#o: ZEITSCHRIFT OOLOGIE UND ORNITHOLOGIE Herausgegeben von H. Hocke, Berlin C. 25. Mit der Beilage ORNITHOLOGISCHE RUNDSCHAU. Diese Zeitschrift erscheint jeden Monat. Der Abonnementspreis beträgt für das Jahr bei direkter Zusendung durch die Post innerhalb Deutschlands und Oesterreichs Mk. 3.50, nach den andern Ländern des Weltpostvereins Fres. 5 pränumerando. Der Jahrgang läuft vom 1. April bis 31. März. Bestellungen und Zahlungen sind an H. Hocke, Berlin C., Prenzlauer Strasse 36, zu richten. Preis der zweigespaltenen Zeile oder deren Raum 20 Pf. Kleinere Beträge sind gleich einzuzahlen. Gebühren für eine Beilage, durch welche das normale Versandporto nicht überschritten wird, betragen 3 Mk. No. 7. Berlin, den ı5. Oktober 1905. XV. Jahrg. Inhalt: Einiges zur Ornis der Halligen. — Brutnotizen zur Ornis Marpurgensis aus dem Jahre 1905 genun) — Sammelskizzen aus Mähr. Weisskirchen. — Entgegnung. — Mitteilungen. — Druck- ehlerberichtigung. — Inserate. Einiges zur Ornis der Halligen. Dr. Fr. Dietrich. Unter Halligen versteht man die kleinen, niedrigen, nicht ein- gedeichten Inseln, nordwestlich von Husum im Wattenmeer gelegen. Zu den grössten gehören Langeness und Hooge, die eine ganze Anzahl von Werften, d.h. künstlichen Erdaufwürfen haben, auf denen die Gehöfte der Halligbewohner stehen; einige der kleinsten sind Oland, Habel, Hamburger Hallig, Südfall, Süderoog und Norderoog. Die 3 letztgenannten sind noch dadurch ausgezeichnet, dass sie am weitesten nach der offenen See zu liegen; sie sind gleichsam die äussersten Vorposten des Landes, frei dem Ansturm der Wogen preisgegeben, und werden oft genug bei den hohen Fluten des Winters ganz vom Wasser bedeckt. Vielfach ist das flache Wiesen- land, aus dem solche Insel besteht, durch Priele zerschnitten, das sind anfangs schmale, dann breiter werdende Gräben, die im Sommer zum Teil trocken liegen, in denen aber bei stärkeren Tiden das Wasser sich mit der Flut und Ebbe hin und her bewegt. Bei meinem Besuch der 3 Halligen Südfall, Süderoog und Norderoog in den Pfingsttagen dieses Jahres stellten sich die beiden ersten mir als schöne mit saftigem Grase bestandene Wiesen dar, denen die zahl- losen blühenden Grasnelken (Armeria maritima) einen eigenen Reiz verliehen. Man denke sich dazu einen wolkenlosen blauen Himmel, einen leichten Wind, der jede lästig werdende Wirkung der ungehindert auffallenden Sonnenstrahlen unmöglich machte, endlich den kräftigen Salzhauch des Meeres, gemischt mit dem süssen Duft der zahllosen Grasnelken, so wird jeder mir nachempfinden, wenn ich schon in dieser Hinsicht die Tage auf den Halligen in schönster Erinnerung =. gg behalten habe. Die unbewohnte Hallig Norderoog besitzt weniger den gleichmässigen, rasenartigen Graswuchs, wie die beiden andern, sondern eine mehr struppige Krautvegetation, auch mehrere mit hohem Schilf bestandene Stellen. Um diese Hallig zieht sich eine allerdings sehr niedrige Sanddüne, die bei den beiden andern nur stellenweise vorhanden ist. Die Halligen Südfall und Süderoog haben beide ungefähr die Form eines Dreieckes, dessen längste Seite von OÖ. nach W. verläuft und dessen abgerundete Spitze nach S. zeigt. Der Flächeninhalt einer jeden beträgt etwa ı!/, qkm. Norderoog ist bedeutend kleiner; es misst in Länge und Breite etwa goo und 300 m. Auf Südfall und Süderoog wohnt auf je einer Werft eine Familie, die ihren Lebensunterhalt durch Viehzucht — es werden Schafe, Kühe und Pferde gehalten —, Eiersammeln und Bergung von Strandgut erwirbt. Als ich in Husum den vorher bestellten Lustkutter bestiegen und nun mit dem Schiffer die Fahrt im genaueren besprach, erklärte er es wegen des hohen Seegangs draussen für unmöglich, graden- wegs wie ich es mir gedacht, auf Südfall loszusegeln; wir müssten nördlich um Nordstrand segeln, damit wir im Schutze von Pellworm blieben und bei Nacht ankern könnten. Von Südfall konnten wir später in etwa einer Stunde nach Süderoog hinübersegeln, während wir, um sodann nach Norderoog zu gelangen, das in grader Linie nur 8 km von Süderoog entfernt liegt, wegen des flachen Wassers einen Weg von etwa 40 km zurückzulegen hatten, da wir in weitem Bogen nördlich um Pellworm bis in die Nähe von Gröde und Langeness segeln mussten. So ist ein Besuch dieser kleinen Halligen ziemlich umständlich und zeitraubend. Auf Südfall beobachtete ich nistend: Larus argentatus, Sterna macrura und minuta, Haematopus ostrilegus und Totanus calidris; auf Süderoog dieselben und Charadrius alexandrinus; auf Norderoog zu allen diesen noch Sterna cantiaca und Anas boscas. Ueberall ertönte vom blauen Himmel der Gesang der Feldlerche, die mir hier auf den Halligen ebenso durch ihr zahlreiches Vorkommen auffiel, wie früher bei meinen Besuchen auf Jordland und Ellenbogen. Obwohl ich auf Tyinga alpina, Machetes pugnax, Recurvirostra avosetta und Sirepsilas interpres mein Augenmerk ganz besonders richtete, konnte ich weder Nester dieser, noch die Vögel selbst zu Gesicht bekommen, auch auf Erkundigungen nichts über deren Vor- kommen erfahren. Doch fand ich auf Norderoog am Ufer ein totes sehr gut erhaltenes Männchen von Tringa canutus im schönen Hochzeitskleide. Noch immer brüten die genannten Vögel in bedeutender Zahl auf den Halligen und werden sich voraussichtlich auch in diesem Bestande erhalten, solange das Sammeln der Eier nur bis zu einem bestimmten Termine geschieht (meist ı5. Juni) und den Vögeln dann Ruhe gegönnt wird. Auf Süderoog werden jährlich gesammelt: etwa 2000— 3000 Silbermöven-, 1000 Austerfischer-, 8000—10000 See- schwalbeneier (St. macrura), dazu einige Eier von Totanus calidris und Charadrius alexandrinus. Der Besitzer erzählte mir, dass vor wenigen Jahren an einem einzigen Tage za. 1600 Eier der St. macrura a gesammelt worden seien. Auf Norderoog werden auch die Eier der Sterna cantiaca bis zu einem bestimmten Termine (ich glaube 1. Juni) gesammelt, um ausgeblasen in einer grossen Berliner Chokoladen- und Konfiturenfabrik zur Herstellung von Östereiern Verwendung zu finden. Von dem Vogelreichtum dieser Hallig bekam ich gleich bei der Annäherung, als ich barfuss über das Watt daherkam, einen Begriff, denn 5 Wolken von Austernfischern sah ich sich von dem trocken liegenden Wattboden erheben. Ich zählte in dem einen Schwarm 250—300 Vögel, und da die andern Schwärme diesem nicht nachstanden, so ist die Gresamtzahl der Austernfischer auf dieser einen Hallig auf 1200—ı1500 zu schätzen. Von dieser Zahl brütet dort aber nur ein verhältnismässig kleiner Teil. (Schluss folgt.) Brutnotizen zur Ornis Marpurgensis aus dem Jahre 1905. Von Dr. Leo v. Boxberger. (Schluss.) Fringilla coelebs L., Buchfink. Sein Nest mit 5 etwas bebrüteten Eiern fand ich am ıı.Mai in einer sehr dürftigen Hecke an staubiger Landstrasse nur ı m hoch, obwohl alte und junge Bäume in Hülle und Fülle in der Nähe waren. Gründe für diesen absonderlichen Nistplatz mag der Vogel wohl gehabt haben, welche, ist mir aller- dings unerindlich. Typus .der Eier: Rey, Taf. 39, Nr. 2. Ein leicht bebrütetes Gelege von 5 Eiern mit intensiv hellblauer Grund- farbe (Rey, Taf. 39, Nr. ı) entdeckte ich am 26. Mai auf einer jungen Fichte mitten im Wald. Die blaue Grundfärbung ist für unsere Gegend recht selten. Passer domesticus L., Haussperling. Wie alljährlich, so hob ich auch in diesem Jahr wieder eine Anzahl Nester aus, die sich an dem von mir bewohnten Hause befanden, sämtlich zu 4 Eiern. An den Abbildungen bei Rey habe ich auszusetzen, dass sie in der Grösse doch etwas zu stark ausgefallen sind. Genaue Messungen der Abbildungen ergeben auch eine konstant über das Normalmass hinausgehende Grösse. Sturnus vulgaris L., Star. Ein Paar, welches bei mir einen sehr geräumigen, wagerecht aufgehängten Kasten bewohnte, hatte am 29. April 6 frische Eier. Lächerlich hört es sich an, wenn das Männchen bisweilen tief im Kasten sitzend, seine Strophe leiert, die dann mild gedämpft aus dem Kasten hervordringt. Ein frisches Fünfgelege wurde am 2. Mai in einer hohlen Buche im Wald gefunden. Garrulus glandarius L, Eichelhäher 2 Nester dieses Strauchritters fand ich am 17. bezw. 27. Mai. Ersteres stand 2!/, m hoch auf junger Buche und enthielt 6 frische Eier, letzteres 4 m hoch auf einer Fichte mit 5 Eiern, von denen 2 frisch und 3 etwas bebrütet waren. Als ich den Vogel von diesem Nest abklopfte, — 10 — erhob er ein fürchterliches Geschrei. — Die Brutzeit des Eichelhähers ist nach meinen Erfahrungen hier eine etwas spätere, als gemeinhin angegeben, nämlich Anfang bis Mitte Mai, nicht schon Ende April. Corvus corone L., Rabenkrähe. Es wurden gefunden: 13. April 4 frische Eier, 6 m hoch, ı5. April 6 frische Eier, 12 m hoch, 25. April 2 unbebrütete und 4 etwas bebrütete Eier in demselben Nest, za. 14 m hoch, an demselben Tage ein Nest mit Jungen, ebenso hoch, 28. April 4 leicht bebrütete Eier, 2o m hoch. Aus Waldeck erhielt ich ein Viergelege vom 25. April, dessen Eier sich in der Länge zwischen 381/, und 47!/, mm regelmässig abstufen. Ich habe hier nie ein Fünfgelege gefunden, stets nur entweder Gelege zu 4 oder zu 6 Eiern. Alle hier aufgefundenen Eier variieren in Grösse und Zeichnung ganz ausserordentlich. Lanius collurio L., Neuntöter. Dieser Würger, den ich auch für einen Wolf in Schafskleidern halte (vgl. die Publikation Hinden- bergs in der ornithologischen Monatsschrift ıgo5 No. 8), fand sich in diesem Jahr nicht so häufig wie sonst, was aber seinen Grund lediglich in dem zunehmenden Verschwinden der Feldhecken hat. Immerhin wurden am 27. Mai ein Sechsgelege und am 31. Mai ein Sechs- und ein Fünfgelege gefunden, von denen das Sechsgelege vom 31. Mai stark bebrütet, die beiden andern jedoch frisch waren. Clivicola riparia L., Uferschwalbe. Eine neue Kolonie von etwa 60 Höhlen entstand in diesem Jahr an einem Sandbruch am nörd- lichen Ende von der Stadt. Nisthöhlen, zum Teil durch Sandrutsch sehr verkürzt, enthielten am 22. Mai mehrfach 2 Eier; am 2g. Mai wurde ein Gelege mit 5 Eiern ermittelt. — Am 30. Juni sassen vor den Nistlöchern der alten Kolonie einträchtig 4 Krähen und eine Katze. Ueber den Zweck ihres Besuches braucht nichts gesagt zu werden. Die geängstigten Vögelchen umkreisten schreiend das saubere Kon- sortium. Apus apus L., Segler. 3 stark beschädigte Eier erhielt ich am 16. Juni aus Kassel zugesandt, die angeblich in demselben beschädigten Zustand in einem alten Amselnest gefunden wurden, welches sich an einem Gartenhaus unterhalb einer von Seglern bewohnten Dach- nische befand. Alcedoispidä L., Eisvogel. Ineinem Sandabhange, der an dem Bahnknie oberhalb des Berges Weissenstein liegt, fanden sich am ıı. Mai 6 frische Eier. Die Nisthöhle war ı m tief und etwa 7 m über dem Wasserspiegel. Die Entfernung der Wand vom Wasser betrug etwa ı5 m, beide wurden durch einen Fahrweg getrennt. Die Eier sind grösser als ı2 andere von mir gemessene. Während diese 22x ı8 durchschnittlich messen, ergaben sich bei jenen folgende Masse: 24,5 X 18,8 23.100X 10,4 23,6 x 18,8 23,3 2005 23,1X IQ,I 23 x I9,4- Im Juli sah ich unterhalb der Mündung des Flüsschens Ohm einen Eisvogel wiederholt mit einem Fisch im Schnabel die Bahn entlang fliegen, ein Zeichen, dass sich Junge in der Nähe befinden mussten. Unweit des ebenbezeichneten Punktes fand ich auch alljährlich Eis- vogelnisthöhlen. —- 101 — Dryocopus martius, L. Der Schwarzspecht ist in unsern grossen Waldungen kein seltener Vogel. Mehrere Nisthöhlen entdeckte ich auch in diesem Jahr, unterliess jedoch sie zu untersuchen. Am 26. Juni fing ich einen jungen vollkommen ausgewachsenen und flugfähigen Schwarzspecht im sog. Kuntzbachtal mit der Hand, liess ihn aber bald wieder frei, da er ein erschütterndes Geschrei an- stimmte und mit seinem starken Schnabel wütend umherfuchtelte. In der Nähe hielten sich noch mehrere junge und alte Schwarzspechte auf. Jynx torquillaL., Wendehals. Ein häufiger Vogel bei Marburg. Am ı8. Juni hörte ich dicht bei dem Dorf Anzefahr Junge in einer Baumhöhle wispern und sah auch bald den alten Vogel mit Futter in die Höhle schlüpfen. Vor Jahren fand ich einmal junge Wende- hälse in der weiten Höhle einer uralten Buche, die umgeben von ausgedehnten Wäldern auf einer Bergheide, dem sog. Bürgeler Gleichen steht. Buteo buteoL., Mäusebussard. Er ist hier der häufigste Raub- vogel, nach ihm der Sperber, Accipiter nisus L. Von Falken be- wohnt Falco subbuteo L. in einigen Paaren die Umgegend, Cerchneis tinnunculus L. zeigt sich selten. Der Habicht, Astur palumbarius L., horstet etwa eine Stunde nordöstlich der Stadt. Bei dem Städtchen Kirchhain, 18km von hier, ist Milvus milvus L. häufig. Den Wespen- bussard, Pernis apivorus L., der früher hier gebrütet hat, habe ich nicht wieder beobachtet. Das erste Bussardgelege dieses Jahres, bestehend aus 3 Eiern, wurde am 13. April gefunden. Der Horst stand ı4 m hoch auf auf einer Kiefer. Als er am 13. April, einem warmen, sonnigen Tag, erstiegen wurde, liess sich zunächst kein Bussard sehen und hören, wie wir auch vorher niemals einen Vogel am Horst beobachtet hatten. Erst als mein Bruder die Hälfte des Stammes erstiegen hatte, näherten sich schreiend 2 Bussarde. Die 3 Eier, die schon etwa 2 Wochen bebrütet waren, sind von schöner, etwas „gedrehter“ Zeichnung und typische Bussardeier. — Dasselbe Paar erbrütete sein nur aus einem Ei bestehendes Nachgelege in einem schnell auf- gebauten Taubennest 20 m hoch auf alter Kiefer. Am 28. Mai besuchte mein Bruder das Junge im Horst, wurde aber sehr unfreund- lich empfangen, indem ihm der Insasse kurzerhand den Rücken drehte, als der Kopf über dem Horstrand auftauchte. — Das nächste Gelege fand ich am ı4. April in einem alten, sehr umfangreichen Horste, der ıı m hoch auf einer Birke stand. Die beiden Eier wurden gegen hartgesottene, bemalte Hühnereier vertauscht, da ich annahm, der Vogel werde noch ein Ei hinzulegen. Dies tat er nun zwar nicht, brütete aber am ı6. mit Ernst und Eifer auf den Hühner- eiern und verliess sie erst, als wir ihn an diesem Tage vom Horst jagten. Die beiden Eier sind fast kugelrund und ihre Zeichnung ist ganz die der beiden bei Rey, Taf. 9, No.4 u. 5 abgebildeten Milvus milvnstypen. Es ist das eigenartigste Bussardgelege, welches sich in meinem Besitze befindet. — Ein drittes Gelege wurde am 22. April in einem gleichfalls alten Horst gefunden, der 24 m hoch auf einer Buche stand, 1/, Stunde von meiner Wohnnng entfernt. Bereits am 14. April war der Horst mit frischen Kiefernzweigen belegt. Von — 12 — den beiden Eiern zeigt das eine nur ganz matte Fleckung, während das andere mehrere grosse, tief chokoladebraune, förmlich leuchtende Flatschen am stumpfen Pol aufweist, ein Bussardei von seltener Schönheit. Derselbe Horst war am 2ı. Mai neu mit Buchenzweigen ausgelegt, wurde jedoch nicht wieder belegt. — Am 26. April fand mein Bruder einen Horst in Höhe von 2ı m auf alter Eiche. Er enthielt 2 etwa eine Woche lang bebrütete Eier, von denen das eine nur matt an der Spitze wie angetuscht erscheint, das andere aber über und über, am dichtesten in der Mitte und am stumpfen Pol, lehmrot gefleckt ist. — 2 weitere Gelege wurden durch meinen Bruder am 27. und 28. April gefunden. Der erste Horst stand za. ı3 m hoch auf einer Eiche, die beiden Eier waren etwa 2 Wochen bebrütet. Eines derselben ist ganz ungefleckt, während das andere ziemlich gleichmässig mit kräftigbraunen Flecken bedeckt ist. Der Horst des zweiten Geleges war ı5 m hoch gleichfalls auf einer Eiche erbaut, die beiden Eier waren etwa ı bis 2 Wochen bebrütet, von schmutzigweisser Farbe, ohne jede Zeichnung und verhältnismässig klein. Der letzte Horst endlich stand ı6 m hoch auf einer Buche und enthielt am ı4. Mai ein einziges unbefruchtetes Ei, auf dem der Vogel gebrütet haben musste, da es sich ganz warm anfühlte. Wir hatten den Vogel nicht gesehen, vermutlich aber war er vorher durch einen mit lautem Gesang den Wald durchziehenden Bauern- jungen verscheucht worden. Das typische Ei zeigt am stumpfen Pol lebhafte hellbraune Fleckung. — Sämtliche Horste waren mit Kiefern- zweigen ausgelegt, mit Ausnahme des zuletztgenannten, der mit Buchenzweigen ausgelegt war, und des am 26. April gefundenen, in welchem die Eier ohne Zweigunterlage lagen. In allen Fällen strich der brütende Vogel ab, ehe wir den Horstbaum erreichten oder doch beim ersten Schlage an denselben. Astur palumbarius L., Habicht. Hier selten. Ein im Vorjahr besetzt gewesener Horst, im alten Buchenhochwald etwa 20o m hoch angelegt, wurde von uns bis Ende April regelmässig kontrolliert, indem wir stark an den Stamm klopften, nach dem Horste warfen und ziemlichen Lärm machten. Niemals jedoch war im oder um den Horst eine Spur von Leben zu bemerken. Als wir am 26. Juni wieder den Platz besuchten, leuchtete uns schon von weitem ein Kranz von Geschmeiss entgegen, der in weitem Umkreis den Wald- boden um den Horstbaum bedeckte. Von jungen oder alten Vögeln war nichts wahrzunehmen. Columba palumbus L. Die Ringeltaube ist in unseren Wäldern recht häufig. Nester mit 2 Eiern wurden gefunden am 4. Mai, 28. Mai und 25. Juni, mit einem Ei am 28. April und 13. Juni. Die Eier vom 4. Mai waren schon erheblich bebrütet, alle andern frisch. 2 Nester mit Jungen wurden gefunden am 16. Juni (2 fast flügge Junge) und am ı3. Juni (ı etwa 5 Tage altes Junges). Die Nester standen sämtlich auf Fichten, von 3 bis ı3 m hoch, mit Ausnahme des am 25. Juni gefundenen, das ı8 m hoch auf einer Kiefer stand. Das Nest, welches am 28. April gefunden wurde, befand sich 3 m hoch auf einer Fichte und war mit einem Ei belegt. Als ich das Nest am 30. April wieder besuchte, brütete die Taube noch immer — 108 — auf einem Ei, der Augenschein lehrte aber, dass es nicht das zuerst- gelegte, sondern ein zweites war. Auf dem Waldesboden unter dem Nestbaum lag die Schale des ersteren, zur Hälfte ausgefressen von einem kleinen Vogel, wie die deutlich wahrnehmbaren Schnabelbiss- spuren in der Schale zeigten. Der Dotter lag unversehrt neben der Schale. Das weithin sichtbare weisse Ei, das vielleicht lange unbe- wacht gelegen hatte, nachdem wir die Taube vom Nest gescheucht hatten, mochte wohl der Kohlmeise — denn diese halte ich für die Täterin — eine willkommene Gelegenheit geboten haben, ihr während der Brutzeit reges Bedürfnis nach Kalk zu befriedigen. Derart er- kläre ich mir wenigstens den Vorgang; merkwürdig ist nur, dass die Taube nach der Zerstörung des ersten Eies das Nest nicht ver- liess, sondern ein zweites Ei legte und auch bebrütete. Uebrigens konnte ich beide Male deutlich von unten das Ei im Nest liegen sehen, und zwar durch das Nest hindurch, was Rey nie beobachtet hat (vgl. Rey, S. 396). Columba oenas L. Die Hohltaube, die auch hier noch alle geeigneten Bestände bewohnt, wurde am 29. April, 30. April, an letzterem Tage zweimal, und am 2. Mai brütend aufgefunden. 2 Höhlen, die untersucht wurden, enthielten je 2 leicht bebrütete (29. April) und frische Eier (30. April. Die Höhe, in welcher sich die Nisthöhlen befanden, schwankt zwischen 5 und ı8 m. — Ich habe die Wahr- nehmung gemacht, dass Columba oenas hier rund einen Monat später zum Brutgeschäft schreitet, als in andern Gegenden, denn nie fand ich ihre Eier vor Ende April. Tetrao urogallus L, Auerhuhn. Wie im Vorjahr, so wurde auch in diesem Jahr am 2. August eine Familie jungen Auerwildes angetroffen, diesmal im Kiefernwald östlich des sog. Bürgeler Gleichens. Das Auerwild nimmt hier stetig zu. Sumpf- und Wasservögel fehlen der Marburger Ornis fast ganz. Der Flussuferläufer, Totanus hypoleucus L., belebt die Lahnufer, wo er zweifellos auch brütet, obwohl ich sein Nest noch nicht fand, selten zeigt sich auch Wasser- und Teichhuhn (Aulica atra L. et Gallinula chloropus L.), Stockente (Anas boscas L.) und Zwerg- taucher (Colymbus fluviatilis Tunst.),. Nester der vorgenannten Vögel habe ich hier nie gefunden. Der Storch (Ciconia ciconia L.) brütet in einigen der umliegenden Ortschaften, doch nicht in der näheren Umgegend Marburgs. Ein kleiner Fischreiherstand (Ardea cinerea L.) befand sich bis zum Jahr 1896 im sog. Brückerwald am Fuss der Amöneburg, wurde aber in dem erwähnten Jahr von einer Rotte zerstörungswütiger Burschen, unter denen sich einige waghalsige Kletterer befanden, vollkommen verwüstet, indem alles, was die Horste enthielten, Eier oder Junge, herausgeworfen oder mitgenommen wurde. Diese „menschliche“ Behandlung machte auf die armen Reiher einen so tiefen Eindruck, dass sie den Stand verliessen. Als ich in diesem Frühjahr wieder einmal den alten Platz besuchte, waren auch die Horste verschwunden. Wieder einmal fiel mir Schillers Wort ein: „Die Welt ist vollkommen überall, Wo der Mensch nicht hinkommt mit seiner Qual“. — 14 — Sammelskizzen aus Mähr. Weisskirchen. Tringoides hypolencnus L. 24. V. 4 bebr. Eier; ein zweites Gelege, das nach 3 Tagen vollständig war, fand ich am ı. VI. mit einem Ei. Ersteres war im hohen Grase einer Korbweidenkultur, letzteres in einer Sandgrube am Beczwaflusse. Cucnlus canorus L. Obgleich der Kukuk in unseren Wäldern recht häufig vorkommt, so gelang es mir immerhin nicht, ein Gelege mit einem Kukuksei zu finden. Erst am ı3. VI. fand einer meiner Kollegen ein verlassenes leeres P. sibilatornest mit einem Kukuksei. Das Ei wollte er mir nicht überlassen, da er selbst sammelt. Aller- dings möchte ich sagen, dass das Sammeln bei ihm mehr aus Leiden- schaft als aus wissenschaftlichem Interesse geschieht, was ihm auch unter seinen Kollegen den Spitznamen „Marder“ einbrachte. Fynx torquilla L. 29. V. 8 unbebrütete Eier in einem hohlen Aste eines Apfelbaumes. Schon Anfang Mai beobachtete ich das Männchen in unserem Garten, oft stundenlang auf dem hohlen Ast- stummel sitzend, häufig auch bis zur Brust in der Höhlung desselben, aber stets so ruhig, dass man es für einen trockenen Ast halten konnte. Fühlte sich der Vogel unbeobachtet, so liess er seinen ein- tönigen Rıf erschallen. Um den 20, V. war das Pärchen immer seltener beim Neste zu sehen, so dass ich bereits die Hoffnung auf- gab, das Gelege zu erhalten. Aufs Geradewohl revidierte ich endlich am 29. den hohlen Ast und hatte die Freude, das volle Gelege vorzufinden. Clivicola riparia L. Brütet nicht jedes Jahr an der Beczwa. Heuer hatte ich das zweite Mal Gelegenheit, die Erdschwalben im sandigen Lehmufer beim Exerzierplatze in einer Anzahl von ı0 Pärchen brütend anzutreffen. Am 9. VI. fand ich 5 Nester: ı) in 3/, m Tiefe mit 4 Jungen, '2) in ı!/, m Tiefe mit 4 Eiern, 3) in ?), m Tieierae 5 Eiern, 4) in Y, m Tiefe mit 4 frischen Eiern, 5) desgleichen mit 3 frischen Gelegen; 2 und 3 waren stark bebrütet.e Am 10. VI 2 Nester mit je 4 frischen Eiern in !/? m und 30 cm Tiefe. Lanius collurio L. 31. V. 6 angebrütete Eier in einer Garten- hecke aus Hainbuche und Weissdorn za. 1,3 m über dem Boden. Oriolus oriolus L. 27. V. 4 frische Eier; Nest auf einer Hain- buche in einem gemischten Bestande. Ein zweites Gelege hat mein Kollege mit 3 Eiern auf einer Eiche gefunden. Passer montanus L. 30. V. Nest mit 5 frischen Eiern in einem Obstbaum auf einem Felde; desgleichen am 26. V. 2 frische Eier. Fringilla coelebs L. ı5. V. 5 stark bebrütete Eier; Nest auf einer jungen Tanne. Nach 2 Wochen revidierte ich abermals, fand aber die ziemlich entwickelten Jungen verendet und mit Schimmel überzogen. Warum die Alten ihre Jungen dem Hungertode preis- gegeben haben, ist mir unbekannt. Im übrigen verwundert es mich nicht sehr, da gerade in jenem Waldteile aus keinen der von mir entdeckten Nestern die Brut ausflog, denn gewöhnlich in der Zeit bis zu 2 Wochen fand ich das zerrissene Nest mit Eierschalen oder — 105 — toten Jungen am Boden liegen. Ich habe mir Mühe gegeben, diese Nesträuber zu entdecken, die entschieden der Familie der Corviden angehören werden, unter denen ich wieder die Dohlen sehr in Ver- dacht habe, doch blieben bisher meine Bestrebungen ohne Erfolg. Chloris chloris L. 24. V. Nest mit 4 Jungen. Acanthis cannabina L. Am ıı. und ı9. V. wurden 2 verlassene Gelege mit je 5 Eiern im botanischen Garten der höheren Forstlehr- anstalt gefunden; das eine Nest stand in einem Weachholder, das andere in einer Hainbuchenhecke. Ein drittes Gelege fand ich an der Beczwa am 8. VI. Es war fast unmittelbar am Boden in einem kleinen Weidenstrauche und zählte 5 angebrütete Eier. Serinus hortnlanus Koch. 9. VI. Gelege mit 4 bebrüteten Eiern; Nest auf einer Kastanie. Emberiza citrinella L. 8. und 9. V. je 4 bebrütete, ıı. V. 2 frische, ı2. V. 5 bebrütete Eier; sämtliche Nester am Waldesrande. 21. V. 5 bebrütete Eier; Nest in einer Vorböschung. Parus ater L. 14. V.og frische Eier, Nest in einer hohlen Buche; 26. V.8 Junge, Nest unter einer Wurzel; ı1. VI. 6 frische Eier, Nest in einer hohlen Eiche. Sylvia nisoria Bchst. 22. V. 5 und 30. V. 3 frische Eier; beide Nester standen in Weissdornhecken. Sylvia sylvia L. 22. V. 5 bebrütete Eier, Nest in einer jungen Fichte; 26. V. 6 frische Eier, Nest bodenständig; ı. VI. 4 frische Eier, Nest bodenständig in einer Korbweidenkultur. Sylvia atricapillaL. 21.V.5 frische Eier; Nest auf einer jungen Fichte. Das Nest lag am Boden zerrissen. 22. V. 5 bebrütete Eier; Nest auf einer Tanne. Acrocephalus palustris Bchst. Von diesen Rohrsängern brüten etwa 25 Pärchen unterhalb des städtisches Wehres in einer alten Korbweidenkultur, die mit allerhand Unkräutern und Gräsern durch- wuchert ist. Das erste Gelege fand ich am 28. V. mit 3 frischen Eiern, weitere am ı. VI. mit 5 angebrüteten Eiern, am 4. VI. 3 Gelege mit je 4 bebrüteten Eiern, am 6. VI. mit 5, am 7. und 8. mit je 3 frischen Eiern, am ı3. mit 3 Eiern und ein zweites mit 5 bebrüteten Eiern, am ı4. das letzte Gelege mit 4 frischen Eiern. Im ganzen hatte ich ıı Nester zu verzeichnen, die, oft nur wenige Schritte von einander entfernt, in der genannten Weidenkultur an der Beczwa standen und durchschnittlich in 40 cm Höhe über dem Boden an Nesseln, Weidenschösslingen und mit Vorliebe an den Stengeln von sehr dichtstehenden Weidenröschen (Epilobium sp?) befestigt waren, nur ein Nest, das überdies länger als alle übrigen gebaut war, be- fand sich in einer Höhe von ı5 cm in einer Partie kleiner Weiden- röschen. Ich glaube diese Ausnahme der Regel auf die Vorliebe der Sumpfrohrsänger für diese Pflanzenart zurückzuführen, und er- kläre mir die abnorme Höhe aus Vorhergehendem derart, dass das Pärchen wegen Mangels «an Nistgelegenheiten in den mit Weiden- röschen überwucherten Plätzen zu dem erst 4o cm hohen Weiden- — 106 — röschenbusche, der bisher noch kein Nest enthielt, griff und dem- gemäss das Nest tiefer zu bauen gezwungen war. — In der Grösse und Färbung differierten die Eier sehr auffallend; besonders interessiert hat mich ein Gelege aus 4 Eiern bestehend, welches eine ausge- sprochen kranzförmige Anordnung der grauen und olivbraunen Flecken am stumpfen Pole der Eier aufwies und auch in der Grösse von keinem anderen Gelege erreicht wurde (20,2 x 17,6). Ein einzelnes ebenso gefärbtes Ei fand ich in einem aus 4 Eiern bestehenden, sonst normal gezeichneten Gelege. Von den vielen Gelegen, die ich fand, gingen mit Ausnahme eines einzigen, alle einem kläglichen Schicksale entgegen. Ende Juni wollte ich nämlich die Rohrsänger wieder besuchen, vermisste aber aus der Ferne ihren Gesang. Ich beeilte meine Schritte und gewahrte, als ich die Kolonie vor Augen glaubte, dass die Weiden gereinigt, das hohe Gras und Unkraut gemäht war. Damit war es auch mit der Herrlichkeit dieser Kolonie zu Ende, denn die Rohrsänger verliessen diesen Ort schnöden Undankes, wo nur ein einziges Pärchen, das am äussersten Ende der Weidenkultur sein Heim aufgeschlagen hatte, als Zeuge ihres Unter- ganges verblieb. Hypolais hypolais L. 30. V. 4 frische Eier; Nestin einer Garten- hecke. Phylloscopus sibilator Bchst. Brütet an 2 Oertlichkeiten recht zahlreich und zwar am sog. „Weissen Stein“ und auf einem Abhange des Gurkawaldes.. Beide Oertlichkeiten bestehen vorwiegend aus Laubhölzern mit eingesprengten Fichten und Tannen, vielen Sträuchern und sonstigem Unterholz, geben also recht geeignete Brutstätten für unsere Laubvögel ab. Vom Waldlaubvogel fand ich erst heuer die ersten Nester, wohl darauf zurückzuführen, dass ich es früher nicht verstand, selbe zu finden, wogegen es mir heute keine Schwierig- keiten mehr bereitet. Das erste Gelege, bestehend aus 6 frischen Eiern, fand ich am ı5. V., weitere am 17. mit 7 angebrüteten Eiern, am 27..mit 4, am 28. mit 6, am ı2. VI. mit 6, am 13. mıt 6, amlorssaıe 7 frischen Eiern. Die Nester waren am Boden unter Laub und Moos verborgen, hatten nur einen Ausgang und waren mit feinen Gräsern ausgepolstert; in keiner einzigen Nestmulde waren jedoch Federn vorhanden, wie ich es bei Ph. rufusnestern durchweg gefunden habe. Phylloscopus rufus Bechst. In denselben Oertlichkeiten, wie bei sibilator, fand ich folgende Gelege: 14.V. 5, 22. V. 6 frische Eier, ı0. VI. Nest mit 6 Jungen und einem faulen Ei, ı5. VI. 5 bebrütete Eier. Die ersten 3 Nester waren am Boden mit nur einem Eingang, das vierte aber auf einem jungen Eichenstocke. Derselbe war aber etwa 4 Finger stark, teilte sich in 3 Aeste resp. Aststummel und war nicht höher als 25 cm; von diesen Aesten wurde das kugel- förmige Nest getragen. Das Baumaterial war dasselbe, wie es die übrigen Ph. rufusnester aufwiesen, die Nestwandungen ent- sprechend stärker, die Nestmulde mit einer Menge Federn aus- gepolstert. Das Nest glich einem lockeren Ballen, der von den Ast- stummeln getragen war und vollkommen frei stand. Mähr. Weisskirchen, am 26. Juli 1905. Otto Bernhauer, Forstakzessist. — 107 — Entgeernung. Die von Herrn H. Goebel wiederum erhobenen Zweifel an der Echtheit jener 3 Eier der Sperlingseule, G/. passerinum, welche sich in meinem Besitz befinden, veranlassen mich, mich dahin zu äussern, dass keine Zweifel gehegt werden können, denn die ge- nannte Eule wurde am Neste auf ihren Eiern gefunden und mit- genommen. Betreffs des Gewichtes ‚dieser Eier will ich darauf auf- merksam machen, dass deren Wiegen an demselben Tage geschah, als sie dem Neste entnommen wurden; heut wiegen dieselben nur 58,5, 58,9, 59,2. Noch will ich erwähnen, dass Schale und Haut eines ganz frischen Eies infolge ihrer Festigkeit stets schwerer sind, als wenn das Ei alt geworden ist, wo es durch seine Porösität an Gre- wicht verloren hat. Exakte Maximal- und Minimalmasse und eben- solche Gewichte für Eier der Sperlingseule zu veranschlagen, dürfte zur Zeit noch verfrüht sein, da so wenige Eier dieser Aıt zur Ver- fügung stehen. H. Schoultz, Tammela, Finland. Mitteilungen. Angeregt durch die Notiz im XV. Jahrgange der „Oologie“, Seite 5ı, welche über ein noch nicht ausgefärbtes Tannenhäherei berichtet, möchte ich folgenden Fall erwähnen. Am 16. April d. Js. fand ich auf einer etwas höher gelegenen Stelle am Rande einer Fichtenschonung die Ueberreste eines Singdrosselweibchens, be- stehend in Federn, Eingeweideteilen und einem unbeschädigten Ei. Da diese noch ganz frisch waren, nehme ich an, dass der Vogel am Abend vorher — am Abend nach der Entwickelung des Eies ge- urteilt — von einem Raubvogel geschlagen und an Ort und Stelle verzehrt worden ist. Das Ei aber hat sich als fast legreif in der Legeröhre befunden und ist infolge der Todesangst ausgeschieden worden, offenbar wäre eine Ablage am nächsten Morgen erfolgt. Von allen in meiner Sammlung befindlichen Turdus musicuseiern unterscheidet sich das besprochene wesentlich durch folgende Momente: Blasse, fast weisslichblaue Grundfärbung, die Schale zeigt sich rauh und fast ohne Glanz, ferner sind die Masse ziemlich gering, nämlich 26x 19,3 mm. Dem gegenüber ist die Punktierung, wenn auch spärlich verteilt, so doch schon sehr dunkel und demnach in ihrer Entwickelung vollendet. Rochlitz, Sa, 21. VII. 1905. R. Heyder. Ueber die Grösse der Eier von Zulica atra. Ein Ei des Blässhuhns, entnommen einem am ı7. Mai d. Js. auf dem Schalks- bacher Teich im Vogelsberg gefundenen Nest, weist die respektablen Masse von 61 mm Länge und 35 mm Breite auf. Damit kommt dieses Ei in seiner Länge den Blässhuhneiern aus Talysch gleich. Die Eier unseres Vogels sind nämlich, je weiter nach Osten, um desto grösser. Reichenow fand bei ıo Eiern als Maximum 56,5 x 38,5, Schalow bei 27 märkischen Eiern als Maximum 57x 39, Leverkühn als absolutes Maximum bei ııo in Riddagshausen ge- — 18 — messenen Eiern 57x 39 mm; Prazak fand bei 30 Eiern aus Böhmen als Maximum 58x38 bei 6 Eiern aus Ungarn 57,6x 37,6, bei ı2 Eiern aus der Bukowina 60% 39 mm. Radde gibt folgende Masse an: Deutschland, Kaukasus, Talysch, normal kleinstes grösstes 49 X 36 54x 33 61x47 mm. 2 vor einigen Jahren vom Schalkbacher Teich mitgenommene Eier des Blässhuhns haben beide die Masse 56 x 36 mm. Ludwig Schuster, Forstakzessist. Sonderbare Nachbaren. Auf einer diesjährigen Reise nach dem nördlichen Finland machten wir folgende Beobachtung: Nahe dem Ufer eines grossen Sees sahen wir von meinem Boote aus einen Vogel fliegen, der in das oben gebrochene Stammende einer Birke verschwand. Bei meinem Nahen entflog dem Stamme dieser Vogel, den ich als eine Schellente, Fuligula glancion, erkannte. Das Er- steigen des Nestbaumes erleichterte mir eine Kiefer, die eng neben diesem Baume stand. Oben angelangt, fand ich in einem nur mit wenigen Materialien belegten Neste 5 Eier dieser Ente. Während der Besteigung des Baumes, nochmehr als ich mich mit dem Aus- heben der Eier zu beschäftigen hatte, hörte ich zugleich ein sonder- bares lautes Zischen eines Vogels, das mir rätselhaft erschien. Mein Sammelkollege machte mich indes darauf aufmerksam, dass sich noch eine grosse Höhlung etwa 2m vom Stammende entfernt in der von mir entgegengesetzten Seite der Birke befände. Mich seitwärts biegend, sah ich in diese Höhlung, zugleich ein Paar glotzende Augen, die auf mich starrten. Ich erkannte eine Sperbereule, Nyctea ulula, die sich fast ohne Gegenwehr mir ergab, ferner 6 junge Eulen, die aus der Höhlung zu entfliehen gedachten. In einer Tasche von Birkenrinde brachte ich die Eulen herab, um sie als Andenken meiner Reise mitzunehmen. Leider starben die Eulen nach wenigen Tagen wohl infolge der grossen Wärme, eines ungenügenden Raumes, in welchem ich sie hielt, und ungeeigneter Nahrung. H. Schoultz, Tammela, Finland. Zum Kapitel: Februarbruten. In No. ı2 (1905) des „Weid- werk in Wort und Bild“ lese ich folgende interessante Notiz: „Am 20. Februar fand ich ein Amselnest, in dem sich ein frisch ge- legtes Ei befand; jeder Irrtum ist ausgeschlossen, da ich das Ei öffnete und dessen Frische feststellen konnte“. Stroppen (Schlesien), G. Lieber.“ — Die Redaktion des „Weidwerk“ fügte noch folgende Bemerkungen hinzu: „Aus England wurde ein noch früheres Datum mitgeteilt. Im Jahre 1899 hatten die Schwarzdrosseln am ersten März volle Gelege. Doch alle diese Daten sind nur Ausnahmen, bedingt durch das milde Wetter. Im Jahre 1899 hatten in der Mark die Fischreiher und Saatkrähen am 26. Februar Eier! (Sehr seltene Ausnahmen!) Am zweiten Weihnachtsfeiertage reihten Wildenten des Berliner Tiergartens.“ — Demnach wäre, falls tatsächlich kein Irrtum vorliegt, auch die Schwarzdrossel in die Reihe der Vogelarten zu stellen, die bereits im Februar Eier haben. Hermann Grote. — 109 — Ungewöhnlich grosse Eier des rotrückigen Würgers. ı. Gelege, am ı. VI. o5 am Hessenstein bei Gonsenheim, 5 Eier: ZI R17,2, 130 EEE IM 25 X .TI7 MEER LT, EN 25%: 15,50 mm: 2. Gelege, gefunden am Bilstein bei Lauterbach, 2 Eier: 252% 17,5 25,20x 38 mm. Naumann gibt als Maximum 26x ı6 mm an. Gonsenheim b. Mainz. Paul Gregor Schuster. Die österreichische Fischerei auf der Internationalen Aus- stellung in Mailand 1906. Bekanntlich ist auf der aus Anlass des Simplondurchstichs im nächsten Jahr in Mailand stattfindenden Internationalen Ausstellung dem Fischereiwesen ein beträchtlicher Raum zur Verfügung gestellt worden und wird die Österreichische Monarchie mit ihren Produkten auf diesem Gebiet in würdiger Weise vertreten sein. Die k. k. Fischereigesellschaft, welche auf Initiative des Ackerbauministeriums eine umfassende Aktion zum Zwecke reger Beteiligung eingeleitet hat, darf bereits auf eine Reihe erfreulicher Anmeldungen sowohl von seiten des Binnen-, als auch des See- fischereiwesens, sowie von sonstigen mit der Fischerei in Berührung stehenden Faktoren hinweisen, und es ergeht neuerlich der Aufruf an alle Interessenten, sich der k.k. österreichischen Fischereigesellschaft als Zentrale für Österreichische Aussteller anzuschliessen, um sich so die möglichen Vorteile, welche jene den einzelnen Ausstellern zu bieten vermag, zu sichern. Auskünfte jeder Art erteilt das Sekretariat der Gesellschaft, Wien I, Schauflergasse 6. Oologie universalis palaearctica. Eine umfassende Ergänzung des Textes dieses neuen Eierwerkes hat der Herausgeber vorge- nommen. Der Text des stets gleichbleibenden Schemas wird nun- mehr wie folgt lauten: Brutzeit, Bruten, Brutdauer, Gelege, Grösse, Gewicht, Schale, Gestalt, Nest, Standort, Bemerkungen. Statt der Durchschnittsgrösse und des Gewichts der Eier wird das Maximum und Minimum angegeben, die Abbildungen werden nach dem Grade der Entwicklung dargestellt. (Man beachte gefl. das heutige Inserat.) H., Hocke. Druckfehlerberichtigung. Auf Seite, 385 Zeile 7 von unten muss es anstatt „eines“ keines heissen. HH. In meiner Notiz betrf. Phasianus principalis sind durch ein Versehen meiner- seits die Gewichte der Eier durchschnittlich 0,30 g zu gross angegeben worden. Die Eier wurden etwa 8 Tage nach dem Ausblasen gewogen, waren daher z. Z. zu schwer. Der Unterschied gegenüber den Eiern des Wildfasans wird dadurch auf- fallender. — Auf Seite ı0, ı. Zeile, fehlt hinter principalis das Zeichen 5’; statt „Peacoiz“ muss es Peacock heissen. Nach nunmehr erst geschehener Entleerung und Trocknung wiegt das letztgenannte Ei, welches das Küken enthielt, nur noch 1,85 g. Schönwelter. — 110 — Preisliste verkäuflicher Vogeleier der Naturalienhandlung von E. R. Skinner, Derry Downs, St. Mary Cray, Kent (England). Preise per Barzahlung in sh. und p. (12 pence — 1 shilling — 1 Mark.) Alle Eier sind tadellos und einseitig gebohrt. Den Gelegen werden genaue Daten und Fund- orte beigegeben. Verpackung und Transport frei bei Aufträgen von 20 M. Einige Arten von diesen Eiern würden gern eingetauscht werden gegen europäische Eier zu Preisen des W. Schlüter’schen Kataloges. 25°/, Rabatt wenn über 50 sh., oder zu 33!/, °/, wenn unter 50 sh. Europäische Eier werden gegen Bar gekauft. Indische Vogeleier. Gel. Ara Gel. IN PIE s S. d. 3 | Corvus splendens ...... 4 2 |Lanius erythronotus..... 1200 BENNIGIBBaA chinensist/, „..ı4. 4... 2|0 2:1, Artamus Tuscus (2.12 SGsEER 1/6 1 Pendrocitia mufa ...42 24). ) 3...) Oriolaskundoo, . 2... .uge 210 3 5 himalayensis . 9 2 = melanocephalus...| 1/6 ArmlParus monteDla. 2... . 1|3 |] 3-4 |Sturnia malabarica ..... 1m 4 | Dryonastes ruficollis 173 5 | Acridotheres tristis ..... 4 4 > caerulatus . . il ©) 4 “ ginginianus .. 4 3—5 | Garrulax leueolophus ....| 1/0] 3-4 „ fUSCUSr.; oe a 119 5 ” peetpralise. . ....; 12156 3. iCyorms tickelliv rn .2.% 216 2—3 = monlliper 2... 12120 2 Stoparola melanops..... 1720 3 | Trochalopterum phoeniceum | 1 | 6 4 ı|Niltava macgrigoriae ....| 1/6 1 n virgatum .| 2 | 0 | 2-3 | Hypothymis azurea ..... 2|0 1 Arsyancaudatagien sy 1 | 0 | 2—-3 | Rhipidura albicollis ..... 9 3 | Pomatorhinus schisticeps .., 2 | 0 3 Er javaniea in „auge 2|0 2—4 = ruheolliseen. „1 92.11:0 2 Henicurus schistaceus. .../ 210 4 Pyctorhis sinensis ...... 210 1l Cittacinela macroura ..,..)2|0 2 Pellorneum ruficeps ..... 210 3 | Thamnobia cambaiensis 1. 146 2—3 | Alcippe nepalensis ..... 12.0 1 2 Zulicata li I ur. e 1436 3—4 | Stachyris nigrieeps ..... 6 3, 2 }Zootheralmarpinata anne 2/0 4 | Stachyrhidopsis ruficeps 42120 9. \/Plpceusibayasın er. yrsreie 6 3 | Myiophoneus temmincki ..|1|6 2 5 Ati UA ee 1286 1 Aegithina tipbia...... ..|1|) 314-5 5 bengalensis..... - 9 2—4 | Mesia argentauris ...... oe) 3 a MAanyaLı N. =aAa PRAG, Wladislaws-Gasse 21a. Ein- und Verkauf von Naturalien aller Art. Klub der Berliner Oologen und Ornithologen. Die Versammlungen finden statt jeden 2. und 4. Donnerstag des Monats abends 8!/, Uhr beiSpremberg, Landsbergerstr. 80. Gäste willkommen. FRITZ LEHMANN Verlag für Naturwissenschaft Stuttgart. Subscriptions - Einladung bh. © Dologia universalis palaearefien %, von Georg Krause. Ca. 300 feinste Chromotafeln mit Text in 150 Lieferungen. Vorzugs-Suberiptionspreis bis 1. November 1905: Nach diesem Termin ä M. 1,50 pro Lieferung. Briefabdruck eines Bestellers ! Mit wirklichem Vergnügen habe ich die mir Anfang dieses Monats übersandte Probetafel und Text des demnächst erscheinenden Werkes: «Georg Krause, Oologia universalis palaearchican» in Augenschein genommen und gelesen. Ich verpflichte mich daher gern, dieses hervorragende Werk zu unterstützen, indem ich auf die 1ı5o Lieferungen & M. 1,25 abonniere. Walporzheim a. d. Ahr, 23. September 1905. gez. Alfred Dahm, Weingutsbesitzer. NB. 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