MAT TA rv rite mus Ay ‘ ny N : iT eh Now eM TR u pee, GL Oa Pa) ‘ Won aaa re Va Mat RCSA Ze i ae at F U i j > u f > j j ii A ae} } . | i N ul Beer ; : ZEITSCHRIFT FÜR INDUKTIVE ABSTAMMUNGS- UND VERERBUNGSLEHRE HERAUSGEGEBEN VON C. CORRENS münster), V. HAECKER (nauıe). G. STEINMANN (sonn,, R. v. WETTSTEIN (wien) REDIGIERT VON E. BAUR eerLım) LIBRARY II. Band NEW YORK eu BOTANICAL GARDEN. BERLIN VERLAG VON GEBRÜDER BORNTRAEGER W 35 SCHÖNEBERGER UFER 12a 1909 2 BAND II HEFT 1 MAI 1909 ZEITSCHRIFT FÜR INDUKTIVE ABSTAMMUNGS- UND VERERBUNGSLEHRE HERAUSGEGEBEN VON C. CORRENS (eiezic), V. HAECKER (stutraart), G. STEINMANN (conn), R. v. WETTSTEIN (wien) REDIGIERT VON E. BAUR certin) BERLIN VERLAG VON GEBRUDER BORNTRAEGER SW II GROSSBEERENSTRASSE 9 1909 Gesetzen, ferner eine Reihe mehr in lockerem Zusammenhange stehender # Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin SW 11 Großbeerenstraße 9 j Die Bestimmung und Vererbung des Geschlechtes nach neuen Versuchen mit höheren Pflanzen von ‚Professor Dr. C. Correns. Mit neun Textabbildungen 88 Seiten Großoktav. Geheftet 1 Mk. 50 Pig. Der Verfasser bestem auf einem völlig neuen Wege experimentell. die Geschlechtstendenz der Keimzellen vor ihrer Vereinigung und zeigt, dass ( ie definitive Entscheidung über das Geschlecht der Nachkommenschaft erst bei Befruchtung fällt. Diese Ergebnisse werden dann mit den et. heule Jerrerhenden Ansichten verglichen. : Uber Vererbungsgesetze. seaseipetinfilichas und der "medizinischen "Hauptgruppe der Versammlung deutscher Naturforscher ‘und Arzte in Mer am 27, September 1905 von Prof. Dr. C. Correns. ‘Mit vier Teil farbigen Abbildangen: Preis kartonniert 1 Mk. 50 F Im. Mittelpunkt des Vor trages stehen die drei von Mendel entde Gesetzmässigkeiten, die Prävalenzregel, die Spaltungsregel und das Gesetz v0 cd Selbständigkeit der Merkmale. Daran schliessen sich einige ganz einfache, Tafeln illustrierte Beispiele, an denen das Zusammenwirken der drei G und ihre Ableitung gezeigt werden kann, ferner ein Hinweis auf kompli 2 Fälle und eine Anzahl naheliegender Fragen: so die nichtspaltenden B der Gültigkeitsbereich der Spaltungsregel, die Anwendung auf den Me Voraus‘ gehen einleitende Bemerkungen über die Abgrenzung des zw behai Gebietes auf die Übertragung der elter lichen Merkmale auf die Nac die verschiedenen Ursachen der Variabilität und die Bedeutung, die g Studium der Pflanzenbastarde für die Vererbungsfragen besitzt. Am Sch das Galtonsche Vererbungsgesetz und seine Beziehungen zu den Mendelst der Einfluss des Geschlechtes, die Xenien und die Pfropfbastarde, kurz besp R wur YDv rw Die Radiolarien in der Variations- und Artbildungslehre. Von Valentin Haecker. Technische Hochschule, Stuttgart. Seitdem Weismann bei der Begründung seiner Keimplasmatheorie von den Einzelligen ausgegangen ist, sind diese von verschiedenen Forschern und von verschiedenen Gesichtspunkten aus in das Gebiet der Vererbungs-, Variations- und Artbildungslehre hineingezogen worden. In erster Linie hat natürlich die große Variabilität, welche viele beschalte Formen bezüglich ihrer Skelettstrukturen zeigen, das Interesse der Untersucher auf sich gelenkt. So hat Häckel bei den Radiolarien auf den schwankenden Charakter vieler Artmerkmale und auf das häufige Vorkommen von malae species und Darwinschen Arten hin- gewiesen, die Botaniker Schütt, Schimper und Karsten haben bei den Peridineen die Variationen in der Ausbildung des Schwebe- apparates mit der Beschaffenheit des Mediums in Verbindung gebracht, manche einschlägige Beobachtungen und Erörterungen finden sich ferner in den Arbeiten von Kofoid über die Peridineen und von Rhumbler über die polythalamen Thalamophoren, und endlich hat neuerdings Reukauf mit der Untersuchung einer monothalamen Form “ (Difflugia) ein aussichtsreiches Arbeitsfeld betreten. Auf der andern Seite haben die skelettlosen Formen, insbesondere das Laboratoriumstier der Protozoenforschung, Paramaecium, die ersten Angriffspunkte für die Experimentaluntersuchung gebildet: so haben Calkins, R. Hertwig und sein Schüler Popoff, sowie Jennings und Woodruff versucht, eben bei Paramaecium und einigen anderen Infusorien die Formgestaltung und Vermehrung künstlich zu beein- flussen oder wenigstens durch das systematische Studium der normalen Variations- und Vererbungserscheinungen der Experimentalforschung den Weg zu ebnen. Dieses nähere Ziel schwebte auch mir bei der Untersuchung der Tiefsee-Radiolarien der ,,Valdivia‘‘-Expedition vor, und zwar habe Induktive Abstammungs- und Vererbungslehre, II, I 2 Haecker. ich versucht, die Erfahrungen, Anschauungen und Begriffe der neueren Vererbungs- und Variationslehre auf diese Formengruppe zu über- tragen und auf diese Weise den Boden für das Experiment vor- zubereiten!). Auf induktivem Wege im strengeren Sinne des Wortes sind also die im folgenden kurz zusammengefaßten, speziell auf das Gebiet der Variations- und Artbildungslehre bezüglichen Ergebnisse nicht gewonnen worden, ich glaube aber ein Recht zu haben, sie trotzdem den Lesern dieser Zeitschrift vorzuführen, weil mir die Aussicht zu bestehen scheint, daß später die Experimentaluntersuchung wenigstens an einige dieser Resultate unmittelbar anzuknüpfen vermag, und vor allem, weil sie sich zum Teil auf teratologische Vorkommnisse beziehen. Eine vergleichende Untersuchung der letzteren kann aber, wie wohl allgemein anerkannt wird, unter Umständen zu einer ur- sächlichen Erkenntnis von ähnlicher Sicherheit führen, wie die experi- mentelle Forschung. Als variabel im allgemeinsten Sinne des Wortes bezeichne ich solche Charaktere, welche innerhalb der kleinsten, noch scharf abgrenzbaren Individuen- und Formengruppen, also der Linnéschen Arten oder Großarten, merkliche Abänderungen morphologischer oder physiologischer Natur zeigen. Bei dieser Definition umfaßt, so weit ich sehe, der Begriff der Variabilität alle zurzeit in Diskussion befindlichen Formen von Variationen oder Mutationen, nämlich die Somationen Plates (d. h. die nicht erblichen Ernährungs- und Standortsmodifikationen), die fluktuierenden Variationen, die retrogressiven und degressiven Mutationen (welche vielleicht als Partialmutationen zusammengefaßt werden können), die Halb- und Mittelrassen de Vries’, die Totalmutationen vom Oenothera- — Typus (progressive Mutationen) und die echten Monstrositäten, d. h. die pathologischen Abweichungen, soweit sie nicht als Ent- wicklungshemmungen einfacherer Art zu betrachten und unter die retrogressiven Mutationen zu zählen sind. Ich beginne mit einer Zusammenstellung der am Radiolarien- skelett auftretenden Variationen. Dabei soll zunächst nicht näher darauf eingegangen werden, welcher der hier aufgezählten Kategorien die beobachteten Variationen zuzuweisen sind. Nur ganz allgemein 1) Tiefsee-Radiolarien. Allg. Teil. Form und Formbildung bei den Radiolarien. Wiss. Erg. deutsch. Tiefsee-Exp., 14 Bd., S. 477— 706, Taf. 86—87, 2 Karten, Jena 1908. Die Radiolarien in der Variations- und Artbildungslehre. 3 wird im Interesse der Übersichtlichkeit zwischen physiologischen und pathologischen Variationen unterschieden werden). Der Aufzählung der Variationen schließt sich die Frage an, auf welchen Abweichungen vom normalen Verlauf der Ontogenese beruhen die Formen der Variabilität und durch welche (innere und äußere) Faktoren sind jene Abweichungen bedingt (Ontogenese der Varia- Fig. ı. Verschiedene Typen von Coelographis regina. tionen), ferner die weitere Frage: welchen unter den oben aufge- zählten Kategorien diezur Beobachtung gelangtenVariationen einzureihen sind, und die Schlußfragen nach der artbildenden Bedeutung der einzelnen Vorkommnisse und der u thing des Formenreichtums. 1) In der ausführlichen Arbeit habe ich ferner zwischen primären und sekundären (physiologischen) Variationen unterschieden. - Primäre Variationen (Variationen ersten Grades) sind solche, welche unter natürlichen Bedingungen auch innerhalb engster Verwandtschaftskreise (bei Geschwistern, bei aufeinanderfolgenden Generationen) nebeneinander auftreten können. Sekundäre V. (V. zweiten Grades) habe ich solche genannt, welche mit der typischen Form sicher ebenfalls in genetischem Zusammenhang stehen, die aber in der Gegenwart vorzugsweise bei räumlich getrennten Individuen (geographisch. lokalisierten Formen) wahrzunehmen sind. I * 4 Haecker. I. Unter den physiologischen Variationen des Radiolarienskelettes treten dem Beobachter Abänderungen der Größe, der allgemeinen Form (vgl. die verschiedenen, nebeneinander auftretenden Typen von Fig. 2. Varianten von Tuscarelta tubulosa mit 2, 3, 4 und x Aboralstacheln. Coelographis regina, Fig. 1), der Masse der Skelettsubstanz (Derb- oder Dünnwandigkeit), der feineren Struktur (Spongiosa-, Porzellan-, Diatomeenstruktur), sowie der Weite und des Abstandes der Poren auf Schritt und Tritt entgegen. Auch die radiären Skelettelemente weisen Schwankungen in der Anordnung, Wachstumsrichtung und Länge: auf, von besonderem Interesse sind aber ihre auf Zahlenverhältnisse (numerische Eigenschaften) sich erstreckenden Abänderungen (m e- ristische Variationen nach Bateson). In erster Linie sind hier die Zahlenschwankungen bei solchen Formen zu nennen, welche nur mit einer geringen Zahl hochdiffe- renzierter Radialstacheln ausgestattet sind (,,Stachelmutanten‘ in meinen friiheren Mitteilungen). So zeigen z. B. bei den Tuscaroriden sowohl die aboralen als auch die oralen Stacheln Zahlenverschieden- heiten, und zwar bilden bei jeder 40 35 30 3 Fig. 3. Häufigkeitspolygon für Tuscaretta tubulosa (Atlantik und Benguelastrom). Die Abszissen geben die Zahl der Aboral- stacheln (vgl. Fig. 2), die Ordinaten die Individuenzahl an. Die Radiolarien in der Variations- und Artbildungslehre. 5 Spezies die vorkommenden Varianten eine einfache, aus 2, 3 oder 4 aufeinanderfolgenden Zahlen bestehende Reihe, wobei die mittleren Zahlen am häufigsten vertreten sind, während die Extreme seltenere Abweichungen bilden. Die Variationen folgen also dem Quételet’schen Gesetze und ihr Häufigkeitsverhältnis läßtsich 30 durch ein Variationspolygon oder eine Galton-Kurve dar- #s stellen. So erhält man ein ty- pisches Häufigkeitspolygon, wenn man die Anzahl der 2-, 3-, 4- und 5-stachligen, atlantischen Indi- viduen von TZuscaretta tubulosa als Ordinaten, die Stachelzahl als Abszissen aufträgt (Fig. 2, 3). Bei der tropischen Tuscaretta Brauer! sind die betreffenden Zahlen 2, 3, 4, bei den südatlantischen und antarktischen Exemplaren von 7. globosa 4,5,6. Bei 7. tubu- losa und globosa nimmt beim Übergang aus den wärmeren Meeren in die kälteren Gebiete die Zahl der Radialstacheln im ganzen zu: es findet also eine allmähliche Verschiebung des Kurven-Maxi- mums statt, bei 7. twbulosa von 3 0 - Ind) 2 3 4 auf 4, bei 7. g/obosa von 4 auf 5. Fig. 4. Häufigkeitspolygon für die Radial- Sehr weitgehende Abän- stacheln von Aulospathis variabilis. Die derungen zeigt ferner die Ver- Abszissen geben die Zahl der Terminaläste, zweigungsweise dee Radial- die Ordinaten die zn der Radialstacheln = : eines Individuums an. stacheln. Alle gewöhnlicheren, besonders bei den Pflanzen vorkommenden Verzweigungstypen!), so der dichotome, der monopodiale oder Ahrentypus und der Doldentypus sind dabei beteiligt, und zwar kommen auf Grund dieser Abweichungen nicht bloß Übergänge zwischen diesen Haupttypen, sondern auch ver- schiedene abgeleitete Formen (Trichotomie, falsche Dichotomie, sympo- a 1) Uber die Ahnlichkeit der Verzweigungsformen der Radiolarienstacheln mit den Blattstellungen bei Trifolium und bei Keimpflanzen vgl. Tiefsce-Radiolarien S. 652, 656. 6 Haecker. dialer Typus u. a.) zustande. Von besonderem Interesse sind auch hier dienumereischen Schwankungen, so die partiellen (d. h. auf die einzelnen Radialstacheln desselben Individuums sich erstreckenden)Varia- tionen in der Zahl der Terminaläste. Man erhält auch hier mehr oder weniger symmetrische Häufigkeitspolygone oder Galton-Kurven. So wies z. B. ein aus der antarktischen Station I49 NG | 4 stammendes Exemplar von Aulospathis variabilis triodon- Gi diodon drei Radialstacheln ohne Terminaläste (,,Kuppen- x nadeln“), 7 mit 1 rudimentären Terminalast, 20 mit 2, 13 mit 3, 3 mit 4 Terminalästen auf (Fig. 4, ausgezogene Linie). Ein anderes Exemplar aus der gleichfalls ant- arktischen Station 145 ließ ganz ähnliche Zahlen- verhältnisse erkennen (Fig. 4, punktierte Linie b), wäh- rend bei den tropischen Exemplaren (Varietät ‘etrodon- triodon) das Maximum nach 3 verschoben erscheint (Fig. 4, gestrichelte Linie c)!). II. Unter den pathologischen (teratologischen) Vorkommnissen?) nenne ich an erster Stelle die aus- gesprochen exogenen Verbildungen, d. h. solche Abnormitäten, welche mit einiger Sicherheit auf die direkte Wirkung äußerer Faktoren zurückgeführt werden können. Ein Beispiel hierfür sind die Knickungen und Verbiegungen, die man häufig an radiären Skelettele- menten beobachtet und die zweifellos im weichhäutigen Fig. 5 Stadium, und zwar auf Grund von radiär gerichteten Geknickte Nadel Druck- und Stoßwirkungen zustande kommen (Fig. 5). Bs en ii as Sehr häufig sind Formstörungen allgemeinerer Art (Krüppelformen), vielfach verbunden mit ab- normen Lageveränderungen (Dislokationen) einzelner Organellen, z. B. der Pylomöffnung oder der Radialstacheln. Von besonderem Interesse sind ferner die ebenfalls in großer Zahl vorkommenden Entwicklungshemmungen, d. h. Störungen, welche pandora. 1) Die Häufigkeitspolygone lassen gleichzeitig erkennen, daß bei den antarktischen Exemplaren die Zahl der Radialstacheln selber bedeutend größer ist als bei den tropischen, eine Erscheinung, die auch bei anderen Tripyleengruppen wiederkehrt. 2) Es kommen bei den Radiolarien im wesentlichen die nämlichen Kategorien von Mißbildungen vor, wie sie aus dem Gebiet der Wirbeltiere und speziell aus der menschlichen Pathologie bekannt sind. So unterscheidet E. Ziegler (Allg. Path., 10. Aufl., Jena 1901): Hemmungsmißbildungen; Lageveränderungen der Organe; durch exzedierendes Wachstum und Organvermehrung entstandene Mißbildungen; Zwitter- bildungen und Doppelmißbildungen. Die Radiolarien in der Variations- und Artbildungslehre. 7 durch ein Stehenbleiben eines oder mehrerer ontogenetischer Einzel- prozesse auf irgend einem Entwicklungsstadium zustande kommen und also in den Genepistasen Eimers und den retrogressiven Mutationen de Vries’ ihr phylogenetisches Gegenstück haben. Hierher gehören z. B. solche Aulacanthidenstacheln, deren Terminal- äste entweder nur die Form von knospenförmigen Ausstülpungen des hohlen Stachelendes haben (Fig. 6, b) oder ganz fehlen, so daß in diesem Fall der Stachelschaft mit einem kuppenförmigen Ende ab- schließt (Fig. 6, a). Hemmungsbildungen dieser Art sind beiläufig b iy a Ä 7 Fig. 6. Nadeln von Aulospathis variabilis triodon. a, b Entwicklungs hemmungen; c normale Nadel. bemerkt für die Kenntnis der normalen Ontogenese von besonderem Interesse, da sie offenbar durch verfrühte Verkieselung der in Sprossung begriffenen häutigen Stachelanlage zustande kommen und demnach die einzelnen Etappen des normalen Entwicklungsverlaufes gewisser- maßen in erstarrter Form festhalten. Entwicklungsstockungen, d.h. Verbildungen, welche auf der vorübergehenden Unterbrechung eines ontogenetischen Einzelprozesses beruhen, sind schwieriger nachzuweisen. Zweifellos gehört aber hierher ein Exemplar von Astracantha, bei welchem sämtliche Radialstacheln auf gleicher Höhe eine nahtförmige Unterbrechung und an der gleichen Stelle eigentümlich deformierte Dornen aufweisen (Fig. 7). Hier ist offenbar während des im häutigen Zustand vor sich gehenden Auswachsens der Radialstacheln der ganze Weichkörper von einer vorübergehenden Störung betroffen worden. 8 Haecker. Als eine konstitutionelle, d. h. wahrscheinlich nicht direkt durch äußere Einflüsse bewirkte Asymmetrie ist die einseitige Ab- biegung zu betrachten, welche bei mehreren Exemplaren von Azloceros arborescens trigeminus die beiden Terminaläste sämtlicher Radial- stacheln aufwiesen (Fig. 8). Den Charakter von Wucherungen oder Hypertrophien haben unter anderem die mächtigen, keulenförmigen und astlosen Radial- stacheln (Fig. 9), welche bei einem Exemplar von Awlographis stellata zwischen den normalen, mit 5—ıo Terminalästen ausgestatteten Stacheln saßen, und endlich darf als Beispiel für eine Doppelbildung (Spaltungs- monstrum oder falsche Dicho- tomie?) der gegabelte Radialstachel eines Exemplars von Coelographis regina angesehen werden (Fig. 1, Expl. links). Durch Verschmel- zung entstandene Doppelbildungen, wie sie bei Thalamophoren vielfach vorkommen (Rhumbler), waren bei den Radiolarien bisher nicht mit Sicherheit nachzuweisen. III. Wegen der geringen Zahl von Etappen, welche der Skelett- Fig. 8. bildungsprozeß durchläuft, ist es bei Konstitutionelle Nadel von Astra- den Radiolarien leichter, als bei Asymmetrie bei den cantha paradoxa höheren Organismen möglich, die Sean von mit Entwicklungs- A ae Ontogenese der Variationen klarzulegen, d. h. festzustellen, welche Entwicklungsprozesse Abänderungen erfahren müssen, damit eine Variation zustande kommt, und in welchen Phasen der Entwicklung die Divergenz im Entwicklungsverlauf der einzelnen Varianten ihren Anfang nimmt. Im allgemeinen läßt sich zeigen, daß die meisten physiolo- gischen und pathologischen Variationen auf der Abänderung je eines der Einzelprozesse beruhen, welche bei der Onto- genese desSkelettesunternormalen Verhältnissen zusammen- wirken. An einem Beispiel möge dies in kurzem dargelegt werden. Die zierliche, meist aus regelmäßigen trigonalen Maschen be- stehende Gitterschale der Aulosphäriden setzt sich aus lauter einzelnen, hohlen, mit dünnflüssiger, wasserklarer Gallerte gefüllten, tangential gelagerten Kieselröhren zusammen, welche Auloceros arborescens Irigeminus. Die Radiolarien in der Variations- und Artbildungslehre. 9 von einem kieseligen Achsenfaden oder Achsenstrang durchzogen und mit ihren keilförmigen Enden in den Knotenpunkten meist zu je sechsen gegeneinander gestemmt sind (Fig. 10, c). In den Knotenpunkten erheben sich die Radialstacheln, welche die nämliche Struktur wie die Tangentialbalken besitzen, aber ähnlich den Nadeln der Aulacanthiden mit Terminal- und Lateralästen von wechselnder Zahl und Fig. 9. Keulen- förmige Nadel von Aulographis stellata. Anordnung ausgestattet sind. Wie man nun unter Kom- bination zahlreicher normaler und abnormer Entwicklungs- stadien und unter Berücksich- tigung der Ontogenese der Aula- canthidenstacheln mit größter Wahrscheinlichkeit erschließen kann, kommt das Aulosphä- ridenskelett in der Weise zu- stande, daß in der äußersten Schicht des Weichkörpers zu- erst ein regelmäßig angeord- netes Netz von allerfeinsten Kieselröhrchen, von Primitiv- nadeln zur Ausscheidung kommt (Fig. 10, a). Sodann bildet sich um diese je ein länglicher Tropfen von Collen- chym oder dünnflüssiger Gal- lerte, eine Gallertvakuole, welche von einer differenzierten Schicht der lebenden Sarkode, der Vakuolenhaut, umgeben wird (Fig. 10, b). Bei den Tangentialbalken wird von dieser Vakuolenhaut ohne weiteresdie Kieselrindegebildet Fig. 10. Entwicklung des Aulo- spharidenskelettes. (primäre Verkieselung, Fig. 10, c), die häutige Stachelanlage der Radialstacheln dagegen sendet zuvor auf Grund von Ausstiilpungs- oder Sprossungsvorgängen (intrazelluläre Sprossung) die Terminal- und Lateraläste aus, um erst dann dem Verkieselungsprozeß zu unter- liegen (Fig. Eig) eC). Io Haecker. Alle physiologischen Abanderungen und alle Teratologien, die beim Aulosphäridenskelett vorkommen, lassen sich nun, wie gesagt, auf Abweichungen der einzelnen, untereinander relativ selb- ständigen Elementarprozesse zurückführen: Unregelmäßigkeiten in der Dislokation der Primitivnadeln führen zu allerlei Abnormitäten in der Anordnung des Maschenwerks (Fig. 11, a); werden die axialen Primitivnadeln nicht simultan und in ihrer ganzen Länge von zu- sammenhängenden Gallertvakuolen umflossen, sondern scheiden sich längs der Primitivnadeln einzelne getrennte Tropfen aus, so entstehen f eS Yk Ü ME N ER Ss Fag Wa LVS a 4 Fig. 11. Skelett einer Aulosphaera mit verschiedenen Abnormitäten. € er <3 X IIIITTTT nach der Verkieselung gekammerte Skelettbalken nach Art der Radial- stacheln der Medusettiden (Fig. 11, b); fließen die Gallertvakuolen vor dem Eintritt der Verkieselung in den Knotenpunkten zu- sammen, so nähert sich das Skelett dem Typus der Castanelliden- Gehäuse (Fig. 11, c); wenn die gallertige Füllsubstanz der Hohlbalken und Radialstacheln der sekundären Verkieselung anheimfällt, so können die Skelettelemente massiv werden nach Art der Skelettbalken der Sagosphäriden (Fig. 11, d); bei gesteigertem Sprossungsvermögen können an den Ästen der Radialstacheln Gablungen oder Zwillings- bildungen entstehen (Fig. II, e), bei gehemmter Sprossung kommen die namentlich bei den Aulacanthiden zahlreich beobachteten Ent- wicklungshemmungen zustande (Fig. 11, f). Die Radiolarien in der Variations- und Artbildungslehre. II IV. Durch welche inneren Faktoren nun jene Abänderungen der Elementarprozesse und damit die Variationen der äußeren Charaktere bedingt sind, darüber lassen sich zurzeit nur Andeutungen machen. So viel darf jedenfalls gesagt werden, daß die meisten Einzelprozesse, welche der Entstehung des Skelettes und damit der Variabilität zugrunde liegen, einen physiologischen oder vitalen Charakter haben in dem Sinne, daß ihre Auflösung in chemische und physikalische Komponenten zurzeit nicht möglich ist, und ferner, daß ihr besonderer Charakter (Intensität, Dauer, Ablauf) in letzter Linie durch die spezifische Beschaffenheit der Sarkode (des Artplasma nach R. Fick) bedingt ist. Allerdings spielen sich jene elementaren Formbildungsprozesse innerhalb eines physikalisch - gesetzmäßigen Rahmens ab und ihr Ablauf ist durch physikalische Verhältnisse bestimmt und beschränkt: so wird es z. B. von der Oberflachen- spannung der Vakuolenhäute abhängen, ob bei der Bildung einer Gitterschale die um die Primitivnadeln herum abgeschiedenen, läng- . lichen Collenchymtropfen vor Eintritt der Verkieselung in den Knoten- punkten zusammenfließen (Castanellidentypus, Fig. 11, c), oder ob sie isoliert bleiben und von gesonderten Kieselhüllen umgeben werden (Aulosphäridentypus, Fig. 10, b, c). Aber die Masse, sowie die chemische und physikalische Beschaffenheit der abgeschiedenen Collenchymtropfen wird in letzter Linie doch immer wieder von den ~ spezifischen Energien des Artplasmas abhängig sein, und so werden selbstverständlich alle Abänderungen der Skelettform, welche auf einem verschiedenen Ablauf speziell der Sekretions- und Sprossungsvor- gänge beruhen, in Artplasmavariationen physiologischer (dynamischer, energetischer) Art ihren Grund haben (prophysiologische Art- plasmavariationen). Eine zweite Kategorie von Abänderungen, nämlich diejenigen, welche sich auf die Differenzierung und Lokalisierung ursprünglich homonomer und gleichmäßig verteilter Organe, auf die Zahl der Radialstacheln (Tuscaroren!) usw. beziehen, sind mindestens zum Teil auf Verschiedenheiten im promorphologischen Aufbau des Zellkörpers und damit vermutlich direkt oder indirekt auf Verschiedenheiten in der molekulären Struktur oder Statik des Artplasmateilchen zurück- zuführen, ähnlich wie etwa die Form der Kristalle vielfach in einer gewissen Abhängigkeit von der Molekularstruktur steht (pro- morphologische Artplasmavariationen). V. Über die äußeren Mittel der Formbildung, speziell über die direkte Wirkung der physikalischen und chemischen Verhältnisse I2 Haecker. des Mediums (Temperatur, Wasserdruck, Salzgehalt usw.) lassen sich natürlich ohne Zuhilfenahme des Experimentes keine bestimmten An- gaben machen. Wenn man aber dieWahrnehmung macht, daß in gleichen Meeresgebieten die Vertreter verschiedener Abteilungen vielfach weit- gehende Konvergenzen in bezug auf die äußere Körperform auf- weisen (so z. B. die nebeneinander vorkommenden ungleichpolig- spindelförmigen Typen von Awlatractus und Sagenoarüum) oder daß mit zunehmender Meerestiefe im allgemeinen die Größe beträchtlicher, die Skelettstruktur derber wird, so wird man jedenfalls geneigt sein, darin nicht bloß das Resultat einer allmählichen Anpassung, sondern auch einer gleichgerichteten direkten Wirkung äußerer Faktoren zu sehen. In dieser Annahme wird man wohl auch durch die Tatsache bestärkt, daß Abnormitäten aller Art, insbesondere auch Ent- wicklungshemmungen, vorzugsweise in den Mischgebieten, d. h. in den Berührungszonen zwischen warmen und kalten Strömungen, vorgefunden werden. Hier scheint der Wechsel der Temperatur als ein die Entwicklung hemmender Reiz zu wirken, in ähn- licher Weise, wie auch bei anderen Organismen abnorme, namentlich auch extreme Reize ein Zurück- oder Überschlagen auf weniger spezialisierte Entwicklungsstufen hervorrufen können (Hitze- und Frostaberrationen der Schmetterlinge; Zurück- führung der bei der Furchung auftretenden Kernteilungstypen auf den Reifungstypust)). VI. Was die Frage anbelangt, welchen unter den üblichen, oben (S. 2) aufgezählten Kategorien der Variabilität die bei den Radiolarien beobachteten Variationen einzureihen sind, so kann bezüglich der Größen-, Form- und Massenvariationen kein Zweifel darüber bestehen, daß sie den Charakter von fluktuierenden (kontinuierlichen) Abänderungen besitzen. Ob sie freilich erb- licher Natur sind und daher als Fluktuationen im engeren Darwinschen Sinne zu betrachten oder ob einige von ihnen nicht- erbliche, unter der direkten Wirkung äußerer Faktoren individuell erworbene Abänderungen (Somationen nach Plate) sind, das kann am konservierten Material nicht entschieden werden. Ähnliches gilt für die Variationen, welche die Größe und Beschaffenheit der Poren, die Länge der Radialstacheln usw. betreffen. 1) Über diese Verhältnisse, insbesondere auf die bei Cyclops-Eiern vorgenommenen, neuerdings von I. Schiller fortgesetzten und erweiterten Narkotisierungsversuche werde ich an anderer Stelle ausführlicher zurückkommen. Die Radiolarien in der Variations- nnd Artbildungslehre. I3 Von besonderem Interesse sind in dieser Richtung die meristischen Variationen, die sich auf Zahlenverhältnisse (numerische Eigen- schaften) beziehen. Wie gezeigt wurde (S. 4), weisen die Varianten z. B. der Stachelzahl einen sprungweisen, diskontinuierlichen Charakter auf, ja es kann sich sogar Hand in Hand mit der Ver- änderung der Stachelzahl der Habitus der ganzen Schale und die Funktion der einzelnen Teile verändern. So sind z. B. bei Tuscarantha Braueri die Individuen mit vier Aboralstacheln vierseitig-, diejenigen mit dreien dreiseitig-prismatisch, die zweistacheligen haben eine schildförmig abgeplattete Gestalt und die ganz nahestehende, nur mit einem Apikal- stachel ausgestattete 7. Luciae ist ausgesprochen ballonförmig! Es wechselt also nicht nur der ganze Schalenhabitus von Variante zu Variante, sondern es erfahren auch die statischen Verhältnisse und damit die Funktion der Schalenstacheln wesentliche Modifikationen (vgl. Tiefsee-Rad., Syst. J., S. 224). Trotz dieses diskontinuierlichen Charakters vieler meristischer Variationen werden auch diese bei den Radiolarien von dem Gesetze Quételets beherrscht, in ähnlicher Weise, wie dies nach Weldon, Duncker u. a. für gewisse meristische Eigenschaften bei Krebsen und Fischen (Zahl der Rostralzähne bei ersteren, Zahl der Fiossenstrahlen bei letzteren) festgestellt wurde. Es läßt sich auch nachweisen, daß sich für die meristischen Merkmale der Radiolarien das Maximum der Galton-Kurve verschiebt, wenn man von einem Meeresgebiet ins andere übertritt (s. oben S. 5), und aus der Tat- sache, daß die betreffenden Varianten vielfach den Charakter von Lokalformen haben, folgt endlich auch, daß sie einen erblichen Charakter besitzen. Demnach besteht keine vollkommene Überein- stimmung dieser Varianten speziell mit einer der von de Vries auf- gestellten Kategorien: von den auf dem Wege der progressiven Mutation entstandenen, größtenteils lokalen Elementararten unter- scheiden sie sich durch ihre numerischen Häufigkeitsverhältnisse, von den Partialmutationen sowie von den Halb- und Mittelrassen!) durch ihren nicht-pathologischen (wahrscheinlich adaptiven) Charakter und durch ihre lokale Distribution, von der individuellen fluk- tuierenden Variabilität, welche de Vries als nicht-erblich und nicht-artbildend betrachtet, durch ihren mehr sprunghaften, dis- kontinuierlichen Charakter und, wie gezeigt werden soll, durch ihre Bedeutung für die Artbildung. Auch von den meristischen Variationen der Krebse und Fische sind sie unterschieden, nämlich dadurch, daß 1) Über Parallelen zwischen den Stachelvarianten der Radiolarien und den mehr- scheibigen Rassen von Trifolium vgl. Tiefsee-Rad., S. 656. I4 Haecker. im Zusammenhang mit den besonderen, für die einzelligen Organismen gültigen Verhältnissen Änderungen eines Merkmales unter Umständen tiefer greifende Änderungen im äußeren Habitus mit sich bringen können. Als Partialmutationen, und zwar als retrogressive Mu- tationen (Defektrassen) dürfen einige häufiger vorkommende Ent- wicklungshemmungen betrachtet werden, z. B. die stachellosen Varianten von Cannosphaera- und Castanidium. Totalmutationen vom Oenothera-Typus konnten speziell bei den tripyleen Radiolarien nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden, doch steht mit den Total- mutationen möglicherweise eine Erscheinung im Zusammenhang, die mir gleich bei Inangriffnahme der Untersuchung aufgefallen war, nämlich die Tatsache, daß bei manchen Gruppen die verschiedenen Skelettmerkmale, gewissermaßen kaleidoskopisch, in den verschiedensten Kombinationen miteinander verbunden sein können. So finden sich z. B. bei den Tuscaroriden die verschiedenen Typen der Schalenform (kugeliger, birnenförmiger, pyramiden- und spindelförmiger Typus) in jeder nur denkbaren Weise mit den Hauptformen des Peristoms kombiniert. Prozesse von eigentlich mutativem Charakter, durch welche ein großer Teil der Merkmale mit einem Schlage verändert werden könnten, falls sie sich gleichmäßig über das ganze Skelett erstrecken würden, kommen häufig als teratologische Erscheinungen vor und haben bereits oben (S. 10) Besprechung gefunden. Alles in allem lassen sich die Variationen der Radiolarien nur in wenigen Fällen ohne weiteres in den von der neueren Variationslehre angenommenen Kategorien unterbringen. Dies hängt zum Teil damit zusammen, daß es bisher nicht möglich war, ein wichtiges Kriterium, nämlich die Erblichkeitsverhältnisse, experimentell zu erforschen, zum Teil aber damit, daß die Darwinschen Fluktuationen, die Partial- und Totalmutationen in ihrer letzten Wurzel vielfach aufs innigste zu- sammenhängen. Dank dem Umstande aber, daß bei den Radiolarien der Entwicklungsweg zwischen dem nicht-differenzierten Artplasma und dem fertigen Gattungs- und Artbild verhältnismäßig kurz ist und sich daher die entwicklungsgeschichtlichen Vorgänge wenigstens größtenteils in ihre Elementarprozesse auflösen lassen, kann man gerade in dieser Organismengruppe die physiologischen Zu- sammenhänge zwischen den verschiedenen Typen der Variabilität deutlicher als bei anderen Tieren nachweisen. Beispiels- weise läßt sich zeigen, daß wir bei Diskontinuitäten des Artbildes Die Radiolarien in der Variations- und Artbildungslehre. I5 keineswegs auf sprunghafte Abänderungen in der Konstitution der lebenden Substanz zurückzugreifen brauchen, sondern daß ihr Ursprung näher liegt, nämlich in diskontinuierlichen Verhältnissen rein physikalischer Natur, welche die zwischen den Veränderungen der lebenden Substanz und der Entfaltung des Artbildes eingeschobenen Elementarprozesse aufweisen (vgl. die Überschläge oder Trans- versionen des Aulosphäridenskelettes auf den Sagosphäriden-, Casta- nelliden- oder Medusettidentypus, S. Io, Fig. 11, d,c, b). Es können also Diskontinuitäten des Artbildes sehr wohl in geringfügigen, kontinuierlichen Änderungen des Artplasmas ihren Ursprung haben. VII. Was die Frage anbelangt, welchen Variationen eine Be- deutung für die Artbildung zukommt, so hängt die Möglichkeit ihrer Beantwortung davon ab, ob bei den Radiolarien morpho- logisch-geographische Formenketten- (P. und F. Sarasin, Plate u.a.) nachzuweisen sind. Denn da bis jetzt keine Zuchtver- ° suche vorliegen und da das paläontologische Material für das Studium der Artbildung nicht ausreichend ist, so sind wir bezüglich der Frage, welche Wege die Artbildungsprozesse eingeschlagen haben, zunächst ausschließlich auf die vergleichende Betrachtung benachbarter, zu einem Formenkreise gehöriger Lokalformen angewiesen. In der Tat läßt sich nun für die tripyleen Radiolarien eine ganze Anzahl von morphologisch-geographischen Formenketten nachweisen, innerhalb deren nicht bloß die in strengem Sinne des Wortes fluktuierenden Merkmale, wie z. B. Größe, Gesamtform und Schalendicke, sondern vor allem auch die meristischen Charaktere eine von Meeresgebiet zu Meeresgebiet fortschreitende Abänderung zeigen (vgl. die Stachel- varianten der Tuscaroriden und Aulacanthiden, oben S. 4ff.). Da ferner mehrere Beispiele in deutlicher Weise die einzelnen Stufen der Artabtrennung — von der beginnenden Emanzipation von der Grund- form bis zu weit vorgeschrittener Rassendifferenzierung — erkennen lassen, so ist wohl nicht zu bezweifeln, daß die morphologisch-geo- graphischen Formenketten der Radiolarien tatsächlich den Artbildungs- prozeß in seinen verschiedenen Etappen örtlich nebeneinander, also gleichzeitig vor Augen führen. Bemerkenswert ist dabei vor allem, daß sich bei den Tripyleen die Abänderungen als zweckmäßig, die einzelnen Stufen der Variation demnach als Anpassungs- stufen darstellen. Es ist daher anzunehmen, daß die Entstehung dieser Formenketten und damit der Artbildungsprozeß der Tripyleen in hohem Maße von der Selektion beherrscht wird. 16 Haecker. Ob auch die bei den Tripyleen beobachteten retrogressiven, Mutationen, z. B. die bei Cannosphaera vorkommende vollkommene Reduktion der Radialstacheln, zur Entstehung selbständiger Arten führen können, läßt sich an der Hand des vorliegenden tiergeographischen Materials noch nicht entscheiden. Im allgemeinen werden allerdings Partialmutationen des Skelettes nicht imstande sein, lebenskräftige Rassen oder Arten zu schaffen, da in der Regel bei Abänderung nur eines Merkmals das innere physiologische Gleichgewicht und die äußeren statischen Verhältnisse eine Störung erfahren werden. Wenn z.B. bei einer Awlosphaera alle Knotenpunkte zum Castanellidentypus um- schlagen (Fig. II, c), so wird daraus noch kein harmonisches Gebilde entstehen können. Dies geht ohne weiteres aus der Tatsache hervor, daß trotz der großen Variabilität und der sehr ähnlichen onto- genetischen Entstehung der beiden Tripyleenfamilien keine derartigen Zwischenformen existieren, daß vielmehr die Gesamtheit der Castanelliden von der der Aulosphäriden auch noch durch eine ganze Reihe von anderen Merkmalen unterschieden ist, deren Ontogenese mindestens zum Teil auf selbständigen Elementarprozessen beruht. Es ist also anzunehmen, daß die Variationskomplexe, als welche sich die Aulosphäriden- und Castanellidenschalen darstellen, nicht einzelnen Partialmutationen ihre Entstehung verdanken,sondern auf Grund einer allmählichen, durch selektive Prozesse verschiedener Art beeinflußten Entwicklung entstanden sind. VIII. Angesichts der relativen Monotonie des äußeren Mediums und der Nahrung und im Hinblick auf die mangelnde oder unvoll- ständige Isolation der Wohnbezirke, mag als das größte Rätsel, welches die Radiolarienwelt uns darbietet, die Tatsache erscheinen, daß die Artbildungsprozesse zu einem so überwältigenden Formenreichtum und zu einer so erstaunlichen Formendivergenz geführt haben. Es ist aber einerseits zu berücksichtigen, daß das Radiolarienskelett, wie gezeigt werden konnte, eine sehr komplizierte Anpassungsein- richtung darstellt und seine Entstehung nicht auf einem einfachen Abscheidungs- und Erhärtungsvorgang, sondern auf dem Zusammen- wirken mehrerer relativ selbständiger Einzelprozesse beruht. Daraus folgt weiter, daß, wie schon im vorigen Kapitel angedeutet wurde, mit kleinen Abänderungen eines einzelnen formbildenden Mittels und damit einzelner äußerer Merkmale notwendig auch Abänderungen mehrerer anderer formbildender Mittel und Merkmale Hand in Hand gehen müssen, damit dem Körper seine Schwebfähigkeit und Druck- festigkeit erhalten bleibt. Es werden also schon bei geringen Die Radiolarien in der Variations- und Artbildungslehre. Referate. 17 Schwankungen in der Beschaffenheit des Mediums die Anpassungs- prozesse zu sehr beträchtlichen und sehr mannigfaltigen Veränderungen in der Zusammensetzung des Artbildes führen müssen. Zweitens ist darauf hinzuweisen, daß die kleinen Temperaturveränderungen, wie sie in den einzelnen Meeresgebieten im Laufe der geologischen Perioden aufeinander gefolgt sind, die Radiolarien jedesmal auf einer anderen Organisationsstufe angetroffen haben und daß sie, da ihre modellierende Wirkung auf jeder Stufe eine verschiedene sein mußte, eine fort- schreitende Entwicklung und eine zunehmende Divergenz herbeigeführt haben müssen. Wie man sich im Speziellen die Wirk- samkeit der beiden genannten Faktoren zu denken hat, dafür liefern gerade die Radiolarien gute Beispiele. Referate. Bateson, W., Saunders, Miss E. R., Punnett, R. C., Experimental studies in the physiology of heredity. Reports to the evolution committee of the Royal Society. Rept. 4 London 1908 (Harrison and sons) 8°. 60 S. I. Versuche mit Pflanzen. Wie schon in den ersten drei Reports, so ist auch in dem vorliegenden kleinen Bändchen wiederum eine Fülle von wichtigem Tatsachenmaterial über Vererbung mitgeteilt. Das größte Allgemeininteresse dürften wohl die hier mitgeteilten weiteren Beobachtungen über ,,gametic coupling‘ haben. Schon in Report 3 haben die Verfasser berichtet, daß bei Lathyrus odoratus bestimmte Pollenmerkmale (runde bzw. längliche Form der Pollenkörner) in gesetzmäßiger Weise ,,verkoppelt‘‘ vererbt werden mit bestimmten Farb- merkmalen und berichten jetzt näheres über diese und einige andere ähnliche - Fälle, die alle ebenfalls wieder Zathyrus odoratus betreffen. Unterscheiden sich zwei Rassen, z. B. in der Pollenform — rund bzw. länglich — und in der Blütenfarbe — violett bzw. rot —, so dominieren bei der Kreuzung in F. 1 violett und lang. Während man nun aber dementsprechend in F. 2 für die Kategorien violett lang, violett rund, rot lang, rot rund, die Ver- hältniszahlen 9: 3:3: ı erwarten sollte, treten hier ganz andere Zahlen auf, nämlich z. B. in einem konkreten derartigen Falle violett lang 296 statt etwa 240, violett rund 19 statt etwa 80, rot lang 27 statt etwa 80 und rot rund 85 statt etwa 27. Dabei ist das Verhältnis von allen „lang“ zu allen „rund‘‘ 323 (296 + 27): 104 (85 +19) und das Verhältnis von allen ‚violett‘ zu allen ‚rot‘ 315 (296 + 19): 112 (85 +27) = ziemlich genau im Einklang mit dem theoretisch verlangten Verhältnis 3: 1. Die Verfasser deuten auf Grund ihrer Versuche die Sache so, daß hier nicht wie sonst stets alle überhaupt möglichen Gameten in g leicher Anzahl gebildet werden, sondern daß die Gameten, die violett lang, violett rund, rot lang, rot rund übertragen, hier im Verhältnis 7: 1:1: 7 statt I:1:1:1 stehen. Völlig klar gelegt ist jedoch freilich noch keiner dieser Fälle und ebenso ist es noch nicht entschieden, ob die Deutung, welche die Induktive Abstammungs- und Vererbungslehre, II, 4 18. Referate. Verfasser den Befunden geben, richtig ist. Mehr Einzelheiten hierüber im Referat zu bringen, scheint nicht angebracht, wesentlich kürzer, als die Ver- fasser es selber schon getan haben, kann man diese Dinge nicht darstellen und jeder, der über ähnliche Fragen arbeitet, wird doch ohnehin das Original selbst lesen müssen. In einem weiteren Abschnitt berichten die Verfasser über die hybrido- logische Formel einer wilden Sippe von Lathyrus odoratus und dann endlich noch über wichtige Versuche über die sonderbaren Erblichkeits- verhältnisse der gefüllten Levkoyen. Bekanntlich gibt es bei den Levkoyen neben Sippen, die konstant einfache Blüten haben, auch Sippen, bei denen jede Aussaat einen verschieden hohen Prozentsatz — 60 % und mehr — gefüllter Individuen!) gibt. Alle gefüllten Individuen sind steril, die Rasse kann also nur durch die ein- fachen Individuen fortgepflanzt werden. In Form eines Stammbaumes ist die Fortpflanzung der gefüllten Sippe also folgende: einfach blühendes Individuum 40°/, einfache Pilanzen 60°/, gefüllte, Pflanzen (steril) 40°/, einfache 60°/, gefüllte Sm — — — — 7 —— —_—_ 40°/, einfache 60°/, gefüllte usw. Das ist schon lange bekannt. Die Verfasser, in diesem Fall Miss Saunders und Miss Killby, haben nun weiterhin festgestellt, daß bei Kreuzungen zwischen einem Individuum aus einer konstant ein- fachen Sippe und einem einfachen Individuum aus einer gefüllten oder besser gesagt ,,gefiillte produzierenden‘ Sippe, F. 1 nur aus einfachen Individuen besteht. In F. 2 waren in den beiden möglichen reziproken Kreuzungen die Verhältnisse verschieden, das ist ebenfalls wohl wieder am besten in Form eines Schemas darzustellen. P, konstant > einfach aus „gefüllte | einfach aus „gefüllte prcdu- konstant einfach Q prcduzierender‘“Sippe $ | zierender‘‘ Sippe 9 einfach & F, alle einfach alle einfach F,2) alle F, Pflanzen haben in ihrer | ein Teil der F, Pflanzen gibt in F, nur Nachkommenschaft einfache und ge- | einfache Individuen, ein anderer Teil gibt füllte Individuen einfache und gefüllte Individuen. Diese Erscheinung wird verständlich, wenn man die Annahme macht, daß erstens alle einfachen Individuen einer gefüllten Sippe Heterozygoten sind in bezug auf das Merkmalspaar einfach: gefüllt, wobei einfach do- miniert, und daß zweitens diese heterozygotischen einfachen Individuen Eizellen bilden, von denen etwa 40 % das Merkmal einfach und 60 % das Merkmal gefüllt übertragen, während die Pollenkörnerallenur das Merkmal gefüllt übermitteln. 1) Mit Antheren und Fruchtblättern, die völlig in Blumenblätter umgewandelt sind, weder Pollen noch Eizellen produzieren. 2) Durch Selbstbefruchtung der F,-Individuen gewonnen. Referate. 19 Diese Hypothese wird natiirlich noch durch weitere Experimente zu prüfen sein. Eine ähnliche Sachlage scheint ja bei einigen Oenothera-Bastarden vorzukommen, über die de Vries vor kurzem berichtet hat. Baur. 2. Versuche mit Tieren. Hahnenkammversuche. Die Versuche sind zu einem Abschluß gelangt und haben zu der einfachen Auffassung geführt, daß es sich beim Wallnuß- kamm und seinen Komponenten, dem Rosen (R)- und Erbsenkamm (E) um einen einfachen Fall von Dihybridität handelt. Ein Wallnußkamm ist bedingt durch kombinierte Anwesenheit des Rosen- und Erbsenfaktors, und er kann für beide homozyg oder heterozyg sein: RREE, RREe, RıEE, RrEe. Andere Fälle kommen nicht vor. Es gibt demnach zwei Arten von Rosen- und zwei Arten von Erbsenkämmen: RRee, Rree und rrEE, rrEe. Der einfache Kamm ist immer rree. Zur Bezeichnung von Beziehungen zwischen Merkmalen, die nicht demselben Paar angehören, sich aber in ihrem Vorhandensein bedingen oder nicht, werden die Ausdrücke ‚‚epistatisch und hypostatisch“ benutzt. Zu den Versuchen dienten Breda, die be- merkenswerterweise den Duplizitätsfaktor besitzen, denen aber der Faktor für den einfachen Kamm überhaupt fehlt. Besondere Aufmerksamkeit wurden den Zwischenformen des Erbsenkammes zugewandt, die so wenig ausgesprochenen Erbsencharakter zeigen, daß man beim Küken noch irren kann. Verf. sind geneigt, die Unterlage, auf der sich diese Art Erbsen- kamm superponiert, für eine andere zu halten, als den gewöhnlichen ein- fachen Kamm: das hypostatische Element würde hier die Unterschiede bedingen. Weißes Gefieder. Außer dominierendem Weiß gibt esnoch mindestens drei Arten von rezessivem Weiß: I. im Experiment entstandene. 2. Weiße Seidenhühner. 3. Weiße Rosenkammbantams. Alle haben entweder im Dunenkleid oder auch noch im endgültigen Gefieder mehr oder weniger Farbe und alle haben dunkle Augen. Die erste Gruppe, die die Verf. R-Weiße nennen, Seidenhuhn und Bantams enthalten einen Faktor für volle Gefiederfärbung, letztere beide offenbar denselben. Dominierendes Weiß betrachten die Verf. als einen Faktor D, dessen Wirkung in der Hemmung der Farbproduktion durch die beiden ebengenannten besteht. Rosenkammbantams. Rezessives Weiß wurde bestätigt durch Kreuzung Braunbrust-Kämpfer-Bantam. Braunes Dunenkleid. Bei der Kreuzung von Kämpfer-Bautams ist die lichtbraune Farbe rezessiv gegenüber den braunen Streifen. Dies konnte bei Gelegenheit von Experimenten über Weiß bestätigt werden. Die Merkmalpaare sind Vorhandensein und Fehlen von Farbe, Vorhanden- sein und Fehlen brauner Streifen. Andalusier und Bredas, Seidengefieder, gesprenkeltes Ge- fieder: Kurze Bemerkungen über angestellte Versuche. Poll-Berlin. Durham, Fl. M. A preliminary account of the inheritance of coat-colour in mice. Reports to the evol. committee IV. 1908. s. 41 —53. Verf. bestätigt im wesentlichen die Ergebnisse von Cuénot und Allen, die vor ihr die Kreuzung von Maushaarfarben untersucht haben. Sie hängen ab: von der Art des oder der Pigmente, von der Dichtigkeit, von der Verbreitung und der Entwicklung von Weiß. Die Merkmalpaare sind der „Agouti“-Charakter, der Faktor schwarz, der Faktor ,,Farbe‘* und 2* 20 Referate. deren Fehlen, endlich der Verdünnungsfaktor, dessen Fehlen aus Schwarz blau, aus Schokoladefarben ‚‚silver-fawn‘‘ macht und der rezessiv ist. Die Aufklärung der gelben Farbe fehlt noch; ebenso will Verf. über die Augen- farben und ihren Zusammenhang mit der Haarfarbe später berichten. Außer dem rezessiven Faktor „scheckig‘‘ (Allen, Cuénot) stellt Durham auch noch einen dominierenden Faktor ,,scheckig‘ fest. Poll-Berlin. Durham, Fl. M. and Marryat, D. C. E. Note on the inheritance of sex in canaries. Rep. to the evol. committee IV 1908. S. 57—60. Grüne Kanarien haben sowohl schokoladefarbenes, als schwarzes Pigment, zimmtfarbenen Kanarien fehlt das letztere. Die Augen der eben ausge- schlüpften Vögel sind rot, später werden sie so schwarz,. daß sie ohne mikroskopische Untersuchung von den gewöhnlichen schwarzen Augen mit beiden Pigmenten nicht zu unterscheiden sind. Der Faktor Rotäugigkeit ist rezessiv, Schwarz dominiert bei Kreuzung von rotäugigen und schwarz- äugigen Kanarien. Schwarz und Faktor ® ist unverträglich; das Weibchen ist in bezug auf das Geschlecht heterozyg, 2 dominiert; das Männchen ist homozyg — Abwesenheit des Faktor ?. Durch die Repulsion von Schwarz und 2 kommt das Kreuzungsergebnis zustande, daß rotäugige 2 und schwarz- äugige 3 sowohl schwarze Weibchen als Männchen erbrüten, schwarzäugige ? und rotäugige $ nur schwarze 5, nie rote 3, die Hennen sind aber meist rotäugig, es kommen indessen auch schwarze vor. Die gewöhnlichen schwarz- äugigen Kanarienhennen sind Hybriden in bezug auf den Rotäugigkeits- faktor. Noch stimmen nicht alle Fälle und die Zahlen nicht so gut, wie bei Doncasters Abraxas grossulariata und lacticolor. , Poll- Berlin. Doneaster, L. On sex-inheritance in the moth Abraxas grossulariata and its var. lacticolor. Rep. to the evol. committee IV 1908. S. 53—57. Die Varietät /acticolor, die sich vom Typus durch die weitgehende Reduktion und die etwas abweichende Form der schwarzen Zeichnung unterscheidet, ist rezessiv. Sie kommt in der Natur nur selten und nur beim 2 vor. Die Versuche stimmen mit der Annahme, daß 2 und & als Allelomorphs vererben und 2 dominiert; daß die weiblichen heterozyg (? 3) sind, und männliche und weibliche Eier produzieren; die Männchen sind homozyg (3 3), und produzieren nur männliche Spermien. 9 und grosswlariata sind in der Oogenese repulsiv, alle männlichen Eier sind grossw/ariata, alle weiblichen /acteolor. Eine hübsche Bestätigung dieser Annahme ist es, daß alle wilden /arzicolor 2 mit grossulariata 3 gepaart, nur 3 grossulariata und nur 2 J/acticolor liefern. Das seltene Vorkommen von wilden /acticolor muß durch eine zufällige Sprengung der Verbindung männliches Ei und grossulariata Faktor zustande kommen. Poll-Berlin. Haecker, V., Über Axolotlkreuzungen. II. Mitteilung. (Zur Kenntnis des partiellen Albinismus (mit 2 Figuren im Text.) In: Verhandlg. d. Deutschen zoolog. Gesellsch. 1908, p. I94—205. Aus einer Kreuzung rein gezogener schwarzer Axolotl mit rein weiß ge- züchteten gingen schwarze Bastarde hervor. Dies zeigt also auch hier wieder ein Dominieren der Schwarzfärbung. Schwarze Heterozygoten untereinander gepaart ergaben schwarze und weiße Junge im Mendelschen Verhältnis, so daß bis hierher keine Besonderheiten vorliegen. a Si es ee Se Referate. 21 Interessanter ist dagegen das Verhalten der weißen F,-Bastarde. Einige von letzteren hatten, wie oft auch rein gezogene Albinos, eine dunklere Pigmen- tierung am Kopf. Andere dagegen färbten sich im Laufe der Entwicklung mehr und mehr um. Und speziell bei einem geschlechtsreif gewordenen Männchen trat „Pigmentierung während der Brunstzeiten in Form von deutlich abgegrenzten, annähernd metamer angeordneten, schwarzen oder dunkelschwarzbraunen Flecken hervor‘. Dieser ‚‚Metamer-Scheck‘ verhielt sich sowohl bei Kreuzungen mit schwarzen heterozygoten als auch mit weißen homozygoten Weibchen rezessiv. Die Ursache für dies Verhalten glaubt Haecker darin sehen zu können, daß die Fähigkeit zur Pigmententwicklung allen, selbst reingezüchteten Keimen innewohne. Der Albinismus stelle also eine Entwicklungshemmung dar, er habe ,,eher einen fluktuierenden als einen mutativen Charakter‘. Dies gehe daraus hervor, daß er durch alle Übergangsstufen, nicht nur bei Axolotln, sondern auch, wie andere Forscher gezeigt hätten, bei anderen Tieren, mit der Normalfärbung verbunden sei. i Hilzheimer- Stuttgart. Jenniugs, H. S. Heredity, variation and evolution in Protozoa. I. The fate of new structural characters in Paramecium, in connection with the‘ problem of the inheritance of acquired characters in unicellular organisms. — Journ. Exp. Zool. Vol. V, Nr. 4, 577—632, 22 figg., June 1908. Verfasser verfolgte das Schicksal zalureicher neuer Struktureigenschaften, die er z. T. in der Natur vorgefunden, z. T. experimentell aufgezwungen hatte. Die meisten davon verschwinden in 2—3 Generationen durch Regulationsprozesse die sich bei der Teilung einstellen. Einige übertrugen sich auf je ein einziges Individuum aller Generationen; eine konnte so durch 22 Generationen verfolgt werden. Aber die neuen Charaktere ver- mehrten sich nicht und es entsteht daraus keine eigene, neue Abart, da sie ja immer nur ein Exemplar übernimmt. Die Tendenz, sich zu ver- mehren und eine Rasse zu bilden, prägt sich nur in denjenigen sehr seltenen Fällen aus, wo es sich um eine stetige Veränderung des Teilungs- prozesses selbst handelt. Nur ein solcher Fall gelangte zur Beobachtung, und die „Vererbung‘‘ war unvollkommen. So findet eine Übertragung er- worbener Eigenschaften laut Verf. bei den Protozoen nicht leichter und allgemeiner statt als bei höheren Lebewesen. Kammerer, Wien. Müller, R., Das Problem der sekundären Geschlechtsmerkmale und die Tier- zucht. Stuttgart 1908 bei Ferdinand Enke. 8g Seiten. Unter Verarbeitung einer großen zoologischen Literatur, stellt sich Ver- fasser auf den Standpunkt, daß die männlichen und weiblichen Geschlechts- zellen biochemisch verschieden seien. Im Augenblicke der Befruchtung entscheide sich das Geschlecht des zukünftigen Individuums. Es hänge dies von der größeren oder geringeren Wachstumsenergie der elterlichen Zellen ab. Gleichzeitig mit dem Geschlecht sollen auch die sekundären Geschlechts- merkmale entstehen. Auf ihre weitere Ausbildung üben dann die Geschlechtsdrüsen an- scheinend einen großen Einfluß aus. Verfasser zitiert zum Beweise dafür eine große Anzahl Fälle mit der entsprechenden Literatur. Der Einfluß soll teils durch innere Sekretion der Geschlechtsdrüsen, teils durch das Nervensystem stattfinden. Andere Versuche, wiedievonOudemanns an Ocneria dispar, 22 Referate. der auch von kastrierten Raupen typische männliche und weibliche Schmetter- linge erhielt, beweisen, daß die gesamte Geschlechtsanlage, auch die sekundären Geschlechtscharaktere schon angeboren sein müssen. Es wird sich also haupt- sächlich um einen protektiven Einfluß der Geschlechtsdrüsen auf die Ge- schlechtscharaktere handeln. Wenn so die Ausbildung der sekundären Geschlechtscharaktere von den Geschlechtsdrüsen abhängt, so ist es klar, daß man an den äußerlich leicht sichtbaren sekundären Geschlechtsmerkmalen, auch die mehr oder minder große Kraft der Geschlechtsdrüsen erkennen kann. Und darin liegt der bio- logisch-züchterische Wert der sekundären Geschlechtscharaktere. So erklären sich z. B. die Milchzeichen der Kühe einfach als gut entwickelte sekundäre Geschlechtscharaktere. Ebenso erklärt sich ein Auftreten gegengeschlecht- licher Merkmale daraus, daß eine Fortpflanzungszelle nicht genügend Energie hatte, um die Wirkung der andern vollständig zu hindern. Denn es sind natürlich in jedem Organismus die Anlagen beider Geschlechter vorhanden. Was nun das Verhältnis der beiden Geschlechter zur Vererbung anbelangt, so ist die Annahme, daß sich beide unter gleichen Umständen gleich verhalten, nach neueren Forschungen nicht aufrecht zu erhalten. Die Ursache für das verschiedene Verhalten beider Geschlechter sieht Müller in der Ver- schiedenartigkeit des Stoffwechsels in den Geschlechtern. So enthält beim Manne das Blut mehr rote Blutkörper als bei der Frau. Auch in der Atmung macht sich ein Unterschied bemerkbar usw. Die Deutung dieser Tatsachen sowie der pathologischen Vererbung zeigen, daß der männliche Typus mehr Neigung zur individuellen und progressiven Entwicklung hat, der weibliche mehr zum Stillstand neige. So wird also der den Tierzüchtern längst aus der Praxis bekannte Satz, daß das Weibchen mehr den mittleren Typus der Rasse repräsentiere, noch durch theoretische Erwägungen gestützt. Eine zweite Beziehung beider Geschlechter zur Vererbung besteht dann noch in der Beschaffenheit der Geschlechtszellen und der Wirksamkeit ihrer Vererbungssubstanzen. Ewart beobachtete bei einem Araberhengst, der sich vor und nach einer Hodenerkrankung vorzüglich vererbte, daß sich seine Vererbungskraft während der Krankheit trotz unveränderter Fruchtbarkeit verlor. Diese und andere Beobachtungen lassen den Schluß zu, daß die stärkere oder schwächere Durchschlagskraft eines Individuums von der Entwicklungsenergie der Vererbungssubstanzen abhänge. Das geschlechtlich entschiedenere Keimplasma sei aber an der schärferen Ausbildung des Ge- schlechtstypus zu erkennen. ‚Insofern also die sekundären Geschlechts- merkmale einen Maßstab für die Leistung der Geschlechtsdrüsen bilden, lassen sie auch einen Schluß auf die Vererbungskraft des betreffenden Indi- viduums zu.“ Wenn auch die Arbeit keine eigentlich neuen Tatsachen bringt, sondern mehr ein Referat ist, und sich mehr bestrebt die Arbeiten der Wissenschaft den Praktikern zugänglich zu machen, so enthält sie doch eine Menge neuer Gedanken, die neben der zahlreich zitierten Literatur auch dem Experi- mentator manche Winke geben. mögen. Hilzheimer- Stuttgart. P. Leeke, Untersuchungen über Abstammung und Heimat der Negerhirse (Pennisetum americanum (L.) K. Schum.) Diss. Halle. 1907. Die vorliegende Arbeit zerfällt in zwei Teile. Im ersten wird eine systematische Übersicht der Arten der Gattung Pennisetum und eine Ein- teilung derselben nach neuen Prinzipien gegeben; auch werden die so außer- ordentlich zahlreichen Kulturformen der Negerhirse eingehend beschrieben und nach den vom Autor angenommenen Beziehungen zu wilden Formen Referate. 23 geordnet. Im zweiten Teil wird auf Grund dieser systematischen Übersicht und morphologischer Vergleiche die Abstammung dieser Kulturformen dis- kutiert, wobei Verf. zu dem Ergebnis kommt: „daß die Negerhirse (Penni- setum americanum (L.) K. Schum.) nicht, wie alle übrigen Cerealien, ja wie alle übrigen bekannten Kulturpflanzen monophyletisch ist, d. h. auf eine wilde Stammart zurückgeführt werden kann, sondern daß sie aus Blutmischung einer ganzen Anzahl wohlcharakterisierter und im tropischen Afrika ein- heimischer wilder Formen entstanden ist‘. Für einige dieser Formen ist das spontane Auftreten allerdings nicht einwandfrei bewiesen und dem „systematischen Gefühl‘ nach Ansicht des Ref. manchmal ein etwas weiter Spielraum gelassen; dennoch erscheinen auch dem Ref., soweit er darüber urteilen kann, die angeführten Tatsachen dafür zu sprechen, daß Pennisetum americanum eine Sammelart ist, die ihren Ursprung von mehreren differenten Stämmen herleitet. Buakrerhumtarnen® Karl Domin, Studien zur Entstehung der Arten durch Mutation. (I.) Beih. zum Botan. Centralblatt 23, 1908. 2. Abt. Heft 1. S. 15—25. In der vorliegenden Abhandlung werden drei vom Verf. teils in der Natur, teils im botanischen Garten zu Prag aufgefundene Rassen beschrieben und abgebildet. 1. eine einblättrige Varietät von /otentilla verna, 2. eine Rasse mit abweichend gestalteten Blüten von Primula officinalis und 3. eine . eigenartig gebaute Form von /%c#a Omorika. Diese Rassen werden als Mutanten bezeichnet, da sie plötzlich neu beobachtet wurden. Nach Ansicht des Ref. wäre aber eine Bezeichnung als Mutanten nur dann gerechtfertigt, wenn sich ihre Erblichkeit erwiesen hätte, und wenn bei der Untersuchung von wohlisolierten reinen Linien ausgegangen worden wäre. Da aber über beides keine Mitteilungen vorliegen, so haben wir zwar einige interessante Rassen vor uns, über ihren Charakter als Mutanten läßt sich aber nichts Sicheres aussagen. Auch Ref. ist übrigens davon überzeugt, daß Physiologie und Systematik beim Studium der Artentstehung sich die Hand reichen sollen; doch möchte er die Bedeutung der Kulturversuche erheblich höher einschätzen als Verf., ja in ihnen zurzeit in gewissen Fällen das einzige Mittel sehen, um der Lösung der einschlägigen Fragen in etwas näher zu kommen. E. Lehmann. Staudinger, Wilhelm. Praeovibos priseus nov. gen. nov. spec., ein Vertreter einer Ovibos nahestehenden Gattung aus dem Pleistoeän Thüringens. Zentralbl. f. Min., Geol., Pal. 1908. S. 481—502. Ein bei Frankenhausen in altdiluvialen Sanden gefundener Schädel eines Ovibovinen zeigt merkliche Abweichungen von den rezenten und jungdiluvialen Schädeln von Ovibos moschatus. Die Differenzen beruhen wesentlich auf dem Bau der Hornzapfen. Bei Ovibos moschatus ist der interessante Vorgang nachgewiesen, daß die Hornzapfen nach Erreichung ihrer definitiven Länge und Breite in der Vertikalentwicklung eine Reduktion erfahren, die mit einer Verstärkung der Hornscheiden in Zusammenhang steht. An dem Schädel von Frankenhausen bleibt nun die Ausbreitung der Hornbasen über den Schädel hinter der Entwicklung von Ovzbos zurück, dagegen läßt sich von der erwähnten Reduktionserscheinung, obwohl es sich um ein altes Tier handelt, nichts beobachten. Die Hornzapfen be- sitzen also an der Basis größere Höhen- und geringere Breitenentwicklung als diejenigen von Ovibos moschatus. Die Gestaltung der Hornzapfen bei dem Frankenhäuser Stücke stellt eine rein quantitative Fortbildung des- jenigen Stadiums der Hornentwicklung bei Oxibos dar, welches mit dem 24 Referate. Beginne der Ausbreitung der Hornbasen über das Schädeldach gegeben ist. Weitere Unterschiede bestehen u. a. in der stärkeren Einziehung der Stirn- partie, ferner greifen die Gelenkflächen der Hinterhauptskondylen nicht wie bei Ozzbos auf die seitlich angrenzenden Knochen über. (Der Zweckmäßigkeit einer generellen Trennung so nahestehender Formen wie /raeovibos und Ovibos kann ich mich nicht anschließen, besonders da nichts dagegen zu sprechen scheint, daß Praccvibos priscus ein direkter Vor- läufer von Owibos ist. Wichtig ist dagegen die Bestätigung der Regel, daß die europäische altdiluviale Fauna in fast allen ihren Vertretern merkliche Unterschiede von der jungdiluvialen und rezenten aufweist. Die an dem fossilen Schädel beobachtete stärkere Ausbildung jugendlicher Merkmale der rezenten Form verdient besondere Beachtung. Ref.). K. Deninger. Kirkpatriek, R. On two new Genera of Recent Pharetronid Sponges. (Ann. a. Mag. N. H. 8. ser., vol. 2, 503—514, t. 13—1I;5.) Wie diese interessante Mitteilung zeigt, gibt es unter den lebenden Spongien noch weit mehr altertümliche Vertreter, als man bisher vermuten konnte, z. B. auch unter den Kalkschwämmen. Die umfangreiche Gruppe der fossilen Pharetronen mußte bisher als fast vollständig erloschen gelten, da man Kalkschwämme von gleichem Skelettbau aus der heutigen Schöpfung so gut wie gar nicht kannte. Nachdem Doederlein in Zefrostroma einen Kalkschwamm mit zusammenhängendem Nadelskelett beschrieben und dafür eine besondere Abteilung der Zr/konina geschaffen hatte, war es Hinde möglich geworden, unter den fossilen Pharetronen Angehörige dieses Stammes zu erkennen, und die bekannte Kreidegattung Foresphaera darf sogar als ein unmittelbarer Vorläufer von Petrostroma gelten. Listers Astrosclera stellt einen wesentlich anderen Typus von stein- artigen Kalkschwämmen dar. Im Skelett sind Nadeln überhaupt nicht nachweisbar, sondern die Skelettfasern setzen sich aus fest verbundenen Aragonitblöckchen von strahlig-faseriger Struktur zusammen. Etwas der- artiges war schon lange von der Trias-Pharetrone Zhawmastecoelia bekannt, wo eine solche Struktur allerdings in Verbindung mit Kalknadeln vorkommt. Von ganz hervorragender Bedeutung für die phylogenetische Stellung der Pharetronen sind nun aber die zwei Gattungen, die der Verf. beschreibt. Minchinella ist eine lebende Pharetrone von den Neu-Hebriden. Der Form und dem Kanalsystem nach gleicht sie sehr der Kreidegattung Ahaphi- donema. Ihr festes zusammenhängendes Skelett baut sich aus vierstrahligen Nadeln auf, die durch ein kalkiges Zement, das sie ganz über- kleidet und verhüllt, zusammengeschweißt werden. Das ist aber genau der Bau der Faser zahlreicher Pharetronen. Die andere Gattung, Merlia von Porto Santo bei Madeira, entfernt sich noch mehr von dem normalen Typus der heutigen Kalkschwämme. Nadeln sind nur als feine Einstrahler und Gabelnadeln in der Hautschicht ent- wickelt, während das eigentliche Skelett aus strahligem Kalkspat besteht, also nur aus „Zement“. Der Aufbau des Skeletts ist ebenfalls ganz eigen- artig und erinnert mehr an den einer Bryozoe als einer Spongie. Es besteht nämlich aus geschlossenen Röhren, die regelmäßig durch einfach gelochte Querböden abgeteilt werden. Wenn nun auch Merlia vorläufig keine Beziehungen zu bekannten Pharetronen erkennen läßt, so wird Minchinella um so wichtiger für die Deutung der Pharetronen. Denn wir wissen jetzt, daß die Nadeln der Pharetronen in der Tat durch ein Kalkzement, das vom Tiere selbst ab- geschieden wird, zu soliden Faserzügen verbunden werden, wie dies Ref. Referate, 25 vor 25 Jahren auf Grund der Struktur der fossilen Pharetronenfaser schon angenommen hatte. Es zeigt sich, daß auch echte Pharetronen heute noch leben und die Auffassung des Ref. gewinnt an Wahrscheinlichkeit, daß die Nachkommen vieler anderer ausgestorbener Pharetronen unter heutigen Hornschwämmen zu suchen sind, die ihre Nadeln eingebüßt haben. Etwas ähnliches deutet auch der Verf. an, indem er darauf hinweist, daß man Merlia mit nadellosen Hornschwämmen vergleichen könnte. Steinmann. Ameshino, Fl. El arco escapular de los Edentados y Monotremos. (An. Museo Nac. Buenos Aires ser. 3a, t. X, p. I—gI, 60 Fig. 1908.) Ameghino ist auf Grund seiner Studien über fossile und lebende Säugetiere zu der Auffassung gekommen, dal sie insgesamt in zwei große Gruppen zu trennen sind: a) die Cetaceen, Edentaten und Monotremen einerseits — Homalodonta und b) die übrigen Placentalia und die Marsupialia anderseits — Plexodonta. Jede dieser beiden Gruppen soll unabhängig aus theromorphen Reptilien entsprossen sein. Der Unterschied zwischen ihnen soll darin bestehen, daß die Homalodonta stets nur einfache Zähne, (fast) niemals mit mehr als einer, gewöhnlich offenen Wurzel, besitzen, daß ihnen häufig der Schmelz fehlt und daß sie vielfach verkümmert oder verschwunden sind, während den Plexodonta zusammengesetzte, verschieden gestaltete, stets schmelz- bedeckte Zähne zukommen, ihre echten Molaren mindestens zwei Wurzeln haben, soweit sie nicht nachträglich wurzellos geworden sind. Die theoretische Stammgruppe der Homalodonten nennt Ameghino Archaeopelta; von ihnen denkt er sich einerseits die Cetaceen, anderseits die Edentaten (und Monotremen) abgezweigt, deren gemeinsamer Ausgangspunkt in den Peltateloideen gesucht wird, die im mittleren Tertiär Patagoniens vorkommen. Folgende Gründe veranlassen Ameghino, den Homalodonta einen gesonderten Ursprung aus den Reptilien zuzuschreiben. Außer den schon erwähnten Besonderheiten der Zahnbildung wird auf die Körperbedeckung hingewiesen, die (wenigstens bei vielen der heutigen Vertreter) aus Quer- reihen von knöchernen Platten oder Schuppen besteht und die vielfach nur unvollkommen der Behaarung Platz gemacht hat. In erster Linie sgll aber der Bau des Schultergürtels bei Edentaten und Monotremen auf den un- mittelbar reptilischen Ursprung hinweisen und diesem Gegenstande gilt daher der größere Teil des Inhalts dieser Schrift. In der Tat ist der Schulter- gürtel bei diesen Tieren, wenn auch recht verschiedenartig, so doch vielfach ganz reptilienartig gebaut. Bei einer Anzahl von Edentaten beobachtet man nicht nur im Jugendzustande sondern auch noch am erwachsenen Individuum drei Elemente, die wohl getrennt und wie bei den Reptilien gestellt sind: scapula, coracoid und metacoracoid; beim jugendlichen Pelte- philus kommt als viertes das praecoracoid und ein episternum hinzu. Bei dieser Gattung tritt auch, ebenso wie bei Macroeuphractus noch ein cleithrum (epiclavicula) hinzu. Bei Bradypus wird auch die Glenoidhöhle noch von den drei oben genannten Knochen gebildet, was sonst nur bei primitiven Reptilien vorkommt. Diese und noch einige andere minder wichtige Tatsachen lassen sich in der Tat kaum anders ungezwungen erklären, als durch die Annahme, daß die als Homalodonta vereinigten Säugergruppen nicht aus der gleichen Wurzel stammen, wie die Plexodonta, sondern direkt auf Reptilien zurück- gehen. Die einheitliche Abstammung der plazentalen Säuger wäre damit hinfällig. Es darf hier vielleicht auch daran erinnert werden, daß schon 26 Referate. vor, langer Zeit Albrecht eine große Anzahl von Merkmalen für die Cetaceen zusammengestellt hat, die ebenso für eine unmittelbar reptilische Abkunft dieser Klasse sprechen. Diese Argumente sind von Weber auch keineswegs ganz entkräftet worden. Der Referent ist aber der Ansicht, daß, wenn man sich überhaupt ent- schließt, alle diese Tatsachen entsprechend zu verwerten und den einstammigen Ursprung der plazentalen Säuger fallen zu lassen, man notgedrungen zu einer Vielheit von Abstammungslinien gedrängt und dazu geführt wird, jede einzelne Säugerklasse getrennt aus ähnlich gebauten Reptilien herzuleiten. Denn wenn Ameghino Monotremen, Edentaten und Cetaceen auf eine Stammgruppe der Archaeopelta zurückführt und nicht die Cetaceen auf Meersaurier, die Edentaten auf Dinosaurier, so muß er ebenso wie bei der Ableitung aller Säuger aus einer Stammgruppe oder -form mit ungezählten gänzlich hypothetischen Verbindungsgliedern zwischen dieser und den ver- schiedenen Säugerklassen rechnen, die aus ihnen entstanden sein sollen. Die einen kann die Paläontologie so wenig nachweisen wie die anderen. Steinmann. Brown, Barnum. The Ankylosauridae, a new family of armored Dinosaurs from the Upper Cretaceous. Bull. Amer. Mus. Nat. Hist. vol. 24 p. 187—2o01, 20 Figuren. 1908. Ankylosaurus magniventi7s ist der Repräsentant einer sehr merkwürdigen Dinosauriergruppe der jüngeren Kreide Nordamerikas. Sie steht dem lange bekannten Steyosaurus nahe, zeigt aber gewisse Merkmale, die sie von jenem Typus weit entfernen. Habituell gleicht das Tier einem G/vptodon. Eine stark gekrümmte Rückenwirbelsäule, ein langer, massiver Schwanz, ein kurzer Hals und ein kleiner, hinten und vorn abgestutzter, im Umriß fast dreieckiger Schädel. Dazu kommt ein Hautskelett aus dicken, festen Knochenplatten, das den Rücken und die Seiten des Leibes umhüllt, in der Bauchregion am breitesten und stärksten ist; der Schwanz wird eben- falls von solchen, in deutlichen Querreihen angeordneten Platten bedeckt, und selbst der platte, nur schwach gewölbte Schädel trägt eine Decke fest miteinander verwachsener, aber noch durch Furchen geschiedener Platten. Die Elemente der Schädelkapsel lassen sich nicht unterscheiden. Die Zähne sind vom Typus der Stegosauriden. Die Dorsalrippen sind z. T. mit den Wirbeln verwachsen, die Dornfortsätze viel niedriger als bei ähnlichen Dinosauriern. Das massive Schulterblatt ist mit dem Korakoid verwachsen, und die weite Glenoidhöhle deutet auf eine starke Vorderextremität, von der aber ebensowenig gefunden ist wie von der hinteren. Die Platten der Körperbedeckung sind flach, längsgekielt, rhombisch bis trapezförmig, z. T. sehr groß, aber ohne Stacheln. Die Restauration des Tieres, wobei für die fehlenden Teile, im besonderen für das Verhältnis der Gliedmaßen, Stegosaurus beigezogen wurde, zeigt uns ein Tier fast vollständig vom Habitus der Glyptodonten. Denken wir uns die großen Panzerplatten in kleine Stücke zerfallen und diese nach Art der Deckplatten des Schädels fest zusammengefügt, die schon geringe Beweg- lichkeit der Wirbelsäule noch weiter vermindert, das Tier um !/; kleiner, so ist die Übereinstimmung mit Glyptodonten frappant. Selbst die Zahl der Wirbel stimmt, wenn die Rekonstruktion richtig ist und noch vier Schwanz- wirbel. mit dem Becken verwachsen gedacht werden: 7, 12, 8, 8, über 20 Schwanzwirbel! Sind auch diese Übereinstimmungen alle nur Zufällig- keiten ? Steinmann. Neue Literatur. Zusammengestellt von E. Baur-Berlin, E. M. East-New Haven, Conn., H. Gerth-Bonn, W. Schleip-Freiburg, G. Steinmann-Bonn, O. Wilckens-Bonn. (Im Interesse möglichster Vollständigkeit der Literaturlisten richten wir an die Autoren einschlägiger Arbeiten die Bitte, an die Redaktion Separate oder Zitate einzusenden, vor allem von Arbeiten, welche an schwer zugänglicher Stelle publiziert sind.) I. Arbeiten allgemeineren Inhaltes. 1. Theoretisches über Artbildung und über Vererbung. Lehrbücher, Zusammenfassende Darstellungen. Sammelreferate. Allen, J. A. Another aspect of the species question. Amer. Nat. 42 1908, S. 592—600. Anonymus. Some scientific centres. No. XIV. The Hortus Botanicus at Amsterdam. Nature 79 1908. S. IOI—IO3. Bailey, L. H. and Coleman, W. M. First course in biology. London 1908, Baur, E. Einige Ergebnisse der experimentellen Vererbungslehre. Beihefte z. Medizinischen Klinik 4 1908. S. 265—292, 12 Fig. i. T. Bell, A.G. A few thoughts concerning eugenics. Ann. Rept. Amer. Breeder’s Assn. 4 1908. S. 208—214. Benett, W. 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On the occurrence of footprints in the lower sandstones of the Exeter District. Quart. Journ. Geol. Soc. $4 1908. S. 496—500, Taf. SL a Fritsch, A. Über Problematica silurica. Sitz. böhm. Ges. Wiss. Prag 1908. 8 S. französ: Systeme silurien du centre de la Bohéme. Prag 1908. ı2 Taf. Hermandez-Pacheco, E. Consideraciones respecto a la organisacion, genero de vida y manera de fosilizarse algunos organismos dudosos de la época silürica y estudio de la especies de algas y huellas de gusanos arenicolas del silürico inferior de Alcuescar (Caceres). Bol. R. Soc. esp. de Hist. nat. 8 1908. S. 75—go. Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin SW 11 Großbeerenstraße 9 Arten und Varietäten und ihre Entstehung durch Mutation. An der Universität von Kalifornien gehaltene Vorlesungen von Hugo de Vries. Ins Deutsche übertragen von Professor Dr. H. Klebahn. Mit 53 Textabbildungen. Geheftet 16 Mk., gebunden 18 Mk. Das umfangreiche Werk-von de Vries, Die Mutationstheorie, wird nur für denjenigen wissenschaftlichen Leser Interesse haben, der eigene Untersuchungen anstellen oder auf die Quellen zurückgehen will. Um aber Ziele, Erfolge und Grenzen der Forschung auf diesem Gebiete dem allgemein gebildeten Leser, dem praktischen. Pflanzenzüchter oder auch dem auf anderen Gebieten. arbeitenden Bötaniker wie dem Biologen überhaupt vorzuführen, ist das vorliegende Buch geeigneter. Es bietet den Stoff in abgerundeter Form, mit den wichtigsten Einzelheiten, in neuer Anordnung und teilibeise auch nach neuen Gesichtspunkten. Eine Neuerung des Werkes ist ferner eine stattliche Reihe von Abbildungen großenteils Originalzeichnungen nach Photographien und. Skizzen von de Vries. Die Bedeutung der Reinkultur. Eine Literaturstudie von Dr. Oswald Richter, Privat- dozenten und Assistenten am Pflanzenphysiologischen Institut der Deutschen Universität in Prag. Mit drei Textfiguren. Ge- héftet 4 Mk. 40 Pie. Studien über die Regeneration von Professor Dr. B. Némec. Mit 180 Textabbildungen. Geheftet 9 Mk. 50 Pfg., gebunden 11 Mk. 50 Pfe. _ Auf Grund zahlreicher neuer und origineller Versuche wird in dem Buche das wichtige Problem der Regeneration von verschiedenen Seiten aus behandelt. Die vielen Fragen, die an die Regenerationsvorgänge anknüpfen, sucht der Ver- fasser der Lösung näherzubringen, indem er ausgewählte und günstige Objekte einer eingehenden experimentellen Untersuchung unterwirft; so gelangt er zu einer Reihe von Resultaten, die auf die fraglichen Vorgänge in vieler Beziehung ein . neues Licht werfen und die I jeden Biologen von Interesse und Wichtigkeit sind, Zeitschrift für ‚induktive Abstammungs- und Vererbungslehre Inhalt Abhandlungen = 3 Seite Haecker, V. Die Radiolarien in der Variations- und“Artbildungslehre. ı fe ER Referate Bateson, W., Saunders, Miss E. R., Punnett, R. C., Experimental studies in HS, the physiology of heredity. Durham, Fl. M., A preliminary account.of the ~ inheritance of coat-colour in mice. Durham, Fl. M. and Marryat, D. D. E., Note on the inheritance of sex in canaries. «Doncaster, L., Om sex- inheritance’ in, the moth Abraxas. grossulariata and its var. lacticolor. oe Haecker, V., Uber Axolotlkreuzungen. II. Mitteilung. Zur Kenntnis des | re are partiellen Albinismus. Jennings, H. S., Heredity, variation and evolution “- 3 in Protozoa. I, The fate of new structural characters in Paramecium, in connection with the problem of the inherifance of acquired characters in - unicellular organisms. Müller, R., Das Problem der sekundären Geschlechts- merkmale und die Tierzucht. Leeke, P., Untersuchungen über Abstammung © und Heimat der Negerhirse (Pennisetum americanum (L.) K. Schum). Domin, K., Studien zur Entstehung der Arten durch Mutation. Staudinger, W., Praeovibos priscus nov. gen.- noy. spec., ein Vertreter einer-Ovibos nahe- stehenden Gattung aus dem Pleistocän Thüringens. Kirkpatrick, R., On + two new genera of recent Pharetronid Sponges. Ameghino, Fl., El arco N escapular de los Edentados y Monotremos. Brown, B., The Ankylosauridae, © a new family of armored Dinosapesyige =. ua ne ps ete tg oe ano aoe) ee Nene, Literatur’ cn. 200 hs hae ne a ne N a % Die »Zeitschrift fiir’ induktive Abstammungs- und Vererbungslehres Fs erscheint in zwanglosen Heften, von denen vier bis fünf einen Band ‚von, Sie. „etwa 25 Druckbogen bilden. Der Preis des Bandes beträgt 20 Mark. ARE Manuskripte, zur Besprechung bestimmte ‚Bücher. und Separata, a fe ‘sowie alle auf-die Redaktion bezüglichen Anfragen und Mitteilungen. sind an Dr. E. Baur, Berlin NW 7, Dorotheenstraße 5, zu senden; alle geschäftlichen Mitteilungen an die Verlagsbuchhandlung Gebrüder Borntraeger in Berlin SW11, Großbeerenstraße 9. ~ Die Mitarbeiter erhalten fiir Originalabhandlungen und kleinere © = Mitteilungen ‚ein Bogenhonorar von 32 ie für Referate 48. NE: für. Literaturlisten’ 64 Mk. Von den Abhandlungen werden ‘den Autoren 50 Separata gratis, weitere en ‚gegen: se Seo geliefert. N BAND II HEFT 2 JUNI 1909 ZEITSCHRIFT INDUKTIVE ABSTAMMUNGS- VERERBUNGSLEHRE HERAUSGEGEBEN VON C. CORRENS (.eiezic), V. HAECKER (stuttaart), G. STEINMANN (sonn), R. v. WETTSTEIN (wien) REDIGIERT VON E. BAUR (eertin) BERLIN VERLAG VON GEBRÜDER BORNTRAEGER SW 11 GROSSBEERENSTRASSE 9 1909 Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin SW 11 Grebhesteniens 9 TABULAE BOTANICAE unter Mitwirkung von > A. J. Blakeslee (Cambridge, Mass. A A. “Soin an) r edigier t von Privatdozent Dr. E. Baur (Berlin) und Dr. 1. Jahn (etn). Erschienen sind bereits: .Tafel 1: Myxobacteriaceae, Entwicklung von. Polyangium De fuscum. » |: Fruchtkorper von Chondromyces und Myrococeus. % % Sporenbildung von Myxococcus. — j FR nian: Er „. lll: Acrasieae. Dictyostelium. PRES RE ON th SS | be prerauaien und Plasmodien ‚der ‘Myzomyceten, s ' Dictydium Trichia, Leocarpus. IR » V: Stoma. Rhoeo discolor. A „. M und VI: Mucorineae. — Mucor, Rhizopus. „ Vill: Ustilagineae I. Ustilago Tragopogo: „ IX: Volvocaceae. Eudorina SEU, : iy aa a Phaeophyceae: Eotocarpus ai. geschichte der Pflanzen umfassen; He sollen auch ‚die ie en Pflanzen is Bere wer CHEN % 150: 100 cm. beigegeben. Jeder Tafel wird ‘eine Brian. BE Die Tabulae Botanicae gelangen in Seri ien ‘von je je fünf Tafeln u ; zum Preise von 30 Mark pro Serie zur Ausgabe ; einzeln ” Tezogen erhöht sich der Preis auf 8 Mark pro Tafel. — Auch auf ‚gezogen auf Leinwand mit Stäben sind die Tafeln ee Bon der ' Preis erhöht sich dann um 3 Mk. 50 Pfg. pro Tafel. a ARE Weitere Tafeln sind in Vorbereitung. ie same Sa oe wee “ Ausführliche Prospekte gratis und franko. x BE ae Das Tafelwerk soll die gene Saeco und Eee € ORL ey bi JUL J= U9 Zur Abstammung der Säuger. Von G. Steinmann (Bonn). Mit 18 Textfiguren. Die Theorie vom extrem polygenetischen Ursprung der Säuger, wie ich sie in meinen ,,Geologischen Grundlagen der Abstammungs- lehre‘“1) zu begründen versucht habe, ist begreiflicherweise fast überall auf Widerstand gestoßen. Sie wird entweder ungeprüft als unmöglich abgelehnt, oder man sucht sie mit dem Hinweis auf Tatsachen zu widerlegen, die wenigstens einer doppelten Deutung unterliegen. Dabei gestattet doch der fossile Stoff eine Prüfung nach den verschiedensten Richtungen hin, und der täglich sich mehrende Zuwachs an neuem Material wäre wohl geeignet, zu entscheiden, ob meine Vorstellung den Tatsachen besser oder weniger gut gerecht wird als die bisherige Annahme einer monogenetischen Entstehung der Säuger oder als die Vorstellung einer Ableitung von einigen wenigen Ausgangsformen. Bei dieser Sachlage erscheint es mir geboten, ausdrücklich auf einige neue Funde und Beobachtungen hinzuweisen, die seit der Nieder- schrift meines Buches gemacht worden sind und die mir in hervor- ragendem Maße geeignet erscheinen, sich ein Urteil über den Wert und die Brauchbarkeit meiner Theorie der Polygenese und Rassen- persistenz zu bilden. Die Gesamtheit der Tierformen, die man unter dem Namen Reptilien begreift und deren polygenetische Entstehung aus gesonderten Amphibien- formen nicht nur von mir allein, sondern u.a. auch von Broili?) vertreten wird, habe ich in zwei Kategorien zerlegt, in die Reptilien im eigent- lichen Sinne des Wortes oder Orthoreptilia, die heute als Krokodile, Schildkröten, Eidechsen und Schlangen fortleben und in die Meta- reptilia, worunter ich alle die fremdartigen, „ausgestorbenen‘“ Formen 1) Leipzig, W. Engelmann. 1908. 2) Systematische und biologische Bemerkungen zu der permischen Gattung Lysoro- phus (Anat. Anz. 33, 1908, 290—298). Induktive Abstammungs- und Vererbungslehre, II, 5 LIBRARY NEW YORk BOTANICAI GARDEN, 66 Steinmann. zusammenfasse, für die wir unter den heutigen Reptilien keine Nach- kommen namhaft machen können. Innerhalb der Metareptilia unter- scheide ich wiederum zwei Abteilungen: Avzireptilia als Vorfahren der Vögel, Mammoreptiha als Vorfahren der Säuger. Es braucht kaum besonders hervorgehoben zu werden, daß es z. Z. vielfach sehr schwer hält oder ganz unmöglich ist, alle Metareptilien in diese beiden Gruppen aufzuteilen. Aber die Mehrzahl der jungmesozoischen Formen läßt sich doch nach den mehr oder weniger scharf ausgesprochenen Merkmalen in die beiden Abteilungen einreihen. Ich will hier zunächst in Ergänzung meiner Ausführungen in den Geologischen Grundlagen auseinander- setzen, nach welchen Kennzeichen dies meiner Ansicht nach geschehen kann. Eine Ungleichheit der Gliedmaßenpaare (hinteres länger als vorderes), die den meisten Reptilien zukommt, haben wir als ein Erb- stück aus dem Übergange vom Sumpf- zum Landleben anzusehen. Entsprechend ihrer Funktion als schiebende Organe im Gegensatz zu den greifenden Vordergliedmaßen haben sich die hinteren im Anfang stärker ausgebildet als die vorderen. Bei Avireptilien steigert sich diese Ungleichheit schließlich zur fast vollständigen Verkümmerung der Vordergliedmaßen, wie bei den Laufvögeln oder zu ihrer Umbildung zu den Flügelgliedmaßen der Flugvögel. Die Mammoreptilien werden im Gegenteil mehr oder weniger gleichfüßig. Der Übergangszustand der Heteropodie allein gestattet daher keine sichere Entscheidung darüber, ob die Säuger- oder die Vogelrichtung eingeschlagen wird. Nur wenn die Vordergliedmaßen so stark verkümmert oder verändert sind, daß sie nicht mehr auf den Boden aufgesetzt werden können, scheint die Fortbildung zum Vogel unvermeidlich, wie bei den Mega- losauriden. Da die Mehrzahl der alttertiären Säuger fünfzehig ist, so muß eine Reduktion der Zehenzahl auf drei funktionierende, wie sie bei vielen Dinosauriern Platz gegriffen hat, als ein Vogelmerkmal gelten. Doch ist zu bedenken, daß bei den ausgestorbenen Edentaten wie auch bei manchen Beuteltieren schon von vornherein eine Reduktion der funktionierenden Zehen vorhanden zu sein scheint. Daher müssen z. B. die Edentaten als mögliche Nachkommen von Metareptilien mit beginnender Zehenreduktion im Auge behalten werden. Beträchtliche Verlängerung der Metatarsalien oder ihre beginnende Verwachsung deuten bestimmt in der Richtung der Vögel. Antorbitale Schädel- lücken, minimale Größe der oberen Schläfenlücke, Durchbruch im Unterkiefer, ein beweglicher, aus sehr zahlreichen: (+ als 10) Wirbeln bestehender Hals, Beschränkung der Zähne auf den vorderen Teil der Zur Abstammung der Säuger. 67 Kiefer — alles das sind Merkmale, die mehr oder minder bestimmt auf Vögel weisen; ebenso das Fehlen eines Koronoidfortsatzes und einer crista sagittalis. Als Merkmale der Mammoreptilia wären dagegen in den Vorder- grund zu stellen: ein kurzer (aus 7—10 Wirbeln bestehender) Hals, vollständige Bezahnung (Zahnarme entbehren der Schneide- und Eck- zähne!), Fehlen oder minimale Größe der antorbitalen Schädellücken, ein ausgeprägter Koronoidfortsatz und eine crista sagittalis, Fünfzehig- keit (Edentaten besitzen z. T. reduzierte Zehen!), bei sehr jungen Formen auch Homöopodie. Nach diesen Merkmalen, die für phylogenetische Zwecke eine er- höhte Bedeutung erlangen, wenn sie sich zu mehreren am gleichen Tier vereinigen, möchte ich heute die Metareptilia etwas anders unter den beiden Gruppen verteilen, als ich es in den Geologischen Grund- lagen vorgeschlagen habe; ich fasse jetzt alle Theropoden und Sauro- poden (= Saurischia Seeley) als Avireptilien, alle Predentaten — (Or- nithischia Seeley) als Mammoreptilien auf. Die unvollständige Kenntnis, die wir z. Z. noch von vielen Reptilien besitzen, steht einer rest- losen Aufteilung natürlich hindernd im Wege. Ameghino hat sich vor kurzem besonders auf Grund seiner Studien über das Schulterblatt der Edentaten und Monotremen über die Abstammung der Säuger geäußert!). Er kommt zu dem Ergebnis, daß sie auf zwei vollständig getrennten Wegen aus theromorphen Reptilien hervor- gegangen sind. Auf der einen Seite stehen für ihn die Plexodonta, d. h. alle Säuger mit kompliziertem Zahnbau (einschl. der Beuteltiere), auf der anderen die Homalo- donta, d. h. alle Gruppen mit einfachen, reptilartigen und meist einwurzeligen Zähnen, wozu die Cetaceen, Edentaten Fig. 1: Schädel von en fee. und Monotremen gehören. Die gesonderte j,ngem, säbelförmigem Fortsatzdes Stellung der Edentaten und Monotremen Jochbogens. Quartär. Argentinien. tritt durch Ameghinos Darlegungen noch (Nach Burmeister aus Steinmann- klarer hervor, als man es bisher wußte. Pöderlein: Elem. d. Paläontol.) Dennoch hätte A. auch im Schädel der meisten Edentaten noch ein Merk- mal finden können, das den unmittelbar reptilischen Ursprung dieser 1) El arco escapular de los Edentatos y Monotremos y el origen reptiloide de estos dos grupos de mamiferos (Anal. Museo Nac. Buenos Aires 7, 1—91, 60 fig. 1908). A 68 Steinmann. Ordnung oder wenigstens des größten Teils derselben besonders bezeichnet. Ich meine den stark entwickelten, nach unten gerichteten Fortsatz des Jochbogens (Fig. ı), der allen Gravigraden, Tardigraden und den Glypto- dontiern zukommt. Freilich findet sich ein nach unten gerichteter Fort- satz des Jochbogens ganz vereinzelt auch bei anderen ausgestorbenen Säugern und einmal auch bei Reptilien. So besitzt der gut bekannte Pareiosaurus aus der Karooformation Südafrikas einen breiten, platten- artig verbreiterten, gerade abwärts gerichteten Fortsatz. Eine ähnliche Bildung in der Form einer nach vorn und außen gerichteten Platte trifft man bei Zotherium, dem riesenhaften Schwein, das mit dem Ende des Miozäns verschwindet. Ein kurzer, stumpfer, schräg nach hinten gerichteter Fortsatz kennzeichnet die erst im Quartär ver- schwindenden Riesenbeutler Dzprotodon und Nototherium. Der Joch- / \W\ ln Th, “ A 7. oF “ER RL 04.20 hr ig. 2. Ergänztes Skelett von Polacanthus Foxit Hulke. Wälderstufe. Insel Wight. Die hell gehaltenen Teile sind unbekannt. (Nach Nopcsa.) bogenfortsatz dieser Beuteltiere, namentlich aber der viel stärkere der genannten Edentaten weicht von der Bildung bei Pareiosaurus und Elotherium trotz seiner bei den einzelnen Abteilungen wechselnden Gestalt dadurch ab, daß er durch seine nach rückwärts gebogene Form, seine geringe Breite oder durch den gebuchteten Rand seines plattig verbreiterten Endes unwillkürlich zu der Vermutung führt, daß wir es hier mit dem Reste eines zweiten (unteren) Schläfenbogens zu tun haben. Wenn sich diese Deutung wahr- scheinlich machen ließe, würde darin ein Hinweis auf eine gesonderte Herkunft dieser Tiergruppen aus Reptilien, im speziellen aus Dino- sauriern liegen. Denn diese besitzen bekanntlich zwei Schläfenbögen, wie Krokodile, Rhynchocephalen und Flugsaurier. Suchen wir aber unter diesen Reptilien nach Anknüpfungspunkten für die Edentaten, so können nur die Dinosaurier in Frage kommen. Vor kurzem hat man in den jüngeren Kreideschichten Nordamerikas einen Dinosaurier gefunden, der ebenso wie eine schon länger bekannte Zur Abstammung der Säuger. 69 ähnliche Form aus der Unterkreide Englands durch gewisse sehr auf- fallende Merkmale direkt auf Edentaten hinweist. Den älteren Fund wollen wir zunächst besprechen. Von Polacanthus Hulke (Fig. 2, 3) sagt Lydekker!): „Bei P. stellt die Hautbedeckung einen vollständig soliden Panzer über die ganze hintere Rückenregion dar; einige von den Schildern, die ihn zusammensetzen, sind höckerig, andere gekielt. Fig. 3. Hinteres Ende des Rückenpanzers von Polacanthus Foxi, (Nach Hulke.) h kleine Zentralscheiben der Mittelregion, rh größere des Randes. eae ie ca RN) ict SEN is sibs Li = eee si Fig. 4. Vorderes Ende des Rückenpanzers von Panochthus intermedius Lyd. (Nach Lydekker ) Quartär. Buenos Aires. Bezeichnung wie in Fig. 3. Auch war eine Anzahl loser, abgeplatteter Stacheln ähnlich wie Hylaeosaurus vorhanden, die wahrscheinlich auf einer Linie in der Rückenregion standen. This peculiar type of carapace forcibly recalls that of the Glyptodont Edentates.“ Und Nopcsa, der kürzlich alles, was über das merkwürdige Tier bekannt geworden ist, zusammengefaßt hat2), sagt zum Schluß: ,,Bei diesen Merkmalen möchte man wagen zu bemerken, daß P. eine Art 1) Manual of Palaeontology 1889, 1161. 2) Geol. Magaz. 1905. 79 Steinmann. Glyptodon unter den Dinosauriern war.“ Freilich "ist das Tier nur unvollkommen bekannt. Der Schädel fehlt gänzlich, die Zahl der Halswirbel (ca. 7) ist nicht sicher, die Vordergliedmaßen kennt man nicht und daher haftet auch dem ergänzten Bilde eine gewisse Un- sicherheit an, ja ich möchte behaupten, daß der Kopf überhaupt ganz anders, nämlich kurz und gedrungen gewesen ist. Dadurch wird aber die Übereinstimmung der bekannten Teile mit Merkmalen der Loricaten nicht beeinträchtigt. In erster Linie das Rückenschild, das, soviel man weiß, nur den hinteren Teil des Körpers bedeckt. Nicht nur in seiner Gesamtgestalt, auch in den Einzelheiten der Skulptur be- steht die weitgehendste Übereinstimmung. Ich habe beistehend ein Stück dieses Panzers (Fig. 3) und daneben ein Stück des Panzers von Panochthus (Fig. 4) abgebildet. Man ersieht daraus, wie ähnlich bei beiden die Felderung der fest verwachsenen Platten ist und wie ähn- lich die relative Größe und die Verteilung der sogenannten Zentral- scheiben (h), deren Umriß zwischen kreisrund und oval schwankt, und die gegen den Rand des Panzers hin an Größe erheblich zu- nehmen (rh). Von den großen Schildstacheln, die in zweireihiger Anordnung den Rücken und den Schwanz von Polacanthus bedecken, findet sich zwar bei den Glyptodonten nichts, wohl aber besitzt die Schwanz- röhre von Panochthus, Hoplophorus, Doedicurus u. Verw. ein Merkmal, das damit in Beziehung gebracht werden kannt). In den Schwanz- röhren dieser Gattungen befinden sich nämlich zwei Reihen großer, meist verlängerter Zentralscheiben, die entweder hart aneinander stoßen oder durch feinere Felderung getrennt werden. In diesen darf man wohl die Reste der ebenso gestellten, nur der Mittellinie wohl etwas mehr genäherten Schildstacheln von ebenfalls elliptischer Grund- fläche erblicken, wie sie von Polacanthus (und Stegosaurus) bekannt sind. Auch in der Beschaffenheit der Wirbelsäule tritt die Ähnlichkeit mit Glyptodonten auffällig hervor. Das Merkmal, das sie vor allen anderen Säugern auszeichnet, nämlich die starre Verbindung der Körperwirbel, ist bei Po/. schon in weitgehender Weise vorgebildet: die Lenden- und Sakralwirbel sind zu einer unbeweglichen Röhre verschmolzen, während den Rückenwirbeln dieses Merkmal abgeht. So bilden diese Merkmale in der Tat eine natürliche Vor- stufe zu dem.Zustande, wie wir ihn von den Glyptodonten kennen. Wir brauchen uns nur die Panzerbildung und die Wirbelverwachsung, 1) Vgl. Ameghino: Mamiferos fösiles de la Repüblica Argentina 1889, t. 65, 66, 84—90, 92—94. Zittel: Handb. d. Palaeont. 4, 148, Fig. 121, 122. Zur Abstammung der Säuger. 71 die bei ?o/. auf die hintere Körperhälfte beschränkt sind, auf die vordere ausgedehnt zu denken, um den Glyptodontierzustand zu er- halten. Wir können die Beziehungen zu dieser Tiergruppe aber auch noch spezialisieren. Die Beschaffenheit des Panzers stimmt, wie wir gesehen haben, mit derjenigen von Panochthus vollständig überein, ist aber verschieden von der rosettenartigen Verzierung von G/yptodon. Erblicken wir in den großen, zweireihig angeordneten Scheiben der Schwanzröhre von Panochthus den Rest der Schildstacheln von Pod., so besitzen wir ein zweites Merkmal, das auf diese Gattung und ihre Fig. 5. A. Ankylosaurus magniventris Brown. Ergänztes Skelett nach Brown. B Schädel von oben. C, D Zahn von innen und außen. Verwandten hinweist; das trifft aber nicht für G/yptodon zu, dessen Schwanz nur von beweglichen Ringen ohne Zentralscheiben umgeben wird. Der vor kurzem von B. Brown beschriebene Ankylosaurus der Oberkreidel) ist zwar auch nur unvollständig bekannt, aber es liegt doch so viel Material vor, daß Brown unter Anlehnung an die wahr- scheinlich ähnliche Körperform von Stegosaurus eine Rekonstruktion des Skeletts (Fig. 5) geben und auch die Körperbedeckung (Fig. 7) ergänzen konnte. Der Körper ist seiner ganzen Länge nach mit Knochenplatten gepanzert, die in Querreihen angeordnet sind. Der Schwanz gewinnt hierdurch eine ausgesprochene Ähnlichkeit mit Glyptodon (Fig. 6). Um 1) The Ankylosauridae, a new family of armored Dinosaurs from the Upper Cretaceous. (Bull, Amer. Mus. Nat. Hist. 24, 1908, 187—201, 20 fig.) 72 Steinmann. aber den Rückenpanzer von G/yptodon zu erhalten, müssen wir uns die großen Platten von A. verwachsen und in das regelmäßige Mosaik von Glyptodon differenziert denken. Besonders bemerkenswert erscheint die Schädelbedeckung (Fig. 5 B), die wie bei G/. (Fig. 6) aus fest gefügten polygonalen Knochenplatten besteht. Aber nicht nur diese Hautplatten- bedeckung des Schädels, sondern auch seine kurze, dreieckige, flache Gestalt stimmt mit jener. Gattung überein. Leider kennt man die tieferen Teile des Schädels und den Unterkiefer noch nicht, so daß sich ein weiterer Vergleich nicht ziehen läßt ; doch muß hervorgehoben werden, daß die Knochen der Schädelkapsel nicht unterschieden werden können, was wiederum mit dem frühen Verschwinden der Suturen am Glyptodon- Schädel harmoniert. Der Hals ist kurz und kräftig, wie bei den Loricaten. Die Rippen der hinteren Rückenwirbel sind mit den Fig. 6. Glyptodon reticulatus Owen. Pampasformation von Argentinien. (Aus Steinmann-Döderlein: Elem. d. Paläontol.) Wirbeln verwachsen; ebenso das coracoid mit der scapula. In der Wirbelzahl herrscht fast vollständige Identität mit G/yptodon, wie aus folgendem Vergleich hervorgeht: Hals Rücken Kreuz Schwanz Ankylosaurus 7 19 8 28 Glyptodon 7, I2+(7—9) 8 20—24. Wie man sieht, haben wir hier eimen zweiten Loricatentypus unter den Dinosauriern, wohl unterschieden von Polacanthus, aber ebenfalls mit zahlreichen Merkmalen behaftet, die wir unter den Vierfüßlern nur bei den G/vfZodontia wiederkehren sehen. So wie Polacanthus sich nur mit den Hoplophoriden (oder auch Doedicuriden) vergleichen ließ, so Ankylosaurus nur mit den Glyptodontiden. Ich nehme daher keinen Anstand, jenen als einen Reptilvorfahr der ersten, diesen als einen der zweiten Gruppe anzusprechen. Ob diese phylo- genetische Verkniipfung berechtigt ist oder nicht, wird sich voraus- sichtlich bald ganz sicher entscheiden lassen. Denn es ist zu erwarten, Zur Abstammung der Säuger. 73 daß in nicht allzu langer Zeit ein vollständiger Schädel von einem dieser Saurier oder von einer der nahe verwandten, aber erst unvollständig bekannten Gattungen wie Szereocephalus!) entdeckt werden wird. Dann wird sich zeigen, ob die extreme Ausbildung des langen, schmalen und gekrümmten Jochbogenfortsatzes, durch die alle Glyptodontien aus- gezeichnet sind (Fig. 1), bei diesen Dinosauriern schon entsprechend vorgebildet war oder nicht. Denn aus der nachfolgenden Besprechung einer anderen, nahe verwandten Reptilsäugerreihe wird sich ergeben, daß sich der Jochbogenfortsatz als das Uberbleibsel eines früher vor- handenen unteren Schläfenbogens leicht begreiflich machen läßt. Jede andere Deutung muß gegenüber dieser einfachen und natürlichen Er- klärung gezwungen erscheinen. Der phylogenetische Zusammenhang zwischen Polacanthus, Ankylo- saurus einerseits und den Glyptodontien andererseits, wie ich ihn (Nach Brown.) vertrete, führt naturgemäß zu der Folgerung, daß ein Teil der Dinosaurierfauna, die zur Kreidezeit auf den nordatlantischen Kon- tinenten bestanden, zur Tertiärzeit in der patagonischen Fauna fort- gelebt hat, und dadurch wurde ich veranlaßt nachzuforschen, ob nicht ähnliche Beziehungen zwischen anderen Dinosauriern der nord- atlantischen Kreide und ihnen ähnlichen Säugern der patagonischen Fauna bestehen. Bekanntlich teilen die Stegosauriden und Scelidosauriden mit Polacanthus und Ankylosaurus den Besitz von größeren Hautskelett- platten oder -stacheln, und man hat daher letztere Gattungen auch in jene Familie eingeordnet. Es fehlen den echten Scelidosauriden und Stegosauriden aber die erwähnten Glyptodontienmerkmale, d.h. die bezeichnende Art der Bepanzerung, die Verwachsung oder Ver- steifung der Wirbel, der kurze, dreieckige Kopf. Ihre Körperbedeckung 1) Osborn a. Lambe: Contribut. to Canadian Palaeontology 8, 2. 1902. 55. 74 Steinmann. ist vielmehr schwächer, der Schädel länger gestreckt (Fig. 8). Eine ganz ähnliche Stellung, wie diese Saurier zu den Gürtelsauriern, nehmen die Fig. 8. Schädel von Stegosaurus. Ob. Jura. Colorado. A von der Seite, B von oben. Bezeichnungen (zugleich für die folgenden Figuren): A Augenhöhle; N Nasenhöhle; S obere Schläfenhöhle. f Stirnbein, fa Vorderstirnbein, fp Postfrontale. (+ Supra- orbitale) im Zwischenkiefer; j Jochbein, jı dessen oberer, j2 dessen unterer Fortsatz: l Tränenbein; m Oberkiefer; n Nasenbein; op Postorbitale; p Scheitelbein; pc processus coronoideus; q Quadratbein; sq Schläfenbein. In Fig. A: S! seitliche Schläfenhöhle ; an Angulare; art Articulare; d Dentale; pd Prädentale; s Spleniale; sa Supraangulare. Fig. 9. Scelidotherium leptocephalum Ow. Schädel von der Seite. Quartar. (Pampasf.) Argentinien. (Nach Lydekker.) Der Zwischenkiefer vorn und oben (im,) ergänzt nach Stegosaurus (Fig. 8). (q) Die Lage des Quadratbeins und des Articulare (art.) von Stegosaurus eingezeichnet. Bezeichnung siehe Fig. 8. op JZ Jl Fig. 10. Sclelidotherium Bravardi Lyd. Schädel von oben. Quartär. (Pampasf.) Buenos Aires. (Nach Burmeister.) Bezeichnung siehe Fig. 8. Gravigraden zu den Glyptodontien ein, und so werden wir auf einen Vergleich zwischen Sceldosauria und Gravigraden hingewiesen. Die Reste eines knöchernen Hautpanzers, die man bei Mylodon und Zur Abstammung der Säuger. 75 Grypotherium kennt, sprechen ebenfalls für einen Vergleich mit den predentaten Dinosauriern, ebenso die beträchtliche Körpergröße. Wir fassen zunächst den Schädel von Stegosaurus als dem am besten bekannten Vertreter dieser Saurierfamilie ins Auge (Fig. 8). Dieser ist langgestreckt, niedrig und seitlich zusammengedrückt. Die großen, vorn gelegenen Nasenlöcher öffnen sich seitlich, indem der zahnlose Zwischenkiefer (im) einen breiten plattenartigen Abschluß am Vorderende der Schnauze bildet. Die Nasenbeine (n) sind sehr lang. Die Augenhöhle (A) ist groß, langgestreckt, die seitliche Schläfen- lücke (S!) zeichnet sich durch beträchtliche Größe aus. Eine sehr bezeichnende Gestalt besitzt das Jochbein und das damit verschmolzene Quadratojugale (j). Es ist nach rückwärts gegabelt, indem es einen Ast schräg nach oben sendet, der sich hinten an das Postorbitale (op) legt, einen anderen schräg nach unten, der sich mit dem Quadrat- beine (q) verbindet. Die Gabelungsstelle selbst ist plattig verbreitert. Der Unterkiefer zeichnet sich durch die bedeutende Höhe des Kron- fortsatzes aus. Nun denken wir uns den Schädel in den eines Gravigraden — Scelidotherium (Fig. 9, 10) — verwandelt. Das Quadratbein fällt fort und der Unterkiefer gelenkt mit dem Schläfenbein (Fig. 9). Dadurch wird der untere Fortsatz des Jochbogens, der mit dem Quadratbein verbunden war, frei (j,), während der obere (j,) mit dem Postorbitale (op) in Verbindung bleibt oder erst nachträglich sich davon trennt. Als weitere Folge der Aufhebung der Quadratartiku- , largelenkung senkt sich das * Hinterhaupt und wird flacher. Zugleich tritt durch stärkere a = Ausbildung des Kaumuskels die Fig- ı1. EEE Darwini Ow. Schädel obere Schläfenhöhle (Fig. 85) Yon Om sl Ques, Cores) Bus mit der Augenhohle (A) in Ver- Fig. 8. bindung, indem das Stirnbein durchbrochen wird. Dabei bleibt aber das Postfrontale mit dem J ugale in Verbindung und bildet den oberen der drei Fortsätze des Jochbogens (j.), der frei in die Temporalhéhlung hineinragt. Eine geringe Verkürzung der Schnauze und Fortfall der Verknöcherung der vorderen Zwischen- kieferplatte (im,) liefert das Verhalten von Scelidotherium. Bei Glosso- therium (Fig. 11) ist aber auch diese erhalten. Die Verkürzung des hinteren Teils des Unterkiefers erklärt sich einfach durch Fortfall 76 Steinmaun der Artikulargelenkung. Das Vorschuhstück des Praedentale (pd) fällt fort (oder verwächst mit dem Unterkiefer). Endlich die Umbildung des einfachen Hinterhauptsgelenks in das doppelte der Säuger. Es sind also alles in allem nur geringfügige Veränderungen nötig, -um aus dem Schädel eines Stegosaurus den eines Scelidotheriums zu Fig. 12. Schädel von Megatherium americanum Blumb. Quartar. Argentinien. (Nach Ameghino mit Vervollständigungen nach Owen.) (pd), (im) und (q) nach Iguanodon (Fig. 13) eingetragen. Sonstige Bezeichnung wie in Fig. 13: Fig. 13. Schädel von Iguanodon. (Nach Dollo.) A Augenhöhle; N Nasenhöhle; L Tranengrube; S obere, S! seitliche Schlafengrube; art Artikulare; co Gelenkkopf des Hinterhaupts; d Dentale; f Stirnbein; fp Postfrontale; im Zwischenkiefer; j Joch- bein; 1 Tränenbein; m Oberkiefer; n Nasenbein; op Postorbitale; pd Praedentale; q Quadratbein; qj Quadratojugale; sq Schlafenbein; x u. y Supraorbitalia. erhalten, im wesentlichen nur die Ausschaltung der Quadrat- artikulargelenkung. Man beachte, wie groß in allen übrigen Merkmalen die Übereinstimmung ist: die langen Nasenbeine, das große Tränenbein, die Größe der Augenhöhle (A) und die Lage und Größe der Nasenlöcher. Auch die Gesamtgestalt des Unterkiefers ist ähnlich geblieben, selbst die doppelte Öffnung des Alveolarkanals am Vorder- Zur Abstammung der Säuger. 77 rande des Unterkiefers hat sich erhalten. Bei der verwandten Gattung Glossotherium (Fig. 11) findet sich aber auch wie bemerkt der verknöcherte Nasenabschluß wieder, der Stegosaurus auszeichnet. Ein zweiter Typus unter den Gravigraden ist durch Megatherium (Fig. 12) gegeben. Das Tier besitzt ein höheres Hinterhaupt, und der Jochbogenfortsatz (qj) ist von ganz anderer Gestalt, als bei den Mylodontiden, nämlich breit säbelförmig und nach rückwärts gebogen. Die Augenhöhle ist nicht in der Richtung der Schädelaxe, sondern in vertikaler Richtung verlängert (A). Suchen wir unter den Dinosauriern nach analogen Merkmalen, so kommt ausschließlich Iguanodon in Betracht (Fig. 13), dessen Schädel genau die gleichen Eigenarten aufweist. Wir brauchen uns an diesem wiederum nur dieselben Veränderungen vor sich gehen zu denken, wie am Beispiele von Stegosaurus, um den Megatherium-Schädel zu erhalten. Ein Vergleich der beiden Figuren 12 und 13 braucht keine weitere Erläuterung durch Worte. Nur mag darauf hingewiesen werden, daß . an alten Schädeln von Megatherium auch eine Verknöcherung der aufsteigenden Zwischenkieferplatte beobachtet wird, daß ferner, was auf der Figur nicht zu sehen ist, der Unterkiefer von /guanodon einen hoch aufsteigenden Koronoidfortsatz besitzt. Wir haben die Schädel zweier Dinosaurier mit den ähnlich ge- stalteten von zwei Gravigraden verglichen und dabei gesehen, daß zahlreiche Eigentümlichkeiten der letztern sich sehr einfach begreifen lassen, wenn wir sie von jenen Dinosauriern ableiten. Ganz besonders findet der Jochbogenfortsatz eine ganz natürliche Erklärung, wenn wir ihn als Rest des unteren Schläfenbogens deuten. Als Überbleibsel von einem diapsiden Saurier wird diese Bildung verständlich, ich vermag aber nicht einzusehen, wie man sie ungezwungen durch Ab- leitung von einem synapsiden Vorfahren, wie man ihn sich als Stamm- vater der Säuger zu denken pflegt, erhalten könnte. Um nun zu entscheiden, ob diesen weitgehenden Ähnlichkeiten auch wirklich ein phylogenetischer Zusammenhang zugrunde liegt, empfiehlt sich die Vergleichung anderer, von der Schädelbildung gänzlich unabhängiger Körperteile. Es braucht kaum betont zu werden, wie einfach und natürlich sich die mangelhafte Bezahnung der Gravigraden, das vollständige Fehlen von Eck- und Schneidezähnen in beiden Kiefern schon bei ihren ältesten Vertretern, aus den nur mit Backzähnen ver- sehenen Praedentaten erklärt. Die Zahnarmut ist eben schon im Saurierstadium gegeben, und das Gebiß vereinfacht sich nur beim Übergange ins Säugerstadium. Wie sehr gerade auch der Zahnbau der 78 Steinmann. Edentaten auf eine direkte reptilische Abstammung hinweist, hat Ameghino neuerdings (l. c.) wieder betont. Daß die genannten Saurier in Größe und Habitus große Ähnlich- keit mit den Gravigraden aufweisen, ist bekannt. Eine Veränderung in der relativen Länge der Gliedmaßenpaare fällt, wie ich schon eingangs bemerkt habe, nicht wesentlich ins Gewicht. Wenn man aber nach der vorliegenden Literatur die Einzelheiten der Ausbildung der Gliedmaßen, z. B. die Zehenzahl vergleicht, stößt man auf eine Unstimmigkeit, und zwar auf die gleiche bei beiden Stämmen der Gravigraden. Die Hand ist bei beiden Dinosauriern fünffingerig und bei den davon abgeleiteten Gravigraden vierfingerig, indem der Daumen, der schon im Saurierstadium verkümmert war, verschwunden ist. Hier ergibt sich keine Schwierigkeit. Der Fuß besitzt bei den beiden Dinosauriern 3 starke, funktionierende Zehen, die als II, III, IV gedeutet werden, während die reduzierte innere Zehe als I aufgefaßt wird. Auch die beiden Gravigraden besitzen 3 funktionierende und ähnlich gebaute Zehen, die aber als III, IV und V gedeutet werden; bei Sce/do- therium ist eine stummelförmige vierte Zehe (II) vorhanden. Die Zahl der funktionierenden Zehen stimmt also vollständig überein, aber ihre Lage ist scheinbar verschieden. Vergebens sucht man aber bei den beiden Dinosauriern nach einem sicheren Anhalt, wonach sich ent- scheiden ließe, ob die reduzierte Zehe als I oder II zu deuten ist. Nimmt man sie für II, so löst sich der Widerspruch glatt auf, und ich vermag nicht einzusehen, was dieser Deutung im Wege stehen sollte. Ein Bedenken gegen die Verknüpfung von /guanodon mit Megatherium kann in der verschiedenen Beschaffenheit der langen Knochen der Gliedmaßen gefunden werden. Diese sind wie bei allen Gravigraden so auch bei Megatherium solid, bei /guanodon dagegen hohl. Stegosaurus stimmt wieder durch seine soliden Knochen gut mit den Gravigraden überein. Als ein phylogenetisch wertvolles Kennzeichen kann ich die Beschaffenheit der Knochen nicht betrachten; schon deshalb nicht, weil manche Laufvögel wie Hespferornis und die meisten Moas keine pneumatischen Knochen besitzen, die der Mehr- zahl der Vögel zukommen. Die dichten Knochen der Sirenen deuten, wie ich meine, auch darauf hin, daß aus markhaltigen Knochen dichte hervorgehen können. Das postpubis endlich, das jenen Senn! zukommt, den Gravigraden aber fehlt, scheint nur ein transitorisches Merkmal zu sein; seine zarte Zur Abstammung der Säuger. 79 Beschaffenheit bei /gxanodon dürfte darauf hindeuten, daß es hier schon in Reduktion begriffen ist. So glaube ich denn vier VierfiiBlerstimme aufgezeigt zu haben, die ganz getrennt voneinander aus dem Dinosaurierstadium ins Säugerstadium übergehen. Trotzdem die zwei Glyptodontier nicht sehr wesentlich voneinander abweichen, erscheint es doch natürlicher, sie auf getrennte Dinosaurier denn auf eine gemeinsame Säugerstammform zurückzuführen, da nur so alle Merkmale eine einfache Erklärung finden, und dasselbe gilt für die beiden Gravigradengruppen. Da wir stets zusammenfassende Bezeichnungen nötig haben, um ähnliche, wenn auch auf gesondertem Wege entstandene Formenkreise zu- sammenzufassen, so verwende ich für die beiden Stämme der Gürtel- sauriersäuger den Gesamtnamen 7%oracotheria mit den beiden Stämmen der Glyptotheria (Ankylosaurus-Glyptodon) und Hoplotheria (Polacanthus- Panochthus). Die in den Gravigraden endigenden Stämme fasse ich als Bradytheria zusammen, die einzelnen Stämme nenne ich /guanodontotheria (Iguanodon- Megatherium) und Scelidotheria (Stegodon- Scelidotherium). Was außer den hier behandelten Formen unter diesen Stammreihen noch einzubegreifen ist, wird sich erst nach genauer Kenntnis und Durcharbeitung der verwandten Formen herausstellen. Doch möchte ich schon jetzt folgendes bemerken. Die hier nicht behandelten Gattungen der Gravigraden, z. B. Mylodon, Lestodon, Megalonyx, lassen sich nach meinen Beobachtungen ebenso wie Megatherium und Scelidotherium auf Pradentaten zurückführen, und zwar auf Formen der Ornithopoden, wie Zrachodon (Hadrosaurus), Claosaurus, Camptosaurus, so daß ich sagen möchte, die Prädentaten gehen in den Gravigraden (+ Tardigraden) auf. Nur ein unlöslicher Rest .bleibt im Nenner zurück — die Homöopoden oder Ceratopsia. Bis jetzt ist kein Riesenedentat bekannt geworden, dem die be- zeichnenden Merkmale dieser Gruppe, i. B. die Hörner, zukämen. Falls diese Gruppe nicht etwa schon friih>durch geologische Vorgänge ausgeschaltet ist, würde es nur naturgemäß erscheinen, wenn eines Tages ein gehörnter Gravigrade gefunden würde, der auf die Ceratopsia ebenso ungezwungen zurückgeführt werden könnte, wie die hornlosen Gravigraden sich als Säugernachkommen der ungehörnten Prädentaten erweisen. 80 Steinmann. Jede zutreffende phylogenetische Verknüpfung muß in den Änderungen der geographischen Verbreitung der verknüpften Formen im Laufe der Zeit ihre Kontrolle finden. Ist die hier versuchte Ab- leitung richtig, dann sind nicht nur vereinzelte Tierformen, sondern dann ist eine Tiergesellschaft, die Hauptmasse der Edentatenvorfahren, von den atlantischen Nordkontinenten am Ende der mesozoischen Zeit nach Südamerika gewandert, und es fragt sich, ob diese Wanderstraße auch noch von anderen Landbewohnern eingeschlagen ist. Mit den Prädentaten (oder Orthopoden), von denen ich die Mehrzahl der Edentaten ableite, haben zur mesozoischen Zeit die Theropoden und Sauropoden zusammengelebt. Sie lassen sich nicht als Vorfahren von Säugern, sondern nur als solche von Vögeln, i. B. von Lauf- vögeln deuten. Das hauptsächliche Verbreitungsgebiet der großen Laufvögel zur Tertiärzeit bis zur Gegenwart umfaßt bekanntlich Süd- amerika, Neuseeland, Neu-Guinea, Madagaskar und Südafrika. Reste von riesigen tertiären Laufvögeln kennen wir fast nur aus Patagonien, und erst in pliozänen oder diluvialen Absätzen hat man solche im Bereiche der heutigen Verbreitung oder auch über dieses hinausgreifend gefunden. Nach diesen Tatsachen, die zwar durch neue Funde leicht ein anderes Gesicht erhalten können, scheinen die Vorfahren der Lauf- vögel den gleichen Weg gewandert zu sein wie die 7/oracotheria und Bradytheria und sich von Südamerika aus nach der australischen Region verbreitet zu haben. Ich habe rein nach geologischen Merk- malen und ohne an die jetzt erst vermutete Wanderung zu denken, schon früher auf Beziehungen zwischen Avireptilien und Laufvögeln hingewiesen!), die in den Rahmen obiger Faunenverschiebung hinein- passen, wie Ceratosaurus-Hippalectryonidae, Phytosauria-Stereornithes. Ebenso läßt sich das Vorkommen von Sauropoden im Alttertiär Patagoniens in diesem Sinne verwerten. Auch innerhalb der Ortho- reptilien werden solche Beziehungen erkennbar, wie die schon früher von mir zitierte Stammreihe Z/einmia (Europa-Trias)-Miolanıa (Patagonien- Miozan*), australische Region-Quartär). Selbst die Wanderung von Ceratodus scheint sich in dieser Richtung vollzogen zu haben, da tertiäre Reste bisher nur aus Patagonien bekannt geworden sind. Ähnliche Beziehungen läßt aber auch die Pflanzenwelt erkennen. Einerseits sehen wir die Araucarien, die ein wichtiges Element der Jura und Kreideflora in Europa bilden, heute nur in Südamerika und 1) Geol. Grundl. d. Abstammungslehre, 1908, 227—231. 2) Ebenda, 274. Zur Abstammung der Säuger. 81 in der australischen Region verbreitet, andererseits bilden die in der Kreide Europas und Nordamerikas heimischen Eukalypten heute das Charakterelement Australiens. Andere Beispiele von Pflanzen will ich hier nicht anführen, da ich erst zeigen müßte, daß der phylogenetische Zusammenhang auch so besteht, wie ich ihn annehme. Alle diese Tatsachen (und noch manche andere, die den früheren Zusammenhang zwischen Südamerika und der australischen Region gesichert erscheinen lassen) helfen aber die Vorstellung ausbauen, daß ein erheblicher Teil der jungmesozoischen Landfauna und -flora, die in Europa und Nordamerika bestanden hat, am Ende der Kreidezeit, wo das Meer aus weiten Flächen beider Amerikas zurückgewichen ist, nach Süden gewandert ist und heute in Südamerika, in der australischen Region und den benachbarten Inselgebieten mehr oder weniger stark modifiziert fortlebt oder doch, soweit jagdbare Vierfüßler in Betracht kommen, bis zum Erscheinen des Menschen fortgelebt hat. Sie haben sich auf dieser Wanderung mit anderen Elementen von unbekannter Herkunft gemischt, wie die patagonischen Huftiergruppen und die Beuteltiere des Tertiärs Südamerikas und die heutigen Australiens beweisen. Da wir aber nichts von der Lebewelt der Festländer wissen, die in mesozoischer und tertiärer Zeit im Bereiche der heutigen großen Ozeane, z. B. des Stillen Ozeans bestanden haben, so darf es uns nicht wundern, daß wir über die Vorfahren jener Säugergruppen heute noch fast gar nichts aussagen können. Auch über die Herkunft der „normalen‘‘ Landsäuger (Raubtiere, Huftiere, Nagetiere, Proboscidier, Primaten usw.) lassen sich z. Z. nur dürftige Angaben machen, und wir müssen schon bis in die Zeit der älteren Trias oder des Perms zurückgreifen, um etwaige Anhaltspunkte zu finden. In den Theriodontien besitzen wir in der Tat, wie Owen schon vor langer Zeit ausgeführt hat, Reptilien, die sich den Säugern in verschiedener Hinsicht stark annähern. Die Differenzierung der Zähne, die Art, wie die Kiefer in- einandergreifen, die Gaumenbildung, das doppelte Hinterhauptsgelenk, die gesamte Ausbildung des Schädels, die eine, große supratemporale Lücke und die Bildung des Jochbogens, der hohe Unterkiefer, das reduzierte Quadratbein und das foramen entepicondyloideum, alle diese Merkmale lassen nur einen Vergleich mit Säugern zu; aber nicht mit Säugern im allgemeinen, sondern wie Owen gleich betont hat, nur mit Raubtieren. Sobald man eben die generalisierenden Ver- gleiche aufgibt und sich nicht von der gänzlich unbewiesenen An- nahme einer monophyletischen Herkunft der Säuger (oder auch nur der plazentalen) beeinflussen läßt, gewinnen diese Funde ein ganz Induktive Abstammungs- und Vererbungslehre, II, 6 82 Steinmann. anderes Gesicht. Wir erkennen dann in den verschiedenen Vertretern, wenn auch noch undeutlich, mehrere der Raubtiertypen wieder, so in Galesaurus und Cynognathus den Typus der Caniden mit verlängerter Schnauze und zahlreichen Backzähnen, in Zycosaurus mit seinem über- aus stark entwickelten oberen Eckzahn, den wenigen Backzähnen und dem vorn abgestutzten und winklig herabgezogenen Unterkiefer den Typus der Machairodinen (Säbeltiger). So können wir nicht nur den Gesamtstamm, sondern sogar einzelne Zweige der Harpagotheria (= Theriodontia + Creodontia + Carnivora + Fissipedia) bis an den Anfang des Mesozoikums zurückverfolgen; leider aber fehlt von dort ab bis zum Eozän jede Überlieferung. Eine zweite Gruppe von permotriadischen ‚Reptilien‘ ist von Seeley bestimmt als Säuger gedeutet worden, die Gomphodontia mit dem bestgekannten Vertreter Tritylodon. Dieser besitzt ein zweiteiliges Hinterhauptsgelenk, ein Paar mächtig entwickelter und ein Paar verkümmerter Schneidezähne und weit davon getrennt rechteckige Backzähne mit drei Höckerreihen. Seine Zahn- bildung ist so eigenartig spezialisiert, daß man kaum an eine andere Gruppe als an die Multituberculata, speziell an die alteozäne Gattung Polymastodon als Nachkommen denken kann. Leider gestatten auch in diesem Falle die dürftigen Funde noch keine sichere Entscheidung, aber die Tatsache dürfte sich nicht leugnen lassen, daß auch der Multituberkulatenstamm (richtiger ein Zweig desselben) seit dem Perm ganz unabhängig neben den übrigen Säugerstämmen dasteht. Für die getrennte Ableitung der drei Cetaceengruppen von den drei Meer- sauriergruppen glaube ich in den Geologischen Grundlagen zwar ge- nügend Material beigebracht zu haben, aber ein neuer Fund läßt es angezeigt erscheinen, hier auf diese Frage zurückzukommen. Lahille hat kürzlich ein sehr junges Exemplar von Dalaenoptera acuterostrata Lac. von 2,1 m Länge untersuchen und daran einige bisher bei Säugern nicht bekannte Merkmale feststellen können!). Er beschreibt den Schädel ausführlich und hebt dabei auf ein Merkmal ab, das seiner Ansicht nach einer direkten Abstammung der Cetaceen von niederen Vierfüßlern das Wort redet. Am Hinterhaupte findet sich ein dreiteiliger Condylus (Fig. 14). Das kennt man bisher von keinem Säuger. Dabei handelt es sich aber nicht etwa um eine abnorme Bildung, vielmehr sind alle drei 1) Notas sobre un Ballenato de 2.10 metres de largo (Ba’aenoptera acuterostrata Lac.). (Anales del Museo Nacional de Buenos Aires, ser IV, 2, 375—401, t. 5. 1908.) Zur Abstammung der Säuger. 83 Gelenkflachen normal gestaltet: Die beiden äußeren liegen wie bei den Säugern auf den Exoccipitalia, die mittlere wie bei den Reptilien auf dem Basioccipitale. Lahille deutet diese Erscheinung nun derart, daß er das paarige Gelenk als ein Erbstück von amphibischen Vorfahren, das mittlere als von reptilischen Vorfahren über- kommen ansieht. Eine solche Deutung scheint mir aber nicht an- gängig zu sein. Denn wenn wir ein dreiteiliges Gelenk bei einem jungen Säugetier finden, kann der unpaare Gelenkkopf doch nur als ein Erbstück von reptilischen Vorfahren betrachtet werden, das beim weiteren Wachstum verschwindet, während der bleibende zweiteilige Gelenkkopf als die spätere, endgültige Erwerbung aufzufassen ist. Für die Ableitung der Bartenwale gewinnt nun aber dieser dreiteilige 2343 Ta Fig. 14. Ansicht des Hinterhaupts eines Fig. 15. Ansicht des Hinterhaupts von jugendlichen Exemplars von Balaenoptera Platecarpus coryphaeus Cope. Turon. acuterostrata Lac. (Nach Lahille.) Kansas. (Nach Williston.) co, mittlerer Gelenkkopf; co die beiden seitlichen Gelenkköpfe; fm Foramen magnum; fop Postfrontale-orbitale, ob Basioccipitale; ol Exoceipitalia; os Occipitale superius; pet Felsenbein; ptg Flügelbein; q Quadratbein; S obere Schläfenlücke; sq Squamosum; st Stapes; ty Tympanicum. Gelenkkopf eine ganz hervorragende Bedeutung. Denn leitet man sie, wie das heute zumeist geschieht, von eingebildeten primitiven Land- säugern ab, die zur Kreidezeit oder zur ältesten Tertiärzeit gelebt haben sollen, so müßten diese den dreiteiligen Gelenkkopf in noch ausgesprochenerem Maße besessen haben, als der junge Wal. Nun ist aber von keinem alttertiären Säuger etwas derartiges bekannt, besonders auch nicht von den Creodontien, die als Vorfahren der Cetaceen von mancher Seite in Anspruch genommen werden. Dagegen wird die Erscheinung sehr wohl verständlich, sobald wir die Cetaceen nicht von unbekannten Landsäugern, sondern von Meeres- reptilien herleiten!). Dann liegt das Reptilstadium zeitlich nicht sehr weit zurück, denn die Thalattosaurier treten ja noch in den jüngsten 1) Wie ich das in den Geologischen Grundlagen der Abstammungslehre (1908) ausführlich dargelegt habe (S. 233—255). - 6* 84 Steinmann. Kreideschichten sehr reichlich auf, und es begreift sich leicht, daß ein ausgesprochenes Reptilmerkmal in Verbindung mit den Säuger- Fig. 16. Schädel eines Thalathosauriers (Clidastes)., A von der Seite, B von oben. (Nach Williston aus Steinmann: Geol. Gr. d. Abst.) Bezeichnungen siehe Fig. 17. kennzeichen bei heutigen Walen nicht etwa nur im Embryonalzustande, sondern noch im Jugendzustande angetroffen wird. Bei dieser gene- tischen Verknüpfung rückt dann auch die beginnende Dreiteiligkeit des Hinterhauptgelenks der jüngeren Thalattosaurier in eine neue Beleuchtung. Williston hat uns mit einer Hinteransicht des Schädels vom Platecarpus bekannt gemacht, die ich in Fig. 15 wiedergebe }). Man sieht dort, wie der Gelenkkopf (co!) zum überwiegenden Teile auf das Basioccipitale fällt, aber seitlich schon auf die Occipitalia late- ralia (eo) übergreift, wie sich also der Zustand anzubahnen beginnt, der den jugendlichen Wal auszeichnet. So gesellt sich zu den vielen Merkmalen, die die Cetaceen vor anderen Säugern auszeichnen, und dienach Albrecht?) undLeboucque auf einen reptilischen Ursprung hinweisen, ein weiteres wichtiges hinzu. Versucht man sie unter der Annahme eines polyphyletischen Ursprungs der Cetaceen aus den drei Abteilungen der Meersaurier zu deuten, so begegnet man keinerlei ernstlichen Schwierigkeiten, denkt man sie sich aber über den Umweg der Landsäuger entstanden, so wird man zu den unwahrscheinlichsten und geschraubtesten Annahmen geführt. 1) University Geological Survey Kansas, 4. 1898. 2) Über die cetoide Natur der Promammalia (Anat. Anzeiger 1, 1886, 338). Zur Abstammung der Säuger. 85 Fig. 17. Schädel von Balaenoptera acuterostrata Lac. (jung). A von der Seite, B von oben. (Nach Lahille.) A Augenhöhle; N Nasenhöhle; S obere Schläfenhöhle; art Arti- kulare; co, co, Gelenkköpfe des Hinterhaupts; cor Processus coronoideus; d Dentale; fa Präfrontale; f Frontale; fop Postfrontale +4 -orbitale; im Zwischenkiefer; j Jochbein; 1 Tränenbein; md Unterkiefer; mx Oberkiefer; n Nasenbein; ol Exoccipitale; os Occi- pitale superius; p, p, Stirnbein; pet Felsenbein; ptg Flügelbein; q Quadratbein; sa Supraangulare; sp Spleniale; sq, sq! Squamosum, x Artikulation oder Umbiegungsstelle des Unterkiefers. ZN IN N rom MN z Til wa zu LOA Aa iu z | Thame m OM Fig. 18. Schädel eines jungen Wales (Balaena). A von der Seite, B von oben. (Nach Cuvier avs Steinmann: Geol. Gr. d. Abst.) Bezeichnung s. Fig. 17. 86 Steinmann. Der Schädel der jugendlichen Balaenoptera (Fig. 17) zeigt aber noch ein anderes eigenartiges Merkmal, das meines Wissens noch nicht vermerkt worden ist, und das auch Lahille nicht erwähnt: es fehlt eine Verbindung des Jochbeines (j) mit dem Schlafen- bein (sq). Das Jochbein heftet sich vorn an den vorderen Fortsatz des Stirnbeins, biegt dann bogenférmig nach abwärts und dann ziemlich steil hinauf zum hinteren Fortsatz des Stirnbeins, an den es sich an- lehnt. Zwischen diesem und dem Schläfenbein besteht aber eine Lücke. Erst in einem späteren Stadium, wo der Schädel sich aufrichtet und in der Richtung von vorn nach hinten zusammengedrückt wird, nähert sich das Schläfenbein dem Jochbogen (Fig. 18), und in erwachsenem Zustande tritt das Jochbein mit dem Schläfenbein in direkte Verbindung. Dieses Verhalten des jungen Wals bleibt nun ganz und gar un- verständlich, wenn wir die Wale von irgendwelchen eingebildeten Raubtieren oder Huftieren ableiten, da sich bei diesen der Jochbogen mit dem Schläfenbein stets in festerVerbindung befindet. Das gleiche trifft auch für die theromorphen Reptilien zu, wenn wir auf diese als mög- liche Stammgruppe zurückgehen. Wie einfach löst sich dagegen die Schwierigkeit, wenn man die Meeresreptilien in Betracht zieht. Ich habe die Bartenwale von den Thalattosauriern abgeleitet und mich dabei von einer Reihe übereinstimmender anatomischer Merkmale leiten lassen, z. B. von der Art der Verbindung der Unterkieferäste, von der Einköpfigkeit der Rippen, von der Gestaltung der Glied- maßen usw. Wenn diese Ableitung. richtig ist, so muß auch das eigentümliche Verhalten des Jochbogens von den Thalattosauriern aus seine Erklärung finden. Das trifft nun in überraschender Weise zu. Abweichend von dem Verhalten der beiden anderen Meersaurier- gruppen, der /chthyosauria und Plesiosauria, bei denen der Jochbogen mit dem hinteren Teil des Schädels in fester Verbindung steht, wie bei den theromorphen Reptilien und bei den genannten Säugern, biegt sich bei den Thalattosauriern der‘ Jochbogen (Fig. 16 j) hinter dem Auge in die Höhe und verbindet sich mit dem aus Postorbitale und Postfrontale zusammengewachsenen Knochen (fop), steht also mit dem Schläfenbein (sq!) nicht in direkter Verbindung. Der untere Schläfen- bogen, der vom Jugale über das Quadratojugale zum Quadratum geht und der bei den triadischen Vertretern der 7halattosauria noch vorhanden gewesen zu sein scheint, fehlt eben bei den Kreideformen schon ganz; der obere Bogen aber wird beim Übergang ins Säuger- stadium mit der Ersetzung des Quadratgelenks durch das squamoso- mandibulare durchbrochen. So erklärt sich, daß bei den Säuger- Zur Abstammung der Säuger. 87 nachkommen der Thalattosaurier der Jochbogen ursprünglich nur mit dem hinteren Fortsatze des Stirnbeins in Verbindung steht und erst nachträglich beim Zusammendrücken der Schädelregion sich mit dem Schläfenbein wieder verbindet. Es mag bei dieser Gelegenheit noch auf ein weiteres Merkmal hingewiesen werden, das für eine Ableitung der Bartenwale von den Thalattosauriern spricht: Die große Zahl der reihenförmig angeordneten Zahnkanalöffnungen. Lahille wurde von Ameghino (Il. c. p. 390) darauf aufmerksam gemacht, daß die vielfachen Öffnungen ein ausgesprochenes Reptil- merkmal seien, das bei den übrigen Säugern, die nur eine hätten, nicht existiere. Das ist im wesentlichen aber nicht ganz richtig, denn es kommen bei Feliden, Robben und Gravigraden gelegentlich zwei oder drei vor. Aber richtig ist, daß so zahlreiche, auf einer Linie hintereinander gereihte Öffnungen unter den Säugern nur bei Cetaceen sich finden, und ferner erscheint es wichtig zu betonen, daß zwar in . verschiedenen Reptilgruppen eine größere Zahl vorkommt, z. B. bei den Praedentata unter den Dinosauriern, bei Meersäugern usw., daß sie aber in ihrer Anordnung bei keiner anderen Reptilgruppe so ähnlich auftreten, wie gerade bei den Thalattosauriern (vgl. Fig. 16 und 18)!) In meinen Geologischen Grundlagen der Abstammungslehre habe ich den Schädel eines Thalattosauriers neben denen eines jungen und eines erwachsenen Wals abgebildet”) und dabei betont, eine wie auf- fällige Mittelstellung der junge Schädel zwischen dem erwachsenen einerseits und dem Thalattosaurierschädel andererseits einnimmt. Der von Lahille beschriebene Schädel (Fig. 17) füllt die Lücke noch vollständiger aus, da er ein früheres Stadium repräsentiert, als der von Cuvier abgebildete (Fig. 18). Im besonderen tritt die Ähnlichkeit in der Anlage der Schädelknochen noch deutlicher hervor, weil die Verlagerung der Knochen noch weniger weit vorgeschritten ist. Auch die Hinteransicht des Schädels zeigt in diesem Stadium eine auf- fallende Übereinstimmung, wie ein Vergleich der Fig. 14 und 15 lehrt. Es lassen sich schon jetzt eine größere Anzahl von Vierfüßler- stämmen aus dem Reptilstadium in das der Säuger verfolgen, obgleich wir eben erst im Begriff stehen, die phylogenetischen Linien zu er- 1) Versehentlich sind diese Öffnungen auf der Kopie des Lahilleschen Schädels (Fig. 17) fortgelassen. Im Original sieht man fünf in ähnlicher Verteilung wie auf der Cuvierschen Figur (Fig. 18). 2) S. 240— 242. 88 Steinmann. mitteln, die die Grenze zwischen beiden Organisationsstufen queren. Ich vermag folgende Stämme zu unterscheiden: A. Meerestiere 1, Ichthyotheria (Ichthyosauria- Delphinoidea) 2. Plesiotheria (Plesiosauria-Physeteroidea) 3. Thalattotheria (Thalattosauria-Mystacocoeti) B. Flattertiere 4. Pterotheria (Pterosauria-Chiroptera) ©. Landtiere 5. Gomphotheria (Gomphodontia-Multituberculata pp.) 6. Harpagotheria (Theriodontia-Carnivora) 7, Bradytheria (Praedentata pp.-Gravigrada) Ecphora- a) Scelidotheria (Stegosaurus-Scelidothertum) theria 6) Iguanodontotheria (lguanodon-Megatherium) \(Praedentata- c) ( ? -Tardigrada) Gravigrada) 8. Thoracotheria (Praedentata pp.-Glyptodontia) + Tardı- a) Glyptotheria (Ankylosaurus-Glyptodon) grada+ Glyp- 6) Hoplotheria (Polacanthus-Panochthus) todontia) Es gibt zwei Wege, um die Herkunft der Säuger zu ermiteln: Durch Deduktion und Analyse oder durch Induktion und Synthese. Den ersteren hat man bisher allgemein eingeschlagen, wobei man von der Voraussetzung ausgegangen ist, daß die große Mannigfaltigkeit der tertiären und lebenden Formen aus einer oder aus einigen wenigen Urformen hervorgegangen sei, die sich von Reptilien oder Amphibien abgezweigt haben. Es läßt sich aber nicht leugnen, daß diese Methode keinen Erfolg zu verzeichnen hat. Denn wieweit man auch die luftigen Gebäude hypothetischer Stammbäume ausgebaut hat, nirgends hat man den täglich sich mehrenden Stoff fossiler Formen darin unterbringen können. Es wird zwar oft behauptet, die Säuger des ältesten Tertiärs näherten sich einander derart, daß man sie in eine Ordnung zusammenfassen könnte, und das spräche sehr zugunsten einer gemeinsamen Ausgangsform, zum mindesten für alle plazentalen Säuger. Diese” Behauptung trifft aber nicht zu. Man darf nur sagen, je ältere Säuger des Tertiärs wir ins Auge fassen, um so primitiver, d. h. reptilienähnlicher erscheinen sie uns im allgemeinen, es ist aber nicht angängig, damit die Behauptung zu verquicken, daß sich die unterscheidenden Kennzeichen zwischen den einzelnen Ordnungen und Unterordnungen verwischten. Das, was wir erwarten sollten nach dem’Grundsatz der monogenetischen Abstammung, Zur Abstammung der Säuger. 89 ein Zusammenfließen der größeren Abteilungen, läßt sich nicht fest- stellen. Das tritt am deutlichsten hervor, wenn wir die eigenartig spezialisierten Ordnungen ins Auge fassen, wie Edentaten, Chiropteren, Cetaceen. Bisher ist noch nicht ein einziger Rest gefunden worden, der die Kluft zwischen diesen und den „normalen“ Landsäugern gerade in bezug auf die sie auszeichnenden Merkmale überbrücken könnte, ein Fund, der die Entstehung der Flughand oder der hyperphalangen Walhand oder des Jochbogenfortsatzes der tertiären Zcphoratheria auch nur andeutungsweise offenbarte. Theorien bedürfen wie Organismen der Nahrung; sie können eine Zeitlang ohne solche bestehen, aber sie verfallen schließlich dem Hungertode, wenn die Nahrung ganz ausbleibt. In dieser Lage be- findet sich, wie ich meine, die Theorie der monogenetischen Ent- stehung der Plazentalen: alle neuen Funde, die gemacht werden, sind für sie Stein, nicht Brot. Für die synthetische Methode, die ich hier wie schon früher befolgt habe, erweisen sich alte wie neue Funde | als leicht verdauliche Nahrung. Ihre Berechtigung wächst bei jeder neuen Anwendung, sie deckt,ungezählte Beziehungen auf und läßt uns sonst unverständliche Tatsachen begreiflich erscheinen. Beispiele hierfür haben wir an den verschiedenen Stämmen der Ecphoratherien und an den Thalattotherien aufgezeigt. Für alle diese Erscheinungen er- schließt die herrschende Theorie der monogenetischen Ableitung keinerlei Verständnis. Ebensowenig vermag sie Aufschluß darüber zu geben, durch welche Ursachen aus den Reptilien Säuger geworden sind, und wie es kommt, daß sich in verschiedenen Metareptilstämmen die gleichen Organisationen angebahnt haben, die in vorgeschrittener Ausgestaltung bei jüngeren Säugern von entsprechender Lebensweise wieder angetroffen werden. Wieviel mehr leistet die synthetische Methode! In den Geologischen Grundlagen habe ich ausgeführt, wie die Herausbildung der Metareptilstufe aus der Reptilstufe auf eine ein- fache mechanische Ursache zurückgeführt werden kann: auf ge- steigerte Bewegung, vermehrte Nahrungsaufnahme und daraus resultierend Warmblütigkeit. Die Art der Nahrungsaufnahme ent- scheidet sodann darüber, ob die Vogel- oder Säugerbahn eingeschlagen wird. Schnelle zweibeinige Art der Fortbewegung und damit ver- bunden haschende Nahrungsaufnahme, Verschlucken der Nahrung ohne Kauen führt zum Vogel, langsame Bewegung auf vier Beinen, Kauen der Nahrung zum Säuger. Das andauernde Kauen führt zur Ver- kürzung und Vereinfachung der Kiefergelenkung unter Ausschaltung 90 Steinmann. Wolf. des Quadratbeins. Die Folgen davon sind Verkürzung des Hinterendes des Unterkiefers, Verkürzung der Schnauze, Verbreiterung der Ansatz- stellen des Masseters am Schädel und am Unterkiefer, sowie entsprechende Veränderung der Knochen, an die sie sich anheften, Verringerung der Zahnzahl und Komplikation des Zahnbaues. So folgen alle diese Ver- änderungen am Metareptilsäugerschädel aus dem einzigen Prinzip der Fortdauer derselben Funktion. Es ist dasselbe Prinzip, das auch die Gliedmaßen in den einzelnen Säugerstäimmen umgestaltet hat. Und so wie durch die gleiche Art der Fortbewegung auf zwei Linien vollständig unabhängig voneinander Einhufer entstanden sind — die Equiden auf der Nordhalbkugel, die Proterotheriden auf der Südhalbkugel —, so haben sich aus dem mannigfaltigen Unterbaue der Mammoreptilien auf sehr zahlreichen Linien unabhängig vonein- ander die zahlreichen Stämme der Säuger herausgebildet. Soweit wir das jetzt schon zu beurteilen vermögen, hat sich dieser Vorgang an allen Rassen der Mammoreptilien vollzogen, soweit nicht einzelne davon durch geologische Vorgänge im Laufe der Zeit ausgeschaltet worden sind. Über Modifikationen und experimentell aus- gelöste Mutationen von Bacillus prodigiosus und anderen Schizophyten. Von Franz Woli, Berlin. Die Frage nach der Entstehung und Umbildung der Arten ist erst in neuester Zeit in größerem Maßstabe zum Gegenstande experimen- teller Untersuchungen geworden. Besonders die Beobachtungen von de Vries über die Entstehung neuer Arten bei Oenothera und seine Mutationstheorie haben zu systematischen Versuchen angeregt, und es bildet das Jahr rgor, in welchem der erste Band der Mutationstheorie erschien, einen gewissen Wendepunkt in der Geschichte dieser ganzen naturwissenschaftlichen Disziplin. Da de Vries selbst Botaniker ist, so erklärt es sich, weshalb es in der Mehrzahl seine engeren Fachgenossen waren, die diesen Pro- blemen auf dem Wege des Experiments beizukommen suchten. Als Untersuchungsmaterial dienten meist höhere Pflanzen, obwohl dem Modifikationen und Mutationen von Bakterien. gI Experimentator bei raschlebigeren niederen Organismen, speziell Bak- terien, durch die schnelle Aufeinanderfolge der Generationen ein außer- ordentlicher Vorteil erwächst. Erst in allerneuester Zeit sind von E. Chr. Hansen, Barber, Massini, Burk?) u. a. auch Hefen und verschiedene Bakterien zu derartigen Untersuchungen in größerem Umfange verwendet worden. Es soll die Aufgabe der folgenden Zeilen sein, ebenfalls über eine Reihe von Erblichkeitsuntersuchungen an verschiedenen Schizophyten, die ich im Laufe der letzten 144 Jahre angestellt habe, zu berichten. Den Ausgangspunkt- aller Untersuchungen hat die Frage gebildet: „Ist es möglich, wie vielfach behauptet wird, bei den Schizo- phyten durch äußere Beeinflussung jederzeit willkürlich erbliche Veränderungen zu erzielen?“ Derartigen Angaben, daß z. B. aus dem roten Micrococcus pro- digiosus durch Temperatureinflüsse konstant farblose Rassen ge- züchtet werden können, begegnet man auf Schritt und Tritt. Bei einer eingehenden Prüfung der Angaben über entsprechende Versuche stellt es sich nun aber heraus, daß keiner von ihnen streng genommen das beweist, was er soll. Das liegt an verschiedenen Fehler- quellen, von denen bald die eine, bald die andere, zuweilen auch mehrere nicht ausgeschlossen waren, deren gänzliche Beseitigung aber erst eine Gewähr für die Zuverlässigkeit der Ergebnisse bietet. Es kann indessen nicht meine Absicht sein, den betreffenden Autoren hieraus einen Vorwurf zu machen, da die Ursachen dieser Irrtümer zum größten Teile erst durch Untersuchungen der letzten Jahre aufgedeckt worden sind. Einmal hat man häufig nicht genügend geprüft, ob die „neuen Rassen‘ auch konstant bleiben, wenn die alten normalen Lebens- bedingungen wiederhergestellt werden; und doch lassen sich nur auf diese Weise ‚Modifikationen“ im Sinne Nägelis, d. h. vorüber- gehende Veränderungen von erblichen, konstant bleibend®n ‚„Muta- tionen‘, wie man heute wohl meist sagt, unterscheiden. Diese Fehler- quelle kommt, um nur ein Beispiel zu nennen, in Betracht bei Jen Untersuchungen von Wasserzug?), der durch Zusatz entwicklungs- 1) Hansen, E. Chr.: Oberhefe und Unterhefe. Centralbl. f. Bact. usw., II. Abt. 18 1907. Barber, M. A.: On heredity in certain microorganisms. Kansas University Science Bull. 4 1907. Massini, R.: Uber einen in biologischer Beziehung inter- essanten Kolistamm (Bacterium coli mutabile). Arch. f. Hygiene. 61 1907. Burk, A.: Mutation bei einem der Koligruppe verwandten Bacterium. Arch. f. Hygiene. 65 1908. 2) Wasserzug: Sur la formation de la matiere colorante chez le Bac. pyo cyaneus Ann. d. V’Instit. Pasteur 1888. 92 Wolf. hemmender Agentien zu den Nährböden bei verschiedenen Bakterien „dauernden“ Pigmentverlust herbeigeführt zu haben glaubte. Eine weitere Fehlerquelle, die als solche weit schwieriger zu er- kennen und daher auch schwieriger zu vermeiden war, betrifft das Ausgangsmaterial. Es muß_darauf geachtet: werden, daß dasselbe absolut rein im strengsten Sinne des Wortes ist, also eine „reine Linie“ im Sinne Johannsenst) darstellt. Liegt dagegen ein Rassengemisch vor, so bietet sich im Laufe länger fortgesetzter Ex- perimente leicht die Möglichkeit, daß eine von diesen Rassen infolge der gegebenen Kulturverhältnisse günstigere Lebensbedingungen als andere erhält, und so die Oberhand erlangt, während jene degenerieren. Es kann auf diese Art eine Entstehung neuer Sippen vorgetäuscht werden, während es sich in Wirklichkeit nur um eme Isolation schon vorhandener handelt. Auf diese Fehlerquelle dürften sich vielleicht z.B. die Angaben Engelmannsund Gaidu- kows?) über die Erzeugung neuer Oszillatorienrassen zurückführen lassen. Durch monatelange Einwirkung von farbigem Licht war es diesen Autoren gelungen, Farbenveränderungen zu erzeugen, ,,die sich erhielten, auch wenn die Pflanzen nachträglich in weißem Tageslichte kultiviert wurden“. Hier war aber auch das Ausgangsmaterial kein einzelner Zellfaden, sondern eine große Anzahl von Individuen, also sehr wahrscheinlich schon von vornherein ein Gemenge, eine „Popu- lation““ verschiedener Farbenrassen. Die Tatsache, daß bis jetzt nur sehr wenige Versuche publiziert sind, in denen die genannten Fehlerquellen völlig ausgeschlossen waren, ıst die Veranlassung zu vorliegender Arbeit gewesen, wobei mein Hauptaugenmerk also darauf gerichtet sein mußte, jene Irrtümer fernzuhalten. Diese Aufgabe lief vor allem darauf hinaus: I. Die Versuche unter den wiederhergestellten normalen Bedin- gungen lange genug auszudehnen, und 2. mit absolut reinem Ausgangsmaterial zu arbeiten. Über die Erfüllung der ersten Forderung braucht wohl kaum etwas gesagt zu werden; der anderen kann man auf zweierlei Weise gerecht werden: entweder durch die direkte mikroskopisch kontrollierte 1) Johannsen, W.: Über Erblichkeit in Populationen und in reinen Linien. Jena (Fischer) 1903. 2) Engelmann: Vererbung künstlich erzeugter Farbstoffänderungen von Oszillatorien. Arch. f. Anat. u. Physiol. 1903. S. 215. Modifikationen und Mutationen von Bakterien. 93 Isolation einzelner Zellen, wie sie E. Chr. Hansen!) mit Saccha- romyces und Barber?) auch mit Bacterium Coli u. a. ausgeführt haben, oder auf dem Wege der fraktionierten Gelatine- resp. Agarplatten- methode. Wegen der außerordentlichen Kleinheit der von mir ver- wandten Untersuchungsobjekte verbot sich die Anwendung des erst- “genannten Verfahrens, das im übrigen jedemanderengegen- über den Vorzug absoluter Zuverlässigkeit gewährt. So ergab sich für die vorliegenden Untersuchungen von selbst die Anwendung der anderen Methode. Ich verfuhr hierbei stets folgendermaßen: Von der zu unter- suchenden Spezies wurde zunächst durch Impfung aus einer der im Institute vorhandenen Reinkulturen®) eine Bouillonkultur hergestellt. Aus dieser Kultur wurden in der üblichen Weise Gelatineplatten ge- gossen unter Verwendung von 4 Gelatineröhren. Eine möglichst isoliertliegende Kolonie der Platte 4 diente dann als Ausgangsmaterial für eine neue derartige Plattenserie, und auf diese Weise wurde das: Plattengießen 7 Serien hindurch wiederholt. Maßgebend war dabei folgende Überlegung: Die Ausgangskultur war zwar in allen Fällen fraglos eine Reinkultur der Spezies, aber doch vielleicht keine Reinkultur im strengsten Sinne der Vererbungslehre, d. h. keine „reine Linie“, sondern vielleicht ein Gemenge verschiedener Rassen der betreffenden Spezies. Beim einfachen Abimpfen aus einer derartigen Kultur weiß man natürlich nicht, ob man Individuen einer oder mehrerer Rassen und wie vieler verschiedener überträgt. Beim Plattengießen aus einer Bouillonkultur ist nun aber schon die Wahr- scheinlichkeit sehr groß, daß eine isoliertliegende Kolonie der letzten Platte auch von einer einzigen Zelle abstammt, d. h. daß eine derartige Kolonie schon eine ‚reine Linie‘ darstellt. Und selbst wenn die Kolonie nicht von einer, sondern von mehreren zusammenhängenden Zellen abstammt, so ist die Wahrscheinlichkeit doch sehr viel größer, daß diese zusammenhängenden Zellen Schwesterzellen sind, als daß es sich um Individuen ganz verschiedener Aszendenz handelt. Für Arten mit selbständig beweglichen Einzelindividuen wie Bac. prodigiosus ist die Wahrscheinlichkeit, daß mehrere fest zusammen- 1) Hansen: Studien über Variation und Erblichkeit. Bact. Centralbl. IV., XVIII. No. 19, 21. 2) Barber: On Heredity in certain Microorganisms. Kansas University Science Bulletin. 4 1907. S. 3—48. 3) Einzelheiten über die Herkunft dieser Kulturen teile ich später bei Besprechung der verschiedenen Arten mit. 94 Wolf. hängende Zellen in einer Bouillonkultur nicht Geschwister sind, ganz minimal. Und mit der Zahl der Plattenserien steigert sich die Wahrscheinlichkeit, eine reine Linie zu erhalten. In dieser Weise durch siebenmaliges Plattengießen gereinigte Kulturen bildeten das Ausgangsmaterial für meine Versuche, zu deren Be- sprechung im einzelnen ich jetzt übergehe. Versuche mit Baeillus prodigiosus Flügge. Ehe ich auf meine eigenen Versuche mit diesem Organismus ein- gehe, möchte ich kurz auf eine Erscheinung zurückkommen, die meines Erachtens meist falsch gedeutet und dann zur Quelle von Irrtümern über die Artkonstanz des Bac. prodigiosus geworden ist. Sie betrifft die Beobachtungen verschieden intensiv gefärbter Kolonien gleichen Alters auf einer Platte. Man kann hier leicht einer Täuschung zum Opfer fallen, die durch die Sistierung der Farbstoffbildung bei Sauerstoffabschluß entsteht. Ist einmal in einer Petrischale der Nährboden ungleichmäßig verteilt, z.B. an einer Stelle sehr dünn, so daß eine hier sich entwickelnde Kolonie mit der Luft sofort in Berührung kommt, so wird schnell und intensiv Farbstoff gebildet, während an dickeren Stellen der Gelatine die Kolo- nien schwach oder gar nicht pigmentiert sind. Als Ausgangsmaterial für alle folgenden Versuche diente eine aus dem Berliner Botanischen Institut stammende, vor Jahren von Kral- Prag bezogene Reinkultur von intensiv roter Farbe, die nach dem in der Einleitung besprochenen Gelatineplatten-Verfahren 8 Serien hin- durch auf ‚reine Linie“ gezüchtet wurde. Eine aus der 4. Platte der 8. Plattenserie!) isolierte Kolonie X diente als Ausgangsmaterial für alle weiteren Kulturversuche. In einer ersten Reihe solcher Ver- suche wurde einfach das Plattengieß-Verfahren fortgesetzt, d. h. aus einer isolierten Kolonie von Platte 4 wurde abgeimpft, und da- raus in der bekannten Weise 4 Platten gegossen usw., im ganzen 50 der- artige Plattenserien hindurch, was 6 Monate in Anspruch nahm. In einer zweiten Reihe von Versuchen wurden Agar- strichkulturen verwendet, die ebenfalls von der Kolonie X ab- stammten. Als Nährboden kamen folgende verschiedene Arten von Agar zur Verwendung: 1) Als Nährboden diente Gelatine von folgender Zusammensetzung: Gelatine 50 g, Dextrose 5 g, Pepton-Witte 6 g, Kochsalz ı g, Fleischextrakt 4 g, Leitungs- wasser 500 ccm neutralisiert mit Na? CO3 (Rezept nach A. Meyer, Prakt. der. Bak- terienkunde). Modifikationen und Mutationen von Bakterien. 95 I. Kartoffelagar (Kartoffeldekokt, 100 ccm Leitungswasser, 2 g Agar). 2. Kartoffelagar mit Salzzusatz: a) 3 + Kupfersulfat +5 H2 O, b) “3 + Phenol, Cc) er + Kaliumbichromat, d) A + Alaun, e) 3 + Eisenalaun, f) en + Ferrosulfat, g) os + Kaliumpermanganat, h) 5 + Kadmiumnitrat, 1) A + Urannitrat, k) es + Kupferacetat, 1) 5 + Natriumwolframat, m) a = Kaliumbichromat, n) aN + Sublimat, 0) _ + Kobaltnitrat, Pp) A) + Kobaltsulfat, q) 55 + Nickelnitrat, und zwar wurden in allen Fällen außer c und n Igo ccm Agarflüssigkeit mit je Io ccm der 0,1 prozentigen Salzlösungen vermischt und mit diesem Gemenge Röhrchen ausgegossen, die ich schräg erstarren ließ. Da 10 ccm der Salzlösung 1/;99 g des Salzes enthielten, und diese Menge mit 190 ccm Agar als Füllung für 20—25 Röhrchen diente, so kam auf eines derselben ein Giftgehalt von 1/3999—/o599 g: Wegen der Stärke der Gifte waren abweichend hiervon die in c und n gebrauchten Salz- lösungen 0,05 prozentig und 0,0I prozentig. Je zwei Reagenzröhrchen mit einem von diesen Nährböden wurden von der Kolonie X aus geimpft, und zwar wurde eines bei Zimmer- temperatur, eines bei 37,50 C gehalten. Nach 2 Tagen wurde von jedem dieser Röhrchen auf ein neues mit dem gleichen Nährboden und bei denen, die bei 37,50 kultiviert worden waren, auch auf sterile Kartoffel- scheiben überimpft, die in Zimmertemperatur gehalten wurden, während die beiden anderen Röhrchen unter den Kulturbedingungen ihrer Aus- gangskultur weiter gezüchtet wurden. Ich kultivierte also Abkömmlinge der Kolonie X unter im ganzen 34 verschiedenen Bedingungen, nämlich: auf 17 verschiedenen Nährböden jeweils einmal bei 37,50, das andere Mal bei 15—ı8° C, Ich bespreche zunächst im einzelnen die Ergebnisse aller dieser verschiedenen Kulturen. 96 Wolf. I. Reihe. Dauerkultur auf Gelatineplatten bei 15—18°; fortgesetztes Abimpfen einer Kolonie aus Platte 4, damit erneutes Plattengießen und so fort. Zur Übertragung wurde stets die hellste Kolonie benutzt, weil es nach den Angaben vonSchottelius!) wahrscheinlich war, auf diese Art allmählich eine rein weiße Rasse zu bekommen. Meine Versuche er- gaben indessen nichts Derartiges, denn die Mehrzahl der Kolonien der einzelnen Generationen war nach einigen Tagen dunkelrot gefärbt, die wenigen anscheinenden Ausnahmen waren stets nur auf lokale Hemmung der Sauerstoffzufuhr zurückzuführen. Da sich das Bild auch nach 50 maliger Übertragung nicht im geringsten geändert hatte, so wurde dieser Versuch eingestellt. Die Auslese von helleren Varianten oder, wie man wohl besser sagen dürfte, von helleren „Modifikationen“ innerhalb dieser reinen Linie war also genau ebenso erfolglos wie die Modifikationenauslese in den klassischen Versuchen von Johannsen 2) mit reinen Linien von Phaseolus vulgaris und Hordeum vulgare. 2. Reihe. Agarstrichkulturen auf den Nährböden 1 und 2a—2q. I. Auf reinem Kartoffelagar. a) In Zimmertemperatur. Die Kultur zeigte einen dunkelblutroten Belag, der nach einigen Tagen auf der Oberfläche grünliche eosinähnliche Fluoreszenz aufwies. In diesem Aussehen änderte sich während der ganzen Dauer des Versuches, der 25 Generationen?) umfaßte, nichts. Ein zeitweiliges Verblassen der Farbe war, wie eine Gelatineplattenprobe bewies, immer nur auf momentane schädliche Einflüsse, meist wohl Verunreinigungen des Agars, zurückzuführen. 1) Schottelius: Biologische Untersuchungen über Micrococcus prodigiosus. Kölliker-Festschrift 1387. 2) Johannsen, W.: Über Erblichkeit in Populationen und in reinen Linien. Jena (Fischer) 1903. , 3) Hier wie überall im folgenden ist dieser Ausdruck ‚Generation‘ einem all- gemeinen Gebrauche gemäß an Stelle von ,,Uberimpfung auf neuen Nährboden“ ge- braucht; eine Generation in diesem Sinne umfaßt natürlich eine große Anzahl, Hunderte von Generationen von einzelnen Individuen. Modifikationen und Mutationen von Bakterien. 97 G) eben 352€: Die dunkelblutrote Farbe der Ausgangskulturen war nach zwei Übertragungen w e i B geworden und behielt diesen Ton bis zum Schlusse des 75 Generationen hindurch fortgesetzten Versuches. In Zwischen- räumen von 15 Generationen fand eine Prüfung dieser Kulturen mit der Plattenmethode statt, um etwa inzwischen aufgetretene, andersfarbige Rassen isolieren zu können. Diese Proben fielen stets negativ aus. Bei jeder Übertragung der weißen Kulturen auf frischen Nährboden wurde, wie oben erwähnt, eine sterile Kartoffelscheibe mitgeimpft, die bei Zimmertemperatur gehalten wurde. Auf diese Art mußte es sich sofort erkennen lassen, wann die durch die erhöhte Temperatur farblos gewordene Kultur anfing, auch unter „normalen“ Be- dingungen weiß zu bleiben. Diese Kontrollimpfungen schlugen nach der, 75 Generationen bei 37,50 C fortgesetzten Kultur ebenso vollständig aus Weiß nach dem ursprünglichen Rot zurück, wie nach der zweiten Gene- ration, und bewiesen also schlagend, daß von einem Konstantwerden der durch die hohe Temperatur erzeugten weißen Modifikation nicht die Rede sein konnte. 2a) Auf Kartoffelagar + Kupfersulfat. a) In Zimmertemperatur. Die normalrote Farbe der Kultur ging über Violett ziemlich rasch ın Weiß über. Schon die 8. Generation war rein weiß, und so blieb die Farbe bis zum Abbruch des Versuches nach der 25. Generation. Die nach den einzelnen Generationen vorgenommenen Kontrollimpfungen auf Kartoffelscheiben ohne Giftzusatz wiesen stets wieder die alte dunkel- rote Farbe auf; also auch die hier beobachtete weiße Färbung beruhte nur auf einer nicht erblichen Modifikation im Nägelischen Sinne. ß) Bei 37,50 C. Die Umwandlung in Weiß fand hier etwas schneller statt als bei dem vorigen Versuche, dem er im übrigen, besonders was die Nichtvererbbar- keit der weißen Farbe anbelangt, durchaus gleich war. Es ließ sich also weder durch Kupfersulfatzusatz allein, noch durch Kombination dieses Einflusses mit einer erhöhten Temperatur mehr als eine vorübergehende weiße Modifikation erzielen. 2b) Auf Kartoffelagar + Phenol. a) In Zimmertemperatur. Der Giftzusatz rief auch hier nach einigen Übertragungen Farb- losigkeit der Kultur hervor, die bis zur 25. Generation nicht mehr ver- Induktive Abstammungs- und Vererbungslehre, II, 7 98 Wolf. andert wurde. Bei einer Kontrollimpfung dieser letzten Kultur auf Kartoffelscheiben und in Gelatineplatten wurde der ursprüngliche rote Ton wieder gebildet; weiße oder heller resp. dunkler rotgefärbte Kolonien fehlten in den Platten vollständig. Be Beles 7500: Dieser Versuch wahrte 50 Generationen; nach jeder derselben wurde eine Kontrollimpfung auf Kartoffelscheiben gemacht; am Schlusse außerdem eine Probekultur auf 4 Gelatineplatten. Auch diese bewiesen, daß die Farblosigkeit, welche infolge des vereinten Einflusses von Gift und erhöhter Temperatur auch hier schon nach den ersten Generationen aufgetreten war, nur eine durch diese Agentien hervorgerufene Modi- fikation vorstellte, die unter normalen Lebensbedingungen sofort wieder verschwand. 2c) Auf Kartoffelagar +K; Cr; O,. a.) in Zimmertemperatur. Diese Kulturserie zeigte ein von allen bisher besprochenen voll- kommen abweichendes Verhalten. Schon nach wenigen Übertragungen war auch hier die Farbe der Kulturen blaß geworden, aber Kontroll- impfungen]| aus möglichst hellen Stellen der Kultur auf chromatfreie Kartoffelscheibenin Zimmertemperatur ergaben im Gegensatz zu dem auf dem bisher besprochenen Nährboden Beobachteten kein Wiederauftreten der roten Farbe, sondern die Kultur blieb weiß, auch bei wiederholten Übertragungen auf chromatfreie Kar- toffelscheiben. Auf Grund dieses völlig andersartigen Verhaltens wurde nun mittels der Plattenmethode eine eingehendere Prüfung der Impfmasse der 15. K, Cr, O7-Generation, in der eine nahezu rein weiße Pigmentierung konstatiert worden war, vorgenommen. Das Ergebnis war sehr überraschend: Die Plattenanalyse ergab nämlich ein Gemisch aus roten und weißen Kolonien, die bei weiterer Übertragung in reine Kartoffelscheiben eine rote resp. eine weiße Deszendenz ergaben. In einer der früheren, dieser 15. vorhergegangenen Generationen war also offenbar eine Mutation!) erfolgt. Da diese weiter zurückliegenden 1) Es dürfte für das Verständnis des Folgenden nützlich sein, hier die Definition der Begriffe „‚Mutation‘‘ und ‚Modifikation‘ mitzuteilen, die Baur kürzlich in einer Arbeit in den Beiheften zur med. Klinik Heft 10 1908 (Einige Ergebnisse der experi- mentellen Vererbungslehre) gegeben hat. Baur sagt dort: Was wir als Blütenfarbe oder irgend eine beliebige andere äußere Eigenschaft an einer Pflanze sehen, ist immer nur das Resultat der Reaktion des betreffenden Indi viduums auf die Außenbedingungen, unter denen es sich gerade entwickelt hat. Und Modifikationen und Mutationen von Bakterien. 99 Kulturen schon beseitigt waren, so ließ sich nachträglich nicht mehr fest- stellen, wann die Umwandlung eingetreten war. Das Verblassen der Kultur war also nicht bloß auf eine Modifikation durch den Chromat- zusatz zurückzuführen, sondern auch z. T. durch das Auftreten einer weißen Mutante bedingt, die sich übrigens weiterhin ebenso kräftig fort- pflanzte wie die rote Rasse 1). ß) Bei 37,50 C. Das Blutrot der Ausgangskultur ging, wohl hauptsächlich infolge der Wärmewirkung schnell auf Weiß herunter und blieb so bis zum Ende des über 55 Generationen ausgedehnten Versuches. Die Kontroll- impfungen wurden diesmal nach jeder Übertragung ausgeführt, um eine etwa wiederauftretende weiße Rasse sofort isolieren zu können. diese Modifizierbarkeit durch die Außenbedingungen ist besonders bei Pflanzen sehr viel größer, als man gewöhnlich annimmt. Alle diese ‚Modifikationen‘ sind aber rein temporär. Ebenso wie ein geschmolzenes Paraffinum durum, wenn man es auf niedrige Temperatur bringt, wieder zu festem ‚normalem‘ Paraffinum durum wird, ebenso wird auch ein Primelstock, der im Warmhaus monatelang weiß geblüht hat, wieder rot blühen, wenn er in einen kühleren Kulturraum verbracht wird. Sowenig durch Erwärmen des Paraffinum durum auf den Schmelzpunkt dieser Schmelzpunkt selbst verändert, etwa erniedrigt wird, ebensowenig wird die charakteristische Art der Primula sinensis rubra auf die Temperatur zu reagieren, durch die Kultur bei hohen Temperaturen verändert, mit anderen Worten, derartige Modifikationen sind nicht erblich... . Im Gegensatz zu diesem Modifiziertwerden, zu den Modifikationen, steht nun eine andere, seltener zu beobachtende Erscheinung. Es kann aus Gründen, die wir bisher in keinem Fall sicher kennen, aus einer Primula sinensis rubra plötzlich auf vege- tativem Wege durch Sprossung oder als Sämling ein weißblühendes Individuum entstehen, das eine andere Art der Reaktion auf Temperatureinflüsse zeigt, das sich etwa genau so verhält, wie die Primula sinensis alba. Eine derartige Veränderung in der Art des Reagierens ist natürlich etwas von dem einfachen Modifiziertwerden ganz prinzipiell Verschiedenes. Geradeso wie zwischen einer durch chemische Änderung bewirkten, wenn auch nur geringen Änderung des Schmelzpunktes unseres Paraffinum durum und einem einfachen Schmelzen ein prinzipieller Unterschied besteht. Eine solche tiefgreifende Änderung, also eine Verschiebung der bisherigen kon- stanten typischen Art, auf Außeneinflüsse zu reagieren, ist das, was den in den letzten Jahren so viel genannten Mutationen zugrunde liegt. Die durch diese Mutation be- wirkten äußerlich sichtbaren Unterschiede zwischen den ‚Mutanten‘ und der ,,Stamm- art‘‘ können dabei sehr verschieden groß sein. Die Größe dieses äußerlich erkennbaren Unterschiedes hat für die Entscheidung, ob in einem gegebenen Falle das Resultat einer Mutation oder einer Modifikation vorliegt, keine Bedeutung. Beruht die neu auf- getretene abweichende Eigenschaft auf einer, wenn auch noch so kleinen Änderung der Reaktionsweise, d. h. vulgo ist sie erblich, so haben wir eine Mutation vor uns. 1) Ich brauche kaum hinzuzufügen, daß hier, wie in allen späteren Fällen die neue weiße Rasse sorgfältig auf ihre Zugehörigkeit zur Spezies B. prodigiosus geprüft wurde, um jeden Verdacht einer Infektion auszuschließen. PL) ‘ IOO Wolf. Während der ersten 19 Generationen schlug die Farbe der Kon- trollen wieder nach Rot um; in der 20. aber ging sie nur wenig (nach Weißrosa) zurück. Die Vermutung, daß es sich hier, wie im vorigen Versuche, um eine durch Mutation entstandene weiße Rasse handelte, wurde durch die folgenden Probeimpfungen auf Gelatineplatten und Kartoffelscheiben bestätigt. Diese letzteren, die aus der WeiBrosakultur ° der 20. Generation überimpft waren, wurden bald reinweiß und blieben so 20 Generationen hindurch, worauf der Versuch abgebrochen wurde. In den Gelatineplatten fanden sich neben zahlreichen weißen einige rote, aber keine mischfarbigen Kolonien. Eine Kontrolle aus der 19. Gene- ration zeigte in den Platten nur vereinzelte weiße, in der Mehrzahl rote Kolonien, eine Kontrolle der 18. Generation nur rote, so daß also be- wiesen war, daß die weiße Rasse durch Mutation nach der 19. Über- tragung entstanden war. Der Umstand, daß sie, wie die zuerst isolierte auf Kaliumbichromatagar aufgetreten war, machte die Wahrschein- lichkeit, daß eben dieses Gift die Mutation veranlaßt hätte, noch größer. Es handelte sich nun darum, die weiße Rasse näher auf ihre Konstanz zu prüfen. Dazu wurde das Plattenverfahren verwendet, mit dem Unterschied, daß an die Stelle der Gelatine Agar !) trat; der Grund hier- für war die steigende sommerliche Temperatur, die das Festwerden der Gelatine hinderte, und der Umstand, daß die einzelnen Kolonien Gelatine verflüssigen und dann ineinanderlaufen, so daß man Schwierigkeiten hat zu entscheiden, welches rote, welches weiße Kolonien sind. Das Ausgangsmaterial hierfür bildete die im ersten Chromatversuch 2ca (S. 98) weißgewordene Strichkultur, die sich bei der Plattenprobe als ein Gemenge der roten mit einer durch Mutation entstandenen weiBen Rasse aufwies. Das Plattenverfahren wurde zwecks Erzielung einer Reinkultur 15 mal wiederholt, wobei natürlich immer nur rein weiße Kolonien übertragen wurden. Auffälligerweise traten jedoch in den meisten Platten neben den weißen vereinzelte normal rote Kolonien auf. Zuweilen enthielt eine ganze Plattenserie nur weiße Kolonien, aber bald fanden sich in der nächsten wieder rote, sodaß also die beabsichtigte Reinkultur anscheinend mißlang. Ganz entsprechend verlief auch der Versuch, die in dem zweiten Versuch (2 c ß) auf Chromatnährboden ent- standene weiße Sippe zu „isolieren“. Der Versuch wurde, wie der 1) 750 ccm Leitungswasser, 7,5 g Pepton-Witte, 7,5 „ Dextrose, 5 » Hleischextrakt, LO} eee e Modifikationen und Mutationen von Bakterien. IOI vorangegangene, 15 Plattenserien hindurch ausgeführt, ohne allerdings ein anderes positiveres Resultat zu zeitigen. Immer wieder traten vereinzelte rote Kolonien in den Platten auf, deren Deutung als Rück- schläge nunmehr wohl nicht zu umgehen war. Es war nun die Frage, ob diese Rückschläge oder Rückmutationen, wie man wohl auch sagen könnte, ausbleiben, wenn die betreffende Sippe zunächst längere Zeit auf Chromatagar kultiviert wird. Ich impfte dementsprechend, von einer isolierten weißen Kolonie dieser inkonstanten Sippe ausgehend, ein Chromatagarröhrchen (Agar der oben S. 95 genannten Zusammen- setzung) und übertrug von diesem auf neuen Chromatnährboden usf. 25 Generationen hindurch. Die Kulturen wurden dabei immer bei einer Temperatur von 37,5° gehalten. Nach der 10., 15. und 20. Übertragung wurde eine Plattenprobe vorgenommen, um festzustellen, ob die be- absichtigte Wirkung schon eingetreten wäre, jedesmal ohne Erfolg. In jeder Platte fanden sich vereinzelte rote Kolonien. Als auch die Plattenprobe nach der 25. Generation dasselbe negative Er- gebnis lieferte, wurden die Versuche abgebrochen, weil eben als sicher anzunehmen war, daß die neuentstandene weiße Sippe auf die Dauer nicht rein zu erhalten ist, weil sie beständig von Zeit zu Zeit rote, weiter- hin konstante Individuen aus sich hervorgehen läßt. Hervorheben möchte ich, daß zur Übertragung in die Chromat- röhrchen der 11., 16. und 21. Generation nicht die Impfmasse der vorher- gehenden Röhrchen, sondern weiße Kolonien der betreffenden ein- geschalteten Plattenproben benutzt wurden. Bemerken will ich ferner schon hier, daß alle in den folgenden Versuchen aufgetretenen weißen Sippen in der beschriebenen Weise einige Plattenserien hindurch auf ihre Konstanz geprüft wurden, mit dem auffälligen Ergebnis, daßfast alle weißen Mutationen von Zeit zu Zeit nach Rot zurückschlugen. Es handelte sich also hier fast überall um die Entstehung von weißen, beständig nach Rot zurückmutierenden Rassen. Ich gehe nun zur Besprechung der Parallelversuche auf Kalium- bichromatagar über, an deren Resultaten es sich zeigen sollte, ob die in den beiden ersten Versuchen beobachteten weißen Mutanten nur zufällig auf den Chromatböden aufgetreten waren, oder ob dieser Gift- zusatz mit ihrer Entstehung irgendwie im Kausalzusammenhang stand. Als Ausgangsmaterial dieser Parallelversuche, die fast sämtlich als Agarstrich bei 37,5° C kultiviert wurden, diente eine aus der 50. Plattenserie der 1. Versuchsreihe (S. 96) entnommene rote Kolonie Y, an deren Charakter als absolut reiner Linie wohl nach dem in der Ein- leitung Gesagten nicht gezweifelt werden kann, da sie nicht bloß wie die 102 Wolf. Kolonie X nach 8 maliger, sondern nach 58smaliger Wieder- holung des fraktionierten Plattenverfahrens ge- wonnen worden war. 1. Parallelversuch auf Chromatagar (in Zimmer- temperatur). Das Verblassen der ursprünglich roten Farbe trat wie in den ersten Versuchen ziemlich rasch ein; die nach jeder Generation vorgenommene Kontrollimpfung auf chromatfreie Kartoffelscheiben zeigte aber erst nach der 21. Übertragung ein merkliches Ablassen, und die gleich- zeitig vorgenommene Plattenprobe ergab, daß auch hier die Kultur jetzt aus zweierlei Individuen bestand, aus roten und aus weißen; es war also auch in diesem Versuch eine weiße Mutante aufgetreten. 2. Parallelversuch auf Chromatagar (bei 37,520) Der erwartete Erfolg, die Entstehung einer. weißen Rasse durch Mutation, fand hier schon nach der Io. Übertragung statt, 3. banralVelvwensuch am (Chr om alias an (bein37,5, 29) Der Versuch verlief bis zur 25. Generation ergebnislos, d. h. es erfolgte bis dahin keine Mutation; dagegen trat in einer Plattenserie, die mit einer Impfprobe der 26. Generation gegossen wurde, eine dunkelrote Mutation auf, die zunächst so wenig von den anderen Kolonien in der Farbe verschieden war, daß sie mir beinahe entgangen wäre. Wie Impfungen auf Kartoffelscheiben ergaben, hatte diese Mutante die Eigentümlichkeit, auf der Oberfläche der Kultur keinen grüngoldigen Reflex zu bilden, wie das bei Versuchen mit dem normal roten Ausgangsmaterial stets der Fall gewesen war. Ebenso wie vorher bei der weißen Mutation wurde auch hier mittels des Plattenverfahrens versucht, eine Reinkultur zu gewinnen. Das gelang sehr leicht und schnell schon nach der 2. Übertragung. Dennoch wurde der Plattenguß ro mal ausgeführt, um festzustellen, ob nicht nach einiger Zeit doch, wie bei der weißen Rasse Rückschläge in das ursprüngliche hellere Rot stattfinden würden. Das war nicht der Fall; diese dunkelrote Rasse war vielmehr völlig konstant. Inzwischen war die Kultur auf Chromatagar bei 37,5°C nach der 26. Generation nicht unterbrochen, sondern fortgesetzt worden, weil nach Analogie der früheren Fälle anzunehmen war, daß der Giftzusatz auch hier schließlich eine weiße Mutante auslösen würde. Dies Ereignis trat nach weiteren 6 Übertragungen in der Tat ein. Modifikationen und Mutationen von Bakterien. 103 ae Parallelversuch auf Chromatagar (bei 37,500). Auch diese Kultur war durchaus erfolgreich. Auffallenderweise trat wieder eine dunkelrote Mutante, und zwar nach 20 Ubertragungen auf, und 5 Generationen später eine weiße. 5. Parallelversuch auf Chromatagar (bei 37,59C). Wie zu erwarten war, lieferte dieser Versuch dasselbe Ergebnis wie die vorangegangenen. Nach der 17. Übertragung wurde die dunkel- rote Mutante!), nach der 20. die weiße beobachtet. 6. Parallelversuch auf Chromatagar o,Iprozentig (bei 37,5 C). In diesem Versuche wurde die Konzentration des Giftgehaltes pro Röhrchen doppelt so groß genommen wie früher, um zu sehen, ob dadurch die Abspaltung der weißen Rasse beschleunigt werden würde. Die Tatsache, daß die weiße Mutation nach der 27. Übertragung auf- trat, zeigte, daß dies nicht der Fall war. In dieser Reihe wurde übrigens eine dunkelgelbe Modifikation beobachtet. Sie entstand mehrmals hintereinander (20.—24. Generation), als die 37,5%°- Kulturen einige Tage bei Zimmertemperatur aufbewahrt wurden, neben der sich wieder einstellenden normalen roten Farbe. Eine öftere sorgfältige Prüfung mittels Plattenverfahren bewies in- dessen, daß nur eine temporäre Modifikation vorlag, die bei Über- tragung in frischen Nährboden sofort verschwand. Da diese Ver- änderung auf den anderen Chromatnährböden nicht beobachtet wurde, so ist es wahrscheinlich, daß sie auf eine andere Ursache als den Gift- zusatz zurückzuführen war, möglich ist es allerdings auch, daß sie durch die verstärkte Konzentration bedingt wurde; indessen läßt sich irgend etwas Sicheres darüber nicht sagen. Eine Mutation nach dunkelrot wurde bei diesem Versuch nicht beobachtet. Nachdem mit dem Kaliumbichromatzusatz so überraschende Re- sultate erzielt worden waren, verstand es sich von selbst, daß Versuche mit anderen Chemikalien gemacht wurden, um festzustellen, ob jene Auslösungskraft auch ihnen zukäme. Es wurden in der Hauptsache solche Salze verwandt, welche in den Versuchen von Klebs 2) eine 1) Der Umstand, daß bei wiederholtem Plattengießen die dunkelroten Mutationen konstant blieben, ohne nach Rot zurückzuschlagen, und sämtlich den Mangel des grünen Reflexes in Kartoffelkulturen aufwiesen, rechtfertigt die Ansicht, daß immer die- selbe dunkelrote Mutante entstanden war. 2) Klebs: Studien über Variation. Arch; f. Entw. Mechanik. 24 1907. 104 Wolf. stark hemmende Wirkung auf das Gedeihen der Versuchspflanzen aus- geübt hatten. Ferner wurden einige Salze gebraucht, die dasselbe Metall, aber jedesmal mit einem anderen Säurerest verbunden, ent- hielten ; andererseits solche, die dieselbe Säure, aber verschiedenes Metall enthielten. Auf diese Weise sollte, wenn überhaupt wieder Mutationen auftraten, festgestellt werden, ob die auslösende Wirkung in den einzelnen Fällen von der Säure oder. von dem Metall ausging. Ich will schon hier bemerken, daß dieser Teil der Frage aus den folgenden Beob- achtungen keine befriedigende Beantwortung hat finden können. Als Ausgangsmaterial für diese Versuche, die sämtlich als Agar- strich bei 37,5° C ausgeführt wurden, diente ebenfalls die rote Kolonie Y (S. 96). Über diejenigen von diesen Versuchen, die vollkommen negative Resultate, also weder dunkelrote, noch weiße Mutanten ergaben, kann ich mich sehr kurz fassen; es genüge die Angabe, daß sie wegen dieser Erfolglosigkeit nach 25 Übertragungen aufgegeben wurden. Hierher gehören Kulturen auf: Alaunagar, Eisenalaunagar, Ferrosulfatagar, Natriumwolframatagar, Urannitratagar, Kobaltsulfatagar. Ein positives Ergebnis hatten aber einige andere Versuche: i Strichkultur auf Kaliumpermanganatagar bei 37,5% C. Der Versuch war fast bis zum Schluß, der 25. Generation, ergebnis- los. Erst in der Kontrollimpfung der letzten Generation machte sich eine dunklere Pigmentierung an einzelnen Stellen bemerkbar, die, wie eine Plattenprobe zeigte, durch das Auftreten einer dunkelroten Mutante veranlaßt war. Eine weiße Mutante wurde nicht abgespaltet. 2. Strichkulturauf Kadmiumnitratagar bei 37,5°C. Eine dunkelrote Mutante entstand hier schon nach der-10. Über- tragung. In der Plattenprobe fanden sich neben diesen dunkelroten zahlreiche normal rote Kolonien. Von ihnen diente eine zur Fort- setzung der Kultur auf dem vergifteten Substrat. Nach sieben weiteren Übertragungen wurde eine weiße Rasse abgespaltet, die, wie in früheren Fällen, am Hellerwerden der Kontrollkulturen erkannt und durch die Plattenmethode isoliert wurde. Modifikationen und Mutationen von Bakterien. 105 PE StElchnikmltiun aut Ku pi emace haar bel 37,50'C- Eine weiße Mutante trat hier in der 19. Generation auf; eine_dunkel- rote wurde nicht beobachtet. PesStrichkultur auf Kobaltnitratagar bea 3 7.501C, Eine weiße Rasse trat nach 18 Übertragungen auf, ebenfalls ohne daß zuvor eine dunkelrote abgespaltet worden war. BESErtchkultur aut Nickelnitwrataean be1,375.& Nach 19 Generationen wurde die weiße Mutantel) isoliert; eine dunkelrote Rasse trat nicht auf. 267 Str chkultur aut Sublimatamar bei 37,51€ Die dunkelrote Mutante entstand nach der to. Übertragung, eine weiße nach der I4. Wie in allen vorangegangenen Reihen wurde mittels einer Plattenprobe sichergestellt, ob die in der betreffenden Kartoffel- . kontrollkultur sich bemerkbar machende Abweichung in der Pigmen- tierung nur auf eine vorübergehende Modifikation oder auf eine Mutation zurückzuführen war. Das geschah also auch hier. Dabei fiel mir sofort auf, daß im Gegensatz zu den analogen früheren Proben die weißen Kolonien schon in der ersten Plattenserie ganz bedeutend die Zahl der roten überwogen. Aus einer weißen Kolonie der 4. Platte wurde wieder eine Serie von Platten gegossen. Diese enthielten alle ausschließ- lich weiße Kolonien. Das Plattenverfahren wurde fortgesetzt, im ganzen siebenmal, der Erfolg war immer der gleiche. Die weiße Rasse schlug nicht, wie das bisher bei allen Isolierungsversuchen der früher ent- standenen weißen Mutanten der Fall gewesen war, nach Rot zurück, sondern blieb konstant. Daß eine solche dauernd weiße Rasse auch in den früheren Versuchen vorgelegen hatte, aber nicht isoliert worden war, ist nach den eigens in dieser Richtung angestellten und oben be- schriebenen Versuchen (S. ror) nicht wohl vorauszusetzen. Es bleibt demnach nur übrig, anzunehmen, daß jetzt eine andere Mutante entstanden war, die allerdings auch das Merkmal der Weißfärbung mit den früher isolierten gemein hatte, aber eben durch die große Konstanz von jenen, die bekanntlich immer wieder mit einzelnen In- dividuen nach Rot zurückmutierten, unterschieden war. 1) Es ist vielleicht nicht überflüssig, auf die bemerkenswerte Tatsache hinzn- weisen, daß alle bisher isolierten weißen Mutanten mit einander identisch waren, da alle dieselben Rückschläge nach Rot aufwiesen, und daß wohl auch alle dunkelroten Mutanten durchaus gleichartig, waren. 106 Wolf. Bis zum Schluß habe ich dann noch die Besprechung eines Ver- suches aufgeschoben, der einen Parallelversuch zu allen vorhergehenden bildet. Es hätte ja ein, wenn auch nach dem Ergebnis der 1. Ver- suchsreihe (S. 96) sehr unwahrscheinlicher Zufall gewesen sein können, daß die bisher beobachteten Mutationen nicht durch die Giftzusätze veranlaßt worden wären, sondern daß sie aus anderen unbekannten Gründen entstanden waren und sich nur zufällig auf jenen vergifteten Nährböden vorgefunden hätten. Wenn auch schon die Regelmäßigkeit ihres Eintretens, besonders auf dem Chromatagar, nachdrücklich gegen eine solche Vermutung sprach, so konnte doch ein eigens zur Erledigung dieser Frage ausgeführter Versuch erst den Ausschlag für eine bestimmte Antwort geben. Zu diesem Zwecke wurde etwas Material der roten Kolonie Y. mit Hilfe des Platten- verfahrens unter ganz normalen Bedingungen, d. h. auf reinem Nähr- agar und in Zimmertemperatur kultiviert. Auf diese Weise waren weit eher als bei der in den anderen Versuchen geübten Agarstrich- methode die denkbar günstigsten Bedingungen für die Beobachtung von Mutationen gegeben, weil ja das mpimeemel auf eine erheblich größere Fläche verteilt war. Der Versuch wurde 15 Plattenserien hindurch ausgeführt und gab ein völlig negatives Resultat. Es konnte nie auch nur eine einzige weiße oder dunkelrote Kolonie beobachtet werden. Versuche mit Staphylococcus pyogenes aureus. Auf Grund von Angaben, die R. O. Neumann 1897!) gemacht hatte, war es wahrscheinlich, daß Mutationen auch im Formenkreis des Staphylococcus pyogenes vorkämen. Es gelang jenem Autor, aus einer Kultur dieses Organismus, der auf Nähragar unregelmäßig rund- liche Kolonien von orangegelber Farbe bildet, durch Selektion erb- konstante weiße, gelbe und fleischfarbene Rassen zu züchten. Er hatte in seiner orangefarbenen Ausgangskultur zeitweise hellere, weiße und gelbe Sektoren beobachtet und durch konsequentes Abimpfen von diesen abweichend gefärbten Teilen auf frischen Agar schließlich gelbe und weiße Kulturen erhalten, die teils konstant waren, teils nach Orange zurückschlugen. Besonders zu beachten ist hierbei, dß Neumann 1) Neumann: Studien über Variabilität und Farbstoffbildung bei Micrococcus pyogenes. Arch. f. Hygiene 1897. Modifikationen und Mutationen von Bakterien. 107 durch keine kiinstlichen Mittel irgend welcher Art diese Rassen erzeugt hatte. Der Autor bemerkt ferner, daß die Vergleichung der neu ge- züchteten Rassen unter sich mit Ausnahme der Farbstoffbildung keine Unterschiede ergab; auch gegenüber den sogenannten ‚natürlichen‘, d. h. wildgefundenen Rassen des Staphylococcus pyogenes a aureus zeigten sich nur unwesentliche Unterschiede, die in die Variabilitäts- grenzen fallen. Neumann schließt daraus: ‚Die eine Rasse kann also aus der anderen entstehen, und in die andere übergeführt werden.“ Gegen den ersten Teil des Satzes läßt sich nichts einwenden; um so mehr aber gegen den anderen. Meiner Meinung nach hätte zur Er- klärung der angegebenen Beobachtungen ein anderer Schluß weit näher gelegen, nämlich der, daß das Ausgangsmaterial, also die Staphylococcus pyogenes a. aureus-Kultur, ein Gemisch der später isolierten erbkonstanten Rassen war, ein Gemisch freilich, in dem die Aureus-Individuen in der Mehrzahl waren. Ausgeschlossen war diese Möglichkeit bei den Versuchen Neumanns jedenfalls nicht; insbesondere ist seine Art - der Übertragung der beobachteten abweichend gefärbten Sektoren mit der Platinnadel nicht ganz einwandsfrei. Es wäre wohl zweck- . mäßiger gewesen, auf dem Wege der Gelatineplattenmethode eine Isolierung der verschiedenen Rassen zu versuchen und mit dem so erhaltenen Material weiter zu experimentieren, wenn schon darauf verzichtet werden mußte, den Idealfall des Ausgehens von einem ein- zigen Individuum zu erreichen. Ich ließ es mir deshalb angelegen sein, Neumanns Versuche zu wiederholen, und ferner neue Experimente mit demselben Organismus zur Erzielung anderer Rassen anzustellen. Ich ging bei meinen Untersuchungen von einer von E. Leitz- Berlin, bezogenen Agarstrichkultur des Staphylococcus aus, die einen größeren dunkelgelben, aus zahlreichen kleinen, tröpfchenartigen Kolo- nien bestehenden Belag bildete. Dieses Ausgangsmaterial wurde nach dem in der Einleitung ge- schilderten und bei Bacillus prodigiosus angewendeten Gelatine- plattenverfahren 7 Generationen auf ,,reine Linie“ gezüchtet. Der Nähr- boden war derselbe, wie bei dem entsprechenden Prodigiosus-Versuch. Eine aus Platte 4 der 7. Plattenserie entnommene Kolonie X war das Ausgangsmaterial für alle weiteren Versuche, die ich in größerer Zahl anstellte. In der ı. Reihe wurde analog den Prodigiosus-Experimenten nur das Plattengießverfahren länger fortgesetzt, und zwar 40 Gene- rationen hindurch. 108 Wolf. In der 2. Reihe wurden Agarstrichkulturen verwendet, die aber ebenfalls von der Kolonie X abstammten. Als Nährboden dienten folgende Arten von Agar: I. Peptondextroseagar: Ioo ccm Leitungswasser, ı g Pepton, ics Dextrose; Ze eee ae 2. Kartoffeldekoktagar (s. S. 95). 3. Peptondextroseagar obiger Zusammensetzung + Kaliumbich- romat. 4. Peptondextroseagar + Kupfersulfat. 5. Peptondextroseagar + Phenol. Der Prozentgehalt an Gift war für die betreffenden Nährböden derselbe, wie in dem entsprechenden Prodigiosus-Versuch, so daß für das einzelne Röhrchen ein Giftgehalt von ca. 1/sooo g zu setzen war. Die Auswahl der Chemikalien war eine ganz zufällige mit Ausnahme des Kaliumbichromats, dessen tief in die Struktur der Organismen eingreifende Wirkung mir aus den Arbeiten von Chamberland und Roux!) bekannt war. Je 4 Reagenzröhrchen mit einem von diesen Nährböden wurden von der Kolonie X aus geimpft, und davon je 2 bei Zimmertemperatur, je 2 bei 30° C gehalten. Nach etwa 3—4 Tagen wurde dann von jedem Röhrchen in ein neues mit dem gleichen Nährboden übergeimpft, und diese Kulturen unter den Bedingungen der entsprechenden Ausgangskulturen weiter gezüchtet. Ich kultivierte demnach Abkömmlinge der Kolonie X unter im ganzen Io verschiedenen Bedingungen, nämlich: auf Peptondextroseagar in Zimmertemperatur of i bei 30° C auf Kartoffelagar in Zimmertemperatur ss ar bei 30° C auf Chromatagar in Zimmertemperatur os a bei 30° C auf Kupfersulfatagar in Zimmertemperatur > BR bei 30° C 1) Chamberland und Roux: Sur lattenuation de la virulence de la bacteridie charbonneuse sous l’influence des substances antiseptiques. Compt. rend. T. XCVI 1883. Modifikationen und Mutationen von Bakterien. 10g auf Phenolagar in Zimmertemperatur a a bei 300 C Ich lasse nun die einzelnen Resultate dieser Untersuchungen folgen. I. Reihe. Dauerkultur auf Gelatineplatten, fortgesetztes Überimpfen einer Kolonie aus Platte 4 der vorhergehenden Generation, daraus erneutes Plattengießen usw. Diese 40 Generationen hindurch fortgesetzten Versuche waren insofern von Erfolg begleitet, als in Platte 4 der 22. Generation 3 weiße, isolierte Kolonien auftraten. Sie wurden sofort ausgesondert und unter denselben Kulturbedingungen fortgezüchtet, wie die Aureus- Rasse; daneben wurde natürlich eine eingehende Prüfung der neuen Rasse vorgenommen, um zu konstatieren, ob sie tatsächlich mit dem „natürlichen“ Staphylococcus pyogenes y albus identisch wäre. Diese Prüfung, die nach den Angaben in Lehmann-Neumanns. bakteriologischer Diagnostik erfolgte, hatte ein in jeder Beziehung positives Ergebnis, sowohl was makroskopisches und mikroskopisches Aussehen der Kolonien, als auch was Bildung von Geruchsstoffen, Ansprüche an Temperatur und Nährboden, Säurebildung und Reak- tionen des Farbstoffes gegenüber Säuren und Alkalien betraf. Als unwesentlicher Unterschied könnte die Tatsache erwähnt werden, daß die weißen Kolonien undurchsichtig waren im Gegensatz zu den gelben, die schwach-glasig durchscheinend waren. Nachdem festgestellt worden war, daß der isolierte Organismus tatsächlich mit dem gewöhnlichen Staphylococcus pyogenes y albus identisch war, blieb noch zu untersuchen, ob bei weiterer Fortsetzung des Gelatineplatten- verfahrens I. noch einmal die weißen Kolonien der Albus-Form spontan ent- stehen, oder: 2. anders gefärbte, also etwa rosa oder zitronengelbe Kolonien auftreten würden, ferner ob: 3. die weißen Kulturen ihre Farbe dauernd behalten, oder ob: 4. sie in das ursprüngliche Gelb zurückschlagen, und schließlich ob: 5. aus den weißen noch rosa oder zitronengelbe Kolonien spontan hervorgehen würden. Hinsichtlich der ersten Frage ist zu sagen, daß die Fortsetzung der Gelatineplattenkultur in der alten Weise, also unter normalen Lebensbedingungen nach weiteren 11 Generationen, also in der 33. Serie wieder von Erfolg begleitet war, insofern als in Platte 3 dieser Gene- IIO Wolf. ration mehrere weiße Kolonien beobachtet wurden, die sich auf Grund sofort vorgenommener Proben als identisch erwiesen mit der zuerst isolierten albus-Rasse. Anders gefärbte Kolonien, also etwa zitronengelbe oder fleisch- farbige, wie Neumann sie isoliert hatte, kamen im Verlaufe dieser Versuchsreihe nicht zur Beobachtung, womit natürlich keineswegs gegen die Möglichkeit eines solchen Auftretens etwas gesagt sein soll. Überhaupt hat das Nachprüfen derartiger Versuche hinsichtlich des Auftretens von Mutationsrassen immer etwas mißliches, weil schon verschiedene Sippen der zur Verwendung gelangenden Organismen sich auch in bezug auf das Mutationsvermögen verschieden verhalten können. Die aus der 22. und 23. Generation isolierten weißen Rassen be- wahrten ihre Färbung. unverändert bis zum Schlusse der Versuche; auch im übrigen, was Größe, Randbeschaffenheit usw. der Einzelkolonien betrifft, traten während dieser Zeit keine Abweichungen mehr ein. Eine der Bequemlichkeit halber ro Generationen hindurch in Peptondextrose- agarröhrchen vorgenommene Kultur als Ausstrich zeigte dasselbe Ver- halten. Ein Rückschlag dieser weißen in die gelbe Ausgangsrasse hatte also nicht stattgefunden. i Ebenso sind Veränderungen der weißen in gelbe oder fleischfarbige Rassen nicht beobachtet worden. 2. Reihe, Agarstrichkulturen. tz. Auf Peptondextroseagar in Zimmertemperatur. Die Kultur zeigte während der ersten Hälfte des Versuches, also bis in die ro, Generation den ursprünglichen mattorangegelben Farbton, der sich von da an bis zum Schluß allmählich in ein etwas rötliches Chromgelb umwandelte. Eine nach dem bekannten Verfahren ge- impfte Gelatineplattenserie zeigte, daß es sich dabei nur um eine ganz vorübergehende Modifikation handelte. IB Auf Deptondextroseagsar bei 300: Die orangegelbe Farbe der Ausgangskultur wurde im Laufe des Versuches nicht verändert. 2a. Auf Kartoffelagarin Zimmertemperatur. Die Färbung dieser Kultur war nahezu dunkel orange; der Ton blieb unverändert bis zum Schluß. Modifikationen und Mutationen von Bakterien. III AAs ya IC ele BOREAL ai ven sol C. Die normale Farbe wurde in ein schmutziges Zitronengelb um- gewandelt, das sich bis zum Schluß hielt. 3a. AufChromatagarin Zimmertemperatur. Die Veränderung der Farbe ging der im Versuch I«. beschriebenen parallel, war aber ebenso wenig konstant wie jene. 38. Auf Chromatagar bei 30°C. Die Kulturen zeigten durchgängig dasselbe Aussehen wie die unter Iß beschriebenen. 4a. Auf Kupfersulfatagar in Zimmertemperatur, Bis zur 15. Generation verhielt diese Kultur sich annähernd wie die unter Iz und 3a beschriebenen. Dann fand eine plötzliche Um- wandlung der Pigmentierung über Dunkelchromgelb und Braungrün in Schmutziggrün statt. Indessen lag hier keine lebende, sondern nur der verfärbte Rest der durch den Giftzusatz abgetöteten Versuchs- kultur vor; denn in einer mit diesem Material vorgenommenen Platten» probe fand keine Keimung mehr statt. 48. Auf Kupfersulfatagar bei 30°C, Die Kultur verhielt sich im allgemeinen ebenso wie die vorige; nur trat die Veränderung in Schmutziggrün etwas früher, in der 12. Ge- neration, und mit weniger schroffem Übergang ein. Auch in diesem Falle hatte die abnorme Färbung ihren Grund in dem durch den Gift- zusatz allmählich herbeigeführten Absterben des Organismus.¥ 50. Auf Phenolagar beiZimmertemperatun. Die Kultur bot dasselbe Bild{wie ıa_und 3 mit der einzigen Abweichung, daß die Umwandlung in Rötlichgelb später, in der 16. Generation erfolgte. 5ß. Auf Phenolagar bei 30°C. Die Kultur bot vollkommen dasselbe Bild, wie die unter ıß und 38 beschriebenen. Wie zu erwarten war, ergab auch hier die Prüfung mittels des Plattenverfahrens, daß die zitronengelbe Farbe der Kultur auf Kar- toffelagar auch nur eine vorübergehende Modifikation bildete. Alle diese Versuche in Strichkultur verliefen also vollkommen ergebnislos. Weder durch Temperaturveränderung oder durch Nähr- bodenbeeinflussung allein, noch auch durch Kombination beider ließen sich dauernd anders gefärbte Rassen erzielen. Mutationen wurden II2 Wolf. durch die verschiedenen Zusätze von Chemikalien ebenfalls nicht aus- gelöst, d. h. es fand auf den anormalen Nährböden keine Farbenänderung statt, die vom Augenblick ihrer Entstehung an konstant gewesen wäre; morphologische Abweichungen hatten gleichfalls nicht stattgefunden, wie die mikroskopische Untersuchung bewies. Die Untersuchungen wurden hierauf wegen augenscheinlicher Aussichtslosigkeit eingestellt. Im Anschluß daran will ich kurz er- wähnen, daß ich zu ähnlichen Versuchen auch Sarcina erythromyxa und Bacillus violaceus heranziehen wollte; indessen bestimmten mich Schwierigkeiten bei der Gelatineplattenkultur davon abzustehen, obwohl diese beiden Organismen wegen ihrer lebhaften Färbung und der dadurch bedingten leichten Erkennbarkeit irgend welcher Abweichungen sich für derartige Zwecke sehr gut eignen würden. Versuche mit Sarcina lutea Schröter. Über die Versuche mit diesem Organismus, den ich wegen seiner lebhaften Pigmentierung und der mühelosen Züchtung in Kultur ge- nommen hatte, kann ich mich sehr kurz fassen. Bei den Versuchen kamen genau dieselben Nährböden zur Ver- wendung, wie bei dem eben besprochenen Staphylococcus; auch der Zusatz an Chemikalien war der gleiche. Eine Reihe von Versuchen wurde bei Zimmertemperatur (15—199C), eine andere bei 30° C vorgenommen. Die Versuche wurden mit einer durch 7 maliges Platten- gießen — wie in den früheren Fällen — gewonnenen Stammkultur unternommen. Das Plattenverfahren wurde 40 Generationen hindurch fortgesetzt, die Agarstrichkulturen 20 Generationen. Deutliche Modifikationen wurden durch die verschiedenen Nährböden nicht bewirkt und ebenso kam kein einziger Fall von Mutation zur Beobachtung. Versuche mit Mywxococcus rubescens UNÄ Myxococcus virescens. Die Myxobakterien sind durch die Arbeiten Thaxters,Baurs und Quehls!) in Botaniker- und wohl auch in Bakteriologenkreisen 1)Thaxter, R. On Myxobacteriaceae. Bot. Gaz. 1892, 1897, 1904. Baur,E. Myxobakterienstudien. Arch f. Protistenkunde V 1904. Quehl: Untersuchungen über die Myxobakterien. Bakt. Zentralbl. 2. Abt. 1906. Modifikationen und Mutationen von Bakterien. EI soweit bekannt geworden, daß ich mich an dieser Stelle glaube darauf beschränken zu können, nur die für das Verständnis des Folgenden notwendigsten Tatsachen aus ihrem Entwicklungsgange noch einmal hervorzuheben. Die Myxococcen speziell leben besonders auf altem Mist ver- schiedener Tierarten, wo ihre kleinen, oft lebhaft gefärbten, bis steck- nadelkopf-großen Fruchtkörper nach dem Verschwinden der übrigen Pilzvegetation erscheinen. Die einzelnen stäbchenförmigen Bakterien- individuen, welche in Schwärmen, die von Schleim zusammengehalten werden, auf dem Nährsubstrat herumkriechen, vereinigen sich nach einer gewissen Zeit zur Bildung von Dauerzellen in charakteristischen, oft sehr zierlichen Fruchtkörpern. Bringt man Sporen derselben Myxobakterienart, etwa Myxococcus rubescens an zwei verschiedenen Stellen einer sterilisierten Agarplatte aus, so sieht man von den Impf- stellen bald zwei kreisförmige, schleierartig-dünne Schwärme sich aus- breiten, die, wenn sie weit genug gewachsen sind, ineinander übergehen und als ein gemeinsamer großer Schwarm weiter wachsen. Macht man denselben Versuch aber mit Sporen, die von ver- schiedenen Arten herrühren, z. B. Myxococcus rubescens und Myxococcus virescens, so zeigt sich ein bemerkenswerter Unterschied. Das Anfangsstadium der Schwarmentwicklung verläuft genau so wie im ersten Falle; aber bei weiterem Vorwachsen fließen die Schwärme nicht ineinander, wie man wohl erwarten könnte, sondern bilden eine deutliche, makroskopisch erkennbare Grenzlinie, deren Verlauf schnur- gerade odes schwach eingebogen ist, je nachdem die beiden Schwärme mit gleicher oder ungleicher Geschwindigkeit wachsen!). Diese Methode, welche zuerst von Quehl. ausgeführt wurde, bietet also ein ebenso bequemes wie sicheres Mittel, um die Identität resp. Nichtidentität zweier Myxobakterienrassen festzustellen. Da nun von allen Forschern, die über Myxobakterien gearbeitet haben, auf die außerordentliche Neigung, besonders der Spezies Myx. rubescens zur Farbenveränderung aufmerksam gemacht worden ist, so läßt es sich leicht begreifen, daß Quehl auf den Gedanken kam, aus solchen anscheinend variierenden Rassen durch künstliche Mittel Unterarten zu züchten, deren Charakter als neue tatsächlich von der Ausgangskultur verschiedene Abart durch Bildung einer Grenze nach dem eben geschilderten. Verfahren dann leicht nachzuweisen gewesen wäre. 1) Bilder bei Quehl. Lec. S. 24/25. Induktive Abstammungs- und Vererbungslehre, II, 8 114 Wolf. Die Erfahrungen, die man über das natürliche Vorkommen ver- schiedener Myxobakterien-Unterarten gemacht hatte, schienen außer- dem einer derartigen Untersuchung sehr günstig zu sein, insofern als nämlich im Freien an demselben Standort auf vollkommen gleich- artigem Substrat nebeneinander zahlreiche verschiedene, in sich aber durchaus konstante Farbenrassen einer Spezies zu finden sind, deren Nichtidentität leicht dadurch festgestellt werden kann, daß ihre Schwärme beim Zusammenstoß eine Grenze bilden, während im übrigen, was Wachstumsgeschwindigkeit, Größe und Farbe der Frucht- körper, Durchmesser der Sporen und Länge der Stäbchen anbelangt, meist nur minimale Unterschiede zwischen den einzelnen Sippen zu konstatieren sind, wie schon Quehl gezeigt hatte, und wie ich noch- mals nachgewiesen habe. Was nun die Untersuchungen Qu ehls in den oben angedeuteten Richtungen anbetrifft, so hat er im wesentlichen negative Resultate erhalten. Es mißlang ihm beispielsweise, durch Isolierung und Fortzüchtung verschieden stark gefärbter Fruchtkörper eines und desselben Schwarms konstante, neue Abarten zu erzielen. Auch der Versuch, den Pigmentverlust roter Myxococcensippen, die durch Kultur bei erhöhter Temperatur (ca. 30—35° C) weiß ge- worden waren, erblich zu fixieren, blieb erfolglos, indem sich bei der Zurückversetzung in die normalen Lebensbedingungen stets wieder die ursprüngliche rote Färbung einstellte. Ebensowenig gelang es ıhm, durch langdauerndes, getrenntes Kultivieren zweier ursprünglich identischer Sippen eine Spaltung, die sich durch das NichtmehrzusammenflieBen der Schwärme hätte ver- raten müssen, zu erzeugen. Quehl glaubte nicht, daß diese MiBerfolge in der Struktur der verwendeten Organismen selbst begründet wären, sondern führte sie einzig auf die ungenügende Dauer — 15—20 Generationen — seiner Versuche zurück; er betont mehrmals, daß es wahrscheinlich sei, durch längeres Fortzüchten, insbesondere unter abweichenden Lebensbedin- gungen allmählich erbkonstante Formen zu erhalten. Da die endgültige Klärung dieser Fragen nicht nur speziell für die Systematik der Myxobakterien, sondern überhaupt von grundsätz- licher Bedeutung für die Probleme der Artentstehung ist, so habe ich zum TeilQuehls Versuche noch einmal ausgeführt, allerdings während einer erheblich längeren Zeit — ca. 40—55 Generationen —, zum Teil Modifikationen und Mutationon von Bakterien. IT5 in der von ihm angedeuteten Richtung, also durch Züchten unter anormalen Kulturbedingungen, neue Versuche angestellt. So wurden als Nährsubstrate außer dem gebräuchlichen Mistdekokt- agar noch Kartoffeldekokt- und Peptondextroseagar sowie Mistagar mit Zusätzen verschiedener Chemikalien verwendet. Ferner wurde eine Veränderung der Organismen durch Temperatureinfluß herbeizuführen gesucht, so zwar, daß eine Reihe bei Zimmertemperatur — 15—20° C —, die andere bei 30° C kultiviert wurde. Es dürfte zweckmäßig sein, vor der Besprechung der eigentlichen Versuche die nötigen Angaben über Zusammensetzung und Herstellung der verwendeten Nährböden sowie über die Gewinnung der Reinkulturen zu machen, die als Ausgangsmaterial dienten. I. Mistdekoktagar (100 ccm Dekokt, 2 g Agar). 2. Kartoffelagar (I00 ccm Dekokt, 2 g Agar). 3. Peptondextroseagar (100 ccm Leitungswasser, I g Pepton, Ig Dextrose). 4. Mistdekoktagar: a) as +Eisenpulver in Wasser (0,5 g auf 100 g H,O), b) 5; +Kaliumnitrat (0,2 g auf 100 g H,O), c) + +Seesalz (0,1 g auf 100 g H,0), d) 22 +Kupfersulfat +5 H,O (0,1 g auf 100 g H,O), €) = +Kaliumbichromat (0,1 g auf 100 g H,O), f) +Phenol (0,1 g auf Ioo g H,O), g) n +Kaliumjodid (0,1 g auf roo g H,O), h) a +Kadmiumnitrat (0,1 g auf 100 g H,O). Die betreffenden Nährböden wurden ebenso wie die bei den Pro- digiosus-Versuchen gebrauchten hergestellt, und zwar wurden für a bis c 10 ccm der Salzlösungen mit go ccm des Mistdekoktagars, für d bis h je Io ccm der Salzlösungen mit 190 ccm des Agars versetzt. Der Prozentgehalt an Salz war für das einzelne Röhrchen dann bei b = Y/;00 & © ="/1000 gt, d bis h =1/5000 8; für a läßt er sich ohne weiteres nicht direkt angeben. Der Verwendung von Peptondextroseagar stellten sich insofen erhebliche Schwierigkeiten entgegen, als der Schwarm eine völlig zu- sammenhängende feste Haut bildet, die sich zwar auf neuen Nähr- boden übertragen läßt, dort aber viel schwerer Fuß faßt und daher sehr schwache Kulturen bildet. Das steigert sich im Laufe weniger Generationen derartig, daß die Kulturen eingehen. Es gelang mir, ungefähr 30 verschiedene Arten und Unterarten von Myxobakterien in Reinkulturen zu bekommen. Es gehörten zur Spezies: 8* 116 Wolf. Myxococcus rubescens 22 (davon waren 8 konstant weißlich-rosa, I weißgelb), Myxococcus virescens 4, Myxococcus coralloides 3, Chondromyces serpens 1). Versuche mit Mywococcus rubescens. Es handelte sich darum, festzustellen, ob durch andauernde Kultur unter verschiedenen Bedingungen urspriinglich identische Sippen 2) trans- formiert werden könnten, so daß also bei der Zusammenimpfungsprobe ihre Schwärme eine deutliche Grenze gegeneinander bildeten. I. Reihe. Als Nährboden für diese, wie übrigens auch alle anderen, in Strich- kultur gezüchteten Rassen diente Mistdekokt- und Kartoffelagar. Ver- suchsmaterial waren 3 Schwärme: I, II und III von Myxococcus rubescens, die sich beim Zusammenimpfen ohne Grenzbildung vereinigten. Hieraus wurden eine Anzahl von Parallelkulturen angelegt und zwar in der Weise, daß je ein Tochterschwarm jedes dieser drei Ausgangsschwärme kultiviert wurde auf Mistagar und je einer auf Kartoffelagar; diese Tochter- schwärme wurden weiterhin mit Buchstaben bezeichnet und zwar folgendermaßen: a =Tochterschwarm von I auf Mistagar ° bei Zimmertemperatur b= 3 5 I_,, Kartoffelagar ,, Zimmertemperatur C= » allen Sonlıstagau eae.,; re d= » ie ile Kartorielarars en 30016 © = » EIS Mistagar ‚ Zimmertemperatur f = > pulls ee antottelagans,. cad Diese sechs Tochterschwärme wurden It, Jahre unter den für sie angegebenen Bedingungen, durch häufigeres Umimpfen auf neuen Nähr- boden, fortkultiviert. Von Zeit zu Zeit wurden Proben von je zwei Schwärmen nebeneinander auf eine Petrischale mit Mistagar ausgeimpft, um zü kontrollieren, ob die Schwärme jetzt eine Grenze bildeten, oder nicht. Das Ergebnis dieser Versuche ist im folgenden in Form einer Tabelle I dargestellt. Vereinigung der Schwärme ist durch +, Grenz- bildung durch — ausgedrückt: 1) Es ist vielleicht zweckmäßig, hervorzuheben, daß die Sippen der angeführten Spezies sich nur durch sehr kleine systematische Abweichungen voneinander unter- scheiden, die sich eben fast nur durch das Nichtverschmelzen ihrer Schwärme kon- statieren lassen. Modifikationen und Mutationen von Bakterien. II7 Tabelle I. Zusammen- gebrachte Nach der Nach der Nach der Nach der Nach der Tochter- 1. Generat. | 12. Generat. | 25. Generat. | 45. Generat. | 56. Generat. schwärme a.b Sr + 35 + = a .c 35 35 Sr = = ap id; + sa = os = a .e - + + + u ae f + = = = = b .c =F = + > = b .dı + = — — = be + + + _ _ bat Sr sr art — — ce .dy + +? — _ — © oe +. + + + _ Creat + + +? —_ == d,.e a +? _ = = d,.f + +? —_ — — et - + +? — —_— Während also bei Beginn des Versuches (nach der 1. Generation) noch alle diese Schwärme sich vereinigten, trat späterhin zwischen den einzelnen Schwärmen beim Zusammenimpfen eine deutliche Grenze auf. Die Fragezeichen an einzelnen Stellen der Tabelle besagen, daß in solchen Fällen eine sichere Entscheidung nicht möglich war, ob Schwarmgrenzen vorhanden waren oder nicht. Es lag nahe, für das Zustandekommen der Veränderungen jene Faktoren verantwortlich zu machen, denen eine Art umbildender Fähig- keit zugemutet wurde, also Temperatur- und Nährbodendifferenzen. Indessen lassen sich aus den Resultaten dieses einen Versuches absolut sichere Schlüsse über die Beeinflussung des Impfmaterials durch die anormalen Lebensbedingungen kaum ziehen. Es ist wahrscheinlich, daß die Temperaturdifferenzen in einigen, die anormalen Nährböden in den anderen Fällen zur Umwandlung der Sippen beigetragen haben; möglich ist es aber auch, daß sie überall „von selbst“ stattgefunden hat wie in den Impfungena.c;a.e;b.f;c.e; wo die Unterschiede zwischen Schwärmen auftraten, welche unter den gleichen Kulturbedingungen kultiviert worden waren. Gegenüber all diesen Feststellungen könnte nun der schwerwiegende Einwurf erwogen werden, daß die 3 Versuchs- sippen, I., II., III. in Wirklichkeit gar nicht identisch gewesen wären, daß ich mich also im Anfange bei der Beobachtung der Schwarmverschmelzung II8 Wolf. getäuscht und die, wenn auch vielleicht sehr schwachen, Grenzen über- sehen hätte. Dieser Einwand gewinnt noch an Kraft, wenn man die Feststellungen in Betracht zieht, die ich selbst über die verschiedenen Grade der Schwarmverschmelzung resp. der Grenzenbildung gemacht habe. So klassisch deutlich, wie bei den in der Einleitung angeführten Fällen sind die Verschmelzung und die Grenze in vielen Fällen nicht ausgebildet. Es existieren Übergänge zwischen diesen Extremen, die eine Identifizierung oft ziemlich erschweren können. So habe ich im Laufe meiner Arbeit beobachtet, daß Rassen, die sicher nicht identisch waren, die aber durch irgend welche Behandlung eine Störung des normalen kräftigen Wachstums erlitten hatten, beim Zusammenimpfen auf der Agarplatte durchaus keine Schwarmgrenze erkennen ließen; der Unterschied trat erst hervor, als die Fruchtkörper ausgebildet wurden, an deren Zonen die Abplattung dann allerdings zu bemerken war. Tritt nun der — besondes bei längerer Kultur in Platten — nicht seltene Fall ein, daß keine oder nur sehr kleine Fruchtkörper gebildet werden, so kann einem die sichere Entscheidung in der Tat schwer fallen. In solchen Zweifelsfällen kann man sich eines sehr einfachen Mittels bedienen, um Sicherheit zu erlangen; man impft die Versuchsrassen mehrmals hinter- einander auf Kartoffelagar, dessen auffrischende Wirkung auf eingehende Rassen bereits von Quehl hervorgehoben wird. Diese Probe war nun aber bei den Versuchsrassen der ersten Reihe vollkommen überflüssig, da sie frisch von Mist gezüchtet und kräftig waren, so daß mir irgend welche Zweifel über ihre Nichtidentität über- haupt nicht kamen. Will man trotzdem an der gegenteiligen Meinung festhalten, so kann ich nur auf die 3 Fälle: a.b,c.d,e.f verweisen, die, wie ein Blick auf die Übersicht auf S. 116 lehrt, aus ein und demselben Schwarm stammen und dennoch schließlich gespalten worden waren. Im übrigen glaube ich, derartigen Kontroversen am wirksamsten dadurch begegnet zu sein, daß ich in den folgenden Versuchen von einer einzigen Sippe ausging. Zunächst war indessen die viel wichtigere Frage zu erledigen, ob die umgewandelten Rassen auch beständig blieben, wenn sie wieder unter den normalen Bedingungen, also bei 30°C und auf Mistdekoktagar kultiviert wurden. A priori ließ sich schon sagen, daß wenig Wahrscheinlichkeit vor- handen war, daß die einmal getrennten Rassen je wieder zusammen- gehen würden; denn wir wissen ja, daß in der Natur zahlreiche Sippen einer Art unter vollkommen gleichen Lebensbedingungen ständig neben- Modifikationen und Mutationen von. Bakterien. IIQ einander wachsen, ohne daß dadurch an ihrer Konstanz irgend etwas geändert würde. Die Rückwärtskulturen — wenn ich mich so aus- drücken darf — die ich zum Überfluß anstellte, bestätigten jene Ver- mutung. Ich habe jene Rückwärtskulturen für die einzelnen Paare 10—20 Generationen lang durchgeführt, ohne irgend eine Änderung der Schwarmgrenzen erzielen zu können; die Versuche wurden wegen offen- barer Aussichtslosigkeit dann eingestellt. Es handelte sich nun noch darum festzustellen, ob das mikro- skopische Bild der umgewandelten Sippen Abweichungen von dem des Ausgangsmaterials zeigen würde. Die Stäbchen können bei solchen Messungen nicht in Betracht kommen, weil ihre Variabilitätsgrenzen zu weit sind. Im übrigen war das Resultat dieser Untersuchung, wie sich voraussehen ließ, negativ; Sporen und Fruchtkörper zeigten die bekannten normalen Maße. Die letzte Tatsache, die Fruchtkörper be- treffend, ist wichtig; denn sie beweist, daß QuehLl’s Vermutung, das bei längerer Kultur meist eintretende Kleinerwerden der Fruchtkörper . erblich machen zu können, ein Irrtum war. Entweder geht die Rasse all- mählich ganz ein, oder sie gewinnt auf gutem Nährboden das normale Aussehen wieder — eine dritte Möglichkeit gibt es nicht. II. Reihe. Zur Verwendung kamen reiner Mistdekoktagar und solcher mit Zusatz von Eisen, Kaliumnitrat und Seesalz. Eine Reihe von Versuchen (Index x) wurde bei Zimmertemperatur, die andere (Index y) bei 300 C gezüchtet. Als Ausgangsmaterial dienten diesmal nicht mehrere erst durch Schwarmverschmelzung als identisch erkannte Sippen, sondern aus den oben genannten Gründen eineinzigerSchwarmvon Myxo- coccus rubescens. Von diesem Schwarm wurden 8 Tochterschwärme X Xj X9 X3, Y Yı Ya Y3 abgeimpft und unter den im folgenden bezeichneten verschiedenen Bedingungen weiter kultiviert. x auf Mistagar bei Zimmertemperatur, SEE; A bei 30° C 5 eee Je +Eisen bei Zimmertemperatur, Y1 » 99 +Eisen bei 30° C, Fe A +Seesalz bei Zimmertemperatur, Ye » 9 +Seesalz bei 30° C, Zaun; ar +Kalinitrat bei Zimmertemperatur, Vat Liss » +Kalinitrat bei 30° C. I20 Wolf. Die Versuchsdauer betrug für einzelne Kulturen 35 Generationen. Ich kann vorweg nehmen, daß es mir wie im vorigen Versuch gelang, das Ausgangsmaterial in mehrere konstante Formen so zu spalten, daß keine der oben bezeichneten Versuchssippen mehr mit irgend einer von den anderen bei der Schwarmprobe zusammenging. Auch das Resultat dieser Versuche gebe ich im folgenden in Gestalt einer Tabelle, die nach dem für Tab. I (S. 116) Gesagten wohl ohne weiteres verständlich ist. Tabelle II. Zusammen- gebrachte Nach der Nach der Nach der Nach der Nach der Tochter- 1. Generat. | ı5. Generat. | 25. Generat. | 30. Generat. | 35. Generat. schwärme x .Xy at ats Ag An Zr BS x> + + + + — Keke + + fe ae — x .y + Sr — —— — x .yı + - + _ _ x .ya Ar Ar =F ir —— x .yg + + - — _ Xy- Xo a5 SF =F Sails = x1 - X3 ae SP ae + = x.y + + = — = x -Yı + + + —_ —_ X1 Ye + + + + _ xX1.y3 + at — x = XqQ.Xg SP ae + ate — X2-Y + + = _ _ X2-Y1 st =+ + Iren; = X2Q- Yo + ar BI: Ar = X2- V3 ar Zr = = = E587 = + = — _ X3-Y1 sts am St == = X3-Ye 7 + + + — X3.y3 Tr ah == = = Vaya ar + = — == y -Ye2 Ar 5 = — = y -Ys 15 al ar > Zu Yı-Y2 =r + ac = > Yı-Y3 Se ate ote aa = Yo-Vs ai = 22 aa == | fe) | ° | 10 | 8 | 10 Die Ubersicht zeigt, daB die ersten, und zwar 10 Spaltungen nach 25 maliger Ubertragung erfolgten, 8 andere nach 5 weiteren und der Rest Modifikationen und Mutationen von Bakterien. F2T von ro schließlich in der 35. Generation. Vergleichen wir das allgemeine Resultat mit dem des vorigen Versuches, so dürfte nunmehr allerdings die Annahme kaum von der Hand zu weisen sein, daß bei diesen Spal- tungen die veränderten Lebensbedingungen, hier also der Chemikalien- zusatz eine bestimmte Rolle gespielt haben. Daß inbesondere dem Gift in dieser Beziehung eine stärkere Wirkung zugeschrieben werden muß, geht daraus hervor, daß im ersten Versuch ein spaltfähiges Material von 15 Paaren vorhanden war, das unter den anormalen Bedingungen, die im wesentlichen auf Temperaturunterschiede hinauskamen, nach 56 Übertragungen vollkommen aufgeteilt wurde, während im zweiten Versuch 28 Paare in Frage kamen, die schon nach 35 Generationen sämtlich gespalten waren. Es ist nun allerdings zugegeben, daß diese Schlußfolgerung erheblich dadurch an Zuverlässigkeit verliert, daß die Hälfte von den Kulturen der ersten Reihe eingegangen war. Möglich, wenn auch nicht gerade wahrscheinlich, ist es immerhin, daß die dadurch fortgefallenen 15 Paare . auch noch innerhalb der 55 Übertragungen jenes Versuches gespaltet worden wären. Wie die Dinge liegen, läßt sich indessen in beiden Fällen kein absolut sicheres Urteil fällen, ob die Veränderungen lediglich auf die gekennzeichneten Faktoren, Wärme und Chemikalienzusatz, zurück- zuführen waren. Wir werden später sehen, daß durch die Ergebnisse der dritten Reihe diese Annahme mehr als wahrscheinlich gemacht wird. Über die Aussichten auf Erfolg beim Rückwärtskultivieren dieser gespaltenen Sippen unter vollkommen gleichen, normalen Bedingungen zum Zwecke einer allmählichen Auslöschung der erlangten Unterschiede und also einer Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes, ist schon bei Gelegenheit der ersten Versuche alles Nötige gesagt worden. Obwohl also der Ausgang vorauszusehen war, wurden dennoch, um allen etwaigen Aussetzungen aus dem Wege zu gehen, einige Versuchspaare 15 Generationen hindurch bei 30°C auf Mistdekoktagar kultiviert. Das Resultat war in jedem Falle negativ; die Schwarmgrenzen ver- schwanden nicht wieder. Die mikroskopische Untersuchung der Stäbchen und Sporen zeigte desgleichen, daß keine tiefergreifende Änderung der morphologischen Eigenschaften stattgefunden hatte. Im übrigen zeigten die meisten Kulturen gegen Ende des Versuches Anzeichen von Degeneration: Es wurden keine oder nur sehr kleine, schmutzig-bräunliche Fruchtkörper und ein außerordentlich dünner Schwarm gebildet. Auch hier gelang es, durch mehrmalige Kultur auf Kartoffelagar das normale Aussehen zurückzurufen. I22 Wolt. III. Reihe. Strichkulturen auf Mistdekokt-Kartoffelagar und Mistagar mit Kupfersulfat-, Phenol- und Kaliumbichromatzusatz; eine Reihe in Zimmertemperatur, die andere bei 30°. Nach dem verwendeten Ausgangsmaterial zerfiel der Versuch in zwei Teile: A. mit Myxococcus rubescens, B. mit Myxococcus virescens. Die Züchtung der erforderlichen Reinkulturen fand in der früher angegebenen Weise statt. Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht unterlassen zu bemerken, daß die verwendete Sippe des Myxococcus rubescens in den Agarkulturen mit Ausnahme der Kartoffelnährböden, nicht die normale rote resp. rosa oder hellere Farbe, sondern einen ganz deutlichen weißgelben Ton besaß, während sie auf Mist, von dem sie rein gezüchtet worden war, nur rötliche Fruchtkörper gebildet hatte. Sonderbarerweise war aber auch auf dem Mistagar — mit und ohne Giftzusatz — die abweichende Färbung nur in der ersten Zeit bemerkbar, während später nach I—2 Wochen das normale Pigment zurückkehrte; ein bestimmter Umkehrpunkt ließ sich leider nicht feststellen, weil die Umwandlung des ursprünglichen Gelb in Rötlich vollkommen stetig verlief. Ich habe diese Verhältnisse und die darauf basierten Experimente im Zusammenhang mit entsprechenden anderen in der IV. Reihe eingehender besprochen. Die Sippe des Myxococcus virescens zeigte in Form und Farbe der Fruchtkörper das bekannte normale Aussehen. A. Myxococcus rubescens. Von dem beschriebenen Rubescens-Schwarm wurden 6 Tochter- schwärme: R, Rp, Rk, Re, Rka, rka abgeimpft und unter folgenden Bedingungen weitergezüchtet: R auf Mistagar bei 30° C Rp, n + Phenol bei 300 C RE; 7 + Kal. bichromat. bei 30° C Re, 5 + Kupfersulfat bei 30° C Rka ,, Kartoffelagar bei 30° C mkay 5, 33 bei Zimmertemperatur. Die Zusammenimpfungen der Tochterschwärme, deren Tabelle hier folgt, wurden nach 6—7 Übertragungen vorgenommen. Modifikationen und Mutationen von Bakterien. I23 Tabelle III. Zusammen- gebrachte Nach der Nach der Nach der Nach der Nach der Tochter- ı. Generat. | 7. Generat. | 13. Generat. |20. Generat. | 21. Generat. schwärme rka.R 35 + +? a — tka. Rp + at = = — tka. Rk + — — —_ _ rka.Rc + —? — — — tka. Rka =. ar +? — _ R .Rp oF + a5 = = R .Rk ae = = = — R .Ke ot a5 ae = —_ R .Rka + Ar + —? — Rp.Rk af = = = = Rp.Re Sr a1 = = = Rp. Rka 30 3 4 +? — Rk. Re + + — — — Rk. Rka =F —? _ — u Re .Rka + + +? — = Mercuri a is al Demnach erfolgten nach 7 Ubertragungen die ersten 5 Spaltungen; nach 13 weitere 7, und die übrigen 3 nach der 20. Generation. Die weitere Betrachtung der Tabelle zeigt, daß die überwiegende Mehrzahl der ersten Spaltungen immer in solchen Paaren stattfand, deren einer Faktor eine Kultur auf Chromatagar war. Daß die Veränderung in eine neue Sippe tatsächlich nur in diesem Faktor, nicht auch in den Kulturen stattgefunden hatte, mit denen zusammen er jetzt eine Grenze bei der Schwarmprobe bildete, ging unzweifelhaft daraus hervor, daß jene mit den anderen vorläufig in Frage kommenden Sippen noch vollkommen identisch waren; denn die Chromatkultur bildete Grenzen mit rka, R, Rp, Rka. Wenn also nicht nur sie, sondern auch diese Kulturen sich im Verlaufe des bisherigen Versuches verändert hätten, so müßten alle die Paare, in welchen jene einen Faktor bildeten, eben- falls Schwarmgrenzen bei der Kontrollimpfung aufgewiesen haben; es waren dies, wie aus der Tabelle hervorgeht: rka.R + R.Rp + Rp.Re + rka.Rp + R.Rc + Rp.Rka+ rka.Rc —? R.Rka+ Re.Rka+ rka.Rka+ . die, wenn wir von dem zweifelhaften Fall Rka. Rc absehen, sämtlich keine Grenzen gegeneinander bildeten, also identisch waren. 124 Wolf. Da nun bei den Experimenten mit Myxococcus virescens die Auf- spaltung ebenso rasch vor sich ging, und auch die ersten Veränderungen ausschließlich in den Chromatkulturen als Faktor enthaltenden Paaren auftraten, so dürfte wohl nur die eine Konsequenz übrigbleiben, daß der Zusatz an Bichromat, der ja schon beim Bacz/lus prodigiosus so auffällige Wirkungen gezeitigt hatte, auch bei diesen Umwandlungen eine wesentliche Rolle gespielt hat. Für die anderen in dieser Reihe gebrauchten Chemikalien läßt sich mit gutem Grund dasselbe behaupten; denn ein Blick auf die Tabellen der früheren Versuche, insbesondere die I., die ebenso viel spaltbare Paare von Kulturen enthielt, zeigt, daß nach Eliminierung der durch Bichromat nach 7 Übertragungen bewirkten Veränderungen, diese auf den Phenol- und Kupfersulfatböden unvergleichlich viel schneller eintraten, als die im ersten Versuch nach der 12. Kontroll- impfung übriggebliebenen Paare; denn dort wurden die restierenden 14 Paare von Kulturen in 44 Ubertragungen, hier 8 Paare nach 6 Gene- rationen gespalten. Auf Grund dieser Folgerungen kann man nun auch einen Rück- schluß machen und mit mehr Zuversicht als dort sagen, daß die in den beiden ersten Versuchen erzielten Veränderungen’ durch den Zusatz von Salzen, resp. durch die Temperaturdifferenz, wenn auch nicht allein und direkt verursacht, so doch mindestens stark beschleunigt worden sind — eine immerhin recht bemerkenswerte Tatsache. Zu erledigen waren nun noch die Rückwärtskulturen in normalen Lebensbedingungen und die mikroskopische Untersuchung. Beide hatten denselben Erfolg, oder besser Mißerfolg, wie alle früheren ähnlichen Versuche. B. Myxococcus virescens. Übersichtstabelle der Tochterschwärme: vi auf Mistagar bei Zimmertemperatur we 3 + Kal. bichromat bei Zimmertemperatur Vips, ER + Phenol bei 300 C Vale i + Kal. bichromat bei 30° C Die Kontrollimpfungen wurden nach 6 oder 7 Ubertragungen ausgeführt. Nach der 7. Übertragung waren also 3, nach der 13. 2, und am Schluß das letzte Paar von Kulturen gespalten. Auch in diesem Falle geht aus der Tabelle unzweideutig hervor, daß die Spaltungen zuerst immer in den Paaren auftraten, welche Chromatkulturen enthielten. Modifikationen und Mutationen von Bakterien. 125 Tabelle IV. Zusammen- gebrachte Nach der Nach der Nach der Nach der Tochter- 1. Generat. | 7. Generat. | ı3. Generat. | 20. Generat. schwärme 5 vi.vik + Sr — — vi. Vip + Sr oF = vi. Vik + — —_ — vik. Vip + SF ae — vik, Vik + —_ _ — Vip. Vik SE au) = = | o | 3 | 2 | I Die Resultate dieser und der vorhergehenden Versuchsreihe — mit Myxococcus rubescens — stimmen derartig überein, daß die früher ausgesprochene Vermutung, die Veränderungen wären auf den Einfluß des Giftzusatzes zu rechnen, nunmehr zur unabweislichen Konsequenz wird. | Die Rückwärtskulturen unter normalen Bedingungen, die in diesem Falle für alle Paare 15 Generationen lang durchgeführt wurden, brachten wie ın den vorhergehenden Reihen keine Aufhebung der einmal erzielten Unterschiede hervor. Hier bietet sich übrigens eine Gelegenheit, um solchen Einwänden, die sich trotz der von mir geltend gemachten Argumente gegen eine ungenügend lange Fortsetzung jener Rückwärtsimpfungen in den beiden ersten Versuchen richten, die Spitze zu nehmen. Während sie dort, wo zur Aufspaltung aller Paare 35 resp. 55 Übertragungen notwendig waren, denen nur I5 oder 20 Generationen der Kultur in normalen Lebensbedingungen gegenüberstanden, einen Schein von Berechtigung haben konnten, fehlt er ihnen hier offenbar vollständig; und da nichts hindert, sondern im Gegenteil vieles dafür ‚spricht, die vielfachen Analogien zwischen den Ergebnissen der letzten und ersten Versuchs- reihen auch in dieser Beziehung geltend zu machen, so können wir die Sicherheit, die diese letzte Versuchsreihe betreffs der Erfolglosigkeit nach so langer Rückwärtskultur unter normalen Bedingungen bietet, auch auf die ersten Versuchsreihen übertragen. Ich darf nun aber nicht eine Tatsache verschweigen, die in dieser Reihe beobachtet wurde und geeignet scheint, alle bisherigen Folgerungen, die derartige Rückverwandlungen der veränderten Rassen betreffen, umzuwerfen, Ich hatte den in der 7. Generation veränderten Stamm vik mit der Ausgangskultur aller dieser Sippen, also dem ursprünglichen Myxo- 126 Wolf. coccus virescens, der inzwischen sich auf Mistagar befunden hatte, und nur einmal auf frischen Nährboden übertragen worden war, auf einer Agarplatte zusammen geimpft. Wie zu erwarten war, bildeten beide Schwärme bei der Berührung eine scharfe Grenze. Daran war also nichts Wunderbares; wohl aber mußte es befremden, daß, nachdem beide Stämme 6 mal hintereinander auf normalen Agarplatten zusammen geimpft worden waren, das 7. Mal wiederum Schwarmverschmelzung stattfand. Das Auffällige dieser Erscheinung wurde noch dadurch ver- mehrt, daß I. die anderen Kulturen, also vi, Vip, Vik, gegen die Ausgangs- kultur auch nach 10 maliger Rückwärtskultur unter normalen Be- dingungen dieselbe deutliche Grenze wie im Anfang bildeten, und daß 2. eine andere Probe der 7. vik-Kultur sich ebenso verhielt, also ihr Schwarm im Gegensatz zu dem der erstbesprochenen, nicht mit dem Schwarm der Anfangskultur verschmolz. Dieses sehr auffallende Verhalten läßt sich, glaube ich, nur verstehen, wenn man annimmt, daß in jenem ersten Fall bei der 7. Rückwärtskultur eine Mutation aufgetreten war, die identisch war mit der Ausgangskultur. Auf die mikroskopische Untersuchung brauche ich kaum einzugehen; sie zeigte nur wieder, daß das Kulturmaterial vollkommen unver- ändert war. Versuche über Farbenänderungen. A. Myxococcus rubescens. I, Züchtung einer reten Sippe nach Weiß. Es wurde schon in der Einleitung erwähnt, daß es OQuehl durch Kultur bei 30—35° C zwar gelungen war, rote Myxokokken allmählich weiß zu bekommen, aber nicht, diese Eigenschaft erblich zu machen, so daß sie auch unter normalen Lebensbedingungen bestehen geblieben ware. Da er diese Mißerfolge auf die ungentigende Versuchsdauer von I5—20 Generationen glaubte zurückführen zu müssen, so habe ich dasselbe Ziel durch 30 malige Übertragung unter denselben Bedingungen zu erreichen versucht. Als Ausgangsmaterial diente ein beliebiger rötlich fruktifizierender Stamm, der in einer Kultur bei 30°, in der anderen bei 35° C gezüchtet wurde. Die erste Reihe wurde zwar allmählich heller, aber auch am Schlusse war das ursprüngliche Pigment nicht ganz verschwunden, sondern hatte nur einem hellen Rosa Platz gemacht. Modifikationen und Mutationen von Bakterien. 127 Anders in der Kultur bei 35°. Hier trat schon nach den ersten Übertragungen der gänzliche Verlust der roten Farbe ein, und die nunmehr weiße Pigmentierung hielt bis zur 30. Generation unverändert an. Dennoch war hier, wie bei dem anderen Versuch, auch nicht ent- fernt an eine Vererbung dieser Farblosigkeit der Fruchtkörper zu denken, denn beide Stämme schlugen auf Kartoffelagar sofort wieder zurück, als sie bei Zimmertemperatur kultiviert wurden. Farbenänderungen auf Nährböden mit Giftzusatz. Bei der Besprechung der Versuche Reihe 3 A — Schwarmgrenzen- bildung nach längerer Kultur auf Phenol-, Chromat- und Kupfersulfat- agar — wurde kurz darauf hingewiesen, daß das dabei verwendete Impfmaterial auf allen Nährböden, mit Ausnahme des Kartoffelagars, weißgelbe Fruchtkörper statt normaler roter, resp. hellroter bildete. Ich habe das weitere Verhalten und die Ursachen dieser Erscheinung festzustellen versucht. Es bedurfte dazu keiner besonderen Ver- anstaltungen, da die zu diesem Zwecke nötigen Kulturen auf den ver- gifteten Nährböden mir in der 3. Reihe A schon zur Verfügung standen; es brauchte also nur deren Aussehen während einer längeren Zeit genau vermerkt zu werden. NER keins Zl mm er term pies at lie I. Versuch auf Kartoffelagar. Die Farbe, die urspriinglich, d. h. auf dem Mist, rot gewesen war, wurde nach der ersten Ubertragung etwas heller und blieb dann bis zum Schlusse unverändert. B. Kulturen bei 30°C. I. Versuche auf Mistagar. Die Fruchtkörper dieser Kultur büßten schon in der ersten Ge- neration ihre rote Farbe ein und wurden orangegelb; nach einigen weiteren Übertragungen sank der Ton stufenweise in Dunkelzitronen- gelb hinab, das bis zum Schluß unverändert blieb. 2. Versuch auf Phenolagar. Die Kultur zeigte ein ganz ähnliches Verhalten; die Farbe fiel hier sofort nach Schmutziggelb ab und wurde durch die weitere Kultur nicht mehr heller. 128 Wolf. 3. Versuch auf Chromatagar. In diesem Falle wurde die beträchtlichste Umwandlung der normalen Pigmentierung konstatiert, durch deren Auffälligkeit ich “überhaupt erst auf diese Art von Veränderungen aufmerksam gemacht wurde. Die rote Farbe war mit einer kurzen Unterbrechung sofort in ein ganz reines Weißgelb abgeblasst. 4. Versuch auf Kupfersulfatagar. Es ist kaum nötig, hierzu etwas zu sagen; die Kultur verhielt sich genau wie die auf Phenolagar. 5. Versuch auf Kartoffelagar. Die Kultur blieb während des ganzen Versuches unverändert rot. Ich glaube, es ist nicht allzu schwer, eine Antwort auf die Frage nach der Ursache dieser Färbungsmodifikationen zu finden. Sie werden offenbar der Giftwirkung zuzuschreiben gewesen sein. Dann muß natürlich auch angenommen werden, daß der reine Mistdekoktagar Stoife enthielt, die für diese Versuchsrasse giftig wirkten und dadurch ihre normale rote Farbstoffbildung beeinträchtigten. Wie ist es aber dann zu erklären, daß die Rasse auf Mist rote Fruchtkörper bildete, der doch das Material zu jenem Dekokt lieferte? Vielleicht so, daß infolge des Kochens im Autoklaven (bei 4 Atmosphären Überdruck) eine chemische Umsetzung der Nährstoffe des Mistdekokts stattgefunden ‚hatte, die, mochte sie auch noch so geringfügig sein, jene Giftwirkung veranlaßte. B. Myxococcus virescens. Farbenveränderungen auf Nährböden mit Giftzusatz. Auch diese Versuche stellen nur eine Seite der Virescens-Unter- suchungen auf Phenol-, Chromat- und Kupfersulfatagar dar, die nur der Übersichtlichkeit wegen zu einer besonderen Besprechung Ver- anlassung gegeben hat. Es verdient hier hervorgehoben zu werden, daß die Fruchtkörper dieser Spezies stets durchsichtig glänzend, fast glasartig, erscheinen, im Gegensatz zu denen des Myxococcus rubescens, die stets, auch in den eben geschilderten gelben Modifikationen, matt und undurchsichtig sind, so daß eine Verwechselung beider Spezies, wenn auch die Färbung große Ähnlichkeiten aufweist, nicht leicht möglich ist. Modifikationen und Mutationen von Bakterien. I29 DR Erna lio ine 7A Gaal saay@ ie je ae ey Oe lett Hl ae I. Versuch auf Mistagar. Die Farbe der Kultur ging innerhalb eines Zeitraumes von einem Monat — 7 Generationen zu je 4—5 Tagen — in einen unzweifelhaft rötlichen Ton über, der ein so charakteristisches Aussehen hatte, eben wegen seiner Durchsichtigkeit, daß er mit ähnlich gefärbten Frucht- körpern des Myxococcus rubescens durchaus nicht verwechselt werden konnte. Die anormale Farbe veränderte sich bis zum Schlusse der Versuche nicht mehr. 2. Versuch auf Chromatagar. Diese Kultur bot nur insofern eine Abweichung von der vorigen, als hier die Umwandlung bis zu einem reinen Rot fortschritt. B. Kulturen bei 30U® I. Versuch auf Mistagar. Die Kultur nahm zunächst einen dunkleren, grünen Ton an; wurde olivgrün und ging darauf aus unbekannten Ursachen ein. Aus Analogie mit den folgenden Versuchen läßt sich mit Wahrscheinlichkeit sagen, daß auch in den nächsten Generationen keine Umwandlung in einen intensiv rötlicheren Farbton aufgetreten wäre. 2. Versuch auf Chromatagar. Die Kultur hatte annähernd denselben Verlauf; ebenso die folgende. 3. Versuch auf Phenolagar. Eine Abweichung nach Rot fand zwar statt, war aber noch geringer als in den anderen Fällen. Es ist kaum nötig, besonders anzumerken, daß in diesem, wie auch im vorigen Versuche — mit Myxococcus rubescens— Kontrollimpfungen dieser abgeänderten Rassen unter solchen Bedingungen vorgenommen wurden, in denen die Aussicht für die Bildung normal gefärbter Frucht- körper am größten war, d. h. bei Züchtung auf Kartoffelagar in einer Temperatur von 30°C. Dieser Kontrollversuch brauchte nicht länger als einige — 3—4 — Generationen ausgeführt zu werden, weil sämtliche Kulturen unter diesen Bedingungen sofort wieder die normale Pig- mentierung annahmen, also Myxococcus rubescens rote, und Myxococcus virescens grüngelbe Fruchtkörper bildeten. Die Veränderung war also beide Male ganz vorübergehend gewesen. Für ihr Zustandekommen kann allerdings in dem letzten Versuche Induktive Abstammungs und Vererbungslehre II, 9 130 Wolf. eine Giftwirkung allein kaum in Anspruch genommen werden; denn die auf den vergifteten Nährböden gezüchteten Kulturen, Vip und Vik zeigten durchaus keine erheblich größere, ja einmal sogar, wie das Bei- spiel der Phenolkultur beweist, geringere Veränderung als die auf reinem Mistagar. Dagegen wichen die Kulturen bei 30° C, also einer dem Optimum viel näheren Temperatur, als es die Zimmertemperatur ist, von der normalen gelbgrünen Färbung viel weniger ab, und deshalb dürfte die Ursache jener auffälligen roten Pigmentierung in der Hauptsache in der durch die Temperaturerniedrigung bedingten Störung liegen, während eine Giftwirkung der Chemikalien und des Mistagars erst in zweiter Linie in Frage kommen würde. Zusammenfassung der Ergebnisse. Die Prodigiosus- Untersuchungen hatten ergeben, daß dieser Organismus: 1. Leicht vorübergehende, also nicht vererbbare Veränderungen „Modifikationen“ bildet. Ich habe durch Differenzen der Temperatur und der Nährböden, sowie durch Giftzusatz mehrere Arten solcher Modifikationen erzielt: 1. Modifikationen nach weiß durch Temperaturerhöhung (S. 97) „ Chromatzusatz (S. 98) , Kupfersulfatzusatz (S. 97) » Phenolzusatz (S. 97). 2. Modifikationen nach blauviolett durch Kupfersulfatzusatz (S. 97) » Kupteracetatzusatz (S. 105) ,. Kobaltnitratzusatz (S. 105) » Kobaltsulfatzusatz. Alle diese Modifikationen verschwanden, wenn die betreffende Sippe wieder unter normalen Lebensbe- dingungen kultiviert wurde. 2. Seltener Mutationen bildet, die vom Augenblick ihrer Entstehung an + oder — konstant sind. I. Mutationen, die absolut konstant sind: a) Nach weiß durch Sublimatzusatz (S. 105). b) Nach dunkelrot durch Kaliumpermanganatzusatz (S. 105) A An » Kadmiumnitratzusatz (S. 104) 3 a » Sublimatzusatz (S. 105) + BS „ Chromatzusatz (S. 102—103). Modilikationen und Mutationen von Bakterien. 131 2. Rückschlagende Mutanten, die eben dieser Eigenschaft wegen nicht dauernd in Reinkultur zu erhalten sind, von denen aber doch bei sorgfältiger Auslese und öfterem Umimpfen beliebig lange weiße Stämme kultiviert werden können, die also deshalb nicht mit den unter 1. genannten Modifikationen verwechselt werden dürfen: eine weiße durch Chromatzusatz (S. 98, 99, 102, 103) Kupferacetatzusatz (S. 105) Kadmiumnitratzusatz (S. 104) 5 » Nickelnitratzusatz (S. 105). Beim Gr pyogenes waren aufgetreten: I. Vorübergehende Modifikationen: a) in Zitronengelb auf Kartoffelagar (S. III), b) in Rotgelb durch Temperaturerniedrigung (S. 110, III). 2. Erbliche Veränderungen, Mutationen: eine weiße Rasse aus unbekannten Ursachen (S. 109). Bei den Myxobakterien wurden beobachtet: I. Unvererbbare Modifikationen: a) bei Myxococcus rubescens. a) eine weiße durch Temperaturerhöhung (S. 127), b) eine gelbe aus unbekannten Ursachen (S. 127, 128); ß) bei Myxococcus virescens: eine rote durch Temperaturerniedrigung (S. 129) Phenolzuastz (S. 129) SNES , Chromatzusatz (S. 129). 2. Konstante Veränderungen: bei Myxococcus rubescens und Myxococcus virescens: a) durch Temperaturdifferenzen b) durch Nährbodendifferenzen }s. Tabelle I—IV c) durch Giftzusatz Hiermit ist das, was meine Untersuchungen an reinem Tatsachen- material geliefert haben, abgeschlossen. Es könnte vielleicht angemessen scheinen, den empirischen Teil der Arbeit mit einer theoretischen Erörterung abzuschließen, ins- besondere die strittigen Probleme der Artentstehung durch Mutation oder durch Vererbung erworbener Eigenschaften zu diskutieren, oder doch eine Einordnung der von mir konstatierten Veränderungen in eines jener Schemata zu versuchen. Indessen möchte ich von einem solchen Unternehmen abstehen, weil derartige Betrachtungen über- flüssig oder bei dem Stande der Dinge zum mindesten verfrüht sein dürften. Wir haben in den letzten Jahren über Mangel an solchen g9* > > 29 2? „ be) 29 22 9? 132 Referate. Hypothesen und Theorien nicht zu klagen gehabt, ohne daß dadurch das Verständnis der in Rede stehenden Probleme eine irgendwie er- hebliche Förderung erfahren hätte. Deshalb halte ich zweckent- sprechende, exakte und umfangreiche Untersuchungen vorläufig für das einzig Angebrachte. Die Aufstellung einer, alle Einzeltatsachen und Beobachtungen unter einen Gesichtspunkt widerspruchslos zu- sammenfassenden Theorie wird erst dann am Platze sein, wenn durch induktive Forschung ausreichende und sichere Fundamente gelegt worden sind, und ich hoffe, mit den vorliegenden Untersuchungen einen kleinen Beitrag zu dieser unumgänglich notwendigen Vorarbeit geliefert zu haben. Berlin, Botanisches Institut der Universität. Referate. Thomson, J. Arthur, Heredity. London 1908 (John Murray). 605 S., 49 Textfig. Y Viele Leser werden sich erinnern, wie zu Anfang der neunziger Jahre, in der ersten Entwicklungsperiode der neu aufbliihenden allgemeinen Bio- logie, das Buch von Geddes und Thomson: The evolution of sex mit großem Interesse aufgenommen wurde. Der eine der Verfasser, J. A. Thomson, zurzeit Professor in Aberdeen, hat nun auch die Ergebnisse und Anschauungen der modernen Vererbungslehre in einem Handbuch zu- sammengefaßt. Eine fließende, gefällige Darstellung bei großer Einfachheit des Satzbaues, zahlreiche ansprechende Bilder und Metaphern, die schon durch den Druck hervorgehobene übersichtliche Anordnung des Stoffes und der logische Aufbau der einzelnen Kapitel, alle diese rühmlichst bekannten Vorzüge so vieler englischer Kompendien finden sich auch in Thomsons Buch vereinigt. Der Verfasser bekennt, daß ihm seine Amtsgeschäfte keine Möglichkeit gelassen haben, selber in eingehender Weise die experimentellen, statistischen und zytologischen Methoden der Vererbungslehre zu erproben. Jedermann wird aber trotzdem beim Lesen des Buches den Eindruck er- halten, daß der Verfasser den Stoff in vollkommenster Weise beherrscht und in selbständiger Weise behandelt, und so wird das Buch nicht nur für Biologen, für Ärzte und Tierzüchter, sondern auch für jeden naturwissen- schaftlich Gebildeten als eine Quelle der Belehrung und Anregung dienen können. Von allgemeinerem Interesse sind die im 1. Kapitel vorgenommenen Begriffsbestimmungen. Thomson hebt, wie dies auch schon von anderer Seite betont wurde, hervor, daß die Übernahme des Begriffes „Vererbung“ aus einem anderen Gebiete in das der Biologie in der populären und viel- leicht sogar auch in der wissenschaftlichen Gedankenwelt zu gewissen Miß- verständnissen geführt hat. „Es lauert im Hintergrunde die Vorstellung von einem hypothetischen Agens, welches den Organismus in Besitz hält Referate. 733 und die Gesamtheit seiner Charaktere verbindet“, und welches, wie die Erbmasse in juristischem Sinne, von einer Generation auf die andere über- tragen wird. Demgegenüber sei festzustellen, daß im Moment, wo ein neues individuelles Leben beginnt, das Ererbte und der Organismus identisch seien, und die Vorstellung der organischen Vererbung sei nur eine wissenschaftliche Abstraktion, mittels deren wir zu unterscheiden ver- suchen zwischen dem, was der Organismus in der Tat kraft seines germi- nalen Ursprungs ist, und dem, was sich aus der Wirkung der äußeren Ein- flüsse ergibt. Wir suchen mit Galton und Shakespeare ‚Nature‘ von „Nurture“ zu unterscheiden. Im Einklang damit ist unter „heredity‘ keine Einheit irgend welcher Art, keine „Kraft“ und kein „Prinzip“ zu verstehen, sondern nur eine Beziehung, nämlich die organische oder genetische Kontinuität zwischen den aufeinanderfolgenden Generationen. ‚„Inheritance‘ (heritage) dagegen be- deutet die Gesamtheit dessen, was der Organismus ist, bzw. von dem er ausgeht vermöge seiner hereditären Beziehungen zu Eltern und Vorfahren. Beim Menschen kommt dazu noch ein äußeres Erbteil, a social inheritange. Wenn Thomson im Zusammenhang damit bemerkt, daß die deutsche (wissenschaftliche) Sprache für ,,heredity‘‘ und ,,inheritance‘‘ nur das eine Wort „Vererbung“ habe, so dürfte dies nicht ganz zutreffen. Vielmehr deckt sich der Sinn unseres Wortes Vererbung im wesentlichen nur mit dem von heredity, wobei allerdings nicht ausgeschlossen ist, daß wir unter Umständen das Wort Vererbung auch für inheritance verwenden (s. Kap. 2). Daneben findet sich aber im wissenschaftlichen Sprachgebrauch das Wort „Erbmasse‘“, welches ebenso wie die Bezeichnung „Anlagenkomplex“ und der von meinem Bruder!) vorgeschlagene Ausdruck „Keimgut“ ungefähr dem Worte ‚‚inheritance‘‘ in dem strengen, von Thomson präzisierten Sinne entspricht, sowie die viel benutzte Eigenschaftsbezeichnung „Erb- lichkeit“. Im zweiten Kapitel behandelt der Verfasser zunächst die körperliche Basis der Vererbung (inheritance), wobei er sich in vererbungszytologischer Hinsicht an das vortreffliche Lehrbuch Wilsons anlehnt und bereits auch erkennen läßt, daß er ein Freund der Weismannschen Lehre von der Kontinuität des Keimplasmas und von der Amphimixis ist. Im Hinblick auf die im ersten Kapitel vorgenommenen Begriffsbestimmungen ist der Satz bemerkenswert: ,,The fertilised egg-cell is the inheritance, and at the same time the potential inheritor“. Im dritten Kapitel werden sodann die Beziehungen zwischen Vererbung und Variation besprochen. Heredity und Variation sind keine Gegensätze. Da vielmehr heredity ganz allgemein das Verhältnis der genetischen Konti- nuität zwischen den aufeinanderfolgenden Generationen bedeutet, so haben wir es auch dann, wenn innerhalb dieser Kontinuität die Anlagen (inheri- tance) bei den Eltern und Kindern nicht in identischer, sondern in ver- schiedener Weise zum Ausdruck kommen, mit heredity zu tun. Es be- steht also kein Gegensatz zwischen heredity und Variation, sondern nur au Sea zwischen vollständiger und unvollständiger hereditärer Ähn- ichkeit. Die für die Vererbung allein in Betracht kommenden angeborenen Variationen germinalen Ursprungs — die Modifikationen somatischen Ursprungs werden nicht als übertragbar angesehen — zerfallen, je nach 1) Walter Häcker, Die ererbten Anlagen und die Bemessung ihres Wertes für das politische Leben. Natur und Staat, Teil 9, Jena 1907, S. 4. 134 Referate. der Natur der Abänderung, in meristische und in substantive (qualitative) Variationen, hinsichtlich der Richtung der Abänderung sind bestimmt- und unbestimmt-gerichtete, je nach dem Betrag der Abänderung Fluk- tuationen (kontinuierliche Variationen) und ‚Sports‘ (diskontinuierliche Variationen) zu unterscheiden. Vor der Hand ist Thomson geneigt, so- wohl den Fluktuationen, als auch den Mutationen Selektionswert zuzu- erkennen, jedenfalls betont er, wie dies auch von seiten verschiedener anderer Autoren geschehen ist, daß wenigstens im Tierreich die Unterschiede zwischen Fluktuation und Mutation schwer zu ziehen sind. Hinsichtlich der Ursachen der Variationen vertritt Thomson folgende Anschauung: In dem Ozean von Materie und Energie stellen die Organismen sehr komplizierte Wirbel (whirlpools) oder individuelle, belebte Systeme dar, welche die Fähigkeit haben, anderen, ihnen selber gleichenden Wirbeln den Ursprung zu geben. Da aber diese Reproduktion mit sehr subtilen molekulären Manövern verbunden sein muß, und sich unter dem Einflusse sehr komplizierter äußerer Faktoren vollzieht, so ist die Wahr- scheinlichkeit, daß eine Individualität auf Grund qualitativ-sym- metrischer Teilung ein absolutes Faksimile seiner selbst erzeugt, sehr gering. Vielmehr muß Variation ,,a primarily normal occurrence“, „a primeval character of organisms‘ sein; dagegen ist gerade die konstante Vererbung (breeding true) als eine sekundäre Erscheinung (the result of restriction) zu. betrachten. Demnach bedeutet die Erforschung der Ursachen der Variation in der Hauptsache die Erforschung der Umstände, unter denen eine uralte Tendenz der lebenden Substanz zu qualitativ- asymmetrischer Teilung wieder zum Vorschein kommt. Das vierte Kapitel bringt die Unterscheidung zwischen gemischter, ein- seitiger und Mosaikvererbung (blended, exclusive, particulate inheritance). Von den angeführten, weniger bekannten Beispielen seien nur einige hervor- gehoben: Huxley schlug seiner eigenen Aussage zu Folge in psychischer und physischer Hinsicht fast ganz seiner iberischen Mutter nach; Herbert Spencer dagegen ererbte fast alle Eigenheiten des Charakters und der Veranlagung und ebenso die nervöse Schwäche vom Vater. Als ein Bei- spiel für Mosaikvererbung wird das hybride Rind von Nivernais erwähnt, welches zuweilen ein Horn vom Durham-Typus und eines vom Charolais- Typus zeigt. In einem weiteren Kapitel (5) wird der Begriff des echten Rück- schlags genau umgrenzt und auf die häufig vorkommende Verwechslung des Rückschlags mit Entwicklungshemmungen, rudimentären Organen, de novo-Variationen usw. hingewiesen. Mit Recht betont Thomson, daß echte Rückschläge nur sehr selten mit Sicherheit nachweisbar sind, und er fügt hinzu, daß sie nicht eine Verschlechterung, sondern eher eine Rück- kehr zu einem Zustand größerer organischer Stabilität bedeuten. Eine sehr instruktive und klare Übersicht über das Problem der Tele- gonie gibt das 6. Kapitel und ebenso stellen das 7. und 8. Kapitel, welche die Vererbung erworbener Eigenschaften (modification - inheritance) und die Erblichkeit von Krankheiten ausführlich behandeln, aus- gezeichnete Zusammenfassungen dieser Gebiete dar. Mit Bezug auf alle diese Fragen schließt sich Thomson im Ganzen den Anschauungen Weis- manns an, insbesondere sucht er von diesem Standpunkt aus auch die Ergebnisse, welche Brown-Séquard bei seinen Meerschweinchen - Experi- menten erlangt hat, verständlich zu machen. Etwas kurz geht der Verfasser über die Standfuß-Fischerschen Schmetterlingsversuche hinweg. Die Kammererschen Experimente, durch welche Alpen- und Feuersalamander Referate. 135 einander näher gebracht werden, sind ihm noch nicht bekannt gewesen. Eine präzise Stellungnahme gerade zu diesen beiden Reihen von Experimenten dürfte aber für die Klärung des Problems der Vererbung erworbener Eigen- schaften besonders wichtig sein. Die kurze, klare Zusammenstellung der Ergebnisse der vererbungs- statistischen Forschungen im Kapitel 9 wird den deutschen Lesern be- sonders willkommen sein. Denn obgleich auch bei uns einige Forscher — ich nenne nur die von Thomson nicht zitierten Arbeiten von Heincke, Duncker, Weinberg — wertvolle Untersuchungen auf diesem Gebiete ge- liefert haben, so ist letzteres doch eine Art Domäne der englischen und neuerdings auch der amerikanischen Forscher geworden. Da überdies die mathematische Bekleidung der betreffenden Arbeiten nicht jedermann an- mutet, so sind die Ergebnisse und „Gesetze“ von Galton, Weldon, Pearson u. a. bei uns nicht gebührend bekannt. Nach der persönlichen Überzeugung des Referenten aber dürften die durch die Vererbungsstatistik aufgerollten Fragen sicherlich in nächster Zeit stark in den Vordergrund treten. In dem Kapitel 10, welches die experimentelle Vererbungsforschung und Mendels Regeln zum Gegenstand hat, werden in übersichtlicher Weise die gewonnenen Tatsachen und mit besonderer Vorsicht die theoretischen Anschauungen behandelt. In letzterer Hinsicht spricht Thomson allerdings wiederholt die Überzeugung aus, daß die Mendelschen Resultate in sehr » gutem Einklang mit der Determinantenlehre Weismanns stehen und offenbar neues Licht auf die organischen Evolutionsprozesse werfen. Gegen- über den Versuchen, die Mendelschen Vererbungserscheinungen zu be- stimmten zellulären Vorgängen in Beziehung zu bringen, zeigt der Verfasser mit Recht noch eine gewisse Zurückhaltung. Nach einem historischen Kapitel (Ir), welches die allgemeinen Theorien der heredity und inheritance behandelt, werden in Kapitel 12 (Heredity and development) Weismanns Theorien von der Kontinuität des Keimplasmas und der Germinalselektion behandelt. Der Verfasser steht, wie bereits be- merkt wurde, diesen Anschauungen mit großen Sympathien gegenüber und er frägt, ob nicht manche Erscheinungen noch besser verständlich werden, wenn man nicht bloß, wie Weismann vorschlägt, einen Kampf der homologen, in den Iden desselben Kernes enthaltenen Determinanten, sondern auch einen Wettbewerb zwischen nicht-homologen Determinanten, z. B. zwischen denen der Rückenseite und den Determinanten der die Chorda verdrängenden, funktionell wirksameren Wirbelsäule, annimmt. Im Kapitel 13 (Heredity and sex) gelangt Thomson zu der jetzt wohl ziemlich allgemein eingenommenen Anschauung, daß die Tatsachen für eine schon im befruchteten Ei vollzogene Geschlechtsbestimmung, also, wenn ich meine eigene Ausdrucksweise benutzen darf, für eine progame oder höchstens syngame Bestimmung sprechen, daß aber eine epigame Geschlechts- bestimmung noch in keinem Falle mit vollkommener Sicherheit bewiesen sei. Im Schlußkapitel (14) werden schließlich die Ausblicke besprochen, welche die Resultate der Biologie auf das Gebiet der Soziologie gewähren. Der Verfasser hebt hervor, daß man erst damit beginne, die biologischen Erfahrungen auf die menschlichen Verhältnisse anzuwenden, und zwar mit einer Langsamkeit, die eine Schande für die menschliche Voraussicht sei (a reproach to human foresight). Allerdings sei bei der Übertragung der biologischen Analyse auf die BER? die nämliche große Vorsicht geboten, wie bei der Anwendung der Methoden der physikalischen und chemischen Untersuchung auf das Gebiet der Biologie, und die Versuchung liege nahe, 136 Referate. die Soziologie schlechtweg als einen Zweig der Biologie zu betrachten. Zur- zeit reilich bestehe eher noch die entgegengesetzte Gefahr; man vergesse, daß ,,the biological ideal of a healthful, self-sustaining, evolving human breed is as fundamental as the sociological ideal of a harmoniously inte- grated society is supreme“. Es ist zu wünschen, daß die Betrachtungen, welche der Verfasser von diesem Gesichtspunkte aus über das Verhältnis der anzustrebenden rationellen Auslese zu den natürlichen selektorischen und zu den durch Kultur und Humanität bedingten kontraselektorischen Prozessen anstellt, auch in soziologischen Kreisen Beachtung finden. V. Haecker. Johannsen, W. Elemente der exakten Erblichkeitslehre. Deutsche wesent- lich erweiterte Ausgabe in 25 Vorlesungen. Mit 31 Figuren im Text. Jena (G. Fischer) I909. gr. 8° 517 S. Die enge Verkniipfung der Erblichkeitslehre mit der Abstammungslehre hat es mit sich gebracht, daß auch auf ihrem Gebiete lange Zeit theoretische Betrachtungen eine übergroße Rolle gespielt haben, die in keinem Ver- hältnis standen zu dem wirklich sichergestellten Beobachtungsmaterial. Anekdotenhafte Angaben von Züchtern und unkritische Gelegenheits- beobachtungen von Laien haben für viele kühne Schlüsse als Grundlage gedient. Nüchterne, vor allem sorgfältige experimentelle Arbeit hat ja erst seit kaum einem Jahrzehnt in größerem Umfange eingesetzt. Dieses Überwiegen von Theorien und Spekulationen und vor allem aber das Arbeiten mit sehr unkritischen, angeblichen „überlieferten“ Beobachtungen findet sich demgemäß auch heute noch in den meisten Lehrbüchern, welche die Erblichkeitslehre behandeln, so z. B. nach des Referenten Ansicht auch noch viel zu sehr in den in diesem gleichen Hefte S. 132 u. 137 be- sprochenen Büchern von Thomson und besonders von Plate. Im ausgesprochenen Gegensatz hierzu ist schärfste kritische Prüfung des Beobachtungsmaterials und größte, vielen vielleicht fast zu große, Zurückhaltung gegenüber allen Theorien der Grundzug des Buches von Johannsen. Über das Tatsachenmaterial der Vererbungslehre, das kritischer Prüfung standhält, gibt das Buch einen ausgezeichneten Überblick. Vor alicm bringt es eine geradezu mustergültige Darste!lung der Variationslehre im weitesten Sinne des Wortes. Eine auch nur entfernt ähnliche kritische Durcharbeitung des Themas gibt es nicht und außerdem ist auch gerade in diesen Kapiteln des Buches eine Fülle von anderweitig noch nicht veröffentlichten wichtigen eigenen Untersuchungen des Verfassers mitgeteilt. Auch Zoologen und Botaniker, die selbst schon jahrelang auf diesem Gebiete gearbeitet haben, werden sehr vieles aus diesen Kapiteln lernen können. Das Buch ist also durchaus nicht etwa bloß ein Lehrbuch für Anfänger, sondern in mancher Hinsicht eher ein Handbuch von der Art und dem fundamentalen Wert der Pfefferschen ,,Pflanzenphysiologie“. Auf Einzelheiten des 517 Seiten starken Bandes einzugehen, ist nicht möglich. Eine Übersicht über den Inhalt gibt jeder Verlagsprospekt, und welche Stellung Johannsen, der ja der Vorkämpfer einer bestimmten Richtung und heute schon das anerkannte das Haupt einer zahlreichen „Schule“ von Forschern ist, zu den einzelnen Problemen und Fragen ein- nimmt, das ist ja wohl meist unnötig hier zu besprechen und würde auch viel zu weit führen. Eine leichte, etwas populäre Lektüre, wie so manche Bücher über Erblichkeitslehre der „alten Schule“, ist dieses Buch nicht. Es hat, äußerlich betrachtet, in vieler Beziehung eher so ungefähr den Charakter Referate, 137 etwa eines Lehrbuches der physikalischen Chemie, aber das hängt eben damit zusammen, daß die Erblichkeitslehre endlich auch angefangen hat, eine nüchterne exakte Wissenschaft zu sein. s Verfasser, der Deutsch tatsächlich völlig beherrscht, hat das Buch selbst direkt in deutscher Sprache geschrieben. Das hat einer Übersetzung gegenüber große Vorteile. Manche , Skandinavismen‘ fallen natürlich auf; sie stören zwar im allgemeinen wenig, können aber doch gelegentlich zu Mißverständnissen führen. So gebraucht Verfasser, um ein Beispiel zu nennen, das Wort ‚„Heimlichkeit‘‘ (offenbar nach Analogie des dänischen hemmelighed) im Sinne von „Geheimnis“. Ebenso ist es wohl nur ein solcher sprachlicher Fehler, wenn in einer Kritik der theoretischen Vor- stellungen Weismanns das Wort „‚Hirngespinnst‘‘ vorkommt. Ein Wort von so böser Bedeutung hätte der Verfasser, der sonst in der Kritik sehr maßvoll ist, dem verdienten Zoologen gegenüber wohl nicht absichtlich angewendet. Doch das sind Kleinigkeiten, die den Wert des Buches nicht beein- trächtigen und in einer zweiten Auflage leicht geändert werden können. Baur. Plate, L. Selektionsprinzip und Probleme der Artbildung. Ein Handbuch des Darwinismus. .Dritte sehr vermehrte Aufl. mit 60 Fig. im Text. 493 S. Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann 1908. Unter diesem Titel ist eine neue Auflage von Verfassers rühmlichst be- kanntem, gedankenreichem Buche: ,,Uber die Bedeutung des Darwinschen Selektionsprinzips und Probleme der Artbildung‘ erschienen. Das Buch ist auf das Doppelte des Umfanges der früheren Auflage angewachsen. Die Beispiele sind bedeutend vermehrt worden. Sehr zu begrüßen ist die Neuerung, daß am Schlusse der größeren Abschnitte eine kurze Zusammenfassung der Gedanken steht. Schon das 1. Kapitel, das die gegen den Darwinismus erhobenen Einwände wiederlegen soll, wurde bedeutend erweitert. Hervorgehoben sei hier z. B. die Wiederlegung des siebenten Einwandes. Es werden dort in knapper, tabellarischer Form die Ansichten Darwins und De Vries gegenüber- gestellt und nachgewiesen, daß ersterer von letzterem mißverstanden ist. Dieses Mißverständnis liegt hauptsächlich im Gebrauch der Bezeichnung „fluktuierende, individuelle Variationen“. De Vries verwendet diesen Ausdruck für nicht erbliche Abänderungen, während Darwin darunter die kleinen erblichen Unterschiede der Artgenossen versteht. Geschwunden ist der Anhang zum ı. Kapitel. Der größte Teil seines Inhalts ist zu dem neuen ı. Abschnitt des 4. Kapitels geworden. Die Zahl der Einwände selbst ist um einen vermehrt worden. Indem die Unmöglichkeit, die natürliche Selektion an konkreten Beispielen zu prüfen, an neunter Stelle nunmehr zu einem selbständigen Einwand er- hoben ist. Auch das 2. Kapitel: „Die Formen des Kampfes ums Dasein und der Auslese‘‘ ist umfangreicher geworden durch eine schöne „Übersicht der Formen des Interspezial- bzw. Intervarietalkampfes“, durch Einfügung der Abschnitte über die ,,Gleichzeitigkeit der verschiedenen Formen des Kampfes ums Dasein‘ und die ‚Intensität der verschiedenen Kampfformen‘ usw. Im 3. Kapitel ist neu hinzugekommen der 5. Abschnitt: „Die Mutations- theorie von De Vries“, die in der vorigen Auflage entschieden zu kurz gekommen war. Im 4. Kapitel ist neu der Abschnitt über die Erblichkeit. Sein erster Teil beschäftigt sich mit dem Problem der Vererbung erworbener 138 Referate. Eigenschaften. Er faßt einige in der früheren Auflage an verschiedenen Stellen stehende Abschnitte zusammen und erweitert das dort Gesagte be- deutend. Nach wie vor wird mit Recht an einer Vererbung erworbener Eigen- schaften festgehalten. Als neue Beweise, die keine andere Deutung zulassen, kommen hinzu für Vererbung durch Simultanreize Semons Versuche über die Schlafbewegung der Acacia lophanta, neben den Fischer-Stand- fussschen Temperaturexperimenten, die ganz besonders ausführlich be- handelt werden. Als Beispiele für die Vererbung durch somatische Reiz- leitung werden der Pigmentmangel auf der Unterseite der Pleuronectiden und die rudimentären Organe besprochen. Als sehr wahrscheinlich für eine Vererbung erworbener Eigenschaften sprechen die Koaptationen aktiver Organe (Spechtzunge) und der Parallelismus zwischen Phylogenie und Ontogenie. Vollständig neu ist der zweite Teil des Abschnittes über die Erblichkeit, der die Vererbungsgesetze bei Kreuzungen behandelt. Besonders ausführlich sind dabei die Mendelschen Regeln besprochen. Auf S. 363 findet sich eine gute Übersicht der bekannteren tierischen Mendelome. Das wichtigste ist aber, daß hier wohl zum erstenmal die „große deszendenztheoretische Bedeutung der echten Mendelschen Regel‘ behandelt wird. Sie besteht darin, „daß sie zeigt, wie eine aus wenigen Individuen bestehende Varietät (Singularvarietät) die volkreiche Stammform (Pluralvariation) zu verdrängen vermag‘ ohne Mitwirkung irgendwelcher anderer Hilfen. Dies weist Ver- fasser an einer einfachen Rechnung nach. Eine weitgehende Umarbeitung und Vergrößerung hat dann auch das letzte Kapitel erhalten. Besonders eingehend ist dabei der Vitalismus und Lamarckismus behandelt. Die Behauptungen der Vitalisten -werden in 4 Thesen zusammengefaßt und jede einzeln wiederlegt. Darauf im ein- zelnen einzugehen würde uns hier zu weit führen. Wichtig ist daraus der Nachweis, daß die Regeneration nichts besonderes ist. Sie ist nicht schwerer zu verstehen als jeder andere lokale Wachstumsprozeß, und somit verlangt sie auch nicht die Annahme eines besonderen Prinzips. Bezüglich des Lamarckismus wird gezeigt, daß er ebensowenig eine ein- heitliche Betrachtungsform ist wie der Vitalismus, vielmehr finden sich bei Lamarck 4 leitende Gedanken. 1. Die Funktion der Organe ist für die Umbildung der Arten von größter Bedeutung, indem ein Organ durch Gebrauch gestärkt, durch Nichtgebrauch geschwächt wird (Funktions-Lamarckismus). 2. Erworbene Eigenschaften werden vererbt (Vererbungs-Lamarckismus). 3. Eine direkte Anpassungsfähigkeit wird angenommen (Adaptions- Lamarckismus). 4. Jedes Bedürfnis bringt die Mittel zu seiner Befriedigung hervor (Psycho- Lamarckismus). Die 4. These wird direkt abgelehnt und die 2. ebenso voll- ständig angenommen. Die Gültigkeit des 3. Satzes wird nur für einige seltene Ausnahmen anerkannt. Ebenso wird die 1. Behauptung angenommen, nur ihre physiologische Begründung wird in Frage gestellt. Es wird dann gezeigt, wie der Lamarckismus bei der Erklärung gewisser Faktoren versage, und hier setze der Darwinismus ein. Hilzheimer- Stuttgart. Newman, H. H. (Zool. Lab. Michigan), The process of heredity as exhibited by the development of Fundulus hybrids. Journ. Exp. Zool., Vol. V, Nr. 4, pp. 503—562, 16 figg., 5 plates, June 1908. In der Überzeugung, daß Vererbung im wesentlichen ein dynamischer; kein statischer Prozeß sei, kam es dem Verf. darauf an, ihren Phänomenen an lebenden Embryonen nachzugehen und dabei die ontogenetische Ent- Referate 139 stehungsweise bestimmter, am herangewachsenen Tiere wahrnehmbarer Merkmale zu studieren. Die bisherigen Experimentalarbeiten über Vererbung rechnen nämlich ausschließlich mit fertigen Merkmalen, berücksichtigen nicht deren Ursprung und Fortentwicklung. Günstiges Material fand Verf. in den beiden Zahnkarpfenarten Zundulus heteroclitus und majalis, die er in reinen und reziproken Bastardzuchten kultivierte. Eier, Embryonen und herangewachsene Exemplare der genannten Spezies verfügen über deutliche morphologische und physiologische Unter- schiede, von denen für des Verfs. Zwecke am wichtigsten waren: Größen- und Protoplasmagestalts- und Entwicklungsgeschwindigkeits-Differenzen der Eier; Differenzen in Qualität, Verteilung und Erscheinungszeit des Pigments, Eintritt und Rhythmus des Herzschlags, Widerstandsfähigkeit gegen ungünstige Bedingungen (Sauerstoffmangel, schlechtes Wasser) der Embryonen, sowie die gut ausgeprägten systematischen, ökologischen und Konstitutions- differenzen der Arterwachsenen. Im Verlauf der Experimente zeigte sich ganz besonders die Notwendigkeit, die physiologischen Bedingungen der Elterntiere und der sich entwickelnden Embryonen völlig auszugleichen, um hochkomplizierte und einander wider- sprechende Konstellationen zu vermeiden. Mit Hinblick auf die Tatsache, daß äußere Faktoren solch störende Einflüsse auf den Vererbungsprozeß nehmen können, darf die Macht jener Faktoren nicht unterschätzt werden. Vererbung ist ein Entwicklungsphänomen, das teils durch Struktur des Keimplasmas, teils durch eben die äußeren Faktoren bestimmt erscheint. Wenn eins von beiden sich ändert, ändert sich auch die absolute Erblichkeit, die als Übereinstimmung des Entwicklungsvorganges von Eltern und Nach- kommen definiert werden kann. Jene beiden bedingenden Triebkräfte der Vererbung zeigen sich von untereinander gleicher Macht, da jede von ihnen nur in Gegenwart der anderen etwas zu bewirken imstande ist. Die positiven Resultate der Arbeit sind im Vergleich zu ihrer Aus- führlichkeit; namentlich der allgemeinen, einleitenden und zusammenfassenden, diskutierenden Kapitel, dürftig zu nennen. Diejenigen, welche dem Ref. am wichtigsten erscheinen, seien noch hier angeführt: Das Ei von Fundulus majalıs ist doppelt so groß als dasjenige von F. heteroclitus, letzteres aber entwickelt sich doppelt so rasch als ersteres. Der Same der langsamer sich entwickelnden Art übt einen meßbar ver- zögernden Einfluß aus auf das Ei der rascher sich entwickelnden Art, und umgekehrt. Verzögerung und Beschleunigung sind jedoch bei keiner der beiderseitigen Kreuzungen entscheidend für die spätere Entwicklung: Heteroclitus 2 >< Majalis 3, wenn auch um 8—10 Tage verzögert, sind dann auf Grund ihres reicheren Dottervorrats größer, haben schnelleren, wirksameren Kreislauf, energischere Bewegungen, sind widerstandsfähiger gegen Sauer- stoffmangel und Kohlensäurereichtum und besitzen überhaupt eine längere Lebensdauer als reine /Veteroclitus. Majalis 2 >< Heteroclitus 3, wenn auch um 7—10 Tage beschleunigt, hören nachher allmählich zu wachsen auf, erreichen nur die halbe Größe von reinen Majalis und entwickeln sich nie fertig, anscheinend weil sie unfähig sind, die große Masse überflüssigen Dotters zu verzehren. Der Herzschlag reiner //eteroclitus erscheint ungefähr to Stunden zeitiger als von /eteroclitus 2 >< Majalis 3, was ersteren einen entschiedenen Vorsprung verleiht; sobald aber letztere den Herzrhythmus erhalten, ist er schneller und wirksamer, weshalb sie die reinen //eleroclitus überholen. Der Herzschlag von Majalis 2 >< Heteroclitus 3 erscheint beinahe um I Tag zeitiger als von reinen Majalis; sobald aber letztere ihn bekommen, überholen sie die Bastarde ebenso, wie es die reziproken Bastarde in dem I40 Referate. früheren Versuch mit den reinen /Yeferoclitus taten. Parallel mit diesen Erscheinungen der Zirkulation gehen solche der Pigmentierung, welche denn auch wahrscheinlich bis zu einem gewissen Grade von ihnen abhängen. Die Chromatophoren von Majalis sind klein und fein verzweigt, die von Heteroclitus porportional größer und weniger verzweigt. Der Zeteroclitus- Typus in den Chromatophoren ist in drei von den vier gezogenen Stämmen zu finden, nämlich in allen mit Ausnahme der reinen Majalıs. Die Bastardstämme besitzen größere Variationsbreite als die reinen Stämme. In bezug auf Widerstandsfähigkeit fallen die Bastarde in die Extreme: wo sie von Zeteroclitus als Mutter stammen, stehen sie an erster, wo sie von Zeteroclitus als Vater stammen; an letzter Stelle. In der Mitte stehen die reinen Stämme, //eteroclitus an erster, Majalis an zweiter Stelle. Kammerer- Wien. Sutton, Arthur W. Brassiea erosses. Journ. Linnean Soc. Botany 38 1908. S. 337—-349. Plates 24—35. Von der Angabe ausgehend, daß eine Anzahl Drassica-Arten und Varietäten in der Natur, auch wenn sie dicht neben- und durcheinander wachsen, nicht bastardieren sollen, untersucht Verfasser in Gemeinschaft mit Professor Percivaleine größere Reihe Rassen und Varietäten mehrerer Brassica-Arten (D. oleracea L., B. Rapa L., B. camprestis L. var. Napobrassica DC., und 2. campestris var. oleifera DC.) auf ihr Verhalten bei Kreuzung untereinander an der Hand künstlicher Bastardierungen. Er kommt zu dem Ergebnis, daß die untersuchten Kohlrassen sich in bezug auf ihre Kreuzungsfähigkeit in drei Gruppen einteilen lassen. Die zur ersten zu zählen- den bastardieren überhaupt nicht miteinander; die Mitglieder der zweiten Gruppe bringen wohl, untereinander bestäubt, Bastarde hervor, dieselben haben aber sterilen Pollen und sind demzufolge nicht fortpflanzungsfähig. Die Rassen der dritten Gruppe hingegen lassen sich leicht bastardieren und durch Samen fortpflanzen. Die Pflanzen von F. 1 nehmen dabei meist eine zwischen den Eltern intermediäre Stellung ein, während in F. 2 typische Merkmalsspaltung nach der Mendelschen Regel eintritt. Merkmalspaare bilden z. B. die Blattbeschaffenheit, ob schwach oder stark eingeschnitten, ob dünn oder dick, schmal oder breit usw.; der Sproß ob knollig verdickt oder nicht usw. Die einzelnen Merkmale mendeln unabhängig voneinander. Bemerkenswert ist aber trotzdem, daß die abgespaltenen Merkmale in F. 2 oft keinen rein großelterlichen, sondern teilweise einen intermediären, teil- weise einen abweichenden Charakter haben, wofür eine Erklärung vom Ver- fasser nicht erbracht werden kann. Aus den Versuchen lassen sich auch einige Schlüsse auf die Verwandtschaft verschiedener Kohlsorten machen, auf die aber hier nicht eingegangen werden soll. — Die Arbeit ist mit einem überschwenglichen Reichtum an Tafeln mit insgesamt Io7 Figuren der gekreuzten und ungekreuzten Formen aus- gestattet. Birn’sitlkerhimlasnene Schuster, F. Über mitteleuropäische Variationen und Rassen des Galium silvestre. Österr. botan. Zeitschr. 59 1909. S. I—I4. Es ist immer erfreulich zu sehen, wenn zur Klarstellung systematisch schwieriger Formenkreise der Kulturversuch herangezogen wird, statt wie sonst leider allzuhäufig rein auf Grund der Beobachtung getrockneten Materials die Formen gegeneinander abzuwägen, wobei ja nur zu oft völlig unzuläng- liche Resultate erhalten werden. So hat Verfasser auch hier wieder durch den Kulturversuch ein Ergebnis gezeitigt, was man durch einfache Herbar- Referate. I4I betrachtung eben nie einwandfrei erlangen könnte, indem er zwei häufig nur als Standortsmodifikationen (Alpen und Ebene) betrachtete Formen von Galium silvestre (anisophyllum und £ypzcum) als im allgemeinen erblich distinkte Sippen konstatierte, an denen nur einzelne Merkmale Modifikations- wert haben. Im Gegensatz dazu zeigt sich Galium austriacum als Ernäh- rungsmodifikation von Galum silvestre und nicht als erbliche Sippe. — Nicht übereinstimmen kann Referent indessen mit der Bezeichnung einer unter gewissen äußeren Bedingungen stark, unter anderen schwach bis gar nicht behaarten Form als Halbrasse. Es liegt hier doch wohl nur eine ein- fache, durch wechselnde Feuchtigkeit bedingte Modifikation vor. Auch würden derartige Versuche, wie die hier vorliegenden, sicher noch erheblich an Wert gewinnen, wenn sie als strenge Stammbaumkulturen unternommen würden. ; Auf die systematisch-nomenklatorische Zusammenstellung der zurzeit bekannten Formen des untersuchten Formenkreises braucht hier nicht des näheren eingegangen zu werden. — Die einzelnen Sippen und Modifikationen sind auf einer Tafel zur Darstellung gebracht. E. Lehmann. Wettstein, R. v. Über sprungweise Zunahme der Fertilität bei Bastarden. Wiesner-Festschrift 1908. S. 368—378. Zu der alten Frage, können aus Bastarden Arten werden, liefert Ver- fasser in der vorliegenden Arbeit einen höchst interesssanten Beitrag. Aus- gehend von der merkwürdigen systematischen Zwischenstellung des Semper- wivum Funckü, welche neben herabgesetzter Fertilität und mehreren anderen Umständen die Bastardnatur dieser Art wahrscheinlich macht, kommt der Autor auf den scheinbaren Widerspruch dieser Annahme damit zu sprechen, daß die meisten Sempervivum-Bastarde völlig oder fast völlig steril sind, was für eine Reihe von Bastarden durch zahlenmäßige Angabe der sterilen Pollenkörner erwiesen wird. Dieser scheinbare Widerspruch wird aber in folgender Weise gelöst. Künstlich hergestellte Bastarde zwischen S. Pittoni und arachnoideum, S. arachnoideum und montanum zeigten beim ersten Blühen fast völlige Pollensterilität. Die Pflanzen wurden aber dann durch Seitenrosetten vermehrt und es ergab sich die überraschende Tatsache, daß die aus diesen Rosetten hervorgehenden Blüten wieder ca. 50 % fertilen Pollen aufzuweisen hatten. Während bei den beschriebenen Bastardierungen über die Nachkommenschaft dieser Bastarde sich noch nichts sicheres sagen läßt, erhielt Verfasser bei alpinum + arachnoideum aus allerdings sehr wenig Samen eine formbeständige Nachkommenschaft. Verfasser diskutiert des weiteren die Frage, ob die Zunahme der Fertilität etwa mit mehrfach statt- gehabter Verbringung der Versuchspflanzen unter andere äußere Bedingungen in Zusammenhang zu bringen sei, was er indessen selbst als bisher unbeweisbar betrachtet. Jedenfalls aber wird durch die Untersuchungen des Verfassers auf ganz andere Weise wieder ein Argument für die Umwandlung von Bastarden zu Arten erbracht, ganz abgesehen von der interessanten Feststellung der Steigerung der Fertilität der beschriebenen Kreuzungen selbst. Ernst Lehmann. E. Heinricher, Beiträge zur Kenntnis der Mistel. Naturwissenschaftl. Zeitschr, für Land- und Forstwirtschaft. 5, 1907. Heft 7. S. 357. In der Arbeit des Verf.’s interessiert uns an dieser Stelle in erster Linie der Abschnitt, in welchem das Auftreten ernährungsphysiologischer Rassen diskutiert wird. Von anderer Seite war bekanntlich schon die Beobachtung I42 Referate. gemacht worden, daß Beeren von auf Laubhölzern gewachsenen Misteln auf Nadelhölzern keine entwickelungsfähigen Pflanzen hervorbringen können; auch soll die Föhrenmistel von der Tannenmistel ernährungsphysiologisch unterschieden sein. Verf. geht nun noch weiter und nimmt auf Grund seiner Versuche und solcher von Peyritsch mit dem gleichen Ergebnis an, daß eine ganze Anzahl derartiger ernährungsphysiologischer Rassen vor- handen seien, also die Apfelmistel immer wieder nur auf Apfel fortkommt usw. Verf. stellt sich nun vor, daß eine nach und nach fortschreitende Gewöhnung der Misteln an ihre Wirtspflanzen stattgefunden hat, ebenso wie es Klebahn für gewisse Uredineen feststellte. Der Embryo müßte also von den ihm von der Wirtspflanze dargebotenen Nährstoffen so beeinflußt worden sein, daß er wieder nur mit den gleichen Nährstoffen entwicklungsfähige Pilanzen hervorbringen könnte. Es erscheint Ref. wünschenswert, die Versuche an größerem Material zu wiederholen, wobei sicher noch interessante Aufschlüsse in verschiedenen Richtungen zu erwarten sind. EB. De humains E. Heinricher, Potentilla aurea L. mit zygomorphen oder auch asymmetrischen Blüten und Vererbbarkeit dieser Eigentümlichkeit. Zeitschr. d. Ferdi- nandeums. III. Folge. 52. Heft. 1907. S. 581—286. Der Autor berichtet in einer kurzen Mitteilung über eine von dem früh- verstorbenen Student der Botanik Fritz Stolz 1895 bei Innsbruck ge- fundene Zotentilla aurea, welche zygomorphe Blüten ausbildet mit allen Über- gängen zu radiar gebauten Blüten. Die Pflanzen wurden in den botanischen Garten überführt und zeigten sich mehrere Jahre hintereinander konstant. Durch Samen fortgepflanzt, erwies sich die Anomalie erblich, wenn auch radiäre Blüten mehr in den Vordergrund traten, als in der Stammkultur. Wir haben hier also eine Zwischenrasse im Sinne von de Vries vor uns, deren Erblichkeitsverhältnisse gelegentlich näher zu untersuchen sich wohl verlohnte. Über die Entstehung der Sippe ist nichts Bestimmtes bekannt. — Die anomalen Blütenformen sind auf einer Tafel zur Darstellung gebracht. B.alreihimlarnen® East, E. M. A study of the factors influencing the improvement of the Potato. (Illinois Experiment Station Bulletin No. 127.) The author gives a brief history of the introduction of the potato into Europe anp its development as a farm crop on both sides of the Atlantic. He points out the availability of this plant for the study of bud variations and the effect of selection on fluctuating variability. A careful summary of investigations on the latter point gives negative results. Selection for yield has shown that high yielding power may be maintained by selection, but that it can be increased is doubtful. The more probable effect of selection for yield is the simple isolation of pure, high yielding strains. The author summarizes the evidence for and against the theory of variety senility. The conclusion is drawn that while in many strains degeneration occurs, it is not because of variety senility. Selection of the best strains maintains vigor indefinitely. He notes that bud variations are mainly in the nature of losses of dominant characters'). 1) An occasional variation mentioned by the author appears to be the revival of a dominant character previously lost. Ref. Referate. 143 A study of the relation between physical characters and quality (from the American standpoint) shows conclusively that the best quality of tubers have thick cortical and external medullary layers and small internal medullary mass. Deep eyes are correlated with vigorous sprouts; few eyes with small internal medullary mass, and hence with quality. Possible methods of improvement pointed out are, first, crossing of valuable strains ; second, selection of fluctuating variations (of doubtful value); third, selection of mutations. The author not only gives the results of his own exten- sive investigations, but gives an excellent summary of the work of others, citing in all 114 papers. W. J. Spillmann, Washington. Siegfried, H. Die Rinderschädelfunde von Pasquart und deren Stellung zu den subfossilen und rezenten Rinderrassen. Diss. Bern 1907. In nächster Nähe von Biel, im Gelände von Pasquart, wurden im Jahre 1888 zwei prächtig erhaltene Rinderschädel sowie drei Occipitalreste aus der Tiefe von 2,60 m ausgegraben. Herr Dr. Siegfried, der diese Fund- stiicke im Laboratorium von Professor Theophil Studer zum Gegen- stand einer Promotionsschrift der philosophischen Fakultät Bern gemacht hat, erkennt in diesen Relikten die reinste Brachycerosrasse und schlieBt nun hieraus, daß ,,wir in der Station Pasquart eine der ältesten, ja vielleicht die älteste Station des Neolithicum zu suchen haben‘. Wir finden nun aber in viel jüngeren, selbst in historischen Fundstätten Relikte des reinen Brachycerostypus, und von den drei Occipitalresten trägt der erste nicht deutlich den rein brachyceren Charakter. Wenn also nicht noch andere Funde von viel größerem Umfang in Pasquart gemacht sind, die uns chro- nologische Feststellungen erlauben, so darf man sich gegenüber dem Alter der Fundstätte gewiß recht skeptisch verhalten. Und die Grundlage der Arbeit, die auch in den „Abhandlungenderschweizerischen paläontologischenGesellschaft“, Vol. XXXIV, 1907, erschien, und die in ihrem Untertitel ausdrücklich die Stellung der Rinderschädelfunde von Pasquart zu den subfossilen und rezenten Rinderrassen zu behandeln verspricht, ist also durch den Herrn Verfasser leider nicht sichergestellt. Vielleicht wäre Studer jedoch nachträglich noch in der Lage, den Beweis für die Richtigkeit der Alterserklärung zu liefern. Nach einem Überblick über die prähistorischen Perioden, die Fund- stätten der Schweiz und die kulturellen Zustände der vorgeschichtlichen Zeiten verbreitet sich Siegfried über die Ansichten, die Duerst hin- sichtlich der Herkunft der Rinderrassen gegenüber Keller vertritt, um dann bei der alten Einteilung von Rütimeyer zu bleiben. Dieselbe nimmt bekanntlich dos ¢. brachyceros und bos ¢. primigenius als die Urrassen der Rinder an, während os ¢. frontosus und bos t. brachycephalus als jüngere Formen gelten, die teils durch Kreuzung, teils durch Kultureinfliisse entstanden. Die Arbeit Siegfrieds gibt ferner eine Charakteristik der Schadel- formen dieser verschiedenen Rassen, um sich dann im Fahrwasser der Forschungen Duersts zu bewegen. Auf solche Einwirkung weist auch das Literaturverzeichnis hin, in welchem die Abhandlungen dieses rührigen Forschers auf dem Gebiete der Rassengeschichte der Haustiere den breitesten Raum einnehmen. Gewann aber auch Siegfried dadurch einen kundigen Führer, so konnte die Mischung verschiedener Einflüsse der Einheitlichkeit in der Durchführung seiner fleißigen Arbeit nicht förderlich sein, Während Keller an der von Riitime yer gegebenen Klassifikation der Rinderrassen in den Hauptzügen festhält, hat Duerst in seiner ,,Be- trachtung über die Entstehung der sogenannten Niederungsschläge des I44 Referate. Hausrindes“, Illustrierte landwirtschaftliche Zeitung, 23. Jahrgang, Nr. 63 und 64, die Herkunft dieser Schläge von dos ¢. primigenius bestritten. Seine Ansicht, die sich meines Erachtens bisher noch nicht hinlänglich mit Material stützen ließ, ist durch Helmichs ‚Beiträge zur Kritik der Abstammungs- frage des Hausrindes‘ beleuchtet und auf Grund fleißiger Materialstudien abgelehnt worden. Die Streitfrage wird nun in der Siegfriedschen Arbeit gegen Keller und Helmich weiter geführt, während die Be- schränkung auf die eingehende osteologische Bearbeitung uns für eine spätere fachmännische Prüfung der Primigenius-Brachyceros-Frage gewiß von höherem Werte gewesen wäre. Wissenschaftliche Streitfragen würden sich oft leichter erledigen lassen, wenn die jüngeren Kräfte, die in das Gebiet erst eingeführt werden, das Hauptgewicht auf sorgliche Be- arbeitung der Fundstücke legen wollten, anstatt der Verbreitung von noch ungesicherten Hypothesen Vorschub zu leisten. Die Methodender Rassenforschung, die zuerst Keller in eingehender Weise geschildert hat, werden auch von Siegfried be- schrieben. Wenn er aber sagt, daß ,,die prähistorisch-archäologische Methode ihre Kraft aus der Erforschung jener Überreste saugt, welche uns längst entschwundene Völker von ihrer Kunst und ihrem Gewerbe hinterlassen haben, als da sind Skizzen und Zeichnungen auf Renntierknochen, auf Steinen und Felswänden‘, so sei hier der Einwand gestattet, daß die paläo- lithische Kultur, die mit diesen Worten gekennzeichnet ist, noch keine Haus- tiere besaß. ‚Der paläolithische Mensch“, sagt Dr. Siegfried selbst auf Seite ı seiner Arbeit, „kennt weder den Ackerbau noch die Viehzucht“. Die Schädelfunde von Pasquart werden endlich mit einer Reihe von vorgeschichtlichen Funden Europas und mit asiatischen Relikten verglichen, um die Herkunft der Brachycerosrasse aus Asien begreiflich zu machen. Die Verbreitung führt von Nordindien über Mesopotamien, Syrien, die Insel Kos und die Länder des Balkan nach den Schweizer Pfahlbauten. Wenn aber diese interessanten Vergleiche in eine Spitze gegen Keller auslaufen, der sich auf den afrikanischen Umweg: ,,festbeiBe‘‘, so ist dazu zu bemerken, daß Keller eine ausschließlich über Afrika führende Verbreitung nach Europa noch niemals behauptet hat. Übrigens dürfte sich bei der gewaltigen Ausdehnung der Brachycerosrasse in der Aufstellung solcher Wege doch Vorsicht empfehlen. Stützt man sich zu einseitig auf Maße und Zahlen, so würde bald bei einer Mehrung der Fundstätten der wildesten Konstruktion von Wanderungsstraßen Vorschub geleistet. In dem vorliegenden Falle ist freilich Siegfried tatsächlich im Recht, doch nicht seiner Maßzahlen wegen, sondern weil die Forschung nach der Herkunft der Haustiere auch aus kulturgeschichtlichen Gründen seine Annahme teilt. Die Angriffe Siegfrieds auf Keller, der jahrzehntelang in fruchtbarster Weise unsere Kenntnis der Fragen der Haustiergeschichte vertieft hat, und die Form, in der Siegfried die fleißige Arbeit von Helmich ablehnte, hat mich veranlaßt, in dieser Besprechung die Schwächen der Abhandlung über „die Rinderschädelfunde von Pasquart‘ zu betonen. Anderseits will ich gerne ein- räumen, daß der Herr Verf. seiner schweren Aufgabe nach Kräften gerecht zu werden versuchte, und daß er in Einzelheiten recht wertvolles Material für weitere Studien auf diesem Gebiete zuliefern vermocht hat. H. Kraemer. Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin SW 11 Großbeerenstraße 9 Jahresbericht der - Vereinigung ti angewandte Botanik Der "Jahresbericht verfolgt die Aufgabe der Förderung und Vertiefung de wissenschaftlichen Erkenntnis im Dienste von Land- und Forstwirtschaft, Handel und Gewerbe durch botanische Forschung. Gerade die landwirtschaftlich-prak- tische Botanik ist in kurzer Zeit zu einem Wissenszweig herangewachsen, der bei vollständiger Selbständigkeit in seinen Errungenschaften bereits hervorragend mafigebend geworden ist für den weiteren Fortschritt auf den bezeichneten Gebieten. Der Jahresbericht dient daher als Sammelpunkt für die auf landwirtschaftlichen und verwandten Gebieten ausgeführten botanischen Forschungen. Bis jetzt liegen vor: — . Erster Jahrgang 1903. Geheftet 4 Mk. Zweiter Jahrgang 1903—1904. Geheftet 5 Mk. 20 Pf. Dritter Jahrgang 1904—1905. Mit 2 Tafeln und 10 Textabbildungen. "Geheftet 10 Mk. Vierter Jahrgang 1906. Mit 8 Tafeln und 7 Text- abbildungen. Geheftet 14 Mk. Fünfter Jahrgang 1907. Mit 5 Tafeln und 5 Text- abbildungen. Geheftet 16 Mk. 40 Pf. Sechster Jahrgang 1908. Unter der Presse, © Ausführliche Prospe kte gratis und franko. Zeitschrift für induktive Abstammungs- und Vererbungslehre Inhalt Abhandlungen : Seite Steinmann, G.. Zur Abstammung der Säuger . . . : 2 eee ees 65 Wolf, F. Über Modifikationen und experimentell ausgelöste Mutationen von Bacillus prodigiosus und anderen Schizophyten. . . . .». »....90 Referate Thomson, J. Arthur, Heredity. Johannsen, W., Elemente der exakten Erblich- keitslehre. Plate, L., Selektionsprinzip und Probleme der Artbildung. Newman, H. H., The process of heredity as exhibited by the development of Fundulus hybrids. Sutton, Arthur W., Brassica crosses. Schuster,. W., Uber mitteleuropäische Variationen und Rassen des Galium silvestre. Wettstein, R. v., Uber sprungweise Zunahme der Fertilität bei Bastarden. Heinricher, E., Beiträge zur Kenntnis der Mistel. Heinricher, E., Potentilla aurea L. mit zygomorphen oder auch asymmetrischen Blüten und Ver- erbbarkeit dieser Eigentümlichkeit. East, E. M., A study of the factors influencing the improvement of the Potato. Siegfried, H., Die Rinder- schädelfunde von Pasquart und deren Stellung zu den subfossilen und rezenten..‚Rindemassen tat sy ET N Be ee ee Die »Zeitschrift für induktive Abstammungs- und Vererbungslehre« erscheint in zwanglosen Heften, von denen vier bis fünf.einen Band von etwa 25 Druckbogen bilden. Der Preis des Bandes beträgt 20 Mark. Manuskripte, zur Besprechung bestimmte ‘Bücher und Separata, sowie alle auf die Redaktion bezüglichen Anfragen und Mitteilungen ~ sind an Dr. E. Baur, Berlin NW 7, Dorotheenstraße 5, zu senden; alle geschäftlichen Mitteilungen an die Verlagsbuchhandlung Gebrüder Borntraeger in Berlin SWıı, Großbeerenstraße 9. Die Mitarbeiter erhalten für Originalabhandlungen und kleinere Mitteilungen ein Bogenhonorar von 32 Mk., für Referate 48 Mk., für Literaturlisten 64 Mk. Von den Abhandlungen werden den Autoren 50 Be Br, weitere Exemplare gegen Berechnung gehoert: BAND II HEFT 3 . AUGUST 1909 ZEITSCHRIFT INDUKTIVE ABSTAMMUNGS- UND VERERBUNGSLEHRE HERAUSGEGEBEN VON -C. CORRENS «cıezıc), V. HAECKER (stuttaart), G. STEINMANN (conn), R. v. WETTSTEIN (wien) REDIGIERT VON E. BAUR (erin) i) ee ©] 433 Se 4 A . y Ee eee Li Fs r ‘ BERLIN VERLAG VON GEBRUDER BORNTRAEGER SW II GROSSBEERENSTRASSE 9 jae P- , 1909 Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin SW 11 Großbeerenstraße 9 Arten und Varietäten _ und ihre Entstehung durch Mutation. An der Universität von Kalifornien gehaltene Vorlesungen von Hugo de Vries. Ins. Deutsche übertragen von Professor Dr. H. ‚Klebahn. Mit’ 53 Textabbildungen. Geheftet. 16 Mk, gebunden 18 Mk. Das umfangreiche Werk von Er Vries, Die’ Mutationstheorie, ih UL oad für denjenigen wissenschaftlichen Leser. Interesse haben, der eigene Untersuchungen anstellen oder auf die Quellen zuriickgehen will, Um aber Ziele, Erfolge und Grenzen der Forschung auf diesem ‚Gebiete dem allgemein gebildeten Leser, dem ; ‚praktischen Pflanzenzüchter oder auch dem auf anderen Gebieten ar beitenden . Botaniker wie dem Biologen über haupt vorzuführen, ist das. vorliegende Buch - geeigneter. Es bietet. den Stoff in abgerundeter Form, mit. den- wichtigsten Einzelheiten, in neuer Anordnung und teilweise auch nach neuen Gesichtspunkten. i ; Eine Neuerung des Werkes. ist ferner eine stattliche Reihe von Abbildungen gr ee Originalzeichnungen. ines ae. gr iy und see R von de Vries. N Die Bedentung- der Reinkultur. nee _ Eine Literaturstudie von Dr. Oswald Richter, “Privat — £ es - dozenten- und. ‚Assistenten ‚am Pflanzenphysiologischen Institut ee der ‚Deutschen Univer. aitat.i in Prag. tres drei ee me I hoftet 4 Mk. 40 ES . & as tos hr Ehen: über die Regeneration ae = von Professor Dr. B. Némec. Mit. 180° Testabbildungen, tp pic - Geheftet 9 MR. 50 Er gebunden W Mk. ‚50. Pig. ae Auf Grund zahlr eichen neuer und originellen Versuche wird in dem Bue Zu das wichtige. ‘Problem der Regeneration von verschiedenen Seiten aus behandelt sje Die vielen Fragen, ‘die an die Regenerationsvorginge anknüpfen, sucht: der Ver- fasser ‘der Lösung nüherzubringen, indem er ausgewählte und günstige Objekte %, mae einer eingehenden experimentellen Untersuchung unterwirft; 80 gelangt er. zu einer nee Reihe von Resultaten, die auf die fraglichen Vorgänge in vieler. Beziehung ein neues Licht wert und die ‚für 70 en von ‚Inferetbe ind Wichtig EN sind. Wir 7 eig: Ausführliche Prospekte anna franko. 3 2 EF TY WU LIBRARY NEW YORK 8 Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. Von Ernst Lehmann, Kiel. Was de Vries mit dem Ausdruck ,,Zwischenrassen“, später „ever sporting varieties“ bezeichnete, hatte vor ihm schon Nägeli (1884, S. 191) gekannt und beschrieben (vgl. Solms-Laubach 1905, S. 45). Dieser schied zwischen Gewächsen mit ‚„entfaltungssteten“ und solchen mit ‚entfaltungsvagen‘“ Anlagen. Die ersteren kommen in jedem Individuum einer Sippe zur Entwicklung, während die letzteren bald latent bleiben, bald manifest werden. Die Gewächse mit entfaltungsvagen Anlagen entsprechen demnach den de Vries- schen Zwischenrassen, während die mit entfaltungssteten Anlagen die in vollem Umfange konstanten Rassen darstellen. Auch die Halb- und Mittelrassen von de Vries waren Nägeli schon bekannt. Die ersten sind seine Rassen mit ‚‚entfaltungsscheuen“, die zweiten die- jenigen mit „entfaltungsholden‘“ Merkmalen. Wenn demnach Nägeli schon auf das Vorhandensein von beständig umschlagenden Sippen hingewiesen und ihr Wesen in den Hauptzügen erkannt hatte, so gebührt doch de Vries das zweifellose Verdienst uns die Kenntnis der Erblichkeitsverhältnisse dieser Sippen, ihre Reaktion auf äußere Faktoren und vieles andere mehr durch jahrelange und außerordentlich sorgfältige Untersuchungen vermittelt zu haben. Ich will hier nicht auf Einzelheiten eingehen; es wird sich ja am Schluß meiner Ausführung noch Gelegenheit bieten, verschiedene Punkte der bisherigen Untersuchungen im Zusammenhange mit den neugewonnenen Ergebnissen zu besprechen. An dieser Stelle möchte ich nur, um das Verständnis des folgenden zu erleichtern, ganz kurz die Begriffe Zwischenrasse, Halb- und Mittelrasse präzisieren. Ursprünglich verwendete de Vries den Ausdruck Zwischen- rasse für Rassen „mit zwei um den Vorrang streitenden, antago- nistischen Eigenschaften und mit auffallend starker, durch diesen Induktive Abstammungs- und Vererbungslehre. IL, Io OTANICAL UAKRDEN 146 Lehmann. Streit bedingten Variabilitat‘‘ (Mutationstheorie I, S. 415). Später erschien ihm diese Benennung nicht mehr günstig, und er führte den englischen Ausdruck „ever sporting varieties“ ein, der von Klebahn mit „beständig umschlagende Varietäten“ verdeutscht wurde (de Vries-Klebahn 1906, S. 191), wobei diese Varietäten definiert werden als solche Formen, ,,die sich regelmäßig durch Samen fort- pflanzen lassen und von reiner, nicht hybrider Abkunft sind, aber nahezu in jeder Generation durch Sportbildung umschlagen“. Ich nenne die gleichen systematischen Einheiten hier mit Baur (1907, S. 441) beständig umschlagende „Sippen“, um nichts näheres über ihre systematische Wertung auszusagen (vgl. Nägeli 1884, S. I0 Anm.). Innerhalb dieser ‚beständig umschlagenden Sippen‘‘, für die als kurze Benennung auch ganz gut der Ausdruck „Zwischenrassen‘ beibehalten werden kann, ist nun zwischen Halb- und Mittelrassen zu scheiden. Bei den ersteren tritt das anomale Merkmal hinter dem normalen stets außerordentlich an Prozentzahl zurück, bei den letzteren halten sich beide Merkmale ungefähr die Wage. Beide Rassenarten sind nach den bisherigen Erfahrungen stets streng voneinander geschieden und mit den uns zu Gebote stehenden Mitteln läßt sich die eine nicht in die andere überführen. Innerhalb beider sind dann weiter noch folgende Unterschiede festzustellen. Einmal gibt es solche Rassen, bei denen die einzelnen Merkmale auf einem Teil der Individuen vor- handen sind, auf dem anderen aber völlig fehlen; weiter kommen andere vor, bei denen beide Merkmale auf jedem Individuum neben- einander auftreten, derart, daß ein Teil bestimmter Organe in der einen, ein anderer in der anderen Form ausgebildet ist. Je nachdem dann im ersten Falle die Individuen mit dem anomalen Merkmale, im zweiten die anomal ausgebildeten Organe sehr zurücktreten oder denjenigen mit dem normalen Merkmal an Häufigkeit ungefähr gleich- kommen bzw. sie darin übertreffen, haben wir in beiden Fällen mit Halb- oder Mittelrassen zu tun. Die bisher über derartige beständig umschlagende Sippen vor- liegenden Untersuchungen — zum größten Teil von de Vries, aber auch von einigen anderen Autoren, wie Tammes, Johannsen, Blaringhem usw. angestellt — beziehen sich ausschließlich auf der Kultur entlehnte Sippen. De Vries hatte deshalb schon selbst darauf hingewiesen, daß eine Untersuchung entsprechender Verhältnisse an wilden Arten erwünscht sei. Er sagt (Igo6, S. 263): „Eine klare Analogie zwischen ihnen (den beständig umschlagenden Varietäten der Kulturpflanzen) und den entsprechenden Typen der wilden Pflanzen Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 147 muß noch nachgewiesen werden.“ Als ich nun die zur Kultur aus verschiedenen Gründen so außerordentlich geeigneten Zwischenrassen der Veronica-Gruppe agrestis kennen lernte, entschloß ich mich, mit ihnen derartige Versuche vorzunehmen, zumal mir das Material günstig erschien, auch noch andere einschlägige Fragen zu erledigen. Es bleibt allerdings zu erwähnen, daß es sich hier um Ackerunkräuter, also nicht im eigentlichen Sinne des Wortes wilde Pflanzen handelt. Wenn demnach ein gewisser Einfluß der Kultur kaum zu leugnen sein dürfte, so werden wir doch andererseits sehen, daß auch wirklich wilde Veronica-Arten sich offenbar ganz entsprechend verhalten, wie die hier zur Untersuchung herangezogenen Unkräuter. Von anschließenden Fragen kamen in erster Linie die Periodizität der Anomalien, die jade Vries und nach ihm T. Tammes auch schon studiert hatten, in Betracht; einmal aber war eine eingehende Untersuchung derselben an anderen Arten sehr erwünscht, und zweitens konnten durch Beobachtung von zwei voneinander unabhängigen Anomalien auf derselben Pflanze Resultate in verschiedenen Richtungen erwartet werden. Ganz von selbst drängte sich dabei eine Stellungnahme zu Arbeiten früherer Autoren, wie vor allem Vöchtings Untersuchungen mit Zinaria spuria und den neuerdings von Klebs vorgetragenen Anschauungen über künstliche Hervorrufung von Bildungsabweichungen auf. — Einige Tatsachen, welche den ersten Teil der Untersuchungen betreffen, wurden in vorläufiger Form schon in den Ber. d. deutsch. bot. Ges. 1907, S. 464 ff. mitgeteilt, woran an den betreffenden Stellen angeknüpft werden wird. Art der Versuchsanstellung — Kulturbedingungen. Die speziell in der soeben gekennzeichneten Richtung angestellten Versuche entwickelten sich aus anderen, welche zum Teil im all- gemeinen die Erforschung der Variabilität der Arten der Veronica- Gruppe agrestis zum Ziele hatten, teils auch unter ganz anderen Gesichtspunkten angestellt wurden. Die in diesen Versuchsreihen erhaltenen gelegentlichen "Resultate, welche sich für unser Thema brauchbar erwiesen, wurden, natürlich mit der nötigen Vorsicht, über- nommen. Es sind das übrigens nur einige wenige Daten aus dem Jahre 1906 (Kultur im Versuchsgarten in Gruna und in Blasewitz bei Dresden). Aber schon Ende dieses Jahres erhielten die Versuche ihre bestimmte Richtung und wurden dann 1907 im botanischen Garten 10* 148 Lehmann. Leipzig und 1908 in meinem Versuchsgarten Blasewitz in gleicher Weise weitergeführt. Ich möchte gleich an dieser Stelle die Gelegenheit ergreifen, um Herrn Geheimrat Pfeffer für die freundliche Erlaubnis zur Benutzung der Einrichtungen des botanischen Gartens für meine Zwecke aufs beste zu danken, auch bin ich Herrn Inspektor-Mönkemeyer für mir jederzeit gebrachtes Entgegenkommen verbunden. Die Zählungen, Messungen usw. wurden sämtlich selbst ausgeführt, nur bin ich Herrn cand. Schneider in Leipzig dankbar für Vertretung in einem Falle und für Erleichterung, die er mir durch Nachschreiben meiner ihm diktierten Beobachtungen verschaffte. Auch 1908 mußte ich mich während der Zeit der größten Arbeit nach Hilfe umsehen, welche mir von den beiden Damen Fräulein Joh. und Dor. Große in äußerst gewissenhafter und ausdauernder Weise ebenfalls durch Nachschreiben der beobachteten Tatsachen gewährt wurde. Auch ihnen sei hiermit mein bester Dank ausgesprochen, ebenso wie Herrn Maler Herz in Dresden, welcher große Sorgfalt auf die Ausführung der beigegebenen Abbildungen verwendete. Was nun die Versuche selbst anbetrifft, so wurden für sie ab 1907 die Saaten im Gewächshaus oder am Zimmerfenster angezogen, worauf dann die Sämlinge im Freien einzeln oder zu mehreren in Töpfe verpflanzt wurden. Während 1907 noch häufig mehrere Pflanzen in einen Topf kamen, wurde 1908 fast nur einzeln gepflanzt. Die Töpfe waren, wo nicht eine Beschränkung der Ernährung vorgesehen war, geräumig genug, um bei Beschickung mit nahrhafter Erde die vollständige Entwicklung einer Pflanze zu erlauben. Übrigens wurden hier und da auch Kontrollversuche im freien Land angestellt. Sollten Pflanzen zur Samengewinnung isoliert werden, so wurden sie unter mit engmaschiger Roßhaargaze bespannte Holzgestelle ge- bracht. Jeder Topf wurde, um vom Boden aufsteigende Insekten abzuhalten, auf einen umgedrehten Blumenuntersetzer gestellt, der in einem größeren, normal aufgestellten gebracht war, welch letzterer mit Wasser gefüllt wurde. — Das zur Aussaat verwandte Samen- material wurde zu Anfang der Versuche einer Reihe übereinstimmender Pflanzen entnommen; später aber lieferte stets nur ein bestimmtes Individuum das Ausgangsmaterial. Es wird in jedem einzelnen Falle Mitteilung darüber gemacht werden, in welcher Weise ver- fahren wurde. Die Beobachtungen der Blüten wurden täglich an- gestellt und ihre Ergebnisse in die später zu besprechenden Journale eingetragen. Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 149 Vorteile und Nachteile der Versuchspflanzen. Einer der größten Vorteile meiner Versuchspflanzen besteht in ihrer außerordentlich kurzen Vegetationsperiode. Ich habe für V. opaca z. B. festgestellt, daß frischgeerntete Samen 8 bis 14 Tage nach der Aussaat keimten. Im Jahre 1907, wo die Keimung in einem speziellen Falle z. B. am 30. April eingetreten war, zeigten sich am 20. Mai die ersten Blüten, während ich am 27. Juni die ersten reifen Samen ernten konnte. Die letzten Samen wurden mit Ende Juli, Anfang August entnommen, so daß die gesamte Vegetationsperiode sich von Mitte April bis Anfang August, also zirka durch dreieinhalb Monate erstreckte. Eine zweite Generation mit den ersten Samen wäre aber schon nach zweieinhalb bis drei Monaten zu erhalten. Bei V. agrestis und polita stellten sich die gleichen Zeiten zwar um einen halben, bei V. Tournefortii um einen ganzen bis eineinhalb Monat länger; dennoch liegen hier aber, ganz besonders bei J” opaca, auch für Ackerunkräuter die Verhältnisse außerordentlich günstig. Hat doch Reinöhl (1903, S. 167) z. B. gezeigt, daß die Vegetationsperiode von Siellaria media im allerbesten Falle 144 Tage beansprucht, während Pflanzen wie Veronica hederifolia eine Samenruhe von mehreren Monaten benötigen. Mit den Veronicae agrestes ist man also einmal in der Lage, zwei bis drei Generationen in einem Jahre zu erziehen, und dann kann man durch sukzessive Aussaat die einzelnen Kulturen zu verschiedener Zeit im Sommer verlegen, wodurch natürlich eine größere Arbeit be- wältigt werden kann, als wenn Blüte und Samenreife bei allen Ver- suchen gleichzeitig fallen. Selbstverständlich wurde darauf geachtet, daß Vergleichskulturen stets auch zu derselben Zeit ausgesät wurden und sich entwickelten. Von großem Werte für Untersuchungen, wie die vorliegenden, sind dann weiterhin die Bestäubungsverhältnisse der Veronicae agrestes. V. agrestis, polita und opaca sind fast stets autogam und befruchten sich schon in der Knospe. Nur bei intensiver Beleuchtung öffnen sich die Blüten so weit, daß auch Kreuzbefruchtung stattfinden kann. Wie wenig dieselbe aber offenbar ausrichtet, zeigt z. B. die folgende Kultur von V. folita. Es gibt zwei Farbenvarietäten dieser Art, die häufig durcheinander wachsen. Bei getrennter Aussaat des Samens beider Varietäten von einem solchen Standort ergaben beide reine Kulturen. Man kann daraus ermessen, daß den Versuchen außerordentlich reine Stämme zugrunde liegen. Auch die Blüten von V. Tournefortii befruchten sich sehr oft selbst, wenn auch nicht zu verkennen ist, daß die ge- samten Blüteneinrichtungen hier der Fremdbestäubung günstiger sind. 150 Lehmann. Die Pflanzen haben aber auch Nachteile, besonders V. Tournefortii, soweit sie zur Blütenuntersuchung herangezogen wird. Zuerst kommt da die Kurzlebigkeit und das leichte Abfallen der Blüten in Betracht. Je nach der Wärme und der Beleuchtungsintensität öffnen sich die Blüten zu verschiedenen Zeiten am Morgen, um nach einigen Stunden ab- gestoßen zu werden, nachdem sie sich vorher mehr oder weniger wieder geschlossen hatten. Kerner hatte diese Tatsachen schon näher untersucht (vgl. Burgerstein: Kerners Beobachtungen über die Zeit des Öffnens und SchlieBens von Blüten. Ost. botan. Z. ıgor. S. 185). Man ist somit genötigt, die Beobachtungen innerhalb der wenigen Stunden, während welcher die Blüten täglich geöffnet sind, zu beenden. Die Abhängigkeit der Blütenbildung und Entwicklung vom Licht geht bei dieser Art aber noch erheblich weiter. Wie bekanntlich schon Vöchting festgestellt hat (1893, S. 173), bleiben die Blüten bei geringer Lichtintensität geschlossen und ganz klein, so daß die Beobachtung auf diese Weise natürlich stark erschwert wird und man die Blüten zur Zählung aufpräparieren muß. Mir sind derartige Störungen in meinen Versuchen aber nur selten und hauptsächlich im Frühjahr während längerer Regenperioden vorgekommen. Man kann ihnen ja auch durch Aufstellung an freien, der Beleuchtung ungehindert Zutritt gestattenden Lokalitäten in weitgehendem Maße begegnen. Übrigens sind die anderen Arten, besonders V. agrestis und opaca für Lichtverminderung bei der Blütenentwicklung in geringerem Maße empfindlich. Wir kommen hierauf weiter unten nochmals zurück. Erster Teil. Die Anomalien der Veronica-Gruppe agrestis. Wie in der ganzen Gattung Veronica, so ist auch in der in Rede stehenden Gruppe eine große Anzahl der mannigfaltigsten Anomalien be- kannt. Wir finden dieselben an verschiedenen Orten zusammengestellt (vgl. Camus 1886, Penzig 1894, ILS. 212)!). Ich führe hier zuerst die hauptsächlichsten bei Penzig erwähnten Anomalien kurz an. 1) Die hierhergehörigen Anomalien sind bei Penzig unter den Namen V. agrestis L., V. Buxbaumii Ten. und V. didyma Ten. zu finden. Unter dem Namen V. agrestis L. sind V. polita Fr. und V. opaca Fr. mit inbegriffen; es handelt sich also um V. agrestis auct., non agrestis L. vera (vgl. Lehmann 1008, S. 645). Über die Zu- gehörigkeit der Anomalien zu den einzelnen Arten ist also nichts zu erkennen. — V. Buxbaumtt Ten. = V. Tournefortii Gm., V. didyma Ten. = V. polita Fr. Das Zitat von Noll (1883) unter V. Buxbaumii ist irrtümlich. Es handelt sich in diesem Falle um V. longifolia L. Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. I5I V. agrestis L.: Zahlreiche Abweichungen in der Gliederzahl von Kelch und Krone; Stamina bisweilen völlig abortiert; Gynäceum nicht selten dreigliedrig; tricotyle Keimpflanzen, wobei auch die beiden folgenden Knoten hie und da mit je drei Blättern. V. Buxbaumi Ten.: Zwergexemplar mit einer einzigen terminalen Blüte; Synanthien; gefüllte Blüten; Durchwachsung der Blüte; ekblastése floripare aus den Kelchblattachseln; Wechsel in der Gliederzahl von Petalen und Sepalen; 1—4 Stamina, I—4 Carpelle. V. didyma Ten.: Dreigliedrige Corolle. Auf die hier angeführte Spezialliteratur des näheren einzugehen ist unnötig; die betreffenden Angaben beruhen durchweg auf gelegent- lichen Beobachtungen oder beziehen sich, soweit sie eingehender sind, auf Erörterung der Stellungsverhältnisse. Wir werden nun im Laufe der folgenden Auseinandersetzungen die einzelnen Anomalien eingehend betrachten und in erster Linie. die Häufigkeit ihres Auftretens, dann auch ihre Abhängigkeit von äußeren Faktoren studieren. Wir beginnen die Darlegung mit den Untersuchungen der so auffälligen und schon von verschiedenen Seiten beobachteten Abweichungen in der Zahl und Stellung der Glieder der Blütenphyllome. Sepal- und Petalanomalien. Bestimmt gerichtete Versuche mit Petalanomalien von V. Tourne- fortii unternahmen zuerst W. u. A. Bateson (1892) und Bateson und Pertz (1898). In der ersten Arbeit werden neben anomalen Blüten einer Reihe anderer Pflanzen auch solche von V. Tournefortü besprochen. Die Autoren haben an verschiedenen Plätzen der Um- gebung von Cambridge diese Pflanze mit einer Anzahl von Anomalien aufgefunden. Es werden die folgenden fünf Blütenvarianten be- schrieben und abgebildet. A. normale Veronica-Blüte: 4 petale Corolle. B. anomale Blüten: ı. Corolle mit 5 Petalen (2 vorderen), 2. Corolle mit 5 Petalen (2 hinteren), 3. Corolle mit 3 Petalen (nach %), 4. Corolle mit 2 Petalen (median). Nach Erörterung der Stellungsverhältnisse wird mitgeteilt, daß einerseits fünfblättrige Blüten mit normalen, andererseits zwei- und dreiblättrige Blüten mit normalen gemeinsam am selben Individuum 152 Lehmann. auftraten. Bezüglich des Prozentgehaltes der Anomalien ergaben sich bei Zählung von 1600 Blüten die folgenden Werte: 5 blattrig (2 v.) | 5 blattrig (2 h.) | 3 blattrig | 2blättrig 0,3% | 0,5% | 6% | 1% Die zweite Arbeit beschäftigt sich ausschließlich mit V. Tournefortii, und zwar ist sie unternommen, um festzustellen, ob ein Unterschied existiert zwischen den Abkommen von normalen Blüten und den- jenigen von anomalen. Wir werden auf die betreffenden Ergebnisse weiter unten noch zurückzukommen haben. Einstweilen interessiert uns die Arbeit aus anderen Gründen. Es wird nämlich neben den in der vorigen Abhandlung beschriebenen Blütenformen noch eine große Zahl anderer (im ganzen über 20) anomaler Blüten beschrieben und abgebildet und zudem wird die genaue Prozentzahl der über- haupt gefundenen Anomalien mitgeteilt. Die neu hinzugekommenen Blütenanomalien sind entweder unvollständig ausgebildete Formen ‘der schon beschriebenen Typen, Kombinationen derselben, noch etwas weitergehende Spaltungen, wie etwa Kronen mit drei vorderen oder drei hinteren Petalen oder aber einige ganz unregelmäßige Formen. Bei weitem in der Mehrzahl aber der übrigens allgemein viel selteneren komplizierteren Anomalien läßt sich eine der zuerst beschriebenen vier Typen als Grundform erkennen. Hierauf aber, ebenso wie auf andere Einzelheiten der Batesonschen Arbeiten wird später noch zurückzukommen sein. Neuere Autoren sind auf die einschlägigen Fragen meines Wissens nicht mehr zurückgekommen. Die Sepalanomalien sind auch von den genannten Autoren nur gelegentlich berührt worden. Eigene Untersuchungen. Meine Untersuchungen der anomalen Blüten von V. Tournefortu erstrecken sich über die drei Sommer 1g06, 1907 und 1908. Das dazu verwendete Material stammt von den folgenden Standorten: I. Straßburg, Schutt hinter dem Proviantamt. 14. November 1903 leg. Dr. A. Ludwig. (Kulturversuch 3A und 3B.) 2. Römerstein bei Sachsa (Harz). 3. Oktober 1907 leg. Prof. Dre Gy Conrensn(kesavews. T. x): 3. Roitschberg bei Meißen (Sachsen) Juni 1906 leg. ipse. (K. V. 30 und 32). 4. Pirna (Sachsen), Acker an der Rottwerndorfer LandstraBe leg. ipse. (K. V. 17, 23 und 25). Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 15 Ww Zur Zählung gelangten im ganzen zirka 20000 Blüten. Wir betrachten nun zuerst die Verhältnisse, wie sie sich in den Versuchen mit Deszendenten von Pflanzen der einzelnen Standorte ergeben, gesondert. Standort I. (K. V. 3). Im Sommer 1906 säte ich Samen von dem mir von Dr. Ludwig übersandten Material zum Zwecke der Beobachtung vegetativer Ver- hältnisse gesondert einmal in Töpfe, die ich der Sonne stark aus- setzte (A), und zweitens in schattiges Gartenland (B) aus. Bei der Blüte fielen mir bald anomale, zwei- und dreiblättrige Blumenkronen auf (s. Fig. 2u.3). Es war mir in diesem Jahre nur möglich, eine geringe Anzahl derselben zu zählen: die Verhältnisse stellen sich wie folgt: Tabelle r. A li = K. V. normal 3 Petalen 2 Petalen moe a 2 <= ge gesamt zählten Blüten 3A 65 73% 19 21% GB Ge 24 27% 89 3B 44 69% 17 26% 3510.05 20) 31% 64 Von beiden wurde getrennt Samen geerntet. Da B im Garten ganz allein ausgesät war und sonst, abgesehen von den auf einem nach der anderen Seite des Hauses gelegenen Balkon befindlichen Töpfen weit und breit keine V. Tournefortii zu finden war, so-können die betreffenden Pflanzen schon jetzt als einigermaßen isoliert gelten. 1907 wurden beide Samenproben getrennt ausgesät. Ich habe das Ergebnis schon in Berichten der deutsch. bot. Ges. mitgeteilt, will es aber hier der Vollständigkeit halber wiederholen. Zudem waren dort die zweiblättrigen Kronen nicht besonders notiert, was hiermit nachgeholt wird. Tabelle 2. 5 Petalen| seltene | Anomal. | Zahl der ge- NY: Ie 32 > a a eetalen (2 hint.) | Anomal. | gesamt | zählten Blüten 3A | 83,2% | 5,8% 1,2% 2% 0,3% | 16,8% 967 3B | 80,8% | 94% | 0,5% | 23% | 08% | 192% 647 Wie aus der Tabelle hervorgeht, ergaben sich bei der größeren Zahl und konsequenteren Durchführung der Zählungen, daß neben den zwei- und dreiblättrigen Kronen auch noch andere Anomalien hin- 154 Lehmann. zutraten, welche aber, wenigstens hinter den dreiblättrigen erheblich an Menge zurückblieben. Einzelne Töpfe von A wurden nun gesondert von den, weit entfernt in dem hinteren Teil des Leipziger botanischen Garten stehenden übrigen Töpfen, an ein Laboratoriumsfenster gestellt, daselbst beob- achtet und der Samen geerntet. Von zwei dieser Pflanzen wurde derselbe dann 1908 wieder ausgesät. Die erhaltenen Deszendenten ergaben bei kursorischer und nicht alltäglicher Zählung folgende Prozentzahlen der drei- und zweipetalen Kronen (nur diese wurden gezählt): normal: 67,4%, 3 Petalen: 26,4%, 2 Petalen: 6,2% (163 Blüten). Von B wurden 1907 eine Anzahl Töpfe unter Gazehäuschen gut isoliert. Von zwei dieser isolierten Pflanzen wurde 1908 wieder Samen ausgesät. Es ergab sich: normal: 69,3%, 3 Petalen: 25,6%, 2 Petalen 5,1% (199 Blüten). Wie man sieht, stimmen die erhaltenen Zahlen unter sich und mit denjenigen von 1906 ausgezeichnet überein. Differenzen ergeben sich indessen gegenüber 1907. Soweit dieselben nicht auf die geringe Anzahl der Zählungen zurückzuführen sind, dürften sie ihren Grund darin haben, daß 1907 Samen von verschiedenen Pflanzen durch- einander, 1906 und 1908 aber Deszendenten einzelner Individuen mit hohem Anomaliengehalt ausgesät wurden. Auch 1908 wurden die seltenen Anomalien von 1907 wohl beobachtet, aber nicht gesondert notiert. Jedenfalls geht aus den angeführten Zahlen mit Sicherheit hervor, daß eine Rasse vorliegt, welche innerhalb dreier Generationen konstant dreiblättrige Kronen zu 5,8— 26%, zweiblättrige zu 0,5—6,2% hervor- gebracht hat, während fünfblättrige Kronen im höchsten Fall zu 2,3% beobachtet wurden. Der Kelch war fast stets regelmäßig vierzipflig. Die Zählungen ergaben folgendes Resultat: Tabelle 3. Kelchzi pfel Anzahl Jahr der gezählten 3 | 4 | 4% | 5 | 6 Kelche 1907 I 1586 2 — — 1589 1908 I 191 -— 2 I 194 Wir haben, was den Kelch anbetrifft, also eine außerordentlich arme pentasepale Halbrasse vor uns. Vergleichen wir aber die für die Kronen erhaltenen Werte mit den Zahlen, die wir soeben für Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 155 einige Batesonsche Rassen vom Jahre 1892 kennen lernten (s. S. 9), die ihrerseits wieder mit solchen desselben Autors von 1898 überein- stimmen, so ergibt sich, daß meine Rasse vom Standort I ganz die- selben Anomalien in ähnlichen, wenn auch im allgemeinen etwas höheren Prozentsätzen, aufzuweisen hat, wie die betreffenden Bateson- schen Rassen aus der Umgebung von Cambridge. Standorts ll (RK V. 28. 12275) Am 5. Oktober 1907 war Herr Professor Correns so liebens- würdig, mir einige Kapseln einer V. Tournefortii vom Römerstein bei Sachsa zu senden, von denen er mir mitteilte, daß ‚ihm alle (oder fast alle) offenen Blüten dreizählig (nach 15) zu sein schienen“. Ich säte den erhaltenen Samen im Frühjahr 1908 aus und bekam zehn Pflanzen, welche im großen und ganzen dieselben Anomalien zeigten, wie die Pflanzen des Standortes I, nur in außerordentlich viel reicherem Maße. Ich lasse hier die Übersicht der beobachteten Blüten folgen. Tabelle 4. : Zahl normal 3 Petalen 2 Petalen 5 Petalea Anomahen der gezählten (2 vord.) gesamt Blüten 264 49,2% | 218 40,6% | 53) 939% | 2 0,3% | 273 50,8% | 537 Der Kelch zeigte auf 540 Zahlungen einmal 41/, Sepala, im übrigen stets nur 4. Vergleichen wir diese Rasse von Standort II mit der vorher- gehenden, so ergibt sich das folgende Ubereinstimmende: Die Petalanomalien sind vorwiegend bzw. fast ausschließlich zwei- und dreiblättrig; die fünfblättrigen treten ganz zurück. Sepalanomalien sind nur in Bruchteilen von Prozenten vorhanden. Abweichend ist, daß bei Standort II die Petalanomalien über- haupt viel häufiger sind als bei I und daß andererseits bei I die Einkerbung bzw. Teilung des hinteren Kronblattes viel mehr hervor- tritt als bei II, wo das vordere Kronblatt in einigen wenigen Fällen gespalten war. Die Übereinstimmungen werden erst nach Erörterung der folgenden Standorte genügend gewürdigt werden können. Die Differenzen aber dürften sich auf zweierlei Weise erklären. Die so auffallend hohe Prozentzahl der Anomalien beruht wahrscheinlich darauf, daß mir in Standort II eine andere Linie vorgelegen hat, als in Standort I. Trotz sorgfältigster Kultur der Pflanzen des letzteren erhielt ich Tabelle 5. Petalanomalien. K. V. 32 (A). | Vorderes Hinteres [Seitliches ; Serene h Gesamt- Gesamt- 5 Petalen | 5 Petalen Petal Petal 3 vordere zahl der zahl der Jahr Pflanze normal . halt Petal ver- Ano- = ähl (2 hint.) | (2 vord.) halb- halb- Petalen : gezählten | gezählten gespalten | gespalten | doppelt malien | Anomalien | Blüten 1907 A | 997 90,6% | 13 1,2% | 44 4 %|27 23,4% |13 1,2% | 3 0,2% |4 0,3 % _ 104 9,4% IIOI 1908 III, 2 | 1153 92,194] 22 1,7% | 49 4 %| 14 1,1%| 8 0,6% — TOS LOH Am 0782970015919 1252 1908 V,4 94 32,5% | 3 3,6% | 14 12,3% | 21,6%| 109% — — — 20 17,5% 114 a Te En | EEE | eee EEE EEE Summe 2244 91 % | 38 1,5% |107 43% 43 1,7% | 22 0,9% | 3 0,1% |5 0,18% |4 0,16% |223 9 % 2467 A = Tabelle 6. E Petalanomalien. K. V. 30 (C). Vorderes | Hinteres | Seitl. Seltenere ; Zahl der 5 Petalen | 5 Petalen Petal Petal Petal |3 vordere 3 Anomalien ei Jahr|Pflanze normal p x Ano- gezahlten (2 hint.) | (2 vord.) halb- halb- ver- Petalen | Petalen : gesamt Bl gespalten | gespalten | doppelt malien üten 1907| C 256 2 10,7:9% 17. 192.6;610%|07128,619, — I. = — == 32) 02 Oe 288 * 1908} II, 2 | 3109 84,3 % |281 7,6 %| 133 3,6% | 52 1,4%| 9025 %10,03% 7 0,19%|4 0,12% 8 0,2 %| 577 15,7 % 3686 V, 1 ||1462 81,5% |196 10,9%| 64 3,6% | 14 0,8% — — 156 81 % — == 333 18,5 %| 1795 III, 5 1385 84 % 118 7,1%| 71 43% | 27 1,6% | 37 3,2%110,06%| 7 0,4 %11 0,06% —_ 264 16 %| 1650 IV, 3 22 1,1% 30 1,4% | 11 0,5%| 18 0,8% — — 1 0,05 % _ 82 4 %| 2059 Ili | 29 52%| 10 1,9%| 61,0% 610% — 102 %204% — | 54 9,6 % 559 en EEE EL EEE ES ee eee ee FE Sr ME I 2 I Sr el Se nz Summe | 8694 86,6% 648 6,4% 327 3, % |r2t 1,2% 151 1,5% 2 0,02 %|71 0,7 % 8 0,8 %| 8 0,08% |1342 13,25%] 10037 Leal i Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 157 niemals höhere Prozentsätze als 26 für die dreipetalen Blüten, während die Pflanzen von Standort II unter denselben Bedingungen sofort denselben Prozentsatz ergaben. Ich muß allerdings zugeben, daß die für diese Rassen vorliegenden Zählungen zu gering sind, um die Frage endgültig zu entscheiden und weiteren speziell zu diesem Zwecke aus- zuführenden Kulturversuchen überlassen bleiben muß; jedenfalls spricht aber auch die verschiedene Ausbildung der fünfblättrigen Kronen stark dafür, daß hier zwei erblich verschiedene Sippen vorliegen, besonders nach den Ergebnissen der umfangreichen Zählungen der nächsten Standorte. Um den Einfluß veränderter Außenbedingungen kennen zu lernen, wurden einige kleine Versuche in außerordentlich wenig nahrhafter, mit Sand gemischter Erde angestellt. Obgleich die Pflanzen darin nur sehr kümmerlich wuchsen und wenig Blüten hervorbrachten, waren doch auch hier anomale Blüten in großer Zahl zu konstatieren (unter 85 Blüten: 40 normale, 37 dreiblättrige und 8 zweiblättrige. Standort III. (K.V. 30 (C) und 32 (A).) Der Reitschberg bei Meißen lieferte mir bei meinem Besuch im Juni 1906 einige interessante Petal- und Sepalrassen von V. Tourne- fort, welche ich im folgenden besprechen werde. Wie ich in meinem vorläufigen Bericht (1907, S. 467) mitteilte, ging ich im Jahre 1906 von je zwei Pflanzen aus, deren Samen ich gemeinsam säte. Die Nachkommen des einen Paares bilden die Rasse A, die des anderen die Rasse C. Ich wende mich zuerst zur Besprechung der Petal- anomalien beider Rassen. Vergleichen wir die Tabellen 5 und 6 mit den Übersichten für Standort I und II, so zeigen sich sofort auffallende Unterschiede. Ich stelle die Prozentzahlen für die Hauptanomalien von den drei Standorten hier nochmals zusammen. Tabelle 7. | Petal Vord. Hint. Standort | 2 Petalen 3 Petalen a Peron 5 is En Petal halb-| Petal halb- | (2 vord.) (2 hint.) gespalten | gespalten | 4 2 _ 21 — — m | 9,9 40,6 0,3 _ _ _- Ill. A | = = 6,8 1,8 1,7 0,9 III. Cc —_ 0,08 3,2 6,4 ied a5 I und II haben also außerordentlich zahlreiche zwei- und drei- blättrige Kronen, die fünfblättrigen treten sehr stark zurück. III Aund 158 Lehmann. III C haben dagegen gar keine zweiblättrigen und nur Bruchteile von Prozenten dreiblättriger Kronen oder gar keine solchen, dagegen sind die fünfblättrigen beider Art (s. Fig. 7 u. 8) bei III sehr häufig. III A und C unterscheiden sich indessen unter sich insofern als A einmal einen etwas geringeren Prozentgehalt an Anomalien überhaupt besitzt als C, andererseits aber bei C die fünfblättrigen Kronen mit zwei hinteren Petalen diejenigen mit zwei vorderen bedeutend über- wiegen, während bei A das umgekehrte der Fall ist. Auch die un- vollständigen Stadien der Verdoppelung der Petalen verhalten sich entsprechend; bei A überwiegen die vorderen halbgespaltenen, bei C die hinteren halbgespaltenen Anomalien. Bei Betrachtung der Tabellen unter Standort III im einzelnen ergibt sich für A eine gute Übereinstimmung; das Überwiegen der Anomalien im eben genannten Sinne ist durchgehend. Nicht so ein- deutig sind die Zahlen von C. Einmal überwiegen die Kronen mit zwei vorderen Petalen im Jahre 1907 ganz erheblich, und dann war auch bei den Abkommen von Pflanze IV 3 dasselbe, allerdings in viel geringerem Maße zu konstatieren, wobei zugleich noch der geringe Prozentgehalt an Anomalien überhaupt auffällt. Wir können uns diese Tatsachen aber leicht erklären, wenn wir bedenken, daß III A und C ursprünglich je zwei Pflanzen von demselben Standort zugrunde lagen. Bei A gehörten diese beiden zufälligerweise derselben Rasse an, während bei C eine der einen, die andere der anderen entstammte. Bei reiner Aussaat von Abkommen je einer Pflanze 1908 haben sich dann die Rassen auch innerhalb C getrennt. Das so außerordentlich starke Hervortreten der Kronen mit zwei vorderen Petalen 1907 aber hat seinen Grund vor allem darin, daß 1907 pro Pflanze viel weniger Blüten und meist nur innerhalb der ersten Dekaden über dem Grund gezählt wurden, dort, wo, wie wir im zweiten Teil sehen werden, und was ich 1907 noch nicht wußte, gerade die Kronen mit zwei vorderen Petalen vorwiegend auftreten, während die mit zwei hinteren zumeist erst höher an den Pflanzen vorkommen. Um nun aber auch einen Einblick in die Verhältnisse zu ge- währen, wie sie die Abkommen einer einzelnen Pflanze aufweisen, seien in der Tabelle 8 die Zahlen für die Familie II 2 von C wieder- gegeben. Die Tabelle 8 läßt erkennen, daß bei allen Pflanzen, bei denen eine größere Anzahl Blüten gezählt wurde, die fünfblättrigen Kronen mit zwei hinteren Petalen über die mit zwei vorderen überwiegen. Nur wo wenige ‚gezählt wurden (z. B. XXXI) sind mehr mit zwei Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis, I59 Tabelle 8. on Ee normal | > Bete as ctan| er en | ae | yee 3 Petalen Pflanze | (2 bh.) | (2 v-) |halbgesp.\halbgesp.|verdopp., Pet. | | | IV 153 26 | 4 3 | 2 — | 2 I Vv || | aro 4 Be | nn VI 191 20 200 | cy | Il ı o— — — VIII 272 36 Tis wall 5 12 —_ — - IX 14 | I | — —_— — — — x 163 4 3 I I — —_— — XI 343 22 | 14 — 12 I 2 —_ XII 149 @ | ae | 2 = = — XIII 380 33 12 3 8 — I — XV 249 | 17 | 13 I 6 — — = XXVII 28 9 — I I — — _ XXIX 345 31 17 5 9 = = 2 OKT | er og a em er = = = XXXII 365 41 9 woy >], ur — — I XXXII 273 19 6 Bl 5 _— FE — Summe | 3109 281 134 55 Son Tn 7 4 vorderen Petalen vorhanden. Das liegt aber eben auch hier daran, daß im unteren Teil der Pflanzen die Krone mit zwei vorderen Petalen fast ausschließlich vorkommen, während die mit zwei hinteren Petalen erst weiter oben hinzutreten. Bezüglich des absoluten Ge- haltes an Anomalien treten Schwankungen in nicht zu weiten Grenzen auf. Die selteneren Anomalien wurden nur an einzelnen Pflanzen beobachtet, während sie an anderen nicht angetroffen wurden. Wenn wir nun IIIA und C mit den Rassen Batesons ver- gleichen, so ergeben sich da ebenfalls wieder wie bei Standort I und II weitgehende Parallelen. Einmal ganz im allgemeinen zeigen uns die Batesonschen Rassen 1898 I und II das gleiche Hervortreten der fünfpetalen Kronen und das gänzliche Zurücktreten bzw. Schwinden der drei- und zweipetalen. Dann’ aber hatte ich schon 1907 S. 468 darauf hingewiesen, daB mir die Abkommen der Bliite E eine andere Rasse zu repräsentieren schienen, als die übrigen Pflanzen der Rasse I, indem die Blüten mit zwei vorderen Petalen die mit zwei hinteren überwogen. Offenbar entsprechen die Abkommen dieser Blüte E meiner Rasse A, während die übrigen mit der Rasse IIIC identisch sind, mit Ausnahme von IV 3. Es könnte mir aber nun vielleicht der Einwand gemacht werden, daß ich die Ergebnisse von IIIA und C nicht miteinander vergleichen 160 Lehmann. könnte, da die Zählungen in beiden Fallen so ungleich umfangreich seien (2467 und 10037 Zählungen), und ja bekanntlich die Genauig- keit den Quadratwurzeln aus den Beobachtungszahlen proportional ist. Dieser Einwand ist aber deshalb nicht stichhaltig, da ja schon viel geringere Zahlen bei IIIC zu ganz demselben Resultat führen, wie die Endzahlen. Wenn wir das Ergebnis der 3109 Zählungen von II 2 mit dem Endergebnis von IIIC vergleichen, so erhalten wir fast dieselben Werte. 2467 und Y3109 verhalten sich aber wie 49 zu 56; die Zählungen sind also direkt vergleichbar. Ich möchte an dieser Stelle aber noch besonders hervorheben, daß die Kulturbedingungen für all die bisherigen Versuchsreihen dieses und der letzten Standorte, soweit nicht besonders bemerkt, gänzlich gleichmäßig gewählt wurden und die Differenzen auf veränderte Außeneinflüsse keineswegs geschoben werden können. Aber auch durch veränderte Ernährungsbedingungen qualitative Differenzen im Anomaliegehalt hervorzubringen, war mir hier eben- sowenig wie bei Standort II möglich. Es wurde zwar nur ein wenig umfangreicher Versuch in dieser Hinsicht angestellt, dessen Ergebnis mir jedoch so überzeugend erschien, daß ich von weiteren Versuchen einstweilen absah. ; Es wurden Sämlinge in große Töpfe mit Mistbeeterde, die zum Teil noch mit Hornspahnen gedüngt war, gebracht; andere wurden in kleinere Töpfe mit zur Hälfte mit Sand vermengter wenig fruchtbarer Gartenerde gesetzt. In den letzteren entwickelten sich die Pflanzen naturgemäß schlecht und brachten wenige Blüten hervor, während sie sich unter den zuerst genannten Bedingungen sehr kräftig aus- bildeten. Es machte sich aber wegen der später zu besprechenden Periodizität im Auftreten der Anomalien auch hier unbedingt nötig, nur die Blüten entsprechenden Sitzes an der Pflanze zum Vergleiche heranzuziehen. Wenn auch dadurch die Zahl der vergleichbaren Blüten erheblich vermindert wurde, so wird die Vergleichsmöglichkeit doch damit erst gegeben. Tabelle 9. Pflanze Erde normale Blüten enone (5 bl. 2 v. + 2 h.) I—5 Mistbeeterde 149 17 6—10 Mistbeeterde und Hornspähne 149 17 1I—I5 Sand und Gartenerde 149 16 Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 161 Es zeigt sich also, daß anomale Blüten bei guter und schlechter Ernährung in ungefähr gleicher Menge hervorgebracht werden und daß die den betreffenden Rassen eigentümlichen Blütenformen unter den verschiedenen Bedingungen gleichmäßig auftreten (vgl. Standort II, S. 158). Daß bei längerer Kultur in nährstoffarmem Boden und bei größeren Versuchsreihen indessen auch hier die Anomalie in ihrem quantitativen Auftreten herabgesetzt würde, ist mir in Analogie mit den Versuchen von de Vries und den meinigen mit V. opaca pluricarpellata (s. S. 147) nicht zweifelhaft; ich habe in dieser Richtung nicht experimentiert. Dagegen habe ich eine andere Methode heran- gezogen, die Klebs mit Erfolg bei Sempervivum und Sedum verwandte, die Anomaliebildung durch Kultur im roten Glashause zu beeinflussen. Die Versuche scheiterten aber daran, daß bei so verminderter Licht- intensität Blüten überhaupt nicht mehr ausgebildet wurden und oft- mals auch das vegetative Wachstum bald zum Stillstand kam. Trotz- dem wäre es ja wohl erwünscht, daß man auch noch auf andere Weise diese Petalrassen von V. Tournefortii zu beeinflussen suchte. Ich werde hierüber weiter unten noch berichten, und es wird sich zeigen, daß sogar bei so stark veränderten Außenbedingungen, welche die Blüten in ganz anderer Richtung sich zu entwickeln veranlaßten, sowohl bei Standort I und II als bei Standort III und IV noch die für jede einzelne Rasse charakteristischen Anomalien hervorgebracht wurden. Sepalanomalien. Auch hier seien die Versuchsergebnisse zuerst in Tabellenform mitgeteilt. (Tabelle ro und 11.) Zu den Tabellen sind erst einige Bemerkungen in formaler Be- ziehung zu machen. Erstens ist hervorzuheben, daß die Zahlen für 1906 nur auf Grund von Zählungen einzelner Sproße gewonnen wurden und sowohl des- wegen als wegen ihres geringen Umfanges zur speziellen Betrachtung unbrauchbar sind. Sie wurden nur der Vollständigkeit halber mit angeführt, obgleich z. B. an 100 % Anomalien bei C in Wirklichkeit nicht zu denken ist und eben zufälligerweise die wenigen vorliegenden Sprosse nur fünfblättrige Kelche aufwiesen. Weiter wurden sowohl 1906 als 1907 die Zwischenstufen nicht detailliert mitgezählt, sondern in der Hauptsache erst 1908. Ähnlich wie bei den Petalen sind weiterhin auch hier etliche Ungleichmäßigkeiten auf die Periodizität im Auftreten der Anomalien Induktive Abstammungs- und Vererbungslehre, II, 20 Tabelle 10. ESS Vi 3 20). A Zahl der Anomalien j Jahr 3 3—4 4 au 43/2 43/4 5 5—6 6 gezählten s BREIT Kelche 1906 — — 24 23,1% u — — 80 76,9% _ = 80 76,9% 104 mm 1907 _ — 797 18,1% — To — 206 20,2%!) —_— — 223 21,9% 1020 | se = 1908 | 202% — 821 63,9% |20 1,5% | 2 0,2% —_ 457.85 % 171.0,1957]7120,1.95217433787,1% 1304 d Tabelle 11. a =] Kee We som(G): ac _ — - — - _—— 4 Mutter- Anomalien Zahl dr Jahr 3 3—4 4 41/4 41/o 43/4 5 5—6 6 gezählten pflanze gesamt Kelche 1906 —_ — — = — — — 40 — — 40100 %? 40 1907| — —_ — 127768 % — a eh % _ 122 80 %1)) — _ 13032 % 407 1908] II, 2 |3 0,1% | 3 0,1% |535 13,8% 130 3,3% 84 31%|6 0,1 % 3139 80,5% |1 0,02% 1 0,02 %|3367 86,4% 3902 III, 5 — | — [355 20,4% 32 1,8% 21 1,2%) 1 0,06% |1322 76,2% |1 0,06%|2 0,12 %|1379 76,6%| 1734 Ware — |10 0,5%194 10,6% 100 5,5% 74 41%|8 0,6 % |1437 78,9% |6 0,4 %|1 0,05 %|1627 89,4% 1821 IV, 3 — — |697 32 %| 27 1,3% 9 0,5%|4 0,2 % |1410 65,6% |1 0,04% 1 0,04 %lı552 67,6%| 2149 ge ” 1) Anm.: 1907 l. c. S. 467 hatte sich ein Rechenfehler eingeschlichen; es heißt statt 26,4% 20,2% und statt 44% 30%. Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 163 über das Individuum und auf die verschiedene Zählmethode 1907 und I908 zurückzuführen (vgl. S. 16). Die pentasepalen Kelche treten erst weiter oberwärts reichlicher hervor, als über dem Grunde. Da nun 1907 eben fast nur junge Pflanzen zu den Zählungen benützt werden konnten, 1908 aber die einzelnen Pflanzen viel länger beob- achtet wurden, so wird es klar, daß z. B. bei C 1907 32 %, 1908 aber 69—89,4% anomale Kelche gezählt wurden. Um diese Aus- führungen auch durch Zahlen zu belegen, habe ich in meinen Journalen auch von 1908 für jede Pflanze nur die gleiche Anzahl Blüten über dem Grund gezählt, wie für dieselbe Anzahl Pflanzen 1907, was ja leicht tunlich war, da ich den Sitz jeder Blüte kannte. Ich erhielt folgendes Resultat: Tabelle 12. 3 1908 nur die untersten 1908 alle beobachteten 1 Begie | er, Blüten, wie 1907 Blüten 4blättrig 68% 44% We anomal 32% 46% 83% Daß trotzdem die Zahl der anomalen Kelche an den untersten Blüten sich 1908 noch höher stellt als 1907 liegt daran, daß 1908 nur Deszendenten von hochprozentig-pentasepalen Eltern zur Unter- suchung gelangten. Die Nachkommen von IV, 3 zeigten hier ebenfalls in Überein- stimmung mit den Petalanomalien abweichende Verhältnisse. Die Erklärung ist hier dieselbe wie dort. Wenden wir uns indessen nun zur sachlichen Betrachtung der Tabellen ro und 11, so fällt zuerst der Gegensatz auf gegenüber den Kelchverhältnissen der Pflanzen vom Standort I und II. Dort ein beinahe vollständiges Fehlen von abweichenden Kelchen, hier die außerordentlich hohen Prozentzahlen zwischen 21,9 und 89,4 für die Pentasepalie. Weiterhin treten aber auch Differenzen der beiden Tabellen unter- einander hervor, wobei aus den oben dargelegten Gründen in erster Linie die gut übereinstimmenden Zahlen von 1908 zu berücksichtigen sind. Ich betone auch hier wieder ausdrücklich, daß die Kulturen für A und C nebeneinander unter exakt den gleichen Bedingungen (gleicher Erde, Topfgröße und Beleuchtung usw.) durchgeführt wurden; auch waren die Ausgangspflanzen, dasselbe Material wie für die Petalanomalien, nebeneinander am gleichen Standort gesammelt worden, so daß auch die Elterngenerationen schon denselben Bedingungen 17* 164 Lehmann. ausgesetzt waren und eine Beeinflussung durch verschiedene Ernährung auch vor der Kultur auf ein Minimum ev. geringster Unterschiede, wie sie ja auch bei nebeneinander wachsenden Pflanzen vorkommen, heruntergedrückt war. Nach alledem können wir auch hier wieder nicht umhin, zwei erblich verschiedene Linien mit hohem und niedrigem Prozentgehalt der Anomalie anzunehmen. Auch hier seien, um die Verhältnisse innerhalb einer Familie zu beleuchten, schließlich noch die Prozentzahlen der Kelche für die Deszendenz der Pflanze II, 2 von C angeführt: Tabelle 13. der ae ae 4 4% 43/4 5 | 56 6 IV I 23 II un 151 ee Te W =a 34 I = 171 — u VI I 46 13 I 193 = — VIII = 37 21 ee 278 m ee IX — 7 — _ 9 — — x =F 60 6 _ 115 = == xT = 59 6 I 352 = ae zu aa 35 3 = 277° = at XIII I 52 26 I 359 er = AV = 34 6 = 257 — = XXVII = 8 ai we = ae = RX = 56 3 x es my = RER = s ae BE i ay : XXL a 42 16 i 366 EB 2, KIEL Ee a - : ee I FE Summe | 3 | 535 | 130 | 6 | 3139 | I | I Die Tabelle 13 zeigt auch hier wieder, abgesehen von den Pflanzen, wo nur ein paar Zählungen vorgenommen wurden, in ausgezeichneter Übereinstimmung und Gleichmäßigkeit das Auftreten von pentasepalen Kelchen über 50%. Die Zwischenstufen, deren Feststellung ja immer einer gewissen Willkür unterworfen ist, sind weniger gleichmäßig, halten sich aber doch ungefähr in übereinstimmender Höhe. StandortzlV: Im April 1906 fand ich die Stammpflanzen dieses Versuchs auf einem Getreidefelde bei Pirna bei Dresden. Auf die Blumenkronen wurde zuerst nicht geachtet; die Kelche waren aber, ohne daß spezielle Zählungen angestellt worden wären, anfangs nur, bei späteren Be- suchen desselben Platzes fast ausschließlich vierblättrig gefunden worden. Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 165 Am 22. Juni desselben Jahres säte ich Samen dieses Pirnaer Materials in meinem Versuchsgarten in Gruna zu anderen Zwecken aus. Es stand daselbst keine andere V. Tournefortii in nächster Nahe. Gelegentlich zählte ich Kronen und Kelche auf Anomalien durch und fand unter 120 Kronen vier fünfblättrige und unter 138 Kelchen elf pentasepale. Im Jahre 1907 wurden nun drei verschiedene Kulturreihen aus Samen dieses Materials von Standort IV angelegt. Sie stammten von: A. Den in Gruna kultivierten Pflanzen (ohne Wahl) (K. V. 17). B. Einer einzelnen, mir etwas abweichend erscheinenden Pflanze des ursprünglichen Materials (K. V. 23). C. Einer einzelnen, mit einer merkwürdigen Kapselanomalie be- hafteten Pflanze des ursprünglichen Materials (K. V. 25). Die Samen wurden in Töpfe ausgesät, die blühenden Pflanzen unter Gazehäuschen isoliert. Wegen Mangel an Zeit konnten sie in- dessen nicht auf ihre Kronen- und Kelchverhältnisse durchgesehen . werden. Es wurde aber von den isolierten Pflanzen Samen genommen, welcher 1908 wieder zur Aussaat kam. Das Ergebnis ist aus folgender Tabelle zu ersehen, in welcher A und B wegen völliger Übereinstimmung vereint wurden. Tabelle 14. K. V. | normal 5blättrig | 5 blattrig u en Seltene (2 hint.) (2 vord.) gespalten | gespalten Anomalien Aun | 37 2 13 RE 4 ; es 316 3 23 I 11 - Beide Rassen zeigen also weitgehende Übereinstimmung. Vor allem haben beide nur fünfblättrige anomale Kronen, während zwei- und dreiblättrige vollkommen fehlen. Auch das Überwiegen der Kronen mit zwei vorderen Petalen über die mit zwei hinteren ist beiden Stämmen gemeinsam. Die Kronanomalien sind also identisch mit denen, welche wir im Standort III A kennen lernten. Anders ist es bei den Kelchen. Von A und B zusammen wurden 445 Kelche gezählt; sie waren sämtlich vierblättrig. Bei C hingegen kamen auf 334 gezählte Kelche 216 vierblättrige, 115 fünfblättrige und drei Mittelbildungen. Standort IV C entspricht also in Kronen und Kelch- anomalien ganz und gar III A; IV A und B hingegen gleichen den- selben nur, was die Kronanomalien anlangt; die Kelche lassen in 166 Lehmann. Verbindung mit den besprochenen Kronanomalien eine neue Rasse erkennen, in der die Pentasepalie bei weiterer Zählung vielleicht noch ganz selten aufgetreten wäre, wie bei Standort I und II, aber die Regel doch die vierblättrigen Kelche bilden. Die hier besprochenen Rassen von Standort IV sind in ähnlicher Weise instruktiv, wie die von III A und C; auch hier stammen beide Rassen von demselben Standort, wo sie durcheinander wuchsen; beide aber ergaben bei derselben Kultur verschiedene Verhältnisse der Anomalien, diesesmal der Kelche, womit also wiederum die große Indifferenz der Rassen den Außenbedingungen gegenüber gezeigt wird. Wenn wir nun die verschiedenen Petal- und Sepalanomalien, die wir im vorhergehenden kennen gelernt haben, übersichtlich zusammen- stellen, so kommen wir zu folgendem Ergebnis: I. Petalanomalien zwei-und dreiblättrig; die fünfblättrigen Kronen treten nur in geringem Maße hinzu. Sepalanomalien in Bruch- teilen von Prozenten. a) Petalanomalien ca. 5—25 %; das hintere Kronblatt häufig eingekerbt, hier und da verdoppelt. Standort I. Bateson 1892. Bateson und Pertz 1898, Rasse III. b) Petalanomalien ca. 50%; das vordere Kronenblatt selten verdoppelt. Standort II. II'). Petalanomalien fünfblättrig; die zweiblättrigen fehlen ganz, oder sind äußerst selten, die dreiblättrigen treten in Bruch- teilen von Prozenten auf. a) Die Kronen mit zwei hinteren Petalen überwiegen die mit zwei vorderen; die Pentasepalen die Tetrasepalen über- wiegend. Standort C III. b) Die Kronen mit zwei vorderen Petalen überwiegen die mit zwei hinteren. 1) Unter II können die Batesonschen Rassen nicht angeführt werden, da die Kelchverhältnisse dort unbekannt sind. Daß aber auch reiche pentasepale Rassen von V. Tournefortii sonst nicht gerade selten sind, geht daraus hervor, daß ich in Herbarmaterial ab und an Pflanzen mit sehr vielen pentasepalen Kelchen fand. Z. B. 3440 des Herb. normale (Dörfler), oder eine von Ascherson 1880 bei Marien- bad gesammelte Pflanze (Hb. Berlin). Auch Urban (1880 S. 45) scheint eine reiche pentasepale Rasse vorgelegen zu haben. Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 167 Die Pentasepalen von den Tetrasepalen überwogen Standort III A und IV C. Nur Tetrasepalen oder die Pentasepalen in Bruchteilen von Prozenten Standort IV A und B. Es ist kaum anzunehmen, daß hiermit die Mannigfaltigkeit der vorkommenden Rassen erschöpft ist; denkbar ist jedenfalls noch eine ganze Anzahl; sicher aber geht schon aus obiger Zusammenstellung hervor, daß Kelch- und Kronenanomalien unabhängig voneinander in verschiedenen Kombinationen auftreten können. Wenn man nun die Pflanzen von Standort I und II eingehender mit denjenigen von III und IV vergleicht, so ergibt sich, auch ab- gesehen von den Anomalien in Kelch und Krone, eine Reihe von Unterschieden, welche uns berechtigen, beide Standortspaare als Unterarten von V. Tournefortii anzusprechen. Ich will hier auf eine detaillierte Beschreibung derselben nicht eingehen; dieselbe würde an dieser Stelle zu weit führen und soll anderorts gegeben werden!). Es sei hier nur ganz kurz mitgeteilt, daß die Unterschiede sich auf Blütengröße und Färbung (s. die Tafel, Fig. I—4 und 5— 9), auf Blattform und Blattrand und auf die Kelchblätter beziehen, und daß sich diese Merkmale in Hunderten von Exemplaren unter gleichen und ver- schiedenen Bedingungen in mehreren Generationen konstant erhalten haben. Ich habe die den Standorten I und II zugrunde liegenden Pflanzen als V. Tournefortii subsp. Corrensiana?), die zu III und IV gehörigen als subsp. Aschersoniana®) bezeichnet. Vorderhand müssen wir nach unseren Versuchsergebnissen wohl annehmen, daß subsp. Corrensiana und Aschersoniana sich auch durch ihre Anomalien unter- scheiden, wiewohl es wahrscheinlich ist, daß man späterhin auch hochprozentige dreiblättrige Kronenrassen bei letzterer, hochprozentige fünfblättrige bei ersterer finden wird; zurzeit aber tritt uns Ascher- soniana bez. der dreiblättrigen Kronen als Halbrasse, bez. der fünf- blättrigen als Mittelrasse entgegen, während sich V. Corrensiana um- 1) Österr. Botan. Zeitschrift. 1909. 2) Sowohl Herr Geheimrat Ascherson als Herr Professor Correns haben meine Studien der Veronica-Gruppe agrestis so erheblich gefördert, daß ich meine Dankbar- keit hierfür durch diese Benennung bezeigen möchte. 168 Lehmann. gekehrt verhält. Anzunehmen ist fernerhin wohl auch, daß sich bei subsp. V. Corrensiana eine pentasepale Mittelrasse finden wird, so daß sich also aller Wahrscheinlichkeit nach der Rassenreichtum von V. Tournefortii noch erheblich steigern wird. Was nun noch die seltener auftretenden Kronenanomalien an- betrifft, so habe ich schon weiter oben mitgeteilt, daB Bateson (1898) deren gegen 20 beschreibt und abbildet. Ich habe dieselben fast alle auch beobachtet, z. T. bei subsp. Aschersoniana, z. T. bei Corrensiana oder auch bei beiden. Zudem wurden einige von Bateson noch nicht abgebildete Blütenformen gefunden; dieselben boten in- dessen, wie die selteneren Anomalien überhaupt kein weitergehendes Interesse, so daß ich hier nicht mehr auf sie eingehe. Die Petal- und Sepalanomalien sind aber in der ganzen Gattung Veronica eine außerordentlich gewöhnliche Erscheinung. Was zunächst die anderen Arten der Gruppe agrestis anbetrifft, so fand ich fünf- und dreiblättrige Kronen bei V. polita (vgl. die näheren Ausführungen im zweiten Teil), fünfblättrige Kronen allein bei V. opaca. Eine reiche pentasepale Rasse mit unisoliert 20—30% fünf- blättrigen Kelchen konnte ich bei V. agrestis L. beobachten, ohne daß ich sie näher studiert hätte. Arme pentasepale Rassen traten mir auch bei V. opaca und folita entgegen, bei ersterer vergesellschaftet mit der reichen plurikarpellaten (s. S. 170ff.), bei letzterer mit der fünf- und dreiblättrigen Petalrasse. Auch bei der zur Gruppe agrestis gehörigen kaukasischen Gebirgspflanze V. filiformis Sm. konnte ich an einem von Haage und Schmidt bezogenen Exemplar dreiblättrige Kronen in größerer Anzahl feststellen. Bei der Durchblätterung der Gattung Veronica in Penzigs Teratologie finden wir aber dann noch Kronenanomalien bei 15. Arten, Kelchanomalien bei zehn Arten unter 41 überhaupt notierten. Schon die Tatsache aber, daß die bei Penzig mit den betreffenden Anomalien angeführten Arten ausschließlich zu den bekanntesten Spezies der Gattung gehören, legt die Vermutung nahe, daß es nicht die einzigen sein dürften, bei denen derartige Anomalien auftreten, wozu noch kommt, daß die verschiedensten Sektionen der Gattung an den anomalen Arten Teil haben. So konnte ich denn auch bei gelegentlichen Beobachtungen den bei Penzig aufgeführten Fällen noch die folgenden hinzufügen: Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 169 V. syriaca R. et Sch.: fünfblättrige Kronen sowohl mit Ver- doppelung des vorderen wie des hinteren Petalums; Kelch vier- blättrig (aus Samen von Haage und Schmidt). V. glauca Sibth.: dreiblättrige Kronen (Haage und Schmidt). V. postrata L.: drei- und fünfblättrige Kronen, und zwar scheint die dreiblättrige als Mittelrasse vorzukommen; auch Vermehrungen im Staminal- und Sepalkreise tritt auf. (Bienitz bei Leipzig.) V. Griffithü Benth.: pentasepale Mittelrasse. Aber auch von anderen Seiten wurde noch eine Reihe Veronica- Arten mit Petal- und Sepalanomalien angeführt. So wird von Juel (1891) für folgende Arten Pentasepalie erwähnt: V. densiflora Led., macrostemon Bunge, Ponae Gouan, /anosa Benth., saturejoides Vis., auf Grund von Angaben früherer Autoren und für: V. capitata Royle, kotschyana Benth., nummularia Gouan, bellidioides L., elliptica Forst., saxatilis L. fil., auf Grund eigener Beobachtung. Auch fünfblättrige Kronen werden z. B. für V. beihidioides angegeben. Weiter teilt Bateson (1892, S. 422) noch mit, daß im botanischen Garten zu Cambridge fünfblättrige Kronen in beiden Formen sehr häufig bei V. austriaca L., V. rupestris Salisb. und V. pectinat« L. sind, während bei V. chamaedrys L. drei- und fünfblättrige Kronen gefunden wurden. Für die letztgenannte Art beschrieb dann auch Klebs (1906, S. 142) eine fünfblättrige Halbrasse, bei welcher auf 1183 gezählte Kronen 18 —1,5% fünfblättrige kamen. Bedenkt man nun weiterhin, daß die ganze Sektion Teucrium stets fünfblättrige Kelche aufzuweisen hat, daß dasselbe nach Nuttal und Rafinesque (vgl. Juel 1891, S. 9) auch in der Sektion Leptandra zu sein scheint, so wird man sich der Annahme nicht erwehren können, daß in der ganzen Gattung Veronica die Fähigkeit, fünfblättrige Kelche auszubilden, vorhanden ist, nur eben in der verschiedensten Weise in die Erscheinung tritt. Von völliger Latenz über Auftreten als Halb- oder Mittelrasse sind bis zu absoluter Konstanz sämtliche Möglichkeiten realisiert. Wie wir sahen, traten auch innerhalb der- selben Art unabhängig von den Außenbedingungen einmal die eine, das andere Mal die andere Erscheinungsform in erheblicher Konstanz hervor. Ebenso wird man die Fähigkeit, anomale drei- und fünfblättrige Kronen zu bilden, als in der Gattung allgemein und im einzelnen in verschiedener Weise realisiert aufzufassen haben. Wir werden auf die Bedeutung dieser Tatsachen am Schlusse unserer Ausführungen noch zurückzukommen haben. 170 Lehmann. Anomalien im Gynaeceum. Während ich im Androeceum nur gelegentliche Anomalien be- obachten konnte, zu selten, um Unter- suchungen über ihre erblichen Ver- hältnisse vorzunehmen, lieferte mir das Gynaeceum, vor allem von V. opaca eine Reihe höchst inter- essanter Rassen. Schon in meiner vorläufigen Mitteilung (1907) habe ich darauf hingewiesen, daß bei NV. opaca eine arme und eine reiche pluri- karpellate Rasse vorkommt. Ich habe dieselben nunmehr in einem außer- ordentlich umfangreichen Material studiert, worüber ich im folgenden be- richten werde. Was zuerst die morphologischen Eigentümlichkeiten betrifft, so kann ich mich kurz fassen und auf die Ab- bildungen (Textfig. ı und 2) verweisen, aus denen hervorgeht, daß 2—5 kar- pellige Kapseln mit allen Übergängen zwischeneinander vorkommen. Bei den Zwischenformen, z. B. den 21/5, 31/o- usw. karpellaten Kapseln ist die Scheide- wand in dem zweiten bzw. dritten Fach noch nicht gebildet, wahrend die Plazenta schon verbreitert, die Zahl der Samen erhöht ist. Die Kapselwand ist dann meist etwas eingebogen und das zu teilende Fach zweikielig. Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 171 I. Die reiche Rasse. 1907 1. c. S. 465 teilte ich mit, daß ich die Stammpflanze dieser Rasse am 5. November 1906 auf dem Roitschberg bei Meißen, einem kleinen, rebenbestandenen Lehmhügel auffand. Die Pflanze fiel mir einmal durch ihre fast 90% mehrkarpelligen Kapseln und dann durch eine starke Fasziation auf. Ich hatte schon 1907 darauf hingewiesen, daß es nicht ausgeschlossen ist, daß die Rasse an Ort und Stelle entstanden wäre. Es sprechen dafür folgende Tatsachen: ı. Den betreffenden Hügel hatte ich in den Jahren 1905 und 1906 viermal speziell zum Sammeln von Veronicae der Gruppe agrestis besucht. Ich habe nur die eine Pflanze dieser Rasse aufgefunden. 2. Die an der Pflanze vorgefundene Fasziation legt den Gedanken nahe, daß im Zusammenhang mit ihr die plurikarpellate Rasse sich gebildet hat. Schon de Vries macht aufmerksam auf den nahen Zusammenhang zwischen Fasziation und Anomalien aller Art. Noch eingehender hat Blaringhem diese Verhältnisse studiert (1908, S. 88). Er hat häufig Fasziationen mit anderen Anomalien der verschiedensten Art vergesellschaftet gefunden, von denen er annimmt, daß er sie durch Verwundung künstlich hervorgerufen habe. In meinen Kulturen waren später auch häufig Fasziationen vertreten, selten aber so breite, wie am Stammexemplar. 3. Die aus den Samen hervorgegangenen Pflanzen waren sämtlich außerordentlich fruchtbar; der Samen war beinahe zu 100% keim- fähig, so daß, wenn an Ort und Stelle Samen ausgefallen wäre, die Pflanze in mehreren Exemplaren hätte gefunden werden müssen. Natürlich läßt sich trotz all’ dieser angeführten Punkte mit absoluter Sicherheit das neue Entstehen dieser Sippe nicht behaupten. Ich möchte vielmehr daran festhalten, daß nur dann ohne allen Zweifel von einem Neuauftreten gesprochen werden kann, wenn eine wohl- isolierte, durch Generationen beobachtete reine Linie, plötzlich oder nach und nach eine erblich fixierte Eigenschaft zeigt, welche ihr vorher fehlte, wie es z. B. Vries für ZLinaria vulgaris peloria fest- stellte. Auch dann sind ja ev. die Einflüsse weit zurückliegender Kreuzungen noch nicht ausgeschlossen, weswegen man sich eben zu solchen Versuchen vorteilhaft autogamer oder kleistogamer Typen bedient. Aus den Samen meiner Stammpflanze vom Roitschberg erhielt ich 1907 acht Pflanzen, welche sämtlich mehrkarpellige Kapseln trugen, und zwar wechselnd zwischen 66 und 88%. (Näheres 1907, S. 468.) Diese aufs sorgfältigste isolierten Pflanzen ergaben eine reichliche 172 Lehmann. Samenernte. Die Samen von drei Pflanzen wurden dann 1908 wiederum getrennt ausgesät. An möglichst vielen der erhaltenen Pflanzen wurden die Kapseln nach ihrer Karpellzahl durchgezählt. Bei der Zählung mußte in besonderer Weise vorgegangen werden, wenn anders man vergleichbare Resultate erhalten wollte, da auch bei der Verteilung der anomalen Kapseln über das Individuum, wie wir im zweiten Teile noch genauer sehen werden, die Periodizität eine größere Rolle spielt und speziell die Rückschläge auf die Zweikarpelligkeit auf ganz be- stimmte Teile der Pflanzen beschränkt bleiben. Da es nun möglich war, daß die verschiedenen Pflanzen nicht gleichmäßig ausgebildet waren, so machte es sich unbedingt nötig, nur die entsprechenden Astkategorien zur vergleichenden Zählung heranzuziehen. Da ich, wie weiter unten noch mitgeteilt werden wird, in meinen Auf- zeichnungen die Stelle, an der jede Kapsel gewachsen war, noch leicht erkennen konnte, so war diese Methode des Vergleichs durch- zuführen. Es wurde also jede Astkategorie und hier wieder jede Kapseldekade gesondert notiert und in jeder Gruppe die gleiche An- zahl einander entsprechender Dekaden addiert. So erhielt man ein zuverlässiges Vergleichsmaterial, über dessen prozentuale Verhältnisse in der folgenden Tabelle berichtet wird. Tabelle 15. Prozentge- Nr. Prozentzahl | Prozentzahl der anomalen Kapseln 1908, nach |samtzahl der ee der anomalen der Zahl der Karpelle gez. anomalen Pflanze on ; Kapseln 1908 2 | 21/2 | 3 | 31/2 | 4 | Als | 5 51/2 I 90 1,9 0,3 58,0 | 0,9 29,0 0,8 | 10,0 98,0 5 66 9,3 0,4 68,3 | 04 19,7 — 2,8 91,0 8 88 3,6 0,3 65,2,| 0,7 23,8 | 0,1 6,6 96,5 Die Tabelle ist begründet auf ca. 4000 gezählte Kapseln an den Ästen erster und zweiter Ordnung von 65 Pflanzen. Weitere 103 Pflanzen ergaben bei oberflächlicher Betrachtung entsprechende Verhältnisse. Das erste Ergebnis besteht also in der Tatsache, daß sich die von mir im Jahre 1906 aufgefundene plurikarpellate Rasse von V. opaca an 168 Individuen erblich konstant erwiesen hat. Ein Rück- schlag derart, daß eine ganze Pflanze keine oder nur ganz wenige mehrkarpellige Kapseln besessen hätte, hat sich nicht gezeigt. Da- gegen fanden sich Rückschläge nach der Zweikarpelligkeit an allen Pflanzen, jedoch in verschiedenem Maße. Die Pflanze, an welcher ich die meisten zweikarpelligen Kapseln beobachtete, führte deren Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 173 ca. II%; andererseits aber wurden auch Pflanzen gefunden, bei denen die Rückschläge nur Bruchteile von Prozenten ausmachten. Uber den Entstehungsort dieser Rückschläge wird im zweiten Teil be- richtet werden. Die vorstehende Tabelle läßt aber noch weitere Einzelheiten er- kennen. Zunächst ergibt sich bei Vergleich der Zahl der anomalen Kapseln von Igo7 mit jenen von 1908 eine erhebliche Zunahme des Prozentgehalts. Von 66% Minimum ist die Anomalie auf 90% Mini- mum, von 90% Maximum auf dasjenige von 98% gestiegen, letzteres eine fast reine Rasse darstellend. Auffallend aber bleibt auch noch I90o8 das starke Schwanken in der Höhe der Rückschläge zwischen den Abkommen der einzelnen Pflanzen. Wenn man sich vergegen- wärtigt, daß die Rasse von einer Pflanze einer homogamen Art ausgeht, so sind die Unterschiede immer bemerkenswert, besonders bei Pflanze 5, welche schon 1907 so stark hinter den übrigen an Prozentgehalt der Anomalien zuriickblieb. Da die Kulturbedingungen ~ sehr gleichmäßig gewählt wurden, so kann man eigentlich nur an- nehmen, daß verschiedene Samen derselben Mutterpflanze (1906) die Anomalie in verschiedenen Prozentsätzen übertragen; denn die obigen Prozentzahlen beziehen sich ja immer auf eine große Zahl im Durch- schnitt übereinstimmender Pflanzen. Es wird eine Aufgabe der Zukunft sein, dieser Frage näherzu- treten. Zwar hatten schon Bateson und Pertz die verschiedenen Blütensorten von V. Tournefortii daraufhin untersucht, ob sie, ge- trennt befruchtet, Nachkommen mit verschiedenem Prozentgehalt an einzelnen Anomalien ergaben — mit negativem Ergebnis. Da aber diese Autoren die Periodizität nicht beachtet haben, so sind ihre Untersuchungen, obwohl im einzelnen oft auf außerordentlich umfangreichen Zählungen beruhend, nicht völlig einwandfrei und ver- dienen Nachprüfung, sei es an demselben Material, sei es auch an so ähnlichem, wie V. opaca pluricarpellata. In der obigen Tabelle zeigt sich übrigens, daß gleichzeitig mit der größten Zahl der Rückschläge die geringste Zahl der fünfkarpelligen Kapseln zu beobachten ist und umgekehrt. Um nun auch eine eventuelle Abhängigkeit der Häufigkeit mehr- karpelliger Kapseln von äußeren Bedingungen kennen zu lernen, wurde eine Anzahl von Pflanzen in verschieden nahrhafter Erde gezogen. Aus der folgenden Tabelle ersieht man die prozentuale Häufigkeit von mehrkarpelligen Kapseln an in mit Hornspähnen gedüngter Mist- beeterde und mit Sand gemischter Gartenerde erzogenen Pflanzen. 174 Lehmann. Auch hier wurden natürlich nur die Kapseln entsprechender Zweig- kategorien gezählt: Tabelle 16. Anzahl) derskarpelleue ar | 2 | 21/5 aa sys || | 4/o 5 | | | | | | Mistbeeterde mit Hornspahnen. . [0,5% | — (|55,9%| — |33,3%]| 0,5% | 10,3%. Gartenerde mit Sand ...... 2,2% | 0,9% |75,0%| — 13,39, = are Aus der Tabelle geht zweifellos hervor, daß das Substrat einen nicht zu unterschätzenden Einfluß auf die Ausbildung der pluri- karpellaten Kapseln besitzt. Vergleichen wir aber die in Sand er- zogenen Pflanzen mit den durchschnittlichen Verhältnissen der pluri- karpellaten Rasse, deren Pflanzen alle in Mistbeeterde erzogen waren, so erhalten wir bei den Sandpflanzen einen niedrigeren Wert für die zweikarpelligen Kapseln, als der Durchschnitt jener. Dieses auf den ersten Blick scheinbare Mißverhältnis erklärt sich leicht daraus, daß die Sandpflanzen kümmerlicher wachsen und früher absterben als der Durchschnitt und demnach in Tabelle 15 auf S. 172 nur die untersten Stockwerke zum Vergleiche herangezogen werden konnten, wo eben an und für sich eine geringere Menge zweikarpelliger Kapseln auftritt als weiter oberwärts. Gegenüber den 9% zweikarpelligen Kapseln bei Pflanze 5, deren Deszendenten alle in guter Mistbeeterde wuchsen, sind aber diese Sandpflanzen so sehr im Vorzug, daß wir auch auf diesem Wege zur Annahme verschiedener, von einzelnen Blüten aus- gehenden Linien geführt werden. II. Die arme Rasse. Von de Vries wurde immer wieder von neuem betont, daß Halb- und Mittelrassen aufs schärfste in ihren erblichen Verhältnissen getrennt sind. Zwar hat er durch dauernde Selektion auch Halbrassen bis zu einem gewissen Grade verbessern können, aber zu Mittelrassen hat er sie nie steigern können. Ich habe nun in der gleichen Richtung Versuche verschiedener Art vorgenommen und muß schon jetzt vorweg- nehmen, daß es auch mir nie gelungen ist, eine wirklich arme Rasse in eine reiche überzuführen. Ich wende mich nun gleich zu den betreffenden Versuchen. 1907 1. c. S. 466 führte ich von V. opaca eine arme Rasse auf, bei der sich unter 42 untersuchten Pflanzen II fanden, welche je eine oder zwei, zweieinhalb oder dreikarpellige Kapseln unter sonst lauter normalen zweikarpelligen aufwiesen. Ich erntete nun von einigen dieser mehrkarpelligen Kapseln die Samen gesondert und brachte x ; . “ : : Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 17 VU dieselben 1908 zur Aussat, ich erhielt hiervon 15 Pflanzen. Dieselben wurden auf mehrere Töpfe verteilt und entweder nur in reine Mist- beeterde gepflanzt oder in solche, welche mit Hornspähnen gedüngt war. Das Ergebnis war das folgende: 1. Ausgangsmaterial: je eine in kräftiger Erde erzogene Pflanze von V. opaca mit 2 karpelligen Kapseln; nur von diesen wurde der Samen genommen. Hiervon sechs Pflanzen: Düngung Hornspähne. Kapseln: | 2karp. 3 karp. insgesamt Zahl: | 459 99,25% 3 0,75% 462 2. Ausgangsmaterial: je eine in kräftiger Erde erzogene Pflanze mit zwei 3 karpelligen Kapseln. Nur Samen von diesen. Hiervon drei Pflanzen: Kräftige Mistbeeterde. Kapseln: | 2 karp. 3 karp. insgesamt Zahl: | 203 100% [6) 203 3. Ausgangsmaterial: je eine in kräftiger Erde erzogene Pflanze mit zwei 2'%karpelligen Kapseln. Nur Samen von diesen. Hiervon sechs Pflanzen: Drei Pflanzen in mit Hornspähne gedüngter Mistbeeterde. Kapseln: | 2karp. 3 karp. insgesamt Zahl: | 402 99,75% 1 0,25% 403 Drei Pflanzen in Mistbeeterde. Kapseln: | 2 karp. 3 karp. insgesamt Zahl: | 286 98,7% 4 1,3% 290 Die Zahl der hier im Detail angefiihrten Pflanzen ist zwar nicht groß. Ich hielt es aber nicht für nötig, noch mehr eingehend durch- zuzählen, da das Resultat einmal durch eine größere Anzahl nur ober- flächlich untersuchter Pflanzen vollauf bestätigt wurde und auch mit dem im Vorjahre gewonnenen wie mit den von de Vries an so großem Material und den verschiedensten Pflanzen erhaltenen Ergebnissen übereinstimmt. Auch durch die beste Ernährung ist es eben nicht möglich, eine Halbrasse in eine Mittelrasse zu verwandeln. 176 Lehmann. Fassen wir hierzu noch ein weiteres Beispiel von einer etwas anderen Seite ins Auge. Mit der beschriebenen plurikarpellaten Mittel- rasse von I. opaca ist eine pentasepale Halbrasse verbunden. Auf roo gezählte Kelche kamen zehn pentasepale. Wenn wirklich eine sehr starke Ernährung die plurikarpellate Mittelrasse hervorgebracht hätte, warum sollte sie dann nicht auch die pentasepale zustande gebracht haben, wo doch die Anlage zur Pentasepalie zweifellos vorhanden war, wo ich doch weiterhin in meinen Kulturen gerade für diese Rasse ganz ausgezeichnete Bedingungen geboten habe, ohne daß auch nur in irgendwelchem bedeutenderen Maße eine Vermehrung der Penta- sepalie hervorgetreten ware? Auf diesem Wege ist also nichts zu erreichen. Ich versuchte es nun aber auch hier wieder mit der Kultur im roten Glashause, ohne besseren Erfolg als bei den Blütenrassen von V. Tourneforti. Weiter brachte ich die von Blaringhem benutzte Methode der Verwundung zur Anwendung. Ich schnitt frühzeitig den Hauptsproß einer Pflanze der armen Rasse ab und ließ die Nebensprosse sich allein entwickeln; zudem stellte ich noch eine Reihe anderer Verwundungen an, ohne aber zu dem verfolgten Ziele zu gelangen. Die arme und die reiche plurikarpellate Rasse sind also auch bei V. opaca scharf voneinander geschieden. Wir kennen noch keine Methode, durch welche die eine in die andere übergeführt werden könnte. Neben der Übereinstimmung dieses Resultates mit denen von de Vries sei hier zudem noch darauf hingewiesen, daß auch Vöchting (1898 S. 470) vergeblich versuchte, den Prozentsatz seiner anomalen Kronen bei Zzinaria spuria erheblich zu erhöhen. Auch die Anomalien im Gynäceum sind nun nicht etwa auf V. opaca beschränkt. Arme plurikarpellate Rassen konnte ich viel- mehr auch bei V. polita und V. Tournefortii beobachten und bei Penzig findet man außerdem Angaben von Plurikarpellie für V. agrestis, V. anagallis, V. arvensis, V. beccabunga, V. caucasica, V. chamaedrys. Man sieht, es sind auch hier nur sehr bekannte Arten aus den verschiedensten Sektionen, und es ist somit wohl anzunehmen, daß auch der Plurikarpellie eine weite Verbreitung in der Gattung zukommt. Reiche plurikarpellate Rassen habe ich aber sonst nicht angetroffen, auch habe ich keine Angaben über solche in der Literatur gefunden. Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 177 Anomalien der vegetativen Teile. Wie schon eingangs mitgeteilt, konnte ich auch eine Anzahl von Anomalien an den vegetativen Teilen der vorliegenden Arten kon- statieren, ohne mit ihnen allerdings eingehende Ver- suche angestellt zu haben. Einmal waren es Tri- kotylie (Textfig. 3—5) und Fig. 3. Fig. 4. Synkotylie (Textfig. 6—7), welche in verschiedenen Fallen, so besonders bei V. Tournefortii beob- achtet wurden. Es lieB sich auch hier fest- stellen, daß einzelne Stämme völlig frei von diesen Anomalien waren oder doch höchstens in Bruchteilen von Pro- zenten damit ausge- stattet, andere wieder- um dieselben mittel- rassenartig aufwiesen und hier offenbar den- selben Gesetzen folgten, wie sie de Vries in so eingehender Weise dar- gestellt hat. Auch hier traten Trikotylie und Fig, 5. Hemitrikotylie, Synko- tylie und Hemisynkotylie in allen Übergängen zu den normalen dikotylen Pflanzen auf. Induktive Abstammungs- und Vererbungslehre, II. 12 178 Lehmann. Bemerkenswert war weiterhin, daß die Trikotylie bzw. Synkotylie nicht etwa mit dem Auftreten der anderen Anomalien parallel ging. Ich hatte pentasepale Stämme mit und ohne diese beiden Anomalien, und in der reichen plurikarpellaten Rasse habe ich unter ca. 1000 ge- zählten und sicher wiederum 1000 oberflächlich betrachteten Keim- pflanzen nur einmal Trikotylie gefunden. Eine der häufigsten Anomalien der vegetativen Teile bei den agrestes ist die Fasziation. Bei den Rassen von V. Tourneforti traten in meinen Kulturen Faszia- tionen fast überall auf, sei es, daß sie Nebenäste oder Hauptäste betrafen; immer aber waren es nur vereinzelte Pflanzen, die sie aufwiesen. Mit der V. opaca pluricarpellata hingegen war eine Mittelrasse von Fasziationen verbunden; ca. die Hälfte der Pflanzen zeigte eine schwächere oder stärkere Verbän- derung. Auch bei V. agrestis und polita be- obachteteich gelegent- lich Fasziationen. Ich möchte hier nun noch darauf hin- weisen, daß durch das Auftreten der erb- lichen vegetativen Rassen, die ja offenbar von den Blütenrassen völligunabhängigsind, die Zahl und Kompli- kation der erblichen Anlagen der einzelnen Arten noch erheblich vergrößert wird. Es läßt sich leicht aus den angeführten Tatsachen die Menge der möglichen Rassenkombinationen ermessen. Fig. 6. Fig. 7. Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 179 Vergleich mit schon bekannten Zwischenrassen. Von genauer bekannten Zwischenrassen kommen zum Vergleich vor allem de Vries’ 7rifolium pratense quinquefolium und Vöchtings Linaria spuria in Betracht. Natürlich hat auch von den anderen durch de Vries untersuchten Zwischenrassen noch eine ganze Reihe nahe Beziehungen zu den betrachteten Veronica-Rassen (Papaver somniferum polycephalum u. a.), ich werde mich aber hier nur auf Vergleichung mit den beiden zuerst genannten beschränken. Wenn wir da in erster Linie die Differenzen dieser Rassen gegenüber Trifolium betrachten, so fällt vor allem auf, daß die Isolation des letzteren in anderer Weise vor sich ging als die jener. I. In der ersten Aussaat von Trifolium quinquefolium kamen auf roo Pflanzen ca. die Hälfte mit mehr oder weniger vierlappigen Blättern, während der Rest nur normal dreilappige trug (de Vries 1900 S. 377). Bei V. Tournefortii pentasepala und V. opaca pluricapellata traten bei der ersten Aussaat sogleich nur Pflanzen mit Anomalie auf. 2. Die Isolation der reichen Rasse bedurfte bei 7rzfolium einer längeren Reihe von Jahren, wobei noch der Vorteil der Auswahl unter Keimpflanzen und damit eine viel umfangreichere Kultur geboten war. Bei V. Tournefortii pentasepala war nur eine Kultur von zwei Jahren nötig, um die hochprozentige Rasse zu erhalten. Die beiden angeführten Unterschiede erklären sich zwanglos da- durch, daß Trifolium pratense bei Selbstbestäubung keinen Samen an- setzt, V. Tournefortii hingegen homogam ist. Im übrigen aber ist eine Übereinstimmung fast in allen Punkten zu bemerken; in erster Linie zeigt die fertig isolierte Rasse auf jedem Individuum eine hohe, in bestimmten Grenzen wechselnde Prozentzahl von Anomalien. Uber die Isolation von Vöchtings Zinaria spuria ist nichts be- kannt. Die daselbst auftretenden Blütenanomalien sind, wie bei der armen Rasse von V. opaca pluricarpellata, nicht auf allen Individuen zu finden, wenn auch auf den einzelnen in höheren Prozentsätzen als bei jener; zudem treten bei beiden die komplizierteren Anomalien außerordentlich gegen die einfachen zurück. Auf die Verhältnisse der Periodizität wird im zweiten Teile zurück- gekommen werden. Anomalien, welche sich willkürlich hervorrufen lassen. Nachdem wir gesehen haben, daß eine Anzahl von Anomalien bei den Veronicae agrestes unter den verschiedensten Bedingungen inner- 128 180 Lehmann. halb einzelner Rassen in gleicher Weise, dieselben Anomalien bei verschiedenen Rassen unter übereinstimmenden Bedingungen in ganz verschiedener Weise auftreten, bleibt uns noch übrig, auch solche Anomalien zu untersuchen, welche auch bei verschiedenen Rassen, ja differenten Arten unter denselben künstlich herzustellenden Be- dingungen die gleichen sind oder aber bei denselben Rassen, ja einem Individuum, unter verschiedenen Bedingungen differieren. Ich beginne auch hier wieder mit den Blütenanomalien. Wie schon in der Einleitung kurz berührt, hatte bekanntlich Vöchting (1893 S. 173) bei gelegentlicher Untersuchung des Licht- einflusses auf die Blütenbildung auch für V. Tourneforti schon fest- gestellt, daß bei geringer Lichtintensität die Blüten geschlossen bleiben, dabei aber Samen ansetzen, um so eine Art von Kleistogamie zu erlangen. Bei längerem Verbleiben in verminderter Lichtintensität entwickeln sich nach Vöchting statt Blüten Laubsprosse, ähnlich, nur in geringerem Maße als bei Mimulus tllingü. Ich konnte dies alles in meinen Kulturen ebenfalls feststellen, möchte aber diesen Beobachtungen noch einige weitere hinzufügen. Beilänger anhaltender verminderter Lichtintensität werden die Blüten zunächst noch nicht ganz auf Kosten der Seitensproßbildung unterdrückt; vielmehr werden sie nur außerordentlich reduziert. Der Blütenstiel wird nicht mehr gestreckt, bleibt ca. 44 mm lang; ebenso bleiben Kelch und Blumen- krone auf dieser Größe. Auch die Filamente werden nicht mehr ge- streckt, während Antheren und Fruchtknoten der normalen Größe noch am nächsten kommen. Man kann aber auf diese Weise alle Übergänge von einer normalen, großen, geöffneten Blüte mit breiten Petalen usw., zu solchen reduzierten Blüten mit ganz kleinen Petalen usw. finden. Auch wird manchmal ein Kronblatt mehr unterdrückt als das andere, das kleine vordere schwindet manchmal früher als das große hintere, und schließlich kommt es hier und da zu völliger Apetalie; man sieht, es sind Änderungen höchst eingreifender Natur. Man kann mit so reduzierten Blüten V. Tournefortii an feuchtem, schattigen Standort den ganzen Sommer bei üppigster, vegetativer Entwicklung kultivieren. Im Winter, den ja die hierher gehörigen Arten vorzüglich überstehen, findet man derartige Blüten noch viel häufiger; oft sind sie aber zu dieser Zeit völlig entwickelt und bleiben nur einfach kleistogam (vgl. Bennet 1870 S. 11), während sie sich hier und da an hellen, klaren Tagen auch im Dezember und Januar mit normal entwickelten und geöffneten Blüten beobachten lassen. Hervorzuheben ist, daß auch die soweit reduzierten Blüten noch Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 18I dieselben erblichen Anomalien zeigen, wie sie den unreduzierten Blüten ihrer Rasse eigentümlich sind. Auch die anderen drei Ackerunkräuter der Gruppe agrestis zeigen eine weitgehende Abhängigkeit. der Blütenentwicklung von Licht- und Witterungsverhältnissen. So öffnet V. gota ihre Blüten nur bei Sonnenschein ganz; bei bewölktem Himmel bleiben sie geschlossen, und an einem Nordfenster meiner Wohnung konnte ich mehrere Pflanzen einen ganzen Sommer mit reichlicher Sproßbildung ohne jegliche Blüte erziehen. Offenbar aber braucht V. polita schon etwas weniger Licht zur Entfaltung ihrer Blüten als V. Tourneforti. Noch weniger aber benötigen zweifellos V. agrestis und V. opaca. Die erstere blühte an demselben Nordfenster, wie V. polita erzogen, den ganzen Sommer über reichlich, und V. opaca fand ich in meinen Kulturen an trüben Tagen noch mit geöffneten Blüten, wenn V. Zolita und Tournefortu die ihrigen geschlossen hielten. Diese verschiedene Ab- hängigkeit des Erblühens der vier Arten von den äußeren Umständen interessiert aber noch, nebenbei bemerkt, im Hinblick auf die geographische Verbreitung derselben. Wie ich a. a. O. (1908) mit- geteilt hatte, gehen V. agrestis und V. opaca weiter nach Norden und höher ins Gebirge als V. fo/ta und, wenigstens was das erstere an- betrifft, auch als V. Tournefortii. Vielleicht ist dies in irgend einen Zusammenhang mit dem Einfluß der Witterungsverhältnisse auf die Arten zu bringen. Ebenso wie die agrestes verhält sich noch eine ganze Anzahl anderer Veronicae dem Lichte gegenüber, ich erinnere nur beispiels- weise an V. ceratocarpa C. A. Mey., wo Juel dasselbe beobachtet hat (1891 S. 233). Wie man V. Tourneforti und polita dauernd vegetativ erziehen kann, so kann man sie auch dauernd blühen lassen; man hat nur nötig, sie immer dem Lichte auszusetzen, und dafür zu sorgen, daß die niederliegenden Äste sich gut bewurzeln können; dann werden Bereicherungssprosse getrieben, die wieder Blüten und Achselsprosse hervorbringen und so für eine weite Verbreitung der Pflanzen sorgen (vgl. Lehmann 1907 S. 107). Man hat aber in der Hand, noch vieles andere bei den hierher gehörigen Arten zu verändern. Z. B. kann man durch Kultur im Schatten die Blütenfarbe statt intensiv blau rosa bis weißlich werden sehen. V. agrestis kann man durch schwache Ernährung z. B. veranlassen, aufrecht zu bleiben, während sie bei starker Ernährung die normalen, 182 Lehmann. niederliegenden Sprosse bildet (s. Textfig. 8). Hierauf wurde eine Varietät erecta begründet. Weiter ist V. agrestis sowohl wie folta bei Kultur in fetter, nahrhafter Erde dunkelgrün, bei Kultur in sandiger, nährstoffarmer und trockener Erde gelblich grün, wobei allerdings fo/ta immer dunkler bleibt als agrestis. Auf die Abhängigkeit der Unterschiede in dem Verhältnis der Länge des Blütenstiels zum Blatt von äußeren Bedingungen habe Fig. 8. Gleichzeitig aus Samen desselben Elters einmal in Mistbeeterde, das andere Mal in Sand erzogene Veronica agrestis. ich a. a. O. schon hingewiesen (1908 S. 344). Dieses Verhältnis wurde früher als Hauptcharakteristikum von V. Tournefortii angesehen, ob- wohl es sich jetzt als äußerst variabel ergeben hat. Auch in der Blattgröße sind erhebliche Verschiedenheiten zu konstatieren, worauf ebenfalls schon eine große Menge von Varietäten begründet wurde, die sich aber fast durchgehends als Standortsmodifikationen erklären ließen (vgl. z. B. Wiesbaurs V. Tournefortii var. brachypoda, weiter var. fallax Rohl.). Seltener als die Blattgröße variiert die Blattform; so fand ich V. polita manchmal mit in den Blattstiel verschmälerten und sehr tief gezähnten Blättern (Textfig. 9). Die ganze Pflanze bekommt da- Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 183 durch, wie aus der Abbildung ersichtlich, einen ganz anderen Habitus. Es können aber auch nur einzelne Zweige von dieser Variation betroffen sein. Offenbar stellt sich auch diese Anomalie im Gefolge äußerer Faktoren ein; allerdings konnte nicht ermittelt werden, welcher. Auch Verlaubung der Kelchblätter (s. Textfig. 10), welche manchmal zu beobachten ist — wohl zu scheiden von der Forma calycida Fr., die auf ihre ev. Erblichkeits- verhältnisse noch zu studieren bleibt —, Durch- wachsungen von Blüten, gelegentliche Ver- wachsungen von Blütenstielen mit dem Stengel scheinen äußere Ursachen zu haben. Fraglich bleibt mir dies indessen noch bei endständigen Blüten, die ich bei V. polita beobachtet habe (Textfig. rr). Es ist also auch bei den hierher gehörigen Veronicae eine ganze Reihe von Anomalien künstlich hervorrufbar. Es verlohnt sich wohl, diese so hervorgebrachten Anomalien, auf die ja allerdings hier mehr anhangsweise eingegangen wurde, mit den von Klebs für Sempervivum Funkei beschriebenen willkürlichen Entwicklungs- änderungen zu vergleichen. Dieser Autor hat, wie aus der Zusammen- Fig. 10. 184 Lehmann. fassung (1906 S. 267) hervorgeht, folgende Eigenschaften dieser Pflanzen variiert: I. Die Rosette; 2. Blühreife, Blütezeit; 3. Entstehung der Blüten; 4. Den Blütenstand; 5. Blütengröße; 6. Blütenfarbe; 7. Zahl der Blütenglieder; 8. Symmetrie der Blüte; 9. Die Kelchblätter; ro. Die Blumenblätter; 11. Die Staubblätter; 12. Verwachsung der Staubblätter; 13. Die Petalodie; 14. Umwandlung von Staubblättern in Karpide und von Karpiden in Antheren; 15. Die Anordnung der Karpide; Big. Dr. 16. Die Zahl der Karpide; 17. Umänderungen der Karpide; 18. Proli- fikation. Durch Vergleich mit meiner eben gegebenen Aufzählung sieht man direkt, daß von den von Klebs an Sempervivum gefundenen künstlich hervorgerufenen Anomalien auch bei den Veronicae agrestes die folgenden zu erhalten waren: I (statt Rosette setze vegetative Sproßverhältnisse), 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 18. Hierzu ist wohl nichts hinzuzufügen; daß aber die von ıI—ı7 bei Klebs auf- gezählten Veränderungen der Staubblätter und Karpide unter äußeren Einflüssen bei den Veronzcae nicht in der Weise zu erhalten sind, wie bei Sempervivum, dürfte jedem einleuchtend erscheinen. Bei den von Klebs untersuchten Crassulaceen sind diese Organe besonders in der Zahl schon unter gleichen äußeren Bedingungen so außer- ordentlich variabel, daß es nicht verwunderlich ist, wenn dies unter abweichenden Verhältnissen noch gesteigert wird; zudem handelt es Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 185 sich dort immer um eine größere Anzahl Staubblätter und Karpiden. Bei den Veronicae agrestes sind aber die zwei Staubblätter und zwei Karpelle unter normalen Verhältnissen, soweit es sich nicht um erblich differente Rassen handelt, so konstant, so wenig der individuellen Variabilität unterworfen, ihre Zahl ist so klein, daß eine geringere Beeinflussung hier wohl verständlich ist. Übrigens würden sich aber sicher auch hier bei umfangreicheren darauf gerichteten Versuchen weitergehende Veränderungen haben bervorbringen lassen. Jedenfalls aber dürfte man auch so erkennen, daß weitgehende Parallelen zwischen den bei Sernpervivum und den bei den untersuchten Veronica-Arten künstlich hervorrufbaren Anomalien existieren. II. Teil. Periodizität der Anomalien. In dem Leben und dem normalen Entwicklungsgange der Pflanzen findet ein stetes Werden, ein fortwährendes Auf und Ab in Anlage und Ausbildung der Organe, deren Stärke usw. statt. An dieses von A. Braun (1851) in eingehender Weise dargelegte Phänomen knüpft de Vries seine Untersuchungen über die Periodizität der Anomalien. Er hat an Pflanzen der verschiedensten systematischen Stellung, teils durch eigene Untersuchung, teils durch Verwertung früherer Be- obachtungen gezeigt, daß die in so mannigfaltiger Weise in der Natur auftretenden Anomalien auf bestimmte Strecken am Individuum beschränkt sind, oder doch daselbst in besonderer Häufigkeit auftreten. In der Regel nimmt nach ihm ,,die Aussicht auf die Monstrositäten von Anfang an allmählich zu, um später ein Maximum zu erreichen und dann wieder abzunehmen“ (1899 S. 46). Diese Periode faßt de Vries als Folge während der Entwicklung des Individuums wechselnder Ernährungsverhältnisse auf. Er geht hierbei von der zuerst durch Münter (1843 S. 73) festgestellten Tatsache aus, daß die Länge der Internodien jedes Sprosses von der Basis nach der Spitze ebenfalls eine bestimmte Periodizität durchmacht, indem die untersten und obersten Internodien in der Regel viel kleiner sind als die mittelsten, und daß die Anzahl der Zellen in der Strecke der längsten Internodien pro Internodium viel größer ist als in der der kürzesten. Mit dieser Periode der Internodien stimmt nach Vries die Periode der Anomalien im großen und ganzen überein und somit 186 Lehmann. schließt er, daß die Anomalien ganz besonders in der Zeit der üppigsten Entwicklung einer Pflanze auftreten. Es fehlt nun allerdings auch nicht an gegenteiligen Angaben; so sagt Vöchting (1898 S. 436) für Linaria spuria: „Ein Blick auf die verschiedenen Orte, in denen die Anomalien auftreten, lehrt alsbald, daß an ihnen die gesamte Wachs- tumstätigkeit gering ist, während die normalen Blüten da entstehen, wo große Energie des Wachstums herrscht, an den raschwachsenden, kräftigen Sprossen. Dies ist ein Punkt, der bei einer künftigen Er- klärung der Blütengestalten wohl im Auge zu behalten ist.“ Ohne uns einstweilen mit dieser Kontroverse näher zu beschäftigen, betrachten wir die Grundlagen, auf die de Vries seine Ansichten gebaut hat. Es ist das eine große Menge gelegentlicher Beobachtungen (1900, I, S. 638) neben einer Anzahl von Zählungen, welche sich jedoch in bescheidenen Grenzen halten und meist nur einzelne Zweige oder eine geringe Anzahl solcher umfassen (de Vries 1899 S. 45; 1900 S. 371). Vielmehr ins Detail geht hingegen die Untersuchung über die Periodizität der Anomalien an dem Vriesschen 7rifolum pratense quinguefolium durch Tammes (1g04 S. 211). Hier werden von 48 auf 2 Gruppen verteilten Pflanzen sämtliche Blätter der Reihe nach untersucht und die gefundenen Verhältnisse so notiert, daß man am Schlusse den Sitz jedes Blattes noch feststellen kann, also einen Überblick über das Auftreten der gesamten Anomalien gewinnt. Gerade diese außerordentlich genaue Untersuchung war es aber, welche mir eine eingehendere Prüfung der Periodizität bei meinen Veronica- Zwischenrassen nahe legte. Wie de Vries festgestellt hat und Tammes näher ausführt, kommen die mehrscheibigen Blätter bei Trifolium pratense quinquefolium auf zweierlei Art und Weise zur Aus- bildung, und zwar einmal durch laterale, das andere Mal durch terminale Verdoppelung der Einzelblattchen. Tammes konnte nun feststellen, daß der Höhepunkt des Auftretens beider Anomalien nicht zusammenfiel, sondern ‚der Höhepunkt der Häufigkeit des Auftretens der lateral verdoppelten Blätter liegt auf den Zweigen erster Ordnung und auf denselben unterhalb der Mitte. Der Höhepunkt der Häufig- keit des Auftretens der Blätter mit terminaler Verdoppelung liegt ebenfalls auf den Zweigen erster Ordnung, bei diesen aber oberhalb der Mitte in der Nähe der Infloreszenz.“ Wenn wir nun aber mit Vries einfach annehmen wollten, daß in der Periode der stärksten Ernährung die meisten Anomalien auftreten, so haben wir doch damit keine Erklärung für das verschiedene Auftreten zweier differenten Anomalien an derselben Pflanze; man müßte denn schließen, daß der Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 187 einen Art der Ausbildung andere Nährstoffe günstig sind, als der anderen, was aber hier einmal sicher sehr gezwungen wäre, und andererseits rief dann nicht mehr die starke Ernährung an sich, sondern eine spezifische Ernährung die Ausbildung der Anomalien hervor. Zudem fehlt zurzeit für eine solche Annahme jede experimentelle Basis. In dem Falle von 7rifolium ist aber die Differenz im Auf- treten der Anomalien eine zu geringe, um weitergehende Schlüsse daran anknüpfen zu können, und es war somit wünschenswert, mit anderen Pflanzen, bei denen verschiedene, zur statistischen Unter- suchung geeignete Anomalien auf demselben Individuum vorkommen, ähnlich eingehende Versuche wie Tammes mit ihrem Klee anzustellen. Es lag sonach nahe, die im ersten Teil beschriebenen, auf derselben Pflanze auftretenden Sepal- und Petalanomalien von V. Tournefortü auf ihr Vorkommen über die einzelnen Pflanzen zu studieren. Fällt der Höhepunkt der Häufigkeit des Auftretens beider Anomalien zu- sammen, so können wir auf einen gemeinsamen auslösenden Einfluß der Ernährungsbedingungen schließen; ist das nicht der Fall, so müssen wir uns nach anderen Erklärungsmöglichkeiten umsehen. Ehe es mir aber möglich war, diesen Fragen näher zu treten, mußte ich einmal festgestellt haben, ob bei den vorliegenden Veronica- Arten die einzelnen Anomalien sich wirklich in bestimmt periodischer Weise über die Pflanze verteilen, oder ob man überall die gleichen Chancen hat, sie aufzufinden. Zu diesem Zwecke habe ich die Anomalien an verschiedenen Arten durchgeprüft und werde die er- haltenen Resultate sogleich mitteilen. Was die angewandte Methode anbetrifft, über die ich vorerst noch einiges angeben möchte, so habe ich mich mutatis mutandis an diejenige angeschlossen, welche Tammes für 7rifolium angewandt hat, d. h. ich habe in zu diesem Zweck vorgedruckte Formulare die Beschaffenheit aller Kelche, Kronen bzw. Kapseln derart eingetragen, daß man zum Schluß aus dem fertigen Journal den Sitz jeder einzelnen Blüte und damit das Auftreten jeder Anomalie sich vergegenwärtigen Kopf eines Journales. C. V. 8. T. 1. Topf 5. Pflanze. 27./V1. Achse ı. Ordng. Achse 2. Ordng. Achse 3. Ordng. Be- Bla Blkr. | Blattp. | Blattp. Blkr. | Blattp. | Blattp. | Blattp. | Bikr. | Mer- paar | Kelch od. Achse | Achse | Kelch od, Achse | Achse | Achse | Kelch od, kung | Kpsl. x. Ord. | 2. Ord. | Kpsl, | x. Ord. | 2. Ord. | 3. Ord. Kpsl. 5 4 | I | 14 | xy | Sa Now | rt | lz | 18 | 4 | 3 | 188 Lehmann. konnte. Um das klar zu machen, habe ich eine schematische Über- sicht der Wachstumsweise der untersuchten Veronica-Arten beigegeben (Fig. 12). Alle Veronicae agrestes sind bekanntlich niederliegende Pflanzen. Von einem Hauptsproß (Achse ı. Ordnung) geht rechts Q 9 rAU Hilt g as - m. Air gu Doreen E KS art KNIE r) {3 TER ba el 4 ye SWAT Ps BEER FOS A ER ED OM SS SS rt und links eine wechselnde Anzahl (ich zählte bis acht) Achsen zweiter Ordnung hervor, (rz, lI—7 u. 8). Diese stehen mit den untersten 2—3 Blättern erst gegenständig, um dann, wie diese, wechselständig zu werden. Von den Achsen zweiter Ordnung entspringen wieder solche dritter Ordnung (rılı, r2lı usw.) und hiervon wieder andere Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 189 vierter Ordnung (rzlırı, r2l2r3 usw.). Weiter kommen Bereicherungs- sprosse vor, welche aus den Achseln der untersten Blätter in der Wachstumsrichtung schief nach rückwärts stehen (ro, 120 usw.), auch diese wieder mit Seitenzweigen (rIorı usw.). Am Hauptsproß treten die ersten Blüten im dritten bis fünften Blattpaar bzw. Einzelblatt auf, während sie an den Nebensprossen schon am zweiten bis dritten, weiter oben auch schon am ersten zur Entwicklung kommen. In die vorgedruckten Formulare wurde nun in der ersten Rubrik einfach . die Etage, in der die betreffende Blüte auftrat, hierauf Beschaffenheit von Kelch und Krone bzw. Kapsel eingetragen; in der zweiten Rubrik mußte erst noch die Etage für das Auftreten der Achse 2. Ordnung am Hauptsproß, in der dritten Rubrik für das Auftreten der Achsen 2. und 3. Ordnung angegeben werden. Es wird das am einfachsten durch Einsicht in den beifolgend abgedruckten Kopf eines Formulares klar werden: rıl218 4,3 in der Rubrik Achse 3. Ordnung besagt, daß die Blüte der 18. Etage (des 18. Blattes) an der 2. linken Achse 3. Ordnung, welche ihrerseits wieder an der rechten I. Achse 2. Ordnung saß, einen vierblättrigen Kelch und eine Krone von der Ausbildung besaß, wie sie Nr. 3 in meinen Notizen vorstellt. Periodizität der Petalanomalien von V. polita Fr. Von I’. polita lag mir eine Rasse vor mit ca. 4 % fünfblättrigen Kronen mit hinterem verdoppelten Petalum und ca. 1% drei- blättrigen Kronen. Es handelt sich also um eine arme Rasse, deren Erblichkeit ich in drei Generationen, davon in einer in ca. 50 Exemplaren konstatieren konnte. Ich notierte nun die auftretenden Blüten, wie oben angegeben, in meine Formulare anfangs von 20 Pflanzen. Da sich aber bald bei allen eine große Übereinstimmung ergab, führte ich die Zählungen im weiteren nur noch mit drei Pflanzen fort. Ich beschränke mich hier auf die Angaben für die fünfblättrigen Kronen, da die dreiblättrigen bei ihrer Seltenheit zu Angaben über die Periodizität ihres Auftretens sich nicht eignen. Es ergab sich auf diese Weise das Folgende: Tabelle 17. - Blüten | = | 51—109 |101—150|151—200 201—250|251—300|301—350|351—400 Zahl der fünf- blättrigen Kronen 18 20 5 3 2 ° Prozent 12,7 13,3 3:83 2 1,3 Igo Lehmann. Es läßt sich hiernach ein reichliches Auftreten von Anomalien am Grunde der Pflanzen feststellen, welches anfänglich noch etwas steigt, um dann nach der roo. Blüte schnell zu sinken. Oberhalb der 250. Blüte bis zur 400., mit welcher die Beobachtung abgebrochen wurde, traten anomale Blüten überhaupt nicht mehr auf. Durch eine kleine Tabelle mögen dann noch die an zehn Pflanzen gewonnenen Zählungen der ersten 150 Blüten jedes Individuums speziell dargestellt werden, obwohl wegen der für zu diesem Zwecke ge- brauchten dekadenweisen Anführung etwas zu geringen Zählungs- größen die Reihe nicht ganz gleichmäßig geworden ist. Tabelle 18. an s:6|z|8|ol:o|x: Dekade der Blüten pr. Pflanze I 12 |13 14| 15 Prozentzahl der Anomalien | | | | pr. Dekade slslelzl: ls lei; 2 2 4 Trotz der eben erwähnten Ungleichmäßigkeit geht das allmähliche Ansteigen und spätere Fallen auch aus dieser Reihe genugsam hervor. Die Anomalie verhält sich also ganz so, wie es de Vries für so viele Anomalien angibt. ; Auch iiber Zweige bestimmter Ordnung kann man eine derartige Periodizität feststellen. Aus Zählungen an 20 untersten Zweigen erster Ordnung (rz und lz) ergab sich folgende Reihe: Tabelle 19. MT ] | Tse alent Blattachsel |s]4|5|6|7|8]9|rolrx|22)13]r4)1s 16|17|18]19]20\21|22\23 24.25 | | | | NR | Anzahl der fünf- | | | | fe | | | blättrigen Kronen |ı o uno I Oe: See SD © | | Um die Verhältnisse für Einzelzweige derartig anzuführen, sind die Anomalien zu selten. Schließlich ist noch zu beachten, daß die Anomalien auch nur auf ganz bestimmte Äste beschränkt bleiben, und zwar auf die Achse erster Ordnung, die untersten zwei Achsenpaare zweiter Ordnung, an diesen wiederum die untersten zwei Achsenpaare dritter Ordnung und auf die Bereicherungssprosse erster Ordnung der untersten beiden Blattachselpaare. Alles in allem treten demnach die fünfblättrigen Kronen von V. polita in deutlicher Periodizität auf und sind wohl im allgemeinen auf die Orte stärkster Ernährung beschränkt. per Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. IgI Periodizität der Karpellaranomalien von V. opaca Fr. In dem soeben besprochenen Beispiel von V. fofita lernten wir die periodischen Verhältnisse an einer Rasse kennen, bei welcher das anomale Merkmal sehr stark zurücktrat, die wir also als Halbrasse mit de Vries bezeichnen müssen. Bei der jetzt zu besprechenden plurikarpellaten Rasse von V. opaca verhält sich die Sache gerade um- gekehrt; das anomale Merkmal überwiegt außerordentlich — zu go bis 98 % —, das normale tritt zurück und erscheint nunmehr als seltener Rückschlag auf das Artmerkmal. Wir wählen zur weiteren Betrachtung die Pflanze 5 (s. Tab. 15 auf S. 172), welche ca. 9% dieser Rückschläge, also gt % plurikarpellate Kapseln aufzuweisen hatte. Bei den anderen Pflanzen treten die Rückschläge bedeutend mehr in den Hintergrund und sie sind infolgedessen ungünstiger zum Studium der Periodizität, obgleich auch bei ihnen im Prinzip dieselben Tatsachen zu erkennen sind. Es ist in diesem Falle nicht möglich, ebenso vorzugehen, wie » soeben bei I folita oder wie später bei V. Tournefortüi, da ich hier nicht, wie bei den Blütenanomalien genannter Arten, jeden Tag, also in der Aufblühfolge, Notizen gemacht habe, sondern nur zu wiederholten Malen die fertig ausgebildeten Kapseln nach ihrer Beschaffenheit und ihrem Sitz an der Pflanze notierte, so zwar, daß keine größeren Lücken eintraten. Es bleibt natürlich bei dieser Methode die Möglichkeit, das Auftreten der Anomalien an den einzelnen Achsenkategorien der Reihe nach festzustellen, was, wie wir schon bei V. folita sahen, zu demselben Erfolg führt, wie Betrachtung in der Aufblühfolge. Die an 17 Pflanzen mit 1852 Kapseln vorgenommene Untersuchung führte zu dem Ergebnis der Prozentverhältnisse wie es Tabelle 20 angibt. Es geht aus der angeführten Tabelle folgendes hervor: I. An der Achse ı. Ordnung sind die zweiblättrigen Kapseln in der ersten Dekade relativ häufig, nach oben werden sie seltener. An allen Ästen 2. und 3. Ordnung ist das Umgekehrte der Fall, die zweiblättrigen Kapseln werden nach oben häufiger, während sie anfangs am seltensten sind. 2. Mit jeder Achse höherer Ordnung, ebenso wie mit jedem höheren Aste einer bestimmten Achse steigt der Gehalt an zwei- karpelligen Kapseln. Vergleichen wir dieses Ergebnis mit dem für V. polita gefundenen, so zeigt sich ganz das Entsprechende. Auch die Kronenanomalien von |’, polita waren anfangs etwas seltener, zeigten aber bald über Tabelle 20. Achse 1. Ordnung. Karpellzahl 2 | 21/5 | 3 | 31/5 | 4 | 41/5 | 5 Dekade 1 13 — | 72 | — LT = 2,8 2 35 = 55,2 I 36,7 Ze 3,5 3 1,3 = 78 I 14 = = Achsen 2. Ordnung. Karpellzahl Astpaar 1 (rı+lı) Astpaar 2 (r2+l2) Astpaar 3 (r3 +13) Xarpellzah = 5 — = — — ae Wess 2 | 21/, | 3 | 31/2} 4 | 44/2) 5 2 | 21/p| 3 | 31/2] 4 | Alle| 5 2 |2!/o| 3 | 31/2) 4 | ala) 5 | E Dekade ı 6 | 0,5 | 75,7) 0,5|13,7| — 1,31 | YAO, yao 16,8| — | BSD AA atte |) #0) | | | 4 a || hid |) Myatt => nee in — |65,3) — |16,5| — | 3,3] 11,1] 1,1[78,7| — | 66 — 13 3 | b | aan | | 2275 | | | 3 E 3 zo.) eh 7 aa ee —|—|-— o 4 Achsen 3. Ordnung. ih a TI, lit usw. rı, 12 usw. r2, lı usw. Karpellza = = _— — re ee SS : : = sr 2 3 | 31/2] 4 | alfo| 5 2 | 21/o| 3 | 31/2) 4 | 41/o| 5 2 | 2l/a| 3 | 31/0) .4 | alfol 5 | | = Dekade ı 13 | 2 | 67 | —_— | 16 | — | 2 15 — | 64 -- 17 — 4 15 — | 67 — 15 — 3 2 20 | | — | Io — — 25 — 75 — _— — — 3 62 | — | 38 | — | —|—| — | Bereicherungssprosse. a TI,O usw. 12,0 usw. Karpellzah —— == = a _- | 21/5 | 3 | 31. | 4 | 41/2 | 5 = | 21/5 | 3 | 31/2 | + 41a 5 192 Dekade ı | rs | r | a) Ste Be ne ee Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 193 dem Grunde den Höhepunkt ihres Auftretens, um dann wieder an Häufigkeit abzunehmen. Es sind nur eben die Häufigkeitsverhältnisse von Anomalie und Artmerkmal vertauscht. Vergleichen wir aber unsere Befunde auch hier mit anderen Fällen, so ergibt sich nichts prinzipiell Neues. Ich verweise auf die Beispiele bei de Vries (1900 I S. 543) und führe als besondere Parallele das Auftreten der Rückschläge bei Capsel/a Heegeri an den obersten Ast- kategorien an (s. Soıms, 1900 S. 168). Periodizität der Sepal- und Petalanomalien bei V. Tournefortii subsp. Aschersoniana. Daß nun auch die Anomalien von V. Tournefortii eine Periodizität in ihrem Auftreten erkennen lassen, ist nach dem vorher Mitgeteilten ohne weiteres anzunehmen. Die Tabellen auf S. 204—205 zeigen denn auch, daß sowohl die Kelch- als die Kronenanomalien sich ganz entsprechend dieser Erwartung verhalten. Der Nachdruck bei den nun mitzuteilenden Versuchen ist aber nicht mehr auf die Tatsache der Periodizität einer Anomalie allein, als vielmehr auf das gegenseitige Verhältnis mehrerer Anomalien auf derselben Pflanze zu legen. Auf die prinzipielle Bedeutung derartiger Untersuchungen war weiter oben schon hingewiesen worden. Als Untersuchungsmaterial dienten Pflanzen von V. Tournefortii subsp. Aschersoniana deren Großeltern (P2) 1906 auf dem Roitschberg ge- sammelt worden waren (Standort III, S. 157), deren Eltern (Pr) dann im Sommer 1907 im Leipziger botanischen Garten kultiviert und soliert wurden. Die Tabellen auf S. 204—205 geben über den Tat- bestand die genügende Aufklärung. Die Zahlenwerte wurden so ge- wonnen, daß die in der schon vorher mitgeteilten Art und Weise gemachten Notizen über den Blütenbau jeder einzelnen Blüte einer Pflanze dekadenweise in der Aufblühfolge angeordnet wurden. Wenn in einer Dekade einmal ein Teil der Blüte fehlte, abgefallen oder verkümmert war, so war das in den Journalen mit ? bezeichnet worden und konnte nunmehr bei der anzustellenden Prozentberechnung be- rücksichtigt werden. Es kam dies aber nur relativ selten vor und es sind sicher 95 % aller Blüten der beobachteten Pflanzen zur Zählung gelangt. Die entsprechenden für jede Einzelpflanze erhaltenen Dekaden- werte wurden dann für die Abkommen einer Mutterpflanze summiert und der Prozentgehalt an Anomalien jedesmal berechnet. Diese Familienwerte wurden dann wieder addiert und es ergab sich nach Division durch die Anzahl der erhaltenen Einzelsummen der Prozent- Induktive Abstammungs- und Vererbungslehre, II, 13 194 j Lehmann. gehalt an Anomalien in den Dekaden aller beobachteten Pflanzen. ayDloy og Uauoıy Ud)DOWOUD JOE TYRZUY ~ No G> aS DH S x So SS S S Ss S S Ss S S S S S os| t —UdU04\Y Ua)UN — YI/AayYy Uago 008098 052008 002\0st osLpor 00105 z pun, aaıny JR RIEONOG { OSE! a)NIG 0S4\00% oorjass ‘ose + DSL 00L\OS Y2loM 0521002 002\o091 = UOUOJY---:- „bung anıny N do ] 10 O14 { “QYNIG 294\00% vonse osE|oog ‘00g jose Ss S ES S Sg Kelch- u. Kronenzahl auf gleiche Höhe reduziert. Wenn sich nun auch schon bei Betrachtung der Dekadenwerte im großen und ganzen eine deutliche Periodizität erkennen läßt, so ist Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 195 doch der Umfang einer Dekade zu klein, um auch im einzelnen einwandfreie Ergebnisse zu liefern, wenigstens bei den vorgenommenen über ca. 10000 Blüten sich erstreckenden Zählungen. Ich habe die einzelnen aufeinander folgenden Dekaden deshalb zu je fünf vereinigt und so ergibt sich eine außerordentlich ausgesprochene Periodizität, sowohl für das Auftreten der Pentasepalie als für das der anomalen Kronen. Die Kurven I und 2 geben diese Verhältnisse wieder. Bei Betrachtung derselben fällt zuerst die ungleiche Höhe beider auf. Das liegt natürlich an der so viel größeren Häufigkeit der Kelch- als der Kronenanomalien. Dann aber macht sich die verschiedene Lage des Höhepunktes bemerkbar. Um dies letztere noch deutlicher hervortreten zu lassen, habe ich die Kurvenwerte auf ungefähr gleiche Höhe reduziert, wodurch natürlich an der Lage des Höhe- punktes selbst nichts geändert wird (Kurve 3 und 4). Die Kronen- anomalien zeigen den Höhepunkt ihres Auftretens in den ersten fünf Dekaden; die folgenden Dekaden werden nach und nach immer ärmer. Die Pentasepalie hingegen ist am häufigsten in Dekade’ 10—20, während sie gerade in Dekade 1—5 mit am seltensten auftritt. In den Dekaden über 20 nimmt die Anomalie dann langsam wieder an Häufigkeit ab. Es leuchtet nunmehr also ohne weiteres ein, daß be- sonders starke Ernährung schlechthin nicht die Ursache für das Hervortreten beider Anomalien sein kann, sonst müßten ja doch die Höhepunkte. im Auftreten beider zu- sammenfallen. Wenn man aber die Einwendung machen wollte, daß die Anomalien der Krone und des Kelches verschiedene Stoffe für ihr Auftreten benötigten, so wird, wie schon oben angedeutet, nicht mehr die Ernährung schlechthin als Erklärungsursache heran- gezogen, sondern eine spezifische Ernährung; hierfür fehlen aber zurzeit experimentelle Belege, und wir werden sogleich sehen, daß weitere Beobachtungen direkt gegen diese Annahme sprechen. Wir sind nämlich in der Lage, an der Hand meiner Auf- zeichnung auch noch die Periodizität des Auftretens der ver- schiedenen Kronenanomalien kennen zu lernen. Es handelt sich hierbei natürlich nur um die häufigeren, und das sind bei subsp. Aschersonia die fünfblättrigen Kronen mit zwei vorderen bzw. zwei hinteren Petalen. Ich habe in derselben Weise wie vorher für Kronen und Kelche im allgemeinen die Prozentwerte (s. Tabelle III und IV auf S. 204 u. 205) ermittelt und die Kurven konstruiert (Kurve 5 und 6). is 196 Lehmann. Es ergibt sich nun die überraschende Tatsache, daß die beiden Kronensorten eine gänzlich verschiedene Verteilung über die Pflanze aufweisen. Die Kronen mit zwei hinteren Petalen haben den Höhepunkt ihres Auftretens in der 11.—20. Dekade, vorher ein lang- sames Ansteigen, nachher ein langsames Abfallen. Umgekehrt haben die Kronen mit zwei vorderen Petalen den Höhepunkt ihres Auf- tretens in den fünf ersten Dekaden, um dann allmählich seltener zu SS ISS S S 1 7 Ibo os 700\750. 150200. ai 250300 300\350 350\400 400 ---—Kronen mit 2 hinteren Petalen. Kronen mil 2 vorderen Petalen. Kurve Sund 6 450 Blüte werden. Also die Höhepunkte fallen in ganz verschiedene Zeiten der Entwicklung des Individuums und es ist demnach klar, daß auch für das Auftreten der beiden Kronenanomalien die Ernährung schlechthin nicht verantwortlich gemacht werden kann. Es bleibt natürlich dann auch hier die Möglichkeit übrig, daß die beiden Kronenanomalien verschiedene spezifische Ernährungsbedingungen benötigten, was aber hier noch unwahrscheinlicher sein dürfte als bei Kelch und Krone. Jedenfalls liegen die Ursachen für diese differente. Verteilung viel tiefer im Plasma begründet, als daß einfache Ernährungsveränderungen hier maßgebend sein könnten. Bei dieser Gelegenheit möchte ich aber noch hervorheben, daß das reichlichere Auftreten einer Anomalie unter besonders günstigen Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 197 Ernährungsbedingungen keineswegs als Beweis dafür angesehen werden darf, daß die stärkste Ernährung nun auch maßgebend für die Periode dieses Auftretens ist. Auch bei meinen Zwischenrassen der Veronica-Blüten und Kapseln wird offenbar durch gute Ernährung die Anomalie gefördert, wogegen unter gleichen Bedingungen die Periode der Anomalien eben eine verschiedene bleibt. Ebenso können wir meiner Ansicht nach nicht, wie Baur (1907 S. 446) es tut, die Verhältnisse, welche Goebel bez. der Beeinflussung der kleistogamen Blüten beobachtete, mit denjenigen an Trifolum pratense quinguefolium bzw. den Veronica-Rassen identifizieren; denn, soviel ich sehe, entwickeln sich die Blüten an allen Teilen der Pflanzen, bestimmte Bedingungen vorausgesetzt, chasmogam bzw. kleistogam, nur unter wechselnden äußeren Bedingungen periodisch. Bei Trifolium wurden aber unter gleichen Bedingungen die mittleren Blätter mehrscheibig, die oberen oder unteren wenigscheibig; ebenso bei Veronica, wo ja neben den periodisch wechselnden Anomalien ein direkter hemmender Einfluß äußerer Bedingungen, durch welche die Blüten geschlossen bleiben und somit kleistogam werden konnten, außerdem noch konstatiert wurde. Aus all den angeführten Gründen kann ich auch der Baurschen Theorie (1907 S. 445 u. Ref. bot. Ztg. 1907, 68, II, Sp. 337) für das Zustandekommen des Umschlagens innerhalb der beständig um- schlagenden Sippen nicht mehr im vollen Umfange zustimmen, ob- gleich ich vor Erhalten meiner Ergebnisse, hier keine Einwände sah (vgl. Ref. bot. Ztg. 1908, 66, II, Sp. 295—97). Die Baurschen An- schauungen stützen sich aber gerade zum großen Teil auf die Er- gebnisse von de Vries und Tammes, die sich jedoch in dieser Weise als nicht verallgemeinerungsfähig erwiesen haben. Die von mir vorgetragene Anschauung findet aber noch auf anderen Wegen ihre Bestätigung. Wenn wir nämlich die Kurven für das Auftreten der Kronen mit zwei hinteren Petalen und denjenigen für das Auftreten der pentasepalen Kelche miteinander vergleichen, so ergibt sich, daß sich beide, wenn auch nicht quantitativ, so doch qualitativ fast völlig decken. Bei beiden Ansteigen bis zur 10. Dekade, Höhepunkt in der 11.—20., hierauf Abfall (s. Tabelle I u. III auf S. 204 u. 205). Wenn wir unsnun wieder vergegenwärtigen, daß sowohl Auftreten der zwei hinteren Petalen als des 5. Kelchlappens als Rückschlag auf den normalen, fünfzähligen Blütenbau aufgefaßt werden können (vgl. hierzu auch . Bateson, 1892, S. 418), während doch Spaltung des vorderen Kronenblattes zweifellos etwas ganz anderes ist, so wird uns 198 Lehmann. der enge Zusammenhang im Auftreten der beiden erstgenannten, das ganz andersartige Verhalten der Kronen mit zwei vorderen Petalen bedeutend verständlicher. Zwischen den Kronen mit zwei hinteren Petalen und den pentasepalen Kelchen besteht zweifellos eine in der Struktur des Plasmas begründete Korrelation, die sich nicht nur im Auftreten der Anomalien überhaupt, sondern vor allem auch in ihrem periodischen Auftreten offenbart. Die Kronen mit zwei vorderen Petalen sind hingegen in ihrem Auftreten von der Pentasepalie völlig unabhängig. Eine sehr anschauliche Bestätigung erlangen wir noch folgender- maßen. Wenn man zählt, wieviel fünfblättrige Kronen beider Sorten auf vier- und wieviel auf fünfblättrige Kelche entfallen, so muß man zweifellos Aufschluß darüber erhalten, ob die eine oder andere Kronen- form häufiger mit der einen oder anderen Kelchform vereint auftritt. Selbstverständlich muß man dabei die periodischen Verhältnisse im Auftreten der beiden Kelchformen berücksichtigen, und man tut am besten, sich bei den Zählungen auf die ersten fünf Dekaden zu be- schränken, da hier beide Kronenformen noch annähernd in gleicher Menge vorkommen. Das Resultat einer solchen Zählung gibt folgende Zusammenstellung. , Tabelle 21. Auf 100 anomale Blüten der ersten 5 Dekaden von Pflanzen des Kulturversuchs 30 entfallen Kronen mit 2 hinteren Petalen Kronen mit 2 vorderen Petalen 4blaitr. Kelche | sblattr. Kelche 4blattr. Kelche | 5 blattr. Kelche 9 gt | 37 63 Ohne weiteres geht hieraus hervor, daß die Kronen mit zwei hinteren Petalen viel häufiger mit pentasepalen Kelchen zusammen- treffen, als die mit zwei vorderen Petalen. Weiter aber ergibt sich, bei Vergleich mit der Tabelle IS. 204 u. 205, über das Auftreten der pentasepalen Kelche, daß in den fünf ersten Dekaden 58 Prozent pentasepale überhaupt gezählt wurden; wenn nun aber daselbst auf 100 Kronen mit zwei vorderen Petalen 63 pentasepale Kelche ent- fallen, so ist das eine Übereinstimmung, wie sie bei der relativ geringen Zahl von 100 Kronen nicht besser gewünscht werden kann. Es wird auf diese Weise nochmals die vollständige Unabhängigkeit der Kronen mit zwei vorderen Petalen von den pentasepalen Kelchen, die enge gegenseitige Abhängigkeit der Pentasepalie und der Kronen mit zwei hinteren Petalen aufs klarste bewiesen. Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. : 199 Endlich führt noch ein dritter Weg zum gleichen Ziel. Im ersten Teil (S. 22) war uns auch eine Rasse von V. Yourneforti subsp. Aschersoniana begegnet mit nur vierblättrigen Kelchen. Bei dieser fand ich auf 357 gezahlte Kronen 13 mit zwei vorderen, zwei mit zwei hinteren Petalen. Die letzteren treten also auBerordentlich zurtick in einer Rasse, der die Pentasepalie fehlt. Auch bei Betrachtung der Anomalien auf einzelnen Achsen oder Achsensystemen kommen wir zu gleichen Resultaten. Ich möchte aber nicht noch mehr Tabellen anführen und glaube auch, daß das mitgeteilte Material überzeugend genug ist. Gern hätte ich auch noch die Anomalien von V. Tournefortii subsp. Corrensiana in ihrer Periodizität verfolgt. Es war dies aber leider aus äußeren Gründen bisher nicht in genügender Weise möglich. Schlußfolgerungen. Im vorhergehenden glaube ich also in der Hauptsache das Folgende ° gezeigt zu haben: I. Bei den Veronicae agrestes tritt im wesentlichen unbeeinflußt durch äußere Faktoren eine außerordentlich große Mannigfaltigkeit von erblichen, auf Anomalien gegründeten Sippen innerhalb kleinster systematischer Einheiten, wie z. B. einer Subspezies von V. Tournefortit auf. Diese Mannigfaltigkeit beruht zum Teil auf qualitativen, zum andern Teil auf quantitativen Unterschieden in dem Auftreten dieser Anomalien. Es gehören hierher von selbst untersuchten Rassen: Die Pentasepalie, die verschiedenen anomalen Kronenrassen, die Pluri- karpellie, die Trikotylie, die Synkotylie, die Fasziation usw. Die genannten Anomalien treten als Zwischenrassen auf, womit also be- wiesen ist, daß nicht nur bei Kulturpflanzen derartige Sippen vor- kommen. Weiterhin aber fallen unter diese Kategorie z. B. die Anomalien von Zinaria spuria (Vöchting), Trifolium pratense quinquefolium und wohl die Mehrzahl der von de Vries und anderen beschriebenen beständig umschlagenden Sippen. 2. Neben diesen erblichen Anomalien konnte bei denselben Arten noch eine große Zahl nicht erblicher, durch verschiedene äußere Ein- flüsse hervorrufbarer Anomalien festgestellt werden. Diese letzteren entsprechen den von Klebs beschriebenen Anomalien von Sempervivum usw., den von Vöchting durch Lichtverminderung erzeugten Blüten- hemmungen, den kleistogamen Blüten Goebels, Peyritschs künst- lichen Mißbildungen usw.; auf zoologischem Gebiet z. B. den ven Standfuß und Fischer beschriebenen Schmetterlingsaberrationen. 200 Lehmann. 3. Das Auftreten der erblichen Anomalien an einem Individuum stellt nicht einfach den Ausdruck der stärkeren oder schwächeren Ernährung dar, sondern hängt noch von anderen zurzeit unbekannten, jedenfalls in der Struktur des Plasmas begründeten, zum mindesten aber spezifischen Faktoren ab. Was Punkt ı anbelangt, so kann. man sich natürlich immer noch auf den Standpunkt stellen, daß die hierunter angeführten Rassen sich später einmal künstlich werden hervorrufen lassen und dann auch erblich konstant bleiben; sagt doch Klebs: ‚die meisten, wenn nicht alle Anomalien der Blüten oder vegetativen Organe können als individuelle Variationen durch den Einfluß der Außenwelt entstehen“ (1906 S. 86) und ‚Neue Rassen können dadurch entstehen, daß Änderungen der Außenbedingungen innere Veränderungen der Pflanzen herbeiführen können, infolge deren je nach dem Grade und der Zeit der Einwirkung Potenzen der vorauszusetzenden Struktur als neue Merkmale sichtbar werden, sich steigern und sich in verschiedenem Grade der Erblichkeit erhalten.“ Für den letzten Satz ebenso wie für den ersten fehlt aber ein endgültiger Beweis, da es eben zurzeit noch nicht gelungen ist, eine erblich konstante Rasse zu erziehen und da es auch eine ganze Menge von Anomalien gibt, welche durch uns bekannte äußere Einflüsse nicht hervorrufbar sind. Wenn es aber doch einmal möglich würde, auch die unter 1 angeführten Anomalien künstlich hervorzurufen, so würden dazu zweifellos ganz andere Faktoren nötig sein, wie wir sie jetzt kennen und wie sie eventuell das Hervortreten der unter 2 genannten Anomalien veranlassen. In diesen letzteren Fällen gelingt es ja unter bestimmten Be- dingungen an ganz verschiedenen Arten dieselben Abweichungen hervorzurufen, ja sogar in ganz differenten Gattungen entstehen oft unter den gleichen Außenbedingungen dieselben Formbildungen. Ich erinnere z. B. daran, daß Vöchting durch die Lichtentziehung die Blütenbildung bei einer großen Anzahl Pflanzen der verschiedensten Verwandtschaftskreise hat modifizieren bzw. unterdrücken können; auch Goebel hat Kleistogamie durch dieselben Bedingungen bei nicht verwandten Pflanzen hervorrufen können. Natürlich soll damit nicht gesagt werden, daß gleiche Bedingungen immer Gleiches hervorrufen. Dagegen sprechen ja in erster Linie die klassischen Versuche von Klebs mit Algen und Pilzen und dann war ja sogar bei den hierher gehörigen Veronica-Arten nachzuweisen, daß verschiedene Lichtintensität Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 201 nötig ist, um die Blüten bei den einzelnen Arten zum Geschlossen- bleiben zu veranlassen. Daß aber derartige Anomalien erblich werden können, erscheint mir höchst unwahrscheinlich. Auch auf diesem Ge- biete liegt ja eine große Anzahl negativer Versuche vor; ich erinnere hier z. B. an diejenigen von Klebs mit V. chamaedrys. So oft auch Angaben über erfolgreiche Versuche in dieser Richtung gemacht wurden, so konnten dieselben der Kritik doch nicht standhalten (vgl. z. B. meine Referate über Zederbauer, bot. Ztg. 66, 1908, II, Sp. 380 und Blaringhem bot. Ztg. 67, 1909, II, Sp. 3). Ob aber länger andauernde, gleichbleibende Einflüsse hier bessere Erfolge erzielen werden, darüber wissen wir nichts Bestimmtes und ich will deshalb auf diese viel erörterte Frage hier nicht eingehen. Mir kommt es vielmehr hier in erster Linie darauf an, hervorzuheben, daß es Anomalien von in der Hauptsache zweierlei, ganz differenter Be- schaffenheit gibt, welche offenbar auch auf ganz verschiedenen Wegen zustande gekommen sind. Diese Annahme wäre auch dann noch auf- recht zu erhalten, wenn zwei äußerlich absolut identische Anomalien auftreten, von denen indessen die eine erblich, die andere nicht erblich wäre. Ich befinde mich wohl hier in Übereinstimmung mit Baur (1907 S. 448), wenn er die verschiedene Art des Variierens in folgender Weise veranschaulicht: ‚Wenn wir Paraffinum durum durch Erwärmen flüssig machen, ist das etwas ganz anderes, als wenn wir durch irgend welche Behandlung Paraffinum durum in ein Paraffin mit niedrigerem Schmelzpunkt umwandeln. Klebs faßt unter seinem „Variieren‘* diese beiden nach meiner Auffassung völlig verschiedenen Dinge zu- sammen. Ich kann ihm hierin nicht folgen, sondern werde in dem ersten Falle von einer Modifikation, im zweiten von einer Mutation reden.“ Ich möchte hierzu noch einige weitere Beispiele bringen. Bekanntlich hat Correns (1904 S. 517) eine einjährige Sippe von Hyoscyamus niger mit einer zweijährigen bastardiert und typisch mendelnde Bastarde erhalten. Hier war das Merkmal also erblich und durch sogenannte äußere Einflüsse im wesentlichen nicht zu verändern. Es wäre nun zweifellos leicht möglich, die einjährige Sippe auf ähnliche Weise künstlich zweijährig zu machen, wie Klebs es mit Rüben, Cochlearia usw. getan hat. Dennoch aber wird ohne Zweifel, auch wenn die einjährige Sippe nun erst im zweiten Jahre blühte, die Pflanze die Anlagen einer einjährigen enthalten und, wenn sie mit einer erblich zweijährigen bastardiert würde, so mendeln, als wenn sie selbst im ersten Jahre, also typisch einjährig geblüht hätte. — Weiter kommen bekanntlich der Solmsschen Capsella Heegeri äußerlich 202 Lehmann. sehr ähnliche Varianten vor (vgl. Solms Igoo S. 171 und Noll 1907 Sep. S. I), die aber keineswegs erblich sind. So ließe sich die Reihe der Beispiele noch sehr verlängern (vgl. z. B. Baur 1908 S. 287). Ich komme aber noch auf einem zweiten, ganz anderen Wege zu dem Ergebnis, daß die unter I genannten Anomalien nicht durch das hervorgerufen worden sind, was wir derzeit äußere Bedingungen nennen, und zwar im Anschluß an Untersuchungen von Zederbauer und verschiedenen älteren Autoren. Zederbauer (Igo7 S. 1927) zeigte letzthin, daß innerhalb der ganzen Familie der Coniferen eine Anzahl von Varietäten auftritt, welche den verschiedensten Gruppen gemeinsam sind, andere wiederum auf bestimmte Formenkreise beschränkt bleiben; je näher nun die Formenkreise zusammengehören, um so mehr gemeinsame Varietäten oder Anomalien haben sie aufzuweisen. Auch wenn die einzelnen Arten bzw. Formenkreise unter außerordentlich verschiedenen Be- dingungen auftreten, sind dieselben Varietäten als herrschend befunden worden. Zederbauer kommt auf Grund dieser Tatsachen zu folgenden beiden Sätzen: S. 1960. „Die Variabilität ist eine Eigenschaft der Organismen, wie die Wachstums- und die Fortpflanzungsfähigkeit. Wie diese bei ähnlichen Arten, Gattungen und Familien ähnlich sind, so auch die Variabilität.“ ; S. 1960. ,,Dieses Verhalten weist darauf hin, daß die Beschaffen- heit des Organismus der wichtigste Faktor bei Abänderungen ist, wo- für auch der Umstand spricht, daß ähnliche Variationen bei ein und derselben Spezies unter verschiedenen Lebensbedingungen und ver- schiedenen Variationen unter augenscheinlich denselben äußeren Be- dingungen auftreten. Ähnlich haben sich auch andere Autoren gelegentlich ausgesprochen (Vöchting 1898 S. 475; Kraepelin 1891 S. 3I usw.). Auch in der ganzen Gattung Veronica können wir, wie wir oben sahen, überall immer wieder dieselben Varietäten beobachten; Penta- sepalie, abweichende Petalenzahl der Krone (3- und 5-Blättrigkeit ver- schiedener Art) treten an Veronicae, welche den verschiedensten Er- nährungsbedingungen unterworfen sind und den entferntesten Verwandt- schaftsgrad besitzen, ebenso häufig auf wie unter denselben Be- dingungen und bei nächst verwandten Arten. Wenn z. B. an den Kronen und Kelchen von V. éeccabunga ebendieselben Anomalien be- obachtet werden, wie an den doch offensichtlich an ganz andere äußere Bedingungen gebundenen Veronicae der Sektion Teucrium, dieselben Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 203 Anomalien bei unseren, unter den verschiedensten Bedingungen wachsenden Ackerunkräutern der Gruppe agrestis und der ebendahin gehörenden kaukasischen Gebirgsart V. filiformis; wenn Pentasepalie z. B. nachzuweisen ist bei V. bellidivides, heimisch auf dem Gerölle unserer Alpen und ebenfalls wieder bei V. Tournefortii und Anagallis, so spricht das alles dafür, daß die äußeren Bedingungen auch im Laufe von langen Perioden die Anomalien nicht verändert und nichts Neues hervorgebracht haben. Ein Gegenstück zu diesen variablen Verhältnissen in unserer Gattung bietet z. B. die Petalenzahl bei den Cruciferen. Auch die zu dieser Familie gehörigen Sippen kommen unter den ver- schiedensten äußeren Bedingungen vor, man vergleiche z. B. Nasturtium palustre, Dentaria bulbifera, Vesicaria utriculata; es herrscht aber in der ganzen Familie eine Gleichmäßigkeit der Kronenausbildung, die ihresgleichen sucht (vgl. Penzig 1890 I S. 230). Auch wenn wir dann sehen, daß innerhalb nächst verwandter Arten, ja selbst in einer Subspezies ein und derselben Art unter den denkbar gleichförmigsten Bedingungen die verschiedensten Modi im Hervortreten der latenten Merkmalsanlagen zu beobachten sind, so werden wir eben auch auf diesem Wege wieder zu der Überzeugung geführt, daß äußere Einflüsse auf das erbliche Hervortreten bestimmter Anomalien keinen oder nur einen sehr geringen — in den Grenzen der individuellen Variabilität liegenden — Einfluß ausüben. Kommen wir aber nun zu Punkt 3. Auch hier werden ver- schiedene andere Ansichten vertreten, als ich sie an der Hand meiner Versuche gewonnen habe. Ich erinnere zuerst nochmals an de Vries und führe dann den folgenden Satz von Klebs (1906 S. 174) an: „Die Bedingungen eines Gestaltungsprozesses, soweit sie vom Ent- stehungsort abhängen, sind niemals erblich fixiert, weil die an der Pflanze gerade herrschenden Verhältnisse durch die Außenwelt ver- ändert werden können.“ Durch meine Untersuchungen der Periodizität der Pentasepalie und der anomalen Kronen bei V. Tournefortii wird aber die Annahme von der direkten Beeinflußbarkeit des Entstehungsortes anomaler Bildungen durch die äußeren Bedingungen, wenigstens für diesen Fall, direkt widerlegt, und auch bei Trifolium pratense quinguefolium scheint es ähnlich zu sein. Daß aber der Entstehung einer Blüte mit zwei vorderen Petalen andere Ernährungsbedingungen günstig seien, als der Entstehung einer solchen mit zwei hinteren Petalen, dieser aber wieder dieselben wie der Entstehung der Pentasepalie, war schon weiter oben als sehr unwahrscheinlich hingestellt worden; es bleibt 204 Lehmann. Wa Übersicht über die Periodizitat del Dekade ARSE Halt: 6 7 | 8 | 9 |to|ıı | ı2 13 | 14|15 | 16| 17 | 18 19 | 20| 21 | 22| 23 | 24 | 25 26 2) | | | | 89) 85) 91 92| 89| 90 96| 91 34 87| 86| 90) 81) ¢ | f ome 9 ee NACH | 77| 80| 55| 60) 75| 55| 92 N 1. | 8.30.T.IV.3| 37| 35) 67| 65| 72| 82| 80| 77| 90| 77| 77| 72| 77| 87| 8o| 77| 55| 65| 85 30. V. 1 a 65) eo 75| TN BIN 74/72 2087 77 7 3a &2 192,92] 821752 85| 95| 85| 97| 77| 77) @ 30. 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Gerade durch das Zusammentreffen der Höhepunkte im Auftreten der als regelmäßigen Grundtypus an- zusehenden Kronen- und Kelchform wird aber der Gedanke nahe gelegt, daß die Veranlassung zum Auftreten gewisser Anomalien viel tiefer begründet zu suchen ist, als in veränderten Ernährungsbedingungen. Daß die Anomalien aber in der Hauptsache seltener auf Seiten- zweigen auftreten, als auf Hauptzweigen oder mit anderen Worten, häufig an den Orten bester Ernährung gefunden werden, schließt nicht aus, daß hier und da doch das Umgekehrte der Fall ist. Ja schon oben wies ich darauf hin, daß nach Vöchting (1898 S. 436) die Anomalien bei Lzvarza spuria in der Regel an den schwachen Seitenzweigen auftreten. Weiterhin kommen die von Blaringhem 1908 beschriebenen Anomalien beim Mais fast ausschließlich auf Seiten- zweigen vor, und zwar nicht nur nach Verwundungen, sondern in manchen Rassen auch unter normalen Umständen (S. 79). Ja sogar die künstlich hervorrufbaren Anomalien an Sempervivum sind nach Klebs (1906 s. vor allem S. 173) zum größten Teil nur auf den schwächeren Seitenzweigen (neogenen Sprossen) hervorzurufen gewesen, wo sie unter normalen Umständen allein auftreten. Nur bei einzelnen, besonders abweichenden Kulturen war die Amplitude ihres Auftretens so erweitert worden, daß sie auch auf dem Hauptsproß beobachtet werden konnten. Wir haben aber dann alle denkbaren Fälle des periodischen Auftretens von Anomalien vor uns. Der Höhepunkt liegt: I. An der Hauptachse dicht über dem Grunde: V. Tournefortii (fünfblättrige Blüten mit zwei vorderen Petalen). 2. An der Hauptachse in der Mitte: Trifolium pratense quinguefolium Pentasepalie, Plurikarpellie, fünfblättrige Kronen mit zwei hinteren Petalen bei den Veronicae agrestes. 3. Nur oder vorwiegend an Nebenachsen: Zea Mays; Sempervivum; Linaria spuria. Wir werden demnach vorderhand zum mindesten für das periodische Auftreten der erblichen Anomalien annehmen müssen, daß kompliziertere Verhältnisse denselben zugrunde liegen, als die einfache Veränderung der Ernährungsbedingungen während der Entwicklung des Individuums. Da sich aber zurzeit noch nicht absehen läßt, welcher Art die aus- lösenden Ursachen für das Auftreten der Anomalien sind, so enthalte “ ich mich einstweilen weiterer spekulativer Betrachtungen. 21. Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestis. 207 Literatur. . Bateson, W. u. A., On Variations in the floral Symmetry of certain Plants having irregular Corollas. Journ. of the Linnean Soc. 28 1892, Botany, S. 386. . Bateson und D. F. M. Pertz, Notes on the inheritance of Variations in the Corolla of Veronica Buxbaumii. Proc. Cambr. Philos. Society, 10 Pt. II 1898, Se73:- . Baur, E., Untersuchungen über die Erblichkeitsverhältnisse einer nur in Bastard- form lebensfähigen Sippe von Antirrhinum majus. 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Verschiedene Kronenformen von Veronica Tournefortii subsp. Corrensiana. Fig. 5—9. Verschiedene Kronenformen von Veronica Tournefortii subsp. Aschersoniana. Zeitschrift für induktive Abstammungs-und Vererbungslehre. bd.2. Taf]. Fig. Pig: Fig 8. FL aue,Lity. Inst Berlin 2 Lehmann Veronica. ceed Referate. Loeb, Jaques (Herzstein Research Lab. Univ. California). Über die Natur der Bastardlarve zwischen dem Eehinodermenei (Strongylocentrotus franciscanus) und Molluskensamen (Chlorostoma funebrale). Arch. f. Entw.-Mech. 26 1908, 3. Heft, S. 476—482, 13 Fig. Die Eier des Seeigels Strongylocentrotus franciscanus, welche in einer Mischung von 50 ccm Seewasser und 0,8 ccm N/ro NaHO mit Samen der Schnecke Chlorostoma funebrale zusammengebracht werden, bilden zu 80% Befruchtungsmembranen und entwickeln sich, nachdem sie hierauf in nor- males Seewasser übertragen wurden, zu völlig normalen Pluteuslarven von rein mütterlichem Charakter. Der Einfluß der Spermatozoons müßte sich demnach erst auf einem späteren Studium geltend machen. Das Vor- handensein von Seeigelsamen wird hierbei durch strengste Kautelen aus- geschlossen; ebenso wird gezeigt, daß es sich nicht etwa um künstliche Parthenogenese durch das alkalische Seewasser handelt, denn NaHO-Lésungen ohne Samen gaben keinerlei Entwicklungsanstoß. Die Alkalinität des See- wassers dient vielmehr nur dazu, die Echinodermeneier für den Mollusken- samen durchlässiger zu machen. Aus den bisher vorliegenden Resultaten über heterogene Besamung des Seeigeleies: den soeben referierten von Loeb, denen von Loeb über Be- samung von Seeigeleiern mit Seesternsamen, denen von Godlewski über Besamung von Seeigeleiern mit Haarsternsamen, denen von Hagedoorn zwischen Seeigeln verschiedener Art würde die Unzulässigkeit der Behauptung folgen, daß die Chromosomen für Übertragung väterlicher Eigenschaften direkt verantwortlich sind; denn all diese Bastarde haben rein mütter- lichen Charakter, während sie, wenn jene Behauptung richtig wäre, sogleich auch väterliche Charaktere aufweisen müßten: die Vererbung ist kein histologisches, sondern ein chemisches Problem. (Die Vereinigung von Eikern und Spermakern, also echte Befruchtung im Sinne der Histologie, ist indessen nur im Godlewskischen Falle der Bastardierung von Echinoiden und Crinoiden festgestellt; für die übrigen Fälle heterogener Hybridisation, zumal denjenigen Kupelwieser’s von Echinoideneiern und Muschelsamen, aber auch für den hier vorgelegten, kann die Möglichkeit noch nicht als ausgeschlossen gelten, daß es sich um künstliche Parthenogenese durch die Substanz des artfremden Spermas handelt, ähnlich derjenigen, durch Blutserum artfremder Tiere. — Ref.) Kammerer-Wien. Hagedoorn, A. L. (Herzstein Research Lab. Univ. California). On the purely motherly character of the hybrids produced from the eggs of u Arch. f. Entw.-Mech. 27 1909, ı. Heft, S. 1—20, 1g Fig. Verfasser stellte sich ein sehr individuenreiches Material von Echino- dermenlarven folgender Kulturen her: normal besamte Reinzucht von Strongylocentrotus purpuratus und von Str. franciscanus, parthenogenetische Induktive Abstammungs- und Vererbungslehre. II, 14 210 Referate. Zucht von diesen beiden Arten, Bastardzuchten von Str. purpuratus 3 >< Franciscanus 2, franciscanus 5 >< purpuratus 2, purpuratus 2 >< Asterias ochracea, franciscanus 2 >< Asterias ochracea. All diese verschiedenen Kulturen erlauben auf Grund ihrer groBen Anzahl folgende beide Tatsachen gleichmäßig zu erkennen: I. Das Pluteus- skelett weist zwar eine starke Variationsbreite auf, welche aber in den hybriden Zuchten nicht größer ist als in den reinen. — 2. Alle Bastard- zuchten haben ausnahmslos den Charakter der rein mütterlichen Zucht. So z. B. sind die Pluteuslarven der normal besamten und der partheno- genetisch gezogenen Strongylocentrotus franciscanus von denen aus Asterias 3 x Str. franciscanus 2 und Str. purpuratus 3 >< franciscanus 2 nicht zu unter- scheiden, und vice versa. Kammerer-Wien. Lutz, F. E. The variation and correlations of certain taxonomic characters of Gryllus. Carnegie Institution, Publ. No. 10I pp. I—63, Igog. This paper contains a thorough and careful analysis of the „species problem“ in a single concrete case. The native crickets (genus Gryd/us) of the eastern United States have been divided into tive so-called species. These five species are distinguished by the taxonomist on the basis of a series of specific characters. Lutz set for himself the problem of deter- mining what were the actual facts regarding variation in these so-called specific characters, when crickets were collected from a series of represen- tative localities over the whole eastern United States, and when these characters were carefully measured and the variation data thoroughly analyzed by exact biometrical methods. The results obtained are of much interest and significance to the student of evolution: The general result obtained was that in the genus Gry//us „species“ are matters of fluctuating variation; they are not formed by the addition or subtraction of definite unit characters. Instead it appears that under a particular set of definite local conditions we may get a group of individuals (species) having some characters quantitatively different in a definite way from the condition found in another group of individuals in another locality. This portion of his discussion Lutz very well summarizes in the following words: ,,Out of it all there is one thing clear, it seems to me: Either we simply name stages in a great continuous mass of variations and call them species, or there is but one species of Gry//us in the eastern United States, and the names we give are not the names of species at all, but simply inaccurate shorthand expressions for recording the approximate size, proportions, and color of the individuals found. In the latter case we need more names. It is scarcely conceivable that the species so named are—all of them, at least—separated by sterility barriers, so that they have any real entity. They are merely convenience species.‘ Considerable space is given to the discussion of the dimorphism of the wings in Gryllus. The short winged condition is held to be the newer condition phylogenetically, and a degeneration. The short-winged and long-winged groups do not intergrade; each varies about its own mean. Short winged forms have their organs more variable and slightly less clo- sely correlated than long winged forms. The short winged condition is held. to satisfy all the criteria of a mutation, but it has not given rise to a „good‘“ species. Lack of space forbids mention here of many of the suggestive points. of fact and of speculation brought out in the memoir. Referate. 2II Taken as a whole, the work is a real and important contribution to knowledge regarding the „species question“, a thing which cannot be said of the vast majority of the ‚general discussions‘ of the subject which burden the literature. Raymond Pearl. Meisenheimer, J. Über den Zusammenhang von Geschlechtsdrüsen und sekundären Gesehlechtsmerkmalen bei den Arthropoden. In: Verhand- lungen der Deutschen zoologischen Gesellschaft. Mit 2 Figuren im Text. 1908. S. 84—95. Verfasser hat, angeregt durch die Versuche Oudemanns an Ocneria dispar und Kellogs an Bombyx mori, welche übereinstimmend die Wirkungs- losigkeit der Kastration bei Raupen auf die Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale zeigten, zunächst diese Versuche mit dem gleichen negativen Erfolge wiederholt. Dann hat er aber ferner Transplantationen der Geschlechtsorgane des einen Geschlechtes auf das andere vorgenommen. Durch diese Trans- lantationen wurde die normale Entwicklung der Genitalapparate in keiner eise aufgehalten. Auf die Ausbildung der sekundären Geschlechtsmerkmale hatten die Uberpflanzungen keine Wirkung. ‚Die ursprünglichen Männchen : blieben typische Männchen, obwohl ihr Leib zuweilen strotzend von Eiern erfüllt war, die Weibchen blieben Weibchen‘. Es gelang, also typische innere Zwitterbildung experimentell zu erzeugen. Dies veranlaßte Meisenheimer, die Literatur nach den morpho- logischen Befunden bei natürlichen Zwittern mit Beschränkung auf die Arthropoden durchzusehen. Er hat da eine ganze Kette von verschiedenen durch alle Übergänge verbundenen Fällen festgestellt, wo einem äußerlich halbierten Zwitter auch eine innerliche Halbierung der Geschlechtsdrüsen entsprach bis zu solchen, wo bei äußerlich streng halbierten Zwittern innerlich nur das eine Geschlecht vertreten war. Aus diesen Beobachtungen zieht Verfasser den Schluß, daß bei den Arthropoden die primären Geschlechtsorgane in der ontogenetischen Ent- wicklung keinen Reiz auf die sekundären Charaktere ausüben. Verfasser geht dann noch kurz auf diejenigen Zwitter ein, die rechts einer Varietät, links einer anderen angehörten, eine Erscheinung, die besonders häufig bei Argynnis paphia beobachtet wird, z. B Argynnis paphia links rechts u, Sun var, valestana var. typica Diese Fälle glaubt Verfasser daraus erklären zu können, daß es sich um Bastarde zweier Arten handelt, bei denen es nicht zu einer Vereinigung männlicher und weiblicher Erbmassen kam. In der Diskussion hatte sich ein Irrtum eingeschlichen, der aus dem Gleichklang zweier Namen erklärlich ist, den ich aber bei dieser Gelegenheit richtigstellen möchte. Ich hatte die Arbeiten des Forstmeisters Rörig- Frankfurt a. M. im Sinne (durch einen mir unerklärlichen Zufall ist in der Diskussion der Name mit einem h geschrieben), während Meisenheimer an die Arbeiten des Regierungsrates Röhrig-Berlin dachte. Das ist mir erst bei der Lektüre zum Bewußtsein gekommen. Hilzheimer, Stuttgart. 14* 212 Referate. Jennings, H.S. Heredity, variation and evolution in Protozoa II. Proc. Americ. Philos. Soc. 47 1908. S. 393—540. Die Fragestellung des Verfassers, seine Versuchsanordnungen und seine Resultate sind besonders für botanische, in den letzten Jahren viel diskutierte Streitfragen von Interesse. Die Einzelindividuen einer Rohkultur von Paramaecium variieren in bezug auf Länge, Breite, Verhältnis von Länge zur Breite usw. sehr stark. Verfasser hat diese Variebilität durch ganz mustergültige Versuche näher analysiert. Ohne auf Einzelheiten einzugehen, seien hier nur die wichtigsten Ergebnisse kurz mitgeteilt. Eine Rohkultur von sich einfach vegetativ durch Teilung vermehrenden Paramaecien stellt danach ein Gemisch von einer mehr oder weniger großen Zahl von verschiedenen ‚Linien‘ im Johannsenschen Sinne dar. Solche Linien hat Verfasser acht isoliert, die zum Teil zu der Art. P. aurelia, teils zu der Art P. caudatum zu rechnen wären. Geht man von einem Einzel- individuum aus, isoliert man also eine reine Linie, so zeigte diese Kultur noch immer eine sehr große Variebilität, die, wie Versuche zeigen, aus- schließlich bedingt wird durch den Einfluß von Außenfaktoren. Selektion von Varianten innerhalb der reinen Linie erwiesen sich auch hier genau ent- sprechend den Johannsenschen Versuchen mit Bohnen und Gerste als völlig er- folglos. Diese Modifikation zeigensich also auch bei Paramaecium nicht erblich. Die Verhältnisse bei sexueller Fortpflanzung hat Verfasser noch nicht untersucht, das soll die Aufgabe weiterer Versuche sein. Baur. Herbst, C. Vererbungsstudien. VI. Die zytologischen Grundlagen der Ver- schiebung der Vererbungsrichtung nach der miitterlichen Seite. 1. Mitt. Arch. f. Entw. 27. S. 266—308. Erteilt man den Eiern von Sphaerechinus durch Behandlung mit Valerian- säure einen Anstoß zur parthenogenetischen Entwicklung und bastardiert sie alsdann mit Strongylocentrotus-Samen, so erhält man Plutei mit stark nach der mütterlichen Seite verschobenen Eigenschaften. Bei der zytologischen Untersuchung zeigt sich, daß bei der Kopulation der Kerne der Eikern bereits in die Entwicklung (Chromatinproduktion) eingetreten ist und der Sperma- kern dauernd nachhinkt. Er wird in unregelmäßiger Weise in der ersten Furchungsspindel verzogen und schließt sich entweder ganz dem einen Teil- kern an, oder wird unregelmäßig auf beide Tochterkerne der ersten Furchungs- zellen verteilt. Größere Partien väterlichen Kernmaterials gehen aber nicht verloren. Im ersten Falle entstehen partiell halbkernige, und zwar rein mütterliche Larven, aber auch im anderen können sich die Embryonalbezirke wesentlich in ihrem Gehalt an väterlichem Chromatin unterscheiden. Herbst ist nun geneigt — vorausgesetzt, daß überhaupt sichtbare Ursachen das Vorwiegen der mütterlichen Eigenschaften bringen —, das quantitative Uberwiegen mütterlichen Chromatins als Ursache anzunehmen: der durch den Verzug des parthenogenetisch angeregten Eichromatins ins Hintertreffen geratene väterliche Kern kann nicht ebenso viel väterliches Chromatin pro- duzieren, ehe die Teilung einsetzt. Poll- Berlin. Davenport, Ch. B., Determination of dominance in mendelian inheritance, (Mit ı Fig. im Text.) In: Proceed. Americ. Philosoph. Society. Vol. 47 1908. S. 59—63. Verfasser sucht seine Ansicht zu stützen, daß eine progressive Variation, d. h. eine solche die die Entwicklungsgeschichte weiter führe, dominiere Referate 213 über einen Zustand, der sie abkiirze. Mir scheint hier der Gegensatz zu stark betont, denn eine rezessive Eigenschaft braucht nicht immer einem Rückschritt zu entsprechen, sie kann sich auch bei einem Stehen- bleiben auf derselben Stufe gegenüber der fortgeschrittenen Variation finden. Und dann ist wohl mindestens ebensoviel, wenn nicht mehr Wert auf Fort- schritt in der Stammesgeschichte als in der Entwicklungsgeschichte zu legen. Verfasser führt dann verschiedene Beispiele für seine Behauptung an. So bei Hühnern das Dominieren befiederter Beine über unbefiederte, bzw. stärker über schwächer befiederte, beim Erbsenkäfer dominiert stärkere Pigmentierung über schwächere, dasselbe ist bei der Farbe der menschlichen Iris der Fall. Wenn bei Kaninchen die langen Haare über die kurzen Haare dominieren, so ist das nach Ansicht des Verfassers nur eine scheinbare Ausnahme. Er sieht nämlich in langem Haar ein Stehenbleiben auf embryonaler Stufe, während bei den kurzhaarigen ein das Wachstum der Haare hemmender Faktor hinzu- käme. Dies scheint mir aber eine unbeweisbare Hypothese zu sein, schon aus phylogenetischen Gründen scheint sie mir zweifelhaft zu sein. Verständ- licher ist es, wenn Verf. das verschiedene Verhalten weißer Hühner, die bald rezessiv, bald dominant sind, daraus erklären will, daß die weiße Farbe einmal verursacht sei, durch Fehlen des Pigments, das seien Albinos, das andere Mal‘ dadurch, daß die weiße Farbe hervorgerufen sei, durch Hinzutreten eines Fak- tors, welcher eben Weißfärbung des Gefieders bedinge. Diese letztere nennt er im Unterschied zu den Albinos ,,grays‘‘, ein Ausdruck, der wohl nicht ganz glücklich gewählt ist, und tatsächlich zu Mißdeutungen Anlaß gegeben hat. Eine richtige Idee scheint ihm gleichwohl zugrunde zu liegen. Hilzheimer - Stuttgart. Tennent, D. H. The chromosomes in cross-fertilized Echinoid eggs. Biol. Bull. 15, 1908, pp. 127—134. Textfig. 12. The author in a preliminary note (’08) gives some observations on the prophases of division in cross-fertilized echinoid eggs The method of fertilization was very simple. After removing the eggs from the ovary, he let them stand in sea water for several hours. At the proper time which he determined by experminent, active sperm were added to the eggs. In the first cross, Toxopneustes female with Moira male, the chromo- somes were too nearly alike to be distinguished. With this cross he obtained some dispermic eggs, which, as the author suggests, may, if further investi- gated, prove of interest in connection with Boveri’s work on dispermic eggs. The behavior of the second sperm nucleus seems to depend some- what upon the time it enters the egg. In one case, is moves toward the segmentation nucleus and may fuse with it, or the fibers of one of its asters may enter the segmentation nucleus, the chromosomes of which become differentiated before the cleavage asters have separated. Again when the second sperm nucleus enters after the differentiation of the chromosomes and the separation of the cleavage centers have progressed to some degree, it forms an amphiaster of its own. In the second cross, Arbacia female with Moira male, the chromosomes are different in size and can be easily distinguished in the metaphase figure, adding another support to the theory of the individuality of the chromosomes. Th. Payne-Columbia University, New York. 214 Referate. Meves, Fr. Die Chondriosomen als Trager erblicher Anlagen. Cytologische Studien am Hühnerembryo. Arch. f. mikroskop. Anat. 72 1908. S. 816—867. Zahlreiche ältere und neuere Beobachtungen über den Befruchtungs- vorgang, besonders aber die neueren Ergebnisse der experimentellen Forschung haben dazu geführt, daß die Lehre von dem Vererbungsmonopol des Zell- kernes besonders in jüngster Zeit wieder lebhaft bekämpft wird. Auch von jener Seite, welche den Kern als alleinigen Überträger der spezifischen Merk- male ansieht, wird dem Plasma des Eies doch ein gewisser Grad von Einfluß auf die Vererbung zugesprochen, indem es für die allerersten Stadien der Entwicklung maBgebendseinsoll (Boveri, Conclin). Das Studium bestimmter Plasmastrukturen veranlaßte nun auch den Verfasser vorliegender Arbeit, sich gegen die Lehre vom Vererbungsmonopol des Kernes auszusprechen Schon längere Zeit, besonders durch die Untersuchungen von Benda sind aus verschiedenen Zellarten die sog. Mitochondrien, das sind durch ein be- sonderes Färbungsverfahren nachweisbare Körnchenketten, bekannt; ferner hat Verfasser selbst schon früher ebenso nachweisbare, aber nicht aus Körnchen zusammengesetzte Fäden, die Chondriokonten, beschrieben. Vermutlich gehören zu ihnen auch z. T. wenigstens die Altmannschen Granula. Diese Gebilde haben das gemeinsame, daß sie bei der Zellteilung in die Tochterzellen übergehen; sie entstehen nicht aus dem Kern, so daß sie mit den besonders von Goldschmidt beschriebenen Chromidien in den Gewebszellen der Metazoen nichts zu tun haben. Mitochondrien und Chondriokonten faßt Meves unter dem Namen Chondriosomen zu- sammen und bezeichnet mit Chondriom alle in einer Zelle vorhandenen Chondriosomen. Solche Gebilde sind in sehr vielen plasmareichen Zellen gefunden worden, besonders auch in Ovarialeiern und sämtlichen Generationen der Samenzellen vieler Tiere, vom Verfasser nach vorliegender Veröffent- lichung auch in allen Zellen von Hühnerembryonen bis zur Sonderung der drei Keimblätter. Es wird aber nicht erwähnt, ob sie auch in reifen oder befruchteten Eizellen beobachtet sind. Verfasser hält nun den Nachweis für erbracht, daß diese Chondriosomen die Anlagesubstanz für die ver- schiedensten Faserstrukturen, wie Myofibrillen, Neurofibrillen, Neuro- gliafasern, Bindegewebsfasern, bilden und außerdem bei der Entstehung anderer Plasmadifferenzierungen, wie Sekrete, eine Rolle spielen. Und da diese Chondriosomen der embryonalen Zellen von jenen der Ei- und Samen- zelle abstammen, so sieht Verfasser in ihnen die zytoplasmatische Vererbungs- substanz dieser Strukturen. Wie die Qualitäten des Kerns durch die Chro- mosomen, werden die des Plasmas durch die Chondriosomen übertragen. In den letzteren sind auch die Bedingungen für die Differenzierungsfähigkeit der Blastomeren enthalten: in den sog. Regulationseiern, bei denen isolierte Blastomeren wieder einen ganzen Embryo liefern können, bleiben die Chon- driosomen undifferenziert, in den Mosaikeiern fangen sie gleich nach der Befruchtung an sich zu differenzieren, und zwar verschieden je nach ihrer Lage im Ei, so daß den Blastomeren schon auf den ersten Furchungsstadien eine qualitative Verschiedenheit zufällt. Verfasser führt dann aus, daß die Chondriosomen die von Nägeli in seiner Idioplasmatheorie geforderten Bündel von Micellreihen innerhalb des Plasmas sein könnten, er denkt sich die Wirkung dieser Idioplasmastränge aber anders als Nägeli, nach welchem sich die Stränge nicht einfach in die spezifischen Plasmastrukturen durch Metamorphose umwandeln, wie Meves glaubt, sondern das um- gebende Plasma zur Differenzierung nur anregen. — Von einem Vererbungs- träger muß man, wie O. Hertwig betonte, fordern, daß mütteıliche und Referate. 215 väterliche Erbmasse sich äquivalent gegenübersteht. Die Menge der in der Eizelle vorhandenen Chondriosomen ist aber viel größer als die von der Samenzelle mitgebrachte. Verfasser hilft sich mit der Annahme, daß die spezifische Beschaffenheit der Chondriosomen wie diejenige der Nägeli- schen Idioplasmastränge durch .die Konfiguration des Querschnitts aus- gedrückt wird. Es könnten sich auch die vom Sperma stammenden Chon- driosomen im Ei vermehren. Weiter ist von einer Erbmasse zu verlangen, daß sie gleichwertig auf die Tochterzellen verteilt wird, so wie das mit dem Chromatin geschieht. Eine solche gleichwertige Verteilung der Chondrio- somen tritt zwar nicht ein, aber doch eine annähernd gleichwertige, in den Spermatozyten mancher Tiere zeigt sich sogar eine Art von mitotischer Teilung. Jede dabei eintretende Ungleichheit könnte aber wieder durch Wachstum ausgeglichen werden. Die Verhütung der Summierung der Erb- massen könne bei den Chondriosomen dadurch bewirkt werden, daß je ein vaterliches und miitterliches sich miteinander bei der Befruchtung endweise vereinigen. Eine Schwierigkeit für die Theorie des Verfassers besteht ferner darin, daß, wie Strasburger fand, der Spermakern bei den Angio- spermen ohne eine Plasmahülle in die Eizelle schlüpft; aber Verfasser hält es doch nicht für ausgeschlossen, daß dabei doch ein winziges Chondriosom mit eindringt und genügt, um die Eigenschaften des väterlichen Zytoplasmas auf dasjenige des Eies zu übertragen. Schleip. Müller, R. Künstliche Erzeugung neuer, vererbbarer Eigenschaften bei Bakterien. (Sitzungsber. d. physiol. Vereins zu Kiel, 8. Februar 1909.) Münchn. med. Wochenschr. 1909, Nr. 17. — — Vererbung erworbener Eigenschaften bei Bakterien. Die "Umschau. 13 1909, S. 402—404. Reiner Müller knüpft mit seinen Untersuchungen ‚über die künst- liche Erzeugung neuer, vererbbarer Eigenschaften bei Bakterien‘ an die Arbeit Massini’s an, über welche Miehe in dieser Zeitschrift bereits kurz berichtet hat (Bd. IS. 261). Massini hatte aus dem menschlichen Darm einen Spaltpilz isoliert, der sich vom ae#. coli in physiologischer Beziehung dadurch unterschied, daß er den Milchzucker nicht zu zersetzen vermochte und darum auf milchzuckerhaltigen Nährböden keine Milchsäure produzierte. Doch bildete dieses Bakterium, wenn es auf milchzuckerhaltigen Substraten (z. B. Endoagar) gezüchtet wurde, in seinen Kolonien nach einiger Zeit sekundäre Kolonien, sog. ‚Knöpfe‘ aus, deren Bildung auf milchzucker- freien Nährböden stets unterblieb; diese „Knöpfe“, die ihre Entstehung einer plötzlich einsetzenden, beschleunigten Teilung einzelner tiefliegender Zellen der Kolonie verdankten, bestanden, wie weitere Abimpfung zeigte, aus Zellen, die nunmehr die Befähigung zur Milchzuckerzerlegung unter Säuerung des Substrates erworben hatten, und dieselbe auf ihre Deszen- denten vererbten, so daß diese, auch wenn sie auf gewöhnlichen, milch- zuckerfreien Nährböden beliebig lange Zeit weitergezüchtet wurden, die Fähigkeit, den Milchzucker zu verarbeiten, dauernd beibehielten. Nur in einem von vielen Fällen war zu beobachten, daß diese Fähigkeit wieder verloren ging, also ein Rückschlag eintrat. — Da diese Abspaltung milch- zuckzerersetzender Zellen, wie Massini betont, plötzlich erfolgt, derart also, daß keine allmähliche Aneignung dieser Eigenschaft zu beobachten ist, spricht unser Autor von einer Mutation im Sinne von de Vries. Seinen Spaltpilz taufte er Bact. coli mutabile. 216 Referate. Bald darauf fanden Reiner Müller, sowie sein Schüler Burk vier weitere, dem Massinischen ähnliche Bakterienstämme, die ebenfalls durch Zucht auf Milchzuckernährböden zur Abspaltung milchzuckerzerlegender Mutanten veranlaßt werden konnten. In den beiden im Titel genannten Aufsätzen teilt R. Müller nun mit, daß es ihm bei systematischer Untersuchung weiterer Bakterienstämme gelungen sei, noch eine ganze Zahl solcher, darunter auch pathogener, aufzufinden, die gleichfalls die Eigentümlichkeit zeigen, durch Zufuhr be- stimmter Stoffe zur Bildung von Mutanten veranlaßt zu werden, welche im Gegensatz zu ihrer Aszendenz die betreffenden Stoffe verarbeiten können, und zwar ergaben die bisherigen Versuche; daß bei den allermeisten Formen nur ein bestimmter Stoff Mutation auslöst. So bildete Bact. phi (und zwar 70 daraufhin untersuchte Stämme) auf rhamnosehaltigen Nährböden „Knöpfe“, die aus rhamnosezerlegenden Zellen bestanden, und diese Eigen- schaft sofort auf ihre Nachkommen vererbten. Bact. paratyphi (Typ. Schott- müller) hingegen zeigte nicht auf rhamnose- sondern auf raffinosehaltigen Substraten derartige Knöpfchenbildung. Weitere Beispiele müssen im Original nachgesehen werden; in allen Fällen wird angegeben, daß die Befähigung zur Verarbeitung des betreffenden Stoffes plötzlich, stoßweise aufgetreten sei, und daß die Deszendenten der knöpfebildenden Zellen, auf beliebigen Böden weitergezüchtet, diese Befähigung dauernd tei- behalten; Rückschläge scheinen hier nicht beobachtet worden zu sein. — Gegen die Ausführungen der drei genannten Forscher ist nun ver- schiedentlich der Einwand erhoben worden, daß die Knöpfchenbildung möglicherweise durch Verunreinigung des Versuchsmaterials mit fremden Bakterien verursacht worden sei, und daß es sich gar.nicht um Abspaltung von Deszendenten mit einer neuerworbenen Eigenschaft handle, und Kolle (Bakt. Zentralbl. I. Abt. 1908, Bd. 42 S. 58*) sowie Miehe (l. c.) haben die Forderung erhoben, bei derartigen Untersuchungen stets mit Material zu arbeiten, das nachweislich von einer einzigen Mutterzelle abstammt. Müller teilt nun in den obengenannten Veröffentlichungen mit, daß er dieser Forderung nachgekommen sei und sich ‚nach der von Lindner und von Burri angegebenen‘ Methode Einzellkulturen hergestellt habe, deren Nachkommen dann ebenfalls bei Zusatz der genannten Stoffe zur Mutation angeregt worden seien. Schon vorher hatte der Ref., veranlaßt durch die große theoretische Wichtigkeit des Gegenstandes, sich Einzell- kulturen des Bact. coli mutabile verschafft. Er verdankte den Massinischen Stamm der Freundlichkeit R. Müller’s. Zunächst wurden Plattenkulturen hergestellt, dann von einer Kolonie solcher Platten eine Spur Bakterien- material in einem kleinen Ouantum sterilisierter, verdünnter Tusche ver- teilt, und hierauf wurden mit steriler Zeichenfeder kleine Tröpfchen dieser Tusche auf Nährgelatine übertragen, die auf dem Objektträger sich befand. Es konnten dann, ohne Auflegen eines Deckglases in den Tuschetröpfchen einzelne Zellen mikroskopisch aufgefunden (Zeiß, Obj. F., Ok. 4) und markiert werden, worauf der Objektträger in die sterile feuchte Kammer gelangte. Nach 24 bis 40o Stunden waren (bei Zimmertemperatur) die einzelnen Zellen zu kleinen tautropfenähnlichen Kolonien herangewachsen, von denen dann ohne Schwierigkeit unter dem Präpariermikroskop mittels steriler Glasfäden abgeimpft werden konnte. Der Ref. verwendete also, wie ersichtlich, im wesentlichen Burri’s Verfahren, allerdings etwas ver- einfacht (während er, wie kurz bemerkt sein mag, mit der Lindnerschen Tröpfchenkulturmethode ohne Tuschezusatz bisher bei so kleinen Bakterien- zellen nicht zum Ziel gelangte). Ausgehend von diesen Einzellkulturen Referate. 217 konnte der Ref. nun ebenfalls auf Milchzuckeragar Knöpfchenbildung her- vorrufen, somit Massini’s Befund bestätigen; übrigens mag hervorgehoben werden, daß dieser Autor, wenngleich nicht mit Einzellkulturen, so doch so sorgfältig gearbeitet hat, daß eine Verunreinigung mit fremden Bakterien schon durch einen ganz besonders unglücklichen Zufall hätte herbeigeführt werden müssen. — Ist also die Tatsache der Abspaltung von Deszendenten mit veränderten physiologischen Eigenschaften nicht mehr zu bezweifeln, so erhebt sich nun die Frage, ob man dieselben wirklich mit Recht als Mutationen nach de Vries bezeichnen darf. ri Zunächst wird man bei Übertragung dieses für höhere Pflanzen ge- prägten Begriffes auf die Mikrobenwelt nicht vergessen dürfen, ‚daß die vegetative Vermehrung der einzelligen Organismen nicht unmittelbar mit der Vermehrung der höheren Pflanzen durch Gameten verglichen werden darf‘ (Johannsen, Erblichkeitslehre, S. 345). Im besondern gilt ferner: Die Mutationen höherer Pflanzen verlaufen ,,richtungslos“ (S. Reichenbach, Bakt. Zentralbl. 1. Abt. 1908, Bd. 42 S. 58*) und die Versuche, sie will- kürlich durch künstliche Eingriffe hervorzurufen, sind augenblicklich noch nicht über den ersten Anfang hinausgekommen. Im Gegensatz dazu können die geschilderten Veränderungen bei den Bakterien durch Zugabe eines bestimmten Stoffes mit der „Sicherheit eines physikalischen Versuchs“ ° hervorgerufen werden, und sie verlaufen nicht richtungslos, sondern charakte- risieren sich als Anpassungen an den betreffenden Stoff, sie sind adaptiver Natur. Daß auf diese Weise durch ‚direkte Anpassung‘ Stämme ent- stehen, die ihren Ahnen im Kampf ums Dasein überlegen sind, läßt sich wohl nicht leugnen, während infolge von Mutation bei höheren Pflanzen bekanntlich nur dann, wenn sie zufällig die Pflanze im Kampf ums Dasein besser stellen und nachher Selektion jätend eingreift, eine Förderung er- zielbar ist. Behält man diese Unterschiede im Auge, so möchte der Ref. immerhin ebenfalls der Meinung sein, daß es erlaubt sei, diese stoßweise erfolgenden und erblich sich übertragenden Veränderungen der Spaltpilze als Mutation zu bezeichnen, wenigstens vorläufig, bis vielleicht eine ge- nauere Untersuchung des Vorganges uns eines Besseren belehrt. Denn es muß betont werden, daß über die Art und Weise, wie diese Mutanten entstehen, noch fast gar nichts bekannt ist, und daß auch die Bedingungen, unter denen sie entstehen, noch genauer analysiert werden müssen. Vor allem erhebt sich die Frage, warum immer nur ein kleiner Teil der Zellen einer Kultur mutiert und warum nicht alle es tun. Hier gibt es zwei Alternativen: Entweder sind nur an einigen wenigen Stellen der Kultur die äußeren Lebensbedingungen (Sauerstoffspannung, o. ä.) derartige, daß sie gemeinsam mit der Milchzuckerzufuhr die Mutation auslösen, oder aber es kommt in Betracht, daß die Zellen einer Kultur nicht als gleich- artig zu betrachten sind, und nur solche, die jeweilsin einem geeigneten inneren Entwicklungszustand sich befinden, infolge Milchzuckerzusatzes mutieren. Mit Bezug auf diesen letzten Punkt bedarf es wohl kaum des Hinweises, daß die Einzelzellen einer Bakterienkultur, selbst wenn sie alle von einer Mutterzelle abstammen, also eine ‚reine Linie‘‘ darstellen, nicht alle als gleichwertig zu betrachten sind, daß sie sich vielmehr, wie durch das Alter der Querwande, so vielleicht auch in anderer Hinsicht, Zellteilungsge- schwindigkeit, Nährstoffaufnahme u. ä. unterscheiden können, daß sie also aus inneren Gründen auf gleiche äußere Beeinflussung verschieden reagieren können. — Zahlenangaben über den Prozentsatz von Mutanten wären eben- falls von größter Bedeutung für die genaue Kenntnis dieses Vorgangs. — 218 Referate. Außer den eben skizzierten von mir als adaptiv bezeichneten Mutationen hat nun Müller noch andersartige ‚Mutationen‘ beobachtet, z. B. bei Bact. paratyphi. Aus den schleimigen Kolonien dieses Spaltpilzes wachsen nämlich „auf den gebräuchlichen Nährboden bei Zimmertemperatur‘‘ nach einiger Zeit seitlich zarte Bakterienhäute heraus; impft man von diesen ab, so bilden sich nicht mehr die üblicherweise auftretenden schleimigen Kolonien, vielmehr solche, die in Form zarter Auflagerungen wachsen. Also auch hier eine plötzliche Veränderung, die sich erblich überträgt und vielleicht auf einer Qualitätsänderung der Zellhaut beruht. Müller ist auch hier der Ansicht, daß eine Anpassung vorliege, indem diese Häute den Nährboden besser ausnützen können, als die schleimigen Kolonien. Ich halte es aber für vorsichtiger, auf diese Deutung, die zutreffen mag, aber doch etwas willkürlich erscheint, zu verzichten, und von einer Mutation ohne ein- leuchtenden Nutzen für den Organismus zu sprechen, bei der auch die näheren Bedingungen der Entstehung noch unbekannt sind (Stoffwechsel- produkte? Erschöpfung des Nährbodens?) Hierin ähneln diese Mutationen mehr denen der höheren Pflanzen, oder auch der von E. C. Hansen beobachteten, von ihm gleichfalls als Mutation bezeichneten stoßweisen Entstehung von Ober- aus Unterhefe, die z. B. auch Johannsen als Ver- änderungen genotypischer Natur bezeichnet (l. c.). So viel lehren die wertvollen Untersuchungen Müllers jedenfalls, daß weiteres Suchen nach derartigen Vorgängen und eine möglichst genaue Analyse solcher sprungweiser Veränderungen in kurzer Zeit Material liefern könnte zur Darstellung der „Elemente einer exakten Erblichkeitslehre‘‘ auch bei Mikroorganismen. Was die Auswahl weiteren Untersuchungsmaterials angeht, so würde es sich zweifellos auch sehr empfehlen, Bakterien zu wählen, die möglichst natürlichen Standorten entstammen. Denn bei dem aus dem Darm isolierten act. coli Massinis wäre ja wohl immer noch der Einwand möglich, daß es eine Form sei, die früher zur Milchzucker- zerlegung befähigt war, dann infolge der Darmpassage degenerierte und diese Befähigung einbüßte, und dieselbe erst durch geeignete Behandlung wieder erlangte; daß es sich also nicht wirklich um die Erzeugung einer ,,neuen“ Eigenschaft, sondern nur um die Wiedererweckung einer alten handle. Wie bedeutungsvoll solche Untersuchungen über die künstliche Erzeugung der Fähigkeit bestimmte Zuckerarten zu zerlegen, auch für die Hefe- forschung, für die Systematik der Saccharomycetaceen werden könnten, braucht kaum betont zu werden. W. Benecke. Bequaert, J. Cultuurproeven met gefascieerde Pastinaca. Hand. 124 Vlaamsch Natuur- en Geneesk. Congres, 1908, S. 206— 212. Das Auftreten der Anomalie bei den Nachkommen von einigen ver- bänderten Pflanzen von Zastinaca sativa zeigte sich, wie Kulturversuche lehrten, in starkem Grade von den Lebensbedingungen abhängig. In Über- einstimmung mit der von de Vries gefundenen Regel wurde der größte Gehalt an fasziierten Pflanzen, 44%, bei der unter den günstigsten Um- ständen erzogenen Kultur gefunden, während unter sehr ungünstigen Wachs- tumsbedingungen keine verbänderten Individuen auftraten. Die Kurve der Breite der fasziierten Stengel zeigte einen deutlichen Hauptgipfel und einige schwach angedeutete Nebengipfel. Verf. betrachtet die normalen Individuen als Atavisten. Den Beweis für diese Annahme kann aber nur die Untersuchung der Nachkommen dieser Individuen liefern. Tine Tammes, Groningen. Referate. 219 Schouten, A. R. Mutabiliteit en Variabiliteit. Inaug. Diss. Amsterdam 1908, 193 S. In den Jahren 1906 und 1907 hat Verf. an ausgedehnten Kulturen die Mutabilitat und Variabilitat von etwa 20 mutierenden und nicht mutierenden Oenothera-Spezies studiert, und damit die Untersuchungen von de Vries fortgesetzt. Gleichwie in den Kulturen von de Vries betrug der Gehalt an Mutanten etwa 5%, aber außer mehreren bekannten Mutanten traten auch einige neue auf, nämlich eine progressive, O. blanda, und vier rezessive Formen bereits bekannter Mutanten: O. J/aevifolia brevistylis, O. laevifolia nanella, O. rubrinervis brevistylis und O. rubrinervis lata. Ausführlich werden das Auftreten der Mutanten in den verschiedenen Kulturen und die Merk- male der neuen Formen beschrieben. Leider sind keine Abbildungen der neuen Mutanten gegeben. Außer den Erscheinungen der Mutabilität hat Verf. auch die Variabilität von O. Zamarckiana und O. biennis und deren Mutanten und von mehreren anderen O.-Spezies studiert. Der Hauptzweck dieser Untersuchung war den von Shull aus seinen Beobachtungen ge- zogenen Schluß, daß phylogenetisch jüngere Formen mehr variabel sind als die nächstverwandten älteren Formen, an ausgedehnterem Material, als Shull zu seiner Verfügung hatte, zu prüfen. Hierzu wurden verschiedene Merkmale, wie Anzahl der Narben, Lange und Breite des Blattes, Lange | des Fruchtknotens, Länge des Hauptstengels und Anzahl der Früchte pro Hauptstengel statistisch untersucht und die für O. Zamarckiana und O. biennis und deren Mutanten erhaltenen Konstanten miteinander verglichen. Aus diesen Beobachtungen schließt Verf., daß Shulls Schlußfolgerung bei den Oenothera-Mutanten nicht immer zutrifft. Zwar sind mehrere Organe der Mutanten von der in Holland einheimischen O. dennis mehr variabel als diejenigen der O. diennis selbst. Bei O. Zamarckiana und ihren Mutanten dagegen gibt es auch Fälle, in denen entweder alle oder ein Teil der Organe der Mutanten weniger variabel sind als die der ©. Zamarckiana. Verf. ver- spricht später ausführlicher über diesen Punkt zu berichten. Tine Tammes, Groningen. Mac Leod, J. en J. V. Burvenich. Over den invloed der levensvoorwaarden op het aantal randbloemen by Chrysanthemum carinatum en over de trappen der veranderlykheid. Avec un résumé en langue francaise. Bot. Jaarb. Dodonaea. 13, 1907, S. 77—170. Frühere von Verf. an Centaurea Cyanus gemachte Beobachtungen haben gelehrt, daß die Nahrung Einfluß auf die Anzahl der Randblüten dieser Pflanze ausübt. Diese Untersuchungen sind jetzt in ausgedehnterem Maße fortgesetzt worden mit Chrysanthemum carinatum als Versuchspflanze. Von dieser wurden sechs Kulturen auf verschiedenem Boden und mit verschiedenem Standraum der Pflanzen miteinander verglichen. Für die Köpfchen des Hauptzweiges ergab sich, daß die Anzahl der Randblüten sowohl unter normalen als unter sehr günstigen Wachstumsbedingungen eine fast symmetrische Kurve, mit dem Gipfel auf 21 zeigt. Unter weniger günstigen Umständen ist die Kurve zweigipflig, mit Maxima auf 8 und 13 und bei sehr schlechter Nahrung entsteht eine dreigipflige Kurve mit Maxima aufs, 8 und 13. Aus einer eingipfligen Kurve entsteht also unter veränderten Lebensbedin- gungen eine mehrgipflige. Auch die Köpfchen der Seitenzweige werden in der nämlichen Weise von den äußeren Umständen beeinflußt. Zudem zeigen diese den Einfluß der Blütezeit, denn bei der Untersuchung von den an aufeinander folgenden Zeitpunkten blühenden Köpfchen verschiebt die Kurve 220 Referate. sich nach der Minimumseite. Während aber der Gipfel der Kurve bei Centaurea Cyanus bei Veränderung der Lebensbedingungen allmählich ver- schoben wird, findet die Veränderung der Kurve bei Chrysanthemum sprung- weise statt und stimmen die Maxima mit den Fibonaccizahlen überein. Bei letzterer Pflanze gibt es für das untersuchte Merkmal also eine gewisse Anzahl Variationsstufen. Verf. betrachtet dieselben, d. h. die Werte der Maxima als Gleichgewichtswerte. Nicht immer stimmen, wie bei Chrysanthemum carinatum, die Gleichgewichtswerte mit den Fibonaccizahlen überein. Verf. gibt Beispiele von sechs verschiedenen Zahlenreihen von Variationsstufen und empfiehlt mehrere Methoden zum Auffinden derselben. An die aus- führlich beschriebenen Versuche und Beobachtungen knüpft Verf. interessante, theoretische Betrachtungen über Variabilität und Erblichkeit, welche den Weg für weitere Untersuchungen über diesen Gegenstand -andeuten. Tine Tammes, Groningen. M. Molliard. Sur la prétendue transformation du Pulicaria dysenterica en plante dioique. Revue générale de Botanique. 21, 1909, S. I—7. Giard hatte seinerzeit mehrere anomale Formen von Pulicaria dysenterica Gaertn. beschrieben, von denen die eine weiblich, die andere männlich sein sollte; beide entbehrten der Strahlenblüten ganz oder fast ganz. Giard führte diese Eigentümlichkeiten ebenso wie bei ähnlichen Formen von Senecio Jacobaea und Aster Tripolium auf die Wirkung der Meeresnähe zurück. Verf. hatte nun schon früher die Umgestaltung der Zwlicaria-Blüte mit parasitärer Wirkung in Zusammenhang gebracht und teilt nun in der vor- liegenden Arbeit mit, daß er an drei verschiedenen Lokalitäten dieselben Blütenanomalieen stets verbunden mit einer Infektion des Rhizoms durch einen Rüsselkäfer (Baris analis Olivier) gefunden hat und so hiernach darauf zu schließen ist, daß durch die von seiten des Tieres hervorgebrachte Er- nährungsveränderung die Ausbildung anomaler Blüten verursacht wurde. Der Versuch, von den Insekten befreite Stöcke zu verpflanzen und zur Weiterentwicklung zu bringen, gelang nur in einem Falle; hier kamen nur normale Blüten zur Ausbildung. Vielleicht hätte umgekehrt eine künstliche Infektion normaler Stöcke vorgenommen werden können, um auch noch von positiver Seite den Beweis für den Zusammenhang zu erbringen. Ver- suche, die Vererbbarkeit dieser von Parasiten verursachten Anomalie zu prüfen, scheiterten an der Sterilität der anomalen Blüten, die gar keinen Embryosack ausbildeten. Unter diesen Umständen aber von dem Auftreten einer „sterilen Mutation“ zu sprechen, muß Ref. für ganz verfehlt halten, | da doch eben das wichtigste Kriterium einer Mutation, die Vererbbarkeit, fehlt. E. Lehmann. Knox, Alice A. The induction, development and heritability of fasciations. Carnegie Institution Washington, Pub. No. 98. pp. 3—18, Plates 5. Observations upon Oenotheras used in Dr. D. T. Mac Dougals investigations at the New York Botanical Garden and upon wild O. dzennis are the basis of Miss Knoxs paper. A number of different forms of fasciations were found, but the differences between them were morphological, not physiological. The most important causative agent was the stimulus produced by injuries to the growing region of the stem inflicted by insects, a cause already suggested by Molliard and by Peyritsch. These injuries must be inflicted upon the initial meristem, but can usually be detected only in the growth that immediately ensues. The time of infection will of course determine the stage of growth when Referate. 225 the fasciation takes place. For this reason the greatest number of fasciations occur upon individuals with a favorable environment that have reached a period of rapid growth at the time when insect infection is most likely to take place. The change in the stem is always through the enlargement of a single growing point, never through fusion. As is to be expected from their cause, no fasciations were found to be inherited. East-New Haven, Conn Rümker, K. v. Methoden der Pflanzenzüchtung in experimenteller Prüfung. Mitteilungen der landw. Institute der königl. Universität Breslau. Berlin 1909. 5, Heft 1/2, 321 S., ı Farbendrucktafel, 7 Abb. Es werden Züchtungen.bei Raps, Roggen und Weizen vorgeführt, und zwar sowohl durch Züchtungsgeschichte als durch Übersichten, Durchschnitte und in einzelnen Fällen auch vollständige Wiedergabe einzelner Teile der ursprünglichen Aufzeichnungen (der Zuchtbücher). Die Einzelergebnisse für die landwirtschaftliche Praxis und für die Erweiterung der Kenntnis der Bestäubungsverhältnisse und der Korrelation liegen hier ferner. Die Schlüsse, welche die Formenbildung bei Kulturpflanzen betreffen und hier zu besprechen sind, lassen sich wie folgt zusammenfassen: Bei Fremdbefruchtern genügt einmalige Auslese bei keiner Züchtungs- art. — Bei Selbstbefruchtern kann einmalige Auslese sowohl bei Veredelungs- züchtung als bei Formentrennung morphologisch unterscheidbarer Formen genügen, muß dies aber nicht. Es können bei Selbstbefruchtern gelegent- lich Variationen morphologischer Eigenschaften mit zunächst unbekannter Vererbungsweise auftreten, wie dies auch Verfasser bei Weizen beobachtete (der allerdings gelegentlich auch spontaner Bastardierung unterworfen ist). Eine mehr kontrollierende Auslese wird in diesem Fall meist genügen. — Bei Auslese nach einer Bastardierung ist Individualauslese mit Fortsetzung der Auslese bis zur Konstanz notwendig und es ist das Zahlenverhältnis bei der Spaltung zu berücksichtigen um die Art derselben zu erkennen, und dann die Auslese entsprechend vornehmen zu können. Es ist von Wert, daß der Verfasser das Material, das von genau durch- geführten Züchtungen bisher von Krarup, Hopkins und dem Referenten gebracht wurde, vermehrt, und es ist für den angehenden Züchter von be- sonderem Wert, daß er in der Mitteilung der Zahlen ungemein weit geht. Die bezüglich der Formenbildung bei Züchtung gezogenen Schlüsse stimmen mit jenen überein, welche Referent vor drei Jahren in zwei Arbeiten ge- zogen hat, deren Inhalt in dieser Zeitschrift von Schellenberg angedeutet wurde. Auf die züchterisch interessanten Einzelheiten ist, wie gesagt, hier nicht einzugehen. Es sei nur noch erwähnt, daß bei der Züchtung, die bei Petkuser Roggen auf Samenfarbe durchgeführt wurde, drei der Züchtungen, eine gelbkörnige, blaukörnige und grünkörnige von jetzt ab für den Verfasser durch eine Anbaustation vervielfältigt und verkauft werden, und daß auch die Züchtung von Raps voraussichtlich praktisch ver- wertbare Ergebnisse liefern wird und ebenso die Bastardierung von lang- ährigem Triticum sativum vulgare-Weizen mit Triticum sativum vulgare com- pactum -W eizen. Fruwirth-Wien. Cramer, P. J. S. Selectie van koffie. Teysmannia 18, 1907, S. 144—165, 219—238, 278—299. Mit 17 Figuren. Die Arbeit besteht größtenteils aus einer populären Besprechung der wichtigsten bekannten Erscheinungen auf dem Gebiete der Variabilität und 222 Referate. Erblichkeit, mit dem Zwecke zu zeigen, in welcher Richtung eine Verbesserung der Kaffeekultur möglich sei. Die meistens als Beispiele zur Erläuterung gegebenen eigenen Beobachtungen liefern aber einen Beitrag zur Kenntnis der Variabilität verschiedener Coffea-Spezies und Varietäten. Tine Tammes, Groningen. W. v. Knebel}. Die Eryoniden des oberen Weißen Jura von Süddeutschland. (Arch. f. Biontol. 2 193—233, S. 11—15, 2 Textfig. 1907.) Diese hinterlassene Schrift des leider auf Island verunglückten Forschers enthält eine eingehende Untersuchung der jurassischen Vertreter der Krebs- familie der Eryoniden, die heute bekanntlich in der Tiefsee in einigen nahe- verwandten Gattungen kaum verändert fortlebt. Die ältesten, noch etwas unsicheren Reste kennt man aus der jüngeren Trias, spärliche aus dem Lias, wohlerhaltene und reichliche aus den Solenhofer Plattenkalken. Diese zerfallen nach dem Verfasser in zwei Gruppen: I. Die #. /atiformes von mehr breiter Körpergestalt, mit kurzem Hinterleibe, mit nebeneinander gelegenen Sinnesextremitäten und kurzer Schere des ersten Beinpaares. 2. Die Z. angustiformes von schlankerer Körpergestalt, mit schmalem Hinterleibe und zusammengertickten Sinnesextremitäten. Diese Unterschiede erklärt der Verfasser durch verschiedene Lebensweise, die Zafiformes waren Boden- bewohner, die Angustiformes freischwimmend. Letztere leben in den heutigen Tiefseeformen kaum verändert fort. Dieser Tatsache wird auch in der Bezeichnung Zalaeopentacheles und JPalaeopolycheles Ausdruck ver- liehen. Der neue Name der dritten Gattung der Angustiformes, Muensteria, ist aber durch einen anderen zu ersetzen — ich schlage Knebelia vor —, da jene Bezeichnung schon von Sternberg für eine Alge von Solnhofen verwendet worden ist. In einem aphoristischen Vergleiche mit den lebenden Eryoniden wird darauf hingewiesen, daß die Angustiformes den heutigen so nahestehen, daß man schwanken kann, ob sie nicht den gleichen Gattungen angehören. Die Zatiformes werden aber als ausgestorben betrachtet, da die einzige breitrückige Gattung unter den lebenden, Zryonaeicus, Rückbildungsmerk- male gegenüber den fossilen aufweist. Das ist m. E. aber kein Grund, um sie nicht in phylogenetische Beziehungen zu setzen, da rückgebildete Formen doch aus normalen hervorgegangen sein müssen, und tut man dies, so stellt die Entwicklungsgeschichte der Eryoniden seit dem Jura ein aus- gezeichnetes Beispiel für die Persistenz der einmal entstandenen Rassen dar. Über die Herkunft der Eryoniden hat sich v. Knebel nicht geäußert; doch liegt es nahe, sie auf Axthrapalaemon und Verwandte aus dem Kar- bon zurückzuführen, da diese, von Zittel zuletzt zu den Schizopoden ge- stellten Krebse in der Mehrzahl ihrer Merkmale mit den Decapoden und manche besonders gut mit den Eryoniden übereinstimmen. Steinmann. E. Stromer. Die Archäoceten des ägyptischen Eocäns. Beitr. z. Paläontol. und Geol. Österr.-Ungarns und des Orients. Bd. XXI, S. 106, Taf, IV.— VI. Verfasser bringt eine Anzahl von wertvollen Bereicherungen unserer Kenntnisse des Archäocetenskeletts. Besonders ist hier zum ersten Male der komplete Ober- und Unterarm dargestellt. Diese Knochen sind für Cetaceen relativ lang und durch deutliche Ausprägung der Gelenkung ausgezeichnet. Leider wissen wir aber immer noch nichts Genaueres über Referate. 223 die Hand. In stammesgeschichtlicher Beziehung bieten die Archäoceten noch immer viele interessante Probleme und die Fragen, woher sie kamen und was aus ihnen wurde, werden von den Forschern, welche sich mit ihnen beschäftigt haben, in mannigfaltiger Weise beantwortet. Allgemein anerkannt dürfte jetzt nur die eine Tatsche sein, daß die Archäoceten echte Waltiere sind. Verfasser steht auf dem Standpunkt einer monophyletischen Entwicklung der Cetaceen. Von den gemeinsamen Vorfahren aller Wale hatten sich zu- erst die Bartenwale abgetrennt und ihre gesonderte Entwicklung eingeschlagen. Später erst gingen aus dem Stamme der Zahnwale die Archäoceten her- vor, von denen die großen Zeuglodonten sicher ohne Nachkommen blieben. „Sie hatten schon im Obereocan ihre Blütezeit unter Entwicklung von Riesenformen, während die anderen fast gleichartig sich differenzierend, langsamer sich entwickelten und wieder in mehrere Zweige auseinandergingen, die auch in vieler Beziehung einander parallel fortliefen. In diesem Sinne also nehme ich wie Weber (1886) Zeuglodon als ‚einen verunglückten Ver- such, Cetaceen herauszubilden‘‘, halte aber für noch nicht erwiesen, daß alle Archäocete so aufzufassen wären“ (d.h. aus kleineren Archäoceten können Zahnwale hervorgegangen sein. Ref.). Bezüglich der Herkunft der Gruppe, glaubt der Verfasser, daß die Archäoceten von trituberkulären Landsäugetieren abstammen, und zwar von Formen, die den bekannten Creodontiern am ähnlichsten waren, aber noch nicht gefunden worden sind. Den Ansichten Steinmanns über die Abstammung der Cetaceen tritt Verfasser energisch entgegen. Die Ähnlichkeiten zwischen Cetaceen und Meeressauriern beruhen auf Konvergenz. Die Zähne der Zeuglodonten und Squalodonten besitzen Ähnlichkeit mit denen von Phociden. Überhaupt passen die Archäoceten auf Grund ihrer Zahnformel, der landsäugetier- ähnlichen Nasenmuscheln und Gehörschnecke, des Hinterhauptgelenkes und der Beschaffenheit der Wirbelsäule und vorderen Extremität nicht in die Stammreihe zwischen Plesiosauria und Physeteridae. Eine schnelle Größen- zunahme der Cetaceen ist wohl denkbar und ihre bedeutende Körpergröße kein Hindernis sie von alttertiären, kleinen amphibischen oder landbewohnen- den Formen abzuleiten. Endlich sind die Cetaceen des Eocäns von Landsäugetieren nicht so scharf gesondert, sondern zeigen Annäherung an diese. (Bei den verschiedenen sich scharf gegenüberstehenden Ansichten über die Stammesgeschichte der Waltiere ist es erfreulich, wenigstens in einem Punkt einen Consensus feststellen zu können. Nach all den verschiedenen Auffassungen, welche die Stellung der Archäoceten betreffen, muß es gleich- zeitig mit ihnen noch andere primitive Waltiere gegeben haben, die uns vorläufig noch unbekannt sind. Zu dieser Annahme führt uns auch not- wendig die bisher fast allgemein übliche Methode, welche durch Heraus- schälen primitiver und spezialisierter Merkmale die Stammesgeschichte zu erforschen strebt. Da der Verfasser diese Methode in weitgehendem Maße angewandt und in übersichtlichen Tabellen nach ihr die Eigenschaften der Archäoceten zergliedert hat, möchte ich darauf hinweisen, daß sie, so be- stechend sie erscheint, doch ein hervorragend hypothetisches Moment enthält. Als primitiv werden Eigenschaften bezeichnet, welche nach Ansicht des betreffenden Autors eine Annäherung an eine generalisierte Urform bezeichnen. Diese Urform — in unserem Fall die primitive Monodelphierform, auf welche die Waltiere zurückgeführt werden — ist vorläufig ein hypothetisches Gebilde. Daß alle plazentalen Säugetiere auf einen Ausgangspunkt zurückgehen, auf eine Form, welche in allen ihren Merkmalen bereits ängetier war, also zwei 224 Referate, Hinterhauptkondylen, sieben Halswirbel, ein differenziertes Gebiß mit mehr- wurzeligen, mehrspitzigen Backenzähnen, Wirbelkörper ohne Chordareste usw. besaß, das ist für den Verfasser eine bewiesene Voraussetzung. Es ist daher nicht verwunderlich, daß Verfasser glaubt, die Ansichten Stein- manns kurz und gründlich abtun zu können, ohne ein näheres Eingehen auf sie nötig zu haben. Wenn hier die übereinstimmenden Merkmale, welche Meeressaurier und Cetaceen besitzen, durch Konvergenz erklärt werden, so könnte das für den fischähnlichen Körper usw. ja Geltung haben. Finden wir aber in einer systematischen Gruppe eine Anzahl von unter sich ver- schiedenen Unterabteilungen, welchen bestimmte Verschiedenheiten zu- kommen, und sehen dann diese Verschiedenheiten innerhalb einer anderen systematischen Gruppe mit ähnlicher Lebensweise wiederkehren, so tuen wir dem Begriff der Konvergenz einen harten Zwang an, wenn wir ihn zur Erklärung heranziehen. Ebensowenig trifft die Behauptung des Verfassers zu, daß die Tat- sachen, welche die vergleichend anatomischen und embryologischen Forschungen Kükenthals und Webers ergeben haben, den Ansichten Steinmanns widersprächen. Sie lassen sich vielmehr besser vom Gesichts- punkt dieser Hypothese aus verstehen. Außer den schon von Steinmann hervorgehobenen Momenten möchte ich nur auf die von Kükenthal dar- gestellte Bildung eines dorsalen Hautsaumes aufmerksam machen, der in einem früheren Entwicklungsstadium von verschiedenen Walembryonen auf- tritt und sich vorübergehend zu einem der vertikalen Schwanzflosse der Meeressaurier ähnlichen Gebilde entwickelt, das später nach Ausbildung der definitiven horizontalen Schwanzflosse wieder verschwindet. Gesteht man dem biogenetischen Grundgesetz Beweiskraft zu, so harmoniert diese Er- scheinung durchaus mit Steinmanns Anschauungen. Ebensowenig ver- mag ich in irgend einer vom Verfasser angeführten Eigentümlichkeit der Archaeoceten einen Beweis gegen Steinmanns Hypothese zu sehen. Gerade hier können uns aber glückliche Funde über die Natur der eocänen Wal- tiere einmal mehr Aufschluß geben wie theoretische Spekulationen. Was endlich die Ableitung der Archäoceten von creodontierartigen Vorfahren, für welche Verfasser eintritt, anlangt, so stellt diese an unseren Glauben recht beträchtliche Anforderungen, die nur deshalb keine allgemeine Ent- rüstung in der Wissenschaft entfacht, weil wir uns durch die historische Entwickelung der Abstammungslehre an derartige Vorstellungen gewöhnt haben. Selbst wenn man eine so schnelle Zunahme der Körpergröße nicht als Hindernis annehmen wollte, so setzt schon die hochgradige Reduktion der hinteren Extremität, welche schon bei den Archaeoceten bestanden haben muß, eine langandauernde Vorgeschichte mit Anpassung an das Wasserleben voraus. Endlich scheinen mir die neuen Blutreaktionen durch- aus gegen einen engeren Zusammenhang gerade der Carnivoren mit den Cetaceen zu sprechen. Ref.) K. Deninger. J. Walther. Geschichte der Erde und des Lebens. Leipzig 1908, 570 S., 353 Abbild. Der Verfasser versucht in gemeinverständlicher Form ein anschauliches Bild von der Geschichte des Planeten und seiner Bewohner zu geben, und die begeisterte, dramatische Sprache-ware hierzu auch wohl geeignet, wenn sie nicht zugleich den Laien über die schweren inneren Mängel des Buches wegtäuschte. Diese sind dreierlei Art. Erstens eine reichliche Zahl positiv unrichtiger Angaben, die der Verfasser durch Einblick in ein beliebiges Referate. 225 Lehrbuch der Geologie oder Paläontologie hätte vermeiden können. Z. B. Orbitoides Jebt in der heutigen Fauna nicht; es ist Ordizwlites gemeint. „In den Ablagerungen der alpinen Trias sind die Seeigel ungemein häufig!“ Man kennt zahlreiche Übergangsformen, die von landbewohnenden Urreptilien zu den Meersauriern führen (nur Mesosaurus!). Alle trachyostraken Ammoniten besitzen eine kurze Wohnkammer! Alle Goniatitenlobenlinien sind Rück- bildungen von normalen Ammoniten (noch in keinem Falle sicher erwiesen!). Atlantosaurus hat hohle Knochen (weder Wirbel noch Gliedmaßenknochen sind hohl!). Zoxodontia, Typotheria und Macrauchenia sind im älteren Tertiär ausgestorben (sie sind bekanntlich noch Charaktertiere des diluvialen Pampaslehms). Die paläontologische Urkunde des vorgeschichtlichen Menschen zeigt eine ununterbrochene Ahnenreihe von Eozän bis ins Pliozän (nur ver- einzelte und unsichere Funde). Der Neandertaler ist nach seiner Körper- beschaffenheit durchaus affenähnlich! usw. In zweiter Linie ist zu beanstanden, daß viele geologische und biologische Vorstellungen als gesichert vorgetragen werden, die als im höchsten Grade unwahrscheinlich oder ganz unmöglich bezeichnet werden müssen. Wie können sich die (bekanntlich festgewachsenen) Austern im Wasser tummeln? Wie kann man so primitive Gestalten wie Orthoceras und Hyo- lithes mit zehn Armen oder mit Schwimmfuß darstellen, d. h. mit Merk- malen. die doch sicher nur ihre späteren Nachkommen besessen haben können? Die Ammonitentiere müßten nach W. schon beim Ausschlüpfen aus dem Ei geschlechtsreif gewesen sein, da die Bildung der Scheidewände der Schale durch Vergrößerung des Leibes zur Zeit der Geschlechtsreife erklärt wird! Wie läßt sich wahrscheinlich machen, daß Psi/ophyton dem Wüstenklima angepaßt gewesen sei, daß die paläozoischen Radiolarite keine Tiefseeabsätze seien, daß die Inzucht beim Aussterben der Dinosaurier eine Rolle gespielt habe, daß die Ichthyosaurier durch den Schwefelwasserstoff, den sie im Meeresschlamme aufgewühlt, die Kupferschieferfische durch Kupfersalzlösungen umgekommen seien (bekanntlich gilt jetzt der Kupfer- gehalt als epigenetisch). Eine eigentümliche Rolle hat das ‚Piraten- geschlecht der Haie der Karbonzeit nach W. gespielt: erst haben sie die großen Einzelkorallen jener Zeit gänzlich vertilgt, auch viele Mollusken, aber die Spiriferen haben sie verschont, weil die spitzigen Bruchstücke der Spiralkegel ihr Fleisch ungenießbar machten (welche gourmands sind diese Piraten gewesen!); schließlich, als nichts anderes für sie übrigblieb, haben sie sich gegenseitig aufgefressen, wie die bekannten zwei Löwen. Damit ist aber die Zahl der biologischen und geologischen Ammenmärchen keines- wegs erschöpft. Für W. ist endlich der heutige Stand unserer Kenntnisse von der Ge- schichte der Erde und seiner Bewohner mehr oder weniger endgültig und vollständig, und darauf gründen sich seine gesamten Vorstellungen vom Gange der Entwicklung. Die hierbei unumgängliche, so einfache und selbstverständliche Überlegung, daß wir von allem, was früher geschehen ist, von allem, was gelebt hat, heute doch nur ein Viertel tatsächlich sehen können und auch davon vieles noch nicht kennen, scheint ihm nie ge- kommen zu sein. Wie könnte er sonst in dem dürftigen Bruchstück der kambrischen Fauna, das uns heute vorliegt, die Gesamtheit der damaligen Lebewelt erblicken? Indem er die Zufälligkeiten in unserem heutigen Wissen für den Ausdruck der Entwicklung nimmt, kommt er zu seinen Katastrophen und „Anastrophen“. Unter letzteren versteht er jenes rasche Aufblühen, das bald nur eine Gattung, bald eine Familie ergreift, in allen Pflanzen- und Tiergruppen und in allen Perioden der Erdgeschichte vor- Induktive Abstammungs- und Vererbungslehre, II. 15 226 Referate. gekommen ist und also eine gesetzmäßige Phase in der Entwicklung be- deutet. Die Anastrophe ist nachW. eine biologische Erscheinung, nach deren Ursachen zu forschen die künftige Aufgabe der Erdgeschichte sein muß. Einer Anastrophe scheint allgemein bei der betreffenden Organismengruppe ein längerer Ruhestand mit geringer Formenveränderung vorausgegangen zu sein, in dem sie eine Fülle von Energie und Kraft aufspeicherte, so daß ein kleiner Anlaß sie zu reicher Entfaltung brachte. Es sind „ganze Faunen und Floren, die einst ein bescheidenes Leben führten, durch innere Kraft und günstige äußere Umstände rasch“ emporgestiegen. Hier- nach möchte man glauben, der Verfasser erblicke für die Anastrophen auch eine vitalistische Ursache neben den äußeren Umständen, die als „heroische Zeiten“ in der Erdgeschichte sich geltend gemacht haben. Solche heroische Zeiten seien durch lebhafte Umbildungen der Erdoberfläche bezeichnet. Diese „verwandeln Ebenen in Gebirge, Wüsten in tropische Urwälder, überall berstet die Erdrinde und dampfende Vulkane erheben ihre Aschenkegel und das Meer schreitet kühn in festländische Regionen hinein.“ Nicht eine Kraft, die ins Ungemessene wächst, verursacht diese Erscheinungen, sondern verschiedene Kausalreihen kommen zufällig zu- sammen und steigern und summieren gegenseitig ihre Wirkung. Jetzt werden weite Landstrecken mit den verschiedenartigsten Lebensbedingungen für die Besiedelung frei, der Kampf ums Dasein nimmt daher energischere Formen an (das Gegenteil wird gewöhnlich behauptet), so daß überall neue Formen- kreise entstehen. Auf diese Weise glaubt der Verfasser z. B. die rasche Herausbildung der Säugergruppen am Beginn der Tertiärzeit erklären zu können. Die Antwort auf die Frage, wo denn die Übergangsformen ge- blieben sind, bleibt er uns freilich schuldig. Daß wir auf diesem Wege die schweren Probleme der Entwicklung nicht lösen können, liegt auf der Hand. Die lebhafte Darstellungsart des Verfassers mit einer besondern Hin- neigung zum Herausstellen tragischer Momente wirkt auf viele Laien zweifellos sehr anregend; ich meine aber, die Wissenschaft hätte nicht Sohlen. sich hierbei der Reklametitel eines Vorstadttheaters zu bedienen, wie „Die Kreidezeit und das große Sterben‘, „Der Kampf der nordischen Wüste mit dem Triasmeer‘‘. Jedenfalls wird der Leser des Walther’schen Buches gut tun, zur Kon- trolle gute Lehrbücher der Geologie und Paläontologie zu Rate zu ziehen; noch ratsamer aber ist für den Laien, sich seine Kenntnisse aus zu- verlässigeren und mit Kritik verfaßten Quellen, wie Neumayr’s „Erd- geschichte“, oder auch aus Reinhards ‚Vom Nebelfleck zum Menschen“ zu holen. Steinmann. Neue Literatur. Zusammengestellt von E. Baur-Berlin, E. M. East-New Haven, Conn., H. Gerth-Bonn, W. Schleip-Freiburg, G. Steinmann-Bonn, O. Wilckens- Bonn. (Im Interesse möglichster Vollständigkeit der Literaturlisten richten wir an die Autoren einschlägiger Arbeiten die Bitte, an die Redaktion Separate oder Zitate einzusenden, vor allem von Arbeiten, welche an schwer zugänglicher Stelle publiziert sind.) I. Arbeiten allgemeineren Inhaltes. 1. Theoretisches über Artbildung und über Vererbung. Lehrbücher, Zusammenfassende Darstellungen. Sammelreferate. Bateson, W. Mendels principles of ere Cambridge (University Press) 1909. gr. 8°. XIV+396. S. 9, z. T. farb. Taf. 33 Fig. i. T — Methods and scope of genetics. See: TO08:5. 80.205509: — Methoden und Ziele der Vererbungslehre. Biol. Centralbl. 29 1909. S. 299318. Baum, H. P. Darwinismus und Entwicklungstheorie. Regensburg 1909. 8. 155 5. Bessey, Ch. E. The phyletic idea in taxonomy. Science N. S. 29 1909. S. Bölsche, W. Aus der Schneegrube. Gedanken zur Vertiefung des Dar- winismus. Neue Volksausgabe. Dresden 1909. 552 S Buekers, B. G. Die Abstammungslehre. Eine gemeinverständliche Dar- stellung und kritische Übersicht der verschiedenen Theorien mit be- sonderer Berücksichtigung der Mutationstheorie. Leipzig 1909. XI u. 354 S. Clements, F. E. Darwin’s influence upon plant geography and en: The Amer. Nat. 43 1909. S. 143—15I1. Constantin, M. J. Le centenaire de Darwin. Revue scientifique 1909. 641—647. Cook, 0. F. Pure strains as artifacts of breeding. The Amer. Nat. 43 1909. S. 241—242. — Methods and causes of evolution. Bull. Dept. Agric. Washington 1908. 35 S. 4 15% 228 Neue Literatur (Allgemeines). Cox, Charles F. Charles Darwin and the mutation theory. The Amer. Nat. 43 1909. S. 65—oI. Dahl, Fr. Die Darwinsche Theorie und ihre Beziehungen zu anderen Theorien. Zool. Anz. 34 1909. S. 302—313. — Der heutige Stand der Darwinschen Theorie. Die Umschau 1908. No. 25. Le Dantee, F. La crise du transformisme. Paris 1909. 8°. 296 S. Davenport, E. Principles of breeding. 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It is quite conceivable that the in respect to egg production. spqwnu purq S,doyjout ag oie ureıdeıp oy} Jo wOoNog ay} Store sony oy IT OIqeL woy eye 'sadeısae siojysnep ay} sajoır uedo pue ou wayorq ay} uoronpord s.royjou oY} aATS sopono yoeIq pue au Pros ey, “wo ONpeid ssa (1 yore OF I JOQUIAQAON) 19} UTM 07 pıedaı ur sıoJysnep Arayy pue suay „33a-00z,, UaaMjaq uoyepp1 oy} Sumoys weiserg “bh "dig coc rar al IE ogi sol HI aid hters’ average production might be very much lower than their NO/ LIAO ’ average production and there still be inheritance of the egg daug mothers 270 Pearl and Surface. producing ability. This seeming paradox might arise in this way- If unfavorable environmental influences acted in the case of daughters the average production of the whole group of daughters might be considerably below that of the mothers. At the same time the exceptional mother (that is the mother whose production was above the average for mothers) might produce the exceptional daughter (the daughter whose performance was above the average for daughters). Such a condition of affairs would obviously indicate the inheritance of egg producing ability and yet clearly might exist quite independently of the relative magnitude of the averages of the mother and daughter groups as wholes. To determine whether there is such an inheritance of egg producing ability independent of the group averages it is necessary that the correlation between mothers and daughters in respect to egg production be actually measured. From such measurement it can be told whether on the average the exceptional mother produces the exceptional daughter or whether the exceptional daughter is as likely as not to be the daughter of the mediocre or poor mother. Such correlations have been determined for each laying period. The net result is to show that in this material tliere is no sensible correlation between mother and daughter in respect to egg production. In other words there is no evidence that fluctuating variations in this character were inherited in the mass in this experiment. This lack of correlation is shown graphically in Fig. 4 which compares mothers and daughters in respect to winter egg production. If there were an inheritance of fecundity it would be expected that the two zigzag lines in this figure would take a more or less parallel course. This they obviously do not do. Turning to the question as to whether the daughters of ‘‘200-egg”’ hens were or were not better egg producers than other birds not of such highly selected ancestry (see p. 262 supra) when kept under identical environmental conditions we have the comparative figures given in Table ITI. From the table it appears that: I. With a single exception where the difference is very small (100 bird pens) the mean production of the ‘unregistered’ (less closely selected) birds was in all cases higher than that of the “registered” (more closely selected) birds. In other words the data show that the daughters of ‘‘200-egg”’ hens are certainly not 271 SOUdTOFIP yueormusısur oy} jo asneo ayy st Surdnor8 ayy AI oqeE Pue III arge "eıdns 192 ‘d aas sun asey} JO aduvorzUsis ay} 107 (2 ‘II SIQeL JO esoyy pue saSerear asayy uaamyaq L 70 ®yep padnoi$ ay} wor poureiyqo (r SIUSOISFFICT " „PaIsjsiday,, (sued paitq o$1) «.P2I9}sTS9I07,, S9USIOFIAL * „PPI9JsıSay,, (suad pırq oor) «Peta}st8a10p,, * SOUSIOJFIA * .,parazstsayyz,, (sued pq 08) —, parayst8aug,, poıedwo) sprg Jo sdnory l ] Le-1— S6'cI— | oz — ze — FII+ L6I + . 2 ea PSF og'gF |Pr-o= Prior IPg-For'gı IS$-Foı 91 06'F(1E8'g9r 84°F (12651 . I Okt Sn a £91 61°2E 15:SF61'88 iL FrgZı zg gZ£°S1 1017 L6°LP 4y°-F 6g°L£1 |* E mE RT... ar 3 Zoe+ | £Lo1— | zz’ı+ 861 + gL’I— ISS |: Be The 1" ® | | 2 FIT Fgg:8E broFrr or |F9°Forrgı SS-F01°'91 06'-F({£s-oF 82°F (12651 5 ET ole ce Sales [) | 5 St FE ch |EE-OFZE-H8 96°F ZF 61 Zg°Fgo'gr 9£f'1- Syst tz iF Chie - i tot— | er'1I— 90°+ SE-r+ SS:9o+ oret+ | + et ae aire wits 3 bS'1F99'g¢ |be-o=F bi 101 bo’ Forget i$$°For‘gr 06'-F (1£g'or 82°F (126°$1 0 be ge See Oma co A 161 zo'v!e 166°9 z0'06 |e6°F91'g1 bg FSb-Z1 ofr gts SI'i- gE'61 ö Seer ounf—r ‘reyq|r aepy—1 'AoNIT aun[—ı ‘sep -repy—r “AON|I sunf—ı ‘re sew—ı “AON 5 | E er — Se ! = uononposg 3347 uor}onpoIg = Ul uomeneA JO JUOTOITJI05 3347 ur uoTerAeq piepurys uononporg 33 ur uorere, | uononporg 3347 o8eioay 10 uPayy ooo *g061—Zo6r1 ‘1 aun(—ı Jaquaaon 'SPIMI (z..P9rjstderun,, Pur (g,,peraystoyy,, TIT SQL Jo uononpoxg SI oy, yo uosuedwog 272 Pearl and Surface. higher producers than other pullets of less intensely selected ancestry. 2. The coefficients of variation clearly show that the ‘‘unregistered”’ birds are relatively less variable than the “registered.” There is only one exception to this rule and the difference in that case is very small. This means that the daughters of ‘‘200-egg”’ hens instead of conforming more closely to a particular type of egg production, as would on general grounds be expected, actually conform less closely to type than do birds of less closely selected ancestry. Discussion of Results. The answer given by the investigations here summarized to the questions stated as the title of this paper is definite and clear. So far as the character fecundity (egg production) in the domestic fowl is concerned long continued and carefully executed experiments give no evidence whatever that there is a cumulative effect of the selection of fluctuating variations. The facts brought out by this work indicate clearly enough that all birds which have equal records of performance in respect to egg production are not alike in their ability to transmit fecundity. Judged by the performance of their offspring a group of “200-egg” hens, while very homogeneous so far as performance records are concerned, must be very heterogeneous in regard to the constitution of the germ cells relative to the character fecundity. Some ‘‘200-egg”’ hens are apparently capable of producing offspring with very high laying capacity (cf., data in Table II). Other ‘‘200-egg” hens exactly similar in all observable respects lack this capability. These facts are of exactly the same order as those which have been brought out by Mendelian work, showing that the constitution of the soma furnishes no certain criterion of the condition or constitution of the germ cells. But the assumption, tacit or expressed, which lies at the foundation of mass selection methods in practical breeding is that the soma does as a matter of fact give a working criterion of the constitution and potentialities of the germ cells. One breeds from the superior individuals in regard to somatic characters because he expects that the offspring will be superior. Is this expectation well founded? Altogether much evidence is accumulating from widely different sources to show that simple selection of superior individuals as breeders can not alone be depended upon to insure definite or Is there a cumulative Effect of Selection? 273 continued improvement in a strain. Some improvement may possibly follow this method of breeding at the very start but the limits both in time and amount are very quickly reached. In support of this view of the possibilities of selective breeding the results set forth in the present paper furnish definite and positive confirmatory evidence. Our experience shows that in order to establish a strain of hens in which high egg production shall be a fixed characteristic it is necessary to do something more than simply breed from high producers. It will of course be understood that our investigations are not stopping at this point. It is proposed to test the conclusions stated in this paper in every possible way. That greatly exaggerated ideas as to the effectiveness of continued selection of fluctuating variations in improving stock have been widely held during the last half century admits of no doubt. Yet many practical breeders have clearly understood that something more than this was necessary to insure certain and definitely fixed improvement, In this connection a statement from a chapter on “Selection” in an old work!) containing much interesting matter concerning current opinion of the time on breeding questions is worth quoting. After outlining briefly the general plan of selective breeding the author goes on to say: “It is not merely by putting the best male to the best female, that the desired qualitites can be obtained; but by other means not clearly defined in the common practice.” May it not fairly be said that, as a result of the work of Nilsson, De Vries, Johannsen and others, some at least of these “other means” are now coming to be “clearly defined’’? The results set forth in this paper raise in one’s mind some doubt as to the validity of the explanation commonly given for the superiority of present day races of poultry over the wild Gallus bankiva in regard to egg production. It is generally held that the reason for this superiority lies in the continued selection for increased egg production which is assumed to have been practised during the centuries since the domestication of poultry began. Critical examination of this explanation indicates, however, that it has some very weak points. The following considerations are significant in this connection. 1) Walker, A. Intermarriage: or the Mode in which, and the causes why, Beauty, Health and Intellect result from certain Unions and Deformity, Disease and Insanity from others: Demonstrated by ..... and by an account of corresponding Effects in the Breeding of Animals. American Edition, New York 1839. Iuduktive Abstammungs- und Vererbungslehre. II, 18 274 Pearl and Surface, I. It is an assumption for which we have been able to find little historical warrant to say that selection for egg production was systematically or generally practised with poultry before sometime in the first half of the nineteenth century. Yet there are definite and, by all tests possible to make, authentic records of egg production as high as anything we now know, but made before 1800. 2. The definite experimental results set forth in the present paper do not afford any evidence that it is possible to increase egg production by mass selection methods. 3. There is evidence that the explanation for the superior egg production in the domesticated as compared with the wild Gallus lies in the effect of the environmental influences comprised in the process and conditions of domestication itself. This evidence consists in the known fact that wild birds other than Gallus when put under conditions of domestication have their egg production immediately increased over what it was in the wild state, without the intervention of any selective breeding whatever. We may cite here two instances in support of these statements. The first has to do with the wild Mallard duck (Anas boschas) in captivity. Mr. E, H. Austin!), who makes a specialty of domesticating wild water fowl and has had much experience in this direction makes the following statement: “The Mallard duck in the wild state lays 12 to 18 eggs. In captivity ıt will lay 80 to 100 if the bird in confined at night in a pen and has liberty (in pond or large enclosure) during the day, and the eggs removed daily. As far as my experience goes this is the case with no other variety of duck. The others will desert their nest and stop laying if their eggs or nest are troubled. The Mallard is the original ancestor of the Rouen ducks, and when taken into captivity grows. large and coarse in a few generations. It is necessary to constantly use wild drakes to maintain the fine lines and graceful carriage of the wild bird.” A similar condition of affairs has recently been recorded by Duerden?) for the ostrich, a bird which has certainly not been. selected for egg production during its period of domestication. This. investigator states as one of the results of his stucy of some ostrich egg records that: “The numbers show that ostriches, like poultry, 1) Austin, E. H. Original Laying Capacity. Farm-Poultry (Boston) Vol. XIX, P: 347, 1908. 2) Duerden, J. E. Experiments with Ostriches. VI — Egg — laying Records of Ostriches. Agricultural. Journal (Cape of Good Hope) April, 1908. Is there a Cumulative Effect of Selection? 275 will go on laying almost continuously during the breeding season, if the eggs are removed as laid, and the birds are not allowed to sit.” He further shows that, just as with poultry, the environmental conditions under which the birds are kept have a marked influence on the egg production in ostriches. In general we are strongly inclined to the view that the existing evidence indicates that the superior egg production of present-day races of domestic poultry is in the main the result of the action of the favorable environmental influences included in the process and conditions of domestication, rather than an effect of the selection of favorable fluctuating variations through a long period of time. Summary. The data discussed in this paper were obtained from two lines of work. The first of these was an experiment in which for a period . of nine years hens have been selected for high egg production. No hens were used as breeders whose production in the pullet year had not been 160 or more eggs. The cockerels used were, after the first year of the experiment, invariably the sons of mothers producing 200 or more eggs in their pullet year. The second source of data was an experiment in which the inheri- tance of egg production from mother to daughter was directly measured. Records of the pullet year egg production of 250 daughters of hens laying 200 or more eggs in their (the mothers’) pullet year were obtained. Certain of the most important results obtained may be summarily stated as follows: — I. Selection for high egg production carried on for nine consecutive years did not lead to any increase in the average production of the flocks. 3. There was no decrease in variability in egg production as a result of this selection. 3. The present data give no evidence that there is a sensible correlation between mother and daughter in respect to egg production, or that egg-producing ability (fecundity) is sensibly inherited. 4. In this experiment the daughters of “200-egg’” hens did not exhibit, when kept under the same environmental conditions, such as high average egg production as did pullets of the same age which were the daughters of birds whose production was less than 200 eggs per year. 5. The daughters of “‘200-egg” hens were not less variable in respect to egg production than were similar birds whose mothers were not so closely selected. u gr, 18 * Über Vererbungsgesetze beim Menschen. Von Dr. med. Wilhelm Weinberg in Stuttgart. II. Spezieller Teil’). Allgemeine Lösung des Problems der Wirkung der Panmixie bei einfacher Vermischung und alternativer Vererbung. Im folgenden soll untersucht werden, welche Wirkung die Panmixie unter dem Einfluß verschiedener Vererbungsgesetze sowohl auf die Zusammensetzung und Durchschnittsmaße ganzer Generationen, als auf die Zusammensetzung, Durchschnittsmaße und Korrelationen verschiedener Verwandtschaftsgrade ausübt, in welcher Weise sich dabei Erscheinungen der Praevalenz äußern und welchen Einfluß die äußeren Umstände auf diese Beziehungen ausüben. Naturgemäß werden dabei die komplizierteren Probleme der alternativen Vererbung mehr Raum beanspruchen als die der einfachen Vermischung. Dabei ergibt sich teilweise die Notwendigkeit, bestimmte Wirkungen beider Vererbungsprinzipien gemeinsam zu behandeln, und zwar die Probleme der Praevalenz und des Einflusses der äußeren Umstände. Die einzige wesentliche Voraussetzung, von der ich ausgehe, ist die eines Fehlens von Unterschieden in der durchschnittlichen Frucht- barkeit verschiedener Kreuzungen. 1. Die Wirkung der Panmixie auf Zusammensetzung und Durchschnitts- maße der Generationen bei einfacher Vermischung. Charakteristisch für einfache Vermischung ist, daß jede Kreuzung nur einen konstanten Bastard ergibt. Es bestehe nun eine Generation Gy aus einer Reihe Typen T, bis T,, wobei der höhere Index auch dem größeren Maße der Typen entspricht. Hat ein beliebiger Typus T, die relative Häufigkeit m,, so stellt Ss Go = >m, T; on vo im fol rat Pare Gia mre (I) 1 1) Vgl. Bd. I S. 377 und 440. Über Vererbungsgesetze beim Menschen. 277 sowohl die Zusammensetzung wie das Durchschnittsmaß der Generation G, dar. Es ergebe die Kreuzung T, x Tg einen Typus T,;, der die relative Häufigkeit m,m; in der Generation G, hat, ebenso wie der mit ihm identische Typus T;., der aus T; X T, entsteht. Es stellt dann S Ss ee RIE Ss a fs (8) 1 1 Zusammensetzung und Maß der Generation G, dar. Dies entspricht einem binomialen Aufbau der Generation als Wirkung der Panmixie. Die extremen Typen T, und T,, deren Häufigkeit in Generation Gp =m, bzw. m, ist, erhalten in Generation G, die relative Häufigkeit m, * und m2. In Generation G, würde ihre Häufigkeit = m,* bzw. m;#, in Generation G,—=m,°" bzw. m2". Es findet also bei Panmixie eine Abnahme der Häufigkeit extremer Typen statt. Stabilität der Zusammensetzung aufeinanderfolgender Generationen kommt also nicht vor. Um die Durchschnittsmaße ganzer Generationen zu vergleichen, ist es notwendig, zunächst auf die Wirkung der Praevalenz einzugehen. Dominiert das größere Maß, so stellt Typ =5(T.+ Tp) +2(T.—Ts) jaye Hl dominiert das kleinere Maß -2(L+T)+2(n — Te) REIN NE je nachdem a 78 ist, die Wirkung der Praevalenz dar, wobei die Variable z zwischen o und ı schwankt, je nachdem vollständig inter- mediäre oder völlig einseitige Bastarde entstehen. Im ersteren Fall wird nämlich Ta= (7: + T,), im letzteren T.a= T. bzw. T; oder Tee— Ta bzw. Te je nachdem a 7B bzw. das größere oder kleinere Maß dominiert. Wenn nun sowohl «a wie ß alle Werte zwischen 1 und s annehmen und z für jede Kreuzung denselben Wert hat, so ergibt sich aus Ss Ss Gy = Dm T= ImT, 1 1 278 Weinberg. s s G= > m, > m; Tea 1 1 s a Yu In are ) a Ate — 1) 1 1 S B m. Sr 1a (7 ge Ts) ae (9 = T.)) 04 s s s s = > m, >m - (7. + T;) SE = Sm, >m (T. — Ts ) 1 1 : ; 1 1 seen ene 1 att s s und da >m.=>m_=t s a s Sees => m, Ti, z >m, >m (7; — T,)= G, +z >m. > m; (1; oe T.) (5) 1 1 a+1 1 a1 Das Maß von G, ist also mit dem von Gy bei beliebiger Zusammen- setzung von G, im allgemeinen nicht identisch, sondern nur in dem Spezialfall, daß z = o, d. h. durchweg intermediäre Bastarde entstehen. Im übrigen nimmt das Maß aufeinanderfolgender Generationen zu ‘oder ab, je nachdem das größere oder kleinere Maß dominiert. 2. Die allgemeine kombinatorische Wirkung der alternativen Vererbung. Das Wesen der durch MENDELs klassische Experimente fest- gestellten Tatsachen der alternativen Vererbung besteht darin, daß sich bei der Reifung der Keimzellen, Gameten, die in einem Individuum vereinigten von mütterlicher und väterlicher Seite her stammenden Anlagen oder Merkmale einer Eigenschaft wieder voneinander trennen, derart, daß jeder Gamet nur die Hälfte der Merkmale seiner Eltern enthält, und zwar jede Anlage durchschnittlich mit gleicher Wahr- scheinlichkeit oder relativer Häufigkeit = >: Hieraus ergeben sich nun folgende grundlegende kombinatorische Tatsachen: Über Vererbungsgesetze beim Menschen. 279 Ist eine Eigenschaft in ihren erblichen Abstufungen dadurch charakterisiert, daß sich von s allelomorphen (korrespondierenden) Merkmalen je einer Reihe A,, As, Ag als bis A, zwei gleiche oder ungleiche in einem Individuum zu einem Anlagenpaar zusammenfinden und in den Gameten wieder voneinander abspalten, so setzt sich ein Typus Ax Ay, wobei sowohl A, wie A, alle Merkmale von A, bis A, bedeuten kann, aus den ihrer Herkunft nach verschiedenen spezifischen Kombinationen A,A, und A,A, zusammen, wenn das vorangestellte Merkmal jeweils als von einem bestimmten Elter, stets Vater oder stets Mutter, stammend betrachtet wird. Der Typus AxAy bildet dann ebenso wie die beiden spezifischen Kombinationen A,A, und A,A, Gameten, die je zur Hälfte das Merkmal A, oder A, enthalten. Die Gameten von A,A, sind also durchschnittlich => (A +A), i, Cie rosea ean Diese Formel stellt gleichzeitig auch die Zusammensetzung der Merk- male dar, welche der Typus AxAy durchschnittlich von einem bestimmten Elter erbte. Kreuzt man nun einen Typus AA, mit einem Typus AuAv, so ergibt der eine als Gameten durchschnittlich = (4 - Ay), der andere —(A. +A.). Die Wahrscheinlichkeit, daß sich ein Gamet des einen Typus, der ein bestimmtes Merkmal enthält, mit einem Gameten des anderen Typus, der ebenfalls ein bestimmtes Merkmal enthält, zu- sammenfindet, ist nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeitsrechnung gleich dem Produkt der Häufigkeit beider Merkmale unter den Gameten 1 der beiden Typen, also -- Saxe Man erhält also durchschnittlich als Produkt der Kreuzung 1 A, Ay < AuAy : zArArt 7 Art, Aydut Aydy oder symbolisch — + (A. + Ay) (As + Ay) Wird eine Eigenschaft durch das Zusammentreffen zweier Merk- male aus der Reihe A in einem Individuum zu einem Merkmalspaar völlig determiniert, so spricht man von Monohybridismus. Wird hingegen eine Eigenschaft dadurch determiniert, daß jedes Individuum oder jeder Typus zwei Anlagenpaare A,A,, B,B, enthält, (7) 280 Weinberg. wobei sich die s,Merkmale der Reihe A, bis A, unabhängig von den s, Merkmalen der Reihe B, bis B, miteinander zu einem Anlagen- paar kombinieren und wieder bei der Bildung der Gameten abspalten und ebenso die Merkmale der Reihe B, wobei im allgemeinen die Zahl der verschiedenen Merkmale in beiden Reihen als verschieden betrachtet werden darf, so zerfällt der Typus AxAyB»By seiner Entstehung von verschiedenen Eltern nach in die 4 spezifischen Kombinationen A,A,B,B, A,A,B,B, ABB ae Ny ere Dabei ist die Bedeutung von x und y bei A und B als im allgemeinen verschieden angenommen. Bei der Bildung der Gameten von AyAyB,By geht in jeden Gameten je eines der Merkmale aus der Reihe A und ebenso je eines aus der Reihe B in einen Gameten über und innerhalb der Merkmale mit dem Charakter A bzw. B ist die Wahrscheinlichkeit, daß A, oder A,, By ae : BEE 1 oder B,in einen bestimmtem Gameten eintritt, je — oe es entstehen so 4 verschiedene Gameten, nämlich je 1 1 1 1 1 1 Red! 1 2 ~ 2 bd: + 2 « 2 fBy + 2 . 2 AB: + 2 = 2 ACB (8) oder symbolisch 7, (A ft Ay) (8. ar B,) Diese Formel stellt gleichzeitig die durchschnittliche Zusammen- setzung derjenigen Gameten dar, deren Merkmalsinhalt der Typus AxAyBxBy von einem Elter bestimmten Geschlechtes bezogen hat. Das Ergebnis der Kreuzungen zweier Typen A,AyB,B, und AuAyBuBy wird dadurch bestimmt, daß als Gameten einerseits 4 (A. 212 Ay) (B: a5 B,), andererseits 7 (A. ae A.) (B. > By) bzw. 25 (AB. RB Ret A,B, ) und andererseits % (AB Jee + A,B, + A,B.) in Betracht kommen und daß die Häufigkeit des Zusammentreffens je eines Gameten des einen Elters mit einem Gameten des andern Elters a 7 ist. Man erhält also als neue Individuen : ng I6 verschiedene Arten von Typen, also je a Über Vererbungsgesetze beim Menschen. 281 AGB AVE. | ABAB TA BRAR IT ASB Ae Be ArEsAuBu ABA,B, + AgBLAVE. NEAR, RBAB, A,B.A,B,ı -AyBzAsBa NER BE AE Ages ASB,A,By | ABABE = ASE OAS BG: deren Gesamtheit auch durch die symbolische Formel 4 (A. te Ay) (B ne B,) (A. ate Ay) (B. ae B.) dargestellt wird. . (0) Als Polyhybridismus bezeichnet man ganz allgemein den Fall, daß eine Eigenschaft durch mehr als ein Anlagenpaar in einem Individuum bestimmt wird. Die Zahl der unabhängig voneinander sich aus den Reihen A, bis A,, B, bis B, usw. bis Z, bis Z, kombinieren- den Anlagenpaare eines Individuums sei t, wobei die Zahl der Buch- staben des Alphabets nicht = 25, sondern beliebig groß gedacht ist, und jede allelomorphe Reihe A, B, C usw. eine verschiedene Anzahl von Merkmalen enthalten kann. Ein Typus A,A,B,B,C,C,...Z,Z, oder symbolisch (®,®,)', wobei ® jeden Buchstaben gleichhäufig, d.h. je einmal bedeutet, besteht dann aus 2t der Abstammung nach ver- schiedenen Kombinationen (®,®,)'. Er bildet gleichzeitig 2t ver- schiedene Arten von Gameten; deren jeder je ein Merkmal aus den Reihen A, B, C bis Z enthält und deren Gesamtheit durch die Formel (&+4,)(B-+B,)..(2.-+2,) oder symbolisch durch leo EN neo) charakterisiert ist, wobei ® je einmal = A, B, C usw. bis Z ist, und diese Formel stellt gleichzeitig die verschiedenen möglichen Merkmals- kombinationen in einem Gameten dar, welche der Typus (®,®,)t durchschnittlich von einem Elter bestimmten Geschlechtes bezieht. Bezieht er von dem einen Elter die Merkmale A bis Q mit dem Index x, die Merkmale R bis Z mit dem Index y, so muß der andere Elter die Merkmale A bis Q mit dem Index y, die übrigen, R bis Z, mit dem Index y beigesteuert haben. In bezug auf ihre Abstammung lassen sich die Gameten einer Kombination ®%®,, wobei x und y die Abstammung von Eltern be- stimmten Geschlechtes charakterisieren, durch die Formel 2)? charakterisieren, wobei ®! eine Kombination von p-Merkmalen mit dem Index x aus den t möglichen Reihen A bis Z bedeutet und >" die in jeder einzelnen Kombination ®? nicht untergebrachten Reihen enthält. Die Zahl der möglichen Kombinationen von p-Merk- 202 zınberg : Ben : t! tk malen mit dem Index x aus t möglichen ist = —~———_!) oder -(J): p!(t—p)! die Wahrscheinlichkeit solcher Gameten also = = er wenn die Summe aller Gameten stets — 1 gedacht ist, diese Häufigkeit ent- spricht auch der Tatsache, daß die Formel „(® - ®,) ein binomial t ter Ordnung darstellt. z > t t r . . Ein und derselbe Typus ®,®, kann also aus der Kombination verschiedener Gameten und ebenso ein und der derselbe Gamet 2)? von verschiedenen Typen abstammen. Durch die Kreuzung zweier Individuen (®,,®,)' und (®,®,)', deren 5 : 1 i ‘ i Sy Gameten einerseits — — (©. + o,) , andererseits — (©. + ,) sind, 2x 25 entstehen dann neue Individuen, deren Gesamtheit durch die Formel (ta (+8) = AeA )(Ae ta mt )Bt) 2 en (Zn a Z.) (Z. 1. V, ) charakterisiert ist, wobei m, n, u, v für jede Reihe im allgemeinen verschiedene Bedeutung haben. 3. Zusammensetzung der Generationen bei alternativer Vererbung unter dem Einfluß fortgesetzter Panmixie. Ist eine Generation G, noch so unregelmäßig und beliebig zu- sammengesetzt, und findet unter ihren Mitgliedern Panmixie statt, so wird die relative Häufigkeit der einzelnen möglichen Kreuzungen lediglich vom Zufall beherrscht und sie läßt sich daher nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeitsrechnung bestimmen. Es ist daher die Wahrscheinlichkeit der Kreuzung eines beliebigen Typus bestimmten Geschlechtes mit einem beliebigen Typus entgegengesetzten Geschlechtes gleich dem Produkt der Wahrscheinlichkeiten oder relativen Häufigkeiten des Vorkommens der einzelnen Typen in der Generation. Ist nun die Fruchtbarkeit aller Typen und Kreuzungen dieselbe, so kann man davon ausgehen, daß bei jedem Individuum eines Typus nur ein Gamet in eine fruchtbare Kombination mit einem Gameten eines Typus entgegen- gesetzten Geschlechtes tritt, wobei jeder solche Gamet mit der 1) Unter X! versteht man das Produkt der ganzen Zahlen von 1 bis o! Ist nach den Lehren der Kombination = 1. Über Vererbungsgesetze beim Menschen. 283 Wahrscheinlichkeit — einem der möglichen Gameten seines Erzeugers entspricht. In diesem Falle müssen sich bei Panmixie die verschiedenen möglichen Gameten aller Typen mit allen Gameten entgegengesetzten Geschlechtes mit einer relativen Häufigkeit zu Individuen kombinieren, welche ebenfalls gleich dem Produkt der relativen Häufigkeit der Bildung bestimmter Gameten in einer Generation ist. An die Stelle der umständlichen Berechnung der Ergebnisse der einzelnen Kreuzungen und ihrer Summierung entsprechend der relativen Häufigkeit dieser Kreuzungen kann daher die direkte Berechnung der vorkommenden Kombinationen von Gameten treten: Es folgt hieraus, daß ver- schiedenartig unregelmäßig oder regelmäßig zusammengesetzte Gene- rationen G, dieselbe Zusammensetzung der nächsten Generation G, ergeben müssen, sofern nur die verschiedenen von ihnen gelieferten Gameten dieselbe relative Häufigkeit besitzen, und aus diesem Grunde ist schon a priori als Ergebnis der Panmixie eine regelmäßige Zusammen- setzung der Generationen zu erwarten. Hat z. B. eine Generation Gy den Aufbau p AıAı+2q AyAg+rAzA,, wobei p+2q+r=1 sei, so ergeben sich als Gameten von p A,A, pA, von 2q A,As 2g (4/24; +1/2A 2) =qA,+q Az und als Gameten von TAsA, tT Ay insgesamt (p+q) A, +(q+1r)Ag oder oAy+(1—o)An. . .. . BS Hoe gee (Es) Es ergeben nun alle Generationen G, denselben Kuba ace asien: bei welchen die verschiedenen Werte von p, q und rjep+q=o und q+r 1—o ergeben. Dasselbe gilt auch für eine Generation, die aus Pir ArAı+2Pız AiAo+Pe2 AsAs+Pıs AıAs+Pas AsAst+PssA33 besteht und deren Gameten = (py; +Pı2+Pı3) Ar +(Pi2 +P22+Pe23) Ae +(Pist+ Pes +Pis) As sind. Der Wert der einzelnen Koeffizienten p,, bis pg, kann dabei so verschieden wie möglich sein. Sofern nur Pıı+Pıa+Pıs Stets denselben Wert 6, .....-.-.- +. ~ (12) Pıe+P22e+P23 >» » 01.09 : PistPestP33 ” y 08 reprasentiert, ergibt sich stets dieselbe Anzahl von Gameten, und nur die Werte 6, 0, 0,, wobei 6; +0,+0,=1 sei, sind bestimmend für den Aufbau der neuen Generation. Bildet also eine beliebig unregelmäßig zusammengesetzte Generation G, Gameten von der Konstitution A, B,C... .Z, = ®, mit der relativen Häufigkeit F(x.x,x. . . X.) = Fa», so daß F(« x eine Funktion der (t) Index, von A, bis Z, darstellt, so ist dieHäufigkeit, mit welcher ein solcher Gamet ©! mit einem Gameten ®, entgegengesetzten Geschlechtes zusammentrifft, welche die entsprechende Häufigkeit Fay) hat, stets — Fe x)* Fy y) 284 Weinberg. Nimmt nun sowohl der Index x, für A, alle Werte von 1 bis s,, der Index b, alle Werte von I bis s, und allgemein der von ® alle Werte von I bis s., und ebenso der Index y der Merkmale A,—Z, alle möglichen Werte an, so stellt die 2tfache Summation tx—S@ ty—So DIES DE „Br. 2. eee tx=1 ty=1 die Verteilung aller möglichen neugebildeten Kombinationen in den Individuen der Generation G, dar und da y dieselbe Bedeutung hat wie x, so geht diese Formel über in mas Die einzelnen Gametenkombinationen in den Individuen der Gene- ration G, haben also eine relative Häufigkeit, welche den Koeffizienten eines Polynomials zweiter Klasse entspricht. Faßt man nun alle Gametenkombinationen zusammen, welche ein beliebiges Merkmal ®, enthalten, das irgend einer der Reihen A B, € bis Z angehören kann, so ist die Summe ihrer relativen Häufig- keit gleich der Häufigkeit p, des Merkmals ®, unter den die Generation G, konstituierenden Merkmalen der Reihe ®, da jedes Merkmal mit einer nur von seiner relativen Häufigkeit abhängenden Häufigkeit in die Gameten einer Generation übergeht, und es ist daher auch die Wahrscheinlichkeit des Zusammentreffens von ®, mit einem Merkmal ®,—q,@y, und die Summe aller Kombinationen der Merkmale der Reihe ® wird daher ausgedrückt durch tx=sp ty=sp >(9: Os) > (ey 5) tx—1 ty=1 oder da y dieselbe Bedeutung hat wie x, durch 2 (eo) 2 eo Man erhält also nicht nur in bezug auf die aus Individuen kon- stituierenden Gametenkombinationen, sondern auch in bezug auf alle Kombinationen innerhalb der einzelnen Merkmalsreihen einen poly- nomialen Aufbau. Dieser polynomiale Aufbau der Kombinationen innerhalb derselben Merkmalsreihe muß nun konstant bleiben, solange die Panmixie fort- dauert, da jedes Merkmal jeder Reihe stets mit der ihm eigenen relativen Häufigkeit unter den Merkmalen seiner Reihe von einer Generation in die andere übertragen wird und diese relative Häufigkeit Über Vererbungsgesetze beim Menschen. 285 nicht wechselt, solange die Fruchtbarkeit aller Typen durchschnittlich dieselbe bleibt. Stellt also in einer beliebigen Generation G, im Typus ®,®, ®, jedes Merkmal ®, mit der seiner Häufigkeit in dieser Generation entsprechenden Wahrscheinlichkeit p, dar und ebenso ®, , so läßt sich in der Konstitutionsformel der Gameten von .T,T, in bezug auf ®, welche <—=s x=S - (0, +6,) lautet, statt ®, > mb, und ebenso statt ®, > ox. x—1 x setzen und man erhält stets <——s RS X=sS ‘ Q p aa) 1 2 > oxo, = > ox, = >» o, Phd atte SC) (15) x—1 x=—1 X=1 Wird eine Eigenschaft nur durch die Kombinationen einer einzigen allelomorphen Reihe von Merkmalen bestimmt, so ist mit dem poly- nomialen Aufbau der Gametenkombinationen in den Individuen ohne weiteres auch die Zusammensetzung der Typen gegeben und der Aufbau der Generationen bleibt unter dem Einfluß der Panmixie stabil, da jede Generation dieselbe Zusammensetzung von Gameten liefert. Anders verhält es sich im allgemeinen bei Polyhybridismus. Es stellen zwar in jeder Generation die Individuen einen polynomialen Aufbau nach Gametenkombinationen dar, aber damit ist eine Stabilität der Zusammensetzung der Generationen nach Typen nicht gegeben, da mit jeder Generation die Zusammensetzung aus verschiedenen Gameten so lange wechselt, bis die fortgesetzte Panmixie den Einfluß der unregel- mäßigen Zusammensetzung der von Generation G, ausgeglichen hat. Mit der Tatsache, daß die Kombinationen der einzelnen Merkmale jeder allelomorphen Reihe A, B, C usw. für sich einen polynomialen Aufbau aufweisen, ist also noch nicht die Notwendigkeit gegeben, daß sich die möglichen Merkmalspaare der verschiedenen allelomorphen Reihen stets in demselben Verhältnis zu Typen kombinieren. Ein Beispiel möge dies erläutern. Ist z. B. die Zusammensetzung der Merkmalspaare der Reihe A = m? A,A,;+2 mn A,A,+n?A,A,, die der Reihe B ebenso m? B,B,+2 mn B,B,+n?B,B,, so entspricht sowohl eine Generation von der Zu- sammensetzung m2 A,A,B,B, +2mn A,A,B,B, +n? B,B, ER sf see en ae (LO) wie eine Generation m* A,A,B,B, +2m’n A,A,B,B,+ m2n? A,A,B,B, +2m3n A,A,B,B,+4m2n? A, A,B,B, +2mn3 A, A,B By Ac (lng) + m?n? A,A,B,B, +2mn? A,A,B, By +nt A,A,B,B, 286 Weinberg. und allgemein jede Generation (xm? + (1—x)m#)A,A,B,B, +2(1—x)m$n(A,A,B,B, + A, A,B,B,) + 2(1—x)m?2n?2(A, A, BB, + A,A,B,B,) +2mn[x +(1—x)mnjA,A,B,By]+2(1—x)mn3(A,A,B,By+ AoAoB, Bo) 4(xn2 4 (in AGA SB BS loss a wobei m+n=1 und xo gedacht ist, demselben binomialen Aufbau der einzelnen Merkmalsreihen. Läßt man in jeder dieser drei Formeln entweder die Merkmale der Reihe A oder die der Reihe B weg, so wird sich für die übrig bleibenden Merkmale stets der an- gegebene Aufbau der Formel 14 ergeben. Wie die Panmixie auf die Zusammensetzung der Generationen bei polyhybriden Typen wirkt, möge folgendes Beispiel zeigen: Stellt mA,B, +nA,B, die Gameten der Generation Gp dar, so ergibt sich Generation G, = (mA,B, +nA,B,)? = m?A,A,B,B,+2mnA,A,B,B, +n?A,A,B,B,, die von Genera- tion G, gebildeten Gameten sind nun 1 m2 7 (A, + Ay) (8, + B,) = m?A,B, 4+ 2mn — (A 3 Ay) (8, A Bs) Be AGB hee SB A + "A,B 4 2 2 2 +n2 = (A +A ) (2, + B,) = n?A,B, und somit insgesamt mn mn mn mn (m24 =) A,;B,+ — A,B, + — A,B, + (ne Ar =) ABB. . . (19) Ihre Zusammensetzung ist also nicht identisch mit derjenigen der Gameten der Generation Gy a= ao m2 a m (m+n) m m2 2 2 2 2 sind die Gameten der Generation G, nach der Formel = (m AB A.B.) aa (mA,B, +mnA,B,+mnA,B; + 22 A,B.) . (20) 1 1 2 -— (m A,B, +nA,B,) + + (mA, +nA,) (mB, +nB, ) ere een zusammengesetzt, und ihre Zusammensetzung ist also nur zur Hälfte identisch mit derjenigen der Generation Gy. Es läßt sich nun zeigen, daß unter dem Einfluß fortgesetzter Panmixie die Generation G, Gameten bildet, deren Zusammensetzung 1 E =a (mAB, a n A,B.) + (:—=) (mA, +nA.) (mB, +nB, ) ist.) 4. ze Nach unendlich vielen Generationen wird also ein Zustand erreicht, bei dem 1 x = co, also —=0 = 1 und :— Ze 1 ist, und die Gameten die Zusammensetzung (mA, +nA,) (mB, +nB,) haben. Sie bilden dann eine Generation = [(m Aı+nA,) (mB, +n B,)|? = m#A,A,B,B, +2m3nA,A,B,B, + 2m2n2A,A,BoBs +2m3nA,A,B,B; +2m2n2A,A,B,Bo+2mn3A,;A,ByBy - » » - (23) +2m2n2A,A,B,B, +2mn3A,A5B, Bo +n2A,3A,BsB;. Über Vererbungsgesetze beim Menschen. 287 Eine solche Generation erhält man nun, wenn jedes Merkmalspaar der Reihe A mit jedem Merkmalspaar der Reihe B mit einer dem Predukt der Häufigkeit beider Merkmalspaare entsprechenden Häufigkeit kombiniert ist, also A,A,; mit B,B, mit der Häufigkeit m?- 2mn; erst nach unendlich vielen Generationen wird also ein Zustand erreicht, bei welchem die Merkmalspaare, die allerlängsten einzelnen Reihen, völlig nach den Gesetzen des Zufalls kombiniert sind, und bis zur Erreichung dieses Zu- stands wechselte die Zusammensetzung der Generation. Erst von da an bleiben sie stabil. Letzteres läßt sich leicht zeigen, wenn man die Gameten der Generation G., konstruiert. Es geben nämlich 1 | mt AA, BiBı: mi (A + Ai )(By N B, )= mi A,B, 2 emén A,A, B,B, “min (A + A)(Bı + B,)= mön A,B, + mn A;Ba | min ALA, BB, = msn (Aı fe Az )(Bi + B, )= min AyAy +mön A,B, m?n? (4141) BB, = m?n? "(Ai + A 1)(Bs +B, »)= m?n2A,Bs | m?n? (A:As) BBs a= ne(Ay + A, 2)(Bi + B; 2»)= m2n?A,B, + m2n2A,B, + m?n?A,B, + mpn,A,By m?n2 A,A, B,B, a mane( Ay 3 Ar)(Bı +B,)= m2n2A,B, | 2mn3 A,A, BBs = mni( A, = Az )(Be +B, )= mn3A,B, + mn3A,B, smn? A,A, BB, = mni( A, ay Ar )(Bı a B: )= mn2A,B, + mn3A,B, Bash. BB, = ni(A, +A2)(Bs er B,)= n2A,B, und somit{m?+2mn +n?) [m2A,B, + mnA,B, + mnA,B, + n2A,B,| ZA) womit, da m2+mn+n2=(m-+n)?=1, sich dieselbe Zusammensetzung der Gameten ergibt wie für Generation Go Man gelangt nun zu einer allgemeinen Lösung des Problems der Wirkung der Panmixie bei Polyhybridismus durch folgende Überlegung: Die bestimmte Zusammensetzung der Generation G,, bei welcher die Panmixie einsetzt, läßt sich als eine Störung der Wirkung des Zufalls betrachten, welche dazu führt, daß bestimmte Merkmale ver- schiedener allelomorpher Reihen in einer bestimmten nicht zufälligen Häufigkeit verbunden sind. Die Panmixie muß nun ihrerseits zu einer Wiederaufhebung dieser Zerstörung führen. Bei Monohybri- dismus führt nun die einmalige Spaltung der einzigen Merkmale zu einer sofortigen völligen Auflösung der vorhandenen Gametenkom- binationen und die einzelnen Merkmale sind als solche dem Spiel des Zufalls preisgegeben. Bei Polyhybridismus enthält hingegen jede Gametenkombination in einem Individuum mehrere Merkmale und die Verkettung derselben wird durch einmalige Spaltung nicht auf- gehoben, sondern in Bruchstücke von Merkmalskombinationen zerlegt, deren Häufigkeit teilweise von den Gesetzen des Zufalls, teilweise aber 288 Weinberg immer noch von der Häufigkeit bestimmter Verkettungen in den Gameten bzw. Indivuen der Generation G, abhängt. Eıst wenn durch vielfach wiederholte Spaltung alle. in einem Gameten der Generation G, vereinigt gewesenen Merkmale völlig von- einander getrennt sind, werden die möglichen Kombinationen der Merkmale in den Gameten mit einer lediglich der relativen Häufig- keit der einzelnen Merkmale entsprechenden Häufigkeit nach den Gesetzen des Zufalls wieder verbunden. Da stets ein Teil der in einem Gameten einer bestimmten Generation verbunden gewesenen Merkmale auch noch in einem Gameten der nächsten Generation völlig verbunden bleibt, und zwar mit einer Häufigkeit — so müssen gt 2 : 1 3 nach r Generationen noch 5 Gameten mit Merkmalen vorkommen, r(t—1) deren Verbindung überhaupt niemals gelockert wurde und es kann daher eine völlige Zerstörung desursprünglichen Zusammenhangs aller Merkmale bei Polyhybridismus erst nach unendlich vielen Generationen erreicht werden. Die ganze Frage läuft also darauf hinaus, in welcher Generation zum ersten Male Gameten auftreten, deren Merkmale von durchweg ver- schiedener Abstammung sind, und mit welcher Häufigkeit solche Gameten in verschiedenen aufeinander stehenden Generationen vorhanden sind. Beträgt die Zahl der in einem Gameten vereinigten Merkmale t, so ergibt eine einfache Überlegung, daß diese nach einer Generation in zwei Kombinationsgruppen von p und t—p Elementen gleichen Ur- sprungs zerspalten sein werden, wobei der Wert von p zwischen o und t schwanken kann und daß jede Gruppe wieder mit jeder weiteren Generation in weitere 2 Teilgruppen zerfallen kann. Nach r Generationen können also 2" Teilgruppen vorhanden sein und eine völlige Auflösung eines Gameten der Generationen G, wird mit dem geringsten Wert von r auftreten, für welchen 2" = t. Nun bleiben, wenn A einen bestimmten Ahnen hat, für B noch 2'—1, ebenso dann für C noch 2'—2 usw. und für Z noch 2"—t-+1 andere Ahnen übrig, und die Wahrscheinlichkeit, daß unter 2" möglichen Ahnen für ABC bis Z lauter verschiedene in einem Individuum zusammen- treffen, ist somit, da A von allen Ahnen abstammen kann 2 21 22 2—t+2 a'—t+1 a ae = - = ar! ar, (2—t)! (26) Über Vererbungsgesetze beim Menschen. 289 Diese Zahl nähert sich dem Werte ı immer mehr, je größer r wird, und wird bei r— » bezw. für Goo —=1. Nach unendlich vielen Generationen wird also ein Zustand erreicht sein, bei welchem jedes Merkmal eines Gameten eine andere Abstammung hat und somit mit den anderen Merkmalen nach den Gesetzen des Zufalls kombiniert ist. Gamet ®! wird also in diesem Falle mit einer Häufigkeit entnommen, welche gleich ist dem Produkte a,b;cx . . . Zx = Qk der Häufigkeiten der t Merkmale A,B,C, bis Z, und dietfache Summation Se t > (Ps) anne 12 er Se (2777) tx—1 wird daher die Konstitution der Generation Goo bildenden Gameten, und tx=s, 4 > (p ®,) die Konstitution der Generation Gogo darstellen. tx=1 Da eine weitere Zunahme der Gameten mit durchaus zufällig zusammengesetzten Merkmalen über die Häufigkeit 1 hinaus nicht möglich ist, so ist damit auch Stabilität erreicht. Die Generation S “(e001 hat also sich selbst zu Kindern und daher auch sich selbst zu Eltern. Mit welcher Geschwindigkeit sich die Zusammensetzung der tx=s Gameten der Formel >d(@ ®,)' nähert, geht aus folgender Tabelle her- tx=1 vor, in welcher die Häufigkeit y von Gameten mit Merkmalen durch- weg verschiedener Abkunft bei verschiedenen Ordnungsziffern der Generationen angegeben ist, je nachdem die Zahl t der eine Eigen- schaft bestimmenden Merkmales = I, 2, 3, 7 und 20 ist. 1 ax! Werte von y = : oe gt aaa fiir fir t= Cenerationen I | eres | i) 3 | 7 Be G,, wenn re Fe (28) rs 1,00000 0,50000 | —_ — — Se, 1,00000 0,75000 | 0,37500 — me) r=3 1,00000 0,87 500 0,65625 0,01923 sa I=5 1,00000 0,96875 | 0,96820 0,49371 0,00015 r=10 1,00000 0,99992 | 0,99709 0,97965 0,57135 r=20 1,00000 1,00000 | 1,00000 0,99997 | 0,99982 Induktive Abstammungs- und Vererbungslehre. IL 19 290 Weinberg. Allgemein darf man also annehmen, daß eine seit vielen Generationen bestehende Panmixie mit steariler Annäherung zu einem nahezu kon- stanten Aufbau der Generationen nicht nur nach den Kombinationen der einzelnen Merkmalsreihen, sondern der Merkmalspaare aus ver- schiedenen Reihen führt, und es werden daher bei langem Bestehen der Panmixie von einem solchen Aufbau ausgehende Schlüsse eine genügende Sicherheit haben. Dieses Verfahren ist um so mehr berechtigt, als mehr als 7 eine Eigenschaft konstituierende Reihen bis jetzt nicht bekannt sind. 4. Zusammensetzung der Verwandtschaft bestimmter Typen bei alternativer Vererbung. Im vorigen Abschnitt hat sich ergeben, daß bei Panmixie all- gemein eine konstante Zusammensetzung aller Generationen in bezug auf die Kombinationen der einzelnen Merkmalsreihen eintritt, während eine konstante Zusammensetzung aus polyhybriden Typen nur schritt- weise und annähernd erreicht wird. Hieraus ergibt sich nun die Möglichkeit, konstante Formeln für die Zusammensetzung der Ver- wandtschaft aus Kombinationen der einzelnen Merkmalsreihen zu be- rechnen, nicht jedoch allgemein ohne weitere Voraussetzungen für die Zusammensetzung aus komplizierten Typen. Nur bei Monohybridismus, wo die einzelnen Typen und deren Gameten durch eine einzige Reihe von Merkmalen charakterisiert sind, ist mit der Berechnung der Häufigkeit bestimmter Kombinationen von Merkmalen auch ohne weiteres die Zusammensetzung der Ver- wandtschaft gegeben, und es ist schon aus diesem Grunde zweckmäßig, zunächst die Wirkung der alternativen Vererbung bei Panmixie auf die Zusammensetzung der Verwandtschaft monohybrider Typen zu untersuchen. Diese Berechnung geschieht durchweg für einen beliebigen Typus AmAn, wobei A,, sowohl gleichwie verschieden von A, sein kann. Die Zusammensetzung der Verwandtschaft von Bastardtypen ist daher ohne weiteres mit der allgemeinen Formel identisch, während die der reinen Typen sich erst ergibt, wenn man m—n setzt. A. Monohybridismus. a) Nachkommen von Ann: Bei Panmixie haben die Ehegatten eines beliebigen Typus AmAn Be durchschnittlich die Zusammensetzung der Generation, also > a) is xa Über Vererbungsgesetze beim Menschen. 291 Da nun eine beliebige Kreuzung AmAn> aA.) 1 = ES 1 =+(An+As)> (arA,) es Romig) x und diese Formel stellt die Kinder von AmAn dar. In derselben Weise erhält man die Enkel von AmAn als Resultat. der Kreuzungen NE XS, <. (A. +A.) Dar) De xXx=1 x—1 diese zerfallt in die zwei Kreuzungen x=1 x—S5 ; ; — Am Se) >< > (arA,) x=1 xX=—1 deren Resultat RS X=S xX==S fiw = | Ant 2A) || > (AD +> (Ae) x4 x—1 x—1 x=S X=So und = An (a, Ax) >< > (&A,) : x=—1 x=1 deren Resultat / x=S x=s X=S 1 = 5} A+ > (arAx) pa ) +> (aA, ) x—1 x xt Die Summe der Enkel ist also x=s? F, = + (+4) (acd) Wie Diab x—1 292 Weinberg. XS XS 1 der F, =—] An+A,+2 a; Ax WATE 2 Se ste Ge oder > “| +A.+2> (a |e ) (30) xX—1 x—1 Ebenso ergeben sich die Urenkel F, aus den Kreuzungen Rs x—s2 Ze SE Dar) er za a X==s5 X=S X=S Seta Ja 2 | ES + | x—1 x—1 xX=1 RS x=s? + A, >@:A,) >< > (axA,) X=1 X=1 X==S x=s In -E = Se : |e Ar)+ > (axAx) x—1 = X==1 f Se =o" Re X=52 (ax Ay) EN —e— » (ax Ax eee os pe ete xX==S XS also Fs = 3] abate N [Beas ch) xl Setzt man die Kinder, also an Dan =) I aA, —G so gibt F, (arA,) sein und I x=S somit stellt An > (a,A,) > A, er BE Pettey Ce samme (55) a a die Summe der Kreuzungen dar, denen A,;,A, entstammen kann. Beide Eltern zusammen sind also durchschnittlich x=S = (Ao +A») SLANG ae 5) Beater x=—1 x=5 und einer den Eltern durchschnittlich P, = (A+4.) > (aA,) xl x=S Ist einer der Eltern von A,A, = An see so muß der andere x—=1 x=s = A; > AL sein. x=—1 294 Weinberg. X==S Nun stammt wieder An > (arA,) von Eltern, bei denen nur die sn x—s Hälfte der Merkmale für A, > (&A,) von Bedeutung ist, also muß X=1 x=s das andere wieder durchschnittlich = > (aAs) sein. Dasselbe gilt xX=1 =e fiir A, Ses xX=—1 X=S Es stammt also a (A mt A.) > (a A,) durchschnittlich aus den — Kreuzungen ; RS <=, x 55 An x 5 (MA ae FAs lay >= SilaAD) - la) N x= x=1 und somit sind die Großeltern von NR : SS Rs Dre (As Rania aA.) EU. 4 (Am An + =, = (39) Die Formeln für Eltern und Großeltern stimmen mit denen der Kinder und Enkel überein. svistmerner PD, — — (2: +G) Da nun P, stets aus der Kreuzung = P, xG, G stets aus der Kreuzung G>< G), die r + ıten Ahnen von AmAn sind daher durchschnittlich = = [Pi + (2-1) Gl. Die Formeln für Ahnen und Nachkommen sind analog, und da P,=F,, auch identisch. c) Seitenverwandtschaft. GALTON und PEARSON haben für die Korrelationen der Seiten- verwandtschaft Formeln großenteils nur auf rein spekulativem Wege berechnet, GALTON, indem er die Korrelationen verschiedener Ver- wandtschaftsgrade, welche zu einem bestimmten Seitenverwandtschafts- grade führten, miteinander multiplizierte, PEARSON, indem er die Be- ziehungen zwischen Geschwistern mit denen zwischen Blättern eines Baumes verglich. Beide waren bei ihren Berechnungen abhängig von der Zahl der Geschwister in einer Familie. Dies hängt damit zusammen, daß PEARSON noch bei seinen Berechnungen über die Wirkung der alternativen Vererbung annahm, daß jede einzelne Familie gleicher Abstammung dieselbe Zusammensetzung haben müsse. Die von ihm berechneten Formeln stimmen daher mit der meinigen nur dann überein, wenn man die Zahl der Kinder einer Familie unendlich groß an- nimmt, da in diesem Falle die Fehler der Rechnung unendlich klein sind. Ich bin nun für die Berechnung der Zusammensetzung und Korrelationen der Seitenverwandtschaft von der Überlegung ausgegangen, daß die Zusammensetzung der Geschwister eines bestimmten Typus abhängt von dem allgemeinen Ergebnis derjenigen Kreuzungen, denen dieser Typus überhaupt entstammen kann, und von der relativen Häufig- keit, mit denen er diesen Kreuzungen entstammt. Die Seitenverwandt- schaft eines Typus stellt also gewissermaßen den Typus der Ergebnisse derjenigen Kreuzungen dar, aus denen der Typus selbst abstammt. Es hängt also die Zusammensetzung der Geschwister eines Typus A„A, ab von der Häufigkeit der Kreuzungen, welche die Eltern, die Zusammensetzung der Elterngeschwister von A,,A, von den Kreuzungen, welche das Herstellen von A,,A, miteinander eingehen usw. aa) Geschwister. A„A, stammt durchschnittlich aus Kreuzungen, deren Gesamtheit X=S x=SsS = An > (2xA,) >< A, > (axA,) . . . . . . (43) x=—1 x—1 296 Weinberg. Eine solche ae muß somit als Geschwister von A„A, nach Formel 7 = + (An +}. Se Ax 3) A, + Se Fe ‘) ergeben. Dies gibt xX==1 xX—1 N a ae xcs RX —— may A, P, bzw. F, x=! oder wenn man statt A,,A, T, statt : XS? statt ST (axAx) G setzt, = c= 2 KF+9]-2 (FE 45) 4G, +2ry : (45) Die Geschwister eines Typus sind also bei alternativer Vererbung gleich dem Mittel zwischen dessen Eltern und dem Mittel zwischen Be- volkerung und Typus. bb) Die Geschwister der rten Ahnen ergaben sich ebenso daraus, daB diese > jeweils aus > Eu ni (P 1> G deren Ergebnis = a F, 1 1 —G»xG ” ” —G +4 2 2 Sn 29 ER) az ne) =, (Fi+3G) ist . . (47) Über Vererbungsgesetze beim Menschen. 297 Diese Formel gleicht derjenigen der Enkel und Elterngeschwister. dd) Die Vettern ı. Grades ergaben sich aus der Kreuzung der Elterngeschwister mit dem Durchschnitt der Generation, also aus = (T+P,)< Andn=— (AmAm + AnAn + 2T). Kreuzung von A,,A, mit Geschwistern ergibt ZUT+2P+G1< = (.+3P,) = [AnAn Feo die Generation, welcher der Typus tx—1 tx==s ', >! angehört, die Gameten > „, die nächstvorgehende Genera- ex tx==s tion, die Gameten > Fin die nächstfolgende Generation und be- tx=1 zeichnet man die Ahnengenerationen von &,, ®;, mit lateinischem, die Nachkommengenerationen mit deutschem Index, so verdankt der Typus o',), seine Entstehung einer Vereinigung von Gameten, wobei der väterliche Gamet — ®°.* ist, wenn der mütterliche ®? ®,, ” ist, mit der Häufigkeit als) während die jeweiligen anderweitigen bei Vater und Mutter von ®,®, vorhandenen Merkmale für die Entstehung tx==s dieses Typus zwar gleichgültig, aber durchschnittlich nicht — > Fly: tx=1 sind. Ein Gamet 02,6,’ stammt nämlich von Individuen der Konstitution durchschnittlich nicht = ORO? S FLO ‘, sondern = BOT) Fp, ag-aex ist. Die Eltern von ®,,®, on daher eine Kreuzung von =(5) or, De Sr, p, (t—p), tx ®, >37 (6) o Der >> m (t—p), tx ON (49) dar, wobei p alle Werte von o ne t kann, und ihre durch- schnittliche Beschaffenheit ist daher im allgemeinen nicht p=t => AG )[oneret+oror | > re p=0 tx==S und damit auch nicht — —®, +6,), ate DB ee | (5/6) i Ein Vergleich mit Formel 29 bei Monohybridismus ergibt <—s hingegen, daß man lediglich An A, durch (©.+®,), „ > anh x= Über Vererbungsgesetze beim Menschen. 299 tx=S 1 1 - durch Dir, ®, und — durch pe zu ersetzen braucht, um die Zu- tx—1 sammensetzung der Kinder eines beliebig polyhybriden-Typus zu er- halten. Denn diese entstehen durch Vereinigung der Gameten von ®,®;, (s. Formel 10) und derjenigen, welche Generation G, produziert und deren Formel > Fin % iS) em arene mete Une dt Goro: sa Me" (at) Die Gesamtheit der Kinder bildet Gameten von der Beschaffenheit a8 ae u Ne, ns j sels (> ®,+ 3 , +.) ihre Vereinigung mit den Gameten der tx—==s Nachkommengeneration G,; = > Fin &\ ergibt als Enkel Bi tx=s ; _tx=s 1 1 1 DD pet FD Ba [Foam ty mt) Ir... + (52) xs =! hingegen stellt nicht allgemein tx==s ,tX=Se2 N afi = U pi 2° oF (2 ®,+ 2 o, +9) pa; ®, Ae wee ae (53) x—1 ,„ x= die Konstitution der GroBeltern dar. Diese Ausführungen mögen genügen, um zu zeigen, daß bei Pan- mixie die Zusammensetzung der Ahnen und Nachkommen gleichen Grades im allgemeinen nicht identisch ist und für denselben Ver- wandtschaftsgrad mit jeder Generation wechselt, der das Ausgangs- individuum angehört. Nur unter der Voraussetzung, daß Panmixie seit einer unendlichen Anzahl von Generationen obwaltet oder alle tx—=s Generationen den konstanten Aufbau > (9 ®,)' haben oder sich ihm in tx—1 hohem Grade nähern, ergeben sich konstante Formeln für die Zu- sammensetzung der Ahnen und Nachkommen und eine Identität der Zusammensetzung der Ahnen und Nachkommen gleichen Grades. In diesem Falle wird, entsprechend Formel 46, die Zusammen- x=s setzung der Eltern und Kinder von &}, ®, = (®. + ,) > @ ®,)a.z (54) x—1 300 Weinberg. die der Großeltern und Enkel x-ts Ger 5 A, ee x—1 A-Ztx=1 und die der rten Ahnen und Enkel ax —S X=S = ja (%.+% +2) > @9)) > (on) x=1 ER - (55) . (56) Man erhält diese Formeln auch durch einfache Substitution aus den Formeln für die monohybriden Eigenschaften. Die Eltern von ®,®), stellen eine Summe von a dar, an denen jede einzelne Art denCharakter ®, pf? > go, >< oF oF »S gie : m ®, und die Häufigkeit — = (+ ) hat. ZEN Eine solche ne ergibt als Resultat nach Formel ME ay : (0, eis >) XS X=S OE ; enter) Ent Sion, x= x<— und die Summe aller solchen Kreuzungen somit p=t xX=sS X=S 2a) Dt) nt ) + ecm Dein oder da () = 2" ist ls PD! X=S wel Dn 0,+(0,4+0,) > PP, A = „(9 ®;) x—1 x==S x=S r 1 (D,, == ,,) ! 5 bzw.| 00, ats rn > (9: ®,) En = (9: ®,) xX—1 t als (57) . Uber Vererbungsgesetze beim Menschen. 301 Geschwister von ®,,®,, eine Formel, die ebenfalls derjenigen bei Mono- hybridismus völlig analog ist. Daß auch die weitere Seitenverwandtschaft analoge Formeln der Zusammensetzung mit bestimmten Graden der direkten Aszendenz und Deszendenz hat, wie bei Monohybridismus, bedarf keiner weiteren Auseinandersetzung. In bezug auf die Verteilung der Merkmalspaare bei der Verwandt- schaft bestimmter Typen ergibt sich also bei Panmixie schon nach der ersten Generation diejenige Konstanz, welche bezüglich der Ver- teilung der komplizierten Typen erst nach unendlich vielen Generationen eintritt, nur bei der Deszendenz, nicht aber bei der Aszendenz. Ein Beispiel möge dies criautcrn. Wenn eine Generation.I dihybrider Typen die Zusammensetzung m? A,A, BBB, + 2mn A,A, B,B, + n? A,A, B,B, und eine andere Generation II die Zusammensetzung m# A,A, B,B, + 2m3n A,A, BBBB+ m?nu2A,A, BB, —+2m3nA,A,B,B, + 4 m? n2 A, A, B, By + 2mn3 A,A, B,B, + m2n?2 A,A, BB, + 2n n3 A,A, B,B, + nt A,A, BBy hat und jedesmal m+n =—1 ist, so kommt z. B. das Merkmal A,in der Genera- tion I mit der Häufigkeit 2m? + 2mn-= 2m vor, in Gencration II hingegen mit der Häufigkeit 2 mt + 4 m3n + 2 m?n? + 2 m?n 4 4 m?n? + 2 mn? =2m(m-+n)3=—2m wie in Generation I und ebenso die Kombination A,As in Generation I mit dcr Häufigkeit 2 mn + LE uP SI * 2m%+4 m? n2-+ 2 mn3 = 2 mn (m2+-2 mn-+n?) =2mn(m-n)? =2mn wie in Generation I Generation I ist charakterisiert durch die Formel (m A, B, + n A, By)? ” NZ; » no» (m?2A,B, + mn A; B,+mn A, Bl + Ny Ar By)? Generation II stellt in ihrer Zusammensetzung nach Seite 286—237 Ausgeführten das Endresultat einer von Generation I angebenden Panmixie dar. Ein Typus AmAn BpBg, wobei sowohl m wie n p und q sowohl 1 wie 2 bedeuten kann, hat, wenn er Generation II angehört, sowohl zu Eltern wie zu Kindern 7 (An+An ) (B+ By ) [ me A, B, + mn A, BB+mn Ay B, +n? B, Bs | Ebenso hat ein Generation I angehörender Typus AmAn BpBq zu Kindern 4 (AmtAn) (Br+Ba) [(me+""") A,B," AB +" ABı+ (@"+02) A,B, | 4 \ LN 2 wie sich aus den Gametenformeln 8, 19 und 24 ergibt. 302 Weinberg. [Aus der ersteren Formel ergibt sich z. B. die Häufigkeit eines beliebigen Merkma!s- 1 1 1 : 1 mn 1 paares AmA; =— m2-+-— mn = —m, aus der zweiten = (= ate oe -m, 4 4 4 4 und dieselbe Identität ergibt sich auch für beliebige eek der B Reihe. Unter den Kindern von A,A, B,B, sind also z. B. für beide Fälle die Merkmale A,A,: A]A, im Verhältnis mA,A, :n A,A, vertreten. Berechnet man hingegen die Zusammensetzung der in Generation I lebenden Eltern von A,A, B,B,, so ergibt sich, daß dieseryTypus bei Panmixie aus der m2, m2 mal vorkommenden Kreuzung A,A, B,B, >< A,A, B,B, mit der Häufigkeit 1 2m2,2mn ,, FS i A, A, ByB, >< AyAo BiB. ,, 5, 1 1}, 2mn.2mn,, 5A 3 AG ets A, A, By Bo fs nn hie hervorgeht. Unter den Eltern von A no > En kommen in diesem Fall durchschnittlich je 2m*-+ m3n A,A, BB, 2» und unter den Merkmalen der A Reihe besteht das Verhaltnis 2m A,A,;:nAjA, das von dem oben für die Eltern eines in Generation II lebenden Typus A,A, B,P, verschieden ist. Aus den bisher abgeleiteten Formeln ergeben sich nun auch be- stimmte Häufigkeitsverhältnisse bestimmter Typen in verschiedenen Verwandtschaftsgraden. -Von besonderem Interesse ist es festzustellen wie häufig ein bestimmter Typus in seiner eigenen Verwandtschaft wiederkehrt. Es ist nun bei Monohybridismus die Häufigkeit von A„A, unter seinen Eltern und Kindern, welche — = (An E= A.) Dark, sind, dadurch zu bestimmen, daß man in dem Teil — An > axAs der Formel die Häufigkeit von A,,A, bestimmt, welche — an, und ebenso in dem Teil A, > axAx die Häufigkeit von A, An — an bestimmt, beides zu- sammen”gibt = am as) Ebenso ergibt sich aus der Formel fiir die Geschwister die Haufig- keit von A„A, = = +anta,+2 ann und da im Allgemeinen 1>>an-—+ a, und wenn Reihe A nur zwei Merkmale enthält = ana, so ist aie +an+an:+ 2ana an) stets >> (ae + an) oder: Über Vererbungsgesetze beim Menschen. 303 Ein Typus kehrt stets unter seinen Geschwistern häufiger wieder, wie unter seinen Eltern und Kindern. 5. Durchschnittsmaße und Korrelationen der Verwandtschaft bei alternativer Vererbung. Es sei zunächst der Fall des Monohybridismus kurz behandelt. Wenn die Konstitutionsformeln gleichzeitig auch die Maße derselben und statt der Konstitutionsformeln wiederum die Werte T, P,, F,, G gesetzt werden, so bestehen auch zwischen den Maßen die einfachen Beziehungen, daß i =F, die Maße der Eltern und Kinder . . . . . (58) 1 PF = [+ e@)6|-,- [A+@=nc] . - (59) der rten Bi und Nachkommen 1 ; 1 und C, - |B+2B+e]-<|% +2F, +6] (60) die der Geschwister des beliebigen Typus A,,A, = T bezeichnet. Diesen einfachen Beziehungen der Maße entsprechen auch die einfachen Beziehungen der Korrelationen der einzelnen Typen mit ihrer Verwandtschaft, wie sie im ganzen bereits im allgemeinen Teil dargestellt sind. Einer Erläuterung bedarf N die Überführung der elterlichen ; 1 Pı=G,, T—2 P—G Korrelation von za TG! FETTE Bi USE Gar Ze, Soe _ T—G—T+G-+2P,—2G 27,1 — Gee tt Gyr, 2 (T—G 1T—G T—2P,+G TER 2' (TG) 1 [: T—2 a 2 (T—G) ; In gleicher Weise erfolgt die Ableitung der geschwisterlichen Korrelationen. Nicht besprochen ist im allgemeinen Teil die Korrelation (r) zwischen verschiedenen Verwandtschaftskategorien auf Grund der Er- fahrungen bei der ganzen Generation. Hat ein Typus T, mit der relativen Häufigkeit n, ein Individuum von Maß R, zum Angehörigen einer beliebigen Verwandtschaftskate- gorie, so ergibt die BRAVAISsche Formel!) den Wert von r 1) Vgl. Johannsen, Elemente der exakten Erblichkeitslehre. S. 257. 304 Weinberg. BES 2 (n,T«R,)— G? aus 1T?=- = - (Gx) un = WG) ci Duke 1 1 Speziell bei alternativer Vererbung und Monohybridismus haben alle Verwandtschaftsgenerationen dieselbe Zusammensetzung und da- mit dieselbe Variabilitat. Da nun die beiden Klammern im Nenner der Formel 61 Ausdrücke fiir die Variabilität der beiden verglichenen Verwandtschaftskategorien darstellen, so ergibt sich die Identität ihres Inhalts und somit Ss > 2.7, Rx—G? = et 3 < (OD) Ss > nt 1 Speziell fiir die Korrelation der Eltern bzw. Kinder erhalt man, da nach den Ausführungen des folgenden Kapitels S s Dune, +G= = DT, +G—z’U, wobei U eine positive Kon- 1 1 stante bedeutet, Ss = (Sion -CG# Go U a nei > @.T) —@ 1 zU Ss 2| > @a.t)—GC 1 wobei z alle Werte zwischen o und + 1 einnimmt. Die elterliche und kindliche Korrelation beträgt also bei alter- - (63) 1 oder r =— — 2 - : £ 1 ; > nativer Vererbung im höchsten Grad r — = und zwar bei genau inter- mediären Bastarden. Über Vererbungsgesetze beim Menschen. 305 Bei Polyhybridismus sind zwei Fälle zu unterscheiden: 1. Einfacher Polyhybridismus. Das Maß eines Typus entsteht durch einfache Addition der Wirkung der in ihm vereinigten Merk- malspaare, ohne daß diese sich gegenseitig beeinflussen. Ein Typus (®,,®,)' hat also das Maß A, A, + BiB, +. . ZnZn p=Z = (,,,) die Wirkung eines Merkmalspaares ®,,@, ist also in OZ . jeder beliebigen Kombination mit anderen Merkmalspaaren dieselbe. Man erhält also das Maß einer Generation indem man die gleich- wertigen Merkmalspaare aller Individuen formiert. Demnach müssen alle Generationen, welche dieselbe Zusammen- setzung aus Merkmalspaaren haben, gleiche Maße ergeben. Da nun die einzelnen Reihen von Merkmalspaaren in jeder Generation bei Panmixie denselben -binomialen Aufbau zeigen und nur ihre Kombi- nationen mit anderen verschieden häufig sind, so stellt X=, X=S, X=S, erat IG: Beet See az. Zy2 x—1 x==1 = ; p=z (XS, = Sehe er 3, (OAD = @, Dy ZA das MaB aller Generationen dar, in denen die einzelnen Merkmale mit gleicher Häufigkeit vorkommen, so verschieden häufig ihre Kombination zu Merkmalsreihen sein mögen. So hat z. B. die bereits oben S. 302 angeführte Generation I = m2A,A, B,B, + 2mn A,A,B,B, + ng ApA2 B,B, als Maß m? (A, A, + B,B,) + 2mn (A, Ay + B,Bg) + nz (A5A, + B,B,) Die Generation II = ; m4A,A,B,B, + 2m3nA,A,B,B,+ m2n2A,A,B,B, + 2m2nA,A,B,B,-+4m2n2A,A, B,B,+ 2mn’ A, A, Bo By + m2n2A,A,B,B,+2mn3A,A,B,B,-+ntA,A,B,B, als Maß m+ -+2m4n + m?2n?= m? (m-+n)?— m? A,A, + B,B, +2m3n + 4m?n?2 + 2m n3 = 2mn (m + n)? = 2mn A,A,y + B,B, + m?n2-++-2mn?-+ nt = n? (m+n)?= n? A,A,+ BB, wie Generation I. Da in den Formeln für die Kinder aus verschiedenen Generationen die einzelnen Merkmalspaare stets mit derselben relativen Häufigkeit ver- treten sind (vgl. S.301—302), so ergibt ihre Addition auch gleiche Durch- schnittsmaße der Kinder in allen aufeinanderfolgenden Generationen. Induktive Abstammungs- und Vererbungslehre. II, 20 306 Weinberg. . Dementsprechend geht aus den im Allgemeinen verschiedenen Verhältniszahlen den einzelnen Merkmalspaaren bei den Eltern ver- schiedener Generationen auch eine Verschiedenheit ihrer Durchschnitts- maße hervor. Dasselbe gilt auch tür entferntere Grade der Deszen- denz und Aszendenz. Man erhält annähernd konstante Maße der Aszendenz nur nach längerer Dauer der Panmixie. In diesem Falle ergibt sich aus der Formel fiir die Zusammensetzung der rten Ahnen und M RS RS ZU IE 1 P, = = +] (0, + ®,) Seb + 2'—2) >. p,®, deren = 9; + (22) >» P, und (65) Q=z . 4 il speziell als Maß der Eltern Q=z 1 SF (Po + 5 (9.99) o=a und somit P= = [Pit 2 6] ne el‘) Aus der Formel für aie Zusammensetzung der Geschwister , S X==S 2 It C=.,| Pad. + (Pn+ DI 9+ ( > 02%, ergibt 1 il sich ebenso als Maß P—=Z =: 2 1 = a Dan D, Dan ®,) < Oy x DES +(Pn + x +( Sa. o—a a [tan +6] rere (57) wenn T einen beliebigen Typus, P, dessen Eltern, G das MaB der Generation darstellt. Man erhält also nur bei langdauernder Panmixie ganz analoge Be- ziehungen der Maße und damit auch der Korrelationen wie bei Monohybridismus. 2. Komplizierter Polyhybridismus. Hier handelt es sich nicht um einfache Addition der Wirkung verschiedener Merkmalsreihen, sondern das Verhältnis ist derart, daß die Wirkung des eines Merk- Über Vererbungsgesetze beim Menschen. 307 malspaares nur bei gleichzeitigem Vorhandensein eines bestimmten Merkmalspaares der zweiten Reihe überhaupt oder in einem bestimmten Verhältnis zum Vorschein kommt. Ergibt z. B. A,A, an und für sich das Maß o, A,A, und A,A,, wobei A, über A, dominiert, das Maß ı, so tritt das Maß ı tatsäch- lich doch nur auf, wenn A,A, oder A,A, sich mit B,B, oder B,B,, nicht aber wenn sie sich mit B,B, kombinieren. Man erhält also A,A, B,B, = A, Ay B,B, = A,A, BB, = A, A, BB, = A, A, BB, =0 A, Ay B, Bz = A,A, B,B, = A,A, B,B, = A, Ay B,B, =1 Diese Werte erhält man, wenn man sonst A,A, mit B,B, =o, A,A, —A,A, und B,B, und B,B, = 1 setzt. Man erhält so als Produkt der Krenzung A,B, A,B, >< A,B, A,B, 1 AVA, BiB, oder I2 HT) HL) 222.2. Man bilde nun den Wert T,F,, wobei F, die Kinder von T, dar- stellt. Dieser Wert ist =i, > m; Ta. er 7) Je nachdem das größere Maß über das kleinere dominiert oder umgekehrt, ist Ss Bm 7 TED aeT) mt. er (T= Us) ae TR Im) £ Im. T,)+z >m (T,T, + T3) 1 a 1 Durch Summierung aller Werte von T,F, nach der Häufigkeit von T, Ss S s in Generation G, erhält man > m, T,F, = Sm Ais > mT 1 1 1 310 Weinberg. oder S S 5 s Ss S S > m TaP, — = net = an - zul = Ze = ei: > m 1 1 ; 1 S —> mT, > nh) sai Sia (T,T, —T?) 1 a+1 s s eS und da >m =f), hal > sams IN, — > m, 1, = G, 1 1 1 S > m,T,F, = Om T;-+G3)+ ‘Om iG oe Sn = (a Te 1 1 a+1 Bei durchweg intermediären Bastarden ergibt sich hieraus Ss Ss >. T.F.=— (S mT: +Gi) N) 1 1 und da bei konstanten Bastarden T, = C, ist, wenn C, die Geschwister Ss S 1 2 von T, bedeutet, auch Dan og Sa C,+ Gs) 1 1 S und da yn T —G, das Maß des Quadrates der Variabilität der 1 Generation G, darstellt und somit positiv ist, ebenso auch T,Tg— A sowie T,>T,, was vorausgesetzt ist, so ist ann LOMTEHG) 2 je nachdem das tie MaB dem ree gegentiber dominiert, gleich- wertig oder rezessiv ist. Stellt "Ps. die "Eltern von Ts oe poe der Generation = Du: T, angehören, so ist P,, = —T. +5 = T;, und somit Te Pap => Te Te +, Tus Tp nee lem ee (79) und es ergibt sich durch Summation aller Werte von T,; Pa u Über Vererbungsgesetze beim Menschen. 311 sts s s s s 1 1 : > > m.m; Tag Pa—> > gave dle > m; Te > m; T? > m. Tag - ted 1 1 1 1 Da die beiden Ausdrücke rechts sich miteinander durch Umsetzung der Buchstaben vertauschen lassen, also identisch sind, so ist > Ss Ss S > > m, m; Tap Pap = > m, T,> m; T,; und somit 1 1 1 i il — > m, es Z Da T3—C 50 ist Tg |. HT) + it 1) 2 AT HT TPS LT (T+) (Br) je nachdem das größere Maß dominiert oder nicht und so lange T, > T; (80) SAES Es ist daher Ren. mg Ta C.g = ve S Vis en S | Im dm (E+T+ erty 25 m di (E+T%—27.T,) | 1 1 1 1 s [63 s S (82) Z 2 2 Z ) 2 2 12 Im min mn) 1 1 1 a+1 je nachdem das größere Maß über das kleinere dominiert oder um- gekehrt. s S Da Dar) T; so ergibt sich hieraus 1 1 Ss Ss Ss So > m, > mp Tap Cop = = > (m, T+ > (m T.) 1 1 1 1 (83) Ss Sis Ss Ss ae - > m, 1 —> m, T.I+ 2 > m, > m TR-T); ; 1 1 att s s durch Substraktion des Wertes von > m. > mp Tes P.s -ym A 1 1 312 Weinberg. (siehe Formel 76) erhält man S Ss S S > m.) m. Tap Cop — =. > m Tap Pop = 1 1 1 Ss Ss +2) m.> m; T—-TT)+—(1+2) >m Ti >in T? 1 a+1 Die Grenzwerte der Formel erhält man für z— 1, und zwar Ss s einmal, da 1 — 1 = 0, ym P >m (T;—T;T.)also einen positiven Wert, 1 a+1 im andern Fall, da ı+z=2 Ss Ss ee nen nae ig ae. 1 1 1 a+1 Ss s s S Da sich > m,T;— > m, ,—) m, > m; (T,—T.) ergibt!), so 1 1 1 a1 ist der Inhalt der Formel in diesem Fall (84) Ss Ss — >m.)>m (5 -%5T.-%-T.+27,T,) 1 m-+1 Su Ss i >in. Al >m (Tz —T.) also negativ. 1 m-+i Es ist also, wenn man aß durch x, m durch n ersetzt, s S >> ne eG —s yan, Te Bo OFS ha nS ee je nachdem das größere Maß dem kleineren gegenüber dominiert, gleichwertig oder rezessiv ist. 1) Es sind nämlich in der Formel Ss Ss 2 Ss Ss Dan ORs Ea 1 1 1 a die Glieder my ms ie —T, Ta mg my T; — Ts Ty zusammen my mö (Ts — Ty )2 durch Summation aller dieser Glieder erhält man den obigen Ausdruck. Über Vererbungsgesetze beim Menschen. 313 Die Verteilung der Typen bei den Kindern eines bestimmten Typus gibt folgenden Anhaltspunkt bei absoluter Dominanz. Aus der Formel für die Kinder eines Typus T, S E, = > m T.a = ergibt sich, wenn die größeren Maße dominieren 1 a Ss F,= > mT. > mT; DAC a Re (86) 1 d. h. es ist in diesem Fall kein kleineres Maß als T, vorhanden. b) Praevalenz bei alternativer Vererbung. Es können hier nur die Verhältnisse bei Monohybridismus behandelt werden. Wenn das Maß zweier homozygoter Typen Tim und Ty, = Tn bzw. T, ist, und das größere Maß dominiert, so ist das Maß eines heterozygoten Typus Pe = (Tn Ems (T,—T,) je nachdem . . . (87) T, Z Tm, wobei z zwischen o und I variiert. Das Maß einer aus ap > a,T,. bestehenden Generation ist cont q~Pd s p S S a 3 > ar > as (Tp+-Tq)+-2 (IT) |+ - > a Die, (T,+T,+z(T,—T,) 1 1 1 el und da yan >. yar „= ar, S so ist G= wo +5 ap Sat) rsd ea ee ee 12 pet S s : 1 1 Das Maß der Eltern von Tym ist Pam = er > aplnp + 75 > an 1 1 Nun ist Ss j n r Ss Dan — 2 | Tot TstztT) [4 > ae age" 1 1 er . (89) = (mr 2a) + | (Dan) Dan 1 1 n+1 314 Weinberg. und somit Ss Ss 1 Z Pon =| Tat Tat 229 ay Ty |+ ; Ti+ Tn—2 >.apT, 1 1 Ss S +25 a(T,—Ts)+2 > aq(Tp—Tn). n+1 m+t Unter Bezugnahme auf die Formeln für T,,, und G erhält man hieraus s s s 1 Z a 5 (Lam FG) +> 2 T.— apT,— > ap > ag (Ti) 1 i p+1 Se > ap(Tp—T.) + Dan) Be. (0) n+1 m+t wobei T,—T, wenn m An > Am Mor oe = = > an > Alga Mayr + = 2 an > am en G 1 1 1 al 1 1 n a s Ss ED au Am TT abs Ta) = Ta as 1 1 1 Ss Ss Ss Ss — Da, I a T)4 > (1) + > (T,-Tn) 1 p+1 n+t1 m-+1 Ss Ss Ss +> a, > an zn = T, —> apTp m ee 1 s S S S => SE: Se (Ta—T,)-- Sa (T,—T,)-+- > _ao(Ty—Tm) jo n+1 m-+i je nachdem das größere oder kleinere Maß dominiert. Über Vererbungsgesetze beim Menschen. 575 Da > a > Te Ss >= ek du ye a 1 Ss s => T,= = T= at, > t= 2 >= IM z re = (T,— Tı) > alee = se (T,—T,) usw. ; 1 m-+i 1 ar Ss Ss >= ‘ie = (N an > 2, (Tp—Tn) En > (1,-T,) nad 1 m+1 1 p+ so läßt sich H ibectihres in Ss = Ss S Ss -> > 2, Tau — GA = BS Ti — ae 2 ies +45 an ae GE) De Sau: Hr n+1 1 n-+1 s Pe DIT Im EHI Ta 1 1 1201 +" = 2 = Salt TP) at ae wed Toe | 1 n+1 1 te: ss S Pd: (T,—T.)+ Der sa (Tn—Ts) > ap(Tp—Tn) i n+i n+1 1 n+1 m-+1 s Da ferner Mas T.2— ya a Date == Sa = (T.—Tn)?, 1 1 en S S A> aT. > an Ha = (Ts — m) == (T, — Tn)2, 1 n+! 1 n-+1 1 n+i1 so erhält man 316 Weinberg. Ss Ss re N \ s wobei U — Dt Fr 2 (7) eS = m (Tn—T,) > Ar, 1 n+41 1 n+1 S s s s => an I an(Tn—Ta) | Ta > HH Ta) + Sal 1 n+1 & n+1 m-+1 Ss yl22257 5 n Ss baw. =] Da, >am(Tn—Tn) [+ >a, > an(Ta— T.)| > a9(T>—Ta) — > a) (Tp—Ta) A n+1 ies ail 1 m+i (91) Setzt man mn in der Formel für U der Reihe nach Ss las Tr aT Eas Ts bzw. = ay I +a, Ty + a; is Ss Ss usw. und ebenso > Zea Ulin ibiaval > ae fi 1 so läßt sich auf induktivem Wege, dessen ausführliche Darstellung hier zu weit führen würde, nachweisen, daß U stets einen positiven Wert darstellt. Ersetzt man wieder T,,, durch T,, Pm durch P,, a, ax durch a,, so ergibt sich also Ss Sowse P=} (Sint +62)—7 U ee 1 s S oder auch stets in: TIP - On. Te+ Gr) en (93) 1 1 Da ferner das Maß der Geschwister C, = 7 (T«+2P,+-G),somit 152 AR. Coe Be TG und > T,G =G? so ist S S s pone. = > 4> mTC,—2) nTP,— z2U und somit 1 1 Über Vererbungsgesetze beim Menschen. 317 s s z2 n, [C= > m T, Pp Vondeer nr 2.23.2009) Eaten Senet Ss S See stets = yy meee War (95) i 1 gleichgiiltig in welcher Richtung die Praevalenz liegt. s Man erhält also stets einen größeren Wert für De T, Cx, gleich- : 1 gültig ob das größere Maß über das kleinere dominiert oder umgekehrt. Nur bei absolut intermediären Werten erhält man Im T,C,= > TP. da in diesem Fall z—o ist (siehe Seite 277). Unter der Voraussetzung, daß bei kompliziertem Polyhybridismus eine einfache Multiplikation der einen Typus Ty konstituierenden Merkmalspaare Tx, und Txg statt- findet (siehe S. 307), gilt die Formel 95 auch für diesen. Aus Tx=Tx - Tx. folgt nämlich auch Cx=Cx,.Cxg und Px = Px. Pxg, und ferner > nx [x Cx = > Dxı Txı Cx, - > Dxg Txg Cxo und > nx Tx Px= > na Px > Nxg Ixa Px>- Da nach Formel 95 sowohl nx, Tx; Cxı > > Nxy Txı Cxı als auch > nxg Tx Cxe > Nxg Txa Pxa so ergibt eine einfache Multiplikation auch > nx Tx Cx > > nx Tx Px Da allgemein die Korrelation der Verwandtschaft bei alternativer Vererbung und langdauernder Panmixie durch Ss Dre Ge 1 r ausgedrückt ist, so ergibt sich. . . (95) eos > 2,5 — G2 1 die Korrelation der Geschwister s Ss 2 x Tx C,— G? note ee es a ee i ae aloe) Ze as pe TR —— G? >a T; —— G? 1 1 318 Weinberg. stets größer als die Korrelation der Eltern und Kinder Ss >: TIP G2 lp =1x = - — 4G Goo oe soe eo (O7) > mE — G? 1 sofern nicht alle Bastarde genau intermediär sind. Es läßt sich also mit Hilfe von Durchschnittsmaßen nur das Bestehen, nicht aber die Richtung der Praevalenz bei alternativer Vererbung feststellen. In diesem Sinne sind meine Ausführungen im allgemeinen Teil meiner Arbeit, S. 448 Zeile 7—23 und S. 458 Zeile 6—8 zu berichtigen). Bei der Bestimmung der Richtung der Praevalenz ist man also hier ausschließlich auf die Verteilung der Typen angewiesen. Aus dem Ausdruck für die Zusammensetzung der Eltern und Kinder 1 1 von an Bon = my eee ne + 2 >= dine (vgl. Ss 291 Formel 20) 5 nun, wenn 2 > T, und das größere Maß völlig ee Din Sant} ee Dar m +> yes Yat - (98) n+1 m-+ı die a welche mit T,.. ein gleich großes oder größeres Mab haben, sind also unter dessen Eltern oder Kindern mit einer Haufigkeit an | =1 == a, oder zu mehr als zur Halfte vertreten und ebenso, . 1 wenn das kleinere Maß dominiert, die mit Tn, gleichen oder kleineren Typen. Selbst wenn ein Typus T,. — T, und alle mit ihm gleich oder stärker dominierenden Typen zusammen unendlich selten sind, in Ss n—1 welchem Fall >a, =o und > a, = ı wird, erhält man unter seinen n 1 Eltern und Geschwistern den Typus T,„ und die stärker dominierenden Typen noch mit der Häufigkeit — 1) Siehe auch Schluß der Arbeit. A Bl Über Vererbungsgesetze beim Menschen. 319 Für die Geschwister von T,, lautet die Formel 1 1 1 Can > on Ree G. 4 2 4 Ist nun der Typus Tam und die stärker dominierenden Typen extrem selten, so wird die Häufigkeit aller dieser Typen unter seinen Geschwistern + nee 4 get TELLER) Auf diesen Verhältnissen beruhen die bekannten Durchzählungen der Stammbäume durch Bateson bei Brachydaktylie usw. Die Formel für P,.. geht bei homozygotem Typus T,,, über in Ss n S ean un ee T, +> aT, PP et I ct ad (101) 1 ! n+1 Ist ein solcher Typus rezessiv, so ist seine Haufigkeit in der Generation = a, und die Häufigkeit aller mit ihm gleich stark n 2 oder stärker rezessiven Typen — Sa) : 1 Faßt man nun alle diese Typen zu einem Sammeltypus R allen stärker dominierenden Typen D gegenüber zusammen, so erhält man als Eltern von R:a,R-+a,D, wobei a,—aı — 1 und die Gesamt- häufigkeit von R=1r? ist; bei extremer Seltenheit von R findet man diesen Typus unter seinen Eltern und Kindern nur mit der Häufigkeit r=0,d.h. unendlich selten wieder, und bei den Geschwistern von R erhält man aus C = Tim + — Pim-+ G R mit der Häufigkeit ; +, .o+ So Oe a ae (102) also eine klassische MENDELsche Zahl. Die klassischen MENDELschen Zahlen lassen sich also bei Panmixie nur bei seltenen Typen nachweisen. 7. Die Wirkung der äußeren Umstände. Unter dem Einfluß der äußeren Verhältnisse erreicht nicht jedes Individuum tatsächlich dasjenige Maß einer Eigenschaft, das es nach seinem erblichen Typus haben sollte, sondern die meisten Individuen weichen von ihrem erblichen Typus in negativer oder positiver Richtung ab; jeder Typus zerfällt in eine Reihe zufälliger Modifikationen. Es 320 Weinberg. können daher Individuen verschiedener Typen dasselbe Maß erreichen. Wenn man daher die Zusammensetzung und Durchschnittsmaße der Verwandtschaft aller Individuen eines und desselben bestimmten beobachteten Maßes untersucht, so muß man damit rechnen, daß diese ein Gemisch von verschieden starken Modifikationen verschiedener erblicher Typen darstellen. Es ist daher zu untersuchen, inwieweit die in den vorhergehenden Kapiteln gefundenen Beziehungen zwischen bestimmten Typen und ihren Verwandten auch auf Gemische ver- schiedener Typen Anwendung finden oder welche Abänderungen sich bei der Untersuchung der Verwandtschaft von Gemischen ergeben. Man muß dabei davon ausgehen, daß nur der erbliche Typus und nicht seine auf äußeren Umständen beruhende ‚‚zufällige“ Modifikation vererbt wird. Für die verschiedensten Modifikationen der Individuen eines erblichen Typus T, ergibt sich daher stets bei genügend großem statistischen Material, als Zusammensetzung und Durchschnittsmaß der Eltern P,, der Kinder T, und Geschwister C, und es bleiben daher die Beziehungen zwischen diesen Verwandtschaftsgraden ebenfalls die- selben, wie sie oben bei Vernachlässigung des Einflusses der äußeren Umstände gefunden wurden. Bestehen von den Individuen eines beobachteten Maßes, einer Modifikation M, relativ y, aus dem Typus T,, so daß x=S Ir > y Ar ro. (03) =1 ist, oder das Durchschnittsmaß der verschiedenen in M, vereinigten erblichen Typen darstellt, so ergibt sich das Durchschnittsmaß der Eltern und Kinder von M, Ss Ss Pe IP iy P, = hy: Ve OM) 1 1 Bei einfacher Vermischung wird ferner das MaB der Geschwister (Cy) von M, nicht C, — My sein, wohl aber müssen Eltern und Eltern- geschwister von M, dieselben Maße zeigen. Bei alternativer Vererbung ergibt sich ferner S) SE Fo (of) 1 1 und da elle an Über Vererbungsgesetze beim Menschen. 321 Cc Say Tee > P, +G = Typ 2: By Ge 222227 rte FEBD) Da ferner bei alternativer Vererbung und intermediären Bastarden C, = Px, so muß auch C, — P, sein. Soweit die Beziehungen zwischen den verschiedenen Verwandt- schaftsgraden gleich bleiben, bleiben es auch die Korrelationen. Es ist z. B. bei alternativer Vererbung die Korrelation der Eltern einer Modifikation M, = 12. —=G MES Gl er Ue und die der rten Ahnen Bee Gs Te ee, a Ne Gama ONS Gt Alteriert wird jedoch das Verhältnis zwischen der Korrelation - der Eltern und Geschwister bei alternativer Vererbung. Es läßt sich nämlich nach der S. 303 angegebenen Methode die Korrelation der Eltern von M, umformen in (108) 1 M,—2P,+G =; | oz are | (109) hingegen erhält man aus der Korrelation der Geschwister 1 = aly ce Page) Se 5 den Wert M‚—G 1 M,—T, ıM,—2P,+G 5 Ss ee 25 20 36) EN ER) Die Korrelation der Geschwister ist also nicht genau halb so weit von deren Wert — entfernt wie die der Eltern (vgl. Bd. I, S. 477), wenn ein modifizierender äußerer Einfluß wirksam ist. Bestimmt man die Korrelation der gesamten Generation, so erhält man für die Eltern t 2 (D m, M, Py — G*) 10) oe oe ir ; loan), > (m, M; — G?)> (m, P; — G’) 0 0 Induktive Abstammungs- und Vererbungslehre. II 21 322 Weinberg. Wenn nun zeitliche Unterschiede keine Rolle spielen, so wird allerdings > my — > m, M? sein und somit DC Ip = (I12) > m, M, — G und in; M, P, — G — my 1h. 12 = (Ge Sr aber gleichzeitig Sn, Ma Gs Ss T2— G2) 2 2... MS) 1 und somit der nach der Formel 112 bestimmte Wert der Korrelation r» unter allen Umständen, auch bei intermediären Bastarden, bei alter- nativer Vererbung <— (vgl. Formel 63, S. 304). Wenn keine zeitlichen Unterschiede in der Wirkung äußerer Um- stände in Betracht kommen, läßt sich nun auch das Vorhandensein und die Richtung eines Praevalenzverhältnisses in demselben Umfang aus Durchschnittsmaßen bestimmen, wie bei Mangel eines Vorhanden- seins äußerer Einflüsse. Es lassen sich nämlich die Werte > nx T, Px > mT. Cx und Sm T: aus den meßbaren Werten P,C, und M, bestimmen. Haben nämlich die Individuen vom erblichen Typus T, mit der relativen Häufigkeit x, das Maß M, = T, + d,,, so daß das Durch- y=t t schnittsmaB des Typus T, = Tell + d,,) = Tx +5 x ds (arg) y=0 0 t ist, wobei DE dy=07 2 2 mare Sen 0 iE und i at, RE eco. ace co. ((38105)) 0 und bezeichnet n, die relative Häufigkeit von Tx, m, die relative Häufig- keit des beobachteten Maßes M, überhaupt, und ist unter den Individuen von Maß M, der Typus Tx yx mal vertreten, so muß Max, My. ys Sein. mr sere ie ae Tel Über Vererbungsgesetze beim Menschen. 323 S Es ist dann der P, = > yx 12%. 1 x—=s M, Py—= > yx (Ts dy) Px il y=t y=t x=s und im, Wh TP —= = > m, Sale de y=0 y=0 x=1 X=s x=t = SES a: =F d,,) P, = u 0 t X=S x=t X=S y=t ie ae Dr Se Pa de 0 =" y=0 xii = Aus Formel 114 und 115 folgt t Ss m, M, et Ae Je. Si Dp Ooo (Gees) 0 1 In derselben Weise bestimmt man t Ss ptt Co Warner ee (118) 0 1 Da bei einfacher Vermischung S s Bere ya Dinas, die Bedingung für das Dominieren der großen oder kleinen Maße dar- stellt, so stellt also auch t t >mMc,Z)3mM,P, een, Oo 0 diese Bedingung dar. Da bei einfacher Vermischung C, =T,, so ist somit auch t Ss Ss Sn T, Cc, = IR, T, C, = DE Tante 0 1 1 324 Weinberg. Ss Ss u a und statt DE. ae F, = 2 (Din. TS + G.) 1 1 t t stellt auch Sm, MF, — = (> My Cy + G) . ean) 0 O eine Bedingung fiir die Richtung der Praevalenz dar. Ebenso ergibt bei alternativer Vererbung ebenso wie die Formel Ss > I24G; Syn Ale) Bees 1 1 1p t auch die Formel im, Whe, Cp >> Sm, I en a ee co. (1022) ) 1 das Vorhandensein eines Praevalenzverhältnisses. 8. Die Messung des Anteils erblicher und äußerer Ursachen an der Variabilität beobachteter Maße. Unter Variabilität versteht man ein Maß der Gruppierung beob- achteter Maße um ihren Durchschnittswert. Sie ist desto größer, je größer die Zahl starker Abweichungen von diesem Durchschnitts- wert ist. Bezeichnet m, die relative Häufigkeit eines beobachteten Maßes M,, M, und M, die Grenze der beobachteten Maße und t G SW das Durchschnittsmaß der Generation, so mißt man 0 die Variabilität durch einen Wert V, wobei Wwe ere [M— c} 0 t t — Nan ay M,G + G2 oO oO t =) m,M,—G? EN ee O ‘Diese Variabilität einer Generation setzt sich nun zusammen aus der Wirkung äußerer und innerer, erblicher, oder ektogener und endogener Ursachen. Über Vererbungsgesetze beim Menschen. 325 Hätten alle Individuen eines und desselben erblichen Typus T,, dessen relative Häufigkeit — n, sei, ein und dasselbe Maß T,, wobei s SESE = G, so wäre die Variabilität der Generation fi Ss Ss = = SE iGt eG: De Pee 1 1 Tatsächlich zeigen aber die Individuen eines und desselben erb- lichen Typus Abweichungen von dessen Durchschnittswert T,, wobei t Bed, 0 ist, wenn x, die relative Häufigkeit einer Abweichung 0 eines Individuums von seinem Typus T, nach dem Maße M‚—=T,—+-d,, arte EEE) ER rene ee Diese auf äußeren Ursachen beruhende Variabilität eines Typus wird nun dargestellt durch z,, wobei y=t t 7 = iad, iy (OT) st ale) y=o 0 Summiert man die Quadrate aller Werte von z, bei den ver- schiedenen erblichen Typen T, einer Generation, so ergibt Ss Ss iE 22> n. Zee SE TH EZ Oo 1 o das Maß Z der durchschnittlichen Variabilität der Typen auf Grund äußerer Ursachen. Da M, mit der Häufigkeit y = T,—+-d,, ist, so ist t y=t x=s ve—> myMy= > > myyx(T.+-dy—G)” ~~ ~ (128) o y=ox-1 undedasın ve nuxy, so ist V>— s t s t Ss it Ss t > (nt? | a, -F >n Di diy +G'—2 Dun G De: a DnT-6) Dad 1 o 1 1 1 18) 1 oO Ss Ss t da) n.T,=G,> x,=1,) %dy=0, BETEN 1 0 0 326 Weinberg S so ist Vene 7 a PA nn Er ok (EAL) 1 und der Wert > n,T;— G’—E’, welcher das Quadrat der Variabilität 1 der erblichen Typen darstellt, ergänzt sich nun mit dem Quadrat der durchschnittlichen äußerlichen Variabilität der einzelnen erblichen Typen zu dem Quadrat der Gesamtvariabilität der beobachteten Maße, oder es ist Ss V2—E24 72 und somit > nT. SCS > MG, (130, 131) 1 Da nun V2 empirisch bestimmbar ist, so muß es auch die eine der beiden Komponenten von V sein, wenn die andere bestimmbar ist. Dies ist nun bei Panmixie und einfacher Vermischung sowie bei Panmixie und Monohybridismus bei alternativer Vererbung möglich, S da sich hier der Wert Bar bestimmen läßt, wie-im vorigen Kapitel 1 gezeigt wurde (Seite 322 u. 323). Es ist also hier möglich, den. endogenen Faktor der Variabilität E direkt und mit Hilfe von V auch den ektogenen Faktor Z zu be- stimmen aus Z2—V?—E?. Bei einfacher Vermischung ist nun s s t Se ee ae 1 1 1 Ss t BG! = Sm, 6 1 10) und somit t t Z2—S m,M;—G*—[> m,M,C, — Ge] oO O t t =i M, — iy WC eee O oO Über Vererbungsgesetze beim Menschen. 327 Bei alternativer Vererbung hingegen ergibt sich aus Formel 45,117,118 S t t > nT—4> mM,C,— 2) myM,P,—G, oO 10) oO E t E2=4) m,M,C,—2 5 m,M,P,—2G° (u) oO t t t und Z2— er M G_— [4 En M,Cy2 m M,P,— 2 G] 0 (0) 0 t t t = Ym,M,4 2) m,M,P, + G2— Sim Ge Gas) oO O oO Es läßt sich nun zeigen, daß bei einfacher Vermischung E den geringsten Wert besitzt. Hier sind nämlich die Geschwister konstant | und wenn eine Generation aus Geschwistergruppen besteht, von welchen die mit dem konstanten Maß S, die Häufigkeit n, hat, so ist =n. Gill ech eee eset Bei allen Fallen von alternativer Vererbung sind mindestens einige Geschwistergruppen auch erblich variabel. Bezeichnet man h,, eine erbliche Abweichung vom Durchschnittsmaß der Geschwistergruppe S S, und ist deren Häufigkeit x,, so stellt E? oe we + h,,—G)? die a? Beh der dar = dieser Nr ist 2 — > S + art Suni-an da ee aie > ln == ©) Sih. 1 p=0 (136) Ss p=t Dieser Wert ist um den Betrag Sia >ek größer als > S.— G2, 1 p=0 die erbliche Variabilität bei einfacher Vermischung. Diese Maße gelten auch für einfachen Polyhybridismus. Bei kompliziertem Polyhybridismus lassen sich unter der Voraussetzung, daß hier eine Multiplikation der Wirkung der einzelnen Merkmalspaare stattfindet, Grenz- werte für den Wert von E feststellen, und zwar mit Hilfe der Formeln 45, 92, 92. Ist Ey und Eı der Wert der endogenen Variabilität unter der Voraussetzung des Monohybridismus und Dihybridismus, so ergibt sich 328 Weinberg. Ey > EP —2 (> m Ey PHIGH)) Ir. ae mmr 1a (eC) a Born a gel alien ere eos TO Sowohl in diesem wie im vorigen Kapitel gelten die Ausführungen nur unter Voraussetzung, daß keine Milieuwirkung der Familie in Be- tracht kommt. Wo dies der Fall ist, wird der Wert der endogenen Variabilität geringer als nach den Formeln für E. Dies soll bei späterer Gelegenheit weiter ausgeführt werden. III. Nachtrag zum allgemeinen Teil. 1. Zum Kapitel der Praevalenz. Nach Berichtigung eines untergelaufenen Fehlers, der sich S. 448 und 458 von Bd. I geltend machte, entsprechend den Ausführungen von Teil II Kapitel 9 und (s. Formeln 92—95, 121) ergibt sich, daß mit Durchschnittswerten bei alternativer Vererbung nur das Bestehen, nicht aber die Richtung eines Praevalenzverhältnisses nachgewiesen werden kann. In der Zusammenfassung der Ergebnisse ist dies bereits ausgesprochen. Der Unterschied zwischen Praevalenz bei alternativer Vererbung und bei einfacher Vermischung ergibt sich durch folgende Zusammenstellung der Formeln einfache Vermischung | alternative Vererbung > UTPSY nTC, | DT G>)mTP, > m,M,P, = > m,M,C, | Im, M,C, > >'m,M,P, und gleichzeitig | und gleichzeitig nF _ nTCH+, Ge Wen. > nn > mn | Sm, Re - > myMC > “G2 | > my M,C, >) m,M,F, | jenachdem a | je nachdem ein Praevalenzver- niert, gleichwertig oder rezessiv ist. hältnis besteht oder nicht. Auf die Bedingung, unter welcher die Formel für alternative Vererbung auch bei Polyhybridismus gilt, macht erst der spezielle Teil S. 317 aufmerksam. 2. Zum Begriff der Korrelation und Repression. Der allgemeine Teil meiner Arbeit nimmt auf die BRAVAIS’sche Formel zur Berechnung der Korrelation noch keine Rücksicht; mit dieser wurde ich erst durch JOHANNSEN’s neues Werk genügend bekannt Über Vererbungsgesetze beim Menschen. 329 Im speziellen Teil ist ihr wenigstens in den Kapiteln über alternativer Vererbung bereits Rechnung getragen. Um aber jedes Mißverständnis möglichst auszuschalten, dürfte es sich empfehlen, künftig von dem Wort Korrelation nur dann Gebrauch zu machen, wenn es sich um die Messung der ‘durchschnittlichen Ähnlichkeit zwischen Verwandten auf Grund der Erfahrungen der ganzen Generation handelt, das Maß der Ähnlichkeit eines einzelnen Typus (T,) mit seiner Verwandtschaft (Rx) hingegen als Regression im Sinne GALTON’s (vgl. auch S. 388 Bd. I d. Zeitschrift) zu bezeichnen. Es wäre demnach zu bezeichnen als Deviation (absolute Abweichung) der Wert R,—G bzw. y—g der S. 388 und „ „ Tx,—G bzw. y—g der S. 388 : a : R,—G y—g Regression (relative Abweichung) ,, ,, TG bzw. =a der S. 388 Tiling G2 xy —'e2 Korrelation (Ma8 der Ahnlichkeit) _,, mE ——— 2 Wigs Dies wiirde dann auch fiir den speziellen Teil gelten. Bei alternativer Vererbung und absoluter Dominanz eines von zwei allelomorphen Merkmalen fallen allerdings, entsprechend dem von PEARSON behandelten Spezialfall, dessen Lektüre ich meine Nomenklatur entnahm, die Werte von Regression und Korrelation zusammen. Meine Kritik der vermeintlichen Bedeutung der Korrelation fiir die Erkennung von Vererbungsgesetzen wird hierdurch nicht berührt, ebensowenig meine Ausführungen über das GALTON’sche Gesetz vom Ahnenerbe. Literatur. Bateson. An adress on Mendelian heredity and its application to man. British medical journal 1906. II. Davenport G. C. and B. C. Heredity of eye colour in man. Science Bd. 26. N. 670. 1907. Galton, Francis. Hereditary Genius London 1869. — Natural inheritance 1889. — The average contribution of each several ancestor to the total heritage of the offspring. Proc. Royal Society London 61 1807. Hardy, G.H. Mendelian proportions in a mixed population. Science 1908, No. 706. Heron, David. A first study of the statistics of insanity and the inheritance of insane diathesis. Eugenic Laboratory memoirs, London 1907. Hurst, C. C. On the inheritance of eye colour in man. Proc. Royal Soc. London 80 1908. Johannsen, W. Uber Erblichkeit in Populationen und reinen Linien. Jena 1903. 220 Weinberg. Johannsen, W. Does hybridisation increase fluctuating variability. Report of the third international Conference 1906 on Genetics. London 1907. — Elemente der exakten Erblichkeitslehre. Jena 1909. Lock, Robert H. Recent progress in the study of variation, heredity and evolution. London 1907. Pearson, Karl. The grammar of science. II. Aufl. 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The new phytologist 2. 1902. — On the theory of quantitative compound characters on the basis of Mendel laws. Report of the 3. international conference 1906 on genetics. London 1907. Corrigenda zum allgemeinen Teil, Bd. I dieser Zeitschrift. Seite 450 Zeile 10 und 12 von oben lies statt Tnm : D. ny 286) 5 53 A ay lbiohon, BORG Seite 457 „ 2 » unten fällt weg : genau. Seite 458 „, 2 „ oben schalte ein nach Umstände: innerhalb der angegebenen Grenzen. Se an: me Zur Kenntnis der Rolle von Kern und Plasma bet der Vererbung. Von C. Correns, Münster i. W. Im folgenden möchte ich alte und neue Beobachtungen über die Vererbungsverhältnisse einer buntblättrigen Pflanze zu einer Beant- wortung der in der Überschrift angedeuteten Streitfrage benützen. Vor einigen Jahren ist in meinen Mrabilis-Kulturen eine weiß- bunte Sippe in einem einzigen Exemplar aufgetreten und von mir isoliert worden. Die Stengel und Blätter sind in verschiedenem Grade weiß und grün gefleckt; daneben treten gewöhnlich ganz grüne und, seltener, ganz weiße resp. gelbliche Äste auf!). Natürlich können auch jene Teile der Blüten, die für gewöhnlich Chlorophyll führen, sehr chlorophyllarm oder ganz chlorophyllfrei werden: der Hüllkelch und die Perigonröhre, besonders auch ihr unterer Teil, der zu einer Hülle um die Frucht wird. Wenn im folgenden der Kürze halber von „grünen“, „weißbunten‘“ und „weißen“ Blüten gesprochen wird, so bezieht sich das stets auf die An- oder Abwesenheit des Chlorophylls in sonst normalen Blüten, deren Perigon beliebig gefärbt sein kann?). 1) Die Chromatophoren der ‚weißen‘ Stellen sind meist nicht absolut farblos; die grünen Farbstoffe werden vom Schwinden sehr viel stärker getroffen als die gelben. Die Abstufungen zwischen reinem Grün und dem blassen Grüngelb oder Weiß der bunten Blätter kommen wenigstens nicht für gewöhnlich durch Zellen mit einer geringeren Zahl normalgrüner Chloroplasten oder durch Chloroplasten von geringerer Färbungs- intensität zustande, sondern dadurch, daß mehr oder weniger viele von den Zellschichten des Blattes weiß werden. Eine Sektorialchimäre kann unsere Sippe aber nicht sein; die Tatsache, daß in einem sonst weißen Blatt grüne Flecke auftreten können (die rundum von weißem Gewebe umgeben sind), spricht auch, mit anderen Erscheinungen, dagegen, daß das Mosaik in derselben Weise zustande kommt, die Baur für sein weißbuntes Pe/argonium zonale wahrscheinlich macht. Vgl. E. Baur, Das Wesen und die Erblichkeits- verhältnisse der ,,Varietates albomarginatae Hort.‘ von Peargonium zonale, diese Zeit- schrift, Bd. ı, Heft 4 (1909). 2) Das erste Exemplar der albomaculata-Sippe wurde 1904 gefunden. Seitdem habe ich stets nach weiteren weißbunten gesucht, aber ohne Erfolg, obwohl Tausende von Pflanzen durch meine Hände gingen. Heuer traten auf einmal drei weitere Exemplare auf; zwei in der Deszendenz einer Pflanze, die sicher in keinem gene- tischen Zusammenhang mit der ersten weißbunten steht, und eine, wo ein solcher, wenn auch sehr weit zurückliegender Zusammenhang möglich ist. Alle drei sind nur schwach weißbunt, weniger als das erste Exemplar. D Correns. u Oo Die empirischen Gesetze, nach denen diese ,,A/bomaculata‘'-Sippe ihre Charaktere vererbt. habe ich in dieser Zeitschrift vor kurzem angegeben!). Sie lassen sich dahin zusammenfassen, daß bei Selbst- bestäubung in derselben Blüte 1. grüne Äste (und Blüten) eine grüne Nachkommenschaft geben, die fernerhin nur grüne Pflanzen erzeugt, 2. rein weiße Äste (und Blüten) eine rein weiße, nicht lebens- fähige Nachkommenschaft hervorbringen, 3. weißbunte Äste (und Blüten) aber eine Nachkommenschaft, die aus dreierlei Pflanzen besteht: aus grünen, die fernerhin konstant sind (=1), weißen, die als Keimlinge absterben (=2), und weiß- bunten, von denen wenigstens ein Teil (die nicht zu stark bunten) am Leben bleibt und die Sippe erhält (=3). Dazu konnte ich seinerzeit schon die Ergebnisse einiger Bastar- dierungsversuche mitteilen. Besonders instruktiv scheinen mir jene zu sein, bei denen die selbstverständlich kastrierten Blüten einer konstanten, bleichgrünen (ch/orina-)Sippe mit dem Pollen ‚weißer‘ Blüten der buntblättrigen Sippe bestäubt wurden: die Bastarde verhielten sich ausnahmslos und in jeder Hinsicht ganz so, als ob die bleichgrüne Sippe mit dem Pollen einer gewöhnlichen grünen Sippe bestäubt worden wäre. In der ersten Generation waren die Bastarde reingrün; die zweite spaltete in typischer Weise: es gab auf drei reingrüne ein bleichgrünes Exemplar usw. Weißbunt war und blieb verschwunden. Dabei hätten dieselben ‚weißen‘ Blüten, die den Pollen für den Ver- such lieferten, bei Selbstbestäubung eine reinweiße Nachkommenschaft gegeben, wie wir oben sahen! Für alle bis dahin beobachteten Tatsachen schien mir schon damals folgende Erklärung am passendsten: Alle Keimzellen einer weißbunten Pflanze enthalten Kerne, die völlig normal sind und deshalb die gewöhnliche, grüne Blattfarbe übertragen. Das Plasma der Keimzellen aber ist, entsprechend dem weißbunten Mosaik, das sich über die ganze Pflanze ausdehnt, entweder gesund oder chlorotisch-krank, ,,weiBkrank‘‘, und läßt dementsprechend entweder die Ausbildung normaler Chlorophylikörper zu oder hemmt sie?). 1) Vererbungsversuche mit blaß(gelb)grünen und buntblättrigen Sippen bei Aira- bilis Falapa, Urtica pilulifera und Zunaria annua. Bd. ı. Heft4. p. 313 u. f. (1909): 2) Es mag hier unentschieden bleiben, ob der Sitz der Krankheit in den Chloro- phylikörpern selbst zu suchen ist, respektive in den Leukoplasten, aus denen jene hervorgehen, od:r im Plasma, das sie umgibt. Baur (I. c. S. 348 u. f.) neigt für Zur Kenntnis der Rolle von Kern und Plasma bei der Vererbung. 333 Wenn nun der männliche generative Kern ohne Plasma in die Eizelle übertritt, ist es leicht verständlich, warum sich z. B. der Bastard zwischen der blaßgrünen und der weißbunten Sippe gerade so verhält, wie wir es oben beschrieben. Obschon der generative männliche Kern aus einer ‚„weißen‘‘ Blüte stammte, die bei der Selbst- befruchtung einen weißen Nachkommen gegeben hätte: er selbst war normal, wie wenn er von einer typischen grünen Pflanze hergekommen wäre, und deshalb verhielt sich auch der Bastard ebenso. Gewissermaßen die Probe aufs Exempel muß der umgekehrte Bastardierungsversuch sein, bei dem die (einzige) Samenanlage einer „weißen‘‘ Blüte der weißbunten Sippe durch den Schlauch eines Pollen- korns von einer typisch grünen Pflanze befruchtet wird. Liefert er das um- gekehrte Resultat, sind die so entstandenen Bastarde nicht grün, sondern weiß oder doch weißbunt, so beweist das wohl, daß die Krankheit vom Plasma der Eizelle auf-die Nachkommen übertragen wird und damit, daß mit dem männlichen generativen Kern überhaupt kein, oder doch kein für die Vererbung wichtiges Stück Plasma in die Eizelle übertritt — sonst hätten ja die schon beschriebenen Bastarde, bei denen der Vater „weiß“ war, auch weiß oder doch weißbunt, statt reingrün, sein müssen. Wie diese reziproken Bastardierungen ausfallen, konnte ich seiner- zeit noch nicht angeben, da die 1907 ausgeführten Versuche ver- ungliickten!). 1908 habe ich mehr Glück gehabt und kann nun mit- teilen, daß das Resultat durchaus den Erwartungen entsprach: Von 22 Bastarden, die auf diese Weise von ganz (oder fast ganz) ,,weiBen“ Blüten der bunten Pflanzen, bestäubt mit dem Pollen normalgrüner oder variegater (hell- und dunkelgrün gescheckter) Pflanzen, erzeugt worden waren, waren die meisten so chlorophyllarm, daß sie über die Ent- faltung der Kotyledonen nicht hinauskamen; nur fünf waren so kräftig, daß es möglich schien, sie am Leben zu erhalten. Es gingen aber doch bald noch zwei ein, und jetzt sind nur noch drei Exemplare, alle stark weißbunt, zwei kräftig, eines schwächlich, am Leben und werden nun auch wohl am Leben bleiben?). sein weiBrandiges Pelargonium der ersten Ansicht zu; ich halte einstweilen für meine Mirabilis die zweite für mindestens ebenso möglich. Diese Frage kommt übrigens für uns jetzt erst in zweiter Linie in Betracht; wir stellen hier einfach den Kern dem übrigen Zelleninhalt gegenüber. apc. S, 318. 2) Inzwischen haben die zwei stärksten Pflanzen zu blühen begonnen; die Blüten- farbe zeigt, daß es wirklich Bastarde sind. Die Blütenfarbe der Poll nlieferanten war mit Absicht so gewählt worden, daß sich das Gelingen der J asiardierung sofort erkennen lassen mußte. 22 Correns. 334 orren Ich gebe zunächst unter B die Belege dafür und stelle auch unter A die Belege für den ersten, umgekehrten Bastardierungsversuch (S. 332) zusammen, da ich seinerzeit nur einen Teil derselben ver- öffentlicht habet). A. Kombination © grün + © weiß. erzielte : Versuche je) Jahr Fichte Keimlinge Laubfarbe ü Tiere typica 1904 26 i. 23 | grün 2. PB 1905 25 II = Sue A 1906 12 6 4. variegata 1905 9 I sae chlorina 1905 48 17 6. ” 1906 45 36 Zusammen | 165 | 94 grün B. Kombination © weiß + © grün. a 9 3 es Erzielte | Keim- Davon 2 Blatant j Mürckte] | singe am 20.,;Mai | am to. Juli I. No. 1932, typica 5 2 2 |beide hellgelb- — „weiße“ Blüten grün, sterben ab 2. Nr. 1933, typica 8 I I blaßgelbgrün, | — „weiße‘‘ Blüten stirbt ab 3: Nr. 1935, typica 33 10 9 6sind blaBgelb- „weiße“ (u. fast grün und ster-| „weiße‘‘) Blüten ben ab, | eine Pflanze an stark ge- 3 verschieden kräftig, eine scheckten Ästen stark weiBbunt) * schwach, die dritte ein- gegangen 1) Diese schon einmal veröffentlichten Versuche sind in der Tabelle A mit * bezeichnet. Die geringen Keimprozente der im Jahr 1905 (und 1906) ausgeführten Bastardierungen unter A müssen auffallen, besonders wenn man sie mit den unter B aufgeführten, umgekehrten vergleicht. Das hat aber mit der Herkunft des Pollens und der Eizellen nichts zu tun, sondern zeigte sich in den betreffenden Jahren bei allen Versuchen und war die Folge besonders früh eintretender Nachtfröste, die ein Ausreifen der jüngeren Früchte verhinderten, während der Herbst 1908 ungewöhnlich günstig war. — Dagegen gelingen Bastardierungen, bei denen ‚weiße‘ Eizellen oder Pollenkörner beteiligt sind, wohl stets schlechter als solche zwischen normal „grünen“, bei den in Einzahl vorhandenen Eizellen tritt das sehr deutlich hervor, bei den Pollen- körnern kaum, wohl nur weil stets ein großer Überschuß verwendet wurde. Zur Kenntnis der Rolle von Kern und Plasma bei der Vererbung. 33 On ER n 4 Erzielte Rein: Davon 3 + ©) stäul te | Früchte ling = Blüten am 20. Mai am Io. Juli Übertrag: | 46 Er 4. Nr. 1935, variegata 19 7 (2 fast weiße ,weiBe (u. fast sind schon ab- „weiße‘“) Blüten gestorben, die eine Pflanze an stark ge- |° 3 blaßgelbgrüne| | steht gut, die scheckten Asten werden bald|/ andere sehr | eingehen, stark weiB- ba stark weiß-| (bunte geht ein bunte sind am Leben 5 Nr. 1936 typica 4 —_ — „weiße‘“ Blüten 6. Nr. 1937, typica Io 3 ı beinahe weißer — „weiße“ Blüten schon fast ab- gestorben | 2 blaßgrüngelbe sterben ab 72 Nr. 2161, typica 4 — _ = „weiße“ Blüten Zusammen 83 22 17 sind sehr! chlorophyllarm und sterben ab 5 sind stark, [ 2 weißbunte weißbunt, leben! | Pflanzen kräf- aber noch | tig, 1 schwach, | |. werden noch 2 | eingehen. Bei der Erzeugung der einen kräftigen Pflanze war der Pollen der hell- und dunkelgrüngescheckten (,,variegata‘‘-)Sippe!) verwendet worden (Versuch 4); sie ist typisch dunkelgrün und weiß gescheckt?). Dunkelgrünweißbunt dominiert also geradeso über hell- und dunkel- grün gescheckt, wie typisch dunkelgrün es tut. Nehmen wir an, wie wir oben taten, daß ı. die Kerne der Keim- Gehen der weißbunten Pflanzen stets die „gesunde“ Anlage für 1) Vgl. die frühere Arbeit S. 281. 2) In ihrer Nachkommenschaft werden aber wohl weiBbunte variegata (und weißbunte chlorina) auftreten, falls diese Kombination zweier verschiedener Krank- heitszustände überhaupt lebensfähig ist. 336 Correns. typisches Grün enthalten und übertragen!), 2. das Plasma der Keim- zellen bald krank, bald gesund sein kann, je nach dem weißgrünen Mosaik, 3. die Eizelle einen Kern und Plasma, der Pollenschlauch einen generativen Kern ohne Plasma liefert, so lassen sich die schon früher empirisch gefundenen, auf S. 332 zusammengestellten und die heuer festgestellten Gesetzmäßigkeiten für die Vererbung der /. albomaculata der Mirabilis Falapa glatt erklären. A. Grüne Pflanzen entstehen: a) wenn das Plasma in beiderlei Keimzellen gesund ist: bei der Selbstbefruchtung innerhalb ‚grünen‘ Blüten (Fall 1), b) wenn das Plasma der Eizelle gesund, das des Pollenkorns weiBkrank ist (Fall II): a) als einer der möglichen Fälle bei der Selbstbefruchtung innerhalb ‚„weißbunten‘“ Blüten, 8) bei der Befruchtung „grüner“ Blüten (der weißbunten Sippe oder einer typisch grünen Sippe) mit dem Pollen „weißer‘‘ Blüten. B. Weiße Pflanzen entstehen: a) wenn das Plasma in beiderlei Keimzellen weißkrank ist: bei der Selbstbefruchtung innerhalb ‚weißen‘ Blüten (Fall IV), b) wenn das Plasma der Eizelle weißkrank, das des Pollen- kornes gesund ist (Fall III): a) als einer der möglichen Fälle bei der Selbstbefruchtung innerhalb ‚‚weißbunten‘“ Blüten, ß) bei der Befruchtung ‚weißer‘ Blüten mit dem Pollen ganz „grüner“ Blüten (der weißbunten Sippe oder einer typisch grünen Sippe). C. Weißbunte Pflanzen können offenbar nur dann entstehen, wenn die Eizelle selbst schon vor der Befruchtung teilweis weißkrank war?). Die Herkunft des Pollenkorns ist gleich- gültig; tritt doch nur der generative Kern über, der sich in dem uns hier interessierenden Punkt stets gleich verhält, mag das Plasma des Korns weißkrank, gesund, oder teils gesund, teils krank sein: er überträgt seine ,,normale“ (grüne) Anlage. 1) Daß der Kern der Eizelle einer weißen Blüte normal und nicht, entsprechend seinem Plasma, weißkrank ist, ist einstweilen ein Analogieschluß aus dem Verhalten von Kern und Plasma der Pollenkörner in derselben Blüte, wird sich aber wohl aus der zweiten Generation der Bastarde weiß Q + hellgrün & (chlorina oder variegata) beweisen lassen. 2) Im bunten Blatt habe ich bis jetzt freilich keine Übergänge zwischen typisch grünen und typisch weißkranken Zellen gefunden, doch habe ich nur Schnitte durch frisches Material und diese nicht sehr eingehend untersucht. Zur Kenntnis der Rolle von Kern und Plasma bei der Vererbung. 337 Hinsichtlich der Entstehung der weißbunten Pflanzen ist gewiß von Bedeutung, daß bei den Versuchen, wo Blüten weißbunter Pflanzen mit dem Pollen typisch grüner bestäubt wurden (Versuche B, S. 333), die paar allein am Leben bleibenden, weißbunten Bastarde dann entstanden, als nicht Blüten vollkommen weißer Äste, sondern ausgesucht weiße Büten mehr oder weniger gescheckter Äste für den Versuch verwendet weibliche männliche ; Befruchtung Zygote Keimzelle I. Fall II. Fall III. Fall IV. Fall V. Fall Fig. 1. Mirabilis Falapa albomaculata. Schemata für die Entstehung der verschieden- artigen Nachkommenschaft bei Selbstbefruchtung und Bastardierung. Die (sich stets gleich verhaltenden) Kerne sind schwarz, das gesunde Plasma (das die Leukoplasten zu normalgrünen Chlorophyllkérpern werden läßt) punktiert, das weißkranke weiß gelassen. I. und II. Fall: Entstehung der rein grünen Nachkommen (Aa und Ab, a, ß), III. und IV. Fall: Entstehung der rein „weißen‘‘ Nachkommen (Ba und Bb, a, ß), V. Fall: Eine der Entstehungsweisen weißbunter Nachkommen (C). worden waren: dadurch war die Chance gegeben, daß nicht ganz weiß- kranke, sondern nur teilweis weißkranke Eizellen befruchtet wurden!). 1) Speziell kann ‚„weißbunt‘‘ nicht dadurch entstehen, daß eine vor der Be- fruchtung ‚‚grüne‘‘ Eizelle vom Pollenschlauch aus irgendwie infiziert wird, sonst hatte doch eine der 94 Pflanzen der Versuchsserie A (S. 334) wenigstens etwas weißbunt ausfallen müssen. Es liegt gar kein Grund vor, anzunehmen, daß das Plasma der Pollenkörner in weißen Blüten nicht wie das der Eizellen weißkrank sei. Induktive Abstammungs- und Vererbungslehre. IL 22 338 Correns, Fig. I mag, soweit nötig, das eben Ausgeführte ganz schematisch verdeutlichen. Für die Entstehung der weißbunten Pflanzen (Fall V) wurde der Einfachheit halber nur eine Möglichkeit: Herkunft des Pollen- korns von einer typisch grünen Pflanze (oder von einer grünen Blüte einer weißbunten)- zur Darstellung gewählt. Die oben gegebene Erklärung des Verhaltens meiner Mirabilis Falapa albomaculata baut.sich auf einigen Annahmen auf, von denen wohl nur eine: daß von der männlichen generativen Zelle allein der Kern in die Eizelle übertritt, angefochten werden kann. Ist diese Annahme richtig, so ist damit die noch strittige Frage, ob der Kern allein oder der Kern und das Plasma bei der Vererbung eine Rolle spielt, wenigstens in einem Falle zugunsten der ersten Alter- native entschieden. Denn darüber, daß der Anteil an wieder weiter vererbbaren, normalen Eigenschaften von Vater und Mutter gleich groß ist, herrscht kaum Zweifel. Die erste Annahme hat heute wohl schon mehr Anhänger, sie wird aber immer wieder angefochten. Man wird entschuldigen, wenn ich hier in dieser kurzen Mitteilung auf die umfangreiche Literatur nicht eingehe. Bei den Phanerogamen, zu denen ja Mirabilis gehört, spricht schon das zytologische Bild dafür, daß bei der Befruchtung nur der Kern der männlichen generativen Zelle übertritt, wie in neuester Zeit Strasburger wieder betont hat. Wenn sich nun die Befunde bei Jurabilis durch dieselbe“ Annahme leicht erklären lassen, während die übrigen Erklärungs- versuche, die ich überlegte, viel komplizierter sind oder versagten, so wird man in ihnen eine experimentelle Stütze dieser Annahme dürfen. Beweisend scheinen mir vorzüglich drei Tatsachen, die aber zusammengenommen werden müssen: 1. daß die beiden reziproken Verbindungen AO -+BO und Bo AG in einem bestimmten Punkte (weißkrank oder typisch grün) verschieden ausfallen und jedesmal der Mutter entsprechen, während sie sich sonst gleichen, 2. daß es sich dabei um eine Krankheit handelt, und 3. daß die männlichen!) Keimzellen der weißen Blüten eine Eigenschaft übertragen (typisches Grün), die nicht dem Zustande ihres Plasmas (weißkrank) entspricht. Wie ich schon bemerkt habe (S. 333), beweisen genau genommen die Versuche eigentlich nur, daß der männliche generative Kern 1) Und wahrscheinlich auch die weiblichen! vgl. S. 336, Anm. 1. Zur Kenntnis der Rolle von Kern und Plasma bei der Vererbung. 339 nicht von so viel Plasma aus dem Pollenschlauch begleitet wird, daß es sich irgendwie geltend machen kann. Beachtet man aber, wie ab- gestuft die weißbunten Pflanzen auftreten: von ganz weißen zu fast ganz grünen, und bedenkt man, daß diese Unterschiede gewiß schon im Verhältnis von krankem und gesundem Plasma in der Eizelle bestimmt sind, so wird man zur Überzeugung kommen, daß der über- tretende Plasmateil in Wirklichkeit Null ist. Eine von den 94 Ba- starden der Versuchsserie A (S. 334) hätte doch etwas weißbunt aus- fallen können, wenn mit dem Kern der ‚weißen‘ generativen Zelle auch nur etwas weißkrankes Plasma in das „grüne‘‘ Plasma der Ei- zelle eingedrungen wäre. Man wird mir vielleicht noch einwenden, meine Versuche lieferten gerade umgekehrt den Beweis dafür, daß Kern und Plasma für das Aus- sehen der Nachkommenschaft verantwortlich seien, denn dieses richte sich hier nach der Mutter, die, auf jeden Fall, mindestens viel mehr Plasma liefere als der Vater. Das ist gewiß richtig. Sieht man aber zu, welche Eigenschaften durch das Plasma überliefert werden, so ist es nur eine bestimmte, ein unzweifelhaft krankhafter Zustand der Chromatophoren, während der Kern (der männlichen generativen Zelle) alle übrigen Eigenschaften, und darunter den normalen Zustand derselben Chromatophoren, überträgt. Rechnet man die direkte Über- tragung eines Zustandes zur Vererbung, so muß man auch dem Eiplasma seinen Anteil daran geben. Man muß dann aber auch bei der Nachwirkung guter Ernährung der Elternpflanze auf den Wuchs der Nachkommen- schaft und schließlich auch bei der direkten Übertragung von bak- teriellen Krankheiten (z. B. von Tukerkulose) von ‚‚Vererbung‘‘ sprechen. Eine gewisse Übereinstimmung gerade zwischen diesen Fällen und dem von uns ermittelten Verhalten der Mirabilis Falapa albomarginata muß in die Augen fallen, der Unterschied liegt darin, daß dort außer der Eizelle auch das Spermatozoon, wenngleich seltener, der Träger des Bazillus sein kann, während hier nur die Eizelle, nicht auch die männliche Keimzelle, Träger der — in ihrem Wesen noch unbekannten — Krankheit, der Weißbuntheit, ist. Scheidet man solche Fälle aus, wie man es jetzt wohl allgemein tut, so spricht das Beobachtete dafür, daß für die eigentliche Vererbung der Kern allein verantwortlich ist. Denn daß bei der Mirabilis Falapa albomaculata der Kern der männlichen Keimzelle allein und nicht auch ihr Plasma wirk- sam ist, und daß er eine andere Eigenschaft überträgt, als sein Plasma besitzt, dies wird man auf jeden Fall zugeben müssen. 228 340 Correns, Ritter. Ich muß mir auch versagen, meine a/bomaculata-Sippe mit der von Baur sorgfältig studierten. merkwürdigen aldomarginata-Sippe des Pelar- gonum zonale eingehender zu vergleichen. Ich will nur daran erinnern, daß Baur umgekehrt offenbar sehr geneigt ist, anzunehmen, daß mit dem generativen männlichen Kern auch Chromatophoren, also auch Plasma, in die Eizelle übertreten!). Wie Baur selbst hervorhebt, ist diese Annahme nicht die einzig mögliche, und weitere Studien werden hier und bei der Mrabilis Falapa albomaculata noch mehr Aufschluß bringen. Ich kann nicht glauben, daß sich die zwei Objekte in diesem Punkt so prinzipiell verschieden verhalten sollten. Daß im Pollenschlauch Leukoplasten vorhanden sind, ist ja so gut wie sicher, und wird durch die jüngste Veröffentlichung B. Lidforss?) glänzend bestätigt, der ergrünende Pollenschläuche entdeckte. Sie werden wohl auch mit dem Plasma des Pollenschlauches in die Synergide und aus dieser in das Plasma des Embryosackes gelangen. Auch dieser Nachweis würde aber ihren Übertritt ins Plasma der Eizelle kaum viel wahrscheinlicher machen; beweisend kann nur die direkte Beobachtung desselben sein. Kleinere Mitteilungen. Über die im Lein als Unkraut auftretenden Camelina- und Spergula- Arten und ihre Abstammung. — Unter dem gleichen Titel hat N. Zinger vor kurzem eine ausführliche Untersuchung veröffentlicht*). Da diese Ab- handlung in russischer Sprache erschienen, also wohl nur einem beschränkten Kreise von Fachgenossen zugänglich ist, scheint es mir zweckmäßig, einem Wunsche von Herrn Prof. Zinger entsprechend, die Hauptresultate kurz mitzuteilen. Die umfangreiche Arbeit zerfällt in zwei ungleiche Teile. Der erste, größere Teil ist der Frage nach der Abstammung der Camelina- Arten, der zweite derjenigen der Sfergu/a-Arten gewidmet. Der Haupt- gedanke des Verf. besteht darin, daß die leinverunkrautenden Camelina- und Sergula-Arten durch einen eigentümlichen SelektionsprozeB aus den freiwachsenden Arten dieser Gattungen entstanden sind. 1) loc. p. 350. 2) Untersuchungen über die Reizbewegungen der Pollenschläuche. Zeitschr. f. Botanik, Bd. ı, Heft 7, S. 458 (1909), Anm. 3) Durch Macfarlane für Drosera filiformis + intermedia (Report Hybrid Con- ference 1902, p. 240). 4) N. Zinger, Über die im Lein als Unkraut auftretenden Camelina- und Spergula-Arten und ihre Abstammung. (Travaux du Musée Botanique de l’Academie Imp. des Sciences de St. Pétersbourg, livr. VI, 1909; 303 S. mit 11 Fig. und 9 photogr. Tafeln [russisch].) Kleinere Mitteilungen. 341 Die russischen Floristen unterscheiden im europäischen Rußland zwei Camelina-Arten: C. microcarpa Andrz. (eine wildwachsende Steppenpflanze) und C. sativa Crantz, eine Kulturpflanze, welche auch als Unkraut auftritt. Letztere Artbezeichnung ist aber nach Verf. Meinung zu streichen und durch folgende, schon von E. Fries angedeutete zu ersetzen, nämlich: 1. €. pilosa (D. C.), als Unkraut in Wintersaaten und auch selbständig auf- tretend, in Südrußland auch manchmal als ‚Winterdotter‘‘ kultiviert; 2. C. glabrata (D.C.) — der gewöhnliche Sommer- oder Oldotter, Kultur- pflanze, selten als Unkraut in Sommersaaten auftretend; 3. C. Zimicola Sch. et Sp. (C. foetida Fr.), ausschließlich in Leinsaaten auftretend. Die typische Form ist in Gegenden mit hochstehender Leinkultur (Nordrußland) ver- breitet; in Mittelrußland findet sich dagegen eine Übergangsform zwischen C. glabrata und C. linicola, welche Verf. als C. sublinicola bezeichnet. Kulturversuche mit allen vier Arten (C. microcarpa, C. pilosa, C. glabrata und €. /micola) zeigen, daß ihre Samen keine Ruheperiode haben und immer keimfähig sind. Im Frühling gesät, keimen alle vier Arten ziemlich gleich- mäßig, doch zeigt sich bald ein Unterschied zwischen den jungen Pflanzen, indem C. Zinicola und glabrata sich als Sommerpflanzen rasch entwickeln und nach 2—21/. Monaten schon Früchte tragen, wogegen C. pilosa und microcarpa zur selben Zeit nur Blattrosetten entwickeln. Nach 2%, Monaten fangen die meisten Exemplare der C. pilosa allerdings an, einen Stengel zu treiben, doch bringen sie es nur ausnahmsweise zum Blühen und Früchte- tragen und gehen im Herbst gewöhnlich zugrunde. Noch ungünstiger ge- stalten sich die Verhältnisse für C. wuxcrocarpa, deren Rosetten meistenteils zum Ende des Sommers umkommen, ohne geblüht zu haben. Diese Eigentümlichkeiten der beiden Spezies (microcarpa und pilosa) deuten auf ihre Fähigkeit zum Uberwintern. In der Tat zeigen sowohl Beobachtungen in natürlichen Verhältnissen, als auch spezielle Versuche des Verf., daß beide Arten ausgezeichnet überwintern, wenn die Aussaat nicht im Frühjahr, wie in den vorhin erwähnten Versuchen, sondern im Spätsommer (August) erfolgt, was auch ihrer Fruchtreife im Freien ent- spricht. Die beiden andern Arten (g/abrata und besonders J/inicola) zeigen dagegen in diesem Falle das umgekehrte Verhalten, indem sie das Über- wintern sehr schlecht vertragen und meistenteils im Winter erfrieren. Diese Eigentümlichkeiten machen die Tatsache verständlich, daß C. micro- carpa und C. pilosa nur in Wintersaaten, C. glabrata und C. linicola dagegen nur in Sommersaaten als Unkraut auftreten. Auch wird es klar, warum die beiden ersten Arten wildwachsende Pflanzen (wie schon der alte Name C. silvestris zeigt) sind, wogegen die beiden letzteren nur in Sommersaaten auftreten. Sie entbehren namlich jeglicher Anpassungsmerkmale, welche ihnen eine sichere Existenz in natürlichen Verhältnissen verbürgen könnten, und sind ganz auf die Ernte und Aufbewahrung durch Menschenhand zur Winterszeit angewiesen. 342 Ritter. Diesen biologischen Unterschieden entsprechen auch einige morpho- logische Eigenschaften der vier Arten. So zeichnen sich die überwinternden Arten durch festere, dickere Wurzeln und höhere Stengel aus. Des weiteren wendet sich Verf. zu einer detaillierten, auf zahlreiche Messungen gestützten vergleichenden Beschreibung der Vegetations- und Fortpflanzungsorgane aller vier Arten. Er beginnt mit dem Stengel, welcher in bezug auf Länge, Dicke, Internodienlänge und anatomischen Bau ein- gehend untersucht wird. Es zeigt sich, daß die überwinternden C. p7/osa und €. wicrocarpa längere, dickere und stärker beblätterte Stengel haben, daß aber die Internodienlänge in folgender Reihe zunimmt: C. microcarpa, pilosa, glabrata, linicola (16, 18, 26 und 41 mm als Mittel aus je 80 Messungen). Dieser Unterschied kann schon auf keinen Fall mit der Lebensdauer der Arten in Verbindung gebracht werden. Die mikroskopische Untersuchung des Stengels zeigt, daß in der obenerwähnten Reihe eine allmähliche Ab- nahme der Tendenz zur sekundären Verdickung des Stengels bemerkbar ist, was auf eine allmähliche Abschwächung der Kambiumtätigkeit deutet; die Verholzung des Stengels, die Zahl der Bastfasern und ihre Wanddicke zeigt eine steigende Abnahme; die Dicke der primären Rinde und auch die relative Mächtigkeit des Marks nehmen zu. Ausführlich werden dann die Blätter der vier Arten verglichen. Hier zeigt sich ein besonders eklatanter Unterschied zwischen C. glabrata und C. linicola, Letztere besitzt feinere Blätter mit zweischichtigem, C. glabrata dickere mit dreischichtigem Pallissadengewebe. Besondere Aufmerksamkeit wird der Behaarung der Vegetationsorgane gewidmet. Die Haare wurden unter dem Mikroskop gezählt und gemessen und eine allmähliche Abnahme der Zahl und Größe derselben für die Reihe C. microcarpa, pilosa, glabrata und linicola gefunden; bei letzterer Art fehlen die langen Borstenhaare überhaupt, und nur bei mikroskopischer Beob- achtung lassen sich kleine verzweigte Härchen in geringer Anzahl nach- weisen. Vergleicht man an verschiedenen Standorten gesammelte Exemplare von C. microcarpa, so ergibt sich, daß mit zunehmender Feuchtigkeit und Beschattung die Zahl und Länge der Haare und auch das Verhältnis der langen Borstenhaare zu den kleinen Härchen abnimmt. Dieser Umstand führt zu der Vermutung, daß die vorhin betonten Differenzen in der Be- haarung der vier Arten ebenfalls in einem direkten Verhältnis zu ihren Lebensbedingungen stehen. C. microcarpa ist nämlich eine xerophyle Steppen- pflanze, C. pzlosa wächst meistenteils, C. glabrata immer auf Ackerboden, C. linicola endlich ist immer vom Lein stark beschattet und leidet ihrem Standort gemäß wohl niemals an Wassermangel. Die bekannten Arbeiten von Kohl, Vesque, Wollny u.a. haben erwiesen, daß mit steigender Feuchtigkeit der Luft und des Bodens die Behaarung der Pflanzen abnimmt. Verf. führt außerdem die Resultate eigener Versuche an, in welchen C. g/abrata bei verschiedenem Wassergehalt des Bodens (in Gefäßen) kul- Kleinere Mitteilungen. 343 tiviert wurde. Die Resultate dieser Versuche sprechen gleichfalls zugunsten der Annahme, daß die Differenzen in der Behaarung der untersuchten Camelina- Arten als direkte Folgen der Unterschiede in der Bodenfeuchtigkeit, Be- schattung und anderen Transpirationsbedingungen aufzufassen sind. Bekanntlich übt der obenerwähnte Faktorenkomplex auch auf den allgemeinen äußeren und inneren Bau der Pflanzen einen bedeutenden Einfluß aus. Vergleicht man die betreffenden Versuchsergebnisse von Eberhardt, Vesque, Kohl, Wollny, L. Koch, Sorauer und Stahl mit den Merkmalen, welche schon E. Fries und andere Botaniker für die Camelina-Arten als typisch anführen, so muß man zugeben, daß diese Merkmale zweifellos durch verschiedene Feuchtigkeits- und Beleuchtungs- verhältnisse hervorgerufen sind. C. glabrata entspricht ihrem Baue nach einer unter gemäßigten Verhältnissen entwickelten Mittelform, während C. microcarpa und C. linicola die beiden Extreme darstellen. Das allgemeine Resultat dieser ausführlichen Untersuchungen der Vegetationsorgane besteht also darin, daß einige Unterschiede zwischen den untersuchten Arten mit ihrer Fähigkeit zum Perennieren verbunden sind, die meisten Merkmale jedoch in enger Beziehung zu den Beleuchtungs- | und Bewässerungsverhältnissen an ihren natürlichen Standorten stehen. Die Reihe C. microcarpa, pilosa, glabrata, linicola zeigt einen allmählichen Ubergang vom Xerophyten- zum Hygrophytentypus. Der nächste Abschnitt ist einer ausführlichen vergleichenden Unter- suchung der Fortpflanzungsorgane der vier Arten gewidmet. Die älteren Autoren haben eine ganze Reihe von Unterschieden in der Zahl, Form und Größe der Blüten und Früchte, Länge und Richtung der Blüten- und Fruchtstiele usw. festgestellt. Verf. bestätigt das Vorhandensein dieser Differenzen, ergänzt die älteren Beobachtungen in manchen Punkten und betont mit besonderem Nachdruck die Tatsache, daß alle Differenzen im Bau der Befruchtungsorgane mit einem. Hauptmerkmal, nämlich mit der Größe der Frucht, in einem korrelativen Zusammenhang stehen. Erstens ist es die Größe der Samen, welche in gleichem Sinne mit der Fruchtgröße in der Reihe C. microcarpa—linicola eine stetige Zunahme offenbart. Dieses ist das Hauptmerkmal, durch welches sich die Fort- pflanzungsorgane der vier Arten am klarsten unterscheiden. Die genaue Untersuchung der Schötchen führt zu dem Schluß, daß mit der Zunahme ihrer Größe in der Reihe C. microcarpa—linicola die einzelnen Fruchtteile nicht gleichmäßig zunehmen; am meisten vergrößern sich die Kammern, während die anderen Teile nur geringe Unterschiede zeigen. An den reifen Fruchtständen läßt sich beim Vergleich der in möglichst gleichen Bedingungen aufgewachsenen Pflanzen eine allmähliche Abnahme der Schötchenzahl in der oben erwähnten Reihenfolge feststellen. Dieser Unterschied ist erstens als die Folge einer Abschwächung der Vegetations- 344 Ritter. organe, zweitens und hauptsächlich als eine Korrelationserscheinung auf- zufassen, welche der Vergrößerung des Schötchens parallelläuft. Dieser Schluß wird durch spezielle Versuche mit C. Zinzcola erhärtet, nach welchen besser ernährte Exemplare auch mehr Früchte tragen. Die Länge der Blütenstiele und die Abstände zwischen ihren Insertions- stellen variieren ebenfalls im Zusammenhang mit der Fruchtgröße; auch das Nicken der Blüten- und Fruchtstiele wird von diesem Faktor beeinflußt. Die Hauptvariable von allen diesen Eigenschaften ist also nach den Ausführungen des Verf. die Größe der Samen; alle anderen Merkmale, Fig. 1.) Samen der Camelina-Arten, in natürlicher Größe photographiert. I—2 C. microcarpa, 3—5 C. pilosa, 6—7 C. glabrata, 8—9 C. sublinicola, 10 C. linicola. wie die Größe der Blüten und Früchte, ihre Zahl, die relative Größe ihrer Teile, die Dichte der Blütenstände, Länge und Richtung der Blütenstiele und Samenzahl in den Früchten sind Funktionen dieser Variablen. Wir gelangen nun zum zweiten Kapitel des ersten Teils, in welchem nachgewiesen wird, daß C. glabrata von einer wildwachsenden, C. microcarpa- ähnlichen Form abstammen muß, und daß C. Zinzcola sich ihrerseits aus C. glabrata durch einen eigentümlichen Zuchtwahlprozeß entwickelt hat. Der erste Satz wird dadurch bewiesen, daß alle Unterschiede zwischen C. glabrata und C. microcarpa denjenigen Veränderungen entsprechen, welche wildwachsende Pflanzen durch Kultur erfahren. Die betreffenden Unter- schiede beziehen sich, wie schon bekannt, sowohl auf den Bau der Vege- tationsorgane, als auch auf die Größe der Samen und die damit korrelativ zusammenhängenden Eigentümlichkeiten der Früchte und Fruchtstände. Der Verf. denkt sich also die Sommerpflanze C. glabrata von der überwinternden C. silvestris durch Auswahl und Kultur in einer sehr ent- legenen Epoche entstanden. Was nun die Hauptfrage nach der Abstammung der C. Zinicola betrifft, so spricht ihr ausschließliches Auftreten in Leinsaaten und ihre vorhin ausführlich beschriebenen Merkmale für eine Abstammung von C. glabrata, Dabei haben sich die eigentümlichen Eigenschaften der Vegetationsorgane Kleinere Mitteilungen. 345 als Folge der starken Beschattung durch den dichtwachsenden Lein, die Besonderheiten der Fortpflanzungsorgane dagegen, welche mit der Samen- ye a x aX A % ~~ a — t a Le Fig. 2. Reife Fruchtstände der vier Camelina-Arten. 2 C. microcarpa, I C, pilosa, 3 C. glabrata, 4 C. linicola. Alle Pflanzen sind unter gleichen Bedingungen aufgewachsen. 1/, nat. Gr. größe korrelativ zusammenhängen, als Folge einer unbeabsichtigten Auslese beim Reinigen der Leinsamen entwickelt. Um diese Annahme möglichst genau zu prüfen, wurden die Veränderungen sowohl der Vegetationsorgane, als auch der Fortpflanzungsorgane beider Arten unter verschiedenen Kulturbedingungen experimentell untersucht. 346 Ritter. Um den Einfluß der äußeren Bedingungen auf die Vegetations- organe kennen zu lernen, wurden Samen von einem Exemplar der C. glabrata Fig. 3. C. glabrata. Gleichaltrige Pflanzen, die rechtsstehende bei normaler Beleuchtung, die linksstehende unter einem Pergamentpapierzylinder kultiviert. 11/3) nat. Gr. auf zwei benachbarte Parzellen ausgesät, wobei auf die eine Parzelle nur Camelina-Samen, auf die andere aber zugleich auch Leinsamen in einer bei der Leinkultur üblichen Menge verteilt wurden. Der Versuch ergab eine auffallende Veränderung der Vegetationsorgane der im Lein erzogenen C. glabrata. Sie zeigten nämlich in diesen Kulturbedingungen eine beinahe Fig. 4. Sechswochenalte Pflanzen von C. linicola (links) und C. glabrata (rechts). Die Pflanzen wurden in gleichen Töpfen unter ganz gleichen Bedingungen im Freien bei guter Beleuchtung kultiviert. 11/,, nat. Gr. vollkommene Übereinstimmung mit denjenigen der C. Zimicola. Dasselbe Resultat kann man auch dadurch erreichen, daß man C. glabrata in Töpfen zieht, welche mit Papierzylindern beschattet werden. Die sechswöchentlichen Kleinere Mitteilungen. 347 beschatteten Exemplare zeigen eine ganz auffallende Ähnlichkeit mit gleich- altrigen normalen Exemplaren der C. Zinicola. Während aber die Beschattung eine so starke Wirkung auf den äußeren und inneren Bau der C. glabrata ausübt, behalten umgekehrt freikultivierte Exemplare der C. Zinicola nicht nur in der ersten, sondern auch in der zweiten Generation ihren charakteristischen langgestreckten Bau und ver- ändern sich nur sehr wenig. Dieser Umstand läßt sich nach Verf. Meinung nur durch die Annahme einer Vererbung der erworbenen Eigenschaften erklären; wenigstens läßt sich nicht einsehen, in welchem Sinne die zarte und schwächliche Struktur der Pflanze von der Zuchtwahl ausgenutzt werden könnte. Nunmehr wendet sich Verf. zu der Frage nach den Ursachen, welche die Vergrößerung der Samen und Früchte bei C. Zinicola herbeigeführt haben. Eine direkte Einwirkung der vielleicht besseren Ernährungsbedingungen scheint nicht vorzuliegen. Wenigstens zeigen spezielle Kulturversuche mit C. glabrata auf magerem und gutem Boden, daß wohl die Zahl der Früchte unter günstigen Bedingungen zunimmt, daß aber die mittlere Größe der Früchte und Samen beinahe konstant bleibt. Dasselbe läßt sich über den Einfluß wechselnder Bodenfeuchtigkeit und Beschattung (durch Lein) sagen. Jedenfalls kann die für C. /nicola charakteristische Vereinigung der beiden Merkmale — große Früchte in geringer Anzahl — nicht durch gleich- zeitige Einwirkung guter Ernährung und Beschattung durch den Lein ent- standen sein. Durch verschiedene Ernährung läßt sich eben nur eine gleichzeitige Zu- oder Abnahme beider Eigenschaften (Größe und Zahl der Früchte) erzielen. Fassen wir dagegen diejenigen Unterschiede ins Auge, welche wir als individuelle Variationen der Fortpflanzungsorgane bei C. glabrata kennen gelernt haben, so sehen wir, daß unter gleichen Bedingungen gewachsene Pflanzen dieser Art um so weniger Früchte tragen, je größer letztere. sind. Es leuchtet deshalb ohne weiteres ein, daß eine Selektion der groß- früchtigen (oder, was auf dasselbe hinauskommt, dergroßsamigen) Varianten zur Entstehung einer Rasse mit einer geringeren Schötchenzahl in der Traube führen muß. In gutem Einklang mit dieser Auffassung steht auch die Tatsache, daß die individuelle Variabilität der Samengröße bei C. glabrata mit einer Variabilität der Fruchtform verbunden ist; indem die größeren Samen in relativ kurzen, beinahe kugelförmigen Früchten sitzen. Diese Fruchtform ist aber die für C. Zinicola charakteristische. } Es kann also keinem Zweifel unterliegen, daß die typischen Merkmale der Fortpflanzungsorgane der C. /inicola durch eine Selektion der großarmigen Varianten der C. glabrata beim Reinigen der Leinsamen entstanden sind. Und zwar sind es nicht Mutationen im Sinne H. de Vries’, sondern 348 Ritter. kleine Abweichungen, also individuelle Variationen, welche das Material zu diesem Zuchtwahlprozeß geliefert haben. Dieser Schluß steht in einem schroffen Widerspruch zu den Ansichten de Vries’ und verdient daher ausführlicher behandelt zu werden. de Vries sagt. nämlich: „Die Ernährung im weitesten Sinn, die Lebenslage, wie man sie nennen kann, beherrscht nach meiner Ansicht das ganze Gebiet der individuellen Variabilität“, und weiter: „Zwischen diesen Ernährungsmodifikationen und den individuellen Variationen im engsten Sinne eine Grenze zu ziehen, ist einfach unmöglich“... Und indem er die fluktuierende Variabilität als eine ,,Erscheinung der Ernährungsphysiologie“ bezeichnet, während die äußeren Ursachen der Mutabilität noch völlig un- bekannt sind, kommt er zu dem Schluß, daß die ,,Zuchtwahl die Wahl der am besten ernährten Individuen sei“. Diesen Äußerungen de Vries’ und seinen Berufungen auf eigene und MacLeods Versuche hält Verf. die schon erwähnten Tatsachen entgegen, welche für einen sehr klaren Unter- schied zwischen Ernährungsmodifikationen und individueller Variation bei Camelina sprechen. Die Ernährungsmodifikation ist nämlich durch folgende Merkmale charakterisiert: eine Verminderung der Schötchenzahl ist mit einer Verminderung ihres Volumens und ihrer Samenzahl verbunden, während das Gewicht der Samen nur sehr wenig variiert. Die individuelle Variation zeigt dagegen bei abnehmender Früchtezahl eine Zunahme ihres Volumens; die kleineren Früchte enthalten nicht weniger Samen als die größeren, und das Gewicht der Samen verändert sich ungefähr im direkten Ver- hältnis zum Gewicht der Früchte. Verf. vertritt also die ältere (von de Vries verworfene) Ansicht, daß die Ernährungsmodifikationen von den durch innere Ursachen hervor- gerufenen individuellen Variationen sehr wohl unterscheidbar und durch Selektion fixierbar sind. Eine Stütze für die Richtigkeit seiner Ansicht findet Verf. in der bekannten Untersuchung Johannsens: „Über Erblichkeit in Populationen und in reinen Linien“. Im zweiten, kürzeren Teil der Arbeit wird die Frage über die Abstammung der Spergula maxima Weihe und Sp. linicola Bor. von Sp. vulgaris Boenn. und ‚Sp. sativa Boenn. behandelt. Die Untersuchung wird in derselben aus- führlichen und sorgfältigen Weise durchgeführt und kann, da sie keine prinzipiell neuen Gesichtspunkte bringt, an dieser Stelle nur erwähnt werden. Zum Schluß stellt Verf. einige Betrachtungen darüber an, ob die Bezeichnung ‚natürliche Zuchtwahl‘‘ auf den von ihm untersuchten Fall paßt, da die Selektion hier doch eigentlich durch Menschenhand, beim Sortieren der Leinsamen nach ihrer Größe zustande gebracht wird. Da aber der Mensch in diesem Falle ganz willen- und absichtslos die lein- bewohnenden Arten herangezüchtet hat, so haben wie keinen Grund, seine Tätigkeit auf diesem Gebiete von der Einwirkung anderer in der Natur waltender Faktoren zu trennen und die Art-Auslese als eine künstliche zu Kleinere Mitteilungen. Referate. 349 bezeichnen. Auch die wichtigen von Wettstein entdeckten Fälle des Saisondimorphismus gehören nach der Meinung des Verf. aus gleichen Gründen ins Gebiet der natürlichen Zuchtwahl, obgleich Wettstein die- selben als Produkte einer „unwillkürlichen künstlichen Zuchtwahl“ ansieht. Wenigstens hat Darwin unter ,,unwillkiirlicher“ künstlicher Zucht- wahl etwas ganz anderes verstanden, nämlich die Konservierung der wert- vollsten und die Vernichtung der wertlosesten Individuen, ohne jegliche Absicht des Züchters, die Rasse zu verändern. Bei der Entstehung der leinbewohnenden und auch der saisondimorphen Arten haben wir es aber mit einem Kampf ums Dasein und einem Überleben der am besten angefaßten Individuen zu tun, also mit natürlicher und nicht mit künst- licher Zuchtwahl. Nicht die Selektion, sondern die Bedingungen, unter denen der Kampf ums Dasein sich abspielt, sind in diesem Falle künstlich zu nennen. G. Ritter (Nowo-Alexandria). Referate. Lull, R. S. The Ceratopsia by John B. Hatcher, based on preliminary studies by Othniel C. Marsh edited and completed by — — —. Monographs o! the United States Geological Survey. Vol. 49. XXX u. 198 p., 5I Taf. Die Ceratopsier sind mächtige Dinosaurier der Kreideformation Nord- amerikas, die sich durch den Besitz eines ungewöhnlich großen, hinten schirmartig ausgebreiteten Schädels mit zwei Hörnern über den Augen und einem auf der Nase auszeichnen. Das prachtvolle Skelettmaterial, das verschiedene Museen in den Vereinigten Staaten von diesen Tieren besitzen, ist in der vorliegenden Monographie zu einer erschöpfenden Dar- stellung dieser merkwürdigen Sauriergruppe verwertet. Bis auf wenige Seiten ist der erste Teil des Buches von dem früh verstorbenen Hatcher unter Benutzung von Notizen und Zeichnungen von Marsh geschrieben. Er enthält die Entdeckungsgeschichte und Osteologie der Ceratopsier und gibt eine systematische Beschreibung der einzelnen Gattungen und Arten. Uns interessiert hier besonders der zweite, von R.S. Lull verfaßte Abschnitt des Werkes, der die Verbreitung, die Lebensweise und die Phy- logenie der Ceratopsier behandelt. Ihm entnehmen wir folgende Angaben: Die ältesten Ceratopsier (Ceratops, Monoclonius) kennt man aus den „Judith River beds‘‘ (Unter-Senon). Über ihre Vorfahren weiß man nichts. Schon diese älteren Formen haben den Schirm hinten am Schädel und die Hörner, von denen aber das Horn auf der Nase größer ist als die auf der Stirn; während bei den jüngeren Ceratopsiern das Gegenteil der Fall ist. Diese, die man in den Laramie-, Arapahoe- und Denver-Schichten (Dänische Stufe) von Wyoming und Colorado findet (7riceratops, Torosaurus), sind von denälteren durch eine ziemlich weite zeitliche Lückegetrennt. (Aus der Bearpaw- und Fox-Hill-Stufe kennt man keine Ceratopsier.) Aber sie sind sicher die Nachkommen von ihnen, wenn sie sich auch durch die eben erwähnte andersartige Behornung, eine bedeutendere Größe, kräftigere Entwicklung des Parietalkammes und gewisse Merkmale der Bezahnung unterscheiden. Unvermittelt, wie sie für uns erscheinen, treten auch die Ceratopsier wieder vom Schauplatz des Lebens ab. Man hat verschiedene Ursachen 350 Referate. für ihr Aussterben [daß es sich um ein solches handelt, wird stillschweigend vorausgesetzt. Ref.] angeführt. Man hat z. B. gesagt, die Ceratopsier wären als Pflanzenfresser den großen, fleischfressenden Raubdinosauriern zum Opfer gefallen. Lull weist diese Ansicht mit Entschiedenheit zurück. „In der Natur‘‘, schreibt er, „herrscht immer ein Gleichgewicht zwischen den Fleischfressern und ihren pflanzenfressenden Zeitgenossen, und wenn diese auch durch jene in Schach gehalten werden, so ist es doch in höchstem Maße unwahrscheinlich, daß genau gleichaltrige Formen, die sich in derselben Gegend entwickelt haben, sich jemals haben ausrotten können.“ Nach anderer Meinung sind die Säugetiere für das Verschwinden der Ceratopsier verantwortlich zu machen. Die Entwicklung des Nacken- schirms am Schädel der Ceratopsier ist als Folge der Notwendigkeit eines Schutzes für die Blutgefäße des Halses gegen die Angriffe wieselartiger, blutdürstiger Tiere erklärt worden. Nach Morris und Cope hätten die kleinen Säugetiere die häßliche Unart gehabt, die Eier der Dinosaurier auszusaugen und sie auf diese Weise ausgerottet. Im speziellen wären die Multituberculata mit ihren langen, scharfen Vorderzähnen diese Atten- täter gewesen. Nach Matthew waren aber die mesozoischen Säuger Baum- bewohner und die Ceratopsier lebten in niedrigen Sumpfgebieten und Deltas. Nach Lull ist die plausibelste Erklärung für das Aussterben der Ceratopsier die Annahme klimatischer Änderungen, die durch die oroge- netischen Vorgänge in dem Verbreitungsbezirk dieser Dinosaurier am Ende der Kreidezeit bedingt waren und zur Einengung und Trockenlegung der Sümpfe führten, in denen sie lebten. Ebenso wie ihre nächsten Verwandten, die Trachodontiden, waren die Ceratopsier in ihrer. Eigenschaft als hoch- gradig spezialisierte Pflanzenfresser unfähig, sich den neuen Verhältnissen anzupassen und gingen zugrunde. So ganz schnell verlief dieser Prozeß allerdings nicht; denn die ersten Krustenbewegungen am Ende der Laramie- zeit überlebten diese kräftigen Tiere ebenso wie die am Ausgange der folgenden Arapahoezeit, die von den großen vulkanischen Ausbrüchen in der Coloradogegend begleitet waren. Erst die letzten Hebungen am Schluß der jüngsten Epoche der Kreidezeit, durch die die großen westlichen Berg- ketten gebildet wurden, gaben dieser merkwürdigen Tiergruppe den Todes- stoß. [Oder zwangen sie zum Abwandern in eine Gegend, wo sie weiter- lebten, aus der uns aber keine Reste von ihnen erhalten sind. Diese Möglichkeit ist doch auch vorhanden. Sowenig, wie wir daraus, daß wir vor dem Unter-Senon keine Ceratopsier kennen, schließen, daß sie keine Vorfahren gehabt haben, sowenig folgt aus dem Fehlen der Ceratopsier in posteretacischen Schichten, daß ihr Lebensfaden plötzlich abgeschnitten ist. Ref.] Otto Wilckens, Bonn. F. C. Greene, The Development of a Carboniferous Brachiopod, Chonetes granulifer Owen. The Journal of Geology 16, p. 654—663. 4 Taf. 1908. Der Verfasser hat an einer großen Anzahl von Exemplaren die Onto- genie von Chonetes granulifer Owen, einem Brachiopoden aus dem nord- amerikanischen Oberkarbon und Perm, studiert und kommt zu dem Ergebnis, daß die einzelnen Formen, die den Entwicklungsstadien entsprechen, sich in den Arten der höheren und tieferen Schichten wiederfinden, derart, daß die frühen Jugendstadien mit silurischen und devonischen, die spätere Jugend- und die früheren Reifestadien mit unterkarbonischen, das spätere Reife- und das senile Stadium mit oberkarbonischen Chonetesarten über- einstimmt. Die permischen Arten zeigen aber dann wieder eine Rückkehr zu den frühesten Formen. Otto Wilckens, Bonn. Referate. 351 Peach, D. N. Monograph of the higher Crustacea of the Carboniferous Rocks of Scotland. (Mem. Geol. Surv. Great Britain. Palaeontology 1908. B25., 22) fat.) Man kennt schon seit längerer Zeit aus der Steinkohlenformation Schottlands Krebsreste, die als die Vorfahren der Garneelen angesprochen und z. B. auch anfänglich von Zittel zu diesen gerechnet worden sind. Später hat man die Schizopoden-Merkmale in den Vordergrund gestellt und sie diesen angereiht. Das reiche und wohlerhaltene Material, das sich im Laufe der letzten Jahre in Schottland gefunden hat, ist nun von Peach von neuem bearbeitet, und diese Arbeit bildet einen wichtigen Beitrag zur Kenntnis der Stammesgeschichte der höheren Krebse. Alle behandelten Formen (34, wovon 25 neue) werden zu den Schizo- poden gestellt und in fünf Familien eingereiht: ı. Lophogastriden mit 4 Gattungen, 2. Perimecturiden mit ı Gattung, 3. Anaspidae mit ı Gattung, 4. Mysidae mit 1 Gattung, 5. Euphausiidae mit 2 Gattungen. Die Phylo- genese der Anaspidae habe ich kürzlich schon besprochen (diese Zeitschr. 1 S. 268). Zu den Mysiden werden als Palaeomysis Schwanzstücke gerechnet, die sich in ihrer Form von der lebenden Mysis nur ganz unwesentlich unter- scheiden. Es ließ sich aber an gut erhaltenen Stücken sogar das Gehör- organ am inneren Uropodenaste nachweisen, wie es sich bei Myszs findet. Die Perimecturiden gleichen in der Gestaltung ihres Körpers, i. b. durch die mächtige Entwicklung der Schwanzregion, ferner durch die freien und ringförmig geschlossenen Brustsegmente und das bewegliche Rostrum den heutigen Stomatopoden. Peach betont diese Ähnlichkeit und möchte in ihnen vielleicht die Vorfahren der Stom. erblicken. Die Euphausiden weisen in vielen Merkmalen eine auffallende Ähnlichkeit mit den Garneelen auf, so daß Peach in ihnen den Ursprung der Decapoden (richtiger der Garneelen allein!) sucht. Unter den karbonischen Lophogastriden verstecken sich nach Peach die Vorfahren der heutigen (andererseits könnten auch aus ihnen Garneelen hervorgegangen sein). Aus diesen Funden scheint sich nun folgender wichtiger Schluß zu ergeben. Verschiedene Decapoden-Stämme waren zur Karbonzeit schon getrennt, aber sie befanden sich noch im Schizopoden-Stadium, das sie von den schizopoden Trilobiten ererbt hatten. Die heutigen Schizopoden- Stämme waren ebenfalls zur Karbonzeit schon geschieden, sie haben als epistatische Formen die alten Merkmale wenig verändert beibehalten. Von den karbonischen Schizopoden lassen sich wohl die Garneelen und Stoma- topoden, wahrscheinlich auch die Eryoniden, nicht aber die hartschaligen Decapoden ableiten. Steinmann. Eastman, Ch. R. Devonian Fishes of Jowa. (Jowa Geological Survey 18 1908. S. 29-291, 16 Taf., 41 Textfig.) Diese wertvolle Arbeit enthält keineswegs nur eine systematische Be- schreibung der im Staate Jowa gefundenen Devonfische, es werden darin vielmehr die altpaläozoischen Fische überhaupt eingehend behandelt und die verschiedenartigen Deutungen und Auffassungen erörtert, welche die vielfach von den jüngeren Fischen abweichenden Fossilien in der letzten Zeit erfahren haben. Enge mit diesen Erörterungen verknüpfen sich zwei phylogenetische Probleme: die Frage nach dem ursprünglichen Zusammen- hange der schon im Devon scharf getrennten größeren Gruppen und die Frage nach ihrem phylogenetischen Zusammenhange mit den jüngerenFischen. Da der Raum für eine vollständige Inhaltsangabe nicht verfügbar ist, =; ?atar: 352 Referate. beschranke ich mich auf einige besonders wichtige Punkte. Von den Pisces werden die Agnatıa Copes als gesonderte Klasse unterschieden und in dieser neben den Cyclostomen die altpaläozischen Ostracophori (Panzerfische) ein- begriffen, weil sie abweichend von den echten Fischen keinen mit dem Schädel artikulierenden Unterkiefer besitzen. Damit wird zugleich betont, daß die Ostrac. mit den jüngeren Fischen keinerlei stammesgeschichtliche Verknüpfung aufweisen. Ob diese scharfe Gegenüberstellung als endgültig anzusehen ist, erscheint dem Ref. jedoch sehr zweifelhaft, denn ob und welche Beziehungen mit echten Fischen aus jüngerer Zeit bestehen, muß erst noch untersucht werden, und vielleicht werden uns einmal die primitiven Merkmale der Ostrac. als ein bedeutsames Zeugnis für den Vorgang der Entstehung der Fische aus niederen Formen überhaupt gelten. Die Chimären-ähnlichen Reste der paläozoischen Zeit, wie Ahynchodus, Ptyctodus usw. werden vom Verf. dem Chimaeroiden zugerechnet, im Gegensatz zu den Deutungen Dollos und Jaekels, die in ihnen Beziehungen zu den Arthrodiren oder zu Stören erkannt haben wollen. Ausführlich werden die sich widersprechenden Meinungen referiert, wie sie von verschiedenen Forschern über die Stellung der Arthrodiren abgegeben sind; sie werden bald als eine ganz selbständige Gruppe von zweifelhafter Stellung, bald als ein Glied der Placodermen, bald als Zugehörige der Teleostomen, von vielen, so auch von Eastman als eine besondere, durch starke Bepanzerung ab- weichende Abteilung der Dipneusti aufgefaBt. Die Ansicht begründet der Verf. einerseits mit der weitgehenden Ähnlichkeit in der Bezahnung, anderer- seits mit der Schädelbedeckung, die auffallende Analogien (nach E. sogar Homologien) mit der von Ceratodus aufweist. Die heutigen Lungenfische werden aber nicht, wie Dollo und Dean es wollen, von den paläozoischen Ctenodipterinen direkt abgeleitet, sondern letztere werden nur als ein Seitenzweig des Ceratodus-Stammes gedeutet, dessen paläozoische Vertreter uns unbekannt sind. Die Entscheidung über diese Frage hängt wesentlich davon ab, wie wir die unerheblichen Unterschiede zwischen Cienodipterin und Ceratodus bewerten, nämlich ob der diphyzerke Schwanz aus dem heterozerken hervorgegangen sein kann und ob die Schädelbedeckung im Laufe der Zeit vereinfacht und abgeschwächt sein kann oder nicht. Der auffallend persistente Stamm der Coelacanthini, der bis vor kurzem nur bis zum Karbon zurückverfolgt war, hat sich jetzt auch im Devon ge- funden; dieser Fund wird ausführlich beschrieben. Noch bemerkenswerter ist der behandelte Rest eines aalartigen Fisches ohne paarige, mit zusammen- hängenden unpaaren Flossen und mit sehr zarter Beschuppung aus dem Karbon (Palacophichthys). Eastman reiht ihn den Coelacanthinen an, es ist aber nicht einzusehen, weshalb er nicht als altertümlicher Vertreter der Symbranchiden oder Muraeniden gedeutet werden sollte. Ein wahrhaft überraschender Fund ist in den Phosphatknollen des Karbons in Zentral-Kentucky gemacht worden. Es handelt sich um Schädel eines Ganoiden Ahadichnichthys Deani, die sich in diesen Knollen in einer ungewöhnlich vollständigen Erhaltung finden. Das Hirn, das innere Ohr und dieBlutgefäße sind phosphoritisiert und hierdurch so voll- ständig erhalten geblieben, daß sie einen genauen Vergleich mit dem entsprechenden Organe heutiger Fische zulassen. Dabei zeigt sich, daß das Gehörorgan, i.b. das ausgezeichnet erhaltene häutige Labyrinth keinerlei Unterschiede in seiner Organisation gegenüber den heutigen Knochenfischen erkennen läßt! Steinmann. Verlag von Gebriider Borntraeger in Berlin W 35 EP Ufer 12a Lehrbuch der allgemeinen Botanik von Professor Dr. E, Warming und Professor Dr. W. Johannsen, Herausgegeben von Dr. E. P, Meinecke. Komplett, zwei Teile. Mit zahlreichen Textabbildungen. Geheftet 16 Mk. 80 Pf. Gebunden 18 Mk. ’ Studien über die Regeneration von Professor Dr. B. Nemec. Mit 180 Textabbildungen. . Ge- heftet 9 Mk. 50 Pf., gebunden 11 Mk. 50 Pf. Jugendformen und Blütenreife im Pflanzenreich von Professor Dr. L. Diels, Privatdozent an der Universität Berlin. - Mit 30 Textfiguren. Geheftet 3 Mk. 80 Pf., geb. 4 Mk. 80 Pf. Leitfossilien. Ein Hilfsbuch bei der geologischen Arbeit in der Sammlung und im Felde von Professor Dr. Georg Gürich. Lfg. If: Devon. Bogen 7 bis 12 und Tafel 29 bis 52. Subskriptionspreis 14 Mk. Die erste Lieferung, Kambrium und Silur umfassend, erschien # Oktober 1908. Der Subskriptionspreis dieser Lieferung — 14 Mk. 80 Pf. — erlischt bei Erscheinen der zweiten Lieferung. Der Preis wurde auf 18 Mk. erhöht. Die Bedeutung der Reinkultur. Eine Literaturstudie von Dr. Oswald Richter, Privatdozenten und Assistenten am Pflanzenphysiologischen Institut der deutschen Universität in Prag. Mit drei Textfiguren. Geheftet 4 Mk. 40 Pf. Flora von Steiermark. Eine systematische Bearbeiting der im Herzogtum Steiermark wildwachsenden oder im Großen gebauten Farn- und Blüten- pflanzen nebst einer pflanzengeographischen ‚Schilderung “des Landes von Dr. August von Hayek, Privatdozenten an der Universität Wien. Band I Heft 1—11 sind erschienen. Sub-, skfiptionspreis 33 Mk. ; Erscheint in etwa ‘18 ehe Bi zu je.d5 Druckbogen. Der Subskriptionspreis des Druckbogens betragt 60 Pf. _ Ausführliche Prospekte gratis und franko. Zeitschrift für induktive Abstammungs- und Vererbungslehre ‘ Inhalt Herma Abhandlungen Seite v Pearl, R. and Surface, F. M. Is there a Cumulative Effect of as a Selection 2 hick Coke nu ae Satis cap ecb a inl penbeteae es cheba ie aha eer je, Weinberg, W. Uber Vereririieseeetee beim Menschen... . 3 ae koe Correns, C. Zur Kenntnis der u von Kern und Plasma bei der I“ Vererbung vie’ len an Denke ya dee Be oc aa en ree Ane tell ot pee - Kleinere Mitteilungen 5 Ritter, G. Über die im Leim als Unkraut auftretenden Camelina- Te und Spergula-Arten und ihre Abstammung ......:.. tee Referate Lull, R. S., The Ceratopsia by John B. Hatcher, based on preliminary studies by Othniel C. Marsh edited and completed by — — —. Greene, F. C., The Development of a Carboniferous Brachiopod, Chonetes — granulifer Owen. Peach, D.N., Monograph of the higher Crustacea of - ~ the Carboniferous Rocks of Scotland. Eastman, Ch. R., Devonian Fishes ; ‘Of Jowa: sie es eke a kotha Spot eats Sa tae ibe cig ol aoa Die »Zeitschrift für induktive Abstammungs- und Vererbungs erscheint in zwanglosen Heften, von denen vier bis fünf einen Band etwa 25 Druckbogen bilden. Der Preis des Bandes beträgt 20° Ma "Manuskripte, zur Besprechung bestimmte Bücher und Se sowie alle auf die Redaktion bezüglichen Anfragen und. Mitteilu sind an Dr. E Baur, Berlin NW 7, Dorotheenstraße 5, zu Borntraeger in Berlin W 35, Shbacherzen Ufer 122. Die Mitarbeiter erhalten ~ fiir Originalabhandlungen und | "Mitteilungen ein Bogenhonorar von 32 Mk., für. Referate ar Mk Literaturlisten 64 Mk. weitere Exemplare gegen Berechnung geliefert. BAND II HEFT 5 DEZEMBER 1909 ZEITSCHRIFT INDUKTIVE ABSTAMMUNGS- UND VERERBUNGSLEHRE HERAUSGEGEBEN VON} d CORRENS cmonster), V. HAECKER (uatte), G. STEINMANN (sonn), R. v. WETTSTEIN (wen) oO Boo 5 IREDIGIERT VON en : : E. BAUR (sertin) a Ara chee ee INS ET pA Pt aed Pes ee Pb Ir Ty Feet BERLIN VERLAG VON GEBRUDER BORNTRAEGER W 35 SCHONEBERGER UFER 12a 1909 4 + hy et ela N Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin W 35 inal Ufer 12a TABULAE BOTANICAE unter Mitwirkung von. A. J. Blakeslee (Cambridge, Mass.), A. Guilliermond hy ne redigiert von Privatdozent Dr. E. Baur (Berlin) und Dr. E. Jahn (Berlin). Erschienen sind bereits: Tafel I: Myxobacteriaceae, Entwicklung von Polyangium I Eng fuscum. / » ll: Fruchtkorper von Chondromyces und Myxocpecus. 3 Sporenbildung von Myxococcus. ere lll: Acrasieae. Dictyostelium. Coch gional os » I: Sporangien und Plasmodien der. Myxomyceten, Dictydium Trichia, Leocarpus. . » : Stoma, Rhoeo discolor. sae „VI und Vil: Mucorineae. Mucor, Rhizopus. Vill: Ustilagineae I. Ustilago Tragopogonis. » IX: Volvocaceae. Eudorina elegans, = » X: Phaeophyceae: Ectocarpus. I. EN ne 1 RA. Bas RR A yl pe ER TR, Re ~ Das Tafelverk soll die desannte ‘Anatomie win Entwickhungs geschichte der Pflanzen umfassen; besonders ‚sollen Bach, die "iellere Pflanz en mehr berücksichtigt werden. x In Farbendruck ausgeführt, haben die Tafeln e ein. For sips okie ey 150: 100 cm. Jeder Ba w ind. eine RERBRUNg. in, Br Sprachen“ beigegeben. 4 ay Die Tabulae Botanicae Goan in Seri ien von je. vier Tafeln. zum Preise von 30 Mark pro Serie zw Ausgabe; einzeln bezogen erhöht sich der Preis auf 10 Mark pro Tafel. — Auch auf gezogen auf Leinwand mit Stäben sind die Tafeln zu haben; der: Preis erhöht sich dann um 3 Mk. 50 Pfg. Pre ae Rg NE ——— Weitere Tafeln sind in Vorbereitung. A aoe ' Ausführliche Prospekte ar und ak. FOOD J WIV Beitrage zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linné. Von Wilhelm Delhaes. (Mit 29 Textfiguren und 2 Tafeln.) I. Einleitung. Im Jahre 1856 wurde von Fischer und Bernardi (15, 165—166, V 1—3)*) eine Pleurotomaria beschrieben, die 1855 in den Anzillen bei der Insel Marie Galante gefischt war. Damit war die bis dahin allgemein geltende Ansicht widerlegt, ,,c’est une forme éteinte qui appartient entiérement au domaine de la Ge£ologie‘“ (60, 239). Zu dieser ersten rezenten Art, Pleurotomaria Quoyi, gesellten sich im Laufe der letzten 50 Jahre noch fünf weitere, so daß man nunmehr folgende sechs Arten kennt: 1. Pl. Ouoyi Fischer und Bernardi 1856 (15, 165—166, V 1—3) von Marie Galante, Barbados, Yucatan. 2. Pl. Adansonii Crosse und Fischer 1861 (10, 163—164, V 1—2) von Cuadeloupe, Barbados. 3. Pl. Beyrichüi Hilgendorf 1877 (20, 72—73) von Japan (Okinoseriff, Misaki Boshioküste). . Pl. Rumphü Schepmann 1879 (26, 162— 167; 27, 23, II 1—3) von den Molukken. . Pl. Salmii Rolle 1899 (25, 62) von Japan (Okinoseriff). 6. Pl. Hirasei Pilsbry 1903 (24, 496, XXII ı— 2) von Japan (Provinz Tosa). Die letzten beiden Arten, namentlich P/ Hirasei, sind wohl nur als Varietäten von P/. Beyrichii aufzufassen, was Schmalz kürzlich gleichfaJis vermutete (29, 112—115; 80, 127—131). wm $ a) Die in Klammern gesetzten Zahlen, z. B. (15, 165—166, V 1—3), beziehen sich auf das Literaturverzeichnis und geben in folgender Reihenfolge die Nummer im Ver- zeichnis (15), die benützte Stelle der betreffenden Arbeit [Seite (165—166), Tafel und Abb. (V 1—3) an. Eın #) oder b) ... verweist auf die Fußnoten unter dem Striche. Ein (Anm. 1,2... 9) findet in den fortlaufend numerierten Anmerkungen (S. 400/401) seine Erklärung. Induktive Abstammungs- und Vererbungslehre. II. 23 354 Delhaes. Die Pleurotomarien spielen in der Gegenwart, verglichen mit der Zahl der P/. eines kleineren Abschnittes der geologischen Vergangen- heit, nur eine untergeordnete Rolle. So stehen den 6 rezenten Arten im Bathonien 33, im Callovien 14, im Oxford 19, in den koralli- genen Tithonablagerungen 16 Arten gegenüber®). Am Ende der Jurazeit verschwindet ein großer Teil der Pleuro- Zomarien vom Schauplatze des Lebens, und nur von ihrem kleineren Teil kann man Nachkommen in jüngeren Zeiten erwarten. Doch be- stehen die in der Kreide lebenden Arten ungeschwächt fort. Ja, es erreichen Formen, wie P/. Plana, Seriato-Granulata u. a., geographisch eine sehr weite Verbreitung und lokal eine ungeheuer reiche Entfaltung. Das sind fürwahr nicht die Anzeichen einer aussterbenden Gattung, zu der man Pleurotomaria gerechnet hat! (84, 437; 20, 77). Jedenfalls birgt die auffällige Abnahme der Arten von Pleuro- tomaria zu Beginn der Kreidezeit ein der Lösung harrendes Problem in sich. Zu ihm gesellt sich ein zweites, das uns die Gattung HZakotis darbietet. Diese findet sich bekanntlich in der Kreide nur in zwei Arten, wird im Tertiär häufiger, erlangt jedoch erst in der Gegenwart, als Bewohner der Gezeitenzone wärmerer Meere einige Bedeutung. Eine genetische Beziehung zwischen Pleurotomaria und Haliotis, zwei offenbar so völlig anders gestalteten Gastropodenformen, mag manchem auf den ersten Blick befremdlich erscheinen. Und doch ist die Vermutung, daß Aaliotis in die nähere Verwandtschaft von Pleurotomaria gehöre, gar nicht so neu und schon von verschiede- nen älteren Autoren geäußert worden‘)‘). Diesem Gedanken verliehen neben D’Orbigny schon De Koninck, Ryckholt u. a. Ausdruck; denn sie vereinigen al. und //. in einer Familie der Zalotiden wegen des Vorhandenseins einer Perlmutterlage im Schaleninneren, wegen eines Sinus bei P/. und einer damit ver- gleichbaren Löcherreihe bei Ha/. Neuere zoologische Arbeiten haben b) Obige Zahlen beziehen sich für das Bathonien-Oxford auf England, Frankreich, Nordwestdeutschland, Süddeutschland, RuBland, Österreich; für das koralligene Tithon auf das Alpengebiet (Stramberg usw.), Süddeu!schland (Kelheim), Jura (Blauen, St. Ursanne, Valfin) und sind nach den Arbeiten (37; 42; 48; 48; 53; 54a; 55; 57; 58; 59; 59a; 61; 68; 72) zusammengestellt. Bei der Zählung der Arten hielt ich mich an die weitgefaßten Arten von Deslongchamps (42) und nicht an die engumgrenzten, mitunter sehr willkürlichen Arten von D’Orbigny (61). ©) D’Orbigny 61, 395: „Die Plzurotomarien müßten ihrem Tiere nach Haliotis sehr nahestehen.‘“ d) Eudes Deslongchamps 42, 5: „Man hat mit Recht die Haliotiden den Pleuro- tomarien genahert.* Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linné. 355 den zuerst nur rein conchyliologisch gewonnenen Glauben an eine verwandtschaftliche Beziehung von Pleurotomaria und Haliotis gestärkt. Endlich haben Koken (51, 365—366), Burckhardt (86, 203), Steinmann (109, 275) bestimmter die Vermutung geäußert, die Aaliotiden seien unmittelbare Nachkommen eines Teiles der zesozoischen Pleurotomarien. Es schien mir eine lohnende Aufgabe zu sein, zu versuchen, für die von diesen Autoren geäußerten Ansichten die noch fehlenden Beweise zu erbringen. II. Historischer Überblick. Zu der Familie der Haliotiden haben D’Orbigny (100, 376f.), Ryckholt (66, 186, 188) u. a. — abgesehen von Aaliotis und Pleuro- tomaria — fälschlicherweise Gattungen, wie Cirrus und Trochotremaria wegen des Vorhandenseins einer Löcherreihe an der Schalenperipherie gestellt. Doch hat jene bei genannten Gattungen nichts mit der Löcherreihe einer Halotis zu tun, da die einzelnen Löcher von Czrrus keine ,,Atemlécher‘‘, sondern nichts anderes als die Basisflächen oder Stümpfe abgebrochener Stacheln sind. Ähnliche Bildungen kehren bekanntlich bei Gastropoden mehrfach wieder, so bei Cirridius ar- matus de Kon. (54a, 10I—103, X 44-46), Zuciella eliana und or- natissima de Kon. (548, 108—109, XXXV 3—5, XXXII 1—4), bei verschiedenen De/phinuliden, bei Hystricoceras (117a, Taf. 79, 41—43; 117b, Taf. ıı2, III 1—3) und vielen anderen. Bei Trochotremaria Ryckh. hat man es vielleicht auch mit nichts anderem zu tun. In jüngster Zeit hat Blaschke (118, 175—178, XIX 10) zur Familie der Haliotiden die Gattung Haliotimorpha aus den Pachycardientuffen der Seiser Alp gestellt und die alte Zitiel’sche Definition der Haliotiden erweitert. Doch wies Broi/i (119, 98—g9, IX 16—ı8) bald an der Hand reichhaltigeren und besser erhaltenen Materials nach, daß Blaschke's Haliotimorpha Dieneri nicht etwa Perforationstuben, son- dern nur abgebrochene Dornen besitze (Anm. 1). So umfaßt die Familie der Yaliotidae nur die eine Gattung Haliotis Linne, und ihre Definition mag folgendermaßen lauten: „Schale ohrförmig; Gewinde randlich, seltener der Schalen- mitte genähert und dann stärker heraustretend; Zetzter Umgang stark abgeplattet mit weitausgedehnter Miindungslippe; Außenlippe abge- schrägt und an Bedeutung zurücktretend; an der linken Umgangs- seite, auf einer + stark ausgeprägten Kante, eine Reihe ovaler Löcher oder + hoher Perforationstuben; nurjdie letzten ı—ıIo, meistens 5—6 Löcher offen; an Stelle einer Columella) eine brettartig vor- 23* 356 Delhaes. springende Leiste von wechselnder Breite; Schaleninneres mit dicker Perlmutterlage bedeckt, die auch den größeren Teil der geschlossenen Tuben von innen ausfüllt; ungefähr in der Mitte des Schaleninneren ein + großer, oft rauher Muskelansatzfleck; Deckel nur im Embryonal- stadium.‘ In drei Untergattungen (Anm. 2) zerfallen nach 7Z7yon (111, 75) und Zrscher (88, 845) die Halzotzden, und ihre Definitionen lauten nach 7ryon folgendermaßen: I. Haliotis Linne s. str. 1758. Schale oval; Fuß des Tieres nur ein wenig über sie nach hinten vorspringend. II. Teinotis H. und A. Adams 1858. Schale sehr lang und schmal, glatt; Fuß des Tieres weit über die Schale nach hinten vor- springend. III. Padollus Montfort 1810. Schale gerundet, niedergedriickt; mit einer Leiste (,,Sulcus‘‘) parallel zur Löcherreihe. Die Definition von Padollus ist —, nach den von 7ryon hierher gerechneten Formen zu urteilen, — nicht ausreichend und daher folgendermaßen zu erweitern: „Schale gerundet, niedergedrückt, mit einem der Mitte genäherten Gewinde; auf der Apzcalseite parallel der Löcherreihe mit einem + deutlich ausgebildeten Spiralwulst mit (Taf. 2, 4, 8) oder ohne (Fig. 13b) Radiallamellen oder mit Radialrippen, die in einiger Entfernung von der Löcherreihe knotig anschwellend abbrechen“ (Taf. 2, 1; Mat 3,725,226)). Nach meinen Untersuchungen kann ich den 18 Gruppen, in die Tryon (111, 76—78) die 69 Arten und 13 Varietäten der Haliotiden noch weiter einteilt, im wesentlichen zustimmen. In der Beurteilung der Stellung einiger Arten weiche ich von ihm ab und halte es so auch für richtiger, seine Gruppe des Padollus parvus in drei, wenn nicht vier Gruppen zu zerteilen, wie ich das später (S. 369) zeigen werde. Die Haliotiden leben in der Litoralzone der wärmeren und gemäßigten Meere. Nur wenige Gruppen — z. B. die der Hal. corru- gata, tuberculata, stomaliaeformis, pustulata, diversicolor und Teinotis asınına — haben weitere geographische Verbreitung. Alle übrigen be- schränken sich auf kleinere Bezirke. So verteilen sich die Haliotiden auf acht der von Woodward aufgestellten Provinzen (88, 125), und mehrere Gruppen sind in verschiedenen dieser Provinzen zu finden. Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linné. 357 1. Die australisch-neuseeländische Provinz‘) (Australien, Neuseeland, Neucaledonien, Paumotus-Inseln, Lord Hoods-Inseln, Viti- Inseln) beherbergt mit 14 Gruppen den größten Teil der lebenden Haliotiden. 2. In der indisch-pazifischen Provinz (Mozambique, Mauritius, Reunion, Rotes Meer, Ceylon, Ostindien, Fava, Philippinen, Liu-Kiu-Inseln) leben 4 Gruppen. 3. In der japanischen Provinz (Japan, China) sind 6 Gruppen verbreitet. 4. Der kalifornischen Provinz (West-Nordamerika, Kalifornien) gehören 2 Gruppen an. 5. In der Provinz von Panama (Galapagos-Inseln) kennt man I Gruppe. 6. In der karaibischen Provinz (Zloridariff) fand sich I Gruppe (Anm. 3). 7. In der afrikanisch-australischen Provinz (Kap der Guten Hoffnung) leben 2 Gruppen. 8. In der lusitanischen Provinz (Kanarische Inseln, Gibraltar, Mittelmeer, Westküste von Frankreich, Kanalinseln) ist 1 Gruppe häufig. Das Verbreitungszentrum der Haliotiden liegt also im Gebiete des pazifischen und indischen Ozeans und der sie umsäumenden Kiistenstriche. Abgesondert von diesem umfassenden Bezirk liegt das Gebiet am Kap der Guten Hoffnung, das ganz isolierte Vorkommen am Floridariff und der Bereich der süd- und westeuropäischen Küsten. Die in der Gegenwart weit verbreiteten Haliotiden finden sich fossil selten und treten erst im Älteren Tertiär etwas häufiger auf. Abgesehen von den beiden mangelhaft erhaltenen kretacischen Arten, Hal. antiqua Binkhorst 1861 aus der Maestrichter Kreide (9%, 81—82, Va 2 Fig. 4a—c; 96, 40) und Hal. cretacea Lundgren 1894 aus der Mucronatenkreide Südschwedens (Barnakaella) (99a, 52—53, II x), konnte ich aus der Literatur 16 Arten oder Varietäten er- mitteln, über die ich an anderer Stelle genauer sprechen möchte. Hier will ich nur kurz hervorheben, daß sich schon unter diesen a) Die in Klammern gesetzten Namen geben die mir bekanntgewordenen Fund- punkte von Haliotis an. 358 Delhaes. tertiären Haliotiden fünf der rezenten Haliotidengruppen deutlich nachweisen lassen ‘®). III. Morphologie der Haliotidenschale. Im folgenden soll eine Beschreibung der Morphologie der Halio- tidenschale gegeben werden, damit ihre charakteristischen Merkmale deutlich heraustreten. Die ebene oder geneigte oder gewölbte Apicalseite bildet mit der mehr oder minder steilen Lateralseite eine fast kontinuierlich verlaufende Kurve, mit einem nur schwachen Knick an der Löcher- reihe; oder beide setzen deutlich an einem mehr oder minder starken Perforationstubenkiel ab. Bei einigen Formen tritt ungefähr in der a) Ich stelle zu der rezenten Gruppe: Pad. ovinus (Taf. 3, 25, 26) v. Australien H. ovinoides Coy 1876 (Taf. 3, 27) aus d. Eocän v. Australien. Hal. naevosa (Taf. 3, 23) v. Australien H. naevosoides Coy 1876 (Taf. 3,24) aus d. Eocän v. Australien. d. Eocän v. Australien. H. vufescens Sby aus d. Post- pliocän v. Kalifornien. I" Mooraboolensis Coy 1876 aus Hal. corrugata v. Japan u. Kalifornien H. monilifera Bon. | aus Gb isk ee) 2 - gano der Colli H. anomiaeformis | Torinesi. Hal. pustulata v. Australien, Japan, aus d. Sacco 1896 Ind. Ozean H. Neuvillic Bial de Bell. 1903 aus d. Ob. Aquitan der Gironde. H. Benoisti Cossm. 1895 aus d. Miocan der Gironde. H. volhynica Eichw. 1853 aus d. Unt. Miocän v. Osterreich- Ungarn. H. tub. L. var. tau- voparva Sacco 1896 i; tub, LE. var. perspivata Sacco 1896 H. tub. L. var. tau- roplanata Sacco 1896 H. ovata Bon. 1827 H. tub. L. var. lamellosoides Sacco | 1896 aus d. Pliocän v. Piemont. Hal. tuberculata Linn. v. Süd- u. West- europa, Japan | aus d. Elvezi- ano der Colli Torinesi. Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linné. 359 Mitte der letzten Umgänge, parallel zur Löcherreihe, eine Depression auf, die sich nach der Mündung zu verbreitert. Eine solche ,,Spiral- einsenkung“ kann bei den verschiedenen Arten sehr verschieden stark entwickelt sein. So ist. sie bei 7. rosacea Rve. (111, XXIV 59 —63), 7. exigua Deck. (111, XLIX 36—38) u. a. nur schwach an- gedeutet und ist bei den Jugendstadien von 4. Midae L. (Taf. 2, 3) und bei Hal. coccoradiata Rve. (111, IV 16, 20) sehr deutlich zu er- kennen. Die wulstigen Erhebungen der Apicalseite — kurz „Spiralwülste“ — erlangen gleichfalls bei den einzelnen Arten ganz verschiedene Bedeutung. Das zeigt Tryon’s Gruppe der Padollus parvus L. sp. Bei Pad. Pourtalesi Dall (111, XXII 27—28) ist er nur als schwache Kante angedeutet. Bei Pad. parvus L. sp. (Fig. 13b, Sp.W.) tritt ein gerundeter kräftiger Wulst über die Oberfläche und fällt nach dem Scheitel zu mitunter steiler ab. Bei Pad. Emmae Gray sp. (Taf. 2, 10, Sp.W.) findet sich ein flacher, sehr breiter und von einer Depression begleiteter Spiralwulst. Bei Pad. tricostalis Lam. sp. (Taf. 2, 4, 8, Sp.W.) endlich wölbt er sich als breiter Wulst aus der völlig flachen Apicalseite auf und ist an den Seiten deutlich ab- gesetzt. Anfänglich ist der Spiralwulst nur an einer Depression zu erkennen, doch sehr bald kommt es zu einer deutlichen Aufwölbung der Schalenoberfläche. Wie jede Spiralskulptur, sind auch die ,,Spiral- einsenkungen‘“ und „Spiralwülste“ auf eine Aufwölbung des Mantel- randes zurückzuführen. Die Lateralseite zeigt als Charakteristikum eine Depression, die in Tiefe und Breite bei Arten, wie Individuen schwankt. Stets ist sie jedoch von einem „Basalkiel“ begrenzt (Abb. 2, 4, 7, 8, 10 B.K.). Eine Depression fehlt fast ganz Formen, wie Hal. Crache- rodi (111, X 52, 53), Hal. sanguinea (111, XVIII 6), Hal. Midae (Abb. 2,3) und ist am stärksten wohl in den Gruppen der Hal. rugoso- plicata (111, XX 12—13), Hal. Mariae, der verschiedenen Pad. (2, 4, 10, Fig. 13b) entwickelt. Auch beim einzelnen Individuum verändert sich die Depression und gewinnt mit fortschreitendem Wachstum des Tieres an Tiefe oder Breite. Unter den Skulpturelementen herrschen spiral verlaufende Rippen vor. Auf der zweiten Windung zählt man häufig 3—5 Spiralleisten. Ihre Zahl vermehrt sich bald durch feine, später gleich- falls zu Leisten erstarkende Spiralstreifen. Selten sind die Spiralleisten (= Längsleisten) von gleicher Stärke (2, 3, 7, 10, Fig. ı3b). Es wechseln vielmehr stärkere und feinere im Verhältnis 1:1 (Taf. 3, 17) 360 Delhaes. oder 1:3 ab, und dann ist die mittlere der drei feinen Leisten wieder die kräftigere (Taf. 3, 23). Die Längsleisten treten mitunter, z. B. bei Zein. asinina, auf der Lateralseite früher als auf der Apicalseite auf. Auf den späteren Windungen — so von Hal. diversicolor Rue. (111, XV 80), Hal. zealandica Rve. (111, III 5), Hal. sanguinea (111, XVIII 6) — verbreitern sich die Spiralleisten sehr häufig und können dabei ganz eingeebnet werden. Dann bleiben zwischen ihnen nur noch die scharfen Furchen sichtbar, so bei Pad. Brazieri Ang. (111, XIII 67—68), Hal. Midae (Taf. 2, 3), Hal. glabra (111, IX 50); oder die Schale wird später, abgesehen von den Anwachsstreifen, ganz glatt. Fig. I. Fig. I. Teinotis asinina L. sp. Ostasien. Jugendexemplar von oben. (Orig. im Loebbecke-Museum.) (3/,.) Das zeigt sehr schön Teinotis asinina L. sp. (Fig. 1; Taf. 3, 22). Scharfe perlschnurartige Rippen heben sich‘ bei ihr anfänglich aus der fast glatten Schalenoberfläche deutlich heraus, doch verbreitern sich die Spiralrippen vom dritten Umgang an, verlieren an Schärfe und werden endlich ganz obsolet. Die Anwachsstreifen zeigen mannigfaltige Variationen. Nur die hauptsächlichsten seien hervorgehoben! I. Die Anwachsstreifen sind sehr breit und von scharfen Furchen getrennt, so bei Pad. ovinus (Abb. 3, 25, 26), Pad. Brazieri (111, XIII 67— 68). 2. Die Anwachsstreifen sind breit und rufen das perlschnurartige Aussehen der Spiralrippen bei Pad. pulcherrimus (Taf. 2, 1, 2), Hal. rosacea (Fig. 2), Hal. excavata (Taf. 3, 19, 20), Hal. virginea (111, XVII 94—96) hervor. Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linne. 361 3. Die Anwachsstreifen sind scharf und knoten die Spiralrippen schwach. So entsteht die regelmäßige Gitterung von Pad. parvus (Fig. 13b, 14a, b). 4. Die Anwachsstreifen sind lamellös und als dichte Streifen zwischen den Längsrippen sichtbar, so in der Gruppe der Hal. pustu- lata, tuberculata, diversicolor. 5. Die Anwachsstreifen treten als scharfe, entfernte Lamellen auf und schuppen oder körneln die Spiralleisten. Das ist in der Gruppe der Hal. naevosa (Fig. 18, 3, 23), rugoso-plicata (111, XX 12, 13), Pad. Emmae (Taf.2, 10, 12) und Pad. tricostalis (Taf. 2, 5, 8) der Fall. Daneben finden wir bei YJalotis echte Querskulptur. So zeigen die Vertreter der Pustulatagruppe von Anfang an, ganz abgesehen von der feinen Körnelung durch die Anwachsstreifen, eine deutliche längsgerichtete Knotung. Diese ist auf das Auftreten von Radial- falten am Mantelrand zurückzuführen, denn alle Längsleisten und -streifen lassen solche Knötchen erkennen, und bei einigen Formen, so Hal. varia (111, XVII 91, 93, 99, 100), ordnen sich die Knoten und Knötchen zu Radialfalten an. Bei Hal. Dringü Rve. (111, V 25), Hal. squamata Rve. (111, XVIII 2) u. a. sind solche ‚Pusteln“ nur auf den Anfangswindungen vorhanden und wachsen später zu schuppigen, hohlen Halbstacheln aus, wie man sie z. B. auch bei Spondylus kennt. Für das Verschmelzen einzelner Knotenanschwel- lungen zu Radialwülsten sind Hal. excavata (Taf. 3, 17, 19, 20 R.W.), Pad. Emmae (Taf. 2, 10, 12, R.W.), Pad. tricostalis (Taf. 2, 4, 8, R.W.) gute Beispiele. Bei ihnen queren auf der zweiten und dritten Windung deutliche Querwiilste die Apicalseite und schwellen auf dem Wege vom Scheitel zu den einzelnen Löchern an. Doch im Laufe der individuellen Entwicklung des Tieres verlieren die Radialwülste ihren streng radiären Lauf. Sie werden unregelmäßig; verzweigen sich und werden immer stärker zur Mündung vorgezogen. Dadurch ändert sich aber das Verhältnis zu den Anwachsstreifen. Zwar laufen diese bei Zalotis von Anfang an nicht parallel zur Querskulptur, wie das sonst der Fall ist, doch wächst der Winkel zwischen Anwachs- streifen und Querskulptur bis zur Mündung beständig. Dieses eigen- artige Verhältnis der Anwachsstreifen zur Querskulptur gibt am besten der Ausdruck „Scherende Skulptur‘ wieder, für die noch einige Beispiele folgen mögen. Einige Haliotiden bilden von Anfang an stark vorgezogene Radialstrahlen. Diese verflachen aber auf späteren Windungen und verschwinden, oder werden auch zu Lamellen, so bei Had. diversicolor (111, XV 80). Das gleiche ist bei 362 Delhaes. Pad. tricostalis und Pad. Emmae der Fall. Hier gehen die Quer- wülste (R.W.) auf der Apicalseite in sehr hohe, dünne Lamellen (R.L.) über (Taf. 2, 4, 7, 8), und das Schaleninnere queren dann unregel- mäßige Querwülste als Ausgüsse der zwischen diesen Lamellen vor- handenen Vertiefungen. Der gleiche UmwandlungsprozeB der Quer- skulptur ließe sich bei /al. /ris (111, XIII 65—66) und Aal. rugoso- plicata (111, XX 12—13) verfolgen. Bei Pad. pulcherrimus werden die Querwiilste allmählich so stark zur Mündung vorgezogen, daß die anfangs deutlich erkennbaren Spiralleisten (2, 2) später nur noch an den stärkeren Einschnürungen der Querwülste parallel zur Löcherreihe kenntlich sind (Taf. 2, ı). Auch das anhaltende Wachsen des Winkels zwischen Querskulptur und Anwachsstreifen ist bei dieser Form gut zu beobachten. Ein weiteres schönes Beispiel ist Hal. Midae L. Ihre Jugendformen (Taf. 2, 3) liefern noch ein normales Skulpturbild. Breite, gewellte Spiralleisten sind von tiefen Furchen getrennt und werden von dichten, feinen Anwachsstreifen scharf geschnitten. All- mählich werden die Anwachsstreifen immer schuppiger und blättriger. Endlich erhebt sich hier und da ein Bündel solcher Anwachsstreifen als grobe, gewellte Radialrunzel und biegt ungefähr an der Stelle der schon früher beschriebenen Depression (S. 359) stark nach hinten ein, um dann wieder nach vorn vorzuschnellen. Bei den erwachsenen Formen (111, VIII 43—44; L 6—8) verzweigen sich die einzelnen Radialrunzeln; erfahren häufiger Vor- und Rückbiegungen und be- kommen so eine gewisse Ähnlichkeit mit Locken. Jedes weitere Beispiel würde dieselben Änderungen der Quer- skulptur, wenn auch in verschiedener Färbung, erkennen lassen. Eine Erklärung für ein solches abweichendes Verhalten von Querskulptur und Anwachsstreifen kann, meiner Meinung nach, nur in der fortwährenden Erweiterung der Mündung beim Wachstum der Haliotiden gesucht werden. Deshalb möchte ich das Auftreten der „scherenden Skulptur“ als ein typisches Haliotidenmerkmal bezeichnen. Ähnliche Erscheinungen kehren im Molluskenreiche häufiger wieder, wofür ich noch drei Beispiele anführen will. Bei verschiedenen silurischen Bellerophontiden erweitert sich die Mündung außerordentlich stark. Daher stellen sich hier die Spiralleisten fiederförmig zum Löcherreihenkiel, der Symmetrieachse des Umganges, und es schieben sich zwischen sie feinere. vom Löcher- reihenkiel ausgehende Leisten ein. Das ist bei Tremanotus longt- tudinalis Lindstr. (124, IV 1, 4). bei Tr. fortis Barr. (117, Taf. 83, 18), Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linne. 363 bei Phragmostoma civis Barr. (117, Textfig. goa), bei Phr. tuboides Barr. (117, Taf. 82, 12, 14) der Fall. Das zweite Beispiel sei Argonauta! Im Loebbecke-Museum konnte ich ihre drei Gruppen: (Arg. hians Sol.; Arg. tuberculosa Lam.; Arg. Argo L.) (128, 454—458; 129, 257—58) in einer Reihe von Exemplaren untersuchen und fand dabei in jeder dieser Gruppen eine ,,scherende Skulptur“, wie bei Aaliotis, entwickelt. Auf der mützenförmigen Anfangswindung verlaufen die Anwachsstreifen und die etwas später auftretenden Querrippen parallel dem Mündungsrand. Sehr bald ver- lieren jedoch die Querrippen ihre anfangs nach hinten gewandte Krümmung; werden zum Mündungsrand immer stärker vorgezogen und schneiden so die Anwachsstreifen. Gleichzeitig zerspalten sich, entsprechend der anhaltenden Verbreitung der Mündung, die Quer- rippen weitgehend und werden außerdem bei Arg. /uberculosa noch in zahlreiche Knoten aufgelöst. So leicht, wie bei Haliotis und Argonauta, ist bei Trigonia der Kausalzusammenhang von Ausbreitung und Auftreten der ,,scherenden Skulptur‘* nicht einzusehen, da sich bei ihr die ganze Gestalt der Schalen nicht so offensichtlich verändert. Nur in den Gruppen der Trig. costatae und glabrae (-laeves) (128, 252—56; 129, 345—347) verlaufen die Anwachsstreifen und die Querrippen parallel zueinander. Bei allen anderen Trigoniengruppen liegt dieses normale Verhalten allein der Anfangsschale zugrunde, und sehr bald werden die Quer- rippen von den Anwachsstreifen geschnitten und endigen, meist knotig anschwellend, am unteren Klappenrande. So erhalten wir in drei verschiedenen Molluskenstämmen dreimal den gleichen Fall einer interessanten Veränderung der Skulpturverhältnisse. Bei jedem Individuum von ZHaliotis und Argonauta und bei den meisten 7rigonien bildet sich allmählich die „scherende Skulptur‘ heraus und steht mit der Wachstums- änderung der drei Gattungen im engsten Zusammenhang. Diese Wachstumsänderung besteht aber aus einer Wachstumsbeschleu- nigung an einer Stelle und einer entsprechenden Wachstumshemmung an anderer Körperstelle. Bei der abgeplatteten AZalotis ist der erste Bezirk im Bereich des Mündungsrandes, der zweite im Bereich der Außenlippe zu suchen. Bei der hochmündigen Argonauta dehnen sich die seitlichen Mündungsränder wesentlich schneller als der zentrale, dem ‚Trichter‘ des Tieres entsprechende Ventralteil der Schale aus. Endlich wächst bei 7rigonia der vordere, nach unten gewandte Rand der beiden Klappen rascher als ihr hinterer Teil. 364 Delhaes. Das bezeichnendste Merkmal der Gattung Hathotis ist die Löcherreihe. Bei ihr sind bekanntlich nur die zuletzt gebildeten Löcher offen (Fig. 1, 2, 3B). Die früheren werden kontinuierlich, von hinten nach vorn fortschreitend, beim Wachsen des Tieres ge- schlossen. Im Lumen eines geschlossenen Loches scharen sich nämlich mehrere lamellöse Aragonit-Conchiolin-Ringe konzentrisch um einen vorn gelegenen, zuletzt und auf einmal ausgefüllten, Nukleus (Fig. 1, 2, 27A). Bei Hal. rosacea Rve. sind diese Ringe in ihrer Mitte oft von einer Furche unterbrochen (Fig. 2). Die Zahl der offenen Löcher Fig. 2. Fig. 3A. Fig. 3B. Fig. 2. Hal. rosacea Reeve. Löcherreihe. (Orig. im Loebbecke-Museum.) (?/;-) Fig. 3A. Mantelschlitz von Hal. tuberculata L. [Copie nach Lacaze-Duthiers (98, IX 2).] (/,.) Fig. 3B. Hal. tuberculata L. Löcherreihe. (Orig. im Loebbecke-Museum.) (1/,.) Schl, Mantelschlitz; Mu. Schalenmuskel; 1, 2, 3 Tentakeln. schwankt von Art zu Art und ändert sich bisweilen auch beim ein- zelnen Individuum im Laufe seines Lebens. Z. B. sollen die kalifor- nischen Haliotiden in der Jugend 5—g und im Alter nur 2—3, ja 0, offene Löcher haben (114, 107) (Anm. 4). Der Mantelschlitz entspricht der Reihe offener Schalen- löcher und kann, auf jeden äußeren Reiz hin, fest verschlossen werden. Für gewöhnlich sind seine Ränder gewellte Linien und be- rühren sich, oder greifen nur an einzelnen Stellen übereinander. Diesen Stellen entsprechen an der Schale die gewellten Furchen zwischen den einzelnen Perforationstuben (Fig. 1, 2, 3B, 27A,B). Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linne. 365 Bei Bildung eines neuen Loches sind die beiden Mantelränder vorn zunächst auseinandergespreizt und bilden so an der Schale einen ,,dagen- förmigen Ausschnitt“ („Echancrure“ 112, 291) (Fig. 1,2,3B). Gleichzeitig schließt das vorrückende hintere Ende des Mantelschlitzes allmählich das hinterste Loch (Fig. 2,27 A). Sowie das hintere Loch ganz ausgefüllt ist, ist vorn ein neues Loch fertig geworden, da sich inzwischen die vorderen Spitzen der Mantelränder wieder einander genähert haben. In einem Vertikal- oder Horizontalschnitt durch einen ausgefüllten Tubus unterscheidet man deutlich drei Schalenlagen. Außen lagert eine dünne Lage des Pervostracums (= Epidermis). Unter ihm folgt eine gleichfalls dünne Lage der „Przismenschicht‘. Weitaus den größten Teil des Tubus nimmt die ,,Per/mutter/age‘‘ in Anspruch, die mehrere deutlich voneinander abgesetzte Anwachszonen unterscheiden läßt. Die Löcher liegen im Niveau der Schalenoberfläche — wie z. B. bei Haliotis Midae (Taf. 2, 3), Tein. asinina (Fig. 1), Pad. parvus (Fig. 13 A, B) u. a. — oder sie liegen auf hoch aufragenden Perforations- stuben — wie z. B. bei Pad. tricostalis (Taf. 2, 4), Pad. Emmae ler. 27 B; Tal 200 12), Pad. ovinus (Vat. 3, 25) 28), ead. pulcherrimus (Taf. 2, 1, 2) u. a. Derartige Unterschiede erklären sich aus der verschieden starken Aufwölbung der Mantelschlitzrander, die jedenfalls durch das Auftreten des vordersten Tentakels am unteren Mantelschlitzrande veranlaßt wird. Diese ,,7entake/n (105, 154) sind Sinnesorgane, wie die zahlreichen Tentakelfäden des Epipodiums, und jeder für sich innerviert (Fig. 3A 1, 2, 3). Die Zahl der Tentakeln und der Löcher ist keineswegs die gleiche, wie Cuvier, Deshayes und Fischer (88, 844, Fig. 596) fälschlich angeben. Vielmehr erwähnen Lacaze- Duthiers (98), Wegmann (112), Smith (106, 420—21), Zleure (90) über- einstimmend nur drei Tentakeln, als eine, bei Hal. tub. u. a. Arten, konstante Zahl. Die Stellung jedes einzelnen Tentakels an den Mantel- schlitzrändern ist gleichfalls beständig. So tritt der dritte am hinteren Schlitzende auf; der zweite am rechten Schlitzrand in der Nähe des Schalenmuskels; der erste am linken Schlitzrand, dem Mantelrand am meisten genähert (Fig. 3A, B). Das Auftreten der Löcherreihe übt auf die Schalen- skulptur großen Einfluß aus. An Jugendexemplaren und gut er- haltenen Jugendwindungen älterer Schalen ließen sich drei Ent- wicklungsstadien deutlich nachweisen: 1. Das Embryonalstadium, dem das skulpturlose, gelbgefärbte Conchiolinbläschen zuzurechnen ist, und das Simroths „Zmbryono- concha“ entspricht (105, 197; 82, 145—147) (Fig. 4, Em. C.). 366 Delhaes. 2. Ein Stadium, das nur feine Längsstreifen und Anwachsstreifen zeigt, noch keine Spur von Löchern aufweist und wohl ,,Prosopo- concha“ (Simroth) genannt werden darf. Entsprechend dem schwach konvex vorgewölbten Mundrand verlaufen feine Anwachsstreifen vom Scheitel zum Schalenrande, ohne die geringste Spur eines Einbiegens zu zeigen, das auf die Gegenwart eines Schlitzes oder einer Löcher- reihe schließen ließe (Fig. 4, Pr.C.). Meine Beobachtungen decken sich mit den Angaben von Crosse und Fischer (84, 259—60), P. Fischer (88, 843), Tryon (111, 74). Dieses Stadium deutet jedenfalls auf eine freischwimmende Lebensweise der Haliotidenlarve hin, zumal bei ihr ein Velum und ein Cilienkranz beschrieben sind (81, Fig. 4. Fig: 5. Fig. 4. Hal. tuberculata L. Jugendwindungen. Halbschematische Zeichnung bei stärkerer Vergrößerung. Fig. 5. Pyxipoma lactea Lam. sp. Moerch. Anfangs- windung. Schematische Zeichnung bei stärkerer Vergrößerung. A.S. Apicalseite; b Sinus- band; Em.C. Embryonoconcha; L.R. Löcherreihe; L.S. Lateralseite; Pr.C. Prosopo- concha; Te.C. Teleoconcha. 270—76, Textfig. 11). Beide werden aber resorbiert, sobald sich die Larve festsetzt und von der schwimmenden zu einer kriechenden Lebensweise übergeht (81, 270—76). Boutan konnte den genauen Zeit- punkt dieses Umwandlungsprozesses nicht feststellen und erwähnt nichts von dem Vorhandensein eines Mantelschlitzes in diesem Stadium. 3. Im dritten Schalenstadium, der ,„Zeleoconcha‘“ Simroths (105, 197), verlaufen die Längs- und Anwachsstreifen, vom Auftreten des ersten Loches an, nicht mehr so regelmäßig, wie an der Prosopo- concha (Fig. 4, Te.C.). So werden die Anwachsstreifen auf Apical- wie Lateralseite an der Löcherreihe unterbrochen, biegen rückwärts, und zwar an den Furchen zwischen den Löchern stärker als an den Löchern selbst (Fig. 4). Ähnlichen Verhältnissen begegnen wir beim ‚‚Schlitzband‘‘ von Pleuro= tomaria (97, 265, Fig. 5), Scezssurelliden und Siliguaria (Fig. 5) (Anm. 5). Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linne. 367 In den Verlauf der Spiralleisten greift das erste Loch gleichfalls umgestaltend ein, denn von nun an zeigen die Spiralleisten, vom Scheitel aus gerechnet, zwischen den einzelnen Löchern eine Vorbiegung und in der Richtung auf die Löcher eine Rückbiegung (Fig. 4). Am deutlichsten prägt sich diese Wellung an den Rippen in der Nähe der Löcherreihe aus und nimmt mit der Annäherung an den Scheitel an Schärfe ab (Fig. 4). Nur bei den Formen, die auf späteren Windungen jeder stärkeren Querskulptur ermangeln, läßt sich der gewellte Verlauf der Spiralleisten von der zweiten bis zur letzten Windung klar verfolgen. Bei allen anderen wird das Bild unscharf, weil sich stärkere Querskulptur einstellt, oder die Spiralleisten bis zum fast völligen Schwinden abgeschwächt werden. Endlich sei noch auf ein wichtiges Merkmal der Haliotidenschale kurz hingewiesen. Es fehlt den Schalen eine deutlich aus- gebildete Basis und ein Nabel. Wir finden eine scharfe, sich weit ausbreitende Mündungslippe (M.L.) und eine schwach entwickelte Außenlippe (A.L.) (Fig. 13a). An die Stelle der Basis ist eine brett- artig vorspringende, mehr oder minder breite ,,Co/umellarlippe ge- treten, die sich bis in den Scheitel zurückverfolgen läßt (Taf. 2, 15; Bie.ı13a, ELL.). IV. Phylogenetischer Teil. Verschiedentlich hat man Anklänge an ZHaliotis bei anderen Gastropodengattungen gefunden und deshalb auf eine Abstammung hingewiesen. So vermutete Zindstroem (124) und nach ihm Perner (117), daß zwischen dem silurischen 7remanotus und der rezenten Haliotis ein Zusammenhang bestände, weil sich bei beiden Perforationstuben der Schale finden. Perner wies auch nach, daß die Schalendurch- bohrungen dieser Bellerophontide, wie bei Haliotis, aus drei Schalen- schichten aufgebaut und untereinander durch einen Spalt verbunden sind (Fig. 26). Schon jene beiden Autoren hielten den Gedanken an einen Zusammenhang von Ha/. und Trem. wegen der großen Lücke und des Fehlens jedes Bindegliedes für gewagt. Ich möchte ihn unter allen Umständen abweisen, denn einmal würde einem solchen Ver- gleich nur ein einziges Merkmal, die Löcherreihe, zugrunde liegen, — noch dazu ein Merkmal, dem viel zu viel Wert beigemessen wird. Und zweitens ist die Umbildung einer vollkommen symmetrisch auf- gerollten Form zu einer extrem asymmetrischen Schale undenkbar. Andere Autoren [41; 42; 48; 59; 60; 61] vermuteten zwischen Haliotis und Trochotoma nahe Beziehungen, weil es bei ihr zur Bildung 368 Delhaes. eines Loches hinter der Mündungslippe kommt. Eine Bestätigung ihrer Vermutungen sahen sie in dem zweiteiligen Loch von Ditremarta, das durch eine Aufwölbung des unteren Lochrandes von Zrochotoma entsteht. Durch die Vervielfältigung eines solchen Spaltes dachten sie sich die Löcherreihe der Zaliotiden entstanden. An anderer Stelle [S. 394—98] will ich auf die Frage nach der Entstehung der Löcher- reihe zurückkommen. Hier kann ich mich mit dem Hinweis begnügen, daß auch dieses Merkmal allein keineswegs hinreicht, um eine Ab- stammung der Haliotiden glaubhaft erscheinen zu lassen. Erst Koken äußert die Ansicht, die Zalotiden stammten wahr- scheinlich von den Pleurotomarien ab. Er denkt an die kleinen Cassianer Formen Temnotropis carinata und bicarinata, da sie in der ohrförmigen Mündung, in der Bandlage und im Basalkiel der Lateralseite mit den al. übereinstimmen, und die Löcherreihe der Aal. nichts als ein umgewandelter Sinuseinschnitt sei (97, 364—66, Textfig. 5). Burckhardt (86, 203, Gruppe V8) vermutet dagegen, die Halzoteden könnten von Formen, wie Trochotoma auris, Tr. mastoidea, Tr. amata, ihren Ursprung genommen haben. Diese Formen haben eine sehr niedergedrückte Gestalt, eine langohrförmige Mündung, eine ausgehöhlte Basis und tragen das Band an der Grenze von Apical- und aus- gehöhlter Lateralseite. Endlich verallgemeinert Sieinmann (109, 285) die Koken’sche An- sicht und glaubt, Zalotis sei „aus einem Teil der Pleurotomarien ent- standen‘, denn die Anfangswindungen von al. sind kugelig; die Skulptur der P/. kehrt bei Ha/. wieder, und die Löcherreihe ist nichts als ein umgebildeter Pleurotomarienspalt. Auf dem von Steinmann vermuteten Wege bin ich weiter gegangen und habe mich bei der Suche nach Vorfahren der Aaliotiden von folgenden Gesichtspunkten leiten lassen. In erster Hinsicht zog ich die Skulpturverhältnisse zu Rate und berücksichtigte weiter die Lage des Schlitzes und der Löcherreihe, die Beschaffenheit von Apical- und Lateral- seite und fand endlich wichtige Belegpunkte durch die vergleichende Untersuchung der inneren Organisation der lebenden Pleurotomarien und Haliotiden. Ich konnte zum Vergleich mit P/. nur die normal aufgerollten Anfangswindungen von Hal., d.h. den zweiten und dritten Umgang, heranziehen, da alle folgenden schon zu starke Änderungen im Sinne des Haliotidenwachstums zeigen. Von seinen Kennzeichen habe ich Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linne. 369 schon eingehend gesprochen. Hier seien nur nochmals die wichtig- sten Merkmale kurz aufgezählt. I. An die Stelle eines Pleurotomarienspaltes und -bandes tritt die Löcherreihe. Ihr Auftreten veranlaßt den schwach gewellten Ver- lauf der Spiralskulptur. 2. Die Mündungslippe verbreitert sich rasch und beständig. 3. Infolgedessen vermehren sich die Spiralrippen fortwährend, und geht 4. die normale Querskulptur in eine „scherende Skulptur‘ über, d. h. Anwachsstreifen und Querskulptur schneiden sich bis zur Mündung unter dauernd wachsendem Winkel. 5. Bie Basisfläche ist durch die Columellarlippe ersetzt, und ein Nabel fehlt. Bei allen Vergleichen einer Pleurotomarie und einer Haliotis ergaben sich übereinstimmend diese fünf Punkte als die bedeutenden Unterschiede. Bei //. findet sich von den bezeichnenden Merkmalen der Ha/. auch nicht die geringste Spur. Ich darf mir deshalb ein weiteres Eingehen auf diese 5 Punkte im folgenden ersparen und werde mich bei den folgenden Beispielen mit einem kurzen Hinweis auf die ,,Ha/zotidenmerkmale begnügen. I. Beispiel: Gruppe des Pad. tricostalis Lam. sp. und Gruppe der Pl. ornata Desl. Tryon’s Gruppe des Pad. parvus muß ich in drei, wenn nicht vier Gruppen zerlegen, denn die Formen Pad. tricostalis, Emmae und parvus weichen recht erheblich durch Skulpturanlage und die Be- schaffenheit des Spiralwulstes, der Perforationstuben, des Basalkieles voneinander ab. Pad. Pourtalesii stand mir leider nicht zur Ver- fügung; doch scheint auch er, nach 7’ryon’s Abbildungen (111, XXII 27—28) zu urteilen, eine besondere Gruppe zu bilden. Die Merkmale der Gruppe des Pad. tricostalis [Taf. 2, 4, 7, 8; Fig. 8, 9] von Java und Australien sind kurz folgende: Apicalseite fast horizontal, mit kräftigem, deutlich abgesetztem, ge- rundetem Spiralwulst; Zateralseite unter ca. 60° ansteigend, mit tiefer Depression und kräftigem Basalkiel; zwischen Apical- und Lateralseite ein sehr kräftiger Kiel mit hohen Perforationstuben; Skulptur: kräftige, gleich starke Spiralleisten, von tiefen Furchen getrennt, von lamellösen Anwachsstreifen geschuppt; anfänglich 15—16 Radialwülste auf dem Spiralwust knotig abbrechend, später an ihrer Stelle hohe Lamellen. Induktive Abstamimungs- und Vererbungslehre. I, 24 370 Delhaes. Der Spiralwulst besteht am letzten Umgange aus 7—8 kräftigen, ‘von den lamellösen Anwachsstreifen geschuppten Spiralleisten. Auf den Anfangswindungen brechen auf ihm die deutlich erkennbaren Radialwülste plötzlich ab (Taf. 2, 7. 8, R.W.). Auf späteren Windungen verschwimmen ihre Konturen durch ihre anhaltende Verbreitung immer mehr, und an ihre Stelle treten die hochaufgerichteten Lamellen zwischen Scheitel und Spiralwulst (Taf. 2, 4, 8, R.L.). Die Ver- tiefungen zwischen den Lamellen treten auf der Schaleninnenseite als breite Radialwülste auf. Der kräftige, die kanalartige Depression der Lateralseite begrenzende Basalkiel (B.K.) ist auf den Anfangswindungen gezähnelt, aufgebogen [Taf. 2, 7. 8], und seine Fransen wachsen erst auf der letzten Windung in unregelmäßigen Knoten aus (Taf. 2, 4). Zur Gruppe der PZ ornata Dest. 1848 stellte ich folgende Formen des Doggers (Murchisonaesch. — Macrocephalensch.): 1. Pl. ornata Desl. 1848 (42, IV 3, V 1—3; 48, XXXVII 4) [Taf. 2, ;, Fig. 6]. . actinomphala Desl. 1848 (42, XVIII 1; 48, XXXVII 7; 61 Taf. 374; 68, III 5) [Taf. 2, 6, 9, Fig. 7]. 3. Pl. Aglaia D’Orb. 1847 (61, Taf. 381 1—2; 48, XXXIX 5). 4. Pl. Baugieri D’Orb. 1847 (61, Taf. 378 3—4; 48, XXXIX 4—5). D DU S Die Gruppenmerkmale sind: ı. Ein niedergedrücktes Gehäuse mit fast horizontaler oder schwach gewölbter Apicalseite und einer unter 60—70° ansteigenden Lateral- seite. In ihrer Mitte liegt das meist von zwei Leisten begrenzte Band. 2. Ein verhältnismäßig weiter, trichterförmiger Nabel. 3. Eine charakteristische Skulpturanlage. Die Lateralseite wird von zwei in ihrer Stärke wechselnden Knotenwülsten eingefaßt. In den einzelnen Knoten brechen die in ihrer Stärke und Zahl schwanken- den Radialwülste der Apicalseite und Basis ab. Die kräftigen, gleich- starken Spiralleisten sind von tiefen Furchen getrennt und werden durch die scharfen, lamellösen Anwachsstreifen geschuppt [Taf. 2, 5. 6. 9]. Die Vertreter dieser Gruppe variieren hinsichtlich des Bandes, das konkav bis konvex sein kann; in der Art der Aufrollung und, im Zusammenhang mit ihr, in der Größe des Gehäusewinkels und der Nabelweite; endlich in dem Verhalten der Querskulptur. So kann der untere Lateralkiel bei P/. actinomphala und ornata hinter dem oberen an Bedeutung zurücktreten. So ist die Zahl der Knoten Schwankungen unterworfen. Sie beträgt bei P/ ornata 15—16, bei actinomphala 16—17, bei Baugieri 17 —20, bei Aglaia 26. Einzelne Autoren haben auch innerhalb der einzelnen Spezies mehrere Varie- Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linne. 37H täten nach dem Wuchs des Gehäuses und dem Verhalten der Skulptur unterschieden. Wir sehen also, die Gruppen der P/ ornata und des Pad. tricostalis stimmen -in der Gestalt des Gehäuses mit der flachen Apicalseite und steileren Lateralseite und in der Skulptur- anlage gut überein. Zwar läßt sich Pad. tricostalis nicht mit Sicher- heit an eine bestimmte Form der P/.-Gruppe anschließen; dazu ist er zu extrem im Sinne des Haliotidenwachstums umgebildet. Doch zeigt er im wesentlichen die Merkmale der ganzen Gruppe und nähert sich P/. ornafa und actinomphala am meisten. Mit ihnen teilt er die breiten, von tiefen Furchen getrennten und von den scharfen lamellösen Anwachsstreifen geschuppten Spiralleisten. Bei ihm finden sich die (15—16) in Knoten abbrechenden Radialwülste der Apicalseite der Ornatagruppe (16—18 Knoten). rn R.W Pteby, BK- Fig. 6. Fig. 9. Fig. 10. Big, 14% Fig. 6. Pl. ornata Desl. Unteroolit Bayeux. (2/,.) Fig. 7. Pl. actinomphala Desl. Unt. Dogger Rabenstein. (4/,) Fig. 8. Pad. tricostalis Lam. sp. Australien. (#/;.) Erwachsenes Ex. Fig. 9. Desgl. Jugendwindung. (2/,.) Fig. 10. Pl. Debuchiı Dest, Mittl. Lias. Normandie. (1/;.) Fig. 11. Pad. Emmae Gray sp. Australien. (8/,) Fig. 6—11. Ideale Längsschnitte. B. Basis; b Sinusband; B.K. Basalkiel; Cl.L. Columellarlippe; Pt, pt Perforations- tuben; R. Depression der Apicalseite; R.L. Radiallamellen; R.W. Radialwülste; Sp.W. Spiralwulst der Apicalseite. 24* 372 Delhaes. Die „Haliotidenmerkmale“ treten bei keiner andern //a/. so deutlich, wie bei Pad. Tricostalis, heraus und verschaffen ihm infolgedessen eine isolierte Stellung. Abgesehen von ihnen unterscheidet sich der Pad. von der Ornatagruppe durch den Spiralwulst der Apicalseite (Sp.W), eine Neuerwerbung mehrerer Haliotiden. Er fällt mit dem Knoten- abbruch der Radialwülste zusammen. Ein weiterer Unterschied liegt in dem Verhalten des Basalkiels. Dieser ist bei Pad. anfangs nur gezähnelt bis schwach gefranst und erhält erst später entferntstehende Knoten. Doch ist die Basalknotenreihe bei den P/. der Ornatagruppe gleichfalls Schwankungen unterworfen, denn sie fehlt 77. actinomphala fast ganz und wird auch bei //. ornata im Laufe ihres Lebens wesent- lich abgeschwächt. Der auffallendste Unterschied ist jedenfalls die veränderte Spaltlage. Bei der Ornatagruppe liegt das konvexe oder konkave Band (b) auf der Lateralseite (Fig. 6, 7; Taf. 2, 5, 6). Bei Pad. tricostalis ist dagegen die Löcherreihe (pt) an die Grenzkante von Apical- und Lateralseite gerückt [Fig. 8, 9; Taf. 2, 7]. Trotz dieser veränderten Lage ist aber das Verhältnis des Spaltes zu den Knoten- reihen in beiden Fällen ungefähr das gleiche. So sehen wir in der Ornatagruppe das Band (b) auf der Lateralseite ungefähr in der Mitte zwischen oberem und unterem Knotenkiel liegen (Fig. 6, 7) und bei dem Pad. den Löcherreihenkiel (pt) annähernd in der Mitte zwischen Spiralwulst (=Radialwulstabbruch) und Basalkiel aufragen (Fig. 8, 9). 2. Beispiel: Gruppe des Pad. Emmae Gray sp. und Gruppe der Pl. Debuchii Desl. Pad. Emmae Gray sp. (Taf. 2, 10, 12; Fig. 11) von Zasmanien und Australien (Anm. 6). Apzcalseite flach, mit sehr breitem, nicht deutlich abgesetztem, flachem Spiralwulst; zwischen Spiralwulst und Scheitel eine Furche; Zaferalseite unter ca. 60° ansteigend mit Depression und kräftigem Basalkiel; deutlicher Kiel mit hohen Perforationstuben; Skulptur: deutliche Radialwülste, auf dem Spiralwulst knotig an- schwellend, an ihrer Stelle später dünne Lamellen; starke, kräftige Spiralleisten, von scharfen Anwachsstreifen strickartig eingeschnitten. Der Spiralwulst liegt am letzten Umgang ungefähr in der Mitte der Apicalseite; doch wird der Abstand auf früheren Windungen zwischen ihm und der Löcherreihe immer kleiner. So ist er am zweiten und dritten Umgang nur noch wenig von ihr entfernt. Die Radialwülste (R.W.) entsprechen anfangs der Zahl der Löcher und brechen auf dem Spiralwulst ab (Taf. 2, 10, 12); doch werden sie dann unregelmäßig und gehen — später als bei Pad. tricostalis — in dünne Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linne. 373 Radiallamellen (R.L.) über. An der zweiten und dritten Windung zählt man 5—6 gleich starke, durch scharfe Anwachsstreifen strick- artig zerteilte Spiralleisten. Ihre Zahl vermehrt sich bald durch ein- geschobene Streifen. Zu dem Formenkreise der ?P/. Debuchii Desi. rechne ich: 1. Pl. Debuchii Desl. 1848 (42, XV 8—10, XVLı, XVII 5;48, 436—437, NXXIX 6). Mittl. Lias v. Fontaine-Etoupe-Four, Murchisonaesch. v. Bradford Abbey. 2. Pl. ornato-depressa Hudl. 1895 (48, 431, XXXIX 3). Consavussch. und Murchisonaesch. v. Bradford Abbey. 3. Pl. Solarium Koch 1851 (50, 174—175, XXV 17—19). Mittl. Lias v. Northeim, Rottorf. 4. Pl. mirabilis Desl. 1848 (42, 31—32, XVI 2; 44, 251; 48, 437, XXXIX 7). Mittl. Lias v. Fontaine- Etoupe- Four Murchisonaesch, v. Bradford Abbas. . Pl. semiornata Stoliczka (55, 20, III 8). Callovien von Balin. wn Als Diagnose der Gruppe der P/. Debuchii Des!. kann man kurz folgendes feststellen: I. Der Gruppe wohnt eine sehr große Variabilität inne. Ein Beispiel für sie sei PZ. Deduchii! Diese Art variiert, wie schon Deslongchamps hervorhebt, in Gewinde, Nabelweite und z. T. auch in der Skulptur erstaunlich. Ihre Extreme ähneln einander so wenig, daß man sie bei weniger reichhaltigem Material, aus Mangel an Über- gangsformen, zweifellos als verschiedene Arten beschreiben würde. Naturgemäß fließen auch die fünf, von Des. benannten Haupt- typen ineinander über. Dafür ist das von mir abgebildete Exemplar (Taf. 2, 11) ein schlagender Beweis, da es gewissermaßen eine Kreuzung der beiden Varietäten exsertiuscula und flatyspira ist. Ähnliches konnte ich bei anderen Exemplaren beobachten. Deshalb sind auch @ Orbignys Arten Pl. mopsa (61, Taf. 354, 6—10) für Des/.’s Varietäten (oxyspira, intermedia, exsertiuscula) und Pl. platyspira für die Varie- täten (platyspira, cingulifera) unhaltbar. Die übrigen Vertreter der Debuchiigruppe reihen sich zwanglos an die verschiedenen Haupttypen von Pl. Debuchii an und unterscheiden sich von ihnen durch Größe oder Skulptur. 2. Gewinde niedergedrückt, stufenförmig; Apicalseite mehr oder minder stark abgeplattet oder ausgehöhlt; Lateralseite unter ca. 60° ansteigend. 3. Nabel trichterförmig, meist weit; Mündung oval, niedergedrückt. 4. Band der oberen Lateralkante genähert, eben oder schwach konkav, beiderseits von einer Leiste begrenzt. 5. Spiralleisten auf der Apicalseite meist von gleicher Stärke, bei den verschiedenen Arten zwischen 4 und 14 schwankend; Spiralleisten 374 Delhaes. auf der Basis gleich oder ungleich; Spiralleisten durch scharfe und dichte Anwachsstreifen gezähnelt. 6. Radialwülste auf der Apicalseite in größerer oder kleinerer Anzahl, in stärkerer oder schwächerer Ausbildung; in geringer Ent- fernung vom Band knotig abbrechend. Pad. Emmae nähert sich am meisten Pl. Debuchii var. platyspira und Pl. Solarium Koch. Wir finden bei ihnen eine abgeplattete Apicalseite mit einer Depression (r) in der Scheitelnähe (Fig. 10, 11; Taf. 2, 10, 11). Deutliche Radialwülste queren die Apical- seite und brechen in geringer Entfernung von Band und Löcherreihe in einer Knotenreihe ab (Taf. 2, 12, 13). Die kräftigen Spiralleisten (4—10) sind von deutlichen Furchen getrennt und werden von den scharfen und dichten Anwachsstreifen strickartig zerteilt (Taf. 2, 12, 13). Die Lateralseite ist gegen die Basis in einem Basalkiel deutlich ab- gesetzt (Taf. 2, 10—13 B.K.). Als Unterschiede ergeben sich bei diesem Vergleiche die ,,Haliotiden- merkmale“. Außerdem tritt bei Pad. Emmae ein Spiralwulst auf, der mit der Endknotenreihe der Radialwülste zusammenfällt. Wichtiger ist jedoch der Unterschied, der in der veränderten Spaltlage uns ent- gegentritt. Bei PA Debuchii und ihren Verwandten liegt das Band auf der Lateralseite in der Nähe ihrer oberen Grenzkante. Bei Pad. Emmae rückt es dagegen auf die Grenzkante von Apical- und Lateral- seite. Es liegen also genau dieselben Verhältnisse, wie bei Pad. tricostalis, vor, zumal sich auch bei Pad. Emmae das Verhältnis von Löcherreihe zu Basalkiel und oberer Randknotenreihe, verglichen mit dem Bande von P/. Debuchii, keineswegs geändert hat (Fig. 10, 11 pt,b). Denn bei den P/., wie bei dem Pad., brechen die Radialwülste in ge- ringer Entfernung vom Band oder der Löcherreihe ab, und Band und Löcherreihe liegen der Knotenreihe näher als dem Basalkiel (Taf. 2, 12, 13; Fig. 10, 11). Ich glaube, daß sich auch bei Pad. ovinus, bei Auffinden einer zum Vergleich mit ihm geeigneten P/., die gleiche Veränderung in der Spaltlage, wie bei Pad. fricostalis und Emmae, nachweisen lassen müßte. Denn auch bei ihm hört auffälligerweise die Quer- skulptur in einiger Entfernung von der Löcherreihe in einer Knoten- reihe auf (Taf. 3, 2s—27). Durch dieses Merkmal stehen die drei Formen Pad. tricostalis, Emmae, ovinus gesondert da, denn bei allen anderen Haliotiden mit kräftiger Querskulptur, z. B. Hal. excavata, Pad. pulcherrimus, Hal. squamosa u. a., erreichen die Radialwülste von Anfang an die Löcher oder nähern sich ihnen doch im Laufe ihres Wachstums (Taf. 3, 17, 19; 2, 1, 2). Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linne. 375 3. Beispiel: Gruppe des Pad. parvus L. sp. und Gruppe der Trochotoma auris Zittel. Pad. parvus L. sp. vom Kap der Guten Hoffnung (Fig. 13, 14) (111 120, XIV 74). Apzcalseite flach mit schmalem, gerundetem, deutlich abgesetztem Spiralwulst; Zazeralseite mit tiefer Rinne und von einem Basalkiel begrenzt; Perforationstuben niedrig, auf deutlicher Kante zwischen Apical- und Lateralseite; häufig regelmäßige Giiter- skulptur mit Knötchen an den Schnittpunkten der dichten kräftigen Spiralrippen und meist kräftigen Anwachsstreifen. Der Spiralwulst fällt mitunter etwas steiler zum Scheitel hin ab (Fig. 13B). Die Zahl der Spiralleisten schwankt am zweiten Umgang Fig. 12. Fig. 13 A. Fig. 13B. Fig. 12. Trochotoma auris Zittel. Corallien Valfin. Von der Seite. [Kopie nach Loriol (57, XXIII 8).] (/,.) Fig. 13A. Padollus parvus L. sp. Kap der Guten Hoffnung. Von der Seite. (Orig. im Loebbecke-Museum.) (4/s.) Fig. 13B. Desgl. von oben. (Orig. im Loebbecke-Museum.) (1/;.) A.L. Außenlippe; b Sinusband; B.K. Basalkiel; Cl.L. Columellarlippe; M.L. Mündungslippe; Pt. Perforationstuben; Sp.W. Spiralwulst der Apicalseite. zwischen g—12, zu Beginn des dritten Umganges zwischen 16—20, und ist später noch bedeutend größer. Außerdem variieren die verschiedenen Exemplare noch im Verhältnis von Spiralskulptur und Anwachsstreifen. So können die Spiralleisten durch kräftige, gleich starke Anwachsstreifen in ziemlich regelmäßige Knötchen zerlegt werden (Fig. 14A), oder es wechseln stärkere und feinere Anwachsstreifen ab. Oder die Anwachs- streifen sind schwächer und sind als scharfe Gitterleistchen zwischen den Spiralleisten sichtbar, ohne diese zu körneln (Fig. 14B). In der 376 Delhaes. Depression der Lateralseite laufen 5—6 gekörnelte Spiralleisten, deren fünfte oder sechste den Basalkiel bildet. Zur Gruppe der Zrochotoma auris rechne ich die folgenden drei einander nahestehenden Formen: 1. Tyochotoma auris Zittel 1873 aus dem korvalligenen Tithon von Stramberg (Fig. 12) (72, 347, LI 3—4, non Fig. 5), Valfin (57, 212—213, XXIII 8—9g; 43, III 3—6, non Tr. amatal!), Kelheim (67, 99). Trochotoma mastoidea Etallon 1859 (71, 131, XII 108) aus dem koralligenen Tithon von Valfin (57, 214—215, XXIII 1o—11), Caquerelle und Stramberg (72, Taf. 51, 5 non Ty. auris!). 3. Trochotoma suevica Quenstedt 1884 aus dem Ob. Malm von Nattheim, fälschlich Ditremaria genannt in (64, 373, Taf. 199 Fig. 48—49; 68, 63, V 12) (Fig. 15 A, B). to Diese drei Formen haben ein scheibenférmiges, niedriges Gehause mit querovaler Mündung und falschem, trichterförmigem Nabel. Ihre Unterschiede liegen in der Beschaffenheit der Umgänge, in der Bandlage und namentlich in der Skulptur. Umgänge: bei auris in der Jugend schwach gewölbt, im Alter ab- geplattet. bei Be \ in der Jugend und im Alter stärker gewölbt. bei szevzca : Bandlage: bei auris anfangs dem Basalkiel genähert, später auf deutlicher Kante zwischen Apical- und Lateral- seite und von einer Depression begleitet. bei mastoidea | stets von tieferer Lage und von tiefer De- bei swevica | pression begleitet. Skulpturanlage: bei auris anfangs ca. Io von dichten Anwachsstreifen fein gekörnelte Spiralleisten; später beide stark abgeschwächt; nur die Spiralleisten der Lateral- seite stärker. bei mastoidea 12—ı4 gleiche, in regelmäßige Schüppchen zerteilte Spiralstreifen; auch später noch von gleicher Stärke. bei suevica 14—15 kräftige, gleich starke Spiralleisten von —+ scharfen Anwachsstreifen entsprechend stark gekörnelt. Mit der Beschaffenheit der Anwachsstreifen ändert sich bei Trochotoma suevica auch das Bild der ganzen Skulpturanlage. In dem einen Falle herrschen die gekörnelten Spiralleisten vor, und man Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linne. 377 sieht fast nichts von den Anwachsstreifen (Fig. I5A). Im anderen Falle sind die einzelnen Knötchen durch deutliche Anwachsstreifen verbunden, und es entsteht eine + regelmäßige Gitterung mit Knötchen am Schnitt der Spiralleisten und schiefen Anwachsstreifen (Fig. 15B). Manchmal ist die innerste Leiste am stärksten entwickelt und am kräftigsten gekörnelt (Fig. 15 A, B). In der Rinne der Lateral- seite ziehen drei bis vier gekörnelte Spiralleisten, und die vierte oder fünfte bildet den wohl ausgebildeten Basalkiel (B.K.) (Fig. 15 A, B). Fig. 144A. Padollus parvus L. sp. Kap der Guten Hoffnung. (Orig. im Loebbecke Museum.) (8/3.) Fig. I4B. Desgl. (Orig. im Geol. Pal. Inst. in Frei- burg.) (8/3-) Fig. 15A. Trochotoma suevica Qu. sp. Ob. Malm Nattheim. (Orig. im Geol. Pal. Mus. in Berlin.) (1%/,.) Fig. 15B. Desgl. (Orig. ibid.) (8/3.) Fig. 14A—ı5B. Skulptur der Apicalseite (A.S.) und Lateralseite (L.S.) von oben und von der Seite gesehen. b Sinusband; B.K. Basalkiel; Sp.W. Spiralwulst der Apicalseite. Pad. parvus zeigt die Summe der Merkmale dieser drei Trochotomen. Mit Zr. auris teilt er die niedergedrückte Gestalt des letzten Umganges, die Lage des Schlitzes auf der scharfen Kante zwischen flacher Apicalseite und ausgehöhlter Lateralseite (Fig. 12, 13 A). Durch die Skulptur ist er dagegen mit 77. mastoidea, namentlich aber mit Tr. suevica eng verbunden. Bei 77. suevica laufen, wie bei Pad. parvus, kräftige, dichte und fast gleich große Spiralleisten über die Apicalseite (bei 7r. suevica 14—15, bei Pad. parvus 9—ı2 am 378 Delhaes. zweiten, I6—I8 am dritten Umgang). Diese werden bei 77. suevica und Pad. parvus von den in ihrer Beschaffenheit sehr schwankenden Anwachsstreifen + stark gekörnelt, wodurch bei beiden das gleiche, wechselnde Skulpturbild entsteht (Fig. 14A, B, 15A, B). Bei Pad. parvus und Tr. suevica findet man als Begrenzung der tiefen De- pression der Lateralseite einen deutlichen Basalkiel (Fig. 13 A, I4A, B, 15A, B), und in der Depression verläuft annähernd die gleiche Zahl von Spiralleisten. ’ Abgesehen von den ‚„Haliotidenmerkmalen“ unterscheidet sich Pad. parvus durch das Auftreten des Spiralwulstes auf der Apical- seite von der Gruppe der 7r. auris. Das ist aber ein Merkmal, das sich, wie schon früher bemerkt wurde, bei verschiedenen Haliotiden unabhängig herausgebildet hat. 4. Beispiel: Gruppe der Hal. excavata Lam. und Gruppe der Trochotoma amata D’Orbigny. Haliotis excavata Lam. von Australien (111,XXXIX 23) [Fig. 17, Taf. 2, 15; 3, 17, 19, 20]. Schale von kreisförmiger Gestalt; das der Mitte genäherte Gewinde mit einer gewölbten Apicalseite und einer steilen Lateralseite; auf der Grenzkante beider eine Reihe nicht sehr hoher Perforationstuben; unter der Löcherreihe eine von einem Basal- kiel begrenzte Rinne: Skulptur: an Zahl und Stärke wechselnde Spiralrippen, von dichten Anwachsstreifen geschuppt. Spiralrippen der Basalseite kräftiger gekörnelt; Radialwülste zuerst konvex nach vorn gewölbt, allmählich an Länge gewinnend, später unregelmäßig. Die stärkste Wölbung der Apicalseite liegt in ca. °/, Entfernung von der Naht. Die Spiralrippen sind gleich stark, oder es wechseln feinere und stärkere miteinander ab. Die innerste Leiste ist durch- gängig am kräftigsten (Taf. 3, 19, 20r, r r”), und im allgemeinen nehmen die Längsspiralen von der Naht zur Löcherreihe hin an Stärke ab. Die Zahl der durch die dichten Anwachsstreifen kräftig ge- körnelten Spiralleisten schwankt am dritten Umgang zwischen 6, 7, 8 (Taf. 3, 19, 20), 9, 12 und ist später bedeutend größer. Am dritten Umgang laufen 16—18 starke, schwach konvex nach vorn gekrümmte Radialwülste von der Naht aus und nähern sich den Löchern bis auf 1—3 Spiralleisten (Taf. 3, 19, 20, R.W.). Erst später berühren sie die Löcher als unregelmäßige, vorgezogene, sich verzweigende Radialwülste (Taf. 3, ı7). Bei manchen Exemplaren treten die Radial- strahlen auf den Anfangswindungen fast völlig zurück. Durch den schon früh entwickelten Basalkiel ist auf den Anfangswindungen eine rinnenartige Depression der Lateralseite angedeutet, die sich nach Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linne. 379 der Mündung zu immermehr vertieft. Der Basalkiel wird von der dritten oder vierten Spiralleiste der Lateralseite gebildet. Auf dem von der Einrollung freien Basalteil verlaufen vier bis fünf perlschnur- artige, recht kräftige Rippen, die nach der Basis zu an Stärke ab- nehmen (Taf. I 14) und kräftiger als die Spiralleisten der Apical- seite sind. Trochotoma amata D’Orb. sp. (Fig. 16, Taf. 2, 14, 3, 16, 18) (58, 159, XVII 3—4)*) findet sich in koralligenen Ablagerungen des oberen Maln von St. Mihiel, Verdun, Nancy, Coulanges, Tonnerre, Blauen, Kelheim, Brompton, und ihre Diagnose lautet folgendermaßen: Gestalt niedrig scheibenförmig; 5 Umgänge mit konvexer Apical- seite (stärkste Wölbung in ca. */, Entfernung von der Naht) und steiler Lateralseite. Mündung queroval, ohrförmig; Basis mit falschem, tief-trichterförmigem Nabel. Skulptur: 7—10 schuppig gekörnelte Spiral- leisten: innerste Leiste bei guter Erhaltung kräftiger; 16—20 grobe, Fig. 16. Fig. 17. Fig. 16. Trochotoma amata D’Orb. sp. Diceratien, Blauen. Idealer Längs- schnitt. (Orig. im Geol.-Pal. Mus. in München.) (/,.) Fig. 17. Haliotis exca- vata Lam. Von der Seite. (Orig. im Geol.-Pal. Mus. in Freiburg.) (1/;.) b Sinus- r band; B.K. Basalkiel; Cl.L. Columellarlippe. schwach konvex nach vorn gekriimmte Radialwiilste auf der Apicalseite; Band schmal, von zwei Leisten begrenzt auf der Grenzkante von Apical- und Lateralseite. Auf der Zaferalseite Depression mit 2—3 Spiralleisten und gerundetem Basalwulst. Basalwulst und Schalen- basis mit dichten, sehr kräftig gekörnelten Spiralleisten. Die Radialwülste variieren in der Länge und erreichen bei dem einen Individuum das Band (Taf. 3, 16) oder umfassen beim anderen nur 4—5 Spiralrippen (Taf. 3, 18). Ja bei einem Exemplar aus dem Polytechnikum in Zürich fehlten sie ganz, und die stärker gewölbten Anfangswindungen entbehren ihrer stets. Das bei Aelheim gefundene Exemplar (67, 99, VI 17) besitzt stärkere Skulptur und hat konvex nach hinten gekrümmte Radialwülste. a) syn. Ditremaria amata D’Orb. 1847 (61, 389, Taf. 343 3—8); Troch. discoidea Buv. 1852 (37, 39, XXV 10— 11); Ditr. discoidea Bw. bei Etallon (T1, 131, XII 107), Schlosser (67, 99, VI 17) u. a.; Troch. tornatilis Ph. sp. bei Hudl. (47, 61, VL 1). 380 _ Delhaes. Ein Vergleich von Zroch. amata und Hal. excavata liefert folgende übereinstimmende Merkmale: ı. Das Band und die Löcherreihe liegen auf der gekanteten Grenze der gewölbten Apicalseite (stärkste Wölbung in annähernd 2/, Entfernung von der Naht) und steilen Lateralseite (Fig. 16, 17, b). 2. Unter dem Bande oder der Löcherreihe verläuft eine rinnen- artige Depression. Sie ist bei Ha/. excavata an den Anfangswindungen infolge der Aufrollung verhüllt, tritt dagegen später, bei fortschreitender Abrollung, deutlich heraus. 3. Bei beiden findet sich die gleiche Skulpturanlage. Die Sfzrral- leisten (bei Hal. 6—12, bei Troch. 7—10) sind durch die scharfen Anwachsstreifen auf der Apical- und Lateralseite schuppig gekörnelt (Taf. 3, 18 20). Bei der Aal. ist die innerste Leiste bei weitem am kräftigsten; das gleiche ist auch bei der 7voch. bei besserer Erhaltung zu beobachten. Die Spiralrippen des Basalwulstes stehen bei beiden dicht und sind auffallend kräftig, perlschnurartig entwickelt (Taf. 2, 14, 15). I6-I8 Radialwiilste (R.W.) queren die Apicalseite. Sie schwanken in ihrer Ausdehnung, nähern sich aber im Laufe der Ent- wicklung immer mehr dem Band und der Löcherreihe (Taf. 3,18—20), Manchmal treten sie auch ganz an Bedeutung zurück. Hal. excavata weicht einmal in den ,,Haliotidenmerkmalen“ von Troch. amata ab, und außerdem scheint bei ihr die Apicalseite im allgemeinen etwas stärker als bei 7roch. amata gewölbt zu sein. Zum Teil erklärt sich dieser Unterschied vielleicht nur aus dem Er- haltungszustand der Trochotomen. Sie sind meist verdrückte Stein- kerne, und bei besserer Erhaltung erreicht die Differenz der Schalen- wölbung bei beiden geringeres Ausmaß (Fig. 16, 17) (vgl. 61, Taf. 343). 5. Beispiel: Gruppe der Hal. naevosa Martyn und Gruppe der Temnotropis carinata Münster. Gruppe der Hal. naevosa Mart. von Australien: Apzcalseite schwach gewölbt, Zateralseite steiler; zwischen beiden eine scharfe Kante mit + hohen Perforationstuben; zwischen Lateralseite und Basis ein deutlicher Kiel; Skulptur: ein + regelmäßiger Wechsel starker und schwacher, durch die Anwachsstreifen in zahlreiche Schuppen zer- legter Spiralleisten; Anwachsstreifen als dünne Leistchen in den Zwischenräumen der Spiralrippen sichtbar. Hierher stelle ich 1. Hal. clathrata Reeve (111, V 26) (Fig. 18), 2. Hal. naevosa Martyn (111, XI 56, 60) (Taf. 3, 23). Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linne. 381 Ich halte #7. clathrata nicht, wie 7ryon, für eine Jugendform von zaevosa, da der Querschnitt der Anfangswindungen von Hal. naevosa etwas mehr gerundet ist, die Perforationen niedriger sind, die Skulptur anders beschaffen ist. Bei Hal. c/athrata finden wir nämlich einen sehr regelmäßigen Wechsel starker und feiner Spiralleisten im Verhältnis 1:1. Die innerste und zwei weitere Leisten treten anfäng- lich sehr deutlich heraus, und Radialfalten sind anfangs nur schwach entwickelt (Fig. 18). Bei al. naevosa stehen aber die Spiralleisten Fig. 18. Fig. 18. Haliotis clathrata Reeve. Australien. Von oben. (Orig. im Geol.-Pal. Mus. in Freiburg.) (4/,.) dichter, und es wechseln stärkere und feinere im Verhältnis ı:ı oder 1:3 ab. Es fehlen die stärker heraustretenden Spiralleisten, und die Radialfalten sind kräftiger entwickelt (Taf. 3, 23). Diagnose der Gruppe der Temnotropis carinata Mstr.: Band breit, von zwei Leisten begrenzt, auf dem Kiel zwischen schwach gewölbter Apical- und steilerer Lateralseite; Mündung queroval, ohr- förmig; Nabel rinnenförmig; Skulptur: ein regelmäßiger Wechsel stärkerer und feinerer, durch die Anwachsstreifen gekörnelter oder geschuppter Spiralleisten; + deutliche Radialfalten. Hierher rechne ich: 1. T. carinata Mstr. 1841 sp. Laube 1870 (45, 13, Taf. 168, 16; 49, 179—13o, I 26; 56, 42, XXXV 5) aus den Cassianer Sch. von St. Cassian. 2. T. bicarinata Laube 1870 (49, 180, I 27; 56, 42, XXXV 6) (Fig. 19) aus den Cassianer Sch. von St. Cassian. 3. T. parva Piccard 1901 (62, 473, X 4) aus den Grenzsch. v. Ob. Muschelkalk und Lettenkohle vom Meissner. 382 Delhaes. Bei 7. bicarinata liegt das Band etwas höher als bei 7. carinata, und ist die Apicalseite dementsprechend schmäler. Außerdem ist die Lateralseite weniger steil, so daß der Bandkiel deutlicher als bei carinata ist. An Stelle des gerundeten Basalwulstes von carınata tritt bei ihr ein kräftiger Basalkiel. Die Mündung ist etwas stärker als bei carinata niedergedrückt. Bei 7. carinata sehen wir einen Wechsel sehr dichter, durch die Anwachsstreifen fein gekörnelter Spiralleisten und -streifen und schwache Radialfalten. Bei 7. d:carinata stehen die Spiralleisten und -streifen entfernter und werden von den Anwachsstreifen in deutliche Schuppen zerlegt. In der Mitte zwischen Fig. IQ. Fig. 19. Zemnotropis bicarinata Laube. Cassianer Sch. St. Cassian. Skulptur auf Apicalseite (A.S.) und Lateralseite (L.S.) von oben und von der Seite. X (Orig. im Geol.-Pal. Mus. in München.) (4/;.) b Sinusband. Naht und Band treten häufiger einige Spiralleisten deutlicher heraus. Die Anwachsstreifen sind als Stäbchen zwischen den Spiralleisten sichtbar und scharen sich gelegentlich auch zu Radialfalten. 7. parva zeigt eine ähnliche höhere Bandlage und schmälere Apicalseite, wie bicarinata, gestattet aber sonst wegen ihres Erhaltungszustandes keine weiteren Schlüsse. Hal. clathrata und Temnotropis bicarinata stimmen in der flach gewölbten Apicalseite, der steileren Lateralseite, dem scharfen Löcherreihen- bzw. Bandkiel, dem deutlichen Basalkiel gut überein. In der Skulpturanlage beider sehen wir den gleichen Wechsel ent- fernter Spiralleisten und -streifen. Diese werden von den lamellösen Anwachsstreifen sehr charakteristisch in einzelne Schuppen zerteilt, und die Anwachsstreifen ragen selbst als dünne Leistchen in den Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linne. 383 Zwischenräumen auf (Fig. ı8, 19). Die Übereinstimmung geht aber noch weiter. Bei Hal. clathrata treten anfänglich zwei Spiralleisten in der Mitte von Naht und Löcherreihe besonders deutlich heraus. Ähnliches ist bei manchen Exemplaren von 7. bicarinata zu beob- achten. Außerdem treten schon bei 7. dzcarinata hier und da An- wachsstreifenbündel heraus, die bei Hal. clathrata im Laufe ihres Wachstums als Radialfalten stärker entwickelt werden. Endlich zeigt schon 7. bicarinata eine stark niedergedrückte, ohrférmige Mündung. Hal. naevosa (Taf. 3, 23) schließt sich durch den stärker ge- rundeten Querschnitt, die dichteren Spiralstreifen und -leisten und die häufigeren Radialfalten eher an 7. carınata an. Ein Bindeglied zwischen beiden könnte die tertiäre //. naevosordes sein, deren Er- haltungszustand leider zu schlecht ist, als daß man die feineren, für einen genauen Vergleich geeigneten Details erkennen könnte (Taf. 3, 24). Die ,,Haliotidenmerkmale“ treten naturgemäß auch bei diesem Vergleich der Gruppe der Hal. naevosa und der Gruppe der 7. carinata. als Unterschiede klar heraus. Außerdem sind bei Hal. clathrata, be- sonders aber bei »aevosoides und naevosa, die Radialfalten stärker als bei den Termnotropisformen entwickelt. Und endlich weichen die Pl. und Hal. sehr erheblich in ihrer Größe voneinander ab, ein Unter- schied, der bei den bisherigen Beispielen nicht festzustellen war. Viel- leicht findet er seine befriedigende Erklärung durch den Hinweis, daß die meisten Formen der Cassianer Fauna bei dem Vergleich mit den gleichen Arten anderer Faunen an Größe nicht unwesentlich zurückbleiben. 6. Beispiel: Gruppe der Teinotis asinina L. sp. und Gruppe der Temnotropis Suessi Klipst. sp. Kittl. Diagnose der Teinotis asinina L. sp. Ad. (111, 76, XIV 76) [Fig. 1, Taf. 3, 22] von Japan, China, Ostindien, Australien. Schale sehr lang-ohrförmig gestreckt, fast zweimal so lang wie breit; Apzcalseite schwach geneigt, ZLateralseite steiler, mit deutlichem Basalkiel; Zöcherreihe mit niedrigen Perforationstuben auf deutlicher Kante; Skulptur: Spiralrippen zuerst perlschnurartig, kräftig, gleich stark, in weiten Abständen, später stark verbreitert, schließlich obsolet; Anwachsstreifen mit bloßem Auge schwer sichtbar, unter der Lupe lamellöse Leistchen, die Perlen der Spiralrippen verbindend. Die Zahl der Spiralrippen ist auf der Lateralseite konstant 3, und ihre Stärke nimmt von der Löcherreihe zum Basalkiel hin zu (Taf. 3, 22). Dagegen schwankt die Zahl der Spiralrippen auf der Apicalseite des zweiten Umganges zwischen 4—5, später zwischen 384 Delhaes. 7—10 und mehr (Fig. 1, Taf. 3, 22). Bei allen Exemplaren ist die innerste Leiste bei weitem am kräftigsten. Später erfahren die Spiralleisten die schon früher, (S. 360) beschriebenen Abänderungen (Fig. I). Diagnose der Temnotropis Suessi Klipst. sp. Kittl (49, 180, I 28) (Taf. 3, 21) aus den Cassianer Sch. von St. Cassıan. Gehäuse auffallend niedergedrückt; Umgänge stark verbreitert mit flacher, später schräg geneigter Apicalseite und steilerer Lateralseite; Band auf deutlichem Kiel auf beider Grenze; Skulptur: kräftige, ge- knotete, perlschnurartige Spiralrippen und scharfe leistenähnliche An- wachsstreifen in ihren breiten Zwischenräumen. An der Mündung ist außer Apical- und Lateralseite noch eine gewölbte, durch einen stärkeren Kiel abgegrenzte Ventralseite zu er- kennen. Das Band liegt auf einem Kiele und wird von vereinzelten starken, lamellösen Lunulae gebildet, zwischen denen noch feinere sicht- bar werden. Die Skulptur besteht auf der Apicalseite aus 4—5 gleich starken Spiralrippen (bei Kittl 2), auf der Lateralseite aus 2 Spiral- leisten und 2 Spiralstreifen (bei Kittl 1). Auf der Ventralseite sind es bis zur Nabelsenke 7—8 dichtgedrängte Spiralleisten (bei Kittl 2). Teinotis asinina und Temnotropis Suessi zeigen die gleiche, eigenartige Skulpturentwicklung. Bei beiden sehen wir dieselben kräftigen, perlschnurartigen, fast gleich starken Spiralrippen auf der Apicalseite (4—5 bei Temnotr., 4—5 bei Tein.). Die äußerst feinen Anwachsstreifen sind bei beiden erst mit der Lupe als lamellöse Leist- chen zu erkennen, die die einzelnen Perlen der Spiralrippen verbinden. Weiter finden wir schon bei der Zemmotropis, wie später bei der Teinotis, das Verhältnis von flach geneigter, ausgedehnter Apical- und steilerer Lateralseite und sehen beide in scharfer Kante, dem Löcher- reihen- und Bandkiel, zusammenstoßen. Endlich verläuft auf der Lateralseite beider Formen eine seichte, von einem Basalkiel begrenzte Depression, und auf der Ventralseite stehen die Spiralkiele dichter als auf Apical- und Lateralseite. Teinotis asinina weicht aber von Temmotropis Suessi einmal durch die „Haliotidenmerkmale‘“‘, weiter durch die Zahl der Spiralleisten auf der Lateralseite, endlich durch die Größe ab. Der erste Punkt kann nicht wundernehmen und bedarf hier keiner weiteren Erörterung. Zum zweiten ist folgendes zu bemerken. Bei 7. asinina treten konstant drei entfernte Spiralleisten auf der Lateralseite auf. Bei der Temnotropis sind die zwei Spiralleisten und zwei Spiralstreifen allerdings dichter zusammengedrängt; doch scheint die Zahl dieser Leisten bei ihr zu Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linne. 385 schwanken (vgl. S. 384). Der dritte Unterschied ist, wie beim vorigen Beispiel, durch den Hinweis auf die durchschnittliche Kleinheit der gesamten Cassianer Fauna erklärt. V. Vergleich der Organisation von Pleurofomaria und Haliotis. Zur weiteren Bekräftigung der vorhergehenden Ausführungen, wo- nach ein Teil der mesozoischen Pleurotomarüden sich zu den rezenten Haliotiden umgebildet hat, will ich die Hauptorgane der lebenden Pleurotomarien und Haliotiden vergleichen, in der Überzeugung, daß die mesozoischen Pleurotomarien eine gleiche, vielleicht aber auch noch primitivere Organisation als die rezenten besessen haben. Lebendes Material stand mir nicht zur Verfügung. Doch bedurfte es dessen auch nicht, da über beide Gattungen eine Reihe ausführlicher Mono- graphien vorliegen, denen ich den nötigen Vergleichsstoff entnehmen konnte. So kommen für die Organisation von Pleurotomaria in erster Linie die Originalarbeiten von Dal (12), Bouvier und Fischer (6), Woodward (85), in zweiter Linie die zusammenfassenden Arbeiten von Hescheler (19) und Schmalz (28, 29) in Betracht. Die Anatomie von Haliotis wird in den Arbeiten von Lacaze-Duthiers (98), Wegmann (112), Fleure (90), Palmer (101) eingehend behandelt. Bei einer vergleichend anatomischen Betrachtung von P/. und Had. fallen, wie bei der vergleichenden Untersuchung der Schalen, neben einer Anzahl wichtiger, gemeinsamer Merkmale mehrere bedeutsame Unterschiede in die Augen. Diese sind als Kennzeichen einer primitiven Organisation von Pleurotomaria anzusehen, oder werden aus dem Um- bildungsvorgang, dem die Vorfahren der Halotiden unterlagen, leicht verständlich. Zunächst will ich auf die beiden Gattungen gemeinsamen Merkmale eingehen. Auf der Dorsalseite des Tieres befindet sich die Mantelhöhle, die bei Pv. zentral liegt und bei Hal. auf die linke Körperseite verschoben ist. Durch die nach vorn gerichtete Öffnung strömt frisches Atemwasscr ein und bespült in der Atemhöhle die beiden Cienidien, beiden Hypobranchialdriisen, beiden Nierenöffnungen und die Afteröffnung. Dagegen tritt das mit Exkrementen, Schleim- sekreten, Genitalprodukten beladene, verbrauchte Atemwasser durch den an der Dorsalseite der Kiemenhöhle gelegenen Mantelschlitz aus (vgl. 114, 853). Dieser ist bei //. Beyrichii (6, 129—130, 143) kürzer als bei P/. Adansonii und Ouoyi, deren Schlitzlänge nicht viel hinter der von Hal. zurückbleibt. Induktive Abstammungs- und Vererbungslehre. II, 25 386 Delhaes. Die beiden Kiemen von //. und Hal. sind typische Kammkiemen. Ihr vorderes Ende ragt als freie Spitze vom Boden der Mantelhöhle auf und trägt an seiner Basis ein Kiemenganglion (Fig. 20,21 Br.G.). Bei Pl. und Hal. ist die rechte Kieme etwas kürzer und bei Hal. gleich- zeitig etwas schmäler. Ein später zu erklärender Unterschied (S. 390) besteht insofern, als bei Ha/. (112, XVIII 2) die Kiemen bis an das Hinterende der Mantelhöhle reichen, bei P/. Beyrichtt aber nicht (6,788, Men). - Rechts und links von der Afteröffnung mündet je ein Nierenporus. Die Nieren bestehen bei P/. und Hal. aus einer zweilappigen rechten Niere als Hauptexkretionsorgan, dessen Ausführungsgang gleichzeitig dem Ausstoßen der Genitalprodukte dient, und einer linken Niere, in Gestalt eines kleineren papillaren Sackes. Durch die ausführlichen Arbeiten von Tofzauer (110, XXIII 25) und Palmer (101) ist in jüngster Zeit bei Hal. ein rechter und ein linker Renopericardialgang nach- gewiesen worden. Bei P/. ist, wie ehedem bei Hal. (6, 208), vorläufig nur der linke Gang bekannt geworden. Doch ist vielleicht von einer erneuten Untersuchung von //. auch der Nachweis eines rechten Renopericardialganges zu erhoffen. Eine weitere Übereinstimmung von Hal. und P//. liegt in den beiden Hypobranchialdrüsen, einer linken größeren und einer rechten kleineren, die sich nur bis zum Enddarm ausdehnt (90, 304—305, X 4; 6, 169, Textfig. Q) (Anm. 7). Betrachten wir nun den Verdauungstraktus! Die Buccal- masse wird bei /Z. und Hal., wie bei allen Diotocardiern, von zwei Paar von Mundknorpeln gebildet, und ihre Bewegung erfolgt durch ähnlich gestaltete Muskeln. Die Buccalhohle trägt zwei taschen- artige Ausweitungen, die mit spaltartigen Öffnungen in den Darm- raum münden, bei /P/. aber weniger vollkommen abgetrennt sind. Mit dem Osophagus stehen gleichfalls zwei große Taschen in Verbindung, die bei //. wiederum weniger deutlich abgegliedert sind (90, XI 11; 112, XV ı; 6 163— 164, IV 10—ıı). Der Schlund leitet zum Magen über. Dieser liegt bei P/. an der U-Krümmung des Darmrohres, be- sitzt selbst U-förmige Gestalt und wird durch eine dorso-ventrale Einschnürung in zwei Teile zerlegt. In den rechten mündet der Ösophagus ein; aus dem linken tritt der Enddarm aus (6, 166 Textfig.Q). Dagegen verlagert sich bei Hal. der langgestreckte Magen an die Dünndarmseite der U-Krümmung des Darmrohres (90, XI 11). Dieser Unterschied mag später erklärt werden (S. 391)! Beide Gattungen besitzen, wie andere Diotocardier, als Anhängsel des Magens das Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linne. 387 Coekum, einen seiner physiologischen Bedeutung nach noch rätsel- haften Spiralblindsack (6, 169, Textfig. Q; 90, XI ı1;112, XV 1). Bei Hal. münden zwei Öffnungen der paarigen Verdauungsdrüse in die Rinne des Coekums und zwei weitere in den analwärts gerichteten Magenteil. Bei //. war bisher nur die in den linken (hinteren) Magen- teil mündende Leberöffnung nachzuweisen. Nochmalige Untersuchungen lassen auch hier eine weitere Übereinstimmung der sonst völlig ähnlich gestalteten Organe erhoffen (6, 169). Der aus dem Magen austretende Dünndarm springt bei PZ und Hal. in einer großen Schlinge bis zum Ösophagus vor, verdeckt ihn zum Teil und verläuft dann um- kehrend am Magen vorbei zur Unterseite des Körpers (90, XI 11; 6, 169, Textfig. Q). Von hier steigt er in einer zweiten, nach vorn gewandten Schleife zur Oberseite auf; durchbohrt als Rektum den Herzventrikel und mündet schließlich mit der halbkugeligen After- öffnung im hinteren Ende der Mantelhöhle (98, IX 1; 6, 132, II 1) (Anm. 8). Das vom Pericard umhüllte Herz besteht aus einem Ventrikel und zwei Vorhöfen (6, 169, Textfig. Q; 112, XVII 4). Bei P/. und Had. tritt am hinteren Ventrikelende ein dicker Aortenstamm aus und zweigt bald nach hinten eine „Visceralaorte‘, nach vorn eine „Hauptaorte“ ab. Diese quert bei P/. den Osophagus als geschlossenes Blutgefäß (6, 178, V 18) und bildet bei Hal. (112, XVIII 2; 90, 294) um die Buccalmasse herum einen Blutsinus. Dann sinkt bei beiden das Blut in die Fußfläche hinab und umhüllt hier in zwei sinusartigen Gefäßen die großen Nervenstrange. Das venöse Blut der Kopfmasse, FuB- fläche, des Visceralsackes sammelt sich bei P/. und Hal. in dem „Quersinus“‘ (=,,‚Basibranchialsinus‘‘). Dieser liegt bei Ha/. am Hinter- ende von Kiemen und Mantelhöhle, bei P/. nur am Ende der Mantel- höhle (6, 180— 181), worauf ich später (S. 390) zurückkommen werde. Aus diesem Sinus leiten bei //. und Hal. die „zuführenden Haupt- venen“ das Blut zu den Kiemen. Dagegen fließt bei Hal. das Blut der vorderen Mantellappen direkt zu den Kiemen (112, XVIII 1—2) und gelangt bei P/., ohne die Kiemen zu berühren, in den „Sammel- sinus‘“ an der Basis der Kiemen, ,,da es schon in dem respiratorischen Teil der Hypobranchialdrüsen einer Oxydation unterlag (6, 185— 186, 205, III 5). Dieser Sinus sammelt schließlich bei P/. und Hal. das gesamte oxydierte Blut und leitet es durch die ,,fortfiihrenden Sammel- venen‘“ zu den Herzvorhöfen zurück. Betrachten wir nunmehr die abweichenden Organisations- merkmale von Hal. und P/., und zwar zunächst nur die, die 25* 388 Delhaes. eine Erklärung in der niedrigen Organisation von /£/. finden. Solche primitiven Züge treten im Nervensystem, in den Sinnesorganen, in der Radula und endlich auch an verschiedenen Stellen. des Ver- dauungstraktus von Pleurotomaria hervor (6; 19, 576). Das Nervensystem von /7/. (Fig. 20) und Hal. (Fig. 21) setzt sich gewissermaßen aus 4 miteinander verbundenen Schleifen zu- sammen. Die eine wird von dem fast viereckig gestalteten Merven- schlundring (Ce.Ko.; Ce.G.; Ce.Pl.K.; Ce.Pe.K.; Pl.Pe.G.; P.P.Ko.) ge- bildet und setzt sich in den durch zahlreiche Querkommissuren verbundenen, strickleiterartigen Pleural-Pedal-Strängen (Pl.Pe.Str.) der Fußfläche fort (Anm. 9). Die zweite Schleife geht von den Cerebral-Ganglien (Ce.G.) aus und umfaßt die Ladzal-Kommissur (Lab.Ko.) und Buccal-Kommissur (Buc.Ko.). Die dritte Schleife beginnt bei Pl. am Cerebral-Pleural-Konnektiv (Ce.Pl.K.), bei Hal. an den Pleural- Pedal-Ganglien (Pl.Pe.G.).. Sie besteht aus den sich kreuzenden Pleurovisceral-Konnektiven, dem (Supra- und Sub-Oesophageal-Konnektiv (Sup.Oes.K.; Sub-Oes.K.)), die über bzw. unter dem Ösophagus bis an die Stützleisten der beiden Kiemen heranlaufen. Hier biegen sie fast rechtwinklig nach hinten ab und folgen als Branchialkommissuren (Br.Ko.) der Stützleiste bis ans hintere Ende der beiden Kiemen. Durch ihre Vereinigung wird diese Schleife zugezogen, und an der Verbindungsstelle zweigt ein Viscera/nerv (Vi.N.) ab. Von dieser Branchial-Visceral-Schleife geht in geringer Entfernung von der Um- biegungsstelle der Plewrovisceral-Konnektive die vierte kleinere Schleife aus. Ihr gehört der rechte und linke Mantelschlitznerv (R.Sch.N.; L.Sch.N.) an*). Zu diesen 4 Schleifen kommt als letzter Bestandteil des Nervensystemes ein Paar Pleuralnerven (P\.N.). Sie wenden sich zum Mantel, haben aber bei //. und Hal. verschiedenen Ursprung. Die Gesamtanlage des Nervensystems stimmt also bei //. und Hal. überein. Doch erheischen noch verschiedene, schon angedeutete Unterschiede eine Betrachtung und befriedigende Erklärung. Das Nervensystem von Pl. (Fig. 20) wurde von Bouvier u. Fischer wegen der auffallend geringen Konzentration der Ganglienzellen als äußerst primitiv bezeichnet. Nur in den Cerebral-Centren (Ce.G.), im Buccalnervensystem (Buc.Ko.) und in den auffallend großen Azemen- ganglien (Br.G.) hat die Konzentration eine gewisse Höhe erreicht. a) Die Mantelschlitznerven sind in der Fig. 20 wegen Platzmangels nur an- gedeutet und nicht bis zu ihrem Vereinigungspunkte am Ende des Mantelschlitzes, wie in Abb. 21, durchgezogen. Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linné. 389 Dagegen fehlen den Pleurovisceral-Konnektiven und Branchialkommissuren Anschwellungen gangliöser Natur. Es fehlt jede Spur von einem Visceral- ganglion (V1.G.),und es haben die Plewral-Pedal-Centren (Pl.Pe.G.) geringe Machtigkeit*). Diese auffallende Tatsache wird allein durch den eigen- artigen Ursprung der Plewrovisceral-Konnektive (Sup.Oes.K.; Sub-Oes.K.) und Pleuralnerven(Pl.N.) verständlich. Diese Nerven gehen nämlich nicht, Bi25237% Fig. 20. Nervensystem von P/. Beyrichit Hilg. Japan. [Kopie nach Bouvier & Fischer (6, 212, Textfig. T.).] (1/..) Fig. 21. Nervensystem von Hal. tuberculata L. Europa. [Kopie nach Fleure (90, IX, 49).] (1/s.) Br.G. Branchialganglion; Br.Ko. Branchialkommissur; Buc.Ko. Buccalkommissur; Ce.G. Cerebralganglion; Ce.Ko. Cerebralkommissur; Ce.Pe.K. Cerebral Pedal Konnektiv; Ce.Pl.K. Cerebral Pleuralkonnektiv; Kt. Ktenidium; Lab.Ko. Labialkommissur; L.Osph.N. Linker Osphradialnerv; R.Osph.N. Rechter Osphradialnerv; Pl.N Pleuralnerv; Pl.Pe.G. Pleural Pedal Ganglion; P.P.Ko. Pleural Pedal Kommissur; Pl.Pe.Str. Pleural- Pedal Stränge; L.Sch.N. Linker Schlitznerv; R.Sch.N. Rechter Schlitznerv; Sub.Oes.K. Sub.-Oesophageal Konnektiv; Sup.Oes.K. Supra-Oesophageal Konnektiv; Vi.G.Visceral- ganglion; Vi.N. Visceralnerv. wie das sonst der Fall zu sein pflegt, von den Pleural-Pedal-Ganglien (Pl.Pe.G.) aus. Die Pleural-Visceral-Konnektive entspringen vielmehr an den Cerebral-Pleural-Konnektiven (Ce.Pl.K.), und zwar rechts etwas weiter a) In Fig. 20 treten die Pl.Pe.G. stärker hervor, als es recht ist. Auf der Originalzeichnung von B. u. F. sind die bei mir ausgefüllten Stränge weiß gelassen und durch eine punktierte Linie geteilt, so daß diese Zentren einen deutlich band- artigen Charakter haben. 390 Delhaes. vorn als links, und die Pleuralnerven (PI.N.) an den Pleuro-Visceral- Konnektiven. (Sup.Oes.K.; ‚Sub-Oes.K.). Es kann nicht wundernehmen, daß man dem primitiven Merkmal der wenig vorgeschrittenen Konzentration der Nervenzellen bei der jüngeren Gattung #aliotis nicht wieder begegnet. So finden wir bei ihr (Fig. 21) wohl entwickelte Cerebral-Ganglien (Ce.G.), weiter mächtige Pleural-Pedal-Ganglien (Pl.Pe.G.), als Ausgangspunkte der Pleuralnerven (Pl.N.) und Pleuro-Visceral-Konnektive (Sup.Oes.K.; Sub- Oes.K.), und ein schwaches Visceral-Ganglion (Vi. G.). Alle Nerven- zentren scheinen bei //al. normal fortgebildet zu sein, und nur die Azemen- ganglien (Br.G.) sind schwächer als bei ?/. entwickelt. Für einen zweiten wichtigen Unterschied, die verschiedene Lage des Branchial- Visceral-Bogens und die verschiedene Länge der Pleuro-Visceral-Stränge bei ?Z. und Ha/., kann erst im folgenden Teile eine Erklärung gesucht werden (S. 392). Unter den Sinnesorganen sind z. B. die Ofocysten von P/. primi- tiver organisiert. Das gleiche gilt von der Radu/a (90, 265). Sie besteht bei //. und Hal. aus einem wohl charakterisierten Mittelzahn und einer großen Zahl von verschiedenen Seitenzähnen. Diese fließen bei P/. durch Übergangsformen ineinander über und sind bei Had. sämtlich scharf voneinander getrennt; d. h. aber, die Differenzierung der Radula ist bei Ha/. weiter vorgeschritten. Dem gleichen Mangel an Differenzierung entspringt auch die Tat- sache, daß bei P/. die Buccaltaschen und Ösophagealtaschen weniger deutlich als bei Ha/. von der Mundhöhle und vom Osophagus ab- gegliedert sind (S. 386). Weiter sei in dem gleichen Sinne nochmals daran erinnert, daß die Hauptaorte bei Pl. den Ösophagus als ge- schlossenes Gefäß quert und bei Ha/. die ganze Bucca/masse mit einem Blutsinus umhüllt (S. 387)! Endlich halte ich auch die geringe Länge der Kiemen für ein primitives Merkmal von Pleurotamaria. Diese nehmen bei . nur die vordere Hälfte der Atemhöhle ein und reichen bei Ha/. bis an ihr hinteres Ende. Damit hat sich aber auch das Verhältnis des Basibranchialsinus za den Kiemen verschoben; denn er ist bei PZ. Beyrichii um die halbe Länge der Atemhöhle vom Kiemenende ent- fernt und fällt bei Aal. mit diesem zusammen (S. 387) (6, III 5; 112, XVIII 2). Alle übrigen abweichenden Organisationsmerkmale von Pl. und Aal. erklären sich leicht aus der veränderten Lebens- weise der Haliotiden. Die rezenten //. leben in größeren Meeres- Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linné. 391 tiefen (69—350 Faden), und die fossilen Pleurotomarüden kennt man gleichfalls meist nur aus pelagischen Meeresablagerungen. Dagegen leben die Aaliotiden auf dem felsigen Grunde der Gezeitenzone, und die fossilen fanden sich nur in rein litoralen Ablagerungen. Begreif- licherweise hat ein solcher Wechsel des Wohnorts und der Übergang von einer pelegrinen zu einer mehr sessilen (non s. str.!) Lebensweise einschneidende Veränderungen in der Organisation von Hal. gezeitigt. Bei der rezenten P/. ist ein horniger Deckel beschrieben, dessen Größe bei den verschiedenen Arten erheblich schwankt (vgl. 28 15, 46, 183). Bei Aal. besitzen nur die freischwimmenden Larvenzustände einen Deckel (81, 273, Textfig. 12, 1). Während ihres späteren Lebens ist sein Fortfall mechanisch wohl verständlich; denn die gesamte Muskulatur der Fußplatte dient dem Tiere zum Festsaugen auf dem Untergrunde, als dem wirksamsten Widerstande gegen den Wogen- anprall. Gleichzeitig findet ein Rückzug in die Schale immer seltener statt. Infolgedessen werden die die Deckelmuskulatur kräftigenden Blutbahnen unterbunden und es kommt zu einer all- mählichen Reduktion dieser Muskeln und des Deckels. Ähnliche Vor- gänge mögen sich auch in der Phylogenie von HZaloris abgespielt haben. Hand in Hand geht mit diesem Vorgang die wichtige Rück- bildungdes „Spindelmuskels‘, der die aufgerollten Gastropoden, und so auch //. (6, 169, Textfig. Q; 28, XII ı), mit ihrer Schale durch Anheftung an der Spindel in festen Zusammenhang setzt. Er fehlt bei Ha/., und an seine Stelle tritt eine mächtig entwickelte zentrodorsale Muskelplatte (%9, 224; 90, X 4). Diese hinterläßt im Schaleninnern den mehr oder minder deutlichen Ansatzfleck, und mit ihr ist der Eingeweidesack, der sich von der Kopfregion um ihre linke Seite herumwindet, festverwachsen. Als eine Folge der allgemeinen Körperabplattung möchte ich auch die verschiedene Lage des Magens bei //. und Hal. ansprechen. Bei P/. liegt der U-förmig gestaltete Magen an der U-Krümmung des Darmes. Bei Hal. rückt er an die Dünndarmseite der Schleife und bekommt dadurch selbst langgestreckte Gestalt (S. 386). Diese Körper- abplattung äußert sich natürlich gleichfalls am Mantel von Aal. Er umhüllt bei P/ (6, II 2—3, III 4), wie bei jeder anderen spiral aufgerollten Gastropode, als eine am Rücken entspringende Falte einen Teil des vorderen Rumpfes; bedeckt die Atemhöhle und erstreckt sich bis in die Kopfregion. Bei /a/. hüllt der Mantel das ganze Abdomen ein und liegt in der Hinterregion des Ku unter und über dem Eingeweidesack (90, 249). 392 Delhaes. Durch die starke Entwicklung der Muskelplatte ist der Eingeweidesack mit seinen Organen etwas nach links ver- schoben. Diese Verlagerung sieht man am Ösophagus und seinen Taschen; an der linksseitigen Lage des Visceralsackes und der damit verbundenen, stärkeren Entwicklung der linken Körperhälfte; an dem gebogenen Verlauf der Atemhöhle und ihres Schlitzes; an dem Gegen- satz zwischen dem geraden Verlauf der Pleural-Pedal-Stränge und der asymmetrisch entwickelten Fußfläche (98, X 3) und am deutlichsten an der Schleife der Branchial-Visceral-Nerven. Bei Pl. (Fig. 20) liegt dieser Teil des Nervensystems, bei fast gleicher Länge der Pleuro-Visceral- Konnektive (Sup.Oes.K.; Sub-Oes.K.), zentral und bei Aal. (Fig. 21) ist er mit der Atemhöhle und dem Eingeweidesack auf die linke Körper- seite gedrängt. Daher ist bei Hal. das Sup.-Oes.K. fast doppelt so lang, wie das Szb-Oes.K. Die veränderte Lebensweise zeitigte noch ein weiteres unter- scheidendes Merkmal. Ein Zfipodium tritt bei der pelagischen P/. ganz an Bedeutung zurück und ist bei der litoralen Ha/. in üppigster Weise entwickelt (90, IX 1). Bei den verschiedenen P/. schwankt es in der Stärke seiner Entwicklung und gelangt erst bei P/. Beyrichit zu einiger Entfaltung (6, 123—124, II 2, III 4). . Deshalb sehen es Bouvier und Fischer wohl mit Recht als eine verhältnismäßig junge Erwerbung bei P/. an. Auch die Haliotidenlarven ermangeln jeder Spur von Cilien, und erst von dem Augenblick an, wo die Larve zu kriechen beginnt, stellen sich jederseits vom Fuße „kleine bewimperte Aufragungen‘“ ein (81, 273—274). Endlich erklärt sich die abweichend gestaltete Radu/a aus der verschiedenen Nahrungsaufnahme von P/. und Hal. Über die Nahrung von P/. kann man nur Vermutungen anstellen. Vielleicht ist ihre Nahrung tierischen Ursprunges, denn Woodward fand im Magen zweier Exemplare von P/. Beyrichii noch durch Gewebe verbundene Spongzen- nadeln (Amphilektus). Von der Ernährungsweise der Hal. wissen wir durch Zleure Bestimmteres. Er beobachtete ihren ganzen Freßvorgang und gibt als ihre Nahrung Diatomeen und andere Meeralgen an (90, 269). VI. Zusammenfassung. Die SchluBbetrachtung mag sich mit dem Umpbildungsvorgang einer Pleurotomaria zu einer Haliotis beschäftigen. Doch bevor ich dieser Frage näher trete, will ich zunächst die von meiner Auffassung abweichenden Gedanken ZZeure’s (90) über die Entstehung einer Hakotis mit seinen eigenen Worten wiedergeben. Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linne. 393 So lehnt er die Abstammung der Hal. von Pl. ausdrücklich ab (90, 246) und konstruiert als gemeinsamen Vorfahren sämtlicher Prosobranchier einen „Prostreptoneur‘ (90, 254). Einer seiner Nachkommen ist auch Haliotis, die sich ganz an das Leben in der Gezeitenzone angepaßt hat. ,,Eine hohe Gestalt in der Form von Pleurotomaria und Bellerophon wäre in dieser Umgebung sehr unbequem, weshalb wir verstehen, daß im Laufe der Zeit die natürliche Zuchtwahl immer niedrigere Spiralen auswählen mußte, so daß schließlich eine verflachte Schale gezüchtet wurde. Diese Verflachung mußte das Einziehen des Tieres in die Schale erschweren und diese Schutzeinrichtung ganz verunmöglichen. Deswegen hat sich das Operkulum zurückgebildet, und wir finden Schutzeinrichtungen anderer Art‘ (90, 256). Die Pleurotomarüden, die ich zum Vergleich mit Halotiden heran- zog, sind durchgängig ziemlich niedrige Schalen mit einer weiten, echten oder falschen Nabeldepression und tragen das Band auf der Grenzkante von Apical- und Lateralseite oder auf der Lateralseite. Bei dem Ubergange derartig gestalteter P/ewrotomariiden von ihrer pelegrinen zu einer mehr sessilen (non s. str.!) Haliotidenlebensweise mögen sich folgende Vorgänge abgespielt haben. Ein solches Tier saugt sich mit seiner Fußsohle auf dem Fels- untergrunde fest und wird sich infolge dieses sehr natürlichen und allein wirksamen Widerstandes gegen den Wogenprall der Gezeitenzone immer seltener in die Schale zurückziehen. Dieses Verhalten wird nach dem alten Satz, daß Gebrauch ein Organ stählt, Nichtgebrauch es abschwächt, zweierlei Früchte zeitigen. Einmal verliert das Operkel seine Bedeutung. Zweitens wird der Spindelmuskel zurückgebildet werden, der das Tier mit seiner Schale fest verbindet, und dessen wechselvolles Spiel dem Tiere den Rückzug und Vorstoß aus der Schale ermöglicht. Seine allmähliche Rückbildung verschafft dem Tiere naturgemäß eine größere Beweglichkeit innerhalb seiner Schale. Daher kriecht es gewissermaßen aus seiner Schale heraus und wird sich nun auf der rechten Körperseite intensiver als auf der linken ausdehnen; denn links bedeutet die Außenlippe der Schale ein natürliches Hemmnis, und jener Weg ist schon durch die Spiral- aufrollung gewiesen. Infolge dieses ungleichmäßigen Wachstums wird sich die Mündung beständig erweitern; wird die ganze Schale abge- plattet werden, — beides Vorgänge, die Boutan auch in der Ontogenie von Halitis feststellte (81, 274—275). Gleichzeitig wird die Fußsohle immer muskulöser und größer und wird durch die zahlreichen Schleim- drüsen, Haftwarzen und -furchen zu dem ausgesprochenen ,,Adhdstons- organ“ von Haliotis (90, 248, X 2). Bei der Zurückbildung des Spindelmuskels haben sich seine Muskelfasern allmählich, entsprechend. der fortschreitenden Körper- 394 Delhaes. abplattung, verkürzt und in einer Muskelsäule in dorso-ventraler Richtung konzentriert. Diese steigt von der Fußfläche zum Rücken des Tieres auf und verbindet die abgeplattete, ohrförmige Schale mit dem Tiere. Die Muskelplatte hinterläßt ungefähr in der Mitte des Schaleninnern eine mehr oder minder deutliche Marke und hat in die gesamte Organlage von Hal. eine starke Asymmetrie hineingetragen. Sie äußert sich z. B. in der linksseitigen Ver- schiebung der Ösophagustaschen, des Verdauungstraktus, der Branchial- Visceral-Nervenschleife und der daraus folgenden ungewöhnlichen Länge des Supra-Oesophageal-Konnektives (Fig. 21 Sup.Oes.K.). Auf die Hautoberfläche eines litoralen und in seiner Bewegungs- freiheit beschränkten Tieres wirken zahllose Reize ein. Daher finden wir bei Haliotis ein üppig entwickeltes Epipodium, während das gleiche Organ bei der regsameren Pleurotomaria und bei der frei- schwimmenden Haliotidenlarve zurücktritt, oder ganz fehlt (S. 392). Die Haliotidenschale ist, abgesehen von den mächtig aus- gedehnten, ohrförmigen Umgängen, durch die Lécherrethe charakterisiert. Diese entspricht dem Mündungseinschnitt der Pleurotomarien. Beide Bildungen werden beim Wachsen des Tieres von dem sich vorschiebenden, hinteren Mantelschlitzende abgedichtet. So kommt es bekanntlich bei P/. zur Bildung eines fortlaufenden Schlitz- bandes, und so schart sich bei Ha/. innerhalb des Lumens der einzelnen Löcher eine Reihe konzentrischer Ringe um einen vorderen Kern. Es handelt sich nunmehr um die Frage nach der Entstehung der Löcherreihe aus einem Pleurotomariensinus. Zu ihrer Be- antwortung will ich einen Überblick über ähnliche Erscheinungen bei fossilen und rezenten Gastropoden geben. Die einmalige Entstehung eines Loches hinter dex Mündungslippe bietet der Erklärung keine Schwierigkeiten, denn die beiden Schlitzränder können sich-vorn einander nähern, miteinander ver- kleben und so den Mantelschlitz zu einem langgestreckten ovalen Loch abschließen. Derartiges beobachtet man bei Pleurotomarien, z. B. Pl. trema Qu. aus dem Dogger (68a, 415, LVII 20; 64, 349, Taf. 198, 40), und kann bei Zrochotoma Desi. 1842 als eine gesetzmäßige Alterserscheinung gelten. Bei ihr läßt sich nämlich im Anschluß an das Loch ein normales Pleurotomarienband bis auf die Anfangswindungen zurück verfolgen (41, 105; 51, 365). Die Narbe der verschmolzenen Mantel- schlitzränder erkennt man noch häufig in der feinen, geschwungenen Furche vor dem Loche (41, VIII; 61, Taf. 341. 3; 72, L). Interessant Beiträge zur \lorphologie und Phylogenie von Haliotis Linne. 395 sind die Trochotomen, die an 2—3 Stellen der Schale ein Loch bildeten (41, 104; 42, 8). In diesen Fällen hat man es zweifellos mit ver- schiedenen Wachstumsperioden zu tun, deren jede in der Bildung eines „Zrochotomenloches“ und. kallösen Mündungssaumes ihren Abschluß findet. Doch darf man dieses Verhalten keinesfalls mit der Bildung der Löcherreihe durch den kontinuierlich gewellten Schlitz von Haliotis vergleichen, wie es verschiedene Autoren (66, 185; 59, 81; 48, 38) taten und deshalb eine Annäherung von 7rocho- toma an Haliotis für angezeigt erachteten. Ähnlich liegen die Verhältnisse bei der rezenten Schismope Feffr. 1856 (syn. Wood- wardia Cr. u. F. 1861) (10, 160, 257—260; 33, 60). Alle Scéssurelliden haben in der Jugend eine Schale ohne Mündungsein- schnitt. Er hat bei Scezssurella s. str. im Alter pleurotomarienartigen Charakter und wird dann bei Schösmope vorn abgeschlossen und in ein Zrochotomaartiges Loch um- gewandelt. Mantelanhänge oder ein Anal- sipho sind aber bei ihr nicht bekannt ge- worden. Deshalb ist wohl auch die Ver- mutung verschiedener Autoren (41, 103;59,81) hinfällig, die die Bildung eines „Zrocho- tomaloches‘‘ auf das Ausstoßen solcher Organe zurückführen. Bei Trochotoma Desl. und Ditremaria d’Orb. sp. Eug. Desi. kann das „Zrochotomaloch“ durch ein vorsprin- gendes Läppchen des unteren Spalt- randes zweiteilig werden (Fig. 22), was zuerst Eng. Desl. (44, 43, III 2) und später Hermite (46, XIV 1—5, 9—11) nachwiesen. Fig. 23. Fig. 22. Zweiteiliges Spalt- loch bei Ditremaria Thur- manni de Lor. Rauracien St. Ursanne. (Orig. im Städt. Mus. in Basel.) (4/,) A.S. Apicalseite; b. Sinusband; L.S. Lateralseite; Fig. 23. Zweiteiliges Spalt- loch bei Prragmostoma civis Barr. sp. Ob. Silur Bubovice. [Kopie nach Barrande-Perner (II7a, 125, Textfig. 89a).] (#/ı-) Ähnliches sieht man aber auch schon bei der szlurischen Bellerophontide Phragmostoma Hall ein- treten (Fig. 23) (117a, 99, 121, 126). In gesteigertem Maße stellt sich ein solches Undulieren der Mantelschlitzränder bei Sc/guaria ein. Nur selten (Fig. 5) verlaufen seine Ränder Meistens nähern sich die mannigfaltig gestaltet. gerade, wie bei einer Spaltränder schon von Pleurotomarie. Anfang an in Ihr Spalt ist sehr längeren und kürzeren, 396 Delhaes. in der Zahl schwankenden Wellen, ohne sich aber je zu berühren (Fig. 24A,B). Bei allen Sz/quarien verlaufen die Spiralleisten ge- wellt, soweit sie nicht durch die bei dickschaligen stärker als bei dünnschaligen Formen ausgebildete Querriefung verwischt sind (Fig. 24A), und biegen die Anwachsstreifen stark zu den Spalträndern hin ein (Fig. 24B). Ein ähnliches Bild zeigt der Spalt der Pleurotomarüde £ % SS Fig. 24 B. Fig. 25. Fig. 24A. Vielteiliger Spalt bei Sediguaria Bernardi Moerch. Australien. (Orig. im Loebbecke-Mus. in Düsseldorf.) (1/,;.) Fig. 24B. Vielteiliger Spalt bei Siliqu. Cumingii Moerch. Australien. (Orig. im Zool. Mus. in Berlin.) (1/,.) Fig. 25. Vielteiliger Spalt bei Polytremaria catenata de Kon. sp. d’Orb. Kohlenkalk Tournay. (Kopie nach de Koninck 54b, XXXII, 5.) (2/;.) Polytremaria catenata de Kon. (64a, 10I—103) aus dem Kohlenkalk von Belgien (Fig. 25). Auch diese Bildungen können nicht als ein Analogon der Löcherreihe von Haliotis angesehen werden, wie das Des/., d’Orb., Ryckh. meinten‘), da es weder bei Szliguaria, noch bei Polytremaria zu einer Berührung der gewellten Spaltränder kommt. Diese finden wir erst bei Haliotis und Tremanotus, bei denen gewissermaßen der Endpunkt der Spalt- entwicklungsreihe, ein Verschluß der Atemhöhle, erreicht wird. a) d’Orbigny schreibt von Polytremaria (60 376): „en un mot, c’est un Hal. trochiforme”. Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linné. 397 Der Unterschied der Schlitzränder von Szlguaria und Haliotis be- steht in dem Fehlen der Tentakeln an denen von Szliguaria. Deshalb können nur diese Tentakeln als die ,,Perforationstuben- Fig. 26. Fig. 27B. Fig. 26. Löcherreihe bei Tremanotus fortis Barr. sp. Ob. Silur. Koneprus [Kopie nach Barrande-Perner (II7a, 109, Textfig. 77).] (/ı-) Fig. a7 A. Löcher- reihe bei Trznotis asinina L. sp. Ostasien. (Orig. im Geol.-Pal. Mus. in Freiburg.) (3/,-) Fig. 27B. Löcherreihe bei Padollus Emmae Gray sp. Australien. (Orig. im Zool. Mus. in Berlin.) (2/,-) bildner“ bezeichnet werden. Die Entstehung der Tuben denke ich mir folgendermaßen: Den Ausgangspunkt bildet jedenfalls ein P/eurotomarienspallt, dessen gerade Ränder allmählich einen gewellten Verlauf annahmen. So würde ein Polytremaria-Siliquaria ähnlicher Schalenspalt ent- stehen. In geringer Entfernung vom vorderen linken Schlitzende hat sich dann, bei fortschreitender Wellung seiner Ränder, ein Tentakel herausgebildet. Durch ihn wird der rechte Spaltrand zurück- gedrängt und aufgewölbt. Da sich rechts und links von dieser Stelle der Wachstumshemmung der rechte Spaltrand weiter ausdehnt, so wird es schließlich zu einem Übergreifen dieses Schlitzrandes über den linken und damit zur Bildung eines Tubus kommen (Fig. 27 A, B). Später bilden sich noch zwei Tentakeln heraus; doch sie haben keinen Einfluß auf die Bildung der Tuben und finden beim Vor- rücken des Mantels jedesmal im folgenden Loch eine fertige Austritts- öffnung. Der vorderste Tentakel rückt als der „Tubenbildner“ beim 398 Delhaes. Wachsen des Tieres in den ,,bogenformigen Ausschnitt“ am Mündungs- rande (Fig. 2, 3B) und vollendet ihn zu einem Tubus. Dieser Aus- schnitt mag sich infolge des Reizes bilden, der vom ersten Tentakel ausgeht, wenn er bei beginnendem Wachstum des Tieres nur noch schwer durch das vorderste Loch austreten kann (90, 260). Die drei Tentakeln regulieren jedenfalls den Wasserstrom in der Atemhöhle, der durch die Löcher zwischen zweitem und drittem Tentakel austritt (Fig. 3B). Ähnlich mag auch der Spalt der silurischen Bellerophontide „Zremanotus“ (Fig. 26) (117a, 104—120; 117b, CX) beschaffen ge- wesen sein, wenn auch die rundlicheren Tuben und die geraden Furchen zwischen ihnen auf geringe Abweichungen von dem Schlitz und der Löcherreihe von Halotis hindeuten. Fig. 28B-28D. Fig. 29 B—D. Fig. 28. Pleurotomaria Debuchii Desl. Mittl.-Lias. Normandie. (Orig. im Geol.-Pal. Mus. in Göttingen). (2/3). A Idealer Querschnitt, B—D Ideale Längsschnitte. Fig. 29. Padollus Emmae Gray sp. Australien. (Orig. im Zool. Mus, in Berlin). (#/;.) A Idealer Querschnitt, B—D Ideale Längs- schnitte. B. Basis; b. Sinusband; B.K. Basalkiel; Cl.L. Columellarlippe; R.L. Radial- lamellen; R.W. Radialwülste; Sp.W. Spiralwulst der Apicalseite; 1...3, 3...5, 5...6 geben die Richtungen der idealen Längsschnitte an. Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linne. 399 Zur Erläuterung der als ‚„Habotidenmerkmale‘‘ bezeichneten Schalen- veränderungen (S. 369) mögen dieschematischen Abbildungen (Fig.28—29) dienen. Man sieht das regelmäßige Anwachsen der Umgänge und Radialwülste (RW.) bei Pleurotomaria; die zunehmende und rasche Erweiterung der Mündung bei Hadotis. Im Zusammenhang mit ihr gehen bei Hal, die anfangs. pleurotomariaartigen Radialwülste (RW.) in Radiallamellen (RL.) über. Die beständige Vermehrung und der gewellte Verlauf der Spiralleisten; das Auftreten der „scherenden Skulptur“ ist nicht angedeutet. Doch ist die bei einigen Haliotiden beobachtete veränderte Spaltlage (pt) (b) und das Auftreten des Spiralwulstes (SpW.) veranschaulicht. Endlich erkennt man auch bei Hal. die Columellarlippe (C\L.) an Stelle der Basis (B.) von Pleurotomaria. An der Hand von sechs Beispielen wies ich nach, daß sich ver- schiedene mesozotsche Pleurotomarien- und rezente Haliotidengruppen in der Skulpturanlage, in Beschaffenheit und Verhältnis von Apical- und Lateralseite, in der Spaltlage miteinander vergleichen lassen. Zu weiteren Vergleichen fehlte es mir an ausreichendem Materiale. Jeden- falls deuten schon jene Beispiele auf einen polyphyletischen Ursprung der Haliotiden hin. Ja, es scheint eine monophyletische Abstammung schon wegen der im Zocdn und Miocän gefundenen, scharf geschiedenen Hatotzdentypen, wie Hal. ovinoides, naevosoides, Mooraboolensis, tuberculata, wenig wahrscheinlich zu sein. Ich gelange damit zu einem ähnlichen Resultat, wie es Sieinmann jüngst bei der Ableitung der Unioniden von den Trigonien erhielt (130, 99—119). Die Annahme, ein Teil der Pleurotomarien fließe von der Trias an, — gewissermaßen in breiterem Strome, — in die Haliotiden über, würde das eingangs erwähnte auffällige Verschwinden zahlreicher Pleurotomariengruppen von Beginn der Äreidezeit an, wenigstens zum kleinen Teile erklären. Es mag vielleicht anderen scheinen, als ob den von mir ver- muteten Entwicklungsreihen der Stempel des Unwahrscheinlichen auf- gedrückt sei, da bis jetzt fast jedes Bindeglied zwischen den End- gliedern der Kette, Pleurotomaria und Haliotis, fehlt. Der Hinweis auf die Lückenhaftigkeit des überlieferten Materials bietet dafür vielleicht eine ebenso passende Erklärung wie das Vorkommen der. Haliotiden. Denn man kennt sie im Tertär und in der Fetetzeit im wesentlichen nur aus der geologisch noch wenig durchforschten Umrandung des Pazifischen Ozeans, in welchem Gebiete sich vielleicht auch die Umwandlung der Pleurotomarien zu Hatiotiden vollzogen hat. 400 Delhaes. Andererseits halte ich die beiden tertiären Arten Hal. naevo- soides (Taf. 3, 24) und ovinoides (Taf. 3, 27) für Übergangsformen von den mesozoischen P/. zu den rezenten //al., denn beide zeigen im Vergleich mit den verwandten rezenten Formen Hal. naevosa (Taf. 3, 23) und Pad. opinus (Taf. 3, 25, 26) ein breiteres und der Schalenmitte mehr genähertes Gewinde und eine geringere Zahl von Spiralleisten auf der Apicalseite. Das sind aber zwei Merkmale, die in der individuellen.Entwicklung einer jeden Haliotide eine Rolle spielen und die deshalb jedenfalls auch als Wegzeichen des Entwicklungsganges der Gattung Haliotis ihren Wert behalten dürften. VII. Anmerkungen. Anm. 1 (zu S. 355). Bvoili stellt Haliotimorpha Dieneri Bl. als Marmolatella Dieneri in die Familie der Neritiden wegen der großen Übereinstimmung mit den Jugendwindungen von M. Telleyi Kittl. (122, 142— 146; 123, 83—85, 252). Das von Broili benutzte Material stand mir in München zur Verfügung, und ich kanı danach Byoili’s Beobachtungen nur beipflichten. Der Schlitz, der von den Stachelstümpfen nach vorn läuft, aber den folgenden Stachel nicht erreicht, wird durch die zurück- biegenden Anwachsstreifen gebildet (118, NIX ı0c). Genau das gleiche Bild zeigen z. B. die, isoliert im Mitt. und Ob. Dogger vorkommenden, . großen Stacheln von Ctenostveon pectiniforme. Auch hier biegen die Anwachsstreifen auf der Ventralseite des Stachels jederseits ein und rufen so einen Spalt hervor. Anm. 2 (zu S. 356). Die Gattung Padollus stellte Montfort 1810 (79. 219) für Hal. vubicundus Montf. (= H. canaliculata Lam. = H. parva Lin.) (Fig. 13B) auf, eine Form mit einer parallel der Löcherreihe verlaufenden, hochragenden Leiste. Die Gebrüder Adams (74) fügten zu Padollus noch die Untergattungen Haliotis s. str., Teinotis Ad., Sulculus Ad. Doch vereinigen sie ganz heterogene Dinge in diesen Gattungen, und namentlich ist Sulculus als Untergattung hinfällig, da ihr Typus völlig synonym mit dem von Padollus Montfort ist, und die meisten von Adams hierher gestellten Arten der ,,erhabenen Dorsalleiste’”’ entbehren. Anm. 3 (zu S. 357). Pad. Pourtalesii wurde in einem einzigen Ex. aus einer Tiefe von 200 Faden am Florida-Riff heraufgeholt (85, 79). Dieser Fund beansprucht einiges Interesse, da er die einzige Haliotis der ganzen Ostküste beider Amerikas lieferte. (,,It is the only representative of the genus on the eastern coast of Amerika‘ (86, 395). Die gleiche Art wurde sonst nur an den Galapagos Inseln in 33 Faden Tiefe an- getroffen (111, 122). Anm. 4 (zu S. 364). Der Vollstandigkeit halber sei an ein abnormes Exemplar von Hal. gigantea aus dem britischen Museum erinnert! (106, 419—421). Bei diesem tritt in geringem Abstande von der normalen Lécherreihe (mit 4 offenen Lochern) nach dem Gewinde zu eine zweite Lécherreihe mit geschlossenen Léchern auf. Beide Löcherreihen lassen sich bis in die Scheitelnahe verfolgen. Anm. 5 (zu S. 366). Ein Mündungseinschnitt fehlt jedenfalls den Embryonalschalen von Pleurotomaria, Scissurelliden und Siliquaria, denn auf ihnen biegen die Anwachsstreifen nirgendwo ein. Von der genaueren Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linne. 40I Embryologie der vezenten Pleurotomaria ist so gut wie nichts bekannt. Zwar be- schreibt Simroth (32, 137, XII 16—17) eine pleurotomarienartige Larve aus dem Sargasso Meer. Doch ist diese ihrer Natur nach noch keineswegs sichergestellt, da von einem Einschnitt oder Band nichts zu sehen ist. Sonst sieht man bei den P/. nur eıne skulpturlose Embryonalblase, bis zu der sich das Band zurückverfolgen läßt. Das gleiche ist bei Sczssurella der Fall. Die Embryonalschale von Siliquaria, z. B. lactea (Fig. 5), ist sehr fein skulptiert und von gelber Farbe. Doch scheint sie vom Tiere später abgeworfen zu werden, denn nur bei einem Exemplar war sie erhalten. Bei den 15 anderen mir vorliegenden Exemplaren dieser Art fehlte sie, und war die Schalenröhre durch eine uhrglasartige, nach hinten vorgewölbte Scheidewand ab- geschlossen. Jedenfalls möchte ich glauben, daß auch die Larven von Pl., Sciss., Siliqu. eine freischwimmende Lebensweise, wie Haliotis, führen. Das gleiche nimmt Simroth (32, 151) von mehreren anderen Gastropodengattungen an. Simroth vermutete (32, 146), das Entstehen eines Spaltes sei auf das Vorhanden- sein einer sog. „Leitlinie“, als Medianlinie des Mantels, zurückzuführen. Meine Beobachtungen konnten dafür keinen Beweis erbringen. Ich sah nur an manchen Exemplaren ungefähr an der Stelle der Prosopoconcha, wo später die Löcherreihe auf- tritt, ein von zwei stärkeren Linien abgegrenztes Band (Fig. 4). Diese gleiten auf der Teleoconcha an den Rändern der Löcher entlang und bilden den oberen und unteren Schlitzrand. Anm. 6 (zu S. 372). Weinkauff (112) bildet Taf. XIV 1—3, Hal. naevosa Martyn ab. Nach Einsicht seiner Originale im Löbbecke Mus. kann ich als naevosa nur die, XIV 2—3, abgebildeten Exemplare gelten lassen. Dagegen ist XIV ı nicht eine Hal. naevosa, sondern ein Pad. Emmae abgebildet. Denn dieses Exemplar be- sitzt einen breiten Spiralwulst auf der Apicalseite, auf dem Radialwülste und Radial- lamellen absetzen; hat zwischen Scheitel und Spiralwulst eine Furche; besitzt hohe Perforationstuben und eine tiefe Depression aut der Lateralseite, — kurz die Merkmale von Pad. Emmae. Anm. 7 (zu S. 386). Bouvier und Fischer sowie Woodward weichen in der Be- urteilung der Länge und Bedeutung der rechten Hypobranchialdrüse bei Pl. von ein- ander ab (cf. 6, 205). Anm. 8 (zu S. 387). Ältere Autoren (Blainville, Adams, Tryon) erwähnen bei Hal. einen Analsipho, der durch das letzte Loch ausgestoßen wird. Diesen kennen Lacaze- Duthiers, Wegmann, Fleure, Palmer nicht. Anm. 9 (zu S. 388). Nach drei verschiedenen Richtungen spalten sich die An- sichten der Zoologen in der Auffassung der Natur dieser eigenartigen „Markstränge“. Ich darf es mir versagen, auf diesen Streit hier einzugehen, und verweise deshalb nur auf Bowier und Fischer (6, 232—233). VIII. Literaturverzeichnis. A. Pleurotomaria (rezent). 1. E. L. Bouvier. 1893 Le Naturaliste XV No. 140. Les Pleurotomaires. 2. E.L. Bowier u. H. Fischer. 1897 C. R. d. Seances. de l’ac. des Sci. t. 124 p- 695—697. Sur l’organisation et les affinités des Pleurotomaires. 3. E. L. Bowvier u. H. Fischer. 1898 Arch. de Zool. exp. et gen. III. Serie VI. t. p- 115—180, Taf. 1—13. Etude monographique des Pleurotomaires actuels. Induktive Abstammungs- und Vererbungslehre. II. 26 402 Delhaes. 6. “I oo Io. 12. 20. 22. 24. . E. L. 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Zittel. 1873 Suppl. zu d. Pal. 340 u. ff. Die Gastropoden der Stramberger Schichten. K. v. Zittel. 1903 Grundz. d. Pal. 2. Aufl. (Trochotoma und Ditremaria.) 82. Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linné. 405 C. Habotis. H. u. A. Adams. 1858 London Vol. 1, 439—444. The genera of Rezent Molluska ... (Haliotidae). F. Bernard. 1890 Ann. des Sci. Nat. Zool. Ser. VII Vol. 9. Recherches sur les organes palléaux des Gastrop. Prosobranches (Hypobranchialdriise v. Haliotis). Bial de Bellerade. 1903 Act. de la Soc. Linn. de Bordeaux Vol. 58, 6. Série Teil VIII, Sitz. 1. Juli S. 196, 197, Haliotis Neuvillii n. sp. . Binkhorst van den Binkhorst. 1861 Maestricht 81, Va 2, 4(a—c). Mongr. des Gastrop. et des Céphalop. de la Craie sup. du Limburg (Haleotis? antiqua). . De Blainville-Defran:e. 1821 Bd. XX, 223—232. Dict. des Sci. Nat. (Haliotidae). De Blainvill?, 1825 Bd. XXXVII, 219. Dict. des Sci. Nat. (Padollus). . L. Boutan. 1898 C. 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H. Fleure. 1902 Quart. Journ. of the Micr. Soc. of London. Vol. 46 p. I, 77—96. Notes on the Relations of the Kidneys in Haliotis tuberculata. . H. Fleure. 1905 Jena’sche Z. f. Natw. Bd. XXXIX, 245—322, IX— XIV. Zur Anatomie und Phylogenie von Haliotis. . Gabb. 1869 Geol. Survey of California. Pal. Vol. 2, 85 (H. Rufescens). . J. E. Gray. 1856 Proc. of the Zool. Soc. of London part 24, Moll. XXXIV, 147—149. On a Monstrosity of Haliotis? Albicans. . T. S. Hall u. G. B. Pritchard. 1896 Proc. of the Roy. Soc. of Victoria (10. Sep- tember 1896), 221—225. A Contribution to our Knowledge of the Tertiaries ... T. S. Hall u.G. B. Pritchard. 1901 ibid. 10. Oktober 1901, 75—91. A suggested Nomenclature for the Marine Tertiary Deposits of Sowthern Australia. . M. Hoernes. 1856 Abh. d. K. K. Geol. Reichsanst. Wien, III. Bd., 510—511, Taf, 46, 26. Die fossilen Moll. d. Tertiarbeckens v. Wien. . F. Kaunhoven. 1898 Pal. Abh. v. Dames u. Koken, N. F. IV. Bd. 1. Heft, 40. Gastrop. der Maestrichter Kreide (Trochus Limburgensis). E. Koken. 1889 N. Jahrb. f. Min. Geol. Pal., 364—366 Textfig. 5. Die Ent- wicklung der Gastrop. vom Cambrium bis zur Trias, . H. Lacaze-Duthiers. 1859 Ann. des Sci. Nat. IV. Série, Zool. XI. Teil, 247—305, IX—XI. Mém. sur le Systéme nerveux de l’Haliotidae. . Linné. 1766 12. Aufl., 1225—1256 Nr. 336, Systema Naturae (Haliotis). 406 Delhaes. 99a. B. Lundgren. 1894 Kongl. Svenska Vetensk.-Ak. Handl. Band. 26 No. 6S. 52—53 Ioo. 1ol. 102. 103. 104. 105. 106. 107. 108. 109. IIO. III, 112, 113. 114. 115. 116. 117. 118. 119. 120. 121. 122. Taf. II, 1. Jamfoerelse mellan Molluskfaunen i Mammillatus och Mucronata Zonema i Nordoestra Skane (Hal. Cretacea Lundgren). D’Orbigny. 1850 Pal. franc. Terrains jurassiques (Haliotidae) 376ff. Cl. F. Palmer. 1907 Proc. of the Ac. of Nat. Sci. of Philadelphia. Vcl. 59, April bis Sept., 396—407, XXX und 4 Textfig. The Anatomy of Californian Haliotidae. G. B. Pritchard. 1895 Austral. 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XII Série II t., 239—378, XV— XIX. Contribution a l'histoire Nat. des Haliotides. H. C. Weinkauff. 1883 Syst. Conch. Cab. Mart. u. Chemn. 322. Lief. Bd. VI, 1b mit 30 Tafeln. 1840. 22. Lief. Tafel 1—6 zur 322. Lieferung. Die Gattung Haliotis. Mrs. B. Williamson. 1893 The Amer. Naturaliste, Vol. XXVIII 849—858, Abalone or Haliotis Shells of the Californian Coast. K. v. Zittel. 1885. Handb. d. Pal., Palaeozoologie II. Bd. Moll. S. 179 (Haliotidae). K. v. Zittel. 1903 Grundzüge d. Pal. 2. Aufl. S. 347 (Haliotidae). D. Verschiedene Gattungen. J. Barrande-Perner. a) 1903. Syst. Sil. du Cent. de la Bohéme, Vol. IV Gastéropodes t. I. (Tremanotus 174—120, Phragmostoma 121—127). b) 1907. Vol. IV Gastéropodes t. II. (Tremanotus Taf. r1o, Hystricoceras Taf. 112). F. Blaschke. 1905 Beitr. z. Pal. Oestr.-Ung. XVII, 175—178, XIX, 10. Die Gastropodenfauna d. Pachycardientuffe der Seiser Alpen. F. Broili. 1907 Pal. 54. Bd., 98, 99, IX, 16—18. Fauna der Pachycardientuffe der Seiser Alp. Scaph. und Gastrop. (Marmolatella Dieneri Blaschke sp.). E. Favre. 1869 Généve, 62—63, IX, 8—9; 54—56, IX, 1—3. Description des Moll. Foss. de la Craie des Environs de Lemberg en Galicie. A. Goldfuss. 1841—44 Petr. Germ. III. Teil. S. 59, 60; Taf. 181, 11 —12. E. Kittl 1894 J. d. K. K. Geol. Reichsanst. Wien 44. Jahrg., 142—146 (Marmolatella). Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linne. 407 123. E. Kittl. 1891—94 Ann. d. K. K. Nathist. Hofmus., 83—85, 252, 255. Die Gastrop. d. Sch. v. St. Cassian. d. südalpinen Trias. 124. G. Lindstroem. 1884 Kongl. Svenska Vetenskaps Ak. Handl. Bd. A. 19 No. 6, 85—88. On the Silurian Gastrop. and Pterop. of Gotland (Tremanotus). 125. ©. Moerch. 1860 Proc. of the Zool. Soc. of London, 400—415. Review of the Genus Tenagodus. 126. G. Müller. 1898 Abh. d. Pr. Geol. Land. N. F. Heft 25, XII, 7—12 S. 92—93 Molluskenfauna des Untersenon von Braunschweig und Ilsede. 127. F. A. Römer. 1841 S. 81, XII, 3—6, (Delphinula Tricarinata) Verst. d. Nord- deutschen Kreidegebirges. 128. G. Steinmann-Doederlein. 1888 Elem. d. Pal. (Argonauta, 454—458) (Trigonia, 252—256). , 129. G. Steinmann. 1907 Einf. i. d. Pal. 2. Aufl. (Argonauta, 257—258) (Trigonia, 345—347). 130. G. Steinmann. 1908 Die Geol. Grundl. d. Abstlehre. ‚Die Schizodonten‘“ S. 99—1I119. 131. G. W. Tryon u. H. A. Pilsbry. 1886 Man. of Conch. Vol. VIII 168—169, 188—191 (Tenagodus). IX. Nachwort. Meine Arbeit will ich mit einem Dank an alle die Herren beschließen, durch deren freundliche Unterstützung die Fertigstellung der vorangehenden Seiten ermöglicht wurde. So schulde ich folgenden Herren für die freundliche Überlassung von wert- vollem Vergleichsmaterial aus den ihnen unterstellten Sammlungen herzlichsten Dank: Prof. Bigot in Caen; Prof. von Branca in Berlin (Geol.-Pal. Mus. der Univ.); Prof. Brauer in Berlin (Zool. Mus. der Univ.); Prof. Deecke in Freiburg (Geol.-Pal. Inst.); Dr. Greppin in Basel (Städt. Geol.-Pal. Mus.); Prof. Hauthal in Hildesheim (Römer Mus.); Prof. Holzapfel in Straßburg (Geol.-Pal. Inst.); Prof. Pompeckj in Göttingen (Geol.-Pal. Inst.); Prof. Rollier in Zürich (Polytechnikum); Prof. Rothpletz in München (Geol.-Pal. Mus.); Prof. Steinmann in Bonn (Geol.-Pal. Mus. d. Univ.); Oberlehrer Wenck in Düsseldorf, Kustos am Löbbecke Mus. Auch die Herren Prof. Broili und Dr. Dacqué in München, Kustos Dr. Janensch in Berlin, Privatdozent Dr. von Seidlitz in Straßburg, Kustos Dr. Thiele in Berlin haben mich sehr zu Dank verpflichtet, da sie mir durch die Auswahl und Zusendung des Materiales in entgegenkommender Weise des öfteren große Dienste geleistet haben. Endlich will ich Herrn Geh. Beryrat Prof. Dr. Steinmann für das warme Interesse, das er stets meiner Arbeit entgegenbrachte, aufrichtig danken. Auch seinem Ver- treter im Sommersemester 1908, Herrn Prof. Dr. Wilckens, schulde ich viel Dank für seine wiederholten Bemühungen im Interesse meiner Arbeit. Sämtliche der Arbeit beigefügten Abbildungen sind von Herrn Grüner im Geol.- Pal. Institut in Bonn angefertigt. Inhalt I. Abhandlungen und kleinere Mitteilungen Correns, C. Zur Kenntnis der Rolle von Kern und Plasma bei der Vererbung Delhaes, W. Beiträge zur Morphologie und Phylogenie von Haliotis Linne . . Haecker, V. Die Radiolarien in der Variations- und Artbildungslehre . . . Lehmann, E. Über Zwischenrassen in der Veronica-Gruppe agrestiss .... . Pearl, R. and Surface, M. Is there a Cumulative Effect of Selection? Data from the Study of Fecundity in the Domestic Fowl 5 Ritter, G. Über die im Lein als Unkraut auftretenden Camelina- and "Spergula- Arten und ihre Abstammung . 3 SE 5 0 8 5 Steinmann, G. Zur Abstammung der Säuger. 38 Weinberg, W. Über Vererbungsgesetze beim Menschen (II. Spezieller Teil). Wolf, F. Über Modifikationen und experimentell ausgelöste Mutationen von Bacillus prodigiosus und anderen Schizophyten. .. . 2. 2.2.00. II. Referate. Ameghino, Fl. El arco escapular de los Edentados y Monotremos Bateson, W., Saunders, Miss, E. R., Punnett, R. C., Experimental studies in the physiology of heredity .. . . 2 Brown, B. The Ankylosauridae, a new family of ‘armored ‘Dinosaurs B B Cramer, P. J. S. Selectie van koffie .... . Davenport, Ch. B. Determination of dominance | in " mendelian inheritance Domin, K. Studien zur Entstehung der Arten durch Mutation 2 Doncaster, L. On sex inheritance in the moth Abraxas Bear and. its var. lacticolor. . . . a) oui oaks Durham, Fl. M. A preliminary “account "of the inheritance of ‘coat- colour in mice . — — and Marryat, D. D. E Note on the inheritance of, sex ‘in canaries East, E. M. A study of the factors influencing the ue say of the Potato Eastman, Ch. R. Devonian Fishes of Jowa . . Greene, F. C. The Development of a Carboniferous Brachiopod, " Chonetes granulifer Owen. . . Haecker, V. Uber Axolotikreuzungen. IL Mitteilung, (Zur "Kenntnis des partiellen Albinismus . . La apger DR Re Hagedoorn, A.L. (Herzstein Rose ‘arch Lab. Univ. California.) On the purely motherly character of the hybrids Be trom the ee of er centrotus . . Skoyic Heinricher, E Beiträge : zur Kenntnis der "Mister B — — Potentilla aurea L. mit zygomorphen oder auch asymmetrischen Blüten und Vererbbarkeit dieser Eigentümlichkeit . : Herbst, C. Vererbungsstudien. VI. Die zytologischen Grundlagen "der Ver- schiebung der Vererbungsrichtung nach der mütterlichen Seite . Jennings, H.S. Heredity, variation and evolution in Protozoa. I. The fate of new structural characters in Paramecium, in connection with the problem of the inheritance of aquired characters in unicellular organisms. . - - — — Heredity, variation and evolution in Protozoa II ..... 2... Johannsen, W. Elemente der exakten Erblichkeitslehre . . . aye ster Kirkpatrick R. On two new genera of recent Pharetronid Sponges | AR NE 221 212 142 351 142 142 212 212 Inhalt. 409 Seite Knebelf, W. v. Die Eryoniden des oberen Weißen Jura von Süddeutschland 222 Knox, Alice A. The induction, development and heritability of fasciations . 220 Leeke, P. Untersuchungen uber Abstammung und Heimat der Negerhirse (Pennisetum americanum (L.) K. Schum) . . So oe peed Ot 22 Loeb, Jaques (Herzstein Research Lab. Univ. California). "Ober die Natur der Bastardlarve zwischen dem Echinodermenei (Strongylocentrotus francis- canus) und Molluskensamen (Chlorostoma funebrale) . . 209 R. S. The Ceratopsia by John B. Hatcher, based on preliminary "studies "by Othniel C. Marsh edited and completed by — — — 349 Lutz, F. E. The variation and correlations of certain re er: of Gryllus 77 ne, Mac Leod, J. en Burvenich, ah V. “Over den invloed der levensvoorwaarden op het aantal randbloemen by Chrysanthemum carinatum en over de trapp2n der veranderlykheid .. . 219 Meisenheimer, J. Über den Zusammenhang. von Geschlechtsdrüsen und sekundären Geschlechtsmerkmalen bei den Arthropoden. ....... 211 Meves, Fr. Die Chondriosomen als Träger erblicher Anlagen . . . 214 Molliard, M. Sur la prétendue transformation du Pulicaria dysenterica en plante dioique . . 220. Müller, R. Das m ee petanedared Geschle iismactenale nad die Tiers PROUT sos 3 21 — — Künstliche ene neuer, vererbbarer Eigenschaften bei Bakterien . 215 — — Vererbung erworbener Eigenschaften bei Bakterien ae 215 Newman, H. H. (Zool. Lab. Michigan). The process of heredity : as "exhibited by the development of Fundulus hybrids . . 139 Peach, D. N. Monograph of the higher Crustacea of the Carboniferous Rocks of Scotland . . . ed N rh ri, 351 Plate, L. Selektionsprinzip und Probleme der Artbildung See 137 Rümker, K. v. Methoden der Pflanzenzüchtung in experimenteller Prüfung 221 Schouten, A. R. Mutabiliteit en Variabiliteit . . . 219 Schuster, F. Über mitteleuropäische Variationen und "Rassen des ‘Galium silvestre .. 140 Siegfried, H. Die "Rinderschadelfunde von " Pasquard und deren Stellung. zu den subfossilen und rezenten Rinderrassen. . . . 143 Staudinger, W. Praeovibos priscus nov. gen. nov. spec , ein Vertreter ‘einer Ovibos nahestehenden Gattung aus dem Pleistocän Thüringens ... . 23 Stromer, E. Die Archäoceten des EN Eocänsı sr nen tele ee Sutton, Arthur W. Brassica crosses . . ee ETATD Tennent, D. H. The chromosomes in cross- fertilized Echinoid EBES ss 1) Yel or ME2TZ Thomson, J. Arthur. Heredity... ee oe na Walter J. Geschichte der Erde und des Lebens” a 022 Wettstein, R. v. Über sprungweise Zunahme der Fertilität bei Bastarden ee 11741 III- Neue. Literatur No Er er IV. Liste der Autoren, von welchen Schriften unter der Rubrik „Neue Literatur“ angeführt sind. Abel, O. 35. 247. Andrews, C. W. 54. 57 249. Airaghi, C. 47. | Andrlik, Bartos und Urban 34. Albrecht, K. 34. Andrussow, N. 243. Aldrich, T. H. 244. Anonymus 27. Alessandri, G. de 52. | Arbenz, P. 6o. Allahverdjiew, D. 242. Arber, E. A. N. 252. Allard, H. A. 34. Arber, E. A. N. and Thomas, H. H. 60. Allen, J. A. 27. Arloing, S. 2:0. Ameghino, Fl. 54. Arnold, Ralph 43. 48. Ammon, L. v. 47. Arthaber, G. v. 51. Andrée, K. 51. Auel, H. 38. 410 Auer, E. Augé, L. 248. 60. Bach, Fr. 250. Baco, F. 234. Baechler 59. Bailey L. H. and Coleman, W. Bailey, V. 40. Balls, W. S. 234. Barbour, E. H. 248. Baren, J. van 60. 253. Barfurth, D. 37. Barrois, Ch. 253. Barsch, O. 6o. Bataillon, E. 40. Bateson, W. 227. 236. Bateson, W., Saunders, BIC E. R, Bateson, W., Saunders, E. R., Punnett, R. | Durham, F. M., Doncaster, C., Marryat, D. C. E. 32. Bather, F. A. 48. 60. 243. 246. Baum, H. P. 227. Baumberger, E. 245. Baur, E. 27. 32. 231. Becher, S. 235. Behrend, F. 60. Bell, A. G. 27. Bellevoye, M. 51. Bello y Rodrigues, S. Benett, W. 27. Bennett, A. 60. Benson, M. 60. 253. Bequaert, J. 232. Berner, U. 240. Bernhardt, H. 27. Berry, E. W. 60. Bertrand, C. E. 61. Bertrand, P. 61. Bessey, Ch. E. 227. Biffen, R. H. 234. Bitter, G. 30. 31. 233. Blakeslee, A. F. 33. Blaringhem, L. 32. 34. 32. Blinn, P. K. 34. Boehm, G. 43. 245. Bohm, J. 245. Bolsche, W. 227. Boettger 50. Boettger, C. R. 49. Bottger, O. 43. 50. Bogatschew, W. v. 61. Bogdanow, E. A. 237. Bolley, H. L. 34. Bonnema, J. H. 246, Bonney, T. G. 61. . Bordage, E. 236. Borissjak, A. 57. 245. Boule, M. 241. 251. 59. 51. 245. Inhalt. M. 27. Punnett, | L., Boussac, J. 43. Bouyssonie, A. et J. et Bardon, L. 251. Boyd, M. M. 4o. Branca, W. 55. 59. Brand, Charles J. 34. Brandenberg, Fr. 40. Brass, A. 27. Brauer, A. 248. Braun, G. 61. Briem, H. 34. Brigger, A. V. 43. British Museum 57. Brodrich, H. 55. Broili, F. 55. Broom, R. 42. Brown, B. 55. 248. Browne, J. 30. Brozek, A. 237. 246. Brues, C. T. Buckman, S. S. Buekers, B. G. 227. Bumüller 235. Burtt-Davy, J. Buschau, G. 97 250. 234. Se Canu, F. 49. 243. Capps, S. R. 249. Caspary, R. 61. Case, E. C. 55. Castle, W. E. 41. 233. 238. Cerulli-Irelli, S. 244. Chamberlain, C. J. 230. Chapeaurouge, A. de 240. Chapman, F. 61. 241. 242. Chatwin, C. P. und Withers, T. H. 246. Child, C. M. 38. Chodat, R. 253. Cholodkovsky, N. 27. 42. Clark, H. L. 48. 243. Clarke, J. M. 241. Clayden, A. W. 64. Clements, F. E. 227. Clinch, G. 251. Cockayne, L. 231. Cockerell, T. D. A. Coker, David 34. Collet, L. 246. Constantin, M. J. 227. Cook, O. F. 27. 227. Correns, C. 33. 232. Coste, H. 33. Cossmann, M. 51. Cottreau, J. 243. Cottreau et Alexat 43. Couffon, O. 43. Coulter, J. M. 30. Cox, Charles F. 223. Cramer, P. J. S. 230. Cuénot, L. 37. 234. . 247, 248. Inhalt. Cuenot, L. et Mereier, L. 42. Cunningham, J. T. 27. 38. Danforth, C. H. 31. Dantec, F. Le 223. Darbishire, A. D. 230. 232. 236, Darwin, F. 28. Davenport, C. B. 28. 32. 37. Davenport, Gertrude C. and Chas, B. 236 Davenport, E. 223. 234 Deecke, W. 242. Deere, E. O. 250. Delgado, J. F. N. 43. Delteure, H. 2 Demoll, R. 42. 238. Denecke, K. A. 47. Deniker, J. 251. Deninger, K. 59. 235. Denso, P. 37. Depéret, Ch. 57. 228. Depéret, Ch. et Jarricot, J. 251. Dettweiler, Fr. 41. Dickel, F. 238. Diener, C. 42. 43. 51. 244. Diller, J. S. 243. Dix, W. 234. Doederlein, L. 43. Domin, K. 230. Doncaster, L. 39. Doncieux, L. 46. Dollfus, G. F. 43. 47. Douglas, J. A. 48. Douglass, Earl. 57. 249. Douvillé, H. 43. 46. 47. 53. 242. Drevermann, Fr. 43. Dubjansky, W. W. u. Tschirwinsky, P. 253. Dunker, G. 38. Durham, Miss F. M. 37. Durham, Miss F. M. and Marryat, Miss DICKE 37; Dusen, P. 61. East, E. M. 31. Eastman, Ch. R. Eck, O. 246. Edwards, A. M. 61. Edwards, Ch. L. 38. Egger, J. G. 44- Eichhorn, G. 28. 228. Eisel, R. 242. Elbert, J. 59. 252. Emmel, Victor E. 33. Enderlein, G. 33. Engelhardt, H. und Kinkelin, F. 44. se Fa 232. 234. Enriques, P. 42. 239. Enteman, Wilhelmine, M. 39. | Epstein, L. 52. Erdmannsdörffer, O0. H. 44. Erikson, J. 30. | Ernst, A. 230. Ewart, C. 57. Fabiani, Favre, F. Felix, J. Felix, J. R. 44. | Filliozat, M. 49. Fiori, A. 232. Fleet, W. van 34. | Fliche, P. 253. Forbes, F. F. 232. Fornasini, C. 242. Forsyth-Major, Cc. Forti, A. 61. 253. Fouillade. A. 232. Fourteau, R. 48. 243. Fraas, E. 55. Fraipont, Ch. 241. 248. bl un N Frech, F. 44. 47. 228. 241. Frech, F. und Renz, C. 47. Freudenberg, W. 44. Fritel, P. H. 61. 253. Fritsch, A. 64. Fritze, A. 57. Fruwirth, C. 34. 234. Fueini, A. 52. Gaillard, C. 57. Gain, E. 230. Gallardo, A. 28. 41. Gaskell, W. H. 241. Gatin, C. L. 230. Gaub, Fe. 242. Gaudry, A. 42. 57- Gayer, G. 232. Geerts, J. M. 33. 233. Geinitz, E. 57. Gerth, H. 7 Geyer, D, 24 Gibson, G. I. "u Gidley, J. W. 5 Giglio-Tos. 223. Gilmore, C. W. 250. n Gini, C. 239. Girty, G. H. 44. 242. Giuffrida-Ruggeri. 59. Goeppert, E. 237. Goodman, H. M. 231. Goodrich, E. S. 248. Gordon, W. T. 253. 6 eter 7.280: Gorjanovié-Kramberger. 59. 236. Gortani, M. 44. 242. 250. Gothan, W. 61. 253. Grand’Eury. 62. Greene, E. L. 223 52. 4II 412 Greene, F. C. 244. Greger, D. K. 244. Gregoire, V. 239. Gregory, J. W. 244. Griffon, E. 232. Griggs, R. F. 228. 233. Grimaldi, Cl. 34. Grinnel, F. 247. Grober, P. 44. Grossouvre, A. de 246. Guenther, K. 36. Gugler, W. 230. Guillaume. 253. Guinier, Ph. 254. Guppy, B. J. L. 44. Gutewiller, A. 62. Guthrie, C. C. 42. Guyer, Michael F. 239. Gwynne-Vaughan, C, T. and Kidston, R. 30. Haas, Otto 246. Häberle, D. 51. Haeckel, E. 28. 36. 228. Haecker, V. 37. 39. 236. 237. Hagedoorn, A. L. 37. Hagmann, G. 250. Hahn, Walter L. 42. Hall, C. J. J. van 31. Hall, T. S. 243, Halle, Th. G. 62. Hamburger, F. 228. Hamling, J. G. 241. Hanausek, T. F. 28. Handlirsch, A. 53. Hansen, J. 41. Hansen, N. E. and Haralson, G. 35. Harlé, E. 57. 250. Harris, A. 228. Hatai, S. 237, Hatcher, J. B. 55. Hauser, O. 252. Hay, O. P. 55. 249. Headley, F. W. 228. Heape, W. 239. Heinecke-Alzey, O. 228. Heinricher, E. 30. 33. Heller, A. 228. 233. Henderson, J. 44. Hennig, A. 244. Hennig, E. 51. 54. Henslow, G. 23. 30. 228. Herbst, C. 240. Heribaud-Joseph, F. 254. Hermandez-Pacheeo, E. 64. Hermann, R. 57. Hertwig, O. 28. 40. 228. Hescheler, K. 250. Hesselmann, H. 31. Heyer, A. 231. Inhalt. | Kassowitz, M, Hilbert so. Hildebrand, F. 33. Hilzheimer, W. 240. Hink, A. 39. 240. Hinton, M. A. C. 57. Holdefleiss, P. 35. Holdhaus, K. 42. Holland, W. J. 44. 249. Hollick, A. 254. Holmes, S. J. 231. 237. Holst, N. O. 62. Holzapfel, E. 49. Horn, W. 53. Horwood, A. R. 234. Hovey, E. O. 58. Hrdlicka, A. 28. Hubrecht, A. A. W. 236. Hudson, G. H. 48. Hue, E. 250. Huene, F. v. 44: 55- 249. Hunt, T. F. 35. Hus, H. 31. Hussakof, L. 54. Hyde, J. E. 49. Jaccard, P. 228. Jackson, I. W. 248. Jacobs, M. H. 237- Jakel, O. 42. Jagg, H. F. 254. Jarricot, J. 59. Jarvis, May M. 4o. Jeannet, A. 52. Jeffrey, J. F. 233. Jennings, H. S. 39. 236. 237. Jepson, W. L. 35. Jhering, H. v. 50. 59. Jorgensen, E. 33. Johannsen, W. 31. 228. Johnson, R. H. 28. 37. 231. Joly, H. 244. Jordan, D. S. 41. Jordan, D. S. and Brauner, J, C, 54- Jordan, D, S. and Kellog, O. L. 234. Issler, A. 44. Jukes-Browne, A. I, 50. Kammerer, P. 2 Kern, B, 229. Keller, C. 236. 2 Kellogg, V, L. 28 P) Kennard, A. S. and Woodward, B, B. 50. Kerner, F. von 62. Kessler, P. 52. Kidston, R. 254. Kidston, R, and Gwynne-Vaughan, D, T. 62. 254. Kiessling, L. 35- Kilian, W. und Reboul, P. 246 King, Helen Dean 239. Kirkpatrick, R. 242. Kitchin, F. L. 44. Klaatsch, H. 59. 252. Klaatsch und Hauser 59. Klinck, L. S. 35. Knapp, A. 246. Knebel, W. v. 247. Knorr, Fritz 35- Knottnerus-Meyer, Th. 42. Knowlton, F. H, 254. Knox, Alice A, 32. Kohler, W. R. 231. Koenen, A. v, 50. Konig, E, 229. Kohnstamm, 0, 229. Kolesch, K, 50. Kollmann 59. Koltan, J, 28. Konrädi, D. 41. Kopeé, St, 239. Koriba, K, 31. Kowarzik, R. 250. Kraemer, H, 41. Krasser, Th. 254. Krause, E. H. L, 30. Krause, P. G. 44. Kubart, B, 254. Kükenthal, G. 33. Lake, P. und Fox, H, 247. Lamb, A. B, 40. Lambe, L, M. 56. Lambert, J. 48. 243. Lambert, J. et Thiery, P. 48. 243. Lane, G. J, and Saunders, T. W, 254. Lang, A. 37. Lang, M, B. 47. Lang, W, D. 49. Lantz, D. E, 41. Lauby, A. 62. Laurent, L, 254. Leavitt, R, G, 231. Leeds, E, Th. 56. Lefévre, J, 229. Lehmann, E, 30. Lehmann, O. 28. Leriche, M, 44. 53. 248. Leuchs, K. 44, Liebus, A. 241. Lillie, F. R. 237- 239. Lillie, R. S. 39. Lindinger, L, 230. Lingelsheim, A, 254. Linstow, O. v. 58. Linton, Edwin 229. Lisson, C. I, 52. Inhalt. Locy, W. Loeb, Jacques 37. Lönnberg, E. 237. Lolli, A. 234. Longstaff-Donald, J. nN + in | Loomis. F, B, 250. Loriol, P, de 48. Lubosch, W. 36. Lucas, F, A, 58. Lull, R, S. 56. 58. Lutz, A, M. 23. 37. 39. 232. Lyon, T,L, 35. M Alpine 235. McClendon, J, F, 237. MeNess, S, T., Mathewson, Anderson, B. S, 35. Magnus, W, 33. Maillieux, E. 45. 48. 50. Maire, M. V. 241. Major, C. J, F. 58. Mansny, H, 45. Maplestone, C. M. 244. Mariani, E, 50. Marshall, £, S. 233. Martin, H, T, 48. Martin, K. 59. Martius, Fr, 41. Marty, P. 62. Masterman, A. T. 42. Matthew, G. F. 62. Matthew, W. D. 45, 56, 251. Matthews, A. P. 237. Mayet, L, 58. 244. | Maynard, G. D, 237. Mehes, G. 53. Meissner, O, 39. Meli, R, 50. Menkel, H, 45. Menzel, P, 254. Meray, C. H. de 240. Merriam, J. C, 56. 249. 413 Merriam, J. C. and Linelair, W. J. 45. | Merzbacher, L. 236. 240. | Meunier, F. 53. Meves, F. 40. Michalski, A. O, 246. Minkiewiez, R, 237. Mitchell, E, G. 247. | Molliard, M. 231. Montgomery, Thos, H,, Jr. 39. Moodie, R. L. 50. Mordsiol, C. 53. Morellet, L, 62. Morgan, C, L. 28. Morgan, T. H, 38. 40. 236. 239. 240. Moss, C. E. 233. Mourlon, M, 58. 251. 414 Müller, Fr. 41. Müller, Reiner 31. 231. Müller, R, 41. Murbeck, S. 30. Murr, J. 2 3. w Nagel, O. 28. 42. Nasonov, N. V, 58. Nathorst, A. G. 62. 254. Naumann, E. 45. Needham, J. G, 53. Nelson, J, A. 237. Nettleship. E. 236. 240. Newman, H,. H. 38. Newton, E. T. 251. Newton, R. B, and Crick, G, 50. Nilsson, H. 231. Nilsson-Ehle, H, 35. 232. Noack, Th. 38. Noetling F, 53. Noll, F, 31. 32. 33. Nopesa, F. v, 43 Nordmann, V. 2 Norton, J, B. 35. Nowak, J, 52. Obermaier, H. 5 Ogilvy, A, J. 28. Oliver, F. W. 2 Olsson-Seffer, Pehr. 231. Oppenheim, P, 50. 241. 244. Oppermann, A. 231. d’Orbigny 241. Orphal, K. 235. Orton, W. A. Osborn, H. F, fon) 2 35- 28. 56. 58. Pabst, W. 56. 249. Palibin, J. 256. Pampanini, R. 233. Pantel, J. et Sinety, R. 239. Paolow, Marie 58. Parker, G. H. 36. 229. Parlow, Maire 58. Parona, C. F. So. Pascoe, E. H. 50. Pascoe, E. H. und Cotter, P. 47. Patterson, J. Thos. 237. Pauly. A. 229. Pax, E. 53. 255. Payne, Fernandus 239. Peach, B. N. 247. Pearl, Raymond 229. 231 Inhalt. Pelourde, F. 62. 255. Penck, A. 59. Penecke, K. A.Tund Boehm, G. 45. Penhallow, D. P. 62. Peter, K. 233. Peterson, O. A. 58. Petrak, F. 233. Petrunkevitch, Alex 42. Pforten, v. d. 29. Pjeturss, Helgi 252. Pinchot, Giffordg3s. Pinto, C. O. 63. Pitsch, O. 235. | Plate, L. 29. 229. 240. Renier, A. 2 , Rignano, E. | | Pearl, Maud D. W. and Pearl, Raymond 39. | | Pearl, R. and M. D. 238. Pearl, R., Pepper, O. M. and Hagle, F. J. 31. Pearl, R. and Surface, F. M. 41. Pearson, K. 29. 238. Peebles, Florence 39. Platen, P. 63. Ploetz, A. 240. Poll, H. 38. Poll, H. und Tiefensee,= W.~40. Pontier, G. 45. 58. Popescu-Voitesti, T. 242. Porsch, O. 31. Potonié, H. 63. 255. Priem, F. 54. 248. Principi, P. 63. Pritchard, G. B. 243. Prochnow. O. 29. 229. Prout, L. B. and Bacot, A. 236. Przibram. H. 29. Pulton, E. B. 29. , Rathbun, Mary J. 53. Rauber, A. 29. Ravagli, M. 46. Raymond, P. E. 51. Raymond, P. E. und Narraway, J. E. 53. 247. Reed, F. R. Cowper 45. 54. 247. Reed, F. R. C. and Reynolds, S. H. 45. Reid, Cl. und Reid, El. M. 25s. Reimer, O. 63. Reinhardt, L. 60. Reinke, J. 29. Reiss, K. 63. Renard, A. le 233. Repelin, J. 245. Richardson, L. 45. 54, Rigaux, E. 49. Roberts, H. F. and Freeman, G. F. 35. Römer, F. 249. Röpke, W. 240. Rogers, T. 255. Rohwer, S. A. 247. Rommel, G. M. 35. Rothe. K. C. 20. Rothpletz, A. 63. Rowe, A. W. 48. 52. Inhalt. 415 Rudge. G. P. 38. Sinclair, W. J. 58. 60. 251 Ruedemann, R. 47. 243. Slocum, A. W. 49. Rümker, K. v. 235. Smith, L. H. 235. Russel, E. = 229. 238. Smith, G. 239 Rutgers, J. Sommer, R. 240 Ruthven, AS ic 39. Spillman, W. ie 325 30: 38-)4 1-220 eae: Rutot, A. 60. 252. | Springer, Ada 238. Ruziöka, V. 29. Staadt, L. 51. Rzehak, A. 251. Staff, H. 47. | Staff, H. v. und Eck, 0.452 | Staudinger, W. 58. : - | Stauffer, H. 36. Sarasin, P. und F. 60. | Sietanink! Ge noes! en on | Stefano, G. di 46. Saunders, C. E. 35. | Steinmann, G. 60. 246. is | Sternfeld, R. 42 ee = 2 Stevens, N. M. 40. 23 #239. 8 Ban «52 | Stockard, Charles R. 238 6. Scharff, R. F. 58. Schauinsland 229. eee Pag 3 Schellwien, E. 242. % Stoller, J. 63. 255. Bene; Me Ms 2 Stolyhwo, K. 60. 252. ERIEnuER.C263. Stopes, M. C. and Watson, 0. M. S. 63- Sehliz 252. Strasburger, E. 234. Sehmidt, Axel 50. Strassen, O. zur 29. Schmitt, A. 29 : Schnehen, E. v. 29. Strecker, F. 229. Sagorski 230. A Stromer, E. 58. Schneider, K. C. 29. Strübin, K. 52. 63. Sehöndorf, F. 45. 243. Student“ 39 Sehönland. S. A. 63. Sutton A W AG Schoetensack, O. 60. Sole FM 208 Schtscherbakow, Th. S. 39. ee = Hr Schubert. R. J. 45. 54. | EURER Sehultz, E. 29. 42. | Sykes, M. G. 63. 234. Schuster, J. 63. 255. Schuster, Jul. 230. Schwalbe, G. 252. Taeger, H. 45. Tannreuther, Geo. W. 240. Schwarz, H. 56. 247. Tansley, A. G. 30. 63. Seott, D. H. 63. 255. Taramelli, T. 60. Scott, R. 63. Taub, S. 40. Seeley, H. G. 56. 57. 249. Tedin, H. 36. 235. Séguin 48. Tennent, D. H. 40. Sellards, E. H. 247. | Thevenin, A. 45. 244. Semper, M. 2 | Thiéry, P. 49. Sergent. E. 2 Thomas, J. 245. 247. Serko, M. ee: | Titeomb, J. W. 41. Sernander, R. 255. Tocher, J. F. 39. Seward, A. C. 63. sare Tornquist, S. L. 48. Sewell, R. V. V. 36. Tommasi, A. 49. Shamel, A. D. ve Toniolo, A. R. 45. Shaffner, J. H. 233. Tornier, G. 42. 238. Shakespear, E. M. R. 48. Tornquist, A. 49. Shepperd, J. H. 36. Toucas, A. 50. Sherborn, C. D, 51. Shimek, B. 60. Toula, F. 50. 52. 58. Townsend, C. O. 36. Shull, G. H. 31. 32. 36. Toyama, K. 38. Sibly, Th. F. 243. Trabacco, G. 45. Siegel, L. 29. Trail) J. (Ws 230. Silvestri, A. 46. 47. 242. Trauth, F. 244. Simroth, H. 29. Trelease, William 229. 416 Inhalt. True, F. W. 251. Wettstein, R. 824 Tsehermak. E. v. 29. 235. Wheldale, M. en Tyler, J. M. 236. White, J. D. C. 238. Whiteaves, J. F. 51. Udden, J. A. 64. Whitfield, R. P. 49. 51. 54. 245 Ugolini, R. 245. Whitney, D. D. 40. 238. 239. Uhlenhut 41. | Wibiral, E. 233. Ulrich, O. und Bassler, B. S. 247. Wickham, H. E. 247. Ussher, Seymour, Newton and Scharff 45. Wickson, E. J. 36. Wieland, G. B. 54. 249. Vaceari, L. cd Wilezek, E. 233. | Wilcox, E. M. 36. Vadasz, E. 246. Williams, C. G. 36 Valette, Dom A. 49. | Williams, H. S. 49. 245. Williston, S. W. 57. 249. Wills, L. J. 64. Wilser, L. 252. Vangonis, V. 30. Vaughan, A. 46. Verguin, L. 233. Vinassa de Regny, P. E. 46. 47. 241. 243. | Wilson, Edmund B. 33. 38. 40. 239. Wilson, J. 41. 240. Vogel, V. 52. # Wiman, C. 247. Vogler, P. 231. Vogt, O. 235. | Winkler, H. 53. 234. Vollosovies, K. 251. Wisniowski, Th. 46. Vouk, V. 31. | Wittenburg, P. 46. 245. Vredenburg, D. E. W. 47. Wolf, F. 232. Vries, H. de 30. 32. 36. | Wollemann, A. 46. 64. 245 Wollenberg, A. 41. 2 Woltereck, R. 39. a Fr SE | Wolterstorff, W. 38. a a 3 | Woods, F. A. 38 Waleott, Ch. D. 46. 49. 54- x 2 Woods, H. 46. s1. Walter, H. E. 39. 2 3 a Woodward, A. S. 46. 54. 57. 248. Wanderer, K. 57. 241. 247 z Woodward, B. B. 43. Wanner, J. 46. Warren, E. 238 | Woodward, H. 54. re, Worsley. A. 235. Weaver, Ch. 243. - wast, E. <3. Webber, H. J. 30. 30: Mein Bu Se: Weber, C. A. 256 | Wedekind, R. 52. | Yabe, H. 64. 256. Wegner, R. 58. 251. Yamanouchi, Shigeo 234. Wein, K. 233. Weinberg, W. 41. 236. 239. 240. | Zalessky, M. 64. Weiss, B. 30. Zederbauer, E. 31. Weiß 256. Zeiller, R. 256. Weissmann, A. 229. Zelizko, J. V. 51. 52. 251. Weller, S. 46. | Ziegler, E. H. 40. Weller, St. 54. Zimmermann, W. 33. Werner, F. 42. 229. Zschokke, F. 42. 240. Zeitschrift für induktive Abstammungs- und Vererbungslehr: Ba. II Figur 3 FW gece este ts Pt. b ment Te reperponbbpcoreinan peer A In hana ahnen en m ni Figur 6 Delhae: Tafel 2. Figur 10 Figur 11 RW. Figur 12 Figur 15 Figur 14 Figur 15 Jaliotis Abstammungs- und Vererbungslehre Ba. II Zeitschrift für induktive Figur 17 Figur 15 Figur 21 Figur 22 Delha« Tafel 3 cur 2 Fi 26 Figur Haliotis \ " | | lp geal 4 : y ai rä f Ta a " 4 ’ ; iJ u = . ] 2 z Erklärung zu Tafel 2 (Figur 1—15). 1. Padollus pulcherrimus Martyn sp., Australien (4) (Orig. im Löbbecke-Mus. in Düsseldorf.) Padollus pulcherrimus Martyn sp., desgl. Skulpturdetail an der 3. Windung (+). 3. Haliotis Midae Linne, Cap der Guten Hoffnung. Jugendexemplar (?) (Orig. im Geol.-Pal. Mus. in Freiburg.) 4. Padollus tricostalis Lam. sp., Australien (4). (Orig. im Löbbecke-Mus. in Düsseldorf. 3 Pleurotomaria ornata Desl., Unteroolith Bayeux. Skulptur an der 3. u. 4. Windung in Seitenansicht (#). (Orig. im Geol.-Pal. Museum in Göttingen.) 6. Plewrolomaria actinomphala Desl., Unteroolith Bradford Abbey. Seitenansicht (?). (Orig. im Geol.-Pal. Mus. in Bonn.) Padollus tricostalis Lam. sp., Australien. Skulptur an der Jugendwindung des Ex. 2,4 (#). (Orig. im Löbbecke-Mus. in Düsseldorf.) 8. Padollus tricostalis Lam. sp., Australien. Jugendexemplar (+). (Orig. im Löbbecke- Mus. in Düsseldorf.) 9. Pleurotomaria actinomphala Desl. (2), cf. 2,6. 10. Padollus Emmae Gray, Australien (?). (Orig. im Zool. Mus. in Berlin.) 11. Pleurotomaria Debuchii Desl. var. platyspira >< exsertiuscula. Mittl. Lias, Normandie (4 >). (Orig. im Geol.-Pal. Mus. in Göttingen.) 12. Padollus Emmae Gray sp., cf. 2,10, Skulptur an der Anfangswindung von Ex. 2,10 in Seitenansicht (). 13. Pleurotomaria Debuchii Desl., cf. 2,11. Skulptur an der letzten Windung des to in Ss Ex. 2,11 in Seitenansicht (2). 14. Trochotoma amata d’Orb. sp., Coralrag. Coulanges (Yonne), Skulptur an der Lateralseite (2). (Orig. im Geol.-Pal. Mus. in München.) 15. Haliotis excavata Lam. cf. 3,17. Skulptur der Lateralseite von Ex. 3,17 (+). AS. — Apicalseite. R = Depression der Lateralseite unter b = Sinusband. dem Sinusbande. BK. = Basalkiel. RL. = Radiallamellen, CIL. = Columellarlippe. RW. = Radialwülste. LS. = Lateralseite. SpW. = Spiralwulst der Apicalseite.. Pt. = Perforationstuben. Erklärung zu Tafel 3 (Figur 16—27). 16. Trocholoma amata d’Orb. sp., Corallien. Kopie nach d’Orbigny, Terrains Jurassiques (Taf. 343 f. 4] (4). 17. Haliotis excavata Lam., Australien (4). (Orig. im Geol.-Pal. Mus. in Freiburg.) 18. To. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 2y- AS. — Apicalseite. ; a Lateralseite. = Sinusband. r,r',r’ innere starke Spiralleiste d BK. = Basalkiel. seite des 1. bzw. 2. (Sra LR = Löcherreihe (=Perforationstuben). RW. = Radialwülste. Delhaes. Trochotoma amata d’Orb., Corallien. Skulptur an der Bes Windung. (Or im Geol.-Pal. Mus. in Basel.) x Haliotis excavata Lam., Australien. Anfangswindungen des Ex. 3,17 (4). im Geol.-Pal. Mus. in Freiburg.) j Haliotis excavata Lam., Australien. Skulptur einer Anfangswindung m: im Geol. nn ae in eu (Orig. im Geol.-Pal. Tee in München) Teinotis asinina Linne sp. Adams, Ostasien. Anfangswindungen ($). Geol.-Pal. Mus. in Freiburg). : + Haliotis naevosa Martyn, Australien (4). (Orig. im Lobbecke-Mus. in Düssel Haliotis naevosoides M’cCoy, Ob. Eocän (Jan Jucian), Royal Park b. Melbourne (4 (Orig. im Geol.-Pal. Mus. in Berlin.) ete . Padollus ovinus Chemnitz sp., Australien )- (Orig. im Lébbecke-Mus. in Di iiss dorf). Padollus ovinus Chemnitz sp., Australien (+). (Orig. im Löbbecke-Mus. in D dorf). ; Haliotis ovinoides M’c Coy, Ob. Eocän, Australien. Kopie nach Coy, Prodr. the Pal. of Viktoria, Taf. XXV 2 (}). Verlag von Gebrüder Borntraeger in Berlin W 35 Sehöneberger Ufer 12a Jahresbericht der Vereinigung rürangewandtebotanik Der. Jahresbericht verfolgt die Aufgabe der Förderung und Vertiefung der wissenschaftlichen Erkenntnis im Dienste von Land- und Forstwirtschaft, Handel und Gewerbe durch botanische Forschung. Gerade die landwirtschaftlich-prak- tische Botanik ist in kurzer Zeit zu einem Wissenszweig herangewachsen, der bei vollständiger Selbständigkeit in seinen Errungenschaften bereits hervorragend mapgebend geworden ist für den weiteren Fortschritt auf‘ den bezeichneten Gebieten. Der Jahresbericht dient daher als Sammelpunkt ~ für die auf landwirtschaftlichen und verwandten ‚Gebieten ausgeführten botanischen Forschungen. j "Bis jetzt liegen vor: Erster Jahrgang 1903. Geheftet 4 Mk. . Zweiter Jahrgang 1903—1904. @eheftet 5 Mk. 20 Pf. Dritter ‚Jahrgang 1904—1905.- Mit 2 Tafeln und 10 Textabbildungen. Geheftet 10 Mk. Vierter Jahrgang 1906. Mit 8 Tafeln und 7 Text- abbildungen. Geheftet 14 Mk. Fünfter Jahrgang 1907. Mit 5 Tafeln und 5 Text- abbildungen. Geheftet 16 Mk. 40 Pf. Sechster Jahrgang 1908. Geheftet 16 Mk. Siebenter Jahrgang 1909. Unter der Presse, " Ausführliche Prospekte gratis und anko. Inhalt Abhandlungen : "schen Delhaes, W. Be zur ann und Phy er, won Haliotis ~~" ° = Linder, aon eT . BR lea ea in ee ne RE 4 ~ Die »Zeitschrift fiir induktive Abstammungs- und Ve ererbungslehre« erscheint — in. zwanglosen Heften, von denen. vier bis fünf. einen Band von 25 Druckbogen bilden. Der Preis des Bandes beträgt 20 Mark. We Manuskripte, zur Besprechung bestimmte Bücher und Separata, sowie alle b auf die Redaktion bezüglichen Anfragen und Mitteilungen sind an Dr. E. Baur, . Ake ee ‘Berlin NW 7, Dorotheenstraße 5, zu senden; alle geschäftlichen Mitteilungen sau aged die Verlagsbuchhandlung Gebrüder Borntraeger in Berlin W ER Schöneberger ~ ie — Ufer. 12a. “ ; Die Mitarbeiter erhalten fiir Originalabhandlungen und Kleinere Mitteilungen ein ‘Bogenhonorar von 32 Mk., für Referate 48 Mk., für Literaturlisten 64 Mk. — Die Abhandlungen und Kleineren Mitteilungen können in „deutscher, _ ei englischer, {ranzösischer oder italienischer Sprache verfaßt sein. Referiert wird ret im ‘wesentlichen in deutscher Sprache. Von den Abhandlungen werden den Autoren 50 Separata ohne besondeten ‘1 Titel auf dem Umschlag gratis geliefert. Werden weitere Sonderabzüge gewünscht, so ist die Anzahl rechtzeitig, spätestens bei Rücksendung der ersten 'Korrektu ur, i zu bestellen. Die über 50 Expl. hinaus gewünschte Anzahl der Separata wird. Fe r mit 15 Pfg. für jeden Druckbogen berechnet. Ein besonderer Titel auf dem EN Umschlag verursacht- 4 Mk, Extrakosten. Etwa» ‚gewünschte "Änderungen ei a hel Paginierung werden besonders in. Ansatz gebracht. Bei mehr als 50 a. =, EN gelangt stets ohne besonderen Auftrag’ ein: Extra- ss mit besonderen Titel zur Vetwpadung: 5 tb RE ER itp a carleees Weel FRA mihi ek ical Gar den Libra ii IN 3 5185 0 Rx hn