Divis:on of Birds “= | ZEITSCHRIFT DOLOGIE UND ORNITHOL IR Herausgegeben von H. Hocke, Berlin C. 25. — Mit der Beilage ORNITHOLOGISCHE RUNDSCHAU. Diese Zeitschrift erscheint jeden Monat. Der Abonnementspreis beträgt für das Jahr bei direkter Zusendung durch die Post innerhalb Deutschlands und Oesterreichs Mk. 3.50, nach den andern Ländern des Weltpostvereins Fres. 5 pränumerando. Der Jahrgang läuft vom ı. April bis 31. März. Bestellungen und Zahlungen sind an H. Hocke, Berlin C., Prenzlauer Strasse 36, zu richten. Preis der zweigespaltenen Zeile oder deren Raum 20 Pf. Kleinere Beträge sind gleich einzuzahlen. Gebühren für eine Beilage, durch welche das normale Versandporto nicht überschritten wird, betragen 3 Mk. No. 8. Berlin, den ı5. November 1905. XV. Jahrg. Inkalt: Ueber das Verblassen der Farben an den Vogeleiern. — Ornithologisches und Oologisches aus der Mark 1905 (Schluss). — Einiges zur Ornis der Halligen (Schluss). — Beobachtungen über das Uralauerhuhn, Tetrao urogallus uralensis, Menzb. — Literatur. — Mitteilungen. — Inserate. Ueber das Verblassen der Farben an den Vogeleiern. Der Sammler von Naturgegenständen muss vielfach die unan- genehme Erfahrung machen, dass bei einer nicht geringen Zahl seiner Sammelobjekte die schönen Farben, die ihnen im frischen Zustande eigen waren, im Laufe der Zeit verbleichen. Bei vielen Lepidopteren kann man neben Exemplare, die eine Anzahl von Jahren aufbewahrt wurden, ein frischgefangenes Tier nicht stecken, ohne an dem Unterschied in der Färbung geradezu Anstoss zu nehmen. Hin- sichtlich der Vögel möge nur beispielsweise das schnelle Verbleichen der zarten Färbung der Rosenmöve, Rhodostethia vosea (Macg.)* erwähnt werden, über das schon Heinrich Gätke in seiner „Vogel- warte“ schmerzliches Bedauern äussert. Der Oologe wird von jenen Veränderungen besonders stark betroffen. Hier, wie auch sonst, sind es gewisse grüne und blaue, dann auch zart graue und rosa Farben- töne, die besonders empfindlich sind. Von dem matten bläulichen Hauch, der die weisse Grundfarbe mancher Eier überzieht, und der z. B. bei Parus palustris ein gutes Kennzeichen des frischen Geleges bildet, ist meist sehr bald nichts mehr zu bemerken. Das lichte Grün der Eischale von Saricola oenanthe, Sturnus vulgaris, Ardea cinerea wird im Laufe der Jahre vielfach zu einem schmutzigen Weiss. Auch die grünlichen *) Ich bediene mich hier wie überall der wissenschaftlichen Namen, wie sie Reichenow’s Werk „Die Kennzeichen der Vögel Deutschlands“ gibt, und wie sie den herrschenden Regeln entsprechen. Wäre es nicht wünschenswert, dass in dieser Beziehung allmählich etwas mehr Einheitlichkeit Platz griffe? (Zeitschrift für „Oologie und Ornithologie“ wird diesem Wunsche nach Einheitlichkeit folgen und von nun ab die Namen der Vögel nach dem Werke Reichenow’s in lateinischer und deutscher Sprache bezeichnen.) IITIIINYY — 114 — Töne der Grundfarben bei Colaeus monedula und Turdus merula sind sehr unbeständig, ebenso die blauen von Erithacus phoenicurus und Turdus musicus, weniger das grünliche Blau bei Pratincola rubetra, wohl infolge des starken Glanzes der Schale, der eine geringere Absorption auftreffender Strahlen bedingt. Besonders leid war es mir immer, dass das leuchtende Blau der Eier von Accentor modularis, deren Farbenpracht nur kennt, wer das — unbebrütete — frische Gelege gesehen hat, so bald seinen Schmelz einbüsst. Von den grauen Wolken der Eier der Sylvia nisoria ist bekannt, dass sie viel- fach schon nach kurzer Zeit völlig verschwinden. Auch die grünlich- graue Grundfarbe bei Erithacus luscinia und das zarte Rosa bei Hippolais hippolais habe ich wenig beständig gefunden. Die ange- führten Beispiele mögen nur als besonders charakteristisch hervor- gehoben werden. Dass andererseits auch wieder eine grosse Zahl von Eiern eine sehr dauerhafte Färbung besitzt, bedarf kaum der Erwähnung, besonders die gelbbraunen, rostroten und braunen Töne werden durch die Zeit nur wenig beeinflusst. Was ist nun zu tun, damit die ursprüngliche Farbe jener empfind- lichen Eier in der Sammlung nach Möglichkeit erhalten bleibe? Vor allem wird es sich empfehlen, dass man sich von derartigen Eiern nicht oder nur wenig bebrütete Gelege zu verschaffen sucht. Denn der Prozess der Bebrütung selbst wirkt fast immer stark bleichend auf die zarteren Farbentöne, aus Gründen, die wohl mit dem im folgenden Gesagten in Beziehung stehen. Dann ist in erster Linie, wie allbekannt, jeder Zutritt von Licht zu den Objekten der Sammlung, so weit es angeht, zu verhindern. Das direkte Sonnenlicht wirkt natürlich am schädlichsten, aber auch reflektiertes übt auf die Dauer dieselben zerstörenden Einflüsse aus; es sind die chemisch wirkenden blauen und violetten, sowie die dunklen ultravioletten im Sonnenlichte enthaltenen Strahlengattungen, welche die Farben stark angreifen. Auch die Sammlung an einem trockenen Orte aufzubewahren, ist dringend zu empfehlen. Die in der Luft enthaltene Feuchtigkeit wirkt zerstörend auf die Eischale selbst und damit in erster Linie auch auf die Farbschicht. Weiter ist Vorsicht geboten inbezug auf Chemikalien, welche zum Schutz gegen Insekten verwendet werden. So hat sowohl der Kampfer, als auch das Naphtalin, wie den Kürschnern bekannt ist, die unangenehme Eigenschaft, die Haare des Pelzwerkes zu bleichen, das man damit „einmottet“. Es wird daher am besten von einer Ver- wendung dieser Stoffe auch beim Konservieren von Sammlungen ganz abgesehen. Indessen bieten die genannten Vorsichtsmassregeln nur einen Schutz gegen eine allzu rasche Zerstörung der Farben. Ein all- mähliches Verblassen wird auch bei Anwendung derselben mit der Zeit eintreten. Welchen sonstigen Einflüssen können also diese Schädigungen noch zugeschrieben werden? Wir haben im Laufe der letzten ıo Jahre durch die Physik ge- wisse vorher nicht bekannte dunkle Strahlen kennen gelernt, welche — 15 — imstande sind, Körper, die für Licht undurchlässig sind, zu durch- dringen, und die sich ausserdem durch starke chemische Wirkungen auszeichnen: die Röntgenstrahlen und diejenigen, welche von dem neuentdeckten Stoffe Radium ausgehen. Dass diese, wenn sie farbige Objekte treffen, eine bleichende Wirkung ausüben werden, ist klar. Es fragt sich, ob es wahrscheinlich ist, dass solche Strahlen im all- gemeinen auch da vorhanden sind, wo sich die Gegenstände, die wir schützen wollen, befinden. Da hat sich nun in der Tat herausgestellt, dass das Radium in der Natur viel verbreiteter ist, als man zuerst annahm; freilich nur in äusserst geringen Quantitäten; aber das cha- rakteristische dieses merkwürdigen Stoffes ist ja, dass die von den minimalsten Mengen ausgehenden Wirkungen so ausserordentlich sind. Das Radium hat die Eigenschaft, ein Gas auszusenden, das die um- gebende Luft auf eine gewisse Zeit „radioaktiv“ macht, und diese so- genannte „Emanation“ kann ihrerseits wieder irgend welchen festen Körpern ihre Wirksamkeit mitteilen. Man hat nun jenes radioaktive Gas, von welchem dieselben Strahlen, wie vom Radium selbst, aus- gehen, an den verschiedensten Orten aufgefunden: im Erdboden, im Leitungswasser, im Mehl, im Sande der Meeresküste usw.; und es ist sehr wahrscheinlich, dass bei verbesserten Untersuchungsmethoden sich herausstellen wird, dass das Radium gradezu überall in der Natur vorhanden ist. Wenn das aber der Fall ist, wenn auch nur die geringsten Spuren des Stoffes selbst oder seiner Emanation an- wesend sind, so würde damit die Erklärung für das Ausbleichen der Farben gegeben sein, auch wenn die farbigen Gegenstände etwa in Kästen, und diese ihrerseits in Holzschränken, also ganz dunkel, auf- bewahrt wurden. Denn für die durchdringenden sogenannten „Gamma*- strahlen jenes Stoffes bietet weder Holz noch Glas in den Schichten, in welchen es praktisch verwendet wird, ein Hindernis, und wie diese Strahlen die photographische Platte schwärzen, so müssen sie auch im Laufe der Zeit die empfindlicheren Farben durch ihre chemische Wirkung: beeinflussen. Mir scheint es in hohem Grade wahrscheinlich, dass das Ver- bleichen der Farben auf die genannte Ursache zurückzuführen ist. Damit würde denn leider die Möglichkeit eines Schutzes zum mindesten sehr gering, wenn nicht ausgeschlossen sein. Das Durch- dringungsvermögen der (Grammastrahlen hat ja freilich auch seine Grenze, allein diese ist doch eine sehr weit gesteckte. Sie müssten z. B. durch eine 7 cm dicke Blei- oder eine ı9 cm dicke Eisenschicht hindurch gehen, um auf ein Prozent ihres Wertes zu sinken, so dass also nicht einmal das Verschliessen in einem „Arnheim“ einen aus- reichenden Schutz gewähren würde. Es kommt übrigens noch dazu, dass man in neuerer Zeit auch Schwärzung der photographischen Platte durch verschiedene Metalle festgestellt hat, so dass diese selbst also auch chemische Wirkungen auszusenden scheinen. Versuche, die ich seinerzeit mit Eiern von Accentor modularis machte, indem ich sie in gutschliessenden Messingkästchen aufbewahrte, ergaben wohl eine geringe Verlangsamung in dem schädlichen Prozesse, aber verhindern liess er sich dadurch nicht. Zum Schlusse möchte ich noch eine auffallende Tatsache her- — 16 — vorheben. Es gibt unter den farbenempfindlichen Eiern immer ein- zelne, welche dem Zerstörungsprozesse weniger ausgesetzt, welche „echter“ gefärbt sind, als die Mehrzahl der andern. Bald ist es das ganze Gelege, bald auch nur ein einzelnes Ei, das sich in dieser Weise hervorhebt. So besitze ich ein Gelege der Sylvia nisoria vom 24. V. oı., in dem sich die blaugrauen Wolken ganz vorzüglich erhalten haben; eins von Ardea cinerea vom 16. V. o2., dessen sattes Grün noch immer das Auge erfreut; ein Gelege von Turdus musicus, in dem nur ein Ei stark verblasst ist, die andern 4 aber die Farbe leidlich gehalten haben; zwei andere Gelege desselben Vogels, in denen nur je ein Ei noch dunkler blau gefärbt ist, als die andern. Endlich möchte ich noch ein prachtvolles Gelege von Erithacus luscinia erwähnen, bei welchem die Grundfarbe von vornherein durch ein gleichförmig aufgetragenes sattes Rotbraun ganz überdeckt war, und das im Laufe der Jahre nichts von seiner Schönheit eingebüsst hat. Es ist nur bedauerlich, dass solche Farbenfestigkeit, wie sie die letzterwähnten Fälle aufweisen, recht selten ist. Bernburg‘, den 30. September 1905. Professor H. Oberbeck. Ornithologisches und Oologisches aus der Mark. 1905. Von H. Hocke. (Schluss). Perdix cinerea Lath. Ueber ausgemähte Gelege des Rebhuhns auf den Berliner Rieselfeldern erhielt ich von einem Rieselfeldwärter folgende Notizen: Am 26. Mai ı7 Eier ausgemäht, n„ 28. „ 34 » (2 Gelege) ” 2) 4. Juni 17 „ ” ” 6. „ 3 3 „ (2 Gelege) ” Gelege, die vormittags ausgemäht wurden, waren am Mittage so gut wie gesotten. Seltsam erschien es, dass die Krähen nicht wie sonst die Nester auffanden und ausplünderten. (H. H.) Ligurinus chloris (Linn... 2 Gelege des Grünfinken, 4, 5 Eier, gefunden am 4. resp. ı8. Mai, enthalten je ein nicht normal gefärbtes Spurei. (M. G.) Saxicola oenanthe (Linn). Nest am ı. Juni mit Eiern des grauen Steinschmätzers in einer Giesskanne auf freiem Felde, an dem- selben Tage ein Nest in einem kleinen Steinhaufen mit zum Ausfallen reifen Jungen gefunden. Bei der Besichtigung dieses Nestes fiel ein Ei in den Sand und zerbrach. Dasselbe wurde bei der Rückehr der alten Vögel von diesen verzehrt. (M. G.) Sylvia cinerea Bcehstn. Am 2ı. Juni 6 rote Eier. (H. Gr.) Oriolus galbula Linn. Am ıo. Juni kleine junge Pirole im Nest (H. Gr.), am 24. junge Pirole im Fluge neben den alten. Ein Spurei, 17x ı4 mm, gefunden Mitte Juni auf freiem Felde, wird mir überbracht. (H. H.) — 17 — Falco subbuteo Linn. Der Baumfalke ist unbedingt in der Mark in vermehrter Anzahl als sonst anzutreffen, wozu nicht wenig die heutige Forstwirtschaft — Schlagen von Kulissen in schmalen Streifen nebeneinander — beiträgt. Sein Eintreffen ist zumeist um den 24. April, sein Brüten um den ıo. Juni. Das erste Gelege wurde am ı1. Juni (H. G.), ein zweites am ı9. (E. H.) gefunden. Weitere Gelege wurden vom 1ı. bis 22. frisch resp. bebrütet stets mit 3 Eiern gefunden. (A. Kr.) Coracias garrulus Linn. Die Mandelkrähe gehört bei uns nicht nur zu den nicht seltenen, sondern auch zu den äusserst pünktlich zurückkehrenden und brütenden Vögeln. Ihr Erscheinen fällt innerhalb der beiden Pentaden vom 20.—30. April, ihre Brutzeit in den aller- letzten Mai- resp. ersten Junitagen. Ihre Brutzeit für dieses Frühjahr erscheint mir als sehr frühe. Gelege mit 2 Eiern wurde am 28. Mai, in derselben Höhlung nochmals 3 Eier am ıı. Juni gefunden. (H. G.) Weitere Nachrichten melden über Funde von je 4 frischen Eiern am 4. und 6. Juni. Wie die Schwarzspechte, um in Liebessachen sich zu erklären, alljährlich einmal an gewissen sonnigen Märztagen sich einfinden, so auch an hochsonnigen Maitagen die Mandelkrähen. Die Versammlungen bestehen aus etwa 6 bis ıo Teilnehmern, die dabei auch ihre Flugkünste zeigen, welche dem Beobachter einen prachtvollen Anblick gewähren. (H. H.) Certhia familiaris Linn. und Troglodytes paruulus Koch haben am ıı. Juni je 7 auffallend rot gepunktete Eier. Nest des Zaun- königs im Hopfen, der um eine nur schwache Erle sich rankt, ist von altem Farrenkraut erbaut und so intensiv braun gefärbt, dass es auch nicht die geringste Spur von einer Anpassung zur Um- gebung verrät. (H. H.) Sylvia hortensis Bcehstn. Am 4. Juni sah ich das erste, am 26. das letzte frische Gelege, von Muscicapa grisola am 13. die ersten eben geschlüpften Jungen, am 20. die ersten flüggen Rauch- schwalben. Am 26. fand ich die letzten Turmfalkeneier, 3 Stück, schwer bebrütet. (M. G.) Nachrichten über das Vorkommen von Erythrosterna parva sind mir nicht zugegangen, Beobachtungen über das Brüten des Girlitzes scheinen gänzlich zu fehlen. Kleine graue Würger sind in diesem Frühjahr nur selten, Rotkopfwürger höchst selten vorgekommen, dagegen sind im Herbst und Winter grosse graue Würger oft genug zu beobachten. Der Stieglitz ist in der nächsten Nähe Berlins seltener Brutvogel, das weissternige Blaukehlchen ein häufigerer geworden. Die Laubsänger sind ebenfalls in der Zu- nahme begriffen, besonders der Waldlaubsänger, der als der aller- letzte unserer Erdbrüter in denjenigen Waldteilen noch brütend an- getroffen wird, wo die Bodendecke völlig frei liegt, von den vielen Menschen zertreten wird, dass kein Grashalm mehr gedeihen kann. So gut wie verschwunden sind selbst aus der weiteren Umgebung Berlins Wachteln und Wachtelkönige; nur kleine Versammlungen der Störche, die um den 24. August von den Spreewiesen aus ab- zogen, haben stattgefunden. Nachrichten über das Gedeihen von — 18 — etwa 20o Bruten vermelden, nur je 2, höchstens 3 Junge seien aus den Nestern gekommen, nicht wenige daher blieben ohne Nach- kommenschaft. Der letzte Segler (Nachricht von Ernst Günther) wurde am ıo. September bei Spandau beobachtet. Zum Schluss bringe ich noch folgende nidologische Beobachtungen: Ein Nest des Weidenlaubsängers, Ph. rufus Bchstn., niedrig in in einem Wachholder angelegt, hat als erste Unterlage für die Eier nur die unteren Schwanzdeckfedern von einer geschlagenen Hohl- taube. Die Federn liegen nicht nur sämtlich rückwärts, so dass sie sich anschmiegen, sondern auch nach einer Richtung hin: hier nur deren Spulen, dort nur deren Fahnenenden. — Ein Nest der Haus- schwalbe, Chelidon urbica, seit 5 Jahren bezogen, jährlich 2 Bruten darin zeitigend, befindet sich in dem niedrigen Gastzimmer der Waldschenke „Zum Schwalbennest* am Eingange der Chaussee, welche von Charlottenburg nach Tegel durch die Jungfernheide führt. In einem Winkel des Zimmerchens, 31), m vom Erdboden entfernt, hat das Schwalbennest als Stützpunkt eine Zigarrenkiste erhalten, die in jedem Frühjahr durch eine neue ersetzt wird. Abends wird das Häuschen nebst Eingang und seinen beiden Fenstern ge- schlossen und nicht zu sehr früh geöffnet. Dann beginnt das Tages- werk der Schwalben. Zu gewissen Zeiten des Verkehrs wird dieses Nest von den Gästen mit grossem Interesse angestaunt, was zugleich von nicht geringer materieller Bedeutung für den Besitzer der Wald- schenke wird. — Am 21. Mai d. Js. wurde eine alte Kiefer wegen der darin enthaltenen Schwarzspechthöhlungen bestiegen. An der unteren Höhlung machten sich mehrere Hummeln (Bombus sp?) be- merkbar, in der oberen Höhlung fanden sich Hohltaubeneier vor. Am ı8. Juni wurde die Kiefer nochmals bis zur unteren Höhlung bestiegen, als ganz unerwartet aus derselben ein Schwarm Hummeln flog, der ein weiteres Hinaufsteigen bedenklich machte. Gelegen- heitsnester der Hummeln sind oft gefunden worden z. B. in Eich- katzen-, Elster-, Schwalben- und Zaunkönignestern, doch deren Nest in einer hochangebrachten Schwarzspechthöhlung zu finden, kann als Seltenheit bezeichnet werden. Eine dritte Besteigung des Baumes (17. September) ergab ein leeres Nest. — In einem von Erlen und Haselsträuchern umstandenen kleinen Fichtendickicht fand ich am ı1. Juni und nicht weit von einander entfernt > alte niedrig angebrachte Grasmückennester, die vollauf mit eigenartig zerkleinerten Haselnuss- schalen gefüllt waren. Unbedingt waren es Haselmäuse, die aus- nahmsweise ihre Vorratskammer in einem offenen Neste, doch ge- schützt von den Zweigen der jungen Fichten, hier errichtet hatten. — Die walzigen braunen Kolben des Kolbenschilfs, Typha latifolia, welche aus unzähligen, dicht beisammensitzenden weiblichen Blüten bestehen, deren Stempel mit vielen Haaren umgeben sind, so dass die Samen in einer Art feiner Wolle gefüllt erscheinen, nehmen auch die Vögel gerne zum Nestbau. Einen von mir bereits zersaust vor- gefundenen vorjährigen Kolben zerriss ich noch mehr. Eine Woche später fand ich ganz in der Nähe dessen Wolle als Aussen- und Innenmaterial in einem Neste des rotrückigen Würgers und einer Rohrammer. Das Nest des Würgers zeigte eine auffallende An- — 119 — passung des Birkenstammes, das der Ammer im Seggenbüschel das Gegenteil. Vor einigen Jahren berichtete ich hier über das Nest eines Schilfrohrsängers, das sich von weitem deshalb so leicht verriet, weil es auch mit der glänzenden Wolle reichlich belegt worden war. Einiges zur Ornis der Halligen. Dr. Er. Dieitxich, (Schluss. Ich gehe nun auf die einzelnen Brutvögel etwas näher ein. 1. Larus argentatus. Die ziemlich grossen, aus Halmen und Wurzeln hergestellten Nester standen auf Südfall auf dem östlichen Teil der Insel in der kurzrasigen Wiese, ferner auch in ziemlicher Menge nahe der Westspitze auf der Wiese und der niedrigen Düne. Sie fielen schon von weitem auf und enthielten ı oder 2 frische Eier. Aehnlich auf Süderoog. Auf Norderoog befand sich die Kolonie der Silbermöven auf der Düne an der Südostseite der Insel. Hier standen die Nester näher beisammen und waren, soviel ihrer in dem allerdings dünn stehenden Schilf angelegt waren, nicht so leicht zu finden. Unter den Eiern fielen mir 2 ausnehmend dunkle auf mit den Massen 77x48,3 und 70,5x47 mm, ferner noch ein sehr helles aus 2 Eiern bestehendes Gelege. Auffällig verschieden von einander sind die beiden Eier mehrerer Gelege von Südfall: a) 69,5 x 49, ganz matt, gelblichbraun mit wenig braunen Oberflecken, etwas mehr Unterflecken. Gel. No. ı b) 72,5x 50, etwas glänzend, grünlichgelbbraun mit vielen ziemlich gleichmässig verteilten Ober- und Unterflecken. a) 70,5X49f in Färbung und Fleckung ähnlich ver- Gel. No. >} b) 76x 50 [ schieden, wie No. ı. a) 66,5 x 50, sehr rundlich, in Färbung und Fleckung ähnlich verschieden, wie No. ı. b) 70 x 52, länglich, in Färbung und Fleckung ähnlich verschieden, wie No. ı. Ein besonders auffallendes Ei ist hellgrün mit vielen, kleinen bräunlichen Punkten, Spritzern und Haarzügen und misst 83 x 45; ein anderes ist ganz matt, gelbbraun und hat am stumpfen Pol einen aus dunkelbraunen Oberflecken gebildeten Kranz. Sonst sind Öberflecken nur noch ganz vereinzelt zu finden, die nicht zahl- reichen Unterflecken gleichmässig verteilt. 2. Sterna cantiaca. Die Hallig Norderoog besitzt die einzige grössere Kolonie der Brandseeschwalbe in Deutschland. Auf Sylt und zwar auf Hörnum nahe der Südspitze soll diese schöne See- schwalbe in einigen Paaren nisten. Auf Jordsand und Ellenbogen hat sie in den letzten 5; Jahren, in denen ich diese Orte alljährlich besucht habe, nicht genistet. Dagegen ist im Jahre 1904 auf Süderoog eine Kolonie von za. ı50o Paaren gewesen, hat sich aber 1905 nicht wieder eingefunden. Unter diesen Umständen war es für mich Gel. No. 3 — 120 — ausserordentlich interessant, nun endlich den Brutplatz dieser Vögel, deren ich einzelne Exemplare schon hin und wieder auf Ellenbogen gesehen, kennen zu lernen. Von der Südostecke der Hallig zieht sich ein Priel westwärts in die Insel hinein, der nach za. ı5o m nach N. umbiegt. Hier findet sich auf der Wiese zu beiden Seiten des Priels die Haupt- kolonie der Brandseeschwalben, an die sich einige kleinere Siedelungen, durch einen Zwischenraum von wenigen Metern getrennt, anschliessen. Bei der einen kleineren Siedelung zählte ich etwa go Nester und schätzte danach die ganze Kolonie auf 500—600 Paare. In dieser Kolonie stehen die Nester so dicht gedrängt, dass es ausserordent- licher Vorsicht bedarf, damit man nicht Eier oder Junge zertritt. Der ganze Platz ist von den Exkrementen der Vögel weiss gefärbt und der Rasen niedergetreten; kaum erhebt sich hier und da ein Exemplar der Artemisia maritima L. oder Atriplex litorale L. etwas höher über dem Boden. Den Gang durch die Kolonie beendete ich möglichst schnell, um nicht eine zu lange Störung der brütenden Vögel zu verursachen, sodann auch, um nicht allzu sehr durch die aufgestöberten und gleich Schneeflocken über mir flatternden, laut kreischenden Vögel mit weissen Andenken bedacht zu werden. Solch eine Visitenkarte fand sich hinterher sogar in meinem photo- graphischen Apparat. Schön und hochinteressant war das Bild, wie es sich mir von der hoch auf 4 Pfählen stehenden Bretterbude, der Unterkunftsstätte des Besitzers während der Eierzeit, darbot: alle Vögel sassen auf den Nestern, dichtgedrängt einer an dem andern, alle mit dem Kopf mir zugewandt, da hierher der Wind kam. Schöner aber noch war das Bild der aufgestöberten, am blauen Himmel herumwirbelnden Vögel, und doch wiederum nichts gegen den Anblick, den Naumann einst hier genossen, denn zu jener Zeit handelte es sich um „gewiss mehr als eine halbe Million“ Vögel. Die Nester, die weiter nichts als eine flache Mulde vorstellen, die meist mit einigen Halmen ausgekleidet sind, enthielten fast durch- gängig ı Ei, einige auch 2, und in einzelnen sass ängstlich an den Boden gekauert, schon ein Dunenjunges. Die ersten Eier werden um Mitte Mai gelegt; in diesem Jahre wurden die ersten, wenn ich mich recht entsinne, am ı8. Mai genommen. Einige, die ich an Ort und Stelle mass, zeigten nicht unbedeutende Unterschiede in Grösse, Färbung und Fleckung, auch innerhalb der Gelege. Hier sind die Masse einiger Gelege a 2 Eier: 1) 54,5% 36,5 2) 49,5% 30,5 3) 48x36 4) 53%X37 5) 53,5% 358 51,5X 37 51,3% 37,3 51,5xX36 49,5X36,8 53,5% 37,3 6) 50x38 7) 53,5 X 36 49x36 51x 34,8 52x 38 53,8xX 37 49, X 36,5 65% 39. Der Durchschnitt von 41 Eiern meiner Sammlung beträgt 51,27 X 36,55, ist also etwas höher, als der von Rey angegebene: 50,55% 35,81. Auch das Maximum mit 65 x 39 (ein aussergewöhnlich grosses Ei) und das Minimum mit 47,5% 35 sind höher als die von Rey angegebenen Zahlen. Die Grundfarbe wechselt von einem helleren Braun über Braun- gelb, Hellgelb, Rötlichweiss zum reinen Weiss, welches vorherrscht. einzelne: — 121° = Die Fleckung der Eier ist, auch in den Gelegen, sehr verschieden. Die einen besitzen lauter kleine rundliche, andere viele grosse un- regelmässige schwarze Flecken, die entweder zleichmässig über das ganze Ei verteilt sind oder sich hauptsächlich auf dem stumpfen Pol beschränken, wo sie oft einen Kranz bilden. Manchmal sind die Flecken sämtlich nach derselben Richtung verwischt. Ein Ei fiel mir auf, das abgesehen von vielen kleinen schwarzen Punkten ganz weiss war; ein anderes weisses hatte ausser einigen kleinen Spritz- flecken nur einen braunschwarzen Fleck nahe dem stumpfen Pol; ein drittes weisses Ei hatte eine gelbliche Kappe und einen breiten braunschwarzen Ring am stumpfen Pol. Zu diesen braunschwarzen, seltener braunroten oder gar rostroten Oberflecken kommen noch aschgraue Unterflecken in sehr wechselnder Grösse und Menge. Sterna macrura. Diese Seeschwalbe ist die häufigste und brütet zahlreich auf allen 3 Halligen. Die Nester stehen in der Regel auf der Wiese, seltener im Sande auf der Düne, und bilden eine Mulde, die meist sehr hübsch mit Halmen ausgepolstert ist. Sie enthielten ı—2 Eier. Auch hier — wie ich auch schon auf Jordsand beobachtete — scheinen die Küstenseeschwalben mit Flusseeschwalben vereinigt zu nisten, denn unter den 3 Seeschwalben, die der Schiffer während meiner Anwesenheit auf Norderoog vom Kutter aus schoss, war neben 2 Küstenseeschwalben eine Flusseeschwalbe. Die Eier der S/. macrura ändern in der Färbung viel stärker ab, als die der übrigen Seeschwalben: sie finden sich dunkelbraun, hellbraun, gelblichweiss, bläulich- und grünlichweiss und schmutzig- weiss; starkgefleckt bis fleckenlos. Ich besitze in meiner Sammlung 2 bläulichweisse Eier, von denen eins ganz fleckenlos, das andere nur mit einigen Unterflecken versehen ist. In der Regel sind die Flecken ziemlich gleichmässig oder auf der ganzen Oberfläche verteilt, doch bilden sie manchmal einen Kranz am stumpfen Pol oder fliessen gar zu einem Ringe zusammen. Die Form ist ebenfalls ziemlich wechselnd: langgestreckt, oval, kurzoval. Als Beispiel dieser 3 Formen führe ich an: I) 47x29 2) 45 X 30 3) 44,5 X 30,5 4) 41,5 X 30 45,5 X 28,5 44,5 X 30 44,5 X 40,3 40 x 30 5) 41,3 X 29,3 6) 39x 28 7) 37 X 28 40 x 29,5 38,8 X 30,5 35,5 X 28 In einem Neste der St. macrura fand ich neben einem Ei des Eigentümers ein solches des Austernfischers. Von den andern Seeschwalbeneiern kommen manche der St. minuta, die freilich viel kleiner sind, und manche der Sf. caspia, die wieder bedeutend grösser sind, ihnen in Form, Färbung und Fleckung, manche der St. nilotica in Form und Grösse am nächsten. Sterna minuta. Die niedliche Zwergseeschwalbe nistet auf Süderoog nur ganz vereinzelt, auf Norderoog in vielleicht 8 bis ıo Paaren; auf Südfall dagegen besteht eine bedeutende Kolonie. Am Südufer nämlich dehnt sich ein breiter, teils sandiger, teils kiesiger Strand aus, auf welchem ich zahlreiche Nester mit ı—3 Eiern fand. Die Eier waren zum grössten Teil mehr oder weniger stark bebrütet. — 12 — Die Grundfarbe ist gelblich, bräunlich, bläulich- oder grünlichweiss, manchmal fast reinweiss; die Flecken sind seltener ganz schwarz, meist rötlich- oder bräunlichschwarz, die Unterflecken aschgrau. Die Form ist meist regelmässig oval, doch finden sich auch neben gedrungenen, mehr rundlichen Eiern gestrecktere, wie aus folgender Zusammen- stellung ersichtlich ist: Gel. von Südfall (rel. von Ellenbogen Gel. von Süderoog ı) 360x241, 2) 355% 235 5) 3a A) 34% 55 5) 33 X 25 35 X 241; 35 X 23 324 34,5% 25 32 x 24 331% x 25 35x 23%, 33% 23 Der Dnrchschnitt von 2ı Eiern meiner Sammlung ergibt: 331/4 x 24. Auch der Rotschenkel, Totanus calidris, nistet auf allen 3 Halligen; am zahlreichsten schien er mir auf Norderoog zu sein. Dies hängt, glaube ich, mit der Verschiedenheit in dem Wuchs der Vegetation zusammen. Auf Südfall und Süderoog ist der Graswuchs da, wo das Vieh weidet, ganz niedrig, auf den Teilen, die zum Heu- machen reserviert sind, zwar etwas höher, aber doch nicht so hoch, dass sich gute Verstecke für die Nester fänden, zumal alles gleich- mässig rasenartig wächst ohne einzelne höhere und dichtere Büschel, die er sonst gerne zur Anlage seines Nestes wählt. Dies ist aber der Fall auf Norderoog, wo Gräser und allerhand Kräuter kniehoch stehen. Dementsprechend fand ich auf Süderoog, ohne danach zu suchen, ein Gelege mit 2 sehr hellen Eiern, auf Norderoog dagegen trotz eifrigsten Suchens keins. Auf der Rückreise musste ich bei Hoyer Schleuse einige Stunden bis zum Abgang des Zuges warten und fand dort die Nester des Rotschenkels auf den Aussendeich- wiesen, die mehr dem Wattenmeer zu: nur niedrigen Graswuchs zeigen, stets in den dichten und hohen Büscheln des Meerstrands- wegerich (Plantago maritima L.), wo sie sehr versteckt und ge- schützt stehen. Der Seestrandläufer, Charadrius alexandrinus, findet sich auf den Halligen, aber nicht gerade zahlreich. Auf Süderoog fand ich 2 Nester, die je 3 Eier enthielten. Eins hatte einen sehr ge- schützten, aber absonderlichen Stand. Am Nordufer war die Rasen- kante von höheren Fluten unterspült und hing stellenweise über den sandigen Grund etwas heraus. Hierunter stand das Nest und war nur zu erblicken, wenn man seewärts etwas von der Kante entfernt stand und darunter sehen konnte. Auf Norderoog stand ein Nest mit 2 offenbar bebrüteten Eiern unter trocknem Stengelwerk von, wie mir schien, Cakile maritima Skop. und Cochlearia danica L. in der Nähe von Nestern der Zwergseeschwalbe. Der alte Vogel lief bei meiner Annäherung, sich flügellahm stellend, davon. Dasselbe be- obachtete ich einige Tage später auf Ellenbogen bei Charadrius hiaticula. Der Austernfischer, Haematopus ostrilegus, ist auf allen 3 Halligen häufig, besonders auf Norderoog, wo ich wie schon erwähnt, etwa 1200—1500 der schwarz-weiss-roten Vögel auf dem —. ae Watt beobachtete. Die Nester finden sich sowohl auf den Sand- und Kiesbänken des Strandes, wie auf den Dünen zwischen einer dürftigen Vegetation und auf den Wiesenflächen. Das Nest ist eine runde mässig tiefe Mulde, die manchmal mit Herz- oder Miesmuscheln hübsch verziert ist, meist aber mit einigen Halmen ausgekleidet ist, wenn das Nest auf einer Wiese steht. Er scheut nicht die Nähe der Silbermöven, noch der Küsten- oder Zwergseeschwalben. Ja, zu den letzteren scheint er sich nach meinen Beobachtungen be- sonders hingezogen zu fühlen, da ich bisher bei jeder nur einiger- massen bevölkerten Kolonie der Zwergseeschwalbe stets ein oder 2 Nester des Austernfischers fand. Bisher hatte ich an der Ostsee, wie auf den nordfriesischen Inseln als Höchstzahl im Gelege stets nur 3 Eier gefunden; auf den Halligen war es wieder so. Auf Ellenbogen dagegen hatte ich in diesem Jahre zum ersten Mal Gelegenheit, Gelege mit 4 Eiern und zwar deren 3 zu beobachten. Von den beobachteten Gelegen fiel mir auf Norderoog eins mit 2 Eiern auf, die mit besonders grossen schwarzen Flecken versehen waren. Auf Südfall sammelte ich ein Gelege aus 2 auffallend rundlichen Eiern bestehend, und ein Gelege mit 3 Eiern, die in Färbung und Fleckung grosse Aehnlichkeit mit Brandseeschwalbeneiern zeigen. In solchem Falle ist aber die ge- drungene Form der Haematopus-Eier, abgesehen von dem ver- schiedenen Glanz und Korn, ein leichtes Unterscheidungsmerkmal. Ich füge die Masse zweier Gelege bei, die mit No. ı, 1; II, 2 und II, 2 bei Sterna cantiaca verglichen werden mögen: Gel 1) 55 X40,5 Bell2) 51..%30,5 55,5X42 52,5 X 39,5- 55 X41;5 Beobachtungen über das Uralauerhuhn, Tetrao uro- gallus uralensis, Menzb. Von Otto Bamberg. Ueber das Uralauerhuhn bringe ich die folgenden Mit- teilungen, die ich der Güte des Herrn H. Möller, einem eifrigen Sammler, Jäger und Kenner der ihn umgebenden Natur, verdanke. Das Beobachtungsgebiet ist Klütschi, Dorf Durasofka, eines der Güter meines Schwiegervaters, am südwestlichen Ausläufer (Obtschei- Syrt) des Uralgebirges gelegen, der sich über Nikolajewsk, Wolsk- Petrowsk und weit über die Wolga erstreckt. Die Umgebung Klütschis ist weithin fast gänzlich unbewohnt; der nahe Wald, in einer Ausdehnung von etwa 3 deutschen Meilen ist bis noch vor wenigen Jahren wenig von Menschen beunruhigt, geschweige darin gejagt worden. Seit der Ausübung der regel- mässigen Jagd in diesem Walde sind innerhalb der letzten 4 Jahre 50, seit dem ı. Juli d. Js. ı5 Uralhühner abgeschossen worden. Man schiesst sie nicht im Winter wegen des unangenehmen bitteren Geschmacks. Im Sommer werden sie zu Pferde gejagt, weil sie nur nach dem Pferde, nicht nach dem Reiter sehen, und somit am — 124 — leichtesten erlegt. Bei trübem oder regnerischem Wetter bäumnen die Hühner gern hoch auf, beäugen die Jäger, ohne zu flüchten und dann ist es nicht schwer, sie zu erlegen. Möller fand Ende Mai und Anfang Juni d. Js. Nester des Ural- huhnes mit 8, ıo und ı2 Eiern; ein Weibchen, auf 8 Eiern sitzend, konnte er ergreifen, so fest sass es im Neste. Er liess es wieder frei, um nach wenigen Tagen nach den zu erwartenden Jungen schauen zu wollen, deren Ausschlüpfen gut gelang. Ein freier Piatz von rund 50o m Länge und Breite umgibt das Gut, auf dem sich Hühner und Enten herumtummeln können; auf diesem Platze steht als Wahrzeichen längst vergangener Zeiten eine alte hohe Eiche, vom nächsten Hause aus 30 m entfernt. Vom ı6. April d. Js. an früh 4 Uhr, dann wiederholt nochmals nachmittags um 6 Uhr, balzte fast täglich ein Uralhahn auf der Spitze der Eiche, dann liess er sich voller Begierde nieder, um eine Haushenne zu begatten, was achtmal beobachtet wurde. Das Erlegen des Hahnes gelang bei seiner Vorsicht nicht, da der Baum zu frei und zu ent- fernt stand, derselbe auch nicht auf Schussweite gedeckt erreicht werden konnte. Der Hahn erschien ı3 Tage hintereinander zum Besuch. Die Eier aus dieser Kreuzung habe ich nicht erhalten können; ich kann sie nur beschreiben, dass sie mit kräftigen bräun- lichen Punkten gezeichnet waren. Nah um Klütschi und dem Walde gibt es, abgesehen von jagd- barem Wilde verschiedener Art, auch Wölfe, allein der Knäs (Fürst) Wijasemsk hat in diesem Jahr bis zum 19. August 8 Stück erlegt. Wie schlau die Wölfe sind, beweist folgende Tatsache: In einem Eisen war ein angebratenes Uralhuhn, Fallwild, welches mit Arsenik vergiftet worden war, gelegt und fängisch aufgestellt worden. Am anderen Tage darauf war das Huhn verschwunden, doch die Fuss- spuren verrieten, dass nur ein Wolf als Täter in Betracht kommen konnte. Unter der Führung Möllers wurden 2 Stunden dem Nach- spüren des Wolfes vergebens geopfert, bis man bei der Rückkehr und nochmaligen Suche ganz nahe dem gestellten Fangeisen tief unter dem Schnee die letzten Reste des Huhnes verscharrt fand. Der alte Wolf hatte in dieser Weise gehandelt, um junge Wölfe vor dem Tode zu schützen. Noch viele wahre Geschichten könnten die Schlauheit der Wölfe besser wie diese bekunden. Literatur. Darwinistische Studien auf einer Koralleninsel. Von Dr. P.Schnee. Verlag Dr. Breitenbach, Odenkirchen. 46 S., Pr. ı Mk. — Auf der deutschen Koralleninsel Jaluit im Stillen Ozeane kommt eine Brotfruchttaube und eine Kukuksart vor; letztere brütet selbst, da es auf dem Atoll keine Singvögel gibt. Früher gab es auf der Gruppe der Marschallinseln, zu denen Jaluit gehört, einen kleinen Schilfsänger — Tatare (polynesische Gattung) —, seit der Einführung der Katzen ist er gänzlich verschwunden, nur auf der Insel Nauru ist er noch vorhanden. — Die alljährlich vorbeiziehenden Wildenten — 125 — kommen aus dem ungeheuer weit entfernten Sibirien und über- wintern, da sie weder in Nordaustralien noch in Neuguinea beobachtet wurden, auf den Neuhebriden. — Die Bedeutung der Farben im Tierreiche von Prof. Dr. A. Jacobi. Verlag Dr. Breitenbach, Brackwede. 356 S, Pr. ı Mk. Dieses Heftchen enthält, wie das vorige, einige wichtige Ornithologika. Im Norden der alten und neuen Welt (polarktisches Gebiet) überwiegen graue, weisse, gelbe und schwarze Vogelfarben; in Afrika Gelb und Braun; im tropischen Amerika Grün und Rot; im indischen Gebiet Gelb und Rot, während Australien nebst Nachbarinseln besonders viele schwarze Thiere besitzt. Vergleiche z. B. Eisvögel und Sonnenvögel (Nectariniidae)! Die in Südamerika und im malayischen Archipel stark vertretenen Papageien sind dort vorzugsweise grün, hier rot und blau; die Familie der Meisen hat in Afrika hauptsächlich schwarze Vertreter, obwohl diese Vögel anderweits recht bunt gezeichnet sind. Unter den Schmetterlingen des tropischen Amerika ist ein aus schwarzer Grundfarbe und sattem Braun gemengtes Kleid stark vorwiegend, sowohl bei Heliconiiden, den sie nachahmenden Pieriden, Papilioniden wie Nachtschmetterlingen; in den altweltlichen Tropen haben die Tagfalter häufig auf schwarzem Grund weisse und blaue Flecken. — Im Lande des braunen Bären. Jagd- und Reisebilder aus Russ- land von Oberländer. Mit ı37 Abb. Verlag ]J. Neumann, Neu- damm. 382 S., Pr. 16 Mk. geb. — Einige interessante Vogel- erinnerungen. Sonst der jagdliche Plauderton. Recht gut geraten ist das Bild S. 232: Luchs mit erbeutetem Auerhahn unter den Tatzen, sowie viele Bären- und Elchbilder. — Ornithologisches Taschenbuch für Jäger und Jagdfreunde von Dr. E. Schäff. Verlag J. Neumann, Neudamm. 210 S. Pr. 4,50 Mk. Die einzelnen Vogel- formen sind ausgiebig beschrieben, vielleicht zu ausführlich, sodass die allgemeine Orientierung dadurch weniger leicht möglich ist (kürzere Beschreibung, aber Unterstreichung des ganz bestimmten Charakteristikums einer jeden Art wäre besser gewesen). Das Büchlein will nur der Bestimmung des geschossenen Flugwildes dienen, be- handelt also nur die Jagdvögel, nicht sämtliche deutschen Vogel- arten (wie das „Vogelhandbuch“). Zu empfehlen ist es besonders dem an Flüssen und am Meer jagenden Kollegen, da die Wasser- vögel die meiste Beachtung gefunden haben. Die biologischen Details sind zu knapp, die Oologie ist zu kurz gekommen, Eimasse fehlen meist. Der hohe (wenn auch nicht zu teure) Preis von 4,50 Mk, wird es leider nicht jedem Waldläufer ermöglichen, das Buch zu kaufen. — Kosmös, Handweiser für Naturfreunde, Stuttgart. Diese Zeitschrift zählt im ‚zweiten Jahr ihres Bestehens bereits 8000 Ab- nehmer. Unter den Mitarbeitern finden sich namhafte Ornithologen, desgleichen auch an den beiden neuen gediegenen Zeitschriften „Natur und Kultur“ (München) und „Aus der Natur“ (Berlin). Hübsche Beigaben zum „Kosmos“ sind die Werkchen: „Der Stammbaum der Tiere“, wieder eine anerkannte Meisterstudie Wilhelm Bölsche’s (S. 89 eine Nachbildung des Urvogels), „Tierfabeln“ von Dr. Th. Zell und „Vom Leben und vom Tode“ von Dr. E. Teichmann. Wilhelm Schuster. — 126 — Mitteilungen. Oologia universalis palaearctica.e Wenn wir in der letzten Nummer von einer umfassenden Erweiterung des Textes berichteten, so können wir heute einige weitere ebenso erfreuliche wie wichtige Verbesserungen dieses Werkes melden. Zunächst werden, da der Dreifarbendruck bei weitem nicht die Schönheit der Krause’schen Tafeln erreichte, alle Tafeln durch Lichtdruck in Verbindung mit Lithographie hergestellt werden. Ferner wird die Oologia, sofern es der Raum erlaubt — und bei dem prächtigen Quartformat der Tafeln wird es ja meist der Fall sein —, auch ganze Gelege zur Darstellung bringen. Dies ist eine bisher in noch keinem anderen Eierwerke existierende Eigenschaft, an die seltsamerweise noch kein Autor vorher gedacht hat. Wir freuen uns im Verein mit der ganzen Oologenwelt, dass auch in dieser Beziehung das neue Werk eine richtige Oologia universalis werden wird. Noch im Laufe dieses Monats soll die I. Lfg. erscheinen. Sie soll, wie wir hören, 5 Tafeln (Steinadler, Kolkrabe, Singdrossel, Wachtel und Lachmöve) enthalten. H. Hocke. Aufruf. Hiermit richte ich im Interesse nicht nur meines Werkes auch aller Oologen folgende Bitte an die Sammlerwelt: Da laut Erfahrung in jeder Sammlung, ob dieselbe gross oder klein, Schönheiten, Seltenheiten und wirkliche Kabinetstücke und Unika liegen, diese wiederum nur ein verborgenes Dasein führen, weil sie ja nur ihr Besitzer oder höchstens einmal ein Sammelfreund zu Gesicht bekommt, so ist das höchst bedauerlich. Es wäre daher ebenso er- freulich und wichtig für die gesamte Oologenwelt, wenn die Besitzer solcher Stücke oder Gelege ihr Material mit genauen Angaben für die neue Oologia universalis palaearctica mir auf kurze Zeit zur Verfügung stellten. Dadurch würden ihre Raritäten allen Sammlern zugängig. Die Rücksendung erfolgt in kürzester Zeit. Pankow b. Berlin, Georg Krause, Wollankstrasse 114. Zoologe am kgl. Museum für Naturkunde, Berlin. Karl Müller 7. Dekan i.P. K. Müller ist im September 1905 in Alsfeld (OÖberhessen), wo er die grösste Zeit seines Lebens zubrachte, im Alter von 8ı Jahren gestorben. Müller war zuerst Rektor, dann Pfarrer in Leusel, darauf erster Pfarrer und Dekan im Städtchen Alsfeld bis 1894, wo er wegen Krankheit aus dem Amte schied. Er hat (mit seinem Bruder Adolf) mehrere be- kannte ornithologische Schriften herausgegeben und war eine Reihe von Jahren hindurch sehr fleissiger Mitarbeiter am „Zool. Gart.“ W. Sch. ID ID ID UFD ] ANZEIGEN. | ID ID ID ID BEZZZIZZZZIZZZZZEZIZEZZIIZIESTIEIZIIZIISZEZZZZZZZZZIE Exotische Vogelbälge und Eier. W. H. Rosenberg, Naturalienhandlung. 57 Haverstock Hill, London NW., England. ZEIZEZZEZZZIIZZZZZZIZEEZZWLSZEIIZZIZEITIIZIZIIIII I SELEEELLLHLELLELELLLSEELLLLELLEEEEEHEFLLELEELLELLELLLLEREN Dermoplastisch-Museologisches-Institut „Dobrudscha‘“, Bucarest, Rumänien. 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