7 as \ Bi a fi) r > i L43 " SR 0 LE) PREREETERNGG: Zeitschrift für WISSENSCHAFTLICHE, ZOOLOGIE herausgegeben von | Carl Theodor v. Siebold, Professor an der Universität zu München, und Albert Kölliker,, } Professor an der Universität zu Würzburg. Vierter Band. Mit AT lithographirten Tafeln. Ps ee A1.J.SCHLEIDEX) EP Va, LEIPZIG, Verlag von Wilhelm Engelmann. 1853, k HT wor nit %) e , RE , Erler Be N Er Be ee wi x Mar u , KERT a ar 1% Maine. Fi .: DE LT ei Angus] 1} (OEGSBETTPERE TOR RRSTL RT? Sr R) art Deere EN KEN 200) sb Aa A Me j x & Ye > Ar, A er re a aus br ag USt, Em Ku * oanuar. KÄN 219 BEN uf RAD w SEP >, a, 2 ef A Br x Mr era en oh So ST eh 3 ” EN ar SIR Bi 5 BR WERR- rk han Er Re onen mania nd un EYE rei Ag a ante RN er A we re Di 1 Rn N y ; \ I Yo 2 Kam ER a We Be wo, aa Bu RR alba. 2 Bir I ad 7 Rn ai" br: ASURER OR en Fe ln re Una I: she a \ anf ade der T Dr a een L vi RN Up SINE URN a, „a cc re Pe ir, aer EIER IM PA, a Ba Si, et tra TR Mn er äh Y Ba ER EN RA u -D s ar a ar ES 20 „SuM A x ee ae Ya er gs BR ur Be IPRF, Kamm 4. et Re ee a "er. vor D Er ad a RL, 7 hart K s 0 x { AR f A » L 4 x \ . Auer REN ‘ Zz= ., Ai y Ne Bar cn 0 U u u Inhalt des vierten Bandes. Erstes Heft. (Ausgegeben den 15. Juni 1852, ) Seite Ueber das Männchen von Argonauta Argo und die Hectocotylen von Prof. Heinrich Müller in Wurzbng (Tally an . u... 1 Die Ossa suprasternalia von Prof. Luschka in Tübingen. (Taf. 1.) . . 36 Ueber den Bau der Cutispapillen und die sogenannten Tastkörperchen R. Wagner's von A. Kölliker. (Taf. lu. W.) . . ... h3 ‚Ein Beitrag zur Helminthographia humana, aus brieflichen Mittheilungen > Dr. Bilharz in Cairo, nebst Bemerkungen von Prof. C. Th. v. Sie- bold in Breslau. (Taf. V.). ... . 53 Ueber eine neue Gattung aus der Familie 2 oe anan von Dr. Fer di. nand lohn in Breslau. (Taf- VI, Fg.1—2.) . . . . 2.2... 7 Kleinere Mittheilungen und Correspondenz-Nachrichten. . . . . M6 Ueber die Entwickelung des Pentastoma taenioides von T.D. Se hübart in Utrecht. (Aus einer brieflichen Mittheilung an Prof. v. Siebold.) (Taf. VII u. Fig. 9—12 auf Taf. VII.) ( a u. jpsen der Cephea von Dr. A. v. Frantzius in Breslau. (Taf. VII, ig. 1—4. Einige Bemerkungen über Hlectocotylus vou €. Th. v. Siebold. Zweites left. (Ausgegeben den 2. September 1852.) Beiträge zur morphologischen und histologischen Entwickelung der Hara- und Geschlechtswerkzeuge der nackten Amphibien, von Dr. v. Wit- tich in Königsberg in Preussen. (Taf. IX u.X.) . ... 425 Harn- und Geschlechtsorgane von Discoglossus pietus und einiger Ballaren aussereuropäischer Bätrachier. Von Dr. v. Wittich in KARBIBEbere in monsBen... (Tal.,i, Fig-.L IL) v.... . . 168 Zoologische Skizzen von Dr. Max Schultze in Greifswald, "Briefliche Mit- - "theilung von Prof. Dr. v. Siebold, .. . . 178 ‚Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der RE von Prof. Dr. - F. Stein in Tharand. (Taf. X, TEE u 496 u eine Knochenplatte im hintern Sklerotikalsegment des Auges einiger ögel, von Dr. M. Gemminger. Taf. XL.) . - - - 215 Veber die sogenannten Respirationsorgane des Regenwurms von Dr. Carl Gegenbaur. (Taf. I.) . ! . . Sr ? 7° Ueber Penisdrüsen von Littorina, von Dr. Ca rl EETER k aaa: 233 Ueber die Dotierplättchen bei Fischen und Amphibien, von Rud. Vircho ow. 236 Kleinere Mittheilungen und Correspondenz-Nachrichten. . . . 242 Form, Mischung und PFuncilon der elementären Gew Brathalls im Zusammen- hang mit ihrer Genese, betrachtet durch Prof. F. G. Donders. (Fort- setzung d. Abhandl. in "Ba. II, pag. A8 fg.) Veber die Muskelfasern des Herzens von Pelromyzon. Von Professor Stannius * . IV Drittes und viertes Heft. (Ausgegeben den 18. April 1855.) Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Infusorien, von Dr. Ferdinand Cohn in Breslau. (Taf. XII.) Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Eucanpziüdeirahn Brief. liche Mittheilung an A. Kölliker von Prof. C. Bruch in Basel. Bericht über ei’ ige im Herbste 4852 in Messina angestellte vergleichend- anatomische Untersuchungen, von C. > A A. Kölliker und H. Müller. A. Kölliker, Entwirkeling von Tubularia Ba Companulari ea über Siphonophoren» . 2 E R ee über Rippenquallen. . über Scheibenquallen. . Gegenbaur, Entwickelung der Echinodermen. L Müller, über Salpen. Be . Kölliker u. H. Müller, Chromatophoren bei Cymbulia. Gegenbaur, Entwickelung von Pneumodermon. C. Gegenbaur, Bau der Heteropoden und Feosappden. H. Müller, Bau der Phyllirrhoe. k R aan Bau der Cephalopoden. —— über die Hectocotylen. A. Kölliker, neuer Schmarotzer, Lophoura. Bau von Leptocephalus und Helmichthys. b — Eigenthümliche Hautorgane u. Wirbel von Chauliodus. Pan ’ Nachtrag. A. Kölliker, Luftlöcher der Schale der Velelliden, Guanin bei Por- pita. C. Gegenbaur, Larve von 1 Pneumodermon, Cireulätionsverhältnisse der Ptero- und Heteropoden, Entwickelung der Scheibenquallen und von Velella. . HP. Ueber die Entwickelung der Ciavicula und die Farbe des Blutes. Brief- liche Mittheilung an A. Kölliker von Prof. €. Bruch m Basel. Zoologische Notizen von Dr, Fr. Leydig, (Taf. XIV.) Ueber die eigenthümliche Structur der Thoraxmuskeln der Inseeten, \ von Dr. Aubert in Breslau. (Taf. XV.) . . . s ® Ueber die Verwandlung des Cysticercus Pit in Taenta serrata, von Tu yeSieBold.- 9 ..%., 33 Ueber die Verwandlung der Er Brit in achten} von Da selben. (Taf. XVI A.) 3 Ueber Leukochloridium paradoxum, von pebkanen‘ "(Tat XV 2.) Ueber den Stiel der Vorticellen. von Dr. Johann Czermak.- (Taf. XVII, re oe Tau: 8 Ne in Kleinere Mittheilungen und PER RN Nasen Ueber Tetrarhynchus. Aus einem Schreiben des Prof. Alex. v. Nodu- mann in Helsingfors an Prof, v. Siebold. Fernere Mittheilungen uber Distomum Haematobium, von Dr. Th. Bil- harz, Prof. an der mediein. Schule in Cairo. (Taf.'NVII, Fig. A—K.) Histologische Mittheilungen von Dr. v. Wittich, Priv atdocent an der Uni- versität Königsberg. Seite 253 282 ” Deber das Männchen von Argonauta Argo und die Hectocotylen von Ex Professor Heinrich Müller in Würzburg. Mit Tafel I. Zu den vielen räthselhaften Dingen, welche die Geschlechtsverhält- nisse der Cephalopoden darbieten, gehörte bis in die neueste Zeit die Angabe der meisten Beobachter, dass sie bloss weibliche Argonauten gefunden hätten. Ich glaube hier zum erstenmal die vollständige männ- liche Argonaute zu beschreiben, als deren Arm sich der sogenannte Hectocotylus Argonautae entwickelt. Die Hectocotylen, welche Cuvier ' von Anfang als « wahrhaft ausserordentliche» Wesen bezeichnet hatte, werden dadurch dieses Ehrentitels nicht verlustig werden. Bekanntlich hat Kölliker ’) den von Delle Chiaje”) und später von Costa’) beschriebenen Hectocotylus der Argonaute für das Männchen dieses Cephalopoden, sowie den neuentdeckten Hectocotylus Tremocto- _ podis für das Männchen des Tremoctopus violaceus D. Ch. erklärt, und v. Siebold‘) hat sich denselben angeschlossen. Neuerlich hat nun Verany in seinem Werke über die Cephalo- poden ®) sehr merkwürdige Entdeckungen über den Hectocotylus eines - Octopoden mitgetheilt. Verany fand nämlich unter fünf Exemplaren einer nen Species, welche er schon früher Octopus Carena genannt hatte, ‚bei dreien den dritten Arm auf der rechten Seite länger und stär- ‚ker als die übrigen und am Ende mit einer Blase versehen. Das vierte Exemplar hatte an derselben Stelle eine kurz gestielte Blase, das fünfte bloss den Stiel ohne Arın oder Blase. Defilippi bemerkte, dass der ") Annals of natural history 4845. — Bericht von der zootom. Anstalt 4849. - #) Deserizione III. S. 437 u. Tab. 482. 9) Annales d. sec. nat. 4844. $. 484 u. Pl. 43. Fig. 2. 4) Vergl. Anat. 8. 363. - #») Mollusques mediterrandens 1*"* partie. Genes 4847 A 1854. 8. 34 u. 426 u. Pl. M. Zeitschr, f. wissensch. Zoologie, IV. Bd. 1 zZ 2 längere Arm, der sich in einem Falle bei der Berührung ablöste, dem Hectocotylus Octopodis von Cuvier') gleich sei, und Verany schliesst daraus, dass dieser Hectocotylus Octopodis ein abfallender Arm sei, der männliche Organe trägt, welche wahrscheinlich eine periodische Ent- wickelung haben. Von den Hectocotylen der Argonaute und des Trem- oectopus dagegen glaubt Verany, dass sie nicht Arme der entsprechen- den Gephalopoden sein könnten. Durch diese Mittheilang war die Angelegenheit der Hettocotylen wieder um Vieles räthselbafter geworden. Man konnte kaum glauben, dass der Hectocotylus des Octopus etwas von den zwei anderen, durch Kölliker untersuchten ganz Verschiedenes sei, andererseits aber auch aus mehreren Gründen von jenem auf diese nicht ohne Weiteres einen Schluss ziehen. Der erstere weicht in mehreren Punkten von den anderen ab, seine Geschlechtsverhältnisse sind weniger sicher, diejenigen der Octopoden aber, welche ihn entweder als Arm oder in der Mantel- höhle trugen, gar nicht bekannt, und es lagen positive Angaben von Madame Power und Hrn. Maravigno vor (s. Kölliker |. e.), aus denen hervorzugehen schien, dass der Hectocotylus Argonautae sich als sol- eher aus Eiern der Argonaute entwickele. Ich wollte nun im verflossenen Herbst zu Messina gern die Beob- achtungen von Madame Power wiederholen, fand aber trotzdem, dass ich ‘viele Tausende von’ Eiern aller Argonauten, welche ieh erhalten konnte, untersuchte, stets bloss Embryonen der gewöhnlichen ‚Form, reif oder weniger entwickelt, nie dagegen die angeblich wurmähn- lichen Jungen, deren Beschreibung Veranlassung gegeben hatte, die Entstehung der Hectocotylen in eigenen Eitrauben anzunehmen. Endlich wurden mir zu Ende September und Anfang October unter mehreren sehr kleinen Argonauten, die noch keine Schale besassen, einige von ganz eigener Form gebracht. Sie zeigten am Kopfende ein Säckehen, das zwischen den Armen hervorrägte,; wenn die Thierchen mit ihrer 'eigenthümlich ruckweisen Bewegung umherschwammen. "Bei genauerer Betrachtung ?) sah man sieben Arme, welche alle spitzig aus- liefen, wie die sechs ‘unteren Arme anderer Argonauten derselben Grösse, Die zwei oberen und die zwei unteren Arme ‘waren länger als die seitlichen, von letzteren nur rechts zwei vorhanden, links aber sass bei allen Exemplaren, die ich erhielt, an der Stelle des unteren Seitenarmes mit. einem ganz kurzen und dünnen Stiel, wie abgeschnürt, ') Annales d. se, nat. 1829. S. 147 u. Pl. 44. ®) Die Lagerungsverhältnisse waren am deutlichsten, wenn die Thierchen wäh- rend des Lebens sich innen an ein Glas festsetzten, so: dass man von aussen gerade gegen die Mundfläche des Kopfes sehen konnte, oder wenn man nach dem Tode den Leib in eine entsprechende Vertiefung von Wachs stellte, wodurch man eine analoge Ansicht erhielt. [Y, 7 3 das erwähnte Säckchen auf. Der Stiel kam aus einer kleinen’ Ver- tiefung zwischen dem zweiten und vierten Arme und dem Munde, aus ‚welcher man das Säckchen leicht etwas hervorziehen konnte. Die Membran, welche die Basis der Arme bei den Argonauten verbindet, zug sich auf der linken Seite vom zweiten zum vierten Arme hin, ohne auf das etwas innerhalb gelegene Säckchen unmittelbar‘ überzugehen (s. Taf. I. Fig. 4). Das Säckchen selbst war an den kleinsten Exemplaren nicht so lang als die Arme, während es bei den grösseren diese an Länge erreichte oder überragte. Seine Form war nicht genau rund, sondern etwas länglich, dabei etwas in der Weise plattgedrückt, dass der Durch- | messer radial vom Munde aus gerechnet grösser war als der in der ' Richtung zu den beiden Nachbararmen gezogene. Die Färbung war der des übrigen Körpers gleich, intensiv rothbraun, wenn die Chromatophoren ausgedehnt, mehr graulich, wenn sie zusammengezogen waren. Nur an der inneren, dem Munde zugewandten Seite war ein weisslicher - Streifen ohne Chromätophoren, der aber nicht die ganze Höhe des Säckchens einnahm. Innerhalb des Säckchens lag in allen Fällen ein Hecto- colylus Argonautae zusammengerollt. Derselbe ist nach der Seite gekrümmt, welche. die Näpfe trägt, so dass der Rücken des dicken Theiles die äussere Convexität des Säck- chens der Länge nach einnimmt. Der von Kölliker als silberglänzender Schlauch bezeichnete Theil bildet dort an grösseren Exemplaren un- mittelbar unter der Haut des Säckchens eine schon äusserlich wahr- nehmbare, kammförmige Erhebung, an welcher manchmal eine weiss- liche Färbung durchscheint (s. Taf, I. Fig. A). Der dünnere Theil ‘des napftragenden Körpers ist an der inneren CGonvexität des’ Säckchens gegen die Basis zurückgebogen, und ‚der fadenförmige Anhang liegt wielfach gewunden und verknäult dazwischen, i > Diese Lagerung des Hectocotylus sieht man manchmal ‚schon. von aussen durchschimmern, besonders ‚bei. den lebhaften Bewegungen, die er häufig macht, deutlicher bei Eröffnung des Sackes, wo er sich als- bald unter den Augen des Zuschauers vollständig aus seiner engen Zelle herauswickelt. Ganz merkwürdig ist das Verhältniss des Hectocotylus zu der Kapsel, in weleher er steckt und die Veränderung, welche darin alsbald nach seiner Befreiung vorgeht. ich will hier sogleich bemerken, ‚dass in einem Falle das Sägkchen unter meinen Augen durch die ungestümen Bewegungen des Heotoco- an seiner inneren, dem Munde zugekehrten Seite barst, worauf das folgende ebenso wie au anderen Exemplaren beobachten liess, wo das Siückehen künstlich geöffnet wurde. 1 * 4 Man sieht einmal, dass das dicke Ende des Hectocotylus in dem Stiele des Säckchens festsitzt oder denselben bildet; dann, dass die Membran des Säckehens von dem fadenförmigen Anhang und dem an- gränzenden Theil des napftragenden Körpers vollkommen getrennt ist, dass aber jene Haut am dicken Theil des Körpers zwar die Napfseite frei lässt, hinter den Saugnäpfen aber am Rücken angeheftet ist und die Bedeckung des erwähnten silberglänzenden Schlauches bildet. Die von Kölliker sogenannte pigmentirte Hodenkapsel aber, wie man sie an den Hectocotylen findet, welche auf weiblichen Argonauten frei an- getroffen worden, existirt noch nicht und bildet sich erst aus der Mem- bran des Säckchens. Sobald nämlich der Anhang und der dünnere Theil des Körpers evolvirt ist, wobei er sich um seine Axe zu drehen pflegt, krümmt sich der dicke Theil mit Energie nach der entgegengesetzten Seite als bisher, also nach dem Rücken zu (s. Taf. I. Fig. 2). Dadurch wird die der Länge nach gespaltene Membran des Säck- chens umgestülpt, so dass die innere Fläche nach aussen kommt und _ die Ränder der Rissstelle nach der Rückenseite des Hectocotylus, wo nun die Concavilät ist, zurückgeschlagen werden. In der Bucht zwi- schen diesen Rändern liegt nun die pigmentirte früher äussere Schichte des Säckehens, und wenn die Ränder vom dicken Ende aus bis auf einen kleinen Schlitz verwachsen, was sich natürlich nicht unmittelbar verfolgen liess, so ist die pigmentirte Kapsel, wie man sie sonst im Rückenkamm des Hectocotylus Argonautae findet, gebildet. Es erklärt sich so das auffallende Verhalten, dass man constant eine farblose Schichte aussen an dem erwähnten Rückenkamm, die chro- matophorenhaltige aber innen an der sogenannten Hodenkapsel findet. Es gehört also die Membran des Säckchens mit zu dem künftigen Hectocotylus. Am deutlichsten zeigte sich diess an dem erwähnten Exemplar, wo das Säckchen spontan zerrissen war, indem später beit öfterer Berührung der Hectocotylus sich an seinem dünnen Stiel von dem übrigen Thier so ablöste, dass das umgestülpte Säckchen mit weg- ging. Da der Riss in dem Säckchen nicht ganz bis an die Insertion des Stiels gegangen war, blieben die ersten Saugnäpfe hier noch unter der pigmentirten Haut versteckt, deren Ränder sich erst vom vierten Napl an umschlugen (s. Fig. 2). Dieser Fall lässt kaum einen Zweifel darüber, dass der einmal gebildete Hectocotylus bestimmt ist, von dem übrigen Thier sich zu rennen, wie schon daraus hervorgeht, dass alle von Delle Chiaje, Costa und Kölliker gesehenen Hectocotylen, zu denen ich noch 43 neue zählen kaun, isolirt in Gesellschaft weiblicher Argonauten gefunden wurden. Auch wird dadurch wahrscheinlich, dass das Bersten des Sackes der Ablösung des Hectocotylus vorangeht; doch habe ich kein Be a tigen, } 5 Exemplar erhalten, welches bei seiner Gefangennahme bereits den Hecto- cotylus ausserhalb des Säckchens getragen hätte. Wann und wie die Ablösung des Hectocotylus und seine Uebertragung auf das Weibchen vor sich gebt, ob etwa durch einen Act der Umarmung, darüber hatte ich keine Gelegenheit, Beobachtungen zu machen. Ich will nun zuerst Einiges über die äussere und innere Beschaflen- heit des Hectocotylus der Argonaute beibringen und dann die Hecto- eotylen des Octopus und des Tremoctopus damit vergleichen. In den meisten Punkten kann ich Kölliker’s Untersuchungen nur beistimmen, wenn auch die Deutung natürlich jetzt theilweise anders ausfallen muss. Die Bezeichnung «Hectocotylus» wird man jedenfalls beibehalten kön- nen, ohne Präjudiz für dessen Selbstständigkeit. Hectocotylus Argonautae. Was die äussere Form betrifft, so war bei allen Hectocotylen, die ich sowol frei als in den Säckchen eingeschlossen fand, ein dickerer, Näpfe tragender Theil und ein dünner, napfloser, von Kölliker (a. a. O. S. 75) als fadenförmiger Anhang bezeichneter Theil zu unterscheiden, welcher jedoch die unmittelbare Fortsetzung von jenem bildet. An den freien Hectocotylen erreichte Körper und Anhang einige Mal je 4 Zoll Länge und darüber; andere Male war jeder Theil um einige Linien kürzer. Diese letztere Grösse hatten auch einige der erst aus den Säckchen befreiten Hectocotylen. Bei drei Exemplaren, wo Leib und Kopf des ganzen Thieres bis zur Basis der Arme etwa 4” lang waren, mass der napftragende Theil des Hectocotylusarmes 8—10” und der Anhang etwa ebensoviel. An einem Thierchen von 3" Länge war jeder Theil des Hectocotylusarmes um einige Linien kürzer. Das kleinste Exemplar, welches mir vorkam, mass 2” bis zur Basis der Arme; Körper und Anhang des Hectocotylus je 3—4”. Die Länge des unversehrten Säckchens beträgt 4” an einem Thiere von 2'%”, dagegen 3” an einem Exemplar von 4” Leibeslänge bis zu den Armen )). Aın dieken Ende der getrennt gefundenen Hectocotylen ist der Punkt, wo sich die eingeschnürte Axe schliesslich abgelöst haben muss, etwas gegen den Rücken hin gezogen, die ersten Saugnäpfe dagegen ragen mehr nach vorn. Uebrigens ist keine Spur einer Zerreissung zu sehen, sondern Alles glatt, wie vernarbt, und der Saum, welcher die Saug- näpfe an ihrer Rückseite verbindet, ist ebenso zwischen dem schiel ’) Ein achtes Exemplar, an welchem sowohl der Leib als das uneröffnete Sückchen die erwähnten an Grösse übertreffen, besitzt Hr. Verany, der sich desselben bei Ansicht meiner Präparate sogleich erinnerte. Krohn hatte es früher aus Messina mitgebracht, 6 gestellten vordersten Paar vorhanden, so dass die eine Napfreihe con- tinuirlich mit einem Bogen in die andere übergeht. Die Stelle, wo der dickere Körper in den fadenförmigen re übergeht, ist bei den grösseren der noch eingesperrten Heetocotylen wie bei allen freien scharf markirt. Die Näpfe hören mit dem Saum, welcher sie verbindet, plötzlich auf,. während die Axe des Körpers verdünnt in den Anhang übergeht. "Bei dem erwähnten kleinsten Exemplar (dagegen war der Uebergang viel’ allmähliger. Die Saugnäpfe wurden ‘an dem ‘überhaupt nur 0,15” breiten hinteren Körpertheil immer .kleiner, rudimentärer und stellten ‘endlich nur einfache Quer- wülstehen dar. ‘Wo: sie aufhörten, war der Durchmesser des Körpers noch 0,41". Die von Kölliker beschriebenen membranösen Lappen am An- fang des napflosen Körpertheiles waren bei allen freien Hectocotylen vorhanden, doch war meistens deutlich zu erkennen, dass es eigent- lich nur ein einziger Lappen ist, welcher mit seinem höchsten Theil quer auf dem Rücken des Anhanges steht und dann auf jeder Seite ällmählig in einen niedrigen Saum ausläuft. Die beiden Säume begleiten den Anhang dann noch eine grosse Strecke. Einmal war der höchste Theil des Lappens in zwei lange Zipfel ausgezogen. Die Höhe der queren Anfangsparthie wechselte von A bis über Y”. Das Fasergewebe, aus welchem der Lappen besteht, ist contractil; derselbe macht manch- mal ganz allein lebhafte Bewegungen. An den noch sessilen Hectoco- tylen war der Lappen in derselben Weise mehr oder weniger ent- wickelt (s. Taf. I. Fig. 2); nur an dem kleinsten Exemplar fehlte er, Es spricht diess nicht dafür, dass der Lappen der Rest einer zerrissenen Blase sei, wie man sonst leicht vermuthen möchte, um so mehr, als an dem Lappen das starke, resistente Epithel, welches ausser- dem den Anhang bekleidet, nicht vorhanden ist. Der Rand des Lappens war in der Regel glatt, und nahm sich nicht wie zer- rissen aus, Von den Cirrhes tentaculaires, welche Costa (a. a. O. Fig. 2% e und f) am vorderen Theil des Hectocotylus abbildet, konnte ich nie eine Spur finden und vermuthe um so mehr, dass es etwas zufällig anhaftendes Fremdes war, als bei den aus den Säckchen genommenen und sonst vollkommen entwickelten Hectocotylen nichts abgerissen oder verloren sein konnte. Die letztgenannten Exemplare sind auch wichtig für die Bedeu- tung, welche der pigmentirten Kapsel’) am Rücken und der ’) Die Chromatophoren darin zeigen an freien Hectocotylen dieselben Bewe- gungsphänomene wie anderwärts. Man erkennt deutlich die radialen Muskel- fasern in Contraction oder Erschlaffung, je nachdem die Chromatophoren sross oder klein erscheinen. Auch ausserdem- finden sich Muskelfasern in 7 Lagerung des Anhanges in derselben beizumessen ist. Kölliker hat diese Kapsel Hodenkapsel genannt, da er in einem Fall den faden- förmigen Anhang durch einen Schlitz am Rücken in dieselbe eintreten und darin mit einem Knäuel von Samenkanälchen in Verbindung stehen sah, welchen er als Hoden bezeichnete. Ich glaube: die Anwesenheit des Samens darin als zufällig annehmen und damit auch die Lagerung des Anhanges anders auffassen zu müssen. Bei den noch eingesperrten Hectocotylen war, wie erwähnt, die Kapsel noch nicht gebildet, von Samenkanälchen an dieser Stelle nichts zu schen und der Anhang immer frei. An den frei gefundenen Hectocotylen war die Kapsel zwar überall gebildet, aber in mehreren Fällen ganz leer, inderm auch der Anhang. ausserhalb lag. In anderen Fällen ging auf die von Kölliker (Taf. I. Fig. 9 und Taf. II. Fig. 47) abgebildete Weise der Anhang durch die schlitzförmige Oefinung des Rückenkammes in die pigwmentirte Kapsel, war aber dort frei, indem keine Samenkanälchen vorhanden waren. Man sah diess theils bei Eröffnung der Kapsel, theils von aussen bei den Bewegungen des Hectocotylus. Der Anhang wand sich nicht bloss in der Kapsel herum, sondern kroch abwechselnd weiter heraus und hinein, so dass sogar der dünne Theil des napftragenden Körpers, so weit es nur immer anging, sich in die Kapsel versteckte. Auf eine sehr eigen- thümliche Weise kroch dann der ganze Hectocotylus umher, indem dieser eingesteckte Theil, also etwa die Mitte des ganzen Körpers, nach vorn gerichtet war. Umgekehri zog nicht selten der: durch die Be- rührung aufgestörte Hectocotylus seinen Anhang ganz aus der Kapsel heraus, worauf dann keinerlei Unterschied von der ersterwähnten Form mehr bestand. . Es scheint demnach die pigmentirte Kapsel lediglich Aufenthalts- ort des Anhanges zu sein, sei es aus Gewohnheit.der früheren Ge- fangenschaft im Säckchen, sei es im Vorgefühl seiner eigentlichen Be- stimmung '). Die ausnahmsweise Anwesenheit von Samenkanälchen in der Kap- sel von Külliker's Hectocotylus erklärt sich, wenn man damit‘ den Weg zusammenhält, welchen der Samen behufs seiner Entleerung zu machen hat. Kölliker hat: den Verlauf des Ductus deferens zwischen einer Mün- _ dung in der Nähe der Spitze des Anhanges und einem dickeren silber- glänzenden Schlauch, welcher unter der pigmentirten Kapsel liegt, genau den tiefern Hautschichten bei Hectocotylen, wie sonst bei Cephalopoden, z. B. in. dem, Rückenkamm. ’) Man könnte mit Rücksicht auf das Vorkommen von Kiemen bei Hectocotylus Tremoctopodis daran denken, ob sich hier ein Verdauungsorgan entwickele, wofür Cuvier auch bei Hectocotylus Octopodis diese Kapsel genommen hatte, Allein es fehlen dafür bis jetzt alle Anhaltspunkte. 5 beschrieben. Er nannte jenen Schlauch Penis, eventuell Samenblase, indem er annahm, dass der Samen aus der Kapsel (Hode) an den An- hang, dann im Ductus deferens dem Rücken entlang gehe und schliess- lich aus dem Schlauch am dicken Ende des Hectocotylus hervortrete. Nun findet man aber an den meisten freien und sogar schon an den grössten der noch eingesperrten Hectocotylen diesen Schlauch aus- schliesslich mit Samen gefüllt (s. Taf. I. Fig. 2). Mitunter geht diese Anfül- lung mehr oder weniger weit im Ductus deferens, was sich schon dem blossen Auge durch einen intensiv weissen Streifen über Rücken und Anhang des Hectocotylus anzeigt. In einem Fall endlich entleerte ein Hectocotylus einen ganzen Knäuel eines aus Spermatozoiden bestehen- den Fadens von meist 0,06” Dicke aus der erwähnten Mündung am Anhang und der Faden blieb mit derselben in Verbindung, so dass die von Kölliker Taf. II. Fig. 49 gezeichnete Gestaltung entstand; nur war der Anhang frei, während er bei Kölliker’s Exemplar in der pigmen- tirten Kapsel steckte. Es ist demnach wohl die Richtung des Samens bei der Eja- eulation so anzunehmen, dass er von dem dickeren Schlauch aus gegen die Spitze des Anhanges rüekt'). Damit stimmt sehr wohl, dass höchst wahrscheinlich eine Begattung stattfindet, bei wel- cher der Anhang den Penis vorstellt (s. unten). Kölliker’s Heetocotylus mag sich somit nur in einem error loci befunden haben, als er seinen Samen in die pigmentirte Kapsel deponirte. Die Anwesenheit einer Hülle an dem Samenknäuel, welchen Kölliker in der pigmentirten Kapsel fand, ist nicht, wie ich zuerst glaubte, ein Beweis gegen die secun- däre Ablagerung daselbst, denn eine structurlose Schichte war auch an dem ins Freie entleerten Samencylinder wenigstens stellenweise sehr deutlich. Sie ist vielleicht nur der structurlosen Masse analog, welche man sonst in den Geschlechtskanälen der Cephalopoden findet und bei der Entleerung des Samens um denselben angelegt. In einem zweiten Fall konnte ich eine solche Hülle nicht finden. i Da die pigmentirte Kapsel am Rücken des Hectocotylus nicht der Hode sein konnte, so. war derselbe anderweitig zu suchen. Anfänglich war ich versucht, den silberglänzenden Schlauch dafür zu halten, da derselbe nicht nur in allen freien Hectocotylen mit reifen Spermato- zoiden gefüllt war, sondern auch in dem erwähnten Hectocotylusarın, * !) In den meisten Fällen war ich übrigens nicht im Stande, die Mündungsstelle genau zu erkennen, während in den zwei oberen Drittheilen des Anhanges der Ductus deferens in der Regel leicht zu erkennen ist, und noch weit vorn einen Durchmesser von 0,05" hat, wenn er nicht zusammengefallen ist. Einmal konnte ich durch Druck den Samen von dem silberglänzenden Schlauch aus bis 2” von der Spitze treiben, wo der Ductus deferens nur 0,03'" mass. 9 der nach seiner spontanen Befreiung aus dem: Säckchen losgerissen war. Es war jedoch auffallend, dass in anderen erst aus den Säck- chen genommenen Hectocotylusarmen der Schlauch die weisse Farbe nieht hatte und weder fertiger Samen, noch Entwickelungsstufen des- selben darin wahrzunehmen waren, Später überzeugte ich mich, dass unzweifelhaft ein Hode im Hinterleib des Thieres liegt, welches den Hectocotylus als Arm trägt. Hinter den Kiemen und Venenanhängen ist ein grosser Theil der Mantelhöhle von einer Kapsel eingenommen, deren untere freie Wand durch einzeln stehende Chromatophoren auf goldglänzendem Grund sehr ausgezeichnet ist. Hinten adhärirt sie an den Mantel. In der Kap- sel liegt ein weisser Klumpen, der aus lauter kleinen Cylindern oder Blinddärmchen besteht, die mit einem Ende zusammenlaufen. Die Länge derselben beträgt ungefähr 4”, die Dicke 0,06— 0,1”. Eine deutlich abgegränzte Tunica propria für jeden Cylinder konnte ich (in Wein- geist) nicht deutlich erkennen, wohl aber häufig zwischen denselben ausgebreitete membranöse Hüllen. In den Cylindern selbst lagen an der Peripherie grosse blasse Zellen; das Innere war in einem Fall von Klumpen eingenommen, welche aus zahlreichen Körnern von 0,002” bestanden und häufig in schiefer Richtung nach der Axe des Cylinders hin eine blasse Verlängerung hatten. Ein zweites Exemplar liess keinen Zweifel, dass diese Klumpen Entwickelungsformen von Spermatozoiden waren. Es lagen an derselben Stelle mehr oder we- niger ausgebildete Bündel von Spermatozoiden, deren etwas wellen- förmige Fäden dieselbe schiefe Richtung gegen die Axe der kleinen - Cylinder hatten. Diese erschien dadurch als ein ganz faseriger Streifen. Die Länge der einzelnen Bündel betrug 0,08”. ‚Bei diesen zwei mit gefüllten Hoden versehenen Thieren war der ‚sonst weisse und pralle Schlauch im Hectocotylus farblos und schmächtig. An einem dritten Thier dagegen, welches den abgefallenen, mit Samen gefüllten Hectocotylusarm getragen hatte, war zwar die goldglänzende Kapsel vorhanden, aber leer. Hält man diess zusammen, so wird höchst hrscheinlich, dass der Samen im Hoden erzeugt und dann in den ctocotylus übergeführt wird, obschon ich diesen Theil des Ductus ens, welcher unter der Haut des Kopfes liegen müsste, nicht mit sherheit erkennen konnte. Es würde dann der silberglänzende Schlauch ‘weder Penis noch f Mündung des Ductus deferens statt in der Mantelhöhle nahe an ‘ Spitze des eigenthümlich entwickelten Arınes liegt, Zu dieser Betrachtungsweise passt auch der Bau des Schlauches. 10 Er ist, wie Kölliker gezeigt hat, sehr muskulös ') und in seinem Innern lagen bei allen freien und den grössten der noch eingesperrten Hecto- cotylen Windungen eines Stranges von 0,06—0,08”, der aus reifen Spermatozoiden besteht. Die von Kölliker angegebene offene Mündung des Organes am dicken Ende des Hectocotylus habe ich nicht gesehen. Wenn der Same wirklich aus dem Hoden in den Schlauch transportirt wird, so muss eine solche Oeffnung zu einer gewissen Periode vor- handen 'sein,' schliesst sich aber wahrscheinlich hinter dem eingetretenen Samen, ehe die Ablösung des Hectocotylus vor sich geht. Die Spermatozoiden der Argonauten bestehen aus einem sehr dünnen Faden, an dessen einem Ende ein etwas dickerer spindel- förmiger Körper: sitzt. Sie sind also von analoger Form wie die von Tremoctopus, nur kleiner, denn sie messen, wie man besonders an den Bündeln sieht, nur 0,08 — 0,09” in der Länge, wovon etwa 0,04" auf den Körper kommt. Gewöhnlich liegen die Körper in Gruppen beisammen, von denen die Fäden ziemlich parallel ausgehen, wie die Cilien eines kolossalen Flimmerepithels. Einmal war fast durchaus je eine Anzahl der Körper spindelförmig zusammengedreht. Es war diess an dem Anhang eines Hectocotylus, den ich in der Eierstockskapsel einer weiblichen Argonaute fand. In diesem einzigen Fall sah ich eine lebhafte Bewegung der Spermatozoiden, deren Gruppen gleichmässig fortrückende Wogen bildeten wie das Meer nach starkem Wind. Von besonderer Wichtigkeit ist die Frage, was liegt in dem Muskelrohr, welches die Axe des Hectocotylus bildet? Nachdem man weiss, dass der Heetocotylus sich als Arm ent- wickelt, lässt sich schon a priori vermuthen, dass der Bau der ganzen Axe ziemlich analog sein wird dem anderen Arme, wie diess Kölliker schon für das Muskelrohr gezeigt hatte. In der That liegt im Inneren desselben eine Kette von Ganglien, welche den Saugnäpfen entsprechen. Man sieht dieselben auf Längsschnitten, am besten von Exemplaren, die in Chromsäure oder Sublimat gelegen waren, und kann die ein- zelnen Ganglien bis an die Wurzel des fadenförmigen Anhanges ge- trennt herausbeben, Von dort geht zwar das muskulöse Rohr sehr deutlich bis an die äusserste Spitze, was aber den Inhalt bildet, ist schwer zu sehen. Der Ductus deferens jedenfalls nicht, da er, wie Kölliker angegeben hat, nur oberflächlich angeheftet ist. An frischen Präparaten sah ich einigemal einen hellen röhrenähnlichen Streifen, der Seitenäste abgab, in der Axe sowohl des napftragenden Theiles als des Anhanges, wo er nur 0,042” mass, kann aber dessen Natur 'nicht sicher angeben. Die Dicke der ganzen Axe betrug in einem Fall ') Die Muskelfasern darin unterscheiden sich, worauf ich anderwärts zurück- kommen werde, von denen des übrigen Körpers durch eigenthümliche Aus- bildung. nn 11 am Ende des Samenschlauches 0,39”, gegen das Ende des napftragen- den Theiles 0,3, im Anfang des Anhanges 0,15, am Ende desselben 0,03”. Das innere Rohr mass an denselben Punkten 0,24 — 0,18 —0,08 und 0,025". Wie durch die Entwickelung des Hectocotylus als Arm die An- wesenheit einer Ganglienkette darin erläutert wird, so auch die Ab- wesenheit besonderer Sinnesorgane. Dafür ist die Sensibilität der Haut eine sehr bedeutende. 1 Da das Muskelrohr von der Ganglienkette ausgefüllt wird, fällt die von Kölliker (S. 76) schon als zweifelhaft hingestellte Anwesenheit eines Darmkanals darin weg. Wenigstens habe ich nichts derartiges wahr- genommen. ! | Was die Cireulation betrifft, so kann ich über die Art des Zu- sammenhanges zwischen dem Hectocotylus und dem übrigen Thier leider nichts angeben. Auch in den getrennten Hectocotylen ist die Beobach- tung mit Schwierigkeiten verbunden, da sie meist sehr unruhig sind und sich mit grosser Widerspänstigkeit winden und krümmen. Doch bemerkt man leicht eine wellenförmig fortrückende Bewegung in den Stämmen, welche jederseits am Rücken liegen und sich unmittelbar an den Anhang fortsetzen. In einem Fall konnte ich mit Bestimmtheit erkennen, wie diese ziemlich langsame Bewegung auf der rechten Seite (Anhang hinten und Näpfe unten gerechnet) sich bis an die äusserste Spitze des Anhanges fortsetzte und dort in die entgegengesetzte Rich- tung umbog. Es folgte aber nicht bloss auf jede Welle gegen die Spitze alsbald eine centripetale auf der anderen Seite, sondern es schoben sich auch häufig centripetale Bewegungen ein, welche erst von der Spitze des Anhanges ihren Anfang nahmen. Auch sonst traf ich ver- - schiedenen Rhythmus in den Längsstämmen der einen und der anderen Seite an, und es kam mir einigemale vor, als wenn in demselben Gefäss die Bewegung bald in der einen, bald in der anderen Richtung ‚ginge, ähnlich wie bei Tunicaten. Eine Täuschung in dieser Bezie: ‚hung könnten allenfalls zwei dicht neben einander liegende Gefässe verursachen. Ob ein bestimmtes Centralorgan der Circulation oder Herz vor- den ist, kaun ich bis jetzt nicht entscheiden. Es kommen zwar bedeutend weitere Stellen an den Gefässstämmen vor; namentlich fand ich einmal, nachdem die Cireulation aufgehört hatte, an einem Längsstamm des Rückens etwas hinter dem Ende des Samenschlauches eine 0,15” lange Stelle von 0,048 auf 0,08” blasig eitert. An beiden Enden der erweiterten Stelle entsprangen dünnere tenäste. Noch etwas weiter hinten aber war an demselben Gefäss- mme und ganz entsprechend an dem auf der anderen Seite je eine rundliche Erweiterung von 0,05— 0,06”. Wenn man diese Erweite- | - 12 rungen ‚als Herz bezeichnen wollte, wobei ‚an eine weitere Entwicke- lung gedacht werden könnte, würden also an mehreren Stellen der- gleichen anzunehmen sein, was allerdings mit dem sonstigen Verhalten bei den Cephalopoden übereinstimmen würde. Allein es könnten leicht jene Stellen nach dem Tod mehr zufällig erweitert geblieben sein. Es waren nämlich ‚offenbar die engeren Gefässparthien eontrahirt, und eins derselben war weiterhin am dicken Körpertheil gleichmässig zu 0,05” ausgedehnt. Der Unterschied in der Weite, welcher während des Lebens an einer Stelle successiv beobachtet wird, ist ebenfalls sehr bedeutend. Ein Gefäss zwischen Axe und Samenschlauch mass im Zustand der Erweiterung 0,05” und zog sich auf 0,02" zusammen. Diese rhythmische Ausdehnung und Verengerung der grösseren Gefässe geht auf etwas verschiedene Weise vor sich. Manchmal wird eine Stelle durch eine von der dahinter gelegenen Gefässparthie ein- getriebene Welle rasch ausgedehnt und sinkt dann wieder zusammen. Andermale wird eine Parthie durch das Blut, welches namentlich aus : den kleineren Gefässen allmählig einströmt, langsam ausgedehnt und zieht sich endlich mit einem Ruck zusammen, wobei das Gefäss sich stark schlängelt (durch Verlängerung). Sehr deutlich ist auch hier, wie an anderen Orten, z. B. den Kie- men der Cepbalopoden, die selbständige Theilnahme einzelner Gefäss- partbien an der centripetalen Blutbewegung. Man sieht von den klein- sten Venenzweigen aus mehr oder weniger rbythmische und rasche Contractionen das Blut in die grösseren Stämme treiben; diese beför- dern dasselbe entweder alsbald durch eine Contraction weiter, welche die Fortsetzung der von den kleinen Gefässen ausgegangenen ist, oder erst nachdem sie durch wiederholte Contractionen der letzteren stärker angeschwollen sind. Dass diese Venenbewegung nicht lediglich von den Arterien her fortgepflanzt ist, sieht man auch daran, dass oft ein- zelne Ramificationen lebhaft pulsiren, während benachbarte ruhig liegen oder sieh in einem anderen Tempo bewegen. Diese Verhältnisse sind besonders an den Ramificationen zu erkennen, welche ein Querast der Längsstämme je zwischen zwei Saugnäpfen in dem häutigen Saum bil- det, welcher diese verbindet. Von der Existenz der Capillargefässe kann man sich übrigens hier wie an vielen anderen Stellen der Cephalopoden leicht überzeugen. Ueber die Entwickelung der männlichen Argonauten kann ich _ nichts angeben, da ich leider keine weiter entwickelten Eier mehr erhielt, nachdem ich den Hectocotylus als Arm kennen gelernt halte und zuvor auf die Gestalt der Arme nicht hinreichend achtete, in der Erwartung, die von Madame Power beschriebenen gänzlich abweichen- | den wurmförmigen Embryonen aufzufinden. Ohne Zweifel aber finden sich die männlichen Embryonen nicht in gesonderten Eitrauben, sondern 13 sind neben den weiblichen von Kölliker und mir vielfach gesehen, aber bei der Aehnlichkeit der äusseren Form nicht weiter beachtet worden. Es ist diess um so mehr vorauszusetzen, als das Säckchen mit dem Hectocotylus relativ um so kleiner zu sein scheint, je jünger das Thier ist, und der Form nach leicht mit dem Dottersack zu verwechseln sein wird. An aufbewahrten reifen Argonauteneiern glaube ich den Hecto- -cotylusarın zu erkennen. Die bei Kölliker (S. 84) eitirten Angaben von Madame Power und Hrn. Maravigno, welche wohl Dichtung und Wahrheit enthalten, möchten folgendermassen zu deuten sein. Die angeblich drei Tage alten wurm- arligen Argonauten sind ohne Zweifel Hectocotylen, wozu ausser der Beschreibung auch die Angabe, dass nie mehr als zwei oder drei sich in der mütterlichen Conchylie entwickeln, sehr gut passt. Denn wenn man Argonauten mit reifen Eiern erhält, sieht man nach kurzer Zeit ‚die ausgekrochenen Jungen in zahlloser Menge lustig umberschwimmen. Die Angabe, dass die sieben anderen Arme als Knospen aus jenem wurmförmigen Thier hervorsprossten, während es die Form der ge- wöhnlichen Argonauten annimmt, lässt fast vermuthen, dass Madame Power ganze männliche Argonauten mit bereits aus dem Säckchen _ getretenen Hectocotylusarm in der Schale der weiblichen Argonauten gesehen habe. Wenn sich diess aus den Originalschriften nachweisen liesse, würde ein wichtiger Anhaltspunkt für die unmittelbare Ueber- iragung des Hectocotylus vom ganzen Männchen auf die Mahn Ar- gonaute darin liegen. I Im Folgenden will ich, was über die beiden anderen bis jetzt bekannten Hectocotylusarten zu sagen ist, vergleichend anführen, denn gerade die zum Theil ‘sehr aufallenden Achnlichkeiten und Yensollieden: heiten der drei Heelocotylen unter einander versprechen allein mit der eine Einsicht in die Bedeutung der einzelnen Organe und die Natur dieser sonderbaren Wesen im Ganzen zu geben. - Ich beziehe mich dabei auf Kölliker’s Beschreibung des Hectoco- lus Tremoctopodis und die des Hectocotylus Octopodis von Cuvier u . Verany. Obschon eine Identität der Octopusarten, an welchen und Verany die Hectocotylen fanden, nicht constatirt ist, so döch die Hectocotylen jedenfalls einander so nahe, dass man zusammen betrachten darf. Hectocotylus Octopodis. Der Hectocotylus des Octopus ist, ‚wie Kölliker gezeigt hat, von der Argonaute neben der bedeutenderen Grösse hauptsächlich da- ausgezeichnet, dass ’an dem einen Ende statt des fadenförmigen anges sich eine Blase mit einem Faden darin findet, übrigens aber 14 im Wesentlichen übereinstimmend. Nach: dem, was’ die Vergleichung der Abbildungen Cuvier’s') und Verany’s ergibt, ist sicherlich der «solide eylindrische Körper», welchen Cuvier als Ursprungsstätte des seidenglänzenden Fadens bezeichnete, mit der muskulösen Axe; die an- geblichen Nervenfäden bei Cuvier nit den Gefässstämmen, welche sich bei Heetocotylus Argonautae in Weingeist ebenso ausnehmen; der von Windungen eines weissen Fadens erfüllte Sack e mit dem dickeren Samenschlauch; der Kanal k mit dem Ductus deferens am Rücken; der «Magen» d mit der pigmentirten Rückenkapsel bei Hectoeotylus Argo- naulae zu vergleichen. An dieser Kapsel weicht allein die Lage der Oeffaung ab, welche bei Hectocotylus Argonautae am hinteren Ende bleibt, während sie Cuvier am vorderen (f) gezeichnet hat. Nach die- ser Abbildung und 'Cuvier's Angabe, dass diese von ihm als Mund gedeutete Oeffrung in frischem Zustand spaltenförmig sei und indie pigmentirte Kapsel führe, sowie nach der Analogie des Hectocotylus Argonautae möchte ich nicht mit Aölliker (S. 79 u..80) annehmen, dass diese Mündung zu der Samenblase gehöre. Ob noch eine zweite Mün- dung für diese am voderen Ende sei, scheint Cuvier selbst nicht sicher und gibt auch nicht an, dass Zaurillard den Samen gerade hier vorn sich habe entleeren sehen. , Eigenthümlich ist bei Cuvier der Zusammen- hang des aus der Terminalblase entwickelten Fadens i einerseits. mit der Axe des Körpers, andererseits aber auch mit dem Kanal-h, wel- cher, aus der Samenblase komınend, offenbar dem Ductus deferens beim Hectocotylus der Argonaute analog ist. Wenn es erlaubt‘ wäre, hier mit Kölliker einen Irrthum von Seiten Cuvier’s vorauszüsetzen, welcher nur Weingeistexemplare untersuchte, so möchte ich mit Rücksicht ‚dar- auf, dass Verany ia der Terminalblase des Octopusarmes einen Faden mit einem freien und zugespitzten Ende fand, vermuthen, dass dieses letzte von Cuvier übersehen wurde. Dann wäre die Analogie dieses aus der Blase befreiten Fadens mit dem fadenförmigen Anhang (Penis) des Hectocotylus Argonautae in die Augen fallend. Es: bliebe dann zu eruiren, ob je und wie dieser Anhang aus seiner Blase frei hervortritt und: würde an ähnliche Verhältnisse, wie ich sie. nachher von Ilecto- cotylus Tremoctopodis angeben werde, zu denken sein, Im letzten Fall würde sich der von Cuvier präsumirte Irrthum leicht‘ erklären. Mit der Verschiedenheit in der Lagerung des Anhanges könnte auch die oben berührte Verschiedenheit in der Anordnung der pigmentirten Kapsel zusammenhängen, indem bei Hectocotylus Octopodis der ver- muthliche Anhang vielleicht nie bestimmt ist, in jene pigmentirte Kapsel zu kommen, wie bei Hectocotylus Argonautae. Aus dem Bau des Hectocotylus Octopodis, namentlich der Anwesen- 1) A. 2.0. Pl. M. Fig. 4. 15 heit‘ des seidenarligen Fadens in dem Schlauch’e, und der Versiche- rung Dujardin’s (Helminthes S. 431), dass der weisse Faden aus Sper- matozoiden bestehe, geht die männliche Natur auch dieses Hectoco- _tylus hervor. Die Entwickelung desselben ist wahrscheinlich eine ganz ähn- liche, als bei dem Hectocotylus der Argonaute. Dass der Hectöcotylas des Octopoden als Arm des letzteren entsteht, haben Verany und Defilippi bereits constatirt (s. oben). Veruny hat an derselben Stelle ein Säckchen beobachtet, das nach der Abbildung, welche Chromatophoren daran vermuthen lässt (Pl. 41. Fig. 2), eher dem Säckchen der männlichen Argonauten analog erscheint als der Blase, welche sich sonst am Ende des Hectocotylus Octopodis findet. Es sprieht ferner die pigmentirte Kapsel am Rücken des letzteren für { einen ähnlichen Umstülpungsprocess als bei der Argonaute und bei dem - Exemplar des Octopus, welches Hr. Verany mir zu zeigen die Güte hatte, nahm sich, wenn ich nicht irre, die pigmentirte Stelle am Rücken des Hectocotylusarmes sehr ähnlich aus als bei dem eben aus dem Säckchen getretenen Hectocotylusarm der Argonaute. Es würde also auch hier die Evolvirung des Hectocotylus aus dem Säckchen seiner - Lostrennung vorhergehen. Ob an einem der Exemplare Verany’s die pigmentirte Kapsel schon ausgebildet ist, weiss ich nicht. — Es ist interessant, wie Cuvier schon unter seinen Hectocotylen einen als Arm des Octopus beschreibt. Vier unter fünf Individuen fanden sich im Mantel der Octopoden, «der fünfte hatte sich an einen Arm des Pul- n festgesetzt und ihn in eine Art von Tasche umgewandelt, in welche er seinen Kopf eingesenkt hatte, während der übrige Körper frei aussen blieb» (S. 150), und «er hat den Arm fast zerstört und scheint ihn so zu erselzen, dass man ihn auf den ersten Blick für den Arm selbst nehmen könnte» (S. 449). Es ist kaum zweifelhaft, dass das animal parasite devore ein männlicher Pulpe war, der einen aus dem eborstenen Säckchen neugeborenen, aber noch nicht losgetrennten ecotylus trug. — Das letzte Glied der Reihe endlich bildet der pus, an welchem Verany bloss einen kurzen Stumpf an der Stelle es vermuthlich bereits abgefallenen Hectocotylus- Armes fand. Sehr bemerkenswerth ist bei der sonstigen Aehnlichkeit des Hecto- lus der Argonaute und des Octopus, dass nach Verany in allen der dritte rechte Arm des Octopus der ungewöhnlich geformte var, während bei den Argonauten es immer der dritte linke war. gibt nicht an, an der Stelle welches Armes der Hectocotylus sass. Es ist sehr zu bedauern, dass Cuvier auch nichts über die Ge- echtstheile der Octopoden, welche die Hectocotylen im Mantel oder Arın trugen, mitgetheilt hat, und um so mehr zu wünschen, dass lehe Octopoden näher untersucht würden, als ihre bedeutendere 16 Grösse ohne. Zweifel Vieles leichter und besser erkennen lässt als es bei den kleinen Argonaulen der Fall ist. Hectocotylus Tremoctopodis. Die dritte Art, der Hectocotylus Tremoctopodis, hält in der Grösse die Mitte zwischen den beiden anderen, in der Form aber weicht er von dem Hectocotylus der Argonaute bei weitem mehr ab als der des Octopus. Ueber seine Entwickelung ist nıchts bekannt. Es liegt jedoch ausser dem schon von Kölliker urgirten. Bau des muskulösen Leibesrohres, der Saugnäpfe und dem Vorkommen ächter Chromatophoren von vornherein eine sehr wichtige Uebereinstimmung mit dem Hectocotylus der Argonaute in der Anwesenheit einer Längs- reihe von Ganglien. Diese bereits durch v. Siebold (vgl. Anat. S. 378) erkannte Ganglien- kette geht vom vorderen Ende des Hectocotylus bis an den Anfang der Kapsel am Hinterleib. Die einzelnen Ganglien liegen so, dass auf jeden der alternirend gestellten Saugnäpfe eines kommt; sie sind daher dicht aneinander gedrängt. Wenn man einen Längenschnitt nicht senkrecht zwischen den Näpfen, sondern horizontal führt, erhält man vollkommen die von Kölliker Taf. I. Fig 44 gegebene Ansicht. Es ist also oflen- ° bar, dass die von ihm S. 71 beschriebenen kegelförmigen Massen aus körniger Substanz diese Ganglien waren. Die von Kölliker ausgesprochenen Zweifel an dem Vorhandensein eines Darmes sind sonach auch hier gerechtfertigt. Die von ihm am vorderen Leibesende etwas nach dem Rücken zu ebenfalls als zweifel- -haft angegebene Oeflinung war wohl nur das Ende der Axe, deren schon vorher dünner gewordenes Rohr hier ausläuft, indem die inneren Schichten sich um das letzte Ganglion zu einem blinden Ende anlegen, die äusseren Schichten aber mit der Haut vereinigt ein mehr oder weniger deutliches Knöpfchen bilden '). Wenn eine Oeffnung in manchen Fällen wirklich vorhanden ist, so würde diess noch ER als die beschriebene Endigungsweise, welche mit der am dicken Ende des Hectocotylus der Argonaute übereinstimmt, darauf hindeuten, dass, im Fall überhaupt der Hectocotylus des Trem- octopus sich wie die anderen als Arm entwickelt, dieses das abgelöste Ende desselben sei. Diess wird auch durch die Beschaffenheit des anderen Endes wahrscheinlich; die ei- oder birnförmige Kapsel am }) Auch vw. Siebold hat aus dem Mangel einer solchen Oefinung auf das Nicht- vorhandensein von Verdauungsorganen bei Hectocotylus Tremoctopodis ge- schlossen, und Cuvier gibt von Hectocotylus Octopodis an, ‚dass die Axe vorn keine Oeffnung habe. 17 _ Hinterleib ist derjenigen ähnlich, welche bei Octopus bestimmt am freien Ende des Hectocotylusarmes sitzt. Ausserdem lässt sich auch eine Analogie jener Hinterleibskapsel mit dem membranösen Lappen am Anhang 'von Hectocotylus Argonautae sowohl ihrer Form, als ihrer Lage nach herstellen. ‘ Es hatten unter 18 Hectocotylen des Tremoctopus 12 die von Köl- liker angegebene Beschaffenheit des Hinterleibes. Bei 6 aber hatte die Kapsel des Hinterleibes an ihrer Rückseite eine spaltenförmige Oeflnung. Dieselbe begann dicht hinter dem letzten Saugnapf der linken Seite (Näpfe unten und Kapsel hinten gerechnet) und erstreckte sich in etwas sehiefer Richtung bis an den Anfang des dünneren Zipfels, in welchem die Kapsel ausgeht. Dadurch war diese weit geöffnet und man konnte leicht sehen, dass sie leer war, d.h. weder die Windungen des Samenschlauches noch den Ductus deferens enthielt, welche man sonst in der geschlossenen Kapsel findet '. Dieselbe Spalte ist aber auch an allen Hectocotylen gewöhnlicher Form bei genauer Betrachtung als ein Streif in der angegebenen Richtung zu sehen. Es ist dort ein Rand, der von rechts kommt, blass, mehr oder weniger fest aufgeklebt und lässt sich aufheben. Man bemerkt dann, dass das unterliegende Blatt, das von links herzieht, noch eine Strecke unter dem anderen hingeht und an seinem vorderen Ende wie eingerollt aussieht. : Bei Hectocotylus Tremoctopodis ist also diese Spalte allgemein, und es wäre interessant zu wissen, ob sie etwa auch an der Kapsel des Hectocotylus Octopodis vorkommt. Sobald die Spalte offen und die Kapsel leer und schlafl ist, be- steht eine ziemliche Aehnlichkeit in dem äusseren Habitus mit dem membranösen Lappen des Hectocotylus Argonautae, welcher auch zu- weilen eine tiefe Bucht einfasst. Eine lebhaft undulirenfe Bewegung kommt an beiden Theilen vor. Um die relative Lage der Kapsel genauer zu bestimmen, ist es nöthig vorher nachzuweisen, dass der Penis des Hectocotylus Trem- oetopodis dem fadenförmigen Anhang des Hectocotylus Argonautae ana- ist. = Von den sechs Exemplaren, bei welchen die Spalte an der Kapsel nicht anklebte, sondern offen war, zeichneten sich drei ausserdem da- durch aus, Anne sie keinen äusserlich sichtbaren Penis hatten. Der- selbe war nicht abgerissen, wie man daraus abnehmen konnte, dass ne - use .. ) Ich vermuthe, dass wenigstens in mehreren Fällen die Kapsel erst geborsten ist, nachdem die Hectocotylen gefangen waren, z. B. durch die Berührung mit süssem Wasser. An drei Hectocotylen von gewöhnlicher Form, welche ich in dünne Chromsäureauflösung geworfen hatte, fand ich nach einigen Tagen die Kapsel ebenfalls offen und den Inhalt herausgefallen Zeitschr. f, wissensch. Zoologie. IV. Bd. 2 7 18 auch die Oeffnung fehlte, aus welcher er sonst vortritt'). Er lag viel- mehr an der unteren Seite hinter den letzten Saugnäpfen schnecken- förmig aufgerollt unter der Haut, und zwar mehr nach der rechten Seite. Er war sehr kurz, aber verhältnissmässig dick. Hier konnte man nun deutlich sehen, dass der Penis die un- mittelbare Fortsetzung der muskulösen Axe ist, was an den Exemplaren mit langem freien Penis weniger sicher nachzuweisen war. Diebt hinter den letzten Saugnäpfen liegt das Ende des dicken Theiles der Axe, welches die letzten Ganglien enthält, so in der unteren Wand der Kapsel, dass man es durch die erwähnte Rückenspalte von der Innenfläche der Kapsel aus als einen etwas vorspringenden Knopf sehen kann. Von diesem aus biegt sich das muskulöse Rohr an die untere Seite des Hectocotylus und bildet den Penis, der bier zusammen- gekrümmt unter der Haut liegt, während er gewöhnlich nach vorn geht und in der Gegend des dritten bis fünften Saugnapfes frei nach aussen tritt. An der Umbiegung der Axe gehen auch die Längsgefäss- stämme an den Penis über’). Gleich nach der Umbiegung tritt von der linken Seite her der Ductus deferens meist gewunden an die vor- dere Seite des Penis und dringt in denselben ein. Die grösseren Win- dungen, welche dieser Ductus an der Wurzel des Penis oft macht, . bedingen den queren Wulst, welchen man an vielen Hectocotylen zwi- schen Körper und Kapsel an der unteren Seite bemerkt. Betrachtet man nun mit Rücksicht auf dieses Verhältniss des Pe- nis zur Axe die Lage der gespaltenen Kapsel, so ist sie am Rücken der Axe, da wo ihr dicker Theil in den dünnen übergeht, somit an ganz analoger Stelle als der membranöse Lappen bei Hectocotylus Ar- gonautae. Wenn so die Hinterleibskapsel des Hectocotylus Tremoctopodis mit diesem Lappen und wohl auch mit der Terminalblase des Hectocotylus Octopodis analog ist, so fällt damit auch die Vermuthung einer Ana- logie mit der pigmentirten Rückenkapsel der beiden anderen Hecto- cotylen weg, und es scheint bei Hectocotylus Tremoctopodis überhaupt Nichts vorhanden zu sein, was mit derselben verglichen werden könnte. Dagegen ist die Anwesenheit eines freien Penis nichts von den anderen Hectocotylen gänzlich Abweichendes. Es ist hauptsächlich die Lage, welche ihn vom Anhang des Hectocotylus Argonautae unter- scheidet, und der Umstand, dass der Ductus deferens in seinem In- nern zu liegen kommt, während er dort nur aussen an die Fort- ') An einem Exemplar war der halbmondförmige Rand, welcher die Oeffnung sonst nach hinten umgibt, etwas angedeutet, wohl in Erwartung des spä- teren Durchtritts. 2) Ob in früherer Zeit auch der Inhalt der Axe eine Fortsetzung in den Penis hat, kann ich nicht bestimmt angeben. 19 setzung der Axe befestigt ist. ‘Wenn es sieher wäre, dass der Faden, welchen man bei Hectocotylus Octopodis in der Terminalblase findet, dieselbe Bedeutung hat, und nicht etwa ein blosser Samenschlauch ist, so würde in diesem Punkt die Analogie der drei Hectocotylen her- gestellt sein. ' Bei den übrigen zum Geschlechtsapparat gehörigen Theilen, dem Hoden und Ductus deferens ist eine solche Uebereinstimmung bis jetzt nicht nachzuweisen. Kölliker hat als Hode eine Blase hezeichnet, welche die Hinter- _ leibskapsel meist ganz ausfüllt. Die gespaltene äussere Kapsel trennt sich leicht wieder in zwei Schichten, von denen die äussere der allge- meinen Hautbedeckung gleich ist: unter dem Epithelium ein Faserfilz mit zahlreichen Gefässen, deren capillare Umbiegungen man im dünnen Endzipfel sehen kann. Die zweite Schichte besteht wie unter der Haut des Rückens aus Muskelbündeln, welche hauptsächlich der Länge nach angeordnet sind; an der Innenfläche aber trägt sie wieder eine Lage ‚dünner polygonaler Zellen. Darunter kommt dann, leicht herauszulösen, die sogenannte Hodenblase. Die Wand derselben ist durch eine ganz eigenthümlich carrirtes Ansehen ausgezeichnet; man sieht zwei Lagen _ von Fasern, welche sich sehr regelmässig wie die Fasern eines Ge- webes manchmal rechtwinkelig, oft aber auch unter etwas schiefen Winkeln kreuzen. Die Fasern sind, wo sie isolirt sind, etwas steif, sonst aber Muskelfasern manchmal nicht unähnlich. Anderwärts jedoch sind sie kaum getrennt darzustellen und an manchen Stellen kommen fast structurlose Schichten vor. - Im Innern dieser Blase lag überall der von Kölliker beschriebene Faden, welcher fast ganz aus fertigen Spermatozoiden besteht. Eine besondere Hülle ist daran, wie auch Kölliker und v. Siebold (vergl. Anat. S. 414) angeben, häufig. nicht zu erkennen; in einigen Fällen aber der grösste Theil des Fadens von einer deutlichen structurlosen ille umgeben. Man konnte sich davon überzeugen an Stellen, wo elbe über Lücken des Inhaltes sich hinwegspannte oder ganz leer war, ebenso an Stellen, wo sie zerrissen war und die Spermatozoiden- nassen sich ausbreitend hervorquollen. Ob diese Hülle die Bedeutung Membran hat, welche später schwindet, oder, wahrscheinlicher, ne mehr zufällig angelagerte homogene Masse ist, will ich nicht ent- >heiden und nur bemerken, dass an einigen anderen Stellen desselben Sameneylinders‘ die Hülle nicht zu finden war. Das eine Ende dieser fadenartigen Samenmasse steht mit dem uülbus in Verbindung, welcher den Anfang des von Kölliker beschrie- nen Ductus deferens (Ductus ejaculatorius v. Siebold) bildet. Ein Theil desselben liegt gekrümmt mit dem Sameneylinder in der carrirten ase, der andere Theil erstreckt sich in den Penis. | | 9% 20 Dieser eigenthümliche Ductus deferens '') scheint ganz aus einer wesentlich identischen Masse zu bestehen, welche aber an verschie- denen Stellen sehr verschiedene Consistenz und Form annimmt. Es ist eine farblose oder gelbliche, bald zähe, bald mehr brüchige, aber elastische Masse, welche manchmal, z. B. im, Innern des Bulbus ziem- lich weich, anderwärts aber von bedeutender hornähnlicher Härte und Sprödigkeit ist. Histologisch erscheint dieselbe bald structurlos, bald sehr schön parallel gestreift. Die Streifen sind vom Unmessbaren bis zu 0,004” (häufg 0,004 — 0,002”) von einander entfernt und zeigen Uebergänge von der äussersten Zartheit zu sehr markirten Linien. Die grösste Aehnlichkeit haben sie mit‘denen, welche man in der Wand von Echinococcusblasen sieht. Es scheint die structurlose Masse in | schwächer und stärker ausgebildete Schichten überzugehen, welche die theils longitudinale, theils ringförmige Streifung bedingen. Diese nimmt beim Zerreissen der Theile oft höchst sonderbare Formen an, ohne Zweifel durch Faltung und Zerrung. — Durch verdünntes Natron wird die Substanz wenig verändert. Zu innerst im Ductus deferens liegt gewöhnlich eine Schichte; welche das Licht stark bricht und, wo sie ausgedehnt ist, einer röhren- förmigen spröden Glashaut ähnlich sieht. Anderwärts, wo sie zusam- mengefallen ist, erscheint sie als längsfaseriger Strang, welcher leicht der Quere nach in Stücke reisst, und nur die stellenweise Ausdehnung, z. B. von 0,02” zu ganz glatten hellen Blasen von 0,2” Dm. zeigt die röhrige Beschaffenheit an. Manchmal ist eine Parthie in ein trichter- förmig erweitertes hintenliegendes Stück eine Strecke weit inyaginirt, wodurch dann eine Anschwellung erzeugt wird. An anderen Orten bildet diese innerste Schichte das von Kölliker erwähnte Spiralband. Dieses zeigt starke Federkraft und seine Windungen sind manchmal sehr eng, manchmal weit auseinandergezogen, was mit der Form des Penis im Zusammenhang steht. Das Band nimmt sich bald wie eine spiralig eingeschnittene dünnwandige Röhre aus, bald wie ein Cylin- der, ähnlich den Schlangen, welche man aus Horn zum Spielzeug verfertigt. Zunächst dieser innersten Schichte erscheint die Masse des Duetus deferens in verschiedener Dicke längsstreifig. Nach aussen dagegen tritt die ringförmige Streifung auf, in welcher nicht selten einige stärker getrennte Schichten zu unterscheiden sind. Mitteninne ist häufig eine Parthie ganz structurlos, und ganz aussen am Ductus defe- rens hat eine stark geschiedene Schichte wieder alle Charaktere einer sogenannten Glashaut. Im Penis. bildet bisweilen, abgesehen von dem im Innern gelegenen !) Ich behalte den Namen einstweilen bei, obschon dieser Theil dem bei Hecto- cotylus Argonautae so bezeichneten Gange nicht ganz analog scheint. 21 Spiralband, der ganze Ductus deferens spiralige Windungen von viel grösserer Excursion, an welchen die äusseren Schichten des Penis nur wenig Antheil nehmen. Ausserdem kommen ınanche Modificationen am Ductus deferens vor, welche auf verschiedene Entwickelungsstufen zu deuten scheinen. Statt der gewöhnlich ziemlich festen Anschwellung an seinem Anfang (s. Kölliker, Taf. 11. Fig. 41 d) findet sich zuweilen ein etwas grösserer birnförmiger Körper, der bis zu einigen Linien Länge, und je grösser er ist, einen um so weicheren Inhalt hat. In seiner Axe aber ist be- reits der Anfang der inneren, derberen Röhre zu unterscheiden, welche im Duetus deferens weiterhin das Spiralband einschliesst oder bildet. An einem der Exemplare ohne äusserlich sichtbaren Penis ragte aus der Spalte am Rücken eine durchsichtige, spitz-eiförmige Blase von einigen Linien Länge hervor, welche bloss flüssigen Inhalt hatte und an dem festsitzenden Ende sich in ein dünneres, zartes Röhrchen etwa von derselben Länge auszog. Letzteres kam zum Vorschein als die Blase bei öfterer Berührung sich ablöste, und war offenbar dem Ductus de- ferens analog gebaut; es bestand aus einem innern längsstreifigen Strang (d. h. wohl einer gefalteten Röhre) und einem äussern, weit- abstehenden, structurlosen, stellenweise geschichteten Schlauch. Es ist demnach wohl die grössere Blase als eine frühere Entwiekelungsform ‚des Bulbus zu betrachten, mit welchem 'sonst der Ductus deferens be- ginnt. Andere Veränderungen von letzterem, sowie am Penis, scheinen einer späteren Zeit anzugehören. An zwei Hectocotylen, welche auf weiblichen Tremoctopoden in der Begattung betroffen wurden (s. unten), war die Hinterleibskapsel ebenfalls offen und leer, vermuthlich durch längeres Liegen im Wasser, Der Penis aber mit dem darin leicht sicht- baren äusseren Theil des Ductus deferens war beide Male durch eine Länge von 4'” ausgezeichnet. Er trat nicht in der Mittellinie, son- dern näher der rechten Reihe von Saugnäpfen, und zwar schon bei vorletzten Paar aus der Haut hervor, was augenscheinlich von g herrührte. Sein äusserstes Drittheil nahm sich ziemlich aus ie sonst der ganze freie Theil des Penis, die zwei oberen Drittheile o dünner, wie in die Länge ausgezogen. Nachdem die Haut von Austrittstelle des Penis bis zur Hinterleibskapsel weggenommen ‚ sah man den darunter gelegenen Theil des Penis unterhalb der \xe schief gegen den letzten linken Saugnapf hingehen und dort aus- en. Dieses innere Stück des Penis bildete eine spindelfürmige An- wellung, welche hohl schien. Die äusseren Schichten des Penis gen in das umliegende Fasergewebe über, aber die Verbindung mit er Axe war nicht mehr zu erkennen. Wahrscheinlich stehen diese ormveränderungen des Penis und Ductus deferens mit der Function er Begattung in Verbindung, und ein dritter Heetocotylus, bei welchem | 22 das äusserste Stück des Penis offenbar abgerissen war, das innere Ende sich aber ebenso verhielt wie bei den zwei erwähnten, hatte vermuthlich diesen Act bereits überstanden. Auch dessen Hinterleibs- kapsel war offen und leer. Eine durch v. Siebold (a. a. O. Alf) an- gedeutete Umstülpung des Ductus deferens behufs der Ejaculation scheint wohl stattzufinden, und zwar auf eine eigenfhümliche Art, welche an die von Milne Edwards (Ann. d. sc. n. A842) beschriebene Umstülpung der Spermatophoren anderer Cephalopoden erinnert, Ich will aus den vorstehenden Angaben bloss den Schluss ziehen, dass die Geschlechtsorgane im Hectocotylus Tremoctopodis nicht nur complicirter sind als im Hectocotylus Argonautae, sondern auch ver- schiedene Entwickelungsstufen derselben vorkommen, so lange der Hectocotylus im Allgemeinen bereits die Gestalt besitzt, welche wir bis jetzt allein kennen. Um eine Deutung der Geschlechtsorgane im Ganzen zu versuchen, sind unsere Kenntnisse von diesem Hectocotylus überhaupt noch zu mangelhaft. Doch lässt sich in Rücksicht auf den Bau und die Analogie mit dem Hectocotylus der Argonaute wenigstens vermuthen, dass die Blase, welche den Samenknäuel enthält, nicht der Hode, sondern ein Samenbehälter sei, wenn auch der Weg, auf welchem der Samen Jahin kommt und sein Ursprung hier noch weni- ger nachzuweisen ist als beim Hectocotylus der Argonaute. Nebst dem Geschlechtsapparat fallen am Hectocotylus Tremocto- podis die zahlreichen Zöttchen zu beiden Seiten des Rückens auf, welche Kölliker wohl mit Recht als Kiemen bezeichnet hat '). Am lebenden Hectocotylus sind die einzelnen Zöttchen contraetil, was durch maschig angeordnete Fasern im Innern bedingt scheint. Unabhängig von dieser Bewegung der Substanz sieht man an dem rück- führenden (venösen) Theil des sehr reichen und vielfach anastomosiren- den Gefässnetzes, welches in jedem Zöttchen liegt, eine ziemlich rhyth- mische Contraction, die von den feineren auf die grösseren Gelässe übergeht, wie es oben von dem Hectocotylus der Argonaute und den Cephalopoden überhaupt erwähnt wurde. In einem Fall kamen etwa 22 Zusammenziehungen auf die Minute. Da diese Kiemenzotten in verschiedenen Graden der Entwickelung vorkommen konnten, schien es von Interesse, ihre Grösse bei verschie- denen Individuen zu bestimmen. Es wurde dazu von lauter in Su- blimat aufbewahrten Exemplaren je eine Gruppe der grössten Zött- chen am Rücken benutzt. Wo diese sehr ausgebildet waren, betrug die Länge 0,6—4,2”. Auch die kleinsten waren nicht leicht kürzer, manche noch länger. Die Breite in der Mitte der Zöttchen war meist 0,15, nicht leicht unter 0,12, aber auch bis zu 0,22”. Diess waren ') Dienen dieselben etwa zugleich der Ernährung innerhalb des Mantels der Weibchen ? (s. v. Siebold, a. a. O0. 389). ee 23 Hectocotylen mit frei vorragendem Penis. Bei zwei anderen dagegen, deren Penis verborgen lag, war die Länge der Zöttchen nur selten und unbedeutend über 0,6— 7”, die meisten waren kürzer. Die Breite war an der Basis nicht leicht über 0,12” und nahm rasch auf 0,06 —0,04” ab. Die Zöttchen hatten nämlich hier die Gestalt eines stark abnehmenden und zugespitzten Kegels, während an Exemplaren mit wohl entwickelten Kiemen der Durchmesser der Kiemen an der äus- seren Hälfte noch den an der Basis bisweilen übertraf und das Ende mehr abgerundet als zugespitzt war. Da man annehmen darf, dass Hectocotylen mit grösseren Kiemen überhaupt weiter in der Entwickelung vorgeschritten seien, als mit kleineren, so liegt darin ein weiterer Beleg dafür, dass der unter der Haut aufgerollte Penis der letzteren eine jüngere Entwickelungsstufe als die gewöhnliche Form des freien Penis darstelle. Es ist also der Hectocotylus: des Tremoctopus gegen die beiden anderen sehr ausgezeichnet durch den Mangel einer pigmentirten Rücken- kapsel, durch die Lage des Samenknäuels in der Kapsel am Ende des Leibes und die eigenthümliche Beschaffenheit des Ductus deferens, end- lich durch die Anwesenheit der Kiemen, und man wird bei der grossen ‚Verschiedenheit der Hectocotylustragenden Gephalopodenmännchen von ganz nahe stehenden Arten um so mehr auch auf durchgreifende Ver- ‚ schiedenheiten unter jenen selbst gefasst sein müssen. Andererseits ist die Analogie des Hectocotylus des Tremoctopus mit den anderen in wesentlichen Punkten so gross, dass man bei dem gänzlichen Mangel directer Beobachtungen über seine Entstehung vor- läufig wohl annehmen muss, er habe auch einen ähnlichen Ursprung, und es werde gelingen, auch einen zu diesem Hectocotylus gehörigen ganzen männlichen Tremoctopus aufzufinden, dessen genaue Verfolgung ohne Zweifel noch interessanter sein würde als bei der Argonaute. Jedenfalls wird man auf alle drei Hectocotylen zugleich Rücksicht neh- men müssen, wenn es sich darum handelt, die Bedeutung der Hecto- cotylen überhaupt zu bestimmen. EEE VEN ie r Bedeutung der Hectocotylen. nn : Es ist dabei ihr Verhältniss zu betrachten erstens zu dem Thier, ‚welches sie in freiem Zustande beherbergt, zweitens zu demjenigen, als dessen Arm sie sich entwickeln. Der Hauptpunet in der ersten Beziehung, welchen Kölliker für die Hectocotylen zuerst nachgewiesen hat, ist wohl als gesichert anzu- ehem: dass jede der drei Hectocotylusformen mit dem Thier, welchem sie sich entwickelt’), als Eins betrachtet, den ") Bei Hectocotylus Tremoctopodis problematisch ! 21 männlichen Factor gegenüber einer bestimmten weiblichen Gephalopodenart bildet, Argonauta, Tremoetopus und Octopus gra- nulosus Zum., O. Carena Ver. ') Die Zeugnisse dafür liegen in Folgendem: A) Es sind keine anderen Männchen. der angeführten Cephalopoden- arten bekannt. Alle Argonauten ?) der gewöhnlichen Form mit Segel- armen, und alle Individuen von Tremoctopus,--welche man zergliedert hat, waren Weibchen mit Eiern. Zu den ‘von Kölliker aufgezählten Argonauten kann ich 50 andere von jeder Grösse, und zu den 43 In- dividuen von Tremoctopus 30 von mir hierauf untersuchte hinzufügen. Ueber die hierher gehörigen Octupoden ist, wie oben erwähnt, nichts bekannt. 2) Die meisten freien Hectocotylen trugen erwiesenermassen Samen, von den übrigen ist es höchst wahrscheinlich. Zu den 15 Heetocotyli Tremoctopodis bei Kölliker kommen 14 andere, bei denen diess sicher war, während ‚bei 4 wegen Leere der Kapsel nur der Nachweis man- gelte. — In Cuvier’s Hectocotylus Octopodis hat Dujardin die Sperma- tozoiden aufgefunden. — Den 6 von Kölliker erwähnten Hectocotyli Argonautae kann ich 13 zuzählen, welche alle den weissen Schlauch unter der pigmentirten Rückenkapsel trugen, und so oft dieser geöffnet wurde, enthielt er Spermatozoiden. Zu diesen freien Hectocotylen kom- men dann noch die Argonauten, welche einen Hectocotylusarm in sei- nem Säckchen irugen. Alle genauer untersuchten Exemplare enthielten Samen entweder in dem erwähnten Schlauch des Heetocotylusarmes oder in dem Hoden. Bei diesen Thierchen könnten etwa Zweifel erhoben werden an der Identität der Species mit der gewöhnlichen Argonaute, wegen des Mangels der Schale und der Segel. Allein für jene Identität spricht vor Allem die Gleichheit des Hectocotylusarmes mit den freien Hecto- cotylen. Ferner das Vorkommen: nur während einiger Tage erhielt ich die Thiere mit Hectocotylusarm ‘und Argonauten ‘gewöhnlicher Form in ziemlicher Menge zusammen. Die letzteren waren theils grösser mit Schalen, theils aber auch nur von 2—4" Länge, und diese klein- sten trugen wie die Männchen keine Schale, wenigstens als ich sie erhielt, während die Segelarme schon recht kenntlich waren. Die übrige Körperform und Farbe aber war mit den männlichen Thieren so übereinstimmend ’), dass die Anwesenheit der Segel und später der Schale nicht als Species-, sondern als Geschlechtsverschiedenheit er- 1) Wenn diese verschieden sind, würden es vier Arten sein. 2) Verany S. 54 eitirt eine einzige Angabe von Leach, dass er eine männliche Argonaute gehabt habe. ®) Auch die von Kölliker (Entwickelungsgesch. d. Ceph.) beschriebenen Haar- büschel in der Haut waren vorhanden, wie auch bei Weibchen von Hasel- nussgrösse. An grösseren Exemplaren fand ich sie nicht mehr. 25 scheinen muss Es ist wohl nicht ohne Bedeutung, dass diese Segel mit einer Art von Mesenterium. an ‚der gewundenen Axe des Armes gerade bei Weibehen einer Species vorkommen, deren Männchen einen so ganz excessiv entwickelten Arm tragen, welcher aber einem anderen "Paar angehört, als die Segel des Weibchens. Aehnliches gilt vielleicht von Tremoctopus; denn bei diesem haben, wie ich anderwärts zeigen werde, die zwei oberen Arme nicht die gewöhnlich abgebildete Form, sondern bilden, wenn sie in seltenen Fällen wohl erhalten sind, läng- - liche Lappen, welche ebenso sehr durch ihre enorme Grösse als durch _ die ausserordentliche Pracht ihrer Färbung in Erstaunen setzen. Es ist nun zu erwarten, wie das vollkommene Männchen von Tremoctopus - gebildet sein wird, das möglichenfalls schon als irgend eine andere Octopusart beschrieben sein könnte. — Da Cuvier nichts über eine - Verschiedenheit der Octopoden sagt, welche die freien Hectocotylen im. Mantel beherbergten, von dem andern, welcher den Hectocotylus als „Arm trug, so scheint es, dass das Männchen, als welches man den letz- teren wie die Exemplare des Octopus Carena bei Verany wohl ansehen darf, hier nicht auffallend verschieden vom Weibchen sei. 3) Die anatomische Uebereinstimmung ‘der Saugnäpfe u. s. w. jedes Hectocotylus speciell mit dem Gephalopodenweibchen, auf welchem er „orkommt, hat Kölliker erörtert. i 4) Ebenso die ausschliessliche Association jedes Hectocotylus nur nit seiner Art von Weibchen. Man hat bisher nie freie Hectocotylen anders als in Gesellschaft der weiblichen Cephalopoden gefunden, und zwar, wie Kölliker bemerkt, nur auf Weibchen mit reifen Eiern. Auch ich habe den freien Hectocotylus Argonautae nur an der Innenfläche der Schale, oder an den Eiern, oder auf dem Thier selbst sitzend oder kriechend erhalten, und kann wenigstens so viel angeben, dass ich an ‘den häufig untersuchten Argonauten unter Nussgrösse nie einen Hectocotylus gefunden habe. Die Hectocotylen des Tremoctopus sassen fast alle in der Mantelhöhle; einzelne krochen in der Nähe aussen um- her oder lagen am Boden des Gefässes, worin sich der Tremoctopus d, da sie, wie Kölliker schon angegeben hat, die todten Thiere verlassen pflegen. 5) Ein directes Zeugniss endlich dafür, dass die Hectocotylen die | der Männchen bei ihren weiblichen Cephalopoden spielen, wird - Tremoctopus durch zwei Beobachtungen einer vollständigen Be- gegeben. Am 2. August wurden mir gleichzeitig zwei grosse Exemplare von us gebracht, deren jedes in der Mantelhöhle einen Hectoco- trug, welcher wie gewöhnlich in der Gegend der Kiemen sass. ‘ Aufgiessen von Wasser zeigte sich, dass von beiden der Penis in die rechte Eileitermündung gesenkt war. Beide Ilectocotylen 26 bewegten sich lebhaft und schienen sehr erzürnt, dass ihre Bestre- bungen gestört wurden. Da es spät Abends war, musste ich die ge- nauere Untersuchung auf den folgenden Morgen verschieben, wo ich beide noch in situ, aber todt fand. Beide Hectocotylen waren durch die Länge des Penis ausgezeichnet; bei dem Versuch, denselben aus dem Eileiter zu ziehen, zeigte sich, dass er ziemlich fest steckte und wie- der eine Strecke weit eingezogen wurde, wenn man ihn losliess. Man konnte so etwa '/ Zoll des Penis heraus- und hineingleiten lassen. Es geschah diess durch einen sehr elastischen Faden, der von der Spitze des Penis aus noch tiefer hineinragte, sich mit dieser zollweit von der Eileitermündung herausziehen liess, und als er endlich abriss, wieder in dieselbe zurückschlüpfte. In beiden Fällen drang dieser Faden nicht genau an der Spitze des Penis, sondern etwas rückwärts in denselben .ein und ging darin weiter oflenbar als der innere Theil des früher beschriebenen Ductus deferens. Am rechten Eileiter des Tremoctopus fanden sich ausserhalb der fächerigen Drüse zwei Erweiterungen, deren Wände sehr aufgelockert waren. Die äussere Anschwellung war wenig _ grösser als auf der linken Seite und enthielt neben Schleim bloss ein Stück des erwähnten vom Penis abgerissenen Fadens. Die zweite grössere Erweiterung enthielt die Fortsetzung desselben von sehr son- derbarer Beschaffenheit; ich will nur erwähnen, dass daran ein nieren, förmiger, solider, weisser Körper von einigen Linien Durchmesser hing, welcher ganz aus Spermatozoiden bestand. Diese waren ganz von der Beschaffenheit, wie man sie sonst im Hectocotylus Tremoctopodis findet, und es ist somit nicht zu bezweifeln, dass diese Hectocotylen auch zur Befruchtung der weiblichen Tremoctopoden dienen. Die Beobachtung eigenthümlich geformter Massen derselben Sper- matozoiden wurde weiter hinten in den Fächern der Eileiterdrüse selbst bei mehreren Exemplaren von Tremoctopus wiederholt und es scheint fast, als ob dieser Drüse wenigstens theilweise die Bedeutung eines Samenbehälters zukomme, womit freilich die Verhältnisse bei anderen Octopoden nicht recht zusammenpassen. Jenseits der Drüse fand ich weder bei den zwei ia der Begattung betroffenen, noch bei anderen Tremoctopoden Samen, will aber an der Möglichkeit des Vordringens bis zur Eierstockskapsel um so weniger zweifeln, als gerade der Ab- schnitt des Eileiters zwischen Drüse und Eierstock durch ein ausge- zeichnetes Flimmerepithelium bemerkenswerth ist. Dasselbe geht auch auf die Falten der Eierstockskapsel selbst über, welche nach der inneren Eileitermündung convergiren, findet sich dort in einem grossen Um- kreis und erstreckt sich endlich durch den von Delle Chiaje und Krohn bei Tremoctopus und Eledone beschriebenen sogenannten Wasserkanal, welcher von der hinteren Seite der Eierstockskapsel gegen die Seiten- zelle hin verläuft. 27 - Ueber Argonauta kann ich keine so vollständige Beobachtung bei- bringen; doch wird die Begattung und Befruchtung durch Eindringen des Anhanges von Hectocotylus Argonautae in die weibliche Geschlechts- öffnung aus folgenden Thatsachen sehr wahrscheinlich. "Die Eierstockskapsel einer erwachsenen Argonaute enthielt einen fadenförmigen Körper, welcher durch seine Form, sogar durch den Lappen am dickeren Ende, sowie durch den feineren Bau sich als abgerissener Anhang eines Hectocotylus Argonautae mit Sicherheit aus- wies. An demselben hafteten sehr diffuse Massen von Spermatozoiden, welche sich noch lebhaft bewegten. In einem anderen Fall hatte ich an einer sehr grossen Argo vergeblich nach Hectocotylen mich um- gesehen. Nachdem ich die Eingeweide und namentlich die Genitalien mehrfach eingeschnitten hatte, fand ich in dem zum Auswaschen be- nutzten Wasser drei Fäden, welche sich ebenfalls als Anhänge so vieler Hectocotylen herausstellten. Es ist somit wohl auch funetionell der Anhang des Hectocotylus Argonautae dem Penis von Hectocotylus Tremoctopodis gleichzusetzen, weon auch etwa der Anhang nicht immer bis zur Eierstockskapsel ein- zudringen bestimmt, sondern jenem Hectocotylus ein specieller Unfall begegnet sein mag. - Beachtenswerth ist die Polygamie, in welcher viele Weibchen - der hierher gehörigen Cephalopoden leben. Cwvier (Laurillard) fand 3 Ileetocotylen im Mantel eines Octopus, Kölliker unter 12% Hectocotylen des Tremoctopus einmal 3 und zweimal 2 beisammen, v. Siebold unter dreien 2, ich unter 48 einmal 2 und dreimal 2 auf einem Exemplar. Ebenso traf ich zweimal 2 Hectocotylen auf einer Argonaute. Da es nicht wahrscheinlich ist, dass den Hectocotylen ebenso die Passage von einem Weibchen zum anderen offen stehe, wird entweder die Zahl der Männchen grösser sein müssen als die der Weibchen, oder es werden manche der letzteren auf die Gesellschaft der ersteren ganz verzichten müssen. Dagegen scheint es, dass die mehreren Hecto- otylen für ein Weibchen oöx Aropukir sind, wie Homer von den ı dSavarov sagt. In dem Eileiter eines Tremoctopus fanden sich wei getrennte, im Uebrigen fast gleiche Samenballen, jeder mit seinem hrigen Faden daran, und mehrere Fragmente von solchen schienen mehr als Bigamie zu deuten. Es hängt diess vielleicht mit der Art zusammen, wie wenigstens ein Theil der hier in Frage stehenden Cephalopoden die Eier legt. Man indet bekanntlich die Eier von Argonauta und Tremoctopus in Grup- n vertheilt, welche je an einem dünnen Stiel sitzen. Diese Stiele d bei Argonauta an der eingerollten Parthie der Schale, bei Trem- topus an einem einige Linien dicken Hauptstiel befestigt. Die Eier 28 gleicher Ausbildungsstufe, während die verschiedenen Gruppen hierin so verschieden sind, dass man an grösseren Trauben häufig ganz fri- schen Eiern ‘mit reifen Embryonen zusammen begegnet. Manchmal lässt sich dann eine stätige Reihenfolge unterscheiden, so dass von einem Ende der ganzen Traube zum anderen die Ausbildung immer zunimmt. An einer Eitraube von Tremoctopus fiel mir ausserdem der Unterschied in den beiden Enden des Hauptstieles auf, indem an dem Ende, welches die reifsten Embryonen trug, der Stiel bräunlich, ver- schrumpft und alt, an dem anderen dagegen, wo die Eier unentwickelt waren, heller, glatter, weicher, überhaupt frisch aussah. Dazwischen waren Uebergangsstufen. Die Grösse jeder Gruppe, welche einen be- sonderen, dünneren Stiel hat, entspricht nun ziemlich der Menge von Eiern, welche man bei Tremoctopus öfters in einer nach aussen auf die Drüse folgenden erweiterten Parthie des Eileiters findet. Die Eier, welche man in dem Theil des Eileiters vor der Drüse, sowie bei Ar- gonauta im Anfang des Eileiters, noch jedes bloss mit seinem eigenen, dünnen, aber bereits ziemlich langen Stiel antrifft, werden in dein äusseren Theil des Eileiters zu einer Gruppe mit gemeinschaftlichem Stiel vereinigt und mögen dabei ziemlich lang im Eileiter verweilen. Es sind also wohl die sehr verschieden entwickelten Gruppen einer grossen Eitraube auch zu verschiedener Zeit an dieselbe angeheftet worden, und obschon die Dauer des Zwischenraumes ganz unbekannt ist, lässt sich denker, dass sie nicht ganz gering und vielleicht zu bedeutend ist, um die Befruchtung aller Eier von einer einzigen frü- heren Begattung her zu gestatten. Solche aus verschiedenen Perioden stammende Eier könnten von mehreren Hectocotylen zu verschiedener Zeit befruchtet sein. Da früher eine Hermaphrodisie der Argonauten behauptet wor- den ist, bemerke ich ausdrücklich, dass dafür Nichts von dem, was ich gesehen, spricht. An den männlichen Exemplaren lag der Hode da, wo sonst der Eierstock, und von einem. solchen war nichts zu sehen, während er bei Weibehen von 3” Länge bereits sehr kenntlich und mikroskopisch durch Eier bis zu 0,02” Dm. charakterisirt ‘war, Ausserdem zeigt schon der Mangel der Segel an den Armen der Hecto- cotylenträger, dass diese von den Weibchen ganz getrennte Indivi- duen sind. Wenn nun von zwei Hectocotylusarten die anatomische Thalsache feststeht, dass sie sich als Arme vollständiger Gephalopoden entwickeln, ebenso aber auch, dass alle drei Hectocotylen verhältnissmässig sehr ‚häufig isolirt vorkommen, so ist eine Frage, welche von allgemeinerem Interesse zu werden verspricht, die: Welche Stellung nimmt der freigewordene Hectocotylus gegenüber dem Thier ein, von welchem er sich losgetrennt hat? 29 4) Dass der Hectocotylus zu dem Thier, als dessen Arm er sich entwickelt, noch‘ weniger in dem Verhältniss eines Parasiten steht (Cwvier), als zu demjenigen, in dessen Mantel er sich aufhält, ist klar. Ich will nur erinnern, wie von Anfang an alle Beobachter die frap- pante Aehnlichkeit mit einem Cephalopodenarm hervorgehoben haben, man aber auf das Zunächstliegende, dass er eben ein solcher sei, erst nach mancherlei Umwegen zurückgekommen ist. 2) Auch dass Madame Power den Hectocotylus Argonautae irrthüm- lich für einen wurmförmigen Embryo der gewöhnlichen Argonaute an- | gesehen (s. oben), hat Kölliker bereits gezeigt. | 3) Die Ansicht, welche von Kölliker früher aufgestellt wurde, ging dahin, dass die Hectocotylen als männliche Individuen den weiblichen Cephalopoden mit gleicher Selbstständigkeit gegenüberständen. Nach dem dermaligen Stand der Erfahrungen könnte diese Ansicht wohl nur unter zwei Voraussetzungen aufrecht erhalten werden. Entweder müsste man zwischen dem Hectocotylus und seinem vorınaligen Träger ein dem Generationswechsel in weiterem Sinne ähnliches Verhältniss annehmen oder man müsste nach der Trennung des Hectocotylus vom übrigen Körper den ersteren als den Repräsentanten der Individualität ansehen, welcher das Uebrige als nicht mehr nöthigen Ballast abgestossen hätte. , Gegen die erste Annahme einer Art von Generationswechsel spricht jedoch von vornherein zu Vieles, u. A. die Entwickelung an der Stelle eines der acht typischen Arme, die unvollkommene Organisation gegen- über der vorhergehenden Generation, ferner dass der Wechsel bloss bei den Männchen stattfinden würde, indem die Weibchen von Argo- nauta und Tremoctopus erwiesenermassen Eier legen, aus welchen ihnen gleiche Individuen hervorgehen. Endlich weist bei der Argo- naute die Anwesenheit eines Hodens mit ausgebildetem Samen, welcher wahrscheinlich von dort, in den Hectocotylus übergeht, die Aufstellung des letzteren als männliche Generation gegenüber einer geschlechtslosen knospentragenden vollends zurück. ' Für die andere Voraussetzung, dass der Hectocotylus mit seinem uger nur Ein Thier darstelle, aber nach der Trennung als Fort- setzung des Ganzen angesehen werden müsse, weil er die Fortpflan- zung der Art vermittelt, liessen sich einige Analogien hernehmen von ieren, wo die Organe des individuellen Lebens gegen die Organe der Speciesfortpflanzung zurlicktreten. Man könnte auch daran erinnern, wie manche Echinodermen, z. B. aus Larven, welche verkümmern, knospenartig hervorsprossen, und könnte die gegen die-Kleinheit der übrigen Arme ') allerdings auffallend rasche und weit vorgeschrittene twickelung des Hectocotylusarmes damit parallelisiren. Allein. ehe ) Es sind an diesen Armen bei meinen Exemplaren nicht über sechs Paar Saugnüpfe deutlich entwickelt. 30 auf dergleichen Analogien eingegangen werden könnte, muss man wei- tere Beobachtungen über die Lebensdauer und -Weise der zwei ge- trennten Theile des ursprünglichen Thieres abwarten. Denn man weiss ja ebenso wenig, wie lange der siebenarmige Cephalopode, als wie lange der Hectocotylus isolirt fortlebt; ob der erstere alsbald zu Grunde geht, oder etwa neue Hectocotylen hervortreibt '), oder gar noch andere-Me- tamorphosen eingeht. Bemerkenswerth ist in dieser Beziehung, dass von Argonauta männliche Individuen nur von einer relativ zu den Weib- chen sehr geringen Grösse beobachtet sind und sich, abgesehen von den Geschlechtsverhältnissen, ganz wie sehr junge Weibchen aus- nehmen. Auch der Umstand, dass manche der kleinen Thiere eine ziemlich entwickelte Samenmasse im Hoden, andere reifen Samen bereits im Samenschlauch des Hectocotylusarmes trugen, deutet eher darauf hin, dass diese Männchen nicht gross werden, denn die Eier gleich grosser Weibchen sind keineswegs in analogem Grade entwickelt. Wenn grosse männliche Argonauten vorkommen, sind sie ohne Zweifel dadurch übersehen worden, dass ihnen beim Mangel der Segelarme auch die Schale mangelt. Die Exemplare des von Verany beschrie- benen Octopus sind freilich bedeutend grösser, und Ouvier sagt nichts über die Grösse der Thiere, welche den Hectocotylus entweder im Mantel oder als Arm trugen. Doch ist der von Verany angeführte Fall eines Oclopus, welcher an der fraglichen Stelle bloss den Stiel ohne Arm oder Blase trug, das Einzige, was direct für ein Fortleben der Cephalopoden spricht, welche den Hectocotylus abgestossen haben. Bis diese Verhältnisse mehr aufgeklärt sind, erscheint es unnatür- lich, anzunehmen, dass von einem Thier alle wichtigsten Organe, die Centralorgane des Nervensystems und der Circulation, die Sinnes- und Verdauungswerkzeuge u. s. w. en bloc abgestossen werden und der Rest mit dem nicht einmal darin erzeugten Samen als Fortsetzung des Individuums gelte. 4) Wenn nun vorläufig der Hectocotylus nicht wohl als ein ganzes Thier für sich anzusehen ist, so bleibt nur übrig, ihn für einen los- getrennten Theil des Ganzen zu erklären. Costa hat die Ansicht ausgesprochen, dass der Hectocotylus Ar- gonautae der Spermatophor der Argonaute sei (Annales d. se. nat. 4844. p. 184). Man könnte allerdings den Hectocotylus mit Recht so bezeichnen, wenn man das Wort in allgemeinem Sinn nimmt; aber mit den bekannten Samenschläuchen der übrigen Cephalopoden, welche ein- mal jenen Namen tragen, lässt sich der Hectocotylus sicherlich nicht !) Für eine Regeneration des abgestossenen Hectocotylusarmes liesse sich an- führen, dass nicht selten eine solche an anderen Armen vorkommt. Es sprosst aus der abgerissenen Stelle des Armes ein dünnes Zäpfchen her- vor, das mit einer Anzahl von ganz kleinen Saugnäpfen besetzt ist. 3 zusammenwerfen. Diese Spermatophoren sind bloss Kapseln aus einer nicht weiter organisirten Masse, deren Bewegungserscheinungen nach rein mechanischen Principien erfolgen. Sie sind Samen-Maschinen, die man auch als Secret bezeichnen künnte, wenn man diess beim Samen überhaupt thun will. Die Hectocotylen dagegen sind aus ver- - schiedenen Organen und fast allen elementaren Gewebetheilen zusam- mengesetzt, welche überhaupt vorkommen, und zwar in demselben Zustand, in welchem man sie sonst im lebenden Körper sieht. Ich will jedoch nicht unterlassen, auf die Analogie aufmerksam zu machen, welche in vielen Punkten zwischen den Spermatophoren und dem oben Is Ductus deferens bei Hectocotylus Tremoctopodis bezeichneten Ge- de sich zeigt. In beiden ist die Samenmasse an ein in einem chlauch befindliches Spiralband geheftet, dessen Entfaltung da wie Das Material ist bei den Spermatophoren wie bei dem Ductus deferens ine Masse, welche Uebergänge von geringer zu bedeutender Consistenz zeigt und ebenso von vollkommener Structurlosigkeit zu einer Streifung, ie aber nicht durch eigene Elementartheile erzeugt ist. Die Substanz, aus welcher die Kapseln und Stiele der Eier gebildet sind, ist eine hnliche, und bei Massen, welche man im Eileiter von Tremoctopus et, ist nicht immer leicht zu sagen, wie viel vom Hectocotylus, wie vom Weibchen selbst herrührt. Im Fall sich diese Analogie, auf welche ich nicht näher eingehen will, bestätigte, würde der Hecto- olylus Tremoctopodis höchstens als Spermatophorenträger bezeichnet ‚erden können. - Jedenfalls stellt der Hectocotylus der Argonaute (und wahrscheinlich ach die beiden anderen) im Verhältniss zum übrigen Thier einen Arm r, welcher zugleich Penis und Ductus deferens ist. Losgetrennt kann am ersten verglichen werden mit irgend einem andern Theil, welcher, tn einem lebenden Individuum getrennt, noch eine gewisse Summe ‚Lebenserscheinungen eine gewisse Zeit hindurch behält. Wie weit rücksichtlich des Maasses und der Dauer überhaupt gehen kann, ‚sich a priori nicht bestimmen und die Hectocotylen dürften in ser Beziehung alles bisher Bekannte hinter sich lassen. - Für die Art ihrer Bewegung kann nichts bezeichnender sein, als Laurillard, Delle Chiaje, Kölliker sie danach mit Bestimmtheit für tändige Thiere halten zu müssen glaubten und jeder künftige chter derselben wird sich des nämlichen Eindruckes nicht er- hren können '). Die Cireulation des Blutes im Hectocotylus ist, obschon ihr Weg unvollkommen bekannt ist, jedenfalls eine sehr lebhafte und rhyth- * Verany erwähnt vergleichsweise eine mehrere Stunden anhaltende Bewegung losgetrennter Kiemenpapillen von Eolidieen. 32 mische. Es ist»dabei zu erwähnen, dass auch in abgeschnittenen Ar-. men des Tremoctopus eine rhythmische Bewegung in den Venen von der Peripherie gegen das Centrum noch. eine halbe Stunde nach der Trennung vom Körper andauerte, obschon das Thier seit unbestimmter Zeit «todt» gewesen war. Die lange Contractilität getrennter Stücke von Gephalopoden, z. B. der Haut mit den Chromatophoren ist auch sonst bekannt. Doch war an den ganzen Argonautenmännchen der Hectocotylusarm der Theil, in welcheın die Reflexbewegung am 'spä- testen erlosch, sowie er auch anscheinend freiwillige Bewegungen zu machen viele Stunden fortfuhr, nachdem diese im übrigen Thier aufgehört hatten. Wie lang die Bewegung und Existenz überhaupt bei den Hectocotylen nach ihrer natürlichen Trennung noch fortdauert, ist | allerdings unbekamnt '), allein vermuthlich vor vollzogener Begattung eine ziemliche Zeit, wenn sie auch wohl nachher nicht lange mehr existiren. Ganz auffallend ist die Anwesenheit der als Kiemen gedeuteten Fortsätze bei Hectocotylus Tremoctopodis; da dieselben an anderen Cephalopodenarmen und Hectocotylen nicht vorkommen und sich, wie auch der Penis, an den isolirten Hectocotylen noch mehr zu entwickeln scheinen, so ist zu schliessen, dass der genannte Hectocotylus seiner ursprünglichen Bestimmung nach: eine längere isolirte Existenz haben muss. Aber auch die anderen Hectocotylen sind offenbar nicht zufällig einmal losgerissen, sondern ihrem Vorkommen, wie dem Bau ihrer An- heftungsstelle nach zur Lostrennung bestimmt?). Aller Wahrscheinlich- ” keit nach endlich findet der dünne Anhang des Hectocotylus bei Argo- nauta und Tremoctopus seinen Weg in die weibliche Geschlechtsöffnung erst nach der Lostrennung, denn man findet fast alle Hectocotylen mit ') Da. man nicht leicht gefangene Cephalopoden mit Hectocotylen lange genu wird halten können, so wird künftig auf das Vorkommen derselben in ver- | schiedenen Jahreszeiten besonders zu achten sein. Verany erhielt den Octo pus Carena zu verschiedenen Perioden, Kölliker im August und September | den Hectocotylus des Tremoctopus relativ häufig, der Argonaute dagegen) selten. Ich selbst fand vor Ende September die meisten Argonauten ohne Hectocotylen, dann aber und zu Anfang Octobers die Mehrzahl der grossen Exemplare damit versehen. Tremoctopoden erhielt ich Ende Juli und An | fang Augusis ziemlich häufig und meist mit Hectocotylen, einmal acht der letzteren an einem Tage. Später kamen Tremoctopoden nur einzeln vor} und enthielten keine Hectocotylen mehr. Diess ist mit Ursache der Lücken in den Angaben über Hectocotylus Tremoctopodis, indem ich irrthümliclt hoffte, das Material immer so zu erhalten wie in der ersten Zeit. shi | | 2) Wichtig ist die Entscheidung, ob noch Veränderungen in der Grösse un | Gestalt aller Hectocotylen vor sich gehen, nachdem sie losgetrennt sind, ob z. B. die Verwachsung der umgestülpten Hautränder bei Hectocotylus Argo nautae vor oder nach der Ablösung vom übrigen Thier geschieht. An mei. nen freien Exemplaren war überall die pigmentirte Kapsel bereits voll kommen gebildet. 33 Samen gefüllt und den Penis des Hectocotylus Tremoctopodis oft in augenscheinlich jungfräulichem Zustand. Bei den lebhafter windenden Bewegungen, welche der Anhang bei beiden Hectocotylen auch unab- hängig vom übrigen. Körper zu machen pflegt, ist diess leicht, möglich und mag bei Hectocotylus Tremoctopodis noch. erleichtert werden da- durch, dass an der anderen Partbie des Penis das Epithelium eine Menge Widerhäkchen bildet, indem der hintere Rand einer Zelle sich je über den nächsten erhebt. Dabei wird jedoch zu beachten sein, ob nicht Präliminarien des Begattungsactes die Lostrennung des Hectoco- tylus vom übrigen Thier erst vermitteln. Ist es nun ‚schon anatomisch merkwürdig genug, wie einzelne Cephalopodenmännchen. sich von ganz nahe stehenden Arten durch Anwesenheit des Hectocotylusarmes unterscheiden, so wird durch die berührten Verhältnisse die Stellung des losgetrennten Hectocotylus eine ‚so eigenthümliche, dass man immer wieder darüber in Zweifel oder zu dem Resultat kommen muss, dass auch hier die Scheidung zwischen selbstständig belebten Wesen und solchen, welche diess nicht sind, wie manche andere, nicht so sebarf ist, als sie die Schule aufzustellen pflegt. Es ist jedoch überhaupt kaum an der Zeit, etwas Theoretisches ‚abstrabiren zu wollen, so lang noch so viel Thatsächliches über die bekannten und vielleicht noch anderen Hectocotylusarten zu erforschen bleibt, wodurch alles Frühere wieder umgestürzt werden kann. ‘Denn die vorstehenden Angaben können bloss eine Weisung abgeben, nach welchen Richtungen künftige Untersuchungen zu unternehmen sein a ‚Ich resumire die Hauptpunkte in Folgendem: 4) Es kommen vollständige männliche Argonauten vor, welche sich -» on den hisher allein bekannten Weibchen durch den Mangel der Segel den zwei oberen Armen auszeichnen. 2) Diese männlichen Argonauten tragen den Hectocotylus Argonautae Delle Chiaje in einem gestielten Säckchen an der Stelle des dritten lin- ken Armes. 3) In dem Stiel ist das dicke Ende des Hectocotylus befestigt, wäh- end der eingerollte dünne Körpertheil frei ist. #) Dadurch, dass das Säckehen berstet und die Ränder sich um- h En, entsteht die pigmentirte Kapsel am Rücken des Hectocotylus. -5) Der Hode liegt im Hinterleib des ganzen Thieres, die äussere dung des Ductus deferens nahe an der Spitze des Hectocotylus- es, dessen dünner Anhang zugleich die Bedeutung eines Penis hat. 6) In der Axe des Hectocotylus liegt eine Kette von Ganglien. 7) Die Entwickelung von Hectocotylen als wurmförmige Embryonen 1 eigenen Eitrauben ist nicht anzunehmen. 8) Der Hectocotylus Octopodis Cuvier, welchen Verany als Arm nes Octopus nachgewiesen hat, ist von Hectocotylus Argonautae haupt- Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. IV. Bd, 3 34 sächlich durch die Grösse, die Anwesenheit einer Kapsel am freien Ende und seine Entwickelung als dritter rechter Arm des Octopus verschieden. 9) Der Hectocotylus Tremoctopodis Kölliker ist durch Kiemen, durch einen eigenthümlichen Bau des Ductus deferens und den Mangel der pigmentirten Rückenkapsel ausgezeichnet, aber er besitzt eine Ganglien- kette in der Axe, sein Penis ist eine dünnere Fortsetzung von dieser wie der Anhang des Hectocotylus Argonautae, seine mit einer Spalte versehene Hinterleibskapsel dem Lappen am Anhang des letzteren zu vergleichen. 10) Der Hectocotylus Tremoctopodis ist desshalb für analog den beiden anderen Hectocotylen zu halten, obschon ein Thier, als dessen Arm er sich entwickele, zur Zeit nicht bekannt ist. AA) Jeder Gephalopode mit Hectocotylusarm ist als Männchen der entsprechenden weiblichen Cephalopodenart anzusehen. 42) Die Hectocotylen sind bestimmt, sich vom übrigen Körper los- zutrennen und werden dann vom Weibchen beherbergt. 13) Sie haben in diesem Zustand anscheinend selbstständige Orts- bewegung und Circulation, enthalten reifen Samen und bei Tremocto- pus, sowie wahrscheinlich bei Argonauta findet eine Begattung mit den weiblichen Thieren statt. 44) Die Hectocotylen sind den Spermatophoren der übrigen Gepha- lopoden nicht analog; wohl aber hat der sogenannte Ductus deferens bei Hectocotylus Tremoctopodis Aehnlichkeit damit. 15) Die freigewordenen Hectocotylen können jedoch auch nicht als selbständige Thiere angesehen werden. Erklärung der Abbildungen. Beide Figuren sind etwas über viermal vergrössert. Fig. 1. Die vollständige männliche Argonaute von der linken Seite aus gesehen. Die Zahlen bezeichnen die Paare der Arme, der zweite und vierte Arm der linken Seite sind zusückgeschlagen, um zu zeigen, wie zwischen denselben und dem Mund an der Stelle des dritten Armes das Säck- chen, welches den Hectocotylus enthält, mit seinem Stiel angeheftet ist. Ueber die äussere Parthie des Säckchens erstreckt sich der Länge ‚nach eine kammartige Erhebung (s. $. 3). * gibt die Länge in natürlicher Grösse an. Fig. 2. Eine männliche Argonaute in derselben Lage, nur ist der Hectocotylus aus dem Säckchen hervorgetreten. ‘ Derselbe ist an seinem napftragenden Theil einmal völlig um seine Axe gedreht, so dass man ihn zuerst von der Seite, dann von oben, 35 dann von der anderen Seite, dann an der aufsteigenden Partie gerade von unten, und zuletzt wieder von derselben Seite wie anfangs sieht. Das festsitzende Ende des Hectocotylus ist noch von der pigmen- tirten Membran des Säckchens überzogen; weiterhin ist letztere an der Napfseite, gegen den Mund hin, der Länge nach eingerissen und durch die Rückwärtsbeugung des Hectocotylus so umgestülpt, dass man gegen die frühere Innenfläche des Säckchens sieht; die Chromatophoren schim- mern nur undeutlich durch. Die Ränder der Rissstelle liegen an der Concavität der ersten Biegung; ein Rand geht vor, der andere hinter dem dicken Ende des Hectocotylus vorbei, beide vereinigen sich bei * ) an der Rückseite. Zwischen den Rändern und dem weissen Streifen, | welcher den Samenschlauch (S. 9 u. ff.) anzeigt, ist eine Bucht, deren | Innenfläche von der früheren Aussenfläche des Säckchens gebildet wird (s. S. 5). Wo der napftragende Theil des Hectocotylus in den faden- förmigen Anhang (Penis) übergeht, erhebt sich am Rücken der Lappen, von welchem jederseits ein Saum sich auf den Anhang hinzieht (s. S. 7). Nachwort. Ich ergreife gerne diese Gelegenheit, um zu be- merken, dass ich an den von Hrn. H. Müller mitgebrachten Cephalo- poden mich von der Richtigkeit der wichtigsten der von ihm entdeckten Thatsachen überzeugt habe und mit der von ihm aufgestellten Ansicht 'von der Beziehung des Hectoeotylus Argonautae zur männlichen Argo- aute vollkommen übereinstimme. Ich habe, wie sich jetzt ergibt, einer Zeit zu viel Werth auf die Angaben von Maravigno und der adame Power gesetzt und mich hierdurch verleiten lassen, die Hecto- tylen als männliche Cephalopoden, die schon im Ei als solche ent- stehen, anzusehen. Nun ergibt sich, dass ich zwar in der Hauptsache echt hatte, als ich die Hectocotylen als zu den Cephalopoden gehörig anspruchte, dass dieselben jedoch nicht ganze Thiere, sondern nur reilich sehr sonderbar ausgestattete Theile derselben sind, die durch grosse Selbständigkeit der Organisation und Lebenserscheinungen Kölliker. Die Ossa suprasternalia von Professor Lusehka in Tübingen. Mit Tafel II, Von Breschet'), welchem man die erste genauere Auskunft über diese Knochen verdankt, werden dieselben als beim Menschen häufig auf dem - oberen Rande des Brustheigss vorkommende Bildungen bezeichnet, und als dem siebenten Halswirbel entsprechende Rippenrudimente gedeutet. Wie die mitunter am letzten Halswirbel beweglichen und vergrösserten vorderen Wurzeln der Querfortsätze als Vertebralenden von Halsrippen angesprochen werden, so sieht Breschet in jenen Knochen, die, wenn auch in keiner Continuität mit jenen stehenden, Sternalenden derselben. Die meisten Schriftsteller nach Breschet, machen bei Erwähnung der ossa suprasternalia den Eindruck, dass diese Theile niemals Gegen- stände ihrer Beobachtung geworden sind, wenn sie mit ganz unrich- tiger Angabe ihrer Lage ein nicht seltenes Vorkommen derselben melden. Wahre, als ursprünglich eigenthümliche Skeletbestandtheile auftretende ossa suprasternalia, gegenüber verschiedener in der Gegend ihres Vor- kommens erscheinender pathologischer knorpliger und knöcherner Neu- bildungen, gehören zu den allergrössten Seltenheiten. Ein Beobachter, dem eine reiche Erfahrung zur Seite steht, Ayrtl’), bekennt ganz frei- müthig, dass er jene Knochen niemals gesehen habe, wenn er nicht die im Ursprunge des Kopfnickers dreimal beobachteten Sesamknorpe dafür gelten lassen wolle. Nach der bei jeder Gelegenheit auf diese Gegenstand, in einer nicht geringen Anzahl von Sectionen gerichteten Aufmerksamkeit, muss ich glauben, dass, wenn Breschet ihr Vorkomme häufig nennt, er aus Vorliebe für die ihm besonders werth geworden Sache, Manches dahin rechnete, was eine ganz andere Deutung ver. langt. So ist es die Knorpelusur im Sternoclaviculargelenke, welche ’) Annales des sciences naturelles 4838. Tome X. p. 9. ®) Lehrbuch der Anatomie des Menschen. Prag 18146. S. 228. 37 ungemein bäufig an Leichen aus der schwer arbeitenden Klasse, worauf schon Crwveilhier ') aufmerksam machte, vorkömmt, und in deren Ge- folge nicht selten knorplige und knöcherne Neubildungen, zumal am - inneren Umfang des Geienkes, in Form abgerundeter und von Faser- masse umgebener Stücke auftreten, die, bei nicht genauer Nachforschung - und näherer Kenntniss der ossa suprasternalia als solche imponiren können, Wie vom Schlüsselbrustbeingelenk ausgegangene Neubildungen zu Verwechselungen Anlass geben können, so werden auch vom oberen Brustbeinrande ausgehende, sowie durch Entartungen des lig. inter- claviculare und der in der Nähe des oberen Semilunarrandes entsprin- genden Muskeln veranlasste Knochen- und Faserproductionen Täuschun- _ gen herbeiführen können. Von solchen der Pathologie anheimfallenden - Bildungen abgesehen, frägt es sich weiter, ob in den ossa supraster- nalia zufällige, wie ungewöhnlicherweise in den Ursprüngen mancher - Muskeln liegende oder bisweilen an der Kniescheibe vorkommende accessorische Knochenkerne, mit welchen letzteren sie Arnold?) gleich- bedeutend erscheinen, gegeben seien; oder aber ob sie in einem be- stimmten ursprünglichen Entwickelungstypus begründete Formen dar- stellen. Den Schlüssel für die Lösung dieser Frage finden wir erstens in einer gewissen Gesetzmässigkeit beim. Auftreten der ossa supra- siernalia nach Lagerung, Verbindung, Form; zweitens in der Verwandt- schaft dieser Verhältnisse an entsprechenden Theilen im Thierreich. Die folgende Darstellung nach zwei von mir beobachteten, völlig überein- stimmenden Fällen beim erwachsenen Menschen, und die Nachweisung ‚sehr übereinstimmender Verhältnisse am Brustbeine von Thieren, werden auf ein tieferes Entwickelungsmoment hinweisen. 4. Die Ossa suprasternalia des Menschen. Es ruhen diese Beinchen auf dem oberen, halbmondförmigen Aus- ‚schnitte des manubrium sterni, und zwar näher dem hinteren als dem orderen Rande desselben. Stets liegen sie, wie auch Breschet anführt, - der inneren Seite der Sternoclavieularartieulation, nicht aber, wie se?) u. A. bemerken, hinter den inneren Enden der ineisurae cla- ieulares. Wie auch meine Beobachtungen lehren, so fand es B. als Regel, lass je nur zwei symmetrisch angeordnete ossicula suprast. auftreten, sehr seltene Fälle erkannte er ein Zerfallensein in 3—4, aber in gleicher Weise regelmässig gelagerte Stückchen. Die Form der Kno- chen entspricht nahezu jener des os pisiforme der Handwurzel. Man yabrt eine freie mehr weniger convexe und eine plane, der Verbin- MN) Anatomie pathologique, IX. Livraison. p. 12. #) Handbuch der Anatomie des Menschen. Freiburg i./B. 1844. I. Bd. S. 365. #) Handbuch der menschlichen Anatomie, 2. Auflage. Hannover 1843. 8. 203. 38 dung mit dem Brustbeine dienende Fläche. Ein mehr eckiges, durch vier Flächen ausgezeichnetes Beinchen fand ich in einem meiner Fälle nur auf einer Seite. ‘Wenn man, wie ich auch aus B.'s Fällen sehe, die Grösse des Erbsenbeines als die durchschnittlich maassgebende ansehen kann, so lassen sich doch mehrfache Differenzen bemerken. Die Messung lieferte mir für die grösste Breite 4 Centim. 2 Millim.; für die grösste Höhe 8 Millim. Die ossa suprast. bestehen vorwiegend aus spongiöser Substanz, und zeigen an der Peripherie eine nur ganz dünne compacte Lamelle. Ueberzogen sind sie von einer verhältnissmässig dieken, dem Perioste ähnlichen Faserschichte, welche sehr fest adhärirt und durch Erfüllung des zwischen beiden Beinchen gebliebenen Zwischenraumes zur Ver- bindung derselben beiträgt. Der Zusammenhang jener Knochen mit dem Brustbeine wird in meinen Fällen durch eine Synchondrose vermittelt. Die der Ver- bindung dienende Knorpelmasse besitzt eine Dicke von 4 Milli- metre und zeigt sich in der der Kuochensubstanz zunächst liegen- den Sehichte aus hyalinem Knorpel mit meist nur vereinzelten, ein- fachen Knorpelkörperchen versehen, während man in der mittleren Parthie eine faserige Grundsubstanz mit vielen zusammengesetzten Knorperzellen findet. Es ist diese Synchondrose umgeben von einer stärkeren Schichte von jener dichten, die Knöchelehen überziehenden Faserhaut, in welcher man aber, zum Beweise ihrer Verschiedenheit von der Synchondrosenmasse, keine Spur von Knorpelzellen vorfindet. Die Beweglichkeit der Knochen fand ich bei dieser Verbindung nur sehr gering, doch liess sie sich mit Bestimmtheit schon vor der Prä- paration der mehrfach durch umgelagerte Theile verhüllten Beine zu- reichend nachweisen. Die Verbindung der oss. suprast. fand Breschet nicht für alle seine Fälle in der angegebenen Weise, sondern sah ein- mal eine wahre durch Geleuksknorpel und Synovialhaut gebildete sehr freie Articulation; mehrmals aber auch eine völlig unbewegliche,. ja durch Knochenmasse vermittelte Anfügung. Der Theil des oberen Brust- beinausschnittes, auf welchem sich die Beinchen zunächst ‚befinden, pflegt immer eiwas über das Niveau der Nachbarschaft erhoben und als eine Art von Gestell den Verbindungsllächen der oss. suprast. ent- sprechend, gebildet zu sein. Solcherlei Erhebungen am hinteren Rande des oberen Brustbeinausschnittes werden als nieht vertilgbare Spuren auf das Vorhandengewesensein der oss. suprast. hinweisen, wenn diese durch die Maceration u. dgl. verloren gegangen sind. Es hat diese Bemerkung vielleicht für Diejenigen einigen Werth, welche, im Besitze einer grösseren Anzahl von Brustbeinen, über das numerische Verhält-. niss bezüglich des Vorkommens der Suprasternalbeine Aufschluss geben möchten, 39 Die ossa suprasternalia besitzen ihnen eigenthümliche, sehr he- trächtliche Befestigungsbänder. An jedem Beinchen werden zwei Faser- bänder gefunden. Das eine liegt nach vorn, geht vom vorderen Rande der incisura semilunaris superior ab. und erstreckt sich bis gegen das obere Ende der vorderen Fläche eines Suprasternalbeines. Ich fand es 4 Centim. lang, 5 Millim. breit, weiss und vom Glanze der Sehnen- substanz. Da die Suprasternalbeine um 3—4 Millim. nach hinten vom vorderen Rand des halbmondförmigen Ausschnittes liegen, so steigt das Band merklich schief nach rückwärts aufwärts, Das Band am hinteren - Umfang ist etwas kürzer und schmäler, und bietet eine senkrechte - Richtung dar. So sehr diese Bänder durch Stärke und durch die - augenlällige Art ihrer Anordnung .entgegentreten, so finde ich ihrer - bei Breschet doch mit keiner Silbe erwähut, wenn nicht die Angabe _ einzelner Faserbündel im Umfange der Synchondrose darauf bezogen werden soll. Bei seiner Weitläufigkeit über den vorliegenden Gegen- stand würde Breschet, wären die Bänder ihm zu Gesichte gekommen, uns ausführlich berichtet haben. Mir scheint es aber aus Mehrerem hervorzugehen, dass ihm die Präparate immer mehr weniger verstüm- inelt zugekommen sind. Eine ganz besondere Berücksichtigung- verdient das Verhältniss der Nachbartheile zu den Suprasternalknochen. Hier ist es vor Allem der "Zwischengelenksknorpel des Sternoclaviculargelenkes, welcher eine nahe Beziehung zu jenen Knochen zeigt, indem er durch eine sehr feste _ Bandmasse mit dem äusseren Umfange derselben in Verbindung steht, resp. an sie befestigt ist. Dieses von Breschet gar nicht berührte Ver- hältniss scheint mir aber um so bemerkenswerther, als man bei einigen Thieren Verbindungen der Schlüsselbeine mit gesonderten, unseren ossa suprast. entsprechenden Knochenstücken findet und so der Deutung unserer Gebilde näher gerückt ist. Das lig. interclaviculare steht in keinerlei Beziehung zu jenen Knochen, indem es, durch ein straffes indegewebe von ihnen geschieden über sie hinweggeht. Auch das ordere und das hintere Verstärkungsband des Sternoclaviculargelenkes nichts mit ihnen zu schaffen, da sie nach aussen vor denselben ausbreiten. Ebenso findet sich, dass die mm. sternomastoidei nicht entfernteste Beziehung zu den ossa suprast. haben, indem die- mindestens 6 Millim. nach vorn von ihnen, unter dem vorderen e des oberen Brustbeinausschnittes ihre Insertionen finden. | 2. Die Ossa supra- resp. ante-sternalia bei Thieren. Die durch Wahrnehmung mehrerer ganz übereinstimmender Fälle Suprasternalknochen des Menschen gewonnene Ueberzeugung, dass nicht bloss zufällige Bildungen, gleich den bisweilen vorkommenden 40 supernumerären Knochenkernen an verschiedenen Skelet- und Muskel- partien gegeben seien, hatte schon Breschet zur Aufsuchung analo- ger Formen im Thierreiche veranlasst. Bei der eigenen Schwierigkeit der Deutung der Brustbeinbestandtheile der Amphibien, derjenigen Thiere, bei welchen nach Breschet mitunter ‚analoge Verhältnisse be- stehen sollen, wagte er nur für Trionyx einen bestimmten Ausspruch zu thun, indem er die dort das vordere Ende des Brustbeines bil- denden zwei Knochenlamellen auf die ossa suprast. des Menschen be- zieht. Da jedoch Rudolphi') jene Bestandtheile mit Rippen vergleicht, so muss ich, ohne jedoch in der Lage zu sein, darüber dureh eigene Untersuchungen entscheiden zu können, nach der bei Breschet vorberr- schenden Neigung, in den Suprasternalknochen des Menschen Rippen- rudimente zu sehen, bezweifeln, dass seine Deutung eine stichhaltige sei. Völlig unerklärlich aber ist es mir, dass Breschet neben seinen vielfachen Betrachtungen und Vergleichungen von Thierskeleten gerade jene Gruppe von Thieren übersah, bei welchen die ossa suprasternalia des Menschen am frappantesten vorgebildet sind. Es muss diess um so mehr befremden, als schon Cuwvier sowohl durch Text als Abbil- dungen bei Gürtelthieren auf Bestandtheile am Brustbeine hinweist, welche auf den ersten Blick an unsere Formen erinnern, und bei wei- terer Forschung ihre fast völlige Uebereinstimmung mit ihnen erkennen lassen. ‘Es sind verschiedene Arten von Dasypus, bei welchen ich die ossa suprasternalia des Menschen in einer höchst interessanten Weise und in bemerkenswerthen Uebergangsformen vorgebildet finde. Es ist Dasypus sexeinetus (Encoubert), bei welchem nach Cuvier ?) am vorderen Ende des Brustbeinhandgriffes zwei kleine Knöchelchen artieuliren, weiche Knorpeln zur Stütze dienen, die sie mit den Schlüssel- beinen in Verbindung setzen (Fig. 2 unserer Tafel enthält die Abbil- dung nach Cwvier) °). Bei Dasypus novemeinctus, wovon Hr. Prof. W. v. Rapp mir so- wohl ein junges Weingeistexemplar als auch das Skelet eines älteren Thieres zur Untersuchung zu überlassen die Freundlichkeit hatte, finde ich etwas andere Verhältnisse. Statt zweier gesonderter Knöchelchen ist am vorderen Rande des manubrium sterni nur ein Knochenstück, welches nicht durch ein Gelenk, sondern durch eine feste Knorpel- verbindung mit dem Handgriffe zusammenhängt und an dessen freiem !) Dissertatio sistens descriplionem Trionichos Aegyptiaci osteologiam. C. A, Mohring. Berolin. 1824, 2) Recherches sur les ossemens fossiles. Troisieme Edition. T. V. 4° partie. p- 132. pl. X. fig. 21. ®) Bezüglich des Vorkommens solcher Knochen am vorderen Rande des manubr. stern. vgl. auch die treffliche Monographie von W. v. Rapp: Ueber die Eden- taten. 2. Aufl. Tübing. 1852. S. 39. \ 5 4 vorderen Rande zwei abgerundete Höckerchen hervorragen, welche nach der äusseren Mittellinie hin zu einer flachen Rinne führen, so dass in _ dieser Anordnung sich also die Andeutung einer Scheidung in zwei ge- sonderte Stücke zeigt, welche in Dasypus sexeinetus zur völligen Realisi- rung gekommen ist. Mit jenen rundlichen Höckerchen (vgl. Fig.3«) stehen die Schlüsselbeine nicht durch die Vermittelung eines Knorpels, son- dern ganz direct durch eine Bandmasse in Verbindung. Ich fand an dem knorpellosen vorderen Ende des Schlüsselbeines ein 5 Millim. langes rundliches Band — als bandartige Verlängerung der Clavicula — welches aus feinen elastischen und Bindegewebsfasern gebildet ist und, zum Theil mit dem Perioste verschmelzend, sich an das Ende eines Höckerchens inserirt. In der Nähe der Insertionsstelle findet sich ein _ kurzes, die beiden bandartigen Enden der Schlüsselbeine verbinden- - des Bändchen von der oben bezeichneten Zusammensetzung — ein lig. _ interelaviculare. Bei dem Weingeistexemplare fand ich jenes Antesternalstück noch - knorplig, während, mit Ausnahme des Endes vom Schwertfortsatz die Brustbeinstücke völlig verknöchert waren. Bei der Gesammtlänge des Brustbeines von 5, Centim, ist jenes Stück 4 Millim. hoch und '/, Centim. breit. Der Handgriff des Brustbeines ist verhältnissmässig sehr breit ‚(1% Centim.) und trägt das auffallend breite vordere Ende der ersten Rippe, sowie gemeinschaftlich mit dem folgenden Stücke das viel dun- nere Sternalende der zweiten Rippe jederseits. Es folgen noch drei gesonderte sehr schmale Brustbeinstücke und dann der sehr lange, zum Theil'knöcherne, zum Theil knorplige Schwertfortsatz, welche wie beim jenschen durch ein jederseits von den unteren ala Rippen ab- gehendes Faserband befestigt ist, bei Dasypus aber auf beiden Seiten nit einer Rippe in einer articulirenden, mit dem vor ihm liegenden ustbeinstücke in einer Synchondrosenverbindung steht. Ob die bei Priodontes gigas am vorderen Ende des Brustbeines Ya Zoll lang hervorragenden abgerundeten Fortsätze, welche ich an dem Skelete eines älteren Thieres als directe Verlängerungen der Knochen- bstanz des manubrium sterni finde, hierher zu beziehen seien, will ich unentschieden lassen. Darnach, dass sie zur Verbindung mit den chlüsselbeinen dienen, sowie nach ihrer Form und Lage ist es nicht 1 bezweifeln, dass sie den Antesternalknochen der genannten Dasypus- sehr nahe kommen. Vielleicht dass bei jüngeren Exemplaren ® Fortsätze einige Zeit durch Knorpelscheiben getrennte Stücke dar- en, was dann allerdings die völlige Identität nicht verkennen liesse. eressant ist es inzwischen, wie bei den bezeichneten Thieren die erbindungsweisen der menschlichen Suprasternalbeine durch Synchon- °, Gelenk und Synoste, wenn auch die beiden letzteren beim Men- ‘hen nur ganz ausnahmsweise, wieder gefunden werden. 42 Diese Hinweisung auf Thierformen dürfte, wie ich glaube, geeignet sein, die Beziehung der Suprasternalknochen des Menschen anschaulich und einleuchtend zu machen. Wenn man: bedenkt, dass ein Theil der vorderen Schlüsselbeinverbindung, die cartilago interartieularis, durch eine besondere Bandmasse beim Menschen mit je einem Suprasternal- knochen im innigen Zusammenhange steht, und andererseits sieht, wie die besonderen nach Form, Lage und Verbindung den menschlichen ossa suprast. entsprechenden Beinchen am vorderen Brustbeinende der Gürtelthiere, ebenfalls der Schlüsselbeinverbindung dienen, so wird wohl Niemand die Vergleichung der Verhältnisse eine gezwungene nennen können, und mindestens der Deutung der ossa suprasternalia nach ihrer Beziehung zur vorderen Schlüsselbeinverbindung vor der Ansicht Bre- schel’s den Vorzug geben, welcher ohne irgend eine zureichende Moti- virung ihnen die Bedeutung von Rippenrudimenten zuschreibt, Erklärung der Abbildungen. Fig. 1. Manubrium sterni eines 40jährigen Mannes mit ossa suprasternalia. Das os suprasternale a der einen Seite ist in seinem völligen Zusammen- hang mit der cartilago interartlic. des Sternoclaviculargelenkes durch das Band 5b. An der vorderen Seite sieht man das lig. fibros. anlie. c des os suprast. Auf der anderen Seite ist die cartilago interartic., sowie das lig. fibros. antic. entfernt, um die Form, Verbindung und Lage- rungsweise des os. suprast. auf eine Erhöhung des hinteren Umfanges der incisura semilun. sup. anschaulich zu machen. Fig. 2. Zeigt das Brustbein von Dasypus sexcinetus nach Cuvier, mit den hier ganz isolirten ossa antesternalia a a. Fig. 3. Darstellung des Brustbeines von Dasypus novemeinctus in natürlicher Grösse (nach eigener Untersuchung). Die ossa antesternalia erscheinen in einen Knochen verschmolzen, welcher mit abgerundeten Höckern a a endet und zur Verbindung der bandartigen Sternalenden der Schlüssel- beine bestimmt ist. püeber den Bau der Cutispapillen und die sogenannten Tastkörperchen | R. Wagner's von | 2 A. Kölliker. j Mit Tafel III und IV. R. Wagner hat in der neuesten Zeit über das Verhalten der Ner- ven in der Haut Mittbeilungen gemacht (Allg. Zeitung. Jan. Febr. 1852, it. Nachricht. Febr. 1852), denen zufolge dieselben bisher ganz un- richtig aufgefasst worden wären. Wagner scheidet nach Untersuchun- zen G. Meissner’s und seiner selbst, die au der Haut der Handfläche angestellt wurden, die Papillen in nervenführende und gefässhaltende. Erstere sollen ein besonderes ovales Körperchen in ihrer Axe enthalten, wie aus hintereinanderliegenden sack- oder bandförmigen Schichten ebe und im Ansehen einem Tannzapfen gleiche, ein Gebilde, das ‚als einen eigenen physikalischen Sinnesapparat betrachtet und mit dem Namen « Tastkörperchen», Corpusculum tactus, belegt. Die Ner- en söllen als 4—3 dunkelrandige feine Röhren von unten oder auch seitlich an diese Körperchen treten und in denselben frei oder leicht in feine Aeste getheilt enden. Am reichlichsten fand W. diese orchen in den Fingerspitzen, je weiter gegen die Handwurzel um pärlicher, — Ich habe mir angelegen sein lassen, diese mit grosser estimmtheit gemachten Angaben auch meinerseits einer Untersuchung o unterziehen, um so mehr, da Wagner grosse Hoffnungen für die ologie des Tasisinnes an dieselben knüpft, und hat sich: mir hier- folgendes Resultat ergeben. Die Papillen bestehen, abgesehen von Gefässen und Nerven, vor- lich aus einem bald mehr homogenen, bald deutlich fibrillären leim- en Gewebe, welches vom Bindegewebe zu sondern kein Grund handen ist, aus feineren elastischen Fasern in verschiedenen Ent- Vickelungszuständen (als spindelförmige Zellen [Bindegewebskörperchen 44 Virchow], Zellennetze, isolirte feine elastische Fasern und Fasernetze). Diese Elemente sind so vertheilt, dass man an den meisten Papillen - eine Rindenlage und einen Axenstrang deutlich unterscheidet (Fig. 15. 46). In jener verlaufen die Faserelemente longitudinal und ist das Bindegewebe oft deutlich fibrillär, abgesehen von der ober- Nlächlichen Schicht, die einen hellen homogenen, jedoch nicht isolirbaren Saum bildet; in dieser ist dagegen die Substanz mehr gleichartig und hell und an manchen Orten durch quer verlaufende elastische Elemente von der äusseren Lage abgegrenzt. Sind diese letzteren wirkliche feine elastische Fasern und nicht zu dicht gelagert (Fig. 15. 16), so wird Niemand hieraus Veranlassung nehmen, dieselben als etwas Besonderes zu bezeichnen, anders, wenn dieselben in unentwickelter Form sehr eng beisammenstehen, wie dies bei den Wagner’schen Tastkörperchen der Fall ist. Diese sind nämlich nichts Anderes als die schon von mir gesehene helle, von queren Kernen und Kernfasern bezeichnete Axe, die bei Vermeidung von Reagentien nicht anders erscheint als ich sie in Fig. 4 meiner mikroskopischen Anatomie zeichnete. Natron causlieum dilutum, dessen ich mich zur Erforschung des Nerven- verlaufes in den Papillen fast allein bediente, zeigt dieselben häufig ebenfalls nicht schärfer begrenzt, daher ich diesem Theile weiter keine Aufmerksamkeit zuwandte, wogegen Essigsäure, die Wagner und Meissner gebrauchten, solche Axen von Papillen, wenn auch nicht immer, doch in den meisten Fällen als ovale oder ceylindrische schärfer begrenzte Körper erscheinen lässt (Fig. 4—43. Fig. 17. 15), denen zahl- reiche Querstreifen, wenn man will, eine gewisse Aehnlichkeit mit einem Tannzapfen geben. Dem feinen. Baue nach besteht ein sol- cher «Axenkörper», wie ich ihn nenne, nicht aus übereinander- gelagerten Schichten oder Scheiben, wie Wagner vermuthet, sondern aus einem Strange von homogenem Bindegewebe, der auf Querschnitten und bei der Ansicht von oben am deutlichsten erscheint, und einer äussersten meist einfachen Lage von unentwickeltem elastischem Gewebe, das in Form von spindelförmigen, mehr oder weniger in feine. Fasern ausgezogenen, wahrscheinlich untereinander verbundenen Zellen mit kür- zeren länglichen Kernen, welche letzteren auch W. sah, den Binde- gewebsstrang, der hie und da auch im Innern solche Körperchen zu enthalten scheint, der Quere nach dicht umspinnt. Morphologise ist also ein solcher Axenkörper nicht gerade besonders eigenthümlie gebaut, schliesst sich vielmehr an die von wirklichen elastischen Faser umgebenen Axen gewisser anderer Papillen (2. B. der Fusssohlen) namentlich die oft unentwickelten Spitzen derselben (Fig. 15), und a die umsponnenen Bindegewebsbündel, wie sie ja auch in der Cuti sich finden, eng an, und liegt die Differenz vorzüglich darin, dass der selbe mehr unentwickeltes clastisches Gewebe enthält, was sich 45 den Papillen, die ja überhaupt, verglichen mit der Cutis selbst, aus mehr embryonalem Gewebe bestehen, leicht begreift. Das Vorkommen anlangend, so finden sich Axenkörper von der beschriebenen Art nur in gewissen Papillen, und zwar, so weit meine bisherigen Untersuchungen reichen, nur in der Handfläche, den rothen Lippenrändern und der Zungenspitze, nicht an den Zehen, der Brust, dem Rücken, der Glans penis, den Nymphen, spur- weise am Handrücken und der Fusssohle. In der Hand (Fig. 1—9) zeigen sich dieselben besonders in den zusammengesetzten Papillen in besonderen mehr weniger hervortretenden, meist kürzeren, manch- mal längeren Spitzen, je zu einem oder zweien, seltener in isolirten einfachen Papillen, und zwar als ovale oder walzenförmige Gebilde von _ %—*/, der Breite der Papillenspitzen und '%, "— 4 der Länge der- | selben, die an den Fingerbeeren je in der zweiten bis vierten Papille anzutreffen sind, am ersten Gliede dagegen auf 4” Länge nur noch in 2—6 Papillen sich finden und in der Hohlhand selbst noch spärlicher sind. Häufig sind hier die Axenkörper besonders nach Essigsäurezusatz stellenweise eingeschnürt, selbst spiralig gedreht, so dass oft eine gewisse Aehnlichkeit mit einem ähnlich behandelten umsponnenen Binde- gewebsbündel und einem Spiralschweissgange entsteht. Am Rücken ‚der Finger und an der Ferse zeigten sich bei mehreren Individuen keine Axenkörper in den Papillen, in einigen Fällen waren dieselben jedoch auch hier ganz vereinzelt und klein in einigen wenigen Papillen vor- handen (Fig. 40. 47). — In den Lippen sahsich bei zwei Individuen ähnliche Axenkörper wie in der Hand, bei einem dritten Individuum fehlten sie. Dieselben fanden sich nur in dem Theile des rothen Lippen- randes, der bei geschlossenem Munde sichtbar ist, waren ganz winzig and sassen zum Theil in hervorragenden kleinen Spitzen grösserer Pa- pillen zum Theil in Vertiefungen zwischen zwei Ausläufern von. solchen (Fig „44—43). In der Zunge, in der nach Wagner etwas seinen Tast- rperchen ähnliches sich zu finden scheint, sah ich in zwei Fällen ne Axenkörper, traf sie dagegen in einem dritten ziemlich hübsch ı den Papillae fungiformes der Zungenspitze (ob sie in den hinteren sich finden, weiss ich nicht), wogegen sie in den filiformes eircumvallatae fehlten. Sie sassen hier zu einem oder mehre- an der Spitze der Hauptpapille, ohne in die einfachen Ausläufer :lben sich zu erstrecken und waren auch wohl wie am Boden es von den einfachen Papillen umsäumten Endgrübchens enthalten g. 18). I! “ Bezüglich auf den Verlauf der Nerven in der Haut, so bestätigt Wagner die von mir auch beim Menschen aufgefundenen Theilungen Peimitivröhren in den Endplexus, die ich neulich auch in der ‚ den Lippen und der Zunge sah, und behauptet ferner, dass ee u pe 46 wenigstens in der Handfläche nur die Papillen Nerven enthalten, die die beschriebenen Axenkörperchen besitzen, während. dieselben der Gefässe entbehren. Anlangend die letzten: wichtigen Punkte, so wissen Alle, die genauer mit der Untersuchung der Haut sich beschäftigt haben, dass bei weitem nicht in allen Papillen Nerven aufzufinden sind, es nahnı jedoch, angesichts der Schwierigkeit der Auffindung der Nerven in einem derben Organe, wie die Haut, Niemand hiervon Veranlassung, die althergebrachte Ansicht, dass jede Papille Nerven enthalte und mit- hin Gefühlswärzchen sei, zu verwerfen. Wagner, dem nach Beobach- - tung des scharf umschriebenen Axenkörpers der Papillen in der Hand auffiel, dass derselbe nur in gewissen derselben sich finde, die zugleich auch Nerven zeigten, musste dies nahe liegen, und gelangte derselbe so zu der angeführten Behauptung. Was mich betrifft, so finde ich bei wie- der aufgenommener und anhaltend fortgesetzter Untersuchung der Haut der Handfläche, dass in der That die Papillenspitzen oder selbständigen Papillen mit Axenkörpern in den meisten Fällen dunkelrandige Nerven sehr deutlich zeigen, allein hieraus möchte ich denn doch vorläufig wenig- stens noch nicht den Schluss ableiten, dass die anderen Papillen keine Nerven und nur Gefässe besitzen. Wenn man bedenkt, dass, wenn auch verhältnissmässig sehr selten, auch gefässhaltige Papillen der Hand ohne Axenkörper dunkelrandige Nervenröhren enthalten, ferner, dass auch an anderen Orten, wie an der Sohle (Fig. 16), den Lippen, solche Papillen sich finden, endlich, dass die Untersuchung der Hautnerven eine sehr schwierige ist, so wird es gerathener erscheinen, sich in dieser Frage für einmal eines bestimmten Urtheiles zu enthalten, um so mehr, da die Möglichkeit vorliegt, dass ähnliche blasse marklose Nervenröhren, wie ich sie in der Haut der Maus entdeckte, auch beim Menschen sich finden. Immerhin bin ich nicht abgeneigt, darin W. beizustimmen, dass ip der Handfläche fast nur die Papillen mit Axen- körpern dunkelrandige Nerven führen, denn es ist allerdings sehr auf- fallend, dass in diesen Papillen die Nerven so leicht und sicher zur Anschauung kommen; was dagegen die allfällige Existenz von mark- losen Fasern in den Papillen ohne Axenkörper betrifft, so ist es sicher verfrüht, sich hierüber zu äussern. Was die Gefässe anlangt, so ist es nicht richtig, wenn solche den Papillen mit Nerven unbedingt ab- gesprochen werden. Bei zusammengesetzten Papillen führen allerdings die Spitzen mit Axenkörpern und Nerven häufig keine Gefässe, andere Male enthalten jedoch auch sie eine Gapillarschlinge (Fig. 9) und noch häufiger ist dies bei den einfachen Papillen mit Nerven der Fall (Fig. 6. 40). In der Lippe enthalten die nervenhaltigen Papillen, mögen sie Axenkörper besitzen oder nicht, die meisten, vielleicht alle Gefässe, und finden sich verhältnissmässig nur wenige Papillen, in denen keine Nerven sichtbar zu machen sind. Die Zunge hat in den 47 grösseren Papillen alle Gefässe und Nerven, dagegen habe ich bisher in den im Epithel vergrabenen einfachen Papillen keine Nerven finden können. — Wie die Nerven in anderen als den genannten’ Hauttheilen sieh verhalten, ist noch zu erforschen. Auffallend ist mir, dass man selbst an der Fusssohle so selten dunkelrandige Nerven in den Papillen ‚selbst wahrnimmt, ja, dass dieselben an manchen Orten selbst. gar nicht zu finden sind. Weitere Forschungen werden zu ermitteln haben, wie weit dunkelrandige Nerven in den Papillen der Haut verbreitet sind, m statt derselben vielleicht marklose Fasern sich finden oder vielleicht an gewissen Orten die Nerven gar nicht in die Papillen eindringen, sondern mit den bekannten oberflächlichen Netzen an der Basis der ‚Papillen enden. Den Verlauf der dunkelrandigen Nerven in den Papillen der "Hand anlangend, so irrt Wagner, wenn er behauptet, die von mir gezeich- neten Nervenschlingen seien Blutgefässe. Wagner hat die Nerven der etreffenden Papillen nur unvollständig gesehen, vielleicht weil er auch jatron zur Erforschung derselben anwandte, das dieselben leichter zer- Ich habe in der neuesten Zeit, wenn es mir auf die chemischen Verhältnisse ankam, nur Essigsäure gebraucht und hierbei Folgendes esehen. Jede Papillenspitze oder Papille mit einem Axenkörperchen ält in der Regel zwei, oder wie dies an den Fingerbeeren häufig st, vier dunkelrandige Röhren, die, umgeben von Neurilem (Fig. 1—9 b), das den bisherigen Beobachtern entgangen ist, als ein feines Nerven- stämmehen von 0,006 — 0,012” Breite, stark geschlängelt, durch die xe der Papille bis zum unteren Ende des Axenkörpers aufwärts ziehen. verliert sich der Nerv häufig dem Blick (Fig. 9. 42), so dass man, p es Wagner begegnet ist, zum Glauben verleitet werden kann, selbe dringe in das Körperchen ein, das wie auf einem Stiel auf iselben sitze, und ende. Untersucht man jedoch viele frische mit äure behandelte Präparate, so gewinnt man die bestimmte Ueber- ugung, dass dies nur Schein ist, dass vielmehr die Nervenröhren Ausserlich an dem Axenkörperchen entweder bis zur Spitze der Papille er bis nahe an dieselbe heraufgehen. Indem sie dies thun, bleiben ben entweder beisammen oder nehmen einen isolirten Verlauf an. beiden Fällen wird ibr Neurilem äusserst fein und scheint sich end- ganz zu verlieren, und zeigen dieselben zu den Axenkörperchen werschiedenes Verhalten, indem sie entweder mehr geraden We- 8, wenn auch geschlängelt, an denselben heraufgehen (Fig. 1—#), wie es besonders bei vier Nervenröhren häufig geschieht, diesel- mit einer oder einigen Spiraltouren umspinnen (Fig. 6 u. 8). das eigentliche Ende der Nervenröhren kann ich auch jetzt sht anders mich äussern als früher, indem ich auch jetzt wieder ohlingen mit aller Bestimmtheit in mindestens sechs Fällen gesehen 48 zu haben glaube (Fig. 1—5, 8). Die Beobachtung derselben ist jedoch sehr schwierig und gelingt in vielen Fällen trotz aller angewandten Mühe nicht, und will ich daher, da Jeder irren kann, es Niemand verwehren, die Endigungsweise der Papillennerven noch für unausgemacht zu be- trachten oder an freie Endigungen zuglauben, die vielleicht auch vor- kommen, wenigstens dem Scheine nach sehr häufig sich darbieten. Ich gebe, was ich gesehen, nach bestem Wissen, und bin ebenso wenig auf Schlingen versessen, als ich in denselben ein Gespenst sehen kann: Das ist mir jedoch ausgemacht, dass Wagner die Nerven der Papillen nicht so weit als es möglich ist, verfolgt hat, und daher für einmal wenigstens nicht beanspruchen kann, in. dieser Sache ein entscheiden- des Wort mitzureden. Wie die Nerven in den Papillen der Lippen, der Zunge und anderwärts ausgehen, habe ich noch nicht mit Be- stimmtheit gesehen, nur das glaube ich auch für die erstgenannten Theile aussagen zu dürfen, dass dieselben nicht in den Axenkörpern enden, sondern an denselben entweder nur vorbeigehen oder sie um- spinnen. In den Lippen fand ich in einem Falle hübsche Nerven- knäuel in kleinen oder an der Basis der grösseren Papillen (Fig. 14). Suchen wir die mitgetheilten anatomischen Daten mit den Empfin- dungserscheinungen der Haut in Einklang zu bringen, so stossen wir auf bedeutende Schwierigkeiten. Die feinere Anatomie der Haut, wie sie jetzt vorliegt, muss sich als unfähig ‚bekennen, in allen -Papillen oder auch nur in der Mehrzahl derselben Nerven nachzuweisen, und doc ergibt das Experiment, dass, wenn auch nicht mit derselben Schärfe, 7 doch alle Stellen der Haut empfinden. Ich hoflte Wagner’s Behauptung von dem Mangel von Nerven in. vielen Papillen experi-” mentell in der Weise an mir prüfen zu können, dass ich mit einer” feinsten englischen Nähnadel verschiedene Körpergegenden auf ihr Em- pfindungsvermögen untersuchte. Anfangs glaubte ich auch in der Thal gewisse Stellen ganz unempfindlich zu finden, während andere schor bei der leis@sten Berührung Empfindung verursachten, allein eine wei- tere Verfolgung der Versuche ergab, dass oft eine und dieselbe Stelle kd sensibel war, bald nicht, so dass ich schliesslich zum Resultate kam, dass alle kleinsten Stellen der Haut empfinden. Da nun schon in der Hohlhand die nervenhaltenden Papillen äusserst spärlich sind und anderwärts nur sehr selten oder selbst gar nicht sich nachweise lassen, so bleibt nichts anderes übrig, als entweder in vielen Papillei marklose Nervenröhren anzunehmen oder zu den Nervennetzen an de Basis der Papillen seine Zuflucht zu nehmen. Ich würde die letzt Erklärung unbedingt vorziehen, wenn nicht 4) auch diese Netze ai vielen Orten so ungemein spärlich wären, und 2) schon die leichtes Berührung der Epidermis Sensation erzeugte, so aber glaube ich dies Frage vorläufig offen erhalten zu sollen. 49 EB. H.;Weber hat in seiner letzten ausgezeichneten Abhandlung über den Tastsinn zu beweisen gesucht, dass nur die Nervenendigungen in der Haut, nicht aber die Fasern in den Nervenstämmen, die Gefühle des Druckes, der Wärme und Kälte vermitteln und die Vermuthung ausgesprochen, dass freilich noch unbekannte mikroskopische Tastorgane in der Haut sich befinden. R. Wagner glaubt nun in der That in sei- nen sogenannten Tastkörperchen diese Organe gefunden zu haben, und [per auch schon die Ansicht aus, dass dieselben, welche er aus > = "ee... übgreinandergeschichteten Häuten, welche in den Zwischenräumen eine sehr kleine Quantität von Flüssigkeit enthalten, gebildet glaubt, wie elastische Kissen, wie eine mit Wasser gefüllte Blase sehr geeignet seien, Eindrücke von der Oberhaut aus an ihrer gegen dieselbe gerichteten - Spitze aufzunehmen und zu den an und in ihnen liegenden Nerven- enden fortzupflanzen. — Meiner Meinung nach lässt sich Weber's An- nahme von der grösseren Sensibilität der Nervenenden in der Haut _ kaum bezweifeln, dagegen ist a priori kein Grund einzusehen, warum zur Vermiltelung derselben besondere noch unbekannte Organe vor- handen sein sollen, warum nicht ebenso gut die schon yon mir be- zeichneten Momente: der mehr isolirte Verlauf der Nervenröhren in den Papillen und Endplexus, ihre Feinheit, oberflächliche Lage und die Zartheit oder der Mangel des Neurilems zur Erklärung _ vollkommen ausreichen. Dass Wagner’s sogenannte Tastkörperchen, meine Axenkörper, keine solchen Tastorgane im Weber’schen Sinne ind, ist leicht zu zeigen. Abgesehen davon, dass Wagner’s Angaben über ihren Bau nicht richtig sind, und dass die Nerven nicht in ihnen ausbreiten, sondern nur aussen an ihnen vorbeilaufen, um in anchen Fällen selbst über ihnen zu enden, finden wir, dass alle esentlichen Functionen der Haut auch ohne solche Körper- en zu Stande kommen. Die Empfindungen von Wärme und Kälte, ler Wollust, des Kitzels, des Druckes, des Stechens, Brennens, Schmerzes finden sich zum Theil an der ganzen Haut, zum Theil an en, wo solche Körperchen durchaus fehlen, was zur Genüge zeigt, dieselben nicht im Entferntesten die Bedeutung haben, die { ihnen zugeschrieben hat. Immerhin sind sie wohl nicht msonst an den Stellen angebracht, an welchen das Gefühl für Druck feinsten ist, die wir vorzüglich als Tastorgane gebrauchen, an den gerbeeren, der Zungenspitze, dem Lippenrande, und betrachte ich selben als Theile, welche vermöge ihrer Zusammensetzung vor- aus derbem unreifem elastischem Gewebe den Papillen- itzen eine gewisse Festigkeit verleihen und den Nerven als eine härtere Unterlage dienen, wodurch bewirkt wird, dass ein ‚ welcher an anderen Orten noch nicht im Stande ist, die Nerven ‚comprimiren, hier einwirkt: Dieselben würden somit ähnlich den Zeitschr. 1. wissensch, Zoologie, IV. Bd, 4 50 Phalanxknochen und den Nägeln nicht wesentlich und unumgänglich nothwendige Organe für die Druckempfindung und das Tasten sein, sondern nur diese Functionen zu einer grösseren Schärfe befähigen als sonst. Will man sie in diesem Sinne Tastkörperchen nennen, so habe ich nichts dagegen, nur sind dann die Phalangen und Nägel, die Fühl- haare der Thiere u. s. w. mit demselben Rechte als Tastkörper zu bezeichnen. Bis jetzt habe ich mich rein an das Thatsächliche gehalten. Zum Schlusse möchte ich jedoch noch einige Worte an Hro. R. Wagner rich- ten, der in der neuesten Zeit sich bewogen gefunden hat, meine Ein- sprache gegen verschiedene seiner Behauptungen unfreundlich, nicht gentlemanlike, nicht zart zu nennen, und mich sogar in einem öffent- lichen Blatte «ethischer Verirrungen » zu bezichtigen. Ich habe meine desfallsigen Publicationen wiederholt durchgelesen, ohne im Stande zu sein, etwas Anderes in denselben zu finden, als ein allerdings ganz entschiedenes und auch von mir so beabsichtigtes Entgegentreten gegen manche mir nicht begründet erscheinende, jedoch mit grosser Zuver- sicht ausgesprochene Behauptungen Hrn. Wagner’s, und muss daher dessen Aeusserungen, als auf subjectiver Auffassung beruhend, ansehen, deren Werth ich Anderen zur Beurtheilung überlasse. Was Hrn. Wagner’s Auf- treten in der Allgemeinen Zeitung betrifft, so kann ich dagegen nicht um- "hin, dasselbe als nicht ganz im Einklang mit den Anforderun- gen zu finden, welche derselbe an Andere stellt. Wenn wissen- schaftliche Fragen vor dem grossen Publikum besprochen werden sollen, so ist dies meiner Meinung nach nur in ganz allgemeiner Weise und bei vollkommen festgestellten Materien erlaubt; geschieht dies nicht, werden noch unreife Gegenstände, streitige Fragen oder gar persön- liche Beziehungen vor dieses Forum gebracht, so erweckt der Vertreter derselben. nicht nur kein günstiges Vorurtheil für sich, sondern schadet der Wissenschaft und sich selbst. Auf solcherlei Erörterungen werde ich jetzt so wenig wie später eingehen, dagegen bin ich stets bereit, am gehörigen Orte wissenschaftliche Fragen zu besprechen. Wenn ich hierbei manchmal bestimmter mich äussere, als ich es selbst wünsche, so geschieht dies sicherlich nicht aus einer Ueberhebung meiner selbst, von der ich mich freisprechen zu dürfen glaube, indem ich so gut wie Andere weiss, wie sehr unser Wissen Stückwerk ist, sondern nur weil ich es im Interesse der Wissenschaft für nöthig erachte, Behaup- tungen und Angaben, welche mir nicht stichhaltig oder nicht hinläng- lich festgestellt erscheinen, mit eben der Entschiedenheit gegenüber- zutreten, mit der sie ausgesprochen wurden. Dass meine Bemühun- gen in diesem Sinne nicht immer ohne Erfolg sind, das hat, wie ich glaube, gerade die neueste Geschichte der feineren Nervenanatomie gezeigt, und sehe ich in dieser Beziehung ruhig dem Urtheile aller 2 re nn nn > ce ae wen 51 _Derer entgegen, denen nichts als der Fortschritt der Wissenschaft am ’ en liegt. Würzburg, am 26. Februar 1852. Erklärung der Abbildungen, Et Alle Figuren sind bei 350maliger Vergrösserung und nach Behandlung _ der Objecte mit Essigsäure gezeichnet. In allen bedeuten folgende Buchstaben Axenkörper; Nervenstämmchen zum Theil mit Neurilem; Nervenendigungen; Capillarschlingen. 4—9. Papillen der Volarfläche der Hand, in specie der Finger- beeren mit Axenkörpern und Nerven. 41. 2. 3. 4. Einfache Papillen ohne Capillaren mit zwei in verschiedenen Höhen schlingenförmig verbundenen Nervenröhren. 5. Ebenso mit vier Nervenröhren, die zwei Schlingen bilden. 6. Einfache Papillen mit zwei Nervenröhren, die den Axenkörper spiral- förmig umgeben, ohne eine sıchtbare Schlinge zu bilden, und einer Capillarschlinge, deren Kerne hier gezeichnet sind. 7. 8. 9. Zusammengesetzte Papillen mit einem oder zwei Axenkörpern und dazu gehörenden je zwei Nervenröhren, die in 7 ziemlich hoch heraufgehen, ohne zusammenzuhängen, in 8 verbunden sind, in 9 nur bis an die unteren Theile der Axenkörper sich verfolgen liessen. 7. 8 haben in besonderen Spitzen je eine Capillarschlinge, 9 ebenso, ‘ ausserdem noch zwei solche in den Spitzen, die die Axenkörper tragen. ig. 40. Papille vom Rücken eines ersten Fingergliedes mit Capillarschlinge, Axenkörper und zwei Nervenröhren. g. 41— 44. Papillen vom rothen Lippenrande. z. 41. Papille mit einem kleinen Axenkörper in der Spitze, zwei Nerven- n röhren, deren Ende nicht sichtbar ist, und Capillaren. . 42. Papille mit zwei kleinen Axenkörpern in zwei hervorragenden Spitzen. Zu dem einen liess sich nur ein Nervenröhrchen auffinden. Capillaren nicht sichtbar. . 43. Papille mit zwei gefässhaltigen Spitzen. Axenkörperchen in der Mitte i zwischen beiden. 44. Papille mit Capillarschlinge und vier Nerven, die mehr in ihrer Basis _ einen Nervenknäuel e (ohne Axenkörperchen) bilden. 45—47. Papillen von der Fusssohle. 5. Papillenspitze ohne sichtbare Nerven. Die Rinde derselben zeigt lon- gitudinale feine elastische Fasern, die Axe, die die nicht sichtbare Capillarschlinge enthält, ist von queren feinen elastischen Fasern um- gürtet, die an der Spitze minder entwickelt sind und eine Andeutung eines Axenkörperchens darstellen. 46. Eben solche Papille mit deutlicher Capillarschlinge und ohne Spur eines Axenkörperchens. Von Nervenröhren ist nur eine sichtbar. 4 * BosB Fig. 47. Fig. 48. u. a Ah 5 52 Zusammengesetzte Papille von der Ferse mit zwei gefässhaltigen Spitzen und einem undeutlichen Axenkörperchen in der Tiefe zwischen den- selben, zu dem nur ein Nerv aufzufinden war. Papilla fungiformis von der Zungenspitze. Enthält in einer leich- ten Erhebung der Endfläche, die von einfachen Papillen umgürtet ist, ein doppeltes kleines Axenkörperchen, zu dem mehrere Nervenröhren hin- treten, ohne in ihrem endlichen Verhalten sich verfolgen zu lassen. Viele andere Nervenröhren, von denen lange nicht alle gezeichnet sind, verlieren sich in ‘den übrigen Papillentheilen, ohne Endigungen zu zeigen. Die Gefisse, von. denen eine Capillarschlinge in jeder ein- fachen Papille sich befindet, sind nicht gezeichnet. Ein Beitrag zur Helminthographia humana, j . aus brieflichen Mittheilungen des Dr. Bilharz in Cairo, nebst Bemerkungen von Prof. €. Th. v. Siebold in Breslau. | Hierzu Tafel V. Nachdem mir Hr. Dr. Bilharz, den ich zu den fleissigsten meiner Schüler in Freiburg zählen durfte, angezeigt, dass er Hrn. Professor _ Griesinger nach Aegypten zu einem längeren Aufenthalte in diesem merkwürdigen Lande folgen würde, und derselbe bei mir angefragt hatte, auf welche Naturgegenstände er dort vorzüglich sein Augenmerk hten sollte, empfahl ich demselbeu unter anderen auch die mensch- lichen Helminthen zur Beachtung, da mir jenes Land ein ganz beson- reich ausgestalteter Boden für dergleichen Untersuchungen zu sein shien. Meine Vermuthung hat mich nicht betrogen, ich erhielt nach gar langer Zeit von Hrn. Bilharz, welcher in einem grossen Hospitale zu Cairo viele Sectionen zu machen Gelegenheit hatte, sehr nhaltsreiche helminthologische Notizen, die ich ihres Interesses wegen er vorläufig mittheile, in der Hoffnung, Bilharz werde sein mir ge- enes Versprechen lösen und die über denselben Gegenstand vor- amenen specielleren Untersuchungen demnächst veröffentlichen. Wie häufig die Menschen in jenen östlichen Gegenden Afrika’s von inthen heimgesucht werden, geht aus folgender Stelle eines Briefes pr, welchen Bilharz unterm A. Mai 18514 aus Cairo an mich ge- »t hat. «Was die Helminthen im Allgemeinen, auch die des Menschen be- so glaube ich, dass Aegypten eines der günstigsten Länder für Entwickelung und ihr Studium ist. Besonders sind es Nematoden, © den Darm der Eingeborenen in oft unglaublicher Menge bevölkern, d es ist kar keine Seltenheit, in einer Leiche einige 400 Exemplare "Strongylus (Aneylostomum) duodenalis, 20 —40 Exemplare von 54 Ascaris Jumbricoides, 10—20 Individuen des Trichocephalus dispar und einige 1000 Stücke von Oxyuris vermicularis beisammen zu finden, Taenia solium fand ich unter etwa 200 Leichen, die ich seit letztem Herbste secirt habe, 3—4 mal, einmal zu 5. Exemplaren. Eine der Leichen war die eines Negers, die zweite die eines Sklaven aus Abys- sinien (wahrscheinlich ein Galla). Dort ist, wie man mir hier von allen Seiten sagt, der Bandwurm so häufig, dass der Abyssinier es für einen abnormen Zustand ansieht, wenn keine Bandwurmglieder von ihm abgehen und kein Sklave dort verkauft wird, der nicht eine Parthie Cusso (Brayera anthelminthieca) mitbekäme. Dieses Mittel ist daher hier bei den Sklavenhändlern zu haben. (Prof. Griesinger hat vor einiger Zeit eine grössere Parthie an einen Materialienhändler in Stuttgart ge- sendet.) Die Häufigkeit des Bandwurmes wird in Abyssinien dem Ge- nuss des rohen Fleisches zugeschrieben; Leute, die sich dessen ent- halten, z. B. unser Landsmann Schimper, sollen frei davon geblieben sein. Sollten vielleicht die Bandwurmkeime thierische Körper als Träger wählen, während die Rundwürmer vorzugsweise durch Pflanzennahrung eingeschleppt würden? In Europa schreibt man, so viel ich mich erin- nere, besonders dem schlechten Mehle und Brod die Spul- und Spring- würmer zu, und hier in Aegypten ist die, vorzugsweise Vegetabilien, und zwar zum grossen Theil rohe Blätter und Wurzeln verzehrende Bevölkerung besonders von Rundwürmern geplagt.» «Echinococeus fand ich dreimal in der Leber, einmal mehrere neben- einander von verschiedener Grösse. Auf der Innenfläche der Blasen sassen sehr locker kleine griesartige Körperehen, Bläschen mit einer Anzahl Bandwurmköpfen im Innern, welche sich genau verhiellen wie jene Taenia aus der Schnecke, an deren Untersuchung Sie mich theil- nehmen zu lassen die Güte hatten, nur mit dem Unterschiede, dass sie mit dem kleinen, schwanzförmigen Körperende an der Wandung der Blase festsassen. — Bei der hiesigen Taenia solium fand ich einen Hackenkranz, auch war der Hals breiter, als ich es mich von der europäischen Taenia erinnern kann und als Bremser und Goeze, die ich hier habe, es darstellen. — Ich hoffe übrigens, bei der günstigen Gelegenheit zu diesen helminthologischen Untersuchungen (wie in Aegyp- ten keine zweite existirt, wir hatten diesen Winter jeden Tag fast 2—3 Sectionen, die ich alle selbst machte), und in dieser für Helminthologie terra intacta noch viel Interessantes zu finden. — Die Filaria medinen- sis kommt leider hier nicht vor, doch soll im Verlauf von <—3 Jahren schon einer oder der andere Fall zu beobachten sein. Dagegen ist er im Sennaar, schon bei Berber und Schendi in Nubien sehr häufig, und schori eine Reise dorthin werth. Das Klima soll zwar dort ausser- ordentlich gefährlich sein, aber ich glaube, diese Einflüsse lassen sich durch Vorsicht und zweckmässige Lebensweise mildern. Ich habe grosse 55 Lust, einmal dorthin zu geben und dann will ich hoflen, Ihnen die - Filaria medinensis in den verschiedenen Entwickelungsstufen über- schicken zu können. Burckhart erzählt, die Neger in Schendi geben - an, der Wurm komme nach der Nilüberschwemmung mit dem Trink- wasser in den Körper. Es muss also doch sein Erscheinen in einer gewissen Beziehung zu den Jahreszeiten stehen. » Die Helminthen des Menschen, über welche Bilharz in Cairo Ge- legenheit fand, Beobachtungen anzustellen, sind nun folgende: | | | Das Ancylostomum duodenale ist zuerst von Dubini in Mailand 1. Ancylostomum duodenale Dub. unter dem Namen Anchylostoma duodenale beschrieben worden '). Ich habe schon in meinem helminthologischen Jahresbericht bemerkt’), dass dieser Wurm zu der Gattung Strongylus gehört, welche in neuester Zeit it mehrere Untergattungen aufgelöst worden ist. Ehe aber ent- schieden werden soll, zu welcher von diesen Untergattungen das Ancy- lostomum zu stellen sei, will ich erst Das mittheilen, was Bilharz über diesen Parasiten beobachtet hat; derselbe schrieb mir unterm 46. Mai 4851 Folgendes: «Gleich nach Empfang Ihres Briefes, den ich im September erhielt, suchte ich nach dem darin erwähnten Rundwurme im Duodenum. Die _ erste Leiche beherbergte ihn zu mehreren Hunderten, und später habe ich ihn fast in jeder Leiche in sehr wechselnder Häufigkeit gefunden, weniger im duodenum als im jejunum, wo er sich zwischen den Quer- falten der Schleimhaut festhält. Es ist ein schöner Strongylus, Männ- ‚chen und Weibchen in Bezug auf Häufigkeit wie A zu 3. Das Mund- ende ist mit einer grossen, schief abgestutzten, an dem vorragenden ile des Oberrandes mit vier starken Zähnen versehenen Hornkapsel begabt. Die Mundöffnung ist nach der Rückenseite, d. i. nach der der hlechts- und Aftermündung entgegengesetzten Seile hingerichtet. Das Thier sitzt immer sehr fest in die Schleimhaut eingebissen, so dass es leicht zerreisst, wenn man es mit Gewalt ablöst; sein Darm ist Blut gefüllt und an der Stelle, wo es festsitzt, findet sich eine mal fast linsengrosse Ecchymose der Schleimhaut. Bei ohnehin schlechtem Blute, wie man es bier oft bei, durch schlechte Nahrung, über- mässiger Arbeit und chronischen Dysenterien heruntergekommenen Kna- hr ben findet, können diese Würmer gewiss nicht unbedeutende Blutver- luste erregen. Das von Ihnen in der Bagge’schen Dissertation und in Ihrer vergleichenden Anatomie pag. 139 beschriebene eigenthümliche zw AM) Ngl. Omodei: Annali univers. de medicina di Milano. Tom. 406. Fasc, di aprile. 4843, im Auszug in Schmidts Jahrbücher. Bd. 41. p. 186. ”) Vgl. Wiegmann's Archiv. 1845. Bd. IL p. 220. 56 Secretionsorgan finde ich bei diesem Wurme äusserst deutlich. ‘Es mündet frei nach aussen an der Bauchseite, in der Gegend der Mitte der Schlundröhre. Es bildet hinter der Mündung eine Ampulle, her- vorgegangen aus der Vereinigung zweier Schläuche, die sich etwas ge- schlängelt nach hinten ziehen und bald hinter dem Beginn des Darm- kanals in spindelförmige (Drüsen-)Körper übergehen. Der Inhalt dieses Organes ist dickflüssig,, feinkörnig, mit einem klaren und, wie es scheint, ziemlich festen Kerne von ganz homogenem Aussehen in der Mitte der beiden Drüsenkörper. Der doppelte Penis ist sehr lang und schmächtig. Vor einiger Zeit fand ich ein Paar in coitu, das Männchen festgeklebt mit seiner Schwanzklappe gegen die Geschlechtsöffnung des Weibchens. » Eine spätere Mittheilung über diesen Wurm, welche Bilharz am 1. December 4851 unter Einsendung vieler Exemplare mir zukommen liess, lautet wie folgt. «Die Stelle, wo ein solcher Strongylus sass, ist durch eine linsen- grosse Ecchymose bezeichnet, in deren Mitte ein weisser Fleck von Stecknadelgrösse bemerkbar. Dieser weisse Fleck ist in der Mitte durchbohrt von einem nadeldicken bis in das submucöse Bindegewebe dringenden Loche. Manchmal zeigt die Schleimhaut flache Erhaben- heiten von Linsengrösse und livid-. braunrother Farbe, welche eine zwi- schen Tunica mucosa und muscularis im Bindegewebe befindliche, mit Blut gefüllte Höhle und darin zusammengeringelt den lebenden von Blut voll gesogenen Wurm (bald ein Männchen, bald ein Weibchen) enthalten.» Es frägt sich nun, ob dieser Wurm als eine besondere neue Gat- tung hingestellt zu werden verdient, oder ob er mit einer der übrigen Strongylinen-Gattungen zu vereinigen sei. Auf keinen Fall passt die Diagnose, welche Diesing ') für die Gattung Ancylostomum hervorgehoben hat, in welcher es unter anderen heisst: os terminule orbiculare limbo haud corneo, uncinis quatuor crucialim ‘oppositis basi papilla insidenti- bus cincto. Es stimmt diess so wenig mit der wahren und charakte- ristischen Beschaffenheit der Mundtheile des Aneylostomum, dass man daraus entnehmen muss, Diesing habe jedenfalls nur nach einer ganz unvollständigen Beschreibung dieses Wurmes die Diagnose für denselben festgestellt. Ich halte es daher für passend, die Originaldiagnose, wie sie Dubini, der Entdecker des Aneylostomum duodenale in seiner neuesten Schrift über die Helminthen des Menschen von diesem Wurme geliefert hat?), hier ‘vollständig und wörtlich wiederzugeben, nämlich: vermi grigiastri; corpo 'eilindrico alguanto assottigliato verso l’estremita ") Vgl. Diesing: Systema.helminthum. Vol. Il. Vindobonae 1851. p. 321. 2) Vgl. A. Dubini: Entozoografia umana per servire di complemento agli studi d’anatomia patalogica con tavole XV. seguita da un’ appendice sui parassiti esterni del corpo umano tanto animali che vegetabili parimenti reppresentati con tavole. Milano 4850. p. 102. 57 anteriore; faringe imbutiforme di colore giallopallido, e di pareti resi- stenli; bocca munita, all alto dell’ imbuto, di quattro uncini ripiegati verso l’interno, ed avente in basso altrettunte eminenze coniche rivolte _ werso gli 'uncini; esofago carnoso che discendendo si allarga a guisa di _ elava; cute trasversalmente striata da cui sporgano due eminenzetle coniche, una opposta all’ ultra, tra il sesto anteriore e i cinque sesti - posteriori di tulta la lunghezza del corpo,; ano laterali a poca distanza dalla estremita posteriore. | Aus dieser Beschreibung geht deutlich hervor, dass Diesing die Mundtheile von Ancylostomum falsch aufgefasst und Bilharz dagegen dieselben richtig erkannt hat. Auch Pruner ') hat die Mundtheile dieses Nematoden verkannt, indem er von diesem Parasiten aussagt, dass h derselbe seinen vierfächerigen Saugrüssel mit 40 Haken an die Schleim- haut anhefte. Da die geräumige Mundhöhle dieses Wurmes mit ihrer weiten Mündung nach dem Rücken desselben hin umgebogen ist,‘ so erscheint der untere Rand der Mundöffnung stärker hervorgezogen als der obere Rand derselben, was besonders deutlich in die Augen fällt, wenn man den Wurm von der Seite betrachtet (Fig. 5); es befinden ‚sich demnach auch die vier Zähne innerhalb des Unterrandes der Mund- öffnung (auf dem Boden der Mundhöhle), und nicht in der Gegend des Oberrandes derselben, am allerwenigsten stehen die vier Zähne kreuz- weise einander gegenüber, wie Diesing angegeben hat, der wahrschein- lich dabei an die Anordnung der vier Zähne des Strongylus tetra- canthus dachte. Die Zähne des Ancylostomum entspringen übrigens dieht neben einander (Fig. 6) von vier Erhabenheiten der hornigen dhöhlenwandung ?), und stellen vier nach hinten umgebogene Haken (Fig. 7). Hiernach muss man also die oben angeführte Diagnose "Diesing ganz fallen lassen; ich schlage dafür folgende Abänderung or: 08 acelabuliforme subcorneum; apertura oris ampla cireularis sub- alis; dentes in fundo oris intra aperturae marginem abdominalem uncinati. ‚Der hornigen Beschaffenheit der Mundkapsel zufolge dürfte diesem nun wohl in der Untergattung Sclerostomum ein Platz anzu- sein, indessen halte ich es auch für gerechtfertigt, die von i für denselben äufgestellte Gattung Ancylostomum bestehen zu las- die Mundtheile desselben durch die asymmetrische Anordnung des pparats diesen Wurm vor allen übrigen Strongylinen auszeichnen. Ess! [ s Vgl. dessen Schrift: Die Krankheiten des Orients. 1847. p. 24k. 2) Dubini hat diesen Zahnapparat auf der vierten Tafel des Atlas seiner bereits eitirten Helminthographie mehrmals abgebildet. Es ist diese vierte Tafel nur - dem Aneylostomum gewidmet und enthält acht Figuren (ohne Zahlen), wahr- scheinlich dieselben, welche Dubini schon im Jahre 4843 seiner ersten Be- schreibung des Ancylostomum in Omodel's Annalen beigegeben hat. 58 Eine beiden Geschlechtern dieses Wurmes zukommende Eigen- thümlichkeit ist Dubini nicht entgangen und konnte von mir an den durch Bilharz mir übersendeten und in Weingeist erhärteten Exem- plaren noch ganz gut erkannt werden. Ich meine nämlich die beiden von Dubini in seiner Diagnose erwähnten eminenzelte coniche und auf der vierten Tafel seines Atlas als punguli tegumentariü abgebildeten Hautpapillen, welche in der Gegend, wo sich die Mitte des kolben- förmigen Oesophagus befindet, aus einer kleinen Grube der Haut | beweglich hervorragen. Es bestehen diese beiden konischen Organe aus einer Fortsetzung der homogenen wasserklaren allgemeinen Haut- bedeckung, in deren Mitte sich ein kleiner spitzer Fortsatz der unter der Hautbedeckung gelegenen Substanz befindet. Bilharz hat diese beiden Papillen vermuthlich ühersehen, ich habe daher an einer der von Bilharz angeferligten Zeichnungen (Fig. 8 bei «) diese Papillen nachgetragen. Vielleicht sind diese beiden Organe Tastwerkzeuge, bis zu welchen diese Würmer beim Ansaugen ihr Vorderleibsende in die Schleimhaut des menschlichen Darmkanals vorschieben. Was die Darstellung der einzigen Species des Ancylostomum, be- wifft, so ist dieselbe von Diesing ') besser getroffen worden, nur in der Beschreibung der gespaltenen membranartigen Schwanzhlase des Männchens finde ich eine Unrichtigkeit, die sich auf die Schwanz- ımembran und auf die in ihr verlaufenden Parenchymradien bezieht. In der Speciesdiagnose sagt nämlich Diesing: bursa cyathiformi limbo ventrali excisa AA-radiata, rudüs lateralibus utringue 5 simplieibus; radio dorsali bieruri ramis apice furcatis. Die Schwanzblase dieses männlichen Ancylostomum ist vollkommen gespalten, daher es statt «bursa limbo ventrali exeisa» heissen muss bursa bilobw; ferner müssen in der erwähnten Diagnose die Worte «ramis apice furcatis» wegfallen, überhaupt würde das Verhalten des unpaarigen Radius in der Diagnose richtiger durch folgende Worte ausgedrückt: radıo dorsali apice furcato, denn nur die Spitze desselben ist seicht eingeschnitten; noch will ich hinzufügen, dass an den elf Radien, welche diese gespaltene Schwanz- membran stützen, drei Gruppen, nämlich jederseits eine Gruppe von vier Radien und in der Mitte eine Gruppe von drei Radien (Fig.9 ” u. 40) unterschieden werden können. Zur Bezeichnung des weiblicheh Schwanzendes schlage ich für die Diagnose die Worte vor: feminue exctremitate postica acute conica. = Da Dubini angegeben hatte, dass dieser Wurm nicht bloss im Duo- denum des Menschen, sondern auch im Jejunum desselben gefunden werde, so wollte mir die Speciesbezeichnung A. duodenale anfangs nicht gefallen, und ich glaubte, der Wurm wäre mit dem Namen Strongylus ) A. anO.ıpag. 322. 59 quadridentatus besser bezeichnet '), indem aber Dujardin für den Stron- gylus tetracanthus des Mehlis bereits den Namen Sclerostomum quadri- ‘ dentatum verbraucht hat, so ziehe ich meinen Speciesnamen gerne wieder zurück, um Verwirrung zu vermeiden. In Bezug auf die innere Organisation des Ancylostomuin duodenale will ich hier nur das Secretionsorgan erwähnen, auf welches Bilharz aufmerksam gemacht hat (Fig. 8), und welches dem von mir bei - Strongylus auricularis und anderen Nematoden entdeckten Absonde- _ rungsorgane analog zu sein scheint. Es ist dieses Organ bei beiden Geschlechtern des Ancylostomum von Dubini ebenfalls gesehen und als eorpi fusiformi auf der erwähnten Tafel ganz deutlich abgebildet worden. % Die geographische Verbreitung dieses nur 4 bis 5 Lin. langen Rund- _ wurmes ist eine sehr auffallende, indem dieser von Dubini zuerst in Mailand beobachtete Helminth auch in den Nilländern nädch Pruner’s und Bilharz’s Beobachtung vorkommt, während derselbe diesseits der Alpen noch nirgends in Europa bemerkt worden ist. zu 2. Distomum Haematobium Bil. Dass die Bewohner Aegyptens auch von einem Hämatozoon heim- gesucht werden, wird gewiss die Aerzte wie Zoologen in gleich hohem Grade interessiren; Bilharz meldete mir diese überraschende Ent- deckung zuerst unterm A. Mai 4854 in folgenden Worten: «Nachdem meine Aufmerksamkeit auf die Leber und deren. Ver- bindungen gerichtet war, fand ich bald im Pfortaderblute einen weissen langen Helminthen in Menge, den ich mit blossem Auge für einen Ne- atoden hielt, aber sogleich als etwas Neues erkannte. Ein Blick in das oskop liess mich ein prächtiges Distomum unterscheiden, mit einem en Körper und einem drehrunden, den Körper wohl 10 mal an e übertreffenden Schwanz. Dieser war aber nicht, wie bei den ien, locker eingesetzt, sondern nichts anderes als die fortgesetzte, platte, gegen die Bauchfläche zu einem Halbkanale seitlich umgerollte lürpersubstanz des Wurmes selbst (Fig. 41 e f), in welche ganz deut- a der gabelförmige blind endigende Darmkanal hineinragte. Dieser a enthielt in seiner ganzen Ausdehnung zahlreiche Blutkörperchen. : Spitze des Schwanzendes war etwas eingekerbt und dort öffnete ein kleiner Kanal, der kurz vorher aus zwei dünneren Gefässen entstanden war, die sich, ohne weitere Verzweigung zu zeigen, nach vorne hin eine Strecke weit verfolgen liessen, sich dann aber verloren. Ich konnte nie einen Inhalt darin sehen, so dass ich nicht angeben ’ Unter diesem Namen hatte ich das Ancylostomum duodenale bei der vor- jährigen Naturforscherversammlung zu Gotha in der Section für Anatomie, Physiologie und Zoologie vorgezeigt. 60 kann, ‚ob dieses Organ dem kalkabsondernden Secretionsorgane der Distomen entspricht, oder dem Wassergefässsysteme angehört. Ach sah an verschiedenen Stellen nahe dem freien Seitenrande der durch den Schwanz gebildeten Halbröhre ein ziemlich’geräumiges Wassergefäss verlaufen, ohne aber sein Verhältniss zu dem erwähnten Ausführungs- gange mir klar machen zu können. Entwickelte Geschlechtstheile fand ich nicht; als einzige Spur davon bemerkte ich einen oder mehrere hinter dem Saugnapfe des Bauches gelegene Körper, die sehr durch- sichtig waren und über deren Structur und Inhalt ich nicht ins Reine | kommen konnte. Ich halte sie aber doch für die in der Bildung be- griffenen Geschlechtstheile. Es könnte aber ebenso gut eine Keimstätte sein, ähnlich der von Ihnen bei Gyrodactylus beschriebenen. Was ist nun dieses Thier? Eine Cercarie kann es wohl nicht genannt werden, trotz seines langen Schwanzes, denn ein Cercarienschwanz ist doch gewiss histologisch und morphologisch hinmelweilt davon verschieden.» Die weiteren Untersuchungen über dieses Hämatozoon theilte mir Bilharz unterm 28. August 4851 mit, indem er mir schrieb: «Ich habe Ihnen die neuen Phasen, in die mein Pfortaderwurm getreten ist, noch nicht berichtet. Es hat sich nicht, wie ich ver- muthete, eine Ammengeschichte daraus entwickelt, sondern ich möchte fast sagen, etwas noch Wunderbareres, ein Trematod mit getrenn- tem Geschlechte. Der Ihnen in meinem letzten Briefe beschriebene Wurm war das Männchen. Als ich sorgfältiger wie früher (und zweck- mässiger, indem ich das Mesenterium unverletzt gegen das Licht hielt) in den Darmvenen nachsuchte, fand ich bald Exemplare des Wurmes, die in der Rinne ihres Schwanzes einen grauen Faden beherbergten. Sie können Sich mein Erstaunen vorstellen, als ich zur vorderen Oefl- nung der Rinne einen Trematoden hervorragen und sich hin und her bewegen sah (Fig. 41 a), an Form dem ersteren ähnlich, nur Alles viel feiner und zarter, und statt des rinnenförmigen Schwanzes ein bandförmiges Hinterleibsende, das vollkommen in dem rinnenförmigen Halbkanal des männlichen Hinterleibes eingeschlossen war, gleichsam wie der Degen in seiner Scheide. Es liess sich das Weibchen leicht aus der Rinne des Männchens herausziehen und in seiner inneren Structur aufs Klarste erkennen. Der vor dem Bauchnapfe sich spaltende Darm vereinigt sich bei dem Weibchen nach hinten wieder zu einem grossen graubraunen Schlauch, der sich in der Mittellinie des Hinterleibes herab- schlängelt und kurz vor dem Schwanzende blind endigt (Fig. M be). Dieses einfache Darmstück ist bis zu seiner gabeligen Theilung hinauf beiderseits mit den Verzweigungen der Dotterstöcke umgeben, hier verbinden sie sich zu einem Ausführungsgange und hier liegt auch das Eierkeim - Organ, von welchem zwischen den beiden Darm- ästen ein Eierleiter nach vorne verläuft, der vollkommene mit Eier- rer 61 keimen und Schalen versehene Eier enthält und an dem hinteren Rande des Bauchnapfes mündet (Fig. 43 c). Die Eier haben eine ovale Gestalt und sind nach dem einen Ende hin stark zugespitzt, diese Spitze der Eier ist im Uterus oder Eierleiter stets nach hinten gerichtet (Fig. 13e). Der Eierleiter bildet einen dünnwandigen langen Kanal von ziemlich glei- chem Galiber (Fig. 43 f). Im Eierkeim-Organe erkannte ich dieselben zarten Zellen, wie ich sie in dem gleichen Organe hermaphroditischer Trematoden gesehen habe. Nach dieser Entdeckung musste ich jetzt _ das andere Distomum, von welchem ich Ihnen’ zuerst berichtet hatte, mit ganz anderen Augen betrachten; ich stand nicht an, die so räthsel- haften Organe zwischen Leib und Schwanz als die männlichen Ge- ‚schlechtswerkzeuge zu deuten, ohne dass ich aber bis jetzt ganz "ins Klare damit gekommen wäre, ohne namentlich die Spermatozoiden gesehen zu haben. Man gewahrt an der Stelle, wo die beiden Seiten- ränder nach unten zur Bildung der Rinne sich umschlagen, 5— 6 kugel- förmige oder ovale Organe, von denen die A— 5 bintersten mit zarten Zellen dicht gefüllt sind (Fig. 42 e), während das vorderste einen durch- sichtigen Inhalt besitzt. Die Wandungen dieses letzteren Organes zeigen sserdem noch doppelte Conturen und gehen nach vorn und unten in ‚einen Ausführungsgang über, der mit gewulsteier Lippe frei nach aussen mündet (Fig. 12 d). Die Form und das ganze Aussehen der hinteren Örgane erinnerte mich an Hoden, die grössere Zahl derselben machte hich nicht irre, da ja eine vermehrte Zahl der Hoden auch bei anderen ‚ematoden heobachtet worden ist.» Unterm 4. December 4851 fügte Bilharz als Ergänzung zu obiger eschreibung noch Folgendes hinzu : "«Distomum Haematobium sende ich Ihnen in natura und in Ab- ung. Das Männchen besitzt am Vorderkörper eine glatte weiche ‚ der Schwanz desselben ist dagegen mit vielen Höckerchen be- jet, die mit kurzen Haaren besetzt sind. Die beiden 'Saugnäpfe, sowie "innere Auskleidung des canalis gynaekophorus sind mit unzähligen erst kleinen Körnchen besetzt, welche diesen Stellen eine chagrin- lige Oberfläche verleihen, doch bleibt die Mittellinie des Kanals da- m frei. In diesem Kanale scheint mir die Chagrinirung aus kleinen itzchen zu bestehen, während dieselbe in den Saugnäpfen von platten chen herrührt. » Nach diesen Beobachtungen sieht sich Bilharz veranlasst, diesen durch folgende Diagnose, welche er mir in seinem letzten Briefe heilte, in das System der Helminthen einzuführen. itemtsi Haematobium, sexu distincto. Maris corpus molle, albidum, filiforme, parte anteriore totius lon- nis octava vel nona («irunco ai depressa, lanceolata, subtus plana vel concava, supra leviter convexa, superficie laevi, reliqua corporis 62 parte («cauda») terete, margine corporis ab acetabulo ventrali retro utrinque versus faciem ventralem conflexo, eoque modo canalem «gy- naecophorum » efficiente , apice postico altenuato superficie externa tubereulis piligeris conferla, superfieie canalis interiore linea mediana laevi 'et partibus lateralibus aculeis minntissimis scabra. Acetabulum oris apicale subinferum, triangulare. Acetabulum ventrale sub finem «trunei» insertum, orbiculare eadem magnitudine cum acetabulo oris. Su- perficies utriusque acetabuli granulis crebris minutissimis scabra. Canalis eibarius sine pharynge musculari ante acetabulum ventrale in duas partes divisus, in posteriore «caudae » parte denuo unitus, coecus. Porus geni- talis inter acetabulum ventrale et eanalis « gynaekophori» originem situs. Feminae forma dissimilis, tenerrima, gracillima; corpus taeniae- forme, laeve hyalinum, antice sensim valde attenuatum, cauda canali nullo apice angustata. Acetabula et canalis cibarius ut in mare. Porus genitalis cum margine posteriore acetabuli ventralis eoalitus. Longit. 3 ad 4 lin., mas feminam latitudine multo superans. } Patria Aegypfus, in hominis vena portarum ejusque ramificatio- nibus. In venis ıneseraieis reperiuntur mares feminam in canali gynae- cophoro gerentes, in venis intestinalibus, et hepaticis, in vena lienali semper vidui. | Ich habe die von Biüharz erhaltenen Exemplare dieses interessanten Distomum in Augenschein genommen, aber von ihrer inneren Organi- sation- wenig mehr erkennen können, auch die Hautorgane derselben | hatten durch die Berührung mit Weingeist gelitten, so dass ich an den Männchen nur die Höckerchen der Haut, nicht aber die darauf befind- lichen Haare, welche Bilharz erwähnt, bemerken konnte. Dagege konnte ich den «canalis gynaekophorus» der Männchen ‘ganz deutlich ihr Weibchen festgehalten, das nur mit seinem Vorder- und Hinterleibe aus dem oberen und unteren Ende des Kanales hervorragte. 3. Distomum heterophyes Sieb. a Diesen Namen gab ich einem kleinen Trematoden, auf den mich Bilharz in seinem Briefe vom A. Mai 4854 in tolbendör ir auf. merksam machte. «Vor Kurzem, am 26. April, entdeckte ich im Darme einer Knaben-' leiche eine grosse Anzahl kleiner rother Punkte, die sich unter den Mikroskope als ein schönes vollständig ausgebildetes Distomum vo %," Länge und ’/” Breite herausstellten. Die rothe Färbung rü von den rothbraunen reifen Eiern her, die durch den Leib der Würm hindurchschimmerten. Der Umriss des Körpers dieser Distomen oval, hinten stumpfer, vorne spitzer. Der Mundnapf ist klein, trichter 63 förmig,. mehr nach der Unterfläche als nach vorne sich öffnend. Hinter demselben beginnt der enge häutige Schlund, der nach kurzem Verlauf in.einen oblongen muskulösen Schlundkopf übergeht, von da ab läuft die enge Speiseröhre eine Strecke weit nach hinten und theilt sich dann vor dem Bauchnapfe auf die gewöhnliche Weise in zwei seitlich _ herablaufende Darmröhren, die am Hinterleibsende blind endigen. Der sehr muskulöse Bauchnapf ist zwölfmal grösser als der Mundnapf und etwas vor der Mitte des Bauches gelegen. Hinter ihm liegt ein Ge- bilde, einem Saugnapfe nicht unähnlich, das ich aber für den Cirrus- _ beutel halte. Derselbe zeigt auf seiner Oberfläche einen Kreis von vielen kleinen eigenthümlich geformten Stäbchen, wie es scheint, von hornartiger Substanz, die nach einer Seite hin drei kleine in spitzem _ Winkel aufgesetzte Aestchen besitzen. Im Hinterleibsende liegen die bei- den rundlichen Hoden, zwischen diesen und dem Cirrusbeutel in der Mitte liegt ein kleineres rundes Organ (Eierkeimstock), und hinter diesem ein blinder Schlauch (vesicula seminalis interior). Die Zwischenräume zwi- schen diesen Organen sind durch die mannichfaltigen Windungen des Bierleiters ausgefüllt, und zu äusserst an den Seiten des Hinterleibes immern die verästelten Dotterstöcke hindurch. Auf der Mitte des Hlinterleibsendes öffnet sich das Secretionsorgan, das die charakteristi- hen Kalkkörperchen entleerte. Die Hautoberfläche ist mit rückwärts srichteten kleinen Stacheln besetzt, die besonders am vorderen Theile Körpers reichlich und deutlich vorhanden sind. Ich habe einige )0 Exemplare von diesen Schmarotzern gesammelt, musste aber den sch librigen grössten Theil derselben wegen Mangel an Zeit im Darme er Leiche zurücklassen. Seither habe ich diesen Parasiten nicht mehr funden. » Nach einer späteren Mittheilung hat Bilharz dieses Distomum nur 'h einmal wieder gesehen. Er überzeugte sich bei einer abermaligen ung dieses kleinen Trematoden, dass das von ihm als vesi- ı seminalis interior gedeutete Organ lebhaftes Spermatozoidengewim- zeigte; auch konnte er au dem Cirrusbeutel 72 hornige Stäbchen u, welche nicht drei, wie er früher bemerkt zu haben glaubte, n fünf gleich lange hintereinander liegende Seitenästlein besassen, be an den von Bilharz mir mitgetheilten Exemplafen dieses Disto- 1 den in seiner Organisation und Lage merkwürdigen Cirrusbeutel ‘h deutlich erkennen können, und bin durch die Hornstäbchen des- ben an die fischreusenförmig angeordneten hornigen Rippen des eutels von Polystomum und Octobothrium ') erinnert worden. Zur ß dioses neuen Parasiten des Menschen in das Helminthen- n hat mir Bilıarz folgende Diagnose für denselben zukommen lassen, 7) Vel. mein Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der wirbellosen Thiere. p- 445. Anm. 48. 64 Distomum heterophyes, hermaphroditum. j Corpus ovato-oblongum, depressum, subtus planum, supra leviter convexum. Acetabulum oris sub-apicale, infundibuliforme, parvum. Acetabulum ventrale paululum ante medium situm, maguum (acetabu- lum oris decies et ultra superans), globosum. Pharynx museularis, glo- bosa; canalis eibarius ante acetabulum ventrale in duas partes coecas divisus. Cirrus post acetabulum ventrale situs et oblique cum sinistra ejus parte coalitus, globosus, acetabuliformis, circulo completo setarum 72 minutissimarum ramulis quinque secundis instructarum coronalus, testiculis organoque germinifero globosis. Longit. ’ ad °/ lin. Patria Aegyptus, in hominis intestino tenui bis repertum, numero permagno. 4. Taenia nana Sieb. Es wird uns nicht überraschen, dass unter den vielen Helminthen, welche in den Nilländern den Menschen bewohnen, sich auch ein be- sonderer Bandwurm befindet; Bilharz hat einen solchen entdeckt und - nach seinem Vaterlande Taenia aegyptiaca benennen wollen, da es sich aber später heraustellen könnte, dass die Verbreitung dieses Parasiten sich nicht bloss auf Aegypten beschränkt, so habe ich für denselben den Namen Taenia nana vorgeschlagen, indem dieser Bandwurm gegen die beiden anderen Bandwurmarten des Menschen durch seine Kleinheit ausserordentlich absticht. Dass dieser kleine Bandwurm nicht etwa ein abgerissenes oder verstümmeltes Bruchstück ist, lässt sich mit Be- stimmtheit behaupten, da ich viele Individuen unverletzt und mit ab- gerundetem letzten Gliede versehen vorfand. 4 Die erste Nachricht über diesen Schmarotzer erhielt ich von Bil- harz unterm 4. Mai 1851 mit folgenden Worten: «In der Leiche eines an Meningitis verstorbenen Knaben zeig sich ‚mir nach dem ersten Schnitt in den Darm eine unzählige Men eines kleinen Bandwurmes, einer Taenia mit breiten Gliedern, voll ständig ausgebildet, von Nähfadendicke und einer Länge von kaum 10”. Der Kopf ist gross, seine Vorderfläche eben, viereckig, die Ecken durch die runden, auf kugeligen Erhabenheiten stehenden Saugnäpfe gebildet Nach hinten nimmt der Kopf allmälig an Breite ab und geht in de langen schmalen Hals über, die hinter dem Halse sich nach und nach einfindenden Glieder werden immer breiter, bis sie am Hinterende de Körpers die 3—kfache Breite des Kopfes einnehmen. Diese Taenia nahm übrigens nur eine beschränkte Strecke des lleum ein.» , Unterm 4. December schrieb mir Bilharz über diesen Bandwurm weiter: . 4 «Taenia nana ist gewiss ein ausgewachsenes Thier. Ich habe die 65 Eier am frischen Thiere, das ich leider seit jenem Male nie wieder _ fand, beobachtet und auch in Weingeistexemplaren wieder erkannt. - Sie sind kugelrund, haben eine dicke gelblichte Schale, und zwar nur eine, wie mir scheint, doch zog sich der Inhalt der Eier unter dem Einfluss des Weingeistes kugelförmig zusammen, es mag daher och eine dünne Dotterhaut vorhanden sein. Die sechs Häkchen der Taenien- embryonen waren in den frischen Eiern deutlich zu sehen. Die Cirri finde ich, wie Sie es bereits bemerkt haben, alle auf. einer und der- selben Seite angebracht. Die Eier sind 'o” gross.» Als Diagnose für diesen Bandwurm stellte Bilharz folgende Be- schreibung bin: Taenia nana. Corpus filiforme, depressum, caput antice obstusum, collum versus sensim attenuatum, acetabulis subglobosis rostello pyriformi uneinulorum bißdorum corona armato. Artieuli transversi,; cirri omnes unum eundem- que marginem spectantes. Ovula globosa testa laevi simplici instructa. Longit. 6 lin. - Patria Aegyptus, in hominis intestino tenui semel reperta numero permagno. 5. Pentastomum constrietum Sieb. Ich hatte schon lange eine Ahndung, dass in Aegypten ein Penta- omum die Eingeweide des Menschen bewohnen müsse, und war er nicht wenig erfreut, meine Vermuthung durch Bilharz bestätigt finden. - Die erste Notiz über diesen Wurm erhielt ich im Jahre 4846 aus nchen durch den leider schon verstorbenen Professor Erdl, welcher ich im Namen des Hrn. Dr. Pruner, der den Wurm in Cairo sehr üfig besonders bei Negern beobachtet habe, um die Bestimmung des- elben anging.. Was mir Pruner damals durch Erd! darüber mittheilte, r Folgendes: ss «Der Wurm lebt in der Leber und im Darmkanale des Menschen, s in einer Kapsel von A—4)/ı par. lin. Länge eingeschlossen, ltener frei. Derselbe ist auf dem Rücken gewölbt, auf dem Bauche lalt; am Kopfende abgestutzt, breit, nach hinten wird er immer dün- ir; in der Umgebung der Mundöflnung mit vier Haken bewaffnet, die " dem Mikroskop goldfarbig erschienen. Der Körper milchig weiss, der durchschimmernde Darmkanal gelb oder grünlich. Der ganze Leib Ringen zusammengesetzt, die bei der Bewegung des Wurmes be- ders deutlich wurden; zwischen den Ringen Einschnürungen, an welchen gegen die Bauchseite hin zwei Reihen von Stigmen sitzen. mkanal einfach. Neben diesem jederseits eine sehr brechbare weiss- Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. IV. Bd. 5 66 liche Röhre (Eierstock?), in der vorderen Leibeshälfte linkerseits ein feiner hervorstreckbarer Faden, cylindrisch, gabelig endend. » ‘ Es wär bei Durchlesung dieser Beschreibung damals noch nicht der Gedanke an ein Pentastomum in mir aufgestiegen, und ich habe Erdl nur Ungenügendes über diesen Wurm antworten können; erst nachdem mir die Abbildung dieses Wurmes, welche Pruner in seinem interessanten Werke über die Krankheiten des Orients gegeben hatte (Erlangen A847. Fig. II. A. 2.)’), zu Gesicht gekommen war, wurde ich durch die vom Vorderleibsende des Wurmes abstehenden vier Haken an das von Diesing abgebildete Pentastomum gracile erinnert ?), wobei mir dann sogleich noch manches Andere über jenen Wurm klar ge- worden ist. Die Einschnitte des Leibes und die doppelte Reihe stigmen- artiger Oeffinungen der Haut, welche mich bisher immer an eine Insectenlarve batten denken lassen, störten mich jetzt nicht mehr, indem dergleichen ja bei vielen Pentastomen wahrzunehmen ist. Da Pruner später selbst diesen Wurm und die Art und Weise seines Vor- kommens genauer beschrieben hat, und zwar in dem vorhin genannten Werke, welches nicht jedem der Leser dieser Zeitschrift sogleich zu Gebote stehen dürfte, so halte ich es für nicht unpassend, die diesen Wurm betreflende Stelle aus jener Schrift hier abdrucken zu lassen; dieselbe lautet’), wie folgt. «Es ist hier der Ort eines Parasiten zu erwähnen, den wir zwei- mal in den Leichen der Neger, sowie in denen der Giraffe fanden. Der eine davon war am äusseren und Darmbrand, der andere an aus- schwitzender Colitis gestorben. In der Leiche des ersten waren die Thiere todt, in der des letzteren noch lebend. Abschnitte von Kreisen, welche auf der vorderen und hinteren Fläche der Leber chondromartige, weisse, durchsichtige Vorsprünge bilden, verrathen die Gegenwart der Blase, in welcher das Thier eingesackt. Diese Blasen hängen sehr fest am Parenchym der Leber, ebenso an der Schleimhaut des Dünndarmes, weniger an den Platten des Bauchfelles im Mesenterium. Es bildet jede Blase einen geschlossenen Ring, dessen Enden unter sich (der Schweif unter dem Kopf) eingebogen, und so wie der übrige Theil der Wände sich genau berühren. Die Blase hat die Grösse von ungefähr einem Kreuzer, mit mehr elliptischer als runder Form. Das Gewebe der Blase ist sehr elastisch und stark; es ähnelt den serösen Häuten. Das Innere zeigt einen Zapfen wie bei den Schnecken, um welchen das Thier gewunden. Die Höhle passt übrigens genau auf die Form des Thieres, welches beim Einschnitte der Blase mit grosser Leichtig- 1) Vgl. die Copie davon auf Taf. V. Fig. 19. 20. j 2) S. die Annalen des Wiener Museums der Naturgeschichte. Bd. I. Abth. 1. Taf. IV. Fig. 21. ’) A. a. ©. pag. 249. ! en 67 keit herausspringt. Dasselbe bewegt sich lebhaft, im Wasser schlangen- artig.. Es lebt in den Blasen noch‘ fünf Stunden, nachdem’ dieselben aus der Leiche genommen. Wenn das Thier alle Muskeln ausstreckt, so ist es einen Zoll und etwas darüber lang, zwei Linien breit, eylin- drisch am Rücken, abgeplattet am Bauche, am vorderen Ende stumpf, am hinteren spitzig. Schon das blose Auge entdeckt am Mundende vier aus- und einziehbare Haken, welche unter dem Mikroskope eine ‚goldgelbe Färbung zeigen. Der ganze Leib ist weiss, mit Ausnahme des Darmkanals, welcher gelb oder grün durchscheint, und aus Ringen zusammengesetzt, die besonders bei der Bewegung sich zeigen. Die Einschnitte dazwischen zeigen auf der Bauchseite zwei Reihen von Oeffnungen (stigmata?). Ausser dem Nahrungsschlauche gelang es uns folgende Organe zu unterscheiden. An der Seite desselben zwei milch- arlige, sehr zerreissbare Kanäle (Eierstöcke?). Zur linken Seite des vorderen Endes ein projectiles, eylindrisches, zweispaltiges Organ (Penis?). Auf der unteren Fläche des Nahrungsschlauches ein sehr ‚zarter, weisser Faden (Gefäss, Nerve?). In der Leiche des am Brande _ verstorbenen Negers fanden wir das Thier ausser seiner Blase im Duo- denum. Als wir im Jahre 4833 die anatomisch -pathologische Samm- ig zu Bologna besichtigten, fanden wir zwei Exemplare desselben es ohne Blase zwischen zwei Uhrgläsern aufbewahrt, und mit der Inschrift versehen: « Insetti trovati nel fegato d’un uomo». Gehört Parasit zu der Klasse der Nematoiden, oder ist es die Larve ines Insektes? » Nachdem durch diese Mittheilung meine Aufmerksamkeit von Neuem ' einen Schmarotzer gelenkt worden war, dessen Körperform so sehr wich von der aller bis jetzt bekannt gewordenen menschlichen Pa- en, war ich im höchsten Grade erfreut, gleich in dem ersten Briefe, "Bilharz unterm 4. Mai 1851 von Cairo aus an mich richtete, eine heilung zu lesen, aus der ich entnehmen musste, dass derselbe n fraglichen Pentastomum im eneystirten Zustande auf der Spur Ich will nur vorläufig bemerken, dass Bilharz von zwei verschie- enen Cystenarten spricht, von denen nur die erste Form mit dem Pen- omum constrietum in Beziehung steht, während die zweite Form a Cysten der Geschichte des Distomum Haematobium anzugehören it. Die hierauf bezüglichen Stellen des Briefes sind nun folgende: «Einige Zeit darauf wurde ich auf hirsengrosse Flecke aufmerksam, hi hier und da unter dem Peritonäalüberzuge der Leber fanden. is waren kleine Kapseln mit bräunlichem kalkigem Inhalte und einigen lossalen Haken, wie sie mir noch bei keinem mir bekannten Helmin- vorgekommen sind. Es waren nur je zwei in einer Kapsel, sonst Spur organischer Substanz. Ich fand sie bis jetzt erst in zwei chen und in geringer Zahl. Einige andere Lebern dagegen" zeigten 5# 68 ganz ähnliche Kapseln, manchmal verkalkt, manchmal in durchsichtige eoncenfrische Schichten homogener Substanz gehüllt, die einen eiähn- lichen Körper von ovaler, nach einer Seite zugespitzter Form enthielt, mit kalkigem Inhalte gefüllt, leicht durch Drück in mehrere Fragmente zerbrechend; ausserdem aber in derselben Kapsel einen zweiten Körper, der mir wie ein leerer Balg erschien, von sonderbarer Form, von oben nach unten platt gedrückt, vorn und hinten mit spitzen Fortsätzen ver- sehen (Fig. 45). Diese letzteren Dinge, sowie die erwähnten Haken sind mir durchaus räthselhaft geblieben.» — «In derselben Knaben- leiche, in deren Darm ich die vielen kleinen Taenien entdeckt hatte, fand ich eine Leber, die mit den beschriebenen Kapseln der weiten Form besäet wär.» ') — «Eine ganz ähnliche Leber, welche'?wieder diese Kapseln der zweiten Form in grosser Anzahl und mehr oder we- niger verkalkt enthielt, bemerkte ich in der am 26. April untersuchten Knabenleiche. » ?) — In dem zweiten am 28. August 4851 an mich geschriebenen Briefe, in welchem Bilharz seine weiteren Entdeckungen über das Distomum Haematobium meldet, bemerkte derselbe, dass die Eier desselben auf den ersten Blick als dieselben erkannt worden seien, welche er in den verkreideten Leberkapseln der zweiten Form gefunden hatte. Ich hatte Bilharz meine Vermuthungen über. das fragliche encystirte Pen- tastomum mitgetheilt und demselben unter anderen die Dissertation von Kauffmann’) gesendet, in welcher das Pentastomum dentieulatum und dessen Haken sehr genau abgebildet sind. Bilharz antwortete mir hierauf in demselben zweiten Briefe Folgendes : «Als ich Ihre Sendung öffnete, fiel mir, ehe ich den Brief fand, die Dissertation von Kauffmann unter die Hände. Das sind ja meine Haken! rief ich aus, als ich den ersten Blick auf die Abbildung ge- worfen. Dass sie ganz und vollkommen damit übereinstimmten, unterliegt gar keinem Zweifel; was für eine Species von Pentastomum es ist, das muss die Zukunft lehren, ich habe die Haken seit jenen beiden Malen aus den verkreideten Kapseln nicht wieder gefunden, noch weniger das Thier. Die Haken selbst sind zu meinem Bedauern, nachdem ich sie Jange zwischen zwei Glasplättchen aufbewahrt und mebreren Per- sonen gezeigt hatte, durch ein Versehen abgewischt worden. » f In Bezug auf die Kapseln der zweiten Form erhielt ich von Bil- 1) Es ist dies die Leiche des oben erwähnten an Meningitis verstorbenen Kna- ben, in dessen Pfortader Bilharz gleichzeitig eine Menge des Distomum Hae- matobium aufgefunden, Ey 2) In dieser Leiche hat Bilkharz das Distomum heterophyes zuerst wahrgenommen, { aber kein Distomum Haematobium im Pfortaderblut gefunden, ö 5) Vel. Kauffmann: Analecta ad tuberculorum et entozoorum cognitionem. Be- rolini 1847. I 69 harz in einem unterm 4. December 1851 geschriebenen Briefe noch folgende Notiz: «Ich füge hier zugleich die Abbildung eines Eies aus do Leber- tuberkeln bei (Fig. 44); ganz gleiche fand ich auch in der Darmschleim- 1 baut; sie stimmen mit denen des Distomum Haematobium in allen Stücken überein, sind aber stets ohne Keimbläschen, das bei- denen im Wurme stets sehr deutlich ist, sondern besitzen einen bräunlichen _ auf Druck in viele Fragmente zerspringenden Inhalt. Was jene sonder- bar gestalteten, hülsenförmigen und stachligen Körper betrifft, die ich oft mit den Eiern eneystirt in der Leber fand, so weiss ich über ihre Bedeutung nichts zu sagen. Ein einziges Mal fand ich im Geschlechts- kanal. x.nes lebenden Weibchens des Distomum Haematobium etwas, das vielleicht darauf Bezug hat. » Nachdem ich durch Bilharz über die Form der Haken des von Pruner sehr undeutlich beschriebenen und abgebildeten Wurmes den gehörigen Aufschluss erhalten hatte, zweifle ich nicht länger daran, ‚dass wir es hier mit einem Pentastomum zu thun, für welche ich die - Speciesbezeichnung P. constrietum vorschlage und nach der freilich noch sehr ungenügenden Beschreibung und Abbildung des, Wurmes olgende Diagnose vorläufig hinzustellen wage. Pentastomum constrictum. Corpus elongatum, antrorsum obtusum, apice caudali acuminatum, entre planum, dorso convexiusculum, transversim constrietum. Longit. '% poll. - Mabitaculum in intestino tenui et hydatidibus hepaticis hominis a Aegypto. Ich hatte mir übrigens die Frage aufgeworfen, ob nicht schon einer ser als neu beschriebenen menschlichen Helminthen früher bereits ekannt gewesen sei, wobei mir einfiel, dass Lamarck eine Lingua- (Pentastomum) venarum auflührt '). Es ist hiermit das vielbespro- e Haematozoon gemeint, welches aus der Unterschenkelvene eines gen Menschen hervorgekommen sein soll, und von Treutler als Hexa- i venarum beschrieben worden ist 2, Nordmann bemerkte aber jmarck schon mit Recht, dass dieser Wurm kein Pentastomum sondern zu den Polystomen gehöre. Durch die Angabe Treutler’s ‘): fe mutico subconspicus, labiato, poris sex infra labium, ist zugleich ausgesprochen, dass dieses Haematozoon nicht mit Distomum Hae- bium identisch sein kann. Jedenfalls gewinnt aber durch die Ent- von dem mathematischen Ideal vielleicht nur sehr wenig abweichen & Der Diameter der Hülle schwankt zwischen ziemlich weiten Gren- ; während jüngere Formen eine Hülle von etwa Ys,' (0,028 m. m.) ürchmesser besitzen, so erreichen die meisten einen solchen von " (0,044 m. m.) und die grössten haben selbst Yi” (0,055 m. m.) ‚Diameter. Vie die Erscheinungen beim Zerfliessen und während der Fort- 5 erweisen, so schliesst die Membran der Hülle zunächst eine sserige farblose Flüssigkeit ein, deren Brechungsvermögen von Wasser it verschieden ist. Die Hülle lässt sich demnach als eine weite, gelige Zelle mit zarter, Baheilie; structurloser Me une halb als Hullzelle Dakine: "Während die Hüllzelle im Allgemeinen nur in der Grösse differiet, estalt und Structur aber durchaus keine Verschiedenheit bei den 80 verschiedenen Individuen erkennen lässt, so ist die Mannigfaltigkeit in der Entwickelung der acht grünen Kugeln’im Innern derselben eine desto grössere (Fig. 3 bb). Es ist in der That schwierig, die Mannig- faltigkeit der Formen anschaulich wiederzugeben, welche sich hier zeigen, und von der selbst unsere Zeichnungen nur ein sehr unvoll- kommenes Bild bieten können, da fast kein Individuum in dieser Be- ziehung dem anderen völlig gleich erscheint. Die acht grünen Körper im Innern jeder Hüllzelle, die ich aus später zu entwickelnden Grün- den als Primordialzellen bezeichnen will, sind in ihrem einfachsten Zustand kugelrund und stehen dann in der Peripherie eines grössten Kreises der Hüllzelle in gleicher Entfernung voneinander, so dass das ganze Gebilde einer hohlen Glaskugel gleicht, in deren Inneres ein von acht grünen Kügelchen gebildeter Reif gelegt ist (Fig. 1, 3). Betrachtet man die Kreislinie, in welcher die Mittelpunkte der acht Primordial- zellen stehen, als den Aequator der Hüllzelle, so finden wir ihre Stellung in der Regel so, dass die Aequatorialzone parallel mit der Ebene des Objectglases liegi, und man also auf den Pol der Hüllzelle sieht (Fig. 4, 3, 14). In dieser, der Polaransicht, stehen die acht Primordialzellen in einem vollkommenen Kreise und befinden sich ganz nahe an der Peripherie der Hüllzelle. Je nachdem die Primordialzellen verhältnissmässig grösser oder kleiner sind, so sind auch die Ent- fernuungen zwischen je zweien mehr oder minder bedeutend; bald setzen dieselben fast ohne allen Zwischenraum einen zierlichen, aus acht grossen, grünen Rosetten bestehenden, geschlossenen Kranz zu- sammen, oder sie gleichen einem durchbrochenen achteckigen Sterne ” (Fig. 4, 44); bald erscheinen die grünen Kugeln bei grösserem Ab- stande nur wie die acht Speichen eines Rades (Fig. 3). Der Diameter einer Primordialzelle in der Polaransicht beträgt im ersteren Falle au"! (0,042 m. m.), im letzteren Yo” (0,0065 m. m.) im Durchschnitt Yaso'”” (0,0087 m. m.). :# Dreht sich jedoch das Ganze so, dass die durch die beiden Pole der Hüllzelle gehende Achse parallel mit der Objectpiatte liegt, die durch die acht grünen Primordialzellen bezeichnete Aequatorialzone da- gegen senkrecht auf dieser, also in der optischen Achse des Mikroskops steht, so erscheint zwar die Hüllzelle, da sie eine Kugel ist, wieder als ein Kreis; die acht Primordialzellen dagegen werden, da sie in einer Ebene liegen, jetzt in eine Linie projieirt, welche der Diameter dieses Kreises entspricht, so dass das Ganze unter dem Mikroskop einer farblosen, durch eine grüne Zone halbirten Scheibe gleicht (Fig. 2, &, 5) Und zwar decken in dieser, der Aequatorialansicht, je nach der Stellung bald die vier auf der vorderen Halbkugel liegenden Primordial= | zellen vollständig die vier hinteren, so dass man deren überhaupt nur vier wahrnimmt; bald scheinen die letzteren durch die Zwischenräume sl - der ersteren hindurch und man sieht alle acht in einer Linie neben einander. Auch diese Ansicht gibt natürlich ein sehr verschiedenes Bild, je nachdem die Primordialzellen grösser oder kleiner sind, und näher oder entfernter stehen (Fig. 2 u. 4). Zwischen der Polar- und der Aequatorialansicht liegen nun un- zählige Stellungen mitten inne, in denen man den Ring der Primordial- f zellen, mehr oder minder verkürzt, als eine Ellipse erblickt, deren grosse Achse constant im Diameter der Hüllzelle steht, während die kleinere länger oder kürzer erscheint, und die einzelnen Primordialzellen nach den Gesetzen der Prokehon: näher oder weiter BREEINIUR: rücken (Fig. 9 u. 40). Ausser dieser Verschiedenheit des Anblicks, den ein und dasselbe Individuum nur in Folge seiner durch die Bewegung eintretenden ver- schiedenen Stellungen darbietet, zeigt sich eine noch grössere Mannig- faltigkeit in der Gestalt der grünen Primordialzellen selbst. Ich habe dieselben oben als Kugeln bezeichnet; eigentlich sind dieselben stets nach der Peripherie der Hüllzelle hin birnförmig etwas zugeschärft und verjüngen sich hier unmerklich in eine Spitze, von welcher zwei Flimmerfäden ausgehen (Fig. 4). Diese Flimmerfäden entsprin- gen demnach aus den Primordialzellen innerhalb der Hüll- zelle; sie treten aber durch feine Oeflnungen in der letzteren frei ins Wasser; nach der Analogie mit Chlamydococceus vermuthe ich für jeden - Elimmerfaden einen besondern Durchgang, so dass die Löcher, je einer Primordialzelle entsprechend, paarweise bei einander liegen, und alle, 5 Oefinungen im Aequator der Hüllzelle sich befinden, Daher gehen auch die acht Paar Flimmerfäden bei der Polaransicht gleich verlänger- ' Radien von der Peripherie der Hüllzelle aus (Fig. 4, 3, AA). - Ausserdem pflegen sich auch die Primordialzellen in ihrer auf jer Aequatorialebene senkrecht stehenden Achse vorzugs- ise auszudehnen, so dass sie in der Aequatorialansicht nicht igelig, sondern mehr elliptisch erscheinen, ja sie strecken sich in er Riehtung zum Theil so bedeutend, dass sie cylindrisch oder fast ndelförmig werden, ohne sich in der Richtung der anderen Achse llend auszudehnen (Fig. k entsprechend Fig. 3). Sind in diesem © die Primordialzellen selbst gross und nahe an einander gerückt, bilden sie in der Aequatorialansicht einen breiten, grünen Gürtel b der farblosen Hüllzellenkugel, der einen grösseren oder ge- h Theil derselben erfüllt (Fig. 2), während sie in der Polar- sicht nur einen geschlossenen Kranz darstellen (Fig. 1). Zum Theil ) der eigentliche grüne Körper der Primordialzellen nur kurz cylin- ‚drisch; er verlängert sich aber an beiden Enden in lange Schnäbel, die fast bis an die Pole reichen und jeder Primordialzelle etwa die Gestalt des von Ehrenberg abgebildeten Closterium setaceum (Infus. Zeitschr, f. wissensch. Zoologie. Bd, IV. 6 82 tab. VI. fig. 9) geben. In diesem Falle gleicht das Ganze einer Kugel, die von acht in Meridianen gestellten und nur’im Aequator aufgeschwol- lenen grünen Reifen umgeben ist. Aber auch bei dieser sehr häufig eintretenden, überwiegenden Entwickelung der einen Dimension gehen die beiden Flimmerfäden jeder Primordialzelle von der Mitte ihrer kür- zeren Achse aus, und wenn die Primordialzellen selbst bei der Aequa- torialansicht in eine Zone projieirt erscheinen, so sieht man die beweg- lichen Wimperpaare immer nur von vier Punkten des Diameters aus- gehen (Fig. 4.). Die Primordialzellen sind sehr häufig in den beiden Hemisphären der Hüllzelle nicht gleichförmig entwickelt; sie werden daher durch den Aequator der Hüllzelle nicht in zwei gleiche Hälften getheilt, sondern es zeigen sich dieselben vorzugsweise nach der einen Halbkugel hin- gedrängt, welche sie fast ganz erfüllen und wo sie beinahe bis an den |, Pol hinaufreichen, während sie von der anderen nur einen weit ge- ringeren Theil einnehmen, und diese daher grösstentheils farblos er- scheint (Fig. 5). Die Primordialzellen berühren sich in diesem Falle beinahe mit dem einen Ende, während sie an dem anderen weit diver- giren, und setzen so einen aus acht Stücken bestehenden Korb, ähnlich dem klaflenden Zahnapparat eines Chilodon, zusammen. Ausser den: beiden Flimmerfäden, die von jeder Primordialzelle aus durch die Oefinungen der Hüllzelle ins Wasser treten, gehen sehr häufig von den ersteren noch andere Verlängerungen aus, welche jedoch die Hüllzelle nicht durchbohren. Es sind dies farblose schleimige Fäden, die an jeder Primordialzelle, namentlich von den En- den ihrer längeren Achse ausgehen und daher in der Aequatorial- ansicht besonders deutlich hervortreten. Die Enden der Primordial- zellen selbst sind meist nicht grün, sondern ungefärbt und verlängern sich in zahlreiche, ebenfalls farblose, breitere oder dünnere, borsten- ‘ ähnliche Fortsätze, die wie Strahlen nach allen Richtungen auslaufen, sich oft verästeln und an die Innenseite der Hüllzelle anheften, ohne dieselbe jedoch zu durchbrechen (Fig. 2, k, 5). Sind diese Fäden sehr entwickelt, so bilden sie ein förmliches Gespinnst, das jede Pri- mordialzelle in der gemeinschaftlichen Hülle schwebend erhält. Manch- mal theilen sich auch die Enden der Primordialzellen diehotomisch in ' farblose, schleimige Bänder, die sich wieder in die strahlenartigen Fäden verästeln und dadurch die wunderlichsten Formen hervorrufen. Auch in der Polaransicht kann man diese farblosen, fadenförmigen Verlän- gerungen der Primordialzellen beobachten, welche sich nach allen Rich- tungen hin erstrecken und dem ganzen Gebilde ein höchst seltsames, ” beinahe Xanthidium ähnliches Ansehen verleihen (Fig. 6, 7). EB In der inneren Organisation der Primördialastloh lässt sich nichts weiter beobachten, als eine grüngefärbte, halbweiche Substanz, TE Mi ; sb h 83 4 { aus welcher sie bestehen und in: der zahlreiche, zarte Körnchen oder Pünktchen eingebettet sind. Die Farbe der Primordialzellen ist bei leb- hafter Vegetation transparent freudiggrün ; doch durchläuft sie ver- schiedene Nuancen; sie ist in den jüngsten Zuständen reiner, mehr gelbgrün, minder getrübt ‚von Pünktchen; in den grössten Formen da- gegen erscheint der Inhalt bräunlichgrün, trübe und die dunkleren Körnchen sind in solcher Menge vermehrt, dass das Ganze fast ‚un- durchsichtig wird. In der Mitte der Primordialzellen befinden sich zumeist symmetrisch gestellt zwei grössere, kernähnliche Bläs- ‚chen, die, isolirt betrachtet, ringförmig erscheinen, also eine innere Höhle besitzen; sie werden durch Jod auffallend dunkel gefärbt mit _ einem Stich ins Violette (Fig. 2, 3, 4, 5). Die Mitte jeder Primordial- ‚zelle wird häufig durch einen lichteren kreisförmigen Raum eingenom- men, der aber nicht periodisch verschwindet, also auch nicht als con- ractile Blase betrachtet werden kann. * Die Primordialzellen sind von keiner besonderen star- ren Membran umgeben, und zwar ergibt sich dies nicht nur aus mannigfaltigen Gestaltveränderungen, welche dieselben im Laufe Vegetation erleiden, sowie aus Jen fadenförmigen Verlängerungen Verästelungen, welche sich unmittelbar aus ihrer Substanz heraus- en, sondern es erhellt dies auch aus den Umwandelungen, welche Rolge äusserer Einwirkungen die Primordialzellen durchlaufen. Unter ssen Verhältnissen nämlich können die fadenförmigen Fortsätze er eingezogen werden, indem sie von der Hüllzelle losreissen und e Substanz der Primordialzellen aufgenommen werden; auch die ezogenen Enden der Primordialzellen verschwinden und diese run- % migen Gestalt ab. Eine solche Veränderung wäre nicht möglich, n die Primordialzellen von einer starren Membran, wie etwa die elle, umgeben wären, Noch rascher und entscheidender sind die andelungen, welche die Primordialzellen im Ionern der Hüllzelle solcher Einflüsse erleiden, welche dem Leben der Organismen blich sind. Diese Erscheinungen, die als Zerfliessen bezeich- ı werden pflegen, verändern die starre Hüllzelle gar nicht; .da- zerselzen sich die Primordialzellen vollständig, indem sie formlos n, und zu einer einzigen, structurlosen, grünen Masse zerlliessen, sich an die Innenseite der Hüllzelle anlegt, oft obne die Entstehung cht Kugeln noch erkennen zu lassen, und ohne dass dabei eine ‚von besonderen, sie umhüllenden Membranen zum Vorschein me. Uehrigens erweisen diese Zersetzungsphänomene auch, dass Hüllzelle, wie ich schon oben berührte, aus einer zarten Mem- in und einer von dieser umschlossenen, wasserhellen ssigkeit besteht, die nicht dick, gallertartig oder schleimig sein 6% 54 kann, da sie leicht von den strahlenartigen Fäden und der zerflossenen Substanz verdrängt wird, die also reinem. Wasser sehr ähnlich, wo nicht völlig gleich ist. I. Bewegung. Die Flimmerfäden, welche aus dem Aequator der Hüllzelle her- vorbrechen, sind innerhalb derselben nur kurz; desto länger ist das ins Wasser hineinragende Stück, welches lebhaft schwingt und dadurch alle Bewegungen vermittelt. Während des Flimmerns schwer zu er- kennen sind die Fäden nach dem Eintrocknen auf Glas, aber durch Benetzung mit Jod sehr leicht in ihrer ganzen Länge zu verfolgen, be- sonders nach Hinzufügung von Schwefelsäure, die sie viel deutlicher macht und dunkler färbt. Die Bewegung der ganzen Organismen, welche von den acht Flimmerfädenpaaren abhängt, verhält sich der bei Algen und vielen Infusorien bekannten ganz gleich. Es findet zunächst eine rasche Drehung um die Achse der Hüllzelle statt, welche durch die Pole derselben hindurchgeht und auf dem Ringe der Primordialzellen senkrecht steht, so dass dieser wie ein Rad um seine Achse rotirt. In der Polaransicht (Fig. 4, 3) machen unsere Formen auch ganz den Eindruck kreisender Räder, während man in der Aequatorialansicht (Fig. 2, 4), wo die Primordialzellen meist gestreckt sind, mehr den Anblick eines um seine Achse gedrehten Globus erhält. Neben dieser Achsendrehung, die während des ganzen Lebens fort- dauert, findet noch eine Vorwärtsbewegung statt, in Folge deren eine sehr unregelmässige Bahn durchlaufen wird; auf solche Weise schrau- ben sich diese Organismen gleichsam durch das Wasser fort. Bald schwimmen sie grad’ aus mit gleichförmiger Geschwindigkeit, indem ein Pol vorausgeht, der rotirende Primordialzellenring dagegen senk- recht auf ihrer Bahn steht und nur in einer Linie erscheint; bald wen- den sie sich um, so dass die Aequatorialebene sich- wieder als Kreis zeigt (in der Polaransicht): so rotiren sie um ihren Mittelpunkt, ohne von der Stelle zu kommen; bald legen sie wieder einen Pol nach vorn und schwimmen in einer diideren Richtung weiter, beugen nach rechts oder nach links, oder drehen ganz um, meist obs wahrnehmbares Hinderniss, bewegen sich in Curven der mannigfaltigeteh Art, laufen in Schnetkenlinfen um irgend einen Punkt, treten in verschiedene Ebe- nen, bald auf-, bald absteigend; kurz sie zeigen alle jene höchst zu- sammengesetzten und wunderlichen Ortsveränderungen, die wir auch bei den beweglichen Fortpflanzungszellen der Algen, und wie ich anderswo nachgewiesen '), in ganz gleicher Weise bei den als ') Vergleiche meine «Nachträge zur Naturgeschichte des Protococeus (Chlamy- dococcus) pluvialis, Nova Acta Ac. C. €. L. n. ec. Vol. XXI P. I. p. 735.0 2 % 85 ; mund- oder darmlos bezeichneten Infusorien (Monadina, Asta- siaea, Cryplomonadina ete.) kennen, und die zwar durchaus nicht den Charakter zweckmässiger, bewuldster Willkühr an sich tragen, wohl aber sich als eine durch innere in der Organisation und dem Lebens- process begründete, nicht durch rein äusserliche Ursachen bestimmte Thätigkeit darstellen. Das Gesammitbild solcher Bewegungen wird am besten durch die Bahnen eines Kreisels wiedergegeben, der unter bestän- ' diger ‚Achsendrehung zugleich die mannichfaltigsten Curven durchläuft. Ich habe mich vergeblich bemüht, zu constatiren, ob die Rotation um die Achse bei den hier geschilderten On constant nach _ einer bestimmten Richtung hin stattfindet. Damit eine solche Bestim- mung überhaupt möglich sei, wäre vor Allem erforderlich, dass sich an den rotirenden Kugeln ein Rechts oder Links, oder, was dasselbe ist, ein Oben und ein Unten nachweisen und durch morphologische Differenzen bezeichnen lasse. Eine solche Bestimmung ist aber bei unseren Organismen in, sehr vielen Fällen gar nicht Ense. da die ® Hüllzelle, wie wir schon gesehen, eine vollkommene Kugel ist, die _Primordialzellen dagegen in der längeren Achse nach beiden Seiten meist symmetrisch entwickelt sind. Alsdaon fehlt es an allen Kenn- ichen, um die beiden Pole der Hüllzelle zu unterscheiden, einen als oberen, den anderen als den unteren zu betrachten; also kann in esen Fällen auch von einer Drehung nach einer bestimmten Richtung haus nicht die Rede sein. _ Allerdings könnten, wir, um die beiden Pole zu unterscheiden, e peigen als den oberen bezeichnen, welcher beim Schwimmen orä In vielen Fällen ist eine er Differenz zwischen beiden % en schon in der Organisation gegeben, wo nämlich die Primordial- zellen unsymmetrisch vorzugsweise in der einen Hemisphäre der Hüll- ‚entwickelt sind. Auf diese Weise besitzen wir alsdann wenig- s die Möglichkeit, zu ermitteln, ob die Drehung nach Rechts oder Links stattfinde. Es ergibt ich aber in beiden Fällen, dass ‚Rotation der Hüllzellen durchaus nicht constant nach einer Rich- ung hin geschieht; denn nicht nur drehen sich von verschiedenen fügeln die einen nach Rechts, die anderen nach Links; sondern auch u und dasselbe Individuum rotirt eine Zeit lang mit auflallender Ge- iwindiekeit nach Rechts; allmählig nimmt die Schnelligkeit ab; die gel rulıt einen Moment, und dreht sich den Augenblick darauf wie- nach Links, und zwar mit allmählig zunehmender Geschwindigkeit, n nach einiger Zeit wieder in ähnlicher Weise in die Drehung nach Rechts zurückzukehren. Wenn daher Alex. Braun bei den in vielfacher ehung analogen, schwärmenden Chlamydococeuszellen und den hwärmsporen von Oedogonium eine constante Drehung nach Links bei den beweglichen Gonidien von Vaucheria, und den Familien von s6 Pandorina eine solche nach Rechts: angibt (Verjüngung etc. p. 227), so muss ich behaupten, dass bei dem hier beschriebenen Ge- bilde ein solches constantes Drehungsgesetz nicht statt- findet). Il, Systematisches. In dem Bisherigen habe ich mich auf die einfache Beschreibung der beobachteten Formen beschränkt, ohne die Frage zu stellen, wel- chen Platz der hier geschilderte Organismus in der Reihe der bereits bekannten Wesen einnimmt, in welche Gattung, in welche natürliche Familie er einzureihen, ja überhaupt, welchem Naturreiche er als Bürger beizuzählen sei. Diese Vorfragen zu erledigen ist vor Allem erforderlich, um zu einem wirklichen Verständniss der so eben be- schriebenen Theile zu gelangen. Es ergibt sich bald, dass es leichter ist, die nächste Verwandt- schaft, namentlich die natürliche Familie festzustellen, als die allgemeine Frage zu entscheiden, ob wir hier ein Thier oder eine Pflanze vor uns haben. Es liegt nämlich auf der Hand, dass der von uns’ be- schriebene Organismus zur Familie der Volvocinen gehört. Denn nicht nur finden wir an ihm die beiden Hauptmerkmale, welche für diese interessante Familie charakteristisch sind: das Vorhandensein zahlreicher, grüner Kugeln, die, von einer gemeinschaftlichen farblosen Hülle umschlossen, eine Zellenfamilie (Polypenstock) darstellen, sowie die beständige rollende Bewegung, welche die Volvocinen fast während ihres ganzen Lebens besitzen. Auch das dritte Kennzeichen der Vol- vocinen, dass sich die einzelnen Kugeln innerhalb der Hülle fortpflanzen, ist, wie wir später sehen werden, unserer Form ebenfalls eigen. Es finden sich in der That bei den bekannten Gattungen der Volvocinen, namentlich bei Gonium und Pandorina die grössten Analogieen mit dem hier geschilderten Organismus; und diese Gattungen unterscheiden sich wesentlich nur durch die Anordnung der grünen Kugeln oder Primordial- zellen, welche bei Pandorina in einer Kugelfläche, bei Gonium in einer Tafel bei einander liegen, während sie bei unserer Form in der Peripherie eines Kreises stehen. Da aber eben das Gesetz der An- ordnung in der Familie der Volvocinen das wichtigste Kriterium ist, von welchem die Begründung der Gattungen abhängt, so ergibt sich daraus, dass wir hier ein eigenes Genus vor uns haben, das ich weder in dem Ehrenberg’schen Hauptwerk, noch in einer späteren Arbeit beschrieben finde. ) Nach meinen Beobachtungen findet auch bei Chlamydococeus pluvialis ein ähnliches Wechseln der Rotationsrichtung statt, wie ich es oben beschrieben habe. (Vergl. meine «Nachträge ete. I. c. p. 736.») j a Der freundlichen Nachweisung des Herrn Major v. Flolow ver- danke ich die einzige Notiz, welche vielleicht auf unsere Form Bezug haben könnte. In der Berliner Haude-Spener’schen Zeitung vom 28. April 4846 findet sich nämlich der Auszug eines Vortrags, welchen Ehrenberg am 24. April in der Gesellschaft naturforschender Freunde gehalten hatte. Derselbe theilte mit, «dass er in diesem Frühjahr eine generisch neue Form von bei Berlin lebenden schalenlosen Thieren beobachtet habe, ‚welche dem aus 46 Körpern bestehenden grünen Tafelthierchen, Go- nium pectorale, zunächst verwandt sei. ‘Schon Hr. Werneck hatte bei Salzburg eine verwandte neue Form entdeckt, die nicht tafelförmig, sondern kugelartig aus je acht Thierchen gebildet war, und die er - Stephonoma nannte. Die neue Form besteht aus 6— 21 ringartig ver- bundenen "Thierchen, ist tafelartig, und scheint ebenfalls ein jedes _ Körperchen zwei Rüssel oder Bewegungsorgane zu führen, mit denen es sich wie ein rollendes Rad lebhaft bewegt. Sie wird als Trocho- gonium Rotula bezeichnet,» So weit sich aus dieser, leider sehr unvollständigen und un- klaren Angabe, über die ich nirgends etwas Näheres habe auffinden können, ersehen lässt, sind die beiden Gattungen Trochogonium Ehr. und Stephonoma Werneck die einzigen, welche sich mit unserer Form in Parallele stellen lassen. Gleichwohl kann das Ehrenberg’sche Trocho- nium mit der letzteren unmöglich identisch sein, da dasselbe aus -6—21 Kugeln bestehen soll, während das hier beschriebene Gebilde mer nur von acht grünen Primordialzellen dargestellt wird; auch wähnt Ehrenberg nichts von einer kugelförmigen Hülle; aus der An- be, dass seine Form tafelförmig und mit der Gattung Gonium zu- ” ichst verwandt sei, scheint vielmehr hervorzugehen, dass bei Trocho- ium eine flache Hülle vorhanden sei. Eine grössere Uebereinstimmung zeigt dagegen die Werneck’sche altung Stephonoma, welche Ehrenberg selbst als eine von der seinen erisch verschiedene Form aufführt; und ich würde nicht anstehen, ne Organismen als identisch mit den Werneck’schen zu bezeichnen, enn nicht der Ausdruck von Ehrenberg, dass die letzteren aus acht hieden, welche die Primordialzellen durch ihre Aneinauderordnung tellen. Sollten, wie der Wortlaut anzeigt, in der Werneck’schen Form die acht ‚Einzelzellen eine Kugel zusammensetzen, so würde Stephonoma mit der Botryocystis Volvox zusammenfallen, insofern letz- lere, von Külzing mit einer unhaltbaren Diagnose versehene Gattung erst durch Al. Braun auf ein wirklich existirendes, aus 8 (seltener 83 4 oder 16) Kugelsectoren bestehendes, und von einer ziemlich eng anliegenden Hülle umgebenes Wesen angewendet worden ist. (Ueber Verjüngung etc. p. 170.) ') ‘Bei der Unmöglichkeit, über das Verhältniss von Trochogonium und Stephonoma zu unserer Form aus dem mir zugänglichen Material ins Klare zu kommen, scheint es mir im Interesse der Wissenschaft erforderlich, die letztere vorläufig als eigene neue Gattung zu be- trachten und mit einem besonderen Namen zu bezeichnen; als solchen schlage ich Stephanosphaera, Kranzkugel, vor, um die charakte- ristischen Merkmale der Gattung, den Kranz der Primordialzellen und die Kugelform der Hüllzelle in einen Worte zu vereinigen. Da unsere Form ferner an den beiden bisher bekannten Fundorten in ganz ähn- licher Weise im Regenwasser von Steinhöhlen zugleich mit Chlamydo- eoecus pluvialis aufgefunden ist, und derartige Localitäten, nach der Seltenheit ihres Vorkommens zu schliessen, überhaupt für die Art cha- rakteristisch zu sein scheinen, so werde ich derselben den Species- namen Stephanosphaera pluvialis beilegen. IWW. Ueber die systematische Stellung der Volvo- cinen überhaupt. Schwieriger als die Bestimmung der natürlichen Familie, zu wei- cher Stephanosphaera pluvialis gehört, ist die Entscheidung der Frage, ob wir dieselbe ins Thierreich oder ins Pflanzenreich zu stellen haben. Sie fällt zusammen mit der allgemeinen Erörterung, ob die Volvo- einen überhaupt als Pflanzen oder als Thiere zu betrachten sind. Die Lösung dieser Frage ist nicht nur im Allgemeinen von grosser Wichtigkeit, sondern es hängt auch wesentlich von ihr ab, wie wir die an Stephanosphaera beobachteten Organisationsverhältnisse zu deuten haben. Schon die ersten Beobachter der in die Familie der Volvocinen gehörigen Gattungen standen nicht an, die Dauer und Mannigfaltigkeit ihrer Bewegungen, die nie durch einen Keimungsact unterbrochen scheint, als den Beweis ihrer thierischen Natur zu betrachten. 0. F. Müller er- kannte bereits an Gonium pectorale beinahe alles Detail, welches seit- dem der Untersuchung zugänglich geworden ist (Kleine Schriften. 1782. p- 45), namentlich dass der ganze Organismus aus einer grossen An- zahl von Einzelthierchen bestehe, die durch einen gemeinschaftlichen ') In den meisten Werken wird Botryocystis Morum als Jugendform von Pan- dorina angesprochen und ist als solche bereits von Ehrenberg abgebildet worden. Doch habe ich keinen genetischen Zusammenhang in der Ent- wickelungsgeschichte der beiden Gattungen nachweisen können, 89 Panzer zusammengehalten seien. Nachdem endlich Ehrenberg durch "seine Untersuchungen über Volvox globator das Räthsel in dem merk- würdigen Bau dieser schönen Form gelöst und denselben. ebenfalls, entsprechend der Organisation von Gonium, als eine Colonie zahlreicher, zu einem Polypenstock vereinigter, monadenartiger Einzelthierchen an- gesprochen hatte, so lieferte derselbe durch eine Reihe wichtiger Beob- achtungen über die übrigen Gattungen der Volvocinen eine Bearbeitung dieser Familie, welche epochemachend für die Kenntniss derselben wurde, und noch jetzt, trotz der abweichenden Ansichten über die Anatomie und Systematik derselben, als die gründlichste und vollständigste Darstellung dieser Gruppe gelten muss (die Infusions- hierchen p. 49—73). Seine Untersuchungen sollten die thierische "Natur der Volvocinen ausser Zweifel setzen, die überhaupt bisher kaum von einem Einzigen in Frage gestellt worden war. Seiner allgemeinen nschauung des Infusorienbaues entsprechend wurden auch die Vol- en als Infusionsthierchen betrachtet — mit starrem Körper, mit und und vielen Mägen, aber ohne Darmkanal, mit Nervensystem ‚und ugen, mit männlicher Drüse, Samenblase und grünen Eierchen, end- mit einem oder zwei Rüsseln — die zu vielen in einer gemein- ‘baftlichen Hülle oder Mantel eingeschlossen seien. Dieser Mantel sollte all, ausser bei Chlamydomonas, Synerypta und Gyges, vorn offen ein, so dass die Thierchen sich aus demselben weit hervorrecken und ler ganz entfernen können, etwa wie die Rädertbiere Melicerta oder ibicolaria aus ihren Hülsen. Innerhalb des Mantels sollten sich die elthierchen durch Selbsitheilung fortpflanzen und zu neuen Polypen- cken ausbilden (l. ec. päg. 50). Diese Anschauung vom Bau der Volvocinen wurde seit dem Er- einen von Ehrenberg’s grossem Werke fast allgemein angenommen, selbst diejenigen Naturforscher, welche, wie Dujardin, mit der abei g’schen Lehre in Widerspruch traten, beschränkten sich darauf, ebrigen an der thierischen Natur derselben zu zweifeln (Hist. de Ss, pag. 307). im Jahre 484k war v. Siehold durch eine Vergleichung der jeglichen Algensporen mit den echten Infusorien zu dem wichtigen pruche gelangt, dass ausser Glosterium und den Bacilla- uch sehr viele Volvocinen aus dem Thierreich ent- und zu den Pflanzen gestellt werden müssten, da ihnen laupteharakter der Thiere, die Contractilität, abgehe. «Familiae oriorum Volvocina ..... plenae sunt plantis inferiorum ordinum. » nibus inter regnum vegetabile et animalia constituendis, pag. 12.) ° Ansicht wurde von v. Siebold ausführlicher 4848 in seinem rbuch der vergleichenden Anatomie (pag. 7), sowie 4849 in seiner 90 Abhandlung «über einzellige Pllanzen und Thiere » (Bd. 1. p. 270 dieser Zeitschrift) begründet '). Gleichwohl hat bis in die neueste Zeit kaum ein einziger Bota- niker es gewagt, die durch v. Siebold’s Untersuchungen dem Pflanzen- reich zugewiesene Familie als rechtmässiges Eigenthum in Anspruch | zu nehmen, .die ebenso wenig von den Zoologen aufgegeben wurde; und so finden wir selbst in der letzten, vollständigsten Zusammen- 4 stellung der Algen, den Species Algarum von Kützing, nur eine ein- zige, zu den Volvocinen gehörige Gattung, Botryocystis, und auch diese , nur in Folge mangelhafter Beobachtung aufgenommen. Noch vor Kurzem { hat ein höchst sorgfältiger und glücklicher Beobachter, dem die Lehre von den beweglichen Algensporen ihre erste Begründung und neuer- 8 diogs eine sehr vollständige Ausführung verdankt, @. Thuret, sich zu dem Schluss veranlasst gesehen, dass die Volvocinen, so gut wie die - Euglenen und selbst Tetraspora, als Thiere zu betrachten seien, da ihnen das Hauptmerkmal aller Pflanzensporen, das Keimen, abgehen solle (Ann, d. sc. nat. 4850. tom. XIV. pag. 214—61 ; Recherches sur F les zoospores des Algues et les antheridis des Cryptogames). Erst in den letzten Jahren scheint sich in dieser Beziehung ein Umschwung vorzubereiten, seitdem das Studium der einzelligen Pflanzen eine grössere Ausbreitung und Gründlichkeit gewonnen hat; und es ist namentlich Naegel’s Verdienst, diese bisher vernachlässigte g Gruppe mit einer Kritik und Vollständigkeit erforscht zu haben, deren sich nur wenig andere Familien erfreuen (vergl. dessen neuere Algen- systeme 4847 und Gattungen einzelliger Algen 1849). In Folge seiner Untersuchungen wagte es Naegeli, wenigstens zwei zu den Volvocinen gehörige Formen, die Gattungen Gonium und Botryoeystis, unter die Algen aufzunehmen. & Endlich hat im vergangenen Jahre das ausgezeichnete Werk von Alex. Braun «über die Verjüngung im Pflanzenreiche», welches über die an der Grenze zwischen Thieren und Pflanzen stehenden Forme durch eine Fülle der schönsten Beobachtungen Aufschluss gibt, aucl in diesem Punkte den zuerst von v. Siebold aufgestellten Gedanken voll- ständig anerkannt und die ganze Familie der Volvocinen in das Pflanzen- reich eingereiht. In der That bin auch ich durch eine Reihe vergleichender Unter- suchungen zu der Ueberzeugung gelangt, dass es nur auf einer einseitigen Beurtheilung der Organisationsverhältnisse be- ruhe, wenn man an den Volvocinen den Charakter ein ben (Mem. de Musöe d’hist. nat. XVI. see), F 9 weisen wolle; dass dagegen alle Analogie des Baues und ‚der Entwickelung, sowie die natürliche Verwandtschaft uns unmittelbar darauf hinweisen, die Volvocinen unter die Pflanzen, und zwar in die Glasse der Algen, bei diesen wie- der in die Ordnung der Palmellaceae zu stellen, unter denen ie eine besondere Familie ausmachen. - Bei dem Widerspruch, den diese Behauptung bisher fast überall ünden und da noch nirgends eine speciellere Begründung derselben en wurde, scheint es mir nützlich, die neue Gattung Stephano- era von dem Gesichtspunkt aus genauer zu betrachten, dass da- das Verhältniss derselben wie der übrigen Volvocinen zu den zen anschaulich gemacht würde. Ich habe es darum auch für zweckmässig gehalten, die Beschreibung dieser neuen Alge in einer beitschrift für wissenschaftliche Zoologie zu geben, weil die pologen bisher die einzigen waren, welche für die Formen der Vol- einen Interesse hatten, und sie auch jetzt nur ungern diese inter- sanfte Familie den Botanikern überlassen zu wollen scheinen, auf die je, wie im Folgenden entwickelt werden wird, gleichwohl nur mit hrecht Anspruch machen. Doch will ich bemerken, dass ich mich auf Stephanosphaera allein beschränken und die Betrachtung der sen Gattungen, über die ich einiges neue Material gesammelt habe, r eine andere Gelegenheit aufsparen werde. V. Verhältniss der Volvocinen zu Chlamydococcus. Den unumstösslichsten Beweis für die pflanzliche Natur sämmtlicher Ivoeinen gibt die Verwandtschaft derselben mit den Gattungen Chla- omonas und Chlamydococeus, deren Entwickelungsgeschichte in den n Jahren durch die Untersuchungen von Flotow, A. Braun, sowie ei meine eigenen bis in ihre Einzelheiten erforscht worden ist. die letztere Gattung, welche neben Stephanosphaera mit wasser erfüllte Steinhöhlen röthet, hat als die am genauesten 6 den meisten Aufschluss nicht nur über die allgemeine Stel- Volyocinen, sondern auch über die Deutung ihrer einzelnen alionsverhältnisse geliefert. Zwar hat Dujardin geglaubt, die Gattung Chlamydomonas und dem- ‚auch den mit ihr zunächst verwandten Chlanıydococeus von den ‚Volvocinen trennen und dieselben seinen Thecamonadien, etwa Ehrenberg’schen Cryptomonadinen einverleiben zu müssen. Aber gründlichere Erforschung nicht nur des Baues, sondern auch der ickelungsgeschichte lehrt uns, dass Chlamydomonas (Diselmis Dj.) rachelomonas nur äusserliche Analogieen bietet, während. diese m, wie schon Ehrenberg fand, mit Gonium und Pandorina die 92 innigste Verwandtschaft zeigt. Das Verhältniss der farblosen Hülle zu der eingeschlossenen grünen Kugel; die Stellung der beiden Flimmer- fäden, die von dieser ausgehen und durch jene hiudurchtreten '), end- lich ‘die Theilungsgesetze der grünen Zellen innerhalb der Hülle in Potenzen von zwei zeigen sich in ganz gleicher Weise bei Chlamydo- coceus, wie den übrigen Volvoeinen; und der einzige Unterschied zwi- schen denselben besteht darin, dass bei Chlamydomonas (und Chlamydo- eoceus) die aus der Theilung der grünen Kugeln hervorgehenden Indivi- duen nach Resorption der Mutterhülle sich alsbald trennen und einzeln fortleben, während bei den anderen Volvoeinen die aus der Theilung - einer grünen Primordialzelle hervorgegangenen Tochterzellen durch die fortwachsende Mutterzelle, wie durch eine gemeinschaftliche Hülle, vereinigt bleiben und sich als ein geschlossener, aus mehreren Zellen bestehender Körper bewegen. Während Chlamydococeus eine ein- zellige Alge im strengsten Sinne des Wortes ist, die zu keiner Zeit ihrer Entwickelung aus mehr als einer Zelle besteht, und bei der jede Theilung der Anfang eines neuen Individuums ist, so stellen die übrigen Volvocinen sich als Zellenfamilien dar, in denen eine be- stimmte Anzahl sich gleichwerthig verhaltender Zellen gewissermaassen ein Individuum höherer Ordnung zusammensetzt. Chlamydococcus ver- hält sich demnach zu den übrigen Volvocinen, wie Pleurococeus zu Palmella, wie Cyclotella zu Melosira oder auch wie Vorticella zu Epis- iylis, wie Hydra zu Campanularia oder Tubularia. Dagegen gehört” Trachelomonas und die analogen Formen durchaus nicht ins Pflanzen- reich, sondern sie sind den Astasiaeen zunächst verwandt und er- uk als gepanzerte Euglenen (nicht wie Ehrenberg annimmt, als gepanzerte Monaden). # Die Untersuchungen von Alex. Braun, wie meine eigenen, haben’ mit der grössten Bestimmtheit erwiesen, dass Chlamydococeus nur unter den Algen seine richtige Stellung finden kann. Zwar unterscheidet er sich von den beweglichen Keimzellen, durch welche sich die bei wei- tem meisten Arten der Algen fortpflanzen, sowohl durch einen etwas” zusammengesetzteren Bau, als auch durch den Umstand, dass die Be- wegung sehr lange Zeit hindurch fortdauert, endlich dadurabh dass die beweglichen Zellen sich als solche fortpllanzen können, ohne in das Stadium der Ruhe (Keimung) anders als ganz vorübergehend einzu treten. Aber diese Einwürfe treflen theils nur den species Cha rakter des Chlamydocoecus und der Volvocinen überhaupt als einzelli Pilanzen; theils stehen sie nicht ohne Vermittelung unter den Alge !) Von Stephanosphaera habe ich dieses Verhältniss der Flimmerfäden bere 5 erwähnt; bei Pandorina ist es von Focke genauer erkannt, bei dieser und bei Volvox schon von Ehrenberg beobachtet worden, | 93 _ da, wie Alex. Braun in seiner Verjüngungsschrift namentlich von der langen Bewegung der Volvocinen nachgewiesen hat (l. e. pag. 227) ') Dagegen sind die äussere Form wie die chemische und morpho- logische Organisation des Inhalts, die Gesetze der Bewegung und die ‚allgemeinen physiologischen Phänomene, namentlich aber das Verhalten beim Uebergange in den ruhenden Zustand bei Chlamydococeus so voll- ‚ständig übereinstimmend mit den beweglichen Sporen, deren Uebergang a unzweifelhafte Pflanzen mit wissenschaftlicher Schärfe nachgewiesen ist, dass kein vorurtheilsfreier Beobachter einen wesentlichen Unter- ‚schied aufzufinden vermöchte. Ich habe in meiner Abhandlung erwähnt, ass Ehrenberg selbst, obwohl er den beweglichen Zustand der mit Ihlamydococcus verwandten Formen als Infusorien in Anspruch mmt, doch von eben dieser oder einer nächst verwandten Gattung - zobende Stadium für eine unzweifelhafte Alge erklärt halte; und doch sind die beweglichen Infusorien nur eine Fortpflanzungsform der ruhenden Alge. Endlich ist es mir gelungen, die Membran der lamydococeuszellen sowohl in ihrem ruhenden, als namentlich auch in ihrem beweglichen Stadium als aus Holzfaser be- ehend otuweiseh; und dadurch das unserem bisherigen Nissen noch wichtigste Kriterium einer Pflanzenzelle, die ternäre Zu- mmensetzung der Zellmembran auch für die infakoriähähnlihen Zu- ände von Chlamydococcus zu constatiren. In der That sind auch alle ren gründlicheren Beobachter des Chlamydoecoecus, deren Zahl nicht bedeutend ist, beinahe ohne Ausnahme darin übereingekommen; in en Entwickelungszuständen dieser Form nur eine Pflanze (d nichts als eine Pflanze anzuerkennen. Indem ich in Betrefl des speciellen physiologischen und entwicke- agsgeschichtlichen Verhaltens von Chlamydococeus pluvialis auf die ı citirten Abhandlungen verweise, so kann ich doch nicht unter- ssen, hier eine Skizze seines allgemeinen Entwickelungsganges ein- chalten, weil in diesem merkwürdigen Organismus der Schlüssel m Verständniss der Volvoeinen im Allgemeinen und der hier ge- ilderten Stephanosphaera insbesondere liegt, und in ihm das Ge- mi bild ihrer pflanzlichen Natur am anschaulichsten hervortritt. losen Inhalt, vielleicht reines Wasser einschliesst. Im Centrum der ® befindet sich eine farbige Kugel, die aus dem allgemeinen, toffreichen Protoplasma oder Schleim der Pflanzenzellen be- Die Schwärmzellen von Ulothrix mucosa fand Thuret noch nach drei Tagen in der Bewegung (Ann. d. sc, nat. 1850. p. 248). 94 , steht, durch Chlorophyll und ein carminrothes Oel roth oder grün gefärbt ist und zahlreiche Protoplasmakörnchen, sowie ein oder mehrere grössere Chlorophyllbläschen eingebettet enthält. Diese farbige Kugel verdünnt sich am oberen Ende in eine farblose Spitze; von dieser gehen zwei Flimmerfäden aus, welche durch zwei Oefl- nungen in der Membran der Hülle ins Wasser hinaus treten und die Bewegungen des Ganzen vermitteln. Die innere farbige Kugel ist von keiner starren Membran, sondern nur von einer Schicht verdickten Protoplasma’s begrenzt; daher ist ihr Umriss sehr veränderlich und durehläuft in seiner Entwickelung mannigfaltige Wandelungen. Nament- lich verlängert er sich häufig nach allen Seiten in farblose, strahlen- artige Fäden, welche die innere farbige Kugel in der Hülle frei schwe- bend erhalten, und sich später im Laufe der Entwickelung wieder einziehen (vgl. meine Nachträge etc., tab. 67 A, fig. 27, 28). Die ruhenden Chlamydococeuszellen sind weit einfacher gebaut und bestehen, wie alle Protococcusformen, nur aus einer derben, kuge- ligen Holzfasermembran und dem grünen oder rothen, als Primordial- schlauch organisirten Inbalt. Die Entwickelungsgeschichte zeigt, dass sich unter gewissen Bedingungen der Inhalt der ruhenden Zellen in eine Anzahl von Portionen theilt, deren Zahl stets einer Potenz von zwei entspricht, dass diese Theile sich zu besonderen Primordial- schläuchen organisiren, und als solche die Mutterzellen durchbrechen, jede zwei Flimmerfäden entwickeln und mit Hülfe derselben lebhaft im Wasser rotiren. Während ihrer Bewegung scheiden sie an ihrer gan- zen Oberfläche eine zarte Cellulosemembran aus, welche sich durch Endosmose von Wasser immer weiter und weiter von dem Primordial- schlauch abhebt und endlich zu der oben beschriebenen weiten Hülle der beweglichen Formen wird (Nachträge, tab. 67 A, fig. 23, 35, 29). Es ergibt sich daraus, dass letztere Formen sich zwar im Ganzen als einfache Zellen verhalten, jedoch in ihrer Structur und Entwickelung einige Eigen- ihümlickeiten darbieten, indem die innere farbige. Kugel ursprünglich dem Primordialschlauch der übrigen Pllanzenzellen entspricht, aber nicht wie gewöhnlich von ihrer Membran umgeben, sondern in derselben frei wie ein Zellkern suspendirt ist, während zwischen die Membran und ihren Primordialschlauch ein wässeriger, nicht stickstoffhaltiger In- halt tritt. Aus diesem Grunde habe ich die eingeschlossene farbige Kugel, welche zuerst gebildet ist, sich anfänglich ohne besondere Mem- bran nach Art einer Zelle bewegt, und dem Primordialschlauch de vegetabilischen Zellen im Allgemeinen entspricht, als Primordial- zelle bezeichnet, die umhüllende Membran dagegen mit ihrem wässe- ‚rigen Inhalt als Hüllzelle. Die beweglichen Chlamydococeuszustände können als solche sich fortpflanzen, indem sich die eingeschlossene Pri mordialzelle von Neuem theilt, die Theilindividuen aus ihrer Hüllzelle’ 95 ausschlüpfen und den Entwickelungseyelus ihrer Mutterzellen durch- laufen. Beim Uebergang in den ruhenden Zustand scheidet die ein- geschlossene Primordialzelle innerhalb ihrer Hülle, wie jeder Primordial- auch, um ibre Oberfläche von Neuem eine derbe Cellulosemembran aus, und nimmt durch diese Metamorphose die Gestalt einer gewöhn- ‚lichen Protococcuszelle an, während sich die Hüllzelle auflöst '(«Nach- träge», tab. 67 B, fig. 9, 92, 93). Auf diese Weise verhalten sich jedoch nur diejenigen Primordialzellen, welche durch Theilung einer Chlamydococeuskugel in einer niederen Potenz von 2 hervorgehen; die us 46— 64facher Theilung entstandenen Primordialzellen bewegen sich veit lebhafter und scheiden nie eine Hüllzelle aus; sie sind keiner Fort- pflanzung fähig und gehen unmittelbar in den ruhenden Zustand über (l. e., tab. 67 A, fig. 56—62, tab. 67 B, fig. 79, 80). Alex. Braun hat diejenigen Chlamydococcusformen, welche Hüllzellen entwickeln, sMacrogonidien bezeichnet, die aus vielfacher Theilung entstande- en, kleineren als Mierogonidien unterschieden. _Vergleichung von Stephanosphaera mit Chlamydococcus. Wenn wir jetzt zunächst die Organisationsverhältnisse von Ste- janosphaera mit denen des Chlamydococcus vergleichen, die wir so n angedeutet haben, so ergibt sich die wesentlichste Ueberein- mung. Zunächst entspricht die Hüllzelle der Stephanosphaera ganz r der beweglichen Macrogonidien von Chlamydococeus; auch sie be- it aus einer zarten farblosen Membran und einem wasserähnlichen Chemische Einwirkungen, denen ich die Hüllzelle der Stepha- aera unterworfen, bekunden diese Uebereinstimmung ins Ein- ©. Die Hüllzelle ist indifferent gegen Säuren und Alkalien und löst ‚ nicht in ihnen; dagegen erleidet sie durch Schwefelsäure eine eigen- che Verdichtung, in Folge deren sie sich enger an die Primordial- a anlegt und sehr deutlich und scharf hervortritt. Ueberhaupt ist hten mit verdünnter Schwefelsäure oft das beste Mittel, ° Pflanzenmembranen, die sonst leicht übersehen werden, deut- i zu machen, namentlich wenn man noch Jod binzuthut, welches in der Regel die Membranen gelb färbt. Auch die Wimpern durch Schwefelsäure deutlicher hervor. In ganz gleicher Weise sich die Hüllzellen von Pandorina, Chlamydococeus und Was die chemische Zusammensetzung der Hüllzelle von Stephano- betrifft, so ist es mir auch an dieser gelungen, das entschei- ® Kriterium einer Pflanzenzellmembran nachzuweisen. Nachdem Naegeli in seiner Vergleichung der einzelligen Algen mit einfachen thie- rischen Zellen zu dem Resultat gekommen war, dass alle bisher auf- 96 gestellten Unterschiede zwischen den Anfängen der beiden Reiche nicht Stich hielten, und das einzige entscheidende Kriterium nur in der Natur der Membran liegen könne, welche bei den Thieren in die Reihe der Proteinsubstanzen, bei den Pflanzen in die Gruppe der Kohlenhydrate gehöre — seitdem musste für alle amphibolischen Gebilde die Auf- merksamkeit darauf gerichtet sein, die chemische Zusammensetzung ihrer Membran zu untersuchen. Es ist mir nun gelungen, die cha- rakteristische Reaction der vegetabilischen Holzfaser oder Gellulose, die blaue Färbung durch Jod und Schwefelsäure, an der Hüllzelle von Stephanosphaera nachzuweisen. Man muss zu diesem Zweck einen Tropfen ziemlich concentrirter Schwefelsäure so lange auf die schwärmenden Stephanosphaera- kugeln einwirken lassen, bis die grünen Primordialzellen im Innern zersetzt sind, alsdann ist auch die geeignete Umwandelung der Hüll- membran eingetreten, und ein Tropfen Jodlösung (Jod in Jodkalium), welcher hinreichend verdünnt ist, um nicht durch die Schwefelsäure krystallinisch ausgefällt zu werden, bewirkt alsbald eine Färbung der Hülle, die zuerst violett, allmählig immer intensiver, und zuletzt schön indigoblau erscheint. So ist dies chemische Ver- halten der Hüllzelle bei Stephanosphaera wie bei Chlamydococceus, der evidenteste Beweis, dass die Organismen, denen sie angehören, nicht als Iofusorien, sondern nur als Algen betrachtet werden können. Uebri- gens zeigt dieses Verhalten der Hüllzelle von Stephanosphaera auch, dass dieselbe von einer ächten Cellulosemembran begrenzt ist, und nicht, wie fast allgemein bei den Volvoeinen und von Naegeli selbst bei allen Algen angenommen ist, aus ausgeschiedenem Schleim oder Gallert besteht'). Ebenso beweist die unmittelbare Beobachtung der Hüllzelle von Stephanosphaera, dass diese in normalem Zustande voll” ständig geschlossen und nur an den Stellen durch Löcher durchbrochen ist, wo die Flimmerfäden jeder Primordialzelle austreten. Erst in einem , späteren Stadium, wenn die Primordialzellen einzeln die Hülle verlassen oder in der Fortpflanzung begriffen sind, reisst die Membran der Hull- zelle, fällt zusammen und löst sich allmählig auf, so dass alsdann die eingeschlossenien grünen Kugeln frei heraustreten können. j Dass diese acht grünen Kugeln der Stephanosphaera ganz der Primordialzelle von Chlamydococeus entsprechen, liegt auf der Hand Auch die Primordialzellen von Stephanosphaera bestehen aus stickstofl: haltigem, an sich farblosem Protoplasma, welches durch Jod gebräun wird und durch kaustisches Kali und Ammoniak sich fast vollständig auflöst. Das Protoplasma ist gefärbt durch das im Pflanzenreiche al !) Die gemeinschaftliche Hülle von Gonium besteht allerdings nur aus eine! gallertartigen Substanz ohne begrenzende Cellulosemembran. { 97 gemein verbreitete Chlorophyll; denn Alkohol und Aether entfärbt lie grünen Kugeln und eoncentrirte Schwefelsäure verwandelt die ae Färbung in eine spangrüne bis blaue — eine Reaction, die nach neinen Beobachtungen für das Chlorophyll Gkeräkteriskiäch: ist (ver- gleiche meinen Aufsatz über Loxodes Bursaria in Heft 3 Band III dieser itschrift, pag. 264). Die feinen Körnchen in den Primordialzellen, welche mit dem Alter sich so vermehren, dass die Primordialzellen selbst zuletzt nicht mehr fansparent grün, sondern trüb, undurchsichtig, olivenbraun erscheinen, sind wegen ihrer Kleinheit schwer ihrer chemischen Natur nach zu jestimmen und entweder Protoplasmakörnchen, oder wie ich aus iner bläulichen Färbung durch Jod schliessen möchte, vielleicht Stärk e- körnchen. Dagegen entsprechen die beiden dunkleren Kerne in jeder Primordialzelle ohne Zweifel vollständig den ähnlichen Gebilden, elche sich bei Chlamydococeus und in derselben Weise nicht nur bei len Volvocinen, sondern auch bei den meisten Algen aus der Ordnung ler Palmelleae, Desmidieae, Conferveae und anderen vorfinden. Nae- li hat dieselben als Chlorophylibläschen bezeichnet und ihr all- emeines Vorkommen im Pflanzenreiche durch vergleichende Schilde- ingen nachgewiesen (Gattungen einzelliger Algen, pag. 41). Es sind er bei Stephanosphaera in der Regel nur zwei vorhanden, die schon - i den frühesten Stadien sich unterscheiden lassen, während von den nderen Volvocinen zum Beispiel Gonium in der Regel nur ein Chlo- phylibläschen enthält. Ueber den Bau und die Function derselben st sich schwer etwas Bestimmtes feststellen; sie sind nicht als Zell- fne zu betrachten, obwohl sie diesen sehr gleichen, namentlich wo nur in der Einzahl vorhanden sind. Caustisches Kali, das den igen Inhalt der Primordialzellen zerstört, lässt die Chlorophyli- hen von Stephanosphaera deutlicher als hohle Ringe hervortreten, ı umgebende Membran ziemlich körnig erscheint; durch Jod wer- dieselben dunkel violett, was auf die Gegenwart von Stärke essen lässt‘), Ehrenberg glaubte in den Chlorophylibläschen die nlichen Drüsen der Volvocinen zu erkennen; so viel ist jedoch dass sich diese Bildungen in ganz gleicher Weise bei unleug- 1 Pflanzen, Hydrodictyon, Oedogonium, Mougeotia u. a. in grösse- oder geringerer Zahl nachweisen lassen (vergleiche unter anderen Mohl, die vegetabilische Zelle in R. Wagner’s Handwörterb. der iol, Tab. I. fig. 20 — 24). *kanntlich scheiden die Chlorophylibläschen der meisten Algen, sowie die i nalogen, in den Zellen fast aller Phanerogamen vorkommenden Chlorophyli- ügelchen Stärkekörnchen aus, Auch hat A. Braun die entsprechenden Ge- bilde bei Chlamydococcus pluvialis einfach als Amylonkügelchen bezeich- net, die eine Hülle und einen Kern unterscheiden lassen (l. e. p. 222). Zeitschr. 1. wissensch. Zoologie. IV. Bd. 7 98 Dass die Primordialzellen von Stephanosphaera so gut wie die von Chlamydococcus einer besonderen starren Membran entbehren, habe ich schon oben nachgewiesen; dieselben entsprechen daher nicht voll- ständigen Zellen, sondern im Ganzen nur Primordialschläuchen. Eben so sind die wunderlichen farblosen Schleimfäden, die von den Enden der Primordialzellen von Stephanosphaera ausgehen, ersichtlich den Strahlen analog, die einen gewissen Zustand: der Chlamydococeuszellen als haarig (var. setiger v. Flotow) erscheinen lassen. Sie sind nur Verlängerungen des farblosen Protoplasmas, welches die Substanz der Primordialzellen bildet, und entsprechen morphologisch etwa den netz- förmig verästelten Protoplasmafäden, den sogenannten Saftströmchen, welche den Zellkern im Innern der Spirogyraglieder oder der Antheren- haare von Tradescantia frei schwebend erhalten. Durch Alkohol und Säuren ziehen sich diese Verlängerungen wieder in die Substanz der Primordialzellen hinein; dasselbe geschieht im Laufe der Entwickelung. Ehrenberg hat diese eigenthümlichen Schleimstrahlen, die auch bei einigen anderen Volvocinen vorkommen, zum Theil als Schwanz be- zeichnet (Synura, Uroglena) zum Theil als verbindende Kanäle oder Andeutungen eines Gefässsystems (bei Volvox und Gonium). Natürlich haben die Protoplasmafäden nach der Gestalt und Anordnung der Primordialzellen ein verschiedenes Ansehen; während sie bei der kuge- ligen Chlamydococeuszelle als Wimperkranz erscheinen, gleichen sie bei der mehr spindelförmigen Stephanosphaera einem von beiden Enden ausgehenden Strahlenbüschel; bei Volvox nur von oben betrachtet, geben sie den einzelnen Primordialzellen ein polygonales, strahliges Ansehen und bilden Verbindungsfäden zwischen denselben; Focke hat sie hier mit Unrecht für Intercellulargänge zwischen den Einzelthierchen angesehen. Die verbindenden Fäden bei Gonium dagegen sind etwas ganz Anderes und gehören durchaus nicht in das Gebiet der Proto- plasmafäden, wie ich bei anderer Gelegenheit ausführlicher auseinander- setzen werde. | So hat die mikroskopische Analyse, wie die chemische Unter- suchung von Stephanosphaera, in vollständiger Analogie mit Chlamydo- coecus und den übrigen Schwärmzellen der Algen, alle Charaktere einer Pflanze, aber durchaus keine Merkmale wahrer thierischer Orga nisation, namentlich keine Spur von Mund, Magen und Geschlechts- organen erkennen lassen. Die Gattung Stephanosphaera ist aber vor Allem dadurch wichtig für die Frage von der Grenze zwischen Thiei und Pflanzenwelt, weil ihre Entwickelungsgeschichte den über zeugendsten Beweis von der vegetabilischen Natur dieser Gattung und somit auch aller übrigen Volvocinen uns dar- bietet. 99 a WM. Entwickelungsgeschichte von Stephanosphaera. De Fi Die junge Stephanosphaera besitzt sowohl in der sehr zartwandigen Hüllzelle, als auch in den weit von einander abstehenden, transparent grünen, kugeligen Primordialzellen nur eine verhältnissmässig geringe ‚Grösse. Während der Vegetation wachsen beide wohl um das Dop- ‚pelte; jene erhält eine derbere Membran; diese erfüllen den grösseren _ Theil ihrer Hüllzelle, rücken bis zur Berührung nahe aneinander, ent- _ wickeln einen trüberen, dichteren Inhalt, und nehmen durch die ver- ästelten Protoplasmafäden höchst wunderliche Formen an, Endlich tritt in den Primordialzellen der Process der Fortpflanzung auf, Die in ‚Strahlen auslaufenden Enden ziehen wieder alle Fortsätze ein, und nden sich zu einer vollständigen Kugel ab; die Primordialzellen hän- zen jelzt nur noch durch ihre Flimmerfäden an der Hüllzelle fest, wer- den deshalb leicht aus ihrer normalen, gegenseitigen Stellung verrückt, "und zeigen sich alsdann ohne bestimmte Ordnung in der Hüllzelle (vergl. Fig. 8). Die bisherigen Veränderungen gehen im Laufe des Nachmittags r sich; gegen Abend treten eingreifendere Umwandelungen ein. Die rimordialzelle dehnt sich nämlich vorwaltend nach einer Richtung 5, und zwar in der Achse, welche auf der Aequatorialebene senk- eht steht, also, in der Stellung, welche Fig. 2 zeigt, von oben nach fen. Die beiden Chlorophyllbläschen vertheilen sich nach den Enden 1; der grüne Inhalt strömt gleichfalls vorzugsweise nach beiden Seiten nd lässt in der Mitte eine breite, farblose Zone sichtbar werden, wie vir sie etwa an derselben Stelle bei Glosterium beobachten (Fig. 8). ich schnürt sich die Primordialzelle, von der Peripherie nach dem um fortschreitend, in ihrer Mittellinie ein, und theilt sich dadurch zwei Tochterzellen, deren Scheidewand unter obiger Voraussetzung n Rechts nach Links gerichtet ist (in der schematischen Figur 24 n @ durch m nach b und n), Jede der durch die Theilung ab- ch en Hälften dehnt sich nun noch etwas in der Richtung von nach Links aus; bald darauf zeigt sich von Neuem eine Ein- g in der Richtung von oben nach unten (im Schema Fig. 21 ı c durelı m nach d und n); wenn. diese vollendet ist, so ist die jrüngliche kugelförmige Primordialzelle in vier Quadranten getheilt & 8, 9). Dieser Ein- und Abschnürungsprocess wiederholt sich nun noch in Mal, indem sich jede der vier Tochterzellen durch eine neue heidewand in zwei gleiche Hälften theilt (Fig. 40). Die Theilung [ ieht durch zwei grösste Kugelkreise, welche von vorn nach hin- en durch die beiden Punkte m und n gelegt sind, in denen die zwei g 7 * 100 früheren Scheidewände sich schnitten; im Schema Fig. 24 sind die- selben durch die Kreise em /n und gmhn dargestellt. Da sich gleich- zeitig die ursprünglich kugelförmige Primordialzelle nur in der Richtung der beiden, von oben nach unten, und von rechts nach links gehen- den Achsen, nicht aber in der dritten von vorn nach hinten ver- grössert hat, so stellt das Ganze jetzt ein flaches Sphäroid, etwa von der Gestalt unserer Brote dar, welches durch vier in der Rotations- achse sich schneidende und um je 45° von einander abstehende Ellipsen in acht gleiche keilförmige, im Centrum zusammenstössend& Ausschnitte getheilt ist (vergl. Fig. 40, 43 und 21). Dieser Theihnggsprollene durch Wällhöd aus jeder Primordialzelle in der ersten Generation zwei, in der zweiten vier, in der dritten acht Tochterzellen hervorgegangen sind, ist im Laufe der Nacht vollendet, so dass wir am frühen Morgen, in den langen Sommertagen schon um die dritte Stunde, jede der acht Primordialzellen in der bezeichneten Weise achtfach getheilt (Fig. 10, 44) erblicken. Die Generationen, welche ° aus der sich dreimal wiederholenden Theilung jedesmal hervorgehen, sind in ihrer Lebensdauer und Entwickelungsfähigkeit verschieden; die beiden ersten gehen rasch in einer neuen Theilung auf, und sind daher nach dem Naegeli’schen Ausdruck blosse Uebergangsgenerationen; erst die dritte gelaugt zur vollständigen Entwickelung und verharrt längere Zeit als solche; sie ist eine Dauergeneration. Der Theilüngsprocass geht nicht immer in allen acht Primordiaiil zellen von Stephanosphaera gleichzeitig vor sich; nicht selten fin- den wir innerhalb derselben Hullzelle einige Primordialzellen noch ganz unverändert, wenn andere sich bereits zur Zweitheilung anschicken, eine dritte vielleicht sich schon in vier, eine vierte sich in ihre acht Tochterzellen aufgelöst hat (vergl. Fig. 8). Manchmal findet man die” meisten Primordialzellen schon in acht vollständig zerfallen, während die eine oder die andere noch ganz unverändert ist. “ Wenn der Theilungsaet bis dahin gediehen ist, wo wir ihn oben verlassen haben, so vergehen noch einige Stunden bis zum völligen Ausschlüpfen der jungen Zellenfamilien. Der Process, der ihrer Geburt vorangeht, besteht vorzugsweise darin, dass die aus einer Primordial- zelle entstandenen acht Tochterzellen sich von ihrem gemeinschaftlichen Mittelpunkt in centrifugaler Richtung immer vollständiger isoliren. Da: überhaupt die Abschnürung der Tochterzellen erst allmählig vom Umfange” nach dem Centrum hin fortschreitet, so sind dieselben an der Peri- pherie schon vollständig individualisirt und durch Intercellularräu getrennt, während nach der Mitte hin noch alle acht in einer gemein- schaftlichen farblosen und nur von Protoplasmakörnchen erfüllten Schleim- masse zusammenhängen (Fig. 41). Aber das Strömen des Inhalts v der Mitte nach dem Rande, welches bisher immer fortdauerte, bewi 101 endlich, dass die centrale Protoplasmamasse sich ebenfalls achtfach ein- schnürt; alsdann erscheinen die acht Tochterzellen nach aussen intensiv gelbgrün und laufen nach innen in farblose, zartkörnige Schnäbel aus, die alle im gemeinschaftlichen Mittelpunkt zusammenhängen, sich all- mählig verdünnen, abreissen und eingezogen werden (Fig. 10, 11,43, 14). ä Alsdann runden sich die acht jungen Primordialzellen zu kurzen Cylin- dern ab und stehen in einem Ringe, ohne organischen Zusammenhang, aber dicht neben einander gelagert; unter dem Mikroskop gleichen sie _ von oben gesehen (in der Polaransicht) einem achtfach eingekerbten Rade; von der Seite, in der Aequatorialansicht betrachtet, sehen wir - vier oder acht, dicht neben einander liegende, kurze Cylinder, so dass das Ganze einem kleinen Scenedesmus obtusus nicht unäbnlich ist (Fig. MM a). Die in der Theilung begriffene Primordialzelle verhält sich, so lange die Abschnürung in acht noch nicht vollendet ist, gegen die Aussen- ‚welt als ein Ganzes; das heisst: ihre beiden Flimmerfäden bewegen ‚sie ununterbrochen, und in Folge dessen rollt die ganze Stephano- - spliaerenkugel nach den bekannten Gesetzen auch dann noch durch ‚das Wasser, wenn schon die meisten ihrer Primordialzellen in vier oder acht Tochterzellen mehr oder minder vollständig zerfallen sind. st kurz vor der Vollendung der Theilung verlieren die Flimmerfäden er Mutterzelle ihre Bewegung und verschwinden, sei es'nun, dass eingezogen oder dass sie abgestossen werden; dagegen bemerkt n jetzt in der gemeinschaftlichen Hüllzelle die Löcher als zarte, von em verdickten Rande eingefasste Punkte, durch welche die Flimmer- iden sonst von Innen in das Wasser hindurchtraten. Unmittelbar darauf zeigt sich, dass die neu entstandenen Tochter- en selbst ihre Flimmerfäden entwickelt haben; denn die im Innern der Mutterhülle ausgebildeten jungen Generationen fangen jetzt an, sich u bewegen und wie Räder an einander hin zu rollen, so weit es der nge Raum gestattet (Fig. 4, 12). In Folge dieser Bewegung der echt kleinen, in der gemeinschaftliehen Hüllzelle rotirenden Räder, die ten sehr hübschen Anblick gewährt, wird die Mutterhülle selbst bald inzelnen Stellen erweitert und verdünnt; die Cellulose, aus der besteht, scheint in lösliche Gallerte sich umzuwandeln und bald larauf durchbricht eines nach dem anderen die gemeinschaftliche Hülle ind dreht sich nun frei und selbständig durch das Wasser, nach den- elben Gesetzen wie die alten Kugeln, nur noch lebhafter und energi- rt. Die junge Stephanosphaera gleicht ganz einem grünen, aus kleinen Cylindern zusammengesetizten Kranze, an dem man Hülle nd Flimmerfäden ohne Weiteres nicht erkennen kann (Fig. 13); tödtet inan sie jedoch mit Jod, so erkennt man, dass eine gemeinschaftliche Mullzelle als eine überaus zarte Membran die acht Primordialzellen 102 umgibt, nur liegt dieselbe an ihrer ganzen Oberfläche beinahe unmittel- bar auf den grünen Kugeln, so dass sie den wellenförmigen Contouren derselben folgt und in ihrer ganzen Gestallung einen platten, am Rande achtfach eingekerbten Sphäroide gleicht; sie ist durchbrochen von den Flimmerfäden, die paarweise von jeder der Primordialzellen ausgehen; in letzteren sind bereits wieder zwei Chlorophylibläschen erkennbar (Fig. 4%). Allmählig hebt sich die Hüllzelle durch endosmotische Auf- nahme von Wasser weiter ab; ihr Umriss glättet sich aus und erscheint in der Polaransicht kreisrund; dagegen behält sie noch längere Zeit die Gestalt eines beinahe tafelförmigen Sphäroids bei, und zeigt sich daher in der Aequätorialansicht als Ellipse (Fig. 45); endlich dehnt sie sich nach allen Dimensionen gleichförmig aus und erreicht dadurch ihre normale Kugelgestalt, während 'sie zu- gleich eine bedeutendere Dicke gewinnt. Dieser ganze Fortpflanzungs- process ist während der Nacht vollendet und beim Aufgang der Sonne bemerkt man an heiteren Tagen nur selten noch in der Theilung be- griffene Stephanosphaeren; an trüben Tagen kann man sie in diesem Zustande noch am frühen: Vormittage beobachten. Uebrigens bleiben nicht selten die Primordialzellen schon bei der Theilungsstufe der zweiten Generation stehen, so dass sie überhaupt nur in vier Tochterzellen zerfallen; diese entwickeln, ohne sich noch ein drittes Mal zu theilen, sofort Flimmerfäden und Hüllzelle und treten in diesem Zustande aus der Mutterhülle. Hier ist also nur die erste Generation jeder Primordialzelle Vebergangsgeneration, die zweite dagegen bereits Dauergeneration. Daher kommt es, dass man oft unter den anderen achtzähligen Stephanosphaerenkugeln solche antrifft, in denen die Hüllzelle nur vier, gleichweit abstehende Primordialzellen umschliesst, die sich in allen anderen Beziehungen dagegen wie ge- wöhnlich verhalten (Fig. 7). Noch häufiger beobachtet man, wenn die Primordialzellen sich be- reits in. vier Tochterzellen abgeschnürt haben, und im Begriff stehen, sich zum dritten Male in acht zu theilen, dass alsdann nieht in allen vier Stücken dieser Theilungsprocess vollständig zu Stande kommt, son- dern dass die junge Stephanesphaera bereits frei wird und die Hüll-- zelle entwickelt, obwohl der eine oder der andere der vier Kugelquadranten sich erst ein-, aber nicht abgeschnürt hat. Dadurch entstehen monströse Formen, indem die allgemeine Hüllzelle alsdann nur sieben Primordialzellen umschliesst; aber man beobachtet in diesen Fällen stets, dass eine derselben sich durch höchst wunderliche Ausläufer oder Schleimfäden auszeichnet, dass sie doppelt so gross als die übrigen erscheint, dass sie vier Chlorophylibläschen, statt wie gewöhnlich nur zwei enthält, dass sie wohl auch in der Mitte mehr oder minder eingeschnürt ist. Alles dies liefert den Beweis 103 dafür, dass hier eine Tochterzelle der zweiten Generation sich nicht wie die übrigen in einer dritten getheilt hat und allein den Raum einnimmt, den gewöhnlich zwei erfüllen. Manchmal findet man in einer Hüllzelle nur sechs (Fig. 6) oder gar nur fünf Primordialzellen; aber dann sind zwei oder drei derselben doppelt so gross als sonst‘). In ähnlicher Weise bildet A. Braun ein Pediastrum ab, das aus 15, statt aus 16 Zellen besteht, wo aber eine derselben doppelt so gross ist als f die übrigen (Verjüngung, tab. II. fig. 20). Im Allgemeinen liegt auf der Hand, dass die bisher betrachtete Fortpflanzungsweise von Stephanosphaera vollständig derjenigen ent- Eepricht, welche wir bei Chlamydococcus als Macrogonidienbildung bereits kennen gelernt haben. Sie beruht in beiden Fällen darauf, dass die Hüllzelle sich unverändert erhält, die Primordialzellen dagegen zuerst in zwei Tochterzellen, und dann so fort immer in einer niederen Po- tenz von zwei sich theilen, dass jede der Tochterzellen zunächst zwei Flimmerfäden entwickelt und nun an ihrer ganzen Oberfläche, wie alle “imordialschläuche der Pflanzenzellen thun, eine zarte Cellulosemembran scheidet, die sich aber hier durch Wasseraufnahme weiter und weiter ‘on der ausscheidenden Primordialzelle abhebt. Der einzige Unter- hied zwischen Chlamydococeus und Stephanosphaera beruht darauf, dass bei Chlamydococcus jede einzelne Tochterzelle eine besondere üllzelle ausbildet, während bei Stephanosphaera sämmtliche aus einer gemeinschaftlichen Hülle umgeben und als Zellenfamilien sich ter bewegen. Dagegen stimmt die Entwickelungsgeschichte von Go- iunı, Pandorina und Volvox im Wesentlichen ganz mit den Fort- lanzungsgesetzen überein, welche ich’ von Stephanosphaera so eben ohildert habe, wie anderswo entwickelt werden soll. Wir können m Allgemeinen diese Vermehrungsweise der Volvocinen als Fort- anzung durch Macrogonidien bezeichnen. f fl} Nur durch solche unvollständige Theilung einer Uebergangsgeneration ist es möglich, wenn bei Stephanosphaera, eben so wie bei allen übrigen Volvo- ‚einen, bei denen dasselbe Gesetz gilt, die grünen Zellen anders als in einer ‚Potenz von zwei vorkommen; höchstens könnte der Austritt der einen oder der anderen Zelle, der zu Zeiten sattfindet, die normale Zahl unvollständig machen. Dagegen sind Definitionen, wie die von Kützing’s Botryocystis Mo m, die angeblich nur aus sechs secundären (Primordial-)Zellen be- ‚stehen soll, offenbar nur aus unvollständiger Beobachtung und Verkennung des Theilungsgesetzes hervorgegangen. Eben so möchte die Ehrenberg'sche Angabe, nach welcher die Zahl der Individuen bei seinem Trochogonium #ich. auf 6—24 belaufen soll, auf einer Vernachlässigung des eigentlichen Charakters beruhen. Ueberhaupt ist von den früheren Beobachtern das con- slante Zahlenverhältniss im Bau der Volvocinen vielfach unberücksichtigt geblieben. 104 Ausser dieser findet aber bei Stephanosphaera noch ein zweiter Process statt, den ich seltner beobachtet habe, die Fortpflanzung dureh Microgonidien. Auch bei dieser Vermehrungsweise sind die einleitenden Vorgänge ganz gleich denen der Macrogonidienbildung; namentlich zerfällt auch hier jede Primordialzelle zunächst in zwei, dann in vier, endlich in acht Tochterzellen. Anstatt dass aber, wie gewöhnlich, diese dritte zur Dauergeneration und als neuer Organismus frei wird, geschieht es nicht selten, dass der Theilungsprocess mit dem Zerfallen in acht noch nicht sein Ende erreicht, dass sich die ursprüng- liche Primordialzelle vielmehr noch ein viertes, ein fünftes und selbst ein sechstes Mal in derselben Weise abschnürt, und zuletzt in eine grosse Anzahl Zellchen (16, 32—64) zerfällt, die natürlich um ° so kleiner sind, in einer je höheren Potenz von zwei die Theilung fortgeschritten war (Fig. 46). Aber während bei der Maerogonidien- bildung die Tochterzellen sich mit einer gemeinschaftlichen Hülle um- geben und als ein Ganzes, als zusammenhängende, nach bestimmten Ge- setzen geordnete Zellenfamilie frei werden, so lösen sich bei der jetzt geschilderten Fortpflanzungsweise am Ende die kleinen Tochter- zellen gänzlich von einander, ohne eine Hüllzelle auszuscheiden, und auf diese Weise zerfällt jede der acht ursprünglichen Primordialzellen in 32—64 selbständige, kleine, grüne, elliptische oder spindelförmige Körperchen, welche sich soforl von einander entfernen, sich einzeln und frei bewegen und in sehr grosser Anzahl (zu 256 — 512) die gemein- schaftliche Mutterhüllzelle erfüllen. Diese kleinen Zellchen — ich werde sie nach dem Vorgange von A. Braun als Microgonidien bezeichnen — zeigen im Innern der Hüllzelle eine sehr lebhafte und energische Bewe- gung, indem sie im Raume derselben nach allen Richtungen sehr rasch durcheinander schwärmen; so erzeugen sie durch ihre Menge jenes wun- derliche Gewimmel, das von A. Braun sehr passend mit dem Durchein- anderströmen einer Volksmenge in einem beschränkten Platze verglichen wird, wo jeder beständig seine Stelle verändert, obwohl alle zusammen stets denselben Raum einnehmen. Dieses Durcheinanderwimmeln der Microgonidien von Stephanosphaera gewährt einen überaus fesselnde Anblick; bald vertheilen sich die Zellchen in einige Hauptmassen; dan vereinigen sie sich wieder in einen mittleren Knäuel; in jedem Augen- blick verändert sich ihr allgemeines Bild (Fig. 47, 18). Endlich zerreiss auch hier die gemeinschaftliche Hüllzelle; alsbald treten die Microgo- nidien eine nach der anderen, oder in grösseren Massen, aber fre und einzeln ins Wasser (Fig. 49a). Man kann sie alsdann durch Jo getödtet leicht in ihrer wahren Gestalt erkennen; sie sind spindel förmig an beiden Enden zugespitzt, in der Mitte schön grün, an de beiden verschmälerten Enden in farblose Schnäbel auslaufend, im Ganze jungen Euglenen nicht unähnlich, ohne Spur einer Hüllzelle; das ei 105 der beiden Enden, das beim Schwimmen vorangeht, trägt die zarten Flimmerfäden; die Zahl der Flimmerfäden ist vier (Fig. 49). So wie die Microgonidien ins Wasser gelangt sind, bewegen sie sicl ‚äusserst lebhaft nach allen Richtungen, und in Kurzem sind sämmtliche aus einer Hüllzelle herausgetretenen Körperchen in der weiten Fläche des Wassertropfens zerstreut und verschwunden. Was aus den Microgonidien später wird, habe ich nicht ermitteln - können, da sie sich auf dem Objectglase in der Regel nach kurzem Schwärmen zersetzen. Es lässt sich jedoch vermuthen, dass auch sie ‚zur Fortpflanzung dienen, und wahrscheinlich in einen ruhenden Zu- and übergehen werden. Wenigstens ist das letzte bei den Microgo- en von Chlamydococcus pluvialis von A. Braun und mir beobachtet worden; die Entwickelungsgeschichte der letzteren stimmt ganz mit en von Stephanosphaera überein; auch sie entstehen aus einer eilung der Primordialzelle in höherer Potenz, zeichnen sich durch Kleinheit und lebhaftere, besonders infusorienähnliche Bewegung aus nd entwickeln während ihrer Bewegung nie eine Hüllzelle. Die Micro- zonidien beider Gattungen sind deshalb reine Primordialzellen; Jas heisst ellenähnliche Primordialschläuche, ausschliesslich aus gefärbtem Proto- sma organisirt, ohne alle Cellulosemembran '. Der einzige Unter- jceus, wie ihre Macrogonidien, zwei Flimmerfäden besitzen, während ) an denen von Stephanosphaera vier erkannte. Dass die Micro- entsprechen und .nur auf einer höheren Potenz Fe Theilung ‚ beweist ein Fall, wo von den acht Primordialzellen in einer elle sieben in Microgonidien aufgelöst waren, während eine sich s in acht Tochterzellen getheilt hatte; diese entwickelten sich als Ma- idien und bildeten einen zusammenhängenden, von einer Hüllzelle enen Kranz, welcher langsam in der Mutterhülle dahinrollte, um- ärmt von den freien, rascher beweglichen Microgonidien (Fig. 18a). ferogonidienbildung hat Alex. Braun auch bei Cildmvdomonas ob- "beobachtet; wahrscheinlich kömmt auch bei allen übrigen Volvo- neben der gewöhnlichen Fortpflanzung a Eee in I: GER: haben in ihnen und in den meisten Schwärmzellen der Algen über- upt Gebilde, die sich in ihrer Entwickelung und selbständigen Individua- ng, ihrem Lebensprocess und ihrer Bewegungsweise ganz als Zellen verhalten, die aber nur aus dem Zellinhalte, ohne die Zell- embran bestehen; ein Beweis dafür, dass auch im Pflanzenreich der Begriff der Zelle in manchen Fällen weiter gefasst werden muss, als man sch den Schematen unserer Lehrbücher voraussetzen möchte. 106 VIL Vergleichung der Entwiekelungsgeschichte von Stepha- nosphaera mit der Schwärmzellenbildung der übrigen Algen. Wer jemals die beweglichen Sporen (Gonidien) gewisser Algen beobachtet hat, welche sich durch Theilung' des Primordialschlauches im Innern einer Mutterzelle ausbilden und nach Durchbrechen der- selben mit Hülfe beweglicher Flimmerfäden ins Wasser hinaustreten, der wird die vollständige Uebereinstimmung dieser Phänomene mit den bei der Entwickelungsgeschichte von Stephanosphaera beobachteten That- sachen sofort erkennen. Die Bildung und Entleerung der Schwärm- sporen, wie sie von mir selbst vielfach bei Achlya prolifera, Chytridium, Conferva glomerata, von Anderen auch bei Ascidium, Bryopsis, Co- dium, Ectocarpus und den Fucoideen beobachtet worden, gewährt das Schauspiel des Wimmeln und Aussirömen ganz so, wie wir es bei den Microgonidien von Stephanosphaera so eben beschrieben haben. Die Schwärmsporen von Bryopsis, Chaetophora, Stigeoclonium, Ulothrix, Draparnaldia haben eine so völlig übereinstimmende Gestalt mit denen von Stephanosphaera, dass man dieselben durchaus nicht zu unter- scheiden im Stande wäre, wenn man sie einzeln und nicht im Momente des Ausschlüpfens zu beobachten hätte. Alle diese Algensporen tra- gen, wie die Microgonidien von Stephanosphaera, vier Flimmerfäden am vorderen Ende: ein Verhältniss, das bis jetzt noch bei keinem echten oder Pseudoinfusorium beobachtet worden ist. Andere Schwärnm- zellen sind zwar von ganz gleicher Form, Entwickelung und Bewegung, tragen aber nur zwei Flimmerfäden, so die von Cladophora, Chara- cium, Apiocystis, Phycoseris, Chaetomorpha und andere. Die neueste Zeit hat uns in der Abhandlung von G. Thuret über die beweglichen Sporen der Algen (Ann. d. science. nat. t. XIV. 1850) ganz vorzügliche Abbildungen dieser Phänomene geboten, auf die ich Jeden verweise, der von dieser auffallenden Fortpflanzungsweise der Algen und Wasser- pilze sich eine Anschauung verschaffen will‘). Doch ist, um zu einem Urtheil in dieser Frage berechtigt zu sein, eine unmittelbare vorurtheils- freie Beobachtung wenigstens der wichtigsten Erscheinungen unerläss- lich, die um so leichter zu gewinnen ist, da mit Ausnahme der Oscil- larieen, Nostochinen und der Conjugaten fast alle Algen sich durch Schwärmsporen das ganze Jahr hindurch fortzupflanzen pflegen. Eine selbständige Beobachtung ist hier für Jeden, der zu einer vorurtheils- }) Man vergleiche namentlich meine Zeichnung der Microgonidien von Stepha- nosphaera (Fig. 49) mit den Abbildungen, welche Fresenius über die Schwärmsporen von Chaetophora (zur Controverse über die Verwandlung von Algen in Infusorien), oder welche Thuret auf Tab. 46, Fig. 5, Tab. 18, Fig. 6, 40 und 41, Tab. 49, Fig. 3, Tab. 21, Fig. 3 seiner citirten Abhand- lung gegeben haben. Siehe auch «Sur les organes reproducteurs des Algues par M. Derbes et Solier, Ann. d. sc. nat, XIV. tab. 33’über Draparnaldia.» 107 freien Ansicht über die an der Gränze des Thier- und des Pflanzen- _ reichs stehenden Organismen gelangen will, um so unentbehrlicher, als die hier in Frage kommenden Ersckeiänngin von allen sonst im Pflanzenreiche bekannten gänzlich abweichend und als sui generis zu rachten sind. — Auch die Macrogonidien von Stephanosphaera sind an und für sich ihrem Bau und ihrer Bewegung nach ganz über- einstimmend mit den zwei Flimmerfäden tragenden Schwärmzellen, die etwa Nuegeli von Tetraspora (Einzellige Algen, tab. I. C f) von Cha- racium (l. c. tab. Il. A k) oder von Apiocystis (tab. II. D db) abgebildet hat; nur die gemeinschaftliche Hüllzelle und die Verbindung in Zellen- familien, die sonst blos bei ruhenden Algenformen vorkommt, ist bei Schwärmzellen bisher noch nicht beobachtet worden und als speeifi- scher Charakter der Volvocinen zu betrachten, ohne dass diese Orga- ation mit ihrem pflanzlichen Charakter irgend in Widerspruch stände. Besonders darum aber ist die Entwickelungsgeschichte von Stepha- nosphaera entscheidend für die Stellung der Volvocinen, weil sie eine jesentliche Uebereinstimmung zeigt mit einem andeiien Organismus, jer dessen wirkliche Natur noch Niemand in Zweifel gewesen ist. Eine unserer verbreitetsten Süsswasseralgen, Hydrodietyon utri- tum, besteht bekanntlich aus grossen, schlauchähnlichen Zellen, die zförmig dergestalt an einander geordnet sind, dass immer drei bis in einem Punkte zusammenstossen, und je fünf oder sechs einen ygonalen Raum begränzen. Der grüne, die Wand der einzelnen en bekleidende Inhalt, welcher zahlreiche Chlorophylibläschen ein- et hat, verwandelt sich bei der Fortpflanzung in eine sehr grosse von Schwärmzellen, deren Bau bis in die neueste Zeit verkannt d erst durch die musterhafte Entwickelungsgeschichte von A. Bruun in ner oft citirten Verjüngungsschrift enthüllt worden ist (1. c. p. 279), ‚welcher meine eigenen Beobachtungen völlig übereinstimmen. Das entliche derselben ist, dass sich der Inhalt der grossen Hydro- tyonzellen entweder in OR Anzahl grösserer beweglicher Spo- ı umbildet, welche kugelrund, von einer farblosen Spitze zwei immerfäden ausgehen lassen, nur innerhalb der Mutterzelle hin her zittern und zucken, und dieselbe nie verlassen; diese legen ‚ nach kurzem Schwärmen im Innern der Hülle netzförmig an ein- und scheiden alsdann eine starre Membran aus, welche sie ge- ohaftlich umgibt; auf diese Weise werden sie, die Macrogoni- 1, zu einer Zellenfamilie vereinigt und wachsen allmälig zu m neuen, dem ursprünglichen ganz gleichen Netze aus. In anderen Zellen an Hydrodietyon bildet sich der Inhalt zu einer eitem grösseren Menge kleiner Microgonidien um, deren sich 9,000 — 100,000 in einem Schlauche entwickeln; diese sind spindel- £, besitzen vier Flimmerfäden, bewegen sich sehr lebhaft und rasch, treten aus der Mutterzelle einzeln ins Wasser und gehen nach landen Bewegung in den Ruhestand über, ohne sich jemals zu einer netzförmigen Zellenfamilie zu vereinigen. Abstrahirt man von den Verschiedenheiten, die sich immer zwi- schen zwei Gattungen nachweisen lassen, so erkennt man doch das gleiche Entwickelungsgesetz, dass bei Hydrodiciyon wie bei Ste- phanosphaera die mit zwei Flimmerfäden versehenen, minder zahl- reichen Macrogonidien bereits innerhalb der Mutterzelle nach dem in dem Charakter der beiden Gattungen gegebenen Verhältnisse zu einer Zellenfamilie sich aneinander ordnen, die bei der Volvocine beweg- lich, bei der Protocoecacee ruhend ist; während die zahlreicheren, leb- hafter bewegten Microgonidien mit vier Flimmerfäden die Mutterzelle ver- lassen und in Metamorphosen eingehen, deren Zurücktreten in den norma- len Typus der Art weder hier, noch überhaupt bei Microgonidien irgend einer Alge bisher beobachtet worden ist. Eine solche unleugbare Ueber- einstimmung des Entwickelungsgesetzes von Stephanosphaera mit einer unzweifelhaften Pflanze wie Hydrodietyon, die eine nahe Verwandtschaft zwischen beiden bekundet, wäre nicht denkbar, wenn die erstere als zu einem_ganz anderen made gehörig, als wesentlich verschieden organisirt betrachtet werden sollte '). So bietet auch die Entwickelungs- geschichte von Stephanosphaera den überzeugendsten Beweis von der pflanzlichen Natur dieser Gattung und somit der Volvocinen überhaupt dar. En ea IX. Zur Physiologie von Stephanosphaera. Dass mit der Bildung der Macro- und der Microgonidien noch nicht die ganze Formenreihe erschöpft ist, welche Stephanosphaera zu durch- laufen vermag, ergibt sich aus der folgenden Beobachtung, die ich leider bisher noch nicht im Stande war abzuschliessen. Wenn ich — nämlich Stephanosphaera längere Zeit in einem Glasnäpfehen cultivirt hatte, wie ich sie in meinem Aufsatze über Loxodes Bursaria im 3. Hefte Band III dieser Zeitschrift beschrieben hatte, so zeigten zuletzt sämmt- liche Primordialzellen einen dunklen, trüb-grünlich braunen Inhalt, der durch zahlreiche Körnehen so dicht erfüllt war, dass man die beiden Chlorophylibläschen gar nicht mehr erkennen konnte; ihre Gestalt wurde mehr oder minder kugelrund, und die schleimigen strahlenartigen Fort- ?) Thuret hat auch an einer Dietyotee, der Cutleria multifida, neben grösseren — Schwärmzellen, die sich zu 8 in einer Mutterzelle entwickeln und leicht — keimen, noch die Bildung kleinerer, ebenfalls beweglicher Zellchen beobachtet, die in ganz ähnlicher Weise, aber durch vervielfältigte Theilung (zu 32?) entstehen und niemals keimen. Thuret hält die letzteren für Analoga der Samenfäden; wir möchten sie vielmehr als einen Beweis betrachten, dass auch unter den höheren Tangformen des Meeres die gleichzeitige Bildung von Macrogonidien und Microgonidien vorkomme. (Vgl. Thuret in Ann. d. se. nat. T. XIV. t. 31 und T. XVI. t. 4.) x . 2 109 sätze fehlten ganz; ihr Umriss war auffallend scharf begrenzt, äls hätte er sich mit einer starren Membran umgeben. Alsdann bemerkte ich, dass die Primordialzellen nicht mehr unbeweglich in der Peripherie der Hüllzelle festsassen, ohne ihre relative Lage zu verändern; sondern sie zuckten hin und her, rissen endlich von der Hüllzelle- ab, und fingen jetzt an, im Innern derselben langsam und schwerfällig zu rotiren. Bald darauf sah ich auch die Hüllzelle an irgend einer Stelle zerreissen und zusammenfallen; und allmählig trat eine der acht Primordialzellen nach der anderen als selbständige Kugel heraus; sie zeigten sich jetzt von einer ziemlich eng an- liegenden Hülle eingeschlossen, durch welche zwei Flimmer- fäden hindurchtraten, und waren dadurch einer Chlamydomonas Pulvi- seulus äusserst äbnlich (Fig. 20). Auch bewegten sie sich längere Zeit durch das Wasser, und kamen endlich zur Ruhe, indem sich die Flimmerfäden verloren und sie selbst sich, kleinen, grünen Protococcuskugeln gleich, am Boden des Glases’an- häuften. Wir haben hier also auch ein ruhendes, vollständig pflanzen- hnliches Stadium von Stephanosphaera, wie wir es bereits bei Chla- nydococeus und Chlamydomonas kennen; ohne Zweifel kommt ein solcher ruhender Zustand auch den übrigen Volvoeinen zu und ver- nittelt ihre Erhaltung, wenn das Wasser ihrer Gruben im Sommer isgetrocknet ist. Das Ausbrechen einzelner Kugeln in Chlamydo- onas ähnlicher Gestalt aus der gemeinschaftlichen Hülle ist auch bei sonium leicht zu beobachten (vergl. Ehrenberg, Infus. tab. IM. fig. A). Ich vermuthe, dass die ruhenden, Protococcusähnlichen Zellen von phanosphaera es sind, durch welche sich die Erhaltung der Art ver- olt, wenn das Wasser, wie es in flachen Steinhöhlungen, ihrem ichen Fundorte, immer der Fall ist, eine Zeit lang völlig aus- net und der gesammte lebendige Inhalt auf den Stein nieder- ichlagen ist. Durch die Beobachtungen des Hrn. Major v. Flotow ist ‚bereits nachgewiesen, dass dieser ausgetrocknete, schlammartige 3densatz immer wieder neue Stephanosphaeren entwickelt, sowie der- be von Neuem mit Wasser übergossen wird. Diese Fähigkeit, Dgetrocknet wieder aufzuleben, theilt Stephanosphaera mit dem imydococcus pluvialis, bei dem bekanntlich ebenfalls die ruhenden en nach jahrelangem Austrocknen noch lebensfähig bleiben und zur beweglicher Formen gelangen können, während die Schwärm- llen selbst durch rasches Austrocknen für immer zu Grunde gehen. D. Flotow hat Erde mit eingetrockneten Stephanosphaeren an Hrn. ‚Rabenhorst in Dresden gesendet, dem es ebenfalls gelang, durch uchten die Stephanosphaera wieder zu beleben; auf diese Weise bielt derselbe hinreichendes Material, um in der 44. Decade seiner gen Sachsens resp. Mitteleuropas» unter Nr. 402 auch die Stephano- 110 sphaera auszugeben und so die allgemeinere Verbreitung dieses merk- würdigen Organismus zu vermitteln ’). Da die beweglichen Stephanosphaeren beim raschen Austrocknen, wie mich vielfache Versuche belehrten, ebenso zu Grunde gehen wie die schwärmenden Chlamydococeuszellen, so glaube ich, dass die ruhenden, Protococeusäbnlichen Kugeln, deren Entwiekelung ich so eben geschildert habe, es sind, welche durch das Austrocknen ihre Lebensfähigkeit nicht verlieren und beim Wiederbegiessen mit Wasser einen Entwickelungskreis zu durchlaufen im Stande sind, durch den sie zur normalen beweglichen Stephanosphaerenform zurickkeh- ren. Doch muss ich bemerken, dass es mir bisher an hinlänglichem Material fehlte, um die ruhende Stephanosphaera und die Vorgänge zu beobachten, in welcher das Wiederbeleben derselben vor sich geht, und dass ich in Betreff dieser wichtigen Phänomene eine Lücke übrig lassen muss, die ich im nächsten Sommer ausfüllen zu können hoffe. Ich füge zum Schluss noch eine Bemerkung über die Art und Weise hinzu, durch die es mir gelungen ist, genügendes Material für meine Beobachtungen zu erlangen, da dieselbe auch von physiologi- schem Interesse ist. An ihrem Fundorte kommen nämlich die Stepha- nosphaerakugeln unter Chlamydocoecus, aber durchaus nicht in einer solchen Menge vor, wie sie für die Untersuchung erforderlich ist, und wenn sich auch an gewissen Stellen des Wassers grüne Nebel an- sammeln, die allein aus unseren Volvoeinen gebildet sind, so ist es doch schwer, genug derselben zur Beobachtung herauszuholen, da sie bei der Berührung sofort auseinanderstieben. Durch ein einfaches Mittel gelang es mir, diesen Uebelstand zu beseitigen und in jedem beliebi- | Pr VE Ta gen Momente tausende dieser zierlichen Organismen auf das Object- glas zu bringen. Ich erfüllte nämlich eine platte Flasche mit kurzem, schmalem Halse zum grössten Theile mit dem Stephanosphaerahaltigen Wasser, verpfropfte sie mit einem Korke und legte alsdann die Flasche beinahe horizontal so, dass der Pfropfen theilweise noch ins Wasser tauchte. Alsdann hatten sich binnen wenig Stunden beinahe sämmt- liche im Wasser befindliche Stephanosphaeren am Pfropfen angesam- melt, der sich mit einem grünen, ausschliesslich aus den rotirenden Kugeln bestehenden Ueberzuge bedeckte, während das übrige Wasser in der Flasche nur Chlamydococeus, aber fast gar keine Stephano- sphaera enthielt. Ich hatte daher nur nöthig, bei der Untersuchung den ') Ich muss jedoch bemerken, dass in einigen von mir verglichenen Proben keine Stephanosphaera enthalten ist. Den Exemplaren sind einige ausführ- lichere Bemerkungen beigedruckt worden, welche aus meinen brieflichen, in dieser Form zunächst nicht für die Oeffentlichkeit bestimmten Mittheilungen zusammengestellt und nicht von mir selbst redigirt sind; sie enthalten viel- fache und wesentliche Unrichtigkeiten. D 2 u 111 Kork herauszunehmen, und ein jeder Tropfen des adhärirenden Wassers lieferte mir gleichzeitig alle Entwickelungsstadien unseres Organismus in sehr grosser Menge. Nach kurzer Zeit hatte sich die Stephano- sphaera von Neuem am Pfropfen angehäuft. Ich will beiläufig bemerken, dass es kaum einen schöneren Anblick unter dem Mikroskop gibt, als _ eine grosse Anzahl dieser zierlichen Krystallkugeln dicht neben einander gedrängt zu beobachten, die mit ihrem hellgrünen, oft wunderlich ver- ästelten Ärimordinlsellenkränze gleich Kreide Rädern nach allen ‚Richtungen durch das Wasser rollen, bald sich als Ring, bald sich als Gürtel zeigend, bald um einen Mittelpunkt rotirend, bald in seltsamen Curven dahingetrieben. Um die Ursache genauer zu erforschen, welche die Stephano- sphaeren sich allein am Pfropfen ansammeln lässt, habe ich einige Ex- perimente angestellt, die mir eine genügende Erklärung aus dem Ver- halten der Kugeln zum Lichte dargeboten haben. Wenn ich nämlich Wasser, das mit Stephanosphaera und mit Chlamydococcus pluvialis erfüllt war, in einer flachen Porzellanschale ans Fenster stellte, so hatte ‚sich in Kurzem an dem zum Fenster hingekehrten Rande der Flüssigkeit ein grüner Saum gebildet, der beinahe ausschliesslich aus Stephanosphaera bestand, während am entgegengesetzten Rande sich vohl Chlamydococcus, aber kaum eine einzige Stephanosphaera an- gehäuft hatte. Da aber die dem Fenster zugewendete Seite des Was- s von dem überragenden Rande der Schale selbst beschattet wird, d daher dem dunkelsten Theile entspricht, während am entgegen- eizten Punkte sich die hellste Stelle der Schale befindet, so ergab sich daraus, dass die Stephanosphaera das Licht flieht, und sich immer ı der dunkelsten Stelle des Gefässes anhäuft, wie dies auch das An- ameln im Schatten des Propfens erwiesen hatte, Als ich darauf die llanschale an der dem Fenster zugewendeten Seite mit einem chen so bedeckte, dass dieser Theil ganz finster wurde, während entgegengesetzte Ende der Schale von demselben nicht beschattet ar, so entfernten sich binnen ein Paar Stunden alle Stepbanosphaeren dem dunkleren Rande, an dem sie sich bis dahin versammelt hatten, egaben sich aber nicht an den entgegengesetzten erleuchteten Rand, son- en ordneten sich in einer quer durch das Wasser gehenden en Linie, welche der Grenze zwischen Kernschatten und Halb- des Brettchens genau entsprach — eine Stellung, die um so llender war, als die grünen mikroskopischen Pflänzchen sich on selbst immer nur am Rande, nie in der Mitte des Wassers zu- immenzustellen pflegen. Legte ich das Breitchen so, dass dasselbe on vorn nach hinten von der dunkelsten zur hellsten Stelle quer erüberreichte, so zeigte sich der grüne Saum weder an dem zum r hingewendeten, noch am entgegengesetzten Rande; dagegen 112 erschienen bald zu beiden Seiten des .Brettchens ausserhalb seines Kernschattens die grünen Nebel der Stephanosphaera. Wiederholte Versuche gaben mit grosser Sicherheit ein gleiches Resultat. Aus allem Diesem geht hervor, dass die beweglichen Kugeln von Stepha- hospligene das Balls Licht fliehen und die relativ dunkelste Stelle des Gefässes aufsuchen, dass sie jedoch ebenso den gänzlichen Lichtmangel vermeiden und sich am liebsten im semässigten Lichte oder im Halbschatten ansammeln. Da andere Algen und Infusorien gegen das Licht ein anderes Verhalten zeigen, so besitzen wir dadurch ein Mittel, die mikroskopischen Be- wohner eines Wassers gewissermassen zu sortiren, wie mir dies mit der schattenliebenden Stephanosphaera und dem in der Regel das hellste Licht aufsuchenden Chlamydococcus gelungen ist. X. Zusammenstellung der Resultate. Ich schliesse meine Abhandlung mit der Diagnose der neuen Gat- lung, welche den Gegenstand derselben geliefert hat: Algae Ordo: Palmellaceae. Chamuephyceae Kg. Familia: Volvocineae. Stephanosphaera nov. gen. Kranzkugel. Stephonoma? Werneck nach Ehrenberg’s Vortrag in der Gesellschaft naturforschender Freunde (Spenersche Zeitung v. 28. Apr. 1846). Trochogonium? Ehrenberg loc. eod. Stephanosphaera in Rabenhorst's Algen Sachsens Dec. XI. no. 102. Char. gen. Familia cellularum per totam vitam rotata et agilata; con- , stans e cellulis primordialibus octo viridibus, eilia bina agilia ge- rentibus, in circuli ambitum aequali distantia dispositis, vesicula communi hyalina globosa inclusis; propagata et macrogonidüs octupla singularum cellularum viridium divisione ortis, duo eilia gerentibus, in 8 familias octonarias congregatis — et microgonidüs permullis minoribus, divisione multiplice genitis, qualuor ciliorum actione pri | mum in veriekle communi versantibus, dein libere singulis elapsis, Char. spec. Stephanosphaera pluvialis n. s. cellulis viridibus globosis elliptieis vel fusiformibus utrinqgue saepe in radios mucosos ex! currentibus, diametro 3. — "/is0” (0,0065 — 0,042 m. m.), vesiculae communis diametro — Ya— io" (0,028— 0,055 m. m.). Obs. Exsiccata reviviseit. Habitat in saxis excavatis aqua pluviali repletis, una cum Chlamy- dococco pluviali: Salisburgii, Werneck.? Zambra, A. v. Frantziusz Cervimontü, v. Flotow. j 113 Die Hauptergebnisse meiner Untersuchung lassen sich etwa- in fol- _ genden Sätzen zusammenfassen: 4) Stephanosphaera ist eine neue Gattung aus der Gruppe der Volvocinen, und von Pandorina, Gonium, Volvox wesentlich nur durch das Stellungsgesetz der inneren grünen Kugeln verschieden. - 2) Sie wird dargestellt von acht gleichwerthigen, grünen Pri- mordialzeilen, welche in der Peripherie eines Kreises geordnet sind; diese werden von einer gemeinschaftlichen Hüllzelle umschlossen, in deren Aequator nahe dem Umfange sie stehen: 3) Die Hüllzelle hat die Gestalt einer vollkommenen Kugel und be- steht aus einer structurlosen, völlig geschlossenen Gellulosemembran, ‚die von einem wasserhellen Inhalt (Wasser?) erfüllt ist. 4) Die acht Primordialzellen sind kugelig, cylindrisch oder spindel- - förmig, und bestehen aus dem allgemeinen stickstoffhaltigen Proto- plasma der Pflanzenzellen, welches durch Chlorophyll grün gefärbt und dureh zahlreiche feine Körnchen (Stärke oder Protoplasma?) getrübt ist; in der Regel schliessen sie zwei amylonhaltige Chlorophylibläschen ein. Sie sind von keiner starren Membran begrenzt. 5) Die Substanz der Primordialzellen verlängert sich namentlich an den Enden strahlig in schleimige, oft verästelte Fäden, die sich im ufe der Vegetation wieder einziehen; diese Protoplasmafäden kom- en auch bei anderen Volvocinen vor und sind hier verschieden (als e, Schwanz, Gefässsystem, Intercellulargänge) gedeutet worden. 6) Jede Primordialzelle trägt auf einer nach aussen gewendeten itze zwei Flimmerfäden, welche durch Löcher der Hüllzelle ins ser hinaustreten und die Bewegung des Gesammtorganismus ver- 7) Die Bewegung stimmt mit der von schwärmenden Algenzellen id mund- oder darmlosen Infusorien in ihren Gesetzen überein; sie eruht auf einem raschen Rotiren um die Achse der Hüllzelle, welches nach einer bestimmten Richtung hin geschieht, und in einem iligen Vorwärtsschrauben, durch welches die Stephanosphaera glaltige Curven in verschiedenen Ebenen durchläuft. 8) Die Fortpflanzung geschieht durch Theilung der Primordialzellen herhalb der Hullzelle. Eine jede Primordialzelle zerfällt durch suc- ve Scheidewände erst in zwei, dann in vier, zuletzt in acht jehterzellen; aus dieser letzten Theilung geht eine Dauergeneration vor, während die beiden früheren nur Uebergangsgenerationen wa- ; die acht aus einer Primordialzelle entstehenden Tochterzellen ord- n sich in der Peripherie eines Kreises, entwickeln jede zwei Flimmer- en und bleiben vereinigt, indem sie an ihrer Oberfläche eine gemein- che Hullzelle ausscheiden, welche, zuerst anliegend und tafelförmig, rch Wasseraufnahme weiter abstehend und kugelrund wird. Bei Zeitschr. 1, wissensch. Zoologie. IV. Bd. 8 114 dieser Fortpflanzung durch Macrogonidien entstehen in jeder Hüllzelle acht dem Mutterorganismus ganz gleiche, junge Stephanosphaeren. Selt- ner wird schon die zweite Theilung zur Dauergeneration und dann ent- hält die Hüllzelle nur vier Primordialzellen. ' 9) Bei der Fortpflanzung durch Mierogonidien, welche in ähnli- cher Weise beginnt, wo aber erst die sechste oder siebente Genera- tion sich als Dauergeneration verhält, trennen sich die aus der vielfachen Theilung hervorgehenden Tochterzellen von einander; sie sind kleiner, spindelfürmig und besitzen vier Flimmerfäden, durch welche sie sich sehr lebhaft zuerst in der Mutterhülle, dann nach Durchbrechung derselben frei und einzeln im Wasser bewegen, ohne jemals eine Hüllzelle auszuscheiden und zur Entstehung einer Zellenfamilie Ver- anlassung zu geben. 40) Zu gewissen Zeiten entwickeln die einzelnen Primordialzellen innerhalb ihrer Hüllzelle eine besondere Membran, welche sie eng umschliesst; alsdann reissen sie sich los, bewegen sich anfänglich im Innern der Hülle und treten endlich frei als Chlamydomonasähnliche Kugeln ins Wasser; nach kurzem Schwärmen gehen sie in einen Proto- eoceusähnlichen Ruhestand über. | 1) Wahrscheinlich ist dieses ruhende Stadium dasjenige, welches beim Austrocknen des Wassers allein von allen Entwickelungsformen der Stephanosphaera die Fähigkeit behält, durch Uebergiessen mil Wasser wieder belebt zu werden, und die Entstehung neuer beweg- licher Generationen zu vermitteln; doch ist der hier in Frage kom- mende Vorgang noch nicht vollständig beobachtet worden. 12) Die Stephanosphaeren fiehen ebensowohl das helle Licht, als die völlige Finsterniss; sie suchen mässig beschattete Stellen und das Halbdunkel auf. 13) Die Organisation und Entwickelungsgeschichte von Stephano- sphaera stimmt wesentlich mit der von Chlamydoeoceus pluvialis über- ein, dessen pflanzliche Natur durch eine Reihe neuerer Untersuchungen ausser Zweifel gestellt ist. Der einzige Unterschied beruht darin, dass der Typus der letzteren Gattung durch eine einfache Zelle, der von Stephanosphaera und den übrigen Volvocinen durch eine Zellenfamilie dargestellt wird. 14) Die Fortpflanzungsweise von Stephanosphaera dureh Miero- und | Macrogonidien zeigt die unleugbarsten Analogieen mit einer offenbaren Pflanze, dem Hydrodietyon utrieulatum, und bekundet die nahe Ver- wandtschaft beider Gattungen. 45) Ebenso wie Stephanosphaera sind auch alle andere Volvocinen als Pflanzen zu betrachten und ihre Organisation lässt sich allein nach dei Analogie vegetabilischer Zellen naturgemäss verstehen und beurtheilen. F rs > 2 115 Erklärung der Abbildungen. Eine Stephanosphaera mit grossen kugeligen Primordialzellen in der Polaransicht. Dieselbe in der Aequatorialansicht; die Spitzen der Primordialzellen laufen in Schleimfäden aus. Eine Stephanosphaera mit acht kleineren, entfernter stehenden Primordial- zellen in der Polaransicht (a Hüllzelle, 5 db Primordialzellen). Dieselbe in der Aequatorialansicht; die Primordialzellen in vielfach ver- ästelte Schleimfäden ausgehend; in den beiden mittleren bemerkt man die Punkte, von denen die Flimmerfäden ihren Ursprung nehmen. Aequatorialansicht wie in Fig. 4; die Primordialzellen sind vorzugs- weise nach einer H@hisphäre der Hüllzelle hingedrängt. Polaransicht; es sind nur sechs Primordialzellen vorhanden, aber die beiden oberen sind doppelt so gross als die übrigen. Polaransicht; in einer Hüllzelle sind nur vier Primordialzellen enthalten, indem schon die zweite Theilung zur Dauergeneration wurde. Beginn der Macrogonidienbildung; die Primordialzelle * ist noch un- verändert, die Zelle ** zeigt den nach beiden Enden strömenden In-. halt; die Primordialzelle in der Mitte ist in zwei, die übrigen sind bereits in vier Tochterzellen getheilt. Sämmtliche acht Primordialzellen sind ia der zweiten Uebergangs- generalion in vier Tochterzellen getheilt. Die Theilung ist bereits zur dritten Dauergeneration fortgeschritten, so dass jede Primordialzelle in acht keilförmige Stücke zerfallen ist. Die aus der Theilung hervorgegangenen jungen Stephanosphaeren orga- nisiren sich weiter, indem sich die farblose, im Mittelpunkte zusammen- hängende Protoplasmamasse allmählig ebenfalls abschnürt; sie fangen bereits an sich innerhalb ihrer Hülle zu bewegen; bei a zeigen sich zwei von der Seite gesehen. Die Theilung ist vallendet und die acht jungen Stephanosphaeren roti- ren in der gemeinschaftlichen Hüllzelle. Eine eben ausgetretene junge Stephanosphaera, deren Flimmerfäden nur durch den Wirbel, den sie im Wasser erregen, erkennbar sind. Eine eben solche, durch Jod getödtet, in der Polaransicht; man er- kennt die Flimmerfiden und die gemeinschaftliche Hüllzelle, welche sich an die Umrisse der Primordialzellen eng anschliesst. Eine etwas ältere Stephanosphaera; die Hüllzelle hat noch die Gestalt eines flachen, tafelförmigen Sphaeroids und erscheint daher in der Aequatorialansicht als Ellipse. Beginn der Mierogonidienbildung; die acht Primordialzellen theilen sich in einer höheren Potenz von zwei. Die ursprünglichen acht Primordialzellen haben sich in ihre Micro- gonidien aufgelöst, die in der gemeinschaftlichen Hülle durcheinander wimmeln. Dasselbe Stadium wie in Fig. 47; eine Primordialzelle «a hat sich zur Macrogonidienbildung angeschickt und zu einer jungen Stephano- sphaera entwickelt, die zwischen dem Wimmeln der Microgonidien dahinrollt. Einige Microgonidien nach dem Austritt aus der Hüllzelle, a im Wasser Fig. 20. Fig. 21. Die Figuren sind unter 300facher Vergrösserung gezeichnet, nur Fig. 19 ist stärker (500 mal) vergrössert. 116 lebhaft wirbelnd; die übrigen durch Jod getödtet und die vier Flimmer- fäden zeigend. Eine Primordialzelle, welche nach Ausscheidung einer besonderen Hülle in Chlamydomonasähnlichem Zustand aus-der gemeinschaftlichen Hüll- zelle ausgetreten ist und später in ein ruhendes Stadium übergeht. Schema zur Erläuterung des Theilungsgesetzes bei den Macrogonidien von Stephanuosphaera; zuerst bildet sich die Scheidewand ambn; dann die zweite durch emdn; diese beiden Generationen sind Uebergangs- generationen; die durch die Scheidewände hmgn und em/fn hervor- gehenden acht Tochterzellen werden zur Dauergeneration. . Kleinere Mittheilungen und Correspondenz-Nachrichten. Veber die Entwickelung des Pentastoma taenioides von ". D. Schubärt in Utrecht. (Aus einer brieflichen Mittheilung an Prof. v. Siebold.) Hierzu Taf. VII u. Fig. 9—42 auf Taf. VII. «In Betreff der Embryonen von Pentastoma kann ich Ihnen das Folgende utthe : Unlängst fand ich in der Nasenhöhle eines Hundes zwei weibliche emplare von Pent. taen. Rud. Die Haut dieser Thiere war mit einer Menge ren oder runder Oeffnungen versehen, die mit kleinen Kanälen in Verbindung ien und mich an die Stigmata der Insekten erinnern (Fig. 12). Um die. Helminthen richtig einzutheilen, sollte man die Entwickelungs- chichte derselben genau kennen, dann wird man mit Recht diese ganze Thier- ung unter die Infusorien, Anguillulae, Crustaceen, Anneliden, Acari u. s. w. ilen können. Was diese Gattung Pentastoma Kud. anbelangt, so sollte dieselbe bei den cari oder Lernäen stehen. Ich habe auch ein Pentastoma unter der Haut und in den Muskeln von üb. lineatus angetroffen. Auf den innern Bau der Helminthen kann man keine sichere Eintheilung ünden, die ganze Entwickelungsgeschichte dieser Thiere muss berücksichtigt ‚Die Eier von Pent. taenioid. Rud. sind in drei Häute eingeschlossen; die ste hat einen grossen Umfang und ist sehr durchsichtig, die zweite Haut oder sale ist von gelbbrauner Farbe. Die erste Umhüllung geht leicht verloren und u sieht man die noch mit einer braunen Schaale versehenen Eier mit einem gen Stoff gefüllt, mit vielen Dotterkügelchen versehen. Beim Drücken eines jen (?) Eichens unter einem Deckglase bricht die zweite Schaale entzwei, die in der dritten Haut eingehüllte Masse kommt dann oft unverletzt heraus. ‚dritte Hülle ist mit einer kleinen Oeffnung oder Facelte versehen , welche indig vorhanden ist. Die Form dieser Eier ist länglich oval, an beiden Seiten as platt. Den Embryo kann man deutlich sich entwickeln sehen, und er ist inem Schwanztheile in beständiger Bewegung. Das Schwanzende ist mei- nach der Oecffnung oder Facette gekehrt, endlich sieht man den Embryo herausbrechen, alsdann ist der ganze Körper in einer (rägen Bewegung, nur der Fig. Fig. Fig. lung der Cepheenbrut genauer zu untersuchen, haben dieselbe nur bis zu dem ) 118 Schwanztheil ist schr beweglich. Erklärung der Abbildungen. Taf. VII. - 4. Das Eichen des Pentastoma taenioides unmittelbar aus dem Eileiter genommen. a Das erste Häutchen; b das zweite. 2. Ein zerdrücktes Eichen. a Die zweite Eischaale; b das dritte Häut- chen; c die zur dritten Schaale oder Haut gehörende Oeffnung; d die Dotterkügelchen. Die dritte Schaale für sich. Das Ei, an welchem das zweite Schaalenhäutchen geöffnet ist. Das Eichen von der Seite gesehen. Der Embryo in dem Eichen weiter entwickelt. Der in der Eischaale eingeschlossene Embryo von der Seite gesehen. Der Embryo wie in Fig. 7, aber von der Bauchseite gesehen. (Die Figuren 1—8 sind 300 mal vergrössert.) Taf. VII. 9. Das Eichen stark vergrössert, um alle Theile deutlich unterscheiden zu können. Der Embryo ist von der Seite zu sehen. a die Oeffnung, die zur dritten Schaalenhaut gehört; b der Vorder- oder Kopftheil; c der Hintertheil (Schwanztheil). ? 40. Der Embryo von der Seite gesehen. a Die zwei kleinen Häkchen; b die vordersten Anhänge oder Füsse; ec die hintersten Extremitäten, an beiden Paaren sieht man die Häkchen. Diese Theile können aus- gestreckt und eingezogen werden; d der Schwanztheil mit kleinen Borsten versehen; e ein sternförmiges Körperchen; f Verdauungs- werkzeug. . I1. Der Embryo von der Rückseite gesehen. 42. Dasselbe Thierchen von der Bauchseite geseben. a Ueber die Jungen der Gephea von Dr. A. v. Frantzius in Breslau. Hierzu Fig. 1—4 auf Taf. VII. Sämmtliche Beobachter '), welche bis jetzt Gelegenheit hatten, die Entwicke- 1. €. Th.v. Siebold in dem Diario de nono congresso scientifico Italiano in Venezia no. 7. pag. 54. 24 Settembr. 1847. — 2. A. Ecker, Bericht über die Verhand- lungen der naturf. Gesellschaft in Basel. VII. 4849. pag. 51. — 3. W. Busch, Beobachtungen über die Anatomie u. Entwickelung einiger Wirbellosen See- thiere. Berlin 4851. pag. 30. 119 Stadium verfolgen können, in welchem die Jungen einem achtarmigen Polypen glichen. Auch mir gelang es nieht, obgleich ich noch einige Wochen länger in Triest blieb, als die Herren Professoren v. Siebold und Ecker, mit denen ich im Herbst 1847 gemeinschaftlich die reiche Fauna des adriatischen Meeres studirte, einen wesentlichen Fortschritt in der Entwickelung jener Thiere wahrzunehmen. Indessen glaube ich auf einige den innern Bau jener Thiere betreffende Verhält- nisse aufmerksam machen zu müssen, die selbst durch die schönen Abbildun- gen von Busch nicht hinreichend klar dargestellt sind. - Was zuerst die Verdauungshöhle der polypenartigen Medusenlarven betrifft, 'so ist das Verhältniss derselben zur eigentlichen Leibeshöhle bisher nicht genauer _ auseinandergesetzi worden. Busch nennt sogar die Verdauungshöhle auch Leibes- höhle, indem er (a. a. O. pag. 31) angibt, dass infusorienartige Wesen «in der Leibeshöhle» entstehen, womit er, wie aus der Abbildung hervorgeht, die Magenhöhle meint. Dass aber der Magen von einer besonderen Wandung um- zeben ist, die nicht mit der eigentlichen Leibeswandung in Verbindung steht, ‚dass hierdurch ein besonderer Zwischenraum als Leibeshöhle gebildet wird is. Fig. 4 u. 2), davon habe ich mich aufs Entschiedenste überzeugt. Est ist ies ein nicht zu übersehender Unterschied, durch welchen sich diese polypen- ärligen Geschöpfe von den echten Hydren unterscheiden, denen eine solche eibeshöhle in der Umgebung des Magens mangelt. Auch über die Ausdehnung der Magenhöhle ist bisher nichts mitgetheilt worden, und in den Abbildungen mn Busch markirt sich keineswegs die Magenhöhle von der Magenwandung, so ass man nach derselben fast vermuthen könnte, derselbe reiche bis zum Fuss- inde, was aber nie der Fall ist. Das Verhältniss ist aber folgendes. Die Magen- öhle, die sich bei durchfallendem Lichte durch eine dunklere Färbung von der 'wandung unterscheidet, reicht nur bis zur Mitte des Körpers oder etwas rüber hinaus, sie erstreckt sich aber nie bis zum Ansatzpunkt des Fusses. iegen setzt sich die Magenwandung als ein besonderer ceylindrischer Fort- bis zum äussersten Ende des Fusses fort, so dass also der Grund des Ma- ; nicht frei in die Leibeshöble herabhängt, sondern durch diesen Fortsatz a Fussende befestigt wird. Ich möchte fast vermuthen, dass die Angabe von '), dass der Stiel der Polypen von einer ganz ungefärblen und wasser- 'en Schleimröhre umgeben sei, darauf berubt, dass er den parenchymatösen salz der Magenwandung für den eigentlichen Stiel und die Leibeshülle für ' wasserklare Schleimröhre gehalten habe, man vergleiche meine Fig. 4 mit | Sars’schen Fig. 16, 17, 21 u. 22 a. a. O. Die Wandung der Magenhöhle sowohl als die des Forlsatzes besteht aus ‚eigenthümlichen parenchymatösen Gewebe, welches sich sehr wohl von " Substanz der übrigen Körpertheile unterscheidet. Dieses parenchymalöse be besteht da, wo es die Magenhöhle umgibt, aus platten, quergelagerten, nalen Zellen, der zum Fussende reichende Fortsatz dagegen aus gleich- ‚ nicht platten Polygonalzellen, wie aus Fig. 4 om besten zu erschen ist. den verschiedenen Contractionsgraden des ganzen Körpers nimmt auch Jauungshöhle sehr eigenthümliche Gestalten an. Sie läuft gewöhnlich, u der Polyp sich in dem langgestreckten Zustand befindet, am Grunde spitz Fig. I u. 4), wenn derselbe sich jedoch contrabirt, so dehnt sich der ‚4 der Verdauungshöhle so stark in die Breite aus, dass er gewissermassen d Nlöchen Boden bildet (s. Fig. 2). Gewöhnlich ist danu die sonst eng zu- Wiegmann's Archiv. A841. Bd. I. pag. 22 u. 23. 120 ‚ sammengezogene Mundöflnung weit oflen, so. dass man durch dieselbe den ganzen Grund der Verdauungshöhle übersehen kann, was auch schon von Sars )) beobachtet worden ist. Diesem Zustande kommt auch derjenige nahe, welchen M. Müller in Fig. 5. Taf. II der Abbildungen vom Busch dargestellt hat. Es scheint, dass die Thiere sich besonders dann in dieser eigenthümlichen Weise contrahiren, wenn sie gewaltsam von ihrem Befestigungsort gelöst werden und frei im Wasser umherschwimmen. Sehr interessant wäre es, wenn sich Busch’s Vermuthung bestätigte, dass sich im Innern der Verdauungshöhle durch Knospung neue Junge bildern sollen. Auch bei Medusa aurita hat v. Siebold ?) zuweilen die infusorienarligen Jungen im Innern der Magenhöhle angetroffen, doch deutet derselbe die Er- scheinung so, als hätten die Polypen ihre jungen infusorienartigen Geschwister verschluckt. Welche Ansicht hier die richtige ist, kann nur durch spätere Beobachtungen entschieden werden. Ich selbst sah in Triest bis zuletzt aus den am Boden des Glasgefässes liegenden Eiern sich beständig neue infuso- rienarlige Junge entwickeln, die im Glase emporstiegen und sich später an Algen festsetzten. Ich möchte daher bezweifeln, ob Busch sich wirklich überzeugen konnte, dass auf dem Grunde des Gefässes nicht noch einige Eier zurückgeblieben waren, die sich erst später entwickelten. ’ Ich bedaure, dass ich einem Gegenstande nicht länger und in grösserem Maasse meine Aufmerksamkeit widmen konnte, dessen Wichtigkeit ich erst später erkannte. Es sind dies die Fig. 3 und 4 dargestellten vier Längsfäiden oder viel- mehr Längskanäle. Sars °) sowohl als v. Siebold *) und auch Steenstrup®) haben dieselben bereits bei den Jungen von Medusa aurita und Cyanea beobachtet. Die beiden ersteren nennen dieselben Längswülste, die sich von der Wurzel der vier zuerst entstandenen Arme senkrecht an der Wand der Leibeshöhle herab- erstrecken und sich in der Tiefe allmäblig verlieren. Ueber die Natur und Be- deutung dieser Längswülste sprechen sich beide Forscher nicht weiter aus. Dagegen hat Steenstrup diesem Gegenstande eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet und derselbe steht nicht an, diese Gebilde als Kanäle zu bezeichnen ®); ausserdem gibt er an, dass dieselben mit einem in der Gegend der Wurzelu der Arme befindlichen Ringkanale in Verbindung stehen und ist daher der An- sicht, dass sich aus denselben die späteren Wassergefässe der entwickelten Me- dusen bilden. Offenbar sind auch die vier Längsgefässe, die ich bei den Jungen der Cephea beobachtete, dieselben Kanäle, welche Steenstrup beschreibt. Ich sah dieselben während der letzten Tage meiner Beobachtungen ohne Ausnahm bei jedem erwachsenen Individuum, und zwar konnte ich dieselben, wie a 1 Fig. 3 angegeben ist, von den Wurzeln der Arme bis zum Fussende unun! brochen verfolgen. Leider war es mir nicht möglich, mich davon zu übe zeugen, dass die Kanäle vorne am Grunde der Arme wirklich in ein Ringgefäs: 1) Sars a. a. O. pag. 23 u. 25 u. Fig. 18 u. 32. 2) S. dessen Beiträge zur Naturgesch. der wirbellosen Thiere. Danzig 4839, pag. 31. 3) Sars a. a. O. pag. 25 und Fig. 31, 32 u. 33. 3) v. Siebold a. a. ©. pag. 31. . 5) Steenstrup, Ueber den Generationswechsel pag. 14, Fig. 35, 38, 39 u. 6) Auch Sars selbst ist mit dieser Deutung vollständig einverstanden, wie seinem später erschienenen Werke «Fauna littoralis Norvegica» pag. 14 u. ‘zu ersehen ist. | 121 einmünden. Die grosse Undurchsichtigkeit dieser Stelle machte dies durchaus unmöglich. = Ich kann hier nicht unterlassen auf die Art und Weise der Umwandelung _ des Polypen zur Medusenform aufmerksam zu machen, deren Einzelnheiten von Steensirup ') am genauesten dargestellt worden sind, besonders da das Verhalten der Längskanäle dabei eine besondere Berücksichtigung verdient. Dasjenige, was man als die innere Oberfläche der Magenhöhle betrachtet, entspricht, wenn das Thier seine Mundöffnung so weit wie möglich ausgedehnt hat, der unteren oder concaven Fläche der späteren Medusen. Während dieser - Umwandelung scheint auch der parenchymatöse Stiel, welcher vom Grunde der Magenhöhle zum Fussende geht, eine nicht unwichtige Rolle zu spielen, denn ‚höchst wahrscheinlich ist er es, der sich zur eigentlichen Mund- und Magen- röhre der Medusen umwandelt. Ich zweifle nämlich nicht, dass er sich zu dem bei Steenstrup in Fig. 40 abgebildeten, im Grunde der Glocke befindlichen Kör- per entwickelt, den Jener mit dem Schwengel (oder vielmehr Klöppel) einer - Glocke vergleicht. Unsere vier Längskanäle wandeln sich dann in der Weise in die späteren Wassergefässe der Meduse um, dass dasjenige Ende, 'welches- in der Nähe der Wurzeln der Arme liegt, der Peripherie der Medusenscheibe ent- spricht, das am Fussende befindliche Ende aber mit dem zur Magenröhre der eduse umgewandelten parenchymatösen Stiel in unmittelbare Verbindung tritt; ine Verbindung, die vielleicht schon vom ersten Beginn ihres Auftretens wirk- ‚lich stattfindet. Fassen wir alle diese Verhältnisse zusammen, so stellt sich immer mehr us, dass die Aehnlichkeit der polypenarligen Medusenlarven mit den wahren Hydren nur eine ganz äusserliche ist. Die Anwesenheit der Flimmercilien, die if der ganzen Oberfläche des Körpers verbreitet sind, die Leibeshöhle zwischen ‚ welche sich bei den Hydren nicht finden und von denen die Wasser- e überhaupt nur den Quallen eigen sind. Es scheinen diese Verhältnisse in der That eine Ansicht zu bestätigen, e Joh. Müller ?) bei Gelegenheit der Betrachtungen über die Heterogonie sprochen hat. Derselbe sagt nämlich: «Wenn die junge Medusa aurita jolypenförmige Gestalt hat und sich festsetzt, so ist sie aber deswegen in noch kein Polyp, sie wird vielleicht besser polypenförmige Medusen- e genannt.» an könnte noch einen Einwurf gegen die Deutung jener vier Kanäle als er Wassergefösse machen, und behaupten, dass es sich schwer nach- ) lasse, wie aus denselben während der Quertheilung die strahlenförmig eordnelen Wassergefüsse für alle einzelnen übereinander gelagerten Medusen iehen. Freilich ist dies schwer einzusehen und auch sehr unwahrscheinlich. eselben neubilden. Indessen behalten sie insofern immer ihre Wichtig- # sie dazu beitragen, in den polypenförmigen Medusenlarven den Typus en Medusen zu charakterisiren. wesentlicher Unterschied zwischen den Jungen der Cephea und denen usa scheint bis zu diesem Stadium nicht stattzufinden, und es ist auch gie der höheren Thiere gemäss gerade eine solche Uebereinstimmung a. 0, pag. Ab u. 46. 8. dessen Archiv für Physiologie. 1852. pag. 32. u . f, wissensch. Zoologie. Bd. IV. ger 122 in der Embryonalform beider Quallen zu erwärten. Die nicht unbedeutenden Unterschiede, welche die Familie der Rhizostomiden und Medusiden charakte- risiren, werden daher wohl erst in den späteren Entwickelungsstadien sichtbar werden. Um so: interessanter würde aber eine genaue Kenntniss dieses Zeit- abschnittes der Entwickelung sein, und um so mehr ist es zu bedauern, dass unsere jetzigen Kenntnisse hierüber nicht weiter reichen. Erklärung der Abbildungen. Fig. 4. Eine polypenförmige Medusenlarve von Cephea. a Leibeswändung; b Wandung der Magenhöhle; c Stielförmiger Fortsatz derselben; d Magenhöhle. Fig. 2. Dieselbe Medusenlarve im contrahirten Zustande. i Fig. 3. Eine Medusenlarve, bei welcher die Verdauungshöhle nur angedeutet ist, um die vier Gefässe deutlich zu zeigen. Fig. 4. Darstellung sämmtlicher innerer Organe in einem Individuum. Einige Bemerkungen über Hectocotylus von €. Th. v. Siebold. Mit grösstem Interesse habe ich die von Verany und H. Muller in neuester Zeit gewonnenen Aufklärungen über das wahre Wesen der Hectocotyli gelesen. Ich bin jetzt, wie Kölliker, zu derselben Ueberzeugung gekommen, dass Ma- dame Power durch ihre zu grosse Bestimmtheit, mit der sie die Entwickelung des Hectocotylus in dem Eie bei Argonauta andeutete, die bisherige unrichtige Auffassung des Wesens der Hectocotylen zum Theil veranlasst hat. Da Mara- vigno eigentlich nur Bericht erstattete über das, was Madame Power der Aka- demie von Catania über Argonauta mitgetheilt, so ist schwer zu sagen, wie. vie Antheil derselbe durch Angabe eigener unzuverlässiger Beobachtungen an de) irrigen Auffassung des Tremoctopus verschuldet hat. Ich war von Anfang an begierig, die Abbildungen in Augenschein nehmen zu können, welche Madame Power ihrer Abhandlung beigegeben hatte, und welche weder Oken, Creplin, Erichson noch Kölliker bisher zu Gesicht bekommen halten. Ich benutzte meine letzte Anwesenheit in Wien dazu, um dort auf der kaiserlichen Hofbibliothek it den Atti dell! Accademia gioenia di scienze naturali di Catania (Tom. XU) Abhandlung der Madame Power über Argonauta nachzuschlagen und besonde um mich an den von der Power gelieferten Abbildungen der Argonauten. Embryone von der Aehnlichkeit derselben mit Heetoeotylus zu überzeugen. IL 123 hatte dabei Gelegenheit, die von Oken (in der Isis. 4845. pag. 617) über die | Nachlässigkeit der Redaktion dieser akademischen Schriften ausgesprochenen Klagen vollkommen gerechtfertigt zu finden, denn auch in dem Wiener Exem- plare des zwölften Bandes dieser Schriften fehlte zu der Abhandlung der Ma- dame Power die Figurentafel. Zufällig blätterte ich aber in den folgenden Bän- den der genannten Schriften und fand im vierzehnten Bande derselben die vermisste Tafel. Die Figuren 4 bis 4 stellen in einem etwas vergrösserten Maassstabe, aber in höchst roher Abbildung etwas dar, was mit einem Hecto- cotylus eine entfernte Aehnlichkeii hat; man sieht hier nämlich einen langgezoge- nen keulenförmigen Körper, dessen eines Ende sehr spitz ausläuft und an dessen _ dickerem Ende seitlich eine Doppelreihe von. undeutlichen Höckern angebracht ist. Die Figuren 4 bis 3 lassen fünf bis sechs solcher Höcker auf jeder Seite ‚erkennen, Fig. 4 zeigt dagegen 40 Höcker auf jeder Seite. Es unterscheidet sich also Fig. k von den drei vorhergehenden Figuren nur durch die vermehrte Zahl der seitlichen Höcker, und doch sagt Madame Power (s. Wiegmann’s Archiv. Jahrg. 1845. Bd. I. pag. 378, oder Oken’s Isis. 4815. pag. 610) von dieser vierten Form, welche einen drei Tage alten Embryo vorstellen soll, dass man von da an allmihlig Vorragungen wie Knospen, mit einer doppelten Reihe dunkler Punkte erkenne, welches die Anfänge der Arme und der Saugnäpfe seien; wo aber an der Fig. k diese Anfänge der Arme befinden sollen, das ist mir ht im geringsten klar geworden, denn dieser als dreitägiger Embryo bezeich- te und abgebildete Körper erinnert nur an einen mit einer Doppelreihe von gnäpfen besetzten Cephalopodenarm. Hätte Kölliker diese Abbildungen zu hen Gelegenheit gehabt, er würde wahrscheinlich noch fester zu dem Glauben rleitet worden sein, dass Hectocotylus wirklich aus dem Eie in seiner eigen- W hen Gestalt hervorschlüpfe. Nachdem Verany und H. Müller auf die äusdure Geschlechtsverschiedenheit der etopoden unsere Aufmerksamkeit gerichtet haben, gewinnen die verschiedenen gaben, welche Aristoteles uver den Geschlechtsunterschied und die Geschlechts- nction des Octopus mitgetheilt hat, einen ganz besonderen Werth, zumal da eles überhaupt mit der Naturgeschichte und dem inneren Baue der Ce- lopoden in einer Vollkommenheit vertraut war, die wir heute noch bewun- müssen. Aus folgenden Stellen, welche ich aus der Schneider’schen Ueber- zung des Aristoteles (de animalibus historiae libri X) wörtlich hier wieder- be, werden Verany und H. Müller, welche die Geschichte des Hectocotylus in je neue Phase eingeführt haben, mit Erstaunen entnehmen, dass ihnen durch istoteles, die Priorität der Entdeckung in Bezug auf den männlichen Octopus } Hectocotylus-Arım vielleicht streitig gemacht werden dürfte. In Aristotelis de animalibus historiae Liber IV. Cap. I. 6. heisst es nämlich: } (s0 bezeichnet Aristoteles stets den Octopus) brachia sua ad offieium 1 manuum tum pedum accommodat: namque duobus, quae supra os habet, jovet ori cibum. Postremo autem omnium, est hoc inter cetera acutissimum aliqgua parte candidum in dorso (vocatur autem dorsum pais brachii is, a qua prorsum acetabula collocata sunt), et in extremo bifidum, hoc ad coitum utitur. dem Lib. V. Cap. V. 4. heisst es vom Octopus weiter: Ajunt nonnulli, ı habere non nibil simile genitali in uno ex brachiis, quod duo maxima continet; id protendi quasi nervosum usque in medium brachium, at- olum in narem (Spritzloch) feminae inseri. In demselben Buch Cap. X. A. h kommt Aristoteles Moplk einmal auf den Geschlechtsunterschied des Oclo- 124 pus zurück, indem er sagt: Differt a femina mas capite (Hinterleib) oblongiore, \ et id quod genitale vocant piscatores, habet in brachio candidum, ur " Es wird nun denjenigen Beobachtern,' welche ‘den zwischen ‘Griechenland und Asien gelegenen Theil des Mittelmeeres zu durchforschen Gelegenheit haben, überlassen bleiben müssen, festzustellen, welche ‚Art von Octopus Aristoteles unter seinem Polypus verstanden und wie weit seine Kenntniss von den Ge- schlechtsverhältnissen des männlichen Octopus ‚mit der in neuester Zeit bekannt gewordenen Geschichte der Hectocotylen zusammenfällt. xt Dis Beiträge zur morphologischen und histologischen Entwickelung der Harn- und Geschlechtswerkzeuge der nackten Amphibien, von Dr. von Wittich, Privatdocent an der Universität Königsberg. Mit Tafel IX und X. Einleitung. Mit der Entwickelungsgeschichte der Saamenbestandtheile der Ba- ichier beschäftigt, wurde ich auf ein drüsiges Organ aufmerksam erhalb des Hodens einiger Krötenarten, das sich durch Form, Farbe | Inhalt von letzterem wesentlich unterscheidet, obwohl es auf den sten Anblick äusserst innig mit demselben verbunden scheint. Das- b » hat von den beiden Beobachtern, die seiner mit Bestimintheit wähnung thun, Jacobson *) und Bidder?), eine wesentlich verschie- e Deutung erfahren. Denn während Jacobson dasselbe für ein rudi- s Ovarium hält, erklärt Bidder dasselbe für eine accessorische he Drüse, deren Function es sei, die ersten Stufen der Saamen- elung vorzubereiten. In der Voraussicht, dass nur eine genaue in die Entwickelung dieses Organes uns ein richtiges Ver- dniss seiner physiologischen Bedeutung geben würde, unternahm es, noch einmal die Entwiekelung der Harn- und Geschlechts- ne einiger unserer Batrachier zu verfolgen; ein Unternehmen, das © gewagler erschien, als die so vortrefllichen und umfassenden ihematiske Afhandlinger. Tredie Deel 4828. pag. XLIT, der : Vergleichende anatom. u, histolog. Untersuchungen über die männ- lichen Geschlechts- und Harnwerkzeuge der nackten Amphibien pag. 27 M. üge zur Geschichte der Thierwelt von Dr. Heinrich Rathke. 1. Abtheilung 0. II. Abtheilung 4825. 136 | { morphologischen Verhältnisse wenig Ausbeute versprachen. Allein die Ueberzeugung, dass mit dem Fortschreiten unserer physiologischen Wissenschaften, wenn auch nicht das Factische jener Beobachtungs- reihen, wohl aber deren Deutung in manchen Stücken zu modificiren sein würde, liess mich mit mehr Zutrauen an eine Arbeit gehen, welche mich in die Gefahr bringen musste, entweder der Nachtreter meiner Vorgänger zu werden, oder gegen sie Opposition zu machen. Hierzu kommt noch, dass Bidder in seiner Arbeit über die Harn- und Ge- schlechtswerkzeuge der Batrachier Manches und Wesentliches jener Beobachtungen, soweit sie sich auf die Morphologie der erwachsenen Thiere bezogen, in Frage gestellt hatte. Jene alte von Swammerdamm bereits, geahnte Ansicht über die gemeinschaftlichen Ausgänge der Hoden ° und Nieren wurde durch ihn zur Gewissheit erhoben und dadurch ein Haupttheil jener Beobachtungen Rathke’s und Müller’s, die der Ent- wickelung der ausführenden männlichen Geschlechtsorgane fast ganz beseitigt. Es war daher auch aus diesem Grunde eine Aufgabe von Wichtigkeit, die Entwickelungsgeschichte nach dieser Seite hin wieder zu vervollständigen. Endlich aber ist seit jener Zeit, die die vorerwähnten Arbeiten entstehen liess, die Histologie von so unendlicher Bedeutung für alle vergleichend - anatomischen und entwickelungsgeschichtlichen Studien geworden, dass sie nicht allein beiden eine Hauptstütze bietet, sondern beiden heutzutage den Weg der Untersuehung andeutet, ihnen die zu erörternden Fragen stellt; und ich glaube, nicht zuviel zu behaupten, dass ‚unsere heutige Entwickelungsgeschichte nicht allein die gestalt- lichen Heranbildungen, sondern stets auch die Entwickelung der Ge. webe im Auge behalten muss. Gelang es mir, ein richtigeres Ver- ständniss jener Entwickelungsvorgänge herbeizuführen, so verdanke ich jenen vortrellichen Vorarbeitern, die vor mir den noch. völlig un- bebauten Boden ebneten, die Leichtigkeit meines Vorschreitens. Erst nach Beendigung meiner Beobachtungen kamen mir die in- | dessen in der Gazette Med. de Paris und in Froriep’s Tagesberichte im Auszuge veröffentlichten Beobachtungen des Dr. Marcusen über de selben Gegenstand zu Gesichte !). Zum Theil bestätigten mir dieselben meine eigenen, zum Theil abe und in wesentlichen Dingen sehe ich mich genöthigt, den dort ge machten Angaben zu widersprechen. So ist besonders das Verhältni der bleibenden Niere zum Ausführungsgange der Müller - Wol/f’sche Drüse von Marcusen entschieden übersehen; und ich glaube, um so berechtigter zu sein, die Richtigkeit meiner Beobachtungen aufrecht zu 1) Gazette med. de Paris. XXI annee. No. 17. 26 Avril 1851. pag. 274. — riep's Tagesberichte über die Fortschritte der Natur- und Heilkunde. 1851. No. 339. h F 5 127 _ erhalten, als dieselben ziemlich vollständig die Entwickelungsvorgänge aller bei uns hier einheimischen Batrachier umfassen und, wie wir ferner sehen werden, auch in grösserem Einklange mit dem Verhalten ener Organe in den erwachsenen Thieren stehen. Vollständig sind eine Beobachtungen über die genannten Entwickelungserscheinungen bei Rana esculenta und temporaria; Bufo einereus; Bombinator igneus; Triton taeniatus und cristatus. Von Bufo variabilis, Pelobates fuscus und Bufo ealamita standen mir nur ein Paar jüngere Thiere aus dem ersten Lebensjahre zu Gebote; von Hyla arborea, der im Ganzen Selten bei uns anzutreffen ist, habe ich leider gar keine Larven erhalten können: dagegen wurde mir durch die Güte des Herrn Prof. Rathke aus der hiesigen zoologischen Sammlung ein trächtiges Weibchen von Sala- nandra maculosa, in dessen rechtem Uterus ich fünfzehn junge Sala- ander in den verschiedensten Entwickelungsstadien vorfand. Wäh- end bei einigen der Darm noch einen einfachen, gerade verlaufenden, mit Dottermasse erfüllten Schlauch bildete, bei denen auch noch keine pur von Extremitäten vorhanden, boten andere alle Stufen bis zur vollkommenen Entwickelung des ganzen Körpers mit allen vier Extre- ten. Auffallend war in vorliegendem Falle, dass die Embryonen nesweges nach ihrem Entwickelungsgrade geordnet erschienen, so s die am wenigsten entwickelten am höchsten im Uterus, die am eitesten zunächst dem Ausführungsgange lagen; vielmehr lagen sie e bunt durch einander oder über einander, ja, der am weitesten in lung vorgeschrittene lag auch am weitesten vom Aus- Ziemlich in der Mitte fanden sich ferner zwei noch völlig ner wickelte Eier. Alle waren sie sehr wohl erhalten und eigneten i, wenn man die zu ‚untersuchenden Theile zuvor ausgewaschen d in Natronlösung hatte aufquellen lassen, sogar noch sehr wohl zur Wenn mir aber trotz dieser Reichhaltigkeit des zu bearbeitenden terials noch mancherlei Lücken, deren ich mich sehr wohl bewusst ', blieben, so glaube ich wohl an die Billigkeit meiner Fachgenossen jelliren zu können, denen die Schwierigkeit derartiger Untersuchun- bekannt ist. So ist es mir vor Allem nie gelungen, die Art und ® kennen zu lernen, in der sich der auf völlig getrenntem Boden hende Hoden mit den Harnwegen in Verbindung setzt, obwohl mir Richtigkeit dieser schon von Bidder zur Evidenz bewiesenen That- auch aus einer Reihe von Injeetionen an einheimischen und frem- » Batrachiern vollkommen klar wurde. Von letzteren habe ich sehr ‚erhaltene Exemplare von Menopoma, Neeturus lateralis, Proteus canus injieirt, die ich der Güte des Herrn Professor Rathke ver- ®, und bei allen dreien auch das von Bidder beschriebene eigen- nliche Verhältniss zwischen Hoden und Nieren gefunden. 9% 128 Grosse Schwierigkeit bietet ferner auch die Schilderung entwicke- lungsgeschichtlicher Processe, die mit einer Art von Ortsbewegung ver- bunden sind, da man eigentlich in dem werdenden Körper keinen festen Punkt hat, dessen wechselndes relatives Verhältniss zu dem sich fortentwickelnden Organe uns die Bewegung vergegenwärtigt, zumal wir ja auch nie die Bewegung vor unseren Augen zu Stande kommen sehen, sondern eben nur bestimmte Haltpunkte beobachten, die wir als einander der Zeit nach folgend betrachten. Indem ich diese Schwierig- keit unter Anderem in der Darstellung der Lagenveränderungen des Ausführungsganges der Müller- Wolff’schen Drüse fühlte, habe ich es versucht, in einer schematischen Figur den Gang anzudeuten, wie man sich die Veränderung jenes Kanales bis zu seiner endlichen Aus- bildung bei den männlichen Tritonen zu denken hat; man wird aber auch aus derselben Figur sich sehr wohl den Gang der Veränderung bei den Männchen und Weibchen der übrigen Arten vergegenwärtigen können. Es bleibt mir noch übrig, ein Paar Worte über die Methode anzugeben, der ich mich bei meinen Untersuchungen bedient. Zur Untersuchung der morphologischen Verhältnisse liess ich die Objecte kurze Zeit in Weingeist liegen, wodurch alle Organe etwas fester und leichter zu isoliren werden. Sehr wohl kann man sich derartiger Prä- parate aber auch bedienen, um die histologischen Elemente, die man am besten frisch untersucht, in ihrer gegenseitigen Lage kennen zu lernen, wenn man sie vorher durch Natronlösung wieder durchsichtig gemacht hat. Vor Allem aber sind Untersuchungen mit durchfallendem Licht nothwendig, da man so die an’ sich doch immer ziemlich durch- sichtigen- Objecte, nicht nur von ihrer Oberfläche her, sondern ohne weitere Präparation auch in den tieferen Schichten kennen lernt. I. Entwickelung der Müller-Wolff’schen Körper und der Nieren bei Rana esculenta, temporaria; Bufo ceinerus; Bombinator igneus; Triton taeniatus und cristatus. Nach Raihke sind die bleibenden Nieren der Batrachier ursprüng- lich seitlich von der Vorderfläche der Wirbelsäule gelegene, vom Aus- gange des Darmkanales bis weit zu den Lungenwurzeln reichende Organe, die anfangs überall von gleichem Lumen später aus sich her- aus die Harnkanälchenwindungen entwickeln. Müller zeigte zuerst, dass dieser Bildung noch die jenes von ihm als Wolff’sche Drüse der Ba- trachier angenommenen Organes vorausgehe und schildert uns dasselbe als eine aus vielen einzelnen Blinddärmchen gebildete Drüse, deren a a ll a A Zn d ad m ME 20 EEE pi u 129 röhriger Ausführungsgang seitlich der Wirbelsäule verlaufe, und in den unteren Theil des Darmkanales münde. Noch bevor ich die Verhält- nisse aus eigener Beobachtung genugsam kannte, um ein festes Urtheil darauf zu fussen, wollte es mir immer äusserst wahrscheinlioh schei- nen, dass Rathke’s Uranlage nichts weiter als der Ausführungsgang der von ihm noch übersehenen Müller’schen Drüse war, und dass dem- nach ein noch innigerer, auch anatomischer Zusammenhang jener föta- len und bleibenden Niere existire. Eine Vermuthung, die ihre volle Bestätigung durch die Beobachtung an einer sehr beträchtlichen Zahl von Larven der vorerwähnten Batrachier in den verschiedensten Sta- dien ihrer Entwickelung fand. Das Resultat ist mit wenigen unwesent- licheren Modificationen bei allen genannten Arten dasselbe, ich kann es daher füglich in seinen Grundzügen als allen gemeinsam aufstellen. ‘Bei ganz jungen Froschlarven, noch bevor sie die sie umgebende Gallerte verlassen haben, sieht man seitlich von der Chorda dorsalis, ehe noch die von Müller beschriebenen Drüsen von Aussen sichtbar werden, zwei helle, nach Vorn etwas kolbig ausgehende Organe, die, wie es scheint, noch solide Stränge bildend, wie fast alle Gebilde jener Zeit, aus ziemlich grossen, noch sehr fetthaltigen, aber deutlich mit einem hellen Kerne versehenen Zellen bestehen. Der grosse Fettgehalt dieser Zellen, der meistens noch durch jene sogenannten Stearintäfel- chen des Froscheidotters bedingt wird, macht die Stränge weniger durchsichtig und gibt ihnen bei auffallendem Lichte jenes weisse ge- irübte Aussehen. Uebrigens liegen diese Zellen zwar äusserst dicht an einander und platten dadurch einander ab, sind aber noch nicht von einer sie umschliessenden tunica propria umhüllt. Wohl aus die- sem Grunde ist es äusserst schwierig, ja fast unmöglich, diese Organe so unverletzt und so frei von allen übrigen sie umgebenden Gebilden, die in jenen frühen Lebenszeiten noch fast durchgehends aus ganz ähn- lichen embryonalen Zellen bestehen, unter das Mikroskop zu bringen, so dass ich diese Anfangs soliden, später aber deutlich röhrigen Organe wohl als die ersten Bildungen der von Müller beschriebenen Drüsen oder vielmehr ihrer Ausführungsgänge anzusehen mich berechtigt halte, über die Art ihrer unterhalb der Kiemen gelegenen Endigungen aber nicht zu entscheiden wage, ob dieselbe einfach oder schon jetzt in mehreren fingerförmigen Fortsätzen erfolgt. Gleichwohl spricht jedoch der Umstand, dass wir erst etwas später die sich von Aussen als knopfförmige Anschwellungen jener weissen linearen Zellenlage mar- quirenden Müller’schen Drüsen dicht unterhalb der Kiemen sehen, für eine einfache stumpfe Endigung jener beiden Stränge. Hierzu kommt noch, dass die Müller'sche Drüse bei Bombinater igneus und bei den von mir untersuchten Tritonen keinesweges, wie Müller angibt, aus einer Quaste mehrerer Blindsäckchen besteht, sondern durch einen mehrfach 130 gewundenen und verschlungenen Kanal gebildet‘ wird. Bei den übrigen Batrachiern, bei denen die Drüse um vieles umfangreicher ist, habe ich durch directe Beobachtung ‚der nicht zerzupften Drüse zu keiner klaren Anschauung kommen können, glaube aber nach dem, was ich nach Wegnahme ihrer Kapsel und nach vorbergehender Zerzupfung sah, dass bier allerdings eine Verästelung der sehr verschlungenen und gewundenen Kanälchen stattfindet ?), Hier jedoch, wie bei Bom- binator und den Tritonen liegen diese Windungen, welche‘ nunmehr die Müller’sche Drüse zusammensetzen, nach Innen von dem gestreckt verlaufenden, jetzt als Ausführungsgang zu betrachtenden Theil. Letz- terer geht unter ziemlich spitzem Winkel von der Drüse ab, conver- girt Anfangs mit dem der anderen Seite, verläuft dann aber mehr nach hinten mit demselben fast parallel seitlich neben der chorda. bis zur Darmausmündung. Ist somit die Bildung der fötalen Niere vollendet und ist dieselbe auch in ihren Gewebselementen soweit vorgeschritten, dass wir an ihren röhrigen Theilen bereits eine, die jetzt um vieles helleren, durchsichtigeren Zellen umgebende structurlose Tunica propria zu unterscheiden vermögen, so treten auch sehr bald die ersten Spuren der bleibenden Nieren auf. Sie erscheinen zunächst, wie Müller angibt, an der Innenseite der Ausführungsgänge jener fötalen Nieren als kleine knopfförmig gestielie Körperchen, deren blindes Ende nach der Mittel- linie des Körpers,- deren Hals aber nach aussen unmittelbar auf den inneren Wandungen jener Ausfübrungsgänge aufsitzt. Wir finden sie in einer Zeit, ia der die Windungen des vorher einfach gerade ver- laufenden Darmschlauches bereits begonnen haben und in denen sich die beiden Lungen als zwei kleine aus kernhaltigen Zellen zusammen- gesetzte Säckchen oberhalb der beiden Wolff’schen Drüsen zeigen. In dieser Zeit auch sieht man bereits jenes auch von Müller beschriebene Knöpfehen an der Innenseite der Wol/f’schen Drüse, das von Bidder wohl ganz richtig als ein Gefässknäuel ähnlich jenen Malpighlschen Knäueln der Nieren gedeutet worden, das aber einer jeden Kapselumhüllung entbehrt und von dem parallel dem oberen Drüsenausführungsgange verlaufenden grösseren Gefässe versorgt wird, Die Drüsenwindungen der Wol/f’schen Körper sind übrigens von einer gemeinsamen Kapsel umgeben, die dadurch entstand, dass die !) Müller's Beschreibung (a. a. O. pag. 40), der auch H. Meckel (zur Morpho- logie der Harn- und Geschlechtswerkzeuge der Wirbelthiere. Halle 4848) und Reichert (Entwickelungsleben im Thierreiche, pag. 26) folgen, passt nach meinen Beobachtungen gar nicht auf die Wolff’sche Drüse. Nach ihm besteht dieselbe nämlich aus einer geringen Zahl von Blinddärmehen, die nach allen Richtungen auseinander fahren; ein Verhältniss, welches ich bei keiner der von mir untersuchten Art fand, vielmehr bestehen sie schon früb- zeitig aus jenen vielfach gewundenen und verschlungenen Kanälchen. Pe 131 Bildung derselben ausserhalb ‘der Peritonealauskleidung der Bauchhöhle beginnt und von dieser kapselarlig an der Bauchwindung befestigt wird. Was nun jene knopfförmigen Anhänge des unteren Ausführungsganges ‚der Wolff’schen Körper betrifll, so zeigen sie sich als wirkliche Aus- stülpungen derselben, ihre tunica propria geht in die jener unmittelbar über und ist. von denselben Kernzellen ausgekleidet. Die Zahl dieser noch von ziemlich gleichem Lumen mit dem Ausführungsgange ab- gehenden Ausstülpungen ist Anfangs ziemlich beschränkt, scheint aber mit der Grössenzunahme der Niere noch zuzunehmen. Wenigstens fand ich, besonders bei jungen Tritonen noch in späteren Stadien, in denen die oberen Nierenläppchen schon bedeutende und vielfach in einander gewundene Harnkanälchen zeigten, noch um vieles einfacher gewundene Ausstülpungen an dem hiutarap, der Ausmündung zu gelegenen Theile. ‚Das weitere Wachsthum den Niere erfolgt nun, wie es. scheint, theils durch neue Ausstülpung des jetzt noch ganz seitlich von der Nierensubstanz liegenden Ausführungsganges, theils durch Erweiterung, Verlängerung und Verzweigung jener ersten ursprünglichen Aussackun- gen. Der Ausführungsgang selbst liegt, wie bereits. erwähnt, Anfangs noch ganz am Aussenrande der Niere und marquirt sich dem unbe- wallneten Auge als ein feiner, milchiger Saum, der allmählig in seinem mittleren Theile von der Nierensubstanz verdeckt mehr nach hinten oder oben zu liegen kommt, so dass nur noch sein vorderer und hin- terer. Theil unmittelbar zu sehen ist. Ersterer bildet mit dem vor- deren Nierenrande einen sehr stumpfen, letzterer mit dem hinteren Nierenrande einen fast rechten oder etwas spitzen Winkel. Immer aber ist in diesen frühen Zeiten die Nierenmasse in allen ihren Theilen - ziemlich gleich breit. Schr klar ist das Verhältniss des Ausführungs- ganges zur Niere bei den Tritonen, bei denen man, wie Müller !) bereits bemerkt, noch in Zeiten, in denen bereits alle Extremi- Aäten vollständig entwickelt sind, die von ihm. Wolff’sche, Drüsen genannten Organe findet, und bei denen die sehr langgestreckten Aus- _ führungsgänge in der vorderen Hälfte der Leibeshöhle frei verlaufen und erst in der hinteren Hälfte von den sehr schmalen Nieren an der Innenseite begleitet werden. Ueber die Zeit, in der die Nieren bei den Tritonen erscheinen, stimmen Müller’s Angaben mit meinen Beobach- ungen nicht. Müller sah erst bei 45 Linien langen Larven: « vix prima vesligia renum tanquam vesiculae parvae columnae vertebrali adnatae ». Ich habe dagegen bei Larven von angegebener Grösse zwar noch sehr "schmale, aber in ihren histologischen Elementen bereits vollkommen i gestaltete Nieren gefunden. Und zwar besteht die Niere zu dieser Zeit aus einzelnen gesonderten rundlichen Läppchen, die bei schwacher >) Muller; De glandularum secernentium structura penitiori earumque prima - formalione, pag. 86_u. 87. 132 Vergrösserung allerdings wie gestielte Bläschen aussehen, die aber bereits aus vielfach in einander gewundenen Schlingen bestehen und unter fast vechtem Winkel ein Verbindungsröhrchen an den Ausführungs- gang abschicken. Die Platten, aus denen ARathke*) die Nieren der Molche sich bilden lässt, entsprechen jenen gesonderten Nierenläppchen, die selbst bei den erwachsenen Thieren, besonders bei den Männchen nie ganz verschwinden. So ist der obere Theil der Tritonenniere bei den Männchen, wie uns Bidder gezeigt, noch vollständig aus geson- derten Läppchen zusammengesetzt und auch bei erwachsenen Männ- chen und Weibchen von Salamandra maculosa findet man zuweilen eine solche Theilung der Nieren in unregelmässige, aber vollkommen getrennte Läppchen. Am kürzesten von allen von mir beobachteten Batrachiern ist der die bleibende Niere und die Müller’sche Drüse ver- bindende Ausführungsgang bei Bombinator igneus; auch scheint letztere bei ihm, wie bei Salamandra maculosa, am frühesten zu verkümmern. Dagegen scheinen bei letzterem, der völlig ausgebildet den Mutterkörper verlässt, die bleibenden Nieren am frühesten aufzutreten. Bei Em- bryonen, deren Darmschlauch erst eine einfache Sförmige Biegung machte, bei denen von den Adnexis des Darmkanales noch keine Spur vorhanden, bestand die sehr gestreckte Niere bereits aus 6 oder 7 gesonderten Läppchen, die wie Früchte dem Ausführungsgange der schon ziemlich verkümmerten Müller’schen Drüse aufsassen und bereits aus mehrfachen Harnkanälchen-Windungen gebildet wurden. Mit der Massenzunahme der Nierensubstanz verschwinden 'bei den meisten Ba- trachiern diese fötalen Nierenläppchen, indem sie immer näher an einanderrücken. Gleichzeitig aber mit der in angegebener Weise vor- schreitenden Entwickelung der Harnkanälchen, in deren blinden sack- förmig angeschwollenen Endigungen man sehr bald die Malpighischen Gefässknäuel Anfangs als einfache Schlingen beobachtet, die sich dann immer mehr und mehr zu einem vollständigen Knäuel ausbuchten, werden die den Ausführungsgang und seine Ausstülpungen auskleiden- den Zellen immer heller, indem das Fett in ihnen vollständig ver- schwindet; das Lumen der Kanälchen wird immer geringer, je derber und dichter die sie zusammensetzenden Gewebselemente erscheinen. Bestätigt sich die von mir im Anfange ausgesprochene Vermuthung über die anfänglich einfache vordere Endigung des Ausführungsganges, so wäre der Gang der Entwickelung folgender: Der anfangs einfache röhrige Ausführungsgang ?) der späteren Drüse ) A. a. O. pag. 48. 2) Remak (Untersuchungen über die Entwickelung der Wirbelthiere, S. 34. 8. 64) lässt in ähnlicher Art im Vogelembryo die Urnieren zunächst als einfachen Kanal entstehen; doch geht es aus seiner Darstellung nicht klar hervor, wie 135 buchtet sich an seinem oberen Ende allmählig zu einer bestimmten Zahl Blindsäckchen aus, die vielfach gewunden in einer Peritonealhülle zu liegen kommen. Später treten auch an dem unteren Theil dieses röh- rigen Organs ähnliche Ausstülpungen auf, die sich zu Harnkanälchen- Windungen herausbilden. Alle Theile dieses Apparates haben einerlei histologische Elemente; sie werden von einer gemeinsamen Peritoneal- hülle wenigstens auf ihrer vorderen, der Bauchhöhle zugekehrten Fläche bekleidet, haben eine Tunica propria, die eine völlig structurlose Haut und auf ihrer Innenfläche ein überall gleiches Epitelium trägt. Wie bei den Tritonen, so lässt sich auch an Fröschen und Kröten, besonders bei Bombinator, die bereits alle vier Extremitäten haben und deren oberer Theil dieses Drüsenapparates (jene Müller Wolff’sche Drüse) bereits zu verkümmern beginnt, der innige Zusammenhang der bleibenden Nieren mit jenem gemeinschaftlichen Ausführungsgange leicht nachweisen und bei einer einigermaassen vorsichtigen Präparation, bei der man stets mit der Loslösung der oberen oder vorderen Drüse und ihres Ausführungsganges beginnen muss, bekommt man von dem vorderen Nierenende noch ganze Strecken, an denen man den unmittelbaren Zu- sammenhang der Harnkanälchen mit dem oben noch ganz seitlich an der Niere verlaufenden Ausführungsgang verfolgen kann. Der Angabe Müller’s, dass die Ausfühbrungsgänge der Wolff’schen Drüsen ganz un- abhängig von der bleibenden Niere sich von Vorn und Aussen nach Unten und Innen wendend unter den Nieren verlaufen, widerspricht auch Marcusen in seiner bereits früher erwähnten Arbeit, lässt aber die bleibenden Nieren unabhängig von der fötalen mit eigenem Aus- führungsgange entstehen. Ihre ersten Formen schildert er übrigens ziemlich ähnlich, wie es im Vorhergehenden geschehen ist. Die Worte des Berichtes lauten: «Dans le (@tard apparaissent les deux reins, deux corps jaune- rougeätres, situ6s immediatement sous la colonne vertebrale, avec deux conduits exereteurs, qui finissent dans l’anus temporaire. Ils sont composes dans ce temps de tubules droits AIR une direction perpen- dieulaire sur la ligne mediane.» Neben dem Ausführungsgange, dann aber nach innen und unten verläuft jenes schon früher erwähnte Gefäss, in dessen Nähe sich sehr bald eine Verdickung einer Peritonealfalte bemerklich macht (die ersten Anlagen der Fetitkörper und Geschlechtsdrüsen, wie wir später sehen werden); sie sowohl, wie jenes grössere Gefäss ist durch ziemlich res und festes Bindegewebe mit dem viel leichter zerreissenden er sich die Bildung jener Querästchen denkt, durch die die gesondert sich entwickelnden Müller'schen Kapseln und Malpighüschen Knäuel mit jenem in Verbindung treten. 134 Ausführungsgange verbunden. Wohl möglich, dass Müller jene mit diesem verwechselte und so zu der vorerwähnten Darstellung kam. Noch eines Umstandes in Betrefl des Baues der Drüsenwindungen ist Erwähnung zu thun. Die Kanälchen des oberen, vorderen Theiles dieses Apparates (der Wol/f’schen Drüse) endigen ohne Ausnahme ohne Kapselanschwellung und haben keine Gefässknäuel, wie wir sie in der bleibenden Niere, dem unteren Theil des Apparats finden. Hier scheint dieses eine sehr grosse, der Drüse nur locker anliegende Gefässknäuel alle übrigen zu vertreten. Scheint es aber schon an sich gewagt, aus dem Verhalten dieses einen Gefässknäuels einen Schluss auch auf die der bleibenden Niere zu machen, so widerlegt die directe Beobachtung der noch in der Entwickelung begriffenen Nieren jene von Bidder ver- tretene Ansicht, nach der die Gefässschlingen auch hier ‚stets ausser- halb der Kapseln liegen, auf's Evidenteste. Die Einfachheit der Gefäss- windungen machen hier das Verhältniss derselben zu den Kapseln um vieles anschaulicher und klarer, und lassen wohl keinen weiteren Zweifel über ihr Gelagertsein in denselben. Flimmererscheinungen habe ich weder in den Windungen, noch im Ausführungsgange der Müller- Wolff’schen Drüse gesehen. Die ferneren Veränderungen der Müller-Wolff'schen Drüse und ihres Ausführungsganges. Bis auf unbedeutende Verschiedenheiten in den Zeiten, in denen der vordere Theil dieses ganzen harnbereitenden Apparates, jene Müller- Wolff’sche Drüse verschwindet, deren wir bereits im Vorhergehenden erwähnten, sind die Entwickelungserscheinungen bis hierher bei allen von mir beobachteten Batrachiern dieselben. Auch die Art und Weise, wie jener Theil verkümmert ist, soweit ich über dieselbe Aufschluss erhielt, dieselbe. Die dieselbe versorgenden Gefässe obliteriren, so auch jenes grosse Knäuel, und während die Lumina der einzelnen Windungen an Durchmesser abnehmen, ihre Epitelialzellen sich mit bräunlicher, körniger Masse füllen, gränzt sich der noch permeable Aus- führungsgang ziemlich scharf ab, zeigt aber immer noch seinen ursprüng- lichen Zusammenhang. ‘Was nun aber das fernere Verhalten des ge- meinschaftllichen Ausführungsganges betriflt, so bleibt er entweder in seinem vollen fötalen Verhalten zur Niere, d. h. er bleibt in seiner ganzen Länge noch in directem Zusammenhange mit derselben (wie bei dem Männchen von Bombinator igneus), kommt aber etwas weiter ab vom Aussenrande der Niere zu liegen, und fungirt als Ureter und Vas deferens (bei den männlichen Molchen); oder zweitens er bleibt in rn Mi es 7 De ee us =. 135 seinem Zusammenhange, ändert aber seine Lage so wesentlich, dass nur. sein unterer Theil als Ureter, der obere aber als ausführende weibliche Geschlechtsorgane (bei den Weibchen sämmtlicher verschie- dener Gattungen); oder als Saamenblase (bei dem männlichen Bufo einereus) fungirt; drittens endlich erfolgt die Lagenveränderung desselben in derselben Art und es obliterirt der ganze obere Theil (bei den Männ- chen von Rana esculenta, temporaria, Bufo variabilis, Pelobates fuscus). Betrachten wir hiernach die einzelnen untersuchten Arten: Am einfachsten ist das Verhältniss bei dem männlichen Bombinator. Das Wachstbum der bleibenden Niere erfolgt in allen ihren Theilen ganz gleichmässig, so dass dieselben im erwachsenen Thiere einen gleichmässig platten, vorn und hinten etwas zugespitzten, aber sonst übrigens ganz gleichmässig breiten (circa 2 Millimeter) und dicken Körper bildet, an dessen etwas convexem Aussenrand sich jener fötale Ausführungsgang als ein milchiger Streifen marquirt, der mit seinem hintern Theile, nachdem er noch eine Strecke über die Nierenmasse binaus verlaufen, in die Cloake mündet; mit seinem vorderen, vielfach unregelmässig ausgebuchteten Theile aber circa 3 Mm. weit über die Nierenspitze hinausragt und mit einer leichten birnförmigen Anschwel- lung an der Lungenwurzel blind endigt. Zur Laichzeit ist dieser vor- dere Theil ganz mit Saamen erfüllt und zeigt dann noch deutlicher seinen unregelmässig ausgebuchteten Verlauf. Bringt, man die Nieren junger, auch älterer Thiere mit den vorsichtig auspräparirten vorderen und hinteren Ausläufern des an dem Aussenrande verlaufenden Kanales unter das Mikroskop bei schwacher Vergrösserung, so überzeugt man sich ohne alle Schwierigkeit davon, dass - 4) in seinem ganzen Verlauf längs der Niere sich fast unter rechtem "Winkel die Harnkanälchen einmünden; 2) dass jener vordere Theil eine directe Fortsetzung des mittleren und hinteren ist; 8) dass kein eigener Ureter existirt, dass vielmehr der hintere Theil gleichzeitig als Ureter und Vas deferens fungirt. Eine untere Anschwellung zu einer Saamenblase, wie bei Rana temporaria, eseulenta u.a. findet sich nicht, vielmehr muss. jedenfalls jener vordere sack- förmige Theil des Ausführungsganges als eine solche angesehen werden, da derselbe, wie ich bereits erwähnte, während der Laichzeit als eine solche fungirt, Roesel!) bildet bereits die: Ureteren von. Bombinator als zwei weit über die Nierenspitze hinausgehende Kanäle ab, die aber bei ihm ziemlich cylindrisch verlaufen, ein Verhalten, das jedoch nur bei einjährigen Thieren seine Gültigkeit bat, da mit den späteren Lebensaltern eben jene Unregelmässigkeit in ihrer. äusseren Begränzung ") Hoesel: Historia naluralis ranarım nostratium. Tab. XXI, 136 normal wird. Auch histologisch gleicht jener vordere Theil des Aus- führungsganges durchaus, wie wir später sehen werden, der Saamen- blase anderer Batrachier. Entsprechend den Einschnürungen, die gleich- sam jene unregelmässigen Ausbuchtungen umgränzen, erhebt sich nach Innen die ziemlich starke Epitelauskleidung ünd bildet so eine nicht unbedeutende Zahl verschieden grosser, blind-endigender Vertiefungen, die als die einfachste Form schlauchartiger Drüsen den eigentlichen Kanal umgeben. In früheren Lebenszeiten ist die Zahl dieser Aus- buchtungen im Ganzen gering, nimmt aber bis zur vollkommenen Ge- schlechtsreife mehr und mehr zu. Gleichzeitig mit dieser rein gestalt- lichen Veränderung des Ausführungsganges gehen aber auch wesentliche histologische Veränderungen in demselben vor. Die das Lumen des- selben auskleidenden Zellen, die ursprünglich nach allen Dimensionen einen gleichen Durchmesser zeigen, also fast kugelig erscheinen, kom- men immer dichter an einander zu stehen, platten sich dadurch seitlich ab und gehen so in die Cylinderform über. Die Epitelialschicht erhält dadurch eine nicht unbedeutende Dicke. Ausserhalb der Tunica propria aber, in dem dieselbe befestigenden Peritoneal-Bindegewebe treten Faser- zellen auf, die Kölliker’s glatten Muskelzellen ganz analog sind; sie liegen meist mit ihrer Längenrichtung parallel dem Lumen. Circular um das- selbe verlaufende Faserzellen scheinen sich erst später zu entwickeln. Betrachten wir übrigens die bleibende tunica propria des Kanales als die Basement membran der Engländer (Henle’s intermediäre-Schicht) und stellen sie mit der Neigung der inneren Haut zu Faltenbildung zusammen, so begegnen wir hier der einfachsten Form einer mucosa. Aehnlich wie bei dem erwachsenen Bombinator sind auch nach Rathke’s*) und Bidder’s?) Schilderung die Verhältnisse bei dem Pro- teus anguineus, nur läugnet Bidder, dass der am Aussenrande der Niere verlaufende Kanal noch über deren vordere Spitze hinausgehe (wie es Rathke beobachtete); doch sah auch er von ihr einen überaus feinen, weissen, aber nicht hohlen Faden ausgehen, von dem er be- reits die Vermuthung ausspricht, dass derselbe ein Rudiment des Aus- führungsganges der Müller-Wolff’schen Drüse sei. Bei einem männ- lichen Necturus lateralis, der mir durch die Güte des Herrn Professor Rathke aus der hiesigen zoologischen Sammlung zur Untersuchung gegeben wurde, verläuft ebenfalls dicht am Aussenrande der Niere ein sich vielfach kräuselnder Kanal mit stark pigmentirter Wandung, der- selbe steht in seiner ganzen Ausdehnung mit den Harnkanälchen der durchweg compacten, nicht in Läppchen getheilten Niere in Verbin- dung; auch er ist, wie mich die Injection desselben lehrte, Ureter und Vas deferens. Ueber die vordere Spitze der Niere hinaus schickt dieser 1) Beiträge. III. pag. 33 ff. 2) A. a. O. pag. 49 ff. h 157 Kanal einen feinen, ebenfalls stark pigmentirten Strang ‘ab, der Anfangs noch eine oder ein Paar leichtere Windungen macht, dann aber ge- streckt bis zur Lungenwurzel verläuft und hier verschwindet. Die Länge der ganzen Niere betrug 97 Millimeter oder 3 par. Zoll 7 Lin., die jenes über dieselbe hinausragenden Stranges dagegen 42 Millimeter oder 4 par. Zoll 6,5 Lin. Sowohl von den von ARathke und Bidder untersuchten Proteus, als von diesem Necturus bleibt es fraglich, ob dieselben völlig erwachsene Individuen waren, da ja auch bei den jungen Tritonen noch im zweiten Lebensjahre die Lage jenes Kanales ihnen ganz analog gefunden wird, ihre sonstige Aehnlichkeit mit den Tritonen aber zum mindesten die Annahme rechtfertigt, dass sie sich auch hinsichtlich des Baues der Harn bereitenden und ausführenden Organe mehr diesen, als dem Bombinator anschliessen werden. Soviel aber scheint mir auch bei ihnen ausser Zweifel, dass Bidder’s Vermuthung über jenes vordere Stück des Ureters bei Proteus auch für Neeturus seine Gültigkeit hat, und dass wir hier wieder berechtigt sind, das- selbe als unmittelbare Fortsetzung des Ureters und als ursprünglichen Ausfübrungsgang des ganzen fötalen und bleibenden Harnapparates anzusehen. Bei den von mir in ihrer Entwickelung verfolgten männlichen Tri- onen (Triton taeniatus und eristatus) bleibt der Ausführungsgang gleich- falls in directem Zusammenhange mit-der Niere, liegt aber in späterem Alter nicht wie bei Bombinator dicht am äusseren Rande derselben, sondern rückt, die Communiecationskanälchen mit sich ziehend, in einer Bauchfellfalte immer weiter von ihr ab. Bei einjährigen männlichen Tritonen liegt derselbe noch ziemlich dicht am Nierenrande und er- scheint als ein gestreckt verlaufender weisser Streifen, dessen directe en mit der bleibenden Niere aber noch überall deutlich ist. _ Und zwar verlaufen schon jetzt die unteren Verbindungsgänge unter 5 ziemlich spitzem Winkel von hinten nach vorn zur Niere, Während leiztere nun im zweiten Lebensjahre in ihrem hinteren Theile an Masse noch immer mehr zunimmt, entfernt sich jener Ausführungsgang und beginnt sich besonders in seinem mittleren, dicht neben der Niere gehenden Theil vielfach zu kräuseln. Die unteren Verbindungskanäle nehmen dabei bedeutend an Dicke zu, während der ihnen zukömmende - Theil des Ausführungsganges sich verkürzt oder seine ursprüngliche Ausdehnung an dieser Stelle behält und dadurch jene zwingt, in einem Bogen abwärts zu steigen und so in den nun sehr weit nach hinten gerückten Theil desselben zu münden. Indem aber gleichzeitig der dicht darüber gelegene Theil bedeutend sich ausbuchtend und win- dend um das hintere Nierenende als festen Punkt einen Kreisbogen beschreibt, zieht er die der Niere zu gelegene Wandung des Kanales ein wenig aus und kehrt sie der Nierenmasse ab, so dass dieselbe in mei ee ee 158 jetzt nach aussen gelegen kommt. Ein Blick auf die schematische Figur wird den ganzen Hergang verdeutlichen. Die ausgezogenen Linien geben das ursprüngliche Verhalten des Ausführungsganges zur Niere in seinem hinteren Theile; die punktirten zeigen uns dasselbe im erwachsenen Thiere. Man sieht leicht, dass durch Verkürzung der punktirten krum- men Linie schnell das ursprüngliche Verhältniss hergestellt werden kann. Die mitlleren und vorderen Verbindungsstränge verlaufen fast parallel und senkrecht auf Niere und Ausführungsgang; und zwar bleibt der obere oder vordere Theil der Niere auch darin gewissermaassen in seinem fötalen Zustande, dass einem jeden Verbindungsaste ein Nierenläppchen, das aus einem Knäuel von Harnkanälchen besteht, zu- kommt, die alle zwar ziemlich isolirt verlaufen, durch einen zweiten nach der Mittellinie zu gelegenen gemeinsamen Strang communieiren, der aber mehr dem Geschlechtsapparat zugehört. Auch hier fungiren also die in ihrem directen Zusammenhange ınit der Niere verbleiben- den Ausführungsgänge der Müller-Wol/f’schen Drüse als Ureteren und vas deferens. Denn die Identität der von Bidder als solche beschrie- benen Ureteren und Vasa deferentia mit den von mir aus der Ent- wickelung der Tritonen hergeleiteten bedarf weiter keines Beweises. Der zwischen der fötalen und bleibenden Niere verlaufende Theil des gemeinsamen Ausführungsganges verkümmert in dem Grade, in dem wir den mittleren sich fortentwickeln sehen; und bei den erwachsenen Thieren finden wir ihn nur noch als einen feinen, meist stark von Pigmentablagerungen begleiteten Faden, der bis zur Lungenwurzel völlig geradlinig verläuft und hier im Bindegewebe verschwindet. Bei Salamandra maculosa sind die Verhältnisse in früheren Lebens- zeiten, sowie im erwachsenen Zustande durchaus dieselben; auch hier finden sich (wie Bidder !) bereits nachgewiesen), wie bei Triton zwi- schen den hinteren Enden der Niere und Ureter jenes von Rathke als Saamenblase gedeutete Kanalsystem, von dem uns aber Bidder zeigte, dass sie sowohl der Fortleitung des Harnes, als des Samens diene. Fehlen mir nun auch die Zwischenstufen in der Entwickelung des Aus- führungsganges der Müller- Wolff’schen Drüse zum Ureter und Vas de- ferens, so sind die beiden Endglieder der Beobachtungsreihen bei Sala- mandra maculosa und den Tritonen so vollkommen gleich, dass ich mit vollem Rechte auch auf die Gleichheit der Zwischenglieder schliessen und annehmen darf: dass auch bei Salamandra maculosa der ursprüng- lich gemeinschaftliche Ausführungsgang der fotalen und bleibenden Niere, nach Verkümmerung der ersteren in seinem Zusammenhange mit letz- terer verbleibend, nur seine Lage ändernd als Ureter und Vas deferens fungirt. Ebenso sind auch wohl die von Bidder *) beschriebenen Ureteren 1) A. a. O. pag. 40 1. 2) A. a. O. pag. 4 u. 45. TS 139 von Menopoma und von Siredon (die mit geringen Modificationen sich ganz wie bei den Tritonen verhalten) als aus den Ausführungsgängen der Müller- Wolff’schen Körper hervorgegangen anzusehen. So ist namentlich auch bei dem von mir untersuchten Menopoma jener vor- dere fadenförmige Ausläufer des gemeinsamen Ureters und Vas deferens sehr deutlich. ' Bei den weiblichen Thieren der vorerwähnten, sowie aller übrigen Batrachier erfolgt die Veränderung der Ausführungsgänge anfangs we- nigstens ziemlich in gleicher Art. Der im Larvenleben dicht am Aussen- rande verlaufende Kanal, der auch in seinem vorderen ganz freien Theil der Rückenfläche ganz fest anliegt, lockert sich zunächst von diesem vorderen Theil und tritt in einer Bauchfellfalte mehr in die Bauchhöhle. Gleichzeitig wird aber die ursprünglich in ihrer ganzen Ausbreitung gleichmässig dicke und breite Niere an ihrem hinteren Theil dicker und breiter, zum Theil durch Zunahme ihrer Masse, zum Theil aber auch dadurch, indem der Beckenraum nach allen seinen Dimensionen wächst, der Ureter mit seiner Ausmündung mehr nach hinten und i oben verläuft, während die Niere zwar scheinbar in ihrer relativen Läge verbleibt, mit demselben aber einen Bogen nach der Mitte be- schreibt, da der Aussenrand der Richtung des Ureters folgt, woher ; denn auch am Ende des Larvenlebens die fast ein Dreieck bildenden Nieren mit dem der Mittellinie zugekehrten Winkel die eine die andere _ decken. Es ist klar, dass durch diese Lagenveränderung auch der ganze Ausführungsgang mit gezogen wird, der aber auch gleichzeitig in seinem neben der Niere verlaufenden unteren Drittheil von der Niergnmasse bedeckt mehr nach oben zu liegen kommt. Mehr und mehr entfernt sich derselbe nun auch in seinem vorderen Theile in einer Bauchfellfalte vom Nierenrande, nimmt jedoch nur in seinem frei - werlaufenden Theil an Länge zu. Die Längenzunahme erfolgt zunächst nicht etwa durch Vorschieben seines vordersten Endes, sondern zwi- ‚schen zwei festen Punkten seiner vorderen Befestigung und dem mitt- j leren Nierenrande; der Kanal beschreibt daher auch hier einen Kreis- bogen um das hintere Nierenende als Mittelpunkt und zieht die schon an sich schief in ihn einmündenden Verbindungskanäle mit sich, die dann ganz wie bei den männlichen Tritonen die innere Wand des unteren Ausführungsganges zu einer bei den verschiedenen Arten ver- schieden langen Röhre, dem Ureter, ausziehen. Der Unterschied ist nur der, dass hier sämmtliche Verbindungsgänge der Niere nach hinten gezogen werden; während sich nämlich bei den männlichen Molchen das Wachsthum des Ausführungsganges nur auf den mittleren Theil ‚beschränkt, entwickelt sich bei den Weibchen aller Batrachier vor- züglich der vordere, und je mehr er an Ausdehnung gewinnt, desto mehr treibt er gleichsam jenen noch mit der Niere communicirenden 1 140 Theil, der sich ausserdem zu verkürzen scheint, nach hinten. Bei den ungeschwänzten Batrachiern ist es übrigens äusserst schwierig, eine klare Einsicht in den ganzen Hergang durch directe Beobachtung zu gewinnen, da derselbe ziemlich schnell verlaufend uns meist nur die äussersten Glieder der Beobachtungsreihen vor Augen bringt. Gleich- wohl steht so viel fest, dass man neben dem dicht am Nierenrande verlaufenden mit derselben direct communieirenden Kanal nie eine An- deutung eines zweiten, einer unabhängig von ihm sich entwickelnden Tube sieht; dass vielmehr mit dem Auftreten der letzteren der erstere besonders in seinem vorderen über die Nierenspitze hinaus verlaufen- den Theile spurlos verschwindet. An ein so schnelles völliges Ver- kümmern desselben ist wohl kaum zu denken, da wir ihn bei den männlichen Thieren so äusserst langsam, ja bei vielen fast gar nicht verschwinden sehen, obwohl er hier gewiss ausser Funetion tritt. Nebenher fehlt es aber keineswegs ganz an Zwischenstufen, in denen wir den Anfangs der Niere dicht anliegenden Ausführungsgang sich allmählig von ihr entfernen und die ursprünglich sich senkrecht in ihn mündenden Harnkanälchen unter äusserst spitzem Winkel und. gegen einander convergirend an ihn herantreten sehen. Um vieles einsicht- licher ist ausserdem der ganze Hergang bei den weiblichen Molchen, bei denen die Nieren immer ziemlich gleichmässig, schmal bleiben und in ihrem hinteren Theile nur wenig dicker werden, die Ausführungs- gänge auch in früheren Zeiten stets seitlich liegen und nicht, wie dies bei den Fröschen der Fall ist, von der Nierenmasse verdeckt werden. Ist nun die Isolirung des vorderen Theiles des Ausführungsganges in angegebener Art erfolgt, so fungirt er bei den weiblichen Thieren bei gleichzeitiger Geschlechtsreife als ausfübrender Geschlechtsapparat, wäh- rend nur sein unterer, aber mit ihm beständig in Verbindung bleiben- der Tbeil und auch nur theilweise zur Bildung des Ureter verwendet wird. Letzterer tritt unter einem sehr spitzen Winkel in den unteren Theil des Eileiters oder Uterus. Die vollkommene Umbildung. dieses Kanals zum Eileiter erfolgt jedoch erst, wie Rathke bereits angibt, im dritten Lebensjahre; noch im Anfang des dritten Jahres verläuft der Eileiter noch ziemlich gestreckt und von gleicher Ausdehnung nahe dem Nierenrande bis zum Ureter, um dessen untere der Bauchhöhle. zu- gekehrte Wand er sich legt und sich unter spitzem Winkel dicht über der Ausmündung in die Cloake mit ihm verbindet. Was die weiteren gestaltlichen Veränderungen übrigens betrifft, die die ausführenden Geschlechtsorgane erleiden, so verweise ich auf die von Rathke gemachten Angaben, die von hier ab ihre volle Gültigkeit haben; nur jene ersten Verhältnisse sind Ratihke entgangen, was um so leichter geschehen konnte, als der mittlere Theil jenes Kanales bei den ungeschwänzten Ba- trachiern Anfangs von der Niere verdeckt, dem Auge des Beobachters Fir 141 i leicht entgeht. Rathke sah nur den oberen, frei verlaufenden Theil und liess denselben mehr und mehr nach hinten wachsen und secundär erst in den Ureter münden. Zu einem bilasigen Uterus oder Gebärblase, wie sie Rathke nennt, erweitert sich der Eileiter ausser bei den von Rathke bereits genannten Arten (R. temporaria, esculenta, Hyla arborea und Bufo fuscus [Pelo- - bates fuscus], auch bei Bufo calamita und Bufo variabilis. Von ersterer gibt es auch bereits Roesel (S. 4144) an und bildet ihn auf Tab. XXIV _ ab. Bei beiden liegen diese Erweiterungen als längliche, ziemlich mus- culöse Höhlen zwischen dem Eileiter und dem äusseren Nierenrande. _ Die Ureteren sind von demselben ganz bedeckt und münden in ihren hinteren Theil, während die Tuben seitlich von aussen her in dieselbe ausgehen; es sind diese Gebärblasen daher nicht direct verlaufende Erweiterungen der Eileiter, sondern blindsackartige Ausstülpungen ihrer _ einen Wandung und gränzen nicht, wie bei den Fröschen, an einander. Vergleichen wir aber das Ergebniss unserer Beobachtungen an den männlichen Molchen und den weiblichen Batrachiern, so stellt es sich zunächst heraus: dass ein und dasselbe fötale Organ hier zu den aus- führenden weiblichen, dort zu den ausführenden männlichen Geschlechts- - apparaten umgewandelt wird, in beiden Fällen aber auch als harn- - leitender Apparat fungirt, bei jenen in seiner ganzen Länge, bei diesen _ nur in seinem hinteren Theile. Auch hier, sowohl bei den männlichen _ Tritonen, als bei den weiblichen Batrachiern folgen der morphologi- schen und functionellen Veränderung der Ausführungsgänge der Müller- Wolff’schen Drüse auch wesentliche histologische Veränderungen. Die letzteren beginnen schon im zweiten Lebensjahre; obwohl zü dieser Zeit i die functionelle Ausbildung dieser Theile noch nicht vollendet ist und lassen sich vollkommen auf jene, bereits bei Bombinator angegebenen . zurückführen. Auch hier sind die Wandungen schon frühzeitig ziemlich - dick , auch hier werden dieselben von einer Anfangs noch schwachen laris und einer ziemlich dicken Mucosa gebildet, die, wie dort, mit Oylinderepithel besetzt sich vielfach faltet. Nur ist die Anordnung faltigen Erhebungen und Vertiefungen eine andere und auch bei allen gleiche. Bei den weiblichen Tritonen verlaufen die oder Rinnen der Mucosa ziemlich parallel dem Lumen ‘oder " amizichen dasselbe in einer lang ausgezogenen Spirale, verschwinden dagegen in ihrem hinteren Uterustheil mehr und mehr, bei der lebendig gebärenden Salamandra maculosa vollständig, während’hier; wie Rathke bereits beschreibt, im: vollkommen erwachsenen Thier einzelne Quer- falten auftreten. Dem ganz ähnlich ist die Faltenbildung bei den männ- ‚lichen Molchen, auch hier verlaufen sie parallel dem Lumen. Die drei dem Ausgange zunächst noch in den Ureter und das Vas deferens mün- denden Kanäle haben gleichfalls eine nur um vieles unregelmässiger Zeitschr. f, wissensch, Zoologie. IV. Ba 10 142 gewulstete Mucosa, während die übrigen ‚eine ziemlich glatte Epithelial- auskleidung zeigen; sämmtliche dieser hinteren Verbindungsgäuge des Vas deferens mit der Niere sind von einer Muscularschicht umgeben, deren Faserzellen mit ihrem Längendurchmesser dem Lumen parallel liegen. : Bei zweijährigen Individuen von Rana esculenta und temporaria konnte ich jene von Rathke *) gegebene Schilderung der Binnenfläche der Eileiter erwachsener Thiere noch nicht finden. Auch hier ver- liefen die Falten dem Lumen ziemlich parallel, die in dem späteren Uterustheil ganz verschwanden. Die zahlreichen faltigen Erhebungen zeigen zwischen sich äusserst feine Rinnen, in die hinein das Epithe- lium folgt. ‚Gleichwohl nimmt mit der weiteren Fortbildung des Indi- viduums die Mucosa jenes von Rathke beschriebene netzförmige An- sehen an, eine Veränderung, auf deren Hergang und endliche Form wir noch einmal bei dem männlichen Bufo cinereus, bei dem dieselbe ganz analog erfolgt, zurück kommen. Bei dem Männchen von Bufo einereus ist nämlich das spätere Ver- halten des vorderen Theiles des Ausführungsganges der Müller- Wolff- schen Drüse ganz dasselbe wie bei dem Weibchen. Auch hier ent- wickelt sich. derselbe zu einem bis zur Lungenwurzel verlaufenden mehrfach gewundenen Kanal, der unter: spitzera Winkel in den hinteren als Ureter fuugirenden Theil desselben übergeht. Die Art, wie jener vordere Theil sich vom Nierenrande gleichsam loslöst, ist ganz. die- selbe wie bei dem Weibchen, nur erreicht er nie jene Ausdehnung wie die weibliche Tube, Er fehlt in seiner noch näher zu beschrei- benden Form im erwachsenen Thiere (wie Bidder annimmt) nie, 'nur ist er bei erwachsenen Thieren und besonders während der Laichzeit mit Saamen erfüllt und dadurch deutlicher. In seinem vorderen Theile, der an der Lungenwurzel beginnt, verläuft er vollkommen gestreckt zwischen zwei mässig starken Gefässen und ist unmittelbar der Rücken- wand angehelftet. Dieser gestreckt verlaufende Theil entbehrt eines Lumens, ist jedoch, wie man sich leicht überzeugen kann, wenn man ihn vorsichtig ausgebreitet unter das Mikroskop bringt, aus einer von einer Fortsetzung der Tunica propria jenes Kanals umgebenen Zellen- reihe gebildet. Etwas vor der vorderen Nierenspitze vergrössert sich die Breite des Kanals, bildet gewöhnlich einen kleinen, nach aussen gelegenen Divertikel, erhält nun ein deutliches Lumen und während letzterer immer bedeutender wird, entfernt sich der ganze Kanal mehr noch vom Nierenrande, indem er sich leicht zu winden beginnt. Vor seiner Einmündung in den nunmehrigen Ureter macht, er eine ‘oder ERTL Aa eg ia DE en zwei vollständige Kreiswindungen und bildet dann eine jedoch nur sehr ) A. a. ©. pag. MM. ” 721 er 143 " unbedeutende Erweiterung an seiner Eintrittsstelle. ‘Soweit stimmen meine Angaben mit Bidder’s und Rathke’s vollkommen; 'was jedoch den histologischen Bau dieses von Ersterem als Saamenblase gedeuteten Ka- nals betrifft, so irrt Bidder, wenn er ihn als einen äusserst dünnwandigen und von einem aus grossen Platten gebildeten Epithelium bekleideten Schlauch schildert ?). ‘Wie den Eileiter sahen wir ihn sich aus dem vor- deren Theil des Ausführungsganges der Wolff’schen Drüse entwickeln und auch in seiner bleibenden Form sich dem ersteren ziemlich ähnlich verhalten. Die Aehnlichkeit geht jedoch noch weiter auch auf die histo- logische Entwickelung beider Organe über. Ja noch am Ende des zwei- - ten, im Anfange des dritten Jahres sind beide so vollkommen gleich j gebildet, dass man sie wohl nur an der Grösse des Durchmessers erkennen würde. Die Verwandlung der ursprünglichen einfachen Epithelbekleidung zu ‘einer Mucosa erfolgt in derselben Art, wie es bereits von den Weibchen angegeben wurde. Hier, wie dort, bilden - sieh nun in den Längsfalten der Mucosa grübchenartige Vertiefungen, - die immer grösser werden, aneinanderstossen, sich zu Quadraten ab- _ platten und der Oberfläche der sehr dicken Mucosa jenes von Rathke _ bei der weiblichen Tube beschriebene netzförmige Ansehen geben ?). Jedes dieser Grübchen hat ihr Epithel und stellt somit die einfachste Form einer Schleimhautdrüse dar,: deren Function bei dem Weibchen _ es sein mag, das die Eier umhüllende Eiweiss auszuscheiden. Wäh- rend der Laichzeit nehmen bekanntlich die Wandungen der Tuben be- deutend an Dicke zu. Man findet alsdann die Drüsenräume durch “ e e en Substanz so ausgedehnt, dass man sie kaum noch als solche wieder erkennt. Auch bei dem Männchen von Bufo kommt ihnen sicherlich eine secretorische Function zu. Im Uterustheil jener Thiere, Ei einen blasenförmigen Uterus haben, ist die Schleimhaut verhältniss- mässig dünner als im Eileiter, doch finden sich auch hier dieselben drüsigen Vertiefungen, dagegen ist die Muscularis in ihm um vieles «€ kelter. Was nun Bidder’s Angaben betrifft, so hielt er offenbar ‚die quadratischen Umrisse der Drüsen für die Contouren der Epithel- zellen. Wie in der weiblichen Tube entwickelt sich übrigens auch bier h ‚der Wandung der Saamenblase bei Bufo einereus eine circulare und „longitudinale Muskelschicht, "nur treten beide gegen die sehr starke Mucosa sehr zurück und sind so durchsichtig, dass man bequem auch, A) A. 3,0, pag. 30. 2) Schön Swammerdamm {Biblia natura, pag 318) beschreibt.dieses netzförmige Ansehen der Schleimhaut des Eileiters; er sagt darüber Folgendes: Ohne alle Zweifel hat die Trompete ihre Drüsen, die ich aber zur Zeit noch nicht deutlich gesehen habe. Doch habe ich bemerkt, dass sie von Innen durch und durch mit einer netzartig "und regelmässig drüsigen Rinde bekleidet ist, aus deren Oeffnungen das weisse Zeug hervorsickert. 10 * 144 ohne vorherige Präparation, die verschiedenen Schichten der Wandungen mikroskopisch durchmustern kann. Zu erwähnen wäre noch, dass diese Grübchen nach dem vorderen dünneren Theile des Kanales hin sowohl kleiner werden, als auch an Zahl abnehmen, und dass der blind endi- gende vordere Theil des Kanales allmählig in dem Bindegewebe ver- schwindet, während er sich bei dem Weibchen noch weiter vorrückend in den Trichter umwandelt. Bei den männlichen Thieren von Rana temporaria, esculenta und Bufo variabilis erfolgt gleichfalls die Isolirung des vorderen Ausführungs- ganges der Müller-Wolff'schen Drüse wie bei den Weibchen und noch am Ende des zweiten Lebensjahres ist derselbe in seiner äusseren Form der weiblichen Tube so vollkommen ähnlich, dass es schwer halten dürfte, aus-ihm das Geschlecht des Thieres zu erkennen. Er verläuft in dieser Zeit als ein feiner, milchiger, nach kurzem Verweilen in Wein- geist etwas deutlicher hervortretender, überall gleichmässig dicker Strang und entspricht jenem von Rathke als Saamenleiter gedeuteten Gebilde, der aber keineswegs, wie Bidder annimmt, nur ein Gefässbündelchen ist, son- dern, wie man sich leicht bei vorsichtiger Ausbreitung unter dem Mikro- skop überzeugt, noch im zweiten Jahre deutlich seine früheren histo- logischen Elemente zeigt; nur liegen die Wandungen so dicht an einander, dass man nicht füglich mehr ein Lumen in demselben annehmen kann. Derselbe ist ferner zu dieser Zeit noch'in seinem ganzen Verlaufe (wenig- stens bei Rana esculenta und temporarig) milchig weiss und keines- wegs, wie in späteren Zeiten, von Pigmentablagerungen in seinen Binde- gewebshüllen verdeckt; ihm parallel verlaufen, wie Bidder bereits angibt, zwei arterielle Gefässe, das eine von der Arteria iliaca, das andere von der axillaris kommend; und zwar verläuft derselbe zwischen beiden. Ich kann nach Allem Rathke’s Angaben, Bidder’s Einwürfen gegenüber, nur bestätigen; allerdings deutete er diesen Kanal falsch, seine Existenz aber, die Letzterer völlig in Abrede zu stellen geneigt ist, sowie sein Zusammenhang mit der Saamenblase und dem Ureter ist ganz unzweifel- haft und nur die Annahme, dass Bidder nie jüngere Thiere hierauf untersuchte, macht es mir begreiflich, dass er ihn ganz läugnet. Dr. Marcusen *) lässt, wie ich aus jenem der Gazette medicale ent- nommenen Berieht'ersehe, in gleicher Weise wie ich im Vorhergehenden,, die weibliche Tube aus dem Ausführungsgange der Müller - Woljffschen ') A. a. O. No. 8. Chez la femelle la glande genitale devient lovaire; le con- duit exereteur du corps de Mueller, ou au moins le canal qui longe le bord externe du rein devient l’oviduct, la'partie posterieure en s’elargissant devient l'uterus. Chez le mäle la glande genitale devient le testicule; — la partie anterjeure du conduit exereteur du corps de Mueller disparait chez les .mäles; la partie posterieure, qui se reunit au conduit excreteur du rein, devient l’uretre et le vase deferent en möme temps. Ku ei ER 7 Te ET Er TE RETTEN, Dead 145 Drüse entstehen; er lässt ferner auch bei dem Männchen den vorderen Theil desselben erst später verschwinden, während der hintere secundär mit dem Ureter in Verbindung tritt und das Material zur Saamenblase bietet. Findet sich hier nun auch keine directe Angabe Mercusen’s, wie lauge er noch den vorderen Theil des Kanales gesehen hat, so liegt doch auch hierin eine indirecte Bestätigung von Rathke’s Beob- _ achtungen. Auch Rathke’s Angaben über die Umbildung des hinteren Theiles _ dieses Kanales zur Saamenblase finden, soweit sie sich auf die äussere - Form beziehen, in meinen Beobachtungen ihre volle Bestätigung. Am - Ende des zweiten Jahres erst beginnt der hintere Theil sich bei un- seren Fröschen und Bufo variabilis bedeutend auszudehnen, jedoch nur _ auf eine verhältnissmässig kleine Strecke und, wie Ruthke ganz richtig - bemerkt, mehr in seinem äusseren Rande, der bogenförmig hervor- treibt. Nach vorne geht die so entstandene Blase, die in ihrer vollen _ Ausbildung den Ureter theilweise bedeckt und statt früher seitlich, jetzt - mehr nach unten in der Bauchhöhle zu liegen kommt, in eine äusserst feine Spitze aus, die sich in das nunmehr schon verkümmernde Rudi- ment jenes Auslührungsganges fortsetzt; und zwar tritt letzterer schein- bar an den äusseren Rand der Saamenblase. Die Umbildung in die 'Saamenblase ist jedoch keine so einfache Aussackung, wie sie uns Rathke schildert. Breitet man aus einem zweijährigen Thiere, bei dem die Anschwellung noch äusserst unbedeutend ist, den Ureter mit dem äusseren Rande der Niere, das Rudiment jenes Ausführungsganges, mit der Anschwellung und der dasselbe an den Nierenrand befestigenden Peritonealfalte auf einer Glasplatte aus und betrachtet das Ganze bei - einer schwachen mikroskopischen Vergrösserung, so ergibt sich Fol- endes: gleichzeitig mit der Anschwellung erfolgt eine faltige Erhebung der sich zu einer Mucosa umgestaltenden inneren Haut; dieselbe um- geben fast kreisförmig rundliche Vertiefungen, die in den oberen Par- fien bereits eine grössere Ausdehnung gewonnen haben, als in den ‚mehr der Cloake zu gelegenen. Zahl und Tiefe dieser so entstehenden indsäckchen sind in diesen frühen Zeiten bei der Einfachheit der An- ‚ordnung leicht zu übersehen; beide nehmen aber mit der weiteren Entwickelung bedeutend zu und bilden dann ein Convolut blindsack- ärliger Drüschen, die, gleichsam um einen Mittelpunkt, die Höhle der Saamenblase, gestellt, mit ihren blinden Enden in der oberen, äusseren und vorderen Wand gelegen sind. In der der Niere zugewendeten inneren Wand fehlen sie. Sie tragen das Epithel der Mucosa, sind überhaupt nur als ursprüngliche Vertiefungen derselben zu betrachten md finden ihre Analoga in den mannichfaltigen :drüsenartigen Ver- liefungen der Mucosa, der langen, kanalförmigen Saamenblase bei Bufo einereus und Bombinator igneus; gewiss kommt ihnen hier, wie dort, 146 I noch eine bestimmte, secretorische Thätigkeit zu. Was nun übrigens den Zusammenhang mit dem Rudiment jenes Ausführungsganges betrifft, so lässt sich derselbe leicht verfolgen; die vordere und nach Innen gewendete Spitze der Saamenblase nähert sich leicht gebogen wieder etwas dem Nierenrande, wendet dann kurz um nach Aussen bis zum äusseren Rande der Blase, von wo. aus sie dann fast unter einem rechten Winkel ab nach Vorne verläuft. Die Abbildung (Fig. 9), die nach einem zweijährigen Grasfrosch entworfen ist, wird das Gesagte verdeutlichen; man sieht aus ihr; dass das Herantreten des vorderen Kanaltheiles an die äussere Blasenwand, wie ich schon vorher sagte, eben nur ein seheinbares ist, dass derselbe vielmehr eher von Innen in die Saamenblase eintritt. Bidder 4) lässt den vorderen Theil des Kanales (denn dass jener von ihm beschriebene Faden mit letzterem identisch ist, halte ich für unzweifelhaft) nach unten (hinten) gleichfalls bis an die Saamenblase oder Cloake verlaufen, indem er mit einem oder dem anderen dieser Organe zusammenzuhängen scheint. Bei ge- nauerer Betrachtung solle man sich jedoch überzeugen, dass er an letzteren Organen vorbeigehe und sich bis zu den Gefässen der hin- teren Extremitäten fortsetze. Auch diesen Irrthum Bidder’s kann ich mir nur daraus erklären, dass er nur völlig erwachsene Thiere unter- suchte, in denen sowohl die reichliche Pigmentablagerung in dem um- gebenden Peritonäum, als auch die grössere Gomplieirtheit der Saamen- blase ein klares Durchschauen der Verhältnisse sehr erschwert, und ihn diesen Zusammenhang übersehen liess. Was den elementaren Bau der Wandung der Saamenblase betrifft, so bleibt noch zu erwähnen, dass sich auch in ihr musculare Faserzellen entwickeln. Fassen wir kurz die Resultate der bisherigen Angaben zusammen, so lehren sie uns: 4) Die fötale (Müller-Wolff’sche Drüse) wie die bleibende Niere sind Organe, die, auf einem Boden entstanden, nur als Theile eines: und desselben Apparates anzusehen sind, von denen der eine, vordere aber im späteren Alter vollkommen verkümmert. 2) Der gemeinschaftliche Ausfühbrungsgang beider bietet die Grund- lage für die ausführenden männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane, während er gleichzeitig wenigstens in seinem hinteren Theile in seiner ursprünglichen Function als Harnleiter verbleibt. Sein vorderer Theil wird bei dem Weibchen zur Tube, bei den männlichen ungeschwänzten Batrachiern zur Saamenblase, während er bei den männlichen ge- schwänzten bleibend gleichzeitig in seinem ganzen Verlauf als Vas deferens und Ureter fungirt. 3) Beide Apparate folgen in den ersten Lebenszeiten hinsichts en x 1) A. a. O. pag. 20. 147 morphologischen und histologischen Ausbildung einem so durchaus ana- logen Typus, dass sie bei einzelnen Arten in jenen frühen Zeiten nicht von einander zu unterscheiden sind. j 4) Ein weniger allgemeines Ergebniss ist endlich, dass jener blind endigende und über die vordere Nierenspitze hinausgehende Fortsatz des Ureters bei Bombiuator igneus ein Analogon der‘ Saamenblase anderer Batrachier ist. Beide gehen aus dem vorderen Theil des ge- meinschaftlichen Ausführungsganges der fötalen und bleibenden Niere hervor, und dienen zunächst zur Ansammlung des Saamens. No. 4 und 2 sind ein Beweis mehr dafür, dass das von Müller als - Wolff’sche Drüse der Batrachier eingeführte Organ keineswegs allein der Wolff’schen Drüse der übrigen Wirbelthiere entspricht; dass viel- mehr der ganze Harn bereitende Apparat als solche beansprucht wer- den muss. Eine Anschauung, für die ja auch nach H. Meckel die ge- naue Verbindung derselben mit der Geschlechtsdrüse spricht, indem deren ächte Ausführungsgänge durch die Wolff’sche Drüse hindurch- streichen und der allgemeine Ausführungsgang der Wol/f’schen Drüse auch der der Geschlechtsdrüse ist !). mW u. u. Fettkörper und Entwickelung der Geschlechtsdrüsen. Was zunächst die Zeit betrifft, in der die ersten Spuren der Ge- - sehlechtsorgane und Fettkörper erscheinen, so muss ich auch hierin den Angaben meiner Vorgänger widersprechen. Während sie nämlich Müller übereinstimmend mit Rathke erst zu einer Zeit beobachtete, in der die Larven bereits ihre vier Extremitäten hatten, sah ich die- ‚selben bei allen von mir untersuchten Arten um vieles früher, ziemlich gleichzeitig rmit dem ersten Deutlichwerden der hinteren Extremitäten bei den ungeschwänzten, der vorderen bei den geschwänzten Batra- chiern. Sie erscheinen als ein nur noch mit der Loupe sichtbarer feiner, bläulich durchscheinender Streifen, der an der Innenseite jener en am vorderen Nierenende zusammentretenden Arterienäste, dicht an der Lungenwurzel beginnt und sich am Innenrande der Nieren ziemlich weit nach unten erstreckt, indem er, vorn und hinten ver- schwindend, spitz ausläuft. Trägt man ihn in seiner ganzen Lage zur Arterie, zur Müller-Wol/f’schen Drüse und deren Ausführungsgang und zur bleibenden Niere vorsichtig ab und betrachtet ihn bei stär- kerer Vergrösserung sowohl bei auffallendem, als durchfallendem Lichte, 80 überzeugt man sich leicht, dass derselbe in keinerlei Abhängigkeit N) H. Meckel a. a. O. pag. 17 145 - weder von der Wolff’schen Drüse, noch -von der Niere und. ihrem gemeinsamen Ausführungsgange steht. Gewöhnlich unterscheidet man in diesen sehr frühen Perioden bereits zwei Partieen, eine oben mehr rundliche, etwas breitere, eine untere langgezogene schmale, die durch eine leichte Einschnürung von einander getrennt erscheinen. Beide be- stehen aus. dicht aneinander gelagerten ziemlich grossen kernhaltigen Zellen, deren Inhalt ein feingekörntes Ansehen bietet. Die nach der Leibeshöhle gelegene Oberfläche gränzt sich unter dem Mikroskope nicht mit einer alle Randzellen überziehenden gemeinschaftlichen Linie ab; viel- mehr zeigen hier, wie im Innern der Masse, jene Zellen noch durchweg ihre volle runde Gestalt, und sind nicht gegen einander polygonal abgeplatitet. Die nächsten Veränderungen dieses Fadens sind nun, abgesehen von seiner ziemlich schnellen Grössenzunahme, bei den verschiedenen Batrachierlarven so verschieden, dass man ziemlich aus den Formen derselben bereits die Art erkennen könnte. Fast allen gemeinsam ist nur die Weiterentwickelung jenes oberen Theiles zum Fettkörper; doch finden sich auch hier, wenn; auch ‚we- niger wesentliche Verschiedenheiten zwischen den geschwänzten und ungeschwänzten Batrachiern. Allgemein gültig für die ungeschwänzten ist, dass aus dem oberen sich, wie gesagt, schon früh abschnürenden Theil dieses Fadens die Fettkörper entwickeln, der untere dagegen den Bildungsboden für die Geschlechtsdrüsen bietet; ferner, dass die Umbildung zum Fettkörper sehr selten auf beiden Seiten gleich schnell erfolgt, dass vielmehr meist der der livken Seite schon ganz mit seinen fingerförmigen Anhängen entwickelt ist, während die der anderen Seite eben nur als kleine Hervorragungen sichtbar werden, dass endlich sich auch bei den ver- schiedenen Arten dieselben verschieden schnell entwickeln. So zeigen sich z. B. bei Bufo cinereus, variabilis die Fettkörper in ihrer noch zu beschreibenden Eigenthümlichkeit weit früher als bei allen übrigen ungeschwänzten Batrachiern. Wie ‚denn überhaupt die Neigung zu Fettablagerungen auch an anderen Körperstellen bei einigen Kröten- arten äusserst auffallend ist, da wir sonst. bei den Batrachiern .der- artige subeutane Fettlager ganz vermissen. Schon bei Roesel) finden wir die bei Bufo calamita (aber auch bei Bufo variabilis) vorkommen- den Fettpolster in der Inguinal- und Axillargegend abgebildet, nur deutete Roesel sie irrthümlicher Weise als Drüsen, während sie, augen- scheinlich aus einer Anhäufung von Fettzellen bestehen. Die von Roesel abgebildeten und beschriebenen baumförmig sich verästelnden Aus- führungsgänge dieser Drüsen sind blutleere Gefässe in dem. dieselben _ befestigenden Bindegewebe. )) A. a. O. Tab. XXIV. Fig. 6 und pag. 142 u. 443. | | 149 Mit dem Hervorwachsen jener fingerförmigen Hervorragungen be- ginnt auch eine wesentliche Veränderung in dem Aussehen des Fett- _ körpers, jedoch meist erst von isolirten Punkten aus, die allmählig _ in einander übergehen; derselbe verliert nämlich sein durchscheinendes bläuliches Aussehen, zeigt Anfangs einzelne blendend weisse Punkte, die sich mehr und mehr ausbreiten, bis der ganze Fettkörper glänzend weiss und: vollständig undurchsichtig wird. Die denselben ursprünglich _ zusammensetzenden Zellen füllen sich mehr und mehr mit Fettbläschen, die allmählig in einander zusammenfliessen und schliesslich den ganzen Zellenraum anfüllen, den Kern verdrängen und dann jenes bekannte Aussehen von Fettzellen zeigen. Bei den geschwänzten Batrachiern geht die Entwickelung im We- - sentlichen, d. h. in histologischer Hinsicht in derselben Art vor sich, nur die Formverhältnisse sind etwas anderer Art. Statt der mehrfachen fingerförmigen Fortsätze entwickelt sich nämlich meist nur ein der- artiger Fettlappen, der, wie bereits Rathke angibt, als ein feiner Faden an der Innenseite der Geschlechtsdrüsen -Anfänge mit der Bauchfellfalte verbunden bleibt. Zu Allem, was Rathke über die allmählige Form- _ veränderung dieses fadenförmigen Gebildes, seine Befestigung, seine Lage zu den Nieren und Geschlechtsorganen angibt, kann ich nichts - Neues vorbringen; wohl aber glaube ich, dass R. sich darin irrt, wenn er die frühesten Spuren der Geschlechtsorgane erst zur Zeit auftreten lässt, in der die Zellen des Fettkörpers bereits mit jenem citronen- gelben Fette gefüllt waren. Ich‘habe beide Apparate hier, wie bei den ungeschwänzten Batrachiern stets gleichzeitig auftreten sehen, und ıwar beide als äusserst feine parallel verlaufende Linien, von denen die eine, die des späteren Fettkörpers, etwas kürzer und weniger durch- sichtig ist. Auch dem, was Rathke über das 'fernere Verhalten der Fettkörper ‚bei den Batrachiern nach Beendigung ihres Larvenlebens, über das -Schwinden' des Fettes in den verschiedenen Jahreszeiten sagt, kann ieh ihm nur beistimmen, und möchte nur Weniges über die histolo- gische Veränderung derselben hinzufügen. Nach Beendigung des Winter- ‚schlafes sowohl, als nach längerem Fasten finden wir: bei allen Batra- chiern statt der ehedem sehr voluminösen Fettkörper nur ihnen ent- sprechend oft sehr feine, röthliche, bandartige Lappen, die ‘gleichwohl zuweilen ihre Länge bewahren und aus Kernzellen und einem die- selben zusammenbaltenden ziemlich gefässreichen Bindegewebe bestehen. Von. Neuem nun füllen sich diese kernhaltigen Zellen mit Fett, ge- ‚winnen wiederum jenes den Fettzellen charakteristische Ansehen; Ganz gleiche Schwankungen in der Zu- und Abnahme des Fettgehaltes finden sich auch in jenen vorerwähnten Fettlagern bei Bufo variabilis und calamita. 150 Geschlechtsdrüsen. Das allen Batrachiern Gemeinsame in der Entwickelung der Ge- schlechtsdrüsen ist, wie wir es zum Theil’ wenigstens bereits aus Rathke’s vortrefllicher Arbeit wissen, Folgendes: A) Bei allen Batrachiern geht die Bildung der Geschlechtsdrüsen unabhängig von den Wolff’schen Körpern und von der bleibenden Niere und jener bereits oben erwähnten vorderen (bei den unge- schwänzten) oder seitlichen (bei den geschwänzten Batrachiern) Leisten vor sich. 2) Dieselben treten bei beiden Geschlechtern in so vollkommen gleicher Form auf, dass es in gewissen embryonalen Zeiten absolut unmöglich ist, aus ihnen das Geschlecht zu bestimmen; erst später zur Zeit, in der sich der ursprünglich gemeinsame Ausführungsgang jener fötalen und bleibenden Niere zu einem der Geschlechtsapparate zu isoliren beginnt, gehen auch Hand in Hand mit der noch näher: zu beleuchtenden histologischen Veränderung gewisse Formveränderungen an der Geschlechtsdrüse vor, die auf das eine oder andere Geschlecht schliessen lassen. 3). Histologisch bestehen bei allen Batrachiern beiderlei Geschlechts diese leistenförmigen Anlagen der Genitalien aus ziemlich grossen Kern- zellen, die sich augenscheinlich in nichts von jenen den Fettkörper anfänglich construirenden Zellen unterscheiden. Die Gleichheit der bei- den verschiedenen Geschlechtsdrüsen ist daher im fötalen Zustande nicht allein eine rein äusserlich gestaltliche, sondern auch eine wesentlichere, histologische. } Was nun aber die verschiedenen Formen der Geschlechtsdrüsen- Anfänge betrifft, so sehe ich mich genöthigt, von der Darstellung meiner Vorgänger insofern abzuweichen, als ihnen eben die frühesten Stadien ganz entgangen zu sein scheinen, wie bereits mehrmals erwähnt; sie aber auch einzelne Formverschiedenheiten, wie ich glaube, für zufällige Variationen ansahen, die nach meinen Beobachtungen ganz entschie- dene Gattungsverschiedenheiten bieten. Bei Rana esculenta und temporaria, sowie bei den beiden Tritonen- arten, deren Entwickelung ich zu beobachten Gelegenheit hatte, geht die Veränderung ziemlich ähnlich, nämlich in folgender Art vor: jener äusserst feine, milchige Faden nimmt allmählig in Masse zu, behält dabei aber zunächst seine gestreckte cylindrische, nach oben und unten etwas zugespitzte Form, und zwar scheint die Massenzunahme dadurch vor sich zu gehen, dass ein neuer Zufluss bildungsfähiger Substanz die zu einem Cylinder sich gruppirenden ersten Zellen- schichten erfüllt. Wir finden in diesem Hohlraum, der in dieser Form er 151 noch kein bestimmtes Geschlecht repräsentirt, eine äusserst lebhafte Entwickelung neuer, sehr grosser kernhaltiger Zellen, die oft schon eine täuschende Aehnlichkeit mit jungen Eiern zeigen. Die eine deut- liche Bläschenform zeigenden Kerne sind von theils homogener pro- - teiniger Substanz erfüllt, theils zeigen sich in letzterer grössere oder _ kleinere Fettkörperchen, die dem Ganzen dann täuschend das Ansehen - von Keimbläschen gewähren; sie sind von einer hellen hyalinen Masse umgeben, die stets eine scharfe Kugelform bewahrt und so allerdings den Anschein zelliger Gebilde trägt, entschieden aber einer eigenen _ Zellenmembran noch entbehren. Bei den weiblichen Thieren bleibt der einmal eingeschlagene Entwickelungsgang auch ferner; jene Bläschen gestalten sich immer deutlicher zu Keimbläschen, umgeben sich mit _ einer ursprünglich homogenen Dottermasse und drängen die anfänglich das ganze Organ zusammensetzende Zellenmasse auseinander. Die die Dotterkugel jetzt umlagernden Zellen bilden so die innere epithe- liale Auskleidung der Eikapsel, die selbst eine vollkommen homogene - structurlose Membran, wie die Tunica propria aller Drüsengänge erst _ seeundär auftritt und wohl als eine membranöse Verdichtung des die _ Zellen umgebenden flüssigen Plasmas anzusehen ist. Dabei verlässt das Organ seine ursprünglich gestreckte Form, beginnt sich ungleich- mässig von der Rückenwand in seiner Bauchfellfalte zu entfernen, en und kraust sich und nimmt allmählig jene einer Halskrause ‚nicht unähnliche Gestalt an; gleichzeitig aber wird dasselbe platter, _ bandförmiger und zeigt schon dem unbewaffneten Auge ein fein punk- irtes Ansehen, das von den in seinem Innern sich entwickelnden Ei- an herrührt. Di Die übrige Zellenmasse, aus der wir zuerst jenen Streifen bestehen sahen, bildet die histölogischen Elemente des sich zu einem membra- nösen Stroma gestaltenden Bindegewebes und wird gleichzeitig der des das Organ ernährenden Gefässsystemes. Bei den geschwänz- fen Batrachiern bildet dasselbe zwei entschiedene Platten, in deren Substanz eben die fernere Entwickelung neuer Eichen vor sich geht. Gewöhnlich werden nach Rathke’s Vorgang die Eierstöcke der erwach- senen Molche und Salamander als schlauchartige Organe geschildert und allerdings spricht der Umstand, dass sich dieselben leicht zu einem sol- chen aufblasen lassen, dafür. Allein als eigentliche Schläuche vermag ich sie nicht anzusehen, die beiden Blätter umgeben keinen eigentlichen Hohlraum, sondern liegen, so lange die Eichen noch klein, dicht neben einander und scheinen auch geradezu mit einander verwachsen. Das sie bildende Stroma besitzt nur an der Oberfläche eine grössere Dichtig- keit, als nach der Mitte zu. Auch überzeugt man sich, wenn man von ziemlich jungen, bandartig glatten Ovarien, die vorher kurze Zeit in Alkohol gelegen haben, feine Querschnitte macht, dass besonders nach 152 dem'freien Rande des Ovariums zu, wo die Eier noch verschwindend klein sind, die beiden Platten dicht an einander liegen und erst durch die weiter entwickelten von einander gedrängt werden. Immer aber liegen auch die‘ letzteren ‚beiden Seiten dicht an einander und lassen keinen eigentlichen Raum zwischen ich. Bei den ungeschwänzten Batrachiern consolidirt sich jene Zellen- masse zu festerem Bindegewebe nicht nur auf der Oberfläche des Organes, sondern bildet noch eine grössere Zahl straflerer Querbalken, die meist die Länge des Organes quer durchsetzen, und zwischen denen die Entwickelung der‘ Ovula erfolgt; auch sie sind die Träger der Ge- fässe des Ovariums, und ihre grosse Widerstandsfähigkeit bewirkt es, dass man nicht das ganze Ovarium mit einem Mal zu einem Schlauche aufblasen kann, sondern eben nur einzelne Partieen. Der letztere Umstand beseitigt übrigens die gewöhnliche Ansicht, dass jene durch vorerwähnte Querbalken geschiedenen Hohlräume unter einander com- munieiren. -Ebenso wenig kann ich Rathke’s Ansicht über die Art und Weise, wie die reifen Ovula des Ovarium verlassen, bestätigen. Es sollen nämlich nach ihm bei den ungeschwänzten Batrachiern nach der Mittellinie des Körpers zu an der Basis der Ovarien verschiedene den einzelnen Höhlungen entsprechende Oeflnungen vorkommen, die aber in voller Deutlichkeit erst zur Laichzeit auftreten. Bei den Urodelen dagegen beschreibt Raihke nur eine an der vorderen Spitze gelegene, zur Laichzeit weit oflene Oeflnung; diese wie jene seitlichen bei den ungeschwänzten Batrachiern sind nach ihm die Austrittsstellen der reifen Eier. Die älteren Beobachter erwähnen derartige natürliche Oeffnungen nicht; im Gegentheil scheint eine Angabe Swammerdamm’s *) dieselbe entschieden zu läugnen. Er sagt: jede Quabbe hat ihren eigenen Rock, der zu und hohl ist, und sich daher mit einem hineingesteckten Röhr- chen merklich aufblasen und von den nächststehenden absondern lässt, anbei aber so dünn ist, dass er leicht berstet, wenn man nur ein wenig stark’ bläst. Man sieht alsdann, dass alle diese Quabben jede für sich sind und keine mit der anderen zusammenhängt. Auch v. Baer ?) spricht sein Bedenken gegen die von Rathke gesehene Oeffnung der Frosch- ovarien aus. Mir selbst ist es nie gelungen, mich durch Aufblasen der Ovarien von ihrer Existenz zu überzeugen; immer kann man selbst bei Weibchen kurz vor der Laichzeit nur die einzelnen Abschnitte (Swammerdamm’s Quabben) deriOvarien mit Luft erfüllen, und nie entweicht die letztere durch normal ihnen zukommende Oeflnungen. Ebenso. wenig fand ich die von Rathke angegebene vordere Oeflnung des Eierstockes bei den Tritonen und Salamandern. Eine weibliche ') Swammerdamm’s biblia naturae, pag. 320. 2) Baer: Ueber Entwickelungsgeschichte der Thiere. Beobachtungen und Re- } flexionen. Th. II. pag. 281. Anmerkung. 153 Salamandra maculosa, der allerdings schon längere Zeit ‘in der hiesigen zoologischen Sammlung in Weingeist gelegen hatte, war offenbar kurz vor der Begattung eingefangen. Es fanden sich in ihm nicht nur eine ziemliche Anzahl freier losgelöster Eier, einige dicht an der Tuben- _ öffnung, sondern auch eine grosse Zahl der Eierstockseier waren erbsen- gross und lagen theils noch ganz unter der Eierstockshülle, theils hingen - sie an feinen gefässreichen Stielehen in die Bauchhöhle, und zwar so- wohl an dem vorderen, als hinteren Theile des Eierstockes. Anfangs glaubte ich, dass hier doch trotz aller Vorsicht vielleicht eine Zer- reissung des Peritonealüberzuges künstlich erfolgt und die in der Nähe gelegenen Eier hierbei mit ihren Befestigungsstielen hervorgefallen seien; " ich überzeugte mich jedoch durch vorsichtiges Aufblasen von einer anderen Stelle aus, dass in der Umgegend derartig über die Fläche Um Ovariums hervorragender Eier keine Oeffnungen waren. Bei einem anderen weiblichen Exemplar von Salamandra maculosa war der rechte Uterus mit 15 verschiedenen weit entwickelten Embryonen angefüllt; es war dasselbe also gewiss zur Laichzeit eingefangen; gleichwohl fanden sich bei der sorgsamsten Durchmusterung, sowie bei vorsichtigem Auf- blasen des Ovariums keine ihm normal zukommende Oeflnungen. Ich - glaube daher, dass den Ovarien der Frösche ebenso wenig, wie: denen der Vögel und Säugethiere eigne Ausführungsgänge zukommen, dass die Eier vielmehr nach Zerreissung des dieselben kapselartig umgeben- den Peritonealüberzuges in die Bauchhöhle treten und: von hier aus in die Tubentrichter gelangen. Ja, der oben erwähnte Fall von Sala- nandra mucosa macht es wahrscheinlich, dass die reifen Eier mit ihrer Ka das Peritoneum zunächst hervortreiben und bevor letztere platzt, mit feinen Stielen über dasselbe hervorragen. In den sich zu männlichen Individuen entwickelnden Batrachiern vorerwähnten Arten: ist die sich in der Geschlechtsdrüse aus- ende weibliche Tendenz nur ganz vorübergehend, da sich sehr ‚ und zwar nicht, wie Rathke glaubt, von der Oberfläche her, 50 entschieden in dem der Rückenwand anliegenden Theile ein ‚ wie es scheint, einfach röhriges Organ bildet, das der Niere ‚parallel verläuft, keinesweges aber, wie ich mich mehrfach überzeugte, ganze nach der Oberfläche zu gelegene Zellenmasse in seinen Bil- dungsprocess hineinzieht. Vielmehr umgibt eine ziemlich starke Schicht jener ersten Zellen als ein mässig breiter Saum diese erste Anlage der männlichen Geschlechtsdruse. Der Bau sowohl der vollkommen entwickelten, als der noch in der Entwickelung begriffenen Hoden der Batrachier ist äusserst schwierig zu deuten. Es geht mir daher in dem Folgenden gewiss wie man- n. anderen Forschern, dass ich Vermuthungen auszusprechen mich gezwungen sehe, wo man objective Wahrheiten erwartete, und dass 154 ich aus der Vorstellung, die mir die Untersuchung des ausgewachsenen Hodens bot, manche in der Entwickelung mir unklar bleibende Beob- achtung, zurecht legen musste und umgekehrt. Das Factische in der Entwickelung der Hoden ist Folgendes: wir sehen jenen ursprünglich eylindrischen Apparat seine gleichmässige Ausdehnung hier und da aufgeben, während in der übrigen Masse sich Höhlungen gruppiren, deren Wandungen von kernhaltigen Zellen gebildet werden und die von ähnlichen Zellen erfüllt sind. Hie und da bemerkt man. beson- ders in sehr früher Zeit directe Verbindungen jenes Kanales mit den eben beschriebenen Höhlungen, Immer aber sind die diesen Apparat bildenden Zellen durch ihre Grösse wesentlich von jenen ersten ver- schieden, die allmählig, je mehr sich die männliche Geschlechtsdrüse in ihrer Eigenthümlichkeit entwickelt, verschwinden, so dass schliess- lich nur noch eine ziemlich feste Kapsel den nun bohnenförmig ge- stalteten Hoden umgibt. Bei Rana esculenta ist es mir mehrmals geglückt, auf folgende sehr einfache Art jene periphere Zellenmasse | von ‚der ‚centralen Bildung zu trennen und mich von der Richtigkeit meiner Deutung auch hier zu überzeugen, die, wie wir später sehen werden, eine noch mächtigere Stütze bei einigen Kröten findet. Ich legte die vorsichtig abpräparirten Geschlechtsdrüsen, die schon ziem- lich den männlichen Typus in Form und Grösse zeigten, in concen- trirte Essigsäure, und liess sie einige Zeit darin. Die ‚Anfangs hier- durch ganz getrübte Masse wird später wieder durchsichtiger und lässt deutlich eine der äusseren Contour parallele innere gewahren. Streieht man nun mit einer Staarnadel vorsichtig über das Ganze hin, so. lässt sich die periphere Schicht jener grösseren Zellen entfernen, unbeschadet der sich schon in der Tiefe entwickelnden männlichen Geschlechtsdrüse. Bei den Tritonen spricht sich übrigens schon frühe die Sonderung der männlichen Geschlechtsdrüsen in einzelne Läppchen aus, oder viel- mehr ist eine solche, die ursprünglich im fötalen Zustande mehr oder weniger allen Batrachiern zukommt, bei ihnen bleibend. Bei: ihnen, wie bei den anderen hier in Betrachtung gezogenen ungeschwänzten Batrachiern geht die Umgestaltung des ursprünglich geschlechtlich in- differenten Organes zum Hoden äusserst schnell vor sich, und schon am Ende des ersten Lebensjahres besteht derselbe in allen seinen Theilen aus jenen nun noch näher zu betrachtenden Höhlungen. ie Nach Rathke’s*) Angaben über den Bau der Hoden bei den U delen, die er auch für die übrigen Batrachier geltend macht, be: derselbe aus einer grossen Zahl distineter Kapseln, die in keinerlei directer Verbindung unter einander stehen, und die dann nach voll- endeter Entwickelung des Saamens, wie er selbst sagt, platzen, ihren + A. a. O. pag. 40. 7 155 Inhalt in ihre gallertige Umgebung‘ niederlegen, von wo aus Sie den Saamenleitern zufiessen. Es ist schwer, einzusehen, wie sich Rathke hierbei den Zusammenhang des Saamenleiters mit dem eigentlichen _ seeretorischen Apparat dachte. Dieser Vorstellung schliesst sich, wie es scheint, auch Bidder an, obwohl es aus seiner nur kurzen Angabe nicht ganz klar hervorgeht, wie er sich das gegenseitige Verhältniss - der Hodenkapseln zu einander und zu den Ausführungsgängen denkt. Er sagt, nachdem er der unvollkommen nur gelingenden Injectionen der Hoden durch die Vasa efferentia Erwähnung gethan: denn auch der Hoden des Frosches, wie der anderer nackten Amphibien, besteht nicht sowohl aus- einem Convolut fortlaufender Kanäle, als vielmehr aus eigenthümlich geschlossenen Kapseln !), En. Müller- folgt in seiner Arbeit über die Drüsen der von Swammer- damm gegebenen Beschreibung des Hodens und bekämpft hierbei gleich- itig die von Cuvier gegebene der Rathke’schen ziemlich nahestehende eng Swammerdamm und mit ihm Müller sagt über den Bau Baplgendes: Quodsi investiens tunica de testiculis separetur, universa gaprım substantia veluti ex globulis composita esse videtur. At si paul- et lente fiat ista separatio, anatome quam clarissima docet, glo- s istas particulas tantum modo apices esse totidem ductuum semi- ium, qui simul omnes versus testieuli centrum contendunt, 'et nonnulli insuper duplicati ‚sive in ramos sunt divisi.. Und Cuvierus certe a superficiei specie deceplus est, ratus, rana- um testiculos ex globulorum albidorum acervulis conflari. In caeteris amphibiis praeter batrachia tubuli, qui in testiculo ranae radiales sunt, pter majorem prolongationem jam flexuosi sunt et contorquentur 2). Duvernoy ®), dem wir eine ziemlich genaue Schilderung der ge- inten Verhältnisse verdanken, lässt gleichfalls den Hoden aus seinen es primaires bestehen, deren gegenseitigen Zusammenhang er vermuthet, aber nicht direct beobachtete. Er sagt hierüber Fol- 8; Les canaux seminiferes ont sans doute leur origine dans les psules primaires ou glanduleuses du testicule, qui renferment les 08 generatrices des spermatozoides; cependant ce m’est encore qwWune pr&somption. Jusqu’ä present nous n’avons pu decouvrir les canaux söminiferes qu’a leur sortie du testicule. Die Unklarheit, die wir mehr oder weniger bei allen genannten Autoren über den Bau der Hoden antreffen, hat seinen guten Grund in der Schwierigkeit, die die Untersuchung desselben bietet, und die noch dadurch gesteigert wird, dass die meisten die von Saamenelementen | A. a. 0. pag. 26. Müller: De glandularum secernentium structura pemitiori earumue prima formatione, pag. 407. MpComptes rendus, 2 Ser. 4814. pag. 593 156 strotzenden Drüsen, und zwar in ihrem frischen Zustande untersuchten. Durch Injectionen ist es mir ebenso wenig, wie Bidder u. A. vor mir ge- glückt, irgend eine klare Vorstellung zu gewinnen, da die Injections- masse wohl oft die Vasa efferentia bis zum Hoden, nie aber letzteren selbst erfüllt. Ich bediente mich daher einer anderen Untersuchungs- methode, die mir auch mehr Einklang mit den Entwickelungserschei- nungen und an sich eine klarere Vorstellung über die Art der Fort- leitung des in Duvernoy’s Capsules primaires bereiteten Saamens boten. Ich liess den von seinem Zusammenhange getrennten Hoden we- nige Stunden in Weingeist liegen und entfernte nun unter der Loupe im Wasser vorsichtig die ihn umgebende Kapsel, was sich zwar nicht immer vollständig, aber doch ‘in ziemlicher Ausbreitung thun liess. Die frei liegende Drüsensubstanz zeigt nun noch deutlicher jenen von den genannten Forschern beschriebenen acinösen Bau. Schon beim Abziehen der Hodenkapsel bleiben an ihr einzelne jener Kapselchen hangen, die nicht selten nach Innen in ein Stielchen ausgehen, ja wohl durch ein solches Stielchen mit einer zweiten grösseren oder kleineren Kapsel verbunden sind. Zerzupft man nun aber noch vorsichtig die Substanz, ‚so‘ treten diese Verbindungsfädchen oder Gänge noch häu- figer und deutlicher hervor, und zwar um so mehr, je voller und ausgedehnter die einzelnen Höhlungen durch ihren Inhalt sind. Bringt man ein dem Ganzen entnommenes Häufchen solcher Kapseln auf ein Objectivglas und breitet sie, so gut es eben ohne gewaltsames Zerren geht, in Wasser aus: so überzeugt man sich mit Hülfe des Mikroskops noch deutlicher, dass die einzelnen jetzt völlig undurchsichtigen Kapseln durch ganz gleichgelärbte Stränge an einander geheltet sind. Setzt man aber. dem Object eine ziemlich concentrirte Lösung von Natron causti- cum zu, so werden Kapseln und Verbindungsstränge gleichmässig hell und durchsichtig und überzeugen uns von der Röhrennatur jener Stränge, die von denselben durch die Präparation allerdings veränderten Saamen- elementen erfüllt sind und deren Tunica propria in die der Kapseln direet übergeht. Geht es schon aus dieser Untersuchungsart mit Evi- denz hervor, dass die Kapseln nicht nur an der Oberfläche gelagert, vielmehr durch die ganze Drüsenmasse anzutreffen sind, so bewiesen mir das feine Durchschnitte, die ich mir von an der Luft erhärteten Hoden machte, noch mehr; wie sich denn überhaupt auch auf diese Weise der röhrige Zusammenhang der einzelnen Höhlungen klar machen lässt. Es scheint daher, dass wir es hier mit einer im Wesentlichen aus röhrenförmigen Elementen zusammengesetzten Drüse zu thun haben, die aber nicht, wie Swammerdamm und Müller meinen, einfach mit jenen Kapseln endigen und dadurch in die Reihe der sogenannten aci- nösen Drüsen treten, sondern in ihrem ganzen Verlauf vielfache, ver- schieden grosse und verschieden geformte. Hohlräume bilden, und 157 allerdings wohl auch schliesslich mit derartigen Höhlungen -endigen. _ Nach dem den Vasa eflerentia zu gelegenen Theile vereinigen sich die einzelnen unregelmässig ausgebuchteten Röhren des Testikels zu den der Zahl nach sehr beschränkten Vasa efferentia, die ziemlich gestreckt isolirt oder mit einander communicirend in dem dem Hoden zukom- menden Mesenterium verlaufen und sich am Innenrande der Niere wieder zu einem gemeinsamen Kanal vereinigen. Vergleicht man hiernach die über die histologische Entwickelung der Hoden von mir gemachten Angaben, so scheint sich mir Folgen- des aus ihnen zu ergeben. Es bildet sich in der noch ganz dicht der Niere anliegenden Leiste zunächst jener auch später am Nieren- _ rande verlaufende Kanal, der die Vereinigung der Vasa efferentia vor ihrem Eintritt in die Niere bewirkt. Ihm noch ganz dicht auf- und ansitzend beobachten wir zunächst eine der Zahl nach noch ziemlich beschränkte Reihe von sackförmigen Ausstülpungen. Sie sowohl, wie jener gemeinsame Kanal bestehen zu dieser Zeit aus einer structur- - losen Tunica propria und den sie auskleidenden oder anfüllenden Zellen. Jemehr sich nun die eigentliche Drüsenmasse von der Rückenwand entfernt, ziehen sich auch die Verbindungsgänge der Kapseln mit jenem ersten Kanal zu gestreckten Rühren aus und bilden so die Vasa effe- rentia. Am Ende des ersten Sommers sind dieselben noch ziemlich kurz, und machen daher eine klare Durchsehauung um so leichter; die durch ein ziemlich gefässreiches Bindegewebe zusammengehaltenen ‚Kapseln sitzen zu dieser Zeit wie Früchtehen den Stielen auf, gestatten aber noch keine bestimmte Einsicht in ihr gegenseitiges Verhältniss. den Tritonen liegt: der ganze Testikel verhältnissmässig viel höher, vie bei den ungeschwänzten Batrachiern und jener, die Vasa efferentia wieder vereinigende Gang kommt in seiner grösseren Ausdehnung den im späteren Alter vollständig isolirten oberen oder vorderen Nierenläpp- hen nach Innen zu liegen. Am Ende des ersten Lebensjahres, so_ ange jener seitliche Kanal, der ursprünglich gemeinschaftliche Aus- gsgang des fötalen und bleibenden Harnapparates noch ganz eckt verläuft, so lange also auch die vorderen Nierenläppchen ch ziemlich dicht an einander liegen, ist das Lagenverhältniss jenes nigungskanales der Vasa eflerentia zu der Niere noch ziemlich ‚ wie bei den anderen Batrachiern, erst mit der grösseren Aus- in die Fläche tritt obige Verschiedenheit ein. Ich weiche bei von Bidder’s *) Ansicht insoweit ab, als nach ihr jener von mir Sammelgang der Vasa eflerentia gedeutete Gang auch bei den Weib- en vorkommt. Ich habe mich nie durch Injectionen der Nieren weib- Frösche und Salamander von seinem Vorhandensein überzeugen A. a. 0. pag. 23. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. IV. Bd, 11 158 können, stehe daher. nicht an, ihn als ein nur zum Hoden gehöriges Gebilde anzusehen, zumal da mir die ganze Art und Weise, wie sich die Niere aus einzelnen ganz gesonderten Läppchen zusammenlegt, ent- schieden dagegen zu.sprechen scheint, dass er der Niere zugehört. Bei den Larven von Bombinator igneus ändern sich in jenen ersten geschlechtslosen Zeiten die ersten fadenförmigen Anlagen der Geschlechts- drüsen in ihrer äusseren Gestalt sehr bald, indem sie nicht, wie bei -den früher erwähnten Arten sich der Bohnenform nähern, sondern als bandförmige Gebilde wellenförmig sich erhebend gekraust erscheinen; und zwar ist diese Form beiden Geschlechtern eigen, selbst in Zeiten, in denen man sie eben bereits von einander unterscheiden kaun. Die histologische Entwickelung ist wesentlich dieselbe, nur sprieht sieh bei den männlichen Larven jene weibliche Tendenz des oberflächlichen Theiles der Geschlechtsdrüsenanlagen noch entschiedener aus, und ist nicht so schnell vorübergehend, als bei den bisher betrachteten Ba- trachiern. Selbst zu einer Zeit, in der die Larve bereits alle vier Ex- tremitäten hat, und die Hoden sich bereits auf eine ganz bestimmte Bohnenform zusammengezogen haben und in ihrem ganzen Bau erkennt- lich sind, umgibt denselben nach der-Bauchhöhle zu eine an Masse viel beträchtlichere Schicht, die noch jenes ursprüngliche gebuchtete, wellen- förmige Ansehen bewahrt und das am klarsten hervortritt, wenn man den ganzen Apparat auf dem Objectglase mit einem Glasplättchen leicht comprimirt. Histologisch besteht diese oberflächliche, von einer äusseren Hülle bedeckte Schicht aus jenen schon oben erwähnten grossen zelligen Gebilden, die zwischen kleinen Zellen gelagert sind. Später schwinden sie jedoch hier wie bei jenen früher erwähnten Batrachiern, und bei völlig ausgewachsenen Thieren hat der Hoden hier, wie dort, jene einfach bohnenförmige Gestalt und ist mit einer sehr pigment- reichen straffen Kapsel umgeben. Am eigenthümlichsten aber ist die Entwickelung bei den noch übrigen Krötenlarven Bufo cinereus und B. variabilis; bei beiden be- kommt die Anfangs fadenförmige Geschlechtsdrüsenanlage sehr bald dicht unter dem Fettkörper eine rundliche Anschwellung, während der hintere Theil noch als ein feiner Faden verläuft. Dieselbe zeigt eine entschieden schnellere Entwickelung, als _der hintere Theil und findet sich nicht nur im Larvenzustande, sondern selbst bei ausgewachsenen Thieren sowohl bei den Männchen, als bei den Weibchen. Bringt man ein. derartig bereits angeschwollenes Organ unter das Mikroskop, so überzeugt man sich. leicht, dass hier jener obere Theil sich schon äusserst frühzeitig zu einer vollkommen weiblichen Geschlechtsdrüse bei allen Larven entwickelt. Schon in sehr frühen Zeiten finden wir sowohl bei den sich zu Männchen, wie bei den sich zu Weibchen ausbildenden Thieren in dieser vorderen Anschwellung mit Dottermasse und Eikapseln 159 - umgebene Keimbläschen mit ihren Flecken. Die ursprünglich homogene Dottermasse trübt sich durch in ihr auftretendes Fett, während das ganze Ovulum an Grösse zunimmt. Wie in den erwachsenen Ovarium lassen sich schon früh zwei sich vorn vereinigende Blätter unter- "scheiden, die das Stroma für immer neue Entwickelung von Eiern bietet. Die beiden Blätter dieses Ovariums gehen in das periphere - Blatt des hinteren Theiles über und bei den sich zu weiblichen Thieren entwickelnden Individuen sehen wir in ihm in gleicher Weise, wie in jener vorderen Anschwellung und in dem Ovarium anderer Batrachier- larven, sich die einzelnen Ovula entwickeln, während das ganze Organ gleichzeitig jene schon oben beschriebene faltige, halskrausenarlige Ge- stalt annimmt. Immer aber sieht man auch bei den Weibchen noch im zweiten Jahre jene rundliche vordere Anschwellung. Bei den zu Mäon- chen sich entwickelnden Individuen beschränkt sieh dagegen die Ausbil- dung der Geschlechtsdrüsenanlage zu einem vollkommenen Eierstock nur auf jene Anschwellung, die tibrigens noch immer so bedeutend an Masse, besonders im Verhältniss zum Hoden, zunimmt, dass letzterer am Ende des ersten Jahres kaum halb so gross erscheint. Rathke, der jene Eigenthümlichkeit wohl beobachtete, sieht nur diesen vorderen Theil ‚als Hoden an und lässt den eigentlichen Hoden ganz schwinden; ein hum, der eben in der bedeutenden Grösse des ersteren, sowie in m Umstande seine Erklärung findet, dass sich schon sehr frühzeitig, wenigstens bei Bufo variabilis, die Hodenkapsel so mit Pigment umgibt, ass man den sehr winzigen bohnenförmigen Hoden leicht ganz über- Die weitere Entwickelung beider Theile lehrt jedoch ein anderes. histologische Entwickelung des Hodens erfolgt übrigens in der- ch übrig, das fernere Verhalten jener beiden Theile anzugeben, und 5 ihm die von mir aufgestellte Ansicht weiter zu erörtern. Wie gesagt, nimmt noch bis zum zweiten Jahre jener vordere zt sich auch durch seine gelbgrauliche Farbe von dem pigmentirten en abgränzende vordere Theil bedeutend an Grösse zu, und ist in er Zeit bei Bufo cinereus (weniger bei B. variabilis) wohl ebenso ‚ wie der eigentliche Hoden. Er, bildet ein seitlich leicht platt- \ s Organ, das bei B. variabilis die vordere Hodenspitze kappen- lg umgibt, bei Bufo cinereus dagegen unmittelbar an die Hodenmasse Nzt; er ‚liegt ferner der Wirbelsäule weit enger an und erhält ein es, ihn ernährendes Arterienstämmchen, dessen capillare Ver- tung man leicht auch obne Injection auf und zwischen den Eikapseln ölgen kann. Bei völlig ausgewachsenen Männchen von Bufo cine- 5, die ich während der Laichzeit einfing, bildete dieses Organ einen egelmässig traubenförmigen Körper, in dem man bereits mit unbe- eten Augen, besser noch unter der Loupe die einzelnen grösseren NE 160 Eikapseln unterschied, von denen die einen durchscheinend gelblich, die anderen grösseren trübweisslich erschienen. Mikroskopisch lassen sich nun nicht nur in den völlig isolirt von einander bestehenden Kap- seln die Keimbläschen nachweisen, deren Grösse der Grösse des ganzen Eies entspricht, sondern es finden sich auch in dem die Eier umgeben- den Bindegewebe Eichen mit allen ihren Eigenthümlichkeiten in den frühesten Stadien der Entwickelung. Die Dottermasse der grösseren entspricht vollkommen der in Eiern gleicher Entwickelung im Ovarium; es findet sich in ihm ein mehr oder weniger feinkörniges Fett, doch fehlen noch jene sogenannten Stearintäfelehen des Froscheidotters grös- serer Eier. Die Eikapseln sind übrigens auf ihrer Innenfläche von einem Pflasterepitelium bekleidet. Bei Bufo cinereus bleibt nun, wie es scheint, dieses rudimentäre Ovarium während des ganzen Lebens; ich habe es wenigstens bei einer sehr bedeutenden Zahl von Thieren, die ich darauf untersuchte, nie vermisst. Die Eier gelangen jedoch natürlich nur bis zu einer bestimmten Entwickelungsstufe, sie verkümmern dann, indem sich ‘die Dottermasse mit vielem, äusserst feinkörnigem Pigment mischt und indem nach völliger Resorption der flüssigen Theile des ersteren die Kapsel zusammenschrumpfi und nur ein Pigmenthäufchen um- schliesst. Immer neue Eichen sieht man jedoch daneben im Binde- gewebe sich entwickeln und denselben Entwickelungsgang durch- machen. Anders bei Bufo variabilis; hier beginnt schon im Anfange des dritten Lebensjahres dieses rudimentäre Ovarium zu verkümmern, obwohl es vordem noch fast ebenso gross, wie der Hoden war, und umgibt zu dieser Zeit die vordere Hodenspitze nur noch mit einer kaum merklichen Schicht. Gleichzeitig schreitet auf Kosten der in an- gegebener Weise verkümmernden Eichen die Pigmentbildung in dem ursprünglich ganz weissen Organe immer weiter und nähert sich so auch in seiner Farbe dem schon früher stark pigmentirten Hoden. Bei einer nicht geringen Zahl gerade während der Laichzeit eingefangener Männchen war das genannte Organ so geschwunden, dass man es oben nur als eine dünne stark pigmentirte Schicht auf feinen Durch- schnitten unter dem Mikroskope sehen konnte. In derselben Art scheint dasselbe auch bei Bufo calamita zu schwinden. Von zwei Exemplaren, die ich zu beobachten Gelegenheit hatte, zeigte das eine jüngere ein noch fast dem Hoden gleich grosses Ovarium, während dasselbe bei dem älteren nur noch als ein graulich weisses Käppchen die vordere Hodenspitze bedeckte. Wir sehen also bei den beiden letzten Arten dieses Organ gerade zu einer Zeit verschwinden, in der die Ge- schlechtsthätigkeit ihre volle Entwickelung erreicht, ein Umstand, der es zum mindesten bereits äusserst unwahrscheinlich macht, dass die- ses Organ in irgend welchem funetionellen Zusammenhange mit der männlichen Geschlechtsdrüse steht. Ich glaube jedoch, ausser diesen 161 - Gründen, die mir die embryonale Entwickelung dieses Organes, sowie seine fernere Veränderung im erwachsenen Thiere bieten, noch andere nieht minder wichtige für die Richtigkeit meiner Deutung vorbringen zu können. Zuvor aber wird es nöthig sein, die bisher über dieses Organ laut gewordenen Ansichten anzuführen. Rathket) ist der erste, der seiner, wie bereits angegeben, erwähnt, nur übersah Rathke den ‚eigentlichen Hoden und deutete jenes, ohne sich genauer über seinen - feineren Bau auszulassen, als Hoden. Später beschreibt Jacobson ?) die- ses Organ, und zwar bereits als ein rudimentäres Ovarium, das nicht immer, sondern ziemlich häufig bei den Kröten vorkomme. Eine ge- naue Angabe der Arten, bei denen er dasselbe beobachtete, gibt er nicht. Auch beschreibt Jacobson bei dieser Gelegenheit jene bei Bufo cinereus vorkommende eigenthümliche kanalartige Saamenblase, als Eileiter, und sieht somit die von ihm beobachteten Thiere als Zwitter- - missbildungen an. Am genauesten aber, wenn auch nicht durchgehend richtig beschrieben, finden wir dieses Gebilde bei Bidder ®). Er beob- achlete es bei Bufo cinereus und wahrscheinlich auch bei Bufo agua; auch spricht Bidder bereits die grosse Aehnlichkeit jener Kapseln mit 4 aus, entscheidet sich aber schliesslich doch dafür, das ganze Irgan als eine den männlichen Geschlechtsorganen zukommende Drüse üzusehen, deren Function es sei, die Bildung der Saamenbestandtheile orzubereiten. Eine Hypothese, die nur dann einen Halt fände, wenn sich irgend ein directer anatomischer Zusammenhang der Kapseln dieses Irganes mit dem Hoden nachweisen liese. Bidder’s Beschreibung des en Organes, wie seiner einzelnen Theile ist nicht genau, er übersah } Abth. pag. 29. n #2) 4.3.0. pag. XLIl. Jacobson sagt darüber: Denne markvierdige Afvigelse fra Normaldannelsen, findes hos Tudserne (Bufones) og det temmelig hyppig. ‚Hos disse Misfostre, der i den udvortes Skikkelse (habitus) ligne Hannerne, ndes ovenfor de fuldstendig udviklede Testikler, imellem disse og Fidtlege- _ merne, en meget liden og meer eller mindre udvidet Äggestok, og paa hver sin Side af Nyrene Äggegangene. Disse ere altid meget mindre end hos Hun- nen, dog ere de hos nogle af disse Hermaphroditer fuldstiendige og strekke ig fra den överste Deel af Underlivet hen til Endetarmen, og ere huule. Hos andre findes blot et enkelt Stykke af dette Organ der ikke mere staaer Forbindelse med Endetarmen. Sjeldnere mangler den överste Deel af Pgangen, og hvor yderst fiin den kan v#re, er den dog huul og har ı öyre Aabning. Steenstrup (Untersuchungen über das ke des Hermaphroditis- mus in der Natur, pag. 28) erwähnt noch eine andere Angabe Jacobson’s über denselben Gegenstand (Förhandlingar vid de Skandinaviske Natur- - forskarnes tredje Mate i Stokholm 4842), woselbst sich auch eine Gegen- bemerkung von Hannover finden soll, beide habe ich leider nicht zu Gesicht ‚bekommen können. A. u. O. pag. 2. 162 die verschiedenen Grössen und Entwiekelungsstufen der Eier, erwähnt ihrer wenigstens nicht; er übersah ferner ihre endliche Verkummerung, die uns zeigt, dass nie Saamenbestandtheile aus ihrem Inhalte hervor- gehen, es blieb ihm aber vor Allem unbekannt, dass dieses Organ bei einigen Krötenarten nur in früheren Lebensaltern vorkomme und ge- rade zur Zeit der Geschlechtsreife verkümmere. Ueber das Verhältniss der Kapseln dieses accessorischen Organes zum Hoden ist Bidder nicht ins Klare gekommen, obwohl er nach Injeetionen nur zu dem eigent- lichen Hoden führende Saamengänge beobachtete. Auch mir haben Injectionen nie Saamengänge gezeigt, die mit jenen in Verbindung traten. Dann aber kann man sich bei vorsichtiger Ausbreitung des Hodens und dieses Organes mit ihrer Anheftung an den inneren Nieren- rand sehr wohl durch das Mikroskop davon überzeugen, dass wirklich keine Saamengänge jener vorderen Drüse zugehen. Man erkennt die Saamengänge bei durchfallendem Lichte zunächst leicht an der Ein- fachheit ihrer Wandungen; denn während Gefässe von gleichem Lumen immer noch eine Querfaserschicht zeigen, bestehen diese nur aus dem Epitelium und der Tunica propria; ferner ist die Anastomosirung und Verästelung dieser Gänge äusserst unregelmässig und erfolgt ohne Ab- nahme der Lumina, wie dieses bei den Gefässen dieser Grösse der Fall wäre. An feinen Schnitten, die ich mir von Hoden machte, nach- dem ich sie in Alkohol erhärtet und an der Luft getrocknet hatte, über- zeugte ich mich ferner, dass zunächst keinerlei Verbindung zwischen den einzelnen Kapseln bestehe (die Schnitte liess ich in concentrirter Natronlösung aufquellen und gewann dadurch vollkommen helle und übersichtliche Präparate), dann aber, dass auch keinerlei Zusammen- hang zwischen dem eigentlichen Hoden und jener vorderen Drüse exi- stirt, dass vielmehr die sehr starke fibröse Kapsel des ersteren beide scharf von einander sondert. Bei Bufo variabilis und calamita, wo die Pigmentablagerung in der Kapsel des Hodens sehr stark ist, tritt diese scharfe Sonderung beider Organe besonders deutlich hervor, und zwar folgt diese Hülle genau den zuweilen noch etwas in die Hodensubstanz hineingedrückten Eikapseln. Von anatomischer Seite findet demnach Bidder’s Hypothese über die Bedeutung jener Drüse keine Stütze, we- nigstens wäre nicht abzusehen, wie diese vorbereitend entwickelten Saamenbestandtheile in die Räume und Gänge des Hodens gelangten. Halten wir dagegen diese negativen Beweise mit den aus der Ent- wiekelung gewonnenen positiven zusammen, mit den zwar mehr oder weniger schnell vorübergehenden analogen fötalen Bildungen bei den anderen Batrachiern, mit seinem wohl späteren, aber gerade zur Ge- schlechtsreife erfolgenden Verschwinden bei Bufo variabilis und cala- mita mit dem nachweislichen Verkümmern und Schwinden der ein- zelnen Kapseln auf der Höhe ihrer Entwickelung, bei gleichzeitigem 163 Auftreten immer neuer Eier mit all’ ihren Eigenthümlichkeiten: so kann, glaube ich, wohl kaum noch ein Zweifel über die Richtigkeit jener Jacobson’schen Deutung herrschen. Nur können wir das Auftreten dieses rudimentären Ovariums nicht ferner, wie es Jacobson zu thun geneigt scheint, als eine nur häufig vorkommende Missbildung ansehen. Es ist vielmehr aus dem ganzen Entwickelungsgange, den wir bei Bulo wie bei den anderen Batrachiern kennen gelernt haben, klar: 4) dass jene, wie wir sahen, ursprünglich morphologisch und histologisch vollkommen indifferente Geschlechtsdrüsenanlage die Be- dingungen für beide Geschlechter enthält; 2) dass dieselbe auch bei den Männchen in ihrer peripheren Schicht eine entschieden weibliche Tendenz zeigte, die sich bei Rana und Triton jedoch nur ganz vorübergehend durch eine lebhafte Zellen- entwickelung geltend macht, bei Bombinator schon deutlicher hervor- tritt und es bei jenen drei oben erwähnten Kröten geradezu zur Bil- dung eines rudimentären Ovariums kommen lässt, das aber nur bei ‚Bufo einereus bleibend ist, während es bei den beiden anderen noch ‚bis zur vollkommenen Geschlechtsausbildung schwindet. — Das von Bidder bei den Männchen von Bufo Agua beschriebene Organ, das in seiner halskrausenartigen Form dem noch unentwickelten Ovarium eines zweijährigen Frosches äusserst ähnlich sieht, ist sicherlich in gleicher "Weise als rudimentäres Ovarium zu deuten. Die Lagenverschiedenbeit kann uns hier nicht beirren, da bei den anderen Batrachiern, so be- ‚sonders bei Bombinator fast während des ganzen 'Larvenlebens die dere Oberfläche des Testikels mit einem bandartigen Ovarium um- äumt ist. Wie bei Bufo ceinereus, variabilis und calamita der ganze ‚hintere Theil des Ovariums schon frühe vollkommen: verkümmert, so hier der vordere Theil. Es ist übrigens wohl mehr als wahrscheinlich, bwohl vorläufig durch keine directe Beobachtung festzustellen, dass ‚gleicher Weise, wie das periphere Blatt der inditferenten Geschlechts- ‚drüsenanlage bei allen den Boden und die Bedingungen für die weib- liche Drüse bietet, so auch bei allen die centralen Schichten auch bei ı späteren Weibchen die Bedingungen einer männlichen Geschlechts- drüse tragen, die aber eben nur bei den Männchen zur vollen Aus- Idung kommt, bei den Weibchen hingegen frühzeitig verkümmert. Sahen wir in dem ersten Theile dieser Beobachtungen die aus- führenden männlichen und weiblichen Geschlechtsapparate nicht nur ıs ein und demselben fötalen Organe hervorgehen, sondern sich auch altlich noch lange ziemlich ähnlich bei beiden Geschlechtern ver- ; sahen wir ferner, dass auch der Typus der histologischen Fort- ickelung beider sich ziemlich ähnlich blieb, so dass es in frühen nszeiten bei einigen Arten geradezu unmöglich wird, sie als.dem inen oder dem anderen Geschlechte zugehörig zu erkennen; dass also 164 in jedem jungen Thiere nach dieser Seite hin ‘die Möglichkeit beider Geschleebter gegeben ist: so bietet uns ‚auch die Entwickelungs- geschichte der Geschlechtsdrüsen das interessante Resultat, dass jede Batrachierlarve die Bedingungen sowohl der männlichen, als auch der weiblichen Keim bereitenden Drüsen in sich trägt, ja, dass bei allen ein gewisser unvollkommener Hermaphroditismus der vollen Geschlechts- reife voraufgeht, der jedoch nur bei einzelnen Arten selbst das Larven- leben noch überdauert, bei anderen dagegen als Norm für die ganze Lebenszeit bleibt. Bei letzteren finden sich also auf der Höhe ihrer geschlechtlichen Entwickelung die weiblichen Keime gleichzeitig mit den Elementen des männlichen Saamens. Wunderbarer Weise spricht sich bei dieser letzteren Art auch in dem ausfühbrenden Geschlechtsapparate der weibliche Typus ganz entschieden aus. Von unseren einheimischen Kröten ist Bufo einereus die einzige Art, bei der die Saamenblase der Männchen sich morphologisch und histologisch der weiblichen Tube vollkommen analog verhält, woher sie denn auch Jacobson, wie er- wähnt, geradezu als Eileiter schildert; bei ihm ist aber auch, wie wir sahen, jener Hermaphroditismus bleibend. Bei Bufo Agua beschreibt uns Bidder einen der Samenblase von Bufo cinereus ziemlich ähnlichen Kanal, bei ihm scheint aber auch gleichfalls jenes rudimentäre Ova- rium bleibend zu sein. Bei Bufo variabilis und calamita aber, bei denen dasselbe noch vor der Geschlechtsreife verkümmert, gibt auch der Ausführungsgang der Müller-Wolff’schen Drüse seine weibliche Form frühzeitig auf und wandelt sich in die Saamenblase um, Mit den bei den Tritonen und Salamandern meistens vorkommen- den Hodenabtheilungen haben die vorliegenden Verhältnisse bei den Kröten oflenbar gar nichts gemein. Sahen wir aus der Entwickelung bei den Hoden jener schon frühzeitig eine Neigung zu Läppchenbildung, so wissen wir aus Diuvernoy's und Bidder’s Angaben über diesen Gegen- stand, die ich im Wesentlichen aus eigenen Beobachtungen nur be- stätigen kann: 4) dass sich nieht allein zu einer jeden solehen Abtheilung auch gesonderte Vasa eflerentia verfolgen lassen; sondern auch 2) die einzelnen Hodenläppehen unter sich durch Kanälchen com- munieiren; und 3) dass sich in allen mehr oder weniger deutlich entwickelte Saamenelemente beobachten lassen. Die gelbliche Färbung einzelner Hodenabtheilungen, die übrigens durchaus nicht beständig erscheint, rührt, wie Bidder bereits erwähnt, von Ablagerung eines feinen gelbliehen Fettes in dem Zwischengewebe des Hodens her. Während diese daher bei einigen, so bei Triton taeniatus, geradezu nur als individuelle Verschiedenheit anzusehen sind, die auf ein Stehenbleiben eines Organes auf einer früheren Form- 165 entwickelung zurückzuführen sind (eine Eigenthümlichkeit, die wir ja auch bei den Nieren derselben Thiere wieder finden), ist jenes Organ der Kröten, ein ganz constantes in Form und Entwickelung von dem Hoden verschiedenes Gebilde, dessen Analogon wir in gewissen frühen Zeiten wohl bei allen beobachteten Amphibien antrafen, dessen Ent- ‚wiekelungsleben jedoch nur bei wenigen den Larvenzustand überdauert, und selbst bei den meisten derer, die noch in späteren Zeiten dieses Organ zeigen, noch vor der Geschlechtsreife zu Grunde geht. . Erklärung der Abbildungen. Fig. 4. Stellt den ganzen fötalen und bleibenden Harnapparat von Triton tae- j niatus oca 6 mal vergrössert dar, und zwar von einer Larve, die bereits alle Extremitäten hatte. M die Müller- Wölff’sche Drüse; N die bleibende Niere; A der gemeinsame Ausführungsgang; G die beiden Arterien. Der fötale und bleibende Harnapparat von Triton taeniatus 420 mal vergrössert, bei durchfallendem Licht. MAN wie in Fig. 4; G das Gefässknäuel der Müller'schen Drüse. Ein isolirtes Nierenläppchen von einer Tritonlarve, 230 mal vergrössert. A wie oben; der Verbindungskanal © hat bereits seine rechtwinkelige Stellung zu A aufgegeben. Gibt schematisch den Gang an, den der gemeinschaftliche Ausführungs- gang des Harnapparates bei Triton taeniatus (Männchen) in seiner Ent- wickelung nimmt. Die mit ausgezogenen Linien begränzten Verbin- dungskanäle (ceccc) der Niere mit jenem münden noch im ersten Lebensjahre in denselben unter spitzem Winkel. Die punktirten Linien zeigen die Längen- und Richtungsveränderung dieser Kanäle gegen den in seinem mittleren Theile sehr verlängerten Ausführungsgang. Es ist - leicht, sich aus vorliegender Figur die Veränderung des Ausführungs- ganges bei den weiblichen Batrachiern zu vergegenwärtigen, wenn man nur festhält, dass sich bei ihnen nicht der mittlere Theil dessel- ben, sondern nur der vordere weit über die Nierenspitze hinaus- gehende weiter entwickelt und verlängert, während jener sich noch verkürzt, so dass dann alle Verbindungskanäle nach hinten zu con- vergiren, und nicht, wie bei den Männchen, theilweise wenigstens in ihrem senkrechten Verlauf bleiben. n Niere; a Ausführungsgang (in seinen verschiedenen Formen). Die fötale und bleibende Niere von Bombinator igneus (Larve). MAN wie in Fig. A. "Die Muller-Woljf'sche Drüse von Bombinator 230 mal vergrössert, Der vordere Theil des Ausführungsganges nach Verkümmerung der Müller-Wolff’schen Drüse, Niere (N); Ureter und Vas deferens (U) und Saamenblase (S) in ihrem gegenseiligen Verhältniss bei einem männlichen erwachsenen Bombinator. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. / Fig. Al, 42. 13. ' Die frühesten Geschlechtsdrüsenanlagen von Bufo cinereus. A. / der 166 A Niere (n); Ureter und Vas deferens (uw); Saamenblase (s) und vor- deres Rudiment (r) des Ausführungsganges der Müller -Woljff'schen Drüse von einer zweijährigen Rana temporaria. B Eine jener schlauch- ö arligen Vertiefung der Mucosa der Saamenblase bei 230facher Ver- j grösserung. Nieren und Geschlechtsapparat von einem völlig erwachsenen Bufo cinereus (Männchen); n Niere; u Ureter und Vas deferens; s Saamen- blase (Bidder), Eileiter (Jacobson); £ Hode; o rudimentäres Ovarium;; f Fettkörper. Der vordere Theil jenes seitlichen Kanales (Saamenblase Bidder) von einem erwachsenen männlichen Bufo cinereus. 420 mal vergrössert. A Die beiden Arterien, zwischen denen derselbe verläuft; O der vor-. derste obliterirende Theil; D das Divertikel in der Höhe der vorderen Nierenspitze. Das Ganze bei durchfallendem Lichte beobachtet; durch die sehr hellen Wandungen marquiren sich die mehr nach hinten spiralig gelegenen Schleimgrübehen der Mucosa. A Ein unterhalb des Divertikels gelegenes Stück des Kanales bei 230- maliger Vergrösserung; gleichfalls bei durchfallendem Licht, in den scharf begränzten Schleimgrübchen ist die Epithelialauskleidung deutlich; B ein mehr nach hinten gelegenes Stück desselben Kanales, und unter glei- chen Verhältnissen; die Schleimgrübchen liegen in spiralig das Lumen umziehenden Falten; C ein derartiges Grübchen bei 300facher Ver- grösserung. A Harn- und Geschlechtsapparat eines Männchens von Bufo variabilis im Anfange des zweiten Jahres, das ganze Präparat von der Seite betrachtet und 3 mal vergrössert. n Niere; u Ureter und Vas deferens; s Saamenblase; o rudimentäres Ovarium; it Hode; e Vasa efferentia; a Arterie des Ovariums; / Fettkörper; B Hode (t) und Eierstock (0) desselben Thieres am Anfang des dritten Sommers; C dieselben Theile noch vor Ende oder am Ende des dritten Jahres. A Eierstockfollikel aus dem rudimentären Ovarium männlicher Kröten; 00 Ovula in verschiedenen Grössen und Entwickelungsstadien mit deut- lichen Keimbläschen d ein bereits im Verkümmern begriffener Follikel. 420fache Vergrösserung; B ein in seiner Kapsel befindliches Ovulum mit noch völlig klarem Dotter, bei 230facher Vergrösserung. Die Innen- fläche der Kapsel trägt ein Epitelium; &* Keimbläschen. Hodenkapseln (k) mit ihren Verbindungsgängen (v) aus demselben Thiere. Der Hoden ist erst in Alkohol erhärtet, dann vorsichtig zer- zupft, und das Präparat unter dem Mikroskop durch Zusatz von Natron- lösung (7 Proc.) wieder durchsichtig gemacht. 4A Geschlechtsdrüsenentwickelung bei Bombinator, aus einer Larve, deren vordere Extremitäten noch nicht durchgebrochen. n Niere; f Fettkörper; p periphere Zellenschicht (dem rudimentären Ovarium analog); c centrale Entwickelung des Hodens. 420fache Vergrösserung. B Ein Abschnitt derselben bei 230facher Vergrösserung; p und c wie in A; a Anheftungsband an den inneren Nierenrand; C eine der pe- ripheren Zellenschicht entnommene grössere Zelle; D gibt nur in der Contour die männliche Geschlechtsdrüse von Bombinator am Ende des Larvenlebens an; fpc wiein A und B: Fig. 18. > 167 werdende Fettkörper (aus einer Larve, die erst die hinteren Extre- mitäten hat); g Geschlechtsdrüsenanlage; a eine der diese Theile zu- sammensetzenden Zellen. B. a Die vordere Anschwellung (Ovarium). €. Der vordere Theil (a) der Geschlechtsdrüse entwickelt sich deutlich zu einem Ovarium; der hintere (t) zum Hoden. D. Die vordere An- schwellung, wie die hintere periphere Zellenschicht werden zum Ova- rium (0); zu einer Hodenbildung kommt es nicht. E. Ovarium (o) und Hode eines männlichen Bufo cinereus am Ende des ersten Sommers. » Harn- und Geschlechtsapparat von Necturus lateralis. v® d Ureter und Vas deferens; a der über die Niere hinausgehende Fortsatz; n Niere. Zu jeder der drei Hodenabtheilungen (t) gehen Vasa efferentia (e), deren Sammelgang am inneren Nierenrande se; g die in dem Hoden- gekröse verlaufenden grösseren Blutgefüsse. Das Ganze ist in natür- licher Grösse gezeichnet. Harn- und Geschlechtsorgane von Discoglossus pictus und einiger anderer aussereuropäischer Batrachier. E (Ein Nachtrag zur Entwickelung der Harn- und Geschlechtsorgane der nackten Amphibien.) Von Dr. von Wittich, Privatdocent an der Universität zu Königsberg. Mit Figur 1. II. auf Tafel X. Meine Beobachtungen über die Entwickelung der Harn- und Ge- schlechtsorgane der nackten Amphibien waren bereits beendet und für den Druck bestimmt, als ich von Herrn Parey in Wien noch eine Partie aussereuropäischer Batrachier und darunter auch ein Paar ziemlich wohl erhaltene Larven erhielt. Die aus ihrer Untersuchung gewonnenen Resultate, die mir manches meiner früheren Angaben be- stätigten, für manches mir neue Anhaltspunkte boten, konnte ich nicht wohl noch dem Texte einflechten, ich ziehe es daher vor, sie nach- träglich hier zusammenzustellen. Die beiden sehr grossen Larven gehörten, soweit ich aus dem ihnen beigegebenen erwachsenen Thiere ersah, dem Pseudis an. Letz- teres war ein ziemlich junges (im Anfange des zweiten Lebensjahres befindliches) Weibchen, dessen bandförmige, vielfach gekrauste Ova- rien noch ziemlich unentwickelt waren. Die Eierleiter, vielfach ge- wundene Kanäle verlaufen ganz analog denen unserer einheimischen Arten; die hinteren Enden sind kurz vor ihrer Einmündung in die Cloake blasig erweitert; die so gebildeten Gebärmutterhöhlen beider Seiten gränzen dicht an einander, ohne direct mit einander zu comı- municiren. In ihrer hinteren (dem Rücken zu gelegenen) Wand münden die sehr kurzen Ureteren. Die beiden Larven sind fast von gleicher Grösse, haben aber noch keine Extremitäten, seitlich der Aftermün- dung zeigen sich nur äusserst unbedeutende warzige Erhebungen. Die ö | ; i 169 Länge des Rumpfes von der Schnauze bis zum After beträgt bei dem erwachsenen Thiere 4 Par. Zoll 7 Lin.; bei der Larve 4 Zoll 6 Lin.; die - Länge des Kopfes bei beiden 8 Par. Lin.; die Breite 6 Par. Lin. Die _ etwas verletzte Schwanzflosse maass 8 Par. Lin. Obgleich die jungen Thiere nach ihrer äusseren Erscheinung somit noch ziemlich unent- wickelt sind, ist doch die Entwickelung der Hara- und Geschlechts- werkzeuge weiter vorgeschritten, als wir es in gleichen Zeiten bei unseren Batrachiern finden. Ist bei letzteren zur Zeit des Hervor- tretens der hinteren Extremitäten der fötale Theil des Harnapparates, - die Müller- Woljf’sche Drüse, meist noch vollständig vorhanden, so findet er sich bei ersteren noch vor dem Erscheinen der Extremitäten bereits sehr verkümmert. Die noch vollkommen deutlichen Ausfüh- rungsgänge, die am Aussenrande der Niere hinlaufen und mit letzterer ‚deutlich communiciren, gehen weit über die vordere Nierenspitze hin und endigen an der Lungenwurzel mit einer knopfartigen Anschwel- lung über den Rudimenten jener Wolff’schen Drüse. Nur ein gemein- schaftlicher Ausführungsgang geht von dem hinteren Theile jeder Niere in den hinteren Theil des Darmes, eine gesonderte Ausmündung des - Ausführunsganges der Müller-Wolff’schen Drüse neben dem Ureter ist nicht vorhanden !). Die Geschlechtsorgane beider zeigten sich be- reits dem unbewaflneten Auge als perlschnurartige Fäden am ganzen Innenrande der Niere. Der männliche Typus war in ihnen bereits voll- ommen ausgesprochen; sie bestanden, wie man sich mit Hülfe des oskops überzeugen konnte, aus einer röhrenartig angeordneten ellenmasse, die dicht dem Nierenrande anlag, und der nach. der chhöhle zu 8—10 grössere oder kleinere Hervorragungen, die aus enselben kernhaltigen Zellen bestanden, aufsassen; einzelne dieser, es schien, zu Höhlen gruppirten Zellenhaufen eomimunieirten deut- lieh unter einander durch Kanäle von gleicher Breite jenes gemein- amen Kanales. Eine periphere Zellenschicht, wie ich sie an den sich entwickelnden Hoden unserer Batrachier beobachtete, fand ich hier icht; wohl möglich, dass, wie der fötale Zustand des Harnapparates in vorliegendem Falle schneller verlief wie bei unseren Batrachiern, das fötale Verhalten der sich auch äusserst früh, im Verhältniss zur ) Während eines kurzen Aufenthaltes in Berlin wurde mir durch die Güte des Herrn Geheimen Rath Müller und des Herrn Dr. Peters noch die Ge- Jegenheit, zwei um vieles grössere Larven von Pseudis, bei denen bereits hinteren Extremitäten vollkommen entwickelt waren, sowie eine Larve von Daetyleibra Mülleri zu untersuchen, bei allen dreien waren die Ver- höltnisse ganz wie in den oben erwähnten, auch hier war die vordere Drüse bereits verklimmert, ‚wohl aber erstreckten sich die Ausführungsgänge noch weit über die vordere Nierenspitze hinaus und setzten sich nach hinten un- mittelbar in den Ureter fort. 170 äusseren Entwickelung des ganzes Thieres, zu einem bestimmten ge- schlechtlichen Typus uwngestaltenden Geschlechtsdrüsen ein sehr schnell vorübergehendes war und deshalb der Beobachtung entging. Die Art der Hodenentwickelung stimmt ganz mit jener bei unseren Batrachiern erwähnten. Hier wie dort entwickelt sich derselbe zunächst aus einem röhrenartigen Organ am Innenrande der Nieren, von dem ich früher bereits erwähnte, dass es wohl als der Sammelgang der Vasa effe- rentia testiculi anzusehen ist. Von aussereuropäischen Krötenarten standen mir ferner zu Gebote: Bufo musieus, Bufo Agua, Docidophryne Lazarus. Bei allen dreien fand sich oberhalb oder vor dem Hoden jenes Jacobson’sche rudimentäre Ovarium, und zwar bei allen dreien ziemlich lose und isolirt, mit einer um vieles breiteren Peritonealfalte an die Rückenwand geheftet als der Hode. Mit Bidder’s Beschreibung dieses Organes bei Bufo agua vermag ich meine Beobachtungen nicht in Einklang zu bringen, denn wie gesagt, liegt bei meinem Exemplar wie bei den anderen erwähn- ten Arten das rudimentäre Ovarium nicht, wie Bidder !) es beschreibt und abbildet, hinter, sondern vor dem Testikel und geht rechts sehr weit nach vorne bis zur Lunge. Auch vermisse ich bei meinem Exem- plar den von Bidder beschriebenen, seitlich der Niere gelegenen Kanal, wohl aber steht mit der leichten Anschwellung des Ureters zu einer Saamentasche ein äusserst feiner weisser Faden in directer Verbindung, in den bei der Injection der Nieren vom Ureter aus keine Injeetions- masse eindrang, der daher auch nach seinem weiteren Verlauf als das solide Rudiment des vorderen Theiles jenes gemeinsamen Ausführungs- ganges anzusehen ist. Das Verhältniss ist hier ganz dasselbe wie bei Rana esculenta, Bufo variabilis u. a. Vielleicht untersuchte Bidder ein etwas jüngeres Tbier, bei dem jener Kanal noch nicht so vollständig obliterirt war. Bei Docidophryne ist das Verhältniss ein ganz gleiches, nur dass die Umgestaltung jenes Kanales zur Saamentasche noch deut- licher war, hier, wie bei der Agua, war der rudimentäre Kanal noch als ein feiner weisser Faden erkennbar. Dagegen findet sich bei Bufo musicus, der gleichfalls ein völlig isolirttes Ovarium vor dem Hoden zeigt, ganz ähnlich wie bei Bufo ceinereus, in geringer Entfernung vom Aussenrande der Niere ein leicht gewundener Kanal, der kurz vor der Cloake mit einer leichten Anschwellung und unter spitzem Winkel in den Ureter mündet. In seinem hinteren Theile bis zur Höhe der Hälfte der Niere ist er ziemlich von gleichem Lumen mit dem Ureter, von hier aus spitzt er sich zu und verläuft als ein feiner heller Faden bis zur Lungenwurzel. In seinem hinteren breiteren Theil hat er augen- scheinlich ein Lumen. Die Nieren von Doeidophryne und Agua injieirte 1) Bidder vergleichende anatomische Untersuchungen etc. pag. 27 ff. ee ee [> 171 ich mit vielem Glück und gewann aus ihnen noch mehr Gewissheit, dass zu jenem, hier noch dazu ziemlich isolirt vom Hoden gelegenen, rudimentären Ovarium keine Vasa efferentia hingehen. Bei Docido- phrine besonders war das Netz, das die Vasa efferentia zwischen Hoden und Niere bilden, fast vollständig injieirt, während nach jener vorde- ren Drüse auch nicht ein einziger Kanal verlief. Bei Bufo musicus, wie auch bei einer Kröte, die ich nicht zu bestimmen vermag, fanden sich übrigens auch jene eigenthümlichen Fettanhäufungen in der Inguinal- gegend, die wir bei einigen einheimischen Arten beobachteten. Bei Docidophrine sind in der Bauchhöhle neben den auch bei anderen Batrachiern vorhandenen Fettkörpern eine grosse Zahl fetthaltiger Appen- dices, die zum Theil am Mesenterium des Darmes, zum Theil auch mehr im vorderen Raum der Bauchhöhle festsassen. > Bei Gasterophryne marmorata findet sich jenes Ovarium nicht, wohl aber der Ueberrest jenes vorderen Theiles des fütalen Nierenausganges, der in eine geringe Anschwellung des Ureters zur Saamenblase conti- nuirlich übergeht. Discoglossus pictus. Am interessantesten und wichtigsten wurde mir die Untersuchung von Discoglossus pictus, indem er mir nicht allein eine neue Stütze für meine früher entwickelte Ansicht über die Bildungsgeschichte der Ha m- und Geschlechtswerkzeuge der nackten Amphibien, sondern auch eue Mittel bot, um eine richtigere Einsicht in das gegenseitige Ver- iniss der Harn- und männlichen Geschlechtsorgane dieser Thierklasse gewinnen, In dem Verhalten des ursprünglich gemeinsamen Ausführungs- inges der fötalen und bleibenden Niere reiht sich der Discoglossus lem Bombinator an, bei beiden bleibt derselbe nämlich ganz in seiner talen Lage zur Niere, und zwar war das von mir untersuchte Thier 1 voller Geschlechtsreife eingefangen, wie wir weiter sehen werden; es kann daher weiter kein Zweifel sein, dass es seine volle Ausbildung reicht hatte. Der Ausführungsgang beginnt als ein ziemlich dicker er Strang an der Lungenwurzel, verläuft zur Seite der Arterie, em er ziemlich auf dem halben Wege zur vorderen Nierenspitze in ger Ausdehnung spindelförmig anschwillt, dann sich wieder ver- Dgt und nun, an den äusseren Nierenrand tritt, indem er sich ziem- h schnell zu einem (zur Laichzeit wenigstens) sehr bedeutenden )k erweitert, der nach hinten zu sich wieder verengt und in © Cloake mündet. Die Säcke beider Seiten legen sich über die Bauchhöhle zugekehrte Nierenfläche und bedecken sie fast ganz, stossen in der Mittellinie des Körpers in dem ziemlich breiten 172 Mesenterium des Rectums. zusammen, so dass sie vollkommen mit einander verwachsen, dass neben dieser sehr bedeutenden Blase, die in ‚gegenwärtigem Fall mit Sperma dicht erfülll war, das sich trotz des längeren Verweilens in Spiritus sehr wohl noch in seinen histolo- gischen Elementen zu erkennen gab, kein besonderer Ureter existirte, liess sich nicht allein schon durch eine sorgsame Durchmusterung mit der Loupe nachweisen, sondern es schien auch der Umstand, dass der vordere dünnere Theil jenes dem Nierenrande dicht anliegenden Kanales gleichfalls mit Sperma erfüllt war, gegen die Existenz eines solchen zu sprechen. Zur Gewissheit aber kam ich durch die äusserst gelungenen Injectionen beider Nieren. Bei der linken Niere setzte ich die Kanäle vor jener sackförmigen Erweiterung in den schon ziemlich weiten vorderen Theil des Kanales und erreichte hierdurch eine ziem- lich vollkommene Injection der Nierenkanälchen. Bei der rechten Niere band ich die Kanüle unmittelbar in den Sack ein, da wo er am aus- gedehntesten war, nachdem ich das ihn erfüllende Sperma vorher ent- fernt hatte. Die Mündung in die Cloake liess ich auf, um auch die Austrittsstelle zu beobachten. Bei der hierauf erfolgten Einspritzung füllte sich zunächst jene sackartige Erweiterung des Ureters, dann ein nicht unbedeutender Theil der Nierenkanälchen, während gleichzeitig ein Theil der Injectionsmasse durch die Cloake abfloss. In den links- seitigen Sack, der, wie ich bereits erwähnte, mit dem injieirten nach vorne zu verwachsen war, trat keine Injectionsmasse, desgleichen ging dieselbe nur eine kurze Strecke in den über die vordere Nierenspitze hinaus verlaufenden hellen Strang, wohl aber immer genug, um daraus auf eine ursprüngliche Communication beider zu schliessen. Ueber die” Wege, die die Injectionsmasse zu den Hoden zurücklegte, kommen wir später zu sprechen, vorläufig glaube ich die aus der Injeetion für die Harnorgane gewonnenen Resultate dahin feststellen zu können: dass.in | jene sackartige Erweiterung des dicht am Aussenrande der Niere ver- laufenden Känales die Harnkanälchen münden, dieselbe also nur als ein erweiterter Ureter anzusehen ist; dass dieser Ureter die unmittel- bare Fortsetzung jenes Ausführungsganges der bereits verkümmerten Müller - Wolff’schen Drüse ist; dass endlich die beiderseitigen Ureteren, | so eng sie mit einander nach vorne zu verwachsen sind, nicht mit einander communiciren, sondern getrennt in die Cloake münden. Die ganze Niere war übrigens 6 Par. Lin. lang, 2,5 breit; der über die vordere Nierenspitze hinausreichende Theil des Ausführungsganges maass 4,2 Lin.; der untere von dem hinteren Nierenende bis zur Cloake& 3,8 Ein. Bei der linken Niere fand sich ganz abgesetzt von der Haupt masse der Niere und von ihr in einiger Entfernung ein ca. Y, Par. Li langes Nierenläppchen, dass sich eben als solches unter dem Mikroskop durch die Anwesenheit der Harnkanälchen herausstellte. “ 173 Was nun die Hoden betrifft, so fielen sie gleich durch ihre äussere Erscheinung, die wesentlich von der der übrigen Batrachier abweicht, auf. Sie ragten als verhältnissmässig grosse spindelförmige, gleich- mässig vorn und hinten zugespitzte Körper, durch eine auffallend breite, trapezoide Bauchfellfalte an die Rückenwand befestigt, ziemlich weit in die Bauchhöhle hinein. Ihre Länge betrug 4,8 Par. Lin., ihr dicker Durchmesser 2,8 Par. Lin. Die vordere schmalere Ausdehnung der Bauchfellfalte mass 2 Par. Lin.; die hintere breitere dagegen 3,3 Par. Lin. und war mit dem sich über die vordere Niere legenden sack- - fürmigen Ureter verwachsen. Der Hoden selbst bot schon bei der - Beobachtung mit dem unbewaffneten Auge, deutlicher noch unter der " Loupe durchaus nicht jenes körnige Ansehen, wie wir es bei anderen Batrachiern finden, sondern erschien nach seiner Länge gestreift, indem ziemlich dicke weisslich gelbe Linien, die nach vorn und hinten zu- _ sammengingen, mit gleich breiten dunkleren abwechselten;; jene weissen hatten selbst wieder ein feinstreifiges Ansehen, das dem von Nerven- strängen ziemlich nahe kam, die vordere Spitze des also gestalteten Hodens ging in einen circa 0,5 Millimeter dicken Strang aus, der sich h seine Rundung,, sowie durch seine Durchscheinbarkeit bereits ein Kanal andeutete und bei der vorderen. Nierenspitze vorbei- end in den vorderen Theil des Ureters. mündete. Bei der durchaus gelungenen Injection der Nieren vom Ureter aus füllte sich dieser Kanal schnell und. vollkommen mit Injectionsmasse, ja es ging dieselbe noch vas in den Hoden selbst. Dagegen zeigten sich keinerlei Vasa efle- ntia in dem Haltbande des Testikels, obwohl die Nierensubstanz lich vollständig erfüllt war. Auch mit Hülfe stärkerer Vergrösse- ingen überzeugte ich mich, dass hier jenes Maschennetz der Vasa rentia zwischen Hoden und Niere fehlte, und eben nur jenes eine as elferens, vorhanden war, das hier augenscheinlich nicht, durch lasse der Niere ging, sondern von ihr isolirt in den Ureter mündete. Es ist dies das erste Beispiel, das ‘wenigstens gegen den einen heil der von Bidder aufgestellten Ansicht über den anatomischen Zu- mmenhang ‚der Nieren und Hoden der nackten Amphibien mit Evi- hz spricht. Hier, wie bei allen übrigen Batrachiern, fungirt aller- z5 der Ureter zugleich als Vas deferens ; die Vasa efferentia dagegen jgehen die Nierenmasse und münden selbstständig in jenen; in die- n Falle also sind die Harnkanälchen sicherlich nicht, wie das Bidder }) er annimmt, gleichzeitig die Fortleiter des in sie direct eintreten- 0 Saamens. Von vorn herein ist es eine durchaus unb&queme Vor- ung, in dieser Art nicht nur die Ausführungsgänge so verschiedener :tionsapparate, sondern die letzteren selbst in einander übergehend . #) Bidder 5. a. O. pag. 22 u. a. O. Zeitschr. f wissensch, Zoologie. IV. Bd. 12 174 zu denken. Um vieles annehmbarer erscheint es, dass die Vasa effe- rentia neben den Harnkanälchen verlaufend durch die Nierensubstanz zum Ureter treten. Eine Anschauung, die mir schon früher auch bei Beobachtung einheimischer Batrachier einen objectiven Grund bot, und die durch die vorliegenden Beobachtungen an ae pietus noch mehr an Wahrscheinlichkeit gewinnt. Schon im Anfang meiner Beobachtung an den erwachsenen Männ- chen von Bombinator igneus, die ich gerade während der Laichzeit anstellte, fiel es mir auf, dass nur wenige, meist gestreckt und mässig gewunden, durch die Breite der Nieren verlaufende Kanäle mit Sperma überfüllt waren, während die übrigen gewundenen und viel engeren Harnkanälchen keinerlei Saamenbestandtheile führten. Die Mehrzahl dieser so gefüllten Kanäle verlief durch den vorderen Nierentheil und mündete hier in den Ureter. Wäre aus diesen als Vasa eflerentia zu betrachtenden Känälen der Saamen durch Compression entfernt, so zeigten sie sich in ihren histologischen Verhältnissen den Harnkanäl- chen vollkommen analog. Es ist schwer anzunehmen, dass in allen diesen Fällen stets nur eine ungleichmässige Vertheilung der Saamen- masse erfolgt sei, die noch ausserdem mit jener merkwürdigen Ueber- einstimmung aller von mir beobachteten Fälle schwer in Einklang zu bringen wäre; es scheint mir vielmehr durchaus gerechtfertigt, auch für Bombinator igneus festzustellen, dass die Vasa efferentia wohl durch _ die Nierenmasse hindurchstreichen, den Harnkanälchen juxtaponirt sind, nicht aber direct mit ihnen communieiren. Leider habe ich es unter- lassen, auch bei unseren übrigen Batrachiern auf den Verlauf der Vasa efferentia in den Nieren selbst zu achten, so dass ich vorläufig aller- dings nur berechtigt bin, bei Bombinator und Discoglossus Bidder’s Auffassung zurückzuweisen, obwohl es nicht währscheinlich ist, dass beide nur die Ausnahme der Regel machen. Bidder *) fusst seine An- nahme zunächst auf die Beobachtung, dass aus der durchschnittenen Froschniere ausser anderen histologischen Bestandtheilen auch Sperma ausfliesse; was aber ebensowohl erfolgen müssie, wenn, wie er selbst etwas weiter unten sagt, die Vasa eflerentia neben den Windungen der Harnkanälchen verliefen und mit letzteren erst kurz vor ihrem Ein- tritt in den Ureter communiecirten; eine Vorstellung, die auch für Bidder | a priori viel wahrscheinlicher wird, wenn man die bedeutende Ver- schiedenheit der Lumina der äussersten Harnkanälchen und der Vasa efferentia betrachtet. Ferner ist es die Art und Weise, in der bei Injeetionen die Farbmasse durch die Niere hindurch in die Vasa effe- rentia dringt, durch die Bidder?) zu der Annahme sich berechtigt glaubt, dass die Vasa eflerentia gleich bei ihrem Eintritt in die Niere: 1) A. a. O. pag. 19. 2) A. a. O. pag. 22. u Zu u, 175 \ mit den Harnkanälchen communieiren. Jene» füllen sich nämlich mei- stens erst dann, wenn die Nierenmasse völlig erfüllt war. Ich kann selbst diese Beobachtung nicht ganz bestätigen. In vielen Fällen glückte es mir (besonders bei den bei weitem parenchymatöseren Nieren un- geschwänzter Batrachier) die Substanz der Niere vollkommen zu füllen _ und das so leichte Austreten der Injectionsmasse durch die Nierenvene erfolgte, ohne dass sich jenes zwischen Niere und Hoden verbreitende Netz der Vasa eflerentia füllte. Ein Umstand, ‘den ich mir dadurch erklärte, dass die injicirte Drüse die Einmündungsstellen der Vasa efle- rentia frühzeitig comprimirte. In anderen Fällen (und dies besonders bei den lockeren Nieren geschwänzter Batrachier) blieb die Injection der Niere ziemlich unvollkommen, obwohl das Netz der Vasa efleren- tia bereits von Farbmasse strotzte. Bei Menopoma waren die Vasa efferentia bereits gefärbt, während nur der vordere gelappte Theil der Niere sich allmälig anfüllte. Sehr wohl können allerdings diese Erfolge ihren Grund darin haben, dass sich zunächst durch ein Nieren- läppchen das ihm entsprechende Vas eflerens injieirte, das dann die übrigen anastomotisch mit ihm verbundenen anfüllte, bevor noch die _ gefärbte Masse in die übrige Nierensubstanz eindringen konnte. Allein wenn man sieht, wie viel Einfluss die Grösse des Druckes, unter dem die Injectionsmasse steht, auf den Erfolg der Injection übt, wie sich oft bei noch so gleichmässigem Druck zunächst die entfernter liegen- den Theile, später die nahe der Ausflussmündung der Kanäle an- füllen, so kann man, glaube ich, keinen so grossen Werth auf die Zeitfolge bei der Injection legen. Wichtiger ist die von Bidder *) direct beobachtete Vereinigung der Vasa efferentia mit den flaschenförmigen Anschwellungen der Harn- nälchen an dem vorderen Theil der Tritonniere. Allein auch diese eobachtung scheint mir durchaus nicht ganz sicher. Leider habe ich er nur in Spiritus aufbewahrte Präparate hierauf untersuchen kön- nen, mich aber einmal ganz entschieden davon überzeugt, dass an den eren Läppchen eine solche Vereinigung nur scheinbar vorhanden ‚ dass vielmehr die Vasa efferentia unter der Kapsel fort in die ierensubstanz treten, und mit jener nur durch Bindegewebe ziemlich ig verbunden sind. Nur an dem vordersten Nierenlappen sah ich En eine Erweiterung des mit den Harnkanälchen ecommunici- Vas efferens, hier ist die Erweiterung auch ganz so eiförmig sie Bidder abbildet, während die tiefer liegenden vollkommen rund sind. Es bedarf jödoch einer nochmaligen Untersuchung dieser Theile bei frischen Thieren, um eine endgiltige Entscheidung hier zu len, Gleichwohl ist meine Angabe ganz geeignet, um eine von Bidder ?) 2) A. a. O, pag. bh u, 55. #) A. a. O. pag. 62 u. 83. 176 selbst gemachte anderweitige Beobachtung zu erklären. Bidder sah nämlich nie in Harnkanälchen der unteren, Nierenläppchen Saamen- bestandtheile, wohl aber in jenem vorderen. Er nimmt zur Erklärung dieser Erscheinung die Existenz der ‘Flimmerzellen in der Kapsel: zu Hülfe. Die Richtung. der durch sie hervorgebrachten Bewegung geht gegen die Communication ‚mit: dem Vas efferens und trägt, wenn auch nicht einzig und allein, doch wesentlich dazu bei, ..dass kein Sperma in die Harnkanälchen' tritt: . Sieht man schon nicht wohl ein, wozu eine solche Communication: wäre, wenn sie nicht benutzt, werden soll, so sprechen. doch auch andere. Dinge gegen eine ‚solche Anwendung der Flimmerbewegung. Zunächst finde.ich dieselbe in der Niere der weiblichen, sowie der männlichen Frösche, und zwar.sowohl im vor- deren als auch: im hinteren Theil derselben; sie findet:sich ferner keines-- weges nur bei Sommerfröschen, : wie. das.‚Bidder\ mit: Zudiwig.t) anzu- nehmen geneigt ist; ich habe sie wenigstensi:auch; hei: Fröschen beob- achtet, die ich den Winter. über im Zimmer:hieltzl,sie findet sich endlich auch bei den Fischen 2), und lässt; sieh «hien um. ıvieles(leiebter und in grösserer Ausdehnung beobachten«i.Kunzılwir.: findemısie-.bei Thieren und zu Zeiten, in denen die .ihtvomBidden-windieirte Bedeutung. un haltbar ist;, es ist daher auch nicht.anzünehmeni,vdass:idie Flimmer- bewegung. in den männlichen‘ -Nierenbeihen anderen-Zweck habe, als bei den weiblichen und bei. .den! Fischnieren ji wbieineosolche: Commu- nication nicht besteht. Andererseits,/aberiswirdijeneriyerdere,.Nienen- lappen. der Tritonen, bei dem:iauch (ich einen, direetensZusammenhäng des Vas efferens mit der Harnkanälchen=-Anschwellüng baohachtete,iaus nur wenigen und sehr weiten; [Wihdurigen neinesil,eimfachenyI»nirgend sich: verästelnden 'Kanäles gebildetzies:.ists!daher; wohl demkbär, dass hier ‚der Uebertritt des Saamengahg&sifrüher;lenfolgt;.lalsıin «denlihin# teren Läppchen, in denen-er erst'kurzısor.lem., Eintritt An; den!JUrkten mit dem ‚Stammkanal des Läppchens‘«ommünieciewjinikegki der: ausped führte Saamen demnach: hier, einen kürzeren: W eg nunück sl: sd wird«en auch schneller in. den Ureter gelangen, -also seltener ‚hier: (pie aberıin den Harnkanälchen selbst) zur Beobachtung; Kommendnmloiv as 1er Nach all diesen Bedenken scheint es mir durchaus nicht!'unmöglichz dass uns jene bei Discoglossus und Bombinator beobachteten Verhältnisse; die eben nur wesentlich einfacher auftreten ‚:als bei allen übrigen ’Batra- chiern, den Schlüssel zur wahren Sachlage bieten, und dass -es/äusserst ‚ wahrscheinlich ist, dass auch bei diesen die Vasa efferentia wohl ‘durch die Nierensubstanz dringen, aber erst kurz vor dem Eintritt in den Ure- ler mit: den gerade verlaufenden Harnkanälchenstämmen communieiren. 1) Wagner’s Handwörterbuch, 44. Lieferung, pag. 631. A ?) Virchow und Reinhardt's Archiv, Beiträge zur Anatomie der gesunden und kranken Niere, pag. 449, Bd. II. r 177 Es bleibt mir noch übrig, über den Bau der Hoden bei Disco- glossus zu berichten, der sich gleichfalls durch seine eigenthümliche Einfachheit von denen anderer Batrachier unterscheidet. Trennt man die denselben von Aussen umschliessende ziemlich feste Kapsel, so sieht man leicht, dass jene Streifung, die schon durch letztere sichtbar - war, von einer grossen Zahl schlauchartiger Gebilde bewirkt wird, die, der Läuge des Hodens parallel, hinten und vorne zusammengehen und alle vorderen durch einen etwas schmäleren Halstheil mit dem Vas efferens communieiren, während sie mit ihren blinden hinteren Enden leicht zu isoliren sind. Eine sehr schwache Natronlösung macht diese Schläuche vollkommen durchsichtig, und betrachtet man sie so mit einer schwachen mikroskopischen Vergrösserung, so sieht man, dass sie zum grossen Theil mit sehr langen Spermatözoenbüscheln erfüllt sind; und zwar liegen dieselben im Hilse des Schlauches äusserst dicht, während sie je weiter nach dem Fundus, desto deutlicher pinselförmig _ auseinandergehen. Die Kopftheile der einzelnen Spermatozoen liegen dem ‚Fundus zu und sind’ dicht aneinander geheftet. Fig. 2 A gibt einen sol- ‚chen Schlauch bei 60facher Vergrösserung; B ein Spermatozoenbüschel bei 420facher Vergrösserung. Im Fundus des Schlauches liegen statt der Spermatozoenbüschel grosse zusammengeballte: Zellenhaufen, ‘deren einzelne Zellen nach der Behandiäng mit Natron noch völlig deutlich waren, wie denn überhaupt auch die übrigen Gewebstheile ziemlich ch erschienen. Fig. C gibt einen solchen Zellenhaufen‘,. der dem in Furchung begriffenen Dotter nicht unähnlich ist. Der Bau der bei wacher Vergrösserung völlig homogen erscheinenden Wandung ist, e stärkere Vergrösserungen mich lehrten, durchaus nicht so einfach. e einzelnen Schläuche werden durch lockeres Bindegewebe aneinander jefestigt und so in ihrer Lage gehalten. Zunächst dieser Bindegewebs- Shicht folgt eine Muskularschicht, deren Faserzellen äusserst 'zierlich deutlich meist longitudinal verlaufen, obwohl ich auch hier und a circulare Züge‘ sah. Der Muskellage folgt eihe structurlose Tunica pen, die jedoch mit dem sie bedeckenden Epitel nicht ganz so l wie Hie äussere Contour PerBaItE] sondern sich vielfach buchtet Erklärung der Abbildungen. Harn- und Geschlechtsorgane von Discoglossus pietus. n'Niere;' wUre- ter und Vas deferens; a Rudiment des Verbindungsganges der fötalen und bleibenden Niere; / Fettkörper; t Hode; v e Vas efferens. Natür- liche Grösse, 2. A Hodenschlauch 60 mal vergrössert; B Spermatozoenbüschel; € Zellen- _ haufen, 420 mal vergrössert. / Zoologische Skizzen von Dr. Max Schultze in Greifswald. Briefliche Mittheilung an Prof. Dr. v. Siebold. Von einer kleinen Excursion nach Cuxhaven, wo ich mich vom 21. bis 25. März d. J. aufbielt, vor Kurzem zurückgekehrt, erlaube ich mir, Ihnen einige Resultate dieses Ausfluges für Ihre. Zeitschrift mitzutheilen und diesen Bemerkungen zugleich Einiges über meine anderweitig fortgesetzten Untersuchungen an Turbellarien und ver- wandten Thieren einzuflechten. Der nächste Zweck meiner Reise war, Material für das Studium der Entwickelung der Nemertinen zu sammeln. Die Mittheilungen De- sor’s über die Embryonalzustände einer Eier legenden Nemertes-Art der amerikanischen Küste (Müller’s Archiv, 1848, pag. 541) enthalten die auffallende Angabe, dass die jungen Nemertinen-Embryonen, durch- aus abweichend von allen bisher bekannten Entwickelungsweisen, sich vor dem Auskriechen aus der meist mehrere Dotter zugleich um- schliessenden Kapsel erst häuten sollen, und zwar so, dass nicht nur der einfache Wimperzellen-Ueberzug, sondern mehrere tiefe Zellen- schichten zugleich abgestossen würden, und ein neuer wimpernder Embryo aus der abfallenden Hülle zum Vorschein komme. In der That ein bisher unerhörter Fall, der uns an eine Bildung wechselnder Generationen erinnern könnte, Da derselbe Forscher bei Polyno&- Jungen eine gleiche Häutung beobachtet haben wollte, diese jedoch neuerlichst gänzlich in Abrede gestellt worden ist (vgl. Busch, Unters. über die Entwickelung wirbelloser Seethiere, 1851, pag. 57), so konnte auch hier die Vermuthung, dass ein pathologischer Zustand für Normale gehalten, nicht ganz unterdrückt werden. x Dass Nemertinen eine Versendung von der Nordsee nach Greifs- wald recht gut vertragen, davon hatte ich mich durch Versuche, v Helgoland dergleichen zu beziehen, überzeugt. Da ich aber von meinem helgoländer Lieferanten, welcher bisher nichts weniger als | | | 179 Nemertinuen zu sammeln gewohnt gewesen, ‚doch nicht ganz befriedigt wurde, entschloss ich mich, selbst an’Ort und Stelle zu gehen, musste aber wegen knapp zugemessener Zeit, und weil eine regelmässige Ver- bindung nach Helgoland im ersten Frühjahr noch fehlt, diesmal Cux- haven: wählen - Die Küste ist hier ganz flach, unmittelbar beim Orte schlammig, weiter seewärts sandig. Keine Alge wächst auf dem weichen, bei _ jeder stärkeren Bewegung des Wässers veränderlichen: Meeresboden, und alle sonst in Begleitung der Seegewächse auftretende Thiere fehlen somit bier wie noch mehrere Meilen in die See hinein gänzlich. Ne- mertinen hoffte ich unter den Steinen des eine gute Viertelmeile an & * | der Küste sich hinziehenden Steindammes zu finden, welcher bei der Ebbe- eine reiche Fundgrube für Mytilus edulis, Littorea litto- riva, Balanus ovularis, Chthamalus germanus und mancherlei Crustaceen und Nereiden darbietet, und nach meinen Erfahrungen an der Ostseeküste und von Helgoland wie zum Wohnplatz von Ne- ‚mertinen geschaffen erschien. Aber alle Mühe, unter den aufgehobeuen ‚Steinen die ersehnten Würmer zu erspähen, war vergeblich. Erst auf der ‚einige Meilen nördlich liegenden Sandinsel Neuwerk fand ich ter wenigen Steinen, was ich suchte, geschlechtlich vollkommen En wickette Nemertinen von 2 Zoll bis A Fuss Länge (wahrscheinlich mit Nemertes olivacea Johnst. identisch), und a einen frisch en Eierschlauch, dessen Dotter noch in den ersten Stadien des chungsprocesses begriffen waren. - Der Vorgang des Eierlegens, welchen ich sowohl an den von Hel- od geschickt bekommenen als den auf Neuwerk gesammelten Ne- en zu Hause in aller Ruhe beobachten konnte, ist bisher, soviel weiss, nur von Oersted gesehen worden (Plattwürmer, pag. 25), cher Forscher jedoch über die Entwickelung der Eier Nichts hei- gt; Desor spricht nur von den schon fertigen Eierschläuchen. Die erationsorgane der Nemertinen bestehen bei Männchen wie Weib- aus vielen birnförmigen, isolirten Säckchen, welche unter der in der ganzen Länge des Thieres, mit Ausnahme des Kopfes, ‚gedrängt liegen, und entweder Eier oder Spermatozoen enthalten. -Oeflnungen dieser bei den grösseren Arten bis zu mehreren Hun- n vorhandenen Hoden oder Eierstöcken finden sich an der Peri- » des Körpers zerstreut, manchmal reihenweise. Schickt sich ein Thier zum Eierlegen an, so drückt sich dasselbe it etwas gekrümmtem und gleichzeitig contrabirtem Körper fest gegen 1 Boden des Gefässes, einen Stein, ein Laminarien-Blatt, und um- sich, soweit die Geschlechtsöffnungen reichen, mit einem durch- htigen, gallertartigen Schleim, in welchen das Thier eingehüllt, nur ‚dem Kopf und dem Aussersten Schwanzende hervorsehend unver- 180 rückt ein bis zwei Stunden verharrt. In diese 'Gallert presst nun die Nemertine die reifen und schon vorher befruchteten Eier so heraus, dass die, welche in einem birnförmigen Eierstock zusammenlagen, auch jetzt in ein Klümpchen vereinigt bleiben, in einer durchsichtigen Flüssig- keit suspendirt, von einer gemeinsamen wasserhellen, structurlosen Haut umhüllt, welche ein birnförmiges Säckchen darstellt, und ein Ab- druck des Eierstockfollikel ist. Desor hat diese flaschenförmigen Be- hälter, in deren jedem 4—20 und mehr Dotter locker eingeschlossen liegen, und sämmtlich in ‘die an Schneckeneier erinnernde Gallert ein- gebettet sind, von einer wahrscheinlich mit der unserigen Species iden- tischen Art der amerikanischen Küste gesehen und abgebildet. Nachdem die Nemertine so alle ihre Eier auf einmal gelegt hat, verlässt sie die festgeheftete Gallertröhre, deren Axenkanal, sei es durch Aufquellen der Wandungen oder durch Austüllung mit Schleim sofort fast ganz verschwindet. Die birnförmigen Eibehälter, welche Desor Flaschen nennt, sind alle mit ihrem länger oder kürzer ausgezogenen zugespitzten Ende gegen die Axe des Eierschlauches gewandt, hängen aber nicht einem centralen Strange an, wie Desor vermuthet, sondern endigen mit einer geschlossenen Spitze. Die klare Flüssigkeit, in welcher die Dotter schwimmen, nennt Desor nicht, wie‘ es bisher in ähnlichen Fällen ge- schehen, Eiweiss, sondern Biogenflüssigkeit, und rechnet sie mit zur Dottersubstanz. Die birnförmige Kapselmembran soll demnach der Dotterhaut, nicht aber der Eischalenhaut entsprechen. Dieser Auffassung kann ich mich aus'mehreren Gründen nicht anschliessen. Schon deshalb, weil, wie ich fand, die Flaschenmembran in ihren chemischen Eigenschaften dem Chitin sehr nahe steht, kann ich sie nur für eine Eischalenhaut, die eingeschlossene Flüssigkeit aber nur für analog dem Eiweiss erklären. Von den Eiern der Mollusken, auf - welche Desor dies® seine eigenthümliche Anschauung ebenfalls über! trägt, gilt das Gleiche. Der die sämmtlichen Eier einhtillende Schleim sehutzt dieselben vor dem Austrocknen, dem ‘sie zur Zeit der Ebbe ausgesetzt sein könnten. Unter dem Mikroskop zeigt derselbe keine geformten Be- standtheile, doch wird er nach und nach der Wohnplatz ausserordent- lich vieler Infusorien und Bacillarien, welche sich mit besonderem Wohlgefallen in demselben zu bewegen scheinen. Die sehr geringe Menge fester Bestandtheile desselben ist für eine genauere chemische Untersuchung dieser zu gleichem Zwecke bei so vielen Thieren ver- wendeten Substanz sehr hinderlich. Desor’s Angaben über die eigenthümlich und unregelmässig vor sich gehende Furchung der Eier kann ich nicht bestätigen. Am zweiten Tage sah ich die Bildung der ersten Furchen ganz auf dieselbe Weise, Zn 181 ‘wie sie bei anderen Thieren so oft beobachtet ist. Aus den beiden gleichen Hälften des Dotters bildeten sich vier, dann acht Abtheiluugen ‚und so fort. Am #4. bis 42. Tage erhält der kugelrunde Embryo einen 'gleichmässigen, äusserst feinen Ueberzug von Wimpern, und es be- gionen nun die Rotationen der Embryonen, welche in ihren Kapseln ‚Raum genug zum Durcheinanderschwimmen haben !). Die weitere Entwickelung schritt von jetzt an sehr langsam vor, jedoch bei allen meinen fünf Eierschläuchen gleichmässig, obgleich die- selben unter verschiedenen äusseren Einflüssen gelegt waren und in verschiedenen Gläsern aufbewahrt wurden. Freilich konnte ich ihnen den steten Wechsel frischen Wassers, den sie im Freien geniessen, - micht bereiten. Gleichzeitig mit der ersten Andeutung einer Differen- zirung innerer Org&ne, der Abgrenzung einer 'helleren Hautschicht, eines dunkleren Kernes, wahrscheinlich des späteren Darmkanales, und zweier keulenförmiger dunkler Stränge zu den Seiten des ersteren (wahrscheinlich die späteren Nervenstränge), sah ich den von Desor an Eiern vom 45. Tage abgebildeten hellen halbmondförmigen Fleck ‚erscheinen, welcher, nimmt man das die keulenförmigen Anschwellungen ") Die Besorgniss, dass die Nemertinen-Embryonen sich nicht weiter, als es "> oben beschrieben wurde, entwickeln würden, war upgegründet. Ohne dass die Embryonen eine andere Veränderung als die schärfere Abgrenzung einer - äusseren Hülle gezeigt hatten, konnte am 45. Tage nach dem Legen der Eier der Vorgang der Häutung, wie ihn Desor beschreibt, zuerst beobachtet _ und an den folgenden Tagen diese Beobachtung sehr häufig wiederholt werden. Aus dem kugeligen, träge rotirenden, keinerlei Contractionen der ‘ äusseren Hülle zeigenden Embryo, schlüpft ein lebhaft bewegliches,, zierliches neues Wesen mit vorn zugespitztem, hinten mehr abgerundetem Körper- ande. Während vorher keine Andeutung an den Nemertinen- Typus vor- - handen war, lässt sich jetzt die junge Turbellarie nicht mehr verkennen. Die abgeworfene Hülle fällt zusammen “und löst sich nach kurzer Zeit in Er einzelne Bruchstücke. Jener halbmondförmige Spalt an der Oberfläche der Larve, wie wir die erste Form des Embryo jetzt nennen wollen, entspricht dem Munde der jungen Turbellarie. Während schon vor dem Ablösen der - Hülle die junge Nemertine mit ihrem Wimperüberzuge frei in der Schale liegt, ist sie mit ihrem Munde noch an den Spalt der äusseren Hülle ge- u heftet, von dessen Rande sie sich am spätesten losmacht. Von inneren _ Organen ist nur der Darmkanal deutlich, vom Nervensystem, den Blut- und Wassergefässen ist noch keine Spur zu erkennen. Der Rüssel ist durch on reihenweis geordnete dunklere Körnchen im durchsichtigen Vorderende des Thieres angelegt. Die Wimpergrübchen scheinen durch einen schwachen Eindruck jederseits angedeutet. 1 Es ist eine eigenthümliche Art der Metamorphose, deren erstes Glied, die Larve, den embryonalen Typus nicht überschreitet, in sich ein neues Wesen entwickelt, welches aus der Hülle geschlüpft der erwachsenen Ne- mertine ähnlich sieht, und das einzige äussere Organ der Larve, den Mund, mit hinüber genommen hat. Bin 3 182 der fraglichen Nervenstränge enthaltende Ende als das vordere, diesem näher als dem entgegengesetzten liegt. Dies war gegen den 26. Tag. Die transparente halbmondförmige Stelle, welche Desor als im Innern des Embryo gelegen beschreibt und für die erste Erscheinung des Darmkanals hält, ist eine spaltartige Oeffnung an der Ober- fläche der jungen Nemertine, die Mundöffnung, von gewulsteten Lippen umgeben. Die regelmässigen concentrischen Schichten des Em- bryo habe ich nicht in der Weise gesehen, wie sie Desor abbildet. Ich konnte in der deutlich erkennbaren Aufeinanderfolge hellerer und dunklerer Parthien des Embryo nur die fortschreitende Differenzirung der schon beschriebenen inneren Organe erkennen. Aufs Höchste gespannt, ob der von dem amerikanischen Forscher wiederholt beobachtete und aufs Genaueste beschriebene Häutungsprocess eintreten würde, habe ich bis jetzt, länger als einen Monat nach dem Legen der Eier, vergeblich auf denselben gewartet. Die Embryonen schwimmen noch lustig neben einander in den Kapseln der Eier- schläuche herum, zeigen aber seit mehr als acht Tagen keine Ver- änderung, und ich muss fast fürchten, dass dieses lange Stillstehen in der Entwickelung nur ein Vorbote einer baldigen Auflösung vor er- langter Reife sein wird. Was die noch so sehr im Argen liegende Classification der Nemertinen betrifft, so will ich hier kurz andeuten, was ich von Gesichtspunkten zu einer naturgemässen Eintheilung dieser Würmer aufstellen möchte. Die grösseren Gruppen, welche Quatrefages, Oer- sted und Diesing bildeten, sind verfehlt. In der Einleitung zu meinen «Beiträgen zur Naturgeschichte der Turbellarien» habe ich die Ver- muthung geäussert, dass die Form und Bewaflnung des Rüssels viel- leicht ein passendes Eintheilungsprineip abgeben würde, Johnston hat schon die an der britischen Küste beobachteten Nemertinen nach der An- oder Abwesenheit des Stilets im Rüssel in zwei Abtheilungen ge- bracht (Magazine of Zoology and Botany, vol. I, pag. 529). Nachdem ich jetzt 46 Nemertinenspecies der Nordsee lebend unter- sucht habe und ausserdem durch Ihre Gtite in den Stand gesetzt wurde, einige grössere Mittelmeer-Arten zu vergleichen, ist mir obige Ver- muthung zur Gewissheit geworden, Mit dem Fehlen oder Vorhanden- sein des Stilets im Rüssel gehen nämlich Verschiedenheiten anderer Art Hand in Hand, auf welche bisher noch nicht hinreichend, zum Theil noch gar nicht, aufmerksam gemacht worden, und welche die anzugebenden Gruppen als im höchsten Grade natürliche erscheinen lassen. Ich will hier die Charakteristik derselben gegenüberstellen und bemerke noch, dass meine Eintheilung zwar nur auf Anschauung einer verhältnissmässig geringen Anzahl von Species beruht, ich aber bei Vergleichung aller mir zugänglichen Nemertinenbeschreibungen & 183 ‚Nichts gefunden habe, was gegen die Annahme spricht, dass nicht alle bisher bekannt gewordenen Arten in diese beiden Unterabtheilun- gen passen. In Bezug auf die von Quatrefages an der sicilischen Küste ‚gefundene Species Gerebratulus spectabilis (Ann. d. sc. nat., 3 Ser., Tom. VI, pag. 210) mit eigenthümlich kettensägenartiger Bewaffnung, kann ich die vielleicht etwas leichtfertige Vermuthung nicht unter- drücken, dass jene auf Tab. X, Fig. 7 abgebildete Waffe, über deren Sitz der Entdecker, wie er sagt, lebhaft bedauert, keine bestimmte Zeichnung entworfen zu haben, nur die unverdaute Reibeplatte einer verschluckten Nackt-Schnecke oder der Kiefer eines anderen See- thieres sei. Nemertinea. Centralnervensystem jederseits aus zwei Ganglien, einem vorderen und einem hinteren, bestehend, welche durch zwei Brücken, Bauch- und Rückencommissur, zusammenhängen, zwischen welchen der Rüssel hindurchgeht. Anopla. Rüssel ohne Stilet. Die vorderen Ganglien ver- binden sich mit ihren vorderen, lang ausgezogenen Enden zu der schmalen Rückencommis- sur.. Der Seitennervenstrang _ entsteht jederseits aus der vor- _ deren Portion der hinteren Ganglien, während die hinte- ren Enden dieser letzteren ab- gerundet enden. Die Bauch- _ eommissur wird von beiden Gan- lien gemeinschaftlich gebildet. _ Jederseits am Kopfe eine grosse, + manchmal sehr flache Längsfur- k he, an deren hinterem Ende ein ines Wimpergrübchen liegt. Enopla. Rüssel mit Stilet. Die vorderen Ganglien enden vorn abgerundet, die Rücken- commissur liegt als schmale Binde zwischen denRückenflächen die- ser Ganglien. Der Seitennerven- strang erscheint jederseits alsFort- setzung der ganzen hinteren Ganglien. Die Bauchcommis- sur wird von beiden Ganglien ge- meinschaftlich gebildet. Die grossen Längsfurchen des Kopfes fehlen. Die Wimper- grübchen sind vorhanden. Zu ersterer Gruppe gehören die grösseren Arten, Borlasia, Ne- rtes, Valencinia (letztere soll jedoch nach Quatrefages keine ichen Kopfgruben haben) u. A., zu letzterer die Gattungen Tetra- vemma, Polia u. A. Eine neue Verschiedenheit zwischen beiden Gruppen dürfte sich leicht noch in dem Verhalten der Wassergefässe herausstellen. Meine 184 Erfahrungen in diesem Punkte reichen nur soweit, dass ich bei einer Art der ersten Abtheilung in den Wimpergrübchen die äusseren Oefl- nungen des Wassergefässsystemes erkannte, während bei Tetrastemma obseurum, der zweiten Abtheilung angehörig, eine Beziehung jener Grübchen zu den Wassergefässen durchaus’ nicht entdeckt werden konnte, dagegen bei dieser Species sehr deutlich und wiederholt in der Mitte des Körpers die beiden Oeffnungen des Wassergefässsystemes aufgefunden wurden. Diese führten in einen kurzen weiten Stamm, von welchem aus‘ Verzweigungen nach vorn und nach hinten abgingen. Das auffallendste und bei der Untersuchung von Spiritusexemplaren auch ohne alle Schwierigkeit zu constatirende Merkmal ist dasjenige, nach welchem die Unterabtheilungen benannt sind, die An- oder Ab- wesenheit des Stilets im Rüssel. Schwieriger und nur bei lebenden Arten zu untersuchen sind die Unterschiede in der Form des Nerven- systemes. Die von mir beobachteten Nordseespecies zeigten die an- gegebenen Verschiedenheiten sehr bestimmt. Frühere Arbeiten über Nemertinen lassen sich in dieser Angelegenheit nicht benutzen, da selbst Quatrefages’ Abbildungen des Nervensystemes fehlerhaft sind, z. B. die Rückencommissur nirgends sich angedeutet findet. Die Lage der Wimpergrübchen lässt sich nur an lebenden Exemplaren aus- mitteln, die seitlichen Kopfgruben dagegen, welche bisher mit den Wimpergrübchen meist verwechselt wurden, sind auch an Spiritus- exemplaren meist sehr deutlich zu erkennen. Es folgt aus dem Angeführten, dass nur neue, umfassende Unter- suchungen lebender Species über den Werth der versuchsweise von mir aufgestellten Unterabtheilungen entscheiden können.. Es wäre diese interessante Thiergruppe wohl einer längeren, möglichst verschiedene Küstenpunkte berührenden Reise, werth. Von rhabdocoelen Turbellarien habe ich bei Cuxhaven nur Monocelis fusca Oerst. beobachtet, die einzige bekannte Species die- ser Gattung, welche ich bisher noch nicht zu Gesichte bekommen hatte. Die inneren Organe sind ganz wie bei den früher von mir beschriebenen Arten der Ostsee. Der Penis stellt eine kurze, als Ver- längerung der. Samenblase erscheinende Spitze dar, wie es Oersied schon erkannte. 2 Zwischen der prächtigen Algenflora der helgoländischen Küste leben mehrere eigenthümliche Rhabdoeoelen, die ich in der demnächst er- scheinenden zweiten Abtheilung meiner «Beiträge etc.» beschreiben werde. Daselbst soll auch den Dendrocoelen ein ausführliches Ca- pitel gewidmet werden. Leider habe ich von den im Meere lebenden Arten mit doppelter Geschlechtsöffnung, über welche Quaire- fages seine schöne Monographie schrieb, und welche jedenfalls eine eigene ‘Gruppe der Dendrocoelen bilden, kein einziges erwachsenes 185 Exemplar in der Nordsee beobachten können, und muss mich somit zunächst auf die bekannten Süsswasserarten und einige verwandte aus der Ostsee mit einfacher Geschlechtsöffnung beschränken, bei welchen ich jedoch noch genug Schwankendes zu befestigen und Unbekanntes zu entdecken gefunden habe. : Die Resultate meiner Untersuchungen will ich Ihnen hier kurz mittheilen. Was zunächst die Generationsorgane betrifit, welche zur Zeit der Geschlechtsreife. im Frühjahr neben dem verzweigten Darın im gan- zen Körper verbreitet turgeseiren, so fällt jederseits neben dem hbe- kannten muskulösen Schlunde leicht ein etwas geschlängeltes Gefäss auf, welches bei durchfallendem Lichte bräunlich, bei auffallendem weiss erscheint. Dasselbe wurde von Duges richtig als Vas defe- rens, von v. Baer als Keimleiter bezeichnet. Es reicht gegen das Hinterende des Thieres etwas über die Mundöffnung hinab, und mündet allmälig verengert in dem dickeren ‘vorderen Theil des nach hinten gerichteten muskulösen Penis. Dieser stellt eine konische, sehr be- wegliche und ausdehnbare Röhre dar, deren offenes, nach hinten ge- richtetes; zugespitztes Ende der Geschlechtsöffnung zugekehrt ist. Nur bei Planaria nigra trägt ‚derselbe eine Bewaffnung von zahlreichen rlickwärts gerichteten. harten Häkchen. Der Inhalt der Vasa deferentia besteht im geschlechtsreifen Zustande aus dichtgedrängten fadenförmi- ‚gen Spermatozoiden. Es ist nicht: leicht, die Bildungstätte dieser letz- teren zu entdecken. ‚Das Vas deferens scheint an dem vorderen, dem Penis entgegengesetzten Ende von einigen kugeligen Blindsäcken zu enispringen, welche ebenfalls dicht mit Sperma angefüllt sind. Ueber diese hinaus kann das Gefäss nicht verfolgt werden. .Duges und v. Baer aben diese Blindsäcke gesehen, ‚und bilden sie, zum Theil regelmässig ernförmig gruppirt, ersterer als Hoden, letzterer als Eierstock ab. lerdings enthalten diese Blindsäcke bei unyollständiger Geschlechts- » Entwickelungsstufen von Spermatozoiden, ‚stellen aber nur den leinsten Theil. des Hoden dar. Dieser besitzt eine unerwartete Aus- dehnung. Im ganzen Körper liegen sehr zahlreiche kugelige oder ovale schen zerstreut, : zum. Theil dicht aneinander oder nur durch die Jarm- und Dotterstockverzweigungen von einander getrennt, mit sehr er Wandung 'und engem Ausführungsgang, welche ganz denen glei- hen, die an der Wurzel des Vas deferens leichter wahrzunehmen sind. Die einer jeden Körperbälfte stehen mit dem entsprechenden Vas de- erens in Verbindung. In ihnen finden sich alle Entwickelungsstufen der Spermatozoiden, ähnlich, wie ich sie bei Monocelis in meinen ilrägen etc.» Tab. II. abgebildet habe. Es erinnert diese Bildung an die bei den Trematoden und Cestoden. Quatrefages hat bei seinen Meerdendrocoelen einen unserem Vas ferens ganz analogen Schlauch für den Hoden erklärt. Ich zweifle 186 keinen Augenblick, dass erneuerte Untersuchungen auch bei diesen Planarien eine Anordnung, ähnlich der eben beschriebenen, nach- weisen werden, : Die weiblichen Geschlechtstheile zerfallen in die Keim bereitenden, ausführenden und die Hülfsorgane. Nach den rhabdocoelen Turbella- rien und den Trematoden zu urtheilen, liess sich auch bier eine Tren- nung der Keim bereitenden Geschlechtstheile in Keim- und Dotterstock vermuthen, während die noch grössere Verwandtschaft mit den von Quatrefages untersuchten marinen Planarien, bei welchen eine solche‘ Trennung nicht stattzuhaben scheint, gegen eine solche Annahme spre- chen konnte. Meine Bemühungen, dies Verhältniss aufzuklären, sind durch Auffindung der stets von den Dotterstöcken getrennten Keim- stöcke belohnt worden. Es sind zwei kugelige oder birnförmige, sehr zartwandige Blasen mit engem Ausführungsgang, welche die Eikeime bereiten. Dieselben liegen zwischen dem Centralnervensystem und dem Schlunde also im vorderen Körpertheil nahe aneinander. Der Inhalt besteht aus‘ zahlreichen, dicht gedrängt liegenden, sehr blassen Ei- keimen von verhältnissmässig bedeutender Grösse mit Keimbläschen und Keimfleck. Diese Keimstöcke sind ziemlich schwer wahrzunehmen, wurden aber bei fünf Arten stets an gleicher Stelle und sehr deut- lich gesehen. Die Ausführungsgänge gehen mit einander convergirend nach ab- wärts neben dem Schlunde herab, und münden in einen Raum hinter der Mundöffnung und vor der Wurzel des Penis, in welchen sich auch die Dottermasse behufs der Eibildung ergiesst, und welcher durch die Scheide mit der Geschlechtsöffnung in Verbindung steht. Die Dottermasse findet sich in zwei dendritisch verzweigten Schläu- chen im Körper vertheilt, wie Sie in Ihrem Handbuche der verglei- chenden Anatomie bereits angegeben haben. Diese communieiren mit dem zur Eibildung bestimmten Raume, in welchem Dottermasse und eine Anzahl Eikeime zu einem Ei sich vereinigen, welches dann wäh- rend des Legens mit einer harten Schale bekleidet wird, zu deren Bildung höchst wahrscheinlich das Hülfsorgan dient, welches constant neben der Scheide liegt. Dieses räthselhafte Organ ist ein muskulöser birnförmiger Körper mit der Spitze der Geschlechtsöffnung zugekehrt und leicht gebogen, in seinem Innern einen Kanal enthaltend, welcher an dem dickeren, der Geschlechtsöffnung abgewandten, abgerundeten Ende des Organes blind endigt, wenigstens mit keinerlei Kanal oder Drüse im Zusammenhange gesehen werden konnte. Bei der Begattung wird der Same durch die ziemlich lange Scheide in den Raum, in welchen Dotterstöcke und Keimstöcke einmünden, übergeführt. Dieser Raum möchte demnach mit dem von Ihnen als Receptaculum seminis bezeichneten zusammenfallen. Höchst auffallend > | 187 ist, dass bei Planaria torva der Same in festen, retortenförmigen Sper- | matophoren verpackt übergeführt wird, welche man ein oder zwei an der Zahl nach der Begattung in dem beschriebenen Raume findet. Die aus einer braunen, chitinartigen Hülle bestehenden Spermatophoren platzen später, und fallen nach Entleerung des Inhaltes ganz zusammen. In diesem Zustande kann man sie im ersten Frühjahr bei fast jedem Individuum dieser Species sehen. Ich erinnere hier an die Beobach- tungen von Fr. Müller (Zeitung für Zoologie ete. von D’Alton und Bur- meister, No. 25, Juli 1849), welche ich selbst bestätigen kann, dass bei Clepsine complanata und wahrscheinlich bei vielen Regenwür- mern die Begattung durch Spermatophoren vermittelt wird. Das Nervensystem unserer Süsswasserplanarien besteht, wie schon Ehrenberg und F. Schulze sahen, aus zwei grossen, dicht bei einander liegenden und durch eine Brücke unter einander zusammen- hängenden Ganglien, von denen jederseits ein starker Nervenstrang nach hinten geht. Ein wesentlicher Unterschied in der Form dieses Systemes bei den Dendrocoelen mit doppelter Geschlechtsöffnung und _ denen mit einfacher und den Rhabdocoelen findet sonach nicht statt, nur bleibt es auffallend, dass die Centralganglien bei ersteren ungleich { leichter und deutlicher zu erkennen sind, als bei unseren Süsswasser- formen, wie dies aus den Quatrefages’schen Angaben und Abbildungen hervorgeht, und wie ich mich selbst an jungen Exemplaren von Pla- naria atomata auf Helgoland überzeugte. Von Gefässen besitzen unsere Planarien nur Wassergefässe mit oft über weite Strecken sich ausdehnenden schwingenden Wimper- läppchen in reichem Maasse versehen. Die beiden schon bekannten und leicht erkennbaren Hauptstämme münden in der Nähe des hinteren Körperendes mit einer einfachen, nicht contractilen Oeffnung nach aussen. Es muss auffallen, dass Quatrefages an seinen sehr durehsichtigen Meerdendrocoelen Nichts von den Gefässen noch den schwingenden Wimperläppchen erkannt hat, da sich doch annehmen lässt, dass dies System wasserführender Kanäle, welches in allen Ab- theilungen der Turbellarien nachgewiesen ist, den Mittelmeerarten nicht fehle. Blanchard’s Injectionen zeigen auch hier, dass, wollten wir uns ausschliesslich auf dieselben verlassen, sie mehr schaden als nützen würden. Die Lage und die äussere Oeflnung der Wassergefässe bei den arien erinnert an die entsprechenden Organe der Trematoden und Gestoden; nur die contractile Blase, welche bei den genannten oen an der äusseren gemeinschaftlichen Oeflnung der Wasser- ässe liegt, fehlt ersteren, und bildet einen, wenn auch nicht wesent- lichen Unterschied. Bei den Gestoden, bei welchen diese Blase erst kürzlich von van Beneden (Vers cestoides 4850) entdeckt wurde, gab 188 sie diesem Forscher, Veranlassung, das System wasserheller Kanäle, welche mit derselben zusammenhängen, dem sogenannten excerniren- den Apparate der Trematoden gleichzustellen, und dadurch leider die so erwünschte und bedeutende Entdeckung gleich in statu nascenti um ein nicht Geringes zu verkleinern. ' Van Beneden läugnet gänzlich jede der Ernährung oder Respiration dienende Function dieses Kanalsystemes, und stempelt dasselbe in dem Augenblicke, wo die Gelegenheit, end- lich ein Ernährungs- und Respirationsorgan bei diesen merkwürdigen darmlosen Geschöpfen zu besitzen, mit beiden Händen ergriffen werden sollte, zu einem Auswurfsorgan. Van Beneden’s Gründe für diese Auffassung liegen theils darin, dass er hier und da kleine Kügelchen aus den Gefässen nach der contractilen Blase strömen und dann nach aussen entleert werden sah, dass er also einen ausschliesslichen Strom von den Aesten nach den Stämmen, vom vorderen nach dem hinteren Körperende annehmen zu müssen glaubte, vorzugsweise aber, wie mir scheint, in der Aehnlichkeit, dieses Apparates der Cestoden mit einem gleichwertbigen der Trematoden, welcher ziemlich allgemein als exere- torisches Organ angesehen. wird. Es ist schon von Ihnen hervor- gehoben worden, dass eine Verwechselung des exceretorischen Appa- rates mit dem Wassergefässsysteme mehrfach vorgekommen, und wenn van Beneden hier in den gleichen Fehler verfallen, so trägt er nicht die Schuld allein. Jene einer verhältnissmässig nur geringen Anzahl von Trematoden zukommenden Schläuche, welche mehr oder weniger ‚dicht mit Fetttröpfchen oder Kalkkörperchen angefüllt sind, und einfach oder zwei- und mehrfach getheilt den Körper durchziehen und hinten mit einer Oeffnung ausmünden, ausserdem in ihrer gan- zen Länge contractil sind, können allein in Ermangelung eines besseren den Namen eines exceretorischen Organes verdienen; die wasserhellen starren Gefässe jedoch, welche in unendlich feinen Ver- ästelungen im Körper vertheilt sich zu stärkeren Stämmchen sammeln, und in den meisten Fällen mit einer contractilen Blase am hinteren Körperende ausmünden, ausserdem durch Wimperläppchen im Innern ausgezeichnet sind, heissen Wassergefässe, und werden nach dem jetzigen Stande der Wissenschaft als der Respiration vorstehend be- zeichnet. . Diesen letzten nun gleichen die Gefässe der Gestoden auf ein Haan, Nicht nur, dass von einem solchen fetten und kalkigen körnigen Inhalt, wie. in den oben beschriebenen contractilen Schläuchen der. Tremaz toden hier gar keine Rede ist, auch die einzelnen Körnchen, welehe van Beneden. sah, äusserst selten sein müssen, da mir niemals, auch bei angestrengtester Aufmerksamkeit dergleichen zu Gesicht gekomme sind:-so führen die starren, wasserhellen Kanäle der Gestoden auch die charakteristischen Wimperläppchen, welche wir nur bei 189 Wassergefässen zu sehen gewohnt sind. Diese Läppchen sind, wenn ich nicht irre, zuerst von Guido Wagner bei Cestoden beschrieben (siehe dessen Diss. inaug. Enthelminthica. Berel. 1848, pag. 25, bei Cysticereus tenuicollis, Müller’s Archiv. 4851, pag. 241, bei Tetra- rhynchus, Scolex und Triaenophorus). Van Beneden übergeht die- selben ganz mit Stillschweigen. Ich habe dieselben bei allen Cestoden, bei welchen ich darnach suchte, gefunden, bei Taenia, Bothriocephalus, Triaenophorus, Caryophyllaeus. Es bedarf, um die äusserst kleinen, nur in den feinsten Verzweigungen schwingenden Wimperläppchen zu erkennen, einer klaren 3—400maligen Vergrösserung und grosser Aufmerksamkeit. Was die contraetile Blase betrifft, in welche am hinteren Körper- ende die Längsgefässe der Cestoden einmünden, und welche gleich- ° zeitig mit van Beneden auch Joh. Müller sah (YInstitut. Octob. 1851, No. 929), so habe ich dieselbe bei verschiedenen jungen Taenien und Bothriocephalen und auch bei Garyophyllaeus deutlich erkannt. Bei - letzterem Wurme ist das Verhältniss der acht Längsgefässe zu der _ eontractilen Blase ein eigenthümliches. Letztere nimmt nämlich nicht unmittelbar die Gefässstämme auf, sondern diese münden in eine zweite kleinere, kugelige, nicht contractile Blase, welche in die Höh- - Jung der contractilen hineinsieht, gleichsam in dieselbe hineingestülpt ist, und an ihrem, dem Ausgange der contractilen Blase zugewandten _ Theile eine kleine Oeflnung trägt. Ganz ähnlich fand ich die Anord- ung auch bei manchen Disgörhein! so noch kürzlich bei dem von Cer- iria armata abstammenden. Durch die von hinten nach vorn ristaltisch fortschreitenden rhytmischen Contractionen der grösseren Blase wird die in derselben enthaltene Flüssigkeit in die kleinere und demnach in die Gefässe hineingetrieben. So gelangt eine Flüssigkeit, welche, wie sich aus dem Aufenthaltsorte der Entozoen ergibt, nicht nes Wasser ist, sondern Nahrungsstofle aufgelöst enthält, in das den zen Körper durchziehende Kanalsystem, und kann gleichzeitig zur ährung wie zur Respiration dienen. Feste, geformte Bestandtheile des Darmsaftes werden jedoch nur äusserst selten mit aufgenommen, © würden die feineren Gefässe verstopfen. So gelang es mir auch cht, dem Wasser oder Darmsaft beigemischte körnige Farbestofle in je Gefässe übergehen zu sehen. 4 Es erhellt, dass bei dieser Art der Thätigkeit der contractilen » und des mit derselben in Verbindung stehenden Gefässsystermes 8 Dunkel, welches bisher über der Ernährungsfunetion der mund- 1 darmlosen Cestoden schwebte, glücklich gelöst sein dürfte. Die am Steindamm bei Cuxhaven zahlreich vorkommenden Balanen ören zwei Gattungen, Balanus und Chihamalus, an. Während lie ersteren fast ausschliesslich auf den Schalen von Mytilus edulis Zeitschr. 1, wissensch. Zoologie. IV. Bd. 13 190 festgehefiet sind, und nur bei niedriger Ebbe 10— 15 Fuss unter dem Wasserspiegel der höchsten Fluth gesammelt werden können, finden sich letztere nur an Steinen ansitzend, und oft so hoch, dass sie kaum 4 — 2 Stunden des Tages vom Wasser bedeckt werden. An den Felsen Helgolands fand ich einzelne Individuen von -Chthamalus Philippii sogar so hoch, dass sie bei gewöhnlicher Fluth und stillem Wetter gar nicht vom Wasser erreicht werden, sondern oft Tage, ja Wochen lang ganz trocken liegen müssen, Dennoch wurden sie stets lebend angetroffen. Dass Chthamalus der kalkigen Basalplatte entbehrt, mit welcher Bala- nus auf seiner Unterlage aufruht, ist gewiss der Grund, wesshalb erstere die sichere Oberfläche eines Steines der einer zerbrechlichen Muschel- schale als Wohnplatz vorzieht. Von seiner Unterlage entfernt stirbt Chthamalus binnen wenigen Stunden, während abgesprengte Individuen von Balanus bei unversehrter Basalplaite so gut fortleben wie fest- geheftete, wie denn solche noch jetzt, einen Monat nach dem Ein- sammeln, lustig in meinen Gläsern leben. Fast alle Balanen enthielten mehr oder weniger ausgebildete Eier, welche in zwei Scheibchen zusammengehäuft in der Tiefe des Ge- häuses lagen. Von der Basalplatte sind sie nur durch eine dünne, dieser fest aufliegenden Haut (die sogenannte Mantelhaut) getrennt, in welcher die aus zahlreichen verästelten Schläuchen bestehenden Eier- siöcke eingebettet sind. Ueber den Hermaphroditismus der Balanen kann gar kein Zweifel sein, da die im Innern des Körpers liegenden beiden Hoden, aus kugeligen Blindsäcken bestehend, alle Entwicke- lungsstufen der Spermatozoiden aufweisen, und von ihnen zwei strotzend mit Sperma gefüllte Vasa deferentia zum Penis führen. Ich habe eine sehr grosse Zahl von Balanen frisch untersucht, aber nie eine Spur des Goodsir’schen Parasiten aufgefunden, Die Farbe der Eierplatten ist bei Balanus ovularis gelb, bei Ghtha- j malus germanus grauyiolett, Wie die Embryonen ins Freie gelangen, konnte ich bei eingesammelten Exemplaren beobachten. Während einer kleinen Pause in dem lebhaften Spiel der Cirren wurde plötzlich aus einer Oeffaung des Mantels neben der Mundöffnung ein ganzer Schwarm { der Embryonen mit ziemlicher Gewalt hervorgestossen, welche nun lustig in dichtem Gewimmel im Glase umherhüpften. Natürlich wurde meine Begierde sehr gross, die Metamorphose der. Balanen, welche trotz der Untersuchungen Thompson’s und Goodsir’s doch noch manches Dunkle enthält, genau verfolgen zu können. Die Larven, welche ich im freien Meere schöpfte, hatten noch alle die Ge- stalt der eben aus dem Ei geschlüpften Jungen. Offenbar war es noch zu früh, die von Thompson im Mai an der britischen Küste gefischten Cypris-artigen Entwickelungsstufen zu erhalten. Auch trugen ja noch fast alle ‚Balanen ihre Embryen bei sich. Ich nahm also eine gute 4 | 191 Portion der erwachsenen Thiere beider Gattungen mit nach Hause, um mein Glück mit dem Aufziehen der Jungen zu versuchen. Diese kann man sich sehr leicht in grosser Menge verschaffen, wenn man die Eier- platten aus den Thieren herausnimmt und in die zum Aufnehmen der Jungen bestimmten Gläser legt. Selbst wenn die Eier noch weit in der Entwickelung zurück sind, kriechen nach einiger Zeit die Jungen wohlgebildet aus und erfüllen in dichten Schaaren die Gläser, vorzugs- weise die Lichtseite derselben aufsuchend. In der Gestalt der Jungen von Balanus und Chthamalus ist nur ein geringer Unterschied. Wie bekannt, ist die Form des Körpers die der Cyclops-Jungen,- birnföormig, hinten zugespitzt, mit längerem (Balanus) oder kürzerem (Chthamalus) Stachel versehen. Ein grosses viereckiges braunrothes > Auge liegt in der Mitte des vorderen Körperrandes. Dasselbe gleicht, da es keine lichtbrechenden Medien zu besitzen scheint, und mitten auf dem zweilappigen Gehirn aufsitzt, eher dem schwarzen Fleck neben dem Auge der Daphnoiden und mancher Phyllopoden, auf dessen Be- deutung in embryologischer Beziehung kürzlich Zenker (Müller’s Archiv, 4851, pag. 1142) aufmerksam gemacht hat, als dem Auge eines er- wachsenen Cyclops. Dasselbe hat häufig das Ansehen, als sei es aus zwei Hälften zusammengesetzt; dies bewog mich, darauf zu achten, ob etwa in seinem ersten Auftreten beim Embryo zwei getrennte erst ‚später sich verbindende Flecke unterschieden werden könnten. Dies ist jedoch nicht der Fall, dagegen hat umgekehrt diese Form des Auges sicherlich Bezug auf das von Thompson gemeldete spätere Auftreten von zwei Augen, mit welchen die Cypris-artigen Jungen und auch die Lepaden nach Burmeister versehen sein sollen. Unmittelbar neben dem Auge entspringen zwei zarte, borsten- ige, ungegliederte Fortsätze von beiläufig */; der Länge des ganzen . welche bisher ‘übersehen worden sind. Ferner besitzt die Balane drei Fusspaare, von welchen das zweite und dritte ge- spalten ist, und das zweite an seinem ungespaltenen ersten‘ Gliede j eits einen starken Doppelhaken, sicherlich zum späteren Anheften immt, trägt. Der vorhin erwähnte Stachel am hinteren Ende ist t der Schwanz des Thieres, sondern gleicht eher dem Stachel der von Daphnia, indem er nur die Fortsetzung der Rückenhaut ist. ‚eigentliche Schwanz liegt vor jenem, ist sehr beweglich und trägt zwei lange Stacheln an der Spitze und einen kürzeren an jeder Seite. | Mund liegt an der Spitze einer rüsselartigen Verlängerung des Y ren Körpertheiles, der After zwischen Schwanz und Ricken- .» Von einem Herzen oder der Circulation einer körnerhaltigen keit habe ich an den äusserst durchsichtigen und für die stärksten sserungen des Mikroskopes vollständig brauchbaren Jungen Nichts en können. Die Muskeln sind quergestreift, die peripherischen 13 * 192 Nervenendigungen lassen sich in den Füssen, namentlich bei Essigsäure- ' Zusatz, ganz so erkennen, wie Leydig von Artemia angegeben.‘ Ganz ausgezeichnet konnten aber in den Cirren der ausgebildeten Balanen die peripherischen Ganglienkugeln mit den von ihnen austretenden bis in die Spitze der feinen Borsten verfolgbaren Nervenfäden erkannt werden. Die Hoffnung auf Beobachtungen über die Metamorphose der jun- gen Balanen ist bis jetzt nicht in Erfüllung gegangen. Die auf dem Meere eingefangenen, wie die erst in der Gefangenschaft zur‘ Ent- . wickelung gebrachten Jungen habe ich bis vier Wochen am Leben erhalten können, ohne dass die geringste Veränderung mit ihnen vor- ging, oder dass sie die Gelegenheit zum Festheften, die ich ihnen durch Einhängen leerer Mytilus-Schalen in die Gläser möglichst be- quem machte, benutzten. Sie starben ab, und so wird es mit den noch jetzt. zahlreich lebenden Jungen, welche erst später aus den Eiern ausgekrochen sind, auch wohl gehen. | Auf der. einige Meilen seewärts von Cuxhaven liegenden Insel | Neuwerk trifft man die Spuren von Arenicola piscatorum in ganz ausserordentlicher Menge. Indem ich bei der Ebbe über eine noch ° wenig von Wasser bedeckte Sandfläche hinging, sah ich zwischen den hier kaum einen halben Fuss von einander abstehenden Sandhäufchen, welche jeder Wurm zur Ebbezeit aufwirft, zahlreiche, birnförmige Gallertklümpchen von schön rosenrothem Ansehen und ungefähr Y/, Zoll Länge dem Sande aufliegen. Ich wurde im ersten Augenblicke an ge- wisse durchsichtige Aseidien erinnert. Näher untersucht, fand ich die- selben an einem Gallertstiel von etwa zwei Zoll Länge im Sande be- festigt, und erkannte, dass die rothe Farbe von einem Haufen rother Körnchen im Innern der farblosen Gallerte herrührte. Es sind dies die bisher, so viel mir bekannt, noch nicht beobachteten Eier von Are- nicola. In einem gallertartigen Schleim sind 3— 400 rothe Dotter ohne eine besondere, einer Eischalenhaut vergleichbare Hülle eingeschlossen. i Die auf einem Eleineis Raume zahlreich gesammelten Eiermassen mussten ganz frisch gelegt sein, denn es fand sich noch bei keinem Ei eine Spur von Furchung vor. Auch flottirten sie alle so gleichmässig in dem den Sand dünn bedeckenden Wasser und waren ganz frei von anhängenden Sandkörnern, welche sonst leicht an der Gallerte haften, dass ich glaube, sie khkien noch keine Fluth erlebt. # Die Entwickelung der Embryonen habe ich später an den mit bierher gebrachten Eiern genau verfolgt. Nach vollendeter Furchung erhalten die eirunden Embryonen keinen gleichmässig sie bekleidenden ‘Wimperbesatz, sondern zunächst (gegen den 40. Tag) nur einen Kranz sehr feiner Cilien in der Nähe des einen Endes, des vorderen, wie sich später herausstellt. Indem sich der Embryo er in die Länge streckt, 193 erscheinen bald hinter einander noch drei schmale Wimperzonen, eine ganz nahe vor der ersten, eine dicht hinter der ersten, die dritte unmittelbar am _ hinteren Körperende. Gleichzeitig treten zwei dunkelpurpurrothe Augen- flecke in der Breite des ersten Wimperkranzes auf. So wurden die Embryonen am 12. Tage gefunden. Die Wimpern sind sehr klein, nur mit stärkeren Vergrösserungen wahrnehmbar, und der Embryo, wel- cher jetzt eine Länge von %,"' hat, vermag sich nur langsam von der Stelle zu bewegen. Während die Länge der jungen Arenicolen immer mehr zunimmt, verändern oder vermehren sich die Wimperkränze durchaus nicht. Dagegen treten deutliche ringförmige Einschnürungen auf, welche den mittleren Theil des Thieres erst in k—-5 allmählig bis auf 40 sich mehrende Ringel abgrenzen, deren Entstehung an das -Hinterende des Thieres zu versetzen ist. Der Darm sondert sich als dunkler centraler Strang von der lichteren Leibeshöhle, in welcher einzelne Kügelchen bei den Contractionen des Körpers hin- und her- bewegt werden. Wie bei Nais wird der Verdauungskanal durch ebenso viele Bänder, als Ringel sich entwickelt haben, an die innere Oberfläche der Leibeswandung befestigt. Von einem Nerven- und Gefässsystem ist keine Spur sichtbar. Mit dem 20. bis 24. Tage gehen die Wimperkränze spurlos ver- loren, und die Jungen, eis sich schon vorher frei in der Gallert- ‚masse umherbewegten,, verlassen nun ihre gemeinsame Geburts- Nätte als hülflose träge Würmchen, welche nie die Freude des freien wärmens, deren so viele ihrer Familiengenossen theilhaftig wer- en, geniessen. Die Länge der Jungen beträgt jetzt Yy—%,". Die Form des Kör- s ist einfach walzenförmig, vorne zugespitzt hinten abgestuzt. Der nd liegt dicht hinter den eines lichtbrechenden Mediums entbehren- den Augen, und führt in einen muskulösen Schlund, dieser in den ade nach hinten verlaufenden und hier mit einem After endenden Zunächst erscheinen jetzt an den ersten Ringeln kleine Seiten- ten in Gruppen von drei oder vier beisammenstehend, welche an em Rande sehr zierlich gesägt sind und somit schon an die eben- alls gesägten, aber freilich unendlich kolossaleren Borsten der erwach- senen Arenicolen erinnern. Trotzdem, dass ich meinen jungen Wür- iern Gelegenheit gab, sich in Sand, von der Insel’ Neuwerk entnom- ‚ einzubohren, blieben dieselben ohne weitere Veränderung und ben meist schon ab. Die Bildung der Otolithen glaube ich jedoch angedeutet gesehen zu haben, indem vor den Augen, zu den jeiten des Kopfes, zwei scharf contourirte Bläschen entständen, mit genthümlich körnigem, jedoch nicht kalkigem Inhalt. Da die erwach- nen Thiere keine Augen besitzen, so werden die rothen Augenflecke "Jungen später schwinden. 194 Arenicola macht somit, nach dem, was bisher über die Entwicke- lung der Kiemenwürmer bekannt geworden, dadurch eine Ausnahme, dass seine Jungen nie frei schwärmen. Er nähert sich in dieser Be- ziehung den Lumbrieinen. Wie die Entwickelung nach dem Verlassen - der Gallerthülle weiter fortschreitet, wird nun, da man weiss, dass die Jungen im Frühjahr im Sande in der unmittelbaren Umgebung der Alten zu suchen sein werden, von dem verfolgt werden können, der dureh seinen Wohnort Gelegenheit dazu hat. Vielleicht könnte selbst dieser für die Oekonomie der Strandbewoh- ner nicht ganz unwichtige Wurm, welcher oft an ganzen ebenfalls san- digen Strecken, wie ich selbst beobachtete, zum grossen Leidwesen der Fischer fehlt, durch Uebertragung der Eier, deren Einsammeln keine Schwierigkeit hat, an andere Stellen verpflanzt werden. Von den im August vorigen Jahres bei Helgoland in ausserordent- lichen Mengen beobachteten Noctilucen, Echinodermen, Anneli- den- und anderen Larven, Sagitta, Tomopteris, Actinotrocha war bei Cuxhaven trotz des mehrere Tage anhaltenden schönen Wet- ters Nichts zu finden. Die Jahreszeit mag einen grossen Theil der Schuld tragen, denn da nach den Aussagen der Schiffer das Meeres- leuchten im Sommer sehr schön auch hier am Ausfluss der Elbe beobachtet wird, so werden gewiss in Gemeinschaft der Noctiluca auch manche andere der genannten Seethiere auftreten. Balanenlarven, eine Art grösserer Nereidenlarven mit mehreren Wimperkränzen und langen Borsten, den von Busch kürzlich abgebildeten nicht verwandt, einige Exemplare von Lizzia (Cytaeis) octopunctata und eine Beroe waren, ausser dem nicht wenig interessanten Heere von Infusorien, Rhizopoden und zierlichen Kieselpanzerorganismen, die einzige Ausbeute meiner Fischerei auf hohem Meere. Dass alle diese Formen lange Zeit in der Gefangenschaft lebendig bleiben können, hat der Versuch be- wiesen. Selbst die kleinen Sarsiaden schwimmen jetzt, einen Monat nach dem Einsammeln, noch lustig in meinen Gläsern umher, und ver- mehren sich trotz ihrer Kleinheit (sie messen nur 1” im Durchmesser) durch Sprossen. Es ist diese Lizzia dieselbe Species, an welcher Sars und Forbes die merkwürdige Prolification neuer Medusen an der Seite des Magenrohres beobachteten. Ganz wie Busch bei Sarsia prolifera die Knospung an den Wurzeln der Randtentakeln verfolgte, konnte ich am Magenrohre die Jungen sich hervorbilden sehen. Mein Wunsch, eine von Ehrenberg bei Cuxhaven gesammelte Na- vieula, von ihm Gemma genannt, wiederzufinden, deren Entdeckung durch die Angaben über eigenthümliche und sehr deutliche Bewegungs- organe wichtig geworden ist (Abhandl. d. Akad. d. Wissensch. z. Berlin 4839, pag. 402), ist nicht in Erfüllung gegangen. Während über die schneckenfussartige Sohle, welche nach Ehrenberg das allgemeine 195 Bewegungsorgan der Naviculaceen sein soll, viel hin und her geredet wurde, ohne dass freilich eine bestimmt bestätigende Beobachtung be- kannt geworden ist, hat der haarfeinen Füsschen bei Navicula Gemma, _ welche nach Ehrenberg’s Beschreibung ähnlich wie bei Rhizopoden vor- gestreckt und wieder eingezogen wurden, ja sogar gezählt werden _ konnten, Niemand, so viel mir bekannt, Erwähnung gethan. Eine Prü- fung dieser Beobachtungen mit Hülfe der vervollkommneten Mikroskope kann ein Bedürfniss genannt werden. e Unter den vielen grossen und sehr lebhaft sich bewegenden Navi- eulaceen, welche an der Küste der Nordsee gefunden werden, und von welchen viele, aus kleinen, bei der Ebbe zurückgebliebenen Lachen gesammelt, in meinen Gläsern fortleben, habe ich eine der Navicula Gemma sehr verwandte Species aufgefunden, welche sich von jener auf den ersten Bliek dadurch unterscheidet, dass sie an jedem Ende eine solche mit stark lichtbrechendem Kerne versehene Blase enthält, wie Ehrenberg an seiner N. Gemma zwei solche an einem Ende ab- bildet (a. a. ©. Tab. IV. fig. V). Der Kern gleicht einem Fetttröpfchen. So häufig auch bei Naviculis im Innern Fetttropfen gefunden werden, so selten scheinen diese in eine besondere Kapsel eingeschlossenen fett- tröpfehenartigen Kerne zu sein, welche in ihrem Ansehn lebhaft an einen Otolithen in seinem Bläschen erinnern. Auch die seitlichen Spal- ten des Panzers wurden wie bei Navicula Gemma, wenn gleich nicht ganz so deutlich, wie es nach der Ehrenbetg’schen Abbildung scheint, erkannt. Aber alle Aufmerksamkeit auf diese Oeffnungen der sehr ‚weglichen Exemplare, und die Anwendung sehr starker, vortreff- er, von Benedche und Wasserlein in Berlin gefertigter Objective ee ering mit Ocular I des Plöss! 750 mal) gab hier keine An- ung der Füsschen. Ueber meine fortgesetzten Beobachtungen dieser und einiger an- derer Nordseethiere behalte ich mir eine weitere Mittheilung vor. Greifswald, den 28, April 4852. Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Eingeweidewürmer von Professor Dr, F. Stein in Tharand. Hierzu Fig. 1—20 auf Taf. X. 1..Ueber eneystirte geschlechtslose Rundwürmer (Fig. a— A). Schon während meiner entomotomischen Studien, noch mehr aber in den Jahren 1846 und #7, als ich so vielfach den Darmkanal der Insecten auf Gregarinen untersuchte, begegneten mir in der Leibeshöhle einiger Käfer sehr häufig spiralförmig zusammengerollte, in mächtigen Cysten eingeschlossene, geschlechtslose Rundwürmer, auf welche ich die Aufmerksamkeit der Naturforscher noch einmal hinzulenken aus mehreren Gründen mich veranlasst sehe, obgleich uns v. Siebold bereits vor Jahren einen gehaltreichen Aufsatz über eneystirte Rundwlrmer geliefert hat ?). Unter der Bezeichnung Trichina (spiralis?) 2), welche aber nicht länger beibehalten werden kann, nachdem wir durch Zuschka ®) die ächte Trichina spiralis so genau haben kennen lernen, fasste v. Sie- bold alle von ihm in sehr verschiedenen Säugethier-. und Vögelarten, in‘ der Eidechse und im Rosskäfer gefundenen encystirten Rundwürmer zusammen. Mir will es nicht recht einleuchten, dass alle diese Rund- wurmformen ein und derselben Art angehören sollen, da ich an den von mir in Insecten gefundenen Rundwürmern specifische Unterschiede wahrgenommen habe; ich möchte vielmehr glauben, dass sie nur einen gewissen Entwickelungszustand repräsentiren, in welchen wahrschein- lich sehr verschiedenartige Rundwürmer in ihrer Jugend übergehen. Bei meinen Insectenzergliederungen erinnere ich mich nur im Te- nebrio molitor und seinen Larven, den bekannten Mehlwürmern, ferner !) Wiegmann’s Archiv für Naturgeschichte. 1838, I, S. 302 folg. 2) A. a. 0. S. 312. ?) ». Siebold und Kölliker, Zeitschrift für wissensch. Zoologie. III, S. 69. nat 197 in Blaps mortisaga und Geotrupes stercorarius eneystirte re angetroffen zu haben. Am leichtesten kann man diese beim Tenebrio molitor.studiren, da sie ihn und seine Larve zu allen Zeiten und an allen Orten zu bewohnen scheinen, und da die Cysten hier in bedeu- tender Anzahl dicht neben Binsitder vorkommen und so gross sind, dass sie schon dem unbewaffneten Auge auffallen. Die Cysten finden sich stets auf der äusseren, vom Blute der Leibeshöhle umspülten Oberfläche des Darmkanales, mit dem sie oft in einer Art von organischer Ver- bindung stehen. Will man sich selbst von der Richtigkeit der folgen- den Angaben überzeugen, so hat man nur nöthig, dem lebenden Insecte _ den Kopf abzuschneiden, mit der linken Hand den Rumpf zu fixiren und das von der rechten geführte Messer auf die Gelenkhaut zwischen dem letzten und vorletzten Hinterleibssegmente aufzusetzen. Schneidet man dann vorsichtig in dieselbe ein und übt man dabei zugleich mit dem Messer einen Druck auf das letzte Segment aus, so reisst man dieses ab und zieht gleichzeitig den an ihm ausmündenden Verdauungs- und Geschlechtsapparat mit aus der Leibeshöhle hervor. Isolirt man dann den Darmkanal und spült wiederholt mit Wasser die an ihm hängenden Fettkörpermassen ab, so wird man oft schon ohne weitere 'Säuberung mit dem Messer die auf der ganzen Oberfläche des darm- arligen Magens zerstreut sitzenden Cysten erkennen, deren Anzahl gar nicht selten 40— 50 beträgt. Die Cysten (Fig. 4) sind mehr oder weniger, plattgedrückt, im ‚Umrisse rundlich, oval oder abgerundet dreieckig mit unregelmässig welligem oder buchtigem Rande. Ihre Grösse schwankt etwa zwischen Yo—Y4"; je grösser sie sind, um so dicker, consistenter und opaker ‚sind auch ihre graulich- oder gelblichweissen Wandungen. Bei den Cysten von Y,” Durchmesser beträgt der Durchmesser der inneren Höhlung etwa Y,”, und ihre Wandungen scheinen beim ersten Anblick aus einer homogenen, von sehr feinen Moleeülen getrübten Substanz u bestehen, der nur in den innersten Lagen (Fig. ha) zahllose, sehr Sieht man aber genauer zu, so überzeugt man sich bald, we die en Substanz der ee aus einer er Masse mn his, aus wel- jervorleuchten. Bei den serien und ee Cysten, Bien "Wandungen noch weich und leicht aus einander zu drücken sind, sieht man stets ganz leicht, dass die Substanz der Cysten ganz und gar aus ‚kernhaltigen Zellen (ähnlich wie die Cystenhülle in Fig. 47) zusammen- jesetzt wird, die wesentlich mit denjenigen übereinstimmen, welche den Fettkörper des Mehlkäfers constituiren. Hieraus schliesse ich, dass # Cyste kein Absonderungsproduct des eingeschlossenen Rundwurmes 198 ist, sondern ich sehe sie für ein pathologisches Product der orgaui- sirenden Thätigkeit des Mehlkäfers an, wodurch der in die Leibeshöhle eingedrungene Schmarotzer eingehüllt und möglichst unschädlich ge- macht wird. Häufig liegen die Cysten ganz lose zwischen den Windungen des chylopoetischen Darmstückes und hängen mit demselben nur durch Lap- pen des Fettkörpers zusammen. Nicht selten sieht man aber auch einen starken Tracheenast von dem Magen nach der Cyste hin ab- gehen und sich auf derselben in zahlreiche Aeste (Fig. 4 cc) auflösen, welche die Cyste bisweilen sehr dicht umspinnen, und die sicherlich bei dem in der Gystenhülle vor sich gehenden Stoffwechsel betheiligt sind. Sollte nicht diese organische Verbindung der Cysten mit dem Magen durch Vermittelung der Tracheen, die doch bei den Insecten ge- wissermassen die Blutgefässe vertreten, eine, wenn auch nur entfernte Analogie zu der Verbindung darstellen, in welcher nach der hochwichti- gen Entdeckung von J. Müller *) der wunderbare, Schnecken erzeugende Schlauch mit dem Darmkanale der Synapten steht, und sollte man darum nicht auch diesen Schlauch als ein dem Darmkanal fremdes, parasitisches Gebilde ansehen müssen? Die Cysten der Trichina spi- ralis stehen nach den Beobachtungen von Luschka 2) ebenfalls durch ein zu- und abführendes Blutgefäss in organischem Zusammenhang mit dem Muskelgewebe, in welchem sie eingebettet vorkommen. ' Der in einer grösseren festen Cyste eingeschlossene Rundwurm liegt in derselben stets spiralföürmig zusammengerollt (Fig. 4 d); in den kleineren, weichen, einen breiartigen hohlen Zellenhaufen darstellenden findet man ihn dagegen oft in ganz unregelmässige Windungen zusam- mengekrümmt. In den letzteren hat der Wurm auch eine sehr ver- schiedene Grösse, und seinem weiteren Wachsthum kann die ihn um- hüllende, weiche, nachgiebige Zellenmasse kein Hinderniss entgegen- setzen. Die Würmer, welche ich aus den grössten Cysten hervorzog, waren durchschnittlich Y,—-Y,"' lang, und ihr grösster Breitendurch- messer betrug Y4;— Yo". Ihr Körper ist fast ganz walzenförmig, nur am vorderen Ende verjüngt er sich unbedeutend und ganz unmerklich bis zum Munde hin (Fig. 2); am hinteren Ende ziebt er sich hinter dem After (Fig. 3 c) plötzlich m einen etwas gekrümmten, stumpfkegelförmi- gen Schwanz zusammen, welcher am äussersten Ende ‚etwas platt- gedrückt erscheint und am Rande mit wenigen kurzen Stacheln besetzt ist. Oefters sah ich diese Stacheln von einer blasenartig über sie hin- wegsetzenden Haut überzogen (Fig. 3d), und dann machten die Sta- cheln den Eindruck, als seien sie nur Längsfalten des blasenförmigen ?) J. Müller’s Archiv für Anatomie. 4852, S. 1. 2A.a 0. 8. 72. 199 Schwanzanhanges. Bisweilen sind die Stacheln sehr kurz und schwer zu sehen, ganz vermisste ich sie aber nie. = Die Epidermis zeigt überall die gewöhnliche feine, dicht hinter einander folgende Querringelung (Fig. 2@), welche ich in der Zeich- nung nur zu beiden Seiten des Leibes angedeutet habe. Der Mund (b) ist eine einfache, runde Oeflnung, neben welcher sich jederseits ein ‚sehr charakteristischer, zugespitzter, dreieckiger, ohrartiger Fort- satz (cc) befindet, der bald ein- bald auswärts gekrümmt wird. Der Mund führt in eine Anfangs enge und dünnhäutige Schlundröhre (d), die nach kurzem Verlaufe zu einem langen, sehr dickwandigen mus- kulösen Bulbus -(e) anschwillt. Hierauf folgt, durch eine starke Ein- ‚schnürung getrennt, der fast den ganzen übrigen Körper durchsetzende, dünnwandige, darmartige Magen, welcher ebenso breit ist wie der - Bulbus der Schlundröhre, an seinem hintersten Ende (Fig. 3«) un- regelmässig blasig aufgetrieben ist und dann in einen sehr engen und ‚kurzen Mastdarm (Fig. 3b) übergeht. Von Geschlechtsorganen ist keine Spur wahrzunehmen, man müsste denn ein sehr kleines drüsiges Organ für ein Rudiment derselben an- sehen wollen, das sich aber bei allen Individuen genau an derselben Stelle vorfindet. Am vorderen Ende des Körpers bemerkt man näm- lich auf der einen Seite etwa in einer Entfernung von Y,,” vom Munde einen kleinen papillenartigen Vorsprung (Fig. 2 g), auf den bereits ». Siebold bei den von ihm beobachteten Trichinen aufmerksam ge- macht hat). Durch diese Papille mündet eine zwischen der Leibes- wand und dem Bulbus der Schlundrühre gelegene Drüse nach Aussen, welche aus einem sehr kurzen und feinen Ausführungsgang (h) und inem eiwa noch einmal so langen wurmförmigen Follikel (i) besteht. lche Bedeutung diese Drüse hat, weiss ich nicht bestimmt zu sagen. Entweder stellt sie wirklich den ersten Anfang zu den Geschlechts- nen dar, oder sie ist ein blosses Exeretionsorgan, dessen Abson- bgsproduct vielleicht den ersten Anstoss zur Cystenbildung gibt. In den älteren Cysten liegt der Wurm regungslos zusammengerollt, en, oder sich im Kreise mehr oder weniger lebhaft umherdrehen. aus der Cyste hervorgezogene und aus einander gebreitete Wurm t sich immer wieder spiralföürmig zusammenzurollen. sshöhle des Mehlkäfers? Darüber bin ich sichern Aufschluss zu n im Stande. Dass sie mit den Nahrungsmitteln des Mehlkäfers ; dessen Darmkanal eingewandert und durch die Magenwandungen die Leibeshöhle gelangt sein mussten, das schien mir darum sehr MA. a0. 8, 313. 200 wahrscheinlich, weil sich die Cysten an keinem anderen Punkte der Leibeshöhle, als unmittelbar auf der Oberfläche des Magens oder doch in der allernächsten Umgebung des Darmkanales vorfanden. Ich unter- warf daher den Inhalt des Magens einer sorgfältigen mikroskopischen Analyse, und nieht einmal, sondern ‚oft fand. ich im Speisebrei ganz junge freie Rundwürmer, die nur unlängst erst den Eiern entschlüpft sein konnten. Diese Würmchen (Fig. 5) waren nur Y,,”' lang und Y,,0” dick. Ihr vorderes Ende war stumpf zugerundet und der dickste Theil des ganzen Leibes; von hier aus verjüngte sich der Leib allmäblig nach hinten, ohne dass sich ein eigentlicher Schwanz abgesetzt hätte. Die Afteröffnung vermochte ich nicht deutlich zu unterscheiden, doch habe ich keinen Grund, ihr Vorhandensein zu bezweifeln. Die Mundöffnung (Fig. 5@) war stets sehr deutlich, und sie wurde von einem stumpfen wulstigen Vorsprung überragt, auf welchen ein nie fehlender, sehr spitzer, horniger Stachel (b), den das Thier bald einzog (Fig. 6), bald hervorschnellte und dabei den ganzen vorderen Theil des Leibes tastend hierhin und dorthin wendete. Dieser Stachel, dessen Spitze wenig- stens immer ganz deutlich und leicht zu beobachten ist, zeigte mir oft noch an seinem verbreiterten Grunde jederseits ein kleines Zähnchen (Fig. 7). Die Epidermis ist nur sehr schwach geringelt, am deutlich- sten noch in der vorderen Hälfte, nach hinten schwindet die Ringelung ganz. Das Innere des Körpers scheint fast homogen zu‘ sein, nur hier und da schimmern einzelne Reste von Zellenkernen (Fig. 5 ce) hindurch. In der anderen Hälfte konnte ich auch den Darmkanal als eine enge dünnhäutige Röhre (d) erkennen. Dass der spitze Hornstachel über dem Munde dazu bestimmt sei, dem Wurm einen Weg durch die Magenwandungen nach der Leibes- höhle zu bahnen, muss schon an und für sich höchst wahrscheinlich erscheinen. Die folgende, auch mehrmals gemachte Beobachtung be- weist dies aber ganz bestimmt. Ich traf nämlich in der Leibeshöhle auf dem Magen weiter entwickelte, aber noch nicht in Cysten einge- schlossene Würmer (Fig. 8) von Y, —Y,” Länge und Y,," Dicke. Sie waren noch mit dem charakteristischen Hornstachel (a) bewaffnet, ihr Körper war gleichförmig dick und hinten mit dem scharf abgesetzten Schwanz (5) wie die encystirten Würmer versehen, nur liessen sich an der Spitze des Schwanzes noch keine Stacheln wahrnehmen. Der After (c) war sehr deutlich vorhanden, und der scharf hervortretende Darmkanal zeigte sich genau auf dieselbe Weise und in denselben relativen Abständen in Schlundröhre (d), Bulbus (e), Magen (f) und Mastdarm (g) geschieden. Es kaun hiernach nicht dem mindesten Zweifel unterliegen, dass die drei eben beschriebenen Rundwürmer- formen nur Entwickelungsstufen einer und derselben Art darstellen. Wahrscheinlich gelangen die Eier dieser Art mit den Nahrungsmitteln 201 in den Darmkanal des Mehlkäfers, die aus ihnen im Magen ausschlü- pfenden Jungen bohren sich dann mit Hülfe ihres Mundstachels durch die Magenwandungen und rollen sich, in der Leibeshöhle angekommen, “wahrscheinlich bald darauf, und nachdem sie zuvor den Mundstachel abgeworfen haben, auf dem Magen oder in seiner nächsten Umgebung spiralförmig zusammen. Während sie nun ruhig auf derselben Stelle liegen bleiben, werden sie nach und nach durch von Seiten des Mehl- käfers erzeugte Zellen eingehüllt, und so lange diese nicht zu einer festen compacten Cyste verschmelzen, wächst der Wurm zwischen den ihn immer inniger umschliessenden Zellen fort. Ein solches Fortwachsen eines Thieres innerhalb einer weichen, nachgiebigen, sich selbst ver- grössernden Cyste ist kein isolirtes Factum. Man kann es z.B. sehr leicht und bestimmt bei den in einer sackarligen Cyste eingeschlosse- nen Ichneumonenlarven, welche der Gattung Anomalon angehören, und die sehr häufig in der Leibeshöhle der Kieferspinnerraupen vorkom- men, verfolgen !) Was aus er eneystirten Rundwürmern zuletzt wird, darüber habe ich zwar keine weiteren Erfahrungen; ich zweifle hodcch nicht daran, dass v. Siebold das Rechte getroffen. hat, wenn er annimmt, dass sie nur dann ihre letzte Entwickelungsstufe erreichen und geSchlechiäreif werden, wenn sie in den Darmkanal desjenigen Thieres gelangen, wel- ches der Species im fortpflanzungsfähigen Alter von der Natur als dauernder Wohnplatz angewiesen ist. Darum dürfen wir aber wohl nicht die encystirten Rundwürmer als auf ihrer Wanderung « verirrte» - Thiere bezeichnen; denn der Umstand, dass die Embryonen der uns _ hier beschäftigenden Rundwurmspecies mit einem zum Einbohren be- ‚stimmten Stachel versehen sind, deutet doch offenbar darauf hin, dass ‘von Haus aus darauf gerechnet war, dass unser Wurm seine Jugend ‚in einer anderen Thierart verlebe, als die ist, welche dem geschlechts- en Wurme zum Aufenthalte dient. Als welche Gattung und Species und in welchem Thiere der undwurm des Mehlkäfers in seinem ausgebildeten Zustande auftritt, ber weiss ich nicht einmal eine Vermuthung auszusprechen. Die ugung habe ich aber aus den mitgetheilten Beobachtungen von gewonnen, dass an die in neuester Zeit von mehreren For- ‚ zuletzt wieder so positiv von Leuckart?) behauptete Umwan- 3 von geschlechtslosen Rundwürmern in Gregarinen auch nicht i ‚ Entferntesten zu denken ist. Vergebens sehe ich mich für eine so ”) Vergl. darüber auch Ratzeburg: Die Ichneumonen der Forstinsecten, $. 81, und: Die Forstihsecten, Band III, Taf. IX, Fig. 47. Ich kann Ratzeburg's Beobachtungen nach eigenen vielfältigen Untersuchungen nur bestätigen. ?) Bergmann und Leuckart: Anatomisch -physiologische Uebersicht des Thier- reicher, S, 667. 202 inhaltsschwere Behauptung auch nur nach einem einigermassen stich- haltigen Beweise um; dagegen finde ich wohlbegründete Thatsachen, wie die von mir durch alle Stadien auf das Gewissenhafteste beobach- tete Entwickelungsgeschichte der Gregarinen, entweder ganz ignorirt, oder auf eine so gewaltsame Weise gedeutet, wie dies Leuckart thut. Zwar stützt man sich auf eine Beobachtung von Leydig *), welcher im Darmkanal einer grossen Terebellenart den directen Uebergang von Rundwürmern in Gregarinen gesehen haben will; aber beweist denn diese vereinzelte Beobachtung nur einigermassen überzeugend, was sie beweisen soll? Zeydig hatte sicherlich Gregarinen vor sich, wie die von ihm auf Taf. VII, Fig. 6 unter a, b und c dargestellten Figuren beweisen; was berechtigt denn aber, das bei d abgebildete Thier für einen Rundwurm zu halten? Weder in der Abbildung, noch in der zugehörigen Beschreibung ist irgend ein charakteristisches Merkmal eines Rundwurmes angegeben. Um ein Thier für einen Rundwurm in An- spruch zu nehraen, darf man sich doch wahrlich nicht auf eine ge- wisse Aehnlichkeit in der äusseren Körperform und in den Bewegun- gen verlassen, sondern man muss auch die feinere Organisation eines Rundwurmes nachweisen. Nun zeigt aber Leydig’s Abbildung des vor- geblichen Rundwurmes d, welcher sich in die Gregarinen a, b und c verwandeln soll, nichts weiter als einen mund- und afterlosen, structur- losen, häutigen Schlauch, welcher mit einer ganz homogenen Körner- masse erfüllt ist, in deren Mitte ein grosser, einer kernhaltigen Zelle gleichender Nucleus liegt. Dies sind denn doch die evidentesten Cha- raktere einer Gregarine, und damit redueirt sich die vorgebliche Um- wandelung eines Rundwurmes in eine Gregarine auf den so gewöhn- lichen Uebergang eben noch sich lebhaft bewegender Gregarinen in starre, durch Wasseraufnahme stärker aufgeschwollene Schläuche. Ganz ebenso verhält es sich ‘mit der Behauptung, dass sich Filarien des Regenwurmes in Gregarinen verwandelten, wie schon Kölliker gezeigt hat). Die vermeintliche Filarie, der Proteus tenax von Dwjardin, ist zuverlässig kein Rundwurm, sondern dasjenige gregarinenartige Thier, welches ich, ohne die ältere Beobachtung Dujardin’s zu kennen, in meiner Abhandlung über die Natur der Gregarinen ?) als Monoeystis agilis beschrieben und Taf. IX, Fig. 1—3 abgebildet habe. Es kann kein Thier geben, welches geeigneter wäre, über einen Zusammenhang zwischen Gregarinen und Rundwürmern, wenn ein solcher existirte, sicherern Aufschluss zu geben, als der Mehlkäfer. Stets trifft man in seinem Darmkanal ungeheure Schaaren von zwei ' ') J. Müller’s Archiv für Anatomie und Physiol. 4851, S. 230. 2) ». Siebold und Kölliker: Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. Bd. II, S. 443. ®) J. Müller’s Archiv. 4858, S. 182. 203 _ verschiedenen Gregarinenarten (Greg. polymorpha Hummersch. und Greg. cuneata m.) an, nicht selten finden sich zwischen denselben die oben beschriebenen sehr jungen Rundwürmchen, und ausserordentlich oft kommen in der Leibeshöhle ältere eneystirte Rundwürmer vor; aber _ niemals ist mir unter den Tausenden von Mehlkäfern, welche ich seit _ Jahren zergliedert habe, auch nur irgend eine Andeutung von Ueber- ‚gangsformen zwischen Rundwiirmern und Gregarinen begegnet. Da- gegen habe ich gerade beim Mehlkäfer den vollständigen Entwickelungs- eyclus der Gregarinen durch immer wieder bestätigt gefundene Beob- achtungen nachgewiesen; ich habe ferner in den vorstehenden Zeilen gezeigt, wie die zwischen den Gregarinen frei lebenden Rundwürmer durch die Darmwandungen in die Leibeshöhle hindurchwandern und sich hier eneystiren; es sind mir ferner in der sehr grossen Zahl von Insecten, in welchen ich Gregarinen auffand (die drei Arten abge- rechnet, von denen in diesem Aufsatze die Rede ist), niemals encey- stirte und nur selten freie, ascaridenartige Rundwürmer aufgestossen; endlich habe ich im Darmkanal des Mehlkäfers, wie der folgende Ab- schnitt lehren wird, zwischen den Gregarinen auch freie Bandwurm- ermbryonen angetroffen und diese auf dieselbe Weise nach der Leibes- ‚höhle Kinnbarw andern und sich encystiren sehen, wie die Rundwürmer, aus allen diesen Gründen muss ich jede Berichynp zwischen Grega: rinen und Rundwürmern von der Hand weisen. Der von mir im Geotrupes stercorarius beobachtete eneystirte Rund- ‚wurm ist derselbe, den schon v. Siebold beschrieben hat. Er kommt ehr häufig im Rosskäfer vor und stimmt so sehr mit dem Rundwurm 5 Mehlkäfers überein, und steckt in ganz ebenso gebildeten Cysten, ss er von denselben vielleicht nicht zu trennen sein dürfte, nur das hwanzende bietet einen Unterschied dar, der aber möglicher Weise unwesentlich sein könnte. Der Schwanz endet nämlich in einem Knöpfchen (Fig. 9a), welches auf der ganzen Oberfläche mit kurzen Stacheln besetzt ist. Die grössten Exemplare, welche ich aus den ysten hervorholte, waren noch etwas über %," lang und Y,,” dick. dieser Wurm entwickelt sich aus sehr kleinen, nur im Darm- nal des Rosskäfers lebenden, kurz walzenförmigen Würmchen, welche h hinten deutlich geschwänzt und über dem Munde mit drei von er getrennten spitzen Hornstacheln (Fig. 40 a und Fig. 40 *) be- sind. Auch im Darmkanal des Rosskäfers trifft man ungemein afig Gregarinen an, die aber zu einer ganz anderen Familie gehören, als die Gregarinen des Mehlkäfers; ich habe sie als Didymophyes pa- tadoxa beschrieben !). Nach Uebergängen zwischen den freien Rund- ärmern und der Didymophyes paradoxa sucht man hier abermals ') A. a. O. Taf. IX, Fig. 34. 204 vergeblich, und ist es wohl wahrscheinlich, dass Würmer, die in der Jugend und später einander‘ so ähnlich sind, wie die des Mehl- käfers und des Rosskäfers, sich in zwei’so völlig verschiedene grega- rinenartige Thiere umwandeln sollten, wie es Gregar. polymorpha und Didymopbyes paradoxa sind? . Wesentlich verschieden von den Rundwürmern des Mehl- und Rosskäfers sind die in Blaps mortisaga ebenfalls häufig vorkommenden encystirten Rundwürmer. Die Cysten (Fig. 41) derselben sind oval und kaum Y,,” lang, also viel kleiner als die im Mehl und Rosskäfer. Der Wurm ist kaum 4,” lang und Y,,"” breit 2 sein walzenförmiger Körper verengert sich hinter dem After (b) in einen scharf zugespitzten, wehrlosen Schwanz. Von den zwei ohrförmigen Fortsätzen neben dem Munde, welche die beiden vorigen Rundwurmformen auszeichnet, ist keine Spur vorhanden, dagegen wird durch eine mehr oder weniger ausgeprägte ringförmige Einschnürung hinter dem Munde eine Art Kopf (a) abgesetzt. Einen seitlichen Porus mit zugehöriger Drüse ver- mochte ich nicht aufzufnden. Der Verlauf des ganzen Darmkanales (ec) schirmmert deutlich durch die Körperwandungen hindurch; eine scharfe Gränze zwischen Schlundröhre und Magen sah ich nicht, der Mastdarm aber setzt sich wieder sehr deutlich als eine viel engere Röhre ab. Nicht selten traf ich in den Cysten abgestorbene, in eine käseartige, rothbraune Masse zerfallene Würmer. Auf die Entdeckung freier jün- gerer Würmchen im Speisebrei des Darmkanales habe ich noch nicht die nötbige Aufmerksamkeit verwendet. Darauf muss ich aber noch hinweisen, dass im Darmkanal von Blaps mortisaga fast immer Gre- garinen vorkommen, die aber wieder einer anderen Gattung angehören, als die Gregarinen des Mehl- und Rosskäfers. Ich habe sie als Stylo- rhynchus longicollis beschrieben 1) und nie eine andere Umwandelung an ihnen beobachtet, als das Zusammentreten zweier Individuen zur Conjugation und Cystenbildung. Schliesslich mache ich noch auf die relativen Grössenverhältnisse zwischen den in denselben Thieren vorkommenden Gregarinen und Rundwürmern aufmerksam. Die grössten Gregarinen des Mehlkäfers werden kaum %," lang, während die Rundwürmer dieses Käfers eine Länge von Y,” erreichen; die jüngsten Rundwürmer, welche ich beob- achtete, waren Y,5” lang, die jüngsten Gregarinen lassen sich noch weit unter %/,o0” herab durch alle Grössendimensionen hindurch ver- folgen. Wer nun einen Zusammenhang zwischen Gregarinen und Rundwürmern behauptet, der nimmt entweder an, dass sich die Rund- würmer in Gregarinen verwandeln, oder er lässt die Gregarinen in Rundwürmer übergehen. Im ersten Fall würden beim Mehlkäfer doch 4 ı) A. a. ©. Taf. IX, Fig. 21. dar 205 nur die grösseren Gregarinen aus den kleinen, frei im Darmkanal lebenden Würmchen hervorgehen können; was fängt man dann aber mit den jüngeren Gregarinen und mit den grösseren encystirten Rund- würmern an? Im Een Fall würden die Gregarinen, deren erster _ Ursprung dunkel bliebe, allmählig zu Rundwürmern heranwachsen; on müssten die Rundwürmer stets grösser sein als die Gregarinen, was schon beim Mehlkäfer nicht immer der Fall ist, noch weniger aber be ‚Blaps mortisaga, wo die Gregarinen die bedeutende Grösse von 2" erreichen, während die Rundwürmer nur Y,,” lang sind. Doch ich will nicht weiter nach Gründen gegen eine,Behauptung ‚suchen, die durch die bekannte Entwickelungsgeschichte sowohl der Rundwürmer als der Gregarinen ganz allein widerlegt wird. Die Gre- garinan kommen nun hoffentlich zur. Ruhe und bleiben die einfachen hiere, wofür sie v. Siebold, Kölliker, v. Frantzius und ich von An- - fang an gehalten haben. Die geschlechtliche Fortpflanzung gehört nicht wesentlich zum Begriffe eines Thieres, und. es ist sicherlich ein grosser Irrthum, wenn man glaubt, dass alle. Thierformen, welche sich nicht ı Eier und Zoospermien fortpflanzen, blosse Entwickelungsstufen _ höher organisirter Thierformen seien. Die Infusorien werden allem Rai- sonnement zum Trotz selbstständige Thierformen bleiben, obgleich man bei ihnen niemals eine geschlechtliche Fortpflanzung nachweisen wird. ur f 2 Ueber die Entwickelung der Bandwürmer (Fig. 12— 20). Durch v. Siebold wurde schon vor mehr als funfzehn Jahren die ilige Entdeckung gemacht, dass sich in den Bandwürmern ein Em- ausbildet, der anscheinend aus einer homogenen Substanz be- einen einfachen ovalen oder rundlichen Körper darstellt und mit us- und einziehbaren hornigen Häkchen bewaflnet ist. Diese ung ist später von‘ Dujardin und Kölliker bestätigt und erwei- worden %); aber über die Bedeutung jener sechs Häkchen und über e weitere Entwickelung der Bandwurmembryonen ist man bis heute 10ch ganz im Dunkel geblieben. Ich bin im Stande, diese Lücke we- stens für eine Bandwurmspecies auszufüllen, die ein um so grösseres sse darbieten dürfte, als sie in der unmittelbaren Umgebung des fenschen in Staunen ertegenden Massen vorkommt und möglicher Weise "zu dem menschlichen Bandwurm, der Taenia solium, entwickeln üte. Das Material zu ineinen Beobachtungen verdanke ich abermals m unschätzbaren Mehlkäfer und seinen Larven; doch fand ich bisher ir an einer einzigen Localität Bandwürmer in diesen Insecten, aber )) Siehe ». Siebold: Vergleichende Anatomie, S. 456. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. Bd, IV. 14 206 hier so häufig, dass mir jedes zweite oder dritte untersuchte Indivi- duum' Bandwürmer, und zwar nicht einzelne, sondern gewöhnlich 20— 30 Exemplare lieferte. Diese Localität war die Pfarrwohnung meiner Vaterstadt Niemegk. Hier beobachtete ich zuerst im Jahre 4847 eneystirte Bandwürmer in der Leibeshöhle von Mehlkäferlarven, welche ich in einem Composthaufen sammelte, der in einem vom Wohngebäude und einem Kubstall eingeschlossenen Gartenwinkel aufgehäuft lag. Das Studium dieser Cysten zeigte mir sofort, dass die sechs Häkchen des Bandwurmembryos in gar keiner Beziehung zu dem Hakenkranze des Bandwurmkopfes standen, sondern dass dieser sich ganz selbstständig nach erfolgtem Abwerfen der embryonalen Häkchen bildete, welche somit nur dieselbe Bedeutung ‚haben konnten, wie der Mundstachel der im Mehlkäfer lebenden Rundwurmembryonen. Ich theilte- eine kurze Notiz über diese Beobachtungen R. Leuekart mit, und darauf bezieht sich die Anmerkung in dessen Schrift‘ über die Morphologie und die Verwandtschaftsverhältnisse der wirbellosen Thiere S. 69. Anderweitige Arbeiten lenkten meine Aufmerksamkeit von der weiteren Verfolgung der Entwickelungsgeschichte der Bandwürmer ab, bis ich endlich in den Herbstferien des vergangenen Jahres Musse fand, meine , abgebrochenen Untersuchungen an derselben Localität wieder aufzu- nehmen. Der Composthaufen war nicht mehr vorhanden, und ich nahm nun meine Zuflucht zu dem Getreideboden und den dort befindlichen Mehlbebältern. Theils in den letzteren, noch viel häufiger. aber zwi- schen den Ritzen der Dielen unter ganz zernagten Getreidekörnern und unter den hier ‘und da zerstreut liegenden Fassdeckelu und Dach- schindeln hielt ich eine ‚reiche Ernte an Käfern sowohl als auch an Larven, und diese waren sämmtlich im strengsten Sinne des Wortes so mit jungen, auf den verschiedensten Entwickelungsstufen stehenden Bandwürmern gespickt, dass ich die Zahl der auf dem Getreideboden vorhandenen Bandwurmindividuen, ohne mich ‚einer Uebertreibung, schuldig zu machen, weit in die Millionen schätzen muss. Aber nicht bloss so viele Bandwürmer enthielten die Meblkäfer, sondern eine noch grössere Anzahl encystirter Rundwürmer und eine, jede Schätzung übersteigende Zahl von Gregarinen. Wie man bei einer solchen Ver- breitung von lebenden Keimen noch an eine generätio. aequivoca den-. ken kann, das begreife ich wahrlich nicht. er Die Bandwürmer des Mehlkäfers sind stets in Cysten eingeschlos- sen, welche ebenso über die ganze Oberfläche des Magens. vertheilt en und auf dieselbe Weise mit denselben in Zusammenhang stehen wie die Rundwurmeysten, mit denen sie fast immer gleichzeitig, aber gewöhnlich in geringerer Anzahl vorkommen. Die ausgebildeten Bandwurmeysten lassen sich schon mit blossen Augen von den Rund- wurmeysten unterscheiden; denn sie sind stets mit einem mehr oder EB 207 _ weniger entwickelten Schwanze versehen, dessen Ende zwischen den zottenartigen Blinddärmehen des Magens festsitzt, während die eigent- liche Cyste frei im Blute der Leibeshöhle schwimmt. Dem blossen Auge erscheinen daher die Bandwurmeysten wie ganz kleine, in die ‚Magenwandungen eingesenkte Stecknadeln. Die am häufigsten vor- kommenden Cysten hatten die in Fig. 12 und 13 abgebildete Gestalt, und nur diese Form lernte ich bei meiner ersten Untersuchungsreihe kennen. Die ganze Cyste ist sehr plattgedrückt; sie zerfällt in den _ linsenförmigen, im Umrisse bald rundlichen, bald eiförmigen, bald abgerundet dreieckigen Körper A, welcher allein die eigentliche Cyste bildet, und ‚in den von ihm durch eine ringförmige Einschnürung ge- 'rennten, soliden, spatelförmigen Schwanz B, welcher um die Hälfte oder das Doppelte länger ist als der Cystenkörper und dessen grössere "Breite der Breite des Cystenkörpers entweder ziemlich gleichkommt, oder sie sogar noch etwas übertrifft. Der Durchmesser des: Cysten- körpers beträgt durchschnittlich %,,” und der Durchmesser seiner Bere Höhlung Y,2"”. Der Cystenkörper ist ia Fig. 12 nach dem eren horizontalen Durchschnitt gezeichnet, vom Cystenschwanz ist aber hier, wie in den anderen Figuren, nur die Oberflächenansicht { . Die Substanz der Cyste ‚gleicht ganz der trüben, blasig- Masse, aus welcher die Cysten der Rundwürmer des Mehl- käfers bestehen; auch sieht man hier in den innersten Schichten des Dystenkörpers ebenfalls jene zahlreichen groben Körner (a) auftreten, welehe wohl Kalkkörnchen sein mögen. Der Schwanz der Cyste besteht durch und durch aus derselben Substanz, wie die Wandungen _ des Cystenkörpers, nur in seiner Axe, bald mehr nach der Basis, bald mehr nach der Spitze zu enthält er gewöhnlich einen hellen, wie es mit Flüssigkeit gefüllten Hohlraum (Fig. 12 D, 435), der aber aus in keiner Communication mit dem inneren Baar des Cysten- steht. Höchst beachtenswerth ist der Umstand, dass auf der Oberfläche les Schwanzes einer jeden Cyste ohne Ausnahme sechs hornige Häk- sn (Fig. 42, 43 ccc) vorkommen, in welchen man sofort dieselben n erkennen wird, welche die Bandwurmembryonen im Eie aus- Diese Häkchen liegen regellos über den Cystenschwanz zer- gl doch sieht man meistens je zwei einander genähert. Auf den hiedenen Cysten finden sie sich an ganz verschiedenen Stellen; m rücken einige Häkchen auf die Oberfläche des Cystenkörpers. z vermisst habe ich sie bei den Hunderten von untersuchten Cysten als; doch habe ich einige Male nur vier oder fünf aufgefunden, welchem Fall natürlich die fehlenden Häkchen nur in Folge der fäparalion verloren gegangen waren. Jedes Häkchen (Fig. 18) ist #5 — "10" Jang und besteht aus zwei gleich langen Hälften, nämlich 14 * 208 einem stielförmigen, an der Spitze nach der einen Seite hin etwas ge- bogenen und verbreiterten Grundstück (@) und dem auf dieser Verbrei-- terung unbeweglich festsitzenden, spitzen, sichelförmigen Endhaken (b). Der in der Höhlung des Cystenkörpers eingeschlossene Bandwurm hat im Allgemeinen die Form eines Apfels oder einer Melone und füllt die Cystenhöhlung fast genau aus. Stellt man das Mikroskop so ein, dass man nur die äussere Oberfläche des Bandwurmkörpers zur An- sicht bekommt (Fig. 13), so sieht man in der Mitte des vorderen Endes eine trichterförmige Vertiefung (d), und aus dem Innern schimmern die vier Saugnäpfe (ee) und der mit Haken bewaffnete Rüssel (f) mehr oder weniger deutlich hervor. Stellt man dagegen das Mikro- skop Liefer ein, so dass man den mittleren horizontalen Durchschnitt des Bandwurmes übersieht (Fig. 42), so überzeugt man sich, dass der Kopf desselben auf ähnliche Weise in den blasig aufgetriebenen Leib zurückgezogen ist, wie dies v. Siebold so genau bei den von ihm ent- deckten encystirten Bandwürmern des Arion empiricorum auseinander- gesetzt hat!). Mir gelang es niemals, den Bandwurm unverletzt aus seinen Cysten herauszupressen; ich habe daher noch keine Anschauung von dem ausgedehnten Zustande des Wurmes erhalten können. Obne Zweifel würde er aber dann, abgesehen von der verschiedenen Ge- stalt des Kopfes, der Abbildung sehr ähnlich sehen, welche v. Siebold auf der seine Abhandlung erläuternden Taf. XIV, Fig. 2 gegeben hat. In der trüben Grundsubstanz des Leibes sind die bekannten Kalkkörper- chen der Bandwürmer in grosser Zahl eingebettet (Fig. 12.d). Die Saugnäpfe des Kopfes (ee) sind fast kreisrund; der Rüssel (f) hat eine birnförmige Gestalt und ist am Ende mit einem einfachen Kranze von Häkchen gekrönt, deren Zahl ich nicht ganz absolut bestimmen konnte. ; Am häufigsten zählte ich 29 oder 30 Häkchen; mit voller Sicherheit kann ich aber nur angeben, dass die Zahl der Häkchen nicht weniger als 28 und nicht mehr als 32 betragen kann. Jedes Häkchen (Fig. 49) besteht aus einem umgekehrt kegelförmigen oder fast walzenfömigen Grund- stück (@) und einem queren, schief aufgesetzten Endstück (bc). Die der Axe des Rüssels zugekehrte Hälfte des Endstückes (c) ist stumpfer und gerader, die nach aussen gekehrte, zum Einhäkeln bestimmte Hälfte (d) spitzer und stärker hakenförmig gekrümmt. Die horizontale Projection des queren Endstückes kommt der grössten Höhe des gan- zen Häkchens gleich; beide betragen nämlich noch nicht ganz Yoo". Zwischen den Saugnäpfen und dem Rüssel verläuft ein deutliches Ring- gefäss (Fig. 129), von welchem nach abwärts vier einfache Längs- gefässe (h) ausgehen, zwei auf der vorderen Seite (die in unsere R Figur allein dargestellt sind) und zwei auf der hinteren. n 7 !) Zeitschrift für wissensch. Zoologie. II, S. 203. Mi * hy 209 - Die. verschiedene Gestalt und Grösse der auf dem Cystenschwanz gelegenen embryonalen Häkchen und der Häkchen des Bandwurmkopfes deutet schon darauf hin, dass beide in gar keinem Zusammenhange _ stehen. Man kann aber auch die selbstständige Bildung der Rüssel- häkchen leicht verfolgen. Oft trifft man nämlich encystirte Bandwürmer, deren Rüssel noch keine Spur von Häkchen oder doch nur einen Kreis von überaus feinen Pünktchen zeigt. An noch anderen Exemplaren - sieht man einen Kranz von ganz einfachen, sehr kurzen, etwas ge- krümmten Stacheln (Fig. 13 f und Fig. 20), an welchen EN nicht das quere hakenförmige Endstück ausgebildet ist. Hieraus folgt, dass die - Rüsselhäkchen ganz selbstständig entstehen und dass sie sämmtlich gleichzeitig angelegt werden. So weit war ich mit meinen Untersuchungen schon im Jahre 1847 - gediehen, und ich schloss daraus, dass die Eier unserer Bandwurm- species vom Mehlkäfer gefressen würden, dass die aus den Eiern im Magen ausschlüpfenden Embryonen mittelst ihrer sechs Häkchen durch die Magenwandungen in die Leibeshöhle hinüberwanderten, hier von einer Cyste umhüllt würden, auf der die nun dem Embryo unnützen und darum von ihm abgeworfenen Häkchen zurückblieben, und dass - bierauf endlich die Umwandelung des homogenen Embryos in den - eigentlichen Bandwurmleib vor sich gehe. Diese Schlüsse, welche auch die gleichzeitig beobachtete Entwickelungsgeschichte der Rund- würmer des Mehlkäfers an Jie Hand gab, erwiesen sich bei den neue- ren Untersuchungen im Jahre 1851 als völlig richtig. Es glückte mir zwar nicht, Baudwürmer im Magen des Mehlkäfers zu finden, ich traf ber einige Male Embryonen, die eben erst dem Eie entschlüpft sein konnten. Diese erschienen als fast runde oder abgerundet dreieckige ben (Fig. 15) von ganz homogener, durch zahllose feine Pünkt- en getrübter Substanz, in welcher noch keine Spur von den ge- wöhnlichen Kalkkörperchen wabrzunehmen war. Auf der Oberfläche Embryos, welcher 33” im Durchmesser hatte, Jagen sechs paar- eis einander genäherte Häkchen (a), die in jeder Berichong mit den en auf der Oberfläche des Cystenschwanzes übereinstimmten. weitere Organisation war an dem Embryo durchaus nicht zu rscheiden. Ausserdem fand ich sehr häufig in der Leibeshöhle rings um den gen herum encystirte Bandwürmer auf den verschiedensten Ent- ekelungsstufen. Die jüngsten Cysten von %/,,"” im Durchmesser waren *h ganz weich, breiartig und einfach rundlich, ohne Spur von Schwanz Fig. 46). Auf ihrer Oberfläche lagen die abgestossenen embryonalen keben (4 a), und die mit den Häkchen versehene Seite der Cyste gte in der Mitte einen etwas vertieften Hof (b), welcher aus einer dünneren Lage von Zellen bestand, als der weiter nach aussen 210 gelegene Theil (c) der Cystenwandung. Dieser Hof scheint darauf hin- zu deuten, dass die Zellen, welche die Cystenwandung zusammen- setzen, sich zuerst an der Peripherie des Embryos bilden und von hier aus nach und nach seine Oberfläche überwachsen. Quetscht man eine solche Cyste behutsam mit einem dünnen Deckgläschen (vergl. Fig. 17, wo aber eine etwas grössere Cyste dargestellt ist, die bereits einen 4,6” breiten Embryo einschliesst), so sieht man die Cysten- höhlung nach innen scharf abgegränzt, und die Cystenwandung erscheint als eine trübe Grundmasse, in der theils noch unverletzte zarthäutige, kernhaltige Zellen (aa), theils zahllose durch Zerquetschen der Zellen frei gewordene Zellenkerne (b b) zu unterscheiden sind. Die an den älteren Cysten viel schwieriger noch zu erweisende Zusammensetzung der Gystenwandungen aus kernhaltigen Zellen ist hiernach eine ganz sichere Thatsache. Da nun der Bandwurmkörper eine ähnliche Zellen- structur niemals zeigt, die Cystenwandungen der im Mehlkäfer leben- den Rundwürmer aber ganz aus denselben Elementen bestehen, so muss‘ auch die Cystenbildung um die Bandwurmembryonen von der f organisirenden Thätigkeit des Mehlkäfers herrühren. Der in der, Fig. 47 abgebildeten Cyste eingeschlossene Bandwurmembryo (d) hat sich zwar j schon bedeutend vergrössert, aber noch zeigt er keine Spur von der 7 späteren Bandwurmorganisation, er gleicht bis auf die abgestossenen Häkchen noch ganz dem embryonalen Zustande (Fig. 45). Die weiteren Veränderungen des eneystirten Embryos bestehen, \ sobald er den Umfang der in den geschwänzten Cysten (Fig. 12 u. 43) enthaltenen jungen Bandwürmer erreicht hat, darin, dass sich an sei- nem vorderen abgestutzten Ende (Fig. 17e) eine immer weiter nach innen vorschreitende trichterförmige Vertiefung bildet, und dass sich gleichzeitig im Qentrum des -Embryonalkörpers aus der- resorbirten Grundsubstanz der Kopf mit seinem Rüssel und Saugnäpfen organisirt, Ich traf häufig in Cysten, die bereits fast so gross waren als die in Fig. 13 abgebildete, Bandwurmembryonen, durch deren Körperhülle nur erst ganz schwach contourirte Saugnäpfe und ein noch völlig wehr- loses Rüsselrudiment hervorschimmerte. Diese Embryonen zeigten auch noch keine Spur von abgelagerten Kalkkörperchen, sondern diese er- schienen erst, nachdem sich der Bandwurmkopf im Innern des Em- bryonalkörpers völlig ausgebildet hatte. Aus diesen Beobachtungen geht zuvörderst hervor, dass die ganz constante Art und Weise, in welcher der junge Bandwurm in seiner Cyste zusammengezogen liegt, nur das Resultat seiner eigenthümlichen Entstehungsweise aus dem Embryonalkörper ist, und dass wir also nicht dem Gedanken Raum geben dürfen, die jungen Bandwürmer seien ursprünglich ausgestreckte, frei bewegliche, aus Kopf und Leib bestehende Würmer gewesen, die erst später bei der Eneystirung den Dr eu Kopf in den Leib zurückgezogen hätten. Gegen diese Annahme dürfte auch noch der Umstand sprechen, dass ich niemals an den encystirten Bandwürmern des Meblkäfers auch nur die leisesten Bewegungen wahr- nehmen konnte, sondern sie lagen immer ganz starr und regungslos im ihrer Cyste. Ferner lehren die vorstehenden Beobachtungen, dass die Band- würmer vom Eizustande an bis zum Erscheinen der specifischen Band- wurmorganisation keinem Generationswechsel unterworfen sind, sondern dass sie nur eine einfache Metamorphose durchmachen. Die Annahme eines Generationswechsels bei den Bandwürmern würde sich hiernach nur dann noch rechtfertigen lassen, wenn man die einzelnen Glieder, aus welchen der Körper des entwickelten Bandwurmes besteht, für eben so viele Individuen ansähe. Ob eine solche Deutung sich ohne Zwang durchführen lässt, das will ich hier dahingestellt sein lassen. > Die eneystirten Bandwürmer des Mehlkäfers zeigen niemals auch nur den Beginn einer Gliederung an ihrem blasig ausgedehnten Hinter- leibe, sondern sie verharren durchaus in dem Fig. 12 dargestellten Zustande, in welchem sie fast ganz einem Gysticercus gleichen. Alle Öysticercusarten sind auch ohne Zweifel nichts weiter als das zweite, auf den Embryonalzustand folgende Entwickelungsstadium von Band- - würmern, welches aber in Folge einer Anhäufung hydropischer Flüssig- keit im Hinterleibe krankhaft entartet zu sein scheint und sich viel- leicht nicht mehr zu der entwickelten Bandwurmform zu. erheben vermag, von der es abstamınte. Unsere encystirten Bandwürmer da- gegen werden niemals hydropisch, und sie entwickeln sich daher ge- wiss zu geschlechtsreifen Bandwürmern, wenn sie auf einen ihrer eren Entwickelung förderlichen Boden gelangen. Zu welcher aus- gebildeten Bandwurmspecies die eneystirten Bandwürmer des Mehl- fers gehören, darüber dürften diejenigen Helminthologen wohl Auf- ss ertheilen können, welchen reiche Bandwurmsammlungen zu ebote stehen. Es würde nur nöthig. sein, die Bandwurmarten mit 28 — 32, in einem Kreise steheden Rüsselhäkchen zu vergleichen, um zu sehen, ob sich darunter eine Art findet, deren Häkchen genau: in estalt und Grösse mit den von mir möglichst sorgfältig in Fig. 49 Ideten übereinstimmen. Die Angaben über Zahl, Grösse und der Rüsselhäkchen sind in den mir zugänglichen helminthologi- 1 Schriften viel zu unvollständig, als dass ich darauf nur irgend vage Vermuthung gründen könnte. So finde ich z. B. in dem t so reichhaltigen Helminthenwerke von Dujardin nicht einmal die der Küsselhaken des menschlichen Bandwurmes, geschweige denn on Form und Grösse angegeben. Aller Wahrscheinlichkeit nach lebt lie gesuchte entwickelte Bandwurmart in einem Hausthiere, vielleicht sie gar der menschliche Bandwurm selbst; denn eine Uebertragung 212 der Bandwurmeysten des Mehlkäfers in den Darmkanal des Menschen dürfte bei dem massenhaften Vorkommen derselben in einem wesent- lichen menschlichen Nahrungsmittel keine unübersteiglichen Schwierig- ‚keiten darbieten. Viel leichter noch müssen die Bandwurmeysten in den Darmkanal der Haussäugethiere gelangen,’ da diese so gewöhnlich mit der Kleie gefüttert werden, in der sich immer Mehlkäfer und ihre Larven aufhalten. Schweine und Hühner, welche so vielfach ihre Nah- “ rung an Orten suchen, wo die Mehlkäfer massenhaft verbreitet sind, z. B. in Composthaufen, und welche so begierig lebende Inseeten und ihre Larven verschlingen, könnten ebenfalls den günstigen Boden für die weitere Entwickelung der encystirten Bandwürmer abgeben. End- lich dürften aber auch noch Mäuse, Ratten und insectenfressende Raub- thiere in Betracht zu ziehen sein. ? Schliesslich will ich noch auf eine eigenthümliche Form von Band- _wurmeysten aufmerksam machen, welche ich erst ganz zuletzt in eini- gen Mehlkäfern neben den gewöhnlichen Cysten auffand. Ich habe eine dieser Cysten in Fig. 44 nach einer schwächeren Vergrösserung abge- bildet. Der Cystenkörper (a) hat genau die Grösse, wie die in Fig. 1% und 13 abgebildeten Cysten und umschliesst auch einen ganz ebenso gebildeten Bandwurm, der Cystenschwanz (b b) ist dagegen 8—10 Mal länger, und in seinem vorderen Theile um die Hälfte, ja sogar um das Doppelte breiter als der Cystenkörper; er verschmälert sich dann nach hinten sehr bedeutend und schwillt zuletzt wieder keulen- föürmig an. Die Axe des Cystenschwanzes schien mit einer gallert- artigen Masse erfüllt zu sein, welche als ein mehr oder weniger be- stimmt begränzter Hof (cc) durch die äussere zellige Substanz des Cystenschwanzes hervorschimmerte. Letzterer erhielt hierdurch ganz das Ansehen einer Insectendrüse. Diese enorme Entwickelung des Cystenschwanzes, die ich in einigen Mehlkäfern an vielen Cysten beob- achtete, scheint mir nur eine zufällige üppige Bildung zu sein; denn auch hier steht der enceystirte Bandwurm in durchaus keinem Zu- sammenhang mit dem Cystenschwanz, und die sich mir zuerst auf- drängende Vermuthung, dass sich vielleicht der Bandwurmleib in das Innere des Cystenschwanzes hinein verlängere, erwies sich bei näherer Untersuchung als ganz irrig. Tharand, den 20. Mai 1852. ; Erklärung der Abbildungen. Die meisten Figuren sind nach einer 300maligen Linearvergrösserung enl- worfen. Wo dies nicht der Fall ist, da ist die Vergrösserung speciell angegeben. Fig. 4. Ein eneystirter Rundwurm aus der Leibeshöhle des Mehlkäfers. a Die innerste, von zroben Körnern (Kalkkörnchen?) zetrübte Schicht der Br N ereen j = ” a m. 42. BB Cystenwandung; bb einzelne hervorschimmernde Kerne der Zellen, aus welchen die Cystenwand zusammengesetzt ist;-cc ein starker, vom Magen des Mehlkäfers nach der Cyste abgehender und auf derselben sich verästelnder Tracheenast, welcher theilweis auch ein Lappen c’ c' des Fettkörpers begleitet; d der in der Höhle der Cyste eingeschlos- sene, spiralförmig zusammengerollte Rundwurm. Das vordere Ende eines noch grösseren, aus seiner Cyste befreiten Rundwurmes. aa Die quergeringelte, nur zu beiden Seiten des Leibes dargestellte Epidermis; b der Mund; cc zwei geührte, tentakelartige Fortsätze neben demselben; d die Schlundröhre; e bulbusartige An- schwellung derselben; / Anfang des Magens; 9 papillenartig hervor- tretende Mündung des Ausführungsganges A einer Drüse i von unbe- kannter Bedeutung. Das hintere Ende desselben Wurmes. a Ende des Magens; b Mast- darın; c After; d Schwanzspitze mit Stacheln bewaffnet, über welche ein häutiger Ueberzug hinweggeht. Das Schwanzende eines anderen Rundwurmes derselben Art mit freien Stacheln. Die jüngste Entwickelungsstufe des vorigen Rundwurmes, welche frei im Darmkanal des Mehlkäfers lebt, von der Seite gesehen und bei 450maliger Vergrösserung. «a Der Mund; b der Hornstachel, mit wel- chem der Wurm die Magenwandungen des Mehlkäfers durchbohrt und in die Leibeshöhle wandert; cc einzelne Zellenkerne oder deren Reste; d der schwach aus dem Innern hervorschimmernde, nur im vorderen Theil der Leibeshöhle beobachtete Darmkanal. Der Vordertheil desselben Wurmes mit eingezogenem Mundstachel. Der stark zusammengekrlimmte Vordertheil eines anderen Individuums init hervorgestrecktem Mundstachel, welcher an seinem Grunde noch mit zwei kleinen Zähnchen versehen ist. x Ein bereits in die Leibeshöhle gedrungener, aber noch nicht encystir- ter, etwas älterer Wurm derselben Art nach nur 300maliger Vergrösse- rung. a Der Mundstachel; b der Schwanz; c der After; d die Schlund- röhre ; e die bulbusartige Anschwellung desselben; f Magen; g Mastdarm. Das Hinterleibsende eines encystirten Rundwurmes aus der Leibes- höhle des Geotrupes stercorarius. « Die knopfartige, mit Stacheln besetzte Schwanzspitze. Der Jugendzustand desselben Rundwurmes, wie er sich frei im Magen des Geotrupes stercorarius findet, von der Seite gesehen. a Die Mundstacheln. 40*. Der Vordertheil desselben Thieres vom Rücken gesehen. Ein encystirter Rundwurm aus der Leibeshöhle der Blaps mortisaga. a Das kopfartig abgesetzte Vorderende; b der After; c der Darmkanal. Eine Bandwurmeyste aus der Leibeshöhle des Mehlkäfers. A Der Cystenkörper, welcher die eigentliche Cyste bildet und allein den ganzen contrahirten Bandwurm einschliesst, im mittleren horizontalen Durchschnitt dargestellt. B Der Cystenschwanz von der Oberfläche gesehen. a Die innere körnerreiche Schicht der Gystenwandung; b ein hellerer Hof in der Axe des Cystenschwanzes; ce c die sechs Em- bryonalhäkchen; d Kalkkörper; ee Saugnäpfe; f der mit einem voll- ständig entwickelten Hakenkranz bewaffnete Rüssel; g das Ringgefüss; hh die beiden vorderen Längsgefässe. Fig. Fig. 4 Fig. ! Fig. Fig. Fig. Fig. 13. 46. AT. 49. 20. 214 Eine andere Bandwurmcyste aus der Leibeshöhle des Mehlkäfers. A Der Cystenkörper. Der eingeschlossene Baudwurm ist mehr schematisch dargestellt, wie er sich im Allgemeinen bei Betrachtung seiner äusseren Oberfläche zeigt. a, b und c haben dieselbe Bedeutung wie in Fig. 12; d die trichterförmige Vertiefung; ee die vier Saugnäpfe des Band- wurmkopfes; / der mit einem noch sehr unvollständig entwickelten Hakenkranz bewaffnete Rüssel. B. Der Cystenschwanz. Eine ungewöhnliche, sehr langgeschwänzte Bandwurmeyste bei nur 450maliger Vergrösserung. «a Der Cystenkörper, in welchem allein der Bandwurm steckt, der nicht weiter entwickelt ist als der encyslirte Bandwurm in Fig. 12; bb die zellige Rindensubstanz des Cysten- schwanzes; cc die leichtere, flüssige (?) Axensubstanz; dd drei Em- bryonalhäkchen auf der Oberfläche des Cystenschwanzes; die drei anderen sind verloren gegangen. Der frei im Magen des Mehlkäfers aufgefundene Bandwurmembryo, welcher sich mittelst der sechs Embryonalhäkchen a einen Weg durch die Magenwandungen in die Leibeshöhle bahnt. Eine in der Bildung begriffene Bandwurmeyste, welche einen noch ganz unveränderten Bandwurmembryo einschliesst, der nur seine sechs Häkchen a a abgestossen hat; b eine etwas vertiefte, noch sehr dünn- häutige Stelle der Cystenwand; cc der dickere Theil der Cystenwand. Eine ähnliche, aber etwas ältere Bandwurmeyste, behutsam gequetscht. a a Einzelne unverletzt gebliebene kernhaltige Zellen, welche die Cysten- wandung zusammensetzen; bb Zellenkerne, welche durch Zerquetschen der Zellen frei wurden; ece die sechs Embryonalhäkchen; d der noch ganz homogene Bandwurmembhryo; e sein vorderes abgestutztes Ende, an welchem sich nächstens die trichterförmige Vertiefung (Fig.43 d) bildet, Ein 450 mal vergrösserter Embryohaken. «a Das Grundstück; b der Endhaken. Zwei einzelne Häkchen von dem Fig. 42 / abgebildeten Rüssel des en- eystirten Bandwurmes bei 450maliger Vergrösserung. a Das Grund- stück; b die nach aussen und c die nach innen gerichtete Spitze des queren Endstückes. In der Bildung begriffene Rüsselhäkchen (vergl. Fig. 43 f) bei 450ma- liger Vergrösserung. Ueber eine Knochenplatie im hinteren Sklerotikalsegment des Auges einiger Vögel, von Dr. M. Gemminger. Mit Taf. XI. tn m Schon ein flüchtiger Anblick der Spechteschädel zeigt eine auf- fallende Stärkeentwickelung des ganzen Baues dieses Körpertheiles vor ‚anderen Vogelgattungen. Noch ınehr. findet diese Beobachtung ihre - Bestätigung bei einer genaueren Untersuchung der einzelnen Kopf- - knochen dieser Vögel. Der massive Schnabel mit seiner derben Horn- bekleidung, die starke, mit vielen Grübehen für die Kiele der Scheitel- federn bedeckte Schädelwölbung, an deren Aussenseite sich eine tiefe e*) zur Aufnahme der Zungenbeinhörner, die durch ein von der Protuberanz des Stirnbeines nächst der Schnabelwurzel quer herüher- afendes Ligament in ihrer Lage erhalten werden, befindet, — die igen, wohl eingelenkten Quadratknochen, welche eine Luxation Unterkiefer erschweren, — die mit langem, seitlichen Fortsatz ver- henen Stabbeine und die durch Vorsprünge gut geschützten Ohr- nungen deuten auf Kraftäusserungen, die zur Grösse dieser Orga- ionen in keinem Verhältnisse stehen. Den knöchernen Theilen pricht in ähnlicher Derbheit deren Muskulatur; eine sehr grosse axillardrüse zieht sich vom Hinterhaupte am unteren Rande des jerkiefers bis fast gegen den Schnabelwinkel hin. Analog dem bereits erwähnten zeigt sich auch im Auge dieser | eine merkliche Verschiedenheit. Der Sklerotikalring des ziemlich Bei der grossen Anzahl der von mir untersuchten Schädel fand ich diese Rinne, deren Richtung höchst wahrscheinlich von der Lagerung des Embryo herrührt, io den bei weitem meisten Fällen von der Mitte des Scheitels nach _ vorne rechts verlaufend, nur als seltene Ausnahme beim Picus minor durchaus in der Mitte, niemals aber links abweichend, wie sie Nitzsch beobachtete. 216 abgeplatteten Auges hat gerade die gegentheilige Bildung dieses Theiles bei anderen: Vögeln. Seine Plättchen sind nämlich nicht nach Aussen concay, wie dies z. B. bei den Eulen so auffallend ausgeprägt ist, sondern schwach convex, sehr breit, so dass von vorne gesehen, kein Segment der Sklerotika zu bemerken ist, und mit dem Pupillarrande etwas auswärts gebogen. Bei aufmerksamer Betrachtung dieser anatomischen Verhältnisse des Schädels, abgesehen von den zahlreichen übrigen des Körpers und der Extremitäten, wird der mit der Lebensweise dieser Vögel genau vertraute Beobachter die Nothwendigkeit dieser hervorragenden Bildungsformen nicht verkennen. Ist nämlich ein Specht, besonders der grösseren Arten, an den Stamm eines Baumes angeflogen, so lauscht er eine kleine Weile laut- los, um sich von der Sicherheit der Gegend zu überzeugen; alsbald ertönt sein gellender Pfiff, der weit durch die Wälder dringt, und welchem das bekannte, fröhlich schallende Gelächter folgt, dann be- ginnt er seine Arbeit. Mit weit zurückgebogenem Oberkörper, den fischbeinfedrigen Schwanz an den Stamm gedrückt und sich fest auf ihn stützend, führt er einen gewaltigen Schnabelhieb auf eine Stelle des Baumes, die ihn im Innern holzverwüstende Insecten vermuthen lässt. Durch die Wucht des Hiebes 'kommt der ganze Obertheil des Vogels in eine solche Vibration, dass die den Stamm berührende Schnabelspitze mehrere Secunden gleich einer stäblernen Uhrfeder an- schnarrt; nach dem Verklingen dieses Tones, während dessen der Specht, gleichsam betäubt, ruhig verweilt, klettert er im Halbzirkel behende an die entgegengesetzte Seite des Baumes, um nachher die durch die Erschütterung des Hiebes etwa aus den Bohrlöchern völlig hervorgekommenen Insecten zu erfassen, oder sie mittelst der lan- gen, mit einer hornigen Spitze versehenen Zunge anzuspiessen und herauszuziehen. Denkt man sich diese Art Nahrung zu suchen selbst von Vögeln, welche die Spechte weit an Grösse überholen, angewendet, welchen. Perturbationen aller weichen und flüssigen Organe, insbesondere der Augen, welchen Luxationen, Fissuren und wirklichen Knochenbrüchen würden sie bei den gewöhnlichen Formenverhältnissen dieser Theile nicht ausgesetzt sein, selbst wenn sie die festen Schädelbildungen der Hühner besässen, da überdies noch zu berücksichtigen kommt, dass die eben erwähnte Nahrungsweise fast die einzige der grösseren Spechte ist und sich also natürlich alle Tage häufig wiederhöltl In Berücksichtigung der eben angeführten Thatsache glaube ich desshalb ein Knochenstück nicht unrichtig zu deuten, wenn ich es mil der Lebensweise dieser Vögel in Verbindung bringe und für ein Schutz- organ gegen Quetschungen des Sehnervens sowohl, als auch zur 217 Formverstärkung der Harthaut für einen, freilich abweichend gebilde- ten zweiten, hinteren Sklerotikalring anspreche. Ich fand einen solehen zufällig, als ich die gänzlich zerfallenen Schädeltheile eines dreizehigen Spechtes aus dem Macerätionsgefässe hervorholte, um sie meiner bereits sehr weit gediehenen Sammlung deutscher Vogel- schädel einzuverleiben, und erkannte denselben alsbald an der schlüssel- lochförmigen Oeflnung, welche beim Vogel aus bereits gekannten, eigen- thümlichen anatomischen Verhältnissen stets diese Gestalt besitzt, als _ dem Auge angehörend. Später untersuchte ich auf diesen Gegenstand hin alle unsere Spechte in mehr als funfzig Exemplaren, bis auf den io Baiern äussert seltenen Picus leuconotus, der bei seiner Aehnlich- keit mit Pic. medius den Ring ohne allen Zweifel auch. besitzt. Von den Spechten schloss ich auf die Gegenwart dieses Knochen- stückes bei verwandten Vögeln oder solchen, deren Schnäbel und Kaumuskeln eine kopferschütternde Nahrungsweise voraussetzen. Von dieser Eigenschaft schienen mir vor Allem das Rabengeschlecht, be- sonders der durch die mühevolle Bearbeitung des gefrorenen Bodens mit lebenslänglichem Erbgrinde behaftete Corvus frugilegus, des- gleichen die Kerne spaltenden Dickköpfe, Gimpel, Kernbeisser, Grünling; die hämmernden Meisen und deren unzertrennliche - Familienfreunde, die Spechtmeise und der zierliche Baumläufer, dessen scheinbar schwaches, aber hartes Sichelschnäbeleben doch noch wagt, hie und da einen für seinen zartgebauten Leib energi- ‚schen Hieb zu führen. - Bei Tichodroma findet die erwähnte Deutung auf die Lebens- weise des Vogels nicht mehr statt, denn der lange, schwache Schnabel 's Mauerläufers hält keine Gewalt aus und ist nur bestimmt, Spinnen ind andere Insecten aus den Ritzen der alten Mauern und Thürme worzubolen; aber die Natur liebt es ja bekanntermassen nicht, plötz- lich überzuspringen, sondern im Auftreten eines Organes dasselbe durch erwandte Glieder allmählig aufzuheben, und die Erfahrung lehrt, dass, » solches scheinbar isolirt vorhanden, die nothwendigen Zwischen- der entweder untergegangen oder noch nicht gefunden sind. - Die beigefügten Zeichnungen liefern eine Uebersicht der Formen, ie im Allgemeinen so ziemlich bei allen untersuchten Vögeln einander h, bei den Spechten jedoch am entwickeltsten und vollkommen- 1 sind, wobei sich aber die Grösse derselben nach der des Auges, ht der Arten richtet. Ausser den von mir bisher aufgeführten Vö- eln vermuthe ich dieses Knochenstück analogerweise noch bei Yunx, sedo, Graculus, Pyrrhocorax, Goracias und den Loxien mit licher Zuversicht. Gänzlich fehlend ist es bei den Tag- und Nacht- ögeln, den Hühnern, Sumpf- und Schwimmvögeln. Bei der Kor- ıscharbe findet sich ein scharf abgegränztes Sehloch mit mehreren 218 grösseren und kleineren Löchern in dessen nächster Umgebung, ohne eine Spur von Knochentheilen. | Das fragliche Knochenstück selbst ist seiner Stellung nach, wie bereits bemerkt, als ein zweiter, hinterer Sklerotikalring zu betrachten, jedoch von ganz abweichender Construction. Es besteht bei den Spech- ten aus zwei fast abgegränzten Theilen von schaliger, der Bulbuswöl- | bung entsprechender Gestalt, deren grösserer ungefähr die Form eines verschobenen Viereckes mit mehr oder minder abgrundeten Ecken be- sitzt, in dessen Mitte die bereits erwähnte, schlüssellochförmige Oeffnung theilweise zum Durchschnitt des Sehnerven bestimmt, so wie daneben ein zweites kleineres Nutritionsloch sich befindet, welches sich bei allen } Augen stets auf der-dem Schnabel zugekehrten Seite nachwies. Der ke kleinere rundliche Theil liegt dem grösseren benachbart, nur durch eine schmale Sklerotikalbrücke von ihm geschieden, nach der Richtung des Hinterhauptes. Eine Ausnahme hiervon macht Apternus tridactylus, bei dem ich ihn an acht Exemplaren mit dem grösseren Knochen ver- wachsen fand. i Wie der vordere, so ist auch dieser rudimentäre, rückwärts ge- legene Sklerotikalring von der äusseren Lamelle der Harthaut bedeckt und nicht etwa für eine verknöcherte Portion ‘derselben bei alten oder kranken Vögeln zu halten, sondern schon im jugendlichen Zu- stande vorhanden, wo ich ihn an einem Nestvogel des Alpenmauer- läufers auffand. Die nächste Umgebung der Eintrittsstelle des Seh- nervens ist durch eine länglich runde Impression von der gewölbteren äusseren Fläche dieses Knochenstückes abgegränzt. Mit Ausnahme von Picus major und Apternus tridaetylus, bei denen am unteren Rande des grösseren Stückes eine kleine, seitwärts gebogene Knochenwuche- rung, die auch beim Geeinus viridis theilweise angedeutet ist und desshalb nicht constant erscheint, befindlich ist, sind bei allen übrigen Arten zwei kleinere oder grössere Spitzen wahrzunehmen. Beim Dryo- copus Martius ist das erwähnte, seitliche Loch ziemlich gross und am Aussenrande durch die zwei nicht ganz zusammenragenden Knochen- enden nicht völlig geschlossen; jedoch scheint auch dies mancherlei Variationen zu unterliegen. Wesentlich unterschieden von jener der Spechte ist die Bildung dieses Knochens beim Rabengeschlechte dadurch, dass seine Ausbrei- tung beschränkter, seine Form einem Hufeisen vergleichbar ist, so dass die schlüssellochförmige Oeflnung nach Oben nicht geschlossen erscheint sondern frei mit der übrigen Sklerotika communieirt. Das Knochen- stück selbst ist weicher und von anderer Structur als jenes der Spechte, auch fehlt bei Allen- die seitliche, isolirte Ossification. Sämmtliehe Arten, die ich zu untersuchen Gelegenheit hatte, zeigten am unteren Rande zwei spitzenähnliche Fortsätze oder doch Andeutungen derselben, ä 219 nur die Elster besass eine völlig stumpfrandige Kante und glich in _ dieser Beziehung dem Baumläufer, bei dem die Spitzen ebenfalls ver- schwinden. Seitlich zeigten Corvus corone und frugilegus noch eine hakenförmige Ausbiegung an dem einen Schenkel des hufeisenäbnli- chen Knochens; desgleichen der Eichelhäher zwei Zähne an der eben erwähnten Stelle zu den am unteren Rande vorhandenen. Bei dem Tannenhäher, dem Bewältiger der harten Zirbelkieferfrüchte, befindet sich an dem einen verkürzten Schenkel des Hufeisens eine gabelige Seitenwucherung. > j Wenig abweichend mit angelartig umgebogener Spitze des einen Schenkels ist diese Knochenplatte bei Parus ater gestaltet. — Sitta europaea weist eine den Spechten wieder sehr ähnliche Bildung auf; nach unten die zwei Spitzen, nach oben geschlossen, sogar die seit- che kleine Oelinung deutlich vorhanden, nur fehlt die kleinere, rund- liche Ossificationsstelle. — Trichodroma verhält sich im Wesentlichen den vorhergehenden ähnlich, jedoch hat sie die Eintrittsstelle des Seh- nervens nach Ohen frei ohne nebenstehendes Seitenloch; fast unmerk- lich verschieden erscheint dieselbe bei der Gattung Lanius. Ueberall aber zeigt sich die durch eine Verdünnung des Knochens ingte, ovale Einsenkung in der Umgebung des Sehnervenloches. Am verkümmertsten tritt diese Bildung beim Dompfaffen auf. Die jeisenforın ist hier am Bogentheile auf eine halbe Linie unterbrochen, die dadurch entstehenden zwei rudimentären Schenkel sind an den äusseren Rändern mehr oder minder bogenförmig eingekerbt. Es ist auffallend, dass dieses Knochenstückes nirgends Erwähnung hieht, da doch das Vogelauge seiner eigenthümlichen und von den gen der übrigen, höheren Thiere sehr abweichenden Organisationen gen stets der Gegenstand vieler und gründlicher zootomischer Unter- chungen war. Weder Owen in Todd’s Cyclopaedia of Anat. et Phy- jiol., noch Albers’), Treviranus?) und Allis®) geben irgend eine Mit- lung hierüber; desgleichen schweigen Nitzsch und Tiedemann, jene na und genau beobachtenden Zootomen, über das Vorhanden- des erwähnten Knochens ganz. Erklärung der Abbildungen. 4. Knochenplatte des rechten Auges von Dryocopus Martius, & L. DR, 5 „ linken } „ Geeinus viridis, @ L. ‚Albers: Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Thiere. Bd. I, S. 86. anus: Vermischte Schriften. Bd. IM. Allis; Ueber die Koochenstücke der harten Augenhaut bei Vögeln und Am- hibien. Isis 1839, S. 378, 220 3. Knochenplatte des linken Auges von. Gecinus canus, ? Gm. h. „ „ rechten „, „. Pieus major, L. B.,_ R „ Jioken „ » Picus medius, L. 6. „ » n „ Picus minor, & L. T. s ” H » „ Apternus tridactylus, & Z. 8. ” „ rechten‘ „ „ Corvus corax, & L. 9. - „ırliskengi 5 „ Corvus cornix, @ L: 40. * ; W :- & Corvus corone, $ Lath. AA, „ „. rechten „ „Corvus frugilegus, & L. 12. e " 5 4 » Corvus monedula, & L. 43. r& » hınken =, 18 Pica caudata, 9 L. Ak. „ I " “ » , Garrulus glandarius, & 2. 45. ” „ linken! ,„ M = Sitta europaea, 2 L. 16. „ wen m BjCerthia familiaris, 5 Z. AT. ” ai » . „ 3‘Tichodroma muraria, & L. 48. Pr „ n „ z/fParus ater, & L. 49. ba linken e , 2 \Pyrrhula ESTER 2 Pall. 20. Hinteres Sklerotikalsegment vom linken Auge des Phalacrocorax carbo, & L. -— Deber die sogenannten Respirationsorgane des Regenwurms m von Dr. Carl &Gegenbaur. Mit Tafel XI - Vom dritten bis vierten Leibesringe an bis zum Körperende besitzt Lumbricus bekanntlich in jedem Segmente ein paariges, schon dem _ unbewaflneten Auge aus mehreren Schleifen zusammengesetzt erschei- nendes Organ, das bisher sowohl seinem Bau und desshalb natürlicher- weise auch seiner Bedeutung nach, wegen wesentlicher jeder Unter- ‚suchung entgegenstrebender Hindernisse so ziemlich unbekannt blieb. Von älteren Beobachtern, wie Willis, als «Tracheen » gedeutet, betrachteten sie spätere als einen inneren Kiemenapparat und liessen ihnen eine Anzahl SR ee (!) in Verbindung treten. . Home mmen kleiner a sie als weibliche Geschlechtsorgane (Ei- ter) anzusprechen verleitet wurde. In neuerer Zeit ging Ho/fmeister enso wenig auf die hargee derselben ein, als seine Vorgänger, ndlichen Monographie u den Regenwurm der Beschreibung be- wusster Organe einen verhältnissmässig nur unbedeutenden Raum ge- idmet hat. — Auch die Mündung ‘dieser Organe nach aussen blieb ıgere Zeit hindurch streitig, und wurde bald auf die Bauch-, bald Rückenfläche, bald wieder an die Seitentheile der Leibeswandung ver- gt. Aus dieser Verschiedenheit der Meinungen, die bis in die neueste it fortexistirten, kann man sich leicht die grosse Schwierigkeit der tsuchung dieser complieirten Organe, die beim ersten Anblicke so auffallend von den analogen anderer Lumbrieinen differiren, er- ren. — Jedes Organ besteht aus einem einfachen Kanal, der durch üelfache, unter einander verbundene Schleifentouren sich zu drei, dem ssen Auge erkennbaren Schlingen combinirt. Das Längenverhältniss r drei Schlingen, die seitlich vom Nervenstrange beginnen und t ihren blinden Enden gegen den Rücken des Wurmes gerichtet Zeitschr, f. wissensch, Zoologie. IV. Bd. 15 ER 222 sind, ist sowohl nach den verschiedenen Species, als auch nach der Körperpartie ein verschiedenes. Im Allgemeinen sind die Organe am entwickeltsten in der Gegend des Schlundkopfes und Magens, und neh- men dann sowohl gegen das vordere als das hintere Körperende be- trächtlich an Grösse ab. Die Mündung eines jeden dieser Kanäle findet nach meinen Beobachtungen jedesmal zwischen zwei Leibesringen an der Basis eines Septums nach aussen statt. Zum besseren Verständniss ist es nothwendig, vor Berücksichtigung der histologischen Verhältnisse dieser Organe, eine weniger detaillirte Schilderung des Verlaufes frag- licher Kanäle, und ihrer Anordnung zu vorerwähnten Schleifen hier einen Platz finden zu lassen. — Von der äusseren Mündung (Fig. I a) entspringt jeder Kanal mit einem gerade verlaufenden, ziemlich weiten muskulösen Schlauche, der nach einem Verlaufe von u" _ay, " spitz- winkelig umbiegt und nach kürzerer oder längerer Strecke sich plötz- lich einschnürend in einen bei weitem dünneren Kanal sich fortsetzt (vgl. Fig. 4), dieser hilft so die erste Schlinge (A) mit bilden, ist an- fänglich wenig geschlängelt, wird es aber dann immer mehr, wobei auch seine Dicke zunimmt, und {ritt nun an der Ausmtündungsstelle des muskulösen ‚Schlauches vorbeistreifend, die Bildung einer zweiten Sehlinge (C) an, die besonders durch vielfach geschlängelte Windun- gen charakterisirt ist. Wieder unten !) angekommen (b’') geht er in mehr gerader Richtung wieder nach oben, und schwillt in einen kolben- förmigen Schlauch (c) an, der die verschiedensten Modificationen auf- weist, da er bald mit seitlichen Divertikeln besetzt ist, bald nur als eine unbedeutende Erweiterung erscheint. Jedesmal aber findet er sich am Ende der dritten Schlinge (B). Aus ihm setzt sich ein dün- ner, sanft gewundener Kanal (d) nach unten fort, der, an der Basis der Schlinge angelangt, plötzlich in ein mit glashellen Wandungen ver- sehenes Rohr (e) übergeht. Hat dies sich der zweiten Schlinge (C) angereiht, so legt es sich dem dieser Tour als Grundlage dienenden Kanalabschnitte (b’ 5”) an, und macht seine sämmtlichen Windungen mit; es begibt sich dann, wieder an die Schlingenbasis angekommen, zur dritten (B), steigt bis unter die vorerwähnte kolbige Anschwel- lung (C) hinan (f), biegt dortselbst wieder zurück und verläuft in | krausenartiger Faltung, ein oft sehr zierliches Bild producirend, am äusseren Rande der zweiten Schlinge herum, um, an der Basis an- gelangt, in einen kurzen, frei in der Leibeshöhle des Thieres lattern- den Fortsatz (h) auszumünden. An dieser inneren Mündung, welcher bis jetzt, ausser Leydig?), Niemand eine Erwähnung gethan ') Die Ausdrlicke «oben» und «unten» bezeichnen die Lagerungsverhältni: der betreffenden Theile zum Wurme selbst. ee: ®) Ueber Branchiobdella und Pontobdella, Zeitschr. f. wissenschaft. Zoologie Bd. IIT, p. 322. „ 223 erweitert sich das Lumen des Kanales etwas in der Gestalt eines Trichters. 'Ein dichtes, jedoch sehr zartes Netz von Muskelfasern heftet die einzelnen Schlingentouren dieses eben in seinen Umrissen beschriebe- _ nen Kanales zu den vorerwähnten drei Schleifen zusammen, von denen wiederum die mittlere (B), die bei Lumbr. anatomicus die längste ist, mit einem eigenthümlichen Organe sich verbindet, und wodurch es an _ die unteren und seitlichen Partien der Leibeswand befestigt ist. Dieses mit einem Mesenterium zu vergleichende Gebilde fällt bei Eröffnung | eines Regenwurmes sogleich in die Augen; es stellt eine durch Ein- wirkung vom Wasser von milchweisser Farbe erscheinende Lamelle dar, die einerseits an die Bauchwand geheftet, andererseits frei zwi- schen je zwei Septis in die Leibeshöhle hineinragt, und an diesem freien Rande die mittlere oder längste Schlinge (B) des Flimmerkanales angeheftet trägt. Beim ersten Anblicke ist man versucht, diese La- mina, deren jeder Flimmerkanal eine besitzt, für drüsiger Natur zu halten, und in der That waren es wohl nur diese Mesenteriallamellen, welche den älteren Forschern die Idee von dem Zusammenhange der sogenannten Respirationsorgane mit «Schleimbeuteln» erweckten. Die Hauptmasse dieser Lamellen nun werden durch grosse helle Zellen, die n mehrfachen Schichten aneinander lagern und von einem Muskel- ergeflechte zusammengehalten werden, gebildet. Die Zellen messen 22" — 0036”, führen einen meist hellen, homogenen, hie und da durch feine Molecüle getrübten Inhalt, und einen runden, blassen Kern 0,008” im Durchmesser. Wasser imbibiren sie äusserst schnell, en sodann und entleeren tropfenweise ihr Contentum. Was die elfasern betrifft, so verlaufen sie einzeln, in gewissen Distanzen, ebtwinkelig zu der Länge der Lamellen, und sind durch zahlreiche e Queranastomosen mit einander verbunden. Ihr Charakter ist elbe, wie er später bei dem muskulösen Schlauche beschrieben d. — Am ausgezeichnetsten finde ich diese Lamellen stets in dem on Körperdrittel der Lumbrieusarten entwickelt, nach hinten zu en sie beträchtlich ab, und sind häufig in dem letzten Drittheile noch als schwache Andeutungen zu erkennen }). Das innere Mündungstück des Schleifenkanales (Fig. 4 h’, Fig. 2) at beiläufig die Form eines vollständig ausgebreiteten Fächers, von on Mittelpunkte aus die ‚trichterförmige Oeffnung in den Kanal Die äusserste Peripherie dieses zierlichen Gebildes wird von gestellten, langen Cylinderzellen, 20—30 an der Zahl, dar- ‚ deren ganze der Innenfläche des Trichters zugewendete Ober- ) Ich nehme keinen Anstand, diese Zellen für Bindezellen zu halten. Mit einer Drüsenfunction können sie bei dem Mangel eines Ausführungsganges _ für dieses lamellenartige Organ wohl auf keinen Fall betraut sein. 15 “ 224 fläche mit langen, schwingenden Cilien bedeckt ist. Die Zellen (Fig. 2 d) stehen in einfacher Reihe äusserst regelmässig und führen neben einem hellen, mit Körnchen vermischten Inhalte ‚einen ovalen, grossen Kern mit einem oder mehreren Nucleolis. : Weiter nach innen gegen die Oefl- nung zu, folgen dann rundliche Zellenformen, welche gleichsam die Grund- lage des Organes ausmachen und auch noch theilweise auf die rand- ständigen Gylinderzellen deckend hinüberragen. Dieselben Zellenformen setzen dann das ganze frei in die Bauchhöhle hineinragende Endtheil des Schleifenkanales zusammen und erscheinen nur, insofern sie zur Be- gränzung des Kanales dienen, durch eine etwas dunklere Färbung ihres mit Körnchen 'reichlicher versehenen Inhaltes modifieirt (Fig. 2b). Wie die Rand- und Innenfläche der vorerwähnten Cylinderzellen, so sind auch die übrigen auf ihrer der Mündung zugekehrten Seite des Organes mit einem dichten Wimperpelze besetzt, und gewähren bei der sanft undulirenden, stets gegen die Mündung des Kanales gerich- teten Bewegung ein überraschendes Bild, das in seinem Gesammt- eindruck einem vom Winde bewegten Kornfelde nicht unähnlich ist. Der Cilienbesatz ersteckt sich, stets dieselbe Richtung einhaltend, durch die trichterförmige Mündung in den Kanal, indem noch eine Strecke hindurch, etwa bis zu g Fig. 1, sich ihre Schwingungen beobachten lassen. Die Flimmerbewegung währt sehr lange nach Präparation des Organes aus dem Thiere an, und erlöscht stets früher an den Rand- eilien als an den der triehterförmigen Vertiefung genäherten. Wirkt Wasser längere Zeit auf diese Cilien ein, so bemerkt man ein Zu- sammenkleben ganzer Ciliengruppen zu einer pellueiden, der Zelle aufsitzenden ovalen Masse. Ein besonderes Gewicht lege ich auf die Richtung der Ciliarbewegung an diesem Flimmerorgane — bei dessen Erwähnung ich, nebenbei bemerkt, eine Vergleichung mit den'bei Hiru- dineen (Olepsine, Nephelis) vorkommenden, jedoch hier mit dem Gefäss- systeme verbundenen arabesken- und rosettenförmigen Wimperorganen nicht unterdrücken kann; — und in dem von ihm entspringenden Ka- sich fortsetzende Kanal ist nach einem Verlaufe von 0,4” an seiner An- heftungsstelle angekommen, und geht jetzt, mit vollkommen glashelle Wandungen versehen, an die Peripherie der krausenförmigen Schlinge (@) ) Um sich ‚einen Schleifenkanal, namentlich im Zusammenhange mit der inneren Mündung darzustellen, öffnet man einen Regenwurm in der Me dianlinie der Bauchseite, gerade auf dem Bauchmarke einschneidend, \ man dann dicht an den Schnittflächen die Basis der Schlingen nebst der inneren Mündung nicht unschwer vorfindet, wenn auch der Zusammenhang der einzelnen Theile nicht sogleich erhellt. 2 i . - über; sein Lumen ist vollkommen rund. Die Cilien, die sich am Begihne des Kanales (Fig. 2@) so entwickelt zeigten, sind verschwunden. Die _ an der Mündung noch deutliche zellige Structur der Wandungen ist undeutlich geworden, und ohne Reagentien kaum mehr zu erkennen. Die histologischen Verhältnisse dieses glashellen Abschnittes des Schleilen- kanales bleiben nun dieselben bis zur Hälfte seines Verlaufes, d. i. der ‚Umbiegungsstelle an dem Ende der mittleren Schleife (B) f, wo er sich plötzlich etwas einschnürt, dann wieder zum früheren Galiber erweitert, und nun auf seinem ganzen ferneren Verlaufe mit zahl- reichen langen Cilien ausgerüstet erscheint, die in schlängeluder Bewe- gung immer derselben Richtung entsprechen; wie solche schon bei - Beschreibung der inneren Mündung angedeutet wurde. Diese zweite Hälfte des ersten Kanalabschnittes verläuft mit der ersten (f’ f" f"") zurück und beschreibt, nur durch eine einfache Schicht rundlicher Sn Zellen von ihr getrennt, mannichfache Windungen, bis sie endlich in der Gegend der Anheflungsstelle des flottirenden Endstückes in einen anderen, den zweiten Abschnitt des Kanales übergeht. War der bis- - her beschriebene Weg des Flimmerkanales leicht zu verfolgen, so er- en sich für die jetzt zu betrachtende Partie schon beträchtlichere Schwierigkeiten, und diese namentlich für die Auffindung der Ueber- gangsstelle des Kanales a in d”, da diese Partie durch Muskelfasern mit der Leibeswand des Regenwurmes in inniger Verbindung steht.“ Zahl der in dieser Beziehung entsprechenden Präparate ist klein im rhältniss gegen die, mit denen man vergeblich Zeit und Mühe ver- wendete. Hier verändert nämlich der Flimmerkanal plötzlich den \ kier seiner Gewebselemente, und aus dem glashellen dünnwan- gen Rohre entsteht ein Schlauch *) von gerade doppelt so starkem Durchmesseser, dessen Wandungen aus-grossen, eine feinkörnige Masse inschliessenden Zellen bestehen. In sanft gewundenem Verlaufe sehen * diesen Theil (Fig. 4 d’ d”) die mittlere Schlinge (B) mitbilden, d schon dem blossen Auge an seiner gelbröthlichen oder bräunlichen ‚leicht kenntlich. Bei durchfallendem Lichte erscheint er dunkel. ‚die Grösse des Durchmessers, so nimmt auch die Quantität der 1 Wandungszellen des Rohres enthaltenen feinkörnigen Substanz hlig ab. Iunen sitzen diesen grossen Zellen lange Cilien auf, welche cher schwingender Bewegung begriffen in ihrem Totaleindrucke Bild einer sich drehenden, sehr gedehnten Spirale hervorbringen, dem Effect einer undulirenden Flimmermembran nicht unähnlich * Dass jedoch wirkliche, und zwar sehr lange Cilien (sie messen 018") die Erreger dieser Erscheinung sind, davon überzeugt man Es ist dies wohl derselbe Abschnitt des Schleifenkanales, der von Hof]- meister (De lumbricis quibusdam) auf Tab. I, Fig. 55 e / als «Tracheae pars ascendens» bezeichnet wurde, Auch Morren kannte diese Partie. 226 sich am deutlichsten, wenn man einem solchen Präparate sehr ver- dünnte Jodtinctur zusetzt, durch deren Einwirkung die zunächst davon ergriffenen Partien in langsame Cilienschwingungen gerathen, bis end- lich die Flimmerhaare immer ‚seltener schwingen und zuletzt völlig starr und etwas gelblich gefärbt werden, wo sie dann deutlich zu erkernen sind. } In der ampullenförmigen Auftreibung (Fig. { c), welche aus dem eben beschriebenen Theile sich. herausbildet, werden die Wandungen gleichfalls von grossen, mit feinkörnigem Inhalte versehenen Zellen ge- bildet. Cilien fand ich hier keine; dagegen sah ich häufig das Lumen des Kanales an dieser Stelle mit einer Masse kleiner, heller, runder y Zeilen (0,04 —- 0,005’) ausgefüllt. Lumbricus riparius Hoffm. bot mir 5 dies fast immer dar. Der Kanal, in den die Ampulle sich plötzlich verengernd (b’") weiter verläuft, besitzt im Allgemeinen bis zu seinem Uebergange in den muskulösen Schlauch. nur: wenig Verschiedenheit im Baue, wenn auch seine Grösse, sowie die Art seines Verlaufes manchen Differenzen unterliegt. Die ihn umschliessenden Zellen bilden eine einfache Lage, sind von ungleicher Dicke, mit trübem feinkörnigem Inhalte, der einen runden Kern verdeckt, versehen. Zuweilen ragen sie alterni- rend in das Lumen des Kanales 'herein und produciren so einen ‚spiraligen Verlauf desselben. Was endlich die letzte von dem eben beschriebenen Flimmer- kanalstücke entstehende Abtheilung betrifft, so findet sich an ihr eine ausgezeichnete Entwickelung von Muskelfasern, die bald als einfache, glashelle, verschieden breite Bänder in diverser Richtung sich durch- setzen, bald mit mannichfachen Anastomosen und Verästelungen auf- — treten, und so ein durchaus dichtes Gewebe darstellen. Der Bau der Muskelfasern selbst stimmt ganz mit dem der am übrigen Körper ver- theilten überein, nur gehören Verästelungen der einzelnen Fasern nieht zu dem selteneren Verhalten. Nicht häufig sind Kerne an ihnen an- liegend zu sehen. Bei älteren Würmern kommt an den Muskelbinden eine deutliche Längsstreifung zum Vorschein, welcher entsprechend man häufig die einzelnen Primitivfasern in Fibrillen (Primitivfibrillen), 5—8 an der Zahl, zerfallen sieht. Meist erstreckt sich diese Erschei nung nur auf kurze Strecken einer Faser, oder tritt mehrmals im Ve laufe derselben auf; die Breite dieser Muskelbänder ist äusserst ve schieden, sie beträgt von 0,045” —-0,008”, je nach der Grösse d Thieres, dem das Object entnommen wurde. An der Mündung d Schlauches nach aussen findet eine innige Verbindung seiner Mus latur mit jener der Hautbedeckung des Thieres statt, und besondere 4 - 227 Zellen, fand ich nirgends mit diesen Theilen in Verbindung stehen. Aussen ist das Muskelstratum von einer Lage runder Bindezellen über- kleidet, und näch innen besitzt es eine Epithellage von körnigen, ver- - schieden grossen Zellen, zwischen welchen und der Muskelschichte ich mehrmals eine helle, structurlose Membran erkannt zu haben glaube. Als Inhalt dieses Schlauches findet man bald eine homogene, feinkörnige Masse, bald, wie bei L. riparius, verschieden grosse Zellen, die mit den betreffenden Epithelzellen übereinstimmen. Als einen nicht selte- nen Gast beherbergt dieser Schlauch auch kleine Filarien theils ganz lebend, theils schon in der Einpuppung begriffen; sie füllten oft diesen Theil des Schleifenkanales vollständig aus. Weiter sah ich sie niemals in den Flimmerkanal vordringen, dagegen durchbohren sie häufig die Wandungen der erwähnten Abtheilung, um ihre Wanderung in die Leibeshöhle des Thieres auf diese Weise fortzusetzen. _ + Die grösseren an die Schleifen des Flimmerkanales tretenden Ge- fässstämme entspringen von den Bauchgefässen (nach Morren !) von der Arteria nervoso-ventralis und der Vena nervoso-lateralis), gehen zahlreiche Theilungen ein und umspinnen in zierlichen, mannichfach combinirten Bogen die einzelnen Schleifen. Blasenförmige Erweiterungen dieser Gefässe kommen nicht constant vor, vielmehr fand ich selbe nur bei der Minderzahl der untersuchten Lumbrieus-Individuen, und wenn sich dann an den Flimmerkanälen vorfanden, so waren sie gleich- Is an andern Organen, z. B. den Geschlechtsdrüsen, den Septis Segmente u. s. w. vorhanden. Das Lumen dieser Anschwellun- ‚ stellte sich mir fast immer mit einem rothen, Blutkörperchen ein- ssenden Coagulum ausgefüllt dar. Das freie, Nlottirende Ende des limmerkanales ist gleichfalls mit Gefässen versehen, die in der fächer- ligen Ausbreitung mehrere sehr zierliche Bogen bilden, die feinsten beobachteten Gefässramificationen massen 0,008” — 0,009", wäh- end die stärksten Gefässe dem blossen Auge recht gut sichtbar sind. ‚aus diesen Verästelungen entstehende Gefässnetz ist weder ein für abgeschlossenes, da sowohl die Gefässe der vorerwähnten Mesen- lamelle, als auch andere, z. B. aus den Septis u. s. w. mit ihm inieiren, noch ist es durch eine besondere Dichtigkeit vor den gen ausgezeichnet, ja es steht sogar gegen andere, z. B. dem Gefäss- ‚der Hoden, der Samenbläschen und andere, weit an Enge seiner enräume zurück. | —— Die analogen Organe von Saenuris als wasserhelle, nach aussen ende Kanäle, die eine innen mit Cilien besetzte trichterförmig forren, Descriplio structurae analomicae ei expositio historiae natur, lumıbr. vulg. pag. 457 u. 460, 228 . . erweiterte Oeffnung besitzen, sind schon länger bekannt. Sie finden sich paarig in jedem Leibessegmente, bilden dicht gewundene Knäuel, und äussern ein sehr lebhaftes Gontractionsvermögen. Vor ihrer Mün- dung an der Leibesoberfläche des Wurmes sind sie jedesmal eine kurze Strecke weit etwas eingebuchtet. Ihre scheinbar homogenen Wan- dungen bestehen, wie sich durch längere Behandlung mit Wasser kund gibt, aus Zellen, die mit ihrer Längsachse senkrecht zum Lumen des Kanales stehen. Besondere drüsige Organe münden nach meinen Beob- achtungen nirgends in diese Kanäle ein. Weniger als diese Organe oder wohl noch gar nicht bekannt dürfte eine Modification derselben sein, die sich im zehnten Leibessegmente von Saenuris vorfindet, und sowohl durch ihren, wenn gleich weiter entwickelten Typus mit den einfachen Flimmerkanälen von Saenuris und jenen der übrigen kleineren Lumbrieinen übereinstimmt, als auch den Uebergang dieser verschie- denen Formen zu den höher gebildeten des Genus Lumbricus ver- mittelt (Fig. 3). Seine äussere Mündung besteht in einer länglichen Spalte, von der dann ein allmählig sich erweiternder drüsenartiger Schlauch (Fig. 3 b) entspringt, der bald mehr gerade, bald 'bogen- förmig verläuft. In der Nähe der äusseren Mündung (Fig. 3 @) ist eine Art Duplicatur der inneren Schlauchwandung sichtbar; die äussere Hulle dieser Partie bilden auf einer feinen structurlosen Membran dicht an einander gelagerte, gleich breite Muskelfasern, die von der übrigen Muskulatur der Saenuris in nichts difleriren, ausser durch ihre Kürze. Nur an wenigen kann die Verschmelzung aus mehreren Zellen durch noch vorhandene Kerne ‚nachgewiesen werden. Einzelne zeigen eine Verästelung. Nach aussen von dieser Muskelschicht wird der Schlauch noch von einer mehrfachen Lage runder Bindezellen umgeben. Es messen diese 0,040” — 0,024” im Durchmesser, besitzen einen hellen Inhalt und zarten wandstäudigen Kern. Nach innen der structurlosen Haut folgt eine aus grossen, mit dunklem körnigen Inhalte gefüllten Zellen bestehende Epithelschicht; "die einzelnen Zellen ragen weit ins Innere vor, und bilden, von oben gesehen, polygonale Felder. Sie messen: Länge 0,020” — 0,025”, Breite 0,008” — 0,010. Aeusserst feine, sanft schwingende Cilien bedecken sie. Von diesem Endschlauche entspringt nun in der Nähe seines Fun- dus, etwas seitlich davon, ein mehrere Linien langer, vielfach ver- schlungener Kanal*), der auf seinem Verlaufe in zwei Abschnitte zerfällt. Der erste längere ist der stärkere, und wird in seiner Hauptmasse aus keilförmigen, mit der Spitze gegen das Lumen gerich- L j z E [' ) Hoffmeister deutet diese Organe auf Tab. II durch mehrere Windungen an, bezeichnet diese aber als das «gewundene Ovarium», für welches sie bei F dem hievon beträchtlich verschiedenen Baue der Geschlechtstheile überhaupt nicht gelten können. 229 teten Zellen gebildet, von: denen jede neben einem hellen Contentum -einen runden, scharf‘ conturirten, dem Kanallumen nabe liegenden Kern birgt. Einfacher Wasserzusatz macht sowohl Zellen als Kerne deutlich, und lässt bei längerer Einwirkung erstere so aufquellen, dass die dem Lumen zugekehrten Flächen concav in jenes hineinragen und es so bei gewisser Einstellung des Focus mit ausgezackter Wandung erscheinen lassen. Jede der Wandungszellen ist nach innen mit langen, sanft un- dulirenden Cilien ausgerüstet, deren Richtung als von innen nach aussen gehend, deutlich zu erkennen ist. Bei Behandlung mit einer etwas dichteren Flüssigkeit als Wasser bleiben die Cilien ‘mehrere Stunden in Thätigkeit. Die Einwirkung von Wasser zerstört sie jedoch sogleich, was als ein Grund gegen die Annahme, dass diese Kanäle Wasser ins Leibescavum der Thiere zu leiten hätten, nicht zu über- sehen ist. — In dem zweiten Abschnitte, dem kürzeren, der sich aus dem ersteren bald an einer scharf abgesetzten Stelle fortsetzt, bald nur _ allmälig sich aus ihm verjüngt, finden, bis auf Grösse der Elemente, dieselben histologischen Verhältnisse statt. Die Cilien des Kanals blei- ben von gleicher Grösse. Am Ende dieses Abschnittes ist eine trichter- förmige Erweiterung (Fig. 39), die in ihrer ganzen Innenfläche dicht mit Flimmerhaaren besetzt ist. Der Rand des Trichters ist scharf ab- geschnitten, ohne Cilien. Sämmtliche Wimpern schwingen unverkenn- bar nach innen, der Mündung des Kanales zu, und erregen sowohl ‚durch ihre Länge, als auch ihre dichte Anordnung einen erheblichen Strom. Diese ganze innere Anordnung wird an ihrem engeren Theile aus länglichen, gegen den Rand hin aus mehr rundlichen Zellen zu- ‚Sammengesetzt, von denen jede einen scharf conturirten Kern auf- weist. Die Zellen messen 0,012” — 0,044”, die Kerne 0,008” —- 0,009". Was die Grössenverhältnisse des Kanales selbst betrifft, so hat _ der erste Abschnitt desselben zwischen 0,03” — 0,04” im Durchmesser. Die Weite des Lumens beträgt ein Drittheil dieser Maasse. Der zweite bschnitt misst 0,02” 0,03” und besitzt mit dem ersten ein gleich grosses Lumen. Mit dem nach aussen mündenden Schlauche steht noch eine mehr- 2.3) in Verbindung, die an der concaven Seite des Schlauches, “was unterhalb der Oeflnung des Flimmerkanales in jenen einmündet. Ihr Bau ist sehr einfach. Eine scheinbar structurlose Membran (Essig- ure bringt Kerne in ihr zum Vorschein) bildet die Grundlage und geht in jene des Schlauches über. Ob nach aussen dann ein Ueberzug von Muskelfasern folge, darüber bin ich im Unklaren geblieben. Innen sitzt ein Epithel von kleinen, runden Zellen (0,005 — 0,04) auf, das 1 jenes des Schlauches übergeht. Der Inhalt der Drüse wird aus fein- iger, bei auffallendem Lichte weiss erscheinender Substanz gebildet, 230 ähnlich der Masse, wie sie sich zuweilen im Endschlauche oder als Inhalt seiner Drüsenzellen vorfindet. Einige Male sah ich auch die ganze Drüse mit Zellen, ähnlich ihrem Epithel, angefüllt. — Was hier bei Saenuris in einem gesonderten, zum Flimmerkanale nur appendi- ceulär sich verhaltenden Drüsenorgane vorgeht, die Absonderung eines feinkörnigen, in seiner eigentlichen Bedeutung nicht näher zu bestim- menden Stoffes, das findet sich bei Lumbricus einem grösseren Ab- schnitte den Wandungen des Drüsenkanales selbst zugetheilt, und es lässt sich somit der Mangel einer besonderen Drüse für Lumbricus leicht erklären. Man sieht leicht ein, dass bei der ausgesprochenen Richtung der Flimmerbewegung von innen nach aussen, ein bei der Länge der Ci- lien nicht zu verkennender Umstand, wohl die Function dieser Flimmer- kanäle eine andere sein muss, als die ihr bisher beigelegte, und dass man sie wohl eben so unpassend als innere Kiemen bezeichnet, als sie früher den Tracheen gleich geachtet wurden. Vermöge ihres Baues sind sie also nicht im Stande, Substanzen (Wasser) von aussen nach innen einzuführen, dem widerstrebt die Richtung der Cilien, und die nicht selten ganze Abschnitte der Kanäle ausfüllenden Secretionsproduete (Endschlauch bei Lumbrieus und Saenuris), worauf ich nicht minderes Gewicht lege. Nach meiner Ansicht werden diese Flimmerkanäle demnach nur Stoffe ausführen, mögen diese nun in Flüssigkeiten der Leibeshöhle oder den Secretionsproducten der drüsigen Kanalabschnitte bestehen. Das erstere wird direet durch das trichterförmige, mit Wimpern be- setzte Ende des Kanales zu Stande kommen. Es gilt dies sowohl bei Lumbricus für sämmtliche Kanalpaare, als auch für die grossen und kleinen Flimmerkanäle von Saenuris, denn die Verhältnisse der kleinen Flimmerorgane sind nichts weniger als im Widerspruche mit der vorhin aufgestellten Annahme. Man beobachtet nämlich bei diesem Wurme fast in jedem Segmente einen. drüsenartigen, aus mehreren Lappen fingerförmig zusammen- gesetzten Körper, der, häufig dem Darme angeheftet, ohne Präparation keinen besonderen Zusammenhang mit den stets in der Nähe befind- lichen Flimmerkanälen aufweist. Wendet man vorsichtig Compression an, so zeigt sich alsbald, dass jeder Lobulus aus einer, mit grossen feingranulirten Zellen besetzter Schlinge des Wimperkanales gebildet wird. Die Zellen constituiren die eigentliche Wandung des Kanales, sind nur veränderte Wandungszellen. Ein ähnliches, wenn auch nicht so ausgeprägtes Verhalten fand ich auch bei Nais, Stylaria, Chaeto- gaster. ' Bei anderen Würmern, wo die sogenannten Respirationsorgane 231 durchaus gleichmässig. helle Röhren sind, sind Absonderungsorgane, analog dem grösseren Flimmerkanalpaare von Saenuris an dem blasen- artig erweiterten Abschnitt des Kanales angebracht. Ich erinnere hier an Tubifex ?). _ = Wenn eine Vermischung von Wasser mit den Inhalte der Leibes- ‚höhle dieser Anneliden nicht durch Vermittelung der Flimmerkanäle geschieht, so dürfte diese wohl durch anderweitige, bis jetzt unseren Untersuchungen entgangene Oeffnungen zu Stande kommen. Es spricht wenigstens für deren Vorhandensein das von v. Siebold?) angeführte Experiment, nach welchem man nämlich an einem vollkommen ab- getrockneten Regenwurme bei einer jedesmaligen Contraction am Rücken zwischen den Körperringen eine wässerige Flüssigkeit hervortreten sieht. Wie nun durch eine Contraction des Körpers Flüssigkeit austritt, ebenso kann auch Fluidum unter gegebenen Verhältnissen eindringen, sich dem _ Nlüssigen Inhalte der Leibeshöhle beimischen und einen Respirations- process auf diese Art zu Stande kommen lassen. — Die Qualität des von den Drüsen und drüsigen Abschnitten der Flimmerkanäle gebil- deten Secretes näher zu bestimmen, halte'ich vorläufig für zu gewagt, da eine genaue chemische Analyse, die nur allein hier maassgebend sein kann, wegen der bedeutenden Kleinheit der Organe selbst, und der - nur in geringer Menge abgelagerten Stoffe, sowie der mühsamen Prä- paration des Ganzen bis jetzt noch nicht bethätigt werden konnte. Nur soviel will ich beiläufig erwähnen, dass sich die mikrochemische Unter- suchung ziemlich gleich verhält, wie bei den Nierenzellen anderer nie- r Thiere. Eine in dieser Beziehung ausgesprochene Vermuthung, ich ohne Berücksichtigung anatomischer Verhältnisse dieser Organe, findet sich in der anatomisch -physiologischen Uebersicht des Thier- reiches von Bergmann und Leukart (pag. 213). _ Die Entwickelung der Flimmerkanäle gehört'mit zu den frühe- n Vorgängen der Organbildung im Wurmembryo. Sie beginnt gleich- zeilig mit der Segmentbildung, und tritt mit dieser zuerst am Vorder- iheile des noch nicht gegliederten Wurmembryos auf, Man kann so oft nm vorn nach binten zu die verschiedensten Entwickelungsstadien in m Objecte überblicken. Zuerst nur ein Häufchen kleiner, runder eben erst getrennten Leibeswand adhärirender Zellen, die von dem rigen Parenchym nicht zu unterscheiden sind, sind die Anlagen der Flimmerkanäle von Lumbricus und Saenuris einander gleich, bis sich dem Zellenhaufen einzelne zu Strängen gruppiren, die anfangs d, erst später eine Höhlung bekommen. Von welcher Stelle aus © entsteht, ob von innen oder von aussen her, ist schwer zu ) Ch. Leydig 1. e. Dig. 3 c. ”) Vergl. Anatomie der wirbellosen Thiere pag. 217, Anm, 232 ermitteln, doch sprachen sich die meisten mir vorgekommenen Objecte für letztere Annahme aus Die Höhlung selbst entsteht nicht etwa durch Resorption von Zellwandungen, sondern nur als intercellulare Bildung, in deren Lumen von der entsprechenden Zellenfläche aus zarte, nur durch ihren Effect sichtbare Cilien hineinwachsen. Die Zellen sind contractil und ihre Anordnung hat in diesem frühen Stadium grosse Aehnlichkeit mit dem Bau der Gefässe von Lumbrieusembryonen oder auch mit den schon vollständig entwickelten Gelässen von Saenuris. Bald haben sich bei Lumbrieus zwei Schlingen deutlich gebildet, nur die dritte, durch krausenartige Faltung ausgezeichnete, ist noch nicht zu sehen, erhebt sich jedoch ebenfalls in Kurzem vom Ursprunge der zweiten (B) hervor. Die Bildung der inneren Mündung entging mir. Bei Saenuris, wo keine schlingenförmige Aufreihung des Flimmerkanales stattfindet, ist die Entwickelung desselben viel früher beendet. Erklärung der Abbildungen. Fig. 4. Ein Flimmerkanal von Lumbricus (mässig vergrössert und sche- matisch gehalten). ABC Die drei durch schlingenförmige Anordnung des Kanales gebildeten Schleifen; a äussere Mündung des Muskel- schlauches a’ a"; b Uebergangsstelle desselben in einen dünneren Kanal, der (b' b") die Schleife C constituiren hilft, bei 5’ in die Schleife B ansteigt, in c sich ampullenartig erweitert, und bei d sich in ein drüsiges Kanalstück fortsetzt; e e’ e" e"', ff! f" f"" glasheller Kanal auf seinem weiteren Verlaufe; g Endstück desselben, das mit Ah in die Leibeshöhle ausmündet. Fig. 2. Innere Mündung eines Flimmerkanales von Lumbr. stark vergrössert, a Beginn des Kanales; 5 Zellenwand desselben, dicht mit nach innen gerichteten langen Cilien besetzt; ce c’.c" fächerartige Ausbreitung der Mündung; bei e’— c" ist der auf ihr sichtbare Wimperbesatz gezeichnet; d radiär gestellte Gylinderzellen mit Kern. Fig. 3. Flimmerkanal von Saenuris. a Aeussere Mündung; db drüsige Erweiterung; e gelappte Drüse; d Beginn des eigentlichen Kanales; eee weiterer, fff dünnerer Abschnitt desselben; g innere trichter- förmige Mündung. 2; \ Ueber Penisdrüsen von Littorina, von Ku : Dr. Carl Gegenbaur. ei Der fleischige Ruthenkörper von Littorina *) ragt dicht unter dem rechten Fühler hervor und ist in der Ruhe immer unter den Mantel ken hinten zurückgeschlagen. Er misst, je nach den verschiedenen Arten und Altern 2” —5”, formt sich nach vorn in schwach Sförmiger mung zungenähnlich zu, und endet mit einer bald mehr, bald weniger langen dreikantigen Spitze. An seiner inneren Seite verläuft ein schmaler Wulst, der sich entweder in die Spitze der Ruthe fort- Kon oder an der Basis derselben sich schräg absetzt. Ersteres ist bei Littorina obturata, letzteres bei L. neritoides der Fall. Bei der Begauung bildet dieser gewulstete Rand gegen die Ruthenlläche hin einen Halbkanal, in welchem der Samen zu den weiblichen Genitalien langt. Der äussere convexe Rand des Penis ist mit einer Reihe von pillenartigen Erhebungen versehen, welche bei näherer Untersuchung ziemlich complicirtem Baue sich ergeben. Jede dieser in ver- dener Zahl vorhandenen Zacken oder Papillen ist nämlich eine in nder Weise construirte Drüse. Halb in die Masse der Ruthe eingesenkt, halb über derselben haben, bildet jede einzelne Papille einen Follikelapparat, bestehend ius einem centralen, schlauchförmig elliptischen, nur mit einem feinen, in der Spitze der Papille mündenden Ausführungsgange versehenen ickchen, das bei auffallendem Lichte besonders durch seine helle, eisslichgelbe Färbung charakterisirt ist. Der Inhalt des centralen follikels bildet eine feinkörnige zähe Masse. Das Stroma, in welches eser Schlauch gebettet ist, gränzt sich scharf gegen die übrige Masse des Ruthenkörpers ab, und besteht aus einer, dem Follikel an Durch- ossei geichkommenden Schicht feiner, Iatiger Fasern mit deutlichen verne versehen. Obgleich schr von der übrigen Musculatur dieses eres abweichend, müssen sie doch ihrem Verhalten zufolge hierher Anm. Die von mir untersuchten Arten waren: L. littorea Fer,, L. neritoi- des Fer. und L. obtusata Fer., sämmtlich Bewohner der Küste Helgolands. 234 gehörig angesehen werden. Diese Fasern constituiren nur eine dünne eireuläre Schicht, dicht um den Schlauch herum, während die ganze übrige Masse in longitudinalen Richtungen verläuft. Von Interesse ist hiebei das Vorhandensein zahlreicher (A0— 25) Follikel, die in mehr- fachen Reihen übereinander in dem Stroma der vorerwähnten Fasern eingebettet, rings um die Centralhöble lagern. Ihre Gestalt ist rund- lich, oval. Betrachtet man eine Penispapille von oben, so wird man bei mässig angewendeter Compression leicht die kleineren Follikel in rosettenartiger Gruppirung um den Centralschlauch erkennen. Ein kurzer Ausführungsgang führt von jedem dieser Nebenfollikel aus in die Centralhöhble. Sie umgeben nur die untere Hälfte des Central- schlauches, die obere, in den Ausführungsgang übergehende ist mei- stens frei. Nur bei L. obtus. fand ich oftmals die Nebenfollikel bis in die Nähe der Mündung hinaufgestiegen. Es war dann immer der ganze Apparat tiefer in die Masse der Ruthe eingebettet. Die Follikel sind nicht von gleicher Grösse und differiren, hierin hauptsächlich nach ihrem Sitze, so dass immer die der Mündung der Centralhöhle näheren die kleinsten, die um den Grund derselben gelagerten als die entwickeltsten erschienen. Der Inhalt der Nebenfollikel ist bald die nämliche Substanz, wie die des Centralfollikels, bald fand ich sie aus ziemlich grossen viel- kernigen Zellen bestehend. Etwas Druck vermochte immer das Con- tentum in den mittlern Follikel zu pressen. Im ersten Augenblicke der Beobachtung glaubte ich in den Neben- follikeln nur durch den Druck entstandene und durch das Contentum der Centralhöhle sichtbar gewordene Lücken in dem umliegenden Ge- webe vor mir zu haben, doch überzeugte mich bald eine sorgfältige Präparation von meinem Vorurtheile und dem richtigen Verhältnisse, wie es oben geschildert wurde. Die Anzahl der Follikelpapillen am Rande der Ruthe richtet sich nach dem Alter der Thiere, und zwar so, dass sie bis zu einer ge- wissen Periode beständig zunimmt, und das Alter sich also aus der Zahl‘ der vorhandenen Penispapillen erschliessen lässt. Die ersten treten in der Mitte des Ruthenrandes, etwas der Wurzel ‚desselben genähert auf; dabei zeigen sich nach beiden Richtungen hin die An- lagen neuer. Die ersten Papillen stehen immer etwas von einander ab, ist aber eine grössere Anzahl von ihnen gebildet, so drängen sie sich mehr an einander, und gewinnen dabei mehr an Längendimen- sion. Die höchste Zahl, die sich findet, ohne dass eine Zunahme | durch junge, sich entwickelnde Follikelapparate ersichtlich wäre, schwebt zwischen 8—14. Ein einziges Mal beobachtete ich 19 Papillen bei einer L. neritoides. Diese besitzt ohnehin die grösste Anzahl von Penispapillen, während die kleinste für L. obtusata sich herausstellt. Ben 235 - Das von diesem Drüsenapparate gelieferte Secret dient wohl wäh- d des Begattungsgeschäftes zur Unterstützung der Copula, in der ttorinen sehr lange ausharren und sich dabei selbst durch inten- Reize nicht im mindesten irre machen lassen. Jedenfalls wird nd der Begattung das Secret vollständig entleert, wie sich mir ı vielfachen Beobachtungen herausstellte. Das Secret bildet sich ı den peripherischen Drüsenfollikeln, die mit den absondernden Zellen sgerüstet sind, und wird von diesen in die centrale Höhle, die ntlich nur ein zu einem Reservoir erweiterter Ausführungsgang für imtliche peripherische Follikel ist, geleitet, wo es aufgespeichert leibt, bis zur Entleerung die günstige Gelegenheit kömmt. Be Ueber die Dotterplättchen bei Fischen und Amphibien, von | Rud. Virchow. Schon vor längerer Zeit hatte ich, bei Gelegenheit meiner ersten Mittheilungen über die Sarcina ventrieuli (Froriep’s Notizen 1846. Mai. No. 825), einige Angaben über die Natur der Dotterplättchen der nack- ten Amphibien, im Vergleich zu der Sarcina, gemacht. Da die erste- ren in Kalilauge schnell gelöst werden, durch Essigsäure plötzlich auf- schwellen und dann wieder einschrumpfen, durch Jodlösung hellgelb oder hellbraun gefärbt wurden, so schloss ich, dass man sie mit Un- recht Stearinplättchen genannt habe. An diese Beobachtungen wurde ich von Neuem erinnert durch eine Bemerkung Remak’s (Müller’s Archiv 1852. S. 451), wonach die «tafelförmigen Dotterkörner einen zierlich geschichteten Bau haben und sich beim Zusatz von Essigsäure ihres Fettes entledigen, das in Form von Tropfen hervorquillt, während eine farblose, durchsichtige, feste ” Hülle zurückbleibt». Diese Bemerkung war mir um so auffallender, als ich ebenso wie Remak meine Untersuchungen bei Fröschen ge- ” macht hatte und mir niemals sichtbare Fetttropfen in diesen Tafeln = oder Körnern vorgekommen waren. Ich habe daher im Laufe dieses” Frühjahrs eine Reihe vergleichender Beobachtungen angestellt, welche ” freilich nicht auf Vollständigkeit Anspruch machen, da mir nicht Zeit‘ genug für dieselben zu Gebote stand, welche aber doch diesen für die Entwickelung nicht unwichtigen Gegenstand soweit fördern möchten, dass er der Aufarnköarnkäit der Embryologen vom Fach zugänglich werde. Ich begann meine Untersuchungen mit Mupkibienziern) und beson- ders von Fröschen, Kröten und Tritonen. Erst später, als ich über einen gewissen Kreis von Reactionen nicht hinauskam, zog ich auch Karpfen Eier in den Vergleich, hauptsächlich deshalb, weil Gobley diese zu einer grösseren chemischen Analyse verwerthet hat (vergl. Canstatt’s Jahr bericht für 1851. Bd. I, S. 89— 90), hier also die Möglichkeit einer : naueren Parallele der mikrochemischen und analytischen Resultate m lich war. Auch für spätere Untersuchungen möchte es wichtig sein, solche Eier zu wählen, bei denen sich eine gewöhnliche chemische Analyse veranstalten und diese dann auf die mikroskopischen Elemente 237 übertragen lässt. Ich bemerke nur noch, dass ich die Karpfeneier aus der Bauchhöhle nahm, während ich die Ampbibieneier, nachdem sie gelegt waren, und nur bei Fröschen zugleich aus dem Bauche untersuchte. " In chemischer Beziehung fanden sich keine auffälligen Verschieden- heiten: überall wiederholten sich gewisse Eigenschaften, welchem Thier die Eier auch angehören mochten. Allein nirgends gelang es mir, ihre Natur als Felt oder einen fettigen Inhalt zu constatiren. Carl Vogt (Ueber Alytes obstetricans, S. 3) gibt an, dass diese « quadratischen Täfelchen » sich in kochendem Weingeist und Aether leicht auflösen, dass sich aus dieser Auflösung durch Wasser eine fette Substanz abscheiden lässt, und dass sie demnach nichts Anderes, als Ablagerungen eines ziemlich festen Fettes (Stearin?) innerhalb des Dotters sind. Wären jene Lösungs- verhältnisse ganz richtig, so würde damit immer noch nicht bewiesen sein, dass das Fett gerade Stearin sei und die Körper den Namen Stearintäfelchen oder Plättchen verdienen; denn bis jetzt hat noch Nie- mand Siearin im Dotterfett nachgewiesen und die angeführten Eigen- ‚schaften können auch auf anderes Fett passen. d Indess habe ich eine solche Löslichkeit nicht finden können. Ich ‚brachte eine gewisse Menge Froscheier in ein Gläschen, zerrührte sie darin mit einem Glasstäbchen und kochte sie anhaltend mit Alkohol, sowohl verdünntem als concentrirtem. Brachte ich dann die Masse unter das Mikroskop, so fand ich die Plättchen immer noch vor, höch- stens etwas dichter und glänzender. Aus grösseren zusammengeklebten Haufen liess sich zuweilen noch flüssiges Dotterfett in Tropfen isoliren, ; durch Aether leicht unter dem Deckglase weggenommen werden nte, ohne dass die eigentlichen Plättchen dadurch aufgelöst wurden. sanz ähnlich verhielten sich getrocknete und zerriebene Tritoneneier, Pnr ‚sie mit absolutem Alkohol gekocht wurden.) Unzweifelhaft hatte jer Aether und wahrscheinlich auch der Alkohol hier Fett aufgelöst, ein es würde immer noch fraglich sein, ob alles das, was aus einer hen Lösung durch Wasser hätte gefällt werden können, festes t gewesen wäre. Gobley fand in dem Karpfenei zwei in Aether iche Substanzen, von denen er die eine als Lecithin, die andere erebrin bezeichnet, und von denen die erstere bei der unter dem s von Säuren, Alkalien, Wasser und Alkohol &intretenden Zer- ung Olein-, Margarin- und Phosphorglycerinsäure liefern soll. "Wenn ich Karpfeneier ganz oder zerrieben mit concentrirter Salpeter- ® kochte, so fanden sich die Dotterplättchen immer noch vor, ohne jedoch irgend grössere Mengen von Fett frei geworden wären. h wenn ich die so behandelten Plättchen nachträglich mit Aether, form, Glycerin u. s. w. unter dem Mikroskop zusammenbrachte, 1 ich selbst bei längerer Einwirkung keine Lösung. Dagegen zeigen die Dotterplättchen , sowohl frische, als ältere, ge- Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. IV, Ba. 16 wisse Eigenthümlichkeiten bei der mikrochemisehen Behandlung, welche auf den ersten Blick für ihre, fettige Natur zu sprechen scheinen. Lässt man, namentlich auf ganz frische Plättchen schnell einen Aetherstrom einwirken, ‚so sieht‘ man sie sich vergrössern und dabei sehr blass werden; zuweilen springen sie mit einem Ruck auf und platzen von einander. Die verschiedenen Eier zeigen darin gewisse Abweichungen: die grösste Aufquellung sah ich bei einer Art von grossen, hellen Eiern, die wir für die des Bombinator hielten. Ehe ich indess dieses interessante Phänomen genauer beschreibe, will ich erwähnen, dass dasselbe nicht etwa bloss bei dem Aether vorkommt, ‚sondern sich bei einer Reihe anderer Substanzen ebenso verhielt, insbesondere bei der Essigsäure, schwächeren Lösungen von Alkalien und Mineralsäuren, Chloroform, Glycerin u. s. w., so dass die Beziehung auf einen fetten Körper dadurch nicht besonders gestützt H | i Be; 1 238 | | i | wird. Lässt 'man diese Substanzen, insbesondere Essigsäure und Alka- lien schnell und concentrirt einwirken, so verschwindet zuweilen Alles bis auf kleine, wie häutig aussehende Partikeln; ist die Einwirkung schnell, aber mässig heftig, so sieht man die Körper sich schnell auf- blähen, blass werden und dann entweder wieder zusammenfallen, oder als grosse, blasse Flecke zurückbleiben. Das fettige, glänzende Ansehen, die dieken und groben Conturen sind dann vollständig verschwunden. Verfolgt man nun diesen Vorgang im Einzelnen, was sich am besten bei. der Zufügung von Aether oder verdünnter Essigsäure thun lässt, ‚so scheint es zuweilen, als träte etwas, wie das von Re- mak erwähnte Fetttröpfchen, aus. Indess habe ich mich niemals davon überzeugen können. Bei den nackten Amphibien hat man das Objeet fast immer von kleinen Fetttröpfehen, Pigmentkörnchen und sehr klei nen Dotterplättchen verunreinigt, und es ist leicht, diese für ausgetreten anzusehen.‘ ‚Hat man recht isolirte Plättehen, wie sie sich besonders bei Karpfen ‚leicht darstellen lassen, so sieht man entschieden nichts | austreten, sondern höchstens kleine, abgesprengte Stücke sich loslösen. "Die Plättehen vergrössern sich unter der Einwirkung der letzt- genannten Reagentien um das Doppelte, Dreifache, ja sogar noch mehr. Diese, Vergrösserung geschieht hauptsächlich nach einem Durchmesser, so dass sie ihre quadratische oder rundlich- viereckige Form in eine oblonge oder länglich - eifürmige, zuweilen. ganz wurstförmige ver- wandeln. Dabei sieht man in dem Maasse, als die Ausdehnung zu- nimmt, die’ glänzende Oberfläche matt werden: sie zeigt eine zierliche Zeichnung, die entweder aus regelmässigen und parallelen Querstrichen, — oder aus kurzen, wellenförmig ‚durch einander geschobenen Linien bes steht. ‚Seltener sieht die Oberfläche feingekräuselt oder spiralförmig eingeschnürt aus; noch seltener sind die Linien in Winkel gegen ein- ander gestellt und unsymmetrisch. Einzelne zeigen Figuren, die sie 239 schon vor der Einwirkung hatten, z: B. eine sternförmige, centrale _ Figur; oder ‘eine rundliche oder quadratische Zeichnung im Innern, die - sich nach der Einwirkung schärfer und grösser darstellt. Tech’ kann (diese Erscheinungen nicht besser verdeutlichen, als in- _ dem’ ich auf die Abhandlung von Joh. Müller über den glatten Hai des Aristoteles (Berlin 1842, S.'36) und auf seine Abbildungen Taf. V von _ Dotterkörnern der Raja und des Mustelus verweise. Sie zeigen, sagt Müller, in ihrem Innern eigenthümliche Absonderungen der Quere nach; zuweilen scheinen sie spiral zu sein, aber dieser Verlauf ist nicht con- stant, sie sind noch öfter ‘quer, seltener unregelmässig. Bei Raja sind _ die Körner auch in ihrem Innern mit den Absonderungslinien versehen, ‚diese sind auch hier grossentheils parallel, zuweilen, sogar häufig, auch gekreuzt. Müller sah sie sowohl an ganz frischen, als in Weingeist _ aufbewahrten Eiern, auch schon’ an dem ganz frisch untersuchten Dotter _ des sich entwickelnden Embryo. Dadurch unterscheiden sich ‘die Rochendotter allerdings von denen des Karpfen und der nackten Amphibien, bei denen diese Linien erst _ nach der Einwirkung gewisser Reagentien erscheinen, allein im Wesent- lichen scheint doch keine so grosse Differenz zu bestehen, als Müller damals annahm. ' Bei allen’ von mir angeführten Thieren scheinen die Dotterkörner dieselbe Anordnung zu zeigen, welche sie‘ befähigt, in ‚ewissen Richtungen Aenderungen ihres Baues zu erfahren. Diese Aen- derungen scheinen zunächst nur ‘in Faltungen, Runzelungen und Kräu- selungen der Oberfläche zu‘ bestehen, denn die aufgeblähbten Körper ‚sehen wie leere, gerunzelte Säcke aus, was freilich wenig im Ver- iss steht zu ihrer‘ Volumenszunahme. Allein bei’ längerer ' Ein- ung sieht man in der Richtung dieser Runzela und Falten wirk- ® Zerklüftungen, Spaltbildungen entstehen; die Körper zerfallen in quer durchgebrochene Scheiben, die sich ihrerseits in neue Körner zer- immern. Das Wunderbarste dabei bleibt aber die grosse Verlänge- rung dieser Elemente, wie ich sie namentlich am Dotter des Bombi- und der Tritonen durch Aether’ eintreten sah: es entstanden hier e, gegen die Enden bin etwas schmälere, oft etwas gekrümmte und regelmässig quergestreifte Würste. Allein selbst am Karpfendotter, - längere Zeit mit Salpetersäure‘ digerirt war, konnte ich durch r noch ähnliche Erscheinungen hervorbringen. cher Natur kann aber diese Substanz sein? Mikrochemische suchungen haben mich darüber zu keinem vollständigen Abschluss zen lassen, indess kann ich doch ein Paar Eigenschaften angeben, elche die Substanz den eiweissartigen Körpern nähern. ‘Wenn man ch Einwirkung von Säuren, insbesondere durch Essigsäure die ürper ganz blass gemacht hat, so dass man kaum noch die aufgequollenen Gohturen derselben zu erkennen vermag, 50 ge- 16 * 240 nügt «der Zusatz einer Kochsalzlösung, um dieselben ‚wieder zur sammenschrumpfen und mit ihren.alten, dunklen Gonturen, mitihren glän- zenden Flächen hervortreten zu lassen. Kaliumeiseneyanür macht etwas Aehnliches, und es scheint nicht, dass bier eine Fällung in dem gewöhn- lichen Sinn der Proteinsubstanzen zu Stande kommt, da die geschrumpf- ten Körper nicht körnig, sondern wieder homogen, glänzend aussehen. Eine längere Behandlung mit concentrirter Salpetersäure macht die Karpfeneier gelb, und ‚auch die zerriebenen Theile zeigen für das blosse Auge da, wo zahlreichere Dotterkörper angehäuft sind, eine hell- gelbe Farbe. Unter dem Mikroskop sieht ‚man aber fast alle Körper ungefärbt und nur hier und da erscheint eines mit lichtgelbem Schein. Zusatz von Kali oder Ammoniak erzeugt aber sofort das intensiv gelbe Aussehen der xanthoproteinsauren Salze; ein geringer Ueberschuss löst Alles, auch die dicke gelbgewordene Eihaut, zu einer klaren Flüssig- keit, in der nur einzelne Punkte und Stückchen übrig bleiben. Auch bei. Tritoneneiern, die getrocknet und wieder aufgeweicht waren, wobei die Dotterkörper keine erhebliche Veränderung zeigten, trat auf die Einwirkung. concentrirter Salpetersäure eine gelbliche Fär- bung der Plättchen ein, die durch Ammoniakzusatz braungelb wurde. Solche Eier, mit concentrirter Salzsäure behandelt, zeigten die Dotterkörperchen mit einem blauen Schein, der besonders deutlich wurde, nachdem sie einige Male damit aufgekocht waren. Ammoniak machte später die Plättchen aufquellen und ganz blass und rundlich, Rauchende Schwefelsäure zerstörte Alles; concentrirte verän- derte die Plättchen zunächst wenig und nach Zusatz wässeriger Jod- lösung wurde Alles gelb und braun. Auch wenn erst Jod und dann Schwefelsäure applieirt wurde, so erschien nur die gelbe Farbe. Mit salpetersaurem-salpetrigsaurem Quecksilberoxydul gekocht. färbten sich die Eier schnell intensiv roth und auch ‚jedes 14 einzelne Plättehen war durch und durch geröthet. Diese Beobachtungen genügen nicht zu einer endgültigen Ent- | DEREN ET ET scheidung, und ich will noch hinzufügen, dass das Kochen mit con- centrirtem Alkohol und Salpetersäure keine Coagulation im Sinne der Albuminate 'hervorzubringen scheint, da sich Frosch- und Karpfendotter nach dieser Behandlung gegen ähdere Reagentien fast, unverändert ver- halten. Jedenfalls gestatten diese Erfahrungen aber nicht länger, die Dotterkörper zu den Fetten oder zu den wesentlich fetthaltigen Sub- stanzen zu ziehen, wenn auch in ihnen ebensowohl Fett enthalten sein mag, wie in dem Faserstoff, dem Eiweiss u. s. w., wo es sich chemisch, aber nicht optisch nachweisen lässt. vd Gobley fand in den Karpfeneiern im Mittel 35.42 p. Ct. feste Substan darunter 2.574 Olein und Margarin, 0.266 Cholestearin, 3.045. Leeitbin, 0.205 Cerebrin,. 14.060 Paravitellin und 44.530 Mnkeenäien Die Haupt- f 21 | nasse ausser den Membranen macht also das Paravitellin aus, eine eiweiss- | artige Substanz, die in Alkohol und Aether unlöslich ist, während das - eigentliche Fett wenig mehr als Y, der Menge des Paravitellins beträgt. - Vergleicht man das morphologische und mikroskopische Resultat damit, _ so erscheint es höchst wahrscheinlich, dass die Dotterkörner aus einem Gemisch jenes eiweissartigen Körpers mit den als Lecithin und Gerebrin bezeichneten Stoffen bestehen, und dass durch chemische Reagentien ein Theil dieser Stoffe gelöst wird, während der andere seinen innern Zu- sammenhalt verliert, aufquillt, zerklüftet und durch das eindringende Lösungsmittel zersprengt wird. Lehmann (Physiol. Chemie. Bd. Il, S. 347) hat ‚eine Reihe von Ver- suchen über den Dotter der Huhnereier veranstaltet, und sowohl die Angaben von Gobley über das Vorkommen von Cholestearin im Dotter zweifelhaft gemacht, als insbesondere den von Gobley als Vitellin be- zeichneten Stoff, der übrigens dem Paravitellin sehr ähnlich ist, als ein Gemenge von Albumin mit Casein bezeichnet. «Die amorphen, dunkeln Körnchen des Eidotters sind reines alkalifreies Casein, welches gleich dem gewöhnlichen Casein reich an Kalkphosphat ist» (S. 349). So hätten _ wir denn auch hier ein ähnliches Verhalten, wie bei den Eiern der nie- “ deren Thiere, und wir dürfen vielleicht den Satz von Lehmann, den er an die Spitze des Capitels über die Eiflüssigkeiten stellt, sehr beschrän- ken, «dass die Forschungen der Physiologen uns gelehrt haben, dass die Fette im Ei bei dessen Entwickelung und Umbildung eine höchst wichtige Rolle spielen». Die Physiologen haben offenbar Vieles dem ssern Ansehen nach für Fett genommen, was aller Wahrscheinlichkeit nach eine stickstoflhaltige, eiweissartige Substanz ist, und es möchte mehr mit unseren Anschauungen über die Zellenbildung harmoniren, "wenn wir eine solche Substanz in grösserer Menge im Dotter aufgehäuft ıden, als wenn wir Alles aus Fett hervorgehen lassen. Mit Recht bemerkt Müller, dass die Dotterkörner an die Stärk- hlkörner der Pflanzen und ihre Ablagerungsform erinnern. Auch die vorstehenden Mittheilungen scheinen für eine Art von Schichtung zu echen, die aus abwechselnden Lagen verschiedener Substanzen her- jegangen sein möchte. Indess habe ich mich bei den von mir unter- en Dotterkörner nirgends von einer besondern zelligen oder nicht- gen Hülle um diese Körner überzeugen können, so wenig. als ich ‚regelmässige Umlagerung in eoncentrischen Schichten auffand, Wie on Vogt angab, so schienen mir alle Körner dieser Art eine solide elur zu besitzen, und wenn ich überall eine Reihenfolge von den en Körnern bis zu ganz grossen Tafeln oder Platten verfolgen nte, so musste ich doch mehr an ein Wachsthum durch Apposition, nach Zellenart nach Bläschen- durch Intussusception denken. Kleinere Mittheilungen und Gorrespondenz-Nachrichten. Form, Mischung und Function der elementären Gewebs- theile im Zusammenhang mit ihrer Genese, _ . a a a nn un betrachtet durch Prof. F. €. Deonders. ’ (Fortsetzung der Abhandlung in Bd. IN, pag. 348 u. fg.) ee EN l. Zellmembran. b. Chemischer Theil. Die Entstehung der Zellmembran muss, wie bereits im uorphologischen Abschnitte erwähnt wurde, als eine organische Krystallisation eines im ‚Werden begriffenen Stoffes gedacht werden. Diese Vorstellunz, neben welcher keine zweite denkbar ist, deutet auf eine chemische Einheit, die weder für den Inhalt noch für die Zwischensubstanz in Anspruch genommen werden kann, eine theo- retische Einheit, die durch die Erfahrung schon ihrer Sanction entgegensieht; Denn haben wir auch: kleine Unterschiede in der Zellmembran angetroffen ‚| so deuten doch ihre übereinstimmenden Eigenschaften unverkennbar auf eine ‚che- mische Gleichheit, die nur noch genauere chemische Beweise abzuwarten hat. _ Die thierische Cellulose — so nannten wir diesen allen Zellmembranen ge- meinsamen Stoff — lässt folgende Eigenschaften an sich unterscheiden: - 4) Physikalische: -Structurlose, glasarlige Beschaffenheit; Durchsichtig- keit; sie ist stark liehtbrechend , elastisch, und hat ein specifisches Gewicht, das grösser ist als Wasser. Diese Eigenschaften gehen den verschiedenen aus der Zelle entwickelten Formen ebenfalls nicht ab. So finden. wir die glasarlige Be- schaffenheit überall wieder; ebenso die Durchsichtigkeit. Nur durch wiederholte Reflexion auf die Oberflächen von vielen einander bedeckenden Fasern entgeht die letztere manchmal der Beobachtung; aber diese starke Reflexion beweist auch schon, dass sie (die Zellmembran) in grossem Maasse das Licht bricht, was man: übrigens auch aus der starken Zerstreuung der durchgetretenen Lichtstrahlen erschliessen kann; nur bei sehr dünnen Zellmem hranen ist dies in parallelen Flächen nicht so deutlich; die Elasticität endlich p die so deutlich in den elastischen Fasern und Geweben wahrgenommen Yird, wird nicht weniger klar aus den endo- und exosmotischen Processen der Ze und ihrer abgeleiteten Formen, wobei die Membran stets gespannt bleibt, so aus der durch Druck veränderten Gestalt, die zur ursprünglichen zu kehren strebt. EEE EEE Eng 243 2) Chemische: Unauflöslichkeit in Wasser, Alkohol und Aether, und Un- veränderlichkeit ‘der physikalischen Eigenschaften, die Durchsichtigkeit nicht ausgenommen, durch diese Agentien; Unauflöslichkeit in Essig- und anderen Pflanzensäuren; Schwerlösliehkeit in verdünnten Minerälsäuren,, Schwefel -, Salz -, Salpetersäure; Unauflöslichkeit in Ammoniak und Schwerlöslichkeit in Natron ‚und Kali, sogar in concentrirten Lösungen; Zunahme des Volumens durch An- schwellen durch Säuren und Alkalien, auch in ihren schwachen Lösungen bei gewöhnlicher Temperatur; Gelatinöswerden der Lösung in Alkalien; Schwer- - lösliehkeit in’ kochendem Wässer und Mangel des Gelatinirens der Lösung. Gelbe - Färbung durch Salpetersäure, welches Gelb nach Zusatz von Ammoniak in Orange übergeht; Annehmen einer rothen Farbe durch das Millon’sche Reagens auf Proteine; fast ‚keine Farbenveränderung durch Salzsäure und durch eine Mischung von Zucker und Schwefelsäure; Fällung durch Essigsäure aus der Kali- oder Natronlösung eines in einem Uebermaasse von Essigsäure unauflös- lichen Stoffes, dem die haupsüchlichsten Eigenschaften der thierischen Cellulose eigen sind. Die thierische Cellulose zersetzt sieh nicht leicht, selbst wenn sie von sich zersetzenden Stoffen umgeben ist. Ebenso verhält sie sich gegen pa- thölogische Processe, den Process der Fettmetamorphose, wobei sie aufgelöst wird, ausgenommen. Soweit nun die Untersuchung zu entscheiden vermag (bei membranen ist die Farbenveränderung nicht immer deutlich wahrzunehmen), n wir alle diese Eigenschaften in allen Zellmembranen und in allen aus gebildeten Formen wieder gefunden, doch möchten wir als am meisten für dies Studium geeignet, die elastische Faser empfehlen. Die Uebereinstimmung der Zellmembran und der aus ihnen entstandenen Formen in ihren Eigenschaften will ich noch durch folgende Beispiele verdeutlichen, In allen Horngeweben können die Elementarformen sowohl durch starke n als durch starke Alkalien isolirt werden, weil die sie verbindende chensubstanz aufgelöst wird, während die Zellmembranen der Auf- ung widerstehen. Auch der Inhalt der Zellen wird flüssig durch Ein- ung von Kali und Natron, während die Zellmembranen lange unverändert ibe Spült man die Zellmembranen nach Behandlung mit Kali mit Wasser aus, so hat man sie so vorbereitet, dass man alle genannten Eigenschaften n ihnen wahrnehmen kann. e gilt von den Zellmembranen der Koorpelzellen. Ihre Unauflöslich- ‚Kali und Natron ist besonders deutlich, und wenn man sie darauf mit ausspült, bemerkt man oft auf die überzeugendste Weise, vorzüglich Hinzufügung von Essigsäure, dass sich Verzweigungen von den Zellmem- 1 aus durch die Zwischensubstanz verbreiten, die ganz die Eigenschaften ischen Fasern besitzen und mit den elastischen Fasern der Knorpelhaut enhängen. Diese Verzweigungen beweisen deutlich die Identität des der elastischen Fasern mit dem der Zellmembranen. Bisweilen bleibt h its; von Mineralsäuren oder Alkalien von dem wahren Knorpel, nen Säugethieren noch etwas Zwischensubstanz übrig, wodurch jorpelkörperchen zusammengehalten werden; diese Substanz ist jedoch so und durehscheinend, und lässt sich so leicht falten, dass man sie dess- "wohl übersehen kann und die Kuorpelkörperchen bereits isolirt wähnt, t sie es eigentlich doch noch nicht sind. Wie Virchow's') Befund. an kranken Knochen schon vermuthen liess, ist Verhandl. d. phys.-med. Gesellsch. in Würzburg. Bd. I, 8. 19%. 244 auch im Knochengewebe die Zelimembran nicht ganz zu Grunde gegangen, und hatte ich schon früher die Knocheukörperchen als Knochenzellen erkannt. Nicht selten, sieht man am Knochenknorpel von frischen Knochen nach Ein- wirkung von concentrirter Salpeter- oder Salzsäure, auch wohl,von Kali und nach respectiver Lösung der Zwischensubstanz durch diese Agentien, die Knochen- zellen isolirt und sogar mit einigen Ausläufern versehen. In jeder so erhaltenen Knochenzelle ist ein Fetttropfen sichtbar, der nur dann vermisst wird, wenn man den Knochenknorpel vorher mit Aether behandelt hatte, Oft sieht man auch Kerne in diesen Zellen. Die Schwerlöslichkeit der Zellmembran ist dem- nach auch in diesem Falle, trotz ihrer Incrustation mit Kalksalzen, deutlich wieder zu finden. Man wird an den Zellmembranen der Ganglienzellen, sowie an den Membranen der Nervenfasern dieselben Eigenschaften antreffen. Was Kölliker ') darüber sagt, ist sehr bemerkenswerth. «Sie sind unauflöslich »in Essigsäure, selbst beim Kochen, ebenso in Natron, wenn sie kurze Zeit »darin gekocht werden, werden gelb gefärbt durch Salpetersäure und Ammo- »niak, und scheinen durch Schwefelsäure und Zucker eine Farbenveränderung »zu erleiden. — Demzufolge scheint die Nervenscheide noch am mei- »sten mit dem elastischen Gewebe übereinzukommen, nur dass die- »selbe in Alkalien weniger consistent ist.» In den animalen Muskeln ist die Zellmembran in der Form des Sarko- lemma vorhanden. Es ist dies derselbe Stoff, der nach Liebig übrig bleibt, wenn man die Muskeln mit einer schwachen Salzsäurelösung behandelt hat, der- selbe Stoff, der, wie Frerichs uns lehrt, bei der Digestion unaufgelöst bleibt. Dieselbe thierische Cellulose erkennen wir auch in den Membranen der organischen Faserzellen, Will man der Entstehung der Haargefässe aus Zellen und ihrem Verhalten gegen Reagentien nachgehen, wobei wiederum die thierische Celluiose sich ergibt, so eignen sich am besten hierzu die Gefässe der Retina und des Gehirnes. Es bleiben noch zu erwähnen übrig die Fettzellen, Pigmentzellen u. s. w. Sie zeigen immer wiederum dasselbe Verhalten, welches wir als der Zellmembran eigen erkannt haben. R Trotz diesem gemeinsamen Verhalten der verschiedenen erwähnten Formen in der Entstehung und chemischen Zusammensetzung gibt es doch geringe Unterschiede, die wir nicht unerwähnt lassen dürfen. Es sind die jungen Zellen, die in ihrer Unauflöslichkeit in den genannten Reagentien den älteren um etwas nachstehen. Man sieht an Durchschnitten der Haut, sowie an den sich immer neu entwickelnden Blut- und Schleimkörperchen, wie die jüngeren Zellen immer schneller sich auflösen als die älteren, wiewohl diese Auflösung nur scheinbar und geringer ist als man gewöhnlich glaubt ?). Die Ursache dieser Erscheinung ‚st in der Dünnheil der jungen Zellmembran gelegen. Ganz unauflöslich si auch die älteren nicht, ihre Unauflöslicheit ist nur relativ; kann es nun da Wunder nehmen, dass die dünneren jüngeren Zellmembranen kürzere Zei Widerstand leisten als die älteren dickeren? Jüngere Zellen, die etwas di und dadurch den älteren ähnlicher sind, verhalten sich gerade wie. diese, Ä Abgesehen von diesem Unterschiede, der von der Dicke der Membranen ab- !/ Mikr. Anat. Bd. II, S. 397. = ?) Holl. Beiträge. Bd. I, S. 56 u. 61. % 4 25 hängig ist, scheint jedoch noch ein anderer zu bestehen, ‚ein Unterschied, wie wir ihn jedoch bei allen gleichartigen Substanzen, z. B. beim leimgebenden Ge- webe wieder finden. Ist nicht Leim chemisch immer derselbe Stoff, mag das - Gewebe, welches wir durch Kochen in Leim überführen, kürzere oder längere Zeit brauchen, um sich zu lösen. Schon ein geringer Unterschied im Aggre- - gationszustande kaun eine trügere oder raschere Auflösung zur Folge haben. - Bei jungen Zellmembranen ist vielleicht ihr höherer Wassergehalt von Bedeutung, der schon aus dem starken Schrumpfen von jungen Geweben, die getrocknet werden, ersichtlich ist, und auch bei einigen Untersuchungen direct von mir nachgewiesen wurde. In jungen Froschlarven fand ich nur 6,07%, in einem 8 Cent. langen Embryo einer Kuh nur 4,615%, feste Bestandtheile. Meine Ver- - muthung, dass die grössere Auflöslichkeit auch in der geringen Quantität an organischen Substanzen ihren Grund habe könne, fand ich durch die Unter- suchung nicht bestätigt; ich fand im Gegentheil die Menge derselben sehr gross. Genug! bestehen Unterschiede im Verhalten der Zellmembran, so finden dieselben ihren Grund in den Altersverhältnissen, sowie im Aggregationszustande derselben, und kommt hier der angeführte Wassergehalt, durch den die Be- rührungspunkte für die Einwirkung der Reagentien vermehrt werden, vor Allem t in Betracht. ‚Die glasartigen Membranen, wie die Membrana Descemeti, Capsula lentis, kommen in ihren Eigenschaften ganz mit denen der Zellmembran überein, Die _ physikalischen Eigenschaften sind vollkommen dieselben; eine dicke Zellmembran, - wie die Zona pellucida, zeigt auch ganz das Verhalten einer glasartigem Mem-. bran. Die chemischen Eigenschaften stimmen nicht weniger überein, einige unbedeutende Unterschiede ausgenommen. So scheint die Schwefelsäure die glasartigen Membranen leichter theilbar und zerbrechlich zu machen, als z. B. die elastischen Membranen in den Gefässen u. s. w. Immer aber sind. der _ Uebereinstimmungen genug, um gleiche chemische Zusammensetzung und gleiche ntwickelung annehmen zu dürfen. Diese Entwickelung liegt jedoch immer noch im Dunkeln, Quere Durchschnitte der getrockneten Cornea und der Membr. Descem, (die mit einer Reihe von en dickwandigen Epitheliumzellen bekleidet war) eines 8 Centim. langen bsembryos liessen mich schon ihre Structurlosigkeit wahrnehmen. Der ein- ige wahrnehmbare Unterschied im Vergleiche zum erwachsenen Zustande war der Dicke gelegen. Dasselbe sah ich an etwas älteren menschlichen Em- onen. Man wird also für das Studium der Entwickelung dieser Gewebstheile viel jüngere Embryonen untersuchen müssen. Unverkennbar ist indess hkeit derselben mit manchen elastischen Membranen der Arterien und ‚die zweifelsohne ihre Entstehung der Verwachsung von elastischen Faser- nu, die sich in einer und derselben Fläche verdichten, verdanken. Eine he Entstehungsweise der glasartigen Membranen gewinnt an Wahrscheinlich- wenn man den Zusammenhang der Membr. Descemetii an ihrem Umfange ft einem äbnlichen Fasernetze, sowie den der vorderen structurlosen Haut der mit den von ihr ausgehenden elastischen Fasern, die sich in den ober- lichen Lagen der Cornea zerstreuen, bedenkt, und hiermit wäre wiederum gleichartiger Stoff zurüickgebracht auf die Einheit des Ursprunges, - Eine Ablagerung von thierischer Cellulose an verschiedenen Oberflächen (hie ds auch als Basement-Membran) würde an und für sich nichts Fremd- iges haben; die Bedingungen für die Entwickelung von Zellen könnten hier # Mangel an Blastem fehlen. Auch wäre es möglich, dass die Zellen zusammen- , F 246 | wüchsen und ihr Inhalt aus thierischer Cellulose selbst bestände, wie dies bei der’ Entwickelung der elastischen Fasern wirklich geschieht. Es fehlen uns die Facta, um uns hier bestimmter ausprechen zu können, und wir müssen daher diesen Punkt unentschieden verlassen. Nur das ist und bleibt deutlich, dass die Cellulose im Werden geneigt ist, sich auf bereits gewordener abzulagern, dass sie sich in der Zwischensubstanz verzweigen kann als ein von der Zell- membran ausgehendes Netz, und dass, soll die Cellulose anders die Form einer Zelle annehmen, ein weiches Blastem vorhanden sein muss. Nachdem wir hiermit die physikalischen und chemischen Eigenschaften der Zellmembran kennen gelernt haben, kommt die Frage nach ihrer chemischen Zusammensetzung in Behandlung. Das Verhalten der Zellmembran gegen einige Reagentien, wie gegen Salpetersäure und Ammoniak, und gegen das Reagens von Millon lässt der Vermuthung Raum, dass dieselbe zur Gruppe der Protein- körper gehöre. Dass diese Reactionen der Zellmembran ‘und nicht dem Zell- inhalte zukommen, geht daraus hervor, dass sie auch noch statt findet, nach- dem die Zellmembranen wiederholt entweder direct oder nach vorherigem Kochen ımıt Essigsäure oder Digeriren mit Kali mit Wasser ausgespült wurden. Bedenken wir aber, dass diese Reactionen nur andeuten, dass ein gewisses Zersetzungs- product zu Stande gekommen ist, und dass dieselben Producte aus ganz ver- schieden zusammengesetzten Verbindungen gebildet werden können, so müssen wir gestehen, dass die angegebene Vermuthung jeder festeren Stütze entbehrt, um so mehr, wenn wir noch hinzufügen, dass auf der anderen Seite sehr viele und essentielle Eigenschaften der Proteinkörper an den Zellmembranen vermisst werden. Von chemischen hierher gehörigen Arbeiten sind die von Schultze und Ti- lanus zu nennen. Schultze ') bringt‘ die elastischen Fasern za dem leimgebenden Gewebe zu- rück aus folgenden Gründen. Die elastischen Fasern bieten dem Kochen nicht bis ins Unendliche Wider- stand, lösen sich vielmehr schliesslich ganz, besonders wenn sie unter hohen - Druck kommen. Aber welcher organische Stof' würde, auf diese Weise be- handelt, nicht zuletzt in einen fein vertheilten Zustand übergehen, den wir Auf- lösung nennen könnten? Sind darum alle organischen Stoffe leimgebende? Selbst wenn die erhaltene Substanz von Schultze Leim gewesen wäre, so könnte hier doch von Gelatiniren keine Rede sein, weil zu lange gekocht wurde die übrigen Reactionen aber fand Schultze selbst ziemlich abweichend und wenig. charakteristisch für Leim. Schultze scheint viel auf den Geruch von Leim ge- geben zu haben; aber derselbe hat doch sehr wenig zu bedeuten, wird oft bei wirklichem Leime nicht wahrgenommen und ist manchmal bemerkbar beim Coa- guliren von Blutserum, wenn es gekocht wird, wo doch von Leim keine Rede sein kann. Diese Arbeit gibt also wenig oder nichts für unseren Zweck @ die Hand. j Tilanus hat die ersten chemischen Analysen von elastischem Gewebe aus geführt und vorerst ermittelt, dass das geraspelte Ligamentum nuchae nach 100stündigem Kochen, wenn das Bindegewebe aufgelöst ist, dem Wasser nur apa von auflöslichen Substanzen abgibt, ferner "däe die elastischen Fasern ı) De arteriarum motione, structura etc. Grypbiae 1849. 6 - 247 . 4—5 Stunden in Essigsäure gekocht, unverändert bleiben, dann braun werden, wobei der Kohlenstoffgehalt zunimmt. Er leitet aus seinen verschiedenen Ana- lysen folgende Formel für das. elastische Gewebe: ab: Cz2 Ha, Orı Ni, mehr - Schwefel. Diese Formel steht für sich da, und ist ebenso eigenthümlich wie _ das übrige chemische Verhalten ‚der ‚elastischen Faser. Ist nun die chemische "Zusammensetzung der Zellmembranen durch diese Formel ausgedrückt? Da bis jetzt die Zellmembran, bei Analysen von Horngeweben u. s. w., nie rein untersucht wurde, so kann diese Frage nicht bejahend beantwortet werden. Vieles bleibt hier noch zu thun übrig; doch sind die Schwierigkeiten, um die elastische Faser in ihren Decompositionsproducten nachzusuchen, nicht unüber- windlich, Uns war es für jetzt nur darum zu thun, den Verband zwischen dem Ursprung und den chemischen Eigenschaften anzudeuten, und eine analoge, wenn nicht gleiche Zusammensetzung aller Zellmembranen, wie aller aus ihnen ' entwickelnden secundären Formen zum höchsten Grade der Wahrscheinlichkeit ‚zu bringen. e No Im morphologischen Theile war ich schon bemüht, mit Nachdruck auf die dere Erscheinung aufmerksam‘ zu machen, dass in Thieren und Pflanzen ‚Stoff entsteht, dessen Haupteigenschaft ist, die Form einer Zellmembran an- ehmen. Ein Kriterium von grösserer Bedeutung als dieses wird nie in einem fe wiedergefunden. Fügt man die übrigen Eigenschaften dieser Stoffe zu n genannten, so drängt sich uns die Vermuthung, es möchte dieser Stoff [hiere und Pflanzen derselbe sein, immer mehr auf. — In den phy- chen Eigenschaften. unterscheiden sich die thierische und vegetabische se durchaus nicht von einander; Säuren, wie Alkalien, wirken beim Zinen wie beim Andern und, was mehr ist, so erscheint die Uebereinstimmung ‚physikalischen Formveränderungen vollkommen zustimmend. Die Pflanzen- ie die Thierzelle kann in verschiedenen Richtungen wachsen; beide können Theil resorbirt werden, um zu Röhrchen zusammenzuwachsen; beide bilden eigungen, die sich unter einander vereinigen können u. s. w. Die Phy- ogie könnte hier vielleicht zu einem Schlusse verleiten, dem die Chemie mit iedenen Thatsachen entgegentreten miisste; denn wir wissen, dass die ten Stoffe, die physiologisch eine so grosse Uebereinstimmung darbieten, ch verschieden sind, der eine ist ja stickstofflos, der andere stickstoffhaltig; n durch verschiedene Reagentien verschiedene Farbenveränderungen en u.8.w. Es ist Sache der Chemie, uns tiber die Uebereinstimmung chemisch so verschieden «onslitoirten Stoffen zu belehren. Nur Eins glau- ir noch hinzufügen zu dürfen. Es ist der Versuch, den hierher gehörigen hungen mit einer Hypothese voranzugehen, eine Hypothese, die, beeile ob, es hinzuzufügen, mir nicht ans Herz gewachsen ist. Nach ihr fden wir zur Annalıme von verschiedenen Verbindungen von Cellulose mit 'offhaltigen Stoffen hingewiesen, die, ohne den Charakter von Cellulose iren, als Bestandtheile von Zellmembranen auftreten könnten. unsere Hypothese führen wir Schmidts Entdeckung von pflanzlicher in einigen wirbellosen Thieren an. Aus ihr werden gerade wie bei Pilanzen die Zellmembranen und manchmal auch die mit den Zellmembra- Ebmeliene Zwischensubstanz (Masse fondamentale) gebildet. Daran sich die ebenfalls von Schmidt gefandene Chitine, ein Stoff, aus dem nernbranen in den Flügeln von vielen Inseeten und in der harten Schale 248 B ? von vielen Crustäceen zusammengesetzt sind. Chitine hat übrigens ausser vielen mit Cellulose übereinstimmenden Eigenschaften, eine chemische Zusammen- setzung, durch die Formel C'” H?® N? O!! ausgedrückt, welche Formel un- gefähr die Zusammensetzung von Cellulose + Proteinverbindungen ausdrückt. Data scheinen uns den Verband von Cellulose in Pflanzen und Thieren einiger- | maassen aufzuklären. Denn vergleichen wir die Zusammensetzung von Cellulose, Chitine und thierischer Cellulose (elastischen Fasern), so sehen wir, bei über- einstimmenden Eigenschaften und physiologischer Bedeutung den N-Gehalt stets E zunehmen. Wie dem auch sei, das steht vorläufig fest, dass die Zellmembranen und alle daraus entstandenen Formen eine gleiche oder sehr ähnliche chemische Zu- sammensetzung haben. c. Physiologischer Theil. Bei gleichem Ursprung und gleicher Zusammensetzung müssen auch der Stoff- wechsel und die Function dieselbe sein. Prüfen wir diesen Satz näher in seiner Uebereinstimmung mit den Erscheinungen. Sowohl in den Zellmembranen, wie in den: daraus abgeleiteten Formen haben wir eine Eigenschaft kennen gelernt, die ihre gehörige Würdigung noch nicht gefunden hat — ich meine die Elastieität. Diese Eigenschaft ist über alle Zweifel erhaben. Die Erscheinungen der Endosmose und Exosmose, wobei der Inhalt von Zellen und Fasern ab- und zunehmen kann, und .die Zellmembran nichtsdestoweniger gespannt bleibt — die Formveränderungen auf angewendeten Druck, und die Herstellung der ursprünglichen Form, wenn er nachlässt, die j Zusammenziehung und Ausdehnung der primitiven Muskelbündel, wobei das Sarkolemma stets glatt bleibt; der Widerstand, den dieses Sarkolemma (dies Zeillmembran) der Ausdehnung bietet, während der Inhalt mitunter zerbricht — die Ausdehnung und Verengerung der Haargefässe (selbst nach dem Tode neo i wahrnehmbar) reichen mehr denn zur Genüge hin, um jeden Zweifel an der Elasticität der Zellmembran unmöglich zu machen, Fr Diese Eigenschaft der Zellmembran schätzt man in den elastischen Fasern als Ursache von Bewegung, oder lieber hauptsächlich als Antagonist der Schwere und als Conservator der bewegenden Kraft. Als Antagonist der Schwere wirkt das Lig. nuchae bei vielen Thieren beim in die Höhe Heben des Kopfes, wirken die gelben Bänder beim Menschen beim Erheben des durch Muskelkraft unter ge- ringer Mitwirkung der Schwere nach vorne gebogenen Rumpfes. Als Conser- vator der bewegenden Kraft treten die elastischen Fasern in den Lungen und Gefässen auf. In den Lungen wird die beim Einathmen zur Ausdehnung ver- wendete Kraft in gewisser Summe bewahrt, um wiederum als Bewegkraft beim Ausathmen mitzuwirken. Im Gefässsysteme wurde die elastische Arterie durch die Herzaction ausgedehnt, und die in den Arterien so aufbewahrte Kraft w eine Blut foribewegende sogar während der Diastole des Herzens. L Die Bedeutung der elastischen Fasern bei den genannten Erscheinungen ist schon längst erkannt, nicht so die der elastischen Zellmembran. Ihre Bedeu- tung wird, wenn ich mich anders nicht irre, ganz in folgenden Worten zu- sammengefasst: Der Inhalt der elastischen und durchdringbaren Zellmembran steht unter höherem Drucke als das sie umgebende flüssige Medium, Dass dem so ist, dafür möchte wohl jeder Beweis überflüssig sein, denn steht nicht dieser Inhalt unter dem:allgemeinen Drucke und dem der gespannten elastischen Membran? a 249 > Die, grössere Dichtigkeit der in ‚den elastischen Zellmembranen enthaltenen iten ist eine erste Thatsache, die hiermit in-Uebereinstimmung zu brin- ‚gen wäre. Gerade ,.so wie das Blut — eine dichtere Flüssigkeit unter,schwerem ıcke — der Nahrungsflüssigkeit — einer dünneren unter geringerem Drucke - Gleichgewicht hält, so, besteht ein Gleichgewicht zwischen dem dichteren te der Blutkörperchen und dem Blutplasma, zwischen dem dichteren Inhalte | allen Zellen und der dünneren Nahrungsflüssigkeit ausserhalb der Zellen. felsohne müssen wir uns die Nahrungsflüssigkeit der verschiedenen Gewebe ‚unter verschiedenem Drucke stehend vogstellen, und damit steht wiederum Dichtigkeit und Constitution (chemische) jener Flüssigkeiten in Verband. Die Zellmembranen isoliren also nicht allein den Stoff bis zu einem gewissen Maasse — eine erste Bedingung für Differenzirung des Stoffes — sondern bedingen auch durch ihre Elasticität den Unterschied zwischen Inhalt und Intercellular- substanz. Woltersom !) und zum Theil schon Beclin ?) haben in ihren Disser- lionen den mechanischen Stoffwechsel zwischen dem Blute und der Nahrungs- lüssigkeit auseinandergesetzt. Aus ihren respectiven Arbeiten geht hervor, dass der verminderte, vom Blute ausgehende Druck, der nicht in gleiehem Maasse die Nahrungsflüssigkeit trifft, Resorption, jeder erhöhte dagegen Ausschwilzung ur Folge hat. Der hierdurch unaufhörlich unterhaltene Stoffwechsel zwischen it und Intercellularflüssigkeit muss in gleichem Maasse seine Anwendung finden f die innerhalb und ausserhalb der Zellmembranen befindlichen Stoffe. Der ruckunterschied der innerhalb und ausserhalb der Zellmembran - befindlichen ffe ist dem Grade der Spannung, d. i. Ausdehnung der Zellmembran pro- ; die nothwendige Folge davon ist, dass, wenn zeitlich mehr aus der mbran nach aussen dringt, als aufgenommen wird, die Bedingung für me neuer Stoffe, im entgegengesetzten Falle die für Ausschwitzung in 'wischensubstanz geboten wird. Und so ist nun die Elasticität der Zell- mbran zum Regulator des mechanischen Stoffwechsels geworden! Dies ge- e für den Augenblick. Besitzen die Zellmembranen und die aus ihnen abgeleiteten Formen neben t. Wie verhält sich nun in dieser Hinsicht die Zellmembran? Wenn gewagt wäre, ihr a priori Gontractilität abzusprechen, so entnehmen h dem. vorausgesetzten Zusammenhang von Ursprung, Zusammenhang F logischen Eigenschaften das Recht, die etwa für die Contractilität an- enden Gründe einer strengen Prüfung zu unterwerfen. Wir werden aber ‚sehen, dass diese Gründe der Prüfung nicht gewachsen sind, und dass eh ngen, die der Gontractilität zugeschrieben wurden, ihre Erklärung in der Elasticität der Gewebe, den endosmotischen und exosmotischen nungen, auch wohl in dem Zusammenziehungsvermögen des Inhaltes. Die Contractilität der kleineren Gefässstämme ist ohne Weiteres durch manche derl. Lancet, 24° Serie. D, V. p. 664 :seq. derl. Lancet, D. V. p. #74 seg. w 250 Autoren von diesen auf die Haargefisse übertragen worden.‘ Diese falsche Auf- fassung, die stillschweigend noch manche Anhänger zählt, findet leicht ihre Widerlegung in Dem, was durch verschiedene Untersuchungen ans Licht ge- bracht ward. Henle, der schon in seiner allgemeinen Anatomie das Ungenü- _ | gende der damals angeführten Versuche nachgewiesen hatte, beweist in seiner rationellen Pathologie die Unwahrscheinlichkeit !') der Contractilität der Haar- gefässe. Die Gebrüder Weber haben zu diesen Gründen den entscheidenden Versuch gefügt. Es war ihnen unmöglich, (durch Blectrieität an Haargefässen des Mesenterium des Frosches Zusammenziehung wahrzunehmen, wogegen dieselbe bei kleinen Gefässstämmen nicht ausblieb. Zu demselben Resultate kam Wharton | Jones, der an durchschnittenen Haargefässen weder an der Wundöffnung, noch f im weiteren Verlaufe des Gefässes Zugammenziehung wahrnehmen konnte ?). 5 Hiermit betrachten wir die Contractilität der Haargefässe als hinlänglich widerlegt. 3 Contractionen von elementären Zellen sind durch Kölliker und ». Siebold wahrgenommen. ». Siebold entdeckte eine eigene selbstständige Bewegung in den Eizellen der Planarien; Kölliker sah die contractilen Formen erst bei der Entwickelung des Embryos. Weiter ist die Gontraclion der Herzzellen in Em- bryonen von Alytes und Sepia (Kölliker und Vogt) und Rana (Schröder var der Kolk), wie in der Schwanzblase ven Limaxembyonen bekannt. In allen diesen Fällen frägt es sich jedoch, welcher Theil der contractile ist, die Zell-_ membran oder der Zelleninhalt ? | a Die Contractilität des Zelleninhaltes wird bei den primitiven Muskelbündeln von Niemandem bezweifelt; lässt sich nun nicht dasselbe für die Contraction f der Muskelzellen des embryonalen Herzens annehmen? Die Bewegung der Ei-_ zellen von Planarien will Kölliker und v. Siebold aus mir unbekannten Gründen von der Zellmembran ausgehen lassen. Die Erscheinung, lässt aber sich eben so gut aus der Zusammenziehung des feinkörnigen, nicht flüssigen Inhaltes erklären. Ich kann mich daher noch nicht entschliessen, Kölliker's Worten ®): »dass als contractile Theile im Thierreiche (nur) zweierlei auftreten, nämlich »Zellmembranen und Zelleninhalt, welche entweder für sich allein oder zusammen »einen contractilen Elementartheil bilden», Gesetzeskraft beizumessen. Wir können den Standpunkt dieser Frage in folgenden Worten zusammen- fassen: - Die elastischen Fasern und viele Zellmembranen besitzen keine Gontraetilität, Der ‘Inhalt ‘von manchen Zellen ist contractil. ul Wo daher Contraction wahrgenommen wird, ohne ‘dass die direcle Beob- achtung uns ‚darüber ‘belehren ‚kann, ob sie von der Zellmembran oder ihrem Inhalte ausgehe, bringen wir sie mit Recht auf Rechnung des Inhaltes. Ausser der von Ecker genau untersuchten Sarcode kennen wir keine contractile Sub- stanz, als den Inhalt der Muskelbündel (auch im embryonalen Zustande) und der Muskelfaserzellen. ) re Je nachdem wir es mit verschiedenen Stoffen zu thun baben, werden auch die, physiologischen Aeusserungen verschieden sein. Diese werden durch jene bedingt. 'Contraction ist eine Lebensthätigkeit, die im Stoffwechsel ihren Grund u Bd. I1,'S. 455. Pr 2) On the state of the blood and the bloodvessels in inflannmation. In Guy’s Hospital Reports. 2. Serie, Vol. VII, P. 4. 2" j 3) Zeitschr. f. wiss. Zoologie. Bd. I, S. 913, allgem. Bemerkungen. 251 hat. Kein Wunder demnach, dass die thierische Cellulose , deren Stoffwechsel -so unbedeutend ist, der Eigenschaft, sich zusammenzuziehen, entbehrt. Die Unauflöslichkeit der thierischen Cellulose in Wasser, ihre Schwerlöslich- keit in Alkalien und Säuren, ihre langsame Zerstörung durch Fäulniss, Eiter oder Tuberkelprocess, sind dies nicht alle Eigenschaften die auf trägen Stoffwechsel schliessen lassen? Ja noch mehr! Die elastischen Fasern nehmen beim Ab- magern kaum an Umfang ab, die Zellen, deren Inhalt fast verschwindet, bleiben unverändert oder werden sogar in manchen Formen eher dicker als dünner (z. B. das Sarkolemma der primitiven Muskelbündel), während alle. die Elemente, deren ‚Stoffwechsel lebhaft ist, bei mangelnder Blutzufuhr schnell abnehmen. Die Intercellularsubstanz wie der Zelleninhalt werden uns bei ihrer Behand- lung noch Gelegenheit bieten, manchen schon erwähnten Punkt in noch kla- reres Licht treten zu lassen. Fassen wir zum Schlusse die Resultate unserer bisherigen Betrachtungen über die Zellmembranen zusammen, so ergibt sich Folgendes: 4) Sowohl in Pflanzen wie in Thieren entsteht eine unauflösliche Substanz aus einer gelösten, die vermöge ihrer Constitution die Form einer Zellmembran annimmt. 2) Die thierische Zellmembran bleibt als solche bestehen, oder verdickt sich, oder unterliegt der Resorption. Sie wächst in verschiedenen Richtungen und -, vereinigt sich, mit oder ohne Verzweigungen, mit anderen Zellmembranen. Sie atrophirt, verliert Kern und Inhalt und wird zur Faser, welche Fasern unter- F einander Netze bilden, die wiederum durch- Verdickung und Verwachsen zu Membranen sich gestalten können. Die Atrophie der Zellmembran wird durch frühzeitige Entwickelung und faserige Organisation der Zwischensubstanz bedingt. _ 3) Die thierischen Zellmembranen und alle aus ‘ihnen entwickelten Formen besitzen dieselben chemischen und physikalischen Eigenschaften ; sie haben eine analoge chemische Zusammensetzung. 4) Diese Substanz, die der Einwirkung der meisten chemischen Reagen- tien starken Widerstand leistet, nimmt trägen Antheil am Stoffwechsel und be- sitzt weder Contractilität noch Gefühl. 5) Die physiologische Bedeutung dieser Substanz beruht auf ihren physika- lischen Eigenschaften. Als elastische Faser ist sie wichtig für die mechanischen - Vorgänge im Thierkörper; als umhüllende Membran vertheilt sie den Stoff in nen selbstständige Grüppchen; als durchdringbare Membran veranlasst sie einen beständigen Stoffwechsel; als elastische Membran bringt sie ihren Inhalt \ höheren Druck und bildet hiermit eine Grundlage für die Verschieden- it von Inhalt und Zwischenstoff, d. h. sie ist Moderator des mechanischen i echsels. » — Be 252 Ueber die Muskelfasern des Herzens von Petromyzon. Briefliche Mittheilung von \ Prof. Stannius, In einer kleinen Abhandlung (Nachrichten von der Universität u. der Königl. Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. 4854. No. 47, S. 225) habe ich das Vorkommen von Querstreifen an den Primitivbündeln der Muskeln des Her- zens von Petromyzon in Abrede gestellt. Dies ist, wie neuere in diesem Früh- linge vorgenommene Untersuchungen mich gelehrt haben, durchaus mit Unrecht geschehen. Man sieht bei Durchforschung der Fasern des aus dem lebenden Thiere genommenen Herzens die Querstreilen an vielen derselben deutlich. Dies ist schon bei Zusatz von reinem Wasser der Fall; klarere Anschauungen erhält man noch, wenn dem Wasser eine geringe Quantität Salpetersäure zugesetzt wird. Immer aber gelingt es nur an einem Theile der Muskelbündel Querstreifen zu erkennen. So leicht sie an den Bündeln des ganz frischen Herzens zur An- schauung zu bringen sind, eben so schwer fällt ihr Nachweis, sobald das Herz auch nur kurze Zeit in Wasser gelegen hat und eben dem Umstande, dass ich früher das aufgeschnittene Herz alsbald in Wasser zu legen pflegte, schreibe ich es zu, dass ich bei emsigster in zwei verschiedenen Jahren wiederholter Untersuchung Verhältnisse verkannte, die sich neuerlich bei rascher Präparation und anderem Verfahrem, augenblicklich dem Auge darboten. Auch querovale Zellenkerne kommen in einzelnen Muskelbündeln des Herzens häufiger vor, als ich früher annahm. Demnach fallen die von mir statuirten Unterschiede zwi- schen den Muskelbündeln des Herzens und denen der Augenmuskeln grossen- ibeils weg. . Rostock, den 22. Mai 1852. | 4 . u Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der Infusorien !), 8 von Dr. Ferdinand Cohn in Breslau. Mit Tafel XII. I. Ueber den Encystirungsprocess der Infusorien. Es liegt im Entwickelungsgange einer jeden Wissenschaft, dass, wenn eine neue Entdeckung längere Zeit isolirt bleibt, sie auch keinen festen Platz in der Kette der bekannten Thatsachen, keine Würdigung und oft kaum Glauben findet, bis sie, bestätigt und ergänzt durch _ entsprechende Beobachtungen, als ein weit verbreitetes Gesetz erkannt, und die . vereinzelte Ausnahme vielleicht als allgemeine Regel nach- gewiesen wird. Einen neuen Beleg zu dieser Erfahrung liefert die Geschichte des interessanten Phänomens, welches ich mir zum Gegen- stand dieses Aufsatzes erwählt habe. Wenn Ehrenberg in seinem grossen Werke in Bezug auf die Sy- stematik der Infusorien, namentlich auf Bildung natürlicher Arten, Gat- tungen und Familien, weniger in der höheren Anordnung derselben, sich ein unbestrittenes und unvergängliches. Verdienst erworben hat, 50 erscheinen viele seiner Untersuchungen über Anatomie und Phy- logie dieser Thiere durch zwei, und zwar entgegengesetzte Fehler jeeinträchtigt. Während dieser Naturforscher den Bau der Infusorien aplicirter darstellte, als er in der Natur gefunden werden konnte, hat er dagegen die Entwickelungsgeschichte derselben einfacher auf- asst, als sie von späteren Beobachtern erkannt worden ist. Bis in die neueste Zeit waren in jeder Thierclasse eigentlich nur zwei ent- wickelungsgeschichtliche Vorgänge durch unmittelbare Beobachtung be- ndet: ein vereinzelter, die Metamorphose, die nur bei den Vor- llinen beobachtet ward ?), und ein allgemeiner, die Theilung, 9) Siehe Band III, Heft 3 dieser Zeitschrift. *) Insofern nämlich die von den Stielen losgerissenen Vorticellen durch Ent- - wickelung eines hinteren Wimpersaumes u. 8. w. eine der normalen ganz unähnliche Gestalt annehmen. Zeitschr, f, wissensch. Zoologie. IV. Bd. 17 254 welche durch Ehrenberg bei allen Infusorien nachgewiesen wurde. Seit- dem sind Untersuchungen bekannt gemacht worden, welche das Vor- kommen der Metamorphose in ausgedehnterem Maasse und bei einer grösseren Zahl von Arten aufstellten; ausserdem ist eine neue Fort- pflanzungsweise durch Keime bei mehreren Gattungen nachgewiesen worden. Was den Encystirungsprocess der Infusorien betrifft, so sind hierauf bezügliche Thatsachen vor Ehrenberg und diesem selbst kaum. bekannt gewesen, mit Ausnahme der Vorgänge bei Euglena, welche jedoch meist missverstanden wurden, und einer zweifelhaften Beobachtung von Guanzati, auf die ich später zurückkommen werde. Das Encystiren war bisher, nur in der Classe der Helminthen beob- achtet, indem bekanntlich verschiedene Gattungen derselben in häu- tigen Kapseln oder Cysten abgeschlossen vorkommen. Doch sind unter der Bezeichnung der Cystenbildung bei den Helminthen zwei ganz ver- schiedene Vorgänge zusammengefasst worden, indem gewisse Para- siten, wie Cysticercus und Echinococeus, von einer, aus dem Ge- webe des Mutterthieres gebildeten, mit diesem in organischer Verbindung stehenden, und von seinen Blutgefässen durchzogenen Kapsel eingeschlossen sind; diese werden durch diese Kapsel hindurch ernährt und besitzen die Fähigkeit, innerhalb derselben weiter zu wachsen. Ganz verschieden davon ist dagegen der Process, welcher bei den tercarienartigen Lärven gewisser Distomen und Monostomen, so wie bei verschiedenen Nematoden *) beobachtet worden ist. Hier sondert der Parasit selbst, durch Ausschwitzung aus seiner ganzen Körperfläche einen flüssigen Schleim aus, welcher zu einer völlig ge- schlossenen, structurlosen, oder aus concentrischen Schichten bestehen- den Blase erstarrt; in solchen (ysten eingeschlossen verharrt der Hel- minth in latentem Leben, gleichsam wie verpuppt, ohne zu wachsen, längere Zeit, bis er durch einen Zufall befreit, die Hülle behufs wei- terer Entwickelung durchbricht und die leere, zerrissene Cyste zurücklässt. In ungünstigen Fällen sterben diese Schmarotzer in den Cysten, wobei sie zuweilen verkalken oder verglasen (vergl. u. a. v. Siebold über die Parasiten in Wagner’s Handwörterbuch der Phy- siologie, Bd. Il, p- 643). Nur dieser Vorgang kann als eigentliches Encystiren betrachtet werden. ih Die Gregarinen, jene merkwürdigen Organismen, deren Stellung noch in diesem Augenblick zwischen Helminthen und Infusorien schwankt, sind es auch gewesen, welche zur Aufändung der früher nur unter den Entozoen bekannten eigentlichen Cystenbildung auch in der Classe der : k ') Nach Stein werden jedoch auch die Kapseln der in Insectenlarven beobach- teten Fadenwürmer von den Organen des Wirthes erzeugt. i ü | | 255 Protozoen geleitet haben. Nachdem Kölliker 1845 in der Zeitschrift für wissenschaftliche Botanik den Gregarinen ein erhöhtes Interesse zugewendet haite, indem er sie für einzellige Thiere erklärte, wies v. Frantzius A846 in seiner Dissertation (observ. quaedam de grega- rinis) ‚das schon von Henle und v. Siebold bemerkte Vorkommen der eontractilen Gregarinen mit den kugeligen, starren Cysten, die er als Pseudonavicellenbehälter bezeichnete, als ein allgemeines nach; endlich gab im Jahre 1848 Fr. Stein die Erklärung dieses Zusammenvor- kommens durch die Entwickelungsgeschichte. Nach‘ seinen Beobach- tungen sollen nämlich die eigentlichen Gregarinen sich zu einer ein- _ fachen ovalen Blase umbilden; alsdann legen sich je zwei solcher Blasen aneinander, schwitzen nach aussen eine gallertartige Flüssigkeit aus, die beide Individuen eneystirt; und allmählig er- | starrt. Nun soll innerhalb der: so gebildeten Cyste die ursprüngliche | Körperhaut jedes Individuums resorbirt werden, und ihr Körperinhalt zu einer einzigen Körnerkugel zusammenfliessen, ein grosser Theil der- selben sich alsdann in spindelförmige Sporen (die sogenannten Navicellen) _ umwandeln, während der übrige sich auflöst und: zum Zersprengen der - Cystenhülle, so wie zum Austreiben der Sporen verwendet wird. Dem- nach sei die Fortpflanzung der eigentliche Zweck des Eneystirens von Gre- garina. (Müller’s Archiv, 4848, p: 212, u. Bd. III dieser Zeitschr. p. 484.) Von einer anderen Gregarina, welche Stein’ in den Hoden des Regenwurmes beobachtete und als Zygocystis zu einer besonderen Gattung erhob, beschreibt er den Enceystirungsprocess in ganz anderer Weise, und zwar so, als legten sich je zwei Individuen platt; anein- ander, nachdem zuvor jedes sich halbkugelförmig contrabirt, habe; indem nun die aneinandergehefteten Basen der Thiere resorbirt, die. an- einandergrenzenden Seitenwandungen der. Körperhüllen dagegen ver- molzen würden, so entstehe die Membran der (yste, welche von len beiden Inhaltsmassen ausgefüllt würde. Von dieser Schilderung Stein’s über die Vorgänge bei seiner Zygocystis weichen die Beobach- gen von Kölliker, Bruch, Leydig und Leukart nur in soweit ab, als diese Forscher die Copulation zweier Gregarinen behufs des Enceystirens * unwahrscheinlich halten und die kugelförmig contrahirte Membran einzelnen Individuuros unmittelbar zur Haut der Cyste werden, den erinhalt des Thieres dagegen sich nachträglich in zwei Portionen thei- m und daraus das Ansehen einer Copulation hervorgehen lassen; ; durch jere Theilung solle sich dann der Inhalt in die Navicellen umbilden. sdann könnte freilich von einem Encystiren der Gregarinen, das dem i Gercarien und Nematoden beobachteten entspräche, nicht die Rede sein. Nehmen wir jedoch die von Stein an den eigentlichen Gregarinen obachteten Vorgänge als güllig an, wozu wir nach seinen letzten Mit- jeilungen in dieser Zeitschrift wohl berechtigt sind, dass nämlich die 1T® 256 Cyste der Gregarinen durch einen ausgeschwitzten und erst später erstarrenden Stoff gebildet werde, so würde durch diese Entdeckung das Vorkommen des eigentlichen Encystirungsprocesses in der Qlasse der Infusorien erwiesen sein, da von fast allen neueren Beobachtern die Gregarinen als eine besondere schmarotzende Familie in dieser Abtheilung des Thierreiches eingeordnet worden sind. In neuester Zeit ist jedoch die Stellung der Gregarinen unter den Infusorien, ja selbst ihre Natur als selbstständige Organismen 1850 durch die Beob- achtungen von Bruch (Zeitschr. f. wissensch. Zoologie, I, p. 140), und besonders 1851 durch Zeydig (Müller’s Archiv, A851, Heft II) in Frage gestellt worden. Die Untersuchungen dieser beiden Forscher in Ueber- einstimmung mit Henle's schon 4845 ausgesprochener Vermuthung, stellen die Gregarinen nur als einen Entwickelungszustand von An- guillula, Filaria und anderen Fadenwürmern hin, so dass das nach- malige Eneystiren derselben in diesem Falle nur einen neuen Beitrag zu den schon mehrfach unter den Nematoden bekannten Vorgängen liefern würde. Wie dem nun auch sein möge, so ist die Entdeckung.der Cysten- bildung bei den Gregarinen die Veranlassung gewesen, dass auch bei einer Familie, über deren Stellung unter den Infusorien nie ein Zweifel ge- herrscht hat, in neuester Zeit derselbe Vorgang nachgewiesen worden ist. Zunächst durch seine Untersuchungen über Gregarina zu dem Studium der Infusorien hingeführt, machte Stein im Jahre 1848 die Beobachtung, dass auch die Vorticellen im Stande seien, durch Ausschei- dung einer Blase sich zu encystiren. Schon früher hatte Pineau beobachtet, dass die Vorticellen sich kugelig zusammenziehen und mit einer Hülle umgeben könnten (Ann. d. se. nat. 4845. 3. Ser. Zool. IX. 99). Stein gab eine vollständige Darstellung dieses Encystirungs- processes und der weiteren Entwickelungszustände, die aus ihm her- vorgingen (Wiegmann’s Archiv 1849. Bd. I, p. 92); ein erweiternder und berichtigender Nachtrag wurde von ihm im October 4854 (Bd. II, p. 475 dieser Zeitschrift) veröffentlicht. Stein fand nämlich an der Ober- fläche einer von Vorticella mierostoma belebten Infusion, so wie am. Grunde derselben zahllose, kugelrunde Cysten, von denen die grössten etwa der halben Länge erwachsener Individuen gleichkamen, obwohl auch bedeutend kleinere aufgefunden wurden. Diese Cysten hatten ein Hülle mit deutlichen doppelten Contouren, bestehend aus einer elas schen, homogenen, durchsichtigen, der von Gregarinencysten ganz glei erscheinenden Substanz. Der Inhalt der Cysten liess sich an der B wimperung und dem Kern deutlich als ein contrahirter Vorticellenkörper erkennen; auch sassen oft die Cysten auf Stielen, die sich als die ge- wöhnlichen Stiele dieser Thierchen erwiesen. : Stein schloss hieraus, dass die Vorticellen sich einzeln (nicht in der Copulation, wie nach | ; 257 seiner Angabe die Gregarinen) encystiren, indem sie ihre Wimpertheile einziehen, ihren Körper kugelförmig contrahiren und dann eine gallert- artige Masse rings um sich ausscheiden, welche zu einer festeren ela- stischen Hülle erstarrt. So lange diese noch weich sei, trete bei einem geringen Druck der eingeschlossene Vorticellenkörper aus der Cyste heraus. Die Cyste sei gestielt, wenn sich das Thier auf dem Stiele festsitzend eingepuppt habe; indem dieser sich zersetze und ab- breche, werde auch die Cyste frei; noch häufiger verpuppten sich die losgerissenen Vorticellen in stiellosen Cysten. Für das Encystiren gibt Stein einen dreifachen Zweck an. Wasser- mangel, ein im Wasser vor sich gehender Zersetzungsprocess oder ein sonstiger äusserer, das Leben der Vorticellen bedrohender Einfluss nöthige dieselben, sich durch Einhüllung in einer Cyste zu schützen; wieder in günstigere Verhältnisse gelangt, durchbrechen sie die Cyste in unveränderter Gestalt und lassen dieselbe leer zurück. Auf diese Weise können die Vorticellen in ephemerer Verpuppung auch bei gänz- licher Verdunstung des Wassers im trocknen Schlamm ihr Leben er- halten, um bei neuer Befeuchtung wieder belebt und frei zu werden; so erklären die Vorticelleneysten die Verbreitung dieser Thiere in alle Infusionen; sogar im Sande der Dächer lassen sich die Cysten leicht nachweisen, auf welche sie durch die Winde geführt worden sind. Hauptsächlich aber hat das Enceystiren der Vorticellen den Zweck, der Fortpflanzung zu dienen, welche nach Stein bei diesen Thieren mit einer merkwürdigen Metamorphose verknüpft ist. Bei den aus jüngeren Individuen hervorgehenden kleineren Cysten verwandelt sich der eingeschlossene Vorticellenkörper, indem er alle seine Organe ver- iert, zuletzt in eine homogene, kugelige Masse, in welcher nur der unveränderte, bandförnige Kern und ein wasserheller, aber nicht irender Hohlraum sichtbar sind, welcher der contractilen Blase der Vorticelle entspricht. Nun dehne der Inhalt der Cyste sich aus, schicke obern Ende durch die verdünnte Wandung der Hülle strahlenartige e aus und gehe dadurch in das von Ehrenberg als Podophrya "beschriebene acinetenähnliche Gebilde über. Der bandförmige n der ehemaligen Vorticelle dagegen verwandle sich in einen leb- rotirenden Sprössling, der aus der Acinete heraustrete und "Gestalt nach ganz einer durch Knospenbildung entstandenen und Mutterkörper sich loslösenden jungen Vorticelle gleiche. Dieses ugen von Sprösslingen im Innern der aus der encystirten Vorticelle orgegangenen Acinete wiederhole sich mehrmals; der Sprössling t könne sich entweder wieder encystiren oder sofort einen Stiel {wickeln und in eine gewöhnliche Vorticelle sich umwandeln. - Wenn sich dagegen erwachsene grosse Vorticellen encystiren, so der Verlauf ein anderer, Der Körper derselben bilde sich nämlich | 258 zwar ebenfalls ‘in eine homogene Masse um, der bandfürmige Kern dagegen zerlalle in eine grosse Anzahl (über 30) scheibenförmiger Kör- per, welche von der sich verflüssigenden Körpersubstanz der Mutter- eyste- ernährt werden und sich zu kleinen monadenähnlichen: Em- bryonen ausbilden; ein anderer Theil: der‘ Körpersubstanz werde endlich zu einer galleriartigen Masse, in welcher die Embryonen schwim- men, und von der umschlossen sie die Cyste zerreissen, bis sie nach Auflösung der Gallert frei im Wasser ausschwärmen, um später. ihren monadenartigen Körper in dem gewöhnlichen Vorticellenleib zu. ent- wickeln. Nach alledem hat das Ausscheiden einer erstarrenden Hülle ‚bei den Vorticellen entweder den Zweck, äusseren Schädlichkeiten durch vorübergehendes Einpuppen zu entgehen, oder eine Umwandelung des Körpers vorzubereiten, welche der Vermehrung und Fortpflanzung in verschiedener Weise zu dienen bestimmt ist. Vor Kurzem hat Ehrenberg in seiner Abhandlung über Formbestän- digkeit u. s. w. in der Natur (Monatsbericht der Berliner Akademie vom 18. December 4854) die Richtigkeit dieser von Stein gemachten Beob- achtungen, namentlich insoweit sie das Encystiren betrefien, in Abrede gestellt. «Alle sich ablösenden Vorticellen würden, sobald sie matt werden oder sich häuten wollen, kugelartig rund und zeigten auch nach Verschiedenheit ihrer Entwickelung und Häutung dickere oder dünnere Wandungen. ‘Stein habe solche matt gewordene, contrahirte oder der Häutung nahe Vorticellenleiber für Cysten erklärt; wahrschein- lich. auch Räderthiereier damit verwechselt. Selbst wenn kein solcher Irrtbum obwalten sollte, so sei wahrscheinlich doch nur eine Häutung gesehen worden, aber keine Cystenbildung und keine Verpuppung. Letztere Annahme, welehe ein Rückkehren der Thiere in den Ei- oder Puppenzustand voraussetze, sei eine schon dagewesene Wunder- lichkeit der Beobachter. Schon 4796 wollte Guanzati in Mailand ge- sehen haben, dass Infusorien, Proteus (Amphileptus moniliger), in den Eizustand zurückgingen und dann frisch wieder aus einer Schale kröchen, wobei er sich offenbar getäuscht habe. Uebrigens sei’ das Bilden einer schleimigen Hülle bei vielen Infusorien und Räderthieren gewöhnlich; Stentorarten thuen es im Herbst und Winter stets.: Man verwechsele Verpuppung und blosse Einhüllung in Schleim oder Futteral- bildung oder Häutung. » s Da ich selbst in letzter Zeit eine Reihe von Untersuchungen deu Infusorien gewidmet habe — zunächst in der Absicht, um mir über das Verhältniss derselben zu den beweglichen Fortpflanzungszellen der Algen ein selbstständiges Urtheil zu bilden —, so habe ich auch Gelegenheit gefunden, die hier in Frage kommenden Thatsachen mehrfach zu prüfen. Das Ergebniss dieser Prüfung ist, dass das | ae Eneystiren ein in der Glasse der Infusorien verbreiteter, in sehr verschiedenen Familien derselben stattfindender Pro- cess sei. Zur Begründung dieses Satzes glaube ich eine Erläuterung über das Wesen dieses Vorganges und tiber das Verhältniss vorausschicken zu müssen, in welchem derselbe zu anderen Erscheinungen in der Infusorienwelt steht. Die äussere Begrenzung des Infusorienkörpers ist, - wie. jetzt wohl allgemein angenommen wird, von einer gallertartigen, Stickstoffreichen Schicht gebildet, welche von verschiedener Consistenz, bald weicher, bald derber, bald contractil, bald nur elastisch erscheint. Diese Körperhülle besitzt wahrscheinlich allgemein die Fähigkeit, an ihrer Oberfläche nach aussen Stoffe auszuschwitzen, welche später erstarren und einen festen, meist membranösen Aggregatszustand an- zunehmen vermögen. Diese ausgeschwitzten starren Membranen treten bei den verschiedenen Gattungen in sehr verschiedener Weise auf, so dass sie morphologisch und physiologisch ganz verschiedene Bildungen zur Folge haben, die jedoch auf einem analogen genetischen Vorgange beruhen und als Panzerbildung, Gehäusebildung und eigentliche Cystenbildung bezeichnet werden können. Wenn die festeren Stoffe dergestalt secernirt werden, dass sie eine äussere, starre Schicht des Thierleibes selbst bilden, so stellen sie einen Panzer dar. Ehrenberg hat diese Panzerbildung als eines der wichtigsten Momente für die Systematik erkannt und die‘ Infusorien durchgehends in nackte und gepanzerte eingetheilt. Doch hat er unter Panzer sehr verschiedene Bildungen verstanden und namentlich auch die bald zu erwähnende Gehäusebildung damit zusammengefasst. Ich möchte als gepanzerte Infusorien nur diejenigen bezeichnen, deren Leib nicht von einer weichen, zerfliessenden, sondern von einer sprö- deren, starren, niemals contraetilen Haut begrenzt ist, wie dies z. B. bei den Cryptomonaden (mit Ausschluss von Trachelomonas) bei Co- ps und den Euplotinen der Fall ist. Dass hier die starre, äussere t erst nachträglich von der weichen Körpersubstanz ausgeschieden ‚ beweisen die leicht zu beobachtenden Vorgänge bei Coleps. Der ich gebaute Panzer dieses Thierchens springt bei der Theilung in Mitte auf und es schaltet sich zwischen die beiden Hälften des bieres ein neuer, dünnerer, weicher Theil ein, der sich später ‚der Mitte quer abschnürt; alsdann besteht jedes der beiden Tochter- viduen aus der alten grösseren, von dem dunkleren härteren Pan- umgrenzten, und aus der neuen kleineren Hälfte, die noch ganz und durchsichtig ist und leicht Sarcodetröpfchen ausscheidet. später sondert auch dieser Theil an seiner Oberfläche die Mole- aus, die zu dem etwas, wenn auch nur wenig spröden Panzer en. Aus der Familie der Vorticellinen im weiteren Sinne findet 260 sich ein solcher starrer Panzer bei der von Stein am Rande der Kiemenblätter vom Gammarus pulex entdeckten neuen Gattung Spi- rochona, die abweichend von allen übrigen Vorticellinen eine starre glashelle Hautbedeckung besitzt und keiner Contraction fähig ist (Bd. IN, p- 485 dieser Zeitschrift). Vermuthlich gehört: auch der Panzer der Peridinien in diese Reihe, obwohl mir die Stellung dieser Organismen noch nicht klar geworden ist. Wenn die von dem Infusorienkörper ausgeschiedenen Stoffe der- gestalt erstarren, dass sie’eine engere oder weitere Hülle um das Thier bilden, die jedoch nicht mit ihm organisch ver- wachsen ist und die Communication mit der Aussenwelt ge- stattet, so stellt sie jene Bildung dar, die ich als Gehäuse bezeich- nen möchte. Je nachdem die Form der ausgeschiedenen Stoffe eine bestimmte oder unbestimmte, näher oder enger das Thier umgebende, und der Aggregatzustand derselben ein härterer oder weicherer: ist, so ist auch das Aussehen des Gehäuses ein anderes und dasselbe hat demnach auch verschiedene Namen, als Büchschen, Futteral, Panzer, Hülse, Mantel, Schale u. s. w. erhalten. Es ist bald von schleimiger, bald von gallertartiger Beschaffenheit, bald an Chitin, bald an Horn- substanz erinnernd, bald aus Kieselerde, bald aus Kalk bestehend, meist ein reines Secret des Thieres, seltener fremde Substanzen mit ausgeschwitztem Leime verkittend. Alle diese Bildungen haben das gemein, dass sie zunächst in flüssigem, später mehr oder weniger er- starrendem Zustande von der Oberfläche des weichen Thierkörpers ausgeschieden werden, dass sie dem letztern, welcher nur mit einem Ende festsitzt, freie Beweglichkeit in ihrem Iunern gestatten, dass sie endlich an einem Ende offen sind, um den ungehinderten Zutritt der Nahrung aus dem Wasser zu gestatten. In der Jugend sind die hier- her gehörigen Infusorien sämmtlich frei und ohne festere Hülle; oft bleibt von zwei nächst verwandten Gattungen die eine durch ihr gan- ' zes Leben nackt, während die andere schon früh, oder nur unter. ge- wissen Verhältnissen ein Gehäuse aussondert; in der Regel ist das Thier unter gewissen Bedingungen auch im Stande, sein Gehäuse wie- der zu verlassen. Wir finden die Gehäusebildung zunächst bei den verwandten Formen der Trachelomonas, Lagenella und Chaetoglena. Die Entwickelungsgeschichte dieser Gattungen ist von v. Siebold in der. Naturforscherversammlung zu Gotha 1851 vorgetragen worden und ich verweise auf seine Beobachtungen, deren baldige Veröffentlichung zu hoffen ist. Auch Perty hat in seinem grossen Werke «zur Kenntniss kleinster Lebensformen, Bern 1852» eine Reihe hierauf bezüglicher Thatsachen bekannt gemacht, mit denen meine eigenen Untersuchungen im Wesentlichen übereinstimmen. In der Jugend nur von einer: wei- ü chen, contractilen durchsichtigen Haut begrenzt, sondern diese Thier- 261 chen später eine kugelrunde, glasartige, äusserst spröde Schale aus, die am einen Ende eine halsartige Oefinung hat, durch welche der Flimmerfaden ins Wasser hinaustritt. Dass dieses allmählig immer dunkler sich färbende, scharlachroth gesäumte Büchschen nicht zu den eigentlichen Panzern, sondern zu den Bildungen gehört, die ich als Gehäuse bezeichne, beweist der Umstand, dass zu gewissen Zeiten das eingeschlossene Thier sich energisch eontrahirt und unter bestän- digen euglenenartigen Gestaltveränderungen sich stundenlang im Innern der Schale herumdreht. Nach Perty ist dies der Vorläufer der Theilung, nach welcher die Tochterindividuen die Schale zersprengen und nackt ins Wasser treten. Uebrigens beweist dieser Vorgang, dass die Tra- chelomonaden weder zu den Pflanzen gehören, noch auch als gepan- zerie, starre Monaden zu betrachten sind, da sie vielmehr durch ihren Bau und ihre Contractilität den Euglenen entsprechen. In etwas anderer Weise kommt die Gehäusebildung in der Familie der Rhizopoden vor, namentlich unter den Süsswasserformen bei Ar- cella, Difflugia, Euglypha und Acineta, während die analogen Gattun- ‚gen Amoeba und Actinophrys stets nackt bleiben; die kalkschaligen Polythalamien gehören wahrscheinlich auch hierher. Ueber den Vor- gang, welcher bei der Ausscheidung des Gehäuses der Rhizopoden stattfindet, gibt es keine Beobachtungen, da die Fortpflanzung dieser relasse noch völlig unbekannt ist *); da jedoch nach der Natur des 4) Ich möchte vermuthen, dass in der Qlasse der Rhizopoden die Copulation bei der Fortpflanzung allgemein eine wichtige Rolle spielt. Bei Actinophrys, Acineta, Podophrya ist das Verschmelzen zweier Individuen unmittelbar schon mehrfach beobachtet worden; aber auch bei den Gehäuse bauenden Gattungen kommen Zustände vör, welche auf das Vorhandensein eines ähn- lichen Vorganges hinzuweisen scheinen. Ich selbst fand in dem unten er- _ wähnten Schlamme mehrere Male Diflugien, deren Schalen zu zweien mit ‚den Oeffnungen aufeinander gesetzt und so fest verbunden waren, dass sie durch eine starke Bewegung des Wassers nicht getrennt werden konnten; das eine Gehäuse war oft leer, der Inhalt des zweiten in eine Kugel zu- mmengezogen. Dass eine solche Verbindung nicht zufällig war, geht daraus hervor, dass der erste Entdecker der Difflugien, Leclere, im Jahre 4845 bereits dergleichen paarweise aneinander haftende Thiere abbildet, die ‘er in geschlechtlicher Vereinigung glaubt; seine Beobachtung ist nicht an 1 gewöhnlichen Art mit eiförmigem Gehäuse, sondern an einer seltneren t, die ich kürzlich unter Glosterien von Schnepfenthal gefunden und ifflugia Helix genannt habe; sie besitzt eine schneckenartige Schale von Y Windungen. Arcellen habe ich ebenfalls mit den Oeffaungen aufeinander liegend angetroffen; auch Porty zeichnet in seinem neuen Buche dergleichen Thiere ab, von denen das eine eine bräunliche, das andere eine lichtere Schale besass; ganz ebenso habe ich sie auch gefunden (vergl. dessen Mi- roskopisches Leben tab. IX, fg. 2). Von Miliola vermuthet Gervais ge- irennte Geschlechter, weil er vor dem Gebüren der Brut meist zwei Indi- 262 Gehäuses Selbsttheilung hier nicht stattfinden kann, so muss voraus- gesetzt werden, dass die Jungen zuerst nackt sind und erst später die Hülle bilden. Diese ist bei den Arcellen und Euglyphen hornartig und sehr zierlich gebaut, jedoch ein reines Secret; bei den Difflugien da- gegen nehmen auch fremde Körper, namentlich Sandkörnchen und Ba- eillarienschalen an der Bildung des Büchschens Theil und sind durch einen erhärteten Schleim zusammengekittet, so dass hier offenbar das amoebenartige Thier allmählig seine eigene Schale bauen muss. Ich selbst fand zwischen lebendigen Diffllugien im Schlamme eine grosse Menge eigenthümlicher Tbierchen von contractiler, grauer oder brauner, fein- körniger Substanz, im Durchmesser etwa Y,,” und darüber erreichend, von eirundem oder eckigem Umriss und von einer weiten, gallertartig schleimigen Hülle umgeben, deren Breite Y,,,"’ erreichte; nach aussen erschien die Begrenzung dieser Schleimhülle unbestimmt körnig; von dem Thierkörper gingen an verschiedenen Stellen dünnere oder diekere Strahlen aus, die durch die Schleimhülle hindurchtraten und sich be- ständig veränderten, ausstreckten und wieder einzogen; auch der Um- riss des sich ziemlich rasch bewegenden Thieres verändert allmählig seine Gestalt (vergl. Tab. XI, Fig. 47 u. 148). So glich das Ganze einer Actinophrys, die von einer schleimigen Hülle umgeben war. In dieser Schleimhülle beobachtete ich viele bräunliche und schwärzliche Sand- körnchen, auch Cyclotellenschalen, die an den ausgeschickten Strahlen des Thieres angeklebt und beim Einziehen derselben an seiner Aussen- Nläche wieder abgelagert worden waren. Ich vermuthe,. dass ich in diesen actinophrysähnlichen Thierchen junge Difflugien vor mir hatte, - welche im Begriff waren, ihre Gehäuse zu bauen, indem sie in eine ausgeschiedene Schleimschicht feste Sandkörnchen und Bacillarien ein- lagerten (siehe Fig. 47 u. 18) ?). Die Rhizopoden sind mit ihrer Schale nirgends verwachsen und bei den durchsichtigeren Arcellen bemerkt man häufig, dass der amoeben- artige Körper nur durch strahlenartige Fäden an der innern Fläche des Gehäuses festsitzt oder in eine freie Kugel zusammengezogen ist. Immer ist an einem Ende eine Oeflnung, durch die das Thier seine contractilen Fortsätze frei ins Wasser herausstrecken kann. E 4 ei en viduen aneinander hängen sah, Von wirklicher Begattung kann hier überal } wie schon Ehrenberg bemerkte, ebenso wenig die Rede sein, wie von Selbst- | theilung; der Vorgang lässt sich also nur als Copulation deuten. So wenig Werth dergleichen vereinzelte Beobachtungen besitzen, so müssen sie doch zu genauerer Untersuchung der fraglichen Verhältnisse hindrängen. } 1) Wahrscheinlich gehört hierher das von Ehrenberg als Trichodiscus Sol be- zeichnete rer er rg nach seiner ng von der Mile B gefärbt Fand. \ 263 Die letzte Familie unter den Infusorien, bei denen Gehäuse aus- - geschieden werden, sind die Vorticellinen im weitesten Sinne, in dem sie zugleich die Ophrydinen Ehr, mit umfassen. Von letzteren stecken - Tintinnus, Vaginicola und Cothurnia in offenen, durchsichtigen, häu- tigen Bechern, die obne Zweifel einem erstarrenden Secret ihre Ent- stehung verdanken, da die durch Knospung und Theilung frei wer- denden Individuen noch einen nackten Körper zeigen. Bei Ophrydiuın versatile sitzen nach Ehrenberg die einzelnen Thierchen ebenfalls in gallertartigen Mänteln, in denen sie sich contrahiren und ausstrecken können; nach den Beobachtungen von Frantzius sollen jedoch die vor- ticellenartigen Thierchen frei auf der Peripherie einer Gallertkugel be- festigt sein. Die eigentlichen Vorticellinen sind von Ehrenberg dadurch charakterisirt, dass bei ihnen keine von ihm sogenannte Panzerbildung stattfinden könne — wenn man nicht ‚etwa die Erzeugung der Stiele, die ohne Zweifel von dem Thierkörper selbst ausgeschieden werden, als eine partielle Secretion oder Gehäusebildung in ähnlicher Weise ansehen will, wie die Entstehung der Gomphonemastiele durch Nuegeli ‚auf einseitige Ausscheidung von Hüllsubstanz zurückgeführt worden ist. Dagegen baut die Gattung Stentor, welche von Zhrenderg zu den ungepanzerten Vorticellinen gestellt, von Dujardin und Stein. dagegen - aus.ihrer Verwandtschaft ‚ausgeschlossen worden ist, zu gewissen: Zei- ten echte Gehäuse; von einer Art, dem Stentor Mülleri, erwähnt be- Is Ehrenberg, dass sie lange in cylindrischen’ Glasröhren eultivirt, an die Wände festsetze, eine schleimige Hülle ausscheide und terbe (Infus. p. 236); in seiner oben. citirten Abhandlung setzt er hinzu, dass dies im Herbst und Winter stets geschehe. Ich selbst babe diesen Stentor in grossen Massen in dem von mir schon bei mei- “m früheren Aufsatze erwähnten infusorienreichen Graben des hie- ö „botanischen Gartens zwischen faulen Blättern insbesondere im 3 zu Anfang April beobachtet. Brachte ich Wasser von daher eine grosse Porzellanschale, so bemerkte ich an der Oberfläche lesselben in Kurzem mit blossen Augen eine Menge kleiner weisser :hwimmender Bläschen, die sich zum Theil an Holzstückehen u. s. w. üfenweise ansetzten. Unter dem Mikroskop erweisen sich diese chen als weite, hohle, eiförmige Säcke, die von einer schleimigen gebildet, an einem Ende oflen waren, während am ge- ssenen Grunde ein Stentor festsass; das spitze Ende desselben e sich zu diesem Zwecke nach Art eines Saugnapfes erweitert und loss nicht selten eine Luftblase ein (Fig. 46). Von diesem wei- er Schleimsacke umgeben schwammen die Stentoren durch Wasser, indem sie den schneckenförmigen Wimperkranz aus ° Oeflnung des Gehäuses ‚hinaussteckten und mit Hülfe desselben a Strudel erregten (Fig. 16); dann zogen sie sich wieder zurück- 264 schnellend in das Gehäuse hinein (Fig. 45), um bald darauf sich aus- dehnend aufs Neue aus der Oeffnung herauszuschauen. Im Innern des Gehäuses bewegten sich meist eine grosse Anzahl parasitischer Chilomonaden (Fig. 45, 16a). Dass die Stentoren sich in diesem Zu- stande unbehaglich fühlten und abzusterben im Begriff wären, konnte ich nicht finden, da ich die Hülsen im frischsten Wasser beobachtete; es schien die Bildung derselben vielmehr ein normaler Vorgang zu sein; auch bemerkte ich häufig, dass sich Stentoren innerhalb des Sackes durch Knospung vermehrt hatten. Im Gegentheil rissen sich die Stentoren, in ungünstigen Verhältnissen, namentlich wenn das Wasser im Objectgläschen zu verdunsten anfıng, von dem Sacke los, traten heraus und schwaınmen frei im Wasser umher, während jener leer zurückblieb. Dies spitze Ende, an welchem das Thier festgesessen hatte, zeigte sich dann in einen Wimperbart aufgelöst. Ganz ähnliche Gehäuse, wie wir sie hier in verschiedenen Mo- dificationen bei den Infusorien bemerkt haben, kommen auch bei den Räderthieren vor, indem die Gattungen Oeecistes, Tubicolaria, Stepha- noceros t), .Floscularia in gallertartigen, denen von Stentor entsprechen- den Hülsen stecken, während Conochilus und Lacinularia nach Art von Ophrydium auf Gallertkugeln festsitzen, Limnias und Melicerta dagegen bestimmt organisirte, an die der Arcellinen erinnernde Gehäuse bauen. Hier können sich überall die Thiere frei in den Hüllen contrabiren und äusstrecken, und sie selbst in ungünstigen Verhältnissen wieder ver- lassen. Die von Ehrenberg biermit in Parallele gestellten harten Scha- len der Euchlanidoten und Brachionen sind dagegen mit den von mir als eigentliche Panzer bezeichneten festeren Membranen gewisser In- fusorien zu vergleichen, da sie zur eigentlichen Hautbedeckung gehören. Der Zweck der Gehäusebildung scheint nur individueller Schutz des weichen Körpers gegen äussere schädliche Einflüsse zu sein; für entwickelungsgeschichtliche oder physiologische Vorgänge scheint der- selbe keine Bedeutung zu haben, indem alle Lebensthätigkeiten unge- hindert innerhalb des Gehäuses vor sich gehen. Die Cystenbildung unterscheidet sich von der Secretion der Ge- häuse morphologisch zunächst dadurch, dass die ausgeschiedene Sub- stanz beim Erhärten eine völlig geschlossene, structurlose Blase # 1) Das Futteral, in welchem Stephanoceros Eichhornii steckt, ist nach meinen Beobachtungen nicht eine einfache Schleimhülle, sondern eine nach aussen bestimmt begrenzte, von welligen Contouren eingefassie, innen eng an sich durch Vorquellen der elastischen Substanz schliesst, während dieselbe liegende Gallertröhre, deren obere Oeflnung bei der Contraction des Thieres j beim Ausstrecken auseinandergedrängt und ihr freier Rand durch den Kö Ri per umgebogen wird. FR, a a Di 265 darstellt, welche das Thier allseitig von der Aussenwelt isolirt. Hiermit tritt in Verbindung, dass das in der Eneystirung _ begriffene Infusorium vorher alle äusseren Körperfortsätze einzieht, sich kuglig contrahirt, dass es dann, nachdem es sich in die Cyste ein- geschlossen, allmählig. alle Lebensthätigkeiten suspendirt lässt, und in einen Zustand anscheinender Ruhe übergeht, den man als latentes Leben bezeichnet hat. | Dass eine derartige Eneystirung wirklich im Reiche der Infusorien vorkommt, lässt sich, wie ich in Bestätigung der Stein’schen Untersuchun- gen beobachtet babe, zunächst bei den Vorticellen nachweisen. Auch ich habe nicht selten in Infusionen jene kugligen Cysten gefunden, die durch die contractile Vacuole und den bandförmigen Kern ihren Ursprung deutlich erkennen liessen, und aus denen nach Durchbrechung der zar- ten Cystenmembran unter meinen Augen die Vorticellen wieder aus- schlüpften. Die weiteren Beobachtungen Stein’s über Metamorphose dieser Cysten in Acineten und die Erzeugung monadenartiger Embryo- nen im Innern derselben zu bestätigen, hat es mir zwar bisher an _ Material gefehlt; dagegen kann an dem Eneystiren der Vorticellen selbst durchaus kein Zweifel sein und die Vermuthung einer Ver- wechselung mit Räderthiereiern oder mattgewordenen Thieren möchte aum gerechtfertigt sein. Auch eine zweite von Ehrenberg als irrig erklärte, von Guanzati an seinem Proteus gemachte Beobachtung glaube ich wenigstens für nieht unwahrscheinlich erklären zu können. Es ist mir zwar nicht ‚gelungen, das von Ehrenberg eitirte Werk (opuscul. scelte Vol. XIX, 9. 10—46) im Original zu vergleichen, und ich kann mich daher nur das von Ehrenberg selbst gemachte Excerpt beziehen, wonach der 'roteus zu Kügelchen vertrocknet und befeuchtet nach 3—4 Stunden 3 Tagen wieder auflebe; Guanzati halte die Umwandelung in @ Kugel für nothwendig, spreche von einer Schale, die das Thier m Wiederaufleben verlasse, und denke es sich als eine Rückkehr ‚den Eizustand und als eine Wiedergeburt, Nach Ehrenberg’s Bestimmung ist der von Guanzati erwähnte Pro- 5 wahrscheinlich sein Amphileptus moniliger. Bei einer mit dieser em. sehr nahe verwandten Gattung ist dagegen von mir das Vor- kommen von (ysten beobachtet, nämlich bei der durch ihre wunder- »n, im höchsten Grade contractilen Bewegungen ausgezeichneten Trachelocerca Olor Ehr. Ich fand die Cysten in einer von leben- igen Thieren reich belebten Infusion in wenigen Exemplaren; beson- rs vollständig wurden sie von meinem Freunde, Herrn Dr. Auerbach, öbachtet, dem ich auch die auf beiliegender Tafel XIII enthaltenen eichnungen Fig. 10 u. 44 verdanke. Nach den mir von ihm gemachten lungen zeigte sich zuerst die derbe Membran der Cyste ziemlich 266 dicht von dem anfänglich unbeweglichen Körper des Thieres erfüllt; dieser hatte die Gestalt einer dunklen, von einer lichteren Zone um- gebenen Kugel, an welcher ausser einer grossen mittleren, nicht eon- tractilen Vacuole keine höhere Organisation erkennbar war (Fig. 10 v). Unter den Augen des Beobachters fing sich nun die eingeschlossene Kugel an zu drehen und sich rastlos innerhalb der Cyste herumzu- wälzen, wie gewisse Trematodenembryonen, die im Begriff stehen, die Eischale zu verlassen. Dabei contrahirte sich das Thier allmäh- lig mehr und mehr und zog sich unter beständigem Rotiren von der Cystenwand zurück; dadurch wurden nun auch die spiraligen Fur- chen sichtbar, welche den contrahirten Körper der Trachelocerca be- kanntlich charakterisiren; auch der Hals des Thieres begann sich auszustrecken (Fig. 14*). Ohne Zweifel war die Trachelocerea im Begriff die Cyste zu verlassen; ein Zufall verhinderte zwar den Mo- ment des Ausschlüpfens zu beobachten, aber bald darauf wurde die Cyste leer gefunden und im Wasser schwamm in ihrer gewöhnlichen Gestalt die Trachelocerca. Vollständiger sind die Beobachtungen, welche ich selbst an einer dritten, ebenfalls im Graben des botanischen Gartens beobachteten Form, dem Trachelius Ovum Ehr. gemacht habe. Bekanntlich ist dieses grosse Infusorium von der Gestalt eines Eies, das sich am obern Ende in einen kurzen beweglichen, halsartigen Fortsatz oder Rüssel verlängert. Sein Körper ist im Innern von einem dunkleren, dichteren Netze durch- zogen, welches Ehrenberg für einen verzweigten, baumartigen Kanal erklärt, dessen Aeste blind endigen und an den Enden sich kugelartig zu Magenblasen von beliebiger Grösse ausdehnen; daher sei bei keinem polygastrischen Thiere der Darm an sich so direct zu erkernen als bei diesem (Infusor. p. 323). v. Siebold erklärte diesen verzweigten Darm- kanal für einen faserigen, das äusserst lockere Parenchym durchziehen- 3 den, keineswegs hohlen Strang, der dureh seine Verästelungen dem Innern des Thieres ein grobmaschiges Ansehen gebe (vergl. Anatom. I, p- 16). Nach meinen Beobachtungen besteht der Thierkörper aus einer schleimig gallertartigen, trüb feinkörnigen Rindensybstanz, die nach ° aussen auf glatter Begrenzung die über die ganze Oberfläche vertheil- ten Wimpern trägt, aber nicht das Innere des Thieres gleichmässig erfüllt; das letztere wird vielmehr von einer viel dünneren, wasserähn- lichen Flüssigkeit eingenommen, durch welche sich Fäden und Stränge der dichten Schleimsubstanz, von der Rinde ausgehend, hindurchziehen, zu dünneren oder diekeren Massen zusammentreten, oder netzförmig sich verästeln, in besonders dicbter Schicht aber den gelblichen Kern umgeben (Fig. 8). Auf diese Weise scheint mir der Körper des Tra- chelius Ovum einen analogen Bau zu besitzen, wie etwa die Zellen der Haare an den Filamenten von Tradescantia, indem auch hier durch den Es 267 wässerigen Zellsaft Ströme und Netzfäden dichteren, ‚Schleimes oder _ Protoplasmas sich hindurchziehen, welche den Zellkern umhüllen, und _ am Rande in den ebenfalls aus Protoplasma bestehenden Wandbeleg übergehen (vergl. u. a. Mohl, die Pfllanzzelle, tab. I, fig. 7, in Wagner’s physiologischem Handwörterbuch). Ausserdem sind über die Ober- fläche des Thieres in ziemlich gleicher Entfernung zahlreiche lichte, kreisrunde Vacuolen verstreut; diese haben ihren Sitz in der Rinden- schicht und sind von Ehrenberg als Magenbläschen gedeutet worden, _ welche eben an jenen Darmverästelungen festsässen (Fig. 8vv). Ich habe jedoch gefunden, dass diese Vacuolen periodisch verschwinden und dann wieder erscheinen, dass sie demzufolge zu den contrac- tilen Blasen gehören müssen. Trachelius Ovum hat demnach eine ähn- liche Vertheilung zahlreicher contractiler Blasen, wie Trachelius Meleagris, bei dem dieselben in Reihen am Rücken perlschnurartig geordnet sind und nach Ehrenberg blassrothe Galle oder Verdauungssaft secerniren sollen, oder wie Amphileptus meleagris, margaritifer, longicollis u. s. w., bei denen sie von ihm als Saftbläschen bezeichnet sind. Dagegen hat v. Siebold bereits nachgewiesen, dass alle diese lichten Hohlräume zu - den contractilen Blasen gehören, welche bei diesen Thieren zu 5—16 vorhanden sind. Noch grösser ist die Zahl derselben bei Trachelius Dvum, und sie finden sich bei ihm auf der ganzen Körperfläche (Fig. 8); es erhellt übrigens von selbst, dass, wenn die Hohlräume nicht als Magenbläschen betrachtet werden dürfen, ‘die dunklen, keineswegs erigen Stränge auch nicht als Darmkanal angesehen werden können. auch Ehrenberg das pulsirende Verschwinden und Erscheinen er Hohlräume gesehen habe, glaube ich aus seiner Bemerkung ent- iehmen zu können, «dass auch die feinsten Zweige des verästelten ges der unerwartetsten Erweiterung fähig seien». Den Kern fand bei Trachelius Ovum nicht bandförmig, wie ihn Ehrenberg zeichnet, ondern doppelbrodartig, wie er ihn von Trachelius Meleagris und Am- hileptus Anser abbildet (Fig. 8. n). - An diesem Thiere habe ich nun zu zwei verschiedenen Malen gegen & des März beobachtet, dass seine gewöhnlich sehr gewaltsamen gungen schwerfällig wurden, indem dasselbe sich beständig in a kleinen Raume herumdrehte, ohne von der Stelle zu kommen; 'zt wälzte sich das Thier nur um seine eigene Achse herum. Nun 3 der Wimperüberzug, der beständig flimmerte, an, undeutlich zu den, als sei er von einer dünnen Schleimschicht umflossen. Nach irzem bemerkte ich, dass der Umriss des Thieres von einer neuen on Contour umgeben war; es stellte sich bald heraus, dass diese einer noch ganz zarten und weichen, gläshellen Membran ent- ch, die unter meinen Augen von dem Thiere längs seiner ganzen e ausgeschwitzt war, Dieses drehte sich ununterbrochen um 268 sich selbst, wobei es anfänglich seine gewöhnliche Gestalt ziemlich beibehielt (Fig. 8); durch das beständige Rotiren ward jedoch die eben erzeugte Üyste zu einer vollständigen Kugel ausgeformt; und indem die Membran. derselben allmählig immer fester wurde, legte sie der Gestalt des sich längs ihrer Wand herumwälzenden Thieres Zwang an und nötbigte dasselbe, sich ebenfalls kugelig zu contrahiren; der vor- springende Rüssel legte sich demnach dicht an den Thierleib an und liess sich nur durch eine zarte Falte als ein von der Kugel gesondertes Organ unterscheiden; die Cystenwand wurde unmittelbar ‘von den in beständiger Thätigkeit begriffenen Wimpern berührt, so dass man sie zum grössten Theil nicht unterscheiden konnte (Fig. 9); von ihrer Fläche wurden ‘ohne Zweifel beständig neue Verdickungsschichten auf die Cystenwand ausgeschwitzt. An gewissen Stellen jedoch zog sich der Thierkörper weiter von der Wand zurück, so dass man Wimpersaum und Cystenmembran deutlich unterscheiden konnte; diese eontrahirten Stellen schritten über die Peripherie des Thieres in wellenförmiger oder peristaltischer Bewegung fort. Die Drehung des Thierkörpers in der Cyste geschah sehr schnell und unausgesetzt, eine Zeit lang von rechts nach links, dann wieder umkehrend von links nach rechts, um _ in Kurzem wieder in die vorige Rotation zurückzugehen. Ich war begierig zu erfahren, was nun mit der Cyste, die sich während der Beobachtung innerhalb etwa 10 Minuten gebildet und vollendet hatte, weiter geschehen werde. Aber nachdem der’ eney- stirte, in die Kugel contrahirte Trachelius noch etwa fünf Minuten rast- los rotirt hatte, bemerkte ich zu meiner Verwunderung, dass an einer Stelle die Cyste platzte und der gepresste Thierkörper hier hervorquoll. Indem derselbe aber immer fortfuhr, sich innerhalb der Cyste umzu- drehen, so ’erweiterte er den Riss mehr und mehr, und es währte nicht lange, so war das Infusorium vollständig wieder aus der Cyste und schwamm eine Strecke weiter. Aber bald blieb es wieder stehen, drehte sich um sich selbst und begann von Neuem wieder den Schleim auszuschwitzen, der wieder, wie früher, zur Cyste erstarrte. Nach- es nochmals etwa nach einer Viertelstunde heraus. Diesen Vorgang habe ich während einer Stunde sich viermal wiederholen sehen, so dass der Trachelius viermal hinter einander sich encystirte und vier mal wieder die Cyste verliess; später verlor ich ihn aus den Augen Offenbar hatte derselbe den inneren Drang sich zu encystiren; aber die äusseren Verhältnisse, das allzu grelle Licht oder die ‘zu geringe Wasserschicht auf dem Objectglase mochte ihm nicht behagen, so.dass et immer wieder von Neuem sein begonnenes Werk aufgab. Wir müssen 269 überhaupt annehmen, dass sich‘ .die Infusorien: auf. «lem Objectglase in einem Zustande befinden, der dem für das Encystiren 'erforderlichen möglichst ungünstig ist; wahrscheinlich brauchen. sie zum letzteren, ähnlich wie viele Raupen beim 'Verpuppen, eine dunkle Stelle, wo möglich am Grunde des Wassers, während sie aufıdem Mikroskoptisch sich stets in einem gereizten Zustande befinden, der sich.auch in den igen Bewegungen der Tbiere. ausspricht; wenigstens. können wir es nur dadurch erklären, dass alle encystirten Infusorien, so wie sie unter das Mikroskop kommen, alsbald das Besteben: zeigen, die Hülle wieder zu verlassen, was sie sicher im normalen Zustande: nicht immer gethan haben würden. > Meinem Freunde. Herrn Dr.) Auerbach \ist es auch Pie «bei ‚einer vierten Gattung, dem kleinen: in stehenden Infusionen gemeinen Chilodon uncinatus, Cystenbildung zu entdecken, In einem: Wasser- glase nämlich, in welchem früher dergleichen Thiere in. Menge gelebt hatten, fand derselbe etwas später eine grosse Menge durchsichtiger goliger oder elliptischer Blasen, welche ich ebenfalls bei ihm unter- sucht und nach einer mir ‘von ihm mitgetheilten Zeichnung unter‘ Fig. 12 und 43 aufgenommen habe. Innerhalb. der von einer scharf begrenzten Membran umschlossenen Cysten lagen stets zwei Indivi- duen mit ‚den flachen Seiten an einander, in deren ‘Gestalt nament- ch wegen des rings um: den flach linsenförmigen Körper vorspringen-‘ den, zarten, vorn hakenförmig, gekrümmten Saumes; sich‘ der Charakter des: Chilodon nicht verkennen liess. Sie. lagen. meist'iso, ‚dass, das fende des einen dem. Schwanzende des andern Individuum ent- ch; in ihrem Innern pulsirten eine oder zwei contractile Vacuolen; Eine weitere Entwickelung dieser, Cysten..konnte),; nicht beobachtet erden; sie sind aber darum. von besonderem Interesse, weil sich in nen nicht, wie bei Vorticella, Trachelocerca und Trachelius, ein, son- "immer zwei ‚Individuen zusammen ‚encystirt vorfanden..' ‘Dem ’n Ansehen nach erinnern demzufolge die Cysten von Chilodon end an-die der Gregarinen,; welche nach den Angaben von Stein falls stets paarweise von der Cystenhülle umgeben sind. in sehr‘ grosser‘ Anzahl habe. ich die Cysten. bei.'einer fünften Gal- 8 kennen: gelernt, einem ebenfalls im ‘Graben des botanischen: Gar- schen. Oscillarien und Spirulinen lebenden Thierchen, das ich Prorödon teres Ehr. bestimmt habe. Als ich im vergangenen ® in. den ersten Tagen: des: Frühlings: Lemnawurzeln untersuchte, che ‚in Wasser zwischen den Oscillarien untergetaucht waren, so ich dieselben ‚dicht bedeckt mit zahllosen, grossen, \dunkelgrauen igen Cysten, die die:Gestalt von Eiern besassen (Fig. 4); sie waren «iner zarten scharfbegrenzten Membran eingeschlossen und ‚dicht on dem trüben Inhalt ausgefüllt, an welchem eine grosse Anzahl — Zeitschr. [. wissensch. Zoologie, IV. Ba. 18 270 bräunlicher, röthlicher, gelblieher, schwärzlicher Ballen und Körnchen eine auffallend ‘bunte Färbung hervorriefen; sonst war keine Organi- sation im Innern erkennbar. Ein grosser Theil dieser grossen Cysten zeigte nicht die geringste. Spur'von Leben (Fig. 4*); nur eine in den meisten zu: beobaehtende Vacuole, die periodisch verschwand, liess auf ihre thierische Natur schliessen’ (Fig. A e), aber während der Beobach- tung fingen sich "einzelne der in.den Cysten eingeschlossenen Kugeln an, erst langsamer, ‘dann immer rascher zu drehen; indem sie sich an 'einzelnen Stellen in wellenförmiger Contraction von der Membran der‘ Cyste zurückzogen, so wurde diese selbst als eine zarte 'glas- helle Haut sichtbar; ebenso liess sich erkennen, dass der eingeschlos- sene, rotirende Körper flimmerte (Fig. 4.a, 2). Nach einiger Zeit platzte die Cyste an irgend einer Stelle;' ein Theil des Thieres trat durch den Riss heraus, und schraubte sich nun unter beständiger Rotation um seine Längsachse weiter vorwärts. Da aber die Oeffnung der Cyste viel zu: klein war, um den ganzen Thierkörper hindurchzulassen, 'so schnürte sich derselbe in der Mitte scharf ein, so dass er eine semmel- förmige Gestalt annahm (Fig. 4b); "beide innerhalb und ausserhalb der Cyste sich befindenden Theile des Infusoriums zeigten stets die Gestalt von Kugeln,‘ die aber in jedem Augenblicke, und zwar im entgegen- gesetzten Verhältniss ihre Grösse. veränderten; zuerst 'war der ausser- halb "befindliche Theil der 'bei weitem kleinere; indem sich aber das Thier ununterbrochen vorwärts nach aussen schraubte, so strömten die’ gröberen Ballen‘ des Körperinhalts mehr und niehr in die äussere Hälfte; bald glich das Thier zwei durch einen engen Kanal zusammen- hängenden, gleich" grossen Kugeln; nun 'wurde die in der Cyste noch eingeschlossene Hälfte‘ immer kleiner; endlich war das Thier völlig herausgetreten und schwamm frei im’ Wasser (Fig. k u. 5)# Es war über und über mit Wimpern bedeckt und hatte’ die Gestalt eines ge- streckten Sphäroids; am vorderen Ende war eine sehr deutliche Mund- höhle bemerkbar (Fig.'2 0), welche in den, von dem’ reusenartigen Zahnapparat gestützten Schlund führte; am entgegengesetzten Ende befand sich eine contractile Blase {Fig’2®). Die verlassenen Cysten liessen sich als’ durchsichtige, glashelle, in der Mitte durchgerissene Blasen ‘erkennen (Fig. #c). In der Regel lösten die Cysten‘sich bald auf, nachdem ‘das Thier''herausgeschlüpft war, und verschwanden unter” den Augen.’ Nach einer halben‘Stunde war. der grösste Theil der sten leer; und die neugeborenen Prorodonten 'schwärmten: durch das Wasser; nur wenige Cysten zeigten noch immer keine ‘Aeusserung ı in ihnen schlummernden' Lebens. ' Solcherweise habe ich sehr.’ zahl reiche Individuen aus ihren‘ Qysten hervorbrecehen und dann weite schwimmen sehen‘; sie zeigten sehr verschiedene Grösse; denn währ‘ die Thiere der grössten Cysten im Durchmesser wohl'die Zeichnungen 271 erreichten, welche Ehrenberg von‘ Prorodon niveus gibt‘ (Fig. 5), so fanden sich auch so kleine, dass sie kaum in der Grösse‘ dem Pro- - rodon teres gleichkamen (Fig. #); bei letzteren‘ war oft der Zahnapparat _ kaum sichtbar,;'bei ersteren meist auffallend ‘deutlich. ' Den ‘Kern fand ich jedoch bei meinen Thieren nicht hufeisenförmig, sondern kugelig, wie ihn Ehrenberg von Chilodon oder Nassula abbildet; doch war die Mundöfinung immer nur am vorderen ‚Ende wahrzunehmen. Bei einem Individuum beobachtete ich, dass dasselbe 'an einem Punkte seine Cyste eben: durchbrochen hatte; ‘nun trat» ein’ Theil des ‚Körpers als kleine Kugel heraus, die nur durch einen sehr schmalen Isthmus mit dem noch in der Blase steckenden Thiere zusammenhing (Fig. 3 bei a); ‘Aber die Oeffnung der Cyste war nicht: gross genug, um der Körpermasse des Thieres freien Durchtritt zu gestatten, ‘so dass dasselbe nur langsam und mit Mühe sich herausschrauben konnte.‘ Bald darauf platzte die Cyste an einer zweiten Stelle und auch hier fiel ein Theil des eingeschlossenen Prorodon in Gestalt einer Kugel vor\(Fig.'3 bei bj; da aber dieser zweite Riss grösser war, so‘ versuchte ‘das Thier zur neuen Oeffnung sich herauszuschrauben, was ‘ihm auch leicht gelang; ‘der aus. der ersten Spalte ausgetretene kugelige‘ Theil ' ver- grösserte sich nun nicht mehr, da‘ die Körpermassen nach der 'andern Stelle strömten; der Isthmus, welcher jenen mit dem übrigen Thier- in Verbindung erhielt, wurde immer enger und:länger, ro Br eh in. der Mitte riss (Fig. 3). Die abgerissenen Enden zagsh dich nun ach beiden Seiten in die jetzt völlig getrennten Partien des Prorodon- örpers hinein; die kleinere, zur kleineren Oeflnung ausgetretene Kugel ‚nicht lebensfähig und zerfloss bald; dagegen gelangte der übrige glücklich‘ ins Wasser ‚und verhielt sich, als wäre ihn nichts 'ge- hehen, wie ein vollständiges Thier, nur dass es etwas kleiner war, s gewöhnlich; alsbald ‘bewegte es sich weiter. Ich’ glaube, dass wenn zur ersten Oeflnung (a) eine grössere Partie des Thierkörpers getreten wäre, zwei lebendige Individuen ‘aus dieser sonderbaren des Ausschlüpfens würden ‚hervorgegängen sein. Den Act des Eneystirens selbst habe ich bei Prorodon nicht Bock 7 es ist mir daher zweifelhaft ‘geblieben, ob. die Cysten‘ nicht ‚schon im vorhergehenden Herbste von den Thieren gebildet waren, in diesem‘ Rubezustande leichter zu überwintern. Sollten jedoch "bunten Kugeln, die ich ‘auch im Innern eben ausgeschlüpfter, ja ‚in der Cyste steckender Thiere beobachtete, Nahrungsbaällen sein, man gewöhnlich annimmt, so könnten dieselben freilich erst kurz er ihre Cysten ausgeschieden haben. Dagegen ‘habe’ ich an Pro- 18% i 272 rodon eine andere Beobachtung gemacht, welche über die Bedeutung des ’Eneystirens einigen Aufschluss gibt. Ich fand nämlich zwar in der.Regel in jeder Cyste nur eine Thierkugel; in vielen Fällen beob- achtete ich jedoch, und zwar iu Cysten der verschiedensten Grössen, zwei Halbkugeln platt aneinander liegend, deren jede ihrer Organisation nach einem encystirien Prorodonkörper entsprach (Fig. 1 e und Fig. 6). Es kann, wie ich glaube, kein Zweifel sein, dass diese letzteren For- men von einer Theilung von Prorodonten herrührten, welche inner- halb der Cyste vor sich gegangen war. In der That traf ich auch in einzelnen Cysten Kugeln an, die sich erst in der Mitte eingeschnürt hatten, ‘aber noch nicht in zwei getrennte Hälften zerfallen waren (Fig. 4.d). Diesen eben getheilten Thieren entsprechen wahrscheinlich auch die kleinen und mit unvollkommenem Zahnapparat begabten Indi- viduen, die ich häufig zwischen den übrigen herumschwärmen sah (Fig. %). ‚Ich glaube deshalb annehmen zu können, dass die bei Chi- lodon uneinatus stets paarweise in der Cyste beobachteten Individuen auch »erst nachträglich ‚sich innerhalb ihrer Hülle getheilt hatten und nicht bereits zu zweien eine gemeinschaftliche Cyste ausgeschieden haben. ‘Nach 'einer Beobachtung des Herrn Dr. Auerbach fand sich sogar ineiner Chilodoneyste ein einzelnes durch seine Breite auffallen- des Individuum, das unter dem Mikroskop nach einigen Stunden in zwei platt aneinander liegende sich getheilt hatte. Wenn demnach die Stein’schen Beobachtungen von der Copulation der Gregarinen vor dem Eneystirungsact richtig sind, so ist die Aehnlichkeit derselben mit den gleichfalls Doppelindividuen enthaltenden Cysten von Chilodon und Pro- rodon nur eine scheinbare. Der Act, durch: welehen die encystirten Prorodonten aus ihren Cysten ausschlüpfen, geht im Ganzen in derselben Weise vor sich, in welcher. die, beweglichen Sporen von Vaucheria mit Hülfe des ihre ganze Oberfläche bekleidenden Flimmerüberzuges unter fortdauernder Rotation aus der glashellen Mutterzelle heraustreten. Bekanntlich wer- den auch diese grossen Sporen durch die enge Oeflnung an der Spitze der Mutterzelle von einem zum andern Ende fortlaufend semmelförmig eiogeschnürt. Ich habe auch bei Vaucheria einmal beobachtet, dass die Austrittsöffnung zu eng war, um den Durchtritt der Spore un- versehrt zu gestatten. Nachdem ein Theil derselben sich herausge- wunden hatte, riss derselbe an der Einschnürung ab und trennte ‚sich von dem noch in der Mutterzelle steckenden Theile; die, Risswunde sehloss' sich bei beiden Hälften; beide rundeten sich zu vollständigen Kugeln ab; das ausgetretene Stück schwamm, wie es die gewöhnlichen Sporen ‚thun, 'in: spiraliger, Bahn. weiter, als sei.es unverletzt;. die an- dere Hälfte konnte keinen Weg nach aussen finden und keimte später im Innern der Mutterzelle. Dieser Vorgang erinnert an das abnorme ee A an he 273 Austreten aus zwei Cystenöffnungen, das ich so eben bei Prorodon be- schrieben habe. Eine noch grössere Analogie mit dem Austreten der Schwärm- sporen von Vaucheria bietet wegen einer ganz ähnlichen Form und Pärbung das Ausschlüpfen einer sechsten Infusorienart aus ihren Cysten, welche ich ebenfalls im Frühjahr 4851 im Wasser des botanischen Gartens beobachtet habe. Die kugeligen Cysten, von bedeutender Grösse, aber an Gestalt denen von Prorodon ganz gleich, erinnerten vollständig an eine ruhende pflanzliche Zelle, da sie durch Chlorophyli- kügelchen grün gefärbt waren. Aber bald zeigte sich bei ihnen das schon geschilderte Rotiren im Innern der Cystenmembran, das mit dem Platzen derselben endete, worauf, beständig in der Mitte sich ein- schnürend, das Infusorium heraustrat; dabei machte das Strömen der Chlorophylibläschen aus der einen in die andere Hälfte ganz den eigen- thümlichen Eindruck, den wir bei dem Austreten der Vaucheriasporen schon lange kennen (Fig. 7). Das aus der Cyste befreite Thier selbst glich in seiner Gestalt, Bewimperung und der Vertheilung der grünen, von einer farblosen Randzone eingefassten Chlorophylibläschen einer Vaucherienspore in auffallendem Grade; nur die Mundstelle am einen (Fig. 7 0), und die contractile Blase am andern Ende (v) charakteri- sirten es deutlich als ein Thier, das ich nach diesen Merkmalen als Ehrenberg’s Holophrya Ovum bestimmen möchte. Im Uebrigen war es von Prorodon nur durch den Mangel des vielleicht übersehenen Zahnapparats und die Färbung verschieden; die letztere stimmte mit der von Bursaria vernalis und Loxodes Bursaria Ehr. überein; wäre der Zahnkranz wirklich vorhanden gewesen, so würde ich das Thier für Ehrenberg’s noch nicht abgebildeten Prorodon viridis halten. Aber nicht blos bei den höheren, durch einen gleichmässigen Elimmerüberzug bewegten Infusorienformen (Ciliata Perty, Astoma Sieb., Enterodela Ehr.) ist der Encystirungsprocess verbreitet; noch häufiger A und allgemeiner scheint derselbe bei den niederen, nur mit einzelnen - Flimmerfäden (Geisseln, Rüsseln) versehenen Fantilien zu sein, welche von Ehrenberg als Anentern; von v. Siebold als Astoma, von Perty als _ Phytozoidia, besser vielleicht nach den Bewegungsorganen als Flagel- lata zusammengefasst werden. Am längsten ist die Cystenbildung in der Familie der Astasiaeen, namentlich bei den verschiedenen Arten der Gattung Euglena bekannt, wo sie zu vielfacher Verwirrung in der Wissenschaft Veranlassung gegeben hat, Ich will hier nicht auf die interessante, bisher noch keineswegs erschöpfte Entwickelungsgeschichte ‘on Euglena eingehen, welche in neuester Zeit in Perty's Buche am vollständigsten dargestellt worden ist. Ich erwähne hier nur, dass der Iförmige, energisch contractile Körper der Euglenen, insbesondere E. sanguinea und viridis zu Zeiten seine Beweglichkeit verliert 274 und ‚das Bestreben zeigt, sich zu einer Kugel zusammenzuziehen; wenn dies letztere geschehen ist, so erscheint die Euglena als ein bewegungs- loses, plait begrenztes, einer Pflanzenzelle sehr ähnliches Sphäroid, an dem zwar nochider rothe Punkt und die stabförmigen Körperchen des Inhalts, ‚nicht mehr aber die Flimmerfäden erkennbar sind. Diesen Zu- stand hatte auch bereits Ehrenberg gesehen und ihn auf das Absterben zurückgeführt; ‚die. Thiere contrahiren ‚sich nach seiner Angabe. ster- bend zur ,Kugelform, ohne je sich wieder zu entfalter,, und bilden eine grüne. zähe Haut des Wassers, welche erst, wie im Leben, einen sper- mätischen, dann einen modrigen Geruch verbreitet; zuletzt zerfalle, die Masse‘ in grauen Staub, der’ die sehr kleinen Eierchen ohne Hülle zu enthalten scheine. Dass jedoch die grüne Haut auf der Oberfläche euglenenreicher Gewässer keineswegs aus lauter todten Individuen besteht, beweist eine nähere ‘Untersuchung. Nachdem sich nämlich die Euglenen zur Kugel contrahirt haben, so. beginen sie zunächst an ihrer ganzen Oberfläche eine schleimige Substanz auszuschwitzen, die,alsbald zu einer völlig geschlossenen CGyste erstarrt. Die Membran derselben liegt meist dicht an der Euglenenkugel an, und besteht wohl aus demselben durchsichtigen, membranösen Stolle, wie bei den Cysten der 'Ciliaten; später hebt sie sich wahrscheinlich durch Ausschwitzen von neuer Gallert weiter von dem Thierkörper ab; manchmal ist sie spröder, undurebsichtiger oder bräunlich gefärbt (Fig. 14); in der Regel wird noch nach. der Erzeugung der Membran wieder formloser Schleim ausgeschwitzt, der die Cysten selbst umgibt und dieselben in grosser Zahl zu seiner palmellenartigen Haut verbindet. In solchem Zu- stande sind" die eneystirten Euglenen oft gar nicht 'von einzelligen Al- gen, oder grünen Sporenhaufen zu unterscheiden, da sie. alle Eigen- schaften einer Pflanzenzelle, farblose Membran und grünen homogenen Inhalt mit 'Starrheit und Unbeweglichkeit verbinden; ihre meist. etwas abgeplattete Gestalt bietet oft das einzige Trennungsmerkmal von Proto- eoccuszellen. Namentlich sind die eben zur Ruhe gekommenen Schwärm- zellen‘ von Oedogonium um so leichter mit Euglenencysten zu ver- wechseln, ‚als auch'die beweglichen Zustände beider, ihrer Entwicke- lung nach‘ so weit verschiedenen Gebilde eine gewisse Aehnlichkeit zeigen. Es ist daher nicht zu verwundern, dass bis in die allerneueste Zeit‘ angebliche Beobachtungen vorkommen, als seien Euglenen nach einiger Zeit zur Ruhe gekommen, und dann unter den Augen des Beobachters in‘ einen Algenfaden ausgekeimt. Auch die erst vor Kur- zem von Gros mitgetheilten und in verschiedenen Städten demonstrir- ' ten Beöbachtungen über Entwickelung von Euglenen beruhen zum Theil auf dieser Verwechselung, wie sich aus seinen Zeichnungen ergibt (Bull. d. 1. societ& des naturalistes d. Moskou. 1851. Il. tab. F. 22). Dass wegen der ‘äussern Aehnlichkeit auch andere Pflanzensporen für 275 ruhende Euglenen gehalten worden sind, lehrt. die. Geschichte der Wissenschaft. Endlich sind auch, wie ich anderswo gezeigt, die durch Euglenencysten gebildeten Häute als selbstständige Algengattungen' ins Pflanzenreich aufgenommen worden, und: zwar die von Euglena viri- dis als Microeystis 'olivacea, die von Euglena 'sanguinea dagegen als Mierocystis Noltii. Dass (übrigens die Euglenencysten. keineswegs blos abgestorbene Thiere enthalten, davon ‚überzeugt. man sich, wenn man eine Anzahl derselben unter das Mikroskop bringt. Man sieht dann den grünen Inhalt einzelner CGysten sich contrahiren und lang- sam herunfwälzen (Fig. 44@), endlich nach Durchbrechung der Mem- bran als freie Euglenen ins Wasser treten und ihre gewöhnliche; in Spiralen rotirende Bewegung wieder annehmen. (Fig. 146). Die Gysten bleiben alsdann äls leere Blasen zurück und man findet häufig auf der Oberfläche des Wassers Häute, welche anscheinend: aus lauter kugeligen, in Schleim eingebetteten, inhaltsleeren Zellen. bestehen. und an ein pflanzliches Merenchym erinnern; diess sind Eugleneneysten, aus denen die Thiere ‘schon wieder ausgeschlüpft sind. Wenn aber ‚die encystirten Euglenen in ihrer Entwickelung nicht gestört werden, so erleiden sie weitergreifende Veränderungen. Ihr Inhalt wird gleichförmiger, die festen Gebilde, der rothe Punkt ver- schwinden ganz und die Theilung tritt ein; die‘ Euglene |schnürt sich zuerst in zwei; dann meist in vier, unfer-Umständen auch in acht und 46 Partien ein und ab; diese organisiren sich zu selbstständigen Or- ganismen, entwickeln rothen Punkt und Flimmerfaden; die Cyste löst sich auf und die neue Generation tritt in frischer Bewegung ins Wasser: bei der Theilung in niederer Potenz von der Gestalt des; Mutterthieres; bei zahlreicherer Brut an grüne Monaden erinnernd. Ausser bei den Astasiaeen kommt auch bei den eigentlichen Mo- nadinen und Cryptomonadinen (mit Ausschluss von Trachelomonas) ein ruhender pflanzenähnlicher Zustand vor, welcher ‚auf der Ausscheidung _ einer starren Membran um den weichen‘ Thierkörper beruht, wie sich leicht aus der Untersuchung der auf faulenden Infusionen sich ansam- melnden Häute ergibt, in denen man diese pilzzellenähhlichen Kugeln, die keineswegs immer ‘todten’ Thieren angehören, in Massen "findet. _ Namentlich überzeugt man sich mit Bestimmtheit, dass die im lanern ‚geschlossener Zellen, insbesondere bei absterbenden Süsswässeralgen sich bewegenden monadenartigen Gebilde nach einiger Zeit zur Ruhe kommen und in farblose, unbewegliche Kugeln übergehen; freilich: ist es zweifelhaft, ob diese Körper wirklich als Monaden, oder ob sie nicht ehr als eine abnorme Schwärmzellenbildung zu betrachten sind; es kann selbst die Frage aufgestellt werden, ob ‘nicht wenigstens ' grosser Theil der sogenannten Monaden vielmehr Schwärmsporen roskopischer Wasserpilze seien. 276 So viel über das Vorkommen der ‚Cystenbildung bei den Infuso- rien, so weit ich bisher Gelegenheit gehabt habe, sie mit Sicherheit zu beobachten. Dieselbe stimmt ganz mit dem eigentlichen Eneysti- ren’ überein, wie ‘es nach v. Siebold ‘bei den Cercarien und Trichina spiralis, nach Stein bei ‘den Gregarinen stattfindet. Ihrer Verwandt- schaft nach gruppiren sich diese Gattungen 'so, dass unter den Flagel- laten die Monaden, Cryptomonaden und Euglenen, unter den Giliaten zunächst die Vorticellen, dann die verwandten Formen des Trachelius Ovum,Trachelocerea Olor und nach Guanzati vermuthlich auch das Amphileptus Anser, endlich ‘die ‘durch analogen Mund- und Zahnbau charakterisirten 'Holophrya Ovum, Prorodon teres und Chilodon unei- natus sich bisher‘ in ihren Cysten mit Sicherheit haben bestimmen lassen. Dass diese Bildungen aber ‚auch noch bei andern Gattungen vorkommen 'mögen, darf‘ wohl vorausgesetzt werden. "Ueber die That- sache selbst‘ wird ‘wohl jetzt, nachdem ich bei Euglena und Trachelius Ovum das Ausschwitzen der Hülle, bei den übrigen Formen das Aus- schlüpfen beobachtet habe, kein Zweifel sein, ebenso wenig darüber, dass hier keine ‚einfache Häutung stattfindet, wie Ehrenberg vermuthet. Das Häuten, welches Müller und Ehrenberg bei Colpoda Cucullulus fanden, habe ich selbst noch nicht untersuchen können, so dass ich über die Natur desselben kein Urtheil habe. Bei den von mir hier betrachteten Gattungen kann die Hypothese einer Häutung, abgesehen selbst von den direeten entgegenstehenden Beobachtungen, um so weniger Platz grei- fen, als die meisten dieser Thiere keine eigentliche Haut als abgeson- dertes Gebilde zu besitzen scheinen. Insofern‘ das Enceystiren zunächst auf der ‚Fähigkeit der weichen Körpersubstanz beruht, schleimige, später zur Membran erstarrende Stoffe "auszuscheiden, so ist sie in morphologischer Beziehung mit der Gehäusebildung, wie sie nicht nur bei Infusorien und Räderthieren, sondern ’auch in allen Classen der wirbellosen Thiere beobachtet wird, nahe verwandt. Die von mir als Panzerbildung bezeichnete, von Ehrenberg mit‘der Gehäusebildung zusammengelfasste Ablagerung feste- rer. Stoffe in ‘der ‘gewöhnlich weichen Haut einzelner Infusorien kann wohl als die einfachste Stufe dieser Vorgänge betrachtet werden; die starren Hautbedeckungen oder Panzer gehen jedoch durch eine Reihe von Mittelstufen in die völlig weichen und contractilen Körperbegren- zungen über, wie sie sich bei den meisten Infusorien vorfinden. Oft beobachten wir in einer: und derselben Familie alle drei Bildungen; so hat'ıdie Familie der Vorticellinen in der Gattung Spirochona eine ge- panzerte'Form, Stentor und Vaginicola bilden Gehäuse, und bei Vor- tieella ‚finden wir Encystirung. “Während Euglena sich eneystirt, so entspricht die‘ Kieselschale der hierher gehörigen Trachelomonas einem Gehäuse, und Phacus Duj. ist mit. seiner starren, nicht contraetilen 277 Hautbedeckung als gepanzerte Form zu betrachten. In Ehrenberg’s Fa- milie der Cryptomonadinen haben Cryptomonas, Cryptoglena u. s. w, nur eine starre Oberhaut; dagegen besitzt Trachelomonas ‚und die ver- wandten Arten, wie ‚schon erwähnt, ein echtes Gehäuse; sie ist aus dieser Familie zu entfernen und entweder zu den Euglenen zu stellen oder zu einer eigenen Familie (etwa entsprechend der Thecomonadina Duj., aber mit Ausschluss der zu den Volvoeinen gehörigen Gattung Chlamydomonas) zu erheben. Ueber die Bedeutung des Sur oepikun in physiologischer und entwickelungsgeschichtlicher Beziehung verbreiten die bis- herigen Beobachtungen noch kein befriedigendes Licht. So viel ist ge- wiss, dass die Infusorien in den Cysten einen Zustand. zeitweiliger Ruhe annehmen, der nicht nur in dem Unterbrechen der meisten Lebensthätigkeit besteht, sondern selbst bis zum Verschwinden vieler Organisationsverhältnisse fortschreitet; am längsten bleibt die contraetile Vaeuole in ihrer Function. Insofern kann man wohl das Eneystiren mit dem Verpuppen höherer Thierforımen vergleichen; unpassender scheint die Parallele Guanzati’s mit dem Rückkehren in den Eizustand, um so mehr, als ja bei Infusorien überhaupt noch kein Eizustand nachge- wiesen worden ist. Das Encystiren scheint einmal einzutreten als Schutz gegen äussere schädliche Einflüsse, namentlich gegen das Austrocknen des Wassers, wie Stein bei Vorticellen fand. Dass bei fortgesetzten ungünstigen Verhältwissen die Infusorien auch in den Üysten sterben, ist nicht zu verwundern und oft von mir bei Euglenen beobachtet; keineswegs ist jedoch das Eneystiren immer ein Zeichen des Mattwerdens oder Sterbens selbst. Wichtig ist die Beobachtung von Stein, dass die Vorticelleneysten das Austrocknen des Wassers _ vertragen, und beim Wiederbefeuchten die Tbiere unversehrt aus- schlüpfen; wenn ich Ehrenberg’s Citat, recht verstehe, so hat Guanzati ebenfalls gefunden, dass der enoystirte Proteus nach dem Verdunsten _ des Wassers noch die Fähigkeit behalten habe, nach einiger Zeit wieder Leben zurückzukehren; nach dem, was ich selbst von Trachelocerva Olor und Trachelius Ovum geschen, möchte ich seine Beobachtung kaum in Zweifel ziehen. Nach dem bisherigen Stande der Wissen- _ schaft ‚war das Verbreiten der meisten Infusorien in verschiedene Lo- die zeitweise vollständig austrocknen, ein unbekanntes Räthsel; denn lass «die gewöhnlichen beweglichen Zustände in der Regel das Ver- unsten des Wassers und den Transport durch die Luft nicht ver- fragen, haben alle bisherigen Beobachtungen gelehrt, und es fehlt an nem Entwickelungsstadium, welches diese abnormen Verhältnisse zu überwinden in Stande wäre. Es ist zu vermuthen, dass der Ruhe- zustand der eneystirten Infusorien ein solcher sei, welcher ähnlich den / 278 Eiern und Puppen, auch im trocknen Schlamm die Fähigkeit behält, zu seiner Zeit wieder ins Leben zurückzukehren. In entsprechender Weise werden im Pflanzenreiche die beweglichen Formen des Chlamy- dococeus pluvialis durch rasches Entzichen des Wassers zersetzt, beim langsameren Verdunsten dagegen ‘gehen dieselben durch Ausscheidung einer Cellulosemembran, gewissermaassen encystirt, in den Ruhezustand über und bleiben in diesem Stadium nicht nur nach jahrelangem Aus- trocknen noch lebensfähig, sondern sie werden dadurch sogar verjüngt und ‘durch frisches Wasser sofort zur Erzeugung beweglicher Genera- tionen angeregt. Die Hauptbedeutung des Encystirens bei Infusorien scheint jedoch in ihren Beziehungen zur Fortpflanzung zu bestehen, wie dies durch Stein’s Beobachtungen über Vorticella vor- zugsweise angeregt worden ist. Obwohl es mir bei. den von mir in Eneystirung gefundenen Arten nicht‘ gelungen ist, ihre "weitere Entwickelung vollständig zu verfolgen, so habe ich doch wenigstens bei Chilodon und Prorodon beobachtet, dass der Theilungsprocess innerhalb der Cysten vor sich geht; bei Euglena ist sogar der en- eystirte Ruhezustand der einzige, in welchem die Theilung stattfinden kann, und die Vermehrung dieser überaus gemeinen Art musste so lange völlg unbekannt bleiben, als man die Gysten der- selben nicht beachtete }). Von grossem Interesse ist aber das Encystiren der Infusorien noch in anderer Beziehung. Seitdem man beobachtet hat, dass die meisten im Wasser lebenden Algen und Pilze sich durch Schwärmzellen fort- pflanzen, so sind die früher aufgestellten Unterschiede zwischen Pflan- zen und Thieren zum grössten Theile unhaltbar geworden. Man hat nachgewiesen, dass Zellen, die unzweifelhaft von Pflanzen stammen und nach kürzerem oder längerem Schwärmen wieder zu unzweifel- haften Pflanzen werden, dieselben Bewegungserscheinungen nach analo- gen Gesetzen, wie gewisse Infusorien darbieten, dass sie in der äussern Gestalt, in den Bewegungsorganen, dem rothen Punkte, den Vacuolen kaum Unterschiede zeigen; ich selbst habe nachzuweisen gesucht, dass die Schwärmzellen zum grössten Theile keine starre Zellmembran 'be- sitzen, sondern ausschliesslich aus einem gallertartig schleimigen, seine Gestalt selbstständig verändernden, stickstoffreichen Stoffe bestehen, wel- cher der sogenannten contraetilen Substanz der Infusorienkörper sehr nahe‘ verwandt scheint. "Bei der Schwärmzellenbildung verlässt der ') Ich selbst glaubte früher gefunden zu haben, dass auch die beweglichen Eugle- nen sich theilen; doch habe ich diese Beobachtungen seitdem nicht wieder bestätigen können. Nur bei Euglena Acus bildet Ehrenberg bewegliche Indi- viduen in der Längstheilung ab. 279 Inhalt einer, Pflanzenzelle seine Membran ‚die als’ leere, Blase zurück- bleibt ‚und tritt als selbstständiger ‚frei beweglicher Körper ins Wasser. _ Wenn. demnach die Schwärmzellen in ihrer Form‘, ihrem Bau und ihrer Bewegung ohne Zweifel grosse Analogien mit den Infusorien darboten; und sich oft nur sehr schwer von ihnen unterscheiden'liessen, so schien ein .durchgreifendes Trennungsmerkmal in der weiteren Entwickelung gegeben, indem die pflanzlichen Gebilde keimten, die 'thieri- sehen nicht.. Das, Keimen der Schwärmzellen besteht aber keines- wegs darin, dass ‚dieselben Wurzel, Stengel und’Blätter,, oder sonst mehrzellige, oflenbar pflanzliche Formen entwickeln — denn es schwär- men ja auch einzellige Algen — das. Wesen des Keimens beruht viel- mehr darin, dass die meist birn- oder spindelförmige Schwärmzelle sich in eine Kugel zusammenzieht, ihre äusseren Bewegungsorgane verliert, und alsdann ‚auf ihrer ganzen Oberfläche eine, glashelle ‚starre. Mem- bran ausscheidet, welche den grünen Inhalt als Zellmembran voll- ständig umschliesst. Ob diese neu ausgeschiedene Zellmembran sich später verschiedenartig aussackt und auswächst, oder ob sie die Form einer vollständigen Kugel behält, wie bei den ebenfalls durch Schwärm- zellen sich fortpflanzenden Arten von Protococcus oder Chytridium, hängt von: der specifischen Natur der Spore ab, ist aber für. den Begriff des Keimens ganz unwesentlich. Die neuen Beobachtungen über die allgemeine Verbreitung des Eneystirens bei den Infusorien machen es unmöglich, das Keimen als ein entscheidendes Merkmal für. die pflanzliche Natur eines zweifelhaften Gebildes in Anwendung zu bringen. Der Eneystirungsprocess der Infusorien stellt sich dem Beobachter in ganz ähnlicher Weise. dar, wie das Keimen einer Schwärmspore. Hier. wie dort das Aufhören der Bewegung, hier wie «dort die, Contraction zur Kugel, hier wie dort das Ausscheiden einer. starren glashellen Mem- bran um den contractilen. Inhalt, Ebenso bietet das. Ausschlüpfen der Infusorien aus ihren Cysten, das Austreten der. Schwärmzellen aus ihrer Zellmembran einen ganz gleichen. Anblick dar. ' Hierzu. kommt die grosse Aehnlichkeit des Inhalts, der bei den Cysten farbloser In- - fusorien an die Zellen der Pilze, bei denen der grünen an die Algen- zellen erinnert. In der Wirklichkeit ist es zwar in den meisten Fällen nicht schwer auszumitteln, welchem der beiden Reiche ein fragliches sebilde angehört, da in den gekeimten Schwärmsporen aus anderen _ Verhältnissen der pflanzliche Charakter in den ausschlüpfenden Infu- sorien die thierische Organisation meist bestimmt hervortritt. Wenn er, wie Stein bei Vorticellen angibt, die letztere sich in der Cyste etzt verliert, so wird es oft dem erfahrensten Beobachter zweifelhaft werden müssen, was für Dinge er im concreten Falle vor sich habe, Der Anblick der aus der Vorticelleneyste nach Stein’s: Zeichnung aus- 280 schlüpfenden monadenartigen Embryonen stimmt so sehr mit den aus den kugeligen Blasen eines Wasserpilzes, Chytridium globosum aus- tretenden Schwärmzellen überein, dass fast nur die bei letzteren feh- lende Gallertumhüllung einen Unterschied darbietet. Noch schwieriger wird die Frage bei den auch ohnedies schon lebhaft an Schwärm- sporen erinnernden Monaden und Euglenen. .Ich kenne kein Merkınal, das mich in den Stand setzte, mit Sicherheit anzugeben, ob ein mo- nadenartiges, bewegliches Gebilde ein Infasorium oder ein Pilzschwär- mer, oder ob eine kugelige, ruhende farblose Zelle ein Gährungspilz oder eine thierische Monadencyste sei. Aus den Entwickelungsformen des Chlamydococeus pluvialis hat Ehrenberg die beweglichen Zustände für unzweifelhalte Tbiere, die ruhenden für ebenso unzweifelhafte Pflan- zen erklärt. Da aber die einen aus den anderen hervorgehen, so wird man, wenn man sich wie Dujardin an die erstere Annahme hält, die unbeweglichen Protococeuszellen für encystirte Infusorien erklären kön- nen; legt man auf die zweite Behauptung grösseres Gewicht, so wird man ebenso gut die ruhenden Formen für die normalen, die beweg- lichen für Schwärmzellen erklären; letztere Annahme wird freilich als die richtigere auch durch andere Gründe unterstützt. Umgekehrt ver- hält es sich mit den Euglenen. Das sicherste Merkmal, um eine Pflanzenzelle von einer Infusorieneyste zu unterscheiden, wäre die chemische Untersuchung der Membran, da die vegetabilische Natur einer Zelle erwiesen scheint, wenn ihre Membran aus Cellulose besteht; leider lässt sich aber auch an den Pilzzellen nicht immer die charak- teristische Reaction der Holzfaser hervorrufen. Soviel ergibt sich aus dieser Darstellung, dass wenn einerseits die Pflanzen in der Schwärm- zellenbildung Zustände besitzen, welche in hohem Grade an die Infu- sorien erinnern, auf der andern Seite auch im Thierreich Entwicke- lungsformen durch die Cystenbildung gegeben sind, welche mit Pflanzen- zellen unverkennbare Analogien zeigen; und dass beide Phänomene es in hohem Grade erschweren, ein entscheidendes Kriterium zwischen beiden organischen Naturreichen aufzustellen. Breslau im September 1852. Erklärung der Abbildungen. Fig. 1—6. Enceystirung von Prorodon teres. Fig. 4. Cysten haufenweise aneinanderliegend; * eine Cyste ‚ohne Lebens- äusserung; bei a das Thier im Innern der Cyste flimmernd und roti- \rend; bei b das Thier im Begriff, aus der Oeffnung der Cyste’ her- auszutreten; die Cyste bleibt leer und mit einem Riss in der Mitte zurück bei c; bei d schnürt sich ein encystirtes Prorodon in der Mitte ein und hat sich bei e vollständig getheilt. 281 Fig. 2. Eine grössere Cyste; das eingeschlossene Thier ist im Begriff, dieselbe zu durchbrechen und hat sich stellenweise von der Wand derselben zu- rückgezogen, wodurch diese selbst und der Flimmerüberzug des In- »fusoriums deutlich wird; v» contractile Vacuole. Fig. 3. Abnormes Austreten eines Prorodon aus seiner Cyste; das Thier war erst durch die enge Oeffnung bei a hervorgebrochen; später hatte es e sich durch den grössern Riss bei b herausgearbeitet; der bei @ her- vorgequollene Theil des Körpers riss von dea übrigen ab. Fig. .4. Ein aus einer kleinern, Fig. 5. ein aus einer grössern Cyste ausgeschlüpftes Prorodon (letzteres viel- leicht Prorodon niveus Ehr.); o Mundstelle; v contractile Blase. Fig. 6. Eine grosse Cyste, in der sich das eingeschlossene Thier in zwei ge- theilt hatte. Fig. 7. Enceystirung von Holophrya Ovum (?); das durch Chlorophyli- kügelchen grün gefärbte Thier ist im Begriff, die Cyste zu verlassen; [ o und v wie oben. Fig. 8—9. Encystirung von Trachelius Ovum. Fig. 8. Das Thier ist eben im Begriff, die Cyste an seiner ganzen Oberfläche auszuscheiden. Fig. 9. Die Cyste ist vollständig gebildet, und das Thier damit beschäftigt, r dieselbe durch beständige Rotation zur vollständigen Kugel auszu- arbeiten; » und n wie oben; bei * ist die contrahirte rüsselartige Ver- längerung. 40—41. Encystirung von Trachelocerca Olor. . 40. Das Thier erfüllt die Cyste gleichförmig; v contractile Blase; während „en der Beobachtung nimmt das Thier die Gestalt von Fig. 44 an; im Begriff auszuschlüpfen, hat es sich ‘vor der Cystenwand con- in trahirt und rotirt beständig im Innern derselben, wobei es die spirali- gen Furchen und die Spitze des Halses * deutlich zeigt; » wie oben, 42—43. Eneystirung von Chilodon uncinatus; in den elliptischen Cysten liegen stets zwei Thiere neben einander, die die beiden Zeich- nungen von verschiedenen Seiten zeigen; » wie oben; die Zeichnungen Fig. 40—43 verdanke ich meinem Freunde Herrn Dr. Auerbach. 44. Cysten von Euglena viridis, mit starrer, bräunlicher Membran, ' durch Schleim verbunden; bei a ist ein Thier im Begriff, die Cyste zu verlassen und dreht sich im Innern; bei b hat es die Cyste bereits durchbrochen, 15-6. Schleimgehäuse, in denen Stentor Mülleri steckt (schwächer 4 vergrössert); a parasitische Chilomonaden; db Luftblase unter der saug- napfartig erweiterten Spitze des Thieres: 45. Stentor in contrahirtem Zustande ins Innere des Gehäuses zurückgezogen. 46. Derselbe über die Oeffnung des Gehäuses herausgestreckt und mit ihm 2, schwimmend. 47 u. 48. Actinophrysartige Gebilde, welche ihre Gestalt, wie Amoeben, langsam verändern und mit einer homogenen Schleimschicht umgeben sind, durch welche die retractilen Strahlen hindurchtreten; diese heften sich an Sandstücke an; es scheint, als wären es junge Difflugien, die im Begriff sind ihre Gehäuse zu bauen. a Eine Cyclotellenschale inner- halb der Schleimschicht. Fig. 48 hat ganz die Gestalt einer nackten Diffugia. (Hierhier vielleicht Trichodiscus Sol Ehr.?) Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Dünndarmschleimhaut. Briefliche Mittheilung an A. Kölliker') von Prof. ©, Bruch in Basel. Ich will das Semester nicht abschliessen, ohne Ihnen von einigen Untersuchungen. zu berichten, welche in. diesem Sommer Gegenstand der physiologischen Uebungen waren. Ich habe zwar darüber schon in einem Vortrage gehandelt, der am 45. September vor der natur- historischen Gesellschaft gehalten wurde, da aber der Bericht darüber nicht vor 4—?2. Jahren erscheinen wird, wird Ihnen eine kurze, Mit- theilung nicht unerwünscht sein, besonders da es Punkte betrifft, die Sie in Ihrem Handbuehe unentschieden gelassen haben. Die Vorgänge bei der Verdauung, Resorption und Blutbildung sind ein Gebiet, in welchem das Mikroskop meiner Ueberzeugung nach noch Einiges zu thun hat und nachgerade bei den Chemikern in Schuld gerathen ist. Ich denke an die, Anfänge der Chylusgefässe, an den Uebergang der Fette, an die Bilduug der Blutkörperchen, die alle. noch _controvers sind, ich denke an’ die Muskeln’ der Darmschleimhaut, (deren Entdeckung der jüngsten Vergangenheit angehört. Allerdings fehlt 'es nicht 'an’ Angaben über jene Punkte, ja einige sind so oft behandelt, dass man nach und nach. mit einer, gewissen Resignation davon abzustehen scheint. Diese Resignation ‚scheint mir jedoch nicht. in der Sache begründet, ich glaube ‚ vielmehr den Grund der abweichenden Ansichten hanpteäahlich darin suchen zu müssen, dass die meisten Beobachter, mit umfassenden Ar+ beiten über Gewebelehre, Verdauung u. s. w. beschäftigt, nicht hin- reichend bei solchen einzelnen, Zeit und Material unverhältnissmässig absorbirenden Punkten m konnten, von der, grossen Anz rein zufälliger und ganz , vereinzelter Wahrnehmungen nicht, zu reden Es hat mir hier und da sogar geschienen, als sei, namentlich von che- mischer Seite, das Mikroskop überhaupt zu wenig zu Rothe gezogen worden; es wäre sonst kaum verständlich, wie man noch immer 1 " MM 1) Eingegangen den 2. Januar 4853. 283 darüber discutiren kann, ob die Fette im Darme verseift werden’ oder nicht, und dass die ‚erstere Ansicht noch unter den neuesten Schrift- _ stellern Vertreter finden konnte, während doch der Uebergang des unveränderten Fettes in die Säftemasse, und zwar in grösster Menge, - so. leicht mikroskopisch zu constatiren und so zusagen Stück für Stück zu verfolgen ist. Nach dem Gesagten werden Sie nicht erwarten, dass ich nur die Absicht hatte, die eine oder andere Ansicht über derartige Punkte um einen Anhänger zu vermehren, sondern es wurden einzelne Fragen, ganz unabhängig von jeder Theorie und. vorgefassten Ansicht, gesondert behandelt, alles Material dafür rücksichtslos geopfert, und nicht eher zu einer andern übergegangen, bis die erste ins Reine ge- bracht ‘war. Einige Punkte, die ich als ausgemacht ansehe, sind nun die folgenden. ‘Vorher bemerke ich nur noch, ‚dass zu diesen Untersuchungen hauptsächlich Hunde, ausserdem. aber auch Katzen, Ratten, Kälber, Schafe, Hühner, endlich auch. ein Pferd verwendet - wurden. 4. Was:das Verhalten der mit der: Nahrung aufgenommenen Fette in der Darmhöhle betrifft, so sind Alle Beobachter darüber. einig, dass die neutralen Fette im Magen unverändert bleiben und im ganzen Dünndarm, ja im Dickdarm bei grösseren Aufnahmsmengen, als solche zu erkennen sind. Die einzige Veränderung, die sie im: Dünndarm erleiden, bezieht sich auf die feinere Vertheilung, so dass die mikroskopischen Tröpfchen je weiter nach abwärts desto feiner werden. "Wir haben dies in allen Fällen wahrgenommen, ohne uns weiter darauf ein- zulassen, ob: die Galle oder der Bauchspeichel, oder beide dabei betheiligt sind. Wir glauben aber, dass die Bewegung der Darmcontenta, indem sie zugleich an ‚Consistenz gewinnen, däbei: ebenfalls zu berücksich- ‚ligen sei, dass sie gewissermaassen beim Durchgange durch den Darm- ‚kanal mit dem Fette durchknetet und gleichwässiger: gemischt, werden. Je problematischer und. widersprechender die Angaben über die Mit- ülfe der genannten Drüsensecrete, bei der Resorption: der Fette sind, 'sto mehr darf auf ein solches mechanisches Moment Rücksicht ‚ge- iommen werden. 2. Ob eine theilweise Verseifung ‚des ‚neutralen Fettes, etwa an r Oberfläche der Darmcontenta, stattfinde, ‚braucht nicht, geradezu eint zu werden, ist aber gewiss nicht das Wesentliche bei. der iresorplion, da sich die Kügelchen und Tröpfchen des neutralen Fettes "dem ganzen Wege von. der Darmhöhle durch die Darm- wände hindurch in die Säftemasse hinein verfolgen lassen. 'st dringen sie, wie Goodsir und E. H. Weber, gezeigt haben, in ie Epitheliäleylinder, und zwar findet sich, wenn sie nicht vollständig mit angefüllt sind, die grösste Anhäufung 'der Fettmolecule stets ‚in ler über dem Kern befindlichen Hälfte der Zellenhöhle. Gegen Ihre 284 Angabe, dass die Aufnahme zuerst in Form grösserer Tropfen statt- finde, die sich in der Zelle in feinere Molecüle auflösen, muss ich ein- wenden, dass mir gerade das Umgekehrte' Regel zu sein scheint. Ob grössere oder kleinere Fettmoleeüle sich bilden, ob dieselben leichter zusammenfliessen oder nicht, scheint mir mehr von der Art der Nah- rung und des Thieres, als von der Zeit der Aufnahme abzuhängen. Bei Pflanzenfressern fand ich fast stets nur feine Molecule, sowohl in den Zellen, als weiterhin im Parenchym, bei Fleischfressern aber sind grössere Fetttropfen gewöhnlicher, besonders bei Hunden, die mit fettem Rleische gefüttert waren, weniger bei Milchfütterung. ‘Von einer Oefl- nung in den Epithelialeylindern habe ich niemals eine, Spur wahrge- nommen, glaube auch nicht, dass damit für die Erklärung der Vor- gänge etwas gewonnen wäre. Ausser Fett enthalten die Zellen stets auch einen ‘eiweissartigen Inhalt, der sich mit Wasser nicht unmittel- bar mischt. Daher das Abdrängen der Zellmembran und der anschei- nend doppelte Contour des Deckels, den Sie richtig gedeutet "haben. Bringt man viel Wasser binzu, so geschieht es oft, dass die Zell- membran sich nach und nach blasenartig abhebt und weit von dem Zelleninhalte entfernt, wie Virchow (Archiv. I. Taf. Il, 1) von Epithelial- cylindern der Gallenblase abgebildet. 3. Eine Abstossung des Epitheliums findet während der normalen Verdauung gewiss nicht statt. "Die Zellen füllen sich bei jeder Verdauung mit Fett und entleeren es wieder, so dass sie im nüchternen Zustand vollkommen frei davon werden. (Wir haben hier den schlagenden Beweis, dass Fettinfiltration an und für sich keineswegs regressive Metamorphose, Ernährungsanomalie oder spon- tane Zerstörung von Zellen bedeutet, obgleich hinreichend festgestellt ist, dass Organe, die im Absterben sind ‘oder aufhören zu functioniren, sich ‘gern mit Fett infiltriren.) Im frisch getödteten Thier findet man das Epithelium der Schleimhaut immer und zu jeder Zeit fest aufsitzend und es erfordert einige Mühe, es ohne Verletzung abzulösen; einige Stunden nach dem Tode aber geschieht dies sehr leicht in grösseren Fetzen schon bei leisem Drücken und Streichen; bei fortgesetzter Ma- ceration fallen auch die einzelnen Cylinder auseinander und finden sich zahlreich dem'Darminhalte. beigemischt. Untersucht man daher nicht unmiitelbar nach dem Tödten des Thieres, so kann: man leicht ‚eine typische Abstossung des Epithels annehmen, wird aber von’ einer be< sondern Beziehung zur Verdauung 'abstrahiren, wenn man bei nüch- ternen Thieren dasselbe wahrnimmt, wie bei den gefütterten. 4. Sind die Epithelialzellen mit Fettmolecülen und Tropfen gefüllt, so dringen dieselben auch in das Zottenparenchym ein, und zwar vor“ zugsweise, man könnte sagen ausschliesslich, an der Spitze der- selben, die oft davon ganz infiltrirt und undurchsichtig wird. Auch 285 hier ist die moleculäre Infiltration viel häufiger als grössere Tropfen. Von einer gewissen Regel, mit der einzelne Stellen der Zotten bald Molecüle, bald 'grössere Tropfen aufnehmen, habe’ ich nichts wahr- nehmen können, und ich muss Ihnen gegen Weber beistimmen, dass die Epithelialeylinder während der Verdauung keine Formveränderung erleiden. Eine doppelte Schicht derselben habe ich nie wahrgenommen und bin ebenfalls geneigt, die ölartigen Zellen (Tropfen?) Weber’s: ins Zottenparenchym zu verlegen, wo sie sehr gewöhnlich. sind %). Hier findet man aber nicht blos vereinzelte Tropfen, sondern, namentlich bei Fleisch- und Fettfütterung, ganze Reihen hinter einander stehender Tropfen, die nicht immer rundlich, sondern viel häu- figer in die Länge gezogen, seitlich. von einer geraden Linie begrenzt, doch eylindrisch gestaltet sind und eben dadurch verrathen, dass’ sie in. gebahnten Wegen und Kanälen im Innern. der Zotte liegen, ob- gleich deren Wände nicht immer erkennbar sind. Viel häufiger und ' deutlicher freilich sieht man diese Kanäle mit moleculärem Fette ge- füllt, wie injieirt, und dadurch in ihrem ganzen Verlaufe bis an die Wurzel der Zotte kenntlich gemacht. Ich nähere mich hiermit dem schwierigsten Theil der Untersuchung, nämlich. dem Verhalten der Zottengefässe, worüber die Ansichten noch so schrofl' getheilt sind, ob- gleich wohl diejenige, welche nur ein einziges, blind beginnen- des Chylusgefäss annimmt: und alle anderen Röhrchen für Blut- gefässe erklärt, überwiegen dürfte. Wie sich damit die ‚unzweifel- ‚hafte Beobachtung verästelter, ja netzförmig 'verzweigter, weisser Gefässe in den Zotten vereinigen lasse, ist zwar noch nicht erklärt worden, ich freue mich aber, in dieser Beziehung, wenn auch erst nach vieler vergeblicher Mühe, zur vollständigsten, objectiven Ein- sicht gelangt zu sein.. Wir haben uns überzeugt, 0 5..dass Blut- und Lymphgefässe gleicherweise zur Fett- aufnahme befähigt sind, und ich nehme keinen Anstand, alle so- genannten verästelten Chylusgefässe für moleculärfett- führende Blutcapillaren zu erklären. Zu dieser Erkenntniss musste schon die Vergleichung gelungener Injeetionspräparate hinführen, "wobei dasselbe peripherische Gefässnetz zum Vorschein kommt, das ”) In dieser Deutung werde ich bestärkt durch den vortrefflichen Allas der hysiologischen Chemie von O. Funke, den ich so eben erhalte. Aus Taf. VIII, Fig. 2 geht hervor, was Weber unter den dunkeln undurchsich- tigen Blasen versteht, nämlich kugelige Aggregate von gröberen Fettmole- - eiilen, die wir ebenfalls häufig in den Zotten gefunden haben, aber ohne alle Regel und Beziehung zu den Öölartigen Tropfen. Funke's Figuren sind gewisse Portraits, aber sie bilden keine Regel. Mit überraschender Treue - sind die fettgefüllten Epithelien wiedergegeben. Wegen der Fig. I, die . Verzweigung der Chylusgefässe betreffeud, verweise ich auf das unten dar- über Gesagte; ich halte sie für Blutgefässe. Zeitschr, f. wissensch. Zoologie. IV, Rd. 19 db 286 man, weissgefärbt, oft während der Verdauung wahrnimmt. Ge- wöhnlich sind es zwei, zuweilen aber auch mehr Stämmchen (Ca- pillaren zweiter Ordnung), die sich besonders an der Spitze der Zotte zahlreich verästeln und dann natürlich schlingenförmige, umbiegende, stets aber mehr peripherisch verlaufende Gefässe darstellen. Veräste- lungen und Anastomosen im Körper der Zotten sind im Allgemeinen seltener und besonders bei Hunden laufen oft mehrere parallele Ge- fässe eine ziemliche Strecke ungetheilt neben einander. Dieser letztere Umstand hat gewiss sehr häufig zur Verwechselung mit dem centralen Chylusgefäss Anlass gegeben. Letzteres habe ich bis jetzt bei allen untersuchten Thieren und beim Menschen stets nur unverästelt durch die ganze Zotte verlaufen und kurz vor der Spitze blind, gewöhnlich mit einer keulen- oder kolbenförmigen Anschwellung (LZieberkühn’s Ampulle) endigen sehen. Solche deut- liche Bilder erhält man freilich nicht immer, und jch will daher an- geben, welche Präparationsmethode sich mir als die sicherste erwiesen hat. Alles kommt darauf an, die Gefässe im injicirten Zustande zu sehen, damit sie überhaupt gesehen werden können. Da aber künst- liche Injectionen viel zu gewaltsam sind, höchstens die Blutgefässe darstellen und niemals beweisend sein können, so versuchte ich eine natürliche Injection, indem ich am frisch getödteten oder ätherisirten Thier, theils einzelne Darmschlingen, theils die Pfortader oder deren Wurzeln unterband. Am besten erwies sich ‘die Unterbindung der ganzen Darmschlinge, ich erhielt die prachtvollste natürliche Injection der Blutgefässe der Zotte, wie sie keine Injection herstellt und an deren Natur nicht gezweifelt werden konnte. Die Untersuchung muss jedoch nicht unmittelbar nach dem Tode des Thieres, sondern am besten einige Stunden nachher vorgenommen werden, nachdem der Darm in der Bauchhöhle sich selber überlassen war. Unmittelbar nach dem Tode macht die unausbleibliche Contraction der Zotien jede Unter- | suchung ihrer Struetur unmöglich; man sieht nur eine undurchsichtige Masse, deren Gefässe durch die Contraction selbst grösstentheils ent- leert werden. Durch das Zuwarten erreicht man drei wichtige Vor- theile: zuerst füllen sich die Gefässe mit der Erschlaffung der Zotten von neuem, namentlich die Blutgefässe so vollständig, dass die vorher blasse Schleimhaut davon frisch geröthet wird; ferner löst sich nun das Epithel mit Leichtigkeit ab, das die Structur der Zotte verdeckt und früher nicht ohne Störung derselben, und namentlich nicht ohne Beeinträchtigung der Injection entfernt werden kann; endlich befördert auch die inzwischen erfolgende Gerinnung, besonders des Chylus, die - Vollständigkeit und Dauerhaftigkeit der Injection, die bei den nöthigen Manipulationen sehr erwünscht ist. Im Allgemeinen gilt die Regel, dass die mindeste Präparation das beste Präparat liefert. Hat man 2 S 4 287 die mit einer scharfen Scheere ‘möglichst tief abgeschnittenen Zotten mit möglichster Schonung und ohne Deckglas richtig eingestellt und sieht man nicht auf den ersten Blick das schönste, rothe Blutgefäss- netz, das centrale, blind endigende, weisse Lymphgefäss aufs zier- lichste umspinnend, so schone man alle weitere Mühe und Behandlung des Präparats und nehme ein anderes. Durch eine solche lassen sich wohl die Muskelbündel der Zotte, das structurlose Parenchym der Zoite, die sogenannte Basement membrane Bowman’s (der structurlose Rand desselben) und zuweilen auch einzelne Gefässe, besonders deren - Wände, deutlicher machen, eine bessere Gesammtansicht des Gefäss- apparats aber wird dadurch nie gewonnen. Wasser hinzuzubringen, ist der grösste Fehler, weil das Blut dadurch ausgewaschen wird und damit die Injection verloren geht. Ist wegen anhängenden, vielen - Schleims oder Epitheliums durchaus eine Flüssigkeit erforderlich, so fand ich eine ziemlich concentrirte Salzlösung am dienlichsten; der Inhalt der Blutgefässe erscheint dann durch ‚das Einschrumpfen der Blutkörperchen concentrirter und röther, während das Chylusgefäss unverändert bleibt. Wenn sich auch bei Beobachtung aller Cautelen kein überzeugen- des Bild darstellt und namentlich das centrale Chylusgefäss vermisst wird, so rührt dies daber, dass dasselbe durch die vorhergehende ‚Contraction der Zotte vollständig entleert ist und sich nicht wie die Blutgefässe a tergo, auch nach dem Tode des Thieres und Aufhören der Darmbewegung, wieder füllen kann. Glücklicherweise wirkt die Con- action der Zotte oft weniger auf das centrale Chylusgefäss, als auf die eripherischen Blutgefässe, und so kann man unter ‚mehreren Präpa- en wohl stets auf ein glückliches rechnen. Bei einiger «Uebung ennt man die passenden Stellen der Schleimhaut schon mit freiem Auge an der feingesprenkelten Injection, die geeigneten Zotten aber an " fortdauernden Turgescenz und dem mit freiem Auge erkennbaren isslichen Inhalt. Dünne, schlaffe, collabirte Zotten zu untersuchen immer nutzlos; nur beim Kalbe sah ich oft den gefärbten Central- al sich ausserordentlich lange nach Zurücktritt jeder Blutgefäss- clion, selbst nach dem Auswaschen des Darms, erhalten. Die Zotten ieses Theils scheinen einer kräftigen Musculatur zu ermangeln. "Auch an vollständig entleerten Zotten gelingt es zuweilen, den reden deutlich wahrzunehmen, wie Sie Fig. 229 vom abgebildet haben, welche Darstellung ich für alle Thiere, die ich suchte, passend finde, mit der Ausnahme, dass ich niemals einen elten Contour oder überhaupt eine selbständige Wand des Central- anals wahrgenommen habe. Die Begrenzung erscheint als die einer Ihlung des Zottenparenchyms und zeigt durchaus keine Structur, aufsitzenden Kerne u. s. w.; sie unterscheidet sich dadurch von 19* 288 den Wänden der Blutgefässe, die sich sehr häufig selbständig und an den charakteristischen wandständigen Kernen erkennen lassen und an abgerissenen Zottenenden nicht selten stückweise vorstehen. Damit hängt es denn wohl auch zusammen, dass der Centralkanal im contra- hirten Zustand der Zotte, so wie in dem nachherigen entleerten und collabirten Zustand, ganz spurlos verschwunden zu sein scheint. In den eben genannten Fällen wird er offenbar nur dadurch dennoch sicht- bar, weil er sich mit Flüssigkeit gefüllt hat und das Auswässern des Darmes, das für die Erkenntniss der Blutgefässe so verderblich ist, ist daher minder gefährlich für die Wahrnehmung des centralen Chylus- gefässes. Wenn oben angegeben ist, dass das Centralgefäss ein einfaches und unverästeltes sei, so gilt dies mit der Einschränkung, dass ich in sehr seltenen Fällen in gespaltenen Zotten auch einen deutlich gespaltenen Centralkanal bemerkte, der in jedem Zottenende blind endigte. In ganz seltenen Fällen sah ich auch in breiteren Zotten zwei Gentralkanäle neben einander, einen längern und einen kürzern, wovon jeder mit einer distineten Ampulle endigte. Den entscheidenden Beweis endlich, dass auch die Blutgefässe Fett aufnehmen, und däss die in manchen Fällen vorkommenden verästelten weissen Gefässe an der Peripherie und Spitze der Zotte die, in anderen Fällen roth injieirten, Blutgefässe und nicht etwa ein besonderes System von Saugadern sind, fand ich zuerst 'bei einer wohlgefütterten, überaus fetten Bruthenne. Hier war dasselbe Ge- fässnetz an der Peripherie der Zotte, halb weiss, halb roth injicirt, in der Art, dass jedes einzelne Gefäss in seinem Verlaufe bald weiss, bald roth erschien, und die von Chy- lus gefüllte Strecke in die blutgefüllte mit einer gelben Farbenmischung überging. Nachher sah ich dieselbe Erschei- nung auch bei anderen Thieren, namentlich bei Hunden, und lernte die rothen Blutgefässe in anscheinende Chylusgefässe verwandeln, in- dem ich Wasser hinzubrachte, wobei die Blutkörperchen zerstört, der | Blutfarbstoff ausgewaschen wurde, und nun in: denselben 'Gefässen ein gelblich oder weisslich schimmernder Rückstand von Fettmolecülen übrig blieb; in anderen Fällen erscheint ein und dasselbe Gefäss bei durchfallendem ‚Lichte ‚gelb, bei auffallendem aber weisslich, Auch Essigsäure leistete hier gute Dienste, indem sie das Zottenparench durchsichtiger machte und die Betrachtung mit auffallendem | erleichterte. - iD 6. Was die Eigenthümlichkeiten der einzelnen Species betrifft, so war ich durch die Uebereinstinnmung überrascht, die ich: bei allen untersuchten Thieren fand, in der Art, dass ich fast überall, nament- lich bei Kälbern und bei Hunden, also bei ganz verschiedenen Classen, 289 | in einzelnen Fällen ganz dasselbe Bild wiederfand, so dass ich an der Allgemeingültigkeit desselben, mit höchst unwesentlichen Modificationen j etwa in der Vertheilung der Blutgefässe, nicht zu zweifeln habe. Warum man in verschiedenen Präparaten bald den Centralkanal, bald die Blutgefässe vorzugsweise fettführend findet, und ob in dieser Be- ziehung Nahrung und Zeitpunkt der Verdauung von Bedeutung sind, vermag ich nicht anzugeben. Ich bin jedoch geneigter, solche Ver- schiedenheiten für ganz zufällige, von den einzelnen Präparaten und der Präparation herrührende anzusehen. Junge Thiere eignen sich _ im. Allgemeinen besser als ältere, am besten saugende Kätzehen oder Hunde, deren Zotten von enormer Grösse sind und sich durch ein besonders schönes Epithel auszeichnen. Was den Menschen betriflt, so sind begreiflicherweise auch unsere Erfahrungen hier am dürftigsten, und es hat wahrscheinlich noch Niemand den Lieberkühn’schen Ver- such (Sterbende viele Milch trinken zu lassen und ihre Darmzotten zeitig zu untersuchen) wiederholen mögen, so dankbar er seiner Ver- ‚sicherung nach ausgefallen ist, und nach seinen Resultaten auch ge- wesen sein.muss. Auch mir ist noch kein brillanter Fall der Art vor- gekommen, was ich jedoch in einzelnen Fällen beobachtet stimmt so vollkommen mit den an Thieren gewonnenen Resultaten überein (nament- lich in Bezug auf den Centralkanal, wie ich schon früher, Zeitschr. f. rat. Med. VII, p. 280 angab), dass mir ein Zweifel an Lieberkühn’s Angaben nicht gerechtfertigt scheint. Nimmt man die Annahme einer Zottenmündung, die schon Rudolphi widerlegte, so wie die noch nicht ‚nachgewiesenen Nerven der Zotten aus, so hat Lieberkühn in der That für die Sache gethan, was möglich war, und wir Epigonen mit unse- ren a prächtigen Mikroskopen können uns an diesem veralteten Bienen- Neisse in der Detailarbeit noch manches Beispiel nehmen. 7. Hinsichtlich des geeigneten Zeitpunktes, in welchem die ge- fütterten Tbiere zu tödten und zu untersuchen sind, erwies sich uns ein beträchtlicher Spielraum. Man kann die Thiere 2—3 und 6—8 Stunden nach der Mahlzeit öffnen und man wird eine oder die andere e des Darmkanals ‚dienlich finden. Entweder hat die Chylification n schon begonnen; oder ‘sie ist wenigstens noch nicht beendigt. -6 Stunden nach der Fütterung wird man besonders bei Hunden Resorption auf ihrer Höhe finden. Um zu wissen, an welcher e man den Darm zu öffnen und nach den Zotten zu suchen habe, | man nur nach den Mesenterialgefässen zu sehen; wo diese am a turgesciren und die schönsten, meisten Chylusgefässe darbieten, kann man sicher sein, auch die Zotten am schönsten zu sehen. ' genügt, diese Stelle in toto zu unterbinden, den Darm in die Bauch- » zurückzubringen und einige Stunden sich selbst zu überlassen, ein wohlvorbereitetes Präparat zu erhalten. 290 8. Ueber den Mechanismus der Rettaufnahme haben wir zwar keine neuen Versuche angestellt, nachdem alle Versuche, ihn auf endos- motische Erscheinungen zurückzuführen, Anderen und auch mir schon früher fehlgeschlagen sind. Ich kann daher nur die Vorstellung äussern, die sich mir bei allen Wahrnehmungen in diesem Gebiete immer wie- der aufgedrängt hat. Ich denke mir den. Uebergang der Fett- molecüle rein mechanisch, etwa wie Quecksilber, das man durch Leder presst. Die feine Vertheilung des Fettes einer-, die Darmbewegung andererseits scheinen mir die Grundfactoren, die Structur des ‚Zottenparenchyms wenigstens die Möglichkeit abzugeben. Zwar hat mir der Müller’sche Versuch mit dem Schafdarm nicht recht ge- lingen wollen (vielleicht, weil ich ibn nicht oft genug angestellt habe), aber man darf wohl den Unterschied in der Turgescenz einer leben- digen, von Blut ausgedehnten und einer collabirten, todten Zotte auch für etwas anschlagen, wenn es sich um mechanische Durch- dringung handelt. Ich denke dabei keineswegs an präformirte Poren oder sonstige Oeffnungen und lege auch auf das grübchenartige An- sehen der Zottenoberfläche, dessen Sie gedenken, kein grosses Ge- wicht; aber ich glaube, dass die gangbaren Ansichten über die Permea- bilität organischer Substanzen und Gewebe einer Revision bedürfen. Die bekannten Versuche von Oesterlen habe ich sogleich nach ihrer Mittheilung in Heidelberg wiederholt und die Kohlenfragmente sowohl im Kreislauf, namentlich im Pfortaderblut, als im Chylus gefunden. Die Versuche sind späterhin von Engelhardt und Donders mit dem gleichen Resultat variirt worden, und Donders treibt die Skepsis offenbar zu weit, wenn er damit noch nicht befriedigt ist und fortwährend nach Täuschungsquellen sucht. Wenn man vielleicht von den allerdings oft sehr plumpen und abenteuerlich gestalteten, die Form von Spiessen, Dornen u. dergl. nachahmenden Kohlenfragmenten keinen Schluss auf den Uebergang feiner Kügelchen und Körner ziehen will, so erinnere ich an eine andere, allbekannte Erfahrung, die keiner Missdeutung fähig ist, ich meine das Austreten von Blutkörperchen aus den Capillaren und deren Durchtreten durch verschieden- artige Parenchyme. Bei jeder entzündlichen Exsudation treten auch zahlreiche Blutkörper durch die Gefässwände hindurch, wie man bei den pneumonischen Sputa so deutlich sieht. Schon’ vor mehreren Jahren beobachtete ich bei Thieren, denen ich die Aorta abdominalis unterbunden hatte, eine enorme Stauung und in Folge davon zahl- reiche Extravasate in den Gefässen des Gekröses und Netzes, in wel- chen das Blut nun unter einem viel höhern Drucke strömte. Breitete” ich das unverletzte und hinreichend durchsichtige Netz von Hunden, die auf diese Weise einige Stunden vorher operirt waren, unter dem Compositum aus, so bemerkte man nicht nur zahlreiche kleine und grössere Extravasate, die schon dem freien Auge sich bemerklich mach- ten, sondern fast das ganze Netz erschien mit einzelnen Blutkörperchen gleichmässig durchsäet, welche an allen Stellen die feinsten Gefässe verlassen hatten und ins Parenchym ausgetreten waren. Henle hat wohl in seiner rationellen Pathologie zu viele Mühe daran gewendet, die Annahme einer Haemorrhagia per diapedesin im Sinne der älteren Autoren zurückzuweisen. Das Wichtige bei der Sache ist, dass Blutungen auf verschiedene Weise zum Vorschein kom- men, indem entweder von einer beschränkten Stelle, offenbar durch Verletzung eines grüssern Gefässes, eine grössere Quantität Blut her- vortritt (die eigentliche Hämorrhagie), oder aber an vielen Stellen, oflenbar aus zahlreichen sehr feinen Gefässen, sehr kleine Quantitäten sich entleeren (parenchymatöse Blutung oder, wenn sie den Charakter einer gleichmässigen Secretion von einer normalen Oberfläche trägt, Haemorrhagia per diapedesin). Beide Formen können sich verbinden, aber die Extreme sind so wohl charakterisirt, namentlich auch wegen des im letztern Fall häufigern Allgemeinleidens des Blutes und der Gewebe, dass die Praktiker nie aufhören werden, diesen Unterschied zu machen. Die Frage, ob der Austritt der Blutkörperchen aus den feinsten Gefässen durch Erweiterung unsichtbarer Poren oder durch feine Risse der Gefässwände erfolgt, ist schon darum von geringerer Bedeutung, weil die Poren sowohl als die Risse hypothetisch, d.h, factisch nicht wahrnehmbar sind, aber in einem stellenweisen Nach- ‚geben der Gefässwände ihre naheliegende Versöhnung finden, Die Ca- _Ppillaren höherer Thiere sind keine so derbwandigen, steifen Röhren ‚wie beim Frosch, ihre Wandungen sind von sehr ungleicher Stärke, bald mehr bald weniger selbständig vom Parenchym der Organe ge- schieden; überall eine ausfüllende, verbindende und ausgleichende liularsubstanz oder Intercellularflüssigkeit. Die Gefässwand_ er- leidet da und dort einen grössern Druck und plötzlich erscheint ein - Blutkörperchen ausserhalb der Circulation, jenseits, der Gefässwand, die, anscheinend unverletzt, nach. wie, vor der Cireulation den Weg ig War hier eine Pars minoris resistentiae, eine weichere oder eine prödere Stelle, eine Lücke, eine Spalte, ein Schlitz? Thatsache ist, ss einzelne Blutkörperchen die Gapillargefässbahn verlassen und dass eine Unterbrechung der Circulation dabei so wenig stattfindet, als eine fortwährende Hämorrhagie. Der Vorgang wiederholt sich vielleicht den Augenblick in unseren Organen und nie zweimal. an derselben le; das ausgetretene Blutkörperchen selbst, das weiche, elastische enchym, ein Minimum Intercellularflüssigkeit, schliesst die Pforte purlos. Durch solche ausgetretene Blutkörper entstehen ohne Zweilel ie Menge sogenannter pathologischer Pigmentirungen, und. vielleicht einige für normal gehaltene, die während des ganzen Lebens | F 291 | | 292 allmälig zunehmen, wie in den Lungen, den Lymphdrüsen, der Milz u.'s. w. Wie viel imponirender muss die Erscheinung erst auftreten, wenn allgemeine Zustände der Säftemasse die Parenchyme und Ge- webe lockerer und nachgiebiger machen, wie im Scorbut, dem Morbus Werlhofii u. a. m.? Kehren wir nach dieser Abschweifung wieder zu den Darmzotten zurück, so scheint mir das eigenthümliche Parenchym der Zotten, das ausser Muskelfasern und Gefässen noch vorhanden ist, ganz besonders zur Durchdringung geeignet durch seine Structurlosigkeit, Weichheit und Lockerheit.. Sehr häufig begegnet man, selbst in frischen Därmen, be- sonders aber nachdem man sie einige Zeit dem Wasserstrahl ausgesetzt, einzelnen ungewöhnlich blassen und undurchsichtigen Zotten, die be- sonders an der Spitze wie aufgelöst und zerschlissen sind; ja es kam vor, dass das Parenchym an der Spitze wie geschwunden und das leere Capillargefässnetz fast allein noch übrig war und frei flottirte. Dergleichen wird man selten in anderen Organen wahrnehmen, und wenn Müller das Parenchym der Zotten ein schwammartiges nennt, so ist dies nicht sowohl in Bezug auf gröbere Porosität, als auf Weich- heit, Nachgiebigkeit und Biegsamkeit, verbunden mit einer gewissen Elasticität, sehr‘ bezeichnend. Wenn ein Stein ins Wasser fällt, so‘ spricht Niemand von einem Zerreissen: des Wassers, weil sich die Con- tinuität im Momente wieder vollständig herstellt; von tropfbarflüssigen zu. festen und halbfesten Geweben haben wir aber im Körper alle Uebergänge, so dass es schwer wird, zu sagen, wo von einem blossen Ausweichen oder einem Zerreissen zu sprechen wäre. Die Bezeichnung «Riss» scheint mir jedenfalls für das Zottenparenchym, ja selbst für die Wände der Capillargefässe zu roh und scharf; ich würde es eher vorziehen, ganz allgemein von permeabler Substanz zu sprechen und es: Jedem überlassen, sich den conereten Begriff in ähnlicher Weise selbst zu bilden, wie bei dem Process der Endosmose, der Atomen- lehre und ähnlichen transcendentalen Dingen. 9. Es erübrigt noch, von den weiteren Schicksalen der'in die Blut- und Lymphgefässe hereingelangten Fettmolecüle zu reden, die nach dem Gesagten ohne weitere Veränderung ihres chemischen Cha- rakters Zottenparenchym und Gefässwände durchdrungen haben. Ich begebe mich damit wieder auf den Boden der reinen Beobachtung, der von chemischer Seite ‚bereits so weit geordnet ist, als hinreichend fest- gestellt ist, dass die Verseifung des Fettes erst während des Kreis- laufes stattfindet, und dass das Pfortaderblut sich durch einen namhaften Fettgehalt auszeichnet (Lehmann Ill, 327). Den Che- mikern ‚wird demgemäss die Thatsache willkommen aim dass sich das Pfortaderblut gefütterter, namentlich junger Thiere, stets durch einen grossen Reichthum an Fettmolecülen | 293 auszeichnet, die sich im weitern Kreislauf stets vermindern und in der Vena cava inf. immer am spärlichsten sind. Bei saugenden Kätzchen und jungen Hunden haben wir mehrmals das Gekrösvenen- - blut geradezu milehführend gefunden, indem offenbar eine _ MengeMilchkügelchen unverändert übergehen und im Blute | noch in Klumpen zusammenkleben. Auch bei älteren Thieren constatirt man den Fettreichthum leicht durch Wasserzusatz, wobei die Blutkörperchen verschwinden, die vorher verdeckten Fettmolecüle aber unverändert übrig bleiben. Durch Zusatz von Essigsäure schei- det ınan ferner eine Quantität bereits verseilt gewesenen Fettes in Tröpfehenform aus, wie H. Müller früher vom Chylus gelehrt hat. Einige- mal schien es, als schiede sich dieses Fett auch aus dem Inhalte ein- zelner Blutkörperchen ab, doch kann ich mich darüber nicht behut- sam genug aussprechen, da bei der Menge und grossen Vergänglichkeit der letzteren eine sichere Beobachtung kaum möglich ist. 40. In Bezug auf den Chylus habe ich dem von H. Müller Er- _ mittelten nichts weiter beizufügen. Es ist bekannt, dass ‚die Ver- seifung auch hier erst allmälig während der Cireulation erfolgt, so dass sich die mikroskopischen Fettmolecüle gegen den Ductus thoracicus hin hinreichend vermindern und von dieser Seite dem Blute nicht viel freies Fett beigemischt wird. Es bleiben mir nur noch einige Bemerkungen über den Verlauf der Chylusgefässe. Gelingt es, den Centralkanal der Zotten bis in die Basis derselben und in die Schleimhaut zu verfolgen, so sieht man ihn öfter sich verzweigen und in’ mehrere, gewöhnlich sehr feine Chylusgefässe übergehen. Mehrmals babe ich in der Schleimhaut selbst ein oberflächliches ganz weiss gefülltes Gefässnetz beobachtet, dessen Maschen weiter und winkeliger waren als die der Blutgefässe, obgleich die Dicke der Röhrchen die der Blutcapillaren in der Regel nicht erreichte. Um es zu sehen, war mindestens eine Vergrösserung von 400—450 (bei auffallendem Lichte) nöthig. Zu- weilen schien sich dieses Netz auf die Basis der Zotten, nie aber über ‚den Körper und die Spitze derselben auszubreiten. Als etwas Cha- teristisches ist das gegliederte Ansehen dieser weissen Gefässe betrachten, welches jedoch weniger von Varicositäten, als von einer reckenweisen Unterbrechung des (geronnenen?) Inhaltes herrührte. ‚Ob letzteres von der Anwesenheit von Klappen herrührte, kann ich entscheiden, da ich die Klappen selbst nicht wahrnahm. Jeden- müssten dieselben in äusserst kurzen Distanzen hinter einander Auch an dem Gentralkanal der Zotten nimmt man dieses ge- rte Ansehen häufig wahr, besonders gegen die Basis der Zotten ; da es aber in anderen Fällen ganz fehlt, so ist mir die Anwesen- von Klappen mindestens problematisch. Am deutlichsten und con- testen ist dieses Ansehen beim Kalbe, wo man leicht den Central- 294 kanal bis in das Lymphgefässnetz der Schleimhaut verfolgen kann. Auch diese Gefässe sind im leeren Zustande ganz unsichtbar, da das Lumen in Folge der extremen Feinheit der Wände vollständig schwin- det. Selbst im Gekröse hat man bekanntlich noch Mühe, die eigenen Wände der Chylusgefässe zu sehen. Es scheint hier etwas Aehnliches stattzufinden, wie in der Leber, dass die Ausführungsgänge zuletzt. so fein und ihre Wände so dünn werden, dass sie mehr den Charakter von Intercellulargängen annehmen, die im Parenchym verloren gehen. Vielleicht passt dies auch auf die Anfänge der Saugadern in anderen Organen. 44. Eine bemerkenswerthe Thatsache haben Sie schon berührt (S. 470), nämlich dass das Zottenparenchym oft von einer ungewöhn- lichen Menge kernartiger oder klümpchenartiger Körperchen erfüllt ist. Diese Körperchen sind auf den ersten Blick von den in der structur- losen Schicht der Schleimhäute normal vorkommenden rundlichen Ker- nen, auf welche ich schon früher -(a.a. 0. S. 278), aufmerksam ge- macht habe, schwer zu unterscheiden, sehr leicht aber von den stäbchen- förmigen, die ich ebenfalls in der Magenschleimhaut wahrnahm, ohne sie als Muskelgebilde zu erkennen. Im Zottenparenchym finde ich ausser den von allen Autoren beschriebenen und abgebildeten länglichen Ker- nen, die dem Verlaufe der Muskelbündel entsprechen, und äusserst seltenen, vermuthlich Blutgefässen angehörenden querovalen Kernen, gewöhnlich auch eine Anzahl rundlicher, dem Parenchym selbst an- gehörender, besonders in der Tiefe und zwischen den Muskelbündeln, Da aber an diesen Stellen gerade die Zottengefässe verlaufen, so ist es meistens unmöglich zu entscheiden, wie viele von diesen Gebilden dem Parenchym oder dem Inhalte der Gefässe angehören. Gewiss ist, dass Zotten zur Ansicht kommen, welche im vollständig entleerten Zu- stande keine Spur von solchen rundlichen Kernen zeigen, obgleich man sie - bei der Blässe der Zotten, besonders nach Behandlung mit Essigsäure, nicht übersehen könnte. Andererseits finden sich jene Kerne oder Klümpchen oft in so dichten, regelmässigen Reihen an der Stelle der Gefässe, dass man nicht anstehen kann, sie in den Inhalt derselben zu verlegen. Noch eine Möglichkeit, so abenteuerlich sie klingt, möchte ich vor der Hand wenigstens nicht ganz abweisen. Man bemerkt nämlich nicht selten, besonders gegen das Ende der Verdauung, in dem breiigen Chymus der Fleischfresser zahlreiche Körperchen ‘ähn- licher Art, die man aus den Darmdrüsen ableiten kann, wenn man sich nicht entschliessen kann, sie in der Darmhöhle selbst entstehen zu. lassen. Ob diese Körperehen ebenfalls durch die Zottenwände hin- durch in. die Zottengefässe gelangen können, scheint mir wenigsten einer Widerlegung werih. Vor der Hand.bemerke ich nur, dass die notorischen Kerne des Schleimhautparenchyms sich in Essigsäure nie- 295 mals vermindern, während die Körperchen des Gefässinhalts dadurch blässer werden und oft eine deutliche Hülle mit Kern erkennen lassen. Ich denke auf diesen Punkt in einer spätern Mittheilung über die Bil- dung der Blut- und Lymphkörperchen zurückzukommen. Von diesen zellenähnlichen Körperchen ganz verschieden sind gewisse grössere, dunkle grobkörnige Kugeln, den Dotterkugeln des bebrüteten Hühnereies äbnlich, die man oft, besonders in der Spitze der Zotte antrifit und die auch in den Blutgefässen aufzutreten scheinen. Diese Körper, die ich für Weber’s dunkle Blasen halte, erscheinen meist mit sehr glatten und scharfen Contouren, und doch habe ich eine besondere Hülle oder einen Zellenkern nicht daran wahrnehmen können. Sie scheinen Aggregate von Fetttröpfehen zu sein, sind aber viel grobkörniger als die gewühn- lichen, zellenbildenden Körnerhaufen oder Entzündungskugeln der Auto- ren, und finden sich auch in der Darmhöhle. 12. Als Hauptresultat der mitgetheilten Untersuchungen ist der Nachweis auzusehen, dass Blut- und Lymphgefässe bei der so- genannten Fettresorption im Darmkanal sich gleicherweise betheiligen. Damit fällt zunächst die bisher bestandene Schwierig- keit hinweg, sich den Uebergang der betreffenden Substanzen in den Chylus ohne Betheiligung der Blutgefässe zu denken, welche letztere nach allen Autoren in den Zotten oberflächlicher und peripherischer gelegen sind als die Chylusgefässe, und an welchen daher diese Stofle vorbeigehen müssten, um in die leizteren zu gelangen. In der That muss schon der Zustand, dass die Ampulle des Centralgefässes nie- mals bis an die Spitze der Zotte reicht, sondern meist in beträchtlicher Entfernung davon endigt, eine solche Annahme sehr bedenklich machen. Es wird fernerhin den Lymphgefässen ein ‚weiteres Stück der räthselhaften « Ausschliesslichkeit» genommen, durch elche man bisher diese und ähnliche Erscheinungen zu erklären ver- ‚suchte. Dass die Erneuerung des Blutes überhaupt nur durch den hylus geschehe, dass nicht ein grosser, vielleicht der grösste Theil der Albuminate schon im Magen resorbirt werde, dürfte heutzutage am noch von Physiologen vertheidigt werden. Gehen auch die Fette enigstens theilweise direct in Blutgefässe über, so bliebe von den einfachen Nahrungsstoffen, die aus der Verdauung hervorgehen, nur noch der Zucker, der zwar im Chylus gefunden, in der Pfortader aber ich den neueren Analysen vermisst wird. Darauf allein hin aber wird mand die Lymphgefässe des Darms ferner als «resorbirende» Ge- e per excellence betrachten wollen. Ich denke mir dieselben viel- nicht wesentlich verschieden von den übrigen Lymphgefässen, l in Bau hoch in Function. Ueberall sind sie die Begleiter der Blutgefässe und besitzen wie diese die Fähigkeit der Stoflaufnahme, eine Function, deren Aufklärung mit den Fortschritten der Lehre von der 296 Endosmose genau zusammenfallen wird. Ich bekenne mich jedoch keineswegs zu derjenigen Ansicht, welche die Lymphgefässe nur als Vasallen und Diener der Blutgefässe ansieht und den Chylus als eine «Absonderung» aus den Blutgefässen auffasst; sondern ich glaube, dass sie Stoffe verschiedener Art und Herkunft aufnehmen können, solche sowohl, die ihnen vom Blute aus, als solche, die ihnen von aussen unmittelbar. dargeboten werden. Dass die Lymphgefässe des Darms in letzterer Beziehung besonders in Anspruch genommen sind, liegt auf der Hand, aber es ist kein Grund zu bezweifeln, dass die Lymph- gefässe des Körpers unter gleichen Umständen das Gleiche leisten können. Herbst hat darüber schon eine Reihe interessanter Versuche, angestellt, die wohl nur darum weniger beachtet worden sind, weil die mikroskopische Untersuchung allerdings Manches zu wünschen liess. Die weisse Farbe der Chylusgefässe während der Verdauung war nicht nur Ursache, dass sie überhaupt entdeckt wurden, sie war auch der Hauptgrund, wesshalb man den Blutgefässen die wesentlichste Rolle bei der Darmresorption abnahm und den Lymphgefässen des Darms zutheilte. Dass eine so frappante Erscheinung 200 Jahre das Urtheil der Physiologen bestechen konnte, ist vollkommen begreiflich, wenn man sich nur an das Aeussere der Erscheinung hält. Das Urtheil musste aber schwankend werden, als man erfuhr, dass diese weisse Farbe nur von Fett herrührt; es verliert jede Begründung, wenn’ auch das Fett zu den Substanzen gehört, die in die Blutgefässe des Mesenteriums übergehen, und wenn es in den Lymphgefässen nur desshalb so auf- fallend hervorschimmert, weil es von keinem rothen Farbstoffe, wie im Blute, verdeckt wird. \ 43. Wenn man fragt, warum in der Regel nur die Lymphgefässe des Dünndarms während der Verdauung weiss erscheinen (Fett auf- nehmen), nicht die des Magens und Dickdarms, — eine Frage, die. nunmehr auch an die Blutgefässe zu stellen wäre) — so mag man immerhin noch weitere Aufschlüsse über die Rolle der Galle und des Bauchspeichels erwarten, deren Wirkung sich gerade über jenen Be- zirk erstreckt, Die bisherigen Versuche so wieler ausgezeichneter For- scher haben nur so viel festgestellt, dass die Abwesenheit der Galle den Uebergang der Fette nicht aufhebt, wenn auch in der Regel merklich vermindert. Dies spricht nicht für eine chemische Wirkung, und Bidder und Schmidt haben sich daher in ihrer neuesten Arbeit (S. 231) einer physikalischen Anschauungsweise zugewendet. Die mechanische Erklärung für den Uebergang des neutralen Fettes, die im Obigen versucht worden ist, wird sich besonders an die That- sache halten können, dass die bezeichnete Region des Darmkanals die der Zottenformation ist, und dass eine so eigenthümlich construirte, unebene Oberfläche, in Verbindung mit dem { 297 ‘schwammartigen, permeabeln Gewebe der Zottenspitzen, nothwendig die Friction sowohl als die Angriffspunkte ver- mehren und den Uebergang in hohem Grade begünstigen muss. Wenn es feststeht, dass Abhaltung der Galle den Uebergang vermindert, so kann eine mechanische Erklärung auch diese Thatsache verwerthen, weil dann ein Anregungsmittel der peristaltischen Darm- bewegung, der unerlässliche Mechanismus für den Uebergang unge- löster Stoffe, wegfällt. Auch ist es nach dieser Ansicht nicht minder begreiflich, als nach einer chemischen, dass die Aufnahme der Fette eine begrenzte ist und ein gewisses Maximum nicht überschreitet. Dass die Galle sowohl als der Bauchspeichel keine unbedingten Erfordernisse zur sogenannten Fettresorption sind, dafür dürfte auch eine unserer letzten Beobachtungen sprechen, die wegen des Eintrittes der Ferien leider nicht weiter verfolgt und geprüft werden konnte. Bei neugebo- renen Kätzchen, die bereits gesaugt hatten und deren Magen mit ge- ronnener Milch angefüllt war, fanden sich nämlich die Epithelialeylinder des Magens und Duodenums, und zwar auf der ganzen Ober- fläche des erstern, aufs schönste mit Fettkörnchen gefüllt, wie dies sonst im Dünndarm der Fall ist; dagegen fanden sich in der Schleimhaut selbst weder Fettkörnchen, noch sichtbare Lymphgefässe. ‘Weiter abwärts im Darm, wohin noch keine Milch gedrungen war, war auch das Epithelium normal, blass, fettleer und aufs schönste erhalten. Dieselbe Erscheinung beobachtete ich bei jungen Hunden, die schon mehrere Tage gesaugt hatten und bei denen auch die Darm- resorption in vollem Gange war. 44. Was den etwaigen Antheil der Darmdrüsen bei der Verdauung betrifft, so haben wir in den Lieberkühn’schen Schläuchen niemals fettinfiltrirtes Epithelium angetroffen, und halten sie daher, wenigstens bei der Fettresorption, für vollkommen unbetheiligt. Auch ist mir Nichts aufgestossen, was auf eine Betheiligung der Peyer’- ‚schen Follikel hindeutete; ich kann vielmehr eine Beobachtung an- führen, die eher dagegen spricht. Auf der Schleimhaut des ‚untern Augenlides beim Ochsen findet sich nämlich eine Bildung, die mit Peyer’schen Plaques im Dünndarm die grösste Aechnlichkeit hat. bemerkt dieselbe schon mit freiem Auge als eine ziemlich ver- ‚ aber ziemlich scharf umgrenzte Wulstung der Schleimhaut, orgebracht durch zahlreiche, dicht beisammenstehende, geschlossene e von der Grösse der Darmfollikel, die man zum Theil schon mit ern Auge als helle Bläschen unterscheidet. Sticht man ein solches hen an, so entleert sich ein dickliches, weissliches Fluidum, das e Menge zellenarliger Körperchen enthält, wie sie in den Lymph- ind Blutgefässdrüsen vorkommen, Körperchen nämlich von der Grüsse Eiter- oder Lymphkörperchen, die besonders durch Zusatz von 298 Wasser einen rundlichen, körnigen Kern und eine eng anliegende blasse Hülle erkennen lassen. Mitten durch diese Pulpe verbreitet sich ein ganz [reies, zierliches Capillargefässnetz, wie es von Frey zuerst in den Darmfollikeln erkannt wurde, das sich leicht aus den . Follikeln durch Druck und Streichen isoliren lässt. Einen Zusammen- hang mit Lymphgefässen habe ich an diesen Follikeln der Augenlid- schleimhaut nicht nachweisen können; so viel ist aber klar, dass die Peyer’schen Follikel (auch wenn sie zu den Gefässdrüsen zu zählen sind) schwerlich eine besondere Rolle bei der Verdauung zu spielen haben, wenn sich herausstellt, dass sie der Darmschleimhaut: nicht ‘ausschliesslich eigen sind. Dieses verbreitetere Vorkommen dürfte im Gegentheil zur Unterstützung dessen dienen, was oben über das Ver- hältniss der sogenannten €hylusgefässe zu den Lymphgefässen über- haupt gesagt wurde. ‚Bericht über einige im Herbste 1852 in Messina angestellte vergleichend- anatomische Untersuchungen, von ©. Gegenbaur, A. Kölliker und MH. Müller. f a02 AV ) _ In diesem Herbste fand sich in Messina eine kleine Colonie von "Würzburger Zootomen zusammen, welche in friedlichem Zusammen- wirken sich bemühten, die Reichthümer des sicilianischen Meeres zu ergründen. A. Kölliker und H. Müller, die fast gleichzeitig in der zweiten Hälfte des Augusts, im September und Anfangs October dort Als .Mitie September auch C. ee anlangte, der den en Winter in Messina zu bleiben beabsichtigte, übernahm der- ® für einmal nur die Pteropoden und Heteropoden, da M. lichster Vollständigkeit ausführen wollten. — Was von den Ge- n bis gegen den 43. October untersucht wurde, wird im Fol- en „zugleich mit einigen unterm 3. December von Gegenbaur ein- halten bleibt, später auf manche Punkte noch ausführlicher zu sprechen kommen. Bei dem ungemein reichen Material, das Messina beut, begreiflich, dass die Beobachtungen nicht nach allen Seiten sich eiten konnten, und so ist denn nur über Polypen, Quallen, iere, Mollusken und einige Fische Ausführlicheres zu berichten. L. Polypen, * Messina ist wie die ganze Meerenge, in vollem Gegensatze zu Nea- 'währscheinlich wegen der heftigen Strömungen an eigentlichen Po- jen lusserst arm, so dass die interessante Frage über die Stellung er Polypen mit quallenartigen Jungen ihrer Lösung nicht viel näher 300 gebracht- werden konnte. Dagegen waren die schwimmenden Polypen- eolonien, die bisher unter dem Namen der Röhrenquallen gingen, äusserst häufig, so dass es möglich wurde, eine vollständige Reihe von Beobachtungen an denselben anzustellen. Von eigentlichen Polypen untersuchte Kölliker eine an den Pfählen der Schwimmanstalten sehr häufige Tubularia und Cam- panularia dichotoma Cavolini. Die Tubularia, die der Tub. co- ronata Abildguard (siehe Van Beneden, Sur les Tubulaires, pl. I) am nächsten steht, zeigte innerhalb des äussern Fühlerkranzes die Ge- schlechtsorgane, und zwar auf verschiedene Individuen vertheilt, in Form von gestielten einfachen oder traubenförmig zusammengruppirten röthlichen Kapseln. Die männlichen Kapseln von mehr rundlicher Ge- stalt enthielten im Innern einen hohlen rothen Zapfen, der mit der verdauenden Höhle der Polypen in offener Verbindung stand und in einem grossen, zwischen diesem Zapfen und der äussern Hülle der Kapsel befindlichen Hohlraum das Sperma mit stecknadelförmigen Samenfäden. Aehnlich beschaffen waren im Allgemeinen auch die Ge- schlechtskapseln der Weibchen, nur besassen dieselben eine von eini- gen (7—8) kurzen Lappen besetzte Oeffnung, aus welcher die Spitze des röthlichen Zapfens hervorragte, waren grösser und eher ei- oder birnförmig. Zwischen Zapfen und Kapsel fanden sich ganz frei 1 —3 grosse, rundlich-ovale, blasse Eier, die ohne Ausnahme in verschiede- nen Stadien der Entwickelung gefunden wurden. Namentlich kamen vor Eier aus grösseren polygonalen kernhaltigen Zellen zusammen- gesetzt und solche mit kleinzelligem Bau; diese letzteren wandelten sich dann innerhalb der Kapseln in Embryonen von birnförmiger Ge- stalt um, bei denen in der Mitte des Leibes rings herum k—8 kurze Zapfen hervorsprossten, und aus diesen wurden schliesslich langarmige Thierchen von der Form kleiner Sterne, mit einem dickern, mehr halb- kugeligen Hinterleib, der jedoch nach hinten zu einige leichte Aus- wüchse besass, einem konischen Vorderende und A—8, meist 8 schlan- ken Armen, von der 2—3fachen Länge des Leibes, die am Ende eine kugelige Anschwellung mit Nesselkapseln trugen. Hatten diese Em- Beronen, die viel schlanker und aussehildater waren als die von Van Beneden abgebildeten (l. c. Tab. I, Fig. 47, 48), die angegeb Mr Form erreicht, so traten sie durch die Osffaunp ek Kapsel heraus schwammen dann langsam herum. Wahrscheinläh setzen sich die Thierchen, in denen die Tubularienform nicht zu verkennen ist, späte fest, indem sie am breitern Ende einen Stiel treiben und erhalten d auch am vordern Ende den Mund und die Mundtentakeln. Von meduse! ähnlichen Sprossen der Tubularien war im August und September ni zu sehen. Ein den Tubularienembryonen ähnliches Thierchen von beilä | s01 Aa" Grösse mit: den Armen, fand Herr X. freii im Wasser: ' Dasselbe hatte einen vollkommen halbkugeligen Hinterleib und am schmalern Vorderende einen grossen rundlichen Mund. ‘Von Armen fanden sich vier von der dreifachen Länge des Leibes mit röthlichen Nesselknöpfehen _ an der Spitze, ferner zwei von 4, mal’ und zwei von 4 mal (der | Leibeslänge und ausserdem zwei grössere warzenlömige | Auswüchse zwischen denselben. — Dieses Thierchen, so wie die reifen Tubularien- embryonen erinnern sehr an Sars’ schwimmenden Polypen, die Arach- nactis.albida (Fauna litt. Norv. Tab. IV), nur ist diese bedeutend grös- ser, mit mehr Armen versehen und auch, wie es scheint, höher organisirt. | “Ueber die medusenartigen Abkömmlinge der Campanularia diehotoma Cav. ist: bis jetzt ausser einer Notiz von Krohn nichts bekannt geworden, und daher mag erwähnt werden, dass dieselben nach K. ähnlich. wie bei anderen Campanularien zu vielen in grossen Kapseln auf einem ästigen, mit der Leibeshöhle der Polypen commu- nieirenden Stiele sitzen. Diese Kapseln enthalten, wenn sie noch klein sind, einen Polypen, der dann, indem er aus seinem untern Ende eine Sprosse nach der andern treibt, allmälig verkümmert und schliesslich spurlos schwindet, während die Knospen, mit der sie alle umschliessenden gemeinschaftlichen Kapsel immer mehr heranwachsen. Jede Knospe besteht aus zwei Theilen, einem ‚innern hohlen, 'gelb- zöthlichen Zapfen und. einer äussern hellen Rinde, welche beide nach und nach, die letztere mehr als die erstere zunehmen und in ihrer Totalität zu einem grössern birnförmigen oder rundlich eiförmigen Kör- per sich gestalten. Indem diess geschieht, wird.derselbe zugleich auch Br medusenärtigen Embryo umgewandelt. Zuerst sprossen am freien Ende der Knospe aus der Rindensubstanz derselben vier Warzen hervor, die bald zu vier mässig langen Tentakeln sich: gestalten, zwi- hen welchen eine bis zu dem Zapfen führende: Vertiefüng erscheint, » dass das Ganze bald. die Form einer Glocke annimmt. Dann ent- en in den Wänden dieser Glocke vier Gefässe, jedes mit einer inen mittleren Anschwellung (Geschlechtsorgan?), mit einem Ring- und am Rande acht Gehörkapseln, je zwei zwischen zwei Füh- „ endlich bekommt auch der innere Zapfen einen Mund, so dass je Höhlung nun den Magen darstellt. Solche Embryonen reissen schliesslich von ihrem Stiele ab und schwimmen, in der Form Schirmquallen täuschend ‚ähnlich, frei herum. Was, weiter as ihnen wird, war nicht zu beobachten, doch ist es nach der von rschiedenen Seiten sicher beobachteten Thatsache, dass die Campa- larien zu gewissen Zeiten auch genuine Eier und Spermakapseln esitzen, nicht wahrscheinlich, dass hier ein Generationswechsel im ähren Sinne des Wortes vorkommt und der Polypenzustand nur ein elungsstadium einer Meduse ist. Dasselbe möchte auch noch _ Zeitschr. f. wissensch. Zoologle. IV. Bd. 20 302 von.anderen Polypen mit medusenartigen Sprösslingen gelten und sich bei genauerer Würdigung aller Verhältnisse ergeben, dass es viel zu weit gehen heisst, wenn man eine ganze Abtheilung der Polypen, ja selbst solche, von denen nicht die geringste Beziehung zu Quallen be- kannt ist, wie die Hydren, nur als Entwieklungsformen von Quallen, als Quallenpolypen bezeichnet. Nur die Polypen mit medusenartigen Spröss- liogen, ‚bei denen man bisher keine männlichen Organe entdeckt hat, oder. von denen keine eibildenden Organe oder wenigstens keine an- deren als die medusenartigen Sprösslinge bekannt siad, nämlich Co- ryne fritillaria und echinata, Corymorpha nutans, 'Synco- ryne Sarsti, deeipiens, glandulosa, die Syncoryne von-Desor, der Perigorymus muscoides und das Stauridium von Dujardın lassen sich vernünftigerweise als unentwickelte Formen von Quallen an- sehen, nicht aber diejenigen, bei denen neben den Medusensprösslingen noch besondere Eikapseln beobachtet sind, wie Podocoryna earnea Sars, oder gar Ei- und Spermakapseln zugleich, wie Eudendrium, Campanularia, Tubularia !). In den medusenartigen Sprösslingen der erstgenannten Polypen (bei Coryne echinata, der Syncoryne von De- sor, dem Stauridium von Dujardin) hat man auch bisher allein die Ent- wickelung von Eiern wahrgenommen, während bei denen von Cam- panularia, Eudendrium, Tubularia nichts Bestimmtes von Ge- schlechtsorganen sich beobachten liess. Wollte man nichtsdestoweniger ‚auch bei diesen Polypen an eine Beziehung zu Medusen denken, so müsste man entweder sich berbeilassen, den Satz aufzustellen, dass es Thiere gibt, die, neben der gewöhnlichen Fortpflanzungsweise durch Samen und Eier, auch (durch Knospung) andere Thierformen hervor- bringen, die aus Eiern wiederum Thiere der ersten Form erzeugen, oder dann zweitens zum Glauben sich bequemen, dass die Medusen- sprösslinge eine ganz neue Generation darstellen und keine Polypen, sondern nur Medusen erzeugen, Annahmen, welche beide gleich weit von allen bekannten Thatsachen sich entfernen und daher erst dann aufgestellt werden dürfen, wenn Facta unwiderleglich für dieselben in die Schranken treten. — Uebrigens ist selbst in den Fällen, wo die medusenartigen Sprossen Eier in sich bilden, und an den Polypen, die sie tragen, keine Geschlechtsorgane bekannt sind, die Frage noch !) Wenn Max Schultze ( Müller’s Arch. 4850, p. 55) angibt, Herr Kölliker habe bei Pennaria Cavolinii medusenförmige Embryonen und zugleich Kapseln mit Samenfäden gesehen, so beruht dies auf einer Verwechselung. Herr Kölliker hat nur bei Sertularia Cavolinii — Campanularia Cavolinii M. E. medusen- artige Sprösslinge gesehen (s. Froriep's Not. 4843), nicht bei Pennaria Ca- volini, bei welcher dagegen männliche Organe®gefunden wurden, die 2 der Sertularia nicht vorhanden waren. Hiernach erscheint Schultze’s Schluss- bemerkung (l. c.) als nicht motivirt. Bram € 303 keineswegs entschieden, und wird man immer noch den Endentscheid davon abhängig machen müssen, was aus den Medusensprossen später wird. Die wiehtigsten Punkte, die in dieser Beziehung noch zu er- mitteln ‚sind, sind die, 4) ob die Medusensprösslinge nach 'der Los- lösung von ihren Polypenstöcken noch längere Zeit leben und es zu einem‘ eigentlichen selbständigen Leben bringen, z. B. Nahrung auf- nehmen und verdauen, oder bald nach ihrer Trennung’ die Eier ent- leeren’ und dann vergehen, und 2) ob auch männliche, den weiblichen Medusensprossen analoge quallenähnliche Thiere von den betreffenden Polypen erzeugt werden. — Die Beobachtungen sind noch nicht so weit gediehen, dass auf diese Fragen eine bestimmte Antwort gegeben werden könnte, denn es bedürfen offenbar auch die Mittheilungen von Dujardin' und Desor, die mit Bezug auf die angegebenen Punkte am _ weitesten! gehen (Desor glaubt die Umwandlung: einer Syncoryne- sprosse in eine mit männlichen und weiblichen Organen 'ausgerüstete | Qualle wirklich verfolgt zu haben), noch sehr der Bestätigung. Sollte es sich ergeben, dass männliche Quallensprösslinge nicht vorkommen, vielmehr die männlichen Organe an den Polypen selbst sitzen, und dass die losgelösten Sprossen kein längeres und selbständiges Leben führen, so läge es doch wohl näher, statt an Generationswechsel an eine hohe Ausbildung der weiblichen Organe zu denken und die Medusenspröss- linge mit Eiern als eine Art von Individuen zu betrachten, an denen sich fast nur die weiblichen Organe ausgebildet "haben, ähnlich wie auch bei anderen‘ Polypen die Geschlechtskapseln in Manchem mit den Einzelindividuen des Stammes übereinstimmen, ja bei Campanularia chotoma und geniculata wirklich verkümmerte Polypen sind. Auf- fallend wäre bei dieser Auffassung nur 1) die grosse Aehnlichkeit dieser höher potenzirten weiblichen Kapseln mit gewissen einfachen Quallen- rmen und ihr langes Fortleben nach der Trennung vom Polypenstock, nd 2) das Vorkommen ganz ähnlicher Theile auch bei den Polypen, die re gewöhnlichen Eikapseln besitzen. Mit Bezug auf ersteres liesse sich anführen, dass auch die unzweifelhaften Geschlechtsorgane gewisser pen eine bedeutende Aehnlichkeit mit Quallen haben. So besitzen die enkapseln von Pennaria Cavolini eine glockenförmige Gestalt und ® von vier kurzen Lappen umgebene Oeflnung, ferner einen centralen delförmigen hohlen Zapfen, von dessen Basis vier Gefässe in die d der Kapsel übergehen, um am der Mündung derselben in ein Ringgefäss zusammenzußlessen, endlich auch vier ocellenarlige en an der Basis der vier Lappen. Eben so beschaffen sind im j ichen auch die männlichen und weiblichen Organe, der zu den ypen zu zählenden Siphonophoren (siehe unten), ja es findet sich esen auch die Randhaut gewisser Medusensprösslinge, ferner Con- 20% 304 tractionen der Geschlechtskapseln, und eine Ablösung so wie ein Herum- schwimmen derselben nach Art von Medusen, Immerhin ist zuzugeben, dass in diesen Fällen die Aehnlichkeit mit Medusen doch nirgends so weit geht, wie bei den fraglichen Sprösslingen, welche zwar nicht überall denselben Bau besitzen, aber doch in vielen Fällen mit ent- wickelten Fangfäden, mit deutlichen Gehörorgauen oder Augenpunkten und mit einem Mund und Magen versehen sind. Was den zweiten Punkt anlangt, so fällt derselbe. sehr ins Gewicht, denn wenn auch gewisse Campanularien eigenthümliche quallenartige Sprossen hervor- bringen, so sind doch diejenigen von Campanularia dichotoma, von Eudendrium und Tubularia, denen der Corynen und Syncorynen so ähnlich, dass sich kaum eine verschiedene Bedeutung der beiden Formen annehmen lässt, in der Art, dass während die Sprossen der letzt- genannten Thiere als Eikapseln, die der ersten im Sinne Van Bene- den’s als Knospen, die nachher zu Polypen sich umgestalten, anzusehen wären. Man könnte nun freilich eine Uebereinstimmung in der Art her- stellen, dass man sagte: A) es besitzen auch die Coryneen alle gewöhn- liche Eier, wie solche in der That bei Coryne squamata (auch Samen- kapseln), Syncoryne ramosa, Hydractinia, Coryne vulgaris, Podocoryna carnea wirklich beobachtet sind, und 2) es seien die Me- Medusensprösslinge der Sertularinen keine Embryonen, sondern ebenfalls zur Producirung von Eiern bestimmte höher potenzirte Eikapseln, allein dann würde, abgesehen davon, dass man weit über das wirklich Beobach- tete hinausginge, eine neue Schwierigkeit darin liegen, erklären zu müssen, wie es komme, dass diese Polypen zweierlei so verschiedene Eikapseln an sich entwickeln. — Unter diesen Umständen, wo nach allen’Seiten so. viele Schwierigkeiten sich ergeben, muss‘ es wohl als das Ge- rathenste erscheinen, diese Frage ganz und gar offen zu erhalten und sich damit zu begnügen, den Stand derselben in einigen allgemeinen Sätzen folgendermaassen zu bezeichnen: 1. Es erzeugen viele Coryneen, die Tubularien und Sertularinen durch Knospung Thiere, welche Scheibenquallen in hohem Grade, ähnlich sind und auf jeden Fall eine gewisse Zeit lang ein freies Leben führen, auch, wenigstens zum Theil, Eier in sich enthalten oder bilden. io 2. Von diesen Polypen sind bei manchen bisher noch keine Ge schlechtsorgane gesehen, während bei anderen auch Eikapseln und zum Theil auch Samenkapseln an den Polypenstöcken selb: sich. finden und eine geschlechtliche Vermehrung in gewöhnliche Weise (ohne Generationswechsel) beobachtet ist. — Auch 'b manchen Coryneen und Sertularinen, von denen man bisher noch keine Quallensprösslinge kannte, haben sich Geschlechtsorgane gefunden. Y 305 3. Hiernach ergeben sich, wenn davon abgesehen wird, dass ge- wisse dieser Polypen vielleicht gar keine quallenartigen Sprossen treiben so wenig als die Hydren, folgende zwei Möglichkeiten: tv a. Es zerfallen die fraglichen Polypen in zwei Gruppen: m 4) solche, die gewöhnliche Geschlechtsorgane besitzen und durch solche sich vermehren, ausserdem aber noch quallenartige Sprossen erzeugen, die, immer geschlechts- los bleibend, später zu Polypen sich umgestalten (Ser- > tularia,. Eudendrium, Campanularia, Tubularia, Podo- coryne); 2) solche, die, gesehlechtslos bleibend, durch Sprossung = quallenartige Geschöpfe hervorbringen, welche als die vollkommene Form erst Eier und Sperma erzeugen (gewisse Corynen und Syncorynen, Corymorpha, Pe- rigonymus). | b. Oder es gehören alle Coryneen, Tubularien und Sertulari- i nen zusammen und ergeben sich alle als mit gewöhnlichen | Geschlechtsorganen versehene und ausserdem durch quallen- zZ artige Sprossen sich fortpflanzende Thiere. | #4 Wird die sub 3 @« erwähnte Möglichkeit als der Wahrheit ent- sprechend gefunden, so kann von einer Beziehung der sub 2) 0 genannten Polypen zu Medusen in der Art, dass die quallen- "sn artigen Sprossen zu Medusen: werden und als solche fortleben, 0080 ‚lange nicht die Rede sein, als nicht, bestimmt nachgewiesen ist, dass dieselben aus Eiern wirklich Medusen erzeugen. — + Eben so wenig können die fraglichen Polypen als der Jugend- zustand oder die Ammenform von Medusen angesehen wer- den, wenn. nicht direet gezeigt wird, dass ihre Medusenspröss- - linge zu einem wirklichen individuellen Leben heranwachsen, männliche und weibliche Geschlechtsorgane enthalten und aus - Eiern wieder die: Polypenform hervorbringen. Erweist sich dagegen die sub 3 5 erwähnte Vermuthung als die richtige, so tritt die Annahme eines Generationswechsels in ‚den © Hintergrund, indem:‘noch kein’ Fall von solchem bekannt ist, wo die Ammen ebenfalls geschlechtlich sich fortpflanzen, und müsste, wollte man an demselben festhalten, eine ganz besondere, neue " Form desselben: statuirt werden. Dafür erhebt sich in diesem Fall vor Allem die Frage, ob: nicht die von den Polypen erzeug- ten Medusen wirklich als solche fortleben und wieder Medusen ‚hervorbringen, ‘weil dann: wenigstens das sonst so auffallende - Vorkommen von quallenartigen Thieren zum Theil mit Eiern an geschlechtlichen Polypenstöcken erklärt wäre. Allein auch hier kann, wie die Thatsachen liegen, von einer Entscheidung nicht Ä- 306 | die Rede, sein, umso mehr, da auch noch die Möglichkeit vorliegt, dass die quallenartigen: Sprossen sammt ud sonders‘ nichts an- deres als eine zweite eigenthümlich organisirte Form von Eikapseln sind, die, wenn auch; eine Zeit läng frei herumschwimmend, doch nicht | wirklich als Individuen ‚anzusehen sind und auch kein eigentlich individuelles Leben führen. Somit kann für einmal diese so: wichtige Frage unmöglich ent- schieden‘,werden und möchte es Herr, Kölliker nur als den Ausdruck seiner imdiyiduellen Meinung ‚angesehen wissen, wenn'er die unter 3 5 ausgesprochene Vermuthung für die hält, die am meisten für sich hat und zum Glauben 'sich hinneigt, dass bei‘ den. fraglichen Polypen ein Generationswechsel ganz eigener “Art, bei dem beide Generationen Ge- schlechtsorgane: besitzen, oder dann eine Production von wirklichen ächten Quallen sich finde. Siphonophoren fanden sich in Messina in erstaunlicher Menge und wurde. es Herrn Kölliker möglich, ausführliche Untersuchungen über diese so interessante Abtheilung anzustellen. Die gefundenen Gattungen und Arten sind: zwei neue Agalmopsis; Sarsii und punctata, der Sars’- schen Art verwandt, aber nicht mit derselben identisch, eine neue Gat- tung in. der Nähe'von Stephanomia, Forskalia, mit einer aus 8— 9 Rei- ben Schwimmstücken gebildetenSchwimmsäule, eine derApolemia uvi- formis Lesueur sehr nahe stehende Art, eine Physophora, der disticha nahe, verwaudt, Athorybia rosacea, Hippopodius neapolitanus (Hippopus excisus D. Ch., Elephantopes neapolitanus Zesueur), Vogtia pentagona, eine neue Form in die Nähe von Hippopodius gehörig, mit fünfeckigen 'stacheligen Schwimmstücken, eineDiphyes, Abyla penta- gona, die sogenannte Praya diphyes, die keine Rhizophysa ist, son- dern: einen ganz besondern Typus darstellt, der noch am meisten an die Diphyiden: sieh anschliesst, Porpita mediterranea und Velella spi- rans, im Ganzen 43 Arten aus 42 Gattungen. — Mit Bezug auf die Stel- lung dieser Thiere stellte sich bald heraus, dass dieselben keine Quallen, sondern Polypencolonien sind, die noch am meisten an die Sertula- rinen, Tubularinen und Hydrinen erinnern, jedoch nothwendig eine beson- dere Abtheilung bilden müssen, die Herr Kölliker als schwimmende Po- lypen (Polypi nechalei) bezeichnet. Eine Beziehung zu den Quallen stellte sich'nicht heraus, und geht Vogt, der zuerst bestimmt für die'Polypen-- natur der Siphonophoren sich aussprach, sicherlich weiter als die That- sachen gestatten, wenn'er dieselben zu seinen Quallenpolypen ‚stellt. Die von Hrn. Kölliker beobachteten Schwimmpolypen, welche alle” Colonien bilden (jene nach den Angaben der Autoren einzeln leben-. den ‚Siphonophorengattungen, wie’ Ersaea, Aglaisma, mangelten in Messina" ganz), zerfallen je nach der Anwesenheit oder dem Mangel von Schwimmstücken, der Beschaffenheit der Leibesaxe, der Gruppirung 307 der einzelnen Polypen in mehrere Abtheilungen, dereh Repräsentanten die Gattungen Agalmopsis, Physophora, Hippopodius, Athory- bia, Praya, Diphyes und Velella sind, welche jedoch bei der fol- genden kurzen Darstellung des Baues dieser Thiere, mit Ausnahme der zu sehr abweichenden Gattungen Velella und Porpita, alle zusam- men besprochen werden sollen. “Der Leib der Schwimmpolypen besteht überall aus zwei Theilen, einem vordern, welcher die Bewegungsapparate trägt, und'einem hintern, an dem die Einzelthiere und die’ Geschlechtsorgane befestigt sind. Ersterer oder der Schwimmapparat zeigt als besondere Or- gane Schwimmglocken, Schwimmblasen und Schwimmblätter, und ist nach verschiedenen Typen organisirt. Aus zwei überein- _ ander liegenden Schwimmglocken besteht derselbe bei Diphyes und Äbyla, aus zwei nebeneinander liegenden bei Praya. Bei Hippo- podius und Vogtia bilden die Glocken, indem sie ineinandergeschach- telt und zweizeilig an einer kurzen Axe sitzen, einen kleinen Zapfen, bei Physophora, Agalmopsis und Apolemia stellen dieselben eine längere zweizeilige Schwimmsäule dar, bei Forskalia endlich ist diese Säule von 8—9 Reihen von ‚Glocken gebildet. Athorybia hat keine Glocken, dagegen an einer ganz verkürzten Axe einen mehr- fachen Kranz von Schwimmblättern, welche durch beständiges _ Auf- und Niederschlagen die Locomotion besorgen. Wo nur zwei - Schwimmglocken da eind; hängen sie durch kurze hohle Stiele mit dem polypentragenden Theile der Colonie zusammen, wo dagegen mehrere sich finden, werden sie von einer besondern Axe getragen, welche bei Agalmopsis, Physophora, Apolemia und Forskalia am obern Ende zu einer kleinen Blase, der Schwimmblase, sich 'eitert, in welcher eine oder zwei Lufiblssen enthalten sind. Eine solche Schwimmblase besitzt auch Atho rybia constant und Abyla in manchenIndividuen, wogegen dieselbe bei Diphyes nicht gesehen wurde. ieSchwimmglocken sind von verschiedener Gestalt, meist faschen- ig, und bestehen aus einer homogenen, fast knorpelartigen Substanz, elcher eine von einer Muskelhaut ausgekleidete Höhle, dieSchwimm- Jhle, ausgegraben ist, die durch eine runde, von einem contractilen (ähnlich dem Velum der Schirmquallen) umgebene Oeffnung nach mündet. An den Wänden dieser Höhle lassen sich fast bei allen gen (meist 4) Kanäle erkennen, die an der Mündung in ein Ring- s zusammenfliessen und am andern Ende durch einen einfachen | entweder in die hohle-Axe der Schwimmsäule einmünden, oder, 0. eine, solche fehlt, durch ‘den Stiel der Schwimmglocke in die ung des vordern Endes des Polypenstammes sich öffnen. In den immblättern liegt nur ein einziger schmaler centraler Konal und ‚dieselben sonst ganz solid. ‘ 308 / Das hintere Ende dieser Thiere oder der eigentliche Polypen- stock ist ebenfalls nicht ‚überall "gleich ausgeprägt, und lassen 'sich namentlich zwei Typen unterscheiden. ‘Entweder besteht derselbe aus einer kürzern. oder längern stranglörmigen Axe, an der in regelmässigen Abständen ‚die Polypen mit ihren Nebenorganen sitzen, wie beirAgal- mopsis, Apolemia, Forskalia, Praya, Diphyes, Abyla, Hippo- podius und Vogtia, oder aus einem kurzen hreiten Strunk, dessen Ränder‘ und ‚eine Endfläche der Ausgangspunkt der Einzelthiere sind (Physophora, Athorybia), Mag dem sein, wie:ihm wolle, so ist immer dieser Stamm der Golonie, wie er mit Vogt genannt werden kann, hohl, muskulös und ‚mit der ebenfalls hohlen. und contractilen Axe der Schwimmsäule oder den Kanälen der Schwimmglocken in offener Communication. Dessgleichen münden auch alle an dem Stamme sitzen- den Gebilde, als da sind die Polypen mit ihren Fangfäden, Deckblät- tern und Specialschwimmglocken, ferner besondere fühlerartige Organe, endlich die Geschlechtsorgaue, in denselben ein. Die Polypen finden sich bei den Colonien mit kurzem Stamm nur zu. wenigen, bei den anderen in. grösserer und grösster Zahl, zeigen jedoch immer! denselben’ Bau und gleichen noch am meisten den Einzel- | thieren ‚der Tubularien und Syncorynen, nur dass dieselben keine Fang- arme besitzen. Jeder Polyp besteht aus drei Abschnitten, einem schma- len, zugespitzten, jedoch in der Form! äusserst veränderlichen‘ Vorder- theile, .der . mit‘ einer | am. Ende. befindlichen Oeffnung die Nahrung aufnimmt, einem bauchigem Mittelstücke, das verdaut und in ‘seinen Wänden häufig braunrothe Streifen (Leber) besitzt, und einem kugeligen, sehr diekwandigen hintern Abschnitte, der durch einen hohlen kürzern oder längern ‚Stiel mit dem Stamme communieirt. Was die Polypen, welche aussen und innen flimmern, verdaut haben, geht durch ihre Stiele in den Kanal des Stammes tiber und wird von diesem aus durch Contraetionen, nicht durch Wimpern, in alle anderen Organe, auch in die Sabwiminsäule und durch Contraetionen ihrer Axe in die Schwimm- glocken. getrieben. . Eine eigentliche Circulation existirt jedoch in diesen Thieren. ‚nicht, ‚ vielmehr wird der häufig mit ‚geformten. Elementen, farblosen rundlichen Zellen, versehene, jedach nie Speisetheilchen ent- haltende Nahrungssaft, wenn er in die Organe gelangt ist, einfach durch L Contractionen ‚derselben! wieder bangen so dass mehr nur ein. N unregelmässiges Hin- und Herwogen desselben anzunehmen ist. Oefl- nungen finden sich an diesem ganzen Höhlensysteme, was auch ver schiedene Autoren davon gesagt haben mögen, nirgends, als an den Spitzen der Polypen, und sind diese der einzige Weg, auf welchem Seewasser direct in dieselben hineingelangen kann. £ Anıjedem Polypen sitzen je ein oder ‚einige Fangfäden, äusserst eomplieirte und je nach den Arten und Gattungen anders beschaffene 309 Organe. “Dieselben bestehen aus einem hohlen und äusserst eontractilen Stiele, der, je nachdem ereinfach oder verästelt ist, ein oder mehrere hübsch gefärbte Körper trägt, welche meist einen dicken gebogenen oder spiralig gerollten, von Nesselkapseln strotzenden Strang darstellen und daher Nesselknöpfe heissen mögen. ‘Von denselben aus gehen dann noch einfache oder doppelte, ebenfalls nesselnde hoble Fäden, und bei der einen Agalmopsis sitzt an denselben noch eine con- tractile gestielte Blase, die vielleicht durch ihre Contractionen ihren Inhalt in die Fäden übertreibt und so zur Verlängerung derselben mit- hilft. Bei Physophora sitzen die spiralig zusammengerollten Nessel- knöpfe in besonderen birnförmigen Kapseln, und werden, wenn sie durch eine Oeflaung derselben vorgetreten sind, durch ihre Contraction und ‚einen besondern Muskelfaden wieder in ihren Behälter zurück- gebracht. — Ausser den entwickelten Fangfäden, die, wie der Stamm der ganzen Colonie, durch ihre ungemeinen Verlängerungen und Ver- kürzungen in die Augen springen, finden sich in der Regel am Stiele der Polypen noch einige oder selbst ziemlich viele unentwickelte, in Gestalt kleiner hohler farbloser Fädchen, welche zum Ersatze verloren gegangener ausgebildeter Fäden bestimmt zu sein scheinen. Bei manchen Gattungen finden sich zum Schutze der Polypen und übrigen Theile besondere Deckstücke. Bei Diphyes und Abyla ist das untere Knorpelstück ein Deckstück für die ganze Colonie, die sich in dasselbe zurückziehen kann, und ausserdem haben bei der erstern Gattung auch die einzelnen Polypen je eine Deckschuppe. Das letztere ‚gilt auch von Praya, während bei Athorybia die Schwimmblätter zu- gleich auch als Deckblätter der ganzen Colonie fungiren. Bei Agal- ‚mopsis, Forskalia und Apolemia sitzen zahlreiche Deckblätter regel- 'mässig an dem eigentlichen Polypenstock, so dass derselbe von aussen ‚grosse Aehnlichkeit ‘mit einem Coniferenzapfen erhält. Bei Physo- phora, Hippopodius, Vogtia mangeln solche Organe ganz und gar. Bezüglich auf den Bau, so bestehen die Deckstücke aus demselben genen knorpelartigen Gewebe, das auch die Schwimmsglocken bildet. lid ohne Kanäle sind dieselben bei Diphyes und Abyla. Bei Praya ten sie‘ eine mit Flüssigkeit gefüllte Blase und fünf gerade von elben ausgehende Kanäle, bei Agalmopsis und den verwandten gen einen schmalen centralen Kanal. Contractile Elemente sind ‘an ihnen zu finden, und wenn Bewegungen an denselben vor- en, wie gerade bei Agalmopsis, ein leichtes Sichheben und ken, so geschieht es nur durch ihren Stiel. " Nieht zu verwechseln mit diesen Organen, wie es von Vogt ge- en ist, dessen Angaben Herr Kölliker in Allgemeinen sehr bewährt nden hat, sind die Fühler (Flüssigkeitsbehälter der Autoren). Mit m Namen bezeichnet Herr Kölliker vorläufig fadenförmige oder > 810 eylindrische, an bestimmten Gegenden des Polypenstockes sitzende be- wegliche Organe, welche bei einer. in Manchem an die einzelnen 'Po- lypen erinnernden Gestalt, doch durch’ den: Mangel einer‘ äussern Oefl- nung und der Leberstreifen bestimmt von denselben sich unterscheiden. Die Höhle dieser Fühler und ihr hohler Stiel enthält denselben Nahrungs- saft, wie der übrige Polypenstock , nur wird ‚derselbe hier dureh sehr grosse, im Innern der Spitze derselben befindliche Wimpern in bestän- diger Bewegung erhalten. Bei ‚manchen Gattungen und Arten, wie bei Physophora, Athorybia, Agalmopsis Sarsii, Apolemia, Fors- kalia, sind diese Organe äusserst beweglich, verkürzen und ver- längern, ‚winden und krümmen: sich aufs mannichfachste, so dass: sie auf den Beschauer ganz den Eindruck von Tastorganen machen, während sie bei Agalmopsis punctata, obschon immer noch contraetil, doch äusserst träge sind. : Bei (dieser Art erscheinen sie auch stets mit Nah- rungssaft ganz vollgepfropft, ‘so dass es fast scheint, als ob diesen Organen noch eine andere Function zukomine, wie: vielleicht die, Stoffe auszuscheiden oder der Re£piration zu dienen. Eine Beziehung dieser Organe zu den Bewegungen der Fangfäden ist nicht anzunehmen, da diese beiden Theile oft ganz entfernt voneinander stehen und ‚auch. in ihren Bewegungen ganz voneinander unabhängig sind. Was die Stel- lung der Fühler anlangt, so stehen sie bei der ‚einzigen Apolemia uviformis, von der Here Kölliker nur eine Schwimmsäule zu unter- suchen Gelegenheit hatte, auch zwischen den Schwimmglocken, bei den anderen immer unterhalb derselben. Bei Physophora bilden sie einen Kranz dicht unter der Schwimmsäule und sind sehr gross und äusserst beweglich, bei Athorybia kommen sie als viele schlanke feine Fäden zwischen den Schwimmblättern ‘hervor; bei Agalmopsis und, Fors- kalia stehen sie, oft sehr regelmässig, zwischen den Polypen, sind zum Theil länger gestielt und auch mit besonderen kleinen knotigen, von ihrer Basis ausgehenden Fangfäden versehen. Diphyes, Abyla, Hippo- podius, Vogtia und Praya entbehren der Fühler ganz und gar, dagegen. besitzt ‚die letzte Gattung neben den einzelnen Polypen noch je eine Specialschwimmglocke. h Geschleehtsorgane fand Herr Kölliker bei sieben Arten, und zwar waren bei allen beide Geschlechter auf einem und demselben Stocke vereint. Die weiblichen Organe zeigten sich in zwei For- ımen einmal.als isolirte Kapseln, und zweitens 'als aus: vielen: sol- I chen zusammengesetzte Eiertrauben. In beiden Fällen waren jedoch I die die Eier umschliessenden Theile ganz gleich gebildet, ‚und zwar gestielte mit einer Oeflnung versehene Kapseln, in deren Wänden vier von dem hohlen Stiele ausgehende Gefässe verliefen und an der Mün- % dung zu einem Ringgefäss sich vereinigten. Im Innern dieser bald fast ganz geschlossenen, bald becherförmig weit offenen. und aussen dim- 311 mernden Kapseln befindet sich ein geschlossener, oft weit durch die Oefinung nach aussen ragender Follikel, der eigentliche Ovisac, der entweder nur ein einziges oder viele Eier enthält, in denen immer ein heller farbloser Dotter und ein äusserst schönes Keimbläschen mit Keim- Nleck gefunden wird. Im’ Wesentlichen ganz ‘gleich sind auch die männlichen Organe gebaut, die ebenfalls isolirt oder in Trauben vorkommen. Auch hier findet sich eine äussere 'gestielte Kapsel mit vier Gefässen und einem Ringgefäss, die aussen flinmert, und ein innerer ebenfalls’ oft weit vorrägender Spermasäck, doch liegt eine 'be- deutende Differenz der beiden Geschlechtsorgane darin, dass ohne Aus- nahme ein zapfenförmiger, in gewissen Arten gefärbter 'hohler Fortsatz aus dem Stiel in diesen Sack eingeht, in welchem durch ein lebhaft schwingendes feines Flimmerepithel die aus dem Polypenstamme ein- gedrungene Flüssigkeit in Bewegung versetzt wird. Das Sperma bildet sich in dem Zwischenraum zwischen ‘diesem centralen Kanal und der Wand des Spermasacks aus kleinen Zellen und zeigt reif linear und radiär aneinandergereihte stecknadelförmige Samenfäden. —— Bezüglich auf die Einzelverhältnisse, ‘so sitzen bei Hippopodius und Vogtia die Geschlechtsorgane als isolirte Kapseln in der Nähe der Polypen an dem gemeinschaftlichen ‘Stamme an; Eier- und Sperniasäcke über- _ ragen weit ihre becherförmigen Kapseln und enthalten die ersteren viele Eier. Bei Physophora finden sich männliche und weibliche Geschlechtstrauben dicht beisammen neben den Polypen auf gemein- schaftlichen Stielen, und enthalten die Eisäcke nur ein Ei. Fors- kalia trägt je eine hermaphroditische Geschlechtstraube an der Basis besonderer Doppelfühler (d. h. zweier auf einem gemeinsamen Stiele sitzenden Fühler); die Eisäcke entbhälten nur ein Ei und die Samen- behälter einen röthlichen Gentralkanal. ‘Athorybia hat isolirte Hoden- kapseln und Eitrauben, letztere in den Kapseln mit je einem Ei, und 'enn sie jung sind, mit einer eigenthümlichen netzförmigen Zeichnung an der Oberfläche, welche von Vogt bei Agalma irrthümlich auf Ge- füsse gedeutet worden ist, obschon ‚diese von dem gewöhnlichen Typus Ih nicht entfernen. Bei Agalmopsis Sarsiü sitzt in der Nähe eines oa Polypen eine Eiertraube und isolirte Hodenkapseln in grösserer | am Stamme zwischen den Polypen und Fühlern,, Diphyes end- hat immer neben den untersten ältesten Polypen je ‚eine Ei- psel, in der viele Eier sich entwickeln. Die männlichen Organe 4 Herr Kölliker hier nicht, dagegen glaubt er bei Abyla beiderlei hlechtskapseln in einfacher Zahl unentwickelt neben den Folypen hen zu haben, — Interessant sind die an den Geschlechtsorganen iIhrzunehmenden Bewegungen. Einmal sind die Stiele der Geschlechts- el contractil und sieht ınan daher, wo die letzteren Trauben bilden, ölben bald lockerer, wie ausgebreitet, bald compacter. Zweitens 312 besitzen auch die Samen- und Eikapseln wenigstens in gewissen Fällen Contraetilität, wie schon ‚Sars wahrnahm, und ist es so zu verstehen, wenn Vogt Eier und Hoden mit Schwimmkapseln versehen sein lässt. Beobachtet hat Herr Kölliker diese Bewegungen an den männlichen Kap- seln von. Agalmopsis und Athorybia, und die Ursache: derselben in einem contractilen, an der Mündung befindlichen Saume (ähnlich dem Velum der Schirmquallen) gefunden, welcher sowohl, ‚wenn die Kap- seln noch festsitzen, seine Bewegungen vollführt, als auch dann, wenn dieselben abgefallen, sind. Im letzterw Fall schwimmen. die Kapseln, ähnlich wie losgerissene Schwimmglocken, frei im Wasser herum und gleichen täuschend einer ‚schwimmenden. Meduse. Ob dieses Sich- losreissen nur zufällig oder natürlich ist, mag Herr Kölliker nicht ent- scheiden, doch ist so viel sicher, dass dasselbe an Kapseln mit reifem Inhalte mit grösster Leichtigkeit vor sich geht. Ueber die Entwickelung der Schwimmpolypen ist noch nicht das Geringste bekannt. Auch Herrn Kölliker ist es nicht gelungen, etwas zusammenhängendes über dieselbe ausfindig. zu machen, doch hat der- selbe einmal eine junge Physophoride beobachtet, die unzweifelhaft zur Gattung Forskalia gehört. Das Thierchen war 1Y/," lang und bestand aus einer kurzen eylindrischen hohlen Axe, die am untern Ende einen ein- zigen Polypen trug, während sie am obern mit einer Schwimmblase ° verbunden war. Beide diese Theile waren, abgesehen von der Grösse, fast eben so ausgebildet wie beim erwachsenen Thier, und hatte nament- lich der Polyp schon seine drei Abtheilungen und Leberstreifen, und die Schwimmblase ihre zwei Luftblasen und ihr Pigment. Ausserdem fanden sich an der Axe noch eine grosse Zahl unentwickelter und daher sehr schwer zu bestimmender Fortsätze, alle hohl und mit der hohlen Axe communieirend, und zwar einmal kleine ‚fadige Aus- _ wüchse an der Basis der Polypen, Anlagen der Fangfäden, zweitens viele warzenförmige unterhalb der Schwimmblase, junge Schwimm- glocken, drittens vier grössere 'gestielte Fortsätze unterhalb der vori- gen, von denen der unterste am meisten entwickelt war, die’am Ende die Anlagen je eines Polypen, seines Deckblattes und Fangfadens tru- gen, viertens endlich kleine Warzen in zwei Reihen, zwischen den vorigen und dem Polypen, vielleicht Anlagen der Deckblätter,, Fübler und Generationsorgane. — Hält man diese Beobachtung mit dem von den fertigen Schwimmpolypen bekannten zusammen, so möchte es:wohl > vorläufig als das Wahrscheinlichste erscheinen, dass diese Thiere keine Metamorphose ‚besitzen und auch in keiner Beziehung zu den Scheibenquallen stehen. Nach Allem scheint aus dem Ei, wahr- scheinlich nach durchgemachtem Infusorienstadium, eine, polypenartige _ Larve zu entstehen, die am untern Ende in einen Stiel-sich auszieht und bier die Schwimmblase entwickelt, dann seitlich aus demselben a | 313 - Sprossen treibt, welche in die verschiedenen Organe und neue Poly- pen sich umbilden. Diese Sprossenbildung ist, wie schon Vogt richtig - angibt, noch an Stöcken mit vielen entwickelten Thieren und Organen zu beobachten und geschieht ganz regelmässig in der Weise, dass die neuen Theile immer an dem der Schwimmblase zugewendeten Theile des Stockes sich bilden, so die Schwimmglocken dicht unter der Schwimmblase, die Polypen Deckblätter, Sexualorgane unterhalb der Schwimmglocken, am Anfange des eigentlichen Polypenstockes, so dass mithin die untersten Schwimmglocken und untersten Polypen die älte- sten sind und die Schwimmglocke am hinteren Ende dieser Colonie ihre Lage hat. — Diese Entwickelungsweise erinnert sehr an die der Hydren, wo die neuen Sprösslinge auch aus dem Stiel hervorkeimen, weicht dagegen von der anderer Polypen nicht unerheblich ab. In manchen Beziehungen abweichend von den bisher behandelten Gattungen sind Velella und Porpita, doch möchten auch sie kaum anders, denn als schwimmende Polypencolonien aufzufassen sein. Was Herr Külliker mit Bezug auf dieselben ermittelt hat, ist Folgendes: 4. Nicht nur die centrale grössere Saugröhre dieser Thiere ist als ein Einzelthier anzusehen, das Nahrung aufnimmt und verdaut, sondern auch die um dieselbe herumgestellten kleineren Röhren, in denen Herr Kölliker in vielen Fällen mehr oder weniger verdaute "Nahrung (kleine Krustenthiere) gefunden hat. Dagegen sind die am _ Rande der untern Fläche dieser Thiere befindlichen, bei Porpita mit gestielten Warzen besetzten fadenförmigen oder kolbenartigen Organe ohne Beziehung zur Nahrungsaufnahme und ohne äussere Oeflnung, mit- hin einfach Fühler oder Fangfäden zu nennen. 2. Bei beiden Gattungen liegt an der untern Fläche des knorpel- artigen Skelettes über den Polypen eine braune, von D. Chiaie zuerst gesehene und wohl mit. Recht als Leber gedeutete Masse. Dieselbe besteht aus radiär gestellten, dicht beisammenliegenden verästelten und anastomosirenden Kanälen, welche einerseits mit einer gewissen ' von radiären Spalten im Grande der Magenhöhle des grossen cen- ‚tralen Polypen beginnen, andererseits auch über die eigentliche Leber- hinaus sich verbreiten und bei Porpita bis in den Rand der und in die Fühler dringen, bei Velella auch in die Haut, welche obere Fläche der Knorpelplatte und die senkrechte Lamelle derselben ieht, sich fortsetzen, wo sie als die längst bekannten Gefässe er- inen. Nach Allem, was Herr Kölliker sah, eommunieiren auch die eren Polypen mit diesen Leberkanälen, doch liess sich dies nicht der Bestimmtheit nachweisen, wie bei dem’ centralen Thier. Was Inhalt’ dieser Kanäle betriflt, so besteht er, so weit dieselben die pacte braune Leber bilden, aus rundlichen, mit braunem Inhalt ten Zellen, weiter nach aussen aus einem hellen Saft, welcher 314 durch »hier auftretende, Flimmerhaare. in Bewegung gesetzt: wird ‚und zufällig auch noch braune Leberzellen ‚beigemengt enthalten kann. 3. An der Basis oder den Stielen der kleinen Polypen, aber auch nur hier, sassen bei, allen untersuchten «Individuen eine bedeutende Zahl von gestielten birnförmigen, im Querschnitte rundlich viereckigen Körpern, welche entweder unreife Geschlechtsorgane' oder Sprossen sind und auch in der That eine gewisse Aehnlichkeit mit den Spros- sen anderer Polypen haben, die zu quallenartigen Embryonen sich gestalten. . Dieselben- enthalten alleın Anscheine nach eine innere flim- mernde Höhle mit, vier Ausläufern, in denen eine weisse körnige Masse und gelbbraune Kugeln wie Leberzellen angesammelt sind, und in einer äussern Hülle die gewöhnlichen Nesselkapseln der Velelliden. Eine Ab- lösung und Weiterentwickelung dieser Gebilde zu quallenarügen Thieren wurde auch an den, grössten‘ Individuen nie gesehen, so dass ihre Be- deutung immer etwas; räthselbaft bleibt. — Sperma und Eier waren bei,keinem der vielen untersuchten Exemplare von Porpita und Ve- lella.weder in, diesen Organen noch sonst zu entdecken. 4. Von der untern Fläche des bekanntlich mit Luft gefüllten Kapepelh skelettes gehen bei Porpita sehr viele, bei Velella einige wenige mit Luft, gefüllte und gegliederte keine Röhren durch. .die Leber hindurch bis an die Basis der Polypen, woselbst dieselben bei Por- pita vielfach sich verflechten und dann’ noch einzelne Ausläufer an die Polypen hinsenden, die dann in den Stielen dieser geschlossen enden. Dieselben dienen mithin nicht dazu, um das Skelett mit Luft zu füllen, was der erste Beobachter derselben, Krohn, als möglich: anführt, sondern möchte denselben wohl eher eine respiratorische Bedeutung zukommen, Will man die Velellen und Porpiten im System unterbringen, so wird dies, da ihre Fortpflanzung und Eniwickelung noch unbekannt ist, natürlich nur provisorisch geschehen können, und zwar in der Nähe der anderen schwimmenden Polypencolonien, mit denen sie durch das Vorkommen vieler einfach gebauten Polypen, die freie Lebensweise und die Anwesenheit eines hydrostatischen Apparates übereinstimmen. Doch ist nicht zu übersehen, dass bei diesen Thieren die Vereinigung der Einzelthiere zu einem Ganzen eine viel innigere ist, indem nament- lich die Leber ‚ein zusammenhängendes, allen Polypen gemeinschaft- liches Organ darstellt. Am nächsten würden die Velellen und Porpiten den Gattungen Physophora und Athorybia zu stehen kommen, bei denen die die Polypen tragende Axe ebenfalls ganz kurz und breit ist, und wird wahrscheinlich eine genauere Untersuchung der ebenfalls ver- wandten. Physalien, der Gattungen Angela und Discolabe ergeben, dass noch andere Bindeglieder zwischen den ächten Physophoriden und den fast medusenartigen. Velellen vorhanden sind. Schliesslich ist noch anzugeben, dass Herr Kölüker bei keiner 2 315 hier abgehandelten Gattungen irgend ein sicheres Zeichen der Existenz von Nerven und Sinnesorganen gefunden hat. Bei vielen Physophoriden ist freilich die Schwimmblase so pigmentirt, dass sie an ein Auge erinnert, ebenso sitzt auch bei Forskalia an jeder Schwimmglocken- mündung ein gelber Fleck, allein weder hier noch dort ergab sich ein bestimmtes Zeichen, wilches erlaubt hätte, diese Flecken als Sinnes- organe' zu deuten, und von Nerven und Gehörorganen fand sich nir- gends eine Spur. Nichtsdestoweniger sind alle diese Thiere äusserst empfindlich und sehr contractil, und wird daher, da man bei relativ schon ziemlich vollkommen organisirten Thieren doch kaum, wie _ bei den Hydren und Infusorien, Sensibilität und Zusammenziehungs- vermögen als jedem Leibestheilehen inhärirend betrachten kann, da "auch evidente Muskelfasern mit Leichtigkeit sich nachweisen lassen, doch auch fernerhin nach Nerven zu forschen sein. ol AUTen , U. Quallen. Y Beide Abtheilungen der Quallen waren in Messina reich vertreten. Von Rippenquallen fand Herr Kölliker Cestum -veneris, Eucharis multicornis, Beroe Forskalü, Cydippe ovata Less. und drei in die Nähe von Cydippe Bebiiramds Arten, welche derselbe folgendermaassen charakterisirt: "4. Eschscholtzia pectinata n. spec. Der Cydippe brevicostata Will nahe verwandt. Körper rundlich, farblos, Grösse 3”; acht gleich ange kurze, nicht vorspringende Rippen an der hintern Körperhälfte, jede t fünf sehr langen Schwimmplättchen. Magen halb so lang als der ; Fangfäden weisslich, einseitig mit vielen einfachen geschlängelten jen besetzt. 2. Eschscholtzia cordata n. spec. Körper herzlörmig, vorn zu- itzt, hinten in zwei, durch eine tiefe Einsattelung getrennte Zapfen laufend. Rippen von.der halben Länge des Leibes, je vier in den en der hinteren Vorsprünge zusammenlaufend. Fangfäden an der >| röthlich mit einigen fadigen seitlichen Ausläufern besetzt. Farbe ch viele Pigmentflecken röthlich oder roth. Magen roth. Grösse 3—#'", 3. Owenia nov. gen., den Gattungen Cydippe und Eschscholtzia ahe verwandt. Rippen von ungleicher Länge, die an den Rändern n fast bis zum Munde, die an den Flächen nur etwas über die le. Magen lang, Trichter kurz, Fangfäden einfache Fäden, welche zwei Schenkeln in der Höhe des Trichters entspringen und in einer ndern Scheide bis gegen das untere Ende der langen Rippen ver- m, wo sie zu ‚einer kleinen Oeflnung hervortreten. Owenia rubra, 3—5" lang, durchsichtig, grünlich schillernd, Fang- len an der Wurzel und in der Mitte ihrer Scheide rothbraun, Küör- linglichrund, hinten zugespitzt, vorn quer abgestutzt. 316 Auch eine zu Medea gehörige Form ‚wurde gefunden, ‚doch: ist Herr Kölliker wie Will der Ansicht, dass diese Gattung‘ nur ein’ Ent- wiekelungsstadium von Beroe darstellt, indem zwischen beiden ver- schiedene ‚Uebergänge sich ergeben. Mit Bezug auf die Anatomie dieser Abtheilung ist Folgendes her- vorzuheben : j 1. Die von Will beschriebenen Blutgefässe existiren nicht. Herr Kölliker hat bei fast allen beobachteten Arten die soge- nannten Wassergefässe, besser Ernährungsgefässe, mit grosser Klarheit gesehen und in allen Einzelheiten verfolgt, und nirgends von anderen sie ‚begleitenden Kanälen eine Spur zu entdecken vermocht. Meist hatten die Ernährungsgefässe ziemlich zarte, innen mit einem Flimmerepithel überzogene und: sehr contractile Wände. Nur bei Be- roe und Medea waren die Wandungen etwas dicker und enthielten farblose oder gefärbte runde Körper, so dass dieselben so aussahen, wie Will seine von Blutgefässen umgebenen Ernährungskanäle zeichnet, doch war auch hier von einem äussern Kanal nicht die geringste An- deutung vorhanden. f 2. Alle untersuchten Gattungen besassen das einfache ‚Gehör- organ mit vielen Otolithen, dagegen gelang es Herrn Kölliker nicht, sich von der Anwesenheit eines Gehirns unter demselben und von Nerven zu überzeugen. Andeutungen von einem Gehirn waren'wohl hier und da vorhanden, allein nirgends liessen sich ganz. befriedigende Anschauungen erhalten. Noch weniger waren Nerven zu erkennen, und doch, könnten dieselben, wenn vorhanden, an den Rippen kaum dem Blicke sich entziehen. Nur bei Eucharis zog von jedem Flimmer- plättchen zum andern ein feingranulirter blasser, an dem Plättehen leicht angeschwollener Strang, der an einen Nerven erinnerte, doch gab derselbe keine Aeste ab und waren auch die einzelnen Stränge nicht miteinander in Communication. — Von Augen sah Herr Kölliker nichts Bestimmtes, doch besass Eschscholtzia SOBABME neben der Gehör- a Delle Chiaje, Krohn und Will bei Beroe, Cydippe und Euch aniäll gesehen, doch im Ganzen noch wenig bekannt, was besonders daher zu rühren scheint, dass dieselben nur zu gewissen Zeiten sich aus bilden und: bald wieder vergehen. Herr. Kölliker hat, dieselben bei fünf Gattungen gefunden, nämlich bei Cydippe, Eschscholtzia, ‚Cestum; Eucharis und Owenia, und folgende Eigenthümlichkeiten derselben con statirt. Bei Owenia und Cydippe liegen unter jeder der, acht) Rip- pen zwischen den Schwingplättchen und dem Ernährungsgefäss, das an der Rippe verläuft, je ein Hoden und ein Eierstock. Beide sind Be 317 einfache, überall gleich weite, vorn ‘und hinten blind auslaufende Schläuche, an denen keine Spur einer Oeflnung oder eines Ausführungs- ganges zu finden war. Die die Hodenschläuche ganz erfüllende, aus stecknadelförmigen Samenläden ‘mit rundlichen Körpern bestehende Samenmasse zeigt häufig eine regelmässige Anordnung, insofern als dieselbe in schiefgestellte, regelmässig hintereinander liegende dünne Blätter zerfällt, um welche jedoch keine besondern Hüllen sich nach- weisen lassen. Die blassen Eier liegen in 2—14 Reihen ebenfalls ganz dicht in ihrem Schlauch und lassen das Keimbläschen nicht erkennen; bei Owenia schien jedes derselben in'einem besondern Ovisae enthalten zu sein. — Eschscholtzia eordata weicht von den genannten Gat- tungen nur darin ab, dass unter jeder Rippe zwei Eierstöcke und zwei Hoden sich befinden, so dass am vordern und hintern Ende der Rippen je ein Hoden und Eierstock nebeneinander ihre Lage haben. Vielleicht ist diese Form nur ein Entwickelungsstadium der vorhin beschriebenen - und! fliessen später die 46 Hoden und Ovarien in je 8 zusammen, doch ist zu bemerken, dass in allen von Herrn Kölliker untersuchten Exem- plaren das Sperma ganz entwickelt war. — Bei Eucharis sassen Hoden _ und Eierstöücke an den seitlichen Ausbuchtungen der Rippengefässe, ‚welche bedeutend entwickelter waren als an den von Will in Triest _ beobachteten Individuen. Im Widerspruche mit Will glaubt Herr Köl- ‚liker gesehen zu haben, dass Hoden und Eierstöcke an der äussern Seite der Gefässausläufer sich entwickeln in der Art, dass jeder dieser letztern auf der einen Seite von einem Hodenschlauch, auf der andern von einem Eierbehälter umgeben ist. Am deutlichsten lässt sich dieses jerhälten bezeichnen, wenn man die Gelässausbuchtungen als von einer doppelten Haut gebildet sich denkt, und in den Zwischenraum beider ‘Sperma oder die Eier verlegt. An den von Herrn Kölliker unter- uchten Individuen waren die einzelnen die Eier enthaltenden Räume 'on einander getrennt, ebenso auch die Sperma führenden Höhlungen, doch. ist es leicht möglich, dass: später jederseits die einzelnen weib- hen und männlichen Apparate durch längs der Hauptgefässstämme ifiretende Verbindungskanäle sich vereinigen, was dann die Will’ hen sogenannten Samen- und Eileiter constituiren würde, Namen, lie jedoch keineswegs zweekmässig erscheinen, wie die Vergleichung nit den einfacheren Geschlechtsorganen von Cydippe, Owenia und schscholtzia: lehrt. Herr Kölliker glaubt, seinen Untersuchungen olge annehmen zu dürfen, dass ausführende Kanäle den Geschlechts- en der Rippenquallen ganz abgehen und vermuthet, dass die Ge- lechtsflüssigkeiten, wie sie in den Wänden der Rippengefässe sich I entwickeln scheinen, so auch in dieselben sich entleeren und durch ü Mund oder die Afteröffnungen nach aussen treten. — Cestum gt die Sexualorgane an den oberen (hinteren) Rippen; wenigstens > Reltschr, f. wissensch. Zoologie. IV. Ba, 2a 318 wurden die Hoden deutlich als vier lange, in der ganzen Länge der fraglichen Rippen sich erstreckende, zwischen denselben und den Ge- fässen befindliche Schläuche erkannt. Auch Eierstöcke schienen den- selben parallel zu verlaufen, doch wurden: die Eier nicht deutlich genug gesehen, um hierüber etwas Bestimmtes sagen zu können. k. Die Entwiekelung der Rippenquallen ist bekanntlich noch gänzlich im Dunkeln, und wird es daher um so angenehmer sein, zu erfahren, dass Herr Kölliker eine Larve gefunden hat, die sich kaum anderswo unterbringen lässt. Dieselbe ist ein röthliches Thierchen von Ya" Grösse, das eine etwelche Achnlichkeit mit einem Pteropoden hat. Bei einer im Ganzen länglichen Körperform ist nämlich das vordere Ende etwas verbreitert und aus zwei dicken, schmalen, rechtwinklig zur Längsaxe des Körpers: gestellten Lappen gebildet. Auf dieselben folgt eine verschmälerte ‘Stelle wie ein Hals, und dann ein ®/, des Ganzen einnehmender Hinterleib von elliptischer Gestalt, der mit einer deutlichen Zuspitzung endet. An diesem Hinterleib sitzen acht Rei- hen langer starker Wimpern zu zwei und zwei näher beisammen, und so, dass, wenn das Thierchen von oben besehen wird, auch die zwei Paare der entsprechenden Körperhälften etwas genähert erscheinen. In dieser Ansicht zeigt auch der Hinterleib sechs abge- rundete Hervorragungen oder Kanten mit sechs Furchen zwischen den- selben, von denen zwei, nämlich die Medianfurchen, schmal sind und keine Wimpern tragen, während die vier seitlichen eine grössere Breite besitzen, und jede zwei von den acht Wimperreihen zeigen. Bezüglich auf den Bau, so besteht das Thierchen aus einer hellen, körnig (zellig) aussehenden, dicken Rindenlage und einem innern einfachen Hohl- raume mit röthlichen Wänden und scheinbar eben solchem Inhalt, der von einem Ende bis zum andern sich erstreckt. Derselbe beginnt mit einem spaltenförmigen, von zwei kleinen Lippen begrenzten Munde in der Mitte zwischen den beiden Lappen, erweitert sich dann etwas, um im Halse wiederum sich zu verschmälern und endet mit einem weiten, den Umrissen des Hinterleibes entsprechenden und denselben au erfüllenden. Magenschlauche. Nur zur allerhinterst finden sich zwei kleine, rückwärts gerichtete Aussackungen, jedoch ohne äussere Oefl- nung, und in der Vertiefung zwischen denselben ein einfaches en hörorgan, bestehend aus einem kugelrunden Bläschen und vielen Otolithen. Von anderen Organen, namentlich von einem Trichter, Fang- fäden, Gefässen, Geschlechtsorganen, war keine Spur zu sehen. 4 Dass diese Larve einher Rippenqualle angehört, kann dem An- gegebenen zufolge wohl keinem Zweifel unterliegen, doch steht es m Herrn Kölliker’s Erfahrungen einigermaassen im Widerspruch, dass J. Müller (Archiv 1851, pag. 77) in Helgoland und Triest einige Male . sehr junge Beroen unter dem Mikroskope beobachtet und gezeichnet 319 hat, die‘ kleinsten bis zu Y/,,” Grösse, welche in ihrer Gestalt und in ihren Wimperplatten völlig mit den erwachsenen Beroen übereinstimm- ten. Etwas der Art kann nämlich von der Larve von Messina nicht gesagt werden, denn dieselbe gleicht keiner bekannten Rippenqualle in der Körperform und zeigt auch keine Wimperplatten, sondern nur allerdings grosse und starke Wimperhaare. Nichtsdestoweniger glaubt Herr Kölliker, dass die beiderlei Angaben sich wohl vertragen, indem nicht gesagt ist, dass diese Thiere alle gleich rasch sich ausbilden. - Vielleicht waren auch die inneren Theile der von J. Müller gesehenen Beroen, von denen leider nichts erwähnt ist, auf einer sehr niedern Stufe der Entwickelung. Auf jeden Fall beziehen sich die triestiner und messineser Larve nicht auf dasselbe Thier, indem die letztere bei fast derselben Grösse wie die andere nicht wie die Beroen in der gan- zen Leibeslänge, sondern nur am Hinterleibe Wimperreihen darbot. Welcher Gattung dieselbe angehört, ist jedoch kaum zu entscheiden. Von Rippenquallen mit kurzen Rippen sind in Messina gesehen Esch- scholtzia cordata und pectinata, Owenia filigera und eine Me- dea. Dieletztere ist jedoch wahrscheinlich nur ein Jugendzustand einer - Beroe (mit welcher Annahme freilich J. Müller’s Angaben nicht überein- stimmen) und kann hier nicht in Betracht kommen; eben so wenig Esch- seholtzia peetinata, die viel kürzere Rippen hat. So bleiben nur noch ‚die andere Eschscholtzia und die Owenia übrig, und da neigt sich nn das Uebergewicht auf die Seite der erstern, da dieselbe ebenfalls braunrothen Magen hat wie die fragliche Larve. Sollte jedoch die Färbung des Larvenmagens von einem gefärbten Dotter herrühren, könnte auch an Eschscholtzia nicht gedacht werden, da diese wie ille andern bisher beobachteten Rippenquallen farblose Eier hat. Wenn J. Müller am angegebenen Orte die Vermuthung äussert, ass die Rippenquallen keinem Generationswechsel unterliegen, so kann err Kölliker nach seinen eben mitgetheilten Erfahrungen dies nur unter- en und noch mehr bekräftigen, indem die beobachtete Larve den rersten Zuständen noch viel näher stand, als die von J. Müller ge- en Beroen, und doch andererseits auch die Rippenqualle schon ütlich erkennen liess. Wahrscheinlich entsteht auch hier aus dem ‚ein infusorienartiger bewimperter Embryo, der dann länger wird ıd eine Mundöffnung erhält. So weit würde die Entwickelung ganz vie bei den höheren Scheibenquallen vor sich gehen, allein jetzt tritt © Abweichung auf darin, dass die Wimpern, auf acht Streifen redu- ft, immer mehr sich entwickeln, ferner der polypenartige Zustand ht weiter sich ausbildet und kein Fuss, noch Fangarme entstehen, ndern die Larve mit mehr infusorienartiger Leibesform immer grösser d grösser wird und ohne weitere wesentliche Aenderung der Körper- m durch Ausbildung der inneren Theile allmälig ihre Reife erlangt. 21 * 320 Von Scheibenquallen wurden 'von Herrn Kölliker viele Reprä- sentanten gesehen, zum Theil schon bekannte, wie Cassiopeia borbo- nica, Pelagia noctiluca, zum Theil eine Reihe minder bekannter oder neuer Formen, welche im Folgenden kurz’ charakterisirt werden sollen: 1..Aeginopsis bitentaculata? Schon im Jahre 1842 fand Herr Kölliker in Messina eine kleine Qualle- mit zwei kurzen aus der Mitte der Scheibe hervorgehenden Armen, die er damals nicht unter- zubringen wusste, die sich dann aber später, als J. Müller seine Aegi- nopsis mediterranea beschrieb (Arch. 1851, pag. 272, Taf. XI), als ein derselben sehr ähnliches, wenn nicht identisches Geschöpf erwies. In diesem Jahr zeigte sich dieses Thierchen im Hafen von Messina wieder, und zwar sehr häufig, so dass es gelang, ‚seine Verhältnisse im Wesent- lichen festzustellen. Im ganz ausgebildeten Zustande hat die Aeginopsis von Messina 3— 4" Grösse, ist farblos und gleicht in der Leibesform der Aeginopsis Laurentii Br. fast ganz, nur dass der Leib noch deut- licher glockenförmig ist und in einen hintern schmaleren kuppelförmigen, scheinbar soliden, und in einen ausgeschweiften,, breiteren ausgehöhlten vordern Theil zerfällt. Aus dem hintern Ende entspringen zwei haken- förmige ins Innere dringende Arme von 42—16” Länge, an denen, abgesehen von einer schwachgelblichen Färbung an zwei Stellen, 'be- sonders eine von vielen Scheidewänden herrührende Querstreifung, so wie eine fast durch das Ganze. sich hinziehende schmale Längsaxe auf- fällt. Der Glockenrand hat acht seichte Kerben und in der Mitte der so entstehenden wenig vorspringenden Lappen je ein Gehörorgan: mit einem Otolithen, dagegen keine Arme. Der Magen sitzt im hintern Theile des vordern Leibesendes, ist platt und breit, mit rundem ein- \ fachem Mund und läuft an seinem Rande in acht breite, allem An- scheine nach etwas in die Höhle der Glocke vorspringende Lappen aus, welche die Geschlechtsorgane enthalten, die beim Weibchen 'aus vielen R hellen Eiern, beim Männchen aus Kapseln mit stecknadelförmigen Samen- fäden bestehen. Von Gefässen wurde nichts geseben. Bei den Be- wegungen war. bei erwachsenen Thieren nur, der Glockenrand, nicht die Arme thätig, dagegen standen bei jungen’ Thieren: von der Form der Müller'schen Fig. 4, die häufig vorkamen, die Arme bald nach hinten, bald nach vorn und schienen ebenso, wie bei der Brandt'schen Aeginopsis, beweglich zu sein. — Die Entwickelung wurde, wi J. Müller sie schildert, ebenfalls gesehen und namentlich festgestellty dass jüngere Thiere ohne Geschlechtsorgane eine mehr halbkugelförmige Scheibe haben, wesshalb auch Herr Kölliker annehmen zu dürfen glaubt, dass die Müller’sche Aeginopsis, die offenbar, weil ohne Gehörorgane und Genitalien , noch nicht ausgebildet ist, und die von ihm’ gesehen Art zusammengehören. Ob diese Aeginopsis des Mittelmeeres und die Carybdaea bitentaculata von Amboina von Quoy und Gaimard 321 identisch sind, kann Herr Kölliker nicht entscheiden, da ihm die Ab- bildung der letzteren nicht zu Gebote steht, doch ist wenigstens nach der Beschreibung eine grosse Uebereinstimmung beider nicht zu ver- ‚kennen (die Quoy und Gaimard'sche Art ist bald gelbröthlich gefärbt, bald: weisslich) und erscheint es daher vorläufig gerathener, die Mittel- meerform nicht als eine neue hinzustellen, sondern derjenigen von Amboina beizugeben und den Gattungsnamen dieser, wie schon J. Müller gelhan, abzuändern. 2. GCunina dodeeimlobata noy. spec. Auch eine Gattung, die isher nur im Atlantischen Ocean und der Südsee gesehen wurde. Grösse 6—8”, Scheibe halbkugelig, ins kegelföürmige übergehend, am Rande mit 12 leicht vorspringenden Lappen. Magen äusserst schwach- gelblich, weit, nach unten kegelförmig vorspringend, mit grosser run- ‚den Mundöffnung, seitlich mit 42 annähernd rautenförmigen Nebensäcken ersehen. Da, wo diese enden, entspringen aus der Scheibe 12 kurze Fangläden, die mit ihren Enden den Rand der Scheibe kaum über- ragen. Randkörper je drei an einem Randlappen, jeder doppelt aus - inem grössern länglichen Bläschen mit einem oder zwei Otolithen und ' kugeligen Masse von kleinen Bläschen, die jedes einen kleinen Stein enthalten, zusammengesetzt. Gefässe und Genitalien keine. — In Messina selten. "3. Phorcynia striata n. spec. Nur vermulhungsweise zieht ’r Kölliker eine Qualle hierher, die in Messina nur einige Male vor- ' Leibesform wie bei der vorigen, Grösse 3”. Scheibenrand mit venig vorspringenden Lappen und einem musculösen, etwas nach en vorspringenden ziemlich breiten Saum (Schleier Mertens, Rand- "Wül, Veil Forbes). Die von demselben umgebene sehr weite dung führt in die 2%, des Ganzen einnehmende Excavation der ke, in der von einem Mund nichts wahrzunehmen ist. Doch findet hi da, wo derselbe sonst sitzt, ein warzenförmiger hohler Vorsprung ı gelbröthlicher Farbe, allem Anscheine nach hohl, von dem aus 13 fache farblose Kanäle zum Rande der Scheibe verlaufen und dort n Ringgefäss einmünden. In den centralen Raume liegt noch eine de grosse Blase mit runden fetthaltigen Zellen (keine Eier), wäh- d mit den Gefässen viele ästige gelbe Körper, wie Drüsen, in "bindung stehen, die innerhalb einer zarten Hülle Fetttröpfchen und » Körner enthalten. Genitalien fehlen, ebenso Randkörper und r, dagegen findet sich in der Mitte eines jeden Randlappens ein jlicher Fleck und in der untern Hälfte der Scheibe aussen ent- end den Einschnitten zwischen den Lappen und den Stellen, je Gefässe liegen, 43 Rippen, jede mit einem sonderbaren weissen ng, der am Rande der Glocke angeschwollen endet und wie aus m Fasergewebe und vielen eingeschlossenen Fetttropfen zu bestehen 322 scheint, welche letzteren jedoch als nichts anderes denn als Nessel- organe eigenthümlicher Art sich ergeben möchten. 4. Eurystoma noy. gen. Scheibe halbkugelig, am Rande mit zehn Kerben. Kein anderer verdauender Apparat als die grosse Aus- höhlung an der concaven Seite des Körpers, welche durch eine breite eontractile Randhaut theilweise verschlossen werden kann. Zehn Fang- fäden von der doppelten Länge des Körpers, die mit hakenförmig ge- krümmten dickeren Theilen im Rande der Scheibe wurzeln und in ihrer ganzen Länge mit Querwänden versehen sind. Keine Gefässe; Ge- schlechtsorgane? Randkörper zu 6—8 zwischen zwei Fangfäden, jeder in einer kleinen, am Rande vorstehenden Papille enthalten und mit einem Otolithen. Eurystoma rubiginosum noy. spec. 5—6" gross, Scheibe farblos, Fangfäden rostfarben. In Messina ziemlich häufig. ö 5. Pachysoma nov. gen. Scheibe von der Gestalt einer halben Ellipse, Rand gerade mit 44 an der äussern Seite befindlichen Kerben und einer bedeutenden, schon von der concaven Seite der Scheibe her- kommenden, schief nach unten vorspringenden Randhaut. Die Aus- höhlung, die sonst an der untern Seite der Schirmquallen sich findet, fehlt fast ganz und springt der Körper auch hier als ein solider halb- elliptischer Zapfen so vor, dass er noch um ein bedeutendes zur kreis- | runden Oeffinung der Randhaut hervorschaut. So bleibt als verdauende Höhle nichts anderes übrig als die kreisförmige schmale, aber allerdings - ziemlich tiefe Furche zwischen dem erwähnten Zapfen und der Rand- haut. Demzufolge kann der Körper dieser Qualle auch beschrieben wer- den als eine solide Linse, von deren Aequatorialzone zwei Säume nach unten (vorn) abgehen, ein äusserer mit den Kerben und ein nero breiterer die Randhaut, welche letztere scheidenartig an die untere Körperhälfte (den Zapfen) sich anschliesst. Fangläden 44, eher steif, mit hakenförmigen Enden im äussern Saume wurzelod, und in ihrer. ganzen Länge mit queren Septis versehen. Randkörper ungefähr 56 am freien Rande des äussern Saumes, jeder auf einem dicken Stiel und mit einem braungelben soliden rundlicheckigen Körper, der wie ein Otolith in scharfe Stücke bricht. Jeder Wulst des äussern Saumes zwischen zwei Fangfäden enthielt eine sehr grosse elliptische helle Zelle (von Y— Ya”) mit einem eingeschlossenen runden Bläschen ohne sich& baren nucleolus, wahrscheinlich ein Ei. — Gefässe 0. f Pachysoma flavescens noy. spec. Grösse 5—6”. Wände verdauenden Cavität gelblich, Spitzen der Fangfäden gelb. In Mes. sina häufig. 6. Stenogaster nov. gen. Scheibe ganz platt, in der Mitte der convexen Fläche mit einem kleinen kegelförmigen Buckel. Rand leicht wellenförmig mit 16 kurz gestielten Ohrbläschen, jedes mit einem Steit 323 und 46 mit denselben abwechselnden, am Anfang hakenförmig ge- krümmten steifen Fühlern mit Querscheidewänden. Ein breiter Saum springt vom Rande aus nach innen und ist je zwischen zwei Fühlern etwas schlaffer und wie sackartig berabhängend. Magen länglich rund, platt, ungefähr %% des Durchmessers der ganzen Scheibe einnehmend, Mund offen rund, halb geschlossen schwach viergelappt. Gelässe keine. Geschlechtsorgane zweifelhaft, wenn nicht 46 länglich runde Körper- chen am Rande des Saumes hierher gehören. Stenogaster complanatus noy. spec. Farblos. A" gross. In Messina einmal in der Leibeshöhle von Eurystoma gefunden. 7. Nausithoe nov. gen. Scheibe glocken- oder halbkreisförmig, an der untern (vordern) Hälfte mit 46 breiten niedrigen Rippen ver- sehen, am Rande nach innen gekrümmt und in 46 Lappen ausgehend, Fangläden acht in der Höhe der Basis der Lappen entspringend und mit acht Randkörpern so alternirend, dass den Einschnitten zwischen den Lappen bald ein Faden, bald ein Randkörper entspricht. Magen ein geräumiger einfacher Sack in der obern Hälfte der Scheibe. Mund kreisrund oder viergelappt, je nachdem er offen oder mehr geschlossen ist, mit einem kräftigen Schliessmuskel und etwas hinter dem Ein- gange mit vier Gruppen kleiner fadenförmiger Fühler. Gefässe keine. Geschlechtsorgane acht rundliche oder längliche Säckchen im Scheiben- _ rande über dem Ursprunge der Fühler. - Nausithoe punctata nov. spec. Grösse k—5”. Scheibe flach glockenfürmig. Randlappen abgerundet. Magen flaschenförmig. Mund deutlich vierlippig. Kleine Fühler am Eingange des Magens. Randkör- per aus je einem Gehörbläschen mit einem Otolithen und einem braunen rundlich - eckigen Körper [Ocelle) gebildet. Eierstöcke rundliche Kapseln ı,— 1", in denen die Eier auf der Aussenseite eines gestiellen Za- ‚pfens, jedes in einem besondern Säckchen sich bilden, die reifen Eier (2— 4) mit blauem Dotter, was der Qualle ein zierlich punktirtes Ansehen z Fangfäden von AY, Mal der Länge des Körpers, farblos. Farbe ar Scheibe schwach rosa, am Rande der Lappen finden sich gelbliche, ställinische Gebilde wie kleine Säulen. In Messina ziemlich selten. Nausithoe marginata noy. spec. Scheibe halbkugelig mit leicht fspringenderm unterm Dritttheil. Randlappen dreieckig, am Rande on kleinen Nesselorganen weiss gesäumt. Magen gross, halbkugelig, nd ohne Lippen, einfach rund, kleine Fühler dicht hinter seinem nde; Fangfäden kürzer als die Länge des Körpers, weisslich, am ange mit gelblichen Flecken. Hoden eiförmige Kapseln, Sperma gelblich, Samenfäden stecknadelförmig mit verkehrt eiförmigem Körper. andkörper ohne Pigmentllecken, Grüsse k—5", Körper farblos. In na ziemlich selten. 8, Oceania armata nov. spee. Scheibe von der Seite und 324 von oben rundlich. viereckig mit. ganzem Rand. Fangfaden über 100, sehr contractil, von der dreifachen Länge des Thieres, haarförmig, an der Wurzel verdickt, und gelblich, und mit‘einer röthlichen Ocelle ver- sehen, Gehörorgaue keine. Magen braungelb, von der Seite. länglich rund, von oben kreuzförmig, von der halben Länge des Körpers, Mund von vier ziemlich grossen gefranzten Lappen umgeben, an deren 'Rand viele von Nesselorganen 'strotzende rundliche gestielte Warzen sich be- finden. Gefässe vier, gelblich, in: ein Randgefäss einmündend. Eier in dem äussern Theil: der Magenwände ‚sich entwickelnd, gross mit weisslichem Dotter. Grösse Y;— Ya". Farbe weisslich durchschei- nend. In Messina ziemlich selten. 9. Oceania sedecimeostata nov. spec. Körper farblos, mehr kegelförmig, am schmalen Ende ‚abgestutzt, von oben rundlich vier- eckig, mit 46 scharfen. niedrigen Rippen, Scheibenrand gerade, mit einer entwickelten Randhaut. Fangläden 16, 6—8 Mal länger als die Scheibe, sehr contractil, an der verdickten Basis röthlich, mit einer grossen Ocelle. Gehörorgane keine. Magen von der Seite eiförmig, von oben wie eine vierblätterige Figur darstellend, rothbraun. ‚Schlund trichterförmig, mit weitera Mund und vier grossen gefranzten rosenfarbe- nen Lippen, welche bis zum untern Drittheil der Leibeshöhle hinab- reichen. Gefässe vier, mit einem Ringgefäss. Sexualorgane wie gewöhn- lich in den Wänden des Magens. ‘Grösse Y,—®/4”. In Messina häufig. 10. Thaumantias dubia nov. spec. Scheibe halbkreisförmig comprimirt, farblos, Rand. gerade. mit vier grösseren und vier. kleine- ren Fühlern, beiläufig von. der Länge der senkrechten Leibesaxe. Gehör- organe acht, je eines zwischen den Fühlern. Magen rundlich, klein, farb- los, Schlund kurz, Mund mit vier kleinen einfachen Lippen. Gefässe vier, farblos. Eierstöcke vier, rundlich, entferot vom Magen nahe am Scheiben- vand. Grösse 41/,”. In Messina selten. Gleicht der Geryonia pla- nata Will, nur hat diese 44 Fangfäden und einen rothen Magen. Die Stellung der Gehörkapseln ist auch nicht wie bei Thaumantias, wo die- selben bei den bekannten Arten an der Basis der Fangfäden stehen, allein auf diese Verhältnisse ist wohl kein grosses Gewicht zu legen und wird man wohl besser thun, alle Formen mit kurzgestieltem Mund und rundlichen oder länglichen Geschlechtsorganen zu Thaumantias zu zählen, wenn man überhaupt diese Gattung von Geryonia sondern will. 44. Stomobrachium mirabile nov. spec. Scheibe abge- plattet, ganzrandig, mit ‘8, 40,.42 nicht immer gleichlangen Fangfäden;- die längsten vom Durchmesser der Scheibe. Gehörorgane viele, in unbestimmter Zahl (5—8) zwischen je zwei Füblern. Magen: klein, rundlich, nach unten in einen ganz kurzen, mit vier länglichen. schma- len Lippen endenden Schlund sich fortsetzend, der nicht. bis zum Rand der Scheibe herabragt. Gefässe 8, 10, 42, einfache, radiäre, vom Magen m n 325 ausgehende Kanäle, die nicht immer genau den Fangfäden entsprechen und in ein Ringgefäss zusammenmünden. Geschlechtsorgane nicht ent- wickelt. Farbe ein bläulicher Schimmer. Grösse 2—6". In Mes- sina häufig. 12. Mesonema. coerulescens noy. spec; ‚Scheibe halbkugelig abgeplattet, ganzrandig, mit 46 eher zarten Fangfäden' von der halben Länge des Durchmessers der Scheibe. Gehörorgane in unbestimmter Zahl, 8, 40, 42, zwischen ‘zwei Fangfäden. Magen 'rundlich abge- platiet, schüsselförmig, in die Aushöhlung der Scheibe vorspringend. Mundöflnung rund, von 32 kurzen fadenförmigen Fühlern besetzt. Ebenso viele‘einfache Kanäle laufen vom Magen bis zum Rande, wo sie'in ein Ringgefäss einmünden. . Eierstöcke linear, oder spindel- oder lang- gesireckteilörmig längs der radiären Gefässe, waren jedoch an den beob- ackteten Exemplaren noch nicht an allen Gefässen entwickelt. In der Mitte. des convexen Theiles der Scheibe befand sich eine vielleicht nur zufällig vorhandene trichterförmige Vertiefung. Farbe ein bläulich vio- letter Schimmer, besonders an dem Rande und den Eierstöcken. Grösse 3,—4”. In Messina nicht selten. © Soviel von den von Herrn Kölliker beobachteten Scheibenquallen, won denen, wie sich aus dem Angeführten ergibt, manche noch. nicht vollkommen entwickelte Thiere sind und nur provisorisch Namen er- balten haben. Was den Bau derselben anlangt, so wurden über den- elben eine ziemliche Zahl von Untersuchungen angestellt, die jedoch, “@ sie nicht gerade viel Neues lehren, hier übergangen werden kön- mn, wogegen an ihrer Stelle noch einige Mittheilungen über die Ent- viekelung der Scheibenquallen ihren Platz finden mögen. + Das Wichtigste, was Herr Kölliker in dieser Beziehung aufgefunden hit, ist, dass den Scheibenquallen auch eine Vermehrung durch heilung zukommt. Beobachtet wurde dieselbe bei Stomobrachium oirabile. Es fiel hier zuerst auf, dass manche Individuen wie ver- ktzt aussahen, indem der Magen nicht in der Mitte stand und ihnen !in Theil der Scheibe zu mangeln schien. Eine weitere Verfolgung ngab, dass solche Individuen immer regelmässig balbkreisförmig waren, nit, einem geraden und einem convexen Rand, und dass der Magen ‚itets dem erstern nahe lag, und so: wurde denn bald der Gedanke an sine Theilung rege. Als die Sache einmal so weit war, fand sich die Lösung leicht, denn es wurden bei genauerem Nachforschen nach die- ser sehr häufigen Qualle nun auch bald alle gedenkbaren Stadien der sich ‚einleitenden, fortschreitenden und sich vollendenden Theilung aufgefunden. Der Process beginnt in der Regel damit, dass zuerst der Magen sich spaltet, und wurden viele zugleich etwas grössere, im Umkreis Jänglich runde, noch einfache Thiere mit zwei mehr oder weniger -eingeschnürten und mit vollständig getheilten, aber noch dicht beisammen- 326 stehenden Mägen gesehen. Ist der Vorgang einmal so weit, so be- ginnt zwischen den beiden Mägen, jedoch äusserlich an der Scheibe, die Bildung einer Meridianfurche, die, tiefer und tiefer schreitend, die Qualle immer mehr senkrecht halbirt, so dass dieselbe von oben an- gesehen, in verschiedenen Formen bisquit- und achterförmig aussieht, bis endlich die zwei neuen Thiere nur noch durch eine schmale Brücke zusammenhalten, welche endlich auch noch nach beiden Seiten sich vertheilt. Lässt man sich die Mühe nicht verdriessen, so kann man den ganzen Process in Zeit von 8—12 Stunden zu Stande kommen sehen. Mit der einmaligen Theilung ist jedoch diese Art der Ver- mehrung noch keineswegs geschlossen, vielmehr hat Herr Kölliker die bestimmte Beobachtung gemacht, dass getheilte Thiere nochmals sich theilen. Man findet nämlich halbe Quallen von deutlich halbkreis- förmiger Gestalt mit excentrischen Mägen, welche ebenfalls bisqait- förmig sind, so dass die neue Theilungsfurche mit der alten, deren Lage aus dem geraden Rande der Scheibe sich ergibt, unter einem rechten Winkel sich schneidet, und kann auch hier den Fortgang der Spaltung verfolgen, wobei jedoch der Magen nicht immer vor der Scheibe sich einschnürt. Wie oft eine solche Theilung hintereinander sich wiederholt, hat Herr Kölliker nicht beobachtet, doch lässt sich daraus, dass sich theilende Individuen von verschiedenen Grössen, va 2-6”, und sehr häufig vorkommen, mit ziemlichen Sicherheit schliessen, dass diese merkwürdige Vermehrung auch mit einer zweimaligen The; lung noch nicht abgeschlossen ist, vielmehr der Vorgang öfter sic wiederholt. Bezüglich der Entwickelung des genannten Stomobrachium glawt Herr Kölliker noch eine nicht uninteressante Beobachtung gemacht u haben, nämlich die, dass dasselbe nur der Jugendzustand seinıs Mesomena coerulescens ist. In der That sind beide Thiere in dr Form der Scheibe, in der Färbung, der Beschaffenheit der Gefäss, Randtentakeln und Gehörorgane sich ganz gleich, und weichen eigen; lich nur durch die Zahl der Gefässe und Randtentakeln und durch di: Beschaffenheit des Magens und Mundes ab. Vergleicht man nun di: kleineren und grösseren Exemplare des Stomobrachium, so ergibt sich dass der Magen der letzteren mehr dem von Mesonema sich nähert d. h. aus dem Flaschenförmigen mehr ins Schüsselförmige übergeht, auch allmälig an seiner Oeffnung mehr (5, 6—8) Tentakeln darbietet. Zugleich vermehrt sich die Zahl der Fangfäden, und namentlich die der Gefässe, ja es treten selbst bei den grossen Formen schon an einigen Gefässen die Eierstöcke ganz in derselben Form wie bei Meso- nema auf. So bildet sich allmälig eine Form, die fast vollkommen die Mitte hält zwischen Stomobrachium mirabile und Mesonema eoerulescens, so dass Herr Kölliker für sich ganz davon überzeugt ist, dass letztere i 94 \ " N 8 % } ' a er nee 327 Qualle nur das entwickeltere, das Geschlechtsthier ist, erstere die noch geschlechtslose Larve. Dass diese durch Theilung sich fortpflanzt, ist zwar für die Medusen neu, allein im Vergleich mit anderen That- sachen natürlich nichts weniger als auffallend. An Mesonema hat Herr Kölliker keine Spur einer Theilung gesehen, dagegen kann noch erwähnt werden, dass dieselbe selbst noch an solchen Stomo- brachien gesehen wurde, die schon an einzelnen Gefässen deutliche Eier zeigten. Ob die beiden anderen bekannten Arten von Stomobrachium, näm- lich lentieulare Brandt, von den Malaien und octocostatum Sars aus der Nordsee, auch nur Jugendzustände von anderen Quallen sind und demnach die Gattung Stomobrachium vielleicht einzugehen hat, müssen fernere Untersuchungen entscheiden. Ein zweiter Punkt, auf den Herr Kölliker die Aufmerksamkeit zu lenken hat, ist der, dass es sicherlich Schirmquallen gibt, bei denen kein Generationswechsel sich findet, und dass mithin auch von diesem Gesichtspunkte aus das Zusammenwerfen der Schirm- quallen mit einer ganzen Abtheilung von Polypen unstatthaft ist. Be- kanntlich sind die quallenartigen Sprossen, welche Polypen erzeugen, alle so ausgebildet, dass dieselben mehr oder weniger fertigen Quallen gleichen, namentlich haben dieselben fast alle ganz entwickelte Fangfäden und Randkörper, eine vollkommen ausgebildete Scheibe und manche auch Magen und Gefässe. Ebenso sind die Quallen, welche von an- deren Quallen durch Sprossung und Theilung erzeugt werden, auch schon wirkliche Quallen. Finden sich nun Quallen, welche weder den einen noch den anderen gleichen, vielmehr viel einfacher gebaut sind, so ergibt sich, wenigstens mit grosser Wahrscheinlichkeit, der Schluss, dass hier ein Generationswechsel fehlt. Die ersten auf diese Frage bezüglichen Thatsachen verdanken wir J. Müller, der bei seiner Aegi- nopsis mediterranea so einfache und doch den spätern, entwickelten - so nahe stehende Formen auffand (l. c. Fig. 1, 2, 3), dass dieselben, wie er selbst sich ausdrückt, auf den Mangel eines Generationswechsels hindeuten. Die bei dieser Beobachtung von J. Müller uoch gelassene Lücke hat Herr Kölliker wenigstens theilweise ausgefüllt, indem er zeigte, dass die Aeginopsis wirklich zu einer mit Geschlechtsorganen versehenen Qualle sich umbildet. — Eine fernere hierher gehörige, von Hrn. Kölliker beobachtete Thatsache ist folgende: In der Körperhöhle von Eurystoma rubiginosum fand derselbe ausser der mit dem Namen Stenogaster complanatus bezeichneten kleinen Qualle noch viele For- men, die höchst wahrscheinlich jüngere Zustände des Stenogaster sind, Es zeigten sich da 4) ovale kleine Körper mit einer äussern Rindenlage ‚und einer innern geschlossenen Gavität, von denen nach «einer Seite ein kurzer Arm abging; 2) ähnliche etwas grössere Embryonen mit 328 zwei: von entgegengesetzten Seiten abgehenden etwas längeren Fang- fäden, an denen schon eine ‚Querstreifung ‚ersichtlich war; 3) eben solche noch grössere, mit vier kreuzweise gestellten Armen und schon glockenförmigem Leib; #) endlich noch grössere mit: fünf und sechs Armen, in denen eine junge Meduse nicht zu verkennen war, — Auf fallend: ist an dieser Beobachtung, wenn sie richtig gedeutet ist, nur, dass der Stenogaster mit noch jüngeren Formen in der Scheibenhöhle einer Qualle vorkam, mit der er unmöglich im Zusammenhang stehen kann, doch ist es immerhin leicht gedenkbar, dass das fragliche Indivi- duum von Eurystoma von einem ganzen Schwarm junger Stenogaster einige in sich aufgenommen hatte. — Es ist nicht zu bezweifeln, dass, wenn einmal die Aufmerksamkeit auf diese junge Quallenformen hin- gelenkt sein wird, noch viele hierher gehörige Erfahrungen: sich finden werden, und glaubt Herr Kölliker, dass in geradem Gegensatz zu dem bisher fast allgemein angenommenen Satze, dass alle Schirmquallen Generationswechsel besitzen, sich herausstellen wird, dass ein solcher nur den sallerhöchsten Formen derselben, ‚ja vielleicht nur den eigent- lichen Medusen (Medusa, Cyanea, Pelagia etc.) und Rhizostomiden'zu- kommt, während derselbe bei den anderen Quallen entweder ganz fehlt, wie bei Aeginopsis und vielleicht bei Stenogaster, oder nur in jener ganz eigenthümlichen neuen Form sich findet, bei welcher auch die Ammen Geschlechtsorgane besitzen und geschlechtlich sich vermehren. Vollständig beobachtet isi bekanntlich der ächte Generationswechsel nur bei Medusa aurita, doch ist bei Gyanea capillata, Chrysaora und Gephea von v. Siebold, Sars, Ecker, Busch, v. Frantzius u. A. wenigstens so viel festgestellt, dass auch hier eine polypenartige fest- sitzende Larve sich findet, so dass man mit grosser Wahrscheinlichkeit annehmen kann, dass die Strobilaform hier ebenfalls nicht ausbleibt. Diesen Quallen können die Herren Kölliker und Gegenbaur noch die Cassiopeia borbonica hinzufügen. Schon im Jahre 1842 hatte Erste- rer die infusorienartigen Embryonen dieser Qualle gesehen und dann heuer in Messina die Beobachtung gemacht, dass dieselben eine Zeit lang in einem an der Basis der Arme der Mutter sich ansammelnden Schleime gehegt werden. In Gefässe gebracht, schwammen dieselben eine Zeit lang umher und setzten sich dann fest. Herr Gegenbaur, der dieselben weiter verfolgte, fand sie am zweiten Tage birnförmig mit Andeutungen von vier Fühlern am freien Ende und einer. innern Leibes- höhle, am dritten Tage waren die vier Fühler hervorgesprosst, die ver- dauende Höhle länglich rund mit deutlichem Mund. — Durch. Zufall konnte diese Brut nicht weiter verfolgt werden. Dagegen gelang es Herrn Gegenbaur, eine am 23. October eingesetzte Cassiopeiabrut. bis zum 4. December zu 4” langen Polypen zu erziehen, deren 46 lange Tentakeln den auf einem stumpfkegelförmigen Fortsatz stehenden Mund j & h 329 umgaben, so dass auch 'hier wohl ohne Zweifel der Entwickelungsgang ebenso wie bei Medusa aurita sich ergeben wird. | Il. Strahlthiere. Im August und September war das ‚Fischen nach Larven von Radiaten in Messina so unergiebig, dass Herr Kölliker eine, sage Eine - einzige Seeigellarve zu Gesicht bekam. Diese war freilich. neu und _ weicht von allen von J. Müller beschriebenen dadurch. ab, 4) dass sie zehn von Gitterstäben gestützte Arme hat, von denen die zwei über- zähligen bedeutend langen und rechtwinkelig zueinander gestellten vom Scheitel abgehen; 2) dass seitlich am obern Leibesende zwei handhabenartige weiche Fortsätze vorkommen, über die die Wimper- schnur hinläuft. — Glücklicher war Herr Gegenbaur Ende October, so dass derselbe Gelegenheit ‚hatte, alle Hauptiypen dieser Larven zu sehen. Die gefundene Bipinnarienform schliesst sich an die. von J. Müller in Triest beobachtete an, ebenso eine Auricularia und eine Seeigellarve. Dann fand Herr Gegenbaur noch zwei Seeigellarven, die wahrscheinlich mit ‘der einen von. Herrn Kölliker gesehenen iden- sch sind; die eine hatte die zwei überzähligen Arme und keine Hand- haben, die andere die Handhaben ‚aber nur acht Arme. Eine sehr selten vorkommende Ophiurenlarve zeigte nur geringe Abweichungen von den schon bekannten Formen.; Bei den sehr häufig vorkommenden Echinuslarven war auch die so interessante Anlage, Entwickelung und Ausbildung der Echinoderms auf vielfachen Stufen zu ‚verfolgen. Mit Holothurien vorgenommene Befruchtungsversuche blieben vorläufig ohne Erfolg. \ oo Bei dem Interesse, das die in Radiaten lebenden anderen Thiere durch die Entdeckungen J. Müller’s über die Entoconcha mirabilis gewonnen haben, mag auch erwähnt werden, dass Herr Gegenbaur ein- mal Gelegenheit hatte, die in der neuesten Zeit nur von Costa bestätigte alte Annahme, dass der Fierasfer in Holothurien lebe, zu bestätigen, indem er in der Leibeshöhle der Holothuria tubulosa einen leben- den Fierasfer Fontanesii fand. | | ch IV. Mollusken. 4. Tunicaten. a) Salpen. H. Müller 'hat'über Salpen bereits früher (s. Ver- handlungen d. phys.-med. Gesellsch. in Würzburg, III. Bd., $. 57) einige eilungen gemacht und sind diesen nach fortgesetzten Beobachtun- der beiden Generationen von $. pinnata, $. runeinata-fusiformis, . maxima -africana, $. democratica- mucronata, $. Tilesii-costata und _ der Kettenform von $. bicaudata, punctata, zonaria und einer unbe- 330 stimmten Art, welche alle in Messina beobachtet wurden, vorläufig fol- gende Punkte hinzuzufügen: 4. Bei allen beobachteten Arten zeigt die Pigmentmasse, welche oben auf dem Hirn liegt (a. a.0. S.60) eine je nach der Generation verschiedene Gestalt. Bei allen solitären Salpen ist sie mehr oder weniger hufeisenförmig, während bei den Kettensalpen die Form je nach der Species mehr wechselt. Eine Linse ist nicht vorhanden, wohl aber eine deutliche Verlängerung der Nervenmasse in diesen Körper, welcher als rudimentäres Auge festzuhalten ist. Dasselbe bildet bei sehr jungen Salpen einen Vorsprung, während es bei Er- wachsenen häufig im Grunde einer eigenen Vertiefung der Körperober- fläche liegt. 2. Unmittelbar an der innern Seite des Gehirns liegt rechts und links ein ovales Bläschen, jedes mit einem ziemlich geraden, engen Ausführungsgang, welcher neben der vordern Insertion des Kiemen- balkens etwas erweitert in die Kiemenhöhle ausmündet. Das Epithel dieses bei $. pinnata, fusiformis, costata, maxima, punetata, bicaudata beobachteten Apparates flimmert nicht, auch finden sich keine Otoli- then in den Bläschen, so dass es nicht als zweifellos betrachtet wer- den kann, dass dieselben Gehörbläschen sind; doch sind dieselben wohl jedenfalls als Sinnesorgane zu deuten. Sie sind in beiden Gene- rationen vorhanden und an Embryonen früh zu erkennen. 3. Die spaltenförmige Längsfurche, welche an der untern Wand der Kiemenhöhle hiuzieht (a. a. O. S. 59) hat bald an ihren beiden Rän- dern, bald nur an einem derselben einen flimmernden Streifen und diese Verschiedenheit hängt nicht von der Generation, sondern von der Species ab. An beiden Seitenwänden im Innern der Spalte stehen immer Columnen von Zellen, welche nicht flimmern, und zwar be- stehen die äusseren aus grossen, die tieferen aus kleinen Zellen. Ganz in der Tiefe liegen auch bei grossen Salpen eigenthümliche Fäden, welche nur an ihren beiden Enden befestigt sind. . 4. Für die Bedeutung der räthselhaften Doppelstreifen bei S. pin- nata (a. a.0. S. 614) ergab sich nichts Neues. Bei S. bicaudata kom- men ähnliche, schwächere Streifen vor, welche vorn zu beiden Seiten der Längsfurche gegen die Kiemenhöhle vorragen. 5. Der Hode findet sich immer und ausschliesslich bei der aggre- girten Form. Er stellt eine ramificirte Drüse dar, deren Blindsäckchen bei S. pinnata gestreckt neben dem Darm liegen, bei den Salpen mit Nucleus aber in diesem, und zwar entweder von den Windungen des Darmes, namentlich dem Bliodsack, eingehüllt (S. maxima, bicaudata, Tilesi) oder aber aussen um den Bi her (S. fusiformis u. A.). Der 3 einfache Ausführungsgang mündet in der Nähe des Afters. Die Span matozoiden kommen erst zur Reife, nachdem die Entwickelung des Er 331 Embryos in demselben Individuum weit vorgeschritten ist, so dass eine Salpenkette ihre eigenen Eier nicht befruchten kann. Es sind also die Angaben Krohn’s über diese Punkte vollkommen zu bestätigen. 6. Die gestielte Kapsel, welche bei allen neugeborenen Ketten- salpen das Ei umgibt, ist eine in der Dicke der Leibeswand gelegene Ausstülpung der Kiemenhöhle. Die Zellen, welche die letztere auskleiden, setzen sich direct in die zellige Umhüllung des Eies fort. Die weitere Gestaltung der Eihüllen konnte besonders bei S. pinnata verfolgt werden. Während der Dotterzerklüftung, welche bisber bei Salpen nicht beschrieben war, rückt das Ei, dessen Stiel immer kürzer geworden ist, in eine Vorragung, welche sich um die Insertion des Stiels an der Kiemenhöhlenwandung bildet. Der Raum, welcher das Ei in diesem Hügel umgibt, ist von Gefässen durchzogen und wird zur Placentarhöhle, indem das Ei selbst immer weiter gegen die Kiemen- höhle vorgeschoben wird. Es bildet sich dann eine eigene Hülle um Ei und Placentarhöhle, indem eine ringförmige Falte sich erhebt und auf der Höhe des ganzen Vorsprungs sich schliesst. Später öffnet sich die Hülle an derselben Stelle wieder und lässt den mittlerweile ausgebil- deten Embryo mehr und mehr frei in die Kiemenhöhle der Mutter aus- _ treten. Sie umgibt dann als ein gestieltes becherförmiges Körperchen nur mehr einen Theil der Placenta. Somit findet weder eine Um- wandlung der innern Membran der Mutter in die äussere des Jungen, ‚noch eine Perforation der erstern durch das Junge statt, sondern letz- teres wird durch Entfaltung zweier Einstülpungen frei. - 7. An dem Knospenstock der solitären Salpen dagegen ist eine Ein- stülpung der äussern Körperoberfläche gegeben. Das Epithel, welches _ unter dem Mantel liegt, kleidet auch die trichterförmige Höhle um den Knospenzapfen her aus und schlägt sich ganz im Grund derselben, wo die Gefässe aus der Tiefe in den Zapfen treten, auf diesen herüber. Gegen dessen freies Ende hin folgt dann die Entwickelung der jun- gen Ketten. 8. Wie die Längsfurche und die fimmernde Grube an der vor- dern Kiemenbalken-Insertion, so haben auch die flimmernden Stellen des Kiemenbalkens bei den einzelnen Arten eine verschiedene Anordnung. 9. Die Färbungen, welche an Salpen vorkommen, werden fast durchgehends durch diffuse oder körnige Farbstofle in Zellen bedingt. Diese können in der Leibessubstanz liegen (z. B. bei $. bieandata sehr ramificirte Zellen), oder an deren Oberfläche, oder endlich im Mantel. 40. Auch an den Salpen mit Nucleus gelangen die Nahrungsstofle in den Blindsack, und derselbe ist überall vorzugsweise, jedoch ausschliesslich, Sitz der Zellen, welche Gallenstofle einschliessen. Blindsack kann sonach nirgends mehr als Magen bezeichnet en (s. a. a. 0, 8. 62). hr 332 b) Ascidien. Krohn hat neuerdings (Müller’s Archiv 1852) über einige Organe Beobachtungen bekannt gemacht, mit welchen einige im vorigen Jahre gelegentlich gemachte Erfahrungen H. Müller’s im Wesent- lichen übereinstimmen. Derselbe fand ebenfalls bei einer Phallusia in der drüsigen Masse, welche den Darmkanal umgibt, Bläschen, welche sehr grosse Coneretionen einschliessen, und als Nieren gedeutet wur- den, doch sah er so wenig als Krohn einen Ausführungsgang, und das Verhältniss der Bläschen zu denen der Geschlechtsdrüsen ‘schien ge- nauere Untersuchung zu verdienen. Das Netzwerk an der Oberfläche wurde wie das um .die Eier befindliche als aus Zellen bestehend an- gesehen. Bei einer Cynthia dagegen war ein eigener Sack sehr deut- lich, welcher auf der vom Darm abgewendeten Seite, neben der Ge- schlechtsdrüse dieser Seite, ausserhalb des Kiemensackes in der Leibes- substanz lag und Coneremente enthielt, welche meist rundlich und kleiner waren als die oben erwähnten. Das System wasserheller Kanäle um den Darm, welches Krohn beschreibt und dessen Entwickelung er zugleich verfolgen konnte, schien dem bei den Salpen von H. Müller (a. a. O. S. 62) aufgefundenen ganz analog und wurde, wie dieses, seines eigenthüm- lich klaren Inhalts wegen nicht für eine Leber gehalten. Für letztere wurde: vielmehr auch. bei der Phallusia wie bei den Salpen die wul- stige Zellenschichte angesehen, welche,am Anfang des Darmkanals die Falten desselben besonders auf ihrer Höhe überzieht und gelbe Tropfen enthält, so dass das Ganze lebhaft gelbroth erscheint, mit; Ausnahme eines Längsstreifens, wo das Epithel farblos ist. Es konnte jedoch für jene hellen Kanäle auch keine andere Function mit hinreichenden Grün-. den angenommen werden. 9. Pteropoden und Heteropoden. Bei diesen in Messina sehr häufigen Thieren wurden. namentlich von den Herren H. Müller und Gegenbaur zahlreiche Beobachtungen angestellt, aus denen Folgendes hervorgehoben. wird. a) Bei einer Cymbulia radiata Q. et G., welches im Mittel- meer noch nicht, gesehene Thier in Messina in drei Exemplaren auf- gefunden wurde, beobachteten die Herren Kölliker und H. Müller Chro- matophoren, welche bekanntlich bisher nur bei Gephalopoden auf- gefunden wurden. Als nämlich das zarte Thierchen zufällig aus einiger Höhe in eine flache Sehale mit Wasser fiel, bedeckte sich im Moment der rundliche Leib mit grossen schönen rosenfarbensn Flecken, welche nach. einigen Secunden ‚wieder zu kleinen schwarzbraunen Pigment- punkten sich zusammenzogen, und dasselbe Phänomen wiederholte sich, so oft das Thierchen unsanft angefasst, oder das Gefäss, welches dsl selbe. enthielt, geschüttelt wurde, dagegen zeigte sich der Farbe wechsel nicht, sobald das Thier sich selbst überlassen blieb. » Di Existenz von Chromatophoren wurde auch durch die mikroskopische 333 Untersuchung: ‚bestätigt, welche Herr H. Müller vornahm, indem sich ‚grosse Pigmentzellen zeigten, um welche, wie bei den Gephalopoden, radiär viele spindelförmige Muskelfasern (Faserzellen) herumstanden. — iche Pigmeritzellen mit radiär gestellten äusseren Muskeln fanden die Herren Müller und Gegenbaur bei noch anderen Pteropoden und auch bei Heteropoden, so Müller bei Phyllirrhoe, Gegenbaur bei Tie- demannia und einem an Cymbulia sich anschliessenden wahrscheinlich neuen Pteropoden, dessen Flossen durch vier grosse bräunliche Flecken sich auszeichnen. 5b) Während. J. Müller in Triest die Entwiekelung der Pteropoden verfolgte (siehe Monatsbericht d. Berl. Akad. Oct. 1852), wurde gleich- _ zeitig auch in Messina an diesem Gegenstande ‘gearbeitet. Auch bier wurde von den Herren Kölliker und Gegenbaur die Larve eines Pneu- modermon gefunden und als solche erkannt, und an derselben grössten- theils Aehnliches wie von J. Müller beobachtet. Die etwelchen Diffe- renzen erklären sich vielleicht daraus, dass verschiedene Arten zur - Beobachtung dienten, doch ist die Gattung Pneumodermon noch zu wenig gekannt, als dass sich hierüber etwas bestimmtes sagen liesse. Die messineser Form stimmt am meisten mit Pn. violaceum d’Orb. und fand‘ sich sehr häufig im entwickelten Zustand. Ebenso häufig waren auch die Larven. Die jüngsten und unentwickeltesten erschienen auf einer noch niedrigern Stufe als die von J. Müller gesehenen, obgleich ‚sie dieselben zum Theil an Grösse übertrafen. , Während nämlich auch die kleinsten Exemplare von Triest von %,9— 40" schon ihre Flügel- lappen und Tentakeln besassen, war die Larve von Messina selbst bei _ einer Grösse von Y,” vollkommen wurmförmig ohne Flügel und glich ‚einer Annelidenlarve so vollständig, dass, wenn nicht der'innere Bau das Weichthier angezeigt hätte, unmöglich der Gedanke an so etwas hätte aufsteigen können. Es war die Pneumodermonlarve in diesem Stadium mit drei vollkommenen Wimperkränzen versehen, einem mittlern, einem weiten nahe am vordern und einem dritten nahe am hintern Leibes- ende, so dass der Körper in vier Zonen zerfiel, zwei mittlere, gleich ‚grosse, cylindrische und eine vordere und hintere kleinere, kegelförmige. Ausserdem flimmerte auch die vorderste Zone durch kleine Wimpern. Von inneren Organen waren sehr deutlich 4) die zwei Gehörbläschen, die in der Höhe des ersten Wimperkranzes in der Nähe einer granu- lirten rundlichen Masse (Gehirn?) sich fanden, jedes mit: vielen Otoli- und im Innern flimmernd; 2) im zweiten Leibesabschnitte und im dritten die Zunge und links davon ein stark flimmernder ler Kanal; 3) ein länglicher im zweiten und dritten-Abschnitie ent- er braunröther Kanal ohne sichtbare Oeflnung (Darm); 4) endlich viele im zweiten, dritten und vierten Abschnitte befindliche ' grosse runde Oeltropfen. Ausser diesem Stadium beobachteten Kölliker und Zeitschr, f. wissensch. Zoologie. IV. Bd, 22 Gegenbaur noch zwei ältere; eines, wo weiter nichts verändert 'war, . als dass der vordere Wimperkranz unterbrochen erschien, und ein zweites, wo derselbe gänzlich fehlte, während die beiden andern noch vorhanden waren, dagegen die Flossen als zwei kurze konische Zapfen vorhanden waren, ebenso die hufeisenförmige Falte am Nacken und im Innern die zwei Arme mit den Saugnäpfen. Herr Gegenbaur verfolgte diesen Gegenstand weiter und schreibt unterm 3. December, dass’ er die wurmförmige Pneumodermonlarve noch in verschiedenen früheren und späteren Stadien vorgefunden, jedoch ohne näheres anzugeben. — Es ist mithin von zwei Seiten und vielleicht an zwei verschiedenen Arten die interessante Beobachtung gemacht, dass es vollkommen wurm- förmige Molluskenlarven gibt, und wird nun die weitere Aufgabe die sein, zu ermitteln, ob diese Larven aus dem Ei als solche entstehen oder vielleicht vorher noch ein Stadium durchlaufen, in welchem sie den Molluskentypus besitzen. J. Müller erinnert an eine Beobachtung von Vogt (Bilder aus dem Thierleben 4852, pag. 289) über ein Mol- lusk, das eine schon innerhalb der Eiichale abfallendb zarte Schale besitzt und frägt, ob dasselbe vielleicht zu Pneumodermou gehöre, Nach dem, was Kölliker und Gegenbaur gesehen haben, ist hierauf mit Nein zu antworten, denn Vogt’s Larve hatte schon innerhalb der Eischale die Flossen und einen Fuss, ‘während die frei schwärmende Larve von Messina bei Y,” Grösse noch keine Flossen besass und ganz und gar wurmförmig war, Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dieselbe auch so aus dem Ei schlüpft, allein andererseits ist auch die Möglichkeit einer andern frühern Form gegeben, und wird die Frage besser vor- läufig noch nicht entschieden. r Ueber andere Mollusken meldete Herr Gegenbaur brieflich noch Folgendes. Eine Eierschnur von Pterotrachea konnte mehrere Tage aufbewahrt werden. Die Furchung bot nichts Besonderes dar. Auf dem wimpernden Embryo erhoben sich bald zwei nebeneinander be- findliche Hügel, um welche lange Cilien hervorsprossten, ähnlich wie bei der Entwickelung des Segels der Gasteropodenlarven. Ebenso ist die Atlantalarve mit zwei mächtigen herzförmig ausgeschnittenen Segellappen versehen. Bei Pteropoden findet sich, wie häufig bei einer Cleodora, dann auch bei Tiedemannia gesehen wurde, ebenfalls anfänglich ein von einem dichten Flimmersaume umgebenes Segelpaar vorhanden, das sich nicht in die Flossen umwandelt, sondern nur ein provisorisches Larvenattribut vorstellt, denn es finden sich auch Larven mit den Flossen, an denen noch die Rudimente. des frühern Velum zu erkennen sind. c) Ueber die Anatomie der Heteropoden und Pteropöden hat Herr Gegenbaur viele Untersuchungen gemacht, von denen hier nur Folgendes hervorgehoben werden kann. Bei allen Gattungen von p 335 Pteropoden, bei Atlanta, nach Herrn 4, Müller, was Herr Gegenbaur bestätigt, auch bei Firola und Carinaria findet sich, bei Heteropoden zwischen Herz und Kiemen, bei Pteropoden am Herzen im Hinter- theile der Leibeshöhle, ein aus contractilem Gewebe bestehendes ca- vernöses Organ (die von Souleyet bei Gleodora, Cuvieria und Spi- rialis gefundene «Poche pyriforme», s. Hist. nat. des Pterop. par Rang et Souleyet. Paris 1852, pag. 15), welches von einem Theile des venösen, zur Kieme sich begebenden Körperblutes durehströmt wird. Dieses Organ hat eine runde, nach aussen (bei Pteropoden in die Mantelhöhle) führende Oeflfnung, welche abwechselnd sich öffnet und schliesst, während das Organ selbst, deutliche CGontraetionen voll- führt. Bringt man feinvertheilten. Farbstoff in das Wasser, so beob- achtet man deutlich das Einströmen einzelner Partikeleben in die cavernöse Blase, während andererseits niemals Blutkörperchen, deren Bindurchströmen durch das Organ sehr deutlich ist, austreten. Die Wände dieses Organs enthalten manchmal feine dunkle Molecüle (Con- eretionen?). Mit Bezug auf die Deutung dieses Organs so hat Herr Ge- genbaur zuerst daran gedacht, dasselbe könnte die Niere sein, nachher aber, als er das Durchströmen des Blutes durch dasselbe, das rhyth- mische Sich-öffnen und -schliessen der Oefinung und das Einströmen von Wasser von aussen beobachtet hatte, ‚sich dahin entschieden, das Organ diene dazu, dem Blute gewisse Mengen von Seewassen beizu- mengen und sei mithin eine Art Respirationsorgan. J. Müller dagegen, der neulich (l. c.) dieses Organ und seine Oeffnung nach aussen von Gleodora beschreibt, erwähnt von diesen Verhältnissen nichts und deutet ‚dasselbe als Niere, einfach darum, weil es nach aussen sich öffne. d) Einer speciellen Untersuchung wurde ferner von H. Müller unter- zogen die Gattung Phyllirrhoe, aus der Folgendes hervorzuheben ist. Vorerst konnte mit Bestimmtheit nachgewiesen werden, dass die , meist als zwei, selten als drei lappige Ballen vorfindige Geschlechts- drüse eine Zwitterdrüse ist. In denselben Läppchen enthielt eine äussere Abtheilung Eier mit Keimbläschen und Keimfleck, eine innere dagegen Spermatozoiden, beide auf verschiedenen Entwickelungsstufen. - Die reifen Spermatozoiden haben einen spindelförmigen gewundenen Kör- per mit einem sehr langen Faden, so dass sie die bedeutende Länge von 0,32” erreichen. Eine Erweiterung des vereinigten Ausführungsganges der Geschlechtsdrüsen ist häufig mit Spermatozoiden gefüllt; gleich dahinter theilt sich der Gang in zwei, welche nebeneinander an der rechten Seite münden. Einer derselben geht in die Rutbe über, welche weit hbervorgestülpt werden kann und mit konischen Erhabenheiten \ besetzt ist. - Das rudimentäre Auge ist ein pigmentirtes Bläschen von 0,02— 0,025”, mit einem hellen Fleck darin. Da die Zellen in den Ganglien 22 * 336 dieselbe Grösse erreichen, scheint auch ri einer einfachen Zelle zu entsprechen. Aus dem Herzen führen Arterien mit eigenen Wänden das Blut zu verschiedenen Körpertheilen, selbständige Venen sind dagegen nicht zu erkennen. Der Vorhof besteht bloss aus einem an der Herzkammer befestigten trichterförmigen Balkengewebe, durch welches man das Blut aus der Leibeshöhle eintreten sieht. Die Herzkammer liegt in einer scharf begränzten Höhle, deren Wände aber nach dem Vorhof hin in das Balkengewebe des letztern und der Leibeshöhle übergehen, so dass diese von jenem Raum um die Herzkammer nicht völlig abge- schlossen ist. In den letzten Raum öffnet sich ein langer und weiter eontractiler Schlauch, der von Quoy und Gaimard fälschlich als Uterus, von Souleyet als Kiemenvenenstamm bezeichnet worden ist, was er gewiss ebenso wenig ist. Derselbe ist weiterhin von den Gefässen und der Leibeshöhle überall abgeschlossen und man sieht keine Cir- culation von Blutkörperchen darin. Dagegen hat der Schlauch ausser der engen, sich manchmal rhythmisch contrahirenden und stark flim- mernden Oeffnung in den Herzbeutel eine zweite ähnliche, welche in der Näbe des Afters durch einen flaschenförmigen Anhang zur äussern Oberfläche des Thieres führt, während der Schlauch selbst weiter gegen das hintere Leibesende zu blind endigt. Derselbe stellt also mittelbar eine Communication der Leibeshöhle, in welcher das Blut eireulirt, mit der Flüssigkeit her, in welcher das Thier schwimmt, und da nun von einem Sack, welcher bei Heteropoden und Pteropoden neben dem Herzen liegt, auch eine Mündung nach aussen nachgewiesen ist (siehe oben), so wird man bei der Frage nach der Function des Schlauchs auf alle diese Thiere zugleich Rücksicht nehmen müssen. Bei Phyllirrhoe kommt ausser den zu den Verdauungs- und Geschlechts- _ organen gehörigen Drüsen nur noch ein Apparat vor, welcher als drüsig bezeichnet werden könnte. Es hängen nämlich von den Wän- den der Leibeshöhle zahlreiche getrennte Gruppen von körnigen Zellen an dünnen Stielen in jene hinein. Sie erscheinen dem blossen Auge als weissliche Punkte in der Gegend der hinteren Leberblindsäcke. Eine Ausscheidung scheint freilich aus diesen gestielten Anhängen nicht direet, sondern nur aus der allgemeinen Blutmasse, in welcher sie flottiren, möglich, durch eben den “oben genannten Schlauch. Bei diesem wäre ausserdem auch an eine respiratorische Thätigkeit zu denken, da bier- sehr eigenthümlicher Körper ist am vordern Drittheil des untern Leibes- | | für ausser der äussern Haut kein besonderes Organ zu finden ist. Ein N ‘ randes angeheftet; eine dünnhäutige, rundlichviereckige, flache Kuppel, welche jenem Rand die hohle Seite zukehrt und mit ihrer Mitte daran festsitzt. An den vier Eeken trägt sie öfters contractile Zipfel. :Da sie von anderen Beobachtern nicht erwähnt wird, hielt ‚sie auch x 337 H. Müller zuerst für etwas fremdartiges, etwa eine anhaftende Qualle; sie war aber an zahlreichen Exemplaren fast ohne Ausnahme vorhanden _ und stand in unmittelbarer Verbindung mit dem übrigen Thier, ob- schon sie namentlich bei der Aufbewahrung leicht abfällt. Dieser kuppelförmige Anhang dient wenigstens nicht vorzugsweise der Loco- ‚motion des Thieres und wohl ebenso wenig der Respiration, da keine Cireulation darin beobachtet wurde. - Zu der äussern Haut, welche mit einem Epithel mehr oder we- niger deutlich versehen ist, verlaufen viele Nerven mit sehr zahl- reichen Ramificationen, in welche man grössere und kleinere etwas körnige Zellen in derselben Weise eingeschoben sieht, wie bei an- deren durchsichtigen Mollusken. Ausserdem kommen fast über die ganze Körperoberfläche zerstreut, und an feinsten Nervenfädchen sitzend, scharf contourirte rundliche Zellen vor, welche neben einem Kern eine grössere oder kleinere gelblich glänzende Kugel enthalten. Dem obern und untern Rand des Thieres zunächst liegen ferner stark opalisirende Körper von unregelmässig eylindrischer Form (bis zu 0,05" Höhe bei 0,041 — 2" Dicke), welche den viel ausgebildeteren Cylindern gleichen, mit denen bei Cymbulia der grösste Theil des Randes an den Flügeln gesäumt ist. Bei jüngeren Thieren erkennt man deutlich ihre Zellen- natur. Etwas tiefer endlich sitzen für das blosse Auge intensiv gelbe Punkte, welche am obern und untern Rand und eine Strecke weit über die Fläche hingestreut sind. Es sind Zellen, welche, von körniger Masse erfüllt, bei durchfallendem Licht manchmal bläulich erscheinen, und bald eine zackige und platte, bald eine nach allen Richtungen gleichmässig rundliche Gestalt haben. ManchmAl unterscheidet man überdies eine Menge radial von der Zelle abgehender Fasern, so dass die grösste Achnlichkeit mit den Chromatophoren der Gephalopoden entsteht. Jedoch wurde ein Formwechsel dieser Zellen nur mit Ver- änderungen im Contractionszustand des Thieres überhaupt bemerkt, wobei dasselbe ebenfalls bald flacher, bald dicker wird. 0 8. ‚Gephalopoden. Herr H. Müller setzte seine schon vor ge- raumer Zeit begonnene Untersuchung über diese Classe fort und ge- Jangte zu folgenden Ergebnissen: Es wurden bei einer ziemlich grossen Zahl von Arten, welche zum - Theil zu den seltenern gehören, die meisten Organe besonders in _ histologischer Beziehung untersucht. Eine Mittheilung in der Kürze ge- ‚slätten einstweilen die folgenden Punkte: Die äussere Haut lässt an den meisten ‘Stellen nachstehende Schichten erkennen: a) ein zelliges Epithelium; 5) eine faserige Schichte, welche meist farblos, seliner schillernd oder silberweiss ist, so dass sie die lieferen verhüllt; c) die Schichte mit den Chromatophoren. Diese sind Zellen, um welche Faserzellen radiär angeordnet sind, worin die 338 Kerne häufig, besonders an’ jungen Exemplaren sehr deutlich sind. Aebnliche Zellengruppen kommen auch ohne Pigment vor. Die con- tractilen Ausläufer theilen sich bisweilen und anastomosiren mit denen benachbarter Chromatophoren. ' Diese fehlten bei keiner der unter- suchten Arten, auch nicht bei Loligopsis vermicularis, bei welcher der grössere Durchmesser im abgeflachten Zustand das 10—A5fache des Durchmessers im rundlichen (ruhenden) Zustand betrug. An vielen Arten kommen 2—3 Lagen von verschieden gefärbten Chromatophoren über- einander vor, welche sich nicht nothwendig gleichmässig zusammen- ziehen und ausdehmen, so wie auch die Contraction der subcutanen Muskeln nicht nothwendig mit der Wirkung der Chromatophorenmuskeln eoineidirt, obschon dies gewöhnlich der Fall ist. Durch den Wechsel in der Intensität der Färbung der einzelnen Chromatophoren und in ihrem relativen Grössenverhältnisse zueinander und zu dem Zwischen- gewebe, in Verbindung mit der folgenden Schichte, entstehen die unend- lichen Nüaneirungen in der Färbung, welche man an derselben Haut- stelle hintereinander beobachtet. d) Eine weitere, häufg getrennt darstellbare Schichte bedingt die schon von Brücke erwähnten ento- ptischen Farbenerscheinungen, den metallischen Schimmer und die intensiv weisse Beschaffenheit vieler Stellen, z. B. an den Sepien. “Diese Schichte besteht häufig aus regelmässig gelagerten Platten, welche deut- lich aus kernhaltigen Zellen hervorgehen. An anderen Hautstellen, so wie an vielen Umhüllungen von Organen werden ähnliche Erscheinun- gen durch Plättchen und Körperchen (der verschiedensten Form, Grösse und Zusammensetzung bedingt, welche z. B. am Tintenbeutel von Rossia dispar und Loligopsis' vermieularis sehr ausgezeichnet sind. Die Fär- bungen, welche bei auffallendem und bei durchfallendem Lichte ent- stehen, sind manchmal verschieden (complementär). Unter diesen Schich- ten kommen dann die grösseren Bindegewebe- und Muskelbündel, so wie Gefässe, wodurch die Haut an die unterliegenden Theile, jedoch meist sehr beweglich, angeheftet ist. Bei manchen Arten kommen com- plieirtere Körper in der Haut vor; so bestehen bei Enoploteuthis die grösseren blausehillernden Punkte aus zwei übereinanderliegenden kuge- ligen Körpern, welche im Innern theils structurlose, theils aussenher eoncentrisch, innen radial angeordnete schillernde Masse enthalten. Diese werden von umbhergelagerten Chromatophoren bald mehr, bald weniger umschlossen. Etwas verschieden gebaute, unter der allgemeinen Chro- matopherenschichte gelegene Körper einer andern unbestimmten Art werden 1—2” gross. Die Pracht dieser Arten im Ganzen ist wäh- rend des Lebens eine ganz ausserordentliche. — Konische Papillen auf der Haut kommen bei Tremoetopus violaceus vor. Sie bestehen 2 aus einem eigenthümlich netzartig-blasigen Gewebe, welches auch sonst vorkommt und bei den ganz durchsichtigen Arten fast ausschliesslich 339 die oberflächliche Substanz bildet. : Grössere fadenartige ’Zöttchen fin- den sich um die Saugpäpfe. Wahre Hautdrüsen wurden nur an den sogenannten Segelarmen von Argonauta Argo beobachtet, mit welchen sie ihre Schale hält und baut. Sie bestehen aus Blinddärmeben, welche von cylindrischen Zellen ausgekleidet sind. - Im Trichter wurde ein eigenthümliches Organ bei allen Cepha- lopoden aufgefunden, welche in dieser Hinsicht untersucht wurden; namentlich bei Octopus vulgaris und macropus, Tremoctopus viola- ceus, Argonauta Argo, Eledone moschata, Loligo vulgaris, sagittata, todarus (Ommastrephes) und subulata, Sepia offieinalis und ‚elegans, Onyehoteuthis Lichtensteini, Enoploteuthis margaritifera, Sepiola Ron- deletii, Rossia dispar, Loligopsis vermicularis. Dasselbe bildet eine weisslich durchscheinende flache Erhebung an der innern Fläche des Triehters. Bei Octopus hat diese die Form eines einfachen Bandes, das. zwei ‚nach der Trichterspitze eoncave Krümmungen macht; bei Eledone sind vier getrennte Platten zu unterscheiden; bei Tremoctopus ist die Innenfläche des Trichters zu einer Menge von dünnen, aber hohen Längsfalten erhoben, über welche ein breiter Streifen hinzieht. Meistens aber ist an der Rückenseite des Trichters ein grösserer Streifen, welcher in der Mittellinie einen Winkel nach vorn bildet, und nach - der Bauchseite hin zwei kleinere Plättchen zu unterscheiden, welche unter sich und mit dem vorigen nicht in Verbindung stehen. Mikro- skopisch besteht deren Oberfläche aus lauter spindelförmigen Körper- chen, welche das Licht stark brechen, farblos und von verschiedener Grösse sind theils nach den Gephalopodenarten, theils auch bei den- selben Thieren. Sie stehen aussen mehr oder weniger aufrecht wie Stäbchen, stossen sich an der freien Fläche des Trichters ab und haben grosse Aehnlichkeit mit den Nesselorganen anderer Thiere, jedoch sind sie ohne Fäden. Sie liegen theils einzeln, theils in Gruppen ver- - einigt, und entwickeln sich, wie man bei Untersuchung der tieferen Schichten sieht, im Innern von Zellen, in welchen sie oft mannichfach gewunden und gerollt sind. Süsses Wasser und fast alle anderen Flüssig- keiten machen diese Spindeln aufquellen und dann zergehen. Man findet desswegen von Streifen, welche frisch sehr deutlich waren, später oft kaum eine Spur wieder. Eine nesselnde Wirkung wurde nicht beobachtet. Am Blutgefässsystem liess sich der Uebergang der Arterien in _ Nenen durch vollständige Capillaren, welche denen der höheren Thiere ‚entsprechend gebaut sind, in sehr vielen Körpertheilen unter dem Mi- kroskop verfolgen, oft deutlicher und leichter als es bei Wirbelthieren ‚der Fall ist. Ausserdem aber waren an den durchsichtigen und ge- wöhnlich sehr mit Flüssigkeit infiltrirten Partien, an welchen die Ce- phalopoden so reich sind, zahlreiche Ausläufer der Gefüsse zu bemer- ken, welchen nur die Bedeutung von serösen Gefässen gegeben werden 540 kann, indem sie viel: zu‘ dünn sind, um Blutkörperchen hindurchzu- lassen. Es sind äusserst reiche und weithin ausstrahlende, auch unter sich anastomosirende Ramificationen, welche nicht selten besonders an den dickeren Theilungsstellen mit Kernen versehen sind. In einzelnen Partien konnte das Hohlsein derselben und der Zusammenhang mit Blutgefässen durch Injeetion direct nachgewiesen werden, “Die feinsten Reiser hängen mit einem Netz von Zellen zusammen, deren ramifieirte Ausläufer an Reichthum und Ausdehnung nur mit den grössten Knochen- körperchen der höheren Thiere verglichen werden können, die Binde- gewebskörperchen (Virchow) derselben aber, mit denen sie sonst wohl analog sind, bei weitem übertreffen.‘ An diesen feinsten Fortsätzen entstehen leicht Varicositäten, welche ebenso fein granulirt sind, wie es der Inhalt der Blutgefässe durch Einwirkung von Essigsäure wird. Die Ramificationen haben im Ganzen einige Aehnlichkeit mit denen der Nerven, z. B. im elektrischen Organe der Zitterrochen oder in den durchsichtigen Heteropoden und Pteropoden und es ist bemerkens- werth, wie da und dort an den äussersten Enden embryonale, mehr zellige Formen das ganze Leben hindurch persistiren. Einigemal konnte an denselben Gefässen, von welchen derarlige Ramificationen ausgingen, der Uebergang weiterer Aeste aus Arterien in Venen verfolgt werden, Die von Milne Edwards beschriebenen weiten Hohlräume, welche namentlich bei Octopoden an der Rückseite gelegen sind und weiterhin als unvollkommen voneinander getrennte Zellen den Magen und den Blindsack des Darmes umgeben, sind manchmal von Blut stark gefüllt, das weissliche, viele Körperehen einschliessende Gerinnsel bildet. Die Communication dieser Räume mit der Hohlader durch zwei weite Venen- slämme ist mit und ‚ohne Injection leicht sicher zu eonstatiren. Da- gegen konnte eine ollene Communication dieser Bluträume und über- haupt des Venensystems nach aussen nirgends nachgewiesen werden. Der manchmal leicht erfolgende Austritt von Luft oder Flüssigkeiten, namentlich aus der Hehlader, liess stets der Vermuthung Raum, dass eine Zerreissung stattgefunden habe. In Betreff des Inhalts der Blutgefässe ist wohl bemerkenswerth, dass derselbe ebense eine in Essigsäure gerinnende Substanz in grosser Menge enthält, wie diese auch ‘in den Organen der Cephalopoden sehr häufig vorkommt. Das sogenannte Wassergelässsystem besteht aus Hohlräumen, welche nach aussen offen sind, von den venösen Blutbehältern aber durchaus getrennt zu sein scheinen. Abgesehen von den Wasserzellen am Kopf, führt in der Mantelhöhle jederseits eine Mündung in die Seiten- zelle. Diese pflegen bei Loliginen untereinander zu (communieiren, bei Octopoden aber nicht. Jene Mündung ist zugleich der Ausführungs- gang der in der Sejtenzelle gelegenen Harnorgane (Venenanhänge). Pr a 5, U m 2 2 Le mm u LE 4 341 Ausserdem aber besteht neben den Samen- und Eileitern eine zweite mittelbare Communication der Kapsel, welche die Geschlechtsdrüse um- gibt, nach aussen. Bei den Loliginen führt aus dieser eine weite Oefl- nung in eine grosse Zelle, welche namentlich (das ganze Kiemenherz umgibt und nach vorn ganz in der Nähe des Ausgangs: der Seitenzelle mündet. Bei den Octopoden dagegen führt aus der Kapsel des Hodens oder des Eierstocks jederseits ein langer Kanal in eine kleinere läng- liche Höhle, welche mit weichen, dicken Wandungen bloss den weiss- lichen oder röthlichen pilzförmigen Anhang des Kiemenherzens, nicht aber dieses selbst umschliesst und dann mit einer kleinen Oeflnung in die Seitenzelle nahe an ihrem Ausgang mündet. Ein Flimmerepithel setzt sich aus der Genitalkapsel bis an diese Oeflnung nach der Seiten- zelle, aber nicht in diese selbst fort. Auch der Kiemenherzanhang, welcher in der flinmernden Höhle liegt, flimmert nicht an seiner Ober- fläche, so wenig als Hoden und Eierstock, obschon die Flimmerung über den ganzen freien Theil ihrer Kapsel ausgebreitet ist. An diesen verschiedenen Communicationen kommen klappenähnliche Vorrichtungen vor, welche die Passage in einer Richtung erschweren. Wie die Kiemen- herzen, so ist auch das Aortenherz bei den Octopoden nicht frei in einer Höhle gelagert, sondern von Fasergewebe eingehüllt. Dabei stösst es einerseits an den bluthaltigen Hohlraum um Magen und Blinddarm, andererseits an die rechte Seitenzelle, welche nach aussen oflen ist. Ein eigener freier Herzbeutel existirt also hier gar nicht und die Höhlen auf beiden Seiten des Herzens stehen in keiner Verbindung miteinander. Die Kiemenherzen zeigen während des Lebens lebhafte Pulsa- tionen, welche nicht auf beiden Seiten gleichmässig sind. An den Venen kommen ebenfalls selbständige peristaltische Bewegungen in centripetaler Richtung zu Stande, so an den Kiemen und den Armen. Die Bewegungen an den Kiemen werden dabei unterstützt durch Mus- keln, welche von den Umgebungen an sie treten. Bei mechanischer Reizung tritt an den Venen wie an den Kiemenherzen eine anhaltende Strietur der getroffenen Stelle ein. Die Zellen, welche das Balken- gewebe der Kiemenherzen bekleiden, wurden bei Loliginen öfters unter- einander communicirend getroffen. Die Tropfen und Klumpchen, welche sich in diesen Zellen entwickeln, verhalten sich je nach den Gattungen verschieden, bestehen jedoch in der Regel weder aus Fett noch aus kryställinischen Massen. Eine Exeretion derselben durch den Anhang des Kiemenherzens konnte nieht beobachtet werden und in das Kimen- herz getriebene Luft oder Flüssigkeiten drangen häufig leichter an "anderen Stellen hervor als durch den Anhang, Der Streifen, welcher zwischen der Kieme und dem Mantel verläuft, besteht aus einer dünnen muskulösen Hülle und einem brüchigen Kern, worin sich mikroskopisch körnige Masse und Zellen finden, Eigenthümlich sind die Gefüsse dieses 342 Streifens, denn sie stehen einerseits mit der Kiemenarterie in Verbin- dung, welche eine Reihe von Seitenzweigen "hinein sendet, andererseits mit einer am äussern Rand befindlichen Vene, welche mit den Mantel- venen communicirt. Der Streifen scheint demnach eine Art von venö- ser Blutdrüse zu sein. Die hinteren Mantelarterien der Loliginen sind gerade vor dem Eintritt in die Muskelsubstanz 'jederseits ‘von einem muskulösen Ring umgeben, durch welchen das Gefäss ohne merkliche Erweiterung des Lumens hindurchgeht. Der Ring ist bei den grösseren Arten ziemlich stark, scharf 'begränzt und lässt sich leicht von dem inneliegenden Ge- fäss entfernen. Sein Verhalten im Leben konnte nicht beobachtet wer- den, nach dem anatomischen Verhalten jedoch lässt sich schliessen, dass derselbe eher diene, eine Regurgitation des Blutes bei Contraction ‚des Mantels und der Flossen zu verhindern, als das Blut kräftiger vor- wärts zu treiben. Weniger markirt finden sich ähnliche Ringe auch sonst vor. Die Hülle, welche die innere Schale (Kiel) der Loliginen umgibt, besteht aus einer sehr gefässreichen Membran, welche fast durchaus von einer epithelartigen Zellenschichte gegen jene Schale hin bekleidet wird. Die Zellen sind an der Rückenseite meist rundlich, an der Bauch- seite dagegen und besonders nach der vordern Spitze hin stellen sie schmale Cylinder dar, welche die bedeutende Höhe von 0,07" errei- chen und sogar überschreiten. Die structurlosen Schichten der Rücken- schale selbst erscheinen als das Product dieser Zellenschichte. Ganz ähnlich sind die Verhältnisse bei den Gräten, welche zu beiden Seiten im Mantel der Octopoden liegen. Sie sind eoncentrisch geschichtet, und enthalten nur wenige zellige Elemente, die Hülle aber, aus welcher sie sich leicht ausschälen, ist ebenfalls von einer Zellenschichte ausgekleidet. An den Verdauungsorganen ist gleichfalls eine geschichtete hornig- glasige Schichte, welche über Zellen gleichmässig ausgebreitet ist, sehr ausgezeichnet. Die sogenannte dritte Lippe der Loliginen besteht aus einem weichen, mit Falten und Zotten besetzten Faser-Gewebe, welches bei einigen Arten (z. B. todarus und sagittata) auch zierliche Drüsenschläuche in Gruppen enthält und von einem weichen Epithel bekleidet ist. Von den inneren Lippen zieht sich dann eia mehr oder minder eylindrisches Epithel (sehr exquisit unter den. Hornkiefern) bis zum Ausgang des Magens hin, und an der freien Fläche desselben liegt, ohne Zweifel als dessen Product, jene im Profil horizontal streifige Schichte, welche im Magen bei manchen Arten, besonders Octopoden eine sehr bedeutende r Dicke erreicht. In der ganzen Ausdehnung liegen unter dem Epithel ganz’ einfach Faserzüge, welche zum grössten Theil muskulös sind. Auch der Magen ist bei mehreren Arten wenigstens ausschliesslich von Muskeln gebildet, ohne Drüsenschichte. Vom Ausgang des Magens an 343 nimmt die innere Fläche des Darmkanals eine ganz andere Beschaffen- heit an. Sie wird weich und ist bis gegen den After hin von einem deutlichen Flimmerepithelium bei allen genauer darauf untersuchten Gattungen (Octopus, Eledone, Loligo, Sepia) ausgekleidet. Es kom- men am Ausgang des Magens grosse, verästelte Zotten, weiterhin schlauchförmige Drüsen vor und namentlich der ebenfalls flimmernde sogenannte Blindsack, der kaum bestimmt scheint, Nahruugsstoffe aufzunehmen, indem sie an ihm vorbei direet in den Darm passiren können, hat grösstentheils eine drüsige Beschaffenheit. Derselbe ist . spiralig gekrümmt, von einer unvollkommenen bis zu drei ganzen Win- dungen. Er enthält eine Menge auf die Spirale quergestellter, mehr oder weniger halbmondförmiger Falten, welche auf ihren Flächen wie- der sehr zierlich in zahlreiche Leistchen erhoben sind. Diese laufen den Rändern der Falten ziemlich parallel. Ausserdem ziehen an der con- eaven Seite der Spirale Längswülste hin, welche einen oder einige Halb- kanäle bilden, und diese öffnen sich theils gegen den Magen hin, theils gehen sie eine Strecke weit in den Darm hinab. Auch bei Loligo vul- garis sind die Verhältnisse analog, nur ist die eine Wand des spira- | ligen Blindsacks zu einem langen, dünnwandigeren Zipfel nach hinten en — ae ME» a ENG verlängert. In das gekrümmte Ende des Blindsacks mündet auch der gemeinschaftliche Gallengang, dessen zwei Aeste vorher den Darm zwi- schen sich liegen hatten. Die Leber ist aus kleinen Abtheilungen (acini) zusammengesetzt, welche bei den Octopoden auch äusserlich wahrnehmbar sind. Im Innern dieser häufig scharf abgegränzten Ab- theilungen liegen Zellen, welche, besonders nach der Mitte von jenen hin, theils mit Fetttropfen, theils mit gefärbten Klümpchen verschiede- ner Art, oder auch mit beiden zugleich erfüllt sind. Ein Pancreas wurde überall beobachtet als wenig gefärbte Drüsenkörper, welche bei - Öctopoden mit der Leber zu einer Masse vereinigt neben den Austritt _ der Gallengänge liegen, bei den Decapoden dagegen diese in ihrem 4 Verlauf ausserhalb der Leber besetzen. Sie bilden bald einfachere - Blinddärmchen, bald sind sie in traubige Bäumehen angeordnet. Bei Rossia ‚dispar wurde aussen darauf eine Schichte derselben gelblich ‚körnigen Zellen gefunden, welche die in derselben Wasserzelle gelegenen Venenanhänge bekleiden. Es konnte jedoch dies nicht mehr so constatirt werden, um unzweifelhaft nachzuweisen, dass hier wirklich die mem- branöse Grundlage an der innern und äussern Seite mit Secretions- zellen bekleidet ist, welche verschiedene Producte liefern. Bei Eno- oteuthis margaritifera dagegen kommt ausser den Läppchen, welche die Gallengänge in ihrem Verlauf zum Darm besetzen, eine drüsige Masse vor, welche jederseits am Austritt des Gallenganges in die Leber eingesenkt liegt und von dieser wie von jenen Läppchen durch eine intensiv hellgelbe Farbe ausgezeichnet ist. 34 Bei Rossia dispar (Männchen und Weibchen) liegt auch an der Bauchseite des breiten platten Tintenbeutels eine getrennte eigenthüm- liche Drüsenmasse, welche von Muskeln umhüllt ist. Der dickliche, aus kleinen Kügelchen bestehende Inhalt ergiesst ‚sich jederseits aus einer Oeffnung nach unten gegen die Mantelhöhle. Von den Geschlechtsorganen wurde das Flimmern ‚der Hoden- und Eierstockskapsel schon erwähnt. Dasselbe setzt sich bei den Octo- poden wenigstens bis an die Drüse fort, welche sich meist an den Eileitern findet, ebenso durch den grössten Theil des im Innern eigen- thümlich gefalteten Samenleiters, in welchen die Bildung aller wesent- lichen Theile der Spermatophoren zu erkennen ist, ehe derselbe die weitere, blinddarmförmige, accessorische Drüse erreicht. Die erwähnte Eileiterdrüse der Octopoden enthält ausser zwei Ringen von radial ge- stellten. Fächern noch einen dritten Ring von kleinen Blinddärmchen, welche mehrmals mit sehr beweglichen Spermatozoiden gefüllt waren. Die Vermuthung, dass ein Theil dieser Drüse die Bedeutung eines Samenbehälters habe, ist also nicht bloss für Tremoctopus violaceus gegründet (s. 4. Müller diese Zeitschr. Bd. IV, S. 26). Auch dass die zusammengehefteten Eier von Tremoctopus und Argonauta aus ver- schiedenen Perioden herstammen (a. a. O. S. 28), konnte mehrfach be- stätigt werden. Im Nervensystem stellen die faserigen Elemente an manchen Orten bloss feine undeutliche Fibrillen ohne weitere Begränzung dar. Sehr häufig aber sind exquisite Röhren von sehr verschiedenem Durch- ınesser vorhanden, an welchen Scheide und Inhalt getrennt ist. In den Gentralorganen kommen an bestimmten Stellen sehr grosse Zellen, an anderen aber nur sehr kleine vor, beide mit Fortsätzen. Im Säck- chen des Gehörorgans findet sich deutliche Flimmerbewegung, am Ge- ruchsorgan aber wurde eine solche nicht beobachtet. Am Auge wurde der von Langer beschriebene radiale Muskel im äussern Ring des Corpus ciliare bestätigt. In derselben Gegend, nur mehr nach aussen, kommen auch schiefe und kreisförmige Muskelfasern vor. Ebenso enthält die Iris bei Octopoden und Decapoden eine mus- kulöse Platte, welche die immer ringförmige Hornhaut überragt und dann nur von der Argentea bedeckt wird. Einen sehr merkwürdigen Bau hat der innere Ring des Corpus ciliare und die Linse. Eine mitt- lere, zum Theil gefaltete Schichte enthält Gefässe, deren Endschlingen im Linsenseptum einen Kranz um dessen freibleibende mittlere Partie bilden. Eine vordere und eine hintere Schichte besteht aus eigenthüm- lich angeordneten Zellen, welche zum Theil klein, zum Theil aber sehr gross, blasskörnig, mit bläschenförmigem Kern und Kernkörperchen, so wie mit einem sehr langen fadigen Fortsatz verschen sind. Sie sehen dadurch Ganglienkugeln mit Faserursprüngen äusserst ähnlich. Die 345 Fasern gehen aber alle nach der Linse zu und es lässt sich der Ueber- gang solcher schmaler Fasern in die breiten Bänder der Linse mit Evidenz beobachten. Es hat also im vordern wie im hintern Linsen- segment jede Faser eine breite Partie, welche der mittlern Wölbung ; angehört, und eine schmale Partie, welche in den peripherischen ab- geflachten Theil der Linse hineingeht und zuletzt mit einer Zelle endigt. Diess hat bis in den Kern der Linse gleichmässig Statt. An der Ober- i fläche der Linse ist keine besondere Kapsel vorhanden, aber die Bänder haben eine eigenthümliche Anordnung, wodurch eine polygonale, epithel- ähnliche Zeichnung hervorgebracht wird. j Die Netzhaut besteht zunächst an der Hyaloidea aus einer Schichte - glasheller, zum Theil röhriger Cylinder, welche senkrecht stehen wie die Stäbchen der Wirbelthiere. Die darauf folgende Pigmentschichte - wird von spindelförmigen Fortsetzungen der Stäbchen durchbohrt. Dann folgt eine Schichte, welche der sogenannten Körnerschichte im Bau ent- spricht, vielleicht auch den Ganglienzellen der höheren Thiere und zu äusserst die horizontale Ausbreitung des Sehnerven. Die Muskelfasern im Mantel und den Armen sind zum Theil in jungen Thieren deutlich "einfache Faserzellen mit einem Kern. In er- wachsenen Thieren sind sie meist sehr verlängert, etwas röhrig, mit körnigem Centralstreifen. In den Kiemenherzen kamen deutlich quer- gestreifte Muskeln vor und an anderen unwillkürlich beweglichen Theilen als Herz und Aorta nähern sie sich durch ihre sehr körnige Beschaffen- heit oft sehr der Querstreifung. Bei einigen galvanischen Reizversuchen reagirten Mantel, Arme u. s. w. rasch, fast wie quergestreifte Muskeln _ der höheren Thiere, Kiemenherz und Gefässe dagegen langsam und anhaltend. Die Iris zog sich bei Oetopoden schnell, aber anhaltend zusammen, und zwar bis zu vollständigem Verschluss der Pupille. Schliesslich mag noch erwähnt werden, dass bei manchen Loli- ginen im Hinterleib nicht nur die beiden sogenannten Flossenknorpel, sondern auch ein sehr starker unpaariger Knorpel in der Mittellinie vorkommt. Das Gewebe der Knorpel bei verschiedenen Arten und an verschiedenen Körperstellen zeigt ebenso bedeutende als interessante _ Verschiedenheiten. Im Augenknorpel kommen z. B. sehr grosse pllaster- äbnlich gelagerte Zellen fast ohne Spur von Zwischensubstanz vor, mit stärker concentrischer Schiehtbildung, aber ohne Ramifieation der Höhle. _ Anderwärts finden sich sehr zahlreiche und starke, weithin verästelte läufer, wie man sie sonst an grossen Knochenkörperchen sieht, mit er olıne auffallende eoncentrische Schichten. Bei den sehr durch- einenden Arten endlich ist an manchen Stellen, ‘welche sonst ge- hnliches Knorpelgewebe zeigen, eine Anhäufung colossaler blasiger e vorhanden, deren zellige Natur zweifelhaft ist, da man keine deutlichen Kerne darin triflt. 346 In Betreff der mit Hectocotylusarmen versehenen: Gepha- lopoden-Männchen wurden die vorjährigen Erfahrungen grössten- theils wiederholt, aber nicht so bedeutend erweitert, als zu hoffen stand. Nämlich das Männchen von Tremoctopus violaceus D. Ch., welches am meisten Ausbeute versprach, konnten wir aller Bemühungen und Ver- sprechungen ungeachtet nicht erhalten; wahrscheinlich war dazu die Jahreszeit nicht günstig. Das Weibchen kam Ende August und Anfang September ziemlich zahlreich, später selten vor, und fast alle, waren ohne Hectocotylen. Die männlichen Ärgonauten dagegen wurden an manchen Tagen im ‘September und. October in mehrfachen Exemplaren gebracht, alle lebend, mit dem gestielten Säckchen an der Stelle des dritten Arms der linken Seite; bei allen war das Säckchen noch geschlossen. Ein einziges Exemplar war etwas grösser als die vorjährigen; das ganze Thier mass bis zur Basis der Arme %, Zoll,‘ der Hectocotylusarm an seinem napftragenden Theil AY,, der Anhang über 1%, Zoll. Auch isolirte Hectocotylen wurden an den Weibchen und ihren Schalen sitzend und kriechend wieder gefunden. Da zwei im verflossenen Sommer erschienene Arbeiten über die Cephalopoden mit Hectocotylen von den Angaben und der Anschauungsweise, welche H. Müller nach seinen vorjährigen Untersuchungen ausgesprochen hat, mehrfach abweichen, so scheint es passend, die Geschichte der neueren Erfahrungen über diesen Gegenstand und ihren dermaligen Stand hier etwas ausführlicher zu erwähnen. 4 Nachdem Kölliker sämmtliche Hectocotylen für männliche Thiere bestimmter Cephalopodenarten erklärt, Dujardin dagegen die Ver- 1 muthung geäussert hatte, es möchte der von ihm gesehene Hectocotylus Octopodis Cuvier’s eine behufs der Befruchtung losgestossene Partie sein, erkannte Defilippi in dem längern Arm des von Verany beschrie- benen Octopus Carena diesen Hectocotylus Octopodis zuerst mit Be- stimmtheit. Diese Entdeckung wurde durch Kölliker (diese Zeitschrift Bd. II, S. 90) und in Verany’s grossem Werk über die Cephalopoden des Mittelmeers S. 428 mitgetheilt. Verany schloss mit Rücksicht auf die früheren Angaben Anderer über die männlichen Qualitäten der Hectocotylen, dass der Heetocotylus des Octopus ein abfallender Arm sei, und dass dieser Arm männliche Organe trage. Weiteres, z. B. über das Verhältniss der Tbiere, welche den Hectocotylus als Arm, zu denen, welche ihn in der Mantelhöhle tragen, über die Geschlechtsverhältnisse beider, tiber die Bedeutung der einmal an der Stelle des längern Arms gesehenen Blase, lag nicht vor, und Verany selbst folgerte aus den damals bekannten Thatsachen, dass die Hectocotylen der Argonaute und des Tremoctopus nicht,Arm der Cephalopoden sein könnten. 347 Im Herbst 4852 wurde von ZH. Müller die vollständige männliche Argonaute aufgefunden, und deren Bedeutung als Männchen gegenüber den weiblichen 'Thieren durch die Anwesenheit eines dem Typus der übrigen Cephalopoden entsprechenden Hodens festgestellt. Es wurde ferner die Entwickelung des Hectocotylus als Arm dieses Männchens aus dem gestielten Säckeben und die Umgestaltung des letztern zu der pigmentirten Kapsel des Hectocotylus nachgewiesen, endlich für die Hectocotylen des Tremoctopus und. der Argonaute die Befruchtung der Weibchen durch dieselben vermittelst einer vollständigen Begaitung, ‚welcher der dünnere Anhang der Hectocotylen dient. Diese wesentlichen Punkte wurden bereits im December 4851 in einer leider durch mehrere Druckfehler entstelltien Notiz in den Ver- handlungen der Physikalisch-medieinischen Gesellschaft zu Würzburg publicirt, etwas später im 3. Heft des XVI. Bandes der Annales des | sciences natuürelles. Das Erscheinen der ausführlichen Angaben in die- ser Zeitschrift, deren Manuscript bereits im Januar 1852 übergeben war, verzögerte sich zufällig um einige Monate. In demselben Hefte dieser Zeitschrift gab v. Siebeld sehr interessante historische Notizen, nament- lich über die Kenntnisse, welche bereits Aristoteles von den Cephalo- poden mit Hectocotylusarmen hatte. - Von Herrn Rüppell erschien nun (-Troschel's Archiv 1852, S. 209) ine am 2. Mai 4852 gelesene Abhandlung, worin er wesentliche Be- reicherungen durch die Beschreibung des bis jetzt als solches keinem Naturforscher bekannten vollständigen Männchens des Papiernautilus zu geben erklärt. Dasselbe wurde 4844 in Messina gesammelt. - Man muss sich nicht nur mit Rüppell selbst darüber verwundern, dass sonderbarer Weise dieses merkwürdige Thier seit 1845 unbeachtet ‚sondern billigerweise auch darüber, dass Rüppell dasselbe dann erst als wichtige Neuigkeit proclamirte, nachdem ihm H. Müller's Be- schreibung der vollständigen Männchen der Argonaute bekannt gewor- _ den war. Das von Rüppell beschriebene Thier ist freilich ein anderes, mlich offenbar, wie Rüppell auch selbst sagt, der von Verany a. a. O. iebene OÖ. Carena mit dem Hectocotylusarm. Neu ist also nur, dieser O. Carena das Männchen der Argonaute sein soll, und ist irrig. Es wäre um so mehr zu erwarten gewesen, dass nicht bloss seine «individuelle Meinung» ohne weitere Belege L gegenüber als gültig hinstellte, da Verany (s. Geph. mediterr. 36) ein Exemplar seines Octopus Carena in das Frankfurter Museum pfert zu haben angibt. Es müssen sich daselbst also zwei Exem- jlare desselben vorfinden. 5; Rüppell sagt nichts von den durch H. Müller beschriebenen Argo- üten-Männchen, sondern erwähnt lediglich zweier ihm missliebigen te aus dessen Notiz. Die Bemerkung, dass Verany den Octopus 348 Carena ohne nähere Angaben über die Geschlechtsverhältnisse beschrie- ben habe, beantwortet Rüppell dahin, dass dieselben bei seinem Exem- plar ganz übereinstimmend seien mit den Beschreibungen und Abbil- dungen von Cuvier und Kölliker. Diese Antwort enthält zwar das Vermisste durchaus nicht, denn worauf es besonders ankam, das waren die Geschlechtsorgane der ganzen Thiere, wie sie seither von Verany und Vogt auch für den O. Carena beschrieben worden sind, jedoch ist die Bestätigung der Angaben Owwvier’s und Kölliker’s in einer andern Riehtung von Interesse, wovon unten mehr. Zweitens sagt Rüppell: «Jedenfalls ist die noch von Dr. Müller ausgesprochene Ansicht, die Hectocotylen hätten eine eigene Bluteircu- lation und Kiemen, eine auf irrige Beobachtungen gegründete.» Dies ist einmal ungenau. Es wurde vielmehr ausdrücklich angegeben, dass nur der Hectocotylus des Tremoctopus Kiemen besitze, und wenn Rüppell glaubt, dass diese Kiemen auf einer « Selbsttäuschung» Kölli- ker’s beruhen, so wird es ihm wohl gehen wie Verany, welcher früher (Cephalopodes mediterr. S. 427) Kölliker und v. Siebold trotz ihrer de- taillirten Beschreibung Schuld gegeben hatte, dass sie die Membran, welche die Näpfe verbindet, wohl in zerrissenem Zustand für Kiemen gehalten hätten, später aber bei Ansicht der Objecte sogleich zugab, dass die fraglichen Zotten in unverletztem Zustand gerade so vorhanden seien, wie sie beschrieben wurden. Mit Bezug auf den anatomischen Befund hätte also Rüppell obige Ausdrücke, welche nicht diejenigen treflen, denen sie galten, sich ersparen können; was aber die Deutung jener Zotten als Kiemen betrifft, so wurde bisher von Niemand eine andere bessere gegeben. Ueber die ineriminirte Bluteireulation, deren , Charakter schon in der anfänglichen Notiz als «anscheinend selbständig» bezeichnet war, mag nur auf die zwar nicht vollständigen, aber posi- tiven Beobachtungen in dieser Zeitschrift S. 44 verwiesen’ werden !. Ausser Herrn Rüppell haben die Herren Verany und C. Vogt zuerst in den Comptes rendus der Pariser Akademie 4852, S. 772, ‘dann'in den Annales des sciences naturelles tome XVII, S. 447 Resultate von | 1) Rüppell führt einige Dinge an, welche, obschon eigentlich als unbegründet allgemein anerkannt, dennoch durch Rüppell’s bekannten Namen wieder | Eingang finden möchten und auch nur desshalb ausdrücklich widersprochen / werden sollen. h Die Argonauten gebrauchen ihre sogenannten Segelarme nicht, um mit aufgespannter Membran vor dem Luftzug zu treiben, schon aus dem Grunde, weil sie diese Segel nicht so frei in der Luft aufzuspannen vermögen. Die Annahme, dass die Argonauten ihre Schalen schon aus dem Ei mitbringen ist duren Kölliker u. A. sattsam widerlegt. — Endlich pflegen dieselben auch nicht ihre Eier am Ufer abzusetzen, sondern an dem eingeroliten Theil d Schale befestigt mit sich herumzutragen bis zur vollständigen Reife. 349 Untersuchungen veröffentlicht, welche ‘sie im April 1852 gemeimschaft- lich angestellt hatten. Es werden ‘ähnliche Beobachtungen, wie die von H. Müller an der Argonaute gemachten,- hier über Tremoetopus Carena Verany (Octopus granulosus Zamarck und Cuvier) mitgetheilt und enthalten, wie sich erwarten liess, sehr schätzbare Bereicherun- gen der Kenntnisse über die merkwürdige Gruppe von Cephalopoden, welche durch Hectocotylus-Arme ausgezeichnet sind. Namentlich ist die detaillirte Beschreibung vom Bau des aus der Hodenkapsel hervor- gehenden Samenleiters und der darin gebildeten Spermatophoren her- vorzuheben. i i . ‘Die ausdrücklichen und wiederholten Versicherungen der Verfasser jedoch, dass die Irrthümer und: Widersprüche in den Beobachtungen und Ansichten über die Hectocotylen erst durch diese ihre Untersuchun- gen zur Lösung gekommen seien, und dann, dass diese Lösung durch _ dieselben eine vollständige und definitive sei, müssen einige Bemer- kungen in beiden Richtungen veranlassen. In der ersten Rücksicht war die Ansicht Kölliker’s, dass die Hecto- eotylen eigene Thiere, und zwar verkümmerte Männchen seien, durch die oben erwähnten Untersuchungen H. Müller’s in den wesentlichen Punkten verbessert und damit die ganze Anschauungsweise verändert. Es war also bereits zuvor und gerade an der Species, welche durch die angeblichen Beobachtungen von Madame Power und Herrn Mare- vigno ursprünglich zu der Ansicht Kölliker's Veranlassung gegeben hatte, und dadurch mit um so grösserer Beweiskraft in der Haupt- sache das nachgewiesen, was Verany und Vogt erst durch ihre Unter- suchungen an Octopus Carena gezeigt zu haben behaupten. Man darf wohl sagen, dass es nicht allzu schwer war, das, was an den win- zigen Argonauten gesehen war, auch an einer Species zu bestätigen, welche im Vergleich zu jenen colossal genannt werden kann, und wenn durch diese Untersuchungen der Herren Verany und Vogt, deren Genauigkeit und Wichtigkeit hierdurch nicht im Geringsten in Abrede gestellt werden soll, Manches besser und genauer bekannt wurde als es bei den anderen Species bisher der Fall war, so war auf der andern Seite in Bezug auf die eigentliche Bedeutung der Hectocotylen für die Befruchtung und Begattung hier schon vorher mehr bekannt, als dies jetzt noch für den O. Carena der Fall ist. Welche Fragen und "Widersprüche aber für alle hierher gehörigen Cephalopoden erst künftig zu lösen sind, soll nachher erörtert werden. Da, abgesehen von den erwähnten Publieationen, H. Müller Gelegen- hatte, Herrn Verany, wie dieser auch erwälmt, seine Erfahrungen, und zwar unter Vorlage der betreflenden Objecte mitzutheilen, so muss der besondere Eifer, mit’ welchem Verany und Vogt allen Angaben Köl- liker’s als den allein bestehenden entgegentreten und die Berichtigung Zeitschr, f. wissensch. Zoologie, IV, Ba. 23 350 der ganzen Anschauungsweise sich als neu vindieiren, sehr auffallend und auf jeden Fall verspätet erscheinen. Es ist dabei wohl zu bedenken, dass Kölliker’s Hypothese ihrer Zeit wesentlich auf den angeblichen Beobachtungen von Madame Power und Herrn Maravigno beruhte, deren Unrichtigkeit man doch nicht an- nehmen konnte, so lange sie nicht direct widerlegt waren, wie es durch H. Müller geschehen ist. Nachher war es freilich leicht, sämmt- liche Hectocotylen in einem andern Lichte darzustellen. Wäre Kölliker ein vollständiges Exemplar eines Hectocotylustragenden Cephalopoden unter die Hände gekommen, so würde er sicherlich wicht verfehlt haben, so- gleich andere Schlüsse daraus zu ziehen. So lange aber, als keine neuen Beobachtungen vorlagen, erhob sich auch von keiner Seite ein Wider- spruch oder eine andere Erklärungsweise. (€. Vogt selbst führt in sei- nen Zoologischen Briefen Bd. I, S. 374 u. 378 Kölliker’s Ansicht als etwas Feststehendes an und fügt nur unter dem Einfluss von Defilippt's Bemerkung, dass der längere Arm des Octopus Carena der Hectoco- tylus Octopodis Cuvier’s sei, am Schluss eine Hinweisung auf diese neue Anschauung hinzu. Wenn Verany jetzt (Annales d. sc. n. S. 155) besondern Werth darauf legt, seit langer Zeit Materialien zur Lösung des Problems gesammelt zu haben, so darf wohl nur‘ erinnert werden, dass trotz der allerdings in einer vollständigen Reihe gesammelten Ma- terialien (s. auch H. Müller S. 15), zu denen ein vollständiges Exem- plar der männlichen Argonaute durch Krohn zu rechnen ist, san das zu lösende Problem gar nicht gedacht wurde, wie denn zum deutlichen Beweis, trotz des constanten Vorhandenseins des Hectocotylusarmes (Ann. d. sc. n. S. 155), auf tab. 14 des Werkes über die ‘Cephalo- poden der Octopus Carena mit acht gewöhnlichen Armen. abgebildet ist. Auch nach Defilipp”s Entdeckung war an derselben Species alles Uebrige, z. B. die Beziehung des. gestielten Säckchens zum Heetocotylus } und seinen zweierlei Kapseln (s. Gephalopodes mediterr. S. 35) und die Verhältnisse der Geschlechtsorgane im ganzen Thier, wie im Hecto- cotylus gänzlich im Dunkeln geblieben. Im Folgenden sollen nun einerseits die Hauptpunkte angeführt wer- den, welche sich bei Argonauta und Octopus granulosus, theilweise. auch bei Tremoctopus- violaceus übereinstimmend: ergeben haben und! desswegen mit um so grösserer Sicherheit angenommen werden dürfen.ı Andererseits sollen die Punkte erörtert werden, welche bei einzelnen oder allen hierher gehörigen Arten noch zweifelbaft oder streitig undı desshalb neuer Erfahrungen bedürltig sind. 1 Argonauta Argo und Octopus (Tremoctopus) Carena Verany, wel- cher mit Octopus granulosus Zam. bei Cuvier identisch ist, haben voll-' ständige Männchen. Diese sind mit inneren Geschlechtsorganen. nach dem Typus der übrigen Cephalopoden versehen, aber durch a FE: 31 Entwickelung eines eigenthümlichen Arms ausgezeichnet, welcher ab- gelöst den Hectocotylus Argonautae und Octopodis darstellt. Es lässt sich schliessen, dass der Hectocotylus Tremoctopodis ebenso der los- getrennte Arm eines vollständigen Männchens ist, Der Hectocotylusarm des Octopus stimmt mit dem der Argonaute, wie leicht zu vermuthen war (s. H. Müller diese Zeitschr, IV.Bd., S. 15), darin überein, dass er aus einem gestielten Säckchen hervorgeht, wel- ches umgestülpt zu der pigmentirten Kapsel am dicken Ende des Hecto- eotylus wird. Vom Hectocotylus des Tremoctopus ist in dieser Bezie- hung nichts bekannt. "Alle ‚Hectocotylen bestehen aus einem dickern, Näpfe tragenden Theil, welcher eine Ganglienkette *) enthält, und einem dünnern An- hang, welchen man als Ruthe bezeichnen. kann. Die Vermuthung H.. Müller’s, der Faden in der Endkapsel des Hectocotylus Octopodis möchte ‚die Fortsetzung der Axe wie bei der Argonaute sein (s. Bd. IV, S.44), hat durch die Untersuchungen von Verany und Vogt sieh als richtig erwiesen, und es liegt darin zugleich eine Bestätigung der An- gabe, dass die Ruthe des Hectocotylus Tremoctopodis dieselbe Bedeu- f tung habe. Auch die Analogie zwischen den membranösen Lappen an - der Wurzel der Ruthe von Hectocotylus Argonautae und der farblosen Kapsel am Ende von Hectocotylus Tremoctopodis und Octopodis er- scheint nun um so mehr gesichert ‘(s. $. 48)?). Da diese Kapsel bei Hectocotylus Tremoctopodis auch den Spermatophoren enthält, was bei Hectocotylus Octopodis nie der Fall zu sein scheint, so wäre eine genaue Vergleichung, namentlich der Oeflnungen an der Kapsel bei "Beiden wünschenswerth, wie denn auch die Entwickelungsverhältnisse dieser Theile bei allen drei Hectocotylen zu eruiren sind. > Der Hode ist bei der Argonaute wie bei Octopus Carena nach dem A) Verany und Vogt geben S. 452 u, 476 sonderbarer Weise die Aufklärung, dass der vorgehliche Darm, "welchen Kölliker beschrieben, ein Gefäss sei, und dass Kölliker die kegelföürmigen. Massen, welche v. Siebold als Ganglien „erkannte, für den Inhalt dieses Gefässes angesehen hahe. Offenbar hat aber \ Kölliker, wie aus den Abbildungen klar ist, die ganze Höhle, in welcher die Gänglien liegen und nicht die enge daneben verlaufende Arterie als die Darmhöhle eventuell bezeichnet. Uebrigens hatte derselbe diese gleich an- fangs nur problematisch gegebene Deutung später (Zeitschr. Bd. III, S. 90) selbst schon verlassen. Verany und Vogt geben $, 478 irrihümlich an, dass ein Sack mit der Ruthe darin von den verschiedenen Autoren über den Hectocotylus der Argonaute gesehen und zuletzt von Kölliker als membranöse Lappen betrachtet wor- _ den sei. Kölliker hat allerdings (Bericht $. 79) darauf aufmerksam gemacht, dass diese Lappen die Reste eines Sacks sein könnten, der vielleicht zu anderen Entwickelungsperioden exisliren mag. Eine Beobachtung darüber liegt jedoch bis jeizt nicht vor. “. 23 + 352 Typus der übrigen Gephalopoden gebaut.‘ Er liegt bei ersterer in einer Kapsel, an welcher er nur an einer beschränkten ‚Stelle be- festigt ist. Dieser Anheftung gegenüber war am freien Theil des Ho- dens bisweilen eine kleine Höhle sichtbar, welche sich in das Innere des Hodens erstreckte und aus deren Oeflnung sich weisse Samenmasse in die Kapsel ergoss. Der Bau des samenleitenden Apparats im Innern des Eingeweide- sacks ist bei O. Carena durch Verany und Vogt sehr genau bekannt geworden. Nach denselben wird darin ein complicirter Spermatophor gebildet, welcher jedoch von denen der übrigen Gephalopoden in seiner Forın etwas abweicht, und dieser kommt durch eine in der Gegend der linken Kiemenbasis gelegene Oeffnung zu Tage. Für das Problem der physiologischen Function des Heetocotylus geben die Genannten weiterhin folgende Lösung: Die Samenmaschine wird, wahrscheinlich durch die Ruthe des abnormen Arms, in die pigmentirte Kapsel des letztern übergetragen; dieser löst sich ab und gelangt an die Geschlechtsöffnungen des Weibchens, ‘wo dann ‘der Spermatophor seine Mission erfüllt. Dieselben Verhältnisse sollen bei den anderen Hectocotylen stattfinden, indem die von Kölliker und v. Siebold beschriebenen Geschlechtsorgane ebenfalls nur eine Samen- maschine ‚seien, welche in der Tasche des Hectocotylusarms steckt. Leider kann diese einfache Lösung auf keinen Fall die allgemeine Geltung haben, welche ihr die Verfasser zuschreiben, wenn man da- von absieht, dass die Samenmasse nicht im Hectocotylus entstehe, was nach der Auffindung der wahren Hoden bei zwei Arten jetzt wohl kaum mehr in Frage kommt. Dies vorausgesetzt, drängt sich ‘vor Allem die Frage auf: Wie und auf welchen Wegen gelangt die Samenmasse erstens in den Hectocotylus und zweitens aus demselben in die Geschlechtsöffnungen des Weibchens? Verany und Vogt erwähnen bereits selbst, dass über beide Punkte bei Octopus Carena gar keine Beobachtungen vorliegen, indem sie in allen Fällen den Spermatophoren noch innerhalb des Mantels fanden, nie da- gegen überhaupt Samen in dem Hectocotylusarm sahen oder diesen letzte- ren abgelöst auf dem Weibchen antrafen, wie Cuvier. Die Beobachtungen an Argonauta und Tremoctopus violaceus aber zeigen, dass hier wenigstens complicirtere Verhältnisse stattfinden, und dass keineswegs Alles, was Kölliker und v. Siebold als Geschlechtsapparat beschrieben haben, bloss ein Spermatophor in der Tasche des Hectocotylus war, wie sich wohl vermuthen liess, wenn man nicht mehrere Angaben Kölliker’s als gänz- lich aus der Luft gegriffen ansehen wollte. Was zuerst die Argonaute betrifft, so kann über die Existenz des e f von. Kölliker und H. Müller heschriehenen Ductus deferens längs der Rückseite des Hectocotylus und bis gegen das Ende des Anhangs oder j Yu 353 der Ruthe hin, kein Zweifel 'obwalten. Seine dicke, muskulöse, unter der pigmentirten. Kapsel’ gelegene Partie (silberglänzender Schlauch) war an den freien Hectocotylen fast ohne Ausnahme, zu wiederholten Malen aber auch sein weiterer Verlauf längs der Ruthe mit: Samen gefüllt. Dasselbe war an einigen der Hectocotylusarme der Fall, welehe noch mit dem übrigen Thier in Verbindung standen und eben erst aus dem geöffneten Säckchen 'hervorgetreten waren. Die pigmentirte Kapsel dagegen enthielt fast an allen freien Hectocotylen weder einen Spermatophoren, noch überhaupt irgend etwas, ausser dass öfters die Ruthe in dieselbe hineingekrümmt war, s. Bd. IV, S.7 u. 8. Der von Kölliker beobachtete Fall, wo Samen in der pigmentirten Kapsel lag, scheint eine Ausnahme gewesen zu sein, deren Erklärung a. a. O. gegeben wurde. * Hier ist also die pigmentirte Kapsel des Hectocotylus nicht der Aufbewahrungsort des Samens, ein Spermatophor ist hier überhaupt noch nicht aufgefunden, und es ist kaum anders denkbar, als dass ein Weg im Innern existirt, durch welchen der Same aus dem Mantel in den muskulösen Schlauch des Hectocotylus gelangt, von wo aus er dann weiter getrieben wird. H. Müller hatte einen gewundenen Samen- ‚leiter von der Hodenkapsel bis in die Näh&® der linken Kiemenbasis verfolgt, dort aber nicht mit Bestimmtheit weiter zu unterscheiden ver- mocht und vermuthet, dass dessen Fortsetzung bis in den Hectocotylus- arm sich nur durch die Kleinheit der Theile entzogen hätte, sich aber an grösseren Arten leicht würde auffinden lassen. Nachdem aber durch die sorgfältigen Untersuchungen von Vogt und Verany bei Octopus Ca- rena, welcher durch seine so viel bedeutendere Grösse eine ebenso viel grössere Sicherheit der Erforschung gewährt, an dem Behälter des Spermatophoren eine Mündung nach der Mantelhöhle nachgewiesen ist, werden weitere Untersuchungen auf eine möglichst vollständige Ver- folgung des Samenleiters auch bei der Argonaute zu achten haben. An Weingeistexemplaren ist weder eine Mündung in die Mantelhöhle, noch eine Fortsetzung des Gangs in den Arm mit genügender Sicher- heit zu erkennen, obschon eine Verlängerung des silberglänzenden - Schlauchs eine Strecke weit rückwärts vorhanden zu sein scheint). Wenn wirklich der Sanıen hier einfach in den Heetocotylusarm geleitet wird, so wäre es merkwürdig genug, dass die Argonaute der einzige nte Cephalopode wäre, welcher keine sogenannten Maschinen zur pn u Zu Are Dill ee re ee See 4) In den Annales des sciences nat. tome XVII gibt Herr Roulin, dem H. Mul- ) ler's Notiz in denselben Annalen unbekannt geblieben zu sein scheint, eben- falls eine Mittheilung über Kenntnisse von den Hectocotylen bei den Alten. - Dieselbe ist auch dadurch interessant, dass daraus erhellt (S. 494), wie die b Communication zwischen den Geschlechtstheilen im Mantel und dem Hectoco- E Iylusarın vor Zeiten ebenso vermisst wurde, als dies jetzt noch der Fall ist. 354 Uebertragung des Samens besitzt. Da indess diese jedenfalls sehr klein sein müssten und ein mehrfach gewundener Samenleiter neben dem Hoden liegt, so soll die Möglichkeit nicht geleugnet werden, dass hier noch etwas der Art zum Vorschein kommt,‘ das vielleicht eher zum Transport des Samens in den Hectocotylus als aus ee in das Weibchen dient. Es konnte nämlich durch die weiteren Untersuchungen auch für die Argonaute zur Gewissheit gebracht werden, dass die Befruch- tung der Weibchen durch vollständige Begattung geschieht, und es zeigt sich die interessante Thatsache, dass dabei das Eindringen des ruthenartigen Anhangs bis in die Eierstockskapsel und dessen Ab- reissen vom napftragenden Theil des Hectocotylus keineswegs eine Seltenheit, sondern wohl der normale Hergang ist (s. Bd. IV, S. 27). Auf einer weiblichen Argonaute von mittlerer Grösse sass ein Hecto- eotylus, welcher sich noch bewegte, aber ohne Samen in dem silber- glänzenden Sehlauch und ohne den ruthenartigen Anhang war. In Erinnerung an die früheren Erfahrungen wurden nun die Geschlechts- organe des Weibehens durchsucht, und es fand sich in der Eierstocks- kapsel nicht eine Ruthe eines Hectocotylus, sondern deren sechs. Dieselben waren meist zusammengerollt, noch mit den membranösen Lappen versehen und von weisser Samenmasse umgeben, welche alle Zwischenräume der Eierstockseier ausfüllte. Ausserdem steckten in dem einen Eileiter noch zwei solcher Ruthen, so dass’ dieses eine Weibchen im Ganzen nicht weniger als acht Männchen demontirt hatte, Der Hectocotylus der zweiten hierher gehörigen Cephalopodenart, des Tremoctopus violaceus, nimmt auch in den in Rede stehenden Verhältnissen eine eigenthümliche Stellung ein. Die Analogie, welche der sogenannte Ductus deferens in Bau und Anordnung mit einem F Spermatophoren der übrigen Cephalopoden hat, wurde von H. Müller sehon hervorgehoben. Dieselbe erhält dureh die von Verany und Vogt f entdeckte Anwesenheit und eigenthümliche Form des Spermatophoren von Octopus Carena ihre Bestätigung, und wird von Verany und Vogt, wie erwähnt, gleiehfalls geltend gemacht *). Diese gehen jedoch zu weit, wenn sie den sogenannten Penis bei Hectoeotylus Tremoetopodis lediglich für die Spitze des Spermatophoren halten. ' Kölliker hatte be- reits Muskeln und Gefässe darin beschrieben, jund der Penis ist, wie oben berührt, auch hier eine dünne Fortsetzung der Axe. In deren Inneres dringt jedoch der Spermatophor (Ductus deferens) ein und da- von bäugt wohl die weitere Entfaltung dieser Ruthe zum Theil ab. ?) Eine spätere Beobachtung zeigt, dass die von H. Müller (Bd. IV, S. 21 erwähnte eiförmige Blase nicht eine Entwickelungsform des’ Bulbus dar- stellt, welchen man sonst am Ductus deferens (Spermatophor) findet. 4 $ 355 Hier kann also die Ruthe nicht 'die Uebertragung des Spermatophoren ‚aus dem Mantel in den Hectocotylus vermitteln, wie Verany und Vogt bei O. Carena vermuthen. Es ist jedoch auch keine andere Hypothese über diesen Transport mit Grund zu geben, so lange das vollständige Thier unbekannt ist. Dagegen ist eine Begattung und Befruchtung durch Eindringen der Ruthe in die weiblichen Eileiter auch für diese Species beobachtet. Der Spermatophor wird dabei nicht als Ganzes ausge- stossen, sondern hilft den Transport des Samens durch jene Ruthe in die Geschlechtstheile des Weibchens bewerkstelligen; siehe Bd. IV, 5.21 u. 25. Es ist demnach immerhin das Verhalten dieses Sper- matophoren ein anderes als bei den gewöhnlichen Cephalopoden, und derselbe kann in gewisser Beziehung auch als Ductus 'ejaculatorius eigener Art bezeichnet werden. An diesem merkwürdigen Geschöpf ist also, abgesehen von der Hectocotylie, wenn man sich so ausdrücken darf, eine 'eigenthümliche Combination zweier Befruchtungsmethoden gegeben. Als gemeinsames Resultat für Argonauta und Tremoctopus ergibt sich ‚aus dem Vorstehenden, dass die Ruthe der Hectocotylen einer Begattung dient und dabei der Samen durch einen eigenen Kanal an der Ruthe in die Geschlechtstheile des Weibchens geleitet wird. Es liegt natürlich nahe, zu fragen, ob bei dem Hectocotylus Octo- podis nicht ebenfalls etwas Aehnliches vorkomme, und da auch die neuesten Untersuchungen von Verany und Vogt hierüber gar nichts er- geben, die Gelegenheit zu positiven Erfahrungen aber überhaupt viel- leicht nicht so bald eintritt, mag es erlaubt sein, die wenigen Anhalts- punkte, welche sich bis jetzt bieten, ins Auge zu fassen, 0 Wenn nach der Ansicht von Verany und Vogt der Spermatophor als solcher in die piginentirte Kapsel des Hectocotylus Octopodis ge- langt, und letzterer dann nur dazu dient, ihn einfach in die Nähe der weiblichen Genitalöffnungen zu bringen, so würde dies Verhalten gegen- über dem der anderen Hectocotylen sich am wenigsten von dem Typus ‚der ‘gewöhnlichen Cephalopoden entfernen. Es muss jedoch bis jetzt noch ganz zweifelhaft erscheinen, ob nur der Spermatophor als solcher ‚die piginentirte Kapsel gelangt. Die Analogie von den beiden anderen lc tylen gibt keine Stützen dafür. In der entsprechenden Kapsel - der Argonaute findet sich nach dem Früheren der Samen in der el nicht. Aus dem Umstand aber, dass die Kapsel des Hectocotylus Tremoctopodis den Spermatophoren desselben enthält, kann kein gül- iger Schluss gezogen werden, da diese Kapsel nach dem, was bisher nt ist, nicht der durch Umstülpung entstandenen pigmentirten Kapsel entspricht, sondern der anderen farblosen , aus welcher die Ruthe hervorkommt. Dazu komint, dass nach der Beschreibung Cuvier’s, wel- ‚cher allein bisher den Hectocotylus Octopodis mit Samen erfüllt unter- 356 suchte, dieser nicht in ‚der. pigmentirten: Kapsel, sondern in einer andern, diekwandigen, darunter gelegenen. enthalten war (Annal. des sciene. nat. 1829, S. 453). Auf der ade Seite kann es nicht wohl gestattet sein, A Verhalten der anderen Hectocotylen auf das: der Pulpen überzutragen, da Verany ‚ und Vogt von einem besondern Kanal in demselben nichts erwähnen, vielmehr ihn mit Ausnahme der früher beschriebenen Punkte ganz einem gewöhnlichen Cephalopodenarme entsprechend fanden. Einige Bedenken müssen jedoch durch die speciellen Angaben Cuvier’s rege gemacht werden. Allerdings ist dessen Beschreibung auf keinen Fall ganz genau, indem die freie Endigung der Ruthe übersehen ist, wie sowohl 4. Müller als Verany und Vogt annehmen. Es ist jedoch ‚sehr auffallend, dass Cuvier unterhalb der pigmentirten Kapsel einen diekwandigen Schlauch mit dem gewundenen weissen Faden (Sameneylinder) darin und dessen Fortsetzung in einem Kanal längs des Rückens bis auf die dünnere Ruthe mit aller Bestimmtheit fast ebenso beschreibt, wie diese Theile bei Hectocotylus Argonautae sich wirklich vorfinden, was jedoch Cu- vier durchaus nicht bekannt war. Diess bewog auch A. Müller (Bd. IV, 5. 44) die Uebereinstimmung im Bau der beiden Hectocotylen mit ge- ringen Ausnahmen anzunehmen. Es ist desswegen sehr zu bedauern, dass Verany und Vogt, wenn sie sich von der Grundlosigkeit der Angaben Quvier’s überzeugt haben, diess nicht ausführlicher erwähnen. Rüppell (s. oben) gibt bloss an, dass an seinem Exemplar des Octopus Carena sich die männlichen Sexualorgane ganz übereinstimmend mit den Be- schreibungen und Abbildungen, Cuvier’s und Kölliker’s verbielten. An einem viele Jahre in Weingeist gelegenen Exemplar des Octopus Ga- rena, welches wir Herrn Defilippi verdanken, demselben, an welchem er seine Entdeckung über den Hectocotylusarm gemacht hat, sieht man einen Faden, welcher dem von Cuvier beschriebenen entsprechen möchte, längs der Rückseite des Heetocotylusarms bis auf die noch in der Endkapsel zusammengerollte Ruthe hinziehen. Nach der Insertion des Arms hin lässt'er sich weit in eine stark muskulöse Masse hinein verfolgen, welche zwischen der Axe des Arms und der pigmentirten Kapsel liegt, also dem dickeren Schlauch bei Cuvier und dem: silber- glänzenden Schlauch des Heetocotylus Argonautae entsprechen würde. Ueber die Natur des Fadens lässt sich freilich nichts mehr eruiren, als dass er keinen Samen enthält. Dies ist indessen von keinem Be- lang, da dieser noch in dem Theil der Geschlechtsorgane innerhalb des Mantels steckt. Diese Andeutungen, welche aueh bei Cuvier sich nur auf Wein- geistexemplare beziehen, können natürlich den ausgedehnten Unter- suchungen, welche Verany und Yogt an frischen Exemplaren anstellen konnten, nicht gegenübergestellt werden, doch scheint-es bei al’ dem run. Be a SEE 357 - Unerwarteten, das schon in ‚dieser Angelegenheit zu Tage gekommen ist, räthlich neue Erfahrungen an Hectocotylen dieser Species abzu- warten, ehe man sie als gänzlich in’ der Art der Befruchtung von den - beiden andern abweichend betrachtet. Es ist für alle drei Hectocotylen > noch festzustellen, wie der Samen hineingelangt, für den Hectocotylus Oectopodis aber auch noch, wie er wieder herauskommt, - Dass die Hectoeotylen sich nicht zufällig, wie Rüppell annimmt, - von den Männchen ablösen, sondern zur Lostrennung bestimmt _ sind, folgern sowohl Verany und Vogt als H. Müller aus ihren Unter- suchungen. ; 0 Ueber die Dauer der getrennten Existenz bei den Hectocotylen feh- - len immer noch positive Erfahrungen; ebenso über die von Verany und Vogt vermuthete und an sich nicht «unwahrscheinliche periodische Re- - production des Hectocotylusarms an dem übrigen Thier. In. der ersten - Beziehung siod immer noch die von Kölliker als Kiemen beschriebenen, von Verany und Vogt jetzt als «fines franges » bezeichneten, aber nicht weiter gedeuteten !) Zotten eine auffallende und räthselhafte Erscheinung, welche. darauf hinweist, dass hier eine. weitere Hauptfrage über die Hectocotylen, nämlich wie weit sich ihre Selbständigkeit nach der - Trennung erstreckt, die Lösung noch grösstentheils zu erwarten hat. In zoologischer Beziehung sei nochmals erwähnt, wie darüber, dass die als Männchen der Argonaute von H. Müller beschriebe- nen Thiere dies wirklich sind, kein gegründeter Zweifel sein kann. Dieselben sind je kleiner um so mehr den Weibchen von derselben rösse ähnlich und es ist in dieser Hinsicht beachtenswerth, dass die frisch aus den Eiern geschlüpftien Jungen alle der Segel an den zwei en Armen noch ermangeln. An etwas grösseren Weibchen sieht 1. dann diese längeren Arme eingerollt und noch später erscheinen kleinsten Schalen. “Bei Tremoctopus violaceus entwickeln sich nso die grossen membranösen Ausbreitungen an demselben Arm- (A. Müller, Verhandl. der Phys.-Med. Gesellsch. in Würzburg, Ill, 8.48) erst nach dem Auskriechen aus dem Ei. Es ist ferner - Schloss an der Trichterbasis bei den männlichen Argonauten in Iben Weise vorhanden wie bei den weiblichen. Endlich sind die ectocotylen, welche an den Männchen als Arme sitzen, denen, welche erwachsenen Weibchen mit sich herumtragen und deren abge- ne Ruthen man in den Genitalien trifft, vollkommen gleich. - Dies letztere deutet auch an, dass die kleinen Männchen wirklich solche bei den erwachsenen Weibchen fungiren, und dass sie nicht sdeutend grösser werden als sie bisher beobachtet sind, so sehr dies Herr Verany besitzt ein Exemplar des Hectocotylus Tremoctopodis durch U. Muller. 358 Missverhältniss in der Grösse auch sonst .auffallend ist. Denn grössere Männchen würden wohl auch grössere Hectocotylen tragen. Von einer Identität der männlichen Argonaute mit dem Männchen von Octopus granulosus Zam. (0. Carena Ver.), etwa so, dass man den letztern für das erwachsene Thier der erstern hielte, worauf auch Rüppell’s Behauptung hinausgehen könnte, kann keine Rede sein. Eine solche Vermuthung würde sogleich dadurch widerlegt, dass die Ar- gonaute den Hectocotylusarm auf der linken Seite, Octopus granulosus dagegen auf der rechten Seite trägt, sowie durch die Existenz eigener von den Argonauten verschiedener Weibchen, auf welchen Zaurülard und Ouvier die losgetrennten Hectocotylen fanden und deren Geschlechts- theile nun durch Verany und Vogt beschrieben sind. Eine andere Frage, welche die systematische Zoologie zu entschei- den hat, wäre, ob nicht jener Octopus granulosus oder Carena, wel- chen Verany und Vogt jetzt als Tremoctopus Carena bezeichnen, der Argonaute näher stehe, als dem bisher sogenannten Tremoctopus (vio- laceus D. Ch.). Er ist von beiden u. A. dadurch verschieden, dass die membranöse Ausbreitung an den oberen Armen bei den Weibchen nach Verany’s Beschreibung zwar vorhanden, aber viel weniger ent- wickelt ist als bei jenen. Ausserdem aber schliesst sich jener Octopus mehr an die Argonaute durch den Gesammthabitus, die Form des Schlosses am Trichter, die Foramina aquifera, die Beschaffenheit der Eileiter, welche Verany und Vogt sehr lang und ohne grössere Drüsen fanden, endlich durch den Bau des Hectocotylus, welcher dem der Argonaute um vieles näher steht als dem des Tremoctopus violaceus. Auf jeden Fall aber wäre wohl der Vorschlag gerechtfertigt, aus den mit Hectocotylen versehenen Octopoden eine eigene Gruppe, etwa als Hectocotyliferen zu bilden, wenn die Verwandtschaft, welche im Gan- zen zwischen den drei bis jetzt bekannten Arten obwaltet, bei etwai- gen anderen ebenso sich findet und nicht etwa die Hectocotylie *) bei ” sehr verschiedenen Cephalopoden vorkommt. Denn dass dieselbe bloss auf die bisherigen Arten beschränkt bleibe, ist wohl kaum anzunehmen, ° und nach den jetzigen Kenntnissen hat man vor Allem Ursache, auf | diejenigen Gephalopoden ‚seine Aufmerksamkeit zu richten, welche zu der Gruppe Philonexis nach d’Orbigny gehören. j j j % E V. Eiikwörthiere. Aus dieser Abtheilung wurden nur wenige Thiere untersucht und eignet sich zur vorläufigen Mittheilung nur Folgendes: 1) Dieser von J. Müller in einem Briefe gebrauchte Ausdruck ist wohl der passendste zur kurzen Bezeichnung der eigenthümlichen Verhältnisse diese Thiere. . j f 359 . 004. Im Fleische des Lepidoleprus coelorhynchus fand Herr Kölliker das Weibchen eines Schmarotzers aus der Abtheilung der Lernaeen, der dem von Quoy und Gaimard gefundenen Sphyrion laeve Cw. am näch- sten steht, jedoch entschieden eine neue Gattung begründet, welche Lophoura (von X590%, Federbusch, und öupx, Schwanz) Edwardsii heissen mag. Die Charaktere derselben sind folgende: Leib aus drei Ab- schnitten zusammengesetzt, einem im Allgemeinen eylindrischen Vorder- leib, einem fadenförmigen Mittelstück und einem rundlichen Hinterleib. Der Vorderleib, von 37/,—4"" Länge, besitzt vorn einen kleinen rund- lichen Kopf von Y,"' Länge und Y,' Breite, an dem eine kleine Mund- öffnung und zwei Paar kurzer ungegliederter Stummel, ein oberer klei- | nerer und ein unterer grösserer sichtbar sind. Dann folgt ein 24/,"” - langes, 2/4," breites cylindrisches Stück, an dem in %," Entfernung vom Kopf zwei bräunliche vierseitige platte Organe vorkommen, die wie - kleine Käimme aus einer gewissen Zahl von Hornfäden zu bestehen scheinen: Der hinterste Theil des Vorderleibes endlich misst 34" Länge, 4” Breite und zeigt vier 'seitfiche rundliche Ausbuchtungen, zwischen denen vorn und hinten noch zwei kleine Wärzchen sich be- finden. Der mittlere Körpertheil, von 2— 2," Länge, %," Breite, zeigt nichts besonderes, dagegen ist der &"' lange, 3" breite und 2" dicke Hinterleib mit sonderbaren Anhängen versehen, die auf den ersten Blick für Eierschnüre gehalten wurden, da sie jedoch keine Eier enthalten, nur den federförmigen Anhängen der Penella sagitta verglichen werden ‚können. Es sind zwei Haufen von weissen, 2—4" langen, Y," 'brei- ten Schläuchen, welche am Ende des Hinterleibes etwas schief nach ‚hinten stehen. Jeder Haufen enthält 26—30 Schläuche, die in 5—6 ‚Reihen quirlförmig an einer 4%,” langen schmalen Axe oder Stiel be- festigt sind, so dass derselbe die Form eines zierlichen kurzgestielten chels erhält. Ausser diesen Schläuchen, deren Inhalt eine körnige ist und deren Bedeutung nicht ermittelt werden konnte, befindet am Ende des Hinterleibes zwischen denselben noch ein rundlich sckiger Wulst mit fünf grösseren Erhebungen und drei Oeffnungen, n After und den Genitalöffnungen. Von Eierschnüren war nichts sehen. | "2. Mag hier auch erwähnt werden, dass die Tomopteris onis- ormis in drei Exemplaren in Messina gefunden wurde. Mit Bezug ‚den Bau dieses wahrscheinlich zu den Anneliden gehörenden Thieres ‚Herr Kölliker nicht weiter gekommen als W. Busch. elr:i vr VL. Fische. 80 reich das 'Meer von Messina an Fischen aller Art ist, so traten ben doch vor den Wirbellosen in den Hintergrund. Doch wur- 360 den von Herrn ‚Kölliker einige seltene und wenig untersuchte Formen in den Kreis der Untersuchung gezogen, worüber Folgendes hier an- geführt werden soll. 4. Vor allem ist der merkwürdigen durchsichtigen bandartigen Fischehen Erwähnung zu thun, welche noch kein Naturforscher gründ- lich untersucht hat, obgleich schon Cuvier sagt, dass ihr Studium eines der interessantesten sein werde, mit welchem Reisende sich beschäf- tigen können, nämlich der Gattungen Leptocephalus Morr. und Helmichthys Aa/f., von welchen beiden je eine Art, L. vitreus.n. sp. und H. diaphanus, die erste in drei, die letzte in einigen 20 Exem- plaren erhalten wurde. In der That ist die Organisation dieser zarten Fischchen, welche bei einer Länge von k—5”, einer Breite von 3— 5” und einer Dieke von 1—1Y,", doch vollkommen durchsichtig sind, so dass man sie, abgesehen von den schwarzen Augen und (bei Hel- michthys) einigen Blutpunkten, im Wasser kaum sieht und durch sie hindurch z. B. die Schrift eines Buches vollkommen deutlich lesen kann, der Art, dass man bei ihrer Untersuchung von einem Erstaunen ins andere geräth, und wenn man das Ganze übersieht, dasselbe kauın mit den bekannten Thatsachen zusammenzureimen im Stande: ist. Die Belege hierfür sind im Nachstehenden in Kürze mitgetheilt. Das Skelett dieser Fischchen, die Herr Kölliker unter dem Namen der Helmichthyiden zusammenfasst, ist, obschon dieselben allgemein zu den Knochenfischen, den Muraenoiden, -gerechnet werden, von der grössten Einfachheit, fast ganz häutig und knorpelig und nur an wenigen Orten ‚mit leichten Ossificationen versehen, in denen jedoch nirgends die Charaktere des höhern Knochengewebes, namentlich auch keine Knochen- höhlen mit ihren Ausläufern nachzuweisen sind. Die Wirbelsäule besteht 4) aus einer vollkommen entwickelten, zusammen- hängenden Chorda dorsalis und 2) aus rudimentären Wir- beln. Die Chorda dorsalis ist ein gleichmässiger eylindrischer Strang, der wie gewöhnlich aus einer Scheide und aus eingeschlossenen rund- lichen Zellen besteht. Erstere ist abwechselnd dünner und dicker und stellt so wie eine Reihe hintereinanderliegender Wirbelkörper dar. Doch sind die dickeren Stellen, wenn auch etwas fester und dunkler als die dazwischen gelegenen dünneren und etwas schmäleren' Partien, doch keineswegs knöchern zu nennen, indem sie immer noch biegsam sind,, auf keinen Fall ein erhebliches Plus von Kalksalzen: enthalten und keine Spur vom ‚Bau des Knochengewebes darbieten, Dieselben erscheinen vielmehr einfach als durch Imprägnation mit einigen Erd- salzen fester und homogener gewordene Theile der Chordascheide, die an den weicheren Verbindungsstellen deutlich faserig wie bindegewebig erscheint. Der von den Ringen der Chordascheide und ihren. Verbin- dungshäuten umschlossene Raum wird grösstentheils von einer. einzige h ’ E f 5 361 Reihe eolossaler Zellen erfüllt, neben denen jedoch an den Wänden des Chordarohres an manchen Orten noch kleinere vorhanden sind, welche letzteren auch am vordern und hintern Ende allein und in grösserer Menge sich finden. — Das hintere Ende der Chorda befindet sich nach allem, was hierüber ermittelt werden konnte, in geringer Entfernung vom Schwanzende, ist schief abgestutzt und setzt sich dann noch ‘mit einem länglichen Streifen ächter Knorpelsubstanz fort, der mit seinem leicht verbreiterten Ende die Schwanzflosse stützt, und wahrscheinlich einem Flossenstrahlträger oder verschmolzenen Wirbel- bogen zu vergleichen ist. Vorn geht die Chorda, und dies ist eine der interessantesten Thatsachen, die Herr Kölliker aufgefunden hat, plötzlich sich verschmälernd mit ihrer hier ganz weichen Scheide und den Zellen tief in die knorpelige Schädelbasis hinein, so dass Schädel und Wirbelsäule nicht durch Gelenk oder Bandmasse, sondern unbeweglich und auch untrennbar miteinander verbunden sind, und _ endet dann zwischen oder selbst etwas vor den Gehörbläschen scharf _ zugespitzt. Von etwas der Wirbelsäule der Knochenfische Vergleichbarem fin- - det sich bei den Helmichthyiden sehr wenig; ausser den zarten und Bere biegsamen Chordaringen, welche dem Theil der Wirbelkörper _ entsprechen, der bei gewissen Fischen aus der Chordascheide sich bildet, finden sich nur noch unentwickelte knorpelige Bogen. An allen Chordaringen finden sich im Zusammenhange mit einer die Chorda äusserlich umgebenden zarten Haut, der äussern Scheide der Chorda, welche nach oben einen Kanal für das Rückenmark, nach unten eine ‚Hülle um die grossen Blutgefässstämme bildet, knorpelige obere Bogen, jedoch von solch geringer Entwickelung, dass sie kaum die halbe Höhe des Rückenmarks erreichen und nirgends untereinander verbinden. Untere Knorpelbogen kommen dagegen nur an ‚den letzten (bei Leptocephalus an 43) Chordaringen vor und sind wie hier auch die oberen Stücke etwas mehr entwickelt, so as mit ihren oben oft wie aus besonderen Stückchen bestehen- » ‚den Spitzen wenigstens einander nahe kommen und Gefässe und Mark umschliessen. — Rippen fehlen ganz, dagegen finden sich 4) an der Rücken- und Afterflosse knorpelige Flossenstrahl- ger, alle ohne Zusammenhang mit den Bogen und auch die vor- weit von denselben entfernt in der Muskelschicht drin, und ‚an den genannten und an der Schwanzflosse homogene hornartige ssenstrablen. "Der Schädel steht auf einer etwas höhern Stufe als die Wirbel- le, ist aber immer noch einfach genug, indem er fast ganz aus Knorpelmasse besteht und nur wenig Knochenplatten besitz. Das die Grundlage des Schädels bildende knorpelige Primordialeranium 362 ist sehr entwickelt und vollständig, und stellt einmal eine, mit Aus- nahme einer grossen Lücke in der Parietalgegend, ganz zusammen- hängende Kapsel um das Gehirn und die Gehörorgane dar, und. setzt sich zweitens, etwa so wie bei der Forelle und dem Hecht, auch ins Gesicht fort, um hier, bis zur Schnautzeuspitze sich erstreckend, theils die Decke der Augenhöhlen, den Nasenrücken und den Gaumen, theils die Kapsel zur’ Aufnahme der Geruchsorgane zu bilden. Von.Ossifi- cationen findet sich in diesem Primordialeranium keine Spur, dagegen kommen am Schädel einige nicht im Knorpelzustand. vorgebil- dete sogenannte Deekknochen vor, deren Verhalten jedoch ihrer un- gemeinen Zartheit und Durchsichtigkeit halber und wegen der gänz- lichen Abwesenheit von Knochenhöhlen in denselben, äusserst schwer zu eruiren ist, zumal der Kopf der Helmichthyiden auch sonst der Untersuchung grosse Schwierigkeiten setzt, da er einerseits zu gross und za wenig durchsichtig ist, um in seiner Totalität unter dem Mi- kroskop. erforscht zu werden, andererseits aber auch eine zu geringe Festigkeit und Grösse hat, um die Anwendung der Pincette und des Messers zu gestatten. Mit Sicherheit hat Herr Kölliker von secundären Knochepplättchen gesehen A) ein grosses Sphenoidale basilare, platt und breit, im Allgemeinen lanzeitförmig von Gestalt, das unmittelbar vor der Region, wo die Chorda endet, beginnt und bis nahe an die Schnautzen- spitze sich erstreckt; 2) zwei Stirnbeine äusserst zart und die Schädel- fontanelle deckend; 3) zwei lange, längs des ganzen obern Mundrandes sich erstreckende zahntragende Oberkiefer. Den Mangel der Nasen* beine und Gaumenbeine kann Herr Kölliker noch nicht mit Bestimmt- heit verbürgen, dagegen fehlen alle sonstigen Deckknochen ‚höherer - Fische ganz und gar. Vom Unterkiefer und seinem Suspensorium sind folgende Stücke rein vorhanden: A) ein schöner grosser, am Schädel eiugelenkter Qua- dratknorpel; 2) ein knorpeliger, damit articulirender, sehr ausge- bildeter und bis zur Schnautzenspitze sich erstreckender Unterkiefer oder Meckel’scher Knorpel; 3) ein zartes, aus einem Stück beste- hendes knöchernes Belegstück dazu mit Zähnen, eigentlicher Unter-, kiefer. Die Zähne sind kegelförmig, mit einer kleinen Höhle im: Innern, scheinbar ganz homogen und stecken in kleinen‘ niedrigen Alveolen der Kiefer. — Der Kiemendeckelapparat ist so zart, dass‘ er lange Zeit vergeblich gesucht wurde, endlich ergab sich 4) ein grosses, aber äusserst zartes Operculum, das an einem hintern obern Ausläufer des Quadratknorpels befestigt ist; 2) ein bogenförmiges schma- les Suboperculum, und 3) ein etwas breiteres, zwischen Operculum und Quadraiknorpel gelegenes Plättchen (Interopereulum ?). Das Zungenbein und die Kiemenbogen sind vollkommen ent- wickelt, aber ganz knorpelig. , Am erstern finden sich ein langes schm 363 les Mittelstück (Copula) und jederseits drei Stücke, von denen die beiden kleineren hinteren rückwärts vom Quadratknorpel ‚liegen und auch, wenigstens das eine davon (Styloideuw), mit ihm sich verbin- den, ausserdem 8—40 homogene Kiemenhautstrahlen. Kiemen- bogen sind vier vorhanden und besteht jeder aus einem grössern untern und einem kleinern obern Knorpelstreifen; ausserdem finden sich vier unpaare Verbindungsstücke und einfache. knorpelige Ossa pharyngea inferiora, ferner in jedem Kiemenblättchen ein zarter knor- peliger Strahl. © Von Extremitäten sind nur die vorderen vorbanden, jedoch: in einem ganz rudimentären Zustande. Dieselben bestehen aus einer ein- fachen Knorpelplatte, die in fünf Knorpelstreifen ausläuft und mit die- sen die homogenen hornarligen Flossenstrahlen stützt. Sehr interessant und einzig in seiner Art ist das Verhalten des Muskelsystems. Wäbrend nämlich bei allen anderen Fischen und bei den Wirbelthieren überhaupt, die Musculatur die Wirbelsäule direct um- gibt, ist dieselbe bei den Helmichthyiden ganz oberflächlich gelagert und zwischen beide eine Gallertmasse von relativ colossaler Mäch- tigkeit eingeschoben. Ein Querschnitt eines hierher gehörigen Fischchens, ‚ namentlich von dem etwas dickeren Helmichthys selbst, bietet folgendes - Verhalten dar. Zuäusserst ein aus Haut und Muskeln gebildeter Ring, dann eine mächtige Gallertmasse und mitten drin ohne allen Zusammenhang mit den Muskeln, inselartig isolirt, die Chorda mit dem Rückenmark und den grossen Gefässen. Theilt man den ganzen Querdurchmesser in neun Theile, so kommen auf Muskeln und Haut jederseits ein Theil, auf die Gallerte im Ganzen sechs Theile und auf die Chorda beiläufig in Theil. Was den Bau dieser Gallertscheide der Wirbelsäule an- st, so gehört dieselbe offenbar zum gallertigen Bindegewebe, ist nen deutlich faserig, aussen mehr amorph und enthält keinen Schleim, viel Wasser und auch etwas Eiweiss. — Die Muskeln sind frisch hsichtig und farblos, zeigen in exquisiter Weise die bekannte Zick- ordnung und bestehen aus prächtigen quergestreiften Fasern, die so leicht der Quere, wie der Länge: nach zerfallen und auch ein olemma mit demselben anliegenden Kernen erkennen lassen. Das Nervensystem zeigt ein relativ entwickeltes Gehirn. Bei michthys besteht dasselbe aus einem kleinen Cerebrum, noch ein= 80. grossen Lobi optici und einem ganz kleinen rundlichen Cere- m; bei Leptocephalus dagegen ist das Gerebellum breit und ar, und sitzen vor dem Gerebrum noch zwei kleine Ganglien wie ‚den Aalen. — Die Medulla spinalis zeigt nichts besonderes. Von ven wurden, so weit die Untersuchungen Herrn Kölliker’s bisher erstrecken, die starken Nervi olfactorii, optiei und Trige- gesehen, dann die Rückenmarksnerven. Bezüglich auf den lei- 364 neren Bau dieser Theile, so ist zu bemerken, dass kein periphe- rischer Nerv dunkelrandige Nervenröhren hat, und dass auch im Rückenmark, wo die Marksubstanz der Nervenröhren allerdings nicht fehlt, dieselbe nur äusserst wenig entwickelt ist. Von Sinnesorganen sind die Augen gut entwickelt und fehlt denselben kein wesentlicher Theil. Bei Leptocephalus liegt auf dem Auge eine goldene glänzende längliche Masse auf wie eine Verdickung der Sclerotica. — Das Geruchsorgan' ist eine längliche Höhle mit einfacher Oeflnung und mit senkrechten, von einer mittlern Linie aus- gehenden Falten. Vom Gehörorgan wurden die drei Kanäle und zwei Säckchen mit runden Gehörsteinen erkannt, welche Theile grössteh- theils innerhalb des Primordialschädels, jedoch zum Theil in Gruben zu liegen scheinen, doch gelang es nicht, dieselben im Zusammenhang zu isoliren. — Die Haut endlich hat ein zartes "Pflasterepithel und sonst noch zwei Lagen, eine helle, mehr homogene, leicht streifige derbe Membran und: eine dünnere deutlich bindegewebige Schicht dar- unter. Beide Gattungen haben an gewissen Orten auch einige Pig- | mentzellen in der Haut, dagegen fehlt ein Seitenkanal und beschränkt sich, was von diesem eigenthümlichen Apparate aufge- funden werden konnte, auf einige bei Leptocephalus am Gesicht beobachtete Grübchen, von denen nicht einmal sicher ist, ob sie hier- her gehören. i , Gefässsystem und Respirationsorgane sind hei den Hel- michthyiden verhältnissmässig gut entwickelt. Eine spaltenförmige kleine, | vor den Brustflossen gelegene Oefinung führt in die geräumige Kiemen- höhle, in der vier Kiemen jederseits enthalten sind, deren einzelne Blätter '’die Form schmaler Federchen besitzen und jedes von einem pfriemenförmigen Strahl gestützt werden. — Unter und hinter den Kiemen liegt das Herz, das in der Form dem der Knochenfische ent- spricht, jedoch mit Bezug auf den Bau nicht weiter untersucht werden konnte. Die Gefässe verhalten sich im Allgemeinen 'wie bei Knochen- fischen, doch ergeben sich nrehrere Abweichungen dadurch, dass die‘ Bauchhöhle äusserst klein ist und weit entfernt von der Wirbelsäule ihre Lage hat. Während nämlich die Aorta in der ganzen Länge der Wirbelsäule‘ verläuft, verlässt die Vena caudalis vorn, etwas hinter dem Magen, dieselbe, biegt unter einem rechten Winkel nach unten und tritt in die Bauchhöhle, um, wie es scheint, an der Bildung der Pfortader sich zu betheiligen. Eigenthümlich ist eine bei Helmichthys constant vorkommende, mit Bluß gefüllte Blase in der Magengegend, von der leider nicht ermittelt werde konnte, weder ob sie pulsirt, da von dieser Gattung keine lebende Individuen zur Beobachtung kamen, noch ob sie mit der Pfortad wirklich zusammenhängt, wie es den Anschein hat. — Das Blut i bei Helmichthys roth, bei Leptocephalus ganz farblos, enthä 365 jedoch auch hier die charakteristischen elliptischen. kernhaltigen Blut- körperchen. Von Lymphgefässen wurde nichts gefunden. u Die Verdauungsorgane und sonstigen Eingeweide sind in Manchem sehr auffallend, vor allem durch ihre Lage weit weg von der Wirbelsäule in einer langen schmalen, in der untern Leibeskante befindlichen Cavität. Der Pharynx ist kurz und muskulös, die Speise- röhre sehr lang und schmal. Der Magen hat bei beiden Gattungen einen grossen Blindsack, ausserdem bei Leptocephalus noch zwei aus seiner Mitte entspringende, nach oben gerichtete seitliche Coeca. Der Darm ist ganz gerade, hat bei Leptocephalus am Anfang’ einen grossen, abwärts gerichteten, und einen kleinen, nach oben stehenden Appendix. Der After liegt bei beiden Gattungen ziemlich weit hinten. Die Leber umgibt als eine lange schmale ungetheilte Masse fast die ganze Speiseröhre; ihre Farbe erscheint bei: Helmichthys schwach gelblich oder von den Blutgefässen her schwach röthlich, wogegen sie bei Leptocephalus durchscheinend und ungefärbt ist. Eine Gallenblase mit gelblicher Galle findet‘ sich nur bei Helmichthys dicht über der mit Blut gefüllten Blase (dem Pfortaderherz?). Eine Milz war nicht zu finden, und doch hätte sie‘bei dem mit’ rothem ‚versehenen Helmichthys kaum dem Blicke sich entziehen en. DieSchwimmblase fehlt. Von Geschlechtsorganen war -im-Herbste nichts zu finden, doch muss bemerkt werden, dass die suchung der so äusserst zarten und feinen Eingeweide mit den grössten Schwierigkeiten verknüpft ist, da man dieselben nicht in’situ, nur herausgenommen und möglichst sorgfältig zerlegt zur mikroskopi- n Beobachtung verwenden kann. — Die Nieren dagegen wurden ehen als lange, schmale, über dem Darme gelegene Organe, in en die Kanälchen und bei Leptocephalus selbst die Malpighi’schen irperchen aufgefunden wurden. - Ueberblickt man nach dieser Schilderung der wichtigsten Einzeln- nisse den Gesammtbau der Helmichthyiden, so wird zuzugeben ein, dass dieselben einen der merkwürdigsten Typen der Fische dar- len und ihresgleichen nirgends finden, so dass es äusserst schwer 1, sie im Systeme unterzubringen. Es ist jedoch bier nicht der Ort, © Frage ausführlich zu besprechen und soll daher nur noch be- it werden, dass Herr Kölliker dieselben als eine besondere Fa- e zu den Apodes unter den Malacopteri bringt, zu denen sie auch längst ihrer äusseren Formen wegen gestellt worden sind. Ihre chsten ‚Charaktere, die sie von den anderen Apodes unter- den, sind 4) der Mangel von allen und jeden aus Knorpel ifieirenden Knochen (primären Knochen Köll.); 2) das Vor- men einer vollkommen entwickelten, in die Schädel- asis hineinreichenden Chorda dorsalis; 3) die geringe Ent- Zeitschr. 1. wissensch, Zoologie. IV. Bd 24 j 366 wiekelung der Wirbel, die nur aus leicht. ossificirten dünnen Ringen der Chordascheide und knorpeligen Bogen bestehen; 4) die bedeutende Ausbildung’ des knorpeligen Primordialeranium und das spärliche Auftreten von Deckknochen; 5) der Mangel der Rippen; 6) die Existenz einer dieken Gallertscheide um die Wirbelsäule und die hierdurch bedingte Verdrängung der Mus- kulatur und der Visceralhöhle in die oberflächlichsten Körperschichten; 7) der Mangel von Schwimmblase und Milz; 8) die grosse Durchsichtigkeit und die Farblosigkeit vieler Theile, die selbst bis auf die Blutkörperchen sich erstrecken kann. Diese Eigenthüm- lichkeiten und andere nicht aufgeführte sind so wichtig und gross, dass man in der That wohl daran denken könnte, die Helmichthyiden als Ordnung für sich aufzustellen und vielleicht wird dies auch später, wenn die Organisation derselben noch besser bekannt ist, geschehen müssen. ‚Vorläufig erscheint es jedoch gerathener, sie bei den Mala- copteri apodes zu lassen, mit denen sie im Bau des Kopfes, der Kie- men, der äussern Leibesform, selbst der Eingeweide eine bedeutende Uebereinstimmung zeigen, wenn sie schon auch in diesen Theilen als gänzlich sui generis erscheinen. In allgemeiner Beziehung lässt sich aus dem hier Gemeldeten wiederum aufs Neue ersehen, wie weit wir noch davon entfernt sind, das eigentlich Wesentliche im Bau der Thiere erfasst zu haben, sonst. könnte. es uns ‚nicht so oft, geschehen, unsere besten Sy- steme. untauglich zu finden, die Grundphänomene der Organisation auszudrücken. Wie die Auffndung des Amphioxus eine Bresche in unsere damaligen Anschauungen machte, so wird auch die Erkenntniss der Helmichthyiden vieles wiederum umgestalten, was uns jetzt als Wahrheit gilt. Und in der That Knochenfische fast ohne Knochen, mit einer Chorda im Schädel und fast ohne Wirbel, das ist eine schwer zu lösende Aufgabe, welche jedoch ebenfalls zu bewältigen sein wird, wenn wir uns nur bequemen, unsere Ansichten stets nach den Er- fahrungen zu regeln und dieselben jedesmal umzugestalten, so wie die Beobachtung eine neue objective Basis ergibt. 2. Verglichen mit dem über die Helmichthyiden bemerkten. ist, was Herr Kölliker noch über einen andern Fisch von Messina zu be- richten hat, von geringem Belang, doch mag auch dies bier noch seine Stelle finden. Bei Ghauliodus ist der ganze Leib mit einer weichen, eigenthümlich schleimig sich anfühlenden und wie aufgelockerten Haut überzogen, welche auch vorzüglich die zwei bei diesem Fisch vorkom- “menden sogenannten Fetiflossen bildet. In dieser Haut nun, vor allem in den Flossen, finden sich eine grosse Zahl kugelrunder kleiner Körper von .0,02— 0,05” Grösse, ganz vom Bau einfacher Drüsenbläschen, mit einer deutlichen Membrana propria, einem mehr eylindrischen Epithel von Be 367 0,04” Dicke und einer runden Oeflnung von 0,007 — 0,042" Grösse, die höchst wahrscheinlich nach aussen mündet, obschon dies nirgends direct und bestimmt gesehen werden konnte, auch in der abgezogenen Ober- haut keine den Oeffnungen entsprechende Lücken aufzufinden waren. Zu jedem dieser Bläschen ging, und dies war das auffallendste von allem, eine einzige Nervenröhre, jedoch nicht von gewöhnlicher Beschaffenheit, sondern von solcher Feinheit und Blässe, dass sie nur mit den feinsten Nervenfasern, die Herr Kölliker von Froschlarven abgebildet hat (Annal. des sc. nat. 4846), sich vergleichen liessen, und endete leicht ange- schwollen an der Membrana propria derselben. Verfolgte man diese Nervenfäden rückwärts, so ergab sich leicht, dass dieselben der directen Verästelung stärkerer markloser Nervenfasern ihren Ursprung verdankten und diese führten endlich zu Stämmchen, in denen mehrere solcher Fasern anfangs noch als: blasse, später als markhaltige verliefen. — Was be- deuten nun diese Organe? Herr Kölliker glaubt dieselben vorläufig den Nervenknöpfen in den sogenannten Schleimkanälen vergleichen zu sollen, sieht sich jedoch ausser Stande, diese Ansicht, nach welcher dieselben eher zu den Sinnesorganen zählen würden, zu beweisen, und die Annahme, dass sie die Bedeutung von Drüsen haben, bestimmt zu widerlegen. Erwähnung verdienen auch noch die Wirbel von Chauliodus. Jeder ‚derselben ist ein ganz dünner, überall gleich weiter Knochen- ring, ‚der an seiner äussern Oberfläche viele dünne Längsrippen oder Längsblätter trägt. Mit jedem Ring oder Wirbelkörper verbunden sind knorpelige, jedoch mit einer ganz dünnen Schicht von Knochensubstanz überzogene obere und untere Bogen, und im Innern befindet sich eine überall ungefähr gleich breite, schöne grosse Zellen enthaltende Chorda, die jedoch nicht in den Schädel sich erstreckt. Be nn = no Nachtrag. Seit seiner Rückkehr von Messina hat Herr Kölliker die Untersuchungen über die Velelliden an zahlreichen mitgebrachten Spiritusexemplaren fortgesetzt und hierbei noch folgende Punkte fest- zustellen vermocht, 544 Bei. Porpita besitzt auch die die Schale bedeckende Rücken- haut ein sehr entwickeltes Gefässnetz, das aus vielen radiär gegen den Mittelpunkt zusammenlaufenden grösseren Stämmen und zahlreichen Anastomosen derselben besteht. 2. In dieser Rückenhaut finden: sich eine grosse Zahl von Jänglich- runden Oeffnungen, denen ähnliche Löcher in der obern La- melle der Knorpelschale entsprechen, so dass mithin die Kam- mern. der letztern direct mit dem umgebenden Medium communieiren und das Räthsel gelöst ist, wie Luft in.diese Kammern eindringt. Krohn, der nach solchen Ooflnungen gesucht hat, aber sie nicht finden konnte, gelangte nur darum zu keinem günstigen Resultate, weil er das un- 24* 368 durchsichtige Thier ohne weiteres der Untersuchung unterwarf. Ent- fernt man alle an der untern Seite der Schale befindlichen Weichtheile, so dass nur die Schale und die Rückenhaut bleiben, oder untersucht man die isolirte Knorpelschale oder die Rückenhaut, so nimmt'man die Oeflnungen wit der grössten Leichtigkeit wahr. Dieselben stehen in etwa 40 radiären Reihen zwischen den Hauptgefässen , 6, 9—40 Löcher in jeder Reihe, so dass mithin jede der 20— 25 Kuniniehe durch viele Oefinungen abi aussen mündet, mit Ausnahme der centralen Kammer, die nur ein mittleres Luftloch hat, wogegen die zweite schon acht besitzt. . 3. Nachdem die Luftlöcher der Porpita aufgefunden waren, ge- lang es Herrn Kölkker auch. die von Velella zu entdecken. Dieselben befinden sich, 43 an ‘der Zahl, ‘an der obern Seite der horizontalen Knorpelplatte dieser Thiere in einer einzigen Reihe dicht an der Basis der senkrechten Platte, so dass je sechs auf die rechte und linke Hälfte der Schale zu liegen kommen und das 43. in die mittlere runde Kam- mer einmtindet. Betrachtet man eine Schale von oben, so dass der senkrechte Kamm von vorn und rechts nach hinten und links verläuft, so stehen sieben Oeffnungen in der rechten Schalenhälfte dicht hinter dem Kamm, sechs in der linken Hälfte vor demselben. Da die Velellen- . sehale mehr als 20 ringförmige Kammern enthält, so ist ersichtlich, dass nicht alle durch die erwähnten Oefinungen, denen natürlich eine gleiche Zahl von Lücken in dem Mantel des Thieres entsprechen, Luft aufnehmen können, was jedoch nichts zu sagen hat, da die Kammern alle durch die von D. Chiaje und Krohn gefundenen Oeffnungen miteinander ver- bunden sind. k. Unter der Leber von Porpita befindet sich da, wo die klei- nen Polypen sitzen, eine milchweisse Platte, die Herr Kölliker schon an frischen Thieren beobachtete, allein anfänglich nur für ein Geflecht der weiss aussehenden Luftröhren hielt. Diese Platte ist jedoch ‘auch ‘an Spiritusexemplaren noch ebenso evident, obschon hier alle Luftröhren ganz durchsichtig sind, und besteht aus einem eigenthümlichen feinschwammigen Gewebe, von dem sich nicht mehr entscheiden liess; ob es aus Röhren oder soliden Balken bestand. Die in demselben befindlichen grösseren Lücken dienen zum Durch- tritt der hohlen Stiele der kleineren Polypen, welche über diesem Organ in die Leberkanäle einmünden, während die viel zahlreicheren kleineren Lücken die von der Knorpelschale durch die Leber nach unten gehenden äusserst zahlreichen Luftröhren hervortreten lassen, welche dann in den Wänden der kleinen Polypen enden. Das eigen- thümlichste ist jedoch der Inhalt der aus einer hellen Substanz gebil- deten Balken oder Röhren dieses Organes. Derselbe besteht nämlich aus hellen rundlichen Körnern, wie Eiweiss- oder Fetttropfen, und aus unzähligen, an Masse weit vorwiegenden dunklen krystallinischen Kör- 369 nern, die zum Theil deutlich als kleine Nadeln und rhombische Täfel- chen sich erkennen lassen. Diese Krystalle sind in Wasser, Aether, und Alkohol unlöslich, leicht löslich in caustischem Kali, Natron und Am- moniak, ebenso in Salzsäure, Schwefelsäure, Salpetersäure, Oxalsäure, Phosphorsäure, Weinsteinsäure, Citronensäure und Essigsäure. Beim Ein- äschern auf einem Glasplättchen verschwinden sie. Aus der salzsauren Lösung bilden sich beim Verdunsten dieselben Krystalle, die Funke als salzsaures Guanin abbildet. , Mit Salpetersäure erhält man beim Erwärmen eine citronengelbe Farbe, die durch Ammoniak gelbröthlich wird. Schwefel findet sich in diesen Krystallen nicht. Demnach scheinen dieselben Guanin zu sein und ist es vielleicht erlaubt, das fragliche Or- gan, das bei Velella fehlt, für eine Niere zu halten. Von Herrn Gegenbaur sind unterm 30. Januar von Messina. noch folgende Mitiheilungen eingegangen. 4. Mit der Larve des Pneumodermon fand derselbe nicht selten eine andere, deren ausgebildeter Zustand nicht mit Gewissheit zu er- mitteln war. An einem rundlichen, im jüngsten beobachteten Stadium - 0,4” messenden Körper sitzen zwei grosse Segellappen, die zusammen 0,7” betragen. Bei einer Grösse von 0,3” zeigt der Körper zwei Wimperkränze, während die Wimpern der Segellappen noch vorhanden sind; bald: jedoch schrumpfen diese ein, während die Larve mehr in _ die Länge wächst und 4 lang wird, und gestaltet sich aus ihnen ein Flossenpaar von 4" Breite. Später verloren diese Larven den einen Wimperkranz, doch war bei einer Länge von 2” noch der hintere derselben vorhanden. Abgesehen von diesen Wimperkränzen steht mit diesen Thatsachen ganz im Einklang, was Herr Gegenbaur über die Entwickelung von Hyalaea, Gleodora und Tiedemannia zu beob- achten Gelegenheit hatte. 2. Des ferneren hat Herr Gegenbaur die Circulationsverhält- nisse der Ptero- und Heteropoden fortdauernd studirt. Das pro- blematische Organ neben dem Herzen (siehe oben Seite 335) scheint bei Garinaria auch excretorischer Natur zu sein, wenigstens enthielt bier sein Maschennetz Zellen mit Goncretionen.- Nichts desto weniger ist auch das Einströmen von Wasser gewiss. Gegenbaur salı die Oefl- nung oft seeundenlang weit oflen und die im Wasser enthaltenen Mole- clile durch dieselbe einströmen. Die innere Oeflnung dieses Organes, die in den venösen Pericardialsinus führt, flimmert und ist mit: einem Sphincter umgeben. Das Organ kommt allen Pteropoden und Hetero- - poden zu, mit Ausnahme von Pneumodermon, und vermuthet Herr Ge- genbaur, dass diese Verhältnisse noch verbreiteter sind, indem er bei einer Polycera ganz dasselbe sah, was bei Phyllirrhoe sich findet. 3. Die oben angeführten Thatsachen, die den Mangel eines Ge- nerationswechsels bei gewissen Quallen zu beweisen scheinen, wer- 370 den durch neue Erfahrungen von Herrn Gegenbaur erweitert, Nicht selten beobachtete derselbe junge Medusen, die sich durch Wimpern be- wegen, doch gehörten bis jetzt alle einer Art an. Die jüngsten waren flaschenähnlich, fast so wie die jüngsten Formen der von J. Müller beobachteten Aeginopsis, und 0,06” lang, und besassen an der Basis des Halses 4—5 eben hervorsprossende dicke Tentakeln. Später vermehren sich diese zu acht ziemlich steifen, längeren, an der Spitze röthlichen Fäden, zwischen denen meist vier Randkörper ihre Lage haben, während zugleich an der Spitze des Halses die weite runde Mundöffnung 'sichtbar wird. Dann erweitert sich der Bauch der Flasche und setzt sich so gegen den Flaschenhals ab, dass dieser endlich in die Concavität des aus dem Bauche gebildeten Schirmes hineintritt und nun deutlich als Magen und Schlund erscheint. Nun entstehen auch acht Gefässkanäle im Schirm, der noch keinen Unterschied zwischen Umbrella und Subumbrella aufweist. Immer noch überziehen feine Cilien den Schirm, längere die nur schwach sich bewegenden Ten- takeln und schwimmt die Qualle immer noch einzig und allein durch Hülfe der Cilien. Erst wenn der Durchmesser des Schirmes 0,25”, der Magen lang und am Munde zweilappig ist, verschwinden die Wim- pern. Die grössten Exemplare von Y," besassen 16 Tentakeln uld vier gestielte Randkörper, jedoch noch keine Geschlechtsorgane. 4. Velelliden kommen nach Herrn Gegenbaur in der neuern Zeit ı in Messina nicht mehr vor, dagegen fischte derselbe Medusen, die er für Abkömmlinge dieser Thiere hält. Die kleinsten mit einer Umbrella von 0,3” Breite und etwas darüber Höhe glichen der von Huxley in Müller’s Archiv 1852 gegebenen Abbildung eines Velellasprösslings. Dieselben besitzen vier Kanäle, einen kurzen kegelförmigen Magen, zwei Tentakeln, keine Randkörper und Geschlechtsorgane, und in der’Sub- umbrella, namentlich am Verlaufe der Kanäle, Haufen jener gelben Kör- ner (Zellen), die sich in den Knospen der Velella vorfinden. Auf der Oberfläche des Schirmes stehen immer den Kanälen entsprechend grosse (von 0,008”) Nesselorgane bald einzeln, bald in Reihen. Eine grössere Form von 3”, die ebenfalls hierher bezogen werden muss, hatte 46 Kanäle, die Umbrella von der Subumbrella weit abstehend, letztere gleichfalls mit den erwähnten gelben Körpern und erstere mit den Reihen von Nesselorganen. Die Tentakeln schienen abgerissen, wenig- stens fand Herr Gegenbaur unter drei Exemplaren nur eines mit einem sonderbar gestalteten Tentakel ausgerüstet. Die Geschlechtsorgane waren zu vieren an dem stumpfkonischen Magen vorhanden. Zwei weibliche Individuen zeigten deutlich die Eikeime, das dritte enthielt in den Geschlechtsorganen nur Zellen mit kleinen eingeschlossenen Bläschen {Mutterbläschen der Samenfäden?). ! ? Ueber die Entwickelung der Glavicula und die Farbe des Blutes. Briefliche Mittheilung an A. Kölliker von Prof. ©. Bruch in Basel. Sie werden meine Beiträge zur Entwickelungsgeschichte des Kno- chensystems, die Sie voriges Jahr im Manvscripte bei mir sahen, nun erhalten haben und daraus sehen, dass wir zwar in einigen delicateren Punkten differiren, in der Hauptsache aber auf demselben Wege sind. Ich habe eigentlich die Prineipien, von welchen Sie geleitet wurden, zu weiteren Consequenzen verfolgt, von denen ich aber nicht sagen will, dass es die letzten seien. Die Punkte, worin wir abweichen, insbesondere was die Bildung der Knochenkörperchen betrifft und ihre Unterscheidung in primordiale und secundäre, sind von der Art, dass sie in jenen Consequenzen liegen, und ich hoffe, dass sie mir bei näherer Prüfung beistimmen werden. Da der Druck meiner Beiträge mehrere Monate dauerte, habe ich bereits Gelegenheit gehabt, weitere Beobachtungen zu machen, die meine früheren im Allgemeinen durchweg bestätigen, mitunter aber sehr auffallend erweitern. ‘So in Bezug auf die menschliche Clavicula. Seit ich beobachtet, dass die Furcula der Vögel - zu den secundären Knochen gehört, war mir der Ursprung der Clavieula des Menschen und der Säugethiere, die bekanntlich niemals Apophysen zeigt, wie andere lange Knochen, und in den frühesten Perioden schon in ihrer ganzen Ausdehnung verknöchert gefunden wird, interessant. Leider fehlten mir frische menschliche Fötus aus den ersten Monaten; da ich nun kürzlich nacheinander mehrere derselben erhielt, liess ich mir diesen Punkt besonders angelegen sein. Es stellte sich heraus, dass die Cla- _ vieula in der That ein secundärer Knochen ist, d. h. nicht, wie die Rippen, das Brustbein u. s. w., knorpelig prüformirt wird. Bei einem menschlichen Fötus von eirca 7—8" Länge bestand sie aus einer win- zigen Knochenscheibe von dem charakteristischen Gefüge der secundären Kuochenanlagen, mit strahligen Knochenkörperchen u. s. w., ohne eine Spur von Knorpel daran. Sie war zugleich der einzige und erste 372 Knochenkern im ganzen Fötus, d. h. in dem bereits gebildeten Pri- mordialskelett war noch kein einziger Knochenkern aufgetreten. Bei einem Fötus aus dem dritten Monat hatte sie an beiden Enden, am merklichsten am vordern Ende, eine dünne Knorpellage angesetzt, worin primordiale Verknöcherung mit grossen strahlenlosen Knochen- körperchen das secundäree Mittelstück ergänzte. Es findet also hier dasselbe Verhältniss statt, wie am, Unterkiefer der Säugethiere, der als secundärer Knochen entsteht und später knorpelige Epiphysen an- setzt. Die Aehnlichkeit des Kiefer- und Schlüsselbeingelenkes und ihre Abweichung von den übrigen Gelenken wird dadurch begreiflicher, wie ich denn ‚auch den Gelenkknorpel am Brustbein nicht von anderen Gelenkknorpeln verschieden, den der Clavicula aber den Faserknorpeln ähnlicher finde. Auch die rudimentäre Clavicula des Hundes und der Katze, die oft durch ein Ligament ergänzt wird, finde ich nicht knor- pelig präformirt. Diese Thatsache scheint mir um so interessanter für die Deutung des Extremitätengürtels der Wirbelthiere, als ich Grund habe, anzunehmen, dass das Os coracoideum bei allen ‚Säugern ein ursprüuglich selbständiges 'Skelettstück ist, und nicht blos einem: be- sondern Knochenkern entspricht, wenigstens habe ich den sogenannten Proe. coracoideus beim Rinderfötus vor der Verknöcherung durch’ eine ähnliche Knorpelnabt von der Scapula getrennt gesehen, wie sie sich z. B. zwischen den knorpeligen Wirbelbögen findet, ehe ,sie zum Pro- cessus'spinosus zusammenfliessen. Ist aber der Processus coracoideus beim ‚Rinde, ‘wo er am kleinsten ist, selbständig, so ist er es gewiss auch. bei denjenigen Thieren, wo er stärker entwickelt ist. Man würde daher zwischen secundärer und primordialer Clavicula zu unterscheiden haben (zwischen Furcula oder eigentlicher Clavicula und Os coracoideum); meiner bisherigen Erfahrung nach trifft ein zoologischer Mangel (wie bei anderen secundären Knochen auch) immer die. erstere. : Ueberhaupt bin ich entschieden Ihrer Ansicht, dass die histologische Entwickelungs- geschichte ein wesentliches und untrügliches Princip der vergleichenden Osteologie abgeben wird, wenn sie nur erst mehr im Detail‘durch- geführt sein wird. Eine. Bemerkung drängt sich jedoch hier wieder auf, der ich..bereits in meinen Beiträgen (S. 124) Worte gegeben habe, dass nämlich die Bezeichnung Primordialskelett wohl recht gut ist für ‚den Inbegriff der knorpelig präformirten Theile, ‚die man als den Grundstock des Wirbelthierskeletts betrachten kann; dass aber die Unterscheidung in primäre und secundäre Knochen nicht sehr passend ist, da man dies immer auf die Zeit beziehen kann, die er- sten (d. h..am frühesten auftretenden) Verknöcherungen aber (Cla- vicula, Unterkiefer) nunmehr zu den letzteren gehören würden. In meiner Schlussauffassung habe ich daher lieber‘ von: indireeten und direeten Verknöcherungen gesprochen ‚was gleichbedeutend wäre 373 , mit präformirten und nicht präformirten. Doch kömmt am Ende auf die Worte wenig an, wenn man über die Sache im Reinen ist. — Von Wichtigkeit ist auch eine Folgerung, welche die. Chemiker angeht, und von welcher‘ dieselben bis jetzt, wie es scheint, nicht Notiz genommen haben. Es ist klar, dass man nun nicht mehr das so- genannte Glutin als eine Entwickelungsstufe ‘des Chondrins ansehen darf, indem das Chondrin, insofern es aus permanenten Knorpeln' ge- wonnen wird, in der Regel einem viel ältern Gewebe entspricht, und wahrscheinlich gar niemals Chondringebendes Gewebe zu Glutingebendem wird. Es will mir überhaupt scheinen, als ob diese Darstellungsproducte der abgeleiteten Eiweisskörper, die in ihren Reactionen so vielfach va- riiren, nicht so unbedenklich als histogenetische Eintheilungsgründe be- nutzt ‘werden dürften. Ich glaube nicht, dass der Knochen desswegen aus Bindegewebe bestehen muss, weil Knochen und Bindegewebe beide beim Kochen Glutin oder etwas Aehnliches geben, so wenig als Jemand die Cornea zu den Knorpeln stellt, weil sie beim Kochen Chondrin gibt. Auch das sind Ontologien, mit denen sich zwar einiges Aufsehen machen lässt, in Wahrheit aber Nichts gefördert wird. — Schliesslich bemerke ich noch, dass ich durch Ihre Darstellung von der Entwicke- lung der Zähne (in dem kürzlich erschienenen neuesten Theile Ihrer Mi- kroskopischen Anatomie) sehr überrascht wurde, da ich nach meinen eigenen Erfahrungen das Zahnbein (Owen’s Dentine) bei verschiedenen ‚ Thieren, und auch in den Hautzähnen der Rochen, durchaus als se- cundäre Knochenbildung aufgefasst hatte und nahe daran war, Ihnen einen Aufsatz darüber zuzusenden,. der meine Beiträge, worin von: den Zähnen nicht die Rede ist, ergänzen sollte. Da meine Beob- ‚achtungen aber bereits mehrere Jahre alt sind, will ich meine Mit- ‚heilung verschieben, bis ich‘ Zeit und Gelegenheit gehabt habe, die ‚Hauptpunkte noch einmal zu revidiren. Nun noch Einiges über die Blutfarbe, Wenn ich die Frage über den Farbenunterschied des arteriellen und venösen Blutes wieder berühre, so geschieht dies nicht, um eine ‚unerfreuliche Polemik fortzusetzen, sondern im Gegentheile, weil ich im Stande zu sein glaube, dieselbe nunmehr vollständig beizulegen. ‚Ohne Zweifel war es die Form, in welcher die Discussion darüber ge- führt: wurde, welche die meisten Beobachter abgehalten hat, in dieser ‚Sache Partei zu nehmen, die doch ihres innigen Zusammenhangs mit ‚dem Stoffwechsel wegen von Wichtigkeit ist, und nur Zehmann in ‚seinem vortrefllichen Lehrbuche hat sich bemüht, allen Theilen gerecht zu werden. Aus den nun bereits vor neun Jahren begonnenen Ver- "bandlungen darüber hatte sich bekanntlich so viel herausgestellt, dass ‚die Gase, und zwar O und CGO,, nicht blos das gewöhnliche, sondern ‚auch das seiner Körperchen beraubte, gewässerte Blut färben, dass ’ 374 © dasselbe hell, CO, dunkelroth färbt, und dass man den Farben- wechsel, ähnlich wie er im Körper fortwährend stattfindet, durch abwechselnde Einwirkung von O und CO, auch ausserhalb des Kör- pers beliebig hervorrufen kann. Diese Einwirkung geschieht, wie Scherer und ich zuletzt übereinstimmend gefunden hatten, sowohl beim Durchleiten als beim Schütteln mit den Gasen, obgleich letztere Methode begreiflicherweise rascher und sicherer wirkt. Einige haben zwar gemeint, das Schütteln müsse vermieden werden und finde keine- Anwendung auf die Veränderung in den Lungen, aber abgesehen davon, dass Schütteln schwerlich eine qualitativ andere Wirkung haben kann als innigere Berührung, glaube ich im Gegentheil, dass das blosse Durchleiten nicht auf den normalen Vorgang passt, und dass die un- endlich feine Vertheilung des Blutes in den Körper und die rapide Bewegung desselben in den feinen Capillaren durch das Schütteln nur unvollkommen nachgeahmt wird, daher die Wirkung beim Schüt- teln immer noch langsamer eintritt als bei der Circulation. Nach jenen nun, wie es scheint, ziemlich anerkannten Versuchen müsste man schliessen, dass die Gase auf den Farbestoff direct wir- ken, in ihrer Wirkung daher von der des Wassers und der Salze verschieden sind, was auch dadurch bestätigt wird, dass die durch Salze erzeugte Farbe von der des sauerstoffigen Blutes verschieden ist, aber mit ihr combinirt werden kann; die erstere ist trüb, ziegelroth, ockerartig, die letztere klar, scharlachfarben. Die Art dieser Einwir- kung wurde dadurch allerdings nicht begreiflicher als vorher, wo man eine Oxydation des Farbstofls annahm, da sich eine Desoxydation durch die CO, nicht denken lässt. Es ist aber die Frage, ob nicht eine lockere Verbindung der Gase, wenigstens des O, mit dem Farb- stoffe stattfindet, die nicht nach Proportionen zu geschehen braucht. Dass eine besondere Anziehung zwischen Blut und Sauerstoff statt- finden muss, hat Lehmann (Physiol. Chemie, II, 264 ff.) kürzlich wieder entwickelt, und da Blut so viel mehr Sauerstofl absorbirt als Blut- serum, wird man den Blutkörperchen, oder mit; Rücksicht ‚auf das gewässerte Blut, vielmehr dem Blutfarbstoff die Hauptrolle dabei zu- theilen müssen. Zu meinen neuesten Versuchen bin ich durch einige Mittheilungen von Schönbein über eigenthümliche Sauerstoffwirkungen veranlasst worden, die derselbe vergangenen Winter in. der natur- forschenden Gesellschaft gemacht hat. Es fiel mir dabei ein, dass der . Sauerstoff immer fester im Blute haftet als die GO,, und dass sehr viel CO, nöthig ist, den O auszutreiben, während ein Minimum von - O die Wirkung der erstern aufhebt, wie ich schon in meinen ersten Versuchen bemerkt hatte. Ich erinnerte mich ferner, dass in den zu- letzt mit Jolly angestellten Versuchen (Zeitschr. f. rat. Med., V, 455) das sauerstoffige Blut unter der Luftpumpe; (durch Entziehen des ab- 375 sorbirten O) dunkler wurde, das kohlensäurehaltige aber seine dunkle Farbe nicht merklich veränderte, obgleich die Kohlensäureentlee- rung sehr beträchtlich war. Ich stellte mir die Frage, ob vielleicht nur der Sauerstoff auf den Farbstoff einwirke, die Kohlen- säure aber nur durch Austreiben (Abwesenheit) des O das Blut dunkler mache, und musste mich hernach wundern, dass noch - Niemand auf diese einfache Erklärung gefallen ist, und dass ich selbst erst jetzt darauf fiel. Man denkt bei chemischer Einwirkung wohl immer an feste Verbindungen nach bestimmten Proportionen, aber Ver- bindung nach Proportionen ist nur eine der Weisen, wie zwei Körper aufeinander einwirken können, und selbst unter diesen gibt es Ana- logien, wie das so leicht zerlegbare doppeltkohlensaure Natron beweist. Kann nicht der Blutfarbstoff ebenso beim Einführen des O thätig sein, wie das Natronbicarbonat bei der Ausführung der CO,? Es lässt sich wohl nicht in Abrede stellen, dass diese Ansicht, die zu der ganzen Respirationslehre in so schönem Einklang sein würde, sehr wahrschein- lich wird, wenn sich zeigen lässt, dass die CO, weärklieh keine fär- bende Eigenschaft hat und nur mittelbar, d. h. durch Austreiben des färbenden O, wirkt. Erst jetzt war es mir möglich, eine Reihe der- artiger Versuche, erst mit Schönbein, dann mit meinen Zuhörern an- zustellen, welche die obige Voraussetzung vollkommen bestätigt haben. Bringt man Blut, gleichviel ob gewässertes oder ungewäs- sertes, unter die Luftpumpe, so wird es immer dunkler, wenn es noch Sauerstoff enthält, was mit dem Blute, wie es aus ‚dem thierischen Körper entnommen ist, immer der Fall ist. Schüttelt man aber gewässertes oder ungewässertes Blut mit Kohlen- säure so lange, bis keine dunkle Farbe mehr eintritt und präsumtiv aller absorbirte Sauerstoff ausgetrieben ist, so verändert sich die Farbe auch durch das stärkste Auspum- pen nieht im mindesten, d. h. wohl: die Gegenwart der CO, ist ganz gleichgültig für die Farbe, und die dunkle Farbe, welche man bisher der Einwirkung der 60, zuschrieb, ist die natürliche des Farbstoffs. Die Versuche müssen mit einiger Vorsicht _ angestellt werden, da bei der Herausnahme der Gefässe aus dem Ap- _ parat leicht etwas O der Luft zu dem entleerten Blute tritt und unver- merkt eine hellere Farbe bewirkt, besonders wenn man unvorsichtig genug ist, den etwa noch übrigen Schaum auf dem entleerten Blute weg- zublasen oder dasselbe zu lange der Luft ausgesetzt zu lassen. Viel- leicht ist eine derartige Störung Ursache gewesen, dass andere Beob- achter früher ein Hellerwerden des Blutes nach der Entleerung der Kohlensäure bemerkt haben wollten. Ueber die Thatsache ist, wie gesagt, kein Zweifel, und ich habe keinen Versuch als gültig ange- sehen, in welchem nicht alle Anwesenden einstimmig darüber waren 376 ob von den in zwei gleichbeschaffenen Gefässen befindlichen Hälften der untersuchten Blutmenge die unter der Luftipumpe gewesene von der andern verschieden sei oder nicht. — Wie sehr diese Erfahrungen mit den übrigen physiologischen und chemischen Thatsachen überein- stimmen, die dadurch vervollständigt werden‘, brauche ich nicht weiter auszuführen, und beziehe ich mich auf Zehmann’s vorurtheilslose Aus- einandersetzung. Die Blutkörperchen wären darnach denn doch Sauer- stofliräger, und zwar im buchstäblichen Sinn, und in ganz anderer Weise, als sie z. B. Wasserträger sind; denn Wasser ist auch im Serum, während blosses Serum unverhältnissmässig weniger O ab- sorbirt, als notorisch bei der Respiration aufgenommen wird. Wenn der absorbirte, d.h. dem Farbestoffe adhärirende oder locker mit ihm verbundene O in unseren Versuchen durch CO, wieder ausgetrieben wird, so zeigt das eben die Lockerheit der Verbindung, etwa wie die CO, des Natronbicarbonats schon durch durchgeleiteten Wasserstoff ausgetrieben werden kann. Aber es folgt daraus nicht, dass der O auch während der Circulation vermittelst der eintretenden CO, vom Farbstoff getrennt werde, Ohne Zweifel wird der absorbirte O viel früher, ehe das Blut venös wird, durch chemische Verwandtschaften in Anspruch genommen und das venöse Blut würde auch dunkler sein, wenn es gar keine CO, enthielte, weil es ärmer an Sauerstoff ist, als das arterielle. Endlich erklärt sich, wie auch andere in- differente Gase, namentlich Stickstoff und Wasserstoff, dunkler färben, nämlich durch Austreiben des O, wobei die natürliche Farbe des Farb- stofls hervortritt. Ob. die nunmehr unzweifelhafte Einwirkung des O auf den Farbstoff eine chemische oder eine physikalische zu nennen sei, das zu entscheiden, mag den Chemikern und Physikern überlassen bleiben. Jedenfalls ist an keine mechanische Einwirkung auf die Form der Blutkörperchen durch die Gase zu denken, denn es müsste doch mit sonderbaren Dingen zugehen, wenn die Koryphäen der Mikroskopie _ diese Formveränderungen nicht wahrnehmen könnten, während die durch Wasser und Salze so augenfällig sind. Ich für meine Person bin überzeugt, dass die wenigen Beobachter, die auch von den Gasen Formveränderungen ‘gesehen haben wollen, durch Veränderungen der letzteren Art getäuscht worden sind. Die Versuche von Harless aber beweisen wohl etwas ganz Anderes, als hier in Frage steht. Zoologische Notizen von Dr. Fr. Leydig. » 4. Neuer Schmarotzerkrebs auf einem Weichthier. Hierzu Fig. A4—8 auf Taf. XIV. ' In Triest fielen mir drei lebende Exemplare von Doris lugubris in die Hände, welche kleine gelbliche Thierchen, jedes ungefähr sechs, mit sich herumtrugen. Wollte man sie abfangen, so rutschten sie sehr geschickt auf der Oberfläche der Doris hin und her, bis sie endlich von der Haut weggescheucht, frei im Wasser nach Art der Cyklopen herumschwammen. Trotz ihrer geringen Grösse liess sich schon mit freiem Auge wahrnehmen, dass es kleine Krustenthiere seien, was sich unter dem Mikroskop bestätigte. - Parasitenkrebse auf wirbellosen Thieren sind im Allgemeinen noch ‚nicht viele bekannt geworden, es zählen dahin der Bopyrus squillarum, welcher unter dem Kiemenpanzer der Garneelen schmarotzt, dann die Nicotho® astaci, welche auf den Kiemen des Hummers lebt, ferner eine Lernäe, die Kröyer an den Kiemen einer Aphrodite ‘entdeckt hat (über die Schmarotzerkrebse mit besonderer Rücksicht auf die dänische Fauna, Isis 1840, S. 705, Anmerkung), dann sind noch, worauf mich Herr f. Kölliker aufmerksam machte, an verschiedenen Quallenarten pa- sche Crustaceen beobachtet worden, so von Mertens an Schirm- Bern (Petersburger Memoiren 1838), von Eschscholtz an Polyxenia m der Akalephen), von Faber an Aurelia, von Sars bei Agal- opeis; endlich hat, nach mündlicher Mittheilung, Kölliker selbst an Röhrenquallen kleine Krebse wahrgenommen. Ueber Schmarotzer- bse der Mollusken aber liegen meines Wissens keine. Angaben ‚ weshalb es gebilligt werden dürfte, wenn ich eine Beschrei- ung nebst Abbildung des gefundenen Parasiten hier mittheile, um “mehr, als ich auch tiber die Anatomie desselben einiges erfor- schen konnte. 378 Die Grösse des Thieres beträgt ungefähr eine halbe Linie, das Weibchen ist merklich grösser als das Männchen. Die Farbe ist gelb- braun. Was die Gestalt des Körpers im ‚Allgemeinen angeht, so er- innert sie an die von Cyclops und Galigus zugleich: das Thier besteht aus einem Kopfbruststück,; einem viergliederigen Hinterleib, wovon der vierte Ring, besonders beim Männchen, verbreitert ist, und einem aus vier Segmenten zusammengesetzten Schwanz. ; Der Cephalothorax hat die Form eines halben Ovales, er zeigt sich vorn und seitlich nach unten eingeklappt, doch so, dass jeder- seits eine Lücke bleibt, in der sich das Fühlhorn nach aussen schlägt. Die auf das Kopfbruststück zunächst folgenden drei Glieder des Hinter- leibes nehmen von vorn nach hinten an Grösse ab, das dritte ist daher das kleinste. Der vierte Ring erscheint am eigenthümlichsten, indem er zu einer länglichen, quer abgeschnittenen Abtheilung anschwillt, deren Umfang, wie schon bemerkt, oeim Männchen um ein bedeuten- des grösser ist, als beim Weibchen. Am Schwanz oder dem eigentlichen Hinterleib zählt man vier Ringe, die alle schmäler sind, als die vorhergehenden und ‚wieder so unter sich difleriren, dass der letzte der längste ist, daran schliessen sich zwei Fortsätze, die zusammen mit zehn langen Borsten besetzt sind Das Thier besitzt ein paar Fühler, die an der untern Seite des Kopfendes eingelenkt sind. Jede Antenne besteht aus einem Basalglied und sechs anderen Stücken, wovon das auf das Basalglied folgende das längste und das Endglied ‚das kürzeste ist. Sie sind mit grösseren und kleineren Borsten versehen. Das erste Fusspaar besteht aus Klammerfüssen, der Fuss hat drei Glieder und das Endglied trägt drei Haken, wovon einer die zwei anderen an Grösse übertriftt. Hierauf kommen vier Paar ungetheilte Schwimmfüsse, deren Grund- glied länger ist, als die zwei folgenden Glieder sind, dagegen erscheint das Endglied zu einer ovalen mit Dornen besetzten Scheibe verbreitert. Der dritte Körperring trägt noch ein verkümmertes Fusspaar mit schmalem, zweiborstigem Endglied. Soviel rücksichtlich der äussern Körperform. Ueber den innern Bau dieses Parasiten habe ich Folgendes zu bemerken. Von einem Nervensystem liess sich nichts Weiteres unterscheiden, als ein drei- eckiger, unpaarer Gehirnlappen. Ihm sass unter dem nach unten und hinten gekrümmten Kopfschild ein gezacktrandiger rother Fleck auf (Fig. 2a), der ein glänzendes, silberweisses Centrum umschloss. Das Ganze verhielt sich in seiner Structur wie der Pigmentfleck auf dem Gehirn des Argulus oder der Artemia (vergl. darüber meine Abhand- lungen in dieser Zeitschrift) und kann daher nicht für ein Auge gelten Obschon man vermuthen darf, dass das Nervensystem unseres Krebs 379 nicht auf den dreieckigen Gehirnlappen beschränkt sein wird, so ist "das Thier doch nicht durchsichtig genug, um die übrigen Umrisse kennen zu lernen, Besser zu übersehen sind die Theile des isaphärntes Der Mund, hinter dem ersten oder Klammerfusspaar gelegen, zeigt sich fast ringsum von einer hornigen Leiste umzogen; als Mundglieder be- merkt man zwei ovale, am innern Rande etwas gezackte Deckplatten oder Lippen, darunter liegen die Kiefer, in Form von ein paar ge- krümmten, am innern Rande gezähnelten Horngräten. Gegen die eigent- liche MurJlöffnung selbst hin markiren sich noch in der Tiefe einige kleinere, gebogene Hornleisten. Ein kurzer, aufwärts gekrümmter Schlund führt in den Magen. Dieser (Fig. 4 @), ein länglicher, gerade verlaufender Schlauch, erscheint als der weiteste Abschnitt des Nahrungskanales, dessen vorderes blin- des Ende fast bis zum Stirnrande des Thieres reicht. So lange der Magen noch innerhalb des Kopfbrustschildes verläuft, gibt er jederseits - eine querliegende blinde Aussackung ab (Fig. 4.6), wodurch er eine Kreuzform erhält. Der Magen verschmächtigt sich allmählig zum Darmkanal, welcher ganz gerade verlaufend nach hinten zieht, um am Ende des Schwanzes zwischen den zwei Spitzen mit einem After auszumünden. Der Darm- kanal ist ohne alle Anhänge oder Blindsäcke. Im Magen, der sich fortwährend bewegt, waren viele Fettbläschen angehäuft, während der Darm eine mehr helle Beschaffenheit darbot. Auch hinsichtlich der Geschlechtsverhältnisse, welche an den Schma- rotzerkrebsen im Ganzen noch wenig aufgeklärt sind, konnte Manches in Erfahrung gebracht werden. Die Weibchen (Fig. 2) übertreflen, wie schon angegeben, an Grösse die Männchen. Es rührt dieses von der "Ausdehnung des Eierstockes her, der über dem Magen und Anfangs- darm im Kopfbrustschild und den zwei ersten Leibesringen gelegen, nach allen Seiten verzweigte Ausläufer abgibt (Fig. 2b). Er ist bei auffallendem Licht von weisslichem Aussehen und um so weisser, je reifer die Eier sind, welche letztere die gewöhnliche Zusammensetzung primitiver Eier: körnigen Dotter, hellen Nucleus mit Nucleolus zeigen. r Eierstock verlängert sich nach hinten durch den dritten und vierten esring zu einem, ebenfalls über dem Darm befindlichen, gerade enden Eileiter (Fig. 2c). Dieser mündet aber nicht mit ein- »r Oeflnung aus, sondern gegen Ende des vierten Ringes — des alringes bei den Galiginen — theilt er sich dichotomisch, auf he Weise er am seitlichen hintern Rande des vierten Ringes rechts ;d links ein Orificium hat. Hier kleben dann auch die Eiertrauben g. 2 d) fest, welche von ovaler Gestalt sind, und deren Embryonen früh den rotben Stirnfleck durchschimmern lassen. Mehrere Weib- 380 chen, die ohne Eiertrauben waren, hatten einen andern eigenthüm- lichen Körper an die Ausmündungsstelle der Eileiter angeheftet. Es‘ waren rundliche birnförmige Blasen von: dunklem Aussehen (Fig. 3), 0,042” gross, welche mit hellem Stiel einer Geschleehtsöffnung an- sassen. Obschon ihr Inhalt nicht mehr‘ genau analysirt ‘werden konnte, so wiess er doch auf das Contentum der männlichen Genitaldrüsen hin, - und man darf yermuthen, dass die in Rede stehenden Körper den Weib- chen von den Männchen angefügte Spermatophoren waren). Die Männchen (Fig. 4) kennzeichnen sich, abgesehen von’ ihrer geringern Grösse, von den Weibchen schon dadurch aus, dass ihr vierter oder Genitalring, um ein bedeutendes mehr entwickelt ist, als jener der Weibchen. In diesem Ring liegt eine Drüse (Fig. 4 e), von der man beim ersten Anblick glauben möchte, sie’ sei der Hoden. Allein dies ist nicht der Fall, vielmehr zeigt eine nähere‘ Untersuchung, dass sie blos eine accessorische Geschlechtsdrüse ist und aus einem zu- sammengekrümmten, 0,084” langen und 0,024’ breiten Schlauch be- steht, dessen ‚nach vorn gehender Ausführungsgang ander Bauchseite des vierten Ringes auszumünden scheint. Dass’ diese Drüse ‘nicht der Hode sei, beweist deutlich ihr Secret, das- aus fettähnlich glänzenden, rundlichen oder auch spitz ausgezogenen Kügelchen besteht, wie ich verschiedene dieser Formen in Fig. 4 abgebildet habe. Der paarige Hoden aber hat seine Lage in dem ersten, zweiten und dritten Leibesring (Fig. 4 d), seitlich vom Darm. Jeder stellt einen länglich zugespitzten Schlauch dör, welcher zu ‘einem Ausführungsgang sich verjüngend, wahrscheinlich in Gemeinschaft mit dem Ductus excere- torius der vorher beschriebenen Drüse an der Bauchseite des dritten Ringes ausmündet. An dem isolirten Hoden sieht man, dass sein hin- teres spitzes Ende von kleinen Zellchen erfüllt ist, weiter abwärts sind sie grössere, helle Bläschen geworden und wieder weiter nach unten erblickt man reife Spermatozoiden angehäuft. Letztere stellen sich dar als unbewegliche, 0,042" lange Fäden ohne besondere Anschwellung (Fig. 5). !) Spermatophoren scheinen in der Thierwelt verbreiteter zu sein, als man bisher wusste. Sie finden sich nicht blos bei manchen Cephalopoden, In- sekten (Stein, v. Siebold) und Krustenthieren, sondern auch in den (lassen der Anneliden und Turbellarien. Ich habe sie von Piscicola beschrieben und abgebildet (diese Zeitschr, Bd. I, Taf. X, Fig. 59), Fr. Müller und Max Schulze haben Spermatophoren bei Clepsine complanata beobachtet, unter den Strudel- würmern hat sie Max Schulze bei Planaria torva gesehen (diese Zeitschr. 4852, p. 487). Sollten nicht auch die eigenthümlichen Körperchen, welche Budge (Clepsine eomplanata, aus d. Verhandlungen d. nat. Ver. d. preuss. Rheinl. u. Westphalen pag. 7 u. Taf. I, Fig. 9) an der Haut dieses Hirudineen ge funden, und in denen er eine «sehr lebhafte, klopfende Bewegung» beob: achtet hat, Spermatophoren gewesen sein? N cd 381 Der männliche Geschlechtsapparat unseres Schmarotzers erinnert insofern an die Verhältnisse beim männlichen Argulus, als auch dort mit dem Hoden eine accessorische Drüse ausmündet (vergl. meinen Aufsatz über den Argulus in dieser Zeitschrift), nur sind die beiden - Drüsen des Argulus gerade umgekehrt gelagert, indem der Hode sich in der Schwanzflosse, die accessorische Drüse aber vorn neben Magen und Darm befindet. Von einem Herzen konnte ich nichts beobachten. — Besondere Respirationsorgane scheinen zu mangeln. Noch sei erwähnt, dass die Muskeln deutlich quergestreift sind, ferner, dass ähnliche einfache Drüsen, wie ich sie von Argulus be- schrieben, auch hier überall unter der Haut zerstreut sich zeigen. Das ist es, was ich über den äussern und innern Bau des neuen Schmarotzers mitzutheilen hätte, nun noch ein paar Worte über seine Stellung im System. In der Lebensweise stimmt unser Krebs mit den Caliginen und Argulus überein, indem er auf seinem Wohnthier nicht festsitzt, sondern auf der Oberfläche frei umherlaufen kann, rücksicht- lich seiner Gestalt aber weicht er doch beträchtlich von den Caliginen ab. Zwar-besitzt er, wie die Thiere dieser Familie, einen vier- gliederigen Hinterleib und auch der vierte Ring des Hinterkörpers ist durch seine Form ausgezeichnet, aber während bei den Galiginen am Weibchen dieser Ring grösser ist, als beim Männchen, stellt unser Schmarotzer das entgegengesetzte 'Verhältniss dar, hier zeigt sich der Genitalring männlicherseits entwickelter als am Weibchen. Dass der _ Schwanz unseres Schmarotzers aus vier Ringen, bei den Caliginen aus drei besteht, möchte von keinem besondern Gewichte sein. Wenn da- gegen ein schnabelartiggr Mund als unerlässliches Kennzeichen für die ppe der Caliginen verlangt wird, so kann wegen Mangel eines sol- ; ferner hat er keine gespaltenen Schwimmftisse, wie die Galiginen, indern einfache, endlich sind seine Spermatdzoiden nicht zellenförmig, ie die des Caligus;, sondern haarförmig. Es wird demnach, um den u Schmarotzer im System unterzubringen, darauf snkomiken‘; ob n den Kreis, der bisher die Caliginen umfasste, etwas erweitern will, oder ob rin eine neue Familie der parasitischen Krustenthiere pa eonstruiren für nothwendig hält. ' Mir scheint das Thier ein Mittel- :d zwischen den Cyklopen und den Caliginen vorzustellen, einen $, der wegen seiner parasitischen Lebensweise auch die dazu prderlichen Abänderungen seiner Gestalt erfahren hat, und so den aliginen nahe rückt. Um das Thier in die Wissenschaft einzuführen, erlaube ich mir zu Bezeichnung den Namen Doridicola agilis vorzuschlagen. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. IV. Bd. 25 382 Erklärung der Abbildungen. Fig.’4 und 2 sind bei müssiger, Fig. 3, 4, 5 bei starker. Vergrösserung gezeichnet. - Fig. 1. Männchen von oben: a Magen; bb dessen Blindsäcke; ce Darm; d Ho- den: e accessorische Geschlechtsdrüse. Fig. 2. Weibchen von unten, von den Eingeweiden sind nur die Fortpflanzungs- organe eingezeichnet: a Pigmentfleck an der Stirn; bb der verzweigte Eierstock; c der Eileiter; dd die Eiersäcke. 1 Fig. 3. Ein Spermatophor. Fig, Inhalt der accessorischen Geschlechtsdrüse (Fig. 4 e). Fig. 5. Spermatozoiden. .- 2. Helminthologisches. Hierzu Fig. 6—8 auf Taf. XIV. Meines Wissens kennt man bisher unter den Helminthen nur Blasen- und Bandwürmer, die jene eigenthümlichen Kalkkörper, welche früher so mancherlei Deutungen erfahren haben, jetzt aber «als Spuren eines Hautskelets gelten können» ({v. Siebold), in ihrem Parenchym ein- gestreut besitzen. Zufällig habe ich bei Zergliederung eines Schlamm- peitzgers (Cobitis fossilis) einen Trematoden kennen gelernt, in dessen Leib die gleichen Kalkkörperchen eingebettet sind. Da ich über diesen Helminthen in den mir zugängigen Werken nichts erwähnt finde und er doch seiner Kalkkörper und auch eines verzweigten Darmes halber die Aufmerksamkeit verdient, so folgen hier einige nähere Angaben. , Der Wohnort dieses Eingeweidewurmes ist die Schädelhöhle des ‘ genannten Fisches. Dort bewegt er sich frei auf dem Gehirn und in ' der dasselbe umgebenden Flüssigkeit herum; bei dem Fische, den ich vor mir hatte, mochten es nach ungefährer Schätzung mehpege Hun- derte sein, die in seiner Kopfhöhle hausten. Für das freie Auge ist unser Helminth ein weisses, höchst bewegliches, kleines, nur, Y," messendes Würmchen, Unter dem Mikroskop erscheint er (Fig. 6) als ein länglichplatter Wurm, der sich bei seinen Bewegungen vorn und hinten ziemlich spitz ausziehen kann, so dass er lang und dünn wird, dann sich wieder zu einer Kugel zusammenzieht. Aus seiner Locomotion ist kaum abzu- nehmen, was vorderes und was hinteres Körperende ist, da die Fort- bewegung bald in dieser, bald in jener Richtung geschieht, Ein eigent- licher vorderer Saugnapf fehlt, dagegen ist der an der Bauchseite angebrachte sehr deutlich und zeigt concentrische und radiäre Streifen. Rücksichtlich des weitern Baues konnte Folgendes ermittelt werden. An dem vordern Körperende befindet sich eine rundliche Mundöffnung, As { 383 von ihr beginnt ein Kanal, der sich bald darauf kugelig erweitert und dann diehotomisch theilt (Fig. 60), die Aeste verzweigen sich gleich darauf wieder, können dann aber nur eine kleine Strecke über den Bauchnapf hinaus mit Sicherheit verfolgt werden, weil die übrige hin- tere Körperpartie mit den Kalkkörpern durchsetzt ist. Der ganze Nah- rungskanal, so weit er übersehen werden kann, ist sehr contractil, indem er. fortwährend sein Lumen verändert. Der Inhalt ist eine wasser- klare Flüssigkeit, ohne alle geformten Theile und wahrscheinlich nur die von seinem Wohnthier her "eingeschlürfte Cerebralflüssigkeit, Ausser dem Darın ist noch ein anderes Organ in seinen Umrissen zu erkennen, aber fast nur dann, wenn es mit Inhalt gefüllt ist. Es ist dieses das «Excretionsorgan» (die Niere?), das aus einem gabelförmig getheilten Schlauch besteht (Fig. 6b), dessen blinde Enden bis nahe an das Kopf- ende reichen. Im angefüllten Zustande hat das Organ nach seinem ganzen Verlauf einen bröckelig körnigen Inhalt, der bei durchfallendem Licht. schmutzig gelb, bei auffallendem weiss erscheint. Das Organ mündet mit einem Foramen caudale aus. Von Geschlechiswerkzeugen ist keine Spur vorhanden, was wohl zur Annahme berechtigt, dass dieser Helminth ein noch nicht voll- ständig entwickeltes Thier ist. Einige nähere Bezeichnungen möchten noch die Kalkkörperchen (Fig. 6c) werth sein. Sie sind von Gestalt rundlich oder oval, ihre Grösse beträgt zwischen 0,002—.0,004”; nach Essigsäure verschwinden sie vollständig unter Gasentwickelung. Ihre Verbreitung geht vom hintern Körperende bis in die Gegend des Bauchnapfes, von da bis zum Kopf- ende mangelt jede Andeutung von ihnen. Es braucht wohl kaum be- - sonders erwähnt zu werden, dass diese Kalkkörper es sind, welche dem Würmchen die lebhaft weisse Farbe geben, Ai a STH AMT uno . Es waren die voranstehenden Zeilen schon niedergesehrieben, als ich durch Diesing’s Systema helminthum auf zwei Würmer gelenkt wurde, die wahrscheinlich mit dem eben von mir beschriebenen Tre- matoden zusammengehören und gleichfalls mit Kalkkörpern ver- sehen sind. Der erste Fall betrifft das von Henle aufgefundene Diplo- stomum rhachiaeum (Froriep’s Notiz. 1833. No. 846), von dem es unter Anderm heisst: «Der Körper ist fast in seiner ganzen Länge und Breite mit einer grossen Menge eirunder, zum: Theil nierenförmiger, minder ‚durchsichtiger, scharf begrenzter Bläschen angefüllt, die in drei Längs- feldern nebeneinander liegen. Die schmalen Räume zwischen diesen Eeldern werden dadurch noch deutlicher, ‚dass an den Grenzen der- selben die Körperchen dichter zusammengelagert sind und daher dunk- lere Contouren bilden, Uebrigens kommen; sie in ganz unbestimmter 95% 334 Ordnung vor, scheinen unter sich nicht zusammenzuhängen und ver- schieben sich bei den Zusammenziehungen des Leibes, um, wenn diese nachgelassen, in ihre frühere Lage zurückzukehren. Sie liegen in zwei Schichten übereinander, von denen man bei starker Vergrösserung durch abwechselndes Nähern und Entfernen des Gbjectes, bald die obere, bald die untere zur Anschauung bringen kann. Auf schwarzer Unter- lage erscheinen sie glänzend, wie Wasserbläschen, doch geben sie mehr das Bild einer Scheibe, als eines kugel- oder eiförmigen Körpers. Bei starkem Druck, wodurch die äussere Hülle des Thieres zerreisst, treten sie auseinander und zerstreuen sich unter dem Pressorium, indess er- tragen sie bedeutenden Druck, ohne ihre Form zu verändern.» Diese Angaben passen vollkommen auf die Kalkkörper und auch die von Henle beigegebenen Abbildungen sprechen nicht gegen eine‘ solche Deutung. Ich habe versucht, mir das Diplostomum rhachiaeum selber zu verschaffen, konnte aber (im Monat December) keines auffinden, was ich um so mehr ‚bedaure, als mir die Bezeichnung, welche Henle' den übrigen im Leibe des Wurmes sichtbaren Organen gegeben hat, nicht richtig scheint. Werm ich mir nämlich herausnehmen darf, über einen Gegenstand zu reden, den ich nicht selbst gesehen, ‘so däucht’ mich, dass das Organ, welches Henle Darmkanal nennt, das Exeretionsorgan vorstellt. Es ist «mit einer körnigen Masse gefüllt, die bei Beleuch- tung von unten gelblich, auf dunkelm Grunde weiss aussieht», dies ist aber das Aussehen des Exeretionsorganes bei allen Trematoden, wenn es voll Inhalt ist. Was daher Henle «Mund» heisst, durch den er die Masse sich entleeren sah, wäre Foramen caudale, und es ist bekannt, dass das Exeretionsorgan sich. öfter seines Inbaltes durch diese Oeffnung entledigt. Die verzweigten Kanäle aber, die Henle'als « Gefässsystem’» bezeichnet, halte ich für Theile des verzweigten Darmkanales, und den «Chylusbehälter» für die kugelig erweiterte Stelle des Schlundes, die «ganz kleine, kreisrunde Oeflnung (Fig. 17 e), die aber nur dann sicht- bar wird, wenn der Wurm den Schwanz gerade aufwärts streckt», muss ich für die Mundöffnung erklären. Auf solche Weise stellt sich eine vollständige Harmonie mit der Organisation des von mir beschrie- benen Wurmes her. Auch vom physiologischen Gesichtspunkte aus betrachtet, erscheint eine solche Deutung der Organe sehr ungezwun- gen, das Diplostomum rhachiaeum lebt in der Spinalflüssigkeit, die wohl auch seine Nahrung ist, und die nach ihrer Beschaffenheit keine besonderen Vorbereitungsmittel bedarf, um in den Wurmkörper ein- . verleibt zu werden. Es genügt ein Kanal, der mit freier Oeflnung, mit einem Mund, beginnt und die Flüssigkeit in den Leib’ einlässt, Insofern dieser Nahrungskanal verästelt ist, kann er auch die Function eines Gefässsystems vollführen, da ja die aufgenommene Nahrung schon eine wasserklare Flüssigkeit ist. Die Umsatzgebilde aber, die’ Aus- 385 wurfsstoffe, sammeln sich im Excretionsorgan und werden durch das Foramen caudale entleert. Der. zweite Fall, der hierher gehört, ‘findet sich in Joh. Müller’s vergleichender Neurologie der Myxinoiden, Seite :30 liest man dort: «Unter diesem Körper (dem Plexus choroideus der vierten Hirn- höble) fand ich bei einem frisch untersuchten Petromyzon Suviatilis innerhalb des. vierten Ventrikels ‚eine Menge sehr kleiner lebender Entozoa.... Den. blossen Augen erschien der vierte Ventrikel mit einem | körnigen Wesen ausgefüllt. Wurde ‚diese Stelle mit der Lupe be- trachtet, so zeigte sich ein Gewimmel von kleinen. lebenden Wesen. Sie. kamen in Grösse und Form ganz mit dem von Henle beschriebe- nen Diplostomum rhachiaeum überein, welches an der Cauda equina vieler Frösche lebt. » l Aus. dieser Zusammenstellung ist ersichtlich, dass der von Henle im Rückgrathskanale ‚des Frosches ‘gefundene Wurm, dann der von Joh. Müller in der Schädelköhle des Neunauges beobachtete und endlich das von mir aus der Schädelhöhle des Schlammpeitzgers beschriebene Tre- matod aneinander gereiht werden können, indem sie alle durch die Anwesenheit von Kalkkörpern in ihrem Leibesparenchym ausgezeichnet sind und dadurch eine gewisse Verwandtschaft mit den Blasen- und Bandwürmern bekunden. ’ ist am braunen Grasfrosch gemacht worden, und zwar am Mesente- rium desselben. Ich untersuchte diesen Theil eine Zeit lang in histo- logischer Hinsicht, wobei mir nicht selten sowohl die bekannten ein- gekapselten Insectenhaare begegneten, die näch Durchbohrung der Magenwandungen hierher gelangt waren, als auch die eingekapselten Dipterenlarven, welche Mayer als Acanthosora ehrysalis beschrieben hat, von w. Siebold aber in ihrer wahren Natur zuerst richtig ‚erkannt worden sind. Ausserdem aber stiess ich (im Monat November, De- cember A854) sehr häufig, vorzüglich im Gekrüse des Magens auf ein eigenthümliches eingekapseltes Entozoon, das noch keiner besondern Anzeige gewürdigt worden zu sein scheint, wesshalb einige Daten dar- über anzuführen nicht überflüssig sein dürfte. - Ovyale, eiähnliche Gebilde von 0,0460” Grösse trifft man entweder einzeln in das Mesenterium gebettet, wobei sie nochmals von einer ‚grössern Blase umschlossen sind (Fig. 7), oder sie kommen truppweise vor, indem drei und mehr in einer gemeinsamen Kapsel liegen. Im en. Fall ist der Raum zwischen Ei und Blase von einer farblosen j igkeit erfüllt, im zweiten Fall befindet sich eine dunkelkörnige Masse zwischen den einzelnen eiähnlichen Körpern. Die andere helminthologische Beobachtung, die ich hier anfüge, } | Wurden fragliche Gebilde frisch untersucht, so war es selbst 'bei starker Vergrösserung unmöglich, sich die Umrisse des im Ei’ liegen- den Körpers herauszusehen, dagegen fielen gleich einige bräunliche Striehe in die Augen, die spitz und zahnförmig, lebhaft aus dem In- nern des eingeschlossenen Körpers hervorstachen (Fig. 7a). Die An- wendung von Natronlösung‘ aber leistete zur Erkennung unseres Ob- jectes gute Dienste. Schon beim Beginn der Wirkung dieses Reagens kamen deutlich die Contouren eines rundlichen Wurmes zum Vor- schein, der aufgewickelt im eiähnlichen Körper lag. Darauf‘ markirten sich die vorhin erwähnten zahnartigen Striche als eine Art Bewaffnung, doch lag sie noch im Innern‘ des Thieres und ihre eigentliche Form und Anordnung blieb daher noch unklar. Allmählig aber stülpte sich unter den Augen des Beobachters dieses Zahngerüste aus dem Leibes- ende hervor und damit stellte sich der Wurm in der Gestalt dar, wie er Fig. 8 abgebildet ist. Im Allgemeinen glich er einem Rundwurm, sein Leib erschien leicht quergeringelt und am hintern Ende besass er eine feine, kurze Spitze; am Kopfende aber, das, so lange er zu- sammengerollt lag, nach innen eingestülpt erschien, konnte jetzt die sonderbare Bewaffnung genau besehen werden. Sie büsste durch die Natronlösung nicht im geringsten etwas von der Schärfe ibrer' Con- touren ein und bestand einmal aus zwei geraden, schmalen Hornleisten, die, nach der Länge aneinander gelegt, wie ein Schnabel vorstanden, und zweitens aus einigen Kränzen rückwärts gerichteter kleiner Häk- chen. Von besonderen Eingeweiden im Innern des Leibes war nichts zu erkennen, eine flüssig-körnige Masse bildete den Körperinhalt einzig und allein. Es ist wohl ausser allem Zweifel, dass dieser Wurm kein ent- wickeltes Thier vorstellt, sondern nur den Jugendzustand irgend eines Helminthen. ‘Aber von welchem? Auf mich hat er von Anfang den Eindruck eines Echinorhynchus gemacht und auch Herr v. Siebold, den ich um seine Meinung zu fragen mir erlaubte, schrieb, dass ihn. die von mir eingesandte Zeichnung an einen Kratzer erinnere. Bekanntlich haust aber im Darme der Rana temporaria der Echinorhynchus haeruca, und es ‚schien wahrscheinlich, dass der eigenthümliche Hornschnabel, der unsern 'Helminthen auszeichnet und ihn gewiss sehr geschickt macht, die Gewebe seines Wohnthieres zu durchbohren, später ver- loren gehe gleich den Hornhäkchen der Cestodenembryonen, wie sol- ches von Stein gesehen worden ist. Ganz kürzlich aber ' bin ich durch Herrn Prof. Kölliker auf den Artikel Grube's «über einige Anguillulen und die Entwickelung von Gor- dius aquaticus in Proschel’s Archiv f. Naturgeschichte 1849» aufmerksam gemacht worden, durch welchen wohl die Herkunft des beschriebenen Wurmes entziffert werden dürfte. ' Grube hat die Entwiekelung des 387 Gordius aquaticus vom Ei an verfolgt und die merkwürdige Beobach- tung gemacht, dass die Gestalt der jungen und der erwachsenen Gordien sehr verschieden voneinander sei; das aus dem Ei ausgekrochene Thier hat ein eigenthümlich bewaffnetes Vorderende, welches in den Oeso- phagus eingestülpt ist und hervorgeschoben werden kann. Vergleiche ich aber die nähere Beschreibung und die Abbildungen, welche Grube von einem solchen jungen Gordius gibt, mit dem von mir abgehandel- ten Wurm, so gewinne ich die Ueberzeugung, dass beide ein und dasselbe Thier sind. Die Bewaffnung des jungen Gordius am Vorder- ende besteht nach Grube aus einem «nadelartigen Körper», der, wenn das Vorderende ganz umgestülpt ist, %wie eine aus zwei Hälften be- stehende Röhre aussieht», dahinter folgen mehrere Reihen rückwärts gerichteter Häkchen und der quergeringelte Wurm endigt hinten in eine Spitze. Ueber die Bedeutung dieser Bewaflnung sagt Grube: «anfangs glaubte ich, dass dieser Apparat den Embryonen zum Aus- kriechen, nämlich zum Durchbohren der Eihaut behülflich sei, da er aber auch in den freien Jugendzustand übergeht und sich hier noch mehr auszubilden scheint, 'so muss er einen andern Zweck haben und man könnte vermuthen, dass sich die jungen Gordien mittelst sei- ner vielleicht in das Innere anderer Thiere begeben.» Die mitgetheilte Beobachtung vom Vorkommen zahlreicher junger Gordien im‘Mesenterium des Frosches kann zur Bestätigung der vom genannten - Forscher ausgesprochenen Vermuthung dienen. FR Erklärung der Abbildungen. Fig. 6. Der Trematod aus der Schüdelhöhle der Cobitis fossilis (mässig ver- bei. grössert): a Nahrungskanal; b Exeretionsorgan; c Kalkkörper. Fig. 7. Encystirter Wurm aus dem Mesenterium von Rana temporaria: a die durchscheinende Bewallnung. Derselbe Wurm in freiem Zustande: a schnabelförmige Hornleisten; b die Reihen der Häkchen. (Fig. 2 u. 3 sind bei starker Vergrösserung gezeichnet.) m Ueber die eigenthümliche Structur der Thoraxmuskeln der Insecten, von Dr. Aubert in Breslau. Mit Tafel XV, Schon ‚älteren Beobachtern ist es aufgefallen, dass die Thorax- muskeln der. Inseeten in vieler Hinsicht von ‚den. übrigen Muskeln derselben: verschieden sind. Chabrier (Memoires du Museum d’histoire naturelle, Tom. Vl, p. 440, 1819), Straus- Dürkheim | (Gonsiderations gengrales d’anatomie comparde etc. Paris: 1828, p. 142 sq.), Meckel (System der. vergleichenden Anatomie. Il. Th., p. 40, 1828), Bur- meister (Handbuch der Entomologie. 4830, p. 268), Kirby und Spence (Einleitung in die Entomologie von Oken. 1823 —1833), Cuvier (Lecons d’anatomie comparee. Tom. II, p. 66, 1837) beschreiben dieselben als verhältnissmässig massenhafte Gebilde von dunklerer, ‚ins röthliche spie- lender Farbe, deren sehr deutliche Fasern parallel nebeneinander ver- laufen und daher keine Muskelbäuche bilden; sie befestigen sich auch ohne Sehnen an den Skelettheilen selbst, und, wo sich das Bedürfniss einer Sehne geltend macht, d. h. wo eine grosse Kraft’ auf einen klei- nen Punkt wirken sollte,‘ sind becherartige, aus Chitinsubstanz 'be- stehende Kegel angebracht, in deren hohler Basis sich der Muskel be- festigt, während die Spitze durch Bandmasse mit den zu bewegenden Theilen verbunden ist.. Auch dass dieselben ausser bei den Libellen «nicht direet auf die Flügel wirken, bemerkt schon Chabrier (l. c. p. 442); sie bewegen vielmehr nur Theile des Thorax gegen einander und in Folge dessen die Flügel. So richtig und genau auch diese Beschreibung ist, so wenig befriedigend ist die mikroskopische Untersuchung Straus- Dürkheim’s (l. e. p. 145), der auch Burmeister beipflichtet, die sich indess aus der damaligen Beschaffenheit der Mikroskope sehr leicht erklärt. Aber auch Wagner (Müller’s Archiv. 1835, p. 320, Tab. V, Fig. 19d), Müller (Handbuch der Physiologie. 1840, Tom. Il, p. 35) und Newport (Cy- ne elopaedia of Anat. and Phys. by Todd Art. Insecta, p.'935) ‚haben diese Muskeln nur flüchtig untersucht, und erst v. Siebold gebührt das Ver- dienst, sie genauer geprüft und ihre mikroskopische Abweichung von anderen Muskeln erkannt zu haben (Vergleichende Anatomie der wirbel- - losen Tbiere, p. 562). Darauf haben dieselben auch Kölliker’s Auf- . merksamkeit auf sich gezogen (Mikroskopische Anatomie. 2. Bd., 1. Hälfte, | p- 203 u. p- 263), indess bietet sich in anatomischer, zoologischer und physiologischer Beziehung manches Neue bei diesen eigenthümlichen Muskeln dar, deren Verschiedenheit von anderen Muskeln Straus- Dürk- ' heim kaum glauben wollte, puisque il serait fort singulier, qu/un m&me animal eüt deux sortes de muscles. Eine ganz neue Form von Muskelelementen habe ich’ endlich bei den Libellen gefunden; es sind dies platte Muskelprimitivbänder, welche sich nur im Thorax finden und mittelst becherförmiger ‚Apparate die Flügel bewegen. 1. Mikroskopische Untersuchung. Bringt man ein kleines Bündel der Muskelmasse aus dem Thorax der Dipteren oder Hymenopteren oder aus dem Metathorax der Co- - leopteren fein zerzupft unter das Mikroskop, so sieht ınan bei einer .2—300maligen Vergrösserung nebst einzelnen der Länge und der "Quere nach. gestreiften stärkeren Muskelbündeln viele sehr feine 0,0004 _ —0,00035” dicke Fäden, welche von den Bündeln ausgehen, ‘in ver- schieden langen Strecken isolirt, seitlich scharf begrenzt und deutlich quergestreift sind. Bald treten die seitlichen Begrenzungen, bald die Querstreifen deutlicher hervor, welche voneinander meistens wenig weiter entfernt sind, als die Dicke des Fadens 'beträgt. Diese Muskel- fäserchen oder Primitivfibrillen erscheinen farblos, wahrscheinlich wegen ihrer grossen Feinheit, da sie in grösserer Mungo zusammenliegend eine gelbliche Farbe zeigen; sie sind höchst'wahrscheinlich eylindrisch, nicht platt, da es mir" bei‘ den vielen Fibrillen, die meistentheils gebogen, ‚oft mehrfach geschlängelt lagen, nie vorgekommen ist, an der Biegungs- stelle einen geringern Durchmesser ‘zu bemerken. Mitunter sehen die - Primitivfibrillen wie ein gedrillter Faden aus, indem die Querstreifen ‚schräg‘ über demselben verlaufen. Es erinnert diese Erscheinung leb- hafı an Barry's Schraubenfäden, aus denen er alle Muskelfibrillen zu- sammengesetzt sein lässt (Müller’s Archiv. 4850, p. 529), namentlich ‚gelingt es leieht bei starker (600 — 800maliger) Vergrösserung und nicht - ganz scharfer Einstellung das Gesehene in Barry's Schema zu trans- formiren. Hier indess, so wie auch am Froschherzmuskel habe ich die Ursache dieser nicht allzu häufigen Erscheinung gefunden: ein solches Fäserchen ist in der Art verzogen, dass es am einen Ende mit der 390 rechten, am andern mit‘ der linken Seite an anderen Fasern hängen geblieben ist; diese Fäserchen waren auch immer straff (s. Fig. IV bb). Mitunter sieht man, dass die Seitencontouren höckerig sind und die sonst sehr regelmässigen Querstreifen schiefe und unregelmässige Lagen annehmen; der: ganze Faden besteht’ dann aus kleinen theils regelmässigen, theils unregelmässigen aneinander gereihten Quadraten. Dieses Aussehen ist mir nur einige Male vorgekommen, wenn ich die Mus- keln sehr schnell aus dem lebenden Thiere unter das Mikroskop brachte. Seine Bedeutung, so wie noch einige andere Beobachtungen werde ich später anzuführen haben. Zwischen diesen Primitivfibrillen findet man regelmässig eine krü- melige, körnige Masse, sie besteht aus platten, unregelmässigen, zer- rissenen, mitunter auch rundlichen Körperchen von verschiedener Grösse, punktförmig bis zu 0,0002 — 0,0004”. Ihre Grösse steht in- dess nicht immer im Verhältniss zu der Grösse der Primitivfibrillen, da oft grössere Körnchen mit kleineren Fibrillen vorkommen, und um- gekehrt. Sie sitzen entweder zwischen oder an den Muskelfäserchen, die sie stellenweise ganz verdecken, oder liegen frei. Nur ganz frische Muskeln bieten diese Erscheinungen dar. Durch Essigsäure werden die feineren, isolirten Fäden sehr bald aufgelöst, indem sie ohne Aufschwellung, ohne Hinterlassung einer Spur ver- schwinden. Grössere Pakete werden (durehsichtiger ohne weitere Ver- änderung. Die krümelige Substanz bleibt dagegen zurück, indem sie von Essigsäure nicht gelöst wird, und bildet bei den grösseren Paketen oft regelmässige Reihen. Durch Jodtinetur werden die feineren Fäden stets‘ zerstört, nur wo sie in Massen zusammenliegen, treten wegen der Färbung die Quer- und Längsstreifen sehr deutlich hervor. Sehr verdünnt ändert die Jodtinetur nichts. Nach längerem Liegen in Alkohol werden die Muskeln spröde und brüchig; die Querstreifen der Muskelfäserchen verschwinden gänzlich; dagegen werden dieselben unrein, wie geronnen, und an ihrem Rande sitzen meist in regelmässigen Intervallen jene durch Alkohol zusammen- geschrumpften krümeligen Körperchen. Sehr ähnlich wirkt Schwefeläther; nur dass hier die Masse noch härter wird, so dass die Zerfaserung oft schlecht gelingt und man nur hin und wieder eine isolirte Primitivfibrille sieht. Muskelprimitivbänder. Untersucht man ein fein zerfasertes Muskelbündel aus dem Thorax einer lebenden Libelle, so isoliren sich einzelne Muskelprimitivbänder, nämlich platte Fasern von 0,0001 — 0,0002” Dicke und 0,004 — 0,0046” Breite, welche sowohl auf ihrem Rande, als auch auf ihrer flachen Seite Quersireifen zeigen. Dass diess wirklich Bänder sind, davon überzeugt man sich an Stellen, wo die- 391 selben Winkei bilden, oder um ihre Längsaxe gedreht sind. Dass diese Bänder nicht aus einzelnen aneinander liegenden Fibrillen bestehen, beweist zunächst das Fehlen der Fibrillen; dann sieht man auch die Querstreifen gleichmässig über das ganze Band gehen und an den Rän- dern stärker hervortreten. Endlich spricht auch die grosse Feinheit der Querstreifen auf der platten Seite des Bandes, und die grössere Deutlichkeit auf der Kante für die Form des Bandes. Besonders em- pfehlen muss ich für diese Beobachtung die schiefe Beleuchtung, die allein oft im Stande ist, die Querstreifung des Bandes deutlich er- kennen zu lassen. Bei Agrion virgo, wo die Bänder am grössten sind, gelingt die Beobachtung am leichtesten. Die Primitivbänder sind ziemlich spröde; man kann sie nur an ganz frischen Muskeln beobachten; schon einige Stunden nach dem Tode des Insectes erhält man eine zerfetzte, krümelige Masse, aus der ich mich anfangs vergeblich bemüht habe, etwas muskelartiges heraus- zufinden. "Auch hier liegt zwischen den Bändern eine grobkörnige Masse, - theils aufsitzend, theils frei. Die Körperchen sind etwa von der Breite der Bänder in ihrera Durchmesser. Essigsäure zerstört die Bänder so leicht wie die Fibrillen, die . krümelige Substanz bleibt zum Theil zurück. ' Jodtinetur zerstört sie, oder macht sie, sehr verdünnt, nicht deutlicher. An Spirituspräparaten gelingt es eher, kurze Sutckchen Bänder zu isoliren, aber der Alkohol zerstört die Querstreifen und gibt auch den Bändern das eigenthümliche, granulirt-schmutzige Aussehen. Die krü- meligen Körperchen schrumpfen ein. 2. Welche Muskeln der Insecten zerfallen in Primitivfäden? "Da sich im Thorax und an den Flügeln der Insecten verschiedene Muskeln und Muskelgruppen finden, so ist zunächst zu untersuchen, welche von ihnen das eben beschriebene Verhalten zeigen. Es wird indess zweckmässig sein, bei der verschiedenen Thoraxbildung in den einzelnen Ordnungen der Insecten jede derselben für sich zu betrachten. Ber; m a) Coleoptera, " Schneidet man einen geflügelten Käfer der Länge nach von oben nach unten mitten durch, so zeigen sich im Metathorax folgende Mus- keln: 4) der zwischen dem Diaphragma und Tergum ausgespannte nmuskel, musculus imetanoti (Burmeister), muscle dorsal (Cha- brier), abaisseur de Vaile (Straus-Dürkheim), siehe Fig. la. Enifernt ‚man diesen, allmählig nach aussen gehend, von seinem Ansatze an das 392 Diaphragma, so zeigen sich 2) von. der hintern und seitlichen Gegend des Diaphragmas entspringend ‘und. zur apophyse &pisternale -poste- rieure, nach unten und etwas nach hinten verlaufend die beiden Seiten- muskeln, museuli laterales metathoraeis (Burm.), les el&vateurs.de Vaile (Straus), wahrscheinlich die sternali-dorsaux Chabrier’s. Fig.1b,. Noch weiter nach aussen liegen: 3) der vom hintern Sternum ‚entspringende und zum grossen Flügelbecher ‚verlaufende extenseur anterieur de Vaile; 4).der vom innern Hüftbecher entspringende, zum kleinen Flügelbecher verlaufende ‚extenseur posterieur de l’aile; 5) der vom Tergum entsprin- gende, nach oben und vorn zum Clypeus verlaufende pretracteur de Vaile. Nur diese Muskeln zeigen das eigenthümliche Verhalten, während - die übrigen alle in der Form von Muskelprimitivbündeln und auch’ schon dem blossen Auge weisslicher und. durchsichtiger erscheinen. Die Primitivfibrillen der Käfer. gehören zu den dicksten; zwischen den einzelnen immer ‚sehr. deutlich quergestreiften Fäden Endet sich ziemlich reichlich jene krümelige Substanz in ziemlich grossen. Körn- chen. An Spirituspräparaten, wo die Fäden viel dünner werden, sieht man,den Rand.oft regelmässig, damit besetzt. Nur bei zwei Käfern habe ich diese Muskeln nicht finden Kane; nämlich. bei dem flügellosen Garabus violaceus und bei einem Weib- chen von Geotrupes nasicornis, bei dem der ganze Thorax mit Luft- gefässen ausgefüllt schien, _ Ausserdem habe ich sie gefunden und unter- sucht bei folgenden Käfern: Calosoma sycophanta, Dytiscus marginalis, Melolontha vulgaris und solstitialis, Cerambyx moschatus, Cetonia aurata, Scarabaeus vernalis, Chrysomela. populi, Clythra,quadripunctata, Coc- cinella septempunctata, Silpha opaca, Dermestes Jardarius, Elater aeneus, Callidium Bajulus; sehr wenig entwickelt waren sie bei dem. trägen Cerambyx textor bei Männchen und Weibchen. b) Neuroptera. Von ‚den. Netzflüglern ‚habe ich nur Phryganea: und. Hemerobius untersucht. , Bei ihnen besteht 4) der Rückenmuskel, der. vom Meso- phragma entspringt und sich an das Metaphragma ansetzt, muscle dor- sal, abaisseur des ailes (Chabr.), und 2) der Seitenmuskel, welcher von unten und vorn aus ‚der Höhlung des Meso- und Metasternum ent- springt und sich an der seitlichen Wölbung des Thorax befestigt, muscle sternali-dorsal, releveur des ailes (Chabr.), aus sehr feinen Fibrillen. Sie isoliren sich sehr leicht, lassen bei ihrer Feinheit die Querstreifen | doch sehr gut erkennen, und zeigen etwas unebene Ränder, s. Fig. II von Phryganea. c) Hymenoptera. Trotzdem, dass bei den Hymenopteren vier Flügel beim Fliegen bewegt werden, sind nur zwei Muskel vorhanden, welche den Thor: 393 zusammenziehen: #) ein dem der Käfer analoger Rückenmuskel, muscle dorsal (Chabr.), der vorn von dem Prophragma und der Wölbung des Mesothorax entspringt, und sich an das Mesophragma (Burm.) costale (Chabr.) ansetzt; 2) ein Seitenmuskel, sternali-dorsal ou releveur des ailes, der sich oben an die seitliche Partie des Thorax, unten im Meso- und Metasternum, eonque pectorale, befestigt. ' Die Form ‘des Muskels ist so, dass sein vorderer Ansatz ein Pa- rallelogramm, sein hinterer ein Dreieck bildet und demgemäss auch die Fasern verlaufen. Alle übrigen Muskeln der Hymenopteren bestehen aus Primitiv- bündeln. 3 Die Fibrillen stehen an Dicke zwischen denen der Käfer und Netz- Nlügler; sie sind aber Schwankungen in dieser Ordnung selbst unter- worfen. Die krümelige Substanz ist meist in grosser Menge vorhanden und wechselt sehr an Grösse der Körnchen. “ Untersucht wurden aus der Ordnung ‘der Hymenopteren: Apis mellifica, Megachile lagopoda, Vespa vulgaris, Formica rufa, Bombus lapidarius und terrestris, Osmia ventralis, Psithyrus campestris, Braco denigrator, Pimpla instigator. d) Lepidoptera. Die Thoraxmuskeln der Schmetterlinge sind den eben beschrie- benen sehr ähnlich angeordnet. Theilt man das Insect durch einen Längsschnitt von oben nach unten, so zeigt sich auf der Schnittfläche fast den ganzen Thorax ausfüllend 4) der Rückenmuskel, welcher von dem kleinen Prophragma und der ganzen vordern Wölbung des Thorax entspringt, gerade nach hinten’ verläuft und sich an dem hintern Thorax- gewölbe und dem Metaphragma befestigt; besonders bei den Nacht- schmetterlingen ist er von kolossaler Grösse; 2) in der Seitengegend liegen am meisten nach vorn die beiden Seitenmuskeln, bald der vor- dere, bald der hintere mehr entwickelt. Sie entspringen oben von der Seitenwölbung des Thorax und setzen sich an das Meso- und Meta- sternum; sie heben die Flügel. 3) Ein Hulfsmuskel von ihnen ent- springt von dem Fortsatze des Scutellum, der das Metaphragma Bilden bilft (Burmeister a: a. ©. p. 253), analog den Seitenrückenmuskeln, pr6- tracteurs des ailes; er setzt sich oben an die Thoraxwölbung, ist klein und liegt zwischen den Rücken - und Seitenmuskeln. Die Muskeln der Schmetterlinge sind dunkler gefärbt, ins röthliche spielend und durch Luftgefässe in Muskelbündel getheilt, die im Ver- ‚hältniss zu denen der Wirbelthiere sehr gross sind. Sie zeigen zer- sehr feine Muskelprimitivfibrillen, zerfallen in solche bei Nacht- metterlingen leichter, als bei Tagfaltern. Die Querstreifung ist an isolirten Fädehen sehr deutlich, wird indess meist durch die in 394 grosser Menge vorhandene krümelige Masse verdeckt. Bei einem Weib- chen von Bombyx dispar waren die Muskeln im Thorax fast ganz ge- schwunden und an ihrer Stelle grosse Luftgefässerweiterungen; hier war ‚die krümelige ‚Substanz in grosser Menge vorhanden, sonst aber das Verhalten der Muskeln nicht abweichend.- Folgende Lepidopteren dienten zur Untersuchung: Melithaea Athalia, Vanessa Polychloros und Urticae, Lyeaena Arion, Papilio Brassicae, Eu- prepia Caja, Lasiocampa Quereifolia, Bombyx dispar, salicis und vinula, Noctua aceris, Chrysitis und mehrere Tinea-Species. e) Diptera. Dieselbe Anordnung der Thoraxmuskeln wiederholt sich bei den Dipteren; 4) der Rückenmuskel, abaisseur de Vaile, dilatateur du trone (Chabrier), vom Mesonotum zum; Metaphragmia gehend. Entfernt man diesen, so findet man weiter nach aussen, und von oben nach unten verlaufend drei Muskeln, nämlich 2) die beiden Seitenmuskeln, mus- culi laterales, les &levateurs de l’aile, costali-dorsaux von der seitlichen Wölbung des Thorax zu den Sternalgruben, conques pectorales (Cha- brier), gehend. 3) Weiter nach hinten einen Seitenrückenmuskel, mus- culus lateralis metanoti, 'pretracteur de Y'aile (Straus), welcher indess auch nur die Wirkung der Seitenmuskeln, das Aufheben des Flügels zu unterstützen scheint, indem er in gleicher Richtung, nur. etwas mehr nach: hinten als jene, verläuft von dem seitlichen Umfange des Thorax zu dem Metaphrägma. — Diese Muskeln variiren an Stärke untereinander, sind auch bei einzelnen Individuen durch Luftgefässe weiter voneinander getrennt. Die Muskelprimitivfibrillen sind sehr fein'und dünn, so dass man oft nur mit Mühe und bei guter Beleuchtung und aplanatischen Ocu- laren die ‚Querstreifen erkennen kann; besonders gilt dies von den Zweiflüglern mit lederartigem Sternum und Thorax. Da die krümelige Substanz hier oft in grosser Menge vorhanden ist und die Ränder der Fibrillen sehr glatt sind, so bieten bei dieser Ordnung die Muskeln das zierlichste Bild dar. Nur die beschriebenen Muskeln zerfallen in Fibrillen, Folgende Dipteren wurden untersucht: Musca domestica und vo- mitoria, Tachina, Syrphus pyrastri, seleniticus, modestus, Leptis sco- lopacea, Asilus erabroniformis, Sargus euprarius, Gtenophora, Xylota 1 pipiens, Eristalis tenax und horticola. f} Orthoptera. In dieser Ordnung findet sich durchaus keine Uebereinstimmung bei den Familien sowohl hinsichtlich der Anordnung der Muskeln im Thorax, als auch in Betreff des Vorkommens der Primitivfibrillen. 39 - Blatta/germanica, Acheta vulgaris, ‚mehreren Locustiden und bei For- fieula habe ich keine Spur. der erwähnten Elemente gefunden. Bei mehreren Ephemeraspecies habe ich eine ähnliche Anordnung wie bei den Hymenopteren gefunden, nämlich: 4) einen Rückenmuskel, der von dem Mesophragma und Thorax entspringt, und sich an das Metaphragma (costale) ansetzt, muscle dorsale, abaisseur ‚des ailes, und 2) einen Seitenmuskel, der unten von der Höhlung des Meso- und Metasternums entspringt und sich an.der seitlichen Wölbung des Thorax befestigt, muscle sternali-dorsal, releveur des ailes. Die Fibrillen sind sehr fein, isoliren sich nicht leicht und scheinen immer durch viele krümelige Masse miteinander verklebt zu sein. Durchaus verschieden davon ist aber die Familie der Libelluliden. Wie ihre Thoraxbildung von der der anderen Insecten wesentlich ab- weicht, so, sind auch ihre Thoraxmuskeln ganz anders angeordnet. Einen Rückenmuskel hat schon Meckel vergeblich gesucht (System Th. 3, p.45). Er fehlt; seine Function ist vier anderen Muskeln über- tragen. Diese, so wie alle anderen Thoraxmuskeln verlaufen von unten nach oben, sind cylindrisch, einander parallel und enden sämmtlich in jenen bei den Käfern erwähnten Flügelbechern, cupules des ailes, ‚welche den Sehnen der Wirbelthiermuskeln entsprecben; mit diesen bewegen sich. die verschiedenen Axelstücke und mittelst dieser die Flügel. Ich kann nur Chabrier’s Beschreibung wiederholen (a. a. O. T. I, p.358). 4) Jederseits zwei Brustmuskeln, Niederzieher des Flügels, muscles pectoraux, der Mitte am nächsten gelegen, einer vor, einer hinter dem Flügelgrunde sich ansetzend, entspringen von der Höhlung und den vorsprivgenden Rändern des Meso- und Metasternums. 2) Jeder- seits ein Brustrückenmuskel für jeden Flügel, muscle sternali-dorsal, ‚Heber des Flügels, von den beiden: Seiten der Brustleiste entspringend und sich an die Verbindungsstelle der. Rücken- und Schulterstücke ansetzend. Diese zwölf Muskeln bestehen aus den eben beschriebenen Muskel- itivbändern. ‚Ob die von Chabrier sogenannten Hülfsmuskeln der Flügelheber, die sehr klein sind, aus Bändern bestehen, ist mir zweifelhaft geblie- en; ich habe allerdings Muskelprimitivbäinder bei ihrer Untersuchung ; dass sie aber auch wirklich ihnen angehört haben, wage bei der Schwierigkeit, alle anderen Muskelelemente von ihnen zu rnen, nicht zu bestimmen. 9) Hemiptera. - Von Homopteren habe ich nur Aphiden und Cicadellinen unter- ; bei ersteren habe ich einen Rücken- und einen Seitenmuskel den, der aus sehr feinen Fibrillen mit viel körniger Substanz 396 bestand. Bei den meisten: Cicaden. habe ich gar keine Muskelfibrillen im Thorax gefunden; nur einmal habe ich einen aus Fibrillen be- stehenden Rückenmuskel gesehen. ' Bei den Heteropteren dagegen findet sich, ausser bei Nabis apterus, wo diese Muskeln fehlen, 1) ein Rückenmuskel, der vom Prophragma und der vordern Thoraxwölbung entspringt und zu der hintern ‚Wöl- bung und dem Metaphragma' geht; Vver.ist verhältmissmässig stark und füllt den wenig gewölbten. Thorax fast ganz aus. ',2) Neben ‚diesem, ihn kreuzend, liegen zwei Seitenmuskeln, einer vorn in. der Mitte des Sternum entspringend, und sich.zum Thoraxgewölbe wendend, stärker als der hinter ihm liegende Muskel ,; welcher ‚ähnlich verläuft, Die ‚Fibrillen sind. von mittlerer Dicke und mit sehr viel körniger Masse umgeben. ir Die: untersuchten: Honsiprerein Sind ausser den erwähnten: Penta- toma bidens und ‚dissimile,; Acanthosoma agathinum, Capsus pratensis, ee j 2 1.4 3. Anatomische Bedeutung der Muskelprimitivfibrillen. Rudolph ; Wagner bildet bei ‚Gelegenheit eines Aufsatzes , über ‚die Gleichheit der ‚Muskeln der ‚Wirbellosen und Wirbelthiere (Müller’s Archiv. 4835, p. 320) eine Muskelfibrille von Eristalis tenax ab, die jedenfalls einem Thoraxmuskel gehört hat, und stellt sie in eine Reibe mit den Muskelprimitivfasern der Wirbelthiere. Kölliker dagegen (Mikro- skopische Anatomie,;p. 204), betrachtet dieselben ‚als den Muskelfasern untergeordnete Elemente, die dieselben zusammensetzen und nur .dess- halb nicht; bei»den, Wirbelthieren bemerkt werden; weil sie durch eine klebrige Substanz miteinander verbunden seien. Bei derigrössen Verschiedenheit .der Dicke der Muskelbündel ale | bei den-Inseeten würde „die Feinheit, der Thoraxmuskelfäserchen nicht für ihre Natur ‚als solche entscheiden , um so mehr, da sie. untereinan- der auch sehr variüiren, z.. B. bei den Schmetterlingen‘ im Vergleich mit den Käfern. Und wer nur die Hülle der Muskelbündel für quer- gestreift hält, wird überzeugt sein, hier nicht Muskelprimitivfibrillen, Simdam Moskeipuiimifinbiside) vor sich zu haben, Vergleicht man dagegen. unsere Muskelelemente mit den Muskel-, bündelfasern von: Wirbelthieren, wie sie Henle vom Ochsen (Allge- meine Anatomie, Tab. IV, Fig. Y A, bu. c), Kölliker (a. a. O:p. 200, Fig. 52, man vergleiche diese Figur mit Fig. 56) und neuerlichst auch Ecker (lcones physiologieae, Tab. XII,/ Fig. 2 /) von Siredon pisciformis abbilden, so zeigen beide eine sehr grosse Achnlichkeit. Bestimm Auskunft geben uns aber ‘über dieses. Verhältniss die Schmetterlin welche den Uebergang in der Geneigtheit des Zerfallens der Bün, F 397 bilden. ‘Die Muskeln der Schmetterlinge sind nämlich in Bündel zu- sammengefasst, die grösser sind als die der Wirbelthiere, und manch- mal nur auf, kurze Strecken einzelne Fibrillen 'isolirt zeigen. Die Fibrillen sind indess ‘deutlich quergestreift, mit viel krümeliger Masse umgeben 'und gleichen bald mehr unsern Thoraxmuskeln, bald einem Präparat von Siredon 'pisciformis. ' Gewiss' haben‘ wir ‘daher unsere 'quergestreiften Fäden aus den Thoraxmuskeln' der übrigen Insecten auch als Muskelprimitivfibrillen anzusprechen. Das sind aber noch nicht die Elemente der Muskeln; es ist mir drei’ Mal gelungen, ein Zerfallen dieser Fibrillen (der Quere nach zu sehen, wie ich es’ in Fig. V und VI in’c zu zeichnen versucht habe. Es hatten sich hier die Querstreifen eigenthümlich verschoben, und'als ich genauer zusah, fand ich ein Zusammengereihtsein vieler kleiner quadratischer Stückchen.‘ Ich glaube ' daher‘ der ‘Ansicht Bowman’s (Kölliker a. a. 0. p. 203) beipflichten zu müssen, welcher die Muskeln aus sarcous ‘elements, primitive particles zusammengesetzt sein lässt, so zwar, dass dieselben gewöhnlich der Länge nach zusammengereiht sind und in dieser Richtung inniger aneinander haften, folglich Fibrillen darstellen; unter Umständen aber auch mit ihren Seitenflächen stärker | aneinander hängen und dann Bowman’s dises (Kölliker, p. 202, Fig. 55, und Ecker‘, Icones phys. Tab. XII, Fig. 10.d) darstellen. 4. Physiologische Bemerkungen. ' Contraetionen der Muskelprimitivfibrillen unter dem Mikroskope zu sehen, ist 'mir so wenig wie Kölliker gelungen. Auch ich ‘habe das Verfahren von Ed. Weber ( Wagner’s Handwörterbuch. Bd. IM, 2. Abth., p- 62) angewendet, auch Bewegungen der Muskelmasse bemerkt, aber nie eine einzelne Fibrille sich contrahiren 'sehen. Ich’ hoffte dann beim Mistkäfer, wo sich die übrigen Muskeln oft noch lange nach dem Tode zusammenziehen und wieder erschlaffen und so ein äusserst zierliches - Schauspiel darbieten, eine Fibrille in der Contraction zu belauschen: aber ich habe’ nur hin und wieder einzelne Fäden sich langsam biegen sehen, vielleicht nur in’ Folge der Wassereinsäugung. Es bleibt also nur übrig, aus den verschiedenen Formen ‘der un- bewegten Fibrillen auf ihre Thätigkeit im'Leben zu schliessen.‘ Ich glaube die Form der Fibrille Fig. V bei 5 auf eine Contraction in sehr hohem Grade beziehen zu müssen; die Querstreifen sind hier näher aneinander gerückt und die Fibrille hat bedeutend an Breite zu- genommen. Schwächere ‘Grade ‚dieser Bildung sind mir oft vorge- men an derselben Fibrille. Kölliker bezieht ‚auf, diesen Zustand die verschiedene Breite der Fasern mit verschieden dichter Quer- fung, was mir nach dieser Betrachtung auch sehr wahrscheinlich ist. Zeitschr. f, wissensch. Zoologie, IV. Ba. 26 398 Eine andere Form der Contraction habe ich in Fig. IV ce abgebildet; man sieht hier nämlich abwechselnd hellere und dunklere Quadrate, die ich mir nur aus einer Ziekzackbiegung des Fäserchens ableiten kann. Kölliker hat ähnliches gesehen, bildet es aber Fig. 795 nicht recht glücklich ab; die Erscheinung ‘entspricht vielmehr der Form Fig. 80 A, nur ist natürlich der Faden viel schmaler. Es ist mir gar nicht unwahrscheinlich, dass beide Formen der Contraction nebeneinander bestehen: denkt man sich, dass sich ein- zelne Fibrilen activ zusammenziehen, dazwischen liegende passiv ver- kürzt werden, so müssen jene die erste, diese die zweite Form an- nehmen. Man kann sich dieses Verhältniss leicht versinnlichen, wenn man zwischen zwei ausgespannte Kaoutschoukstreifen ein unelastisches Band legt und die Streifen sich zusammenziehen lässt: die Streifen verdicken sich, das Band aber faltet sich ziekzackförmig. Ueber die physiologische Bedeutung der Thoraxmuskeln kann ich keine Rechenschaft geben; weder für diese ungeheure Anhäufung von Muskelsubstanz, noch für das ausschliessliche Vorkommen bei fliegen- den und sammenden Inseeten, noch für die Verschiedenheit von allen anderen Muskeln der Insecten haben Andere so wenig wie ich etwas anderes als unbewiesene und unbefriedigende Anworten geben können. Es ist aber nicht unsere Aufgabe, entfernte Vermuthungen aufzustellen. Resultate. 4) Die verhältnissmässig sehr grossen Thoraxmuskeln der mit Ge- räusch fliegenden Insecten zerfallen im frischen Zustande in feine quergestreifte Fäden. 2) Diese Fäden sind Muskelprimitivfbrillen. 3) Zwischen den Fibrillen findet sich stets eine krümelige Masse von unbekannter Bedeutung. 4) Alle übrigen Muskeln zeigen frisch dieses Verhalten nicht. 5) Die Libellen haben im Thorax Muskelprimitivbänder. 6) Die Elemente der Muskeln sind kleine Würfel oder Cylinder, welche sich zu Fibrillen oder Scheiben zusammenlegen. 7) Im contrahirten Zustande verdicken sich die Fibrillen und die Querstreifen rücken 'emander näher. Erklärung der Abbildungen. Fig. I. Copie nach Straus-Dürkheim’s Abbildung von den Thoraxmuskeln des Maikäfers. a Rückenmuskel, abaisseur de Valle; 5 Seitenmuskel, &le- „valeur (de l'aile; ecc apophyse &pisternale posterieure (Mittelkiel des Pe 399 Hinterbrustbeins; d diaphragme, Mesophragma (Burmeister); e meso- phragme, Metaphragme (Burmeister). Fig. U—VIIl. Muskelprimitivfibrille 270 Mal vergrössert. Fig. I. Von Dermestes lardarius. «a Quergestreiftes Fäserchen; b ein durch seine Anheftung schief gezogener Faden; c krümelige Masse. Fig. Il. Von Phryganea. a Geschlängelte Fibrillen, an den Einbiegungsstellen ist der Durchmesser derselbe; b zickzackförmig contrahirt. Fig. IV. Von Bombus terrestris. 5b Verzogene Fibrillen; e zickzackförmig con- 1ER trahirte, ö \ Fig. V. ab Von Pimpla instigator; bei b stark contrahirt. c Von Syrphus py- rastri im Zerfallen in einzelne Primitivtheilchen begriffen. Fig. VI. Von Eristalis tenax bei c im Zerfallen. Fig. VII. Muskelprimitivbänder aus Agrion virgo. a Platte Seite; b Kante; c krü- melige Masse; d Stelle, wo zwei Bänder mit der platten Seite anein- ander liegen. 1 . ) In {1 r „Anh: “in | “ Tau x Na AR 2" 634 26 * z Ueber die Verwandlung des Cysticerens pisiformis in Taenia serrata, von €. Th. v. Siebold. Schon im Jahre 4844!) habe ich zuerst auf die Aehnlichkeit des Kopfendes von Cysticercus fasciolaris der Ratten und Mäuse und von Taenia crassicollis der Katze, und auf die Beziehungen dieser beiden Schmarotzerformen zueinander aufmerksam gemacht, wo- bei ich die Behauptung aufstellte, dass der Cysticercus fasciolaris eine verirrte und entartete Taenie sei, welche aber noch die normale Form eines Bandwurms erreichen könne, wenn dieselbe in den Darmkanal eines passenden Wohnthieres übergepflanzt würde. In diesem Falle werden sich die kurzen Glieder des Cysticercus fasciolaris vollständig ausbilden, und die diesem Cysticercus, wie allen übrigen Blasen- würmern, stets fehlenden Geschlechtsorgane zur gehörigen Entwicke- lung kommen. Ich gab damals zugleich den Weg an, auf welchem diese Umwandlung des geschlechtslosen Cysticercus fasciolaris in eine geschlechtsreife Taenia .crassicollis erfolgen würde, indem ich, darauf hinwies, dass, wenn Mäuse und Ratten, welche in ihrer Leber diesen Blasenwurm beherbergen, von Katzen, gefressen würden, diese zwar die verschluckte Leber jener Nagethiere im Magen verdauen würden, nicht aber den darin verborgenen Cysticercus fasciolaris. Dieser letz- tere würde vielmehr, da er sich auf den rechten Boden übergepflanzt fühlte, unter Abstossung der hydropisch entarteten Glieder im Ver- dauungskanal der Katze die Gestalt der Taenia crassicollis annehmen und zur Geschlechtsreife gelangen. Auch Allan Thompson in Glasgow hatte, ohne meine Untersuchungen und Aeusserungen über diesen Ge- genstand, wie es scheint, gekannt zu haben, die Uebereinstimmung des Cysticercus fasciolaris mit Taenia crassicollis erkannt, wie mir mein Freund Kölliker in einem Briefe aus Edinburgh mittheilte2). Bei wei- 1) Vergl. den von mir ausgearbeiteten Artikel: Parasiten in Rud. Wagner's Hand- wörterbuch der Physiologie. Bd. II, pag. 650 u. 676. 2) Vergl. diese Zeitschrift. 4854, pag. 97. . j i 401 terer ‚Verfolgung dieses Gegenstandes kam ich zuletzt zu der Ueber- zeugung, dass’ alle Blasenwürmer nichts anderes als unentwickelte oder larvenartige Bandwürmer seien, die auf ihren Wanderungen: begrifien, verirrt und hydropisch ausgeartet waren. Ich stellte es als’eine Auf- gabe der Helminthölogen hin, zu. den, einzelnen: blasenwurmartig aus- gearteten und geschlechtslos gebliebenen Bandwürmern die zugehörigen vollkommen entwickelten und geschiechtlichen: Gestodenarten heraus- zufinden, warnte, aber zugleich vor Uebereilungen und: Täuschungen, denen man bei diesen schwierigen Untersuchungen so leicht ausgesetzt wäre, und durch‘ welche man alsdann unbewusst auf Irrwege geleitet werden könnte ?). Es gereicht Herrn Dr. Küchenmeister in: Zittau zum 'besondern Ver- dienst, dass sieh derselbe diesen schwierigen Untersuchungen in den letzt- verflossenen Jahren mit rastlosem Eifer hingegeben hat; wahrscheinlich war aber eben dieser grosse Eifer zugleich auch ‘Ursache, dass Küchen- meister die Resultate ‚seiner Untersuchungen und Experimente, noch ehe sie als beendigt angesehen werden konnten, zu früh der: Oeffent- lichkeit übergab. Zuerst kündigte Küchenmeister an, dass es ihm ge- lungen sei, aus 40 Individuen des Cysticereus pisiformis ‚der Kaninchen 35 Stück der Taenia erassiceps des’ Fuchses gezogen’ zu: haben, und . zwar Taenien von 22, 45, 8 Tagen und 30 Stunden ?). Einige Wochen später berichtigte derselbe ®) diese vorläufige Mittheilung' dahin, dass er den,aus Cysticercus pisiformis mittelst' Fütterungsversuchen ‚gezoge- nen'Bandwurm irriger Weise für Taenia crassiceps gehalten‘, jetzt aber, durch Herrn Dr. Creplin brieflich belehrt, denselben für Taenia ser- rata des Hundes erklären müsse. Auch’ mir übersendete Herr’ Küchen- meister verschiedene von ihm aus Cysticereus pisiformis gezogene Tae- nien zur Bestimmung; da dieselben aber ‘noch nicht geschlechtlich ntwickelt waren und‘die für die einzelnen Bandwurmspecies so cha- teristischen Eier ‚in denselben fehlten, so wagte ich es nicht, über die ‚Species dieser gezogenen Taenien ein Haktinpmiee Urtheil zu fällen, und wollte, so lange bis ich vollkommen geschlechtsreife Wür- iner der Art von Küchenmeister erhalten hatte, die fraglichen Taenien eine eigene Art gelten lassen. Küchenmeister sah sich hierdurch ‚lasst, die Creplin’sche Bestimmung des aus Cysticercus pisiformis gezogenen Bandwurmes aufzugeben *), und den letzteren als eine; neue Art mit dem Namen Taenia pisiformis zu belegen °). Diese schnell Ds 1150 f '4)Siehe diese Zeitschrift, 4850, pag. 204. +#) Vergl. Gunsburg’s Zeitschrift für klinische Vorträge. 4854, pag. 240. u) ‚Ebenda, pag. 295. AyWVergl: Küchenmeister’s Aufsatz: über Fionen und Bandwürmer, in der Viertel- "jahrschrift f. prakt. Heilkunde, Prag 4852, Bd. I der neuen Folge, pag. 150. #, Ebenda, 402 aufeinander folgenden und sich widersprechenden Angaben ‚mochten wohl Ursache gewesen sein, dass das ärztliche Publikum an die Mög- lichkeit der Verwandlung des Cysticercus in eine Taenia nicht sogleich glauben wollte. ‘Bei der vorjährigen Natarforscher-Versammlung in Gotha hatte ich auch wirklich Gelegenheit zu bemerken, wie die Aerzte von dieser Verwandlungsgeschichte der Blasenwürmer und Bandwürmer nur mit Misstrauen sprachen, obgleich Herr Küchenmeister persönlich erschienen war und in der medieinischen Section durch Experimente an einer Katze, welche leider misslangen, die innerhalb 24 Stunden vor sich gehen sollende Verwandlung des Cysticereus 'pisiformis''in eine Taenia zeigen wollte. Aber auch unter den Helminthologen konn- ten Küchenmeister’s Angaben keinen rechten Anklang finden, da der- selbe bei der-.ganzen Darstellung seiner Untersuchungen nur zu sehr verrieth, wie erves auch selbsteingestand *), dass er in der Helmin- thologie noch der Belehrung 'bedürfe. h Einen Hauptfehler ‘beging Küchenmeister darin, dass er, so wie er bei einen 'gefütterten Eysticereus den gewöhnlich eingezogenen Kopf und Hals im Darme eines Hundes hervorgestreckt fand, diesen Zustand für die bereits eingetretene Verwandelung des Cysticereus’in eine Taenia erklärte. Auf diese Weise müsste er bei seinen Versuchen zu dem sehr auffallenden, den Helminthologen als unglaublich erscheinenden Resultate gelangen, die gefütterten Finnen in einem Hunde nach fünf Stunden, in einem andern Hunde sogar schon nach drei Stunden in Taenien verwandelt zu sehen 2). ‘Wenn ‚Küchenmeister sich vorstellt, !) Vergl: die Prager Vierteljahrschrift a. a. ©. pag. 487. 2) Vergl. Küchenmeister's Abhandlung über Finnen und Bandwürmer pag.427. - Hier ‚heisst es, bei dem Fütterungsversuche Nr. 3. «Ein achtwöchentlicher Hund erhielt am 20. Mai Nachmittags 4 Uhr acht Cyst. pisif., am 24. Mai 52 Stück Mittags 42 Uhr, und wurde um 5 Uhr Nachmittags getödtet. Alle Finnen waren ausgeschlüpft aus ihrer Cyste und zu Taenien geworden. Bei einigen hing die Schwanzblase nebst dem Körper der Finne' noch locker an einem dünnen Faden'an der jungen ‘Taenie an, gewöhnlicher aber. hatte sich der Faden mit dem Körper der Finnen losgestossen und nur Kopf und Halstheil: waren, fest. im Darmkanale angeheftet.» Ueber den Fütterungs- versuch Nr. & berichtet Küchenmeister Folgendes: «Am 314. Mai Mittags 42 Uhr erhielt ein A0tägiger Hund vier Finnen (zwei mit und innerhalb der Cyste, eine aus der Cyste ausgeschält und eine ausgeschält und mit der Scheere ihrer Schwanzblase vor der Fütterung beraubt). Section um 3 Uhr Nach- mittags. Resultat: a) Eine Finne zur Taenie geworden, die Cyste noch an der Schwanzblase anhängend und gerade in der Jleocoecalgegend angeheftet. b) Eine Finne noch in ihrer Cyste eingeschlossen mitten unter dem Kothe im Rectum. Als ich diese Cyste öffnete, ward die Finne mit vorgestrecktem Kopfe lebend gefunden, und noch mehrere Stunden in der Galle der'Gallen- blase lebend erhalten. ©) Eine Finne zur Taenie geworden, den Hals'schon von der Schwanzbhlase getrennt zeigend, aber an dünnem Faden den Kör- 403 dass mit einem Cysticercus, der nach der Fütterung im Darınkanale eines Hundes seine Schwanzblase verloren und seinen Hals und Kopf hervorgestreckt hat, bereits eine Verwandlung in eine Taenia vor- gegangen sei, so könnte man eine solche Verwandlung auch ohne Fütterungsversuche ganz einfach dadurch vor sich gehen lassen, dass man einen Cysticereus pisiformis mit lauwarmem Wasser umgibt und abwarlet, bis das Thier seinen Kopf und Hals vorstreckt, alsdann würde das einfache Abschneiden der Schwanzblase desselben mittelst einer Scheere seine Umwandlung in eine Taenia ebenso gut bewirken. Alle von Küchenmeister abgebildeten Taenien, welche er durch Futte- rungsversuche erhalten haben will ?), sind ebenfalls nichts weiter, als schwanzlose und ausgestreckte Cysticercen. Durch solche Angaben schien mir die durch mich angeregte Verwandlungsgeschichte der Blasenwürmer in Misscredit kommen zu wollen, weshalb ich mich ent- schloss, die Untersuchungen und Experimente, wehlie die Erforschung dieser verwickelten Geschichte erfordert, selbst in die Hand zu nehmen. Ich machte im März dieses Jahres den Anfang mit Cysticereus pisi- formis, mit welchem Küchenmeister bereits sechs Fütterungsversuche angestellt hatte. Herr Dr. Lewald, einer meiner eifrigsten Schüler, unterstützte, mich dabei und: hatte sich vorgenommen, diese Unter- suchungen zum Thema seiner Inauguraldissertation zu benutzen. Die- selbe ist jetzt erschienen ?) und mit: einer Tafel Abbildungen begleitet, welehe den allmäligen Uebergang des Cysticereus pisiformis in Taenia serrata darstellen, wie er sich in dem Darmkanale von zehn mit die- | ser Finne gefütterten Hunden darbot, welche in den verschiedensten Zeiträumen, nämlich %, Stunden bis 65 Tage nach der Fütterung ge- tödtet ‘wurden. "Zuerst wurden drei Kaninchen und zwei Meerschweinchen mit dieser Finne gefüttert; es lieferten diese Versuche gar kein Resultat, da nach einigen Tagen bei der Section dieser Nager die gefütterten Finnen nirgends im Verdauungskanale derselben aufzufinden waren. Bei den mit jungen Hunden vorgenommenen Füsterungsversuchen wurden die glücklichsten Resultate erzielt. In Bezug auf die speciellen Ergeb- nisse, welche diese an Hunden angestellten Versuche lieferten, muss dies per und Hals noch in Verbindung. Sie lebte im mittlern Drittheile 'des — Dünndarmes. d) Die verletzte Finne hatte den Rest des verletzten Körpers ‚sehon ganz abgeworfen; an der Trennungsfläche des Halses Blasenreste an- hängend. Die Taenis Jehte munter, reagirie auf dem Kotationsapparat, und hatte sich im obern Drittheile des Dünndarmes angeheftet. » A %) Vergl. Küchenmeister's Abhandlung über Finnen und Bandwürmer. Fig. 3—6. ) Dieselbe führt den Titel: De eysticercorum in taenias metamorphosi pascendi experimentis in instituto physiologico vratislaviensi administratis illustrata, Auctor G. Lewald. Berolini 1852. 404 ich. auf, Lewald's Dissertation selbst verweisen;,.hier will ich nur im Allgemeinen das Schicksal und die Lebensverhältnisse schildern, welche die ‚geflitterten. Finnen ‚im: Verdauungskanale .der’Hunde durchzumachen hatten. ‚Ich. bemerke: zugleich, dass die» von. uns zur Fütterung. be- nutzten. Finnen. stets in der Peritonealeyste eingeschlossen. blieben, in welcher sie am Omentum der 'Kaninchen aufgefunden ‘worden ‘waren. Von den in-ihren'@ysten.‚eingeschlossenen und gefressenen Finnen werden im Magen der Hunde, zuerst die Gysten durch den Magensaft angegriffen ‚und. aufgelöst, hierauf „wird ‚durch dasselbe verdauende Prineip die Schwanzblase ‚nicht aber»der übrige Theil der Finne ver- zehrt, so..dass also. von dem ganzen Cysticereus pisiformis nichts weiter übrig ‚bleibt ‚als der in der.Schwanzblase ‚verborgen gewesene weiss- liche ‚und.irundliche‘ Körper, der.-aus demi in den Leib ‚eingestülpten Hals und Kopf des: Thieres»besteht:.' Oft, noch ehe die Schwanzblase verdaut ist, verschrumpft und collabirt dieselbe ‚wahrscheinlich indem durch Exosmose'sich,der dünnflüssige Inhalt 'derselben'nach" aussen in den. dickllüssigern: Magenbrei ‚abscheidet. Mit ‚diesem letztern gehen nun. die, übrig. gebliebenen Reste der\ Finnen, das. ‚heisst. die schwanz- losen Leiber mit eingestülptem: Hals: und Kopf) ‘durch .den Pylorus in das. ‚Duodenum über. "Im: Duodenum ı angekommen ‚' stülpt‘ sich‘ der Kopf und. Hals. aus ‚dem' schwanzlosen Leibe.» der Finnen hervor, um einen Anheftungspunkt zwischen den Darmzotten- zw-suchen, 'an wel- chem sie, das, später 'eintretende Wachsen ‘und ‚die: weitere Ausbildung ihres ‚Körperüberrestes ‚abzuwarten: haben.‘ Inden ersten Stunden. des Verweilens im Dünndarme: haben diese 'ausgestreckten schwanzlosen Finnen oft nochein 'gedunsenes,oedematöses Ansehen, nach und nach wird ihr Leib aber schmächtiger, vermuthlich dadurch, .dass‘sie ihren Ueberschuss von Feuchtigkeit! durch ‚Exosmose‘ nach aussen abgeben und. sich ‚auf diese Weise; init-dem mehr‘ oder: weniger dickflüssigen Chylus-ins Gleichgewicht ‚setzen. Au dem Hinterende aller.dieser aus- gestreckten: schwanzlosen Finnen: ist; deutlich. die Stelle, ‘an welcher: die Schwanzblase. früher gesessen; durch eine Art: Narbe: in ‚Form,'einer Kerbe‘ oder. eines Ausschnitts bezeichnet, von‘ welcher‘ anfangs‘ noch sehr. zarteHautflocken als Ueberreste dem durch die Magenverdauung verloren gegangenen. Schwanzblase herabhängen ?). Schon nach ein Paar Tagen! beginnt: das ‘Wachsen dieser Finnen, wobei: sichder«Kör- per‘ nur‘ allein betheiligt, ‘denn Kopf und Hals haben’ ihre vollständige Entwickelung und Ausbildung vollständig erhalten, während die Finnen im Peritonäum der Kaninchen 'verweilten. Indem der noch ganz un- gegliederte und nur mit dichtstehenden Querrunzeln versehene Körper ’) ‚Vergl.. Lewald's Dissertation, Fig. 4 und 2. 2) Ehenda, Fig. 3—7 und Fig. 41. a De u 405 der Finnen immer mehr: in die Länge wächst, vermehren ‚sich die Querrunzeln. desselben *};: während das Wachsen des Leibes ununter- brochen. fortschreitet, bilden sich" die 'Querrunzeln desselben im Ver- laufe ‚einiger Tage nach und 'nach zu‘ deutlichen 'Gliederabschnitten aus?); die einzelnen Glieder, welche anfangs ‚sehr‘ kurz sind, ver- längern »sich: und ‘erhalten bald ‚auf der einen, bald auf der andern Seitenkante eine -papillenartige Erhabenheit,' welche später zur Mündung der Geschlechtsorgane auswächst 3). In diesem Zustande’ haben die ge- fütterten‘ Finnen. jetzt ganz das Ansehen einer‘ Taenia' und verrathen ihren frühern Ursprung nur durch'die noch immer ‘vorhandene Narbe am. letzten Gliede: ihres Leibes.: 'Nach fünfundzwanzigtägigem Verweilen dieser Finnen» im Darmkanale‘ eines Hundes sind dieselben bereits zu Taenien von 40—42 Zoll Länge -ausgewachsen, '; Das Wachsen dieser Taenien dauert ununterbrochen ' fort; wobei ihre hinteren "Glieder an Umfang, zunehmen und die 'Fortpflanzungsorgane im Innern derselben immer mehr. zur“ Entwickelung "gelangen ‚während: hinter dem .Halse die Bildung von stets neuen Gliedern aus (dem 'quergerunzelten Vorder- ‚leibe/vor sich\geht. | Nach dreiMonaten habendiese Taenien eine Länge von: 20 —30»Zoll und. darüber erreicht. ‚In. diesen: Taenien erscheinen die hinteren ‚Glieder. vollkommen‘ geschlechtsreif. - Bei einigen dieser Bandwürmer. werden: jetzt auch.die letzten: Glieder, als Beweis ihrer £ # ' erlangten. Geschlechtsreife, abgestossen.. Die in’ ‘den reifen Gliedern enthaltenen Eier zeigen sich vollständig entwickelt und: bergen in ihrer Innern den in bekannter‘ Weise mit sechs Häkchen‘ bewaffneten und beweglichen Embryo. „or Dieses Entwiekelungsstadium der aus Gysticercus ges ihearimie gezogenen Bandwürmer setzte mich in den ‘Stand, die ‘Species der- selben‘ mit Sicherheit zu bestimmen. Ich übeineugte mich ‚dass diese Bandwürmer keiner andern: Species‘ als der Taenia hir ange- hörten. Die Form. des‘ Kopfes, die Zahl, ‘Gestalt’ und Anordnung der ‚Häkchen. des Hakenkranzes am. Kopfe, der Bau..der Glieder und (der indiesen, verborgenen; Geschlechtsorgane, die Gestalt der reifen Eier, ‚alles lieferte mir den Beweis, dass'ich Taenia serrata' vor 'mir hatte. owleh darf, es nicht verschweigen, ‚dass bei der ‘Section und ‘dem Durchsuchen des Darmkanals der ‘mit Finnen ‘gefütterten Hunde stets einige! Individuen ‚der Ascaris’ marginata ‚und mehrere bald längere, ‚bald. kürzere Individuen der Taenia cucumerina angetroffen‘ wurden. Obgleich ich\nun für meine Person durch die ‚oben erwähnten Ver- suche und durch die dabei erhältenen Resultate fest überzeugt bin, dass 4! I M) Vergl. Lewald's Dissertation, Fig. 42 und 43. ”) Ebenda, Fig. 4% und 45. ” Ebenda, Fig. 47: 406 der Cysticereus pisiformis sich im Verdauungskanal des Hundes in Taenia serrata verwandelt, so denke ich .doch daran, ob eben diese Versuche auch in anderen Zoologen und Helminthologen dieselbe Ueber- zeugung erwecken werden. , Wird man mir nicht die Frage entgegen- halten: wie ich bei meinen Versuchen die Bürgschaft hätte haben kön- nen, dass nicht schon vorher die Taenia serrata in dem Darmkanale der Hunde, bevor diese mit Finnen gefüttert worden, vorhanden ge- wesen? Denn so gut wie Ascaris marginata und Taenia cucumerina in jene Hunde eingewandert waren, hätte auch Taenia serrata anders woher ihren Weg in dieselben finden können. ' Hiergegen‘ muss ich bemerken, dass ich nur Stuben- und Haushunde zu meinen Versuchen benutzte, und dass Taenia serrata nach meinen Erfahrungen in Stuben- und Haushunden sehr selten vorkömmt, ‚während dieselbe in Jagd- hunden viel häufiger angetroffen wird. Ich habe den Darmkanal vieler Stuben- und Haushunde, die nicht mit Finnen gefüttert waren; unter- sucht, und fast niemals eine Taenia serrata darin entdeckt, wohl aber die Taenia cucumerina fast jedesmal aufgefunden. Ferner mache ich darauf aufmerksam, dass nach der Fütterung mit Cysticercus pisiformis die Zahl der im Verdauungskanale der Hunde aufgefundenen und zu Taenia serrata mehr oder weniger herangewachsenen Bandwurmformen stets mit derjenigen Anzahl von Finnen übereinstimmte, welche bei den einzelnen Versuchen zur Fütterung verwendet worden waren. Ein anderer wohl zu beachtender Umstand ist noch der, dass die ‚Grösse und der Eutwickelungszustand der in dem Darmkanale der mit Finnen gefütterten Hunde aufgefundenen Individuen von Taenia serrata jedes- mal mit der-Zeit genau im Einklange standen, ‚welche seit der Finnen- fütterung verstrichen war. So wichtig nun auch dieser Nachweis der Umwandelung ‚des Qy- sticercus pisiformis in. Taenia serrata in Bezug ‚auf die Naturgesehichte der Gestoden ist, wird man sich doch zu hüten haben, nicht zu viel von der Geschichte dieses einen Bandwurms auf alle übrigen Band- würmer überzutragen. Küchenmeister scheint sich dem Gedanken hin- gegeben zu haben *), dass alle übrigen Taenien ebenfalls aus Finnen hervorwachsen sollen, was durchaus in Abrede gestellt werden muss; denn würden alle Taenien aus dem Zustande eines mit sechs Haken versehenen Embryo erst in den eines geschlechtslosen, mit einem Haken- kranze bewallneten Cysticereus übergehen müssen, bevor sie sich zu einem: vollkommen gegliederten und geschlechtlichen Individuum ent- wickeln können, so würde uns gewiss eine bei weitem grössere Menge von Blasenwurm-Formen bekannt geworden sein, als bisher geschehen ist. Nach den neuesten Zusammenstellungen beträgt die !) Siehe dessen Abhandlung: über Finnen und Bandwürmer, päg, 120: 407 Zahl der aufgefundenen Taenien beinahe an 488 verschiedene Artformen, während wir von der Gattung Cysticereus kaum 46 bestimmte Arten aufführen können und unsere Kenntniss der sämmtlichen Blasenwurm- Gattungen überhaupt nicht ganz 25 Arten umfasst. Da Finnen bekannt- lich nur in Thieren vorkommen und also nur mittelst Fleischfutters einwandern können, so wird es sich, wenn alle Taenien aus Finnen hervorgehen sollen, kaum erklären lassen, auf welche Weise die Tae- nien der pflanzenfressenden Säugethiere als Finnen in den Darmkanal ihrer Wohnthiere eingewandert sein könnten. Dass nicht alle Tae- nien früher Blasenwürmer gewesen sind, lehrt uns die Entwickelungs- geschichte eines Bandwurms, welche von Stein beobachtet worden ist 4). Stein’s Beobachtungen weisen deutlich darauf hin, dass nicht der aus dem Bandwurmei mit sechs Bäkchen hervorgeschlüpfte Em- ’bryo sich unmittelbar in ‚eine Taenie oder Finne verwandelt, sondern dass zunächst im’ Innern dieses Embryo ein junges Bandwurm-Indivi- duum in Form eines Taenien-Kopfendes (Scolex-Form) zur Entwicke- lung kommt. Eine solche Taenie' wird, wenn ihr 'Hinterleibsende blasenförmig ausgedehnt‘ und mit‘ einer serösen Feuchtigkeit gefüllt würde, vollkommen einem Gysticercus entsprechen. ‘Unter welchen Verhältnissen eine solche Ausartung in noch geschlechtslosen Taerien ‘zu Stande kommt, ist uns freilich'noch verborgen geblieben. Man hat in neuester Zeit an meiner Behanptung, die Blasenwürmer seien krankhaft entartete Bandwürmer, Anstoss genommen. Küchen- meister hat gegen ınich unter‘anderen die Ansicht geltend gemacht ?), die Schwanzblase der Cysticercen sei ein für den Finnenzustand noth- wendiges Organ und habe die Function eines Ernährungsreservoir zu verrichten. In wie weit diese Behauptung richtig oder unrichtig ist, muss specielleren darüber anzustellenden Untersuchungen überlassen bleiben. Ich bin übrigens gern bereit, einiges in 'meiner Definition des Finnenzustandes zu modificiren, indem ich den Ausdruck krankhafı fallen lassen will, muss aber dagegen die Bezeichnung entartet um s0 fester halten, da mich meine in der letzten Zeit vorgenommenen Untersuchungen immer mehr zu der Ueberzeugung haben gelangen lassen, dass die Blasenwürmer wirklich ausgeartete Bandwürmer ‚sind, und dass die Gestalt und Grösse der Schwanzblase nicht durch die Speciesform des Cysticercus bedingt wird, sondern von äusseren zufälligen Nebeneinflüssen abhängig ist. Ich muss gestehen, dass ich nicht recht einsehen kann, warum man sich dagegen 'sträubt, bei Würmern die Möglichkeit von Ausartungen ia Form und Gestalt anzu- nehmen, da man doch bei höheren Thieren die durch ungewohnte ?E N) Vergl. diese Zeitschrift, IV. Bd., 1852, pag. 208. "9 Ebenda, pag. #41. 408 klimatische Verhältnisse und veränderte Nahrungsmittel herbeigeführten Ausartungen ohne alle Beanstandung als: solche anerkennt. Dass diese Ausartungen nach gewissen Gesetzen. zu.Stande kommen: und in be- stiramter ‚Form immer. wiederkehren, lehren uns die. Ravenbildungen der Hausthiere. Wenn bei-manchen dieser Racen ‚übermässige Ab- sonderung von Hornsubstanz durch Haarwuchs, bei anderen ungewöhn- liche Ausscheidung. von Fettsubstanz als Fettsucht erfolgt, warum: soll nicht in gewissen niederen Thieren, welche von ihrem gewöhnlichen Lebenswege abweichen, ‚durch‘ den. Kinfluss ihrer veränderten Um- gebung eine, Anhäufung von! seröser Feuchtigkeit als Wassersucht ein- treten können? Eine Hauptaufgabe der ‚Helminthologen wird es jetzt: sein’ müssen, die aus ‚den. Eiern.„der ‚Taenia‘ serrata ;hervorschlüpfenden Embryonen in ihrer weitern Entwickelung zu verfolgen, um entscheiden’zu können, auf: welche Weise aus ihnen: der Gysticereus pisiformis sich hervorbildet, Diejenigen, ‚welche die Fütterungsversuche | mit 'Cysticercus pisi- formis wiederholen wollen, um daraus Taenia serrata zu erhalten, und welche zur sichern Bestimmung der 'erzogenen Taenien Abbildungen zu Rathe ziehen möchten, mache ich aufmerksam, dass; sich/ in. den! ver- schiedenen ‚helminthologischen Schriften bei den Citaten' zu, Taenia ‚ser- rata mancherlei Fehler eingeschlichen haben, welche. bis; heute unbe- merkt geblieben sind, und welche davon 'herrühren,, . dass man früher Taenia serrata und crassicollis nicht, gehörig voneinander unterscheiden konnte. Beide Bandwurmarten sind, obgleich ihr Gliederbau. verwandt ist, am Kopfe ‚sehr leicht kenntlich. . Die Taenia crassicollis besitzt einen sehr starken und! breiten Rüssel, der fast die’ Breite ‚des Kopfes ‚hat. Der kurze Hals derselben, geht ‚ohne Verengerung, gleich breit bleibend, in. den gegliederten Körper über. Bei Taenia‘serrata ‚ist.der-Rüssel mit seinem. Hakenkranze um vieles ‚weniger. breit ‚als. der ' Kopf, \\ihr etwas, längerer Hals; zeigt sich stets hinter\dem Kopfe verschmälert, Dieser Unterschied tritt an allen Abbildungen, welche. Goeze.). von Taenia, ‚crassicollis ‘und serrata geliefert hai, deutlich \hervor,.'und dennoch. scheint Goeze. die Veranlassung zu, Verwechslungen‘ gegeben zu haben, da. verschiedene Stücke, welche derselbe von Taenia serratä abgebildet ‚hat, nach, seiner Angabe aus dem Darme der Katze her- rühren, sollten... „Ob: Goeze: in dieser Angabe sich eine ‘Verwechslung hat zu Schulden kommen‘ lassen, oder ob nicht auch Taenia' serrata in; dem Darmkanale der, Katze zur Entwickelung kommen könne,.bin ich ‚in ‚diesem Augenblicke zu entscheiden nicht im Stande. . Jedenfalls beziehen ‚sich. folgende ‚Abbildungen. bei Goeze auf Taenia ‚serratar Tab. XXV A, Fig. 1—5, Tab. XXV B, Fig. A— D, u. Tab. XXVI, Fig. 1 — 4. ') Vergl. dessen Versuch einer Naturgeschichte der Eingeweidewürmer. 4782. 409 Die zuletzt erwähnte Tafel XXVI ist unrichtiger Weise von Rudolphi*) bei Taenia erassicollis' citirt worden, nachher wurde diese ganz gute Abbildung der Taenia serrata ganz ausser Acht gelassen und von den späteren Helminthologen gar nicht weiter citirt, dagegen findet sich 'Goeze’s Abbildung von Taenia serrata auf Tab. XXV A, Fig. 1—5 von Diesing?) unrichtiger Weise zu Taenia crassicollis gezogen. Ausser den Abbildungen der Taenia serrala von Goeze hebe ich noch Gurlt’s Dar- stellung ?) dieses Bandwurms hervor. . ‘Ueber die Verwandlung der Echinococcus-Brut in Taenien, von Ber 4 Demselben. at Mit Tafel XVI A. f " Nachdem die Verwandlung des Cysticercus pisiformis in Taenia serrala auf eine so vollkommene Weise geglückt war, wurde meine Begierde besonders rege, zu erfahren, was für Resultate solche Hunde liefern würden, welche mit Böhinsoocend/Bhut gefüttert werden. Der so häufig in unserm Schlachtvieh sich darbietende Echinocoecus ve- inorum schien mir zu diesen Versuchen ganz besonders geeignet, ‚ich ihn ganz frisch’ erhalten iund sicher sein konnte, lebendige Brut n zu Fütterängen zu verwenden. Ich muss die Beschaffenheit und Organisation des Echinoeoceus ; orum, sowie das Verhältniss des brutlosen, früher mit dem Na- ihöephalocystis belegten Echinococcus zu den auf der innern der Leibeswandung mit Brut bedeckten Echinococcen als be- ‚voraussetzen #), und ‘brauche kaum zu erwähnen, dass die mit ‚behafteten Echinococeus-Blasen sehr leicht zu erkennen sind, in- alsdann bei der Verletzung einer solchen Mutterblase mit der in ?) Siehe dessen Busch historia naturalis. Vol. Il, P. 2, 4840, pag. 174. ‚Vergl; dessen Systema helminthum. Vol. I, 4850, pag. 549. Siebe dessen Lehrbuch der pathologischen Anatomie der Haus -Säugethiere, Th, I, 4834, Tab. IX, Fig. 9, 10 Vergl. hierüber meinen Artikel Parasiten in AR. Wagner’s Handwörterbuch. Bad. Il, pag. 678, und meine Beitrüge zur Entwickelungsgeschichte in Bur- dach's Physiologie. Bd. II, 4837, pag. 483. 410 daraus hervordringenden Flüssigkeit die Brut in grosser Anzahl beraus- geschwermmt wird. Der Inhalt einer trächtigen Echinococeus- Blase bildet in diesem 'Zustande eine trübe milchige Flüssigkeit, die sich aber bald abklärt, sowie sie zur Ruhe gekommen ist, indem die in ihr suspen- dirte Brut sich schnell niedersenkt und einen äusserst feinkörnigen Bodensatz bildet. In manchen: Echinocoecus-Blasen hängen noch die Echinoeoecus-Larven (Ammen-Brut) in bald grösserer, bald geringerer Zahl mit ihrem Hinterleibsende den geborstenen und verschrumpften Bläschen an, aus deren innerer Fläche sie vor ihrem’ Bersten ‚hervor- gewachsen waren. In diesem Zustande erscheinen solche Gruppen von Echinococeus-Brut mit unbewaffnetem Auge von der Grösse eines Nadel- knopfs. Mit dieser Brut, welche ich sogleich, nachdem ich sie aus der Mutterblase hatte ausfliessen lassen, in lauwarme Milch schüttete, stellte ich im physiologischen Institute zu Breslau während des Sommers 1852 Fütterungsversuche an. Es wurde die mit Echinococcus-Brut gesättigte Milch jungen, meist nur einige Wochen alten Hunden, deren Kiefer von einem Gehülfen' auseinander gehalten wurden, in kurz aufeinander folgenden Absätzen in den Rachen gegossen, und nachdem die Hunde eine gehörige Quantität Echinococcus-Brut auf diese Weise verschluckt hatten, wurde ihnen noch reine lauwarme Milch vorgesetzt, welche g sie begierig aufleckten, wodurch ich sicher ward, dass die kleinen ” Eehinoceoccus-Larven wach diesen vielen Schlackbervegumget in den Magen der Hunde hinabgespült sein mussten. Die gefütterten Hunde wurden sorgfältig gepflegt und beaufsichtigt. Nach der Tödtung der- selben ergab die Section folgende Resultate. j Nr. 4. Ein junger Hund von unbestimmter Race erhielt am 22. Mai eine starke Portion Echinocoecus-Brut mit Milch. Am 3. Juni, zwölf Tage nach der Fütterung, ward derselbe mittelst Chloroform getödtet #), und gleich. darauf geöffnet. Der Magen enthielt keine Spur von Hel- minthen, dagegen liessen sich im Darmschleim des ganzen Dünndarms unzählige Echinococcus-Larven auffinden, welche sämmtlich ihre Köpfe hervorgestülpt hatten. Sie steckten gewöhnlich mit ihrem Kopfende ti zwischen den Zotten verborgen, und konnten ihrer Kleinheit weg nur durch ein Vergrösserungsglas in dem mit einem Skalpell abgeschabten Darmschleime aufgefunden und von den abgerissenen Zotten unterschieden werden. An keiner dieser kleinen Larven war eine Gliederung wahrzunehmen (Taf. XVI A, Fig. 1 u. 2), sie zeigten bekannte Scolex-Form und enthielten in ihrem Innern ‚die char stischen Kalkkörperchen, deren Anzahl dieselbe wie vor der Fütte geblieben war, gleichmässig vertheilt. Von Geschlechtsorganen w keine Spur zu unterscheiden, dagegen fiel mir am Hinterleibsende i) Diese Tödtungsart wurde auch bei allen folgenden Fällen angewendet, 411 dieser Larven eine sphinkterartige Oeflaung auf, die ich bei näherer Untersuchung als die Stelle erkannte, aus welcher früher der. stiel- arlige Fortsatz hervorragte, durch den die einzelnen Echinococcus- Larven mit der Knospenblase, der sie entsprossen, zusammenhingen. Alle diese aufgefundenen Larven stimmten in ihrem ganzen Wesen, so wie in den einzelnen Bestandtheilen so vollkommen mit der Brut des Echinococcus veterinorum überein, dass kein Zweifel über ihre Ab- stammung obwalten konnte. Nur muss hervorgehoben werden, dass der ausgestreckte Leib derselben schlanker war als bei denjenigen Individuen der Echinococcus -Brut, welche noch in der Flüssigkeit der Mutterblase weilend ihr Kopfende hervorgestreckt haben. Es rührt dies offenbar daher, dass die letzteren durch die aus ihrer Umgebung eingesogene dünnflüssige Feuchtigkeit aufgedunsener sind, während die in dem dickflüssigen Chylus des Dünndarms ‘schon längere Zeit ver- weilenden Individuen ihre überschüssige Feuchtigkeit durch Exosmose ‚abgegeben haben. Das Hinterende der meisten dieser Echinococeus- Larven stach bei auffallendem Lichte gegen den übrigen farblosen, ganz ‚glashellen Körper durch seine kreideweisse Farbe ab, welche, unter dem Mikroskope betrachtet, von einer sehr feinkörnigen, im Pareneliyınd des Hinterleibsendes eingebettet liegenden Masse herrührte. Nr. 2. Am 23. Mai wurde einem jungen Hunde’ von unbestimm- ter Bace eine sehr starke Portion Echinococeus-Brut mit Milch ein- jegeben. Gegen die Mitte des Monats Juni fing der Hund an zu krän- eln; er verlor die Fresslust und die jungen Hunden eigenthümliche unterkeit, magerte ab, winzelte oft, zitterte an den Gliedern und gab unflüssigen Koth von sich.‘ Nachdem derselbe am 44. Juni, also zweiundzwanzig Tage nach der Fütterung, getödtet worden war, wurde m Magen desselben eine 'bräunliche Flüssigkeit (wahrscheinlich zer- tztes Blut) vorgefunden, und der Dünndarm auf seiner innern Fläche n vielen Stellen stark geröthet angetroffen. Auf der ganzen Schleim- ‚des Dünndarms ragten in dicht gedrängter Masse milchweisse en hervor, so dass es das Ansehen hatte, als seien alle Darm- en mit. Chylussaft strotzend angefüllt und prall ausgedehnt. Bei er Untersuchung ergab sich aber zu meiner grössten Ueber- g, dass alle diese weissen Papillen von kleinen Taenien her- en, welche in unübersehbarer Menge mit dem Kopfende in dem aschleime zwischen den Zotten tief eingegraben steckten und mit dem weissen Hinterleibsende frei aus dem Darmschleime hervorragten. diese kleinen Taenien, welche die Länge von etwa 1—4Y, Lin. be- a, stimmten an ihrem Kopfende in Bezug auf Umriss, Saugnäpfe und nz vollkommen mit dem Kopfende der Echinococcus -Larven ibere Die meisten Individuen waren zwei- oder dreigliederig (Ta- ei XVIA, Fig. 3 u. 5), nur wenige waren im Wachsthum zurückgeblieben 412 und verriethen in ihrer ungegliederten Körperform (Fig. 2) sogleich ihre: von: der gefütterten Echinococeus-Brut' herrührende Abstammung. Das hinterste Glied dieser’ kleinen ‚Taenien ‘machte beinahe die Hälfte der ganzen Körperlänge aus. Die vordere Körperhälfte bestand bei den zweigliederigen Bandwürmchen dagegen‘ aus dem Kopfe ‘und Halse, bei den: dreigliederigen. Bandwürmehen dagegen 'aus dem‘Kopfe und Halse, : nebst einem mittleren," noch‘ ‘wenig entwickelten "Gliede. "An allen Bandwürmchen mochten sie aus: 'zwei'oder drei Abschnitten: zu- sammengeseizt sein, zeigte‘ sich‘ derhinterste Körperabschnitt (das letzte Glied) immer sehr ‚entwickelt ‚und. liess: im Innern deutlich die Umrisse der ‚Geschlechtswerkzeuge: ‚erkennen, während "auf der Mitte des: freien Hinterendes noch immer die bereits oben erwähnte sphinkter- artige Oeffnung vorhanden" war. Die Zahl der Kalkkörperchen hat'nicht _ zugenommen; ‚dieselben ‘waren durch alle Abschnitte ‚des Körpers ver- theilt-und daher weiter auseinander ‘gerückt als in den noch eingliede- rigen‘ scolexartigen Individuen. \ as sun Nr. 3. Ein junger Pinscher ward am 5. Juni mit-einer 'ansehn- lichen Portion Echineeoceus-Brut in Milch gefüttert. ‘Am 26. Juni, also 92% Tage nach dieser Fütterung, fand ich bei der. Section des’Hundes die Schleimhaut 'des' Dünndarmes über ‚und ‘über mit zweigliederigen Bandwürmchen so dicht besetzt; dass man bei oberllächlicher Betrach- tung dieselben mit‘ von Milch strotzenden Zotten verwechseln konnte. Es’ glichen diese Würmchen in Gestalt und Bildung vollkommen denim vorigen Falle (Nr. 2) 'aufgefundenen kleinen Taenien. = NE Nr. &» Ein junger Hund von unbestimmter' Race verschluckte ‚am 7. Juni viele tausend Echinococcus-Larven, und ‚ward 26 Tage’ darauf am 3. Juli getödtet. "Der Magen desselben enthielt keine Helminthen, die gänze Schleimhaut des Dünndarms ‘war dagegen vom Pylorus bis zum Coecum' über und über mit‘ 4?/, Lin. langen’Bandwürmchen dicht besetzt und hatte: dasselbe Ansehen, wie in dem unter‘Nr. 2 beschrie- benen Falle. Die kleinen ‚Taenien besassen fast sämmtlich zwei Ein- schnürungen, wodurch sie dreigliederig erschienen. ‚Sie stimmten‘ in ihrer Form und Organisation auf das 'genaueste mit den in dem Fütte= rungsversuche Nr. 2 beschriebenen 'Taenien überein; mehrere Indivi= dueh hatten den charakteristischen Hakenkranz verloren, ‚eine Ersche nung, die ‚auch bei, vielen anderen ‚sogenannten bewaffneten Taenien vorkommt. : Das’ hinterste- dritte Glied der meisten: dieser Bandwürm# chen war gegen das vorletzte mittelste Glied sehr stark 'entwiekelt und liess in seinem Innern die Umrisse der: Geschlechtsörgane in sehr vor geschrittener Ausbildung erkennen. Ein Theil dieser Organe, ınäm ich eine die Mitte des Leibes einnehmende und seitlich mehrfach a buchtete Höhle enthielt viele runde. feinkörnige Körperchen, die ich füi die noch nicht vollkommen’ ausgebildeten Eier. halten musste. 177° - vollständig entwickelte und geschlechtsreife Bandwürmchen verwandelt zu sehen, benutzte ich zur Fütterung ‚die bereits'ziemlich herangewach- senen Bandwürmehen, welche ich am 44. Juni aus dem Darme des am 23. Mai mit Echinoeoceus-Larven 'gefütterten Hundes (vergl. Experim. Nr. 2) erhalten: hatte. »'Dieselben waren in so grosser Menge vorhanden, dass ich im Stande: war, sogleich ‘nach ihrer Auffindung. eine ansehn- liche ‚Portion ‘davon einem jungen Pudel- mittelst' Milch beizubringen. Von diesen Bandwürmehen‘ wurden indem Duodenum des am 49. Juli, also fünf Tage nach ihrer zweiten Fütterung und 27 Tage nach ihrer ersten Fütterung, viele wieder "aufgefunden. Obgleich dieselben ‚nur ganz unbedeutend gewachsen und immer noch dreigliederig geblieben ‚waren, so musste ich ‘dennoch diese, Bandwürmchen aus’ folgenden Gründen für ausgewachsen und geschlechtsreif anerkennen. Das letzte Glied derselben enthielt nämlich vollkommen‘ reife Eier, welche in ihrem Innern einen mit den "bekannten sechs ‘Häkchen bewaffneten Embryo entdecken liessen‘ (Fig. 8). Diese reifen Eier hatten eine kugelrunde Form und bestanden ‘aus’ zwei Hüllen, von denen die äussere Hülle ‚eine sehr zarte und ganz 'wasserhelle-Beschaffenheit 'hatte- und weit von der innern.'Hülle „rund umher abstand, während die letztere eine gewisse. Dicke: und Festigkeit, sowie‘ eine rauhe 'Ober- fläche: besass, ähnlich wie ‘die feste‘ Schale der Eier von Taenia ser- - und Taenia solium. ‘Die runde ‘Höhle ‚dieser innersten Eihülle 413 ooNr. 5. Um in möglichst kurzer Zeit die Echinococeus-Larven in wurde von dem Embryo fast ganz ausgefüllt. "In dem weiten Zwischen- raume: zwischen der: äussern und: innern Eihülle lagen mehrere grössere und kleinere Bläschen (vielleicht Fetttröpfchen) zerstveut. umher. ‚Ausser diesen Eiern, welche: in der schon früher erwähnten; fast durch das ganze Glied „sich ausbreitende Höhle enthalten ‘waren, bemerkte ich auch den: sogenannten Cirrus (das Begattungsorgan) deutlich entwickelt Te). Derselbe ragte ‚seitlich aus ‚der Mitte des letzten Körper- gliedes. hervor, und liess -in seinem» keulenförmigen Hinterende ‘einen ie ‚Kanal bemerken ‚welcher, indem er‘ den Cirrus verliess, vielfach verschlungenes, die Mitte des Körpergliedes einnehmen- des Gefäss überging. Da ich im Innern dieses Gefässes sehr zarte be- wegliche. haarförmige ‚Spermatozoiden unterscheiden konnte, so ‚glaubte ich dieses Gefäss- für. das. Vas- deferens oder vielleicht wi für das männliche samenerzeugende Geschlechtsorgan halten zu müssen. Unter- halb ‚dieses Gefässknäuels machte sich ein: kleiner runder Körper be- merklich, von welchem sich ein gerade gestreckter Kanal schräg nach und. aussen. erstreckte, um dicht unterhalb des Cirrus, wie es Fu A) Wergl. die im. vorhergehenden Aufsatze erwähnte Dissertation von Lewald, Fig. 24 und 22, Zeitschr, f. wissensch. Zoologie, IV. Bd. 27 414 mir schien, nach aussen zu münden, ' Obwohl mir der Zusammenhang dieses Organs mit den Geschlechtswerkzeugen nicht ganz klar gewor- den ist, so möchte ich demselben dennoch die Bedeutung eines Bier- leiters beimessen. In dem mittlern Körpergliede war die Entwickelung der Geschlechtswerkzeuge um vieles weniger vorgeschritien; es konnten der Penis und der Eierleiter nur in schwachen Umrissen darin unterschie- den werden (Fig. 75), und die Eier, welche sich in demselben Gliede vor- fanden, trugen alle Kennzeichen der Unreife an sich. Das erste Körper- glied oder Kopfende zeigte hinter der Mitte eine Einschnürung (Fig. 7 «@), welche aber nicht so ausgeprägt war, dass dadurch eine Gliederung entstanden wäre, welche Veranlassung gegeben hätte, diesen zweiten Abschnitt des Kopfendes als ein besonderes Körperglied zu betrachten. Bei keiuem dieser Bandwürmchen konnte ich in diesem zweiten Ab- schnitte des Kopfendes auch nur eine Spur von beginnender Entwicke- lung der Geschlechtsorgane wahrnehmen. Mehrere Individuen’ dieser Bandwürmchen hatten ihren Hakenkranz verloren, was gewiss auf den ausgewachsenen Zustand dieser Thierchen hindeutete. Nr. 6. Von denselben Echinococeus-Bandwürmchen, welche zur Fütterung des Pudels Nr. 5 benutzt wurden, liess ich auch einen jun- gen Fuchs, der mir zufällig zu Gebote stand, eine ziemlich ansehn- liche Portion am 44. Juni mit Milch verschlucken. Derselbe wurde am 27. August, also 74 Tage nach dieser Fütterung getödtet, und lie- ferte aus seinem Dünndarme mehrere sehr kleine Individuen der Taenia cucumerina, einige Individuen von Ascaris triquetra, ‘von Strongylus trigonocephalus und von Holostomum alatum, aber keine Spur von Bandwürmcehen,, "welche von Echinoeoceus veterinorum herstammen konnten. Hr Nr. 7: Ein anderer Pudel, welcher am 49. Juni eine sehr reich- liche Portion Echinococeus-Larven mit Milch verschluckt hatte, krän- kelte‘ sehr bald nach dieser Fütterung und wurde acht Tage darauf, am 26. Juni getödtet. Der gerunzelte Dünndarm desselben enthielt statt des Chylus reine Galle, und war mit vielen ausgestreckten Echi- nococcus-Larven besetzt, ‘von denen nur wenige etwas verlängert erschienen. | Nr. 8. An demselben Tage (am 19. Juni) erhielt auch ein junger Jagdhund eine gute Portion Echinococcus-Larven mit Milch. Dieser Hund wurde am 40. August, also 53 Tage nach der Fütterung ge- tödtet und untersucht, wobei keine Spur von Echinococeen-Larven oder. Echinococcen-Taenien in dessen Darm zu entdecken war. Nr. 9. Ein Bastard von Pudel und Spitz wurde am 48. Juni mit einer sehr starken Portion Echinoeoceus-Brut in Milch gefüttert und arm 25. Juli getödtet. Die erste Hälfte des Dünndarmes war hier 37 Tage nach der Fütterung mit unzähligen Echinococeus -Bandwürmchen dicht } | i 415 besetzt. Alle diese Taenien ‘waren hinter ihrem Kopfgliede mit noch zwei Gliedern versehen, auch besassen die meisten’ Individuen die unter ‘Nr. 5 bereits beschriebene Einschnürung des Kopfgliedes. Das letzte Körperglied zeigte einen vollkommen entwickelten Geschlechts- apparat und reife Eier, während die Fortpllanzungsorgane in dem vor- letzten (mittieren) Körpergliede viel weniger ausgebildet waren. Nr. 40. Ein dritter junger Pudel, der am 48. Juni viele 'hundert Echinococeus-Larven mit Milch verschluckt hatte, wurde am 4. August, mithin 48 Tage nach dieser Fütterung getödtet und secirt. Sein Dünn- darm beherbergte über hundert Individuen der Taenia cucumerina von den verschiedensten Dimensionen, fünf Individuen der Ascaris margi- nata und viele Individuen des Strongylus trigonocephalus, ausserdem aber auch sehr viele dreigliedrige Echinococeus-Bandwürmchen von 4%/, Lin. Länge. In dem mittlern Körpergliede derselben waren die Geschlechtswerkzeuge noch sehr wenig entwickelt, dagegen fielen diese Organe in dem letzten Gliede deutlich in die Augen. Der buchtige und geräumige Eierbehälter desselben enthielt viele aber noch nicht vollkommen reife Eier. Bei mehreren Individuen erschien das Kopf- ende in der Gegend des Hakenkranzes undurchsichtiger als sonst; bei näherer Untersuchung ergab es sich, dass in dem Raume des Kopies, welcher von dem Hakenkranze umschlossen ‘war, ein Haufe sehr klei- ner, bei durchfallendem Lichte schieferfarbig erscheinender Körner sich abgelagert hatte. Es zeigten sich diese Körnchen gleich den Häkchen des Hakenkranzes in Essigsäure durchaus unlöslich. Nr. 44. Ein Bastard von Wachtelhund und Spitz verschluckte am 8. August eine bedeutende Menge Echinococeus-Brut, erkrankte aber nach ein Paar Tagen, verlor die Fresslust und magerte ab. Nach der Tödtung dieses Hundes wurden am 23. August in dem Dünndarme desselben mehrere sehr grosse Individuen der Ascaris marginata und einige geschlechtsreife Individuen der Taenia cucumerina wahrgenom- men, von Echinococeus- Würmchen jedoch keine Spur. "Nr, 42. Am 4&. August wurde einem jungen Wachtelhunde eine ansehnliche Quantität Echinococceus-Brut und Milch zum verschlacken gegeben: ‘Auch dieser Hund hat gekränkelt, ‘die Fresslust verloren und war am 24. August im Stalle tod gefunden worden. Bei der Section desselben wurden in’ dem sonst leeren Magen drei grosse Individuen der Ascaris marginata angetroffen. Der Dünndarm enthielt ausser Slocki- gem Schleim keine Spur von Echinococcen. Nr. 43. "Ein junger Hund’ von unbestimmter Race wurde eben- falls am 44. August mit einer grossen Menge Echinococeus -Brut und Milch gefüttert. Derselbe fing sehr bald nach der Fütterung zu krän- keln an, frass nicht, imagerte ab und ward am 28. August, also 45 Tage nach der Fütterung, todt gefunden. Der Dünndarm desselben 27% 416 enthielt ausser einer rothbraunen wässerigen Flüssigkeit zwei Indivi- duen- von Ascaris marginata, eine kleine: Taenia cucumerina und ‚sehr viele, aber meist todte Echinococcus-Würmchen, Diese letzteren. be- sassen hinter ihrem Kopfgliede nur ein einziges Körperglied, in: weichem die. Entwickelung .der.Geschlechtsorgane noch nicht begonnen. hatte. Ich muss diesen Berichten noch. hinzufügen, dass ich. bei allen die- sen Sectionen stets auch. den Inhalt des kurzen Dickdarms der Hunde berücksichtigt habe, aber niemals in diesem Abschnitte des Verdauungs- kanals Echinococcus-Larven ‚oder, Echinocoecus-Bandwürmcehen ‚ent- decken konnte. Aus diesen ‚Experimenten ‚gewinnt ‚man. die männer, dass die Echinocoeeus-Brut, welche frisch und lebendig in..die Verdauungs- organe eines Hundes gelangk; in. denselben nicht, immer ihren ‚Unter- gang findet, sondern unter ‚gewissen ‚günstigen Verhältnissen sich zu eigenthümlichen, nur, mit .ein: Paar Gliedern. versehenen ‚geschlechts- reifen Bandwürmchen entwickelt. Ein Beweis, ‚dass sich. die. Brut des Echinocoecus veterinorum in dem Duodenum: des Hundes behaglich fühlen muss, ist der ausgestreckte Zustand, in welchem ‚bald nach der Fütterung die Echinocoecus-Larven dort angetroffen werden (vergl. Exper. Nr. 4), ferner. das Wachsen der- selben, welches bald darauf erfolgt, endlich ‚die Hervorbringung. von Eiern und Embryonen in den zur Geschlechtsreife. gelangten Körper- gliedern. ı Es geht hiernach mit, der. Echinococeus-Larve in. dem Desmkanalo des Hundes dasselbe vor, was sich ‚mit dem Cysticercus pisiformis er- eignet, wenn er in. den Yandanungakaigl des Hundes gelangt ist. Beide wachsen zu; einem gegliederten und geschlechtsreifen Bandwurme aus, Dieser Zustand ist ‚es nun ‚auch ‚der, bei beiden. Helminthen: als die eigentliche Speciesform ‚aufgefasst und indem Helminthensysteme auf- geführt ‚werden muss... Die Speciesform Taenia' serrata, zw, welcher. der Cysticereus pisiformis als ‚eine. eigenthümliche Entwickelungsstufe ge- hört, war den Helmintbologen schon längst bekannt geworden; dagegen scheint sich diejenige Bandwurmart, welcher ‚die. Echinococcus-Brut als ‚Larvenzustand: jetzt. beigesellt werden muss, ,den-Blicken..der Hel- minthologen bisher ‚entzogen zu haben ‚ woran, wie ich vermuthe, theils die Kleinheit dieser Bandwurmart, theils die kurze Zeitfrist, welche.der- selben in ihrem. geschlechtsreifen ‚Zustande, zugemessen ist, die ‚Schuld tragen mochte. ’ Wie schnell sich ‚die Balinonoenus-Larven zu einem Ben reifen Bandwürmchen entwickeln, ist aus den von mir angestellten und oben beschriebenen Experimenten zu entnehmen. Schon nach 45-22 Tagen zeigten diese gefütterten ungegliederten Larven im Darmkanale der Hunde ‚einen zweigliederigen Leib (vergl. Exper. Nr.'2, 3 u. 43). 417 Vom 22. Tage ab war ihr Leib in drei Glieder getheilt, und von nun an nahm die Länge und Gliederung dieser Bandwürmchen nicht mehr zu, während die Entwickelung der Geschlechtstheile in den beiden hinteren Abtheilungen des dreigliederigen Körpers den Hauptzweck der Lebensthätigkeit dieser Taenien auszumachen schien (vergl. Experim. Nr. 2, 4, 5, 9, 40). ‘Die Eierbildung konnte in’ den Geschlechts- organen dieser Würmehen schon am 26. Tage nach‘ der Fütterung wahrgenommen werden‘ (vergl. Exsper. Nr. 4), ja schon am 27. Tage darauf war der Embryo in den Eiern zu unterscheiden (vergl. Exper. Nr. 5). Dass mit diesem geschlechtsreifen dreigliederigen Körper- zustande die Echinococeus-Bandwürmchen das höchste Ziel ihres Le- bens erreicht hatten und nach der Entfaltung und Vollendung ihrer Geschlechtsverrichtungen schnell rückschreitend ihrem Lebensende ent- gegen gingen, das durfte ich wohl annehmen, da unter den geschlechts- reifen dreigliederigen Bandwürmchen bereits am 27. Tage nach der Fütterung mit Echinococcus-Larven sich verschiedene Individuen vor- fanden, welche ihren‘ 'Hakenkranz abgeworfen hatten (vergl. Exper. Nr. 5). Ich’ halte diesen Verlust des Hakenkranzes bei den sogenann- ten bewaffneten‘ Taenien für ein Zeichen ‘von Altersschwäche, denn nur an solelien Taenien, welche ihrem Lebensende nahe getreten sind, und nicht mehr nöthig haben, sich anzuklammern, werden jene Häk- chen als bedeutungslos gewordene Organe abfallen können, ‘während bei denjenigen bewaffneten Taenien, deren Kopfende, nachdem es eine gewisse Menge geschlechtsreifer Glieder abgestossen hat, noch fort- existirt, um nach Verlauf einer bestimmten Zeit von Neuem Glieder aus sich zu entwickeln, die'unentbehrlichen Klammerorgane unversehrt fort- bestehen "werden *). In den ‘zwei von mir angestellten Experimenten - Nr. 6 und 8 'hatte sich am 53." und’ 96. Tage nach der Fütterung keine Spur von‘ Echinoeoceus-Brut ‘oder Echinococcus-Taenien entdecken lassen; da nun die ‘beiden’ zu diesen‘ Experimenten benutzten Thiere, ein junger "Hund und "ein junger Fuchs, nicht gekränkelt hatten, so möchte ich’ daraus den Schluss ziehen, dass ich hier deshalb keine Echinocoeeus-Würmchen vorfand, weil: die Untersuchung zu spät vor- genommen wurde, und die Echinoeoceus-Taenien, die sich wahr- scheinlich in jenem Hunde (Nr. 8) und in dem mit dem Hunde ver- wandten Fuchse’ (Nr. 6) bis zur Geschlechtsreife entwickelt haben mochten, bereits abgestorben und verschwunden waren. Die Lebens- dauer dieses Bandwurmes dürfte demnach wäbrend seines letzten, ') Dass eine solche, periodische Abstossung und Neubildung der geschlechts- reifen Glieder an sehr lange ausdauernden Kopfenden gewisser Cestoden vorkommen, dafür sprechen die Untersuchungen von Eschricht. Vergl. des- sen Abhandlung über die Bothriocephalen in den Nov. Act. Natur, Curios. ‚Nol. 49, Suppl. IH, pag. 92. 418 nämlich während seines geschlechtlichen Fee auf zwei Monate, anzuschlagen sein. Ich darf es übrigens nieht mit Stillschweigen übergehen, ten auch bei den Experimenten Nr. 44 und 42 keine Spur von. Echinococeen gefunden wurden, ‚obgleich erst 8 und 46 Tage seit der Fütterung der Hunde: verstrichen waren. An dem Misslingen ‘dieser beiden Ex- perimente trugen wohl die Erkrankungen der Hunde die Schuld. Alle Hunde, mit welchen ich experimentirte, waren, wie ich schon oben angeführt habe, noch sehr jung und mehrere derselben (Nr. 2, 7, 4, 42 und 43) wurden von der: Staupe, einer bei jungen Hunden so häufig vorkommenden Krankheit befallen; den Symptomen nach wenig- stens glaubte ich das Erkranken meiner Hunde, von welchen zwei (Nr. 42 und 43) der Krankheit wirklich erlegen sind, der Staupe zu- schreiben zu müssen. In den beiden Fällen (Nr. 2 und 7), in'welchen trotz der Krankheit der mit Echinococcen gefütterten Hunde die Zucht der Ecehinococcus-Würmchen gelungen war, hatte der weniger be- deutende Krankheitszustand wahrscheinlich keinen nachtheiligen Ein- ‚luss auf die Echinoeoccen ausgeübt. Wäre die Anwesenheit der Echi- nococcen in den bezeichneten Fällen die Veranlassung des Erkrankens der Hunde gewesen, so hätte in dem Experimente Nr. 3, 4,5, 9 und 40, in welchen die Zucht der Echinococues-Taenien in’ so unge- heuren Massen gelungen war, ein Erkranken der Wohnthiere statt- finden müssen, was jedoch nicht geschehen war. Wenn man sich auch aus den bereits angeführten Gründen, näm- lich ‚aus der Anwesenheit der vollkommen entwickelten Geschlechts- organe, und .der in den Eiern enthaltenen Embryone, überzeugt halten wird, dass ‘die von mir aufgefundenen dreigliederigen kaum über 4Y, Lin. Jangen Bandwürmchen ausgewachsen wären und wirklich als fertige Bandwurmspecies betrachtet werden durften, so bieten diese winzigen und mit einer so geringen Gliederzahl ausgestatteten Taenien immer eine ganz ungewöhnliche Bandwurmform dar, so dass es nicht überflüssig erscheinen wird, auf einige andere Verhältnisse hinzuweisen, welche die Artberechtigung dieser Echinococcus-Taenien noch um ein weiteres an den Tag legen. Die dreigliederigen Individuen dieses Bandwürrmchens zeigten nämlich an dem Hinterende des letzten Glie- des noch dieselbe sphincterartige Oeffnung (Fig. 7 d), welche das Hinter- leibsende dieser Würmcehen von Anfang an, also noch im ungeglieder- ten Zustande besitzt. Das Verharren dieser Oeffnung an der genannten Stelle als Ueberbleibsel eines frühern Entwickelungszustandes, wie ich ihn am Eingange dieser Mittheilung geschildert habe, liefert nicht allein den Beweis, dass das Wachsen und die Gliederung nicht am Hinter- leibsende dieser Thiere, wohl aber zwischen Kopf und, Schwanzende vor sich geht, sondern weist auch nach, dass dieses dritte Körperglied a Gr ee 419 wirklich. das letzte ist, und dass nicht schon vorher, ‚ehe diese Band- würmchen aufgefunden wurden, eine Portion ‚Glieder sich losgetrennt hatten. Ein anderer, Umstand, den ich bei der Darstellung der ver- schiedenen Sectionsbefunde nicht erwähnt habe, aber dessen ich mich ganz bestimmt erinnere, spricht ebenfalls noch für. die Reife und voll- endete Ausbildung dieser dreigliederigen Taenien, nämlich der Um- stand, dass ich.bei einigen Taenien das letzte ‚vollkommen ausgewach- sene und reife Eier enthaltende Glied abgelöst fand. Es hatten sich also auch hier, wie bei den: übrigen Taenien, die vollkommen reifen Glieder isolirt. Auch die Ablagerung von Pigmentkörnern in der Um- gebung des Hakenkranzes, wie ‚ich sie bei einigen dieser Bandwürm- chen (vergl. Exper. Nr. 40), angetroffen, deutet auf ein gewisses höheres Alter derselben: hin; ich habe wenigstens bis jetzt nur an ganz aus- gewachsenen Taenien, bei denen die Abstossung der geschlechtsreifen Glieder in vollem Gange, und bei denen der Hakenkranz bereits ab- gefallen oder abzufallen im Begriffe war, ‚eine solche Pigmentablagerung in der Hakenkranzgegend wahrgenommen, Die Bewegungen der Echinococeus-Bandwürmcehen sind ziemlich lebhaft und in die Augen fallend. Sie durchwühlen den Darmschleim des Hundes trotz ibrer Kleinheit mit einer gewissen Kraft, indem sie durch die nach der Verlängerung und Verdünnung ihrer Körperstücke eintretende Verkürzung und Verdickung derselben die sie umgebenden Schleimmassen auseinander drängen und sich so Platz: verschaffen. Solche im Zustande der Verkürzung und Auftreibung befindliche Glie- der habe ich an den Figuren k und 6 abgebildet. Bei diesen. Contractionen und: ‚Gestaltsveränderungen der Glieder werden sowohl ‚die unreifen wie reifen Eier in dem geräumigen Eier- behälter der Taenien fortwährend durcheinander bewegt, wodurch die Eier sich bald mehr in dem vordern, bald mehr in dem hintern Theile der. Glieder anhäufen. Die Umrisse des Eierbehälters schwinden als- dann..in ‚dem contrabirten und. von Eiern. entleerten Theile dieser Glieder fast ganz, um so weniger kann es befremden, dass ein an- deres, mit noch zarteren Wandungen umgebenes Organ, nämlich das Wassergefässsystem dieser Bandwürmchen nicht immer in die Augen fällt. Es ist. dieses Kanalsystem schon in den einfachen Echinococeus-Larven vorhanden und während des ausgestreckten Zustandes derselben zu unterscheiden, freilich aber nur unter gewissen günstigen Expansions- zuständen dieser Würmchen. Zwischen Glasplätichen gepresst, leuch- ten aus dem Innern der einfachen oder gegliederten Echinococous- Würmchen bei einem gewissen mässigen Drucke die wasserhellen, mit äusserst contractilen Wandungen versehenen Gefässe jenes Kanalsystems oft sehr deutlich hervor, verschwinden aber im nächsten Augenblicke ebenso vollständig wieder als sie gleich darauf wieder in scharfen 420 Umrissen sichtbar werden, Es besteht dieses Wassergefässsystem in der bekannten Weise aus zwei Paar Seitenkanälen, welche sanft wellen- förmig den 'ungegliederten oder gegliederten Leib: der Würmehen durch- ziehen und im Kopfe zwischen ‚den vier Saugnäpfen sich in ein den Hakenkranz umgebendes Ringgefäss öffnen (Fig. 7). » So ‚deutlich ‘die Anordnung dieses Kanalsystems in dem Kopfende der Echinococeus- Würmchen unterschieden werden konnte, ebenso schwer und unmög- lich war es mir, den Verlauf und: die Endigung der vier Seitenkanäle im Hinterleibsende dieser Würmchen zu verfolgen, ich kann ‘daher nicht mit Bestimmtheit die Frage beantworten, ob diese.vier Wasser- kanäle hier, wie bei anderen Cestoden und deren Scolex-Formen, mit einer gemeinschaftlichen Oeffnaung am Hinterleibsende ausmünden, ver- ınuthe ‘aber, dass die hier vorhandene schon mehrmals erwähnte sphincterartige Oeffnung der Echinococcus-Würmehen vielleicht mit jenen Kanälen in Verbindung stehen könnte. ‘ Sehr überrascht hat mich die Entdeckung von‘ eigenthümlichen Flimmerorganen, welche. ich im Innern der Echinoeoceus-Würmchen wahrnahm. Es bestanden diese Flimmerorgane aus kurzen sehr zarten Läppchen, deren freier Rand der Länge nach eine sehr schnelle wellen- förmige Bewegung machte; sie gehörten demnach in. die Kategorie der undulirenden Membranen, deren ich bereits in dieser Zeitschrift. 'aus- führlicher Erwähnung 'gethan ‚habe *). Esı waren mir ‚damals von ‘den Helminthen nur die 'Trematoden bekannt ?), in. welchen‘ undulirende Membranen nachgewiesen werden konnten, ‚diesen reihen sich in dieser Beziehung nun auch die Cestoden ‘an. Die undulirenden Flimmer- membranen der Echinococcus-Würmchen erfordern übrigens, -um ge- sehen zu: werden, einer. sehr anstrengenden Aufmerksamkeit, sie leuch- ten nur unter einem gewissen mässigen Drucke ‘der: Würmchen 'zwi- schen Glasplatien aus dem Innern. hervor, beschränken sich. nur auf einzelne sehr kleine ‚Punkte, ..so: dass, wenn man sie auch gefunden hat, sie dem forschenden Auge immer wieder leicht 'entschlüpfen. - Es lassen sich dergleichen undulirende Flimmerläppchen hinter den Saug- näpfen, an den Seiten des Halses und bei den gegliederten Echinococeus- Würmchen in. den Seiten..der ‚Körperglieder wahrnehmen. Ob diese Flimmerorgane in ‚besonderen Gefässen ‚angebracht sind, wie zu ver“ muthen ist, und ob diese ‚Gefässe' mit dem ' Wasserkanalsystem,' wel- ches keine Flimmerorgane enthält, zusammenhängen, habe ich in den Echinococeus- Würmcehen nieht entscheiden können. Ich bin übrigens nicht der erste, welcher in den Gestoden Flimmerorgane gesehen hat, ') Vergl. diese Zeitschrift. 1850, pag. 356. ?) Ebenda, pag. 361, siehe auch mein Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der wirbellosen Thiere, pag. 137. 421 denn schon im Jahre 1848 erwähnte @. Wagener in seiner Inaugural- dissertation *) einer Flimmerbewegang, die er im Kopfende des Cysti- cereus tenuicollis wahrgenommen habe. Derselbe hat später ähnliche Flimmerbewegungen im Halse eines Tetrarhynchus aus Trigla gesehen, aber die wahre Beschaffenheit dieses Flimmerapparates, wie mir scheint, nicht richtig aufgefasst, indem er denselben als flackernde Cilien be- schreibt und abbildet *), bei Cysticercus wenigstens sah ich die Flimmer- organe ganz ebenso als undulirende Membranen wie in Echinococeus. Die Mittheilung über die Flimmerbewegung, welche Virchow in dem Stiele, womit die jungen Echinocoecen des Menschen auf der Mutter- blase aufsitzen ‚gesehen hat, ist mit so kurzen Worten geschehen ®), dass sich darüber nicht entscheiden lässt, ob diese Flimmerbewegung ebenfalls von undulirenden Membranen herrührte oder nicht. Nachdem diese Echinococeus-Taenien mehrmals in ungeheuren Mengen von mir in dem Darmkanale solcher Hunde, welche ich mit Echinococeus-Brut gefüttert hatte, angetroffen worden waren, war mir der Gedanke gekommen, dass diese Umwandlung der Echinococcus- Larven in geschlechtsreife Taenien auch ohne solche künstliche Fütte- rung zu Stande kommen müsste, indem dergleichen Echinococeus-Brut gewiss oft Gelegenheit fände, in den Darmkanal der Hunde einzuwan- dern, da die aus Lungen, Leber und anderen Organen unseres Schlacht- _ viehes ausgeschnittenen und weggeworfenen Echinococeus-Blasen doch häufig von Hunden aufgefressen werden. Die auf diese Weise in Tae- nien umgewandelte Echinococcus-Würmchen mögen auch schon oft den Naturforschern bei ‘dem ‘Suchen nach Helminthen unter die Hände ge- konımen sein, sind aber, wie ich' zu vermuthen Grund habe, stets für junge noch unausgebildete Bandwürmchen gehalten worden.‘ Eine Stelle in Rudolphi's Entozoorum 'historia weist darauf hin, dass dieser aus- gezeichnete Helmintholog Echinococeus-Würmchen im Darme eines - Mopses in derselben massenhaften Menge, wie ich sie bei dem Expe- rimente Nr. 2, 3, # und''9 erhalten habe; gefunden hat. Es wurden ‚aber diese Würmchen, ‘da sie der Zottenhaut sehr fest anhingen, von "Rudolphi als Bandwurmbrut angesehen, welche durch generatio spon- tanea aus den‘ Zowten‘ des Dünndarms entstanden sein sollten. Ru- dolphi theilte diese Beobachtung ‘in ‚dem 'Capitel de generatione Ento- z00rum spontanea “auf folgende "Weise mit*)? «Sub canis fricatoris 9) Vergl. 'G. Wagener »'Enthelmintica, ‘Dissertat. ‘Berol: 1848, pag. 25. ”) Siehe dessen briefliche Mittheilung über Tetrarhynehus in Muller's Archiv 4854, pag. 246, Taf, VII, Fig. IV ii. ’) Siehe die Verhandlungen der physikalisch - medieinischen Gesellschaft in Würz- burg. Bd. I, Nr. 1%, 4850— 51, pag. 212. 1 4, Siehe dessen Emozoorum sive vermium intestinalium historia naturalis. Vol, I, 1808, pag. Mi. 422 dissectione et tractus ejus intestinalis.ob villos examini subjiciendos attenta lustratione, in superiori intestinoram tenuium parte nodulos seu puneta reperi plurima, alba et minutissima, villosae fortiter inhaerentia, quorum, antequam natura innotesceret, indagatione microscopica ali- quot horas occupatas fui. Taeniae cateniformis (cucumerinae) tandem capita esse vidi villis annexa, seu potius cum iisdem .coalita et, fere confusa, ut oscula licet eorundem suctoria observaverim, locum tamen ubi villo inhaerere inciperent, non distinguere potuerim,. Capita.autem sola erant, nec quamvis copiosa Taenias integras aut harum partes secum ducebant, ut in toto tractu intestinali praeter eadem nil nisi duos Taeniae cateniformis articulos invenerim. Hoc me saltem judice Taeniarum natales designare videtur, ut earundem nimirum capita sub dissimulatione orta, a villis nondum separata, vel jisdem innata fue- rint, postmodum remittenda, , Taenias enim praeter capita integras de- jectas fuisse minime statuendum, si pars scilicet altera dejecta fuisset, ut semper mihi visum est. Nec ex oyulis Taeniarum relictis ortum duxisse dicas, et tum enim articuli non defuissent, sed taeniolae sem- per sub embryonis statu artieulatae sunt, ut supra exposui. Nec utro- que in casu villis tantopere inhaesissent, vel partem eorundem ultimam quasi constituissent, molus omnis expertes.» Duges, ebenfalls ein An- hänger der Urzeugung, berief sich auf diese Beobachtung ?), indem hiermit die Fortpflanzung durch generatio spontanea bei den Eingeweide- würmern erwiesen sei. Dass Rudolphi die Echinococeus- Würmchen mit der Brut von Taenia cucumerina zusammengeworfen, da doch, der Hakenapparat am Kopfe beider Cestoden himmelweit voneinander ver- schieden gebildet ist, darüber wird ıman sich nicht wundern, wenn man bedenkt, wie wenig man früher auf die Formverschiedenheit die- ser Organe bei den Bandwürmern geachtet hat. Auch in neuester Zeit, nachdem man längst die Wichtigkeit der Formenverhältnisse des Hakenkranzes als Unterscheidungsmerkmal der Taenien-Arten schätzen gelernt hatte, sind Verwechslungen der Echinococeus- Würmehen mit anderen Taenien vorgekommen; so hat ganz kürzlich Prof. Dr. Röll in Wien offenbar dreigliederige Echinococcus -Taenien, welche derselbe bei der Section eines Haushundes und einer Bastarddogge aufgefunden, für junge Individuen der Taenia serrata gehalten). In dem ersten Falle waren die kleinen Taenien ebenso zahlreich vorhanden, wie bei den von mir unter Nr. 2, 3, 4 und 9 aufgeführten Experimenten. Die Bandwürmchen sassen nach Röll’s Mitiheilung als weisslich-gelbe 1) Vergl. Duges: Trait6 de Physiologie comparee de ’'homme et des animaux. Tom. III, 1839, pag. 204. 2) Vergl. Röl’s Beitrag zur Entwiekelungsgeschichte der Taenien, in den Ver- handlungen der physikal.- medicinischen Gesellschaft in Würzburg. Bd. I, 1852, pag. öb. 423 Fäserchen mit einem Ende fest und so dicht gedrängt, dass die ganze Dünndarmschleimhaut mit ihnen wie übersät erschien und ihre Zahl ohne Uebertreibung Millionen betragen haben mag. In diesen jungen dreigliederigen Taenien mit ihrem charakteristischen Hakenkranze, welche Röll (a. a. 0. Fig. 4 und 2) abgebildet hat, erkannte ich sogleich die von mir ‚erzogenen Eehinococeus-Taenien. Röll hat den Geschlechtsapparat und die Eier aus den ‚beiden hinteren Körpergliedern in einer Weise beschrieben, welche unverkennbar errathen lässt, dass derselbe ge- | schlechtsreife Eehinoeoceus-Bandwürmchen vor sich gehabt hat. Wenn übrigens Röll!) annimmt, dass die aus dem Ei der Gestoden hervor- geschlüpften Embryone der Scolex-Form der Bandwürmer entsprechen, und dass diese Embryonen ohne complicirten Vorgang sogleich in ge- gliederte Bandwürmer auswachsen können, so lässt mich dies ver- muthen, dass derselbe noch keinen Embryo im 'Cestoden-Ei gesehen und überhaupt noch nicht von den bis jetzt bekannt gewordenen Frag- menten aus der Entwickelungsgeschichte der Gestoden gehörige Kennt- niss genommen habe. Um der Echinococcus-Taenie die passende Stellung im Helminthen- Systeme anweisen zu können, schlage ich vor, den bisherigen Gattungs- namen Echinococcus, der nun atch wie der Name Cysticercus aus dem - zoologischen Systeme als selbständiges Genus gestrichen werden muss, als Speeies-Bezeichnung zu verwenden. Es würde das geschlechts- reife dreigliederige Echinococcus-Bandwürmchen demnach als besondere Cestoden-Species den Namen Taenia Echinococcus führen, für welche ich folgende Art-Diagnose zusammenzustellen versucht habe. Taenia Echinococeus. Corpus triarticulatum. Caput subglobosum. Rostellum rotundatum eorona dupliei uncinularum 28— 36 brevium armatum. Collum longius- eulum in posteriore parte stricturam gerens. Ambo artieuli androgyni oblongi et apertura genitali marginali alternante instructi. Longitud. EA lin. "Habitat in intestino tenui Canis familiaris. Won Diesing?) ist der Echinococcus hominis und veterinorum als Echinococcus polymorphus zu einer einzigen Art vereinigt worden; es ist diese Vereinigung schon von F. 8. Leuckart ?) unter der Bezeichnung Echi- nococeus Infusorium ‚oder Polycephalus Echinococcus versucht worden. “u” ”) Vergl. Röll's Beitrag zur Entwickelungsgeschichte der Taenien, in den Ver- handlungen der physikal.-medicinischen Gesellschaft in Würzburg. Bd. Ill, m W858, pag. BB. ji 9) Vergl. Diesing: Systema helminthum. Vol. I, 1850, pag. 482. © #).Siehe dessen Versuch einer Eintheilung der Helminthen. 4827, pag. 45, und Tschudi: die Blasenwürmer.. 4837, pag. 38, 424 Beide Echinococcus- Formen unterscheiden sich nur dadurch, dass Echi- nococcus hominis durch vielfach sich wiederholende'endogene Bildung von Mutter- und Tochterblasen in einer gemeinschaftlichen Mutterblase häufig eine Colonie von unzähligen ineinander geschachtelter Blasen darstellt, während bei Echinococcus veterinorum eine solche Vermeh- rung und Ineinanderschachtelung von Mutter- und Tochterblasen nicht vorkommt. Ich bin daher geneigt, nur eine einzige Bandwurm-Species als die geschlechtliche Form dieser‘ beiden Blasenwürmer anzunehmen, nämlich die‘ Taenia Echinococcus, denn ein eigentlicher Unterschied zwischen den Larven des Echinococeus 'hominis und veterinorum ist nicht herauszufinden, und jene grosse Neigung zur Blasenbildung bei dem Echinococeus hominis mag ihren Grund in dem eigenthümlichen Boden des Wohnortes haben, den die Brut der Taenia Echinococeus vor- findet, nachdem sie bei ihren Wanderungen in einem Menschen statt in einem Wiederkäuer oder Pachydermen ihren Wohnsitz aufgeschlagen hat. Fig. 8. Erklärung der Abbildungen auf Tafel’ XVI A. Eine Echinococcus-Larve aus dem Dünndarme eines Hundes zwölf Tage nach der Fütterung mit Echinococcus - Brut, Eine etwas grössere Echinococcus-Larve ebendaher. Eine aus einer Echinococeus - Larve hervorgegangene zweigliederige Taenia Echinococcus, aus dem Dünndarme eines Hundes, 22 Tage nach der Fütterung mit Echinococcus -Brut. Dieselbe Taenie mit durch Contraction verkürztem hintern Gliede. Eine im Wachsthume noch weiter vorgeschrittene dreigliederige Taenia Echinococeus, ebenfalls aus dem Dünndarme eines Hundes 22 Tage nach der Fütterung mit Echinococeus -Brut. Eine völlig ausgewachsene dreigliederige Taenia Echinococcus, deren Hals eine Einschnürung besitzt und deren letztes Glied sich im con- trahirten verkürzten Zustande befindet. Eine völlig ausgewachsene geschlechtsreife Taenia Echinococeus. Im | Kopfe, Halse, mittlern Gliede und in der obern Hälfte des hintern Glie- des ist das Wasserkanalsystem durch einfache Linien angedeutet. «a Die Einschnürung am Halse; b das mittlere Körperglied mit den noch nicht vollkommen entwickelten Geschlechtsorganen; e das hintere Körper- glied mit den vollkommen reifen Geschlechtsorganen; d sphincterartige Oeffaung am Hinterleibsende. Die Glaskörper sind weggelassen, die Umrisse der unreifen und reifen Eier schimmern aus den beiden hinteren Körpergliedern hervor. Auch die Wandungen der Eierbehälter sind in dieser Figur nicht an- gebracht. Ein reifes Ei aus einer Taenia Echinococcus, welches den mit sechs Häkchen bewaffneten Embryo enthält. 425 Fig. 2. Ein Kopf von Taenia Echinococcus mit sechs Saugnäpfen, welche Mon- , strosität ich ein einziges Mal angetroffen habe. Fig. 4—6 in gleicher Vergrösserung, Fig. 7—9 in viel stärkerer Vergrösserung. Ueber Leukochloridium paradoxum, von Demselben. Mit Tafel XVI B. Von allen in neuerer Zeit zur Sprache gebrachten Schmarotzern - hatte keiner meine Neugierde so sehr angeregt, als das Leukochlori- dium paradoxum,. Nachdem ich Carus’ interessante Abhandlung ?) über diesen höchst merkwürdigen Parasiten gelesen, drängte es mich fort- während, dieses räthselhafte Wesen einmal lebendig zu Gesicht be- ‚kommen und näher untersuchen zu können. Ich habe mir in Danzig, Erlangen und Freiburg stets die grösste Mühe gegeben, in den Besitz einer Suceinea amphibia zu gelangen, welche ein solches Leukochloridium heherbergte, allein immer war mein Trachten darnach vergebens ge- wesen, so dass ich mir einbildete, es müsse dieser Parasit eine ganz Ansserördentliche Seltenheit sein. Wie überrascht war ich nun, als ich vor einiger Zeit in Wiegmann’s Archiv ?2) unter den Slokschen Miscellen des Herrn Dr. G. 0. Piper in Bernburg folgende Notiz las: «Eine Anzahl der mit dem Leukochloridium behafteten Schnecken habe ich einige Wochen lang, bis zu ihrem Tode, beobachtet. Einige der- selben hatten drei, eine hätte sogar vier Pod öchforidien in sich. Die liere wurden klein, trocken und gelblich. Alle starben Nachts; wo- si die meisten tief in ihre Häuser zurückgezogen lagen. Zwei dagegen jagen, wie kriechend, ausserhalb der Häuser, und die Leukochloridien wei in jeder Schnecke) hatten die Fühlhörner durchböhrt, so dass sie, langgestreckt und ebenfalls todt, mit der &rössern Hälfte ihres Körpers ausserhalb der Fühlhörner lagen. An den Leukochloridien elbst habe ich, so lange ich die Thiere unter Augen hatte, weder Zunahme noch Abnahme der Grösse wahrnehmen können.» Ich musste us dieser Mittheilung entnehmen, dass in der Umgebung von Bernburg My Wergi. Nov. Acta Natur. Curios. Vol. XVIL, P. 4, 4837, pag. 87. 4) Siehe Wiegmann’s Archiv für Naturgeschichte. 4851, Bd. I, pag. 313. 426 | das Leukochloridium gar nicht so unerhört selten anzutreffen sei, und wendete mich deshalb im vorigen Frühjahre (1852) an Herrn Piper mit der dringenden Bitte, mir dergleichen mit Leukochloridien behaftete Bernsteinschnecken zu verschaffen. Uerr Piper versprach mir die Er- füllung dieser Bitte und hielt Wort. Ich erhielt durch seine Güte im verflossenen Sommer mittelst dreier Sendungen durch die Post sieben von Leukochloridien besetzte Schnecken, welche in einer Schachtel mit Rumexblättern luftig verpackt waren und ganz frisch und gesund hier ankamen. Meine Freude über diese Sendungen war ausserordentlich, und ich kann nicht umhin, Herrn Piper für diesen mir geleisteten Dienst auch öffentlich hiermit meinen verbindlichsten Dank auszu- sprechen. Nachdem ich das Leukochloridium paradoxum im lebenden Zustande kennen gelernt hatte, machte ich den Versuch, diesen Para- siten auch in der Umgegend von Breslau aufzusuchen. Ich sammelte an den mit Weidengebüschen und Schilf bewachsenen Ufern der Oder, was ich von Succineen erhalten konnte; Herr Dr. Hensel war mir dabei behülflich und der erste von uns, dem es gelang, eine Bernstein- schnecke mit Leukochloridium in die Hand zu bekommen. Da ich durch diesen Fund von dem Vorkommen des Leukochloridium in den Breslauer Umgebungen überzeugt worden war, liess ich mir in den Monaten Juni und Juli von einem Gehülfen wöchentlich diese Bern- steinschnecken in grossen Quantitäten einsammeln, auf diese Weise war ich im Stande, viele Tausende von diesen Schnecken durch meine Hände gehen zu lassen und auf Leukochloridium prüfen zu können. Im Ganzen habe ich auf diese Weise noch acht Schnecken aus hiesi- ger Gegend erhalten, welche von Leukochloridien bewohnt waren. Ich konnte alle diese mit Leukochloridien behafteten Bernstein- schnecken, wie Piper, nur einige Wochen am Leben erhalten, sie starben sammt den Leukochloridien trotz der sorgfältigsten Pflege in derselben Weise ab, wie es Piper beobachtet hatte. Mein Augenmerk war zuerst darauf gerichtet, mich zu überzeugen, in welchem Zusammenhange diese Parasiten mit der Leber oder anderen Organen ihres Wohnthieres stehen, ‘da Carus die Behauptung hinge- stellt hatie, dass das Leukochloridium durch Urzeugung aus der Leber- substanz der. Schnecken entstehe. Ich habe mich auf das Bestimm- teste überzeugt, dass Leukochloridium 'paradoxum auf keine Weise mit der Suceinea in irgend einem organischen Zusammenhange steht. Das Geniste von verästelten und durcheinander gewachsenen starren und farblosen Blindschläuchen, aus welchem die wurmförmigen beweglichen langgestielten und an ihrem vordern Ende schwarz und grün gefleckten Schläuche als Leukochloridien hervorgewachsen sind, bildet einen in sich abgeschlossenen Körper (Taf. XVI B, Fig. 4 u. 2), der im hinte Theile des Eingeweidesackes der Schnecke zwischen Leber, Darm un 427 Gesehlechtsapparat verborgen steckt, während die contraetilen Wurm- schläuche mit ihren langen Stielen in die Höhle des Vorderleibes der “ Schnecke hineinragen.' Die starren verästelten Schläuche jenes Genistes haben in Form, Farbe und Structur nicht die geringste Aehnlichkeit mit den Leberdrüsenschläuchen der Bernsteinschnecken, auch geht aus Carus’ Mittheilungen selbst hervor, dass derselbe gar keinen allmäh- ligen organischen Uebergang von dem Leukochloridium zu der Leber der Bernsteinschnecke gesehen hat, denn er sagt wörtlich !): «dass er bei der Untersuchung der mit Leukochloridium behafteten Schnecken unterhalb ‘der Leber ein eigenthümliehes Convolut weisser, unregel- mässig angeschwollener, mit ästigen Enden festgewurzelter Röhren von verschiedener Grösse entdeckt habe.» Die von Carus mit dem Mikro- skope untersuchten ästigen, die‘ Einwurzelung vermittelnden Enden zeigten sich aus rundlichen, birnförmig angeschwollenen Fortsätzen be- stehend, welche derselbe mit den Enden der ersten Saugflocken des menschlichen Chorions verglich. Die Einwurzelung des Leukochlori- dium beschränkt sich also bloss auf ein Anklammern des Genistes der - verästelten starren Blindschläuche. Carus ist daher weiter gegangen, als es seine Beobachtungen erlaubten, wenn er aus diesen das Resultat 2082): «wie hier ein einzelnes Organ (die Leber) in aufgeregtem _ Bildungsleben ein neues Lebendiges produeirt habe, welches anfäng- lich nach und nach sich gleichsam emancipirend ein eigenthümliches, in gewissem Grade ein selbständiges Leben erlangt habe. » "Non Wiegmann wurde übrigens sogleich die wahre Bedeutung des Leukochloridium mit richtigem Blicke erkannt; derselbe hielt es für fraglich ®), ob man solche Gebilde als selbständige Thiere mit Gattungs- namen bezeichnen und in das System aufnehmen dürfe, da sie doch nur vorübergehende, zum Entwickelungscyklus einer bestimmten Thier- gehörige Formen sind, Aus diesem Grunde nahm auch Nordmann Anstand, das von Carus als Leukochloridium paradoxum getaufte Wesen das Helminthen-System aufzunehmen *). Nachdem Steenstrup uns ‘den Vorgängen des Generationswechsels näher bekannt gemacht ‚ fiel damit auch mehr Licht auf das räthselhafte Leukochloridium. frup selbst 5) betrachiete zuerst das Leukochloridium, in welchem ‚stets eine Menge Distomen vorfinden, als eine Amme und ver- lich dasselbe mit den bekannten Cercarien-Schläuchen, in welcher a }) Siehe a. a. O. pag. 92. -#) Ebenda, pag. 99. #) Siehe Wiegmann's Archiv für Naturgeschichte. 4835, Bd. I, pag. 336. Vergl. Lamarck; Histoire naturelle des animaux sansı vertebres. Tom. II, 4840, pag. 592. x - #) Siehe dessen Schrift über den Generationswechsel. 1842, pag. 108. 428 Weise auch Dujurdin 4) das Leukochloridium auffasste, ı Um- so weniger ist 8 zu rechtfertigen, wie Diesing 2) in seinem Helmintben-Systeme das Leukochloridium paradoxum noch als ein selbständiges Thier auf- führen konnte, ohne die Anschauungsweise zu 'berücksichtigen, mit der uns Steensirup zur ‚richtigen: Auffassung jener ‚wunderlichen: Parasiten- form | vertraut gemacht‘ hatte: j im BEE Carus hat zuerst auf die in den‘Schläuchen des: Leader paradoxum enthaltenen: Distomen aufmerksam: gemacht‘, 'vonvihrer Ent- wiekelung aber‘ gar nichts und von ihrer ‚Organisation nur sehr weniges erwähnt, ‚daher ich hier: in: dieser Beziehung \einiges 'hervorheben will, wodurch die Bedeutung des Leukochloridium' als Ammenschlauch' und die Entstehung der in ihm enthaltenen \Distomen mittelst! geschlechts- loser: Zeugung ‘deutlich anı das Licht’ tritt. \ BETZ BIT zer Zuerst‘ muss ich ‚bemerken, \dass Carus?) die»iu'den“Schläuchen des ‚Leukochloridium:‘ angetroffenen‘ Distomen' als in Bihäuten einge- schlossen betrachtete,; und dass ihm kleine, ‚auf Stielen'isitzende-und aus Kügelchen ' bestehende 'pilzförmige Körperchen ‚\welcheı auf: ‚der | innern Fläche der: beweglichen‘ Schläuche des Leukochloridium‘ in der Gegend der 'grüngefärbten' Querbandstreifen aus) kleinen sammet- artigen weissen Wülsten hervorragten ‚»die Keimstätte' der inıden'Schläu- chen‘ enthaltenen Eier zu 'sein''schienen, Ich.'habe mein Augenmerk deshalb auf die Wandungen der: verschiedenen! Schläuche‘ des'/Leuko- chloridium gerichtet und sowohl die‘ grösseren ‘beweglichen "wie .die kleineren starren Schläuche genauer untersucht; aber nichts 'entdecken können, was für: eine ı Keimstätte‘ der Distomen zuı halten. gewesen wäre. Von Distomen-Eiern kann überhaupt hier nicht die Rede,sein, da, wie ich nachher zeigen werde, ..die Körper ‚welche Ahnens(?), Ramdohr 5) und Carus Eier ‚genannt'haben, gar 'nicht,'diesen Namen verdienen. Zunächst kann ich in Bezug auf die Organisation des Leuko- }) Siehe dessen Histoire naturelle des Helminthes. 1845, pag. 479. 2) Vergl. dessen Systema helminthum, Vol. I, 4850,:pag: 303. ı.Diesing hatıin diesem Werke. ohne Unterschied noch ‚eine Menge ‚anderer. Wesen, welche schon längst als vorübergehende Entwickelungsformen anderer Thiere be- kannt geworden sind, zu selbständigen Thier-Gattungen und Thier-Species erhoben, weshalb diese Schrift als Systema helminthum von keinem der neuern Zoologen wird anerkannt werden, wohl aber ihrer ausserordentlichen Reichhaltigkeit wegen als ein vortreflliches Repertorium wird benutzt wer- den können. ü 3) 'A.a. 0. pag. A. j ) Siehe dessen Abhandlung über Würmer, welche in einer Erdschnecke ent- deckt worden sind, in dem Magazin der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin 4840, pag. 293, Tab. IX, Fig. 49. (Im Auszuge in der Isis. 4818, pag. 1467.) \ ’) Ebenda, pag. 295. = 429 chloridium das bestätigen, was schon RAamdohr ?) und Carus ?) darüber geäussert haben, nirgends findet sich in dem Innern desselben eine Spur: von Eingeweiden. ‚Die Wandungen der beweglichen sowohl wie der starren Schläuche bestehen zuäusserst aus einer zarten homogenen und glashellen Tunica propria (Epidermis), unter dieser breitet sich eine doppelte recht- winkelig sich kreuzende Faserschicht aus, die ich von den 'wurm- förmig: beweglichen Schläuchen durch den langen dimnen und hohlen Stiel hindarch bis zu den kleinen starren und verästelten Schläuchen verfolgen konnte. Die Tunica propria steht zuweilen an einzelnen Stellen blasenförmig von der darunter liegenden Faserschicht ab’ (Taf. XVI B, Fig. 50). Die innere freie Fläche. dieser Faserschicht ist überall 'mit Körnern und körnigen Zellen belegt; da, wo bei auffallendem Lichte eine milchweisse, grüne oder schwarzbraune Farbe der Schläuche her- vortritt, findet sich dieser Körner-Beleg gehäuft und aus grösseren weissen, grünen oder schwarzbraunen körnigen Pigmentzellen gebildet. Die von Carus "als Keimstätten betrachteten pilzförmigen Körper 3) sind nichts anderes als solche weisse körnige Pigmentzellen. Der ganze Inhalt der vielfach verästelten hohlen Schläuche des Leukochloridium besteht aus der Brut eines Distomum, welche aber nicht aus’ Eiern, sondern aus sogenannten Keimkörpern.: hervorgeht. Diese Keimkörper verhalten sich ganz so, wie die Keimkörper in den Cercarien-Schläuchen. An keiner Stelle der Schlauchwandungen eines Leukochloridium trifft man festgewachsene Keimkörper an, es lässt sich also annehmen, dass sie frei in der Höhle der Leukochloridien-Schläuche _ entstehen. Es haben diese kugelrunden Keimkörper des Leukochlori- dium, obwohl sie scharf abgegrenzt sind,’ keine deutlich 'ausgeprägte Hülle um sieh, welche mit‘ einer‘ 'Eihaut verglichen ‘werden könnte. Im Innern dieser Keimkörper lassen sich weder Dotter, noch Keim- bläschen, noch Keimfleck unterscheiden, es fehlen demnach alle Be- ständtheile eines wahren Eies; die ‘ganze Masse der‘ Keimkörper besteht ganz 'gleichmässig. aus vielen dicht aneinander gedrängten hellen und homogenen Körnern (Fig. 6%). Nach und nach nehmen die runden Keimkörper "bei ihrer weitern Entwickelung eine ovale LTE . Ay Ramdohr, welcher zwei Exemplare des Leukochloridium paradoxuım von Ahrens, dem Entdecker dieses Parasiten, zur nähern Untersuchung erhalten hatte, sprach sich (a.2.0. pag. 295) über den Körper: des; Leukochloridium in. folgender Weise aus; «Ausser den Eiern fand ‚ich ‚auch, nicht die ge- ringste Spur von Eingeweiden, weder Darmkanal noch Zeugungstheile, weder Tracheen noch Organe eines Gefässsystems, keine Nerven und keine Muskeln.» IM A... O. pag. 90: 9) A. a. ©. Tab. VII, Fig. Vila. Zeitschr. f, wissensch. Zoologie. IV. Bd, 28 430 Gestalt, an (Fig. 6b), die körnige Structur ‚derselben wird undeutlicher, wobei. ihre Gestalt, sich mehr, und mehr in die Länge ‚streckt (Fig.'6 c). In der Mitte solcher langgestreckten Keimkörper'und..in dem einen (Vorder -) Ende derselben ‘kommt dann ‚der! Uimriss«.eines: Fundlichen » Körpers zum ‚Vorschein. (Fig..6,d),. der sich. ‚bald zu einem Saugnapie ausbildet; (Fig. 6 e),; wodurch: das Distomum in. diesen ‚sich. entwickeln- den. Keimkörpern ‚nicht, mehr. zu‘ verkennen ist. Weiterhin lässt.'sich hinter dem vordern Saugnapfe auch ein kleiner muskulöser Schlundkopf unterscheiden, von welchem zwei seitliche blind ‚endigende:. Kanäle ‚als gabelförmiger Darmkanal abgehen (Fig..6 f). Das. Vorhandensein ‚einer solchen ‚eben‘, beschriebenen . Entwickelungsreihe eines - Distomum ist von ‚Carus, ganz ‚übersehen worden, wahrscheinlich. weil derselbe den Inhalt der, kleinen starren Blindschläuche des Leukochloridium nicht genauer untersuchte, ‚denn. nur. in diesem Geniste der kleinen unbe- weglichen Schläuche geht, die, Entwickelung des Distomum aus Keim- körpern. vor ‚sich...‘ In den grossen. contractilen Schläuchen dagegen sind die Distomen alle in gleichem Entwickelungsstadium,. welches auf das zuletzt erwähnte und Fig. 6 f abgebildete Stadium folgt, enthalten; ausserdem; ist in. den: wurmförmig beweglichen Schläuchen jedes Disto- mum noch, von ‚einer ‚ovalen homogenen und durchsichtigen Hülle ein- geschlossen , welche bald mehr, bald weniger weit von dem Würmchen absteht *).,. Dieser: Umstand war.wohl die Veranlassung, dass, Ahrens, Ramdohr und Carus. die von einer solchen Hülle umgebenen Würmehen für Eier‘ angesehen. haben. Es frägt sich‘ nun, woher rührt ‚diese blasenförmige Hülle ‚der aus den Keimkörpern entwickelten Distomen, und was. hat dieselbe für eine Bedeutung? Bei genauerer Untersuchung dieser Hüllen wird man sehr, ,bald errathen, dass dieselben ihre Entstehung einer Art Ein- capselungs-Process; verdanken, welcher ‚so. häufig. bei den ‚Cerearien vorkommt. „Es findet ‚hier der Unterschied statt, dass ‘die Distomen- Brut nicht: wie die, Cercarien sich. erst ‚eincapsela, nachdem sie..den Ammenschlauch verlassen haben, sondern dass diese Brut, noch wäh- rend; sie im Ammenschlauch steckt, sich bereits encystirt. ‘Dieser'En-+ eystirungsprocess ist bei den Distomen des Leukochloridium ein wah- rer Häutungsprocess. Die äussere homogene Epidermis der kleinen Distomen löst sich nämlich in vollständigem Zusammenhange rund um- her ab, auch die Epidermis der beiden Saugnäpfe unterzieht sich dieser Ablösung, davon rührt denn auch das eigenthümliche Ansehen dieser Cysten, welches schon Carus aufgefallen war ?). Man bemerkt alsdann I) Vergl. Carus a. a. O. Tab. VII, Fig. VII und X. ‚ i *) Carus (a.a. 0. pag. 94) theilte über das Verhalten dieser Cysten (Eihüllen) Folgendes mit: «Hier sah man nämlich sowohl der 'obern Saugmündung 431 anı. solchen Cysten‘ den beiden Saugnäpfen des‘ encystirten Disto- mum: gegenüber zwei’ blasenförmige Ausweitungen, von welchen eine Art triehterförmiger Einsackung sich gegen die Mündung der beiden Säaugnäpfe: hin’ erstreckt (Fig. 8b). ‚Es rühren‘ diese beiden 'blasen- förmigen Ausweitungen von ‘denjenigen ‘Stücken ‚der abgelösten Epi- dermis des Distomum her, welche vor ‘dem’ eingetretenen Häutungs- ED U NE processe die beiden Saugnäpfe umschlossen hatten; es lässt‘ sich dies sehr deutlich an denjenigen eingecapselten Distomen unterscheiden, bei welchen‘ die Eneystirung noch nicht vollendet ist (Fig. 7 be);'in diesen Cysten sind die beiden blasenförmigen Epidermis-Stüucke der Saugnäpfe nöch nicht nach aussen’ hervorgetreten, und lassen ihren Ursprung auf den‘ ersten Blick verkennen. Diese Epidermis-Stücke' bleiben nämlich, nachdem’ sie sich abgehoben haben, noch mit der Höhle der Saugnäpfe durch eine sehr dehnbare Hautmasse, welche dieselbe wahrscheinlich auskleidete, in einem gewissen Zusammenhange, daher der trichter- förmige Kanal, der von der äussern Oberfläche der blasenförmigen Ausweitungen der Cyste zu den beiden Saugnäpfen des von der Oyste eingeschlossenen Distomum hinleitet. Die von den Distomen abgetrennte und ‚eine Cyste darstellende Epidermis füllt sich, wahrscheinlich durch Imbibition, mit einer Flüssigkeit, welche die Wände der Cyste in einem prallen Zustande erhält; anfangs: ist nur eine geringe Menge von’Flüssig- keit darin vorhanden, nach und nach mehrt' sich aber dieselbe und dehnt den Epidermis-Balg, der in der ersten Zeit das Distomum noch eng umschliesst, immer weiter aus. Die Oysten sind zuerst farblos, nächher zeigen sie bei auffallendem Lichte 'eine milchweise Farbe, welche bei durchfällendem Lichte schmutziggelb erscheint. ' Diese Fär- bung der älteren Cysten wird durch die Verdickung ihrer Wandungen veranlasst, welche nach einiger Zeit eintritt und den Cysten-Wandungen ganz das Ansehen der äussern concentrisch geschichteten Haut der Echi- nococeus-Blasen verleiht (Fig. 8). © Die %/, Lin. langen Distomen des keukochloridium zeigten sich im encystirten Zustande stets höher entwickelt als im nicht eingekapselten Zustande. Ich’ konnte immer in ‘den eneystirten Distomen ausser dem schon erwähnten Verdauungsapparat noch ein System von Kanälen’unter- scheiden, welches auch Carus gesehen zu haben’ scheint'*), und wel- ches vermuthlich einem Wassergefässsysteme angehört. ' Es beginnt liher eine Einsackung der Eihülle, welche gegen diese Saugmündung gerichtet war, und einmal sogar ein deutliches Hin- und Herströmen kleiner Körperehen zwischen dieser Einsackung und der Saugmündung erkennen liess (Fig. Xb), als sich aueli der watern 'Saugmündung gegenüber eine deutliche blasenförmige Ausweitung der-Eihlille (Fig. X a) darstellte. » Ara. ON pag. 90. 28 * 432 dieses Gefässsystem vor‘ dem‘ Hinterleibsende auf dem Rücken des Distomum! mit einer sphincterartigen Mündung, welche: in'einen rund- lichen‘ Behälter führt, von dessen Grund zwei geschlängelte Kanäle ent- springen *), welche an:den beiden Seiten des Leibes 'sich- in die Höhe ziehen, in ‚der Nähe .des vordern Saugnapfes eine Umbiegungsschlinge bilden und,.dann.-in ‚derselben "Richtung wieder zurücklaufen; in dem Hinterleibsende angelangt, werden ‘beide Kanäle so undeutlich, ‘dass ich nicht im Stande war, ' ihren fernern ‘Verlauf noch‘ weiter zu ver- folgen. Ausser diesen.beiden einfachen 'geschlängelten Wasserkanälen sah ich noch‘ sehr: viele 'zarte/und verästelte Gefässe in dem'Parenchym dieser.‚Distomen,.ikann ‚aber nicht‘ \angeben, ‘ob diese! Gefässe in die Wasserkanäle, 'einmündeten ‚oder bloss tiber. sie hinweg-liefen. ' Unter- halb der:Mündung) des Wasserkanalsystems erkannte 'ichseine"zweile Mündung, welche einem andern Kanalsystem anzugehören schien, dessen | Verlauf‘ und: Bedeutung ‚mir aber durchaus unklar ‘geblieben ist. Zwi- | schen Bauchnapf und Schwanzende: waren im’Hinterleibe dieser Disto- men auch «die Umrisse zweier durch einen Kanal’ verbündener runder Körper 2%) und. eines birnförmigen Körpers, so‘ wie in’der Nähe des Schwanzendes ‘die Umrisse‘' eines länglichen Körpers | zu" bemerken. Ohne, im Standegewesen zu ‘sein; dem ‚Zusammenhang '.dieser ‘in der ersten Anlage. und Entwickelung begriffenen Körper untereinander 'zu durchschauen, hegte ‚ich. doch die. Ueberzeugung,, ''dassı diese‘ Körper die Grundlage der Geschlechtstheile des Distomum gewesen‘ sind, denn ich) hatte schon oft dergleichen in«der ersten«Anlage' begriffene Ge- schlechtswerkzeuge bei 'encystirten Cerearien angetroffen. u. Aus diesen Untersuchungen geht nun deutlich ‘hervor, dass nicht alle, Distomen- sich ‚aus Cercarien entwickeln: ‘Man muss ''sich ‘über- haupt hüten, die oft so sonderbaren Verhältnisse, "welche in der Ge- schichte eines dem Generationswechsel unterworfenen niederen Thieres zukommen, von einem solchen Thiere‘ sogleich auf andere demselben selbst nahe verwandte Thiere, überzutragen, denn die Natur spielt hier dem Beobachter oft ganz unerwartet seinen Streich.‘ So verhält ‘es sich nun ‚auch, mit ‚der Fortpflanzung mittelst 'Gerearien ‚erzeugenden. Ammen, welche, man) als viel 'zu allgemein auf die Trematoden-Ord- nung ausgebreitet angenommen: hat... Aus: diesem Grunde hat sich Vogt °®) wahrscheinlich verleiten lassen, ‘die encystirte ‘Distomen-Brut des Leukochloridium als Cercarien zu betrachten, welche einen blasen- förmigen hohlen Schwanz besitzen, in den sich der Körperdes Thieres ') Carus hat diesen Behälter mit den daraus entspringenden geschlängelten Ge- fässen bereits abgebildet, a. a. O. Tab. VII, Fig. VII u. IX. ?) Auch diese beiden Körper hatte Carus schon beobachtet, a. a. 0. pag. 90. ?) Vergl. dessen Bilder aus dem Thierleben. 4852, pag. 183 u. 49, Fig. 66. 433 zurückgestülpt habe, so dass es aussieht, 'als"ob dieser: Körper in einer‘ Eihülle liege. Offenbar sind die aus Keimkörpern direot hefvopgegangeneh und in u beweglichen Scehläuchen des Leukochloridium' steckenden en- eystirten Distomen vollständig vorbereitet, um''sich,” nachdem‘ sie in das passende Eingeweide eines andern Thieres eingewandert sind, weiter entwickeln und ihre Geschlechtsreife erlangen 'zu können. Es kommt: also jetzt, darauf‘ an, dasjenige: Thier "herauszufinden, wel- ches den in‘ dem: Leukochloridium ‚durch. 'geschlechtslose‘ Zeugung entstandenen Distomen zur fernern Wohnstätte dient.“ Mich ‘erioner- ten, sobald: ‚ich die encystirten Distomen des ' Leukochloridium 'ge- nauer‘ betrachtet: hatte, diese: Trematoden auffallend an 'das Disto- mum holostomum, welches das Rectum und die Gloake der'Ralliden bewohnt. Nicht bloss die äussern Umrisse. dieser) beiden‘ Distomen- Formen, sondern auch der Umstand, dass bei denselben die Geschlechts- werkzeuge nicht wie gewöhnlich vorn zwischen den beiden Saugnäpfen, sondern am Hinterleibsende ausmünden !), machen es mir: wahrschein- lich, dass ‚beide Distomen-Formen zusammenhängen; zwischen den beiden Saugnäpfen der encystirten Distomen'des Leukochloridium konnte ich nämlich nie eine Spur von einer. Anlage der Cirrhusbeutel (Be- ‚gattungsapparates) unterscheiden, während ‚ich in ihrem‘ Hinterleibs- ende jenen oben erwähnten länglichen Körper als den Umriss eines Begaltungsorganes deuten ‘konnte; bei den eneystirten, aus 'Cercarien entsprungenen Distomen: war es mir immer‘möglich, gleichzeitig mit ‚ dem ersten - Auftreten der Hoden ; auch . den ren vor‘ dem - Bauchnapfe zu, unterscheiden. Ob meine. Vermuthung die ‚richtige.ist; A «müsste sich am'linde - auch durch Fütterungsversuche entscheiden lassen, ‚zu welchem Zwecke - sich alle zu«der Familie:-der: Ralliden ’gehörige Vögel eignen dürften. ö lch will hier, bemerken, ‚dass bisher‘ nur Rallus aquaticus als Wohn- _ thier des-Distomum holostomum bekannt ı'war'?),\.dass ich aber auch j in Gallinula Porzana und Ghloropus das Distomum holostomum ange- _roffen. habe. ‚Sehr‘ wichtig‘ wird ‚es alsdann sein, .die‘Form: des in den Eiern dieses Distomum sich entwickelnden Embryo‘ kennen zu = ‚da ‚diese die Bestimmung haben würden, in Suceinea amphi- bia einzuwandern und ‚hier zur Entwickelung ‚des Leukochloridium pa- radoxum, des Keimschlauchs ‚von Distomum holostomum Veranlassung zu geben. Ich habe zwar in den reifen und braungefärbten Eiern dieses Distomum bis jetzt keinen Embryo wahrzunehmen Gelegenheit Auf die am Hinterleibsende des Distomun holöstomum angebrachten Be- ” galtungsorgane habe ich bereits in meinem Lehrbuch der vergleichenden Anawrnie aufmerksam gemacht. ”) Vergl. Diesing: Systema Helminthum. Bd. I, pag. 456. 454 gehabt, 'vermutlie aber, dass derselbe umgeben mit einem’ Flimmer- pelz ein infusorienartiges Ansehen hat. Steenstrup *) glaubt auch wirk- lich den Ursprung des Leuköchloridium aus einem solchen Slimmernden Thierchen gesehen zu haben; da derselbe 'in' den Tentaceln der Suc- cinea- amphibia während der, ersten Sommermonate einige ovale, sehr lebhafte , Qimmerhaarige Thierchen gefunden, welche der .. Ra- narum nicht unähnlich waren. Dass Frösche: nicht die Bestimmung haben, die Distomen- Brut des Leukochloridium gross zu ziehen, habe ich durch einige Fütterungs- versuche 'an'Rana esculenta erprobt. Am 23. Juni 'gab ich viele en- eystirte Distomen des Leukochloridium,' theils ‘in den’ "wurmförmigen Ammenschläuchen noch eingeschlossen, theils aus diesen herausgenom- men), grünen Grasfröschen zu verschluken. Zwei: Tage’ nachher fand ich innerhalb der Cloake des einen Frosches die Distomen wieder, und zwar 'hüllenlos und todt. In den übrigen drei Fröschen, welcheVich am vierten Tage nach der Fütterung untersuchte, konnte ich weder von. Leukochloridien-Schläuchen noch‘ 'von deren Distomen eine Spur entdecken, wohl 'aber gelang es mir, in dem Wasser, ‘welches den Boden des! Behälters der Frösche 'bedeckte, die mit; den Fäces der Frösche abgegangenen Distomen wieder 'aufzufinden. Diese!ben waren alle ‚abgestorben, noch in ihren Kapseln eingeschlossen und in keiner Weise. weiter entwickelt: j Ich 'muss hier: auf einen Umstand aufmerksam mean sreipe das Leukochloridium paradoxum als Ammenschlauch betrachtet, von den übrigen‘ bis jetzt bekannt gewordenen Trematoden-Ammen 'ab- weicht. Die Cercarien-Schläuche verhalten sich ‘in ‚den Organen der verschiedenen Gasteropoden, in welchen sie Platz genommen, ziemlich pässiv, und überlassen es der Selbstthätigkeit der'in ihnenzur Ent- wickelung gekommenen Cercarien-Brut, aus- und einzuwandern, 'um einen andern zur weitern Entwickelung passenden Wohnort zu finden. Bei dem Leukochloridium paradoxum zeigt die in demselben zu einer gewissen Ausbildung gelangte Distomen-Brut keine Wanderungsgelüste; sie verhält sich in. dieser Beziehung ganz passiv, da'sie sich noch inner- halb ihrer Entwickelungsstätte eneystirt, sich gleichsam verpuppt, um in Ruhe eine passive Wanderung abzuwarten, welche ‚diese. Disto- nen. zugleich mit dem Ammenschlauch, in welchem sie eneystirt ver- borgen stecken, zu'erdulden hätten, wenn die mit dem Leukochloridium behäftete Bernsteinschnecke von’ einem für jene Distomen bestimmten Wohnthiere aufgefressen würde: Die einzige Thätigkeit, "welche diese Distomen während ihres geschlechtslosen Lebens in dem Leukochlori- dium, ihrer Amme, äussern, besteht wahrscheinlich in ihrer Bemühung, mm ') A. a. O. pag. 105. 435 aus ‚den kleinen starren ‚Schläuchen, in "denen sie zur Entwickelung gekommen: sind, ‘durch ‘den engen hohlen ‘Stiel, 'mit welchem die grösseren ‘Schläuche dem Geniste‘ der kleineren ’‚Sehläuche anhängen, in ‚die grossen een we Schläuche hinaufzukriechen, "um; "hier an- gelangt, ‚sich zu enceystiren.‘' Zwar scheinen auch in den''beweglichen Schläuchen anfangs Keimkörper ‘vorhanden zu sein, welche 'hier die Entwickelung der Distomen bis zur Eneystirung durchmaächen, für solche noch unausgewachsene Schläuche halte ich wenigstens jene län- geren, mit Keimkörpern gefüllten unbeweglichen Schläuche, welche zwischen dem Geniste ‘der kleineren ‘starren Schläuche hier ‘und da weiter hervorragen (Fig. 24 @@) und mit dem allmähligen Fortwachsen (Fig. 25) immer mehr einem contractilen Schlauche ähnlich werden. Nach vollendeter' Entwickelung (Fig. 2 c) zeigt 'sich "aber 'ein" soleher beweglicher Schlauch mit einer viel grössern Menge von eneystirten Distomen gefüllt, als Keimkörper bei dem Heranwacksen dieser ge in-ihnen vorhanden ‘waren. Die Distomen "des Leukochloridium , welche 'zur Erreichung ihrer Geschlechtsreife die Bestimmung haben, wie ich vermuthe, in den Darm der Ralliden 'einzuwandern, werden den Muskel-Magen dieser Vögel unversehrt passiren "müssen." Nachdem ein "solcher Vogel eine mit Leukochloridium behaftete Bernsteinschnecke verschluckt’ hat, wird die Zertrümmerung derselben‘und die mechanische Zerkleinerung ihrer ein- zelnen ‘Organe durch’ den kräftig‘ contractilen Magen "des Vogels be- wverkstelligt‘ werden, "welchen ' mechanischen Einwirkungen auch die ä Distomen-Brut des Leukochloridium "unterliegen würde, ‘wenn sich die- selbevnicht vorher eneystirt hätte, ‘wodurch die einzelnen Distomen - vermöge: der Elasticität ihrer prallen Gysten den erg Wider- ” stand leisten können. Noch möge ‚es mii- erlaubt sein, ‘am Schlusse dieder Abhandlung eine Vermuthung auszusprechen, welche sich auf die''Frage bezieht, was wohl die sonderbaren ungestümen und rhythmischen Bewegungen der eontractilen und auffallend gefärbten Schläuche des Leukochloridium in den hohlen Fühlhörnern ‘der Suceinea amphibia zu bedeuten haben. Man nimmt diese Bewegungen’ stets) an ‚denjenigen Bernsteinschnecken wahr , welche reife Leukochloridien beherbergen. Die Art dieser Be- wegungen der reifen, Leukochloridien-Schläuche ist schon von Ahrens und Carus ausführlich. ‚beschrieben: ‚worden, ‚daher ‚ich. ‚hierauf ver- weisen kann, ‘was, aber. die Leukochloridien mit diesen Bewegungen bezwecken, ist von beiden Beobachtern unberührt gelassen worden. Män könnte sich vorstellen, dass die gegen die Fühlerspitzen der Schnecke andrängenden Ammen sich bemühten, auszuwandern, allein Bemühungen werden während ‚des Lebens der Schnecken nicht mit, Erfolg gekrönt, ich habe es niemals ‘beobachtet, dass es einem 436 Leukochloridien-Schlauche gelungen wäre, sich durch die auch noch so stark ausgedehnten Fühlhörner einer lebenden Bernsteinschnecke hin- durchzabohren. Es würde mit diesem Auswandern der Ammenschläuche auch. nichts erreicht sein, ‘da dieselben saryımt ihrer Brut nach der Auswanderung sehr bald hülflos zu ra a Da es aber(dar- auf anzukommen scheint, dass: die. Leukochloridien-Ammen- mit ihrer Distomen-Brut in ein. anderes Wohnthier, und zwar in den Verdauungs- kanal gewisser Vögel, ‚passiv überwandern, so werfe ‚ich ‚die Frage auf, ob nicht. die Bewegungen, welche die contractilen: weiss, grün und schwarz gefärbten, mit ‚encystirten Distomen gefüllten Leukochlo- ridien- Schläuche innerhalb..der., weit. hervorgeschobenen Fühler einer Suceinea amphibiamachen, dazu dienen möchten, ‚die Aufmerksamkeit eines. den’Ralliden zugehörigen Vogels auf das Wohnthier des Leukochlo- ridium. zu, ziehen, da dergleichen Vögel während der warmen Jahres- zeit,, an Ufergestaden zwischen ‚Gesträuch und Schilf nach ‚ihrer aus Würmern und Schnecken bestehenden Nahrung herumsuchen und auf die genannte-Weise veranlasst werden,’ die an einem Grashalme oder Weidenblatt ruhig. hängende Bernsteinschnecke, in deren-Leibeshöhle ein Leukochloridium auf Befreiung harrt, zu verschlucken. Mag nun die von mir ausgesprochene Vermuthung, dass die aus Leukochloridium paradoxum mittelst geschlechtsloser Ammenzeugung hervorgegangenen. Distomen. ‚als ‚Brut, dem Distomum holostomum ‚an- gehören, richtig sein‘ oder nicht, jedenfalls"wird an dem.-Orte, an welchem diese Distomen -Brut ihre Geschlechtsreife: erreichen, ‚niemals ein solches Distomum angetroffen‘ werden, welches kleiner ist,»als. die Y/; Lin. langen eneystirten Distomen des Leukochloridium. “Aehnliche Erscheinungen in‚Bezug, auf, die Grössen - Verhältnisse kommen bei vielen anderen Helminthen- vor, und finden in der mit Generationswechsel verbundenen Entwickelungsgeschichte dieser Parasiten ‚ihre befriedi- gende Erklärung. Erklärung der Abbildungen auf Tafel XVL B, \ Fig. 1. Ein Geniste von Leukochloridium paradoxum mit vier grossen wurm- förmig beweglichen Ammen-Schläuchen. Natürliche Grösse. Fig. 2. Ein Geniste von Leukochloridium paradoxum mit einem grossen con- tractilen Ammenschlauch. ' Natürliche Grösse. «aa Drei kleinere starre Schläuche, welche bestimmt zu sein scheinen‘, zu eontractilen Ammen- schläuchen auszuwachsen; b ein etwas grösserer starrer Schlaueh, der sich zu einem später beweglich werdenden Ammenschlauch schon weiter entwickelt hat; c ein vollständig ausgebildeter contractiler Ammen- schlauch. Aus den Schläuchen b und e schimmern die Keimkörper und eneystirten Distomen hervor; d Geniste der kleinen starren’ Schläuche. ee ee a Ei 5 u 437 Fig. 3. Ein abgerissener contractiler, vollständig ausgewachsener Ammen- schlauch des Leukochloridium paradoxum. Natürliche Grösse. Das Vorderende ist umgebogen, so dass man auf die Mitte des mundlosen Vorderleibsendes blickt. Fig. %. Dasselbe Vorderleibsende stärker vergrössert. Fig. 5. Ein kleiner 'stäarrer Schlauch mit seitlichen Aesten und körnigem Be- lege seiner Wandung, aus dem’ Geniste d der Fig. 2. ‚Sehr stark ver- grösser. aaa Blmenfünmige er yprr der Tunica propria; b abge- rissene Stelle; H Fig. 6. Entwickelungsreihe der Keimkörper aus dem Geniste der kleinen star- ren Schläuche d der Fig. 2. Sehr stark vergrösser. a Ein Keim- körper, dessen weitere Entwickelung noch nicht begonnen hat; b ein ’ ' Keimkörper, dessen Entwickelung begönnen hat; c ein noch etwas weiter in der Entwickelung vorgeschrittener Keimkörper; .d ein solcher Keimkörper, ‚in welchem bereits die Umrisse der beiden künftigen Saug- näpfe des Distomum:sich‘gebildet haben; e ein Keimkörper, in welchem die beiden Saugnäpfe des Distomum bereits deutlich entwickelt sind; f ein aus einem solchem Keimkörper hervorgegangenes Distomum mit deutlichem Verdauungsapparat. Fig. 7. Ein frisch’/encystirtes Distomum aus einem grossen wurmiörmig con- vn teaetilen Leukochloridium+Schlauch. Sehr'stark vergrössert. ‚Das Disto- mum.ist von..der Seite ‚gesehen, und nur, in seinen einfachen äusseren 0». Vimzissen dargestellt. _« Die abgehobene und zur Cyste gewordene E pidermis des Distomum - Leibes; b die von dem Mundnapfe her- rührende blasenförmig in der 'Cyste eingestülpt steckende Epidermis; c die von ‘dem Bauchnapfe Fesehlr are ebenfalls noch" et le steckende Epidermisiitohoı ‚ya mar m une ll Bigs8. „Ein. vor, längener | Zeit-, encystirtes; ,Distomum ebendaher. ', ‚Sehe; stark nun" Vergrössent,. 4,Die abgehobene, zun, Cyste gewordene; mit durch. con- u, geMkrische Schichten, verdickter Epidermis, .des Distomum-Leibes; b, die > als Blase aus der % yste hervorgetretene Epidermis des” Mundnapfes; ie ald Blase‘ aus’ der Uyste Het vOrgerzetene Epidermis’ ‚des Bauch- Klienten BAAR ARE Fe 4 r u WERE? Ir IT 20757 iW/J ‚ur EEE TITEL 7 EEE m Dummam 2 mmemz ı 01 mn BT SI Ueber den Stiel der Vorticellen, von Dr. Johann Czermak. Hierzu Figur 1 u. 2 auf Tafel XVII. Die, contractilen Stiele „der. Gattungen .Vorticella und Carchesium sind häufig Gegenstand der Untersuchung gewesen; nichtsdestoweniger wurde bisher, wie die nachfolgenden Citate beweisen; weder die Anatomie dieser Gebilde, noch der Mechanismus ihrer eigenthüm- lichen Bewegungen vollständig erkannt und in übereinstimmender Weise erklärt. Der als Naturforscher bekannte Exjesuit Z. Schrank, war der Erste, der die verschiedenen Bewegungsargane der Infusorien in anatomischer und mechanischer Beziehung einer ernstern Aufmerksamkeit würdigte und in einer besondern Abhandlung unter dem Titel: «Ueber die Weise, wie sich die Aufgussthierchen bei ihren Bewegungen benehmen» in den Denkschriften der königl. bayer. Akad. der Wissensch. für 4809 und 1840 beschrieb. Ueber die contractilen Stiele der Vorticellen lässt sich Schrank a. a. O. pag. 9 auf folgende, etwas confuse Weise vernehmen: roh keßgehe «Mit Bestimmtheit ihre Mechanik anzugeben, ist vielleicht schlech- »terdings unmöglich. Die Erscheinung ist bei allen gestielten Glocken- » polypen diese (denn auch die, welche einen steifen Stamm haben, äussern »sie wenigstens in ihren sonderheitlichen Stielchen [?]), dass ihr Stiel »schneller als im Augenblicke, in einem wahren Punkt von Zeit, zu- »sammenschnellt und null wird, ohne dass das aufmerksamste Auge »mehr als ein Verschwinden gewahr wird. Was geschehen, sei, das »lehrt erst die Folge, und so deutlich, dass es nicht die geringste An- »strengung braucht, den Mechanismus einzusehen. Langsam ‘und in »Schraubengängen zieht sich der Stiel wieder auseinander, wie eine „schwache Hand eine Uhrfeder, die mit ihrem innersten Ende an »irgend einen unbeweglichen Körper befestigt ist, bei ihrem äussern »Ende ergriffen, in die Höhe ziehen würde. Vielleicht ist dieses ei 439 »Gleichniss mehr als Gleichniss, ist Erklärung selbst. Mir scheint es » wenigstens sehr wahrscheinlich, der natürliche Zustand dieser Stiele »sei eine Spirale, deren 'sämmtliche Windungen in derselben Fläche »liegen, wie bei einer 'eingerollten Uhrfeder;; der ausgezogene Zustand »sei gewaltsam und werde von der Willkühr des Thierchens bewirkt. » In Ehrenberg’s grossem Werke und in den kleineren Abhand- lungen über die Infusorien finden sich viele Bemerkungen über die Vorticellen. Ehrenberg beschreibt ‘einen Spiralmuskel innerhalb des Stieles, welcher sich 'bei Carchesium in eben so’ viele Aeste theilen soll, als der: verästelte Stiel selbst. ‘Durch die Verkürzung dieses Muskels wird das Zusammenschnellen der Stiele bedingt. ©. Eckhard theilt über die Vorticellen Folgendes mit (Die Orga- nisationsverhältnisse der polygastr. Infus. u. s. w. in Wiegmann’s Arch. 1846, Bd. I, 'pag. 247): Die ‚Vorticellen «sitzen an den Enden ein- »facher oder zertheilter 'Stiele,' deren Structur bei denen, welche die »Fühigkeit sich zurückzuschnellen, besitzen, diese ist. Eine Scheide »(Muskelscheide) Fig.’ 3.'s. schliesst einen einfachen Muskel ein, der »sich 'ein wenig über der ‘Anheftungsstelle der Scheide an frem- »den Körpern verliert. Der unverkennbare Zusammenhang der Be- »wegungen des Körpers mit denen des Muskelstieles lässt schliessen, "dass sich der Muskel in das 'Thier selbst hinein verzweige. Diese »Verzweigung zu beobachten, ist mir aber bisher bloss bei Vort. nebu- »lifera gelungen. Ich sah’ zwei ganz deutliche, obgleich sehr kleine »(erst bei einer mehr als 400maligen Vergrösserung sichtbare) Fasern »Fig. 30 v sich in den Körper hinein erstrecken. "Zhrenberg sah eine »ähnliche Fortsetzung des Muskels in den Körper. bei Vort. convallaria. »Ist dieser Stiel nicht contrahirt, so ist auch das Thier in völliger » Ausdehnung seines ganzen Körpers; sobald es aber diesen zusammen- »schnellt, namentlich die Mundwimpern einzieht, so verkürzen sich »auch Scheide (?)' und Muskel (indem der ganze Stiel sich spiralförmig »zusammenwindet) und das Thierchen führt an seinem Stiele zurück. »Dehnt sich der Körper wieder aus und werden namentlich recht »deutlich die Mundwimpern entfaltet, so geht auch der Stiel wieder »aus seinem verkürzten Zustand in den verlängerten über. "Es schei- »nen bei diesem Schnellen die Mundwimpern und überhaupt die vor- »deren‘ Theile des Körpers von Bedeutung zu sein, da Contraction »und Expansion des Stieles und Körpers sich gegenseitig ‘bedingen. »Welcher Einfluss ‚auf die so eben beschriebenen Bewegungen der »Muskelscheide, und welcher dem Muskel zugeschrieben werden muss, »hat sich bis jetzt noch nicht mit Sicherheit ausmitteln lassen. "So »viel ist aber gewiss, dass zum vollkommenen Schnellen dreierlei noth- »wendig ist: 'Unversehrtheit der Muskelscheide, Unversehrtheit des »Muskels und Anheftung des ganzen Stiels, denn bei Vorticellen, deren 440 »Muskel in, unversehrter Scheide zerrissen ‚war, bemerkte ich zwar »ein Zusammenschnellen des Körpers, nicht aber war. dasselbe von » Einfluss auf Ausdehnung und Zusammenschnellung des: Stieles; ebenso » misslang. bei anderen, deren Scheide verloren ‚gegangen,, der Muskel » aber. noch ‚mit dem Körper verbunden. war, jeden: Versuch des voll- »kommenen Schnellens. In beiden Fällen ‚waren die Thiere. nicht/mehr » angeheftet.» Dujardin ist ganz anderer Meirting als die beiden Ara eitirten Forscher., In seiner Histoire naturelle des Zoophytes. Iafusoires. Paris 4844, pag. 49 heisst\.es: «Les .pedicules contraetiles des» Vorticelles » peuvent aussi re, comptes parmi les organes exterieurs des Infu- »soires. Leur. structure ‚et: le, mecanisme de leurs mouvements pre- »sentent un. des problemes les ‚plus (difäciles de’ cette etude. On wvoil, »a la verite, dans, leur cavit& centrale, une substance ‚charnue moins »transparente, mais. ce.n’est point, comme. on.a paru le eroire une »vraie fibre musculaire: au ‚contraire la partie diaphane enveloppant . »ce cordon. charnu et formant une.bande plus’ .mince 'vers'une.de'ses »bords, se,contracte seule; et, comme ‚elle le fait davantage au. bord »le plus £pais il,en resulte une courbe en helice dont le,bord.,externe »est occupe, par ‚le tranchant du pedieule. ‚Leur, substance,.parait »plus resistante,,.que. celle des, cils, ; car ‚onen. voit quelque; fois, qui »restent „assez lougtemps,‚isoles dans ‚le. ‚liquide.». Weiter unten pag. 547: «Les particularites de leur (Vorticelles). forme, 'et..de. leur » double mode d’existence s'observent egalement chez les. Epistylis, mais »le pedieule eontractile leur est excelusivement propre; «’est;un cordon »membraneux, plat, ‚plus,&pais sur. un de ses bords et, contenant de »ce cöte, un, canal continu occupe au,,moins en,parlie par.une sub- »stance..charnue analogue ä, celle de l'interieur, du, ‚corps... Pendant »la contraction ce bord epais se raccoureit beaucoup plus que le bord »mince, et de la r&sulte, pr&eisement la forme ‚de; tire-bouchon;. ce- »pendant je ne erois pas que..ce ısoit, une, fibre charnue logee dans »le ‚pedieule , .qui,;produise ce raccourcissement,. comme le veut.M. » Ehrenberg.» Bezüglich der Structur ‚des ‚ Vorticellenstieles stimmen Alk und Diaries wie man sieht, ziemlich, überein; über. die functionelle Bedeutung der beiden. Formbestandtheile des Stieles gehen jedoch: ihre Ansichten wesentlich auseinander. Ehrenberg hält seinen Spiralmuskel für contractil, Dujardin' hingegen jene durchsichtige Substanz, welche den sogenannten Muskel ‚einhüllt und von Zekhard unpassend Muskel- scheide genannt wird. ‚Ohne vorläufig auf den streitigen Punkt ein- zugehen, ‚bemerke ich gegen Beide, dass ihre widersprechenden Auf- fassungen.'in gleichem Maasse einseitig und unvollständig sind.» Die Vorticellen ziehen. ihre Stiele nicht nur zusammen, sondern strecken Tut re 441 sie auch’ wieder ‘aus. Sucht man das contracetile Element, so. darf man das expandirende nicht vergessen, denn zum Ausstrecken des Stieles bedarf es ebenso gut einer Kraft, welche sich in irgend einem seiner Bestandtheile äussert, als zum Zusammenschnellen. Der alte Schrank hat trotz aller Mangelhäftigkeit und zum Theil Un- richtigkeit der Beobachung ‘dennoch die Mechanik des Vorticellenstieles insofern richtiger als Ehrenberg und Dujardin erfasst, als er den motori- schen Antagonismus berücksichtigt und nicht blos das Zusammenschnellen im Auge hat. Nach Schrank ist das Ausstrecken der Stiele ein activer, durch reinen, unter dem'Willenseinflusse des Thieres stehenden Apparat bedingter Vorgang; während das Zusammenschnellen 'gewissermaassen passiver Natur ist, indem es nur''durch Unterbrechung der expandi- renden Thätigkeit eingeleitet wird und in der Federkraft der gewalt- sam "auseinander gezogenen’ Spirale’ des Stieles seinen Grund hat. In entgegengesetzter Weise hat'in neuerer Zeit F. Gerber die Sache auf- gefasst. Er spricht sich darüber in'seinem Händb. der allgem. Ana- tomie des Menschen u. der Haussäugeth. ‘Bern 1840, pag.'92 folgender- maassen aus? ... «Das Thier (Vorticella) bewirkt'in seiner Umgebung »mittelst seiner "am Decherrande"'auf“Wärzchen sitzenden Wimpern » wirbelnde Bewegungen und’ erhascht ‘dadurch’ herbeigeführte organi- »sche Molecülen’oder kleinere Infusörien, dass’es seinen Stiel schnell »korkzieherartig zusammenzieht und die Glockenöffnung schliesst; diese »Bewegung gründet sich, wie ich richtig beobachtet zu haben glaube, »auf die Zusammensetzung des 'Stieles' aus einem "Schwellgefäss (?). » welches das Thier durch Druck ‘mit einer Flüssigkeit füllt und‘ so aus- »streckt (erigirt), und einem feinen'spiral’um' das Gefäss gewundenen »Muskelfaden, welcher das Zurückschnellen bewirkt. ' 'So wäre das » einfachste ereetile Organ’ mit dem einfachsten Muskel zur Bildung des » vollständigen motorischen Antagonismus vereinigt.» "Nach Gerber ge- schieht also sowohl das Einrollen als das Strecken der Stiele activ und durch directen Kraftaufwand des Thieres. le "Meine eigenen Untersuchungen über den’ fraglichen Gegenstand, welche ich bereits vor mehreren Jahren anstellte und nach einer lan- gen Unterbrechung kürzlich wieder vornahm, 'haben mich gelehrt, dass der Stiel der Vorticellen aus einem’'hyalinen (meist merklich bandartig abgeplatteten) Hauptfaden besteht, welcher einen excentrisch' gelager- ten, in steil aufsteigenden Schraubentouren um die Längsachse laufen- den ‚feinen Kanal einschliesst. In diesem Kanal befindet sich ein dün- ner, gelblich gefärbter Faden, welcher am obern Ende des Stieles' in die Substanz des glockenförmigen Körpers der Vorticelle, wie es scheint dichotomisch gespalten, übergeht, am untern Ende aber, in verschie- dener Höhe vom Anheftungspunkte des Stieles auf fremden Körpern, sich verliert. 442 An den oft sehr dicken, verästelten Stielen ‘von Carchesiüm‘habe ich. den’ helikoidalen Kanal, nach’ innen von dem gelben Faden, noch mit einer blassen, fein granulirten Substanz ausgefüllt gefunden, welche gewissermaassen einen dritten Faden: darstellt, so dass der 'ganze Stiel aus drei isotropen Helikoiden;t) zusammengesetzt erscheint. Bei den Vortieellen konnte ich bisher diesen granulirten Faden nicht nachweisen; vielleicht ‚haben ‘aber nur die optischen Hülfsmittel dazu‘ nicht aus- gereicht. In dem verästelten Stiele von Carchesium besitzt jeder Zweig/sei- nen eigenen, mit jenem des Hauptstammes nicht zusammenhängenden helikoidalen Kanal: und, Faden. Der Faden des Hauptstammes hängt nur mit einem Individuum zusammen. Jedes’ Individuum. schickt in den Zweig, auf dem es sitzt, seinen Faden hinein, dessen Länge jener des Zweiges entspricht. Ganz kurze Zweige, welche eben erst‘ ‚durch Theilung entstanden zu sein scheinen, sind mir ganz hyalin vorgekom- men und ich konnte in ihnen keine Spur eines Fadens entdecken. Das ganze Bäumehen erscheint daher wie aus lauter einzelnen Vorticellen von: verschieden langen Stielen zusammengesetzt. Nach diesem Verhalten der von mir untersuchten Exemplare muss, ich Ehrenberg’s Abbildungen für unrichtig halten. Ehrenberg zeichnet nämlich'den Faden des Hauptstammes von Carchesium'gleichfalls' ver- ästelt, während ich niemals eine Verästelung desselben wahrnehmen konnte. Die Bestimmung des Windungstypus der Stiele »ist nichb ohne Schwierigkeit. ‘Der hyaline Faden der Stiele ist: so dürehsichtig"und die Heliköide von so geringer Lichtung, dass der gelbliche Faden, selbst bei, unveränderter Focaldistanz, auf seinem ganzen ‚Verlaufe: mit fast gleich deutlichen Umrissen erscheint und wie eine ebene, zwischen.die Contouren des Stieles gezeichnete Wellenlinie aussieht. Nur durch eine überaus genaue und aufmerksame Einstellung: ade Mikroskops, bei gedämpfter oder schräger: Beleuchtung und stärker Vergrösserung, ‚erfährt man, ob die rechts oder die links aufsteigenden Theile der scheinbar zur Wellenlinie projieirten Helikoide auf der'dem Beobachter zugewendeten Seite des durchsichtigen Stieles liegen. Ich habe mich überzeugt, dass hier, ähnlich wie bei den Schnecken- schalen derselben Art, ein doppelter. Windungstypus vorkommt... Es finden sich sowohl dexiotrope als laeotrope Stiele. Die Anzahl der Um- gänge schwankt caeteris paribus nach der Länge der Stiele zwischen 0 und 42. Am häufigsten sind 4—8 Umgänge vorhanden. Das Zusammenschnellen der Stiele erfolgt bekanntlich meist so ind 1) wach. über die Bedeutung dieser, so wie der weiter unten gebrauchten Aus- drücke J. B. Listing's interessante « Vorstudien zur Topologie.» Götling- 1848: U 443 rasch, dass man kaum Zeit hat, den Vorgang zu beobachten und mit Sicherheit zu erkennen. Allein die Stiele bleiben oft lange genug zu- sammengezogen und: strecken sich hinreichend langsam aus, so dass man aus diesen Prämissen (den Modus des 'Zusammenschnellens er- schliessen kann. Uebrigens gibt es Mittel, das Zusammenschnellen be- deutend zu verlangsamen: und 'den’Modus 'desselben‘ der direeten Beob- achtung‘ zugänglich zu" machen, 'z. B. die Beimischung einiger Tropfen Sublimatlösung. Der hyäline Faden des völlig zusammengerollten Stieles bildet eine Helikoide,, deren Windungen sich bis zur Berührung nähern, ‚und trägt nun längs seines innern, gegen die Conductrix (der Helikoide sehenden Bandes den Kanal, in welchem der gelbe Faden eingeschlossen: ist. Das’ ist das constante Verhältniss.'" Vergl. Fig. 4 u. Fig. 2. Die letztere, welche ein Stück eines nicht völlig 'zusammengerollten Stieles von Car- chesium' darstellt, zeigt auch die relative Lage des granulirten Fadens. Man: hat drei iisotrope Helikoiden vor sich, welche zugleich paradrom sind. Das Askoid, d.h. jene röhrenförmige Fläche, welche man tan- girend um sämmtliche Windungen der Helikoide legen kann, ist ge- wöhnlich ein Cylinder; manchmal aber ein" Kegel mit nach abwärts gekehrter Spitze. Streckt sich der Stiel aus, so geschieht ren wie gesagt, ungleich langsamer als das Aussehen; und: man kann den ganzen Vor- gang genau: verfolgen. Die Windungek der Helikoide entfernen’ sich voneinander und das‘ Askoid verliert an’ Lichtung, indem sie immer steiler ‚ansteigen. ‚- Dabei entdeckt man ohne Schwierigkeit, dass sich der hyaline‘ Faden, "während der Streekung, aus dem Zustande der Torsion befreit. Es ergibt‘ sich dies aus den: eyklischen Bewegun- gen, welche der glockenförmige. Körper ' der’ Vorticelle um seine Längsachse ausführt, während er ‘durch den sich streckenden Stiel emporgehoben wird. Die Anzahl der iodungen der Helikoide, welche der zusammen- geschnellte Stiel bildet, entspricht jener der Wandellinie des ausge- streckten Stieles. Die Bewegungen beim Strecken und jene beim Zusammenschnellen des Stieles müssen wesentlich dieselben sein, nur erfolgen sie mit ver- schiedener Geschwindigkeit und natürlich in entgegengesetztem Sinne. Es ist klar, dass man aus den ersteren, ‘welche leicht!zu beobachten sind, mit Sicherheit auf: die Art der letzteren, welche wegen enormer Raschheit dem Beobachter fast ganz entgehen, schliessen kann. Uebrigens habe ich oben von Reagentien gesprochen, welche ‚diesen Uebelstand beseitigen. Setzt man z. B. einige Tropfen Sublimatlösung der Infusion bei, welche man unter dem Mikroskop hat; 'so 'wiekeln sich‘ alsbald die Stiele mit sehr mässiger Geschwindigkeit zusammen und man ist 444 in. den. Stand gesetzt, die Richtigkeit unseres Schlusses zu: bestätigen. Man sieht, wie sich der. Körper der: Vorticelle beim Einrollen, ‚in Folge der Torsion, welche der ‚hyaline Faden ‚erleidet, dreht und: wie der gelbe Faden allmählig an dem'innern Rand der helikoidalen Win- dungen des Stieles gelangt. Die Infusorien vertragen die Beimischung des Sublimats nicht und sterben nach kurzer Zeit ab. Der Punkt, von welchem aus das Zusammenschnellen der Stiele sowohl als das Strecken beginnt, ist nicht immer derselbe. Ich: habe beide Bewegungen am ‚obern, aber auch am untern Ende der’ Stiele entspringen sehen. Manchmal schienen mehrere oder alle Windungen zugleich. von der Bewegung ergriffen. Ein solcher inniger,' ursäch- licher Zusammenhang zwischen den Bewegungen des Stieles und jenen des Körpers, namentlich der Entfaltung des Wimperkranzes,. wie Herr Eckhard will, existirt durchaus nicht, denn man kann es oft sehen, dass die Vorticellen die Wimpern einschlagen, ohne 'desshalb den Stiel zu- sammenzuschnellen. Die. Beziehung und das Verhältniss dieser Bewe- gungen zueinander kann, man etwa ‚als willkübrliche Association oder Synergie auffassen. Dazu braucht man auch nicht eine complieirte Verzweigung des sogenannten Muskels durch den ganzen Körper an- zunehmen, wie Herr Eckhard, wahrscheinlich gewissen Ideen über die Organisationsverhältnisse der polygastrischen Infusorien zu Liebe, thut. Es handelt sich nun: darum, die Mechanik des Vorticellenstieles zu erklären und den antagonistischen Kräften: bestimmte Formelemente anzuweisen. Ich halte ‚dafür, dass der hyaline Faden. elastischer Natur ist, und das Ausstrecken des Stieles, bedingt, während der 'gelbe Faden aus contractiler Substanz besteht und das Zusammenschnellen vermittelt. ‘Der blasse granulirte Faden von Carchesiam mag vielleicht eine rein vegetative Function ‚haben. Elastieität und Contractilität rei- chen vollkommen aus, den motorischen Antagonismus begreiflich ‘zu machen und, gebunden an die genannten Formelemente, alle Einzel- heiten der Erscheipung zu erklären: Für den ‚gelben Faden als Vermittler des Zusammenschnellens spricht, wie mir scheint, mit Bestimmtheit der Umstand, dass’ überall, wo derselbe zerstört ist, auch keine Spur von Contraetion beobachtet _ wird. Nur so. weit ‚als der. unversehrie, mit dem: lebendigen Thiere zusammenhängende Faden. reicht, kann der Stiel zusammengeschnellt werden, ‚der übrige Theil’des: Stieles bleibt unbeweglich. Der 'gelbe Faden ist der ‚Sitz ‚der. contrabirenden Kraft, aber verdient, wie Ecker und Kölliker gezeigt haben, doch‘ nicht den Namen eines Muskels. Stirbt eine Vorticelle ab, so löst, sie sich von dem Stiel los. Man findet häufig genug unbesetzte Stiele in den Infusionen, welche, nament- lich wenn die Thiere durch Sublimat getödtet wurden, längere Zeit zusammengezogen bleiben, sonst aber, wie schon ‚der alte 0, Müller 445 wusste, durchgängig ausgestreckt sind. In dem ersten Falle befindet sich der gelbe Faden, trotz der Abwesenheit des Thieres, im con- trahirten Zustand (Coagulation? Rigor mortis?). Lässt man solche Stiele maceriren oder zerstört man den contraetilen Faden durch pas- sende Reagentien, so strecken sie sich von selbst aus und bleiben für immer ausgestreckt. Ich habe diesen Versuch oft angestellt. Er be- weist, wie ich ‘glaube, mit Evidenz die elastische Natur des hyalinen Fadens und demonstrirt zugleich das antagonistische Verhältniss, in welchem beiden Bewegtngen der Stiele der hyaline zum gelben Faden steht. ‘Herrn Gerber’s übrigens ganz ünbegründete Ansicht, dass der hyaline Farlen ein 'Schwellgefäss sei, welches sich durch Druck mit Flüssigkeit füllen und ''erigiren soll, wird durch die mitgetheilte Er- fahrung geradezu widerlegt. Der hyaline Faden ist nichts als eine homogene, elastische Sub- stanz, welche ‘uns "hier in der niedersten Sphäre der thierischen Or- ganismen zum ‘ersten Male gesondert und geformt entgegentritt. Es verlohnte sich, die elastischen Elemente in’ihrer fortschreitenden Ent- wickelung in ähnlicher Weise zu’ verfolgen, wie es Ecker ad Kölliker mit der 'cöntractilen Substanz gethan haben: Somit hätte'ich meine Auffassung näher begründet und kann nun zur genatern Auseinänderseizung des Mechanismus der Stiele übergehen. Beiläufig erwähne ich nur noch, dass der motorische Antagonismus auf unendlich mannichfache Weise an’ Theilen, welche eine bestimmte Bewegung auszuführen haben, 'realisirt werden kann und fäctisch rea- lisirt ist. Als‘ wesentliche Bedingungen sind immer zwei Kräfte an- zusehen, deren Wirkungen sich gegenseitig aufzuheben im Stande sind. Uebrigens können diese Kräfte einfach sein oder die Resultirenden aus einer beliebigen Anzahl von Componenten; ‘die eine von beiden kann stärker sein 'als die andere oder der anderen’ gleich; die Wirkungen der Kräfte können momenian eintreten oder es kann eine derselben, und zwar die schwächere, continuirlich wirken u. s. w. Wir wollen hier nicht versuchen, die möglichen Fälle zu erschöpfen. Es mögen diese Andeutungen genügen, um den Weg zu bezeichnen, auf welchem man zu einer nach allgemeineren Gesichtspunkten ent- worfenen (Classification einer wichtigen Gruppe von WRRERANIREENG Appa- raten gelangen dürfte. In unserm Falle haben wir es mit einem momentan thätigen contractilen Faden und einem continuirlich wirkenden, elastischen Faden zu thun, welche in der beschriebenen Weise eine doppelte, paradrome Helikorde bilden. Die schwächere Elasticität, welche den Stiel stets gestreckt zu erhalten strebt, wird nur zeitweilig von der stärkeren, momentan auftretenden Contractilität überwunden. Es ist nun zu zeigen, wie die Art der Zusammenbiegung des elastischen Zeitschr. f. wissensch, Zoologie, IV. Bd. 20 446 Fadens durch den contractilen, von der angegebenen Position des leiztern abhängt. Betrachten wir zunächst, in welcher ‚Weise ein ausgestreckter, elastischer Cylinder durch die Zusammenziehung eines geradlinigen, excentrisch gelagerten, mit seiner Längsachse parallelen, eontractilen Fadens in seiner 'Gestalt verändert werden muss. Es ist klar, dass sich der Cylinder an der Seite, welche dem Faden entspricht, ver- kürzen und in Folge dessen krümmen wird. Die Zusammenziehung kann sich so weit steigern, dass der Cylinder die Gestalt eines ebe- nen, geschlossenen Ringes annimmt, an dessen innere Peripherie der contractile Faden zu liegen kommt. Dies wird noch einleuchtender, wenn man sich den Cylinder in unendlich viele dünne Scheiben zer- schnitten denkt, deren jede ein Stück des excentrisch gelagerten Fadens enthält. Jedes solche Scheibehen wird durch die Verkürzung des an seiner Peripherie befindlichen Fadenstückes an diesem Rande zuge- schärft und nimmt eine keilförmige Gestalt an. Baut man nun in Ge- danken aus diesen keilförmigen Scheiben den Cylinder wieder auf, in- dem man sie mit ihren gleichnamigen Punkten aufeinander legt, so entsteht nothwendig kein geradliniger, sondern ein eben gekrümmter Stab oder ein geschlossener Ring. Von dem Verhältniss zwischen der Menge der Scheiben (oder was dasselbe ist: der Länge des Gylinders) und dem Zuschärfungswinkel der Scheiben (d. h. dem Grade der Ver- kürzung des Fadens) hängt es ab, ob man nur ein Segment oder den geschlossenen Ring erhält. Haben die keilfürmigen Scheiben verschie- dene Zuschärfungswinkel (d. h. hat sich der contratile Fadenan verschie- denen Punkten ungleich stark verkürzt), so lassen sich mancherlei, geschlossene und offene, ebene (Curven zusammenstellen. Mit dem Aufhören der Contraction oder einer an den Faden gebundenen zu- sammenbiegenden Kraft, dehnt sich der Cylinder wieder geradlinig aus. Nehmen wir nun an, dass der an der Peripherie des Cylinders befindliche Faden nicht, wie in dem eben betrachteten Falle, parallel mit dessen Achse verläuft, sondern schräg aufsteigt und gehörig ver- längert eine Helikoide um den Cylinder beschreibt, so wird seine Ver-. kürzung auch eine andere Folge für die Krümmung des Cylinders haben. Wir zerschneiden den Cylinder wieder in unendlich viele dünne Scheiben, deren jede an einer bestimmten Stelle der Peripherie ein schräg aufsteigendes Stück des contractilen Fadens trägt. Der Zug, welchen das Stück des Fadens in schräger Richtung ausführt, lässt sich in zwei Componenten zerlegen, von denen die eine parallel mit der senkrechten Axe der Scheibe wirkt, während die andere hori- zontal, d. h. parallel mit dem Scheibenrande zieht. Durch die Wir- kung der senkrechten Componente erhalten wir, wie in dem obigen Falle die keilförmige Gestalt der Scheibe, während durch die Thätig- 447 keit der horizontalen Componente eine Torsion der Scheibe eintreten muss, welche darin besteht, dass ungleichnamige Punkte des obern und des untern Scheibenrandes übereinander zu stehen kommen. Die einzelnen Scheiben werden also durch die volle Wirkung des schrägen Zuges keilförmig zugeschärft und zugleich torquirt. Legt man jetzt die Scheiben mit den entsprechenden Punkten der zusammengehörigen Flächen aufeinander, so wird der wieder aufge- baute Cylinder gleichfalls torquirt und gekrümmt erscheinen und'an seinem concaven Rande den zusammengezogenen Faden einschliessen. Die Krümmungen des Cylinders liegen nun nicht mehr’ in einer Ebene, Ist der Cylinder so lang genommen, dass der in gleichmässig schrä- ger Richtung aufsteigende, cöntraetile Faden eine mehr oder weniger steile Helikoide um ihn vollendet hat, so ist das Resultat der Zusammen- ziehung ein helikoidal gewundener und torquirter Cylinder, welcher sich durch seine Elastieität beim Nachlassen der Zusammenziehung aus . der Torsion befreit und seine ursprüngliche, 'gestreckte Gestalt wieder annimmt. Man sieht leicht, welche Fälle von complieirten und ein- fachen Curvenformen durch die willkührliehe Veränderung des rela- tiven Verhältnisses der Länge und Dicke des Qylinders und des Gon- tractionsgrades und der Führung des Fadens zu erreichen sind. Der ebene Ring und die quere Einschnürung des Cylinders können als Grenzfälle betrachtet werden. Das erörterte Schema passt im Wesentlichen auf den Stiel der Vorticellen und erklärt, warum 'der elastische Faden im zusammen- geschnellten Zustande eine Helikorde' bilden müsse, warum der con- tractile Faden nach innen zu liegen komme, wie die Torsion des Stieles, welche sich dureh die Drehbewegungen des Körpers der Vor- ticelle verräth, bewirkt werde, und wie‘ endlich die Streckung des Stieles vor sich gehe. ' Ich habe mir nach diesem Schema schon vor mehreren Jahren Modelle angefertigt, welche den Mechanismus. des Vorticellenstieles auf sehr instructive Weise versinnlichen. Auf der Wunderscheibe (Phena- kistoskop) lassen sich die Bewegungen des Stieles gleichfalls, jedoch nur ir Bilde wiedergeben. Ich kann diese Mittheilung unmöglich schliessen, ohne eines über- aus interessanten physikalischen Versuches zu gedenken, welchen Herr Prof. Petrina in Prag im vorigen Jahre angestellt und vor kurzem der kais. Akademie der Wissenschaften in Wien mitgetheilt hat. Der Versuch besteht in Folgendem : Man leitet durch ‘eine dünne, elastische Drathhelikorde, welche an einem passenden Gestell frei herab- hängt und mit dem untern Ende in einen Quecksilbernapf taucht, einen anässig starken elektrischen Strom. So wie die Kette geschlossen ist, nähern sich augenblicklich die einzelnen Windungen des Drathes und 29 * 448 die ganze Helikoide verkürzt sich.‘ ‘In Folge dessen zieht sich das untere Drathende aus dem Quecksilbernapf heraus. Damit wird aber die Leitung und der elektrische Strom ‘unterbrochen. Der Grund der Verkürzung der Helikoide fällt weg. Sie streckt sich durch ihre Ela- stieität wieder aus. Das untere Ende taucht in den Napf zurück und stellt so die Leitung wieder her. Das Spiel beginnt von Neuem. Prof. Petrina erklärt das Zusammenschnellen der Helikoide aus dem Gesetze der Anziehung parallel laufender elektrischer Ströme. Die überraschende Analogie zwischen diesem Versuche und den Bewegungserscheinungen der Vorticellenstiele wird wohl Niemandem entgehen. Hier wie dort hat. ınan es mit einer Helikoide zu thun, welche durch das antagonistische Spiel zweier Kräfte sich verkürzt und ausstreckt. Sollte sich nicht auch die Erklärung des elektrischen Versuches auf die Bewegungen der Stiele übertragen lassen? In der That, der Gedanke liegt sehr nahe den Grund des Zusammenschnellens der Stiele gleichfalls in einem von dem Thiere erregten elektrischen Strome zu suchen. An den gelben Faden, den wir den contractilen genannt haben, müsste die Entstehung oder Leitung des elektrischen Stromes gebunden gedacht werden, da nach seiner Zerstörung das Zusammenschnellen aufhört. Das Vorhandensein elektrischer Ströme in den Vorticellen darf seit den Du Bois’schen Untersuchungen über thierische Elektrieität mit Sicherheit vorausgesetzt werden. So wäre denn eine solide Basis zur eigentlichen he He dieser Bewegungs- erscheinungen gefunden. Beiläufig erwähne ich hier der Barry'schen Spiralfasern, aus denen die Muskeln zusammengesetzt sein sollen. Burry’s Anschauung gewinnt durch Petrina’s Versuch jedenfalls an Bedeutung und verdient eine auf- merksame Revision von Seiten der Mikroskopiker. Die Erklärung der‘ Muskelcontraction wäre, wenn sich die schraubenförmige Structur der Muskelfaser bestätigt, bei dem gegenwärtigen Stande unserer Kennt- nisse über die elektrischen Zustände der Muskeln und Nerven wesent- lich erleichtert. Freilich muss erst die Histologie das entscheidende Wort gesprochen haben, ehe man mit einiger Zuversicht an den Aus- bau einer begründeten Theorie der Muskelcontraction schreiten kann. Ich habe bisher noch nicht Gelegenheit gefunden, Barry’s Angaben zu bestätigen, doch muss ich gestehen, dass die Präparate, welche mir Dr. M. Barry während seines Aufenthalts in Prag zeigte, meinen Glauben an die allgemein verbreitete Bowman’sche Anschauung wesent- lich erschüttert haben. Schliesslich erlaube ich mir noch auf einen Punkt aufmerksam zu machen. Petrinua’s Drathspirale schnellt allerdings durch die Wirkung des elektrischen Stromes zusammen, d. h. die einzelnen Windungen nähern sich fast bis zur Berührung, allein der Drath selbst wird, 449 so viel sich an dem Apparate bemerken lässt, nicht verkürzt und verdickt. Ein organischer Spiralfaden, welcher sich in Folge eines elektri- schen Stromes wie Petrina’s Drathspirale zusammenschnellte — durch Anziehung der‘ Windungen — würde demnach nicht eigentlich ver- kürzt. werden. Der contractile Faden des Vorticellenstiels scheint sich jedoch, nach Allem was ich gesehen: habe, nicht nur zusammenzu- rollen, sondern auch zu verkürzen. Die von mir angedeutete Erklä- rung des Phänomens könnte also auf den ersten Blick als unzureichend angesehen werden. Allein wenn man bedenkt, dass durch die gegen- seitige Anziehung der einzelnen Windungen eine Verdickung des Fa- dens auf Kosten seiner Länge. kaum ausbleiben kann, so wird man die Hypothese noch nicht ganz aufzugeben brauchen. Uebrigens ist durch die Herbeiziehung des Petrina’schen Ver- suches — (mag man auch die physiologische Erklärung der Zusammen- ziehung des contractilen Fadens auf was immer für einen physika- lischen Vorgang zurückführen) — ohne Zweifel ein. wichtiger Fingerzeig gewonnen, wie die im Stiele etwa. vorhandenen elektrischen Ströme bei der Erklärung des Zusammenschnellens mit zu verwerthen sind. Prag, den 20. Januar 4853. Erklärung der Abbildungen. Fig. 4. Stellt eine Vorticelle vor, welche durch Behandlung mit Sublimat ge- tödtet worden ist. Der Körper ist kugelig zusammengezogen. Der Stiel bildet eine enggewundene Helikoide, an deren innerem Rande der contractile Faden herunterläuft. Am untersten Ende des Stieles ist der contractile Faden zerstört, der elastische Faden hat sich daher ausgestreckt. Fig. 2. Halbschematische Darstellung eines Stückes des Stieles von Carchesium. Es ist eine dreifache dexiotrope und paradrome Helikoide. Man unter- scheidet den elastischen, den contractilen und den granulirten Faden. Letzterer liegt zwischen den beiden ersteren. Der innere Rand der Helikoide ist quergerunzelt. Die Runzeln gehören dem elastischen, und nicht wie Einige glaubten, dem contractilen Faden an. Nachschrift. In Ehrenberg’s grossem Atlas finden sich einige Darstellungen von Vorticellen, welche, wenn ihnen keine Täuschung zu Grunde liegt, alle Beachtung verdienen. In der einen Zeichnung (Tab. XXVI, Fig. Vz) ist der zusammengesehnellte Stiel, statt in der Helikoide, im Zickzack gebogen; in der andern (Tab XXVI, Fig. I 450 und Vß) läuft der sogenannte Muskel in ‚Gestalt einer Wellenlinie in ‚ dem schraubenförmigen Stiele herunter. Ich habe Aehnliches in der Natur nie gesehen und erinnere mich auch nicht, bei Anderen irgend etwas der Art beschrieben gelesen zu haben. Sollten solche Stiele wirklich vorkommen, was ich jedoch bezweifle, so möchte ihr Mechanis- mus von jenem der gewöhnlichen: Stiele ziemlich verschieden sein. Die wellig gebogene, schlaffe Contour des Fadens während der Zusammen- rollung des Stieles würde fast geradezu gegen die contractile Natur des sogenannten Muskels'.sprechen, und‘ man. wäre "auf, eine rein dy- namische Erklärudg gewiesen. Der im Zickzack, statt in der Heli- - koide gebogene Stiel könnte vielleicht noch durch eine bloss strecken- weise Zusammenziehung des contractilen Fadens erklärt werden, wenn der Verlauf desselben zugleich in entsprechender Weise abweichend gefunden würde. Für jetzt sind beide Darstellungen sehr räthselhaft und verdächtig. Kleinere Mittheilungen und Correspondenz -Nachrichten. Ueber Tetrarhynchus. Aus einem Schreiben des Prof. Alex. v. Nordmann in Helsingfors an Prof. v. Siebold. Im Jahre 4839 arbeitete ich mit Prof. Miescher in Paris an der Filaria, dem sogenannten Amphistomum rhopaloides und dem Tetrarhynchus epistocotyle, setzte die Untersuchungen nach Miescher's Abreise lange fort, konnte aber da- mals zu keiner klaren Einsicht kommen. In Berlin 4850 erhielt ich Ihren vor- trefflichen Aufsatz «über den Generationswechsel der Cestoden», nahm ihn nach Paris und studirte nun wieder fleissig an demselben Gegenstande,. und zwar in demselben Zimmer wie vor neun Jahren, Hötel Jardin des plantes, Chambre de Mr. Agassiz. Erlauben Sie nun, theuerster alter Freund, ‚dass ich Ihnen vorläufig Folgen- des unterlege. Denn einerseits scheint durch Ihre Taenienamme Alles sich hand- greiflich und bündig erklären zu lassen, von der andern Seite aber bin ich auf sichere Data gesiossen, welche einen Widerspruch gegen Ihre Schlüsse herbei- führen könnten, Zunächst die Filaria, Diese, die Miescher'sche und meine, scheint genau derselben Species zu entsprechen, welche Sie, Wiegmann’s Archiv 1838, p. 305 sorgfältig untersucht haben. Den unterhalb des Oesophagus befestigten sonder- baren Anhang mit drei Höhlen, wovon die mittlere die eigenthümliche spiral- förmige Zeichnung an sich trägt, habe ich auch wahrgenommen. Die Eier ver- misse ich auch. Das Thier kommt frei, ganz oder auch zum Theil encystirt vor. Sehr oft steckt nur der Kopf und der Schwanz in einer birnförmigen, mit oder ohne einen kurzen Anhang versehenen gelblichen Cyste, und gleich da- neben liegen frappant ähnliche Cysten. Oeflnet man aber diese, so befindet sich das Amphistomum darin. Uebrigens haben Sie das verschiedenarlige Aus- sehen der Cysten ‚oder Schläuche der sogenannten Filaria piscium ausführlich beschrieben. Alles passt vortrefllich und ganz genau auf die Filaria aus Trigla, Trachinus, Gadus und eine Menge anderer Seefische, welche in den Halles au poissons in Paris verkauft werden. Richtete ich aber meine Aufmerksamkeit auf die von Ihnen hervorgehobenen blasenförmigen Erweiterungen der Schläuche, so lag nur selten die starre oder halbaufgelöste Filaria, vielmehr häufiger das 452 Amphistomum in denselben. Auch die verästelte Form der Cysten, welche das Aussehen hatten, als wenn die Verästelung aus einer Stolonenbildung hervor- gegangen wäre, enthält, so lange die Hüllen noch sehr dünn und zart sind, anfangs die Filaria, später aber das Amphistöomum. Aus einer solchen sehr unregelmässig gestalteten Cyste zog ich zwei Amphistomen heraus. Die normale Form der Cysten, Miescher’s chrysalidenartige Körperchen, ist die kolbenförmige, mit einem am Ende umgebogenen Schwanze. In dieser steckt das Monostomum immer. Hemmungsbildungen kommen auch häufig vor, zuweilen ist die innere Hülle der Cyste in krlimelige krystallähnliche Körper zerfallen, das Amphistomum aber demungeachtet unversehrt, eder es tritt auch ein vollkommener Verkreidungsprocess ein. - Nun zu dem sogenannten Amphistomum. Wenn dieses Gespenst der Hinter- leib des Tetrarhynchus ist, so müsste der letztere als Kopf und Halstheil im- mer vorhanden sein. Dies ist aber nicht der Fall. Wohl zwanzig und mehr- mal befanden sich die Cysten nur von dem Amphistomum bewohnt; der nach einem leichten Druck durch seine Rüssel sich leicht kenntlich machende Kopf des Tetrarhynchus war nicht herauszupressen, sondern fort und wahrschein- lich auf einer Pilgerreise begriffen. Das so einfach gebaute Amphistomum, nur ein Haufen von Feittröpfchen und Kalkkörperchen, mit einem zwar undeut- lichen, aber doch nicht zu verkennenden Maule, befand sich ganz gut, bewegte sich lebhaft, schnürte den Leib an verschiedenen Stellen zusammen, runzelte die Haut und veränderte oft seine ganze Gestalt. Ist in dem Amphistomum der Tetrarhynchus enthalten, so sind dıe Bewegungen des erstgenannteh immer sehr träge und langsam. Mir ist es unmöglich gewesen, zur Evidenz mich zu überzeugen, dass der Tetrarhynchus mit dem Amphistomum in einem organischen Zusammenhang steht, denn denselben als Kopf herauszupressen, wie es Ihnen mit der Taenia glücklich wiederfahren, ist mir nie gelungen, vielmehr kroch er nach vorsich- ligem Durchschneiden der Cystenhüllen oftmals selbst heraus und fing mit seinen langen zierlichen Rüsseln und den eine sehr verschiedenartige Gestalt annehmenden Saugplatten ein so munteres Spiel an, als wenn ihm nichts ge- schehen sei. Sie, lieber Siebold, legen ein zu grosses Gewicht auf Le Blond's Figur, und wissen doch, dass der umsichtige und genaue Dujardin: Histoire des helminthes, Artikel Anthocephalus, pag. 547 u. ff. auf drei Seiten die Selb- ständigkeit der enveloppe vivante des Anthocephalus nicht "bezweifelt. Sollten wir uns Alle, Ze Blond, Miescher, Dujardin, Desir, Drummont und ich ‚getäuscht haben? Yan Beneden und Blanchard könnten auch diese Contrepartei verstärken, aber indem diese Herren auch den Scolex hineinziehen, so haben sie die ganze Sachlage in einen noch verwickelteren und unverständlichen Cyklus gebracht. Ich habe den Tetrarhynchus in Gegenwart von Milne Edwards, Valenciennes, Leveille und Tschudi aus seinem lebenden Gefängniss herauspräparirt, ohne dass es diesen Mikroskopikern eingefallen wäre, zu denken, ich hätte das Amphisto- mum enthauptet. Was Sie von dem Verhalten der Sarcode an verstümmelten Stellen der jungen Cestoden anführen, ist indessen vollkommen wahr. Wenn man das Hinterende des aus dem Amphistomum befreiten Tetrarhyn- chus genauer untersucht; so nimmt man immer eine aus feinen, zarten und kurzen Cilien gebildete Umbrämung wahr, welche sich mit einem Pinsel sehr leicht abwischen lässt. Ich kann es mir gar nicht denken, wie so ein zartes Gebilde sich erhalten könnte, wenn die Trennung von dem muthmaasslichen Hinterleibe 'vor sich gegangen, welcher Act doch eine gewisse Gewalt voraus- 453 setzt. Bei den sehr lebhaften Bewegungen des Tetrarhynchus vertieft sich der bepelzte Hivterrand oft wie ein Saugnapf. Die innere Organisation dieses Tetrarhynchus betreffend, so findet mit den Fetttröpfchen und den kleinen Kalkkörperchen ein analoges Verhalten wie bei Ihrer kleinen Taenienamme statt. Von den Gefässen lassen sich zweierlei Arten unterscheiden. Beide nehmen ihren Ursprung aus dem untern mittlern Raume des Hinterrandes, convergiren anfangs, treten aber nach einem kurzen Verlauf weiter auseinander und werden undeutlich an der Basis der vier Muskelschläuche. Ich sage zwei Arten, indem ein Paar Stämme dünner und geschlängelter ist, das andere Paar aber einen grössern Durchmesser hat und gleichsam darm- ähnliche Zusammenschnürungen zeigt. Die dünneren sieht man zu beiden Seiten der seitlichen Muskelsäcke sich nach oben fortseizen. Beide Gebilde gehören wohl einem Wassergefüsssystem, auch habe ich in ihrem obern Theile Anasto- mosen wahrgenommen, ohne jedoch im Stande zu sein, von dem Ganzen ein deutliches Bild entwerfen zu können. Ausserdem habe ich zuweilen vier pa- rallel von dem Kopflappen herunterlaufende gelbliche Streifen gesehen. Die viel- hakigen Rüssel des in dem Amphistomum enthaltenen Tetrarhynchus’ bilden sich später als die Rüsselscheiden, und in ihrer anfänglichen Anlage sind die Rüsselscheiden an ihrem oberan Theile kolbenförmig erweitert. Wenn der en- eystirte Tetrarhynchus auf einer höhern Entwickelungsstufe stünde, als der frei in der Brusthöhle der erwähnten Fische vorkommende, so müsste doch die Bildung des Kopftheiles der des Hinterleibes, hier des Amphistomum, voraus- gehen. Zudem glaube ich, dass der zapfenähnliche, in den Hinterleib gleich- sam hineingeschobene Theil des frei vorkommenden Tetrarhynchus die erste Andeutung zur Gliederung ist. Von dem Cilienpelz ist bei diesem jetzt keine Spur. Der eingeschobene Appendix zeigt dagegen in der Mitte, oft eine Ein- kerbung, zu deren Seiten kleine Papillen hervorragen, welche, wenu das Thier zwischen Glasscheiben schwach comprimirt wird, zufolge der Bewegungen des Appendix wie Zähne au zwei Rädern ineinander greifen. Die absolute Kürze der Rüssel bei dem freien Tetrarhynchus ist sehr. augenfällig. Aus allem diesen möchte ich folgende Fragen deduciren: 4) Ob nicht am Ende die lebende Umhüllung des Tetrarbynchus der Gross- amme bei den Distomen entspricht und keineswegs der erweiterte Hinter- leib des Tetrarhynchus ist? 2) Ob nicht der freie, mit einem kurzen Anhang versebene Tetrarhynchus einen höhern Entwickelungsgrad als der encystirte erlangt hat? '3) Ob es nicht rathsam wäre, die ganze Sachlage noch einmal genau zu unter- suchen. 454 Fernere Mittheilungen über Distomum Haematobium von Dr. Th. Bilharz, Professor an der medicinischen Schule in Cairo. Hierzu Taf. XVII, Fig. A—K. Aus einem Briefe an Prof. v. Siebold vom 47. Mai 1852. «Meine in Bezug auf Dysenterie ausgesprochene Vermuthung') wird mir immer wahrscheinlicher, da ich seither in einer ziemlichen Anzahl von Fällen die Eier fand. In einem Falle enthielt der Darm an den Stellen, wo Geschwüre sassen, viele leere Eihüllen, an anderen noch unverletzten aber entzündeten Stellen volle Eier. Dass der Wurm die conditio sine qua non zur Entstehung der beschriebenen Veränderungen an der Blase, den Ureteren, Samenbläschen u. s. w. ist, darüber habe ich keinen Zweifel mehr, und glaube ihm mithin einen grossen Theil an der Häufigkeit des Blasenkatarrhs und Steins, auch gewisser Nieren-Krankheiten zuschreiben zu dürfen. Ich lege Ihnen die über Eier und Embryonen gefertigten Zeichnungen bei.» ?) Aus einem Briefe vom 2. August 1852. «Das Distomum Haematobium (resp. seine Eier) habe ich zu wiederholten Malen im dysenterischen Darm gefunden, doch sind Ruhrleichen gegenwärtig etwas seltnes. Ich fand vor einiger Zeit ein Geschwür in der Harnblase, das ganz das Ansehen eines dysenterischen Darmgeschwürs hatte. Sein Grund enthielt eine Menge von frischen Eiern ganz wie ich es bei dem dysenterischen Darmgeschwüre beschrieben habe, meist in kleinen weissen Bällen zusammen- gehäuft. Verschiedene Stellen der Blase zeigten sich injieirt ohne Geschwür- bildung, andere zeigten die lederartigen Crusten mit verkalkten Eiern. Ich glaube aus diesem Falle die volle Bestätigung meiner Ansicht über die Ein- heit des Processes im Darm und in der Blase ziehen zu können. Für die Er- krankungen der Harnblase ist der Wurm ohne Zweifel conditio sine qua non, in Bezug auf Dysenterie fand ich auch jetzt wieder Fälle, in denen die Eier nicht zu entdecken waren. Ist meine Ungeschicklichkeit daran schuld, oder wird der Wurm durch die beginnende Erkrankung des Darms nur dorthin gezogen, oder ist der Wurm wirklich unmittelbare Ursache der Krankheit, aber nicht die ein- zige? Zur Entscheidung dieser höchst wichtigen Fragen bin ich bis jetzt noch nicht gelangt. — Vor einiger Zeit hatte ich einen Kranken zu untersuchen, der schon seit längerer Zeit ein Gefühl von Schwere und Brennen in der Blase be- merkte und daher auf den Gedanken kam, er möchte an einem Steine leiden. Ich untersuchte ihn, konnte aber keinen Stein finden. Bei dem Herausziehen glitt der Catheter über eine rauhe Fläche, die ich dann durch Untersuchung per 1) Vgl. diese Zeitschrift. Bd. IV. pag. 76. in dem Beitrage zur Helminthographia humana. 2) S. die Tafel XVII, Fig. A—K. 455 | | anum zwischen den Finger und Catheter bringen konnte. Sie war unbeweglich | und die Blase an jener Stelle verdickt. Ich bin berzeugt, dass es eine von ‚jenen lederartigen Stellen, Anhäufungen verkreideter Eier, war. Leider konnte | ich den Urin des Kranken nicht untersuchen. — Ich glaube Ihnen schon ge- meldet zu haben, dass ich bei einem jungen Menschen, der an mässiger Hae- | maturie ohne bekannte Ursache litt, frische Eier im Urin gefunden habe. Auch | im Stublgange eines an acuter Dysenterie Leidenden fand ich die Eier.» Aus einem Briefe vom A. Januar 4853. «Weitere neue Thatsachen von Bedeutung weiss ich nicht zuzufügen, Ich fand die Eier in allen untersuchten Fällen der beschriebenen Entartungen der Harnblase und der Ureteren (in letzterem Falle als Hauptursache der hier so | häufigen Harnsteine unzweifelhaft). Im dysenterischen Darm fand ich sie meist, jedoch nicht immer. Im vorigen Sommer hatte ich Gelegenheit die bereits von Griesinger ') beobachteten Embryonen aus den Capseln zu sehen. Es war ein dysenterischer Mastdarm, die Krankheit offenbar nicht mehr frisch, aber noch nicht in das chronische Stadium getreten. Im Gewebe der Schleimhaut steckten die pag. 74 beschriebenen Capseln in Menge, dagegen keine wahren Eier. Die Capseln waren nicht wie früher seitlich zusammengedrückt, sondern rund (im Querdurchschnitt). Die Embryonen lebten und glichen in Form, Grösse und Betragen den aus den ächten Eiern gekrochenen, so dass ich sie nicht zu unterscheiden wüsste. Sie waren mit reichen Wimpern überzogen, schwammen herum und lösten sich auf wie jene. Auch hier war die Innenseite der dün- nen Schale mit einer (Dotter-) Haut ausgekleidet, die beim Auskriechen zer- riss. Jene pag. 7% beschriebenen Capseln scheinen mir demnach entleerte Exemplare zu sein, die, ganz wie die leeren Schalen der ächten Eier, im Gewebe stecken bleiben und sich dann mit kalkigen Ablagerungen füllen. Dieser Process ist bei diesen letzteren in den Verkreidungspunkten der Leber und besonders grossartig in der Schleimhaut der Harnblase und der Harnleiter zu sehen, wo die beschriebenen iederartigen grau oder gelb gefärbten, unter dem Messer etwas knirschenden Stellen nicht, wie ich erst glaubte, aus Ablagerungen von Harn- salzen, sondern aus Milliarden von entleerten, mit kalkiger Masse ausgefüllten Eihüllen bestehen. Auf der Darmschleimhaut findet eine viel vollständigere Aus- stossung derselben statt.» . In dem Beitrage zur Helminthographia humana wünscht Herr Bilharz fol- gende Druckfehler verbessert und Auslassungen nachgetragen: Pag. 72, Zeile 46 muss es heissen: «von welchen Eiern ein Theil derselben spröden, in eckige Stückchen zerspringenden Kalkinhalt zeigte, wie ich es in einem der früheren Briefe bei den Capseln der zweiten Form erwähnt hatte. Die frischen (nicht verkalkten) Eier besassen eine dünne» etc. pag. 72, Zeile 24 muss es heissen: «Blutströpfchen, die auf der Schleimhaut- oberfläche lagen.» pag. 72, Zeile 27 muss es heissen: Schleimhautfläche statt Schleimhautdarmtläche. pag. 74, Zeile 31 muss es heissen: «nach dem stumpferen Ende gerichteter Fortsatz.» pag. 64, Zeile 8 muss es in der Diagnose des Distomum heterophyes heissen: SET BEN: circulo incompleto selarum», denn wo der Cirrus mit dem Bauchnapfe verwachsen ist, trägt er keine Hornstäbchen, s. die Taf. V, Fig. I6c. 8. diese Zeitschrift. Bd. IV, p. 75. 456 Erklärung der Abbildungen auf Tafel XV. Zu Distomum Haematobium. Verkreidetes Ei aus der Leber, Y,,”’ breit, Ya" lang. (Januar 4851.) Ei aus den oflenen Gefässen der Harnblasenschleimhaut. (16. März 4852.) Drei Eier mit lebenden Embryonen. Zwei Eier mit auskriechenden Embryonen. Zwei freie Embryonen. In Zersetzung begriffene Embryone. Vier leere Eihüllen. (C--G aus Harnblase und dysenterischem Darme, 22. März 1852.) H. Capsel in einem injieirten Capillargefässe der Schleimhaut des dysenterischen Dickdarmes. (22. März 1852.) 1. Capsel frei im blutigen Schleim des dysenterischen Dickdarms, Ya" lang, Y/," breit in der Mitte, Y;,”’ breit mit dem Fortsatze. K. Vordertheil eines todten weiblichen Exemplars von Distomum Haematobium, a. Capsel im Eileiter. AnuBnwi Histologische Mittheilungen von $ Dr. von Wittich, Privatdocent an der Universität Königsberg. Königsberg, 22. Juni 1852. I. Eine Lage quergestreifter Muskelbündel in der Choroidea der Vögel. In Institut vom 16. Juli 4354 finden wir einen Bericht einer der societe royale de Londres vorgelegten Arbeit Rayney's über das Vorkommen quer- gestreifter Muskelfasern in der hintern Ausbreitung der Choroidea im Auge der Säugethiere. Diese für die Physiologie des Auges so üuserst wichtige Angabe ist bisher nur von Henle in seinem neuesten Jahresbericht einer Beachtung ge- würdigt und von ihm allerdings theilweise beseitigt. Ebenso wenig wie Henle kann ich mich weder im Auge der Wiederkäuer, noch der Kaninchen, der Car- nivoren, noch endlich des Menschen von der Richtigkeit jener Angabe über- zeugen, glaube aber doch, dass dieselbe nicht ganz so von der Hand zu weisen ist, wie es Henle geihan. Rayney’s Angaben völlig entgegen finden sich nämlich quergestreifte Muskelbündel in eigenthümlicher noch näher zu erörternder An- ordnung fast in der ganzen hintern Hälfte der Choroidea des Vogelauges, und lassen sich hier bei einigen Vögeln so ganz ohne alle Schwierigkeit und ohne alle besondere Präparation darlegen, dass über ihr Vorkommen weiter kein Zweifel herrschen kann. e B4 | | 457 Zur nächsten Orientirung empfehle ich vor Allem das Auge der Drossel. Hat dasselbe einige Zeit in verdünntem Alkohol gelegen, so lüsst sich nicht - allein die Retina, sondern auch die unter ihr gelegene membrana pigmenti voll- | ständig entfernen. Ist dieses geschehen, so trägt man die Choroidea von der Sclerotica ab, breitet ganze Stücke von ihr auf einem Objektglase aus und ent- fernt von ihr die nach aussen gelegne Schicht, in der die vasa vorticosa ver- | laufen. Meistens gelingt es so leicht jene zwischen letzteren und der membrana pigmenti gelegne Schicht auf grosse Strecken vollständig zu isoliren, dieselbe ist ziemlich hell, durchsichtig und enthält im Ganzen nur wenige jener die Substanz der Choroidea durchsetzenden sternförmigen Pigmentzellen. In ihr - gewahrt man nun leicht ein ziemlich weitläufiges Maschennetz, das durch viel- fach sich kreuzende, oft steruförmig sich gruppirende Muskelbündel gebildet wird. Die Contouren sind durch die Einwirkung des Alkohol scharf, die Quer- streifung stark ausgeprägt, die Bündel selbst leicht gelblich. Nirgends stösst man so leicht auf sich verästelnde Bündel quergestreifter Muskeln als hier, wenn man Partien der Art mit Staarnadeln auseinanderzerrt. Die einzelnen Bündel laufen . ziemlich spitz aus und verlieren sich so in der bindegewebigen Grundlage der ganzen Schicht. Nach dem Ciliarrande zu verlieren sie sich, indern die Maschen immer weitläufiger werden, dem Kamm der Choroidea zu liegen sie am dich- testen. Die Dicke der Primitivbündel entspricht vollkommen der Dicke der im "Orampton’schen Muskel vorkommenden. Weniger leicht überzeugt man sich vom Vorkommen dieser Muskellage im Auge der Tauben, Hühner, Puthen, Gänse, Enten und Krähen, da bei ihnen allen die sternförmigen Pigmentzellen um vieles dichter in der Substanz der Choroidea gelagert sind, und weil ferner die Neigung ' der Primitivbündel sich in Fibrillen zu zerreissen sehr bedeutend ist, so dass man beim Zerfasern der Präparate meist Primitivfibrillen zu sehen bekommt, deren varicoses Aussehen aber sogleich auf ihren Ursprung deutet. Was die Thätigkeit dieser Muskellage betrifft, so würde sie die Choroidea in sich zu- sammenziehen, die Concavität derselben dadurch verringern‘, und einmal Glas- ‚körper und Linse nach vorne bewegen, dann aber auch den Druck auf die vasa "vorticosa der Choroidea verringern, dieselben also in dem Masse mit Blut über- ‚füllen, in dem die processus ciliares durch den vermehrten Druck des humor aqueus auf dieselben blutleerer gemacht werden müssen. Die ganze Lebensart der Vögel, der jähe Wechsel, mit dem sie offenbar oft ihre Augen für verschie- dene Entfernungen einzustellen genöthigt sind, motivirt auch einen viel kräftigern Muskelapparat, dessen Thätigkeit eben die Accommodirung des Auges ist. Daher finden wir, wie längst bekannt, jene kräftige Bildung des Crampton’schen Mus- kels und des Spanners der Choroidea, daher noch diesen dritten Muskel, daher endlich einen besondern Gefässapparat im Kamm, um dem Blut der Ciliarkörper- gelässe unter den verschiedenen Druckverljiltnissen einen um so sicherern Rück- Duss zu bieten. Eines Umstandes will ich hier noch Erwähnung thun, der mir gar wohl in vergleichend-anatomischer Hinsicht noch einer besondern Berück- sichtigung werth scheint, den ich aber leider noch nicht weiter habe verfolgen können. Man findet nämlich bei einigen Vögeln eine nicht unbedeutende Ver- dickung der äussern, der Sclerotica zugelegenen Gefüssschicht, die im Gans- und Entenauge zu einer vollkommenen Choroidaldrüse wird und ganz aus denselben eigenthümlichen Gefässbildungen besteht, wie jene bei den Fischen. Bei letzteren sowohl, wie bei den von mir bisher untersuchten Amphibien habe ich keine derartige Muskularschicht der Choroidea gesehen, wohl aber im Auge von Cyprinus erythrophthalmus und C. carpio um vieles schmalere, bandförmige, RT 18 - leichtzugespitzte ‘Gebilde, die sich nach ihrer Form, wie nach ihrem Ver- halten gegen Essigsäure glatten Muskelfaserzellen vollkommen gleich zeigen. Auch sie liegen wie die quergestreiften Muskelbündel der Choroidea der Vögel in der der Membrana pigmenti zunächst gelegnen auf der Choroidaldrüse ruhen- den Schicht. Königsberg, 24. Juni 1852. I. Verschiedene Formen der Zellen der Membrana pigmenti oeuli. Die Membrana pigmenti der meisten Thiere besteht bekanntlich aus ver- schieden grossen meist hexagonal abgeplatteten kernhaltigen Zellen, deren kör- niger Inhalt bald mehr, bald weniger intensiv gefärbt erscheint, und auch der Masse nach bald dichter, bald sparsamer den hellen runden Kern umgibt. Sie feblen wohl bei keinem Thiere, und sind im Auge der Albinos, der weissen Kaninchen, auf der Tapetalstelle der Wiederkäuer und Carnivoren, wie dies Brücke ') bereits angibt, wenig oder gar nicht mit Pigment erfüllt. Abweichend }- von dieser Form sind die Pigmentzellen einiger beschuppter Amphibien und Vögel, bei denen sie aus dicht gedrängt stehenden dachziegelförmig sich deckenden Schuppen bestehen, deren Basis meist polygonal abgegränzt ist, und deren der Retina zugekehrte Masse einen scharf zugespitzten, und oft in einen faden- förmigen Fortsatz auslaufenden Kegel bildet, und zwar steht ihre Spitze nicht senkrecht auf der Basis, sondern unter einem spitzen Winkel, woher eben jene dachziegelförmige Gruppirung. Die Richtung derselben ist in kleineren Strecken fast parallel vom Eintritt des Sehnerven abgelenkt, doch beschränkt sich ihre Parallelität nur auf einzelne scharf begränzte Distrikte. Die Kegel verschiedner einander begränzender Distrikte convergiren oder divergiren gegen einander, "wodurch an einzelnen Stellen, wo mehrere derartige Abtheilungen aneinander stossen ein wirbelförmiges Auseinandergehen der einzelnen Kegel erfolgt. Ich habe diese eigenthümliche Gestaltung der Zellen der Membrana pigmenti bisher bei Lacerta agilis, ferner im Auge von Krähen und Puthen. gefunden; wohl wahrscheinlich, dass eine ausgedehntere Vergleichung ihnen auch noch eine weitere Verbreitung ertheilt, 1). C. Brücke anat. Unters, üb, die sogenannten leuchtendeu Augen bei Wieder- käuern in Müller's Archiv, 4845. und C. Brücke anatom. Beschreibung des menschlichen Augapfels, pg. 55, Anm. 33. ‚rifi f wissenschftl. Zoologie Ba... Taf I. j 7 ! h Ya I Mn 1) > ' AR 22) Lih,. Anat.n 6 Back, Leinzän, ; Fig.20. Tr 17 H , fl ALLELLLEET ER Fig. 18. i \ Fa Il \ : e 7 7 Tig.i6. | | a ec} || | 1 ö Net | , Y 2 ) e | Fig. 20 I | \ : N a \ i ) ish L 5 ’ un. 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