen, schmilzt dann leicht zu einem schwarzen spröden Korn. Im Kolben giebt er ein Sublimat von metallischem Arsenik. Mit Sal- petersäure zersezt giebt er eine gelbliche Lösung, mit Ammoniak be- handelt ein lichtblaues Filtrat. Die Analyse ergab 72,00 Arsenik, 0,43 Schwefel, 17,39 Eisen, 7,00 Nickel und 1,94 Kobalt. Es ist ein Analogon zum Safflorit. — (Münchener Sitzgsberichte 1868. 1. 396— 403.) C. Pape, das Verwitterungsellipsoid und das kry- stallographische rechtwinklige Axensystem des Ku- pfervitriols. — Im Anschluss an Bd. 27 dieser Zeitschr. S. 80 mitgetheilten Untersuchungen über die Verwitterung der Krystalle folgt hier eine specielle Untersuchung über das schwefelsaure Kupfer- oxyd, ein Krystall des 1- und 1gliedrigen Systemes, welches noch nicht genauer. untersucht war. Die erste Aufgabe war die Ermittlung des natürlichen rechtwinkligen Axensystem für den Kupfervitriol mit seinen unsymmetrisch vertheilten Flächen; sodann war das Verwitte- rungsellipsoid zu untersuchen, nach Lage und Grösse der Axen zu bestimmen und endlich beide Axensysteme zu vergleichen. Trotz der auftretenden Schwierigkeiten hat Verf. die Aufgabe gelöst und so das Verwitterungsgesetz auch für das letzte Krystallsystem nach- gewiesen. Aus der sehr eingehenden Arbeit geht noch hervor, dass auch beim ein- und eingliedrigen System die Ebenen der drei recht- winkligen Krystallaxen von Bedeutung sind für die Vertheilung der optischen und thermischen Eigenschaften im Krystalle. — (Poggend. Ann. 133, 364— 399.) Schbg. Palaeontologie. A. Fritsch, die Callianassen der böhmischen Kreideformation. — Reuss konnte in seiner Mo- nographie der böhmischen Kreideformation nur ein Scheerenglied dieser Krebse aufführen, denen Geinitz nachher noch einige Reste Bd. XXXI, 1868. 35 522 hinzufügte. Verf. sammelt seit 1864 die böhmischen Kreidepetrefak- ten und brachte mehr als 100 Scheerenglieder von 21 Lokalitäten zu- sammen, die von den tiefsten bis zu den jüngsten Gliedern der For- mation sich vertheilen. Meist sind es blosse Steinkerne, welche je- doch die Artcharaktere noch erkennen lassen. 1. Callianassa turtia n. sp. in den Schichten der Exogyra columba also der Turtia nur ein Scheerenpaar und ein Schwanzstück, sehr ähnlich C. cenomanensis. 2. C. bohemica n. sp. viele Scheeren und ein Cephalothorax im Kalk- stein bei Laun, der Protocardia Hillana führt. — 3. C antiqua Otto sehr verbreitet in den höhern Schichten. — '4. O0. brevis n. sp. im weissen Pläner mit Inoceramus Cuvieri und Ananchytes ovata bei Melnik eine Scheere. — 5. C. elongata n. sp. im Skaphitenpläner bei Laun einige Scheerenabdrücke. — 6. C. gracilis n. sp. in den Baku- litenschichten bei Priesen und endlich eine unbestimmte Art der jüngsten Kreideschichten bei Jungbunzlau. Leider sind die verwand- schaftlichen Verhältnisse der neuen Arten nicht genügend beleuchtet und es ist dem Leser überlassen mit Hülfe der Abbildungen sich die- selben aufzusuchen. — (Abhdlgen der kgl. böhm. Gesellsch. der Wiss. 1867. Prag 1868. S. 12. Tff. 2.) R.Kner, Conchopoma gadiforme und Acanthodes im Rothliegenden von Lebach bei Saarbrücken. — Verf. be- suchte die reichhaltigen Privatsammlungen von Jordan und Weiss fand dabei noch, dass das Auge von Xenacanthus Squalidenähnlich ist und diese Gattung am Gaumen eine Zahnbinde besitzt. Die neue Gattung Conchopoma stützt sich auf wenige Exemplare, die einge- hend beschrieben werden. Ihre Kopflänge schwankt von !/, bis 1); der Gesammtlänge, der Mund ist endständig, beide Kiefer mit je einer einfachen Reihe spitzer Zähne besetzt, Vomer und Gaumen mit einer breiten und langen Platte grosser, dicker, kugeliger und stumpfspit- ziger Pflasterzähne, eine ähnliche Platte auf dem Zungenbeine, der Oberkopf mit dünnen radiärgefurchten Schildern belegt. Das muth- maslich kleine Auge lag dem vordern Schnauzenende genähert, die Kiemenspalte ist von muschelförmigen Deckelstücken belegt, und zwar von zweien, der Schultergürtel mit breitem starken Humerus und breiten Clavikularplatten; die Kiemenbögen breit rinnenförmig, die Kiemenstrahlen kurz und dünn, der Vorderrumpf höher als der Kopf und die Totalgestalt an Pleuronekten erinnernd. Die Rückenflosse beginnt hinter der Mitte, erniedrigt sich schnell nach hinten und geht durch die Schwanzflosse in die ganz ähnliche Afterflosse über. Die Flossenstrahlen ruhen auf langen dünnen hohlen Trägern und diese auf ähnlichen Dornfortsätzen. Brustflossen hinter dem Schultergür- tel etwa in halber Körperhöhe, länger als breit, vielstrahlig. Wir- belsäule ohne knöcherne Körper, nur eine breite gerade Chorda. Dornfortsätze und Rippen hohl wie bei Coelacanthen. Der ganze Rumpf mit dünnen nicht emaillirten Schuppen bekleidet, welche rau- tenförmig und strahlig gestreift sind. Die Gattung gehört zu den homocerken Dipterinen, ist aber vielleicht Typus einer eigenen Fa- 523 milie, welche viele Beziehungen zu den Gadoiden hat, strenger ge- nommen aber als Urtypus der Gliederstrahligen Knochenfische zu be- trachten ist, im besondern der Weichflosser. — Von Acanthodes un- tersuchte Verf. einige sehr schöne Exemplare. Dieselben erweisen Agassizs ideale Figur der Gattung als unrichtig, ihr Unterkiefer steht zu weit vor, die Flossenverhältnisse sind verfehlt, die Bauchflossen fehlen. Troschel giebt richtig an: das Verhältniss der Kopf- zur Totallänge, dass die Schnauze kurz und der Kopf nicht deprimirt war, auch den Verlauf der Seitenlinie und die Form der Schuppen. In Römers Abbildung ist der Kopf viel zu klein und kurz, der Mund schlecht, das Auge zu klein, die Form der Kiemenbögen falsch, die Kiemenbögen sind Zungenbeinhörner u. s. w. Römer hebt als Un- terschiede des A. gracilis von A. Bronni hervor: die schlankere Ge- stalt, die etwas grössern Schuppen, die relativ stärkeren und weni- ger gebogenen Flossenstacheln; die Körperhöhe beträgt '/, der Länge, die Kopflänge kaum !/,, während diese bei den Lebacher Exemplaren mindestens !/, der Totallänge ausmacht. Hienach und nach Entfer- nung des Ventralstachels von dem pektoralen und analen liesse sich annehmen, dass A. gracilis von Kleinnaundorf von den Lebacher Acan- thoden specifisch verschieden ist. Verf. beleuchtet beide Formen noch eingehend und erklärt schliesslich die Gattung als entschiede- nen Ganoiden, aber nicht Holosteinen, sondern als einen ganz eigen- thümlichen. — (Wiener Sitzgsberichte 1868. LVN. 27. S. 8. Tff.) L. Frischmann, neue Entdeckungen im lithogra- phischen Schiefer von Eichstädt. — In A. v. Etterleins Pri- vatsammlung in Eichstädt befinden sich Prachtexemplare von Locusta speciosa, andern Libellen und Insekten, ein sehr instruktives von Urda, sehr schöne und grosse Eryon und Eryma. Ein letzteres ver- dient den Namen gigantea, sein Fuss ist über 0,1 lang, das Schwanz- glied 0,063 bei über 0,025 Breite, ferner ein Notidanus, zwei Saurier, ein Pterodaktylus und eine Schildkröte. Der eine Saurier ist ein langgestreckter Homoeosaurus, von welchem bis jetzt 3 Arten in 4 Exemplaren bekannt sind. Dieser kleinste seiner Gattung ist vor- trefflich erhalten, nicht merklich kleiner als H. neptunius, nämlich im Körper 0,0385 lang ohne den fein auslaufenden Schwanz, der sich auf 0,0705 berechnen lässt. Der Kopf ist verdrückt und durch Kalk- spath undeutlich, Zähne nicht wahrnehmbar. Der Hals misst 0,054, die Halswirbel höher als lang, stärker als die Rückenwirbel, ihre An- zahl scheint 4 zu sein. Jeder Rückenwirbel 0,0011 lang, an Zahl wahrscheinlich 19. Die versteckten Lendenwirbel nehmen einen Raum von 2 Rückenwirbeln ein. Der Schwanz ist über körperlang, zu den 22 vorhandenen Wirbeln mögen noch ebensoviele oder mehr fehlende hinzuzunehmen sein. Die Vorderbeine sind schwächer und kürzer als die hintern, Oberarm 0,0065, Unterarm 0,0060 lang, Elle viel kräftiger als die Speiche, zwei Handwurzelknochen, Finger feh- len; Oberschenkel etwas gekrümmt 0,0093 lang, Unterschenkel 0,0092 lang, Tibia etwas stärker als die Fibula, Fusswurzel mit 2 Knochen 35 * 524 in der ersten und 3 oder 4in der zweiten Reihe, Daumenzehe 0,0027, zweite Zehe 0,0043, dritte 0,0052, vierte 0,0055 lang, fünfte nicht messbar. Das ganze Skelet zeigt Aehnlichkeit mit H. neptunius und H. Maximiliani, ist wahrscheinlich Jugendzustand des letzteren. Lei- der sind die Jugendzustände der lithographischen Schiefer bisher nur sehr wenig, von vielen gar nicht beachtet. — Von Pterodactylus ein Unterschenkel und Fuss sehr schön und deutlich. Jener hat die Di- mensionen von Pt. secundarius. Der ganze dazugehörige Fuss hat 0,064 Länge und stimmt mit Pt. longirostris und Pt. Kochi überein, hat jedoch die doppelte Grösse des erstern. Die Metatarsen nehmen vom Daumen ab an Länge ab, der 4. hat nur °/, Länge des ersten. Die eigentlichen Zehen sind kürzer, nehmen mit der Gliederzahl an Länge zu. Die Krallenglieder sind gross, sichelförmig, sehr spitzig. Zahl der Zebenglieder 2, 3, 4, 5. — (Neues Jahrb. f. Mineral. S. 25—38.) Botanik. Bail, entwicklungsgeschichtliche Arbei- ten. — 1. Die Entstehung der Hefe. Im J. 1856 fand Verf., dass die Samen und Gonidien gewisser Mucorarten und auch die Samen des Penicillium glaucum in Maische hefenartig sprossen und wies dann nach, dass diese Sprossen auch wirklich als gährungser- zeugende Hefe aufzufassen seien. Ferner zeigte er, dass die Samen, der überall auf Weintrauben lebenden Botrytis acinorum hauptsäch- lich die Weinhefe Hormiscium vini erzeugen. Die Hoffmannschen Untersuchungen bestättigen die gewonnenen Resultate, wogegen de Bary zu andern Resultaten gelangte. Derselbe weist darauf hin, dass wirklich gährungserzeugende Hefenzellen überall verbreitet sind, daher leicht mit den gehärteten Sporen in die Versuchsflüssigkeit gelangen und Täuschungen veranlassen können. Aber Verf. erhielt aus den Sporen der Mucorformen stets grosszellige Kugelhefe, welche Alkoholgährung hervorruft, niemals andere. Ferner behauptet de Bary, dass es eine Anzahl von Pilzen giebt, welche hefenähnliche, aber nicht Gährung erregende Sprossen treibt z.B. das Erzeugen der be- kannten Pflaumentaschen Exoascus pruni und Dematium pullulans, die Verf. für ein und dieselbe Species erklärt und durch deren Sprossen er keine Gährung erhielt. Letzteres führt ihn zu der Annahme, dass die Fähigkeit Gährung zu erregen nicht ausschliesslich von der Form und Fortpflanzungsweise der Pilzzellen abhängt und dass die Gefahr bei den Aussaaten wirkliche Hefenzellen gelegentlich mit den Pilzsa- men in die gährungsfähige Flüssigkeit zu übertragen nicht so gross ist wie de Bary annimmt. In der That hat Verf. bei der Aussaat der Flocken von noch weissem Penicillium glaucum, das meist aus un- fruchtbaren Fäden bestand, binnen 13 Tagen in Maische gar keine Gährung erhalten; während das aus demselben Gefäss entlehnte fruchtende blaugrüne Penicillium bereits am 5. Tage in derselben Maische die kräftigste Gährung hervorrief. Durch seine zahlreichen Versuche glaubt also Verf. nachgewiesen zu haben, dass die Sprosse von Mucor racemosus, Penicillium glaucum und einer neuen Pilzform 525 in Maische als Gährung erregende Hefe wirken. Die Entstehung der Hefe aus Pilzsamen bestättigt auch die Praxis, da man bei der Brauerei des Jopenbieres sich erst eine Kruste von Penicillium glaucum bilden lässt, die dann untersinken und das Gebräu in Gährung ver- setzen. — 2. Pilzkrankheiten der Insekten. Verf, hat durch zahlreiche Fütterungs- und Impfversuche mit den Samen von Isarien, von Mucor racemosus und Empusa wie mit grosszelliger Kugelhefe gezeigt, dass ganz gesunde Thiere unter bestimmten Symptomen sterben, hat auch gefunden, dass sehr viele Insekten im freien an Pilzen zu Grunde gehn. An Empusa sterben die verschiedensten Dipterenarten und unter den Dungfliegen vernichtete eine Empusar- epidemie den ganzen Bestand, ebenso verschwand eine Eulenraupen- art, die im Jahre vorher an Empusa litt. Ferner wurde an einer stark heimgesuchten Waldstelle die Raupe der Noctua piniperda durch Em- pusa völlig aufgerieben, an andern Stellen die Raupen von Gastro- pacha pini durch denselben Pilz. Er ist also der wichtigste Freund der Forsten. Zur Zeit des Todes sind die meisten Körpertheile der befallenen Thiere so mit den grossen Pilzzellen vollgepfropft, dass der Tod schon aus rein mechanischem Grunde erfolgen muss. Beiden Isarien ist das nicht der Fall, aber deren kleine Conidien vermehren sich nach de Bary im Innern des Körpers durch Abschnürung der Art, dass sie überall im Blute gefunden werden. In mehren Fällen beob- achtete Verf. die Vermehrung der Pilze im Innern durch hefenartige Sprossung. Auch die Zellen des sich stets in der von der Gattine oder Nekrose befallenen Seidenraupen findenden Panhistophyton ova- tum vermehren sich durch Theilung. Auch dieser Pilz treibt Fäden, von denen die ersten Conidien abgeschnürt werden, wie Verf. durch direkte Versuche ermittelt hat. Liebig suchte den Untergang der Seidenraupen in dem geringen Stickstoffgehalt ihres Futters, allein dieselben fressen in solchem Falle mehr und ersetzen den Stickstoff- mangel durch die Menge des Futters. Das Eingehen der Bienen- stöcke wird vielleicht durch den Mucor melittophorus veranlasst. — 3. Verwandlungen der Pilze unter den verschieden äus- sern Bedingungen. Bekanntlich ist das Vorkommen einzelner Pilzformen an ganz bestimmte und Bedingungen geknüpft. Verf. fand 1855 in seiner Botanisirkapsel zu Hirschberg in Schlesien auf Lyco- perdon einen sehr zierlichen Schimmel. Denselben beschrieb 1863 Fresenius als Amblyosporium botrytis von Frankfurt a. M. und 1865 fand ihn Verf. bei Danzig wiederum auf Lycoperdon. Onygena cor- vina wächst auf den Federn verwesender Vögel und auf Gewöllen, In denselben feuchten Zimmern wuchert eine Art an der Wand, eine andere auf den Stiefeln, eine dritte auf Brot etc. Von den Pflan- zenparasiten wachsen einzeln auf verschiedenen Arten derselben Fa- milie. Allermeist bedingt die chemische Beschaffenheit des Mediums das Vorkommen gewisser Formen. Bei den bezüglichen Versuchen fand Verf., dass mit Aenderung des Mediums sich auch die Gesetze ändern, nach denen ein und dieselbe Species sich entwickelt. Das 526 gilt auch für die Algen. Besonders experimentirte Verf. mit Mucor, Empusa, Aschyla und Horniscium, wies die Umbildung von Empusa ganz bestimmt nach, sie erfolgt in 2 bis 5 Tagen. Er verwandelte Empusa muscae in Mucor racemosus, verwandelte eine andere Empusa durch Achlya in normale Mucor stolonifer, die Empusa der Floreule in einen eigenen Mucor. Schon 1860 erkannte er die Umbildung der Empusa in Achlya, dass sich Empusa in feuchter Luft in Mucor, im Wasser in Saprolegnia umwandelt. Indem er an Empusa erkrankte Fliegen in Wasser ersäufte, sah er Saprolegnia sich aus jener ent- wickeln, dann das Wasser durch Biermaische ersetzt und nach drei Tagen fruchteten sämmtliche Pilzfäden als Mucor. Er sah die Um- wandlung der Saprolegnia als Mucor direkt unter dem Mikroskop, brachte Mucor und Wasser und erzog daraus Achlya. H. Hoffmann hat diese Beobachtungen völlig ignorirt und sich das Eigenthum der Entdeckungen angemasst. Mucor mucedo ist eine Urpflanze im dar- winschen Sinne, aus ihr entwickeln sich gleich drei Arten nämlich die der Fliegen an der Luft Empusa muscae, im Wasser Achlya pro- lifera, in der Würze Horniscium cerevisiae (Nicht drei Arten entwik- keln sich aus Mucor, sondern die verschiedenen Entwicklungsstufen derselben wurden irrthümlich als Arten gedeutet und werden gegen- wärtig richtig aufgefasst; falsche irrthümliche Arten existiren nur in den Systemen, nicht in der Natur, das sollte man doch bei derartigen Stützen der Darwinischen Theorie nicht vergessen!). Achlya proli- fera hat vollkommene Sexualorgane, ist aber ein ächter Pilz, daher in dieser Klasse auch geschlechtliche Befruchtung vorkömmt. Gegen Hoffmanns Anmassung erhebt Verf. entschieden Protest und sucht des- sen neue Entdeckungen auf. So das Vorkommen des Mucor Achlya auf Fischen. Dessen Ansicht, dass Acrostalagmus niemals an leben- den oder todten Thieren vorkommen, wird widerlegt durch die Beob- achtung desselben auf todten Blattwespenlarven. Die erneute Unter- suchung der Pflaumentasche gab neue schlagende Beweise für die Verschiedenartigkeit der Gestalten aus demselben Samen unter veränderten äussern Bedingungen: es wurde direkt beobachtet die Umwandlung von Exoascus pruni in Penicillium olivaceum, Clados- porium und Dematium pullulans, letztes entwickelt sich zu einem Exo- basidium. Die Krankheit der Preisselbeere rührt von demselben Pilze her. Verf. konnte blos durch Veränderung der Feuchtigkeits- verhältnisse regelmässig an Stelle des Penicillium olivaceum auf der Pflaumentasche des Oidium frustigenum erziehen und aus diesem je nachdem es in Maische oder auf hartem Wasser kultivirt wurde, zwei sehr verschiedene Formen entwickeln. Nach Aussaat auf stark ge- kochte menschliche Exkremente entstand aus dem reinen Oidium fructigenum Penicillium , auf der Oberfläche der Maische in Gläsern wieder Oidium fructigenum, während aus untergetauchten Flocken ein grosser Fadenballen hervorging, der an der Oberfläche als Mucor racemosus fruchtete. Lässt man die Taschen der Schlehen in einem Zinkkasten längere Zeit liegen, so tritt auf ihnen noch Aspergillus 527 glaucus auf, dann Trichothecium und Vertieillium ruberrimum. As- pergillus in Maischtropfen kultivirt liefert ausser Eurotium herba- riorum noch Uebergänge zu Penicillium und Acmosporium botryoi- deum. Aspergillus flavescens und nigricans werden auf Citronen stets zu Asp. glaucus. — (Hedwigia 1867 Nr. 12.) Wolkoff, Einwirkung des Lichtes auf Pflanzen. — Bekanntlich nehmen alle Pflanzen Sauerstoff auf und scheiden Kohlen- säure aus, chlorophylihaltige Pflanzen nehmen unter Einwirkung des Lichts ausserdem auch Kohlensäure auf und scheiden dafür Sauer- stoff aus. Die erste Thätigkeit dauert das ganze Leben hindurch im Finstern wie im Lichte, wenn auch ungleich stark. Sie ist mit dem Athmen der Thiere zu vergleichen, während die andere eine Assi- milationserscheinung ist. Je nach der Intensität des Lichtes kann eine grüne Pflanze athmen ohne zu assimiliren, mehr athmen als sie assimilirt, ebensoviel athmen als sie assimilirt und endlich mehr as- similiren als sie athmet. Durch Untersuchungen an Wasserpflanzen besonders an Ceratophyllum demersum, Potamogeton nutans und Ra- nunculus fluitans weist Verf. nach, dass die Intensität der Gasaus- scheidung in keinem nachweisbaren Verhältniss zu der Intensität der chemischen Strahlen des Spektrums allein steht. Wohl aber findet er, dass die Menge der ausgeschiedenen Gase stets der, Intensität des ge- sammten Lichtes proportional ist, wie auch die Gase zusammenge- setzt seien. Hinsichtlich dieser findet er, dass die Ausscheidung des Stickstoffs nicht durch eine physiologische Verrichtung der Pflanze bedingt ist, sondern dass der Stickstoff durch den Sauer- stoff verdrängt wird und dass die Menge des Stickstoffs in geomet- rischem Verhältniss abnimmt, während die Assimilationszeit in arith- metischem Verhältniss zunimmt. Letzte Thatsache erklärt Verf. dar- aus, dass im Dunkeln, während bei der Athmung der Sauerstoff be- ständig zur Kohlensäurebildung verbraucht wird, sich der gleichzeitig aufgenommene Stickstoff in der Pflanze ansammeln muss. Kommt die Pflanze nun ins Licht und beginnt die Assimilation, als Aufnahme von Kohlensäure mit Ausscheidung von Sauerstoff, so wird natürlich anfangs der während der Dunkelheit aufgenommene Stickstoff über- wiegen; allmählig aber wird derselbe durch den ausscheidenden Sauer- stoff immer mehr verdünnt, so dass sein Verhältniss zum Sauerstoff rasch abnimmt. — (Rigaer Correspondenzblatt 1867. XV]. 101.) B. Wartmann und Zollikofer, Pflanzen- und Thier- welt im Februar 1867. — Während es selten ist, dass um St. Gallen im März wie 1862 schon. 74 Phanerogamen im Freien blühen, wurden 1867 schon im Februar 28 Arten blühend gefunden, nämlich Soldanella alpina, Caltha palustris, Taxus baccata, Potentilla fraga- riastrum, Ranunculus ficaria, Corylus avellana (schon bei Beginn des Monates verstäubt), Erica carnea, Tussilago farfara, Anthriscus sil- vestris, Leucojum vernum, Cornus muscula, Polygala chamaebuxus, Anemone hepatica, Bellis perennis, Helleborus viridis und niger, Sa- lix capraea, Primula elatior, Galanthus nivalis, Daphne mezereum, Cro- 528 » cus luteus, Senecio vulgaris, Stellaria media, Lamium purpureum, und maculatum, Viola tricolor, Eranthis hiemalis und Ende Februars blühten noch auf Prunus armenica, Alnus incana, Glechone hederacea, Ranun- culus acris, Capsella bursa pastoris, Viola odorata. Aber im März trat wieder voller Winter ein. Die Staare kamen schaarenweise an, ihre Vorposten schon Ende Januar, am 17. Februar schlug der Finke, am 21. die Amsel, am 22. die Bachstelze, Molche und Frösche sonn- ten sich wie im Sommer, Unken riefen und verschiedene Schmetter- linge flatterten, auch die Fledermäuse schwirrten. Um Marbach im Rheinthal wurde gesäet und gepflanzt und das Vieh auf die grüne Weide getrieben. Mehr als 40 Pflanzenarten standen in Blühte, die Verf. aufzählt, sogar blühende Herbstzeitlosen und Gentiana verna; Vögel und Insekten belebten die Fluren, aber am 2. März deckte frischer von eisigem Ostwinde getriebener Schnee dieselben wieder, — (St. Gallischer Naturwiss. Bericht 1867. S. 265—269.) A. Jäger, dieMoosflora der Kantone St. Gallen und Appenzell. — Seit 1829 ist nichts über die Kryptogamenflora die- ser Kantone veröffentlicht, um so erfreulicher ist vorliegender Beitrag über dieselbe. Verf. zählt die beobachteten Arten nach Schimpers System auf mit näherer Angabe des Standortes und der Zeit auf, charakterisirt auch einige neue Arten und giebt bei den sehr seltenen die Diagnose an. — (Ebda 158—239.) W. Lackowitz, Flora von Berlin. — Anleitung die im weitern Umkreise von Berlin wildwachsenden und häufiger kultivirten Pflanzen auf eine leichte und sichere Weise zu bestimmen. Berlin 1868. 120. — Möglichste Kürze und Genauigkeit verbunden mit gröss- ter Einfachheit verfolgte Verf, und wählte deshalb durchweg die ana- lytische Form, jedoch nur innerhalb der natürlichen Familien, die wieder für sich analysirt sind. Die Linneschen Klassen und Ordnun- gen sind nur mit Zahlen hinter den Gattungen angegeben. Der Um- fang des Gebietes ist soweit ausgedehnt als er mit eintägigen Eisen- bahnexkursionen erreicht werden kann. Die Diagnosen sind in der üblichen Weise kurz gefasst und mit Abkürzungen geschrieben. Von den Kryptogamen sind nur die vasculares aufgenommen, alle übrigen ohne Berücksichtigung geblieben. Moritz Seubert, Exkursionsflora für das südwest- liche Deutschland. Ravensburg 1868. 8%. — Das in die Flora auf- genommene Gebiet umfasst Baden, Würtemberg mit Hohenzollern, Baiern nördlich der Donau nebst Rheinbaiern und einen grossen Theil von Hessen, Frankfurt und Nassau, sehliesst sich also ergänzend un- mittelbar an Garkes weit verbreitete Flora von Norddeutschland an. Sie giebt auch wie diese erst die Klassen, Ordnungen und Gattungen des Linneischen Systemes und verweist bei letztern auf den speciel- len die Arten charakterisirenden Theil. Diesem liegt das natürliche System zu Grunde und zwar in aufsteigender Ordnung mit den Far- ren beginnend. Gattungen und Arten sind kurz diagnosirt, die Stand- orte nur im Allgemeinen bezeichnet. Wir wünschen dem Buche die- 529 selbe warme Theilnahme im südwestlichen Deutschland, welche Gar- ckes Flora im nördlichen schon eine lange Reihe von Jahren sich zu erhalten gewusst hat. L. Rabenhorst, Flora europaea Algarum aquae duleis et submarina. Sectio III. Algas chlorophyllophyceas Melanophyceas et Rhodophyceas complectens. Plagulae 1—29. Lipsiae 1868. gr. 8°. — Rabenhorst europäische Algenflora giebt eine vollständige syste- matische Uebersicht aller bekannten und vieler neuen Algenarten mit Diagnosen, Literatur, Synonymien und speciellen Standorten. Die Gat- tungsdiagnosen sind durch eingedruckte Holzschnitte erläutert. So ist dem Studium dieser wichtigen und interessanten Pflanzengruppe ein ebenso bequemer wie zuverlässiger Führer geboten, der selbst deren Kenntniss beträchtlich erweiternd zu neuen Forschungen viel- fache Anregung geben wird. Die äussere Ausstattung lässt nichts zu wünschen übrig. S. Ruchte, Grundriss der Naturgeschichte. II. Theil: Botanik. Mit 159 eingedruckten Abbildungen. Rösenheim 1868. 8°, — Ganz in der Weise wie der erste Theil dieses Grundrisses die Zoologie behandelt, welche wir Seite 224 angezeigt haben, ist im vor- liegenden die Botanik für den höhern Schulunterricht dargestellt. Im Allgemeinen Theil wird das Wichtigste der Terminologie, Anatomie und Physiologie vorgetragen, im speciellen dann nach dem Linneschen System die Gruppen und die besonders wichtigen Pflanzen charakte- risirt. Das natürliche System von Jussieu wird nur übersichtlich an- geführt, doch hättees, da Verf. für die höhern Schulen seinen Grund- riss bestimmt hat, dem speciellen Theile zu Grunde gelegt werden müssen. Die benutzte Literatur weist nur wenige wirkliche Quellen auf und mehr untergeordnete Bücher (Leunis, Schödler, Schilling ete.), Zoologie. OscarSchmidt, dieSpongienderKüstevon Algier. Mit Nachträgen zu den Spongien des adriatischen Meeres. Mit5 Tf. Leipzig1868. Fol. — Dieses dritte Supplement zu des Verf.s Mo- nographie der Spongien der Adria beschäftigt sich mit folgenden bei Algier vorkommenden Arten: Sarcomella medusa, Chondrosia reni- formis und plebeja, Corticia candelabrum und plicatum, Osculina po- lystomella, Spongelia pallescens, Euspongia equina, nitens, irregulosa, Cacospongia scalaris, cavernosa, aspergillum, Aplysina aerophoba, Hireinia dendroides, pipetta, hebes, flavescens, mamillaris, variabilis, lingua, Sarcotragus muscarum, Siphono Chalina coriacea, Chalinula renieroides und membranacea. Sclerochalina asterigera, Pachychalina rustica, Clatheria morisca, coralloides, oroides, Axinella cinnamomea, salicina und polypoides, Raspailia salix, syringella, Acanthella acuta, Dictyonella cactus, labyrinthica, Desmaeidon armatum, caducum, ar- eiferum, Suberotelites mercator, Sclerilla filans, texturans, Myxilla ro- sacea, proteidea, pulvinar, Schmidtia dura, Suberites domuncula, spongiosus, hystrix, myosus, Papillina suberea, nigricans, Pachastrella monilifera, Callites Lacazi, Spirastella cunctatrix, Ancorina aaptos, simplieissima, tripodaria, Papyrula candidata, Stelletta mucronata, 530 pathologica, scabra, euastrum, mamillaris, geodina, intermedia, Geo- dia canaliculata, gigas, Tethya lyncurium. Dile zahlreichen neuen Arten eind beschrieben worden und die verwandtschaftlichen Ver- hältnisse der mittelmeerischen und adriatischen Schwämme dargelegt. v. Martens, 4 neue Schlangensterne: ÖOphiocoma ocel- lata am Cap York in NAustralien neben Oph. dentata einzureihen. Ophiothrix purpurea Amboina, O.viridialba im chinesischen See ver- wandt mit der westindischen O,. Suensoni Lütk. Amphiura planispina von Rio Janeiro. — (Berliner Monatsberichte Juni 345—348.) Claus, über Lernaeocera esocina. — Seit Nordmanns Untersuchung ist dieser Schmarotzerkrebs nicht wieder gründlich un- tersucht worden. Andere Arbeiten haben allerdings dessen Morpho- logie gefördert und die 4 Schwimmfusspaare des Copepodenleibes bei ihm nachgewiesen, aber die Anatomie und Entwicklungsgeschichte ist nicht weiter geführt. An mehr als 100 Hechten fand Cl. nur ein Du- zend Lernaeocerenweibchen theils unreife theils mit Brutsäcken ver- sehene, Männchen liessen sich nicht ermitteln. Die meisten sassen an der Schleimhaut des Unterkiefers und der Kiemenhaut in blutig unterlaufenen Anschwellungen des entzündeten Gewebes, eingesenkt mit der vordern Körperhälfte und deren kreisförmigen Fortsätzen des Cephalothorax. Die geschlechtsreifen Weibchen zeigen in der Form des Leibes, dem Umfange, dem Verhältniss beider Leibesschnitte, in der Gestalt und Grösse der Hörner erhebliche Unterschiede. Der gekrümmte Leib ist stets gedreht bis um einen rechten Winkel, bei Jungen aber der Körper stabförmig gerade, vorn und hinten gleich dick, vorn mit 4 einfachen kreuzförmig gestellten Armen, später er- weitert sich die Hinterhälfte beträchtlich aber nicht immer in glei- chem Verhältniss zur vordern. Die Rücken- und Baucharme sind ziemlich gleichgross, erste bei geschlechtsreifen Weibchen gabelig gespalten, doch wachsen auch an den Baucharmen Nebenköcker her- vor. Oberhalb der Geschlechtsöffnung befinden sich 4 Paar Ruder- füsse und das Rudiment eines fünften und unser Thier ist demnach ein Copepode mit verkümmertem Abdomen. Als Kopf ist die halb- kugelige Erhöhung zu betrachten, welche sich auf den rechtwinklig zur Längsachse gestellten Armfortsätzen erhebt, da die Fühler und Mundtheile an ihr entspringen. Auffallend sind bisher beide Fuss- paare stets in umgekehrter Lage abgebildet, die fünfgliedrigen sind die vordern und obern, die dreigliedrigen die untern. Ein Saugrüs- sel fehlt wirklich. Die runde Mundöffnung liegt unterhalb der scharf vorspringenden und mit mehrfachen Chitinstäben verbundenen Ober- lippe, in denen Spuren von Mandibeln und Maxillen zu vermuthen sind. Auch die Unterlippe ist vorhanden. Die bisher als Mandibeln gedeuteten hakigen Mundtheile entsprechen den vordern Kieferfüssen. Diese bestehen aus einem Grundtheile und einem gelenkig abgesetz- ten Haken mit Doppelhaken an der Spitze. Die nachfolgenden Klam- merfüsse entsprechen bestimmt dem zweiten Kaufusspaare. Die 4 Schwimmfusspaare besitzen je 2 dreigliedrige mit langen befiederten 531 Borsten besetzte Ruderäste und: nehmen bei Jungen fast die ganze Bauchfläche ein. Das erste erhebt sich an der Gränze des ventralen Armpaares und liegt also den Mundtheilen sehr nah, die übrigen fol- gen in zunehmenden Abständen. Die äussere Körperhaut ist eine sehr dicke, im Alter fast knorpelharte ungeschichtete Cuticula mit einzelnen groben Poren. Ihre feinkörnige Unterlage enthält in regel- mässigen Abständen schöne blasse Kerne, in frühester Jugend sechs- seitige Zellen. Unter der Haut liegt ein Netzwerk von Bindegewebs- strängen mit Fettkugeln erfüllt, also ein Fettkörper, am schönsten in den Armen, wo die Stränge sarkodeartig zusammenfliessen. Ihm an- gehörig umlagert eine eigenthümliche Gewebsbildung den Darmkanal, in welcher v. Nordmann eine leberartige Membran unterschied. Vorn gränzt dieselbe an eine Gruppe verästelter Ausläufer und hier liegt jederseits die gewundene Schalendrüse deren Asführungsgang am untern Kieferfusse nach aussen mündet. Herz und Gefässe fehlen. Im Kopf ein zweilappiges Gehirn, dem ein dreifaches Auge dicht anliegt. Die Ovarien erfüllen nicht die ganze Hinterleibshöhle und sind paarige und geschlängelte Blindschläuche mit hellem Drüsen- knäuel endend. Die beiden Geschlechtsöffnungen liegen hinter der Krümmung des fussförmigen Hinterleibes. Ueber die Entwickelung konnte Verf. keine befriedigende Beobachtungen sammeln. — (Mar- burger Sitzgsberichte 1867. S. 5—12.) L. Landois, Anatomie der Bettwanze und deren Verwandten. — Die Bettwanze ist erst seit dem 11. oder 12. Jahrhundert über die Alpen nach Deutschland gekommen, nach England erst 1503 und nach Schweden erst in der allerjüngsten Zeit. Sie ist die einzige Art der Gattung Acanthia. Ihre Oberlippe be- deckt den Grund des Saugrüssels. Ihr erstes herzförmiges Glied wird nach vorn breiter, ist unbeweglich, mit gesägten Borsten besetzt, ihr zweites nur halb so grosses Glied ist beweglich, spitzbogig, mit den- selben Borsten bekleidet, kann sich nur etwas heben und senken. Die Unterlippe bildet eine oben offene Halbrinne, in welcher der Stechapparat liegt und entspringt am Kinn, ist viergliedrig mit brei- testem Basalgliede, das letzte Glied an der Spitze gehalten, alle un- terseits beborstet, während der Ruhe gegen die Brust zurückgelegt. Oberkiefer und Unterkiefer liegen eng an einander und bilden ein Saugrohr. Erste entspringen breithalsig im Kopfe neben den Augen, tiefer hinab die letztern.; Diese sind ungleich lang, so dass die Oeff- nung des Saugrohres schlitzförmig ist. Sie tragen an den äussern Enden etwa 20 rückwärts gerichtetete Zähnchen, welche in der Wunde festhaken. Beide Kiefer nehmen an der Häutung theil, haben an ihrer Basis Muskeln zum Vorschieben und Einziehen, wobei sich das Rohr aus der Rinne der Unterlippe heraus hebt. Unmittelbar an das Rohr schliesst sich der Kropf, dickbauchig, flaschenförmig, am engen Anfange mitChitinisirung und hier münden die Speicheldrüsen. Auch die Wände des Kropfes sind stark chitinisirt und mittelst einer La- melle mit der Basis des Oberkiefers verbunden. Im Halstheile des 532 Kropfes liegen 5 Hornleisten, alle mit abwärts gerichteten Zähnchen besetzt, von ungleicher Grösse. Der bauchige Theil ist mit Chitin- feldern bekleidet. Zum Saugen ist dieser Bau nicht geeignet, viel- mehr zum Zerquetschen der geronnenen Blutkugeln. Dem Kropfe folgt die fadendünne Speiseröhre, die sich vorn im Abdomen zum Ma- gen erweitert. Dieser bildet mit dem Darm einen Schlauch bis zu den Malpighischen Gefässen, hat viele unregelmässige Ausbuchtungen, ist sehr dehnbar, wobei sich die Einschnürungen ausfüllen. Die Wan- dung ist nicht eigenthümlich. Der ganze Magendarm macht während des Saugens peristaltische Bewegungen, das aufgenommene Blut zer- fällt in ihm und bildet eine schwarzbraune schmierige Masse mit vie- len dunkelbraunen Pigmentkörnchen. Diese Masse verweilt Monate lang im Magen und die Wanze zehrt ein ganzes Jahr davon. Der Dickdarm ist sehr kurz, weit, birnförmig, hat im Inneren keine Ver- dauungszellen, sondern zarte strukturlose Längsfalten, keine Drüsen. Die 4 Malpighischen Gefässe sind lang, enden blind, bestehen aus einer Tunica propria und einer innern einfachen Lage von Sekre- tionszellen mit körnigem Inhalt. Der ganze Darmkanal hat kaum doppelte Körperlänge. Eigenthümlich sind die Speicheldrüsen. Die grosse jederseits ist ei- oder birnförmig, gelbgrün, innen mit pflaster- förmigen Sekretionszellen erfüllt, mit sich spaltendem Ausführungs- gange, deren einer Ast an der Basis der Kiefer mündet, der andre nach starker Biegung in den Magen führt. Beide grosse Speichel- - drüsen liegen nahe dem Magen und werden durch ein im Kopfe be- festigtes Band gehalten. Die kleine Speicheldrüse jederseits ist ku- gelig, wasserhell, von derselben Struktur und ihr Ausführungsgang mündet in den Kropf. Die beiden schlauchförmigen Speicheldrüsen sind lang, gebogen und münden gleichfalls in den Kropf. Endlich liegt ein verästeltes Speichelgefäss auf dem Speiserohr und mündet in dasselbe. Während des Saugens wird ein Theil des Speichels in die Wunde ergossen und veranlasst die Quaddeln. Wie alle Heterop- teren besitzt auch die Bettwanze einen Stinkapparat. Derselbe öff- net sich unter dem Rande des abgerundeten Fortsatzes, der vom Me- sothorax zwischen die Hinterbeine sich schiebt. Der schwer zu prä- parirende Apparat besteht aus der Drüse, der Blase und dem Aus- führungsgange. Die Drüse ist nierenförmig, von zarter Haut umhüllt, innen aus Zellen gebildet, diese birnförmig, mit dem spitzen offenen Ende dem innern Hohlraum zugewendet, mit Oel erfüllt das in den Hohlraum abfliesst und von da in die Stinkblasen. Diese sind zwei gleichgrosse Säcke, die unten zusammentreten, ungemein dünnhäutig, mit Oel gefüllt prall, leer aber stark runzelig. Sie liegen oberhalb des Nervensystems und erhalten starke Nervenfäden. Ihr gemein- schaftlicher Ausführungsgang liegt zwischen den Beinen im Mesotho- rax, und ist stark chitinisirt. Muskeln fehlen am ganzen Apparate und geschieht die Entleerung wahrscheinlich durch die Elastieität der Wände und durch den Druck der Beinmuskeln. Das Produkt ist ein wasserhelles Oel, das allein den Gestank verbreitet, ist scharf und 533 flüchtig, reizt die Conjunctiva der Augen heftig, reagirt stark sauer wie bei andern Wanzen. — (Zeitschr. f. wiss. Zoologie XVIll. 206— — 223. Tf. 11. 12). Leydig, über die Schleichenlurche. — Die Gattung der Blindwühle oder Schleichenlurche führte Linne 1748 unter dem Namen Coecilia in das System ein jedoch nur mit einer nicht sicher mehr deutbaren surinamschen Art, erst im Anfange d. Jahrhdts wurde ihre nahe Verwandtschaft zu den Batrachiern ermittelt, durch Joh. Müller 1831 ihre Metamorphose, für welehe Peters einen neuen Be- leg beibrachte. Verf. untersuchte C. lumbricoidea und annulata und theilt folgendes darüber mit. Die äussere Haut stimmt mit der der ächten Batrachier überein. Eine deutliche Cuticula überdeckt die äus- serste Zellenlage, in dieser bleibt der Zellkern deutlich, aber die Zellen selbst sind in den obern Lagen gross und polygonal, in den untern sehr klein. Diese Epidermis ist von Drüsenöffnungen durch- bohrt, die zwischen je 2 Zellen liegen und in die eine schraubige Leiste hinabsetzt. Die Drüsen sind kleine, grosse und ganz grosse in die Lederhaut eingebettet. Die Schuppen sind liniengrosse schwach schüsselförmige Plättchen mit Centrum und gekerbtem oder einge- schnittenem Rande, bestehen aus einer untern Bindegewebsschicht und darüber concentrisch geordneten glitzernden Körperchen, Kalk- konkretionen. Die wenig entwickelten Augen haben dennoch alle Theile des Wirbelthierauges, eine Bindegewebige Sklerotika, eine pigmentirte Choroidea, eine Retina mit deutlicher Stäbchenschicht und eine Linse. Die durchsichtige Cornea hat ganz die Struktur der Körperhaut, die Linse wie der Augapfel sind kugelig, letzter besitzt vier Muskeln und eine grosse Hardersche Drüse. Bei Coecilia annu- lata sind die schwärzlichen Augen wie es scheint ohne Linse. An . der sogenannten falschen Nasenöffnung fehlen bei C. annulata die Hautdrüsen, in ihr steckt eine kolbige Papille und zwei sich öffnende, im Grund schlingenartig verbundene Röhrchen. Wagler hält diesen Porus für einen Thränenhöhlenapparat, Verf. für ein Analogon der Kopfgruben bei den Schlangen. Nerven fehlen, daher eine Deutung auf Sinnesorgane nicht gestattet ist. — (Zeitschr. f. wiss. Zoologie Xvı1l. 275—300. Tfl. 19. 20). W. Keferstein, neue und seltene Batrachier aus Australien und dem tropischen Amerika. — Verf. verbreitet sich über folgende Arten: Limnodynastes Peroni DB von Sydney mit den Varietäten tasmaniensis Gthr, rugulosus, Kreffihi Gthr, Pla- typlectrum marmoratum Gthr Neusüdwales, Pl. ornatum Gray Austra- lien, Pl. superciliare n. sp. ebda, Crinia georgiana Bibr Sydney, mit Var. laevipes und varia Pet, Uperoleia marmorata Gray und var. lae- vigata von Sydney, Atelopus varius Costarica, Hypopachus n. gen. steht Engystoma sehr nah, mit H. Seebachi n. sp. Costarica, Bufo sternosignatus Gthr ebda, B. haematiticus Cope ebda, Phyllobates melanorhinus Berth Neugranada, Hyla Freycineti DB Australien mit var. verruculata und unicolor, H. mystacina n. sp. Australien, H. Mo- 534 reletti Dum Vera Paz und Costarica, H. Kreffti Gthr Sydney, H. ru- bellaGray Neusüdwales, Chirodryas n. gen. mit Ch. raniformis Ausira- lien, Dendrobates tinctorius Popayan, D. typographus n. sp. Costa- rica, Siphonops Kaupi Berth Angostira. — (Göfttinger Nachrichten 1867. Nr. 18. S. 341— 361.) A. Strauch, herpetologische Untersuchungen. — In dem Bulletin der Petersburger Akademie vom Oktober 1867 bis Mai 1868 veröffentlicht Verf. Untersuchungen über verschiedene Saurier Echsen und Schlangen, deren Inhalt wir in Kürze berichten. 1. Die Arten der Gattung Ablepharis Fitz. Diese fünfzehige Scinkoi- dengattung wurde auf Scincus pannonicus begründet, zu welcher dann Wiegmann 2 Arten als Subgenus Cryptoblepharis hinzufügte. Dume- ril und Bibron vereinigten beide und sondern die Artenin solche mit durch ein Interparietale getrennten Frontoparietalschildern und solche statt deren mit einem grossen rhombischen Schilde, während Fitzin- ger und Gray beide Gattungen aufrecht erhalten, erstrer erhebt sie sogar zu zwei Familien, indem er Cryptoblepharis in Microblepharis auflöst. Die dritte fünfzehige Gattung hat Gray auf eine australische Art errichtet, als Moretia unterschieden von Cryptoblepharus nur durch den Besitz von kleinen Supranasal- und Nasofrenalschildern. Die Unhaltbarkeit der Gattung Cryptoblepharis ist durch den süd- afrikanischen Cr. Walbergi ausser Zweifel gebracht und die Moretia beruht auf zu geringfügigen Eigenthümlichkeiten, um beibehalten wer- den zu können, Verf. vereinigt daher sämmtliche ophiophthalme Sein- koiden mit vier fünfzehigen Gliedmassen wieder unter Ablepharus. Zu den 4 Arten der grossen Herpetologie sind 4 neue hinzugefügt, davon jedoch Cr. eximius Gir. blosse Varietät von A. Boutoni Desj. ist, zu den 7 bringt Verf. hier noch 2 neue und giebt folgenden Cla- vis derselben. Das Frontoparietalschild ist I doppelt. Das Interpa- . rietalschild A ist vorhanden. Das Palpebralrudiment bildet 1. eine Halbirung bei A. pannonicus in Ungarn. 2. Einen vollständigen mit Kornschuppen bedeckten Ring. Dieser zeigt «. in seinem obern Theile drei grosse flache Schuppen bei A. bivitiatus Mentr am Kau- kasus und Persien; £. nur eine einzige sehr grosse flache Schuppe bei A. deserti n. sp. in den aralokaspischen Steppen. B. Das Inter- parietaslchild fehlt bei A. nigropunctaius Hall auf den Bonininseln II. Das Frontoparietalschild ist einfach und dann das Interparietalschild a. vorhanden und von den Frontalparietalen getrennt, das ringför- mige Palpebralrudiment 1. überall mit gleichartigen Kornschuppen bekleidet bei A. Walbergi in Südafrika und 2, im obern Theile mit 2 grössern flachen Schuppen bei A. Brandti n. sp. in der Bucharei. b. Das Interparietale ist mit dem Frontoparietale in ein grosses rhom- bisches Schild verschmolzen. Supranasalschilder «. fehlen und das kreisförmige Palpebralrudiment hat 1. im obern Theil die grossen flachen Schuppen bei A. Boutoni Desj. fast durch den ganzen Tropengürtel verbreitet; 2. überall gleichartige Körnerschuppen bei A. linesocella- 539 tus DB in Neuholland. ß. Die Supranasalia paarig vorhanden bei A. anomalus Gray in Neuholland. 2. Veber die Eidechsengattung Scapteira Fitz. Die- selbe gehört zu den cölodonten Lacertinen und zwar zu den Pristi- daktylen. In ihrer Organisation stimmt sie vollkommen mit Eremias überein, unterschieden nur durch ihre breiten flachen, randlich ge- franzten Zehen. Die einzige Art Sc. grammica (Lichtst) ist neuer- lichst durch eine westafrikanische Sc. reticulata vermehrt, deren Ze- hen jedoch nicht flachgedrückt sind und das ist auch derFall bei der in der Petersburger Sammlung befindlichen Sc. cuneirostris n. sp. Die Erweiterung und Abflachung der Zehen ist hier also kein Gat- tungscharakter mehr. Nun kennt Verf. noch eine Sc. scripta aus der aralokaspischen Steppe, welche deutlich gekielte Schuppen an der Unterseite der Zehen wie Eremias hat, aber die rundlich gefranzten Zehen von Scapteira. Daher schlägt Verf. mit Recht vor beide Gat- tungen unter dem alten Waglerschen Namen Podarces zu vereinigen. Für die Pristidactylien giebt er dann folgenden Clavis: das Nasenloch liegt I. in einem einzigen Schilde: Psammodromus Fitz oder II zwi- schen mehren und gerade A. zwischen 2 Nasorostralien und die Augen- lieder 1. fehlen bei Opbiops Menetr, 2 sind vorhanden bei Cabrita Gray. B. zwischen drei Schildern und das Halsband a. fehlt. Schen- kelporen vorhanden bei Ichnotropus Pet, fehlend bei Pachyrhynchus Barb. Das Halsband ist b. vorhanden und ein Nasofrenale bei Acan- thodactylus Fitz oder deren zwei bei Podarces Wagl. Die 4 Arten der letztern werden im Einzelnen beschrieben. 3. Ueber Eichwalds Tomyris oxiana vom Ostufer des Kaspischen Meeres war leider so ungenügend beschrieben, dass sie keine Beachtung gefunden. Die Gattung fällt mit Naja zusammen, wie speciell nachgewiesen wird. Die Stellung jener Art giebt fol- gender Clavis an: Supralabalia jederseits a. sieben, nur 1 Praeo- culare; das sechste Supralabiale 1. niedriger als das fünfte und yon dem Postoculare durch das erste Temporale getrennt. Die Schläfen- gegend mit «. 4—5 fast gleichen Schildern bei N. tripudians, $ vorn mit 2 über einander liegenden grössern Temporalien, welche an die Postocularia gränzen bei N. oxiana — 2. Das sechste Supralabiale höher als das fünfte, berührt die Postocularia bei N. haje und rega- lis. — 2. Supralabialia nur 6, jederseits 2 Praeocularia bei N. nigri- collis. Die Eichwaldsche Art wird sehr ausführlich beschrieben. 4. VUeberAdansons Crocodile noir gegenGray Diese Art hat Verf. als Cr. cataphractus Cuv. identisch nachgewiesen und Grays Ansicht, dass sie Cr. frontatus Merr. als irrthümlich darge- stellt. Gray erklärt sich dagegen ohne Beweise beizubringen. Verf. weist von Neuem und überzeugend den Irrthum Grays nach und ge- steht dieser durch sein absprechendes Urtheil über Strauchs Croko- dil-Abhandlung nur, dass er dieselbe wie gewöhnlich deutsche Arbei- ten gar nicht gelesen hat, W. Peters, Verbindung des Os tympanicum mit dem 536 Unterkiefer bei Beutelthieren. — Das Quadratbein ist‘ bei Vögeln, Sauriern und Schlangen beweglich am’ Schädel eingelenkt, bei Krokodilen, Schildkröten und Batrachiern durch Nähte verbunden. Im ersten Falle kann es zur Bildung der Trommelhöhle und zur Be- festigung des Trommelfells beitragen, im andern trägt es stets dazu bei. Es kann in Verbindung treten mit verschiedenen Theilen des Schläfenbeines, mit dem Os pterygoideum, sphenoideum und den Oc- eipitalien. Von allen diesen Verbindungen ist nur die mit dem Schlä- fenbein constant und zwar mit der Squama temporalis, alle andern können fehlen. Wie es sich bei den Säugethieren nachweisen lässt, darüber sind sehr verschiedene Ansichten geäussert. Herissant findet es im absteigenden Ast des Unterkiefers, Tiedemann, Köstlin u.a. be- trachten es alseinen von der Schläfenschuppe abgelösten Theil, Geof- froy deutet das Ostympanicum mit dem proc. styloideus als entspre- chend, Oken, Cuvier, Meckel, Owen u. A. nehmen es als Os tympa- nicum, Reichert, Huxley u. a. erkennen den Ambos als Quadratbein. Verf. nahm seither das os tympanicum als Analogon wegen der ähn- lichen Lage, der Beziehungen zum Trommelfell und zur Trommel- höhle und der Verbindung mit dem Keilbein. Das nicht der Ambos das Analogon sein kann, beweisen schon die Schnabelthiere, denen derselbe fehlt. Bei einem jungen Halmaturus Bennetti bildet das Os tympanicum einen oben und hinten durchbrochenen Ring ähnlich wie im ausgebildeten Zustande bei den Schnabelthieren. Der vordre stär- kere Theil dieses Ringes theilt sich oben gabelförmig und umfasst den Meckelschen Fortsatz von aussen und hinten, während er unten mit einer Convexität sich genau an die innere Seite des aufsteigen- den Theiles und mit einer glatten gelenkartigen Fläche in die obre concave Fläche des nach innen gebogenen Unterkieferwinkels hinein legt. Ganz ähnlich verhalten sich alie Didelphys aurita, nur ist bei ihnen das os tympanicum bereits durch eine dünne Schicht Bindge- webe von dem Unterkieferwinkel getrennt. Hieraus erklärt sich zu- gleich die eigenthümlich charakteristische Bildung des Unterkiefer- winkels bei denandern Säugethieren, dessen nach innen vorspringen- der Theil als vorübergehender Gelenkfortsatz dem bleibenden innern Gelenkfortsatz der Vögel entspricht. Es ist wahrscheinlich, dass der Hammer bei den Vögeln mit zu der Bildung des Quadratbeines beiträgt, da bei ihnen sich noch eine zweite äussere Gelenkgrube am Unter- kiefer findet, dessen entsprechender Theil den Beutelthieren fehlt. Das wird bei den Schnabelthieren Aufklärung finden. — (Berliner Monatsberichte 1867. Novbr. 725 — 729.) l Correspondenzblatt des Naturwissenschaftlichen Vereines für die Provinz Sachsen und Thüringen Halle. _— 1868. Juni. N? VI. Siebenundzwanzigste Generalversammlung. Aschersleben am 2. u. 3. Juni. Die Versammlung wurde in dem grossen Saale des Pfeifferschen Kaffeegartens gehalten, welchen der Gartenbauverein in warmer Theilnahme für die Bestrebungen unseres Vereines reich und pracht- voll mit Pflanzen dekorirt hatte. Ausser diesem Verein bethei- ligte sich auch der Gewerbeverein, wodurch diese Versammlung eine ganz besonders zahlreich besuchte wurde. Von den Anwesenden zeichneten folgende Herren ihre Namen ein: Taschenberg, Dr., Halle. v. Röder, Hoym. G. Schubring, Candidat, Halle. H. Mehne, Gärtner, Aschersleben. F.C. Mehne jun., Gärtner, Aschslb. W. Preuss, Gärtner, Aschersleben. C. Bönicke, Cant., Gr. Schierstedt. Ad. Schmidt, Pastor, Aschersleben. C. Giebel, Professor, Halle. Dr. Zimmer, Reallehrer, Gera. Lindau, Lehrer, Schwanebeck. Bertram, Lehrer, Aschersleben. Hampel, Lehrer, Neustadt-Magdeb. Stolze I., Gärtner, Aschersleben. Stolze II., Gärtner, Aschersleben. C. Bratsike, Tuchmacher, Aschslb. H. Schaeffer, Professor, Jena. H. Just, Gärtner, Aschersleben. A.Klaff, Bauaufseher, Aschersleb. Ba. XXXI, 1868 L.Lichtenstein, Chem., Gröbzig. Pasel, Chemiker, Gröbers. R. Mohs, Dr. ph., Köthen. Polikeit, Journalist, Magdeburg. F. Bennwitz, Gasdirekt. Aschslb. Dr. R. Teuchert, Chemiker, Halle. Wilh. Keentze, Aschersleben. Carl Hoffmann, Aschersleben. W.Brückner, Gärtn., Aschersleben. L. Baumann, Aschersleben. Krafft, Lehrer, Aschersleben. Fr. Heun, Fabrikant, Dürrenberg, Jäger, Lehrer, Aschersleben. Wegener, Lehrer, Aschersleben. Walth. Schmidt, Studiosus Halle. Joh. Schmidt, Ingenieur, Aschslb. C. Reinwarth, Dr. phil., Stassfurt. F.O.Buschow, Fbrk.-Ispetr. ebda. Glaeser, Lehrer, Aschersleben. 36 538 Helling, Lehrer, ebda. Mette, Bergmeister, Bernburg. Cnoth, Glasermstr. Aschersleben. F. Wagner, Lehrer, ebda. Dr. Schreiber, Oblehr., Magdebg. Kramer, Lehrer, Aschersleben. Völker, Rector, ebda. Strauch, ebda. Hänigen, ebda. Gaeetloff, Gärtner, ebda. Douglas, Fabrikbesitz., Stassfurt. Witte, Lehrer, Aschersleben. Schmidt, Architekt, ebda. Bhugo, Fabrikdirigent, Stassfurt. Trippenbach, Lehrer, Aschersleb. Jacobs, Lehrer, ebda. Schlichting, Lehrer, ebda, Borrmann, Kämmerer, ebda. Neufeld, Fabrikant, ebda. C. Guischard, ebda. Marschner, Schuldirektor, Halle. Drenckmann, Dr., Halle. Rob. De. Baur, Kirschner, Aschslb. Julius Sixtus, Kaufmann, ebda, Otto Liebrecht, Goldarbeit., ebda, _ Ernst Kostum, Lehrer, ebda. Ferd. Kaiser, Gärtner, Eisleben. Emil Kaiser, Gärtner, ebda. Chr Nauendorff, Lehrer, Aschrslb. HA. Temme, Lehrer ebda. K. Herrmann, Lehr.,G. Ottersleben. G. Schmidt, Actuar, Calbe a/S. B. Eisenstaedt, Kaufm., Aschrslb. F. Trautewein, Stadtrath, ebda. Müller, Buchhalter, ebda. Christian Schmidt, Gärtner, ebda. Wilhelm Stange, Oeconom, ebda. Herm. Borchert, Gärtner, ebda. Vincent Robert, Stadtgärtn., ebda. E.Ferchland, Hlzhdl.u.Oec.,Gerb- stedt. Fr. W.Quasthoff, Gärtner, Aschslb. Georg Quasthoff, Gärtner, Treuen- Östpriez. Christ. Schmidt, Gärtner, Aschraslb. Adolph Dippe, Gärtner, ebda. Gottl. Braune jun., Gärtner, ebda. Gustav Klinge, Oeconom, ebda. Carl Preusse, Gärtner, ebda. David Grabe, Gärtner, ebda. C. Brose, Gärtner, ebda. Albert Just, Gärtner, ebda. David Fränckel, Kaufmann, ebda. Carl Gottschalk, Oeconom, ebda. Julius Palm, Oeconom, ebda. August Beyse, Oeconom, ebda. Aug. W. Quasthoff, Gärtner, ebda. Friedr. Klinge, Oeconom, ebda, Emil Palm, Gärtner, ebda. G. Klaus, Agent, ebda. H. Quasthoff, Gärtner, ebda. Wilh. Gerhard, Lehrer, ebda. Carl Quasthoff, Gärtner, ebda. Al. Fest, Buchbinder u. Galanterie- waarenhdlr., ebda. C. Herrmann, Landwirth, Gr, Schierstedt. H. Struve, Müller, ebda. E. Wiegmann, Schumach., Aschslb. Mathias Just, Gärtner, ebda. Georg Krüger, Apotheker, ebda. Valentin Mehl, Gärtner, ebda. Aug. Borchert, Gärtner, ebda. Gustav Knibbe, Müller, ebda. Herm. Fahrenbach, Messerschmidt, ebda. B. Schwarzenauer, Obersteiger, Lattdorf. Aug. Wiedig, Oeconom, Aschrslb. Oscar Cordel, Chemiker, ebda. Curt Weigelt, Chemiker, Leipzig. Thoermer, Pastor, Aschersleben. A. Heidemann, Virtuose, Berlin. Dr. Suhle, Professor, Bernburg. Suhle, Inspector, Weimar. Gottfr. Quastloff, Gärtn., Aschrslb. Andr. Schulze, Gärtner, ebda. _ Christ. Wilh. Just, Gärtner, ebda. W. Müller, Bäcker, ebda. de Bary, Professor, Halle. E. Nattrothb, Particulier, Aschrslb. Wilh. Feldheim, Kaufmann, ebda. PaulRudolph, Kaufmann, Stassfurt. Chr. Quasthoff, Gärtn. Aschrslb. 539 G. Göschke, Gärtner, Cöthen. E. Wacker, Maler, Aschersleben. Kuntze, Musikmstr., Aschersleben. Ziege, Diakonus, ebda, C. Brose, Gärtner, ebda. Ziege, Candidat, ebda. Klutb, Rendant, Prynitz. Ziege, Schüler, Eisleben. Dr. Gründler, Aschersleben. Dr. Brasack, Lehrer, Magdeburg. Boening, Friseur, ebda. Henzen, Kaufmann, Aschersleben. Foersterling, Conditor, ebda. Tuch, Doctor, ebda. Koch, Kunstgärtner, Halle. Münter, Lehrer, Halberstadt. Kühne, Inspector, Aschersleben. W, Hentrich, ebda. Dr. Keber, Oberlehrer, ebda. M. Guischard, cand. theol., ebda. Die erste Sitzung eröffnet der Geschäftsführer Hr. A. Schmidt mit einer kurzen Begrüssung der zahlreichen fremden Mitglieder und Gäste und mit dem Hinweis, dass die Wissenschaft dem Leben wie das Blut dem Körper die Nahrungsstoffe Erkenntniss zuführt, welche dieses in der manichfaltigsten Weise zu benutzen und zu verwerthen im Stande ist, beide daher, Wissenschaft und Leben im innigsten Zusammenhange stehen, beide auch in die heutige Versammlung ihre Vertreter zu gemeinschaftlicher Thätigkeit gestellt haben. Nachdem die HH. Witte und Schubring zu Schriftführern ernannt waren, erstattete Herr Giebel den Bericht des Vorstandes über das Vereinsjahr 1867. Die wissenschaftliche Thätigkeit des Vereines in den wöchent- lichen Sitzungen in Halle wie in den beiden Generalversammlungen in Weimar und Schönebeck war dieselbe reich belehrende, fördernde und anregende, welche der Verein seit seinem nunmehr zwanzigjäh- rigen Bestehen ununterbrochen und mit allgemeiner Befriedigung ge- pflegt hat. Die Vereinszeitschrift, bestimmt die Resultate unserer Thätigkeit allen Mitgliedern regelmässig und schnell zugleich mit den Fortschritten auf allen Gebieten unserer Forschung mitzutheilen hat ihren 29. und 30. Band vollendet, wogegen die Publikation der gros- sen monographischen Abhandlungen bei den immer noch nicht wieder steigenden Einnahmen des Vereines leider auch noch nicht wieder aufgenommen werden konnte. Der Stand der Mitglieder hat sich seit. der letzten Generalversammlung nicht wesentlich geändert, in- dem 14 wirkliche ausschieden und 15 neu aufgenommen wurden, die Zahl also gegenwärtig auf 245 steht. Die Zahl der correspondiren- den Mitglieder wurde von der Versammlung in Weimar um 2 erhöht und beträgt nunmehr 34. — Der Verkehr mit den verwandten wissen- schaftlichen Instituten und Vereinen ist nicht blos ungestört fortge- führt, sondern wiederum durch neue Anknüpfungen erweitert worden. Die reichen und werthvollen Vermehrungen, welche dadurch und durch einzelne Geschenkgeber der Vereins-Bibliothek zugegangen sind, wurden im Correspondenzblatt der Vereinszeitschrift bekaant gegeben. Die finanziellen Verhältnisse des Vereines erhielten sich ziem- lich unverändert aus den letzten Jahren. Es betrug nämlich 36 * 540. die Gesammt-Einnahme 444 Thlr. — Sgr. die Gesammt-Ausgabe ag; nr, 10984.) wonach also das aus dem Jahre 1866 übernommene Defieit nur um 4 Thaler sich ermässigt hat. In der Einnahme stellen sich die Bei- tragsreste niedriger als im vorigen Jahre und auch die Ausfälle durch dieselben sind geringer. Dagegen ist die Position der besonderen Einnahmen aus dem Verkauf der früheren Jahrgänge der Zeitschrift an neu eintretende Mitglieder diesmal mit nur 10 Thaler aufgeführt. Allen Mitgliedern, welchen einzelne oder mehre Jahrgänge unserer Zeitschrift fehlen, stehen dieselben zum halben Jahresbeitrage also der Band zu 15 Groschen zu Gebote, nur fehlt auf dem Vereinslager Band 9 und 11., welche bei der Complettirung der ganzen Reihe vom Verleger zu beziehen sind. Die Belege zu dem Kassenberichte wurden übergeben und die HHrn. Witte und Zimmer mit der Prüfung derselben und Bericht- erstattung in der morgenden Sitzung beauftragt. Da andere geschäftliche Angelegenheiten nicht zur Berathung vorlagen: so wurde zu den wissenschaftlichen Verhandlungen ge- schritten. Herr Witte eröffnet dieselben mit einem längeren Vor- trage über die sichere Bestimmung der mittleren Tagestemperatur und den Gang der Tageswärme oder die tägliche Fluctuation der Wärme. Nur aus genauen stündlichen Beobachtungen, wie solche an mehreren Orten längere Zeit angestellt worden sind, lässt sich das tägliche Mittel mit Sicherheit bestimmen, und nur aus ihnen die zutreffende Formel für den Gang der Tageswärme herleiten. Stellt man — wie bisher gebräuchlich — die Beobachtungen in einer Längs- fläche mittelst Ordinaten dar, so ergiebt die Verbindung der Enden zwei Parabeln, aus deren Berechnung die Formeln für die einzelnen Tagesstunden entnommen sind; stellt man sie aber in eine Kreisfläche mit concentrischen Kreisen, deren Mittelpunkt mit — 40° B. bezeich- net ist, mittelst Radien dar, so liegen die Endpunkte der letztern in einem Kreise. Der Radius desselben giebt dann die mittlere Ta- gestemperatur an, und der Abstand des Centrums dieses Tages- kreises vom Centrum der Gradkreise ist dann das den täglichen Wärmegang bestimmende Element. So ist es möglich, aus 3 (ja aus 2) Beobachtungen zu beliebigen Tagesstunden beides (das Mittel und den Gang der täglichen Wärme) durch eine leichte Zeichnung zu bestimmen. Bei der üblichen Berechnung des Mittels aus 3 täglichen Beobachtungen (etwa 1 Uhr Mittags, 10 Uhr Abends und 7 Uhr Mor- gens) ist es durchaus erforderlich, dass die Morgenstunde nach den Monaten geändert wird, so dass im Juni und Juli 6!/, Uhr, im Ja- nuar und Februar 8 Uhr genommen wird. Wie nach den stündlichen Beobachtungen gefertigte bildliche Darstellungen ergeben, hält die tägliche Wärme nicht immer (beson- ders nicht an heitern Tagen) den Kreisgang inne, sondern sie sinkt um die Zeit des Sonnenaufgangs und des Sonnenunterganges. Das ist die sogenannte Morgenkühle und Abendkühle, welche bis 541 heute noch nicht völlig erklärt sind, die sich aber bei dieser Art der Darstellung nicht bloss als vorhanden vermuthen, sondern auch in ihrer Grösse bestimmen lassen. Sie erniedrigen die Tagestemperatur an allen Orten um 09,36 C. Die in den Gegenden um die Kältepole zuweilen einfallende Kälte unter — 40° C. scheint der Morgenkühle völlig analog zu sein. Wie die jährliche mittlere Temperatur eines Ortes und die jährliche Fluctuation der Wärme daselbst als abhängig von seiner geographischen Lage zu betrachten ist (Zeitschrift Band III S. 31 und Band IV S. 23), so ebenfalls die tägliche Fluctuation der Wärme, indem sich für verschiedene Oerter die mittlern Ab- stände der Centren der Tageskreise und der Gradkreise umgehrt zu einander verhalten wie die Breiten dieser Oerter. Auch für die Centrumsabstände im heissesten und kältesten Monat findet man ähnliche einfache Gesetze. Von 340,4 bis 669,5 der Breite, ja bis 75° und weiter hinauf, kann man für die Oerter das Mittel und den Gang der täglichen Wärme in dieser Weise bestimmen und berechnen, und die möglichen Fehler sind nicht grösser, als sie nach den üblichen complieirien Formeln, deren Coefficienten durch Beobachtungen gewonnen werden müssen, sich ergeben. Zudem sind diese Coeficienten sämmtlich vielfaches der nach obigen Gesetzen sich darstellenden Grössen, — Herr Giebel sprach über das Wachsthum der menschlichen Nägel. Während nach den frühern vielfachen Beobachtungen das Wachsthum der Nägel nach Zeit und Reihenfolge der Finger sich als ein ganz unregelmässiges, nur individuell verschiedenes ergeben hatte, stellte Berthold im J. 1850 ein strenges Gesetz für dasselbe auf. Nach ihm wachsen die Nägel in der Jugend schneller als im Alter, an der rechten Hand schneller als an der linken, im Winter langsamer als im Sommer und je nach der Länge der Finger in der Weise, dass der Nagel des Mittelfingers als des längsten am schnell- sten, der des Daumens als des kürzesten Fingers am langsamsten wächst, und dass die Regeneration der Nägel etwa vier Monate be- anspruche. Beobachtungen an den eigenen Nägeln gleichzeitig mit den von Hrn. Schubring angestellten haben jedoch ergeben, dass die Bertholdschen Gesetze nicht im ganzen Umfange gültig sind, dass sowohl die Reihenfolge der Finger wie die Daner der Regeneration von individuellen Einflüssen bedingt ist. Die Zahlenbelege wurden im Einzelnen mitgetheilt und ihre Veröffentlichung in der Zeitschrift in Aussicht gestellt, sobald die Beobachtungszeit abgeschlossen sein wird. Hr. A. Schmidt legt die bis jetzt erschienenen Sektionen der von Ewald bearbeiteten geognostischen Karte des Magdeburg- Hal- berstädtischen Gebietes vor, macht auf deren vortreffliche Ausführung, gründliche Bearbeitung und hohe Wichtigkeit für unsere Gegend auf- merksam und verbreitet sich dann noch unter Vorlegung von Hand- stücken und mikroskopischen Präparaten über den zwischen Pabstdorf 542 ünd Eisdorf auftretenden weissen sehr feinkörnigen Sandstein, der sehr reich an höchst eigenthümlichen mikroskopischen Gebilden ist. Die wahre Natur dieser Einschlüsse, ob blos krystallinische oder ve- getabilische oder mineralische Gebilde hat sich trotz ihrer bestimmt ausgeprägten Formen noch nicht ermitteln lassen. Redner hofft, dass bei fortgesetzten Untersuchungen dieselben einigen Anhalt zur Ent- scheidung der Frage, ob diese Sandsteine zum Keuper oder Lias zu verweisen seien, bringen werden. Darauf theilt Herr Brasack die überraschenden Versuche Schönbeins über eine eigenthümliche Wirkung der Blausäure mit. Dieselbe vermag nämlich organischen Substanzen die Fähigkeit zu nehmen, den Sauerstoff zu ozonisiren. Zerreibt man die Blätter, Stiele und Wurzeln von Leontodon taraxacum bei Luftzutritt mit Wasser, so kann letzteres dazu dienen alle eigenthümlichen Reactio- nen des Ozons zu zeigen, dass hier in der That Wirkungen des Ozons vorliegen erleidet keinen Zweifel, denn die Reactionen treten nicht ein, wenn bei jenem Zerkleinerungsprocess die atmosphärische Luft abgeschlossen wurde. Setzt man nun die Pflanzentheile vor dem Zer- kleinern nur ganz kurze Zeit den Dämpfen von Blausäure aus, so zeigt sich zwar äusserlich keine Spur einer Veränderung, sie verlie- ren aber die Fähigkeit fernerhin den Sauerstoff ozonisiren zu können. Da nach dem allmähligen Abdunsten der Blausäure an freier Luft die Pflanzentheile dieses Vermögen wieder erlangten, so ist hierin ein zweiter Beweis gegeben, dass die Pflanze keine chemische Zersetzung erlitt. In gleicher Weise äussert sich die Wirkung der Blausäure auf die Blutkörperchen, sie nimmt auch ihnen die Fähigkeit, den Sauer- stoff zu ozonisiren, und da nun der Sauerstoff von seiner oxydirenden Wirkung auf das Blut neueren Untersuchungen zufolge erst ozonisirt sein muss, so geht daraus hervor, dass der durch Blausäure so schnell bewirkte Tod im wesentlichen ein Erstiekungstod ist, was auch mit Preyers Untersuchungen sich sehr gut vereinbart. Endlich würde man aus diesen Versuchen folgern dürfen, dass ein mit Blau- säure vergiftetes Individuum bei nicht zu übermässiger Intoxication noch rettbar ist, wenn man die Respiration bei demselben eine Zeit lang künstlich unterhält, bis alle Blausäure aus dem Körper secer- nirt ist. Zur Erledigung der aus der Versammlung aufgestellten Fragen übergehend nimmt zur ersten derselben: „welche Wege giebt es, um zu erforschen, welche Nahrungsmittel unsere Kulturpflanzen zu ihrem Wachsthum nöthig haben?“ Hr. Weigelt das Wort: Wir können die Frage dahin verallgemeinern, dass wir von den „Culturpflanzen“‘ absehen und die Pflanzen im Allgemeinen im Auge behalten, da selbstverständlich das was für Culturpflanzen gilt, die übrige Pflanzennatur in gleichem Maasse betrifft und umgekehrt! Als die Chemie nach Vervollkommnung der chemischen Wage, durch den Ausbau der Trennungsmethoden der einzelnen Bestand- theile einer chemischen Verbindung bis zur sicheren quantitativen Be- 543 stimmung der Elemente vorgeschritten war, als man ferner zu der Einsicht gekommen war, dass die unorganischen Bestandtheile der Pflanzen — ihre Aschen — nicht zufällige, sondern wesentliche Glie- der des Pflanzenkörpers wären, glaubte man zur Klarheit über das was die Pflanze zu ihrer Ernährung an unorganischen Stoffen braucht dadurch zu kommen, dass man die Pflanzen verbrannte, ihre Aschen analysirte und die in den Aschen gefundenen Stoffe als für die Pflan- zenernährung wesentliche und nothwendige erklärte. Bei leidlicher Uebereinstimmung der Aschen selbst verschiedener Pflanzen in Be- zug auf die Körper, welche der Hauptsache nach die Aschen aus- machten, stellten sich jedoch wesentliche Verschiedenheiten in Bezug auf die in geringerem Maasse in den Pfianzen vorkommenden Stoffe ein, ja selbst die Hauptbestandtheile blieben je nach dem Ort und dem Boden, auf dem die Pflanzen gewachsen, prozentisch nicht con- stant. Da jedoch dieselbe Pflanze auf demselben Boden in ihrer Aschenanalyse genau dieselben Resultate ergab, da ferner dieselbe Pflanze auf wesentlich verschiedenem Boden bedeutend verschiedenere Zusammensetzung der Aschen, dennoch in ihrem äussern Habitus in Wachsthum und Gedeihen keine Verschiedenheiten zeigte, so musste entweder der Pflanzenkörper im Stande sein unwesentliche Stoffe — unwesentlich für sein Wachsthum und seine Ernährung — in sich auf- zunehmen oder er musste für einen für sein Wachsthum wesentlichen Körper, den ihm der Boden jedoch nicht in der genügenden Menge zu geben vermochte, einen anderen diesen vielleicht ähnlichen derart aufzunehmen vermögen, dass der letztere in der Pflanze den Stell- vertreter des vollständig fehlenden oder nur in unzureichendem Maasse vorhandenen zu spielen im Stande wäre. Bis auf diesen Punkt hatten uns die Aschenanalysen gefördert, gleichzeitig aber auch hatten sie den Beweis geliefert, dass wir mit ihrer Hülfe allein auf rein analytischem Wege nicht im Stande sein könnten, die Frage über die Ernährung der Pflanzen endgültig und exact zu entscheiden. Es trat nun die Frage an den Forscher heran, kann ich nicht auf dem synthetischen Wege, indem ich einem Boden successive nur die Stoffe gebe, über deren Nothwendigkeit und Un- entbehrlichkeit ich für die Ernährung der betreffenden Pflanze einen bestimmten Aufschluss wünsche, eine endgültige Bauart von der Pflanze erhalten ? Da jedoch jeder Ackerboden von vorn herein eine Anzahl von Stoffen wie Thon, Kieselsäure, Phosphorsäure, Kali, Kalk, Eisenoxyd etc. enthält: so liess sich selbstverständlich eine Antwort auf die Frage nach dem Einfluss resp. der Nothwendigkeit dieser Stoffe auf die Pflanzenernährung nicht erwarten. Um jedoch auch diese integrirenden Bestandtheile aller Acker- böden in das Bereich der wissenschaftlichen Betrachtungen ziehen zu können, versuchte man Pflanzen in Boden zu züchten, welchem diese Bestandtheile fehlten und benutzte man dazu Quarzsand, zerschnitte- nen Platindraht etc. Jetzt konnte man das Fehlende zusetzen und 944 bestimmte Fragen an die Pflanze stellen, ohne befürchten zu müssen eine trügerische Antwort zu erhalten. Angeregt endlich durch eine Arbeit, welche Dr. Jul. Sachs zum Zweck des Studiums der Wurzelstellung Ende der 50er Jahre veröf- fentlichte und bei welcher er sich der Wasserkultur bedient hatte, be- trat man die Methode der Wasserkulturen d. h. man liess zum Zweck der Beantwortung der Frage über die Pfianzenernährung Pflanzen in wässerigen Nährstofflösungen vegetiren. Die Methode der Wasserkulturen war an sich nicht neu, denn schon Du Hamel zog 1788 Pflanzen, die er zwischen feuchten Schwänm- men hatte ankeimen lassen, in Wasser (die bekannte Du Hamelsche Eiche war in 6 Jahren in filtrirtem Seinewasser 18° hoch geworden) Hassenfratz, de Saussure, Johnson und Andere stellten in später Zeit Wasserkulturen an, doch W. Knop hat das Verdienst, die Wasserkul- turen zum Zweck der Beantwortung der Frage über die Pflanzener- nährung in die Wissenschaft eingeführt zu haben; nach ihm haben Nobbe, Wolf und andere sich mit dieser Frage beschäftigt und auch neben Knop zum weitsren Ausbau der Methode beigetragen. Die ersten Wasserkuituren gaben höchst ungünstige Resultate, da die Nährstofflösungen zu konzentrirt angewendet wurden; 11/;—1/a pro Mille hat sich endlich nach langen umsichtigen Versuchen als die geeignete Concentration herausgestellt. — Noch ist die Frage, welche die Wasserkulturen vdeantworten sollen, nicht vollständig abgeschlos- sen, was sich aber bis jetzt als unzweifelhaft herausgestellt, ist: dass die Pflanzen Kali, Kalk, Magnesia, Eisenoxyd, Phosphorsäure, Schwe- felsäure und Sticksiolf in der Nährstofflösung absolut vorfinden müs- sen um leben zu können. Die Abwesenheit eines der genannten Stoffe bedingi rusches Absterben derselben. Chlor und Kieselsäure scheinen für die weisten Pflanzen förderlich, für keine absolut noth- wendig zu sein, och ist namentlich die Chlorfrage noch eine offene zu nennen. Mehrere andere Stoffe scheinen für gewisse Pflanzen, wenn nicht absolut nothwendig so doch nützlich wirken zu können. Eine Ver- tretbarkeit des Kalks, der Magnesia und des Eisenoxyds durch andere ähnliche Körper hat sich nicht ergeben, ebensowenig für Schwefel- säure und Phosphorsäure, während das Kali sich zwar bei den Land- pflanzen im Allgemeinen nicht, wohl aber bei Seepflanzen und eini- gen wenigen andern wahrscheinlich ganz oder theilweise durch Natron ersetzen lässt, nicht durch die Salze der übrigen Alkalien. Es hat sich ferner herausgestellt, dass die freien Säuren wie Al- kalien sowie eine grosse Reihe von Mineralsalzen wie organischen Körpern (z. B. Gerbsäuren) geradezu tödtlich auf die Vegetation ein- zelner Pflanzen einwirken, dass andere wie z. B. die Alkalien ohne wesentlich sichtbaren Nuizen für das Wachsthum und Gedeihen der Pflanze, in ihre Organe eintreten, dass wiederum andere ohne Nut- zen oder Schaden in der Nährstofflösung enthalten sein dürfen ohne aufgenommen zu werden. 545 Als geeignet‘ zur Aufnahme in den pflanzlichen Organismus haben sich erwiesen Salpetersäure, Kalk, Salpetersaures Kali, ‚Phos- phorsaures Kali, Phosphorsäure, Eisenoxyd und schwefelsaure Mag- nesia. Nach Knop hatten sich wie ich bestätigen kann als ungünsti- ges Verhältniss herausgestellt 4 Th. Salpetersaurer Kalk 1 „ Salpetersaures Kali 1 saures Phosphors. (KO.2HOPO;,) Kali 1 Schwefels. Magnesia 1 Phosphors, Eisenoxyd } aufgeschwemmt. Der Stickstoff wird hier in Form von Salpetersäure gegeben, doch hat man auch durch Ammoniak und andere künstliche Stickstoffverbindun- gen z. Th. günstige Resultate erzielt. Was den zweiten Theil der eingegangenen Frage, über die Ver- wendbarkeit der Ergebnisse der Wissenschaft für die Praxis anlangt, so ist dieser eigentlich durch das Ebengesagte bereits erledigt. in Lösung Die Wasserkulturen haben gelehrt, dass die Pflanze nur die genannten 7 Stoffe von dem Boden verlangt und erwartet, die Boden- analysen haben nachgewiesen, dass jede Ackerkrume Eisenoxyd und Schwefelsäure in der für die Pfianzenernährung auf lange Zeit aus- reichenden Masse enthält, dass die meisten zur Genüge Kalk- und Masnesiahaltig sind, dass dagegen vielen das zum Pflanzenwachsthum nöthige Quantum an Kali, Phosphorsäure oder Stickstoff, an zweien derselben, oder sogar an allen dreien mangelte. Welcher von den genannten dem Boden gerade fehlt, können vergleichende Düngerver- suche mit Gyps, Kalimagnesia, Phosphaten, Guano etc. in wechseln- der Zusammenstellung etc. ergeben. Die sich anknüpfende Debatte, an der sich insbesondere die Hrn.deBary, A.Schmidt, Teuchert und Witte betheiligten, be- wegte sich hauptsächlich um den Antheil des Eisens an der Er- nährung der Pflanzen. Eine zweite Frage betraf die Schädlichkeit des Rosenpilzes und dessen Beseitigung. Es wurden mehre mit demselben behaftete Rosenzweige vorgelegt und Hr. deBary erläuterte die Entwicklungs- geschichte und den Bau dieses Pilzes, woraus sich als Mittel zu des- sen Beseitigung zunächst nur die gegen alle Pilzbildungen anwend- baren allgemeinen Vorsichtsmassregeln ergeben, ein besonders leicht und bequem anwendbares Mittel aber sei noch nicht ausfindig ge- macht. Anknüpfend an diese Verhandlung legt Hr. Göschke Rosen- zweige vor, welche von einem die Rosen fast vernichtenden Insekt belebt sind. Hr. Taschenberg erkennt dasselbe als die Rosenci- kade, verbreitet sich über deren Entwicklung und Lebensweise und erklärt die bis jetzt für ihre Vertilgung vorgeschlagenen Mittel als erfolglos. 546 Auf Antrag werden die beiden Fragen : Wie beurtheilt die Agriculturchemie die Rübenmüdigkeit des Bodens, und wie wird ihr am leichtesten begegnet? und: Welche Er- fahrungen liegen in Bezug auf Düngung mitKali vor und wie sind die günstigen resp. ungünstigen Erfolge zu er- klären? zusammen behandelt. Herr Teuchert berichtet darüber folgendes: Die Zuckerrübe bedarf zu ihrem guten Gedeihen eines an auf- geschlossenen mineralischen Nährstoffen sehr reichen Bodens und ent- zieht demselben sehr schnell diese Nährstoffe. Bei intensiver Rüben- kultur wird mithin der Fall eintreten, dass die im Boden enthaltenen Nährstoffe nicht mehr in dem Maasse und mit der Schnelligkeit in die für die Pflanzennahrung nothwendige leicht lösliche Form ge- bracht werden, als dies geschehen sollte, noch dazu da die dem Bo- den durch die Rübenkultur entzogenen Nahrungsmittel demselben nicht wieder zu gute kommen, sondern als Melasse und im Rohzucker anderweitige Verwendung finden. Der Boden wird deshalb keine Rü- ben mehr tragen, er ist Rübenmüde. Welche Mittel giebt es dagegen? Der Boden besteht aus der oberen Ackerkrume und dem Untergrund. Durch Pflügen und Düngung bereichern wir nur die obere Acker- krume, da alle Pflanzennährstoffe erfahrungsgemäss vom Boden mit grosser Kraft zurückgehalten werden und nicht in den Untergrund gelangen. Nun ist aber gerade die Rübe eine Pflanze, welche mit ihren Nährwurzeln bis zu grosser Tiefe (10—12 Fuss) in den Boden geht, und dem Untergrunde also die Nahrung entzieht, die diesem auf mechanische Weise nicht wieder zugeführt werden kann. Es sind jedoch andere Mittel bekannt, um auch den Untergrund wieder mit Pflanzennährstoffen zu versorgen. — Einen Hauptbestandtheil der Pflanzenaschen und mithin der Pflanzennahrungsmittel bildet das Kali, dies wird dem Boden also verhältnissmässig in grösserem Maassstabe, als die anderen Nähr- stoffe entzogen, um so mehr, als dasselbe gegenüber den übrigen nur in verhältnissmässig geringerem Grade darin vorhanden ist. Aus- serdem konnte dasselbe bis vor Kurzem nicht auf gleich bequeme und billige Weise dem Boden auf künstlichem Wege wieder zuge- führt werden, als andere Pflanzennährstoffe, wie Phosphorsäure, Stick- stoff etc. Die Stassfurther Kalisalzlager bilden nun jetzt eine uner- schöpfliche Kaliquelle, und man versuchte bald nach deren Erschlies- sung diese Kalisalze für die Landwirthschaft nutzbar zu machen, Man düngte den Boden mit Stassfurter Abraumsalz und — erhielt in den meisten Fällen schlechte Resultate. Diese Abraumsalze bestehen nun hauptsächlich aus Chlornatrium (eirca50°/,) Chlormagnesium (bis zu 25°/,) und Chlorkalium (bis17°),). Erfahrungsgemäss ist nun Chlor- natrium und Chlormagnesium schädlich für die Pflanzen, man stellte deshalb bald Düngsalze dar, welche an Chlorkalium reicher waren 547 und aus denen der grösste Theil des Chlornatriums und Chlormag- nesiums entfernt war. Aber auch diese gaben, bei Rüben wenigstens, nicht den gewünschten Erfolg. Die Ursache davon liegt wieder in der Eigenthümlichkeit des Bodens, alle für die Pflanze tauglichen Nährstoffe zurückzuhalten, und die schädlichen in den Untergrund hinabzulassen. Zu letzteren gehört das Chlor. Da nun die Rüben ihre Nahrung meist aus dem Untergrunde ziehen, so hatte Chlorkalium- Düngung natürlich keine Wirkung. Es ist hier nun aber noch ein anderer Umstand in’s Auge zu fassen. Wie schon erwähnt, werden die vom Boden absorbirten Nahrungsmittel durch reines Wasser nur sehr schwer wieder aufgelöst, dies geschieht jedoch viel leichter durch Salzlösungen, besonders durch Kochsalzlösung. Es wurden nun gerade deshalb Kochsalzhaltige Kalidünger empfohlen zur Verhinderung der Rübenmüdigkeit und zur Bereicherung des Untergrundes an Kali. In- dess das Chlor wirkte für die Rübe doch so nachtheilig, dass man keine sehr glänzenden Resultate erzielte, wenigstens nicht für direc- ten Dung, als Dünger für Vorschrift angewandt, hatte man aller- dings bessere Erfolge. Es wurden nun Dünger dargestellt, welche das Kali als schwefelsaures Salz enthielten mit nur ganz geringem Gehalt an Chlor, und diese gaben sehr gute Resultate, besonders in der schwefelsauren Kali-Magnesia, wie sie in neuester Zeit als Dung- mittel im Handel ist, hat man ein gutes Mittel den Pflanzen Kali in geeigneter Gestalt zuzuführen und was noch wesentlicher ist den Un- tergrund mit Kali in unschädlicher Weise zu bereichern. Redner deutet schliesslich an, dass jeder Oekonom selbst Versuche machen müsse, welches Düngmittel für seinen Acker das geeignetste sei, da ein allgemeines Recept, wie gedüngt werden müsse, bis jetzt noch nicht vorhanden. — Mit diesem Vortrage wurde die erste Sitzung geschlossen und machte der Vorsitzende Hr. A. Schmidt auf die im Saale ausge- stellten Gegenstände aufmerksam, zu deren Betrachtung die bis zum gemeinschaftlichen Mittagsmahle anberaumte Pause geeignet sei. Eine reichhaltige Sammlung von Früchten in sehr naturgetreuen Nachbildungen in Porzellanmasse, eine Anzahl vorzüglich ausgeführ- ter Abbildungen von Blumen und mehre Monstrositäten zumal von Spargelpflanzen ausgestellt vom Gartenbau-Verein. — Hr. Douglas hatte mehre Proben der von ihm dargestellten schwefelsauren Kali- magnesia, eine Düngungstafel für Mineraldüngung und ein schön aus klaren Steinsalz gearbeitetes Modell seiner grossartigen Fabrikanla- gen bei Stassfurt ausgestellt. — Aus der Sammlung der Bürgerschule lag eine Anzahl seltener und z. Th. schöner Zoologischer Gegenstände aus. — Hr. Gründler hatte seine grosse Sammlung angeschliffener Achate, Labradore etc. aufgelegt und seine reichhaltige Sammlung sorgfältig und sauber angefertigter mikroskopischer Präparate pflanz- licher und thierischer Objekte unter einigen aufgestellten Mikroskopen zur Anschauung gebracht. Die Objekte befinden sich in grössern oder kleineren ringförmigen Zellen aus farbiger Gelatine, welche vor- 548 züglichen Schutz und grosse Eleganz gewährt. Die Zellen werden mittelst Locheisen aus den Gelatineplatten ausgeschlagen und mit Canadabalsam oder dergl. auf die Objektträger aufgekittet. Je nach der Dicke der aufzunehmenden Objekte sind schwache oder starke Gelatineplatten gewählt worden, wie solche die Magdeburger Com- mandite von Comte Fils in Paris liefert. Hr. Gründler tritt gern mit andern Mikroskopikern in Tauschverkehr, seine Präparate fanden un- getheilten Beifall. Um 2 Uhr war in der offenen Halle des Gartens die Mittags- tafel gedeckt. Gleich bei Beginn des Mahles wurde der gleichzeitig in Bonn zur Feier des fünfundzwanzigjährigen Bestehens tagenden Generalversammlung des Naturhistorischen Vereines für Rheinland und Westphalen gedacht und derselben ein telegraphischer Gruss gesandt. Unter heitern Trinksprüchen blieb die Gesellschaft bis ge- gen 4 Uhr bei Tische, Um 41/, Uhr wurde die zweite allgemeine Sitzung, zu welcher sich auch viele Damen eingefunden hatten, durch den Vorsitzenden Hrn. A. Schmidt mit der Anmeldung folgender durch den Vor- stand zur Aufnahme angezeigter neuer Mitglieder: E. Suhle, Inspektor aus Weimar. Oskar Cordel, Chemiker in Aschersleben. Hugo Douglas, Fabrikbesitzer in Stassfurt. F. Buschow in Stassfurt, Fabrik-Inspector. F. C. Mehne in Aschersleben, Kunst- u. Handels-Gärtner. A. Pfeiffer in Aschersleben, Posthalter. Mohs, Dr. phil. in Cöthen. G. Bormann, Kämmerer in Aschersleben. Trautewein, Stadtrath in Aschersleben. Dr. Terne in Dürrenberg. Lindau, Lehrer in Schwanebeck. Gründler, Dr. med. in Aschersleben.. Bennewitz, Director der Gasanstalt. Darauf hielt Hr. Schäffer den allgemeinen Vortrag über den Spiegel. Er schildert z. Th. in humoristischer Weise den Gebrauch des Spiegels im Alterthum, Mittelalter und der Gegenwart, erläuterte eingehend die Entstehung der Spiegelbilder an aufgestellten Appara- ten und zahlreichen sehr instruktiven Abbildungen und verbreitet sich mit bekannter Klarheit und Schärfe über die hohe Bedeutung des Spiegels in den Forschungen der Physiker und Astronomen. Die Ver- sammlung folgte mit gespanntester Aufmerksamkeit dem eingehenden und gehaltvollen Vortrage. Nach Schluss dieser Sitzung zerstreute sich die Versammlung, um verschiedene Punkte in der unmittelbaren Umgebung der Stadt zu besuchen, ein kleiner Theil blieb in dem nunmehr vom Publikum sehr belebten Pfeifferschen Garten, in welchem dann auch der Abend wieder unter zahlreicherer Theilnahme in ernster und heitrer Unter- haltung verbracht wurde. Auch führte Hr. Schäffer wieder mehre 549 interessante akustische und optische Experimente, die nur im Dun- keln angestellt werden können, im Versammlungssaale aus. Die dritte Sitzung am 3. Juni wurde abweichend vom Pro- gramm erst um 9 Uhr eröffnet, da starker Regen den Besuch verzö- gerte und gegen den gestrigen Tag auch erheblich verminderte. Hr. Witte erstattete zunächst Bericht über die Revision der Kassenbe- lege und trug nach Erledigung zweier ganz geringfügiger Monita auf Ertheilung der Decharge an, welche bewilligt wurde. Bei der Wahl der Versammlungsorte für die beiden nächstjäh- Jährigen Generalversammlungen wurde von Seiten des Vereinsvor- standes auf einen alljährlich wiederkehrenden erschwerenden Umstand hingewiesen und um Abstellung desselben ersucht. Während nämlich die Herbstversammlung an einem beliebig zu wählenden Tage abge- halten wird, ist die Pfingstversammlung an den Dienstag und Mitwoch nach Pfingsten gebunden. Nun werden aber gerade diese beiden Tage sehr häufig zu kleinen Ausflügen benutzt und dadurch die Theil- nahme an unsern Versammlungen empfindlich beeinträchtigt. Der Vorstand bittet daher um Bevollmächtigung auch für die Pfingstver- sammlung in Gemeinschaft mit den jedesmaligen Geschäftsführern an dem betreffenden Orte die Tage feststellen zu dürfen. Unter Bewil- ligung dieser Vollmacht wurden für 1869 gewählt Naumburg für die zweitägige und Kalbe für die eintägige Generalversammlung. Darauf proklamirte der Vorsitzende Hr. A. Schmidt die in der gestrigen Sitzung zur Aufnahme angemeldeten Mitglieder, näm- lich die Herren: E. Suhle, Inspector aus Weimar. Oskar Cordel, Chemiker in Aschersleben. Hugo Douglas, Fabrikbesitzer in Stassfurt. F. Buschow in Stassfurt,, Fabrik-Inspector. F, C. Mehne in Aschersleben, Kunst- und Handels-Gärtner. A. Pfeiffer in Aschersleben, Posthalter. Mohs, Dr. phil. in Köthen. G. Bormann, Kämmerer in Aschersleben. Trautewein, Stadtrath in Aschersleben. Dr. Terne in Dürrenberg. Lindau, Lehrer in Schwanebeck. Gründler, Dr. med. in Aschersleben. Bennewitz, Director der Gasanstalt. Da auf Anfrage des Vorsitzenden geschäftliche Angelegenheiten nicht mehr zur Besprechung vorlagen: so wurden die gestern abge- brochenen wissenschaftlichen Vorträge fortgesetzt. Herr Schubring erläuterte die neue Mass- undGewichts- ordnung die jetzt dem norddeutschen Reichstage vorliegt, und gab zunächst einige historische Mittheilungen über die erste Einführung des metrischen Systeme in Frankreich. Dass dies System auch jetzt in Deutschland angenommen werde, begrüsste\er mit Fieuden und 550 bedauerte nur, dass neben den bekannten französischen Einheiten noch eine Anzahl Nebenmasse vorgeschlagen seien, welche nicht in das einfache decimale System passen, und welche die alten Namen in neuer Bedeutung erhalten sollen. Die Ruthe zu 5 Meter und das Quint zu 5Gramm könne man sich noch gefallen lassen, weil sie ge- rade die Hälfte von decimalen Einheiten sind, und es bleibe gegen sie nur der Einwand, dass sie den alten Namen, diein verschiedenen Ländern und Zeiten schon sehr verschiedene Bedeutungen hatten, noch eine neue Bedeutung beilegen; ganz und gar verwerflich aber sei die Klafter von 4 Kubikmetern und die Meile von 7500 Metern (=23896 preuss. Fuss), welche nicht einmal ins decimale System passen. Be- sonders sprach sich der Vortragende gegen die neue Meile aus, weil dieselbe als Entfernungsmass ausschliesslich in Anwendung kommen solle, und weil der Name der „deutschen oder geographi- schen Meile“, von denen 15 auf 1° gehen (= 23601 pr. Fuss), sobald nicht verschwinden werde und auf diese Weise der Verwirrung Thor und Thür geöffnet würde. — Der Vortragende hielt es daher für eine Aufgabe des Reichstages diese Bestimmung des Entwurfs zu ändern. Ueber die Gründe, warum für Gold, Silber, Juwelen und Perlen ein besonderes Gewicht eingeführt werden solle, konnte er keine Auskunft geben. Hr. Eichel hält unter Vorlegung der bezüglichen Handstücke einen längern Vortrag über die Pflanzenreste im Muschelkalke bei Schneidlingen. Wenn auch die Mehrzahl derselben wegen ungenü- gender Erhaltung keine sichere systematische Bestimmung und keine eingehende Vergleichung mit andern Fossilresten und den lebenden Pflanzen gestatten: so verdienen sie doch bei der grossen Seltenheit von Pflanzenresten im Muschelkalk überhaupt eine besondere- Auf- merksamkeit und erheischt ihr Vorkommen an dieser Stelle fortge- setzte sorgfältige Forschungen. Redner versuchte mehre der vorge- legten Blattabdrücke zu deuten, am schönsten unter den Resten zeigte sich ein häufiges Coniferenholz mit einfacher Tüpfelreihe der Ge- fässe. Hr. Giebel legt einen Schädel der Hausspitzmaus, So- rex araneus vor und macht auf dessen bisher noch nicht bekannte Ei- genthümlichkeiten aufmerksam. Er zeigt nämlich die nur von den unter Crossopus und Amphisorex, aber bei Crocidura noch nicht beobach- teten beiden eingestochenen Grübchen am Vorderrande der Stirn- beine, denen also keine systematische Bedeutung ferner mehr beige- legt werden darf. Viel wichtiger aber als diese Eigenthümlichkeit ist die Abwesenheit des obern Lückzahnes in beiden Reihen, so dass also die Reihe nur aus 2. 2. 4 Zähnen statt 2. 3. 4 besteht. An Stelle des fehlenden Zahnes ist eine kleine Lücke vorhanden, doch nicht so gross, dass der Zahn darin Platz haben könnte, woraus folgt, dass derselbe schon in der ursprünglichen Anlage des Gebisses fehlte. Bisher glaubte man das Fehlen eines Lückzahnes bei diesen kleinen 551 Insektenfressern überhaupt in Abrede stellen zu können, unser Schä- del beweist, dass auch in dieser Familie dasselbe wie bei den Carni- voren vorkommen kann, Das Ausbleiben dieses dritten Zahnes ist für die Entwicklung des zweiten einflussreich geworden. Derselbe ist nämlich grösser als sonst und nicht breit herzförmig im Quer- schnitt der Kronenbasis, sondern länger als breit, oblong, ohne Buch- tung am Hinterrande. Die dritte Eigenthümlichkeit ist eine starke Asymmetrie im Basalhöcker des Vorderzahnes. Derselbe ist am rech- ten Vorderzahne normal wie in andern Schädeln dieser Art, am lin- ken dagegen erscheint er durch Druck des ersten Lückzahnes bedeu- tend verkürzt und seine Spitze ragt so hoch wie die des folgenden Lückzahnes hervor. Wir dürfen daher dem Grössenverhältniss zwi- schen dem Basalhöcker des Vorderzahnes und der Krone des ersten Lückzahnes keineswegs das unbedingte Vertrauen schenken, welches Blasius in seiner Naturgeschichte der Säugethiere Deutschlands dem- selben beilegt. Im Unterkiefer tritt eine noch auffallendere Asymme- trie hervor. Hier fehlt nämlich der erste Lückzahn der rechten Zahn- reihe ganz, während er in der linken Reihe normal entwickelt ist, nicht einmal eine Lücke an seiner Statt ist vorhanden. Wir haben also in beiden Kiefern zugleich das Ausbleiben eines Lückzahnes. — Dass sich zufälliger Mangel einzelner Lückzähne nicht auf die Spitz- mäuse beschränkt, sondern auch bei dem Maulwurf vorkömmt, dafür legte Redner noch einen Schädel dieses Insektenfressers vor, welchem der rechte zweite obere Lückzahn, im Unterkiefer derselbe Zahn in der linken Reihe fehlt. Wer Gelegenheit hat Duzende von Schädeln unserer kleinen Insektenfresser zu vergleichen, wird ebenso häufig, einzelne Lückzähne vermissen wie bei den Carnivoren. — Herr Taschenberg macht zunächst auf das verschiedene Verhalten der unsern Kulturen schädlichen Insekten aufmerksam. Die Einen, wie die Saft saugenden Blattläuse, Schildläuse und ihre Ver- wandten und die Blätter fressenden Grasspferde, Heuschrecken etc., ernähren sich während ihres ganzen Lebens von den Pflanzen; es sind zugleich diejenigen, welche wie in Lebensweise, so auch in ihrer äussern Erscheinung keine wesentliche Veränderung während ihres Wachsthums eintreten lassen, und denen man daher eine unvoll- kommene Verwandlung zuspricht, im Gegensatz zur vollkom- menen Verwandlung aller weiter zu besprechenden Insekten. Die Andern ernähren sich nur als Larven in einer den Pflanzen schäd- lichen Weise wie Schmetterlinge und Fliegen. Die als Raupen bekannten jener fressen Blühten, werfen mehrere Male die Haut ab und werden zu einer ruhenden, der Nahrung nicht bedürftigen Puppe, aus wel- cher der nurHonig und Thau leckende Schmetterling endlich hervor- kriecht. Ganz ähnlich verhält es sich mit den hier in Betracht kom- menden Fliegen, nur mit dem Unterschiede, dass ihre fuss- und kopf- losen Larven, Maden genannt, sich meist nicht häuten und in der ver- härtenden, etwas einschrumpfenden Haut zu einem ‚„Tonnenpüppchen“ 552 werden. Noch andere Insekten und dahin gehören die Käfer, werden im Larvenstande und dann wieder, nach der Puppenruhe, im voll- kommenen Zustande schädlich. Wespen, Hornissen und vielleicht einige Ameisen endlich können durch ihre Naschhaftigkeit mindestens lästig werden, während sie als Larven und Puppen unsern Kulturen keinen Eintrag thun. Nach diesen einleitenden Vorbemerkungen wur- den unter Vorlegung der betreffenden Thiere einige eingehender be- sprochen, welche durch ihr verborgenes Leben an Garten-Pflanzen meist erst dann ihre Gegenwart verrathen, wenn der Schaden nicht mehr abgewandt werden kann. Unter den Holzfressern (Xylophaga) wurden hervorgehoben die Obstbäume schädigenden Borkenkäfer und zwar der ungleiche Borkenkäfer (Bostrichus dispar) und Pflau- men-Stutzbohrkäfer (Eccöptngaster pruni). Bezugnehmend auf die vom Polytechnischen Verein gestellte Frage: „Wo kommt der Wurm im Holze her und was lässt sich gegen ihn thun?“ wurde bei- läufig auf die verschiedenen Nagekäfer (Anobium) und den Hausbock (Hylotrapes bajulus) als die am meisten in dieser Hinsicht lästigen Insekten hingewiesen und gleichzeitig bemerkt, dass sich kaum etwas gegen sie thun lasse, weil die Eier, an das stehende, wie an bereits geschlagenes Holz im Walde, an letzteres auch in den Lagerräumen gelegt werden, dass rasches Entrinden des zu trocknenden Nutzhol- zes schützen solle und dass solches, welches in der normalen Zeit während der Wıntermonate gefällt worden sei, wohl nie angegangen werde. Im weiteren Fortgange des Vortrags wurde auf die Rüssel- käfer hingewiesen und statt aller die Lebensgeschichte des gefurcht- halsigen Verborgenrüsslers (Ceuthorhynchus suleicollis) er- zählt, welcher die gallenartigen Auswüchse an den verschiedenen Kohl- arten erzeugt; ferner unter den Schmetterlingen des Apfelbaum- Glasflüglers (Sesia myopiformis) gedacht, dessen sechzehnfüssige Raupe im Splint der Apfel-, seltener der Birnbäume bohri; die Ge- genwart wird vorzugsweise durch die zur Hälfte aus der Rinde her- vorsehende Puppenhülse verrathen, welche der in den Morgenstunden (9 Uhr) ausschlüpfende Schmetterling mit sich nahm. Weniger schäd- lich lebt die Raupe der Sesia tipuliformis in den Zweigen der Jo- hannisbeere und die S. hylaeiformis im Wurzelstock und später im Stengel der Himbeeren. Die Spargelfliege Platyparaea poecilop- tera legt ihre Eier zwischen die Schuppen des Spargelkopfes und die ihnen entschlüpfenden Maden bohren im Stengel bis zur Wurzel, ver- anlassen ein krüppelhaftes Wachsthum und Fäulniss von innen nach aussen. Verwandt dieser Art, weil gleichfalls eine Bohrfliege ist die schwarz und gelb gezeichnete Kirschfliege (Trypeta cerasi), welche als Made einzeln in Kirschen, vorzugsweise den späten Süsskirschen haust. Schliesslich wurde noch der für Feld- und Gartenkulturen gleich gefährlichen Raupe der Wintersaateule (Agrotis segetum) und ihrer Lebensgeschichte gedacht. Die praktische Seite der gegebenen Notizen berührend, d. h. die Bekämpfung dieser und anderer Feinde unserer Kultur anlangend, 553 wurden 4 Grundbedingungen hervorgehoben. 1. Kenntniss. vom Le- ben dieser Feinde, 2. Versuche, wie man die kleineren, nicht ables- baren vertilgen oder die Eier legenden Weibchen derselben abhalten können und dass derartige Versuche besonders die Aufgabe der Gärt- ner seien, 3. Allseitige Anwendung eines Vertilgungsmittels. Hieran wurde die Klage über die Lauheit angeknüpft, welche sich jüngst vielfach beim Einsammeln der Maikäfer kund gegeben habe und dass für den Staat es unerlässlich sei, durch die Gesetzgebung hier ener- gisch einzugreifen, wie es meist im alten Griechenland gegen die Heuschreckenplage geschah; bis es aber dahin gekommen sei, müss- ten sich die Vereine, die der Landwirthe und Gärtner der Sache an- nehmen und „Vogelschutz wie Kampf gegen die kleinen Feinde der Landwirthschaft“ auf ihr Banner schreiben! Wegen der bereits sehr vorgerückten Zeit konnten die in der gestrigen Sitzung noch unerledigt gebliebenen, aus der Versammlung aufgestellten Fragen nicht mehr zur Verhandlung gebracht werden und um die Ausführung der beabsichtigten Exkursion nach Stassfurt zu möglichen, schloss der Vorsitzende Hr. A. Schmidt die Versamm- lung mit einem Danke für die Vorträge und die zahlreiche Bethei- ligung. Nach dem gemeinschaftlichen Mittagsessen eilten die etwa 40 anwesenden Mitglieder und Gäste unter heftigem Regen nach dem Bahnhofe und fuhren nach Stassfurt. Hr. Salzwerksdirektor Pinnow daselbst nahm die Versammlung freundlichst auf, arrangirte schnell die zum Einfahren nöthigen Anordnungen und nachdem er noch un- ter Hinweis auf die Karten und Pläne eine erläuternde Uebersicht über den Bau des Salzstockes und die Ablagerung der verschiedenen Salzarten gegeben, wurde eingefahren. Um die unterirdische Wan- derung möglichst bequem und lehrreich für die einzelnen Theilneh- mer auszuführen, wurde die Gesellschaft getheilt und der ersten Gruppe unter Hrn. Pinnows eigener lehrreicher Führung folgten die übri- gen unter andern Führern. Die verschiedenen Strecken des grossar- tigen Abbaues wurden begangen und die interessantesten Punkte der- selben erläutert. Nach der unterirdischen Exkursion wurden auch die verschiedenen Betriebsanlagen über Tage besucht und nach diesen noch die grossartigen Fabrikanlagen zur Darstellung der Kalimagne- siasalze des Hrn. Douglas unter dessen freundlicher Führung. So erhielt die 27. Generalversammlung unter dem freundlichen Entgegenkommen des Gartenbau- und Gewerbevereines in Aschers- leben begonnen und fortgeführt, durch die ganz besonders anerken- nenswerthe Theilnahme des Hrn. Salzwerksdirektors Piunowund des Hrn. Fabrikbesitzers Douglas ihren würdigen Abschluss. ‘Mit den Abendzügen von Stassfurt löste sich die Gesellschaft auf, jeder Tbeil- nehmer wird die genussreich verlebten Tage in dankbarer Erinnerung bewahren. Bd. XXXI, 1868. 37 554 Sıtzung am 10. Juni. Eingegangene Schriften: 1. Achter Bericht des Offenbacher Vereins für Naturkunde. Offen- bach 1867 89, 2. Sitzungsbericht der k. bayrischen Akademie der Wissenschaften zu München II. 4. München 1867 und I. 1 München 1868 8°. 3. Der zoologische Garten IX Nr. 5. Frankfurt a/M. 1858 8°. Vorgelegt wird ein Schreiben des Vorstandes vom Naturwis- senschaftlichen Verein der preuss. Rheinlande in Bonn, welcher freund- lich dankt für den telegraphischen Gruss der Ascherslebener Gene- ralversammiung. Hr.Gründler in Aschersleben sendet ein sauber angefertigtes Präparat von mikroskopischen stumpfen Rhomboedern kohlensauren Kalkes ein, welche Hr. A. Schmidt daselbst in einer innern Kopf- blase der Achatina lubriea nur einmal gefunden hat und deren ana- tomische und physiologische Bedeutung er nicht zu geben im Stande ist. Ferner übermittelt Hr. Gründler einen schönen Trematosau- russchädel aus dem bunten Sandstein von Bernburg für die Vereins- sammlung. Eben dieser Sammlung übergiebt Herr Schubring einige Handstücke von Sylvin und Kainit aus Stassfurt, nebst Grünstein mit Axinit und Asbest von Treseburg. Weiter legt Herr Giebel in der Euplectella aspergillum einen höchst interessanten und seltenen Schwamm von den Philippinen vor, welcher für das hiesige zoologische Museum erworben worden ist. Sodann verbreitet sich Herr Drenkmann ausführlicher über die Verarbeitung der Kalisalze in Stassfurt, Herr Sehubring theilt mit, dass im Mechanics Magazine eine neue Eismaschine beschrieben sei, in der die Kälte zwar auch durch Verdunstung erzeugt werde, aber nicht durch Verdunstung von Am- moniak oder Aether, wie bei der Carree’schen, sondern durch die des Wassers selbst, indem dasselbe in einem luftverdünnten Raum ge- bracht wird. Sitzung am 17. Juni. Eingegangene Schriften: 1. Koch, Prof. Dr., Wochenschrift für Gärtnerei und Pflanzenkunde etc. 1868 Nr. 18—22. Berlin 1868. 40, 2. Sitzungsberichte der Gesellschaft zur Beförderung der gesammten Naturwissenschaften in Marburg. Marburg 1867. 8°. 3. Vargasia, Bulletin de la Soc. de ciencias fisicas y naturales de Ca- racas Nr. 1—3. Caracas 1868 89. 590 Zur Aufnahme angemeldet wird: Herr Dr. Karl Kosack, Oberlehrer am Gymnasium zu Nordhausen durch die Herren Fischer in Pösneck, Giebel u. Siewert. Herr Siewert verbreitet sich über einen Artikel aus der Köl- nischen Zeitung (Nr. 154. Zweites Blatt), welchen v. Liebig als Vertheidiger des Fleischextraktes gegen die Angriffe des Prof. Vo- gel in Stuttgart veröffentlicht. Nachdem Liebig die Bedeutung des Fleischextraktes als Genussmittel erörtert und der Fleischbrühe eine ähnliche Wirkung wie dem Kaffee, Thee und einigen anderen bei uns zu Lande nicht gekannten Getränken zugeschrieben hat, geht er zur Beurtheilung des Fleischextractes als Nahrungsmittel über. Die beim Kochen feingehackten Fleischtheile mit Wasser in der Brühe also auch in dem eingedickten Fleischextract enthaltenen Extractivstoffe verleihen der Brühe ihren Geschmack und ihre Wirkungen, der nicht lösliche Rückstand bildet die sogenannten Albuminate und hat so we- nig Nährwerth für sich allein, wie jene Extractivstoffe Vielmehr müssen beide zusammen sein, weil die letzteren Bestandtheile ent- halten, welche die Albuminate ernährungsfähig machen. Alle Zube- reitungen in der Küche nun bewegen sich um die Herstellung und Erhaltung des richtigen Verhältnisses aller dieser Bedingungen einer richtigen Ernährung, und die Saucen und Zuthaten des erfahrenen Kochs haben keinen andern Zweck, als Ersatz der Stoffe, die er dem Fleische und den Fleischspeisen bei ihrer Zubereitung entzogen hat; der Geschmack ist hierbei der Wächter der Gesundheit, der uns sagt, ob das Rechte getroffen sei oder nicht. Bei Vergleichung des gewöhnlichen Fleisches und Brodes oder Mehls in Hinsicht auf ihre Hauptbestandtheile ergeben sich: für Mehl: Albuminate, Stärkemehl, Phosphate, für Fleisch: Albuminate, Fette, Phosphate, Extractivstoffe. Stärkmehl und Phosphate spielen nun im Brode dieselbe Rolle im Ernährungsprocesse, wie Fett und Phosphate im Fleische und dieses letztere hat somit die Extractivstoffe (12°), der trocknen Muskelsubstanz) voraus, denen die eigenthümlichen Wirkun- gen des Fleisches im Vergleich mit der vegetabilischen Nahrung zu- geschrieben werden müssen. Diese Extractivstoffe, welche im Fleisch- extrakt enthalten sind, aus den überflüssigen Fleischvorräthen Süd- amerikas der europäischen Bevölkerung zugänglich zu machen, da es nicht möglich ist, das ganze Fleisch herbeizuschaffen, bezeichnet v, Liebig als eine Aufgabe, welche er sich seit 20 Jahren gestellt habe und knüpft daran eine Berechnung, nach welcher die übrigen Nähr- stoffe Stärkemehl und Phosphate aus den Vegetabilien für uns viel billiger zu beschaffen sind als aus dem Fleisch. Die Berechnung stellt sich folgendermaassen heraus: 100 Pfd. Fleisch in einer Wirthschaft verbraucht würde kosten & 5 Sgr. = 16 Thlr. 20 Sgr. und enthalten im Durchschnitt: 556 21,5 Pfd. Knochen (frisch) & 5 Pfd. = — Thlr. 9 Sgr. 85 „ Fett a 8 Sgr. N... 3 „ Zellgewebe (feucht)a2Sgr. = — „ Guns; 50,9 Pfg. Wasser 2,2 Pfd. Fleischex- 67 „ . Fleisch‘ tract & 3°), Thl. = 8 „ 1 „ 13,9 Pfd. Albumi- nate, welche sich berechnen auf 5... 16, ., 16 Thlr. 20 Sgr. Hiernach bezahlen wir 1 Pfd. Fleischalbuminate mit mehr als 11 Sgr, Einen diesen gleichwerthigen Stoff enthalten aber in dem sogenannten Kleber die Cerealien und wie folgende Rechnung ergiebt weit billiger: 100 Pfdd. Weizenmehl Nr. 1. kosten im Mittel 7 Thlr., sie enthalten an Wasser, Asche, Zellulose 18 Pfd. Stärkemehl 68,5 Pfd. a 3 Sgr. = 6 Thlr. 25 Sgr. Albuminate 13,5 Pfd. die sich berechnen auf — „ BUS, 7 Thlr. — Sgr. Hieraus folgt also, dass wir für 13 Pfd. Albuminate im Weizenmehl ‚nicht mehr bezahlen als für t/, Pfd. Albuminat im Fleische. Wir be- zahlen somit im theuren Fleische hauptsächlich die Extractivstoffe, setzen wir diesen den billigen vegetabilischen Albuminaten zu, so errei- chen wir dieselben Wirkungen auf den Körper, wie durch Fleischspeisen und darum hat der Fleischextrakt, den wir aus Amerika erhalten, eine so hohe ökonomische Bedeutung. Sodann berichtet Herr Köhler die neuesten Untersuchungen von Fraser und Braun über die von denjenigen der ursprünglichen Alkaloide abweichenden Wirkungsweise des Strychnin-, Codein- und Thebain - Methyl- Jodner’s. Weiter theilt Herr Schubring aus Poggendorffs Annalen (Bd. 133p.249— 351) eine Reihe von Versionen über den Ursprung des Wor- tes „Theodolit“ mit 1. ge« (das Anschauen), ödos (Weg) Aı$os (Stein), von den pyramidalen Steinpostamenten, die man als Unterlage ge- brauchte und noch gebraucht, 2) $s«w (sehen) ‚und doAryos (lang), 3) Heaw, dnAos (deutlich) und izos (gerade aus). A. Aus dem Engli- schen. Das Wort kommt zuerst bei Digger (1571—1591) und zwar als Adjectiv vor: the theodelited circle bezeichnet einen getheilten Kreis mit Dioptera statt des jetzigen Fernrohres; ein solches Instru- ment heisst arabisch: „Alhidada“, auch Alddade und W. Bourne (1578) nennt dasselbe Instrument the athelidated eircle. Es scheint also ein Zusammenhang des Wortes Theodolith mit jenem arabischen zu existiren. 5) Von Jeaouaı (znv) 0dov OAnv (Twv dorowv) (Ich sehe den ganzen Weg der Gestirne), was der Theodolith im Gegensätze zum blosen Höhen- oder Azimuthalkreise möglich macht. Ebenderselbe lenkt überdies die Aufmerksamkeit auf einen Auf- satz im Auslande: Neues physiologisches Alphabet von Bell, 597 Ferner theilt Herr Schubring mit, dass die neue Mass- und Gewichtsordnung im Wesentlichen nach den von ihm schon vor 8 Ta- gen besprochenen Verbesserungsvorschlägen der Commission ange- nommen sei. Nur die Wiederaufnahme des Artikels 4, der eine Meile von 7500 Metern — 23896 Fuss preussisch einführt, sei zu bedauern, erstens weil diese Meile, die doch fortan als deutsche Meile bezeich- net werden würde, gewiss Verwechselung hervorrufen werde mit der alten deutschen oder geographischen Meile, von denen 15 auf 1° des Aequators gehen, dieselbe beträgt aber nur 23601,6 Fuss preussisch — 7410,3 Meter. Da nun die preussische oder Postmeile 24000 Fuss preussisch = 7532,5 Meter beträgt, so liegt die neue Meile gerade in der Mitte zwischen den bei uns hauptsächlich gebrauchten Meilen, ohne mit einer derselben genau übereinzustimmen. Wenn man aber, um die Meile dem metrischen System anzupassen, dieselbe einmal verändern musste, so hätte man dabei die andere Unbequemlichkeit, die sie darbietet, vermeiden können, nämlich die, dass sie nicht ins decimale System passt. Eine Meile von 10000 Metern, gleich dem französischen Myriameter, wäre in dieser Beziehung viel practischer gewesen und würde namentlich beim Flächenmass die unbequemen Reductionen mit 7500 x 7500 = 56250000 (so viel Quadratmeter ent- hält die neue Meile) überflüssig machen. Herr Siewert führt an, dass nach seinen Berechnungen in den Venen eines Menschen 5 Millionen Blutkörperchen enthalten seien, welche, neben einander gelegt, einen Flächenraum von 13,5 Morgen einnehmen würden. Schliesslich legt Herr Teuchert einige von ihm angefertigte chemische Präparate vor und zwar zunächst Salze der Platin -Blau- säure, die stark fluoresciren und alle ein ungemein zierliches Ansehen haben rücksichtlich der Krystallformen wie der Farbe; letztere hängt vom Wassergehalte ab und verwandelt sich bei allen in Weiss, wenn das Wasser fehlt. Eine zweite Reihe bestand in den schön phospho- rescirenden Präparaten, die für einige Freunde in derselben Weise bereitet worden waren, wie die in einer der letzten Sitzungen bereits vorgelegten. Sitzung am 24. Juni. Eingegangene Schriften: 1. Buvry Dr., Zeitschrift für Akklimatisation VI. Nr. 1—3. Berlin 1868. 8°, 2. Noll, Dr., Der zoologische Garten IX, 6. Frankfurt a/M. 1868 8°. 3. -Monatsbericht der k. preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Januar, Februar, März, Berlin 1868 8°. 4. Maly, Dr., Flora von Steiermark. Wien 1868. 8°. 6. Schmidt, Adolf, System der europäischen Clausilien und ih- rer nächsten Verwandten. Cassel 1868. 8%. Geschenk des Herrn Verfassers. 598 1. Rabenhorst, Dr., Flora europaea Algarum aquae duleis et sub- marinae Sect. III. plagulae L—_XX, XXI—XXIX. Lipsiae 1868, 8% 8, Arend Dr., Lehrbuch der anorganischen Chemie. Lpz. 1868 8°, 9, Spiller, die Einheit der Naturkräfte. Berlin 1868. 8°, 10. Wichelhaus, H., Ueber die Lebensbedingungen der Pflanzen. Berlin 1868. 8°, 11. Baldamus Dr., Schützet die Vögel. Bielefeld u. Leipzig 1868 16°. Geschenk des Herrn Verfassers. 12. Taschenberg, Dr., Illustrirtes Thierleben 11. Lief. Hildburg- hausen 1868 80, Das Maiheft der Vereinszeitschrift liegt zu Vertheilung vor. Als neues Mitglied wird proclamirt: Herr Dr. Karl Kosack, Oberlehrer am Gymnasium zu Nordhausen. Der Vorsitzende, Herr Giebel leitet das 21. Jahr der Ver- einsthätigkeit mit der Trauernachricht ein, dass der Verein in Herrn Prof. Schaller, der am 21. an einer Lungenentzündung gestorben sei, eines seiner ältesten Mitglieder verloren habe. Sodann legt derselbe eine von Herrn Dr. Petermann einge- gangene Einladung zur Unterstützung der „deutschen Nordpolexpe- dition vor, sowie einen Katalog Tyroler und Vorarlberger Pflanzen, welche als Herbarien zu billigem Preise zu haben sind. Zuletzt macht derselbe den bedeutsamen Inhalt der unter Nr. 6 aufgeführten Arbeit unseres Vereinsmitgliedes Herrn A. Schmidt in Aschersleben über die Clausilien aufmerksam. Diese Arbeit bringt die allgemeinen Resultate der langjährigen Detailforschungen, welche Hr. Schmidtin seinenkritischen Grup- pen der europäischen Clausilien zu veröffentlichen begonnen hatte und zu unterbrechen genöthigt war. Sie stützt sich auf ein 80 reiches Material eigener und fremder Sammlungen , wie es noch kei- nem Bearbeiter dieser schwierigen Gattung zu Gebote gestanden hat und verfolgt durch strenge Berücksichtigung auch der anatomischen Verhältnisse eine zu ungleich sicheren Resultaten führende Richtung als die blos testaceologische. Hr. Schmidt ordnet, nachdem er seine Grundsätze dargelegt, die europäischen Clausilien mit ihren nächsten Verwandten in sechs einen Ring bildende Hauptfelder und schildert dieselben im einzelnen sehr eingehend. Das erste Feld beginnt mit dem Formenkreise von Clausilia orthostoma, nimmt den von Cl, Bielzi, die Baleoclausilien, den Kreis von Cl. plumbea und von Parreyssi auf und erhält in Cl. laminata mit ihren zahlreichen Verwandten die typische Entwicklung. Cl. Frauenfeldi und dacica führen zum zweiten Haupt- felde hinüber. Dieses gliedert sich in 2 Abtheilungen, deren erste mit Cl. septemplicata und deren 6 Verwandten beginnt, dann Cl. gib- bula, den ganzen Formenkreis von Cl. stigmatica, von Cl.itala und Cl. Stenzi, auch den von Cl. conspurcata, von Cl. substricta, Cl. binotata, Cl. laevissima, Cl. cattaroensis, Cl. robusta und Cl. semirugata um- fasst, während die zweite von den Gruppen der Cl. dalmatina, Cl. macarana, Cl. grisea, Cl. modesta, Cl. coerulea, Cl. exarata und den 559 syrischen Clausilien gebildet wird. Das dritte Hauptfeld füllen die Formenkreise der Cl. solida, Cl. leucostigma und Cl. syracusana, das vierte, Cl. filograna, Cl. brunnea, Cl. caucasica, Cl. Pikermiana, Cl. bicarinata und Cl. foveicollis. Das fünfte Hauptfeld eröffnet Cl. olym- pica und entwickelt sich vielgestaltig in den Formenkreisen der Cl. maderensis, Cl. ventricosa, Cl. plicatula, Cl. myosa, Cl. vetusta, Cl. rugicollis, Cl. varnensis, Cl. plicatula, Cl. moesta, Cl. hetaera, Cl. elata, Cl. fallax. Das sechste Hauptfeld gliedert sich wiederum in zwei Reihen, deren eine Ci. tenuilabris charakterisirt die Kreise der Cl. succineata und Cl. diodon umfasst, die zweite durch Cl. litotes, quadriplicata, subtilis, strumosa, Schwarzenbachi und galeata gebil- det wird und durch den Formenkreis von Cl. detersa wieder zum er- sten Hauptfelde als dem Ausgangspunkte zurückführt. Die verwandt- schaftlichen Beziehungen all dieser grossen und kleinen Gruppen sind auf scharfe und umfassende Beobachtungen gestützt, allseitig darge- legt und dadurch eine so tiefe Einsicht in die scheinbar verworrene Gestaltenfülle gewonnen, wie wir sie noch von keiner andern einhei- mischen grossen Molluskengattung besitzen. Die Arbeit wird daher von den Sammlern sowohl wie von den Zoologen freudig entgegen genommen werden. Herr Köhler an die von ihm früher besprochene Myelin- frage erinnernd, theilt mit, dass seine Untersuchungen über diesen genstand von dem englischen Anatomen Rainey bestätigt werden und dass die sog. Myelinfiguren unter gewissen Umständen auch an un- organischen Körpern entstehen. Rainey erzeugte sie, indem er Chlor- baryumkrystalle in eine Glaubersalzlösung brachte und wies nach, dass, die durch die allmälige Auflösung jener entschieden verstrickten Figuren feine Röhrchen seien, welche sich durch zugebrachtes Gummi gutti im Innern gelb färbten. Herr Teuchert bemerkte hierzu dass die früher von ihm experimentirten dendritischen Gebilde (Bd. XXX p. 420), welche Metallsalze in Wasserglaslösung gaben, ihrem Wesen nach nichts anderes sein dürften, als die Erscheinung der sogenann- ten Myelinfiguren, Anzeigen. Die deutsche Nordpol-Expedition. Die von Dr. A. Petermann in Gotha angeregte erste deutsche Nordpolexpedition ist durch freiwillige Beiträge ins Leben getreten, aber zu ihrer erfolgreichen Durchführung sind noch weitere Geldmittel erforderlich und werden alle, welche sich für dieses nationale allseitig sehr wichtige Unternehmen interessiren, ersucht dieses Interesse durch Einsendung von Geldbeiträgen an Dr. Petermann zu bethätigen. Die von demselben herausgegebenen geographischen Mittheilungen bringen die Quittungen über die eingegangenen Beiträge und die Berichte über den Fortgang der Expedition. Herbarium. Eine in den Bergen und Thälern Vorarlbergs und Tyrols gesammelte schöne Collection von etwa elfhundert Pflanzen ist billig zu verkaufen. Nähere Auskunft und auch den Katalog ertheilt auf frankirte Anfragen die Redaction dieser Zeitschrift. Eiersammlung. Eine aus c. 1500 Stück bestehende Eiersammlung — gut erhaltene, in der Axe angebohrte Exemplare — ist zu einem angemessenen billigen Preise zu verkaufen. Nähere Auskunft ertheilt Herr G. Richter, Dessau, Gasanstalt. UNANANNNNNNNNDNNND Beobachtungen der meteorologischen St PARFSNN LM En Zoolosy a. 1 Li N 23653 Mai1868. MAR 11 1942 N LIBRARY Im Mai 1868 war im Vergleich zum 10jährigen Mittel: der mittlere Barometerstand 1“‘,57 zu hoch (1851—1860 : 333‘,53), der höchste „a 0‘,83 zu hoch (1851/., im Mittel: 337‘,33), der tiefste fr 4'“,38 zu hoch (18°!/go im Mittel: 328°‘,19). Die grösste Schwankung im ganzen Monat beträgt 5°‘,59, (1851—1860 im Mittel : 7',14), innerhalb 24 Stunden aber — 3,71 (am 2/3 Abends 10 Uhr). Die mittlere Lufttemperatur war 40,23 zu hoch (18°1/go: 109,08,), die höchste Luftwärme war 4°%,1 zu hoch (18°!/eo im Mittel 209,7.), die niedrigste Luftwärme war 09,9 zu hoch (18°!/g, im Mittel 29,5,) Die grösste Schwankung im ganzen Monat beträgt 219,4, (1851—1860 im Mittel 180,2), innerhalb 24 Stunden aber — 80,3 (am ?/; Mittags 2 Uhr), _ innerhalb 8 Stunden endlich + 100,8 (am 3. von Mg. 6. — Mttg. 2 U.) Die mittleren Temperaturen der einzelnen Pentaden sind folgende: STLOMER 1868 1851-1864 Differenz Grade nach Reaumur. 1. Mai — 5. Mai: 10,86 1,32 + 3,54 6. in... 10.1, 10,54 8,36 + 2,18 Dal, BR 75. 108 14,76 10,27 + 4,49 16.'.,, 0 20,10, 15,60 11,25 + 4,35 a 0 a Ihe 15,90 11,60 + 4,30 20% ‚80 30,16% 16,70 11,66 + 5,04 Die Temperatur stieg auf 20° und darüber a) überhaupt an 13 Tagen b) im Mittel an 0 Tagen. So weit mir die hiesigen Beobachtungen bekannt sind (von 1851 bis jetzt) giebt es nur einen Mai der den diessjährigen an Wärme übertrifft, nämlich der des Jahres 1865, dessen mittlere Temperatur 140,44 war : also 00,13 höher als der jetzige. In Leipzig ist nach einer längeren Beobachtungsreihe nur der Mai 1833 wärmer, nämlich 09,47, während er 1865 dort nm 0°,37 kälter als der diessjährige (13,89) war. Der mittlere Dunstdruck war 0’,78 zu hoch (1851/go : 3''‘,36), die mittlere relative Feuchtigkeit aber 60), zu gering, (18°%/go: 79,300). Die Menge des Niederschlags war 255,6 Cub.-Z. zu gering, denn im Mittel von 18°!/go giebt es 314,8 C.-Z. Niederschlag und zwar als Regen (durchschnittlich an 14 Tagen). Die mittlere Himmels-Ansicht war so heiter, wie sie fast noch nicht als monatliches Mittel der Himmelsansicht sich ergeben hat, nur der October 1866 übertrifft den diessjährigen Mai; im Mittel der Jahre 1851—1860 war der Mai-Monat wolkig (b). Die mittlere Windrichtung lag fast genau in NO, während sie im Mittel der zehn Jahre 1851 — 1860 zwischen NW und NNW, (N — 31020‘ — W) liegt. Von electrischen Erscheinungen sind in diesem Monat hier in Halle durchschnittlich jährlich vier (genau 4,1) Gewitter, und (0,9 also ungefähr) ein Wetterleuchten beobachtet. Schubriny. S Station zu Mai 1868. Beobachter: Herı N Lan tdruck Dunstdruck “Relative, Luft - & auf 0° redueirt. in Pariser Li Feuchtigkeit nG 3 300 Pariser Lmien+ aa a Ne in Procenten. in Graden S [v. 6 |M. 2.|A.10 |Mitt |V.6.]M.2JA10jMir | V.6] M.2]A.10]Mit | v. 6.|M. 2.| 1 |35,78|36,71137,79 |36,76]2,77 |3,74|3,8113,44| 74 | 92] | 5| 72| sı 2 137,22)37,0636,67 |36,98|3,68 13,55) 3,7113,65| 85 | 52 | 83 | 73 | 8,9| 14,6 3 135,94134,08/32,76.|34,26]3,31 14,40|4,86 4,19| 78 | 44 | s3 | 68 | 8,6| 19,4 4 132,58|32,82/34,59133,33]4,42 |4,34 2,67 13,81] 71 | 45 | 571 58 | 13,3| 19,1 5 436,02]35,96 36,14136,04[2,63 |1,73)2,212,19| 79 | 34 | 61 | 58 | 5,8| 10,8 6 [37,01/36,92136,68 |36,87|2,10 11,64|1,661,80| 78 | 39 | 52 | 56 | 34| 85 7 135,96134,75|34,40 35,04|2,26 1,84|2,20 2,10 7 32. ,..57. 1.54 | 48| 124 8 [34,40[33,9334,02|34,12[2,411,90|2,5312,28| 64 | 27 | 55 | 49 | 7,2| 15,0 9 134,30/34,71133,6234,21[2,75 |3,48| 3,85 3,36| 68 | 39 | 72 | 60 | 8,0| 18,0 10 [33,48|33,10|33,06 |33,21|4,27 15,06 5,2814,87| 80 | 46 | 76 | 67 | 11,5| 20,8 11. |33,37|32,76133,31 [33,15|5,32 4,68|5,0615,02| 82 | 40 | 78 | 67 | ı13,8| 21,7 12 133,60 33,54/34,51|33,88[5,09 4,46] 3,7414,43| 87 | 40 | 58 | 62 | 12,6| 21,0 13 135,58|35,74|36,85 36,06|3,25 |3,10/4,5113,62| 67 | 33 | s6 | 62 | 10,2| 18,5 14 |37,83/38,00/38,16|38,00]4,42 |3,46|4,0113,96| 89 | 44 | 69 | 67 | 10,6| 16,2 15 488,15/37,19)36,53|37,29J4,32 |2,69|3,28]3,43] 82 | 27 | a8 | 52 | 11,3| 19,5 16 |36,13134,83|34,58 |35,18|3,89 12,54|4,0313,49| 70 | 22 | 58 | 50 | 12,0| 21,4 17 |34,83|34,50[34,99|34,77[3,72 2,93/4,62/3,76| 56 | 26 | 651] 49 | 14,1| 212 18 136,37136,47|37,18|36,67|4,32 14,14|3,05/3,84| 82 | 45 | 48 | 58 | 11,3] 18,4 19 137,61137,00|36,63 |37,08|4,16 12,20) 3,6713,34| 76 | 22 | 57] 52 | 11,8) 19,6 20 136,46135,23133,64 35,11[4,10 13,03|3,6413,59| 73 | 27 | 55] 52 | 12,0| 20,€ 21 |33,82|32,78|32,65 133,08|4,04 12,64 5,5114,06| 71 | 21 | 66 | 53 | 12,2] 22,8 22 |33,43133,5633,53 33,51j4,23 |4,89|3,7014,27| 78 | 64 | 71 | 71 | 11,6) 15,9 23 |33,17/32,57| 32,66 |32,80]3,35 3,64|4,8814,12| 82 | 35 | 68 | 62 | 9,8) 20,C 24 |33,2933,72)33,82|33,6115,26 |5,00|5,0515,10| 77 | 53 | 68 | 66 | 14,51 18,8 25 [32,73/34,00|34,16 |33,63[5,85 |4,51/6,12/5,49| .78 | 35 | 86 | 66 | 15,7) 23,C 26 [35,38|35,65/35,66 [35,56[6,54 5,77/6,26/6,19| 84 | 47 | 70 | 67 | 16,2| 22,4 27 |35,76|35,53|36,52|35,94[7,45 6,85|5,57/6,62| 85 | 54 | 71 | 70 | 17,8] 22€ 28 |37,60|37,17|37,14|37,30|4,65 5,16|5,8515,22] 77 | 54 | 83 | 71 | 13,0) 18,8 29. 136,80|35,92|35,32 |36,01|6,07 |3,92)4,44.4,81| 86 | 37 | 64 | 62 | 15,0| 20,1 30 |34,4833,35133,82|33,88[6,04 |5,96| 6,43 6,14| 88 | 40 | 84 | 71 | 14,6) 24,8 31 |34,5434,91|34,74|34,73]5,97 |6,36|5,9116,08| 79 | 65 | 80 | 75 | 15,8) 19, Mitı. |35,28|34,98|35,0435,10]4,29|3,86|4,26|4,14177,42| 41,32]68,32 |62,35] 11,44] 18,5 Max. 38,16 |38,00]7,45 6,62 92 85 34,8 Min. 32,57 32,80 11,64 1,80 22 49 | 3,4 Druck der trocknen Luft: 27 6,96 = 330',96. Niederschläge. | Tage. | Menge auf 1 Q.-Fuss. | Höhe. Regen 7 | 57,2 Cub.-Zoll 4,766 I Hagel 1 2,0 ge 0,166 ,, Summe 8 | 59,2 3 4,93 # Electrische Erscheinungen: 6 Gewitter am 11, 21, 25, 26, 27, 30. — 1 Wetterleuchten am 10. Abends. nun Halle a. d. S. T Mech. Kleemann. Mai 1868. — ; Is- ! 2 Wärme. an Niederschläge, I (Reaumur) Windesrichtung. Bewölk. in |> gemessen tägl. um En en. Zehnteln. 2 Uhr Nachm. mstr.Engelhardt A. 10] Mit.| V. 6. | M. 2 ]A.10 |V |MjA |Ml Art u. Zeit. |CuhZ | F._| Z. Ko ur z 87) sol w |wNnw|NnWw | 5/10 92| 109 | SW ıWNW| N 12,6 13,5 | SO | SSO |0SO 98, 141 | NW |wWSw| N 1 6,7 78| NW |NNW| NO 531 5,7|NNO|NNW| NO 7,51 8,2 | ONO (0) NO 9,71 106 |NNO | NO | NO 11,5! 12,5 JONO | NO 14,7| 15,7 | © 0O |ONO 13,9] 16,5 INNW| O | NO 13,8035,5,, NO | 077) .NO 11,2) 13,3 | ONO O INNO 12,51 131 INNW| NW |NNWII 14,5 15,1 | NW | OSO | ONO = 0 0 0 6| 2]Rr Ncht20-21| 0,7 2 7 9 8 T Ab. 10 . Ab. 20,1 3 t Nachm. | 9,7 2,0 MINI WIM IND WDR RAD DAOASS [u - 1 DT DUAL! AUPDOOOSO —rS9S Sr eDdprHn—- 9| SIR. Ncht. 57 sol w |IwnwiNnw [sliol olsi@.NchusLh| o|r | nm 1;j; 9,0 0) 4 nl. Ab. 18 0| 0 3/1 00 0) 0 22) 01 0 01 0 2| 1] Wetterleuchten 7| AIR. 7 Ab. ZN DI a 0| 3 0| 0 0/1 2 2 0 0 2 6 5 8 7 5 2 4 0 1 4 2 14,9| 15,6 N NO | NNO 0 ' 14,6) 16,6 | NW | ONO | ONO 1 16,0| 18,5 | NO | OSO | NW 2) ı[R. + Ab. 15,51 168 | NW | NW | NO 10 13,2 12,97) 14,31] Mittl. Windrichtung | 2| 2] 3] 2] R= Regen. 6 0,0 199 | Nd(asos1’28“)0 | —- H = Hagel. ae 5,7 ıNW.z.W.) 1 = Gewitter. 5 Windrichtungen. Himmelsansicht. 5 mal N 5 mal S bedeckt (10.) Tage: 0 4 „ NNO| 0 „SSW trübe (9. 8.) ” 2 18 „ NO 3 „ SW wolkig (7. 6) . p) 8 „ ONO| ı „ WSW ziemlich heiter (5. 4) „6 12: 00 IE. WW. heiter (3. 2. 1.) ed 5 „ OSO| 3 „WNW völlig heiter (0) » 9 3 500802. 1127 NW durchschnittlich: 6 „ SSON BE SENNW heiter (2). Luvseite des Horizonts: NW...OSO (61—32); (aber N=S; NNW < SSO.) REDET TE V Beobachtungen der meteorologischen Station zu Halle. Juni 18868. Im Juni 1868 war im Vergleich zum 10jährigen Mittel: der mittlere Barometerstand 1,83 zu hoch (1851—1860 : 333',87), der höchste a 0',68 zu hoch (185!/go im Mittel: 337,18), der tiefste 2; 2',24 zu hoch (18°!/, im Mittel: 330°,02). Die grösste Schwankung im ganzen Monat beträgt 5''',60, (1851—1860 im Mittel : 7,16), innerhalb 24 Stunden aber + 3',79 (am °/s; Morgens 6 Uhr). Die mittlere Lufttemperatur war 2°,13 zu hoch (18°!/go: 129,58,), die höchste Luftwärme war 30,0 zu hoch (185!/,, im Mittel 239,0), die niedrigste Luftwärme war 09,8 zu hoch (185!/.o im Mittel 79,4,) Die grösste Schwankung im ganzen Monat beträgt 17,8, (1851—1860 im Mittel 150,6), innerhalb 24 Stunden aber +1°,2 (am ?/, Mittags 2 Uhr), innerhalb 8 Stunden endlich + 99,9 (am 22. von Mg. 6. — Mttg. 2 U.) (Am 4. war es Mittags 2 Uhr 0,%4 kälter als Morg. 6 Uhr.) Die mittleren Temperaturen der einzelnen Pentaden sind folgende: 1868 1851—1864 Differenz Grade nach Reaumur. 31. Mai — 4, Juni: 14,04 13,12 + 0,92 5. Juni — 9. „ 13,14 14,28 — 1,14 10.02, 1, Een d 12,86 14,23 — 1,37 15.0, 8 1R0 8 16,14 13,39 * + 2,75 20a 2a N 18,28 13,70 + 4,58 25. „ —29. „ 14,80 14,14 + 0,66 Die Temperatur stieg auf 20° und darüber a) überhaupt an 8 Tagen, b) im Mittel an 1 Tage (am 22.). Der mittlere Dunstdruck war 0,18 zu hoch (1851/go : 4,44), die mittlere relative Feuchtigkeit aber 1,6%), zu gering, (185!/so:69,60/o). Die Menge des Niederschlags war 28,6 Cub.-Z. zu gross, denn im Mittel von 1851/,, giebt es 389,2 C.-Z. Regen, welcher sich im Mit- tel auf 12—13 Tage vertheilt. Die mittlere Himmels-Ansicht war ziemlich heiter, während sie sonst in diesem Monat wolkig zu sein pflegt, die Zahl der wolken- leeren Tage ist verhältnissmässig gross. Die mittlere Windrichtung war ungefähr NNW, während sie im Mittel der zehn Jahre 1851 — 1860 in diesem Monat fast genau NW (N — 44°37’— W) war. Von electrischen Erscheinungen sind in diesem Monat hier in Halle durchschnittlich 5—6 (genau 5,6) Gewitter, und 1—2 (1,6) mal Wetterleuchten beobachtet. Schubring. W Station zu | Juni 1868. Beobachter: Herr | Lufidruck Dunsidruel: Relative Luft - = auf 0° redueirt. re Feuchtigkeit inG 3 1300 Pariser Linien + | "° ser ui. in Procenten. in Graden Ss A Iv. 6 IM. 2A 10 |Mitt |V.6 |M.2jA10jMit | V. 6| M.2JA.10|Mit | V. 6.|M. 2. JAN ı |34,29134,30|34,14|34,24]4,77 |5,50|4,24l4,90| s4 | 77 | 78 | so | 122] 15,0 3 |33,90|33,22)33,24133,45|4,29 5,36 5,7715,14| 75 | 53 | so | 69 | 12,3) 19,6 3 133,13133,10|33,69|33,31[6,23 |6,67| 5,84/6,25l 88 | 81 | 99 | 89 | 15,0] 16,9 4 |33,82|35,22135,92 34,99j4,83 4,68|3,8814,46| 100 1100 | 89 | 96 | 10,2] 9,8 5 [36,02/36,03|36,32 36,12|5,10 13,97 5,05 4,71] 97 | 48 | 85 | 77 | 11,2) 17,0 6 1|36,93|36,95136,93|36,9415,18 4,96 5,43|5,19| 79 | 58 | s5 | 74 | 14,0 17,4 7 |36,02|34,66 34,34 |35,01|5,74 4,47|4,8715,03| sı | 42 | 82 | 68 | 15,0] 20,2 8 |34,76|34,88|35,50 35,0513,21 12,871 3,4913,19| 74 | 47 | 77 | 66 | 8,9| 13,2 9 [36,14 35,96 36,52 |36,21|3,07 2,49 3,082,88| 75 | 39 | 65 | 60 | 8,2] 13,6 10 |36,82/35,97|34,47 136,0913,7112,7113,753,39| 74 | 36 | 62 | 57 | 10,6| 15,9 11 134,80/35,20|35,47 35,16j4,47 3,87|4,664,33| 97 | 68.| 94 |! 86 | 9,6) 12,3 12 |35,79)36,05|36,43|36,09|4,00 4,22|3,7613,99] 83 | 65 | 73 | 74 | 10,2] 13,9 13. |36,97|36,83|36,94 |36,91 13,54 |3,96| 3,9113,80| 65 | 48 | 73 | 62 | 11,6] 17,0 14 |37,26|37,28|37,44|37,33|5,59|4,13)5,3015,01| 92 | 43 | so | 72 | 13,0) 18,9 15 |37,54|36,96|36,62 37,04|5,31 |5,88| 5,60 5,60| 76 | 47 | 75 | 66 | 14,8] 22,3 16 137,17|37,22|37,28|37,22|6,04 5,1114,935,36| 81 | 52 | 72 | 68 | 15,6| 19,2 17 |37,09|36,12|36,37 36,53]5,48 |5,72,6,29)5,83| 73 | 48 | 7s | 66 | 15,8| 22,0 18 |36,21)36,47|37,07 |36,58|5,13 3,72 3,5714,14| 76 | 45 | 66 | 62 | 14,4| 17,0 19 |37,84/37,56|37,45 37,62]3,94 |3,854,36,4,05| 75 | 45 | 68 | 63 | 11,2 17,3 20 137,49|36,81/36,23|36,84)4,52 3,68 3,24 3,81| 65 | 32 | 45 | 47 | 14,8 21,3 91 135,90 35,13134,23|35,09[4,96|4,05|4,83 4,61] 68 | 30 | 59 | 52 | 15,4| 23,6 32 133,77|32,6432,68 |33,03]5,06 14,72 5,495,09| 65 | 29 | 57 | 50 | 16,1, 26,0 23 |33,36\32,64,32,26 |32,7516,16 5,65 7,02)6,28| 72 | 42 | 87 | 67 | 17,4] 23,4 24 |32,85 34,60 35,82 |34,42|6,35 15,08|5,5815,67) 85 | 60 | 73 | 73 | 15,7 17,3 25 |36,6436,27|36,47 |36,46|4,88 4,9515,27|5,0.| 73 | 42 | 65 | 60 | 14,2] 21,6 26 137,69137,41|37,76 37,62|4,45 4,02 4,42 4,30| 72 | 43 | 69 | 61 | 13,2) 18,5 27 |37,86|36,13|36,37 36,99|3,40 3,74|3,8213,65| 61 | 47 | 58 | 55 | 12,0] 16,5 28 135,10134,59135,40 |35,03]4,55 5,715,055,10| 79 | 77 | 87 | SL | 12,4) 15,6 29 |36,36|36,17|36,04 |36,19]4,31 13,03,4,2613,87| 79 | 37 | 74 | 63 | 11,8) 16,9 30 135,49|34,63|34,28 |34,50[3,49|3,73|4,88/4,03| 67 | 59 | 99 | 75. | 11,1) 13,6 | | Miu. 135,83|35,59|35,69|35,70]4,73|4,42|4,73|4,62|77,70|51°33|75,13|67,96| 12,93| 17,76 Max [37,86 37,62 6,67 6,28] 100 | 100 96 26,0 Min. 32,26 32,75 2,49 2,88 29 47| 8,2 Druck der trocknen Luft: 27 7"',08 = 331,08. tage) Menge auf 1 Q.-Fuss. | Höhe. Regen | 7 417,8 Cup.-Zoll 34,82 L. Schiuee 0 — she — 5. Summe r | 8 417,8 50 34,82 „, Blectrische Erscheinungen: Niederschläge. 1 Gewitter am 23, — 0 Wetterleuchten. Halle a. d. S. x Mech. Kleemann. Juni 1868. er anscne | „Miedersetäge |Parenand Be Windesrichtung. 1 :, [gemessen tägl. um en nı® ee A.10| Mit.| V. 6 | M. 2 |A.10 |V |MjA |M| Art u. Zeit. [CubZ.| F. | 2. 12,3 132] NO | no N I|9|l lsls 5 8 15,2| 15,7| N |NNO | NO | s| 7 77 : : 12,7) 14,9| N | NW |NNO| s| 7|10) s[R. Mitt, Ab.| 49,7 s | 89) 9,6| NW | NW | NW [1010| 4| 88. Vm.;Nchm.|279,9 2 : 12,7) 13,6] SW | SW s [0 5| 3) 3 \ 13,7| 1350| W N Sy 0 ; \ : : S 12,8) 16,0] NW 1 = 105| nw |WNW| N |g| 9 6| sjE. Ncht. 78 : u 9,91 10,6| NW | NW | NO | 6 7/15 : - 12,9) 13,1InNw, NO I 0 5/95 \ ; | SW |INNO |;0/10 1010|. Ab. 5 7 os a = NW |NNW|,o| 6| 3] 6|R. Neht,11-12| 38,8 | 5 7 115 134| Nw | SW | NO | 9) ı| 9, 0 5 3 14,1) 15,3] Nw | NO NO|loı 401 ; 3 15,71 17,6| NO | 8 5 10 100 | 145| 1614| Nw IWNW | NO | o| 2 111 5 Ken in so so 5010 5 6 117 1aal N NV 2 NWeIN 2003 5 5 13,7 141 Nxw|NNO |ONO | oo! 1| 0| 0 5 5 1 1,11 0.) 50,.02|.0) 0.0.8 5 A I ra | o |) so 02210711700 5 4 ie eosloso | sso |ssw|o| 3la a 5 3 166 191] W |SSO | © |6| 216 5|R. + Nachm. 5 3 16,0| 1683| w |NNW| sw el 6/9 7 5 p 16,7] 17,5| NWw| W | NO |5/ 5615 5 2 Nw | NW | NW|6 3 013 5 2 18o| 17a |nnw NW | Nw || s10 olr Nehear.as, Be 1135| 135 |wnw! NW | N lıolıo! 2! T|R.v. Zeitz z. 5 3 124 137 | NW | NW | NW |o 4 3| > | al 7 10,5) 117] NW | NW | NW [ıo| 9| 8| 9|R. öfter. all | | A Ri 13,44| 14,71] Mittl. Windrichtung | A| 5] A| AIR — Regen. Tees 20,3 | N (240 27° 44“, W + — Gewitter. en 9,6 ıNNW.) sl Windrichtungen. Himmelsansicht. 6 mal N 5 mal S bedeckt (10.) Tage: 1 5 „ NNO| 1 „SSWw trübe (9. 8.) 5 12 ” NO 6 „ SW wolkig (7. 6) 5 17, ONO 0% WSW ziemlich heiter (5. 4.) > 5 52,20 4 „WW heiter (3. 2. 1.) = 8 1 „ OSO| 4 „ WNW völlig heiter (0) EG 4 ,.,9021297 NW durchschnittlich: 2 „ SSO|5 „NNW ziemlich heiter (4), Luvseite des Horizonts: WNW...o (67—23). Berichtigungen. März - Bericht: Seite I. Zeile 13 (excl. Ueberschriften) grösste Schwankung der Tem- peratur innerhalb 24 Stnuden —6°,6 statt --6°,6. April - Bericht: Seite P. Spalte 2, unterste Zeile der Tabelle. Minimum der Tagesmittel: 0%,2 statt 30,3 (wie auch beim 11. in der Tabelle durch fetten Druck angezeigt.) — BF x —— a — ——nN —— r Dr en Sad BR ne ng 06 Pte ER en a sn 5 - \ ans ® & Teaewer r ee ee rt, Vinrtogsieolne ee