u er FF a E Fe Zeitschrift für - WISSENSCHAFTLICHE ZOOLOGIE herausgegeben von Carl Theodor v. Siebold, Professor an der Universität zu München, und Albert Kölliker,, Professor an der Universität zu Würzburg. Sechster Band. Mit 17 lithographirten Tafeln. M.SSCHLE EEE v N LEIPZIG, Verlag von Wilhelm Engelmann. 1855. Mi chlodni@ a Ni MEI an ER Br. wre ins u Wi Tr a u u I Inhalt des sechsten Bandes. Erstes Heft, (Ausgegeben den 2. Juli 1854. ) 4 Seite Ueber den Bau und die systematische Stellung der Räderthiere. Von Dr. Franz Leydig. (Hierzu Tat I, IL, Il, 1Y.) 0.04. 0 0. =. m, 1 Ueber die Entwicklung des Zahnbeins und des Schmelzes, von Eduard Lent, Stud. med. aus Hamm. (Hierzu Taf.V.A.) . .» 2.2... AM Kleinere Mittheilungen und Corresnondenz-Nachrichten. . . . . 435 Ueber gs ua a ae Nerven. Vorläufige Mittheitung von Prof. Bruch. (Hierzu Taf. V. B.) Erziehung des Cysticercus fasciolaris aus den Eıern der Taenia N Aus einer Schreiben von R. Leuckart in Giessen an C. Th Sie- bold in München, Ueber den elektrischen Nerven des Zitterwelses. Briefliche Mittheilung von rof. A. Ecker. Ueber die Entwicklung der Linse, von ‘A. Kölliker. Experimenteller Nachweis von der Existenz eines Dilatator pupillae, Von A. Kölliker. Zweites left. =, (Ausgegeben den 14. September 1854.) Ueber Bindegewebe. Von Prof. ©. Bruch in Basel. . . . . 145 Beobachtungen über das Eindringen der Samenelemente in den Dotter. Nro. I. Von Dr. Georg Meissner. (Hierza Taf. Tu. VE) . .... 208 Ueber die «Brunftfeige» der Gemse, Von Dr. Theodor v. ER Hierzu Taf. VIIL) _: . „292°. 265 Beobachtungen über das Eindringen der PR IER in De Dotter. Nro. I. MONDE/GEOrg Meissner. (Mit Taf: IX.) . ..... -..... ... 22 Kleinere Mittheilungen und Correspondenz Nachrichten. er 296 Bemerkung die Tastkörperchen betreffend. Von Dr. Georg Meissner. Mikroskopische Untersuchung der Gewebe eines Mumienarms aus dem «Ca- veau de St. Michel» in Bordeaux. Von Dr. Johann Gzermak in Prag. Drittes und viertes Heft, (Ausgegeben den %. Februar 1855.) Ueber Cystenbildung bei Infusorien, von Prof. AO TERT in Jaroslaff. IHRE X U XL)... 2. N lee. | Beiträge zur PATMRÄORN der Verdauung, von Dr. Otto Wlüker (Hierzu Taf. XIt.) % ; BE er FRONT IV Ueber das Verhalten der Chylusgefässe in der Darmschleimhaut. Von Dr. F. A. Zenker, Prosector und Docent der BERN Anatomie in Dresden. Vergleichende ne or Strorkur ie Bisslarpers hei an Wirbel- thieren. Auszug aus einer von der med, Facultät der Universität Bern gekrönten Preisschrift. Von Friedr. Finkbeiner. (Mit Taf. XII.) . Ueber das Wassergefässsystem, die Geschlechtsverhältnisse, die Eibildung und die Entwicklung des Aspidogaster Conchicola, mit Berücksichti- gung und Vergleichung anderer Trematoden. Von Hermann Aubert in Breslau. (Mit Taf. XIV u. XV.) u Ueber Ei- und Samenbildung und Befruchtung bei Fa most. Von Prof. Dr. Th. Bischoff in Giessen. . Bemerkungen über die Organisation der Avenue: von Dr c Gegen- baur. (Hierzu Taf. XVI.) . Kleinere Mittheilungen und Correspondenz - Nachrichten. Chordodes pilosus, ein Wurm aus der Ban der Bormiaken. Von Dr. Th. Möbius in Hamburg. (Hierzu Taf. XVII.) Auszug aus L. Guanzati’s Beobachtungen und Erfahrungen an einem wunderbaren Infusorium, Seite 3234 330 zn Ueber den Bau und die systematische Stellung der Räderthiere. Von Dr. Franz Leydig. Hierzu Tafel I, II, III, IV, Die Thiere, über welche die vorliegenden Blätter handeln, sind nicht erst in neuerer Zeit Gegenstand sorgfältiger Untersuchungen der Naturforscher geworden, sondern seit nahe an hundert Jahren erfreut sich so Mancher mit dem Studium ihres Lebens und ihres Baues. Da sollte man allerdings fast glauben, dass die Anatomie und Physiologie dieser Thiergruppe vollständig ins Reine gebracht wäre und es könnte gegenwärtige Abhandlung nahezu überflüssig erscheinen. Und doch möchte ich einen derartigen Vorwurf nicht gelten lassen. Ohne von den älteren Schriften zu reden, so hat das berühmte Werk Ehrenberg’s über die Infusionsthiere, obschon es an Thatsachen und Literatur glän- zend reich ist, doch noch manche Fragen offen gelassen, und es ist bekannt, dass gar Manches aus dem, was Ehrenberg über die Organe dargestellt und gedeutet hat, von andern ebenso vorzüglichen Kennern als irrthümlich bezeichnet wurde; es mag daher immer noch für ge- rechtfertigt gehalten werden, wenn Jemand mit neuen Beiträgen hervor- zutreten sich wagt, die dazu dienen könnten, unsere Vorstellungen be- züglich des Baues und des Lebens der Rotatorien der Wahrheit näher zu bringen. Wie zu erwarten steht, wird kein Name in den folgenden Zeilen häufiger genannt werden, als der des berühmten Verfassers der «In- fusionsthiere als vollkommene Organismen, Leipzig 1838». Indessen wird mir Herr Ehrenberg erlauben müssen, öfters seiner Meinung nicht zu sein. Es wäre mir angenehm, wenn der Leser an- gesichts der Differenzen sich jenes Ausspruches entsinnt, dass das eben die Spur eines grossen Mannes sei, dass man ihn fort und fort zu widerlegen sucht. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. VI. Bd. 1 2 Aus der übrigen hieher gehörigen Literatur konnte ich noch folgende Schriften und Aufsätze vergleichen: Dujardin, Histoire naturelle des Zoophytes. Paris 1841. Weisse, Einige Theile des Bulletin de la classe phys. math. de l’Acad. imp. de St. Petersbourg. Oskar Schmidt, Versuch einer Darstellung der Räderthiere in Wiegmann’s Archiv 1846. Dalrymple, Description of an Infusory Animalcule allied to the Genus Notommata of Ehrenberg, hitherto un- described in den Philos. Transact. for the year 1849. Perty, Zur Kenntniss kleinster Lebensformen nach Bau, Funktionen, Systematik, mit Specialverzeichniss der in der Schweiz beobachteten. Bern 1852. Huxley, A Contribution to the Anatomy and Physiology of the Rotifera. Williamson, On the Anatomy of Melicerta ringens. Gosse, On the Structure, Functions, Habits and Develop- ment of Melicerta ringens. Die Abhandlungen der drei letztern Autoren stehen in dem Quar- terly Journal of Microscopical Science of theMicroscopical Society of London 1852 und 4853. Die Nomenclatur, welche Ehrenberg eingeführt hat, wurde beibe- halten, um nicht die Wissenschaft mit neuen Namen zu belasten, und selbst die Gattung Notommata, in der wirklich sehr verschiedene Thiere zusammengeschoben sind, in der Aufzählung der beobachteten Arten nicht gestrichen, was dann aber auch unmöglich machte, eine allge- meine Charakteristik des Genus voranzustellen. In der am Schlusse dieser Abhandlung von mir versuchten systematischen Gruppirung kommen freilich die verschiedenen Notommaten etwas auseinander. Zu meinen Untersuchungen haben mir lediglich die in der Um- gegend von Würzburg auffndbaren Arten als Material vorgelegen,. Man wird sehen, dass einige anderwärts sehr seltene Arten, wie z. B. Ste- phanoceros, hier zu den häufigen zählen, während auf der andern Seite Genera, die, wie es scheint, in vielen Gegenden höchst gewöhn- lich sind (z. B. Hydatina senta), nicht zur Beobachtung kamen. Der Gang, welcher in der Darstellung eingehalten wurde, ist der, dass voran die Einzelbeschreibungen der beobachteten Arten stehen, dann folgt eine übersichtliche Darlegung der Organisationsverhältnisse, endlich die Bestimmung der systematischen Stellung. Noch möchte ich nach diesen einleitenden Bemerkungen anfügen, dass die Rotatorien sowohl über die süssen als auch salzigen Gewässer verbreitet sind; die Mehrzahl der Arten dürfte jedoch. den ersteren an- gehören, mir wenigstens stiessen in Genua, wo ich nebenbei auf diesen NEE ES DE 3 Punkt achtete, nur ein paarmal kleine Formen aus dem Hafenwasser auf, die zu Colurus gehörten, andere. hatten den Habitus einer cylin- drischen Notommata. Auch Ehrenberg beschreibt nur wenige Arten, die im Meere leben. I Beschreibung der beobachteten Arten. Floscularia. Das Thier von keulenförmiger Gestalt, festsitzend, der vordere Körperrand in 5—6 (?) Lappen getheilt und jeder mit einem Büschel sehr langer und zarter, aber nicht vibri- render Cilien versehen. Steckt in einem dünnen Futteral, Ehrenberg, dem wir die erste genaue Beschreibung verdanken, beobachtete bei Berlin zwei Arten, die er als Floscularia proboscidea und Fl. ornata unterschied. Die erstere, welche die grössere Art ist, nach Ehrenberg sechs Lappen des Räderorganes und einen mittleren Rüssel hat, kam mir noch nicht zu Gesicht; sie mag wohl ziemlich selten sein, da auch der Entdecker sie nur zweimal, aber in vielen Exemplaren an den Blättern der Hottonia palustris gefunden hat. Dujardin sammelte in der Umgegend von Paris und Rennes, Weisse bei Petersburg lediglich die Floscularia ornata, Perty dieselbe Art in Bern, jedoch selten. Hier bei Würzburg beobachte ich zwei Arten, die sich ziemlich häufig aus dem Stadtgraben und einigen kleinen Tümpeln aufbringen lassen. Die eine davon beziehe ich auf die Floscularia ornata. Ehr., die andere Art muss ich für neu halten. Ehrenberg gibt zwar für die Floscularia ornata an, dass sie mit «lobis rotatoriis 6» ausgestattet sei, was bei der Art, die ich im Auge habe, keineswegs der Fall ist. Sie hat bestimmt nur fünf Lappen, wie auch Dujardin von seiner Fl. ornata beschreibt und Pl. 49, Fig. 7 A abbildet. Die neue Art, ich will sie Floscularia appendieulata heissen und gebe von ihr auf Taf. I, Fig. 6 eine naturgetreue Abbildung, besitzt im Allgemeinen die Gestalt und Grösse der Fl. ornata, unterscheidet sich aber auf den ersten Blick von letzterer durch einen wurmför- migen Anhang (Fig. 6a), der vom Rande des Räderorganes, seitlich von dem grössern Lappen, ausgeht und bei geöffnetem Räderorgan - frei nach vorne gerichtet ist. Er hat dasselbe helle Aussehen wie die Körpersubstanz, ist leicht geschlängelt, 0,024” lang und 0,002” dick. Bezüglich des weitern Baues, der bei Fl. ornata und appendiculata gleich ist, habe ich Folgendes vorzubringen. ı * 4 Die Cilien, welche auf den Knöpfen des Räderorganes sitzen, sind sehr lang und bei ihrer äussersten Feinheit kann die vollständige Länge nur dann sicher ermittelt werden, wenn das Thier sich con- trabirt und die Wimpern dabei zu einem Bündel zusammengelegt werden, wie es Dwjardin in Fig. 7 auf Pl. 19 hübsch abbildet. Sie messen dann 0,1” in die Länge. Die einzelnen Partien des Verdauungsapparates haben weder Ehrenberg, noch Dujardin auf ihren Zeichnungen genauer wiederge- geben. Die Oeffinung, welche vom Räderorgan umfasst ist, führt in einen ziemlich tiefen, im leeren Zustande hell erscheinenden Trichter (Fig. 65), dessen Conturen sehr deutlich sind. Auf Ehrenberg’s Fig. II ist es der mit 0* angedeutete Raum, der in der Erklärung der Ab- bildungen «vorderes Schlingorgan » genannt wird. Er kann als ge- räumige Mundhöhle gedeutet werden. Darauf folgt ein Abschnitt (Fig. 6c), der von dem vorhergehenden durch ein inneres Septum, welches eine mittlere Oeffnung freilässt, getrennt ist und als Kropf oder Vormagen anzusprechen wäre. An der Communicationsstelle zwischen dem Mundtrichter und dem Proventrikel ragen ein Paar sehr stark schlagende, dunkle Fäden in den Vormagen herab, denen wohl die Bedeutung zukommen dürfte, eine etwaige Rückkehr den einmal aus dem Mundtrichter in den Vormagen übergetretenen Nahrungs- stoffen zu versperren. Was ich Vormagen nannte, bezeichnet Ehrenberg als «zweites, vorderes Schlingorgan»; Dujardin spricht von dem «vestibule con- tractile» und beschreibt ganz richtig das Vorhandensein «de plusieurs lames ou filaments agites d’un mouvement vibratile ondulatoire», und glaubt ihren Zweck darin zu sehen, dass sie die Beute den Kauwerk- zeugen zuschieben. Jetzt erst kommt der Kieferapparat, doch habe ich leider ver- absäumt, die genauere Form und Zahl der Zähne ausfindig zu machen. Nach Dujardin existiren jedenfalls zwei Zähne, auch Ehrenberg hatte bereits Spuren von zwei Zähnen erkannt. Jenseits des Schlundkopfes zerfällt bis zum After der Tractus deut- lich noch einmal in zwei von einander verschiedene Partien, was von keinem der eben genannten Forscher erwähnt wird. Zunächst dem Schlundkopfe folgt der eigentliche Magen, er ist der grössere Abschnitt und hat von dem Fettgehalt seiner Wandungszellen eine gelbe Farbe; der Darm ist kurz und hell und mündet mit einem etwas nach vorne gekehrten After aus. Von den andern Organsystemen des Körpers ist der Eierstock mit seinen Dotterelementen, Keimbläschen und Keimflecken leicht zu erkennen. Die Eier werden in die Hülse abgesetzt. Perty gibt (a. a.O. S. 47) eine eigenthümliche Beschreibung der gelegten Eier: der braune 5 Dotter sei ringsum mit kurzen Härchen besetzt, das Chorion krystall- hell. Hatte Perity Wintereier vor sich? Dann müssten aber wohl die ‚Härchen auf dem Chorion gesessen haben und nicht auf dem Dotter! Bezüglich des Respirationssystems habe ich in der Nähe des Afters eine contractile Blase (Fig. 6d) wahrgenommen und es dürf- ten wohl bei anhaltenderem Studium auch von ihr ausgehende Kanäle ‚ und dazugehörige Flimmerorgane aufzufinden sein, die mir bisher ent- gangen sind. Blutgefässe sind nicht vorhanden, wohl aber nimmt man beim Zusammenfahren des Thieres deutlich wahr, dass Fettpünktchen ähnliche Körperchen im Leibesraum hin- und herwogen, gewissermaassen cir- euliren. Von den Muskeln werden leicht die aus dem Fuss aufsteigenden und sich dann theilenden Längsstränge erkannt, welche, gegen das Räderorgan sich verlierend, den ganzen Körper zusammenschnellen. Nach ihrer histologischen Beschaffenheit erscheinen sie als helle, homo- gene Streifen. Dieser Muskeln gedenkt auch Dujardin und gibt ihre Zahl auf fünf an. Im Fusse finden sich noch «zwei keulenförmige, trübe, lange Körper», wie sich Ehrenberg ausdrückt, die nach ihm vielleicht Mus- keln, vielleicht männliche Sexualdrüsen sind. Man kann zwar die Ueberzeugung gewinnen, dass die fraglichen Gebilde weder eine mus- kulöse Natur haben und noch weniger mit Hoden verglichen werden -können; aber ihre eigentliche Bedeutung zu entziffern bin ich nicht im Stande: histologisch machen sie den Eindruck von drüsigen Bildungen, indem sie bei kolbenförmiger Gestalt, nach dem Fussende zu verjüngt auslaufend, aus einer feinen Hülle und blass-körnigem Inhalte, dem helle Kerne beigemengt sind, bestehen. Diese Theile koınmen bei Rädertbieren sehr verbreitet vor und ich werde das Vorhandensein derselben noch öfter anzuzeigen haben. Das gallertartige Futteral, in welchem das Thier steckt, ist seltener trüb und dann unschwer zu sehen, gewöhnlicher erscheint es, wie auch Ehrenberg meldet, so äusserst durchsichtig, dass man nur mit Mühe desselben gewahr wird, und ich kann daher einen leichten Zweifel kaum unterdrücken, ob nicht Dujardin die Hülse über- sehen hat, wenn er von der Floscularia ornata wiederholt versichert, sie sei in Frankreich depourvue de gaine. Stephanoceros. Gestalt des Thieres keulenförmig, das Räderorgan aus "fünf langen, wirtelartig bewimperten Armen bestehend. Kann sich in ein gallertiges Futteral zurückziehen. 6 ‘Vor fast‘ ‚gerade hundert Jahren entdeckte der danziger: Natur- forscher Eichhorn «dieses wunderbare, höchst eigenthümlich gebildete, niedliche Thierchen» und machte es unter dem Namen Kronenpolyp bekannt. Nachher ward es nicht wieder beobachtet, bis Ehrenberg dasselbe der Vergessenheit entriss und die bekannten Abbildungen und Beschreibungen darüber veröffentlichte. Dujardin hat es in Frank- reich nicht gefunden und gibt daher in seinem Werke nur die. ver- kleinerte Copie einer Ehrenberg’schen Figur. Weisse sagt in seinem Verzeichniss von 455 in St. Petersburg beobachteten Infusorienarten (a. a. 0. S. 23) über Stephanoceros Folgendes: «Dieses höchst merk- würdige Räderthier habe ich nur ein einziges Mal gesehen und viele Stunden lang bewundert.» In neuester Zeit beschreibt Periy ‘einen Stephanoceros glacialis, den er im Todtensee auf der Grimselhöhe im braunen Ueberzug, den er von den Steinen abgeschabt, getroffen 'hatte. Doch ist diese Beobachtung sehr fragmentar. Es war «ein todtes, grauliches, ‘eylindrisches, wenig durchsichtiges Thierchen, ohne Hülle, mit fünf Armen, die nur einzelne kurze Borsten trugen.» Auch von der Abbildung, welche Perty beigibt, kann man unmöglich eine nähere Erkenntniss abnehmen, ja sie lässt sogar Bedenken aufkommen, ob wirklich ein Stephanoceros vorgelegen. Da dem Vorhergehenden zufolge ausser Ehrenberg kein anderer Forscher bis jetzt nähere Mittheilungen über dieses ausgezeichnete Ro- tatorium gegeben hat, so war es mir sehr erfreulich, dasselbe in ziem- licher Menge untersuchen zu können. Ich habe es bei Würzburg in einem kleinen Tümpfel in der Nähe des Mains aufgefunden, wo es in Gesellschaft von grünen Hydren, Turbellarien, zahlreichen andern Räder- thieren, Infusorien u. s. w. an Wasserpflanzen lebt. Unser Thier kann mit freiem Auge recht wohl erkannt werden, da die grössten bis %Y," im Längendurchmesser erreichen. Die Gal- lerthülse (Taf. I, Fig. 4a), in der es steckt und mit der es zugleich an fremde Körper befestigt erscheiut, zeichnet Ehrenberg an den von ihm untersuchten Exemplaren als geradliniges Futteral, was an keinem der Individuen, die ich bezüglich dieses Punktes mir ansah, der Fall war, indem selbst bei ganz ausgestreckter Lage des Thieres der Rand des Gallertrohres wenigstens leicht wellig sich zeigte, meist aber in starken Krümmungen eine quer- und schiefgeringelte Beschaffenheit darbot. Die gallertige Hülle ist entweder krystallrein, ohne alle Bei- mengung, oder es sind kleine, linienförmige Körper, die sich wie ab- gestorbene Vibrionen ausnehmen, oder auch zahlreiche Microglenen- artige Gebilde eingestreut. Noch möchte ich besonders hervorheben, dass die gallertige Hülse vorne keineswegs eine Oeffnung bat, wie etwa ein 'querabgeschnittenes Rohr, sondern das Futteral ist eine solide Gallertmasse, die das Thier bis an die Basis des Räderorganes umgibt. 7 Nach Zusätz von Essigsäure erblasst die Hülle noch mehr, während nach Anwendung von Salpetersäure die Ränder derselben sich schärfer abzeichnen. Im Hinblick auf den Bau des Thieres kann Folgendes vorgeführt werden: Die äussere Haut bildet unter der Form einer homogenen, ela- stischen und vollkommen durchsichtigen Cuticula die Grenzschicht des Thieres. Essigsäure und Salpetersäure machen sie schärfer conturirt, Natronlösung bringt sie zum Verschwinden. Unter ihr lässt sich bei einiger Aufmerksamkeit, besonders an gut extendirten Individuen und etwaiger Nachhülfe mit Reagentien eine granulirte Schicht erblicken, in welcher vereinzelte bläschenartige Kerne eingebettet sind. Am vollständig ausgestreckten Thier bildet das homogene Ober- häutchen eine wellenförmige Querleiste an der Basis des Räderorganes, dann etwas weiter nach hinten einen stärker vorspringenden Kragen; es ist dies die Stelle, bis zu welcher der davor liegende Kopftheil sammt Fangarmen eingezogen werden kann. Auch am Fusse verläuft sie ge- zackt und legt sich bei der Contraction in starke, schief aufsteigende Runzeln. An den Faugarmen finden sich Cilien, die noch auf einer körnig- häutigen Lage über der Cutieula sitzen müssen, wenigstens fallen sie nach angebrachtem Druck büschelweise vom Räderorgan ab, wobei sie ein feingranulirtes Stratum, in welchem sie wurzeln, mitnehmen. Die Flimmerhaare sind, wie Ehrenberg richtig bemerkt, wirtelförmig an- geordnet, aber weit zarter, zahlreicher und länger, als der genannte Forscher sie darstellt. Bei äusserster Feinheit haben die längsten eine Ausdehnung von 0,072” und stehen dicht gedrängt. Wenn sie sich bewegen, so schlagen sie immer partienweise nach einwärts. Unterhalb der vorhin erwähnten Leiste der Cuticula, welche an der Basis des Räderorganes vorspringt, beobachtet man eine Gruppe zellenarliger Körper: es liegen wasserhelle Bläschen mit deutlichem Nucleolus innerhalb einer mattkörnigen Grundsubstanz, die um erstere eine Art Hof bildet. Sie scheinen mir eine dickere Lage der unter der Cuticula befindlichen körnigen Schicht vorzustellen. Zwischen der Haut und den Eingeweiden gewahrt man sowohl im Kopfe als in der Leibeshöhle strahlig ausgezogene, zellenähnliche Körper. Sie zeigen ein unregelmässiges Vorkommen und müssen als Bindesubstanzzellen betrachtet werden, welche zur Verknüpfung und Befestigung anderer Theile dienen. Aus dem Schwanze treten deutlich vier Längenmuskeln in den Rumpf herein, die alsbald sich dichotomisch theilen und weiter nach vorn ziehen; sie mögen wohl auch, schon ehe sie den Kopf erreicht haben, was aber wegen der Eingeweide nicht verfolgt werden kann, 8 abermals Aeste abgegeben haben; sicher ist zu sehen, dass sie gegen die Fangarme hin sich verzweigen und schliesslich sich dort ansetzen. Ob die äusserst feinen, verästelten Längslinien, die mitunter in sehr ausgestreckten und ohne Deckglas untersuchten Thieren in den Fang- armen selber unterschieden werden können, ebenfalls Muskelausläufer sind, wage ich.nicht zu entscheiden. Ausser den Längenmuskeln lassen sich auch am Rumpfe Ring- muskeln, die in Abständen angebracht sind und einen sehr geringen Durchmesser haben, beobachten. Forscht man nach der letzt erkennbaren Beschaffenheit der Mus- keln, so sieht man, dass die dünnen Ausläufer homogene Fäden dar- stellen, und die dickeren eine, wenn auch kaum constante Spur von Querzeichnung aufweisen. Dagegen habe ich wahrgenommen, dass die starken Muskeln des Schwanzes, wenn sie abreissen, sich in Hülle und Inhalt sondern. Erstere zeigt sich als wasserhelle, sehr blasse Scheide, letzterer mit leicht gelblichem Anflug, und ist er in einzelnen Stücken auseinandergewichen, zwischen denen sich die verbindende Hülle hin- zieht, so haben die abgerissenen Ränder scharfe Conturen. Nach Sal- petersäurezusatz werden die Muskeln gelblich, fest und bekommen härtere Linien, Ueber das Nervensystem sagt Ehrenberg: «Als Empfindungs- system ist ein rother Augenpunkt mit einer Reihe von Markknoten- paaren am Grunde des Räderorganes anschaulich geworden» (a. a. O. S. 404) und weiter unten auf derselben Seite: „In der Basis jedes Räderarmes sind zwei markige Knoten (Nerven?); sind das fünf Ganglien- paare?» Man sieht, dass Ehrenberg selbst zu keiner rechten Ueber- zeugung gekommen ist und auch ich bin bezüglich des Nervensystems von Stephanoceros ganz im Uuklaren geblieben und weiss darüber nichts auszusagen. Was Ehrenberg als Markknoten bezeichnet, sind die zellenartigen Körper, welche an der Basis des Räderorganes vor- kommen und vorhin als verdickte Hautlage unter der Cuticula ange- sprochen wurden. Die röthlichen Flecke, welche Ehrenberg Augen nennt, zeigen im erwachsenen Thier ein inconstantes Vorkommen: bald ist einer oder der andere noch vorhanden, bald mangeln sie vollständig; gewöhnlich ist auch die Farbe ins Schwärzliche übergegangen. Mehr- mals sah ich, dass der rothe Punkt in einem hellen Bläschen lag. Klarer ist der Verdauungsapparat zu überblicken. Die fünf Fangarme begrenzen an ihrer Basis eine umfangreiche Oeffnung, welche in einen geräumigen, hellen Trichter von ziemlicher Tiefe führt, Er kann als Mundhöhle (Fig. Ab) betrachtet werden. _Ehrenberg scheint diesen ersten Theil des Darmes mit dem darauffolgenden Abschnitt zusammengeworfen zu haben, denn er bemerkt: «Vor dem Schlund- kopf ist ein grosser, kröpfartiger Rachen». In Wirklichkeit aber be- 9 finden sich vor dem Schlundkopfe zwei distinet abgegrenzte Abthei- lungen, einmal der ebenberegte tiefe Mundraum und zweitens ein weiter, sehr ausdehnbarer Abschnitt, den ich Vormagen (Fig. 1 e) nennen will. Auf der Ehrenberg’schen Figur 2? kann man die beiden Abschnitte an dem Colorit erkennen: der helle vordere ist Mundtrichter, der hintere grüne Vormagen. Zwischen beiden ist eine eigenthümliche Vorrichtung vorhanden, die Ehrenberg unerwähnt gelassen hat: ein inneres Septum trennt Mundtrichter und Proventrikel von einander bis auf eine mittlere Oeffnung und an dieser ragen vom Mundtrichter gegen vier 0,024” lange, scharfgezeichnete Borsten, welche am freien Ende meist etwas hakenförmig gekrümmt sind, in den Vormagen herein, stellen somit ein Fischreusen ähnliches Gebilde her, wahrscheinlich um den einmal in den Vormagen getretenen Nahrungsstoffen — und dies sind bäufig hier noch lebhaft sich tummelnde Infusorien — den Rück- ‚weg abzuschneiden. Hierauf kommt der kugelige Schlundkopf oder Kaumagen (Fig. 4d); die Kiefern, von denen Ehrenberg anführt, dass ihre Form noch nicht ganz festgestellt sei, sehe ich im Ganzen so, wie sie Ehrenberg (freilich etwas schematisch) gezeichnet hat: es greift jederseits ein oberer, in mehre Spitzen auslaufender Bogen auf eine untere, gleichfalls gezähnelte Platte. Nach dem Schlundkopf folgt der eigentliche Magen oder Chy- lusmagen (Fig. fe), der sich wieder bestimmt absetzt von dem kurzen Darm, der mit einem über der Fussbasis am Rücken befind- lichen After ausmündet. Berücksichtigt man die Structur des Nahrungskanals, so ergibt sich Folgendes: Der Mundtrichter bat im Innern äusserst zarte Wimperbüschel, die wohl als Ausläufer des wirtelförmigen Cilienbesatzes der Fangarme gelten können, auch nicht immer wirbeln, sondern oft geraume Zeit sich ruhig verhalten. Der in der Regel mit Futter angefüllte Vormagen besteht deutlich aus zwei Häuten, die nicht mit einander verklebt zu sein scheinen, sondern zeitweise nicht wenig von einander abstehen. Die äussere muss als, Muskelhaut bezeichnet werden, da sie allein sich kräftig zu- sammenzieht. Das histologische Element des Schlundkopfes oder Kaumagens ist - wohl vorzugsweise Muskelsubstanz. Die Kiefern widerstehen der Ein- wirkung von Kalilösung, sowie auch die innere Haut des Vormagens und die in denselben hereinragenden Borsten eine gewisse Resistenz gegen dieses Mittel zeigen. Für die Textur des Magens erscheint es charakteristisch, dass in seiner Wand grosse Kernzellen liegen, deren Inhalt insofern etwas wechselt, als er entweder ein gelbes Fluidum darstellt, oder überdies 10 aus mehr oder weniger zahlreichen, mitunter die Zelle dicht erfullenden gelbbraunen Körnchen besteht. Diese Zellen, welche lediglich auf den Bereich des Magens beschränkt sind, können somit als Leberzellen gedeutet werden. Der Darın hat im leeren Zustande ein helles Ausseben und wimpert im Innern so gut wie der Magen. Was die Contractilität des Nahrungskanales betrift, so ist sie eine Eigenschaft des ganzen Tractus, des Mundtrichters so gut wie des Darmes. Der Schlundkopf macht fortwährend kauende Bewegungen, und beobachtet man ein Thier in möglichst unbeeinträchtigtem Zu- stäande, etwa in einem reichlich mit Wasser versehenen Uhrglase, so fällt in die Augen, dass der Magen gern glockenartig bin- und her- schwingt. Das Thier ist sehr gefrässig; Ehrenberg sah in dem «Darm» des- selben grosse Naviculae, Gonium pectorale, sah auch das Fangen eines Stentor, ich selber das Ergreifen eines grossen Trachelium, verschie- dener anderer Infusorien und selbst kleiner Räderthiere. So lange die eingetriebenen Infusionsthierchen noch im Mundraume sich tummeln, ent- schlüpft noch manchmal eins; sind sie aber in den Vormagen gerathen, so ist ein Entweichen durch die oben berührten Borsten unmöglich gemacht. Vom Vormagen passirt das Futter in Portionen den Schlund- kopf (Kaumagen), in dem mit «Leberzellen» versehenen Magen findet die eigentliche Verdauung statt und den Darm sieht man häufig mit Auswurfsstolfen gefüllt. Die zum Respirationssysteme gehörigen Organe zu erkennen, hält ‚etwas schwer, und es ist fast nothwendig, dass man über den Sachverhalt im Allgemeinen von andern Räderthieren her bereits unter- richtet ist und weiss, was man zu suchen hat. Zu beiden Seiten des Leibes zieht ein leicht geschlängelter, heller Kanal herab, der 0,002" breit ist und in seiner Wand mehr oder weniger zahlreiche Feit- pünktchen enthält; gegen die Fussbasis zu vereinigen sie sich zu einer kleinen, bei jungen Thieren deutlich contractilen Blase und diese führt in die Kloake. Verfolgt man die Conturen der Kanäle nach vorn, so wird man finden, dass sie jederseits auf der Höhe des Vormagens sich in eine 0,024” grosse Fettpunktmasse verlieren und nachdem sie die- selbe verlassen haben, mit mehren zarten Ausläufern, welche Flimmer- fakeln einschliessen, enden. Die zu beiden Seiten des Vormagens liegenden Haufen von Fettpünktchen (Fig. Ai), in welche die Respira- tionskanäle hineingehen, sind, wie dies nach der Analogie mit den bestimmt erkannten Verhältnissen anderer Rotatorien behauptet werden kann, nichts anderes, als Verknäuelungen der Kanäle, die von einer besondern Entwickeluug der Fettpünktchen in ihren Wänden be- gleitet sind. r h 11 = Ehrenberg hat von dieser Organgruppe nichts aufgezeichnet, als die «Reihe zitternder Kiemen aın Kopfe», die eben nur die röhren- förmigen Ausläufer der zwei seitlichen Stämme sind und gegen die Mündung zu Flimmerlappen besitzen. Aber nicht blos am Kopfe finden sich solche «Zitterorgane», sondern auch gegen die Kloake zu sitzt jederseits ein derartiges Gebilde der Respirationsröhre auf. Letztere sind mitunter, besonders bei sehr grossem Eierstock und stark gefull- tem-Magen und Darm, wodurch sie verdeckt werden, schwierig wahr- zunehmen. Die weiblichen Fortpflanzungsorgane oder der Eierstock, welcher an der Bauchseite unter dem Magen angebracht ist, springt leicht in die Augen; man sieht in ihm die hellen, homogenen, 0,004 — 0,006” grossen Keimflecke innerhalb ebenfalls heller Zonen (Keim- bläschen) liegen und den Raum zwischen den Keimbläschen mit einer klaren, äusserst fein granulären Substanz erfüllt, die weiterhin durch Grösserwerden ihrer Moleküle, wobei sie im Ganzen einen Stich ins Bräunliche annimmt, zum Dotter sich umgestaltet. Die reifen und zum Embryo sich fortentwickelnden Eier kommen | übrigens nicht frei in die Bauchhöhle zu liegen, wie es auf den ersten _ Blick scheinen könnte, sondern — und ich habe mich hiervon bestimmt überzeugt — der Eierstock befindet sich im Grunde eines zarthäutigen Sackes, der in die Kloake mündet (Fig. 2) und somit die Rolle von Eileiter und Uterus übernimmt. Männliche Organe habe ich bei keinem Individuum angetroffen, und wenn Ehrenberg erwähnt, dass Stephanoceros «vielleicht zwei männliche Sexualdrüsen besitzt» und dass «die beiden muskelartigen Keulen im Fusse männliche Sexualdrüsen sein könnten», so theile ich ‚diese Vermuthung nicht, sondern muss der Analogie nach glauben, dass die männlichen Thiere von Stephanoceros bis jetzt noch nicht beob- ‚achtet worden sind. Ein Blutgefässsystem ist nicht vorhanden. In der Leibeshöhle um- spült ein klares Fluidum, das ohne geformte Theile ist, die Eingeweide, Eigenthümliche Organe. Unmittelbar über dem Vormagen findet sich ein Gebilde, dessen Bedeutung mir unbekannt blieb. Es ist e Gruppe wasserreiner Blasen, die zusammen einen 0,024” grossen per bilden, der mit einem kurzen, aber bei passender Lage deut- Gang an der Cuticula ausmündet (Fig. Ah). Ich werde noch N daraufrzu sprechen kommen. In der Basis des Fusses liegen mehre kolbenförmige Streifen, das ündete Ende nach vorn, das spitz zulaufende nach hinten gerichtet, irenberg nennt sie «muskelartige Keulen» und vermuthet in ihnen en. Sie bestehen aus zarter homogener Hülle, feinkörniger Inhalts- » und lichten Kernen mit Nucleolis. 12 Die embryonale Entwickelung bietet manches Bemerkenswerthe dar. Unser Thier produeirt zweierlei Eier: sogenannte Wintereier, die gelegt werden, und andere, die im Leibe der Mutter schon zum Embryo sich fortbilden, so dass, wie auch Ehrenberg zu glauben geneigt ist, Stephanoceros als lebendig gebärend angesehen werden muss. Die reifen dünnschaligen Eier-messen ungefähr 0,024 — 0,036” in der Länge und der feinkörnige Dotter macht eine vollständige Furchung durch, wobei eigenthümlich ist, dass mit dem fortschreitenden Kleiner- werden der Furchungsabschnitte und dem damit gesetzten Aufhellen des Eies grössere Fettpünktchen erscheinen, die immer mehr an Zahl zunehmen. ' Gegen das Ende der Furchung ist der Dotter zu einem länglichen Körper geworden, der allmählich Einkerbungen und innere Differenzi- rungen erkennen lässt. Ohne dass man das Ei aus dem Uterus heraus- zufördern braucht, sieht man zwei rothe Augenflecke auftreten; Ehren- berg zeichnet und spricht durchweg nur von einem Augenfleck, was irrthümlich ist, es sind deutlich zwei vorhanden. Im entgegengesetzten Ende des Embryo macht sich ein Körper bemerklich, den Ehrenberg entdeckte und ihn als einen «kleinen, drüsigen, dunkela Körper» (2 auf seiner Fig. 2 b) bezeichnet... Er misst 0,006‘ und erinnert beim ersten Anblick ganz an das Gehörorgan eines Cephalophoren Mollusken, indem er eine helle Blase darstellt, welche dunkle, keine Bewegung zeigende Körperchen einschliesst (vergl. auf Fig. 2c). Es verdient dieses Organ alle Beachtung und wir werden gleich nachher seine. weiteren Schicksale kennen lernen, um. daraus über die‘Bedeutung desselben eine Meinung’ zu gewinnen. Gleichzeitig mit den Augenpunkten und dem «dunklen Körper» markiren sich auch in dem zusammengekrümmt im Ei liegenden Em- bryo zwei flimmernde Stellen, ‚wovon die eine mehr nach vorn, die andere nach hinten zu liegt. An der erstern herrscht ziemlich dichte Flimmerbewegung, an der andern schlagen nur einige lange Cilien langsam in einen innern Hohlraum. Endlich unterscheidet man auch allmäblich die Kiefern unter der Form. einfacher gebogener Leisten. Macht man sich ferner daran, einen so weit gediehenen Embryo aus der Eibülle unverletzt zu befreien, was freilich nicht ganz, leicht geschieht und einige Uebung in der Behandlung von dergleichen Objecten voraussetzt, so repräsentirt er sich in einer Form, die noch stark: von der des erwachsenen Stephanoceros abweicht. Die Figur 3-ist genau nach einem solchen Embryo gezeichnet. Er hat im Allgemeinen eine wurmförmige Gestalt und misst ganz ausgestreckt 0,124”’ in.der.Länge. Der Kopf, welcher die. Augen trägt, ist scharf vom übrigen Leib abge- grenzt und mit langen (0,040 betragenden) Wimpern besetzt (Fig. 3a). Das Kopfende kann sammt seinen Cilien eingestülpt werden, Die, rothen 13 Punkte sehen wirklich sehr augenähnlich aus, da sie scharf umschrieben und am vordern Rande leicht concav sind, als ob sie einen licht- brechenden Körper besässen. Im Innern: des Leibes hinter dem Kopfe bemerkt man eine eigenthümliche Strichelung, die ich nicht zu deuten vermag; weiter nach hinten setzt sich 'ein heller Raum ab, in dem einige lange Cilien arbeiten; er wird wohl das Lumen eines Darmab- schnitts anzeigen. Ausserdem erkennt man auch ‚die Kiefern und end- lich an der Gegend, die der spätern Grenze zwischen Leib und Fuss entspricht, die eigenthümliche Blase mit den anorganischen Bildungen .(Fig. 35). Das hintere Körperende trägt an der Spitze äusserst zarte Flimmern. Der Embryo vom histologischen Standpunkte. betrachtet ‚hat eine homogene Cuticula und seine inneren Theile bestehen aus Zellen, die ausser einem blass moleculären Inhalt gewöhnlich noch ein Fetitröpfehen einschliessen. Der Kauapparat, weicher im erwachsenen Thier, wie erwähnt, kaustischem Kali widersteht, wird jetzt noch vollständig von diesem Reagens gelöst. . Bis zu einer weitern Gestaltentwickelung scheint es der Embryo im Leibe der Mutter nicht zu bringen, ich sah wenigstens nie reifere Früchte im Uterus; wohl aber habe ich einmal einen Stephanoceros, wie er eben beschrieben wurde, aus dem Wasser, wo er frei schwärmte, aufgefangen, was beweisen dürfte, dass er auf dieser Entwickelungsstufe geboren wird. Später habe ich in dem Glase, wo ich. die: Stephano- ceros hielt, noch ein junges Thier gefischt und: in Fig. 4 abgebildet, das uns einigermassen die Fortbildung: zur Form des ‚erwachsenen Tbieres errathen lässt. Die frühere wurmartige Gestalt ‚war: jetzt in Leib und Fuss gegliedert; um das Kopfende‘ herum, welches eigen- thümlich rüsselartig aussah, hatten sich vier Arme entwickelt. Die Augenflecke waren noch deutlich vorhanden und da sie etwas weit nach hinten liegen, so lässt sich daraus abnehmen, wie sehr besonders das Kopfende gewachsen ist. Aus dem rüsselartigen Fortsatz ragten zwei 0,007" lange, 0,002” breite, wie es schien Röhren heraus, die am freien Ende fein wimperten. Die Cilien, welche das Schwanzende des Embryo besetzen, waren verschwunden, im Leibe aber machte sich in der Nähe der Blase mit den anorganischen Körpern Flimme- rung bemerklich. Die Kauwerkzeuge hatten bereits die ausgebildete Form. e ' Sollte Ehrenberg nicht ein ähnliches Entwickelungsstadium vor sich gehabt haben, wenn er erzählt, dass er bei einem vierarmigen Indi- viduum einen kleinen Höcker als Rudiment des fünften Armes gesehen habe und dabei fragt: «War es Missbildung oder Verstummelung ? » Ziemlich oft stiessen mir Thiere auf, die, obgleich sie fünf Arme besassen und auch sonst die Gestalt der Alten hatten, doch noch von 14 Genitalien keine Andeutung zeigten und deren Fuss und ganzer Körper noch von zahlreichen Fetitröpfchen durchsetzt war. An dergleichen Individuen liessen sich auch einige weitere Studien über die Blase mit den dunkeln Körnern machen. Zunächst war die Blase grösser ge- worden und mündete zweifelsohne in die Kloake aus; dann erschien sie zweitens contractil und ich sah mehrmals, wie sie ihren Inhalt nach mehren Zusammenziehungen austrieb. Wendet man aber letzterm eine besondere Aufmerksamkeit zu, so erscheint er bei auffallendem Lichte weiss, beidurchgehendem bräunlich, während er im Embryo und den jüngsten Thieren aus kleinen Körnchen besteht, stellt: er jetzt geschich- tete, wenn auch imınerhin winzige Concretionen vor von semmelför- miger, maulbeerförmiger Gestalt (Fig. 5 @); in einem Falle boten sie das Bild von 0,006” langen spiessigen Krystallen dar, die in Klumpen ge- häuft waren (Fig. 55). Nach Einwirkung von Essigsäure schien es mir, als ob die Concretionen nicht, wohl aber von kaustischen Alka- lien angegriffen würden. Doch möchte ich für diese chemischen An- gaben nicht einstehen. Was hat diese Masse zu bedeuten? Ich fürchte kaum‘ einen Missgriff zu machen, wenn ich dieselben als Harnconeremente anspreche. Es hat mich ferner die Frage beschäftigt, ob die Blase mit, den Concretionen nicht dieselbe Blase sei, in welche die Respirations- kanäle einmünden, aber ich glaube an jungen Thieren bestimmt gesehen zu haben, dass beide neben einander lagen und dass demnach die Blase mit den Concretionen und die Respirationsblase zwei von ein- ander verschiedene Dinge sind. Hingegen hat das fragliche Object wie- derholt — und dieses möchte ich vorläufig für die richtige Auffassung halten — auf mich den Eindruck gemacht, als ob die besagte Blase nichts Anderes wäre, als der Enddarm, gefüllt mit den Harn- eoncrementen. Die Harnstoffe würden sich während der Embryo- nalentwickelung und der ersten Lebenszeit hier ansammeln und dann auf einmal entleert werden.‘ Wenigstens suche ich am erwachsenen Thier ‘vergebens nach dieser Substanz. Tubicolaria. Körper keulenförmig, das Räderorgan an der Bauch- seite tief eingeschnitten, an der Rückseite weniger stark, so dass es aus zwei distineten Hauptlappen besteht, von denen jeder wieder durch eine seitliche mittlere Einbuch- tung als zweilappig angesehen werden 'kann. Mit zwei langen «Respirationsröhren», Futteral gallertartig. Ehrenberg hat im Jahre 1831 an Wasserpflanzen bei Berlin ein mn trme n. 15 Räderthier entdeckt, das er Tubicolaria najas nennt; es mag diese Art in manchen Gegenden selten sein, wenigstens wurde sie von Ehrenberg nur zweimal gefunden, Dujardin scheint sie gar nicht gesehen zu haben und ob Perty in «einigen todten Räderthieren, die er auf der Grimsel und dem St. Gotthardt fand», die Tubicolaria vor: sich hatte, ist aus seinen Angaben, die er selber mit einem Fragezeichen einführt, nicht zu entnehmen. Bei Würzburg findet sich dieses Thier in einigen klei- nen, mit Schilf bewachsenen, stehenden Wässern ziemlich zahlreich und ich habe über die Organisationsverhältnisse desselben Folgendes ermittelt. l Das Räderorgan hat die oben charakterisirte vierlappige Form und, wie bei passender Lage mit Sicherheit gesehen wird, es. besitzt einen doppelten Wimperkranz, der einen 0,007" breiten Raum, eine Art Furche, zwischen sich einschliesst. Von der untern tiefen Kerbe des Räderorganes erstreckt sich die Bewimperung bis zur Mundöffnung hin und in diese hinein. Im ausgebreiteten Räderorgan bemerkt man helle Kerne mit Nucleolis und eingebettet in eine feinkörnige Masse, an welch letztere sich zum Theil feine Fäden, wahrscheinlich Ausläufer von Muskeln, verlieren. \ An die Mundöffnung schliesst sich fast unmittelbar der Schlund- _ kopf (Fig. 7a), in welchem ich »mit Ehrenberg zwei «reihenzähnige » Kiefern sehe. Vor dem Schlundkopf und wohl in ihn einmündend liegt ein blasiges Organ mit blassröthlichem flüssigem Inhalt (Fig. 7 f); auf der Ehrenberg’schen Figur erscheint dieses Gebilde blos durch das Colorit angedeutet. Von «pankreatischen Drüsen», deren Zahl der eben genannte Forscher 2 angibt, finde ich vier, welche ‚unter der Form kleiner, kugeliger Anhänge den Anfang des Magens besetzt halten. Letzterer ist lang (Fig. 7c) und hat in seiner ‘Wand grosse, mit braun- körniger Substanz angefüllte Zelien; äuf ihn folgt ein kugeliger, wenn leer, heller Darm (Fig. 7d), dessen Ende wieder eine Strecke weit nach vorn umgebogen, mit einem After mündet. Das Respirationssystem fällt auch hier nicht so ohne weiteres _ in die Augen, sondern will aufgesucht sein. Es besteht aus zwei seit- - lichen, längs des Leibes herablaufenden Kanälen (Fig. 7e), die aber, da sie nach der Kloake streben- und diese nach vorn gerichtet ist, nicht so weit nach hinten gelangen, als bei jenen Räderthieren, deren Kloake am Ende des Leibes ängebracht erscheint. Dann glaube ich zweitens mit Bestimmtheit den Mangel einer Blase am Zusammen- tritt der Respirationsröhren erkannt zu haben. Lange habe ich auch vergeblich nach flimmeruden Ausläufern des Respirationsapparates ge- forscht, bis doch zuletzt im Kopfe zwei «Zitterorgane» zum Vorschein kamen. Im Räderorgan schienen mir auch die Respirationskanäle ein paar Knäuel zu bilden. s 16 Die von Ehrenberg so genannten Respirationsröhren: haben, wie ‚das später noch genauer erörtert: werden soll, nichts mit. der Atbmung zu thun. Sie besitzen hier bei Tubicolaria eine Länge von 0,04” und stehen unterhalb‘ des Mundes an der Bauchseite. Aus ihrem vordern Ende ragte ein Büschel sehr zarter Borsten hervor, welche eingezogen werden können; im Innern der Röhre markirt sich ein blasser Faserzug. In. der Basis des Fusses liegen die kolbenförmigen Gebilde und aus dem Fuss heraus und in den Leib herein bis zum Räderorgan treten die Längsmuskeln, die Zusammenschneller des Körpers. Eigenthümlich ist, dass die Spitze des Fusses durch die hier be- findlichen Wimpern an fremden Gegenständen festsitzt, genau so, wie ich es in Fig. 7 dargestellt habe. Man kann dieses Verhalten auch an den Ehrenberg’schen Figuren wiedererkennen, obschon im Text: nichts darüber ‚verlautet. Der Eierstock ist von länglicher Gestalt und zeigt die Keim- bläschen mit grossem Keimfleck und den körnigen Dotter sehr deutlich, Das Thier bildet zweierlei Eier aus: Wintereier mit gelbbräunlicher Schale (Fig. 8a), welche letztere den kugeligen Dotter an beiden Polen um ein Ziemliches überragt, so dass zwischen Dotier und Schale ein freier, wabrscheinlich mit Flüssigkeit gefüllter Raum bleibt, und zweitens dünnschalige ovale Eier, die, in die Gallerthülle des Thieres gelegt, sich hier zum Emhryo umbilden.: Man .übersieht ‚gar nicht selten die einzelnen Farhtngeilielieh bis zum.fertigen Embryo auf. einmal; die Dottertheilung geschieht von dem einen Pol aus..in der Reibsnfolge 1,02, 3, 35,6 us. w,. Ehren- berg vermuthet, dass. die ‚Jungen ohne; Augenflecke..sind; ich kann indess versichern, dass-sie zwei dergleichen: besitzen und zwar, wie mir schien, ‚mit einem: lichtbrechenden Körper; ausserdem habe ich beobachtet, dass das Organ, welches bei Stephanoceros- als Harn- secret ‚gedeutet wurde, „sowohl der noch ‘im: Ei eingeschlossenen als auch. der ‚schon frei 'schwärmenden Tubicolaria zukommt. Bei den. Embryonen liess sich nicht gerade eine. besondere Hülle um den Körnerhaufen erkennen, ‚aber an bereits ausgeschlüpften Thie- ren war eine blasige Contur um die ‚Masse der iA ONE RR sehr klar. ‚Eine Erwähnung verdient auch die Gallerthülle, Dieselbe ist nur bei jungen Individuen hell und gleichartig, nach'und nach gewinnt sie mit dem Alter des Thieres und: zwar zunächst von der Basis her eine geschichtete Beschaffenheit; ihre Farbe wird damit‘ weissgelb,; ja nach und nach für das freie Auge» vollkommen weiss. Die Schichtung beruht darauf, dass’sich dunkle Molecüle in die Gallerte absetzen. ‘Es schienen mir Kalksalze zu sein, wenigstens : veränderten "sie sich in 17 Natronlauge nicht, ‘wohl aber fand nach Essigsäurezusatz unter lebhafter Gasentwickelung eine Lösung statt. Melicerta ringens. Körper keulenförmig, das Räderorgan vierlappig, das Futteral von «linsenförmigen Körpern» zusammengehelftet. Diese über Holland, Deutschland, Frankreich, Italien und England verbreitete und oft beschriebene Art findet sich auch hier in einigen Wassergräben sehr reichlich. Ich hebe rücksichtlich der Structur nur Folgendes heraus. Das Räderorgan hat einen doppelten Wimpersaum und die Be- wimperung erstreckt sich durch die Mundöffnung bis zum Schlundkopf. Vor letzterm sieht man die eigenthümlichen Blasen mit blassrothem Inhalt, wie bei.Tubicolaria, und auch sonst herrscht mit. dieser grosse Uebereinstimmung im Bau. Die zwei «Respirationsröhren» zeigen am Ende einen Büschel feiner einziehbarer Borsten, die Ehrenberg übersehen, Gosse, Wiliam- son und Husley dagegen sehr gut wahrgenommen haben. Der Eierstock ist der Körperform entsprechend lang, eylindrisch. Die eben ausgekrochenen Jungen, welche sofort sehr rasch umher- _ schwimmen können, haben ausser den Wimpern am Kopf auch das Schwanzende mit einem Büschel von Cilien besetzt, dann zwei rothe ‚ Augenpunkte, die mir einen obpbr eviondeR Körper einzu- schliessen scheinen; endlich, wo Rumpf und Schwanz an einander | stossen, ist noch ein 0,004” grosser Fleck, bei auffallendem Licht weiss und schwarz bei durakigelienders}> bestehend aus einem Ballen zusam- F mengebackener anorganischer Körnchen — Harnsecret. Am erwachsenen Thier können die «Augenflecke» auch noch zum Theil erkannt werden. Sie erscheinen dann aber schwärzlich, wie verkümmert, und sind hier sicher ohne lichtbreehende Substanz. Die starken Längsmuskeln des Körpers offenbaren, wenn sie reissen, sehr deutlich eine Zusammensetzung aus einer zarten, glasreinen Hülle und einer homogenen, etwas gelblich angeflogenen Inhaltsmasse. Noch möchte ich im Hinblick ‚auf die so regelmässig gestellten runden Körner, aus denen das Gehäuse gebaut ist, bemerken, dass ich die Ansicht Ehrenberg’s, wornach dieselben ein eigener, aus der hintern Darmmündung ausgeschiedener und mit Excrementen gemisch- ter Stoff wären, der iin Wasser erhärtet, nicht theilen kann. Die Körner zeigen sich auf den ersten Blick als selbstständige, braune, runde zellenähnliche Gebilde, die im Innern einen hellen, kernähnlichen ‚Fleck sehr bestimmt erkennen lassen. Auch Perty nennt sie ohne wei- teres «Kernzellen». Nach ihrer Form und Grösse, sowie ihrem Ver- Zeitschr, f. wissensch, Zoologle. VI. Bd, 2 I f 18 “halten gegen Alkalien — Kalilauge greift sie nicht an — halte ich sie für abgestorbene Sporen einzelliger Pflanzen, die im lebenden Zustande grün sind und sich im Tode gelbbraun entfärben. Da ich aber nie dergleichen unverletzt im Dickdarme des Thieres getroffen, sondern dieser immer nur fein zertheilte Elemente enthält, so können sie auch nicht aus der Kloake gekommen sein, sondern man muss annehmen, dass Melicerta das Material zu dem Gehäuse ebenso von seiner Um- gebung nimmt, wie die Phryganeenlarven ihr Futteral aus fremden Körpern aufbauen. Rotifer. Körper spindelförmig; der mit Hörnchen versehene Fuss kann fernrohrartig aus- und eingestülpt werden. Zwei Stirnaugen. Rotifer vulgaris, gemein. Bei passender Lage des Thieres und scharfem Zusehen wird mit aller Bestimmtheit ein lichtbrechender Kör- per in den Augenflecken wahrgenommen. Die «Respirationsröhre » hat am Ende einen Büschel. feiner Borsten, die eingezogen werden können. Nach Zhrenberg sollen sie nicht vorhanden sein. Rotifer eitrinus. Ist eigentlich schmutziggelb und von dunkle- rem Colorit, als auf der Ehrenberg’schen Zeichnung. Die Bewegungen sehr träge. Die Cuticula, der gern allerlei fremdes Zeug anhängt, bil- det. starke Längsfalten. Die Augenflecke haben einen lichtbrechenden Körper. Rotifer macrurus. Auf döh langen Magen folgt ein kurzer Darın. Vom Respirationssystem sehe ich rechts und links einen leicht gewun- denen Kanal, aber ohne «Zitterorgane». — Die Augen waren entweder zwei halbkugelige, vorn stark ausgeschnittene und mit lichtbrechendem Körper versehene rothe Flecken, oder sie verlängerten sich fadenartig nach hinten, wobei selbst eine Trennung in miehre linear hinter ein- ander liegende Punkte stattfinden konnte. Solche Formen schienen mir ohne lichtbrechende Körper zu sein. — Im Fusse bemerkte man leicht die keulenförmigen Organe, die gewiss keine Muskeln sind, denn letz- tere liegen sehr bestimmt daneben. - (Philodina erythrophthalma aus dem Dachrinnensande und Philodina megalotrocha habe ich öfter unter den Augen gehabt, bin aber der Untersuchung von beiden nicht weiter obgelegen.) Scaridium. Körper eylindrisch, mit sehr langem, Wut En Springfuss. ‚Ein Nackenauge. | r BEER 19 Searidium longicaudum ist bei Würzburg gewöhnlich. Besonderer - Aufmerksamkeit ist das Thier werth im Anbetracht der äussern und innern Beschaffenheit seines Fusses. Derselbe ist gegliedert und die starke Muskulatur in ihm zeigt sich in ganz gleicher Art querge- streift, wie die Muskeln der Arthropoden. Die Bewegungen geschehen aber auch plötzlich, hüpfend öder springend, Magen und Darm flimmern, die contractile Respirationsblase macht - sich schnell bemerklich, dagegen vermisse ich Zitterorgane. Das reife Ei (Winterei?) hat eine Eigenthümlichkeit an seiner - Schale, die aber erst im Momente des Abganges aus dem Leibe sicht- bar wird. In dem Augenblick nämlich, wo das ovale Ei aus der | ioakenonung, welche sich oberhalb der Fussbasis befindet, hervor- kommt, entfaltet die Schale einen Haarbesatz, dessen einzelne Fäden zwar nicht sehr dicht stehen, aber 0,007— 0,040” lang sind (Taf..I, Fig. Al). Dinocharis. ‘Der dormenlose Körper eylindrisch mit scharfem Sei- _ tenrand. Fuss lang, gegliedert und mit. Stacheln versehen. Ein Nackenauge. Dinocharis Pocillum hier häufig. Die feingranulirte Cutieula bildet eine sehr feste Körperhülle, einen Panzer, der selbst von 1 aillänge nicht im Bee angegriffen wird. Monocerca. -- Körper eylindrisch, Fuss kurz, aber ausser mehren kleinen Spitzen in einen sehr langen Endgriffel auslaufend. Ein Augenfleck. Monocerca rattus nicht selten. Ich sah ein Individuum, das zwei Eier ankleben hatte. ’ Monocerca bicornis. Die hier vorkommende Art ist wohl die won Schrank beschriebene Vaginaria longiseta, denn ich finde, dass die zwei gekrümmten Spitzen, in welche der Panzer vorn ausgeht, ‚viel länger sind, als auf der von Ehrenberg gezeichneten Figur A. Das farblose Thier lässt ausser dem Nahrungskanal ‘auch eine contractile Blase und mehre «Zitterorgane» in seinem: Innern erkennen. Mastigocerca. 0 Panzer eylindrisch mit einem starken Rückenkamm. Der Fuss mit einem einzigen langen Griffel geendigt. Ein Nackenauge. 2% 20 Mastigocerca‘ carinata habe ‘ich nur "in wenigen 05 aus einem Bassin des hiesigen Hofgartens beobachtet, namdatsı Dujardin; :dem Perty: beistimmt; erklärt, dass Mastigoceros ‚und Bone Eins“seien. ‘Da es: mir unmöglich war, beide: Formen an- haltend- genug‘mit‘einander: zu vergleichen, so habe‘ ich mich noch'an die era wie'sie Ehrenberg begründet, gehalten. | e Rattulus, lunaris. Furcularia gibba. Beide Arten:sind zwar hier häufig, doch»habe ich sie BR weiter hinsichtlich bie Rn MER: - > ü 2 . 5 ) win ner Ka ae ee üb Von dieser grossen, langsam‘ schwimmenden Art ‘habe ich>die Form myrmeleo' &, multiceps Ehrb. in ziemlicher‘ Menge 'aus einem kleinen’ Weiher gefischt.' "Sie ist‘« corpore campanulato mägno», aber als irrthümlich muss es bezeichnet werden, wenn Ehrenberg den kur- zen Fuss lateral nennt. '“Er‘geht von der Bauchfläche ‘ab, wie überall, liegt freilich das Thier auf der Seite, so ‘muss er im Profil-seitlich’ an- gefügt erscheinen. * Denselben "Fehler hat übrigens‘ schon aeg 'be- gangen (Fauna boica III, 2. p. 1439). Das Räderorgan hat Ehrenberg fälschlich 'als aus sieben‘ Er dern Wirbelapparaten "bestehend: ‘beschrieben ünd ‘abgebildet. ‘Aller- dings ist es’ nicht so leicht, die wahre Form desselben “wegzusehen; die‘ fortwäbrende’ Beweglichkeit des Thieres, das Ein-und-Ausziehen erschweren solches'gar“sehr; und nach irgend einem Zusatz, der das Thier beruhigen söllte, ‘wie“etwa Chloroform, wird es’ gar nicht mehr ausgestülpt. Am ehesten "kommt man noch zum Zweck, wenn‘das Thier in die Lage‘ gebracht wird, dass es sich frei tummeln kann und man dabei geringe Vergrösserung (Linse 3, 4, Plösl) anwendet. ‘Unter diesen Umständen "lässt sich'sehen, dass das Räderorgan den conti- nuirlichen vordern Rand des glockenförmigen Körpers bildet, oben und seitlich leicht, an der Bauchfläche nach der Mundöffnung hin’tief ein- gebuchtet ist und rings’ herum lange (0,024), aber zarte Cilien trägt (Taf. IV, Fig. 37). Auf der’ freien Fläche erheben’ sich symmetrisch vier Höcker, von denen -die ‘grösseren lange griffelfürmige Wimper- büschel halten, die kleineren aber mit zarten, unbeweglichen Borsten besetzt sind. Der Saum des Flimmerorgans hat eine verwaschen rothgelbe Farbe. ö Die Cuticula ist weich, ‘dünn, lässt 'sich -daher bei der Wirkung der zahlreichen ‘Muskeln’ sehr Yaltig: machen und zeigt sich von: Kali- lauge ziemlich ängegriffen; sie wird‘ darin üm vieles heller. ‘Unter ihr u 21 — liegt eine ebenso dünne homogene Schicht, in der. Häufeben von-Mole- Ellarkörmern unterschieden: werden:- “ Ber-Schlundkepf (Fig: 36 e) ist:sehr gross ur von: aulfallender ar doch muss ich-bekennen;, ‚dass mir die Einzelheiten desselben „nicht alle klar geworden sind.» ‚Er«bildet: nach «oben eine ‚eigenthüum- liche kapselartige'Erweiterungund es'scheinen: in- seiner Wand mehre gewundene Schläuche eich hinzuziehen, die vielleicht den von dem Schlundkopf der verschiedensten Räderthiere angemerkten blasigen Ge- bilden von röthlicher oder schwärzlicher Farbe entsprechen. Die grossen Kiefer sind zangenförmig, «gleicheinem Tastereirkel ». ..: 3 Der Schlund (Fig. 36 f) ist lang, zarthäutig und Jängsgefaltet. Er - geht über in einen kugelförmigen Magen. An der Grenzstelle mündet jederseits ein Paar «pankreatischer Drüsen» ein; genau genommen ist _ es immer nur eine Drüse, die aber tief semmelförmig eingeschnitten _ erscheint. -Die eine- und zwar immer die grössere ‚Hälfte-ist hell und hat-in einer feinmoleculären. Masse klare Kerne. mit Nucleolis, die andere kleinere Abtheilung bietet nur einen aus entwickelteren Molecülen (wie Secret) bestehenden Inhalt dar. > =Der-Magen (Fig.36 9): ist, wie aan, rund ‚und selbbraun, Er- hat in seiner Wand. sehr. grosse Zellen, deren- gefärbter Inhalt aus { grösseren.und kleineren Fetttropfen.besteht.: Die innere -freie-Seite dieser Zellen trägt Wimperhaare. ' Auf den Magen folgt nach een «ein plötzlich anna wer- dender, langer, immer leerer Dickdarm ». : Trotz- dieser Angabe und obwohl Zhrenberg auf der Fig. A, Tab. XLIX, einen solcben-Darm auch wirklich zeichnet, kann ich mit aller Bestimmtheit behaupten, dass der gelbbraune kugelige Magen blind: geschlossen ist und keine Spur eines Dickdarmes existirt. - Es fiel- mir nämlich zuerst auf, dass, während Schlund und Magen. so überaus deutlich ‚sind, sich der Darm, der doch. bei andern Rotatorien ebenfalls sehr _ klar in seinen Umrissen erscheint, hier fortwährend so.hartnäckig sich dem Blick entzog. Dann gab zu weiteren-Bedenken Anlass, dass die - Hautskelete der Lyncei, ‘von ‚welch. letzterm ‚Entomostraken das Thier hauptsächlich lebt und die-sich im Magen von:jedem, Exemplar selbst bis zu 4 finden und durch die; Flimmerung. gewöhnlich. im -Kreise sich herumdrehen ‚constant. durch. den, Mund: ausgebrochen: wurden. Um dem dadurch. aufgestiegenen, Zweifel über das. Vorhandensein Fi Darmes zu begegnen, habe-ich bezüglich dieses Punktes specielle ien angestellt und das Resultat ist das vorhin angegebene: es fehlt ein Darm, der Nahrungskanal besteht blos aus Schlundkopf, Jangem Schlund und blind geschlossenem Magen. Durchsucht man mit aller Aufmerksamkeit an dem unbehelligten Thier die Stelle,- wo Ehrenberg ‚den Darm einzeichnet, so kann nimmermehr, und mag sich auch der 22 Magen noch so weit nach vorn zurückziehen, irgend eine Andeutung von einem Darme wahrgenommen werden. Legt man ein dlinnes Deck- glas auf, so quillt der Mageninhalt immer nur durch den Oesophagus und Mund aus; tödtet man das unverletzte Thier mit etwas in ge- ringster Gabe dem Wasser zugemischten Weingeist und legt dann ein äusserst zartes Deckglas auf, so stülpt sich aus dem vordern Körper- ende der ganze Tractus heraus und man übersieht wieder, wie der Magen zweifellos eine bis auf die Schlundöffnung vollständig geschlos- sene kugelige Blase vorstellt. Auch mit der Beschreibung, welche Ehrenberg vom Respira- tionssystem gibt, kann ich, abgesehen von der Deutung — dieser Forscher sieht darin den männlichen Geschlechtsapparat — nicht ganz übereinstimmen. Die contractile Blase (Fig. 36 h), die vollständig aus- gedehnt den Magenumfang übertrifft, was besonders dann geschieht, wenn Wassermangel auf dem Gläschen eintritt, sich aber auch zu einem kleinen Knäuel zusammenziehen kann, mündet über der Schwanzbasis zusammen mit dem Eiergang aus. Von ihr geht paarig ein Kanal weg, der mit körnig-zelliger Umhüllung (Fig. 36) sich vielfach sehlängelnd durch die Leibeshöhle heraufsteigt und durchschnittlich 0,006“ Breite hat. Diese Kanäle (die «Samendrüsen» Ehr.) sind ohne «Zitterorgane», aber zugleich mit ihnen ist aus der contractilen Blase jederseits ein schmälerer (0,003” messender) Kanal entsprungen (Fig. 36%), der keine körnig-zellige Umhüllung hat, ebenfalls nach vorwärts geht und un- gefähr in der Nähe des Schlundkopfes in die ersteren Kanäle sich ein- senkt. Er ist es, der mit sehr dicht stehenden — ich zähle gegen 50 — Zitterorganen versehen sich zeigt. Letztere erscheinen als kurze Zweig- röhrchen, die innen flimmern. Das Muskelsystem ist sehr entwickelt. Man unterscheidet zwei starke Längenmuskeln (Fig. 36c'), von denen der eine der Rücken-, der andere der Bauchseite angehört. Sie bestehen aus ungefähr vier Bündeln und jeder misst 0,0520” in der Breite. Nach vorn verlieren sie sich in das Räderorgan, nach hinten suchen sie ihren Ansatzpunkt an der Cuticula in der Gegend des Magens. Im Räderorgan selber existirt eine complicirte Muskulatur, aber bei der immerwährenden Beweglichkeit des Thieres war es mir unmöglich, die einzelnen Faser- züge aus einander zu halten. Hinter dem Räderorgan treten Ring- muskeln auf (Fig. 36 c?), deren einzelne Reife hier so nahe sich folgen, dass ein wahrer Muskelkragen gebildet wird. Weiter nach hinten sind die Ringmuskeln nicht unbeträchtlich aus einander gerückt. Ehrenberg hat ierthümlich die Ringmuskeln für Quergelässe genommen. Auch beobachtet man noch da und dort Verbindungsstränge zwischen longi- tudinalen und circulären Muskeln, und endlich verästelte Muskeln, die zwischen der Haut und den Eingeweiden angebracht sind (Fig. 36 c?) 23 und unter der Form von geschwänzten und sternförmigen Zellen mit wiederum getheilten Ausläufern auftreten. Was den histologischen Charakter anlangt, so sind alle Muskein glatte, meist plattgedrückte Cylinder; in den stärkeren kann man noch bei gehö- riger Vergrösserung eine Diflerenzirung in helle Rinden- und feinkörnige Marksubstanz wegsehen, die dünnen aber sind rein homogene Fäden. Vom Nervensystem erkannte Ehrenberg richtig «das grosse, zwischen den Wirbelmuskeln der Stirn gelegene Hirnmark mit seinem rothen Auge am Ende». Dasselbe (Fig. 36 a) ist ungefähr 0,024" gross und besteht aus rundlichen Zellen, von denen aber ein Theil sich fadenartig auszieht, um auf solche Weise mehre Nerven vom Gehirn abgehen zu lassen. Ich vermochte nur zwei Nervenstränge mit gehö- riger Klarheit zu unterscheiden, sie strebten nach der Rückenfläche, um dort an zwei Gruben der Cuticula, aus denen ein Büschel zarter Borsten hervorstand («Respirationsöffnung am Rücken » Ehr.), zu enden (Fig. 36 5). Die Nervenstränge sind zusammen 0,007” breit, der Inhalt blass moleculär, streifig mit einzelnen eingestreuten hellen Bläschen. Ausserdem glaube ich aber auch Nerven gesehen zu haben, die von dem Gehirn zu den auf dem Räderorgan befindlichen und mit Borsten- bündeln versehenen Höckern sich begaben. Der pigmentirte Fleck am Gehirn (das «Auge» Ehr.) ist gewöhn- lieh dunkelroth bis ins Schwarze. Betrachtet man dieses Gebilde bei auffallendem Licht, so kommt es vor, dass der rothe Punkt auf einer kreideweissen Unterlage ruht (Fig. 38), oder es können selbst neben dem rothen noch ein oder mehre weisse Klümpcehen vorhanden sein, so dass mit durchfallendem Licht, wo auch der rothe Fleck fast schwarz sich ausnimmt, mehre Augenpunkte angenommen werden könnten. Ehrenberg, scheint bereits eine ähnliche Vereinigung von weisser und rother Substanz am Augenfleck gesehen zu haben, ob- wohl im Texte darüber nichts bemerkt ist; ich finde es wenigstens auffallend, dass auf seiner Tafel XLIX das Auge aller dort dargestell- ten Notommatenarten nicht ganz roth colorirt ist, sondern überall noch - im Centrum ein weisser Fleck, offenbar mit Absicht, freigelassen wird. In den Thieren, die mir vorgelegen, herrschte, wie erwähnt, gerade das umgekehrte Verhältniss. Die Mitte war immer roth und die Pe- _ ripherie weiss! ‚ Der Eierstock besteht aus zwei platten Hörnern, die nach unten | sich vereinigen; er hat demnach eine Hufeisenform und seine Hörner _ umfassen gewöhnlich den Magen, Die Wand des Ovariums ist (wie ieh nach Zusatz von Alkohol bemerkte) contractil und mündet als Ei- leiter zusammen mit der Respirationsblase über der Schwanzbasis aus. Die vielen Keimflecke — ich zähle gegen 100 — zeigen sich nicht rein homogen, sondern fein granulirt, _ > 24 .» Von reifen Eiern habe ich .nur solche mit starker borstiger Schale (Wintereier) gesehen (Taf. IV, Fig. 39). Sie sind kugelrund und, was besonders angeführt werden muss, die dunkelkörnige Doltermasse hat eine hellere Rindenschicht, iu der klare Bläschen eingebettet sind. Die Bildung eines solchen Eies scheint übrigens ziemlich rasch abzulaufen. An einem isolirten Individuum beobachtete ich, wie es um 42 Uhr ein borstiges Ei, welches das einzige im Eileiter war, legte, und als ich um 3 Uhr desselben Tages das Thier von neuem untersuchte, war schon wieder ein derartiges Ei fertig im Leibe. Die weiteren Entwickelungsvorgänge habe ich nicht verfolgt und nur bezüglich ganz junger Thiere ist mir die Notiz geblieben, dass ihr Magen noch hell, nicht gefärbt ist und ebenso wenig der Rand des Räderorgans einen gelben Saum besitzt. Noch ein Wort verdient das Bindegewebe in der Leibeshöhle (Taf. IV, Fig. 36 d). Beim ersten Anblick glaubt man zahlreiche helle Ringe in der Leibeshöhle flottiren zu sehen, fasst man aber die Sache gehörig ins Auge, so wird klar, dass von den 0,004 — 0,0420” grossen Blasen verästelte Fäden von äusserster Feinheit abgehen, die, netz- förmig unter einander verbunden, sich einerseits an die Eingeweide und andererseits an das Hautskelet festsetzen und als Bindesubstanz die Lage der Theile sichern. In dem kurzen Schwanze fehlen auch nicht die körnigen, keu- lenförmigen Organe, die Ehrenberg in der Tafelerklärung «Fuss- muskeln» heisst. x Notommata Sieboldii. Spec. nov. Ueber diese Art, welche ich nach Herrn von Siebold in München zu benennen mir die Freiheit nehme, habe ich am ausführlichsten zu berichten, da mir davon sowohl das Weibchen als auch das Männchen wit aller "Sicherheit bekannt geworden sind und die Durchsichtigkeit nicht minder wie die Grösse des Thieres gar Manches weiter verfol- gen liess, als solches anderwärts möglich war. Es ist dieselbe Species, von der ich bereits in den Verhandlungen der physikalisch- mediei- nischen Gesellschaft zu Würzburg 1853 eine kurze Mittheilung gemacht - habe; ich sammelte das Rotatorium in grössier Menge aus einem schmutzigen Graben an der Strasse nach Zell im Monat August, wo es in Schwärmen das Wasser erfüllte. Es ist ferner das grösste mir bekannte Räderthier, indem ich zahlreiche Exemplare fand, die etwas über eine Linie massen. In der Gestalt und im Bau herrscht nahezu die grösste Uebereinstimmung mit der von Dalrymple so sorgfältig ge- schilderten Notommata anglica, ja ich würde beide Formen für Eins halten, wenn nicht die Männchen eine so verschiedene äussere Gestalt 25 darböten. Ich handle zuerst vom weiblichen und dann vom männ- lichen Thiere. ‚Das Weibchen. Betrachtet man das glockenartig gestaltete, helle Geschöpf, das langsam daher schwimmt und dabei gern Kreise beschreibt, auf schwarzem Grund mit freiem Auge, so haben die Wimperorgane und die Eingeweide ausser dem Magen einen weissbläulichen Schimmer, letzteres Organ aber erscheint wie ein ockergelber Kern. Was die Form des nach hinten abgerundeten Körpers näher angeht (Taf. I, Fig. 45 u. 46), so mangelt jede Spur eines Fusses; das Vorderende verbreitert sich zum Räderorgan und ist in seinen wahren Umrissen nur dann festzuhalten, wenn das Thier ruhig einherschwimmt; sobald es sich auf eine Seite legt, werden die Conturen durch das Vordrängen blasig-buchtiger Stellen sehr unklar. Unter Anwendung passender Beleuchtung lässt sich selbst mit freiem Auge, bequemer mit der Lupe wahrnehmen, dass das Räderorgan an der Bauchseite nach der Mundöffnung hin tief eingeschnitten ist, ausserdem etwas wellig gebogen, übrigens aber ganzrandig gebildet ist. Die Cilien sind lang, fein und umgeben continuirlich den Rand des Räderorgans bis — wie es scheint — auf eine kleine Partie, die an der Dorsalseite gerade gegenüber der Mundeinkerbung sich befindet. ‘ Auf der freien Fläche des Räderorgans (vergl. Taf. II, Fig. 47) beobachtet man ferner und zwar mehr nach dem Munde zu zwei grös- sere Höcker, die mit vier vorzüglich langen Wimperbüscheln besetzt sind, weiter nach aussen zwei kleinere, gleichfalls mit Wimperbüscheln _ versehen, endlich zwischen je einem grössern und einem kleinern Hügel noch jederseits eine Grube, aus der Bündel von feinen, 0,007" langen, unbeweglichen Borsten hervorragen. Unter den Wimpern kommt, wie bei allen Rotatorien, eine kör- nige Unterlage vor (Fig. 475), in der grosse, schöne Nuclei mit Nu- cleolis eingebeitet sich zeigen. In die Körnerschicht verlieren sich Muskelansätze (Fig. 47 c) und sie stellt nur eine besondere Entwicke- des granulären Stratums dar, welches sich unter der Cuticula allenthalben befindet und von Stelle zu Stelle dieselben wasserklaren eingeschlossen enthält. Die Mundöffnung führt in einen ‘geräumigen, eckigen, gebuchteten hlundkopf, bezüglich dessen Structur ich ermittelt habe, dass er ‚aus feingekörnelter Chitinmasse bestehendes Gestell, gleich einem bsmagen besitzt, unter welchem Zellen und zwar an einzelnen Par- sehr grosse und schöne liegen, sowie eine ausgesprochene Mus- tur. Von den Kiefern habe ich Taf. II, Fig. 19 eine getreue Ab- gegeben: jeder stellt einen zweispilzig endenden Haken dar, 26 an der Innenseite mit einem Dornfortsatz und ausserdem mit Leisten versehen, an welch letztere sich vorzüglich die starken Muskeln zum Oeffnen und Schliessen der Kieferzangen ansetzen. Unter günstigen Umständen, z. B. wenn ein Deckglas so aufgelegt wurde, dass da- zwischen befindliche Körper, etwa einige Schalenkrebschen, den Druck sehr mässigen, erscheinen die Muskeln der Kieferzangen so schön quer- gestreift, als die Muskeln irgend eines Arthropoden (Fig. 19). Neben den eigentlichen Kieferzangen erkennt man noch ein zweites Kieferpaar von ähnlichen Umrissen, nur merklich schwächer conturirt und von gewissermassen jüngerm Aussehen (Reservekiefern?). ; Der lange Schlund (Taf. II, Fig. 15a) ist einer bedeutenden Aus- dehnung fähig beim Durchgang der verschluckten Beute, aber gewöhn- lich ist er contrahirt und in zahlreicbe Längsfalten gelegt. Das untere Ende wird von einer besonders starken Längsmuskulatur besetzt (Fig. 45.@!), die nach vorn. mit, scharfer, gezackter Grenze aufhört. | Am Uebergang des Schlundes zum Magen liegen die «pankrea- tischen Drüsen» (Fig. Aöc). Sie sind von kugeliger Gestalt, .ibr Contentum besteht aus blasser Molecularmasse uad hellen Kernen mit Kernkörperchen. Mitunter ist an der Einmündungsstelle in den Magen das körnige Secret angehäuft. Der Magen (Fig. 155) hat eine runde. Form und gelbhraune Farbe. Er besitzt nur eine Oeffnung gegen den Schlund hin, sonst: ist er. voll- kommen geschlossen, denn ein Darm fehlt hier so gut wie bei Notommata myrmeleo, ‚Man kann sich. von diesem Mangel mit einer Sicherheit überzeugen, die nichts zu wünschen übrig lässt.. In die Zusammensetzung der Magenwand gehen die bekannten grossen Zellen ein, welche neben einem hellen Kern einen braunkörnigen In- halt, ‘dem auch Fett beigemischt sein kann, darbieten. . Die Zellen tragen an der Seite, welche dem Lumen des Magens zugekehrt ist, Flimmerhärchen. Als verschluckte Nahrung sah ich gewöhnlich Entomostraken, Cy- pris, Cyclops, daun auch besonders häufig die Eier von Brachionus rubens, mit dem unsere Notommata zusammenlebte, und selbst die eigene Art wird: nicht geschont; ich habe mehrmals beobachtet, wie ein stärkeres Thier ein schwächeres hineinwürgte. Was das Respirationssystem anlangt,; so gewahrt man un- schwer die grosse contractile Blase (Fig. 15 f), die an der Bauchseite liegt und zusammen mit dem Geschlechtsapparat ausmündet. Sie hat ein deutliches Netz feiner Muskeln. . Aus ihr nebmen auf beiden Seiten zwei Kanäle den Ursprung, die von etwas verschiedener Beschaffenheit sind; ‚der :eine (Fig. 15.9) ist breiter und hat eine körnig-zellige Un- hüllung; durch mehrmaliges sich Theilen, wobei die Aeste wieder zu- rücklaufen, bildet er einige Schlingen. Der andere feinere (Fig. 45 h) 27 aus der Blase entsprungene Kanal mündet an zwei Stellen, von denen die eine zunächst der Blase, die andere weit nach vorn in der Gegend des Schlundkopfes sich befindet, in den dickern Kanal ein. Der dün- nere schickt eine Menge (es mögen gegen 50 sein) gleichlange Aus- läufer ab, die frei in die Leibeshöhle sich öffnen und im Innern sowohl wie an der Ausmündung mit zarten Cilien besetzt sind. Betrachtet man ein solches «Zitterorgan» bei starker Vergrösserung, so wird klar, dass jedes ein eylindrisches, gleichmässig weites Rohr vorstellt, vorn quer abgeschnitten. Die hier befindliche Oeffnung, sowie die einzelnen Flimmerhärchen lassen sich aufs beste unterscheiden (vergl. Taf. II, Fig. 26). Das Muskelsystem besteht aus zwei starken Längenmuskeln — den Zusammenschnellern des Körpers —, von denen der eine an der Bauchseite, der andere an der Rückseite liegt. Der ganze Muskel ist ungefähr 0,0460’ breit und zusammengesetzt aus 0,004” dicken 'Cy- lindern. Bei nicht ganz zureichender Vergrösserung und nicht beson- derer Aufmerksamkeit können diese Muskelcylinder als ganz homogene - Streifen erscheinen; schärferes Zusehen aber weist nach, dass die Cy- linder in helle Rinden- und feinkörnige Marksubstanz differenzirt sind (Taf. Il, Fig. 18). Eine eigenthümliche Erscheinung ist es, dass Thiere, die etwa einen Tag lang in reinem Wasser gehalten wurden, wo sie fasten mussten, die Scheidung der Muskeleylinder in Rinde und Inhalt um vieles merklicher zeigen, als ganz frisch eingefangene Exemplare. Die Ringmuskeln des Körpers sieht man dann besonders gut, wenn das Thier einen leeren Magen hat, nicht trächtig ist, überhaupt geringe Genitalentwickelung besitzt. Ausserdem gibt es Muskeln, meist verästelt, die sich an die Eingeweide festsetzen, um sie hin und her zu bewegen. Noch möchte ich mit Bezug auf die Erscheinungen bei der Muskel- thätigkeit anführen, dass, wenn bei einem grossen Individuum ein Deckglas aufliegt, bei der Contraclion der Muskeln eine verdickte Stelle 'wellenartig längs des Muskels weggeht. Nom Nervensystem habe ich mit grosser Klarheit folgende _ Theile wahrgenommen. Ein Gehirn, das quer über dem Schlundkopf liegt (Taf. II, Fig. 46a, Fig. 17d). Um dasselbe in seinen Umrissen ‚bequem überblicken zu können, muss das Thier die Rückenseite dem ‚Beobachter zukehren; es hat 0,04” im längsten Durchmesser und be- ‚steht aus kleinzelligen Elementen. Hinten und oben, gerade in der ianlinie ruht auf ihm der fast immer runde Augenfleck, dessen Farbe ' Dunkelrothen bis ins Schwarze geht. Die Zellen des Gehirns en an mehren Punkten der Peripherie eine spindelförmige Gestalt nd bilden auf diese Weise durch Auswachsen zur Faser die vom ehirn abtretenden Nervenstränge. Vom vordern und seitlichen Rande weigt sich symmetrisch ein Nerv ab, der die Gruben mit den Borsten- 28 büscheln ‘an der freien Fläche des Räderorgans 'aufsucht; ‘um dort, nachdem: er zuvor ganglienarlig angeschwollen ist,-zu enden, Vom seitlichen und mehr hintern Rande des Gehirns entspringt ein‘Nerv, 'der'sich"bald-‘in einige’ Aeste: theilt, wovon'sich' der eine indie” kleineren "auf ‘der freien Fläche des Räderorgans sich erheben: den‘Höcker mit den langen Wimperbüscheln verliert, der EUER wie mir schien, in den Wimpersaum des Kopfendes. Aus’ dem 'Hinterrände des Gehirns kommt ein Nervanpadns kein das: bald 'divergirend nach dem Rücken des Thieres verläuft gegen die zwei Grüben der Cutieula mit ihren Borstenbüscheln,; um hier zu’enden: Zuvor bilden sie noch in gleicher Weise, wie die zu den Stirngruben gehörigen 'Nerven, Anschwellungen,, innerhalb deren helle Nuelei ‚iegen (vergl: Fig. 16 u. 97). »Ein Bauchmark: ist,- wie ieh mit Bestimmtheit' versichern: kann; alıch” nicht ‘in der‘ geringsten Spur" vorhanden. Dagegen gläube: ich, dass, wenn man längere Zeit speciell die Aufmerksamkeit dem Nerven- system zuwenden würde, noch andere feine vom Gehirn er Nervenfäden nachweisbar sein werden. Ich kömme' zu den. Fortpflanzungsorganen. Der- Bierstook (Fig. 15d) ist von hufeisenförmiger Gestalt, die ‘Schenkel schmal und bandartlig. "Die Keimflecke haben "bier das Eigenthumliche, dass’ sie nicht rein homogene; gleichmässige Körper vorstellen, sondern) sie er- scheinen als Haufen von kleinen, hellen Kügelchen; hingegen hat’ sich im ganz’ reifen Eierstocksei ‘der körnige Keimfleck sammt dazu‘ gehö- rigem hellem Hof dahin umgeändert, dass ein einziger homogener Körper daraus geworden ist (ein Keimbläschen ohne Keimfleck). In Fig. 45 ist fälschlich das reife Ei noch mit körnigem Keimfleck gezeichnet; es sollte sein 'wie auf Fig. 46. Die Dottersubstanz ist feinkörnig, die Eier mit dünner Schale entwickeln sich vollständig — das Thier ist vivipar — im Uterus, der sich als geräumiger Sack und unmittelbare Fortsetzung der Eierstockshaut nach derselben Oetfnung'hinzieht, wo auch. die Re- spirationsblase ausmündet. "Man bemerkt ‚an der innern Seite‘ des Uterus von Stelle 'zu°Stelle vorspringende Kerge und die kaehi desselben ist leicht zu beobachten. 30: Die'Furchung habe ich’ in ‚allen möglichen Stadien er sie geschieht auch hier dadurch, dass sich von’ der'Dotterkugel eine Por- tion um die andere ablöst, bis das Ei maulbeerförmig geworden ist; die Furchungskugeln theilen sich fort und das Resultat ist, dass zuletzt eine aus den schönsten klaren Zellen bestehende Masse den 'Eiraum erfüllt. ‘Die Kerne der Furchungskugeln sind sehr klar und’ es hat mir geschienen, als ob der homogene helle Kern’ des reifen Eies— das Keimbläschen — in einer genetischen’ Beziehung zu’den Kernen der Furchungskugeln stehe, d.h. durch unmit- 29 - telbare- Theilung ‘dieselben Jiefere. : Das Ei ist nämlich: heller. als. bei andern Rotatorien ‚und ich .sehe nicht, dass das ‚Keimbläschen je. ge- schwunden wäre, | “+ Bei manchen Individuen gewahrt man, dass erst nach der Furchung einzelne Fettpünktchen im Ei-.auftreten, bei-anderen, meist sehr grossen Exemplaren: ist schon das reife Eierstocksei durch Fettmolecüle.. dunkler. Die gefurchten Dotter wandeln sich zu:Embryen um und zwar entweder:zu einem weibliehen: oder zu‘ einem männlichen... Die Jungen werden im Mutterleibe vollständig fertig, ja „die weiblichen Früchte entwickeln- selbst wieder reife Eier; .die männlichen Spermatezoiden, und: in. der: äussern Gestalt gleichen sie ganz den.alten Thieren, es hat daher: nicht.die ‚mindeste Schwierigkeit beider: grossen Durchsichtig- keit der Mutterthiere, die männlichen und weiblichen Embryonen. von einander: wegzukennen. - Ganz besonders muss es aber..betont werden, dass-sich nie,weiblichesund; männliche Früchte zugleich im Uterus entwickeln,-sondern das trächtige.Thier ‚hat ent- weder nur Männchen oder-nur Weibchen in seinem Inaaan (vergl. Fig. 45 u. 46). 4.n.Wie! schon gesagt. wurde ,. hat, die raife ae Brut, ganz die Ge- stalt und..den Bau der .Alten.. Die weiblichen Embryen besitzen das- selbe Räderorgan,, Verdauungssystem -mit schon ‚gelbem Magen, Respi- rationsapparat,. Muskeln. und. Nerven, nur.ist -der Augenfleck. heller, öfters: violett, und in, der-Leibeshöhle circuliren kleine Körnchen, Meist, - dech- nicht: immer, waren die. reifen Früchte ‚im,.Utenus. so. gelagert, dass. .der-Kopf nach der. Kloakenöffuung ‚stand... Be = Ausser, den - dünnschaligen. Eiern, - die -sich. bereits im- Mottorleihe ER Embryonen ‘umformen ‚- bringt unsereNotommata - auch sogenannte SWintereier “hervor- (Fig. -20 -auf: Taf. II). “Diese sind, kugelrund, -ihr Er. hat »eine gelbröthliche,; bei auffallendem Licht: -röthlichweisse Farbe und unterscheidet sich ferner -durch zahlreiche in der Mitte 'an- ‚ehäufte Fetikugeln vom Dotter der ‘dünnschaligen Eier. . Die den Dotter nächst umschliessende Haut-ist von gewöhnlicher Beschaffenheit, dünn. md gleichmässig homogen, die äussere Schale aber zeigt sich -dick, eingekörnelt und in zahlreiche Wülste erhoben, die dem;Ei ein eigen- Ihümliches Aussehen‘ verleihen.- Kalilauge macht: sie-blasser sund ver- "eicht durch Ausdehnen zum Theil die Wülste. zieh ; - Soviel ich auch Thiere untersuchen mochte,-nie-habe ich ein "Weibchen getroffen, das Wintereier und: dünnschalige Eier. oder. deren bryen zugleich 'gehabt ‚hätte, immer beherbergten ‚sie. nur die ‚einen ‚die andern. Die höchste -Zahl -der Wintereier- betrug drei, ge- hnlich «wären «nur eins: oder-zwei verhanden.- Eine Beobachtung, die ich öfter wiederholt, mag: hier- auch: angereiht sein. Wenn ich die No- Dmmata einige Tage in reinem Wasser gefangen hielt, das keine Nah- 30 rung darbot, so schrumpfte der Eierstock ein, die Körnermasse (Dotter) schwand fast vollständig, die Keimflecke wurden zu einfachen Körpern und alle solche Individuen producirten nur Wintereier. Zwischen den Organen der Leibeshöhle und der Cutieula sind zahl- reiche. Fäden von Bindesubstanz ausgespannt, die von hellen runden Blasen ihren Ursprung nehmen. Letztere, bald grösser, bald. kleiner, einzeln oder zu mehren verbunden, scheinen als helle Ringe im Cavum der ‚Leibeshöhle frei zu eirculiren, bis durch nähere Erforschung. die richtige Erkenntniss gewonnen wird. Das Männchen. Unter den Schwärmen von Notommata Sieboldii, die ich einfing, fielen mir bald für das freie Auge einzelne Individuen auf, die be- trächtlich ‘heller und deshalb schwieriger wahrzunehmen, im. Ganzen auch kleiner waren. Als ich das erste Exemplar unter das Mikroskop gebracht hatte, sah ich mit Vergnügen, dass mir endlich einmal ein männliches Räderthier zur Beobachtung vorliege. “ ‚Sowohl das Aeussere als auch der innere Bau bieten manches Merkwürdige dar (vergl. Taf. II, Fig. 12 u. 43). Die äussere Gestalt anlangend, so differirt sie nicht wenig von der‘ des Weibehens: wäh- rend das letztere eine einfach glockenartige Form hat, so sind die Männchen kegelförmig verschmächtigt, die Basis des Kegels bildet das Räderorgan, die Spitze das hintere Körperende. Dazu kommen aber vier zipfelförmige Arme. Die vorderen sind kürzer und stehen am Halse (wenn man diese Bezeichnung gebrauchen darf), die binteren sind mehr als noch. einmal so gross und gehen von ‚der Mitte des Körpers ab. Das Thier schwimmt gern auf dem Rücken und hält dabei die Arme eingeklappt, ausserdem werden sie fortwährend aus- und eingeschleudert. Ueberhaupt sind die Bewegungen des Männchens um vieles lebhafter als die des Weibchens. Das Räderorgan oder das vordere bewimperte Körperende bietet eine ganz-ähnliche Form dar, wie am weiblichen Thiere, auch fehlen nicht die Gruben mit den unbeweglichen Borsten und die Höcker mit den langen Wimperbüscheln. Die Körnchenlage darunter, in. welche ebenfalls helle Kerne eingestreut sind, hat viele Fettpünktchen, ‚bei manchen Individuen über die ganze Körperfläche weg; sie umgeben dann gern kreisförmig die vereinzelt liegenden ‘klaren Nuclei der Hautschicht. } Vom Muskelsystem bemerkt man leicht ein paar starke Längen muskeln (Fig. 42 c!), dann zarte Ringmuskeln, ferner. zum Einziebe der Arme eigens bestimmte Quermuskeln, von denen jeder von ein verbreiterten, in der Basis der Arme liegenden ‚Stelle aus ‚sich ster) förmig ‘gegen die Peripherie der letztern in feine Ausläufer verästel sl (Fig. 12c?). Endlich Eingeweidemuskeln (Fig. 12c°), die zum männ- lichen Apparat gehen. F In histologischer Beziehung verhält sich die Muskulatur wie am Weibchen: die ganz feinen Muskelfädchen sind homogen, die stärkeren zeigen in den zusammensetzenden Cylindern eine Scheidung in homo- gene Rinde und körnigen mit einzelnen Kernen versehenen Inhalt, was besonders hervortritt, wenn die Thiere auf dem Glase anfangen abzu- matten. Die verbreiterte Stelle der den Armen angehörigen Muskeln weist einen schönen klaren Nucleus auf und hat überhaupt den Cha- rakter einer verästelten Zelle. Ausnehmend klar erkennt man das Nervensystem (Fig. 42a, b), welches dieselbe Anordnung hat, wie beim Weibchen. Das Gehirn ist ein einfacher Knoten und trägt hinten und oben den 0,004” grossen, gewöhnlich violetten Augenfleck. Vom Gebirn strahlen Fäden aus nach vorn zu den Gruben mit den Borsten, wobei sie gangliös anschwellen, andere vordere Zweige verlieren sich ins Räderorgan. Nach hinten gehen zwei Nerven ab, welche die längsten sind und divergirend nach den am Rücken über der Basis der hintern Arme liegenden und mit Borstenbüscheln besetzten Gruben ausstrahlen, wo sie enden, nachdem sie gleichfalls vorher durch Einschieben von klaren Nucleis sich ver- diekt hatten. Auch in der Beschaffenheit des Respirationssystems herrscht die grösste Uebereinstimmung mit dem weiblichen Thiere. In der Gegend . des hintern Körperendes sieht man die lebhaft contractile Blase (Fig. 43), ‚die gegen ihre Ausmündung hin sich etwas halsartig verschmälert. Die von der Blase in die Leibeshöhle aufsteigenden Röhren verhalten sich h Zabl, Bau und Flimmerorganen im Wesentlichen wie beim Weib- chen, iephaih ich mich darüber nieht weiter verbreiten, sondern nur auf Fig. 43 hinweisen will. = Dagegen verdient jetzt eine vorzügliche ‘Berücksichtigung "jenes Drgan, welches neben der Respirationsblase im Hinterleibsende sichtbar und den Hoden vorstellt (Fig. 12d, Fig. 43 d): Dieser Theil, welcher i scharfer Betrachtung des Thieres auf dunklem Grunde schon mit iem Auge als weisslicher Punkt deutlich erkannt werden kann, ver- it sich mikroskopisch folgendermassen : Der Hode ist eine unpaare birnförmige Blase von 0,072 —0,04"" m längsten Durchmesser; er geht aus in einen schmalen Gang, der rei am Hinterleibsende zugleich mit der Respirationsblase sich öffnet. öbnlich erscheint an dieser Stelle das Körperende etwas trichter- g eingezogen, daher es wie quer abgestutzt aussieht und die einigte Mündung der beiden genannten Organe liegt in der Spitze ’ trichterförmigen Einstülpung. Wie auf den ersten Blick gesehen wird, ist der Hode mit spe- | | 32 eifischen Elementartheilen, den Spermatozoiden, mehr oder weniger prall erfüllt und nach dem Ausführungsgang hin zeigt sich eine radiäre Zeichnung, die offenbar durch die Anordnung des Inhalts der Hodenblase veranlasst wird. Die Samenelemente, wenn sie sich nicht zu sehr drängen, bewegen! sich‘ schon im. Hoden. Hat man durch leichten Druck: den Hodeninhalt- isolirt vor sich, so überblickt man 4) runde 0,0024 — 0,003” grosse Bläschen, in denen bei starker Ver- grösserung deutlich zwei oder vielleicht mehr den Raum ganz erfül- lende wasserhelle Nuclei mit Nucleolis unterschieden werden (Fig. 14a); 2) etwas grössere zellenförmige Elemente, die radiär um ein Centrum gelagert und nach einer Seite ausgewachsen sind. Im abgerundeten Ende befindet sich immer ein heller Kern mit einem Kernkörperchen (Fig. 145); 3) längliche, meist sichelförmig gekrümmte Gebilde, die den vorhergehenden Kern im Innern haben, an dem einen Rande aber in eine deutlich undulirende Membran ausgehen. Sie bewegen sich und schwimmen, ‚wie tastend, umher, so dass sie dadurch nicht wenig an manche De enplen erinnern (Fig. A&c); 4) starre, scharf- conturirte Stäbchen von 0,008 — 0,010” Länge, die eine mittlere leichte Anschwellung haben (Fig. Ak d). Sie sind es, die dem Ausführungs- gang der Hodenblase zunächst liegen und die erwähnte radiäre Streifung hervorrufen. Ein Blick auf Fig. 14 reicht hin, um zu erkennen, dass die unter a, b, c gezeichneten Elementartheile als Entwickelungsformen zusam- mengehören, aber nicht klar ist es. mir geworden, ob die Stäbchen d, welche, weil in nächster Nähe des Ausführungsganges, als die reifsten Samenkörperchen angesprochen werden könnten, aus der Form c, her- vorgehen, oder ob sie eine zweite Art von Spermatozoiden vorstellen, wornach dann Notommata Sieboldii sich in dieser Hinsicht an Paludina vivipara anreihen würde, deren Same bekanntlich aus zweierlei Sper- matozoidenformen zusammengesetzt ist. “Ueber die Structur des Ductus excreterius ist ke beizu- bringen, dass derselbe im Innern flinmert und dass zweitens aussen herum in einen Stiel verlängerte Zellen sitzen — . einzellige Drüse die mit dem Eodenknsitknngegeng an demselben Orte auszumünd scheinen. Man kann sie accessorischen Geschlechtsdrüsen, etwa eine Prostata vergleichen. Bisher war vom Muskel-, Nerven-, Respirationssystem und Fort- pflanzungsapparat die Rede, nicht aber vom Nahrungskanal. Diese fehlt vollständig. Die männliche Notommata Sieboldii ha weder Schlundkopf, noch Kiefern, Schlund oder Magen. Im Leibe hinter dem grossen Armpaar beobachtet man einen unregelm sigen Haufen von Zellen und ich habe keinen Zweifel darüber, dass:di Masse ein Rudiment des Zellenmaterials ist, welches beim Embryo zu 33 Aufbau des Magens bestimmt wird, aber da einmal die Männchen ohne Nahrungskanal sein sollen, nicht zum Verbrauch kommt. ““ Die Bindesnhktadszchlen der Leibeshöhle verhalten ne so wie s.ähre Ausläufer ganz gleich‘denen «des Weibchen. ‘ Für die Leser, denen etwa in Anbetracht der vom Weibchen so neicitinden Beschaffenheit des männlichen Thieres Bedenken kom- men’ sollten, ob auch wirklich das von mir beschriebene Geschöpf als Männchen zu Notommata Sieboldii gehört, erlaube ‘ich mir in Ermne- rung zu bringen, dass unsere Notommata lebendig gebärend ist, und da die Früchte im Mutterleibe vollkommen die Gestalt der Er- wachsenen erreichen, die Männchen ‘im Uterus unverkennbar sind)(vergl. Fig. 16 5). "Noch "dazu trifft: man die mit männlichen Früchten trächtigen Weibchen ebenso häufig, wie solche mit: weib- lichen. Früchten. Ich batte Weibchen unter dem Mikroskop, die"im Uterus neben einem gefurchten Ei drei reife Männchen im Uterus bargen. Das Ei, welches zu einem Männchen sich umbildet, furcht sich in der: selben Weise, wie es oben ausgeführt wurde, 'und wenn der’ Embryo so ‚weit gediehen ist, dass er durch seine Gestalt sich als Männchen bekundet, "besteht ‘er, abgesehen von der homogenen Cutieula, aus schönen, klaren Zellen. Letztere differenziren sich in die Gewebe fort und an dem fertigen Fötus bemerkt man unter Anderm die Contraetionen der Respirationsblase, die Flimmerfakeln, den Augenfleck und sieht den Hoden prall mit sich bereits bewegenden Spermatozoi- den erfüllt. Gar nicht selten sind solche Embryonen unter meinen Augen aus dem: Uterus ausgetrieben worden. Notommatä centrura. Diese durch ihre Grösse dem freien Auge wohl: sichtbare Art stand _ mir ebenfalls.in Menge zu Gebote; die Bewegungen sind träge sowohl _ wenn. es kriecht, als auch im Schwiramen; was es gern in der RHEIN: ‚lage vollzieht. FB > Der Körper des Thieres ist gewöholich von einer ungefähr 0, 0160” dicken Gallerthüile: bedeckt (Taf. Ill, Fig. 21 a), die N wasser- ‚hell‘ sich zeigt oder kleine stihförmige Strichelchen besitzt; Ehrenberg hat bei Berlin in dem Gallertüberzug auch «gegliederte Hygrocrocis- ' Fäden» beobachtet, was mir nicht vorgekommen ist. Jüngeren Indivi- n.. mangelt in der Regel die Gallertdecke, auch erwachsene 'Thiere be ich mehrmals mit Bestimmmtheit ohne eine solche gesehen. Die homogene Cuticula, welche nicht ‘dick ‘ist und durch Kali- Auge zum. gänzlichen‘ Verschwinden “gebracht wird, bildet auf beiden en. etwas hinter der: Leibesmitte- einen kleinen -kegelförmigen Vor- prung; 'auf dem eine .beiläufig 0,0%” lange Borste sitzt (Fig. 24 b), Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. VI. Bd, 3 Roi welche, wie ‘bei scharfer Einstellung wahrgenommen wird, in vier Reiser ausläuft. An den Individaen, die Ahrenderg müssen die Borsten, nach der Abbildung I * auf Tab. LI: zu schliessen, um vieles stärker gewesen sein als an den meinigen, wo besonders die Zertheilung nur bei aller Aufmerksamkeit gesehen werden konnte. Um se mehr wundert es mich, dass Zhrenberg die besagten Gebilde für etwas ganz Anderes anzusehen geneigt ist. Er sagt darüber: «auf- fallend sind die jederseits am zweiten Quergefäss liegenden Stigmata oder markirte Stellen, an welche sich nach innen ein dreispal- tiger Faden anschliesst. Sind es zwei Ganglien, welche Nerven zum Eierstock und Darım schicken? Ich hielt es später eine Zeit lang für zurückgezogene Borsten, wie bei Copeus, aber habe auch diese An- sieht nicht bestätigen können.» Auf der Zeichnung, die Ehrenberg gibt, sind die Borsten nach der Rückenseite geschlagen, aber gewiss nicht ins Innere zurückgezogen, denn sie sind nicht 'einziehbar. Ich werde nachher mitzutheilen haben, dass sich die Borste zu Nerven- enden wohl ebenso verhält, wie die kleinen Borstenbüschel am Rücken und Kopf anderer Rotatorien. Die Cutienla bildet auch, was auf der Zeichnung Ehrenberg’s nicht angegeben ist, zwischen den zwei Schwanzspitzen einen kurzen un- paaren Fortsatz. Unterhalb des structurlosen Oberbäutchens liegt sehr deutlich eine weiche körnige Hautschicht /[Fig. 2! c), die ausser einzelnen hellen, 0,004” srossen Kernen zahlreiche grössere und kleinere Fetttröpfchen einschliesst. Am contrahirten. Körper hat sie eine Dicke von 0,004. Die Beschreibung, welche Ehrenderg vom «Wirbelorgan der Stirn» gibt, kann ich nicht ganz bestätigen: «Es sind fünf Wimper- parihien, deren zwei seitliche etwas ohrartig überragen.» Ich habe wich überreugt, dass das sogenannte Räderorgan der Notommata cen- trura eine etwas eigenthümliche Form hat: das vordere bewimperte Kopfende erscheint im Verbältniss zur Grösse des Thieres klein und von oben betrachtet rundlich, der Ventralrand aber verlängert sich zu emem bis 0,04” vorstreckbaren Halbkanal oder Rinne, zu einer Art Unterlippe (Fig. 21 d, Fig. 220), die ebenso stark wimpert als das übrige Kopfende. An der Basis der Rinde erblickt man den immer- während sich öffnenden und schliessenden Mund (Fig. 925), der in den Schlundkopf führt. Die Form der Kiefern in letzterem ist in Fig. 21 eingezeichnet. Der Schlund ist, wie ich mit Zhrenderg sehe, bene init und dünn (Fig. 2! e). Er zeigt bei der Contraction im Innern ‘scharf oentourirte Querrunzeln, und man kann sich, indem man den inneren Contouren bis zum Schlundkopfe nachgeht, vergewissern, dass sie einer Membran anzehören, die das Innere des Oesophagus auskleidet und 35 die unmittelbare Fortsetzung derselben hornigen ‚Substanz ist, aus welcher der Kieferapparat besteht. Den übrigen Nahrungskanal nennt Ehrenberg «einen dieken, ein- fachen Darmschlauch» und zeichnet ihn auch so. Dies ist unrichtig, _ Der Tractus zerfällt in einen Magen (Fig. 24 f) und in einen Darm (Fig. 219). Der Magen ist länglich und erstreckt sich bis ungefähr in die Gegend, wo äusserlieh die vorhin erwähnten Borsten der Cu- _ tieula hervorstehen. Er besitzt sehr grosse, 0,0420” messende Zellen, die neben einem blasskörnigen Inhalt noch gelbkörnige oder auch grün- liche Haufen und gewöhnlich einen grossen Fetttropfen einschliessen Bee 24). Der Fettgehalt wechselt sehr nach den Individuen, wenn er jedoch, was an gutgenährten Thieren meist der Fall, vorhanden ist, so gewinnt der Magen, der im Ganzen gegen 35 doleher Zellen ‚besitzt, dadurch ein sehr auffallendes Aussehen. Die Zellen lassen sich "isoliren und man sieht dann, dass sie die Wimpern tragen, die das "Magenlumen begrenzen. "Die pankreatischen Drüsen (Fig. 24 R) sind halbkugelig, in der "Peripherie mit heller Molecularmasse und wasserklaren Kernen, nach ‚der Mitte zu mit Seeretkörnchen mehr oder weniger erfüllt. .t Der Darm, welcher sich vom Magen mit scharfer Grenze absetzt, hat helle Wandungen ‚und flimmert im Innern. Bei seinen Contrac- tionen schnürt er sich gern in regelmässigen Abständen eireulär ein und in den dazwischen liegenden Feldern longitudinal, was auf eine gewisse regelmässige Anordnung der muskulösen Elemente in Ring- und Längsfasern schliessen lässt. Der After (besser Cloakenöffnung) ist, ie schon Ehrenberg richtig angibt, zwischen der Basis des Schwanzes ' dem Gabelfuss. '" Vom Muskelsystem unterschied ich ausser vier 0,007— 0,040” en Längsmuskeln, die auf die Bauch- und Rückenfläche vertheilt ind und vom Kopf bis ungefähr zur Körpermitte sich erstrecken, noch er 0,006 breite Ringmuskeln, die in ziemlichen Entfernungen aus > nder stehen. Ehrenberg nimmt sie seiner Theorie zu Liebe für sefässe, Das Kopfende, so wie das Schwanzende haben noch ihre igenen Muskeln, die aber nicht so breit sind, als die namhaft ge- shten. Was den feinero Bau angeht, so habe ich nirgends Quer- seifüng wahrgenommen, sondern sie erschienen mir rein homogen. Die Leibeshöhle ist mit einem Fluidum — Analogon des Blu- s — erfüllt, welches häufig gelb gefärbt sich zeigt, ohne geformte Kü perchen darin suspendirt zu haben. Doch sah ich auch erwach- ne, besonders aber junge Individuen, deren. Leibesflüssigkeit voll- me wasserklar war und in der "helle Kügelchen in ziemlicher eg 2 4 3 Y- —— Das Respirationssystem hat die gewöhnliche Beschaffenheit. 3#* 36 Aus der contractilen .in die Cloake mündenden Blase (Fig. :) ent- springt für jederseits ein Kanal, der sich vielfach schlängelnd und auch Knäuel bildend bis zum Kopfe verläuft, wo er angeheftet ist, was man gut sieht, wenn das Thier bei eintretendem Wassermangel sich aufs höchste ausstreckt,. Die körnig-zellige, mit Fettpünktchen untermischte äussere Umhüllung der Respirationskanäle verdickt sich besonders da, wo es zur Knäuelbildung kommt. Jeder Kanal gibt vier 0,007" lange, platte Ausläufer ab, die verbreitert mit offenem Lumen in die Leibes- höhle münden und bewimpert sind. Zhrenberg sah «rechts sieben, links sechs an die Sexualdrüse geheftete Kiemen». Der Beschreibung, welche der genannte Forscher vom feinern Bau dieser «Kiemen» macht, kann ich. nicht beistimmen. Er sagt: «die Simmernden Kiemen sind notenförmig frei, mit einem Köpfchen auf einem dünnen Stiele. Ich zähle drei zitternde Falten an jeder, die keine Wimpern waren und sie schienen äusserlich zu sitzen.» Es sind indessen die fraglichen Organe (vergl. ausser Fig. 21 besonders Fig. 25) nichts anderes als Aeste der Respirationskanäle, sie haben, wie man am scheinbaren Durchschnitt bemerkt, eine platte Form und das scharf quer abge- schnittene Ende ist verbreitert. Der Wimperbesatz schlägt nach innen, und die «zitternden Falten» sind der optische Effect der innern Flimmer- bewegung. Das Nervensystem wurde mir nicht ganz klar. Mit Sicherheit rechne ich dahin den über dem Schlundkopf liegenden Knoten (Fig. 21 k), der den Augenfleck trägt, fast 0,024” gross ist und beim Absterben des Thieres schärfere Contouren annimmt. Von ihm gehen feine Fäden in die sogenannte «Respirationsröbre », deren pyramidales, verbreiter- tes Ende einen 0,007” langen Borstenbüschel trägt. (Die Respirations- röhre kann eingezogen werden.) Ebenso möchte ich der Analogie nach zu den Nerven jene Fäden rechnen, welche zur Basis der Seitenborsten treten und hier gangliös anschwellen. Am Hinterrande des Gehirns fallen noch drei blindsackartige Or- gane in die Augen (der «dreilappige Anhang des Gehirns» Ehrenberg), von denen der eine sicherlich nicht als Gehirnabschnitt aufzufassen ist, die zwei anderen aber integrireude Theile desselben zu sein scheinen. Der in der Mitte liegende beutelartige Anhang (Fig. % !) überragt die paarigen an Grösse und es. kommt mir vor, als ob,er vorn an der Cuticula ausmünde. Sein Inneres ist von wasserklaren Blasen einge- nommen und erinnert dadurch sehr an ein analoges Organ des Ste- phanoceros (vergl. Taf. 1, Fig. A h). Die zwei anderen Beutel (Fig. 21 m), 0,024” lang und 0,007” breit, ‚scheinen vorn sich continuirlich in den Hirnknoten fortzusetzen und haben ausser in feinkörnige Masse gebetteten schönen Kernen mit . Kernkörperchen noch Haufen von anorganischer-Substanz, die bei durch- a se EEE f 37 fallendem Licht schwarz, bei auflallendem weiss aussehen und dadurch von dem übrigen blasskörnigen Inhalt der Beutel höchlich abstechen. Der Eierstock liegt quer unter dem Tractus. In seiner einen erblickt man Keimflecke, die hier enorm gross, 0,0420” lang und ‚0,006 — 0,007” breit sind. und solide homogene Körper vor- ‚stellen, jeder lagert in einem hellen Cavum (vergl. Fig. 23), dessen d, dem homogeneu Bindemittel der Dotterkörnchen angehörig, im völlig frischen Zustande leicht gezackt ist. Die andere Hälfte des Eier- stocks hat lediglich Dotterkörnchen, unter denen wieder zahlreiche, dunkler gehäufte Stellen sich bemerkbar machen. Das reife Ei (ich sah nur solche, die den Wintereiern entsprachen) ist En ovaler Gestalt und alander Grösse, indem es 0,72” in der ‚änge misst. Die Eischale erscheint dick und Beschichtet, der Dotter zeigt ein dunkleres Centrum und eine helle Rindenlage, in der, wie im, Winterei mancher anderer Rotatorien, zwischen die Dottermolecule elle Bläschen eingestreut sind. Ba Als. Bindesubstanz bemerkt man in der Leibeshöhle zwischen den Organen sehr feine, verästelte Fäden (Fig. 27 c), die sich als Aus- läufer von kleinen verzweigten Zellen ausweisen. Auch möchte ich € her die zarten Fäden rechnen, welche vom aan ‚je eines Quer- 4 hwollen sind. Im Fusse liegen die zwei keulenförmigen Organe (Fi, 2A .n), sie werden von Ehrenberg für Fussmuskeln erklärt, was Sie gewiss nich! sind. Es scheinen zwar Muskeln sich an dieseihen anzusetzen, ber sie selber haben einen körnigen Inhalt, dem bei manchen Indi- Mi duen auch zahlreiche Fetttröpfchen beigemengt sind. Notommata, (ripus. Dem ersten Anschein nach hat diese Art einen dreigetheilten Fuss, _ bei näherer Betrachtung sieht man, dass, wie"schon Ehrenberg lg bemerkt, die mittlere Gabel'nur die schwanzartige Verlänge- ! ‚des Rückens ist. Auffallend ‘war an dem von mir untersuchten ) ar, dass der dunkelrothe Augenfleck von drei grösseren Kalk- iufen bedeckt war (Fig. 28 a), die zusammen eine dreigelappte Figur ben. Bezieht sich vielleicht die Angabe Ehrenberg’s,) dass «das ge von Zellen umkränzt war», auf ähnliche Verhältnisse ? t Rücksicht auf die weitere Organisation führe ich bloss an, dass Nahrungsapparat aus Schlundkopf, kurzem Schlund, Magen mit den üsen und Darm bestand; es ist unrichtig, wenn Ehrenberg nur von 1 «einfachen, konischen Darm» spricht. Auch die contractile Re- ionsblase zeigt sich vorhanden. 38_ Notommata lacinulata. Ist bei Würzburg sehr gemein im Stadtgraben. Die Bewegungen haben etwas eigenthümliches, das Thier ruht mit seinen Fusshaken angeheftet ziemlich lang, dann schiesst es plötzlich mit einer Schnellig- keit herum, wie ich von keinem andern Räderthier weiss. Die Kiefern des Schlundkopfes, an denen ich keine Kaubewegung wahrnahm, stehen an der Mitte des Räderorgans in zwei Spitzen her- vor, und es schien mir zuweilen, als ob sie zu einer Röhre, einer Art Rüssel, vereinigt wären. Der Tractus ist deutlich in grünlich gelben Magen und hellen Darm abgesetzt. Auch die contractile Respirations- blase habe ich gesehen. Klar sind auch der Eierstock und der rothe Augenfleck. Notommata aurita. Der Körper ist cylindrisch-platt, die Cuticula längsgefaltet. Der rothe Augenfleck befindet sich unterhalb eines langgestielten, mit an- organischen Kügelchen (Kalk?) gefüllten Beutels («saceulus cerebralis » Ehrenberg), der am Rande des Wimperorganes mündet oder wenigstens dort angeheftet ist. Was Ehrenberg als «ein vom Auge nach der Stirn ° gehendes Band von Hirnmark» bezeichnet, ist nichts anderes, als der Stiel oder Ausführungsgang des Beutels (Fig. 30 a); man sieht den- selben bei vielen Individuen mit der gleichen weissen Körnermasse ge- füllt, wie der Beutel sie hat. Der Nahrungskanal gliedert sich auch hier in Magen und Darm. Notommata najas. Diese Art zeigt denselben «sacculus cerebralis», wie die vorher- gehende Notommata aurita, aber ich habe nie weisse Kügelchen ” -(Kalk?) in ihm angetroffen. Notommata collaris. 1’ Hat ungefähr die Grösse der Notommata centrura und ist desshalb für das freie Auge wohl sichtbar, bewegt sich rascher als die genannte Art. Hat das Thier sich vollkommen ausgestreekt, so oflenbart es eine sehr ausgesprochene Gliederung in Hals-, Brust- und Schwanztheil. Die Haut der Brustpartie macht einige starke Längsfalten, die Ehren- berg richtig zeichnet und auch in der Erklärung «Falten der Bauch- haut», obschon mit einem Fragezeichen nennt. ' Bezüglich des innern Baues, der im Allgemeinen mit dem von No- tommata centrura aberemmzuskirmen schien, habe ich keine besonderen 39 Studien angestellt. In jüngeren Thieren sah ich einzelue Kügelehen in der Leibeshöhle- circuliren. Notommata tigris. War nicht gerade häufig und wurde auch nicht näher erforscht. Perty waf Exemplare an, die schlechterdings kein Auge erkennen liessen. 2 7 Notommata tardigrada, Spec. nov. . Diese sehr ausgezeichnete Art, welche sich iin Schlamme des _ Mains findet, würde zum Genus Lindia gehören, wenn Dujardin nicht ausdrücklich als Gattungscharakter aufgestellt hätte, dass Lindia am Kopfe nicht bewimpert (?) sei. Das Thier (Fig. 34) hat eine wurm- förmige Gestalt, endet nach vorn abgerundet und geht hinten in einen kurzen zweizinkigen Fuss aus. Es ist %/," lang und 0,024 — 0,0360’ breit, es bewegt sich träge, langsam kriechend. Der Mund bildet eine Längsspalte an der Unterseite des Kopf- endes und hier auch ist allein Bewimperung, die Cilien sind sehr kurz und. zart, Im Schlundkopf liegt, aus der Mundöffnung zum Ab- beissen vorschiebbar, ein Kauapparat, welcher sehr an den von Lindia, wie ihn-Dwjardin zeichnet, erinnert. Mehre (es scheinen vier) bogen- förmige Gräthen, die mit ihren Enden convergiren und zweispitzig sind, so wie eine mittlere Platte, setzen ihn zusammen. Er hat im - Ganzen eine entfernte Aehnlichkeit mit dem Zahngerüst eines Echinus, Der Schlund (Fig. 31 «) ist verhältnissmässig lang und hat das- selbe eigenthümliche Aussehen wie der von Notommata centrura, d.h. die Innenfläche erscheint von einer Chitinhaut ausgekleidet, die sich bei der Contraction in höchst scharf gezeichnete Querfalten legt. Der Magen (Fig. 34 b) zeigt sich gelb, hat eine bedeutende Länge, etwa wie bei Tubicolaria, entbehrt aber, obschon er ebenfalls grosse Zellen mit gelbkörnuigem Inhalt besitzt, der Cilien in seinem Innern, ‚wovon ich mich bestimmt überzeugt zu haben glaube. Am Anfang des Magens befinden sich ein paar halbkugelige «pankreatische Drüsen ». Der Darm (Fig. 31 c) ist kurz und hell und mündet am Hinter- ‚leibsende über der Fussbasis. - Nom Respirationssystem ist eine contractile Blase (Fig. 31 d), ie zugleich mit dem Darm ausmündet, leicht zu sehen, mit, etwas hr Schwierigkeit erblickt man jederseits einen aus ihr hervorgehen- Kanal, den ich aber eine kurze Strecke weit über die Blase hin- verfolgen konnte. Zitterorgane habe ich trotz aller Aufmerksam- keit nicht zu Gesicht bekommen können. "Unter dem Magen und Darın auf der Bauchseite liegt ein läng- cher Eierstock von der gewöhnlichen Beschaffenheit. 40 Ueber dem Schlundkopf ruht ein weisser (bei durchfallendem Licht schwarzer) Fleck von 0,040” Grösse — ein Saceulus cerebralis in der Sprache Ehrenberg’s. Zugesetzte Kalilauge macht ihn schwinden und es kommt darauf ein von dem «Saceulus» bedeckt gewesener schwarzer Augenfleck zum Vorschein. Noch habe ich bezüglich der Guticula, die am frischen Thier längs- und quergefaltet ist, so dass eine sehr merkliche Gliederung des Lei- bes hervortritt, anzubringen, dass Kalisolution sie stark erblassen macht, ohne sie jedoch zu lösen. Eosphora. Nach Ehrenberg liegt der Charakter dieser Gattung in «drei stiel- losen Augen, zwei Stirnaugen und ein Nackenauge, so wie in einem Gabelfuss». Ob mit Recht werden wir gleich erfahren. Eosphora najas lebt hier ziemlich häufig in einigen stehenden Was- sern. Ich hebe aus den Structurverhältnissen Folgendes heraus. Die Punkte am Rande des Räderorganes (Fig. 29 5), welche Ehren- berg als Stirnaugen bezeichnet und dem «Nackenauge» für gleich- werthig hält, können nimmermehr diese Geltung haben. Sie sind von ganz anderer Beschäffenheit als das «Nackenauge». Der Saum des Räderorganes hat nämlich in seiner ganzen Circumferenz einen gelblichen Anflug, der sich bis ins Innere des Schlundkopfes erstreckt, und was Ehrefberg «Stirnaugen » heisst und auf seiner Ab- bildung roth hat coloriren lassen, sind nur intensiver gefärbte Stellen von gleicher orangegelber Farbe, wie der übrige Rand des bewimper- ten Kopfendes sie zeigt. Das «Nackenauge» hingegen (Fig. 29a), wel- ches dem Hirnknoten aufsitzt, entspricht vollkommen in seiner dunkel- rothen Färbung, scharfen Zeichnung und Lage dem unpaaren «Nacken- auge» anderer Rotatorien. Eosphora besitzt daher keine drei Augen, sondern nur ein « Nackenauge» und ist hierin sowohl als auch in sei- ner übrigen Organisation eine echte Notommata. Auf Fig. 29 lässt sich der Schlundkopf und die Form der Kiefern erkennen, weiterhin der kurze Schlund, Magen (in dem ich öfter ver- schluckte Rattuli sah) sammt Drüsen und Darm. Die Respirationskanäle haben zusammen sechs Ausläufer, die am bewimperten Ende verbreitert, quer abgeschnitten und ebenso gross sind, wie bei Notommata centrura. Ehrenberg hat sie vermisst. Die Längs- und Quermuskeln des Körpers, welche letzteren der eben genannte Forscher für «quere Cirkelgefässe» erklärt, sind sehr deutlich. In der Flüssigkeit der Leibeshöhle eireuliren einige helle Kügel- chen, was ich bei allen untersuchten Individuen sehe. SE 2 ON F| a re Dotter des Eierstockes ist ziemlich dunkelkörnig und das reife at eine ovale Gestalt und bedeutende Grösse. sim Fussende markiren sich die zwei kolbenförmigen Organe mit _ körnigem Inhalt. a 4 Synchaeta. Eorgestait kurz-kegelförmig, ein Nackenauge, das Wimperorgan mit langen Griffeln versehen, ein ‘kurzer Zangenfuss. 'Synehaeta pectinata habe ich in ziemlicher Menge aufgebracht, doch macht die Lebendigkeit des Thieres die Untersuchung sehr müh- Ehrenberg hat über den innern Bau sehr detaillirte Zeichnungen ‚eben und ich beschränke mich auf folgende Angaben. Vor Allem erscheint an diesen Rotatorien bemerkenswerth, dass die Leibesflüssigkeit nicht wasserklar ist, sondern eine röthlich gelbe 'arbe hat, womit sich Synchaeta an Notommata centrura, und wie “sehen werden, auch an Polyarthra anschliesst. Was’ Ehrenberg «Quergefässe» nennt, sind unzweifelhaft Quer- iskeln. Auf den grossen Schlundkopf folgt ein langer Schlund, der im n ähnliche‘ scharfe Linien hat, wie bei Notommata centrura, No- ata tardigrada. Der Magen ist gelblich, hat in seinen Zellen Fett Der Hirnknoten ist klar zu sehen und der an ihm befindliche Augenfleck hat in den mir vorgelegenen Exemplaren eine dunkelblaue, ht rothe Färbung. Die zwei «mit nicht wirbelnden Borsten besetz- n Hörnchen der Stirn» entsprechen den Stellen,’ wo Nerven enden, ich Ehrenberg vergleicht sie fragweise «den Respirationsröhren », it welchem Namen er überall die von mir gemeinten Punkte der } belegt. Das reife Eierstocksei ist kugelrund, die Doftermasse ganz hell, jer aus derselben stechen aiee Haufen röthlicher Fetttropfen arf ab. " 8Synchaeta tremula ist kleiner als die vorhergehende Art und ‚den Bassins des hiesigen Hofgartens häufig. (Perty fand von Syn- aeta in der Schweiz die Synehaeta DEBEREUE «sehr selten» und die onga «selten ».) Die Bewegungen sind äusserst rasch, die Leibesflüssigkeit hat ch hier eine gelbe Farbe. Nach Ehrenberg wären die « Wirbelohren » weniger deutlich, ich e sie aber ebenso klar vorspringen und in den Contouren ebenso shaffen, wie der genannte Forscher die Wirbelohren der Synchacta a darstellt. Die «grossen Griffel» der Stirn, welche Ehrenberg 42 an Synchaeta pectinata in ‚die Muskeln des Schlundes s«eingesenkt » sein lässt und die ihm bei Synchaeta tremula «nicht deutlich mit dem Schlundkopfe verbunden» scheinen, stehen bei keiner der genannten Synchaetaarten mit dem Schlundkopf in Beziehung, sondern erheben sich aus dem Wimperorgan, indem sie eylindrischen Fortsätzen des- selben entspringen. Ausserdem sind die beiden Stirnhöcker mit den unbeweglichen Borstenbüscheln vorhanden. Gehirn und Augenfleck; Längs- und Ringmuskeln, die contractile Respirationsblase treten leicht in die Augen. Das Eierstocksei unterscheidet sich. von dem der Synchaeta pecti- nata dadurch, dass der Dotter dunkelkörnig ist. Oder waren letztere Wintereier ? Polyarthra. Körper eiförmig, vorn quer abgestutzt mit sechs Flos- sen jederseits. Kein Fuss, ein Nackenauge. Diese zierliche, von ‚Zhrenberg entdeckte Art ist bis jetzt von an- dern Forschern noch: wenig untersucht worden, Dujardin gibt eine neue Zeichnung, Perty scheint in der Schweiz das Thier nicht gefunden zu haben. Bei Würzburg bevölkert es manche Tümpfel in grösster Menge und. obschon es seiner Kleinheit und raschen, hüpfenden Bewegung halber etwas schwierig isolirt werden, kann, so habe ich mir doch die Mühe nicht verdriessen lassen, es bezüglich seiner äussern Gestalt.und und innern Baues näher kennen zu lernen, i 1 Vor Allem muss ich im Hinblick auf die zwei von Ehrenberg auf- gestellten Species, Polyarthra trigla und Polyarthra platyptera, bemer- ken, dass beide zusammen gehören und nur eine Species” ausmachen, welcher der Name platyptera bleiben mag. Die Poly- arthra trigla soll nämlich borstenförmige Flossen besitzen, die P. pla- typtera aber breite, schwertförmige und am Rande gezahnte. Nun kommt es aber rein auf die Art und Weise an, wie die Flosse dem Auge des Beobachters zugekehrt ist, um borstenförmig oder schwert- förmig auszusehen, auf der Kante stehend, gibt sie das erste, und von der Fläche betrachtet, das zweite Bild. Es ist zum Verwundern, wie dies einen so geübten Forscher irre führen konnte. Auch über die” Stellung der Flossen zeigt sich Ehrenberg nicht gut unterrichtet, denn einmal lässt er alle an der Bauchseite eingelenkt sein, das andere mal’ schien es ihm, «als wären die Flossenbündel nicht beide auf der Bauchfläche, sondern seitlich so, dass eins mehr der Rückenfläche und eins mehr der Bauchfläche angehöre». Ich sehe mit Bestimmtheit, dass’ von den Flossenbündeln jederseits drei den seitlichen Rändern der Rückenlläche und drei dem seitlichen Rande der Bauchfläche zugetheilt sind. Gestalt und Einlenkung der Flossen habe ich an der Fig. 40 auf Taf. I genau. wiedergegeben. i 45 “Das Räderorgan besteht nach Zhrenberg aus vier Wimper- bündeln, «die zuweilen wie ein doppeltes Räderorgan eines Brachio- nus erscheinen». In Wahrheit nimmt man indessen eine gleichmässige Bewimperung des vordern einstülpbaren Körperendes wahr. Dann sieht man auch noch die bereits von Ehrenberg und Dujardin erwähnten zwei Höcker des Räderorganes mit je einem feinen Borstenbüschel, nur ist letzterer um vieles feiner als ihn Ehrenberg zeichnet und die Höcker haben nicht die Länge, welche Dujardin‘ (Pl. 21, Fig. 6 Ac) i ihnen gibt. Aus dem bewimperten Kopfende erheben sich auch noch jederseits einige sehr lange griffelföürmige Wimpern, die Ehrenberg über- % sehen, Dujurdin bemerkt hat. Ieb' will hier gleich anfügen, dass sich ' auch in der Nähe des hintern Körperendes symmetrisch zwei Gruben finden; aus denen ein Borstenbüschel hervorsteht, was den beiden ge- "nannten Forschern entgangen ist. Diese zwei Gruben sammt Borsten, welche auch blos bei günstiger Lage und gehöriger Aufmerksamkeit wahrgenommen werden, sind, in der Sprache Ehrenberg’s zu reden, - verkümmerte «Respirationsröhren», wir werden uns später überzeugen, - dass sie mit den zwei Borstenkiüekemn’ an der Stirn in eine Kategorie von Gebilden gehören, welche nichts mit der Respiration zu schaffen haben. - 0 Der Verdauungsapparat besteht aus einem etwas konischen ‚Schlundkopf, Magen und Darm. Die braunen Zellen der Magenabthei- lung können Fett enthalten; Magen und Darm flimmern. Die «pan- kreatischen» Drüsen liegen nach Ehrenberg vorn am Magen, mir kommt es vor, als ob sie immer am hintern Ende lägen. Eigenthum- lich für diese Drüsen ist es wenigstens, dass, wie ich es ohne Aus- nahme sah, immer ein grösserer und selbst einige kleine Feittropfen “ausser den Be niehen Kergen und dem moleculären Inhalt zum Contentum gehören. \ Das Respiralionssystem anlangend, so habe ich eine con- "tractile Blase am hintern Körperende beobachtet (Fig. 40 b), dagegen es etwa einmündenden Kanäle und Zitterorgane vermisst. _ . Von besonderem histologischem Interesse sind die Längenmuskeln es Körpers, insofern die sie zusammensetzenden Cylinder eine exqui- ‚Querstreifung darbieten. Letztere ist äusserst fein, aber voll- kommen deutlich. Auch die Flüssigkeit, welche die Leibeshöhle ausfüllt — die Blut- flüssigkeit — verdient Beachtung, sie ist nicht wasserklar, sondern hat einen gelbröthlichen Schimmer. e 0 Zum Nervensystem gehören der Knoten, welchem der scharf- 1 dete Augenfleck aufsitzt und zweitens davon ausstrahlende Fäden, "welche die vorhin beregien, am hintern Körperende sich befindenden Gruben mit den Borstenbüscheln aufsuchen (Fig. 10 a). Der Eierstock liegt an der Bauchseite unter dem Darm, und 44 dadurch, dass sein vorderer Rand ausgeschweift ist, wird er fast zwei- hörnig, der hintere Rand erscheint convex. Bemerkenswerth ist, dass schon‘ im fertigen Eierstocksei neben dem sehr blassen, fein molecu- lären Dotter constant eine 0,007" grosse Fettkugel sich findet, die durch ihre starke Schattirung von dem übrigen Dotter sehr absticht und entweder hell ist oder rötblich gefärbt. Im gelegten Ei, welches das Thier mit sich herumträgt, treilen neben dem grossen Fetttropfen noch mehre kleinere auf. Auf den Zeichnungen, welche Ehrenberg von den anhängenden Eiern der Polyarthra gegeben hat, ist diese Fett- kugel überall zu sehen, nur ist die Deutung als «Keimbläschen, wel- ches ausserhalb der Mitte lag», unrichtig. Auch nachdem das Ei total gefurcht ist und aus hübschen Zellen besteht, ist die grosse Fettkugel anwesend und selbst, wenn der Dotter sich in den Embryo umgeformt hat, die Flimmerung am Kopfe, der rothe Augenfleck kenntlich ge- worden sind, liegen die Fetttropfen im hintern Körperende. An fer- tigen Embryonen lassen sich noch innerhalb der Eischale die Zusammen- ziehungen der Respirationsblase wahrnehmen. Die Embryonen zeigen ferner stellenweise einen bläulichen Anflug, von dem man hie und da sieht, dass er aus gefärbten Zellen besteht. Das eben aus dem Ei ge- krochene Thier hat, indem es etwas nach hinten zugespitzt ist, eine konische Gestalt und am vordern Körperende eine bläuliche Färbung. Ich sah nie Wintereier, sondern immer nur dünnschalige, auch hing nie mehr als ein Ei dem Thiere an. Triarthra. Körper cylindrisch mit einfachem Griffelfuss, zwei (Brust-)Flossen, zwei Augenflecken. Einmal hatte ich dieses Thier, das bisher nur in Berlin, Danzig und Kopenhagen beobachtet worden ist, aus einem Chausseegraben in grösster Menge eingefangen, wurde aber verhindert, es näher zu unter- suchen, was ich um so mehr bedaure, als ich in den Augenflecken einen lichtbrechenden Körper vermuthe. Auch bezüglich der Muskel- stractur möchte ich auf Querstreifung rathen, da nach Ehrenberg das Thier hüpft, rasche Bewegungen aber und quergestreifte Muskeln in Wechselbeziehung stehen. Ascomorpha. Periy hat unter dem Namen Ascomorpha ein neues Räderthier beschrieben, dessen Charakteristik er in Folgendem zusammenfasst: Körper kurz und dick,,schwanzlos. Ein Auge. Räderorgan aus einfachen Wimpern bestehend. Kiefer verkümmert, sehr einfach, zahnlos. 45 - Von diesem Genus hat Periy in der Schweiz eine Art, die er hel- velica nennt, jedoch selten beobachtet. Ich fand hier in einer Lache auf der Maininsel eine zweite neue Art in grösster Menge, der ich den | _ Namen germanica beilege. 1? Die hiesige Species (Fig. 34) ist kleiner als die Asc. helvetica, in- _ dem sie nur 0,04” in der Länge misst und 0,024” in der Breite nicht _ übersteigt. Die Ascomorpha helvetica hat Ya” in der Länge. — Die Bewegungen des Thieres sind sehr auffallend. Es dreht sich lange Zeit um seine Längsachse, dann schiesst es plötzlich fort, hält wieder an und beginnt die Drehungen von neuem. Sein Lieblings- aufenthalt war zwischen grünen Euastern, welche die Hauptnahrung ausmachten. Das Räderorgan ist orangegelb angeflogen und hat ausser den gewöhnlichen Wimpern noch mehre weit darüber hinausstehende Fäden. Der Schlundkopf schliesst einen sehr einfachen Kauapparat ein, der nur aus einer mittlern und zwei Seitenleisten besteht. Vom Nahrungs- "kanal erkenne ich lediglich einen sehr geräumigen Magen, der fast immer mit verschluckter Nahrung angefüllt ist und es hat für mich _ den Anschein, als ob kein Darm vorhanden wäre, sondern der Magen einen Blindsack bilde. Von Respirationsorganen (Blase und Kanälen) war keine Spur zu bemerken; auch Perty erwähnt von der Ascomorpha helvetica, dass Zitterorgane nicht wahrzunehmen waren. ‚Ueber dem Schlundkopf erblickt man einen unpaaren Augenfleck. Der Eierstock ist klar zu sehen und von der gewöhnlichen uctur. Die ausgetretenen runden Eier bleiben dem Thier angekettet hell erscheinen und in mehrfacher Zahl bis zu sechs dem Hinterrande des Thieres angeheftet sein können; oder Wintereier, welche 0,024” essen und eine höckerige Schale haben. Von letzteren hing nie mehr als ein Exemplar dem Thiere an. " Den zwischen den Organen übrig bleibenden Körperraum füllt eine jellkörnige Substanz aus, der auch in manchen Individuen Fettpünkt- chen beigemengt waren. Pterodina. Von rundlicher oder ovaler, dabei sehr flacher Körper- estalt. Ein griffelförmiger Fuss aus der Mitte des Körpers abgehend. Zwei Augen, Ehrenberg hat von dieser Art drei Species beschrieben, die P. Pa- a, P. elliptica und P. clypeata. Mir ist bis jetzt bloss die Pterodina alina zu Gesicht gekommen, die sich sehr häufig zwischen Wasser- pflanzen findet, auch Diyjardin scheint keine andere als diese Art ge- 46 sehen zu haben, und Periy verzeichnet ebenfalls nur Pterodina Patina in seiner Aufzählung der in der Schweiz vorkommenden Rotatorien. Das Räderorgan nennt Ehrenberg «ein doppeltes Räderwerk» und zeichnet auch auf seiner Fig. IV, 1 u. 3 (Taf. LXIV) zwei distinete Räderorgane, Ich sehe die Sache anders, und zwar wie ich es Taf. I, Fig. 9 dargestellt habe: das Räderorgan ist nicht doppelt, sondern einfach und hat nur in der Mitte oben und unten eine Ein- buchtung; aus der dorsalen Einkerbung 'erhebt sich wieder ein un- päarer mittlerer Fortsatz von abgerundeter Form. Ferner ist die Be- wimperung nicht einzeilig, sondern in einiger Entfernung von der ersten Wimperreihe beobachtet man deutlich eine zweite, wie bei Tubico- laria, Lacinularia, Melicerta. Die Bewimperung zieht sich bis an den ° Schlundkopf. Die Contouren des Verdauungsapparates sind auf der von Ehrenberg gelieferten Figur gut angegeben, der im Innern wimpernde Magen verlängert sich weit nach hinten, der gleichfalls mit Cilien ver- sehene kurze Darm mündet an der Fussbasis aus. ; Vorn am Magen, doch etwas stark seitlich gerückt, zeigen sich zwei birnförmige Magendrüsen. Ihr Rand ist leicht gekerbt und bei manchen Individuen hat der Inhalt auch einzelne Fetttropfen. Gegen den Rand des Räderorganes zu liegen «zwei rothe Stirn- punkte als wahrscheinliche Augen», wie sich Ehrenberg ausdrückt. Betrachtet man dieselben genau und bei guter Vergrösserung (etwa Linsen 5. 6. 7. Plösl), so zeigt das rothe Pigment eine scharfe kugelige Gestalt und aus seinem vordern convexen Rand ragt ein mit aller Klarheit zu sehender lichtbrechender Kör- per heraus. Keiner der Forscher, welche Pterodina Patina bis jetzt untersucht haben, scheint hierauf geachtet zu haben, wenigstens ge- schiebt nirgends des lichtbrechenden Körpers, den man an jedem Exem- plar demonstr‘sen kann, Erwähnung. | Weiterhin ist Pterodina Patina dadurch interessant, dass die Bi den Längenmuskeln, welche das Räderorgan zurückziehen und sich auf den Figuren von Ehrenberg und Dujardin eingezeichnet finden, ganz in der Weise quergestreift sind, wie die Muskeln der Arthropoden. Die Primitivtheilchen (sarcous elements, Bowman) sind wohl sehr klein, denn die feinen Querlinien folgen sich sehr dicht. Was die Athmungsorgane angeht, so liegt beiderseits von den Magendrüsen ein Knäuel von Respirationskanälen (Fig. 9n), die auch Ehrenberg gesehen hat, aber für Sexualdrüsen halten möchte, was sie gewiss nicht sind; nach ihrer Structur entsprechen sie durchaus den Glomerulis von Respirationskanälen anderer Rotatorien. Zitterorgane habe ich vermisst, so wie auch die contractile Blase, die Ehrenberg, jedoch nach eigener Aussage nur «zweifelhaft», wahrgenommen hat. 47 a Der Eierstock ist von hufeisenförmiger Gestalt, die Convexität ach vorn gerichtet. In dem einen Schenkel "unterscheidet man die‘ Keimbläschen mit ihrem Keimfleck und die feinkörnige Dottermasse zwischen, der andere Schenkel weist fast nur Dottersubstanz auf, ssen Molecüle hier grösser geworden sind. Perty fragt: «was sind die zwei Fäden am Vorderende, welche schon Müller zeichnet?» Ich muss bekennen, dass ich gar nie etwas fon zwei Fäden am Vorderende gesehen habe, auch findet sich weder bei Müller (Animaleula infusoria ete. Figg. 6, 7, 8, 9), noch bei Ehren- g und Dujardin auf den betreflenden Figuren ausser den Wimpern Das freie Ende des Fusses trägt einen Wimperbüschel, was nach fy (a. a. 0. S. 31) besonders merkwürdig sein soll, doch ist ein solcher Cilienbesatz am Fussende in den Jugendzuständen gar mancher Räderthiere eine ziemlich verbreitete Erscheinung und wohl kaum orkwürdiger als die Flimmern der Räderlappen. Unser Thierchen bekundet in seiner Lebensweise eine besondere Eigenschaft, auf welche schon Perty (S. 45) hingewiesen hat. Es stellt ich nämlich plötzlich todt, steigt dabei an die Oberfläche des Wassers ind verharrt in diesem regungslosen Zustand Y,—4 Stunde, in ganz hnlicher Weise, wie man dieses so häufig auch an dem Schalen- rebschen Lynceus beobachten kann. Brachionus. Gestalt des Körpers comprimirt, wappenförmig gezackt. fit einem geringelten Fuss, der vom hintern Körperende bgeht. Ein unpaarer Augenfleck. - Von diesen hübschen Thierchen, die schon so vielfach untersucht rden sind, habe ich hier folgende Arten beobachtet und ihre Structur- ‘ n) Brachionus Bakeri, eine sehr ausgezeichnete Form, die, wie Beobachter melden, niemals in grosser Menge heisamarman ist, son- m immer nur RER vorkommt, doch habe ich mit Hülfe des on Netzes eine solche Anzahl mir verschafft, dass ich öfter bei ge- er Vergrösserung ein Dutzend unter dem Sehfeld hatte. Die von ' gemeinte Art stimmt sehr gut mit der von Ehrenberg beschriebe- und abgebildeten Form zusammen bis auf die «Facetten» des kens, diese wurden bei keinem Individuum’ wahrgenommen, und es darnach möglich wäre, dass ich eine neue Species vor mir ge- bt hätte, so will ich sie etwas genauer schildern. Die äussere Gestalt gibt die Fig. 42 auf Taf. IV getreu wieder. ‚Ausnahme des Räderorganes und des Fusses ist die Cuticula zu 48 einem starren Panzer erhärtet, der durch Entwicklung kleiner Höcker eine rauhe Beschaffenheit hat. Auf der Bauchseite bilden die Höcker zum, Theil vier Längsleisten, die von vorn nach hinten divergirend verlaufen. (Ehrenberg zeichnet auf Fig. 2 der letzten Tafel seines Wer- | kes viel mehr, gegen neun solcher Linien.) Auf der Dorsalseite for- men, wie erwähnt, die -Höcker keine Facetten, cbwohl vom Kopfende des Schildes dieselben Leisten sich nach rückwärts ziehen, die man | auch auf der Ehrenberg’schen Figur sieht, und zwar in continuirlichem ” Zusammenhang mit den Facetten. Die mittleren Stirnzähne, welche” die längsten und etwas seitwärts gekrümmt sind, haben den innern Rand gegen die Basis zu ziemlich stark gezackt. h Die panzerartige Cuticula zeigt gegen Reagentien grosse Re- sistenz, während sie bei Stephanoceros, Tubicolaria u. s. w. nach Kali- Stof kaum angegriffen. Unter der structurlosen Oberhaut lässt sich eine” weiche moleculäre Lage unterscheiden, in der einzelne bläschenartige” kleine Kerne eingestreut sind; man kann aus den Contouren dieser" Lage auch abnehmen, dass die Leibeshöhle sich nicht in die ‚zwei‘ starken hinteren Körperstacheln fortsetzt, sondern dass das Innere ‚der‘ letzteren von derselben körnigen Substanz ausgefüllt wird. Das gelblich-körnige Räderorgan hat nach Ehrenberg zwei Räder‘) und drei bewimperte Stirntheile ohne Griflel. Ich sehe nur ein.ein- ziges Räderorgan als vorderes, weiches, einziehbares Körperende, wel- ches auf der Rückenseite einen ununterbrochenen Rand hat, auf der Bauchseite aber nach der Mundöffnung hin eine Einbuchtung zeig daher hier zweigelappt erscheint. Aus der freien Fläche des Räder- organes erhebt sich noch ein medianer unpaarer Lappen, so wie zwei seitliche. Die schwingenden Cilien, aus welchen nach rechts und links’) auf eigenen Höckerchen stehende lange Borsten hervorragen, sind län ger, als sie Ehrenberg zeichnet, sie messen 0,0480”, ausserdem beob achtet man noch auf beiden Seiten eine lange, nicht vibrirende Borstey | welche vom Rande des Räderorganes nach hinten gerichtet ist. Der unpaare Augenfleck ist kein gleichmässig kugeliger ode flächenhaft ausgebreiteter Körper, sondern, wie klar gesehen werde) kann, er hat nach oben eine scharfe Linie (Kante), die nach hinte zweispitzig ausläuft, und auch dunkler gefärbt ist als die übrige Partii des Augenfleckes. (Vergl. Fig. 44.) Die körnige Masse, welcher de Augenfleck aufsitzt, ist unzweifelhaft der Hirnknoten. Aus der sogenannten Repirationsröhre, die unmittelbar vo dem Gehirn zwischen den zwei grossen Stirnzähnen herauskommt und sich gern nach rückwärts wendet, ragt ein Büschel feiner Borsten. Von den Muskeln, die eine helle, homogene Beschaffenheit haben, erkennt man ausser den Längenmuskeln auch solche, die quer zwischei 49 Bauch und Rückenschild liegen. Dergleichen finden sich in der Nähe des Schlundkopfes, dann weiter nach hinten seitlich vom Magen, end- lich über der Cloake. In der gewöhnlichen Lage des Thieres, wo- bei die beregten Muskeln für das Auge des Beobachters eine senk- rechte Stellung haben,. wird nur ihr. Ansatzpunkt oder ihr scheinbarer Querschnitt wahrgenommen. Im Innern des Fusses fallen mehre Längsstränge in die Augen, die iman nach dem ersten Anblick für Muskeln nehmen könnte, allein wenn man sieht, wie bei den Bewegungen des Fusses diese inneren Theile ganz passiv hin- und hergeschoben werden, dabei sich auch knicken, so wird man schon dadurch auf andere Gedanken geleitet, zumal wenn man noch die eigentlichen Fussmuskeln als sehr blasse, daher schwerer zu erkennende Fäden neben den fraglichen Gebilden auffindet. Die _ letzteren entsprechen vielmehr den kolbenförmigen Organen, welche im Fusse anderer Rotatorien existiren und weichen nur durch ihr vor- deres, etwas spitz auslaufendes Ende von der gewöhnlichen keulen- _ arligen Forn ab. Was den Verdauungsapparat betrifft, so machen sich auch hier unmittelbar vor dem Schlundkopf ein paar Blasen bemerklich, die einen - bräunlich flüssigen Inhalt besitzen. Es sind dieselben Organe, die bei "anderen Rotatorien ein meist röthliches Contentum zeigen. i Die Kauwerkzeuge des Schlundkopfes (in Fig. 42 sichtbar) be- stehen aus ein paar gezähnelten Leisten und mehren oberen und un- teren 'spitz und scharf auslaufenden Deckplättchen. % Zwischen Schlundkopf und Magen liegt ein sehr kurzer Schlund. 5 Der Magen ist gelblich von dem Inhalt der ihn auskleidenden Zellen, welche auch häufig ausser ihrem bräunlichen Inhalt noch einen grössern gelblichen Fetttropfen einschliessen. Die Zellen wimpern an ihrer freien Fläche. 0 Am Anfang des Magens liegen die gestielten «pankreatischen» Drüsen. Ihr Inhalt ist entweder eine blasse, feinmoleculäre Substanz, in der helle, homogene Kerne, von eben so klarem Hof umgeben, ver- graben liögen, oder wie es Auf Fig. 42 dargestellt ist, die zelligen Elemente mangeln, die Drüse hat lediglich tanleeuaheni Inhalt, in welchem sich helle Furchen hinziehen, wie wenn sich Flüssigkeit da angesammelt hätte. H Der Darm ist im leeren Zustande hell und wimpert im Innern ebenfalls. Die Cloake liegt über der Fussbasis. Die zum Respirationssystem gehörigen Organe, welche Ehren- berg «wohl der geringern Durchsichtigkeit des rauhen Panzers halber » unerkannt geblieben sind, bestehen aus einer grossen, rechts an der Cloake gelegenen und sehr contractilen Blase und den in sie ein- imündenden Kanälen. Letztere schlängeln sich zu beiden Seiten des Zeitschr, f. wissensch. Zoologie. VI. Ba 4 50 Leibes unter Abgabe einer Flimmerfackel nach vorn und bilden unter Jem Räderorgan symmetrisch einen Knäuel, der mit zwei, nicht an jedem Individuur leicht wahrzunehmenden Zitterorganen aufhört und dem Räderorgan angeheftet sein muss, denn er schiebt sich mit die- sem fortwährend hin- und her. Statt eines Gefässsystems sieht man, dass die in der Leibes- höhle vorhandenen Organe von einem wasserklaren Fluidum umspült sind, in der bei manchen Individuen einzelne helle Kügelchen hin- und herwogen, Besonders gut kommt dieses in der Höhle des sehr beweg- lichen Fusses zur Anschauung, Der Eierstock liegt an der Bauchseite unter dem Magen und Darm, da, wo der Panzer seinen grössten Breitendurchmesser hat. In der einen Hälfte enthält er die Keimbläschen sammt grossem, homo- genem Keimflleck, dazwischen eine blass-moleculäre Substanz, die an- dere Hälfte des Ovariums zeigt gewöhnlich eine grössere Ansammlung dunkelkörniger Dottermasse, in der man immer einzelne besonders dunkle Körnchenconglomerate unterscheidet. Die Eier, welche das Thier wit sich herumträgt, sind von zweierlei Art; die ovalen, fast etwas bohnenförmigen Wintereier (Fig. 43a) sind gelblich, haben eine dicke hornige Schale, weiche bei richtiger Focaleinstellung feingekörnelt erscheint und von Alkalien nicht angegriffen wird; der runde Dotter, noch von einer besondern Hülle umgeben, füllt die Höhlung der Ei- schale nicht aus und es bleibt daher ein ziemlich grosser freier Raum zwischen ihm und der Schale übrig. Am eben gelegten Winterei ist das Centrum des Dotters dunkel und die Peripherie mehr hell, Solche Eier hängen dem Thiere immer nur einzeln an. +... Die anderen Eier mit einfacher, dünner Haut sind kleiner (Fig. 43 5) und ihr Dotter hat einen röthlichen Schimmer, Nach vollendeter Fur- chung entsteht ein Embryo, der vorn und hinten fimmert (Fig. k3e), den unpaaren Augenfleck besitzt und in der Nähe der Fussbasis einen oder zwei Haufen von Harnconcrementen einschliesst. ‚.. Auch die Haut dieser Eier, welche nach dem Auskriechen des Jun- gen ‚noch längere Zeit dem Mutterthier anhängen kann, zeigt eine ge- wisse Widerstandsfähigkeit gegen Kalilösung. 2) Braehionus Pala, stand mir aus mehren Pfützen in grösster Menge zu Gebote. Bezüglich der Umrisse des Körpers vermisse ich an,der hübschen Zeichnung, die Ehrenberg gegeben hat, eine Kleinig- keit. Die Zinken, mit‘denen der beim Schwimmen häufig eingezogene Fuss endigt, erscheinen mir nämlich bei genauer Betrachtung immer fein zweispitzig. Das Räderorgan beschreibt Ehrenberg als aus zwei Wirbelkreisen. gebildet, die drei bewimperte Stirntheile einschliessen. Man kann sich aber sicher überzeugen, dass das Räderorgan ein einziges ist, das 51 an der Dorsalseite ganzrandig, gegen den Mund zu aber eine tiefe Ein- a kerbung hat, an welcher sich die Bewimperung nach dem Schlund- kopf hinzieht. Aus der freien Fläche des Räderorganes erheben sich dann noch ein mittlerer unpaarer und ein seitlicher paariger ebenfalls _ bewimperter Lappen, aus welchen ich mit Ehrenberg einige lange - Borsten hervorragen sehe. Das Verdauungssystem umfasst den Schlundkopf mit den Kie- fern, darauf folgendem sehr kurzem Schland, den Magen sammt pan- - kreatischen Drüsen und den Darm. Vor dem Schlundkopf und in ihn ‚einmündend liegt eine paarige Blase, deren Inhalt bei kleineren Indi- viduen wasserhell ist, bei grösseren aber röthlich. Ehrenderg erwähnt dieses Organ nicht. Die zwei seitlichen Respirationsröhren, welche einige Flimmer- fackeln besitzen, sind sehr deutlich, sie bilden vorn einen Knäuel und münden hinten in eine contractile Blase. Wie immer, so erklärt auch hier Ehrenberg diese Organgruppe für den männlichen Zeugungsapparat. Von den Bewegungsorganen fallen, besonders bei der Rücken- lage des Thieres, zwei starke Längenmuskeln auf, welche die Zurück- zieher des Raderorgäns darstellen und auf der Ehrenberg’schen Figur ehr gut zu sehen sind. Der Eierstock bietet insofern etwas hösöndores dar, als sich in ler Dottermasse des reifen Eies gelbröthliche Feihtropfen entwickeln, ® im ausgetretenen Ei noch zahlreicher und grösser sind. Die Eier ben durch einen hellen Stiel an der Eileitermündung hängen, selbst, solches Ehrenberg richtig zeichnet, nach ausgekrochenem Embryo m die geborstene Eischale noch längere Zeit angeklebt sein. Die Wintereier, schon Baker bekannt, sind grösser und haben ‚derbere, dunhelkörnige Schale. In den Embryonen, die in beiden Eiarten sich gleich verhalten, fehlen die Harnconeremente. 3) Brachionus urceolaris. Das Räderorgan ist wie bei Bra- bionus Bakeri beschäfflen, auch mangelt nicht, was Ehrenberg und Du- lin übersehen haben, die jederseits vom Räderorgan nach hititen chtete lange Borste. Das Räderorgan hat einen gelblichen Anflug, onst ist dieses Räderthier sehr hell. Im innern Bau, den die Zeichnung Ehrenberg’s recht klar erkennen während die Abbildung Dujardin’s (a. a. 0. An ah, Fig. 2%) einen der vorhergehenden Species überein. Vor dem Sehlandkopf die ‚sen mit bräunlichem Inhalt, hinter dem Schlundkopf ein sehr kurzer ophagus, darauf gelblicher Magen mit gestielten Anhangsdrüsen. Flim- ing im Magen und Darm. Auch das Respirationssystem, cöntraetile se, Kanäle, Zitlerorgane, wie bei Brachionus Bakeri. 4* 52 Im Fusse, dessen Zinken mir zweispitzig zu enden scheinen, konnte man. besonders deutlich das Vorhandensein von Muskeln neben den keulenförmigen Organen wahrnehmen. Letztere hatien einen stark- körnigen Inhalt, während die Muskeln hell waren und sich an der Bauchseite als zwei 0,004" breite Streifen bis in die Basis des Räder- organes verloren. Der Augenfleck hatte die Zeichnung wie Brachionus Bakeri. „Die hornigen Wintereier mit besonderer abstehender Schale erwähnt und zeichnet bereits Ehrenberg. Die Haut der dünnschaligen Eier hat einen bläulichen Schimmer. Die Furchungsstadien des Dotters habe ich sehr schön vor mir gehabt, Eier, deren eine Dotterspitze abgeschnitten war, dann andere, wo. zwei Portionen sich abgesetzt hatten und so fort, bis der ganze Dotter in der Reihenfolge 4. 2. 3. 4. 5. u. s. w. in einen Haufen kleiner Furchungskugeln mit, hellem Kern umgewandelt war. Der Embryo be- sass ausser dem Augenfleck auch die Harnconeremente. 4) Brachionus rubens. Diese Art ist hier in einigen Gräben in zahlloser Menge anzutreffen, wo,sie der Daphnia und vorzüglich dem Polyphemus als Schmarotzer aufsitzt. Ich habe solche Schalen- krebschen gesehen, die. mit acht Exemplaren von Brachionus rubens beladen waren und daher nur schwerfällig herumhüpfen konnten. Schwimmt unser Rädertbier frei, so geschieht dies gern mit einge- zogenem Fuss. Dujardin stellt (a. a. 0. p. 630) die, ganz unbegründete Vermuthung auf, dass Brachionus rubens wahrscheinlich nur eine Varietät des Bra- chionus urceolaris sei, was man sich daraus erklären kann, dass dieser Forscher den Brachionus rubens gar nicht aus eigener Anschauung kennt, denn beide sind nach Form und Lebensweise ganz bestimmt verschiedene Arten. Ueber den innern Bau lässt sich nichts besonderes melden. Der Augenfleck hat eine viereckige Gestalt mit abgerundeten Ecken, und durch eine mittlere dunklere Leiste erscheint er wie in zwei Felder abgetheilt. 4 Von den gelbbraunen, leicht ‚gekörnelten Wintereiern hängt meist nur eins, viel seltener zwei dem Thiere an, dagegen beobachtet man, dass die dünnschaligen Eier, deren Dotter röthlich ist, bis zu zehn ankleben, so dass man lebhaft an Eiertrauben, z. B. eines Cyclops, erinnert wird. h Der Furchungsprocess hat. denselben Gang, wie bei anderen Räder- thieren ; das eben ausgekrochene Thier, ‚wovon. ich in Fig. 43 d eine Abbildung gebe, unterscheidet sich von dem Alten durch eine mehr langgestreckte Gestalt, indem zwischen Panzer und Fuss noch nicht die so grosse Differenz im Breitendurchmesser gegeben ist, ferner hat } TE uf KA EE r Ze Se gerne y | 53 _ der Panzer noch keine Stacheln am Vorderrande, der Halstheil ist lang, das Räderorgan einfach, Kauorgane noch nicht vorhanden, wohl aber erscheint sehr deutlich eine gegen die Fussbasis sich hinziehende Blase mit Harnconcretionen. vn. Noteus quadricornis. u Körpergestalt wie bei Brachionus. Mangel des Augen- fleckes. Diese von Ehrenberg gegründete Art scheint seit ihrem Entdecker nicht mehr einem genauern Studium unterzogen worden zu sein. Ich H iraf sie hier iu einem kleinen mit Schilf überdeckten Sumpf ziemlich zahlreich, doch wäre es möglich, dass die hiesige Species, wie man _ aus einer Vergleichung der von Ehrenberg und mir gelieferten Ab- bildung (Fig. #4) vermuthen kann, nicht die nämliche ist, welche Ehren- berg bei Berlin gefunden hat. Es erscheinen wenigstens die hinteren Stacheln des Panzers an den hiesigen Exemplaren länger als an der Zeichnung Ehrenberg’s gesehen wird, dann standen sie auch etwas divergirend vom Panzer ab und endlich waren sie, abgesehen von einem gezähnelten äussern Rand, nicht (wie auf der Abbildung Ehren- berg’s) durch Körnchen rauh, Sur letztere beschränkten sich auf ‘ den Panzer allein, weshalb auch die vordern Stacheln mit Ausnahme der gezähnelten Ränder glatt waren. Endlich könnte noch bezüglich ‚der äussern Gestalt angemerkt werden, dass die Kanten der Rücken- facetten bei Profillage stark vorsprangen, was auf Ehrenberg’s Figur 2 rechte Seitenansicht darstellend) nicht der Fall ist. Unter der panzerartigen Cuticula, die der Einwirkung von Alka- lien ganz widersteht, lässt sich klar eine körnige Schicht mit ein- gestreuten Kernen wahrnehmen, welche die Leibeshöhle unmittelbar egrenzt. An der Beschreibung, welche Ehrenberg vom Räderorgan gibt, muss ich wieder das anfechten, dass er dasselbe ein «zweirädriges _ Wirbelorgan » nennt, während es doch, wenn man die Bezeichnung renberg’s beibehalten will, ein einrädriges ist, das nach der ndöffnung hin eine tiefe Einkerbung hat und von seiner freien Fläche >h drei Lappen ausschickt (die «dreilappige, bewimperte Stirn» bg.). Eiuzelne grössere Borsten neben dem Cilienbesatz fehlen. Die Muskulatur des Räderorganes ist sehr entwickelt und einige Stränge gen bei gehüriger Vergrösserung eine unverkennbare Querstreifung, mit auch übereinstimmt, dass sich das Räderorgan durch eine ganz besondere Beweglichkeit ahkseiähinet: Die Zusammensetzung des Darmkanales ist wie bei Brachionus. ‚Sehlundkopf kann sehr weit vorgeschoben werden, so dass die Pe 54 Kiefern: eine Strecke‘ weit frei aus dem Munde hervorstehen, und ich habe öfter gesehen, wie schwimmende Thiere Gegenstände, die ihnen entgegentrieben, anbissen. Die Blasen mit dem braunschwärzlichen Inhalte scheinen hier in der Substanz des Schlundkopfes selber zu liegen. Der gelbbräunliche Magen hat grosse Zellen mit hellem Kern, er flimmert so gut wie der Darm, Die Darmdrüsen, welche dem Anfang des Magens angeheftet sind, haben eine ziemliche Grösse, sind gestielt und am Rande ge- kerbt. Der Inhalt hat häufig etwas sehr eigenthümliches, indem die ihn zusammensetzenden Molecüle, wie auf Fig. 44 gezeichnet ist, die Form von äusserst feinen stabförmigen Gebilden haben. Ehrenberg sah die Darmdrüsen «zuweilen mit inneren Blasen». Bei jungen Thieren, die nur eine Grösse von 0,72” hatten, ganz hell und selbst noch ohne gefärbten Magen waren, sah ich Fettpünktchen in den Drüsen. Das Respirationssystem liess sich unschwer überblicken. ; Die eontractile Blase, welche in höchster Ausdehnung an 0,04” im Durch- messer hat, liegt rechts von der Cloake; die in dieselben einmünden- den Kanäle schlängela sich zu beiden Seiten des Leibes herab und ich zähle ‚jederseits drei Zitterorgane. Ehrenberg sah nur einmal ein sol- ches, schloss aber daraus auf das Vorhandensein mehrer. Die sogenannte Respirationsröhre zwischen den grossen Stirn- stacheln ist sehr kurz, etwas schwer zu sehen und scheint mehr die Form einer Grube mit hohem Wall zu haben. Im Fusse markiren sich zwei kolbenförmige Organe, die man leicht mit Muskeln verwechseln könnte. Sie erscheinen körnig und ihr oberes Ende (an der Fussbasis) ist keulenartig angeschwollen. Der Eierstock unter dem Magen an der Bauchseite liegend, ' ver- hält sich ganz wie bei Brachionus. Anuraea. Körperform die eines zusammengedrückten Sackes. Ohne fussförmigen Anhang. | Ehrenberg beschreibt 14 Species, Perty beobachtet davon in der Schweiz An. striata, A. acuminata, A. Testudo, A. aculeata, A. valga und eine neue von ihm Anuraea heptodon genannte Art. Mir sind blos die Arten squamula, curvicornis und aculeata vorgekommen und auch diese keineswegs zahlreich, sondern verhältnissmässig selten. | Mehrmals fand ich die leeren Panzer einer Anuraea, die auf keine der von Ehrenberg gekennzeichneten passen will, Sie gehört zu den grös- sern, indem die Länge des Panzers 0,0520” beträgt, der Stirnrand hat vier 0,0160 lange Zähne, von denen die mittleren an der Spitze nach ‚aufwärts gebogen sind, an der ‘untern Seite stehen noch zwei 55 Spitzen, so dass zusammen sechs an der Stirn sich befinden. Nach hinten geht der glatte Panzer in zwei 0,04" lange, divergirende Stacheln aus. - Im anhängenden Ei der Anuraea curvicornis war der Dotter nicht gleichartig körnig, sondern hatte an einer Stelle ein Häufchen röth- _ lieher Tropfen. Auch im Ei der Anuraea squamula waren der- gleichen gefärbte Fetttropfen im Dolter zerstreut. Von der Anuraea curvicornis bemerkt Ehrenberg, dass «die Stirn nur einen bewimperten Mitteltheil» habe, doch sehe ich an der hie- sigen Art, die wenigstens in Grösse, Zeichnung, Facetlirung des Pan- zers, Zahl der Hörner sonst, ganz mit der A. curvicornis übereinstimmt, eine deutliche sogenannte «Respirationsröhre » zwischen den mittleren grossen Hörnern des Panzers hervorstehen und zarte Borsten, welche das freie Ende derselben besetzen. Lepädella. Lepadella ovalis ist hier eines der gemeinsten Räderthiere, doch babe ich, da es zu den kleineren gehört und sich durch keine be- sonderen Structurverhältnisse auszuzeichnen schien, unterlassen es näher zu erforschen. Stephanops. Der Panzer verbreitert sich am Kopf zu einem hellen Schirm, zwei Augen. Gegliederter Gabelfuss. _ __ Stephanops lamellaris, welchen auch Perty häufig in Bern zwischen "Wasserranunkeln, Lemna u. s. w. fand, ist hier ziemlich ordinär. Da ich an der Zeichnung, welche Ehrenberg. gibt, Einiges auszusetzen ‚so lege ich in Fig. 33 auf Taf. III eine neue bei. Einmal fehlen ‚auf der Abbildung Ehrenberg’s die dornähnlichen Kanten hinten am Rückenrand, die bei 0. F. Müller (Animal. infus, Fig. 8) richtig an- gegeben ‚sind. Letzterer Forscher hat ferner ein. «Corniculum » im Wirbelorgan gesehen und gezeichnet (vergl. dessen Figg. 8 u. MM da), was Ehrenberg nicht finden konnte und daher fragt, ob es nicht eine pirationsröhre war. Dieses Gebilde zeigt sich mir aber ganz so nden, wie die Müller’schen Zeichnungen wiedergeben. Es erhebt ch nämlich von der Mundöffnung her divergirend jederseits ein scharf irter , elwas wie verdickt auslaufender Faden; der sich tastend be- wegt. Bei seinen Locomotionen lässt sich dann wahrnehmen, dass er gentlich die Form eines 0,004” breiten Plättchens hat, welches am en Ende quer abgeschnitten ist und am festsitzenden eine verjüngte Jasis zeigt. Zwischen diesen beiden Lamellen, die übrigens auch von Perly (a. a. 0. 5. 43) erwähnt werden, liegt der Flimmerbesatz oder « Räderorgan ». nn. 56 Eine fernere Beachtung verdienen die Augenpunkte, es»lässt sich nämlich in dem Pigmente unter gehöriger Vergrösserung mit Bestimmt- heit ein lichtbrechender Körper entdecken, der halb-kugelig aus dem Pigment hervorragt. Der Nahrungskanal theilt sich in Schlundkopf mit Kiefern, Magen und Darm. Die beiden letzteren Partien flimmern. Vom Respirationssystem habe ich eine contractile, an der Gloake liegende Blase beobachtet. Der Eierstock verhält sich wie gewöhnlich. Metopidia. Der ovale Panzer vorn halbmondförmig ausgeschnitten. Zwei Augen, ein Gabelfuss. Ueber die Organisation der Metopidia lepadella will ich nur be- züglich der Augenpunkte hervorheben, dass ich auch bei dieser Art vom Vorhandensein eines lichtbrechenden Körpers in den Augen- flecken mich überzeugt habe. Schlundkopf, Magen, Darm und contractile Blase konnten unter- schieden werden. Colurus. Panzer von seitlich zusammengedrückter Gestalt, der sich in einen Stirnhaken verlängert. Gabelfuss, zwei Augen- flecke. Ehrenberg hat an Colurus uncinatus wiederholt die Beobachtung gemacht, dass zwei Thierchen der Länge nach mit den Seiten anein- ander hingen, wie bei Selbsttheilung, «die doch nicht existiren kann». Auch Perty (S. 31) hat gesehen, wie sich zwei Individuen von Colurus uncinatus, die auf unbekannte Weise mit dem Rücken aneinander be- festigt waren, längere Zeit im Tropfen herumtrieben. Mir ist dieselbe Erscheinung ebenfalls öfter vorgekommen, und da ich an eine mög- liche Copula dachte, so habe ich ein solches Pärchen genau auf ihren Leibesinhalt untersucht, um zu sehen, ob nicht das eine Samenelemente besässe, allein beide hatten denselben Bau, beide waren Weibchen und ihr Eierstock war vollkommen gleich. Gegen Parung spricht freilich auch schon, wenn Perty berichtet, dass er auch Colurus mit Lepa- della, ferner einen Chaetonotus larus am Rücken mit einer Lepadella ovalis zusammenhängen sah, was Alles auf ein zufälliges Zusammen- treffen hinweist. Euchlaniıs. Panzer oval, zum Theil seitlich klaffend. Ein kurzer ge- gliederter gabelförmiger Fuss. Ein Augenfleck. 57 4) Euchlanis triquetra, ein grosses und’ interessantes Räder- thier, das ich mit Hülfe des feinen Netzes in ziemlicher Menge auf- _ gebracht und zum Gegenstande specieller Studien gemacht habe, - wobei ich leider abermals ‘manchen Angaben Ehrenberg’s entgegen- _ treten muss. 5 Was zuvörderst die äussere Gestalt betrifft, so klafft der an der Rückseite eine hohe Firste bildende und unten flache Panzer so "wenig, als bei anderen gleich nachher zu behandelnden Euchlanisarten an der Bauchfläche. Ich muss es geradezu für einen Irrthum erklären, _ wenn Ehrenberg in die Charakteristik dieses Genus aufnimmt: «lorica subtus longitudinaliter hiante». Der äusserst durchsichtige Panzer verhält sich vielmehr ungefähr wie die Schale einer Schild- 3 kröte, er besteht aus einer Rücken- und Bauchplatte, die am Seiten- rand zusammentreten, nach hinten aber von einander klaffen, um den r Fuss durchtreten zu lassen. Ehrenberg muss auch eingestehen, dass es ihm nie möglich war, «die Spaltung des klaren Panzers auf der "Bauchseite direct anschaulich zu erhalten». Und in der Erklärung ‚der Abbildungen kommt ferner die Stelle vor: «Fig. 3, Bauchfläche, Oeffnung für den Fuss, aber keine sichtbare Längsspalte im. Panzer. Letztere habe ich auch bei Euchlanis dilatata erst spät gefunden und ‚neuerlich wieder sehr mühsam suchen müssen. Sie klafft wohl nicht immer.» Warum macht aber Herr Ehrenberg aus solchen unsicheren Beobachtungen einen Gattungscharakter? — Auch ist es nicht richtig, wenn es von Euchlanis triquetra heisst: «pede setis carente», ich: be- merke bei genauem Zusehen mit Bestimmtheit drei äusserst feine Bor- en von 0,04” Länge, welche: vom Schwanze da abgehen, wo die ‚wei Griffel beginnen. Obwohl die Cuticula (der Panzer) sehr pellueid ist, so hält sie ich doch gegen Kalilösung und obschon im‘ Anfang etwas erblassend, Dimmt sie darauf schärfere Linien an. ’ Das Räderorgan besteht aus dem vordern, kaum etwas verhrei- terten und bewimperten Kopfende, in welchem man grosse Zellen mit llem Kern und feinkörnigem Inhalt unterscheidet. Der Schlundkopf hat in seinem Innern: die sehr starken Kiefern, on Gestalt ich in Fig. 40 auf Taf. IV eingezeichnet‘ habe und in den lichen Partien des Schlundkopfes machen sich jene Blasen bemerk- »h, die einen röthlichen, in Kalilauge sich nicht entfärbenden Inhalt tzen. j ' Zwischen Schlundkopf und Magen findet sich ein kurzer Schlund, n Ehrenberg kannte, aber ungenau ist die Angabe, dass der übrige ctus «ein einfacher, grün erfüllter Darm» sei, denn man sieht die fennung in Magen und Darm mit winschenswerthester Klarheit. sterer ist länglich, meist gelblich gefärbt und besteht aus einer 58 äussern sehr contractilen Haut und einer innern aus grossen Zellen zusammengesetzten, welche, wenn man den Focus auf den Durch- schnitt des Magens einstellt, nach innen halbkugelig vorspringen (vergl. Fig. 40), besonders da jede Zelle sehr häufig einen grossen gelblichen Fetttropfen neben dem feinkörnigen Inhalt besitzt. Die Fetttropfen kommen nur bei gut genährten Thieren vor, nach einigen Tagen Ge- fangenschaft sind sie gewöhnlich geschwunden, Die Zellen sind an ihrer freien, ins Magenlumen vorspringenden Partie mit Cilien besetzt und es macht sich eine besonders lebhafte Flimmerbewegung gerade an der Uebergangsstelle des Schlundes in den Magen bemerklich. Der Darm erscheint hell, Qimmert im Innern und verläuft gerade | nach hinten, um über der Fussbasis auszumünden. Auch er eontrahirte sich stark. Fühlt sich das Thier in einem möglichst unbeeinträchtigten Zustande, so gewahrt man einen gewissen Rhythmus in der Be- wegung des Tractus, indem er nämlich glockenförmig hin- und herschwingt. Die pankreatischen Drüsen am Anfange des Magens sind von läng- licher und etwas nierenförmiger Gestalt. In ihrem Innern liegen klare Kerne mit Nucleolis und eingebettet in eine blasse moleculäre Substanz, Die Respirationsorgane sind ohne Schwierigkeit wahrzunehmen. Am Ende der Leibeshöhle und in die Cloake mündend, liegt die kräftig sich contrahirende Blase, welche bei grösster Ausdehnung 0,04” misst. (Auf der Fig. 40 ist sie im Moment der Zusammenziehung dargestellt.) In die Blase führt rechts und links ein Kanal, der sehr stark geschlän- gelt verläuft (die «Sexualdrüsen» Ehrb.). Die äussere fein ganulirte Wand des Kanales zeigt eingestreute Fetttropfen, ja es hat mir sogar ein paar Mal geschienen, als ob diese Hülle contractil wäre, Jeder Kanal gibt auf dem Wege vier Seitenäste ab, zwei im Kopf und zwei in der Gegend des Magens, die verbreitert mit freier Mündung enden und hier mit Flimmereilien besetzt sind. ZEhrenberg hat «nur einmal zwei an die Sexualdrüse geheftete Zitterorgane gesehen» und ver- muthet deshalb wenigstens vier; Perty hat richtig «acht Zitterorgane gesehen, auf jeder Seite vier, ganz regelmässig vertheilt». Fasst man den feinen Bau der Zitterorgane etwas genau ins Auge, so erscheint jedes als ein zu 0,004” verbreitertes und quer abgeschnittenes sn das frei in der Leibeshöhle ausmündet und dessen Cilien constant nach einwärts schlagen. Der Flimmereffect ruft innerhalb des a mehre scharfwellige Linien hervor. «Besonders physiologisch und anatomisch interessant war das bei » dieser grossen Art sehr deutliche Verhältniss der Muskelfasern in den | »Lateralmuskeln. Sie bildeten drei Bündel jederseits und zeigten voll- 5 »kommen dieselbe Querstreifung wie die der grössten Thiere. » Diese Angabe Ehrenberg’s, welche von verschiedenen Seiten etwas 59. misstrauisch aufgenommen wurde, ist vollkommen richtig und- die _ Zweifler hatten gewiss keine Euchlanis untersucht, da die Thatsache ‚so leicht bestätigt werden kann (vergl. Fig. 40 5). Ein einzelner Muskel ist 0,010 0,0120” breit und besteht aus 4—5 Cylindern, die man dem Sprachgebrauch gemäss Primitivbündel nennen muss. Jede der- selben ist 0,002—- 0,003” breit und aus einer einfachen Reihe hinter- ‚einander liegender würfelförmiger Stückchen zusammengesetzt, zwi- schen denen immer ein heller Raum, wahrscheinlich mit Flussigkeit gefüllt, bleibt. Durch die Abwechslung der homogenen Würfelchen und der hellen Interstitien wird die «Querstreifung» des Primitiv- eylinders erzeugt. Da, wo sich die Muskeln ansetzen, wird die Quer- streifung unregelmässig und lösst sich körnig auf. Doch ist nicht die gesammte Muskulatur der Euchlanis triquetra - quergestreift. In der Gegend der Respirationsblase sehe ich z. B. rein ‚homogene Ringmuskeln. Zum Nervensystem gehört ein granulirter Gehirnknoten, dem > unpaare Augenfleck aufsitzt. Von diesem Kopfganglion (Fig. 32 b) jen Nervenfäden nach hinten und aufwärts zu einer im Nacken be- dlichen kleinen Grube, aus der ein Büschel zarter Borsten hervor- steht; letzteres Gebilde muss nach Lage und Bau der fälschlich so- genannten Respirationsröhre anderer Rotatorien verglichen werden. uf den Abbildungen Ehrenberg’s findet sich davon keine Spur, ja ich sehe daraus, dass Ehrenberg für das Gehirn, welches er gross und oval nennt, ein eigenthümliches Organ genommen hat, das etwas äher beschrieben zu werden verdient. Im Nacken, genau in der Medianlinie, liegt unterhalb der Haut ‚birnförmige Blase (Fig. 32e), die mit ihrem vordern Ende an 'r Oberfläche der Cuticula auszumünden scheint. Sie wird von einem arten, regelmässigen Epitel ausgekleidet und nur in dem blinden le sind zellig-körnige Elemente so angehäuft, dass dieser Theil etwas getrübt erscheint, denn ausserdem hat die Blase ein sehr pel- ides Lumen. Die Wand zeigt sich, wenigstens am Rande, fein estrichelt. Ich werde auf dieses Organ noch einmal zu reden ommen. Ob die zarten Fäden, welche in Fig. 40 bei c zu sehen sind und ine zellenähnliche Anschwellung besitzen, Nerven seien, vermag ich sicher auszusagen, da ich mir ihren Ursprung aus dem Gehirn >ht überzeugend vorführen konnte. Der Analogie nach darf ver- het werden, dass es die Nerven wären, welche jene Stelle auf- jchten, wo die drei feinen Schwanzborsten abgehen, die Anschwel- üg würde dann einer eingeschobenen Ganglienkugel entsprechen. Mit Nerven könnten auch verwechselt werden verschiedene blasse en, die man in der Leibeshöble flottiren sieht und sich besonders 60 von-den Eingeweiden zur Wand der Leibeshöhle erstrecken. Sie sind aber.nichts anderes, als Bindesubstanz, zur Anheftung der Organe dienend. ! Der Eierstoek liegt’ an der Bauchseite unter dem Tractus gerade da,. wo. die Grenze zwischen Magen und Darm ist. Die homogenen Keimflecke sind sehr gross bis 0,007” lang, rundlich oder länglich, um sie herum zieht ein heller Hof (Keimbläschen), umgeben von einer feinkörnigen Masse (Dotter), die vorzüglich in der einen Hälfte des Eierstockes angehäuft ist und hier zahlreiche Körnerklumpen zeigt. Der Eierstock ruht eigentlich im Grunde eines zartwandigen, contractilen Sackes, der in die Cloake mündet und somit in. sei- nem untern Abschnitt den Eileiter vorstellt. | Ehrenberg hat in seiner Fig. 4, welche einen Querschnitt der Euchlanis gibt, die Lage der Eingeweide insofern unrichtig gezeichnet, als er den Eierstock neben den Tractus setzt, er liegt, wie mit aller Sicherheit behauptet werden kann, unterhalb desselben. . Blutgefässe existiren nicht, wohl aber sieht man, dass in der geräumigen Leibeshöhle, die mit hellem Fluidum gefüllt ist, einzelne Kügelchen bin- und hergetrieben werden. Sie sind bei dem einen Individuum zahlreicher als bei dem andern. Im Fusse erblickt man die keulenförmigen Organe mit körpigem Inhalt. Zugleich mit der eben beschriebenen Euchlanis triquetra lebt in einem kleinen Sumpfe am Main (in der Gegend von Heidingsfeld) eine Euchlanis, welche die Grösse und den Bau von triquetra hat, sich aber von dieser unterscheidet 4) durch eine auf alle Theile sich er- streckende Farblosigkeit; 2) dadurch, dass die Rückenfirste des Pan- ' zers nicht so hoch gewölbt ist, als bei E. triquetra; endlich 3) zeigt das eigenthümliche blindsackige Organ im Nacken an seinem hintern Ende eine Einkerbung, wie Andeutung zur Theilung. Sollte man eine neue Species daraus schaffen wollen, so dürfte der Name Euchlanis byalina passend sein, ich möchte sie aber vorläufig noch als Varietät der Euchlanis triquetra betrachten. 2) Euchlanis dilatata, ist häufiger als Euchlanis triquetra. Von dieser Art sagt Ehrenberg ausdrücklich: «ich habe mich überzeugt, dass ‚der Panzer auf der Bauchseite der ganzen Länge nach, wie die Schale einer Daphnia offen klafft». Auch Perty spricht von dem «leicht kenntlichen, unten weit klaffenden Panzer.» Und doch: ist nichts fal- scher als diese Angabe. Hat man das Thier in der Profillage vor sich, 61 also so, dass der Darm nach oben, der Eierstock unten liegt, so ist Bepwöifelhatt die Aehnlichkeit mit der Schildkrötenschale wahrzunehmen: inten ist ein Ausschnitt für den Fuss, Bauchschild und Rückenschild sind seitlich zu einer scharfen Linie versblnitolsen; so dass eigentlich _ mit Ausnahme des Ausschnittes für den Fuss der Panzer auch nicht einmal seitlich klafft. Bei gewisser Focaleinstellung kann es frei- ich scheinen, als ob lateral der Bauch- und Rückenschild eine ziem- liche Strecke voneinander abstünden, allein wer nur einigermassen im mikroskopischen Sehen geübt ist, wird bei Veränderung des Focus finden, dass die beiden Linien, welche man auf Klaffung hätte beziehen en, nur die Durchschnittscontouren des Rücken- und Bauchschildes Im innern Bau stimmt diese Art wesentlich mit Euchlanis triquetra überein. Das Verdauungssystem besteht aus Schlundkopf, kurzem S hlund, Magen (dessen Zellen häufig ohne Fett sigd) mit Drüsenpaar, geknäuelten Kanäle sammt Zitterorganen. — Die Längenmuskeln sind quergestreift wie bei Euchlanis triquetra. — Der Hirnknoten mit dem Augenfleck schickt Fäden zu der mit Borsten besetzten Grube im Nacken. Das beutelfürmige Organ über dem Hirn- und Schlundkopf, ‘dessen Ehrenberg von Euchlanis macrura als «eines grossen, beutelartigen Hirn?-) Markzapfen» gedenkt, ist ebenfalls vorhanden. © Obsehon man in der Leibeshöhle auch hier mitunter einzelne Kü- g elchen eireuliren sieht, die man als Analoga der Blutkügelchen anderer ere betrachten kann,-so ist doch nicht immer Alles, was sich. im eibescayvum herumtreibt für geformte Elemente des Blutes zu nehmen. ch habe wenigstens öfter beobachtet, dass nach sehr heftigen Con- eiionen, welche das Thier bei allmähligem Wassermangel und ein- etender Trockenlegung ausführt, Organtheilchen von den Eingeweiden gerissen und umhergespült werden und so als Pseudoblutkügelchen aftreten können. An jüngeren Individuen ist die Substanz, welche die Keimbläs- chen des Eierstocks umgibt, nicht, wie es später der Fall wird, körnig, ondern wasserklar. — Die reifen Eier haben eine dicke Schale. 3) Euchlanis unisetata Spec. nov. Ich treffe bier eine Euchla- nis an von der Grösse der E. dilatata, die durch zwei Dinge sich aus- zeichnet. Einmal hat das letzte, in zwei lange Griffel ausgehende Fuss- ied eine einzige lange (0,72” messende) Borste, die auf der füekenseite sitzt, und zweitens glaube ich mit Sicherheit erkannt zu fleck ein lichtbrechender Körper hervorragt (Fig. 45). 4) Euchlanis bicarinata. Unter diesem Namen hat Perty eine eue Art beschrieben, die sich besonders durch zwei parallel laufende 62 Rückenkiele kennzeichnet. Mir scheint, nach der Beschreibung und Zeichnung, welche Perty gibt, zu urtheilen, als ob diese Art richtiger zu Salpina gehört, wofür auch sprechen würde, dass «der Panzer hinten beiderseits ausgerandet» ist. In hiesiger Gegend sehe ich indessen eine wirkliche Euchlanis, welche die Benennung bicarinata führen könnte. Sie ist kleiner als die E. dilatata, der Panzer oval, nicht viel gewölbt und hinten mit | einem einzigen mittlern Ausschnitt. Von letzterem erheben sich zwei Firsten, die anfänglich parallel laufen, bald aber divergiren und nach vorn sich verflachen. h 5) Euchlanis luna, ‚welche bei Berlin häufig ist, habe ich im Ganzen nicht oft gesehen. Was ich auf der Ehrenberg’schen Abbildung vermisse, ist, dass die Leisten der Cuticula da, wo sie hinten auf- hören, in Spitzen ausgehen. Die Kiefer sind stark gelblich, der Augenfleck verhältyissmässig gross. j Salpina. Panzer von prismatischer Form mit gewölbten Seiten, vorn und hinten in Spitzen endend. Ein oder zwei Leisten am Rücken. Ein Augenfleck. Mit Gabelfuss. ) Ich habe von diesem Genus nur Salpina muceronata, die hier ge- mein ist, vor mir gehabt, ohne jedoch, da mir der Bau nichts ab- weichendes zu haben schien, specielle Studien vorzunehmen. Monostyla. Panzer eiförmig, flach, mit einfachem Griffelfuss. Ein Nackenauge. Monostyla quadridentata habe ich nur ein paar Mal aus einem Wasserbecken des hiesigen Hofgartens beobachtet. dr I. Beschreibung des Baues der Räderthiere im Allgemeinen: E Nachdem ich den Leser mit Dem, was ich durch Beobachtung über den Bau der Räderthiere weiss, bekannt gemacht habe, so: will” ich jetzt, auf das eigene Material und die Mittheilungen anderer For- scher gestützt, versuchen, ein Bild von der Anatomie und Histologie ” dieser Thiergruppe zu entwerfen, wobei ich Gelegenheit finden werde, auf die Ansichten Anderer da und dort näher mich einzulassen. 63 dan, Von der äussern Haut und Gestalt. . “r % "Die genauere Zusammensetzung der Haut der Rotatorien ist, ob- gleich dieselbe aus differenten Lagen besteht, von früheren Forschern wenig berücksichtigt worden. Ich glaube zuerst darauf aufmerksam gemacht zu haben !), dass sich in der Haut ein Gegensatz zwischen einer Guticula und einer darunter gelegenen Körnerlage ausspricht, Diese Auffassung hat sich in Folge ausgedehnterer Untersuchungen ollkommen bewährt und es mögen. jetzt in übersichtlicher Weise die Eigenthümlichkeiten der beiden Hautschichten bei einzelnen Arten noch omal vorgeführt werden, ö ? Die Cutieula oder die äusserste Begrenzung erscheint als homo- gene, rein structurlose durchsichtige Haut. Meist ist ihre ‚Oberfläche ganz glatt, bei einigen Arten jedoch höckerig, so bei Dino- eharis, Noteus, Diglena lacustris (nach Ehrenberg «die Haut ist fein ehagrinirt»), manchen Anuraeen, Brachionus Bakeri. Sie kann auch leistenföürmige Erhabenheiten bilden, die bei Noteus, Anuraea so zu- ammenstossen, dass facettirte Zeichnungen entstehen. Die mannich- chen stachelartigen Fortsätze, wie man dergleichen z. B. an Dino- eharis, Noteus, Stephanops, verschiedenen Brachionus u. s. w. wahrnimmt, 0 wie die haar- und borstenartigen Gebilde (z. B. am Fusse von chlanis) sind ebenfalls Auswüchse der homogenen Cuticula. Ebenso die Flossen von Polyarthra und die «Barten» der Triarthra. - Ein besonderes Interesse nehmen in Anspruch jene zarten, nicht brirenden Borstenbüschel der Cuticula, welche, wie weiter unten geführt werden soll, mit dem Nervensystem in näherer Beziehung hen. Ich halte es für gut, einstweilen über diesen Punkt Folgendes :rörtern. Ehrenberg hat zuerst die im Nacken (oder der Kehle) mancher äderthiere hervorstehende Röhre bemerkt, sie anfänglich als Qlitoris agesprochen, später aber mit der Respiration in Verbindung gebracht ‚einem Sipho oder Respirationsrohr verglichen. Es tritt dieses Ge- ‚entweder paarig oder unpaar auf. Ein einziges besitzen die Phi- inaeen, Brachionus, Anuraea, Notommata centrura, Notommata co- üs, Notommata clavulata und Euchlanis Lynceus (nach Ehrenberg), i hingegen Tubicolaria und Melicerta. Ich muss es bestimmt in de stellen, dass der fragliche Theil am freien Ende geöffnet ‚er ist vielmehr geschlossen und am: Ende sitzen zarte, nicht mpernde Borsten, die Ehrenberg, nach seinen Figuren zu schliessen, 3 ganz übersehen hat (z. B. bei Melicerta) oder den Borstenbüschel j ) Zur Anatomie und Eutwicklung der Lacinularia socialis, diese Zeitschrift 4851, 8. 452. 64 als einen einzigen dicken Dorn (z. B. bei Notommata centrura und Notommata copeus) zeichnet. Das vordere Ende des Rohres kann ein- ” gestülpt werden und mit ihm die Borsten, wie solches Williamson }) " und Huxley?) von Melicerta ringens sehr richtig abgebildet haben. j Andere Arten, so 'Notommata myrmeleo, Notommata Sieboldii, ferner Polyarthra, Synchaeta, haben die betreffenden Gebilde zu ein paar‘ kurzen, an der. Stirn stehenden 'Höckern verkürzt, deren Borsten nicht mehr eingezogen werden können. Von Polyarthra gedenkt Ehren- berg derselben «als zwei: mit feinen Borsten besetzten Hörnchen der Stirn», und von Synchaeta sagt er: «mitten auf der Stirn waren: zwei " mit nicht wirbelnden Borsten besetzte Hörnchen». ' Uebrigens hat be- reits Dujardin ®) die Analogie, welche zwischen den behaarten Hörn- chen der Polyarthra und den Röhren der Melicerta u. s. w. herrscht, ausgesprochen, Wieder andere Arten zeigen an der Stelle des unpaaren Rohres ” blos eine sehr markirte unpaare Grube in der Cuticula, aus der eben- falls der Borstenbüschel, aber nicht mehr einziehbar, hervorsteht. Da die-Cuticula am Rande der Grube sich etwas wallartig erhebt, so kann man je nach der Lage die Grube auch als einen doppelt-contourirten scharfen Ring sehen. An Hydatina 'senta und Diglena lacustris hat Ehrenberg die Grube sammt Borsten beobachtet und sie auch 'sei-” ner Theorie gemäss als «bewimperte 'Respirationsöffnung» aufgefasst. Dass Euchlanis triquetra, dilatata u. s. w. dieselben Bildungen haben ist ihm entgangen. Bei Noteus soll nach Ehrenberg die «Respirations- röhre», von der übrigens seine Zeichnungen keine Spur 'verrathen «kurz und dick» sein, mir scheint sie mehr die Form »einer Grube” mit hohem Wall zu haben und daher ebenfalls hieher zu gehören. An Lacinularia habe ich wohl das Analogon des fraglichen Organes über- sehen, denn die mit diekem Rand versehene Grube, welche Huxley (a.a. 0. $. 9) erwähnt und (in Fig. 40) zeichnet, dürfte mit-ihren'Bor- sten doch kaum etwas anderes sein. u Die Zahl solcher Gruben kann sich auf- zwei: vermehren und dann sind sie weiter nach rückwärts gestellt, wie ich es bei Polyarthra Notommata myrmeleo, Notommata Sieboldii gefunden "habe. Dal rymple*) hat an Notommata anglica die zwei am Rücken befindlichen Gruben sammt den Borsten richtig wahrgenommen, nur drückt er sich über ‘die Natur derselben schwankend aus, denn in der Tafelerklärung zu ‘Plat. XXXI, Fig. 4 T nemnt er sie seitliche Oeffnungen, und bei‘ 1) A. a. O. Pl. I, Fig. 45 u. 16. 2) A. a. ©. Pl. II, Fig. 29. ?) A. a. O, pag. 574. *) Philos. Transact. 1849. 65 Fig. 8 E bezeichnet er 'sie ‚als zwei mit Borsten versehene Höcker. Ich _ habe mich-indessen 'hier so gut,. wie an den sogenannten Respirations- röhren davon überzeugt, dass die Cuticula ‘an diesem Orte nicht durch- bohrt, sondern geschlossen ist. 2 Eine interessante Abweichung in der besprochenen Bildung bietet Notommata centrura und Notommata copeus dar, indem hier seitlich am Rücken, rechts und links aus einem kleinen Höcker der: Cutieula _ eine lange Borste hervorsteht, deren Spitze in mehre Fasern zertheilt ist. Von welcher Bedeutung alle die zuletzt namhaft gemachten Röh- ren, Höcker und Gruben ‚sind, ‘wird sich bei der Darlegung des Ner- _ vensysiems ergeben. Wichtig. scheint mir die‘ Frage nah der chemischen Beschaf- fenheit der Cuticula. Besteht sie aus Chitin? ‘Nach dem Verhalten, _ welches dieselbe gegen Kalilösung zeigt, glaube ich bejahend antworten zu müssen. Leuckart*) hat zwar früher angegeben, dass das Chitin - bei den Rotatorien fehle, ist aber nach neuerer Erklärung (Ueber das Vorkommen und die Verbreitung ‚des Chitins in den wirbellosen Thie- ren, in. Wiegmann’s Archiv 1850) selber gegen diese Angabe sehr ‚misstrauisch geworden. : Wie bereits nach dem optischen Aussehen ein ziemlicher Unterschied in der Stärke, Dicke und Festigkeit der Cuticula herrscht, so ist es auch mit der Resistenz gegen kaustisches Kali. In den einen Arten, so z. B. in Dinocharis, Noteus, Anuraea, Brachionus erscheint die Cuticula in ganzer oder nur theilweiser Ausdehnung als feste, panzerarlige Haut, und dann wird sie, selbst nach mehrtägigem Maceriren in Kalilauge, von diesem. Reagens nicht angegriffen; in leren Arten hingegen, wo sie an sich viel dünner und nachgiebiger it, 'erblasst sie, ohne sich aber zu lösen; solches ist der Fall z. B. bei Notommata myrmeleo, Notommata Sieboldii; sie wird aber in Kali- ge vollständig zum Schwund gebracht in jenen Rotatorien, welche ehäusen leben, so bei Stephanoceros, Tubicolaria etc. Das Ober- ! hen ist hier viel dünner, zarter als bei den freien Thieren, wie ngefähr ja auch‘ die Haut des Schwanzes eines in einer leeren Buc- inumsebale hausenden Pagurus um vieles weicher sich zeigt, als das ige Hautskelet. Auch die Guticula von Notommata centrura, welches atorium gleichfalls von einer Gallerthülle bedeckt ist, sah .ich in der ehrerwähnten Lösung fast vollständig schwinden. - Ieh möchte daber aus dem Voranstehenden den Schluss ziehen, ‚die Cuticula der Räderthiere aus Chitin oder wenig- stens aus einem dem Chitin verwandten Stoffe besteht, der 1 den verschiedenen Arten, je nachdem sie frei oder in Gallerthüllen > ur * 4) Wagner's Zootomie, Th. II, $. 269. Zelischr. f, wissensch. Zoologie. VI. Bd. 5 66 darnach auch ein ungleiches Verhalten gegen Kalilauge offenbart. Diese Annahme gründet sich auf die gleichen Voraussetzungen, nach denen aan so äusserst zarte und in Alkalien rasch schwindende Epitelien doch auch dem «Horngewebe» einreiht. Oder ist etwa das leicht ver- gängliche Epitel der Linsenkapsel und andere zarte Epitellagen in den Sinnesorganen der Wirbelthiere den Zellen der Hornschicht des Nagels oder der Rindenschicht der Haare verwandter, als es die homogene Haut der Lacinularia der Haut eines Noteus ist? Als eine weitere Stütze für die ausgesprochene Ansicht mag auch dienen, dass die Cu- ticula der den Rotatorien so nahe kommenden Tardigraden, welche nach Kaufmann‘) aus Chitin besteht, von Kalilauge sich weit mehr angegriffen zeigt, als etwa die Haut des Noteus oder mancher Brachio- nen; ich habe wiederholt gesehen, dass die Oberhaut des Maerobiotus Hufelandi, welche am lebenden Thiere 0,002” dick ist, nach Zusatz von Kali causticum bis zu 0,004”, also um noch einmal so viel auf- ’ R quillt und heller wird.) Unter der Cbitivhaut folgt eine weiche Hautlage, die besonders an den grösseren Arten gut erkannt wird. Sie besteht der Haupt- masse nach. aus einer blass moleculären, bei manchen Arten (z.B. bei Notommata centrura) mit Feitpünktehen untermischten Substanz und dem kleinern Theil nach aus Kernen. Diese sind hell, bläschenförmig, mit Nucleolus und liegen in ziemlichen Entfernungen aus einander und ohne dass man sagen könnte, die blass moleculäre Substanz gehöre als Hof zu den Kernen. Letztere erscheinen vielmehr lediglich in erstere eingestreut. Am Räderorgan ist die besagte Hautschicht in höherm Grade entwickelt und formt sehr gewöhnlich stark in die Leibeshöhle vorspringende Höcker, wie ich solches von den verschiedensten Arten (2. B. von Notommata myrmeleo, Sieboldii) abgebildet habe. Ehrenberg bezeichnet in seinem Werke grösstentheils diese Hautlage als «Muskel- scheiden für die Wimpern des Räderorgans, Wirbelmuskeln, Bewe- gungsmuskeln für das Räderorgan, Kranzmuskeln» (so bei Lacinularia, Hydatina, Polyarthra, Eosphora, Euchlanis ete.); seltener giebt er der E in Rede stehenden Hautlage die Bedeutung von einer «Reihe von Mark- knotenpaaren», so bei Stephanoceros. F Die beschriebene Hautschicht begrenzt unmittelbar die Leibeshöhle. An diese Darstellung über die Textur der Haut knüpfe ich Einiges über die Eintheilung der Körperform. Die Rotatorien sind sym- metrisch gebaut, haben eine Rücken- und Bauchfläche, ein Rechts und !) Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Zürich, 4854, Nr. 60,61, 2) Perty nennt (a. a. ©. S. 27) die Chitinhülle «Kieselschalen», womit der } Leib bedeckt wäre, eine Bezeichnung, die sich doch gar nicht rechtferti- gen lässt. 67 Links und sind‘ gegliedert. Es hängt von der Beschaffenheit der Gu- ticula 'ab,'ob die Segmentirung des Körpers mehr oder weniger scharf in die Augen springt. Ist das Chitinskelet sehr weich, so ist sie we- niger aufiallend ausgesprochen, aber doch vorhanden (z. B. bei Stepha- “noceros, Lacinularia, vielen Notommaten etc.); hat sich aber die Cuticula panzerartig verdickt, so erscheint die Gliederung höchst bestimmt aus- "geprägt, ein Wechselverhältniss, das ja bekanntlich an vielen Glieder- thieren wiederkehrt. Als grössere Abtheilungen des Körpers grenzen sich an allen ein Kopf und Leib, bei sehr vielen auch ein unpaarer Fuss (Schwanz, Pseudopodium der Autoren) ab. Kopf und Leib gehen sehr häufig so in einander über, dass für das Ganze der Ausdruck - Kopfleibstück gebraucht werden kann. Sehr merklich erscheint der Kopf abgesetzt z.B. an Noteus, Brachionus, Stephanops, Euchlanis ete. _ Das Kopfende verbreitert sich gewöhnlich zu einem aus- und einstülp- _ baren Saum, der mit Wimpern besetzt ist und «Räderorgan» genannt _ wird; er hat der ganzen Thiergruppe wegen des an gewissen Orten höchst auffallenden optischen Eflectes der Wimperbewegung den Namen «Räderthiere» verschafft. Die erste genauere Beschreibung dieses Ge- ut ildes hat Ehrenberg geliefert, der vier Hauptformen des Räderorgans aufstellte und danach auch die Familien der Räderthiere in Holotrocha, Einräderthiere, Schizotrocha, Kerbräderthiere, Polytrocha, Vielräder- thiere, Zygotrocha, Doppelräderthiere, ordnete, eine Eintheilung, die, j obschon in alle Lehrbücher übergegangen, doch, da sie auf ganz falscher Basis ruht, aufgegeben werden muss. Ich habe im ersten Abschnitt ‚an verschiedenen Arten der Hydatinaea, der Euchlanidota, der Bra- ‚chionaea etc. dargethan, dass bei ihnen der Wimperkranz, entgegen Ehrenberg, nicht «zweitheilig», auch nicht «vieltheilig» sei, und muss hier nochmals solche bildliche Darstellungen des «Räderorgans», wie man sie in des vielgenannten Forschers Werk z. B. von Notommata myrmeleo, Notommata syrinx, Eosphora etc. findet, für gänzlich ver- hit erklären. Huxley hingegen gibt a. a. O. Pl. II von Laciuularia, lelicerta, Brachionus, Plilodina über die Form des in Rede stehenden Irganes der Natur entsprechende Abbildungen. Betrachtet man das sogenannte Räderorgan von einem allgemeinern Standpunkte, so zeigt sich folgende Entwickelung. Auf der niedrigsten 8 gehört die Bewimperung des Kopfendes nur der Mundspalte an, wie z. B. an Notommata tardigrada; sie gewinnt von da aus einen grössern Bezirk und dehnt sich z. B. bei Stephanops von der Mund- öflnung weg zu einem bewimperten Dreieck aus. Weiterhin besetzen die Cilien den freien Kopfrand in der ganzen Circumferenz, ohne dass der mit Flimmerhaaren versehene Rand den Kopf überragt oder es höchstens nur in sehr geringem Grade (hut, so bei den Euchlanidota, Polyarthra, Diglena, Triarthra, Rattulus, Distemma etc., bei Hyda- 5%* 68 tina, Pleurotrocha, Furcularia, Monocerca, vielen Notommaten. Der be- wimperte Saum kann aber allmählich auf beiden Seiten über den Kopf hinauswachsen und damit das bilden, was Ehrenberg «Ohren, auri- culae» nennt, so 2. B. bei Notommata. copeus, Synchaeta ete.: er kann sich auch iz bei Notommata centrura an der Ventralfläche zu einer rüsselartigen Rinne verlängern. Bei den Philodinaea und den Brachio- naea entfaltet sich indess der Wimpersaum immer mehr und überragt das Kopfende, bis endlich in den Arten Megalotrocha, Lacinularia, Tubieolaria, Melicerta und Limnias die höchste Entwickelung dadurch erreicht ist, dass das Kopfende sich in einen bewimperten Schirm umgestaltet 'hat. Huscley und ich haben mitgetheilt, dass bei den Megalotrochaea der Wimperkranz nicht einfach gebildet, sondern doppelt ist, ein | oberer und ein unterer. Auf der freien Kopffläche der Brachio- naea erheben sich zwei seitliche und ein mittlerer bewimperter Lap- pen, welche Huxley dem zweiten Wimperrand der Laeinularia ver- gleicht, eine Anschauung, die sehr viel Ansprechendes hat und zu deren Gunsten ich auch auf das Räderorgan der Pterodina hinweisen kann. Diese Art, 'zu den Brachionacen gehörig, hat statt der frei her- vorstehenden Lappen wieder einen doppelten Wimpersaum, analog den Megalotrochaea. Dass auch das Räderorgan der Philodinaea, welches ich nicht speciell studirt habe, auf diesen Typus zurückgeführt werden | kann, erhellt aus der Beichreibinng; welche Hualey davon gibt. Eigenthümlich in diesem Punkte verhalten sich die Gattungen ° Stephanoceros, dessen Räderorgan in lange, armförmige Fortsätze ver- längert ist, und Floscularia mit kurzen kuopfartigen Ausläufern, die auch anomale Wimpern tragen. zZ Soviel ist sicher, dass es keine Doppel- und Vielräderthiere im Sinne Ehrenberg’s gibt, d. h. keine, die zwei oder mehr distinete «Räder» oder gesonderte Winigireteins besässen, sondern der Wimperbesatz geht continuirlich bis in die Mundöffnung hinein. Es können noch accessorische Wimpersäume+oder auch Wimperlappen dazu kommen, aber sie erlangen nirgends das Bild und ‘die Geltung von‘ selbstständigen «Räderorganen».. Nur die ganz abweichenden Arten Floscularia und Stephanoceros könnten, da die langen Wimpern in isolirten Büscheln auf den Fortsätzen des Mundsaumes angebracht sind, nach dem Ehrenberg’schen Eintheilungsprineip als «Haufräder- (hiedb (polytroch) angesprochen werden. Ehrenberg hat übrigens schon. eine Beobachtung angeführt, äis ihn wohl gegen seine «Polytrocha» hätte misstrauisch machen können. Er erzählt !), dass er bei Individuen der Hydatina, deren Räderorgan 1!) Abhandlungen der Berliner Akademie, 4831, S. 36. 69 ‘er ebenfalls aus mehren «mehr oder weniger abgeschlossenen kleine- _ ren» zusammengesetzt sein lässt, nach Strychninzusatz um die ganze Gruppe der vielen einzelnen (?) Räderorgane «noch einen dichten äussern Kranz von krummen Wimpern » erkannt habe. Auf der freien, vom Wimpersaum eingeschlossenen Fläche des _ Kopfes finden sich noch bei manchen Arten lange, oft weit über die Wimpern binausstehende Borsten, die schon Ehrenberg als «Griffel, Styli» von den Cilien getrennt hat. Man beobachtet dergleichen bei mehren Notommäten (N. myrmeleo 2. B.), Synchaeta, vielen Brachionaeen; sie scheinen mir zum Theil aus feineren Borsten zusammengesetzt, also eigentlich Bündel zu sein.| Auch die vier konischen, dicken Warzen mit eier Borste, ‚welche sich nach Zhrenberg von der Mitte der Stirn- Näche bei Conochilus erheben, gehören wohl nicht minder hieher. Äh Der vom Kopf mehr oder weniger gesonderte Rumpf stellt, da er die Eingeweide enthält, den umfangreichsten Theil des Körpers vor. Ist die Cuticula weich, ‚so erscheint er geringelt: (z. B. bei den Me- galotrochaea, Stephanoceros, Flosceularia ete.); hat sich aber die Ober- aut verdickt, so ist der Leib von einem starren, nicht gegliederten zer umhüllt. Beispiele hiefür die Bracbionäaea, Euchlanis, Salpina ete. ‚erstern Falle hat der Leib eine eylindrische- Gestalt, im letztern ist ‚er entweder nach der Fläche oder seitlich comprimirt, oder auch so, dass er auf dem senkrechten Durchschnitt dreieckig ist, z. B. Euchlanis ietra. Sehr eigenthümlich und wohl zu besonderm Lebenszweck enend sind die vier zipfelförmigen Fortsätze des Leibes der männ- Jichen Notommata Sieboldii. Häufig ‚hat der Rumpf vorn und hinten dornähnliche Spitzen (z. B. Noteus, Brachionus, Anuraea), aber auch bei weichem eylindrischem Körper endet er bei mehren Arten mit einem medianen sehwanzarligen Fortsatz, so;bei Notommata copeus, Notommata ontrura, Notommata tripus, Albertia. Dieser Punkt dürfte von Belang in, um die wahre Natur des folgenden Körpertheils zu bestimmen. An den Rumpf grenzt nämlich hinten bei vielen Arten ein dünner 'perabschnitt, der keine Eingeweide, sondern nur Muskeln und die * nicht klaren drüsenförmigen Körper von kolbiger Gestalt enthält. "Autoren nennen diesen Anhang bald Schwanz und bald Fuss; ich » diese letztere Bezeichnung für richtiger, da mit ihm noch ein | Schwanz vorhanden sein kann, in welcher Beziehung ich an "vorhin genannten Arten (Notommata copeus, Not. centrura, Not. pus) erinnere; ja es kann selbst ein solcher Schwanz ohne Fuss da in (z. B. Albertia). Der After mündet constant über der Basis des es (Abgang desselben vom Rumpfe) aus. Die Gestalt des Fusses hselt nach den Arten und kann, wie mir scheint, als passender intheilungsgrund mit verwandt werden. Er kann allmählich, ohne scharfe Grenze, vom Rumpfe abgehen (z.B. bei den Megalotrochaea) 70 oder sich sehr merklich absetzen (z. B. an vielen Brachionaeen), er kann lang oder kurz sein. Das Ende zeigt sich bald quer abgestutzt, ist bei manchen Arten bewimpert' (Pterodina, Tubicolaria und im’ Ju- gendzustande bei Megalotrocha, Lacinularia, Brachionus ete.); bald’geht es in einen langen Stiel aus oder hört mit gabelförmigen Fortsätzen auf. Im Falle die Gutieula weich ist, erscheint er dicht quergeringelt, bei härterm Hautskelet deutlich Bst In manchen Arten trägt er auch noch eigene Stacheln (z. B. Dinocharis). Es bedient sich das Thier dieses Organes, um sich zu fixiren, oder zur Locamotion, und muss daher auch von physiologischer Seite aus als Fuss aufgefasst werden. Man kennt aber auch ganz fusslose Räderthiere. Solche sind die Anuraeen, dann Polyarthra, Notommata Sieboldii, Nolommata anglica, Ascomorpha helvetica, Ascomorpha germanica, Albertia. : Gewisse Arten der Räderthiere stecken einzeln oder in Gesellschaft innerhalb gallertiger Hüllen, in welche sie sich zurückziehen können: die festsitzenden Oecistes, Conochilus, Laeinularia, Tubicolaria, Stepha- noceros, Floscularia, Melicerta, Limnias; aber auch unter den frei sich herumtreibenden besitzen Notommata copeus und Notommata centrura dergleichen gallertige Umkleidungen. Bei manchen Gattungen bleiben diese «Büchsen », wie sie Ehrenberg oft nennt, hell und klar, oder es kleben an ihnen nur zufällig fremde Körper fest (z. B. Floseularia, La- einularia etc.), in anderen setzt sich mit zunehmendem Alter eine feine Körnchenmasse ab, die Kalk zu sein scheint. Dann gewiant die Hülle ein weisses Aussehen, so bei Tubicolaria; oder es haften regelmässig in der Gallertsubstanz gewisse fremde Körper, wozu als Beispiel No- tommata centrura dienen kann. Ehrenberg sah «dieses Thier oft in einen dicken Schleim gehüllt, in welchem gegliederte Ilygrocrocis-Fäden vegetiren». An der Hülle des Stephanoceros bleiben mit der Zeit unter anderen Dingen eine Menge von Vibrionen festsitzen, die hier absterben“ und die Gallerthülle nieht selten fein quergestrichelt erscheinen lassen. Am merkwürdigsten ist indessen in dieser Beziehung das Gehäuse der Melicerta ringens, welches durch regelmässiges Anlegen von einzelligen Pflanzentheilen das bekannte, braungetäfelte Aussehen erhält. « Wil- liamson ') gibt darüber Abbildungen, ‘wie die junge Melicerta A nachdem sie sich festgesetzt, dieses sein Haus aufbaut. Ehrenberg hat in seiner Eintheilung der Rotatorien nach der Dei schaffenheit der Haut zwei Reihen angenommen, «panzerlose und ge- panzerte» Räderthiere. Diese Eintheilung lässt sich billigen, obgleich sie nicht recht stichhaltig ist, denn genau genommen sind alle Rota- torien gepanzert, d.h. alle haben ein Chitinskelet, eine äussere homo gene Cuticula, welche lediglich die Verschiedenheit zeigt, dass sie nach 1) A. 2.0. Pl. 1, Fig. 32. 71 einzelnen Gruppen weicher oder härter ist, und in letzterm Falle mag ‚sie. als. Panzer angesprochen. werden. Aber Ehrenberg gebraucht bei seiner Classification auch für die Gallerthüulle den Ausdruck «Panzer» und setzt von diesem Gesichtspunkt aus z. B. die Megalotrochaea, ) die-ohne, Futteral sind, als panzerlose, ‚den in. Gallerte steckenden "Floscularia als « gepanzerten » gegenüber. Ein solches Verfahren kann - nimmermehr gutgeheissen werden; es ist doch geradezu ummöglich, die Gallerthülle zu parallelisiren der äussern Gbitinhaut des Thieres; oder wird ‚es je ‚einem Naturforscher in den Sinn kommen, ‚die Hülle der Phryganeenlarven, welche dem Futteral der. Rotatorien vollkommen - gleichwerthig ist, mit der äussern Haut anderer frei lebender Insecten- _ larven ‚zu vergleichen ? Em. Noch möchte ich ein Wort über die Häutung der Räderthiere worbringen. Man trifft sehr oft die leere Haut, besonders von solchen Arten‘ an, deren Cuticula eine gehörige Festigkeit hat (z. B. von Bra- chionus). Mir scheint es, als ob- solche Fälle auf ein zeitweises Ab- _ werfen der Oberhaut bezogen werden können. Dem Einwurfe, dass die leeren Hüllen von abgestorbenen Individuen herrühren, glaube ich dureh die Beobachtung begegnen zu können, dass man in verwesten, "Thieren mit dicker Cuticula nebst dieser auch den ebenfalls chitin- tigen Kauapparat, selbst bei völliger Auflösung der übrigen Einge- eide im Innern wahrnimmt. Von den so nah stehenden Tardigraden st bekanntlich das zeitweise Ablegen der Haut mit Sicherheit ge- hen worden. Vom Verdauungsapparat. © Dieses Organsystem zeigt in der Mehrzahl der Arten einen hohen Grad der Ausbildung und es ist daher um so merkwürdiger, dass die is jetzt genauer beschriebenen Männchen der Räderthiere des Nah- igskanals vollständig ermangeln. Dalrymple hat die interessante Thatsache an seiner Notommata anglica entdeckt und ich finde sie für die Notommata Sieboldii, wie oben auseinandergesetzt wurde, voll- ommen: bestätigt: es fehlen beiden Notommatenmännchen Schlundkopf, liefer sammmt Schlund und Magen. ‚In allen weiblichen Rotatorien gliedert sich der Verdauungsapparat der in Schlundkopf mit Kiefern, Schlund, Magen und mit einem ausmündenden Darm; oder das Thier weist blos einen Schlundkopf Kiefern, Schlund und Magen auf, indem Darm und After fehlen. "Wir wollen zuerst die letztere Gruppe uns vorführen. Es gehören in bis jetzt Notommata anglica, Notommata myrmeleo, Notommata soldii und wahrscheinlich auch Ascomorpha helvetica und Asco- ha germanica. Bezüglich der Not. anglica hat Dalrymple diese 12 Beobachtung gemacht, an Ascom. 'helvetica Perly, an Not. myrmeleo und Not. Sieboldii habe ich mich selber von ‘der Abwesenheit des Darmes und Afters überzeugt. Es ist mir kaum ein Zweifel darüber, dass auch Notommata syrinx, welcher Ehrenberg so gut wieder No- tommata myrmeleo einen langen Darm zuschreibt, bei der äussersten Verwandtschaft, ‘welche in jeglieber andern Beziehung zwischen dieser und den genannten Notommatenarten herrscht, darmlos sein wird. Die Mundöffnung der genannten Notommaten befindet sich am Ventralrande des Wimperorgans und ist, wie ich wenigstens bei No- tommata Sieboldii gesehen babe, von einer Art unbewimperter Ober- lippe überdeckt, während der Wimpersaum: selber zum Mundrande wird. Der Schlundkopf ist geräumig, eckig und hat im Innern ein grosses, geweihartiges Kieferpaar, bezüglich dessen ich an Notommata Sieboldii wie Dalrymple an Notommata anglica erkannt habe, dass noch ein zarteres Reservepaar vorhanden war. In Ascomorpha helve- tica sind nach Perty die Kiefern sehr verkümmert, was ich auch von Ascomorpha germanica zu melden hatte; beiden letzteren Arten scheint ferner der Schlund zu fehlen, während die aufgezählten Notommaten einen langen Schlund besitzen, der in den kugeligen, blindgeschlos- senen Magen übergeht. Bei’ den mit einem After versehenen Rotatorien befindet sieh die Mundöffnung und zwar bei der weit überwiegenden Mehrzahl ebenfalls am Ventralrande des sogenannten Räderorgans, und nur an den zwei Gattungen Stephanoceros und Floseularia ist der Mund ins Centrum des Räderorgans versetzt und bildet einen tiefen Trichter. Dann ist aber damit noch eine andere Eigenthümlichkeit verknüpft: wäh- rend bei den übrigen Räderthieren der Mund unmittelbar in den Schlund- kopf führt, ist in Floscularia und Stephanoeeros zwischen Mundtrichter und Schlundkopf noch eine Art Kropf oder Proventrikel eingeschoben. Im Schlundkopf trifft man "bei allen die verschieden geformten Kiefern. Nach Ehrenberg wären kieferlos die Gattungen Ichthydium, Chaetonotus, Cyphonautes und Enteroplea. ‘Was die Genera' Ichthy- dium und Chaetonotus angeht, so können dieselben keineswegs mit den Räderthieren auf eine Linie gestellt werden, da auch sonst ihr Bau, wovon unten ein Mehres, von dem der Rotatorien sehr abweicht. Die von Ehrenberg aufgestellte Gattung Cyphonautes kann ich! beim besten Willen nicht für ein Räderthier halten; die ganze Gestalt sowohl als auch was über die inneren Organe mitgetheilt wird, bietet nicht die geringste Aehnlichkeit mit einem Rotiferen dar, und es kann dem Gesagten zufolge diese Art so wenig als die vorhergehenden als Aus- nahme rücksichtlich des constanten Vorhandenseins der Kiefern be- trachtet werden. Anders verhält es sich mit der Gattung Enteroplea; ich kenne dieses’ Thier leider nicht aus eigener Anschauung, doch TE q + EIER, 73 glaube ich nach dem, was man darüber bei Ehrenberg und besonders bei Dujardin liest, im Zusammenhalt mit den von mir an Notommata Sieboldii beobachteten Daten, später den Beweis liefern zu können, dass Enteroplea das Männchen von Hydatina senta sei. (Vergl. «von den Fortpflanzungsorganen ».) Ueber Rattulus sagt endlich Ehrenberg auch, dass er' Zähne nicht erkennen konnte, fügt jedoch bei, dass er danach nicht eifrig gesucht habe. Weisse bildet «die Kiefer von Rattulus ab (Bull. de la class. phys. math. de l’Acad. imp. de St. Petersb. T. V, Nr. 45). 0 Es muss somit als allgemeiner Charakter der Rotiferen festgehalten werden, dass die weiblichen Thiere ohne Ausnahme Kiefern im Schlund- kopf besitzen. "Viele Rädertbiere, z. B. Lacinularia, Tubicolaria, Melicerta, Bra- - ehionus haben unmittelbar vor dem Schlundkopf, Noteus mehr in der - Substanz des Schlundkopfes' selbst zwei anscheinend 'blasige Ge- ‚bilde, deren Ehrenberg nirgends gedenkt. Huxley) kennt sie genau von Lacinularia und weiss auch, dass ähnliche Organe bei Melicerta ‚und Brachionus vorkommen. Ueber die Bedeutung derselben bin ich echt ins Klare gekommen, ich habe sie früher vermuthungsweise den peicheldrusen verglichen, ‘während sehr verschieden hievon Huxley sie als Theile des hornigen Skelets beträchtet. Das Verhalten gegen ilauge würde allerdings nicht gegen die Auffassung des englischen schers sprechen. Der Schlund hat eine beträchtliche Länge bei Diglena, Synchaeta, olommata copeus etc., er ist noch ziemlich lang in Triarthra, Hyda- na, er wird kurz bei den Euchlanidota, den Brachionaea; in anderen en, z.B. in den Philodinaea, scheint gar keiner vorhanden, sondern den Schlundkopf unmittelbar der Magen zu folgen. Bei allen von mir untersuchten und mit einem After versehenen otatorien setzt sich der eigentliche Tractus in einen Magen d Darm ab; danun Ehrenberg gar manchen Gattungen einen einfachen arı auch ‚(dime Gliederung in Magen und Darm) zuschreibt, bei een ich mich vom Gegentheil überzeugt habe, so bezweifle ich es für alle die, welche er als Coelenteraten zusammenstellt. Der Magen; welcher sich schon durch seine Structur sehr we- lich vom Darm unterscheidet, ist ein einfacher und, was sich im |gemeinen nach der Körpergestalt richtet, mehr länglicher oder auch ir rundlicher Schlauch. Nur Megalotrocha macht nach Ehrenberg h eine Ausnahme, dass der Magen hintere Blindsäcke hat. (Der inularia, von der ich gewiss weiss, dass sie keine solchen Anhänge Magen besitzt, legt Ehrenberg S. 399 seines grossen Werkes «zwei 1) A. a. 0.8.3, PLI, Fig. 2 u. 3[. 74 Blinddärme am Magen» zu, 'sagt.jedoch ‚wieder auf S. 403, dass ..der Magen der l,acinularia «ohne, blinddarmartige Zipfel» sei.) Der kürzere oder längere, ‚in. manchen Fällen (z. B, bei Nokanmaa tardigrada) sehr. verkürzte Darm mündet, mit dem After, oder viel- mehr, richtiger gesagt, mit der Kloake, immer an der Fussbasis aus; bei manchen in Gehäusen lebenden Arten (Melicerta, Tubicolaria) er- scheint die Kloakenöffnung weiter nach vorn gerückt. Sie liegt, überall, wo.ich mich genauer unterrichten konnte, an der Dorsalseite. des Thieres. N Meinen Erfahrungen zufolge sind daher die mit einem After ver- sehenen Rotatorien nur «gasterodel», d.h. ihr Nahrungsschlauch zerfällt deutlich in Magen und Darm. Die von Ehrenberg geschaffenen anderen Hauptformen der Coelogastrica und Trachelocysüca sind in Wahrheit nicht von den. Gasterodela unterschieden und die Ordnung der Trachelogastrica, wohin er Ichthydium und Chaetonotus zählt, ist ebenfalls zu streichen, da diese Thiere keine Rotiferen sind. Zwischen dem Ende des Schlundes und dem Anfang des Magens, oder auch am Beginn des letztern liegen wohl ohne Ausnahme drü- sige Gebilde, auf welche Ehrenberg zuerst aufmerksam gemacht und zahlreiche Einzelheiten mitgetheilt hat. Gewöhnlich befindet sich rechts und links eine einzige solche Drüse, die, halbkugelig von Gestalt mit breiter Basis, dem Magen ansitzt. Seltener, wie z. B. an Notominata myrmeleo, Notommmata hyptopus, Lacinularia sind es jederseits zwei. Eine konische Form haben sie bei Notommata Brachionus, eine ge- krümmte oder halbmondförmige bei der Varietät Notommata myrmeleo ß Ehrenb. Mitunter sieht man auch nierenförmige (z. B. Euchlanis tri- quetra). Während alle vorhergehenden Drüsenformen mit breiter Basis dem Magen angeheftet sind, zeigt, sich bei manchen Brachionus, bei Noteus, auch Albertia (nach Dwjardin *) die Basis der Drüse stielartig verschmälert. " Sehr eigenthümlich verhalten sich, wie Zhrenberg meldet, zwei Arten, die ich mir leider nicht verschaffen konnte, nämlich Notommata clavulata und Diglena lacustris. Bei ersterer sind die erwähnten Ge- bilde ganz lang, walzenförmig oder keulenförmig und in letzterer er- scheinen sie bei der langgestreckten Keulenform überdies am obern Ende gabelförmig ausgeschnitten. In beiden Arten sind aber ausserdem noch vier lange, fadenförmige Blinddärme, den eben erwähnten Drüsen an Länge gleich, vorhanden, aber von der Mitte des Magens abgehend. Ich möchte letztere ganz gleichbedeutend mit. den am Magenanfang befindlichen halten, da, wie ich auch beobachtet zu haben glaube, bei Polyarthra die besagten Drüsen nur “am Magenende sitzen, die !) A. a. O. pag. 586. | ce EEE SENT u ET — ae 31 75 Einmündung daher an einem beliebigen Punkte des Magens statt- haben kann. Was die nähere Structur der nach Form und Lage eben be- sprochenen Drüsen betrifft, so ist Folgendes zu erwähnen. Sie bestehen aus einer homogenen hellen Haut, welche der Drüse die äussern Um- risse gibt. Nach Dujardin müsste diese Membran bei Albertia noch einen Muskelbeleg haben oder selbst contractil sein, denn «on recon- malt que ce sont des sacs susceptibles de se contracter, en refoulant - dans: l’intestin leur contenu.» Ich kann mich nicht erinnern, an. den von mir untersuchten Arten eine solche Gontractionserscheinung wahr- genommen zu haben. — Den Inhalt, ‘welcher aus blass moleculärer Masse und hellen Kernen mit Nucleolis besteht, trifft man insofern ver- schieden an, als bald die Körnchensubstanz, bald die bläschenartigen Kerne überwiegen. Erstere hat die Bedeutung von Secret und häuft sich daher gern an der Einmündung der Drüse in den Magen an. Die Elemente der Körnchenmasse haben mitunter eine längliche Gestalt - (z. B. in Noteus) und dann kann die Gesammtheit des Drüseninhalts ein» streifiges Ansehen erhalten. Die bläschenartigen Kerne fasst Du- jardin auf als «vacuoles plus ou moins profondes»; Ehrenberg hat sie auf seinen Figuren mehrmals eingezeichnet, z. B. bei Euchlanis ma- erura und Euchlanis dilatata, Megalotrocha, Lacinularia und gedenkt ihrer auch im Texte insofern, als er die fraglichen Drüsen «oft innen blasig» findet. Als sehr naturgetreu muss die bildliche Darstellung bezeichnet werden, welche Dalrymple*) von der. Lage, Form und Bau der behandelten Drüsen an Notommata anglica gegeben. Hie und da enthalten die Drüsen ausser dem blass moleculären In- halt und den Kernen noch Fetttropfen, z. B. bei Polyarthra, Ptero- na, und wenn ich mir die Abbildung besehe, welche Ehrenberg von orus geliefert hat, so kann ich nicht umhin, die scharf umschrie- benen hellen Bläschen, welche der genannte Forscher, «freilich ohne scharfe Gründe zu besitzen», für Augen erklärt, lediglich als ben solche Fetttröpfchen im Innern der Magendrüsen gelten zu s Sie sind auch auf Taf. LVI, Fig. XII, 4, 2, 4 des grossen In. orienwerkes förmlich in die Drüsen eingezeichnet. "Die Bestimmung der beschriebenen Drüsen ist wohl keine re, als eine die Verdauung unterstützende Substanz in den Magen führen, und ich muss jetzt, durch ausgedehntere Untersuchungen nes Bessern belehrt, die Zweifel, welche ich in dieser Hinsicht früher äussert (zur Anat. u. „Fntwickelungsgesch der Laecinularia social. 5. diese Zeitschr. 4851, S. 463), hiermit zurücknehmen. Doch möchte ich sie vom morphologischen Standpunkt aus nicht «pankreatische My A. a. 0. Pl. XXIII, Fig. 5 u. 6. 76 Drüsen » (Ehrenb.) nennen, da sie überall nur'in den Magen, 'nie"in den Darm münden, sondern ich halte sie jenen Magenausstülpungen analog, die bei vielen Arthropoden in so wechselnder Grösse und Zahl am Chylusmagen sich: finden, und es dürfte daher die mehr neutrale Benennung «Magendrüsen oder Anhänge» zusagender sein. Dalrymple heisst 'sie «Speicheldrüsen», was mir weniger‘ passend scheint, inso- fern doch im Allgemeinen ‚die Speicheldrüsen eher zur Förderung des Niederschlingens, als zur Einwirkung auf die Verdauung bestimmt sind, letzteres aber nach Lage und Bau doch der eigentliche Zweck der be- treffenden Drüsen ist. Noch muss ich einer kleinen Unrichtigkeit, die ich in dem vor- trefllichen Handbuche der vergleichenden Anatomie der wir- bellosen Thiere von v. Siebold bezüglich dieser Drüsen bemerke, gedenken. vw. Siebold (S..180) lässt die Drüsen mit einem Flimmer- epitel ausgekleidet sein; ich kann bestimmt versichern , dass ionerhalb der fraglichen Organe an allen von mir geprüften Arten keine Spur von Wimpereilien sich befindet. Im Hinblick auf die histologische Beschaffenheit der übrigen Par- tien des Nährungsapparats mag Folgendes am Platze sein. Der Schlundkopf, dessen Muskulatur hin und wieder (z. B. Ka tommata Sieboldii) eine exquisite Querstreifung hat, erscheint von einer Chitinhaut ausgekleidet, welche, indem sie sich verdickt, unter der Form von hornigen Kiefern mehr oder weniger stark in die Höhle vorspringt. Die Chitinauskleidung erstreckt sich auch durch’den Schlund und gibt, wenn sie einige Dicke hat (wie z. B. in Notommata centrura, Notommata tardigrada) der) Innenfläche eine scharfeonturirte, bei der Gontraction des Schlundes stark quergefaltete Zeichnung, die Ehrenberg auch als «harte Schlundfalten » oder als «treppenartiges, etwas festeres Gerüst im Anfange des Schlundes» bereits unterschieden hat. Auch das, was Zhrenberg in Notommata saceigera als «grosse, zitternde Kieme» (auf Taf. L, Fig. VII, 2 + seines grossen Werkes) ansieht, muss ich für die in Querfalten gelegte Chitinauskleidung des Scehlundes erklären. Die Abbildung, welche Diyjardin von dem. Genus Lindia gibt (a. a. ©. Pl. 22, Fig. 2A u. B), lässt 'erkennen, dass'diese Art einen ebenso beschaffenen Schlund hat. — Wenn Perty (a.'a. O. $. 28) angibt, dass der Schlund mit Wimpern besetzt sei, so.kann das nur ‚auf einer Verwechselung, beruhen, ich habe nie im Schlunde Giliarbewegung geseben. | Hingegen ist im Magen und Darm die Flimmerung eine ‚sehr verbreitete Erscheinung, und ich habe sie mit Sicherheit in diesen Theilen nur bei Notommata tardigrada vermisst. Die Wimperhärchen sind fein und sitzen Zellen auf, die so gekennzeichnet sind, dass da- durch der damit besetzte Abschnitt des Nahrungskanales sich streng 77 abgrenzt. ‘Die Zellen haben eine beträchtliche Grösse und .dabei'einen verhältnissmässig kleinen Kern, der Inhalt besteht aus einer braun- körnigen Masse und sehr häufig gelbgefärbtem Fett. Ehrenberg hat diese durch Grösse und Inhalt so auffallenden Zellen eigentlich nur bei einer Figur der Diglena lacustris eingezeichnet und bei Notommata myrmeleo, Notommata copeus nur andeutungsweise (Taf. LIV, Fig. IV, 1). _ In der anatomischen Beschreibung der Hydatina senta sagt, er, dass der Magen durch innere halbmondförmige Klappen , die seitlich kleine Taschen bilden, undeutlich traubenartig sei, welche Angaben Ehren- berg's sich auf niit anderes als die fraglichen Zellen beziehen können. In den Philodinaeen verengern die Zellen durch ihre Dicke den Magen - dergestalt, dass nur ein schinäles Lumen übrig bleibt, was Ehrenberg zu dem Irrthum führte, als ob hier der Darm «fadenartign sei (Tra- chelocystiea), umhüllt von einer «körnigen und zelligen Masse», die er auch wieder bei Rotifer eine «dichtgeschlossene Masse von Blind- därmehen» nennt. Eine ausführliche Beschreibung dieser Zellen gibt Williemson *) von Melicerta ringens, auch Dalrymple 2), hebt sie an 'Notommata anglica eigens hervor und bildet sie zusammen mit dem en ab. Was die Bedeutung der besagten Zellen angeht, so theile ich die nsicht, welche Dujardin (a. a. O. S. 586), v. Siebold (Lehrbuch der vergleichenden Anatomie, S. 480) und Dalrymple aussprechen, insofern die genannten Forscher in ihnen ein Analogon der Leber er- blicken. Magen und Darm müssen auch eine Muskellage haben, die aber vohl ihrer Feinheit wegen nicht gesondert dargestellt werden kann; auf eine Anordnung in gewissen Zügen weisen die Falten hin, welche 0 regelmässiger Art am Darm der Notommata centrura während Jer Contraction auftreten. Vom Gefässsystem. , Ehrenberg hatte bekanntermassen, indem er Muskel und Muskel- :e für Gefässe hielt, den Rotatorien ein eigenes Blutgefässsystem rieben. Es ist das einer der Hauptirrthümer, welche Ehrenberg r anatomischen Darstellung der Räderthiere begangen hat, und auch bereits von vielen Forschern (z. B. Dujardin, Rymer Nyonks, e, v. Siebold u. A.) berichtigt, so dass ich darüber keine wei- Worte verlieren will. Nur Oskar Schmidt gibt noch fortwährend Bestreben preis, die Ehrenberg’sche Ansicht als die wahrschein- he hinzustellen. Er sagt neuerdings in seinem Lehrbuch der Zoologie ) A. a. 0. pag. 4, Pl. I, Fig. 48. a) A. a. 0. Pl. XXXII, Fig. 6. 78 S. 143, dass die Beobachter, welche ein Gefässsystem in Abrede stellen, «gezwungen» seien, die in der Leibeshöhle enthaltene Flussigkeit für die Ernährungsflüssigkeit zu halten. Ich zweifle indessen nicht daran, dass O. Schmidt bei der Wiederaufnahme der Untersuchungen sich ver- anlasst sehen wird, ins Lager der Gegner überzugehen. Die Flüssigkeit, welche die Leibeshöhle erfüllt und die Eingeweide umspült — das Analogon des Blutes — scheint durch Wasser- aufnahme von aussen verdünnt zu werden. Das Eindringen des Was- sers geschieht aber gewiss nicht durch den sogenannten Sipho, wie manche Autoren vermuthen, denn dieser ist undurchbohrt, auch nicht durch die von Ehrenberg sogenannten «Respirationsöffnungen», denn diese sind, wie oben erörtert wurde, blosse Gruben in der Cuticula. Da ich aber bis jetzt vergeblich nach Oeffnungen in der Cuticula spähte, die zum Einlass des Wassers dienen könnten, so nehme ich vorläufig an, dass dieser Vorgang durch endosmotische Strömungen zu Wege kommt. Eine derartige Vermengung der Blutflüssigkeit mit von aussen eingedrungenem Wasser hat zwar von vornherein etwas Befremdendes, allein es liegen auch andere sicher constatirte Beispiele vor, welche ähnliche Vorkommnisse aus der übrigen Reihe der Wirbellosen nach- weisen. Ich erinnere in dieser Hinsicht an die Mittheilungen, welche van Beneden von Meermollusken, ich von Paludina vivipara (diese Zeitschr. Band II) und in neuester Zeit Gegenbaur von Heteropoden und Pteropoden (diese Zeitschr. 4853 S. 443) über eine Mischung der Blut- masse mit von aussen hereingedrungenem Wasser gegeben haben. ; Was die Eigenschaften der Blutflüssigkeit der Räderthiere betrifft, so ist sie in der Mehrzahl der Arten wasserhell, ganz farblos; bei manchen erscheint sie jedoch röthlich oder gelblich gefärbt, so f z.B. in Notommata centrura, Synchaeta, Polyarthra. Ebenso entbehrt h sie in den meisten Fällen geformter, in ihr suspendirter Elemente, mit- unter aber, wie z. B. in Eosphora najas, Euchlanis u. A. eireuliren | kleine helle Körperchen, mehr oder minder zahlreich in der Lei- | bestlüssigkeit umher.*) Es ist daher nicht allgemein gültig, wenn Perty (a.a.0. $.29) angibt, dass sich in der Blutflüssigkeit «keine geformten Elemente» zeigen. An Hydatina senta scheint bereits Ehrenberg eine” hieher gehörige Beobachtung gemacht zu haben: «Zuweilen sah ich auch 4 (bei kranken Thieren?) fremde Körperchen frei im Wasser der Bauch- | höhle fluctuiren» (Infusorien S. 4146). Uebrigens hat man sich zu hüten. - kleine Theilchen, welche sich vom Innern losgelöst haben und dann in der Leibesflüssigkeit herumtreiben, für genuine Elemente der letzteren zu halten. Thiere, die bei allmählich eingetretenem Wassermangel oder ’) Auch Quatrefages (Froriep's Tagsb. 4852, Januar, N. 430) fand eine grosse Species von Notommata, die in der Leibesflüssigkeit fast ebenso viele Körnchen als gewisse Anneliden enthielt. FE a EN 19 auch nach Auflegen eines Deckgläschens sich convulsivisch zusammen- ziehen, bieten nicht selten solche Pseudoblutkügelchen dar. Von den Respirationsorganen., Die Gebilde, von denen jetzt die Rede ist, hat Ehrenberg entdeckt und von vielen Arten in der Hauptsache richtig beschrieben, aber sie zum Theil für männliche Geschlechtsorgane gehalten, eine Deutung, die gleich anfangs starken Widerspruch, besonders durch v. Siebold, er- fahren hat und jetzt nach dem Auffinden wahrer männlicher Individuen "keine weitere Widerlegung mehr nothwendig macht. "Die zum Respirationsapparat gehörigen Organe setzen sich aus folgenden Theilen zusammen: Das 4) Aus Kanälen, die nach der Länge zu beiden Seiten des Leibes verlaufen. Gewöhnlich liegt rechts und links ein einziger, der im Ver- laufe sich vielfach schlängelt und selbst wahre Knäuel bildet (z. B. Stephanoceros, Brachionaea, Lacinularia, Euchlanidota, viele Notom- aten). Andere Arten besitzen jederseits zwei Kanäle, die im Ver- laufe sich theilen und wieder zusammentreten; solches Verhalten wurde ‚erwähnt von Notommata myrmeleo, Notommata Sieboldii und lässt sich auch aus den Zeichnungen, welche Ehrenberg und Dalrymple gegeben haben, für Notommata syrinx, Notommata clavulata und Notommata anglica erschliessen. Die Kanäle haben eine dicke, zellige Wand, das Lumen ist von hellem, scharfabgegrenztem Aussehen. Perty (a. a. O. 8.29) fasst unrichtigerweise das Lumen als «einen gewundenen Faden» if, der im «schmalen, bandförmigen Organ» herabläuft. Ehrenberg sichnet auf allen seinen Abbildungen die betreffenden Kanäle, welche für Hoden ansieht, als solide, gewundene Stränge, nur auf Taf. L, ig. III sind von Notommata Brachionus diese Organe mehr der Natur ” "Die zellige Wand, welche sehr verdickt sein kann, enthält ausser m gewöhnlichen, feingranulären Inhalt hin und Wieder (z. B. Stepha- 3, Notommata centrura, Lacinularia) auch Fettpünktchen, ja bei phanoceros ist die Fettablagerung so stark, dass der gegen den of zu liegende Knäuel des Respirationskanals eher einem Haufen von iimerksamkeit ins Auge gelasst werden mochten, gesehen, dass die f einen Körperhälfte mit denen der andern durch Anastomosen zu- mengehangen wären, was ich deshalb zu erwähnen für nothwendig hte, weil ein geübter Forscher, Huxley, die Mittheilung macht, bei Lacinularia über dem Pharynx eine quere Anastomose die 80 Kanäle von rechts und links miteinander in Verbindung setze (a. a..O. S.76 und Pl.1, Fig.(3)., Es schien mir überall, als’ob. die Kanäle. von jeder Seite immer selbstständig ‚blieben. Bei manchen Räderthieren, selbst abgesehen von den ganz kleinen Arten, bei denen für solehes Detail unsere optischen Hilfsmittel nicht ” ausreichend: sind, vermisste ich die geschilderten Röhren, so» z. B. an Ü Floseularia, Polyarthra,, Ascomorpha,, möchte ..aber doch einstweilen annehmen, dass ich sie eben übersehen und dass eine emsigere For- schung sie auch hier noch aufweisen. wird,.da die. schneller in die Augen springende Respirationsblase den genannten Gattungen ‚zukommt. (Von Ascomorpha helvetica hat sie. Periy gesehen.) Die Respirationskanäle geben mehr ‚oder, minder ‚zahlreiche nero läufer ab, die innen bewimpert sind und 2) Die sogenannten Zitterorgane,bilden. Nach Ehrenberg, der zuerst auf diese Bildungen aufmerksam machte, sind es kleine, gestielte Organe, welche die Form von Notenzeichen haben und deren Zittern an der erweiterten Stelle durch Bewegung von je drei kleinen: Blätt- chen oder Falten.bestehe. Er erklärt sie für «innere, kiemenähnliche Organe»... Es- kommen .fragliche. Gebilde nie für sich als etwas Selbst- ” ständiges in irgend einem. Räderthier vor, ‚sie sind vielmehr, allent- ” halben nur Ausläufer der Respirationsröhren.: Berücksichtigt ” man ihre Form, so.Jassen sich. zwei. Typen wahrnehmen, die aber nicht zusammen: in ‚einem. und demselben Thier angebracht sind, sondern auf verschiedene ‚Gattungen vertheilt sich zeigen. Die einen nämlich bleiben gleichweite,.cylindrische Röhren, derartige hat z. B. Notommata myrmeleo; die .anderen.‚verbreitern sich am freien Ende” und nehmen damit eine .etwelche Trompetenform an (z. B..in No- tommata centrura, Euchlanis triquetra, Eosphora najas). + Br Bei Lacinularia (vergl. diese Zeitschr. 4854) habe ich ul nicht davon überzeugen können, ob die Ausläufer der Respirationskanäle frei in die Leibeshöhle münden, und obgleich auch Huxley (a. a. 0. S.6, Pl. 1, Fig. 7 u. 8) sie von demselben Thiere so beschreibt und abbildet, wie. wenn sie. geschlossen wären, so. hege ich jetzt, bezüglich dieses Punktes Zweifel, da man an anderen Arten, z. B. an Notommata Sie- boldii, Notommata centrura ete. sich aufs, bestimmteste vergewissern kann, dass sie frei in die Leibeshöhle ausmünden. ‚Es ragen selbst die im Innern befindlichen Flimmerhärchen über den Rand voi und es lässt sich bezüglich der Flimmerrichtung an den trompeten- förmigen bestimmen, Aa sie nach einwärts geht. Die Zahl der Zitterorgane wechselt sehr nach den Arten: meist sind es nur vier, acht oder zehn, dann erblickt man sie, in Eutfer uungen, die jedoch nicht gleiehmässig sind, an der Respirationsröhr vertheilt; in einigen Gattungen aber ist die Zahl sehr vermehrt, bis 8 auf fünfzig, so verhalten sich Notommata myrmeleo, Notommata syrinx, Notommata Sieboldii, Notommata anglica und Notommata clavulata. In letzterm Fall erscheinen sie dicht aufgereiht an ein Respirationsrohr, das heller und weniger breit ist, als die mit dickzelliger Wand ver- _ sehenen. Ich muss es besonders hervorheben, dass das helle Rohr mit zahlreichen bewimperten Ausläufern in unmittelbarem Zu- sammenhang mit den anderen, keine «Zitterorgane » besitzenden Re- spirationsröhren steht, gewissermassen nur ein besonderer Ast der- selben ist; denn ausser Ehrenberg, der bei Notommata myrmeleo, H Notommata clavulata «ein eigenes, freies Riemengefäss» darin sieht, meint auch Dalrymple, dass die fragliche Röhre nicht in nähere Ver- j' bindung. mit der Respirationsblase trete. Es muss jedoch das Gegen- heil bestimmt behauptet werden. Die Sache verhält sich so, wie sie i im ersten Abschnitt dargestellt ist. Das hintere Ende der Respirationsröhre mündet nun entweder un- ‚mittelbar in die Kloake ein, so wie ich es von Tubicolaria gemeldet - habe, oder es kommt in der Mehrzahl der Fälle zur Bildung der 3) Respirationsblase. Diese kann beim ersten Auftreten eine nur geringe Grösse haben ünd gleichsam blos als eine erweiterte Partie der zusammenmündenden Respirationskanäle betrachtet werden; sie zeigt sich dann auch wenig oder gar nicht: contractil, so z. B. in La- cinularia, Stephauoceros; meist aber erscheint sie unter der Form einer sehr umfänglichen, lebhaft sich zusammenziehenden Blase, welche in die Kloake führt und von Ehrenberg als Samenblase gedeutet wurde. - Sie ist sehr dünnhäutig, lässt aber ein feines Muskelnetz, das der eben ‚eitirte Forscher für Blutgefässe ausgegeben hat, an manchen Arten sehr _ deutlich erkennen. Perty erwähnt dieser «Muskelfibern» auch von _ der Respirationsblase seiner Ascomorpha helvetica. Wenn aber Perty ‚es dahingestellt sein lassen will, ob «die breiten Seitenbänder — die obigen Respirationsröhren — in die contractile Blase wirklich zusam- enmünden», so bringt er damit einen überflüssigen Zweifel vor, da las Einmünden der Röhren in die Blase bei gehöriger Vergrös- ng und Fokaleinstellung mit grösster Sicherheit überall zu sehen ind zu demonstriren ist. - Der beschriebene Respirationsapparat der Rotiferen hat, vom mor- er hologischen und histologischen Standpunkt aus angesehen, die grösste Aehnlichkeit mit jenen Organen, welche bei Lumbricinen und Hi- rudineen als Athmungsorgane gelten. Auch bei ihnen kommen ge- -schlängelte und geknäuelte Röhren vor mit hellem Lumen, die sich entweder ohne Blase nach aussen öffnen (z. B. Clepsine) oder vorher E in eine contractile Blase münden (z. B. Nephelis). Nach innen mündet I der Kanal mit einer erweiterten und bewimperten Oeffnung in die © Leibeshöhle aus. Ich sehe in diesem Endstück der Röhren das Ana- Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. Vi. Bd. 6 82 logon der «Zitterorgane» der Räderthiere und auch die Wimperrich- E tung geht bei den Anneliden nach einwärts in den Kanal. Eine schöne Darstellung von der innern Mündung des Respirationskanals beim Re- genwurm gibt Gegenbaur *), und wie ich schon an einem andern Orte?) ausgesprochen, so bin ich der Ansicht, dass das «arabeskenför- mige Organ» der Nephelis und das «rosettenförmige Wim- perorgan» der Glepsine®), worauf auch bereits Gegenbaur ange- spielt hat *), nichts weiteres sind, als die Endstücke der Respi- rationskanäle dieser Hirudineen. Von gleicher Bedeutung halte ich die eigenthümlichen «pantoffel- und füllhornförmigen Or- gane» der Synapta digitata, welche Joh. Müller (Archiv f. Anat. u. Physiol. 4852) aufgefunden und deren feine Cilien ebenfalls nach einwärts schlagen. Nach dem Vorgange von Ehrenberg werden sehr allgemein im Nacken oder an der Keble hervorragende Röhren für einen Sipho ge- nommen, welcher durchbohrt sei und’ Wasser in die Leibeshöhle ein- strömen lasse. Ich habe schon mehrmals erwähnt, dass dieses Gebilde keineswegs mit der behaupteten Function betraut sein kann, da es so gut wie die dafür substituirten Gruben mit Borstenbüscheln in der Cutieula allzeit geschlossen ist. Ich denke mir vielmehr jetzt den Vor- gang. der Respiration folgendermassen: Von dem umgebenden Wasser dringt ein Theil entweder durch endosmotische Strömungen oder viel- leicht durch sehr feine, bis jetzt noch nicht bekannte Oeffnungen in den innern Körperraum und mischt sich mit der Ernährungsflüssigkeit. Der eigentliche Act der Respiration beschränkt sich auf dieses Wasser- einlassen, auf die Vermischung frischen Wassers mit dem Blute. Das verbrauchte Material aber wird durch die flimmernden Ausläufer der Respirationskanäle, welche ja constant nach dem Innern der Kanäle schlagen, in letztere übergeführt, und da dieselben in die eontractile Blase münden, durch diese aus der Kloake nach aussen entleert. Voranstehende Auseinandersetzung würde es vielleicht auch recht- ferligen, wenn man dem abgehandelten Respirationsapparat lieber den Namen eines Excretionsorgans, eiwa den einer Niere, heilegen wollte. Ich kann auch nicht unterlassen, in Erinnerung zu bringen, dass Gegenbaur (a. a. 0. S. 231) bereits den sogenannten Respirationskanä- n: len der Lumbrieinen die Bedeutung einer Niere vindieirt hat, Auch !) Diese Zeitschr. 4852, Tab. XII, Fig. 4 u. 2. ®) Müller’s Archiv f Anat. u. Phys. 1852, S. 543. ?) Vergl. den Bericht über die zootomische Anstalt zu Würzburg 4849, Taf. II, Fig. 1 u. 2. ) Ara: 0. Sı 22h. 83 Bergmann und Leuckart*) vermuthen die Harnwerkzeuge der Borsten- _ würmer in diesen Organen. Es lässt sich nicht leugnen, dass die Anschauung der genannten Forscher manches Ansprechende "hat, und würde ich mich überzeugt _ haben, dass der Raum, in welchem die von mir als Harneoncremente rakterisirten dunklen Körper bei vielen Embryonen der Räderthiere etroffen werden, die spätere Respirationsblase sei, so könnte mit ziemlicher Bestimmtheit ausgesprochen werden, ‘dass das in Rede »hende Organsystem der Räderthiere die specielle Bedeutung einer Niere habe. Schon aus der Gegenwart von dicken Zellen, welche die and der «Respirationskanäle» formen, liesse sich eine secernirende Eigenschaft ableiten, nur müsste der Harn in flüssiger Form zugleich it dem verbrauchten Wasser abgeschieden werden, ohne dass es, vie es im Embryo und der ersten Jugendzeit der Fall ist, zu festen sscheidungen kommt. Die ganze Theorie fällt aber damit zusammen, dass ich beobachtet zu haben glaube, dass der Raum, in welchem die Harnconcremente angesammelt sind, das Lumen des Darmes ist. ” Vom Nervensystem. Bis jetzt ist die Ausbildung und Gliederung des Nervensystems ur 'von wenigen Arten mit einiger Vollständigkeit bekannt geworden, von deuen aus man wohl eine analoge Organisation anderer Arten ’ermuthen darf. Es kann soviel mit Sicherheit angenommen werden, dass die jangliöse Masse über dem Schlundkopf, welche die Augenflecke trägt das einzig vorhandene Nervencentrum, das Gehirn, in den iilien der Hydatinaea, Euchlanidota und Brachionaea vorstellt. Wie das Gehirn in den Familien der Oecistina, Megalotrochäea und scularia beschaffen ist, weiss ich nicht zu sagen, denn bezüglich er Organe, welche Ehrenberg als «strahlige Markmassen, in der Scheibe s Räderorgaus vertheilt» (z. B. bei Megalotrocha) oder bei Stepha- eros als «Reihe von Markknotenpaaren am Grunde des Räderorgans» et, lässt sich nachweisen, dass sie eine andere Bedeutung haben, - B. Knäuel von Respirationskanälen sind oder Anhäufungen der kör- gen, Nuclei enthaltenden Schicht, welche sich unter der Guticula efindet. "In Laecinularia ist wohl die gelappte Masse, welche Husley . 8.0.8.9, Fig.2 u. kn) als Gehirn auffasst, ein solches und nicht mit Ausläufern versehenen Zellen, welche ich früher (a. a. ©. S. 459) ls ein vorderes Ganglion hinter-dem Schlundkopf problematisch deutete. kudcı ) Anatomisch -physiolögische Uebersicht des Thierreiches, 8. 213. 6* 81 Letztere haben, worauf. ich gleich, nachher zurückkommen will, eine viel untergeordnetere ‚Bestimmung. ,, Das Gehirn, »welches. ‚histologisch betrachtet ‚aus Molecularmasse, einfachen‘ und.in: Fasern auslaufenden Zellen, sowie aus dazu gehöri- ger Bindesubstanz ‚besteht, bildet sich nie zu einer den Schlund umfassenden Schlinge aus (vergl. Notommata Sieboldii), sondern bleibt ein unpaarer,. weon ‚auch in zwei Hälften gelappter Körper. Im Hinblick ‚auf,.die.,vom , Gehirn ausstrahlenden Nerven ist die Thatsache von ıbesonderm Interesse, dass die Nerven jene Stellen der Haut ‚aufsuchen, \wo.nicht vibrirende Borstenbüschel angebracht sind und.unter denselben enden. Es wurden aber, als von der Structur, der ‚äussern Haut die Rede war, diese Stellen namhaft' gemacht; .es- sind.die fälschlich sogenannten Respirationsröhren und ihre Aequivalente,, die mit,zarten Borsten versehenen Gruben und Höcker bei Hydatina,, Enteroplea (hier auch von Dujardin gezeichnet, die Hautgrube nennt. en, «globule., incolore», die Neryenstränge « deux cordons»charnus»); Diglena,, Polyarthra, Notommata myrmeleo ete. Der geneigte Leser, welcher , von.,.den,‚Mittheilungen Notiz genommen hat, die ich über das peripherische ‚Nervensystem der Phyllonoden (Ueber il Artemia salina und Branchipus stagnalis, diese Zeitschr. 1854) und von 4 ‚Corethra (Anatomisches und. Histologisches, über die Larve von Corethra plumicornis,. webendaselbst A851). gegeben, wird auf den. ersten Blick i bemerken ‚dass‘ hier‘. ganz. verwandte Bildungen vorliegen. Auch bei den genannten »Arthropoden «besitzt, ‚die ‚Cuticula kürzere oder längere, einfache oder: gefiederte.Borsten,. an ‚deren Basis ein verdicktes Nerven- ‚ende liegt.'"Dass’nach: diesem ; anatomischen Verhalten auch die Function des sogenannten Sipho,in ein..anderes Licht ‚gestellt wird, ist unwider- leglich. Da jene mit ‚feinen Borstenbüscheln besetzten Hautstellen, unter ‚denen Nerven enden, als Tastorgane gelten müssen, so repräsentirt das fälschlich sogenannte Respiralionsrohr ‚nur verlängerte Tast- orgäne, Antennen .oder Fühler.,.lch muss daher. die alte Ansicht, welche schon Schrank. vertreten, insofern ‚er z. B., von Melicerta ringens die beiden «Respirationsröhren» Fühlhörner heisst, als die. entschieden richtige bezeichnen. Auch ‚Periy hat. schon ‚die Frage aufgeworfen: «Sollte ‚dieser‘ ‘Griffel' nicht eher ein-Reizorgan oder. Tastwerkzeug als 'Athmungsröhre sein?» Endlich nennt.sie,auch Williamson von, Meli- 'certa ringens (a. a. O. S. 3) geradezu Tentakeln. N Ausser den sensiblen Kns gibt es wohl. auch motorische, welche die Muskelfi versorgen, doch scheinen solche nicht zahlreich zu sein, Nach Quatrefages (Annal. des se. nat. 1843) setzen sich Nerven mi verbreitertem Ende an Muskelfasern fest. ; Die Angaben von Oskar Schmidt, dass es ausser dem Gehirnknote noch eine nicht geringe Anzahl kleiner Ganglien gäbe, die zum Theil 85 längs des Rückens eine Reihe bilden, zum Theil in unmittelbarer Nähe der einzelnen Eingeweide sich befinden, welche von’ ihnen mit Nerven versorgt werden, beruhen auf einer Verwechselung, deren ieh mich selbst bei Beschreibung des vordern eifganglions. der 'Laeinularia uldig bekennen muss. Ich habe nämlich die bestimmte Ueberzeu- gung gewonnen, dass die von Oskar Schmidt als ‘kleine’Ganglien und Nerven betrachteten Gebilde nichts weiteres sind, als die: Zellen der Bindesubstanz und ihre Ausläufer. Sie’ Wurden oben:von mehren äderthieren, z. B. Notommaäta 'centrura, Notommata’myrmeleo u. a. er beschrieben: sie erscheinen als’ belle Blasen von verschiedener En und ihre zarten, verästelten Ausläufer spannen sich "zwischen der Cuticula und den verschhädede! Eingeweiden hiny um die Lage der letzteren zu 'sichern. "Dalrymple, "welcher an‘ Notommata anglica das Gehirh und den einen zur Haut’ gehenden‘ Nervenstrang sah t), be- seht nebenbei denselben Fehler, indem er auch’ von’ kleinen ‚Ganglien pricht, aus denen zarte Fädchen' zu -Magen,''Speicheldrüsen, Eierstock un ıd Eiersack gehen’ sollten. "Ich kann für Notommata'Sieboldii, deren Nervensystem ich am’ genauesten kenne und'die, wie dargethan, die grösste Uebereinstimmung mit Nötommatä anglica hat, bbskimmiı be- haupten, dass diese vermeintlichen‘ kleinen’ Ganglion Bindesubstanz- zellen sammt Ausläufern sind. Pr. ‚Auch alle die «9 Paar Ganglienv Inden den feinen in Verbindung henden Fädchen, welche Ehrenberg zum Nervensystem der Notom- ata clavulata, das «besonders reich 'entwiekelt»‘sein soll, rechnet, muss ich ebenso für Bindesubstanz 'erklären, wieidie «vier — fünf Ganglienpaare», welche bei 'Diglena lacustris als ausser dem Hirnknoten vorhanden, aufgeführt werden.’ Ih beiden genannten Arten kann ich ediglich «das grosse Hirnganglion» sammt der‘ «Nackenschlioge» für weifellos dem Nervensystem 'angehörig ‘betrachten. / BD was die‘ « Nackenschlitige » "betrifft, von ‘welcher Ehrenberg mehr- mals besonders genau an Hydatina 'sentd Erwähnung macht, so: ist rss Schlinge, Gegen ai Nerven Ener en neben er Fühlhörner. a) isn sh 2 in literarischer Beziehung: sei auch‘ och ioisailten dass Wil- ıson der einzige mir bekannte’Schriftstelleriuber Rotiferen ist, welcher bi "Melicerta ringens die Biudesubstanzzellen ‘mit den Fäden she am «areolar tissue» "rechnet! (a0. 02 S:8; Pl. I, Fig. 49) und sich gegen ihre 'nervöse Bedeutung‘ aussprichti- nei: Nachdem'ich s0'manche'Gebilde 'aus dem Nmsehepabin der Räder- iere gestrichen habe; muss ich ‘auch noch insähnlicher Absicht jener MA. a. 0. PL. XXX, Fig. 8. 86 Zellen, in denen.ich bei Läcinularia in dem öfter citirten Aufsatz ein ' hinteres Ganglion vermuthete, gedenken. Ich habe bereits vorgebracht, dass das von mir angenommene vordere Ganglion sicherlich nur Binde- substanzzellen sind, aber ich habe auch jetzt gegen die nervöse Natur der am Anfange des Fusses befindlichen Zellen ‚die ärgsten Zweifel, und muss nur bedauern, dass mir in diesem Sommer keine Lacinu- larien zu Gebote standen, um die Untersuchung noch einmal aufnehmen zu können. Mit und über dem Gehirn 'beobachtet man noch bei mehren: Gat- tungen beutelartige Bildungen, die mit kreideweisser Substanz mehr oder weniger gefüllt sind und von ZEhrenberg Kalkbeutel genannt werden. Es war mir unmöglich, darüber zum Abschluss zu kommen, ob diese Körper unmittelbar mit dem Gehirn zusammenhängen: oder selbstständig sind. Bei Notommata centrura scheinen sie mir Abschnitte oder. obere Lappen des Gehirns zu sein, an anderen aber, z. B. No- tommata aurita, verlängert sich der Beutel zu einem dünnen Stiel, ‚der mit derselben Masse gefüllt am Kopfende auszumünden scheint. Da- durch gewinnt das Organ mehr das Aussehen einer Drüse. Ehrenberg tbeilt' sie auch der Gattung Brachionus zu (Infusorien S. 425), wo-ich in den von ‚mir. untersuchten Arten nie eine Spur davon. wahrnahm; auch weist keine der Zeichnungen Ehrenberg’s über Brachionus etwas ähnliches auf. lch‘sehe die Organe bei Notommata centrura, Notommata tripus, Notommata aurita, Notommata collaris, Notommata' tardigrada. Nach Ehrenberg kommt der Beutel auch Diglena zu und Megalotrocha, wo!sie in.der Vierzahl vorhanden wären. Auch’ der «grosse, schwarze Fleck», den‘ Perty von seiner Notommata roseola (a, a. O. Taf. I, Fig.2) zeichnet, gehört ohne: Zweifel zu den vorstehenden Bildungen. Von: den «Kalkbeuteln» zu unterscheiden ist noch ein anderer Blindsack, der oben von Euchlanis und Notommata centrura näher geschildert‘ wurde. Er ist: ein genau in der Mittellinie über dem Ge- hirn liegender Beutel, der vorn an der Cuticula zu münden scheint nie «Kalk» enthält, sondern von hellem Aussehen ist und mit klaren Zellen ausgekleidet sich zeigt. Ich glaube, dass das von mir beschrie- bene eigenthümliche Organ, welches im Nacken von Stephanoceros getroffen wird und dort sich öffnet, dieselbe Bedeutung hat, wie das fragliche Gebilde von Euchlanis und Notommata centrura. Sollte sich in.den verwandten Tbierelassen kein Analogon hiefür auffinden lassen? Bei den Phyllopoden existirt in der Mittellinie des Körpers hinter dem Stirnfleck ein Gebilde, das ich von Branchipus !) angezeigt habe. Es besteht aus einem Ringe, der von der Cuticula gebildet wird und nach innen sitzeu unter. der vom Ringe begrenzten Stelle kleine, helle 1) A. a. 0. S. 304. ü i u i i | | er Fre Mr ee 87 Säckehen. Mir dünkt, dass sowohl in diesem Gebilde des Branchipus, _ als auch in. dem entsprechenden «problematischen Organ», welches _ bei Apus hinter den zusammengesetzten Augen angebracht ist, das Aeguivalent für das in Anregung gebrachte Organ der Rotiferen vor- 3 liege. Ueber die Function desselben weiss ich freilich nicht die min- H deste Andeutung zu geben. f v Von den Sinnesorganen, oh «© Sind die von Ehrenberg für Augen erklärten rothen Flecke an und auf dem Nervencentrum wirkliche Sehorgane oder nicht? Ueber diesen Gegenstand schwanken die Meinungen hin und her. Ich glaube: in- - dessen im Stande zu sein, den Gesichispunkt der Streitfrage fester ‚stellen zu können. Was zunächst den unpaaren Augenfleck, der dem Gehirn ‚unmittelbar aufsitzt, angeht, und nach Ehrenberg den Gattungen Fur- eularia, Monocerca, Notommata, Synchaeta, Scaridium , Polyarthra, Lepadella, Monostyla, Mastigoeerea, Euchlanis, Salpina, Dinocharis, ‚Anuraea, Brachionus zukommt, so sehe ich ihn bezüglich des feineren Baues auf dreierlei Art variiren. Er ist nämlich 4) ein ordinärer Pigmentfleck, der eine rundliche oder auch un- regelmässige Gestalt hat, rolhbraun, schwärzlich oder violett gefärbt ist und ohne besonders scharfen Rand, so z. B. an: Notommata, Syn- ‚chaeta u. a. Oder man bemerkt = 2).dass der betreffende unpaare Fleck eine bestimmte, scharfe Zeichnung aufweist, deren Linien auf ein Verschmolzensein von zwei bkugeligen Partien ausgelegt werden können. Einen dergleichen ugenfleck hat z. B. Brachionus. Endlich 3) aus dem Pigment ragt ein heller, lichtbrechender Körper heraus. Ich habe dieses beobachtet an Euchlanis 'unisetata Spec. nov. Wäre ei Dujardin auf Pl. 48 die Fig. 2 (point oculiforme) nicht vollständig roth colorirt, so würde ich aus den Conturen auch für Salpina brevi- spina einen liehtbrechenden Körper vermuthen. 0 Ehrenberg vergleicht den unpaaren Augenfleck der Rotiferen dem unpaaren Pigmentlleck am Gehirn von Cyelops und Daphnia, dem so- genannten einfachen Auge. Der Vergleich ist vollkommen richtig. Betrachtet man von erwachsenen Cyclopen (z. B. Cyclops castor) das genannte einfache Auge, so zeigt es sich als ein gebuchteter, un- gelmässig gestalteter Pigmentfleck, der ohne Linse oder Glaskörper dem ehirn unmittelbar aufliegt. Ebenso verhält sich der gleiche Fleck bei Doridicola, bei Artemia, Branchipus und Argulus (vergl. darüber meine handlungen in vorliegender Zeitschrift 1850, 1854 u. 1853). Hier pin nirgends ein lichtbrechender Körper vorhanden, sondern bt 83 nur rothbraunes Pigment, dem auch ein weissglänzendes beigemischt sein kann (was letzteres bei Notommata myrmeleo ebenfalls beobaehtet wird). Wenn man daher einen lichtbrechenden Körper als nolhwen- diges Requisit fordert, um einen am Gehirn aufsitzenden Pigmentfleck für ein Auge erklären zu können, so muss nothwendigerweise ‘das sogenannte einfache Auge der Entomostraken und Phyllopoden diese Bezeichnung verlieren. Vergleicht man ferner den Augenfleck des Brachionus, wie schon Ehrenberg mit Recht hervorgehoben hat, mit dem gleichen Gebilde der Cyclops-Larven, wie ich solches auf Fig. 35 a abgebildet habe, so überrascht nicht wenig die Aehnlichkeit Beider:; bei dem einen wie dem andern sieht. die Zeichnung so aus, als ob zwei becherförmige Pigmeniflecken an der Basis mit einander verschmolzen wären, wobei nur der Unterschied da ist, dass an der Cyclopslarve die Vertiefung des Bechers mehr nach aussen, an Brachionus eher nach oben gekehrt ist. Doch mangelt, wie es scheint, hier wie dort ein lichtbrechendes Medium. Eine interessante Fortbildung dieser Form bietet das Auge von Caligus dar. Ich habe mehre Species frisch (in Genua) untersucht, die ich in der Kiemenhöhle des Peristedion cataphracta und auf der äussern Haut von Labrus antraf, Das dem Gehirn unmittelbar auf- sitzende Auge besteht deutlich aus zwei zum Theil mit einander ver- schmolzenen Hälften (Fig. 46), deren Pigment nicht von einerlei Art ist, sondern aus rothbrauner Mae und weissglänzender Substanz gemischt ist. Erstere liegt mehr peripherisch, letztere central. Jede Hälfte birgt aber deutlich einen lichtbrechenden. Körper, eine wirkliche Linse, die eine 'eiweissartige, selbst concentrisch geschichtete Beschaffenheit, hat, in Essigsäure sich hält, nach Zusatz von Kalilauge aber so gut als das ganze Auge verschwindet. Kröyer hat die Linsen schon gesehen (Isis 4849, S.489). ?) Aus dem Vorgetragenen folgt, dass der unpaare Augenfleck der Rotiferen morphölogisch gleichsteht dem sogenannten einfachen Auge der Krebse; gleichwie letzterm aber häufig ein lichtbrechender Apparat mangelt (Cyclops, Daphnia, Argulus, Artemia, Branchipus ete,) und deshalb nur andeutungsweise ein Auge repräsentirt, so ist der unpaare !) Auch Cyclopsina scheint, was ich nachträglich bemerke, ein ähnliches Auge zu besitzen. Nach Fischer (Beiträge zur Kenntniss der in der Umgegend von St, Petersburg sich findenden Cyclopiden in dem Bulletin de la Soeietö imp. des natur. de Moscou 4853) besteht das Auge der Cyclopsina «aus einem ziemlich grossen Pigmentkörper von purpurrother Farbe und meist von viereckiger Gestalt, wenn man das Thier von oben betrachtet; zu seinen beiden Seiten liegt je eine grosse kugelige Krystalllinse von glänzendweisser oder gelblicher Farbe, auf deren Basis ‚sich das Pigment mit bald mehr bald minder tiefer Färbung ausbreitet.» 89 Augenfleck der Räderthiere in der Mehrzahl der Fälle eben nur eine Pigmentanhäufung. Ob freilich nicht durch die Anwesenheit von Pig- mentkörnern die zunächstliegenden Hirnzellen auch ohne brechendes edium befähigt würden zu etwelcher Perception des Lichtes, wer ver- möchte eine solche Annahme direct zu widerlegen? — Dass aber bei den Rotatorien nicht minder wie bei den Krebsen das sogenannte ein- fache Auge lichtbrechende Medien besitzen könne, zeigt das angeführte Beispiel von Euchlanis unisetata. Ich komme zu den Räderthieren mit zwei Augenflecken. Es sind dies die Gattungen Oecistes, Conochilus, Megalotrocha, Lacinu- laria, Tübicolaria, Stephanoceros, Floscularia, Melicerta, Limnias, Di- glena, Triarthra, Rattulus, Monura, Colurus, Metopidia, Stephanops, Philodinaea, Pterodina. Ehrenberg hatte die Existenz einer Krystall- linse bei den genannten Arten nicht für wahrscheinlich gehalten (In- fusionsthiere S. 491) oder wollte sie wenigstens «späterer Entwickelung überlassen». R. Wagner hingegen glaubte bei den zwei Augen von Laeinularia socialis eine Linse oder Glaskörper wahrzunehmen (ver- gleichende Anatomie S. 423). Ich habe oben mitgetheilt, dass ich in den Arten Pterodina, "Stephanops, Metopidia, Rotifer citrinus, Rotifer macrurus einen Nöhtbrechenden Körper in beiden Augen- flecken klar und bestimmt erkannt habe. Bei günstiger Lage sehe ch denselben so deutlich, wie unter denselben Umständen bei Tardi- graden (Macrobiofus). In den Jungen von Tubicolaria, Melicerta; Ste- phanoceros glaube ich ebenfalls eine Linse wahrgenommen zu habian;, doch sind hier bei der grossen Weichheit aller Theile die cilureh weniger 'scharf und daher die Beobachtung etwas schwieriger. Was er die erwachsenen Individuen der letztgenannten Arten angeht, so ist, wenn noch Einiges vom Augenpigment übrig geblieben ist, nichts iehr von einer der Krystalllinse ähnlichen Substanz zu erblicken. "Für die übrigen von mir nicht aufgebrachten Gattungen mit zwei ügenflecken vermuthe ich der Analogie nach ebenfalls die Existenz 1 liebtbrechenden Medien und muss daher jetzt die in Rede stehenden Irgane für wahre Augen halten, womit ich die Zweifel aufgebe, die ich früher in dieser Hinsicht (diese Zeitschr. 4851, 'S. 460) laut werden liess. Mag auch in der erwachsenen Lacinularia, Megalotrocha, Stephanoceros etc. das Auge verkümmert sein, im Jugendzustande ist so gut als bei Stephanops, Pterodina u. A. während der ganzen ebenszeit ein aus Pigment und lichtbrechendem Körper ausgestattetes sel organ. Eine eigene Hornhaut oder eine besondere Kapsel, von der ach Einigen das Pigment umgeben sein soll, muss ich in Abrede ellen. Als Cornea: fungirt die Cutieula. Perty, der sich gegen das Vorhandensein einer Krystalllinse oder eines Glaskörpers erklärt (a. a. O. S. 3%), scheint mir einmal nahe an 90 der Erkenntniss derselben vorübergegangen zu sein. Er. sagt: «Die elliptisch -kugeligen Augen von. Pterodina Patina zeigen sich, wenn ıan die Thierchen auch von der Seite und von unten beobachtet, in eine. obere rothe und untere weisse Hälfte getheilt.» Nun, diese untere weisse Hälfte mag doch wohl nichts anderes gewesen sein, als die durch ibre Lichtbrechung und glänzend dunklen Conturen so in. die Augen springende Linse. Ehrenberg beschreibt auch Räderthiere mit drei und mehr Au- genflecken, nämlich die Arten Triophthalmus, Otoglena und Eosphora mit drei, Squamella mit vier, Theorus mit vier bis sechs,‘ Gycloglena mit sechs bis zwölf. Eosphora und Theorus habe ich, wie oben. er- sichtlich, mir näher angesehen und die Ueberzeugung gewonnen, dass Ehrenberg sich hier getäuscht hat: Eosphora nämlich besitzt einen un- paaren, dem Gehirn aufsitzenden Augenfleck (wie eine Notommata), und was. Ehrenberg als «zwei blassere am Stirnrande befindliche Au- genpunkte» auffasst, sind lediglich intensiver gefärbte Stellen des ohnehin oranggelben Körpersaumes, die gleich beim’ ersten Blick ohne alle Verwandtschaft mit den sonstigen Augenflecken sind. Die Augen des Theorus betreffend, so muss ich sie für farblose Oel- tröpfchen im Innern, der Magendrüsen erklären. Nach Ehrenberg wären sie «pigmentlose», nicht «rothfarbige » Augen. t) Die übrigen mit mehr als zwei «Augen» behafteten Arten. kenne ich nicht aus eigener Anschauung, doch möchte ich hinsichtlich : der Squamella vermuthen, dass das Pigment der Augenflecke in ähnlicher Art zu mehren Portionen zerfallen ist, wie sich auch mitunter von dem eine Krystalllinse besitzenden Auge des Rotiler einzelne Pigmentklum- pen abgelöst baben können, so: dass das Thier: ein vielaugiges zu sein scheint. Aus dem Bisherigen ziehen wir als Endergebniss, dass der un- paare Augenfleck der Rotatorien in manchen Arien durch Aufnahme eines lichtbreehenden Körpers ein unpaares, ein- faches Auge wirklich ist, meist aber wegen Mangels: der Linse nur ein rudimentäres Auge vorstellt; dass aber zwei- tens die paarig vorhandenen Augenflecke immer durch die Gegenwart einer Linse wirkliche einfache Augen sind. ENTE ET Zr Von einem als Gehörorgan anzusprechenden Körper ist bis jetzt nichts beobachtet worden. !) Die «farblosen Bläschen», welche Ehrenberg von Distemma (?) forcipatum (Infusionsthiere S. 450) hyaline Augen nennt, mögen ‚wohl auch etwas Anderes als Augen gewesen sein. Doch scheint Ehrenberg selbst auf diese Beobachtung keinen rechten Werth zu legen und im Zweifel ‘geblieben zu ‚sein. »i 9 - Zu den Sinneswerkzeugen und zwar, wie solches bereits begrün- det wurde, als Tastorgane müssen die sogenannten Respirations- röhren und ihre Aequivalente eingereiht werden, ‚dann auch die Höcker am Kopfe, welche lange, nicht vibrirende Borsten («Griffel») tragen _ (z. B. an Brachionus, Notommata myrmeleo u. A.), da auch sie mit Nervenenden in Beziehung zu stehen scheinen, per’ Vom Muskelsystem. al > Die Muskeln der Rädertbiere sind sehr entwickelt. Ehrenberg hat dieselben von vielen Arten ins Einzelne auseinandergesetzt. Mit Un- recht wurden von Dujardin *) und Ecker?) den Rotatorien wahre Mus- keln abgesprochen. Es sollte nur eine contractile Substanz vorhanden ‚sein, die weich, ohne Spur weiterer Organisation, ganz der Sarkode ähnlich, sich zu muskelähnlichen Strängen "ausziehen könne. Durch _ ein einlässliches Studium der feinern Beschaffenheit der Räderthiere wird die Ansicht der genannten Forscher vollständig widerlegt. Die _ Muskeln der Rotiferen stehen nach Anordnung und histologischer Diffe- renzirung den anderen wahren Muskeln der Wirbellosen ganz gleichwerthig zur Seite. Was die Vertheilung der Muskeln betrifft, so unterscheidet man Stamm- und Eingeweidemuskeln. Erstere zerfallen in Längen- und Quermuskeln und es ist auffallend, dass, während Ehrenberg die wahre Natur der Längenmuskeln jederzeit erkannt hat, er durchweg die Quermuskeln für Blutgefässe erklärt. Im Kopfende verästeln sich meist ‚die Muskeln und es entsteht so ein mehr oder weniger eoinplicirtes Muskelnetz. "© Berücksichtigt man die histologischen Eigenschaften, so gewinnt man folgende allgemeine Gesichtspunkte. Die Elemente der "Muskeln sind die primitiven Gylinder, welche sich in feine und’ dicke sondern lassen; die ersteren sind rein homogene Fäden und erweisen sich, wenn sie verfolgt werden können, als Ausläufer von Zellen. Dies ist besonders bei den Muskelnetzen der Fall. Die dieken Primitiv- ‚eylinder ‚ welche aus reihenweis verschmolzenen Zellen hervorgegangen sind und daher auch noch im Innern in grösseren Distanzen zurück- gebliebene Nuclei mitunter einschliessen, zeigen ein stufenweises Fort- schreiten in ihrer fernern histologischen Differenzirung. ' Sie können ich den feinsten Primitiveylindern homogen bleiben, oder es bildet ‚sich in ihnen ein Gegensatz von Rinde und Axensubstanz, wobei letz- tere in Molecüle sich scheidet, erstere ein homogenes Aussehen behält: £) “ar ul) A: a. 0. 8.877. -?) Zur Lehre vom Bau und Leben der contractilen Substanz , 1848. 92 Es'kann endlich ‚der ganze Primitiveylinder in kleine «Muskeltheilchen » zerfallen und damiv’sich den sogenannten \quergestreiften Muskeln an- nähern (vgl. von'Lacinularia' a..a. O.'S..455 oder ‚von Melicerta ringens, beiWilliamson: a. a. O, S.8, Pl. 1, Fig. 21 u..22), bis endlich auch in der Form und Ordnung dor «Muskelsheighen » die vollkommenste Gleichheit -mit den quergestreiften Muskeln der Wirbelthiere und Ar- thropoden sich entwickelt hat.. Ehrenberg ‚hat, die Existenz von quer- gestreiften Muskeln bei -Euchlanis. triqueira entdeckt, welche Oskar Schmidt auch für Pterodina Patina bestätigt hatte, Ausserdem finden sich genuin. quergestreifte Muskeln im Fusse von Scaridium longicau- dum, wo:sie Perty zuerst bemerkt hat, ferner bei Polyarthra, in den Kaumuskeln der Notommata. Sieboldii, bei Noteus, nach Perty auch in gewissen »Randmuskeln ‚von ‚Diglena ‚lacustris und Brachionus tripos, und ausgedehntere Untersuchungen werden sie ohne Zweifel noch für andere Arten nachweisen. Auch‘ Bergmann ..und , Leuckart geben in ihrem Werke: Anatomisch-physiologische Uebersicht. des Thierreiches, in einer Note zu Seite 377. kurz an, dass sie bei einigen dieser Thiere quergestreifte Muskelfasern beobachtet haben. Uebrigens kommen beide Arten von Muskeln, einfache und quer- gestreifte, zusammen in einem und demselben Individuum vor, so wie überhaupt ‚der allmähliche Uebergang der einen in die anderen unver- kennbar ist. Von den Harnorganen. Als: Harneoncremente habe ich oben wiederholt die Haufen von Körnern oder krystallförmigen Bildungen angesprochen, die man schein- bar in einer eigenen Blase.in.der.Gegend der Kloake eingeschlossen sieht und bei vielen Embryen und jungen Thieren wahrnimmt. ‚Ehren- berg kennt das fragliche, Objeet von Microcodon, von jungen Thieren der Lacinularia, Stephanoceros, von Floscularia, ornala, von Entero- plea, Notommata granularis; 'er bezeichnet es bald als «einen drüsigen, dunklen Körper oder Fleck», bald als ein «unpaares, drüsiges Organ», er nennt es auch wohl «ein in seiner Function ‚unklares Organ». Eine eigenthümliche, aber bestimmt ivribünliche Ansicht stellt: Weisse (a. a. 0. ) darüber auf, indem er «die granulirten schwarzen Häufchen » für N noch nicht verbrauchte, sondern restirende Dottermasse hält und die Thiere mit solchem dunklen Fleck zu «Frühgeburten »''herabsetzt. Ich habe oben Näheres über das optische und chemische Verhälten des | dunklen Fleckes mitgetheilt und bin zu der Annahme gekommen, dass es Harnconcremente Seien, und dass’ der''helle Raum; welcher die Masse ‚umschliesst, das Lumen des Enddarmes oder der Kloake sei» Es lässt, sich daran weiter die Vorstellung Kntpfen, 95 dass die Ansammlung des Harnes im Endstück des Darmes in ähnlicher "Weise erfolgt, wie bei Insecten mit vollständiger Metamorphose in der _ Zeit des Puppenschlafs der Harn‘im Dickdarm sich anhäuft und nach dem Hervorschlüpfen des ausgebildeten Insects in reichlicher Menge ‚auf einmal nach aussen entleert wird. Das eigentlich secernirende Organ oder die ‘Niere muss in Zellen gesucht werden, die der Darmwand anliegen und‘ etwas knopflörmig _ vorspringen; für diese Auffassung ren wenigstens sehr bestimmt die Zeichnungen, welche Ehrenberg von Euteroplen und Notommata granularis bezüglich der Lage des '«dunklen‘ Körpers» gegeben hat. Ich kann zu Gunstän- dieser Deutung auch 'eine an Eyclops-Larven gemachte Beobachtung beibringen: An sehr jutigen Lahven des 'ge- auf (vergl. Fig.'35e), wie bei den obigen Rotiferen. » Er ist. bei auf- e endem Licht weiss, bei durchgehendem schwärzlich. »Besieht‘ man sich die’ Sache genauer, so findet man, dassı der Darm‘'gegen das Hinterleibsende zu und zwar an der üntern Fläche eine Verdiekung die von hellen, grossen Zellen "hervorgebracht ‘wird (Fig. 35 c). Den Inhalt der Zellen? bilden Coneretiönen, ‘wie’ man sie aus der Niere anderer wirbelloser Thiere kennt. Es sind bis zu 0,002” grosse Ku- ‚von schmuziggelber Farbe, die bei sehr starker: Vergrösserung «ein hichtetes Aussehen zeigen; von Essigsäure werden sie. langsam ingegriffen, Kalisolution löst sie. Vergleicht man zahlreiche Individuen uf das weitere Verhalten dieser: Goneremente, ‘so wird ersichtlich, s sie allmählich zerbröckeln, nach und nach zu einer pulverförmi- Masse werden und in entwiökeltefen Larven Vase mit, ‚vier r Beinen) ganz geschwunden sind. Da die Harnanhäufungen der Rotiferen,‘ mit and der Männ- (vergl. «von den Fortpflanzungsorganen») Enteroplea, Notommata ularis, Diglena granularis und den Cyelopen nur im: Embryo und ten Jugendzustände sich finden, so muss die Erscheinung für die stenz einer Primordialniere ausgelegt‘ ‘werden. - , i is Von den Fortpflauzungsorganen, Der weibliche Zeugungsapparat besteht aus einem Eierstock, der rn dem Tractus liegt), von rundlicher oder platter oder auch huf- senförmiger Gestalt ist und dessen en in die Kloake 1) Oskar Schmidt lässt den Eierstock «zwischen Ka und Rückenmark» liegen (Lehrbuch der Zoologie S. 443) und ich selber habe von Lacinularia die Lage «liber dem Magen» angegeben, was ich gegenwärtig sehr bezweifeln miöchte, da ich ihn sonst allenthalben unter dem Darm befindlich sehe. 7 94 ‚ mündet. Man sieht in ihm helle, bei manchen Arten sehr grosse Nuclei, welche sicherlich keine Bläschen, sondern homogene ‚Körper sind und bei Notommata Sieboldii ausnahmsweise aus einem. Haufen kleiner heller Körner bestehen. Die Nuclei oder späteren Keimflecke sind umgeben von einem wasserklaren Hofe, der sich (man vergleiche die Figur 23) wie ein mit Flüssigkeit erfüllter Hohlraum 'ausnimmt in- mitten der homogenen, festweichen, mit Körnchen durchsetzten Grund- substanz des Bierstocks. ‘Die Körnchen sammt ihrem homogenen Binde- mittel werden zum Dotter, die Hohlräume zu den Keimbläschen. Von gar manchen Arten habe ich oben mitgetheilt, dass in der einen Partie des Eierstocks sich fast ausschliesslich Dotterkörner be- finden, was diesem Theil des Ovariums ein dunkles Aussehen verleiht, in welcher Beziehung z. B. an Brachionus, Noteus, Euchlanis u. A: erinnert sein mag. Ich glaube darin eine annähernde Bildung zu jenen Eierstocksformen zu sehen, in welchen die Production der Keimbläschen und der Dottermasse räumlich verschiedenen Stellen des Eier- stocks übertragen ist (z. B. bei Hexapoden und Asellinen. Vergl. Leuckart, Artikel «Zeugung» in Rudolph Wagner’s Handwörterbuch, S. 810). Der Dotter des fertigen Eies würde entstanden sein aus dem ursprünglichen, das Keimbläschen umgebenden Blastem und zweitens der Hauptmasse nach aus dem, was der einem «Dotterstock » vergleich- bare Abschnitt des Ovariums "dareingegeben hat. Die gewöhnlichen Dotterelemente sind feine Körnchen, bei einigen Gattungen aber auch grössere Oeltropfen, entweder farblos oder von rötblicher Farbe. So haben Polyarthra, Notommata Sieboldii, auch Notommata anglica nach den Zeichnungen Dalrymple’s (a. a. O. Fig. 5, 6 auf Pl. XXXIV) zu schliessen, farblose Fettkugen, Anuraea PERS IRERN Synehaeta pectinata röthliche Oeltropfen ausser der feinkörnigen Dotter- substanz. Eine sehr durchgreifende Erscheinung ist die, dass die Rotatorien »weierlei Eier hervorbringen, dunn- und dickschalige oder soge- nannte Sommer- und Wintereier. Ehrenberg erwähnt der letztern ven Hydatina senta, wobei er bemerkt, dass dergleichen «Dauer- oder Wintereier» bei «vielen Räderthieren vorkommen». Er zeichnet sie von Triarthra mystacina Taf. LV, Fig. 4 (iin Innern des Thieres), 4 u.5, von Diglena catellina Taf. LV, Fig. Ill, 4 (der braune bohnenförmige Körper unter dem Darm, im Text nicht erwähnt), von Anuraea serru- lata, Anuraea valga und Anuraea Testudo Taf. LXI, Fig. 12, 43, 15, von Brachionus urceolaris Taf. LXIII, Fig. 3. Ich sah die Wintereier von Tubicolaria, Lacinularia (hier auch von Huxley beschrieben a. a. O. PI. II, Fig. 21, 22, 23), Brachionus Pala, Brachionus Bakeri, Brachionus urceolaris,, Notommata. myrmeleo, Notommata centrura, Notommata Sie- boldii, — von Notommata anglica schildert und zeichnet sie Dalrymple —, 9 von Searidium und von Ascomorpha germanica. Die der Melicerta rin- gens glaube ich in der Beschreibung und Figur 23 auf Pl. I zu er- _ kennen, welche Gosse (a. a. O.) gibt. Die Wintereier unterscheiden sich von den anderen Eiern da- h, dass sie ausser der den Dotter unmittelbar umschliessenden "noch eine zweite, häufig gelbbraune Hülle besitzen. Letztere t in manchen Fällen (z. B. Lacinularia, Tubicolaria, Brachionus) t von der Dotterhaut ab, so dass zwischen beiden noch ein an- ‚ehnlicher Raum, der wahrscheinlich mit Flussigkeit erfüllt ist, übrig bleibt. Fragliche Haut ist ferner gewöhnlich gekörnelt und ausserdem in grössere Höcker (z.B. Notommata Sieboldii) oder Cirkelfalten (z. B. felicerta ringens) oder in Facetten (z. B. Anuraea Testudo und Anu- ea 'serrulata nach der Ehrenberg’schen Zeichnung) erhoben, in anderen Fällen mit kürzeren (Notommata myrmeleo, Ascomorpha germanica) oder längeren (Scaridium longicaudum) Härchen besetzt. Ehrenberg it solche behaarte Wintereier von Hydatina senta und Anuraea valga ibzebildet, aber die Haare für eine Alge, Hygrocrocis vestiens erklärt, as unrichtig ist, indem die Härchen unmittelbare Auswüchse der Ei- ülle sind. Von Notommata tripus und auch von Notommata parasita jildet Ehrenberg ein baariges Winterei im Thier selber ab (Taf. L, ig. IV 2, rechte Seitenansicht darstellend). Ferner hat an Hydatina enta vor geraumer Zeit Rudolph Wagner (in der Isis 1832, S. 386, if. 4, Fig. 4 u. 7) neben den gewöhnlichen Eiern welche angetroffen, ie auf ihrer ganzen Oberfläche mit feinen, dichtstehenden Haaren be- etzt waren. Wagner hielt sie für eine niedere Entwickelungsstufe der er. Der Bemerkung, welche v. Siebold (vergleichende Anatomie $. 185, nmerkung) an die Wagner’sche Beobachtung geknüpft hat, wornach ein gewisser Zusammenhang zwischen den behaarten Eiern und «weisslichen, gefilzien Kugeln» ‘der Spermatozoidenhaufen der ıtegel als möglich erscheint, kann nach dem,“ was ich über die jctur der Wintereier vorgetragen habe, Keine weitere Folge ge- ben werden. Die Winter- oder hartschaligen Eier werden immer gelegt und Iden ihren Embryo ausserhalb des Mutterthieres aus, manche ungen tragen dieselben angeheftet mit sich herum, so z.B. Bra- ionus, Anuraea, Ascomorpha. Die dünnschaligen oder Sommereier Iwickeln sich in gewissen Arten im Mutterleibe, wo dann der Eier- j als Uterus fungirt und das Thier vivipar wird. Bis jetzt sind ‚ lebendiggebärende Rotiferen Stephanoceros, Notommata syrinx, No- imata anglica, Notommata Sieboldii, Rotifer, Philodina, Actinurus ‚Albertia (nach Dwjardin) bekannt geworden. Sollte nicht auch ochilus lebendiggebärend sein, da Ehrenberg im Leibe des Thieres » Ei mit entwickeltem Kauapparate zeichnet? — Sonst werden auch ya n | 96 die Sommereier gelegt, wobei sie bei manchen Arten dem Thiere in der Nähe der Kloakenmündung, selbst durch einen Stiel (z. B. Megalo- trocha, Brachionus rubens, Brachionus Pala) angeklebt bleiben. «Da die Räderthiere mit so deutlichen weiblichen Geschlechts- organen versehen sind, so durfte man mit Recht auch auf die Anwe- senheit von männlichen Zeugungsorganen bei diesen Thieren schliessen; allein trotz der sorglältigsten Bemühungen hat sich bis jetzt kein be- friedigendes Resultat über die wahre Beschaffenheit ihrer männlichen Geschlechtswerkzeuge erzielen lassen, so dass es noch zweifelhaft ist, ob die Rotatorien Hermaphroditen sind oder getrennte Geschlechter besitzen.» Ich habe diese Stelle aus v. Siebold’s vergleichender Ana- tomie $. 484 abgeschrieben, um den Standpunkt zu bezeiehnen, auf’ dem diese Frage noch in neuerer Zeit stand, denn obschon man sich ” überzeugt hatte, dass die Theile, welche von Zhrenberg für Hoden, Samenleiter und Samenblase erklärt wurden, nimmermehr diese Be- deutung haben, so gelang es auf der andern Seite doch auch nicht, männliche Geschlechtsorgane und Samenkörperchen zweifellos auf. zufinden. Rn Die Entdeckung der wahren Geschlechtsverhältnisse hat der Eng- länder Dalrymple gemacht und sie 1849 mitgetheilt, also gerade ein Jahr nach dem Erscheinen des v. Siebold’schen Werkes.- Er fand, dass’ Notommata anglica nicht hermaphrodit sei, sondern getrennten Geschlechts. Das Männchen war kleiner als das Weibchen, seine Generationswerkzeuge bestanden aus einer weiten runden Blase, die mit beweglichen Samenkörperchen erfüllt war und an der Kloaken. öffnung ausmündete; was aber als höchst merkwürdig. erschien, .da Männchen hatte weder Kiefer, noch Schlundkopf, Schlund, .Speichel- drüsen: und Magen. (Vergl. a. a. O. Pl. XXXIV, Fig. 44, 42, 43, Ak. Diese. interessanten Beobachtungen Dalrymple’s waren mir zur Zeit, als“ich die Lacinularia studirte, vollkommen unbekannt und ich hab damals eigenthünmliche Kugeln, die mit feinen Härchen besetzt. waref und in der Leibeshöhle sich fanden, vermuthungsweise als Spermato- zoiden der Lacinularia geschildert. Jetzt: bin'ich davon ganz zurück gekommen, denn wie oben dargelegt wurde, so habe ich von Notom: mata Sieboldii die männlichen Thiere ebenfalls kennen gelernt und meine Beobachtungen stimmen in der Hauptsache mit denen des engli sehen Forschers in erfreulicher Weise überein. Wir hatten Beide ver schiedene Arten vor uns, denn das Männchen der Notommata anglica ist in der allgemeinen Körperform dem Weibchen ähnlich, währen das der Notommata Sieboldii durch die vier zipfelförmigen Arme eine von dem Weibchen sehr abweichende Gestalt darbietet. Was Dalry «Sperm-bag» nennt, ist der Hode, den Ausführungsgang bezeichne er als Penis. Die Abbildung, welche er von den Samenkörperche! 97 gibt la. a. 0. Pl. KXXIV, Fig,413), ist nicht ganz scharf, "doch lässt ‚sich die Aehnlichkeit mit denen ‘der Notommata 'Sieböldii nicht: ver- verkennen. Wohl aber‘ muss ich es für irrtkümlich erklären, wenn mple jene linearen Samenkörperchen, ' welche nach dem Aus- ühraungsgang der Hodenblase zu parallel'aneinander liegen, für einen ‚Bündel Muskelfasern "hält, ‘die sich am Grunde‘ des Penis befestigen - a. ©. Fig. 14 u. 43)»und als «ejaeulatores seminis» auffasst. "= Dem- Männchen der Notommata Sieboldii \mangeln''wie dem der _ Notommata anglica der Schlundkopf, Kiefern-sammt Schlund und-Ma- gen, kurz der ganze Verdauungsapparat, woraus erhellt, dass ihm lediglich das Geschäft der Befruchtung und’hiezu nur eine kurze'Spanne it zugestanden ist. Wir-sehen an diesen männlichen Rotiferen eine cheinung in weit höherem Grade 'ausgebildet, die bei manchen In- ten schon angedeutet ist. Bekanntlich nimmt eine nicht unbeträcht- e Zahl dieser Thierclasse als Imagines gar''keine Nahrung mehr zu h, die Kiefern sind dann rudimentär geworden, ja an'einigen ver- sst man. die Mundtheile ganz. "Die Mundöffnung‘ ist geschlossen, - da ie kurze Lebensthätigkeit eben nur auf die Fortpflanzung gemihte ist. Tergleichende Anatomie von v. Siebold, S. 572.) = Da gegenwärtig. die 'Samenkörperchen wenigstens‘ von‘ einer. Art (mit Sicherheit bekannt sind, so eröffnet sich damit auch 'eine Einsicht in die Bedeutung einiger anderer Gebilde. Ich‘ habe''schon erwähnt, s. ich die mit Fäden besetzten ‘Kugeln: der Lacinularia als "wahr- scheinliche Samenelemente jetzt ganz. in Abrede stelle und vielmehr den vermeintlichen Parasiten ‘der Laeinularia, den ich'a.va. O.-Fig. 8 gebildet habe, für einen unzweifelhaften Spermätozoiden ansehen muss.: Form und: Structur besagten Körpers, welchen‘ auch y (a.a. 0. Pl. I, Fig. 49) abbildet, und fragweise’« Spermatozoon » ont, weisen’zu klar auf seine Verwandtschaft mit.den Samenelementen ‚Notommata Sieboldii hin. Es ist mir jetzv aueh wahrscheinlich, ‚die von Kölliker als.Spermatozoiden «der-Megalotrocha alboflavicans ebildeten Elementartheile hieher gehören: und es’ müssen die Thiere, denen sie angetroffen wurden, vorläufig als befruchtete Weibchen gesehen werden. Betrachte ‚ich mir. die“ vom’ Ehrenberg‘ gelieferte Abbildung des Conochilus volvox, so glaube ich auf;Taf. XLIH in Fig. VII, ig.2 ebenfalls ein Individuum 'zu-erkennen,(das ‘zwei Spermatozoiden lt; und die Worte Ehrenberg’ss; «neuerlichısah ich (auch:zitternde, »eigenthümliche ‚Kiemen. in Borm von zwei gewwndenen piralbändern im hintern Körperende », sprechen zu Gunsten dieser ung. Die ganze Zeichnung dieser «Kiemenspiralen» lässt sich sehr it auf ähnliche Samenelemente mit undulirender Membran zurückführen. ‚Die Räderthiere offenbaren in ihrem Bau eine zu grosse Harmonie, ‚dass man nicht aus der Geschlechtsdifferenz der Notommata anglica Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. VI. Bd. 7 98 und Notommata Sieboldii den Schluss ableiten dürfte, dass auch die an- deren Genera das Geschlecht auf zwei Individuen vertheilt haben sollten. Ich selber habe zwar keine weiteren Männchen als die der oft genann- ten Notommata aus eigener Anschauung kennen gelernt, indem äussere Umstände meine Nachforschungen von dieser Richtung abwendeten. Allein aus der vorhandenen Literatur sehe ich, dass auch von anderen Arten bereits männliche Individuen abgebildet, aber unter der Firma von eigenen Genera und Species beschrieben sind. So ist es für mich über alle "Zweifel erhaben, dass die Gattung Enteroplea Hyda- tina das Männchen der Hydatina senta ist. Meine Gründe sind folgende. In der Charakteristik der Enteroplea sagt Zhrenberg, dass diese Art der Hydatina senta «simillima» sei, dann meldet er, dass Enteroplea das einzige Räderthier wäre, von dem er mit voller Sicherheit wisse, dass es keine Zähne habe. Dieser Punkt muss die Enteroplea schon sehr verdächtig machen, denn alle weiblichen Rotiferen besitzen ohne Ausnahme Zähne (Chaetonotus, Ichthydium, Cyphonautes sind keine Rotatorien). Und wie steht es bei Enteroplea mit dem aus- schlaggebenden Organ, dem Eierstock? In der Aufzählung der Gattungs- charaktere führt Ehrenberg «einen länglichen » Eierstock an, vergleicht man aber damit die Zeichnung auf Tab. XLVII, Fig. 1, Fig. 4i, so er- scheint der «Eierstock» nicht wie sonst mit Eikeimen oder Eiern gezeichnet, sondern gleichmässig granulär, und dass der von Ehren- berg als Eierstock gedeutete Theil wirklich nicht das Aussehen eines solchen hatte, lässt sich auch aus der Tafelerklärung abnehmen. Ehren- berg sucht sich damit zu helfen, dass er das Organ einen «unent- wickelten» Eierstock nennt. Nach meiner Erfahrung ist aber das Ova- rium selbst der jüngsten Thiere nie von rein moleculärem Inhalt, sondern umschliesst immer die Keimflecke und die dazu gehörigen Höfe. Ich halte daher das Organ der Enteroplea, welches Ehrenderg unentwickel- ten Eierstock heisst, für einen Hoden und damit die zahnlose Entero- - plea für ein Männchen. Dass es aber in dieser Eigenschaft zu Hydatina senta gehört, dafür spricht klar und deutlich eine Beobachtung, die Ehrenberg selbst mittheilt. Er fand zwischen den Eiern der Hydatina solche, aus denen Embryonen hervorkamen, die den Bau der Entero- plea hatten, zahnlos waren und den «innern dunklen Fleck » (die Harn- concremente nach meiner Auffassung) wie die erwachsene Enteroplea besassen. Zhrenberg erklärt die Sache augenscheinlich so, als ob En- teroplea Eier zwischen die der Hydatina abgesetzt habe, während ich vielmehr das Factum in der Weise auslege, dass aus den einen Eiern & der Hydatina weibliche Thiere auskriechen, aus den anderen Männchen, die Enteroplea nämlich. Letztere ist, wie Ehrenberg meldet, immer kleiner als Hydatina senta. 4 99 Analysirt man nun gar die Beschreibung und noch mehr die Zeich- _ nung, welche Dujardin vo der Enteroplea gibt (a. a. O. 8.644, PI. XIX, Fig. 2) so vervollständigt sich der Beweis für die männliche Natur der Enteroplea und jeder Zweifel wird abgewiesen. Fürs erste sagt auch > Dujardin, dass der Mund ohne Zähne sei, rücksichtlich der übrigen Traetustheile wird nichts erwähnt, was zu bedauern ist, denn ich | ‚schöpfe aus der Abbildung Dujardin’s, trotzdem dass Ehrenberg einen Schlund und Magen zeichnet, den Verdacht, dass auch Enteroplea be- anlich des Verdauungssystems auf sehr vurlimeniürer Stufe stehe, denn "warum zeichnet Dujardin so feine Details in der Abbildung des «dia- A phanen» Thieres und doch keinen eigentlichen Nahrungskanal? Doch mag dem sein, wie ihm wolle, im hintern Leibesende markirt Dujardin ‚keinen Bierstock, wohl aber ein Organ, das nach Umriss und Inhalt nichts In doreBlals Ydo.Hedermeintkenm ade fun sit- {out frapp6e de la disposition de quatre touffes de granules pedicelles, 4 se voient au tiers posterieur de la longueur.» Offenbar über- schte es Herrn Dujardin, hier in Enteroplea etwas zu finden, was bei keinem andern Räderthier aufgestossen war. Nach der Zeich- pung zu urtheilen, können die «touffes des granules pedicelles» nur Spermatozoidenmassen gewesen sein. Endlich bringt Dujardin auch noch eine Beobachtung bei, die gar keiner andern Auslegung fähig ist, als dass er den flimmernden Ausführungsgang der Hodenblase ge- sehen hat. «J’indique .... un organ cili& entre les muscles e la queue.» Nach dem Vorgetragenen muss zugestanden werden, dass Entero- a hydatina als Männchen zu Hydatina senta gehört. Es hat ein jervensystem, bestehend aus Gehirn und zwei zu einer Hautgrube im Rücken (dem «globule incolore» Duwjardin) laufenden Nervensträngen (von Ehrenberg und Dujardin gezeichnet, von Letzterem «deux cor- dons charnus» genannt). Ferner besitzt es ein entwickeltes Muskel- tem und den gewöhnlichen Respirationsapparat (in der Figur, welche rdin gibt, sind auch mehre «Zitterorgane » sichtbar). Der Nahrungs- kanal scheint verkümmerter Natur zu sein, wenigstens ist gewiss, dass ie Kiefern mangeln. Im Hinterleibsende liegt eine Hodenblase mit Spermatozoiden, der flimmernde Ausführungsgang mündet in die Cloake. Ausser Enteroplea ‚glaube ich aber noch, dass in zwei anderen, a Ehrenberg und Weisse beschriebenen Gattungen männliche Roti- feren verborgen stecken. Die Notommata granularis Ehr. halte h für das Männchen der Notommata Brachionus Ahr. Ehren- erzählt in seinem Infusorienwerk die wunderliche Geschichte, dass ommata granularis nach Kukusmanier die Eier auf den Rücken der ommata Brachionus absetze. Er kam zu dieser Annahme, weil die ‚ welche Notommata Brachionus mit sich herumtrug, nicht von 7* 100 einerlei Grösse waren, und weil sich in den kleineren Eiern ein «kör- niger, schwarzer Fleck» vorfand, den er im Leibe der Notommata granularis in gleicher Art sah; auch waren die aus solchen Eiern aus- ' schlüpfenden Jungen vollkommen in ihrer Gestalt der Notommata gra- nularis ähnlich. Anstatt nun dieses Factum vorderhand so zu fassen, dass «wohl ein und dasselbe Räderthier zuweilen verschiedene Jungen habe», erklärte sich Ehrenberg die auffallende Erscheinung lieber da- mit, dass «nach kukuksartigem Verhalten » Notommata granularis seine Eier auf Notommata Brachionus lege. Diese von Ehrenberg aufgestellte Hypothese ward schon von Weisse (Bulletin phys. math. Tom. VII, Nr. 18) bezweifelt, indem Weisse an- ” fänglich der Meinung war, dass die Eier, aus denen Notommata gra- nularis auskriecht, nur zufällig der Notommata Brachionus oder, wie Weisse will, dem Brachionus urceolaris anhänge. Später aber über- zeugte er sich, dass jene Eier, aus denen Notommata granularis her- ” vorkommt, wirklich der Notommata Brachionus und auch dem Bra- chionus urceolaris angehören, also weder von einem andern Rotifer kukuksartig abgesetzt seien, noch zufällig anklebten. Da nun Weisse ebenfalls den zunächst liegenden und auch von Ehrenberg bei Seite ge- stellten Schluss, dass aus den Eiern der Notommata Brachionus und des Brachionus urceolaris verschieden gestaltete Junge auskriechen, um- gehen will, so erklärt er die vermeintliche Notommata granularis für eine Frühgeburt der genannten Räderthiere. Vergleicht man die Beschreibung, welche Ehrenberg vom feinern Bau der Notommata granularis macht, so spricht für ihre männliche Natur einmal der Mangel der Kiefern. Ehrenberg «suchte .die Zähne umsonst»; Weisse hat «nie einen Zahnapparat wahrgenommen». Dann hat Notommata granularis den «dunklen, körnigen Körper, wie Ente- roplea». Freilich misst Ehrenberg auch «einen geknäuelten kurzen Eierstock» bei, von dem aber in der Abbildung auf Tab. L, Fig. I, Fig. 2, 3 keine Spur zu sehen ist und der wohl auch nicht existirt, sondern statt seiner werden die Forscher, welche fortan mit den jetzt gegebenen Kenntnissen an die Untersachung der Notommata erannlan gehen, einen Hoden finden. | Für ein weiteres Männchen muss ich die von "Weisse be- } schriebene Diglena granularis ansprechen, das dazu gehö- rige Weibchen ist die Diglena catellina. Weisse fand (Bullet, phys. math. Tom. IX, S. 347) seine Diglena granularis immer in zahl- reicher Gesellschaft von letzterer, Die Eier der Diglena eatellina waren von zweierlei Art, grössere und kleinere, die Embryonen, welche in den grösseren Eiern waren, liessen einen Zahnapparat wahrnehmen, welcher in den kleineren fehlte. «.Jenen entschlüpfte die nicht zu verkennende Diglena catellina, aus diesen sah ich meine. Diglena 101 granularis hervorkommen. Also» — fährt Weisse fort -— «wird man sagen, waren die grösseren Eier die der Diglena catellina, die klei- _ neren aber die der Diglena granularis. Der Meinung bin ich indessen nicht, weil erstens die kleineren Eier viel zu gross für das schmäch- tige Thierchen sind und weil zweitens die Zahl der vorhandenen Indi- _ viduen desselben unverhältnissmässig klein gegen die Zahl der gefleckten Bier war. Ich glaube vielmehr, dass die Diglena granularis gleich der Notommata granularis eine Frühgeburt sei, und reihe diesen beiden noch die Enteroplea hydatina an, von welcher E mit gross gedruckten Lettern in der kurzen Diagnose sagt: Hydatinae sentae simillima.» Soweit Weisse. Es ist gewiss interessant, ss Weisse, der noch nichts von männlichen Rotiferen wusste, doch dem Schluss kommt, «dass Notommata granularis, Diglena granu- s und Enteroplea Hydatina nicht eigene Arten, sondern nur unvoll- endete, noch zahnlose Jungen von resp. Brachionus urceolaris und (No- tommata Brachionus) *!), Diglena catellina und Hydatina senta seien». Ich habe aus den mitgetheilten Gründen diese «Frühgeburten » für Männchen erklärt, und hoffe, dass es mir und anderen Naturforschern bald gelingen wird, die Bestätigung durch Autopsie geben zu können: «innere, körnige Fleck», den Weisse irrthümlich für «restirende ermasse » ar ist, wie Böhich besprochen wurde, der Haufen von Die merkwürdige Thatsache, dass es männliche Rotiferen gibt, elche keinen Nahrungskanal besitzen, kann auch zur Stütze einer Ansicht benutzt werden, die Zeuckart über die Natur der Siphono- phoren veröffentlicht hat. Dieser Forscher, welcher zuerst erkannte, s die Siphonophoren keine Einzelthiere, sondern Thierstöcke seien, achtet die sogenannten Genitalkapseln als « Geschlechtsthiere », d. h. ‚besondere Individuen des Thierstockes, denen nach dem Prineip " Arbeitstheilung das Geschäft der geschlechtlichen Vermehrung zu- wiesen ist. Für mich hat.die Anschauungsweise Leuckart’'s von vorn etwas Ansprechendes, anders urtheilt Kölliker (Die Schwimm- en von Messina. Leipzig 1853. S. 72), er macht gegen die Auf- sung, als käme den Geschlechtskapseln ein individuelles Leben zu, glich den Einwand geltend, dass bei ihnen keine Organe zur ingsaufnahme vorhanden seien. Es muss zugestanden werden, s angesichts der Männchen von Notommata anglica und Notommata u) Unter dem Namen Notommata granularis mögen wohl die einander sehr . _ ähnlichen Männchen sowohl der Notommata Brachionus, als auch des Bra- _ ehionus urceolaris und Brachionus Pala zusammen gemeint sein. 102 Sieboldii, denen bei der unverfänglichsten Individualität ein Nahrungs- kanal vollkommen abgeht, dieser Einwurf keine Kraft mehr hat, -viel- mehr gewinnt die Betrachtungsweise Leuckart's dadurch an Wahrheit. Von der Entwicklung. Der Unterschied zwischen den Winter- und Sommereiern scheint nicht blos in der Beschaffenheit der Hüllen zu beruhen, sondern. sich auch auf den Inhalt und die Entwicklung zu erstrecken. Freilich liegen darüber noch keine speciellen Untersuchungen vor, denn die hübschen Beobachtungen, welche Weisse über die Entwicklung der Wintereier von Brachionus urceolaris mitgetheilt hat, beziehen sich hauptsächlich auf das Verhalten der Eischale: die äussere braune springt, nachdem der Embryo fertig ist, deckelartig auf, Ich habe aber oben von den Wintereiern verschiedener Rotiferen erwähnt, dass, sobald das Ei durch eine Haut im Eierstock sich abgegrenzt hat, sich in der Rinden- schicht des Dotters deutlich helle Flecke zeigen, welche an die Kerne der Furchungskugeln der Sommereier erinnern. Soll man vielleicht daraus schliessen dürfen, dass das Keimbläschen im Eierstocksei sich ohne weiteres durch fortgesetzte Theilung in viele helle Kerne um- gewandelt hat, ohne dass sich die Dotterkügelchen um diese Nach- kömmlinge des Keimbläschen Sofort gruppirten, oder umschliessen etwa die Wintereier gleich bei ihrer Entstehung im Eierstock eine An- zahl von Kernen (Keimbläschen) im Gegensatz zu anderen Eiern, die immer nur einen Kern (Keimbläschen) besitzen. Wenn ich wenigstens Huxley recht verstehe, so entwickeln sich die Wintereier der Lacinu- laria in der bezeichneten Art und das Halbirtsein in zwei gleich grosse Hälften, das ich früher auf Furchung bezog, hat nach Aucley nichts damit zu schaffen. - An den Sommereiern ist die Furchung leicht zu schen und zielt, wie bei anderen Thieren, darauf ab, die vorher gleichförmig gewesene Masse des Dotters in kleine Portionen umzusetzen, welche die Bedeu- tung von Zellen haben. Es ist zwar gegenwärtig ziemlich allgemein die Annahme gang und gäbe, dass das Keimbläschen vor der Furchung geschwunden sei und demgemäss werden die Kerne der Furchungs- kugeln als das Product einer Neubildung angesehen. Ich glaube die Sache bei anderen Thieren ebenfalls in dieser Weise beobachtet zu haben, doch fange ich an hierin unsicher zu werden. Oben habe ich vom Ei der Notommata Sieboldii angeführt, dass das Keimbläschen im reifen Ei — welches übrigens keinen Keimfleck mehr hat, auch nicht ein Bläschen, sondern ein homogener zäher Körper ist — nie in dem vor der Furchung stehenden Ei vermisst wird, so dass ich zu der Annahme mich geneigt fühle: 103 das Körperchen liefert durch Theilang die Kerne der Furchungskugeln. Ich werde darin noch mehr bestärkt, wenn ich in der Schrift von Gegenbaur, zur Lehre vom Generationswechsel und der Fortpflanzung der Medusen und Polypen. 1854, S. 28, lese, dass beim Furchungs- process der Oceania armata dem ersten Theilungsaote die Theilung des _ Keimbläschens vorhergeht, die Kerne der späteren Embryonalzellen | also aus dem ursprünglichen Keimbläschen, das keinen Keimfleck hat, durch Theilung entstehen. Den Theilungsmodus habe ich überall in gleicher Weise wahr- genommen, wie ich denselben früher von Lacinularia beschrieb. Der _ Dotter zerfällt nicht bei Bildung der ersten Furche in zwei gleich grosse lften, sondern es löst sich eine kleinere Portion von dem einen Pol „ab. Da man in den folgenden Stadien die Zahl dieser kleinen Ab- schnitte sich vermehren und zugleich den grossen Dotterballen kleiner den sieht, so ist dadurch wohl der Schluss gerechtfertigt, dass letzterer durch forfgesetztes Ablösen kleiner Portionen den ursprüng- lieh gleichförmigen Dotter zuletzt in einen Haufen Furchungskugeln von inerlei Grösse umgewandelt hat). Dieso bilden das Baumaterial für den Embryo, der gleich in seiner ganzen Gestalt angelegt wird und icht von einem Primitivtheil aus sich bildet, er zeigt bald Segmenti- ungen des Körpers, es treten die Kauwerkzeuge auf, Wimpern am Kopf- und Schwanzende, die Augen und endlich bei vielen Arten ein en angesammelten Harnstoffes, der sich als schwarzer Körper in r Gegend der Cloake bemerklich macht. ' Der allgemein verbreiteten Angäbe, dass die Rotatorien sämmtlich 9 weitere Metamorphose die vollendete Form erreichen, kann ich das Wort reden. Es ist wahr, dass gar manche, wie z. B. Hy- fina, Notommata das Ei in der Gestalt des Mutterthieres verlassen, ei anderen aber ist dies sicher nicht der Fall. Man betrachte doch B. das aus dem Ei gekommene Junge von Stephanoceros auf Taf. I, x. 3, dann die eigenthümliche Form in Fig. 4 und vergleiche damit s ausgewachsene Thier, lässt sich bier eine Metamorphose läugnen? Wenn die Abbildung, welche Ehrenberg von-der jungen Triarthra auf b. LV, Fig. VII, & gibt, riebtig ist, so hat man ein anderes Beispiel von einer nicht geringen Metamorphose, denn es würden dem aus dem Ei geschlüpften Thier «die Barten und der Griffel» fehlen. Aber auch anderen Arten lassen sich Gestaltunterschiede zwischen dem alten jungen Tbier auffinden, so hat z. B. die eben ausgekrochene Br; Die Dissertation von H. Nägeli, «Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der _ Rüderthiere, 1852», habe ich mir dürch den hiesigen Buchhandel nicht auf- treiben können, was ich wegen deren Nichtberlcksichtigung anzuführen für nothwendig halte. 104 Tubicolaria‘ und Melicerta keine Tentakeln («Respirationsröhren») und das Räderorgan ist: noch von sehr einfacher Form, dagegen: besitzt das junge Thier deutliche Augen, die später eingehen, auf welch’ letztere rückschreitende Metamorphose Ehrenberg zuerst aufmerksam gemacht hat. Auch die Wimperbüschel am Fussende, welche. manche Rotato- rien nur in ihrer Jugend (z. B. Brachionus) haben, spricht für ‘die Annahme einer ausgedehnteren oder beschränkteren Metamorphose, Es erinnern aber die Rotiferen in dieser Hinsicht an die Krustenthiere, bei denen ebenfalls viele Arten gar keine Metamorphose erleiden, wäh- rend andere grössere oder geringere Umgestaltungen erfahren. Ueber die Gewebe der Rotiferen. Die Eizelle liefert, wie erwähnt wurde, durch den sogenannten Furchungsprocess das Material für die Gewebe, indem dieser Vorgang darauf beruht, den Dotter in kleine Portionen zu scheiden, wovon eine jede den Werth einer Zelle hat. Wahrscheinlich ‘geht die Zerfällung des Dotters davon aus, dass der Kern der Eizelle (nach Auflösung des Keimfleckes) durch Zertheilung und darauf folgender Umhüllung mit Dotterelementen den Process einleitet, der also nur eine fortgesetzte Zellenyermehrung von der Eizelle aus darstellt. Die Furchungskugeln bestehen aus einem innern hellen, soliden, kernartigen Körper, ohne Nucleoli, der von einer Portion des homogenen Bindemittels der Dotter- körperchen sammt einer Anzahl der letzteren umgeben ist. Dadurch, dass mit der Zeit das Bindemittel an vielen Furchungskugeln in der peripherischen Schicht ‚sich verdiehtet und eine hautartige Begrenzung gewinnt, wird die Furchungskugel zu einer wahren Zelle. Doch scheint es, dass gar manche Furchungskugeln bereits zur Gruppirung von Ge- weben verwendet werden, bevor sie es zu einer begrenzenden Mem- bran gebracht haben. Die Gewebe, in welche sich die Furchungskugeln umsetzen, bringe ich in zwei Classen, wovon die erste die skeletbildenden oder die Ge- webe der Bindesubstanz, die zweite die speeifischen Gewebe, wohin die selbständig bleibenden Zellen, die Muskeln und Nerven gehören umfasst. Frei Zur Bindesubstanz rechne ich die äussere Haut. Ihr innerer weicher Theil besteht aus homogener Grundmasse mit eingestreuten Kernen, man darf wohl annehmen, dass sie aus der mit einander verschmolzenen Masse der Furchungskugeln hervorging, ehe dieselben zu Zellen wurden, die Kerne der Furchungskugeln blieben zurück, und da die homogene Masse mit dem allgemeinen Wachsen des Thieres an Ausdehnung zunimmt, die Kerne sich aber nicht vermehrten, so kommen sie in späterer Zeit ziemlich weit aus einander zu liegen. ? B i 105 © Die Bindesubstanz der äussern Haut gibt aber auch nach innen Fortsätze ab, durch welche die Eingeweide ‘zum Theil an die Haut befestigt, zum Theil unter einander verbunden werden. Sie erscheinen unter dem Bilde verzweigter Zellen, deren Ausläufer mannichfach ana- stomosiren, in Wirklichkeit aber mögen es nur Netzwerke homogener Substanz sein, in denen die vorhin erwähnten Kerne liegen, wenigstens lässt sich der Uebergang der ‚anscheinend verzweigten Zellen in die homogene Grundmasse der Haut bestimmt verfolgen. - Gleichwie das Bindegewebe der Wirbelthiere, da, wo es die Grund- lage von Häuten, der Leder-Schleimhaut u. s. w. bildet, an der Grenze in eine rein homogene Lamelle ausgeht (Basement membrane der eng- lischen Histologen), so verdichtet sich auch bei den Räderthieren an r äussern Haut dieselbe zu einer homogenen Grenzschicht, die durch ine gewisse chemische. Umänderung, durch Chitinisirung zu einer be- ondern Lage, zur Cuticula wird, welche, wenn ihre Consistenz einen en Grad erreicht, als «Panzer » bezeichnet werden kann. Eine homogene Bindesubstanz bildet auch das Gerüst der Ein- veide, des’ Nahrungskanales, die sogenannte Tunica propria des Ge- htsapparates, der einzelnen Theile des Respirationssystems u. s. w. Im "Schlundkopf und Schlund kann ebenfalls eine innerste Lage eine ere Beschaffenheit annehmen, sich chitinisiren und den Kieferapparat eugen. Ausser der ohne weiteres in die Augen springenden Bindesubstanz _ die Anwesenheit einer solchen, wenn auch in weicherer Form als imogenes Bindemittel zwischen den speeifischen Gewebstheilen zu ermuthen, wo sie dazu dient, letztere mit einander zu verkleben. e Gruppe der specifischen Gewebe wird, wie angegeben, zusammen- etzt einmal aus den selbständig bleibenden zelligen Ele- ten. Hieher gehören die flimmernden Epitelzellen des Magens, s Darmes, die Secretionsbläschen der Magendrüsen, die Zellen, welche "Wand des Schlundkopfes sich finden, die Nervenbläschen im hirn, die zelligen Gebilde in den sogenannten Kalkbeuteln, das Epitel Blindschlauches im Nacken, die ceirculirenden Formelemente in der esllüssigkeit. Ferner müssen hier aufgereiht werden die Zellen, ie die Wand der Respirationskanäle bilden, der Inhalt des Eier- ckes, der des Hodens, der drüsigen Körper in der Fussbasis, die ligen Drüsen am Ausführungsgang des Hodens. Gar manche. der jen zusammengestellten zelligen Gebilde weichen vom scharfen Begriff ier Zelle in derselben Weise ab, wie die Furchungskugeln von der e, indem nicht selten der Substanzhof, welcher einem Nucleus zu- , keine verdichtete Grenzschicht, keine’ Membran besitzt. Es mag hier auch im Zusammenhang noch einmal erwähnt wer- , dass sich bei Räderthieren Flimmerung findet 4) am vordern 106 Körperende, 2) bei manchen Arten auch am hintern, 3) im Magen und Darm, 4) in den Ausläufern der Respirationskanäle und 5) im Ausführungsgang des Hodens. Anlangend das Muskelgewebe, so besteht es aus metamorpho- sirten Zellen, die entweder strahlig auswachsen und dadurch getheilte Muskeln und Muskelnetze hervorrufen, wobei die ursprünglichen Zellen- kerne oft noch gut siehtbar bleiben. Die contractionsfähige Substanz solcher Muskeln ist der nieht weiter morphologisch umgewaändelte Zellen- inhalt. Oder die Zellen wachsen nur an zwei einander gegenüber- stehenden Seiten aus und verbinden sich linear, daraus entstehen die ungetheilten Primitiveylinder. Die Zellenmembran wird zur zarten Hülle und der Inhalt der Zellen bildet sich zu einer homogenen, soli- den Masse, der contractionsfähigen Substanz, um. Letztere kann sich wieder in kleine Theilchen sondern, und dann erscheint der Muskel- eylinder quergestreift. Muskelbündel formen sich dadurch, dass eine Anzahl von Primitiveylindern sich so nebeneinander legt, dass sie nach einer Richtung wirken. | Auch das Nervengewebe ist nicht minder aus umgewandelten "| Zellen hervorgegangen. Der Inhalt der Zellen wird zu einer blass- moleculären Substanz, den eigentlichen Nervenmolecülen, zwischen denen an manchen Orten (Endigung der sensiblen Nerven) noch der ursprüngliche Nucleus stehen bleibt und eine Anschwellung des Ner- ven mit bedingend zur Bildung von Ganglienkugeln beiträgt. Die 2 ! membran übernimmt die Rolle der Nervenscheide. | ey Ueber einige Lebenserscheinungen der Rotiferen. Das Phänomen der Flimmerbewegung am Kopfende hat von. jeher die Aufmerksamkeit der Beobachter auf sich gelenkt. Die Gilien. arbeiten gewöhnlich partienweise (recht auffallend z. B. an Stephanoce- ros), in anderen Fällen entsteht durch die Thätigkeit der Flimmer- härchen der Anschein einer Radbewegung, und man hat dafür mannich fache Erklärungsversuche gemacht, Mir scheint das, was Bergmanr und Leuckart (Anatomisch-physiologische Uebersicht des Thierreiches, S. 288) zum Verständniss der Radbewegung sagen, das richtige zu sein. Nach ihnen entsteht die Räderbewegung dadurch, dass in einer langen Wimper nur eine kurze Welle sich findet, welche von dem einen zum andern Ende fortschreitet, während der übrige Theil sich ruhig verhält. Die Bewimperung am Kopfe dient, wie der Augenschein lehrt zur Locomotion als Schwimmorgan und zum Hereinfördern von Nahrungs- mitteln, ob sie aber mit noch anderen Funetionen betraut sei, wisse 107 wir so wenig, als von der eigentlichsten Bestimmung der Cilien höherer Thiere. In der Art zu schwimmen haben viele Rotatorien Aehnlichkeit manchen niederen Krebsen, denn nicht selten stürzen sie sich kopf- er (Noteus ahmt hierin z. B. dem Argulus nach), drehen sich um e Längsachse, andere hüpfen nach Art der Wasserflöhe (z. B. Poly- ra), wieder andere schwimmen sehr gern nach der Weise der Phyllo- en auf dem Rücken (z. B. Eosphora najas.). Auch die oben hervor- bene Eigenthümlichkeit der Pterodina, sich todt zu stellen und ge Zeit in diesem Zustand zu verharren, erinnert an die Manieren Lynceus. Bezüglich der Körperbewegungen ist es von Interesse wahr- / hmen, dass die Stammuskeln nur zum Verkürzen des Leibes vor- janden sind: die starken Längenmuskeln schuellen den Körper zu- ammen, die Ringmuskeln schnüren ihn seitlich ein, dagegen wird die isdehnung besorgt durch die elastische Cuticula, welche antagoni- lsch der Muskelwirkung gegenübersteht. Auch die Leibesflüssigkeit, s Blutanalogon, welche bei der Contraction von dieser oder jener pergegend ausweichen muss, mag wohl beim Nachlass der Muskel- on durch Zurückströmen nicht wenig zur Expansion des Körpers itragen. E. Räderthiere nähren sich von niederen Algen, Infusionsthieren ; : je mit besonders geräumigem Schlundkopf wagen sich an Grüsderds id verschlucken Entomostraceen, und dass sie auch die eigene Art t verschonen, wurde oben von Notommata Sieboldii gemeldet. Was die psychischen Fähigkeiten der Rotatorien betrifft, so gt ihnen Ehrenberg ein Erkenntnissvermögen, die Wahlfähigkeit und Ortssinn bei, auch lasse sich der Gesellschaftssinn nicht in Zweifel hen. Wenn aber dieser Forscher wegen des von ihm den Räder- en zugetheilten Hermaphroditismus fast bedauert, dass diese Ge- pfe «ein grauenhaft isolirtes, überall feindliches Leben» führen üssen und sich «ihre Gemütblichkeit» höchstens darin äussert, dass e Arten ihre Eier gern zusammenlegen, so wird sich wohl Herr enberg jetzt darüber freuen, dass es auch männliche Räderthiere und zwar von so distinguirter Art, welche sich nicht um Nah- bekümmernd, lediglich den Minnedienst pflegen. IM. Wohin gehören die Räderthiere im System ? achdern jene Periode der Naturforschung abgelaufen war, in deı üch die Räderthiere nebenbei zur Gemüths- und Augenergötzung 108 unter dem Mikroskop‘ bewundert hatle und als man sie im System einzureihen trachtete, wurde ihnen eine Stelle bei den Infusions- tbieren, ‘welche Thiergruppe damals ein buntes Mancherlei enthielt, angewiesen. Damit verbunden, theilten sie die Schicksale, welche die Infusorienabtheilung im Laufe der Zeit erfuhr, indem sie bald da, bald dort aus Mangel an genügender Einsicht in ihren Bau untergebracht wurden. Ehrenberg, dessen Forschungen auf diesem Gebiete den grössten Beifall eruteten, verbreitete über die Structur und Entwick- lung der Rotatorien grosses Licht, stellte sie aber doch als zweite Classe der Infusionsthiere auf. Seit geraumer Zeit aber stimmen alle Systematiker darin überein, dass die Rotiferen mit den eigentlichen Infasionsthieren, den Polygastrica Ehrenberg’s, nichts gemein haben, sondern in Anbetracht ihres complieirten Baues einen höhern Organi- sationstypus repräsentiren. Nur insofern gehen noch die Meinungen auseinander, ob die Rotatorien, wie Burmeister will, zu den Grusta- ceen' gehören, oder ob sie nach dem Dafürhalten von Wiegman, Wag- ner, Milne- Edwards, Berthold, v. Siebold u. A. zu den Würmern ge- rechnet werden müssen. " Wenn die Wahrheit immer auf Seite der Majorität wäre, so müssten nach der Stimmenzahl zu schliessen, die Räderthiere unbedenklich der Classe der Würmer angehören. Obschon ich gern zugebe, dass alles Systematisiren nur auf bedingte Wahrheit Anspruch machen kann, so glaube ich ‘doch, dass Burmeister gegenüber allen anderen genannten Forschern das Richtige getroffen hat. Auch ich halte die Roti- feren den Krebsen für viel verwandter, als den Würmern, und getraue mir, indem ich die Organisationsverhältnisse gegenseitig abwiäge, diesen Ausspruch in Folgendem näher zu begründen. Vorher sei noch erwähnt, dass schon Nüzsch im Jahre 4824 sich dabin aussprach, dass die Rotiferen den Entomostracis gleichen und, was gewiss alle Beachtung verdient, Ehrenberg selbst, obgleich er die Rotatorien zu den Infusionsthieren stellt, macht wiederholt auf die Aehnlichkeit derselben mit Krebsen und Entomostraceen aufmerksam, so erinnert er z. B. auf Seite 410 des grossen Werkes daran, dass die «Griffeln, 'Barten und Borsten» mancher Arten mit den Armen der Daphnien verglichen werden können, auf $. 414 erwäbnt er, dass manche Rotiferen ihre Eier «wie die Krebse» angeheftet mit sich herumtragen und so noch au vielen anderen Orten. Auch bei Dujardin bemerkt man ähnliche Vergleiche mit Cyklopen, Cypris z. B. auf S. 574 u. 575 des angeführten Werkes. Würde man vor Allem nach der äussern Gaeselt die syste- matische Stellung der Räderthiere bestimmen, so spricht diese doch entschieden mehr für die Schalenkrebse, als für den Wurmtypus. Allen. Würmern gehen gegliederte Bewegungsorgane ab, das Vorhandensein 109 von solchen bei vollkommen symmetrischer Form ist aber doch gegen- wärtig ein fundamentaler Charakter der Arthropodengruppe.., Die Mehr- zahl der Räderthiere besitzt am Hinterleibsende zwar keine paarigen, jer doeh einen unpaaren ,' geringelten oder gegliederten Fuss, der e Einpgeweide enthält, sondern ausschliesslich als Locomotionsorgan raucht wird. Berücksichtigt man die übrige Körpergestalt, so. ist er auf den ersten Blick eine Euchlanis, Salpina, kurz alle, deren ' einem Wurm. Mir ist auch aus der ganzen Abtheilung der «Ver- » keine Form bekannt, deren Cutieula sich zu einem Panzer ver- ‚dickt hätte. > Auch die Beschaffenheit der Muskeln bringt manche Rotatorien Arthropoden näher als den Vermes. Bei keinem zu den Würmern örigen Thier sind bis jetzt genuin quergestreifte Muskeln gesehen orden, d. h. solche, deren Inhalt in kleine und kleinste würfelförmige ic chen nach Art der Wirbelthiermuskeln gesondert wäre, der Leser "wird sich aber erinnern, dass dieses bei gar manchen Badeushiermn der Fall ist. Würde man Jemandem, der mit ähnlichen Objecten ver- at ist, lediglich den abgeschnittenen Fuss, z.B. des Scaridium lon- gieaudum unter dem Mikroskop vorlegen und ihn bestimmen lassen, yelcher Thierclasse der fragliche Theil entnommen wäre, er würde obedingt aus der deutlich gegliederten Haut und den. echten quer- gestreilien Muskeln im Innern die Diagnose auf einen Arthropoden stellen. — Dass die Körperbewegungen vieler Arten lebhaft an Krebse 'innern, wurde bereits vorhin angeführt. - Fasst man das Nervensystem ins Auge, so ist doch die Aehn- keit mit den niedersten Krustenthieren eine unyerkennbare.. Es esteht bei den Räderthieren blos aus einem Gehirnganglion und davon ablenden Aesten, es mangelt ein Bauchmark, eine gegliederte anglienkette. Ist aber das Nervensystem der Lophyropoden mehr: ent- wickelt? Kennt man ja bei den Wasserflöhen. auch nur ein Gehirn- anglion und davon ausgehende Nerven, man kann daher nicht, wo- auch das Nervensystem mancher Schmarotzerkrebse spricht, den tz festhalten, dass ein «aus einem den Schlund umfassenden Ganglien- ing und einer von diesem ausgehenden Bauchganglienkette bestehen- ervencentrum » zum Grundcharakter der Krebse mitgehöre. ns ist ferner die Art, wie..die sensiblen Nerven peuinberisch ber diesen Punkt von Ta und Insecten beschrieben haba und nm bis jetzt aus der Glasse der « Würmer» nichts ähnliches be- ' wurde. Endlich will ich gar nicht detaillirt wiederholen, son- lern nur darauf zurückweisen, dass die am Nervencentrum der Ro- lorien auftretenden Augenflecke die grösste Verwandtschaft mit den 110 gleichen Gebilden der Krebse bekunden, was schon Ehrenberg gebüh- rend hervorgehoben hat. Die Gliederung und Textur des Nahrungskanales gewährt bei der Frage nach der systematischen Stellung weder für die eine noch die andere Ansicht ausschlaggebende Anhaltspunkte, denn auch manche Würmer haben einen complieirten hornigen Kauapparat, doch möchte ich in dieser Beziehung die Bemerkung machen, dass das Gebiss jun- ger Daphnien (ich untersuchte zu diesem Zweck die stark gelbröth- liche Brut einer sehr grossen Art, Daphnia maxima?) eine nicht ge- ringe Aehnlichkeit mit den Zahnformen vieler Rotatorien hat, indem die beiden gegeneinander wirkenden 'Kiefern in eine Platte ausgehen, die durch zahlreiche Querleisten ebenso gezähnelt ist, wie etwa die entsprechende Platte bei Lacinularia. — Als Analogon der Magen- drüsen der Rotiferen lassen sich vielleicht die für «Speicheldrüsen » erklärten drüsigen Anhänge mit lappiger Form, welche bei den Cirri- pedien auf dem Magen liegen, ansehen. Doch finden sich ähnliche Organe auch bei manchen Dorsibranchiaten unter den Würmern; ebenso ist es vielen Würmern, wie manchen niederen Krebsen gemein, dass die Leber blos von grossen, in der Magen- oder Darınmwand sitzenden Zellen mit eigenthümlichem Inhalt vorgestellt wird. Wer etwa in dem Mangel eines Darmes bei einigen Räderthieren (Notommata anglica, Notommata Sieboldii u. s. w.) etwas finden wollte, was gegen den Arthropodentypus spricht, der mag an die Neuropterenlarven von Myr- meleon erinnert sein, wo bekanntlich die Fäces ebenfalls durch den Mund entleert werden, da der Mastdarm zu einem Spinnorgan umge- wandelt ist. (Vergl. Reaumur, Memoires pour servir A Vhistoire des . Insectes, Tom. 6, oder Rumdohr, Ueber die Verdauungswerkzeuge der Insecten, Taf. VI, Fig. 4.) — Was aber am Tractus mancher Rotatorien (z. B. Euchlanis, Stephanoceros u. a.) die niederen Krebse sehr ins Gedächtniss ruft, das ist die eigenthümliche glockenförmige Bewegung desselben, welche in ganz derselben Art geschieht, wie man sie vom Darm gewisser Schmarotzerkrebse (Achtheres, Tracheliastes u. a.) kennt. In dem Verhalten der Masse, welche ich als Harnseeret an- sprach, sind die nahen Beziehungen, die hierin zwischen den Rotiferen und den Larven von Cyklopen obwalten, nicht abzuläugnen, während in dieser Richtung für die Würmer alle Anknüpfungspunkte abgehen. Endlich reden die anatomischen und physiologischen Erscheinungen des Geschlechtislebens laut genug dafür, dass die Räderthiere bei den Krebsen eingereiht werden müssen. Ich will weniger Werth darauf legen, dass sie zweierlei Eier, die sogenannten Sommer- und Winter- eier (die letzteren der Triarthra haben in der Bildung ihrer Schale grosse Aehnlichkeit mit den Ephippialeiern der Daphnia) produeiren, dann dass viele Arten die gelegten Eier mit sich herumtragen, denn 3 111 ‚auch biefür liesse sich aus den Würmern die Gattung Clepsine nam- n "haft machen, welche mit ihren Eiern in ähnlicher Art verfährt; auch kann man von den gefärbten Oelkugeln, die im Dotter mancher Rota- torien sich finden und auf Krustenthiere hinzeigen, absehen, aber von grösster Bedeutung ist doch wohl die frappanie Analogie, welche zwi- ‚schen den männlichen in gewisser Hinsicht verkümmerten Rotiferen und manchen Crustaceenmännchen herrscht. Wer entsinnt sich nicht hiebei der zwergartigen, männlichen Schmarotzerkrebse, welche Nord- man an den weiblichen Individuen von Ächtheres, Brachiella, Chondra- eanthus und Anchorella, sowie Kröyer noch an andern Lernäopoden - und Lernäen entdeckt haben? — Und dass man erst jetzt anfängt, einzelne Rotiferenmännchen kennen zu lernen, wird wohl in denselben Umständen — Auftreten zu einer gewissen Jahrenzeit, Abweichungen von der Gestalt des Weibchens — seinen Grund haben, warum man bisher noch nicht die Männchen, z. B. von Ergasilus, Bolsphemus; Lim- 'nadia, Apus u. a. aufgefunden hat. Bringt man noch die Entwicklungsweise in Rechnung, so ist ‚auch sie unserer Ansicht günstig, denn es wurde von mehren Arten gezeigt, dass das ausgeschlüpfte Junge noch nicht die Gestalt des alten Thieres hat und also nothwendig eine Metamorphose durchmacht. Und st nicht die spätere Verkümmerung und selbst das vollständige Schwin- den der in der Jugend vorhandenen Augen ein weiteres Moment, das bei gewissen Krebsformen wiederkehrt? - Während die bisher in Anregung gebrachten Structurverhältnisse nehr oder minder triftig die Ansicht von der krebsartigen Natur der Räderthiere unterstützen, so werden sie hingegen durch die Beschaffen- eit der Respirationsorgane und die Anwesenheit der Flimmereilien von Crustaceen entfernt und den Würmern genähert, aber ebenso gut grenzen sie durch Beides auch an die Echinodermen an, denn, wie ben erwähnt wurde, die eigenthümlichen Flimmerorgane der Synapta digitata scheinen mir die gleiche Bildung, wie die « Zitterorgane » ‚sein. Will man indessen die systematische Stellung eines Thieres be- stimmen, so muss doch wohl, wie mir dünkt, das den Ausschlag geben, ob die Summe der Aehnlichkeiten grösser ist als die Zahl der Differenzpunkte im Hinblick auf die Thiergruppen, denen das Thier ügesellt werden soll, Wird dieser Satz auf den in Rede stehenden genstand angewendet, so überwiegt die Zahl der verwandtschaft- ichen Beziehungen der Rotiferen mit Krebsen weit jene Eigenthümlich- en, welche sie nicht mit den Crustaceen gemein haben. Ich halte daher für ganz gerechtfertigt, die Rotatorien als eine eigene rdnung der Krebse aufzustellen und schlage vor, sie nach unterscheidenden Merkmal «Wimperkrebse» zu nennen. Sie 22 3 müssen: die Classe der Krustenthiere eröffnen, ‘da sie noch. durch die Form ihrer Respirationsorgane an die Würmer sich anschliessen. Huxley hat (a. a. ©.) die Wimperkrebse für Würmer erklärt, ‚welche die .blei- bende Form der Echinodermenlarven besitzen und hat diesen Vergleich auch in schematischen Figuren (a. a. O0. Pl. II) anschaulich gemacht, wo.er der Laeinularia eine Annelidenlarve gegenüberstellt, der Melicerta die Larve von Asterias, der Philodina die Larve der Holothuria, dem - Brachionus die Sipuneuluslarve und endlich dem Stephanoceros die Echinuslarve. Obwohl das Sinnreiche in diesem Unternehmen. nicht verkannt werden kann, so vermag ich doch nicht die Anschauung - des englischen Forschers zu der meinigen zu machen, sondern muss nach obiger Auseinandersetzung die Ansicht Burmeister’s für die allein mir zusagende erklären. Schon einigemale wurde gelegentlich erwähnt, dass die Gattung Ichthydium und Chaetonotus Ehr. von den Wimperkrebsen ausgeschie- den werden müssen, wie dies bereits von mehren Naturforschern, in jüngster Zeit besonders durch Max Schultze (Müller’s Archiv f. Ana- tomie u. Physiol. 1853, $. 244) geschehen ist. Sie haben ..einen un- gegliederten Körper, es fehlt ihnen das Wimperorgan, der Traetus erscheint nach dem Typus der Nematoden oder Anguillulinen gebildet. Eigenthümliche Respirationsorgane, sowie Muskeln und Nerven werden vermisst. Endlich sind sie, wie M. Schultze entdeckt hat, von her- maphroditischer Geschlechtsbildung und haben stecknadelförmige Samen- körperchen. Auch die Tardigraden können nicht in der so scharf umschriebe- nen ‚Gruppe der Wimperkrebse, wohin sie Dujardin eingeführt hat, Platz nehmen. Es fehlen ihnen die Wimperorgane, sie haben vier paar kurze, mit, Haken bewaflnete Fussstummel; ihr Nervensystem. besteht aus einem vier Bauchganglien und die dazu gehörigen Commissuren zäblenden Bauchmark. Von den Respirationsorganen ist keine Spur vorhanden und es ‚sind beide Geschlechter auf einem Individuum - vereinigt. 4 Systematische Vebersicht der Wimperkrebse. N MM Es wurde in den vorhergehenden Capiteln mehrmals angemerkt, dass an der Eintheilung, wie sie von Ehrenberg gegeben wurde, man- ches geändert werden müsse, da das Prineip,; nach dem sie gemacht ist, ‘auf falscher Basis ruht. «Vielräderthiere» und «Doppelräder- thiere» ‚existiren nicht, auch kann es nicht im entferntesten gutige- EEE FE 113 heissen werden, wenn bei manchen Arten das gallertige Gehäuse als Panzer genommen wird, bei anderen aber die erhärtete Cuticula dar- "unter zu verstehen ist. Aehnliche Ausstellungen am Ehrenberg’schen "System wurden auch schon von anderer Seite laut, ohne dass irgend _ Jemand, Dujardin ausgenommen, eine neue Eintheilung vorgeschlagen _ hätte. Der letztgenannte Naturforscher hat eine Gruppirung der Wimper- ‚krebse in der Weise versucht, dass er die Art der Bewegung zum näch- ten Eintheilungsprineip wählt und darnach folgende Ordaungen schaflt: ‚Ordre I. Systolides fix&s par un pedicule: ‘ 4. Famille. Flosculariens. > 2. Famille. Melicertiens. - Ordre II. Systolides nageurs: 3. Famille. Brachioniens. - 4. Famille. Furculariens. 0.8. Famille. Albertiens. ; Dräre III. Systolides alternativement rampants et nageants: 006. Famille.. Rotiferes. / -Ordre IV. Systolides marcheurs: 7. Famille. Tardigrades. Abgesehen davon, dass Dujardin die Tardigraden zu den Wimper- krebsen zählt, ziebe ich das System Dujardin’s entschieden dem Ehren- berg’schen vor, es ist auf einem richtigen Eintheilungsprineip gegründet und empfiehlt sich durch seine Einfachheit. - WNielleicht liessen sich auch noch die Wimperkrebse nach ihrer Körperform, ob sie eylindrisch-konisch, oder sackförmig, oder com- charaktere die Beschaffenheit, An- oder Abwesenheit des Fusses ge- rauchen könnte. Von diesem Gedanken ausgehend, würde ich mir auben, etwa folgende Anordnung zu treffen: Wimperkrebse. - Thiere mit gegliedertem Körper und einem Wimperapparat am Kopfende. Das Nervensystem, ein Hirnganglion und davon ausstrahlende iden. Verdauungsorgane und Respirationssystem sehr entwickelt. Kein und keine Blutgefässe. Geschlechter getrennt. Das Weibchen Sommer- und Wintereier hervor. Manche mit Metamorphose. u 5A. Zwischen kolbenförmiger und cylindrischer Gestalt. L Mit langem, quergeringeltem, festsitzendem Fuss. - — Floseularia proboseidea Ehrbg., ornata Ehrbg:, appendieulata 0 © Spee. nov. \ Stephanoceros Eichhornii Ehr., glacialis Perty. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. VI. Bd. 8 114 Oecistes crystallinus Zhr. Conochilus volvox Ehr. Lacinularia socialis Ehr. Limnias ceratophylli Schrank. Tubicolaria najas Ehr. Melicerta ringens Schrank. x Die Gattungen Ptygura und Glenophora Ehr., welche nach ihrer Gestalt ebenfalls hieher gehörten, scheinen mir keine ausgewachsenen Thiere, sondern unentwiekelte Formen zu sein und vielleicht ist, was Ehrenberg. selbst früher zu glauben geneigt war, Ptygura das Junge” von Melicerta ringens. Die Art Cyphonautes, welche Ehrenberg nach zwei im Ostsee- wasser gefundenen Thierchen aufstellte, ist gewiss kein Wimperkrebs. Schon aus der Abbildung und noch mehr aus der Beschreibung folgt klar, dass dieses Geschöpf mit einem Wimperkrebs nichts verwandt- schaftliches hat, als die Ciliarbewegung. Es ist wohl die Larve irgend eines Meerthieres und ich möchte vermuthen, die eines acephalen Mol- lusken !). \ I. Mit langem, geliedertem, ee einziehbarem j Fuss. Callidina elegans Ehr., Var. rosea Perty, cornuta Perty. Hydrias cornigera Ehr. Typblina viridis Ehr. Rotifer vulgaris Ehr., citrinus Ehr., erythraeus Ehr., macrurus Ehr., tardus Ehr. Actinurus neptunius Ehr. Monolabis conica Ehr. Philodina erythrophthalma Ehr., roseola E., macrostyla E., eitrina E., aculeata E., megalotrocha E. IN. Mit langem, gegliedertem, nicht einziehbarem Fuss. Scaridium longicaudum E. Dinocharis Pocillum E., tetractis E., paupera E. IV. Mit kurzem Fuss und langen Fusszangen. Notommata (?) tigris E., longiseta E. Monocerca rattus E., bicornis E., valga E. Furcularia gibba E., Forficula E., graeilis E. Microdon clavus E. Die Gattung Mierodon, welche mir nie zu Gesicht kam, dürfte ’ en a ern a u se !) Wie ich aus dem neuesten Heft von Müller’s Archiv f. Anat. u. Physiologie 4854, Heft I ersehe, macht Joh. Müller darauf aufmerksam, dass die von ihm entdeckte unreife Thierform Mitraria eine gewisse Aehnlichkeit mit dem Cyphonautes habe. 115 wegen der Mittheilungen, die Ehrenberg und Perty darüber geben, der weitern Aufmerksamkeit werth sein. Ich vermuthe dahinter einen _ männlichen Wimperkrebs. # Y. Mit kurzem Fuss und Fusszangen, die gleich lang oder etwas kürzer oder länger als der Fuss sind. Hydatina senta E., brachydactyla E. - Pleurotrocha gibba E., constrieta E., leptura E._ Furcularia Rheinhardtü E. (Ist wohl keine Furcularia, son- F dern eine Notommata). Notommata tuba E., petromyzon E., saccigera E., copeus E., centrura E., brachyota E., collaris E., najas E., aurita E., gibba E., ansata E., decipiens E., felis Z., parasita E., tri- j pus E., tardigrada Sp. nov., vermicularis Duj., roseola Perty, PP - oniseiformis Perty. f Lindia torulosa Duj. Synchaeta pectinata E., baltica E., oblonga E., tremula E. Diglena grandis E., foreipata E., aurita E., catellina E., co- nura E., capitata E., caudata E. Rattulus lunaris E. Distemma forficula E., seligerum E., marinum E., forcipatum E. Triophthalmus dorsualis 2. Eosphora najas E., digitata E., elongata E. Cycloglena lupus E., elegans E. . Theorus vernalis E., uncinatus E. Die Ehrenberg’sche Gattung Enteroplea hydatina ist das Männchen zu Hydatina senta, Notommata granularis Ehr. gehört als Männchen zu Notommata Brachionus Zh., welch letztere Gattung aber viel richtiger unter dem Genus Brachionus als unter Notommata steht. Endlich ist Jiglena granularis Weisse das Männchen zu Diglena catellina Eh. _ Die Gattung Lindia Dujardin soll ohne Cilien am Kopfe sein, was ch sehr bezweifle. /. Ohne Fuss. Albertia. Umfasst die von Diyjardin in der Leibeshöhle der Regenwürmer nd im Darm von Limacinen aufgefundene Albertia vermiculus und die berlia erystallina, welche Schultze im Darm von Nais littoralis ent- deckt hat. (Beiträge zur Naturgeschichte der Turbellarien S. 69, Taf. VII, ß. 43 u. s. w.) _ Ich habe schon vor längerer Zeit (4847) eine ähnliche Albertia im Darın von Nais elinguis gesehen. Wenn ich meine damals gefertigten feichnungen mit den Abbildungen Schultze’s vergleiche, so finde ich die grösste Uebereinstimmung mit Fig. 43, so dass es wohl dieselbe 8 * 116 Art sein mag. Das Tbier kroch entweder im Darm umher, oder noch häufiger war es mit seinem Kauapparat an der Darmwand angeheftet und liess sich dann trotz aller Contractionen des Darmes nicht von sei- nem Platz verdrängen. Im Wasser starb es bald ab. B. Von sackförmiger Gestalt. I. Mit einem kurzen Fuss. Notommata clavulata E., myrmeleo E., syriox E. Diglena lacustris E. ll. Ohne Fuss. Notommata anglica Dalrymple, Sieboldii Sp. nov. Polyarthra platyptera E. (P. Trigla E. ist nicht von platyp- tera verschieden.) Triarthra longiseta, mystacina E. Ascomorpha helvetica Periy, germanica Sp. nov. €. Von zusammengedrückter Gestalt. a. Von oben nach unten comprimirt. I. Mit einem Fuss. Euchlanis triquetra E., Hornemanni E., luna E., macrura E., dilatata E., Lynceus Z., unisetata Spec. nov., biearinata Spec. nov. (E. bicarinata Perty halte ich für eine Salpina.) Lepadella ovalis Z., emarginata E., salpina E. Monostyla cornuta E., quadridentata E., lunaris E., carinata E. Metopidia Lepadella Z., acuminata E., triptera E. Stephanops lamellaris E., muticus E., eirratus ZE. (Den St. muticus erklärt Dujurdin für Lepadella ovalis.) Squamella Bractea E., oblonga E. Notogonia Ehrenbergii Perty. Noteus quadricornis E. Brachionus Pala E., amphiceros E., urceolaris E., rubens E., Mulleri E., brevispinus E., Bakeri E., polyacauthus Z., mi- litaris E. Pterodina Patina E., elliptica E., clypeata E. ll. Ohne Fuss. Anuraea quadridentata Z., squamula E., falculata E., curvi- $ cornis E., biremis E., striata E., inermis E., acuminata E., foliacea E., stipitata E., Testudo E., serrulata Z., aculeata E., valga E. r b. Seitlich comprimirt. Salpina mucronata Z., spinigera E., ventralis E., redunca E., brevispina E., bicarinata E, 117 Mastigocerca carinata E. Monura Colurus Z., duleis E. ' Colurus uncinatus E., bieuspidatus Z., caudatus E., deflexus £. _ 0 Perty beschreibt ein neues Genus Polychaetus zur Familie der Bra- - ehionaea Ehr. gehörig. Ich muss bekennen, dass ich einiges Bedenken habe, ob der Polychaetus subquadratus, den Perty nur nach zwei Exemplaren aufgestellt hat, ein wirklicher Wimperkrebs ist. Betrachtet man die von Perty gegebene Abbildung auf Taf. I, Fig. 6 A (das Thier von oben gesehen) und besonders 6 B von der Seite, so wird man nieht wenig an die Larve eines Schalenkrebses erinnert, die zahl- reichen Borstenfüsse, die von der Bauchseite abgehen, sind doch zu - auffallend! Dazu kommt, dass in der Beschreibung gar nichts ange- merkt ist, was das Thier zu einem Wimperkrebs stempeln könnte, man erfährt nichts von einem Räderorgan, von «Zitterorganen» kam nichts zur Wahrnehmung, Flimmerbewegung scheint demnach nirgends ge- sehen worden zu sehen. Den rothen Augenfleck aber haben viele junge Entomostraca in ganz gleicher Weise mit den Wimperkrebsen gemein, und was über Kiefern, Magen und Darm gesagt wird, kann man auch nicht ausschliesslich auf Wimperkrebse beziehen. Ich bin mir wohl bewusst, dass die vorgetragene Eintheilung höchst mangelhaft ist, aber wo gelingt es denn Systeihe zu schaffen, in welchen unsere Vorstellungen und die Dinge in der Natur gleich _ harmonisch nebeneinander hergehen? — Es leuchtet auch ein, dass die gegenwärtige Nomenclatur zum Theil einer Revision bedarf, die _ Ehrenberg’sche Gattung Notommata z. B. kann für die Zukunft nicht ‚alle die Thiere umfassen, die vorderhand diesen Namen tragen, denn die afterlosen N. myrmeleo, anglica, Sieboldii u. s. w. sind doch zu verschieden von den mit einem Darm und After versehenen! Aehn- lich verhält es sich mit dem Genus Diglena und anderen. Wer sich ‚aber berufen fühlte, hier. reformirend einzugreifen, der müsste wohl _ vorher alle, oder wenigstens den grössten Theil der Ehrenberg’schen 2 Arten aus eigener Anschauung kennen! Er Adin. ci Anhang. Veber Parasiten der Wimperkrebse. Es wurden von mir früher irrthümlich die Samenelemente der La- ‚einularia als Parasiten beschrieben, was bereits oben berichtigt wurde. — 118 Dafür möchte ich gegenwärtig die eigenthümlichen Kugeln, die damals vermuthungsweise als Samenkörperchen der Laeinularia gedeutet wur- den, in die Reihe parasitischer Bildungen stellen. Weisse hat auch im Innern von Brachionus urceolaris kleine kreisrunde, mit concentrischen Ringen umgürtete, bewegungslose Körperchen von parasitischer Natur gesehen, die vielleicht ebenfalls hieher gehören. Ob die «Monaden oder wahren Eniozoen», mit denen Khrenberg ein lebendes Thier von Brachionus Mülleri erfüllt sah (Taf. LXIU, Fig. V, Fig. 3), dieselbe pa- rasitische Bedeutung hatten, wage ich nicht zu bestimmen, da man nach der Abbildung auch an wirkliche Samenelemente denken könnte, um so mehr, da Zhrenberg beifügt, dass die Entozoen «vorn ‚wir- belnd » waren. Hingegen stösst man nicht selten auf Wimperkrebse, an deren Aussenfläche Schmarotzer leben. So sah z. B. Ehrenberg Exemplare von Brachionus urceolaris und Bakeri mit jungen Epistylis und Car- chesium pygmaeum besetzt, die Polyarthra mit Colacium stentorinum, ich habe mir in dieser Hinsicht Melicerta aufgezeichnet, auf deren Ge- häus sich zahlreiche Vaginicola angesiedelt hatten, ferner einen Bra- chionus Pala, dicht besetzt mit Colacium stentorinum, endlich einen Noteus quadricornis, der zahlreiche Büschel einer blassen, farblosen Colaciumart mit sich herum trug. Erklärung der Abbildungen. Die Vergrösserung der Mehrzahl der Figuren ist ungefähr eine 300malige. Tafel 1. Fig. #. Stephanoceros Eichhornii.. a Die Gallerthülle, 5 Mundtrichter, c Proventrikel, d Schlundkopf, e Magen, / Darm, g Muskeln, h eigen- thümliches Organ, i Verknäuelungsstelle des Respirationskanales. Fig. 2. Eierstock und Uterus von Stephanoceros Eichhornii. a Eierstock, b Eier in der Furchung, c reifer Embryo. Rin Embryo aus der Eischale herausgefördert. a Cilienbesatz, b Harn- Figur. a4 "mente. CONCTE.._ »r junger Stephanoceros. «a Die Augenpunkte, b die Kie- Fig. 4. Ein noch seu. mente. fern, ce Harnconcre. ’t dem Harn von einem etwas ältero Thier, das Fig. 5. Die scheinbare Blase nu. "en hatte; bei a sind die Harnconcremente schon ganz die-Gestalt des au "rystallinisch. schalig geschichtet, bei .d spiessig = . oigenthümliehe Anhang, b der Fig. 6. Floscularia appendiculata. a Der_ “ionsblase. Mundtrichter, c der Vormagen, d die Respirau. ndrüsen, c Magen, Fig. 7. Tubicolaria najas. a Schlundkopf, b Mage. d Darm, e Tentakeln,. / blasiges Organ. merei, in Fig. 8. Zwei Eier von demselben Tbier. a Ein Winterei, 5 ein Som. der Furchung begriffen. 23. 2. 119 Pterodina Patina (vom Fuss ist nur die Ansatzstelle sichtbar!) a Knäuel von Respirationskanälen, 5 Magen, c Eierstock. Polyarthra platyptera. a Nerven, die an der Haut enden, 5 Re- spiraltionsblase. Ei von Scaridium longicaudum. Tafel U. Das Männchen der Notommata Sieboldii von der Rückenseite. a Das Gehirn mit dem Augenfleck, b Nervenstämme, c! Längen- muskeln, c? Quermuskeln, c® Eingeweidemuskein, d Hoden. Ein anderes Männchen derselben Notommata von der Bauchseite. a Die vorderen kürzeren, b die hinteren lüngeren Arme, c die Respirations- blase und die davon ausgehenden Kanäle, d die Hoden, gefüllt mit Samenelementen, e Zellenklumpen, das Rudiment des Nahrungskanales vorstellend. Isolirte Samenelemente. a Entwicklungszellen der Samenkörperchen, b dieselben im Auswachsen begriffen, c Auftreten des undulirenden Sauınes, d reife, Slimmernde und stäbchenförmige Spermatozoiden. Das Weibchen von Notommata Sieboldii (etwa 150 mal vergrössert). a Der Schlund, a! starke Längsmuskeln desselben, b der Magen, c die Magendrüsen, d der Eierstock, e der Uterus mit sich furchenden Eiern und einem fertigen weiblichen Embryo, f Respirationsblase, g Respi- rationskanal mit Zitterorganen.- Ein anderes Weibchen von Notommata Sieboldii. a Das Gehirn und die nach vorn und hinten ausstrahlenden Nerven, b ein männlicher Fötus im Uterus. Kopfende der weiblichen Notommata Sieboldi bei 400maliger Ver- grösserung und von der Rückenseite, a Eingang zur Mundhöhle, b die zellig-körnige Lage unter dem Flimmerrand, c Muskeln, die sich hier festsetzen, d das Gehirn und die davon abgehenden Nerven. Muskeln aus demselben Thier. a Sich theilende Primitiveylinder, b ein Muskelbündel. Die Kiefern der Notommata Sieboldi. a Die Reservezangen, b die quergestreifte Muskulatur. Wintereier von demselben Thier. a Frisch, 5 nach Behandlung mit Natronlauge. Tafel M. Notommata centrura von der Rückenseite, « Der Gallertüberzug, b Höcker der Cuticula mit Borste, e weiche Hautschicht unter der Cu- ticula, d Unterlippe, e Schlund, f Magen, g Darn, Ah Magendrüsen, i Respirationsblase, k Gehirn, /! beutelartiges Organ, m «Kalkbeutel » des Gehirns, n keulenförmiges Organ. zeigt das Kopfende der vorhergehenden Notommata von vorn und seitlich. a Die sich rüsselartig verlängernde Unterlippe, b die Mund- „Öffnung. F Aus dem Eierstock desselben Thieres. a Der homogene Keimileck, b der helle Raum um ihm, c Dottersubstanz. "Eine Leberzelle aus der Magenwand, man unterscheidet die Wim- Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig, Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. 36. 120 pern, den Kern der Zelle, den dunklen Fetttropfen und die körnige Inhaltsmasse. ; Ein Stück vom Respirationsrohr aus Notommata centrura. a Das Lu- men, 5 die zellige Wand, c die «Zitterorgane», Eine Partie von dem gleichen Organ aus Notommata Sieboldii, Ein Stückchen Haut von Notommata centrura. a Cuticula, 5 die zellig- körnige Lage darunter, c Bindesubstanzzellen. Notommata tripus. a Der dreigelappte Kalkhaufen. Eosphora najas. a Der Augenfleck, 5 die dunkleren Stellen des Wimpersaumes, Notommata aurita. a Der Kalkbeutel. Notommata tardigrada. a Der Schlund, 6 der Magen, c Darm, d Respirationsblase, e einige Kiefern frei. Ein Stück vom Kopfende der Euchlanis triquetra (in der Profil- ansicht). a Wimperorgan, 5 Gehirn, e Nerv, d Schlundkopf, e beutel- förmiges Organ über dem Schlundkopf, _ Stephanops lamellaris. «a Respirationsblase, b Eierstock. Ascomorpha germanica mit anhängendem Winterei. a Magen, b Eierstock. Larve von Cyelops, von unten betrachtet. a Augenfleck, 5 Darm- kanal, c Zellen mit den Harnconcrementen (Niere). Tafel IV. Notommata myrmeleo,. «a Gehirn, 5 Nerven, c! Längenmuskeln, c® Ringmuskelu, c* verästelte Muskeln, d.Bindesubstanzzellen, e Schlund- kopf, f Schlund, g Magen, h Respiralionsblase, i Respirationskanal ohne Zitterorgane, k Respirationskanal. mit den Zitterorganen. Die eigentliche Form des Räderorganes von demselben Thier. Ein Stück des Gehirns und der abgehenden Nerven von demselben Thier. Der Augenfleck besteht aus zweierlei Pigmentmasse. Ein Winterei ebenfalls von- Notommata myrmeleo. Euchlanis triquetra von unten. a Grenze der Leibeshöhle, b Mus- kelo, c Nerven (?). Noteus quadricornis von der Rückenseite, „ Brachionus Bakeri. Zur Entwicklung von Brachionus. a ein Winterei, b Sommerei mit entwickeltem Embryo, c eben ausgekrochenes Thier (a—c von Bra- chionus Bakeri); d junges Thier von Brachionus rubens, das eben die Eischale verlassen hat, Der Augenfleck von Brachionus isolirt dargestellt. Das Auge von Euchlanis unisetata. Das Auge von Caligus. Das Ende eines Zitterörganes von Euchlanis triquetra. ‚#772 Ueber die Entwicklung des Zahnbeins und des Schmelzes von Eduard Lent, Stud. med. aus Hamm. Hierzu Tafel V. ” ‘ Die Entwicklung der Zahnsubstanzen ist ein Gegenstand in der wicklungsgeschichte der Gewebe des menschlichen Körpers, der n mannigfache Bearbeitung gefunden hat, und die Literatur über "Gegenstand ist seit Raschkow (1835), der unter Purkyn?’s Lei- enselben einer genauern mikroskopischen Untersuchung unterzog, ine ziemlich bedeutende zu nennen. In neuester Zeit nun erschien ı dem Quarterly Journal of Microscopical science T. I eine Abhandlung 0 Eaoniey, in der dieser Gegenstand wieder aufgenommen worden st. Diese Arbeit musste dadurch Interesse erregen, dass in ihr Beob- ehtungen mitgetheilt wurden, die den gaiktären Ansichten über die icklung der Zahtisubstänzen vollkommen widersprachen. Diese eobachtungen zu prüfen, stellte ich mir zur Aufgabe, und erschien ; mir als eine nicht undankbare Arbeit, die Resultate meiner Unter- chungen, die sich auf die Entwicklung des Zahnbeins und des hmelzes beziehen, in Kürze zu veröffentlichen, um so mehr, als ich h dem Wuusche des Herrn Prof. Kölliker willfahre, unter dessen leitung die Untersuchungen angestellt wurden. I. bg ©“ Die Bildung des Zahnbeins. _ Die Bildung des Zahnbeins war stets einer der dunkelsten nkte in der Zahnentwicklung; hierdurch war. den Hypothesen ein Spielraum gegeben, so dass man für jede Möglichkeit einen ster in der Geschichte der Zahnentwicklung findet. Die frühere cht der Autoren ging dahin, dass man sich das Zahnbein durch 122 schichtenweise Ablagerung auf den Zahnkeim entstanden dachte, eine Ansicht, die in neuester Zeit in der genannten Abhandlung von Huxley *) wieder aufgenommen ist. Ich werde später auf diese Ansicht zurückkommen; es genüge hier, ihrer vorläufig erwähnt zu haben. — Die Ansicht von Raschkow*) über die Entwicklung des Zahnbeins besteht in Folgendem: er lässt um die Zahnpulpe herum schichtenweise sich Fasern bilden und diese mit einander verwach- sen; zwischen diesen Fasern bleiben Lücken, und diese sind die Zahnkanälchen oder Zahnröhrehen. — Seit Schwann und Owen kam eine andere Richtung in die Hypothesen über die Entwicklung des Zabnbeins, indem man jetzt die Zahnpulpe selbst an der Bildung des Zahnbeins Antheil nehmen liess und annahm, dass die zelligen Elemente derselben direct in die Bildung des Zahnbeins eingehen. Schwann ®) meint, dass die runden Zellen der Zahnpulpe eine eylin- drische Form annähmen, mit einander verschmölzen und ossificirten. Wie die Zahnröhrchen entständen, will Schwann nicht entscheiden; er hielt zwar auf Grund einer Beobachtung an Schweinszähnen ‘die An- sieht für möglich, dass sich die Zellen der Zahnpulpe verlängern könn- ten und so die Zahnröhrchen bilden, allein er kam hiervon ab, weil er an menschlichen Zähnen das bei Schweinszähnen gefundene Factum nicht constatiren konnte. — Henle*) vermutbete, dass die Zellen des Zahnkeims so ao der Bildung des Zahnbeins participirten, dass die ‚Zellen die Grundsubstanz bildeten, die Kerne sich verlängerten, sich mit einander verbänden und zu Zahnröhrchen würden. — Pren hat eine ähnliche Ansicht; er lässt in den Zellen der Zahnpulpe, die - er Mutterblasen nennt, Kerne und secundäre Zellen entstehen, die sich an einander reihen und zu Zahnröhrchen werden, während ie Grund- substanz- aus den Mutterblasen hervorgehe. — Auch Tomes’s 6) An- sicht gleicht der von Henle, indem er an der Oberfläche der Zahnpulpe Zellen und Zwischensubstanz annimmt; letztere soll die Grundsubstanz geben, die Zellen selbst sollen ‚sich zu Zahnröhrchen hinter einander legen; die Kerne derselben bilden die eigentliche Höhle der Zahn- kanälchen. — Kölliker ?) spricht sich dahin aus, dass die Grundsub- EEE Be 1 "es TE en RS FEAT er DE !) On the Development of ıhe Teeth, and on the Nature and Import of Nasmyth's «Persistent Capsule». By Thomas H. Huxley, F. R. S. ?) Meletemata circa Mammalium Dentium Evolutionem. Disserlatio inauguralis. Vratislaviae 1835. -?) Mikroskopische Untersuchungen. Berlin 1839. *) Allgemeine Anatomie. Leipzig 1841. s) Odontography etc. London 1840 —45. ") A course of lectures on dental physiology and surgery. London 4848. 7) Mikroskopische Anatomie, 2. Bd., 2. Hälfte, 4. Abth. RER 123 'stanz des Zahnbeins aus den oberflächlichen cylindrischen Zellen der - aus den von ihm sogenannten Elfenbeinzellen entstehe, und war nur aus diesen; diese sollen sich vermehren, mit einander yorssbinel; und ossificiren. Die Zahnröhrchen schienen ihm der Rest der Zellen- öhlen zu sein, deren Begrenzung sich mehr consolidire. — Marcusen !) spricht sich über diesen Punkt nicht aus und hat sich denselben für ;pätere Untersuchungen vorbehalten; doch scheint er die Zahnröhrchen für ziemlich identisch mit Knochenkörperchen zu halten; die Membrana raeformativa soli nach ihm zuerst zu Knochen werden, und sich dann h der Zabnkeim in Knochensubstanz metamorphosiren. — Die neueste sicht von Huseley habe ich bereits oben erwähnt. u lo diesen verschiedenen Hypothesen — denn als solche sind die eisten der genannten Ansichten zu bezeichnen — kann man füglich einen unterschied aufstellen, durch den sie in zwei scharf geschiedene theilungen zerfallen, nämlich den, dass die einen die zelligen Elemente er Zahnpulpe an der Bildung des Zahnbeins Theil nehmen lassen, die anderen nicht. Wenn auch die Annahme, dass die histologischen Elemente er Zahnpulpe mit der Bildung des Zahnbeins direct Nichts zu schafien abe, von älteren Autoren ausgeht, die eben nur von Kalkablagerungen chen, und wenn auch dieselbe bei den späteren Autoren nur h historisch erwähnt wird, so musste ich doch auf jenen Unter- chied aufmerksam machen, weil Huxley sich als Vertreter jener ältern Ansicht aufgeworfen hat, Auseley behauptet, dass sich zwischen der e Zahnpulpe überziehenden Membrana praeformativa und der Zahn- pe selbst eine anfangs ganz structurlose, helle Lage finde; nach- em diese eine Dicke von Y;ooo Zoll erlangt hat, so bekomme sie in fleckiges Aussehen, während oberflächlich sehr zahlreiche, aber hr kleine Höhlungen sich zeigen, Diese trichterförmig in die nun kende Lage eingehenden Höhlungen sollen die. Zahukanälchen ein. Diese Ansicht, nach welcher also die Zahnkanälchen secundär h Resorbtion entstehen, beruht, wie ich später zeigen werde, auf Deutung eines mikroskopischen Objecis. Es scheint übri- is, als wenn Raschkow sich der Ansicht, dass die histologischen lemente der Zahnpulpe an der Bildung des Zahnbeins keinen Antheil Ihmen, auch zuneigte. Raschkow spricht von Fasern, die um die pa herum entstehen; ob-aber diese Fasern mit den Elementen der ülpe in Verbindung stehen und in welcher Weise, das verräth “uns nicht. Den Zusammenhang von Zahnpulpe und sich bildendem bein drüickt er nur in der dunklen Phrase aus: «Germinis dentalis ıymate materiam suppeditante». Alle übrigen Autoren nun seit „= und diese bilden dann einen entschiedenen Gegensatz zu ie un i Ueber die Entwicklung der Zähne der Säugethiere. Petersburg 1850. - 124 den älteren Autoren und Huxley — zweifeln nicht daran, dass die zelligen Elemente der Zahnpulpe an der-Bildung des Zahnbeins partieipiren, und die. Unterschiede in ihren verschiedenen Ansichten beruhen nur auf der verschiedenen Deutung der Entstehung der Zahn- röhrehen. Folgende Möglichkeiten-kann man hier aufstellen: 4) Die Zellenwände werden durch Kalkablagerung verdickt, die Höhle der Zelle wird ausgefüllt bis auf einen Kanal, der frei bleibt; dieser Kana ist das Zahnröhrchen; natürlich partieipiren mehrere Zellen an der Bildung eines Zahnröhrchens. Diese Ansicht wird z. B. von Köll für wahrscheinlich gehalten. 2) Die verlängerten und verschmelzenden Kerne der Zellen bilden die Wände der Zahnröhrchen; um sie findet die Kalkablagerung statt; so ist die Ansicht von Henle "und zum Theil auch von Tomes. 3) Die Zellen bilden die Zahnröhrchen in der Art, “dass ihre Wandungen zu denen der Zahnröhrchen werden. Die Kalk- ablagerung findet um sie statt. ‘An diese Möglichkeit haben Schwann und Kölliker gedacht, aber sie aufgeben zu müssen geglaubt. Meinen Beobachtungen zufolge muss ich diese letztere Ansicht für die rich- tige ansehen und will ich nun die Resultate derselben der Reihe nach aufzählen. | Die Zähne, deren ich mich zu meinen Untersuchungen bediente, waren meistentheils menschliche, und zwar von Neugeborenen und von Fötus von 6 Monaten an; doch habe ich auch embryonale oder noch nicht durchgebrochene Zäbne vom Kalb, Kaninchen und Eichhörnchen und später auch vom neugeborenen Pferde benutzt. Schon Schwann hatte bemerkt, dass, wenn man an embryonalen Zähnen die Zahnpulpe aus der Zahnkappe herauszieht, an dem jungen Zahn eine Menge von cylindrischen Zellen sitzen bleiben; und zwar solche, wie sie auch auf der Oberfläche des Zahnkeims sitzen. Auch hatte er bei Schweinszähnen gesehen, dass diese auf der Pulpa sitzen- den cylindrischen Zellen in feine Fasern ausliefen, welche er beim Menschen nicht finden konnte, wo jedoch Kölliker sie constatirte. ) Kalbszähnen, die noch nicht durchgebrochen waren, und sodanr an embryonalen menschlichen Zähnen habe ich dasselbe gefunden. Lässt man solche Zähne einige Zeit in verdünnter Salzsäure liegen und ‚hebt dann den ‚als Kappe auf der Zahnpulpe aufsitzenden jungen Zahn ab, so sieht man bei mikroskopischer Betrachtung diese in Fäden auslau- fenden ey!indrischen Zellen auf der Oberfläche des Zahnkeims und geben dieselben ein Bild, als wenn der Zahnkeim mit einem Kranz von Borsien umgeben wäre. Es sind dies die Zellen, die Kölliker bereits in det Mikroskopischen Anatomie Fig. 209 abgebildet, wobei ich nur be merken will, dass die dort abgebildeten Zellen zum Theil vermuthen lassen, es seien die Fortsätze nicht die Fortsetzung der Zellenwand was jedoch der Fall ist. Dass diese Fasern mit den "Zahnröhrchen 125 irgend einer Verbindung stehen, war eine sehr naheliegende Ver- "muthung. Es kam daher darauf an, ob sich nicht diese Fasern noch weiter in das Zahnbein verfolgen lassen. Ich liess junge Kalbszähne n Salzsäure so lange liegen, bis das Zahnbein so weich war, dass an es mit einer Nadel sehr leicht durchstechen konnte. Hierbei will h nur bemerken, dass man diese Erweichung nicht zu weit treiben arf, weil bei zu langer Behandlung die Elemente zu sehr’ zerfallen. diesem erweichten Zahnbein brachte ich ein Stück von der npulpe mit ansitzendem Zahnbein unter das Mikroskop, und es ien mir schon jetzt, als wenn man die Fortsätze der eylindrischen Zellen am Zahnbeine bis in das Zahnbein verfolgen könnte; dasselbe eet wurde sodann sorgfältig zerzupft, und hier stellte sich dann aus, dass man die ganzen Zahnröhrchen als Fortsätze der Zellen iso- ren konnte. Es stellten sich Zellen dar, wie sie in Fig. 3 auf Taf. V bgebildet sind, und zwar a—d. (a ist eine Zelle vom Menschen, € und d vom Pferde; die Zellen beim Kalbe sind den mönschlichen ehr ähnlich. Ueberhaupt habe ich sodann bei mehreren Thieren diese Zellen, abgesehen von der Grösse, ganz gleich gefunden.) Wie schon bemerkt, fand ich jene Zellen zuerst an Kalbszähnen, und ich suchte arauf jenes Resultat auch bei menschlichen Zähnen auf; auch hier gelang es leicht, bei gleicher Behandlung gleiche Erfolge zu erzielen. Tuscley bat nur ein Mal gesehen, dass sich ein Fortsatz einer Zelle in as Zahnbein erstreckte, und scheint dieses nur für einen Zufall zu halten. Weberhaupt ist es auffallend, dass er die schon erwähnte ° Beobachtung von Schwann an Schweinszähnen und die von Kölliker an enschenzähnen ganz ignorirt. " Es gehört übrigens einiges Glück dazu, um die erweichten Zähne gerade zu der Zeit zu benutzen, wo die Kalksalze genügend ausge- äogen sind, so dass die Isolirung der Zahnröhrchen sich leicht vornehmen sst; denn ist das Zahnbein noch zu fest, so reissen die Fortsätze der ellen ab, weil das Zahnbein sie nicht loslässt; ist das Zahnbein zu weich, 0 ist das ganze Gewebe so brüchig, dass man nur zerstörte Massen Ppebon bekommt; überdies zerstört jeder Druck auf das Deckglas olort das Object. Wegen der Schwierigkeit der Isolirung sieht man er, weil die Fortsätze von der Zelle abreissen, eine Menge Zellen, ® deutlich zeigen, dass sie ihre Fortsätze verloren haben, und ander- sils eine Menge von Fortsätzen, also Zahnröhrchen, die von den Zellen äbgerissen sind. Diese Zellen mögen 0,04 — 0,02" lang sein; die Ver- ngerung in Fortsätze geschieht meist allmälig; die langen Fortsätze gen den Durchmesser eines Zahnkanälchens, also im Mittel 0,004”, Die Zellen zeigen häufig noch ihren Kern; ist dieser-undeutlich, so wird "durch Zusatz von Essigsäure heller oder färbt sich durch verdünnte d IB nn gelb. Ausserdem pflegen die Zellen einen granulirten & 126 Iohalt zu haben, der um so körniger und dunkler erscheint, je mehr die Säure eingewirkt hat. An einigen Zellen ist es mir auch gelungen, deutliche Verästelungen an den Fortsätzen zu sehen, wie Fig. 3c u. d auf Taf. V. Erst in letzterer Zeit stand mir der Kopf eines neuge- borenen Pferdes zu Gebote, und habe ich nun hier an den Backzähnen eben diese Zellen mit den schönsten, sich verästelnden Fortsätz geseben. An diesen Fortsätzen sah man deutlich, dass sie Röhren bilden, die auch hier und da einen Inhalt zeigten. Bemerken ich hier noch, dass ich später, als ich anderer Zwecke wegen Zähne mit verdünnter Schwefelsäure oder Salpetersäure oder auch mit concentrirter Essigsäure behandelte, diese Zellen gewöhnlich noch schöner erhielt, als durch Behandlung mit Salzsäure, wenigstens bei den zuerst genannten Säuren; die Essigsäure greift das Zahnbein zu wenig an. Es fragt sich nun: welche Zellen der Zahnpulpe gehen in dieses Sta- dium der Fortsatzbildung ein? Hierüber gibt am besten der junge Zahn in der Periode Aufschluss, wo die Bildung des Zahnbeins eben be- ginnen soll. Wenn noch gar keine Anlage des Zahnbeins da ist, so zeigt die Zahnpulpe in ihrer ganzen Masse die Beschaffenheit, wie sie allgemein beschrieben wird. Sie besteht aus einer meist körnigen, auch wohl etwas faserigen Grundsubstanz, in der Zellen und Zellen- kerne von meist rundlicher Gestalt liegen; erst in der Zeit der begin- nenden Ossification entwickeln sich in ihr Gefässe und Nerven. Diese Zahnpulpe ist ganz von der Membrana praeformativa überzogen, die übrigens allerdings eine Membran ist, und nicht, wie Marcusen glaubt, nur die Grenzschicht des Bindegewebes der Zahnpulpe. Durch Zusatz von Essigsäure oder Kali hebt sie sich bauchig ab, auch kann man sie in Stücken darstellen, indem man sie von einem Zahnkeim abzu- ziehen sucht und die noch reichlich anhängenden Zellen u. s. w. durch Einwirkung von Alkalien zerstört. Am der Stelle nun, wo das Zahn- bein sich entwickeln soll, also oben, verlängern sich die Zellen der Zahnpulpe zu cylindrischen Zellen, und erst jetzt hat es das Ansehen, als ob die Zahnpulpe von einem eylindrischen Epithel bedeckt sei. Diese dem eylindrischen Epithel ähnliche Zellenlage hat durch Kölliker den Namen der Elfenbeinmembran, Membrana eboris, erhalten; die einzelnen Zellen hat derselbe als Elfenbeinzellen beschrieben. Diese Namen sind zu rechtfertigen, weil sie den Zweck der Gebilde bezeichnen; übrigens ist die Membran nicht zu isoliren und kann auch bemerkt werden, dass nicht, wie wohl angenommen wird, die ganze Zahnpulpe mit diesen - eylindrischen Elfenbeinzellen bedeckt ist, sondern nur der Theil, der gerade zur Bildung des Zahnbeins schreitet, so dass mithin die auf der Spitze der Pulpa sitzenden Zellen zuerst zu cylindrischen werden, und dieser Umwandlungsprocess von oben nach una fortschreitet, 127 is- schliesslich beinahe die ganze Pulpa von solchen Zellen bedeckt vi Hat eine Zelle die cylindrische Form erhalten, so schickt sie ihren Fortsatz aus, der sich immer mehr verlängert, bis er die früher gegebene Länge erhalten hat (vergl. Taf. V,-Fig. 4). — Reicht nun e Zelle hin zur Bildung eines Zahnröhrchens, oder verbinden sich elleicht zwei oder mehrere zu diesem Zwecke? Die Regel scheint zu sein, dass Eine Zelle Ein Zahpröhrchen bildet, allein dass sich ch zwei (oder mehr?) Zellen verbinden können, dafür sprechen fol- de Thatsachen: Man beobachtet 4) Zellen, die an beiden Seiten sätze getrieben haben (Fig. 3e auf Taf. V), und 2) sieht man Ver- ungen von zwei Zellen in der Art, dass es scheint, als ob eine Zelle inschnürung erfahren habe (Fig. 3 auf Taf. V), welche beide Formen iker schon abgebildet hat (Fig. 209 seiner Mikroskop. Anatomie). ' kommt auch vor, dass man iu den cylindrischen Zellen zwei und - Kerne sieht; es wäre also auch mit Kölliker denkbar, dass diese ollen durch eine Art eines Theilungsprocesses das Vermögen er- jielten, die langen Zahnröhrchen zu bilden; doch scheint es, dass in ielen Fällen in der That Eine Zelle ausreicht, um ein ganzes Zahn- nälchen zu erzeugen, was nur dann möglich ist, wenn dieselbe von “ Pulpa aus reichlich ernährt wird. Diese Variationen in dem rocesse stören aber nicht im Geringsten die Hauptsache, dass die Ifenbeinzellen die Zahnkanälchen bilden. — Sobald übrigens die Fort- atzbilduug beginnt, zeigen sich auch schon Kalkablagerungen. Wie det sich, nun die Grundsubstanz des Zahnbeins, in welche sich e Kalksalze ablagern? Dies zu entscheiden, ist höchst schwierig, ıdem sich das erste Auftreten der Grundsubstanz kaum direct beob- hten lässt, Nach Allem, was ich gesehen habe, ist die Grundsub- nz entweder eine Ausscheidung der Zellen und ihrer Fortsätze, es wird dieselbe direct aus der Zahnpulpe zwischen die Elfen- ellen und ihre Fortsätze, die Zahnröhrchen, abgelagert. Erstere glichkeit eint mir wahrscheinlicher, ja sogar gewiss, wenn sich e Beobachtung von Kölliker, bestätigen sollte, dass man bei Tren- ıg der Zahnpulpe von dem Zahn eines Erwachsenen die cylin- hen Zellen, die Elfenbeinzellen, sowohl an der Oberfläche der ahmpulpe, als auch an dem Zahnbein sitzen finde. Es würden 0 hier die Zellen stets mit ihren Fortsätzen, den Zahnröhrchen, in rbindung bleiben. In diesem Falle würde dann die gangbafe An- t über den Ernährungsprocess im Zahn dahin berichtigt werden sen, dass nicht die Zahnröhrchen direet die Ernährungsflüssigkeit nehmen, sondern dass sie diesen erst durch die betrefienden Elfen- len zugeführt wird. Wenn aber der Ernährungsprocess auf diese BandRBen, so werden die Zellen es auch sein, welche die % Zahnbeins liefern, in die sich die Kalksalze ab- 128 setzen. — Den ganzen Process der Zahnröhrchenbildung kann man übrigens an einem Zahn nur übersehen, wenn die Zahnbeinbildung eben erst begonnen hat. Was nun die irrige Ansicht von Huxley über die Bildung des Zahnbeins betrifft, so will ich nur kurz bemerken, dass Huxley das Unglück gehabt hat, das Zahnbein nur von oben her zu sehen; würde er dasselbe einmal dem Verlauf der Zahnröhrehen nach untersucht haben, so würde er gefunden haben, dass auch in dem jüngsten Zahnbei sofort die Zahnkanälchen da sind; von einer secundären Bildung selben durch Resorbtion ist gar keine Rede. Auch die Abbildung, welche Hualey von dem jungen Zahnbein mit seinen trichterformigen Oeffnungen gibt, ist nicht sehr naturgetreu. u Als Resultat meiner Beobachtungen muss ich demnach Folgendes aufstellen: Die histologischen Elemente des Zahnkeims nehmen Antheil an der Bildung des Zahnbeins, und zwar bilden die Zellen der Zahnpulpe die Zahnröhrchen, indem die an der Oberfläche der Zahnpulpe gelegenen in eylindrische sich umwandeln und als wirkliche Elfenbeinzellen die sogenannte Elfenbeinmembran bilden; die Fortsätze der Zellen sind die Zahnröhrchen. Die Bildung der Grundsubstanz des Zahnbeins geschieht entweder durch Absonderung durch die Elfen- beinzellen, oder durch die Zahnpulpe; in diese Grundsubstanz lagern sich die Kalksalze ab. - So ist denn die von J. Müller zuerst und dann Kölliker beobachtete Thatsache, dass die Zahnkanälchen besondere Wandungen besitzen und isolirbar sind, durch die Entwicklungsgeschichte erklärt; die Wand der Zahnkanälchen ist gleich der ausgewachsenen Zellmembran der Elfenbeinzellen. Wenn ich in dieser Besprechung der Zahnbeinentwieklung auf die Membrana praeformativa, die für die Zahnbildung wichtiger zu‘ sein scheint, als bisher angenommen wurde, keine besondere Rücksicht nahm, so werde ich dies im folgenden Abschnitte nachholen, in wel- chem ieh die Thatsachen, die sich mir über die Bildung des Schmelzes ergeben haben, gedrängt mittheilen werde. Io. Die Bildung des Schmelzes. Die Bildung des Schmelzes hat bei den Autoren stets für ziemlich einfach und klar gegolten; nachdem man die Schmelzmembran mit ihren Schmelzzellen gefunden hatte, nahm man an — und es ist dies 129 bei einem Vergleich des fertigen Schmelzes mit den Schmelzzellen sehr plausibel — ‚ dass die Schmelzprismen durch Verirdung der Schmelz- zellen entstanden: So wird dann auch der Vorgang beschrieben, dass sich die Schmelzzellen in der Weise mit Kalksalzen füllen, dass ihre Spitze, das heisst die dem Zahnbein zugekehrte Seite, side in diesen Process eingehe. Diese so einfache Theorie ist aber, glaube ich, auf- zugeben, nachdem Huxley eine Thatsache gefunden hat, deren Wahr- jeit ich bestätigen muss, eine Thatsache, die uns die Erklärung von ler Bildung des Schmelzes ungemein erschwert. An diesem Punkte auss ich jetzt Einiges über die hier in Betracht kommenden Organe Gewebe nachholen. Ueber die Beschaffenheit der Zahnpulpe habe ‚bereits im vorigen Abschnitt gesprechen. Was die Bildung des melzorgans betrifft, so kann ich die bestehenden Ansichten unter- ehreiben; die Entwicklung desselben geht von dem Zahnsäckchen aus, es ist beim Menschen beinahe ganz mit ihm verwachsen und hat auch eine dem Zahnsäckcehen entsprechende Form, so dass es die Zahn- ulpe, resp. den jungen Zahn, wie eine Kappe überzieht. Auch der des Schmelzorgans ist von den früheren Autoren richtig be- hrieben und ich glaube, dass man bei einiger Untersuchung jeden- mit Bestimmtheit sagen darf, dass das sogenannte netzförmige Bindegewebe des Schmelzorgans (Kölliker) (Schleimgewebe von Virchow) von Huscley fälschlich für gewöhnliches Epithel gehalten wurde, dessen llen verändert waren. Die Abbildung desselben von Huceley ist denfalls ungenau, und es scheint, dass Huxley dieses Gewebe nicht einem unveränderten Zustande untersucht hat, welches bekanntlich Vertretern der Ansicht, dass das Bindegewebe sich aus Zellen de, als Beweis oder mindestens als Stützpunkt ihrer Ansicht dient. ‘er fand dieses netzförmige Bindegewebe zuerst zwischen Chorion id Amnios, sodann im Schmelzorgan, und Virchow- entdeckte es dann der Wharton’schen Sulze. Virchow trennt dieses Gewebe vom ndegewebe, weil die chemischen Reactionen desselben andere sind, nennt es des Schleimgehaltes wegen Schleimgewebe. Im -Uebrigen habe ich über den Bau des Schmelzorganes nichts ssonderes zu erinnern; doch will ich bemerken, dass bei dem melzorgan des Pferdezahns und des Kalbszahns die Gefässe sich nlich weit in das netzförmige Gewebe hinein erstrecken. Zur Unter- 8 von Schmelzorganen sind übrigens nur frische Präparate zu chen. "Was nun den Bildungsprocess des Schmelzes betrifft, so muss h bemerken, dass die Ansicht der Autoren, dass. die Schmelzzellen Schmelzprismen werden, durch keine Beobachtung festgestellt ist. den ersten Anblick erscheint diese Ansicht sehr annehmbar, und e auch ich lange mich bemüht, dieselbe zu beweisen und in dem Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. VI. Bd. 9 130 organischen Rückstande der Schmelzprismen die Schmelzzellen aufzu- finden; ich bin jedoch zur Ueberzeugung gelangt, dass die Ansicht von Marcusen, dass die Kerne der Schmelzzellen verschwinden, und ” dass so die Schmelzzellen fähig würden, Kalksalze aufzunehmen, eine Vermuthung ist und mehr nicht, Ich behandelte den jungen Schmelz mit verschiedenen Reagentien, um die Kalksalze auszuziehen, und suchte © dann durch verschiedene Reactionen die Kerne zu finden, aber ver- gebens; die alte Ansicht schien mir aber nichtsdestoweniger sicher, weil man bei den Schmolzzellen des Menschen meistentheils die Kerne an der Spitze findet, d. h. an der dem Zahnbein zugewandten Seite, was man mit einer etwaigen Zellentheilung und Vermehrung sehr leicht in Verbindung bringen kann. Das Einzige, was mir gegen diese Ansicht zu sprechen schien, war der lose Zusammenhang zwischen der Schmelzmembran und den Schmelzprismen, worauf auch Schwann schon aufmerksam machte. Dieser Einwurf schien mir aber nicht wichtig genug, und blieb ich der alten Ansicht vorläufig treu, Als | ich dann aber Huxley’s neueste Angaben prüfte, zeigte sich die Sache allmälig in einem andern Lichte, um so mehr als es mir auch nie gelingen wollte, irgend eine Spur von einem Kern in einem Schmelz- prisma zu finden. -Husley nämlich will gefunden haben, dass sich der Schmelz unter der Membrana praeformativa bilde und dass Membrana praeformativa und Schmelzoberhäutchen identisch seien. Hiermit hat es, wie frische Zähne von einem Neugeborenen und einem sechsmonatlichen Fötus mich lehrten, seine Richtigkeit. Wie ich schon im vorigen Abschnitt erwähnte, ist die ganze Zahnpulpe von der Membrana praeformativa überzogen, und macht man in diesem Stadium einen Schnitt durch das Zahnsäckchen, so sieht man, wie auf dieser Membrana praeformativa die Schmelzmembran aufliegt, auf“ welche dann das netzförmige Bindegewebe folgt. Drückt man ein solehes Object schwach, so entfernt sich die Schmelamembran häufig von der Membrana praeformativa, und behandelt man dasselbe dann mit | Essigsäure, so hebt sich die Membrana praeformativa in bauchigen Ab- | sehnitten von der Zahnpulpe ab. Die Entwicklung des Zahnbeins geht, | wie früher beschrieben, unter der Membrana praeformativa vor sich; denn wenn man in der Periode der ersten Zahnbildung einen Zahm mit Essigsäure behandelt, so hebt sich die Membrana praeformativa dann einen Zahn, an dem sich schon etwas Schmelz findet, be- handelt ihn auf gleiche Weise, so hebt sich auch von dem Schmelz’ diese Membran ab, und hat man einen Zahn, an dem noch nicht alles’ Zahnbein von Schmelz bedeckt ist, so siebt man deutlich, wie die Membrana praeformativa von der Zahnpulpe auf das Zahnbein über geht, und sodann auf den‘ das Zahnbein zum Theil bedeckenden 131 Schmelz; dieses Verhältniss ist auf Taf. V, Fig. 4 dargestellt, wo e die Membrana praeformativa vor der Behandlung mit Essigsäure darstellt, el nach dieser. Ausserdem sah ich das Verhältniss der Membrana prae- formativa auch an einem Präparate eines fötalen Pferdezahns, wo sich die Schmelzmembran eine Strecke weit von dem Schmelz abgehoben hatte und hier dann die Membrana praeformativa sichtbar wurde (siehe Fig. 2 auf Taf, V); dasselbe sah ich an dem Backzahne eines Eichhörnchens. enkt man sich also zu dem Durchschnitte in Fig. 4 auf Taf. V noch ‚Schmelzorgan und Zahnsäckchen hinzu, so ist die Reihenfolge der ein- zelnen Elemente von innen nach aussen folgende: Zahnpulpe, Elfen- _ beinmembran, Elfenbein, Schmelz, Membrana praeformativa (Schmelz- oberhäutchen), Schmelzmembran, das übrige Schmelzorgan, Zahn- säckchen. Was nun die Membrana praeformativa anbetrift, so ist dieselbe eine vollkommen structurlose Membran, und zeigt an der Seite, ie den Schmelz überzieht, gleichsam den Abdruck der Schmelz- smen, wie dies Huxley auch schon dargestellt hat. Von Kernen, ie sie Huxley beschreibt und abbildet, habe ich Nichts gesehen. Uebrigens ist es mir nur schwer gelungen, diese Membran in grossen Stücken darzustellen, und muss Huxley darin ein grösseres Glück abt haben, indem er dies als eine sehr einfache Procedur be- reibt. Später stellte ich diese Membran auf eine sehr einfache Weise dar, indem ich an jungen Zähnen, die in verdünnter Chrom- säure gelegen halten, eine feine Schmelzlage von der Oberfläche des Zahns abschnitt, den anhängenden Schmelz durch Zusatz von Salz- e und die etwaigen organischen Reste, die an der Membran hängen geblieben waren, durch Kali zerstörte. - Solchen Thatsachen gegenüber ist man nun allerdings gezwungen, ® alte Annahme von der Bildung des Schmelzes aufzugeben. Aber s soll man an ihre Stelle setzen? Schwann spricht sich bei seinen Bemerkungen über die Schmelzbildung für drei Möglichkeiten aus, hat übrigens diesen Gegenstand nicht selbst untersucht. A) meint er, dass die Schmelzmembran ein Cytoblastem liefern könne, in welchem ‚sich Zellen bilden, die verkalken, und hält er diese Ansicht für noth- jendig, wenn es gelänge, zwischen Schmelzmembran und Schmelz ‚eigene Substanz nachzuweisen, die er an Schweinszähnen beob- htet haben will. In der Membrirh praeformativa ist nun eine solche bstanz gefunden, allein damit ist noch‘ nicht bewiesen, dass die fe Deutung von Schwann die richtige ist. 2) Als andere Möglichkeit teilt Schwann die gewöhnliche Verkalkungstheorie hin, gegen welche er jedoch, wie schon oben erwähnt wurde, den losen Zusammenhang schen Schmelz und Schmelzmembran anführt. 3) Als dritte Mei- ıg endlich stellt Schwann die hin, dass die Schmelzzellen abge- 9* 132 stossen werden, in der Art etwa, wie Henle eine Abstossung ‘der Schleimhauteylinder von den Schleimhäuten annahm ; diese abge- stossenen Schmelzzellen sollten dann verkalken und sich zu Schmelz- prismen mit einander verbinden. Alle drei Möglichkeiten scheinen mir nicht gerechtfertigt. Huxley spricht sich nach Gewinnung seiner Thatsache über die Bildung des Schmelzes gar nicht aus und be- gnügt sich damit, ein Factum "gefunden zu haben, welches zeigt, dass die. Bildung des Schmelzes nicht durch die Zellentheorie zu erklären sei. Er leugnet sodann auch die Betheiligung des Schmelzorgans bei der Bildung des Schmelzes durchaus. Ich glaube, dass man. trotzdem dem Schmelzorgan diese seine Betheiligung zuschreiben kann und muss; und für, den Augenblick halte ich, wenn es mir. erlaubt ist, eine Wahrscheinlichkeitstheorie aufzustellen, Folgendes für möglich: Man kann annehmen, dass die Schmelzzellen eine secretorische Thätigkeit ausüben und dass ihr Secret durch die Membrana praeformativa hin- durchgeht, dann fest wird und Kalksalze aufnimmt. Das Secret einer jeden , Schmelzzelle müsste zugleich insofern eine Selbstständigkeit haben, als. es nicht mit den Ausscheidungen benachbarter Zellen ver- schmilzt; denn nur so ist die Bildung von selbstständigen Prismen im Schmelze gedenkbar. Es würde sich also hier im Allgemeinen um eine Secretion oder Exeretion handeln. Leider fehlen uns die That- sachen über die Bildung der Schalen mancher niederen Thiere, welche Schalen in ihrem Bau mit den Schmelzprismen der Zähne eine unge- meine Aehnlichkeit haben; sonst liesse sich hier vielleicht eine grosse Aehnlichkeit in der Bildung Beider constatiren. Die angegebene Theorie ist, wie gesagt, nur eine Wahrscheinlichkeitstheorie, und wird Jeder einsehen, dass dieselbe noch lange nicht zur Gewissheit ‘erhoben werden kann. Ich gestehe auch oflen, dass es ein sehr eigenthüm- licher Vorgang wäre, wenn die Ausscheidungen der Schmelzzellen durch die Membrana praeformativa hindurch gehen und unter dieser noch die Gestalt der absondernden Zellen beibehalten sollten. Nichts- destoweniger halte ich diese Möglichkeit den jetzigen Thatsachen nach für die wahrscheinlichste, denn dass die Membrana praeformativa das seere- torische Organ der Grundsubstanz der Schmelzprismen sei, wie es Huzcley wohl glauben muss, weil er die Bedeutung des Schmelzorgans gänzlich leugnet, ist wohl nicht anzunehmen. Ebenso "wenig können die Elfenbeinzellen den Schmelz liefern, indem sie in diesem Falle ausser der Grundsubstanz und den Röhrchen, die sie für das Zahn- E bein liefern, aus der Spitze der letzteren eine Abscheidung bewirken müssten, die sich zur Schmelzprismengrundlage organisirte, was aber gewiss ein noch viel complieirterer Vorgang wäre, als die Möglich-' keit, die ich setze. Weitere ‚Untersuchungen müssen nun allerdings erst‘ zeigen, ob sich dieselbe bestätigt, ob man in der That die 133 Schmelzzellen als Secretionsorgane des Schmelzes annehmen darf. — Ein Einwurf, der gemacht werden könnte, wenn es sich um die Frage von der Existenz des Schmelzoberhäutchens an fötalen Zähnen handelt, um die sich hier Alles dreht, ist der, dass sich bei Be- handlung mit Essigsäure nicht eine Membran, sondern nur die jüngst f gebildete Schicht des Schmelzes bauchig abhebe. Auch ich glaubte 4 _ anfangs, als ich jene Membran nicht finden konnte, dass die Angaben von Huxley nur hierauf Bezug haben; allein später wurden mir diese Zweifel vollständig benommen, als ich mit frischen Zähnen arbeitete; hier hebt sich zuerst die Membran ab; behandelt man noch länger mit Essigsäure, dringt diese dann durch die Membran hindurch und greift den Schmelz an, so werden aus diesem die Kalksalze ausge- "trieben, die organische Grundlage dehnt sich aus und folgt gleichsam dem Schmelzoberhäutchen nach, so dass man nach einiger Zeit wieder _ den Schmelz mit einem geraden Rande findet, indem das abgehobene Schmelzoberhäutchen dem ausgedehnten Schmelze wie gewöhnlich an- egt. Behandelt man mit starker Essigsäure oder Salzsäure, so hebt sich sofort Schmelzoberhäutchen und Schmelz ab, und ersteres kann lann auch der ausgetriebenen Kohlensäure Bit widerstehen 'und ird von dieser durchbrochen. Will man sich daher von der Exi- stenz der Membrana praeformativa überzeugen, so muss man frische Zähne und verdünnte Essigsäure benützen, sodann die Behandlung ‚unter dem Mikroskope bei starker Vergrösserung vornehmen, wozu die sich bildenden Spitzen der Backzähne wegen ihrer Kleinheit besonders sich empfehlen, weil ein grösseres Object der Fokaldistanz wegen e starke Vergrösserung nicht zulässt. Bei meiner Annahme würde übrigens das netzförmige Bindegewebe des Schmelzorgans- dieselbe welche die Schmelzzellen sich ernähren; ist der Schmelz fertig, so hat sich auch jenes Gewebe zurückgebildet. — Dem Bemerkten zu- folge wird allerdings die Membrana praeformativa, die sich am fötalen vom Schmelz abhebt, späterhin zu dem sogenannten Schmelz- oberhäutchen, wie dies auch Huxley annimmt. Was die dritte Zahnsubstanz, das Gement oder den Zahnkitt, übetrifft, so will ich nur kurz bemerken, dass ich gefunden zu haben glaube, dass sich die Knochenhöhlen desselben aus Zellen hervor- en; ist dies der Fall, so wird sich das CGement kaum unter der embrana praeformativa bilden können (Huxley), und wäre ich daher äufig geneigt, die alte Ansicht zu vertreten, dass die Bildung des ments von dem Zahnsäckchen ausgehe. Uebrigens konnte ich die ildung des Cements nicht mehr in den Bereich meiner Untersuchun- ı ziehen, weil ich schon zuviel Zeit auf die Untersuchung der beiden anderen verwendet hatte. Ich kann daher auch nicht sagen, in wiefern die 134 Ansicht von Marcusen begründet ist, der das netzförmige Bindegewebe des Schmelzorgans für die Grundlage des Cements annimmt und das- selbe daher Cementorgan nennt. Küölliker hat diese Ansicht in seiner Mikroskopischen Anatomie zurückgewiesen. Ich schliesse mit der Bemerkung, dass ich als Anfänger mich diesem Gegenstande nicht unterzogen haben würde, wenn mich nicht die so freundliche Aufforderung des Herrn Professor Kölliker dazu be- stimmt hätte. Ihm hier meinen wärmsten Dank auszusprechen für die Bereitwilligkeit, mit der er mir jedwede Hülfsmittel zu Gebote stellte, so wie für die Freundlichkeit, mit der er mir stets zur Hand ging, halte ich für eine mir gebotene, aber sehr angenehme Pflicht. Erklärung der Abbildungen. Fig. 4. Durchschnitt der Spitze eines menschlichen fötalen Backzahns, an dem die ; Bildung des Zahnbeins und des Schmelzes seit Kurzem begonnen haben. a Zahnpulpe oder Zahnkeim mit den Gefässen; b sogenannte Elfenbein- membran, bestehend aus den Elfenbeinzellen; c fertiges Elfenbein; d fer- tiger Schmelz; e Membrana praeformativa; e! Membrana praeformaliva (resp. Schmelzoberhäutchen) nach Behandlung mit Essigsäure, 2 Fig. 2. Fertiger Schmelz, an dem die Schmelzmembran hängen geblieben: a Schmelzmembran, bestehend aus Schmelzzellen; b fertige Schmelz- prismen; c Membrana praeformaliva (Schmelzoberhäutchen) nach Zu- satz von Essigsäure sichtbar. Fig. 3. Isolirte Elfenbeinzellen mit Fortsätzen i. e. Zahnröhrchen: a vom Men- schen; b, c und d vom Pferde, ce und d mit Verästelungen; e Zelle mit zwei Fortsätzen; f zwei sich verbindende Zellen oder eine sich | theilende Zelle. ! Fig. 4. Ein Theilchen der Membrana praeformativa eines jungen Pferdezahnes mit den von den Schmelzfasern herrührenden Eindrücken. Kleinere Mittheilungen und Correspondenz-Nachrichten. Vorläufige Mittheilung von Prof. &©. Bruch. Hierzu Tafel V B. iologischen Uebungen gegeben und mehrere Gewebe darauf untersuchen en. Leider war ich durch äussere Umstände während der grössern -Hälfte des Semesters verhindert, ausser den Unterrichtsstunden thätigen Ahtheil an n Untersuchungen zu nehmen und so blieben die meisten Versuche ohne End- j t. Doch wurde unter Anderem der Budge-Waller’sche Satz bestätigt, dass die peripherischen Stücke durchschnittener Nerven eine eigenthümliche Structur- ränderung zeigen, die vollkommen mit derjenigen itbereinstimmt, welche man ‚sonst als Gerinnung des Marks nach dem Tode bezeichnete. Eine fettige Ent- tung haben wir nicht wahrgenommen, ja es ist kein Zweifel, dass diese ucturveränderung sich später wieder ausgleichen und der Nery zu seiner nalen Structur und Function zurückkehren kann, wenn die Wiederverheilung - durchschnittenen Enden erfolgt. Die nähere Aufgabe, die ich uns gestellt ite, war die Untersuchung, ob und auf welche Weise die Wiederherstellung peripherischen Nervenstückes erfolge. Aus den angegebenen Gründen er- ben die zahlreich unternommenen Versuche keine vollständige Reihe; die ope- rten Frösche gingen in Menge verloren und zu Grunde, Tauben lernten un- ersehens wieder fliegen, Katzen waren über Nacht verschwunden u. s. w. ; ich nach vierwöchentlicher Abwesenheit zurückkehrte, traf ich-ausser einer all todter Frösche nur noch eine einzige Katze, der ich 'am 23. September 53 den N. ischiadicus rechterseits in der Mitte des Oberschenkels einfach durch- schnitten hatte. Wunde und Blutung waren sehr geringfügig, das Thier aber sehr scheu und hielt sich mehrere Wochen in einem Winkel seines Behälters borgen. Ich hatte es fast vergessen, als ich vor einigen Wochen (am 21. Ja- 7) zu anderen Zwecken einer Katze bedurfte und man mir diese, die inzwi- schen zu einer grossen und kräftigen Katze herangewachsen war, herbeibrachte. em sich alle Anwesenden, worunter Prof, Miescher, von der vollständigsten herstellung der Function überzeugt, die auch bei den lebhaftesten Sprün- en keine Spur einer Störung oder auch nur die kranke Seite erkennen liess; ürde das Thier getödtet und, nachdem es in der Vorlesung zu einer andern 136 Demonstration gedient, der durchschnittene Nery untersucht. Die Hautnarbe war aufs Vollständigste geheilt, keine Adhäsion an benachbarten Theilen, die Muskeln von normaler Farbe, und nur einige kleine Blutsuggillationen verriethen noch die stattgehabte Operation. Als ich die Muskeln auseinanderzog, war ich erstaunt, an dem Nerven auch nicht die geringste Abnormität, noch eine Ad- häsion mit benachbarten Theilen oder überhaupt eine Spur eines Callus oder sonstigen Exsudats zu bemerken. Ich besann mich ernstlich, ob dies die ope- rirte Seite sei und bedurfte der Versicherung des Dieners, der das Tbhier seit Monaten beobachtet hatte. Nachdem ich den Nerven an den entferntesten Punk- ten getrennt und herausgenommen, erkannte ich dann auch an der Stelle, wo „ich bei sämmtlichen Thieren den Ischiadicus durchschnitten hatte, eine etwa 4Y,"' lange Parthie, wo der Nerv weicher und grauer, beim Zug auch etwas dünner erschien, als in seinem übrigen Verlauf. Beim Nachlassen des Zugs glich sich diese schwächere Stelle aber wieder vollkommen aus und sogar das gebänderte Ansehen der Nerven trat an dieser Stelle wieder hervor. Die Re- stitution war offenbar die möglichst vollkommene. Ohne bestimmte Erwartung ging ich an die mikroskopische Untersuchung, indem ich ein dünnes Bündelchen von Nervenfasern ablöste und die Fasern etwas auseinanderzog. Ich war erstaunt, mit welcher Leichtigkeit dieses geschah, wo ich eher erwartet hätte, durch Callusmassen gehindert zu werden. Der erste Blick gewährte mir ein Object, das kaum überraschender sein konnte und das zu den schönsten mikroskopischen Bildern gehörte, deren ich mich erinnere. Faser für Faser war wieder vereinigt, kein blindes oder verloren gegangenes Ende aufzufinden und an jeder Faser die Narbe kenntlich, wo die Vereinigung der durchschnittenen Enden erfolgt sein musste. Nir- gends hingen zwei oder mehrere Fasern zusammen, nirgends war eine Zwischen- substanz, ein Exsudat oder ein Callns bemerklich und selbst das Neurilem schien an dieser Stelle eher dünner als stärker. Jedes centrale Faserende hatte also wieder ein peripherisches gefunden, mit dem es sich zu einer continuirlichen und isolirten Faser verband. Ober- und unterhalb war das Aussehen der Faser vollkommen normal, von gewöhnlicher Breite, das Mark von der gewöhnlichen Beschaffenheit frischer Nervenröhren, homogen, glän- zend, doppelt contourirt, erst nach längerer Exposition, nach Zusatz von Wasser u. dgl. krümelig, körnig. Höchst interessant verhielt sich die Narbe, und zwar an allen Fasern, die ich verfolgte, so übereinstimmend, dass über die richtige Deutung kein Zweifel sein konnte. In allen Fällen charakterisirte sich diese Stelle, wie beiliegende Zeichnung, die ich sogleich entworfen habe, zeigt, durch eine beträchtliche, ringförmige Einschnürung der sehr breiten und zu beiden Seiten etwas bauchig oder flaschenförmig angeschwollenen Nervenröhre. Manchmal sah es aus, als wären die Nervenenden über und aneinander gelöthet (z. B: bei a), obgleich sie in der That fest verwachsen und auf keine Weise zu trennen waren, in anderen Fällen (b, f) war der Uebergang augenscheinlicher. Es hing dies offenbar nur von der grössern oder geringern Tiefe der Einschnürung und der Stellung des Objectes ab, und namentlich war nicht etwa eine trennende Zwischensubstanz oder Scheidewand vorhanden, wie aus einem weitern sehr merkwürdigen Verhältniss hervorging. In allen Fällen ohne Ausnahme (ich sah eine ganze Menge solcher Fasern, so viele als ich über- haupt opferte) war nämlich das Mark sowohl über als unter der Schnitt- stelle eine kurze Strecke weit getrübt, krümelig, körnig oder feingestrichelt und mit doppelten Contouren versehen, an der Schnittstelle aber und im Bereiche ‘# 137 der bauchigen Erweiterung der Nervenenden vollkommen wasserhell und durch- _ sichtig. Durch diesen heilen Raum ging in vielen Fällen, ohne allen Zusatz oder Präparation, der Achsencylinder mitten hin- durch, oft ganz continuirlich (=, c), mit einer verschmälerten Parthie (5), oder _ mit einer Erweiterung (d); in andern Fällen aber (e) sah man ihn auf der _ einen oder andern Seite stumpf endigen, oder man bemerkte ihn gar nicht (f). in. den Fällen, wo der Achsencylinder bemerkbar war, entzog er sich con- ‚stant dem Blicke in jener körnig getrübten Strecke der Nervenröhre, welche die Schnittränder begrenzte. Es erstreckte sich demnach die Regene- ration hauptsächlich auf die Continuitätsverbindung der äussern Scheide und des Achsencylinders, während die sogenannte Markscheide enbar nicht vollständig oder durch eine andere durchsichtigere Substanz ersetzt . Als ich nach einigen Tagen das in ziemlich starkem Weingeist aufbewahrte venstück von Neuem untersuchte, fand ich die Narbe sogleich wieder an der jrakteristischen Einschnürung; der Inhalt der Nervenröhren hatte sich jedoch ganzen Verlaufe nun gleichmässig getrübt und die gewöhnliche Gerinnungs- form angenommen. Auch die wasserhelle Stelle zunächst der Narbe erschien nun körnig getrübt, der Achsencylinder nicht mehr kenntlich, und nur wenige en erinnerten durch eine geringere Trübung an dieser Stelle an das frap- te Verhalten im frischen Zustand. — So weit die reine Beobachtung, die ere Anwesende constatirt haben und die sich noch jetzt an dem Weingeist- prüparate annäherungsweise prüfen lässt. Ich habe derselben nur Weniges bei- zufü zen, denn so überraschend dieselbe im ersten Augenblicke auch scheinen so bin ich doch überzeugt, dass Jeder im nächsten Moment, wie ich ‚ sich sagen wird, dass die Sache gar nicht anders sein kann, und dass es nur darauf ankam, sie überhaupt einmal gesehen zu haben, um sie für abgemacht zu halten. Die Fragen, die sich zunächst daran knüpfen, sind wohl nicht physiologische, denn die Physiologie hat Nichts gelehrt, als yas die Beobachtung ergeben hat, nämlich die Möglichkeit einer vollständigen stitution der durchschnittenen Nerven in integrum, und zwar der einzelnen hnen bis in ein Detail hinein, wo eine etwaige Verwechslung und Verirrung er Betracht kommt. Dass jedes centrale Schnitiende wieder genau das ihm ugehörige peripherische finde, wird weder anatomisch nachzuweisen, noch hysiologisch zu verlangen sein. Ich bin überzeugt, dass die verwachsenden den fernerhin sich eben so ergänzen werden, wie die vor der Trennung ver- ndenen, und je nach der Beschaffenheit der centralen und pe- rden, functioniren oder auch nicht functioniren werden, kleine rstösse gegen die frühere Ordnung dürften durch die Uebung bald ausge- en werden. Bei einer einfachen Durchschneidung, ohne beträchtlichen ope- ven Eingriff, werden die benachbarten Theile der Nervenenden vortrefflich in natürlichen Lage erhalten und im Nerven selbst ohne Zweifel die räum- ‚Anordnung der Nervenfaser den peripherischen Ausbreitungsbezirken im Igemeinen so weit entsprechen, dass nur eine beträchtlichere Verschiebung er- bliche Missstände herbeiführen würden. Etwas Anderes ist es ohne Zweifel Fällen, in welchen eine künstliche Vereinigung verschiedener Nerven ver- eht oder überhaupt eine beträchtliche Verschiebung der Nervenenden bewirkt Hier ist jedenfalls auch der unvermeidlich grössere operative Eingriff in ischlag zu bringen, auf dessen Rechnung gewiss in vielen Fällen das gewöhn- je Misslingen solcher Versuche zu schieben ist. Was auch in solchen Fällen 138 geleistet wird und wie die künftige Function sich nach der Eigenthümlichkeit der betreffenden Organe einer- und der Nervencentren andrerseits richtet, lehren die alltäglichen chirurgischen Erfahrungen über Vereinigung nach Substanzverlust, über Transplantation u. s. w. zur Genüge. Die künstliche Nase fühlt sich mög- licherweise als Stirn oder Arm, so lange die Brücke nicht durchschnitten ist, die sie mit dem Muskelorgan verbindet, aber sie oder vielmehr der Besitzer lernt sie als Nase kennen, wenn die alten Centren ihre Verbindungen und Fasern in dem neuen Gebiete hergestellt haben. Meine Absicht ist jedoch nicht, hier Folgerungen zu ziehen, die nicht unmittelbar aus den genannten Beobachtungen hervorgehen. Nur eine histologische oder vielmehr histogenetische Frage drängt sich mir auf, die mit der gestellten Aufgabe näher zusammenhängt. Was mich am meisten frappirte, war der gänzliche Mangel auch nur einer Spur von neugebildeten Narben, Zwischengewebe, Callus u. s. w. Selbst von einer stattgefundenen Exsudation war nicht die geringste Andeutung vor- ! handen, obgleich andere Versuche, wo die Operation weniger gelungen war, { sehr massenhafte Exsudationen, ja Eiterungen und den Tod der Thiere bewirkt hatten. Sollte eine directe Verwachsung und Wiederverheilung durchschnittener Nervenenden ohne Concurrenz einer sogenannten Neubildung im Bereiche des normalen Bildungsprocesses liegen? \ Allerdings schien es in dem obigen Falle, als sei etwas Neues, eine Neubildung | zwischen den Schnittenden der einzelnen Fasern hinzugekommen, nämlich der halbe Raum diesseits und jenseits der Narbe der Primitivfasern, in welchen der Achseneylinder so deutlich war. Allein diese Parthie wich doch beträchtlich 1 von dem ab, was man sich als neugebildetes Nervengewebe zu denken pflegt. Es hatte hier schwerlich eine Wiederholung embryonaler Processe stattgefunden; es war nicht ein Verbindungsstück mit dem Charakter einer unreifen Nerven- faser vorhanden, sondern eine Parthie, die eher als Verlängerung der fertigen Nervenfaser zu betrachten sein könnte. Sollten die Nervenenden ein- ander einfach entgegengewachsen sein und so die Vereinigung von beiden Enden her erzielt haben? Man könnte vielleicht in An- schlag bringen, dass das Thier zur Zeit der Operation noch nicht vollständig ausgewachsen war und bis zu seinem Tode im Ganzen noch beträchtlich wuchs. ' Oder gibt es auch im Nervengewebe einen provisorischen und de- finitiven Gallus, von welchen der erstere von dem umliegenden, verletzten Geweben, der letztere vom Nerven selbst geliefert wird? Nur die Beobachtung der Zwischenstufen kann in einer solchen Frage entscheiden, deren Tragweite für die Auffassung vieler bisher als Neubildungen angesehenen Processe nicht erst besonders hervorgehoben zu werden braucht. Wir sind fortwährend mit derartigen Versuchen beschäftigt und es harren be< reits wieder mehrere Katzen, die sich ihrer Lebenszähigkeit wegen sehr gul zu solchen Versuchen eignen, der zu gebenden Resultate. Ich glaubte jedoch, ein unerwartetes Licht auf die Dankbarkeit solcher Versuche wirft und zugleich Ziel und Haltpunkt bezeichnet, nach welchem die Beobachtung der Zwischen stadien hinzustreben hat. Basel, den 42. März 1854. 139 _ Erziehung des Üysticereus fasciolaris aus den 2 Eiern der Taenia crassicollis. Aus einem Schreiben von B, Leuckart in Giessen an ©. Th. v. Siebold in München. «Es war im October des vorigen Jahres, als ich bei Gelegenheit der in "Gemeinschaft mit Bischof über Ascaris mystax angestellten Untersuchungen auf e Katze mit prächtigen Exemplaren der Taenia crassicollis stiess. Ich fasste eich den Entschluss, die Brut derselben womöglich in Blasenwurmform zu erziehen. Schon seit Jahren hege ich eine Colonie weisser Mäuse, die gelegent- Mi ch bei meinen Untersuchungen mehr oder minder stark in Anspruch genom- men werden. Die Grösse dieser Colonie betrug damals zwölf. Ich theilte die- n und fütterte die eine Hälfte mit den Eiern meiner Taenien, die ich durch etschen der reifen Proglottiden zwischen den Fingern erhielt. Den Brei, meiner Mäuse. Unter solchen Umständen war natürlich die Wahrscheinlichkeit sehr gross, s die Mäuse die Bandwürmer in den Darmkanal bringen würden. Das Ex- iment war also eingeleitet, aber leider blieb es längere Zeit vergessen über iele anderweitige Untersuchungen. Erst im Februar d. J. öffnete ich fünf der- n, und fand sie bis auf eine alle mit Blasenwürmern von etwa Zoll Linge et. Ein Exemplar hatte fünf Würmer, ein anderes drei u. s, w. Das ® Exemplar besass keine Blasenwürmer, zeigte aber an der Aussenseite des s und im Netz kleine wasserhelle Cysten von Nadelknopfgrösse, die bei enthalten war. Ganz ähnliche Bläschen fanden sich auch bei den übri- en Mäusen, bei einem a auch in dem serösen Ueberzuge der Leber, lie Mnbiryonsien Häkchen nicht auffinden, die aber auch in den Cysten sgebildeten Würmer fehlten. Mein Experiment ist nicht anzufechten, denn die Mäuse sind bei mir ge- ren, haben ihren Käflch nie verlassen, bekommen das oben angeführte Futter frisches Brunnenwasser zum Trinken, werden also wohl kaum zufällig der Brut des Katzenbandwurmes sich verunreinigt haben können. Auch ibe ich niemals, weder früher noch sptiter, sonst bei meinen Mäusen Blasen- jürmer beobachtet. Dazu kommt, dass diese Mäuse (bis auf eine) mehrere lasenwürmer enthielten, was doch sonst im Freien gleichfalls nur selten vor- mmt.» 140 Ueber den elektrischen Nerven des Zitterwelses. Briefliche Mittheilung von Prof. A. Ecker. Seit meiner ersten Mittheilung über die den Zitterwels betreffenden Unter- suchungen meines jungen Freundes Bilharz in Cairo (Gött. gel. Anz. 20. Juni. Nr. 9. 4853), in welcher ich dessen Entdeckung des merkwürdigen Baues des elektrischen Nerven bestätigte, habe ich wiederholt Nachrichten erhalten, zuerst in einem Briefe vom 27. Juli 1853. In diesem finden sich unter Anderem weitere Angaben über den Bau des elektrischen Nerven. Die Mittheilungen, ‘die ich über diesen Punkt bereits im vorigen Herbst der Naturforscherversammlung in Tübingen gemacht habe, will ich hier in aller Kürze wiederholen. Die elektri- sche Primilivfaser bringt nach Bilharz eine erste Hülle aus dem Rückenmark mit, welche aus faserigem Bindegewebe mit länglichen, bei Zusatz von Essig- säure deutlich hervortretenden Kernen besteht. Diese erste Hülle, die etwa Yo” misst, erinnert lebhaft an die Scheiden des Stiels eines Pacini’schen Kör- perchens. Die zweite Hülle besteht aus mehreren concentrischen Scheiden von gefässhaltigem Bindegewebe, und die dritte äusserste aus eirculär geschlunge- nen Fasern, die eine lockere Scheide bilden. Der Nerv hat ungefähr 4" im Durchmesser, wovon etwa %, auf die Bindegewebescheide kommen. Die Entdeckung von Bilharz, dass der elektrische Nery nur aus einer ein- zigen kolossalen Primitivfaser besteht, hat mit Recht unter den Physiologen die allgemeinste Aufmerksamkeit erregt. Sie werden zugeben, dass, wenn man nicht fundamentale Verschiedenheiten in Bezug auf die Endigungsweise der Ner- ven annehmen will, wogegen sich doch auch Bedenken erheben, die Schlingen dadurch vollends verdächtig werden. Meine Hoffnung, dass sich im Rückenmark eine der kolossalen Primitivfaser entsprechende grosse Ganglienzelle, ein wahres mikroskopisches Centralorgan des elektrischen Organs, werde auffinden lassen, ist bis jetzt nicht in Erfüllung gegangen. Ich habe Herrn Dr. Bilharz sogleich nach Empfang seines ersten Briefes über den in Rede stehenden Gegenstand die Untersuchung dieses Punktes dringend anempfohlen. In seiner Antwort schreibt er mir: «Mit der Auffindung »der Ursprungsstelle der elektrischen Nervenfaser habe ich mir viele Mühe »gegeben, aber bis jetzt ohne Erfolg. Bei frischen Präparaten konnte ich die »Nervenfaser sammt der ersten Hülle noch ziemlich tief in die Substanz des »Rückenmarks verfolgen und glaubte schon, die Fasern der Hülle auseinander »treten zu sehen, um die Ganglienkugel zu umschliessen, aber mein Suchen »nach dieser war umsonst.» Ich hoffe, dass an Chromsäurepräparaten Dr. Bil- harz nun glücklicher sein wird. Ueber das elektrische Organ enthält der Brief vom 27. Juli ebenfalls weitere Angaben. Er schreibt: «Durchschnitte des elektrischen Organs nach verschie- »denen Richtungen liessen mich bald eine unläugbare Differenz erkennen. Wäh- »rend ein Schnitt, quer durch die Achse des Fisches geführt, durchaus nichts »erkennen liess, zeigt ein Ba der Axe are feine, BR ONOTE ‚ von der 141 »Liegen im Wasser hervortrat. Ihr Brief machte mich auf Pacini's Schriftchen - »aulmerksam, dass ich bei Diamante fand, und Chromsäure-Präparate liessen _ »mich in die Art der Anordnung noch tiefere Blicke thun. Die der Axe des I »Fisches parallelen Seiten solcher Präparate zeigten ein regelmässiges Maschen- werk (der Fig. 3 bei Pacini entsprechend). Der Längendurchmesser jeder »Masche betrug etwa Y,". Quer auf die Achse fallende Schnittflächen aber »liessen höchst undeutlich runde, flach vertiefte Grübchen erkennen, so dass »ich als Grundform der Alveolen (Pacini) des elektrischen Organs die Linsen- »form annehmen musste. Zur fernern Unterstützung dieser Ansicht diente mir, »dass Schnitte in der Richtung b oder ce der nebenstehenden Figur geführt, ein noch viel schöneres und regelmässigeres Maschenwerk darboten als in der Rich- tung a. Die schönsten und regelmässig- sten Bilder gaben mir aber Schnitte pa- rallel der Oberfläche des Organs geführt. Diese stellten sich dann dar, wie in bei- stehender Figur schematisch dargestellt ist. Durch enge Gruppirung zeigen sich natür- lich die linsenförmigen Alveolen im Durch- schnitt rautenförmig. Was den Bau dieser Alveolen betrifft, so sind dieselben von Bindegewebe gebildet und mit einer sehr zarten, etwa \/;,”' dicken Membran (Nerven- Azeden,Finchen: Membran P.), in welcher die Ausbreitung es Nerven stattfindet, ausgekleidet. Diese Membran, die nur an der Einiritts- ‚stelle des Nerven angeheftet ist, besteht aus einem durchsichtigen, homogenen ewebe, das mit zerstreuten Kernen von Yyıs— Yaa5"” besetzt ist und viele leine Körnchen eingestreut enthält. In seinem neuesten Brief vom 44. December 4853 schreibt Dr. Bilharz, dass die histologische Beschaffenheit der Nervenmembran mit der des Zitterrochens, ie sie R. Wagner beschreibt, ganz übereinstimme. Die Untersuchung der pe- herischen Endigung der Nerven in derselben sei aber ausserordentlich schwierig ind habe bis jetzt noch zu keinem befriedigenden Resultat geführt. Der letztgenannte Brief enthält endlich auch Mittheilungen über das anato- ische Verhältniss der elektrischen Nerven zu den ihm zunächst liegenden ren Rückenmarks-Nerven. Dr. Bilharz schreibt: «Was ich Ihnen früher ‚ist richtig, in Bezug auf die Deutung hat sich aber Manches zu meiner reude viel einfacher herausgestellt, als es mir damals schien. Die beiden 'auen Nerven (m. s. die erste Mittheil. in den Gött. Nachr.), die etwas nach en vom elektrischen Nerven aber wie dieser dicht an der vordern Längs- ® entspringen und mit dem elektrischen Nerven anfangs in einer Scheide üfen, sind nichts Anderes als die vorderen Wurzeln des zweiten und Jritten Rückenmarksnerven (mit Stannius, periph. Nervensystem der Fische, 44. den sogenannten N. hypoglossus als ersten Rückenmarksnerven be- jet), die nur scheinbar ein einziges Ganglion bilden, indem dasselbe, je auch schon früher mitgetheilt, eigentlich aus zwei sehr eng verbundenen chwellungen besteht. Alle vier Wurzeln treten mit dem elektri- en Nerven durch eine Oeffnung, welche sich zwischen dem von Pa- ‚Steigbügel genannten Knochen des Weber’schen Apparats und dem Bogen "zweiten Wirbels befindet. Das Verhalten würde sich demnach ganz auf »S. 445) zurückführen lassen. Der elektrische Nerv erscheint hiernach »als ein neues, zwischen den dritten und vierten Rückenmarks- »nerven eingeschobenes Element, das eben den nicht elektrischen Welsen »durchaus fehlt. Bei diesen tritt nach Stannius der dritte und vierte Spinalnerv »durch die Lücke zwischen Hinterhaupt und Bogen des zweiten Wirbels aus.» Zwischen Steigbügel und Hinterhaupt hat Bilharz noch ein kleines, von Pacini 142 »die bei den Cyprinoiden und Siluroiden gewöhnliche Anordnung (Stannius 1. c. übersehenes Knöchelchen gefunden. } Ueber die Entwicklung der Linse, von E A. Kölliker. Ich habe die Angaben von Meyer, denen zufolge die Linsenfasern bei Säuge- thieren jede aus einer einzigen Zelle sich bilden sollen, beim Menschen und bei Säugethieren geprüft und hierbei folgendes gefunden. Sowohl bei jungen als bei erwachsenen Geschöpfen kann man von der Entwicklungsweise der Linsenfasern überzeugende Anschauungen gewinnen, wenn man die oberfläch- lichsten Lagen des Organes in der Gegend des Aequators untersucht. Vor allem empfehle ich die Innenflä6öhe der Linsenkapsel selbst, da wo das Epithel derselben aufhört, genau zu durchmustern, immer wird man hier, selbst bei Erwachsenen, in der Bildung begriffene Fasern finden, und mit Anwendung von einiger Mühe und Zeit sich überzeugen, dass die Epithel- zellen der vordern Wand der Linsenkapsel die Matrix darstellen, aus welcher die Linse sich bildet. Es sind jedoch nicht alle diese Zellen an der Bildung des Organes betheiligt, sondern, wie Meyer richtig an- nimmt, nur die des freien Randes des Epithels. Während die genann- ten Zellen sonst schöne grosse polygonale Bläschen sind, mit grossen Kernen, stellen sie am Aequator der Linse, wo das Epithel aufhört, kleine, 0,004— 0,006’! grosse Körperchen mit kleinen Kernen dar, und sind bei jungen Geschöpfen offenbar in einem beständigen Vermehrungsprocesse, wahrscheinlich durch Thei- lung, begriffen, so dass ein fortwährender Ersatz für die alleräussersten, be- ständig in Linsenfasern sich umwandelnden Zellen geboten wird. Diese Um. wandlung nun geht so vor sich, dass die äussersten Zellen zuerst in der Rich- tung der Meridiane der Linse nach hinten zu sieh verlängern und zugleich sic) abplatten, dann, wenn sie schon mehr oder weniger schief stehen, auch na vorn auswachsen und so mit ihrem vordern Ende an die innere Seite des Epithel zu liegen kommen. Indem nun in Folge der beständigen Vermehrung der Rand: zellen des Epithels immer neue Zellen nachrücken, werden die schon verlänger- ten immer weiter nach einwärts und rückwärts geschoben und wachsen di selben zugleich auch immer mehr innen am Epithel dem vordern Pole zu, bi sie schliesslich ihre typische Länge erreicht haben. Während dieser Vorgänge nehmen die Kerne der usprünglichen Bildungszellen an Grösse zu, bis dieselb zu schönen ovalen Bläschen von 0,004—0,006'' mit ein oder zwei schön 143 Nucleoli geworden sind, bleiben aber bemerkenswerther Weise immer am Aequator der Linse, mithin beiläufig in der Mitte der Fasern liegen. Um An- deren einen Fingerzeig zu geben, erwähne ich noch, dass die hinteren Enden ‚der eben auswachsenden Epithelzellen, sowie der jüngsten Fasern stark ver- preitert an die hintere Wand der Linsenkapsel sich ansetzen und von der Fliche gesehen oft sehr regelmässig polygonal erscheinen. Zieht an die Linsenkapsel von der Linse ab, so bleiben nicht selten zarte Abdrücke er Polygone an derselben haften, welche an ein Epithel glauben machen önnten, welches sicherlich nicht da ist; ferner findet man an einer solchen ezogenen Kapsel am Rande der Epithelialschicht ohne Ausnahme eine ge junger Fasern mit Kernen, welche rückwärts wie in Reihen äusserst polygonaler kernloser, aber feinkörniger Zellen auslaufen. Ich glaubte zuerst dieses Bild wirklich auf Zellenreihen beziehen zu dürfen, überzeugte mich dann aber später, dass jedes Polygon das letzte Ende einer besondern Faser ist. Auch scheinbar aus Reihen kernhaltiger Zellen bestehende Fasern ndet man in dieser Gegend, doch sind dies nur Zellen, die im Begriff sind, in Linsenfasern auszuwachsen und sich vorher reihenweise ordnen. Ich will freilich nicht gerade behaupten, dass nie und bei keinem Geschöpf die senfasern durch Verschmelzung mehrerer Zellen entstehen, doch muss ich ach dem, was ich bisher beim Menschen und bei Säugern gesehen habe, mich nz an Meyer anschliessen, so auffallend es auch scheinen mag, aus einer ein- igen Zelle eine ganze Linsenfaser hervorgehen zu lassen. Noch will ich be- erken, dass die sich entwickelnden Linsenfasern alle einen feinkörnigen Inhalt ben und entschieden Röhren sind, ferner dass auch Leydig bei Acanthias- mbryonen die Elemente der Linse in Form verlängerter Zellen wahrnahm. — die eigenthümlichen Fasern, welche Brücke seiner Zeit (Müller's Arch. 1847) Rande der Linse der Vögel beschrieben hat, sind, wie ich finde, nichts als ich entwickelnde Linsenfasern. _ Experimenteller Nachweis von der Existenz eines Dilatator pupillae. Von A. Kölliker, Die Existenz des Dilatator pupillae ist in neuerer Zeit von verschiedenen ten bezweifelt worden und erschien es mir daher wünschenswerth, den Ver- ch zu machen, dessen Anwesenheit unumstösslich darzuthun. Zuvörderst will oc bemerken, dass schon die anatomische Untersuchung beim weissen linchen mit Bestimmtheit den Erweiterer nachweist, nur muss man densel- nicht an der vordern Fläche der Iris suchen, wie das wohl in der Regel chehen sein möchte, Es besteht derselbe, wie es schon Brücke und ich egeben haben, aus vielen schmalen, isolirten oder hier und da netzförmig er spitzen Winkeln anastomosirenden Bündeln, die, vom äussern Rande der s herkommend, zwischen den Gefüssen und Nerven hindurch an die hintere 144 Fläche der Haut treten und hier bis zum Sphincter verlaufen, mit welchem die- selben aufs innigste sich verbinden. Die Faserzellen dieser Bündel sind durch NO, viel schwerer zu isoliren als die des Sphincter, und erschien es mir daher auch aus diesem Grunde nöthig, dieselben physiologisch zu prüfen. Dies ge- schah in folgender Weise. Da die Erweiterung der Iris durch directe oder Nervenreizung auf Rechnung eines Nachlasses des Sphineter und eine Wirkung - radiärer elastischer Elemente geschoben worden ist (Hyrt!), so musste der Sphincter ganz eliminirt werden. Ich schnitt einem eben getödteten weissen Kaninchen so rasch als möglich mit einer feinen Scheere die ganze Hornhaut weg, trug den von blossem Auge sichtbaren Sphincter vollständig ab und galvanisirte den zurückgebliebenen Rest der ‚Iris direct mit einem schwa- chen Strome des Dubois’schen Apparates. In beiden Malen, wo ich gemein- schaftlich mit Professor H. Müller diesen Versuch anstellte, ergab sich jedes- mal, wenn die Iris berührt wurde, eine sehr evidente Dilatation so zwar, dass der Irisrand nach hinten gezogen wurde und die vordere Fläche der Haut sich wölbte, welche Art der Contraction aus der Lage der Mukelfasern an der hiotern Irisfläche und aus dem Mangel jeglicher Spannung der Haut durch den Sphincter sich leicht erklärt. — Bei einem dritten Kaninchen modi- fieirte ich das Experiment in der Weise, dass ich beim noch lebenden Thier den Sympathicus am Halse bloslegte und durch ein untergeschobenes Gutta- percha -Blättchen isolirte. Als dann, nachdem das Thier getödtet und das Auge wieder wie vorhin präparirt war, der Sympathicus galvanisirt wurde, trat die Dilatation der Pupille ebenso schnell und deutlich ein wie bei der directen Rei- zung. — Da in allen drei Fällen die nachfolgende mikroskopische Untersuchung ergab, dass der Sphincter total abgeschnitten worden war, so glaube ich auch experimentell bewiesen zu haben, dass die Iris radiäre Muskelfasern besitzt und | dass dieselben auf eine Reizung des Sympathicus sich contrahiren. — Die ge- wöhnliche Erklärung der Iriserweiterung auf Reizung des Sympathieus ist ‚so- mit die richtige, und die Annahme, dass in diesem Falle die Erweiterung nur durch Lähmung des Sphincter geschehe, zu verwerfen. — Noch will ich be- merken, dass ich nach weggeschnittenem Sphincter auch versuchte, durch Atro- pin den Dilatator in Action zu setzen, jedoch bisher ohne Erfolg, doch glaube ich nicht, dass die Wirkung der Belladonna anders aufgefasst werden kann, “ denn als durch eine directe Erregung des Dilatator zu Stande kommend. Die- selbe mag zwar begünstigt werden durch eine Lähmung des Sphincter, allein auch die grösste Lähmung dieses Muskels kann keine solche Dilatation geben, wie das genannte Narcolicum sie erzeugt, wovon ich auch bei Kaninchen mich überzeugte, bei denen zwar nach Wegnahme des Sphincter das Sehloch sehr weit wird, aber nie so weit, dass nicht directe Reizung der Iris dasselbe noch” weiter machen könnte, auch nie so, wie man sie durch Atropin sieht. Ueber Bindegewebe. Von Professor €, Bruch in Basel. Die Frage nach der Structur und Bedeutung des Bindegewebes, ie nun schon über ein Decennium auf der histologischen Tagesordnung steht und schon so oft eine endgültige Lösung erhalten zu haben schien, hauptsächlich dadurch eine verwickelte geworden, dass man das- elbe in neuerer Zeit mit anderen Geweben, namentlich dem Knorpel nd Knochen, in eine nähere Beziehung gebracht, ja geradezu von iner Identität derselben gesprochen hat. Denjenigen, welche den Ver- jandlungen darüber mit Aufmerksamkeit gefolgt sind, kann es nicht tgangen sein, dass die meisten Schriftsteller seit ‘Schwann von der achtung des fertigen Gewebes ausgegangen sind und die embryo- en Thatsachen entweder ganz bei Seite gelassen oder mehr als Neben- elfe bereits anderweitig gewonnener Ansichten benutzt haben. Es ' mehrfach ein Bestreben hervorgetreten, aus einzelnen mikroskopi- >n, chemischen und selbst mechanischen Merkmalen, Reactionen - ıd Handgriffen weitgreifende Schlussfolgerungen zu ziehen und so chsam mit einem Sprunge über die in der Natur des Gegenstandes gründeten Schwierigkeiten hinwegzukommen.. Manche Punkte von tergeordneter Bedeutung sind durch die Polemik unverhältnissmässig den Vordergrund gezogen worden, ja man hat keineswegs überall ® ursprünglichen Ausgangspunkte im Auge behalten, längstgekannte je als neu und manche Autoren für Ansichten eitirt, die sie in lichkeit niemals vertreten haben. So ist es nicht zu verwundern, dass Ansichten zu Tage getreten 1, die füglich nicht weiter auseinander gehen konnten, von der ‚Schwann’schen Zellenmetamorphose bis zu derjenigen, welche «dem Binde- ebe den Charakter eines «Gewebes» im Sinne der Zellenlehre ganz sprach. Nur über einen Punkt, nämlich über die Zeilennatur der so- Zeitschr. {, wissensch. Zoologie. VI. Ba. 10 146 genannten Kernfasern, ist man, nachdem zuerst Reichert }), in neuester Zeit Virchow und Donders dieselbe vertheidigt haben, zu einer höchst erfreulichen Einigung gelangt und damit, dem Charakter unserer gegen- wärtigen Epoche entsprechend, zu den einfacheren Schwann’schen Prin- eipien zurückgekehrt. Nicht so glücklich sind die Versuche ausgefallen, das eigentliche Bindegewebe, d. h. dasjenige, was nach Abzug der elastischen und Kernfasern in den sogenannten Bindegewebsformatio- nen übrig”bleibt, zu charakterisiren, und es ist namentlich die neueste | Definition zuletzt bei einer Verallgemeinerung stehen geblieben, die weitere Aufschlüsse wünschenswerth macht. Alle Beobachter seit Schwann haben übereinstimmend im fötalen Bindegewebe Zellengebilde und eine mehr oder minder mächtige Inter- cellularsubstanz angegeben; sie gehen aber auseinander in Bezug auf den Antheil, den sie diesen beiden Factoren an der Constituirung des fertigen Gewebes einräumen. Schwann war die gallertige Zwischen- substanz gewöhnliches Cytoblastem, welches von den Zellen, aus wel- chen er sowohl die Bindegewebs- als die elastischen Fasern entstehen läst, nach und nach aufgezehrt wird. Henle richtete sein Augenmerk auf die dem Bindegewebe fast überall beigemischten, von Gerber ent- deckten und sogenannten Kernfasern; er kennt keine spindelförmigen und Büschelzellen 2), wie sie Schwann beschrieb; die Kerne der an- fänglichen Zellen würden zu Kernfasern, ehe die Zellen zu einer voll- ständigen Ausbildung gelangen; die Fibrillen und Bündel des Binde- gewebes entstehen durch eine directe Zerfaserung der Zwischensubstanz, welche sich Henle aus verschmolzenen Zellenreihen entstanden denkt, denen die Kernfasern aussen aufliegen. Die Schwierigkeit dieser Darstellung verhehlte sich Henle nicht ®), namentlich hinsichtlich der Spiralfasern, die mehrere Bündel und Kernfasern umwickeln; aueh traf er Kerne, «welche noch einen Kern mit Kernkörperchen ein- schlossen». Bei Henle's Nachfolgern und namentlich bei den pathole: gischen Histologen, die sich ihm vorzugsweise anschlossen, wurde die Auffassung sehr bald eine entschiedenere; die sich zerfasernde Zwischen- substanz, die nach Henle wenigstens potentia verschmolzenen Zell- membranen entsprechen sollte, wird schlechtweg Blastem, Intercellular- substanz, geronnener Faserstoff u. s. f. genannt *), und Vogel behauptete zuerst eine Faserung derselben ohne Betheiligung von Zellen und selbst Kernen; daneben wird aber auch mit Einstimmigkeit eine Faserbildung 1) Vergleichende Unters. S. 147 und schon früher im Jahresb. für 4841. CXCV. *) Allgem. Anat. S. 379. °) Ebend. $. 198 und 501. ; *) S. meine frühere Darstellung: Diagnose der bösartigen Geschwülste. $. 289 17 n 147 bildungen statuirt, an welcher andere, mehr physiologische Histologen vorzugsweise festhalten. Vermittelnd, wie es schien, liess Reichert die ‚eigentliche Bindegewebssubstanz aus einer Verschmelzung der Zellen ‚(sammt den Kernen) mit der Intercellularsubstanz, die Kernfasern aber aus besonderen Zellen hervorgehen; er regte aber Alle gegen sich auf, in- em er die nachträgliche Zerfaserung des so entstandenen (secundären) stems läugnete, — eine Behauptung, die allerdings nicht die Grund- frage des Bindegewebes ausmachten, die aber vollkommen geeignet war, die Gültigkeit unserer optischen Wahrnehmungen überhaupt in age zu stellen, und daher die angebahnte Verständigung aufs Neue Lerriss. nn richtete später seine Aufmerksanıkeit auf Reichert’s allgemeine histologische Anschauung, namentlich auf die Aehnlichkeit ind Uebergänge zwischen Knorpel- und Bindegewebe, und es musste wohl als ein sehr glücklicher Griff erscheinen, als er das letztere hlechtweg «als Intercellularsubstanz, die je nach Umständen homogen der faserig sein könne», wie es von der Grundsubstanz der Knorpel, r ächten sowohl als der sogenannten Faserknorpel, hinreichend be- annt ist, die darin enthaltenen Zellengebilde aber als Elemente des lastischen Gewebes und weiterhin als Analoga der Knorpelzellen auf- isste, eine Analogie, die von ihm dann weiter auch auf den Knochen üsgedehnt und seitdem bereits mehrfach auf pathologische Processe gewendet wurde. Die Einfachheit und Eleganz dieser Formulirung !) ihrer Anwendung auf einem so umfangreichen Gewebscomplex, der ache continuirliche Zusammenhang derselben (Reichert’s Continuitäts- etz), vergleichende anatomische Thatsachen, die Vielen beifallen sten (Stellvertretungen dieser Gewebe, Homologien nach Owen), ungen genug, und es fehlte somit nur der einzige, freilich allein dgültig entscheidende, histogenetische Nachweis. Virchow selbst schei- ziemlich frühe, mitten in dem raschen Ausbau seiner Theorie, Zweifel - die empirischen Grundlagen derselben aufgestiegen zu sein, die anderen Forschern um so weniger ausbleiben konnten. Kölliker beirat wohl unter diesen Umständen den richtigen Weg, em er auf den Embryo zurückging, und hier, gewiss merkwürdig g, zu Resultaten gelangte, die ihn bestimmten, im Wesentlichen, atlich für das sogenannte geformte Bindegewebe, zu den Schwann’- Anschauungen zurückzukehren, von denen sich allerdings gerade $ am wenigsten weit entfernt hatte. Nur ein Theil der spindel- nigen Zellen, die alle Embryologen beschrieben haben, werden nach ı zu elastischen Fasern, bei weitem den grössten Theil der Spindel- 1 Büschelzellen bildet Bindegewebe, in den Sehnen sogar «ohne _ Würzb. Verhandl. Bd, II, 8. 156. 10 * 148 nachweisbare Verbindungssubstanz» *). Ist dies richtig, so könnte es nicht als eine glückliche Auskunft betrachtet werden, wenn Vir- chow?) an die Stelle des « vielleicht präjudicirlichen» Ausdrucks Inter- cellularsubstänz eine Grundsubstanz unbestimmter Art setzt, von der er es dahin gestellt lässt, ob sie aus Zellen hervorgehe oder nicht. In dieser Allgemeinheit lässt sich die Definition ohne Zwang auf Ge- webe der verschiedensten Art, namentlich embryonale, anwenden, indem män sein Augenmerk auf einzelne Zellengebilde richtet, die zwischen anderen Geweben oder Substanzen eingebettet sind (graue Gehirnsubstanz, Leber, Gefässdrüsen u. s. w.). Die Theorie legt in ihrem positiven Theil allen Nachdruck auf die Zellennatur der Kern- fasern, die bereits von allen Seiten zugegeben ist, und lässt uns über die Bedeutung des eigentlichen Bindegewebes fortwährend in Ungewiss- heit. Wie man sich von der Uebereinstimmuog desselben mit der Intercellularsubstanz der Knorpel und Knochen überzeugen soll, bevor jene Grundfrage beantwortet ist, ist nicht wohl einzusehen. Die Frage nach der Entstehung des Bindegewebes scheint mir vielmehr noch immer den eigentlichen Kern und Angelpunkt der Bindegewebsfrage auszumachen und ich glaube nicht, dass wir weiter kommen werden, bevor darüber umfassender angestellte und durchgeführte Untersuchun- gen vorliegen. Was ich in dieser Sache mitzutheilen habe, sind ältere und neuere Erfahrungen, die ich noch keineswegs als abgeschlossen an- sehe, die mir aber geeignet scheinen, den Gegenstand seiner Er- ledigung einen Schritt näher zu bringen. Ich erkläre von vornherein, dass es nicht entfernt meine Absicht ist, den bereits bestehenden Theo- rien eine weitere anfügen zu wollen; auch scheint mir das Bedürfniss keineswegs, eine Theorie zu besitzen, welche die vorhandenen That- sachen befriedigend erklärt, und die stets desto geringere Schwierig- keiten hat, mit je weniger Thatsachen man vertraut ist; sondern es handelt sich um eine vollständigere, durch die Thier- reihe sowohl als durch die verschiedenen Lebensalter durchgeführte Entwicklungsgeschichte der thierischen Ge- webe, als sie bisher angestrebt wurde, bei deren Verfolgung sich nicht sowohl eine Theorie, als der Sachverhalt ergeben dürfte. Nicht nur erklären sich bei einem solchen Verfahren auf einfache Weise zahlreiche Widersprüche zwischen Schriftstellern, an deren Wahrheits- liebe oder Beobachtungsgabe man nicht zweifeln kann; sondern es öffnet sich auch für die richtige Auffassung und Deutung der fertigen Gewebe der sicherste Zugang. Schon Schwann baut sein histologi- !) A. a. O., Bd. Ill, S. 4. Gewebelehre, S. 54, 58. 2) Archiv. Bd. V, S. 591. Würzb. Verhandl. Bd. III, S. V. 149 sches System nicht auf die Verschiedenheiten der empirischen Gewebe der Erwachsenen, sondern auf die Entwicklungsgeschichte und nach n Versuchen und Controversen der letzten 45 Jahre scheint die wann’sche Classification noch immer die brauchbarste, wenn sie in einzelnen Punkten einer Verbesserung fähig ist. Erinnert man ‚ dass die verschiedenartigsten Gewebe aus den gleichen Uranfängen orgehen und sich auf ein allenthalben gleichmässig beschaffenes gewebe (von Baer’s Bildungsgewebe) zurückführen lassen, so wird man selbst die hervorstechendsten physikalischen und chemischen Eigen- en der sogenannten specifischen Gewebe nur mit einer gewissen icht zu ihrer Classification benutzen. Erwägt ınan ferner, dass iewebe auf den verschiedensten Entwicklungsstufen stehen bleiben önnen und sogar im Erwachsenen vielfach noch mit dem fötalen Cha- er gefunden werden, und dass dies namentlich an den Gränz- bieten morphologisch differenter Gewebe ziemlich gewöhnlich ist, Kölliker und ich unabhängig von einander an mehreren Stellen rvorgeboben haben, so wird man auf die stets sich wiederholenden jersuche, nach einzelnen Charakteren Gewebe zu vereinigen und an- zu trennen, kein zu grosses Gewicht legen und es, in Ermange- Bider histologischen Thatsachen, lieber vorziehen, sie einfach nach n localen Eigenschaften zu beschreiben. 5 solche fötale Gewebe des Erwachsenen sind bean früher ‚ Remak die von ihm entdeckten grauen Elemente zwischen Nerven- ngen angesprochen worden, deren nervöse Structur wohl ich gesichert sein dürfte, nachdem gezeigt wurde, dass manche venäste ausschliesslich daraus bestehen, wie ich 1) ebenfalls früher b, und Henle?) einige darauf bezügliche Einwendungen zurück- nommen hat. In gewisser Beziehung können dahin die permanenten »l der höheren Thiere gezählt werden, die nach meiner Darstel- ‚als verhältnissmässig geringfügige in den einzelnen Thierclassen, ind selbst Individuen vielfachen Modificationen unterworfene Reste ; ursprünglichen Primordial- oder Knorpelskeletts anzusehen sind, ;sen Permanenz bei niederen Wirbelthieren in der Regel mit einer 1 Eotwicklungsstufe seiner Elementartheile einhergeht. Als ent- unentwickelte Gewebe bezeichnen Kölliker *) und Gerlach ®) ow’sche Schleiimgewebe, namentlich die Wharton’sche Sulze e Zeitschr. Bd. I, S. 174. ! esber. f. 4849, S. 42; 1850, S. 44. Beiträge zur Entwicklungsgeschichte des Knochensystems. Abgedruckt im 2. Bande der Denkschriften der Schweizerischen naturforsch. Gesellschaft. 1852, S. 72 If. ') Verhandl. a. a. 0. S. 4. Gewebelehre, $. 58. Gewebelehre. 2. Aufl. S. 77 150 und den Nabelstrang, ferner Ersterer *) gewisse Gränzgebiete des Knorpelgewebes, auf die ich?) ebenfalls aufmerksam gemacht habe; desgleichen das Gewebe der Cornea: und von den peripherischen Nervenendigungen habe ich 3) angegeben, dass sie im Periost und im Mesenterium durch die aufsitzenden Kerne, ihre Feinheit und Homoge- nität Gapillargefässen und Kernfasern ähnlich werden. Dieser bleibend fötale Charakter mancher Gewebe an gewissen Stellen ist zu unterscheiden von der regressiven Metamorphose, welche manche fötale Organe und Gewebe in späteren Lebensaltern erleiden (Nebennieren, Thymus, Schilddrüse, Nebeneierstock, männliche Brust- drüse, Ductus arteriosus u. s. w.), und namentlich ist von der in neuerer Zeit so sehr in Anspruch genommenen fettigen Metamorphose an den oben genannten Elementartheilen keine Spur zu sehen; ja ich halte es möglich, dass solche fütale Formen ihre weitere Entwicklungsfähigkeit sehr lange bewahren und unter begünstigendei Umständen vielleicht noch später bethätigen können. Schon in der fötalen Entwicklungs- geschichte ist der Unterschied der Zeit, welchen einzelne Organe zu ihrer Entwicklung bedürfen, sehr auffallend. Nicht nur findet eine gewisse Reihenfolge in der histologischen Differenzirung statt, sondern es bedarf die Entwicklung der einzelnen Gewebe eine absolut ver- schiedene Zeitdauer, ja sie geschieht nicht selten in deutlichen Ab- sätzen, stossweise mit dazwischen liegenden Perioden des Stillstandes, wie es auch bei der Entwicklung des Fötus und neugeborenen Kindes im Grossen deutlich ist. Der Zeitpunkt, in welchem eine Stelle zur Entwicklung gelingt, infuirt ferner auf den Bildungsmodus selbst und es kann daher ein und dasselbe Gewebe zu verschiedenen Zeiten sehr abweichende Charaktere darbieten. So metamorphosirt sich, um einige Beispiele anzuführen, der Knorpel, eines der frühesten Gewebe, so zu sagen Zeitlebens, und ein Theil davon verknöchert erst im höchsten - Alter, wobei wegen der inzwischen stattgefundenen Metamorphosen (Verdiekungsschichten, spontane Vermehrung der Zellen) ganz andere Formen resultiren, als bei der fötalen Verknöcherung. Das elastische Gewebe entwickelt sich, wie schon Kölliker *) sehr richtig bemerkte, nicht nur viel später als das eigentliche Bindegewebe, sondern man trifft z. B. das Ligamentum nuchae von Rinderfötus der verschieden- sten Grösse auf derselben Stufe, bis gegen das Ende des Fötallebens ein rascher Impuls die Vollendung der unreifen Elemente zu beschleu- nigen scheint. Aehnliches glaube ich im Muskelsystem beobachtet zu !) Würzburg. Verhandl. $. 5. Gewebelehre, S. 50. 2) A. a. ©. S. 87, 162 ®) Ebenda, 8. 95. *) Ebenda, $. 89 151 - haben, ‚wo die Metamorphose in verschiedenen Perioden nicht nur eine ungleich rasche, sondern eine wesentlich verschiedene zu sein scheint. Genauere Mittheilungen darüber muss ich mir vorbebalten; das Be- _ merkte mag jedoch genügen, um einige dem vorliegenden Gegenstande selbst angehörige Beispiele der Beurtheilung näher zu bringen. Was meine dermalige allgemeinere Auffassung der Bindegewebs- substanzen betriffi, so muss ich erklären, dass sich dieselbe in den sieben Jahren, die seit meinem ersten Votum in dieser Sache ver- ossen sind, keineswegs so erheblich geändert hat, als man nach der ielseitigen Behendlung des Gegenstandes in dieger Zeit vielleicht er- en könnte. Ich. glaube zunächst noch immer an eine directe Zerfaserung eines festen, formlosen Blastems, durch blosse J)ehiscenz, ohne alle Betheiligung von Zellen, oder präciser usgedrückt, an eine faserige Form der Intercellularsubstanz; ber ich bin mehr als jemals überzeugt, dass nicht alle Ge- lde, die man zum Bindegewebe zu rechnen pflegt, auf diese Weise entstehen. Fast alle der darüber aufgestellten Theo- rien lassen sich mit Rücksicht auf ganz bestimmte Objecte verthei- ‚aber keine einzige hat den Reichthum der thatsächlichen Bil- ngsvorgänge hoch genug angeschlagen, und manche Theorie würde veder nicht so unbedenklich hingestellt oder später, auf den ersten Widerspruch hin, nicht so plötzlich verlassen oder modißeirt worden sin, wenn ihre Urheber sich mehr wit der Erforschung der Detail- verhältnisse beschäftigt hätten. Wenn ich von pathologischen Geweben ehe, worüber ich mich bereits vielfach geäussert, so scheint mir, inter den normalen Bildungen, die aus einer Zerfaserung wahrer Inter- ellularsubstanz hervorgehen, ausser den sogenannten Faserknorpeln, ovon ich ebeufalls bereits früher gehandelt *), das Gewebe des Nabel- ges und theilweise der Wharton’schen Sulze die sichersten Belege iefern. Hier kann man sich überzeugen, dass das Schwann’sche ertige Cytoblastem nicht schwindet, sondern vielmehr ‚während zunimmt, durch diese Zunahme die Zellen- Jilde auseinander treibt und schliesslich eine deutliche treifung, Spaltung und Faserung nach der Längsrichtung os Nabelstranges zeigt. Hier wäre demnach die Aehnlichkeit mit Knorpeln sehr beträchtlich; denn von einer Zellenmetamorphose, dieser Faserung zu Grunde läge, ist von beiden Seiten nicht das sie zu sehen. Zwar besitzen die steifen Fibern ächter Kuorpel ig ein sonderbar varicöses Aussehen, wodurch sie mit Kernfasern ® Aehnlichkeit haben, und solche Bilder mögen vielleicht Donders nnahme eines Zellengelüges veranlasst haben; allein diese Zellen M) Beiträge, S. 20, 84. 152 sind niemals isolirt darzustellen und müssten überdies von einer Klein- heit sein, die mit den gewöhnlichen Maassen der thierischen Elementar- theile in keinem Verhältniss wäre. Die Verschiedenheit des Nabel- stranges vom Knorpelgewebe liegt vielmehr, abgesehen von dem che- mischen Charakter, in der Weichheit der Intercellularsubstanz, in der viel regelmässigern und gleichmässigern Faserung, und in der ab- weichenden Metamorphose der von der Intercellularsubstanz umhüllten Zellengebilde, sämmtlich Punkte, in welchen sich der Nabelstrang viel- mehr‘ dem Bindegewebe anschliesst. Virchow hat zwar auf Grund der chemischen Reaction gerade das Gewebe des Nabelstranges vom Binde- gewebe getrennt und mit anderen Zellengeweben unter einer neuen Rubrik «Schleimgewebe» vereinigt. Allein kein embryonales Binde- gewebe gibt bekanntlich Leim, wie schon Schwann gezeigt hat, und es könnte leicht sein, dass bei Verfolgung der successiven Entwick- lungsstufen die ‚sogenannten Schleimgewebe den Leimgeweben näher gestellt würden, als manche leimgebende unter einander. Ich habe schon früher *) hervorgehoben, dass sogar der Unterschied der eiweiss- und leimgebenden Fasergebilde sehr wahrscheinlich auf einer ver- schiedenen Entwickelungsstufe beruhe, was auch mit dem mehr ‘oder weniger ausgesprochenen Grade der Faserung übereinstimmen würde. Selbst für den Chemiker scheint es mir eine fruchtbarere Auffassung, wenn er die verschiedenen Reactionen thierischer Gewebe als ineinander übergehende Producte des Stoffwechsels und Wachsthums in gewissen Reihen gleichsam hintereinander kennen lernt, als wenn er sie gleich den Reactionen der unorganischen Elementarstoffe und Verbin- dungen in ontologischer Weise nebeneinander stellt. Die planmässige Verfolgung solcher chemischer Entwicklungsreihen an bestimmten Ge- weben scheint mir eine der dringendsten und dankbarsten Aufgaben der physiologischen Chemie. Bis aber in dieser Beziehung etwas mehr - vorliegt, als ganz unzusammenhängende und planlose Analysen, scheint es mir gerathen, sich bei einer Eintheilung der thierischen Gewebe vorzugsweise ihrer morphologischen Charaktere zu bedienen, welche einer viel geringern Missdeutung fähig und weniger auffallenden Wech- £ Ki En > -seln unterworfen sind, als ihre chemischen Eigenschaften bei dem der- maligen Standpunkt unseres Wissens zu sein scheinen. An anderen Stellen des embryonalen und erwachsenen Körpers lässt sich ein direeter Ursprung des Fasergewebes, durch Dehiscenz einer formlosen Intercellularsubstanz, wegen der dichtern Anhäufung der Zellengebinde, wegen der raschern Entwicklung derselben und der Vermischung verschiedener Gewebe, wovon unten das Nähere folgen wird, nicht so leicht nachweisen, als im Nabelstrang, doch !) Diagnose, $. 29, 226 153 dürften sich die übrigen Gallertgewebe, als Vorläufer‘ des sogenannten lockern oder formlosen Bindegewebes, zunächst darzubieten, und selbst in dem sogenannten geformten Bindegewebe glaubte ich vielfach eine seceundäre Zunabme der Intercellularsubstanz wahrzunehmen, doch ist es ausserordentlich schwer, über ihren Antheil an der Faser- bildung direct ins Klare zu kommen. ‘In manchen Fällen hat es mir ‚geschienen, als erfolge die Ansammlung der Zwischensubstanz zwi- schen bereits vorhandenen Fibrillen, die nun fester als vorher zusammenhalten. Auch scheint dieselbe in gewissen Intervallen und von gewissen Centren aus vorzugsweise zu geschehen, wodurch ältere und neuere Formationen miteinander gemischt und verbunden werden ‚und mannichfache lamellöse, alveoläre und andere Texturen entstehen, e man schon lange dem Bindegewebe zugeschrieben hat und deren ‚ich bereits früher ?) in normalen sowohl als in pathologischen Geweben acht habe. Da es mir jedoch an diesem Orte um keine dogmati- sche Darstellung, sondern um die Aufstellung gesicherter, leitender esichtspunkte zu thun ist, so verzichte ich auf den: Versuch, die Ge- setze der Bildung für jede einzelne Bindegewebsformation in: ähnlicher Weise zu formuliren, wie ich es früher für das Knorpel- und Knochen- gewebe versucht habe. Ich wende mich vielmehr zu weiteren Gesichts- punkten, indem ich nur die Grenzen abzustecken suche, bis wohin "einzelne zu verfolgen sein könnte. - Ganz ähnliche Bilder, wie in der Wharton’schen Sulze, erhält man auch in Geweben, welche ganz unzweifelhaft nicht aus Inter- eellularsubstanz, sondern aus verschmolzenen Zellen her- orgegangen sind, und sie finden sich, um ein ebenso schlagendes eispiel anzuführen, in der erwünschtesten Nähe, nämlich in den Ei- häuten. Das Wesentliche einer grössern Untersuchungsreihe, die ich ganz’ zur Zeit meines Heidelberger Aufenthalis angestellt habe, ‚ dies, dass sowohl Amnion als Allantois ursprünglich einen lichen Zellenbau zeigen, dass die Contouren polyedri- cher Zellen aber ziemlich früh verschwinden, während die Kerne derselben sich länger erhalten (in der Allantois noch bei Schweinembryonen von 3—4" Länge, im Amnion noch bei Rinder- fötus von A”), dabei öfter etwas länglich werden, so wie urch das weitere Wachsthum der Membran beträchtlich ıseinander rücken und daher anscheinend spärlicher wer- n, ehe sie vollends verschwinden. In dieser vollkommen ho- genen, durchsichtigen und sehr dünnen Membran erscheinen feine, artige oder gekräuselte Fältehen, besonders beim Bewegen der- mn, in deren Richtung sich- die Membran auch mehr künstlich in N) Diagnose, S. 357, 363. Zeitschr. f. rat. Med. Bd. VII, 8. 379. 154 Streifen ünd Fasern zerlegen lässt, obgleich die Dehiscenz hier über ein gewisses Maass nie hinaus zu kommen scheint, wie es auch dem Lebensalter, welches sowohl die Eihäute als der Nabelstrang erreichen, entspricht. In ähnlicher Weise, wie die genannten Eitheile, verhält sich bei den Thieren, ‘wo sie längere Zeit persistirt, auch die Nabel- blase; das Chorion dagegen (die Zona pellucida des Säugethiereies) zeigt ein etwas abweichendes Verhalten, insofern ich vor der Zeit, wo die Zotten auftreten, niemals eine Structur und namentlich keinen Kern darin wahrgenommen habe, wohl aber beides nach und mit dem Auftreten der Zotten, die bekanntlich selbst ihren Ursprung vom Chorion nehmen, das sich in dieser Hinsicht mehr als wuchernde Blastemschicht, denn als Zellmembran verhält. Da über die Metamor- phosen der Eihäute, mit Ausnahme der allerersten Perioden, nur wenige Untersuchungen vorliegen und namentlich chronologische Data Manchem von Interesse sein werden, so lasse ich noch einige nähere Aufzeichnungen folgen. Im Nabelbläschen des Rindes, welches bekanntlich sehr früh unter- geht, ist zur Zeit, wo es zu schrumpfen anfängt, d. i. bei Embryonen von einigen Linien Länge, von einem Zellenbau nichts mehr zu sehen, der 'Kermnreichthum jedoch noch: gross, die Faltenbildung -schon sehr deutlich; die Allantois bei den gleichen Embryonen erscheint noch sehr deutlich aus breiten, an zwei Seiten zugespitzten Zellen zusammen- gesetzt, wie man öfter das Epithelium der Gefässe antriffl; dagegen ist sie bei 6” langen Embryonen schon ganz structurlos, dünn, mit wenigen Kernen besetzt, im Innern aber nun von einem schönen Pflasterepithelium ausgekleidet. Ein gleiches Pflasterepithelium kleidet frühzeitig auch das Amnion aus, in die noch einfache ungeschichtete Epidermis des Embryo continuirlich übergehend, während eine reich- liche geschichtete Zellenformation, ausgezeichnet durch grosse, bläschen- artige, in freiwilliger Vermehrung begrillene Kerne, einen äussern Ueberzug des Chorions und seiner Zöttchen bildet. — Vollkommen structurlos, mit sparsamen länglichen Kernen besetzt, in äusserst feine, gekräuselte Fältchen sich legend, die ein feingestricheltes Ansehen geben, stellt sich das Chorion an Kanincheneiern von Erbsengrösse dar, wo die Zottenbildung eben begonnen hat; von Innen schimmert die aus polyedrischen Zellen gebildete Keimhaut durch, aussen liegen die Zellen der wuchernden Epithelialschicht des Uterus auf. Ganz in ähnlicher Weise sind Hundeeier vom 22. Tage nach der Befruchtung beschaffen; solche vom 25. Tage, deren Embryo beiläufig 6” lang ist, zeigen am Chorion keine erhebliche Veränderung, höchstens die Zotten und deren Epithelialüberzug weiter ausgebildet, und im Innern derselben auf- tretende Kerngebilde; sehr deutlich sieht man noch «de. Zellenbau der Allantois, besonders an der Basis derselben, während die Nabelblase Et EN ne 155 und das Amnion schon ganz als structurlose Häute mit länglichen Ker- nen, innen von einem Pflasterepithel ausgekleidet, dastehen. Bei Hunde- eiern vom 40. Tag nach dem letzten Coitus erscheint die Zona noch _ _ ziemlich dick, doppelt contourirt, absolut structurlos und ohne Kern, im Innern aber die aus polyedrischen Zellen bestehende Keimhaut durchscheinend. — An einem menschlichen Ei von ungefähr 3" Durch- _ messer aus der Leiche einer an Miliartuberkulose gestorbenen 35jähri- gen, angeblich vor 40 Wochen zuletzt menstruirten Frau (das ich am 40. Juni 1854 nebst dem Uterus erhielt, und das überaus schön die Bildung der Decidua versinnlichte), fand sich ein structurloses, aber A undeutlich gefurchtes Chorion, hie und da, so wie in den Zotten, deut- F liche Kernbildungen. (Das Ei war jedoch offenbar in der Entwicklung jE Rirürkgehlieben, auch fand sich statt eines Embryo im Innern nur ein kleines, helles Bläschen an einem kurzen Stiele sitzend; an der Stelle des Amnion eine structurlose faltige Schicht, mit noch hie und da erkennbarem Zellenbau.) Ein normales taubeneigrosses Ei einer Frau, welche vor 6 Wochen zuletzt menstruirt war und vor 1 Tagen noch _ Andeutungen eines wässerigen Abganges bemerkt hatte (vom December 1849), zeigte ein schon sehr fasrig aussehendes Chorion mit vielen läng- ‚lichen Kernen darin; die Zotten zum Theil noch structurlos, in den ‚längeren aber ebenfalls, besonders an der Basis eine deutliche Fase- rung nit runden oder ovalen Kernen, in den grössten schon deutliche Gefässe und aussen ein schöner Epithelialüberzug. Bei menschlichen Eiern, deren Fötus 4” lang ist, haben Chorion und Amnion schon _ einen sehr bindegewebigen Charakter, wenn auch obne deutlich. iso- Jirte Fibrillen. — Bei 2 Tage bebrüteten Hühnchen endlich scheinen ‚die polyedrischen und elliptischen Zellen, aus welchen die Keimhaut sammengefügt ist, und die sich am zweiten Tag noch leicht von- nder trennen lassen, schon verschmelzen zu wollen, namentlich an ‚peripherischen 'Theilen. Das Amnion ist am sechsten Tag bereits ne structurlose Haut mit zerstreut stehenden kleinen Kernen, die röse Hülle am vierten Tag noch deutlich aus polyedrischen Zellen bildet; die Allantois des Hühnchens erscheint am siebenten Tag als & homogene faltige Haut mit rundlichen und ovalen Kernen, der ersack aber aus grossen pflasterförmigen Zellen und feinen Kernen Sammengesetzt. "Sehen wir ab von dem Chorion, dessen: Ursprung zweifelhaft einen kann, so haben wir am Amnion, an der serösen Hülle, an er Allantois und an der Nabelblase der Säugethiere und Vögel über- instimmend die Entwicklung einer structurlosen Haut aus flächenhaft ausgebreiteten Zellen, in ähnlicher Weise, wie. dies von den einfachen und sogar von geschichteten Epithelien (innere Wurzelscheide der Haare) hinreichend bekannt ist. Wir sehen aber 156 weiterhin in diesem secundären, membranartigen Blastem eine Tendenz zur Faltenbildung, Spaltung und Zerfaserung auftreten, die an die Bilder aus der Wharton’schen Sulze lebhaft erinnert. Das Gleiche gilt mehr oder weniger allgemein von einer Menge anderer Umhüllungsgewebe, die‘ von Reichert ausdrücklich zum Bindegewebe gezählt werden, obgleich sie in ihren morphologischen, chemischen und physikalischen Charakteren vielfache Unterschiede dar- bieten, wie die Kapseln der Pacini’schen Körperchen, die Membrana propria der Drüsen, die Scheide der Muskelprimitivbündel und. der Chorda dorsalis, die basement membrane der Schleimhäute, die Glas- häute u. a. m. Wir sind leider über die Entwicklung dieser ver- schiedenartigen Gebilde, so wie über ihre chemischen Charaktere, noch sehr unvollständig aufgeklärt; so viel ist aber sicher, dass bei einer solchen Ausdehnung des Begriffes auch ein Bindegewebe existirt, das aus verschmolzenen Zellen hervorgegangen ist und mit den vorigen, aus blosser Intercellularsubstanz entstandenen, nicht ohne Weiteres identisch gesetzt werden kann. Es liesse sich wohl annehmen, dass die sogenannte Streifung, Faltung oder Faserung, an welcher man bis- her das Bindegewebe hauptsächlich erkannte, an Blastemen der ver- schiedensten Art sowohl primären als secundären, namentlich weun sie in haut- oder schichtartigen Ausbreitungen vorkommen, auftreten können; allein einen bestimmten Gewebstypus erhält man damit nicht. Die Faserbildung erscheint dann als ein Attribut verschiedener Ge- webe, wie die Löcherbildung durch Dehiscenz, die Verhornung, Ver- fettung, Verirdung u. a. Man würde daraus, wie im Knorpel, auf ein gewisses Alter oder eine höhere Reife, nicht aber auf eine. Identität der betreilenden Gewebe schliessen können. Nur eine einzige Möglichkeit gibt es meines Erachtens, um so verschiedenartige Dinge, wie Wharton’sche Sulze, Eihäute, Grund- substanz ‘der Knorpel u. s. w., unter einen gemeinsamen histogeneti- schen Gesichtspunkt zu bringen, wenn es nämlich gelänge, Alles, was wir jetzt Blastem, Grund- oder Intercellularsubstanz zu nennen ge- wohnt waren, als Zellenproduct, als eine Ausscheidung der Zellen, als Extracellularsubstanz (Kölliker) nachzuweisen. Dass strueturlose Membranen sich direct aus dem Blasteme, scheidenartig um vorhandene Zellencomplexe (also präsumtiv als Ausscheidung der letzteren) bilden können, ist zuerst von Baer für die Chorda dorsalis angegeben und von Kölliker *) und mir?) genauer verfolgt worden. Etwas ganz Aehnliches beschrieb ich ?) als primitives, der secundären ) Mikroskop. Anat. Bd. II, S. 348. IR: OS 3)rA.18.'0: S. #7, Taf. IE Fig. 4 02,4, 8; 157 Knochenauflagerung vorausgehendes Perichondrium bei den Vögeln und Amphibien. Den gleichen Vorgang hat Kölliker *) für die Membrana propria der Drüsen (Nierenkanälchen) für die Knochenkapsel, Mem- brana Demoursii, u. a. in Anspruch genommen, die Grundsubstanz des Knorpels und Knochens aber ausgeschlossen. Ich selbst besitze die bestimmtesten Aufzeichnungen darüber, dass beim Menschen und Rinde die Hoden und Nierenkanälchen anfangs aus soliden Zellenmassen bestehen, auf deren Aussenfläche die eigentliche Drüsenhaut secundär, von Anfang als structurlose und kernlose, anfangs sehr dünne Blastem- schicht erscheint. In meinem Tagebuche ist dazu unter dem 24. Juni 41850 bemerkt, «dass man nicht sehe, woher sine Scheide komme, dass sie keinen Zellenbau noch aufsitzende Kerne zeige, dass die "Schläuche anfangs enger, später weiter sind, dass sie ähnlich der Scheide der Chorda dorsalis zu entstehen scheinen». Spindelförmige Körper, die zuweilen den Harnkanälen aussen aufsitzen, gehören, wie ich mir bemerkte, dem interstitiellen Parenchyme an. Hie und da kommt es vor, dass der zellenreiche Inhalt der Kanäle sich von der "Wand zurückzieht, wo dann die Selbständigkeit und Structurlosigkeit ‚der letzteren klar wird; in anderen Fällen kann man sie durch Wasser- zusatz entfernen und namentlich anfangs, wo sie noch dünn und zart ist, zu einem grossen Volumen ausdehnen. Die Bildung der Hoden- kanäle beginnt bei Rindsfötus von 4” Länge, die der Nierenkanäle schon früher, und zwar als anfangs sehr kurze, verhältnissmässig weite, runde oder ovale Gruppen, Haufen und Cylinder von Bildungszellen, die sich anfangs leicht voneinander drücken lassen, mit der Aus- "bildung der Scheiden fester zusammenhalten und mit denselben in die Länge wachsen, an den Enden aber längere Zeit, ähnlich der Chorda, das indifferente Bildungsgewebe continuirlich übergehen. Mit der Verbreiterung dieser Schläuche, die anfangs an verschiedenen Stellen ingleich dick, von varicösem Ansehen sind, bildet sich erst eine innere Höhle, während die Zellen sich epitheliumartig auf der Wand aus- eiten. Die Glomeruli sieht man schon sehr frühe vollkommen aus- gebildet und mit den Enden der Harnkanäle in Verbindung treten. Schon jei 4” langen Rindsfötus erscheinen die schlingenbildenden Gefässe als uctürlose Röhren mit aufsitzenden Kernen, aber von beträchtlicher 2. Sehr bald beobachtet man den deutlichsten Zusammenhang en Harnkanälen und Glomeruli, die ich in der Regel endständig, elnen Fällen aber auch wandständig aufsitzen sah, und schon seit eren Jahren habe ich frische menschliche und Säugethierembryonen ‚der ersten Hälfte des Fötallebens zur Demonstration dieses Ver- sses benutzt, welche hier mit gar keiner Schwierigkeit verknüpft i ") Gewebelehre, $. 33. 158 ist, Im Allgemeinen sind die Nieren- und Hodenkanäle schon früh sehr weit und wachsen schon in der spätern Zeit des Fötallebens viel weniger in die Breite, als in die Länge, wodurch nach und nach zahl- reiche Windungen entstehen, von denen anfangs nichts zu sehen ist. Es kann jedoch auch in späterer Zeit ein beträchtliches Diekenwachsthum dieser Kanäle stattfinden, bis zur Dicke der Zona pellueida' des Säuge- thiereies, wie ich einigemal in Bright’schen Nieren des Menschen beob- achtete. Noch bei 8” langen Rindsfötus sind die Harnkanäle von sehr verschiedener Weite und stellenweise mit varicösen Ausbuchtungen (Knospen?) versehen, die man später nicht mehr trifft. Anastomosen und Theilungen sind bei mehrzölligen Embryonen nicht selten, oft mehrfach in demselben Sehfelde. Ein- Fall von &” langen Zwillingen verschiedenen Geschlechts gab mir die Gelegenheit (beim Rinde) zu beobachten, dass die männliche Geschlechtsdrüse sich früher differen- ziet und als solche histologisch zu erkennen ist, als die weibliche, die noch fast ganz aus indifferentem Bildungsgewebe mit Gefässen bestand. in den Nebennieren dieser beiden Exemplare fanden sich in Form von Acini zusammenliegende Zellen, ohne umhüllende Drüsenmembran, in ein sehr blutreiches und entwickeltes Parenchym eingebettet. — We- niger zustimmend, als hinsichtlich der Hoden und Nieren, kann ich mich über die Wolf’schen Körper aussprechen, obgleich ich diesen eine be- sondere Aufmerksamkeit geschenkt. Bei &—3” langen Rindsembryonen (von der Grösse einer Waldameise), wo die Wolf’schen Körper schon kurze, einfach gewundene Schläuche zu beiden Seiten der Wirbelsäule darstellen, fallen ihre sehr scharfen Contouren auf, auch trennen sich beim Drucke die Zellenmassen, aus welchen sie bestehen, nicht in $ ihre Bestandtheile, sondern bleiben schlauchweise beisammen; ihre Lumina sind schon sehr deutlich, eine umschliessende Drüsenmembran vermochte ich jedoch nicht darzustellen. Bei 6" langen Embryonen sah ich dagegen schon eine distinete, structurlose Membran, mit einem einfachen Epithel ausgekleidet, auch die Glomeruli bereits entwickelt und in deutlicher Verbindung mit den Kanälen; die Windungen waren zahlreicher geworden, die Aehnlichkeit mit Harnkanälen vollständig, die structurlose Haut jedoch dicker und namentlich das polyedrische Pflasterepithelium von ausserordentlicher Schönheit. Wenn diese Wahr- nehmungen sich auch mit der Annahme von Kölliker vereinigen lassen, so muss ich doch bemerken, dass ich Notizen und Zeichnungen von sehr jungen Hundeembryonen (vom 25. Tage nach der Befruchtung) besitze, wonach die Scheide selbst aus sehr schönen polyedrischen Zellen zu- sammengesetzt erschien, von welchen sich der dunkle, körnige Inhalt zurückgezogen hatte. Ich habe mir dazu die Bemerkung gemacht, ob vielleicht die Bildung der primären Organe (ähnlich den Eihäuten) eine” andere sein möge, als die der seeundären? Auf keinen Fall kann ich 159 mich hinsichtlich der Wolf’schen Körper ganz positiv ausdrücken, ob- gleich es möglich ist, dass bei diesen jüngsten Embryonen die eigent- liche Scheide noch gar nicht gebildet war. Aehnliche Wahrnehmungen, wie an röhrigen, machte ich auch an häutigen Drüsen, namentlich an den Lungen und den Thymus, deren erste Anlagen denen der trau- gesen Drüsen vollkommen gleichen. An beiden Drüsen findet man noch bei mehrzölligen Fötus solide Zellengruppen oder Acini, die wie 'Kuospen an den zum Theil noch ebenfalls soliden Adhärenzen sitzen, Bin derselben structurlosen Membran umkleidet, die besonders durch "Kali deutlich wird,‘ bei 6” langen Embryonen aber noch vermisst wird, gleich die Acmi schon kenntlich sind und auch schon eine Andeu- tung der Pleura vorhanden ist. Dagegen schien mir bei 4%,” langen ötus die structurlose Membran, sowohl der Lungen als der Thymus auf- itzende, kleine längliche Kerne zu geben, deren Ursprung mir zweifel- aft blieb. Vollkommen sicher ist daher nur, dass die structurlose embran der Drüsen in sehr früher Zeit schon vollkommen fertig gebildet ist und dass die späteren Acini der Drü- en, namentlich auch die sogenannten Drüsenbläschen, auf (einen Fall unmittelbar aus verschmolzenen Zellen, son- lern vielmehr secundär durch Wachsthum und Ausbuch- ing der Membrana propria entstehen). Ob jedoch die letztere in ihrer allerersten Anlage nicht aus verschmolzenen Zellen entstehen ‘önne, scheint mir noch weiterer Untersuchung bedürftig. Nicht weniger zweifelhaft muss ich mich über einige andere, der isenmembran ähnliche Bildungen aussprechen. Von der basement jembrane der Engländer, welche sich an der Oberfläche fast aller e als Unterlage des Epitheliums, so wie an der Zahnpulpe (Mem- a praeformativa) findet, wohin ich auch die von mir?) im Auge 5 Menschen und mehrerer Säugethiere beschriebene mikroskopische lembran ziehe, glaube ich der eingebetteten, ziemlich zahlreichen ferne wegen eine Verschmelzung von Zellen annehmen zu müssen, ıd bei den letzteren direet erkannt zu haben. Eher wäre ich nach eren Erfahrungen geneigt, die Scheide der erwachsenen Primitiv- üskelbündel für eine secundäre Bildung zu halten, wenigstens ist sie einem gewissen Zeitpunkt niemals isolirt darzustellen und mit einer ilung der Primitivbündel, die ich in den Bauchmuskeln bei mehr- gen Rinderfötus gesehen zu haben glaube, nicht wohl vereinbarlich. ') Dieses Wachsthum der Drüsenmembran hat seine Grenzen; sie verdünnt sich und geht verloren, wenn die Sprossenbildung sehr weit geht oder sich in einzelne Zellen auflöst (Leber und theilweise Lungen der höhern Wirbelthiere). #) Unters. zur Kenntniss des körnigen Pigments. 1844, 8.6 160 Was die Eihäute betrifft, so würde sich das Chorion (die Zona pellueida des Säugethiereies) ziemlich leicht als Extracellularsubstanz annehmen lassen, dagegen scheinen mir bei den übrigen Eihäuten (Amnion, Allan- tois, Nabelblase) grosse Schwierigkeiten im Wege zu sein. Zwar habe ich *) schon früher in der Keimhaut des Hundeeies das Auftreten einer Intercellularsubstanz beschrieben, mit welcher später die Zellen zu ver- schmelzen scheinen, nachdem noch eine theilweise Vermehrung der- selben stattgefunden; auch finde ich,in meinen Aufzeichnungen von anderen Eihäuten wiederholt bemerkt, dass es geschienen habe, als seien die Zellen durch eine durchsichtige feste Bindesubstanz mit- einander verbunden und nach aussen davon überkleidet; und ferner findet man sowohl Allantois, als Amnion und die Nabelblase sehr früh schon von einem schönen Pflasterepithel ausgekleidet, welches zu Ver- wechslung mit einem primären Zellenbau der Häute selbst Veranlassung geben könnte. Allein zu einer andern als der oben gegebenen Dar- stellung scheinen mir dermalen weder eigene noch fremde Erfahrungen zu berechtigen. Den Knorpel endlich hat bereits Remak?) benutzt, um seine Ansicht zu begründen, dass alle thierischen Zellen mit doppelten Membranen versehen seien, von welchen die äussere, ähnlich der Pflanzenzellmembran, als Ausscheidungsproduct der innern, des Pri- mordialschlauchs nach Mohl, zu betrachten wäre; ja die ganze Inter- cellularsubstanz der Knorpei soll nach Remak als «Parietalsubstanz » durch Verschmelzung ineinander geschachtelter Ablagerungsschichten de Knorpelzellen (nicht der Zellmembranen selbst, wie‘ Einige ‘gemein! haben) entstehen. Nach meinen sehr ausgedehnten Erfahrungen in” in diesem Gebiete kann ich einräumen, dass sich in permanenten Knorpeln Bilder finden, die eine solche Deutung gestatten. Ausge- zeichnete, schichtweise Verdickung von Knorpelzellen beschrieb ich aus dem Ohrknorpel von Kaninchen und Katzen ®), während ich die-- selbe beim Hunde nicht geschichtet fand. lm menschlichen Rippen- knorpel traf ich 'zwiebelartig eingeschachtelte, nicht vollkommen eoncentrisch geschichtete Zellenwände, deren einzelne Lamellen offen bar voneinander standen und zwischen welchen sich keine Spur vor Kernen oder sonstigem festem Inhalt befand, woraus man auf gewöhn liche endogene Bildungen hätte schliessen können. Ebenso habe ich *) darauf aufmerksam gemacht, dass die Ablagerungsschicht nicht immer im Innern der Knorpelzellen, sondern auch auf der Wand der Knorpelhöhle !) Beiträge, S. 7. 2) Müller’s Archiv. 4842, S. 68. ?) Beiträge, S. 85, Taf. IV, Fig. 10. 4) Fbenda, S. 22. 161 (also nach aussen von. der Zelle) stattfinde und so die Zelle zu ver- drängen. scheine, welche man oft deutlich im Innern erkennt; und ‚ dass diese Verdickungsschichten, «welche in ihrem Verhalten gegen "Jod der Intereellularsubstanz näher stehen», auch verknöchern, ich von Zellmembranen nie beobachtet. Endlich habe ich nie eine ‚Verschmelzung von Zellmembranen mit der Intercellularsubstanz beob- jet und diese daher bestimmt in Abrede gestellt ?). Alle jene Er- scheinungen habe ich jedoch nur in ausgewachsenen, permanenten norpeln gefunden und im fötalen Knorpel so wenig eine endogene Vermehrung als eine Verdickung von Zellmembranen wahrnehmen anen ?). Ich habe diese Erscheinungen damals als eine Wuche- der Intercellularsubstanz aufgefasst, welche mit abnehmendem Yachsthum durch Intussusception sich als Apposition im Innern der orpelhöhlen äussere und glaubte damit sowohl die Verkleinerung »r Knorpelhöhlen als auch pathologische Erscheinungen (Rhachitis) reinbaren zu können. Ich gestehe, dass mich diese Erklärung immer befriedigt, obgleich ich zugebe, dass auch eine an- Erklärung möglich ist. Für jetzt möchte ich nur hervor- en, dass auch die Annahme äusserer Ablagerungsschichten nach Analogie der Pflanzenzellen, eine Intercellularsubstanz im gang- 'en Sinne zwischen den ursprünglichen Knorpelzellen nicht entbehr- ‚macht. Die Ausfüllung der schon Schwann aufgefallenen drei- und kigen Räume zwischen den sphärischen Zellen ®), welche sich ja in pflanzlichen Geweben wieder finden, scheint mir kaum ohne ellularsubstanz erklärt werden zu können *). Ueberhaupt bin ich 'substanz ins Auge fasst, so wird man sich schwerlich des Gedankens erwehren können, dass dazu die productivste Thätigkeit der vorhandenen und immer weiter auseinander rückenden Knorpelzellen nicht ausreicht, (deren Lumen sich überdies durch die supponirte Schichtbildung verkleinern, alt vergrössern müsste). Wenn man den Knorpelzellen nicht die Fähig- it zuschreiben will, in indefinitum nicht blos Ablagerungsschichten, son- ern Substanz, Materie schlechtweg zu produciren, so muss man an- ehmen, dass ihnen fortwährend von aussen her Nahrungsmaterial zugeführt werde, das seinen Weg wohl nur durch die Parietalsubstanz hindurchnehmen - kann und demnach schon auf dem Hinweg zu den Zellen für ein selb- ständiges Wachsthum derselben, wie ich (Beiträge, S. 31, 73) es ange-' - nommen habe, in Anspruch genommen werden kann. Der Weg, welchen das den Verkuöcherungständern so plötzlich und reichlich zuströmende Eroshrungsmaterial nimmt, ist meines Erachtens auch nicht schwer zu Zeitschr. f. wissensch, Zoologie. VI. Bd. 11 162 nicht ‚der Meinung, dass die Begründung der Zellenlehre. eine voll- ständige Uebereinstimmung der thierischen und pflanzlichen Zellen er- fordere. Zur Annahme eines thierischen Primordialschlauches scheinen mir vorzugsweise chemische, nicht morphologische Wahrnehmungen erforderlich, und woher käme die so beträchtliche chemische und phy- sikalische Verschiedenheit thierischer und pflanzlicher Organe und Ge- webe, wenn hier nicht fundamentale Verschiedenheiten der Substanzen und Bildungsmodi obwalteten, die sich gleichwohl einem allgemeinern Gesetze unterordnen können? Aus dem Gesagten dürfte sich ergeben, dass die Annahme einer Gewebsbildung durch Ausscheidungen bereits vorhandener Zellen (Extra- cellularsubstanz) sich nur durch eine sehr‘ kleine Anzahl von That- sachen (Chorda dorsalis, Drüsenmembranen, Knorpel) bis jetzt stützen lässt, und dass dadurch eher eine weitere, dritte Gruppe von homo- genen, membranartigen oder compacten Gewebsmassen, als ein all- gemeiner Charakter des sogenannten Bindegewebes der Autoren zu begründen ist. Gibt es ausserdem noch ein viertes, direet und nach der Schwann’schen Lehre aus Zellen hervorgegangenes Bindegewebe, wie es von Kölliker neuerdings wieder für das geformte und einen enthüllen. Verfertigt man nämlich feine Längsschnitte durch den Ver- knöcherungsrand einer ganzen Rippe z. B. beim Neugeborenen, eines Röhrenknochens bei mehrzölligen Säugethierfötus oder dergleichen, und be- trachtet den ganzen Schnitt bei schwacher Vergrösserung von 50—150, st wird man eine höchst charakteristische Anordnung der Zellenreihen wahren. Nur die mittleren Reihen sind nämlich senkrecht auf den Ver- knöcherungsrand gerichtet; die seitlichen weichen aber um so mehr vo) der Mittellinie ab, je mehr sie nach aussen liegen, so dass die äusserste in einem weiten Bogen erst den Verknücherungsrand erreichen. Es hat also nicht blos eine Erweiterung der einzelnen Höhlen und Zellen, sondern eine förmliche Lageveränderung derselben Platz ergrifien, welche nur von der Parietalsubstanz ausgegangen sein kann. Es drängte sich mir stets de Gedänke auf, als wenn der vorschreitenden Verknöcherung vom Knoche; aus eine plötzliche und einseitige Zufuhr von Ernährungs material vorauseile und der naheliegenden Knorpelsubstanz zu Gute komme, sie gleichsam zur Verknöcherung vorbereite, Fass man ferner die streifen- und netzförmig, auf denselben Wegen, um ganz Gruppen von Knorpelzellen vordringende Ablagerung der Kalksalze ode das in ähnlicher Weise sich ausbreilende peripherische Wachsthum der so: genannten Deckknochen (Beiträge, S. 96, 427) ins Auge, wie sie zwischen dieselben nach und nach umschliessen, so wird man gestehen müssen, dass hier die Thätigkeit der einzelnen Zellen eine ziemlich untergeordnete Roll spielt und dass die Grundsubstanz selbst der Sitz höchst wichtiger un wesentlicher Bildungsprocesse ist, deren Ablauf von grösseren Genfrern ı zunächst von den Verknöcherungspunkten aus, regulirt wird. 163 Theil des formlosen Bindegewebes vertheidigt wird, so zweifle ich Fee dass die grosse Mehrzahl der Histologen sich für eine Beschrän- \ kung, wenn nicht gänzliche Auflösung dieser weitläufigen Kategorie | entscheiden und den Namen entweder nur für gewisse Formen der Ihierischen Intercellularsubstanz oder, wenn es auch ein wirklich «ge- abtes», d. h. aus Zellen hervorgegangenes,, Schwunn’sches Binde- ewebe gibt, für dieses letztere beibehalten würde. Um jedoch in ser Frage einen Entschluss fassen zu können, ist es nunmehr, nach Betrachtung der sogenannten Intercellular- oder Grundsubstanz, 'hig, auch die derselben angehörigen Zellengebilde und vor Allem ie vielgenannten spindelförmigen und geschwäuzten Zellen ins Auge fassen, welche bisher für die meisten Schriftsteller von dem Be- fe des Fasergewebes unzertrennlich wären, und .an welche sich ein er Theil unserer histologischen Zeitgeschichte anknüpft. - In dem Entwicklungsganuge der modernen Histologie lassen sich “ bestimmt drei verschiedene Zeiträume unterscheiden, die, ob- ich sehr verschiedenen Richtungen huldigend, doch in dem engsten salen Zusammenhang stehen. Unter dem unmittelbaren Eindruck ler Schwann’schen Entdeckungen war 'man geneigt, nicht blos das gemeine Gesetz der gemeinsamen Organisation in der belebten Natur, ondern auch die Entwicklungsgeschichte der einzelnen Gewebe für ab- acht zu halten, und im Auslande ist an den Schwann’schen Aus- ührungen auch im Einzelnen wenig geändert worden. In Deutschland jedoch sehr bald eine Opposition, weniger gegen das allgemeine iz, als gegen die specielle Durchführung desselben auf, welche in Henle’schen allgemeinen Anatomie ihren Ausgangspunkt und ihre fand und wobei namentlich das Bindegewebe eine Hauptrolle ielen hatte. Fast alle Bestrebungen einer ziemlich langen Epoche n darauf gerichtet, die, Schwann’sche Theorie zu bezweifeln- oder eanken; man war sehr geneigt, Ausnahmen und selbst eine fache Weise in der Bildung thierischer Elementartheile zu sta- ren oder eine ganz andere Zellentheorie an die Stelle der Schwann’- hen zu stellen. Mir scheint diese Periode der Skepsis und kritischen ng dem Geiste deutscher Wissenschaft durchaus angemessen ge- 1 zu sein; es war die Probezeit der Theorie und wenn sie auch manchen wichtigen Punkten, wie namentlich in der Lehre von der ercellularsubstanz, nach und nach beträchtliche Veränderungen er- en hat, so hat sie doch in den meisten und wesentlichsten Punkten Probe glänzend bestanden und es lässt sich ihre grosse Tragweite nur um so viel klarer übersehen. Unsere gegenwärtige Periode ı1 * 164 hat eine unverkennbare Tendenz, auch in Einzelheiten zu den Schwann’- schen Prineipien zurückzukehren, und selbst manche der hervorragend- sten Novitäten der neuern Zeit sind im Grunde nur insofern Fort- schritte zu nennen, als sie den gegen die Schwann’schen "Lehren erhobenen Zweifeln ein Ende machten oder mangelnde Belege dafür nachholten. Als der Ausgangspunkt und Wendepunkt dieser jüngsten | Periode, die als Rückkehr zu den Schwunn’schen Principien zu be- zeichnen ist, müssen 'unstreitig Kölliker’s Untersuchungen über die glatte Muskelfaser betrachtet werden, insofern hier an einem verhältniss- mässig weit, metamorphosirten Gewebe der einfache Zellentypus auf eine überraschende Weise nachgewiesen wurde. Schwann selbst *) hatte sich zwar nur unbestimmt darüber ausgesprochen und nament- lich eine Verschmelzung mehrerer Zellen zu einer glatten Muskelfaser annehmen zu müssen geglaubt; nachdem jedoch die Kernfaser- und \ Blastemtheorie auch auf die glatten Muskelfasern angewendet und Ueber- gänge zwischen diesen und dem Bindegewebe angenommen worden waren (Henle’s contractiles Bindegewebe), musste die Kölliker’sche ü Entdeckung als eine glänzende Bestätigung und Wiederbelebung der Schwann’schen Principien erscheinen, und ich glaube nicht zu irren, wenn ich annehme, dass sie auf viele Histologen diesen Eindruck ge- macht hat. Für die Bindegewebsfrage war namentlich der gelieferte Nachweis von Wichtigkeit, dass dem Bindegewebe an vielen Stellen mehr oder minder zahlreiche, oft sehr vereinzelte Muskelelemente bei- gemengt sind, deren Wirkungen man bisher dem Bindegewebe selbst zugeschrieben hatte. Freilich ging man anfangs zu weit, indem man alle im erwachsenen Gewebe auftretende Faserzellen für muskulöse nahm, wie es Kölliker selbst mit der menschlichen Milz), Virchow ®) mit den Nieren geschah u. a. m.; dergleichen Missgriffe, wie sie fas im Gefolge jeder Entdeckung auftreten, gleichen -sich jedoch bald aus, indem man noch anderweitige dem. Bindegewebe beigemischte Zellen gebilde kennen lernte, die zuerst von Kölliker*) als Elemente d elastischen Gewebes genauer beschrieben wurden, worauf Virchow und Donders gleichzeitig, Ersterer für die sogenannten Kernfasern, Letzterer für das elastische Gewebe überhaupt, mit einer Formel a traten, die im Wesentlichen mit der von Schwann gegebenen seh übereinstimmt. Auch hier lag der Fortschritt theils in der abermalige Bestätigung des allgemeinen Gesetzes von der Zellennatur thierische) Elementartheile, welches hauptsächlich Donders in seinen Untersuchunge ') A. a. 0. S. 467. 2) A. a. 0. S. 77. i v 3) Archiv. Bd. III, S. 247. *) Mikroskop. Anat. Bd. II, Heft 1, S. 226, 231, 326. 165 über die thierische Gellulose weiter verfolgte, theils in der speciellen Anwendung davon auf die Bindegewebsfrage, welche Virchow beson- ders ins Auge fasste. Auch hier galt es jedoch der Ueberschätzung entgegenzutreten, und wenn man erwägt, dass eine specielle Durch- lübrung, wie sie von Kölliker für das glatte Muskelgewebe geliefert ‚wurde, für das elastische bis jetzt nicht vorliegt, und dass selbst die tbatsächlichen Angaben von Donders und Virchow nicht in allen Punkten nit einander übereinstimmen, so wird man den Widerspruch, den nicht pur die empirischen Geundlägen, sondern namentlich auch die von dem Letztern daran geknüpften theoretischen Folgerungen gefunden. haben, erklärlich finden. Das letzte Wort scheint mir hier noch keines- gs gesprochen, und nachdem im Vorherigen gezeigt wurde, dass von, Henle zuerst angebahnte Blastemtheorie durchaus nicht auf alle «Gewebe der Bindesubstanz» angewendet werden kann, muss ich mich an dieser Stelle dahin aussprechen, dass man andererseits ch in der Rückkehr zu der Schwann’schen Ansicht von der Zellen- ‚natur der elastischen Fasern zu weit gegangen ist, und mit der so- annten Kernfasertheorie auch eine Anzahl unzweifelhafter That- sachen verwirft oder geringschätzt, die derselben zu Grunde lagen. Schon .Henle!) halte, wie er sagt, nur ‚mit Rücksicht auf die Schwann’sche Zellentheorie, die Sache so dargestellt, als gingen die ternfasern aus den Kernen der Zellen hervor, welche das Bindegewebe den; er lässt sogar die Kerne und Kernfasern ausdrücklich auf den serbündeln aufliegen, welche den Zellenfasern entsprechen sollen. Grunde läugnet schon Henle eine dem Bindegewebe vorausgehende enbildung ganz, ja selbst die glatten Muskeln sind ihm?) durch tung des Cytoblastems entstandene, zuweilen in weitere Fibrillen fallende, dem Bindegewebe verwandte Gebilde. Diese directe Zer- tung des Blastems geschieht jedoch stets nach der Richtung der u die Länge wachsenden kern- und zellenartigen Gebilde, welche in mselben auftreten und demnach gleichsam die Richtung der Fase- vorschreiben, durch die Zunahme des Blastems aber mitunter voneinander entfernt werden können, wie es auch von mir ?) an eren Orten dargestellt wurde. Ich muss gestehen, dass ich an eser Darstellung auch heute nur Weniges zu ändern weiss. Ich gebe 1, dass von den sogenannten freien Kernen eine viel grössere Zahl, s ich früher *) glaubte, wahre Zellenkerne, d.h. von Zellmembranen jhüllt sind, die mehrfach übersehen wurden; aber ich muss darauf M) Allgem. Anat. S. 19%, 499, 576. *) Ebenda, S. 602. #) Diagnose, S. 302, 308, 356 u. a. m #) Ebenda, S. 30%, 440. 166 bestehen, dass dies bei weitem nicht von allen bisher für freie Kerne angesprochenen spindelförmigen und sonstigen Körpern behauptet wer- - den kann, 'wenn man nicht die gewöhnlichsten Thatsachen einer Theorie zu Liebe opfern will. Nicht nur trifft man in vielen, zum Binde- gewebe gezählten, notorisch aus verschmolzenen Zellen hervorgegange- nen Gebilden, wie oben gezeigt wurde, längere Zeit die ganzen oder rudimentären Reste der ursprünglichen Zellenkerne; sondern es findet sich auch, sowohl im pathologischen als im fötalen Bindegewebe, häufig eine grössere oder geringere Menge rundlicher, ovaler, länglicher und zugespitzter Kerne, an welchen niemals, auch nicht durch die Behandlung mit Essigsäure, Kochen u. s. w, eine Spur einer umhüllenden Membran zu entdecken ist. Von Donders !) wird dies zugegeben, indem er von Fällen spricht, wo «die Zellmembranen nicht zur Ausbildung gelangen und die Kerne bleiben, was sie sind, d.h. Kerne»; und für pathologische Neubildun- gen muss ich diesen Vorgang fortwährend als den gewöhnlichen fest- halten. Diese Kerne scheinen hier vielfach wieder unterzugehen, ohne eine höhere Entwicklung zu erreichen, nachdem sie höchstens zu schmalen, stäbehenförmigen oder zugespitzten Körpern sich verlängert haben, und eine gewisse Form ganz kleiner, dünner, strichartiger Kerne, die im compacten Fasergewebe sehr gewöhnlich sind, wird gewiss Niemand für Faserzellen ansprechen wollen. Man kann sie sehr wohl als abortive Gewebsformen ansehen, wie die grössere Menge der pathologischen Gewebe überhaupt; dass sie aber als solche dem elastischen Gewebe zuzurechnen seien, ist durch Nichts bewiesen, und es ist daher jedenfalls so viel sicher, dass es auch ein Binde- gewebe gibt, in welchem die Rolle der Zellen durch blosse Kerne vertreten wird. Diese Thatsache möchte ich festgehalten haben, weil sonst schwerlich eine Verständigung auf dem Boden der Thatsachen zu erwarten wäre. Ein zweiter Punkt, der hervorgehoben zu werden verdient, be- trifft die Betheiligung der Kerne bei der Entwicklung der wahren ela- stischen Faserzellen (wie nunmehr die Elemente des elastischen Gewebes genannt werden müssten) selbst. Schwann?) bemerkt dar- über nieht viel und es ist zweifelhaft, ob er elastische oder eontraetile Faserzellen aus der Aorta vor sich hatte; es ist aber bekannt, dass Gerber ?) zuerst die Kernfasern aus wahren Zellenkernen im Innern der Zellen entstehen liess. Henle*) unterschied ein doppeltes Verhalten 1) A. a. 0. S. 354. 2) A.a. 0. S. 449. ?) Allgem. Anat. S. 70. *) A. a. 0. S. 193, 499, 576. 167 der Kerne im Fasergewebe; ein Theil wird zu Kernfasern, während ein anderer Theil zwar auch in. die Länge wächst, aber dann in eine Reihe von Körnern zerfällt (Fettmetamorphose der Neueren) und schwindet. In ähnlichem Sinne habe ich !) mich ausgesprochen. Eben ‚so unterschied Kilian?) im subserösen Gewebe des Uterus (mit Hülfe der Essigsäure) stäbchenförmige und pfriemenförmige Kerne, n denen er die ersteren, welche häufig schwinden, mit der Ent- wicklung des Muskelgewebes, die letzteren aber mit den elastischen Fasernetzen in Verbindung bringt. Kölliker ®) beschrieb die Entstehung r Kerofasern, abweichend von Henle und übereinstimmend mit Ger- er, wieder aus wahren Zellenkernen, deren Membranen schwinden d in seiner spätern Darstellung *) unterscheidet er die Bindegewebs- nd Faserzellen hauptsächlich an ihren Kernen, die bei den letzteren schwinden, sondern «zu langen, stabförmigen Körpern werden, ben denen hie und da die übrigen Zellentheile mehr zurücktreten». hnlichem Sinne hat sich Zuschka®) geäussert. Auch Virchow ®) ennt diese Kerne «länglich, verlängert und zugespitzt», scheint dies ber nicht für charakteristisch zu halten, da er auch rundkernige Faser- ellen hierher zieht. Ueber ihr endliches Schicksal bemerkt er Nichts. ach Donders?) aber sollen die elastischen und Kernfasern wesentlich us den verlängerten Zellmembranen entstehen, deren Kerne schwin- den; als thierische Cellulose soll man nach ihm geradezu das elasti- sche Gewebe analysiren können. Unter den Gründen, die Donders ir diese Ansicht anführt, betrachte ich als den wichtigsten die Un- ichkeit der elastischen und Kernfasern in Alkalien, worin wenig- tens alle mir bekannten Zellenkerne spurlos verschwinden, und wenn /h nachweisen lässt, dass dieser chemische Gegensatz zwischen Kern ıd Zellmembran ein durchgreifender ist, so wäre meiner Ansicht nach 5 Wünschbare für die Diagnose geleistet. Dieser Nachweis ist aber m so unerlässlicher, als es notorische Zellenkerne gibt, die eine sehr iche Länge erreichen können, wie es schon von den contractilen serzellen hinreichend bekannt ist. Ich glaube nun entschieden nicht, s alle diejenigen verlängerten, spindelförmigen und spiralig gewun- enen Körper, welche Henle u. A. als verlängerte Kerne beschrieben verlängerte Zellmembranen gewesen sind. Die Essigsäure, deren Muller’s Archiv. 1852, 5. 413. Nervus phrenicus, S. Ah. #) Verhandl. Bd. II, S, 487. JA. a0, 8. 364. 168 allzuhäufiger Gebrauch, wie Reichert schon früher an einer Stelle, die ich augenblicklich nicht ‘wiederfinde, mit Recht bemerkt hat, eine Quelle von Täuschungen war, indem sie die vorhandenen Zellmembra- nen durchsichtig macht und daher übersehen werden lässt, lehrt in anderen Fällen, namentlich in Verbindung mit Jod, auf das Bestimm- teste die Anwesenheit ausserordentlich verlängerter Kerne in den elastischen Faserzellen selbst, wie sie in’ keinem andern normalen oder pathologischen Gewebe gefunden werden. Ich habe auf diesen Punkt in neuerer Zeit eine besondere Aufmerksamkeit gerichtet und der Entwicklung des elastischen Ge- webes an den verschiedensten Stellen beim Menschen und Rinde nach- geforscht. Es kommen ganz sicher Kerne und zwar Zellen- kerne vor, welche eine enorme Länge erreichen und füglich Fasern genannt werden können. Ihre Schlängeluug mag häufig Folge der Essigsäureeinwirkung sein, wenn sie concentrirt angewendet wurde, wodurch auch eine Verschmälerung, überhaupt ein Einschrum- pfen bewirkt werden kann, das jedoch im Verhältniss zur Länge kaum in Betracht kommt, wie die Vergleichung mit gekochten Präparaten lehrt. Dass man es nicht mit den verlängerten Zellmembranen zu thun habe, geht, zunächst dem Augenschein, auch daraus hervor, dass solche faser- förmige Kerne durch Kali spurlos verschwinden können. Für ein weiteres Charakteristieum halte ich die zugespitzten (pfriemen- förmigen) Enden, wodurch sich die Kerne der elastischen Faserzellen von den stabförmigen, abgestumpften Kernen der contractilen Faserzellen durchaus unterscheiden, wor- auf schon Kölliker *) hingewiesen; ferner die scharfen, dunklen Contouren dieser Kerne, so wie ihre Homogenität im Gegen- satze der blassen, oft feinkörnigen oder mit Kernkörperchen ver- sehenen Kerne der Muskelzellen. Untersucht man an jüngeren Em- bryonen, so wird man allerdings diese Unterschiede nicht immer aus- geprägt finden, weil alle Kerne noch mehr rund oder oval und selbst die: spindellörmigen noch sehr breit sind. Wenn jedoch die Entwick- lung der elastischen Elemente in Gang kommt, wird das Bild ein ganz anderes, so dass man gerade an dem Verhalten der Kerne das erste sichere Kriterium für die Deutung der unentwickelten Faserzellen hat. Dieses Kriterium ist um so wichtiger, weil die Entwicklung dieser Elementartheile zum Theil in eine sehr späte Zeit fällt, ja vielleicht während des ganzen Lebens fortdauert., Solche Stellen, wo man ziemlich constant noch beim Erwachse- senen ganz runde, charakterlose, weiterhin aber verschiedene, in der Verlängerung zur Faser begriffene Zellen antrifft, finden sich, um von I) Zeitschr. f. wissensch. Zool. Bd. I, S. 49. 169 Organen, ‘welche allzu häufig pathologischen Processen unterworfen sind (Leber, Milz, Nieren u. a.), nicht zu reden, im lockern Binde- gewebe sehr häufig. Zuschka *) fand dergleichen im Gewebe der männ- lichen Brustdrüse und auf der innern Fläche der Fascia lata. Auch mir sind dergleichen aus dem lockern, succulenten Bindegewebe um 'Fascien, z. B. beim Ochsen, bekannt, ferner aus dem lockern Binde- 'gewebe im Hodensacke, aus dem zwischen der Museularis und Schleim- ‚haut des Schweinemagens befindlichen lockern Bindegewebe u. a. m. _ Einen Theil derselben kann man vielleicht, obgleich sie keinen be- stimmten Gewebstypus tragen, als zerstreute Muskelelemente deuten, "ein anderer Theil geht aber entschieden in sogenannte Kernfasern über. - Ausser jenen langen Kernformen findet man Fälle, wo die Zelle sich ‚schon in äusserst lange und feine Endfäden verlängert hat, in welche e Kerne ebenso fein sich fortsetzen, aber oft noch mit Hülfe der Essigsäure deutlich unterschieden werden können. In anderen Fällen heint die Zelle mehr zurückzubleiben,- vom Kern ganz ausgefüllt zu erden, ja zu verschwinden ?). Von einem nachträglichen Zerfallen 'verlängerter Kerne habe ich mich nirgends überzeugen können. Solehe Formen werden äber durch Kali nicht immer verändert und es eint daher, dass die Kernsubstanz hier eine ähnliche Veränderung idet, wie durch die Reactionen gegen Essigsäure und Kali von der jernden Zellmembran hinreichend bekannt ist. Es ist möglich, dass e „erbärtende, verlängerte Zellmembran in jenen Fällen den Kern sehr innig umschliesst und mit ihm verschmilzt, gewiss ist aber, dass der n bei der Faserbildung eine sehr erhebliche Rolle spielt, und dass n daher keineswegs sicher wäre, reine Zellenmembran zu analysiren, wenn es gelänge, die sogenannten ABREDÄREGE in hinreichender Menge isolirt zu erhalten. “Was hier von den im Bindegewebe zerstreuten, feinen elastischen ementen gesagt wurde, ist durchaus auf das elastische Gewebe im wann’schen Sinne zu übertragen. Schon Henle®) hat vielfach auf ® Uebergänge zwischen seinen Kernfasern und den elastischen hin- iesen und im Ligamentum nuchae älterer Rindsfötus von einem bis ge Fuss Länge lässt sich der ganze eben geschilderte Entwicklungs- s, die Verlängerung der Spindelzellen sammt den Kernen zu gen, anfangs sehr feinen Fäden mit sanften Anschwellungen, das chträgliche, beträchtliche Wachsthum derselben in die Dieke sowohl in die Länge, so wie endlich die unter spitzen Winkeln erfolgende 1) Muller's Archiv. 1852, S. 409. #) Die beste Abbildung dieses Verhältnisses findet sich bei Panagiotades. Diss. de gland. ihyreoid. struct, Berol. 4847. Fig. V. ») A.a.0. S. 354, 369, 390, 400, 5853. 170 seitliche Aneinanderlegung und Verschmelzung zu elastischen Faser- netzen so bestimmt verfolgen, als man es nur immer wünschen kann. Schon sehr früh bei mehrzölligen Fötus finden sich'nach Behandlung mit Kali, wie Henle*) angegeben hat, einzelne, zerstreute, meistens sehr lange feine Fasern, die sich später vermehren, aber erstin der spätern Folgezeit gegen die Masse der unentwickelten Elemente, deren Membranen und Kerne durch Essigsäure und Kali noch angegriffen werden, überwiegen. Auch das elastische Gewebe hat übrigens, wie das Bindegewebe, seine streitigen Grenzgebiete, die es rathsam machen, die Eigenthümlichkeiten der einzelnen Localitäten und nament- lich die Entwicklungsmodi derselben genauer zu: studiren, statt sich mit der Aufstellung eines einzigen oder abstracten Schemas zu be- goügen. Dahin gehören die aus verschmolzenen, flächenförmig aus- gebreiteten Zellenlagen durch Dehiscenz hervorgehenden gefensterten Membranen, wie sie in der innern Gefässhaut und in der» Wurzel- scheide der Haare auftreten, die sich morphologisch und chemisch den elastischen Fasernetzen ausserordentlich annähern, wie ich am schönsten in der Vena jugularis beim Rinde gesehen habe. Ja direet aus der Intercellularsubstanz können, wie schon Gerber und Henle ?) angenommen haben, Fasernetze entstehen, die denen des Ligamentum nuchae und der Gefässhäute in hohem Grade ähnlich sind, wie ich 3) unter Andern vom Ohrknorpel des Kalbes und der Katze erwähnt habe. Aus geronnenem Faserstoff dagegen, wie Einige gemeint haben, habe ich dergleichen nie entstehen sehen, obgleich die anfängliche Gerinnungs- form desselben daran erinnert. Ueberhaupt scheint mir neugebildetes elastisches Gewebe auf höheren Entwicklungsstufen in pathologischen Gebilden eine ziemlich seltene Erscheinung zu sein. Noch in einem dritten und wichtigsten Punkte muss ich von den den neueren Schriftstellern, namentlich von Virchow abweichen, näm- lich in der physiologischen Bedeutung, welche er den sogenannten Kernfasern zuertheilt, die nach ihm hohl sein und ein weit verbrei- tetes, der Ernährung dienendes Röhrennetz der feinsten Art in ge- wissen, namentlich gefässlosen Organen darstellen sollen. Dieser Punkt ist es, welcher bereits von mehreren Seiten Widerspruch erfahren bat und der auch mir, obgleich schon Schwann *) eine derartige Hypothese aufgestellt hat, von Anfang die meisten Bedenken erregte. Niemals und an keiner Stelle, weder bei der gewöhnlichen Prä- paration, noch auf Querschnitten frischer und trockener Objecte habe ') Jahresber. für 4851, S. 29; für 4852, S, 24. ?) Allgem. Anat. S. 407. ?) Beiträge, S. 21, 85. Siehe auch Donders’ holländ. Beiträge, 1848, S. 265. 4)A.a. 0. S. 133, ET Eee Dr Pe 171 ieh mich von einer Hohlheit der elastischen und Kernfasern über- zeugen können; auch werden selbst die breitesten elastischen Ele- mente nicht erst nach und nach solid, sondern sind es schon von Anfang, wie aus der anfänglichen eminenten Feinheit, so wie aus - der Persistenz und eigenthümlichen Verlängerung der Kerne, die in ? keinem andern Gewebe des thierischen Körpers dieses Wachsthum erreichen, geschlossen werden muss). Auch an den von Virchow ?) namhaft: gemachten Stellen (Cornea, Periost, Bandacheiben, Sehnen, Ligamenten u. s. w.) habe ich wohl vielfach mehr oder weniger ent- wickelte elastische Faserzellen, aber von einem durch dieselben ge- bildeten Röhrensysteme nicht das Mindeste auffinden können. Den- noch halte ich es nicht für bewiesen, dass Virchow an allen diesen - Stellen nur Lücken und leere Räume im Bindegewebe, namentlich in bündel- und lamellenförmigen Organen vor sich gehabt hat, obgleich _ man durch seine neuere Behauptung ?), dass «das Bindegewebe keine anderen Lücken habe, als die durch Einlagerung zelliger Elemente bedingten», fast mit Nothwendigkeit dazu gedrängt wird, derartige Verwechslungen anzunehmen. Ich erinnere nur au die von. mir®) beschriebene Structur der Netze und Mesenterien der Erwachsenen, ‚an welchen ich den alveolären Typus des normalen Bindegewebes machwies. An jedem Querschnitt einer Sehne oder Bandscheibe sieht man die von Henle®) erwähnten sternförmigen und verästelten Figu- ren, die den Interstitien zwischen den primären und secundären Bündeln entsprechen und bei weitem nicht alle, ja sogar ziemlich ‚selten zellige Gebilde enthalten, Die Pacchioni’schen Granulationen, ‚die nach Virchow die schönste Ansicht seiner Bindegewebskörperchen ben sollen, «wenn man sie in ihrer Totalität abschneidet und uu- ehrt unter das Mikroskop bringt», lassen kaum einer andern föglichkeit Raum, als dass Virchow die Zwischenräume zwischen den kroskopischen Wärzchen, Auswüchsen und Kölbehen, welche die gentliche Substanz und auch die Oberfläche der Pacchion’schen Gra- ionen bilden, für verästelte Zellen genommen hat. Wer überdies ") Auch die glatten Muskelfasern sind nicht hohl, sondern mit einem consi- stenten Inhalt versehen, der auch nach dem Trocknen nicht verschwindet und worin der Kern centräl sitzt, wie Henle (Jahresb. f, 4854, S. 28) an- ‚gibt und von einem meiner Zuhörer im Sommer 1852 bei den mikrosko- pischen Uebungen an Durchschnitten der Vena jugularis des Kalbes selb- ständig gefunden wurde. #) Verhandl. Bd. II, S. 187. #) Archiv. Bd. V, S. 592, #4) Zeitschr. f. rat. Med. Bd. VII, S. 375; Bd. VI, Taf, II, Fig: 4. ®) Jahreaber. f, 4852, 8. 20. z 172 nicht die Reichert'sche Theorie auf die Spitze treibt und überhaupt eine Structur des Bindegewebes zugesteht, wird sich Fasern und Faser- bündel nicht ohne Zwischenräume |denken können, und selbst Falten und Runzeln können ohne eine Unterbrechung der Continuität, ohne _ Ränder, Schichten und Oberflächen auch in einer vollkommen homo- genen Substanz nicht zu Stande kommen. Ich will jedoch auf die etwa stattgefundenen Verwechslungen verschiedenartiger Dinge kein zu grosses Gewicht legen, denn es finden sich ganz zuver- lässig an mehreren der von Virchow namhaft gemachten Stellen wirkliche Zellenformen, die bisher zu wenig beachtet worden sind. Diese Zellengebilde haben aber mit den sogenannten Kernfasern keine Aehnlichkeit; meine Erfahrungen führen mich viel- mehr zu dem Auspruche, dass ein grosser Theil, wenn nicht die Mehrzahl der wirklichen Elementartheile, auf welche sich die Virchow’sche Theorie stützt, weder zum Binde- gewebe noch zum elastischen Gewebe gehört, sondern auf andere Gewebe, namentlich auf unentwickelte Gapillar- gefässe zu beziehen ist. Zuerst anregend war für mich in diesem Punkte Virchow’s!) Behauptung, dass der Nabelstrang weder: Blut- gefässe noch Nerven enthalte, während doch die Wharion’sche Sulze bis in den Nabelstrang hinein beim Fötus — nächst der Froschlarve — die schönste Gelegenheit darbietet, die Entwicklung der erstern zu studiren, Die Wharton’sche Sulze, auf welche ich hiermit noch einmal zurückkomme, ist seit Bischoff?) schon so oft in Bezug auf Gefüss- bildung untersucht worden, dass es überlüüssig scheinen kann, noch einmal darauf einzugehen. Doch scheint noch keine festgestellte An- sicht darüber zu bestehen. Bischoff selbst glaubte seine Wahrnehmun- gen nicht unter das Schwann’sche Schema der sternförmigen Zellen einreihen zu können und in ähnlichem Sinne hat sich Remak ?) aus- gesprochen. Meine Untersuchungen darüber reichen bis zu der Zeit hinauf, wo Kölliker *) seine, der Schwann’schen Ansicht günstigen Beobachtungen veröffentlichte. Ich wurde namentlich durch Remak's Widerspruch in neuerer Zeit bewogen, sie wieder aufzunehmen, wobei ich mich von Neuem überzeugte, dass zwischen diesen beiden Ansichten - keine unübersteigliche Differenz besteht. Da meine Untersuchungen über die Entwicklung des Gefässsystems eine geschlossene Reihe bil- !) Archiv. Bd. III, S. 459. 2) Entwicklungsgeschichte des Menschen, S. 276. ®) Müller’s Archiv. 1850, S. 183. ?) Ann. des sc. nat. 1846, S. 9%. Zeitschr. f. rat. Med. Bd. IV, S. 418. 173 den und in manchen Punkten von gangbaren Ansichten abweichen, so möge hier ein etwas weiteres Ausholen gestaltet sein. In der Bildungsgeschichte des Gefässsystems sind, wie schon Köl- _ liker angedeutet, mehrere ziemlich deutlich unterschiedene Epochen zu berücksichtigen, in welchen die Vorgänge sehr abweichend zu ver- 14 laufen scheinen. Es steht fest, dass das Herz und die grossen Geläss- 3 stämme, die mit demselben in Verbindung stehen, allenthalben zuerst entstehen, dass die peripherischen Gefässausbreitungen und namentlich die feinern erst später mit der Ausbildung der Organe auftreten und gleichen Schritt halten, und dass das Capillargefässsystem, wenn es ‚überhaupt zur Ausbildung gelangt, zu allerletzt entsteht. Wenn aber - auch das Herz immer zuerst da ist und die Ausbreitung der Gefässe im Allgemeinen centrifugal fortschreitet, so kann man dieses. letztere - doch nicht als ein blosses Fortwachsen und Hereinwachsen vom Herzen - her in die Organe betrachten; denn in manchen Fällen entstehen Cen- trum und Peripherie so zu sagen gleichzeitig, das verbindende Gefäss- neiz aber später, wie man am Sinus terminalis der Vögel so schön beobachten kann. Das erste Blut entsteht gleichfalls im Herzen, und zwar aus den centralen Bildungskugeln desselben, indem einzelne Bildungskugeln sich ablösen, unter Farbstoffbildung in kernhaltige Blut- ‚körper übergehen und in der angesammelten Flüssigkeit suspendirt ‚erden. Durch diese an mehreren Punkten beginnende Differenzirung »r centralen Herzsubstanz entsteht im Innern derselben ein cavernöses füge, woran man lebhaft durch die Bilder erinnert wird, welche 2 kürzlich in den Denkschriften der Wiener Akademie von dem bleibenden Zustand der Herzhöhlen bei Amphibien gegeben hat. In 'n Herzwänden nimmt man zu dieser Zeit (bei Hühnchen am zweiten Tag der Bebrütung) noch keine merkliche Differenzirung wahr; die undlichen, ovalen und spindelförmigen Bildungszellen halten jedoch jer zusammen und schon finden Contractionsbewegungen statt, die durch Auftropfen von heissem Wasser lange Zeit unter dem likroskop erhalten und stets wieder neu beleben kann. Hat der Herz- schlauch eine gewisse Länge erreicht, so entsteht durch die Bewegun- gen ein erst leises, dann immer energischeres Hin- und Herwogen der üthaltenen Blutkörper, vorzüglich nach der arteriellen Seite hin, weiche der Ausbildung vorauszugehen scheint. Ganz auf dieselbe Weise iistehen auch die grösseren Gefässstämme als anfangs solide Organ- nlagen, deren Achsentheil sich in Blutkörper umwandelt, während die fipherischen Bildungskugeln zu spindelförmigen Zellen mit runden fernen sich ausbilden, welche, alle nach der Länge des Gefässes ge- fichtet, eine ziemliche dicke, einfache Längsfaserhaut (Membrana opria vasorum) darstellen, wie ich es auch von den neugebildeten 174 Blutgefässen in Geschwülsten beschrieben habe !). Die Differenzirung ist manchmal so unmerklich und die Bildung des Blutes geschieht so früh, dass man oft nicht sagen kann, ol Blut oder Gefässwand zuerst da sei; fertig gebildet, histologisch differenzirt sind aber die Blut- körper immer zuerst, und insofern kann man sagen, dass das Blut vor den Gefässen da sei, womit natürlich nicht gesagt sein soll, dass die indifferenten Anlagen, das Bildungsmaterial für beide, nicht gleich- zeitig entstäuden und vor der Differenzirung beider vorhanden seien. Ob alles in den Gefässen enthaltene Blut in loco entsteht, ist schwer zu sagen, da die grösseren Stämme in Continuität mit dem Herzen sind und sehr früh schon Blut aus dem letztern in die hohl werdenden Stämme eingetrieben wird; auch liesse die notorische Vermehrung der Blatkörper durch Theilung, von der ich mich bei Säugethieren und menschlichen Embryonen schon vor mehreren Jahren auf das Bestimm- teste überzeugt habe, an eine allgemeine Abstammung aus den im Her- zen gebildeten glauben. Gewiss ist, dass auch eine peripherische pri- märe Blutbildung statt findet und dass gerade sie das Hohlwerden der grösseren Gefässe vermittelt. Die beschriebene Bildung der grösseren Gefässe, die sich in der Keimhaut beim Hühnchen, besonders schön aber und noch in einer ziemlich späten Periode in der. Wharton’- schen Sulze der Säugethiere beobachten lässt, gilt, wie Bischoff angab, bis zu ihren Verzweigungen hin, und eine bestimmte Gränze zwischen gröberen und feineren Gefässen gibt es nicht. Nur die feineren Zweige und die eigentlichen Capillaren weichen darin ab, dass ich so wenig als Bischoff eine Blutbildung im Innern derselben wahrgenommen habe; hier scheint daher nur ein secundäres Eindringen des Blutes von grö- beren Gefässen her statt zu finden, mit denen sie entweder schon von Anfang in Verbindung stehen oder durch Wachsthum nachträglich in Verbindung treten. FA Verfolgt man z. B. in der Wharton’schen Sulze bei sehr kleinen Embryonen von Schweinen oder Wiederkäuern die Gefässstämmchen nach ihren peripherischen Ausbreitungen hin, so sieht man, wie die Zahl der spindelförmigen Zellen, welche ihre Wände zusammensetzen, immer mehr abnimmt, bis zuletzt nur einige, nur zwei-oder nur'eine einzige den Faden fortspinnen. Je mehr die Zahl der Zellen abnimmt, welche das Gefäss zusammensetzen, desto dünner fallen die Wände des fertigen Gefässes aus und desto grösser ist die Entwick- ” lung der einzelnen Zellen. So erscheinen schon die zwei oder drei Zellen, | welche die feinsten Reiser bilden, sehr in die Länge gewachsen, oft mit fadenförmigen Fortsätzen, wodurch sie unter einander in Verbindung !) Diagnose, S. 34%. 175 stehen, und nicht etwa parallel, sondern offenbar durch ungleiches Wachs- thum alternirend gestellt. Die erwähnten Ausläufer und Verbindungsfäden sind oft so fein, dass man an eine innnere Höhlung nicht denken würde, ‚und denoch findet man nicht selten einzelne und sogar mehrere in die Länge gezogene Blutkörper reihenweise in denselben eingesperrt, die auf das Bestimmteste darauf hinweisen, dass hier schon eine Circulation stattgefunden hatte. Manche 'n diesen Formen sind gewiss durch Zug und Zerrung in Folge der Präparation entstanden. Henle *) geht aber wohl zu weit, wenn er sämmtliche verlängerte Zellen mit Reichert für Kunstproducte erklärt. An den unverletztesten Präparaten, Stücken Sulze, die man einfach schneidet und. der Durchsichtigkeit wegen sehr wohl ohne weitere bereitung mikroskopisch betrachten kann, ist das Bild im Wesent- lichen dasselbe, und geht ınan auf die frühesten Perioden zurück, bei ige Linien langen Schaf- und Rindsembryonen, wo die Sulze noch gering und weniger fest ist, wo die Gefässe mehr als eine dünne ebichtartige Ausbreitung auf der Allantois erscheinen, von der sie sich st nach und nach mit der Zunahme der Sulze ablösen, und wo man er einfach ein ausgeschnittenes Stückchen Allantois, Nabelblase oder \mnion mit den aufliegenden Gefässen auszubreiten braucht, um die schönste Gefässverzweigung zu übersehen, so werden alle Zweifel chwinden. Von Schwann’s sternförmigen Zellen war im Bisherigen des- gen noch nicht die Rede, weil sie in der That mit der ersten sefässbildung nichts zu schaffen haben; sie erscheinen aber ant in einer spätern Periode, wenn nämlich die grösseren ässverzweigungen vollendet und ihre peripherischen Ausbreitungen Jurch die fortwährend zunehmende Intercellularsubstanz weiter aus- nder gewichen sind. In dieser vollkommen homogenen, halbfesten, r Substanz des Glaskörpers ähnlichen Sulze finden sich nämlich stets ine Menge einzelner Bildungskugeln zerstreut, denen gleich, welche ich bisher unter Verlängerung zur Spindelform zu zusammensgetzteren n aneinander gelegt hatten. Schon an diesen Spindelzellen ge- man ausser den beiden bipolaren Ausläufern hie und da auch ch abstehende, und es ist nichts seltenes, von den letzten ausbreitungen solche feine Ausläufer sich in. die Intercellular- bstanz erstrecken zu sehen, in denen noch keine Spur einer Höh- ag vorhanden ist und die sich mit Fäden von unmessbarer Feinheit ieren. Je mehr die Intercellularsubstanz zugenommen hat, je weiter r der Weg ist, den die Ausläufer der Zellen zu machen haben, ı sich zu erreichen, desto zahlreicher werden vollkommen freie und #) Jahresber. f. 1854, S. M. 176 isolierte Zellen, die nicht blos nach zwei Seiten, sondern mit 3, 4, ja 5 und 6 und mehr soleber feiner Ausläufer versehen sind, welche sie nach entgegengesetzten Richtungen, doch im Allgemeinen nicht radiär, sondern vorzugsweise vorn, hinten und seitlich absenden, indem die Spindelform vorwiegt. Eine ‘der häufigsten Formen ist ein drei- oder viereckiger Zellenkörper, der einen runden Kern enthält und drei 7 oder vier jener feinen Aeste in seinen Winkeln aussendet, in welche + er mit etwas 'eingezogenen Contouren übergebt. Es sind dieselben Formen, die Schwann*) sehematisch abbildet. Je älter der Fötus, desto: zahlreicher diese Formen, die zuletzt ein dichtes Gewirre von sich durchkreuzenden Fäden mit stellenweisen Anschwellungen dar- stellen. Um: einige -ebronologische Anhaltspunkte zu geben, bemerke ich, ‚dass: bei: einem. 2” langen Rindsembryo, dem kleinsten, den ich (am %k. Juli 1848) erhalten ‚habe, dessen bereis 4” lange Allantois noch vollkommen: frei‘im Chorion enthalten war und dessen Nabelblase eben # zu schrumpfen anfing; sein ‘sehr schönes Gefässnetz die Allantois um- hüllte, dessen‘ einzelne Zweige 'die' Zusammensetzung der Wände aus spindelförmigen Zellensehr deutlich erkennen liessen. Die Wände der grröberen und- feineren Gefässe unterschieden sich «nur durch ihre Dicke; die Wharton’sche Sulze‘und eigentliche Capillaren fehlten noch ganz.‘ Ganz ebenso. verbielten sich die noch sehr schönen und mit ” Blut gefüllten Gefässe der Nabelblase, an welcher beim Kalbe Capil- laren gar nicht zur ‘Ausbildung gelangen. Auf die Breite der ‚Gefässe kommt es dabei, nicht 'an,denn auch zusammengesetzte Zweige sind anfangs’ sehe‘dünn-und erweitern ‚sich‘ erst nach und nach, indem sie hohl werden; man trifft daher oft varicöse Ausbuchtungen, mit Blut” gefüllt, anıGefässen, die»ganz fein und blutleer weiter verlaufen. Bei” 3—4" langeni"Rindsembryonen,“ wo die Allantois schon beinahe 47 lang ist, «trifft»man auf derselben’ ziemlich enge, polyedrische Maschen von‘ feinen Gefässem an; auf. deren Durchmesser in der Regel mehr als zwei spindelförmige, Zelen"kommen, die zum Theil schon zu einer” structurlosen Haut; mit’ Kernen zu verschmelzen anfangen , ausgebildeten, | aber sehr starken“ Capillaren -gleichen und eine oder mehrere Reihen | von Blutkörpern enthalten;die' feinen ‚Ausläufer einzelner Zellen haben schon begonnen -undsiesıscheint, ‚dass>' auch: an ‚schon verschmolzenen Gefässwänden! noch» fortwährend: neue» entstehen: Manche feinere Ge- fässe verlaufen sehr weit ohne: alle-Anastomosen; alle feinere Gefässe sind: anfangs» blutleero-.Die. Wände der .gröberen Gefässe sind- alle noch: sehr» dünn; blos aus verschmelzenden spindelförmigen Zellen gebildet: Any den. grösseren Stämmen: sieht- man ganz deutlich, ‘dass von aussen her eine »fortwährende Verdickung‘der Wand durch.hinzus I) Taf. IV, Fig. 12. 177 iretende spindelförmige Zellen geschieht, die oft unter spitzen Win- keln "abstehen und wie verloren gegangen zu sein scheinen. Alle Zellen sind nach der Längsrichtung des Gefässes verbunden. Von einer ereerkeut sowohl als von einem Epithel ist noch keine.Spur und _ man darf die runden gelben Kerne der enthaltenen Blutkörper, welche ‚durch Behandeln mit Wasser oder Essigsäure zum Vorschein kommen, nicht etwa auf ein solches beziehen. Ziemlich ebenso ist das Ver- halten noch bei 1” langen Embryonen, deren Eihäute bereits k’ lang mit reichlichen Zotten besetzt sind, von denen jede eine grobe Sapillargefässschlinge enthält; die grossen Gefässe haben’ sich schon ziemlich überall von der Allantois abgelöst und verlaufen frei durch hirnhäute fanden sich bei diesen Fötus noch immer eine grosse An- von ausserordentlicher Breite, die sich in feinere theilten; ich naass dort Gefässe mit vollkommen structurlosen Wänden und auf- sitzenden Kernen von 0,002” bis 0,025”, im Mittel von 9 Messungen 096”, ein enormes Verhältniss für Capillargefässe, das nur dahin ärt werden kann, dass die aus spindelförmigen Zellen zu- st angelegte Gofässhaut nur der innern oder eigentlichen efässhaut entspricht, um welche sich weiterhin die Ring- aserhaut und adventitia erst nachträglich aus neuen, vom mgebenden Bildungsgewebe her differenzirten Zellen heran- jilden, während von Innen her, ebenfalls secundär, ein Epi- 1 el hinzutritt, welches letztere ich bei 1%,” langen Fötus bestimmt erkannte. Die Bildung sternförmiger, anfangs vollkommen isolirter Gefäss- len studirt man am besten im Schwanze der Froschlarve zu einer eit, wo Herz und grössere Gefässstämme längst gebildet sind und die ation vermitteln. - Man sieht dann an der Peripherie der Gefäss- usbreitungen, wie sich die freien 'verästelten Zellen nach und nach äussersten Gefässschlingen anschliessen und mit den feinen, an- fangs soliden Ausläufern derselben in Verbindung treten. Ein grosser [ der äussersteu Verzweigungen ist immer noch blutleer, endigt im Theil blind, zugespitzt oder schlingenförmig; es bahnt sich die sulation erst allmählich einzelne, dann zahlreichere Bahnen durch elben hindurch, in dem Maasse als die peripherische Fortbildung er schreitet. Niemals bilden: sich Blutkörper in Capillaren oder it en Gefässzellen und der Process des Hohlwerdens ist daher icht wie bei den grösseren Stämmen eine Differenzirung centraler angskugeln, sondern einfach eine Folge des Wachsthums. Dies die mehr selbständige Entstehung der Capillaren unterscheidet sie ptsächlich von den grösseren Stämmen, obgleich sie im allgemeinern Zeitschr. f, wissensch, Zoologie, VI. Rd, 12 178 Sinne ebenfalls aus verschmolzenen Zellen entstehen und eine scharfe Grenze zwischen gröberen und feineren Gefässen nicht zu ziehen ist. Man kant sich vorstellen, die Bildung der feineren und feinsten Gefässe erfolge, indem die zum Gefässrohr zusammentretenden Bildungszellen immer spärlicher, vereinzelter, aber auch zugleich selbständiger wer- den, was sich bei den äussersten durch die immer weitläufiger wer- dende Fortsatz- und Anastomosenbildung äussert. Ist endlich der Vorrath peripherischer Gefässzellen erschöpft, so ist damit den Hülfs- ” mitteln des Bildungsprocesses noch keine Grenze gesetzt, denn auch an den bereits fertigen Gefässen dauert die Bildung von Ausläufern und Anastomosen fort und ich habe die Platner’sche Darstellung so- wohl in der Wharton’schen Sulze und im Gehiru der Säugethiere, als beim Frosch bestätigen können; ja es kann nach den von J. Meyer }) kürzlich veröffentlichten sorgfältigen Untersuchungen kaum bezweifelt werden, dass dieser letztere Modus noch bei Erwachsenen unter ge- wissen Bedingungen sich thätig zeigen kann (nicht aber der einzige ist, wie derselbe anzunehmen scheint). Die schlagendsten Erfahrungen hierüber gewährten mir unter den höheren Thieren Schweineembryonen, die sich überhaupt zu embryo- logischen Untersuchungen wegen des deutlicher ausgesprochenen Cha- rakters der jungen Gewebe und namentlich der Zellengebilde. viel besser eignen als Embryonen von Wiederkäuern, wie ich leider erst einsah, nachdem ich mit Rinderfötus viele Mühe und Zeit zugebracht. Hat man übrigens die Verhältnisse beim Schweine erkannt, so wird man sich leicht auch beim Rinde zurecht finden. In der Wharton’schen Sulze 4” langer Schweinefötus findet man in der That Alles beisammen, grössere und kleinere.Gefässe mit einfachen, aber noch nicht überall homogenen Wänden, spindel- und sternförmige Zellen in allen mög- lichen Uebergangsstufen und Verbindungen, so wie auch noch voll- kommen isolirte, runde Bildungszellen zwischen den Gefässmaschen im Uebergange zu den verästelten, fadenförmige und schon ziemlich breite Capillaren, ganz leer, eine Reihe oder nur vereinzelte Blutkörper enthaltend, endlich fertige CGapillaren mit fadenförmigen Ausläufern, von denen sich freilich nicht immer sagen lässt, ob sie nicht schon den individuellen Zellen vor der Vereinigung zu Netzen angehört haben. Ausserdem gelang es mir, noch zwei sehr merkwürdige Verhältnisse hier zu constatiren, welche ein Licht auf allgemeinere Bildungsgesetze im thierischen Organismus werfen. In sehr vielen von den sternförmigen - Zellen, welche zur Bildung der feinsten Capillaren dienen, bemerkt man eine wahre Prolification der Kerne und zwar durch Theilung, so dass man oft vier Kerne in demselben Zellenkörper !) Annalen der Charite. Bd. IV, 1853, S. At: 179 eingeschlossen findet. Diese Kerne rücken mit dem Wachsthum der Zelle auseinander und scheinen sich wiederholt theilen zu können. Die Kerne der fertigen Capillargefässe entsprechen daher keineswegs eben so vielen Bildungszellen und insbesondere babe ich niemals Reihen von kugeligen Zellen in der Verschmelzung begriffen gesehen, wie u. a. Kölliker t) neuerdings noch angenommen hat. Diese Vermehrung der Kerne, die auch in bereits verschmelzen- den Zellen noch fortdauert, scheint bei dem Wachsthum zusammen- gesetzter Elementartheile überhaupt eine wichtige, bisher nicht ge- würdigte Rolle zu spielen und hier einen der merismatischen Ver- mehrung der Pflanzenzellen äbnlichen Vorgang anzudeuten,. Ich habe sselbe bisher mit Bestimmtheit noch bei den Primitivmuskelbtindeln, jei den Linsenfasern und selbst an structurlosen Häuten verfolgt und nur hierdurch ist der zeitweise grosse Kernreichthum dieser Gebilde erklärlich, der bei dem enormen Wachsthum in die Länge, welches ese Elementartheile durchzumachen haben, unmöglich auf die Zahl er anfänglich verschmelzenden Bildungszellen zurückgeführt werden ann. Ein anderer Punkt, der mein Interesse anregte, betrifft die unft der zahlreichen Bildungszellen, welche man wie aus einer schöpflichen Quelle nach und nach in der Wharton’schen Sulze [reten sieht, so wie die Bildung der letztern selbst: Schon vor ner Reihe von Jahren hat "eine eigenthümliche Structur auf der in- ern Seite des Chorion meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. So- hl bei Kaninchen, als bei Hunden und Rinderfötus bemerkt man - früh, schon vor dem Auftreten der Zottenbildung, an dieser Stelle ie anscheinend structurlose Substanzschicht von eigenthümlich areo- rem Gefüge, eine Art durchbrochener Membran, aber von ziemlicher e, wie aufgelockert oder nachträglich gewachsen. In einigen Fällen aubte ich Kerne darin wahrzunehmen, in anderen eine schöne, pllaster- angeordnete Zellenschicht, wie sie auf der innern Fläche der a Embryo ausgehenden Eibäute constant vorkommt, Dass diese chicht nicht das Chorion selbst ist, sieht man an den ufngeschlagenen dern, wo dasselbe scharf davon abgesetzt ist und deutlich seine ppe ten Contouren zeigt. Man muss vorher das auf der äussern che des Chorion befindliche einfache, später geschichtete Epithel jelst eines Pinsels entfernen, um keiner Täuschung unterworfen zu Mit was man es hier zu thun habe, wage ich nicht bestimmt behaupten, obgleich der Gedanke an eine Metamorphose der serösen * (des Parietalblattes des Amnion) nahe liegt. Von dieser Schicht geht meiner Erfahrung nach die Bildung der Wharton’schen Sulze ptsächlich aus, die bekanntlich erst aus der Zeit datirt, wo die \ )) Gewebelchre, 8. 877. 12 * 180 Zottenbildung und die Gefässverbindung mit der Mutter hergestellt ist. Bei Rinds- und Schweinefötus von einigen Zollen Länge bemerkt man eine sonderbäre Metamörphöse jener pflasterartigen Zellenschicht; sie rücken stellenweise" auseinander, so dass Löcher, Maschen, Areolen zwischen den’Zellen entstehen; die sich berührenden Seiten der Zellen - aber wachsen "in" breitere und schmälere Fortsätze aus, die an die Form der Zellen-auf den’ "Plexus chorioidei im Gehirn erinnern, und zugleich tritt jene Theilung der Kerne auf, die ich als Einleitung zu einer’ Vermehrung der Zellen betrachte. - Ich habe leider noch nicht Gelegenheit gehabt, den weitern Process zu verfolgen; auch habe ich an dieser Stelle mich von einer Theilung der Zellen selbst nicht über- zeugen können t); es schien‘ mir aber, als’ beginne hier aus einer epithelinmartig beisammen'liegenden Zellenschicht die Bildung eines netz- förmig verbündenen Zellenwerkes, wie ich es als Vorläufer der Capillar- gefässbildung beschrieb. Digses Wachsthum und Auseinanderrücken der“ ') Dass eine solche Vermehrung von Zellen, und zwar epitheliumartiger, statt- findet, davon überzeugte ich mich auf das Bestimmteste an dem einfachen Pflasterepithelium, welches die Allantois junger Schweiheembryonen aus- kleidet.' Richtet man’ sein’ Augenmerk, nach einfacher Ausbreitung der Haut mit'nach oben gekehrter Innenfläche, anf die grösseren polyedrischen Zellen, welche sogleich, auffallen, so wird man in, sehr vielen einen doppelbrod- artigen, .biscuitförmigen,. zweilappigen, oder auch zwei getrennte Kerne finden. Sobald die Kerne etwas auseinander gerückt sind, erscheint eine feine Scheidewand quer durch die Zelle, die sich in einzelnen Fällen sogar auf halbem Wege zu befinden, d.h. mitten zwischen die Zwei noch nicht. von einander abgerlickten 'Kerne einzuschneiden schien: ' Etwas Aehnliches glaubte ich- in der untersten Schicht des: Bindehautblättchens ‚der Cornea beim Frosch,zu sehen, ‚wenn.ich dieselbe mit Essigsäure durchsichtig ‚ge macht und in toto von der innern Seite her betrachtete, So unglaublic mir die Sache vorkam, so bemühte ich mich doch vergebens, die En stehung dieser Scheidewand auf aneinander liegende Tochterzellen oder eine andere Täuschung’ zurlickzuführen, ‘an die ich um so eher dachte, als der Vorgang stets mit 'einer Trübung des Zelleninhaltes einhergeht. , Ich be- schränke mich daher einfach, auf Mittheilung ‘des. Factums, indem ich miel auf meine, frühere Erklärung beziehe, dass eine, endogene Zellenbildung i den. fötalen Geweben eine grosse Seltenheit ist (Beiträge, S. 8), so wie ich auch schon’ lange gezeigt "habe, dass die angebliche endogene Zellen- bildung im Krebse diese Bezeichnung durchaus nicht immer verdient, in- dem die endogenen'Formeri ‘der grossen Mehrzahl nach nur durch Theis lung sich vermehrende Zellenkerne sind; wobei das Auftreten eines sich eben- folls theilenden Kernkörperchens die Initiative zu bilden scheint (Diagno: 'S. 279 f.). Wenn ich daher auch Remak’s Ausspruch, dass alle ve / mehruig von Zellen auf dem Wege der Theilung erfolge, für viel zu wel gehend und factisch unrichtig ansehe, so bin ich doch sehr geneigt, di sem Vorgange eine viel grössere Ausdehnung in 'thierischen Geweben zus zuschreiben, als man hisher zu thun pflegte. 5 181 en geht offenbar mit einer Zunahme der Intercellularsubstanz ein- ber, die man entweder als Ausscheidungsproduct der Zellen oder als rect von Aussen eingedrungenes und relativ ‚fest gewordenes Er- jährungsmaterial ansehen kann. Die Zellen scheinen jedoch nicht nmittelbar zu verschmelzen, denn man sieht noch deutlich die tren- nenden Contouren, sondern zunächst blos einen Vermehrungsprocess vorzunehmen, womit die Quelle-der zahlreichen en Elemente der Wharton’schen Sulze aufgedeckt wird. y Noch in einer andern Beziehung war mir das Ei ind Schweines ehrreich. Es ist eine schon von Bischoff constatirte und seitdem viel- ach bestätigte Thatsache, dass die Zellen des Chorions beim Menschen nd Kaninchen als solide und structurlose Wucherungen ‚des Blastems uf der äussern Oberfläche des Chorions entstehen, und zwar zu einer Zeit, wo das Chorion selbst noch gefässlos ist, ja‘ehe die Bildung des bryo bis zur Gefässbildung «vorgeschritten ist... ‚In diesen soliden ucherungen, und zwar in der kolbig angäschwollenen Spitze der- lben, entstehen zuerst kernartige Gebilde von rundlicher Form, die mählich in die längliche, ‘ovale und spindelförmige übergehen, wäh- d der Stiel noch vollkommen structurlos sein kann. Die Bildung on Gefässen der feinern Art, jedoch nicht eigentlich capillären, ge- hieht hier ganz in derselben Weise wie anderwärts und es entstehen st solide Stränge von Faserzellen, die wachträglich'hohl werden und der gewöhnlichen Weise von den grösseren Stämmchen, die von ien an das Chorion herantreten, gefüllt werden., Das Chorion selbst lt in dieser Zeit eine Art Organisation, ‚indem in der. strueturlosen esselben: kernartige Gebilde, ann ‚welche. in«ihrer weitern ildung die direete 'Vermittelung zwischen den-»Gefässen ‘der Sulze den Zellengefässen übernehmen; das’Chorion verhält sich demnach ‚als structurloses Blastem, ähnlich der Sulze. Ganz abweichend iesem Modus fand ich den Vorgang beim Schweine und Rinde, die Zellen viel später, zu einer. Zeit ‚auftreten, ‚wo das Gefäss- in der Wharton’schen Sulze schon‘ eine: viel grössere Ausbildung gt hat. Die Anfänge der Zotten' erscheinen dann als’ fertige Gefäss- en, mit Blut gefüllt, welche gleichsam ebenso viel Ausbuchtungen usserst dünnen und strueturlosen Chorion vor sich hertreiben; sie 6 durch Wachsthum bereits ferliger Blutgefässe entstanden. Eine gangssiufe beider Modi fand ‚ich ‚bei Hundeeiern‘ vom 24. Tage öfruehtung. "Auch "hier geht‘ die Bildung der Zotten. der der Ge- voraus; die Zotte erscheint aber ‘nicht als solide,’ sondern als ackige, mit breiterer Basis aufsitzende, collabirende Ausstülpung horions, mit einem offenbar weichen, halbilüssigen Inhalt, der ' direete Fortsetzung der Wharton’schen Sulze zu sein scheint. "beginnt darin die Gefässbildung in ähnlicher Weise, wie bei 182 den übrigen Thieren, deren Zotten sehr frühzeitig entstehen, und beim Menschen. In der Weise, wie beim Rinde und Schweine die Zotten des Chorion enistehen, scheinen mir auch die Kiemengefässe der Frosch- larven als schlingenartige Ausbiegungen grösserer Gefässe zu ent- stehen, da 'man' sie frühzeitig nur von einem einfachen Epithel be- kleidet, ‚aus strueturlosen dünnen Wänden mit aufsitzenden länglichen Kernen bestehend , ohne weiteres Constituens oder Bindemittel, je eine Schlinge eine frei ins Wasser hängende Zotte darstellen sieht. Die Bildung. peripherischer Gefässschlingen wäre demnach hier, ganz analog der Bildung der Drüsenbläschen, eine Art Knospenbildung durch Aus- wachsen eines aus verschmolzenen Zellen gebildeten secundären Ge- webes. Auch die Bildung der Plexus chorioidei im Gehirn kann hier erwähnt werden; wenigstens fand ich bei 6” langen Rindsfötus die Seitenventrikel mit sehr breiten Gefässen angefüllt, welebe plumpe, sehr ‚breite Ausbiegungen machen, vollkommen structurlose Wände mit ziemlich sparsamen Kernen und einem reichlichen Epithelüberzuge aus grossen, blassen Kernzellen besitzen. Die weitere Ausbildung der Gefässschlingen geht auch hier, wie es scheint, durch Wachsthum und Ausbildung der fertigen Gefässe vor sich. Hat man einmal die Gefässbildung an einem so unzweideutigen Orte, wie in den Eihäuten, verfolgt, so wird man sieh auch in an- deren Organen des Embryo, wo die Anwesenheit und gleichzeitige Entwicklung anderer Gewebe, so wie die geringere Menge oder der Mangel der Intercellularsubstanz Schwierigkeiten macht, zurecht finden. Das Gehirn empfiehlt sich in dieser Beziehung vor anderen Organen; doch besitze ich gerade hierüber nur höchst unvollständige Aufzeich- nungen und bedaure, zu spät darauf aufmerksam geworden zu sein, Nur so viel habe ich mir bemerkt, dass die Capillaren des Gehirns schon früh, bei 1Y,zölligen Rindsfötus, fertig gebildet sind, während die Pia mater noch viele gröbere unreife Gefässe enthält. Als einer unerlässliche Bedingung zur Wahrnehmung und Erkennung der in der Bildung begriffenen Gefässe muss ich die Füllung mit Blut be- zeichnen, ‘und eigene Erfahrung hat mich überzeugt, dass die nega- tiven oder sehwankenden Angaben darüber hauptsächlich daher rühren, dass man in Organen und Embryonen nachgesucht haf, die entweder nicht ganz frisch oder blutleer waren. Um klare überzeugende Bilder zu. erhalten, sind ganz frische Eier am besten, die man noch warm am Schlachttage erhält. Ich unterbinde dann zuerst den Nabelstrang, ehe ich die Eihäute entferne und erhalte so dem Fötus seine natür- liche Injection. Untersucht man dann beliebige Organe, so wird man über den Blut- und Gefässreichthum erstaunt sein, wo sonst nur ein unverständliches Chaos runder, spindel- und sternförmiger Zellen erschei- nen würde. In dem Unterhautgewebe bei 1—2” langen Rindsfötus 183 2. B. kann man dann dieselben unreifen Gefässe, deren Wände aus ‚spindelförmigen Zellen gebildet sind, verfolgen, wie in den Eihäuten. Eafasge sind auch hier nur Netze gröberer Gefässe en wenn schen, aus hlaneiireiden Zellenfasern gebildet, denen sich weiter- tin sternförmige Zellen anschliessen u. s. f. Bei Schaf- und Rinds- ıs von einigen Zollen trifft man, z. B. in Sehnen und anderen wei- F organisirten Organen, stets vollkommen structurlose, dünnwandige Dapillaren wit zahlreichen Kernen, denen der Erwachsenen ganz nlich, aber zuweilen von auffallender Breite. Feinere Venen schei- ‚diesen Charakter länger zu behalten, als feine Arterien, und gar beim Erwachsenen kommen in der Pia mater z. B. Gefässe ssern Kalibers, offenbar Venen, vor, welche ganz an embryonale men erinnern. Es gibt Organe, in welchen das Gefässsystem niemals eine fötale Stufe hinauskommt, und unter denselben vor eines, welches wahrhaft prachtvolle Bilder von breiten, weite chen bildenden Gefässen mit dünnen, vollkommen structurlosen aden liefert, nämlich die Linsenkapsel und die Kapselpupillar- mbran bei Menschen- und Säugethierfötus aus der ersten Hälfte es Fötallebens. Die Gefässe der Linsenkapsel liegen auf der structur- sen Membran, ragen an umgeschlagenen Rändern weit über dieselbe r und verlaufen ziemlich weit, ohne Aeste und Anastomosen zu ; der Kernreichthum ist oft gross, doch liegen alle Kerne nach ingsachse des Gefässes; manchmal läuft ein Gefäss in einen lan- ; dünnen, soliden Faden aus, mit einzelnen Anschwellungen, worin erne liegen. Um den Glaskörper herum und namentlich in der teller- migen Grube findet man bei Rinds- und Schweinefötus von 5-10” ze ein dichteres Maschennetz, das seinen Ursprung mit mehreren sseren Stämmchen aus der Arteria centralis nimmt und nicht überall las Blut durchgängig zu sein scheint. Es kommen Bilder vor, die an das netzförmige Bindegewebe von Kölliker erinnern, balken- Reihen von spindelförmigen Zellen, die ich für unreife Gefässe er Art gehalten habe. Manchmal scheint eine einzige spindel- ge Zelle mit langen Fortsätzen zwei gröbere Gefässe zu verbinden. der Linsenkapsel ist zwischen den Gelässen keine erhebliche Inter- ubstanz wahrzunehmen, doch scheint bei jüngeren Fötus eine une Gallertschicht die Kapsel zu bedecken, die jedoch kein äusseres ?l hat, wie Brücke") behauptete. Dagegen findet sich stets eine ehliche -Intercellularsubstanz, die fortwährend zunimmt, um die Ar- ") Augapfel, S. 30. 184 teria ventralis bulbi und ihre Ausbreitungen; sie bildet in ihrer endlichen Änhäufung, nach dem theilweisen Wiederunter- gang der Gefässe, den Glaskörper des Erwachsenen, den Virchow daher mit einigem Recht mit der Wharton’schen Sulze ver- gleicht. Auch hier enthält die Intercellularsubstanz früher zerstreute runde und spindelförmige (selten sternfürmige) Zellen, deren Zahl jedoch stets sehr gering ist und später ganz zurücktritt. Alle diese Zellen zeichnen sich durch ihre grossen, runden oder ovalen, nie- mals verlängerten oder zugespitzten Kerne aus und ich kann keinen Anstand nehmen, sie als unausgebildete Elemente des Gefäss- systems zu betrachten. Ganz ähnliche finden sich zufällig oder bei einigem Nachsuchen in den verschiedensten Geweben, besonders im lockern Bindegewebe und namentlich auch im Nabelstrang, und zwar hier, z. B. bei 1’ langen Rindsfötus, in allen UVebergängen zu rei- fen und unreifen Gapillaren; doch scheint der Nabelstrang der- Jjenige Theil der Eihäute zu sein, wo die capillären Gefässe am weite- sten zurückbleiben, ja vielleicht später wieder untergehen, während die grossen Stämme sich weiter entwickeln und die Intercellularsubstanz einen deutlicher streifigen oder faserigen Charakter annimmt, Die vor- handenen capillären Gefässe zeichnen sich durch ihre Länge aus, wäh- rend daneben runde, spindelförmige und namentlich sternförmige Zellen in Menge existiren. Von entwickelten elastischen oder Kernfasern habe ich en im Nabelstrang noch in der Wharton’schen Sulze jemals eine Spur angetroffen. Diese Erfahrungen, die mir grösstentheils schon längere Zeit be- kannt waren, erregten sogleicb nach dem Bekanntwerden der Strube”- schen und Virchow’schen Beschreibung der sogenannten Hornhautkörper- chen die Vermuthung bei mir, dass dieselben ebenfalls hierher gehören und somit die abortiven oder nicht zur Entwicklung gekom- menen Gefässelemente der Cornea sein möchten. Diese Ver- muthung gewann an Zuversicht durch die Untersuehungen von Coccius *), die, wenn auch in theoretischem Gewand, doch offenbar ‘einen Kern sorgfältiger und ausdauernder Beobachtungen enthalten. Die spindel- förmigen Anhänge der feinsten Hornhautgefässe, in welche Coeeius von den letzteren aus Blut eingetrieben haben will, können, trotz der sonderbaren Deutung, die er ibnen gibt, nichts Anderes als unent- wickelte Capillaren gewesen sein, deren weiteren Verlauf Coceius über- sah. Ob eine Andeutung von Zuschka?) über Hornhautgefässe hierher zu rechnen sei, ist mir zweifelhaft geblieben. Von Bedeutung wurde ') Ueber die Ernährungsweise der Hornhaut und die Serum führenden Gefässe, 1352, S. 86, 88, 95, 116, Hai 149. 2) Zeitschr. f. rat. Med. 1851, S. 29 185 ‚aber eine Notiz von Kölliker !) über «feine, blinde ‚oder anastomosi- rende Ausläufer an den Hornhautcapillaren von Säugethieren,, welche keine Blutkörperchen enthalten und vielleicht als’ offene Kanäle, wahre Vasa serosa zu deuten sind». Dieselben werden in'der Gewebelehre ‚desselben Autors wieder erwähnt und für «obliterirte Gapillaren » er- klärt. Endlich lassen die kürzlichvon His gegebenen schönen Zeich- _ nungen keinen Zweifel über die Verschiedenheit dieser Gebilde von - den Kernfasern, ‚wie ich Herrn Prof. Miescher, der mir dieselben mit- theilte, auf den ersten Blick erklärte. Ich glaube, dass nach den _ oben gegebenen Nachweisen kaum ein Zweifel über die richtige Deu- tung dieser Gebilde mehr übrig "bleiben wird. Ich ziehe aber’ dahin nicht blos die blinden Ausläufer der Hornhautcapillaren, sondern den grössten Theil der sogenannten Hornhautkörperchen‘, unter welchen sich, nach genaueren Untersuchungen‘, die hier neuerdings angestellt wurden, zwei durchaus verschiedene Typen unterscheiden lassen. Frü- her waren mir nur aus der Hornhaut des Frosches sonderbare Formen bekannt, die ich als missstaltete Kerne betrachtete und die sich von ‚den sogenannten Kernfasern ‘in der Hornhaut der höheren Thiere durch ihre mehr unregelmässige Gestalt ‘(wie arabische 'Buchstaben) unter- iden. Durch Strube, Virchow und -His’ist die Aufmerksamkeit auf gewisse slernförmige ‘und verästelte 'Zellenformen mit rundlichen Ker- en und langen, anastomosirenden Ausläufern ‘gelenkt werden, die ich unter allen untersuchten Thieren' wiederum beim Schweine am schön- sten ausgesprochen finde. Hier finden sich Formen; die namentlich durch das sparrige, steife Ansehen der oft zahlreichen: Ausläufer und die Anastomosen desselben sehr an‘ Knochenkörperchen, besönders der sche, erinnern. Man findet sie vorzugsweise in'der'Nähe der Descemet’- n Haut, also in den innersten Schichten der Cornea, die sich durch » Homogenität auszeichnen, während: ich die äusseren Schichten öfter, entlich beim Pferd, lockerer und faseriger"'gefunden habe. Die äufer gehen mitten durch‘ die Lamellen hindurch und durchkreuzen ı namentlich gern unter ‚rechten Winkeln. » Beim’ Kalbe sind diese bilde viel weniger ausgebildet, noch 'weniger und zugleich spärlicher m Hund und der Katze. Ob diese Ausläufer hohl’ sind und dem- ach ein wirkliches Röhrensystem darstellen, scheint'mir durch directe jeobachtung kaum auszumitteln. Auch ich"habe öfter hier,'in "Sehnen and anderwärts den röthlichen Schimmer bemerkt, den“ Virchow hervor- bt, aber nur in ganz evidenten einfachen Spalträumen, so wie an freien Rändern angesäuerter oder gekochter Bindegewebspräparate, nie- mals dagegen in notorischen Capillargefässen oder deren Ausläufern sonstigen Faserzellen. Bei weitem'in den meisten Fällen erschienen %) Verhandl. Bd. IM, S. XIV. Gewebelehre, 8. 559. 186 mir die Fäden vollkommen solid und homogen, wie die Ausläufer der embryonalen Gefässe und Gefässzellen überhaupt. Auch der Hessling’- sche Versuch !), die Hornhaut mit Carminlösung zu tränken, wobei die Röhrchen sich füllen sollen, beweist dieses nicht und lehrt nicht mehr, als Färben mit Jod oder anderen gefärbten Substanzen. Es im- bibirt sich das ganze Gewebe, wobei wie in allen Fällen die Schatten- töne schärfer hervortreten, die zellenartigen Gebilde dunkler gefärbt er- scheinen, als die durchsichtigere Intercellularsubstanz, aber auch blosse Interstitien sich anfüllen. Setzi man später Essigsäure zu, so erblasst allerdings die Intercellularsubstanz zuerst, die Körperchen aber später ebenfalls und es wäre auch nicht einzusehen, warum die Essigsäure, im Falle eines wirklich vorhandenen Röhrensystems, nicht ebenso gut als die Carminlösung in die Röhrchen eindringen und die letztere auch dort erreichen sollte. Wenn ich daher die Hohlheit dieser Aus- läufer nicht für bewiesen und der Analogie nach auch nicht für wahr- scheinlich halte, so gebe ich doch zu, dass, wie in embryonalen Ge- weben, ein Theil derselben, namentlich wo sie mit den entwickelten Gefässen in Verbindung stehen, eine höhere Entwicklung erreicht haben kann und den Uebergang zu denselben bildet. Eine andere Frage ist es, ob diese Gebilde, die das nicht zur vollständigen Reife gediehene Capillarsystem der Cornea repräsentiren, nicht unter besonderen Umständen einer höhern Entwicklung auch beim Erwachsenen noch fähig sind? Das fast plötzliche Auftreten von blutgefüllten Gefässen in der entzündeten Cornea, welches den Augenärzten von jeher eines der interessantesten Probleme war und sie fast unwidersteblich immer wieder zur Annahme der den Anato- men unerreichbaren Vasa serosa trieb, dürfte wohl schwerlich eine erwünschtere Erklärung finden können, und wenn irgendwo, so ist hier ein Fall, wo das Bedürfniss des Praktikers und das der Wissen- schaft sich auf dem Wege des Experiments der gleichen Befriedigung erholen dürften. Ganz verschieden von den eben beschriebenen zellenartigen Ge- bilden der Hornhaut sind die sogenannten Kernfasern derselben, die sich ebenfalls beim Schwein, ferner beim Kalbe, fast gar nicht aber bei der Katze ausgebildet finden. Während die Gefässzellen stets durch einen: mehr oder weniger rundlichen oder ovalen Kern charakterisirt sind, finden sich in jenen die gewöhnlichen, langen, zugespitzten, scharfcontourirten Faserkerne, deren oben schon als charakteristischer Merkmale der jungen elastischen, und in specie der Henle’schen Kernfasern gedacht wurde. Genauere Prü- fung lässt hier oft genug die ursprüngliche Zellennatur erkennen; sehr ') Ilustrirte med. Zeitung. Rd. 1, S. 172. 187 häufig verlängert sich der Zellenforisatz über den Kern binaus; sehr selten findet man mehr als zwei bipolare Fortsätze; die Zelle erscheint in.den meisten Fällen als ein feiner langer Faden, der nur an der Stelle des Kernes eine unmerklich sich verjüngende Anschwellung zeigt. - Anastomosen geschehen in weiter Entfernung und gewöhnlich unter sehr spitzen Winkeln, nicht durch Verästelung der einzelnen Zellen, und sind im Ganzen hier in der Cornea viel seltener als anderwärts; auch verlaufen sie meistens in der Richtung der Lamellen, nicht die- selben durchsetzend,, wie die Ausläufer der Gefässzellen. Essigsäure ver- ändert sowohl Gefässzellen als Kernfasern nicht viel, macht sie jedoch deutlicher durch Aufhellung der Intercellularsubstanz; Kali dagegen lässt nur einen Theil der Kernfasern übrig. Von Spiralfasern, die sonst fast in allen Bindegewebsformationen vorkommen, ist mir in der Cornea nie etwas begegnet; dagegen sehr oft ein Bild, welches zu Tänschun- gen Anlass geben könnte. An senkrechten Schnitten getrockneter Horn- häute, die man in Wasser aufquellen lässt, erscheinen die Durch- schnitte einzelner Lamellen, besonders am Rande ungleich aufgequollen, an einer Seite bauchig aufgetrieben oder mit zahlreichen circulären, nicht spiraligen Einschnürungen versehen, wobei die einzeluen Lamellen sich beträchtlich voneinander entfernten. Die Beobachtung und der weitere _ Verlauf klärt die Sache leicht auf*). Nach allem dem halte ich die ‚Cornea für ein Gewebe, welches zwar eine höhere Entwicklungsstufe erreicht, als die Wharton’sche Sulze und der Glaskörper, welches ihnen aber doch nahe gestellt werden kann und den Uebergang zu höher organisirten Geweben, namentlich zu demjenigen bildet, welches gewöhnlich als lockeres Bindegewebe bezeichnet wird. Die Cornea ‘des Fötus unterscheidet sich daher auch von anderen embryonalen "Geweben sehr wenig. Bei 8” langen Rindsfötus ist die Descemet’sche Haut schon da, desgleichen das Epithel auf beiden Oberflächen, auf ‚der äussern bereits geschichtet. Alle Lagen sind aber noch sehr dünn, _ auch die Glashaut, die sich ganz wie eine basement membrane ver- ‚hält, ohne dass ich bestimmt angeben kann, ob sie ursprünglich als Ausscheidung oder aus verschmolzenen Zellen entsteht. Die eigentliche ‚Cornea, die anfangs nur gewöhnliche Bildungszellen mit wenig Inter- larsubstanz enthält, wächst hauptsächlich durch Zunahme der letz- teren, während die Differenzirung der Bildungszellen in Gefässe, Nerven, ‚elastische Fasern u. s. w. vor sich geht. Noch beim neugeborenen I : MH . Ä ‚l ") Eine ähnliche Erscheinung bemerkte ich an Bindegewebsbündeln der ge- kochten Sclerotica von Schweinen und Kälbern, welche, offenbar durch 2 Aufquellen, ziemlich regelmässig quergestreifi erschienen, fast wie Muskel- 5 primitivbündel, nur gröber und rauher. Auch in der Wharton’schen Sulze ist mir Aehnliches vorgekommen. 188 Hündchen ist dieser fötale Charakter sehr ausgesprochen, die Menge der Intercellularsubstanz gering, die Zahl der unreifen Zellengebilde über- wiegend. Die Sclerotica der Erwachsenen unterscheidet sich von der Cornea sehr beträchtlich, nicht nur durch die höhere Entwicklung aller Gewebe, sondern auch durch die Anordnung derselben, obgleich eine scharfe Grenze zwischen Sclerotica und Cornea nicht existirt. Es ist namentlich der lamellöse Bau viel weniger ausgesprochen. Die inneren Schichten fehlen ganz, die Faserzüge sind mehr verflochten, die Menge durchsichtiger Intercellularsubstanz viel geringer. Doch finden sich auch in der Sclerotica stetls noch eine beträchtliche Anzahl unreifer elastischer und Gefässzellen, wozu noch ein neuer, ebenfalls mehr embryonaler Gewebstheil, die spindel- und sternförmigen Pigmentzellen, hinzutreten, die weiterhin in der Lamina fusca und in der Chorioidea (in welcher letztern ich übrigens beim Kalbe auch wahre Capillar- gefässe der feinern Art gesehen habe) überwiegen. Die Zahl der Gewebe und Organe, in welchen dergleichen fötale Gebilde, namentlich auch unentwickelte Gefässzellen mehr oder weni- ger constant vorkommen, lässt sich noch beträchtlich vermehren. Es gehören dahin fast alle Bindegewebsformationen, vor allen solche, deren Gefässarmuth oder Gefässlosigkeit gewöhnlich angenommen wird, wie namentlich die serösen Häute, die Bandscheiben u. a. m. Man trifft sie aber auch in den Gentralorganen des Nervensystems, z. B. am In- fandibulum, in vielen Drüsen, im Knochenmark u. s. w. Auch für die vergleichende Histologie niederer Thiere scheinen durch die Ent- wicklungsgeschichte der Gefässe neue Aufschlüsse in Aussicht zu ste- hen, welche die Abwesenheit capillärer Gefässe bei vielen Wirbellosen verständlicher machen dürften, nachdem ZH. Müller *) bei Cephalopoden sternförmige Zellen angetroffen, welche mit den Blutgefässen in Ver- bindung standen und welche er den Virchow’schen Bindegewebskörper- chen vergleicht. Endlich brauche ich kaum darauf hinzuweisen, dass auch die pathologische Histologie hier eine Lücke hat, deren Ausfüllung nun nicht mehr so schwer erscheint. Dass die neugebildeten Gefässe nicht den Charakter gewöhnlicher Capillaren, sondern namentlich ein viel gröberes Kaliber haben, darüber stimmen alle überein; eigentliche Capillaren sind sehr selten 2), sebr häufig aber, besonders in höher organisirten Afterbildungen, geschwänzte, spindel- und sternförmige Zellen, worüber ich keine näheren Citate beizubringen nöthig habe. Schliesslich will ich, um etwaigen persönlichen Controversen im Voraus zu begegnen, erwähnen, dass schon Schwann?) eine hierher gehörige !) Diese Zeitschr. Bd. IV, S. 340. ®) Diagnose, S. 314. Ara. 189 Vermuthung gehabt, die sich, bei, Henle *) noch bestimmter ausgespro- chen findet. e Folgende differente Metamorphosen können nach dem Gesagten für jetzt unter den bekannten spindelförmigen und geschwänzten Zellen der embryonalen Gewebe überhaupt und des embryonalen Bindegewebes _ insbesondere mit Sicherheit unterschieden werden: j 4) Die contractile Faserzelle, ‚ausgezeichnet durch die per- - manente Selbständigkeit und mangelnde Neigung zur Verschmelzung, durch das beträchtliche bipolare Wachsthum und die Persistenz der Kerne, welche die Stäbchenform nicht überschreiten; endlich durch die bekannten Reactionen gegen Essigsäure, Salpetersäure und Kochen. 2) Die elastische Faserzelle, ausgezeichnet durch das fast unbegrenzte Wachsthum der spindelförmigen oder pfriemenförmigen Kerne, die Resistenz gegen Essigsäure und Kali, die Neigung zu Anastomosen- und Netzbildung bei in der Regel ebenfalls bipolarem Wachsthum. 3) Die Gefässzelle, charakterisirt durch die runden oder ovalen, ‚durch spontane Theilung sich vermehrenden Kerne, durch das multipo- ‚lare Wachsthum der Zellenkörper und durch die entschiedene Neigung "zur. Verschmelzung, die entweder eine mehr seitliche und. totale (in den grösseren Gefässen bis, zu den gröberen, Capillaren herab) oder eine mehr peripherische, mittelst der Ausläufer (in den feinsten Ca- Pillargefässen und Vasa serosa) sein kann. Diese Beschreibungen mögen noch. im Einzelnen ‚schärfer gefasst und verbessert werden können und ich möchte sie durchaus nur als ‚provisorische betrachten, wie sie, aus. meiner individuellen, wenn auch ziemlich ausgedehnten Erfahrung hervorgegangen sind; aber ich glaube, dass sie das Wesentlichste enthalten und als sichere Anhaltspunkte für "weitere Forschungen dienen können. Auf keinen Fall ist die Mannich- faltigkeit der Elementartbeile, welche auf ihrem Entwicklungsgange zu differenten Geweben einmal den obengenannten ‚gleichen, damit er- chöpft. So. schliessen sich in vieler Beziehung, an die Gefässzellen sogenannten sternförmigen Pigmentzellen sehr nahe an; ja sie sind, es, scheint, nur durch..die, Verschiedenheit des Zelleninhaltes von en verschieden. , Schon Schwann) hat diese Achnlichkeit hervor- gehoben, um vor Verwechslungen ‚zu. warnen, und sie ist ‚seitdem nehrfach zur Sprache gekommen., Bei, Frosch- und namentlich bei onenlarven ist die Farbe des Pigmentes, das in den Zellen in ganz ähnlicher Weise. entsteht, wie der Blutfarbestoff in den Blutkörperchen, dem letztern so ähnlich in Farbe und Consistenz, - #) Allgem. Anat, $. 379. 2) A. =. 0, 8, 186, 190 dass man unwillkürlich an die jetzt wohl hinreichend nachgewiesene morphologische und chemische Uebereinstimmung mit dem pathologi- schen, notorisch aus dem Blutfarbestoff hervorgegangenen schwarzen Pigmente erinnert wird, Eben in der eigenthümlichen Beschaffenheit des Zelleninhaltes liegt aber das unterscheidende Moment den Capillargefäss- zellen gegenüber, in welchen sich niemals freies Pigment bildet und “in welche auch die farbigen Blutkörperchen erst von den grösseren Gefässen her nachträglich eingetrieben werden. Auch in der Chorioi- dea ist das Zusammentreffen der Gefäss- und Pigmentbildung in die Augen fallend und man könnte vielleicht auf den Gedanken kommen, zwischen dem von Brücke) beschriebenen netzförmigen Bindegewebe (den sternförmigen Pigmentzellen Schwann’s) und dem Blutgefässsystem eine nähere genetische Verwandtschaft zu suchen, wenn nicht in der Chorioidea auch wahre Capillargefässe vorkommen, so dass ihre Stelle nicht etwa durch jenes netzförmige Gewebe vertreten wird. Eher wäre ich geneigt, das zuerst von Valentin?) in der Wharton’schen Sulze und an den Vorhöfen des Froschherzens, später von Kölliker ®) aus der Zahnpulpe und der Allantois beschriebene «netzförmige Binde- gewebe» ganz oder grösstentheils zum Gefässgewebe zu ziehen. Was ich wenigsens an diesen Stellen gesehen habe, so wie die Beschrei- bung, welche die genannten Histologen davon geben, gestattet mir kaum eine andere Deutung. Die Untersuchungen, die ich in neuerer Zeit darüber angestellt habe, sind jedoch nicht so vollständig, dass ich mich ganz bestimmt ausdrücken kann, und zugleich darf man nicht übersehen, dass die unzweifelhaft aus vwerschmolzenen Zellen hervor- gegangene Membrana propria der Gefässe in den grösseren Stämmen, namentlich in Venen, ganz den bindegewebigen Charakter annehmen kann, den wir schon an den Eihäuten kennen gelernt haben. Wenn sich nachweisen lässt, dass ein Theil der nach Kölliker aus Spinde- zellen zusammengesetzten Balken des «netzförmigen Bindegewebes » solid bleibt und nach Verschmelzung der Zellen, unter Resorption der Kerne, zu Faserbündeln dehiseirt, so würde den oben aufgezählten Formen eine weitere, die Bindegewebszelle, anzureihen sein. Sichere Erfahrungen darüber werden begreiflicherweise nur in solchen Orga- nen gewonnen werden können, wo eine möglichst geringe Vermischung differenter Gewebe stattfindet. Hierzu empfehlen sich vor Allem die auch von Kölliker besonders berücksichtigten Sehnen, die aber bei sehr kleinen Embryonen studirt werden müssen, da die fibrilläre Structur schon bei 4—2” langen Rindsfötus deutlich ausgesprochen !) Augapfel, S.20. ®) Handwörterbuch, Art. Gewebe. Bd. I, S. 625. >) Diese Zeitschr. Bd. I, S. 5%. Mikroskop. Anat. Bd. II, 2. Abth., $. 499. 191 ist. Leider steht mir hier nicht eine so grosse Anzahl junger Rinds- ‚eier zu Gebote, wie früher in Heidelberg, und ich habe daher diesen _ Punkt nicht zu meiner Befriedigung verfolgen können, Was ich mir aus‘ früherer Zeit aufgezeichnet, stimmt mit meiner damaligen Ansicht _ überein, wornach das homogene Blastem, unter Verlängerung der darin ; auftretenden Kerne, erst in breitere Faserbündel und weiterhin in 3 feinere Fibrillen sich spaltet. Diese Ansicht würde - jetzt insofern zu modificiren sein, als ein grosser Theil der verlängerten Kerne und der sogenannten Kernfasern selbständigen Zellen (den elastischen Faser- - zellen) angehört; die Bedeutung des sich zerfasernden Blastems aber "würde von dem Nachweis abhängen, ob dasselbe aus verschmolze- ‚nen Zellen hervorgeht, wie Kölliker !) annimmt, oder auch genetisch präjudicirlich, wie Virchow sagt) die Intercellularsubstanz repräsen- ü Was ich in neuerer Zeit gesehen habe, stimmt insofern zu Kölliker’s Angaben, als ich mich auf das Bestimmteste von der all- 1ähligen Zunahme der Intercellularsubstanz überzeugt habe. a früheren Zeiten ist zwischen den spindelförmigen Zellen, welche die bereits kenntlichen Sehnen bilden, keine Spur von fester oder sicht- er Zwischensubstanz und selbst die schon deutlichen Fibrillen und erbündel sind nicht blos breiter, sondern auch viel deutlicher ge- sondert, als beim Erwachsenen, wo sie, wie die Primitivfasern. der gestreiften Muskelbündel, durch eine festweiche, optisch kaum wahr- nehmbare Zwischensubstanz verbunden zu sein scheinen. Dagegen habe 'b wich jeizi so wenig als früher?) von einem Zerfallen einfacher faserzellen in ein Fibrillenbündel nach Schwann’s Angabe überzeugen önnen ®), und wo immer es diesen Anschein hatte, glaubte ich eine e Zerfaserung des Blastems annehmen zu müssen und fand die mlich zahlreichen freien Kerne aussen aufliegend. Auch ist ‚eine reihenweise Verschmelzung von Zellen, in der Art, wie sie liker neuerdings beschreibt, nicht anschaulich geworden und es en also, nachdem Virchow sich ebenfalls zweifelhaft darüber aus- prochen, weitere Untersuchungen entscheiden müssen, ob man es ieser Stelle mit einem primären oder secundären Blasteme zu thun durch dessen Dehiscenz weiterhin die sogenannten Bindegewebs- el und Fibrillen entstehen. "Was für Elementartheile Luschka neuerdings als «seröse Fasern » hwrieben hat, ob feinere elastische Elemente oder unentwickelte Lin Verhand). a. a. O. S. 4. Gewebelehre, $. 53, 58. ) Diagnose, 8. 296. ®) Auch in der Rindenschicht der Haare und Federn scheinen mir nicht die einzelnen verlängerten Zellen, sondern ein Verschmelzungsproduct der- selben in die bekannten steifen Fibern zu zersplittern. 192 Elemente des Gefässsystems oder eine gewisse Art von Blastemfasern, die ich sogleich erwähnen werde, lasse ich dahingestellt. Ich will nur bemerken, dass mir niemals in den serösen Häuten Elemente 'vor- gekommen sind, die ich nicht auch anderwärts angetroffen hätte. Auch scheint eine solche Deutung einigermassen willkührlich, wenn es nicht gelingt, eine besondere Function der serösen Häute mit den erwähnten Elementen in Beziehung zu bringen. Was mir in den verschiedenen Bindegewebsformationen von Elementartheilen ausser Fett und Pigment- zellen noch vorgekommen ist, ohne dass ich es den oben genannten hätte zuzäblen können, ist nicht sehr Vieles. Ich meine hier nicht die von Schwann !) erwähnte dritte Art von Bindegewebszellen, die er als «runde, äusserst blasse und durchsichtige» beschreibt, und die ich nur für ganz unentwickelte und daher keiner histologischen Deutung fähig halte, wenn sie nicht auch noch zum Fettgewebe gehören. Was ich öfter gesehen habe, waren grosse, breite, blasse Faserzellen mit grösseren, länglich runden Kernen, ziemlich breiten, blassen, oft wellen- förmig gebogenen Fortsätzen, die sich meist erst in beträchtlicher Ent- fernung vom Zellenkörper obeiftrrnigg selten in mehrere schmale Fort- sätze theilten. Nie traf ich mehr als einen Kern in einer solchen Faserzelle, nie Anastomosen mit anderen Zellen, sondern die letzten Enden verloren sich äusserst blass und undeutlich zwischen anderen Elementartheilen. Eine Zusammenstellung mit den elastischen Faser- zellen war schon wegen des Verhaltens gegen Essigsäure nicht mög- lich, worin nicht blos die Zelle mit ihren Ausläufern, sondern selbst der Kern manchmal ganz erblasste; auch sind mir im notorischen ela- stischen Gewebe, z. B. im Ligamentum nuchae, niemals so Jange und breite oder verästelte Fasern mit runden oder ovalen Kernen vorge- kommen. Eher wäre an Capillargefässe zu denken; allein die Längen, welche solche rundkernige Faserzellen erreichen, die oft das ganze Sehfeld durchsetzen, ist mi? ebenfalls von notorischen Gefässzellen nicht ? - bekannt und niemals traf ich sie mit denselben in Verbindung oder N Blutkörperchen in ihrem Innern. Sie sind ferner ganz verschieden von gewissen, zuverlässig direct aus dem Blastem hervorgegangenen lan- gen, blassen und geschweiften Faserbüscheln, welche aus einem breiten, vollkommen homogenen Stamm oder Stiel zu entspringen scheinen, sich weithin bogen- und schlingenartig ausbreiten, niemals Kerne zeigen und in Eseigsäors wenig verändert werden, manchmal aber varicds aufquellen, wie ich deren früher ?) aus Geschwülsten beschrieben und seitdem öfter im lockern Bindegewebe, im Nabelstrang und in der Wharton’schen Sulze bei jüngeren und älteren Embryonen, niemals 1) A. 8.0: 8. 48. N 2) Diagnose, S. 54. 193 jedoch im geformten Bindegewebe angetroffen habe. Jene mir unklar gebliebenen Faserzellen habe ich, ausser in pathologischen Neubildun- gen !), am häufigsten im Unterhautbindegewebe und in der Nähe der Fascien und Sehnen, sowohl beim Fötus als beim Erwachsenen, an- getroffen. Von einer erheblichen Intercellularsubstanz war zwischen diesen Elementen nicht immer etwas vorhanden, manchmal aber jene feinkörnige, blasse, gestrichelte oder gekräuselte Substanz, welche von - Henle?), mir 3) u. A. als formlose Bindesubstanz (Reichert’sches Binde- gewebe) beschrieben worden ist und offenbar im Erwachsenen nicht ‚blos an Masse, sondern auch an Festigkeit zunimmt. Ob diese im Ganzen nicht gerade gewöhnlichen Formen in einer nähern Beziehung zum Bindegewebe oder zu einem andern, bisher noch gar nicht berück- Sichtigten, dem Bindegewebe beigemischten Gewebe (Nerven??) ge- hören, oder ob sie nur als unentschiedene, vereinzelte Zwischenformen, Verkümmerungen oder Monstrositäten, wie deren in allen Geweben orzukommen scheinen, anzusehen sind, muss ich ferneren Nach- forschungen vorbehalten und begnüge mich zur Lösung der verwickel- n Frage, der wir uns bisher nur schrittweise genähert haben, im igen Einiges beigetragen zu haben. Spätere Forscher werden ihr nmerk wohl auch vorzüglich auf das von vielen Schriftstellern ingegebene Zerfallen und Schwinden gewisser Zellenkerne namentlich im Bereiche des Muskel- und elastischen Gewebes) zu ehten haben, das als ein normaler und constanter Vorgang bis jetzt iur für die Nerven festgestellt ist, in den contractilen Faserzellen nur isnahmsweise vorzukommen scheint und jedenfalls für eine genaue harakteristik der embryonalen Gewebe sehr zu berücksichtigen wäre. ni "Die allgemeineren Folgerungen, welche sich aus den gelieferten Nachweisen und Erörterungen über Zusammensetzung und Herkunft der rschiedenen, zum Bindegewebe gezählten Bestandtheile des thieri- ‘hen Körpers ergeben, liegen so nahe, dass ich gewiss nicht nöthig iabe, die verschiedenen darüber aufgestellten Theorien einer nähern ilik zu unterziehen. Das Bindegewebe erscheint darnach im All- jeinen, wie bisher, als ein verbreitetes Constituens, Um- lungsmittel und Vehikel der verschiedenartigsten Or- e, Organtheile und Gewebe (Bindegewebe im Sinne von . Müller). Die einzelnen sogenannten Bindegewebsformationen aber > . 2 4 gnose, 8. 296. Fa A. u.0.8, 213, 349, 361, #) Zeitschr. f. rat. Med Bd. VII, S. 377. Zeitschr. f. wissensch, Zoologie. VI. Bd, 13 194 erscheinen als Complexe sehr verschiedener Gewebe (Gefässe, Nerven, Muskeln, elastisches Gewebe, Pigment, Fett u. s. w.), deren Elementar- theile in sehr. verschiedenen Proportionen gemengt sein können und welche darin übereinstimmen, dass eine mehr oder minder mächtige, oft vorwaltende, oft ganz zurücktretende Bindegewebsgrundlage sie ver- bindet und einhülit. Eine vorzugsweise Beziehung derselben zu ein- zelnen der genannten’Gewebe, namentlich zum elastischen, anzunehmen, ist durchaus kein Grund vorhanden, und die Virchow’sche Theorie, welche beide zu einer künstlichen Gewebseinheit vereinigt, spinnt den- selben Irrthum weiter, den: sie der Henle’schen Theorie zum Vorwurf macht, ja sie steht viel hypothetischer da, weil sie den genetischen Zusammenhang, den diese zu Grunde legte, läugnet. Wenn die so- genannten Kernfasern, wie es nun allerseits anerkannt ist, nicht aus den Kernen der Bindegewebszellen, sondern aus selbständigen Elementar- theilen hervorgehen, die neben dem Bindegewebe, ja unabhängig von demselben entstehen können, so ist wohl die richtige Consequenz, das elastische Gewebe vom Bindegewebe zu trennen und mit Gefässen, Nerven, Muskeln u. s. w. in eine Linie zu stellen.. Das elastische Ge- webe schliesst sich dem Bindegewebe allerdings in seinen Functionen sehr nahe an und findet sich im Ganzen seltener als vollkommen selb- ständiges, organbildendes Gewebe; allein sein Verhältniss zum Binde- gewebe ist in Wirklichkeit kein anderes, als das der peripherischen Nerven- und Gefässausbreitungen; in der Ringfaserhaut der: Arterien tritt es in dasselbe Verhältniss zum Muskelgewebe und das Ligamen- tum nuchae verhält sich bei Wiederkäuern und Pachydermen zu: dem umbhüllenden und durchseizenden Bindegewebe nicht weniger selb- ständig als jeder ganze Muskel. Selbst wenn man der Ansicht ist, dass alles Bindegewebe nichts Anderes sei, als die allgemeine Inter- cellularsubstanz im strengsten Sinne, so wird das elastische Gewebe mit dem Bindegewebe noch lange keine, morphologische und physio- logische Einheit bilden, wie z. B. die Knorpelgrundsubstanz und die Knorpelzellen, und es würde die elastische Faserzelle der Knorpelzelle nicht verwandter sein, als der primitiven Gefässzelle, der Muskelzelle, Nervenzelle, den Zellengeweben überbaupt. Ist aber. das Bindegewebe selbst nicht blosse Intercellularsubstanz, sondern wenigstens theilweise aus metamorphosirten oder verschmolzenen Bildungszellen heryorgegan- gen, müssen, wie oben angedeutet wurde, mehrere ganz verschiedene Formen desselben unterschieden werden, die selbst zum Theil in die | ‘ Reihe der Zellengewebe eintreten, so wird man in der vielbesproche- nen Analogie oder Identität mit dem Knorpel nicht viel mehr als eine einseitig formulirte Anwendung des Schwann’schen Gesetzes finden, wornach alle Organe und Gewebe des Thierleibes aus Zellen und Inter- cellularsubstanz hervorgehen. 195 Es wird nunmehr keinem Zweifel mehr unterliegen, in welchem Sinne ich die Entscheidung über die systematische Stellung der ver- schiedenen Bindegewebsformationen von ihrer Entwicklungsgeschichte abhängig mache. Selbst die auffallendsten Eigenschaften der fertigen _ Gewebe, die man herbeigezogen hat, um das Bindegewebe mit dem } Knorpel zu identifieiren, wie die Structurlosigkeit in ihren Uebergängen zur Faserung oder Faltung, die Leimgebung,' die Aehnlichkeit in den physikalischen Eigenschaften der Elastieität, ‚Sprödigkeit und Dichtig- keit, die Continuität u.a. m., scheinen mir erst dann einer richtigen 3 Würdigung fähig, wenn die genetische Vorfrage erledigt ist. Ich kann mich hierüber um so kürzer fassen, als man bereits von anderer Seite her angefangen hat, sie nicht zu überschätzen. Die Frage nach der _ Homogenität oder Faserigkeit des Bindegewebes erscheint in einem ganz andern Lichte und wir sind einer Verständigung um Vieles näher gerückt, nachdem Reichert auf eine Stelle seiner Schrift ?) hingewiesen, wo er selbst von Fasern spricht. Alle Diejenigen, welche eine Faser- bildung aus dem Blastem, sei es nun ein primäres oder ein secun- däres, und demnach auch ein ungefasertes Bindegewebe ange- nommen haben, werden gern zugegeben, dass Uebergänge zwischen siden, gleichsam Entwicklungsstufen des Bindegewebes, vorkommen, und Niemand wird es der Mühe werih halten, ‘im conereten Fall über arı Grad der Reife und darüber zu streiten, wie vieles von der unver- ennbaren Zerfaserung einer inhärenten Spaltbarkeit oder dem Acte ‚der Präparation zuzuschreiben ist. Diese «Spaltbarkeit» kann doch nur als eine eigenthümliche moleculäre Disposition und Anordnung auf- gefasst werden, welche anderen Blastemen abgeht und eben Dasjenige usmacht, was alle Autoren bis auf den heutigen Tag «bindegewebig » nen. Schon die so constante und regelmässige Richtung der Faser- ge (oder Faltenzüge), die sich auf mannichfache Weise zu charakte- fischen und complicirten Structuren zusammenfügen und die sich entfernt nach Willkür verändern und künstlich erzeugen lassen, utet auf tiefer begründete, gesetzmässige Vorgänge, die man nicht ringschätzen darf, weil sie uns vorläufig noch unklar oder einem eoretischen Abschlusse hinderlich sind. Auf die Wichtigkeit solcher plieirten Texturen, namentlich der alveolären, für das Verständniss eler pathologischen Neubildungen, in welche sie in vielfachen Modi- ‚alionen eingehen, habe ich schon früher?) hingewiesen und dabei ‚ mechanisches Moment hervorgehoben, das zu ihrem Verständniss enutzt werden künnte. Wenn .man die eigenthümliche plexusartige nung der Faserzüge im ‚lockern Bindegewebe, in den Mesen- 1) 8, 468, ?) Diagnose, S. 369—364. Zeitschr, f. rat. Med. Bd. VII, 8. 379. 13 * 196 terien, Netzen u. a. aufmerksam verfolgt, so kann man sich in der That kaum des Gedankens erwehren, dass der Druck, die Zerrung, Span- nung; Dehnung u. s. w., welche die Gewebe durch den Gebrauch sowohl als durch das Wachsthum 'erleiden, ein gewichtiges Moment bei der freiwilligen Debiscenz und Zerfaserung structurloser Blasteme ausmacht und nicht geringer anzuschlagen ist, als die Richtung und das einseitige Wachsthum der eingestreuten, länglichen Kerne und Faserzellen, das von mir u. A. früher hervorgehoben worden ist. Nicht die Verläugnung, son- dern die Entstehungsweise und Erklärung der faserigen Structuren scheint mir Aufgabe der Histologie und ich halte es sogar einer näheren Prü- fung werth, ob die so verschiedene und constante Neigung zur Zer- faserung an bestimmten Stellen nicht auf eine verschiedene Genese der Blasteme hindeutet und man vielleicht selbst zwischen Falten und Fasern genauer zu unterscheiden hätte. Das Chorion, die Eihäute überhaupt, die Gefässhaut, Drüsenmembran u. a. werden niemals so entschieden faserig angetroflen, wie eine embryonale Sehne, die Cutis, das lockere Bindegewebe des Erwachsenen u. a. m. Falten kann man sich “überhaupt nur in membran- und schichtartigen Ausbreitungen vor- stellen, und irre ich nicht, so werden die aus’ verschmolzenen Zellen hervorgegangenen (secundären) Blasterne vorzugsweise unter diesen, die primären, der Intercellularsubstanz angehörigen Bildungen aber vorzugs- weise unter den massigen Bindegewebsformationen zu suchen sein, ohne dass sich bis jetzt die Grenzen derselben mit vollkommener Sicherheit angeben liessen. In ähnlicher Weise scheinen mir auch die chemischen Ciiardkıöte) namentlich die Leimgebung aufgefasst werden zu müssen. Dass die- selben nicht ohne Weiteres als histologische Eintheilungsgründe benutzt werden können, geht schon daraus hervor, dass auch die sogenannten leimgebenden Gewebe aus dem eiweissartigen Bildungsgewebe ent- stehen und also nicht auf allen Entwicklungsstufen chemisch zu er- kennen sind. Es könnte nur verwirren, wenn man die einzelnen Ent- wicklungsstufen der Gewebe einander eben so gegenüberstellte wie die verschiedenen Gewebe (oder Entwicklungsformen) selbst; und mit Recht haben sich die ‘meisten Histologen gegen die Aufstellung eines «Schleimgewebes » im Virchow’schen Sinne erklärt. Der Chemiker kann immerhin Knochen und Bindegewebe zusammenstellen, weil beide beim Kochen Glutin geben; die wichtigste Frage aber ist für den Chemiker wie für den Histologen, woher der Leim kommt und welche Bedin- gungen zu seiner Erzeugung zusammentreffen müssen. Wenn es als ausgemacht anzusehen ist, dass die Knorpelzellen keinen Leim liefern, sondern nur die Grundsubstanz des Knorpels und Knochens, so liegt der Schluss nahe, dass der Leim wesentlich ein Bestandtheil - und Charakteristikum der Intercellularsubstanz sei, man wird 197 aber sogleich hinzufügen müssen, dass dies nicht von jeder Inter- eellularsubstanz gelte. Es wäre dies ein Merkmal, das zur 'histologi- schen Classification nicht mehr benutzt werden könnte, als die Reaction "auf Protein, die an Substanzen und Geweben der verschiedensten Art manifest werden kann und dahin führte, dass man-bis vor Kurzem _ Muskelfasern und geronnenes Fibrin identisch setzte. Auch vom Leim ‚gibt es verschiedene Arten und ich habe gezeigt ?), dass sie nicht als ‚blosse Altersstufen aufgefasst werden können. Es ist aber'keineswegs ‘sicher, dass der Leim ausschliesslich von der Intercellularsubstanz errührt, Allerdings scheinen reine Zellengebilde (Epidermis, -Geläss- ‚haut, elastische Fasern u. s. w.) niemals Leim zu geben, d. h. sie blei- ben beim Kochen in der Leimlösung suspendirt; aber auch das-Binde- gewebe löst sich nicht so vollständig auf, wie man sich gewöhnlich vorzustellen scheint. Die reinste Gelatine enthält noch eine Menge angelösten Gewebes, und nach den Untersuchungen von Zellinsky ?) erscheint der Leim nicht sowohl als eine Auflösung, sondern als ein Extract, das möglicherweise selbst von unlöslichen Gewebstheilen Zelleninhalt) gewonnen werden könnte. Endlich enthält das Binde- ebe auch nach der Ansicht Derjenigen, welche es aus Zellen ent- ehen lassen, stets auch wirkliche Intercellularsubstanz, die im Laufe »s Lebens offenbar zunimmt und den Leim liefern kann, den man "Rechnung der gelösten oder ungelösten Bindegewebselemente setzt. Alle diese Punkte, die zum Theil noch gar nicht berücksichtigt worden nd, werden nur an der Hand der Entwicklungsgeschichte ihre Er- digung finden können, indem die chemische Analyse von solchen sweben und Substanzen ausgeht, deren Herkunft und histologische eutung bereits hinreichend festgestellt ist und die man in so ser Menge isolirt erhalten kann, dass eine erschöpfende Analyse nöglich ist. Auch über den Werth gewisser, mehr physikalischer Merkmale, > des Verhaltens gegen die Essigsäure, des kurzen Abkochens, r Compression u. 5. w. scheint man nicht überall gleicher Ansicht sein. Das bekannte Aufquellen und Durchsichtigwerden in Essig- ure, welches, wie Henle gezeigt hat, durch. Auswaschen mit Wasser der Neutralisiren mit Ammoniak wieder aufgehoben werden kann d daher ein Imbibitionsphänomen zu sein scheint, beweist nicht die cturlosigkeit des Bindegewebes; denn auch das angesäuerte Binde- ebe behält die präformirte Structur und Richtung der Faserzüge, man sich nöthigenfalls durch nachträgliche Färbung mit Jod leicht pugen kann; auch stimme ich Henle bei, dass einzelne Fibrillen Beiträge, 8. 90, 166. Diese Zeitschr, Bd, IV, S. 373. Diss, de telis quibusdam collam edentibus, Dorpati 1852 198 sich aufquellen und wieder herstellen lassen, ohne dass man das Prä- parat aus den Augen verliert. Für die Identität mit dem Knorpel, der sich in Essigsäure nicht verändert, beweist die Essigsäure nichts; sie spricht eher dagegen. Man könnte mit demselben Rechte eine Iden- tität zwischen Knorpel und glatten Muskeln oder embryonalen Nerven behaupten, welche durch die Essigsäure in eine durchsichtige Sub- stanz ohne alle erkennbare Faserung verwandelt scheinen, die dem angesäuerten Bindegewebe sehr’ ähnlich ist. Das Abkochen während einiger Secunden, nach Firchow’s Methode, leistet in Bezug auf das Durchsichtigwerden und -Aufquellen nicht mehr als die Essigsäure und in Bezug auf die Erkenniniss der zelligen Elemente insofern weniger, als der Zelleninhalt meistens gerinnt und getrübt wird, wobei die Zellenkerne, welche durch die Essigsäure stets sehr deutlich zur An- schauung kommen, unkenntlich werden, ein Uebelstand, der durch die nachträgliche Anwendung der Essigsäure nicht immer wieder gut gemacht wird, während dem Unsichtbarwerden der Zellmembranen bei der alleinigen Anwendung der Essigsäure leicht durch Nachfärbung mit Jod begegnet werden kaun. (Das Abkochen ist dagegen ein vortrefl- ” liches Mittel zur Unterscheidung von Bindegewebe und Muskel, nament- lich seines Verhältnisses zur Sehne, und ich habe mich dadurch an | den Augenmuskeln von Säugethieren neuerdings von der stumpf zuge- spitzten Endigung der Muskelprimitivbündel ebenso bestimmt über- zeugt, wie ich sie an den Hautmuskeln des Frosches ohne alle Prä- paration oder mit Hülfe der Essigsäure schon früher gesehen habe.) Die eigenthümlichen bandartig zerfallenden Querschnitte von getrock- neten Sehnen, auf welche Gerlach und Donders aufmerksam gemacht ha- ben, können als Beweise einer die Fibrillen verbindenden Interceliular- substanz und einer Schichtung derselben angesprochen werden; aber” sie sind ebenfalls keine Beweise der Structurlosigkeit; denn ähnliche” gewebe darstellen und auch an den Querschnitten von Sehnen lassen # sich primäre, secundäre und tertiäre Bündel sehr gut unterscheiden. Die Compression ferner -(Reichert) oder die Ausspannung (Fick), sowohl mit grösseren Gewebsparthien als mittelst des Deckglases an- zustellen sind, bewirken keine grössere Homogenität, als sich mit ver- schiedenartigen mikroskopischen und makroskopischen Substanzen und Structuren hervorbringen lässt, wenn man die Zwischenräume zwi- schen den Elementartheilen und somit die Lichtbrechung, woran wir die Contouren der mikroskopischen Objeete erkennen, auf ein Mini- mum redueirt (glatte Muskeln, Blut, Eiter, unreife Nerven, embryonale' Gewebe überhaupt). Was endlich die Anwendung des sogenannten Continuitätsgesetzeil betrifft, so ist zunächst festzuhalten, dass im Fötus alle Gewebe, Blut 199 und Gefässe, Gebirn und Hirnhäute, Knochen und Periost, continuirlich verbunden sind, d. h. Blutzelle und Gefässzelle, contractile und elasti- sche Faserzelle, Knorpelzelle, Bindegewebszelle und Nervenzelle lie- gen anfangs in gleicher Weise nebeneinander und sie scheiden sich erst durch die Metamorphosen, welche sie eingehen und durch die "Entwicklungsstufe, die sie erreichen. Was sie verbindet und später die Continuität der fertigen Gewebe vermittelt, ist entweder das Zu- sammentreten (Verschmelzen) mehrerer Elementartheile von gleicher Entwicklung zu einem zusammengesetzten Gewebstheil (Gefässe, Ner- ven, gestreifte Muskelbündel), oder es ist eine Intercellularsubstanz, die entweder in minimo angenommen werden muss (Epithelien, glatte Muskeln, Linse) oder in maximo (Knorpel, Blut, Eiter) vorhanden ist und flüssig oder fest sein kann; oder es ist die gegenseitige Durch- dringung und Verflechtung differenter Gewebe, wodurch die meisten Organe zu Stande kommen und die nicht immer als blosse Juxta- position und Einlagerung (Gehirn, Leber, Bindegewebe), sondern selbst rischen differenten Geweben mit Continuitätsverbindungen (Nerven- endigungen in Muskeln und Häuten) aufzutreten scheint. Es ist klar, ass eine sogenannte Continuitätsverbindung am leichtesten zwischen ganen und Geweben zu Stande kommen wird, welche reich an Intercellularsubstanz sind; aber eine Identität derselben ist damit nicht 4 bewiesen. Knorpel und Bindegewebe können, wie es schon von ’ ann‘) geschah, einander verglichen werden, wei die Intercellular- bstanz in beiden Aehnlichkeiten darbietet; aber sie sind eben so sehr oder noch mehr verschieden durch die Entwicklung und Metamorphose der Zellengebilde, die sie enthalten, und die Intereellularsubstanz selbst ist nicht überall dieselbe. Alle Histologen haben von jeher anerkannt, s es Zwischenformen zwischen Knorpel und Bindegewebe gebe, wie 3 auch zwischen anderen Geweben vorzukommen scheinen; aber auch liese Formen gehen vollkommen selbständig aus dem indifferenten Bildungsgewebe hervor und verfolgen von vorn herein ihre eigenthüm- liche differente Metamorphose, Wenn manche Knorpel continuirlich in en, Bänder und Häute überzugehen scheinen (Ligamenta cruciata, en, Synovialhäute, Perichondrium), so beruht dies nur auf einer ger weit gediehenen Differenzirung des ihtermediären Bildungs- N ebes, das an andern Stellen durch die Entwicklung zu differenten veben bis auf die letzte Bildungszelle verschwindet. Ehe Gelenk- shlen da sind, bildet dasselbe den Uebergang zwischen den einzelnen inorpeln und es hängt ganz von seiner Entwicklungsweise ab, ob eine selenkhöhle entsteht, ob getrennte Knorpel geradezu verschmelzen ?) en +A:.a..0. 8. 417, 182. ?) Beiträge, S. 30, 136. 200 oder ob die Kuochenenden durch Fasergewebe verbunden werden (Kiefergelenk der Walthiere *). Ebenso verhält es sich mit dem. so- genannten Uebergang der Knorpelzellen in ‚elastische Fasern; denn man findet. niemals Knorpelzellen mit verlängerten Kernen, selbst nieht in den peripherischen, abgeplatteten und verlängerten Knorpelkörperchen der wachsenden Knorpel ?); sondern jenseits des wohlcharakterisirten Knorpelgewebes und jenseits der indifferenten Verbindungsmasse, im Ligament, im Periost und Perichondrium, finden sich die elastischen Elemente mit ihren charakteristischen pfriemförmigen Kernen, wie man sehr. schön an Durchschnitten des Lig. eruciatum genu sehen kann. Allerdings ist der Knorpel der höheren Thiere selbst ein wenig meta- morphosirtes Gewebe, obgleich er eines der ersten ist, welches sich aus dem Bildungsgewebe abscheidet (lange vorher ehe von Bindegewebe, Periost, Perichondrium, Sehnen u. s. w. eine Spur zu erkennen ist ®), aber in. derselben Weise, wie die Muskeln, Sehnen, Deckknochen, Ge- fässe, Blut u. s. w.), und allerdings können sich auch im Knorpel unter Umständen, wenigstens bei niederen Thieren, höher entwickelte Ele- mentartheile, Gefüsse, Nerven u, s. w. bilden, die mit demselben Rechte den Knorpelzellen identisch gesetzt werden müssten und vielleicht wirk- lich verwandter sind, als die Elemente des elastischen Gewebes. Doch liegt auch bei den höheren Thieren das Eigenthümliche der Knorpel- zellen. nicht blos in ihrem Verhältniss zur Intercellularsubstanz; denn sie scheiden sich schon durch die Erhärtung und Unlöslichkeit der Zellmembran von den anderen embryonalen Zellen aus *) und Alles, was sie in späteren Lebensaltern auszeichnet, wie die endogene Ver- mehrung, die Schichtbildung °), die Verknöcherung der Verdiekungs- schichten u. a. scheint mir von der Art, dass an eine Zusammen- stellung mit dem elastischen und Bindegewebe nicht gedacht werden kann. Ueber ‚ihren histologischen Charakter zu streiten, bevor sie eine bestimmte Metamorphose eingegangen, wäre ebenso nutzlos, als die Bestrebungen, für die in pathologischen Geweben, namentlich in Ge- schwülsten auftretenden Zellenformen, die sich nur durch ihre histo- logische Charakterlosigkeit charakterisiren, einen bestimmten Gewebs- typus anzugeben. Es wäre ebenso vergeblich, als jeder embryonalen ” Zelle von Anfang ansehen zu wollen, ob sie zu einer Gefäss-, Muskel- !) Eschricht, Walthiere, 1848, S. 126. ?) Beiträge, S. 79. °) Ebenda, S. 10, 40 fl. *) Ebenda, S. 4. °) Nur in der dieken Epithelialschicht, welche die Alveolarränder der Kiefer mehrzölliger Rindsfötus bedeckt, sind mir Zellen mit doppelt contourirten Wänden vorgekommen, die mit verdickten Knorpelzellen verglichen wer- den könnten. 201 oder elastischen Kaserzelle werden wird. Will man von Prineipien ausgehen, die keiner willkürlichen Anwendung unterworfen sind, so muss man nicht von den räumlichen, sondern von: den zeitlichen Uebergängen der Gewebe ausgehen. “Reichert hat dies sehr bestimmt ausgesprochen, denn seine «Entwicklungsreihen» sind nichts Ande- res, als die Entwicklungsgeschichte der Gewebe selbst. Nicht die Vergleichung differenter Stellen, sondern die Verfolgung der Eutwick- lung an derselben Stelle kann daher zu frühzeitig kenntlichen, soge- nannten specifischen Merkmalen führen und vor Verwirrungen schützen, die aus der Vernachlässigung ‚der ERDE Ran ie entspringen _ würden. Was endlich das Verhältniss des Knorpels zum Knochen und das „des Knochens zum: Bindegewebe betrifft, so habe ich zu dem, was „darüber in meinen Beiträgen zur Entwicklungsgeschichte des Knochen- Taystems gesagt ist, bis jetzt nicht Vieles hinzuzufügen. Da jedoch die Denkschriften der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft, worin ‚sie abgedruckt sind, in Deutschland wenig verbreitet sind, so will ich hier mit einigen Worten die Hauptresultate meiner Untersuchungen, die sich auf alle Wirbelthierclassen erstreckten, hervorheben. Ich habe ich nämlich überzeugt, dass alle primordialen (knorpelig räformirten) Theile des Wirbelthierskelettes, sobald die erknöcherung sie ergreift (ja in‘ der Glasse der Vögel und Amphibien vielfach selbst, ohne dass es zu einer primordialen Nerknöcherung kommt), wieder untergehen und zu einem seeundären Blastem einschmelzen, woraus das sogenannte Knochen- und Knorpelmark hervorgeht. Alles, was wir im Erwachsenen Knochen zu nennen pflegen, bis auf ganz un- deutende Reste der Primordialverknöcherung (hinter den erknöcherungsrändern), ist eine ganz selbständige, in der Regel spätere Bildung, die von Anfang an knöchern auftritt ad entweder ganz unabhängig von den knorpelig präfor- irten Theilen (Deckknochen der Autoren) oder als Appo- sition auf denselben (sogenannte Periostauflagerung) ent- ht. Es ergibt sich daraus, dass eine Zurückführung der nochenstructur, namentlich der Markkanälchen und Kno- enkörperchen, auf die Elemente des Knorpels, wie es nigstens für die Knochenkörperchen bisher von allen Schriftstellern ohne Ausnahme geschah, unstatthaft ist, und factische Bestätigung dieses Gesetzes habe ich darauf hingewiesen, dass der primordiale Knochen in allen Fällen, wo er sich in nerklichen Parthieen erhält, wie bei einigen Knorpelfischen (Joh. s pflasterartiger Knorpel) und bei den höheren Thieren hinter en Gelenkknorpeln, in den Gehörknöchelchen, so wie in den zer- . 202 streuten kleinen Knochenkernen, die im spätern Lebensalter in den sogenannten permanenten Knorpeln auftreten, keine Müller’schen Knochenkörperchen, sondern nur strahlenlose, runde oder ovale, verknöcherte Knorpelhöhlen enthält. Ich unterscheide daher zwischen eigentlichem Knochengewebe und verknöchertem Knor- pel, deren Genese, Structur und physiologische Bedeutung sehr verschieden ist; glaubte aber gleichwohl am Schlusse meiner that- sächlichen Mittheilungen einen gemeinsamen Gesichtspunkt für beide festhalten zu müssen, und zwar gestützt auf die Thatsache, dass auch der sogenannten secundären Knochenbildung die Ab- lagerung einer organischen, knorpelähnlichen Grundlage vorausgeht, so dass sich der Unterschied vom verknöcher- ten Knorpel hauptsächlich auf den verschiedenen Zeitpunkt reduciren lässt, in welchem die Verknöcherung der organi- schen Grundlage erfolgt, wie man am deutlichsten in jenen Fällen sieht (Unterkiefer, Schlüsselbein), wo während des Wachsthums eines Knochens die Verknöcherung hinter der Ablagerung der organischen G»eundlage allmählich zurückbleibt und die letztere dann den Charakter des gewöhnlichen Knorpels erlangt. Diese Darstellung drückt meiner Ansicht nach schärfer, als es bisher geschehen ist, das wahre Verhältniss der Dinge aus. Der secundäre Knochen ist demnach kein verknöchertes Bindegewebe, wie Sharpey, Virchow und eine Zeit lang auch Kölliker lehrten, noch auch verknöcherter Faserknorpel, wie Gerlach ihn neuerdings auffasst, son- dern eine selbständige Gewebsform, die zunächst dem äch- ten Knorpel an die Seite zu stellen ist und demselben jeden- falls viel näher steht, als dem Bindegewebe. Verknöcherung und Zerfaserung sind keineswegs einander bedingende oder begünsti- gende, sondern vielmehr in ihren Endzielen ganz auseinander gehende, differente Metamorphosen thierischer Blasteme. Sowohl die Knorpel- substanz, als andere Blasteme und Gewebe verknöchern desto seltener; je faseriger sie werden, wie von den Faserknorpeln, dem lockern Bindegewebe, Häuten, Bandscheiben u. s. w. hinreichend bekannt ist. Wo sogenannte Faserknorpel in der Thierreihe verknöchern, wie z.B. beim Menschen im Kreuzbein, geschieht es, so lange dieselben byalin sind und bevor‘ sie faserig werden. Auch die Verknöcherung der Vogelsehnen ist, wie ich gezeigt habe, nicht Metamorphose, sondern Apposition auf der Sehne, und ebenso verhält es sich mit allen so- genannten Periostablagerungen, die besser «Knochenauflagerungen» heissen würden. Die Knochenkörperchen sind, nach dem Gesagten, nicht verknöcherte Knorpelzellen, sondern selbständige Ge- bilde, deren Gestaltung schon mit der ersten Anlage des secundären Knochengewebes gegeben ist, in deren Höhlung 203 sich jedoch sehr häufig eine kleine, blasse Zelle mit Kern deutlich erkennen lässt, die ich den Knorpelzellen verglich. Dass diese Zellen durch sternförmige Verästelung die eigenthümliche Gestalt der Knochenkörperchen erzeugen, wie Schwunn annahm und Virchow neuerdings wieder behauptete, davon hatten meine Unter- suchungen Nichts ergeben; doch waren mir unter anderen aus den _ Kiemenstrahlen von Salmonen «schmale, spaltförmige Knorpelkörper- _ chen bekannt geworden, die zuweilen gespalten und verzweigt sind und dadurch den secundären Knochenkörperchen ähnlich sind», und e. hatte ich gefunden, dass in den von Bergmunn beschriebenen - sternförmigen Knorpelkörperchen der Cephalopoden Knorpelzellen vor- -_ kommen, welche «Fortsätze in die einzelnen Strahlen schicken» !). ‚Seitdem ist durch Leydig ein viel verbreiteteres Vorkommen von ver- zweigten und anastomosirenden Zellen in den Knorpeln niederer - Wirbelthiere (Plagiostomen) nachgewiesen worden, und ich selbst habe inzwischen Gelegenheit gehabt, mich von der Richtigkeit dieser Wahr- nehmungen aufs Vollständigste zu überzeugen. In den Kiemenknorpeln eines grossen Echinorhinus spinosus habe ich namentlich nicht nur ein Gewirre äusserst langer, faserzellenartiger Gebilde, sondern hie und da selbst ein wirkliches anastomosirendes Gefässnetz gesehen, das auf s Frappanteste die Bilder aus der Wharton’schen Sulze der Säuge- ihiere wiederholte, so dass ich auf Leydig’s Versicherung hin, dass er auch Blut darin gefunden, keinen Augenblick anstehe, diese Knorpel für vascularisirte und zwar mit einem wahren Capillargefäss- tz versehene zu halten. Ein Schluss von diesen Knorpeln nie- srer Thiere auf die Knochenstructur ist jedoch aus mehreren Gründen denklich, Gerade diese Knorpel verknöchern nicht (bei Echinorhinus bt bekanntlich das ganze Skelett permanent knorpelig), und der an anderen Stellen verknöchernde Knorpel verhält sich bei den Knorpel- fischen nicht anders als bei den Wirbelthieren überhaupt. Auch muss ch hinzufügen, dass neben jenen Netzen und Faserzellen auch zahl- che gewöhnliche, runde Knorpelzellen vorhanden waren, so dass ‚man noch nicht berechtigt wäre, alle Knorpelzellen 'kurzweg für un- ntwickelte Gefässzellen zu halten. Entscheidende Untersuchungen über ® Bedeutung der Knochenkörperchen können offenbar nur am Kno- en selbst angestellt werden und meiner Ansicht nach nur aus der vicklungsgeschichte desselben hervorgehen. Die Isolirbarkeit er Knochenkörperchen, auf welche Virchow früher ein grosses wiebt legte, lehrt für sich allein nicht mehr, als die Isolirbarkeit der ähnröhrchen, der Markkanälchen und Knochenlamellen, welches Dinge von sehr verschiedener histologischer Bedeutung sind, und ist, wie es #) Beiträge, S. 121. 204 es scheint, von keinem Beobachter als ein vollgültiger Beweis ihrer Zellennatur . angesehen worden. Virchow hat daher und in einem neuern Aufsatze «über das normale Knochenwachsthum und die rha- chitische Störung desselben» !) durch directe Untersuchungen die- sen Nachweis zu führen gesucht, indem er sich für die Duhamel’sche Ansicht von einer Wucherung des Periosts erklärt und die Knochen- körperchen als sternförmige Zellen schon vor der Verknöcherung in dieser Periostwucherung vorhanden sein und mit derselben in die Ver- knöcherung eingehen lässt. Ich muss jedoch darauf hinweisen, dass die secundären Verknöcherungen im Embryo schon zu einer Zeit beginnen, wo ein Periost noch gar nicht vorhanden ist, dass vielmehr sowohl Periost als Perichondrium nachträg- liche, später differenzirte Organe sind, nachdem Knorpel und Knochen schon als wohlcharakterisirte Organe da- stehen?). Auch das spätere peripherische Wachsthum, welches beim Knochen das ausschliessliche ist, geschieht nur mittelbar vom Periost aus, insofern das letztere die zum Knochen tretenden Gefässe liefert 2), und kann in Wirklichkeit ebenso gut als Wucherung des Knochens selbst von seinen verschiedenen Oberflächen angesehen wer- den. In der ganzen Thierreihe ist es nicht das Periost, welches ver- knöchert, sondern eine unreife, sich fortwährend neubildende Schicht zwischen Knochen und Periost, an welcher der Knochen selbst mindestens ebenso viel Antheil hat, als die Beinhaut. Nur auf diese Weise sind die inneren Schichtauflagerungen des Knochens in den Markkanälchen und in der Diploe und die oft eigenthümliche Figuration derselben verständlich, die sich nicht immer der Gefässausbreitung, wohl aber stets den Oberflächen anschliesst, so wie nicht minder zahlreiche accidentelle Bildungen, wie namentlich das Osteophytum senile, puerperale u.a. m. Es ist nicht scharf äusgedrückt, wenn Vir- chow *) die Uebereinstimmung zwischen dem Knorpel- und Knochen- gewebe darin findet, dass «jeder Röhrenknochen auf der einen Seite durch die successive Wucherung und Ossification von Knorpelschich- ten, auf der andern durch denselben Vorgang von dem Periost her wächst»; denn das Längenwachsthum geschieht nicht durch 1) Archiv für patholog. Anat. u. s. w. Bd. V, Heft 4. Was “die polemischen Bemerkungen betrifft, die Virchow hier gegen meine Untersuchungen richtet, so verweise ich auf meine Schrift selbst. Ich glaube für Diejenigen, welche dieselbe gelesen haben, keiner Versicherung zu bedürfen, dass es mir nicht um Aufstellung von Hypothesen zu thun war, so wenig, als ich begreife, wie Thatsachen als Zugeständnisse an eine Theorie betrachtet werden können. 2) Beiträge, S. kl, 112, 129. >) Ebenda, S. 410. ’) A. a. 0.5. kik, 205 Schichtbildung, sondern durch Intussusception und Ausdeh- nung des vorhandenen Knorpels, der niemals geschichtet ist, "und unterscheidet sich daher sehr bestimmt von dem durch schichtweise Apposition neugebildeten Knochens, vor sich sehenden Dickenwachsthum. Weder der Knorpel noch das Pe- jost wachsen dem Knochen entgegen, sondern umgekehrt, Knochen ind Knorpel wachsen beide gegen Perichondrium und Pe- riost. Was endlich die Angaben über die Entstehung der Knochen- körperchen betrifft, so muss ich auf das Bestimmteste in Abrede stellen, dass in oder unter dem Periost Zellen vorhanden wären, welche den ‚Knochenkörperchen glichen und dass diese schon "fertig in die Ver- knöcherung eingingen. Die vorhandenen zelligen Gebilde, welche ich Stellen andeuten liess, wo eine Höhlung im Knochennetze übrig jleiben sollte, sind durchaus rundliche, sehr wenig entwickeite Gebilde und namentlich von gewöhnlichen Knorpelzellen jurch die Veränderlichkeit in Essigsäure verschieden. Von släufern ist selbst dann, wenn die Verknöcherung schon begonnen hat, Nichts zu sehen; sie müssen daher jedenfalls "Knochen selber entstehen und es könnte das feingestrichelte ütet werden. Unvereinbar ist eine solche Annahme mit der von gegebenen Entwicklungsgeschichte des Knochengewebes nicht, ja je Schwann-Virchow’sche Theorie der Knochenkörperchen ist die- ige, welche sich von den darüber aufgestellten Theorien am ehesten mit vereinigen lässt. Ich brauchte nur jene kleinen Bildungszellen den Knochenlacunen und Spältchen in feine Fortsätze auswachsen ohl abgerundete Theorie der Knochenbildung zu haben, wenn es mir eine Theorie und nicht vielmehr um thatsächliche Aufklärung zu n wäre. Ich habe mich noch in der neuesten Zeit bemüht, mittelst früher 2) angegebenen Methode (Anwendung coneentrirter Essig- ire mit nachheriger Jodfärbung, wodurch die vorhandenen Zellen chrumpfen und sich von der Höhlenwand zurückziehen, von der dann durch die dunklere Färbung stärker abstechen) an frischen raten wachsender Knochen zu einer objectiven Einsicht zu ge- en. Es hat mir dabei öfter geschienen, als verlängere sich der de, ovale oder eckige, der Höhlenwand meistens dicht anliegende ükörper in die Mündungen der Kanälchen hinein, aber in anderen }) Beiträge, 8. 98. ) Ebenda, S. 99, 206 Fällen glaubte ich ebenso bestimmt den Contour der Zelle an mehreren Kanälchen vorübergehen zu sehen. Auch darüber bin ich zweifelhaft geblieben, ob das von vielen Schriftstellern im Inhalt der Knochen- körperchen bemerkte kernartige Körperchen einem wahren Zellenkern entspricht, wie Kölliker 4) glaubte, oder die geschrumpfte Knochenzelle selbst ist, wie mir hauptsächlich ihrer verschiedenen Grössen wegen wahrscheinlich war. Ich salı diese Gebilde nicht, wie andere Zellen- kerne, in Kali verschwinden und nur davon kann man sich leicht überzeugen, dass man ihnen in frischen Knochen viel häufiger begeg- het, als an Knochenschliffen, so dass ihre Unbeständigkeit und Ab- wesenheit häufiger, als man bisher annahm, Folge der Maceration und Präparation zu sein scheint. Sollte sich übrigens durch die Con- gruenz weiterer Objecte, Methoden und Thatsachen die Persistenz der Knochenzellen und ihre Verästelung in den Knochenkanälchen unzweifel- haft herausstellen und somit Schwann schliesslich auch für die Knochen- körperchen Recht behalten, so glaube ich auf keinen Fall, dass sie mit den Kernfasern oder elastischen Fasern zusammengestellt werden können, Viel eher dürfte ein Vergleich mit dem Gefässsystem gerechtfertigt sein, nachdem wenigstens die Hohlheit der Canaliculi durch die Injectionen von Gerlach?) ausser Zweifel gestellt ist. Es würde sich dann fragen, ob dieses einfache Röhrennetz blos in dem Sinne, wie ich.®) dies früher schon hinstellte, dem Capillargefässsystem der Knochen entspricht, oder ob es wirklich mit den Blutgefässen in Communication steht und von ihnen aus gefüllt werden kann. Wäre dieses der Fall, so könnte der permanente (secundäre) Knochen den | vascularisirten Knorpeln der Plagiostomen verglichen werden und es würde eben die Vascularisation, wie ich ebendaselbst andeutete, den Unterschied von den transitorischen Knorpel- und Knochenbildungen ausmachen und bedingen. Der secundäre Knochen erschiene dann als eine höhere, reifere Entwicklungsform des Knochengewebes, in ähn- licher Weise wie jene gefässhaltigen Knorpel niederer Thiere den per- wanenten Knorpeln der warmblütigen Thiere gegenüber. Sollten sich in der Wirbelthierreihe Knochen finden, deren Capillargefässsystem ein blutführendes wäre, so würde dieses als das Endglied einer Reihe von“ Entwicklungsstufen anzusehen sein, welche dasselbe in verschiedenen Organen erreicht und zu welchen auch die oben erwähnten abortiven Formen der Cornea und anderer Organe gezogen werden könnten. Wo nicht, so läge im gewöhnlichen Knochengewebe des Menschen und der höheren Thiere eine Bildung vor, die noch am ehesten als ein !) Mikroskop. Anat. Bd. Il, Heft 4, S. 296. Gewebelehre, S. 212. ?) Gewebelehre. 2. Aufl. S. AA. ®) Beiträge, $. 165. ee Je 207 wahres seröses Gelässsystem aufzufassen wäre. Es ist jedoch Absicht nicht, Vermuthungen und Behauptungen aufzustellen späteren Beobachtern vorzugreifen. Gerade die Geschichte des egewebes hat gezeigt, wie leicht Irrungen möglich sind, wenn man einem theoretischen Abschlusse eilig ist, der sich im Verlaufe der itsachen stets von selber ergibt. Irre äh nicht, so ist hier noch ei chlicher Stoff zu weiteren Nachforschungen, die gewiss um so arer und für eine allgemeine Verständigung förderlicher sein wer- ‚je unbefangener man sich mit der Prüfung der vorhandenen Ma- ien und Gesichtspunkte beschäftigt. Beobachtungen über das Eindringen der Samenelemente in den Dotter, Nro. I. Von Dr. Georg Meissner. Hierzu Tafel VI u. VM, Ascaris 'mystax. Meine Beobachtungen über den Vorgang der Befruchtung der Eier von Ascaris mystax sind, was die Hauptsache betrifft, nämlich das Factum, dass die Samenkörperchen in den Dotter eindringen, eine Bestätigung der Beobachtungen XNelsons ); dennoch aber kann ich es nicht unter- lassen, die Ergebnisse meiner Untersuchungen an diesem Thier aus- führlicher mitzutheilen, weil einerseits dieselben mich zwingen, der Darstellung Nelson’s in mehren nicht unwichtigen Einzelheiten entgegen- zutreten, und anderseits Bischoff ?) das von Nelson gesehene Factum als eine Täuschung nachzuweisen gesucht hat. } In dem letzten blindsackigen Ende des Hodenschlauchs entstehen Zellen, für welche ich die Bezeichnung beibehalte, die ich den gleich- werthigen Elementen bei Mermis albicans ®) gegeben habe, die männ- lichen Keimzellen. Diese sind anfangs wasserhell und enthalten einen bläschenartigen Kern mit einem Kernkörperchen. Während die Zellen wachsen, füllen sie sich nach und nach mit körnigem Inhalt, der vollkommen den Dotterkörnchen in jungen Eiern desselben Thieres gleicht. Wenn die Zellen weiter herab im Hoden etwa die Grösse von Ys0o"” erreicht haben, so sind sie ganz und gar mit dunkelen Körnchen gefüllt (Fig. A a), so dass es in diesem Stadium oft schwer ist, die !) On the reproduction of the Ascaris myslax. Philosophical transactions. 4852. Bd. II. 2) Widerlegung des von Dr. Keber bei den Najaden und Dr. Nelson bei den Asca riden behaupteten Eindringens der Spermatozoiden in das Ei. Giessen 185% 3) Beiträge zur Anatomie und Physiologie von Mermis albicans, Zeitschr. für wissensch. Zoologie, Bd. V, pag. 207. 209 Zellmembran zu erkennen.‘ Der früber vorhandene Kern ist ver- schwunden. "In diesem Zustande liegen die Keimzellen dicht gedrängt im Hodenschlauch und drücken einander oft in polygonale Formen. Die*Veränderungen, welche jetzt der Zelleninhalt erleidet, sind ganz - eigenthümlicher Art. Die Körnehen ziehen sich als eine zusammen- hängende Masse allseitig etwas von der Zellwand zurück und beginnen n sich nach und nach sehr regelmässig radiär anzuordnen, wie Strahlen _ oder Krystallnadeln, die von einem gemeinschaftlichen etwas hellerem are ausgehen (Fig. 1b). Ein Kern liegt nicht in diesem Centrum. Die Körnchen selbst scheinen dabei eine Veränderung zu erleiden, in- - dem sie einerseits eine einzige, zusammenhängende Masse bilden, und anderseits diese zuletzt aus an der Peripherie wirklich fast nadel- förmig erscheinenden Körperchen besteht, nur im Centrum fein gra- nulirt ist. Jetzt erscheint dieser so veränderte Zellinhalt mehr wie ein grosser Kern in der Zelle, und die weitere Entwicklung stellt heraus, dass er als solcher, als Kernmasse allerdings betrachtet werden kann. An dieser‘ Kernmasse treten alsbald seichte Furchen auf, sie schickt sich zur Theilung an, während gleichzeitig das bisher entschieden ein- fache Centrum der strahlig gruppirten Körnchen undeutlich wird, und nach und nach eine doppelte oder mehrfache radiäre Ordnung, mehre Dentren auftreten, welche von der die Kernmasse zerklüftenden Furche immer weiter nach der Mitte jeder einzelnen der neu entstandenen erne rückt, so dass zuletzt zwei oder mehre völlig isolirte Kerne der Kernmassen von derselben Beschaffenheit, die der Mutterkern hatte, in der unterdess bis zu Yy—Ys;," gewachsenen Keimzelle liegen Fig.Ac,d,e). In wie viele Tochterkerne sich die ursprüngliche Kern- nasse theilt, hängt von der wechselnden Grösse der letzteren ab, doch ben auch die Tochterkerne keine ganz constante Grösse. Ich habe Keimzellen gesehen, in welchen nur zwei, und solche, in welchen -8 Tochterkerne entstanden waren (Fig. 1 e), deren Zahl übrigens "oft auch eine ungrade, 3 oder 5 ist. Niemals habe ich Spuren °s fortschreitenden Theilungsprocesses gesehen: alle Kerne waren lürch die einmalige Zerklüftung der ursprünglichen Kernmasse _ent- ıden. i - Die Tochterkerne bilden die Grundlage zur Bildung der Ent- ieklungszellen der Samenkörperchen. Bald nämlich nach beendig- Fr Zerklüftung der Kernmasse der Keimzelle legen sich alle Keme ripherisch, hart an die Zellwand der Keimzelle, sie werden wand- ändig. Dies geschieht stets so, dass die ganze innere Oberfläche der Iwand gleichmässig benutzt wird, indem nie zwei Kerne dicht neben- nder liegen, sondern alle stets regelmässig an der Wand vertheilt Jeder Kern treibt die Zellwand vor sich her, buchtet sie aus, 9 dass alsbald Furchen, Einbiegungen derselben hinter jedem Kern ent- Zeitschr. f, wissensch, Zoologie. VI. Bd. 14 210 stehen, und bisquitförmige, abgerundet tetraedrische u. s. w. Gestalten der Keimzelle bedingt werden: (Fig. 4 d). Dieser Vorgang‘ bezweckt eine Theilung der Keimzelle selbst in so viel Tochterzellen, als Tochter- kerne gebildet waren. Immer weiter schliesst sich der jedem’ Kern zugehörige Theil der Zellwand mit einem Theile-des hellen Jüssigen Inhalts der Keimzelle ab (Fig. 1:f), und endlich sind auf diese Weise 7 die Entwicklungszellen der Samenkörperchen entstanden, in deren jeder sich nun ein Samenkörperchen entwickelt. — Gleich nachdem diese Tochterzellen sich abgeschnürt haben, erscheint in. der Mitte des Kerns ein kleines, das Licht stark brechendes Kernkörperchen, so dass nun die Entwicklungszelle ein Yao— "20" grosses helles Bläschen vorstellt, in welchem wandständig ein Kern von fast demselben Durch- messer, aber. von linsenförmiger Gestalt liegt, der aus zierlich radiär angeordneten Körnchen besteht, in deren hellerem Centrum ein kleines, aber sehr deutliches Kernkörperchen liegt (Fig. 4 g). \ Nelson sowohl, als Bischoff haben die Membran der Keimzelle über- sehen, so wie sich Beiden auch die Aeusserung des Zellenlebens der Keimzellen, nämlich die Zerklüftung des ursprünglichen Zelleninhaltes entzogen hat. Nelson") sagt, dass im äussersten Ende des Hodens gekernte Zellen entstünden, welche er «spermatic cells» nennt, um welche sich frei im Hodenschlauch befindliche Körnchen gruppirten, «forming envelopes for each individually». Hier hat Nelson offenbar die anfangs grossen bläschenförmigen Kerne der Keimzellen für Zellen (spermatie eells) gehalten, und die Umhüllung derselben von Körnchen ist der in der weitern Entwicklung der Keimzellen in ihnen auftretende kör- nige Zellinhalt (vergl. oben). Freie Körnchen finden sich überhaupt sowohl im Hoden als im Eierstock nur sehr spärlich 2), und nur in dem letzten Ende beider, da wo die männlichen und weiblichen Keim- zellen entstehen, findet man regelmässig Bildungsmaterial in Gestalt freier Körnchen, die Streifen und Züge zwischen den Zellen bilden, | und eine bei Berührung mit Wasser zu hellen Kugeln zusammen- fliessende, wahrscheinlich eiweissartige Substanz. Nelson lässt nun auch weiter herab im Hoden jene vermeintlichen spermatic cells von den Körnchen umhüllt bleiben, wogegen Bischoff richtig gesehen hat, j dass, wie ich oben angegeben habe, in den reifen Keinzelluny deren Inhalt. zur Zerkluftung herangereift ist, der früher vorhandene: eg 1 ET rn a EEE aufn artige Kern verschwunden. ist. Bischoff 3) nennt die Keimzelle in die- 7 1) A. a. O. pag. 568. j ?) Vergl. Beiträge zur Anat. u. Phys. von Mermis albicans a. a. O. pag. 259. Vergl. auch Reichert, Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Samenkörper- chen bei den Nematoden. Müller’s Archiv. 4847, pag. 95 ff. \ 3) A. a. 0. pag. 24. k 211 sem. Zustande, deren Zellmembran er ‚übersah, das Spermatozoiden- körperchen ; was derselbe von dem Austreiben der Sareode berichtet, das habe ich bei von lebenden Nematoden genommenen ‚Präparaten, die allerdings immer nur kurze Zeit. ‚zur Untersuchung taugen, nicht gesehen. Beide Beobachter haben den nun folgenden Theilungsprocess, ‚zuerst der Kernmasse und dann der Keimzelle selbst, übersehen, was einerseits deshalb auffallend ist, weil um diese Zeit die strahlige Grup- "pirung der die noch ungetheilte und die zerklüftete Kerumasse consti- tuirenden Körnchen diese Stadien sehr bemerklich macht, so wie jetzt auch wiederum deutlicher, als zuvor, die Zellmembran der Keimzelle zu sehen ist, anderseits aber darin vielleicht seine Erklärung findet, dass diese Entwicklungsphasen bis zu den fertigen Entwicklungszellen der Samenkörperchen (Fig. Ag) sehr rasch vorübergehen, was grade o auch von den später zu erwähnenden gleichwerthigen Entwicklungs- momenten der weiblichen Keimzelle gilt, so. dass selten der Inhalt eines Hodenschlauches hinreicht, um eine zusammenhängende Reihe von Formen finden zu lassen. Offenbar sind die von Nelson erwähnten kleineren Körper von regelmässigerer Gestalt, die er. weiter herab im Hoden fand, die Tochterzellen der Keimzellen; auch. deren Zellmembrau aber hat er übersehen, so dass er auch hier zu der Annahme einer ‚körnigen Umhüllung der vermeintlichen Samenzelle (helles Centrum des erns mit Kernkörperchen) kommt, von derselben aber bemerkt, sie ei kuglig und besitze einen scharfen Rand, sie verdecke die Zelle, so dass diese nur durch Zerdrücken sichtbar werde. Der Umhüllung der vermeintlichen Zellen wird dann die seltsame Function zugeschrie- en, die Vergrösserung letzterer zu verhüten und zu verhindern, damit elben demnächst die Penes (spiculae) passiren könnten, welche Nel- on irrthümlich für Röhren gehalten hat. So wie. ich im Vorstehenden die Entwicklungsgeschichte der Zellen, ıs deren jeder sich dann ein Samenkörperchen bildet, dargestellt habe, 0 habe ich sie, ausser bei Ascaris mystax auch bei Ascaris marginata, 4. megalocephala und A. depressa beobachtet. Sie ist in ihren Haupt- Zügen auch analog den gleichwerthigen Vorgängen bei Mermis albicans. ‚den Beobachtungen Reichert’s *). über die analogen Vorgänge bei ’ongylus auricularis und Ascaris acuminata weichen die meinigen, ie ich schon bei Darstellung der Entwicklung der Samenkörperchen on Mermis albicans bemerkt habe, insofern hauptsächlich ab, als Rei- den Keimzellen, die ich als erste Zellengeneration im Hoden, so ‚wie im Eierstock, betrachte, noch eine Zellengeneration vorhergehen ! Ferner sah Reichert die letzte Zellengeneration, nämlich die Ent- lungszellen der Samenkörperchen durch endogene Zellbildung um 3) Muller's Archiv. 4847, pag. 88. 14* 212 Inhaltsportionen der Mutterzelle entstehen, während ich, "besonders noch vor Kurzem bei Ascaris depressa ganz deutlich den Theilungs- process der Keimzelle beobachtet habe; bei Mermis findet allerdings endogene Zellenbildung statt. In Bezug auf das Endresultat aber und auf den hier am Meisten in Betracht kommenden Punkt, stimmen dagegen ımeine Beobachtungen bei Mermis und bei den genannten vier Ascariden-Species, mit denen Reichert’s!) überein, indem die Theile, welche Letzterer Brutzellen der Samenkörperchen nennt, aus deren jeder sich ein Samenkörperchen entwickelt, dasselbe sind, was ich Entwicklungszellen der Samenkörperchen genamnt babe. Auch ist von Reichert schon der oben beschriebene strahlige Bau der Kerne der Entwicklungszellen beschrieben und abgebildet2). Ebenso sind, wie ich sogleich zeigen werde, die weiteren, Entwicklungsvorgänge in die- sen Zellen übereinstimmend bei den von Reichert und bei den von mir untersuchten Nematoden. In der Regel 'erlangen die Elemente des Samens innerhalb des Hodens keine weitere Ausbildung, als die zuletzt beschriebene, näm- lich die der Entwicklungszellen der Samenkörperchen (Fig. 1 g), und alle ferneren Veränderungen gehen erst nach der Uebertragung des Samens im weiblichen Gesehlechtsschlauche vor sich, Aber, und dies wird weiter unten ein Punkt von Interesse sein, diese Regel kann ” Ausnahmen erleiden; man findet bisweilen im untern Theile des Ho- dens und in der Vesicula seminalis in der Entwicklung begriffene und ausgebildete Samenkörperchen, woraus sich später eine Beohaebhg Bischoff’s sogleich erklären wird. b Die Entwicklungszellen der Samenkörperchen, wie, wir sie im Hoden verlassen, um sie kurz nach der Begattung im weiblichen Ge- schlechtsschlauch wieder zu finden, stellen also ein helles sphärisches Bläschen dar, von Y3o— Yıao” Durchmesser, welches ausser einem durchaus flüssigen wasserhellen Inhalt einen ‘grossen Kern mit Kern- körperchen besitzt, welcher in Gestalt einer linsenförmigen Scheibe der Zellwand dicht anliegt, und in den Körnchen, aus denen er be steht, eine strahlige Zeichnung zeigt. Der doppelte weibliche Geschlechtsschlauch zerfällt, wie es Welse angegeben hat, in mehre ihrer Structur nach verschiedene Abthei=" lungen. Ich habe die Anatomie dieser Theile bei Mermis albicans ®) ausführlich beschrieben und habe dort mit Rücksicht auf die Anatomie und auf das Physiologische sechs Abtheilungen unterschieden, vom denen ein Theil schon durch v, Siebold aufgestellt worden war. Diese 2) A. a. O. pag. 112. 2) A. a. O0. Taf. VI, Figg. 23, 24, 25. ’) A. a. 0. p. 250. 213 Abtheilungen sind: Eierkeimstock,; Dotterstock,, Eiweissschlauch, Tuba, , Uterus und Vagina; letztere ist beiden Geschlechtsschläuchen gemein- sam. Da eine völlige Analogie in, Bezug hierauf zwischen Mermis und Ascaris mystax so wie vielen anderen Nematoden, besonders auch ‚den oben schon genannten Ascariden, herrscht, so behalte ich diese "Unterscheidung und Benennungen bei, obwohl ich hier nicht auf eine detaillirte anatomische Beschreibung eingehen kann, zumal da im We- ‚sentlichen der Bau derselbe ist, wie bei Mermis. Weiter unten soll die Entwicklungsgeschichte des Eies die Unterscheidung jener Theile ı physiologischer Beziehung rechtfertigen. Eierkeimstock und Dotter- oek bilden zusammen: den eigentlichen Eierstock, insofern, als das nach Durchwanderung des Dotterstocks, bei seiner Ankunft im Eiweissschlauch reif und zur Befruchtung fertig ist; alle ferneren Ver- änderungen, die nun noch im und am Ei eintreten, sind theils Vor- gänge nach der Befruchtung, d. h. Folgen derselben, theils haben sie en Zweck, dem Ei eine schützende Hülle zu geben. "Den durch seine Structur ausgezeichneten Theil des Geschlechts- chlauches, welchen Nelson als durchsichtig und als an beiden Enden lurch verengte Stellen von der verhergehenden (Dotterstock) und folgenden (Uterus) Abtheilung des Schlauches abgegränzt beschreibt, at derselbe mit dem Namen «oviduct» belegt. Da aber diese Bezeich- 3, gleichbedeutend mit Tuba, schon durch v. Siebold passend für nen äusserst muskulösen, im leeren Zustande stets festgeschlossenen anal eingeführt ist, welcher einerseits den in Frage stehenden Theil des eschlechtsschlauches von dem Uterus, in welchem die Eier keine Ver- erung mehr erleiden, trennt, so behalte ich die für Mermis albicans genommene Bezeichnung des Eiweissschlauches bei, weil in der hat das Ei in diesem Organe, abgesehen von der Befruchtung, von ner daselbst secernirten Substanz umflossen wird, analog dem Eiweiss derer Eier, aus welcher sich die äussere Eihülle, die Schale, wenn : vorhanden ist, bildet. Das Eigentbümliche der Structur des Eiweissschlauches hat Ael- m*) hervorgehoben; es besteht darin, dass auf der innern Oberfläche rt Tunica propria sebr grosse kernhaltige Zellen mit körnigem zähen halt aufsitzen, deren jede einen ins Lumen des Schlauches stark vor- ngenden hügligen oder auch wohl sehr entschieden zottigen, zungen- nigen (Ascaris megalocephala) Wulst bildet. Die hierdurch bedingte e, wulstige Beschaffenheit der inneren Oberfläche des in Rede h en Organes wird bei Mermis albicans durch die a. a. O. be- iebenen Falten der Membrana propria bewirkt, während die in »n Falten oder Kammern befindlichen Zellen ihrer Function nach 214 das Analogon der eben erwähnten grossen Zellen bei Ascaris une A. marginata, A. megalocephala u. s. w. sind. Die Theile des weiblichen Geschlechtsschlauches, in welchen Eine körperchen und ihre Entwicklungsstadien angetroffen werden, sind der- Uterus und ‘der zuletzt beschriebene Eiweissschlauch; die Tuba, durch welche sie in letztern hineingelangen, ist in der Regel leer und wie gesagt, bis zum Verschwinden ihres Lumens contrahirt. Im Eiweiss- schlauch trifft man die Samenkörperchben bei geschlechtsreifen Indivi- duen in grösster, oli zahlloser Menge, und zwar finden sie sich bis hinauf zu der Einschnürung, welche den Eiweissschlauch vom Dotter- stocke trennt. Dieser äusserste Punkt, bis zu welchem die Samen- körperchen den Eiern entgegen vordringen, ist natürlich am Meisten ins Auge zu fassen und von dem grössten Interesse. Die Veränderungen nun, welche die Samenkörperchen oder vielmehr die Entwicklungszellen derselben, in diesem Theile, so wie im Uterus, wenn sie nicht weiter gelangt sind (wie oben bemerkt, zuweilen auch schon im untern Theile des Hodens) erleiden, bestehen in Folgendem. Der wandständige Kern der Eutwicklungszelle verliert den strahligen Bau und wird heller (Fig.2@). Gleichzeitig zeigt sich an dem Theile der Peri- pherie des Kerns, welcher der Membran der Entwicklungszelle anliegt, F eine scharfe, das Licht stark brechende Linie (Fig. 25) oder ein dunkler ” Saum. Diese Veränderung, so wie die ganze folgende Entwicklungs- geschichte, ist von Nelson genau beobachtet und abgebildet worden !); er fasst sie auf als Bildung einer den Kern theilweise überziehenden Membran. Es ist, wie sich im weitern Verlauf heräusstellen wird, das Analogon des” Vorganges, durch welchen der Kern der Entwicklungszelle bei Mermis albicans ?) durchaus homogen wird, ein starkes Lichtbrechungsvermögen erhält, ein Vorgang, welcher‘ dort den ganzen Kern betrifit und ihn dann allmählich in jenes stäbehenförmige Körperchen verwandelt. Dieser Vorgang, der in einer Verdichtung der Substanz besteht, verwandelt bei Ascaris mystax, so wie bei anderen verwandten Nematoden, stets nur einen Theil des Kerns, nämlich den, welcher in Contact mit der Zellwandung ist, und .also eine uhrglasförmige Gestalt besitzt, während ein anderer Theil, nämlich der nach Innen ins Lumen der Zelle hinein- ragende, in dessen Mitte das Kernkörperchen liegt, unverändert fein- körnig bleibt. — Die weiteren Veränderungen, des sich verdichtenden Theiles des Kernes, wie sie bei Nelson genau beschrieben sind, be- stehen darin, dass derselbe, anfangs flach-uhrglasförmig oder schalen- förmig allmälich den körnig bleibenden Theil zu umschliessen strel und sich dabei immer mehr von der Peripherie aus zusammenschliesst, !) A. a. O. pag. 567 tf., Plate XXVI, Fig. 21 —38. ?) A. a. O. pag. 260, Tafel XV, Fig. 39, 40. 215 wobei er aber niemals dahin gelangt, den körnigen Theil des Kerns und das Kernkörperchen völlig einzuschliessen, sondern diese immer grade in der Oeffnung jenes nun tassen-, becher- oder glockenförmig gewordenen Theiles liegen bleiben (Fig. 2c). Der so veränderte Theil des Kernes hat indessen noch etwas an Dicke zugenommen, so dass ein doppelter Contour sichtbar ist. Immer ist der Becher an dem einen Ende offen und der Rand daselbst oft etwas nach Aussen um- geschlagen, so dass eine Glockenform entsteht; die Oeffnung ist ausser- dem immer gegen den übrigen Durchmesser erweitert und in ihr oder vor ihr liegt das Kernkörperchen und die feinkörnige Masse. Sehr häufig hat das Samenkörperchen hiermit seine Vollendung erreicht und "wird dann in sogleich anzugebender Weise frei; meistens aber geht die glocken- oder becherförmige Gestalt noch in eine dünnere lang- & gestreckte über, die Nelson mit der Gestalt eines Probirgläschen ver- glichen hat; das geschlossene Ende ist dann meistens etwas kolbig verdickt (Fig. 2d). In dieser Gestalt aber hat der metamorphosirte Kern nicht mehr Platz, grade und gestreckt in der Entwicklungszelle zu liegen; er krümmt sich nach ihren Dimensionen und liegt oft im "Halbkreis gebogen der Zellwand an (Fig. 2 d). Ist das Samenkörperchen innerhalb seiner Entwicklungszelle reif geworden, so platzt letztere, was ich oft genug unter dem Mikroskop obachtet habe: mit einem Ruck nimmt das vorher gekrümmt in der Zelle liegende Samenkörperchen plötzlich eine gestreckte Lage an und nun zeigt sich stets, dass die Zellmembran dort durchbrochen ist, wo ' die feinkörnige Substanz am offenen Ende des Samenkörperchens inliegt. Dieses flockige Ende bricht sich Bahn und schlüpft hervor, hrend keineswegs nun das ganze Samenkörperchen nachfolgt und e Zellmembran ihrem Schicksal überlässt, sondern diese bleibt nach rt einer Mütze über dem Samenkörperchen, genauer über dem glocken- förmigen geschlossenen Theile desselben sitzen und lässt nur den ofle- nen Theil, welcher dicker und flockig ist, frei zu Tage treten (Fig. 2 ef). Vor dem Bersten der Entwicklungszelle nimmt diese hie und da un- regelmässige durch das Drängen des Samenkörperchens bewirkte Ge- ten an. Diese ganze Entwicklung ist durchaus analog der Entwicklung der nenkörperchen von Mermis albicans. Auch hier muss sich der zu om Stäbchen auswachsende Kern anfangs in seiner Zelle krümmen; in wird es ihm zu enge darin und er durchbohrt die Zellwand *), gt dann mit einem Schwanz frei hervor, während die übrigens auch sch mit Jussigem Inhalt gefüllte Zelle den andern Theil noch ferner ahüllt. Die Beschaffenheit der reifen Samenkörperchen ist von Nelson, MA. a, 0, Tafel XV, Fig. 4. 216 mit Ausnahme der von ihm übersehenen, dieselben theilweise über- ziehenden geplatzten Zellmembranen richtig erkannt und gut ’abgebildet in den Figg. 37 u. 38. Schon oben habe ich erwähnt, dass zuweilen die Entwicklungs- zellen. sich schon im untern Theil des Hodens weiter entwickeln, so dass man dann hier mehr oder weniger reife Samenkörperchen antriflt. Diess ist ein Umstand, welcher deshalb von Interesse ist, weil er be- weist, dass nicht 'etwa ein speeifischer Einfluss des weiblichen Organis- nismus erst die beschriebenen Vorgänge anregt, was unsere Ansicht von der Selbständigkeit und dem Gegensatz ‘der beiden Geschlechter stören müsste, sondern dass jene Vorgänge: nichts Anderes sind, als die. Resultate der ‘in der mäonlichen Keimzelle zuerst ) begründeten Zellenthätigkeit, des Zellenlebens der Entwicklungszelle, welches ganz selbständig abläuft, so selbständig, dass sogar die. völlige Trennung vom männlichen Organismus dabei ganz gleichgültig ist. Wie werden später sehen, dass dieser selbständige Entwicklungsprocess noch keines- wegs mit den formellen Vollendung des Samenkörperchens, in»welcher dasselbe die Befruchtung des Eies beginnt, abgelaufen ist. Reichert !) beschrieb die Samenkörperchen. des Strongylus 'auri- eularis als birnfürmige Körperchen ‚mit einem spitz auslaufenden Stiele; häufig fand er aber solche, die'mehr keilförmig gestaltet, langgestreckter und schmaler waren, auf welche schon Bagge?) aufmerksam gemacht hatte... .Von diesen, welche er häufiger in ‚den weiblichen. Genitalien, als in den männlichen, antraf, sagt.er, dass sie oft ganz plötzlich durch eine ruckförmige Bewegung aus: den birnförmigen entstehen. ‚Ohne Zweifel hat Reichert hier denselben Vorgang beobachtet, welchen ich so eben beschrieben habe, wie er denselben auch auf ein plötzliches Platzen, einer das Samenkörperchen umgebenden: Zellmembran zurück- führt: die keilförmige, schmalere, langgestreekte Form ist die des reifen Samenkörperchens, welche seltener im. Hoden, als im ‘weiblichen Ge- schlechtsschlauch ‚angetroffen. wurde. Ich werde auf diesen Umstand, nämlich das Streben ‚der reifenden Samenkörperchen nach einer mehr langgestreckten, dünnern Form, wie auch. ieh. sie bei mehren: Nema- toden beobachtet habe, zurückkommen, Bischoff ?) hat die tcuchansi in.dem Eiweissschlauch eh ihre Beschaffenheit (ich weiss nicht, ob er. der Form nach reife vor sich hatte) aber nicht richtig erkannt, denn. er so wie Leuckart. halten ‚sie nicht für Samenkörperchen, sonden für eigenthümliche zottenförmige. Epi-' telialbildungen des betreffenden Theiles des Geschlechtsschlauches. Dies ')A. 20. *) De evolutione Strongyli auricularis et Ascaridis acuminatae, $. XII. ») A. a. O. pag. 27. 217 ‚muss ich nach meinen Untersuchungen bei Ascaris mystax und anderen schon genannten Ascariden, bei denen die fraglichen Verhältnisse genau _ dieselben sind, für durchaus irrthümlich erklären. Zottenförmig oft, wul- ‚stig ragen allerdings die eigenthümlichen Zellen des Eiweissschläuches dessen Lumen, mit diesen aber können die Samenkörperchen gar nicht verwechselt werden (auch. sollen sie nach Bischoff erst auf die- »n Zotten sitzen), da sie weit kleiner sind und die beschriebene wieklung «und. den verhältnissmässig recht zusammengesetzten Bau ben. Dass. Bischoff sie oft mit ‚dem einen Ende, demjenigen näm- "welches die feinkörnige Masse trägt, ‚der Oberfläche des Eiweiss- schlauches adhäriren ‚fand, ist ein Umstand, den ieh auch zuweilen jeobachtet habe, und der: von Interesse: sein wird bei Besprechung späteren Schicksale ‚der Samenkörperchen. \ Bischoff fand die ver- ‚meintlichen zottenförmigen Epitelialbildungen ‘von verschiedener Be- schaffenheit in versehiedenen Theilen des: weiblichen Geschlechts- sehlauchs, was sich gleichfalls bald erklären wird aus den regressiven amorphosen, die das Samenkörperchen erleidet. In der contrahirten a fand Bischoff keine Samenkörperchen, wie ich es oben auch als ersehen habe. + aben die Samenkörperchen. die zuletzt beschriebene Beschaffen- ‚erlangt, so sind sie zur Befruchtung der Eier fähig, und in die- sem Zustand befruchten sie dieselben in später anzugebender Weise. man den Eiweissschlauch, so fliessen diese reifen Samen- körperchen gewöhnlich in unzähliger Menge hervor, und oft sind sie 0: gedrängten Massen, einzelnen dichten Haufen darin enthalten, ss sie diesen sonst, wegen des Isolirtliegens der Eier in der Regel hr durchscheinenden Theil des Geschlechtsschlauches ganz undurch- htig weiss‘ machen. Beim Herausfliessen haften die Samenkörper- chen oft in grösseren Klumpen zusammen;''was- weiter unten in der inclion des Eiweissschlauches für das Ei seine Erklärung finden wird. Ich willınun zunächst die Entwicklung ‚des Eies beschreiben bis em Moment, ‘wann dasselbe ‚gleichfalls reif ist zur Befruchtung, it den Samenkörperchen 'in Wechselwirkung zu treten. Ich habe erınis albicans eine Art der‘ Eientwicklung beschrieben !), von ch damals nur vermuthungsweise sagen konnte ?), dass sie sich wohl bei einigen Nematoden finden würde. Es bestand dieselbe, es kurz zusammenzufassen,' aus folgenden Momenten. In dem "blindsackigen Ende des Geschlechtsschlauches, den ich Eier- "(vergleichbar dem Keimfach der Insecten) ‘genannt habe, stehen Zellen, die weiblichen Keimzellen, von derselben Be- EL A. a: 0. pag. 262. ) A. a, 0. pag. 275. 218 schaffenheit und Grösse, wie die männlichen Keimzellen. Der Kern dieser Keimzelle theilt sich, die Tochterkerne theilen sich wieder und so fort, bis etwa 8—10 Kerne entstanden sind. Diese werden wand- ständig, um nach und nach die Membran. der indess an Grösse zu- nehmenden Keimzelle einzeln, jeder für sich, hervorzutreiben, aus- zubuchten. : Diese immer selbständiger werdenden Ausstülpungen der primitiven Keimzelle sind die Tochterzellen, es sind die jungen Eier, ihre Kerne, Tochterkerne, die Keimbläschen. ‘Während aber die Tochterzellen der männlichen Keimgzellen, die, wie oben angegeben, bei A. mystax gleichfalls durch Ausstülpung letzterer gebildet werden !), sich alsbald völlig abschnüren und ganz selbständig werden, bleiben die Tochterzellen der weiblichen Keimzelle, die jungen Eier mit der- selben in offenem Zusammenhange bis zur Reife des Zelleninhalts, des Dotters. Nach und nach werden die Tochterzellen birnförmig, sie be- kommen einen Stiel, der, ein offener Kanal, die in der Mitte der Gruppe liegende Keimzelle mit den jungen Eiern verbindet. Anfangs ist der Zellen- inhalt sowohl der Keimzelle, als der jungen Eier nur eine klare Flüssigkeit, ohne körnige Bestandtheile.. Wenn die Eier, die in Gruppen oder Trau- ben von 4—8 zusammenhängen, eine gewisse Grösse erreicht haben, so treten zuerst in der Keimzelle Dotterkörnchen auf, die, nachdem sie diese ganz ausgefüllt haben, durch die Stiele der Eier, die ich Dotterkanäle nannte, in die Eier hinüberwandern. Den Theil des Eierstocks, in welchem die Eiertrauben sich nun befinden, und in welchem sie bis zur völligen Ausbildung des Dotters bleiben, indem sie allmählich herabrücken, habe ich den Dotterstock genannt. In’ihm entstehen keine neue Keimzellen, keine Eikeime mehr, sondern in ihm geht nur die weitere Entwicklung des Dotters der im Eierkeimstock gebildeten Eier vor sich. Der Dotterstock ist in geschlechtsreifen Indi- viduen immer ganz undurchsichtig weiss, weil in ihm die Eier ganz dicht aneinander gedrängt liegen. Seiner Structur nach ist er nicht verschieden von dem äussersten Ende des Geschlechtsschlauches, wel- ches ich seiner Function zu Liebe Eierkeimstock nenne. Ich habe a..a. 0. die Momente angegeben, welche es wahrscheinlich machen, dass bei der Ausbildung des Dotters die Eier sich mehr passiv, die Keimzellen vielleicht allein sich activ verhalten. Während nun die jungen Eier sich immer mehr mit Gruppen von Dottermolekeln füllen, nehmen sie, so wie ihr Keimbläschen, beträchtlich an Umfang zu; ihr Stiel, der Dotterkanal, wird immer feiner (relativ) und setzt sich schroffer gegen das rundliche Ei ab. Endlich, wenn die Eiertrauben- !) Schon bei Mermis albicans habe ich früher (a. a. O. pag. 270) die Analogie in der Entwicklung des Eies und Samenkörperchens hervorgehoben; diese ist bei den Ascariden in noch handgreiflicherer Weise vorhanden, De 2 au te he een een = rw zen 219 am Ende des Dotterstocks angelangt sind, lösen sie sich von der Keim- zelle, vielleicht mit Hülfe des sphincterartigen Ueberganges aus dem Dotterstock in den Eiweissschlauch. In letzterem sind die Eier stets isolirt und stellen meist rundliche grosse Zellen dar, deren Zellmembran, - die Dotterhaut, in einen mehr oder minder laugen, bald feinern, bald - weitern, im Ganzen aber doch immer sehr engen, kanalartigen Fort- salz ausgezogen ist, aus welchem sich der Dotter durch vorsichtiges Drücken zum Theil entleeren lässt. — So bei Mermis. — Ganz der- . selben Entwicklungsweise folgen nun auch die Eier von Ascaris mystax, f A. marginata und A. megalocephala. Ich habe bei A. mystax, die hier zunächst interessirt, Nichts weiter hervorzuheben, als dass die Eier- trauben oft aus mehr Eiern bestehen, als die von Mermis albicans; (ich habe a. a. O. angegeben, dass bei diesem Thier nicht alle Eier, welche an einer Keimzelle angelegt werden, zur Entwicklung zu kommen pflegen, sondern dass einige verkümmern). Ferner ist eine anatomische Differenz in der Structur des Dotterstocks bei beiden Thieren hervorzuheben: der Dotterstock von Mermis albicans ist so beschaffen, dass jedes einzelne der dicht gedrängten Eier eine Aus- buchtung bildet, und der sehr dünnwandige Dotterstock daher im angefüllten Zustande ganz traubig oder perlschnurartig aussieht (vergl. a. a. O. Tafel XIV, Fig. 285), während die Wand des gleichnamigen Organs bei Ascaris mystax, so, wie bei den anderen beiden genann- ten Ascariden, so diek und fest ist, dass nicht die Eier seine Ge- ‚stalt, sondera umgekehrt der Schlauch die Gestalt der Eier bedingt. Da nun die Eiertrauben, dicht aneinander gedrängt, regelmässig so in einer Reihe hintereinander liegen, dass alle Keimzellen die Axe des Kanals einnehmen und in ihrer Gesammtheit eine scheinbare Rhaphe darstellen, die Eier radiär nach der Peripherie zu gelegen sind, so bildet jede Eiertraube gleichsam eine kreisförmige Scheibe, die aus ‚50 viel Sectoren besteht, als Eier an der Keimzelle sind; fallen nun e Eier heraus, oder gelangen sie isolirt in den Eiweissschlauch, so ben sie noch die von vorn herein ihnen aufgedrückte Form jenes s, d. h. sie erscheinen in Gestalt eines Dreiecks, meist eines hschenkligen, an dessen Spitze die Oelfnung der Dotterhaut, die ere Befestigungsstelle an der Keimzelle liegt (Fig. 5 u. 6). Die lier von Mermis albicans zeigen niemals diese Gestalt, sondern sind nd, eiförmig, retortenförmig, mit schroff abgesetztem Dotterkanal. Die Lösung der Eier von ihrer Keimzelle findet, wie bei Mermis, an der Uebergangsstelle des Dotterstocks in den Eiweissschlauch statt, vo, wie Nelson angegeben hat, sich eine verengte Stelle befindet. So ellt nun das zur Befruchtung reife Ei von A. mystax eine etwa "/,," im Durchmesser habende, mehr weniger deutlich dreikantige Zelle vor, nen Zellmembran, d. i. die Dotterhaut, in einen längern oder kür- 220 zern, am. Ende offenen Kanal ausgezogen ist, der die Spitze des Eies vorstellt. Von den reifen Eiern von Mermis albicans sind die von A. ınystax, abgesehen von der Gestalt, hauptsächlich nur darin verschie- - den, dass bei ersterem Thier die Oefinung des Dotterkanals oder des Eies sehr enge ist, während bei letzterem der nur als allmähliche Ver- jüngung des Eies sich darstellende Dotterkanal mit einer verhältniss- mässig weiten, übrigens unregelmässigen Oeflnung aufhört. Die Dotter- körnchen sind ziemlich gross, unregelmässig und auch oft unregelmässig in. der. Doiterhaut vertheilt; das Keimbläschen (mit Keimfleck) wird meistens von ihnen verdeckt, es liegt ungefähr in der Mitte des flachen dreikantigen Eies. Diese Entwicklungsweise der Eier ist bei den genannten drei Ascariden-Arten recht‘ schwer zu verfolgen im Verhältniss ‚zu der Untersuchung von Mermis albicans. Bei diesem Thier fliessen aus dem geöffneten Geschlechtsschlauch alle Elemente sogleich frei hervor und schwimmen 'isolirt in der umgebenden Flüssigkeit; es bedarf nur des genauen Durchmusterns der Präparate, um alle Stadien der Ei- entwicklung deutlich zu sehen. Bei’ den Ascariden ist es anders: hier haftet der Inhalt des 'Eierstocks so fest zusammen, dass er sich meist wurstförmig aus dem Schlauche hervorwindet, und es ist schwer, durch geeignete Präparationen Licht und Klarheit in die dichte Masse von jüngeren und-älteren Eiergruppen zu bringen. Ich kann. daber zur Untersuchung der beschriebenen Vorgänge, die nicht nur an und für sich, nicht nurvals ein Typus der Entwicklung von Eiern, sondern auch mit Rücksicht auf die Zellenlehre, auf Zellentwicklung von so grossem Interesse ‚sind, vor Allem Mermis albicans empfehlen. Bei dieser Gelegenheit will ich 'noch anführen, dass ich ‚ausser bei jenen Ascariden auch bei der Filaria mustelarum, die ich in grosser Menge geschlechtsreif in der Lunge von Mustela Putorius antraf, dieselbe Art der Eientwicklung beobachtet habe. Uebrigens kann ich auch nicht umhin, hinzuzufügen, dass keineswegs von Mermis und den drei ge- nannten Ascariden-Species sogleich etwa auf alle Asceariden, am We- nigsten auf alle Nematoden geschlossen werden darf. Ich selbst glaube schon ‚mit, Sicherheit sagen zu können, dass es viele zu den Ascariden gerechnete Nematoden ‚gibt, und es sind dies, wie es scheint, haupt- 5 sächlich die kleineren Arten, bei denen die Eier sich nach einem an- dern Bildungstypus 'entwickeln, obgleich ich noch nicht angeben kann, welcher dieser ist. Die Bier der Trichosomen scheinen ebenfalls einer andern Entwicklungsweise zu folgen, und dass dasselbe auch bei Stron- syliden der Fall ist, dafüv werde ich unten noch ein Beispiel anführen }). ') Es ist dies ein auffallender Umstand, dass bei ganz nahe verwandten Thieren die Eier ganz verschiedenen Eatwicklungsgesetzen folgen, wäh- 221 I Die beschriebene Beschaffenheit der zur Befruchtung reifen Eier von Ascaris mystax, wie sie durch die Entwicklungsgeschichte be- gründet ist, hat Nelson *) insofern übersehen, ‚als er die allerdings - recht zarte Dotterhaut nicht bemerkt hat; er kannte die Entwicklungs- geschichte nicht. Er bemerkte aber, abgesehen von der sogleich auf- fallenden dreieckigen Gestalt der Eier, dass ein scharfer Contour die- selben, d. h. die Dottermasse begränzt, welcher nur an der Spitze _ («Apex») des Eies (d. i. das offene Ende des Dotterkanals) nicht vor- handen ist: in der That zeigt die Dotterhaut hier eine abgerissene, unregelmässige Begränzung; auch 'hat Nelson bemerkt, dass dieses offene Ende der Eier regelmässig nach der Mitte des Schlauches zu - gerichtet ist. Das, was Nelson die klare, helle Substanz genannt hat, in der die Dotterkörnchen eingebettet sind, und die den Dotter nach - Aussen 'begränzt, die nach seiner Meinung beim Wachsen des letztem durch die Körnchen verdrängt wird, ist nichts Anderes, als das durch die Dotterhaut begränzte Lumen der noch mit der Keimzelle in Ver- ‚bindung stehenden Tochterzelle, des noch nicht ganz reifen Eies, wel- ches, wie auch im reifen Zustande, ausser den Dotterkörnchen auch einen hellen, flüssigen Inhalt, nämlich den eiweissartigen Theil des Dotters enthält. Bischoff *) und Leuckart haben die Dotterhaut der’ Eier gleichfalls bersehen; obgleich Ersterer bemerkt hat, dass die in der Bildung iffenen Eier mit ihren Spitzen durch «eine Bindemasse genau zu- ammenhängen ». Von der Existenz der Dotterhaut bei reifen Eiern ann man sich indessen auch ohne sich die Mühe zu nehmen, die intwicklungsgeschichte Schritt vor Schritt zu verfolgen, leicht über- gen: sehr oft habe ich durch gelinden Druck aufs Deckgläschen rend die Entwicklungsweise der Samenelemente eine viel grössere Be- " ständigkeit zeigt. Obiges entbehrt auch nieht der Belege in anderen Ord- mungen der Würmer: ich erinnere an die rhabdocoelen Turbellarien, bei welchen nach den Untersuchungen von Max Schultze mit alleiniger Aus- nabme des Genus Macrostomum, das Ei, bei getrennten Keim- und Dotter- stöcken, nach Art der Eier der Trematoden entsteht, während bei Macro- stomum hystrix und auritum keine Trennung der Keim- und Dotterstöcke stattfindet. Vergl. hierüber: Beiträge zur Naturgeschichte der Turbellarien von Mas» Schultze und eine Bemerkung zu den letztgenannten Thieren in meinen Beitrögen zur Anatomie und Physiologie von Mermis albicans, a. a. O. pag. 277. Diesem Beispiele kann ich noch mit grosser Wahrscheinlicbkeit den Lumbricus und Enchytraeus hinzufügen, bei welchen nahe verwandten Thieren die Eier sich, wie es scheint, auf durchaus verschiedene Weise entwickeln, während die Bildungsweise der Spermatozoen ganz gleich bei beiden ist. JA. a. O. pag. 573. a) A. a. O. pag. 25 M. 222 R 4 den Dotter aus dem offenen Ende allmählich entleert und die Dotter- haut als eine zusammengefallene faltige Blase zurückbleiben sehen. Dies gelingt bei den genannten Ascariden wegen der erwähnten Weite der Oeffnung so leicht (schwerer bei Mermis), dass es zu verwundern ist, dass frühere Beobachter sich nicht ganz zufällig schon auf diese Weise von der Beschaffenheit der Eier und von der Existenz. der Dotterhaut überzeugt haben. — Die von ihrer Dotterhaut umgebenen Eier, welche also natürlich alle, ohne Ausnahme, eine Oeffnung in der- selben haben, liegen nun einzeln in den Vertiefungen zwischen den wulstigen Zellen des Eiweissschlauches, meistens mit ihrer Basis nach der Peripherie gewendet, so dass die offene Spitze in das Lumen des Schlauches sieht; dieses ist dicht angefüllt, und ‚somit sind die Eier dicht umgeben, von reifen Samenkörperchen. Nelson hat im Eiweiss- schlauch weniger Eier angetroffen, Bischoff fand ihn stets ganz. gefüllt: dies sind rein zufällige Umstände; alle Eier passiren den Eiweissschlauch, meist aber finden sie sich zu grösseren Gruppen beisammen, welche durch mehr leere Zwischenräume des Schlauches getrennt sind, wie man z. B. bei Ascaris megalocephala schon mit blossem Auge an den verschiedenen Färbungen sehen kann; jede solcher grösseren Gruppen stellt gewissermassen ein Stadium der hier vor sich gehenden Ver- änderungen dar. N Schon bald nach ihrem Eintritt in den Eiweissschlauch pflegen die Eier sich allmählich abzurunden (Fig. 6), und dann ist die Oeffnung der Dotterhaut schon schwieriger zu erkennen. Die Befruchtung der Eier geht nun in folgender Weise vor sich, Die Samenkörperchen, deren anatomische Beschaffenheit, wie wir sehen werden, bis aufs Kleinste genau gewürdigt werden muss, tragen an ihrem untern offenen Ende das erwähnte Häufchen feinkörniger Substanz; diese ist nach Aussen nicht scharf begränzt, flockig, rauh, von weicher und daher auch leicht zerstörbarer Beschaffenheit. An allen übrigen Stellen dagegen ist das Samenkörpercken glatt, scharf - begränzt durch die dasselbe kappenartig überziehende geplatzte Zell- membran (Fig. 2e, f, Fig. 6). So wie nun, was, wie angegeben, Bischoff auch bemerkt hat, die Samenkörperchen hie und da mit jenem flockigen Ende an der innern Oberfläche des Eiweiss- schlauches, obwohl sie glatt, durch Zellmembranen begränzt, ist, an- haften, so adhäriren und haften dieselben noch weit leichter an dem offenen, zerrissenen Ende der Dotterhaut fest. Ich habe oft sowohl bei Ascaris mystax, wie bei A. marginata und A. megalocephala, Eier angetroffen, an deren oflenem Ende ein Samenkörperchen festsass in der Weise, dass das flockige Ende oben in das Lumen der Dotter- haut hineinragte, so dass das Samenkörperchen am Ei, wie der Stiel an einer Birne, sass (Fig. 6a, b,c). Es bedarf nicht der Erwähnung)? ee 223 dass ich mich durch Bewegen des Objects davon überzeugte, dass solche Fälle nicht ein ‘blosses Nebeneinanderliegen waren, sondern ‚dass das Samenkörperchen wirklich adhärirte. Auf der andern Seite finden natürlich zwischen dem blossen Aneinanderliegen und dem ‚wirklichen festen Anhaften und Einhaften, Uebergänge statt; Ersteres muss dem Letzterem vorausgehen, und so mag es oft genug vor- kommen, dass man durch die zur Prüfung nothwendigen Bewegungen eine leichte Adhäsion des Samenkörperchens zerstört. Das zweite Sta- dium aber, wenn das Samenkörperchen schon fest in dem Anfangstheil des Eies steckt und mit seinem obern Ende noch frei herausragt, lässt h sicher durch die dem Ei ertheilten Bewegungen nachweisen. Ich abe nie ein zweifelloses Anhaften des Samenkörperchens mit dem gegengesetzten glatten Ende gesehen, dagegen alle Stadien des An- efiens und allmählichen Vordringens mit dem flockigen Ende voran, nd ich stehe daher nicht an, das eben Beschriebene für den Mecha- smus gleichsam anzusprechen, vermittelst welchen das Eindringen es unbeweglichen, starren Samenkörperchens in das oflene Ende der otterhaut vor sich geht oder vielmehr nur eingeleitet wird: das kige Ende des erstern dient zum Adhäriren an dem offenen Ende Dotterhaut. Fragen wir nun nach dem‘ Movens, welches denn schliesslich einerseits das Samenkörperchen in die Nähe der ng des Eies bringen, und Anderseits ein allmähliches Vorrücken, chst die oben erwähnte Lage der Eier zu berücksichtigen, welche fast alle mit ihren offenen Enden gegen das mit Samenkörperchen ge- llte Lumen des Schlauches gerichtet sind, sodann aber glaube ich onders Gewicht legen zu dürfen auf die kreisförmigen Muskelfasern, jelche den Eiweissschlauch, nach Aussen von der Tunica 'propria, ei den genannten Ascariden umspinnen. Peristaltische Bewegungen Schlauches, für deren Anregung sich ein reiches Geflecht von mit nglienzellen versehenen Nervenfasern vorfindet, wie ich es ausführ- bei Mermis albicans *) beschrieben habe, erscheinen ganz ge- net, die für das Adhäriren und das weitere Eindringen der Samen- srperchen nothwendigen Bedingungen herbeiführen, wie denn auch ie allmäbliche Abrundung der Eier, abgesehen von ihrem Vorrücken ch der Tuba, die Wirkung solcher Bewegungen manifestirt, von 1 Existenz und Beschaffenheit im Leben ich mich bei kleineren oden, die durchsichtig genug sind, überzeugt habe. Endlich ist, e sich aus den sogleich zu beschreibenden weiteren Metamorphosen " Samenkörperchen ergeben wird, möglich, dass das fernere Vor- ngen derselben in das Innere der Eier in einem Einfliessen besteht. ‚A. a. 0. pag. 228. 224 Dass die Oeffaung der Dotterhaut bei A. mystax von ansehnlicher Weite ist, babe ich schon hervorgehoben; sie steht im Verhältniss zu der Dicke des flockigen Endes des Samenkörperchens, worauf ich weiter unten noch zurückkommen werde. — Die das übrige ‘Samen- körperchen kappenartig überziehende Zellmembran dient vielleicht eben- ” falls dazu, durch Adhäriren an dem offenen Ende der Dotterhaut eine vorläufige Befestigung des Samenkörperchens am Ei zu begünstigen. ' Solche Eier, wie die in Fig. 6 a,b,c abgebildeten, finden sich nicht so gar häufig; man muss sie besonders im obern Theile ‚des Eiweissschlauches suchen, und zwar ist dies kaum anders möglich, als indem man durch leichtes Drücken oder Schieben des Deckgläs- chens eine fast fortdauernde Bewegung der Eier und Samenmassen ” unterhält; nur beim Flottiren der ersteren kann man die allerdings häufig genug vorkommenden Täuschungen erkennen. ‘Dass überhaupt 7 die Fälle selten sind, in denen man ein Samenkörperchen grade im Augenblick des Eindringens in’s Ei antrifft, kann nicht Wunder neh- ” men, weil einerseits der ganze Vorgang bis dahin, wann wir später die Samenkörperchen, schon in regressiver Metamorphose begriffen, mitten im Ei finden werden, rasch von Statten gehen muss, wie aus. der nicht sehr beträchtlichen Länge des Weges geschlossen werden kann den die Eier während der Zeit durchwandern, und daher die ein- zelnen Stadien um so seltener sich darbieten müssen, und weil ander- seits die Untersuchungsmethode nur eine solche sein kann, von der” man mit Sicherheit sagen kann, sie werde einen Theil der gesuchten Objecte selbst zerstören, indem: die doch anfangs immerhin nur leich- ten Adhäsionen der Samenkörperchen durch die verursachten Bewe- gungen, vielleicht auch durch die Zusatzflüssigkeit gar leicht wiede gelöst werden können. Weit häufiger, besonders weiter herab im Eiweissschlauch, trifft man solche Eier, in welchen die Samenkörper- chen schon ‚mitten im Dotter oder vielmehr, was die Regel zu seit scheint, mehr an der Peripherie des Dotters, zwischen diesem und der Dotterhaut angelangt sind. Hierauf werde ich zurückkommen Was die Zahl der Samenkörperchen betrifit, welche in ein Ei ein dringen, so scheint der Zufall hier mehr, als strenges Gesetz zu walten? Nach ' meinen früheren Beobachtungen glaubte ich, es sei Regel, dass’ nur ein Samenkörperchen eindringe, da ich Eier mit 2-4 Samen- körperchen im Innern seltener fand. Später aber habe ich mich übers zeugt, besonders bei Ascaris megalocephala, dass in die meisten Eier mehre Samenkörperchen, ja oft bis zu 40 eindringen. . 1 Da nun die Samenkörperchen bei Ascaris mystax, so wie auch bei den anderen genannten Ascariden, wovon unten, durch die in der Entwicklung des Eies begründete Oetfnung der Dotterhaut in dasselbe’ hineingelangen, und, wie ich behaupten muss. auf keinem andern 8 225 Wege, so: möchte ich diese Oeflnung: mit dem aus der Pflanzen- physiologie zuerst durch Keber*) für die Najaden-Eier entlehnten Namen der Mikropyle belegen, welchen vergleichsweise schon frü- her Joh. Müller ?) bei dem trichterförmigen Kanal an den Holothurien- Biern und leer. 3) bei Besprechung der Bedeutung des Eikanals über- haupt gebraucht hat, der auch von Zeuckart in dem Zusatz zu Bischoff’s -«Widerlegung u. s. w.» angenommen worden ist. ‘ h Nelson, welcher, wie schon erinnert wurde, die Dotterhaut der Eier übersehen hatte und deren Oeffaung, die Mikropyle, also auch ‚nicht als solche, wenn auch als eine ausgezeichnete Stelle am Ei ‘ vergl. oben) kannte, gleichwohl aber die Samenkörperchen im Dotter liegen sah, innerhalb seiner hellen Substanz, die nichts Anderes ist, als die Dotterhaut, lässt das Eindringen der Samenkörperchen so vor sich gehen, dass Eich dieselben an das Ei drängen und allmählich, an jeliebiger Stelle des Umfanges, hineindrücken *); doch hebt er heivor: ass er öfters ein Samenkörperchen grade in der von ihm schon früher erwähnten unregelmässig begränzten Spitze (broken edge) festhaften sab, und solche Fälle hat er auch in den Figg. 58 und 60 abgebildet. Was das Hineindrängen an verschiedenen Stellen des Umfangs der achtungen sicher nicht statt; die Dotterhaut wird nicht durchbrochen, ie es doch stattfinden müsste; auch wird dies schon von vorn herein bei Berücksichtigung der Gestalt der Samenkörperchen und ihrer Be- egungslosigkeit und bei Berücksichtigung der an jedem Eie vor- handenen Oefinung, die grade im Verhältniss steht zur Dicke des Samenkörperchens, unwahrscheinlich erscheinen. Ein Theil der von elson hieher gezogenen Fälle wird ein blosses Anliegen der Samen- perchen gewesen sein, ein anderer Theil, vielleicht der grösste, auf den schon von mir hervorgehobenen Umstand redueiren, dass eingedrungenen Samenkörperchen fast regelmässig sich an der Pe- herie des Dotters, der Dotterhaut Innen ziemlich dicht anliegend, ‚ was um so mehr Nelson zu der Annahme verleiten musste, ie seien gradeswegs durch Hineindrängen und Verdrängen des Dotters dahin gelangt. Ich lege auf den eben erwähnten Umstand, dass die amenkörperchen sich an der Peripherie finden, deshalb noch beson- jeres Gewicht, weil solches nach den später noch mitzutheilenden Beob- tungen, so wenige es auch erst sind, mehr als zufällig zu sein scheint. #) Ueber den Eintritt der Samenzellen in das Ei, pag. 24. #) Ueber die Larven und Metamorphose der Echinodermen. Vierte Abhandlung. 226 Wir müssen nun die Samenkörperchen, deren progressive Meta- morphose, Entwicklung aus den Entwicklungszellen, und deren näch- stes Schicksal wir gesehen haben, in ihrer regressiven Metamorphose verfolgen, regressiv nur mit Rücksicht auf die Form, auf die Gestalt, gewiss aber recht eigentlich progressiv mit Rücksicht auf die Function der Samenkörperchen, nämlich Befruchtung des Dotters, d. h. An- regung und Befähigung zu den chemischen und physikalischen Ver- B änderungen, die den Dotter zur Embryonalentwicklung vorbereiten. Da das Folgende sich nicht auf eine Beobachtung, auch nicht auf die Beobachtungen bei Ascariden allein stützt, sondern weiter unten noch bei einem ganz andern Thier einen Beleg finden wird, so glaube ich grade auf diesen Theil der Schicksale der Samenkörperchen beson- deres Gewicht legen zu dürfen, indem sie für die Theorie der Be- fruchtung und für die Lehre von der Zeugung überhaupt von beson- derem Interesse zu sein scheinen. Um es sogleich kurz zusammenzufassen, so besteht diese weitere Veränderung der Samenkörperchen, die sich unmittelbar an die bisher betrachtete formelle Entwicklung anschliesst, in einer allmählichen Ver- wandlung in Fett. Hier ist es nun wiederum ein sogleich bervorzu- hebender wichtiger Umstand, dass nicht nur diejenigen Samenkörperchen diese Fettmetamorphose erleiden, welche an den Ort ihrer Bestimmung, nämlich in’s Ei gelangt sind, sondern in durchaus gleicher Weise "| auch die grosse Menge unverbrauchter Samenkörperehen, die mit den Eiern wieder aus den weiblichen Generationsorganen entfernt werden, in gleicher Weise auch diejenigen, die ihren Zweck durch frühzeitige Entwicklung und Verbleiben im Hoden oder in der Vesi- cula seminalis verfehlen (vergl. oben). Hierdurch wird also wiederum bewiesen, wie oben rücksichtlich der progressiven Entwicklung durch einen ähnlichen Umstand, dass es nicht etwa ein Einfluss des durch andere Ursachen vielleicht in Umsetzung begriffenen Dotters ist, wel- cher in den Samenkörperchen die fraglichen Veränderungen hervorruft, sondern dass diese gewissermassen regressive Metamorphose grade so gut, wie die oben betrachtete progressive, in jedem Samenkörperchen als Zelle und als Derivat einer Zelle begründet liegt, es ist der von vorn herein angelegte und vorbereitete Schlussact einer Reihe von Ent- wieklungsphasen, die mit der Bildung der männlichen Keimzelle im letzten Ende des Hodens beginnen, welcher eintritt und abläuft, mag das Samenkörperchen seine Bestimmung erreicht oder verfehlt haben. Wenn aber dies, ‘wie mir scheint, unzweifelhaft feststeht, so kann nun wohl anderseits mit grösster Wahrscheinlichkeit dieser Vorgang welcher beginnt, sobald das Samenkörperchen in das bis dahin ganz unveränderte Ei eingedrungen ist, welcher in einer chemischen Um- setzung besteht, angesehen werden, als das Punctum saliens, wodurch 227 die nun sogleich, nicht früher, eintretenden und, wie wir sehen wer- den, sich deutlich durch physikalische Veränderungen manifestirenden ischen Bewegungen des Dotters hervorgerufen und angeregt wer- den, welche dem Furchungsprocess noch vorausgehen. Aber ausser- dem wird sich unten noch eine andere Folgerung aus den Beobach- tungen ziehen lassen. Die Fettmetamorphose zeigt sich in folgender Weise. Der Contour des glockenförmigen Theiles des Samenkörper- chens beginnt schärfer, dunkler zu werden, ein eigenthümlicher Glanz, "keres Lichtbrechungsvermögen jenes Theiles stellt sich ein, wäh- end gleichzeitig die Form sich mehr und mehr abrundet (Fig. 60); das untere Ende, wo sich vorher der umgeschlagene Rand der Oefl- nung befand, schmilzt allmählich zu einem einfach kolbig verdickten Ende zusammen. Das Kernkörperchen liegt noch nach wie vor grade der Mitte vor diesem Kolben, und oft gleichen die Samenkörperchen ner kleinen Glocke, aus > unten der Klöppel hervorguckt. Um ese Zeit ist die das Körperchen theilweise überziehende Zellmembran ch rede von denen, die frei im Eiweissschlauch oder Uterus diese eränderungen erleiden) oft noch wohl erhalten und jetzt noch deut- her wahrzunehmen, als vorher, je mehr das Ansehen des umhüllten förperchen feitartig wird. Die Samenkörperchen dagegen, welche in ie Eier eindringen, gelangen wahrscheinlich ohne diesen Rest der membran hinein: ich habe einige Male Eier gefunden, auf deren Mikropyle ich die leere Zellmemhran noch sitzen fand, aus wel- r das Samenkörperchen soeben in das Ei hineingeschlüpft zu sein hien. Die feinkörnige, flockige Masse am untern Ende des Samen- örperchens macht die Fettmetamorphose nieht mit, was wiederum die frei im Eiweissschlauch liegenden betrifit; anfangs findet man sie wohl och an dem schon in der Verwandlung begriffenen Körperchen haften; Iches vorher von der flockigen Substanz a war, ganz fedi getroffen wird. Was aus dem Kernkörperchen wird, kann ich nicht eben; jedenfalls aber ist der früher glockenförmige, durch Verdich- tang der Kernsubstanz entstandene Theil des Samenkörperchens, wel- cher jetzt allein die Fetimetamorphose eingeht, der wichtigste Theil, is eigentlich befruchtende, während die Nockige Substanz und der Rest Imembran mehr oder ausschliesslich deni mechanischen Zwecke 3 Anhaftens, als Einleitung zum Eindringen, zu dienen scheinen. 50 stellen nun die Samenkörperchen, je nach ihrer frühern Ge- 1, mehr langgestreckte und schmale, oder kurze dicke, das Licht 'k brechende, homogene stäbchenförmige Körperchen vor; so findet 1 sie sowohl in den Eiern (Fig. 6 c, Fig. 7a), als in grosser Zahl im Eiweissschlauch (Fig. 6e, d), besonders im untern Theil und im 15 * 228 Uterus, indem sie entweder bei der Begattung gar nicht weiter ge- langt waren, oder indem sie schon wieder auf dem Rückwege aus dem weiblichen Geschlechtsschlauche begriffen sind. Ihre Gestalt run- det sich allmählich noch immer mehr ab, aus den Stäbchen werden längliche, bohnen- oder eiförmige Tröpfchen, aus diesen schliesslich grössere oder kleinere sphärische Feittropfen, die sich in Aether lösen, und die nicht eine Spur ihrer Vergangenheit mehr verrathen. Auch diese Stadien lassen sich sowohl innerhalb: der Eier, als frei im Ge- schlechtsschlauch verfolgen. Nelson’) hat die Gestaltveränderungen der in das Ei eingedrun- genen Samenkörperchen und ihre Auflösung gesehen, aber nicht als Feitmetamorphose erkannt, auch hat er, wie mir scheint, später ein- tretende Veränderungen des Dotters selbst noch für Spuren der ver- wandelten Samenkörperchen gehalten, wovon später. Nelson meinte, manche Eier entgingen der Befruchtung, er nennt diese «false eggs» und beschreibt besondere Verwandlungen ihres Dotters. Gewiss kann die Möglichkeit, dass in einige Eier keine Samenkörperchen eindringen, bei den doch immerhin erschwerten Bedingungen dazu, nicht geleugnet . werden; doch glaube ich nicht, dass die Zahl derselben gross ist: Nelson’s Beobachtungen von solchen falschen Eiern kann ich nieht be- stätigen. Die grossen Oeltropfen, von denen er bei diesen false eggs spricht, sind wahrscheinlich die in der Fettmetamorphose begriffenen Samenkörperchen; Nelson hat den gleichen Vorgang bei den freien nicht verbrauchten Samenkörperchen nicht beachtet; Bischoff hat die in der Fettmetamorphose begriffenen Samenkörperchen im Uterus ge- sehen, wo sie, wie angegeben, in grösster Menge sich meistens finden; daher entstand seine Annahme von verschieden beschaffenen «zotten- förmigen Epitelialbildungen»; auch sind die von ihm im untern Theile des Hodens gefundenen Körper, an die ich schon oben erinnerte, solche dort schon sich verwandelnde Samenkörperchen. Die Veränderungen, welche mit dem Ei sogleich nach der Be- fruchtung vor sich gehen, sind folgende. Oben habe ich angegeben, dass die Befruchtung in einem Theile des Geschlechtsschlauchs ge- schieht, welcher auf der innern Oberfläche der Tunica propria mit grossen, wulstig vorragenden Zellen bekleidet ist, die ausser einem bläschenartigen kernkörperhaltigen Kern einen hellen zähflüssigen, mit grösseren und kleineren Körnchen vermischten Zellinhalt besitzen. Diese Zellen liefern, und zwar nach Beobachtungen bei A. megalocephala wahrscheinlich durch Platzen und Ergiessen ihres Inhalts einen zähen, vielleicht eiweissartigen Stoff. _ Wenn man recht vorsichtig ein Stück des Eiweissschlauches ohne vorher zu drücken untersucht und dann 1) A. a. O. pag. 579. 229 ‚auf's Deckgläschen drückt, so kann man oft diesen Stoff sehr deutlich in das umgebende Wasser herausfliessen sehen, indem ‘er nicht so- gleich sich mit Wasser mischt oder darin löst, sondern anfangs grössere und kleinere helle, etwas röthlich klänzende Tropfen bildet; später lösen sich diese im Wasser. Ich habe bei Mermis albicans einen ız ähnlichen Stoff beschrieben *),. welcher durch Vergehen grosser eller, Zellen iu den Eiweissschlauch ergossen wird und in welchen ‚die Eier eingebettet werden; dort aber ist dieser Stoff dicklicher, denn ‚lässt sich oft in Gestalt von Klumpen aus den Haustris und Kam- ern des Schlauches hervordrücken, die auf ihrer Oberfläche den Ab- k der innern Oberfläche des Schlauches tragen. Ein solcher Stoff umfliesst bei Ascaris mystax, so wie bei den beiden anderen ge- nannten Ascariden, ebenfalls die Eier und erstarrt in immer dicker jerdenden Lagen auf der Dotterhaut. Anfangs zeigt sich dies nur lurch, dass der äussere Contour des nun mehr abgerundeten Eies er und dunkler wird (Fig. 7 a); die Mikropyle ist dann zuweilen ch vorhanden, auf welcher sich grade bei solchen Eiern wohl ein es, nach dem Innern des Eies zu offenes Bläschen findet, viel- bt die haftengebliebene Membran des zuletzt eingedrungenen Samen- örperchens. Durch die dicker werdende Hülle des Eies, durch das “bildende Chorion wird die Mikropyle geschlossen. Gleichzeitig indert sich der Dotter. Dieser bestand vor und während der Be- ftuchtung aus ziemlich groben, nicht ganz regelmässig -vertheilten tterkörnchen, dem fettigen Theil des Dotters, die 'nach Art einer sion in‘ dem eiweissartigen Theil desselben suspendirt waren. ı die Zeit, wenn Samenkörperchen eingedrungen sind, ist das Keim- chen verschwunden; über das Wie? habe ich keine Beobachtungen. eit grösser, als die Dotterkörnchen, und mit diesen nicht zu ver- eln) Fetttropfen gewordenen Samenkörperchen (Fig. 7 a), deren ehre oft zu einem grossen Tropfen zusammenfliessen. Dann folgt in Stadium, in welchem man diese Derivate der Samenkörperchen cht mehr unterscheiden kann: sie sind Eins geworden mit dem er. Nun beginnen in diesem, welcher jetzt nach der Beimischung gelösten Samenkörperchen ein anderer ist, als vor der Befruch- emische Veränderungen, durch welche er sein emulsionsartiges n verliert. Während nämlich. die Dotterkörnchen sich haupt- lich in der Mitte des Eies dicht anhäufen, scheiden sich Tropfen 7 ganz hellen Substanz, die etwas röthlich glänzen, aus und finden ‚an der Peripherie, der Dotterhaut dicht anliegend. Sie sind von chiedener Grösse bilden gleichsam einen Kranz um die Dotter- ) A. a. O. pag. 267. 230 körnchen, von denen sich Reihen zwischen jene hineinziehen, so dass das Ei nun ein oft sehr hübsches regelmässiges Ansehen erhält (Fig. 7 b). e- Diese und die folgenden Veränderungen des Dotters gehen sehr rasch vor sich, und es ist daher nicht immer möglich, alle Stadien genau zu verfolgen. Die Dotterkörnchen werden nun aufgelöst, und alsbald finden wir den Inhalt der Dotterhaut als eine helle gelblich durch- scheinende Masse, in welcher kleinere und grössere Körnchen, aber verschieden von den früheren Dotterkörnchen und weit spärlicher, sus- pendirt sind, Während dies körnige Ansehen noch mehr verschwindet und besonders an der Peripherie einer fast völligen Homogeneität Platz macht, geht eine Verdichtung der ganzen Masse vor sich: der Dotter # zieht sich von der Dotterhaut, die mittlerweile mit dem dicker ge- wordenen Chorion fest verklebt ist, nach und nach zurück und er- leidet in auffallender Weise eine Volumensabnahme, wahrscheinlich indem eine flüssige Substanz ausgeschieden wird, in welcher nun der sphärische helle, durchscheinende Dotterklumpen schwimmt (Fig. 7 c). Die Verdichtung kann bis fast auf die Hälfte _des fröhern Volumens stattfinden. Ich habe diese Veränderungen bei den schon mehrfach erwähnten drei Arten von Ascariden beobachtet ?). Nun tritt in: der Mitte des Dotters ein heller Hof auf, umgeben von hier stärker an- e gehäuften Körnchen; dies ist schon die erste Spur der beginnenden Furchung, denn alsbald theilt sich dies helle Centrum in zwei, wel- cher Vorgang dann von der Bildung der ersten Furche an der Peri- pherie des Dotters begleitet ist. Das Chorion ist unterdessen fertig gebildet und von ansehnlicher Dicke; es lassen sich an ihm bisweilen concentrische Lagen unterscheiden; an dem innern Contour zeigen sich kleine Falten, die vielleicht in Folge der Verdichtung des Dotters entstanden. Nelson hat die beschriebene allmähliche Umlagerung des Chorions und die gleichzeitig stattfindenden Veränderungen des Dotters genau beobachtet und abgebildet. Er sieht aber, wie schon bemerkt, in den hellen Tropfen, die sich anfangs aus dem Dotter ausscheiden, die letzten Spuren der Samenkörperchen, während ich glauben muss, dass diesem Stadium schon die Verschmelzung der verwandelten Samen- körperchen mit dem Dotter vorhergegangen ist, und dasselbe schon die erste der durch die Befruchtung angeregten Veränderungen des Dotters selbst sind. Die Auflösung der Dottermolekeln, das gefleckte Ansehen des Dotters, das dann folgende Hellerwerden desselben, den Nelson nun «embryonalen» Dotter nennt, und das Auftreten von Körn- chen, welche Verschiedenheit von den ursprünglichen Dotterkörnchen ') Auch Bagge (de evolutione Strongyli auricularis et Ascaridis aceuminatae) hat die Verdichtung des Dotters beobachtet ($. VI). 251 zeigen, welche Nelson «embryonale» Körnchen nennt, alles Dieses findet sich ausführlich in seiner Abhandlung beschrieben *). Den hellen Hof, welcher gleichzeitig mit der Verdichtung in der Mitte des Doiters auf- en beobachtete Nelson als ein Bläschen mit Kernkörperchen und nannte es embryonales Bläschen mit embryonalem Fleck. Die Volumens- Abnahme des Dotters schreibt er der Bildung und Contraetion einer _ Membran zu: diese ist sicherlich nicht vorhanden, sondern der Dotter schwimmt von jetzt an frei in der geringen Menge ausgeschiedener "Flüssigkeit, die ihn von der Dotterhaut, mit dem Chorion verklebt, scheidet, ohne dass er und die späteren Furchungskugeln noch von einer besondern neugebildeten Membran umhüllt sind. 5 Te Ascaris marginata. ‚Ich habe schon im Vorhergehenden mehrfach auf das durchaus gleiche Verhalten bei Ascaris mystax und A. marginata hingewiesen, sowohl was die betreffenden Entwicklungsvorgänge, als was die Be- fruchtung der Eier betrifft. Diese Verhältnisse sind in der That bei diesen beiden Nematoden, die auch in übriger Beziehung einander so hnlich sind, völlig ein und dieselben, so dass ich hier nur zu er- 'wähnen brauche, dass ich die Samenkörperchen von mehr kurzer, gedrungener, hufeisenförmiger Gestalt, sonst aber in allen Punkten gleich beschaffen mit denen von Ascaris mystax fand. Bei den Eiern, en Entwicklungsgeschichte durchaus die beschriebene ist, wurden dieselben nächsten Folgen der Befruchtung beobachtet; das Chorion ige eine gekörnelte oder fein gebuckelte Oberfläche. Auf die Be- reibung kleiner Unterschiede in der Beschaffenheit des Eiweiss- lauches und des Uterus, was die Gestalt u. s. w. der secernirenden len daselbst anlangt, ist hier nicht der Ort, näher einzugehen; sie d von ganz untergeordnetem Interesse. — Wenn ich er Ascaris megalocephala noch ein Mal besonders anführe, auf die ich oben ebenfalls schon ers hingewiesen habe, so geschieht das hauptsächlich deshalb, weil ch bej diesem Thier die schon im Februar und März dieses Jahres bei den vorhergenannten Ascariden gemachten Beobachtungen nach gerer Unterbrechung erst vor Kurzem wiederholt und durchaus be- gt gefunden habe. ‚Die Entwicklung der Samenkörperchen und deren Beschaffenheit m reifen Zustande ist völlig dieselbe, wie bei den beiden anderen lin 4) A: a. 0. pag. 579 u. s. w 232 Ascariden; nur will ich hervorheben, dass während das Samenkörper- chen von A. mystax auf einem idealen Querschnitt rund ist, wie eine Glocke, das von A. megalocephala eine dreieckige Durchschnittsfläche besitzt, welche man oft recht deutlich an dem offenen Ende, wo das Kernkörperchen und die flockige Masse sitzen, sehen kann; auch ist meistens die dritte Kante bemerklich (Fig. 3). Die Entwicklung des Eies und die Art seiner Befruchtung sind wie beschrieben. Bei dem vorliegenden Thiere habe ich sehr oft Eier gesehen, in denen bis zu 40 Samenkörperchen gezählt werden konnten. Da es bei der Unter- suchung mehrer Exemplare dieser Ascaris mir begegnete, so will ich hier erinnern, dass man zuweilen in dem Geschlechtsschlauche grade das Stadium vermisst, in welchem die Eier befruchtet werden; zur Befruchtung reife Eier im Dotterstock finden sich einerseits, ander- seits befruchtete und in der Bildung des Chorions begriffene Eier im untern Theil des Eiweissschlauches und im Uterus: bei anderen Indi- viduen trifft man grade das gesuchte Stadium zahlreich vertreten, an- dere spärlicher. Hierauf reducirt sich die hieher gehörige Verschieden- heit im Befunde bei Nelson und Bischoff, die ich schon erwähnte. Die Zellen, welche die innere Wand des Eiweissschlauches aus- kleiden, zeigen bei A. megalocephala in ausgezeichneter Weise 'die Zottenform; die innere Oberfläche gleicht fast einer Dünndarmschleim- haut im Kleinen, An diesen Zellen machte ich wiederholt die Beob- achtung, dass sie zum Theil kolbig angeschwollen, ganz eng gefüllt mit Zellinhalt waren, zum Theil aber, und besonders dort, wo viele Eier angehäuft lagen, ein leeres, zusammengelfallenes, an: der Spitze unregelmässiges Ansehen darboten, woraus ich glaube schliessen 'zu dürfen, dass diese Zellen ihren Inhalt durch Bersten der Zellmembran entleeren, wie ich schon oben bei A. mystax anführte. ; Im ‚Uterus von A. megalocephala sind die zottenförmigen Zellen noch grösser, als im Eiweissschlauch. Ein ganz fertiges, sich zur Furchung anschicken- des Ei (Fig. 7c) misst mit dem Chorion im längsten Durchmesser (die Eier sind länglich rund) durchschnittlich Y,,”, dagegen hat der a rische Dotter, der früher denselben Durchmesser hatte, das Chorion ganz ausfüllte, jetzt nur Y;o — Y,,"" Durchmesser. Da ich oben auch Ascaris depressa bei Gelegenheit der Entwick- lung der Samenkörperchen angeführt habe, so muss ich berichten, 7 weshalb ich keine Beobachtungen über die reifen Samenkörperchen, über die Eier und die Befruchtung anzuführen habe. Zwei junge Eulen (Strix noctua) hatten jede etwa sechs jener Würmer im Dünndarm (May); von diesen waren die meisten Männchen, und zwar vollständig — geschlechtsreife Männchen, da der Hoden und die Vesicula seminalis strotzten von allen Entwicklungsstadien bis zu den Entwicklungszellen der Samenkörperchen. Die zwei oder drei Weibchen, welche ich S i N { 233 fand, waren noch ganz jung und die Eierstöcke schienen sich erst vor Kurzem selbst entwickelt zu haben; sie enthielten nur im äusser- sten Ende wenige Zellen; dass es nicht etwa ältere Weibchen waren, _ deren 'Geschlechtsthätigkeit cessirt hatte, ging aus der weit geringern ‚Grösse hervor, die diese Weibchen hatten, sie waren kleiner als die - Männchen, während die reifen Weibchen 2—3 Mal so lang sind. Es fehlten offenbar die zu jenen reifen Männchen gehörigen Weibchen; - ich suchte vergeblich in anderen Organen, nach denen sie vielleicht, ‚um Eier zu legen, hätten gewandert sein können. ‘Auch Eier konnte ‚ich nicht finden; zwei, die im Darmkoth gefunden ‘wurden, bewiesen, - dass geschlechtsreife Weibchen dagewesen sein mussten; die Lunge, die ich wegen einer Beobachtung Henle’s an Katzen besonders genau untersuchte, war ganz frei von Eiern. Bei dieser Gelegenheit kann ich _ nicht unterlassen, eine ganz ähnliche Beobachtung bei Ascaris mystax ‚anzuführen. Als ich etwa im Anfang April meine Beobachtungen bei Ascaris mystax wiederholen wollte, fand ich mehre Exemplare im Dünndarm, die aber zu meinem Erstaunen lauter Männchen, völlig geschlechtsreif, waren. Kein einziges Weibchen war aufzufinden. ‚Henle!) hat beobachtet, dass ungefähr um dieselbe Jahreszeit 'sich in den Lungen der Katzen grosse Mengen von Eiern und Jungen der "Ascaris mystax finden; meine Hofinung, dies ebenfalls zu beobachten, _ wurde getäuscht; ich fand weder Weibchen noch Eier; wahrscheinlich waren die Jungen ‚schon. wieder aus der Lunge ausgewandert. Eine eitere Verfolgung solcher merkwürdigen Befunde wird gewiss zu eressanten Aufschlüssen über :die Naturgeschichte der Nematoden ‚ deren Wanderungen, ‚weil sie nicht mit, Metamorphosen der talt, wie bei anderen Helminthen, verknüpft sind, im Ganzen we- Aufmerksamkeit bisher auf sich gezogen haben, und freilich aus selben Grunde auch bei weitem schwieriger, zu. verfolgen sein chten ?). Strongylus armatus. _ Die Befruchtung der Eier geht bei diesem Nematoden in der- ben Weise vor sich, wie bei Ascaris mystax; auch sind die dabei uni #) Rationelle Pathologie. Bd. Il, 2, pag. 422. 0 diesem Frühjahr habe ich auch in der Lunge des Maulwurfs ganz junge Nematoden, die erst eben dem Ei entschlüpft sein konnten, angetroffen. e waren verschieden von den in Cysten in der Magenwandung desselben hieres lebenden Nemätoden -Larven; auch waren sie nicht eneystirt; |die Stellen, wo sie sich befanden, waren als kleine weisse Pünktchen, die von einer amorphen körnigen Masse herrührten, mit blossem Auge sichtbar, 234 e zusammentreffenden Momente im Allgemeinen dieselben: einige nennens- werthe Besonderheiten muss ich indessen beschreiben. Was zunächst die Samenkörperchen (Fig. £) betrifft, so zeigen dieselben in dem zur Befruchtung reifen Zustande denselben Typus der Gestalt, welchen die der oben genannten Ascariden besitzen. Sie sind räucherkerzenförmig, Yo9o— so” lang und bewahren in ihren Form- verhältnissen mehr Regelmässigkeit, als die jener anderen Nematoden, Ihr oberes Ende, entsprechend dem geschlossenen Ende der glocken- förmigen Samenkörperchen, läuft in eine feine Spitze aus. Das untere verbreiterte und etwas gewulstete Ende trägt, wie das entsprechende Ende der anderen Samenkörperchen, das Kernkörperchen und das hier meist kleinere Häufchen flockig-körniger Substanz. Das ganze Samen- körperchen ist dabei sowohl weit schmaler und zierlicher, als jene anderen, als auch blasser, unscheinbarer, indem die scharfen, dun- kelen Contouren fehlen. Vielleicht ist es auch diesem Umstande zu- zuschreibeu, dass ich die Zellmembran der Entwicklungszelle, nach- dem sie geborsten war, an den Samenkörperchen nicht mehr erkennen konnte. Es finden sich diese reifen Samenkörperchen sowohl in dem weibliehen Geschlechtsschlauch zwichen den reifen Eiern, als im un- tern Theil des Hodens, wiewohl ich auch frühere Entwicklungstadien im Weibchen angetroffen habe, so dass also für diesen Strongylus dasselbe gilt, was ich oben in Bezug hierauf bei den Ascariden ge- sagt habe. Die ganze Entwicklungsgeschichte der Samenkörperchen konnte ich bei diesem Thier bisher nicht verfolgen, ich habe nur das Stadium noch beobachtet, in welchem das Samenkörperchen mehr oder weniger gekrümmt noch in seiner unverletzten Entwicklungszelle liegt, die dann platzt, wie oben angegeben ist. Die Entwicklungsgeschichte des Eies bei Strongylus armatus bietet einen höchst auffallenden Unterschied von der der genannten Ascariden- und Mermis-Eier dar, einen Unterschied, der um so überraschender ist, als man bei so nahe verwandten Thieren kaum an eine Ver- schiedenheit in diesem Punkte hätte denken sollen, die zwischen Mer- mis und den Ascariden nicht stattfindet. Es ist schon öfters bei einigen Nematoden von einer Gruppirung der Eier nun eine in der Mitte des Eierstocks entlang verlaufende Axe, eine Rhachis, die Rede gewesen. Als ich bei Mermis albicans die Entwicklung der Eier verfolgte, sah ich, was es bei diesem Thier mit der hie und da scheinbar vorhandenen Rhachis für eine Bewandt- niss habe: Die Keimzellen, die in der Mitte jeder Eiertraube gelegen sind, liegen ziemlich regelmässig hintereinander gereiht in der Axe des Dotterstocks, und gewähren so in ihrer Gesammtheit den Anblick, als ob ein continuirlicher Strang in der Mitte verliefe, um den die Eier radiär gruppirt sind. Hierin glaubte ich den Schlüssel gefunden H 5 235 zu haben, die räthselhafte Rhachis im Eierstock anderer Nematoden, wie sie von verschiedenen Beobachtern erwähnt ist, zu erklären. Meine Vermuthung in Bezug auf die von v. Siebold erwähnte Axe im Eierstock von A. mystax fand ich auch vollkommen bestätigt, wie ich oben beschrieben habe; ebenso reducirt sich bei Ascaris marginata und A. megalocephala, so wie bei Filaria mustelarum die scheinbare _ Rhachis auf das sehr regelmässige reihenweise Hintereinanderliegen der Eiertrauben. Bei Strongylus armatus aber findet sich nun eine wirk- liche Rhachis, ein Axenstrang, welcher isolirt dargestellt werden kann. Vor der Präparation gewährt der Dotterstock dieses Thieres fast ganz denselben Anblick, wie der jener Ascariden, und ich war daher sehr L erstaunt, als ich nach Bloslegung des Inhalts sah, wie mitten durch den Eierstock ein zarter dünnwandiger Kanal verlief, der ganz mit Dottermolekeln gefüllt war, und an welchem alle Eier einzeln mit einem kürzern oder längern Stiele, wie die Johannisbeeren, befestigt waren (Fig. 8). Durch Druck und Bewegen des Deckgläschens konnte ich leicht die sehr dicht gedrängten Eier hie und da von der Rhachis abreissen und letztere auf grosse Strecken ganz frei und isolirt dar- stellen. Auch konnte ich mich dabei mit völliger Sicherheit über- zeugen, das jedes einzelne Ei, von seiner Dotterhaut umschlossen, mit einem stielförmigen, kanalartigen Fortsatz derselben mit dem Axen- kanal in offenem Zusammenhang stand, die Dotterhaut war eine Fört- ‚setzung der zarten Wand des Axenkanals; oft boten sich Stellen dar, wo einzelne Eıer nur noch von der grossen dicht gedrängten Masse ‚sitzen geblieben waren. Ich muss sogleich bemerken, dass ich nicht im Stande bin, anzugeben, aus welchen früheren Entwicklungsstadien, auf welche Weise sich diese höchst eigenthümlichen Verhältnisse her- vorbilden: ich kann nur das schon Gebildete beschreiben und wage ieh: irgend eine Vermuthung über die Entstehungsweise. Je weiter - zurück im Eierstock, desto feiner wird die Rhachis, desto kleiner die Bier, im äussersten Ende, wohl entsprechend dem Eierkeimstock, konnte ich die Rhachis nicht mehr verfolgen. Je näher dem Eiweiss- ‚schlauch, desto ansehnlicher wird der Axenkanal und desto grösser _ und reifer sind die Eier, welche in ihrer Beschaffenheit hinsichtlich :s Vorhandenseins der Dotterhaut, deren Oeffnung, der Mikropyle, dreikantig abgeplatteten Gestalt völlig mit den Ascariden-Eiern einstimmen. Im untern Theile des Eierstocks hört die Rhachis einem letzten Ei, dem reifsten, auf. In den Eiweissschlauch ge- langen die Eier einzeln, nachdem sie sich von der Rhachis losgerissen ‚haben, und so ist das zur Befruchtung reife Ei des Strongylus armatus £ ebenso beschaffen, wie die Ascariden-Eier, obgleich beide aul sehr verschiedene Weise diese Beschaflenheit erlangt haben. Das 236 nicht anders vor sich gehen, als durch ein allmähliches Vorrücken, Vorwachsen der ganzen Rhachis mit der ganzen daran hängenden Eiermasse; junge Eier entstehen nicht überall, um dann nach der Reife _ abzufallen und isolirt vorzurücken, sondern junge Eier finden sich nur im hintern Theile des Eierstocks, reife nur im vordern: ‘während die Rhachis an ihrem untern Ende fortwährend durch das Ablösen der reifen Eier zerstört wird, scheint sie am obern Ende auf durchaus unbekannte Weise fortwährend ersetzt zu werden. Diese eigenthümliche Art der Eientwieklung, die, in ihren ersten Anfängen aufgeklärt zu sehen, gewiss von grossem Interesse sein wird, wird sicher nicht der Beispiele bei anderen verwandten Thieren entbehren. Man wird dabei vielleicht erinnert an den Anblick, wel- chen der Eierstock der Arachniden gewährt. Es ist aber nur eine rein äussere Aehnlichkeit, welche hier stattfindet. Nach den Unter- suchungen von Wittich*) und besonders Carus?) entwickeln sich die Arachniden-Eier wie Beeren an einem mitten durch den Eierstock- schlauch ziehenden Strang; aber sie sind in eigenen Follikeln einge- schlossen und haben mit jenem Strang Nichts gemein; sie’ reifen an der Stelle, wo sie angelegt sind und fallen dann in den Schlauch. Das Charakteristische bei Strongylus armatus ist dagegen, dass die Eier gleichsam Ausstülpugen der Rhachis selbst 'sind, mit dem Lumen derselben in oflenem Zusammenhang stehen ‚und mit derselben im Dotterstock herabrücken, sich erst ablösen, wenn sie vor dem Eiweiss- schlauch angelangt sind. Die Befruchtung findet in derselben Weise statt, wie ich es oben bei den Ascariden beschrieben habe. Die Samenkörperchen in den Eiern liegen zu sehen, ist bei diesem Thier aber weit schwieriger, als bei jenen, weil erstere, wie erwähnt, viel zierlicher, schmächtiger und blasser sind. Ich habe bei der Darstellung der Entwicklung der Samenkörper- chen von Mermis albicans ?) angegeben, dass v. Siebold bei seinen früheren Untersuchungen dieses Thieres beobachtet hat, wie die Samen- körperchen innerhalb des weiblichen Geschlechtsschlauches noch eine Formveränderung erleiden; leider habe ich dies damals nicht beob- achtet, was ich jetzt, da mir das Material zur Untersuchung nicht zu Gebote steht, um so mehr bedauere, als mir nach den mitgetheilten Beobachtungen bei Nematoden diese Formveränderung der Samen- körperchen von grosser Wichtigkeit zu sein scheint. Dass die Samen- körperchen dieses Thieres in die Eier eindringen, bezweifle ich jetzt - 1) Müller's Archiv. 1849, pag. 443, Taf. Ill, Fig. 4. 2) Zeitschr. f. wissensch. Zoölogie. Bd. II, pag. 97, Taf. IX, Fig. 1: ai Ara. O0. pag. 261. 237 nicht im Geringsten, und dass sie zu diesem Zweck die Mikropyle der Dotterhaut benutzen, halte ich ebenfalls für ganz gewiss. Die Formveränderung aber, welche v. Siebold beobachtei hat, und die ich nach seinen mir freundlichst mitgetheilten Zeichnungen kenne, ist eine solche, dass dadurch erst die mechanische Möglichkeit des Eindringens der Samenkörperchen in die bei Mermis sehr enge Mikropyle herge- stellt wird. Die Gestalt, bis zu welcher sich die Samenkörperchen im _ Hoden entwickeln, und in welcher ich sie nur sehr spärlich im Uterus gesehen habe, ist die eines gebogenen dünnen Stäbchens, welches mit dem einen Ende noch in der Entwicklungszelle feststeckt, so zwar, dass diese noch ganz sphärisch, bläschenartig wie, ein. dicker Kopf an dem Stäbchen sitzt"): man könnte die Gestalt mit der eines auf dem - Dottersack sitzenden Fischembryos vergleichen. Nach v. Siebold ver- liert das Samenkörperchen nun noch dieses Köpfchen, die Entwick- lungszelle verschwindet (vielleicht bleibt sie, wie bei den Ascariden, zusammengefallen über dem Samenkörperchen haften), so dass letzteres, ähnlich den haarförmigen Spermatozoiden, ein ganz dünnes Stäbehen von beträchtlicher Länge mit einem etwas verdickten Ende darstellt. In der von mir allein beobachteten und abgebildeten Gestalt kann das - Samenkörperchen nicht den engen Rest des Dotterkanals passiren, um in das Ei zu gelangen, wohl aber ist es vollkommen geschickt dazu ‚in der zuletzt beschriebenen Gestalt; und es scheint mir ein Umstand von Interesse zu sein, dass grade bei dem Thiere die Samenkörper- chen eine von der gewöhnlichen. mehr rundlichen Gestalt der Samen- körperchen der übrigen nächstverwandten Nematoden abweichende Beschaflenheit erhalten, die sich mehr der haarförmigen Gestalt der Spermatozoiden höherer Thiere. anreihet, bei welchem die Oefinung in der Dotterhaut, die Mikropyle sehr klein, viel enger, als bei den oben genannten Nematoden ist?). Der letztere Umstand aber findet "wiederum vielleicht darin seine Erklärung, dass die Eier von Mermis "viel grösser, und doch viel enger mit Dotter gefüllt sind, so dass sie irch eine grössere Oeffnung ihrer Dotterhaut leicht ausfliessen könnten ; ahe liegt es ferner, hiermit auch den Umstand in Zusammenhang zu muthen, dass bei Mermis, wie ich schon erinnerte, die Wand des erstocks so nachgiebig ist, dass die Eier ihn ganz frei ausbuchten nen, während bei den Ascariden der cylinderförmige Kanal die Ge- lt der Eier bedingt. Früher habe ich angegeben, dass die Eier von Mermis im Uterus fruchtet würden; dies halte ich jetzt für irrthümlich, und glaube Be: 2) A. a. 0, Tafel XV, Fig. 4. -%) Ueber ganz ähnliche Verhältnisse beim Gordius aquaticus hoffe ich in eini- ger Zeit berichten zu können. 238 vielmebr, dass, wie bei den Ascariden, die Eier im Eiweissschlauch befruchtet werden, wo sie noch nackt, ohne Chorion, mit ofiener Mikro- pyle anlangen. Dort werden sich gewiss die reifen Samenkörperchen finden, die ich, wie gesagt, im Uterus nicht fand. ‚ Lumbricus. Seit längerer Zeit mit der Untersuchung der Entwicklungsgeschichte und der Generationsorgane des Regenwurms beschäftigt, kannte ich das Ei in dem Zustande, in welchem es befruchtet wird ‘und das be- fruchtete in der Eikapsel enthaltene Ei, aber über das Eierstocksei und über den Eierstock selbst war ich im Irrthum, bis der Aütor der vor Kurzem von der belgischen Akademie gekrönten Preisschrift: «De- veloppement du lombrie terrestre», dessen Name mir noch unbekannt ist, den Eierstock des Regenwurms kennen lehrte, wie es in dem Be- richt über diese Abhandlung von van Beneden t) mitgetheilt ist). Ein verhältnissmässig sehr kleines Ovarium liegt jederseits dicht an dem Nervenstrang im zwölften Leibesringe, welches bei brünstigen Thieren mit Eiern von Y,,— zo” Durchmesser (verschieden nach den verschie- denen Species) angefüllt ist, die aus einem von einer ansehnlich star- ken Dotterhaut umschlossenen Dotter und einem Keimbläschen mit einem oder mehren Keimflecken bestehen. Es kann nicht meine Absicht sein, hier die Ergebnisse meiner Untersuchungen der Generationsorgane mitzutheilen, zumal, da wohl in Kurzem die Veröffentlichung jener Preisschrift zu erwarten ist; ob- wohl ich auf der andern Seite aus dem Berichte var Beneden’s glaube schliessen zu dürfen, dass ich demnächst noch einige Lücken in den Beobachtungen werde ausfüllen können. Eine solche scheint mir, nach dem eitirten Berichte zu schliessen, auch in der Geschichte des Eies stattzufinden zwischen dem Momente des Austritis des Eies aus dem Ova- rium und dem Zeitpunkte, in welchem dasselbe gelegt wird, zwischen welchen beiden eine Periode liegt, in welcher das Ei befruchtet wird. Meine Beobachtungen über diesen Vorgang will ich schon im folgen- den mittheilen, theils, weil das Wesentliche der Befruchtung vielleicht nur bei wenigen Thieren so einfach, offen und klar zu Tage tritt, theils weil die Umstände manche Besonderheiten darbieten, welche ') Bulletin de l’academie royale de Belgique. T. XX, No. 41 et 12. 2) Auch Dr. A. Schmidt hat diese Entdeckung des Eierstockeies des Regen- wurms bestätigt, vergl. dessen «Beitrag zur Kenntniss der Gregarinen und und deren Entwieklung» in den Abhandlungen der Schenkenberg’schen Ge- sellschaft. 485% (pag. 43 des Separatabdrucks), so wie ich auch wohl aus brieflicher Mittheilung die Bestätigung des Prof. Leuckart erwähnen darf. 239 wohl früher oder später ihre Analogie bei verwandten Würmern finden möchten. Die Beobachtungen betreffen zunächst nur vier Species des "Genus Lumbricus, nämlich L. agricola (Hoffm.), L. communis (Hoffm.), L. olidus (Hoffm.) und L. rubellus (Hoffm.). Der Regenwurm legt, wie bekannt ist, Eierkapseln.. Diese sind bei den verschiedenen Arten von verschiedener Gestalt und Grösse; ie grössten sind die citronenförmigen Kapseln des L. agricola (viel- cht mit Ausnahme derjenigen des L. gigas [Duges], die ich nicht ienne). In jeder Eierkapsel befinden sich in der Regel mehre Eier oder Dotter in einer milchweissen zähen Flüssigkeit suspendirt. Die Zahl der in einer Kapsel befindlichen Dotter ist sebr wechselnd: ich habe bis zu acht und wohl noch mehr gefunden, was aber für die ermehrung des Thieres und den Werth der verschiedenen Kapseln in Bezug auf dieselbe vollkommen gleichgültig ist, da sich mit sehr tenen Ausnahmen, die nur bei L. communis häufiger zu sein schei- en, immer nur ein einziger Dotter zum Embryo entwickelt. Der zur inbryonalentwicklung reife Dotter stellt eine mehr oder weniger ovale enförmig abgeplattete Scheibe oder auch wohl einen abgerundet eikantigen Körper von gallertig-körniger Beschaffenheit und durch- inittlich Y,,” Länge (die Grösse ist wechselnd) dar, welcher vor lem dadurch ausgezeichnet ist, dass er ganz nackt, ohne Dotterhaut in der zähen, eiweissartigen Flüssigkeit der Kapsel schwimmt; n Keimbläschen ist niemals mehr vorhanden. Ich kann es nicht mterlassen, zu bemerken, dass diese Beschaffenheit der befruchteten 1 gelegten Dotter, welche ich als Ausgangspunkt wählte, nämlich stockseier als solcher verleitete, welche ich, da sie mir bei mei- >n Untersuchungen mehrmals zu Gesicht gekommen waren, für Ent- icklungsstadien einer eigenen, frei in der Leibeshöhle in der Gegend 'Geschlechtsorgane lebenden Gregarinenart hielt. Die von einer haut umschlossenen Eierstockseier werden nicht im Ovarium et, auch fällt der Augenblick ihres Austritts aus demselben swegs mit dem Zeitpunkt des Eierlegens zusammen; sondern die ingen aus dem Eierstocke zunächst in ein anderes Organ des enwurms, wo sie befruchtei werden, und von hier aus werden ‚ zu mehren in eine Kapsel eingeschlossen, gelegt. Während dieser ‚ über deren Dauer ich noch nichts Bestimmtes angeben kann, ver- das Ei seine Dotterhaut und sein Keimbläschen, erstere aber irscheinlich weit früher, als letzteres. Ich muss zunächst das Or- i bezeichnen, in welches die reifen Eierstockseier zunächst gelangen, d wo die Befruchtung geschieht. Es sind dies die jederseits zu ®i im neunten und zehnten Leibesabschnitte gelegenen, im brünstigen 240 Zustande hellgelben oder weisslichen Blasen, die von den meisten frühe- ren Beobachtern für die Hoden des Regenwurms gehalten worden sind, und welche meines Wissens zuerst von v. Sieboldt) in sofern richtig gedeutet sind, als derselbe in ihnen Receptacula seminis vermuthet, in. welche der Same bei der Begattung übergeführt wird, um später beim Eierlegen zur Befruchtung der Eier zu dienen, welches Letztere indess, wie ich sogleich näher angeben werde, nicht richtig ist. Ganz die-- “selbe Deutung scheint auch der Autor der genannten Preisschrift den betreffenden Organen gegeben zu haben. Diese vier Receptacula seminis oder Befruchtungstaschen sind diekwandige gefässreiche Blasen, welche wie Beeren mit einem Stiel auf der Haut des Bauches zu beiden ’Seiten festsitzen;; der Stiel ist ein Kanal, in welchen sich die Blase birnförmig fortsetzt, und die beiden vorderen münden zwischen dem neunten und zehnten, die beiden hinteren zwischen dem zehnten und elften Leibesringe, grade in der die Ringe trennenden Furche mit sehr engen, mit der Lupe gewöhnlich kaum sichtbaren, Oeflnungen nach Aussen. Diese Oefinungen der Receptacula kannte schon Leo ?), während manche spätere Beobachter sie nicht auffinden konnten. Mit den Eierstöcken stehen diese Organe in gar keiner Verbindung, und die Eier gelangen von Aussen, höchst wahrscheinlich während der Begattung in die Re- ceptacula, während gleichzeitig Samen in dieselben entleert wird. Unter- sucht man einen brünstigen Regenwurm, besonders kurz nach der Begattung, so findet man die bezeichneten Organe strotzend von reifen, in lebhafter Totalbewegung begriffenen Spermatozoiden, was eben die meisten früheren Autoren zu der Deutung dieser Organe als Hode veranlasst hat. Die Spermatozoiden sind aber nicht das Einzige, was sich in ihnen findet, sondern mitten in denselben, von den Wogen de Samenmassen hin und her oder in Kreisen bewegt, finden sich Körpe von länglicher Gestalt, eigenthümlich glänzendem Aussehen, bald meh homogen, bald feinkörnig, bald gleichmässig und glatt, bald von un- regelmässigen Furchen durchzogen und zerklüftet: Dies sind die Dotte die in der Befruchtung begriffen sind, die jetzt keine Dotterhaut un kein Keimbläschen mehr haben, die man aber unzweifelhaft, als solch, erkennt, wenn man mit ihnen die in frisch gelegten Eikapseln en haltenen Dotter vergleicht, über die wiederum die Untersuchung de Embryonalentwicklung keinen Zweifel lässt. Ich werde auf die g legten Dotter und ihre charakteristische Beschaffenheit noch zurüc) kommen. Bis jetzt habe ich noch keine Beobachtungen darüber, w, die Eierstockseier ihre Dotterhaut verlieren und man könnte auch ve muthen, dass dieselbe nicht eingebüsst würde, sondern nur mit den 1) Lehrbuch der vergleichenden Anatomie, pag: 228, Anm. 2. 2) De structura lumbriei terrestris. 241 Dotier verschmmölze; letzteres muss ich indessen nach meinen Beob- achiungen für durchaus unwahrscheinlich halten, und ich babe viel- mehr Grund zu vermuthen, dass die Dotterhaut auf dem Wege vom Eierstock in die Receptacula verloren geht, und die Dotter schon nackt von Aussen in diese bei der Begattung eingeführt werden. Ueber die er und Weise, wie dieser Vorgang bei der Enge der Oeffnungen dieser Organe und bei dem anscheinenden Mangel irgend welcher fsapparate (welcher keineswegs vorhanden ist) möglich‘ ist, hoffe ich, demnächt einige Beobachtungen mittheilen zu können. Hier ist jetzt zunächst von Interesse, dass die Eier nackt in “den dichten Samenmassen in den Receptaculis schwimmen, was einen überaus schönen Anblick gewährt. Die wogende Totalbewegung ‚der Spermatozoiden ist nicht ihre einzige Bewegung, sondern diese ’d. wahrscheinlich veranlasst durch eine eigenthümliche Einzel- jewegung jedes Fadens. Diese Einzelbewegung ist eine zitternd- bohrende, welehe an frei liegenden Samenfäden eine in verschlunge- en Linien fortschreitende Bewegung zu bewirken pflegt, wobei stets las verdickte sogenannte Kopfende, welches mehr das durch den schwingenden Schwanz Bewegte zu sein scheint, vorangeht. In die- ser Weise nun bohren sich die Spermatozoen von allen Seiten in ie weichen, gallertigen Dotter ein, so dass sie mit dem verdickten nde darin stecken und der Schwanz fortlährt zu schwingen. Dies chiebt oft in so grosser Menge, dass ein in Befruchtung begriffe- er Dotter fast denselben Anblick gewähren kann, wie eine grosse ‚mit Flimmereilien überzogene Zellenmasse. Die eingebohrten d sich noch bewegenden Spermatozoen versetzen oft den ganzen erklumpen in schnelle rotirende Bewegung. Uebrigens ist die Zahl er sich einbohrenden Spermätozoen sehr wechselnd. Dieses Einbohren st keineswegs auf die Dotter allein beschränkt, beruht nicht etwa auf ner besondern Wechselwirkung zwischen beiden Theilen, sondern gt sich an allen Objecten, wenn sie übrigens dazu geeignet sind, elehe in die Samenmassen hineingelangen, z. B. an Fetzen des die ptacula auskleidenden Epiteliums. Wenn man das richtige Stadium nden hat, wenn grade Dotter in grosser Zahl in der Befruch- begriffen sind, so kann der Befruchtungsact gar nicht handgreif- r und offenbarer vor Augen geführt werden, als durch diese von en wogenden Samenmassen hin und her geworfenen nackten Dotter, "in der Zerklüftung begriffen sind und aus denen von allen Seiten > eingebohrten Spermatozoiden schwingend hervorragen. Die Fur- jung läuft meistens während des Aufenthalts in den Receptaculis ab, nd die Dotter erlangen dahei eine gleichmässig feingranulirte Be- haffenheit, sehr häufig eine unregelmässige Gestalt, die wahrschein- eitschr, 1, wissensch. Zoologie. VI: Ba. 16 242 lich verschiedenen Ursachen ihr Entstehen verdanken kann, wovon bei einer andern Gelegenheit. So wie man die Dotter nun in den Receptaculis verlässt, so finden sie sich in den Eierkapseln wieder, wenn innerhalb derselben nicht schon weitere Veränderungen der Dotter sowohl, wie der eingebohrten Spermatozoiden begonnen haben. Oeffnet man frisch gelegte Eierkapseln, die man an ihrer hell geib- grünlichen Färbung erkennt, so findet man fast immer die verhältniss- mässig kleinen, meist scheibenförmigen Dotter noch unverändert mit den eingebohrten Spermatozoiden, die aber nun immer starr und be- - wegungslos geworden sind. Oft sind es nur einzelne, oft aber habe ich auch Dotter gefunden, die dicht gedrängt allseitig mit Sperma- tozoiden wie gespickt waren (Fig. 9). Die Veränderungen, welche nun mit den Samenelementen vor sich gehen, die wahrscheinlich an dem im Dotter steckenden Theile schon früher beginnen, sich aber hier der Wahrnehmung entziehen, bestehen, wie bei den oben betrachteten Helminthen, in einer Verwandlung in Fett. Beim Regenwurm ist dieser Process ebenfalls sehr gut durch alle Stadien zu verfolgen, was in einem Umstande besonders begründet ist, der ähnlich dem ist, welcher bei jenen Thieren die Rückbildung nicht nur im Ei, sondern auch frei im Geschlechtsschlauch zu beob- achten erlaubt. Bei dem Legen der Eierkapseln nämlich wird eine grössere oder geringere Menge von Dottern aus den Receptaeulis ent- leert; diese aber waren eingebettet in dichte Samenmassen; da ist es nun nicht anders möglich, als dass beim Eierlegen eine grössere oder geringere Menge jenes Samens aus dem Receptaculum mit den’ Dottern in die Kapsel eingeschlossen wird, und in der That findet sich fast obne Ausnahme in jeder Eikapsel mitten in der zähflüssigen Sub- stanz, die als Nahrungsdotter für den Embryo betrachtet werden muss, ein kleinerer oder grösserer Haufen von Spermatozoen, bewegungslos, wie jene, die in den Dottern stecken. Oft ist eine solche Masse dieses unverbrauchten, überflüssigen Samens mit in die Kapsel gelangt, dass man sie, wenn der Inhalt derselben zwischen zwei Glasplatten aus- gebreitet ist, als einen opaken milchweissen Klumpen in dem in dünner Lage durchsichtigen Eiweiss mit blossem Auge liegen sehen kann. Diese Spermatozoen nun machen ganz dieselben Veränderungen durch, wie diejenigen, welche den Dotter befruchten, und man kann die einzelnen Stadien der Verwandlung immer massenweise vertreten finden. Zuerst verschwindet der Unterschied zwischen Kopf- und Schwanzende; die Fäden schmelzen nach und nach zu kürzeren und dabei etwas dickeren Stäbchen zusammen; gleichzeitig bekommen sie dunklere Contouren und stärkeres Lichtbrechungsvermögen. Die Gestal veränderungen, welche während der Fettmetamorphose sowohl die‘ Spermatozoen des Regenwurms, als die Samenkörperchen der Nema- 245 toden (vielleicht überhaupt alle) erleiden, kann mit dem Schmelzen eines Stückes Metall verglichen werden: ganz so, wie dieses nach und nach aus seiner ursprünglichen Gestalt, welche sie auch war, in die indifferente kuglige Gestalt zusammenfliesst, so machen auch die Samenelemente alle Stadien der Abrundung durch, bis sie zuletzt _ kleinere und grössere Fetttröpfchen darstellen. Die in den Dottern - feststeckenden Spermatozoiden verschmelzen dabei bald so mit dem _Dotter, dass man sie nicht mehr erkennen kann, und nur in der nächsten Umgebung der Dotter erkennt man oft noch die Ueberreste der früher frei hervorragendeu Schwanzenden der Spermatozoen in "einem Hofe kleiner Körnehen, die fast dasselbe Aussehen haben, wie der Dotter selbst. An den grossen, frei im Eiweiss liegenden Massen sen sich alle Phasen der Umwandlung aufs Genaueste verfolgen. endliche Schicksal des Materials, woraus früher diese Samenmasse tand, ist das des ganzen übrigen Inhalts der Eikapseln, nämlich zum Aufbau des Embryos als Nahrungsdotter verwendet zu werden, ndem ähnlich, wie nach E. H. Weber!) der Embryo des Blutegels en Inhalt des Cocons durch schluckende Bewegungen aufzehrt, der egenwurm-Embryo durch besonders zu diesem Zweck geeignet schwin- sende Wimpern sich nach und nach den ganzen Nahrungsdotter mit llem, was darin ist, in den Mund hineinflimmert. Das Nähere hier- über muss ich bis zu einer andern Gelegenheit versparen. Durch die beschriebene Art und Weise, wie beim Regenwurm ?) er und Samen in, innigste Berührung mit einander kommen, und vie erstere befruchtet werden, wird man erinnert an die analogen Verhältnisse, wie sie bei den Trematoden und bei einem Theile der ellarien stattfinden. Diesen Abtheilungen der Würmern schliessen ich in der That die Lumbrieinen nicht nur hinsichtlich der Art und eise, wie Eier und Samen mit einander in Wechselwirkung ge- 4 ) Meckel's Archiv. 1828, pag. 380. b ) Es ist mir nach einigen, aber noch nicht abgeschlossenen Beobachtungen sehr wahrscheinlich, dass die Hirudineen, wenigstens zum Theil, sich hin- iessen werden. Auch ist das gelegte Ei von Hirudo nach Weber’s Untersuchungen ebenfalls eine nackte Dotterscheibe; das Ei von Nephelis besitzt in der Kapsel gleichfalls keine Dotterhaut mehr, welche es als Eier- stocksei besessen hat (vergl. Wagner, Prodromus ete.). Auch die gelegten Dotter der Schnecken sind von keiner besondern Hülle innerhalb des Ei- _ weisses umgeben. In mancher Beziehung aber, auch in Bezug auf die ch cklung des Eierstockeies, sehr verschieden von den Lumbricinen scheint sich nach meinen Beobachtungen Enchytraeus, so wie andere - Naiden nach dem oben eitirten Rapport van Beneden’s zu verhalten. 16 * 244 bracht werden, sondern auch in einer anatomischen Beziehung, auf welche ich hier nicht eingehen kann, einigermassen an. Durch die Untersuchungen v. Siebold’s !) ist bekannt, dass die weiblichen Gene- rationsorgane der Trematoden aus zwei verschiedenen Drüsen be- stehen, welche ». Siebold Eierkeimstock und Dotterstock genannt hat. Das Product des erstern besteht in hellen kernhaltigen sphärischen Zellen, von denen je eine mit einigen Dotterzellen, dem Product des Dotterstocks, in eine Kapsel eingeschlossen ein Ei constituirt. Diese beiden Theile, Eierkeime und Dotterzellen, werden durch die Aus- führungsgänge jener beiden Drüsen in den Anfangstheil des Uterus abgesetzt, und hier mündet noch ein dritter Kanal ein, welcher Samenmasse aus der Vesicula seminalis interna dahin liefert. Der sogenannte Eikeim ist so wenig das Ei, als die Dotterzellen, son- dern beide zusammen bilden erst den eigentlichen Dotter, das, was sich zum Embryo entwickelt. Während also dieser Dotier in der Bil- dung begriffen ist, während die muskulösen Wandungen des Uterus einen Eikeim und einige Dotterzellen, welche letztere indessen nach meinen Beobachtungen zu körnigen Dottermassen zerfallen, zusammen- bringen, hin- und herwerfen und gleichsam zu einem Ei formen, sind die lebhaft bewegten Spermatozoen fortwährend in innigster Be- rührung mit dem entstehenden Ei. Obwohl nun das Ei des Regen- wurms sich nicht erst an dem Orte, wo es mit den Spermatozoiden in Berührung kommt, aus den Producten getrennter Keim- und Dotter- stöcke bildet, sondern an einem andern Orte als Eizelle gebildet, dann aber als nackter Dotterklumpen in das Receptaculum übergeführt wird, so sind doch, besonders wenn nur die Zeugungsstoffe als solche nicht in formeller Beziehung in’s Auge gefasst werden, der in dem Recepta- culum des Regenwurms und der ‚in dem Anfangstheil des Uterus der Trematoden stattfindende Vorgang durchaus dieselben. Beide führen in einfachster, gewissermassen typischer Gestalt den Befruchtungsact vor Augen. Mit jener Entdeckung v. Siebold’s war somit das Haupt- factum, das Wesentliche in dem Befruchtungsacte, nämlich die un- mittelbare Berührung von Dotter und Samen, aufgefunden, und diese Bedeutung der bei den Trematoden stattfindenden Verhältnisse erkannte v. Siebold wohl, indem er in den genannten Abhandlungen beson- ders mit Rücksicht auf den Vorgang der Befruchtung die Aufmerk samkeit auf jenen Anfangstheil des Uterus zu lenken suchte, wiewohl er damals in dem Factum nur Etwas der Fortpflanzungsweise der Hel minthen zunächst Eigenthümliches sehen konnte. Von mehren Trematoden, die ich in letzter Zeit mit Rücksich !) Wiegmann’s Archiv. 1836, Bd. I, pag. 217, und Müller's Archiv. pag. 232. | 245 auf die Befruchtung der Eier untersuchte, habe ich besonders das Distomum variegatum aus der Lunge von Rana temporaria für einige ‚Beobachtungen wenigstens sehr gut geeignet gefunden. Der betref- fende Theil des Uterus, welcher eine kleine Strecke hinter dem Bauchnapf zu suchen ist, ist von sehr ansebnlicher Grösse, und man kann, wenn man durch vorsichtiges Drücken die meist darüber liegen- den Windungen des mit reifen Eikapseln gefüllten Uterus entfernt hat, E Stadien der Entwicklung der Eier gut übersehen. Die sehr zarten _ peitschenden Spermatozoen, die meist den Wandungen des Uterus an- haften und diese wie mit Flimmereilien bekleidet erscheinen lassen, "versetzen die Eikeime und Dottermolekeln in retirende und hin- und ‚herzitternde Bewegung, wie dies schon von v. Siebold beschrieben wurde; die peristaltisch fortschreitenden Contractionen des Uterus g üppiren je einen Eikeim mit einigen Dottermassen zusammen, und fast unter den Augen sieht man eine anfangs äusserst zarte hachgiehige Hülle um das junge Ei entstehen, die dann im weitern Verlauf zu der en braunen Kapsel wird. Ich habe mir viel Mühe gegeben, zu ehen, ob sich die Spermatozoen in die Eikeime oder zwischen die Hoffnung getäuscht, die Spermatozoen vielleicht noch in den eben ge- bildeten Eikapseln liegen zu sehen. Aber ich glaube, dass es nach mitgetheilten Beobachtungen ‚bei Lumbrieus und nach den be- ten, eben zusammengefassten Thatsachen bei den Trematoden wohl ın noch des unmittelbaren Sehens bedarf, um auch diese Thiere t Sicherheit zu denen zu rechnen, bei welchen die Spermatozoen dem Dotter sich mischen, in Substanz mit eingehen in das, was :h zum Embryo entwickelt. — Vielleicht möchte das Distomum he- tieum, welches mir nicht zur Hand war, zur vollständigen Beob- chtung geeignet sein. n = wie Br Ei der Trematoden Beer und befruchtet wird, so nit Ausnahme der Gattung Macrostomum) Beschäften: Dam 1 diesen Thieren konnte ich noch nicht anstellen. Ich knüpfe endlich hieran noch die Mittheilung zweier Beobach- n an Kanincheneiern, welche jetzt nicht nur eine Bestätigung Beobachtungen Barry’s 3), sondern auch derjenigen Bischo/f's ist, 7) Die shabdocoelen Strudelwürmer. EA. 3.0; -*) Philosophical transactions. 1843, Bd. I, pag. 33. 246 der, wie bekannt, die Spermatozoiden in mehren Kanincheneiern, die in der Furchung begriffen waren, gesehen hat }). Meine erste Beobachtung betraf vier Eier, die ich im Uterus fand. Sie waren alle in dem Entwicklungsstadium, in welchem der Furchungs- process abgelaufen, die Keimblase ?) fast fertig gebildet ist, und ein mehr oder minder grosser Rest von noch nicht zur Bildung von Em- bryonalzellen verbrauchten Furchungskugeln in Gestalt eines kugligen Haufens excentrisch an der Zona liegt (Fig. 10 und 41). Zwei Eier stimmten durchaus mit ‘den Figg. 31 und 32 in der Entwicklungs- geschichte des Kaninchen-Eis von Bischo/f überein (Fig. 10), die an- deren beiden waren noch in einem etwas frühern Stadium (Fig. #1). - Eine Y,,” dieke Eiweissschicht umgab jedes Ei. In jedem dieser Eier fand ich einige Spermatozoiden, durchschnittlich etwa 10 in jedem, welche bewegungslos aber in ihrer Gestalt noch vollkommen erhalten waren. Mit Ausnahme eines einzigen im Ganzen (Fig. 40 e) befanden sich alle Spermatozoiden innerhalb der Zona, und zwar die meisten unmittelbar zwischen der Keimblase und der Zona. Die Momente, die zur Gewissheit darüber führten, dass die Spermatozoiden innerhalb der Zona lagen ®) sind folgende. Zunächst fiel es auf, dass mit Ausnahme des erwähnten einzigen, welches grade am äussern Rande der Zona sich präsentirte, alle bei verschiedener Focusstellung sichtbaren Spermatozoiden innerhalb des innern Contours der Zona erschienen. Bei der verhältnissmässig grossen Zahl von im Ganzen zu beobachtenden Spermatozoiden, denn hier konnte eine solche Art der Wahrscheinlichkeitsrechnung wohl Platz fin- den, war dies ein beachtenswerther Befund. Eins der wichtigsten Momente aber, welches sogleich die. Aufmerksamkeit auf sich zog, war, dass sehr viele der Spermatozoen sich unmittelbar an dem in- nern Contour der Zona, zwischen dieser und den Embryonalzellen im Profil zeigten, so zwar, dass der Schwanz meistens nach Innen, zwischen zwei Embryonalzellen hereinragte (Fig. 10 d, Fig. 1 d). Diese Spermatozoen waren zugleich mit den im zufälligen Aequator des Eies, im mittlern Durchschnitt desselben befindlichen Embryonalzellen, also mit denen, an welchen sie lagen, im Focus. Der letzte Umstand, ver- eint mit den beiden erstgenannten, liess gar keine andere Deutung zu, als dass diese Spermatozoen innerhalb der Zona lagen. Bei denjenigen, die sich von der Fläche mitten in dem Raume des Dotters präsentirten, ') Bestätigung des von Newport bei den Batrachiern und von Barry bei den Kaninchen behaupteten Eindringens der Spermatozoiden in das Ei. 1354. 2) Vergl. Bischoff, Entwicklungsgeschichte des Kaninchen-Eies, pag. 20. ?) Ich hatte das Glück, von diesem Factum auch die Herren Wagner, Henle, Baum, Max Müller, Th. Weber und Schrader überzeugen zu können. 247 konnte die Focusstellung nicht überall genau entscheiden, wohl aber _ bei einigen mit Sicherheit, welche nicht, wie die meisten, an der _ Peripherie der Keimblase gelegen waren, sondern innerhalb derselben; ich hebe besonders hervor, dass in einem Ei sich innerhalb der Keim- blase einige isolirte Furchungskugeln befanden, in deren Nähe ein- zelne Spermatozoiden lagen (Fig. 40 d'). Von den in dem Ei befind- lichen Spermatozoiden war bei den einzelnen Focusstellungen natür- lich immer nur ein Theil sichtbar. Bei einem Object, welches so grosse Dimensionen hat, wie ein Kaninchenei, ist die Stellung des - Focus bei einem gutem Mikroskop !) ein sehr sicheres Diagnosticum, und man kann mit leichter Mühe durch Theilung der Mikrometer- schraube selbst Messungen in verticaler Richtung machen, nachdem man z. B. die bekannte Dicke eines Deckgläschens als Norm be- nutzt hat. Endlich sah ich, nachdem ich die Eier bis zum folgenden Tage aufbewahrt hatte, beim Zerdrücken einige der Spermatozoen mit den unterdess schon zerfallenen Embryonalzellen aus der Zona herausfliessen, ‚auf welche Weise Bischoff?) und Zeuckart sich gleichfalls zweifellos _ von dem Factum überzeugt haben. Die Beobachtung Barry’s, welcher ‚Spuren der Spermatozoen innerhalb der Zellen zu unterscheiden glaubte, kann ich nicht bestätigen. Eine zweite übereinstimmende Beobachtung machte ich an zwei Eiern, die ich noch im untern Theile des Eileiters fand, und deren "Dotter noch aus etwa 46 Furchungskugeln bestand. Sie waren also üon demselben Stadium, welches Bischoff zu seiner Beobachtung be- iutzte. Dies Mal zeigten sich nicht alle Spermatozoen innerhalb des nern Contours der Zona, aber doch bei weitem die meisten, einige Steckten in der Eiweissschicht. Es waren ihrer mehr innerhalb der Zona, als in den ersten vier Eiern, und sie lagen in dem Raume zwi- t dem Dotter und der Zona. Die Focusstellung konnte auch hier scheiden, doch war die Beobachtung in diesem Stadium der Ent- ung nicht so unmittelbar überzeugend, das Factum lag nicht so eiflich vor Augen, wie bei der ersten Beobachtung. Nun kann ich nicht umhin, noch einen Umstand zur Sprache zu bringen, welcher an dem einen dersbeobachteten Kanincheneier vor- 3, auf welchen ich zwar einerseits ebenso wenig irgend ein beson- *) Ich kann hier nicht unterlassen zu bemerken, dass ich Dank der Güte des Herrn Hofratı Wagner die vorstehenden Untersuchungen grösstentheils mit "Benutzung der Hülfsmittel des hiesigen physiologischen Instituts machen konnte, welches eine grosse Zahl vortrefllicher Mikroskope, unter denen auch Instrumente von Kellner, besitzt. BEA. 2:0 hi 248 deres Gewicht, aus sogleich anzugebenden Gründen, lege, als ich iho doch anderseits auch nicht wegleugnen und nicht ignoriren kann. Das eine der vier zuerst beobachteten Eier (Fig. 41) zeigte näm- lich bei völliger Integrität der ansehnlichen Eiweissschicht und bei gleich- falls völliger Integrität der Keitnblase und des Haufens der noch übrigen Furchungskugeln, eine unzweifelhafte im Profil sich darstellende Oefl- nung in der Zona (Fig. 41 m). Die Gründe, welche ich jetzt noch, nachdem ich wegen vielfach angestellter, gleich zu nennender, Unter- suchungen kein besonderes Gewicht vorläufig auf die Beobachtung legen kann, als Beweise anerkeune, dass die Oeflnung kein zufälliger, bei der Präparation entständener Riss der Zona war, sind diese. Die im Profil ‚sich 'präsentirende Oeffaung war von etwas verdickten, ganz abgerundeten Rändern der Zona begränzt. Die Eiweissschicht des Eies, deren Dicke Yo” betrug, war vollständig erhalten. Der Dotter zeigte keine Spur von Verletzung und floss nicht im Mindesten aus; er war in der Oefluung der Zona von einem ganz. glatten, scharfen Rande begränzt, welcher nur eine ganz schwache uhrglasförmige Wöl- bung in die Oeflnung hinein bildete (Fig. 11 m). Von der Oeflnung aus sah man einige leichte Streifen divergirend zwischen den Furchungs- kugeln verlaufen, die sich auswiesen als reihenweise gelagerte kleine Fettkörnchen, wie sich deren auch einige in der nächsten Umgebung der Oeffnaung fanden. Im ganz frischen Zustande, während jedoch das Ei schon mit einem feinen, unterstützten Deckglase bedeckt war, mass die Oeflnung Yyo”. Das Ei blieb 24 Stunden unter dem Deckglase gut erhalten liegen, und selbst dann war vom Dotter nicht das Geringste aus der Oeflnung ausgeflossen, sondern es hatte nur die schon er- wähnte anfangs schwache Hervorwölbung ein wenig zugenommen und der Durchmesser der Oefinung hatte sich bis auf etwa 14," ver- grössert. Ich konnte weder damals noch kann ich es jetzt, die Oefl- nung ihrer ganzen Erscheinung nach und wegen der angegebenen Um- stände für einen durch den Druck veranlassten Riss der Zona halten; an eine anderweitige Verletzung war wegen der Integrität der Zona noch weniger zu denken. Herr Hofrath Henle stimmte mir hierin voll- kommen bei. Diese Beobachtung veranlasste mich nun, eine sehr grosse. Menge von reifen und in der Entwicklung begriffenen Eierstockseiern vom Kaninchen, Hund, Schwein und einigen anderen Thieren, zu unter- suchen; denn, wenn hier eine normale Oeffnung der Zona, eine Mikro- pyle vorgelegen hätte, so war es wenigstens zu vermuthen, dass sich am Eierstocksei entweder eine Spur derselben oder irgend Etwas, was dieselbe genetisch begründen möchte, vorfinden würde. _Befruch- tete Eier konnte ich mir leider nicht mehr verschaffen; auch wäre wohl eine grosse Begünstigung des Zufalls nöthig gewesen, diese 249 etwaige Oeflnung noch ein Mal im Profil zu sehen. Ich erwartete keineswegs am Eierstocksei eine Oefinung zu finden, sondern dachte nur, es könnte sich vielleicht eine Stelle in der Zona finden, wie sie entstehen würde, wenn man sich die Ränder der Oeffnung in Fig. 44 ganz eng aneinander gelegt denkt. Meine Untersuchungen blieben resultatlos, unentscheidend, so. dass ich nicht nur obige Beobachtung als eine ganz isolirte aufführe, sondern vorläufig mich auch ‚jeder be- ‚stimmten Deutung enthalte, bis sie sich entweder etwa an ähnliche früher oder später anreiht, oder ‘in Ermangelung solcher sich trotz obiger Momente als ein zufälliger Riss oder als eine Misbildung des Dies ausweist. Man wird vielleicht geneigt sein in der vorstehenden Beobachtung eine Bestätigung der Behauptungen Barry’s zu sehen, und ich kann daher nicht umhin, auf diese etwas näher einzugehen. In der dritten Series 1) seiner embryologischen Untersuchungen sagt Barry, dass er in vielen Fällen eine Verdünnung oder eine Oefl- ung in der Zona des Kanincheneis beobachtet habe, an der Stelle, ohin nach seinen Beobachtungen sich während der Vorbereitungen es Eies zur Befruchtung das Keimbläschen mit dem veränderten Keim- begibt, um durch jene Oeflnung in der Zona das Spermatozoon ch aufzunehmen. Barry beobachtete diese Oeffnung nicht blos 'nige Stunden nach stattgehabter Begattung, sondern selbst an reifen ern vor derselben. Von der Gestalt der fraglichen Oeffnung sagt er, sie sei bisweilen der Art, dass man meinen sollte, die Membran (Zona) si aufgesprungen (having beeome cleft), und in einigen Fällen habe s so geschienen, als sei sie vorher verdünnt worden. Solche Oefi- ingen der Zona finden sich in den Figg. 465, 167, 169?) abgebildet. Nach Barry soll sich dann, bald nachdem das Spermatozoon in das feimbläschen eingetreten ist, und nachdem sich dieses wieder von er Oefinung in die Mitte des Eies begeben hat, um Ausgangspunkt r die Embryonalentwicklung zu werden, jene Oeffnung (fissure) der ona wieder schliessen, wahrscheinlich immer, bevor das Ei das Ova- 3 noch nicht geschlossen war, dass das Ei erst vor Kurzem chtet sein konnte.)?) In einem Falle sah Barry, einige Stunden der Begattung, in der Oeffnung der Zona einen Körper, welcher ehr einem Spermatozoon glich, welches an Grösse zugenommen hatte object, much resembling a spermatozoon, which had increased in ze). Ausser einer nähern Beschreibung und Abbildung dieses Ob- eis, die wenig Achnlichkeit mit einem Spermatozoon haben, bemerkt *) Philosophical transactions. 1840, Bd. II, pag. 533. ) A- 8. O. Plate XXI u. XXXII. #) A. a. 0. pag. 535. 250 Barry noch, dass er keineswegs behaupte, dies sei ein Spermatozoon gewesen, er wolle die Beobachtung nur erwähnen. Später hat Barry noch ein Mal diese Oeflnung beschrieben und abgebildet t); von dem Kernkörperchen des Keimflecks, welches er Hyalinsubstanz nennt, sagt er, es schiene sich die dieser Hyaline inwohnende Energie nicht blos auf den Inhalt des Keimbläschens zu beschränken, sondern sie richte sich auch gegen die zunächst benachbarte Substanz der Membran der Zona pellucida, in Folge dessen diese gewissermassen verflüssigt werde, und es bilde sich so an der Berührungsstelle eine Oefinung in der Zona. Ja selbst eine durch diese Energie der Hyaline bewirkte Oefl- nung im Keimbläschen, will Barry deutlich beobachtet haben! Durch diese Mikropylen soll das Spermatozoon, an dessen Kopf sich ebenfalls ohne Zweifel Hyaline befindet, ia den Keimfleck gelangen! Was diese von Barry gesehene Oeffnung der Zona betrifft, deren Vorhandensein auf einige Zeit vor und nach der Befruchtung beschränkt sein soll, so kann ich einerseits nach der gegebenen Beschreibung und den zugehörigen Abbildungen, so wie anderseits nach meinen in grosser Zahl an reifen Eierstockseiern angestellten Untersuchungen, die mir häufig den Anblick solcher Oeffnungen dargeboten haben, nicht anders glauben, als dass hier Risse, plötzlich entstandene Oeflnungen der Zona vorgelegen haben. Barry hat auch selbst die Aehnlichkeit mit solchen hervorgehoben, und dies ist das eine Moment, weshalb ich meine oben mitgetheilte Beobachtung entschieden nicht als eine Be- stätigung der Barry’schen Beobachtungen betrachten kann, denn die von mir gesehene Oefinung wäre gar nicht berücksichtigt worden, wenn sie nicht in allen Punkten der Beschaffenheit und den Eigen- schaften plötzlich entstandener Risse der Zona widersprochen hätte. Ein anderes Moment ist noch das, dass nach Barry jene Oeffnung ver- schwinden, sich schliessen soll, noch ehe das (nach ihm stets im Ova- rium befruchtete Ei) das Ovarium verlässt; das Ei, an welchem ich jene Oeffnung beobachtete, stammte, wie erwähnt, aus dem Uterus und zeigte schon einen Theil der Keimblase gebildet. | Abgesehen nun von einer Vergleichung der beiden Beobachtungen, "lässt sich freilich nicht die Möglichkeit leugnen, dass ein blosser Riss, wie die Barry'sche Oeffaung, plötzlich, spontan an dem reifen Ei ent- steht, zur Aufnahme der Spermatozoiden, welche sich dann nach ge-] schehener Befruchtung wieder schliesst. Wäre es so, entstände eine Mikropyle am Säugethier-Ei auf diese Weise, so würden jene von Barry gesehenen Oeflnungen immerhin solche Mikropylen sein können. 1) Müller’s Archiv. 4851. Neue Untersuchungen über die schraubenförmige Beschaffenheit der Elementarfasern der Muskeln u. s. w. Nr. 48, Tafel XVI,; Fig. ı. 251 Wenn aber die Frage aufgeworfen wird, ob es im Geringsten für wahrscheinlich gehalten werden darf (und hierbei würde es sich im- _ mer nur um Wahrscheinlichkeit handeln können), dass auf solche Weise den Spermatozoen Gelegenheit verschafft werde, in das Ei zu gelangen, so kann die Antwort darauf, glaube ich, nach allen bekannten That- sachen, nach allgemein physiologischer Anschauung überhaupt, heson- _ ders aber auch angesichts der so von vorn herein in der Entwicklungs- geschichte des ganzen Eies genetisch begründeten Mikropyle bei Na- jaden und Nematoden, nur die sein, dass es im höchsten Grade unwahrscheinlich ist und so lange bleiben muss, bis em solcher plötz- ‚licher Riss der Zona, der sich nachher wieder schliesst, als der ein- zigste Weg sich ausweist, auf welchem die Spermatozoen in das Ei hineingelangen können. Ich kann daher nicht anders, als die von - Barry beobachteten Oeffnungen der Zona für rein zufällige Risse, wie sie bei der sorgfältigsten Präparation und Behandlung bei reifen Säuge- jereiern, nach vorhergehender Verdünnung der Zona gar leicht eten, halten. In diesem Sinne hat sich auch vor Kurzem von euem Bischoff *) ausgesprochen. Schon oben habe ich erwähnt, dass Barry?) in einigen aus dem Eileiter genommenen Kanincheneiern die Spermatozoen innerhalb der fona erkannt hatte; und da nun dieses Factum durch die Beobach- tungen Bischoff’s hinlänglich feststeht, so könnte es überflüssig er- scheinen, jetzt noch auf jenes zweifelhafte Spermatozoon zurückzu- kommen, welches Barry früher in jener Oeflnung stecken sah. Es ‚aber doch theils wegen der übrigen genannten Zweifel an der Be- sutung jener Oeffnung nothwendig, an die Unsicherheit zu erinnern, welcher Barry selbst das Object für etwas einem Spermatozoon Aehnliches erklärte, so dass durch diese Beobachtung seine Deutung der Oeflnung als Mikropyle keineswegs eine Stütze erhält, theils aber üch deshalb, weil diese Beobachtung, wenn sie richtig wäre, dafür prechen würde, dass die Spermatozoen des Kaninchens schon schr ald nach dem Eindringen ins Ei einer Veränderung unterliegen; es st aber grade ein auffallender Umstand, dass eine Veränderung der Samenelemente bei den Säugethieren nach dem Eindringen in’s i weit langsamer vor sich zu gehen scheint, als bei den obengenann- ten Würmern; dafür sprechen wenigstens alle bis jetzt vorliegenden eobachtungen. Barry, Bischoff und ich erkannten Spermatozoen ohne altveräuderung in Eiern aus dem Eileiter, die in der Furchung griffen waren, und meine erste Beobachtung betraf sogar Eier aus dem Uterus mit fast vollendeter Keimblase; der Spermatozoen in die- I) Bestätigung u. s. w., pa. 9. #) Philosophical transactions. 1843, Bd. I, pag. 33. 252 sen waren zwar, wie erwähnt, weniger, als in den beiden Eiern aus dem Eileiter, aber die noch vorhandenen zeigten noch unveränderte Gestalt, und ich erinnere nur an einigen sehr scharfe dunkle Ränder und starkes Lichtbrechungsvermögen gesehen zu haben. Endlich ist es in Bezug auf meine obige Beobachtung .der Oeff- nung in der Zona: wohl kaum nöthig zu erinnern, dass sie auch nicht eine Bestätigung derjenigen Mikropyle enthält, welche Keber !) als solche am Kaninchenei gedeutet hat, nämlich die Oeffnung in‘ dem Stiele jener Blasen an der Uterus- und Eileiter-Schleimhaut. In seiner neuesten Schrift?) hat Keber als das Resultat erneuter Beobachtungen, für welche er Bestätigungen von Seiten Barry's beibringt, seine Deutung des Inhalts jener Bläschen als Eier festgehalten, und er betrachtet es als festgestellte Thaisache ®), «dass sich‘ beim Kaninchen sehr häufig un- geplatzte Graaf’sche Follikel (Barry’s Ovisacs) vom Eierstocke ablösen, theils in die Bauchhöhle, theils auch in’s Innere des Uterus gelangen, und zuweilen an einem Ende eine ring- oder stielförmige Oeflnung besitzen, welche zur Aufnahme der befruchtenden Theile des Samens bestimmt zu sein scheint und daher den Namen Mikropyle verdienen dürfte». ‘Wie sich Bischoff*) und Joh. Müller °) in Bezug auf Keber’s erste Schrift über diese Behauptungen ausgesprochen haben, ist be- kannt. Ich besitze keine Beobachtungen, um auf eine Besprechung der in der zweiten eben erwähnten Schrift enthaltenen und hieher gehörigen Behauptungen eingehen zu können. An Eiern von Anodonta habe ich eine Reihe von Untersuchungen angestellt. Keber theilt in seiner neuen, eben erwähnten Schrift die Ergebnisse -erneueter Beobachtungen an Najadeneirn mit, welche, ab- gesehen von einigen mehr unwesentlichen Aenderungen, in einer Be- stätigung alles Dessen bestehen, was er früher über den Bau der Na- jadeneier, über ihre Mikropyle und über das in derselben gesehene Spermatozoid behauptet hat. , Keber schreibt es hauptsächlich der Nicht- beachtung der einzig passenden Jahreszeit, des Herbstes, zu, dass Bischoff seine Beobachtungen nicht bestätigt finden konnte, denn im Frühjahr und Sommer sei Nichts von dem zu sehen, was er beob- achtet habe 6). Das, was Keber sowohl in seiner ersten Schrift als in !) Ueber den Eintritt der Samenzellen in das Ei. 1853, pag. 88. 2) Mikroskopische Untersuchungen über die Porosität der Körper. Nebst einer Abhandlung über den Eintritt der Samenzellen in das Ei. Mit Zusätzen von M. Barry. A854. . ®) A. a. O. pag. 112. *) Widerlegung u. s. w. 5) Ueber den Kanal in den Eiern der Holothurien. Müllers Arch. 185%, pag. 63. p. °) Mikroskopische Untersuchungen über die Porosilät der Körper u. s. w. pag.-115 u. s. w, 253 dieser zweiten beschrieben und abgebildet hat (er selbst legt grossen Werth auf das Naturgetreue der Abbildungen, die der letztgenannten Schrift beigegeben sind (pag. 17, Tafel I), das glaube ich Alles voll- _ kommen ebenso auch gesehen zu haben; meine Beschreibung dieses Befandes an der Mikropyle würde in den Hauptpunkten mit der von Keber gleichlautend sein; ich aber habe meine Untersuchungen nur im Frühjahr ‘gemacht, und bin vollkommen überzeugt, dass das, was ich Eichen habe, kein eingedrungenes Bpermatonbid ist; und obwohl ich, was den Bau des Eis von Anodonta anlangt und seine Entwick- lungsgeschichte weder mit Zeuckart und Bischoff‘), noch mit v. Hess- En in allen Punkten übereinstimmen kann, so bin ich doch hin- sichtlich dessen, was Keber als eingedrungenes Spermatozoid beschrieben und abgebildet hat, durchaus der Ansicht der genannten drei Beob- chter 3). Wenn Keber Spermatozoiden in den Mikropylen gesehen hat, so ind, wie ich nach meinen Beobachtungen sagen muss, seine Beschrei- g und Abbildungen nicht geeignet, dies zu beweisen, weil sie, wie agt, vollständig übereinstimmen mit den Bildern, welche die durch n markirten, etwas verdickten Ring begränzte oder abgesetzte r oder weniger kanalartig verlängerte Oeffnung der äussersten Hülle Eies, in verschiedenen Entwicklungsstadien desselben und bei ver- iedenen Lagen des Eies gewährt. Ich kann deshalb das Einge- ngensein der Spermatozoiden in das Ei der Najaden noch nicht für ‚ewiesen halten, obgleich ich fest überzeugt bin, dass nicht nur jpermatozoiden auch in die Najadeneier zum Zwecke der Be- ung eindringen werden, sondern dass auch die Mikropyle der 3 für sie sein wird. eits eine genügende Zahl von Beobachtungen vorliegt, um die Ueber- gung aussprechen zu dürfen, dass bei der Befruchtung der Eier r Thiere die Samenelemente in den Dotter eindringen, oder mit -?) Einige Bemerkungen zu des. Herrn Dr. Keber's Abhandlung u. s. w. Zeit- schrift für. wissensch. Zoologie. Bd. V, pag. 392. ) Keber hat in seiner zweiter Abhandlung das ihm brieflich mitgetheilte Er- gebniss der Untersuchung der Eier von Unio pietorum von Bruch mitgetheilt (Mikroskopische Untersuchungen u. s. w., pag. 140). Rruch hat ebenfalls das von Keber Beschriebene gesehen, aber er hat es auch nicht als ein- gedrungenes Spermatozoid gesehen; auch hat er während neun Monaten keine Veränderung der betreffenden Verhältnisse an den Eiern wahrgenom- _ men. Spermalozoen glaubt Bruch nur ein Mal im Ovarium frei und in - Bewegung angetroffen zu haben. 254 dem Dotter in unmittelbare Berührung kommen werden !); denn ausser bei den in diesen Blättern schon aufgeführten Thieren, ist das Einge- drungensein der Spermatozoiden, wie bekannt, bei dem Froschei durch Beobachtungen Newport’s ?), Bischoff’s und Leuckart’s ?) nachge- wiesen. Was den zweiten ersterwähnten Punkt betrifit, die Mikropyle, so ist das gewiss, wie besonders Keber *) neuerlich hervorgehoben hat, dem Bischoff und Leuckart ein zu grosses Gewichtlegen auf die Mikro- pyle zugeschrieben hatten, ein Moment von untergeordneter Bedeutung im Verhältniss zu jenem Factum des Eindringens der Spermatozoiden überhaupt. An und für sich aber ist es doch gewiss ein Gegenstand von grossem Interesse, und es hätte der Nachweis der Existenz einer Mikropyle an den Eiern mehrer Thierclassen, wenn derselbe dem Nachweis des Eingedrungenseins der Samenelemente überhaupt vor- ausgegangen wäre, eine Aufforderung sein müssen zu Untersuchungen über das Verhältniss der Samenelemente zum Ei bei der Befruchtung ?). Dass die Mikropyle bei den Eiern, wo sie bis jetzt gefunden wurde, im engsten Zusammenhange mit der Entwicklungsgeschichte steht, dass ihre Existenz, wie bei den oben genannten Nematoden, in den ersten Entwicklungszuständen des Eies genetisch begründet ist, dies musste die Bedeutsamkeit der Mikropyle für das Ei in einem spätern Stadium noch bei weitem wahrscheinlicher machen ®). Da nun nach meinen oben mitgetheilten Beobachtungen die an den zur Befruchtung reifen Eiern vorhandene und in der Entwicklung derselben begründete Mikro- pyle bei einigen Nematoden wirklich den Zweck (gewiss ausser an- deren vorher erfüllten) hat, die Samenkörperchen in die Dotterhaut eindringen zu lassen, so ‚halte ich es für mehr als wahrscheinlich, dass überall da, wo sich eine derartige Mikropyle am Ei findet, diese (gleichfalls gewiss ausser anderen) demselben Zwecke dient, die Sper- matozoiden einzulassen. Diese Vermuthung ist, wie mir scheint, ge- rechtfertigt; dagegen aber würde es gewiss ein sehr voreiliger und ungerechtfertigter Anspruch sein, die Existenz einer Mikropyle an allen i !) Der Ausdruck «Eintritt der Spermatozoiden in das Ei» ist deshalb ungenau, weil mit dem Worte «Ei» nicbt immer gleichwerthige Theile verstanden werden; selbst der Ausdruck «Eindringen in den Dotter» wird vielleicht 7 in Zukunft noch der nähern Bestimmung «Bildungsdotter», wo ein sol- cher sich vom Nahrungsdotter unterscheidet, bedürfen. ' 2) On the impregnation of the ovum in the amphibia. II. series. Philosophical transactions. 4853, Part II. ®) Bestätigung u. s. w. fs #) Mikroskopische Untersuchungen u. s. w., pag. Alk. 1 5) Vergl. Joh. Müller, Müller's Archiv. 1854, pag. 63. I ») Vergl. Leuckart, Artikel «Zeugung» in Wagner’s Handwörterbuch, pag. 804. 255 Eiern, als einzigen Weg für die Spermatozoiden postuliren zu wollen. Dem ist auch schon durch die bis jetzt vorliegenden Beobachtungen vor- ‚gebeugt, denn wir kennen bereits dreierlei Weisen, auf welche das Grundfactum des Befruchtungsvorganges, die unmittelbare Berührung "zwischen Samenelementen und Dotter, eingeleitet werden kann: Newport und Bischoff sahen die Spermatozoiden von allen Seiten auf die Dotterhaut des Froscheis eindringen; Ersterer hat das Durchdringen der Dotter- haut beobachtet, was Bischoff noch nicht bestätigen konnte (er salı ‚dann aber die Spermatozoiden innerhalb der Dotterhaut); eine Mikro- pyle wurde von Beiden nicht beobachtet; in die Eier einiger Nema- ioden dringen die starren Samenkörperchen durch eine Oeffaung der _ Dotterhaut, durch eine Mikropyle (vgl. oben); und endlich beim Regen- vurm, dem wohl mit grösster Wahrscheinlichkeit die Trematoden und Theil der Turbellarien angereiht werden können, dringen die Sper- atozoiden von allen Seiten in die ganz nackten Dotter ein (vgl. oben). - Schon oben, bei Beschreibung der Samenkörperchen jener Nema- oden und der Art und Weise ihres Eindringens in das Ei, hatte ich selegenheit auf die Bedeutsamkeit der Gestalt, Grösse und Beschaffen- heit der Samenkörperchen hinzuweisen, sofern dieselben in engem ammenhange mit dem Vorgange der Befruchtung stehen; ebenso sten sich kleine, an sich unbedeutende Verschiedenheiten der Eier, die gleichwohl in dem Verhältniss der Eier zu den Samenkörperchen re Bedeutung errathen liessen. Gewiss werden mit der Zeit alle jene ahllosen Variationen der Gestalt sowohl der starren Samenkörperchen, als der beweglichen Spermatozoiden, alle jene Modificationen in der der Bewegung der letzteren, ein Vorrath von Thatsachen, die. bis- her, gleich einem todten Capital, unverwerthet und unverwerthbar an- gehäuft wurden, in denen man Nichts weiter, als geheimnissvoll- eressante Verschiedenheiten der grösseren und kleineren Abtheilungen s Thierreiches sehen konnte, eine Bedeutung gewinnen, sich aus- sen als ergänzende Bedingungen zu denen, die das Ei mitbringt, zu denen, die die äusseren bei der Begattung oder Befruchtung 0 irenden Umstände setzen, um gleichsam die Mechanik der Be- ıchtung zu ermöglichen. Hinsichtlich der weiteren Schicksale der ins Ei eingedrungenen enelermente stimmen zunächst die bisher vorliegenden Beobachtun- ‚ abgesehen von den bis jetzt allein dastehenden Behauptungen rry's, an die ich oben erinnerte, darin überein, dass die Samen- emente meist an der Peripherie des Dotters gefunden werden; was lier weiter aus ihnen wird, ist nach den Beobachtungen Nelson’s ‘bei Ascaris mystax und nach meinen eigenen Beobachtungen an jenen Nematoden und am Regenwurm beschrieben; es tritt bei diesen Thie- eine Feitmetamorphose der Samenelemente ein und eine allmäh- 256 liche Vermischung ihres Materials, mit, ‚dem des, Nokerst;, ie 1 den Samenelementen, der ER Thiere. e Die in diesen Blättern mitgetheilten, und hl Beobach- x tungen reichen hin, um ‚nach ihnen noch eine Frage, zu. beantworten, ich meine die vor Kurzem. von Bischoff ) aufgeworfene: , «Sind wir nun rücksichtlich unserer Einsicht in ‚das, ‚Wesen des, Befruchtunes- processes weiter?» \ Liebig hatte bekannter Weise, den 'räthselhaften "Vorgang. bei einer Reihe von chemischen Verwandlungsprocessen, die ‚sich, nicht, auf, die allgemeinen Gesetze, wie sie,aus allen übrigen, chemischen Wirkungen von Körpern auf einander abgeleitet sind, zurückführen lassen, dahin interpretirt, dass, bei, der, Wirkung der Fermentkörper. ein für sich in Bewegung, in,.chemischer Bewegung, ; Umsetzung ‚begriffener Körper vermöge dieser eine Bewegung in, einem andern, gährungsfähigen, mit jenem: in Berührung befindlichen Körper, anregt, ‚welche. letztere, in Bezug auf: die aus. ihr. ‚resultirende „Umwandlung. in. dem, zweiten Körper einerseits abhängig ist, von der ‚Beschaffenheit dieses Körpers. selbst, anderseits von. der. Art..der. chemischen , Bewegung in ‚dem ersten, dem erregenden Körper, ‚wobei. ‚ein, wesentlicher und, „cha-. rakteristischer . Unterschied. von ‚anderen ‚chemischen Vorgängen darin besteht, dass die Umsetzungen in beiden. Körpern, ‚sowohl ‚in ‚dem | Fermentkörper, ‚als, in dem gährungsfähigen und durch jenen in "Gäh- rung versetzten, neben einander. ablaufen, , ohne, ‚dass durch stofl- liche Vermischung beider eine chemische ‚Verbindung, ‚ein. neuer.Kör- per gebildet wird. FORSTER? Diese unter dam Namen Contactwirkung bekmifiane "Vorstellungs - weise entlehnte Bischoff?) und. interpretirte auf: dieselbe ‚Weise den. geheimnissvollen. Vorgang bei; der Befruchtung des, Ries. durch ‚de Samen. In den Samenkörperchen sah. Bischoff, den. in. chemischer ‚B 8 wegung begriffenen Körper, den Fermentkörper, ‚dessen fortwährende Umsetzung sich in den physikalischen Bewegungen, (die, die, meisten besitzen, manifestirt, welcher durch seime innere ‚chemische Bewegung in dem Ei, während er mit, demselben in Berührung kommt, .die, end. lich in Embryonalentwieklung auslaufenden chemischen Umwandlungen. anregt. Mit Recht hob Bischoff ( (Entwicklungsgeschichte des Meer- !) Bestätigung u. s. w., pag. 10. 2) Theorie der Befruchtung u. s. w. Müller's Archiv. 1847, pag. 422. Ent-T wicklungsgeschichte des Meerschweinchens, pag. 13. 2 257 ‚schweinchens) gegen die seiner Interpretation von Wagner und Leuckart }) einerseits und von Newport?) anderseits gemachten Einwürfe hervor, dass grade dann, wenn er den Vorgang der Befruchtung eng an die obige Weise von Liebig als Gontactwirkungen zusammengefassten cesse anreihte, einerseits der Umstand mit aufgenommen und be- sichtigt war, dass nicht jeder Samen jedes Ei zu befruchten im ıde ist, und anderseits auch der Umstand nicht nur mit jener Inter- ation harmonirte, sondern sogar von Wichtigkeit für dieselbe war, nicht ein momentaner Contact der Samenelemente mit dem Ei hinreicht, um dieses zu befruchten, sondern eine länger dauernde Be- rung nothwendig ist: beiderlei Umstände haben bei der Wirkung "Fermentkörper Geltung, wenn auch der erste derselben in weit tergeordneterer Weise und nicht so in den Vordergrund tretend, als bei der Befruchtung, was aber kein hinlänglicher Grund gegen lie Anreihung letzterer an jene sein konnte. Eine andere Frage aber konnte, wie mir scheint, mit grösserem chte als ein Einwurf gegen die Bischoff’sche Interpretation erhoben welchen sich seine Erklärungsweise stützen konnte. Nach, allen als vorliegenden Beobachtungen, von denen ein grosser Theil Bischo/f lbst angehört, galt es als feststehend, dass die Samenelemente bis ‚Ei gelangen, und mit dem Ei in Berührung kommen: dieses «Ei» ist ein von einer geschlossenen Hülle, deren grössere oder gerin- e Dicke dabei ganz gleichgültig ist, umgebener befruchtungsfähiger Nicht mit diesem Dotter, also nicht mit dem Körper, welcher die chemischen Bewegungen der Samenelemente nun selbst den $ zu eigenthtimlichen Bewegungen erhalten sollte, sondern nur der diesen Dotter überall begränzenden Hülle kamen die Samen- nente nach damaliger Kenntniss in Berührung. _ Obwohl Bischof?) diesem Einwurf als einem sehr kurzsichtigen anfangs dadurch vorzubeugen suchte, dass er sagte: «Das Ei ein Ganzes, an dessen Entwicklung bei und nach der Befruchtung ille Theile Antheil nehmen; auch die Dotterhaut ist nicht ganz unbe- eiligt bei der Befruchtung», so erkannte er doch gewiss den aller- ings recht grossen Unterschied, der zwischen der blossen äussern, ützenden Hülle und dem allein befruchtungsfähigen Dotter, der zwi- den durchaus nebensächlichen, secundären, im weitern Verlauf PzU #) Artikel «Semen» in Todd’s Cyclopaedia, pag. 37. *) On the impregnation of the ovum in the Amphibia. I. series. Philosopbical fransactions, 4851, Bd. I, pag. 24. Müller's Archiv. 4847, pag. 437. Zeitschr, f. wissensch. Zoologie. VI. Bd. 7 258 der Eientwicklung eintretenden Veränderungen der Dotterhaut, Wachsen und Vergehen (letzteres ‘keineswegs überall), und den unmittelbar nach der Befruchtung beginnenden wunderbaren chemischen und phy- sikalischen Veränderungen des Dotters besteht; denn er fügte selbst gleich hinzu, dass er es nicht «urgiren wollte, dass Bestandtheile ‚des Samens in das Innere des Eies eindringen und erst hier ihre Wirkung entfalten», es sei unzweifelhaft, dass aufgelöste Bestandtheile der Sper- matozoiden durch die Doiterhaut dringen. Ebenso sagte Bischoff *) später in Bezug auf Newport’s Ansicht über das Eindringen von auf- gelösten Samenbestandtheilen in das Ei, dass sie keinen Gegensatz mit seiner Vorstellung von dem Wesen der Befruchtung bilde, ‚son- dern Beides vollkommen harmonire. Dies aber musste grade der Angelpunkt bei jener Interpretation der Befruchtung sein, dieser Umstand, unmittelbarer Contact von Samen- bestandtheilen mit dem Dotter, nachgewiesen, durch unzweifelhafte Beobachtung festgestellt, nicht blos geschlossen aus einerseits der wahrscheinlichen Auflösung der Samenelemente, anderseits den endos- motischen Eigenschaften 'thierischer Membranen, musste als ein Desi- derat, als ein sehr wichtiges Desiderat für die Vorstellung des Be- fruchtungsvorganges als analog der Wirkung der Fermentkörper er- scheinen. Denn es ist nicht das Ei als Ganzes, sondern es ist lediglich nur der Dotter, welcher befruchtet wird, und gegen Bischoff’s?) Aus- spruch, dass eine so diffieile Unterscheidung über Eindringen oder nicht Eindringen der Spermatozoiden und seiner Bestandtheile gar nicht erforderlich sei, brauchen wir jetzt nur die Ergebnisse seiner und Anderer Beobachtungen sprechen zu lassen. Je mehr Bischoff sich sträubte, dem eben besprochenen Umstande die verdiente Berechtigung bei seiner Interpretation des Befruchtungs- actes zu gewähren, desto mehr Bedeutung und Gewicht musste der besonders durch Wagner ?) gemachte und vertretene Einwurf erlangen, dass nämlich in jener Erklärungsweise eines der am meisten in die Algen fallenden und wesentlichsten Momente bei der Zeugung durch- aus ohne Berücksichtigung blieb. Wenn ein wesentlicher Charakter der als Contactwirkungen zusammengefassten Vorgänge darin besteht, dass die Veränderungen in dem zweiten in Bewegung versetzten Kör- per, ein Mal veranlasst, für sich ablaufen, so dass sich in dem end- lichen Resultat dieser Bewegungen wohl die ‚Folgen der bestimmten Art der erregenden Bewegung des Fermentkörpers, aber nicht die Folgen einer materiellen Vermischung, einer stofllichen Vereinigung 1) Entwicklungsgeschichte des Meerschweinchens, pag. 14. 2) Ibidem, pag. 45. 3) Nachtrag zum Artikel «Zeugung», Handwörterbuch der Physiologie. 259 3 D ? beider Körper ‘wieder finden; so, ist es dagegen ein ebenso wesent- licher Charakter des bei der Befruchtung stattfindenden Vorganges, dass das Endresultäat der dadurch im Ei veranlassten Veränderungen, der Entwicklungsbewegungen, nämlich der Embryo sich offenbar und un- abweisbar darstellt als das Product einer materiellen stofllichen Be- theiligung bei der Entwicklung des zeugenden und befruchteten Theiles. Daher bemerkte Wagner !) mit Recht, ‘dass, wern man den Embryo als ein Product des Samens und des Eies betrachtet, in sofern der- selbe entschieden Eigenschaften vom Vater, durch den Samen, von der Mutter, durch das Ei, empfängt und an sich manifestirt, so könne man dies noch weit eher mit der gewöhnlichen chemischen Wirkung vergleichen, wo zwei Körper gemeinschaftliche Producte liefern. " Dieser der Bischoff’schen Vorstellung gemachte Einwurf konnte auch nicht beseitigt, der Widerspruch nicht befriedigend gelöst werden durch die Bemerkung Zeuckart’s2), dass man innerhalb der Gränzen, die der elementaren Disposition des Eies, wie der Form der Moleoular- jewegung in den Samenkörperchen durch die specifische Natur einer mmten Thierart gesteckt sind, je nach der individuellen Eigen- riniksiı der Mutter und des Vaters noch mancherlei Schwankungen Bischoff?) hat nun die Rn genannte Frage, ob wir jetzt rück- sichtlich unserer Einsicht in das Wesen des Befruchtungsprocesses "weiter sind, dahin beantwortet, dass, obwohl es ein schöner und ‚grosser Fortschritt sei, dass wir jetzt die materielle Coneurrenz der Samenbestandtheile mit den Dotterelementen kennen, dennoch nur ver- ens darin der Beweis eines gewöhnlichen chemischen Processes cht werden könne, und dass er die Idee, der Spermatozoide sei ch Art der Fermente der Erreger jener Bewegungs- und Mischungs- hänomene, mit welchen die Entwicklung eines neuen Wesens aus er ungeformten Dottermasse beginnt, noch mit Befriedigung festhalte. Ich möchte auf jene Frage antworten, dass wir einerseits durch den Fortschritt der Beobachtungen erst recht eigentlich dahin, auf den ndpunkt gelangt sind, von wo aus Bischoff diese Frage gestellt hat, ind dass wir anderseits doch auch zugleich um einen guten Theil ‚weiter vorgedrungen sind. Die materielle Concurrenz der Samen- sstandtheile mit dem Ei, als Ganzes, konnte noch nicht ein voll- ger, thatsächlicher Beleg für die Interpretation des nur den Dotier eireffenden Befruchtungsvorganges, als einer Contactwirkung, sein; ange der Nachweis der materiellen Concurrenz der Samenbestand- ) A: a. ©, pag. 1008. #) Artikel «Zeugung», Handwörterbuch der Physiologie. Bd. IV, pag. 961. ?) Bestätigung u. 8, w., pag. 10. 17% 260 theile mit dem Dotter. ‚fehlte, so lange musste auch die Bischoff’se sche Vorstellungsweise im ‚Grunde die Schranke der Doiterhaut oder der den Dotter umgebenden Hüllen dureh, etwas Geheimnissvolles „üb er- schreiten, um ‚die, irküng der. ‚Samenelemente ‚auf den, Dotter 'ver- ständlich. zu „machen, und es war vergeblich, sich. "dieses durch | Er- weiterung les physiologischen Begrilles «Ein zu, ‚verbergen, un zu verhehlen zu suchen. „Jetzt; sind die, ‚Samenelemente ‚innerhalb, der Dotterhaut, „Sie, s Sind in unmittelbaren, Contact mit, dem befruchtungs- fähigen Dotter,, sie sind in chemischer, Umwandlung begriffen, ‚deren Gegenwart, sowohl die "beweglichen, Spermatozoiden,, als die starren Samenkörperchen (vergl. oben) "aufs Deutlichste beweisen: ‚nun scheint es, als könne mit dem unbestritensten Recht die ‚Contactwirkung ‚it ‚im Ei Platz „greifen, und als ‚eine vollgültige Erklärung, so weit wir solche überhaupt zu geben vermögen, ‚für die nun im Ei beginnenden. ‚Ent- w icklungsphänomene, gelten. Aber nun die ‚Spermatozoiden im Ei sind, nun bleiben sie auch darin, und. damit sind wir zugleich weiter in unserer Erkenntniss, wir Können und ‚dürfen ‚nicht bei ‚der Contact- wirkung stehen bleiben. N Die Samenelernente zeigen "nicht etwa eine chemische Affinität zu den Dotterelementen, es entsteht nicht, wie bei den gewöhnlichen che- mischen Processen, eine Vereinigung beider mit einem Schlage zu einem ganz neuen Körper, und deshalb ist der Befruchtungsvorgang nicht den gewöhnlichen chemischen Processen anzureihen, Die Samen- elemente gehen aber auch nicht unabhängig vom Dotter, für ‚sich in ihrer Umwandlung fort; die im Dotter durch die chemischen‘ Bewe- gungen der Samenelemente allerdings ein, Mal "angeregten Bewegungen laufen auch nicht isolirt für sich ab, sondern während der Verände- rungen in beiden Theilen nähern sich diese gleichsam. einander und verschmelzen zuletzt, und de, shalb ist, der Befruchtun vorgang "ebenso wenig unmittelbar den Conlaclwirkungen ‚anzureihen. eos bleibt ‚übrig, wird man fragen, wenn sich der Befruchtungsact weder. der einen noch, der andern Classe von als bekannt geltenden chemischen Pro- cessen anreihen lässt, wenn derselbe also wieder aus der Keihe der Erscheinungen heranalrile, die wir für erklärt halten, wenn, sie sich anderen für erklärt geltenden Erscheinungen anpeihen lassen 1). Ist das Wesen der Befruchtung jetzt desshalb” unserer Erkenutniss mehr entzogen, als zuvor; ist der Vorgang, mehr als zuvor, mit dem Schleier des Gehdiunnalgen verdeckt? Ich glaubte nicht. Es ist gewiss kein Rück- schritt, wenn die Beobachtungen zeigen, dass urckk! Vorgang als ein ganz besonderer eigenthümlicher distähr. der nicht einem einfachen chemischen Process, nicht einer einfachen Contactwirkung sogleich an ') Vergl. Bischoff, Entwicklungsgeschichte des Meerschweinchens, pag. 15. 261 die Seite gestellt werden kann, der Spuren von der Gegenwart sowohl des. einen, als der anderen ‚zeigt, der aber doch selbst keines von be en ish, "sondern ein Vorgang, sui ‚generis, Wir suchen die Erschei- gen des Vorganges zu analysiren: erklärt, in ein kurzes Wort, in Begriff zusammengefasst i ist derselbe‘ freilich nicht, und es wird niemals. erkläft' werden, wie es s möglich ist, dass einige Samenelemente, en chemische Adälyse'! in “ihnen keineswegs eine ganz. besondere uintessenz ‚des männlichen Organismus” Hachzuwyeisen ‘vermag, die Trägeı r der. Eigenschaften des Handek, das Ei, ebenso 'indifferent in \ ber uns "nugänglichen. Beschaffenheit, der Träger. der Eigenschaften es s Weibes sind, wie es möglich ie dass erstere, beschränkt auf Eier ihrer Art, in’ dem Dotter jene Veränderungen anregen können, sich nach Er Auflösung ‚vermischen mit dem aus dem Weiblichen sus. stammenden Dotter, "und nun "beide Theile ‚zusammen, als ues, als ein embryonaler Dotter, wie Nelson es genannt hat, . | zum Embryo entwickeln. Aber fortgeschritten in unserer Er- antniss sind wir trotzdem, weil wir die Zahl der wahrnehmbaren Ers cheinungen des Vorganges vermehrt "haben, weil jene beiden oben rien Einwürfe gegen eine auf die ri bekannten Erscheinun- sich ‚stülzende Interpretation des Vorganges damit erledigt sind, - rseits wir uns jetzt denken können, dass Samenelemente nach Fermentkörper in dem Dotter Bewegungen anregen können, Ichem sie, in Umwandlung begriffen, in unmittelbaren Contact en; und dass anderseits durch die Kenntniss der materiellen eiligung der Bestandtheile des Samens an Dem, was sich zum Em- ent ckelt, eine den Ansprüchen, ‚wie wir sie machen dürfen und ‚nen wir berechtigt sind, genügende Erklärung gegeben ist für das m, dass das Endresultat der Befruchtung, der Embryo sich nicht nur 2 beiden Eltern. ‚abstammend, sondern auch als mehr oder weniger schen ‚den Eigenschaften beider die Mitte haltend, manifestirt. Was ı nun endlich die ersten. ‚sichtbaren Veränderungen des Dotters y ‚der Befruchtung. betrifft, : so kann ich nicht unterlassen, darauf Eripe zu machen, welche ‚grosse Uebereinstimmung in dieser ung das “Säugethierei nach den Untersuchungen Bischoff’s und Ei DE oben’ aufgerührten Nematoden 7 zeigen. Ich meine nicht den rchung sprocess, denn dessen Anfang ist nicht die erste wahrnehm- > ‚Veräi nderung, obwohl derselbe gewöhnlich als solche bezeichnet „Bei der Darstellung, der Entwicklungsgeschichte wer. Rene, d ich a verschiedenen Stellen hervorgehoben *), dass in den frühesten ı) Vergl. beispielsweise : Entwicklungsgeschichte des Kaninchens, pag. 53, Taf. II, Fig. 17, 48, 49, 20. ' Entwicklungsgeschichte des Hundeeies, pag. 57, 262 Eiern nach der Befruchtung der Dotier das Lumen der Zona nicht mehr ganz ausfüllt, dass eine Condensation des Dotters eintritt, indem sich eine helle Flussigkeit zwischen ihm und der Zona ansammelt, in welcher er frei, ohne von einer Membran umhüllt zu sem, schwimmt, in welcher sich dann bekanntermassen auch häufig jene sogenannten Richtungskugeln finden. Ein Keimbläschen bemerkte Bischoff um diese Zeit niemals mehr. Während dieser Verdichtung erlangt der Dotter gleichzeitig ein mehr homogenes, nur fein granulirtes, durchscheinen- des Ansehen, wie man es auch noch an den in den ersten Stadien der Furchung begriffenen Kanincheneiern sieht. Später liegt die Keim- blase wiederum dicht der Zona an. Ganz denselben Vorgang, welchen auch, wie oben angegeben, Nelson beobachtete, habe ich oben von den Eiern einiger Ascariden beschrieben, bei denen sich die allmähliche Umwandlung durch alle Stadien sehr gut verfolgen lässt. Zeuckart !) schreibt es der Auflösung des Keimbläschens zu, dass der Dotter da- durch in eine gleichlörmige Masse verwandelt wird; da indessen das Verschwinden des Keimbläschens sich keineswegs als ein so bestimm- ter Termin ausgewiesen 'hat?), da man höchstens sagen kann, dass das Keimbläschen um die Zeit der Reife des: Doiters verschwindet, und da anderseits nach meinen Beobachtungen jene Vorgänge im Dotter genau 'datiren von der’ Zeit der Verschmelzung des Dotters 'mit den aufgelösten Samenkörperchen, dem die Beobachtungen Bischoff's bei Säugethiereiern insofern nicht wiedersprechen, als weit mehr Sperma- tozoiden in das Ei einzudringen scheinen, als in den schon vorge- sehrittenen Entwicklungsstadien von Bischoff und mir innerhalb der Zona beobachtet wurden, wovon sogleich, so scheint es mir sehr nahe zu liegen, in jenen Veränderungen schon die ersten Spuren der durch die Befruchtung angeregten Vorgänge zu sehen. ? Als ein angesichts der übrigen Beobachtungen auffallender Umstand ıst nämlich noch der hervorzuheben, dass im Kaninchenei sich noch so spät, wenn das Ei schon im Uterus ist, wenn schon aus den Furchungs- kugeln die Zellen der Keimblase gebildet sind, wohl erhaltene Sper- matozoiden finden. Dies kann nur zu neuen Üntersnchungan möglichst junger Eier, die eben befruchtet sind, anregen, um zu sehen, ob nicht ° vielleicht jene von Barry, Bischoff und mir beobachteten Spermato- zoiden nur noch unverbräuchte Ueberreste einer grössern Zahl von Spermatozoiden sind, ob nicht ein Theil der ins Ei eindringenden schon {rüher Verwandlungen und der Auflösung anheimfällt, und, währen \ Taf. I, Fig. 10, 11. Entwicklungsgeschichte des Meerschweinchens, pag. 48, Taf. I, Fig. k, b. ') Artikel: Zeugung, pag. 922. & *) Ibidem, pag. 921. j 263 ; ‚dieser Process vielleicht nicht bei’allen gleichen Schritt hält, jene beob- achteten nur die Nachzügler sind. Diese Vermuthung findet, abgesehen v ‚der Vergleichung mit anderen Beobachtungen, darin eine Stütze, Ba die Zahl von Spermatozoiden, welche Bischoff früher an jüngeren Eiern gesehen und ‚abgebildet hat, ‚eine bei weitem grössere gewesen ı sein scheint, ‚als die von mir in jenen vier Eiern aus dem Uterus gesehene. Ich fand an diesen auch, wie gesagt, kein einziges Sper- tozoid mehr in der Kiweisböhicht! nur eines unmittelbar auf der während Bischoff früher hewegungslose in der Eiweissschicht rer Eier gesehen hat, so wie ich auch in den beiden Eiern aus Eileiter Spermatozpiden in der Eiweissschicht gesehen habe, von lenen man nicht anders annehmen kann, als dass sie dort, ohne ihren Zweck erreicht zu haben, der Auflösung anheimfallen. N ih: Br Göttingen, den 25. Mai 185L. fe Nachschrit t. Da ich nach Beendigung des Druckes dieser Blätter enheit hatte, einige weitere Beobachtungen, den Befruchtungs- ang betreffend, zu machen, und zwar in der Classe der Insecten, so werde ich dieselben baldmöglichst als eine Fortsetzung des vor- »henden Aufsatzes zur Kenntniss bringen. Erklärung der Abbildungen. Tafel VI. 4 1. Entwicklungsstadien der Entwicklungszellen der Samenkörperchen von Ascaris mysiax. a Reife Keimzelle; b reife Keimzelle, deren Inhalt beginnt, sich von der Zellmembran zurückzuziehen, und strahligen Bau bekommt; cc beginnender Theilungsprocess der Kernmasse; dd Keim- zellen mit wandständigen Tochterkernen, die ein helles Centrum und strahligen Bau zeigen; e eben solche mit acht Tochterkernen; f Ab- _ schnürung der Tochterzellen durch Theilung der Keimzelle; g Ent- wicklungszellen der Samenkörperchen (Tochterzellen der Keimzellen) mit einem Kernkörperchen im Centrum des Kerns. Entwicklungsstadien der Samenkörperchen von Ascaris mystax. a Entwickluugszellen, deren Kern blasser wird und den strahligen Bau verliert; 5 Verdichtung eines Theiles des Kerns, der der Zellenwand anliegt; c fast reife Samenkörperchen in ihren Entwicklungszellen, tassen- oder glockenförmig; d reife Samenkörperchen von lang- gestreckter Gestalt in ihren Entwicklungszellen; e durch Bersten der Entwicklungszelle frei gewordene reife Samenkörperchen; erstere über- Fig. 7. Fig... 9. Fig. ‚40, Fig. 41. 264 kleidet dieselben noch theilweise; Gestalt kürzer und dicker; f eben solche von mehr langgestreckter Gestalt. ? Samenkörperchen von Ascaris megalocephala. a Noch in der Entwicklung begriffen; b reife Samenkörperchen; c solche in der Fett- mefamorphose begriffen. Reife Samenkörperchen von Strongylus armatus. Fast reife Eier von Ascaris mystax aus dem Dotterstock; sie hän- gen noch mit ihrer Keimzelle zusammen. Reife Eier iinder Befruchtung begriffen vonA seAris mystax, aus dem Eiweissschlauch; zwischen ihnen theils in der Entwicklung begriffene, theils reife, theils in der Fettmetamorphose begriffene Samenkörperchen. a Eier, in deren Mikropyle ein Samenkörperchen haftet; b eben sol- ches, in et ÄeR din Satlenkötpelchereingedrungen ist; c eben solches, in welchen schon einige Samenkörperchen in der Fettmetamor- phose begriffen sind; d Samenkörperchen, noch die ursprüngliche Ge- stalt besitzend, aber schön werwandeltiin Fett; e weiter fortgeschrittene Metamorphose. Befruchtete Eier von Ascaris myStax und A. megalocephala. a Die Mikropyle durch die ersten Spuren des Chorions geschlossen. Samen- "körperchen in 'Fetimetamorphose; b’'das’'Chorion "weiter ausgebildet. Erste Veränderungen ‘des Dotters, nach Verschmelzung mit den Samen- ‚, elementen; .c-Eier,,.die sich,;zur, Furchung, | anschicken. ‚..Das, Chorion ist fertig gebildet. Der Dotter hat sich verdichtet ‘und. ist nahezu ‚homogen geworden. Helles Centrum, von wo aus die Furchung be- "ginnen wird. | t BEN Junge Eier von Strongylns' armatus aus dem mitllern Theile'des Dotterstocks, 'an'ihrer Rhaphe' sitzend: Befruchtete Dotter des Lumbrieus agrieola aus eben ‚gelegten Eier- kapseln.; a. Die scheibenförmigen Dotter, von, der Fläche 'gesehen; 5 ein Dotter von ‚der Seite gesehen, — Die eingehohrten Spermatozoen ragen allseitig hervor, x = Ar milde 147, ,merT Hola ah Koss Tafel VII. Ein Kaninchenei aus dem Uterus, ‚mit Spermatozoen innerhalb, der Zona, a Eiweissschicht; 6 Zona pellucida; c ein noch nicht nicht zur Bildung der Zellen der Keimblase verwendeter Haufen von Furchungskugeln; d Spermatozoen zwischen Zona und Keimblase; d’ Spermatozoen im Innern der Keimblase; e ein Spermatozoon ‚dicht auf der Zena. | Ein Kaninchenei aus dem Uterus; etwas früheres ‚Eutwicklungsstadium als in Fig, 40 a, db, c,.d, wie.in Fig. 40; m Oeffnung ‘in der Zena, von etwas verdickten glatten Rändern der Zona begränzt, . Der Dotter ragt, scharf begränzt, uhrglasförmig in die Oeffnung hinein. kat * W]TSASID LOUr TISIUAr Asia) elswilsıtl 100 1adigagyıı » \ dan KITUAIRZ TH TEN $ sutaımin eutvaaoıte Tov nlardAnsmEr ei ie ;Aaotershiol minb aus Trievm ein ‚nahmen oll9smisH or En ee ( «Brunftfeige» der. Gemse. 2iäu x a zanldyivriot 1: + nsudi a PRFARYT 294 szodg1 Or Nam ob ni elian ne “inf! madsrarm rboge ‚Dr. Kheannn Fir in ob at osılanoynddnmnsf grins ılaa nun: u 9b 0700, aMII2410J 1010 v:bmie asligası Hulneogtol 1atiova.n ae «Hierzu Tafel Yun. > ulaomeA snlir mnsisew m „281 | am .A bau zei: "» N EEE er „Ich. gedachte ‚vor Kurzem 1) eines drüsigen Gebildes, welches durch die: specielle,Beziehung zur Geschlechtssphäre:in: den Familien der Säu- zer noch manche Aualagieti darbietet: Bio Misere berührt meine enwärtige. Erzählung. "Der widerliche,, theer- oder bocksartige Geruch Ada Gemsen zur her, .Brunft (Anfangs, November) . ist, von. den Gebirgsschützen st gekannt. Sie schreiben..ihn. einer. feitigen, klebrigen, gelb- nen Schmiere zu, welche aus den beiden angeschwollenen, hinter en «Krickeln» gelegenen Hautfalten kommen soll, und entfernen diese en der raschen Vertheilyng des penetranten Riechstofles sogleich der Erlegung der Thiere, um das schmackhafte Fleisch dadurch der Gourmandise zu erhalten. ‚Auch die Kenntniss dieser Oefinungen in der «Decke» am Kopfe ist uralt. Schon die Pythagoräer Alkmaeon ?) (600 a. Chr.) und "Empedocles (500'.'Chr.), ferner Archelaus ?), Aelia- 5 Sophista | Be dass ‚die Ziegen uhr mit den ‚Ohren, nicht den ı? I hm RN Diese "Zeitschr. Ba. vs 85. Bra nie erldenigf ) Aristoteles, Hist. animal. Lib. II, ‘cap. 1. auk ans Amin Terent! Varrb, De te rustica. Lib. II, u 3. — Plintus dh Hist. nat. "Lib. vor, ‚seet. 76. 4) Tiegl koav » ubrnzos. Lib. I, cap. 3. ®) Mit diesem Namen bezeichneten die Alten verschiedene Species der Cavi- cornien; sie kannten ohne Zweifel die zabmen und wilden Ziegen, die Gemsen und Steinböcke, "gaben ihnen aber keine charakteristischen, für uns erkennbaren Unterscheidungsmerkmale. So sagt Plinius (Hist. nat. Lib. VIII, cap. 53, sect, 79): «Caprae in plurimas similitudines transfigu- rantur. Sunt capreae, sunt rupicaprae, sunt ibices etc.» und die Worte Scäliger's (Exercitat, 207, p. 665): «Maxima priscorum negligentia. Dum 266 Nasenlöchern athmen («auribus, non naribus spirare»). Genauer und bestimmter schildert jene zuerst Oppianus }): » Alydygoız ÖE rs Forı dl adrüv aulös Hödvrav » Aemralins nvoins negdov uecov, Evdev Emeıra »Aörmv eis »gadinv, nal nvsvuovas eÜhdg Indveı. »El d£ rıs alydygov ungov nEousıw egıy&vor, »Zwijs 2EEnlsıoev Odoüg, wong re Ö1avAovg.» Diese Deutung als Respirationsorgan erhielt sich lange, sowohl in den damaligen zoologischen Anschauungen, als in der praktischen Jägerei. In letzterer ist vor noch nicht so gar geraumer Zeit erst der Wahn gefallen, dass der Pfiff der flüchtigen Gemse von diesen Luftlöchern herrühre. Und selbst Peyer?), wie Harder ®) ergehen sich im Auf- suchen nach Gründen, warum es eines doppelten Athemweges, der «Ohren» und Nasenlöcher, bedürfe. Letztern lässt sogar der uner- schütterliche Autoritätsglaube an seine Vorgänger, gegenüber seinen eigenen richtigen Untersuchungen, die Zweifel nicht überwinden. Spä- tere Beobachter erkannten allerdings, dass eine Communication dieser Oeffnungen mit den Lungen nicht existire, suchten aber den weiteren anatomischen Verhältnissen nicht nach: deshalb existirt auch noch in den heutigen zoologischen Handbüchern eine ungenaue, zum Theil falsche ‘Beschreibung davon. Pallas *) ‚stellt sie. den Thränengruben der Hirsche und Antilopen an die Seite; Cuvier ?) hält sie geradeswegs rerum naturas profitentur, elenchis nominum tantum coacervalis, nobis plus inquirendum, quam si nihil prodidissent, reliquerunt» sind bei der noch heute bestehenden Namensverwirrung vollkommen anwendbar. Man vergleiche überdies: Oppianus, Kvvny. Lib: II. Edit. Paris, p. 16.— Varro, l.c. — Gesner, Hist. quadruped., p. 292. — Buffon, Bist. natur. Paris 1765, Tom. IV, p. 179. — Perrault, Descr. anat. d'un. chamois, in Mem. pour servir A l’'hist. natur. des animeaux. Part. I. Amst. et Leipz. 1783, p. 154. — Da aber die von Oppian beschriebenen Oeffnungen bis jetzt nur bei den Gemsen, als welche dessen «fyaygo: und des Plinius rupicaprae höchst wahrscheinlich gelten, bekannt sind, so möge die Angabe obiger Citate ihre Rechtfertigung finden. Bezüglich der eben erwähnten Identität siehe auch noch: Aldrovandus (De quadrup. bisule. Lib. I, cap. 2), Gesner (De quadruped. Lib. I), Perrault (l. c. pag. 45%), Harder (Appendix der Misc. Acad. Nat, Cur. Decur. II, Ann. I, P. 2). ‚ 1) Kvvnyerind. Lib. ll, Vers. 339. 2) Miscell. Acad. Natur. Curios. Decur, II, Ann. I, 1683, p. 206. 3) Ibidem. Appendix, p. 7. ») Miscellanea zoologica, quibus novae imprimis atque obscurae animalium species deseribuntur, etc. Hag, Com. 4766. 4. p. 5. — Dessen Spicilegia zoologiea. Berol. 4767, p. 7. ®) Histoire nat. des mammiferes par MM. Geoffroy St. Hilaire et Fred. Cuvier. Art. du Chamois. 267 für ein rudimentäres Organ, dessen weitere Entwicklung vielleicht bei verwandten Arten sich finden liesse. Erst Gend*) gibt eine natur- getreuere Schilderung der äussern Form, irrt aber in der Angabe eines - besondern Secretionsapparates. Meine sogleich nach der jedesmaligen Jagd angestellten Unter- suchungen zeigen Folgendes. Unmittelbar hinter den Krickeln und 1,5—2” von den äusseren Ohren entfernt, hat die Haut der Gemse zwei seichte, schmale, aus- ‚gebuchtete Vertiefungen oder Furchen. Sie liegen jederseits von Innen - quer nach Aussen und sind von den langen, brüchigen Deckhaaren so versteckt, dass sie nur nach dem Zurückstreifen dieser erkennbar ‘werden: darin ist der Grund zu finden, 'warum sie manchen Jägern und Naturforschern, wie Perrault, Buffon und selbst dem gründlichen Daubenton unbekannt blieben. Anders gestalten sich die Verhältnisse zur Brunfizeit. Die Ränder jeder dieser beiden Furchen, d. h. die Hautfalten, schwellen bedeutend an, treten als pralle Wülste (von Gene mit einer Nuss verglichen, p. 200) aus den Haaren hervor und rücken 'sich gegenseitig näher — Brunftfeige, Brunftballen, Brunftknopf der Jäger —. Die zwischen ibnen befindlichen Einschnitte oder Vertiefun- gen erhalten dadurch die Gestalt zweier, an und in einander liegender Hälften eines römischen S, von welchen die hinten gelegenen in blinde, ‚schlauchartige Einstülpungen sich ausziehen, die vorderen mehr oder _ weniger oberflächlich bleiben, oft auch ganz fehlen, so dass nur eine ji ‚ovale oder spiralförmige Fälte um einen gleichfalls vorgetriebenen Haut- heil mit dem nach hinten gelegenen Eingange in die Einstülpung zu sehen ist (Fig. 1), Diese abwechselnden Erhebungen und 'Senkungen - der Hautoberlläche geben den Bildungen eine annähernde Aehnlichkeit mit der inwendigen Fläche des äussern Ohres und mögen vielleicht die Alten bewogen haben, hier von Ohren zu reden. Die Grössenverhältnisse betragen als Mittel mehrer Messungen für die Weite des Einganges in beide Oeffnungen 40—44”, für ihre # Entfernung von einander nach vorn 4—4,5”, nach hinten A5— 18”, für die Tiefe der Einstülpung 6—9”. Die äussere Haut ist mit we- Digen, zarten, weit aus einander stehenden, kurzen Härchen besetzt: daher das köruige Ansehen ihrer Oberfläche; sie ist verschieden ge- & färbt: vom Grauröthlichen (besonders im Grunde der Einstülpung) bis # ins Dunkelbraune, Schwärzliche (an den freien Wülsten) je nach der "Quantität des darunter abgelagerten Farbestoffes, und von einer öligen, zähen, übelriechenden Schmiere durchtränkt. Ob letztere zu einem ’ H ) Memoire della Reale Accademia delle scienze di Torino. Tom. XXXVI, i / 183%, p. 1095. Auszug von Ad. Wagner, in den Münchner gelehrt. Anzeigen. 1 1836, Nr. 19, Müller’s Avchiy. 4836, p. 146, 268 wirklich abfliessenden Secrete wird, wie die Jäger ?) versichern, weiss ich’ aus eigener Erfährung nicht; bh jedenfalls ist die Angabe Oken’ s2), welcher jede Ausscheidung leugnet, irrig. Besondere Austubrüngsgänge sind nirgends zu beobachten. Betrachtet man nach zurückgeschlagener Kopfhaut ihre der Brünft- feige genatı entsprechende untere Fläche, so erkennt man zwei grau- rothe, 'öväle, dieht an einander kei, 11— 14” breite, 12— 15" lange, '2—%, Pi dicke, ' drüsenförmige Körper! welche von einer Binde- gewebskapsel eingeschlossen werden und in besonderen Gruben ‚der Scheitelbeine liegen. Bei näherer Untersuchung ergibl sich, dass sie nichts anderes sind, als die nach Innen zu beiden Seiten eingestulpte, in ihrem Grunde am stärksten angeschwollene, äussere Haut, welche vom’Unterhautzellgewebe in ihrer Lage nach hinten und aussen erhalten und an"die innere Oberfliiche der übrigen Decke befestigt wird. Deut- licher erscheint das angegebene Verhältniss, besonders die Einstülpung, nach einem Durchschnitte der betreffenden Theile, wie ihn Fig. 2 darstellt. Die Oberfläche dieser beiden in ihrem Grunde durchschnitienen Häuteinstülpungen, welche nach Gene ®) eine aus dünnen, vielfach ver- schlungenen, blutüberfüllten Gefässen bestehende Drüse einschliessen sollen, erscheint alsdann grauröthlich bis orangegelb und acinös. Schor dem äussern Ansehen nach besteht sie aus polyedrischen an ein- ander gelagerten, fächerartig gestellten, etwa 1—2” langen, 0,4—1" breiten, 0,8— 4,4" dicken, durch Bindegewebe vereinigten, röthlichen Läppchen, welche in ahreni Innern gelblich-weisse Körperchen in ver- schiedener Anzahl (8—42) und zwischen sich die sparsamen Härchen enthalten (Fig. 2). Bei stark brünftigen Thieren sickert aus der Schnitt- fläche bisweilen Fett in einzelnen Tröpfchen aus. Geht die änge- schwöllene Haut in ihren normalen Durchmesser über, so nehmen die Läppchen allmählich an Grösse ab und verschwinden endlich dem freien Auge. " Unentschieden ist auch noch die Frage, ob diese Löcher beiden Geschlechtern oder 'nur dem Bocke allein eigenthümlich sind. Gene (le. pag: 199) "behauptet das Erstere, die von mir befragten Gems- schützen das Letztere; mir kamen nur Böcke zur Untersuchung; immer- hin hat aber v. Tschudi*) Unrecht, wenn er sie nur den Gaisen zu- schreibt und «muschelförwig in die Hirnschale gehen» lässt. ) Gemminger und Fahrer, Fauna boica. Bd. 1. Artikel. Gemse. 2) Allgem. Naturgeschichte. Bd. VII, Abth. 2, S. 1384. ö ®) L. c. p. 200: «et observees (ces proeminences) A !interieur aan la dissection, on les voil composees d'un amas de vaisseau tres - delies, entre- 'laces en toutes direetions, et gorges de sang.» *) Das Thierleben der Alpenwelt. Leipz. 4853, $. 339, 4. Aufl. nee EN RE EI a N a Mey nie 269 Wie ist nun “der feinere Bau dieser besprochenen Theile beschaffen ? I Ein dünner, mit, dem Doppelmesser ausgeführter Sehnitt, ‚welcher ‚bei festgefrorner Haut besonders gut gelingt, zeigt unter dem Mikroskope Folgendes. | a A ea, blätterige, Verechleden, dicke (0, 006—0 ‚06) Ho rasc hichte a 0,015 —0, 025”, langen, 0,008—0,04” breiten, platt ‚gedrückten, is kernlosen, theils kernhaltigen (0, 003”) polygonalen Epitelialzellen. m Bin ine N) ‚004 —0,04” ‚dicke Sehleimschighte, mit, ‚jungen, kern- halti gen, runden Zellen (0, 006”) ) und in ihren. untersten. Lagen, mit $ iin, un nden , länglichen, Kernen 0,003”), ‚denen ‚diffuses,, wie, kör- ni es, | bräunlich - schwarzes Pigment „beigemischt . ist; ‚in, ‚grösserer Men in ‚den ‚Wülsten , in, geringerer ‚ in. den Yersiglungen, und, Ein- ugen. , ir Die Lederhaut mit ihren Haarbälgen,, der. Verlauf. ihrer en (0, 0901 —0 1,004), und die u der, ‚feinsten. peri- day Amer, und als Inhalt gedrängt an einander «oder haufenweise i sammen iegende, kern - wie fettkörnchenbaltige Zellen. . Besondere efi ss0, ‚Nerven, welche sich auf, ihnen ausbreiten, ‚glatte Muskel fehlen. Aucl die Schweissdrüsen ‚mangeln. | TOREOn En Dies, ist ‚der Bau der Geimsdecke im Allgemeinen. Anders ist er j der | Brunfifeige, Schon an der Uebergangsstelle nimmt; die Grösse 1 Talgdrusen (0,10” lang, 0,05" breit) zu, bis. sie in ihr selbst nge von 4,5”, eine Breite von 0,2” erreichen. Mit dieser Vo- lu mensvermehrung | ändert sich, auch ‚die Form: ‚die einfach schlauch- arlige wird zur zusammengesetzten traubenförmigen. Jede ‚einzelne drüse besteht alsdaun aus einer Anzahl 0,1 — 0,45” grosser, polygo- or en Ken nik sparsam, eingestreuten, Rn Zr ‚naler "Läppchen, welche in ihrem Innern See in. mehrere kleinere bi heilungen von 0,02—0, 05" ‚zerlallen, Ihre Hülle ist dicker (0,004 0,0045”) geworden, die in ihr befindlichen 0,005” langen, 0,004” eiten, zugespitzten Bindegewebskörperchen haben sich bedeutend ormehrt. Der Inhalt besteht aus einem Blasteme, welches erst durch ein körniges Gerinnen nach Zusatz von Essigäärd erkennbar wird, aus Zellen. Die an der Peripherie der Läppchen liegenden sind änglich (0,015 — 0,02”), spindelförmig, plattgedrückt, mit deutlichen iernen (0,004), hellem, feinkörnigem Inhalte und nehmen in ihrer ichtenförmigen, fast circulären Lage etwa den vierten Theil der- elben ein. Die in der Mitte vorkommenden Zellen sind rundlich 270 kleiner (0,008—0,009'), polygonal, mit glänzenden Fetttröpfehen an- gefüllt, wodurch gewöhnlich der Kern (0,002) verdeckt wird. Neben dieser periodischen Drüsenentwicklung geht auch die vermehrte Ab- sonderung ihres Secretes, welchem der penetrante Riechstoff' inhärirt, in der Art einher, dass es nach dem Bersten der Zellen innerhalb verschieden grosser Löcher mit angefressenen zackigen Rändern, welche im Centrum der Läppchen einbrechen, tropfenweise sich ansammelt. Dadurch erscheinen diese zerflossenen Zellenmassen bei durchfallendem Lichte vollkommen schwarz und entsprechen den schon erwähnten gelblichen Körperchen auf den roihen Läppchen der durchschnittenen Drüsenfläche (Fig. 2). Wie die Drüsen nehmen auch die Ausführungs- gänge an Grösse (0,091 —0,03” breit, 0,£—0,5” lang) und Menge proportional zu. Sie treten mit geschlängeltem Verlaufe von den ein- zelnen Läppchen gegen die Haarbälge zusammen und vereinigen sich unter spitzigen Winkeln beiderseits zu einem oder zwei Haupt- ausführungsgängen, welche ohngefähr in deren Hälfte bis erstem Drittel neben oder hinter einander einmünden. Auch sie strotizen theils von runden, prallen, mit Fettkörnchen angefüllten Zellen, theils von freiem Fette; ja letzteres dringt oft in verschiedener Ablagerung bis in die Haarbälge zwischen Haarschaft und seine Scheiden vor. _ Aeusserlich werden diese veränderten Talgdrüsen von 0,003 — 0,05" dicken Faserzügen des Bindegewebes in circulärer wie durchkreuzen- der Richtung aufs innigste umsponnen; deshalb hält es schwer, ihre eigentlichen Hüllen herauszufinden, zumal ihre Bindegewebskörperchen mit denjenigen des hier stellenweise vorkommenden embryonalen Binde- gewebes zusammenfallen. Zur Zeit der höchsten Turgescenz drängen die einzelnen Läppchen, durch die Raumverhältnisse genöthigt, das Gewebe der Lederhaut so aus einander, dass sie nach oben bis unter das Malpigh”sche Netz, nach unten bis ins Unterhautbinde- gewebe reichen und die einzelnen Haarbälge auf allen Seiten von diesen schwellenden Fettdepots eingehüllt sind. Die gleichfalls ver- grösserten Gefässe (0,009—0,03”) bilden besonders um den Grund der Haarbälge starke Netze, von welchen ansehnliche Capillaren inner- halb der Bindegewebsbündel in die Zwischenräume der Drüsenlappen gesendet werden. Denselben Weg schlagen auch die zahlreichen Ner- ven ein. Nicht selten trifft man im Innern der Drüsen eingekapselte, in der Dotterfurchung begriffene, 0,02— 0,03" grosse Eier von Para- siten (Milben?) an. Ob endlich diese lebhafte Zellenproduction in den Läppchen, welche diese enorme Anschwellung der genannten Theile bedingt, auf dem Wege der Zellenbildung um freie Kerne oder durch endogene Zellenbildung um Inhaltsportionen vor sich gehe, wurde mir nicht klar: doch gilt mir der erste Bildungstypus wegen der grossen Anzahl von freien Kernen, welche sich durch ihre stets runde Gestalt 2ariı n den länglichen Körperchen der Bindegewebshülle hinlänglich unter- iden, als der wahrscheinlichere. |! München, den 24. December 1853. Erklärung der Abbildungen. Die Brnufiteige in natürlicher Grösse, a Der von den Hagren bedeckte, 'b von ihnen befreite Theil; c Durehschnitte der Kriekeln. Durchschnitt der Hautwülste, um ihre vergrösserten Talgdrüsen mit den dazwischen liegenden Haaren und die Einstülpungen der Haut zu zeigen; ebenfalls in natürlicher Grösse. Die mit Fetikörnchen gefüllten Zeilen der Sea eRlänpehen; 320 Mal vergrössert. yr TEEN) a, re daaaıl Jean dla abıne allsinabst Inne Tale nälssanf ah Salsa Hafıan Hanarladn 138 3 i3. Naht Isıish ERIHEIR RraRITAR ET RSEH MN I sans lala ı sis ir im Fall i i eisen AUF Ta Th ae \ win Harn ‚HEUSBEE nalluH sw i j nohnsssilas Hlaib hau Aadlshimm ng alten Ban salaipagale tat ai Beobachtungen über, das Kindringen der Samonelemente, in’ den Dotker ih in ip An ei En Hi, ’ si) Dale Allarlist TER { unuhns FF Nena ml Il ba tyahlid SAabldlyah | Ina nomond znb Ah a hist afaad ja danpuni: Halfsulsere daylisa Fulıla ui Dr. Georg Pe, i nr ab. em TLEI REL ERST NER | sasıladtardig Bl MIR TAIOU DR, 1. >12 Re ee tsilal za; INzEHT ‚# ade Arlauları ala Ar Am Schluss der Mittheilung. einer ersten Reihe von Beobachtungen a) über. das Eindringen; ‚den. Samenelemente ‚in ‚den Dotter zum, Zweck der Befruchtung‘ des, Eies iglaubte. ich die Ueherzengung, aussprechen zu dürfen „dass ‚wohl ohne Zweifel ‚dieser, Befruchtungsvorgang, sich. ‚als. in der. ganzen Thierwelt in seinen Hauptzügen, gleich herausstellen. werde. Die ;dringende; Nothwendigkeit, ‚dieses an Repräsentanten „wenigstens aller‘ Ahtheilungen des. Thierreiches durch Beobachtung, nachzuweisen, ist natürlich. durch. eine ;solghe,;wohl, schon, durch wenige, ‚wenn, nicht eine einzige Beobachtung ‚gerechifertigte; Veberzeugung kehaamege aus- h geschlossen und.beseitigt, zumal da, es ja auch auf ‚das ‚Wie, in jedem einzelnen Falle, ankommt... Ich.bin, jetzt, in Stande,, einige. weitere, Be- weise: beizubringen, welche die, Inseeten ‚und ein ‚den. Crusta- ceensangehöriges, Thier ‚betreffen. FR ” ‘Um ‚das Ergebniss ‚der bier folgenden. Renflachjungen ‚sogleich ‚höre im Voraus zusammenzufassen, ‚so ist es, dies, dass,|so ‚weit, ein allge- meiner«Schluss aus dem, was für die wenigen unlen ‚angeführten Re- präsentanten. gilt, erlaubt ist, ‚bei den Insecten ‚die Spermatozoiden a y dem: Receptaeulum 'seminis, in die, ‚durch, die Vagina herabrückenden # Bier :bis\in den! Dotter ‚eindringen, wohei ‚ihnen, eine, ‚in ‚len, Hüllen 3 des ‚Eiesy- sowohl; im Ghorion, ‚als in. der Dotterhaut, an bes immter } Stelle befindliche Oeffnung als Durchgang Jient. Ein auf a Crusta- | ceen:ausgedehnter ‚Schluss. ‚von en gen , Gammarus pulex ist u !) Diese Zeitschrift Bd. VI, pag. 208. 275 wohl jedenfalls noch nicht erlaubt; dieser aber verhält sich im Allge- meinen analog den Insecten. — Wie der Zufall die Gattungen und Species darbot, wurden sie zu den Untersuchungen verwendet. Musca vomitoria. Das gelegte allgemein bekannte Ei der - Schmeissfliege stellt einen langgestreckten, etwa linienlangen ellipsoi- dischen Körper vor von milchweisser Farbe. Der Dotter ist von ‚zwei Hüllen umgeben, einer innern Dotterhaut und einer äussern, jener unmittelbar und dicht anliegenden, dem Chorion. Die Dotterhaut (Fig. A a) ist structurlos und farblos. Das Chorion zeigt eine sehr zierliche Zeichnung, "durch welche es in’ Kleine ‘sechsseitige‘Felder ab- getheilt wird (Fig. 4 6). Die Furchen zwischen diesen Feldern, welche den verschmolzenen Wandungen von je zwei der Zellen entsprechen, aus denen das Chorion sich im Eierstocke bildet), sind hell; die Felder selbst erscheinen feinpunktirt oder gekörnelt und verleihen da- durch dem Chorion ‘unter dem Mikroskop eine bräunliche Färbung. Die physikalische Beschaffenheit=des-Chorions ist der Art, dass man sein 'Verletztwerden eher ein Zerbrechen, als ein Zerreissen nennen kann; es faltet sich nicht so gern, als die resistentere, weniger zer- reissliche Dotterhaut, die sich nach-dem Zersprengen des Eies in zahl- reiche Falten legt; sucht man beide Hüllen durch Drücken und Schie- ben ‘des Deckgläschens von einander zu 'irennen, so zerbricht das Chorion meist in viele kleihe Scherben, während die Dotterhaut, mehr oder weniger isolirt, als eine vielfach gefaltete Blase zurückbleibt. 0 Die beiden Pole des Eies sind nicht gleich beschaffen; denn wäh- rend der eine, ‘welcher ein etwas dickeres Ende des Eies 'hildet, gleichmässig abgerundet ist,’ zeigt der andere in bald höherem, 'bald geringerem Grade eine Abflachung, die selbst zu einer'seichten Con- eavität werden kann, so dass die Gestalt des Eies an diesem Pole mit der des durch den Luftraum abgeflachten Eiweisses im Hühnerei ver- glichen werden könnte (Fig. 4). Die abgeflachte Stelle hat über "/,;” im Durchmesser. In ihrer Mitte zeigt‘ sich an dem’ von’ der Seite 'ge- sehenen Ei eine deutliche, beträchtlich vorragende Warze ' oder ein Knöpfchen, von etwa Y,,” Durchmesser. Diese Warze'scheint‘'bei der seitlichen Ansicht aus einzelnen dicht neben einander stehenden Buckeln zu bestehen, welche ihr ein rauhes Aussehen und Begränzung geben (Fig. Ad). Das Beschriebene ist an jedem Ei der Musca vomitoria. so- gleich selbst bei schwacher Vergrösserung zu sehen. ' Beobachtet man eine Fliege beim Eierlegen, und nimmt man'das Ei sogleich 'beim Her- Y hlüpfen auf, so zeigt. sich, dass der so eben beschriebene Pol stets derjenige ist, welcher zuletzt die Scheide verlässt, der runde ') Vergl. Stein, vergleichende Anatomie und Physiologie der Insecten. 1, So pag. 55 fl. Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. VI. Bd. 18 > 274 Pol geht, immer voran, ‚und ‚ich werde, im, Folgenden ‚den. entgegen- gesetzten, welcher zuletzt geboren wird, den.oberen.Pol nennen. Nach dem Zerdrücken ‚des Eies- zeigt sich ‚die genauere Beschaflen- heit jenes abgelachten Theiles., Während, wie..bemerkt, das Chorion überall aus durch helle Furchen getrennten, feingekörnelten Feldern. von ziemlich regelinässig. sechsseitiger. Gestalt zusammengesetzt.ist, werden diese Felder nach dem obern Pole zu. kleiner und unregelmässiger. An der verflachten Stelle selbst ‚verliert. ‚sich.ı die Zeichnung ,.bis..auf, eine meist kaum mehr sichtbare‘ Spur, und damit hört auch..die. gekörnelte Beschaffenheit des Chorions auf, so. dass dasselbe hier ‚einen, mehr oder weniger regelmässig runden ‚Hof. von ganz. heller, ‚durchsichtiger Beschaffenheit und von Yo". Durchmesser; bildet (Fig. 2). „Es ist oflen- bar, dass an. dieser Stelle eine innigere Verschmelzung der das. .‚Cho- rion ursprünglich zusammensetzenden Zellen stattgefunden hat,.so' dass eine fast gänz.homogene Platte hergestellt ist, ‚welche auch im.Ver- hältniss zu dem übrigen Theile. der. Haut verdickt ist. .— In’ der. Mitte dieses ‚hellen Hofes tritt fast plötzlich die zellige Zeichnung. wieder: deut- licher.hervor, und es entsteht eine aus:sehr scharf, markirten kleinen ecki- geh. Feldern zusammengesetzte Rosette, die sich über das Niveau .des hellen Hofes ‚erhebt und jene im Profil sichtbare Warze von 9" Durch- messer bildet (Fig. 2). Die Felder sind. bräunlich gefärbt und durch belle; das Licht stark brechende Furchen getrennt, ‚Die mittelsten dieser kleinen eckigen Felder begrenzen eine feine, von einem schmalen hellen Saume \ umgebene Oefloung, die bald mehr rundlich, bald mehr spaltförmig erscheint, und. deren Durchmesser zwischen Yz,0 und Yzo0"' beträgt: Trotz ihrer Kleinheit ist diese Oeffnung theils durch die ‚dunkeie, mar- kirts Umgebung, theils durch den eigenen 'röthlichen ‚Glanz sehr .deut- lich. Beim Zerdrücken des Eies ereignet. .es sich sehr oft,.dass der ganze obere abgeflachte Pol des Chorions sich ringsum, wie ein Deckel; von dem übrigen Theile ablösı, so, dass man die ‚schönsten Flächen- ansichten ‚desselben ‚gar ‚oft. erhält (Fig. 2), Es ist gut, ‚beim Zenspren- gen des Eies einen plötzlichen, Druck am, enigegengesetzten, ‚ untern Pole anzubringen (oder das Ei ‚zu 'zerschneiden), ‚damit das. Ei ‚hier platzt, und nicht, wozu Neigung vorhanden ist, an dem.obern Pole, der sonst leicht zerstört und durch. den ausgeflossenen Dolter ver- deckt wird. j ’ . Die Dotterhaut bleibt beim Zersprengen gewöhnlich innerhalb des Chorions, trennt sich aber ‚von diesem und. ist leicht an. ihren 'zahl- reichen «hellen Falten zu erkennen.. Nur an. dem abgeflachten Pole "haftet sie ‚an dem ‚dort ‚etwas verdiekten Chorion fest, an einer ‚Stelle, die jener mittlern Warze entspricht. Wenn es ‚gelingt, sie von der- selben zu trennen, ohne. dass sie sich zu sehr faltet, ‚wobei .es sehr % auf einen glücklichen Zufall ankommt, so bemerkt man eine vingförmig 275 etwas verdickte Stelle, in ‘deren Mitte eine Deffaung von der Grösse der Oeffnung‘ im Chorien ist. — Diese Beschaffenheit zeigen ia ganz gleicher Weise die reifen, noch im Eierstocke befindlichen Eier, und immer ist der abgeflachte, mit der Oeffnung versehene Pol der obere, - nach den Eierstockröhren gerichtet, .8permatozoiden fand ich innerhalb dieser gelegten Fliegeneier nicht, was später seine Erklärung darin finden wird, dass in ibnen schon - die ersten Spuren der Embryonalentwieklung vorhanden waren. Da ich"aber bereits vorher in dem Dotter anderer frischgelegter Insecten- eier unzweifelhäfi Samenfäden gefunden hatte, so gewann ich nach - diesem Befunde einerseits, ‘und anderseits durch das Vorhandensein einer das"Chorion "und die Dotterhaut' am obern' Pole durchsetzenden B Oeffnung die Ueberzeugung, dass’ die Spermatezoiden beim Durchgang der Eier dureh die Vagina aus dem Receptaculum' seminis in die der Ausmündung des Duetus seminalis zugewendete Mikropyle hinein- - wandern und so in dem Dotter gelangen. "Eine'Beobachtung bestätigte dies vollständig. on Als ieh ‚die Generationsorgane 'einer Musca 'vomitoria’ untersuchte, fand ich\ein' Ei im’obern Theile der Vagina stecken, gerade unterhalb - der Einmündungssielle der mit Spermatozoiden dicht gefüllten Samen- kapseln. Durch sanften Druck liess ich das Ei aus''der Vagina unver- letzt 'hervortreten, ‘und fand nun zu meiner grossen Freude den Be- fruchtungsact aufs Deutlichste und Offenbarste vor mir. ' Das Ei, R welches wiederum so in der Vagina gelegen war, dass der mit der Oellnung versehene Pol der obere, der der Einmündung des Recepta- eulum "seminis zunächst gelegene war, war ausserhalb des Chorions ‚yon einer '%,,”' dicken, ganz hellen, durchsichtigen Schicht einer zähen, glashautartigen Substanz umgeben. Diese bildete über dem abge- flachten Pole und ‘über der Warze daselbst einen rundlichen Hügel von grösserer Dicke, als an dem übrigen Ei (Fig. 4 c). Aus der Oefi- nung! nun in der Mitte der Warze ragten 10 oder 44 Spermatozoiden ‚theils kürzer, theils länger nach allen Seiten hervor. Jedes der- selben hatte die eben erwähnte helle‘ Schicht für sich auf gradem Wege durchbohrt, so dass die #äden von allen Seiten wie Radien „das kleine Centrum, die Oeffnung zuliefen; der übrige Theil der- ragte ganz frei, bei einigen bis auf */," Länge, hervor (Fig. 1) und zeigte in den ersten Augenblicken der Beobachtung, da die Sper- iden erst soeben mit dem Wasser in Berührung gekommen waren, ‚schlängelnde und peitschende Bewegungen. Diese hörten aber kurzer Zeit auf, und nun drillten sich ‚die langen, freien Enden, e gewöhnlich, stark zusammen, so dass sie wie kleine Knäuel auf Hügel ‚der hellen Schicht über der Mikropyle lagen. In dem e der Vagina, der ‚oberhalb das Ei von der Einmündung der 18 * 276 Samenkapseln': getrennt hätte, fand) ichunoch »vielej;Spermatozoideni.in lebhafter Bewegung; sdiessich“länger.erhielt weil‘ das: Wassen,niehti.so rasch‘ hidieindrangioıt suis ev ons Tall nalen ib bias Einfacher uud. überzeugenden Konnte keine! Beobachtung,isein,idenn hier waren .die Spermatozoiden wirklich! imoAugenblicke: des aetiven Eindringesisidureh' dievMikropyle vertappt.-+ Das: Eivmit.den (heraus- ragenden/» Satienfäder: verhielt“ sich »längerennZeib,/nsonıdassirich die Herren'»Wagner! und Baume vonJdem! Factum überzeugenkonnte;.iob- gleich dann;»)wiergesagtjudieıBewegüngensder Samenfäden taufgehönt hatten. min @lı shg2. anwis Jane arte art madarın „»Diei erwähnterhelle»Schieht) diel-auch amgelegien Eihvorbanden ist\" besitzen schon (die «reifen: Bierstöckseien,beyen, sierin die,NVagina eintreten," so wie. dieselbe, auch ‚au, ihnens-schon. die, hügelige ‚Ner- diekung über ‚der.Mikxopyle»bildet., —n»Diese Schicht,.alses wanıyeden- falls von dem«Spermatozeiden.durebbohrt., — An: einem, anderm auch aus der ‚Vaginawentnemmenen'i BEinifand, ich «zwar micht. ‚wieder ,„den Augenblick! desıEindringens der Spermatozoiden|, dieser ‚war bereits vorüber; \aber»dunenhalbi,des, hellen..Hügels iiber der. Mikropyle,waren noch. einigeiiauf die:Oeflnungzulaufende helle eiwas-wöthliehischim- mernde--Streifen zu. sehen ‚idie.ofleubar,die,Spuren deriibiersdüreh- gewanderten. Spenmatozoiden waren bone man br ln nlanealn Das Eivvon Masea,demesticanist ‚seinen,iGestalti nach, bis: auf etwas. geringere. «Grösse, „dem:-den,Schmeissfliege sehr ‚“imlichz,.die gleichfalls: «weisse»Farbe, ist/kekanat,,..Der Dotter,wird,auch..hier von einem':@horion und «von. ‚einer; Dotterhant umgeben, ‚die; ich. stets: sehr leicht ‚auf :geössere» Strecken ‚geinennt, ‚darstellen, konnte; „Die, Structur des: Chorions-ist verschieden, .von. dem,,des. ‚vorher, betrachteten Eies, sofern sich’ darauf, eine, sehn. feine, netzförmige Zeichnung ‚befindet, ‚die auehl'.hier) demChorien, unter dem: Mikroskop,,ein dunkles, Ansehen gibt (Fig. 3)... Der.obeve, Eipel,;ist,..wie (bei der. Schmeissliege, ‚ab- geflacht«-im; Durchmesser | von, Y/go"), und in; der, Mitte, dieser, Platte befindet‘ sich eine Warze,, Aie aus einzelnen; ‚kleinen, Nadeln zusammen- gesetzt» erscheint. und. N%o'", im, Dyrchmesser,.bat.,, „Die, Mikrepyle he- findeti-sich. insider‘ Mitte,.dieser: Warze«j Der verflachtei.Rol pflegt,sich auch hier beim Sprengen des Eies deckelartig, abzulösen;ı indem, mei- stens grade an! seinemjjRande ‚das ‚Chorion,‚und,‚die-Dotterhaut, bersten. Man‘ sieht ‚dann, dass.am, Rande ‚der, Ahflachung die, netzfürmige Skulp- tum des ‚Chorions,,ziemlich ‚scharf absetzt,und- dafür- ‚eing ‚aus; grösseren zelligen.Feldeim. bestehende Zeichnung, eintritt ‚die ‚an. der-Peripherie ganzı dunkelugefärbt,\ist.(Fig..3). Inder Mitte steht‘ ‚ein ‚ringförmiger Wulst.kleinexs! dunkelgefärbter: Spitzen, ‚in, dessen ‚Mitte ilie, Mikropyle, von, gleicher ‚Grösse, wie,bei,der, Schmeissfliege,..‚Die.Doiterhaut bleibt gewöhnlich, wings um die .Mikropyle haften und;ist beim; Drücken, oder 377 Schieben"das!-Präpapvats (\leicht>an ihrem! Falten end» in.«den ‚meisten Pällen 'auch”als‘ mehrlioder. weniger hervorragend zuwerkennen (Fig. 36). Im Eierstock sind die reifen Eier auch von einer hellen durchsichtigen Sehichti“die (einen: Hugel&bersderMikropyle:bildet ,' Ag In der Vagina traf ich>bisher' noch keindEi« mluoro uch ‘habe'diei Eier mehrer‘ Arten om il uinartihche), welehe alle darin@ibereinkommeny»:dass (sie sehn'ungünstig für“ die,*Unter- säehung"der''Mikropylö sind. i Diel'Eiervsind ivonellipsoidischer Ge- stalt"und "von\'einem ganz "dunkeln’sündurchsichtigen festen ‚Chorion umgeben. Der obere Pol des Eies ist etwas spitzer, als der untere, ; dechiisüvdiel Gestälvenicht 'beinallen Eienm'gänziigleichs.'rDie Mikeopyle { befindet’sich' nicht auf‘ diesen Pokselbsupsondern etwas seitlich, aber nicht immer! genaw''gleichweit vom Pole enifernto Sie ist; nicht) leicht undı>nicht”an:jedem'Ei gleiehgut wahrzunehmen; häufig aber bemerkt man sie, 'wenn'sie grade am’ Rande''kelegen sistyals; einen schmalen, ‚wenig"vorragenden hellen Saumvoder!Knopfjnderietwan./oo” Durch- messer hat. Von der Fläche''habe ich diese‘ Oeffäung) bisher. nicht untersuchen 'köhnen. ‘Ihre Anwesenheit wurde\mirnaber ‚ganz ıgewiss, als’ ich‘\anı 'ans“'der: Vagina hervorgedrückten» Eiern mehrfach. einige ‚Spermatozoiden aus'derselben hervorragen "sahr »Da ich, diesevaber, die recht fein und zart sind, immer'erstünach"längerem Suchen: fand, 50 nahm ich‘ Keite' Bewegung mehr an ihnen: wahr, aueh. waren sie ifimer "schön viel weiler”eingedrungen;, als au-jenem"Rliegenei.. An den in) grossen Yällertigen Klimpen'(äbnlich den»Schneckeneiern) ge- legten "Eiern mehrer @ulex Arten)" wiesimansie jan’ Wasserpflanzen pen ändert; ‘ist die 'Mikröpyle®leicht aufzufindenysbesonders wenn i ‚die Embryonälentwieklung“ schon’ vorgeschrittenist; oder«wenn.man, Wie ich) eg ei Mal traf, die Lätven' gerade im"Augenblicke des Aus- schlupfens"indet. "Die Eier'sind klein, won’bohnenförmiger Gestalt und besitzen‘ einen Spitzern und "einen "uliipfornssbgenuhdetem Pol. Auf "Mitte" des’ letzıein! Befindet sich die''nur von einem niedern ring- "Saum des’ Chörions"inigebene Mikropyle‘/ ganz ‘ähnlich, wie vor Tiptila. An Eiern ‘aus’ früheren Entwicklungsstadien Alan es mehrmals leicht, Theile des Dotters aus» a en bei rer letzte ee Ki ad Ba urn IR afdula, Ein ale kntthen Mäihnehen‘ in Weib- ögtö 'vor''ineinen Augen’ Eier;' die''ich ‘zum’ Theil sogleich“ unter- 9, Sie! sind "von 'sphärischer" Gestalt, "von’hellgelber Farbe und an etwa 7," tm Durchmesser. Auch 'bei-ihnen wird der Dotter In Weiten 'Choriön' und von einen ätsserst' zarten Dotterhaut um- geben )'die aber‘ Lrotzdemdeicht’ zu erkennen‘ ist!" Das 'Chorion ist hwach” gelblich’ gefärbt. "Bine Zeichnung ‘oder Zusammensetzung 278 war an demselben nicht wahrzunehmen. An »jedem'ider: etwa 40 untersüchten: Eier fand.ich eine Mikropyle-in.dera.Chorion (und in ‚der im Umkreis der Oeffnung fest mit dem’ Chorion zusammenhaftenden Dötterhaut. Die Oeflnung hat %406” imDurchmesser‘ und: ist" stern- förmig. Sie wird umgeben von einem Kranz radiärer: Falten ‚oder Wulste des Chorions, deren wohl :20:vonvallen Seiten in “gleichen Ab- ständen auf ‚den Saum der Oeffnung »zulaufen «(Fig. 4), so (dass da- durch eine Y,,” im Durchmesser haltendedeutlieh"markirte Stelle am Ei ‚hergestellt ist, die leicht aufgefunden »wird.Da' indessen‘ keine Hervorragüng oder Warze vorhanden ist, nur die Oeffnung selbst-'ein Wenig nabelartig vertieft liegt, ‚so ist dieselbe an dem überall’ glereh- mässig sphärischen Ei in den meisten Fällen erst nach dem Zerdrücken desselben zw entdecken. Ein Mal, als ich ‚die ‚Oeffnung,'grade im Profil sah (Fig. 4) konnte ich »durch- leichten Druck einige 'Dotter- körnehen herausdrücken. Zwischen den Dotterkörnchen der zerdrück- ten Eier, die, wie gesagt,'so eben 'gelegt'‘waren, fand-ich‘Spermato- zoiden , bewegungslos, meist zu mehren dicht neben einander: Als nach 2% Stunden Veränderungen ‘des Dotters ‘begonnen hatten, "war: keine Spur von Spermatozoiden mehr aufzufinden. Die ee eo Weibchens wurden nicht untersucht; Ausgezeichneter und leichter aufzufinden ist die Mikroptyls am Bi von Elater (pectinicornis). Das Ei ist von weisser Farbe und ova* ler Gestalt; am obern‘ Pol befindet‘ sich eine anschnlicher.( Yaso"”) Oeffnung ‚ die‘ gleichfalls von einem‘ Kranz’ radiärer Falten: um- geben ist, diese gehen in’ die verschmolzenen Wandungen-der zum Theil: noch sichtbaren 'Chörion=-Zellen‘ über: “Eine Dotterhaut" Beh nachgewiesen werden. Ian DT | Ganz ‘ähnlich, aber weniger ‘markirt, ist 'auch:die ı Aikropyle an dem kleinen, gelblichen, ovalen Ei von Telephorus beschaffens u. Vön Lepidopteren-Eiern habe ich folgende untersucht.» Eine zur Gattüng'Adela gehörige Motte”(die Species konnte‘nicht sicher bestimmt werden) legte“ vor‘'meinen: ‘Augen ‚Eier, ‘von denen einige sofort untersucht wurden. Sie''sind ‚von 'gestreckt=ovaler Ge- stalt, nicht ganz "/," lang und von'milchweisser' Farbe, Eine dop- pelte Hülle konnte ich an diesen Eiern nicht nachweisen. "Die Mikropyle, die ich sogleich nach dem Zerdrücken eines Eies 'auffand ‚) ist an’ dem einen spitzen Pole gelegen. Ihre Umgebung ist sehr ähnlich derjeni- gen des Eies: von Lampyris; indem eine etwa Yy40” grosse Oeffnung von eineri Kranz radiärer Falten oder Wulste umgeben ist (Fig. 5): Die ganze Stelle hat nahezu Y,,” im--Durchmesser und ist im der Mitte nabelartig vertieft. Diese im Verhältniss zu anderen, sehr ein- fache und 'schmucklose Mikröpyle, wie sie das Ei dieser Motte und des‘ Johanniswürmchens besitzen, ist sehr ähnlich der Mikropyle in 279 der äussern‘ Hülle‘des Eies von: Unio: und Anodonta }), abgesehen von - dem dort‘ meist‘ vorhandenen: kürzern ‘oder längern kanalartigen An- hang. ' Dadie Stelle der Mikropyle ein Mal gefunden war, konnte ich sie «auch anıdem unverletzten. Ei meist deutlich im Profil sehen und durch sanften Druck: auffs-Decekgläschen- einige 'Dotterkörnchen hervor- pressen. Spermatozoiden fand.'ich mehrfach zwischen dem Dotter zer- drückterEier, ‘wie vorher,“ bewegungslos. ; Ich untersuchte nun so- gleich die ‚Generationsorgane‘ und fand.‚ein.'Eivin:der Vagina, aber nahe‘ an der Mündung. Das: Receptaculum 'seminis enthielt Spermato- zoiden, deren sich auch im obern Theile der Vagina fanden. ‘Das Ei _ war mitliseinen beiden Polen in der Richtung des Schlauches gelegen, - und “der“mit..der‘Mikrepyle' versehene.Poh war der«obere. Sperma- tozoiden «fand: ich-nicht mehr in der Oefinung stecken, wohl aber ‘deren - mehre \indem Dotter dieses Eies... Als ich nach etwa acht Stunden wieder. einige der «Eier untersuchte, fand ich ‘keine ‚wohlerhaltene _ Samenfäden mehr: imDotter, dagegen mehrfach kürzere, das Licht stark brechende Fäden, auf welche ich ‚unten zurückkommen werde. Nach 42 Stunden ungefähr (vom. Eierlegen an) kattevbereits die Em- | bryonalentwicklung 'begomen;, indem »die' Eier sich in dem Stadium - befanden, in welchem an der Peripherie (des etwas. von der. Hülle zurückgezogenen Dotters grosse: helle Zellen ‚mit.theils einfachem; theils - doppeltem grossen blassen‘ Kern sich gebildet haben (Fig. 5), ein Sta- F dium, welches Zaddach%) kürzlich genauer beschrieben und abgebildet _ hat, In diesem, Stadium‘ war die. Mikropyle überaus ‚deutlich an dem unverletzten -Eie zu: sehen, da. sie.sich vermöge der angegebenen Ge- stalt. des Eies stets in. der Nähe desiRandes ‚oder unmitteibar'an dem- selben zeigt, und unter diesem jetzt ein Saum ganz. heller durch- siehtiger Zellen Haren (Fig. al Von Kipatmalıkoiden fand. ich nun keine Spur mehr. | Eine durch: ae ekaabhden ah nich 'Mikropyle: besitzt dasıEi eines zu den Pyraliden ‚gehörigen Lepidopters. (Die ‚Species konnte auch hier nicht: bestimmt. werden.) Das ‚Ei ist von: ovaler Ge- stalt und von milchweissen Farbe;' sein’‚längster Durchmesser beträgt etwa 4," Die Eier wurden,iunmittelbarı nachdem Legen untersucht. Zwei‘ Hüllen 'konnten auch: ‚hier nieht «miti\.Sicherheit,. unterschieden werden: An dem veinen, spitzen ;»Pole befindet sich eine. Oeflnung — Durchmesser, und von ie Gestalt, Sie‘wird um- Vergl. Abbildungen bei Hessling, Zeitschrift für wissensch, "Zoologie. Bad. V, Tafel XXI, Fig. 21, 22, 23, 25. Zaddach, Untersuchungen über die Entwicklung und den Bau der Glieder- thiere.‘T. Heft. Die Entwieklung des Phryganiden-Bies, pag. 3, Tafel I, 0 Pie) a; ‚280 gebennwoweinemiıgrossent sehn zierlicbenStermlanggezogenernnhombi- seber :Felder;s.die) diehtw aneinander geenzemwamnd -durchtlichteoBeifen ‚getrennt sind >»(Rig. Gas Der» Sterns hab 5”. Burchmessersiundsıbesteht ‚aus. 1201-m 24 :Felderny» dieeinander:;nicht- ganz gleiehiusind. -Die‘in ‚der ‚Mitte. conflairenden ‚Reifen; lassen zwischen‘ sich, ndieysausgezackte Mikropyle. Beim Zerdrücken; der, Eipn würdenSpermatozeiden im!Detter gefunden;ov Bei «ders Untersuchung 1.der;/Generationserganessfanden sich ‚noch ‚Spermatezeiden, in dem-Reckptaculumi seminis;abenie.reifen ‚Bier ‚waren (beneitss(alleogelegt;; es Sand sich keines: mehrrim Ausführungs- organen. N siygordilf sib Aaie sobnätsd.sloR ‚oin?Die Miknopylei.des, Eies'lvon.Tortrix (istisähnlichibeschaffen: ein Sterniblattförmigern Felder; welchen »Y45” Durchmesser, hat, aumgibtidie Deflnung; „Aus! dieser; konnten „ohne: Verletzung. ides»BiesDotterkürn- ‚gehen entleert ıl'werden:s!; Chorion, und‘ Dotterhaut «waremwdentlichn:@u unkerscheidenassaiası bar est sdea sitollisib der be Sorlsrien dert " Die, Bier von. Euprepialubrücipedaserhielt-ichiıvonseiaem aus ‚der. Raupe.i'gezogenen |Weibchen;) welches.' sichi'nicht; begattet hatte. Die,Bien sind: spbärischl\.hellsschwefelgelbs:gefärbt »undinkaben lg" Durchmesser „Eines doppelt&Mülle umgibt denDottery'und+beidd kön- nen ‚leichtszum.Theilıvon, einander |;getrennt: werden. „Die Mikkopyle ist, auch»chier--sehr ausgezeichnetsdurch eine 4a") im Durchmesser habende, Umgebung von «eckigen , dicht aneinander 'grenzenden.zelligen ‚Feldern ‚(Fig.7 };\ analog. den»sechsseitigen Feldern auf demChorion der Schmeissfiege. Die »die) Oeflnung zunächst umgebenden ıFelder sind.‚ıdie: kleinsten „und. regelmässig !blattförmig. gestaltet." Jeiweiter sich. die,Kreisei,;von. Felderni,von deriOeflnung entfernen; .destorgrösser werden. die, Felder, und während) dieselben ııimsmittlern «Theileo des Sterns‘ oder. Hofes) von\lichten Furchen/begrenzt ‚werden; gehenidiese an ‚der Peripherie,des:Hofes allmählich ia Reihen voni.hellenywröthlich schimmernden Punkten über, «die sich’ dann nachıiund: nach. verlieren, so dass. .der- übrige, Theil -.des-Chorions structarlos) erscheint“ Dies Verhalten verdankt ‚wohl: nur, dem innigern «Verschmelzen. der‘ Zellen seine „Entstehung; die,i-anıı dem oberasPolermeeh: salsı ‚getrennte Fel- ‚der, sichtbar sind. ».Wo die. Punktreihen»im Profil (gesehen werden, ‚erweisen sie sich. ‚als: feine Lücken im«Chorion; die. senkrecht ‘dasselbe durchsetzen, wobei .‚sie, nach; Unten; spitzjauslaufen und keine. durch- gehende Oeffnungen bilden. Offenban.sind: sie die Zwischenstufe zwi- schen den noch,durch „eontinuirliche Furchen -getrennten Feldern und den. schon, „ganz verschmolzenen, Zellen des übrigen (horions..Das Umgekehrte ‚fand bei ‚dem Ei. der» Musea. vomitoria' statty indem.hier in. der Nähe‘ des; Pols ‚stärkere, Verschmelzung: der. ursprünglichen Zellen stattgefunden. ıhatte;.\sals an. .dem.: ührigen. Theile ‚des ‚Chorions,, Die Mikropyle selbst. ist sternförmig,.an: Grösse gleich der «der: vorber ge- EEE 281 nannten Bier»sIm:iihrem»Umkreis'ist die -Dotterhautsinniger mit dem ‚Chorion)iwverrbümden ; |»wennssmam beide‘Häute'ran dieser‘ ‘Stelle durch ‘Schiebenndes»Deckgläschens/\von! einander»itrennt was indessen nur ‚schwer duszuführen istj- sö'’zeigbsich'veinel' von einem »ringförmigen Wulsbuwngebenei'Qeffaung: in’ der-Dotterhaüt.i'vSpermätozoiden' waren ‚atis\ dem oben angegebenen Grande! nicht'in'diesen‘ Biern. u ne WBästilganzgleieh' beschaffen ist"die'Mikropyle/am Ei von“Bupre- pia Qaja.o Die Parbeiides: Biesvist''blassgeun; die Gestalt'ist ’die einer -amm'einöle(uoterm) Bol abgeplatteten Kugel; am umngeulm gekenn? yborn Pole befindet sich die Mikropyle. 19 un Behrlähnlichrdenieben betrachteten’Eiern! verhält'sich' däs on ‚sphärische ‚Bi vomLiparis Salicis“/>Die Untersuchung’ desselben ‘ist - schwieriger zo weil»idiese Eier) haufenweis' von‘ einem’ lufthaltigen 'dich- ‚tens Eilzulbumgeben \igelegt/s'werden ‚"oder'. "dem'veinzelnem'Eiern: sehr fest anhaftet, und weil die Hülle sehr fest, und resistent'ist.''''Chorion „und Dotterhautiliessen sich sehr "gut! darstellen.‘ Dievsternförmige Mi- ‚kropyle/wird' von ‘einem: fast'.denm’ dritten Theil des'Eies’überziehenden Hof zieislich'regelmässiger sechsseitiger Felder-umgeben; "die am Pol -am! kleinsteni«(blattförmig), ‚wachider Peripherie zu allmählich" grösser werden (Fig. Bo )ES ist"nur©dieMikropyle mit’ihrer nächsten Um- ‚gebung>stärken! vergrösserd, älsudie ubrigen»Abbildungen‘gezeichnet.) - DieliStadien»derıVerschmelzung' der. ursprünglichen‘ das"Chorion zu- sammensetzenden (Zellen, sind':hier "verschieden‘'von ‘denen ‘an dem - vorher (betrachteten Eiz,denn diendie‘ Felder trennenden Furchen wer- - den+allmählichvundeutlieher' und in’ den’ Ecken‘; 'wo''mehre Felder’ zu- _ sammenstosseny»tritt ‘eine'wunde 'Lücke\auf,; die ‘sieh’ als’ein das dicke _ @horion 'in#'schrägerv' Riehtung.' durehsetzender; allmählich‘ spitz ' zu- üfender» Trichter fortsetzt. "Wenn die die Felder trennenden Furchen „werschwunden "sind, so "bleiben diese 'tricbterförmigen Lücken allein. übrig,"sievfinden sieh. über das ganzeChorion verbreitet und »deutenwalso-jedesmal den Punkt’des "Zusammenstossens' mehrer der prünglichen‘Zellen an. ==Die Mikropyle hat 4/4965” Durchmesser. — i stanker).Vergrösserung »dersıvon der’ Fläche‘ geseheneir Mikropyle gewalrt man in ihrer nächsten Umgebung einige ringförmige Linien Rig-8): /dies “ist der durch ’das'Chorion' darchseheinenderingförmige t, „welcher: die ‚Mikropyle- der‘ Dotterhaut ua, BRnABRGe ich on bei anderen Eiern‘ erwähnt habe. Das, Ei von Pieris Brassicae besitzt eine une, die fast so chaffewv ist, wie die von Musca vomitoria.'Das konische Ei’ ist an tesEnds: abgeflachtz \der’'spitze \obere‘Pol ‘ist inder Mitte gedrückt; vertieft ;und- aus dieser Vertiofüng’erhebtsich’eine Warze, if deren Mitte sich die Mikropyle befindet‘ Während: das’Chorion am gen. Theile des Eies eine Anzahl von 45-20 Längsreifen zeigt, 282 welche in regelmässigen Abständen durch Querleisten verbundem' wer- den, treten auf der Warze am obern Pole kleine 'eckige Felder auf, welche die Oeflnung zwischen sich lassen.» Chorion' und Dotterhaut konnten deutlich unterschieden ‘werden. IL TEL Unter den‘ Hymenopteren untersuchte ich die reifen Eierstocks- eier von Tenthredo (viridis). ' Diese sind ‘von 'nierenförmiger Ge- stalt, weisslich, "ungefähr 4," lang und sehr weich. ' Sie‘ stimmen in "diesem Verhalten mit den: Eiern’ von‘ Lophyrus Pini überein, von denen Ratzeburg eine Abbildung "und Beschreibung “gegeben hat. Die Forstinsecten. Bad. Il, Tab. II, Fig. 4 2*.) Ichhabelan diesen Eiern eine doppelte Hülle’ nicht mit Sicherheit unterscheiden können, und’ ich’ bezweifle die Existenz eines Chorions, zumal da die Eier, wie ‘sehon gesagt,‘ selir weich‘ sind.‘ Die vorhande Hülle ist sehr zart und zeigt''keine Spur von Structur und Zusammensetzung. Die Mikropyle ist sehr schwer aufzufinden. Sie ist in der Nähe des'einen, obern, Pols gelegen und zeigt nicht den geringsten Schmuck’ oder Aus- zeiehnung in ihrer Umgebung; es ist eine rundliche Oeflaung ‘von Ypso" Durchmesser, die von einem kleinen Wulst der Dotterhaut um- geben ist. "So selten es gelingt, die Oeffnung im Profil wahrzunehmen; so‘ schwer ist es"auch meistens, sie nach dem Zerdrücken des'Eies zu entdecken, da die zarte Dotterhaut sich dann in zahllose Falten legt. ‘So’ wenig markirt und schwer zu finden die Mikropyle an dem eben genannten Ei ist, so ausgezeichnet und sehön ist diese Bildung an’ dem Ei’ von’ Polistes. ‘Ich habe auch‘ hier: nur die reifen Bier- stockseier untersucht. ‘Das hellgelbe,; über 4" lange elliptische Ei"wird von einer zarten'Dotiterhaut' und einem dieken Chorion umhüllt. Inder Mitte ‚des obern, etwas spitzern Poles ist'zunächst das Chorion in’einen etwa Y,g"" dieken 'Stiel»ausgezogen, weloher einen diekwandigen Kanal bildet. ' Dieser’ Stiel behält'imeiner Strecke von Y/,,"” gleiche Beschaffen- heit; dann aber'erweitert’sich das Lumen des Kanals allmählich, wo- bei! sowohl’ die'Dieke des 'Stiels zw-,"als die der Wandung abnimmt, und es wird! ein grosser, weiter Trichter ‘gebildet; welcher‘ nach ‘Oben offen ist: Der"Durchmesser "dieses Trichters beträgt\in seinem weite- sten Theile über "1/5 under istiuntervsogleich anzugebenden Um- ständen mit blossemm Auge‘ zu! sehen.“ "Das »Chorion‘ wird, indem‘ es sich zu diesem‘Kelch erweitert, so'zart und durchsichtig, "dass man kaum den Saum, den freien Raid desselben wahrnehmen kann. 'Ausser- dem tritt an’dem Ursprunge des Trichters eine zarte radiäre Faltung auf, die die Schönheit und Zierlichkeit dieser Bildung noch erhöht, Die Dotterhaut ist gleichfalls in einen Kanal verlängert, welcher in dem Kanal des Chorions "eingeschlossen liegt; aber derselbe erreicht viel früher sein Ende und trägt nicht mehr zur Bildung des Trichters bei. Es ist mir ein Mal gelungen, bei einem’ glücklichen Zerreissen der 283 Eihüllen «durch den obern Pol, ‚diesen ‚Fortsatz der Dotterhaut zum Theil ‚aus‘ dem Kanal des (herions herausragen zu‘ 'sehen.: Das Cho- rion’ ist sehr dehnbar, und besonders da, wo es den: Trichter bildet. Wenn inan daher das Ei zersprengt hat und nun starken Druck an- wendet, so dehnt sich der Kanal und ‘der Trichter sehr ‘in die Länge, _ und dann. kann man ihn, dicht umflossen ‘von Dotter, mit blossem Auge deutlich wahrnehmen. Auf diese Weise, wenn der ausgeflossene Dotter ihn von allen Seiten umgibt, gelingt es meist auch erst, mit Schärfe den‘ Rand. des Trichters zu erkennen. Uebrigens: ist letzterer selbst sehon’ an.dem noch in der Eiröhre liegenden Ei zu‘ erkennen, und - man sieht, dass er: oflen, wie ein Schirm’ ausgebreitet ist. Wenn das Ei durch die Vagina’ herabrückt, muss dieser Trichter das Lumen der- selben fast ausfüllen und so die aus dem Duetus seminalis kommen- % den Spermatozoiden auffangen. Beobachten konnte ich’indessen diesen Vorgang: nicht. N "An dem kleinen, nur etwas über Y,,"langen Ei von MRREOEI (elavatus) befindet “sich am obern abgerundeten Pole des länglichen, etwas‘ gekrümmten Eies eine sehr wenig, nur durch ein Paar Falten }; im Chorion angedeutete Mikropyle, die indessen auch im‘ Profil als ein kleines Knöpfchen sich zeigt. Chorion und Dötterhaut konnten nicht j mit Sicherheit unterschieden werden. | gimno ‚Unter‘ den Neuropteren ' habe ich die Eier von Agrion Virgo _ untersucht. Hier findet sich an dem reifen Eierstocksei eine Bildung, - welche ‚der von Polistes beschriebenen ähnlich ist. ‘Das dünne, lang- gestreckte Ei: ist an seinem obern Pole in eine kurze Spitze ausge- zogen, an welcher‘'sich sowohl die Doötterhaut, als (das Chorion be- heiligt, Auf dieser Spitze liegt dachförmig seine gelbbraun gefärbte ‚Verdiekuugssebicht auf dem an sich und: übrigens farblosen 'Chorion, ide Schicht aber in der Nähe ‚der äussersten Spitze eine feine Oefl- ‚sung hat, durch welche das Chorion sich‘ fortsetzt, um. sich‘ sogleich zu einen dünnwandigen membranösen Trichter auszubreiten, welcher ofen‘ ist. Diese Bildung besitzt aber bei weitem nicht die Regelmässig- und Schönheit, wie am Ei-von Polistes, so wie 'auch der Stiel des Trichters fehlt, dieser unmittelbar der Eispitze aufsitzt. Die Er- „ kenntaiss desselben am Eierstocksei ist durch zwei Momente ‚erschwert; dadurch, dass der Trichter nicht wie bei ‚Polistes, gleich aufgespannten Schirm, offen nach Oben gerichtet ist, sondern mehr weniger gefaltet und unregelmässig ber den obern Eipol zurück- ägen liegt, diesen mützenartig überziehend; anderseits dadurch, Theile der weichen, gelbbraunen Substanz, die am Halse des ters jene Verdiekungsschicht bildet, und zerfallenden Zellen ihren rung zu verdanken scheint, meistens dem -obern Eipole und be- ders dem Trichter des Chorions anhaften; übrigens trilit man auch Eier, ‚welche frei» lavon sind:v\ Wenn der. Prichter‘%ich beim Herab- rücken desBies)in der‘Vagina-\aufriehtet; so muss "er densvBi' den- selben Dienst leisten" fün»welehen‘jene’ Bildung‘ bei‘ 'Polistes vorhanden zu, sein»'scheinti Derseigentliche "Eingang in’s Bi aber, derHäls”des Triebterlumensiistiösehr senge und» Tiegt nicht" immer genau auf) dem Gipfel'des»Polsy»sordass er‘ ischwet itm“Profili, leichter ‘won ‘der: Fläche zu erkennen istı&)l ar eisen aebiachi -brus, nal hrs \»Endlichrihabe viel mich! auch noch“'bei 'Panorpa''von' dem’ Vor! hanidensein»einer Mikropyle überzeugt; welche;) wie iiner, an’ oben Pole‘ dessiovälen Biesi- gelegeny aber’"wegen‘gänzlichen Mangels irgend eiher Auszeichnung; derioUmgebung: sehr schwer’ /aufzufndemist #80 weit reichen meine: bisherigen !Beobachtungen an 'Inseeteneiem. u = ns Anden “durch: ihren Doiter'violelt gefärbten. Biern des’ Gamimlae rus pulex'befindet’sich ebenfalls 'eine: Miktopylei: "Während äber "bei den, Inseeteneiern‘ es. charakteristisch war, dass eine-Oeffnung' sowohl das Chorion ‚als(die; Dotterhautu durchsetzte;-'eim ‚Verhalten)"welches eben. allein. die Befruchtung; beiv' diesen Thieren ermöglicht); da’ das Chorion»sich ıschon‘‘ im 'Eierstoek bildeb; eherdie,Bier die Ausmündung des Recepfaculum.iseminis passirem; besitzt’ das/Eivvon Gammärus eine Nikropyle»mur''in ‚der'Dotterhäut, das''Chorion ist!überall 'geschtösseiy. Dies ist ein bedeutungsyvoller Unterschied ;“denmies ergibt sich wit Wahr“ scheiüliehkeit'darausy»dass die Befruchtungdes Dotters) das Eindringen der Samenelemente-früher geschehen muss, als siclrdas Chörion bildet,‘so wieresızlBisauchbei den-Eiern’ der Nematoden der Fall isv2)Y und/wenn es-enlaubt»isty die Frage nach”dem'Grundeeines solchen Unterschiedes zwischen den Tüseeten«"und»G@ammarus-Eiern ’Aufzuwerfen)sorliegtles nahe daran zwdenken, dass’ die befruchleten Eier dieses Krebses sich" vorn Wasser \umspültiw der» durchidie'Bauchlamellen des’W eibichens gebilde- ten Bruttascheizum Einbryooentwickelny und! dass durch das’Geschlossen- sein.des Ghörionsıdas Eindringen des Wassers’in'das Innere'des Bies ver! hindert ist 3). Die Mikropyle der äussert zarten Dotterhautöist’än) dem einen. (währscheinlich' untern)'Polet des ’ovalem'Eies” gelegen’ ahd ist besönders'/näch ıdem Zersprengen‘ rer leicht "aufzufinden.'' Bine aha ne dw AgTav) Innsdrd.saunhl-Tan. Da due zo iy Da idiese Beöbachtüngen Ani 'Ei von Polistes Äund "Agrion erst" nachträglich H kan WBeRerelFeewnei 'sö Kontiten: für'dies Mal leider keini® Abbildungen’ i ‚ Beschriebenen; (gegeben: werden ‚welche‘ aber. vielleicht hen eier andern. „Gelegenheit, nachfolgen. können, ..; Bull 46,00 leere ) „Vergl., Npo, ‚L,dieser, Beobachtungen |. diese, Zeitschr. Bd, My Pa 202 ai ‚Ob EN ‚bei den; im,‚Wasse | sich; ‚entwickelnden Ansecteneieru nieht auch vie leicht irgend eine Einrichtung, die, ‚den ‚Verschluss bewirkt, ‚findet, „dar, f " über habe ich noch Nichis beo achtel, doch, ‚will ich daran er) ionern, dass yBl>Aie Fer” einiger Culex Arten " voh einer" "gallertigen Substanz ı um-- geben werdensoüs. tu) wu 3 2 HR 285 Yosartt Yaso grosse, Qeflnung;, mit; schmalem ‚verdickten Rande, wird von, einer;beträchtlichen. Anzahl iradiärer . feiner Falten./oder W.ulste umgeben, wodurch .ein\. Y4s’im Durchmesser: haltender markirter. Hof hexgestellt..ist, ‚der an der ‚Peripherieisauch;:dunch! kleine.‘ Pünktchen, - die, einen, ‚»iedern ,. aber ıdoch. deutlichen Saums-bildenz begrenzt ist (Rig.9).1 Bisher konnte ich-noeh keine, Beobachtungen-wiber !die' Art _ und Weise und über den Ort der Befruchtung machenzi Dieinoch im Eievstock, enthaltenen Bier ‚„odieimoch,iniehtiivon dem ;Chorion: umgeben - sindis sind wegen der grossen-Zartheit, der Dotterbäut schwer:zu unter- & suchen „und..der«violeite,. aus grossen Tropiemibestehende Dotter se das Suchen) wach ‚eiwa»eingedrungenen.Samenkörperasfeuchtlos. » den aus ‚der.‚Bruttasche genommenen-Eiernysänd denen: der: En j sehon, in,den Entwicklung, begriffen ist, lässt sich anfangs Chorien und Dottarhaut,.,sorimwie die Oeffnung.der -leizterm leicht-darstellen;! in: spä- teren,Entwieklungsstadien! findet manı den Embryo-nur-noch'wvon'einer Hülle, dem;Chonion, umgeben der -Embryo>des Gammains scheint) wie des’ der Inseeten«(wergl.ıunten )ıineinem: gewissen Entwicklungsstadium die, Dptierhaut, zu »zetreissen. Anl solchen -Eiern besonders: kanmı man ieh leiebt, mid Sicherheiti; üherzeugen;i-dass -dasıChorion überall ger schlossen. .ist.ii-mi!Die.iUntersuchung andenerickleiner er bisber ohneı. sicheres, Ergebniss.wido ahrailevannususbad aan 21 wsunEbenso ‚muss. ich! mich» vorläufigy! wie bemerkt;..mib- Eee weis,des Vorhandenseins. einer-.das ‚Chorion-und die Dotterhaut'durch- Mikropyle, an, stets: hestimmten.Stelle. gelegen‘, beil'den: oben aufgeführten Insecten,, -als Repräsentanten. vom fünf YOrdnungen;«sonwie „bei einem »“Theil..geliefenten ‚Nachweis.des’-Eindringens -der Spermatozoiden durchı, diese Oeffnung» begnügen. Untersuchungen an . anderen Iusesten-scheiterten:(bisher-an; des nicht/ausgebildeten ife , den „eingefangeneni-Jndividuen:; i Vielleicht bin‘ ich’ \frü- 'r, oder später. in Stande,»eine ‚dritte ‚Rortsetaüng‘dieserBeobachtun- gen mitzutheilem; soll noise Mezaut ab. obmomilt Ad: Aeazı am u Dass .die Eier. ‚vieler»Iosecten) an.demseinen Role theilsidarchiihre Gestalt „ı.theils.ıduroh ‚eine..besondere-Zeiehnung (oder :Skulpturibres rions ausgezeichnet sind, ist längst bekannt (vergl. Kirby and Spence, tion, to ‚Entomology.,.2, edit. London, 4826.,.Vol. 3, pag. 97). ildungenı von,.,so.beschaflenen. ‚Eiern. „verschiedeneri-Lepidopteren a sich zu. B..beiii Adaumurs(Mönıoiresi“pours seryim@sl'histoire des >55, Tom, ll, Men. 2, Pl. 3); bei DeGeer (M&indires’'pour 'servir histoire’ des Insectes', "Tom? By Pl.47, 48%," daselbst das Ei von einem 2umon ; Tom. 1, P1.'35.Eitie"Abbildung" des''Eies der Beutwanze, dasel bet, "Tom. II, pr. Ar; aa Aare bei ER Dufour (Re- 286 Tab. XX, Fig. 3—45;-das Ei. von Culex‘ pipiens daselbst, Fig. 18. Herold bildet das Ei von Pieris' Brassieae ab‘ (Disquisitiones de ani- malium: vertebris carentium in ovo evolutione, Tab. XI, Fig:3,5, 6), — Das Ei: von Papilio Crataegi, von P. polyehloros, von Noctua piniperda ist von Ratzeburg dargestellt (Die Forstinsecten, Bd. II, Tab. U, Fig. 4 E*, Fig. 2E*, Tab. X, Fig. 4 £*). Eine sehr grosse Zahl von’ Lepidopteren- Eiern, fast von allen daselbst beschriebenen Gattungen finden sich in: Beschouwing etc. of Nederlandsche Inseeten, door Jan: Christian Sepp, Amsterdam, 4762, besonders in den ersten drei Bänden, weniger im vierten Bande. — An allen diesen Eiern ist der eine Pol mehr oder weniger durch eine Eigenthümlichkeit der Gestalt oder Beschaffenheit des ‘Chorions ausgezeichnet. So beschreibt ferner Leon Dufour das Ei" von Nabis dorsalis'(l..c. pag. 248) und das von Naucoris cimicoides (pag. 224, Pl.'XVI, Fig. 479%) als mit einem besonders ren Pole varsehbn Genauere ‚mikroskopische Untersuchungen solcher Eipole sihd mei- nes Wissens bisher nicht angestellt worden, und sie mussten sich bis- her: auch‘ dem: wissenschaftlichen Interesse mehr entziehen. Stein }), welcher ‚die Bildung des Chorions darstellt und auch Beschreibungen des Chorions der Eier mehrer Coleopteren gibt, ihut keiner irgend wie markirten Stellen Erwähnung. Leuckart?) hat‘ in ‘seiner Webersiecht über die Eier im 'Thierreich ‘den bekannten, ‘oben zum Theil "eitirten Thatsachen gleichfalls keine Berücksiehtigung geschenkt. — Nach den vorstehenden Beobachtungen: ist’ es sehr wahrscheinlich, dass sich ‚bei genauerer Untersuchung an allen solchen Eiern, die einen in der an- gedeuteten Weise ausgezeichneten Pol haben, dieser als die Umgebung einer «Oeflnung,‘ einer‘ Mikropyle sich ausweisen wird. Dabei wird es‘ auch von Wichtigkeit sein, zu sehen, ob nicht dieser Pol''stets der: obere;.' der’ zuletzt geborne ‘ist, worüber ich bisher keine ‘An- gaben finde. Hape ıt Es liegt nun nicht fern, hier auch der schon durch Swammer- damm bekannten, mit eigenthümlichen Borsten um den einen Pol ver- sehenen Eier von Nepa einerea zu gedenken (Swammerdamm, Bibel der Natur, Tab. Hl, Fig. 7, 8. — Roesel, Insectenbelustigungen, Tom. HI, Tab. 22, Fig. 22. — De Geer, 1. c. Tom. Il, Pl. 48, Fig. 44. — Kirby and Spence, 1. c. Tab. XX, Fig: 23), sö wie ‘der ähnlichen Bier von Cimex (Ratzeburg, 1. c. Bd. Il, Tab. XI, Fig. 3E*), denen sich ‚die schon oben erwähnten Eier von Naucoris (Nepa) eimicoides {Ldon Du- four) anreihen; ferner der mit nur zwei Borsten versehenen Eier von Ranatra (Roesd, l. we XXI. — Leon Dufour, 1. c. Pl.XVI, Fig.183, 184. ’D GA r L. ce. pag. 63. 2) Artikel «Zeugungn in Wagner’s Handwörterbuch der Physiologie, pag. 802. { 287 e Vergl. daselbst auch, Pl..XIV ‚Fig. 159 c ‚und Fig. A465: Eier, von Penta- loma ‚grisea und -ornata). Ebenso wird man erinnert an ‚die merk- würdig gestalteten Eier vieler Schlupfwespen, ‚an ‚deren einem Pole ‚entweder, oder. an..denen, seitlich, (in der Nähe eines Pols) jener lange, mit einem Knopf endigende Stiel. sich. befindet. (Abbildungen solcher Eier bei De Geer, l..c. Tom. II, Abth. II, Pl. 29, Fig. 19. — Kirdy and Spence, J. c., Tab. XX, Fig. 22 (von, Ophion Juteus); ‚besonders ist zu _ vergleichen: Harlig,,, Veber ..die gestielten Eier der Schlupfwespen in Viegmann’s Arch..f. Naturgeschichte, 1837, Bd..J, Tab. IV, Fig, 1— 12.) _ Diesen reihen sich vielleicht auch. die ‚sonderbaren Eier von Psylla Ficus an, deren oberer längerer Stiel wohl .das Analogon der Stiele der Schlupfwespen-Eier ist (vergl. Leon Dufour, l..<..pag. 230, Pl. XV, Fig. 494). Eine ‚Abbildung des Eies, von Cynips; (Diplolepis) ist. bei "Leon Dufour (Recherches sur les orthopteres ; les, hymenopteres. et les neuropteres, Pl. X, Fig. 428) ‚daselbst Fig. 449: das Ei, von.Xyphidria Camelus. 'Eigenthümlich ‚gestaltete. Eier yon Neuropteren finden- sich eichfalls von Leon Dufour, beschrieben (Recherches sur. les. orthop- ‚etc... Pl. XU, Fig. 490, ‚das. Ei. von ‚Sialis niger;\,und.Pl. :X4H, 207.das Ei von Perla bieaudata). Auch ‚das 'Ei,'von, Seatophaga sitzt zwei kurze Stiele oder. Anhänge (vergl. Reaumur, 1. e: Tom. IV, Pl. 27, Fig. 44, 42. — Kirby and, Spence, .l.. c. Tab. XX ,‚Fig..19). ‚Diese sonderbaren 'Eiformen ‚ verdienen ‚jetzt um. so mehr. Berück- sichtigung und einer Untersuchung, ob. sie wicht in irgend einer. Weise mit dem Befruchtungsacte in Beziehung ‚stehen, ‚ob vielleicht die ‚Stiele eils selbst die Mikropyle tragen oder, theils ‚in,.ihrer. Nähe ‚einen erfüllen (Borsten), ‚als ‚einerseits die bei. Polistes oben ıbe- >hriebene ‚Bildung. wohl ‚etwas jeren Stielen: Analoges. ‚sein ‘könnte, ıd. als: es anderseits von den Eiern ‚von ‚Nepa,..Banatra, ‚so wie n denen der Schlupfwespen bekannt ist, dass. der. mit. Borsten, p. mit dem Stiel versehene Eipol der ‚obere, der zuletzt ‚geborne (vergl. Swammerdam, 1..e. Taf, Ill, Fig..7.—:Roesel, 1..e. Term. IH, b-. XXI, Tab. XXUL — Leon Dufour, 1..c. Tab..X, Fig, 427, 458, b. XVI, Fig. 183. — Hartig, l. ce... Tab. IV). Ich hatte ‚bisher 0 1 nicht Gelegenheit, diese Eier zu untersuchen. ‚Auch. bei,‚Psylla as ist der mit dem langen Stiel (der sich. nach Leon Dufour erst »h dem Verlassen des Eierstocks bildet) versehene Pol der ‚obere, er mit dem seitlich sitzenden Haken ‚oder Anhang der. untere (vergl. "Dufour, 1. c. Pl. XVI, Fig. 494). Der ‚kurze. ‚Stiel, am. Ei von jalis befindet sich in der. Nähe: des obern Pols (‚Leon Dufour , l. ce. "XII, Fig. 489). An dem Ei von Acanthia lectularia ist der spitze, dem Deckel versehene Pol der untere, aus welchem später die e ausschlüpft; am entgegengesetzten wird also wahrscheinlich die iropyle zu suchen sein; obgleich schon aus dem oben angeführten 288 Beispiele ‚der ‚Eier, von;.Tipuia hervorgeht, dass; diese; Oellnung ı sich ; auch seitlich ‚befinden, ‚kann, was ‚wohl ‚in. Beziehung zu; irgend wel- chen anatomischen Verhältnissen der Scheide ‚oder,,des Ductus,semi- nalis stehen. könnte; eine ‚Beziehung,; nach. der. gleichfalls) dort ‚gesucht werden. müsstey‘ wa, sich die, Mikropyle, auf Hi Fortsätzen. ge- legen ausweisen. sollte... | «BA ii Unter den vielen ihrer Deutung undErklärung ana harrogden Warkgik- nissen, die’die Inseetenwelt in der Einriehtung ‚der Generationswerkzeuge darbietet, unter ‚den. mancherlei, Fragen, .die,sich hinsichtlich derselben jetzt hier aufdrängen, macht, sich ‚besonders auch die,geltend, ‚ob nicht die bei mehren, Coleopteren t), bei, Locustinen 2),/beobachteten ‚Samen- schläuche, Spermatephoren, .in,‚naher, Beziehung. au dem Eindringen der Spermatozoiden, in. das. Ei,stehen. ‚Schon Stein ‚spvach ;aus.?),.dass ‚bei Notoxus und. Lagria: die Befruebtung von »den ‚Samenschläuchen aus. er- folgen müsse, und. beim Anblick der von Stein gegebenen Abbildungen der Speymatepharen (von. Qlivina. und Pterostichus ‚(},.e., Tab. I, ‚Fig. XIV, Tab. IX, Fig. IN) kann man. sich, ‚des Gedankens .kanm erwehren,; dass diese äpdenı ditonen Schläuche vielleicht dazu dienen, eine, Verbindung mit ‚der Mikropyle des. dureh. die Vagina schlüpfenden Eies herzustellen, besonders da Stein angibt, dass der Samenschlauch. von. Pterostichus an seinem untern Ende ‚eine nur Ya” ‚weite,.mit.dem.Durchmesser der Mikropyle also. .im ;Verhältwiss. steheude Oeflnung. habe, ‚aus der die Spermatozeiden.‚hervordringen,... .. | Es mag. endlich, erlaubt. ‚sein, bier mach; auf einen Punkt Almen deuten, welcher. vielleicht später sich ‚als, nieht. unwichtig, herausstellen könnte: ich: meine, die:Lage des Embryps im Ei im Verhältniss, zu, dem mit der Mikropyle ‚versehenen Pole. . Es\erscheint nicht, unwahrschein- lich, dass: .in ‚dieser ‚Beziehung, ein. constantes. Verhälfniss. obwalten möchte, wofür ich. indessen ‚noch ‚keine genügende Beobachtungen be- | R sitze. In ‚den im Wasser. sich entwickelnden. Eiern, einer Gulex-Art fand ich. das Kopfende der : junge Larve.stets,.in de mit.der Mikro- pyle versehenen Pole. . In: einigen der oben ‚erwähnten. Eier, von,Adela, in denen die Embryonalentwicklung ‚begonnen ‚hatte, schien ‘mir (die Eier wurden zur sichern Ermittlung dieses, Punktes ‚zw, früh ‚unter- sucht) der Kopf des Embryos sich ebenfalls an..dem..obern ‚Pole des Dotters zu entwickeln. Mehre. andere Eier,..die ich untersuchte, war ren deshalb unbrauchbar, weil das undurchsichtige Chorion’ keine Ein- sieht in’s Innere erlaubte, und nach dem Zerdrücken gleichfalls Nichts“ mehr von der Lage des Embryo zu entdecken war. Da die Mikcopyldf 1) Stein, 1. e. pag. 9 fl. 3 2) ©. Siebold, Nov. Act. Nat. Cur. XXI, P. I, pag. 262. } 2 »);L. ec. pag. 93. zu 20 dag) Biek yon Pieris Braksica"sich "an dem spitzen "Pole "befindet," so ehtWick&lk sich nach "den! oben eitirren/ Abbildungen Hörold’s der Kopf I lan] shi F | I auch hier ih diesem Pole. A. ri AwrNar' die Pride) wie sich" die MiMrOPYIE des Inseeleneies 'ehtwickelt, veinägich"noch Keine’ Antwort! zu’ Keben!! Es’handelt Sich dabei’ be- sonders um das Entstehen der Oeflnung in der'Dötterhäut,‘ denn auf weiche‘ Weise Sich "die mm Chorioh' bildet," kann wohl mit kiemlicher Gewissheit "aus" Adr besonders’ dutch‘ Stein 7) bekannten Bildungsweise dus) tioriohs' Kalkist "geschlossen Werden. ’Die'idas'Ei vol uhten her Utilägernden’ Zellen, welche Vantiklich"zu' den Chörion verschmelzen, (WE dan Manehfäiche Mödifieätionen an den Biern’ verschiedener Ih- seretmühd "an Vadrı RegiötiendlesteihzehienEissterleidet), lässen die öberste'spitze "des 'Eies frei, dem sie'hier'ton’uliten, "vom ühtern Pöle'ker/'zusammenstössen. An’ dieser Spitze des’ Eiö$"aber muss sich die Ursache finden ‚" weshalb "die Chorion“ Zellen daselbst eine Lücke läsgen‘' Diese’ Ursache "kann hür die’ sehon ‘vor’ der Bildung des Cho- riön! existiretide Mikröopyle der Dotterhäut’ sein! 1 hu A WW Die Enwwicklungsgeschichte'des Eies, als’ einer Zelle, auf welchem Wege’ alles Thierische' wird, "wird mit 'derZeit'sich gewiss als in ihren Hauptzügen übereinstirmmender 'ünd gleichartiger in der Sanzen Thier- reihe 'heräusstellen, "als es’jetzt den Anschein hat, da,''während män für’ die"Eier' der"meisten Thiere ännitnimt," Hass sich zuerst"ein Keim- bläschen, danu der Dotier um dasselbe’ und’ Zuletit ehe Dötterhäut als 'Umhüllung "bilden soll?), ein soleher' Vorkang”bei” vielen "Nema- - toden "ganz "gewiss nicht’ $tattfindet ®), Sondern im’Gegetitheil das ganze Ei'mit 'der Anlage 'aller 'seiner Theile 'ald’Zeile' sich’ zu'Weicher Zeit’Bil- det, ' was bei den genännten Thieren'in der Vieleicht! Spesiellen Modi- fieation "als, in eigenthumlicher Weise sıattfmdende, 'Tothterzellenbildüig ads mütterlichen Keimzellen vor’ sih” geht. "ICh Kat Bei’ diese 'Ge- legenheit nicht umhin, folgendes Möthent' hervorzuheben.“ Wein mit, wie & &eschieht, annimmt, 'däss"sich"Döttertheilchenfrei’im Eierstock 2. B./der Nemätoden (oder in später 'vergehenden Zellen beiden ’In- secten) "bilden, die sich datin "um ein Keimblischen nach und’ nach geuppiren sollen,“ so "heisst "das nichts "Anderes," als dass der 'Wesönit- hste Theil des Eies, nämlich der später befrhchtete und sich zum Ein ö 'entwiekelnde Dotter'duf irgend eine Weise, aber nicht in u] A Fu » ’ Wr pr } CA 3.0. pag. 56. \ A Wein RR 4 , FE: 18 EER; & Hu ) Vergl. Leuckart, im Artikel «Zeugung» in Wagner’s Handwörterbuch der © Physiologie. Carus, System der Morphologie, 'pag. 473 ff. ®) Vergl. meine Beiträge zur Anat, und, Phys. ‚von Mermis’ albicans. Diese ‚Zeitschr. Bd. V, pag. 262 und Nro‘f ‘dieser 'Beob. Bd. VI dieser Zeitschr, Pag. 208. j Zeitschr. f. wissensch, Zoologie. VI.Ba. 19 290 dem Ei gebildet wird, er soll’ frei oder anderswo im Eierstock ent- stehen, und schon fertig, durch Zusammengruppiren ein Ei bilden. Dann kann sieh ‘aber wohl die Frage erheben, wozu es dann noch eines Keimbläschens ‘und einer Dotterhaut, als-Kern und Membran einer Zelle bedürfe, wozu das Ei überhaupt ‘unmittelbar vor dem Mo- mente, wann es’ sicher aufhört, eine Zelle zu sein, noch erst für kurze Zeit durch ‘die (durch Beobachtung nicht nachgewiesenef)) plötz- liche Umhüllung mit einer Dotterbaut‘ zu einer ‚Zelle werden muss. Ist‘ ein Ei vor der Befruchtung wirklich nichts weiter morphologisch, als. eine Zelle, mit allen dazu gehörigen’ Theilen, wie es Schwann gewiss mit Recht gedeutet 'hat, so muss es einen Zweck haben, dass das Ei dieses ist; und da nun (das Ziel.der Entwicklung des Eier- stockseies wohl kein anderes ist, als, dass ein seiner Quantität und Qualität zum weiblichen Zeugungsstoff tauglicber : Dotter hergestellt werde, so liegt es doch wahrlich am Nächsten, zu schliessen, das Ei müsse deshalb eine Zelle sein und sich als eine solche, auf dem Wege der Zellengenese auch entwickeln, mit Kern, Kernkörperchen, Zell- membran, damit durch und in dem Leben dieses kleinsten, elemen- taren Organismus der Zelleninhalt, der Dotter die für seine künftige Bestimmung nothwendige Ausbildung erlangt 2). Ist dies geschehen, so hört damit der Werth des Eies als Zelle auf, es ist auf dem Wege der Zellengenese jetzt etwas Neues geworden, ein Ei im physiologi- schen Sinne, d.h. ein befruchtungsfähiger Dotter; und damit hören die die Zelle als solche constituirenden Theile auf, morphologisch und physiologisch Das zu sein, was sie bisher waran: das. Keimbläschen verschwindet als solches zur Zeit der Reife des Dotters, mag das Ma- terial, woraus es bestand, dem Ei unverloren bleiben; ebenso hört die Dotterhaut jetzt auf, eine Zellmembran zu sein, denn nach der Um- lagerung einer neuen Hülle, eines Chorions, kann die Dotterhaut niebt mehr als freie Zellmembran, wie vorher, die Vermittlerin zwischen dem Ionern der frühern Zelle’ und den umgebenden Stoffen sein. Dass die Dotterbaut nicht immer sogleich, wie das Keimbläschen, sich auflöst oder schwindet, kann kein Beweis dagegen sein, dass sie ihren eigent- — lieben, ihren Hauptzweck mit der Reife des Dotters erfüllt hat; für die nun eintretenden Schicksale des Dotters ist die Dotterhaut, wo sie GI nung 1) Durch directe Beobachtung könnte zwar ein solcher Vorgang nie nachge-M wiesen werden; aber die Beobachtungen, auf welche sich die u stützt, sind negative, die nur so lange ihren sonst unbestrittenen Werth behalten, als gar keine gegentheilige Beobachtungen vorhanden sind, an denen es jedoch nicht fehlt. *) Dieser naheliegende Punkt ist auch von Autoren, die der Anschauungs- weise des reifen Eierstockeies als Zelle zugethan sind, übersehen worden, En WETTE 7 y - 4 £ 5 . B y 291 nieht'die Rolle der alleinigen ge des Embryos: hat, so gut, wie bedeutungslos. s Einen deutlichen und einrtaihgnn Beleg hierfür bietet das Regen- wurmei t):. wenn: der Dotter als Zellinhalt ‘seine Vollendung erreicht hat, ‘so. kommt er in ein Receptaculum, in eine Befruchtungstasche, wo die Spermatozoiden seiner schon harren; damit diese aber sich in den Dotter hineinbohren können, geht die Dotterhaut verloren, sie ist ganz nutzlos geworden, nachdem das Ei‘ aufgehört hat, Zelle zu sein, denn in diesem Falle braucht sie nicht ein Mal noch die Rolle einer schützenden Hülle für ‚den Embryo zu übernehmen, da der Dotter aus der Befruchtungstasche sogleich in: eine von zäbflüssiger Substanz aus- gefüllte. weite Eikapsel eingeschlossen ‘wird, und. die Dotterhaut dem durch allmähliche Aufnahme jener Substanz als Nahrungsdotter statt- findenden Wachsthum des Embryos ‘hinderlich sein würde. Es ist, ‚wenn. der Dotter befruchtet wird, von der frühern Zelle Nichts, als der Zelleniuhalt übrig geblieben. , Ich kann daher Stein keineswegs beistimmen, wenn derselbe sagt), dass, wenn überhaupt den Insecteneiern eine Dotterhaut zu- komme, so sei dieselbe ohne Zweifel: eine nachträgliche, mit der des Chorions gleichzeitig auftretende Bildung, vielleicht: ein Rest der ur- sprünglich homogenen Dottersubstanz. Der Zweck der gleichzeitigen Bildung einer doppelten Hülle, wo eine einzige den blossen Zweck der Umhüllung ‚erfüllen könnte, ‘wäre nicht‘ wohl einzusehen. . Aus be- gonnenen, aber noch keineswegs abgeschlossenen Beobachtungen über die Entwicklung des Insecten-Eierstockseies kann ich nur entnehmen, dass die Doiterhaut schon vor der Bildung des Chorions vorhanden ist 3). Stein konnte sich überhaupt von der Existenz einer Dotterhaut ‚am‘ reifen Insectenei nicht mit; Sicherheit: überzeugen *%), und seinen Zweifeln stimmen, neuerlichst ‚aueb ZLeuckart®) und Carus $). bei. — Von Siebold?) dagegen erkannte ‚allen Insecteneiern eine Dotterhaut ‚ausser dem Chorion zu, Eine specielle Beschreibung der Dotterhaut h u Vergl. Nro. I dieser Beobachtungen |. c. pag. 238. 2) A. a. O,. pag. 65, 66. B) Wagner sprach sich in der 2. Aufl. des Lehrbuchs der Physiologie dahin aus, dass er die Ansicht, als lagere sich der Dotter und die Dotterhaut um das zuerst entstandene Keimbläschen, aufgegeben habe. In der 3. Aufl, aber war derselbe wieder zweifelhaft, in Folge von Beobachtungen an Hel- minthen, ob er nicht zu seiner frühern Ansicht zurückkehren solle, #4) A. a. O. pag. 66. ®) A. a. O. pag. 802. %) System der Morphologie, pag. 183, 7) Lehrbuch der vergleichenden Anatomie, pag. 638. 292 des. Eies von ‚Gryliotalpa‘ und. ihrer‘ späteren Schieksale hat Rathke:*) gegeben. Ebenso. beschrieb Leon: Dufour?) ‘an dem Ei vonuGerris eine: zarte, »die.-Larye,zunächst ‚umgebende Dotterhautz;.die Dotterhaut des.Eies ‚von: Chirnomus zonatus, -Simulia.caneseensvund von Donacia beschrieb. .Kölliker ®)« ‚Eudlichhat. ganz, kürzlich-Zaddach #) die Dotter- haut,.des,.Phryganiden-Eies beschrieben, von- welchen er‘sagt, sie sei sehr zart und auı'frischen Eiern-schwerer zu 'erkennen, als in’ schon vorgeschrittenen Entwicklungsstadien: des‘ Embryos, ‘aus welchen Zad- dach detailirte, Beschreibungen» über. das. 'Bersten‘!der Membran mit- getheilt-hat 5), die\. sich anschliessen an: die: Beobachtungen Rathke’s ®) über. das»Fehlen. den: Dotterhaut 'beil schon ausgebildeten «Embryonen von FREE 50. ie ‚anı ange Alkıraiokkämineibenil nn zushiingsiediehe die Dekerbaut reikrsaheinliche berstet, habe’ich'oben angegeben. Die.Darstellung'.derDotterhautı ist mir bei dem’ Eiern der meisten:;oben (genannten Insecten, so» wievbeineinigen anderen früher untersuchten: Insecteneiern leicht. ‚gelungen; ‚dass: ich’ an den Eiern von Adela, von Tenthredo: und'einigen anderen: eine: doppelte Hülle‘ nicht mit. Sieherbeit nachweisen: konnte; habeich 'angegeben’»ich"vermuthe hier aber: vielmehr: eine: Unvollständigkeit der Beobachtung, (oder die Abwesenheit eines Chorions ‚als: das» Fehlen einer -Dotterhauf. 'oıı Nachdem die Spermatozoiden im'Dotter des’ Insecteneies sind, fragt es: sich, ‚was aus.ihnen wird. Inder ersten Reihe meiner hieher 'ge- hörigen Beobachtungen 'habe‘ich bei’ mehren Nematoden und bei Lum- brieus die Schieksale...der in's Ei eingedrungenen Samenelemente 'als eine allmähliche Umwandlung in Fett und sich daran'schliessende stoff- liche. Verschmelzung imit'\dem Dotter' beschrieben ?). Solche Beobach- tungen 'konnte ‚ich bisher‘ an Inseeteneiern noch nicht‘ machen, ‘doch lungsprocess, derivtiberhaupb' von ''so ‚allgemeiner Bedeutung im thieri- schen Organismusnist, wohl:überall ein’und 'derselbe'sein ‘wird, "eine oben angeführte Beobachtung’ an; Eiern»von Adela dafür, dass ar die Spermatozoiden: der: Insecten nach dem Eindringen in den Dotter, ab- gesehen 'von ;dem ‘Verlust der' Bewegung, einer ee in Fett 1 | spricht, abgesehen von: der Wahrscheinlichkeit; (dass dieser Verwand- | ) 3 pag. 28, ?) Recherches sur les hemipteres, pag. 220. ®) Observationes de ‚prima insectorum genesi, $. 2, $. 47, $. 21. +) Asa. O,.,Pag.ı2, na N 5) A, 4.,0.,pag...32. { ; | !) Zur Entwiekiuugsgearhighte ‚der Maulwurfsgrille. Müller’s, Archiv, 7 6) Meckel's Archiv, 4832, pag. 371. ’) A. a. O. pag. 226, 242, ee 293 - unterliegen, Inı Biern,diesetwarwvorvacht 'Stunden''gelegt ‘waren, fand iehkeinewohlerhaltenen Spermatozoiden mehr, dagegen kürzere, das Lieht» stark ‚brechende‘ Rädenloder'Stäbchen);'was»analog:den mittleren Stadien! der Verwandiungs'beii\den" Samenelementen' der eben genann- _ ten Würmer isti»—"Es'istchervorzuheben, wie rasch beiden Insecten die Verschmelzung der»Samenbestandtheile mit’ dem'Dotter stattfindet, was ohne -Zweifeldamit in Zusammenhang steht, "dass auch die Em- bryonalentwicklung so kurze Zeit nach©der Befruchtung 'in’vielen Fällen beginnt; indem +2. ' B.x.dieEiers/vons‘Musca“schon''während ihres Ver- weilens ‚iu ‚der. Vagina die \ersten' Spuren“ der:'Embryonalentwicklaug - zeigen; ' niemals-\aber, wierodurchs die''Untersüuchungen 'w. Stebold’s *) - beis wiviparen‘Tachinen bekannt ist, trittödies’-eher ein,'vals' die Eier anı dem.Theiler' der: Vagina | vorübergegangemvsindy lin’ welchen die Samenkapseln‘ einmtnden.\'Denselben Unterschied’ 'zwischen"verschie- denen‘ Eiern» innerhalb ‘der uAusführungsorgane» bemerkte v.'Siebold ?) auch bei -Musca vomitoria-und ‚verwandten-Arten,'indem dasjenige Ei, elches zwischen: Vulvavund der'Einmündung des’ Receptaculum 'semi- 5. steckte, bereits» sich: zu’ entwickeln) angefangen! hatte und einen Embryo ‚enthielt; «während “das'oberhalb‘ der ‘Einmündung des Samen- nges im «Eiergange»' befindliehe Ei, "dem vorhergehenden an Grösse z gleich, keine Spur einer begonnenen Embryönalentwicklung ver- amer lebende Spermatozoiden, -Ueberhaupt brauche ich kaum daran zu ‚erinnern > dass die Ansicht, welche © Siebold ®) schon vor längerer v 'eleber ihn die Betrachtung der anatomischen Verhältnisse, besonders seine Entdeckung des Receptaculum seminis.alsı solches leiteten, welche ‘dahin zusammenfasste: "DieEier werden‘ bei ihrem‘ Durchgange [ündung des Ductus seminalis'vorüberschlüpfen, mit der sich daraus L giessenden Samenfouchtigkeit in RECRhENNE gebracht und ‚so be- und näher: bestimmenden Enzätash bedarf, ‚dass die Befruchtung dann geschieht, wenn der sobere ‘Pol'des'Eies vor der Einmündung des eceptaculum seminis vorbeigeht, indem dann die Spermatozoiden in die rt befindliche Mikropyle eindringen. . Schon oben habe ich hervorgehoben , dass von dem Gammarus %) Vergl. dessen Aufsatz über die weiblichen Geschlechtsorgane der Tachinen. Wiegmann's Archiv für Naturgesch., Jahrg. IV, 1838, Bd. I, pag. 200, 2) Dessen Aufsatz: Vernere Beobachtungen über die Spermatozoen der wirbel- - Josen Thiere. Müllers Archiv, 184k, pag. 42%. *) Ebendaselbst, pag. 422. 294 pulex keineswegs ein Schluss auf die Crustaceen‘ überhaupt erlaubt ist, und zwar besonders deshalb, weil die anatomischen Verhältnisse der weiblichen Generationsorgane verschieden sind in verschiedenen Abtheilungen der Krebse. Wenn man erwarten darf, dass bei den- jenigen Krebsen, deren weibliche Fortleitungsapparate mit einem Re- ceptaculum serninis versehen sind (Brachyuren[?], Chilognatlien, Chilo- poden, Argulus), sich auch der Befruchtungsvorgang mehr ‘oder weni- ger an denjenigen bei den Insecten anschliessen wird, so dürfte man wohl bei diesen Crustaceen auch ähnliche Verhältnisse hinsichtlich der Be- schäffenheit und Lage der Mikropyle erwarten (oberer Eipol? Oefl- nung im Chorion?); obwohl immerhin ein ‘Unterschied durch die Un- beweglichkeit der Samenelemente bei den Crustaceen "bedingt sein könnte. Eine doppelte Hülle wird den reifen Crustaceen-Eiern ab- gesprochen t); Leydig 2) fand bei Argulus eine Dotterhaut, welche von Anfang an das eine helle runde Zelle mit Kern und Kernkörperchen därstellende Ei als Zellmembran umgibt. Später erhält das Ei noch im Eierstock (also wie bei den Insecten, mit denen Argulus auch das Receptaculum seminis theilt) ein Chorion. Beim Gammarus pulex sind, wie gesagt, an den in der Bruttasche enthaltenen Eiern ein dickeres Chorion und eine sehr zarte Dotterhaut leicht darzustellen. Letztere allein fand ich an, wenigstens anscheinend völlig reifen Eierstockseiern. Wo sich das Chorion bildet, habe ich noch nicht beobachten können, Göttingen, den 43. Juli 4854. Erklärung der Abbildungen. Fig. 4. Der obere Pol eines aus der Vagina entnommenen Eies von Musca vomitoria. a Dotterhaut; 5 Chorion; c helle, durchsichtige Schicht; d Warze des Chorions, in deren Mitte die Mikropyle, aus welcher eine Anzahl Spermatozoiden hervorragen. Fig. 2. Der obere abgeflachte Pol des Eies von Musca vomitoria von de Fläche gesehen. Ein heller Hof umgibt die die Mikropyle zunächst 7 umgebende Warze. Fig. 3. Ein Theil des Chorions vom obern Pol des Eies von Musca dome- }' stica. Abgeflachte Platte, in deren Mitte eine die Mikropyle um- gebende Warze. a Chorion; b Dotterhaut. 1) Vergl. v. Siebold, Lehrbuch der vergleichenden Anatomie, pag. 482. Leuckart” betrachtet die vorhandene Hülle als Dotterhaut, und leugnet das Chorion, ausser bei Argulus (a. a. 0. pag. 806). Ebenso Carus (a. a. O. pag. 182). 2) Vergl. dessen Aufsatz: Ueber Argulus foliaceus etc. Diese Zeitschr. Bd. bg pag. 340. H ne re 295 4. Der obere Pol des Eies von Lampyris splendidula. Aus der im Profil gesehenen Mikropyle treten durch Druck einige Dottertheilchen aus. 5. Der obere Pol des Eies von Adela, in welchem bereits die Embryonal- entwicklung durch Bildung der hellen grossen Zellen an der Pripherie des Dotters begonnen hat. 6. Die Mikropyle mit ihrer Umgebung von dem Ei eines zu den Pyra- - liden gehörigen Lepidopters, von der Fläche gesehen. 7. Der obere Pol des Eies von Euprepia lubricipeda. (Die Zu- spitzung des Eies ist erst nach dem Zerdrücken entstanden, das un- verletzte Ei ist fast sphärisch.) &. 8. Die Mikropyle mit ihrer nächsten Umgebung am Ei von Liparis . 'salieis. (Diese Figur ist stärker vergrössert dargestellt, als die vor- hergehenden.) 2. 9. Die Mikropyle der Dotterhaut am Ei von Gammarus pulex, (Auch diese Figur ist stärker vergrössert dargestellt.) B ae REN über die Entwicklung der din 'und der Eier, über deren Beschaffenheit im reifen Zustande und über ie Art und Weise, wie die Befruchtung stattfindet bei Ascaris mystax, irginata und megalocephala habe ich vor kurzer Zeit bei Ascaris tri- uetra (des Fuchses) wiederholen können, und ich habe bei dieser im Uebrigen den ersten beiden Ascariden nahe stehenden Species es in derselben Weise gefunden. Die reifen Samenkörperchen zeigen vesentliche Species- Unterschiede und sind wegen ihrer auffallenden nd oft äusserst langgestreckten Gestalt noch weit besser zur Erkennt- - ‚aller früher beschriebenen Vorgänge geeignet. pad Kleinere Mittheilungen und Gorrespondenz - Nachrichten. Bemerkung.die Tasıkörperchen betzeffend. Von Henn wi um Dr. &. Meissner. In den Verhandlungen der physikalisch- medicinischen Gesellschaft in Würz- burg (Bd. V, Sitzung vom 29. April 4854) theilt Kölliker als das Ergebniss der Untersuchung der Hautpapillen bei einem Enthaupteten mit, dass die Querstreifen der Tastkörperchen, deren nervöse Natur, nämlich als Endverästelungen der in die Körperchen eintretenden Nerven ich nachgewiesen habe (Beiträge zur Ana- tomie und Physiologie der Haut, pag. 16 u. f.), Kerne seien, was übereinstim- mend ist mit Kölliker's schon früher (Zeitschr. f. wissensch. Zool. Bd. IV, p. 4) ausgesprochener Ansicht, und dass diese wahrscheinlich in spindelförmigen «Bindegewebskörpern» liegen. Die Nerven sah Kölliker oft in Spiraltouren um die Tastkörperchen herumlaufen, was ich ebenfalls als häufig vor dem Eintreten derselben in die Organe stattfindend angegeben habe (pag. 14 1. c.). Das Ende der Nerven, welches Kölliker früher (l. c.) als schlingenförmig erkannte, konnte er im, vorliegenden Falle nicht wahrnehmen. Was zunächst die Gunst der Umstände anlangt, unter denen Kölliker. diese Beobachtungen anstellte, die er besonders urgirt, indem er sagt, die Haut- papillen seien noch niemals «frisch» untersucht worden, so habe ich allerdings bisher noch nicht die Haut eines ganzen Hingerichteten zur Disposition gehabt: da aber gewiss kein Unterschied ist zwischen der Haut einer so eben vom Lebenden amputirten Extremität und der eines so eben Decapitirten, so möchten die Umstände, unter denen ich mehre Beobachtungen angestellt habe, nicht eben weniger günstig gewesen sein; denn Dank der Güte des Herrn Professor Baum habe ich mehrmals die eben amputirte Glieder zur Untersuchung benutzen können. Dieses habe ich in meinen Beiträgen u. s. w. nicht angeführt, und das ist der Grund, weshalb ich es nicht unterlassen kann, diese Bemerkung hier zu machen. ? Was die Differenz in dem Ergebniss der Untersuchungen von Kölliker und von mir betrifft, so bestätigt eben auch diese, dass Kölliker's Enthaupteter nicht günstiger zur Untersuchung war, als viele meiner Objecte, denn ich habe aus- drücklich (pag. 44 1. c.) angegeben, dass die Untersuchung der Papillen der gesun- den Hand des Erwachsenen allein keinen genügenden Aufschluss über die Structur der Tastkörperchen und über ihr Verhältniss zum Nervensystem zu geben ver- mag, sondern dass es besonders die Entwicklungsgeschichte und gewisse pa- 297 _ thologische Veränderungen der fraglichen Organe sind, die näheren Aufschluss geben. Die unmittelbare, directe Beobachtung an Erwachsenen, dass die queren Fasern wirklich die aus der Theilung doppeltcontourirter Fasern entspringenden Endäste sind, ist, wie mir auch andere Beobachter beistimmen, äusserst schwer _ und in den bei weitem meisten Fällen unsicher; ein um so grösseres Gewicht lege ich daher auf das Verhalten der Tastkörperchen bei etwa einjährigen Kin- - dern und bei solchen pathologischen Zuständen, wie ich sie a. a. O. pag. 47 u.f. beschrieben habe. Nicht nur auf Grund dieser meiner früheren Beobachtungen, die ich seitdem noch. nicht, zu, wiederholen Gelegenheit,hatte, sondern auch nach in diesen Tagen wiederum an gesunder frischer Haut (einer wegen Zer- schmetterung des Arms sofort amputirten Hand) angestellten Untersuchungen, zu denen die bestimmte Aussage Kölliker's die Veranlassung war, muss ich bei meiner durch sehr zahlreiche Beobachtungen gewonnenen Ansicht: bleiben, dass die queren Fasern in den Tastkörperchen die Endäste der eingedrungenen Primitivfasern sind. N "Göttingen, den 2. Juli 185%. wish in „u oe Warst. Haar ee et fi en un r. f. wissensch. Zoologie. VI. Bd. 19 +%* 298 Mikroskopische Untersuchung der Gewebe eines Mumien- arms aus dem «Caveau de St. Michel» in Bordeaux, Yon Dr. Johann Czermak in Prag. Während meines Aufenthaltes in Bordeaux im August des Jahres 4853 kam ich mit meinem Reisegefährten, Herrn A. Jourdier, ‚bei Besichtigung der grossen gothischen Kirche St. Michelin das sogenannte «Caveau de St. Michel» — ein unterirdisches Gewölbe des isolirt stehenden Glockenthurmes, welches mit einer beträchtlichen Anzahl von wohlerhaltenen, mumificirten Leichnamen angefüllt ist. Im Jahre 4793 hatte man in Folge der Verordnung: die Begräbnissplätze in die Umgebungen der Städte zu verlegen, auch den Kirchhof von St. Michel umge- graben und cassirt. Dabei fand sich’s, zu nicht geringem Erstaunen der Bevöl- kerung, dass ein grosser Theil der ausgegräbenen Leichname unzerstört und wohlerhalten war. Diese zufällig mumificirten Leichname wurden dann als eine grosse Merkwürdigkeit in das runde Gewölbe des Glockenthurms gebracht und daselbst längs der Wand in, einem grossen Kreise aufgestellt zur Besichti- gung für Fremde und Einheimische, von denen sich namentlich der weibliche Theil herzudrängt, um, wie in dem «Chamber of horrors» des bekannten Wachs- figurencabinets der Mad. Tissot in London, in Furcht, Grausen und Thränen zu schwelgen. Da ich schon früber Untersuchungen über den Grad der Conservirung künst- licher (und zwar ägyplischer) Mumien angestellt halte, deren Resultate im IX. Bande, pag. 427 der Sitzungsberichte der K. Akademie der Wiss. in Wien vom Jahre 4852 veröffentlicht wurden, so musste es für mich von Interesse sein, die Mumien des Caveau's, welche nicht in Folge einer absichtlichen, künstlichen Einbalsamiruug, sondern durch das zufällige Zusammentreffen schwer zu ermittelnder natürlicher Umstände entstanden waren, ebenfalls ge- nauer zu untersuchen, um zu sehen, ob und in wie weit sich dieselben, ab- gesehen von den äusseren Formen, conservirt haben oder nicht. Schon hatte ich ein passendes Stück einer Mumie, welches abgebrochen auf dem Boden lag, ausersehen und wollte es eben einstecken, als der uns be- gleitende Kirchendiener mein ‚beabsichtigtes Sacrilegium bemerkte und ent- schiedenen Protest dagegen einlegte. Mir blieb nichts Anderes übrig, als meine Beute wieder abzuliefern und bei einem der Kirchenvorsteher eine Autorisation zu meinem Raube zu erbitten. Der Advocat Herr Dupont, einer der Vorsteher, hat mir die nachgesuchte Erlaubniss sehr bereitwillig gegeben, und ich halte es für eine angenehme Pflicht, demselben hiermit öffentlich meinen Dank zu sagen. So kam ich in den Besitz der Hand und des halben Vorderarms einer Mu- mie aus dem Caveau de St. Michel, welche ich als Material zur vorliegenden Untersuchung verwendet habe. Man kennt zwar mehrere Orte in Deufschland und in der Schweiz, wo sich solche mumificirte Leichname finden — allein meines Wissens hat bisher noch Niemand eine genauere Untersuchung des Zustandes, in welchen sich die ein- 299 zelnen Gewebe derselben befinden, unternommen, so dass die nachfolgende kurze Mittheilung, welche gewissermassen als Anhang zu meinen oben citirten Beobachtungen zu. betrachten ist, nicht unwillkommen sein dürfte. Die äussere Haut erscheint als eine dunkelbraune, lederartige Masse, welche zum grossen Theile durch bedeutende lufthaltige Räume von den unter derselben befindlichen Weichtheilen und Knochen getrennt ist. An der Hohlhand in der Nähe des Daumenballens befindet sich eine ziemlich grosse unregel- mässige Oeffnung, welche zu den lufthaltigen Räumen im Innern der Hand führt und bis auf die entblössten Knochen.des Metacarpus hineinzusehen gestattet. Bei der mikroskopischen Untersuchung der Haut, zeigte sich das Derma und das subeutane Bindegewebe vollkommen woblerhalten; von dem Pa- ‚Pillarkörper und der Epidermis habe ich jedoch nur sehr undeutliche Spuren aufüinden können. ‘Die'Nägel waren leider abgefallen. In den Maschen des sub- eutanen Bindegewebes,' welche meist nur mit Luft gefüllt waren, kamen ein- zelne wohlerhaltene Häufchen von wasserhellen, 'polygonal abgeplatteten Fett - zellen vor. Die Sehnen und Bänder, die Fascien und Aponeurosen u.s. w. sind so vollkommen conservirt, dass die von denselben geferligten Präparate kaum von frischen Präparaten unter dem Mikroskope zu unterscheiden sein. dürften. Werden diese Theile ‘in’ Wasser aufgeweicht, so quellen sie wohl auf, nehmen aber nicht mehr ‚das 'weisslich' silberglänzende . Ansehen des frischen fibrösen Gewebes an, sondern sie bleiben durchscheinend. Dieses eigentbümliche Ver- halten des fibrösen Gewebes‘habe ich! auch schon bei den ägyptischen Mumien bemerkt und a. a. 0; (pag. 32 des 'Separatabdruckes) erwähnt; es deutet, wie mir Scheint, darauf hin, dass das fragliche Gewebe eine besondere physikali- sche Veränderung erleidel, wenn es sehr lange in trockenem Zustande auf- bewahrt wird. ‚Ferner glaube ich auch bemerkt zu haben, dass die Essigsäure _ weniger rasch 'auf das fibröse Gewebe der Mumien, als auf frisches einwirke — obschon ‚die gewohnte Wirkung keineswegs ausbleibt. © Zwischen ‚den Blättern der Fascien und Aponeurosen fand ich die Reste der quergestreiften 'Muskelfasern, welche in eine braungelbe, fast hornartig durchscheinende Masse umgewandelt waren.‘ Dieses Verhalten des Muskel- gewebes gleicht vollkommen jenem der Muskeln der ägyptischen Mumie, wie ich es a. a. ©. pag. 37 beschrieben habe, nur mit dem Unterschiede, dass ich im letztern Falle die Querstreifen durch Behandlung des Präparats mit Terpentinöl deutlich machen konnte, während sich im erstern Falle selbst nach Anwendung dieses Reagens, nur sehr undeutliche Spuren von Primitivbündeln und Quer- streifen zeigten. An vielen Stellen, so namentlich zwischen den Metacarpus- ‚Knochen waren die Muskelmassen völlig verwittert und spurlos verschwunden. - Die Nerven haben dagegen der Zerstörung auf eine überraschende Weise ‚widerstanden. Ich konnte dieselben mit dem Skalpel von den Hauptstämmen durch die Hohlband bis gegen die Fingerspitzen als hellbräunliche Stränge ver- folgen. Unter dem Mikroskop erkannte ich mit voller Sicherheit die Fasern des Neurilems und die einzelnen Nervenprimitivfibrillen, welche sich als deut- liche mit coagulirtem, krümeligem Nervenmark gefüllte Röhren darstellten. Ich habe an frischen Präparaten die structurlose Scheide der Primitivfibrillen nie- mals so deutlich gesehen, wie hier. Die Nervenfasern der ägyptischen Mumien hatten ganz das Aussehen von in Chromsäure oder Sublimat gehärteten Axen- lindern (a. a. O. pag. 39 und Fig. 44), und unterscheiden sich demnach sehr wesentlich von den cben beschriebenen Fasern, was offenbar von den ver- 300 schiedenen Umständen herrührt, unter welchen die beiden Arten von Mumien sich gebildet haben. Das Nervenmark der Fibrillen der ägyptischen Mumien scheint nämlich keine Zeit gehabt zu haben, zu coaguliren und in Krümel zu zerfallen, weil es gleich nach dem Tode des Individuums dem Einbalsamirungsprocesse ausgesetzt wurde und unter der Einwirkung der zur Balsamirung verwendeten Stoffe sehr rasch zu einer elastischen Masse erhärtete; während das Nervenmark der bordeauxer Mumien in seiner Zersetzung durch nichts gehindert, nur im Zustande der Zersetzung, im günstigsten Falle, eben in einem Anfangsstadium der Zersetzung (durch endliehe Eintrocknung) conservirt werden konnte. Aehnliches scheint für die Muskelsubstanz zu gelten, woraus sich dann leicht der schlechtere Zustand, in dem sich die Muskeln der bordeauxer Mumien befinden, erklären liesse, Die Vater-Pacinischen Körperchen sind entweder verwittert und nicht mehr vorhanden oder sie sind meiner Aufmerksamkeit entgangen, so viel ist sicher, dass ich keines derselben gefunden habe. Die letztere Möglichkeit er- scheint mir, in Hinsicht auf den .wohlconservirten Zustand der Nerven, die wahrscheinlichere. Von dem Gefässsystem habe ich die Arteria radialis untersucht. Sie liess sich noch recht gut in einzelne Lamellen trennen. Ich unterschied die Tu- nica elastico-conjuncliva (Donders und Jansen) mit ihren elastischen und Binde- gewebsfasern und die Tunica strata elastica mit den gefensterten Häuten. ‘Die mittlere elastisch-muskulöse Haut der Arterie war nicht gut erhalten , wenigstens konnte ich ihre einzelnen histologischen Elemente nicht deutlich wieder erkennen. An den Knorpeln der verschiedenen Gelenke nahm ich die bekannte Structur derselben recht deutlich wahr. h Dass die Structur der spongiösen sowohl, als der compacten Knochen- substanz in keiner Weise alterirt war, versteht sich wohl von selbst. Vom Knochenmark fand ich nur undeutliche Spuren, indem die Markhöhlen der Kno- chen blos mit Luft gefüllt erschienen. Es fragt sich hierbei, auf welchem Wege und auf welche Art das Mark aus den mit den Weichtheilen und der unverletzten Haut noch völlig umgebenen Knochen so vollständig verschwinden konnte?! Das Periost fehlte an manchen Knochen, z. B. den Oss. metacarpi, ganz vollständig. Die bordeauxer Mumien stehen den ägyptischen hinsichtlich der Conservi- rung des mikroskopischen Details ihrer Gewebe kaum nach. Muss man freilich auf der einen Seite zugeben, dass sich die ersteren in Bezug auf ihr Alter mit den letzteren nicht im Entferntesten vergleichen lassen, so darf man auf der andern Seite auch wieder nicht “vergessen, dass die bordeauxer Mumien doch mindestens über 60 Jahre alt sind und, ohne einbalsamirt und geschützt zu sein, seit dem Jahre 1793 dem wechselnden und zerstörenden Einfluss der At- mosphäre, in Folge dessen sie über kurz oder lang in Moder verfallen werden, preisgegeben sind. Die Mumien des Caveau de St. Michel liefern uns demnach ein bemerkenswerthes Beispiel von der Dauerhaftigkeit organischer Formen und von der Möglichkeit, den ewigen Kreislauf des Stoffes beträchtlich zu ver- langsamen, ja auf längere Zeit ganz zu hemmen, d. h. für das Bestehende un- schädlich zu machen — u Ueber Cystenbildung bei Infusorien, von Prof. Cienkowsky in Jaroslafl, Mit Tafel X u. XI. i Durch die schönen Beobachtungen Stein’s über Vorlicellen !) an- geregt, stellte ich mir die Aufgabe, alle Infusionsorganismen auf Cysten- bildung zu untersuchen. Zu diesem Zwecke bediente ich mich folgen- den einfachen Verfahrens. Auf Untertassen stellte ich kleine Gegenstände, legte darauf Objectivgläser mit im Wasser befindlichen Infusorien, goss auf die Untertasse Wasser und bedeckte Alles mit einem Glase. Die feuchte Luft verhinderte das zu rasche Austrocknen, und so konnte ich Stunde für Stunde dieselben Individuen längere Zeit beobachten. Grosse, auf dem Objectivglase leicht zerfliessende Formen untersuchte ich, indem ich eine grössere Anzahl derselben auf einem. Uhrglase im Wasser hielt. Beinahe bei allen yon mir auf diese Weise beobachteten Infusorien wurde die Bewegung nach kürzerer oder längerer Zeit (bei den mei- n innerhalb 2—7 Tage) langsamer, der Körper verdickte sich, und hdem er verschiedene Mittelformen angenommen hatte, ging er in Bi, über. Wimpern, Borsten, Haken, wenn solche vorhanden waren, verschwanden nach und nach, und an der schleimigen Kugel- - oberfläche sonderte sich eine starre, glatte oder sternförmige Membran ‚ab; in seltenen Fällen nahm man unmittelbar an der Kugel Stacheln wahr. n Bei folgenden Formen gelang es mir vollständig, die Cystenbildung ‚zu beobachten: Nassula viridis Du. (Taf. X, Fig. 1, 2, 3), Stylonychia pustulata E. (Taf. X, Fig. 28, 29, 30, 31), S. Tanceolata E. (Taf. XI, #Ei8..6, 7, 8); bei Verla Aten Dorucalen, Bursaria truncatella E. (Taf.X, Fig. 22, 23, 24), Blateritia (Taf. XI, Fig. 12, 13, 44, 45, 46), ") Ann. d. sc. nat. 3”® Serie. T. XVIII, No. 2. Zeitschr, 1, wissensch, Zoologie. VI. Bd. 20 302 Podophrya fixa E. (Taf. X, Fig. 16, 17, 18), Loxodes cucullulus Duj. (Taf. X, Fig. 11, 12, 43), Leucophrys spathula E. (Taf. X, Fig. 19, 20, 21), Amphileptus margaritifer E. (Taf. XI, Fig. 47, 48), Holophrya brunnea Dij., Euglena viridis (Taf. XI, Fig. 49), Chlorogonium euchlorum E. (T. XI, Fig. 20, 24), Volvox globator E., Eudorina pulehella Z., Hae- matococcus pluvialis v. Flotow. Unvollständig, das heisst, nur das Einkugeln, ohne die Bildung der umgrenzten Membran zu beobachten, sah ich bei: Stylonchia my- tilus E. (Taf. XI, Fig. 4, 2, 3, 4, 5), Amphileptus anas E., Amoeba princeps E., Paramaecium chrysalis &. — Spirostomum ambiguum, Sten- tor polymorphus E., S. Mülleri, Paramaecium Äurelia E., Loxodes Bur- saria E. bildeten, den ganzen Winter beobachtet, unter keinen Um- ständen Cysten. In einer grössern Abhandlung werde ich denselben Gegenstand umständlicher zu besprechen suchen; hier will ich nur die Gysten und die weiteren Vorgänge in denselben bei einer Nassula und Stylonychia pustulata E. näher angeben. Die in Rede stehende Nassula zeigte in der Form, Structur und Grösse vollkommene Aehnlichkeit mit Nassula viridis Duj. "); sie unter- schied sich nur durch die später eintretende Ziegelfarbo ihres Inhalts. Von Nassula aurea Z.?) unterscheidet sie sich nur durch die geringere Grösse, sie misst nämlich in der Länge 0,1 Mm., in der Breite 0,06 — 0,07 Mm. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Nassula ornata E., N. vi- ridis Duj., N. aurea E. nur verschiedene Altersstufen derselben Form darstellen. Das Thierchen (Taf. X, Fig. 1) hat einen cylindrischen, an beiden Enden abgerundeten, durch keine Membran begrenzten Körper. Durch das Verschlucken sehr langer Oscillatorienfäden nimmt es runde, flache oder eckige Form an. Der Inhalt ist grün, gemengt mit ziegelfarbigen Körnchen, später verschwindet die grüne Farbe gänzlich. An der Basis des sogenannten Zahnes befindet sich eine contractile Blase und an der Wand eine andere, grössere, von violetter oder Zinnober-Farbe. Der Körper ist mit sehr feinen Wimpern bedeckt; Magen existiren, wie bei allen übrigen Infusorien, nicht. Nachdem das Thierchen sich ein Paar Tage auf dem Objectglase im Wassertropfen bewegt hatte, wurde sein Inhalt ziegelfarbig, heller, flüssiger (sonst bei allen Infusorien dichter), die Bewegungen ver- schwanden, das Thierchen nahm Kugelgestalt an und drehte sich sehr rasch um seine Axe; oft blieb die rotirende Bewegung ganz aus, An der Oberfläche der Kugel bildete sich eine Membran, die anfangs durch 1) Dujardin, Infus., Pl. AA, Fig. 18, pag. 495. 2) Ehrenberg, Die Infusionsthierchen ete., Taf, XXXVU, Fig. II. 303 eine, nachher durch eine doppelte Contour sichtbar wurde; im Innern waren noch der Zahn, die contractile und die gefärbte Blase vorhanden (Taf. X, Fig. 2, 3). In diesem ruhenden Zustande blieb die Kugel 3-5 Tage. Weitere Veränderungen in derselben sind folgende: Im Inhalte bilden sich zablreiche helle Kreise mit dunkleren Zwi- _ schenräumen (Taf. X, Fig. %). Die Contouren grenzen sich schärfer - ab, und somit zerfällt der ganze Inhalt in viele kleine Zellen, die ich _ nach ihrer Analogie mit Reproduetionszellen eryptogamischer Pflanzen Sporen nennen werde. Oft sieht man den Zahn noch dann, wenn die - Sporen zu erscheinen anfangen; später verschwindet er gänzlich. Die Membran der Cyste ist sehr dünn geworden, manche von den Sporen haben sich in kurze Schläuche verlängert, welche die Wand der Cyste durchbrechen und ihr ein sternförmiges Aussehen verleihen (Taf. X, Fig. 5, 6). Der Inhalt der Sporen wird körnig, die Körnchen grenzen sich. schärfer ab, der Schlauch platzt, der körnige Inhalt der Spore tritt heraus und bleibt eine Weile am Scheitel des Schlauches in Kugel- form stehen (Taf. X, Fig. 7). Die Körnchen gerathen in zuckende Be- wegung; man sieht jetzt klar, dass es ganz kleine Zellchen sind. Die Zuckungen werden lebendiger, die Zellchen entfernen sich von einander, die Kugel schwillt an, die Bewegungen nehmen zu, und der ganze Haufen monadenartiger Zellchen zerstreut sich wimmelnd nach allen Richtungen. Wer das Auftreten der Schwärmsporen bei Algen und besonders bei Achlya capitulifera Braun beobachtet hat, kann die vollkommene Aehnlichkeit dieser Erscheinung mit der so eben beschriebenen nicht verkennen. Oft befreien sich bei dieser Nassula die Schwärmsporen aus zwei und mehreren Schläuchen zu derselben Zeit, sie gerathen nicht immer in Bewegung, sondern bleiben nicht selten in Haufen ver- sammelt. Die Bedingungen des Schwärmens, so wie das weitere Schicksal der Schwärmsporen sind mir unbekannt geblieben. Die ein Paar Tage getrockneten Cysten haben ihre Lebensfähigkeit nicht verloren; aus den wieder mit Wasser benetzten Cysten schlüpften nach 24 Stunden völlig entwickelte Exemplare heraus (Taf. X, Fig. 8, 9). Dabei stülpte sich der Inhalt aus, schwellte zur Kugel an, rotirte rasch und arbeitete sich nach und nach durch die Oeffnung der Cyste durch- ‚der übriggebliebenen Wand ist die Austrittsöffnung und ein oder Kreise zu erkennen (Taf. X, Fig. 10). - Das Ausschlüpfen des ganzen Inhalts der Cyste unter der Form es eingecysteten Infusoriums sah ich bei Loxodes eucullulus Diy. (Taf. X, 44,45), Stylonychia lanceolata E. (Taf. XI, Fig. 9, 40, 41), Euglena Yiridis (Taf. XI, Fig. 19). Bei Stylonychia lanceolata schwellte die ein wenig auf, der Inhalt zeigte Falten, Wimpern an verschie- Stellen, und dem Befreien des Thierchens ging immer eine 20 * 304 rasche drebende Bewegung voran. Von den Stylonychien kugeln sich am leichtesten St. pustulata E. und St. lanceolata E. ein. Die erste verschafft man ‘sich sehr leicht, indem man Fliegen, ölhaltige Samen u. dergl. im Wasser wirft. Nach ein Paar Tagen bedeckt sich der fau- lende Gegenstand mit silberweissen Schimmelfäden (die bekannte Achlya prolifera Nees), zwischen denen eine Menge Vorticellen und gewöhn- lich S. pustulata herumschwimmen. Um Cysten zu bilder, kommen sie an die Oberfläche des Wassers und setzen sich an den Rand des Gefässes fest. Auf dem Objectglase, überhaupt wenn man kleine Theilchen stick- stofl-ölhaltiger Substanz zuthut (Pinussamen z. B.) und es der Sonne aussetzt, gelingt es schon nach 24 Stunden, Cysten zu bekommen. Man sieht hier leicht, wie die Stylonychia pustulata, ohne etwas von ihrem Körper abzuwerfen, sich verdichtet und einkugelt. Die Cilien verschwinden stufenweise (Taf. X, Fig. 28, 29, 30, 31); darauf folgt ein rasches Rotiren, während desselben wird an der Oberfläche der Kugel eine Membran, die später einen sternförmigen Rand bekommt, sichtbar. Bei Bursaria truncatella E. (Taf. X, Fig. 24) und Podophrya fixa, bei ähnlichen Bildungen in den Conferven (ruhende Sporen der Sphaeroplea annulina Roth) sieht man klar, dass sich unter der zuerst an der Oberfläche der Kugel ausgeschiedenen Membran eine zweite, sternförmige bildet. Nach vollendeter Entwickelung der Membran hört der Inhalt auf, sich zu bewegen, wird dunkel, körnig und lässt ein inneres contractiles Bläschen ‘wahrnehmen (Taf. X, Fig. 31). Nachdem die Cysten mehrere Tage gelegen hatten, sah ich oft 2, 4—5 kleine Zellen, die ganz leise in der Cyste herumrotirten (Taf. X, Fig. 32, 33). Leider gingen mir alle Cysten in diesem Zustande immer zu Grunde, zerflossen, so dass ich die Bedeutung dieser Zellchen, wahrscheinlich Sporen, nicht ausmitteln konnte. In ganz ähnlichen Cysten beobach- tete ich oft einen sehr rasch drehenden, hie und da mit Cilien be- deckten Körper (Taf. X, Fig. 34). Der eingeschlossene Körper befreit sich und stellt ein Thierchen dar, welches als ein selbstständiges unter dem Namen Trichoda Lynceus Müll, bekannt war, und welches Jules Haime *) aus einer nahe verwandten Oxytricha-Cyste sich entwickeln sah (Taf. X, Fig. 35). Unter so entstandenen Trichoda Lynceus, sind Exemplare, die in Theilung begriffen sind, nicht selten: das Thierchen reproducirte sich also, ehe es die reife Form angenommen hatte. Wenn es sich bestätigt, dass diese Cysten wirklich den Stylonychia pustu- lata E. angehörten, so wird Trichoda Lynceus als Jugendform ver- schiedener Stylonychien und Oxytrichen anzusehen sein. Es ist sehr « !) Observ. sur les metamorphoses et sur l’organisation de la Trychoda Lynceus. — Ann. d. sc. nat. 3”* Serie, XIX, No. ?. 305 wahrscheinlich, dass Oxytricha pelionella Dwj., O. gibba E., Stylo- nychia pustulata Z., S. lanceolata E., ein und dasselbe Thier in _ verschiedenen Alter- und Ernährungsverhältnissen vorstellen. Diese Vermuthung scheint sich durch die Thatsache, dass das aus der St, - lanceolata-Cyste ausschlüpfende Thier ganz einer kleinen St. pustulata ähnelt, zu bekräftigen (Taf. XI, Fig. 44). Bei der Entwickelung der Trichoda Lynceus sah Jules Haime, dass nicht der ganze Inhalt der _ Cyste an der Bildung Theil nahm, sondern eine Pärtie wurde zu _ wiederholten Malen ausgeworfen, ab in der übrig gebliebenen wurde wieder nur ein Theil in Trichoda Lynceus nl ‘ Bei Cysten der Stylonychia pustulata beobachtete ich analoge Er- scheinungen. Die Cysten platzten nämlich, der rotirende Inhalt stülpte sich aus, schwoll an, die Verbindung zwischen der ausgetretenen und eingeschlossenen Partie des Inhalts wurde immer dünner, bis die erste von der letztern sich vollkommen lostrennte (Taf. X, Fig. 36, 37, 38). - Nachdem zog sich die Oeflnung der Cyste zusammen, verschwand, der _ übriggebliebene Inhalt fuhr fort, sich rotirend zu bewegen, auf der Oberfläche desselben erblickte man an verschiedenen Stellen Wimpern. ' Der ausgeschiedene Theil nahm Kugelform an, zeigte schwache Zuckun- gen; was sich aber aus ihm und der Cyste bildet, müssen fernere Beobachtungen ermitteln. Jaroslaff, den 13. Mai 1854. Erklärung der Abbildungen, = Taf. X. 4. Nassula viridis Duj.; 370 Mal vergrössert. 2 u. 3, Cysten derselben; 300 M. v. 4. Beginnende Sporenentwickelung; 300 M. v. -5 u. 6. Schlauchbildung bei den Sporen; 300 M. v. ve "Sich aus den Sporen befreiende Schwärmsporen; 300 M. v. 8 u. 9. Ein aus der Cyste ausschlüpfendes Thier; 300 M. v. 40. Eine übriggebliebene Cyste; 300 M. v.- g. 44. Loxodes cucullulus Duj.; A70 M. v. 42 u. 43. Cysten desselben; 470 M. v. 4%. Ein aus der Cyste sich befreiendes Exemplar; 170 M. v. 45. Ein befreites Thierchen; 470 M. v. 46. Podophrya fixa; 470 M. v. g. 47 u. 48. Cysten derselben; 470 M. v. g. 19. Leucophrys spathula; 470 M. v. fig. 20. Uebergang zur Cystenbildung; 470 M. v. ig. 21. Cyste derselben; 220 M. v. & 22. Bursaria (runcatella; schwach vergrössertl. . 24. Cyste derselben; 470 M. v. g. 26. Uebergangsform zur Cystenbildung; 170 M. v. . 27. Cyste derselben; 300 M. v. . 28. Stylonychia pustulata E.; 300 M. v. . 29 u. 30. Uebergang zur Cystenbildung; 300 M. v. . 31. Cyste derselben; 220 M. v. . 32 u. 33. Rotirende Zellen in der Stylonychia pustulata-Cyste, . 34. Cyste mit Trichoda Lynceus; 300 M. v. . 36 u. 37. Das Austreten des Inhalts der St. pustulata-Cyste; 220 M. v, . 44. Ein ausgeschlüpftes Thbierchen ; 170 M. v. . 42 u. 43. Bursaria lateritia E.; 470 M. v. . 4% u. 45. Mittelformen; 170 M. v. . 46. Cyste derselben; 170 M. v. . 47. Amphileptus margaritifer, 470 M. v. . 48. Cyste desselben; 470 M v. . 49. Aus den Cysten sich befreiende Euglena viridis; 470 M. v. . 20. Chlorogonium euchlosum; 170 M. v. . 21. Cyste desselben; 300 M. v. 306 . 23. Cyste derselben in natürlicher Grösse. .25. Leucophrys patula E. (vielleicht Spirostomum virens E.); 470 M. v. 220 M. v. . 35. Ein befreites Thierchen ; 300 M. v. N Taf. XI. 4. Stylonychia mytilus E.; 470 M. v. 2, 3 u. 4 Uebergangsformen; 470 M. v. 5. Dieselbe eingekugelt; 170 M. v. 6. St. lanceolata E.; 170 M. v. 7. - Uebergangsform; 470 M. v. 8. Cyste derselben; 470 M. v. 9 u. 40. Der rotirende Inhalt gestaltet sich wieder als Thierchen; A470. v. ey ZU 2 Ze Beiträge zur Physiologie der Verdauung, von Dr. ©Otto Funke. Hierzu Tafel XI, l. Die Resorptionswege des Fettes. Der alte Streit über den Uebergang des Fettes aus der Darmhöhle in die Chylusgefässe, das Verhalten und besonders die ersten Anfänge der letzteren in’ den Zotten und der übrigen Darmschleimhaut ist neuer- dings namentlich durch Bruch, Brücke und Donders wiederum ins Leben gerufen, leider aber nicht auf entscheidende Weise geschlichtet, - sondern im Gegentbeil durch neue, zum Theil sehr abweichende An- sichten verwickelter als je geworden. Während es sich früher nur darum handelte, ob in den Zotten ausser dem centralen Chylusgefäss präformirte Bahnen und wahre membranwandige Gefässe für das die Epithelschicht des Darms durchdringende Fett (oder Chylus) vorhanden sind, oder ob letzteres das Parenchym der Zotien an beliebigen Stellen durchbricht, um in den allgemein angenommenen centralen Zottenkanal zu gelangen, hat jetzt Bruch die Blutgefässe als Fettstrassen in den Streit hineingezogen, und Brücke jedwedes Chylusgefäss in den ober- Nächlichen Schleimhautschichten geläugnet, ausserdem aber die merk- würdige Behauptung aufgestellt, dass die Epithelialeylinder der Darm- wand oben und unten oflene Trichter seien und somit offene Eingänge für das Feit in das Schleimhautparenchym darbieten. Nachdem bereits früher zahlreiche Beobachtungen, welche ich auf iger Anatomie an menschlichen Leichen mit prächtig erfüllten Chylus- ‚gefässen zu machen Gelegenheit hatte, mich in den Stand gesetzt hatten, mir ein Urtheil über die fraglichen Punkte zu bilden, glaube ich neuer- durch die Untersuchung zweier äusserst interessanter Fälle fri- ‚scher, normaler, in der Fettresorption begriffener menschlicher Darm- ‚schleimbäute, so wie durch einige Versuche an Thieren objeelive Beweise 308 für die im Folgenden kurz zu erörternde Ansicht erlangt zu haben. Da es sich bei der ganzen Frage lediglich um die Interpretation gewisser mikroskopischer Bilder handelt, und meines Erachtens nicht ein ein- ziges derselben, sondern nur die vergleichende Analyse der mannig- fachen Gestaltungen dieser Bilder zu einem sichern Urtheil führen kann, habe ich mich bemüht, so naturgetreu als irgend möglich, und so viel als irgend möglich die mir zur Beobachtung gekommenen Bilder zu zeich- i nen, und füge diesem Aufsatz eine Auswahl solcher, welche mir be- sonders lehrreich dünken, bei. Da ich ohne jede Idealisirung gezeichnet habe, und mit gutem Gewissen auch für die vorliegenden Zeichnungen die von Bruch und Lehmann auf die bezügliche Abbildung in meinem Atlas der physiologischen Chemie (Taf. VII, Fig. 4 u. 2) angewendete schmeichelhafte Bezeichnung « wahrer Portraits » beanspruchen darf, setze ich Jeden in den Stand, meine Deutung dieser Bilder zu controliren. Zunächst muss ich eine terminologische Erörterung voraussebicken. Wir treffen das resorbirte Fett auf seinen fraglichen Wegen in der Darmschleimhaut in Form runder Tröpfchen von etwas verschiedenem Aussehen. Ihre Grösse ist ausserordentlich verschieden, wie die Reihe der Abbildungen lehrt; während die grösseren die bekannten optischen Eigenschaften, den Glanz und die breiten dunklen Contouren jedes freien Fetttröpfchens zeigen, erscheinen die kleinen häufig viel undurchsichti- ger, glanzloser, zuweilen ganz schwarz, oder in. verschiedenen Nuancen gelb, braun oder grünlich gefärbt. Man findet diese Gebilde in der Regel mit dem Namen Ghyluskügelchen, Chyluströpfehen oder Chyluskörnehen bezeichnet; will ıman diese Bezeichnungen von dem Ort, an welchem sich die Körperchen befinden, entlehnt wissen, so lässt sich dagegen nichts einwenden, will man aber damit eine speci- fische Natur derselben, eine wesentliche Verschiedenheit von den Tröpf- chen des in der freien Darmhöhle emulsirten Fettes andeuten, so hat man hierzu meines Erachtens noch kein Recht. Es lässt sich kein cha- rakteristischer Unterschied dieser im Schleimhautparenehym befindlichen R Tröpfehen von den Fetttröpfehen des Speisebreies mit Sicherheit nach- weisen, es ist daher auch ein vergebliches, einem Vorurtheil ent- sprungenes Bemühen, solche «Chyluskügelchen» als specifische Ele- mente im Speisebrei aufzusuchen. Möglich und sogar nicht unwahr- scheinlich ist es, dass die Fetttröpfehen innerhalb der Schleimhaut, f vielleicht schon in den Epithelzellen eine Eiweisshülle erhalten, aber erwiesen ist dies bis jetzt noch nicht; sicher kann sich aber eine solche n ebenso gut in der Darmhöhle um die Fetttröpfehen bilden. Untersucht man die Darmschleimhaut von Thieren, welche vorber mit Fett ge- füttert waren, unmittelbar nach dem Tode, so sehen diese sogenannten Chyluskügelchen genau so farblos und glänzend aus als die im Darm- rohr rückständigen Fetttropfen; ebenso verhielten sich dieselben in der ort 7 un A 309 Schleimhaut eines Hingerichteten, welche ich etwa zwei Stunden nach der Enthauptung untersuchte (Fig. 5). Dass sich dieselben durch Druck innerhalb der Schleimhaut nicht zum Zusammenfliessen bringen lassen, ist noch kein entscheidender Beweis für das Vorhandensein einer Hülle. Dagegen spricht für die Gegenwart von Hüllen, dass die Kügelchen im centralen Zottenkanal, obwohl sie dort so dichtgedrängt liegen, dass man keine Zwischbenflüssigkeit wahrnimmt, nicht zusammenfliessen, son- dern isolirt bleiben als kleine ziemlich gleich grosse Elemente. Die bräunliche oder schwärzliche Färbung findet man immer nur in älteren, bereits in Verwesung begriffenen Leichen; dann zeigen aber nicht nur ‚die «Chyluskügelchen », sondern auch die Fetttropfen im Speisebrei diese Färbung, welche offenbar von zersetzter Galle herrührt, ohne dass ich entscheiden mag, wie diese Galle die Tropfen imprägnirt, ob ‚sie chemisch oder mechanisch auf ihrer Oberfläche sich niederschlägt. Mein verehrter Lehrer, E. H. Weber, zeigte wir vor einiger Zeit inner- halb des Darmrohrs befindliche, auf der Schleimhaut liegende kleine zelbliche Klümpchen; unter dem Mikroskop bestanden dieselben aus kleinen, schwärzlichen « Chyluskügelchen », welche sämmtlich morgen- sternartig mit feinen durchsichtigen Spitzchen besetzt waren (Fig. 1). Da die feinen nadelartigen Spitzchen in Massen auch frei sich fanden, so erschienen mir jene Chyluskügelchen als Fetttröpfchen aus dem Speise- brei oder aus den völlig zerfallenen Epithelialzellen, auf welchen sich zahlreiche Pilzbildungen aus dem verwesten Darminhalt niedergeschla- gen hatten. Sie sehen den bekannten Ktigelchen des harnsauren Am- moniaks täuschend ähnlich; dass sie daraus bestehen könnten, ist mir ürlich nicht in den Sinn gekommen. Bei diesem Stand der Dinge ehe ich es vor, im Folgenden immer die Elemente des resorbirten jes als Fetttröpfehen zu bezeichnen, und die nicht völlig gerecht- ligten, leicht aber zu Verwechselungen führenden Namen: «Chylus- gelchen oder Körnchen» nicht zu gebrauchen. Indem wir nun den Weg des Fettes durch das Schleimhaut- enchym Schritt für Schritt näher untersuchen, halten wir uns zu- iehst an die Zotten, welche offenbar die Hauptresorptionsapparate für selbe sind. Das erste Gebilde, welches von dem Feu betreten und irchwandert werden muss, sind die Epithelialeylinder, welche die en so dicht gedrängt überziehen, dass an ein Eindringen der Fett- chen zwischen ihnen nicht zu denken ist. Das Fett muss durch Zellenhöhblen hindurch; wir können uns davon jeden Augenblick dem Mikroskop überzeugen. Füttert man Thiere mit Fett und sie einige Stunden darauf, so findet man an der Stelle, bis zu her das Fett vorgedrungen ist, die ganze Zellenlage der Schleim- üt auf das Prächtigste mit Fett erfüllt. Jede einzelne Zelle enthält d mehr, bald weniger, grössere oder kleinere, glänzende, farblose 310 Fetttröpfehen um den Kern oder denselben auch bedeckend. Die Zellen erscheinen zum Theil beträchtlich erweitert, aufgequollen; so. fand ich namentlich bei Kaninchen constant ‚neben den cylinderförmigen Zellen eine grosse Anzahl rundlicher oder ovaler fetthaltiger Zellen, von denen ich nicht entscheiden mag, ob es aufgeblähte Epithelialeylinder oder jene von E. H, Weber angenommenen runden Zellen sind, welche unter dem Epithel liegend die matrix, das rete Malpighi desselben dar- stellen, Fig. 2 (Atl. d. phys. Chem,, Taf. VIII, Fig. 3). Letzteres ist mir indessen bei weitem wahrscheinlicher. In menschlichen Lei- chen, und zwar besonders in den auf Anatomien zur Untersuchung kommenden Selbstmördern, bei denen man am häufigsten den Feit- resorplionsprocess zu Gesicht bekommt, ist in der Regel das Epithel bereits durch Fäulniss zerstört; ia Spitalleichen aber, welche frisch zur Section kommen, findet man sehr selten Fett in der Resorption be- griffen. Dagegen habe ich neulich bei dem bereits erwähnten Ent- haupteten die Fetterfüllung des Darmepithels auf das Vollkommenste beobachtet (Fig. 3). Es hatte sich derselbe am Abend vor der Hin- | richtung und noch in den letzten Stunden vor derselben in fettreicher } Kost so gütlich gethan, dass der ganze Dünndarm mit einem weiss- lichen fettreichen Brei erfüllt, die ganze Schleimhaut desselben mit Fett imprägnirt war. Die durch Druck und Schaben von der Schleimhaut losgelösten isolirten oder in Reihen zusammenhängenden Epithelial- eylinder enthielten sämmtlich Fetttröpfeben, und zwar merkwürdiger- weise befanden sich letztere fast constant im hintern zugespitzten Ende der Zelle hinter dem Kern; es erschienen diese hinteren Enden oft von einigen hintereinander liegenden Fetttröpfchen rosenkranzartig aufge- trieben, ihre Contouren letzteren so eng anliegend, dass sie nur zwi- schen diesen wahrnehmbar waren. Wenn diese Thatsachen den wohl von Niemand mehr bestrittenen Durchgang des Fettes durch die Zellen- höhlen des Epithels lehren, so muss ieh mich entschieden gegen Brücke’s Hypothese aussprechen, dass diese Höhlen vorn und hinten offen seien, jede Zelle einen eylindrischen, mit dem zäben kernhaltigen Zelleninhalt gefüllten Triebter darstelle, in dessen obere oflene Mün- ‚ dung die Fetttröpfchen frei eintreten, um durch die bintere Spitzen- öffnung wieder auszutreten. Brücke irrt sich meines Erachtens ebenso sehr in der histologischen Thatsache, als in der Meinung, dass eine offene trichterförmige Zelle geeigneter sei, das Fett durch sich hin- durchzuführen, als eine rings geschlossene. Wenn eine offene kern- haltige Zelle schon von vorn herein alle Analogie und viele gute Gründe gegen sich hat, wenn deren Existenz besonders auf der Darmoberfläch wo sie fast continuirlich mechanischen Gewalten, welche den Inhalt mi dem Kern zu der breiten vordern Mündung herauspressen würden; ausgesetzt wären, höchst unwahrscheinlich ist, so fehlt jeder evide sl - Beweis für die Existenz jener Mündungen. Das Vorquellen eines hya- -linen Saums an der breiten Basis der Cylinder bei Wasserzusatz, wel- _ ches man bisher als blasenartige Hervortreibung des Zellendeckels _ durch das endosmotisch eingedrungene Wasser sich ebenso erklärte, wie die Hervortreibung der centralen Depression der Blutzelle durch Wasserimbibition, betrachtet Brücke als freies Hervorquellen des zäh- flüssigen Zelleninhaltes aus dem offenen Zellenmund. Wenn wir in- | dessen uns überzeugen, dass der vorgequollene Saum sich auf Zusatz eoneentrirter Salzlösung zu dem Object verkleinert und zurückzieht, wenn wir sehen, dass gefärbte äussere Flüssigkeiten nicht ohne Wei- _ teres den Zelleninhalt tingiren, wenn wir feinvertheilte Körper, deren Partikelchen kleiner sind als die in die Zelle eindringenden Fetttropfen, vom Darmrohr aus nicht in die Zellen eintreten schen, wenn wir end- lich sehen, dass der Zelleninhalt mit dem Kern oder auch mit den die ganze Zelle dicht erfüllenden und ausdehnenden Fetttropfen durch Druck auf keine Weise aus der vermeintlichen Oeflnung sich herauspressen lässt, was doch bei der conischen Gestalt der Cylinder sehr leicht ge- schehen müsste, so haben wir der guten Gründe genug für die Exi- stenz einer Deckelmembran, aber keinen für deren Fehlen. Ebenso wenig oder noch weniger lässt sich ein Beweis für das Vorhandensein einer Oeflnung an der hintern Zellenspitze aufbringen. Donders will die Kerne zuweilen aus den vorderen Enden solcher Epithelialzellen _ heraustreten gesehen haben, und vermuthet, dass dieser Vorgang nor- mal sei, die ausgetretenen Kerne, welche durch neue von der Zellen- spitze nachrückende ersetzt werden, zu Schleimkörperchen werden! Mir ist es trotz aller Mühe nie gelungen, einen solchen Kern spontan oder durch irgend welche Behandlung seine Zelle verlassen zu sehen, glaube aber, dass dieses Austreten, da ich an der Richtigkeit der Beob- achtungen von Donders wie von Brücke, welcher letztere den ganzen worgequollenen Inhalt mit dem Kern sich ablösen sah, nicht zweifele, erst nach der Zerreissung des übermässig ausgedehnten Zellendeckels stattfindet. Dieser Deckel platzt wahrscheinlich ebenso, wie die Hüllen [ der Blutkörperchen nach beträchtlicher Wasserimbibition. Selbst wenn aber Brücke’s Ansicht sich bestätigen sollte, so sehe ich nicht ein, velcbe Erleichterung offene conische Zellen den geschlossenen gegen- über für die Fettresorption bieten könnten. Während das endosmo- tische Eindringen des Fettes durch die Zellenmembran mit Hülfe der e durch die Schmidt-Wistinghausen’sche wohlgestützte Hypothese e Zwang erklärlich wird, stossen wir bei der Annahme oflener en und eines rein mechanischen Durchganges des Fettes auf die- en Schwierigkeiten, welche jene Hypothese für die geschlosse- nen Zellen beseitigt, und auf noch andere dazu. Was treibt das Fett 1 die Zellen? Was vermischt dasselbe mit dem wässerigen Zellen- 2 312 inhalt? Welche Gewalt‘ presst das Fett durch die engen Spitzen- öffnungen der Zellen in das Parenchym der Schleimhaut, während das offenbar geringere Kraft beanspruchende Auspressen des Zelleninhaltes durch die vordere weite Oeflnung nicht stattfindet? Kurz die Existenz offener Epithelialzellen zum Behuf der Ueberführung des Fettes in die Schleimhaut wäre unsers Erachtens ein ebenso unzweckmässiges Mittel, als die offenen Lieberkühn’schen Ampullen der Chylusgefässe, ist aber auch ebenso wenig erwiesen, als die Existenz der letzteren, wie be- reits Bruch und Kölliker erklärt haben. Nachdem das Fett die Cylinderepitbelialzellen passirt hat, gelangt es nach E. H. Weber zunächst in die darunter befindlichen runden Zellen, deren Gegenwart von fast allen Histologen in Abrede gestellt wird. Ich will mich auf diese Streitfrage nicht weitläufg einlassen, da ich den Weber’schen Beweisen für die Existenz jener Zellen keine neuen hinzufügen kann. Nur soviel, dass dieselben im leeren Zustand weder in ihrem Zusammenhang. mit der Schleimhaut noch weniger isolirt bis jetzt direct beobachtet sind. Weber stützt sich lediglich auf gewisse mikroskopische Bilder, welche die Darmschleimhaut während der Fettresorption zuweilen darbietet. Vor Allem sind es die von ihm beobachteten «Doppelblasen» oder «paarigen Zellen» (Funke, Auas, Taf. VII, Fig. 2), welche er als je zwei derartige Zellen, von denen die eine mit einem «öligen Felt», die andere mit einer «krümlichen Masse» erfüllt ist, betrachtet. So oft ich bei meinem verehrten Lehrer Präparate mit diesen Doppelblasen zu sehen Gelegenheit gehabt habe, hat mir die dunkle Blase mit krümlichem Inhalt den Eindruck einer Zelle mit scharfen runden Contouren, nicht aber eines frei im Paren- chym liegenden Haufens von Molecularmasse gemacht, während die ; ölige durchsichtige Blase ebenso wenig einen optischen Beweis für die " Gegenwart einer umhüllenden Zellenmembran darbietet, als ein Milch- kügelchen, oder irgend ein anderer grösserer oder kleinerer auf der Wanderung durch das Schleimhautparenehym begriffener Fetttropfen. Donders, der Einzige, welcher diese Gebilde gesehen zu haben scheint, N erklärt sie bestimmt für freie Ablagerungen, für eine Scheidung des in die Zottenspitze aufgenommenen Fettes in einen festen, theilweise kry- 4 stallinischen Theil (die körnige Masse) und einen flüssigen, öligen in | Folge der Abkühlung der Leiche; Erwärmung soll beide Massen wieder R zum Zusammenlliessen bringen. Mögen nun diese Massen in Zellen eingeschlossen sein oder frei im Parenchym liegen, sie haben jeden- falls keine physiologische Bedeutung, sind Leichenerscheinungen, zu deren Erzeugung aber wohl mehr als blosse Abkühlung gehört, sonst müsste man eine solche Scheidung weit häufiger mireffen. Weber betrachtet ferner das Vorkommen grosser «Chyluskugeln » in den Zotten, welche nach der Abstossung des Epithels häufig über die Contour d 313 Zotte hervorragen, sich aber nicht davon entfernen lassen, als Be- weis für seine Subepithelzellen. Fig. k ist die Copie eines derarti- gen Objectes; die Zotten waren in diesem Fall nicht, wie gewöhn- lich, mit. kleinen. Fetttröpfchen erfüllt, sondern mit dicken grossen schwärzlichen Kugeln. Ein Beweis aber, dass dieselben in Zellen und eich frei im Parenchym liegen, lässt sich nicht beibringen, das Vor- ragen über die Oberfläche der Zotte dünkt uns hierzu nicht aus- reichend; der vorragende Theil kann ebenso gut von einer dünnen Parenchymschicht, welche seine Entfernung verhindert, überzogen sein, als von einer Zellenmembran. Jedenfalls sind diese grossen Tropfen erst Jange nach dem Tode durch Zusammenfliessen von kleineren ent- standen; an frischen Leichen oder Thieren trifft man nie so grosse sehwarze Kugeln. | ich wende mich nun zu dem hauptsächlichen streitigen Punkt, den Wegen des Fettes durch das Zottenparenchym bis zu den Lymph- gefässen; der kurze Abriss meiner Ansicht hierüber, den ich in meinem Atlas als Erläuterung der die «Chyluseapillaren » darstellenden Figur gegeben habe, ist zum Theil missverstanden und mir die Annahme wirklicher Capillargefässe mit Gefässwänden untergelegt worden (auch von Zenker im folgenden Aufsatz). Im Allgemeinen stimmt meine An- sieht, wie auch aus jener Erklärung hervorgeht, mit der von Brücke, Donders, Henle und Kölliker überein, insofern ich behaupte, dass die Fetttröpfchen frei durch das Parenchym wandern, dass im Zotten- ‚parenchym keine präformirten Chylusbahnen ausser dem -centralen Kanal vorhanden sind; allein ich bin weit entfernt zu - glauben, und glaube durch gute Gründe widerlegen zu können, dass ene netzförmig verzweigten Figuren, welche zuerst E. H. Weber be- chrieb, und welche sich so häufig und deutlich in Leichen finden, ass es ein Wunder ist, wie selten sie anderen Beobachtern vorge- ommen smd, der Ausdruck mit Fett erfüllter Blutgefässe sind, ie Bruch meint. Die Entstehung dieser verzweigten Fettstrassen st sich einfach und natürlich auf folgende Weise deuten. Es gibt in jeder Zotte einen präformirten Weg für den Chylus, as ist der centrale einfache Kanal, welcher. unterhalb der Spitze blind ndigt, und an der Basis der Zotte in ein Chylusgefässstämmchen ein- ündet. Dieser Kanal bildet sich nicht nur in der gefüllten Zotte, wäh- der Resorption und durch die resorbirten Massen, sondern lässt ‚auch in der leeren Zotte als von parallelen Contouren. begrenzter hter Streifen erkennen. Ob dieser Kanal ein Chylusgefäss mit be- nderer von dem Parenchym geschiedener Wandungsmembran, oder eine kanalförmige Lücke im Parenchym ist, lässt sich aus seinem ick nicht entscheiden; es ist ebenso unerlaubt, eine Grenzmembran n Kanal bestimmt abzusprechen, weil man sie nicht direet nach- 314 weisen kann (Brücke, Bruch), als sie mit Bestimmtheit anzunehmen, ohne sie nachweisen zu können. Mir ist das Vorhandensein derselben in hohem Grade wahrscheinlich, weil ich mir das constante Offen- bleiben, die gleichbleibende Weite des Kanals in einem so weichen Parenchym, wie die Grundmasse der Zotte nach der sogleich zu be- schreibenden Thatsache sein muss, ohne besondere Wandung nicht füglich vorstellen kann, weil ferner dieser Kanal dicht unter den Zotten eontinuirlich in gröbere Gefässchen übergeht, an denen eine meist dop- pelt eontourirte Membran deutlich wahrzunehmen ist. Es ist übrigens vorläufig für den zu erörternden Vorgang ziemlich gleichgültig, ob eine specifische Gefässwand vorhanden ist, oder nur eine Parenchym- schicht den Kanal begrenzt; wir haben uns zunächst nur daran zu halten, dass letzterer ein immer vorhandener, offener Weg zur Auf- nahme und Weiterbeförderung der von der Zottenperipherie aus her- beigeführten Fettmolecüle ist. Alle diese Fettmolecüle, die grösseren und feineren Tröpfchen des Fettes, welche aus den hinteren Enden der Epithelzellen (oder aus den darunter liegenden runden Zellen) das Parenchym betreten, streben dem mittleren Kanal zu, gehen radiär von allen Seiten her in denselben über. Was sie centripetal treibt, welche Kraft sie mit Ueberwindung der sogleich zu erörternden me- chanischen Hindernisse in diesen Kanal überführt, ist uns unbekannt, welches aber ihre Wege von den peripherischen Zellen zu dem Achsen- gefäss sind, darüber scheint mir der Vergleich der mannigfachen Bilder fetterfüllter Zotten keinen Zweifel übrig zu lassen. Wir finden folgende - verschiedene Modificationen der Fetterfüllung und alle denkbaren Ueber- gangsstufen : 1. Entweder ist die ganze Zotte in allen Theilen und allen - Schichten so erfüllt mit Fetttropfen, dass sie vollkommen un- durchsichtig wird, im durchgehenden Licht daher als schwarze Masse von der Form der Zotte erscheint, im auffallenden einen weissen Klumpen darstellt, ohne irgend eine Zeichnung erkennen zu lassen. Fig. 6 d, f zeigt derartige Zolten aus einem menschlichen Leichnam; da hier alle Epithelien zerstört sind, kann kein Zweifel obwalten, dass die schwarzen Massen im Zottenparenchym selbst eingebettet sind, dass sie aus einzelnen kleinen, runden, schwarzen Fett-(Chylus-)Kügelchen bestehen, lehrt die Figur ohne Weiteres. c und e sind Zotten, in welchen nur die Spitzen so vollkommen mit Fett imprägnirt sind. Aus den schwarzen Massen treten au der Basis oder schon innerhalb der Zotte die mit gleichen schwarzen, körnigen Massen erfüllten Achsen- kanälchen herren und begeben sich in die ebenfalls erfüllten hautstämmchen. Oder 2. das Fett ist weniger dicht im ganzen Parenchym eing lagert, sondern in zerstreuten Tröpfchen von allen Grössen, von” h # 315 denen jedes für sich im Parenchym hervortritt, von denen man sich ‚aber leicht überzeugen kann, dass sie in allen Schichten der Zotte, nicht etwa blos auf der Oberfläche derselben liegen. Fig. 5 stellt zwei Zotten aus dem Darm jenes Enthaupteten, zwei Stunden ‚nach dem Tode untersucht, dar. Dieselben erscheinen wie mit Milch ‚gefüllt. Die einzelnen Fetttropfen haben die verschiedensten, zum Theil sehr ansehnliche Grössen, welche ohne Weiteres zeigen, dass sie jen- der Epithelzellen, welche nur kleine Tröpfehen enthalten (Fig. 3), aus mehreren der letzteren zusammengeflossen sind. Die Fetttropfen ‚sind glänzend und durchsichtig, wie die freien Fetttropfen des Speise- breies, ein Verhalten, welches man regelmässig an frischen Leichen ‚und besonders bei Thieren nach Fettfütterung antrifft. Die Abbildung lehrt ferner durch die verschiedene Schärfe der Contouren der ein- Inen Tropfen, dass diese sich in allen Schichten der Zotten zer- streut finden. Wurde durch Druck, Schaben und Abspülen das Epithel vollständig entfernt, so blieb der Anblick der Zotten ganz derselbe, nur dass die grossen Tropfen zum Theil dem Rande näher erschienen. Die Achsenkanäle waren in keiner einzigen Zotte in vielen von mir ntersuchten Präparaten besonders erfüllt, als parallelrandige Strassen ichtgedrängter Fetttropfen hervortretend; nur schwierig liessen sich ier und da nach Behandlung der Präparate mit Essigsäure ihre Con- touren zwischen den Fetttropfen erkennen. Auch in den tieferen Schich- ten der Schleimhaut waren in diesem Falle die Chylusgefässe nicht als ;o schöne dichte Netze erfüllt, wie in anderen unten zu beschreiben- den Fällen, während die Gefässe des Mesenteriums und der Ductus ‚thoracicus strotzend milchweiss gefüllt, erstere stellenweise varicös rweitert waren. Ganz ebenso, wie bei dem Entbaupteten verhielten ich die Zotten jenes Mädchens, deren Darmschleimhaut im folgenden afsatz von Zenker genauer beschrieben ist, in welcher dagegen die hylusgefässe der Schleimhaut unter den Zotten so prachtvoll erfüllt aren, wie vielleicht noch von Niemand früher beobachtet worden (Fig. 40 und 41). Ebenso verhalten sich ferner in der Regel die mzotten mit Fett gefütterter Thiere. Fig. k, Zotten aus dem Darm ältern Selbstimörderleiche, welche wir schon oben besprachen, ört ebenfalls hierher. 3. Am häufigsten unter allen Fällen findet man in jeder Zotte 1 centralen Chyluskanal dicht erfüllt, das übrige Zottenparen- m leer oder mit einzelnen zerstreuten Kügelchen besetzt. Fig.6 a, c, h; ‚der centrale Kanal enthält in solchen Fällen meistens kleinere gelchen von ziemlich gleichgrossem Durchmesser (s. den folgenden atz); es erscheinen diese Kügelchen ferner in der Regel glanzlos, ärzlich oder noch häufiger bräunlich gefärbt. Sie liegen in dem al eines dicht an dem andern, stellenweise aber auch zerstreut, so 316 dass derselbe wie unterbrochen aussieht, oder durchsichtige Lücken in den schwarzen Bändern sich zeigen. Das Verhalten dieser cen- tralen Chylusgefässe ist von E. H. Weber so trefflich beschrieben, dass wir nicht weiter darauf einzugehen nöthig haben. Räthselhaft. bleibt es aber, dass dieses Verhalten der Schleimhaut und ebenso das unter %. beschriebene nicht zu den täglichen Beobachtungen gehört, dass andere Beobachter so ausserordentlich selten oder noch’ gar nicht Ge- legenheit gehabt haben, dasselbe durch Autopsie zu prüfen, während es bei den Leichen der hiesigen Anatomie eine so gewöhnliche Er- scheinung ist, dass man sicher darauf rechnen kann, unter sechs Ca- davern wenigstens einen mit erfüllten Darmzottengefässen zu treffen. Einige Forscher haben offenbar Objecte der Art vor sich gehabt, wie ihre Punkt für Punkt treffende Beschreibung zeigt, haben jedoch den schwärzlichen oder bräunlichen Körperchen eine ganz andere Deutung gegeben. So beschreibt Virchow einen solchen Fall, und erwägt aus- führlich verschiedene Möglichkeiten der Natur jener im Zottenparenchym zerstreuten gelblichen Körnchen, welche den im centralen Chyluskanal enthaltenen «ganz ähnlich» waren. Trotz dieser Aehnlichkeit: dachte Virchow zunächst an Kugeln von harnsaurem Ammoniak und erklärt sie endlich für Zersetzungsproducte von Galle und Blut, welche sich in der Leiche gebildet haben sollen. 4. Wir kommen nun zu der vierten Modification der Zottenanfül- lang, zu den Weber’schen «Chyluscapillaren». Fig. 8, 9. Zuweilen findet man die zwischen dem Achsenkanal und der Zottenperipherie befindlichen Fetttröpfchen nicht ohne Ordnung einzeln im Parenchym zerstreut, sondern zu netzförmig verzweiglen Streifen in der Weise geordnet, dass von der Zottenperipherie her eine Zahl schmaler Reihen, aus einzeln hintereinander liegenden Kügelchen gebildet, nach der Mitte hin allmählich zu breiten Reihen, in denen zwei, drei und mehr Kügel- chen nebeneinander liegen, zusammenfliessen, und diese breiten Reihen endlich in die Spitze oder Seitenwand des centralen Chyluskanals ein- münden, äbnlich wie Blutcapillargefässe durch allmähliche Vereinigung zu Aestehen und Stämmchen von Venen zusammenfliessen. Am häu- figsten trifft man diese verzweigten Feitstrassen an den Spitzen der Zotten, in denen der Achsenkanal aus einer Partbie solcher peripheri- scher feinster und gröberer Wurzeln zu entspringen scheint; sehr häufig münden aber solche Netze durch ihr Stämmehen auch seitlich an irgend einer Stelle in den Achsenkanal, und solche seitlich ein- mündende Stämmchen sind zwar nicht selten ebenso breit oder n breiter als der letztere. ‘Es fragt sich nun, und darum dreht sich der ganze Streit: sind diese netzförmigen Fetttröpfebenreihen in beson- deren, den Blutcapillaren entsprechenden Gefässen, capillaren Chylus- gefässen, welche das Zottenparenchym durchziehen und für die “ 317 Ueberleitung der Feittröpfchen in’ die grösseren Chylusgefässe bestimmt sind, eingeschlossen, mit anderen: Worten löst sich der centrale Chylus- kanal in ein System feinerer und feinster Aeste auf, welche bis zur Peripherie der Zotte reichen und unmittelbar das aus den Epithelzellen heraustretende Fett aufnehmen? Oder bilden jene Reihen nicht den Inhalt präformirter capillärer Gefässe, sondern bestehen nur aus Fett- tröpfchen, welche hintereinander frei durch das Parenchym der Zotte nach dem Achsenkanal wandern, sich selbst ihren Weg durch das Pa- renchym bahnend? Oder endlich sind diese netzförmigen Figuren der Ausdruck der capillären Blutgefässe der Zotte, welche mit resorbirtem Fett erfüllt dasselbe in die Venen, statt in die Chylusgefässe führen? Untersucht man die in Rede stehenden Bilder genau, so überzeugt man sich zunächst, dass keine Begrenzungslinien an jenen peripherischen Reihen wahrzunehmen sind; nirgends und niemals, weder bei den stärksten Vergrösserungen, noch bei Anwendung von Essigsäure u. s. w. habe ich auch nur die geringste Andeutung einer Linie, welche als Contour eines präformirten Kanales, in welchem die Tröpichen sich befänden, gefunden. Die Contouren der einzelnen Kügelchen selbst bilden die einzigen Grenzen; sehr häufig sind die Reihen stellenweise _ unterbrochen, namentlich rücken die einzelnen Kügelchen, welche die feinsten Reihen bilden, oft mehr oder weniger weit auseinander; wären sie in eine vorgebildete Rühre eingeschlessen, so müsste man füglich in den Lücken die Contouren derselben ebenso wahrnehmen können, als man den Achsenkanal auch im leeren Zustande bestimmt nach- weisen kann. Dies ist indessen keineswegs der Fall. Es ragen ferner sehr häufig einzelne Kügelchen beträchtlich über die von den übrigen gebildeten Grenzlinien hervor, so dass Vorsprünge und Ecken ent- stehen, welche an einem Gefäss nicht füglich vorkommen können. Endlich findet man fast regelmässig zwischen den Reihen noch ein- zelne im Parenchym ordnungslose zerstreute Feittröpfchen. Es lassen sich demnach weder wahre Chyluscapillaren 'als besondere peripheri- sche Kanalnetze in der Zotte, 'gleichviel ob mit besonderen Gefäss- wänden oder nur begrenzenden Parenchymschichten, nachweisen, noch lassen sich die Blutcapillaren als Behälter jener netzförmigen Fett- tröpfchenreihen erweisen. Letzteres lässt sich aber auch noch durch einen andern schlagenden Grund widerlegen. Ich habe kein Recht, Bruch's Beobachtungen von fettführenden Blutcapillaren zu bestreiten, ‚ich behaupte nur, dass alle «Chyluscapillaren», welche ich zu beob- ‚achten Gelegenheit gehabt habe, entschieden keine Blutcapillaren waren, ‚und zwar aus dem einfachen Grund, weil die aus den Netzen durch Zusammenfluss gebildeten Hauptästchen constant und ohne Aus- nahme direct in den centralen Chyluskanal auf dem kürzesten Weg ‚sich begeben, wie die Abbildungen lehren. Nie habe ich ein Bild vor Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. VI. Rd, 21 318 mir gehabt, welches sich hätte als fettgefülltes, in eine Randvene über- gehendes Blutgefässnetz der Zotte deuten lassen. Auch kann der An- theil Fett, welcher aus dem Darmkanal direet in die Blutgefässe gelangt, keineswegs so beträchtlich sein, dass die Zottengefässe mit dichtge- drängten Fetttröpfchen sich füllten; das Pfortaderblut müsste in diesem Fall dem Arterienblut gegenüber zur Verdauungszeit weit grössere Feit- mengen enthalten, als die Analyse lehrt. Es entsprechen also nach meiner festen Ueberzeugung jenen netzförmigen Figuren keinerlei im Zottenparenehym präformirte Bahnen, sondern es entstehen dieselben lediglich durch die frei durch das Parenchym sich drängenden, in Rei- hen hintereinander herwandernden Fetttröpfchen. Das Entstehen‘ so regelmässiger netzförmiger Figuren, aus denen allein E. H. Weber das Vorhandensein von Gefässbahnen erschliesst, erklärt sich meines Er- achtens ganz einfach und zwanglos auf folgende Weise. Dass das Feit frei überall das Parenchym durchdringen, überall (zwischen den festen Gewebselementen) sich selbst Bahn brechen kann, beweisen auf das Entschiedenste die unter 4. und 2. aufgeführten Arten der Zotten- erfüllung. Wenn wir eine von ihrem Epithel entblösste ‚Zotte‘ als schwarzen undurchsichtigen Klumpen erscheinen sehen, so bleibt uns kein Zweifel, dass das ganze Parenchym dicht mit Fett voll- gepfropft ist, ebenso wenig, wenn wir die ohne Ordnung zer- streuten, aber ziemlich dicht gedrängten grossen und. kleinen Feit- tropfen in allen Schichten der Zotte erblicken, wie in\Fig. 5. In beiden Fällen wäre die Annahme, dass das Fett sich dennoch in bestimmten netzförmigen Parenchymkanälen befände, völlig grundlos und unwahrscheinlich. Es muss eine physikalische oder chemische Kraft vorhanden sein, welche die Feittröpfehen von dem Zottenrand aus durch die Molecüle der Grundsubstanz der Zotten hindurch bis zum Achsenkanal treibt, und die Widerstände, welche sich nothwendig diesem Vordrängen entgegenstellen, überwindet; den Fetttröpfchen selbst und allein kann keine Kraft innewohnen, welche sie vorwärts bewegt. Gleichviel, welches diese Kraft sein möge, so ist doch im höchsten Grade natürlich, dass wenn die ersten aus den Zellen kommenden Tröpfehen in das Parenchym gedrungen sind und jene Widerstände beseitigt haben, die nachkommenden Fetttheilchen am leichtesten den- selben Weg in das Parenchym betreten werden, welcher durch die ersten gleichsam gebahnt, gangbar gemacht ist, auf dem sie daher den geringsten Widerstand finden. Es bilden sich auf diese Weise Reihen von Fetttröpfehen, Fettstrassen, welche von dem Rande nach der Achse der Zotte gerichtet sind. Bei dem sallseitigen Eindringen des Fettes werden diese Reihen schon in den äusseren Zottenschichten viel- fach aufeinander stossen, und sich vereinigen zu breiteren und breiteren Reihen, bis ein solches Strömehen den Achsenkanal erreicht, Dass I 319 diese Feitstrassen nicht immer geradlinig sind, erklärt sich aus dem Umstand, dass sie häufig Umwege um die undurchdringlichen Gewebe der Zotte, die Blutcapillaren, machen, sich zwischen den contractilen Faserzellen, welche eine Schicht um den Achsenkanal bilden, durch- arbeiten müssen. Ebenso sind die häufgen Lücken in diesen Reihen sehr natürlich, da nicht immer die Fetttröpfehen, welche einen und denselben Weg betreten, sich continuirlich folgen. Es ist endlich er- klärlich, dass sehr häufig zwischen den netzförmigen Reihen noch einzelne Feittröpfehen in den Zwischenräumen zerstreut liegen. Diese - Deutung der Weber’schen Chyluscapillaren dünkt mir die natürlichste, am besten auf die Beobachtung der verschiedenen mikroskopischen Er- scheinungen der Fetiresorption begründete. Das Durchdringen der Fettmolecüle durch das Zottenparenchym hat nicht mehr Unwahr- scheinliches als das factische Passiren der Epithelzellen; und selbst wenn wir präformirte Bahnen, Chyluscapillaren in den Zotten anneh- men wollten, müsste doch immer noch das Fett eine Strecke durch das Parenchym selbst dringen, da unmöglich vorauszuseizen wäre,. dass _ unter jeder Epithelzelle ein Capillarästchen mündete. Soviel von den Wegen des Fettes in den Zotten. Es fragt sich nun, wie verhalten sich die Chylusgefässe in der übrigen Schleimhaut? Haben wir in derselben nur vorgebildete, mit dem Achsenkanal der Zotte zusammenhängende Kanäle, oder findet sich auch hier freie Wan- derung des Feites durch das Parenchym? In allen Objecten, welche ich bisher auf hiesiger Anatomie untersucht habe, fand ich unterhalb der Zotten lediglich Aeste und Stämme wirklicher Lymphgefässe, an deren grösseren wenigstens mit Sicherheit eine Gefässwand nach- weisbar war; allein in allen diesen Fällen waren die feinsten dieser Schleimhäute solche, deren Durchmesser dem des centralen Zotten- kanals, der sich continuirlich in sie fortsetzte, gleich war. Niemals hatte ich bis jetzt feinere gefunden, welche nur einfache Reihen von Kügel- chen geführt hätten. Es waren ferner alle diese Schleimhautgefässe lange, gewundene, selten anastomosirende Kanäle, ich hatte aber noch nie unterhalb der Zotten ein so engmaschiges Netz feiner Gefässe oder Tröpfchenreihen beobachtet, welches den « Chyluscapillaren » der Zotten gleich gewesen wäre. Ebenso wenig habe ich aber je derartige massen- hafte Chylusinfiltrationen im Schleimhautparenchym mit freigelassenen runden Lücken, den Lieberkühn’schen Drüsen, gesehen, wie sie Brücke chreibt und als Regel annimmt. Ein abweichendes überraschendes ld boten mir in dieser Beziehung die schönen Präparate, welche mein freund Zenker von dem zweiten, im folgenden Aufsatz von ihm be- hriebenen Fall mir mittheilte, von denen ich getreue, mit pedanti- Gewissenhaftigkeit Aestchen für Aestchen gezeichnete Bilder in 2.10 und 41 beifüge. In Betreff der nähern Beschreibung verweise 218 320 ich auf Zenker’s Aufsatz. Ob indessen auch die feinsten, aus einzelnen Kügelehen gebildeten Reihen mit der Entschiedenheit, wie Zenker glaubt, als Inhalt capillarer Chylusbahnen anzusehen sind, oder‘ ob wir hier nicht auch von dem Schleimhautepithel aus nach den tieferen gröberen Kanälen führende Fettstrassen ohne vorgebildete Kanäle vor uns haben, will ich dahin gestellt sein lassen. Ich zweifle nicht im Geringsten, dass die Mehrzabl der regelmässigen breiteren und längeren, in Netzen die Lieberkühn’schen Drüsen umspinnenden dunklen Streifen wirkliche Kanäle sind, allein zwischen diesen und mit diesen zusammenhängend sieht man allenthalben aus einzelnen Kügelchen gebildete, nicht selten unterbrochene Reihen, wie z. B. besonders klar auf der Oberfläche des solitären Follikels, die ich mit den Chyluseapillaren der Zotten zu- sammenstellen möchte, deren Entstehung mir auf dieselbe Weise, als die der letzteren erklärlich dünkt. Es scheint mir hier die Annahme von hintereinander her frei durch das Parenchym wandernden Fettkügel- chen weniger gewagt, als die Annahme so feiner permanenter Kanäle in dem weichen Schleimhautparenchym ohne so derbe, diserete Wände, dass dieselben deutlich zu erkennen wären; mit Zenker spreche ich mich aber ganz entschieden gegen die Deutung der abgebildeten Netze als erfüllte Blutgefässe aus. Virchow’s Idee endlich, dass die Binde- gewebskörperchen der Schleimhaut die Rolle capillärer Chylusgefässe übernehmen könnten, scheint mir der erste Anblick der vorliegenden eclatanten Objeete zu widerlegen. I ' = Deber das Verhalten der Chylusgefässe in der Darmschleimhaut. [7 } Von Dr. F. A. Zenker, Prosector und Docent der patholog. Anatomie in Dresden. Ueber die Anfänge der Chylusgefässe in der Darmschleimhaut be- stehen bekanntlich drei verschiedene Ansichten. Während die Meisten ein oder zwei unverzweigte, bisweilen am Ende kolbig angeschwollene Chylusgefässstämmehen in den Zotten annehmen (Henle, Küölliker, Bruch u. s. w.), haben sich Andere für einen netzförmigen Anfang der Chylusgefässe ausgesprochen (Krause, Goodsir, E. H, Weber, Nulm, Funke). Dagegen liegt nach Brücke der Chylus frei im Parenchym der Zotten und der oberflächlichen Schicht der Schleimhaut, gar nicht in eigenen Chylusgefässen, und geht erst in der Tiefe der Schleimhaut in Chylusgefässe über. Die meisten Autoren, die sich über diesen Punkt ausgesprochen haben, verbreiten sich nur über das Verhalten der Chylusgefässe in den Zotten, während sie ihr Verhalten in der übrigen Darmschleimhaut theils ganz unerwähnt lassen, theils davon nur sagen, dass das centrale Gefäss der Zotten die Schleimhaut senkrecht durch- setze, um sich in das Chylusgefässnetz des submucöüsen Gewebes ein- zusenken. Dagegen beschreibt E. H, Weber *) ausser dem Chylusgefäss- netz in den Darmzotten auch ein ähnliches, die ganze Schleimhaut zwi- schen den Darmzotten durchziehendes Netz. Ein gleiches in der Schleim- haut selbst befindliches oberflächliches Chylusgefässnetz beobachtete Bruch®) mehrmals bei Thieren, besonders beim Kalbe. Und Brücke ®) hatte offenbar ähnliche (wahrscheinlich nur weniger vollkommene) Bil- der vor sich, indem er Chylusablagerungen im Parenehym der Schleim- haut zwischen den Lieberkühn’schen Follikeln beschreibt, welche als ein System dunkler Linien erschienen, Sechsecke bildend, deren Winkel nach innen abgerundet waren, so dass jedes einen hellen runden Fleck 02 , 1) Berichte der kön, siichs, Gesellsch. der Wissensch. Heft VII, 4847, p. 248. -#) Zeitschr. f, wiss. Zool. Bd. IV, p. 293. #) Denkschr. d. kais. Akad. zu Wien. Bd, VI, p. 10. 322 (Lieberkühn’sche Drüse) einschloss. Doch spricht Brücke diesen Chylus- ablagerungen, ebenso wie denen in den Zotien, die Bedeutung von Chylusgefässen ab. Wie alle die genannten Angaben, soweit sie die Darmschleimhaut des Menschen betreffen, nur wenigen Einzelfällen entnommen sind, so gründen sich auch die folgenden Mittheilungen über denselben Gegen- stand nur auf zwei Fälle, von denen aber besonders der eine so überaus schöne und unzweideutige Anschauungen darbot, dass sie zu ganz bestimmten Aussprüchen berechtigen. Ich muss mich danach entschieden für die Richtigkeit der von E. H. Weber gemachten Angaben in allen ihren Theilen erklären, also für das Vorhandensein von Chyluscapillarnetzen sowohl in den Zotten, als in der übri- gen Darmschleimhaut zwischen den Lieberkühn’schen Fol- likeln. "Der A. Fall betraf einen sehr plötzlich gestorbenen Tubereulösen. Bei demselben fanden sich die Chylusgefässe des Mesenterium am obern Theil des Jejunum sehr stark mit milchweissem Chylus gefüllt. Da- durch aufgefordert untersuchte ich das entsprechende Stück der Darım- schleimhaut und fand in einer Anzahl von Zotten an deren Spitze ein äusserst zierliches Netz sehr feiner Chylusgefässe, durch sehr regel- mässige, ununterbrochene Reihen kleiner, dunkel contourirter, bräun- licber Chyluskörner von sehr gleichmässiger Grösse dargestellt. Das Netz ging in ein einziges, in der Mitte der Zotte verlaufendes Chylus- gefäss über, welches sich: bei einigen Zotten ohne Unterbrechung in die in der Tiefe der Schleimhaut gestreckt verlaufenden grösseren Chylusgefässe verfolgen liess. Das übrige Parenchym dieser Zotten war blass, nicht mit Fetttropfen erfüllt. In derselben Darmschleimhaut fan- den sich auch in den Blutgefässen neben den allenthalben sichtbaren Blutkörperchen zahlreiche Chyluskörner von gleicher Beschaffenheit, wie die in den Chylusgefässen enthaltenen. Die grösseren mit blossen Augen als milebweisse Streifen sichtbaren Chylusgefässe zwischen den Platten des Mesenterium zeigten als Inhalt jene äusserst feine, wie staubartige Moleeularmasse, welche H. Müller 1) sehr gut beschrieben hat, und welche eben das milchweise Ansehen des Chylus bedingt. Der 2. Fall, welcher über das Verhalten der Chylusgefässe im Gewebe der Schleimhaut (nicht aber in den Zotten) die unzweideutig- sten Anschauungen gewährte, ist folgender: Eine gesunde und kräf- tige, Viehmagd von 22 Jabren wurde 3 bis 4 Stunden nach der Mittags- mahlzeit von einem Bullen in der Weise gegen einen Pfahl gerannt, dass dieselbe nach wenigen Minuten (in Folge von Zerreissung der Leber und Milz mit Bluterguss in die Bauchhöhle) starb. Bei: der ’) Zeitschr. f. rat. Med. Bd. IT, p. 249. 323 Untersuchung der Darmschleimhaut fand ich die solitären und Peyer’- sehen Drüsen sämmtlich sehr angeschwollen, als stark prominirende Knötehen sichtbar, welche bei der mikroskopischen Untersuchung die bekannten Elemente, dicht gedrängte theils freie, theils von einer blassen, schmalen Zellwand umgebene Kerne (gar keine Fetttröpfchen) zeigten. Ein Stück der Schleimhaut aus dem obern Theil des Jeju- num wurde der mikroskopischen Untersuchung unterworfen. Dasselbe zeigte sich in seiner ganzen Ausdehnung gleichmässig durchzogen von _ einem äusserst dichten und feinen, sehr regelmässigen und zierlichen - Netz sehr vollständig gefüllter feinster Chylusgefässe von etwa 0,005 mm. (= 0,0022 P. L.) Durchmesser (wodurch also auch die Angabe Weber’s über die Weite dieser feinsten Gefässe bestätigt wird, indem derselbe sagt, «dass der Durchmesser der kleinsten Röhrchen wenigstens ebenso klein ist, als der der blutführenden Haargefässe», welche nach Köl- liker 0,003—0,005' messen; doch ist nicht ausser Acht zu lassen, dass sich obige Grössenangabe nur auf die Breite des hier allein sicht- baren Inhalts der Chylusgefässe bezieht), Dieses Netz bildet ziemlich regelmässige, rundliche Maschen von 0,08— 0,410 mm. (= 0,0354 — 0,0443”) Durchmesser, welche je einen runden hellen Fleck (die Lu- mina der Lieberkühn’schen Follikel) umschliessen; während an der Wand dieser Follikel selbst, auch bei Veränderung des Focus keine weiteren dieselben umspinnenden Capillaren zu entdecken sind. Zwi- schen diesen grösseren Maschen finden sich zum Theil noch kleinere und unregelmässige. Diese feinsten das beschriebene Netz bildenden Chylusgefasse sammeln sich nun in den tieferen Schichten der Schleim- haut zu zunächst nur wenig dickeren langgestreckt verlaufenden Ge- fässen, welche sich wieder zu noch stärkeren Zweigen vereinigen, bis dieselben endlich meist zu zweien unten spitzem Wirbel zu dem dick- sten (bis 0,050 mm. — 0,022” dicken) noch in der Schleimhaut be- findlichen (vielleicht zum Theil auch schon dem submucösen Gewebe angehörigen) Aesten zusammentreten. Auch diese dickeren Zweige zeigen noch Anastomosen, obwohl hier, wie auch Brücke in der Tu- nica nervea fand, der dendritische Charakter entschieden vorwaltet. In gleicher Höhe mit den aus dem Capillarnetz austretenden Zweigen, also unterhalb jenes Netzes, sieht man noch hie und da ein in langer Strecke unverzweigles, bisweilen bogenförmiges Gefäss der feinsten Art (ein solches bei starker Vergrösserung sich über mehrere Seh- felder erstreckendes unverzweigtes, bogenförmiges Gefäss hatte einen Durchmesser von nur 0,004 mm. — 0,0018”). In den Zotten waren in diesem Falle keine Chylusgefässe sichtbar, weder als Capillarnetz, noch als einfache centrale Stämme. Nur in einigen wenigen zeigten sich Andeutungen derselben als kurze, schnell abbrechende Chylus- streifen (wahrscheinlich unvollkommen gefüllte Gefässe), welehe theils 324 mitten in der Zotte lagen, theils von dem Capillarnetz der Schleim- haut aus nach der Basis der Zotte hin aufstiegen, immer hier aber plötzlich blind endeten. Vielleicht waren die vorher gefüllten Chylus- gefässe der Zolten durch die Contraction derselben bereits entleert. Dagegen war das ganze Parenchym der Zotten dicht und regelmässig von gewöhnlichen farblosen Fetttropfen der verschiedensten Grösse durchsetzt, wie man diess auch sonst oft zu sehen Gelegenheit hat; und in vielen Zotten fanden sich die viel besprochenen paarigen (durch- sichtigen und opaken) Weber’schen Blasen. Die beschriebenen Chylusgefässe stellten sich allenthalben als bei auffallendem Licht weisse, bei durchfallendem schwärzliche, fast nir- gends unterbrochene, scharf und gradlinig begrenzte Streifen dar). Dieses Ansehen ist bedingt durch die den alleinigen Inhalt der Ge- fässe bildenden, dicht gelagerten Chyluskörnchen, welche in den grösseren Gefässen deutlich als von einer Gefässwand umschlossenen Inhalt erkennbar sind, in den Capillaren aber allein den Verlauf der- selben bezeichnen. Diese Chyluskörnchen (wie ich sie zum Unter- schied von den Ghylusmolecülen und Chyluskörperchen bezeichen will) sind nicht immer ganz regelmässig runde Körperchen mit sehr dunklen Contouren und dunkler, bräunlicher, glanzloser Oberfläche, meist von einem Durchmesser von etwa 0,005 mm: (= 0,0022”), doch auch viel kleiner, während grössere von 0,007 bis höchstens 0,010 mm. (0,0030 — 0,0045”) Durchmesser nur ganz vereinzelt, noch grössere aber gar nicht vorkonımen. Durch Wasser und verdünnte Essigsäure werden sie gar nicht verändert; andere Reagentien, besonders Aether, darauf einwirken zu lassen, habe ich leider versäumt. Es scheint mir indessen nicht, dass man dieselben als einfache Fettmolecüle auffassen könne, als welche z. B. Bruch?) und Ecker 3) den Inhalt der Chylus- gefässe der Zotten ansprechen, während andere Autoren bei Beschrei- bung dieser Gefässe dieselben nur als mit Chylus gefüllt bezeichnen, ohne diesen Ausdruck näher zu definiren. Sie unterscheiden sich von denselben durch ihr mikroskopisches Ansehen, insbesondere durch ihre dunkle, bräunliche, glanzlose Oberfläche (ein Unterschied, den man, wie mir scheint, nicht blos von einer Färbung von Fetttröpfehen in Folge der Imbibition des galligen Darminhalts ableiten kann), fer- ner durch ihre, auch wo sie frei liegen, nicht immer ganz regel- mässig runde Form. Ferner spricht dagegen ihre so gleichmässige, nie die angegebenen Grenzen überschreitende Grösse, wonach sie also !) Ein gegliederies Ansehen dieser Gefässe, wie es Bruch beschrieben, fand sich hier nicht. 2) A. a. O. p. 285. ®) Icones physiol. Taf. II. . 325 auch in den grösseren Gefässen nie zusammenlliessen. Wahrscheinlich sind es wohl (zugleich durch Gallenfarbestoff gefärbte) Verbindungen von Fett und einer proteinartigen Substanz, wie dies H. Müller für die von ihm beschriebenen feinsten Chylusmolecülen wahrscheinlich ge- macht hat. Von diesen letzteren, welche den Chylus aus den grösseren Gefässen das milchweisse, unter dem Mikroskop fein staubartige An- sehen geben, sind sie durch ihre viel beträchtlichere Grösse verschie- den. Sie sind aber auch noch viel grösser, als die grösseren von H. Müller beschriebenen Körner, deren Grösse nicht über 0,0005" hinausgehen soll und deren Beschreibung auch sonst nicht der hier gegebenen entspricht. Ueberhaupt beziehen sich fast alle Angaben der Autoren über die Formelemente des Chylus, auch wo vom Inhalt der feinsten Gefässe die Rede ist, nur auf den Inhalt der grösseren, mit blossem Auge sichtbaren Gefässe, nicht der Capillaren. (Am besten passt auf diese Körnchen noch Günther’s Beschreibung der von ihm [Lehrb. d. Physiol. Bd. I, p. 243] unter 4) aufgeführten Körperchen.) Dagegen sind die hier beschriebenen Chyluskörnchen dieselben, welche Funke *) (allerdings bei einer für die unterscheidenden Charaktere dieser Körnchen zu geringen Vergrösserung) als Chylusgefässe der Darmzotten abbildet. ; Ich habe in der vorstehenden Beschreibung (zu deren besserer Veranschaulichung ich auf Funke’s nach meinen Präparaten gefertigte Abbildungen verweise, welche dessen vorstehender Abhandlung bei- gegeben sind) die feinen Chylusstreifen (wie man dieselben immerhin, sich allein an das thatsächlich Beobachtete haltend, nennen mag) überall als gefüllte Chylusgefässe bezeichnet. Es liegt mir ob, diese Deutung zu rechtfertigen und gegen die von verschiedenen Seiten dagegen ge- machten Einwendungen zu vertheidigen. Henle?), Donders ?) und (wenigstens theilweise) Kölliker %) halten den Anschein netzförmiger Anfänge der Chylusgefässe für bedingt durch die Imbibition von Fetttropfen in das Parenchym der Zotten, welche dnrch zufällige Anordnung ein netzförmiges Bild liefern. Und Brücke ®) vertritt diese Ansicht in noch erweitertem Maasse, indem er auch die Chylusnetze in der übrigen Schleimhaut für freie Ablagerungen von Chylus im Parenchym erklärt, auch ein centrales Gefäss in den Zotten nicht annimmt und überhaupt den ganzen physiologischen Vorgang so auffasst, dass der Chylus ohne Vermittelung feinerer Gefässe sich durch #) Atlas der physiol. Chem. Taf. VIIT, Fig. 4 u. 2. 2) Canstatt’s Jahresber. (Allgem. Anat,) 4849 u. 1853. 2) Zeitschr. f. rat. Med. N. F. Bd. IV, p. 232, 1853. *#) Mikroskop. Anat. Bd. II, 2. Abth., p. 163. Wr 326 das Parenchym der Schleimhaut hindurch den Weg in die Chylus- gefässe der tiefern Schleimhautschicht bahne. Dass nun eine unregel- mässige Vertheilung von Fetttropfen durch das Parenchym der Zotten vorkommt, und zwar sehr häufig vorkommt, ist sicher, und es lässt sich auch nicht läugnen, dass dadurch bisweilen zufällig ein netz- förmiges Bild bedingt werden könne. Ein so entstandenes Bild ist aber von den beschriebenen höchst zierlichen Chylusnetzen sehr ver- schieden. Ich mache zunächst auf das aufmerksam, was ich oben über den Unterschied der Chyluskörnchen, welche diese Netze bilden, von einfachen Fetttröpfehen gesagt habe, und zwar besonders (da ich bei dem Mangel entscheidender Reactionen auf das Uebrige kein zu grosses Gewicht legen mag) auf die so gleichmässige Grösse der- selben, während die im Parenchym verstreuten Fetttropfen stets die aller verschiedensten und zum Theil viel beträchtlicheren Grössen zeigen. Es liegen ferner in recht vollkommenen Präparaten die die Netze bildenden Körnchen so dicht gedrängt, ihre Streifen sind seit- lich so scharf begrenzt, wie sich dies nur durch die Annahme allseitig begrenzter Kanäle erklären lässt, in denen die Körnchen eingezwängt liegen. Frei liegende Körnchen, welche nicht in die Zusammensetzung der Netze eingehen, etwa in den Zwischenräumen desselben lägen, wie dieselben, wäre die Anordnung eine zufällige, kaum fehlen könn- ten, finden sich an solchen vollkommenen Präparaten nicht. Man sieht endlich im günstigen Falle die das Netz bildenden feinsten Zweige sich ohne Unterbrechung in das stärkere centrale Stämmchen, und dieses ebenso in ein wiederum grösseres in der Schleimhaut verlaufendes Gefäss fortsetzen. Will man diese letztere Verbindung als Uebergang des centralen Kanals in die tieferen Gefässe gelten lassen, die ebenso - evidente Verbindung jenes Netzes mit dem Centralkanal abar nur für eine zufällige Anordnung erklären ? Alles so eben von den Netzen in den Zotten Gesagte gilt in noch höherem Maasse von dem die ganze übrige Schleimhaut durchziehenden Netze. Wer ein so vollständiges und zierliches, grosse Strecken der Schleimhaut in grösster Regelmässigkeit durchziehendes Netz vor Augen hat, dessen sämmtliche Zweige eine sehr gleichmässige, nur innerhalb geringer Grenzen sehwankende Grösse haben, in dessen Maschen- räumen nur ganz vereinzelt hie und da einige freie Chyluskörnchen liegen (die sebr wohl erst bei der Präparation aus den Gefässen ent- leert sein können), während sich nirgends grössere unregelmässige An- häufungen derselben finden, wer sich dieses Netz zu grösseren Ge- fässen, und diese wieder zu grösseren, mit deutlicher Gefässwand versehenen sammeln sieht, der kann unmöglich dem Gedanken Raum geben, dass man es nur mit einer zufälligen Anordnung von frei im Parenchym liegenden Chyluskörnern zu thun habe, welche sich ihren en 327 Weg durch dasselbe selbst gebahnt haben. Uimgekehrt aber leuchtet es ein, dass, wenn diese feinen Gefässe nur unvollkommen gefüllt sind, die hier und da in denselben liegenden Körnchen kein deutlich netzförmiges Bild mehr liefern werden, sondern regellos angeordnet erscheinen müssen, wodurch man veranlasst werden kann, dieselben als frei im Parenchym liegend zu betrachten. Aber auch Bruch’s Behauptung (a. a. O. p. 285), dass «alle so- genannten verästelten Chylusgefässe für moleculärfettführende Blut- eapillaren zu erklären» seien, kann ich nicht als stichhaltig gelten lassen. Ich habe oben bei der Beschreibung des 4. Falles erwähnt, dass auch die Blutgefässe der Darmschleimhaut zahlreiche Chyluskörner enthielten, so dass ich also Bruch’s Angabe über die Betheiligung der Blutgefässe bei der Resorption bestätigen kann. Ich gebe desshalb auch die Möglickeit zu, dass durch starke Anfüllung der Blutcapillaren der Zotten mit Chyluskörnern ein ähnliches netzförmiges Bild entstehen könne. Andrerseits aber kann ich nicht zugeben, dass die von mir im 4. Falle gesehenen Chylusnetze der Zotten solche mit Fett gefüllte Bluteapillaren waren. Die Blutgefässe der Schleimhaut liessen hier überall zwischen den nie ganz dicht liegenden Chyluskörnern den rotben, blutigen Inhalt deutlich erkennen. Neben den Blutgefässen sah man die ganz dicht mit Chyluskörnern gefüllten Chylusgefässe in der Schleimhaut verlaufen, und von diesen letzteren zweigten sich die in die Zotten eindringenden und endlich in ihnen sich netzförmig ver- zweigenden Chylusstreifen ab, so dass über deren Zusammenhang mit den grösseren Chylusgefässen, nicht aber mit Blutgefässen, kein Zweifel sein konnte. Das von Bruch bei Thieren ebenfalls beobachtete Chylusnetz der Schleimhaut hält er übrigens selbst für ein Chylusgefässnetz. Das An- sehen dieses Netzes ist aber von dem in den Zotten durchaus nicht verschieden. Und wenn man nun gewiss mit EZ. H. Weber aus dem ‚Vorhandensein dieses Chylusgefässnetzes in der Schleimhaut folgern darf, dass nicht nur die Zotten, sondern auch die zwischen ihnen liegende Schleimhaut die Verrichtung habe, Chylus einzusaugen, wenn eine so feine Vertheilung der einsaugenden Gefässe für Ausübung die- ser Function sicher sehr förderlich .sein muss, so erscheint es schon a priori unwahrscheinlich, dass die derselben Verrichtung unzweifel- haft vorzugsweise dienenden Zotten eine weniger feine Vertheilung ihrer einsaugenden Gefässe, also eine unvollkommnere Einrichtung darbieten sollten. Wenn es auch voreilig wäre, auf eine solche aprioristische Deduction allein irgend welche Schlüsse zu bauen, so wird sie doch neben den nun schon ziemlich zahlreichen positiven Beobachtungen mit die Wagschale gelegt werden dürfen. Ich halte es nach alledem für bewiesen, dass sowohl die 328 Darmzotten, als die zwischen denselben befindliche Schleim- haut von einem System äusserst feiner (capillarer) Kanäle durchzogen sind, welche sich unmittelbar in die grösseren Chylusgefässe fortsetzen und den aufgenommenen Chylus in die letzteren fortleiten. Dieser Thatsache gegenüber ist die Frage, ob diese feinsten Ka- näle ‚eine selbstständige Wand besitzen oder nicht, wenn auch an sich nicht unrichtig, doch gewiss vorläufig nur von untergeordneter Bedeu- tung. Wäre der Nachweis der Gefässwand auch sehr wünschenswerth, weil dadurch der sicherste Beweis geliefert würde, dass man es mit wirklichen Gefässen zu thun habe, so ist doch das Wichtigste der Nachweis, dass alle Kanäle (die man, wenn sie wirklich wandlos sein sollten, immerhin nur als Aushöhlungen des Parenchyms bezeichnen mag) nicht erst durch den eindringenden Chylus gebildet werden, um sich nach dessen Entleerung wieder zu schliessen, so dass sich der Chylus bei jeder Verdauung von Neuem seinen Weg bahnen müsste, sondern dass dieselben vielmehr nur als bleibende Bildungen aufgefasst werden können, welche dem Chylus ein für alle Mal einen und den- selben Weg vorschreiben. Dass übrigens der mangelnde Nachweis dieser Gelässwand für die Nichtexistenz derselben gar nichts beweist, wird Jeder zugeben. Wenn die Wand schon an den grösseren Chylus- gelässen der Schleimhaut, an denen sie sich mit Sicherheit nachweisen lässt, doch so zart ist, dass sie leicht übersehen werden kann, so kann man sich nieht wundern, wenn sich dieselbe an den feinsten Ver- zweigungen in dem so subtilen Untersuchungen überhaupt nicht eben günstigen Gewebe der Schleimhaut der Beobachtung gänzlich entzieht, zumal wenn dieselbe, wie bei den von Kölliker abgebildeten capillaren Lymphgefässen der Luftröhrenschleimhaut, nur aus einer structurlosen Haut ohne Kerne bestehen sollte. . Die feinsten Gefässe, an welchen ich auf einem mit verdünnter Essigsäure behandelten Präparat die Wand deutlich erkennen konnte, zeigten einen Durchmesser von 0,040 — 0,015 mm. (= 0,0045 — 0,0065 P.L.), was mit Brücke's Angabe übereinstimmt, indem derselbe sagt, dass der Chylus in Gefässe übergehe, welche sich in der Tiefe der Schleimhaut zuerst als feine, einen Gentimillineter und darüber dicke Aeste zeigten. Sie stellt sich hier dar als eine längs des Chylus- streifens zu beiden Seiten verlaufende, bald sehr schmale, bald auch breitere, scharf begrenzte structurlose Schicht, welche mit mehr ‘oder weniger zahlreichen, sehr schmalen, in der Längsrichtung liegenden Kernen besetzt ist. An einigen derselben sah man auch zu beiden Seiten eine Reihe kleiner runder Pünktchen, welche dem Querschnitt querliegender Kerne zu entsprechen schienen, und einen solchen queren Kern glaubte ich an einem eine Strecke weit ziemlich leeren Gefäss 329 zu sehen. An den feinsten Zweigen habe ich eine Wand zwar nir- gends deutlich gesehen; doch darf ich nicht unerwähnt lassen, dass ich an ein Paar Stellen auch an solchen feinsten Zweigen einzelne zu beiden Seiten unmittelbar neben dem Chylusstreifen hinstreichende schmale längliche Kerne gesehen habe, die ich als einer Gefässwand angehörig zu deuten versucht bin. Fasse ich das, was sich aus dem bisher Erörterten über die ersten Vorgänge bei der Chylusbildung ergibt, mit dem anderweit darüber Bekannten zusammen, so stellen sich dieselben in folgender Weise dar: Das Fett, welches bei der Verdauung zunächst von den Epithelial- zellen der Darmschleimhaut aufgenommen wird, dringt von da aus in das Parenchym der Zotten (ob auch der übrigen Schleimhaut?) ein, dasselbe mehr oder weniger erfüllend. Von hier aus gelangt es in die Chyluscapillaren, in denselben, wahrscheinlich durch Verbindung mit einer Proteinsubstanz, die beschriebenen Chyluskörner bildend. Indem dieselben nun aus den Capillaren in die grösseren Chylusgefässe fortrücken, scheinen diese Körner mehr und mehr fein vertheilt zu werden, bis sie, zu den feinsten Molecülen zerfallen, dem Chylus das erwähnte gleichmässig fein staubartige Ansehen geben, welches derselbe in den Gefässen der tieferen Darmhäute und des Mesenteriums zeigt. Es möge endlich hier noch eine pathologische Beobachtung Piatz finden, die ich noch nirgends erwähnt gefunden habe: Man findet nicht eben selten unter der Dünndarmschleimhaut, häufiger in deren oberem Theil, scharf, aber unregelmässig begrenzte milchweisse Flecke von Linsengrösse und darüber. Sie lassen sich meist etwas unter der Schleimhaut verschieben und haben dieselben leicht hügelig vorgetrieben. Manchmal findet sich nur einer, andere Male viele. Beim Einschneiden fliesst eine milchige Flüssigkeit aus, welche sich bei der mikroskopi- schen Untersuchung als dieselbe feine emulsive, staubartig aussehende Flüssigkeit erweist, welche den Inhalt der grösseren Chylusgefässe bildet. Andere Formelemente enthält sie nicht, höchstens ganz ver- einzelte grössere Feittropfen. Oflenbar sind es Chylusextravasate aus den Chylusgefässen des submucösen Gewebes. Vergleichende Untersuchung der Structur des Glaskörpers bei den Wirbelthieren. Auszug aus einer von der med. Facultät der Universität Bern gekrönten Preisschrift. Von Friedr. Finkbeiner. Mit Tafel XII. Erster Theil. Bau des Glaskörpers im Allgemeinen. Die früheren Anatomen und Physiologen betrachteten den Glas- körper als ein Organ, das aus vielen grossen Zellen bestehe, welche die Glasllüssigkeit enthalten und einschliessen. Sie gründeten ihre An- sicht darauf, dass wenn man in das Corpus vitreum einen Einschnitt macht, die in der Hyaloidea enthaltene Flüssigkeit nicht sogleich, sondern erst nach und nach ausfliesst und ein Conglomerat von Häuten als Rück- stand zurückbleibt. — Ein zweites Moment, wodurch sie sich zu dieser Annahme berechtigt fühlten, ist das Verhalten des Glaskörpers beim Gefrieren, indem man aus ‘einem solchen gefrornen Körper unregel- mässige Stücke Eis absprengen oder abblättern kann und jedes mit einer Haut umgeben scheint, die man nach dem Aufthauen aufblasen kann. Die Eisstücke sollten den Zellen entsprechend sein. i Puppenheim *) war nun der Erste, der dieser Ansicht widersprach. Er hatte beobachtet, dass der Glaskörper in Kali carbon. gelegt weiss und undurchsichtig wird und bedeutend erhärtet. Von einem solchen Glaskörper kann man, wie bei einer Zwiebel, concentrisch gelagerte !) Pappenheim, Die specielle Gewebelehre des Auges. Breslau 4842, S. 182. 331 Blätter ablösen. Pappenheim gibt nun freilich nicht weiter an, ob diese "Schichten ineinander übergehen oder wie dieselben sonst angeordnet "sind, doch vergleicht er. dieselben mit den Schichten eines weich- gekochten Eies. Ausserdem macht er auch noch eine Bemerkung, die mit dieser seiner Angabe nicht übereinstimmt, so dass mir nicht klar wird, was er damit will. Ein Jahr später machte Brücke) über den gleichen Gegenstand “eine Arbeit bekannt, in der er nachzuweisen suchte, dass der Glas- körper aus einer Menge eingeschachtelter Säcke bestehe. Brücke be- bandelte seine Glaskörper mit einer concentrirten Auflösung von essıg- saurem Bleioxyd. Sobald der Glaskörper in die Bleizuckerlösung gelangt, wird die Hyaloidea milchweiss, bedeckt sich mit einem Nieder- schlag und wird undurchsichtig. Lässt man denselben eine Zeit lang, ‚nur einige Stunden, in der Lösung liegen, so schreitet der Process allmählich nach innen fort, der ganze Inhalt des Glaskörpers wird un- durchsichtig und weiss. Schneidet man nun ein Stück davon aus, "was .leicht geschehen kann, da der Glaskörper ziemlich fest und resi- stent wird, indem sein Inhalt in eine gallertartige Substanz verwandelt ist, so gewahrt man bei einer schwachen Vergrösserung dunkle Streifen, die mit der Oberfläche der Hyaloidea parallel laufen. Brücke glaubte - diese Streifen entstehen dadurch, ‚dass durch Endosmose Bleizucker- Jösung in den Glaskörper eindringe, wodurch dann das wenige Eiweiss, ‚das in der Feuchtigkeit aufgelöst sei, coagulirt werde, und der Nieder- ‚schlag nach den Gesetzen der Endosmose sich auf oder in den Häuten ‚des Organes abseizt, welche dadurch zur Anschauung kommen. Leider ‚wird aber nicht nur etwas Eiweiss, sondern noch ein anderer Protein- ‚stoff durch das PbOÄ gefällt. Die Streifen, die Brücke beobachtete, ‚sind sehr enge beisammen und durch einen körnigen Niederschlag von ‚einander getrennt; gegen die Linse hin werden die Abstände derselben immer kleiner und unmittelbar hinter derselben berühren sie sich bei- he, Brücke blieb unentschieden, ob diese Streifen oder Membranen ich unter einander vereinigen oder in einander übergehen. Dass Brücke sowie Pappenheim sich geirrt hatten, wies auf die hlagendste Weise Bowman?) nach. Dieser schnitt die Glaskörper, evor er sie in die Lösung brachte, ein. Merkwürdiger Weise wurden Schnittllächen ebenfalls ununterbrochen weiss und bei nachheriger suchung zeigten sich ebenfalls Streifen, die mit der Schnittfläche llel liefen, wie es sonst bei unverletzten Körpern parallel der Ober- she des Organes geschieht. Ich glaube diese Erscheinung findet eine fache Erklärung in der Bildung einer künstlichen Membran. — Hat ) Brücke, Müller's Archiv, 4843, S. 345 if, #) Bowman, in Froriep's Notizen. No. 238, December 4849, S. 274 M. 332 man z. B. einen Tropfen irgend einer Eiweisslösung auf den Object- träger gebracht und setzt man eine kleine Quantität einer Metallsalz- lösung hinzu, so entsteht ein Niederschlag, der aus zwei Verbindungen gebildet ist. Die eine zeigt sich als feiner körniger Niederschlag, wäh- rend die andere sich dem Auge als durchsichtige, structurlose, gefaltete oder gestreifte Membran darbietet, welche den körnigen Niederschlag theilweise in sich schliesst, theilweise nur trägt. Obschon sehr wenig Eiweiss in der Glasfeuchtigkeit enthalten ist, sondern lediglich nur an die Häute gebunden ist, so ist in ihr doch ein Proteinstoff enthalten, der sich gegen Metallsalzlösungen, mit einer Ausnahme, gleichwie das Eiweiss verhält, und in zwei Körper zerfällt, wie dies von v. Goumvens *) von den Proteinstoffen überhaupt gezeigt worden ist. Nehmen wir nun an, PbO A wirke auf den Glaskörper, so werden die Proteinstoffe, die die oberflächlichsten Schichten desselben durchdringen, gefällt, wodurch derselbe undurchsichtig und weiss wird. Nun schreitet die Endos- mose weiter, trifft auf neue Theile des Proteinstoffs und bildet mit denselben den membranösen und den körnigen Niederschlag. Die so gebildete Membran dient als neuer Stützpunkt der Endosmose, die von ihr aus immer weiter schreitet, so dass Schicht auf Schicht entsteht. Da die concentrirte Bleizuekerlösung eoncentrirter als die Glasfeuchtig- keit ist, so entzieht sie durch den endosmotischen Vorgang den In- halt des. Glaskörpers. Da ferner einer ihrer integrirenden Bestand- theile zu einem festen Stoff gefällt wird, so verwandelt sich auch die Feuchtigkeit in eine Art Gallerte, die ebenfalls und vielleicht haupt- sächlich dazu beiträgt, die einzelnen membranösen Schichten von ein- ander zu trennen. War der Glaskörper, bevor er in die Lösung ge- bracht wurde, eingeschnitten, 'so wird durch den eben auseinander gesetzten Process sogleich auf der Schnittfläche eine künstliche Mem- | bran erzeugt, die nun als Stützpunkt der Endosmose und Exosmose dient und die Stelle der thierischen Membran vertritt, so dass von ihr aus der Vorgang gleichmässig weiter sich verbreiten und ebenfalls ihr” parallele Schichten erzeugen kann. I Was die Methode des Gefrierens 2) betrifft, so wollte es mir so ä wenig als Bowman gelingen, den geschichteten Bau, die einzelnen Häute oder Säcke darzuthun. | Bevor ich zu den Forschungen Hannover’s übergehe, dürfte es. vielleicht hier am Platze sein, die von mir angewendete Untersuchungs- methode ın wenigen Worten anzugeben. Brücke’s Methode wurde von mir so lange benutzt, bis ich mi Chromsäure hatte verschaffen können. Die Resultate, die ich mi 1) Leconte et A. de Goumoens, Recherches sur les Albuminoides. Paris 4853. 2) Brücke, in Müllers Archiv. 1845, S. 430. 333 dem Bleizucker erhielt, waren mir unzureichend, der’ leidige dicke _ Niederschlag verhindert das Hervortreten jeglicher Struetur, ausser- dem werden auch nach längerem Liegen in der Solution alle Dimen- ‚sionen und Verhältnisse verändert. — Versuche mit Kal. carbon., so wie mit Kal. bichromicum (KO,,CrO,) führten zu keinem bessern Re- sultat; bei dem erstern begegnete es mir sogar, dass der Glaskörper wohl erhärtete, aber wasserhell blieb; was vielleicht von der Anwen- _ dung chemisch reinen Kali carb. kommen mag. ns; Chromsäure führte zu besseren Resultaten, .allein ich hatte weder Zeit noch Geduld, abzuwarten, bis der ganze Process beendigt war, da es bekanntlich einer monate-, ja jahrelangen Einwirkung bedarf. Ferner konnte ich in CrO,-Präparaten keine Spur von Organisation finden. - Behufs einer genauern Untersuchung der Glasflüssigkeit begann ich - später damit, dieselbe mit verschiedenen Metallsalzen in Berührung zu . bringen, um nachzuseben, ob sich vielleicht eines finde, das mit der selben keinen Niederschlag erzeugt, sondern nur die einzelnen Häute undurehsichtig macht. Am besten geht die Sache, wenn man aus dem - Glaskörper ein Stück ausschneidet, ‚dienen auf einer Glasplatte umher- sehleift, bis sich aller Schleim von den Häuten gelöst hat und man diese allein an der Nadel behält; hierauf wird die Salzlösung zu bei- den zugesetzt und beobachtet, was vorgeht. Bei dem grössten Theil der Metallsalze, ja beinahe bei allen, entsteht sogleich bei ihrem Hinzu- fügen ein Niederschlag, sowohl in dem Schleime als auf den Häuten, und unter dem Mikroskope sind dann gewöhnlich die beiden nicht mehr zu unterscheiden, da sich eben eine künstliche Membran bildet, die vie die Häute sich in viele Falten legt und einen starken Niederschlag st. So gelangte ich nach und nach zum Sublimat. Wie gross war ine Ueberraschung, als im Schleime kein Niederschlag entstand und die Häute nur wenig getrübt wurden und diese Trübung in einer eigen- thümlichen Einwirkung des Sublimats sich begründet zeigte, indem ein Niederschlag entstand, sondern das HgCl den Faserstoff oder s Eiweiss in den Fasern oder Zellen zu coaguliren schien, wodurch sie undurchsichtig und so dem Auge zugänglich werden. Oft ist man im Stande, auf den so präparirten Häuten gleich auf dem Objectträger is Epithel und die Faserung zu seben. Von nun an behandelte ich eine Glaskörper nur noch mit HgCl, und alle weiter ‚unten mitge- heilten Thatsachen beziehen sich nur auf solche Präparate. Damit der Glaskörper seine Gestalt und Dimension nicht verliere, darf igens keine concentrirte Lösung genommen werden, da sonst durch Ixosmose der Glasfeuchtigkeit Wasser entzogen wird, da sie keine ge- sätligte Lösung von Salzen und Proteinstoffen ist. Nach meinen Erfah- gen wird die tauglichste Solution gewonnen, wenn man eine warm Zeitschr, f. wissensch, Zoologie. VI. Rd, 22 334 gesättigte HgCl- Lösung krystallisiren lässt, und die abgegossene Flüssig- keit beim Gebrauch mindestens mit dem gleichen Volumen Wasser ver- dünnt. Will man die Lösung zum zweiten und dritten Male gebrau- chen, so darf sie nicht sogleich angewendet werden, indem man sie etwa nur filtrirt, um die hineingerathenen Unreinigkeiten zu entfernen, aus einem Grunde, den ich sogleich auseinander setzen werde. Wird der Glaskörper in eine solche Sublimatlösung hineingebracht, so schwimmt er erst obenauf und sinkt nachher unter; nur sehr allmählich wird er undurchsichtig, weiss, opalisirend, und bleibt oft so, dass man mehrere Säcke in ihm unterscheiden kann, wenn man ihn gegen das Licht hält. Vier bis fünf bis acht Tage sind immerhin hinreichend, um den ganzen Process zu beendigen. Der Inhalt ist dann in eine bei den verschie- denen Thieren stark getrübte Gallerte verwandelt, die ziemlich resistent ist und dem Ganzen seine Festigkeit verleiht. Es scheint diese Gallerte durch eine Verbindung von einem Proteinstoffe mit dem HgCl hervor- gebracht werden, während eine anderer Proteinstoff durch das HsCl aufgelöst wird, was als weitere Unterstützung der Ansicht, dass die Proteinstoffe aus zwei differenten Materien bestehen, dienen kann. Lässt man nämlich Lösungen von HgCl, in denen Glaskörper gelegen haben, an einem warmen Orte stehen und verdunsten oder kocht sie, so fällt ein weisses Pulver nieder, das leicht gesammelt und ausgewaschen werden kann, und beim Trocknen eine gelbliche Färbung annimmt. Durch Hitze wird das Pulver verkohlt, liefert empyreumatische Dämpfe und ein weisses Sublimat, das sich in Wasser nicht auflöst. Unter dem Mikroskope zeigt es eine unendliche Masse kleiner, doch wohl- gebildeter Krystalle, deren System jedoch nicht zu bestimmen ist. Durch Salzsäure wird es aufgelöst, krystallisirt jedoch nach dem Verdunsten derselben wieder in den früheren Formen; beim Sättigen der Salz- säure durch eine Basis bleibt der Körper im gebildeten Salz aufgelöst. Durch Essigsäure scheint der Körper nicht verändert zu werden, auch scheint diese Säure nichts von ihm aufzulösen. — Es scheint nun ge- rade dieser Körper zu sein, welcher die zweimalige Anwendung des HgCl verhindert, ohne dasselbe vorher gekocht zu haben; Glaskörper, die in eine solche Solution gelegt werden, aus der der Proteinstoff, für welchen ich den betreffenden Körper halte, nicht entfernt worden, werden nicht undarchsichtig, ihre Hyaloidea allein wird wenig ge- trübt, während der Inhalt durchsichtig bleibt und nicht ceonsistent und gallertig wird. Was nun die Forschungen Hannover’s *) betrifft, so will ich die- selben gleich einzeln durchgehen und mit den von mir gefundenen !) Hannover, in Müller's Archiv. 1845, S. 467 f. — Das Auge, Beiträge zur Anatomie, Physiologie und Pathologie dieses Organs. Leipzig 1852, $. 28 f. 335 Resultaten vergleichen. Hannover war der Erste, der den Bau des Glaskörpers beim Menschen richtig beschrieb, indem er durch seine Chromsäurepräparate darthat, dass derselbe aus lauter Seetoren be- steht, welche- die Glasfeuchtigkeit enthalten. "Alle Scheidewände dieser Sectoren, als Radien betrachtet, laufen in der Mitte zusammen und die gegenüberstehenden vereinigen sich in diesem Punkt. Wird nun ein Schnitt so geführt, dass er gerade über einen Sector weggeht, denn durch eine Scheidewand zu schneiden, wie es Hannover angibt, dürfte ihrer grossen Dünnheit wegen so ziemlich unmöglich sein, so stellt sich dem Beobachter eine plane Wand dar, die den Glaskörper in zwei Theile theilt. Wie andere Schnitte sich verbalten, hat Hunnover ausführlich angegeben. Herr Prof. Dr. Valentin hatte die Güte, mir Originalpräparate von Hannover mitzutheilen, um sie mit den meinigen vergleichen zu können. Bei allen dreien, die ich erhielt, ist der Schnitt so geführt, dass nur eine plane Wand sich darstellt, was nicht besonders instructiv ist. Bei einem Präparate aber hatte sich der Glaskörper von der Retina ge- trennt und schwamm frei in der Flüssigkeit herum, so dass sein Bau leicht beobachtet werden konnte. Hielt man nämlich denselben gegen das Licht, so konnte man sehr leicht die Wände der übrig gebliebenen Seetoren unterscheiden. Sie heften sich halbmondförmig an der Hya- loidea an und verlaufen, immer dünner werdend, gegen die Mitte des Glaskörpers hin, wo, wenn der andere Theil noch da wäre, die gegen- überstehenden Blätter sich mit ihnen vereinigen würden. Am besten sieht man diese Vereinigung an solchen Schnitten, wo alle Sectoren mitten durchschnitten sind, so dass man den strahligen Bau gewahr wird und man bei einiger Vergrösserung die einzelnen zarten Linien sich entgegenkommen sieht; wenn es gut geht, so kann man selbst diese Linien fassen und die Falten, die daran sind, aufheben und, in- dem man mit zwei Nadelpincetten abwechselnd die Wand aufhebt, den Uebergang der einen in die andere verfolgen. Vor Hannover nahm man gewöhnlich oder, um besser zu sagen, allgemein an, dass die Hyaloidea an der Ora serrata mit der Membrana limitans verwachse und bis an die der Linse zugewandte Seite der Process, eil. mit ihr vereinigt bleibe, dort aber wieder von ihr sich irenne, indem die Membr. limitans an der vordern Seite der Linsen- kapsel, die Hyaloidea an der hintern Seite der Linsenkapsel sich an- ‚selze, und zwischen beiden der Canalis Petitii offen bleibe. Die Stelle von der Vereinigung beider Membranen, von der Ora serrata weg bis zur Anheftung an die Linsenkapsel wurde und wird noch Zonula Zinni genannt. Hannover gibt nun an, dass sich die Myaloidea an der Ora Serrata theilt, in ein Blatt, das das eben beschriebene Verhältniss dar- biete und in ein hinteres zweites Blatt, das dem ersten ziemlich nahe 227 336 liegend, allen Erhabenheiten und Vertiefungen des Corpus eiliare folge und sich an die hintere Linsenkapsel, hinter dem zweiten Blatt der Zonula Ziunii, ansetze, Dadurch wird ein breiter ringförmiger, jedoch enger Kanal gebildet, den man aın besten als Canalis Hannoveri auf- führen kann. Brücke *) läugnet die Existenz dieses Kanales, jedoch sind für seine Existenz trifüige Beweise vorhanden, die zugleich auch noch dar- thun, dass sich dieses Blatt nicht an die Linse ansetzt, sondern hinter ihr weggeht, so dass die Linse in das hintere Blatt nur eingesenkt ist und der Kanal hinter der Linse überall frei unter sich communicirt. Am besten gelangt man zur Ansicht dieses Kanals: 4) Durch gutführte wagrechte Durchschnitte, so wie es Hannover geihan. Da aber der Schnitt beim Sehnerven beginnt und bei der Linse endigt, so, drängt man das äusserst feine Hyaloideablatt in den Schnitt der Linse mit hinein, und hat man die Ansicht, als ob das Blatt sich an die hintere Kapselwand ansetze. Eine Täuschung, die Hannover zu seiner Angabe veranlasst haben mag. 2) Man spalte die vordere Linsenkapsel, lege die Lappen zurück und trenne die Linse sorgfältig von der hintern Kapselwand, dann fasse man einen vordern Lappen mit der Pincette und zugleich auch das entsprechende Stück der hintern Kapselwand und schneide das Ge- fasste so aus, dass beide Wände in Continuität bleiben, wobei immer ein Stück der Processus eiliar. mitkommt. Bringt man nun durch Ausbreiten auf dem Objectträger die Häute in ihre entsprechende Lage, wobei die Process. ciliar. in die Mitte kommen, das eine Stück der Linsenkapsel nach rechts, das andere nach links, so gewahrt man bei etwas stärkerer Vergrösserung die Anheftung der Zonula Zinnü an beide Theile der Linsenkapsel. War der Schnitt gelungen, so drängt sich in die gemachte Oeflnung eine ganz weisse undurchsichtige Mem- bran, die bei weiterer Verfolgung als ein Stück der Hyaloidea sich ergibt, das sich in der Gegend der Ora serrata von den vorderen Blät- tern trennt, auch durch Einblasen von Luft mit einem feinen Tubulus von denselben isolirt werden kann. 3) Lässt sich bei sorgfältiger Präparation die hintere Linsenkapsel aufbeben, ohne dass eine fremde Membran mitkommt oder eingerissen wird. Schneidet man das darunter liegende Blatt ein, so sieht ınan, wie es beim Menschen die Sectoren trägt, bei den übrigen Säuge- thieren zeigt sich der nächstfolgende Sack. 4) Nach der allgemeinen Ansicht müsste die hintere Linsenkapsel- wand die Sectoren tragen, was aber, wie wir gesehen haben, aus den angeführten Gründen nicht der Fall ist. !) Brücke, Anatomische Beschreibung des menschlichen Augapfels, S. 65. 337 Vergessen habe ich anzuführen, dass Bowman !), so wie Brücke 2) den strahligen Bau des menschlichen Glaskörpers ebenfalls beobachtet hatten; bei dem Erstern waren jedoch die Präparate nicht ganz ge- lungen, der Zweite glaubt dennoch den geschichteten, sackförmigen Bau auch für den menschlichen Glaskörper annehmen zu müssen. Was nun den Bau des Glaskörpers bei den Säugethieren he- trifft, so fand ich ihn bei allen übereinstimmend. Von mir wurde der Glaskörper vom Pferd, Schwein, Katze, Ochsen, Kalb, Schaf, Hasen, Kaninchen und Eichhörnchen untersucht. Alle bisherigen Forscher, Pappenheim, Brücke, Bowman, Hannover, haben übereinstimmend den genannten Säugethieren einen gleichen Bau zugeschrieben. Alle stim- men überein, dass der Glaskörper aus einer Masse eng an einander liegender eingeschachtelter Säcke bestehe. Von der Katze, dem Hunde, dem Ochsen meldet Hannover, dass die in einander eingeschachtelten Säcke so dünn seien, so eng auf einander liegen, dass der ganze Glas- körper eine solide Masse zu sein scheine, womit ich jedoch nicht ein- verstanden sein kann. Hannover hat offenbar dasselbe gesehen wie Brücke, da Chromsäure die gleichen Wirkungen hervorbringt wie PbO A, öbschon er sich dagegen verwahrt. — Bei allen von mir untersuchten Thieren fand ich die Zahl der einzelnen Säcke zwischen 7 und 12 schwanken. Gerade beim Ochsen, wo nach Hannover’s Angabe die Anzahl der Säcke so gross sein soll, wo sie so enge aul einander liegen sollen, fand ich zwischen der Hyaloidea und dem ersten Sack einen Zwischenraum von 4—2 Linien. Bei sorgfältiger Präparation, nachdem die Hyaloidea geöffnet und weggezogen worden, kann man die Säcke nach und nach einzeln öff- nen und sie zurückschlagen. In der Mitte angelangt, oder vielmehr nach der Eröffnung des letzten Sackes, gewahrt man einen grössern hohlen Raum, der nur von der Glasfeuchtigkeit ausgefüllt ist und vom Canalis hyaloideus durchsetzt wird. Dieser hohle Raum befindet sich ein wenig weiter nach der Linse zugerückt, da hinter dieser die ein- zelnen Säcke wieder in sich zurückkehren und hier nur durch sehr kleine Zwischenräume von einander getrennt sind. Hannover hat bereits angegeben, dass der Canalis hyaloideus, so wie beim Menschen für ‚die Secetoren, so auch bei den Säugethieren für die Säcke als Anheftungspunkt dient. Die Säcke selbst dienen nun einestheils als Wandung des Kanals, indem sie bei seinem Eintreten einen Fortsatz an ihn abgeben. Zu dieser Ansicht kam ich durch einen glücklichen Zufall. Bei einem sonst wohlgebildeten Ochsenauge waren in der Nähe des Sehnerven (wahrscheinlich gerade gegenüber) zwei ’) Bowman etc. a. a. ©. S. 275. ?) Brücke, Anatomische Beschreibung ete., $. 65. 338 ovale Oeflnungen, die eine ‚grösser als die andere; an ihren Rand war ein Kanal geheftet von etwa Y,—1".Länge, auf diesen folgte eine ampullenartige Erweiterung, die sich plötzlich verengerte und in einen festen Strang auslief, die beide sich mit einander vereinigten und so durch den ganzen Glaskörper liefen, um sich ‚an einer. etwas derbern Platte an dem Hyaloideablatte anzusetzen (Figur 2). Die Wandungen der beiden noch oflenen ‚Kanäle zeigten Bindegewebe, das aus Fasern der Hyaloidea, so wie des ersten Sackes zu entstehen schien, wie es bei der Zonula Zinnii der Fall ist, so wie noch ein blasses, hyalines, kleines Epithelium. Der Strang nach Vereinigung beider besass eine durchsichtige, nur mit schwacher Streifung ver- sehene Hülle, in der durch Essigsäure die Streifen als Fasern ein klein wenig deutlicher hervortraten. Der Kern des Stranges war dunkler, zeigte schon ohne Anwendung von A dicht zusammengedrängtes Binde- gewebe, worin in den Fasern durch Essigsäure längliche Kerne sicht- bar wurden; ferner waren diesen Fasern Ueberreste von Zellen bei- gemengt. „Gewöhnlich fand ich sonst im Glaskörper des Ochsen zwei offene Kanäle. Dass die Wandungen der Säcke zu ihrer Bildung bei- tragen, beweist die helle klare Umhüllung des obliterirten Kanals. Hannover gibt an, dass bei dem Pferd die Säcke weiter aus ein- ander gelagert und durch feine Zwischenwände mit einander verbunden seien !). Beim Pferd fand ich ebenfalls nichts Abweichendes und war es mir unmöglich, diese schielgestellten Zwischenwände zu sehen, ob- schon ich darauf achtete. Hier würde nach Hannover der zellige Bau des Glaskörpers vorhanden sein, so wie ihn die früheren Anatomen annahmen. Noch ist nachträglich anzugeben, dass Hannover berichtet, Prof, Ibsen in Kopenhagen habe bei dem Seehunde, Phoca vitulina, den gleichen Bau des Glaskörpers wie beim Menschen gefunden. Von den Vögeln gibt Hannover ?) an, dass, am nächsten der Re- tina gelegen, vom Pecten aus eine feine häutige Schicht der Concavität des Auges folge, an der breitesten Stelle des Auges umbiege und wie- der zum Pecten zurückkehre, welche Schicht somit einen Sack bilde, der aus mehreren Blättern bestehe. Ausserdem stütze sich an den Pecten der ganze übrige Glaskörper, der ferner aus einer Menge eng aneinander liegender Blätter bestehe, die sich ‚geradlinig nach seit- wärts begeben, um sich dort an die Hyaloidea, und nachdem diese aufgehört, wenigstens nach seiner Beschreibung und Zeichnung, an die Processus ciliares, anzuheften, so dass mithin der Glaskörper aus zwei ungleichen Theilen bestände. Da nun aber der Pecten nicht an die !) Hannover, Das Auge etc., S. 39, Fig. 7 u. 8, Taf. 1. 2) Ebendaselbst, S. 40, Fig. 9, Taf, A. 339 Linse reicht, Hannover aber dennoch über diesen hinaus Lamellen ge- zeichnet hat, und zwar so, dass sie in einer Linie vom Pecten nach der entsprechenden Seite der Linse gezogen unter stumpfen Winkeln sich an einander ansetzen, so bilden sie auf diese Weise nur Schichten, die nach der Linse zu immer kleiner werden. Mir war es unmöglich, diesen geschichteten Bau zu sehen, und fand ich bei allen Vögeln, die ich untersuchte, das gleiche Verhalten, Leider waren viele meiner Augen verdorben, da sie vorher in Wein- geist gelegen hatten, allein beim Haushahn und bei Falco buteo wurde mir die Sache ganz klar. Gleichwie Hannover fand ich hier, dass einer oder mehrere Säcke bis zu dem Punkte gehen, wo das Auge den grössten Durchmesser besitzt — dieser Punkt ist nichts anderes als die Ora serrata (Fig. 3) — sich dort umschlagen und am Pecten sich an- heften. Die Hyaloidea aber hört an der Ora serrata nicht auf, sondern ibre Fasern drängen sich auf einmal zusammen, da sich das Auge sehr schnell verschmälert, und bilden ein derbes, starkes, wie die übrige Hyaloidea ganz durchsichtiges Blatt. An der Ora serrata bleibt beim Präpariren dieser Membran immer der Anfang des Corp. ciliar. als ein schwarzer Kranz mit kleinen Vorsprüngen haften, und von diesen aus kann man dann ohne Verletzung das ganze Corp. eil, wegheben bis zur Peripherie der Linse, wo Jie Process. cil. einen dichten Kranz um sie herum bilden, wie es bei den Säugethieren auch geschieht. Von den kleinen Fortsätzen des Corp. eil. an der Ora serrata bis zu den Process, eil. bildet die Hyaloidea starke breite Fasern, die schon ohne Präparation mit freiem Auge als glänzende feine Streifung erkannt wer- den, und an HgCl-Präparaten hervortreten und als dunkle Streifen er- scheinen, die vollkommen der Lage der Falten des Ciliarkörpers ent- sprechen. Diese Zonula Zinnii der Vögel, denn dieses Blatt ist nichts Anderes, zeichnet sich somit durch ihre grüssere Breite und die ge- nannten Fasern oder Bänder aus, von denen ich nicht habe ermitteln können, ob sie im Innern hohl sind, und somit ein Seitenstück zum Canalis Hannoveri darstellen, doch bin ich geneigt, sie als feste Bänder anzunehmen. Was nun ferner die einzelnen Schichten, die einzelnen ‚Blätter Han- nover’s betrifft, so fand ich ein einfacheres Verhältniss.. Von einer Spitze des Pecten zur andern spannt sich ein Blatt, das, nachdem dieser aufgehört, sich als Falte zum Umschlagspunkt der anderen Säcke begibt, und von hier aus sich bis hinter die Linse erstreckt, so dass beim Durchschneiden eine plane Wand gebildet wird. Da man auf ‚beiden Seiten oft ein solches Blatt findet (ich glaube auch noch fernere bemerkt zu haben), so scheint es, es seien mehrere solcher Blätter vorhanden, von denen die einen immer kleiner sind als die anderen. Bemerkt muss noch werden, dass sie sich nicht an die hintere Linsen- 340 kapselwand ansetzen, sondern es scheint die Zonula Zionii ‘ein Blatt abzugeben, das sich wie bei den Säugethieren verhält. Von den Reptilien hatte ich nur Gelegenheit das Auge des Bud: sches zu untersuchen, allein seiner Kleinheit wegen konnte ich zu keinem positiven Resultate gelangen; es schien mir nur, dass das gleiche Verhältniss wie bei den Fischen obwalte. Hannover!) fand den Glaskörper einer Schildkröte, Testudo Mydas, aus 6—7 Schichten zusammengesetzt. Bei den Fischen beschreibt Hannover *) ebenfalls eine grosse Menge von einzelnen Blättern, die alle auf der Ora serrata endigen und sich in dem Winkel, den die Iris und die Chorioidea bildet, an- heften. Die Schichten stellen bier ebenfalls keine Säcke dar, so wenig als bei den Vögeln, sondern enden mit einem scharfen Rande in jenem Winkel. Was mich betrifft, so konnte ich diese sehr feinen Schichten nicht zur Anschauung bringen, vielmehr fand ich, dass der Glaskörper der Fische aus einem einzigen Sacke besteht, der von der Hyaloidea gebildet wird. Da diese sich am Ende, oder etwas vorher, an der Iris umschlägt, die nicht bis an die Linse reicht, so entsteht eine ziem- lich breite Zonula Zinnii, so wie ein grosser Canalis Petitii. Ein Blatt der Hyaloidea biegt sich ganz um, geht hinter der Linse weg und ver- einigt sich mit dem Blatte der andern Seite, wodurch ein grosser weiter Canalis 'Hannoveri gebildet wird. So fand ich die Verbältnisse beim Flussbarsch und beim Hecht. — Bei Cyprinus cephalus sind anfänglich zwei Blätter vorhanden, von denen das äussere ein Gefässblatt ist; durch den Sehnerven tritt näm- lich eine kleine Arterie zur Glashaut, die an dieser angekommen sich sogleich in eine Masse kleinerer Arterienäste theilt, die nach der Linse verlaufend, häufig untereinander anastomosiren und sich endlich vorn unter der Iris in einen Circulus venosus sammeln, der mit einer Vene der Chorioidea in Verbindung steht. Zweiter Theil. Histologische Structur der einzelnen Theile des Glaskörpers. Es verging eine lange Zeit, bevor die Annahme der früheren Ana- tomen, die die Häute des Glaskörpers als structurlos betrachteten, ') Hannover, Das Auge etc., S. 42, Fig. 10, Taf. 4. 2) Ebendaselbst, S. #2, Fig. 10, Taf. 1. 2 341 widerlegt wurde. Obschon vor 47 Jahren auf eine Organisation der . vordern Linsenkapsel aufmerksam gemacht wurde, so war doch die Angabe von Niemand beachtet worden. Als dann später von den be- deutendsten Männern Structurverhältnisse einzelner Theile dargethan wurden, so fand dennoch die Sache ebenfalls keinen rechten Eingang in die Wissenschaft und man hielt fast durchgebends am alten Glau- ben fest. Berres *) war der Erste, der nachwies, dass die vordere Linsen- kapsel organisirt sei, allein er deutete die gesehenen Gebilde falsch. Seine Erklärung zu der Abbildung lautet: «Die vordere Hälfte der Kapsel der Krystalllinse, bestehend aus «der vordern und hintern serösen Platte, aus den dazwischen einge- «schalteten Molectlen und Lymphaderzügen;, endlich aus den inter- «mediären Gefässen der Kapsel.» Betrachtet man seine Abbildung genauer, so stellt sie das richtige Verhältniss vollkommen dar, jedoch muss die Deutung geändert werden. Seine Gefässe erweisen sich als Zellenwandungen, denn er hat die Kerne ebenfalls abgebildet und sie samınt ihren Nucleoli als Mo- lecüle angesehen. Sein Bild ist aus der Gegend der Anheftung der Zonula Zinnii, die Fasern, aus denen diese besteht, hielt er für Lymph- aderzüge. Im Jahre 1840 wurde von Hannover 2) bei den Fischen, Vögeln und Säugethieren ein Pflasterepithelium auf der Hyaloidea nachgewiesen; blieb aber ebenfalls unbeachtet. Zwei Jahre später wies Pappenheim ®) in der Hyaloidea des mensch- lichen Auges eine faserige Structur nach, die aber von den späteren Beobachtern, bis zu Bowman, nicht wieder gefunden werden konnte #). Brücke ®) war der Erste, der das Epithel in der vordern Linsen- kapsel nachwies und es als gleichgestaltet mit dem der Membrana Descemeti erklärte, doch verlegte er dasselbe auf den vordern freien Theil der Kapsel, während es die der Linse zugewendete Seite über- zieht. Bowman ®) erkannte die faserige Structur der Hyaloidea wieder, konnte aber innerhalb derselben keine Organisation wahrnehmen. Das Gleiche war mit Hannover der Fall. ') Berres, Anatomie der mikroskopischen Gebilde des menschlichen Körpers. Wien 1837, Fig. 6, Taf. 42, sammt ihrer Erklärung. ®) Hannover, ia Müller's Archiv, 4840, S. 328, 336 u. 340. ®) Pappenheim, Specielle Gewebelehre etc., $. 483. *) Brücke, in Müller's Archiv. 4843, 8. 347. ®) Brücke, Anatomische Beschreibung etc., $. 40 u. 30. %) Bowman, ete,, 8. 274. 342 i - Henle ’) und Kölliker ?) beschrieben das Epithel der vordern Linsen- kapsel genauer und wiesen ihm seinen rechten Platz an. Die histologische Structur der Zonula Zinnii wurde von Henle zu- erst richtig beschrieben und von ‚vielen andern Forschern bestätigt. Bei der Beschreibung des von mir Beobachteten beginne ich mit der vordern Wand der Linsenkapsel, die bei allen Wirbelthieren aus drei verschiedenen Elementen besteht. Bei Augen, die in HgCl gelegen haben, ist die vordere Linsen- kapselwand beinahe undurchsichtig geworden, was hauptsächlich von einem feinen, getrübten, mehlartigen Ueberzug, der auf der hintern Seite der Wand, auf der der Linse zugekehrten Seite aufliegt, herrührt; jedoch sind auch die vordern Theile derselben nicht mehr so durch- sichtig als früher. Dieser feine weisse Ueherzug lässt sich, ausser beim Menschen, wo dies schwer hält, mit der Nadel oder dem Messer leicht absehaben und zeigt sich unter dem Mikroskop in der Gestalt polygo- naler Zellen, die je nach dem Thiere eine verschiedene Form haben. Die Zellen sind meistens ziemlich gross, besitzen gewöhnlich einen, jedoch oft auch zwei runde Kerne, welche meistens fast den ganzen Raum der Zelle einnehmen und granulirter und dunkler sind als diese, und zugleich sehr erhaben, so dass der Focus verändert werden muss, um entweder den Kern oder die Zellenwand deutlich zu sehen. Nu- cleoli sind in verschiedener Anzahl in dem Kern vorhanden; besitzt dieser doppelte Contouren, so ist meistens nur einer oder höchstens zwei vorhanden, ist diess nicht der Fall, so sind immer mehrere oft ziemlich viel Zellenkerne vorhanden. Durch Essigsäure werden Zellen- wand und Kern deutlicher, ja man muss diese oft zu Hülfe nehmen, um sie von dem Niederschlag, der die Häute oft dicht bedeckt, zu be- freien. Die einzelnen Wandungen der verschiedenen Zellen berühren sich untereinander nicht, sondern zwischen ihnen besteht eine schein- bar amorphe Intercellularsubstanz, in der sie eingebettet liegen, denn oft gewahrt man leere Räume von der Form der Zellen, an denen eine besondere Einfassung vorhanden ist. An Stellen, wo das Epi- thelium weggekratzt ist, oder an freien Schnitträndern gewahrt man steife Fortsätze, die aus der übrig gebliebenen Intercellularsubstanz hervorgehen und in den leer gewordenen Raum hineinragen; oft sieht die Sache auch so aus, als ob die Zellen diese Intercellularsubstanz durch Fortsätze selbst bildeten. Die meisten Autoren nehmen an, dass die vordere Kapselwand aus den polygonalen Zellen und der structurlosen Haut, der eigent- lichen Linsenkapsel, bestehe. Meinen Erfahrungen zufolge ist jedoch !) Zeitschr. f. rat. Mediein. N. F. II. 2) Kölliker, Handbuch der Gewebelehre des Menschen. Leipzig 1852, $. 608. 343 die Linsenkapsel wichts weniger als structurlos, verdankt vielmehr ihren Ursprung den Fasern der Zonula Zinnii. Wie wir später sehen werden, heftet sich die Zonula Zinnii dadurch an die Linsenkapsel an, dass ihre - breiten Fasern sich auf einmal theilen und in derselben in feine Elementarfasern übergehen. Diese feinen Fasern nun ist man im Stande oft durch die ganze vordere Wand zu verfolgen. Dasselbe Ver- halten bietet auch die hintere Linsenkapselwand dar, uur ist dasselbe hier sehr leicht zu sehen, was in der geringern Dicke derselben ihren Grund hat. Die grössere, ja ziemlich beträchtliche Dicke der vordern Kapselwand hindert das deutliche Seben, da die Fasern der Zonula sehr eng an einander liegen und sich so durchkreuzen, dass die An- sicht der einzelnen Faserverhältnisse verloren geht, und die Schicht als siructurlos erscheint. Durch Essigsäure kann oft an Orten, wo das Epithel weg ist, die Faserung deutlich gemacht werden, namentlich wenn man die Anfänge der Fasern aufsucht, die leicht zu finden sind, und durch Verschieben des Präparates denselben nach den mittleren Theilen folgt. Es sollte nun die Beschreibung eines dritten oder des vordersten Blattes der vordern Kapselwand folgen, allein der Verständlichkeit wegen muss diess, sowie die Beschreibung der Zonula Zinnii aufge- spart werden, bis die Structurverhältnisse der Hyaloidea, aus der beide Gebilde entstehen, bekannt sind. In Continuität mit der vordern Liusenkapselwand steht die hintere Kapsel der Linse, welche von den Anatomen noch wenig berücksichtigt worden ist. Bei Augen, die wie gewöhnlich behandelt werden, stellt die hintere Linsenkapsel ein kaum getrübtes dünnes Häutchen dar, dessen Structur theilweise schwerer zu sehen ist äls die der vordern Kapsel. — Dieses theilweise bezieht sich auf das Epithelium der hintern Kapsel, das bei weitem nicht die Regelmässigkeit desjenigen der vordern Wand besıtzt, wovon die Vögel allein eine Ausnahme machen. Die Zellen desselben sind ebenfalls polygonal, halten aber keinen be- stimmten Typus ein, ihre Ränder sind meist unregelmässig, oft ge- zackt. Die Kerne sind im Verhbältniss zur Grösse der Zellen klein, be- sitzen ein oder mehrere Nucleoli, der Inhalt der Kerne ist granulirt, während der der Zelle es nicht immer ist (Fig. 4). Auch hier findet man oft, dass die Zellen nicht eng an einander liegen, sondern durch eine Intercellularsubstanz getrennt sind; doch ist diese Substanz bei weiten schmaler und weniger deutlich, obschon man ebenfalls hier und da Maschen findet, in denen früher Zellen gelegen haben müssen. Durch Essigsäure werden auch diese Zellen sammt ihren Kernen und der ‚Intercellularsubstanz deutlicher, doch ist es nicht rathsam, sich der- selben zur Aufsuchung der Zellen von vorn herein zu bedienen, bevor man die allerdings gewöhnlich äusserst schwachen Umrisse derselben 344 bemerkt hat, da die Wirkung der Säure leicht zu weit geht, so dass man nichts mehr gewahr wird. Man muss sich eben die Mühe nicht verdriessen lassen, die äusserst hyalinen und schwachen Umrisse der Zellen aufzusuchen, was bei günstigem Lampenlicht besser geht und nachher zur Deutlichmachung sich erst der Reagentien bedienen. Am leichtesten sah ich gewöhnlich die Zellen bei der Katze und dem Huhn. Als Haupt-, als Grundsubstanz dient auch in der hintern Kapsel das Gewebe, das von der Zonula Zinnii gebildet wird. Da sich ein hinteres Blatt der Zonula Zinnii an die bintere Kapselwand ansetzt, so muss, will man sich hiervon überzeugen, der Punkt aufgesucht werden, wo dies geschieht, und findet man dann, je nach dem sich die Fasern der Zonula Zinnii in breiten Bändern oder in feinen Fasern ansetzen, die Verhält- nisse im Anfange etwas verschieden, was sich jedoch bald ausgleicht. Ist das Erstere der Fall, so verlaufen die breiten Bänder oft noch eine kleine Strecke in der Membran und fahren dann plötzlich in ihre Elementarfasern aus einander, die durch die ganze Kapsel verlaufen und mit den gegenüberstehenden zusammentreffen, in welche sie vielleicht “ übergehen (Fig. 5). Tritt die Zonula Zinnii bereits in feine Fasern getheilt in die Kapsel ein, so verlaufen diese wie die vorhergehenden nach ihrer Thei- lung, die eintretenden Fasern theilen sich oft noch in feinere Elementar- fibrillen, die dann kaum mehr recht verfolgt werden können. Da das hintere Blatt der Zonula Zinnii bedeutend schwächer ist, bedeutend weniger Fasern und elastische Bänder besitzt als das vor- dere, das sich an die vordere Kapsel ansetzt, so ist dies der -Grund, warum die hintere Kapsel bedeutend schwächer und dünner ist als die vordere. Ausdiesem Grunde gelingt es aber auch leichter, ihre Construction zu sehen, da nicht so viel Lagen gebildet werden als es vorn der’ Fall ist, wo die Fasern so dicht liegen, dass keine Zwischen- räume zwischen denselben mehr bemerkt werden können und die ganze Schicht leicht als homogen oder structurlos erscheint. Was nun die Hyaloidea und die von ihr gebildete Zonula Zinnü und die vorderste Lage der Linsenkapsel betrifft, so: gelingt es bei den Säugethieren sehr schwer, weniger bei den übrigen Geschöpfen, das Plattenepithelium der Glashaut zur Anschauung zu bringen, wovon der Grund vielleicht darin liegt, dass dasselbe mit der Mem- brana limitans, die nothwendigerweise beim Entfernen der Retina mit- kommt, ebenfalls sich loslöst, und möchten die Zellen, die von meh- reren Forschern in und an der Limitans beobachtet worden sind, sehr wahrscheinlich niebts anderes als dieses Epithel sein. Ein zweiter Grund, warum dasselbe nicht: leicht gesehen wird, liegt in dem Nieder- schlag, der die Hyaloidea in kleinen Körnchen bedeckt, doch ist der- selbe nie so dicht, wie dies bei der Anwendung von PbOA der Fall 345 - ist, und lässt doch gewöhnlich die Gewebe noch erkennen, besonders \ da er auf der Membran nur aufliegt, nicht in ihr selbst entstanden ist. Der Hauptgrund aber liegt in der ausserordentlichen Zartheit der Zellen selbst; diese ist es, welche sie dem Auge der Forscher bis jetzt entzog. Hannover hat, wie bereits gemeldet, die Zellen der Glashaut bei den verschiedenen Thierclassen bereits beschrieben, und ich kann seine Beobachtungen vollkommen bestätigen. Im Allgemeinen sind die Zellen sehr gross, polygonal, meistens sechseckig, haben oft unregelmässige, gezackte Ränder, die sich gewöhnlich eng an einander legen. Die grössten Zellen besitzen einen Kern mit Kernkörperchen; dieser Kern tritt deutlich hervor, ist leicht zu sehen und kann zur Aufsuchung der Wandung der Zelle dienen; wo man ihn gewahr wird, findet man nach angestrengtem Suchen die Zellenwandung auch, doch glückt dies nicht immer. Die Grösse der Zellen ist an ein und demselben Individuum sehr wechselnd. Bei der Eintrittsstelle des Sehnerven und in ihrer Umgebung erlangen die Zellen ihre grösste Ausdehnung, sie stellen hier grosse Platten dar, wohl die grössten, die man sonst im Körper finden möchte (Fig. 6). So wie das Epithelium gegen die Ora serrata vorrückt, werden die einzelnen Zellen immer kleiner, so dass sie an dieser Stelle und unter dem Corp. ciliar. ungefähr die Grösse der Pigmentzellen erreichen; diese Zellen haben Henle, Brücke, Kölliker und Andere schon gesehen und als Pars eiliar. retinae beschrieben (Fig. 7). Abgesehen von diesen Zellen, auf die ich bei der Zonula noch einmal zurückkomme, besteht die Hyalvidea aus einer ınzähligen Masse feiner Elementargewebsfasern, denn als solche muss man sie betrach- ten, da sie in ihrem ferneren Verlaufe zu eigentlichem Bindegewebe zu- sammentreten. Diese Structur gibt sich durch eine äusserst feine Strei- fung zu erkennen, deren einzelne Streifen und Fäden etwas geschwungen sind. Mit der Nadel ist man oft'im Stande, besonders bei der Katze, die einzelnen Fibrillen der Länge nach von einander zu trennen, wo- durch das Präparat das Ansehen eines feinen Spinnegewebes bekommt. Von Messung ist bei diesen Fasern nicht die Rede, wenigstens nicht mit Ocularmikrometern. Alle diese Fasern werden durch Essigsäure durchsichtiger, indem sie darin aufquellen, nach und nach werden sie undenutlicher und verschwinden zuletzt und an ihrer Stelle bleibt ein dunkler feiner langgezogener, jedoch kürzerer Faden zurück, der dem- nach als Kern der Faser angesprochen werden muss. Ob mehrere solche Kerne in Einer Faser vorkommen, weiss ich nicht anzugeben, ‚ist mir dies nicht unwahrscheinlich. Gegen die Ora serrata nun fangen die Fasern, die nach vorn immer icher werden, an sich zu vereinigen, indem sie allmählich zu- entreten, so dass gegen das Corp. cil. ein Gewebe entsteht, das ollkommen das Ausssehen von Bindegewebe hat. Die gebildeten 346 Fasern haben die gleiche Breite mit Bindegewebsbündeln, sind auch so geschlängelt, kurz es würde schwer sein, wenn man beide neben einander hätte, sie zu unterscheiden. Unter den Processus ciliares treten diese Bindegewebsfasern noch weiter zusammen, anastomosiren unter einander und bilden breite Bänder, die wie elastische oder Sehnen- fasern aussehen. Oft werden auch schon vor dem Corp. eiliar. solche breite Bänder und Fasern gebildet, wie dies z. B. sehr deutlich bei der Katze hervortritt. Von den Process. cil. aus treten die Fasern der Hyaloidea dann zur Linsenkapsel, und dies geschieht auf zwei Weisen, entweder bleiben die gebildeten Bänder nach ihrem Hervortreten unter den Process. cil. beisammen, treten als solche bis zur Linsenkapsel und fahren erst da in ihre feinen früheren Elementarfasern wieder aus ein- ander, um die Hauptmasse der vordern und hintern Kapsel zu bilden; oder die gebildeten Bindegewebsfasern oder Bänder zerfallen schon unter den Process. cil. in ihre früheren Elemente, und die Anheftung an die Linsenkapsel geschieht durch eine Unzahl feiner Fasern, die man von den Ciliarvorsprüngen aus verfolgen kann (Fig. 4 u. 5). Was das Verhalten dieser Fasern und Bänder in der Zonula Zinni betrifft, so ist es am leichtesten darzuthun, indem man einfach die Process. eil. mit Nadeln zerreisst, wo die Fasern dann unter diesen zu Tage treten, am besten kommen jedoch alle Theile zur Ansicht, wenn man ein Stück der vordern Linsenkapsel sammt den angrenzenden Theilen der Zonula und der Corona ciliaris ausscheidet und von der Kapsel aus die Fasern zu isoliren sucht, in welchem Falle man ihren Verlauf und ihr Verhalten unter einander von Anfang bis zu Ende sieht und leicht wahrnimmt, wie sie aus den feinen Fasern entstehen, mit andern zusammentreten, breite Bänder und Streifen bilden und sich wieder isoliren und in der Kapsel veschwinden. Durch die ver- schiedenen Reagentien werden die Fasern nicht bedeutend verändert, sie quellen auf, werden durchsichtiger und lassen ihre innere Streifung deutlicher erkennen. Bevor ich weiter gehe, ist noch ein Verhältniss zu erwähnen. Reizius soll nach der Angabe von Hannover t) quergestreifte Muskel- fasern in der Zonula Zinnii gefunden haben, H. sagt jedoch, dass er diese Muskeln nicht habe auffinden können. — Ich fand diese quergestreiften Fasern constant beim Menschen und beim Pferde, habe sie dagegen bei allen übrigen Augen vergebens gesucht. Um sie aulzufinden, dient die gleiche Methode wie zur Untersuchung der Faserungswerkälei der Zonula Zinnii, und liegen dieselben hauptsächlich unter den Process. eiliar. Die quergestreiften Fasern entstehen ebenfalls aus den Elementar- fasern der Hyaloidea. Nachdem sich diese zu den Fasern von ver- 1) Hannover, Das Auge des Menschen etc., S. 36, Anmerk. A. 347 schiedener Breite vereinigt haben, entsteht nach und nach die Querstrei- fang, die endlich vollkommen wird; so wie die Fasern dem Rande der Ciliarfortsätze näher kommen, nimmt die Querstreifung wieder allmählich ab, verschwindet und in dem feinen Theil der Zonula ist keine Streifung mehr zu sehen und die gewöhnliche Zonulafaser wieder vorhanden. Die quergestreiften Fasern haben keine constante Grösse (Fig. 8), indem sie die Breite zeigen, die die Zonulafaser eben angenommen hat. Auch kommt es vor, dass schmale quergestreifte Fasern in brei- teren Fasern eingebettet liegen (Fig. 9), die sonst in ihrem Verlaufe keine weitere Spur von Querstreifung mehr zeigen. Durch kein Rea- gens konnte ein Sarcolemma mit Kernen zur Darstellung gebracht wer- den, und lasse ich es daher dahingestellt, ob diese Gebilde währe animale Muskelfasern sind. Was nun die Anheftung der Zonula Zinnii betrifft, so gibt Jacobson an, er habe an dem freien Theile der Zonula Oeflnungen zwischen den einzel- nen Bändern gefunden, durch welche der Canalis Petitii mit der hintern Augenkammer communicire. Nach dem, was man bisher über die Zo- nula wusste, musste man dies wohl annehmen, da man noch keine die Zonulafasern verbindende Membran nachgewiesen hat, und zwar je nach der Breite der Zonulafasern bald breitere, bald schmälere Oeff- nungen. Brücke und Hannover sind zwar gegen die Annahme solcher Lücken, allein keiner von ihnen gibt einen vollgültigen Gegengrund an. Um die Ansicht Jacobson’s zu widerlegen und zugleich das rich- tige Verhältniss anzugeben, muss ich wieder auf das Epithelium kom- men, das ich früher bis zum Ciliarkörper verfolgt habe, jedoch sind zum bessern Verständniss noch einige Bemerkungen nöthig. Mehrere Male gewahrte ich bei meinen Untersuchungen an der vor- dern freien, gegen die Cornea sehenden Seite der vordern Linsen- kapsel, ein äusserst zartes hyalines, kaum bemerkbares Pflasterepithe- lium, das auf der Höhe der Linse grösser als an ihren Rändern war, ich beachtete es weiter nicht, da ich es nicht constant vorfand, nahm jedoch mit Herrn Prof. Dr. Valentin Rücksprache darüber, der mir mit- theilte, man habe dies Epithel bereits früher gesehen. Ich suchte in allen mir zugänglichen Schriften eine Notiz darüber nach, konnte aber keine finden. Einige Zeit nachher bei der Untersuchung des Auges von "Falco buteo bemerkte ich wie gewöhnlich, dass das Epithelium der Hyaloidea gegen die Process. cil. kleiner wurde, fand aber, dass es hier sein Ende noch nicht erreiche, wie ich es nach meinen früheren Untersuchungen glaubte, sondern konnte leicht die kleinen Zellen auf den Fasern der Zonula Zinni aufliegend verfolgen, wie sie mit diesen unter den Fortsätzen wieder hervorkamen, tiber sie weggespannt zur ‚vordern Linsenkapsel traten und sich dort nach und nach ausbreiteten, indem die Zellen grösser wurden. Einige Tage nach dieser Entdeckung - 348 gewahrte ich dasselbe Verhältniss sehr deutlich an Hechtaugen. Nun wurde mir klar, dass ich früher recht gesehen hatte, und zugleich be- griff ich, warum der Canalis.Petitii mit der hintern Augenkammer nicht communicirt; die Zellen nämlich, die mit dem Zinn’schen Gürtel unter dem Giliarkörper heryorkommen, bedecken denselben nach vorn überall, spannen sich als feines Blatt von einer Faser zur andern und verstopfen so jede Oeffnung. Ebenso wie sich die Fasern in der Linsenkapsel ausbreiten, breiten sich die Zellen auch aus und nehmen an Umfang zu, bis sie auf der Höhe der Linse ihr früheres Volumen und ihre Ge- stalt nahezu wieder erlangen. Was endlich noch die Structursdes Inhaltes des Glaskörpers betrifft, so bestehen beim Menschen die Sectoren aus den gleichen fei- nen Elementarfasern, wie die Hyaloidea. Mehrere Mal glaubte ich auf denselben ein feines und kleines Pflasterepithelium-zu sehen, das aus polygonalen, meist vier-, fünf- und sechseckigen Zellen bestand. Meiner Sache jedoch nicht gewiss, nahm ich keine weitere Notiz davon, doch glaube ich jetzt, da ich analoge Zellen auf den Säcken der übrigen Augen sah, mich doch nicht geirrt zu haben. Somit bestünden die Wände der Sectoren aus drei Blättern, in der Mitte aus einer fibrösen Wand und zu beiden Seiten aus einem Epithel (Fig. 10). Bei allen übrigen Thieren, wo Säcke und Scheidewände vorkommen, bestehen diese aus der feinen fibrösen Grundlage und aus einem zarten, kleinen Pflasterpithelium. "Beide Elementartheile sind ziemlich leicht zu sehen, verhalten sich gegen Reagentien wie die der Hyaloidea, nur sind die Kerne der Zellen hier nicht so deutlich. Erklärung der Abbildungen. Taf. XII. Fig. A. Zonulafaser vom Pferd bei ihrem Ansatz an die Linsenkapsel, Fig. 2. Durchschnitt durch einen Theil des Glaskörpers vom Ochsen; a b die beiden Anfänge des Canalis hyaloideus; ef die Ampullen an denselben; cd Fortsetzungen derselben, die sich zu g einem einfachen Strange ver- einigen, der bei h verbreitert an die Hyaloideaseite der Linse ö sich an- setzt; k Kapseln des Glaskörpers. Durchschnitt durch das Auge eines Vogels, um das Verhalten des Glas- körpers zu zeigen. Epithelium der Innenfläche des hintern Abschnittes der Linsenkapsel des Menschen. Fig. 3 h Fig. 5. Zonulafasern des Menschen, da wo sie, in feine Fasern auseinander tre- 6 7 8 Fig. tend, an die Linsenkapsel sich ansetzen. Epithel aussen an der Hyaloidea, vom Menschen aus dem Hintergrunde des Auges. $ Dasselbe Epithel aus der Gegend des Corpus ciliare des Pferdes. Quergestreifte Fasern der Zonula des Menschen, aus dem von den Proc. ciliares bedeckten Theile derselben. Fig. 9. Eine Zonulafaser vom Pferd, die zwei quergestreilte Fasern enthält. Fig. 40. Die Epithelzellen aus dem Innern des Glaskörpers des Ochsen. Fig. 44. Epithel der hintern Wand der Linsenkapsel von Falco buteo. Fig. Fig. Fig. "Ueber das Wassergefässsystem, die Geschlechtsverhältnisse, die Ei- bildung und die Entwickelung des Aspidogaster Conchicola, mit Be- rücksichtigung und Vergleichung anderer Trematoden. Von Dr. Hermann Aubert in Breslau. Mit Tafel XIV u. XV. Der merkwürdige Aspidogaster Conchieola wurde 1826 von Carl “ Ernst von Baer in dem Herzbeutel der Flussmuschel entdeckt und in sei- nen äusseren Verhältnissen beschrieben (Beiträge zur Kenntniss der nie- deren Thiere in Nov. Act. Acad. Nat. Cur. Vol. 13, p. 525 sq.). Der damalige Zustand der wissenschaftlichen Hülismittel gestattete es indessen nicht, auch die inneren Verhältnisse einer genauern Prüfung zu unterwerfen, und “er ist seitdem keiner speciellen Untersuchung unterworfen worden, we- nigstens habe ich ausser den zum Theil nicht stichhaltigen Angaben von Dujardin (Bist. nat. des Helminthes, p. 324) und den leider so kurzen Notizen in v. Siebold’s Vergleichender Anatomie, p. 443, 144 und 456 nichts über denselben angemerkt gefunden, ausser den Vermuthungen _ von Steenstrup, die ich nachher werde zu widerlegen haben. Was Keber (Beiträge zur Anatomie u. Physiologie der Weichthiere. Königs- berg 1851, und Mikrosk. Unters. über die Porosität der Körper. 1854) über den Aspidogaster bemerkt, ist wohl kaum als eine Bereicherung der Kenntnisse über denselben anzusehen. * Meine Beobachtungen an über 30 Exemplaren des Aspidogaster auf verschiedenen Entwickelungsstufen haben mir manches Neue in ug auf diesen Trematoden ergeben, und zugleich mehreres für die Trematoden überhaupt Wichtige aufgeklärt. Ich zögere um so weniger mit der Bekanntmachung dieser Beobachtungen, die ich so oft wieder- holt und bestätigt gefunden habe, da sie auch mit den Beobachtungen Herrn Professor v. Siebold, die ich seiner gütigen und aufmuntern- en Mittheilung verdanke, im Einklange sind. Zeitschr, f. wissensch. Zoologie. VI. Bd, 23 350 Es ist nöthig, unsern Helminthen theils in seinen natürlichen Ver- hältnissen mit Loupe und Mikroskop zu untersuchen, theils durch wech- selnden Druck durehsichtiger zu machen, um den Zusammenhang seiner Organe zu erkennen, theils einzelne Theile am lebenden Thiere heraus- zupräpariren, namentlich um .ihre letzten erkennbaren Elemente zu durchforschen. 4. Vorkommen und äussere Bildung. v. Baer hat den Aspidogaster nur im Herzbeutel der Anodonten gefunden; er findet sich aber auch in Unionen, wie schon Dujardın und Keber bemerken, und zwar nicht allein im Herzbeutel, sondern auch in den Nieren und in der Leber. Ich habe ihn sogar an diesen beiden Organen am häufigsten beobachtet. Er scheint aber auch mitunter noch tiefer im Parenchym der Muschel zu liegen, denn ich habe mehrmals, nachdem ich einige Einschnitte in Anodonten gemacht hatte, bei denen er sich in den genannten Organen nicht befand, nach mehreren Stunden auf dem Boden des Gefässes Aspidogaster gefunden, einmal sogar deren fünf. Ich habe dadurch auch ganz andere statistische Zahlen erhalten, als v. Baer, denn es kommt bei mir durchschnittlich auf jede Muschel ein Aspidogaster. Vielleicht beruht dieses aber auch auf wirklich häu- figerem Vorkommen hier in Breslau, da ihn ja auch Dujardin in Rennes häufiger als v. Baer in Königsberg gefunden hat. Auch ich habe mehrmals viele Exemplare zusammen, zum Theil an einander haftend, im Herz- beutel gesehen. Die Lebensdauer im Flusswasser betrug für einen jüngern Aspi- dogaster 20 Tage, die übrigen haben immer nur höchstens 5—6 Tage Zeit zu leben gehabt; ganz junge Exemplare starben schon nach 12— 48 Stunden. Die jungen Thiere sind durchsichtig, weiss oder hellgelb; die älte- ren röthlich gelb, auf dem Rücken bräunlich gelb durch die Fär- bung der durchscheinenden Eier. Der Fuss des Thieres besteht aus einer Sohle mit vier Reihen vertiefter Vierecke, die schon mit der Loupe sehr deutlich zu sehen sind, wenn das Thier an der Oberfläche des Wassers hängt, seine gewöhnliche Lage, so lange er lebenskräftig ist. Sonst dient der Fuss als Saugnapf, er wie bei den Distomen, Amphistomen u. s. w. in Gemeinschaft mit dem Mundnapfe als Bewe- gungsorgan dient. Die entgegengesetzte Seite oder der Rücken ist ge- % wölbt und mit Reihen von Eiern, die quer über denselben hinziehen, Ü vollgestopft. Nach voru geht der Körper in einen langen Hals über, der den Fuss weit überragen kann, und welcher in den Mund oder Mundnapf endigt, der theils rund, theils wie ein Becher erscheint, oder auch mannigfaltige andere Gestaltungen zeigt. ie 351 Keber (Beiträge, p. 49) macht den Bauchnapf zu einem Rücken- schilde, welches p. 69 sogar zu einem Kalkschilde zu werden scheint, und zwar (Porosität der Körper, p- 45, Anm.) weil das Thier nicht auf dem Rücken schwimmen kann, und dieses Gebilde einige Aehn- lichkeit mit einer Schildkrötenschale hat! Vergleicht man zunächst die Function des Bauchnapfes mit denen der Distomen und Amphistomen, so ist sie dieselbe, und die vielen nach Keber verschiebbar verbunden sein sollenden Stücke (!) werden wohl dem Thiere nicht hinderlich in seinen langsamen Bewegungen sein. Bedenkt man ferner, dass vernünftiger Weise doch von Rücken und Bauch nur bei einem nach den Seiten so wie nach hinten und vorn vollständig differenzirten Thiere die Rede sein kann, während Aspidogaster nach .binten und vorn gar nicht, und seitlich nur sehr wenig differenzirt ist, so wird es wohl nicht nöthig sein, die Zoologie zu einem neuen Namen « Aspidono- tus» (Keber) zu condoliren. Was die «etwas verschiebbar verbundenen Stücke des Rückenschildes» «(Kalkschildes?)» betritft, so ist der Sach- verhalt folgender: Der von v. Baer sehr gut und ausführlich beschrie- bene Fuss oder Bauchnapf ist vollkommen weich, besteht aus einer gleichmässig aussehenden Substanz, deren jedes kleinste Theilchen sich bei den Bewegungen derselben verschieben kann, wie die Sarcode der Infusionsthiere. Ob sie mehr Kalk als das übrige Thier enthält, ist nicht zu ermitteln, jedenfalls ist es sehr wenig. Warum also erstens Schild? warum zweitens Kalkschild? 2. Haut und Parenchym. Die äusserste Haut des Aspidogaster ist dünn und sehr durch- sichtig, scheinbar völlig homogen, deutlich erkennt man sie besonders da, wo sie Falten schlägt, oder wo sie durch subcutane Wasser- ansammlungen von dem Parenchym abgehoben ist. Von ihrer ausser- ordentlichen Dünne überzeugt man sich theils an Stellen, wo sie abgerissen ist und sich umgeschlagen hat, theils muss man darauf schliessen wegen der oft so äusserst feinen Falten, dass man eine Faserung derselben anzunehmen versucht ist; es tritt letzteres Phä- nomen besonders bei abgerissenen Stücken des Thieres auf, die sich während des Absterbens allmählich zusammengezogen haben. Stärkere Falten sieht man, während das Thier lebt, namentlich am Halse, bei Verkürzung desselben, dann zwischen Fuss und Hals, und an der Aus- mündung des Excretionsorgans. Die erwähnten Abhebungen treten nach einigen Tagen Aufenthalt im Wasser und während und nach dem Absterben des Thieres regelmässig auf und sind oft sehr bedeutend, besonders an dem Seitenrande des Fusses. Diese Blasen, die auch ». Siebold durch Wassereinsaugung entstehen lässt, sind zuerst voll- 23% 352 ständig klar, später und nach Zusatz von Reagentien werden sie äusserst fein und granulirt (s. Taf. XIV, Fig. 2b, ec). Ich bin nicht gewiss, ob diess nur durch eine Trübung der Haut, oder des Inhalts der Blasen, oder durch Beides zugleich hervorgebracht wird; mir schien auch die Haut allein etwas granulirt zu werden. Eine scheinbare Strei- fung der Haut, als ob feine Poren dieselbe durchzögen , beruht auf einer optischen Täuschung, die bei Veränderung des Focus verschwindet. Sonst üben Reagentien gar keinen Einfluss auf diese Haut aus: Essigsäure, Salzsäure, Phosphorsäure, Aetzkali, Aetznatron, ferner Alkohol, Glycerin sind ganz wirkungslos, nur wird die Faserung mit- unter etwas stärker, "wahrscheinlich in Folge der stärkern Zusammen- ziehung des Parenchyms. Sie scheint darnach dem Chitin ähnlich zu sein. Diese Haut bedeckt den ganzen Körper, setzt sich in den Schlund- kopf hinein fort, in den Penis, in die Vulva, ja sie scheint auch. von aussen diese beiden Theile zu überzieben, wovon unten mehr. Das Körperparenchym ist in jungen Thieren völlig durchsichtig, obne eine bemerkbare Structur; weder Zellen, noch Maschen, noch Körnchen sind zu sehen. Bei älteren ist es grobkörnig, namentlich wenn sie sich schon einige Zeit im Wasser befunden haben; auch erscheint es etwas maschig, aber durchaus nicht deutlich, etwa wie bei den Distomen in dem Darm der Frösche. Etwas derartiges, wie Keber (Porosität der Körper, Taf. T, Fig. 5A) abbildet, habe ich immer nur an weiter nach hinten gelegenen Parthien gesehen, wo einzelne Windungen des leeren Uterus ein starkmaschiges Aussehen hervor- bringen. Ganz maschenlos erscheint es an einzelnen abgerissenen Stücken, wie Fig. 2 zeigt. Durch Zusatz von Essigsäure, Salzsäure u. s. w. wird es fein- körniger, dunkler und spröder; es löst sich in Alkalien erst nach län- gerer Einwirkung. Wahrscheinlich sind in ihm wohl zweierlei Sub- stanzen zu unterscheiden, einmal eine körnige Masse, vielleicht den Stearintäfelchen der Infusorien analog, die eben das charakteristische Aussehen hervorbringt, und eine durchsichtige homogene Masse, in der jene Körnchen liegen, die dann vielleicht mit der Sarcode zu ver- gleichen wäre. Das Parenchym ist zäh, nach allen Richtungen zusammenziehbar und ausdehnbar, zieht sich immer nur langsam zusammen, nach Art der glatten Muskelfasern und entspricht somit durch die Richtungs- losigkeit seiner Structur der Contraetilität io allen Richtungen. 3. Nervensystem und Sinnesorgane fehlen und dieser Umstand zeigt wohl am besten, wie unnütz und un- entscheidbar Keber’s Behauptung ist, dass der Saugnapf der Rücken 'sei. 353 4. Verdauungsapparat. Der Verdauungsapparat besteht aus Mund, Schlundkopf und Darm- sack. Der Mund des Thieres bildet bei seiner grössten Erweiterung, wenn es sich an der Oberfläche des Wassers oder des Glases festsaugt, einen Becher, dessen Ränder mitunter etwas nach aussen geschwungen sind, und dessen Boden der Schlundkopf begrenzt (s. Fig. 4 a, d), zu dem seine innere Wand geht; auch diese ist mit der structurlosen Ober- haut überzogen; dieser Mund oder Hals des Thieres ist sehr beweg- lich, kann stark zusammengezogen und weit ausgestreckt werden, und ist dadurch eben hauptsächlich Locomotionswerkzeug. Es folgt der Schlundkopf, der sich wie bei den Trematoden über- haupt verhält. Er liegt in der Mitte des Halses, ist oval und besteht aus zwei Lagen contractiler Substanz, deren innere längs-, die äussere quergestreift ist; er ist nach aussen scharf und deutlich begrenzt, nach innen mit einer structurlosen, quergefalteten Haut überzogen. Die contractile Substanz ist zwar gestreift, darf aber deswegen nicht als muskulöse Substanz betrachtet werden; sie ist durchsichtig, nicht körnig, verliert beim Zerdrücken ihre Streifung und zerfällt in unregelmässige Stücke. Der Schlundkopf dient zu Schluck- und Brechbewegungen. Beim Schlucken bildet seine Höhlung, die sonst sehr klein ist, einen Kegel, dessen Basis nach vorn, dessen Spitze nach hinten liegt (Fig. 21 h'); darauf legen sich die vorderen Kanten an einander und gleich darauf die hinteren, so dass jetzt die Basis des Kegels hinten liegt; nun wird der Kegel allmählich zusammengedrückt, und so sein Inhalt bei geschlossener Spitze in den Darmsack befördert. Die umgekehrte Folge der Bewegungen findet beim Brechen oder Entfernen des Darm- inhaltes statt. Hinter dem Schlundkopfe liegt der Darm, und zwar ein Darm in seiner primitiven Form. Er besteht nur aus einem Sack, der an dem _ Sehlundkopfe wie ein Schmetterlingshäscher an seinem Reifen hängt; er ist hinten geschlossen und steht mit dem sogenannten After, besser Foramen caudale, in gar keinem Zusammenhange. Seine Wandung be- steht aus einer Membran mit doppeltem Contour und ist sehr dünn im Verhältniss zu den viel diekern Darmwänden der Distomen mit ge- theiltem Darmsack. Nur bei einem jungen Aspidogaster, der an der Grenze des mit blossem Auge Sichtbaren stand, habe ich eigenthüm- liche Hervorragungen in das Innere des völlig leeren Darıms bemerkt, die ich mit dem spätern Verhalten nicht zu verbinden weiss. Das ganze Thier war zu durebsiehtig und zeigte zu matte Contouren, um zu entscheiden, ob diese Hervorragungen der Darmwand angehörten, oder nur eingebuchtetes Parenchym waren (s. Fig. 4 e und Fig. 21 h). 354 - Der Darm enthält immer runde Zellen mit einem das Licht stark brechenden Kerne: Blutscheiben und Zellen von dem Herzbeutel der Muscheln, die vielleicht zum Theil durch die Wandung eine Art Fett- metamorphose begonnen haben. Drückt man das Thier, so wird der grösste Theil derselben allmählich durch den Schlundkopf entleert. fg Ausserdem finden sich auch noch ‘kleinere Körnchen darin, die nach | Keber immer an der Seite des Darms liegen sollen (Mikroskopische Untersuchungen, p. 46), was ich nicht bestätigen kann. Nach Keber sollen die feinen Körnchen in das Parenchym gepresst werden und dann die in demselben befindlichen oben beschriebenen Körnchen sein. Ich habe so etwas bei gleichfalls stundenlanger Beobachtung nicht sehen können. Allerdings verschiebt sich das Parenchym fortwährend, so dass es kaum möglich ist, ein isolirtes Körnchen nicht zu verlieren, das wird Keber wohl aber ebenso gegangen sein; ausserdem bleibt die Beobachtung wegen der vielen kleinen Körnchen sehr unsicher. Wenn aber wirklich so etwas vorkäme, so muss man nicht vergessen, dass man einen starken Druck auf das Thier anwendet, und also durch Pressung etwas erreicht, was den normalen Verhältnissen des Thieres durchaus fremd ist. Ich muss daher diesen ganzen Beweis von dem Durchdringen fester Substanzen durch hypothetisch poröse, sonst aber strueturlose und homogene Membranen beim Aspidogaster für höchst “ misslungen erklären. Ob die Bewegungen des Darms selbstständig durch seine Mem- bran verwittelt werden, oder durch die Zusammenziehung des Körper- parenchyms hervorgebracht werden, lässt sich nicht entscheiden. Appendiculäre Organe des Darıns fehlen. 5. Wassergefässsystem und Exceretionsorgan (Cireulationssystem). Dieses Wassergefässsystem hat mein Interesse ganz besonders in Anspruch genommen, da es so allgemein unter den Trematoden ist, und ich bald bei Aspidogaster zu der Weberzeugung kam, dass eine Trennung des respiratorischen Systems von dem sogenannten Excre- tionsorgane nicht natürlich ist. Von besonderem Interesse waren mir daher die Untersuchungen von van Beneden (Annales des sciences, 3m ser., T.47, p. 25), der bei Distomum tereticolle einen Zusammen- hang der beiden Systeme nachgewiesen hat. Ausserdem, dass ich diese Beobachtungen bei Distomum tereticolle durchaus bestätigen kann, will ich zunächst eine Beobachtung bei diesen Trematoden anführen, die den Zusammenhang- beider Systeme ausser allen Zweifel setzt. Es ist nämlich bei der ansehnlichen Dicke eines Dist. tereticolle, auch - wenn man dasselbe stark presst, immer schwer zu sagen, ob ein 355 Gefäss in ein anderes wirklich mündet, oder ob es blind in der Um- gegend, über oder unter demselben endigt, um so mehr, da es bei den steten Bewegungen des Thieres nicht möglich ist, diese Stellen längere Zeit hindurch zu fixiren. Nun kommen aber in dem Exere- tionsorgane jene kleinen, von v. Siebold zuerst beschriebenen Körnchen vor, und ich richtete auf diese immer mein Augenmerk, um einen Uebergang derselben aus dem Wassergefässsystem in das Excretions- organ wahrzunehmen. Endlich ist mir auch diese Beobachtung ge- lungen: ich habe ein kleines Körnchen aus dem Excretions- organ mehrmals durch Druck in dem Hauptstamme des Wassergefässsystems passiren und wieder über die Stelle, wo die Vereinigung beider zu sein schien, zurückgehen sehen. Hierdurch scheint mir wenigstens für Dist. tereticolle der directe Zusammenhang des Excretionsorganes mit dem Wassergefäss- system ausser allem Zweifel gestellt. Was aber für ein Distomum mit Evidenz nachgewiesen ist, wird für zweifelhafte Beobachtungen gewiss nach Analogie auch bei anderen Distomen und überhaupt Trematoden anzunehmen sein. Nun sind aber bei grösseren Distomen und Am- phistomen die Bilder, die sich unter dem Mikroskope darbieten, durch- aus nicht unwahrscheinlich für eine solche Verbindung; sie sind aber für die Diplostomen von Nordmann’s und für das Diplostomum rachiaeum Henle's, die ich nur für unreife Distomen halten zu müssen glaube (Bericht über die naturwissenschaftliche Section der schlesischen Ge- sellschaft. Breslau 1854, p. 74), völlig gewiss, indem hier eine so dünne Lage von Substanz sich unter dem Mikroskop befindet, dass man den direeten Uebergang sehr deutlich sehen kaun, ohne einer Täuschung ausgesetzt zu sein. Nach diesen Vorbemerkungen glaube ich daher bei Aspidogaster, bei dem an ausgewachsenen Exemplaren die Beobach- tungen höchst wahrscheinlich, an jungen aber völlig unzweifelhaft sind, das Wassergefässsystem und Exeretionsorgan als ein System beschrei- ben zu müssen. Es verlaufen in dem Fusse von Aspidogaster, von der Halsgegend zwei dicke, drehrunde, wasserhelle Gefässe etwas divergirend nach hinten und schwellen hinter dem blinden Ende des Darms zu einem ‚Paar Blasen an; diese etwas birnförmigen Blasen münden in den so- genannten After aus, der aber eben kein After, sondern die Ausmün- ‚dung des Exeretionsorgans ist, das‘ Foramen caudale (s. Taf. XIV, Fig.Af, F, f’, und Fig. 3 f, f', f"). Sie sind vorn rund, haben eine "Wandung mit doppelter Contour, von denen der innere bei den Zu- ‚sammenziehungen gezähnelt erscheint (Fig. 39). In der Gegend der blasen- oder keulenartigen Erweiterung verschwindet diese Zähnelung, Wandung ist hier glatt und scheint an der Ausmündung mit der äussern Haut zusainmenzuhängen. Die Mündungsstelle ist etwas über 356 den Fuss hervorragend als stumpfer Kegel, wird wie ein After ge- öffnet, wobei der Kegel sich vergrössert, und geschlossen, wobei er förmlich eingezogen wird, und die äussere Haut sich radial faltet (Fig. 3 f" und Fig. 20 u.24 m). Das Gewebe ist hier nicht gestreift, daher auch kein Sphineter angedeutet. . In der keulenförmigen Erweite- rung finden sich fast immer sehr durchsichtige, unregelmässige oder auch runde Körnchen, ungefähr wie Sarcodetropfen aussehend, das Licht sehr schwach brechend. Mitunter sieht man einzelne dieser Körner durch die Exeretionsmündung abgehen. Nun entspringen von dem vordern Theil dieser Gefässe, d. h. in der Gegend des Halses, und zwar ein Stückchen hinter ihrem blinden Ende zwei dünnere Kanäle (Taf. XIV, Fig. A F, Fig.3h und Fig. 20 u. 21), welche zuerst etwas rückwärts, dann wieder vorwärts in den Hals hinein verlaufen bis über den Schlundkopf hinaus. Bis hierher haben sie keine Flimmerbewegung, und Keber’s Zeichnung (Porosität, Fig. 5) ist in diesem Punkte un- richtig. Sie verlaufen geschlängelt, und die Windungen werden stär- ker, wenn sich der Hals contrahirt. Vor dem Schlundkopfe liegen sie nun und laufen ebenso geschlängelt nach rückwärts; von dieser Bie- gung an fimmern sie bis in ihre feinsten Verzweigungen. Es befinden sich nämlich in wechselnder Entfernung an den Wänden des Kanals sitzende Fliınmerlappen, von denen sogleich mehr. Die Gefässe ver- laufen nun in derselben Stärke und in starken Windungen bis zur Ge- gend der Verbindung von Fuss und Körper; man bemerkt schon vor- her sehr feine einmündende Gefässchen mit Flimmerlappen; in dieser Gegend wird aber regelmässig ein grösserer Stamm abgegeben; es finden nun weitere Verzweigungen statt, indessen bleibt der Hauptstamm bis in die Gegend der Geschlechtstheile ziemlich gleich stark. Hier beginnt aber eine vielfache Verzweigung mit häufigen Anastomosen der Gefässe, die sich in dem hintern Theil& des Thieres überall auffinden lassen, und vermöge der Flimmerung leicht zu bemerken sind (s. Taf. XIV, Fig. 37’ und Fig. k m, n und Fig. 5). Die Flimmerlappen, ähnlich denen, die Wagener in Müller’s Archiv 4851, p. 212 beschrieben und Taf. VII, Fig. 4 abgebildet, und die auch Leydig in dieser Zeitschrift VI. Bd., Taf. I—IV von verschiedenen Räder- tbieren gezeichnet hat, sind züngelnden Flämmchen vergleichbar; ihre Bewegung ist von den feinen Verzweigungen nach dem Hauptstamme hin gerichtet, und kann, wenn sie schnell ist, zur Aunahme einer - Strömung verführen; ist das Thier schon im Sterben, so sieht man die Flimmerlappen deutlich und überzeugt sich, dass keine festen Par- tikelchen strömen. (fr. v. Siebold, Vergleich. Anatomie, p. 137, welcher gleichfalls bemerkt, dass man die Schwingungen der Cilien am besten bei nicht zu lebhafter Bewegung derselben sehen kann. An den Stellen, wo Anastomosen stattfinden, ist meist ein dreieckiger Raum, an dessen 2 er 357 einer Wand ein sehr deutlicher Flimmerlappen aufsitzt, und mit sei- nem freien Ende in den Raum hineinfächelt (s. Fig. & n). Ausser diesen Wassergefässen findet sich im Aspidogaster kein Cireulationssystem. Es entstehen nun die Fragen: was bedeuten die Flimmerlappen ? und was ist das Wassergefässsystem im vergleichend-anatomischen und physiologischen Sinne? Ad 4 so fehlen die Flimmerlappen in dem Gefässsysteme sehr vieler Trematoden, während sie bei nahe verwandten Trematoden vor- handen sind. Es findet sich z. B. eine ganz analoge Gefässvertheilung in dem Distomum tereticolle, Dist. perlatum, Dist. nodulosum, in den Diplostomen, in Amphistomum subelavatum, wo sich keine Flimmer- lappen finden; sie finden sich dagegen in Diplozoon paradoxon und Distomum echinatum. Es scheint daher den Flimmerlappen, so aut- fallend sie sind, keine besonders hohe Bedeutung beigelegt werden zu dürfen. Ihre Function ist völlig unenträthselt. Man künnte glauben, dass sie zur Erhaltung der Strömung dienen, und dafür spricht auch ihre Richtung von der peripherischen. Verbreitung bis zum Excretions- _ centrum. Wo sie aber fehlen, z. B. bei Dist, tereticolle, habe ich aber gerade diese Strömung evidenter gesehen, als in den flimmernden Ka- nälen; auch genügt jedenfalls die Contraction des Parenchyms zum Fortschaffen des Inhalts. Ich komme später bei dem Embryo noch einmal auf die Flimmerung zurück, wo ich ihre sehr fragliche Wichtig- keit beleuchten werde. Burmeister (Handbuch der Naturgeschichte, p. 528) hat das Wasser- gefässsystem mit dem Tracheensystem der Insecten verglichen; die ganze Art der Verzweigung hat allerdings viele Aehnlichkeit damit, in- dess sind doch sehr wesentliche Verschiedenheiten zwischen beiden vorhanden. Das Tracheensystem entspricht dem Lungensysteme der Tbiere, es ist also Aufnahmeorgan (von Sauerstoff) und Exeretions- organ (von Kohlensäure). Es steht diesen Functionen entsprechend mehrfach mit der Aussenwelt in Communication. Bei unserem Wasser- gefässsysteme findet sich keine Oeflnung ausser dem fast immer ver- schlossenen Foramen caudale, der Mündung des Exeretionsorgans. Die Strömung in demselben geht aber von innen nach aussen, was auch gegen die Bedeutung eines Aufnahmeorgans spricht. Das ganze Wassergeläss- system kann nur die Bedeutung eines Excrelionsorgans haben, indem es Theilchen aus dem Parenchym, die ihre Rolle im Stoffwechsel ausgespielt haben, der Aussenwelt wiedergibt. Ein solches System existirt nirgends, wo ein Circulationssystem ist, indem dann ein Theil des Circulations- ‚systems die Exeretionsrolle übernimmt. Es würde also etwa der Nieren- ie und Pfortader entsprechen, abgesehen von der Function, auch 358 Theile, die nicht secernirt werden sollen, mitzuführen und den Venen abzuliefern. Es ist demnach das Excretionsorgan sammt dem Wasser- gefässsysteme des Aspidogaster ein System, und zwar ein eigen thümliches System, welches sonst keine strenge Analogie mit anderen Systemen hat, denn es ist weder Tracheensystem, noch Lymphgefäss- system, wofür es v. Nordmann bei den Diplostomen erklärte, noch intermediäres Kreislaufssystem. Der passendste Name dürfte wohl Ex- eretionsgefässsystem sein, wenn man beide Systeme verbindet. u - 6. Geschleehtstheile und Eibildung. Es folgt nun der bei weitem schwierigste Theil der Untersuchung, welcher sowohl durch die Kleinheit und Zartheit der Geschlechtstheile, als durch ihr complicirtes Verhalten, als durch die Deutung des Ge- fundenen Geduld und Nachdenken in Anspruch nimmt. Es genügt nicht, den unversehrten Aspidogaster mit und ohne Druck zu untersuchen, denn durch die vielen hier verlaufenden Wassergefässe, Dottermassen und Parenchymkörnchen wird das Bild sehr getrübt, man muss suchen die einzelnen Theile des Geschlechtsapparates bloszulegen, und diese dann wieder durch Zerreissen und Zerdrücken im Einzelnen zu ver- folgen. Aspidogaster ist, wie alle Trematoden, ein Hermaphrodit, welcher allen Ansprüchen Steenstrup’s an den Hermaphroditismus Genüge leistet (Hermaphroditismus, p. 49 sq.). Die Geschlechtstheile liegen auf der linken Seite, wenn man sich dem Munde des Thieres gegenüber denkt, zwischen Fuss und Leib, etwa in der Mitte des Längsdurchmessers des Fusses, doch eher etwas nach vorn (Taf. XIV, Fig. 1 g, h, k,m, n, 0, p). Die männlichen Geschlechtstheile bestehen aus einem Hoden (cfr. v. Siebold, a. a. O., p. 143, Anm.) mit zwei Vasa deferentia, einer Ve- sienla seminalis anterior und einem sehr langen Penis; die weiblichen aus einem Eierstocke mit einem Ausführungsgange, vielen Dotterstöcken, die zu beiden Seiten des Rückens liegen, mit Dottergängen, einer Be- frachtungsblase (vesicule copulative), einem sehr langen vielfach ge- wundenen Uterus und einer contractilen Scheide, die gemeinschaftlich mit dem Penis mündet. Es ist also derselbe Typus, den v. Siebold schon vor vielen Jahren bei Distomum globiporum erkannt (Wiegmann’s — Archiv. 4836, 2. Jahrgang, 1. Bd., p. 217, Taf. VI, und Müller’s Archiv. 1836, p. 232, Taf. X von Distomum nodulosum) und auch bei anderen Distomen wieder gefunden hat. i Der Hoden liegt hinter dem Eierstocke und ist meist etwas grösser als dieser; er ist rund, mitunter auch oval oder birnförmig, was wohl 359 von der Zusammenziehung des Thieres oder dem ausgeübten Drucke auf dasselbe herrührt. ‘Herauspräparirt erscheint er rund, nur nach dem Vas deferens hin etwas zugespitzt (Fig. Gh). Er hat eine eigene, wie es scheint, structurlose, fein granulirte Membran, die als solche dargestellt werden kann: hat man den Hoden herausgenommen, was mir meistens geglückt ist, so kann man durch wechselnden Druck fast den ganzen Inhalt entfernen, und man erkennt dabei immer einzelne Fetzen oder Lappen der Hodenhaut. Sie ist ziemlich fest, indem sie theils beim Herauspräpariren so guten Widerstand leistet, theils nur durch ziemlich starken Druck gesprengt wird. Der Inhalt des Hodens besteht aus punktförmigen Theilchen und Bläschen ohne Kern, von 0,0002— 0,0003” Grüsse; diese Bläschen müssen wohl in einem be- sondern Parenchym eingebettet liegen, da sie nicht so leicht durch Druck heraustreten, sondern dies immer erst nach längerem Druck und auch dann oft nur so geschieht, dass der ganze Inhalt dabei seine Forfn verliert (Fig. 7 a). Spermatozoiden habe ich im Hoden nie ge- funden; desgleichen weiss ich nichts über die Bildung dieser sehr klei- nen Zellen zu sagen. Der Hoden muss zwei Vasa deferentia haben, von denen ich aber nur eins habe darstellen können. Dieses Vas de- ferens entspringt von dem etwas zugespitzten Theile des Hodens und ist nur kurz; es führt zu der Vesicula seminalis posterior v. Siebold's (Müller's Archiv. 1836, p. 235, Fig. 1 b auf Taf. X) oder vesicule co- pulative van Beneden’s (Fechner’s Gentralblatt. - 1854, No. 23, p. 455, und Comptes rendues. 1854, T. XXXVIH, p. 180), der Befruchtungs- blase. Es hat eine deutliche sehr dünne, fein granulirte Membran, in der in gewissen Intervallen sehr kleine Kerne aufzusitzen scheinen (s. Fig. 6h). Wenn sie zusammenfällt, so nimmt ihr Lumen die da- selbst gezeichnete Faltung an (h’). Zwei Mal habe ich in ihr Flimme- rung gesehen, die wohl von Spermatozoiden herrührte. Das andere Vas deferens ist leider Postulat geblieben; da es in- dess für Aspidogaster ein durchaus unumgängliches Postulat, und bei anderen Trematoden mit Sicherheit nachzuweisen ist, so muss ich es als wirklich existirend annehmen. Es befindet sich nämlich über dem Hoden das blinde Ende der Vesicula seminalis anterior oder des Cirrhusbeutels; dieses Ende ist immer durch den darunter liegenden Darin, durch Wassergefässe, Dottergänge und Uteruswindungen mit ihren Eiern so verdeckt, dass ein feiner Verbindungsweg mit den Hoden nicht mit Sicherheit gefunden werden kann, wenn nicht viel- leicht gerade Samenmasse durch ihn hindurebgeht; immer wird eine NVerwechselung mit Dottergängen zu fürchten sein; ihn heraus- ‚zupräpariren ist mir aber nicht gelungen. Andererseits findet sich aber in dem Cirrhus oder der vordern Samenblase stets Samenmasse ‚solcher Menge, dass derselbe dadurch prall gefüllt wird; diese muss 360 auf einem Wege von dem naheliegenden Hoden aus bineingelangen, so dass ohne Zweifel ein zweites Vas deferens existirt. Der Cirrhus oder die Vesieula seminalis anterior nebst dem Penis ist sehr lang (v. Siebold, Vergleich. Anat., p. 44%) und mehrfach ge- wunden (s. Fig.8 m, n, p). Er beginnt blind in der Gegend des Hoden (m, und Fig. 4 links von h), windet sich schlangenförmig 4 —5 Mal und geht in den Penis über. Er hat eine besondere Membran, wie der Hoden, und ist stets durch die Menge der Spermatozoiden ausgedehnt und bei auffallendem Lichte weiss, und zwar am hellsten von allen Organen, bei durchfallendem dunkelgrau, aber ganz anders granulirt, als die Dottermassen, von denen sein Inhalt immer deutlich zu unterscheiden ist: es rührt diese feinkörnige von der Feinheit seines Inhalts, den Spermatozoiden her. Mitunter sieht man auch Bläschen, die den Hodenbläschen ähneln, in ihm. Die Spermatozoiden bewegen sich in ihm nicht, weil sie zu dicht liegen oder vielleicht, weil sie in einer zähen Masse eingebettet sind; zerschneidet man die Vesicula se- minalis, so strömen sie heraus und bewegen sich ziemlich träge. Die Spermatozoiden sind äussert fein, haben einen punktförmigen Kopf und ein verschwindend feines Schwanzende; ich habe ihre Be- wegungen eine halbe Stunde lang im Wasser beobachtet. Sie winden und drehen sich langsam, machen fast gar keine fortschreitenden Orts- bewegungen und drillen sich häußg oder bilden vielmehr Oesen, die man sich hüten 'muss, für einen scheibenförmigen Kopf zu halten. Sehr lebhaft bewegen sie sich dagegen in der Vesicula seminalis posterior. (Taf. XV, Fig. 7b). Die vordere Samenblase geht in den gleichfalls sehr langen Penis über (Taf. XV, Fig. 8 m’). Er stellt ein contraetiles Rohr mit dicken Wandungen und kleinem Lumen dar, welches gemeinschaftlich mit der Vagina zwischen Fuss und Schlundkopf mündet. Seine Substanz gehört der gestreilten contractilen Substanz an, aus der auch der Schlundkopf und die Vagina gebildet sind. Der genauere Bau ist fol- gender. Aussen ist er mit einer sehr feinen homogenen Haut, der Oberhaut analog, vielleicht gleich, überzogen bis zu der Vesicula se- minalis hin: (Fig. 8 a). Ich schliesse daraus, dass er hervorgestülpt werden kann, wie der Penis der Distomen, obgleich ich es nicht ge- sehen habe; hinge er aber mit dem Körperparenchym direct zusam- ınen, so würde dies nicht möglich sein. Eine ähnliche Haut bekleidet seine Innenfläche; aueh diese ist fein und homogen; sie wird bei Längscontractionen quergerunzelt, bei Quercontractionen längsgefaltet; an einer Stelle (Fig. 8 ce) tritt sie meist warzen- oder papillenartig hervor, was wohl auf einer gleichzeitigen Längs- und Quercontraction beruht. Sonst findet sich kein Horngerüst oder derglichen an ihr, wozu aber jene Papillen verführen könnten. Häufig finden sich an einzelnen ee Te 361 Stellen sich bewegende oder ruhige Spermatozoiden, die man leicht herausdrücken kann. Mitunter werden auch Eier aus der Vagina hinein- geschoben, was in den natürlichen Verhältnissen unseres Thieres wohl nicht vorkommt, sondern durch den künstlichen Druck hervorgebracht wird. Dies ist also der Ductus ejaculatorius des Penis. Die contrac- tile Substanz derselben bildet mehrere Schichten; üherwiegend an Masse ist die längsgestreifte Schicht, welche von der Mündung begin- nend, bis zu dem Grunde hingeht, bis zum hintern Drittheil jst sie so vorherrschend, dass die quergestreifte Masse gegen sie verschwindet; im letzten Drittbeil aber findet sich ein Bulbus von quergestreifter Substanz (Fig.8, d), welcher sehr dick ist, und nur nach aussen und innen von einer dünnen Schicht längsgestreifter Masse bedeckt wird. — Diese Massen können nur für die Form des Penis bestimmend wirken, oder seinen Inhalt hinausbefördern; die Ausstülpung des Penis kann von ihnen nicht bewirkt werden. Zu dieser müsste eine Coniraction des umlicgenden Parenchyms stattfinden. An der Ausmündung befindet sich ein gemeinschaftlicher Sphincter für Penis und Vulva (Fig. 8, p). Hier sind also drei Wege, auf denen der Same zu den Eiern ge- langen und dieselben befruchten kann. Erstens: der Same tritt direct aus den Hoden durch das Vas deferens in die Vesicula seminalis in- terior und befruchtet die aus dem Eierstock austretenden Eier. Zwei- tens: der Samen geht aus dem Penis in die Vagina desselben Indivi- duums, gelangt durch den Uterus zu den Eiern und befruchtet sie. Drittens: es findet eine wirkliche Copulation zweier Individuen statt; der Same gelangt aus dem Penis des Individuums « in die Vagina des Individiums b. Dass diese letzte Art der Befruchtung durch Begattung zweier Individuen stattfindet, halte ich desswegen für nicht unwahr- scheinlich, weil ich drei Mal Aspidogastere gefunden habe, die als Pärchen mit ihren Bauchnäpfen fest an einander hafteten und die Hälse verschränkt hatten, wodurch also eine Annäherung der Genitalien statt- fand. Auch bei Distomen des Frosches habe ich dieses Aneinander- haften bemerkt und einmal auch bei dem Distomum perlatum der Schleie. Die Dicke des Thieres machte es bei Aspidogaster unmöglich, eine Copulation zu constatiren, Möge es mir erlaubt sein zu zeigen, dass diese doppelte Art der Befruchtung nichts ungereimtes an sich hat. Steenstrup hat in seiner interessanten Schrift über den Hermaphroditismus darauf aufmerksam j cht, dass zu der Erhaltung einer fruchtbaren und kräftigen Nach- menschaft eine öftere Kreuzung von Individuen verschiedenen oder verschiedener Verwandtschaft gehört, und dass weiter ie viel grössere Schwächung des Gegensatzes der Zeugungsstofle zu arten sein müsse, wenn sıe von ein und demselben Thiere abge- 362 sondert würden (pag. 40). Ohne auf die weiteren Schlüsse Steenstrup’s einzugehen, kann uns diese Bemerkung einen Anhaltspunkt für die möglicherweise stattfindende Abwechselung in der Befruchtung der Aspi- dogastereter gewähren. Wenn immer ein Aspidogaster Vater und Mutter oder mit Steenstrup «Elter» wäre, so würde eine in der Breite der Gesundheit liegende Veränderung eines Organes durch fortwährende Vererbung den Grad von Abnormität erreichen, bei dem das Leben der gezeugten Individuen, folglich das Leben des Stammes dieses Aspi- dogaster, mit der Zeit also das Leben der Art unterginge. Durch Be- gattung zweier Individuen könnten aber wieder dergleichen Abwei- chungen ausgeglichen werden, und dadurch zur Erhaltung der Art das Nöthige beigetragen werden. Ja, es wird vielleicht nicht unnütz sein, auf die Möglichkeit eines bestimmten Gesetzes dieses Wechsels au- merksam zu machen, so dass ein «Befruchtungswechsel» in be- stimmter Art eintreten müsste. Wir haben nun die weiblichen Geschlechtstheile zu untersuchen, die aus einem wirklichen Eierstocke mit einem Ausführungsgange, der Tuba Fallopii entsprechend, aus vielen Dotterstöücken mit Ausführungs- | gängen, die jenseits der Befruchtungsblase in einem dreieckigen Be- hälter, die man Dotterblase nennen könnte, münden, ferner einem zu- erst schmalen, dann weitern Uterus, der sehr lang und gewunden ist, und einer birnförmigen muskulösen Vagina (s. Fig. 4 9, k,i, 0, p) bestehen. Diese Verhältnisse sind zuerst von v. Siebold für die Trematoden überhaupt richtig gedeutet worden, während Dujardin dieselben ganz anders erklärt. Dwjardin nennt die Dotterstücke Eierstöcke, und nimmt die Eierstücke für Hoden. Schon 1835 hat v. Siebold diese Theile in ihrem wahren Verhalten erkannt und geordnet und auch in seiner ver- gleichenden Anatomie beschrieben. Theils diesen Auseinandersetzüngen, theils den gütigen mündlichen Belehrungen v. Siebold’s verdanke ich es, auf den richtigen Weg in der Anatomie des Aspidogaster geleitet worden zu sein. Sehr freut es mich, auch mit den neuesten Beobach- ° tungen meines verehrten Lehrers in Betreff des von ihm Keimstock genannten Organes übereinzustimmen, indem dasselbe wirklich ein Eier- stock ist. Schon aus Anmerk. 5, p. 442 der vergleich. Anatomie geht die Wahrscheinlichkeit dieser Ansicht hervor; neuerlich hat sich nach brieflicher Mittheilung v. Siebold auch bei dem Dist. perlatum von dem Vorhandensein wirklicher Eier in dem sogenannten Keimstocke über- zeugt, so dass hier die Eibildung ganz analog mit anderen Thieren vor sich geht. Auch Thaer in Müller’s Archiv. 1850, pag. 63%, hat dieses Organ Keimstock genannt, aber in Fig. 35 sehr richtig die Bier abgebildet. Darnach würden auch die Benennungen und die Darstellung Leuckart's Art. Zeugung, pag. 810, zu modificiren sein. ’ i 363 Der Eierstock liegt vor dem Hoden, ist etwas heller und durch- sichtiger als derselbe, und hat eine birnförmige Gestalt. Er hat eine structurlose Haut wie der Hoden. Sein Inhalt besteht aus Zellen von verschiedener Grösse, die einen deutlichen Kern enthalten. Sie wur- den von v. Siebold für Keimbläschen mit einem Keimflecke gehalten und daher das ganze Organ Keimstock genannt. Nun sieht man aber in jedem Eierstocke sehr grosse Zellen, die ausser der Hülle eine gra- nulirte Scheibe zu enthalten scheinen; in situ ist diese Beobachtung sehr unsicher, man überzeugt sich indess beim Zerdrücken des Eier- stocks von diesem Verhalten deutlich. Ein solches grosses Ei, wie es in Fig.6y und Fig. 7 c* abgebildet ist, hat, wenn es mit Wasser in Berührung gekommen ist, eine äussere ganz durchsichtige Hülle; nach dem Mittelpunkte zu zeigt sich eine granulirte kugelige Masse; in die- ser liegt häufig excentrisch ein kleines helles Bläschen. Die äussere Hülle würde der Dotterhaut entsprechen, die granulirte Kugel der Dotter- masse, das kleine Bläschen dem Keimbläschen, Es fehlt noch der Keimfleck. Dieser ist jetzt schon verschwunden; an jüngeren Eiern aber sieht man in der Mitte des Keimbläschens einen dunkeln Punkt, der wohl als Keimfleck zu nehmen ist. Diese Ansicht findet ihre Stütze auch in der Analogie. Sehr ähn- liche Erscheinungen hat Thaer in Fig. 35, Taf, XXI abgebildet von Polystomum appendiculatum, nur fehlt dort der Keimfleck. Diesen habe ich aber ebenfalls in den Eierstockseiern des Polyst. integerri- mum erkannt, wo die Verhältnisse ähnlich wie bei Aspidogaster, nur bei weitem deutlicher sind. Die Dottermasse ist daselbst sehr gross, und wird durch Zusatz von Salpetersäure fast schwarz; das Keimbläs- chen bleibt aber dabei deutlich. Siehe in dieser Beziehung auch v. Sie- bold’s Vergleich. Anatomie, pag. 142, Anm. über Polystomum und Octo- bothrium. - - Ferner bildet Kölliker ia Müller’s Archiv. 1843, Taf. VII, Fig. k2, 43 u. 44 Eier von Bothriocephalus Salmonis Umblae ab, welche un- serm Aspidogaster völlig ähnlich sehen, nur ist in Fig. 42 u. 43 die äussere Haut, das Chorion oder die Zona pellueida dicht an den Dotter anliegend, bei Fig. 44 weit davon abstehend. Kölliker hat letztere Form am häufigsten gefunden und scheint sie mit der äussern Eischalenhaut gleichzustellen, indem er eine Zunahme des Dotters von aussen her durch Einsaugung annimmt. So ähnlich die Form der Aspidogastereier .7c”) der Kölliker'schen Abbildung ist, so ist doch bei unserem me der Vorgang bei der weitern Entwickelung ganz anders, wie ich sogleich ergeben wird. - In dieser Form finden sich nämlich die Eier nicht nur im Eier- ck, der hiernach wohl nicht mehr als Keimstock, sondern wirklicher Eierstock zu betrachten ist, sondern auch in 364 dem Ausführungsgange des Eierstocks, der Tuba Fallopii. Diese hat ein ganz eigenthümliches Ansehen, über dessen Bedeutung ich lange im Unklaren war, bis Herr Professor Reichert, dem ich so glücklich war, einen Theil dieser Untersuchungen mittheilen zu können, mir zeigte, dass dieses Ansehen durch zusammengeschobene Eier hervor- gebracht wird. Diese Tuba hat ein gefenstertes Aussehen, beginnt an der obern Seite des Eierstocks, geht nach unten, dann wieder auf- wärts, so dass sie eine Sförmige Gestalt hat, und tritt mit dem Aus- führungsgange des Hodens zur Vesicula seminalis posterior zusammen. Präparirt man die Theile heraus, so bleibt die Verbindung meistens, aber das gefensterte Aussehen geht verloren. Es ist dies jetzt sehr erklärlich: Durch den Druck werden die Eier grösstentheils hinaus- gepresst, und es bleibt der leere Schlauch mit nur wenigen Eiern zurück. Es ist indessen immer schwer, ohne Präparation die charak- teristischen Theile der Eier in ihrer zusammengepressten ‚Lage zu er- - kennen. Der Schlauch hat aber ausserdem so grosse Aehnlichkeit wit der Tuba der Nematoden, dass an der Richtigkeit der Deutung: wohl kaum zu zweifeln ist. Die Eier füllen nicht blos die Tuba, sondern auch die Befruchtungs- blase und einen Theil des Uterus aus. Die Wandung der Tuba sieht zusammengefallen dem Vas deferens sehr ähnlich, nur ist sie etwas stärker. Sie ist fein granulirt, hin und wieder mit Kernen besetzt. Es sind nun die Dotterstöcke zu beschreiben. Diese bestehen aus theils runden, theils eiförmigen, etwas zugespitzten Säcken, die ziem- lich oberflächlich zu beiden Seiten des Rückens in beinahe der ganzen Länge des “T'hieres liegen. Sie haben einen grobkörnigen, bei auf- fallendem Lichte gelben, bei durchfallendem: braunen Inhalt, der mit Stearinkörperchen die meiste Aehnlichkeit hat, übrigens nicht leicht mit einem andern Stoffe verwechselt werden kann. Ich nenne sie kurzweg Dottermasse, da ich nicht zu entscheiden wage, ob diese Substanz als Bildungsdotter, Nahrungsdotter oder Eiweiss aufzufassen ist. Eine Membran ist nicht zu unterscheiden. Es gehen nun von vielen dieser Dotterbehälter, wahrscheinlich von den reifen, mit Secret gefüllten, sehr feine Gänge aus, die nur zu sehen und zu verfolgen sind, wenn sie voller Dotterkörnchen stecken, oder wenn Dottermasse durch sie passirt; man sieht dann selbständiße Wandungen, wenigstens” einen scharfen Contour an ihnen. Mit Dottermasse gefüllt lassen sie sich weit verfolgen, und indem man dies. thut, gelangt man zu dem Eierstock und Hoden, in deren Nähe sich ein sehr auffallender drei- eckiger Raum findet, wohinein diese Gänge münden (s. Fig. 4 k und Fig. 6 k). ; Dieser fast immer dreieckige (mitunter auch wurstförmige) Raum, 365 die Dotterblase, ist stets mit Dottermasse angefüllt und zeichnet sich noch durch eine eigenthümliche rhythmische Bewegung aus. Wohin mündet dieser Dotterraum? Wer den Aspidogaster untersucht hat, wird mir zu- geben, dass eine sichere Beobachtung darüber sehr schwer zu erlangen ist. Der dreieckige Dotterraum befindet sich nach aussen und etwas nach oben von der Vesicula seminalis posterior, so dass er die Ausführungs- gänge des Hodens oder Eierstocks etwas verdeckt. Verfolgt man die bei- den seitlichen Ecken, so sieht man sie gewöhnlich in Dotlergänge aus- gehen. Denkt man sich dazu noch die vielfach verschlungenen Mün- dungen des Uterus bei seinem Beginne, und die grosse Menge der sich hier vielfach verzweigenden Wassergefässe, so ist eine Täuschung ge- wiss sehr leicht möglich. Indess habe ich mich durch Vergleichung vieler Individuen, deren Dotterblasen verschieden stark gefüllt waren, durch wechselnden Druck auf das Deckgläschen, durch Breitlegen dieser Theile zu überzeugen geglaubt, dass diese Dottermasse sich in die Be- fruehtungsblase oder dicht hinter der Vesicula seminalis posterior in den Uterus sich entleert, conf. die Mittheilung von Van Beneden in Fechner’s Centralblatt. 4854, p. 455. Es ist dies durchaus nicht merkwürdig, im Gegentheil sehr wahrscheinlich und plausibel, aber eben desswegen glaube ich nicht leichtgläubig sein zu dürfen. Man findet, dieser Ein- mündung entsprechend, auch oft Dottermassen gleich hinter der Be- fruchtungsblase im Uterus, und diese Massen sind so charakteristisch, dass sie mit Spermatozoiden unmöglich verwechselt werden können. . Wir haben bisher die einzelnen Organe kennen gelernt, welche ihre Secrete zur Bildung eines entwickelungsfähigen Eies liefern müssen, den Hoden mit seinem Vas deferens, den Eierstock mit seiner Tuba, welche beide in die Vesieula seminalis posterior zusammenmünden, die Dotterstöcke mit ihren Gängen und ihrer gemeinschaftlichen Dotterblase und die Zusammenmündung dieser Elemente in die Befruchtungsblase oder den Anfang des Uterus’). - Wir haben nun zu verfolgen, wie diese verschiedenen Stofle zusammentreten. Der Uterus entspringt auch im Aspidogaster von der Vesicula se- minalis posterior (Fig. 6 m, i) mit sehr vielen einander deckenden Win- dungen, welche auf- und abwärts sich schlängeln; ich habe sechs blt. Die Wandung sieht ebenso wie die der Tuba und des Vas ferens aus. In den ersten Windungen findet man entweder Dotter- massen, die meist ganz unregelimässig gestaltet sind, mitunter aber eine regelinässige runde oder ovale Form haben, ähnlich den Dotter- zellen in den Dotterstöcken vieler Distomen und Amphistomen. Oder A ’ A) Es ist aus der Bemerkung in Fechner’s Centralblatt, die mir allein zu Ge- _ — bote steht, nicht recht dentlich, was Van Beneden eigentlich vesicule copu- . dative nennt, Zeitschr. f, wissensch. Zoologie. VI. Bd. 24 5 366 man findet darin Eierstockseier; einmal habe ich von diesen mehrere Windungen des Uterus angefüllt gesehen; mehrmals habe ich beweg- liche Spermatozoiden oder Dottermassen und Eier zugleich darin beobachtet. Wir haben also hier den Heerd für die Bildung der zusammengesetzten Eier des Aspidogaster. Man sollte vermuthen, dass immer eine bestimmte Portion Dottermasse, Samenfäden und ein Eierstocksei zur Bildung eines zusammengesetzten Eies zusammen- tritt; indess geht entweder der Process nicht so regelmässig von 4 Statten, oder der angewendete Druck und der ungewohnte Aufenthalt des Thieres im Wasser ist daran Schuld. Für das erstere spricht indess eine Bemerkung ». Siebold’s, die auch ich oft gemacht habe, dass man nämlich an verschiedenen Stellen im Uterus unentwickelte Eier findet, die etwas schmaler sind und nur Dottermasse enthalten. Wahrscheinlich hat hier eins der beiden andern nöthigen Elemente ge- fehlt, und so ist das Ei unentwickelt geblieben. Der normale Vorgang ist aber gewiss der, dass eine bestimmte Menge Dottermasse, Spermatozoiden und ein Eierstocksei zusammen- treten, und dem entsprechend findet man auch meistens Gebilde, wie es Fig. 6 0 zeigt. ich glaubte anfangs, dass sich bier eine gute Gelegenheit bieten würde, zu untersuchen, ob die Spermatozoiden in das Ei eindringen. Es ist zunächst zu fragen, in welches Ei die Spermatozoiden eindringen sollen? in das Eierstocksei? Bischo/f führt in seiner Widerlegung u.s. w., p. 22 die Beobachtung v. Siebold’s, Thaer’s u. s. w. an, und urgirt zu Gunsten seiner damaligen Ansicht, dass jene Autoren kein Eingeschlossenwerden der Spermatozoiden in die Eier beobachtet hätten. Man sieht daraus wenigstens, wie schwer es ist, eine Ansicht ohne Parteilichkeit zu vertheidigen: man denke sich Dotterkörnchen, Sper- matozoiden und das primitive Ei durch einander wirbelnd, das Ganze in den Uterus geschoben und in eine Schale eingeschlossen werden, wie soll es denn zugehen, dass die Spermatozoiden nicht in das Ei eingeschlossen werden? Hierüber wird wohl kaum Jemand, der die Sache kennt, in Zweifel sein. Weit wichtiger aber ist die Frage, ob die Spermatozoiden in das primitive Eierstocksei eindringen? Diese ist für jetzt bei Aspidogaster nicht zu entscheiden wegen der zu be- deutenden Kleinheit des Eies, und man könnte sich höchstens mit dem Schlusssatze von Bischoff’s Bestätigung trösten: Wer weiss, was noch Alles geschieht! Die Massen, welche sich in dem Anfange des Uterus befinden, werden fortwährend hin- und hergeschoben, wahr- | scheinlich durch peristaltische und antiperistaltische Bewegung dieses Schlauches; oft ist diese Bewegung völlig rhythmisch und vielleicht auch‘ die Veranlassung zu der oben erwähnten Bewegung der Dotterblase. Dieser Theil des Uterus scheint eine andere Bedeutung zu haben, 367 als der später folgende; er ist viel stärker gewunden, hat eine stär- kere Membran, bewegt sich lebhafter und scheint hauptsächlich die Absonderung der äussern Eischalenhaut zu bewirken und die Form der Eier zu bestimmen, wozu wohl jene Bewegungen dienen. Denn schon in den ersten Windungen nimmt das Ei eine mehr ovale Form und eine schärfere Begrenzung an, indess ist es anfangs noch mehr läng- lich und sehr weich und verschiebbar, und wird erst allmählich ei- förmig und constant in der Form. Weiterhin sind die Eier dicker und gleichmässig oval, indess scheint die Hülle noch nicht fest zu sein. Mehrmals habe ich auch bei Aspidogaster junge Eier gesehen, deren äusserste Eischale gallertartig aufquoll, wenn sie in Wasser lagen, wie dies bei sehr vielen Distomen zu geschehen pflegt. Das Eierstocksei liegt fast immer an dem einen Pole. Das ganze Ei ist sehr dunkel durch die grobkörnige Dottermasse, nur das Eierstocksei ist hell und durch- siehtig; die Schale ist weiss und durchsichtig. Der Uterus windet sich nun nach hinten zu in immer weiteren Bogen, so dass er sich über die ganze Breite des Rückens schlängelt; er besitzt eine scheinbar structurlose sehr dünne Haut, die ich nie habe isoliren können. Es finden auch hier peristaltische Bewegungen statt. Dieser ganze Theil des Uterus scheint nur als Eibehälter zu dienen; er ist ganz davon erfülit. Er geht endlich zar Vulva, die dicht neben dem Penis liegt und gemeinschaftlich mit ihm mündet. Sie ist dem Penis ähnlich, insofern sie aus derselben gestreiften Substanz besteht, die längs- und quer- contraetil ist; auch sie hat immer eine Haut, die quer- und längs- gerunzelt wird je nach den Zusammenziehungen. Sie ist aber birn- fürmig, enthält eine bedeutende Höhle und steckt immer voller Eier. Eine äussere Hülle, wie sie der Penis besitzt, fehlt ihr (s. Fig. 8 0, p). 7. Vorgänge im Ei bis zum Ausschlüpfen ’ des Jungen. Von dem Anfange des Uterus bis zu seiner Mündung durch die Vulva findet man denselben voller Eier, die eine vollständige Ent- wickelungsreihe darbieten von dem eben zusammengeballten Ei, Dotter and Samen, bis zu dem sich bewegenden und zum Ausschlüpfen be- reiten, oder selbst ausgeschlüpften Embryo. Es besteht also das Ei, wie es sich im Uterus findet, aus einer äussern Eischale, die zuerst weich, weiss und durchsichtig, später i und zähe, endlich braungelb und hart wird. Sie resistirt dann Reagentien. Ist der Embryo entwickelt, so springt sie oder wird den Embryo gesprengt, der sich zu dieser Zeit viel bewegt. Sie ckelt, aber nicht vollkommen, wie dies die Fig. 15 zeigt. Immer 24 * 368 sind die Ränder, wo der Deckel abgesprungen ist, unregelmässig zei- rissen; nie glatt. Die Grösse des Eies bleibt in dieser ganzen Ent- wicklung gleich. Die Schwankungen der Messung sind verschwindend klein und gewiss zu vernachlässigen. Der Inhalt des Eies ist zuerst sehr dunkel und besteht aus den Dotterkörnern, die fast das ganze Ei ausfüllen, und dem Eierstocksei, welches an einem Pole liegt. Das Ei ist jetzt ganz bis dicht an die Ränder der Eischale angefüllt (Fig. 10 u. 44). Wie sich das Eierstocksei jetzt verhält, ist schwer zu eruiren, ‚die Dotterkörner bedecken immer einen Theil desselben, und auch die Convexität der Eischale hindert die Beobachtung. Von dem Keim- bläschen habe ich immer nur noch im ersten Anfange des Uterus etwas sehen können; wenn die Eier erst oval sind, ist es nicht mehr zu sehen, und wahrscheinlich ist es dann auch verschwunden. Alles, was man nun weiter sehen kann, ist Folgendes: Der Raum, wo das Eierstocksei lag, bleibt hell und dehnt sich auf Kosten des Dotters immer mehr aus, und zwar indem das helle Feld gleichmässig gegen den dunkeln Pol bin fortschreitet. Während dem entfernt sich der Inhalt des Eies von der Eischale und mitunter sieht man den Dotter etwas maulbeerartig geformt werden, so dass man an eine Furchung denkt; sie ist aber, wenn sie wirklich stattfindet, zu undeutlich, als dass ich von ihr mit Sicherheit sprechen könnte. Vor einigen Tagen habe ich indess ein Ei mit drei Furchungs- oder wenigstens Dolter- kugeln gesehen, was wohl auch noch zu Gunsten einer stattfindenden Furchung anzuführen ist. Immer weiter schreitet das helle Feld vor, indem man nur hie und da einzelne schwarze Punkte bemerkt, und immer mehr schwindet der Dotter (Fig. 44 u. 12). Wenn nur noch einige Dotterkörnchen übrig sind, so unterscheidet man eine gewisse Zeichnung in der hellen Masse und hald nachher sieht man, bei An- wesenheit einiger Dotterkörnchen, die helle Masse sich bewegen: der Embryo ist fertig. Nur dieses sieht man: dass manche Processe dabei völlig entgehen, ist wohl gewiss. Zunächst ist es nicht möglich, über die Veränderungen des Eierstockseies etwas zu erfahren, was mit seiner Zona pellucida, wenn dieselbe eine solche ist, wird, ob eine Furchung in ihm vorgeht oder nicht, ob der sogenannte Dotter durch die Zona hindurch zu ihm gelangt; alles das sind Fragen, auf die die Beobachtung nicht antworten kann. Es ist sogar nicht möglich zu ° entscheiden, ob in der hellen Masse Zellen, Embryonalzellen, gebildet werden; so wahrscheinlich es nach den Beobachtungen an anderen Trematoden, namentlich dem Dist. tereticolle, welches sich sehr ähn- ° lich in der Entwicklung zu verhalten scheint, ist, dass sich Zellen bilden: sehen kann man sie nicht, wahrscheinlich weil sie zu klein und durchsichtig sind. | Eine Rotation des Dotters findet bei Aspidogaster nicht statt. 369 Der Embryo liegt gekrümmt in dem Ei; man kann sich über ihn erst orientiren, nachdem man ihn frei beobachtet hat; es wird ge- „nügen, die Zeichnungen mit einander zu vergleichen (Fig. 16 u. 47 und Fig. 13 u. 14). Der eben ausgeschlüpfte Embryo ist in mancher Beziehung inter- essant. Er flimmert nicht auf seiner Oberfläche, weicht also hierin von sehr vielen Trematoden ab; man hat 'aber unrecht gelhan, wenn man allen Trematodenembryonen einen Flimmerüberzug zuge- schrieben hat, denn schon Kölliker hat längst vom Distomum tereticolle (Müller’s Archiv 1843) mitgetheilt, dass seine Embryonen nicht flim- mern, und v. Siebold, Vergleich. Anat., pag. 156, führt dasselbe vom Distomum tereticolle und unserem Aspidogaster an. Sehr viele andere Distomen und Trematodenembryouen flimmern aber; es fragt sich daher, ob bei jenen Embryonen die Verhältnisse anders sind, ob sie vielleicht mit einer noch hiozukommenden Membran mit Flimmern bekleidet sind, oder ob das Flimmern überhaupt nicht als etwas Unwesentliches zu betrachten ist? Schon oben habe ich auf die Differenzen in dem Vor- kommen der Flimmerlappen in den Wassergefässen hingewiesen. Ferner sind bei der Rotation der Hechteier gewiss Cilien anzunehmen, welche dieselbe veranlassen, während die Eier des Barsches und Kaulbarsches, der Forelle u. s. w. nicht rotiren. Das Epithelium mancher Stellen der Nasenschleimhaut fimmert, von anderen Stellen nicht, und über- - haupt steht die Eigenschaft des Epitheliums zu fimmern in keiner Be- ziehung zu der Form desselben. Dazu kommt, dass seine Function äusserst precär ist, seine mechanische Bedeutung, Partikelchen fortzu- schaffen, ist überall sehr fraglich, da an allen solchen Stellen Peri- staltik, Luftstrom u. s. w. unendlich viel stärkere Bewegungsmittel sind. Das Auffallende ist aber nicht immer das Wesentliche. Neben dem Embryo finden sich fast immer noch einige kleinere Körnchen in dem Ei, die vielleicht zum Theil unverbrauchte Dotter- masse sind. Sie könnten aber auch noch eine andere Bedeutung haben. Da sich die Embryonalzellen oder die helle Masse im Ei von der Ei- schale etwas zurückzieht, so muss etwas zwischen diese Masse und die Eischale treten, was der Embryonalllüssigkeit höherer Thiere, dem Liquor Amnii, dem Hautseeret entsprechen würde. Da nun der Em- bryo wohl nicht genau aus denselben Stoffen besteht wie die Summen des Dotters und Eierstockseies, die Eischale aber fest und für den Stofl- wechsel nur wenig geeignet scheint, so könnten jene schwarzen Körn- chen, die auch zum Theil ganz anders als Dottermasse aussehen, der ausgeschiedene unbrauchbare Stoff, also ächtes Secret sein, der Amnios- Nüssigkeit höherer Thiere analog, in der sich freilich keine Körnchen, wohl aber Lösungen von Allantoin u. s. w. nach den Untersuchungen von Reichert und Schmidt vorfinden. 370 Der Embryo des Aspidogaster ist ferner dadurch ausgezeichnet, dass er schon im Ei einen Mundnapf und einen Bauchnapf besitzt (v. Siebold, p. 156, Anm.), s. Fig. 16 u. 47, während andere Embryo- nen nur einen Mundnapf besitzen. Dies ist z. B. bei Dist. tereticolle der Fall, wo derselbe sehr gross ist, trotzdem aber kein Bauchnapf zu be- merken ist. Es ist dies indess nicht auffallend. Dist. tereticolle hat ausgewachsen einen verhältnissmässig kleinen Bauehnapf, Aspidogaster bekommt statt des hintern Saugnapfes einen grossen Fuss oder Bauch- napf, der beinahe so gross wie das ganze Thier ist. Wäre bei dem Embryo von Dist. tereticolle in verhältnissmässiger Grüsse nach dieser Portion ein Bauchnapf vorhanden, so müsste er so klein sein, dass er dem Auge auch bei der stärksten Vergrösserung entginge. Uebrigens spricht dieser durchaus charakteristische Bauchnapf des Aspidogasterembryo, aus dem sich, wie wir sehen werden, der Fuss entwickelt, gegen die Keber'sche Deutung des Fusses als Rückenschild (s. oben). Hinter dem Bauchnapfe befindet sich ein kegelförmiger Fortsatz, der die Anlage für das Foramen caudale (Fig. 16 f u, Fig. 20 f) nicht ist. Auch. der Darm ist schon angedeutet als eine längliche, vorn und hinten geschlossene Wurst zwischen Mund ‘und Saugnapf (Fig. 16 u. 47 k). Besondere Aufmerksamkeit verdienen aber zwei auf- fallende schwarze Punkte oder Kügelchen, die dicht am Bauchnapfe, zwischen ihm und dem Darme liegen, und: constant bei allen Embryo- nen des Aspidogaster sind. Fig. 43, 1&, 16, 47g und Fig. 48. gu. g'. Sie liegen, wenn man das Thier gerade von oben oder von unten. be- trachtet, neben einander, sieht ınan es von der Seite an, so decken sie sich und es erscheint nur eins. Sie liegen in zwei "Hohlräumen, die in einander überzugehen scheinen, vielleicht auch nur etwas-über einander liegen. Es dient sehr zweckwässig als Orientirungspunkt für die Lage des Embryo im Ei. Sie brechen das Licht sehr stark, haben einen geschichteten Bau und füllen die Höhlung meist nicht ganz aus. Sie sind leider so klein, dass eine chemische Untersuchung auch nur mikrochemisch nicht anzustellen ging. Sie erinnerten sehr an harn- saures Ammoniak (Fig. 48.9”). Ich glaube diese Gebilde als Ursecretionsorgan ansprechen zu müssen, den Primordialnieren höherer Thiere entsprechend, aus denen sich das Excretionsorgan, oder wenigstens die beiden dicken Stränge des Excretionsorgans in der Saugscheibe entwickeln. Dafür ‚spricht ihre Lage, ihre Symmetrie, denn es ist sonst kein Organ im Aspido- gaster symmetrisch, oder überhaupt doppelt, ihr Inhalt, der geschichtete, das Licht stark brechende Körper und die Analogie mit anderen Em- bryonen, namentlich mit denen der Schnecken und der Räderthiere (vergl. diese Zeitschrift Bd. VI, Heft 4, Taf. I, Fig. 2a, 3 u..& zu .Zey- dig’s Aufsatz). h =4P [2 371 Vielleicht sind auch die als Augenpunkte bezeichneten Flecke eini- \ ger Trematodenembryonen hiermit in Beziehung zu bringen; bei jungen - Amphistoma subclayata scheinen die Pigmentflecke eine ähnliche Be- deutung zu haben, worüber ich bald weitere Untersuchungen anzu- stellen hoffe. Der Embryo bewegt sich lebhaft, namentlich in den ersten Stun- den nach seinem Ausschlüpfen, indem er Mund und Saugnapf zu Hülfe nimmt; er’ist sehr durchsichtig, und besitzt eine besondere Haut, wie man aus den freilich entsetzlich feinen Falten schliessen muss. Die Bewegungen der Embryonen werden nach mehreren Stunden träge, sie liegen mehr zusammengezogen, Bauchnapf gegen ‘Mundnapf gekrümmt, und nach 24 Stunden waren sie immer schon todt; mit- unter haben diese Embryonen dann ganz wunderliche Formen. 8 Weitere Entwickelung des Aspidogaster- embryo. Ich bin so glücklich gewesen, mehrere sehr junge Exemplare des Aspidogaster zu finden; sie sind sehr leicht zu. übersehen, oder viel- mehr es ist ein Zufall, wenn man sie sieht; sie sind sehr klein, sehr durchsichtig, bewegen sich nur langsam und werden noch durch aller- hand Nebendinge, Epithelfetzen, Luftbläschen, Muscheleier u. s. w. der Aufmerksamkeit entzogen. Aus den gefundenen Entwickelungsstadien ergibt sich indess wenigstens so viel, dass Aspidogaster weder eine Metamorphose, noch einen Generationswechsel erleidet, dass er sich unter Entwickelung der einzelnen Organe allmählich zu einem ge- ‚schlechtsreifen Thiere entwickelt, und dass daher die Meinung Steen- ‚strup's, der einen Zusammenhang zwischen Aspidogaster und Distoma duplicatum vermuthet (Generationswechsel, pag. 104), falsch ist. Einen ‚andern Wink gibt derselbe Autor über eine Verwandtschaft zwischen ‚Aspidogaster und Bucephalus polymorphus (Hermaphroditismus, pag. 63), die gleichfalls nicht stattfindet. Der jüngste Aspidogaster ist in Fig. 49 abgebildet. Er bat noch ‚eine dem eben ausgeschlüpften Thiere sehr ähnliche Gestalt, nur sind ‚Bauch und Mundnapf grösser, der Durchmesser seines Bauchnapfes be- trug 0,0073”. Der Schlundkopf war in seinen Umrissen angedeutet, ‚aber nicht quergestreift. Der hinter ihm liegende Darm stark ent- "wickelt, aber leer; er endigt blind. Auffallend waren mir die buckel- förmigen Hervorragungen desselben (Fig. 19h). Am meisten entwickelt war das Wassergefässsystem; es verliefen jederseits zwei Gefässe, die umbogen und lebhaft fimmerten (Fig. 49 ii); ihre hintere Grenze ‚könnte ich leider nieht mehr, untersuchen, da ich das sehr weiche Thier zu stark gedrückt hatte. Es rollte sich sehr stark zusammen, wobei 372 die Faltung der Oberhaut sehr schön zu sehen war, immer war aber Alles undeutlich. Am Bauchnapfe bemerkte ich kleine perlartige Knöpf- chen (Fig. 19 e'). Der kegelförinige Fortsatz war noch vorhanden und 0,0024” lang; er war also mit dem Thiere gewachsen (Fig. 19 f). Jene beiden sogenannten Excrelionsorgane waren verschwunden, oder wahrscheinlich in das Wassergefässsystem, das einzig doppelte Organ, verwandelt. Dass dieses in dem Herzbeutel der Flussmuschel gefundene Thier ein Aspidogaster ist, kann wohl nicht bezweifelt werden. Die flim- mernden Wassergefässe, der Schlundkopf, der einfache Darm sind zu grosse Aehnlichkeiten mit dem erwachsenen Thiere, während der runde Bauchnapf mit dem kegelförmigen Fortsatz, die grosse Durchsichtig- keit und Weichheit des Thieres an den Embryo erinnerten. Eine weitere Entwickelung zeigt sich in der folgenden Fig. 20 a u. b. Das Thier ist noch sehr durchsichtig, der Bauchnapf oval mit seinem Kegel versehen; der Bauchnapf ist wieder mit den Knöpfchen besetzt. “ Eine Abtheilung in Felder ist in ihm noch kaum zu bemerken (Fig. 20 b, e). Der Mundnapf sitzt schon auf einer Art von Hals, welcher durch die Einschnürung angedeutet wird (Fig. 20 a, h’); der Schlundkopf hat ein sehr schwach quergestreiftes Ansehen, sonst die Form wie im erwach- senen Thiere. Der Darm ist sehr lang und diekwandig; man sieht hier, wo er leer ist, sehr deutlich die doppelten Contouren der Wandung (Fig. 20h). Ausserordentlich stark entwickelt, und nebenbei sehr zier- lieh, ist das Excretionsgefässsystem mit dem Foramen caudale. In. dem Bauchnapfe beginnt der Stamm des Excretionsorgans und verläuft schräg nach hinten über den Kegel des Bauchnapies, wo der Leib den- selben schon stark überwachsen hat und endet dort keulenförmig vor dem Foramen caudale (Fig. 20 m, ). Vorn beginnt der Ursprung des Wassergefässsystems, direct mit jenem zusammenhängend (Fig. 20 i), geht bis über den Schlundkopf, indem es flimmert, biegt um und theilt sich nun in viele Aeste, die häufig unter einander anastomosiren; alle diese Zweige haben Flimmerlappen. Das Foramen caudale zeigt starke Faltung der Haut, wenn e$ nach innen gezogen wird (Fig. 20 m). Es fehlt aber hier noch jede Andeutung von Geschlechtstheilen. Dieses Individuum war am ersten Tage sehr munter, am zweiten etwas zu- sammengezogen und der Bauchnapf etwas ausgehöhlt, wie es die Figur zeigt, am dritten starb es. Das Wassergefässsystem hatte sich‘ wäh- rend dieser Zeit noch stärker entwickelt, oder war wenigstens: viel deutlicher geworden. Seine Grösse betrug 4, Mm. Endlich habe ich noch ein drittes Stadium anzuführen, welches dem Eindringen von Distoma duplicatum die letzte Schranke entgegen- stellt. Der Bauchnapf dieses Exemplars (Fig. 21e) war schon der Form des erwachsenen Aspidogaster ganz ähnlich; er zeigte Quer- EEE x (Br Era 373 abtheilungen, jene quadratischen Felder, die ich oben beschrieben habe, aber in weit geringerer Anzahl; während ich bei einem erwachsenen mittelgrossen Aspidogaster 4 Mal 33 + 3 Abtheilungen zählte, waren hier nur etwa 42; genau konnte ich sie nicht zählen, weil sie nicht stark genug markirt waren und das Thier sich sehr lebhaft bewegte. Es hatte die Form des erwachsenen; der Kegel fehlte. Der Hals war ziemlich lang, der Schlundkopf sehr deutlich quergestreift (Fig. 21 A’), weniger deut- lich längsgestreift; er wurde immerfort zu Schluckbewegungen benutzt. Der Darm war viel dünnwandiger und enthielt wenige jener charakte- ristischen Körperchen, die wohl fettig metamorphosirende Blutscheiben der Anodonta sind. Das Seeretionsgefässsystem war sehr stark ent- - wickelt und wurde es während des Aufenthalts im Wasser noch viel mehr. Die Verbindung des Excretionsgefässes mit den flimmernden Wassergefässen hatte keine Flimmerlappen (Fig. 21). Es fanden sich in dem sehr langgestreckten Gefässe des Fusses jene Körperchen, deren ich oben erwähnt habe. Diese Gefässe zeigten auch in der Zu- sammenziehung das gezähnelte Wesen. Die Haut am Foramen cau- dale war stark gefaltet und wie nach innen gezogen; es liessen sich hier die Bewegungen und der Mechanismus der Excretion sehr gut beobachten. Es wurde nämlich die Gegend des Foramen caudale ver- längert, kegelförmig zugespitzt und man sah die Hautfalten verstreichen. Nun wurde ein Körperchen ausgestossen oder auch nicht und darauf wurde wieder der Kegel eingezogen und die Haut faltete sich. Von den Geschlechtstheilen waren Spuren zu bemerken; sie sind in der Zeichnung angedeutet (Fig. 24 p). Zur Eierbildung war es noch nicht gekommen. Das Thier war sehr lebhaft und lebte im Wasser 20 Tage, vom 6. bis 26. November. Es hat viel zur Beobachtung gedient. Resultate. 4. Aspidogaster Conchicola lebt ausser im Herzbeutel auch in der Niere und in der Leber der Anodonten und Unionen. Er lebt bis zum 20. Tage in Flusswasser. Sein Fuss oder Schild ist dem Bauch oder Saugnapfe der Trematoden analog. 2. Der Darm ist ein einfacher an dem Schlunde aufgehängter Sack. 3. Das Wassergefüsssystem und Exceretionsorgan stehen bei Disto- mum tereticolle und Aspidogaster in direeter Verbindung und sind als ein System zu betrachten, ein Excretionsgefässsystem. Die Verzweigungen dieses Systems zeigen bei Aspidogaster Flimmer- lappen, bei anderen Distomen und Amphistomen nicht. 4. Ein Circulationssystem existirt bei Aspidogaster nicht. 5. Das Foramen caudale ist nicht After, sondern Mündung des Ex- eretionsgefässsystems. I 10. 1. Fig. ‚2%. Oberhaut und Körperparenchym eines alten Thieres mit Essigsäure 7 374 Aspidogaster ist ein vollständiger Hermaphrodit mit einem Hoden, zwei Vasa- deferentia, Cirrhus und einem Eierstocke mit Tuba Fallopii, Uterus und Vulva; er hat ausserdem Dotterstöcke, die in die Befruchtungsblase münden. Die Befruchtung kann auf dreierlei Art stattfinden. Die entwicklungsfähigen Eier werden gebildet durch den Zu- sammentritt je eines Eierstockseies mit Dottermasse und Sperma- tozoiden. Die Eier entwickeln sich im Uterus vollständig, so dass Aspido- gaster als lebendige Junge gebährend anzusehen ist. | Der ausgeschlüpfie Embryo flimmert nicht. ? Aspidogaster ist weder einer Metamorphose, noch einem ern rationswechsel unterworfen, und steht in keinem Zusammenhange mit Distoma duplicatum oder Bucephalus polymorphus. Erklärung der Abbildungen. Tafel XIV. 1. Aspidogaster Conchicola, etwa 400 Mal vergrössert, in der Lage, wie man ihn am häufigsten im Herzbeutel findet, förmlich mit seinem Saugnapfe an den Wandungen des Herzbeutels angesogen. a Mund- napf des Thieres mässig vorgestreckt und becherförmig erweitert, wie er es zu Anfang einer Schluckbewegung ist; b Saugnapf des Thieres mit seinen Feldern, die weiter nach hinten nur angedeutet sind; b’ Fal- ten der Oberhaut, die von dem Saugnapfe zu dem Halse gehen; € hin- teres Ende des Saugnapfes; d Schlundkopf; e—e’ Magen oder Darm- sack, mit den im Texte beschriebenen Körperchen angefüllt; [ vorderes Ende des Excretionsgefässsystems; /’ hintere keulenförmige Anschwel- lung desselben mit Körnchen angefüllt; /" Foramen caudale, Mündung des Excrelionsgefässsystems; F flimmernde Kanäle des Wassergefäss- | systems, die in der Gegend des Schlundkopfes umbiegen; g Eierstock; h Hoden; % Dotterblase; die Dotterstöcke sind, um die Zeichnung nicht zu verwirren, weggelassen; i Uterus mit Eiern vollgepfropft, mit sei- nen vielen Windungen quer über den Rücken verlaufend; m Vesicula seminalis anterior; n Penis; o Vulva; p gemeinschaftliche Oeffnung des Penis und der Vulva. behandelt. «a Körniges Körperparenchym; b blasig abgehobene Ober- haut; c feine Granulation einer solchen Blase; d Falten der Oberhaut. 3. Excretionsgefässsystem einer Seite. b b b Begrenzung des Thieres; / der dicke Cylinder des Excretionsorgans, 270 Mal vergrössert; /! Körnchen in demselben; f" Foramen eaudale mit radialer Faltung der Oberhaut; g innere gezähnelte Membran des Schlauches; h Ursprung des Wasser- gefässsystems aus dem Excretionsorgane; A hh nicht flimmernder Theil’ Fig. 4. Fig. 5. Fig. 6. Kg 7: Fig. 8 Fig. 9. Fig. 10. Fig. 4. Fig. 12. Fig. 12. Fig. 14. 48. 18. Fig. 10—148. Entwicklung des Eies. 375 desselben; ii flimmernder Theil desselben; i’ Anastomose von Gefässen in der Gegend der Geschlechtstheile, Gefässanastomose #’ der Fig. 3, 540 Mal vergrössert; m ein Flimmer- lappen mit. seiner freien Spitze nach vorn gerichtet; n Flimmerlappen in der Anastomosenhöhle. Flimmerlappen eines feinen Gefässes 900 Mal vergrössert. Tafel XV. Herauspräparirte Geschlechtstheile. AR Hoden; h' Vas deferens; y Eier- stock mit Eiern und Eikeimen angefüllt; g' Tuba Fallopii mit Eiern, die an einander gedrückt sind, erfüllt; y ein reifes Ei; m Vesicula se- minalis posterior, Befruchtungsblase; % Dotterblase; k’ k' Dottergänge in dieselbe mündend; n gemeinschaftliche Einmündunsstelle der Dotter- blase; i Anfang des Uterus; o ein sich bildendes Ei, Eierstocksei und Dottermasse. Elemente der Geschlechtstheile.. «a Bläschenarliger Inhalt des Hodens; b Spermatozoiden aus der Vesicula seminalis anterior; c Eier auf ver- schiedenen Entwicklungsstadien; d geschlossener Dotlerstock (unreif); e geöffneter Dotterstock (reif) mit dem Dottergange f. Mündung der Geschlechtstheile. m Vesicula seminalis anterior; n Pe- nis; i Uterus; o Vagina; p gemeinschaftliche Mündung des Penis und der Vagina; a Oberhaut des Penis, längsgefaltet; D längsgestreifte con- traclile (muskulöse) Substanz; c papillenartige Hervorragung der innern Haut des Penis; d quergestreifte contractile Substanz des Penis in Form eines Bulbus; m’ Einmündung der Vesicula seminalis in den Penis; i Uterus voller Eier; h Eier in der Vagina; g quergestreifte innere Haut der Vagina; ebenso e; f contractile längsgestreille Substanz der Vagina. Haut der Vesicula seminalis anterior mit zusammengefallenem Lumen b und aufsitzenden Kernen a. Frisch gebildetes Ei mit Eierstocksei @ und Dottermasse b; es ist noch weich, die äussere Eischalenhaut kaum sichtbar; 300 Mal vergrössert. Anfang der Entwicklung; der Pol, wo das Eierstocksei lag, wird heller a, und hat sich etwas von der Eischalenhaut zurückgezogen c; 300 Mal vergrösaert. Der helle Raum a hat sehr zugenommen; es ist nur noch wenig Dotter- masse b übrig; 300 Mal vergrössert. Embryo im Ei b; zurückgebliebene Dottermasse s. im Text; d Mund- napf, e Saugnapf; f Kegel des Saugnapfes; g Ursecretionsgefässsysiem; 540 Mal vergrössert. _ Der Embryo im Ei von der Seite gesehen. 5b Dottermasse; d Mund- napf; e Saugnapf; f Kegel desselben; 540 Mal vergrössert. Aeussere Eischalenhaut, nachdem der Embryo ausgeschlüpft ist. c’ Der gerissene Rand des nicht vollständig deckelnden Eies; 540 Mal ver- grösserl. 16 u. 17. Eben ausgeschlüpfte Embryonen. d Mundnapf; e Saugnapf; [ Ke- gel desselben; 9 Ursecretionsgefässsystem; 1 Darm; 540 Mal vergrössert. Die beiden Körper des Ursecretionsgefässsystems 540 Mal vergrössert. 9 Die concentrisch geschichteten Körner; g’ Hülle derselben. 376 Fig’ 49— 24. Junge unentwickelte Aspidogaster. Fig. 49. Der jüngste von mir betroffene Aspidogaster 200 Mal vergrössert. Fig. Fig. Fig. Fig. d Mundnapf; e Saugnapf; e’ perlenartige Hervorragungen desselben; [ Kegel desselben; k Darm mit nach innen hervorragenden Buckeln; h’ Schlundkopf; i fimmernde Wassergefässe; über ö Falten der Oberhaut. 20° u, 20®. Ein älterer Aspidogaster, 400 Mal vergrössert. 203. 20b, Von der Seite gesehen. Von dem Bauchnapfe aus (von unten). d Mundnapf; e sohlenförmi- ger Saugnapf; e perlenartige Besetzung; f Kegel desselben; h Darm; h' Schlundkopf; iii Excretionsgefässsystem; m Foramen caudale. Aeltester der unentwickelten Aspidogaster, 100 Mal vergrössert. Mit derselben Bezeichnung. Bei i’ ist die Gränze des flimmernden und nicht flimmernden Wassergefässsystems; p Andeutung der Geschlechts- theile. \ Ueber Ei- und Samenbildung und Befruchtung bei Ascaris mystaz. Von Prof. Dr. Th. Bischoff in Giessen. In meiner «Bestätigung des Eindringens der Spermatozoiden in das Ei» bemerkte ich pag. 9, dass ich bei wiederholter Beobachtung von Ascaris mystax mich in dem vergangenen Frühjahre überzeugt habe, dass hier noch andere Verhältnisse sich fänden, als sich mir - früher bei meiner Prüfung der Angaben des Dr. Nelson dargeboten, deren Zusammenbang mit den früher beobachteten mir noch nicht klar sei, welche indessen in Beziehung auf die gegen Dr. Nelson erhobenen Einwürfe keine Aenderung bedingten. Ich hielt es für nothwendig, erst durch neue und fortgesetzte Beobachtungen festzusetzen, ob und wie die Spermatozoiden hier in das Ei eindrängen. Ehe ich indessen noch zu solchen erneueten Beobachtungen ge- langen konnte, hat Hr. Dr. Meissner dieses Thema ergriffen und in die- ser Zeitschrift, Bd. VI, Heft 2, 14854, Beobachtungen über das Ein- dringen der Samenelemente in den Dotter publieirt, welche sich nament- lich auch auf Ascaris mystax erstrecken. Hr, Dr. Meissner tritt hier wesentlich anknüpfend an seine früheren Beobachtungen und Mitthei- lungen bei Mermis (Ibidem Bd. V, Heft 2 und 3, 4853, pag. 207) gegen die von mir in meiner «Widerlegung» gemachten Angaben und in der Hauptsache für Dr. Nelson auf, indem er die von Letz- terem für Spermatozoiden, von mir für Epithelialeylinderchen gehalte- nen Gebilde, gleichfalls für Spermatozoiden erklärt und dieselben eben- falls zur Befruchtung in das Ei eindringen lässt. ; Ich kann nun zwar nicht sagen, dass Hr. Dr. Meissner sich ein besonderes Geschäft daraus gemacht hätte, meine Angaben zu wider- n, sondern er begnügt sich damit, einfach zu sagen, dass ich mich irrt, Dieses und Jenes nicht gesehen habe u. s. w. Ich bin also nicht direct aufgefordert, meine Angaben zu vertheidigen; auch n ich mich selbst jetzt nicht rühmen, über die Verhältnisse der nbildung und Befruchtung bei jenem Nematoden ganz im Reinen sein. Dennoch glaube ich nicht schweigen oder länger zögern zu 378 sollen, weil die hier in Rede stehende Frage neben ihrer speciellen und individuellen allerdings auch eine allgemeine Bedeutung hat, deren Vertretung ich mich nicht entziehen will. Hr. Dr. Meissner hat aus seinen Beobachtungen über Mermis und denen über Ascaris mystax und einige anderen Nematoden, ein die Ei- und Samenbildung, so wie auch die Befruchtung sehr ansprechend und vollkommen abgerundet darstellendes Ganze gemacht, welches nicht verfehlt hat und verfehlen wird, Beifall und weiter nicht in Zweifel ziehende Zustimmung zu erhalten. Er hat seine Angaben mit sehr schönen und deutlichen Abbildungen belegt, und nicht leicht wird Jemand sich veranlasst finden zu denken, dass sich die Sache auch noch anders verhalien könne. Diese grosse Sicherheit in seiner, zu einem bedeutenden Theile doch immer auf Interpretation beruhenden, Dar- stellung, die Sorglosigkeit in Betreff der Ansichten und Angaben Anderer, halte ich nicht für das Rechte, und solche Beispiele für das Geschick und den Werth unserer Mikroskopie nicht für gleichgültig. Reissen die- selben noch weiter um sich, so wird mit Nothwendigkeit wieder das frühere Misstrauen gegen den Gebrauch des Mikroskops hervorgerufen, werden, weil man nicht mehr die objeetive Wahrheit von der sub- jeetiven Interpretation von einander zu trennen vermag. Es ist durch- aus zu verlangen, dass jeder Beobachter das, was er wirklich sieht, von dem, wie er das Gesehene auffasst, bestimmt unterscheidet. In Letzterem werden und können bedeutende Verschiedenheiten zwischen zwei Beobachtern bestehen; in Ersterem dürfen sie nicht vorkommen. Abweichende Interpretationen in dem Gesehenen dürfen sich nieht nude auf das «so ist es» stützen, sondern müssen begründet werden, damit der Leser in den Stand gesetzt wird, sich für oder gegen zu ent- scheiden, was ihm, wenn die Interpretation als genaue Beobachtung hingestellt wird, nicht gestaitet sein sollte. Was den vorliegenden Gegenstand betrifft, so hat meiner Ansicht nach Herr Dr. Meissner darin vorzüglich gefehlt, dass er erstens jede scharf begränzte moleculare oder körnige Masse ohne Weiteres als von einer Membran umschlossen betrachtet, und ebenso zweitens jede helle durebsichtige tropfenartige Substanz ebenfalls ohne Bedenken für eine Zelle hält. Diese beiden genannten, für die Mikroskopie und mikrosko- pische Interpretation sehr bedeutsamen Fragen hätte Hr. Dr. Meissner nicht so leicht nehmen sollen, und jedenfalls hatte ich ihm iu den beiden Arbeiten, die ihm von mir vorlagen, Veranlassung genug ge- geben, dieselben sehärfer ins Auge zu fassen, sie wohl zu prüfen und, seine Entscheidung triftig zu begründen. Das hat er aber, wie gesagt, nicht gethan, sondern einfach gesagt: hier haben wir Membranen und Zellen und Bischoff und Zeuckart haben sie nicht gesehen oder irren sich u. dergl. Redensarten mehr, ein Verfahren, welches ich am 379 gelindesten zu beurtheilen glaube, wenn ich es aus dem Gesichts- punkte einer falschen Schule und Methode auffasse. Ich wende mich nun zum Einzelnen. Nach Hrn. Dr. Meissner entstehen die Eier sowohl bei Mermis als bei Ascaris in dem äussersten, kaum Y," langen Endstücke der Eier- stocksröhre in der Weise, dass sich hier kernhaltige Keimzellen bilden, welche nach Theilung des Kerns in 4, 8 und mehr neue Kerne, ge- _ wissermassen durch Sprossen oder durch Ausstülpung um diese neuen Kerne herum sich vermehren, so dass jede dieser Keimzellen zuletzt eine sternförmig angeordnete Gruppe von gestielten Zellen darstellt, welche in der Mitte alle mit der Muiterzelle zusammenhängen. Diese Tochterzellen sind die Eier, ihre Kerne die Keimbläschen, welche ” sich im weitern Fortgang mit Dotterkörnchen umbüllen; die Zellmembran ist die Dotterhaut, welche daher von Anfang an und zu allen Zeiten die | Dotterkörner umgibt, an der Stelle aber, wo sie von der Keimzelle ausgeht, in einen hohlen Stiel ausgezogen ist, welcher nach Ablösung des Eies von der Keimzelle eine Oeflnung, eine Mikropyle hinterlässt, von welcher weiterhin die Rede sein wird. Mit dieser Entstehungs- und Entwicklungsweise der Eier aber steht es im Zusammenhang, dass dieselben weiterhin in der Eierstockröhre um eine Axe, Rachis, herum angeordnet erscheinen und bei Ascaris in der Gestalt von Dreiecken gegen einander gedrängt werden, deren Spitzen alle in der Axe zu- sammenslossen. Ich muss nun erklären, dass es mir trotz aller angewendeten Mühe und Ausdauer durebaus nicht möglich gewesen ist, diese Entstehungs- weise der Eier bei Ascaris mystax zu constatiren. Hr. Dr. Meissner jagt zwar selbst, dass dieselbe bei den Ascaris-Arten im Vergleich zu ermis recht schwer zu verfolgen sei, weil bei jenen der Inhalt des ierstocks fest zusammenhaftet und es schwer ist, Licht und Klarheit n die dichte Masse der Eiergruppen zu bringen. Allein ich muss assetzen, dass ihm dieses doch auch bei Ascaris gelungen sei, und nicht unbedingt von dem, was er etwa bei Mermis gesehen zu ben glaubte, auf das, was er bei Ascaris nicht sah, geschlossen hat; al da er selbst sagt, dass der von ihm dargestellte Typus der Ent- cklung dieser Eier von grossem Einfluss auf die Zellenlehre und enentwicklung sei. Ich muss es, wie gesagt, voraussetzen, dass Ir. Dr. Meissner gesehen hat und zeigen kann, was er gesagt hat; ı kann es nicht. Während ich mir über" Mermis, den ich mir ‚verschailen konnte, keine Entscheidung erlaube, muss ich von ö eier behaupten, dass es unmöglich ist, bei ihm jenen Ent- Vicklungsgang der Eier nachzuweisen. Das äusserste Ende der hier : sehr allmählich zunehmenden Eierstocksröhre ist sehr fein und nur etwa Y,,— Ys. Mm. oder Y 10 — Yo”. Es ist mir auf keine 330 = Weise bei zahlreichen Versuchen geglückt, „weder durch die Nadel, noch durch Druck, noch durch ein Reagens den Inhalt dieses äusser- sten Endes so hervortreten zu machen, dass ich die Einzelheiten des- selben hätte deutiich übersehen können. Ich muss mich beschränken auf die Angabe dessen, was sich durch die- allerdings sehr zarte Wan- dung des Kanals hindurch wahrnehmen lässt. Man bemerkt zunächst, dass die äusserste Spitze der Röhre von etwa Yo” Länge ein von dem gleich darauf folgenden Theile bestimmt verschiedenes Ansehen hat, ja von demselben gewissermassen abge- setzt ist. Es sieht diese Spitze fast vollkommen homogen aus und scheint nur etwa etwas Eiweiss oder Sarkode zu enthalten. Ganz in der äussersten Spitze bemerkt man aber immer eine etwas grössere, sehr blasse, meist ovale Zelle mit einem Kern. Zuweilen schienen mir auch noch andere kleinere blasse Bläschen oder Körperchen in diesem Stückchen sich zu befinden, aber ich konnte sie nicht deutlich erkennen; zuweilen endlich enthält es auch noch einzelne sehr kleine dunklere Körnchen. Der Inhalt des dann folgenden Stückes der Eiröhre ragt, wie auch schon Dr. Nelson gesehen und abgebildet hat, in eigenthüm- licher, hernienartiger Weise in das eben beschriebene äusserste Ende hinein und bestehi nach Allem, was ich darüber erkennen konnte, aus einer immer grösser werdenden Anzahl, etwa 4,0” = Y1, Mm. grossen Bläschen mit einem kleinen Kerne, welche dieht gedrängt die Eiröhre erfüllen und von einer einzelne dunkele Körnchen enthaltenden, zähen, durchsichtigen Bindemasse umgeben sind. Dieses hätten nun die Keimzellen des Hrn. Dr. Meissner sein müssen. Allein vergebens be- mühte ich mich, in ihnen eine Vermehrung der Kerne und weiterhin deren Vorwärtsdrängen aus der Keimzelle, wie er solches in seiner Ar- beit über Mermis (l. ce. Fig. 42, 43, 44) beschrieben und abgebildet hat, zu erkennen. Es finden sich zwar zuweilen Ansichten, die sich allenfalls so deuten lassen, als habe man Zellen mit mehrfachen kleinen dunkeln wandständigen Kernen vor sich, indem die in der Bindemasse zwischen den Bläschen befindlichen Körnchen manchmal so um diese Bläschen herumgruppirt sind, dass man sie, mit irgend einer vorge- fassten Meinung betrachtend, für Bläschen halten könnte; allein eine genauere Betrachtung zeigt, dass sie eben nur um die Bläschen herum und zwischen ihnen liegen, und deshalb leicht ringförmig gruppirt erscheinen. ! Depnoch unterliegt es wohl keinem Zweifel, dass an dieser Stelle irgend eine Art der Vermehrung dieser Zellen vorkommt, wie nament- lich daraus hervorgeht, dass die noch weiter nach abwärts in (dem Kanal befindlichen, ihnen sonst vollkommen gleichen, blassen Zellen ansehnlich kleiner sind. Einige Male glaube ich in den grösseren Zelle kleinere erkannt zu haben, und danach eine 'endogene Zellenbildung 381 _ und Vermehrung annehmen zu können, wie dieses auch von Hrn. Prof. Reichert (Müller’s Archiv 1847, pag. 88) an derselben Stelle der Eier- ‚stockröhre von Ascaris acuminata angenommen worden ist, wenn gleich ebenfalls nicht auf bestimmte Beobachtungen gegründet. | Die Strecke der Eiröhre, in welcher sich diese Mutterzellen und A deren Hervorbringung von kleineren, ihnen ganz ähnlichen Tochter- zellen finden, ist nicht sehr gross, vielleicht einige Millimeter lang und zeichnet sich durch die etwas stärkere lichtbrechende Eigenschaft eben der von ihr eingeschlossenen Zellen, so wie durch die zwischen ihnen zerstreut liegenden, schon genannten dunkelen, scharf contourirten Körnchen aus. Die weitere Fortsetzung der Eiröbre enthält nun die durch "die genannte endogene Zellenbildung produeirten kleineren Tochterzellen in grosser Anzahl dicht gedrängt, zugleich aber auch eine dieselbe I innig umgebende feinkörnige Bindemasse, welche sie schwierig zu ' sehen macht. Es gelingt indessen hier schon leichter, den Inhalt der Röhre aus- treten zu machen; doch haftet er stets genau zusammen. Man erkennt - die von der Bindemasse umgebenen Bläschen vorzüglich nur an den Rändern, sie zu isoliren gelingt nur sehr selten; doch überzeugt mau sich, dass eben die ganze Masse aus solchen von der Bindemasse ver- hüllten Bläschen besteht. Mit Wasser oder einer wässerigen Flüssig- keit in Berührung, treibt die ganze Masse schon hier an ihren Rän- dern Sarkodetröpfehen hervor, die oft an Grösse und Ansehen den Bläschen so sehr gleichen, dass man sie mit ihnen verwechseln kann, nur dass sie keinen Kern enthalten. Die Eiröhre selbst ändert auch im weitern Verlauf ihre Structur. Während ihr äusserstes Ende aus einer, homogenen structur- und texturlosen Membran besteht, erscheint sie weiter abwärts aus anfangs schmäleren, allmählich etwas breiter werdenden, platten, langen, fein- körnigen Fasern zusammengesetzt, die unmittelbar der Länge nach an einander gefügt, die Eiröhre bilden. Diese Fasern isoliren sich nach einiger Maceration leicht von einander und die ganze Eiröhre löst sich dabei in eine Masse solcher Fasern auf. Man erkennt nun bald, dass die beschriebenen Bläschen parallel mit den Fasern in der Röhre an- geordnet sind, indem man sie durch dieselbe hindurch reihenweise stehen sicht. Bis zu einer Entfernung von 45—20 Mm. von der Spitze der Ei- hre habe ich weiter in dem Inhalte derselben Nichts bemerken kön- n, als dass öfter zwischen ihnen einzelne, den beschriebenen Bläschen an Grösse fast gleiche, sich aber durch eine viel stärkere Lichtbrechung { schärfere Gontouren auszeichnende Bläschen oder Tropfen vor- imen. Allein von da an sieht man, dass sich die Bindemasse allmählich Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. VI. Bd. 25 382 immer mehr und mehr um die einzelnen Bläschen herum gruppirt und dieselben immer mehr und mehr umhüllt, wodurch dieselben dann, da die Bindemasse zugleich immer körniger wird, bald so verdeckt werden, dass man sie nicht mehr erkennen kann, ja dass es, da die Bindemasse sehr zäh ist, bald sehr schwer, ja unmöglich wird, sich von der Gegenwart der Bläschen zu überzeugen, da sie bei Druck eher zerstört werden, äls die sie umgebende Bindemasse hinreichend aus einander weicht, um sie erkennen zu lassen. Die Gruppirung und Theilung der Bindemasse um die Bläschen herum erfolgt aber zuerst und am frühesten in der Peripherie der Ei- röhre, wo sie sich daher zu rundlichen, und zwar immer schärfer con- tourirten Massen gestaltet, während diese Theilung im Innern und gegen die Axe der Röhre hin noch nicht ausgebildet ist. Ja hier in der Axe der Röhre erfolgt die Trennung und Theilung der Bindemasse erst sehr allmählich und 'ganz zuletzt, so dass sie erst am Ende der Eiröhre sich vollendet. Die Folge davon ist, dass sich die Bindemasse in der Axe der ganzen Röhre als ein Continuum hindurchzieht und wirklich eine Axe oder eine Rachis bildet, durch welche die sich gegen die Oberfläche hin immer mehr und mehr um die oben beschriebenen Bläschen grup- pirende und isolirende Körnerbindemasse zusammenhängt. Man sieht diese Rachis schon durch die Axe der noch geschlossenen Eiröhre sich hindurchziehen, und am klarsten wird ihre Gegenwart erkennbar, wenn | man eine Eiröhre so lange maceriren lässt, dass ihre Fasern sich auf- ° lösen und der Inhalt nun als: ein continuirlicher Strang zum Vorschein kommt, oder wenn man auf irgend eine andere Weise diesen Inhalt in continuo austreten macht. Wenn man ihn dann unter einer Loupe mit zwei Nadelspitzen der Länge nach zerrt, so dehnt er sich bei der zähen Beschaffenheit der Bindemasse ansehnlich in die Länge und da- bei entfernen sich die einzelnen Segmente, aus denen der Strang be- steht, in der Peripherie von einander, während sie in der Axe alle zusammenhaften, bis mit Zunahme des Zuges endlich eine Zerreissung und Zertheilung eintritt. ‘Wenn aber die einzelnen Gruppen der Binde- masse um ‘die von ihnen umschlossenen Bläschen im Anfange nament- lich nach der Peripherie hin noch rundlich waren und gegen die Axe der Eiröhre sich ebenfalls mit runden Stielen, wie birn- oder kegel- förmig hinzogen, so fangen sie etwa 30—35 Mm. vonder Spitze der Eiröhre entfernt an, sich eckig gegen einander zu drängen und bilden nun immer grösser werdende, abgeplattet dreieckige Massen, die ihre etwas mehr abgerundete und zuletzt am Ende der Eiröhre meist selbst etwas zackige Basis nach der Oberfläche derselben, die Spitze nach der Axe hin gerichtet haben und hier alle in der sogenannten Rachis zusammentreffen, mit ihren geraden Rändern und Flächen aber gegen einander gedrängt sind. | 383 u So bilden sich nun allmählich die seit der Beschreibung von Henle _ und Eschricht bekannten Formen und sternförmigen oder traubigen } Gruppen der Eier der Ascariden; denn es ist dem Leser längst klar, - dass die primären, ın dem Ende der Eiröhre sich bildenden kernhaltigen - Bläschen nichts Anderes als die Keimbläschen mit dem Keimfleck, und die immer körniger werdende Bindemasse nichts Anderes als die Dottermasse ist, welche die Keimbläschen umhüllt. Ich behaupte also, dass die Eier sich hier bei den Ascariden nach demselben Typus wie auch anderwärts bilden, d. h. dass zuerst das Keimbläschen mit dem Keimfleck entsteht, und dieses sich dann all- mählich immer mehr und mehr mit der Dottermasse umgibt. Das Eigenthümliche ist hier nur, dass diese Dottermasse nicht von: Anfang an isolirt um jedes Keimbläschen sich herumlegt, sondern dass sie die Keimbläschen anfangs alle gemeinschaftlich umschliesst, und sich erst allmählich, und zwar in der genannten Art und Weise, und unter Zu- _ sammenhaften in der Axe der Eiröhre um die Keimbläschen isolirt, so _ zwar, dass diese Isolation vollständig erst am Ende der Eiröhre ent- wickelt ist. Indem ich diesen Entwicklungsgang behaupte, so versteht es sich von selbst, dass ich damit auch die Behauptung ausspreche, dass die Eier während ihres ganzen Verweilens in der Eierstockröhre von keiner Dotterhaut umgeben sind, sondern diese erst später um ° sie herum gebildet wird, wie wir weiter sehen werden. Hier ist nun eine Cardinalabweichung zwischen mir und Hrn. Dr. Meissner, die sich in anderer Weise überhaupt zwischen mir und anderen Autoren wieder- holt, dass nämlich nicht jede scharf begränzte kürnige Masse eine häutige Hülle zu besitzen braucht und besitzt, welche freilich Hr. Dr. Meissner (pag. 221) mit den Worten beseitigt: Bischoff und Zeuckart haben die Dotterhaut der_ Eier übersehen. Der einzige objective Grund, welchen er für die Gegenwart einer Dotterhaut bei- bringt, nämlich dass man durch Druck den Dotter aus der Dotterhaut entleeren könne, ist allem Anscheine nach von den Eiern im Eileiter oder seinem sogenannten Eiweissschlauch entlehnt, wo sich die Sache allerdings ändert. Ich spreche nun hier nochmals die bestimmte Ueberzeugung und Behauptung aus, dass die Eier in der ganzen Eierstocksröhre keine Hülle, keine Dotterhaut besitzen, mag ihre Contour auch noch so scharf begränzt sein. Dieselbe wird nur von der zähen, die Dotter- körnchen mit einander verbindenden Bindemasse gebildet; davon über-. jede Manipulation der Eier, je sorgfältiger man sie vornimmt, "so mehr. Niemals wird man namentlich bei Druck auf die Eier in Sprengen einer Hülle, ein Ausfliessen der Dotterkörner aus ihr eder an der geborstenen Stelle, oder an einer bestimmten, wie 25 * 384 Hr. Dr. Meissner sagt, an der Spitze, welche seine Mikropyle enthält, noch endlich die rückbleibende Hülle selbst beobachten köunen. Wenn man ein Ei presst, so sieht man vielmehr in der Regel zuerst an ver- schiedenen Stellen der Peripherie, ganz besonders aber auch an der Spitze, mit welcher die Eier zusammenhingen, und zwar ganz natür- lich, weil hier die Isolation der Eier von einander noch nicht vollendet war, Sarkodetropfen aus der Dottermasse hervordringen und dann letztere allmählich zerquetscht werden. Ich habe auch schon in meiner Widerlegung bemerkt, dass die Erscheinung des Hervortretens der Sarkode aus der Dottermasse sowohl bei Druck, als auch bei Berüh- rung mit einer wässerigen Flüssigkeit bei diesen Ascariden ganz be- sonders ausgebildet wahrzunehmen ist und in keiner Weise für ein Abheben der Dötterhaut durch endosmotisch eindringendes Wasser ge- halten werden könne. Der Schein einer solchen Hülle ist freilich zu- weilen sehr gross, obgleich icb dieses namentlich an diesen Eiern von Ascaris nicht einmal sagen möchte, besonders aber kann er dann täu- schend sein, wenn die Körnchen, welche die homogene Bindemasse einschliesst, nicht gleichmässig in ihr vertheilt sind, sondern, was oft der Fall ist, mehr gegen das Centrum, hier um das Keimbläschen herum, angehäuft, daher gewissermassen von einer hellern Peripherie umgeben sind. Das ist namentlich hoch oben in der Eiröhre der Fall, und dieses Ansehen ist es offenbar, welches Hrn. Dr. Meissner ver- anlasst hat, hier überall Zellen zu sehen. Die Wichtigkeit dieser Frage hätte aber vor Allem auch Hrn. Dr. Meissner zu einer genauern Prüfung veranlassen sollen, da seine ganze Darstellung der Eibilduug und weiterhin auch der Befruchtung auf ihr basirt. Mit dem Mangel der Dotterhaut an den Eiern mangelt auch die Möglichkeit, sie als Zellen zu betrachten, und schon von dieser Seite wird seine Darstellung ihrer Bildungsweise unmöglich, so wie sie sich denn auch nieht direct nachweisen lässt. Es mangelt aber somit weiter auch bis zum Ende der Eierstocksröhre jede Entwicklungs- weise einer Mikropyle, und sollte sie vorhanden sein, so könnte sie erst in dem Eileiter entstehen, wovon bald weiter die Rede sein wird. Ich muss also auch Hrn. Dr. Meissner auffordern, die bier berührte Frage schärfer ins Auge zu fassen, und auch ihn darauf aufmerksam machen, dass von ihrer Entscheidung jedes richtige Verständniss der Eibildung und Entwicklung überhaupt abhängig ist, und wer bei ihr schwankt und sie nicht im einzelnen Falle bestimmt zur Erledigung bringt, niemals in diese wichtigen und fundamentalen Vorgänge Klar- heit und Einheit bringen wird. ' In Betreff der Darstellung und Vorstellung des Hrn. Dr. Meissner über die Bildungsweise der Eier will ich schliesslich hier auch noch hervorheben, dass es nach derselben schwerlich sich erklären lässt 385 wie sich in der Eiröhre eine andere als nur eine scheinbare Rachis, d. h. keine wirkliche, einen Zusammenhang der Eier vermittelnde, finden könnte. Von unserem Ascaris mystax sagt Hr.-Dr. Meissner auch wirk- lich pag. 219, dass nur eine scheinbare Rachis durch die Gesammt- heit der Keimzellen in der Axe des Kanales entstehe, in Wirklichkeit aber jede Eitraube nur eine Scheibe bilde, deren Centrum die Keim- zelle, die Eier aber die einzelnen Sectoren bilde. Nun habe ich aber bereits oben gesagt, dass die Eier wirklich in der Axe des Kanals alle zusammenhängen, eine wirkliche Rachis vorhanden ist, und bei Strongylus armaltus erkannte Hr. Dr. Meissner selbst, dass sich eine solche wirklich findet, beschrieb sie ausführlich, bildete sie ab und erklärte: «dass er ausser Stande sei, anzugeben, auf welche Weise sich dieses höchst eigenthümliche Verhältniss hervorbilde». In der That ist dieses auch bei der Bildungsweise der Eier nach der Vorstellung des Urn. Dr. Meissner unmöglich, man müsste denn eine Verschmelzung aller seiner Keimzellen unter einander annehmen. Nach meiner Darstellung ist dagegen eine solche Rachis leicht erklärlich. Indessen muss sie nicht durchaus vorhanden sein, da sich ja die Eier leicht schon früher von einander isoliren können, wie dieses z. B. bei Mermis, wo nach der Darstellung des Hrn. Dr. Meissner die Eier weiterhin in Ausbuchtungen der Eiröhre lagen, der Fall zu sein scheint. Ich denke, dass dieses Alles ebenso sehr gegen die Darstellung des Hrn. Dr. Meissner, als für die meinige spricht. Wir wollen nun aber die Eier weiter in dem Genitalschlauch von Ascaris mystax verfolgen. Auf die Eiröhre folgt mit einer Abschnü- rung, wie ich schon früher angab, ein etwa zolllanges Stück der Ge- nitalröhre, welches Dr. Nelson Eileiter nannte, worin ich ihm folgte, während Hr. Dr. Meissner es Eiweissschlauch nennt, wofür ich nicht den mindesten Grund aufzufinden vermag, da hier von einer etwaigen Eiweissbildung um die Eier herum gar nicht die Rede ist. In dieses Stück der Genitalröhre hatte schon früher Dr. Nelson die Befruchtung der Eier unter Eindringen seiner sogenannten Spermatozoiden in dieselben verlegt. Dasselbe behauptet Hr. Dr. Meissner, nur in einer eiwas andern Weise, während ich behauptet habe, die Gebilde, welche Dr. Nelson hier als Spermatozoiden beschrieben habe, und welche auch Hr. Dr. Meissner für solche hält, seien Epithelialgebilde dieses Eileiters, und das scheinbare Eindringen dieser Epithelialeylinderchen in die Eier, redueire sich auf ein blos zufälliges Ankleben an die Oberfläch® der- selben. Ich habe dabei nichts Positives über die Befruchtung der Eier, Eindringen oder Nichteindringen von Spermatozoiden gesagt, sondern nur behauptet: Dr. Nelson’s Spermatozoiden sind keine Spermatozoiden, und dringen auch nicht in die Eier ein. Dasselbe sage ich nun auch ‚noch jetzt rücksichtlich der Behauptung des Hrn. Dr. Meissner. 386 Hr. Dr. Meissner weicht von Dr. Nelson nur insofern ab, als er die Eier von einer Dotterhaut umgeben, aber an ihrem spitzen Ende mit einer durch die Ablösung von ihrer Keimzelle entstandenen Mikro- pyle versehen in. den Eileiter treten, und bier die Spermatozeiden nicht wie bei Dr. Nelson überall und an verschiedenen Stellen, sondern nur durch seine Mikropyle in. die Dottermasse eindringen lässt. An dieser Mikropyle will er die kegellörmigen oder eylindrischen Spermatozoiden mit ihrer flockigen Basis haften und eindringen gesehen haben. Dr. Nel- son liess die eingedrungenen Spermatozoiden sich im Innern des Eies in ihren Gestalten verändern und endlich auflösen. Hr. Dr. Meissner glaubt einen bedeutenden Schritt weiter in dieser Einsicht gethan zu haben, indem er die Verwandlung der Spermatozoiden in Fett er- kannt habe. Auch hier gibt sich übrigens Hr. Dr. Meissner nicht viele Mühe, meine den Cardinalpunkt der ganzen Sache, wie sie vorlag, ent- scheidende Behauptung, dass jene sogenannten Spermatozoidenkegelchen Epithelialgebilde seien und festsitzen, genauer zu prüfen und zu widerlegen, sondern er begnügt sich (pag. 216) mit der Behauptung, dass ich sie nicht richtig erkannt und meine sie betreffenden Angaben irrthümlich seien, und nur pag. 222 zu sagen: dass, so wie auch ich bemerkt habe, die Samenkörperchen hie und da mit ihrem flockigen Ende, an der innern Oberfläche des Eiweissschlauches, obwohl der- selbe glatt und durch Zellmembran begränzt sei, 'anhafteten. Kein Wort davon, ob Hr. Dr, Meissner sich bemüht, nach ‚meiner Anweisung solehe Präparate anzufertigen, bei denen die zottige, mit den soge- nannten Samenkörperchen bedeckte innere Fläche des Eileiters direet zur Reobachtung kam, wobei dann allein die Sache genau geprüft wer- den konnte. Hr. Dr. Meissner hält aber die Natur jener Cylinder als Spermatozoiden für erwiesen, freilich, wie: wir sehen werden, ebenso ohne meine dagegen beigebrachten Gründe zu prüfen, und somit sind sie dann eben auch keine Epithelialeylinder. Ich muss also nun hier nochmals die Verhältnisse jenes Eileiters und der Eier in ihm genauer darlegen. Mit jener Abschnürung, mit welcher die Eiröhre in das folgende Stück Dr. Nelson’s und meine Eileiter übergeht, ändert sich die Structur der Röhre vollkommen. Der parallel faserige Bau derselben hört auf, sie besitzt eine homogene Grundmembran, und ihr Inneres ist zotlig. Dr. Nelson (pag. 574) und Dr. Meissner (pag. 213) beschreiben die innere Oberfläche als mit grossen kernhaltigen Zellen mit: körnigem - Inhalt besetzt, deren jede einen ins Lumen des Schlauches stark vor- springenden hügeligen oder auch wohl entschieden zottigen, zungen- förmigen Wulst bilde. Ich kann diese Beschreibung und Bezeichnung höchstens nur auf das letzte Stück des Eileiters passend finden, dessen innere Oberfläche in der That nur mit rautenförmig gegen einander 387 gedrängten, einen grossen hellen Kern besitzenden, feinkörnigen, nicht ganz abgeplatteten Zellen besetzt zu sein scheint. Der ganze übrige Eileiter besitzt aber entschieden überall ins Lumen desselben herein- tretende Zotten, die den Kanal’ bedeutend verengern, indem er sich gewissermassen nur zwischen denselben fortsetzt. Diese Zotten sind nun mit den sogenannten Samenkörperchen oder, wie ich behaupte, mit eigenthümlichen Epithelialkegelchen. besetzt, welche an ihrer fein- körnigen, flockigen Basis mit der feinkörnigen und flockigen Masse _ jener Zotten unmittelbar zusammenhängen, diesen angehören, an sie angewachsen sind, von ihnen unzweifelhaft producirt werden. .Die Verhältnisse, in welchen sie sich finden, sind verschieden, und ich will dieselben hier zunächst nur insofern erörtern, als sie sich auf den Eileiter beziehen, später von ihrem Verhältuiss zu den Samen- körperchen des Männchen. Es ist zunächst gewiss, dass die Verbindung der Kegelchen mit dem Stroma, auf welchem sie aufsitzen, eine äusserst zarte ist, und daher sehr leicht zerstört wird; ja es ist wohl keinem Zweifel unter- worfen, dass sie überhaupt ephemere Gebilde sind, und ibre Bestim- mung eine transitorische, höchst wahrscheinlich auf die Umbildung einer Dotter- und Schalenhaut um die Eier sich beziehende ist. Bei meinen früheren Untersuchungen glaubte ich sie in allen Theilen des Eileiters gleichmässig entwickelt gefunden zu haben, was vielleicht auch dann wirklich der Fall ist, wenn, wie ich damals fand, der ganze Eileiter voller Eier ist. In den neueren Zeiten habe ich, wie Dr. Nelson und Meissner, den Eileiter häufig zum grössten Theile: leer von Eiern und dieselben meist nur im Anfange und Ende desselben in grösserer Menge angehäuft gefunden. Bei einer gewöhnlichen, nicht sehr achtsamen Untersuchungsweise wird man auch in diesem Falle glauben können, jene Epithelialkegelchen im ganzen Eileiter zu finden, ja es kann dieses wenigstens im abgelösten Zustande auch wirklich der Fall sein. Dennoch glaube ich mich jetzt überzeugt zu haben, ' dass dem nicht so ist. - Vor Kurzem habe ich zunächt einen Wurm untersucht, welcher, obgleich 70 Min. lang, dennoch nicht sehr stark entwickelte Genitalien besass, sich mit Ausnahme eines zweiten noch sehr kleinen Wurmes ganz allein in dem Darme einer Katze befand, und allem Anscheine nach nicht befruchtet war. Ich will es keineswegs verschweigen, dass sich bei demselben in den ganzen Genitalien jene Kegelchen und ihre Derivate nicht vorfanden, glaube indessen nicht, dass man daraus so- gleich folgern dürfe, dass sie eben nur von dem Männchen und von der Befruchtung herrührten. Denn es waren zugleich nur wenige Eier ‚in den ganzen untern Abschnitten der Genitalien, Eileiter, Uterus und Scheide zugegen, und worauf ich ein besonderes Gewicht lege, diese 388 Eier waren sehr verschieden von denen sonst vorhandenen, wo man vollkommen entwickelte und befruchtete Eier vor sich zu haben glaubt; namentlich zeigte das Chorion nicht seine sonst so charakteristische, körnige Beschaffenheit, erschien nur lamellös und nicht so dick; der Dotter war weniger voll und kleiner, so dass ich also den Mangel jener Cylinderchen nur als den Ausdruck der Unreife der Geschlechts- functionen überhaupt betrachte. Dann glaube ich mich weiter überzeugt zu haben, dass. die Gy- linderchen sich nur an denjenigen Stellen des Eileiters vorzugsweise finden, wo sich Eier befinden, mit Ausnahme des obersten Stückes desselben. Oeffnet ınan sorglos den Eileiter an irgend einer Stelle, so fliessen solche Cylinderchen zwar allerdings ebenfalls gewöhnlich in sehr grosser Menge aus, allein dieses rührt nur davon her, weil sich die ganze Eiröhre meist überall in einem so angefüllten, gespannten Zustande befindet, dass, wenn man sie an irgend einer Stelle öffnet, hierhin sogleich ein Strömen der Contenta auch von weit entfernten Stellen erfolgt, die also andere Zustände und Stadien darbieten, als sie der geöffneten Stelle direct entsprechen. Wenn ich diese Täu- schung vermieden habe, so glaube ich mich überzeugt zu haben, dass, wie gesagt, das alleroberste und jedes von Eiern leere Stück des Ei- leiters, jene Epithelialkegelchen nicht producirt, obgleich sie auch, in solchen sich im abgestossenen Zustande häufig finden. Wenn man die- jenigen Stellen des Eileiters, wo man Eier stecken sieht, möglichst frisch und sehr sorgfältig öffnet, und so mit zwei Nadeln der Länge nach spaltet oder von einander reisst, dass die innere zottige Fläche nach Aussen tritt, so zeigen sich zwar, wie ich früher schon angab, bei dieser verhältnissmässig sehr rohen Behandlung die meisten Cy- linderchen ebenfalls abgelöst und fliessen fort; allein einzelne Stellen erhalten sich so unverletzt, dass man hier sich mit vollster Sicher- heit überzeugen kann und muss, dass die Cylinderchen dicht gedrängt “ alle an ihrer Basis mit den feinkörnigen Zotten der innern Fläche voll- kommen vereinigt sind. Sowohl ich selbst, als Hr. Prof. Leuckart und Dr. Eckhardt, haben diese Verbindung mit den allerzweifelndsten Augen häufig untersucht, mechanische Bewegung, Strömung von Flüssigkeit hinzutreten lassen, und immer nur die Ueberzeugung gewinnen kön- nen, dass das eine natürliche, organische, keine zufällige Verbiodung sei. Nie, obgleich Tausende von Cylinderchen frei und abgelöst zu- gegen waren, habe ich jemals ein solches mit seiner Spitze oder sei- nen Flächen an dem flockigen Boden der Zotten so anhaften sehen, dass daraus nur im Entferntesten der Schein einer wirklichen Ver- bindung entstanden wäre. Immer sitzen die Kegelehen init ihrer Basis, welche genau dieselbe fockige Beschaffenheit hat, als der.Boden der Zotte, auf dieser auf; sie haben stets die der Gestalt und Lage der 389 Zotten entsprechende Richtung; kurz es ist nicht möglich, die Ueber- zeugung der organischen Verbindung abzuweisen. Ich erbiete mich Jedem die Frage an dem Object selbst vorzulegen, und habe auch Präparate angefertigt, welche so gut, wie das bei einem so äusserst zarten Objecte nur immer möglich ist, den Beweis liefern. Selbst - wenn man nicht, wie Hr. Dr. Meissner, das Epithelialeylinderchen auch _ an seiner flockigen Basis von einer glatten Zellmembran überzogen sein lässt, wären diese Verhältnisse, als zufällig gedacht, ganz unbegreiflich. | Ich behaupte also, die innere zottige Oberfläche des Eileiters be- deckt sich vorübergehend, wenn die ihrer Reife entgegengehenden Eier durch ihn hindurchtreten, mit einer eigenthümlichen Form eines Cylinder- ' epitheliums, welches zeitweise abgestossen wird und höchst wahr- scheinlich zu der Bildung der Dotter und Schalenhaut um die Eier beiträgt. Ich glaube endlich selbst verschiedene Entwicklungsstadien dieses Epitheliums gesehen zu haben, nämlich solche, wo diese Qy- linderchen erst eben, und zwar dann mehr in einer halbkugeligen Form aus ihrem Mutterboden hervortreten, bis zu den Formen der Kegelchen und Cylinderchen, die man meist an den abgelösten am entwickelsten auftreten sieht. Was nun die Eier in dem Eileiter betrifft, so gelangen sie nicht mehr durch die Rachis zu Haufen vereinigt, sondern einzeln, aber noch in eckigen Gestalten, aus dem Endstücke der Eiröhre in das oberste Stück des Eileiters. Sie besitzen hier ebenso wenig, wie in der Eiröhre, eine Dotterhaut, obgleich sie auch hier scharfe Contouren darbieten. Letzteres ist indessen begreiflich an derjenigen ihrer Spitzen, mit welcher sie in der Rachis vereinigt waren, am wenigsten der Fall, | da hier ihre Isolirung von einander zuletzt, und zwar so eben erst erfolgte. Dieses ist der einzige Grund des Anscheins einer Mikropyle, welche Hr. Dr. Meissner hierhin mit grosser Bestimmtheit verlegt, - welche ich indessen ebenso bestimmt bestreiten muss. Wenn die Eier weiter in den Eileiter herab gelangt sind, werden dagegen ihre Contouren immer schärfer, und ich glaube, wie ich auch schon in meiner «Widerlegung» angab, dass es keinem Zweifel unter- liegt, dass sich hier die Oberfläche der Dottermasse unzweifelhaft unter Mitwirkung eines Secretes des Eileiters zu einer Dotterhaut eondensirt. Bei Druck, 'bei Zerquetschen des Eies, bei Zutritt von Wasser oder Salzlösungen, wobei die Eier aufgehen oder zusammensinken und sich runzeln, entwickeln sich jetzt in der That solche Erscheinungen, dass die Gegenwart einer solchen zarten Hülle nicht zu bezweifeln sein ‚möchte, obgleich es mir auch hier noch nicht gelang, sie direet und lirt zu beobachten. Aber auch selbst hier muss ich die Möglichkeit der Annahme einer Mikropyle wieder bestreiten; die Bier sind dann meist auch schon rundlich geworden, und an keinew Stelle, wie ich 390 sie auch wenden oder drehen mag, kann ich ein Ansehen beobachten, welches zu einer solchen Bezeichnung ermächltigte. Hr. Dr. Meissner hat nun, wie oben schon bemerkt, behauptet, an der Mikropyle: seiner Eier das Eindringen seiner und Dr. Nelson’s Samenkörperchen, meiner Epithelialeylinder, beobachtet zu haben, und bildet eine Gruppe von Eiern ab, an deren Mikropyle ein solches Cy- linderchen mit der Basis anhaftet, Er widerspricht Dr. Nelson, dass dieses Eindringen auch an anderen Stellen erfolge; sodann beschreibt er ausführlich die Veränderungen, welche die Samenkörperchen sowohl in dem Ei, als die, welche nicht in die Eier gelangen, erleiden, glaubt durch dieselben eine Metamorphose derselben in Fett erweisen zu kön- nen, und lässt sie’ sich endlich mit den Elementen des Dotters vereinigen. Auch rücksichtlich dieser Angaben muss ich bei dem, was ich in Betreff der analogen des Dr. Nelson in meiner Widerlegung pag. 32 gesagt habe, bleiben. Es geschieht allerdings und ist durchaus nicht zu verwundern, dass man zuweilen ein abgelöstes Epithelialeylinderchen mit seiner weichen lockigen Basis irgendwo an der Oberfläche des Dotters, namentlich so lange er noch nicht von einer Dotterhaut um- geben ist, anhaften sieht. Es ist ferner begreiflich, dass dieses mög- licher Weise am leichtesten an der Spitze der Eier geschehen könnte, mit welcher sie sich erst eben von einander getreunt haben, die daher am wenigsten scharf begränzt ist; ‚allein ich muss letzteres dennoch bestreiten; ich habe ein solches Anhaften der Cylinderchen zwar über- haupt nur selten, aber dann an allen möglichen Stellen der Oberfläche der Eier gesehen. Es geschieht dieses um so leichter, wenn, wie _ich auch schon hervorhob, die Eier oder das ganze Präparat schon einige Zeit mit Wasser oder einer Flüssigkeit in Berührung waren, wodurch ein Anhaften an die Oberfläche des Eies durch Auflockern oder Ge- rinnen derselben und der flockigen Basis der Cylinderchen herbeige- führt wird. Ebenso wird dieses Anhaften durch Bedecken mit einem Deckgläschen, und ganz vorzüglich durch Bewegen und Rollen der Eier mittelst desselben, deren sich Hr. Dr. Meissner nach seiner eige- nen Aussage (pag. 224) ganz vorzüglich bediente, um solche Bilder zu erhalten, begreiflicher Weise sehr befördert. Man wird dasselbe um so seltener, ja, ich kann wohl sagen, gar nicht sehen, je sorg- fältiger man das Präparat behandelt, je frischer man es untersucht. Ich erkläre also diese Bilder für ganz hedeutungslos und nichts be- weisend. In das Innere der Eier eingedrungene Cylindercben und soge- nannte Samenkörperchen habe ich nie gesehen. Wohl habe ich Bilder ‚von Eiern gesehen, die denen von Hrn. Dr. Nelson, wie denen von Hrn. Dr. Meissner Fig. 6 ce und Fig. 7 a gegebenen einigermassen glichen. Aber es wird Hrn. Dr. Meissner schwer werden, selbst durch diese 391 von ihm gezeichneten Bilder Jemanden zu überzeugen, dass dieses dieselben Samenkörperchen oder Gylinderchen seien, die eben in ganz anderer Gestalt an seiner Mikropyle ansitzen. ‘Doch habe ich nie solche scharfbegränzte helle Körperchen in den Eiern gesehen, sondern nur, wie ich ebenfalls schon früher bemerkte, allerdings häufig Dotter mit ungleich vertheilten Dotterkörnchen oder fleckige Dotter, solche, die daher scheinbar Blasen oder helle Körperchen enthielten, in wel- chem Ansehen unter verschiedenen Umständen, auf verschiedene Sta- dien und bei verschiedenen Thieren die grössten Verschiedenheiten vorkommen. Ich muss daher solche Bilder bis jetzt ebenfalls für be- deutungslos halten und kann sie auf keine Weise als durch die ein- gedrungenen Samenkörperchen veranlasst, zugeben. Was die Metamorphosen der abgestossenen Cylinderchen ‘oder Hrn. Dr. Meissner’s Samenkörperchen betrifft, so werde ich auf das For- melle davon weiter unten zu sprechen kommen. Den chemischen Theil könnte ich unberührt lassen und im Allgemeinen auch nichts dagegen einzuwenden finden, eine Umwandlung in Fett für möglich zu halten. Allein bei dem Gewicht, welches Hr. Dr. Meissner darauf “ legt, und den Folgerungen, die er sogar in Beziehung auf die Theorie der Befruchtung daran knüpft, muss ich bemerken, dass es ihm schwer fallen dürfte, durch seine in dieser Beziehung gemachten Beobachtun- gen und Angaben, irgend Jemand von dieser Feilmetamorphorse zu überzeugen, auch überhaupt einen solchen Beweis zu liefern. Zunächst will ich weiter nur noch Einiges über die Eier bemerken. Schon im Endstücke des Eileiters beginnt ausser der schon vorerwähn- ten Umbildung der Dotterhaut auch die Umbildung des Chorions. Dieses geht aus der körnigen oder gezähnelten Beschaffenheit der Oberfläche des Eies heryor. Doch ist die Bildung des.Chorions im Bileiter noch _ nie so weit vollendet, dass dasselbe den Dotter schon als eine deut- lich von ihm getrennte und selbstständige Hülle umgäbe. Dieses An- sehen und diese Beschaffenheit des Chorions, so wie sein schön ge- körntes Ansehen, tritt erst immer mehr und mehr an ihm hervor, je weiter das Ei in den Uterus und in der Scheide herabgerückt ist. Das Chorion hat endlich eine ansehnliche Dieke und umgibt den Dotter in Durebschnittsansicht wie ein ziemlich breiter und heller Ring, gleich der Zona pellucida des Säugethiereies, nur dass der äussere Rand fein gezahnt oder körnig erscheint, und man dann bei Verstellung des Focus diese Beschaffenheit an dem ganzen Chorion sehr deutlich und schön wahrnimmt. Nur zwei Mal habe ich ein nicht körniges Chorion, son- dern mehr ein faseriges, geschichtetes gesehen, in dem oben schon erwähnten Falle bei einem isolirten Wurme, und ein zweites Mal am 9. Mai d. J. bei einem andern, wo ebenfalls die Epithelialformation oder die sogenannten Samenkörperchen sich in den ganzen Genitalien nur 392 in sehr wenigen, kaum noch erkenubaren Ueberresten vorfanden. Ich halte diese beiden Fälle für abweichende, und wundere mich desshalb in der That, dass Hr. Dr. Meissner Fig. 7 gerade nur solche abbildet, die ähnlich wie in diesen Fällen aussehen, dagegen keine mit ge- körntem Chorion, wie sie sich in der Regel finden, und meiner Ansicht nach allein reife und vollkommen entwickelte Eier bezeichnen. In der Regel liegt ferner diesem Chorion der von der Dotterhaut umgebene Doiter so dicht an, dass man diese Dotterhaut nicht für sich erkennen kann. Oefter indessen sind beide doch auch an einer Stelle oder im grössten Umfang von einander entfernt, man sieht dann den durch die Dotterhaut scharf begränzten Dotter von dem Chorion isolirt, und besonders diese Fälle eignen sich dann ganz vorzüglich durch Sprengen des Eies die Gegenwart einer isolirbaren Dotterhaut zu demonstriren. Das Ansehen des Dotters dieser reifen Eier ist, wie ich auch jetzt wieder wiederholen muss, immer ein durchaus gleichförmiges, in der Mitte durch grössere Anhäufung der Dotterkörner dunkleres als in der Peripherie. Jedes abweichende Ansehen, wie schon Dr. Nelson und ebenso Hr, Dr. Meissner Fig. 7b u.c es wieder abgebildet hat, kann ich nur für ein zufälliges, anomales, durch innere oder äussere störende Ursachen herbeigeführtes erklären; die Zahl der Beobachtungen ist hier zu entscheidend. Ebenso muss ich auch, nachdem ich aufs Neue sicher gegen 100 Würmer aus etwa einem Dutzend Katzen untersucht habe, erwähnen, dass ich nie bei einem frisch untersuchten Wurme irgend ein Entwicklungsstadium des Eies gesehen habe. Endlich bleibt mir nun noch die Erörterung über die Beschaffen- "heit der sogenannten Samenkörperchen in dem Uterus und in der Scheide übrig. Wie ich schon in meiner «Widerlegung» angab, halte ich die Formen dieser Elementargebilde, welche man zwischen den Eiern in dem Uterus und der Scheide trift, für Effecte der rückgängigen Me- tamorphose und allmählichen Auflösung der aus dem Eileiter mit den Eiern herabgelangten abgelösten Epithelialkegelchen oder Gylinder. Dass sie hier einmal nicht gebildet werden, steht fest; nie findet man sie auch in einer nur scheinbaren Verbindung mit der innern Oberfläche des Uterus und der Scheide, was, da namentlich erstere ebenfalls noch eine sehr weiche und llockige Beschaffenheit besitzt, unter an- derem abermals dafür spricht, dass jene Befestigung in dem Eileiter keine zufällige ist. - Ich glaube nun, wie gesagt, in den hier im Uterus und der Scheide vorkommenden Gebilden, die Stadien der Rückbildung von jener Cy- linder- oder Kegelform in dem Eileiter zu einer mehr rundlichen kör- nigen auffinden und nachweisen zu können, in welcher letztern Gestalt ” 393 sie dann den Samenkörperehen aus dem Männchen einigermassen glei- chen. Hr. Dr. Nelson und Hr. Dr. Meissner lassen umgekehrt durch eine progressive Metamorphose die runden Samenkörperchen des Männ- chen sich in jene eylindrischen kegelförmigen des Eileiters verwandeln. - Hr. Dr. Meissner lässt inzwischen von diesen wieder die ungeheure Mehrzahl, die nicht in die Eier gelangen, ebenfalls, wenigstens formell, in eine regressive Metamorphose, wie erwähnt, in Fett übergehen. , Der Inhalt der Scheide und des Uterus bietet also auch nach Hrn. Dr. Meissner ein sehr schwierig zu beurtheilendes Gemenge und Gemisch von in progressiver und regressiver Metamorphose begriffener Samenkörper- chen dar. Ich halte schon diese Annahme für bedenklich. Dann aber kann ich eben nicht anders, als dabei bleiben, dass die Formen, welche man zu sehen bekommt, nicht im Geringsten den Eindruck einer progressiven Metamorphose hervorrufen. Dieses durch eine Be- schreibung darthun zu wollen, würde ein allzu langweiliges und schwie- riges Unternehmen sein. Wenn es sich aber verhielte, wie Dr. Nelson und Dr. Meissner annehmen, dass diese Körperchen wirklich alle von “ den Samenkörperchen des Männchen herrührten, so sollte ich glauben, man müsste sie von der Vulva an in der Scheide und herauf durch die Uteri theils in Form, theils in Zahl allmäblich von den Formen und der Zahl der Samenkörperchen sich entfernend, aber doch immer scharf gezeichnet, verfolgen können. Allein dieses ist nie der Fall. Ihre Zahl ist immer in der Scheide am kleinsten, in dem Eileiter am grössten, und wie ich schon früher bemerkte, grade hier so ungeheuer gross, dass auch dieses aller Wahrscheinlichkeit und Analogie entbehrt. Niemals habe ich sie etwa nur in Scheide und Uterus, wohin sie vor Kurzem durch die Begattung gelangt wären, und nicht auch in dem Eileiter gefunden. Nie, muss ich endlich, was die Formen betriflt, behaupten, findet sich auch eine völlige Uebereinstimmung in der Form der entwickeltsten Samenkörperchen des Männchens, und denen - in Scheide und Uterus, sondern immer nur eine gewisse Aehnlichkeit, die beide zwar auf dasselbe Element zurückzuführen möglich machte, in keiner Art aber einen Beweis enthält. Die Formen haben hier in der Scheide und im Uterus immer etwas Unbestimmtes und die Aehn- lickeit wird durch Nebenunistände und Einflüsse, nämlich durch die Entwicklung von Sarkode aus den sich vorfindenden Elementargebilden und dadurch bedingtes Zellenansehen mehr hervorgebracht, als durch irgend welche wesentlichen Charaktere. Ich erkläre indessen hierdurch ausdrücklich, dass ich mich in allem Diesem nur mit einem gewissen Rückhalt ausspreche. Denn es unterliegt ja wohl keinem Zweifel, dass jedenfalls die Spermatozoiden des Männchen in die Genitalien des Weibchen, ja in irgend einer Weise wohl auch in die Eier hineingelangen. Es ist mir aber nicht geglückt, die 391 Form und Art, in welcher dieses geschieht, mit Sicherheit zu ermitteln. Was ich in dieser Hinsicht beobachtet, werde ich weiter unten mit- theilen. Nur das will ich hier festhalten und behaupten, die Identität der reifen Samenkörperchen des Männchen, wie sie Dr. Nelson und Dr. Meissner beschreiben und abbilden, mit den Körperchen ‘in der Scheide, Uterus und Eileiter, die sie als progressive Metamorphosen der ersteren betrachten, ist nicht erwiesen, ja besteht entschieden in Beziehung auf die Cylinderchen im Eileiter nicht. Ich ‚will endlich hier auch noch meiner frühern Beobachtung einer zweiten Art von Körperchen in der Scheide und dem Uterus erwäh- nen, nämlich runde, scharf begränzte, das Licht stark brechende Kör- perchen, die sich auch in vollständiger Uebereinstimmung bei dem Männchen finden, aber einstweilen nur, um zu erwähnen, ‘dass sie nichts mit den unregelmässigen, allerdings Fettpartikelchen ähnlichen Körperchen gemein haben, welche Hr. Dr. Meissner aus der regressiven Metamorphose seiner Samenkörperchen hervorgehen lässt, wie er p: 228 seiner Abhandlung vermeint. Solche unregelmässige Partikelchen viel- leicht von Fett, vielleicht aber auch ebenso gut von einem Eiweiss- körper, finden sich am häufigsten in dem allerobersten Stücke des Eileiters, gleich hinter seiner Abschnürung von der Eiröhre, kommen aber auch in der ganzen Ausdehnung des Eileiters, Uterus und der Scheide vor. Jene von mir erwähnten Körperchen dagegen sind ganz anderer Natur und Beschaffenheit, und von Hrn. Dr. Meissner wahr- scheinlich gar nicht gesehen worden; denn kein Mensch würde sie für Fetttröpfehen und Producte irgend einer regressiven Metamorphose halten. Sie finden sich, wie erwähnt, ganz identisch auch innerhalb der männlichen Genitalien, zu deren Berücksichtigung ich nun über- gehe, nachdem ich nur noch erwähnt habe, dass diese bisher er- wähnten, von Dr. Nelson, Dr. Meissner und früher auch von mir allein berücksichtigten Elementargebilde innerhalb der weiblichen Genitalien nicht die einzigen sind, sondern noch eine ander Art vorkommt, wie ich bald zeigen werde. Die Bildung der Samenkörperchen erfolgt in dem Hodenkanal von Ascaris mystax ganz genau ebenso, wie die der Eier in der Eiröhre. Das äusserste blinde Ende des Hodenkanals gleicht dem äussersten Ende der Eiröhre so vollkommen im Aeussern und Innern, dass ich kaum glaube, dass auch der unterrichtetste Beobachter dieselben von einander zu unterscheiden vermag. Auch hier ist das alleräusserste Stück des Kanals durch seinen blassen gleichförmigen Inhalt, von dem darauf folgenden Theile deutlich geschieden; auch hier erhält dieses ” 395 _ äusserste Stückchen in seiner Spitze eine blasse kernhaltige Zelle, vielleicht noch einige andere sehr blasse Bläschen oder Körperchen und wenige dunklere Molecüle. Das folgende Stück des Hodenkanals ist auch hier ganz mit etwas grösseren, blassen, das Licht ziemlich stark brechenden, einen kleinen Kern enthaltenden Bläschen erfüllt, in denen wahrscheinlich eine Vermehrung durch endogene Zellenbildung statt- findet. Allein dieselben sind auch hier durch eine anfangs nur homogene, später feinkörnige Bindemasse so unter einander zusammenhalten, dass es nicht möglich ist, sie zu isoliren und zu einer ganz genauen Beob- achtung aus dem sehr engen Kanal herauszubringen. Gewiss aber ist ihr Verhalten hier ganz genau ebenso wie bei dem Weibchen, so dass es mir unbegreiflich ist, wie Hr. Dr. Meissner bei dem Weibchen hier- bin die Entwicklung seiner rosettenförmigen Keimzellen und Eier ver- legen, und nicht auch für die männlichen Keimzellen ganz denselben Vorgang postuliren konnte. Er findet sich aber hier so wenig wie dort. Die von jenen Mutterzellen produeirten kleineren Tochterzellen erfüllen ferner auch hier anfangs reihenweise angeordnet und von fein- körniger Bindemasse im Ganzen umgeben, den Hodenkanal, welcher selbst ebenfalls wie der Eierstockkanal aus an einander gefügten paral- lelen Fasern besteht. In dem weitern Fortgange isolirt sich aber auch hier die körnige - Bindemasse allmählich immer mehr und mehr um die Keimzellen herum, hier aber sie vollständig von einander abscheidend zu kugelförmigen, wenn auch etwas polygonal gegen. einander gedrängten Massen, die also nicht durch eine Rachis oder etwas dergleichen zusammenhaften. Jede Kugel enthält die Keimzelle mit deren kleinem Kerne, welche in- dessen bald durch die Zunahme der körnigen Substanz ganz verhüllt und dann nur sehr schwer sichtbar zu machen sind, da die Um- } hüllungsmasse auch hier sehr zähe ist und bei Druck die in ihr ent- _ haltene Keimzelle früher vergeht, als die Masse hinreichend aus ein- _ ander weicht, um sie sichtbar werden zu lassen. Diese Kugeln besitzen keine Hülle, haben keine Zellmembran, wie Hr. Dr. Meissner behauptet _ (pag. 210) und auch hier wieder habe ich eine solche keineswegs, wie er sagt, übersehen, sondern ich bestreite ihre Gegenwärt mit Gründen, während Hr. Dr. Meissner für dieselbe keine Gründe beigebracht hat. Er geht auch hier wieder einfach negativ über die Frage, ob eine scharf begränzte kugelförmige körnige Masse eine Umhüllung habe oder müsse, hinweg, was ich abermals nur entschieden tadeln kann, dadurch der ganze Vorgang in ein anderes Licht gesetzt wird. Ich te aber, dass, je genauer man diese Kugeln mechanisch oder Reagentien untersucht, man sich um so bestimmter von dem gel einer häutigen Umhüllung, um so mehr nur von der zühen haffenheit der die Keimzellen umgebenden körnigen Substanz über- 396 zeugt. Schon hier lassen indessen diese Kugeln meist die Erschei- nung der Sarkode Austreibung sowohl von selbst bei Berührung mit einer Flüssigkeit, als auch bei Druck in ausgezeichnetem Grade wahr- nehmen, wodurch der Schein einer Zellmembran unterstützt werden kann. Indem diese Kugeln nun immer weiter herabrücken und dabei an- sehnlich grösser werden, tritt alsdann, beinahe an dem Ende des Hoden- kanals, eine Veränderung und ein Theilungsprocess in ihnen ein, von welchem Hr. Dr. Meissner mit Recht sagt, dass ich ihn früher über- sehen habe, mit Ausnahme des Umstandes, dass in den Kugeln, welche aus diesem Theilungsprocess hervorgehen, die bläschenförmigen Kerne, d. h. die Keimzellen, fehlen, die in ihren Mutterkugeln sich finden, und statt dessen ‘ein weit‘ kleinerer dunklerer Kern in ihnen be- merkt wird. Der Grund, weshalb ich diesen Theilungsprocess übersehen, ist der, weil er auf eine kleine" Stelle des Hodenkanales kurz vor dem Uebergange desselben in das: Vas deferens: beschränkt ist, die sich äusserlich durch Nichts kenntlich ‘macht. Die aus demseibian hervor- gehenden Kugeln sind allerdings kleiner als ihre Mutterkugeln, allein nicht so viel kleiner, als diese auf einem etwas frühern Stadium, wes- halb man nicht so leicht ‘darauf aufmerksam wird. Die Einleitung zu diesem 'Theilungsprocess der Kugeln wird, wie Hr. Dr. ‚Meissner ganz richtig« berichtet hat, “dadurch "eingeleitet," dass ihr bläschenförmiger' Kern j"die'Keimzelle,;“verschwindeb, und dass sich die Körnchen, die "bisherv'ziemlich "gleichmässig vertheilt ‘die Kugeln bildeten, 'eigenthümlich 'strahligy besondersi'gegen die Peripherie der Kugeln unter Aufbellen ‚des Gentrum zu:gruppiren beginnen. Die den strahligen Rand’ bildenden’ ‚Kömehen\ erscheinen‘ dabei : Ir mehr länglich. ulst 14 DUB: LIE ao sis Din iası1loa 98 pe Alsdann beginnt inden 'Kugelnsein Blreika ee dern nach Hrn. Dr. Meissner (pag. 209) michtv/in' ‚einer'-bestimmten»'Progression fortschreitet/"sondern jenaehider Grössevder Muttorkugeln in2,'3, A, 5 und 8 Theile! Ich’ muss dem’ widersprechen tnd°behaupten, dass sich immer" erst zwei, undbdaniv aus Hiesen'vier Kugelnundinieimehr - entwickeln, "wobei es’ dann\allerdings; vorkommeiokann; dass’ manlaıch | einmal "drei- an 'einander"hhften siehe, w eilerdie/Theildng’sichderst/ auf eine der beiden vorausgegargänen Hälfte erstreckt; Dierwegentheilige Angabe des Hrn. Dr?! Meissheraberult audseinervirrthümlichen Inter- pretation\dieses’ Theilmesprödessessüberhauptanv, miellä, lab. Er betrachtet nämlichzwie'sehönlsekwähns, dieiMulterkugeln); die sich. hier theilen," als’ Zellen Hätnlichv'äls äidie'> mib»Moleeulen'gefüll- ten Keimzellen, diessäl der |Spitze/dds Hodenkanals' eritständen" waren. Nach Verschwinden 'ihresbläschenförmigen'Rernes - äberubernimmt der körnige Inhalt gewissermassen 'die"Rolle”des 'Kernes und theilt sich in 397 2, 3, 4, 5—8 Theile, welche jetzt als Tochterkerne in der Zelle wand- ständig werden, die Zellenwand vor sich hertreiben, ausbuchten und sich schliesslich als Tochterzellen von derselben abschnüren. Die Aufstellung dieser, in der bisherigen Zellenlehre neuen Ver- mehrungsweise der Zellen würde Hr. Dr. Meissner wiederum vermieden haben, wenn er das, was ich pag. 23 meiner « Widerlegung» über das Hervortreiben von Sarkode aus solchen kugeligen körnigen Massen, wie sie sowohl die Mutter als Tochterkugeln darstellen, genauer geprüft hätte, anstatt sich mit der Aeusserung zu begnügen, «dass ich die Membran der Keimzelle übersehen und sich die Aeusserung des Zellen- lebens derselben mir entzogen habe». Denn ich muss mit grösster Bestimmtheit darauf beharren, dass der ganze Schein dieses Zellenlebens nur darauf beruht, dass diese Mutter- und Tochterkugeln die Erscheinung, eine fast durchsichtige, das Licht mässig brechende, homogene Substanz bei Berührung mit einer wässerigen Flüssigkeit aus sich hervortreten zu lassen, in hohem Grade besitzen. Es besitzen dieselbe schon die oben erwähnten Mutter- kugeln, noch ‘ehe sich die Theilung in ihnen entwickelt, noch mehr aber tritt sie an ihnen hervor, wenn sich die Keimzelle in ihnen bei der Einleitung des Theilungsprocesses aufgelöst hat, deren Inhalt, wie es scheint, jenen Sarkodebestandtheil der Kugel vermehrt. Es geschieht also sehr gewöhnlich, dass eine solche Kugel, wenn sie sich noch in der Theilung befindet, sich mit einer solchen Sarkodehülle umgibt, welche ‚allerdings bei ihrer vollkommenen Ausbildung den Schein einer Zelle in hohem Grade an sich trägt, und wohl zur Annahme solcher ver- leiten kann. Da die Mutterkugel nieht sogleich, nachdem sich die Thei- lung in 2, 3 und & Theile schon entwickelt hat, aus einander fällt, sondern dinde einzelnen Theile noch an einander haften bleiben, so ge- schieht es ebenso, dass sie alsdann auch gemeinschaftlich in eine ein- | tige Sarkoidehülle eingeschlossen werden, also in einer Zelle zu liegen scheinen. Ja, da diese Kugeln alle, auch die, welche aus der Thei- lung verschiedener Mutterkugeln hervorgehen, sich leicht an einander seizen und zu 3, 4, 5, 6, 7, 8 an einander hängen, so kann es ge- schehen, dass bie auch in solch grösserer Zahl von derselben aus ihneu 'hervortretenden Sarkodemasse umgeben werden, weshalb Hr. Dr. Meissner eine Zerlegung in 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 Kerne für möglich hielt, ob- gleich eine solche ungeregelte Theilung ebenfalls wohl ohne Beispiel ‚sein dürfte. Allein wenn man die Verhältnisse aufmerksamer unter- t, die auftretenden Erscheinungen sorgfältiger verfolgt, so wird sich von der Genesis dieses Scheines überzeugen können; Ar- man rasch und ehe der Hodenkanal in längerer Berührung mit Wasser gewesen ist, so wird man, nachdem man ihn an der betref- den Stelle geöffnet hat, bei dem Ausfliessen seines Inhaltes, ein- Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. VI. Bd. 236 398 fache und in der Theilung‘begriffene Kugeln genug sehen, welche die scheinbare Zelle nicht besitzen. Man könnte nun glauben, sie sei zwar vorhanden ‚gewesen, aber leicht begreiflich zerstört worden; allein dem ist nicht so; bei aufmerksamer Betrachtung wird man finden, dass solche Kugeln dann allmählich sich‘ mit emem hellen Saum zu um- geben anfangen, der häufig anfangs in Form sehr zarter Strahlen oder Spitzen um die Kugeln herum auftritt, welche man manchmal unter seinen Augen hervortreten sehen kann. Ich sagte deshalb, sie glichen in diesem Zustande einigermassen dem Blutkörperchen eines Krebses oder einem Proteus, einer Amoeba, die ihre Fortsätze austreiben. Diese in Spitzen oder auch kugelig hervorgetretene helle Suhstanz ver- einigt sich aber ‘bald zu einer die ganze Kugel umgebenden hellen Blase, welche nun als Zelle erscheint. Der Vorgang entwickelt sich bald rascher, bald langsamer, offenbar, wie mir scheint, verschieden nach dem innern Bildungszustand der Kugel, der, wenn ich so sagen soll, ein leichteres oder schwierigeres Freiwerden eines Theiles des Bindungsmittels seiner Körnchen, eben der Sarkode, bedingt. Oft ge- nug habe auch ich den ganzen Vorgang nicht beobachten können, weil die Zeit der Präparation des Hodenkanales unter Wasser und seines Verbringens unter das Mikroskop schon genügt hatte, alle Kugeln mit einer Sarkodehülle zu umgeben.‘ Allein hier sind die Fälle, wo man die Genesis eines Objeets wirklich (unter seinen 'Augen verfolgen kann, entscheidend, 'und die Beurtheilung ‘des’Gewordenen muss sich’danach richten.» Wer 'tbrigens aueh dieses’ Gewordene mit kritischem Auge betrachtet, ‘der “wird auch! an'ihm’ ınanche "Bestätigung der behaupte- ten Bildungsweise' finden‘ können ; die. Art, wie ‘die scheinbare Zelle sich häufig zui"ihrem Kerne verhält, »der’”nicht‘ bloss stets wand- ständig ist, wie Hr. Dr. Meissner sagt, sondern häufig) ganz: über sie herausragtj“ die Formen) welche; ‚diese‘lZelle ‘bei mechanischen und chemischen: Einwirkungen: anvoimmt,, die Art, wie‘ diese "Zelle sich auf- löst und vergeht;"liefern’ zahlneiche: Beweise ihres‘ Niehtübereinstimmens mit einem wirklich‘ membranösem Bläschen. | f is Zur richtigen “Beurtheilung der''Verhältnisse kann ‚Sun eine: auf- merksame und'öftere Beobachtung der Samenkugeln' selbst; dienen: In der Regel ist«ihr‘ Ansehen! allerdings so), dass man aus demselben auf ihren Gehalt'"an. jeiner solchen‘ homogenen‘ ‚Bindemasse, ‚lan Sarkode, nicht schliessen''kann.'» Allein" öfters !habe' ich’ auch»solche gesehen, bei denen die Körnchen:‘'so in:>uhd ‚durch diese Bindemasse: von, einander entfernt gehalten» wurden; «lass manrsich’des Ausdrucks 'hätte-bedienen können , die Kugeln hätten einen" gallertartigen ‘Kern auf den die Köm- chen eufgelagert oder in dem'isieseingesenkt-seien. »Innanderen Fällen. war aber auch mehr gewissermassen das Umgekehrte vorhanden; die Körnchen bildeten mehr den Mittelpunkt ‚der» Kugel , «die. Bindemass 399 mehr die Peripherie, und die so beschaffenen erschienen dann ganz besonders geeignet, um schnell die Umwandlung in eine scheinbare Zelle zu erfahren. - " Endlich trage ich nun auch kein Bedenken es auszusprechen, dass sich aus diesen Verhältnissen wirklich zuletzt eine Zelle hervorbilden könnte, obgleich ich dafür keine bestimmten Thatsachen beibringen kann. Allein indem sich die Körnchen der aus der Theilung hervor- gegangenen Kugeln immer mehr und mehr condensiren, ihr Binde- mittel, welches sie früher mit einander vereinigte und suspendirt er- - hielt, immer mehr und mehr an ihre Oberfläche tritt und hier vielleicht - ebenfalls eine grössere Dichtigkeit erlangt, so kann sich auf diese Weise in der That eine Zelle aus der früheren Kugel bilden, und ich glaube, dass dieses in dieser Weise eben sehr oft in den Fällen geschieht, wo sich um kugelförmige Massen Membranen, Zellen entwieklen. Ich will es nicht in Abrede stellen, dass auf solche Weise die Samenkörper- ehen dieser Würmer endlich wirklich Zellen werden können. Allein es ist von Wichtigkeit, dass die Bildungsweise derselben richtig er- _ kannt wird, namentlich wenn durch eine ‚irrige Auffassung derselben neue Vorstellungen und Lehren eingeführt werden würden, die wieder zu falschen Voraussetzungen führen würden, wie das hier der Fall ist- Indem Hr. Dr. Meissner die fertigen Samenkörperchen als Zellen auf- - fasst, glaubt er sie auch aus Zellen entstehen lassen zu müssen. Da- durch vindicirt er Objeeten den, Namen von Zellen iund anderen von Kerneny.'deren ganze "physische Beschaffenheit dieser Bezeichnung geradezu‘ widerspricht; so erhält: er«'bläschenartige Kerne und kern- _ artige Bläschen; und verschafft uns eine neue Vermehrungsweise- der en durch Sprossen, welehe. bisher Bee: in keinem andern Falle — gesehen worden ist. mus 4 Allein es ist nicht Hr. ‘Dr. Afrieoriak allein, ‘dem dieses zur Last fällt. Solche Missgriffe und Vebereilungen lasten. schon lange und viel- _ fältig auf unserer Mikroskopie, die'sich anstatt zu vereinfachen, immer _ mehr zu verwirren droht, "weilsldie Hast und Sicherheit der Inter- pretation zur Prüfung keine Zeit ‘lässt und dieselbe (dem Objecte auf- zudrängen verleitet, anstatt'sie von dem Objeete abzuleiten. Es ist in der That nicht möglich, hei» dem Allein.stehen' zu "bleiben, was man sieht;vaberder Gedanke ‚| deri'dası Gesehene; verbindet, sollte stets nur das wirklich Gesehene zum: Object -habenund sich ‘nicht auch noch in ‚Sehen‘ hineindrängen. Dadurch‘ wird. sich freilich mancher Seher- "über Gebühr ıbeschränkd»finden. Allein: die: Geschichte hat. uns längst‘ und: oft belehrt, wohin solehe; der‘ objeetiven Natur- ng ‘durchaus widerspreehenden uanzen die Wissenschaft meistens TEE ET mu A 1) ” dar och unsere 'Samenkörperchen Uhgen; im Endstücke des Hoden- 26 * 400 kanales, frisch untersucht, nur selten das Ansehen einer Zelle an sich. Sie bilden Kugeln oder Körner, die kleiner sind als die Mutterkugeln, aus deren Theilung sie hervorgegangen sind, und durch diese Grössen- verschiedenheit muss man sich zunächst leiten lassen, um die Stelle in dem Hodenkanale aufzufinden, wo dieser Theilungsprocess vor sich geht. Die strahlige Stellung ‘der Körnchen geht an den am meisten herabgerückten oder den in dem Vas deferens oder der sogenannten Samenblase meist nur vereinzelt vorkommenden Körperchen wieder verloren, ja selbst das körnige Ansehen verschwindet zuweilen und wird, ich möchte sagen, mehr krümelig oder bröckelig. Ueberhaupt ist dieses Ansehen bei verschiedenen Thieren zu verschiedenen Zeiten - wechselnd, wovon bald noch mehr. Zunächst will ich nur noch be- merken, dass zwischen diesen bisher berücksichtigten, meist vorhan- denen Samenkörperchen im Ende des Samenkanales und in der Samen- blase die kleinen, hellen, das Licht stark brechenden, runden, scharf begrimzten Körperchen sich finden, die ich auch schon früher be- schrieben habe, welchen ganz ähnliche, wie oben bemerkt, zuweilen auch in den weiblichen Genitalien vorkommen. Hr. Dr. Meissner meint, es seien dieselben weiter entwickelte, schon in der Fettmetamorphose begriffene Samenkörperchen. Ich habe pag. 25 meiner « Widerlegung » dieselbe Vermuthung aber ih einem ganz anderen Sinne ausgesprochen. Ich meinte, es sei möglich, dass- sie die die Befruchtung wirklich be- wirkenden vollkommen entwickelten Samenelemente‘- seien. Hr. Dr. Meissner aber beträchtet 'sie als Producte der regressiven Metamorphose auf einem Stadium, wo die’ Befruchtung durch sie 'hereits nicht’/mehr möglich ist. Ich weis noch jetzt nicht, was ich 'aus»ilinen machen soll. Hrn. Dr. Meissner’s Meinüng kann ich nicht (heilen; ich glaube kaum, dass wir von denselben Objecten reden. Die Körperchen, die ich meine, sind so’'scharf' ausgeprägt "und entwickelt, dass» man’ sie unmöglich für halb in der Auflösung‘ begriffene Körper halten kann. Ich habe in der neuern Zeit! bemerkt,‘ dass sie von da, an"in’ dem Hodenkanale auftreten, "wo 'sich"'derm Theilungsprocess in-‘den Mutter- kugeln entwickelt. Es liegt" dadurch sehr (nahe, \sie alsaus "diesem hervorgehend Zu »beträchten, etwa 'analog den sogenannten Richtungs- bläschen, ‘welche: bei der Dottertheilung zum Vorschein kommen; Viel- leicht könnte man sie auch’ als eine'zweite Art) von Spermatozoiden betrachten wollen, wie ®». Siebold''beii Helix’ vivipara und Zenker bei Asellus aquat. annehmen. *Allein ich" stehe 'um‘'so mehr 'an, ihnen irgend eine bestimmte Bestimmung‘ und'Natur zu vindieiren, ‘da 'wir bald schen werden, dass "ausser "ihnen “noch "eine andereArt räthsel- hafter Elementargebilde sowohl"in ‘den’ männlichen ‘als weiblichen Ge- nitalien auftreten. Ich muss’ nur, 'ehe'ich zur Beschreibung derselben übergehe, jetzt noch’ einmal auf die weiblichen Genitalien in Betreff 2 401 der bisher berücksichtigten Samenkörperchen aus dem Endstücke des Hodens zurückkehren. Hr. Dr. Nelson und Hr. Dr. Meissner lassen diese Samenkörperchen bekanntlich als Zellen mit einem grossen Kern mit Kernkörperchen in die weiblichen Genitalien gelangen, und den Kern sich hier allmählich in jenes Cylinderchen oder Kegelehen umwandeln, welches nach ihnen die vollendete Form des Spermatozoiden darstellt, in welcher er in die Eier eindringt. Sie lassen diese Metamorphose immer in einer Zelle, oder wenigstens in Verbindung mit derselben erfolgen, und Hr. Dr. Meissner will nur zuweilen den cylindrisch gewordenen Kern dadurch frei geworden gesehen haben, dass die Zelle, mit der er verbunden war, platzte. Hr. Dr. Meissner ist auch hier wieder auf meine Erörterung die- ser Verhältnisse gar nicht eingegangen. ‚Ich muss aber der von mir gegebenen Erklärung noch jetzt adhäriren. Ich betrachte zunächst, wie ich schon oben. erwähnte, die Formen von Körperchen, welche innerhalb der weiblichen Genitalien von Dr. Nelson, Dr. Meissner und mir bisher beschrieben worden sind, nicht als progressive Metamorphose der Samenkörperchen. des Männchen, sondern als regressive der abgestossenen Epithelialeylinder des Eileiters des Weibchen, wodurch sie zuletzt..auf einem gewissen Stadium in dem ‚Uterus und der Scheide - eine, gewisse Aehnlichkeit mit ‚den bis jetzt ‚beschriebenen -Samenkörperchen.; des, Männchen am Ende des Hodenkanales erlangen. ‚können... ‘Den Schein einer ‚Zellenbildung an - diesen. Epithelialgebilden habe ich. nach; den directen Beobachtungen, die ich darüber ‚gemacht, ‚auch. hier. ‚als ‚durch Hervortreibung einer Sarkodemasse aus den.Epithelialeylinderehen und namentlich aus ihrer flockigen Basis erklärt ‚(pag. 27. .meiner., Widerlegung).; ‚Ich, muss an diesen Beobachtungen - auch! jetzt: noch. festhalten und behaupten, dass ich ‚das Hervortreten der‘'Sarkode; und, ‚die,allmähliche Umhüllung des Epithelialkegelchens durch: dieselbe, vor; meinen.Augen.oft und vielmals gesehen habe. Alle Ansichten; welche, .Dr.. Nelson, Dr. Meissner und ich ‚von »diesen Körperchen gegeben ‚haben, wenden, auf, diese Weise hervorgebracht , ‚und. sind: diejenigen, ‚welche; Dr. Nelson vorzüglich in den‘ Figuren. 25 — 36. und ‚Dr. Meissner Fig.i2:ciu..di gegeben hat, ent- schieden: falsch: interpretirt, ‚wenn behauptet,,wird, dass, hier das cylin- drische Körperchen, ‚der, Kern; in.ider Zelle liege,, Die; Zelle ‚sitzt zum Beweise ihrer-Genesis immer. an der Basis des Körperchens, d.h. die ‚Sarkode drivgt ihrer grössten! ‘Masse nach immer ‚aus. der abgelösten llockigen. Basis. des Kegelchens(hervor,. aber. sie legt; sich sehr häufig und gewöhnlich - so ‚dass das, Kegelchen; entweder ‚unter, ihr oder auf ihr liegt, und es dann natlirlichbei der. zarten Beschaffenheit der so- genannten Zellmembran (d.h. des Sarkodebläschens) aussieht, als läge Pr 402 er in derselben. Andere Lagerungsverhältnisse und eine zweckmässige Bewegung des Objectes geben davon die entschiedensten Beweise. So bestimmt, wie ich nun aber auch das Gesagte aufrecht erhalte, so will ich indessen dennoch bemerken, dass daraus nicht hervorgeht, dass alle Körperchen, welche sich in der Scheide oder dem Uterus des Weibchens finden, nur aus dieser rückgängigen Metamorphose des Epithelialeylinderchen des Eileiters abstammten. Es kann vielmehr, da es ja wohl keinem Zweifel unterliegt, dass die Samenelemente des Männchen zu irgend einer Zeit in irgend einer Form in die weiblichen Genitalien gelangen, eben sowohl keinem Zweifel unterworfen sein, dass sich dann unter den Elementargebilden innerhalb der weiblichen Geni- talien, auch die Elementargebilde der männlichen finden, und die Aehnlichkeit derselben kann auf gewissen Stufen ihrer Entwicklung und Metamorphose so gross sein, dass es sehr schwer wird, sie von einander zu unterscheiden. Meine positiven Behauptungen in Beziehung auf Dr. Nelson’s Angaben über das Eindringen der Spermatozoiden in die Eier der Ascariden gingen allein dahin, dass ich sagte: Was Dr. Nelson als Spermatozoiden, die in das Ei eindringen sollen, be- schrieben hat, sind solche nicht, sondern sie sind ursprünglich auf der Innenfläche des sogenannten Eileiters producirte Epithelialgebilde, welche aber auch nicht in die Eier eindringen, sondern nur zufällig zuweilen denselben anhaften. Dasselbe sage ich auch noch jetzt rück- siehtlich der gleichen Angaben des Hrn, Dr. Meissner, und füge in Be- ziehung auf diesen noch hinzu, ‘dass derselbe auch die Bildung der Eier und Samenkörperchen irrig beschrieben‘ hat, erstere namentlich keine Mikropyle, wie er sie beschrieben, besitzen. So wie ich aber schon’ damals'nicht wusste, wie die befruchtenden, ganz entwickelten Spermatozoiden des Männchen wirklich und sicher ausschen, und ‘wie diese Befruchtung erfolgt, ‘so sage ich dasselbe auch noch jetzt und bekenne, dass alle meine Bemühungen’, ‘darüber zu einer positiven Sicherheit zu Kommen ‚vergeblich gewesen sind. Wie wenig alles von Dr. Nelson ‚' Dr. ‘Meissner und’ mir darüber bisher Ermittelte und Publieirte aber hiezu genügt, will ieh schliesslich" nun dadurch zeigen, dass ich Verhältnisse beschrieben, die von‘ jenen“bei- den Beobachtern gar nicht, von "mir nur ‘einige Male in’ diesem Früh- jahre gesehen worden sind; deren vollständige Einreihüung aber in das früher und anderweitig @esehene mir"bis jetzt nicht gegluekt ist.” Zuerst Ende März d. J. untersuchte ‘ich Ascariden einer Katze; bei deren Männchen ’es ‘mir nach Präparation der Genitalien sogleich’ auf- fiel, dass die sogenannte Samenblase, ‘welehe man sonst, wie gesagt, meist ganz leer findet, jetzt gefüllt‘ erschien." "Aber bei der Eröffnung derselben kamen nicht, wie ich erwartet'hatte, die bekannten Sameu- körperchen oder Zellen, sondern eine ganz ungeheure Menge ganz | 403 anderer, bisher nie gesehener, ovaler, scharf begränzter, das Licht sehr stark brechender, gelblich schimmernder Körperchen Y3o Mm. lang und. Y3>, Mm. breit zum Vorschein. So wie, sie ausgeflossen und zur Ruhe gekommen waren, zeigten sie eine eigenthümliche auflallende zitternde Bewegung, sehr ähnlich der der Spermatozoiden der Fische, nur vielleicht nicht ganz so lebhaft. Ich konnte aber an ihnen, selbst bei den stärksten Vergrösserungen, bei schiefer Beleuchtung, bei Zu- salz von Jodwasserstoffsäure, die sie noch gelber färbte, doch keiner- lei fadenförmigen Anhang bemerken, durch welchen jene Bewegung etwa hervorgebracht worden wäre. Wenn sie in fliessende Bewe- gung gesetzt wurden, so erkannte man, dass sie cylindrisch waren, und wenn sie sich um ihre Längenaxe drehten, und auf ihre Spitzen gewissermassen zu stehen kamen, so erschienen dieselben in zwei concentrischen Kreisen, der äussere dunkel und scharf contourirt, der innere blasser, woraus sowohl abermals ihre cylindrische Form, als auch die Wahrscheinlichkeit hervorging, dass sie hier an. ihren beiden Enden napfförmig vertieft waren. Lagen sie mit ihrer Längenaxe auf, so war in ihrem Innern Nichts zu sehen, als an ihren beiden Enden ein kleiner heller Kreis, der mir der optische Ausdruck jener napf- förmigen Vertiefung an diesen beiden Enden zu sein schien. Ihre übrige Substanz war ganz homogen. : Wasser, Essigsäure, die gewöhn- lichen Reagentien, übten keinen besondern Einfluss auf sie aus, ausser dass die Essigsäure ihre Bewegung ‚aufhob. Die Mehrzahl war frei und sie. flossen einzeln umher, -allein sehn viele. waren zu sehr ver- sebieden grossen Gruppen: vereinigt, „yon deren manchen man nach der gewöhnlichen Ansicht. hätte sagen ‚sollen,, sie seien in. einer grossen Zelle: eingeschlossen. Allein. genauer „betrachtet, musste ich auch hier, wieder die Ueberzeugung, gewinnen, dass. die Körperchen durch eine.Sarkodemasse vereinigt waren, und zwar, bald so, dass sie von dieser ‚umschlossen ‚erschienen, bald: mehr. ‚auf derselben gewisser- massen aufsassen, und mit ihren. Spitzen an, den Rändern der kugel- förmigen Gebilde, die sie „darstellten ‚...hervorragten.. Neben ihnen fanden. ‚sich auch ‚ kugelförmige. Körperchen von dem gewöhnlichen Ansehen ‚der. Satmmenkörperehen; nur. dass “diese ihr strahliges, Gefüge in sehr -ausgeprägtem Maasse, ansich. trugen, ‚ihre Zusammensetzung aus länglichen. Partikelchen‘ sehr\.deutlieh war und es mir durch zahl- reiche. Zwischenstufen sehr, wabrscheinlich.. wurde, dass sich. die be- schriebenen.‚‚eylindrischen ‚Körperchen aus diesen ‚Kugeln entwickelt haben konnten, indem ihre durch. die Sarkode- vereinigten Elemente sich‘ zu ihnen. ausbildeten und.endlich frei, wurden. Dieselben runden Körperchen , ‚die sich ‚sonst zwischen den gewöhnlichen Samenkörper- chen im Ende des Hodenkanales und in den Samenblasen finden, sah ich in diesem Falle nicht. 404 Sehr erstaunt war ich, als ich ein Weibchen aus derselben Katze öffnete und bei demselben die Scheide, die Uteri und Eileiter von ganz denselben Körperchen, und zwar ebenfalls theils einzeln, theils noch za Gruppen mit einander vereinigt, erfüllt fand. Dagegen fehlten bei demselben die kegelförmigen und ceylindrischen Epithelialgebilde, Nel- son’s und Meissner’s Samenkörperchen gänzlich. Ebenso befanden sich in der Scheide und in den Uteri und Eileitern nur ganz einzelne und offenbar noch, unentwickelte Eier, denen das körnige oder auch nur ein geschichtetes Chorion ganz feblte, und deren Dotter nur von einer zarten Dotterhaut umhüllt zu sein schien, In der Eierstocksröhre ver- hielten sich die Eier wie gewöhnlich. Ganz dieselben Verhältnisse zeigten mehrere andere Männchen und Weibchen aus derselben Katze, und auch in den folgenden Monaten April und im Juli beobachtete ich dieselben bei den Ascariden ‚meh- rerer anderer Katzen, dann aber bis heute nicht wieder. Es war darunter auch ein Fall, wo, während bei einigen Männchen Alles, wie beschrieben war, bei Einem die Samenblase und selbst das Ende des Hodenkanals, keine von allen beschriebenen Körpern, sondern nur ganz unregelmässige grosse und kleine Körnchenmassen, daneben auch unregelmässige Partikelchen einer hellen gallertartigen Substanz ent- bielten, welche alle das Bild der Ueberbleibsel ‚eines abgelaufenen Bildungsprocesses darboten. Ich will es nicht läugnen, dass. mich diese Beobachtungen sehr geneigt machten, anzunehmen, dass ich in den beschriebenen ovalen Körperchen die wirklichen Spermatozoiden gesehen habe. ‚Es wird Jedem einleuchten. dass sich das Beobachtete leicht zu dieser Annahme combiniren lässt. ‚Es könnte auch sehr ‚gut sein, dasssich die völlige Geschlechtsreife, Begattung und Befruchtung bei diesen ‚Helminthen nicht, wie man gewöhnlich annimmt, zu allen, sondern nur zu be- stimmten Zeiten, eben in jenen Frühlingsmonaten findet. Was man früher und später sieht, wären nur theils Bildungs-, theils Entwick- lungsstadien sowohl der Spermatozoiden ‚.alsı Eier; besonders bei, dem Männchen wäre darum die Samenblase ausser. jener Zeit,meist leer u,s. w. Allein ich wage es nicht, diese Ansicht ‚bestimmter auszusprechen, vorzüglich weil es mir eben nicht möglich. war, ‚den, Fortgang, ‚die Be- fruchtung selbst ete. genauer zu verfolgen. Theils andere, Berufsgesehäfte, theils Mangel an Material hinderte mich daran. Sodann beobachtete ich im Juli auch wieder Würmer, deren Genitalien die gewöhnlichen Contenta, die Nelson’schen und Meissner’schen Samenkörperchen, die Epithelialkegelchen, reife Eier mit körnigen Chorion u. s. w. zeigten. Sind aber jene eylindrischen, so scharf gezeichneten Körperchen nicht die Spermatozoiden? Was sind sie dann? Sind sie abnorme Produete der Genitalien, und zwar bei Männchen und Weibehen? Ist 405 ihre Bewegung nur eine Molecularbewegung? obwohl sie selbst dazu fast zu gross und die Bewegung zu lebhaft erschien. Sind sie solche Pseudoplasmen, so würden sie etwa zu den Psorospermien gehören; aber sie glichen keinen mir sonst bekannten und beschriebenen. Nach den Beobachtungen von Hrn. Prof. Reichert (Müller’s Archiv 1847) verwandelt sich bei Ascaris acuminata das Kernkörperchen seiner Brutzellen, nach Auflösung des körnigen Inhaltes derselben, in ein frei- lich noch von einer Zelle umschlossenes Samenkörperchen (Taf. VI, Fig. 28a), welches den von mir gesehenen Körperchen einigermassen ähnlich ist. Es wäre möglich, dass sich meine Samenkörperchen wirk- lich mit einer aus ihrer Sarkode sich entwickelnden Zelle umgäben, ihre Körnchen sich auflösten, das kleine Kernchen in ihnen sich zu den beschriebenen Körperchen entwickelte und dieses dann bei Auflösung der Zelle frei würde. Ich überlasse Anderen die Aufhellung dieser Zweifel und die Ent- deekung der wahren Befruchtung dieser Ascariden. Mein Zweck war nur, mich theils gegen die, wenn auch nur indireet erhobene Beschul- digung einer leichtsinnigen und oberflächlichen Beobachtung zu ver- theidigen, theils die wahren Verhältnisse, so weit mir dieses gelang, festzustellen, theils aber auch und vorzüglich an diesem Object zu zeigen, wie schwierig die richtige Interpretation des Gesehenen und wie gefährlich eine zu grosse Sicherheit der subjectiven Ansichten ist, namentlich aber auch apodiktische Aussprüche, ‘welche sich auf die von Anderen entwickelten Gründe nicht, einlassen. Ich werde „diesen Gegenstand nicht wieder aufnehmen; der mir: an sich kein hinreichen- des. Interesse mehr. darbietet, "um ihm die viele Zeit und Mühe zu öpfern, die er zu seiner völligen | Enardern dürfte. "Giessen, ‘im PERLE iBsk! PN, Bnusin nl i 11941 eh wu j bil ah INäbhsehritt Ich glaube hier noch hinzufügen zu können, dass es mir bei der Naäturforscher=Versammlüng‘ in Göttingen geglückt ist, mehrere “unserer ersten 'Mikroskopiker von dem Festsitzen und dem natürlichen‘ Zusammenhange ı der Nelson-Meissner’schen Sperimatozoiden, _ meiner Epithelialkegelchei‘; ‚it den innern a des Eileiters zu Juberzsußen. u Bemerkungen über die Organisation der Appendicularien, von Dr. ©. Gegenbaur. Hierzu Tafel XVI Die Ausführung der von mir im V. Bande dieser Zeitschrift ge- gebenen Skizze vom Bau der Appendicularien dürfte vielleicht über- “ flüssig scheinen, da uns neuerdings erst Zeuckar!!) mit einer um- fassenden Beschreibung dieser Thierform beschenkt hat; dennoch aber glaube ich für die Veröffentlichung dieser Zeilen einige Gründe zu be- sitzen. Einmal habe ich in meiner frühern Mittheilung von der Be- schreibung der verschiedenen beobachteten Formen Umgang genom- men, und zweitens sind meine Beobachtungen über die Organisatiou dieser Geschöpfe in mehr als Einem wichtigen Punkte von jenen Leuckar!’s so verschieden, dass eine nähere Besprechung dieser Ver- hältnisse nothwendig wird. Bezüglich der frühern, die Stellung im System betreffenden mannich- fachen Schicksale der Appendicularien verweise ich theils auf die be- regte Abhandlung Zeuckart's, 1heils auf meine frühere Mittheilung. Die Körperform unserer Thiere ist im Allgemeinen länglich, bald oval, bald in eine fast keulenähnliche Gestalt ausgedehnt, und die Grösse ward je nach den Art- und Altersverschiedenheiten: zwischen 0,4. —2" schwankend gefunden. Charakteristisch für Alle ist das breite, dem Ruderschwanze der Ascidienlarven analoge Bewegungsorgan, welches von der Bauchseite ?) des Körpers entspringend, durch energische !) Zoologische Untersuchungen, Heft Il. Giessen 1854. ?) Wenn ich die Seite des Thieres, von welcher der Ruderschwanz entspringt, als Bauchfläche bezeichne, so werde ich hierin von der Lage des Nerven- systems geleitet, welches bei allen Tunicaten bis jetzt auf der Rückenfläche 407 Bewegungen das Thier rasch fort zu schnellen im Stande ist. Fast das ganze Thier ist so durchsichtig, dass man es nur schwer in den mit Seewasser gefüllten Gefässen erkennen würde, wenn nicht theils eben seine sehnellenden Bewegungen, iheils der häufig wit dunkleren Nah- rungsstoflen angefüllte Darm oder die weisslich schimmernden Zeugungs- organe seine Anwesenheit verriethen. Bei einer Art kommt eine himmel- ‚blaue Färbung des Nahrungskanals vor, die gleichfalls schon mit blossem Auge leicht wahrnehmbar ist. Beim Absterben der Thiere trübt sich sogleich Körper und Ruderschwanz, die Organe werden dunkel, und erscheinen weisslich bei auffallendem Lichte, so dass eine nähere Untersuchung alsdann unthunlich wird. Unter jener Menge kleiner Wesen, welche das Meer mit ihren Schwärmen bevölkern, sind die Appendieularien die empfindlichsten, und die geringste Verletzung beim Einfangen, oder selbst nur der Aufenthalt einiger Stunden in den Auf- bewahrgefässen führt alsbald ihren Tod herbei. Bevor ich zu einer ausführlichern Schilderung der Organisation unserer Thiere übergehe, mögen zuerst die von mir beobachteten Arten eine kurze Beschreibung finden, indem späterhin wieder auf dieselben recurrirt werden muss. EEE OFT un 0 nn « EEE 1. Appendicularia furcata mihi (Fig. 7, 8), Syn. Eurycereus pellucidus Busch). ' Diese vielleicht mit der von Quoy und Gaimard angeführten Fri- tllaria bifurcata (Oikopleura bifurcata) gleiche Art besitzt einen läng- lichen, vorn kugelig erweiterten Körper, der nach hinten in zwei gabelförmige etwas divergirende Spitzen ausläuft. Etwas hinter der Mitte der Körperlänge inserirt sich der Ruderschwanz mit breiter Basis, wird weiterhin nur wenig breiter, und endet gleichfalls mit gabelförmig ge- theilter Spitze. Am Schwanzende finden sich vier symmetrisch ge- stelle knopfartige Warzen, jede mit einer mittlern Vertiefung versehen. Ein ähnliches aber mehr länglich viereckiges Gebilde sitzt in der Median- linie des Schwanzes nahe an der Basis. Länge des Körpers 1 —1”/,"”, Länge des Schwanzes 1Y,—2”. Im December war diese Art selten, häufiger im Januar und März. getroffen ward. "Auffallend ist aber, dass die in die Mundöffnung führende wimpernde Furche sich nicht ebenfalls auf der Bauchseite findet, sondern genau der Medianlinie des Rückens entspricht, wodurch man bei einer ge- ringern Berücksichtigung der Lage des Nervensystems zu einer entgegen- gesetzten Betrachtung des Thieres veranlasst werden könnte. ") Beobachtungen über Anatomie und Entwicklung einiger wirbellosen See thiere, Berlin 1851, pag. A148. 408 2. A. acrocerca mihi (Fig. 40, 1). Körper langgestreckt, vorn kugelig, nach hinten eylindrisch. Der Sehwanz inserirt sich mit einem kurzen dünnen Stiele in die Mitte der Körperlänge, dehnt sich anfangs stark in die Breite, und läuft unter allmählicher Verschmälerung in eine feine Spitze aus. Länge des Kör- pers 0,8— 1", Länge des Schwanzes 1/,—2". Diese Art wurde nur etwa in 40 Exemplaren im Januar und Februar angetroffen. 3. A. cophocerca mihi (Fig. 1—5). Körper oval, zuweilen fast cylindrisch, vorn gegen den Eingang der Athemhöhle hin zugespitzt, hinten stets abgerundet. Der Schwanz inserirt sich etwa am Ende des zweiten Dritttheils der Körperlänge, mit schmaler Basis, verbreitert sich dann ums Doppelte und ist an seinem Ende sanft abgerundet. Grösse sehr variabel. Länge des Lei- bes zwischen Y,— 2”, Länge des Schwanzes 2—5". Es ist dies die häufigste Art, die niemals während meines Auf- enthaltes zu Messina vermisst ward, und nicht selten sogar in grossen Schwärmen den dortigen Hafen bevölkerte. Während diese drei Arten durch charakteristische äussere Merk- male sowohl, als auch durch constante Verhältnisse der innern Orga- nisation leicht und sicher von einander unterschieden werden können, so ist dies weniger bei einigen anderen Formen der Fall, die mehr oder weniger mit der letztbeschriebenen Art übereinstimmen, und nur im innern Baue, namentlich der Form und Lagerung des Nahrungs- kanals Abweichungen aufweisen. Als solche bis auf weitere Beobachtun- gen noch als zweifelhaft anzusehende Species führe ich noch folgende an: \ 4. A. coerulescens mihi (Fig. 6). Die Form des Körpers schliesst sich an jene der A. cophocerca an, nur nähert er sich mehr dem Oval, und die Zuspitzung des Vorder- theils ist weniger auffallend als bei jener... Magen und Darm stets schön himmelblau ‚gefärbt und verschieden gestaltet ‚als bei..der vorigen. Art, mit welcher sie übrigens Form und Insertionstelle des Schwanzes: ge- mein hat. j iv Länge des Körpers Y,—1".. Länge des Schwanzes Ay — 2". Gleich häufig wie A. cophocerca. Gleich wie bei allen. Tunicaten wird auch bei Appendicularia der Körper von einer eigenthümlichen Substanzsehichte umhällt,. die ge- wöhnlich mit dem Namen des Mantels 'bezeichnet wird, und die-hier, 409 und zwar in nicht unbeträchtlicher Ausdehnung auch auf den ganzen Schwanzanhang sich fortsetzt. Dieser Mantel (c) besteht aus einer an den verschiedenen Körpertheilen verschieden dicken Schicht einer glas- hellen, zähen und scheinbar homogenen Substanz, die nur locker den betreffenden Körpertheilen sich anschmiegt und daher bei den ge- ringsten Eingriffen bald in Falten sich legt, bald in mannichfach ge- stalteten Zacken und Fetzen sich ablöst, und dann jene unregelmässige Oberfläche bildet, wie sie Huxley mehrfach dargestellt hat !). Sonst ist die Oberfläche glatt und eben, und wies mir auch niemals ein Epi- thel nach, so wenig als im Innern der Mantelschichte jemals jene Zell- gebilde, die den Mantel der Ascidien charakterisiren, zu finden waren. Hie und da sind feine Molecüle sichtbar, deren Anzahl mit dem Ab- sterben des Thieres beträchtlich sich vergrössert. Wie bei den Sal- pen formirt die Mantelsubstanz gewisse constant vorkommende Leisten und Zacken, von denen dann die eigenthümliche Form des Körpers bedingt wird; hieher gehören die lippenartigen Ränder am Eingange des Athemsacks, so wie die gabelförmigen Zinken am Leibesende der A. furcata. 7 Das für alle Appendieularien charakteristische Locomotionsorgan, der Ruderschwanz, ist ein flaches, blattförmiges Gebilde, dessen Längsachse senkrecht auf jener des Körpers steht, indess sein’ Breite- durchmesser mit jenem des Körpers parallel läuft, nicht aber, wie Leuckart angibt, senkrecht auf ihn gerichtet ist. Bei Betrachtung des Thieres von der Bauch- oder der Rückseite wird man deshalb immer Flächenansichten des Schwanzes bekommen, wenn nicht gerade eine an seiner Insertionsstelle abnormer Weise stattgefundene Drehung ihn auf der Kante liegend uns darstellt. Am Schwanze können dreierlei Theile unterschieden werden, von denen der. innerste als eine. cylin- drische, nur gegen das Schwanzende hin sich verjüngende Röhre die ganze Länge desselben durchzieht (Fig. 4, 6, 7, 44 x’), und ausser einer mit Kernen besetzten membranösen Hülle durchaus keine weitere Structur zeigt. Joh. Müller?) schreibt ihm an der als Vexillaria flabel- lum aufgeführten Appendiculariaform eine körnige Siructur zu, die auch ich an todten Individuen niemals vermisste, aber sie schien mir jedes- mal nur an. die gekörnte Hülle gebunden zu sein. Ob dieser Achsen - eylinder aus einer gallertartigen, soliden: Masse bestehe, und so, wie Joh. Müller angibt, der Chorda der Cyclostomen vergleichbar, eine Stütze des ganzen Schwanzanhanges sei, oder ob: er nur einen hohlen ') Observations upon Ihe analomy and physiology of Salpa and Pyrosoma together with remarks upon Doliolum and Appendicularia. Philosoph. trans- aetions, Part Il for 4851, pl. XVII, fig. 1—4, *) Archiv für Anatomie und Physiologie, 4846, pag. 106. 410 Kanal vorstelle, ist eine. Frage, in welcher Mertens t) und Leuckart die ersten, Quoy nnd Gaimard?) die letztere Annahme vertreten. Da ich niemals vermochte, mir eine solche, seine Grundlage bildende Hyalinsubstanz vor Augen zu führen, so möchte ich der letztern An- nahme beitreten, für welche überdies noch die an der Insertionsstelle des Achsencylinders beobachteten Verhältnisse sprechen. Dort sah ich nämlich weder die von Zeuckart beschriebene « knopflörmige Anschwel- lung», mit der der Ruderschwanz mit dem Thierkörper artieulire, noch _ > konnte ich eines bestimmten Aufhörens des formlosen Contentums an- sichtig werden, sondern dies setzte sich unmittelbar ins Körperinnere fort und schien in die fluidumerfüllten Räume, welche die Eingeweide umgeben, überzugehen. Da, wo sich der Ruderschwanz an den Körper umbiegt, erschienen allerdings bei gewisser Focaleinstellung kreisrunde Contouren, nämlich die Begränzung des auf dem Querschnitte gesehe- nen Lumens, eines Hohlraums, der von einer mit Kernen versehenen Röhre umschlossen wird. Anstatt des soliden Cylinders bestände so- mit eine Art von Gefäss ?), dessen Bedeutung für die Ernährung eines in beständiger und energischer Action begriffenen Theiles gewiss nicht von untergeordneter Wichtigkeit ist *). Um diese Cylinderröhre lagert sich zunächst eine Längsschichte von Muskelfasern, in der Form langer, äusserst dünner Bänder, die beiderseits des Achsenkanals einen breiten, gegen die Schwanzspitze sich verschmälernden Streifen formiren und noch von einer einfachen Schichte querer Muskelfasern überzogen sind. Eine isolirte Faser erscheint, gleichviel ob sie aus der Längs- oder Querschichte stammt, als ein blasscontourirter , glasheller platigedrück- ter Faden, der hie und da einzelne Verbreiterungen zeigt, aber-nirgends Spuren von Kerngebilden nachweist, was gewiss als ein Zeichen der völligen Ausbildung dieses Gewebes betrachtet werden darf. Leuckart’s 1) Mem. de l’Acad. imperiale de St. Petersbourg 1831. Auszug in’ Oken’s Isis 1836, pag. 300. 2) Voyage de l’Astrolabe. Auszug in Oken’s Isis 1836, pag, 157. Es steht mir hier nur letztere zu Gebote. 3) Abgesehen von der hernach zu erörternden Bedeutung unserer. Thiere ist es für die Erklärung des Achsencylinders als Hohlraum, als Gefiss, ein be- merkenswerther Umstand, dass bei den Aseidienlarven gleichfalls ein in der Achse des Schwanzes liegender Kanal erkannt worden ist, der aus der Resorb- tion der Wandungen einer dort liegenden Zellenreihe hervorzugehen' scheint. ” 'Verel. Kölliker in Ann. d. sc. nat. Ser. Il, Tome V, pag. 220... Auch von Krohn wurde das Vorkommen eines hohlen Achsencylinders im Schwanze der, Phal- lusienlarven bestätigt (Archiv f. Anat. und Phys. 4852, pag. 316). Der Annahme, dass dieser Achsencyliuder die Stütze des Schwanzes bilde, geschieht durch die röhrige Beschaffenheit des Cylinders durchaus kein Ein- trag, wenn man bedenkt, dass prall mit Flüssigkeit gefüllte Röhren hier ebenso gut wirken können, wie ein solider elastischer Stab. . 411 Untersuchungen lehren noch, dass diesen Muskelfasern eine namentlich auf Behandlung mit Weingeist deutliche Querstreifung zukommt, wo- durch sie an jene der Salpen sich anreihen. — Nicht unerwähnt will ich hier lassen, dass bei gewissen Lagerungen des Schwanzes zum Körper einige Male Andeutungen eines zwischen den Muskelschichten befindlichen Hohlraumes erkennbar waren, der sich auf beiden Seiten des Achsenkanals bis zum Schwanzende hin zu erstrecken schien, und der vielleicht mit den von Müller bei Vexillaria gesehenen Strömungen in einiger Peziehung steht. Doch will ich hier bei der Unsicherheit meiner Beobachtung auf dies Verhältniss kein weiteres Gewicht legen. Die Angabe von Mertens dagegen, nach welcher neben dem Achsen- kanal ein «zellig-blasiger» Kanal existire, der, mit Luft gefüllt, als Schwimmblase functionire, konnte ich wie auch Muwley und Leuckart niemals in dieser Weise bestätigt finden. — Zu äusserst auf der Schwanz- muskulatur, und in beträchtlicher Breiteausdehnung die Fläche des Lo- eomotionsorgans fast um das Doppelte vergrössernd, folgt dann die Hyalinsubstanz (Fig. 4, 6, 7z) als Fortsetzung des den Körper um- hüllenden Mantels. Bei A. furcata, cophocerca und coerulescens bildet sie die Breite des Schwanzes schon von dessen Insertionsstelle aus, indess sie bei A. acrocerca den Anfangstheil des Schwanzes als ein dünnes, kaum bemerkbares Lager überkleidend, erst am Beginne des zweiten Sechstheils der Länge in jene flügelförmigen Lappen sich aus- dehnt (Fig. 442), von denen die pieilähnliche Gestalt des Schwanzes bedingt wird. » Ein Epithel, wie‘es Huacley *) angibt, habe ich bei kei- ner der untersuchten zahlreichen Appendieularien gesehen. Gebilde eigenthürmlicher Art finden sich noch am Schwanze von App. furcata; nämlich nicht weit von der Insertionsstelle sieht man in der Median- linie eine viereckige Erhabenheit (Fig. 7ß) mit einer mittlern Längs- füurche versehen; und nahe am Schwanzende noch vier runde, eine mittlere Vertiefung aufweisende Wärzchen (Fig. 7 d),; die alle mit dem Hyalin-Belege des Schwanzes in einiger Verbindung stehen, sich nur schwer davon ablösen, und überhaupt nur als Auswüchse der Mantel- substanz sich darstellen, Eine besondere physiologische Bedeutung scheint ihnen jedenfalls abzugehen, ihr constantes Vorkommen jedoch veranlasste mich, sie, wenn auch minder wichtig unter die Charaktere der App. furcata mit aufzunehmen. Der Kiemensack der Appendieularien nimmt wie bei den Asci- dien den vordern Theil des Körpers ein, und bildet dort eine bald längliche, bald mehr in die Breite ausgedehnte Höhle (Fig. k, 5b), die durch eine spaltförmige Oeflnung mit dem umgebenden Medium communicirt. Diese Oellnung ist halbmondförmig bei A. eophocerca ") Loe. eit. pl. XVII, fie. 2a. 412 (Fig. 2, 3, 4, 5a), und zugleich bildet da der convexe Rand eine stark vorspringende Lippe, welche einen dichten Besatz feiner Cilien trägt, indess der concave von der centralen Seite dargestellte Rand durchaus glatt erscheint. Ebenso verhält sich auch A. coerolescens (Fig. 6a). Als eine weit klaflende Querspalte findet man die Oeflnung des Athemsacks bei A. furcata (Fig. 8«@), aber sie verhält sich nicht so einfach, wie sie Busch bei dem nämlichen als Euryocreus pellueidus beschriebenen Tbiere uns als «Mundöffnung » vorführt, sondern sie setzt sich noch in einen nach rückwärts verlaufenden Schlitz fort, dessen wulstig vor- springende Ränder mit einer einfachen Reihe starrer, gegen die Oefl- nung geneigter Zäckchen bewehrt erscheinen (vergl. Fig. 8) und so den durch die Weite der Spalte ermöglichten Eintritt grösserer Fremdkörper einigermassen verhindern. In Form einer einfachen, aber schmälern Querspalte erscheint die Kiemensacköffnung bei A. acrocerca. Die Wandung oder gewissermassen das Gerüste des Kiemensacks wird zum grössten Theile von einer dicken, ziemlich resistenten Mem- bran gebildet, die sich mit ebenso scharfen Contouren gegen die Mantel- hülle absetzt, als sie auch von den übrigen Körpertheilen verschieden ist. Sie bildet übrigens niemals, auch in der Länge der Kiemenhöble nicht, einen vollständigen Verschluss, sondern lässt auf der Bauchseite eine mehr oder minder weite Spalte, die nur von einer dünnen, der Körperwand angehörigen Membran’ überspannt, und dann äusserlich noch vom Mantel überzogen wird. "Welches Gewebe diesen Theil der Kiemenhöhlenwand zusammensetzt, ist schwer zu ermitteln, in den mei- sten Fällen, so namentlich deutlich bei A. furcata (Fig. 7, 8c), ist es völlig homogen mit scharf begränzten Contouren. Fast ebenso durch- siehtig und von ‘demselben 'Lichtbrechungsvermögen "wie (die .Mantel- substanz, ist es bei A. acrocerca,''und deshalb sind auch‘ die Umrisse dieses Theiles hier nur ‘schwer’ bestimmbar. A. 'cophocerea besitzt über dem Gerüste des Kiemensacks' noch einen Beleg ringförmig ver- laufender Muskelfasern, die da,''wo 'ersteres auf der «Rückseite eine Spalte lässt, nach’ vorne zu umbiegen und sich) verlieren. ' Nieht: min- der deutlich sind sie bei‘ demselben Thieres-an der Mündung des Athemsacks; Contractionen dieser Theile wurden aber niemals von mir gesehen. i S si Bu Weiter nach hinten 'und' meist nahe an der. Gränze des Kiemen- sackgerüstes wird‘ man zweier grosser mit Wimpern besetzter Oefi- nungen gewahr, die an der Bauchwand des Kiemensacks angebracht sind, indess sich der dorsale Theil in einen engern, zu den: Einge- weiden verlaufenden Schlauch‘ verlängert. Die beiden Oeffnungen sind Jie Athemspalten, von denen weiter unten näher berichtet werden soll, und in der dorsalen Verlängerung des Athemsacks erblicken wir den 413 Oesophagus, der ebenso wie bei allen Ascidienformen direet und ohne bestimmte Gränze aus dem hintern Theile des Kiemensacks hervor- geht. Bei A. cophocerca ist die Verengerung nur allmählich, und die dadurch gebildete Speiseröhre kurz (Fig 3, 4, 5g), länger ist letztere bei A. coerulescens (Fig. 69), und auffallender vom Kiemensacke ab- gesetzt erscheint sie bei A. furcata und acrocerca (Fig. 7, 89), wo ihr Verlauf noch mehr oder minder von der Medianlinie ausbeugt. Die ganze Innenfläche der Speiseröhre ist mit einem reichen Cilienbesatze überzogen, der eine beständige, einem Rieseln vergleichbare Strömung gegen den Magen zu erzeugt und dort mit einem Male endet. Ausser- dem treffen noch zwei stark flimmernde Linien (Fig. 4, 5d) von der Seitenwandung des Kiemensacks nach hinten und nach der Rückseite convergirend, mitten in der Speiseröhre zusammen und verlieren sich in dem übrigen Wimperbesatze, der hier der flimmernden Bauchrinne anderer Tunicaten entspricht, indess auch die Wimperlinien der Ana- loga bei Salpen und Doliolum nicht entbehren. Der übrige Theil des Nabrungskanals wird aus einem sehr verschieden geformten Magen und einem kurzen Enddarme zusammengesetzt, zwischen welche noch zu- weilen (bei A. furcata und coerulescens) ein anderes Darmstück sich einfügt. Betrachten wir diese Verhältnisse bei den einzelnen Arten, so finden wir sie am einfachsten bei A. cophocerca, wo der schwach nach hinten und oben gekrümmte Oesophagus (Fig. 4, 5g) sich in einen geräumigen, meist auf der linken Seite des Thieres gelegenen Schlauch fortsetzt, der theils nach vorn, theils nach hinten in einen blindsack- arligen Fortsatz sich verlängert (vergl. besonders Fig. 4, wo der Focus in den Hohlraum des Magens h eingestellt ist). Seitlich aus der linken Magen- wand entspringt ein ovaler oder kugeliger Enddarm (Fig. 4,5%), der mit einer kurzen, flaschenhalsartig ausgezogenen Mündung etwas über der In- sertionsstelle des Schwanzes nach aussen sich öffnet (k’); die Durchboh- rung der Körperwand war an diesem Orte immer deutlich sichtbar, nicht ‚so aber jene der betreffenden Mantelschichte, so dass es fast den Anschein hat, als ob die Ausmündung des Rectums in den zwischen Mantel und Kiemensack befindlichen Hohlraume geschehe. Bei der grossen Durch- - sichtigkeit all’ dieser Theile hält es in.der That schwer, hierüber zu einem sichern Aufschluss zu kommen, und nur nach oft wiederholter Prüfung wird auch die entsprechende Oeflnung im Mantel erkannt. Bei A. acro- cerca bildet der Magen (Fig. 44h) einen unregelmässigen , mit höcke- rigen "Wandungen versehenen ‚Sack, aus welchem gleichfalls linker- seits ein kurzer Enddarm (4) hervorgeht und hart über der Schwanz- basis’ nach aussen sich öflnet. «Obgleich in der Bildung des Oesophagus ziemlich mit A. cophocerea' übereinstimmend, zeigt A. coerulescens doch einige Abweichungen, indem;\hier. der oval geformte Magen. völlig auf der linken Seite sich findet (Fig. 6 h),; nach unten gegen die Zeitschr. f. wissensch. Zoologie. VI. Rd. 27 414 Zeugungsorgane einen Forisalz schafft, und durch ein kurzes, enges Darmstück mit dem rechterseits und hinter dem Oesophagus liegenden Rectum (k) sich verbindet. Das verbindende Darmstück ist auf der von der Rückseite aufgefassten Fig. 6 nicht angegeben, da es dort theils von dem Herzen, theils von der Speiseröhre verdeckt wird, das Rectum mündet übrigens gleichfalls auf der Bauchseite des Thieres, dicht über der Schwanzbasis nach aussen. Am klarsteu überschaubar sind die Verhältnisse des Nahrungskanals bei A. furcata, wo die lange Speise- röhre in einen runden, verhältnissmässig kleinen Magen übergeht (Fig. 7, 8, 9h), den auch Busch gesehen zu haben scheint und als eine grosse Drüse beschreibt. Seitlich vom Magen und ziemlich scharf von ihm abgesetzt sieht man dann ein kurzes Verbindungsstück (Fig. 7, 9i), welches in horizontaler Lage nach rückwärts verläuft, und an das ovale, mit den übrigen Arten an gleicher Stelle ausmün- dende Rectum inserirt. Irrig schildert Busch diesen Verlauf, wenn er asu Darm «in sehr viele in einander geschlungene Windungen » über- gehen und endlich in den Schwanz sich. fortsetzen: lässt, zu. welch’ letzterer Annahme er sicherlich durch die nahe am Schwanze befind- liche Afteröffnung verleitet worden zu sein scheint. Ebenso irrig ist auch die Angabe, dass der Darm «einen blassen pulsirenden Schlauch », unter dem wohl das Herz verstanden ist, durchsetze, und auch diese Angabe hat in einem nicht sehr genauen Stadium der Lagerungsver- hältnisse der. betreffenden Organe ihren Grund. — Wie schon er- wähnt, hat die Wimperbekleidung des Tractes dicht an der ‚Cardia ein Ende, und erscheint erst wieder in dem aus dem Magen hervor- gehenden Darmstücke, so wie auch im-Rectum, das bis dicht an. seine Ausmündung mit Cilien‘ besetzt ist. Der grösste Theil der Magen- wandung wird von grossen hellen, „meist gelblich gefärbten Zellen gebildet, die zuweilen wie bei A..cophocerea und coerulescens (Fig. %, Fig. 6.h) warzige Vorsprünge im Innern bilden, zuweilen aber auch nach aussen hervorragend dem Magen eine unebene «mamelonirte» Ober- fläche verleihen. So.ist es bei A. aerocerca (Fig...14.h) und A. furcata (Fig. 7, 8%). Bei der.letztern Art, gehtüdiese Beschaffenheit auch noch auf den Anfangstheil des, verbindenden. Darmstücks über: (Fig. 9). Diese nach aussen nur noch von‘‚einer dünnen Membran, überkleidete Zellschichte dient wohl zur Absonderung, jeines die Verdauung. beför- dernden Stoffes und mag «lie ‚Leber ‚ersetzen, die unseren Thieren als gesondertes Organ wenigstens, ‚abgeht, ‚Nicht unwichtig..ist ‚auch. der Umstand, dass in den Fällen, wo zwischen ‚Reetum, und Magen noch ein Darmstück sich ‚einschaltet (A. coerulescens, furcata),. der. letztere ohne blindsackartige Fortsätze ist, während diese da auftreten, ‚wo das Verbindungsstück mangelt, wie durch A. cophocerca und auch A.'acro- cerca dargethan wird. Sehr häufig twifft man den.letzten Darmabschnitt 415 (das Rectum) mit einer dunklen Fäcalmasse angefüllt (Fig. 2, %k, 6, 7k), die aber in keiner Weise mehr die ursprüngliche Nahrung unserer Thiere erkennen lässt. Kehren wir nun wieder zum Kiemensacke zurück, so treflen wir dort vor Allem die beiden Athemspalten, die an der Bauchwand des Kiemensackes, den Eingang in den Oesophagus theilweise zwischen sich fassend, angebracht sind. Es hat keiner der Forscher, welche bis jetzt den Appendicularien ihre Aufmerksamkeit schenkten, diese Gebilde in ihrer wahren Bedeutung erkannt, obgleich sie schon Mertens bei Oikopleura Chamissonis gesehen, und Busch bei Eurycercus pellueidus sehr nahe daran war, die Bedeutung zu ermitteln, hätte er nur den Ascidientypus sich vor Augen gestellt. Bei Huxley und Zeuckart findet sich dieser Athemspalten keine Erwähnung gethan. Die Gestalt dieser Oeffnungen (Fig. 1 — 3, 5—-10 e) ist kreisrund, die Ränder sind scharf eingeschnitten und mit langen, entweder gegen den “Mittelpunkt der Oeffnung oder nach aussen, zuweilen auch nach inüun gerichteten Cilien besetzt, die daselbst ein lebhaftes Räderphänomen produciren. Beide Athemspalten liegen stets in gleicher Höhe, und lassen, einen Raum zwischen sich, der stets etwas mehr beträgt als der Durchmesser der Oeffnungen selbst. Die Fläche, auf der sie an- gebracht sind, ist eine gebogene, wesshalb immer eine unter einem ‚gewissen Winkel stattfindende Neigung gegen einander bei ihnen vor- kommt, der aber selbst beider gleichen’Art mannichfachen Schwankun- gen unterliegt. Ich brauche wohl nicht ‚darauf aufmerksam zu machen, dass wir in beiden Athemöffnungen die Analoga der zahlreichen Athem- spalten des gegiiterten Kiemensacks der Aseidien sehen, aber das muss ich hervorheben, dass sich bei ihnen ausser ihrer Minderzahl noch andere wichtige Unterschiede gegen‘ die. Athemspalten der ‚Ascidien herausstellen. Eine genauere Beobachtung ergibt nämlich, dass sie nicht einfache Löcher: des Kiemensäcks sind, wie jene der Ascidien, "welche die Höblung des letziern mit einem ihn umgebenden Hohlraum in Verbindung setzen: sondern dass sie sich noch je in eine kurze, gleich weite Röhre fortsetzen, die mehr oder minder gegen die Mittel- linie des Bauches bin init der 'andern' convergirt.' Eine solche Röhre entspringt unmittelbar vom: Rande der Athemspalte , besitzt mit der- selben einen gleichen Durchmesser, ‘und weist eine äusserst dünne und glashelle Wandung nach, die eben dieser Eigenschaften halber lange der Beobachtung sich ‚entzog.. Am deutlichsten habe ich diese Verhältnisse bei A. cophocerca' erkannt, ‚und in Fig. A f suchte ich sie möglichst naturgetreu darzustellen. Man sieht dort: bei e die beiden Athemspalten, die aus ihnen hervorgehenden Röhren (f), so wie end- lich die Mündungen der letzteren, die beide an der Schwanzbasis ein- ander gegenüber stehen. Auch bei A. acrocerea habe ich ähnliches 27 * 416 gesehen, aber die grosse "Durchsichtigkeit der betreffenden Theile ge- stattet mir nicht, dies mit derselben Bestimmtheit auszusprechen, wo- gegen wieder A. furcata günstigere Objecte bot. Bei der letztern Art hat schon Busch eine solche Organisation vermuthet, indem er angibt, dass hier möglicherweise «irgend ein inneres Kanalsystem oder Höh- lungen» vorhanden seien, «aber in der dann durchaus glashellen Sub- stanz, wo die Contouren, wenn man sie bemerken soll, ziemlich scharl gezogen sein müssen, liess sich nichts dergleichen wahrnehmen.» Ich habe nun hier wirklich dies «Kanalsystem » in Gestalt zweier von den Athemspalten ausgehenden Röhren gesehen, und zwar verlaufen diese (Fig. 7, 8 f) anfangs parallel mit einander nach abwärts (wenn man sich nämlich das Thier, wie in den Abbildungen, mit nach oben ge- richtetem Vordertheile vorstellt), biegen dann knieförmig nach innen um, gerade auf einander zulaufend, und entschwinden dann für immer dem Blicke, so dass über ihre Endigungsweise nichts weiter zu er- forschen war. Wie ganz verschieden gestaltet sich also hier die Func- tion der Athemspalten von jenen der Ascidien, bei denen das Wasser durch die Spalten des Kiemensacks tritt, um nach vollendeter Einwir- kung auf das im Kiemengefässnetze strömende Blut, im Hohlraume zwi- schen Mantel und Kiemensack sich zu sammeln und durch die Cloak- öffnung wieder zu entweichen, während bei unseren Appendicularien das Wasser durch eine röhrige Verlängerung der Athemspalten noch weiter in den Körper geführt wird, um dann entweder mit dem Blute sich direct zu vermischen oder bei weiterer Ausdehnung des Röhren- systems durch die dünner Wandungen desselben mit der umgebenden Blutflüssigkeit in Contact zu treten. Was von beiden nun der Fall ist, muss vorläufig noch unentschieden bleiben, denn obgleich bei A. co- pbocerca das Ende der Athemröhren ‘ziemlich deutlich zu sehen ist (Fig. 4 f), so bleibt es doch immer noch ungewiss, ‘ob sieh nicht von hier aus eine Verlängerung der Röhren mit einer Umbiegung fortsetze, wo- durch dann das als Ende erscheinende Durehschnittsbild des Röhrenlumens bedingt sein könnte. Ich will nicht weiter auf andere hier in Betracht kommende Möglichkeiten eingehen, wo es sich nur um die Feststellung von Thatsachen handelt, für welche jedenfalls noch eine Reihe weiterer Untersuchungen nothwendig wird. Das aber glaube ich dargethan zu haben, dass zwischen dem Athemsystem der Ascidien und unserer Appendicularia‘ eine ziemlich scharf: ausgeprägte Verschiedenheit. herr- sche, welche in den von den Athemspalten der letzteren ausgehenden Röhren ihren morphologischen Ausdruck hat. Leuckart, der in den Appendicularien nur Aseidienlarven erkennt, gibt zwar ebenfalls zu, dass ihr Kiemensack von dem der ausgewach- ‘ senen Ascidien sich unterscheide, «indessen findet man doch schon bei unserer Appendicularia die ersten Spuren der späteren Spaltöffnungen Cd En 417 in der Wand des Kiemensacks, und zwar in Form von einigen kleinen ovalen oder herzförmigen Längswülsten, die im obern Ende des Kiemen- sacks rechts und links neben der Mittellinie der Bauchfläche vorspringen. » Diesem gegenüber muss ich nun anführen, dass ich ausser dem schon erwähnten Athemspaltenpaare nichts auffand, was sich auf eine Bil- dung weiterer Spaltöffnungen beziehen liesse, dass vielmehr die von Leuckart angezogenen «ovalen ‘oder herzförmigen Längswülste» keines- wegs «als Wucherungen auf der Zellenwand des Athemsacks» sich heraustellen, sondern dass sie nur dem Athemsack aufliegen, ohne zu ihm in irgend einer genetischen Beziehung zu stehen. Das Vorkommen dieser fraglichen Körper ist constant bei A. cophocerca (Fig. 2—4 9) und ceoerulescens nicht weit vom Eingange des Athemsacks, sie erscheinen immer mit bestimmten scharfen Contouren, ragen wulstig gegen den Mantelüberzug, und zeigen keine Eigenschaft, die zu irgend einem Schlusse für ihre Bedeutung zu benutzen wäre. Huzcley scheint sie gleichfalls gesehen und als Eierstöcke gedeutet zu haben. Bemerkens- werth ist, dass diese räthselhaften Körper sowohl bei A. furcata als bei acrocerca nicht beobachtet wurden. Es scheint wir gewiss, we- nigstens glaube ich es für alle von mir beobachteten und untersuchten Formen behaupten zu dürfen, dass nichts am Kiemensacke sich findet, was mit der ‚Entstehung späterer: Athemspalten zusammenhinge, und nur. ein Verhältniss existirt, ‚ welches vielleicht für das Vorkommen einer dritten Athemspalte ausgebeutet: werden könnte. Untersucht man nämlich eine A. furcata von der Rückenfläche, so entdeckt man rechts vom Nervensystem. eine: kleine, . schwach wförmig gebogene Spalt- öffnung, deren Ränder mit feinen Flimmerhaaren: besetzt sind (Fig. 7 p), und die mir lange Zeit Zweifel liess, ob:sie im Kiemensacke oder nur in der Mantelhülle ihren Sitz: babe, bis ich'mich endlich für die erstere Annahme entscheiden musste... Sie durchbohrt in der That das bei dieser Art sehr. ausgeprägte Gerüste des Kiemensacks und setzt den- selben mit dem ihn’ umgebenden Hohlraume in Verbindung. Ich fand diese Spalte beständig an der, nämlichen Stelle, während der corre- spondirende Platz der andern; Seite keine-Spur «einer ähnlichen Bildung auch nur in ihrer Anlage aufzuweisen hatte, so dass sie im Zusammen- halte mit ihrem Vorkommen. bei. nur Einer Art, so wie in Betracht ihrer von .der ersten Form der Athemspalten der Ascidien ganz verschie- denen Beschaffenheit nicht "wohl mit 'einer solchen kann verwechselt werden. Es mag diesem Gebilde. wohl das Einlassen von Wasser in die Körperhöhle zukommen, von einer Gleichstellung mit einer Athem- spalte des Ascidienkiemensacks kann bei dem Mangel von Blutgefässen im Kiemensacke keine Rede sein, sowie auch dadurch meinem oben gegebenen Ausspruche, dass der Kiemensack keine Anlagen für spätere Athemspalten aufweist, durchaus kein Eintrag geschieht. 415 Ein bei der ganzen Ordnung der Tunicaten bezüglich seines phy- siologischen Werthes noch sehr problematisches Gebilde ist das so- genannte Endostyl (Endostyle Auseley),; welches auch bei’ unseren Thieren nicht mangelt, und bei.A. furcata als.ein längliches, von einer nicht ganz die Enden erreichenden Längsfurche durchzogenes Plätt- chen, der Bauchseite des Kiemensacks aufliegend erkannt wird (Fig. 8 u). Es nimmt dort genau (die Mittellinie ein undstösst mit seinem eiwas breitern Vordertheile nahe an die Eingangsöffnung des Kiemensacks. Bei A. cophocerca findet sich an derselben Stelle, nur etwas weiter nach unten und von. der Kiemensacköflnung entfernt, ein etwas ver- schiedenes Gebilde von Lanzettform, das nach vorn zu in eine feine Spitze auszieht. Durch seine Lagerung gerade auf der der flimmern- den Rinne entgegengesetzten Seite zeigt es seine vom Flimmerüber- zuge unabhängige Existenz, die bei, den Ascidien 'und Salpen mehr- fach in Frage gestellt ward. Das von Huzley entdeckte Nervensystem liegt in der Mittellinie der Rückenfläche nicht weit von der Mündung des Kiemensacks, 'und besteht aus einem länglichen oder wappenschildförmigen Ganglion von pellucider Beschaffenheit, ohne deutlich ausgesprochene histologische Elementarbestandtheile. Bei A. cophocerca (Fig: 2, #1) und eoeru- lescens (Fig. 61) ist es länglich, in seiner Mitte zuweilen eingeschnürt und entsendet nach abwärts einen langen, anfänglich dicht dem Kiemen- sacke aufliegenden Nervenfaden (n), der'nach ‘und nach feiner wird und sich zuletzt in der Gegend: der Zeugungsorgane verliert. Huxley vermochte diesen Faden noch weiter zu verfolgen, sah ihn «auf der linken Seite des Oesophagus und zwischen den Lappen des Magens » verlaufen, bis er den Schwanz erreicht und (dessen Achse entlang ein- zelne Fädchen abgebend, sich fortsetzt. "Von Leuekart wird wesentlich dasselbe angegeben.‘ Nach oben‘ geht vom Ganglion ebenfalls ein schon von meinen Vorgängern’ 'gesehener«Nerv ab, der sich’ jedoch sehr bald in. zwei Schenkel (Fig. 2; 4 m)» spaltet und.in den Wänden der ‘Athem- öffnung sich zu verlieren ‚scheint. A. furcata und acrocerca sind zur Beobachtung dieser Verhältnisse viel ungünstigere Objecte, es konnte daher bei ihnen nur das’ Ganglion, beobachtet »werden (Fig. 7,101) und bei der letztern Art noch zwei! feine, von den oberen Ecken.des Ganglions abgehende Nervenfädchen: Von ‚Sinnesorganen findet‘ sich nur"ein 'ebenfalls von Husley ent- decktes Gehörbläschen, welches der rechten Seite des Ganglions angelagert, oft sogar zum grössten ‘Theile in solches eingebettet er- scheint. Wie auch Leuckart bemerkt, kann über die Natur dieses runden, hellen, ein kugeliges Conerement einschliessenden Bläschens kein: Zweifel sein, obgleich .es bei den Tunieaten das einzige bis jetzt 419 bekannte Organdieser Art ist 4) und sich auch durch die Bewegungs- losigkeit des Otolithen. von den sonst gleich gebildeten Gehörwerk- zeugen der Mollusken sich unterscheidet. Von Organen des Kreislaufes war ich, wie Huxley und Leuckar!, nur das Herz zu unterscheiden im Stande, welches durch seine ener- gischen Actionen bei den meisten Arten sogleich dem Auge sich prä- sentirt. Bei A. cophocerca und: coerulescens ist es der Länge nach zwischen Oesophagus und Magen gelagert (Fig. 6) und bei A. furcata, wo es auch schon Busch erkannt: hat, liegt es ziemlich frei quer über dem Magen und vor dem Oesophagus und ist desshalb auch von allen Organen am leichtesten zu beobachten (Fig. 7, 8, 9v); A. acrocerca dagegen ist ein weniger günstiges Object, da das Herz sich hier eng an. den Magen anschmiegt und theilweise vom Reetum bedeckt wird. Bei allen Arten, etwa mit Ausnahme der letzterwähnten, wo ich es überhaupt nur an seinen Pulsationen erkannte, ist die Gestalt des Her- zens eine schlauchförmige und: bildet einen kurzen, bei der Systole in der Mitte sich. verengenden, bei der Diastole sich ausbauchenden, dünn- wandigen Qylinder, der an beiden Enden an zwei soliden konischen Knöpfen befestigt ist. (Fig. 8 w). Die Herzwandung ist anscheinend strueturlos, und auch die beiden konischen Zapfen bieten keine. wei- tere Structur dar.. Die Gontractionen des Herzens folgen sich. äusserst rasch, sind am stärksten in der Mitte des Schlauches, wo sich dann Jie Wandungen bei ‚der höchsten Systole fast zu berühren scheinen, und ergeben: somit von den: wellenförmig über den Herzschlauch hin- schreitenden Contractionen bei Salpen und Doliolum eine auffallende Verschiedenheit. Die Schnelligkeit der Actionen erlaubt keine Er- kennung. der nothwendigerweise vorhandenen Oeffnungen des Herzens, und‘ wenn beim Absterben der Thiere die Contractionen sich ver- langsamern, so wird das Studium durch die eintretende Undurchsich- tigkeit des Körpers in gleichem Maasse wieder gestört. Ein Pericar- dium, welches Leuckartanzunehmen scheint, habe ich nicht beobachtet, und auch vom Herzen ausgehende :Gefässe kommen nirgends mit Be- stimmtheit erkennbar vor; doch möchte ich. hier wiederum auf den Achsenkanal des Ruderschwanzes aufmerksam machen und, wenn ich auch. seine Verbindung mit ‚den Herzen nicht, nachweisen kann, die Erforschung des mir wahrscheinlichen Zusammenhangs desselben mit dem Herzen späteren Beobachtern empfehlen. Bei der farblosen Be- E ') Ich fand übrigens auch bei Doliolum ein analog gebildetes Gehörorgan, welches auf der linken Seite ziemlich weit von dem Nervencentrum nach vorn zu sitzt und mit dem letztern durch einen Nervenfaden verbunden wird. Bewegungen des Otolithen wurden «uch hier nicht beobachtet. — Das Vorkommen eines Gehörbläschens dürfte somit mit der freien Lebens- weise dieser einfachen Ascidienformen in enger Verbindung stehen 420 schaffenheit der Blutflüssigkeit und dem gänzlichen Mangel von ge- formten Bestandtheilen in derselben ist über den Kreislauf selbst nichts Näheres anzugeben, ja es scheint mir sogar schwer zu bestimmen, welche Organe vom Blute und welche von dem durch die Athem- spalten eintretenden Wasser umspült werden, oder ob eine Mischung der Blutllüssigkeit mit dem Wasser bewirkt wird. Am hintern Leibesende unserer Thiere, dicht an dem Nahrungs- kanale, sieht man beständig noch eine Anzahl verschieden geformter Organe liegen, welche, da sie häufig die übrigen Eingeweide an Vo- lumen übertreffen, schon länger die Aufmerksamkeit der Forscher er- regt und sehr diflferente Deutungen veranlasst hatten. So beschreibt Mertens, von dem übrigens das Thier in gänzlich verkehrter Weise aufgefasst ward, diese Theile als die Zeugungsorgane und lässt sie mit anderen, sicher nicht hieher zu rechnenden Organen in Verbindung stehen. Husley erkennt in ihnen schon die Hoden, die bei jüngeren Individuen eine grünliche Farbe besitzen und aus einer Masse kleiner Zellen bestehen sollen, aus denen sich später Massen von Spermato- zoen entwickeln, mit deren Bildung der Hoden zugleich eine tief orangerothe Färbung bekommt. LZeuckart dagegen war nicht im Stande, in der «betreffenden Masse irgend welche bestimmt geformte Organe nachzuweisen». Sie erschien ihm «in allen Fällen als ein blosser Haufen körniger Zellen, die in der Mitte zu einem festern Kerne zu- sammengedrängt waren. Die Grösse dieses Zelleuhaufens war bei den einzelnen Exemplaren äusserst variabel, es kamen selbst Fälle vor, in denen derselbe vollständig fehlte». Hieraus folgert nun Zeuckart, dass diese Masse «nur die Bedeutung eines Blastems habe», gibt aber zu, dass sie allerdings sich später, selbst auch noch während des freien Lebens der Appendieularien, in die Geschlechtsorgane umbilden könne. Sehen wir nun zu, wie sich die in Rede stehende «Masse» bei unseren vier Arten verhält, $o ergeben sich folgende Resultate: A. co- phocerca enthält in seinem hintern Körpertheile ein aus zwei halb- kugeligen Lappen bestehendes Organ, welches sich dicht an den Magen lagert, ohne mit ihm in Verbindung zu stehen, und welches in den verschiedensten Grössen zu treffen ist. In seiner grössten Entwick- lung erscheint es die übrigen vor und über ihm lagernden Eingeweide gewissermassen zu verdrängen, und dehnt dann auch den hintern Leibestbeil so beträchtlich aus, dass dieser ein auffallendes Ueber; gewicht über die vorderen Körperparthien erhält: Die Begränzungs- flächen dieses Organes sind nach den Seiten zu kugelig, und nur in der Medianebene des Körpers, da wo sich beide Theile desselben be- rühren, sind sie abgeflacht, ‚und schliessen anfänglich dicht an. ein- ander, während sie weiterhin eine breit klaffende Spalte zwischen sich 421 lassen, die bei der Betrachtung von der Rück- oder Bauchseite sicht- bar wird!) (Fig. 2,3s). Die Wandung dieses Organes wird von einer dünnen Membran gebildet, die äusserst leicht einreisst und dann dem durchgehends aus gleichartigen Zellgebilden bestehenden Inhalt den Aus- tritt gestattet. In der Mehrzahl der untersuchten Fälle waren diese Zellen von runder Gestalt, leicht granulirt und liessen einen undeut- lichen Kern wahrnehmen, in anderen Fällen zogen sie sich in eine feine Spitze aus und der Kern war verschwunden, und endlich fan- den sich Appendieularien vor, bei denen der Gesammtinhalt des zweilappigen Organes aus einer Masse feiner, fadenförmiger, an einem Ende mit einem rundlichen Köpfchen versehener, am andern Ende spitz auslaufender Gebilde bestand, die beim Austritte aus dem sie bergenden Organe äusserst lebhaft durch einander wimmelten, und so- mit in Berücksichtigung ihrer Entstehungsweise, die nach Zusammen- stellung mehrerer Fälle aus einer Verlängerung, einem Auswachsen der ursprünglichen Zellen sich mit grosser Bestimmtheit ableiten lässt, so wie endlich in Anbetracht ihrer Form und ihrer Lebenserscheinungen, über ihre Natur keinen Zweifel mehr lassen. Es sind Spermatozoiden und das Organ, in dem sie sich bildeten, ist als Samendrüse, als Hoden anzusehen. Die Grösse dieser Samendrüse scheint mit der periodischen Entwicklung ihrer Producte in Verbindung, zu stehen und nicht mit der Grösse des Thieres selbst. Ob auch Ausfuhrgänge vor- handen sind, kann ich nicht entscheiden, wenn solche aber vorkommen, so müssen sie gegen den Tract hin sich finden, wo die Erkennung der Verhältnisse schwieriger ist. Eierstöcke wurden bei A. cophocerca niemals von mir gesehen, dagegen trafen sich gar nicht selten. Exemplare, die an derselben Stelle, wo vorhin die Samendrüse beschrieben ward, ein von letz- terer etwas verschieden gebildetes Organ aufweisen, dessen Bedeu- tung mir unbekannt blieb, so oft ich es auch untersuchte. ' Es ragt nämlich dort ein ovales, nach vorn zu aber unbestimmt abgegränztes Gebilde (Fig. 4 s) zwischen den übrigen Eingeweiden hervor, in dessen Innerm man deutlich einen hinten geschlossenen Kanal wahrnimmt, der sich nach vorn zu etwas verengert, und dann in seinen weiteren Be- ziehungen nicht mehr erkannt werden kann. Zwischen den Wänden dieses Kanals und der dünnhäutigen Membran, die das ganze Organ überzieht, lagert eine Masse kleiner Zellen, die von denen im Hoden durch nichts weiter verschieden sind, als dass sie zu keiner Zeit eine veränderte Form erkennen liessen. Sollten diese Zellen vielleicht zu ') Ein ganz ähnlich sich verhaltendes Organ in derselben Körperparthie wird auch von Mertens bei Oikopleura beschrieben und für «Eierstöcke » erklärt. 422 Eiern sich umformen, das ganze Organ einen Eierstock vorstellen und dadurch A. cophocerca getrennten Geschlechtes sein? Ich wage nicht mich weiter hierüber zu äussern. — Bei A. coerulescens ward das oben als Samendrüse erkannte Organ in ganz ähnlicher Lagerung erkannt, aber es bestand stets nur aus einer einfachen rundlichen Blase (Fig. 65), welche die oben geschilderten Zellen doch ohne ihre Umbildungsformen in Spermatozoiden enthielt. Leichter überschaubar und kenntlich in Bezug auf äussere Form und innere Structur sind die Zeugungsorgane von A. furcata und acro- cerca. Bei der erstern Art sehen wir entweder dicht hinter dem Ver- dauungsapparat und denselben noch an mehreren Stellen berührend, oder auch durch einen schmalen Zwischenraum von ihm getrennt, ein dreiarmiges Organ gelagert (Fig. 7, 85), welches mit seinem linken Arme an eine rundliche Blase (Fig. 7, 8r) stösst, während der andere Arm nach rechts, und der dritte abwärts nach hinten gerichtet ist. Busch, der beide Theile gleichfalls gesehen, bezeichnet sie als «hammer- förmiges Organ», indem er das dreiarmige Gebilde von dem blasen- förmigen, das als «runder Knopf» beschrieben wird, entspringen lässt. In ersterem findet man nun zuweilen eine Anzahl dicht an einander liegender Kapseln, welche mit kleineren Zellen erfüllt sind (Fig. 7 s), während man an anderen Exemplaren die grösseren Kapseln vermisst und das ganze Organ dicht mit den sonst in Kapseln eingeschlossenen Zellen erfüllt findet. Wie bei A. cophocerca, so waren auch hier die Uebergänge der erwähnten Zellen in Spermatozoiden aufzufinden, und ich hatte-mehrere Exemplare der Appendicularia zur Untersuchung, in denen das ganze dreiarmige Organ mit ihnen erfüllt war. In Fig. 12 finden sich einige derselben abgebildet. — Die dem rechten Arme an- gelagerte Blase (Fig. 7, 8r) zeigt unter einer dünnen Hülle eine ein- fache Schichte kleiner, fein granulirter Zellen, durch welche der schon von Busch beschriebene Efleei einer doppelten Gontourirung. hervor- gebracht wird; in dem hiervon umschlossenen Raume ‘findet sich dann eine bei durchfallendem Lichte dunkel, bei auffallendem weisslich er- scheinende Substanz, die zuweilen nochmals von einer besondern Mem- bran umgränzt, und so abgesehen von dem nicht beobachteten Kerne, einem Zellgebilde vergleichbar ist. Welche Beziehung dieses Organ zu dem ihm immer dicht anliegenden Hoden besitze, blieb mir. ebenso verborgen, wie die Bedeutung eines andern Theiles, der mehrmals dicht hinter dem Hoden, in der Medianlinie des Körpers liegend ge- troffen ward. Es ist dies ein an Grösse und Form der vorerwähnten Blase gleichendes Gebilde (Fig. 7 t), das, eine krümelige Substanz ent- haltend, nach hinten und seitlich einen dünnen stielförmigen Fortsatz ausschiebt. Gegen den Ursprung dieses Fortsatzes hin häuft sich der Inhalt in diehteren Massen an und erscheint desshalb bei durchfallendem - s | 423 Lichte auffallend dunkel. Ob der ähnlich dem Ausfuhrgang einer Drüse geformte stielförmige Fortsatz an seinem Ende durchbohrt ist, wo- durch er dem Organe die Bedeutung einer Drüse wenigstens mit eini- ger Wahrscheinlichkeit zutheilen liesse, ist mir entgangen und ich weiss nur, dass ich selbst bei vorsichtig angewandtem Drucke nie- mals irgend einen Theil des Inhaltes austreten sah. — Dem Hoden und der demselben anliegenden Blase analoge Organe sind auch bei A. acrocerca vorhanden, wenn auch in anderen, durch die grosse Streekung der Leibesform bedingten Lagerungsverhältnissen. Gleich auf den in gleicher Höhe mit der Schwanzbasis liegenden Magen folgt ein grosses kugeliges Organ, dessen allseitig geschlossene Wandungen aus sehr hellen, polygonalen Zellen gebildet sind, die einen geräumigen Hohlraum umschliessen. Einige Male war dieser von einer einzigen grössern Zelle eingenommen, die eine helle, gegen das Centrum hin granulirte Substanz nebst einem scharf contourirten Kerne zum Inhalte hatte. Ich glaube nicht zu irren, wenn ich diese einzelne Zelle für ein Ei, das ganze Organ aber für einen Eierstock halte, in welchem die peripherisch gelagerten Zellen die Eikeime vorstellen, welche nach ihren: Eintritte in den Hohlraum des Organes zum Eie sich umwandeln. Untern solchen. Umständen wäre dann vielleicht auch das bei A. fur- cata angetroflene, dem Hoden anliegende Organ (Fig. 7, 8r) als ein Ovarium aufzufassen. Hinter dem fraglichen Eierstocke liegt ein nahe- bei *%/,” langer, bei auflallendem Lichte intensiv weiss gefärbter Schlauch (Fig. 40 s), der sich bis in das abgerundete Hinterende des Körpers hinabzieht, und dort mit zwei Fädehen die Mantelhülle durch- seizt. Die Gestalt dieses Schlauchs ist eyliodrisch, zuweilen seitlich etwas bauchig erweitert, das obere Ende gerade abgestutzt und in seiner Mitte mit einer flachen Vertiefung versehen, in welche die hin- tere Fläche des Eierstocks eingepasst ist; nach hinten plattet sich der Cylinder von‘ der Seite her ab, und läuft mit beiden Enden in die vorbin erwähnten Fädehen aus. Als Inhalt des Schlauches ergeben sich theils runde, kernhaltige Zellen, theils solche, die sich bereits in einen Fortsatz verlängert hatten, und endlich war er in einem Falle dieht mit Spermatozoiden erfüllt, so dass ich über seine Natur als Samendrlise ‚nicht länger Bedenken hegen konnte. Was die beiden kurzen Fortsätze an seinem Ende zu bedeuten haben, ist mir unbe- kannt, nur so viel habe ich ermittelt, dass sie nicht hohl waren, und somit nicht wohl als Ausführgänge betrachtet werden können, Habe ich nun auch das Vorhandensein eines männlichen Geschlechts- apparates oder vielmehr eines samenbereitenden Organes in unseren Thieren nachgewiesen, so konnte dies, wie aus obiger Darstellung her- vorgeht, nicht mit derselben Bestinimtheit für ein « Ovarium » geschehen, und wenn auch mancherlei Umstände für das Vorkommen eines solchen 424 bei A. furcata und acrocerca zu sprechen scheinen, so erkenne ich doch ihre Unzulänglichkeit und das Bedürfniss einer ueuen Unter- suchung. Eine andere, der Auffassung der beschriebenen Organe sich entgegenstellende Schwierigkeit ist der Mangel von Ausführgängen, und wenn solche vorhanden und etwa nur der Beobachtung entgangen wären, so hält es schwer, bei einer fehlenden Cloakbildung sich den Austritt der Zeugungsproducte aus dem überall vom Mantel umschlos- senen Körper zu erklären, und wir müssen auch hierüber noch wei- teren Aufschlüssen entgegensehen. Es kann kein Zweifel darüber obwalten, dass die Appendicularien zu den Tunicaten, und zwar zu den Ascidien zu rechnen seien, ob sie aber hier einen selbstständigen Typus repräsentiren, oder nur die Larvenform von Ascidien seien, scheint mir bis jetzt noch nicht mit Bestimmtheit entschieden. Die ersten Beobachter nehmen sie für aus- gebildete Formen, hahen aber dabei ihre Stellung, so wie die innere Organisation entweder ungewiss gelassen oder gänzlich verkannt. So stellt Chamisso *) die Appendicularien zu Cestum, wohl wegen ihrer eigenthümlichen Bewegungen und des Irisirens ihres Ruderschwanzes; Eschscholtz ?) reiht sie den Heteropoden bei; Mertens ®), der wohl die sonderbarste Beschreibung von diesen, von ihm Oikopleura genannten Thieren, gibt, hält «die Verwandtschaft dieses Thieres mit den Pteropoden für unverkennbar »;,Quoy und Gaimard *) benannten eine von ihnen in verschiedenen Meeren gefundene Form Fritillaria und später Oiko- pleura fureata. Nach diesen Forschern sind es «vielleicht sehr kleine Salpen» und «gäbe es im Salzwasser Thiere, welehe sich verwandeln, so könnten es Larven sein». Entschiedener sprechen sich Neuere aus: Joh. Müller ®) hält die von ihm in der Nordsee entdeckte Vexillaria Nabellum für die Larve eıner Ascidia, und auch Krohn 6) schliesst sich dieser Anschauung an, wäh- rend Busch?) in seinem Eurycercus pellueidus (App. furcata mihi) eine Aehnlichkeit mit Ascidienlarven nicht zu verkennen vermag. End- lich erklärt sich Huxley ®), gestützt auf das Vorhandensein von Zeugungs- organen, für die Selbstständigkeit dieser Form, und neuerlich wird von Leuckart wiederum die Larvennatur mit zahlreichen Gründen ver- 1) Noy. act. Acad. Leopold. Carol. Tom. X, pag. 362. 2) Isis von Oken 1325, pag. 736. 3) Loc. eilt. ») Loc. eit. 5) Loe. eit. und Archiv f. Anat. u. Phys. 1847, pag. 158. 6) Archiv f. Naturgesch. 4852, pag. 6, Anmerk. ?) Loe. eit. 8) Loc. cit. 425 fochten. Der bezüglich seiner Inserlionsstelle, so wie theilweise auch in seinem Baue mit dem gleichen Gebilde der Ascidienlarven überein- stimmende Ruderschwanz, die‘ Form des Leibes und die Configuration des Darmkanals sind allerdings Umstände, welche eine Zusammen- stellung der Appendieularien mit den Larven von Aseidien begünstigen, und selbst das Vorkommen von Geschlechtsorganen vermag noch nicht allein hinreichen, die Selbstständigkeit unserer Thierform zu beweisen, wenn man, wie Zeuckart annimmt, das von Meyer bei Insectenlarven beobachtete Vorkommen ausgebildeter Geschlechtsproducte bedenkt; ebenso könnte man auch das von Huxley, Leuckart und mir beobach- tete Gehörorgan gleichfalls als ein provisorisches Larvenorgan nehmen, welches später mit dem Festsetzen des Thieres in derselben Weise vergeht, wie dies auch von den Sinnesorganen zahlreicher anderer Tbierformen beim Uebergange vom freien in den fesisitzenden Zustand bekannt ist; auch die bei den Appendicularien so auffallende Lage- rung des Nervensystems, an einer der Mündung des Enddarms gerade gegenüber liegenden Körperfläche, scheint nicht stiehhaltig gegen den Einwand Zeuckart’s, dass sich mit der allmählichen Entwickelung auch eine Veränderung der Lage des Rectums heranbilde, dass dieses auf die gegenüberstehende Seite des Thieres rücke, und so das Nerven- system in dieselbe Lagerung zwischen Athem- und Afteröffnung trete, wie wir es von erwachsenen Ascidien kennen. Krohn), auf dessen Beobachtungen Leuckart seine Annahme stützt, führt aber nicht an, dass das Rectum bei den Ascidienlarven anfänglich der mit dem Nerven- system versehenen Körperfläche gegenüber stehe, sondern erwähnt nur, dass es eine mehr seitliche Lage einnehme und gegen den linken Auswurfsipho gerichtet sei. Mit der allmählich vor sich gehenden Vereinigung beider, der Phallusivlarve zukommenden Auswurfsiphonen rückt dann auch das Rectum in die Mitte der Rückenfläche und nimmt so eine Stellung ein, von der es eigentlich vorher nur eine kurze Strecke entfernt war, während es doch bei App. gerade auf der ent- gegengesetzten Körperfläche sich öffnet. Durch den Mangel der zwei Auswurfsiphonen fehlt bei App. das die Drehung des Rectums be- dingende Moment. es dürfte damit die Annahme einer solchen Lagen- veränderung, die auch quantitativ von jener der Phallusienlarven sehr verschieden sein müsste, mehr als problematisch sein. Nach den Unter- suchungen von Milne-Edwards?) scheint diesen Organen in den Lar- ven von Amaroucium schon ihre definitive Lagerung zugetheilt. ist man nun auch geneigt, das Abwerfen des im Verhältnisse zu den bekannten Ascidienlarven höber ausgebildeten Ruderschwanzes, das ’) Archiv f. Anat, u. Plrys. 1852, *) Observalions sur les ascidies eomposdes de Cötes de la Manche, 184. 426 Schwinden des Gehörbläschens, so wie endlich eine Drehung des Darmkanals, welcher zufolge das Rectum an der vom Nervensystem besetzten Fläche ausmünden würde, anzunehmen, so sind noch andere Umstände vorhanden, die einer Umwandlung in eine der bekannten festsitzenden Formen sich entgegenstellen. Vergleichen wir einmal den Athemsack der Appendicularien mit jenem der Ascidienlarven, so fin- den wir ihn durch die Bildung seiner grossen, runden Athemspalten, namentlich durch die Fortsetzung derselben in abwärts steigende Röh- ren, So mächtig verschieden von dem sehr frühzeitig mit den Anlagen der quer- oder längsgerichteten Atbemspalten versehenen Athemsacke der Aseidien, dass sich für eine Umwandlung in letztern nicht der geringste Anhaltspunkt auffinden lässt. Eben solche Verschiedenheiten ergeben sich bei den Cireulationsorganen. Wie Krohn *) (bei Phallusia) zeigte, findet in den Ascidienlarven eine sehr frühzeitige Gefässbildung statt; unsere Appendicularia zeigt weder im Mantel, noch in den Wan- dungen des Athemsacks eine Spur davon, und das einzige mit einem Gefässe vergleichbare Gebilde ist der Achsenkanal des Rudersehwanzes. Das Herz der Ascidien besteht aus einem langgestreckten, an beiden Enden olfenen und in Gefässe sich fortsetzenden Schlauche; bei Ap- pendieularia ist es gerade an beiden. Enden mit Bestimmtheit ge- schlossen, und daselbst an zwei kegelföürmige Zapfen geheftet, die meines Wissens bei den Ascidien nicht ihres Gleichen besitzen ?). Aus dem zunächst hier und dem schon weiter oben Angeführten geht wohl klar hervor, dass ungeachtet aller äussern Achnlichkeit mit Ascidienlarven, die als Appendicularien geschilderten Formen zahl- reiche Abweichungen in der innern Organisation aufzuweisen haben. Es ist nur der Typus, der ihnen mit den Ascidien gemein ist, die Ausführung des Einzelnen ist in Ascidien und Appendicularien ver- schieden. Fragen wir nach der Bedeutung der Appendicularien, so bleiben uns zwei Wege der Beantwortung: der eine führt zur An- nahme, dass die Appendicularien noch eine totale, sich auf äussere Körperform sowohl, wie auf sämmtliche inneren Organe erstreckende Metamorphose erstehen müssen, durch welche sie in die ausgebildete Form der festsitzenden Ascidia übergeführt werden; der andere leitet zur Annahme der Appendicularien als ausgebildete Formen. Der Natur wird am wenigsten Zwang angethan, wenn man dem letztern folgt, und die Appendicularien als die niedrigst stehende, gleichsam den !) Archiv f. Anat. u. Phys. 1852. 2) Auch die Form der Athemöflnung könnte man als einen nicht unwichtigen Unterschied aufführen, Bei den Ascidien ist sie bekanntlich rund, mit im Kreise stehenden Läppchen, oder Vorsprühgen versehen, während sie bei den Append. ähnlich wie bei den Salpen stets eine Querspalte bildet. 427 Larvenzustand der Ascidien repräsentirende Form in dieser Gruppe der Mantelthiere betrachtet, und wenn auch zur vollkommenen Lösung aller hierüber noch bestehenden Fragen immerhin eine erneute Beob- achtung Noth thut, so werden wir doch die in den vorstehenden Zei- len versuchte weitere Begründung von Huwley’s Ausspruche nicht ver- kennen dürfen, und diesem Forscher zustimmen, wenn er sagt: as in all great natural groups some forms are founed which ty- pify, in their adult condition, the larval state of the higher forms of the group, so does Appendicularia typify, in its adult form, the larval state of the Ascidians. Pe = Erklärung der Abbildungen, Fig. A. Appendicularia cophocerca n. sp. von der. Bauchseite, mit nach oben geschlagenem Schwanze. 2. Ein anderes Individuum derselben Art von hinten, ohne Schwanz. 3. Ein anderes Individuum von der Bauchseite, ohne Schwanz. Fig. 4. Seitenansicht der A. cophocerca. 5. Dieselbe Lage, aber auf senkrechtem Durchschnitte gesehen. 6. A. coerulescens vom Rücken, der Schwanz ist nur theilweise an- gegeben. Fig. 7. A. furcata vom Rücken, mit nach unten gewendetem Schwanze. Fig. 8. Dieselbe Art von der Bauchseite, ohne Schwanz. Fig. 9. Seitenansicht des Nahrungskanals derselben Art. Fig. 40. A. acrocerca von der Seite, mit dem Anfangstheile des Schwanzes. Fig. 44. Schwanz von A. acrocerca. Fig. 12. Spermatozoiden von A. furcata. Bezeichnung. der Figuren. A Körper; B Schwanz; C Mantel. a Oeffnung in den Kiemen- sack; b Kiemensack; c Gerüste desselben; d Wimperlinien des Kiemen- “ sacks; e Alhemspalten; f röhrenartige Verlängerung der Athemporen ; / g Oesophagus als Fortsatz des Kiemensacks; h Magen; ö Darm; %k End- stück des Darms; %’ Afteröffnung; ! Ganglion; m. Nerven um die Oefl- nung des Kiemensacks; n absteigender Nerv; o Gehörorgan; p Oell- nung seitlich im Kiemensack ; g Wülste in der Wandung des Kiemen- sacks; r Ovarium (?); s Hoden; { blasenförmiges Organ unbestimmter Natur; u Endostyl? » Herzschlauch; w knopfförmige Gebilde, an welche der Herzschlauch angeheftet ist; x Achse des Schwanzes; y Muskelbeleg desselben; c Ausbreitung der Mantelsubstanz; « papillenartige Gebilde des Mantelüberzugs am Schwanze; ß ein ähnliches Gebilde unbekannter Bedeutung an der Schwanzbasis, Würzburg, Ende October 4854. Kleinere Mittheilungen und Correspondenz -Nachrichten. Chordodes pilosas, ein Wurm aus der Familie der Gordiaceen. Von Dr. Ki. Möbius in Hamburg. Hierzu Taf. XV. Im October 4851 schickte Dr. Siegert, Arzt in Angustura, einen Wurm an das Hamburger naturhistorische Museum, der sich aus dem Hinterleibe einer zertretenen Schabe, Blabera gigantea Serv., wo er eingerollt in einer weissen Blase lag, hervorgewunden hatte. Er war 212 mm. lang, nahm aber während neun Tagen, die er noch im Wasser, sich träge bewegend, lebte, um 259 mm. zu, so dass seine Länge, als er todt war, 474 mm. betrug. Jetzt, nachdem er zwei Jahre in Weingeist gelegen hat, ist er 380 mm. lang; er hat sich also um 91 mm., d.i. um Y,,,, seiner ursprünglichen Länge zusammengezogen, was bei der grossen Elasticität des Haut- und Muskelschlauches leicht erklärlich ist '). Der Kopf ist eine ellipsoidische Anschwellung (Fig. I u. 2) mit einem Quer- durchmesser von 1,2 mm. Da das freie Ende eingedrückt ist, beträgt der Längs- durchmesser nur 4,1 mm. Die Stirnhöhlung wird von einem kreisförmigen Rande begrenzt, der einen Durchmesser von 0,7 mm. hat (Fig. 2u.3) An der Grenze von Kopf und Hals ist der Durchschnitt ein Kreis mit 4 mm. Durch- messer, darauf plattet sich der Körper etwas ab, wird aber 20 mm. von der Kopfspitze drehrund und erreicht hier einen Durchmesser von 2,1 mm., der sich bis 420 mm. von der Schwanzspitze nicht ändert; von hier ab verdünnt sich der Körper allmählich. Der Schwanz ist zusammengedrückt (Fig. 4) mit einem grössern Durchmesser von 1,9 mm. und einem kleinern von 1,2 mm., 55 mm. !) Obwohl die Untersuchung eines Wurms dieser Art, welcher zwei Jahre in Weingeist gelegen hat, nicht mehr diejenigen zuverlässigen Aufschlüsse über seine Organisation geben kann, wie sie der gegenwärtige Standpunkt der Wissenschaft verlangt, so wollte der Unterzeichnete die Bekanntmachung des in Rede stehenden Wurms nicht vorenthalten, um dadurch die Auf- merksamkeit der Zoologen auf die weite Verbreitung der Gördiaceen- - Familie zu lenken. v. Siebold. # UL U LU nl u Zu 2 429 vor: der Spitze. A. mm. vor dieser ist er. nur noch 0,3 mm. diek und 0,7 mm. breit. Mit diesem Durchmesser von 0,7 mm. als Basis, bilden die beiden Ränder der Schwanzspitze ein gleichschenkliges Dreieck von 4 mm. Höhe und etwas abgerundeter Spitze. Die Epidermis ist sammetartig schwarz; unter dem Mi- kroskop bei durchfallendem Lichte dunkelbraun; den Sonnenstrahlen ausgesetzi, ruft sie Interferenzfarben hervor, die sich aus den hervorragenden Spitzen der Epidermiszellen und den dazwischen liegenden Vertiefungen erklären; denn das aus den Thälern zurückkehrende Licht hat einen längern Weg gemacht, als das von dem Scheitel der Zellen reflectirte. (Vergl. Dove, Darstellung der Farben- lehre und optische Studien. Berlin 4853, pag. 54.) - Schon mit blossem Auge sind Erhebungen , in nicht ganz regelmässigen Quin- eunx geordnet, zu erkennen. Sie rühren von grösseren Epidermiszellen ber und stehen besonders dicht doppelrichtig in zwei diametral entgegengesetzten Linien, die am abgeplatteten Schwanzende in den leichten Mitielfurchen der breiten Seiten verlaufen. Hier, am letzten Siebentheil des Körpers, sind diese grösseren Epidermiszellen von durchsichtigen, k—b Mal so langen Haaren als sie selber, umgeben, die dem blossen Auge als kleine bräunliche Haarbüschel erscheinen (Fig. 8) '). Die gewöhnlichen Zellen der Epidermis sind 0,0054 mm. boch und meistens ebenso breit; in der Mitte des Rörpers jedoch etwas länger und so gelegt, dass der längere Durchmesser die Achse des Thieres rechtwinkelig schneidet; in der Nähe des Kopfes sind sie rundlich; in der vordern Concavität desselben werden sie gegen den Mund hin immer kleiner und ihre dunkle Farbe geht (bei durch- fallendem Lichte) allmählich in helles Gelb über; in einiger Entfernung vom Munde verschwinden sie ganz und es treten statt ihrer von diesem ausgehende lichte Radien auf {Fig. 6). Die grossen, in quincunciale Häufchen geordnete Zellen sind 0,04 mm. hoch und conisch zugespitzt. Alle Epidermiszellen sind nach unten etwas con- cav. Unter ihnen liegt eine grosse Zahl dünner Hautschichten, zusammen von 0,021 mm. Dicke. Die äusseren drei Viertheile lösen sich gewöhnlich mit der Epidermis ab; dabei zerfasern sich die Grenzschichten zwischen dem getrennten und haftenden Theile, so dass die Elemente derselben, dünne, elastische, durch- sichtige Fasern, unregelmüssig durch einander liegen. Dieser Erscheinung ge- denkt v. Siebold in der Kritik der Abbandlung Berthold’s: «Ueber den Bau des Wasserkalbes» in Erichson’s Archiv für Naturgesch. IX. Jahrg., II. Bd., pag. 303. Jede Hautschicht besteht aus einer Lage Fasern, die abwechselnd bei der einen links, bei der andern rechts spival von dem einen bis zum andern Ende des Körpers gewunden sind. Schlingen, wie sich nach Meissner in der Faser- baut von Mermis albicans finden, treten hier nicht auf (vergl. Meissner, Beiträge zur Anat. u. Physiol. von Mermis albicans. Diese Zeitschr. Bd. V, 1853, pag. 210, und Taf. Xf, Fig. 2). Die Fasern der abwechselnden Schichten machen einen Winkel von nahe 45° mit einander und mit der Körperachse einen von 67— 70". In Längs- und Querschnitten sind keine Fasern, sondern nur die parallelen Schichten sichtbar, von denen die oberen in die Concavitäten der Oberhaut- zellen eintreten (Fig. 5f). Blickt man durch zwei zusammenhängende Schichten, die im Wasser aus- !) Sollte diese Haarbildung nicht. von einem. Wasserschimmel herrühren, der auf der Haut dieses Wurms, ehe derselbe in Weingeist aufbewahrt wurde, im Hervorsprossen begriffen. war? x v. Siebold. Zeitschr. f, wissensch. Zoologie. VI. Ba. 28 430 gebreitet, zwischen zwei Glasplatten liegen, in eine Kerzenflamme, so sieht man zwei gelbe Strahlenbündel, die Scheitelwinkel von der Grösse des Kreuzungs- winkels der Fasern machen, deren Scheitelpunkt in der Flamme liegt. Die Schenkel derselben decken aber nicht die Fasern, sondern machen mit ihnen Winkel von 90°. Legt man zwei solche Hautstückchen in der Art über einander, dass das eine seine natürliche Lage zur Körperachse behält, das andere mit dieser einen rechten Winkel macht, so erscheinen acht Strahlenbündel, welche abwechselnd Winkel von 90° bilden. Dieselben Beobachtungen machte Czermak an den gekreuzten Fasern der Hautschichten von Ascaris lumbricoides (Sitzungs- bericht der mathem.-naturwiss. Kl. der Wiener Akad. 1852, Bd. IX, pag. 755). Ebendasselbe fand ich auch, wenn ich mit den Faserhäuten von Ascaris megalo- cephala aus dem Pferde und Asec. ensicaudata aus Turdus pilaris experimentirte. Die besprochene Kreuzfaserung ist die Ursache der grossen Elastieität dieser Hautschichten in der Richtung der Achse des Wurmes. Man kann ein Stückchen Haut um das Doppelte seiner Länge ausdehnen; es springt von der Präparir- nadel ab und nimmt mit Schnelligkeit seine frühere Ausdehnung wieder an. Gewebe von Leinen, Seide und Baumwolle verhalten sich ähnlich; sie äussern ihre höchste Elastieität in einer Richtung, welche ihre rechtwinkelig gekreuzten Fäden in einem Winkel von 45° schneidet. Unter den Faserhautschichten liegt eine granulöse Haut von der Dicke der Epidermis (Fig. 5g). Sie umschliesst den Muskelschlauch, der aus Platten von 0,0013 mm. Dicke und — in radialer Richtung — von 0,032 mm. Breite besteht. Ihre Länge mag der Länge des Körpers gleich sein, denn wenn sie aus Stücken beständen, die sich auskeilten, so würden sich Platten gefunden haben, die in eine scharfe Kante ausgelaufen wären. Am leichtesten sind die Muskelplatten an der Linie zu trennen, wo der darmartige Kanal liegt, den ich weiter unten beschreiben werde. Innerhalb des Muskelschlauchs liegt eine Schicht Zellen mit einem oder zwei Kernen; die äussersten derselben hingen mittelst einer zarten structurlosen Membran zusammen (Fig. 3 s). Unter dieser Zellenschicht von ungefähr der halben Dicke des Muskel- schlauchs liegen zwei Halbeylinder mit einer gelblichen Masse gefüllt, vermuth- lich weibliche Geschlechtsorgane !). Sie hängen durch elastische Fasern zusam- men und nehmen zwischen die Bauchkanten den muthmasslichen Nahrungskanal aul. Nach dem Kopf- und Schwanzende zu nimmt die Dicke jener Halbeylinder ab. % und 5 mm. vom Kopfende sind beide durch ein kurzes Ligament am Muskelschlauch befestigt. Ihre hinteren, abgerundeten freien Enden liegen 42 mm. von der Schwanz- spitze. Eine Geschlechtsöffnung war nicht zu finden. Der schon erwähnte Kanal zwischen den Bauchkanten der vermuthlichen Ge- schlechtsorgane ist eine haarstarke, elastische, unregelmässig wellenarlig gebogene Röhre von gelblicher Farbe mit einem Lumen von ', so grossem Durchmesser als der der ganzen Röhre ist (Fig. 7). Aus diesem Rohr treten Kügelchen her- vor. Leider habe ich dasselbe nicht bis zum Munde verfolgen können, um mich über seine Function in Klarheit zu setzen. Für den Mund sehe ich eine von einem dunkeln Ringe umgebene Oeffnung vorn mitten im Kopfe an (Fig. 6). Ein zarter Längsschnitt mitten durch den Kopf und Hals zeigte zwei be- 1) Von Geschlechtsorganen kann hier wohl nicht die Rede sein, da sich die- selben wie bei den übrigen Gordiaceen erst entwickeln werden, nachdem dieser Parasit aus dem Insectenleib ausgewandert. v. Siebold. 431 stimmt umgrenzte Anhäufungen bräunlicher Flecke und hinter ihnen eine kolben- förmige Anschwellung, nach welcher hin vier helle Streifen verliefen. Vielleicht sind sie — wenn man sich hier bei ihrer Erklärung von den schönen Entdeckun- gen Meissner’s über das Nervensystem von Mermis albicans leiten lassen darf — als Spuren des Nervensystems anzusprechen, Creplin beschreibt in Froriep's Neuen Notizen, Bd. III, 4847, pag. 461, einen Wurm aus Acanthodis Serv. glabrata Burm. (?) von 8” 7’ par. Länge mit ein wenig angeschwollenem Kopfe, der in Spiritus schwarz, trocken tief braun aus- sah und am Kopfe eine Vertiefung mit einer Mundöffnung hatte. Diese äusseren Merkmale und ausserdem, was Creplin vom Muskelschlauche und darüber liegenden Faseru sagt, veranlasst mich anzunehmen, dass er einen ähnlichen Wurm, wie ich beschrieben habe, vor sich hatte, doch war der ganze Körper seines Chordodes Parasitus, wie er ihn nennt, glatt und eben. Dies lässt mich vermuthen, dass ich es mit einer andern Art zu tbun hatte, der ich den Namen Chordodes pilosus beizulegen vorschlage mit folgender Diagnose '). ‚ Corpus nigrum verrucosum, ınedio cylindricum, utrinque attenuatum depres- - sumque, linea ventrali et dorsali, quarum parti caudali faseiculı pilorum insiti. Caput ellipsoideum, concavitate frontali. Extremitas caudalis trigona, apice rotundata. Erklärung der Abbildungen. Fig. 4. Chordodes pilosus in natürlicher Grösse. a, b, c sind die Quer- schnitte des Körpers an denjenigen Stellen, neben welchen sie stehen. Fig. 2. Kopf und Hals vergrössert. eben mit der hier auslaufenden Längslinie des Körpers. Pe organe; n vermuthlicher Nahrungskanal. Fig. 3. Vornsicht des Kopfes mit der Vertiefung, worin der Mund liegt und Fig. 4 Schematischer Querschnitt des Wurmes. e Epidermis; f Faserschichten ; g granulöse Haut; m Muskelschlauch; z Zellenschicht; o, o Geschlechis- Fig. 5. Querschnitt. e Epidermis; / Faserhautschichten; g granulöse Haut; m Muskelplatten; s Zellenschicht; o Theil der Geschlechtsorgane mit körnigem Inhalte. Fig. 6. Die platigedrückte Kopfgrube mit dem Munde und radialen Linien Hier liegen keine dunkeln Epidermiszellen wie am übrigen Körper. 7. Der muthmassliche Darmkanal mit dem durchscheinenden Lumen. Fig. ®. Ein Stück Epidermis mit einem Haarbiischel von der Schwanzlinie. ") Jedenfalls steht dieser Wurm, dessen obige Diagnose wohl noch verschie- dene Abänderungen zu erleiden haben wird, der Gattung Gordius am nächsten; die von Möbius für den Mund des Thieres gehaltene Oeffnung ist höchst wahrscheinlich die am Hinterleibsende angebrachte Geschlechts- öffnung, welche bei Gordius an den in der Auswanderung begriffenen und noch nicht geschlechtsreifen Individuen bereits erkannt wird. ‚ v. Siebold, 28 * 432 Auszug aus LI. Guanzatös Beobachtungen und Erfah- rungen an etuem wunderbaren Infusorium!). (Pag. 3) Unter den unzähligen Arten von Infusorien, die von ausgezeichneten Mikroskopisten beschrieben wurden, verdient folgendes, dessen kritische Ge- schichte ich nun erzählen will, gewiss die besondere Aufmerksamkeit des phi- losophischen Naturforschers, da es von der Natur nicht nur durch das Vorrecht ausgezeichnet ist, nachdem Tode wieder aufzuerstehen, gerade wie die Räder- thiere, Tardigraden, Essig- und Grasälchen, worüber die schönen Beobachtungen und Erfahrungen des berühmten Spallanzani gelesen zu werden verdienen, son- dern auch mit einer andern sonderbaren Eigenschaft begabt wurde, die von jener der Wiederauferstehung nicht übertroffen wird, vermöge welcher nämlich ein Theil seines Körpers unter gewissen Umständen sich spaltet und in feine Körperchen auflöst, während der übrige Theil unversehrt bleibt und allmählich verschiedene (pag. 4) sonderbare Formen annimmt, die eben so leicht und merk- würdig anzusehen als schwierig zu beschreiben sind, bis es endlich neuerdings seine frühere Form annimmt, weshalb man ihm mit Recht den Namen Proteus geben kann. Dieses Thierchen, welches unter den mikroskopischen den grössten Umfang hat, da es, zwar mit genauer Noth, doch mit freiem Auge gesehen werden kann, in welchem Falle es nur wie ein weisslicher, sich bewegender Punkt erscheint, ist von ovaler oder elliptischer Form, am Kopfende spitzer als am entgegen- !) Die schon im vorigen Jahrhundert von Luigi Guanzati an einem Infusorium angestellten Beobachtungen (siehe Opuscoli scelti sulle scienze e sulle arti. Tom. XIX, Milano 1796, pag. 3— 21: Osservazioni e sperienze intorno ad un prodigioso animaluccio delle infusioni di Luigi Guanzati GC. R.B.) haben in neuerer Zeit eine wichtige Bedeutung erbalten. Da dieselben aber in einem wenig verbreiteten Sammelwerke niedergelegt und deshalb in Deutsch- land wenig bekannt geworden sind, so glaube ich nichts Ueberflüssiges gethan zu haben, indem ich hier einen Auszug aus diesen Beobachtungen abdrucken liess. Man wird sich bei Durchlesung desselben überzeugen, dass Ehrenberg (siehe Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Ver- handlungen der Akademie d. Wiss. zu Berlin, aus d..J. 4854, Ueber die neuesten die Formbeständigkeit und den Entwicklungskreis der Formen betreffenden Bewegungen in den organischen Naturwissenschaften, pag. 778) dem Guanzati mil Unrecht vorgeworfen, er habe geitrt, wenn er gesehen haben wollte, dass Infusorien, Proteus (Amphileptus moniliger) in den Ei- zustand zurückgingen und dann wieder frisch aus einer Schale kröchen. Guanzali hat den in neuester Zeit so vielfach besprochenen Enkyslirungs- process, der bei den Infusorien eine so wichtige Rolle ‘spielt, und den Ehrenberg als solchen nicht gelten lassen, sondern für eine einfache Häu- tung ausgeben will, recht gut gekannt Aber nicht bloss dasjenige, was Guanzati über Enkyslirung von Amphileptus beobachtet, sondern auch seine übrigen an demselben Iofusorium gemachten Wahrnehmungen bieten grosses Interesse dar, indem wir durch dieselben an die wunderbare contractile Substanz (Sarkode) erinnert werden, welche in der niedern Thierwelt so ’ verbreitet vorkommt und gegenwärtig unsere volle Aufmerksamkeit in An- spruch nehmen muss. München, den 30. October 1854. v. Siebold, 433 gesetzten, oben ein wenig gewölbt, unten flach. Es.ist von gelatinöser Sub- stanz; gegen das hintere Ende seines Körpers hat es meistens Theile, die merk- lich dunkler sind als andere, und überdiess scheinen hier einige Kügelchen und am Vordertheil ein Säckchen durch, dessen weitester Theil gegen den Kopf ge- wendet ist. Unten ist es ganz mit Füssen besetzt, «. ı-nan rings um den ganzen Körper abstehen und sich zusammenziehen sieht, wenn das Thier sich bewegt. Diese Füsse erscheinen nur als äusserst feine Härchen. Auch der Mund ist riogsum von solehen Härchen eingefasst, mit welchen es kleine. Wirbel hervor- bringt, bevor es sich schnell bewegt, wodurch es sich seine Nahrung verschafft. Bei dieser Art solcher Thierchen gibt es eine Varietät, welche sich von dem beschriebenen dadurch unterscheidet, dass es "wenig kleiner, weniger dick, von einer verhältnissmässig längern Form, hinten weniger abgestumpft und von einer am ganzen Körper gleichförmigern Durehsichtigkeit ist, Die Bewegungen dieses Thierchens sind ziemlich anhaltend, sebr gewandt, und selten gelingt es, dasselbe in Ruhe oder langsam sich bewegend zu schen, ausser wenn die Flüssigkeit, in der es schwimmt, dem Vertrocknen nahe ist, oder wenn es sich inmitten eines fremden Stoffes befindet, wo man es dann mit grösserer Langsamkeit sich herumbewegen sieht, wie wenn es Nahrung suchen wollte, oder auch wenn es sich durch Theilung fortpflauzt, wie wir bernach sehen werden. Es bewegt sich stets schwimmend, bald in Schlangen- windungen wie ein Aelchen, bald geradlinig ohne irgend eine Biegung. Dieses Thierchen wurde von mir das erste Mal in einem Aufguss gefunden, den ich von einer Wurzel des Marum africanum machte, ‚welcher etwas Erde beigemischt war; hernach in einem Wasser, in welchem ich einen ganzen Winter hindurch einige Frösche hielt; es erscheint auch (pag. 5) im Wasser von Gräben und Sümpfen, und endlich entwickelt es sich im Aufguss von Fenchel, und in grösserer Menge in Mangold- und Hanfsamen, nachdem auch ‚einige andere Arten solcher Thierchen erschienen .sind. Seine Fortpflanzung geschieht durch Quertheilung. In der Mitte seiner Länge entsteht eine Einschnürung, die immer weiter geht, bis die beiden Theile nur noch durch einen Faden zusammenhängen. Dann macht das Thier, oder machen vielmehr die beiden Thiere grosse Anstrengungen, um die Theilung zu voll- enden, und nachdem sie sich losgetrennt, bleiben sie einige Augenblicke wie verdutzt stille, aber nachher fangen sie an, in der Flüssigkeit hin- und herzu- schwimmen, wie es das ganze Thier machte, aus dem sie sich gebildet haben. Beim Theilungsact selbst noch fangen sie an sich auszudehnen, und nach der Theilung erreichen sie in kurzer Zeit die Grösse des Thieres, von dem sie ent- sprungen sind; sie theilen sich auch nur in Thiere, die zuletzt sich ganz ein- ander gleichen. Diese Theilungen folgen um so schneller auf einander, je wärmer die Jahres- zeit ist. In mancher Zeit theilt sich jedes dieser Thiere gewöhnlich zwei bis drei Mal des Tages; innerhalb acht Tagen sah ich (wohl 20 Mal) eines davon sich. theilen, das ich isolirt hatte und isolirt erbielt, indem ich bei der jedes- maligen Theilung seinen Kameraden entlernte. Aus dieser Beobachtung kann man Jeicht schliessen, wie ungeheuer diese Tbierchen sich in kurzer Zeit ver- mehren müssen; denn wenn ich im Zeitraume der angeführten acht Tage, an- sialt ein einziges davon zu behalten (mit Entfernung des bei der jedesmaligen Theilung entstehenden Kameraden) sie alle behalten hätte, so sieht Jeder, dass ich bei. der zweiten Theilung % Tbiere erhalten hätte, bei der dritten 8, bei der vierten. 46, .u..8. f., so dass sie nach der zwanzigsten Theilung auch die 434 Zahl von 1,048,576 angewachsen wären, und das in dem kurzen Zeitraume von nur acht Tagen. In der That fand ich ein anderes Thier, das ich ähnlich isolirt hatte, nach nur zwei Tagen bis auf die Zahl 64 vermehrt. (Pag. 8) Doch nun ist es Zeit, die Geschichte dieser Thierchen wieder auf- zunehmen. Wir haben unter Anderem von ihrer ungeheuern Vermehrung ge- sprochen. Aus dem, was wir darüber gesagt haben, sieht Jeder, wie ein ein- ziger Proteus im Stande ist, in wenigen Tagen einen ganzen Aufguss anzu- füllen. Man darf jedoch nicht glauben, dass diese so ungeheure Vermehrung bis ins Unendliche fortgeht; alle diese unzähligen Arten” dieser Thierclasse haben, wie Spallanzani beobachtet hat, bestimmte Zeiten, in denen”sie an Zahl zu- und wieder abnehmen, wie es bei anderen Thieren geschieht, die sich un- gewöhnlich vermehren, da die Natur weise vorgesorgt hat, dass, sobald eine Art dieser Thierchen gar zu zahlreich zu werden anfängt, sie sich wieder ver- mindert, indem sie den grössten Theil ihrer Individuen verliert, sei es nun durch eine natürliche Krankheit oder durch gewaltsamen, hauptsächlich von anderen auf deren Kosten lebenden Thieren, verursachten Tod. Einem ähnlichen Wechsel in der Zu- und Abnahme sind auch unsere Proteus unterworfen. Jener Aufguss, der heute von denselben wimmelt, ist nach einigen Tagen arm daran und zu- weilen auch ganz leer davon. Ihre Verminderung erfolgt jedoch nicht so sehr durch die oben erwähnten Zufälle, als vielmehr durch eine eigenthümliche Um- wandlung, der sie unterliegen. Als ich einmal unter vielen anderen eines dieser Thierchen isolirt hatte, um die begonnenen Beobachtungen fortzusetzen, fand ich dasselbe nach etwas mehr als einem Tag bis auf sieben vermehrt; da ich einige Stunden hernach die Flüssig- keit, in der sie schwammen, wieder ansah, in der Hoffnung, dieselbe stärker bevölkert zu finden, sah ich zu meinem Erstaunen die Anzahl sogar vermindert und auf drei redueirt, und nach wenigen anderen Stunden fand ich auch diese drei verschwunden. Dafür zeigten sich ebenso viele Kügelchen, von denen ich bald wahrnahm, dass sie nichts als dieselben Thiere seien, die eine solche Ge- stalt angenommen hatten, wie ich mich hernach wiederholt überzeugte, indem ich das Glück halte, sie während des Vorganges, durch den sie einer solchen Umwandlung unterlagen, zu beobachten. Kurz vor dieser Umwandlung er- scheint das Thierchen gewöhnlich am ganzen Körper völlig durchsichtig, und von einer längern, schmälern Form, als früher, wobei man nicht mehr jene dunkleren Stellen bemerkt, die zuerst vorhanden waren. In seinen Bewegun- gen sieht man das Thierchen sich öfter als gewöhnlich zusammenkrümmen und beständig den Platz. ändern, bis es endlich still hält, seinen verlängerten Körper zusammenzieht, und allmählich sich verkürzend (pag. 9) zuletzt die Form eines Kügelchen annimmt. Dann füngt es unvermerkt an, sich um sich selbst herumzudrehen, ohne jedoch seinen Platz zu ändern. Einige Zeit später erscheint rings um das -Kügelchen eine Art Ring, der durchsichtiger ist als das Kügelchen selbst, welches, wie ich mich hernach überzeugte, nichts ist, als eine Schale oder Hülle des. in ein Kügelchen umgewandelten Thieres, inner- halb welcher man es sich nach kurzer Zeit mit der vollendetsten Regelmässig- keit bewegen sieht. Die Rotationsrichtung wechselt fortwährend, indem man es sich bald von der Rechten zur Linken, gleich darauf von vorn nach hinten, dann von der Linken zur Rechten, hierauf von hinten nach vorn drehen sieht, und alle diese Wechsel folgen durch unmerkliche Abstufungen auf einander, und ohne dass das sich drehende Kügelchen je aus seiner Stelle rückte. Was ich ee STFTIRE Te m EEE DS NE. ERROR RER...) “00. oT” 435 aber einmal noch Merkwürdigeres an einem derselben. beobachtete, ist, dass man während dieser seiner Bewegung auf seinem Körper einen vollkommen runden Flecken erscheinen sah, und heim Erscheinen desselben seine Bewegung nachliess; darauf zog sich dieser Flecken allmählich zurück, bis er ganz ver- schwand, und dann begann das Thierchen, das fast zu vollständiger Ruhe gelangt war, sogleich mit vergrösserter Schnelligkeit seine Rotation, die heim Wieder- erscheinen desselben oder eines ähnlichen Fleckens wieder allmählich nachliess, indem dieselben Erscheinungen sich darboten, wie das erste Mal, und das konnte ich fast die ganze Zeit sehen, so lange das Kügelchen sich zu drehen fortfuhr. Unter diesen Kügelchen gibt es kleinere und grössere, wie es kleinere und grössere unter den Thierchen gibt, die sich iu dieselben umwandeln, und von diesen die einen heller, die anderen dunkler sind. Begierig den endlichen Ver- lauf derselben zu sehen, und ob die in dieselben umgewandelten Proteus ihre erste Gestalt wieder erhalten, oder irgend eine andere annehmen, beschäftigte ich mich lange Zeit damit, sie genau zu beobachten; indem ich sie deshalb stets im Wasser aufbewahrte. Aber das ist sicher, dass es mir niemals gelang, etwas davon zu sehen, oder auch nur das geringste Lebenszeichen an denselben wahrzunehmen, nachdem einmal jene Bewegung völlig erloschen war, welcher wir sie eine beträchtliche Zeit hindurch nach. ihrer Umwandlung in Kügelchen unter- worfen sahen ; vielmehr sah ich viele derselben sich unvermerkt auflösen, und bei vielen anderen beobachtete ich, dass das Thier sich so in seine Hülle zurückge- zogen und verkrochen hatte, dass es die Gestalt eines äusserst kleinen Kügelchens zeigte, das von einem kreisrunden und durchsichtigen Häutehen umgeben war. Daraus schloss ich nun, dass diese Verwandlung die letzte natürliche Periode des Lebenslaufes (pag. 40) dieser Art von Thierchen ist. Aber weitere Beob- achtungen bewiesen diesen Schluss als irrig und machten mich zugleich auf- merksam, welche Vorsicht man anwenden muss, wenn man Schlüsse zieht, besonders bei Dingen, die sich auf Erscheinungen in der Natur beziehen. In der That fand ich später, dass eine Verwandlung die nothwendige Bedingung des Wiederauflebens des Proteus sei, nachdem sie durch das Eintrocknen der Flüssigkeit, ausserhalb welcher sie, wie alle Infusorien, durchaus nicht leben können, getödtet wurden. Zahlreich waren die von mir angestellten Versuche, um zu entdecken, ob dieses Thierchen die sonderbare Eigenschaft besitzt, nach dem Tode wieder aufzu- leben, und der grösste Theil derselben halte einen sehr guten Erfolg. Es würde zu lange dauern, sie alle zu beschreiben, wesshalb ich mich auf einen einzigen beschränken und nachher die Resultate aus einander setzen werde, die ich bierauf in Bezug auf diese Thatsache abgeleitet habe, die, wenn sie auch nicht mehr den Werth der Neuheit hat, doch stets wunderbar in der Natur sein wird. Nachdem ein von mir isolirter Proteus im Zeitraum von anderthalb Tagen sich über 60 vermehrt und diese sich nachher fast alle in die gewöhnlichen Kügel- chen verwandelt hatten, liess ich sie stehen, bis das Wasser, in welchem sie sich aufhielten, eintrocknete, und nach sieben Tagen vollkommener Trockenheit goss ich neues Wasser darauf, welches ich häufig, das Auge mit einer scharfen Linse bewaffnet, beobachtete. Nach 4°/, Stunde ungefähr entdeckte ıch allmäb- lich an einem jener Kügelchen kleine Bewegungen, die stufenweise zunehmend so rasch wurden, wie ich sie öfter an kleinen, in ihre Eier eingeschlossenen Räderthbieren wahrnahm, wenn sie nabe daran sind, auszuschlüpfen; ungefähr nach einer halben Viertelstunde sah ich endlich aus einem runden und durch sichligen Häutchen einen solchen Proteus hervorkommen, wie er kurz vor der 456 Umwandlung in das Kügelchen sich zu zeigen pflegt, und denselben Vorgang beobachtete ich kurz nachher an mehreren anderen Kügelchen. Diese Beobach- tung, verbunden mit vielen anderen ähnlicher Natur, überzeugte mich vollkom- meır von dem Wiederaufleben der Proteus, und versicherte mich zugleich, dass dazu als nothwendige Bedingung ihre Umwandlung in Kügelchen erfordert wird, ehe die Flüssigkeit vertrocknet, in der sie leben; wirklich konnte ich auch die- ses Wiederaufleben nie hervorrufen, so oft ich es an den Thieren versuchen wollte, bevor sie sich in Kitgelchen umgewandelt hatten, dieselben gingen stets zu Grunde, nachdem sie kaum ins Trockene gekommen waren. Wie die Räderthiere, leben auch die Proteus wieder auf, gleichviel ob die Zeit, in der sie im Trocknen gelegen, lang oder kurz dauere (pag. 44); bei den verschiedenen Versuchen, die ich darüber anstellte, sah ich sie wieder aufleben, nachdem sie nicht nur mehrere Tage und mehrere Wochen lang, sondern nach- dem sie selbst mehr als 10 Monate lang im Trocknen gewesen. Sie leben auch, wie die Räderthiere, Tardigraden, die Essig- und Grasälchen, mehr als einmal wieder auf, wenn auch nicht so oft, wie die vorhin genannten Thiere, indem es mir bisher nicht gelungen ist, sie mehr als drei Mal wieder aufleben zu lassen. Die zum Wiederaufleben erforderliche Zeit hat keine bestimmte Gränze, Im Allgemeinen jedoch habe ich gefunden, dass dazu mehr-Zeit erforderlich ist, als zum Wiederaufleben der Tardigraden und der oben genannten Aelchen; denn während für diese Thiere eine einzige Viertelstunde oder wenig mehr hinreicht, ins Leben zurlickzukehren, sie auch mehrere Tage, oder selbst Monate und Jahre lang im Trocknen gewesen sein mögen, so sind bei den Proteus nie we- niger als drei bis vier Stunden und oft noch viel mehr zur Wiederbelebung nöthig. Es sind mir z. B. solche vorgekommen, die erst nach 42 Stunden, an- dere, die nach einem Tag, nach zwei und sogar erst nach mehr als drei Tagen wieder auflebten. Darüber konnte ich jedoch kein bestimmtes Gesetz feststellen, noch könnte ich sagen, was die Ursache eines solchen Schwankens in der Zeit wäre; denn während einige, die nur acht Stunden lang im Trocknen gelegen, erst nach 42 Stunden ins Leben zurückkehrten, fingen andere, die mehr als sieben Tage im Trocknen 'geblieben, am Anfang von 4), Stunden an sich zu beleben, und während solche, welche mehr als 40 Monate lang trocken geblie- ben, nach ungefähr 2'/, Tagen wieder auflebten, gaben andere, die nur 6—7 Tage trocken geblieben, die aber schon einmal auferweckt worden, erst nach drei Tagen ein Lebenszeichen von sich; und andere endlich, die schon zwei Mal ins Leben zurückgekehrt und dann mehr als zwei Monate lang im Trocknen gewesen waren, kehrten nach kaum einem Tage zum dritten Mal ins Leben zurück. Als ich von den Kügelchen sprach, in welche sich die Proteus um- wandeln, habe ich bemerkt, dass es unter denselben durchsichligere und un- durchsichtigere gibt; nun habe ich bei den verschiedenen Versuchen, die ich über das Wiederaufleben dieser Thierchen machte, einmal unter Anderem be- merkt, dass die durchsichtigern, die in grösserer Anzahl da waren, fast alle Lebenszeichen von sich gaben, von zweien sah ich die Tbierchen sehr schnell hervorkommen, ein drittes erreichte nur mit grosser Anstrengung seinen Zweck, nachdem es sich mehr als vier Stunden lang innerhalb seiner Hülle gekrümmt und gewunden hätte; einige der zurückgebliebenen fand ich nach mehr als zwölfstündigen hefligen Krümmungen (page. 1%) noch innerhalb ihrer Hülle, aber fast regungslos, und einige andere, die noch kräftig sich wanden; als’ ich'nun deshalb auf sie ein wenig Wärme einwirken lassen wollte, um zu sehen, ob ihnen auf diese Art das’ Aussohlüpfen erleichtert würde, und die eingewirkte en 2 2222 LU > 2 mu © LU LU EZ ze El u ZZ U 2 DE En ; 437 Wärme vielleicht zu gross gewesen war, gingen alle zu Grunde. Von den dunkelen Kügelchen, die in viel geringerer Anzahl vorhanden waren, gab auch nicht eines das geringste Lebenszeichen von sich, Den Grund, warum viele dieser Thierchen nach den stärksten, viele Stunden lang fortgesetzten Kraft- anstrengungen nicht dazu kamen, ihre Schale zu durchbohren und daraus her- vorzubrechen, wie es andere mit Leichtigkeit und Schnelligkeit gethan haben, wlüsste ich nicht mit Bestimmtbeit anzugeben; es wäre möglich, dass ihre Schalen von einem dichteren Gewebe sind als die der anderen, und jene sich überdies schon in einem kranken Zustande befanden, weshalb ihre Kräfte zum Durchbohren nicht hinreichten. Ebenso wüsste ich auch nicht zu sagen, wo- her es kommt, dass keines der dunkelen Kügelchen ein Lebenszeichen von sich gab, wenn man das nicht von einer ihnen eigenthümlichen krankhaften Affection ableiten will, die von einem fremdartigen und verdorbenen Stoife herrührte, der in ihrem Körper zurückgeblieben und vor ihrer Verwandlung in Kügelchen nicht entleert worden war, da ihre dunkle Farbe nur davon herzukommen scheint, dass sie sich umgewandelt hatten, bevor sie zu jenem Zustande von Durchsichtigkeit gelangt waren, den wir jene Thierchen vor ihrer Verwand- lung annehmen sahen, und der durchaus nichts anderes zu sein scheint, als eine Folge der Ausleerung fremdartiger Stoffe, oder von ’Excrementen, die sich in ihrem Körper finden. Welches nun die Ursache sein mag, die diese Thierchen bestimmt, sich in Kügelchen zu verwandeln, und ob es gewisse Gesetze Jabei gibt, nach welchen diese ihre Umwandlung stattfindet, ist mir gänzlich unbekannt. Das Einzige, was ich versichern kann, ist, dass ich glaube, die Wärme der Jahreszeit, die ihre Fortpflanzung begünstigt, begün- stige ebenso auch ihre Verwandlung, da ich sie gerade in dieser Jahreszeit häufiger beobachtete, Da diese Umwandlung des Proteus in ein Kügelchen, ehe die Flüssigkeit, in der er lebt, vertrocknet, eine nothwendige Vorbedingung seines Wiederauflebens nach dem Tode ist, so folgt daraus, dass nicht zu jeder Zeit ein Versuch über diese Tbiere nach unserem Beliebeu gemacht werden kann, wie man das bei allen anderen Thieren kann, an denen bisher diese sonderbare Eigenschaft ge- SJunden worden ist; denn dazu würde erfordert, dass es in unserer Macht stünde, sie nach unserem Belieben sich in Kügelchen verwandeln zu lassen, wie es in unserer Macht steht, sie (pag. 13) sterben zu lassen, wenn es uns gefällt. Diess liegt jedoch so wenig in unserer Macht, dass wir bisher nicht einmal wissen, ob eine solche Verwandlung einem bestimmten Gesetze unterworfen oder auf eine ge- wisse Zeit beschränkt ist. (Pag. 45) Aus der Wahrnehmung, dass unser Proteus bei seinem Wieder- aufleben eine Art Hülle ablegt, könnte vielleieht Manchem der Zweifel kommen, dass dieses, anslalt einer Wiederauferstehung eine einfache Umwandlung oder Aenderung sei, wie sie bei dem grössten Theil der Insecten stattfindet, und dass ihm deshalb die Eigenthümlichkeit, wieder aufzuleben, so wenig wie den Räderthieren, Tardigraden u. #8. w. zukomme. Wenn man aber bedenkt, dass dieser Zweifel auf der Vorausseizung beruht, dass diese Thiere durch das gänzliche Eintrocknen ihres Körpers zu Grunde gehen, so wird man offenbar finden, dass dasselbe auch bei unserem Proteus stattfinden, und man demselben ebenso wie den anderen Thieren eine solche Eigenschaft beilegen müsse, weil, wie wir ge- sehen haben, auch er wieder lebendig werden kann, nachdem er mehr als 10 Monate lang im Trocknen gelegen und in der heissesten Jahreszeit den brennen- -438 den Sonnenstrahlen ausgesetzt gewesen, wie es bei meinen Versuchen vorkam. Nach diesen ist es sicher nicht wahrscheinlich, dass in demselben irgend eın Ueberrest. von Flüssigkeit zurückbleiben kann; wenn ich auch nicht leugnen will, dass der Panzer, der ihn einschliesst, das Vertrocknen desselben erschweren und deshalb den vorgeblichen Tod verzögern kann, was bei den anderen nicht der Fall ist, die keinen Panzer haben. Welches dann der Gebrauch dieses letz- tern ist, wüsste ich nicht zu entscheiden: es wäre möglich, dass er dazu dient, den Körper des Thieres, der von einer weniger festen Substanz zu sein scheint als bei den anderen dieser Gattung, vor Luftzug zu schützen, der es zerstören würde, wie es geschieht, wenn es (pag. 46) im Trocknen sich aufhält, bevor es sich in das Kügelchen verwandelt hat; und daher kommt es auch, dass es zu seinem Wiederaufleben nicht nöthig hat, sich beim Vertrocknen im Sande zu befinden, wie dieses Spallanzani bei den Räderthieren für nothwendig be- funden hat. Nun ist es aber Zeit, die andere wunderbare Eigenschaft zu erläutern, die, wie ich anfangs andeutete, in ausgezeichneter Weise diesem Thiere zukommt, vermöge welcher es ganz mit Recht den Namen Proteus verdient. Eines Tages war ich gerade mit aufmerksamer Beobachtung dieser Thierchen beschäftigt, da sah ich die Bewegung am hintern Theile des Körpers allmählich (bis zu fast voll- kommener Ruhe) langsamer werden, zugleich denselben sich erweitern- und undeutlich werden, gerade so, wie es zu geschehen pflegt, wenn die Flüssig- keit, in der sie sich aufhalten, zu Ende geht. Anfangs glaubte ich auch wirk- lich, dass das Thier sich in diesem Falle befinde, nachdem ich mich aber über- zeugt hatte, dass die Flüssigkeit nicht mangle, beschloss ich, es mit desto grösserer Aufmerksamkeit zu beobachten, um den Ausgang dieser Erscheinung zu sehen. Zu meiner grossen Ueberraschung sehe ich hun, dass der Theil, in welchem schon alle Bewegung fast erloschen war, sich spaltet, und eine Anzahl kleiner, ringsum schwärzlicher und in der Mitte durehsichtiger Kügelchen von sich gibt, die zum Theil von einer Art Glutin, dem des Froschlaiches ähnlich, mit einander verbunden sich ringsum zerstreuen, während der vordere Theil sich in einer fortwährenden heftigen Bewegung befand. Und, was nun das Wunderbarste ist, kaum waren die oben beschriebenen Kügelchen von dem un- versehrt gebliebenen übrigen Theil des Körpers ausgestossen, so sehe ich den durch oben angeführten Act zerrissenen hintern Theil sich wieder vereinigen und in die frühere, nur ein wenig stumpfere Form zurückkehren, als wenn kein Theil sich davon losgetrennt hätte. Kaum war dieses Wunder vollendet, ‚so sah ich dasselbe am vordern Theile sich ereignen, mit dem Unterschiede, dass er, nachdem er sich zum Theil getrennt, bei der Wiedervereinigung zwei Arten von Fortsätzen herausstreckte, einen sehr’langen zur Rechten und einen viel kürzern zur Linken, wobei sie in ihrer Mitte einen sehr merklichen, fast halbkreisförmigen leeren Raum zeigten. Unter dieser Gestalt fuhr das Thier einige Zeit hindurch fort sich zu bewegen und zu drehen, indem es seinen Körper abwechselnd bald da, bald dort zusammenzog und erweiterte; nachher zog es allmählich den kürzern Fortsatz zurück und bildete den längeren in eine Art von Hals um, indem es dabei die Form eines Kürbis annahm; darauf run- dete es sich immer mehr ab, zog den (pag. 47) oben genannten Hals in sich zurück, wie das mit dem kürzern Fortsatz geschehen war, und erschien nun unter der Form einer vollkommenen Kugel, die um sich selbst sich drehend nicht lange nachher neuerdings verschiedene bizarre Gestalten annahm, die eben so leicht zu sehen als schwer zu beschreiben sind, bis zuletzt das i 1 Bee 439 Tbier zu seiner ursprünglichen Form zurückkehrte, indem es dann seine Functionen wie früher ausübte und sich auf die gewöhnliche Weise durch Thei- lung fortpflanzte. Als ich mich nach dieser wunderbaren Entdeckung mit grösserem Eifer auf die Beobachtung dieser Thierchen verlegte, hatte ich noch öfter das Glück, das- selbe bei anderen erfolgen zu sehen, stets jedoch mit mehr oder weniger ab- weichenden Verschiedenheiten, von denen ich jedoch nur einige der sonder- barsten anführen will, da es eine endlose Arbeit wäre, sie alle beschreiben zu wollen. Als einmal die Flüssigkeit zu Ende ging, in der ein isolirter Proteus herum- schwamm, liess ich einen Tropfen Wasser darauffallen, und als ich ihn gleich darauf mit der Linse betrachtete, sah ich ihn vorn der Länge nach gespalten, ein wenig nachher sah ich einen merklichen Strahl einer schleimigen Masse aus dem hintern Theile hervorkommen, welcher schnell darauf sich neuerdings spal- tete und auf die oben beschriebene Art wieder vereinigte. Kaum war das voll- bracht, so schwoll er an der Seite auf, und nachdem er hierauf ein Kügelchen von blassgelblicher Farbe ausgespritzt hatte, spaltete er sich dort auf die ge- wöhnliche Weise und wuchs neuerdings zusammen. Dasselbe geschah allmäh- lich an verschiedenen anderen Theilen seines Körpers, und während dieses vor- ging, nahm das Thier beständig die verschiedensten, bizarrsten Formen an, bis es aus Mangel an Wasser zu Grunde ging. Ein anderer, ähnlich isolirter Pro- teus erschien, nachdem er eine fast gänzliche Auflösung seines Körpers erlitten, durch welche er ungefähr auf die Hälfte seiner Grösse redueirt wurde, fast der ganzen Länge nach in zwei ringsum mit unzählichen Härchen besetzte Theile gespalten, die sich allmählich von einander entfernten und zugleich sich merk- lich verlängerten und verdünnten, so dass sie eine Form annahmen, die durch ihre Länge und Feinheit einige Aebnlichkeit mit einem Aelchen hatte, und durch die Menge der genannten Härchen, die er heftig hin- und herbewegte, einem Skolopender glich. Nicht lange darauf sah ich ihn einen Theil seines Körpers gegen sich zurückbiegen und denselben in der Art sich mit dem Körper ver- binden, dass das Thier fast die Form eines Spatel zeigte. In diesem Zustande sah ich ihn lange Zeit hindurch sich bewegen und in verschiedene fremdartige Formen sich zusammenziehen, bis er endlich durch Eintrocknen des Wassers auch zu Grunde ging. (Pag. 48) Einen vierten Proteus sah ich zwei oder drei Mal unter der Brust sich öffnen und jedes Mal aus diesem Theile ein Kügelchen schleudern, das von denen verschieden und merklich grösser war als die, in welche er sich aufzu- lösen pflegt; hernach sah ich Dasselbe oben vor sich gehen, und dann eine Art von länglichem, geradem Fortsatze, oder Hals, wie wir es nennen wollen, herauskommen: darauf ihn aus demselben Theile drei bis vier Hörnchen hervor- strecken, sich mit denselben an den Grund des Glases heften und mit dem übrigen Theile des Körpers im Kreise herumdrehen, und nachdem er endlich eine andere Umbildung in Bezug auf die genannten Hörnchen erlitten, zeigte er wieder andere bizarre Gestalten und ungewöhnliche Bewegungen. Zum Schluss endlich erschien ein anderer Proteus, nachdem er eine älın- liche Umbildung erlitten, mit dem Vordertheil in einen langen Hals endigend, der unten eine Reihe von Haaren hatte, die eine Art von Mähne bildeten, welche er beständig schüttelte, und mit dem länglichen und abgerundeten Hintertheil, welcher überdies gleichsam wie mit zwei Beinen versehen war, die unten am genannten Halse, gegen den Anfang desselben, entsprangen, sich nach vorn « 440 vichteten und von dem Thiere mit grösster Schnelligkeit bewegt wurden. Nach verschiedenen Bewegungen des Thieres sah ich diese Beine sich theilweise von demselben lostrennen, aber auch dann noch fortfahren sich von selbst fortzu- bewegen, während das Thier in andere höchst sonderbare Formen überging, bis es endlich plötzlich durch Eintrocknen des Wassers starb. Bei allen diesen Beobachtungen, die erste ausgenommen, gelang es mir niemals, den Proteus seine erste Form wieder annehmen zu sehen, und zwar deshalb, wie ich glaube, weil ich bei diesen ersten Versuchen die. Vorsicht ausser Acht liess, neues Wasser darauf zu giessen, wenn das, in welchem es lebte, dem Vertrocknen nahe war; In Ermangelung desselben hätte er noth- wendig umkommen müssen, ehe die Zeit kam, in der er wahrscheinlich seine erste natürliche Form angenommen haben würde, In. der That sah ich bei sehr vielen anderen Versuchen, bei denen ich die Vorsicht gebrauchte, nicht Mangel an Wasser eintreten zu lassen, den Proteus fast immer seine gewöhnliche frü- here Gestalt wieder annehmen, nachdem er die beschriebenen Trennungen und Umwandlungen erlitten; zuweilen jedoch vergingen mehrere Stunden, bevor er in seinen frühern Zustand zurückkehrte. Während ich mich mit solchen Beob- achtungen beschäftigte, glückte es mir öfter, die Proteus sich rasch theilen, dann auf die oben beschriebenen Arten umwandeln und auf den Boden unter- tauchen zu sehen, was sie thaten, wenn sie nahe daran waren, ins Trockne (pag. 19) zu kommen. Indem ich nun über einen solchen Umstand nachdachte, kam mir sogleich der Gedanke zu versuchen, mir durch dieses Mittel ein sol- ches Schauspiel häufiger zu verschaffen, um es desto genauer prüfen zu können, da es mir selten gelang, einen Proteus bei seinen Verwandlungsbemühungen zu überraschen. Ich machte deshalb wiederholte Versuche, und dieselben hatten meistens einen so günstigen Erfolg, dass ich mich bald überzeugte, wie es innerhalb gewisser Gränzen- in unserer Gewalt stehe, ihn wieder aufleben zu lassen, wenn er todt ist, so siehe es auch in unserer Gewalt, ihn ähnlichen Verwandlungen zu unterwerfen. Dazu wird nichts Anderes erfordert, als die Flüssigkeit, in der das Thier schwimmt, bis zu dem Punkt verdunsten zu lassen, „auf welchem es fast jede Bewegung verloren hat und sehr nahe daran ist, um- zukommen, und dann einen Tropfen Wasser darauf fallen zu lassen. Auf diese Art ist es mir fast stets gelungen, die gewünschte Absicht zu erreichen. Zu diesem Versuche gehört jedoch viele Uebung und Geschicklichkeit, denn wenn man zum Eintropfen des Wassers nicht den rechten Zeitpunkt trifft, sondern dasselbe nur einen Augenblick zu früh thut, wenn nämlich das Thier noch ein wenig zu lebhaft ist, obwohl es nicht mehr im Stande ist, sich von der Stelle zu bewegen, oder einen Augenblick zu spät, wenn es nämlich alle Bewegung und wahrscheinlich auch schon das Leben ganz verloren hat, so schlägt der Versuch fehl:- denn im ersten Falle nimmt das Thier nur seine frühere Leb- haftigkeit wieder an, ohne irgend einer Veränderung zu unterliegen; im zweiten Falle bleibt es unbeweglich und löst sich, ohne ein Lebenszeichen von sich zu geben, gänzlich auf, wie es meistens bei solchen Thieren zu geschehen pflegt, wenn sie zu Grunde gehen. Soweit wir die Sache nun aus einander gesetzt haben, wird man mit ziem- lichem Recht annehmen können, dass diese sonderbare Eigenthümlichkeit des Proteus, sich an verschiedenen Theilen seines Körpers zu spalten, dann. wieder zusammen zu wachsen, ‘dann in verschiedene sonderbare Gestalten sich umzu- wandeln, und endlich seine frühere natürliche Form wieder anzunehmen ‚nichts Anderes ist als eine Art Reproduction dieser Theile, die entweder dureh eine 441 Krankheit, von der sie theilweise ergriffen werden, sich trennen, während die anderen von derselben nicht ergriffenen Theile unversehrt bleiben, oder durch irgend ein gewaltsames Mittel zerreissen und beschädigt werden. Dieses Mittel wäre in unserem Falle der von dem aufgetrockneten Wasser verursachte Stoss, wenn es aus Mangel an demselben schon nahe daran ist, zu Grunde zu gehen, und vielleicht schon jeder Lebensfunke, wenigstens in jenen Theilen, gewichen ist, die bereits jede Bewegung verloren haben. Dieses scheint mir um so wahr- scheinlicher, da es sich zuweilen traf, dass ich eine ähnliche wunderbare Er- scheinung bei manchem Proteus beobachtete, der von mir (pag. 20) zufällig mit der Spitze einer feinen Nadel zu stark berübrt worden, wobei der berührte Theil schnell zerriss und auf die gewöhnliche Art sich spaltete und nachher wieder vereinigte, worauf das Thier allmählich wieder zu seiner frübern Ge- stalt zurückkehrte. (Pag. 20) Zur Vollendung der Geschichte des Proteus bleibt mir nun nichts mehr übrig, als noch einige darüber gemachte Versuche anzuführen. Es ist bekannt, dass diese Thiere durch eine zu grosse Wärme zu Grunde gehen müssen. Spallanzani hat dagegen beobachtet, dass die Infusorien 'bei 33, 3% und 35 Grad Wärme zu Grunde gehen; ich wollte dasselbe bei den Proteus versuchen und fand, dass sie, wenn das Wasser, in dem sie schwammen, bis auf 31 Grad erwärmt wurde, so lebhaft blieben, wie vorher; bei 35 Grad glaubte ich anfangs, dass alle umgekommen wären; als ich sie aber einige Zeit darauf aufs Neue beobachtete, sah ich einen sich bewegen, jedoch sehr langsam und nach Verlauf einiger Stunden beobachtete ich andere, und „alle waren so leb- haft wie früher, einige ausgenommen, die sich noch etwas träge zeigten und sich kaum bewegten. Darauf einer Wärme von 39 Grad ausgesetzt, zeigten sie sich noch ungefähr sechs Stunden ebenso lebhaft wie vorher; nachdem sie end- lich eine Wärme von 42 Grad hatten aushalten müssen, sah ich nach Verlauf von 48 Stunden einen einzigen, sehr trägen, der kaum noch Lebenszeichen gab; über diesen Grad hinaus gingen alle zu Grunde. Aus allem diesem wird man annehmen können, dass eine Wärme von 31 Grad diesen Thierchen nichts schadet, von 35—42 Grad sie mehr oder weniger in eine Art Schlaf versetzt, _ einige vielleicht auch tödtet, besonders bei den Graden, die dem A2. nahe stehen, je nach der verschiedenen, mehr oder weniger kräftigen Constitution, in der sich der Körper befindet. z In Bezug auf die Kälte, so fühlen dieselbe nicht alle Infusorien auf gleiche Weise, da die einen beim Gefrierpunkte oder einem nicht viel niedern (pag. 21) Grad sterben, andere erst, wenn jene auf 9 Grad sich vermehrt. Die von mir dem Versuch, das Wasser, in dem sie sich befanden, und dessen Temperatur 49 Grad betrug, künstlich gefrieren zu lassen, ausgesetzten Proteus überstanden denselben sehr gut. Beim Gefrieren des Wassers beobachtete ich, dass ihre Bewegung immer langsamer wurde, bis dieselbe fast ganz aufhörte, als das Wasser anfing fest zu werden. Als nun dasselbe wirklich zum Gefrieren und gleich darauf durch die natürliche Wärme der Haut wieder zum Schmelzen ge- bracht wurde, sah ich die Proteus zuerst etwas träge, nachher aber alle gleich lebhaft sich zeigen. Die beim Gefrieren stattfindende Kälte scheint also nicht hinreichend zu sein, diesen Thieren das Leben zu nehmen, sondern sie nur in Erstarrung oder eine Art Schlaf versetzen zu können. Einmal jedoch, da ich das Wasser eine halbe Stunde im gefrornen Zustande gelassen, ehe ich es schmolz, fand ich sie danach alle todt. Weingeist, Essig, gemeines Salzwasser sınd den Proteus so schädliche 442 Flüssigkeiten, dass sie in denselben unmittelbar oder nach kurzer Zeit alle zu Grunde gehen. Endlich werden diese Thierchen, einem elektrischen Funken oder Strome ausgeseizt, zerrissen und getödtet; mir schien es jedoch, dass wiederholte leuchtende und prasselnde Funken wirksamer sind, sie zu tödten, als die Schläge, da ihnen ein heftiger elektrischer Schlag, dem ich sie mehrmals nach einander aussetzte, nicht den geringsten Schaden verursachte, nicht einmal jenen, die von der Heftigkeit des Schlages mit einem Theil der Flüssigkeit von dem andern getrennt und auf einen andern Theil des Glastisches, auf dem sie sich befanden, geschleudert wurden. a Oman von F. " u urocitane io Beipuig. KL A. N u u \ Taf! Fig ’ Fis 2 Fig. 4 = [} und S > 543 = : Fig.0 Pig.10 2 } b o “ E91 & e) c 9 : > h 3 & 2 Fig 7 ’Tw ; = r a Fig. 6 '®) Ad za | " 38 ö Pr . Pig.ll 22) d F | \ | Fig. 8 v u ufx f an gik 3. Yedhırıft [mmssensch. Zoologie IT Fig. 12 Fig. 16 Fig 13 Pig. 4 Fi6. 15 a h ilschrift | missensch . Zoologie n Baydiy dal a7 j a ug > > af ‚28. schrift fmissensch. Zoologie IT. Tig. 36. Fig. 46. 30 R 6 7 a EI = —— ee = „An = Zeitschrift f:wissensch. Zoologie. VI. TafX. Zeitschrift: f wissensch. Zoologie. FT ! 35 s. Zeitschrift f wissensch Zoologie I. a & Taf VII. Inu | car MR ID N RN | Din Anstre.] Bad Leapug. Instv.JOB achrlapzig er Fig13. Figlk, Figil. nn -; N BEN Pi: k \ = N / 2 ( @) er \ A oB & / m H ‚Fig.15. i D>. u 73 - > in — ; A RE nn cn Pag gr: u ee > En 5 I — aY eye . - : >>”, = ? : di - ns 7 r “ & Li 2 v AH Sn Ansbro, IC Bach, Lip. Zeitschrift fmissensch: Zoologie. IT. E I 8 l I Eh An » Emat Wisira: ou Iuyaiy A. Sanar | _ = FERE Tre en Zeitschrjt f£ Zoologie. IT. £ r Fig.10. Figit. Figl2. h | 2% 8.6. Fi Fig. = ‘aD Ei} BEER r PEZE RR AR STH IN Ri £ { EEE SI ERER SS