— + 1 0 — * 1 . . 0 . * 8 „ Zeitſchrift für Allgemeine Erdkunde. Mit Unterſtützung der Geſellſchaft für Erdkunde f zu Berlin und unter beſonderer Mitwirkung von 9. W. Dove, C. G. Ehrenberg, H. Kiepert und C. Ritter in Berlin, K. Andree in Bremen, A. Petermann in Gotha und J. E. Wappäus in Göttingen, Herausgegeben von Dr. T. E. Gumprecht. Dritter Band. Mit 4 Karten und einer Tafel. Berlin. Verlag von Dietrich Reimer. — 1854. 7 N: u S £ a aun duke dnnn i in bee un d enn Tagen n 95 1 x uofde pi Su Se oral DE am na e t Ute ati, 85 e 2 Mini u Er Fee,, Ada Inn 14 7 - i 2 ”. 2 4 1110 * * amin Den. ont 3 sur * > 8 EGB N * * 6 Eu 1 0 PB 1 Zeitſchrift Allgemeine Erdkunde. Wit Ankerſtützung der Beſellſchaft für Erdkunde zu Verlin und unter beſonderer Mitwirkung | | ) | | | E r * * + — — — 2 von 9. W. Dove, C. G. Ehrenberg, J. Kiepert um C. Ritter 3 in Berlin, d K. Andree in Bremen, A. Petermann in London und J. E. Wappäus N in Göttingen, Herausgegeben von Dr. T. E. Gumprecht. Dritter Band. Erſtes Heft. Verlag von Dietrich Reimer. 1854. Inhalt. Seite C. Ritter: Ueber Lin's neueſte chineſiſche Geographie: Hai-kwö-tu-sche, und die Charakteriſtik ihres Verfaſſers. 2 Gumprecht: Die neueſte chineſiſche Geſchichte und Geographie 1 Kander 19 C. F. G. Dieterici und e ei B. EN eine e ſche Skizze. 31 Miscellen. A. v. Humboldt und Gérard: Ueber die ee welche ER Säugethiere ertragen können. 42 C. Irminger: Ueber nordpolare Ströuümgen⸗ (Hierzu eine Karte.) Be. Gumprecht: Ein neues Stinerar von Timbuctu nach Kordofan. 48 C. Ritter: Dr. Vogels Ankunft am Et und die beabfichtigte Befah⸗ rung des Nigerftroms. . . 53 C. Ritter: R. J. Murchifon. Die neue San) Gopeion und das Pro⸗ ject der Befahrung des Tſchadd ea. 56 C. Ritter und Gumprecht: A. . Die neuen Uumdeckungs⸗ reifen im Innern von Nord- Afrika. %% ERS RAN Gumprecht: Dr. Vogels Aufenthalt am Tſadſee. F C. Ritter: Dr. Kane's Norbpolar- Expedition. . . . ur: K. Andree: Alterthümer in den Staaten Honduras und San Salvador 1 Von dieſer Zeitſchrift erſcheint jeden Monat ein Heft von 4 bis 5 Bogen mit Karten und Abbildungen. Der Preis eines Bandes von 6 Heften, welche nicht getrennt abgegeben werden, iſt 2 Thlr. 20 Sgr. I. Ueber Lin's neueſte chineſiſche Geographie, Hai— kwö-tu- sche, und die Charakteriſtik ihres Verfaſſers. | Dieſes Werk, welches eine „Beſchreibung der oceaniſchen Kö— nigreiche“, worunter die nicht zum chineſiſchen Reiche gehörigen Länder der Erde verſtanden werden, in 50 Büchern mit Karten, in chineſicher Sprache enthält und im Jahre 1844 in Peking im Druck erſchien, giebt einen Begriff von der Vorſtellung, welche die gebildete Welt China's von dem Auslande hegt; denn dieſes Werk wird einem der gebildetſten, gelehrteſten und politiſch ſehr hoch ſtehenden Mandari— nen als Bearbeiter zum großen Ruhme von ſeiner Nation angerech— net. Lin war Vicekönig in Canton und der gelehrteſte Chineſe ſeiner Zeit, der ſich am meiſten mit Kenntniſſen der Europäer bekannt ge— macht hatte und durch ſeine politiſche Stellung auch darauf angewie— ſen war, da ihm von ſeinem Kaiſer die Leitung der Geſchäfte während des Opiumkrieges gegen die Briten anvertraut wurde. Die für China unglückliche Beendigung dieſes Kampfes führte Lin's Sturz und ſein Eril im Jahre 1842 herbei; im Jahre 1851 ſtarb er an den Folgen ſeiner übermäßigen Anſtrengungen für das Vaterland. Obgleich Lin nicht als Autor jenes geographiſchen Werkes genannt iſt, ſo iſt er doch der vorzüglichſte Bearbeiter und Protector deſſelben, weshalb es auch bei ſeinen Landsleuten ſeinen Namen trägt. Eine zweite Ausgabe deſ— ſelben erſchien im Jahre 1847 in 20 Bänden in Kianguan, und es wurde im Chinese Repository Vol. XVI darüber die erſte Anzeige gegeben. Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 1 — — 2 C. Ritter: Zum Verſtändniß der eigenthümlichen Behandlungsweiſe dieſer Geographie iſt es unumgänglich nothwendig, den Bearbeiter derſelben ſelbſt kennen zu lernen, deſſen Biographie erſt den Schlüſſel zu jener Arbeit darbietet, und aus beiden tritt auf das Anſchaulichſte der cha— rakteriſtiſche Standpunkt der jetzigen Chineſen in ihrer Bezie— hung zum Auslande hervor. Das Material zu unſerer Darlegung des für die Geographie in— tereſſanten Folgenden verdanken wir einer lehrreichen Arbeit des Dr. Bowring, früher britiſchen Generalconſuls in China und jetzt briti— ſchen Gouverneurs in Hongkong: Ueber das Leben und die Schriften des kaiſerlich chineſiſchen Geſchäftsträgers Lin (S. in Transactions of the China branch of the Roy. Asiat. So- ciety. Hongkong pag. 57 bis 91. 1853), welche derſelbe die Güte gehabt hat, uns mitzutheilen. Ein Buch unter dem Titel: Shay- Ying-Low-She-Hwa, d. h. „Verſe und Proſa vom Adlerſchießenden Thurm“ in 6 Bänden erſchien zu Fuh⸗tſchu-fu, von einem Verwandten des berühmten Lin, als dieſer, in Ungnade gefallen, ſich im Exil befand; es war in der Abſicht geſchrieben, die Verdienſte dieſes großen chineſiſchen Staatsmannes als ſolcher und als Gelehrter hervorzuheben, zugleich auch der Erbitterung gegen den Todfeind der Chineſen, die Barbaren, oder Briten, Luft zu machen, daher ſchon der Titel. Die Proſa und die Verſe waren ſo viel literariſche Pfeilſchüſſe, die aus dem dem ſchönen Hügel gegenüber— liegenden Landhauſe des Verfaſſers gegen einen ehemaligen Tempel abgefertigt worden, welcher bei Fuh-tſchu-fu in das Conſulathaus der Briten umgewandelt worden war. Die Engländer werden in dem Werke ſelbſt nur Ming genannt, was im Chineſiſchen zwar einen Engländer, aber auch einen Raubvogel bedeutet. Der Anblick derſelben iſt dem Schreiber des Werkes verhaßt; er beklagt es, daß ihm ſelbſt ſeine giftigen Pfeile, wenn er ſolche mit dem Bogen abſchießen wollte, nichts helfen würden, und er will ſich daher lieber mit Reſignation in ſein Studierzimmer auf den Landſitz ſeiner Familie zurückziehen, um hier durch Gelehrſamkeit und Wiſſenſchaft zum Ruhm zu gelangen. Die Abſicht des Autors, die Verdienſte des in das Eril verwie— jenen Lin wieder in's Gedächtniß zurückzurufen, ſcheint erfüllt worden Lin's neueſte chineſiſche Geographie. 3 zu ſein, denn der Verfaſſer ſelbſt wurde bald darauf an den Hof in Peking eingeladen, und Lin mit allen Ehren und Würden aus ſeinem Exil in der Tartarei zurückgeholt und mit neuen Gnaden überhäuft. Das genannte Werk, meiſt in Briefen an Freunde, in Abhandlungen mit Vorwürfen gegen die Fremden und in Verſuchen zur Ehrenrettung des hohen Verwandten des Verfaſſers beſtehend, iſt lehrreich, weil es vielen Aufſchluß über Lin, den größten chineſiſchen Staatsmann der neueſten Zeit, liefert, und zugleich ein Denkmal iſt, in welchem die innere na— tionale Ideenwelt der alten Chineſen ſich treu und offen abſpiegelt. Lin-Tſih-Seu iſt ein Muſtercharakter der chineſiſchen Welt, das Ideal eines chineſiſchen Patrioten. Er iſt nicht, etwa wie ein Brite im Parlament, groß durch Reden im Senat oder in Verſammlun— gen. Er ſchrieb Poeſien, Aphorismen, Sentenzen, die aber an tauſend Wänden als Inſchriften wiederholt und als Sprichwörter im Munde des Volkes ganz populär werden. Er galt als Repräſentant der gu— ten alten Weisheit der Vorfahren im Himmliſchen Reiche der Mitte; was aber außerhalb demſelben lag, darüber blieb er, wie alle ſeine Landsleute, Ignorant. In ſeiner politiſchen Laufbahn mit dem Aus— lande in Conflict gerathen, mußte er daher in die größten Irrthümer verfallen, weil zugleich ſein Stolz als Chineſe ſo groß war, daß auch das Ausland ſeinen Anſichten gemäß ſich fügen ſollte. Einen Wider— ſpruch gegen den Miniſter des Himmelsſohnes und Herrſcher des Mit— telreiches zu denken, war ihm unmöglich. Er glaubte ſicherlich, Jeder müſſe vor dem Befehle ſeines Kaiſers vor Ehrfurcht erbeben, und dies war ſein ſpecifiſch chineſiſcher Charakter. Nur dadurch konnte er ein ſo großes Uebergewicht unter ſeinen eigenen Landsleuten erhalten, in ſeinen Tagen des großen Glücks, wie des Unglücks, weil er ihnen ſelbſt ſehr aͤhnlich war, und in feinen Vorzügen, wie in feinen Mängeln, ganz angehört. Die größten Wechſel des Glücks ſind im despotiſch-patriarchali— ſchen China für den Staatsmann an der Tagesordnung. Heute kann ein ſolſcher Vicekönig über 30 Millionen Menſchen fein, morgen kann er in Ketten in's Exil geſchickt werden; Heute ſteht er auf der Spitze des weitverbreitetſten Rufes und Reſpects, morgen iſt er geſtürzt, und als Lebendigtodter vergeſſen; dann wieder hervorgerufen, mit den höchſten Ehrenſtellen bekleidet, mit den wichtigſten Aufträgen oft wider Willen 1 * 4 C. Ritter: belaſtet, denn gehorchen muß er und wäre es auch in der Aufgabe, eine Rebellion zu unterdrücken, von der er ſelbſt überzeugt iſt, daß dies unmöglich ſei. So war auch Lin's Schickſal. In China wird von Zeit zu Zeit in jeder Provinz des großen Reichs eine Art Staatskalender gedruckt, der im blumigſten Style Nach— richt von den Vorfahren, den Familienverhältniſſen, von der Erziehung und den officiellen Beförderungen der großen Mandarinen des Reiches giebt; gleichſam eine Rangliſte. In einem derſelben findet ſich auch eine genealogiſche Nachricht von Lin-Tſih-Seu, aus der ſich Folgendes ergiebt: Lin war im Jahre 1785, unter Kaiſer Kien-lung in Fuhstfchusfu geboren. Im 19ten Jahre ward er Licentiat, d. i. ein Kü-jin; 7 Jahre ſpäter er— hielt er den Titel Tsin-tze. Nachdem er das kaiſerliche Examen mit Ruhm beſtanden hatte, wurde er vom Kaiſer beauftragt, die Man— tſchu Sprache zu ſtudiren, als Vorbildung zu einem höheren Staats— beamten. Nun ſtieg er immer höher von Klaſſe zu Klaſſe, bis er im Jahre 1813 Mitglied des Hon-lin-Collegiums wurde, aus dem die höchſten Staatsbeamten erwählt werden. Im Jahre 1819, nach— dem er das Hauptexamen King-chä beſtanden hatte, trat er in die Klaſſe der Mandarinen ein. Nun wurde er Examinator der Literatur in Pünnan, dann Cen— for in Kianguan und Wächter der Stadt Nanking. Hierauf Provin— cialſchatzmeiſter und 1826 Director der Flüſſe der Provinzen Kiang-ſu und Tſhe⸗kiang. Als nun feine Mutter ſtarb, legte er nach dem Ge— brauch der Chineſen alle ſeine Stellen nieder, um in der Heimath die Trauergebräuche und Todtenfeiern abzuhalten, wozu pflichtmäßig 3 Jahre gehörten, während welcher ſeine Carrière unterbrochen ward. Doch wurde er ſchon im nächſten Jahre, als ſeine Trauerzeit noch nicht be— endigt war, mit der Ausführung großer Waſſerbauten am Hoangho beauftragt. Wenige Monate darauf nach Shanghai berufen, hatte er über den Meerestransport Berichte zu erſtatten. Indeß nöthigte ihn Krankheit um Urlaub zu bitten und zu ſeiner Pflege in die Heimath zu gehen; denn er hatte noch die Trauerceremonien wegen des Todes ſeiner Mutter zu Ende zu bringen. In ſeiner Heimathprovinz kann kein Chineſe darauf rechnen, eine obere Stellung in der Verwaltung zu erlangen; der Nepotismus der E rt a A a ee Lin's neueſte chineſiſche Geographie. 5 Mandarine ſoll dadurch verhindert werden. Lin wurde daher wieder zum Hoangho berufen, den großen Verheerungen dieſes Fluſſes zu ſteu— ern, obwohl die Hemmung ſeiner Waſſergewalt unmöglich iſt, daher er beim Volke oft nur „Chinas Wehe“ heißt. Indeß beendete Lin in 2 Jahren die großen Waſſerbauten an dem Rieſenſtrome zur vollen Zufriedenheit des Kaiſers und milderte dadurch das große Elend der Provinz. 1828 wurde Lin abermals aus ſeiner Heimath zur Belohnung feiner Verdienſte nach den beiden Hwais berufen, um dort Salzinſpee— tor zu werden; doch mußte er von neuem um Aufſchub wegen ſeiner Krankheit bitten und weil die Trauerceremonie für ſeine Mutter noch nicht beendigt war. Im nächſten Jahre, 1830, mußte er die Stelle des oberſten Rich— ters und Schatzmeiſters der Provinz Shen-ſe verſehen, wo er in der durch die Ueberſchwemmungen entſtandenen Hungersnoth vielen Tau— ſenden vom Volke durch Austheilung von Reis das Leben rettete. Dies machte ihn zum MWohlthäter des Landes, und er wurde ein Idol des Volkes. Zwar berief man ihn als Schatzmeiſter nach Nanking; da aber in dieſer Zeit ſein Vater geſtorben war, verließ er auch dieſen Po— ſten bald wieder, um den kindlichen Pflichten zu folgen, die ihm die Trauerzeit um den Vater in der Heimathprovinz auferlegte. Von da wurde er bald wieder als Vicekönig der Provinz Shenzfe abberufen. Durch ſeine unermüdete Thätigkeit, ſeine Einſicht, ſeinen Eifer, ſeine Berufstreue und die große Sorgfalt in Anſtellung der tüchtigften Beamten, zumal auch durch die Reviſion der Provinciak— geſetzgebung verſchiedener Provinzen, in die er nach einander berufen wurde, ſtieg ſein Einfluß immer höher, ſo, daß er auch zum Gou— verneur der Provinz Hoang ho, d. i. der des Gelben Fluſſes, erhoben wurde, deren Bevölkerung als die in ganz China am ſchwierigſten zu bändigende anerkannt iſt. Von dieſer noch nach 3 oder 4 andern Pro— vinzen als Gouverneur zu gleicher Wirkſamkeit geſandt, wurde er endlich im Jahre 1840 zu einer perſönlichen Audienz zum Himmliſchen Kaiſer, Taou kwang, nach Peking gefordert. Dies war der Gipfel ſeiner Glo— rie; der Kaiſer geftattete ihm zu Pferd, durch deſſen Reſidenz TS 2 e— { kin-ching, d. h. die verbotene Stadt, zu Hofe zu reiten, die größte Ehre, die ihm zukommen konnte; er erhob ihn zu ſeinem kaiſer— 6 C. Ritter: lichen Commiſſar und zum Verwalter der Grenzprovinz im Suͤden, nämlich von Kwang-tung oder Canton mit Verleihung des Kai— ſerlichen Siegels und des Titels, als Gouverneur der jungen Ruten des himmliſchen Reichs. Nur eine kurze Zeit dauerte dieſe Herrlichkeit und die faſt unum— ſchränkte Macht Lin's als Vicekönig von Canton; denn ſchon hatten die Opiumſtreitigkeiten und der Krieg mit den Briten begonnen, den er, eine Sache der Unmöglichkeit, zu Ende bringen ſollte; es ereilte ihn deshalb bald ſein Unglück, und er wurde mit Schimpf und Schande abgeſetzt. So weit reicht der trockne Anzeiger in der Rangliſte der Manda— rinen; aus anderen Berichten, zumal des Mr. Sinclair, Dollmet— ſcher des Engliſchen Conſulats in Fuh-tſchu-fu, ergiebt ſich Folgendes: Lin's Eltern waren arme Handelsleute; ſein Großvater war Schul— meiſter, ſein Vater zwar ein graduirter Mann, der ſeinen Unterhalt als Blumenfabrikant erwerben mußte. Der ernſte Knabe, von ſtillem Weſen, großem Geſchick und eindringendem Verſtande, half feinen Va— ter bei der Verfertigung von Blumen Stets ſchweigſam, zeigte ſich der Knabe ſehr lernbegierig, und er wurde bei fortſchreitenden Jahren in der Lectüre der Claſſiker, in Metaphyſik und Philoſophie unterrichtet. Sein großer Eifer machte, daß er ſchon im 17. Jahre Magiſter (d. i. Sewtsai) der freien Künſte werden konnte, worauf er bald, im Jahre 1806, zum Kü-jin d. i. zum Licentiaten befördert wurde. Zu dem bald erfolgenden raſchen Emporſteigen zu den hohen Wür— den im Staate, trug ſeine Vermählung mit der Tochter eines Mannes von großem Anſehn und Reichthum bei, der von den literariſchen Ta— lenten und Kenntniſſen des jungen Mannes begeiſtert, ihn als einen Armen nach der Landesſitte einlud, in ſeinem Hauſe zu wohnen und als Schwiegerſohn in ſeine Familie einzutreten. Dadurch bald mit Geldern und Mitteln ſtandesmäßig ausgeftattet, konnte er, nachdem er ſich durch den unermüdetſten Eifer in allen Zweigen der Studien ver— vollkommnet hatte, zu Hofe nach Peking gehen, um dort höhere Staats— ämter zu ambiren, von denen oben die Rede war. Die größten Verdienſte erwarb er ſich in dieſen durch die Reviſion der Geſetzgebung in ver— ſchiedenen Provinzen, durch Schlichtung von Streitigkeiten unter vielen Parteien und durch Unterdrückung der heimlichen Geſellſchaften, die Lin's neueſte chineſiſche Geographie. 7 ſchon damals Gefahr drohten, aber in neueſter Zeit überhand ge— nommen haben. Mit der Verſetzung als Vicekönig nach Canton fing aber ſein Unglück von einer Seite an, auf die er nicht vorbereitet war; ſchon beſtanden die Irrungen mit den Briten wegen des Opiumhandels, und bald brach der Krieg mit ihnen aus, der für China ſo nachtheilig endete. Lin hatte ſchon früher wiederholt auf die ſchlimmen Folgen des Opiumhandels hingewieſen; er zeigte dem Gouvernement mit deutlichen Worten, wie die Verbreitung dieſes Handels Gift durch alle Adern des Staatskörpers vertheile. Er nannte ihn den nagenden Krebs am Staatskörper. In mehreren von ihm geſchriebenen Tractaten verfluchte er dieſes Gift und deſſen Gebrauch; er prophezeihte dadurch, als Achter Patriot, ſeinem Volk und Vaterland den Verfall. Sein Stiefbruder war am Mißbrauch des Opiums geſtorben. Dies erhöhte ſeinen Haß gegen die opiumverbrauchenden Briten und ihre Peſtilenz. Endlich wurde ſeine Stimme erhört, der Kaiſer ſetzte ihn mit unum— ſchränkter Autorität als Vicekönig in Canton ein und überließ ſei— ner freien Wahl und ſeinem Beſchluß die ganze Leitung der Angele— genheit. Lin ſchleuderte die heftigſten Befehle gegen alle Einführer, Ver— käufer und Conſumenten des Opiums. Als nationale Angelegenheit ſuchte er das Unternehmen der Repreſſalien mit dem größten Eifer und der äußerſten Strenge durchzuführen. In der Stadt Canton ſetzte er durch exemplariſche Beſtrafungen und Hinrichtungen alles in Schrecken; auch gelang es ihm, einige Monate hindurch den Verkehr und Verbrauch des Opiums zu hemmen. Die einen der Chineſen verwünſchten ihn als ihren Henker; die anderen bewunderten ihn als ihr Idol. Seine hohe Stellung und Ohnmacht brachte ihn bald zu Falle, indem die Folge ſeiner Verwaltung nur den Krieg mit den Barbaren entzündete, der bekanntlich bald zum großen Nachtheil für China ausfiel. Der Kaiſer voll Zorn über das Mißlingen, rechnete ſeinem treuen Diener die Ausführung ſeiner eigenen Befehle als Verbrechen an, ſo— gar als Rebelle gegen ſeinen Gebieter degradirte er ihn, nahm ihm alle ſeine Würden und Titel, und wollte ihn in das tartariſche Exil transportiren laſſen; da aber Lin in Demuth feinen begangenen Feh— ler eingeſtand, ward ihm in Gnaden verwilligt, als Volontair in ei— 8 C. Ritter: nem Kriege in Tſche-kiang zu dienen, wo er durch Tapferkeit, Dienſt— treue und Patriotismus in Zurücktreibung der fremden Gewalt ſich wieder die Gnade des Kaiſers zu erringen hoffen konnte. Aber hier war das Glück ihm noch weniger günſtig, ſein Unſtern wurde immer größer, und endlich verbannte ihn im Jahre 1841 der Zorn des Kai— ſers ſogar nach E-le, d. i. Ili, an die äußerſte Nordweſtgrenze des Reichs. Indeß war ſein Ruf längſt ſchon bis dahin vorgedrungen, und der dort die Grenzmacht commandirende tartariſche General nahm den berühmten Verbannten in ſeine Privatdienſte. Auf dem Wege da— hin ließ ſich der geſtürzte Mann nicht niederdrücken; die Poeſie ward ſeine Tröſterin; viele ſeiner Naturdichtungen ſind auf dieſer beſchwer— lichen Reiſe niedergeſchrieben; ſie hatten den wilden Gebirgspaß, den er zu überſteigen hatte, den Orient, den er verlaſſen mußte, und das weiße Abendland, das er betrat, zum Gegenſtande. Auch eine gefühl— volle Elegie, die er damals niederſchrieb, wird zu den claſſiſchen Poe— ſien von den Chineſen gezählt. Sein Buſenfreund war der Mandarine Wang Ting, der den Kaiſer dringend anflehte, den Mann von ſo großem Verdienſte nicht in das Exil zu ſchicken; und, als ſein Flehen nichts half, aus Wehmuth ſich ſelbſt das Leben nahm. In ſeiner neuen Stellung als Privatſecretair des Tartarencom— mandeurs in Ili, entfaltete Lin mit gleichem Eifer und Energie ſeine Geiſteskräfte für das Wohl ſeiner Umgebungen, während er in China als ein Verbannter ſo gut als todt galt und ſchon als Todter in den öffentlichen chineſiſchen Blättern angezeigt wurde (1842). In Ili, an der Nordweſtgrenze des Reichs gegen Rußland, beſchäftigten ihn vor— züglich die Vertheidigungsanſtalten und die Sorge für die Truppen; er ſuchte das Wohl der dort in großer Armuth lebenden Bewohner und der Verbannten zu fördern, die zumal ohne alle Kenntniß der Induſtrie und Agricultur in Elend ſchmachteten. Er machte eine Aufnahme des Landes nach den Eigenſchaften des Bodens und ſeiner Ertragsfähig— keiten; Beamte wurden auf ſeine Veranlaſſung nach China geſchickt, um dort Saatkorn und Agriculturmittel zu holen; er belehrte die Ein— wohner im Pflanzen und Umarbeiten des Bodens, inſpicirte die Aus— ſaat und ſorgte mit großem Eifer für den allgemeinen Fortſchritt. Drei Jahre waren hinreichend, um viele Wüſten in die ſchönſten Saatfelder zu verwandeln. Er führte die Cultur der Baumwolle in Ili ein, die Lin's neueſte chineſiſche Geographie. 9 ſeitdem eine Quelle des Wohlſtandes im Lande geworden iſt. Auch der Staat gewann dadurch an Vermehrung der Einkünfte. Seine Thaͤtigkeit war raſtlos auf das Beſte feines Volks gerichtet. Der Bericht des Tartarengenerals, der nach Peking eingeliefert werden mußte, erwarb Lin bald die Gunſt ſeines Kaiſers wieder. Zurückberufen aus der Verbannung, wurde er mit ſeinen Würden von neuem bekleidet und im Jahre 1851 zum Gouverneur der Provinz Honan erhoben, wo er eine Rebellion in Münnan, der weſtlichen Grenzprovinz, mit Glück beſiegte und den Frieden herſtellen konnte. Die Anführer der Empörung wurden hart beſtraft. Zu ſeinen frühe— ren Staatswürden erhielt er noch für ſeine glückliche Kriegsführung das militairiſche Ehrenzeichen die Pfauenfeder. So viele Arbeiten und Beſtrebungen hatten indeß Lin's Geſund⸗ heit untergraben; er erhielt Urlaub, ſich zur Erholung von einer Krank— heit in feine Heimathprovinz Fuh-tſchu-fu auf einige Zeit zurückzuziehen. Im Jahre 1850 bei der Thronbeſteigung des neuen Kaiſers, nach des 69jährigen Tabu Kwang's Tode, ſollte unter Hien Fung eine Re— viſion aller Staatsbeamten vorgenommen werden, dazu wurde auch Lin als Commiſſar nach Peking wiederholt zum Kaiſer berufen, aber er war zu krank, um erſcheinen zu können. In demſelben Jahre brach die große Rebellion von Kwang-ſe aus; feine glücklich, obwohl nicht ohne Grauſamkeiten gedämpfte Rebellion in Pünnan machte, daß er wegen ſeiner militairiſchen und ſtaatsmänniſchen Klugheit vom Kaiſer beordert wurde, auch dieſe zu unterdrücken. An demſelben Tage aber, an welchem er, obwohl krank, die kaiſerliche Ordre erhielt, brach er zu ſeiner Miſſion auf, was ihm als Gehorſam hoch angerechnet wurde, um mit gleichem Eifer, wie er ſeine literariſchen Studien betrieb, auch feine politiſchen Aufgaben zu verfolgen. Indeſſen ſtarb er ſchon während ſeiner Reiſe, ehe er den Ort ſeiner Beſtimmung erreicht hatte, zu Tſhaou-tſchou im 66ſten Jahre feines Lebens, im erſten Regierungs— jahre des jungen Kaiſers, deſſen Trauer über den Verluſt eines ſo großen Staatsmannes und treuen Dieners ſeines Vaters ſehr groß geweſen ſein ſoll, zumal, da ihn ſelbſt dieſer Verluſt in einer kritiſchen Lage traf. Die größten Ehren wurden dem Todten bei der Leichenfeier von kaiſerlicherſ Seite erzeigt; die kaiſerlichen Befehle waren alle auf gel— bem Papier ausgefertigt. Große Proceſſionen unter vielem Geleit und 10 C. Ritter: Vorführung von Taouist-Prieſtern, denen noch ein weißer Hahn im Käfig vorangetragen wurde, führten in feierlicher Stille ſeine Leiche zur Grabesſtelle. Auf Tragſeſſeln folgten die weißverſchleierten weib— lichen Glieder ſeiner Familie und Angehörigen; nur durch ihr Heulen und Wehklagen und von Zeit zu Zeit durch das plötzlich erſchallende lautheulende Geſchrei der Menge auf ein Zeichen des den Zug beglei— tenden Polizeimannes ward die Todtenſtille unterbrochen; in allen Orten des Durchzugs waren die Civil- und Militairbeamten und das Volk verſammelt. Die Apotheoſe des Todten ſchloß mit einem kaiſerlichen Ge— bet, das auf einer zu ſeinem Andenken errichteten Steintafel im Salz— departement angebracht war, eine Ceremonie, die nur den außeror— dentlichſten Verdienſten in China zu Theil wird. Lin hatte als Patriot dem Staate 36 Jahre hindurch die eifrig— ſten Dienſte geleiſtet; er hatte keine Reichthümer zuſammengerafft, lebte zwar im Wohlſtand, aber einfach, in Würde, ohne einſchmeichelnde Sitte; er wurde als Muſter treuer Freundſchaft geprieſen. Sein Ernſt ſoll öf— ter in Härte und ſeine Strenge im Amtseifer nicht ſelten in Grauſam— keit übergegangen ſein; wenigſtens ſchildert ihn ſo der Miſſionar Gützlaff. Immer in Studien vertieft und im Amtsberuf ſah man ihn nur ſelten einmal lachen; die Politik, die Statiſtik, die Geographie und die Verwaltungsgeſchäfte ſeines Vaterlandes beſchäftigten ihn vollauf, und auch das Ausland und die Fremden zogen ſeine Aufmerkſamkeit auf ſich; er entwarf gegen ſie als Feinde ſeines Vaterlandes viele Verthei— digungsprojecte an Flüſſen und Meeresküſten. Er veröffentlichte endlich ein Werk über die Oceaniſchen Königreiche, wozu er die Ma— terialien auch aus den Werken der Ausländer ſammelte. Dies iſt Lin's Geographie. Seine Reden und Schriften gegen das Opium-Uebel gelten im Chineſiſchen als claſſiſche Arbeiten, ſeine Sprache iſt elegant, ſeine Pam— phlete ſind voll Kraft und Energie; auf ſeinen Reiſen und in den Zwiſchenzeiten der Muße war er Dichter über alle möglichen Gegen— ſtände, mit denen er in Berührung kam. N Durch ſein eigenes Talent und Verdienſt, wie durch ſeinen Eifer und Fleiß wurde er aus einem armen Blumenarbeiter bis zur Höhe des Vicekönigs erhoben; auf dieſe Weiſe, ſagt Dr. Bowring, ein wohl— > f N a EN Lin's neueſte chineſiſche Geographie. 11 berechtigter Beurtheiler, gewinnt China viele ſeiner größten Staatsdie— ner; dieſe Anerkennung von Verdienſten und ihre Förderung verbreitet die patriotiſche Nacheiferung bis in die niedrigſten Hütten der Dörfler und fordert ihren Ehrgeiz auf, durch Fleiß und Eifer gleiche Höhen zu erklimmen. Dies ſichert dem Staate die wahren Kräfte und der Dy— naſtie ihre Dauer, während der Nepotismus der Mandarinen den Staat durch eine unwiſſende Beamtenwelt ſchwächt und niederdrückt, der herr— ſchenden Dynaſtie nur entfremdet. Lin hinterließ 3 Söhne, die nach abgehaltener Trauerzeit dem Kaiſer präſentirt werden ſollten. Nach Lin's Tode wurden wegen ſeiner großen Verdienſte um den Staat allen ſeinen Vorfahren große Ehrentitel verliehen; nicht, wie anderwärts, die Nachkommen, ſondern die Vorfahren werden in China bis zu den Urgroßvätern hinauf, in den hohen Adelſtand erhoben ). Lin's Krieg in Schrift und That gegen das Opium iſt ſein Hauptwerk ſeit 1839. Er erreichte zwar ſeine beſonderen Ab— ſichten dabei nicht; aber er zeigte in ſeinem Streben ſeinen ſittlichen Charakter, die Energie ſeines Geiſtes, ſeinen Patriotismus und rief ſo eine Weltbegebenheit von dem größten Einfluß hervor, die fortwirken wird für die Umbildung der ganzen chineſiſchen Welt. Denn ſtatt eines geſammten Zugangs wurden durch ſein Unglück nun den Frem— den die 5 Eingangsthore zu China geöffnet, nämlich die Städte Canton, Amoy, Futſchu, Ningpo und Shanghai, und wenn auch nur theilweiſe dadurch das Land den Fremden zugänglicher wurde, ſo kann das Reſultat hiervon für die Zukunft nicht unzweifelhaft er— ſcheinen und das wahre Wohl von mehr als dreihundert Millionen Menſchen gefördert werden, welches Lin auf die entgegengeſetzte Weiſe, in ſeinem beſchränkten Sinne, zu erreichen hoffte. Lin war 55 Jahre alt, als er ſeinen Krieg gegen das Opium begann. Er erhielt perſönliche mündliche Aufträge des alten Kaiſers Taou⸗Kwang, der unter Thränen von ihm Abſchied nahm, als er ihn nach Canton beorderte, mit den Worten: reiſe, unterſuche, handle dar— nach! Aber Lin kannte ſeinen Feind nicht; 1839 im März veröffent- ) Beiſpiele analoger Standeserhebungen fehlen indeſſen auch in außerchineſiſchen Ländern nicht, indem dergleichen im verfloſſenen und ſelbſt noch im gegenwärtigen Jahr: hundert in mehreren Staaten Deutſchlands vorgekommen find. k 12 C. Ritter: lichte er ſeine Proclamationen gegen den Opiumhandel, gegen die Opium— kaufleute, worin in der beredteſten Sprache chineſiſche Meinungen und Vorurtheile mit Wahrheiten untermiſcht waren und mit größter Ignoranz die Verhältniſſe des Auslandes vorgetragen find, wo Pathos mit Wahr— heiten, eine Logik mit völliger Blindheit, Anmaßung, Hochmuth und Stolz abwechſeln mit demüthiger Hingebung gegen ſeinen Gebieter und die Verkehrtheiten ſeiner Landsleute. Lin's Abſicht ſcheint zwar redlich geweſen zu ſein, aber ſeine Leidenſchaft ging in die größte Heftigkeit über; ſein Eifer, ſagen ſeine Biographen, habe ihm frühzeitig graue Haare gebracht. Die Briten, ſeine von ihm gründlichſt gehaßten Feinde, nennt er überſtolz und dumm, voll unerträglicher Hartnäckigkeit, mit Anma— ßung und unüberwindbarem Starrſinn. Seine logiſch geordneten Re— den ohne die herkömmliche Weitſchweifigkeit der Chineſen wurden von ihnen bewundert, claſſiſch genannt; ſie ſind in der That voll Leben und Feuer, ſie ſchmeicheln, drohen, verhöhnen und raiſonniren. Lin lobte die Cantoneſen wegen ihres ſeit alten Zeiten ererbten Ruhmes, er erkennt ihren Einfluß auf das Schickſal des Reichs an; aber er erinnert ſie zugleich an ihre Verantwortlichkeit, die ſie dadurch für das ganze himmliſche Reich übernehmen. Dann ſchreckt er ſie durch ihren bisherigen Ungehorſam gegen die Geſetze und donnert ihnen den Zorn des Kaiſers entgegen. Das Schwert der Strafe ſei entblößt, das Geſetz ſolle vollſtändig erfüllt, ſelbſt durch den Tod gehandhabt werden. Er ſelbſt habe mit Zittern den Befehl von dem Kaiſer em— pfangen, dem Himmelsſohne; er ſchwöre bei der Sonne, er wolle deſ— fen Befehle gehorchen und das Uebel ausrotten. Wie können, redete er die Cantoneſen an, die Bewohner eines fruchtreichen, blühenden Landes das als Nahrung in ſich aufnehmen, was der Bettler nicht einmal am Wege aufgreifen würde. Iſt es nicht lächerlich, ſagte er, das Geld ausgeben für Koth? Iſt es nicht thöricht, Dinge bis zur Ohnmacht zu verſchlucken, indeß der Räuber das Haus plündern, mit Dolchen und Fackeln verwüſten kann? Ihr Klugen, ihr Gelehrten, belehrt doch die Unwiſſenden; berathet die Rathloſen; laßt die ſchönduftende Blume nicht durch die daneben ſtehende ſchädliche Blume vergiften! Lin führt hierauf ſeine günſtigen Erfolge in Unterdrückung des Opiumhandels in anderen Provinzen des Reiches an; er nennt das c Lin's neueſte chineſiſche Geographie. 13 Beiſpiel eines Mannes, der nach 30 Jahren Opiumrauchens ſich von dieſer Sclaverei, von dieſem Laſter befreit habe. Sollte denn Kwang— tung nicht thun können, was Hu kwang ſchon vollbracht hat? Er wolle 2 Monat Friſt zur Abſchaffung und zur Reue geſtatten dann zwar Gnade vor Recht ergehen laſſen, doch ohne Rückſicht ſeine Ge— bote noch ſchärfen. Lin wäre durch die Redlichkeit ſeiner Abſichten, durch die Ener— gie ſeines Verfahrens der Mann zur Durchfuhrung feines Syſtems geweſen, aber ſein Streben blieb ohne Erfolg, denn ſein Wahn war es, alle Kraft einer eingebildeten, hohen chineſiſchen Civiliſation gegen blos rohe Barbaren anzuwenden, um ſie beſiegen zu können. Die Briten waren ihm nur eine Rotte wilder Rebellen gegen den Himmelsſohn in ſeinem Reiche. Alle ſeine Pläne und im Hochmuth und Unwiſſenheit ausgeheckten Anſchläge mußten mißlingen gegen die Flotten der Feinde; Canton wurde blockirt, beſchoſſen, verbrannt, alle Gegenanſchläge gelähmt und vernichtet. Schon nach 6 Monaten mußte Lin die bittere Erfahrung machen, daß ein kaiſerliches Decret ihn für völlig unfähig zur Ausführung des Befehls, ſelbſt für ungehorfam, undankbar und für rebelliſch erklärte. Der Opiumhandel ſei nicht ver— nichtet, die Opiumraucher und Opiumhändler wären noch am Leben; die fremden Barbaren ſeien mächtiger geworden, als zuvor. „Du biſt,“ heißt es im Kaiſerlichen Decret, „ein Verſteller, ein Lügner, der falſch redet, der mit ſeinen Händen nichts thut, ein todtes Stück Holz. Du haſt die zerſtörenden Waſſer anſchwellen laſſen, die Verwirrung iſt nur gewachſen, ich bin gegen Dich voll Zorn!“ Das waren die Vorwürfe, die ihn in das Verderben ſtürzten. Und doch war Lin der Bearbeiter der Geographie über das Ausland, dem man die größten Kenntniffe deſſelben zuſchrieb; er war, ſagt Gützlaff, der Erſte, ja der Einzige, der nur Intereſſe für daſſelbe bewieſen hatte. Er hatte eine Anzahl von Ueberſetzern ange— ſtellt, um ſich Nachrichten zu verſchaffen, die dann in ſeinem Werke zuſammengetragen wurden, das vielleicht das außerordentlichſte Gemiſch von Lügen, Erdichtungen und Geſchichten iſt, was je gedruckt wurde. Und dennoch iſt ſein Werk kein ganz unbedeutender Fortſchritt der chi— neſiſchen Lehrbücher über Geographie; denn alle früheren Angaben über die oceaniſchen Königreiche, meiſt aus der japanifchen Literatur 14 C. Ritter: aufgerafft, waren noch viel beſchränkter. Keinem Volke hat die Un— wiſſenheit in der Geographie ſo großen Schaden gebracht, als den Chineſen. In dieſem Hai-Kwö-Tu-Sche, oder Beſchreibung der Oceaniſchen Königreiche, wie Lin's Geographie betitelt iſt, wird England nur eine kleine Inſel im Ocean genannt, welche den Hol— ländern Tribut zahle; eine veraltete Angabe der früheren Holländer, welche ſich dadurch wohl bei den Japaneſen ein Anſehen geben wollten, und die auf dieſem Wege ſich in die chineſiſche Geographie einſchlich. Daher ward England's Macht unterſchätzt und China's Verluſt in dem Opiumkriege veranlaßt. Die meiſten der chineſiſchen Geographen ſtellen bekanntlich die Erde als eine große Fläche vor, worin China das Reich der Mitte, als große bei weitem alles andere überragende Mitte wirklich darge— ſtellt und nur von anderen geringeren Ländern, Wüſten und Inſeln umgeben iſt, in denen die verſchiedenen Racen der Barbaren wohnen, zu denen auch die Europäer gehören. Lin's geographiſche Gelehrſamkeit, welche leicht die gänzliche Un— wiſſenheit ſeiner Landsleute überragen konnte, compilirte ihre Nachrich— ten allerdings aus vielerlei Werken der Fremde aber ohne alle Kritik, da der Verfaſſer ihren Werth nicht zu beurtheilen im Stande war. Dennoch fand ſeine Geographie bei den hohen Mandarinen China's eine große Verbreitung, die dadurch eine richtigere Vorſtellung von den fremden Völkerſchaften erhalten ſollten. Wahrſcheinlich war mit der Herausgabe dieſes Werkes im Auftrage der Regierung ein politiſcher Zweck verbunden. Vor Kurzem hatte ſich nämlich der Kaiſer genöthigt ge— ſehen in ſeinen politiſchen Beziehungen zu den Völkern des Auslandes, den Engländern, Franzoſen und Nordamerikanern größere Freiheiten des Handels zu geſtatten, als zuvor an den Grenzen ſeines Reiches gebräuchlich geweſen, wodurch das chineſiſche Gouvernement etwas von ſeinen früheren ſtationairen, ganz ſtarren, ſtolzen Principien und Ver— hältniſſen zum Auslande abzuweichen genöthigt worden war. Daraus erklärte ſich die freimüthigere Anerkennung der maritimen und militai— riſchen Kräfte, welche in dieſer Geographie zum erſtenmale von Chi— neſen den äußern Barbaren zur Entſchuldigung jener Abweichungen, zugeſtanden werden mußte. Dabei wird der beachtenswerthe Rath ge— . ** Lin's neueſte chineſiſche Geographie. 15 geben, durch die Annahme des ausgebildeten kriegeriſchen Syſtems der Barbaren mehr eigene Kraft zu gewinnen, um ſie dann ſelbſt in China zu vernichten und vom himmliſchen Reiche gänzlich abzuhalten. Daher kam es, das Lin ſich ſo viel mit Vertheidigungsprojekten an Meeren und Flüffen beſchäftigte und mit dem Transportweſen auf den Gewäſſern beauftragt wurde. N Indien iſt in dieſer Geographie etwas genauer behandelt, da es wegen der Opiumcultur und der Opiumfabrication bei den Chineſen ein größeres Intereſſe erregen mußte. Ueber Weſtaſien bleibt das Werk ſchlecht unterrichtet. In Afrika führt Lin's Arbeit die ſeltſamſte Verwirrung von Volks— racen mit allen Fabeln und Wunderſagen auf, mit denen die europäi— ſche Geographie des Mittelalters die libyſche Welt ausgeſchmückt hatte. Die Verwechslung zwiſchen alter und neuer Zeit geht ſo weit, daß zwiſchen den alten Carthagern und den heutigen Berbern kein Unter— ſchied gemacht wird, und die Ausſagen der Alten als für die Neuzeit gültig behandelt werden ). In der Geographie von Europa ſind ſowohl die Länder als Völ— ker wegen der Verdrehung der Namen, oft ſchwer wieder zu erkennen. Oeſterreich im Chineſiſchen, dem das er fehlt, iſt in Ausstés baon kaum wieder zu erkennen, und ſo alle anderen Namen. Von der Ausdeh— nung des ruſſiſchen Reiches iſt gar keine Notiz genommen. Lin war kein Tartar, ſondern ein ächter Chineſe; als Tartar oder Mongole würde er mehr darüber zu ſagen gehabt haben. Das Werk kam vor ſeinem Eril nach Ili heraus; ſpäter hätte er über jene Nordweſtländer wohl manches Lehrreiche mittheilen können. Die britiſchen Inſeln ſind ziemlich gut beſchrieben, aber mit vielen ) Die Europäer dürfen ſich eigentlich über dieſe chineſiſche Auffaſſung der afri— Fanifchen Geographie nicht beſonders wundern, wenn man ſich erinnert, daß ihnen bis vor wenigen Jahren des Leo Aſrikanus aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts ſtammendes Werk, ja ſelbſt die noch 2—5 Jahrhunderte älteren Schriften der Araber Abulfeda, Edriſi, Makrizi, Maſſudi u. ſ. w. faſt einzig als Quelle zur Darſtellung des Innern von Nord— Afrika dienen mußten, was ungefähr daſſelbe iſt, als wenn ein afrikaniſcher Geograph der Jetztzeit Europa nach Sebaſtian Franks Werk oder Sebaſtiani Munſteri Cosmo— graphei von 1552 beſchreiben wollte. Ja ſelbſt heute können ſie bei der Darſtellung Marokko's Leo's Werk nicht entbehren, und noch im Beginn dieſes Jahrhunderts hielten europäiſche Forſcher es für möglich, daß die Berberſprache mit der altcartha— giſchen identiſch ſei. G. 16 C. Ritter: heftigen Ausfällen des Mißfallens und Unwillens über die von den Engländern in China erduldeten Nachtheile. China iſt zwar mit Karten verſehen und beſchrieben, aber mit ge— ringerer Umſtändlichkeit, als dies in anderen, dem chineſiſchen Reiche ge— widmeten Geographieen der Einheimiſchen geſchehen war; eine der in— tereſſanteſten Angaben betrifft die großen Verdienſte des Jeſuiten Pa— ters Ricci, welche ſich derſelbe in China durch Verbreitung ſeiner geogra— phiſchen und aſtronomiſchen Kenntniſſe erworben hatte, wofür ihm Dank gezollt wird. Derſelbe war von Canton aus im Jahre 1582 bis nach Peking vorgedrungen, wo er an der Einrichtung der Kaiſerlichen Stern— warte und an der Spitze des aſtrologiſchen mit dem Kalenderweſen für das ganze Reich beauftragten Miniſterium den bedeutendſten Antheil hatte; er verſtarb daſelbſt im Jahre 1610. Ein beſonderer Abſchnitt dieſer Geographie der oceaniſchen Kö— nigreiche handelt von den fremden Erfindungen, z. B. ſelbſt von den Eiſenbahnen, worüber die Angaben, die freilich oft nur ganz zu— fälligen Nachrichten, wie Zeitungsanzeigen und andern, entnommen ſind, ſich öfter ganz komiſch ausnehmen. Die Verdienſte um die Fortſchritte der Wiſſenſchaften werden vorzüglich den Ling (Raubvögeln), d. i. den Engländern zugeſchrieben; von den Franzoſen iſt nicht die Rede !), aus ßer von dem Orientaliſten Pauthier, von dem geſagt wird, daß er zu— ſammengeſetzte chineſiſche Lettern erfunden, daß er aber ein Deutſcher ſei, der unter Franzoſen wohne, wo er mit Unterſtützung der Deut— ſchen Regierung (was ſich auf die früher zu Klaproth's Zeit bei der Berliner Academie geſchnittenen chineſiſchen Typen zu beziehen ſcheint, die einſt nach Paris geſchickt wurden) lebe. Von Klaproth wird nur geſagt, daß er ein böſer Menſch geweſen. Die in Berlin von einem gewiſſen Lita (das r ift ihnen unmöglich auszuſprechen) 2 erſchienene Be— ſchreibung von China wird mit einigem Lobe angeführt (nach einem Briefe vom 10, April aus Hongkong, ſ. Allg. Ztg. 28. Juni 1847). Lin war unſtreitig unter allen ſeinen Landsleuten noch am mei— 1) Aus dieſer Angabe ergiebt ſich, daß der Abſchluß der Hauptredaction des Lin— ſchen Werks ſchon in das Ende der 30er Jahre fallen muß, da durch das Erſcheinen der großen franzöſiſchen Geſandtſchaft in China in den Jahren 1845—1846 und den wiederholten Aufenthalt einer franzöſiſchen Escadre in den chineſiſchen Gewäſſern un— ter Admiral Côcile die Eriftenz der Franzoſen den Chineſen endlich auch bekannt ge— G. worden war. 2) Sichtlich C. Ritter. G. Lin's neueſte chineſiſche Geographie. 17 ſten über die Länder der Barbarenvölker unterrichtet; nur modelte er dieſe feine Kenntniß nach den Vorurtheilen um, die ihm als ächtem Chineſen von Jugend auf eingeimpft waren. Dies zeigt er beſonders als Vicekönig von Canton in ſeinem berühmten officiellen Schreiben (1839 und 1840) an die Königin Victoria über den beigelegten Opium— handel, von dem Dr. Bowring eine Ueberſetzung giebt, und das gleich mit der folgenden Phraſe beginnt, welche eine Artigkeit gegen die Kö- nigin ſein ſoll: „Sie nehme einen Thron ein, auf dem viele edle Vorgänger geſeſſen, die alle ſehr reſpectvoll und gehorſam gegen ſeinen himmliſchen Kai— ſer ſich gezeigt hätten. Ihre Schreiben, welche den überſandten Tri— but (ſo nennt er die Geſchenke) begleiteten, ſeien als Beweiſe ihrer Dankbarkeit gegen den Kaiſer ſeinen Herrn für deſſen Gerechtigkeit und Friedlichkeit angenommen worden. Es freue ihn, daß die Sou— verainin einer fo geachteten Nation ihre Schuldigkeit gegen die himm— liſche Gnade des Kaiſers erfülle und für dieſelbe ſo dankbar ſei. Dadurch werde England immer reicher und blühender werden, als man es ſchon zu ſchildern pflege.“ Dann kommt Lin darauf zurück, daß die Engländer doch wieder Opium eingeſchmuggelt hätten, worüber der himmliſche Kaiſer bei der Nachricht davon aus Aerger in Zittern und Beben gerathen ſei; deshalb bitte er die Königin von allen fremden Barbaren den tiefſten Gehor— ſam gegen die Geſetze China's zu fordern! Der Wohlſtand England's fließe ihm ja nur aus dem chineſiſchen Mittelreiche zu, und wenn die Milde des Kaiſers nicht wohlwollend verbliebe, und wenn er die Aus— fuhr verböte, wie könnte dann England noch fortbeſtehen? England ſchicke freilich Gegenwaaren zum Austauſch; aber was für welche! ſolche, die kein Chineſe brauche, noch haben wolle, und doch erlaube der Kaiſer die Ausfuhr der köſtlichſten Producte ſeines Reichs, um keines andern Grundes willen, als um aus Barmherzigkeit der ganzen Welt Wohlthaten zu erzeugen. Der Schluß des Schreibens iſt: Unſer himmliſcher Kaiſer herrſcht über 10000 Königreiche, ſeine göttliche Herrlichkeit iſt hier auch unfaß— lich, unbegreifbar. Darum antworte die Königin von Eng— land ſogleich! keine Entſchuldigung! kein Aufſchub! denn dies Schreiben iſt von ſehr großer Bedeutung! Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 2 18 C. Ritter: Lin's neueſte chineſiſche Geographie. Ein ſolches Document von einem der Gebildetſten der chineſiſchen Nation, von einem der redlichſten und treueſten Diener des Staates, von einem bewährten und vom Kaiſer ſelbſt höchſt geachteten Patrio— ten, ja von einem Idol des chineſiſchen Volks, und einem ſeiner größ— ten Gelehrten und Kenner der Barbaren des Auslandes, iſt allerdings höchſt charakteriſtiſch, und hat, wie Dr. Bowring bemerkt, noch einen beſonderen Werth, da es ohne Verſtellung mit Offenheit geſchrieben wurde, die bei den Chineſen eine ſehr große Seltenheit iſt. C. Ritter. In des Nordamerikaners S. Wells Williams neuerem ſehr aus— führlichen Werke über China, das im Jahre 1848 zu New-Pork in zwei ſtarken Bänden unter dem Titel: The Middle Kingdom, a survey of the geography, governement, education, social life, arts, religion etc., of the Chinese empire and its inhabitants erſchien, wird auch Lin's Geographie mit dem Bemerken erwähnt, daß dieſelbe aus 20 Bän— den beſtehe und eine theilweiſe Ueberſetzung von Murray's bekannten Cy- clopaedia of Geography ſei, welche zwei in amerikaniſchen Schulen im Engliſchen unterrichtete Chineſen gemacht hätten. Ein zu Schan— ghai wohnender Engländer gab in den 40er Jahren ſchon 1000 Dollars zur Beſorgung einer zweiten Auflage dieſes Werk's, das trotz ſeiner Mängel nach Wells William's Meinung immer geeignet ſei, manche Irr— thuͤmer unter des Verfaſſers Landsleuten zu zerſtören (II, 153). Iſt daſſelbe aber wirklich eine ſo unkritiſche und von Fehlern wimmelnde Compilation, wie Bowring hier angiebt (ſ. S. 13, 14, 15), ſo möchte der Erfolg ſchwerlich, wie gewünſcht, ausfallen, und es ſcheint deshalb eine andere neuere chineſiſche Geographie, wovon in dem zweiten Aufſatz die Rede ſein wird, den Vorzug zu verdienen. Auffallend bleibt es freilich, daß Lin's Arbeit ſo mangelhaft werden konnte, wenn ihr wirklich eine vollſtän— dige europäiſche Arbeit zum Grunde lag. Gumprecht. II. Die neueſte chineſiſche Geſchichte und Geographie fremder Laͤnder. Durch den letzten großen Krieg der Engländer gegen die Chine— ſen wurde in Oſt-Aſien bekanntlich die Bahn zu den umfaſſendſten Ver— änderungen gebrochen, und es begann vor allem China von Hongkong, Canton und den übrigen vier durch den Frieden von Nanking dem fremden Handel gewidmeten Häfen aus in den Kreis europäiſcher Einflüſſe gezogen zu werden, welchen das Land Jahrhunderte lang in ſeiner politiſchen Abſchließung wiederſtanden hatte. Sehr bald gab ſich auch ein bemerkbarer geiſtiger Aufſchwung kund. Das in Folge des von den britiſchen Waffen eingeflößten Schreckens durch den franzöſiſchen Geſandten Lagrené am 28. Deebr. 1844 für die katholiſchen Chriſten des Reichs erwirkte, dann aber auf alle Bekenner des chriſtlichen Glaubens ausgedehnte Toleranzedict des letzten chineſiſchen Kaiſers trug das ſeinige zur Einführung europäiſcher Ideen bei, und fo war es leicht voraus— zuſehen, daß die neuen Keime ſogar zu einer völligen Veränderung der politiſchen Verhältniſſe des Reichs Veranlaſſung geben würden, ſeitdem die glücklichen Erfolge der britiſchen Heeresmacht dem unterjochten Theile der Bevölkerung des Reichs die volle Ohnmacht ſeiner Mandſchuherrſcher gegenüber den in allen officiellen Erlaſſen und Berichten, ſo wie bei der perſönlichen Berührung der chineſiſchen Beamten bisher in der herabwür— digendſten Weiſe behandelten Fremdlingen erwieſen hatten. Welche Rück— wirkung ein zweites großes Ereigniß in jenen fernen Gegenden, die wun— derbare Entwickelung Californiens in Zukwaft auf Oſtaſien ausüben wird, iſt freilich noch nicht im ganzen Umfange zu ermeſſen, wohl aber darf man mit Grund erwarten, daß die in gewaltigſter Progreſſion wachſende chineſiſche Bevölkerung Californiens, wenn ſie ſich mehr zu dem Bewußtſein ihrer perſönlichen Freiheit herangebildet und mehr noch mit europäifch = amerikaniſchen Ideen genährt hat, in ganz anderer Weiſe auf die zurückgebliebene Bevölkerung ihrer Heimath einwir— ken wird, als bisher diejenige große Maſſe chineſiſcher Auswanderer that, welche ſich nach den Feſtländern und den Inſeln Südoſt- und 5 * 20 Gumprecht: Süd-⸗Aſiens wendet. Denn ungeachtet ſeit Jahrhunderten, ja vielleicht ſeit Jahrtauſenden große Haufen chineſicher Emigranten dorthin gehen, haben dieſelben bei ihrer ſpäteren Rückkunft doch nie neue politiſche, geiſtige oder religiöſe Elemente in ihre Heimath zu bringen vermocht, da ſie an den meiſten Punkten ihres auswärtigen Aufenthalts ſtets den nämlichen Kreis von Ideen und Kenntniffen, den fie im Vaterlande verlaſſen hatten, vorfanden, und da auch die Verbreitung der Europäer in Hinter-Indien zu ſpärlich iſt, als daß von dieſen aus eine kräftige Einwirkung auf die geiſtige Ausbildung der chineſiſchen Auswanderer hätte ausgeübt werden können. In Californien dagegen, wo eine Bevölkerung der verſchiedenſten Ragen der Erde zuſammenfließt, und alle Momente zu der höchſten Entwickelung geiſtiger und phyſiſcher Thätigkeit vorhanden ſind, werden ſich die chineſiſchen Einwanderer bei ihrem nüchternen, ſcharfen Verſtande und bei ihrer großen Reg— ſamkeit bald in das europäiſch-amerikaniſche Weſen mit Glück hinein— gewöhnen, wovon in der That bereits die Anfänge ſichtbar ſind und von dieſen aus wird unzweifelhaft diejenige totale Umwandlung aller Verhältniſſe Oſt-Aſiens erfolgen, wozu der bevorſtehende Umſturz der Mandſchuherrſcher nur eine Uebergangsſtufe bildet. Es iſt eine bekannte Thatſache, daß die Chineſen ſeit den älteſten Zeiten eine beſondere Vorliebe für geographiſche Darſtellungen hatten, ſo daß ihre Literatur einen ſolchen Reichthum an dergleichen beſitzt, wie ihn keine andere aſiatiſche Nation der alten oder neuern Zeit, mit Aus— nahme der Japaneſen, die aber ſelbſt zum Theil chineſiſchen Muſtern folg— ten, aufweiſen kann. Indeſſen beſchränkten ſich dieſelben faſt ausſchließ— lich auf weitſchweifige und oft mit dem abſurdeſten Detail ange— füllte!) Schilderungen ihres heimathlichen Reichs und etwa Japans, womit China in ununterbrochenem commerciellen und geiſtigen Verkehr ſteht, indem die politiſche Abſchließung des Landes gegen den We— ſten und der Hochmuth ſeiner Bewohner ſeinen literariſchen Männern nicht geftattete, ſich nach europäiſchen Quellen der Erkenntniß über die ) So weitſchweifig find die chineſiſchen geographiſchen Schriften, daß nach Wells Williams I, 44 eine topographiſche Beſchreibung der Stadt Sutſcheu nicht weniger als 40, freilich ſehr dünne Bände nach chineſiſcher Art begreift; ebenſo ſtark iſt die Be— ſchreibung der Provinz Tſchekiang. Die ſtatiſtiſche Beſchreibung der Provinz Kuang⸗ tung füllt ſogar 182 Bände (etwa ein Seitenſtück zu Büſching's bekannter Reiſe— beſchreibung von Berlin nach Rekahn). G. EEE WEILE GREEN Die neueſte chineſiſche Geſchichte und Geographie fremder Länder. 21 ihnen fernen Gegenden umzuthun!); ja ſelbſt der Jahrhunderte dauernde Aufenthalt der unterrichteten Jeſuiten übte keinen Einfluß auf die chi— neſiſchen geographiſchen Werke aus und vermochte höchſtens einige nütz— liche Einwirkungen bei der Bearbeitung der von den gebildeteren Beherr— ſchern des Landes angeordneten kartographiſchen Darſtellungen des Reichs zu veranlaſſen. Erſt in den letzten Jahren gaben ſich in der Hinſicht namhafte Veränderungen kund, und ſie werden in der Zukunft noch in viel größerem Maaße erfolgen, wenn die Abſicht der jetzt in China thä— tigen chriſtlichen Miſſionen die Bewohner des Landes mit leicht ver— ſtändlichen Elementarwerken uber die verſchiedenen Zweige des Wiſ— ſens und namentlich über Erdkunde zu verſehen, zu größerer Aus— führung gelangt. So lange aber dergleichen fehlen, entbehren die aufgeklärteren literariſchen Männer des Reichs tauglicher Quellen zur Berichtigung und Erweiterung ihres eigenen Wiſſens, und wir dürfen uns deshalb nicht wundern, daß die geographiſchen Compoſitionen der— ſelben, ſo weit ſie die Weſtländer betreffen, trotz des rühmenswerthen Strebens ihrer Verfaſſer Beſſeres ſtatt des Veralteten und Untaugli— chen zu liefern, oft neue Irrthümer zu den vorhandenen in der ergötz— lichſten Weiſe fügen. Indeſſen wird auch dieſe Uebergangsperiode überwunden werden und der durch das ganze alte China unter allen Schichten der Bevölkerung rühmlichſt ausgebildete Elementarunterricht ?) kann nicht verfehlen, bald das Richtige zu erkennen und die Wege zur weiteren Ausbildung nach neuen Vorbildern einzuſchlagen. Jeden— falls iſt ſchon das Beſtreben einzelner Männer China's neue Bah— nen ſich zu eröffnen, ein rühmenswerthes und es dürfte deshalb bei dem erhöhten Intereſſe, welches dieſes Land in neuerer Zeit in Europa findet, nicht unzweckmäßig fein, hier noch ein zweites Beiſpiel anzu— führen, wie ſich die geographiſche Ausbildung in China neu zu geſtal— ten beginnt. Wir verdanken die Kenntniß deſſelben dem Biſchof der ) Im 17. Jahrhundert ſagte ein Chineſe zu einem katholiſchen Miſſionar: Wie könnt ihr einige Gelehrſamkeit und Wiſſenſchaft beſitzen, wenn ihr unſere Bucher und unſere Schrift nicht zu leſen im Stande ſeid. Du Halde. G. ) Die Erfahrung bei den nach Californien kommenden chineſiſchen Emigran— ten erwies, daß dieſelben faſt ohne Ausnahme des Leſens und Schreibens kundig ſind, eine Erſcheinung, welche ſelbſt in den gebildetſten europäiſchen Staaten nicht in dem Grade allgemein fein mochte. Wie viel aber in den meiſten übrigen Ländern Europas in der Hinſicht fehlt, ergiebt ſchon die oberflächlichſte Betrachtung. G. 22 Gumprecht: engliſchen Kirche zu Victoria auf Hongkong, G. Smith, welcher Gelegenheit hatte, den Statthalter der vereinigten chineſiſchen Provinzen Föckien und Tſchekiang perſönlich kennen zu lernen!) und der ihn in feinem Werk über China als einen durch geiſtige Ausbildung, Mannigfaltigkeit der Kenntniſſe und vorurtheilsfreie Anſichten über alle ſeine Collegen her— vorragenden Beamten ſchilderte, welcher ſchon früher, als er eine andere ebenfalls bedeutende amtliche Stellung zu Amoy, einem der fünf frü— her erwähnten (S. 11) und durch den Friedensſchluß mit den Briten dem fremden Verkehr geöffneten Häfen China's bekleidete, ſich die un— getheilte Achtung und Freundſchaft der Europäer erworben hatte. Denn nicht allein unterhielt derſelbe hier ganz gegen die Gewohnheit der hö— heren Beamten ſeines Landes einen ununterbrochenen freundlichen Ver— kehr mit den Ausländern, wobei er jede Gelegenheit wahrnahm, ſeine Kenntniſſe zu vermehren, ſondern er verſchmähte auch nicht den Um— gang mit den Miſſionaren, ja er las viele von den Miſſionaren über die chriſtliche Lehre verfaßten Schriften und ſelbſt die h. Schrift, um ſich eine genaue Kenntniß der chriſtlichen Religion zu erwerben. Der Ruf, den ſich der Statthalter ſo durch den Umfang ſeines Wiſſens und feine geiſtige Befähigung erworben hatte, veranlaßten den Biſchof von Victoria im Jahre 1850 ſeine perſönliche Bekanntſchaft bei einer Ge— legenheit zu ſuchen, die in der Geſchichte des nun 300 jährigen Ver— kehrs der Europäer und Chineſen ohne Beiſpiel iſt und wohl Ver— anlaſſung giebt, den Charakter der beiden dabei handelnden Männer gleichmaͤßig hoch zu achten, wie denn überhaupt unſer chineſiſcher Staats— mann durch Ablegen der nationalen Vorurtheile und eine richtigere Erkenntniß der gegenwärtigen Stellung ſeines Vaterlandes gegen die Fremden eine viel größere Einſicht an den Tag gelegt hat, als ſein berühmterer Zeitgenoſſe und College Lin. Die Veranlaſſung zu der Zuſammenkunft gaben Streitigkeiten zwiſchen den in China thätigen proteſtantiſchen Miſſionaren, denen der Biſchof gleich im Entſtehen wirk— ſam begegnen wollte. Wie nämlich im 17. Jahrhundert die Zwiſtig— ) Auffallender Weiſe findet ſich in der dieſem Aufſatze zum Grunde liegenden Notiz des Missionary Intelligencer B. II, 90—95 der Name des gelehrten Statthalters nicht erwähnt. Ob dies auch in dem Werk des Biſchofs von Vietoria, welchem der Missionary Intelligencer ſeine Mittheilung entlehnte, der Fall iſt, vermag ich nicht an— zugeben, da es mir nicht gelang, daſſelbe hier in Berlin einzuſehen. Die neueſte chineſiſche Geſchichte und Geographie fremder Länder. 23 keiten der Jeſuiten und der übrigen katholiſchen Miſſionare!) dem Fort— ſchritte des Chriſtenthums in China nicht unweſentlichen Eintrag ge— than hatten, ſo waren in den letzten Jahren ähnliche Differenzen un— ter den proteſtantiſchen Miſſionaren entſtanden und drohten gleichfalls dem neuen Miſſionswerk ſchädlich zu werden. Sie entſtanden bei Ge— legenheit der Reviſion der Ueberſetzung des neuen Teſtaments über den geeignetſten chineſiſchen Ausdruck der Bezeichnung Gottes ). Bei der hohen Ausbildung, welche die chineſiſche Schriftſprache durch tau— ſendjährige ununterbrochene Beſtrebungen der literariſchen Gebildeten des Landes erlangt hat, war der Gegenſtand des Streits wirklich kei— neswegs ſo unbedeutend, als man in Europa anzunehmen geneigt ſein könnte. Ein falſcher oder ungeeigneter Ausdruck aus dem reichen Wortvorrath der chineſiſchen Sprache hätte bei den Gelehrten und Gebildeteren des Landes die ſtärkſten Vorurtheile gegen die Bibelüber— ſetzung erweckt und ihr das Vertrauen entzogen, deſſen ſie für den glücklichen Erfolg des Miſſionswerks ſo ſehr bedurfte. Um nun den gefürchteten Folgen eines unrichtigen Ausdrucks zu entgehen, entſchloß ſich der Prälat mit einer ihm zu hoher Ehre gereichenden Selbſtver— läugnung, den Rath des heidniſchen Statthalters einzuholen, weil er einſah, welches Gewicht die Entſcheidung des hochgeſtellten und we— gen ſeiner Kenntniſſe und ſeines Charakters hochgeachteten Mannes überall im Lande haben müßte. Deshalb benutzte er ſeinen Beſuch Futſcheus, der Hauptſtadt Fö-kiens, bei einer Viſitationsreiſe, den Gou— verneur um eine Zuſammenkunft zu erſuchen, nachdem der britiſche Dolmetſcher und gleichzeitige Viceconſul dieſer Stadt Sinclair (ſ. hier S. 6) denſelben vorher officiell von ihrem Zwecke in Kenntniß geſetzt hatte. Das Geſuch wurde angenommen, und die Unterredung, die ganz ) S. über dieſe älteren Streitigkeiten Wells Williams II. 308 — 313. G. 2) Die früheren proteſtantiſchen Bibelüberſetzungen in das Chineſiſche von Mor: riſon und Milnes hatten ſich allmählig als mangelhaft erwieſen. Es war demnach der natürliche Wunſch aller in dem Lande thätigen Miſſionsgeſellſchaften, eine beſſere zu beſitzen. Die Miſſionare traten zu dem Zweck zuſammen und beſonders durch die Vereinigung von Medhurſt, Gützlaff, Bridgeman und auch von Morriſon kam eine ſolche, die im Jahre 1835 erſchien, zu Stande; eine zweite Auflage beſorgte ſpäter Gützlaff. Bis dahin ſcheint man ſich in Bezug auf die Bearbeitung, wie Wells Wil⸗ liams ausdrücklich ſagt (II, 373), ſehr wohl verftändigt zu haben, fo daß die hier er- wähnten Differenzen aus einer neueren Epoche ſtammen müſſen. G. 24 Gumprecht: nach dem Wunſch des Biſchofs ausfiel, fand am 7. December 1850 in der officiellen Reſidenz des Gouverneurs und in Gegenwart des Vicecon— ſuls, der zugleich als Dolmetſcher diente, ſtatt. Der Streit der Miſ— ſionare hatte ſich weſentlich um die chineſiſchen Worte Schang-ti, T'ien-tschü und Schin!), deren man ſich bisher in den Bibelüber— tragungen und den chriſtlichen Religionsſchriften zur Bezeichnung der Gottheit bedient hatte, gedreht, und es wurden nun durch den Biſchof dem Gouverneur in Bezug auf mehrere Stellen ſeiner eigenen Schrif— ten die Frage vorgelegt, welchem er von dieſen und anderen Aus— drücken den Vorzug gebe, um danach den geeignetſten zu wählen. Das Reſultat war folgendes: der erſte Ausdruck, erklärte der Gou— verneur, bezeichne in der Landesſprache kein Idol, ſondern den all— gemeinen Regierer der Welt, den höchſten Kaiſer, wie ſchon der Kaiſer Kanghi (bekanntlich eine Celebrität in der chineſiſchen Litera— tur) den Herrn des Himmels Tien Schäng, tsche tschü ge- nannt habe ?). Unter dem zweiten, von den katholiſchen Miſſtionaren gebrauchten Worte dächten ſich die Chineſen nur den Gott der weſtli— chen oder chriſtlichen Nationen. Beide Ausdrücke wären ſeiner Anſicht nach gut; den dritten Schin, obgleich von einer der ſtreitenden Parteien als der beſte bezeichnet, vermöge er dagegen in Folge ſeiner vielfa— chen Bedeutungen nicht als zweckmäßig zu empfehlen, indem derſelbe den Ungebildeten unter ſeinen Landsleuten dunkel bleiben würde, und dieſe bei ſeinem Gebrauch keine Veranlaſſung finden möchten, an die Verehrung eines einzigen Gottes zu denken. Dagegen ſchlage er in dem zuſammengeſetzten Worte I'ièn-schin eine über jede Deutung er— habene und ſeiner Anſicht nach am meiſten zweckmäßige Bezeichnung der Gottheit vor, die jedem chineſiſchen Leſer der Bibel verſtändlich ſei und mit den chriſtlichen Religionsbegriffen übereinſtimmen dürfte. Der erſte Theil dieſes Worts bedeutet nämlich Herr oder Gebieter, das ganze Wort ſodann unſichtbarer oder auch himmliſcher Herr. Dieſe merkwürdige Unterredung eines chriſtlichen Biſchofs mit einem der hochgeſtellteſten Gouverneure des großen heidniſchen Reichs in ſei— ner eigenen Reſidenz über das zweckmäßigſte Wort zur Bezeichnung der ) Schin bedeutet im Chineſiſchen vorzüglich etwas Unſichtbares. G. 2) Schäng-ti erklärte auch Du Halde (I, B. XXII.) durch Etre souverain. G. Die neueſte chineſiſche Geſchichte und Geographie fremder Länder. 25 Gottheit iſt vielleicht einzig ſelbſt in der ganzen Geſchichte der chriſtli— chen Kirche und ihrer Miſſionen. Waͤhrend der Dauer derſelben zeigte der Statthalter, wie der Biſchof rühmend anerkennt, ebenſo viel Offen— heit, Gewandtheit und Einſicht, als tiefes Intereſſe an dem Gegen— ſtande. Unter den Gebildeten feines Landes erwarb ſich der Statthal— ter beſonders aber dadurch einen geachteten Namen, daß er kurz vor der Zuſammenkunft mit dem Biſchof ein großes und bald vielverbrei— tetes wiſſenſchaftliches Werk in 6 Bänden unter dem Titel: Geogra— phie und Geſchichte der fremden Gegenden veröffentlicht hatte ). Es iſt dies unzweifelhaft das erſte in der chineſiſchen Litera— tur, das in ſolchem Umfange und faſt ausſchließlich auf theils münd— lichen, theils ſchriftlichen fremden Quellen begründet, den Landsleuten des Verfaſſers einen richtigeren Begriff über die Zuſtände der Länder im fernen Weſten liefert und ſie zugleich in deren Geſchichte, ſelbſt in die des frühen Alterthums, einführt. Wie ſpeciell der Inhalt iſt, er— giebt ſich aus dem Bericht des Biſchofs, indem bei der Unterredung eine Stelle des Werks zur Sprache kam, worin der Gouverneur den bekannten, von Hannibal ſeinem Vater am Altar abgelegten Schwur gegen die Feinde des Vaterlandes erzählt. Bei der Ausarbeitung bediente ſich der Verfaſſer nicht allein ver— ſchiedener, von Europäern verfaßten Druckſchriften, ſondern er rühmte auch dem Biſchof die Belehrungen Gützlaff's und des vor einigen Jahren in China verſtorbenen Rev. Abil, eines Amerikaners ?), fo wie daß ihm einige katholiſche Miſſionare dabei weſentliche Dienſte geleiſtet hätten. Dem Werke find mehrere Karten, Copien europäiſcher, aber mit chineſiſchen Namen verſehener Atlaſſe angehängt, indem der Verfaſſer nicht Willens war, die älteren Weltkarten ſeiner Landsleute zu wiederholen, auf de— nen China gewöhnlich den größten Theil des Raumes einnimmt (. hier S. 14) ), die übrigen Länder aber, ja ſelbſt ganze Welttheile, wie ) Daſſelbe muß erſt im Jahre 1849 veröffentlicht worden fein, da Wells Williams es noch nicht und dagegen das Lin'ſche Werk als das beſte nennt (II, 152). G. ) Abil's Portrait giebt Wells Williams Werk. Abil war ein zu Amoy thäti— ger Miſſionar, der auch von feinen Excurſionen im Lande mehrere Berichte in den amerikaniſchen Journalen lieferte. G. ) Dieſe kartographiſche Darſtellung iſt übrigens den erdkundlichen Vorſtellungen der Chineſen ganz gemäß und darf nicht auffallen, wenn man ſich erinnert, daß das am Nord⸗ ,, Pe, Bu 26 Gumprecht: Afrika, nur am äußerſten Rande als kleine Inſeln erſcheinen und ſelbſt die China nächſten Länder, z. B. Cochin China und Cambodja, Inſeln bilden. (Bericht des Rev. Howard Malcolm im Missionary Intel- ligencer II, 90 über eine Karte der Art) ). Hatte er ſich doch ſelbſt der Mühe unterzogen, auf einem von einem ſeiner Unterbeamten ihm verehrten amerikaniſchen Atlas, den ſich dieſer von Canton ver— ſchafft hatte, die Namen mit chineſiſchen Schriftzeichen einzutragen. In den Karten unſeres Autors ſind die Fehler ſeiner Vorgänger und Lands— leute vermieden, und es iſt ſehr verſtändig beſondere Sorgfalt auf die Darſtellung der an China grenzenden Landſchaften verwandt worden; mit vollem Recht bildet China in ſeinem Atlas die erſte Tafel. In der That geht durch das ganze Werk des gründlichen und gelehrten Staatsmannes ſichtbar das Beſtreben, die irrigen Begriffe ſeiner Lands— leute über die außerchineſiſchen Länder zu rectificiren und an deren Stelle europäiſchen Quellen entnommene beſſere zu ſetzen. — Das Werk beginnt zuvörderſt mit einer Einleitung, worin die Unvollkommenheit der bis dahin vorhanden geweſenen geographiſchen chineſiſchen Werke an— erkannt wird, wobei der Verfaſſer gern Gelegenheit nimmt, ſein eige— rande der bewohnten Erde belegene Scandinavien auch dem Alterthum als Inſel galt (Baltia insula des Kenophon von Lampſacus bei Plinius Hist. nat. IV. 27 und „ Zrardta „eos bei Ptolemäus IV. c. 41, und VIII. c. 2). Nehmen die Chineſen ihr Reich als die Mitte der Erde an, weshalb ſie es gewöhnlich das Reich der Mitte nennen (The Middle Kingdom bei Wells Williams J, 2), fo war es ganz conſequent, daß ſie die übrigen Länder an die Ränder der Karte verlegten. Viel an— maßender war der Name T’ien-Hia, d. h. die Welt, welchen die Chineſen früher ihrem Lande gaben. ) Eine ähnliche Schilderung der bisherigen chineſiſchen Karten findet ſich bei Wells Williams (II, 153), der die geographiſchen Kenntniſſe der Chineſen geradezu lächerlich nennt, und verſichert, daß dieſe ſich bisher in vollſtändiger Unwiſſenheit über die Geſtalt und Eintheilung der Erdkugel, die Geſtalt und Lage der verſchiede— nen Reiche auf der Erde befunden hätten. Selbſt in Bezug auf ihre eigenen Be— ſitzungen in der Mongolei und Ili wären ihre Schriften und Karten mit ſtarken Irrthümern erfüllt. Zerſtreute Inſeln, Reiche und Continente, von deren Exiſtenz die Chineſen Kunde erhielten, fänden ſich auf deren Karten nach Willkür in den ver— ſchiedenen Winkeln und an den Rändern angebracht. Die beiden Haupterdtheile Amerika und Afrika fehlten faſt ganz. England, Frankreich, die Niederlande, Deutſch— land, Portugal, Goa, Lugon, Bokhara und Indien ſehe man am Weſtrande von Nor⸗ den nach Süden als eine Kette von Inſeln und Landmaſſen (headlands) eingezeichnet; am Süd- und Oſtrande bemerke man Japan, die Liutſchugruppe, Formoſa, Birma, Java, den Suluharchipel gleichmäßig als Inſeln, während am Nordrande Rußland die ganze Nordgrenze des chineſiſchen Reichs einnehme. G. -- Die neueſte chineſiſche Geſchichte und Geographie fremder Lander. 27 nes Beſtreben, die nöthige Zeit von feinen amtlichen Geſchäften zur Bearbeitung des Werks zu ermüßigen, hervorzuheben und daſſelbe ſei— nen Landsleuten als ihres Schutzes und ihrer Beachtung wuͤrdig zu empfehlen. Die Erde ſelbſt ſtellt er ſodann bei Erläuterung der Weltkarte abweichend von ſeinen Landsleuten und richtig nach ſeinen europäiſchen Quellen als Kugel dar und bemerkt, daß deren Ober— fläche durch ſich ſchneidende Längs- und Querlinien getheilt werde, endlich berichtet er, daß dieſe Linien durch ihr Kreuzen in 360 Grade zerfallen, wovon ein jeder 250 Li (Meilen) begreife !), $ der Erd— oberfläche ſeien mit Waſſer bedeckt. Durch eine von Oſt nach Weſt ge— zogene Linie, den Tschi- tao (d. h. die rothe Linie) theile man die Erde in 2 Halbkugeln und zu beiden Seiten des Tschi-tao gebe es noch 2 andere Linien, zuerſt den Huang-tao (gelbe Linie) 2328“ von ihm, dann den Heh-tao (ſchwarze Linie) in 43° weiterer Ent— fernung vom Huang-tao. Bei beiden Heh-tao (Polarkreiſen) ſcheine noch die Sonne, doch ſchon in geringerer Stärke, und es finde ſich zugleich ein nördliches oder ſüdliches gefrornes Meer. Mit anerkennenswerther Of— fenheit bekennt der Verfaſſer hierbei, daß ihm früher nur ein nördliches Eismeer bekannt geweſen wäre, und daß, als er von ſeinen ausländi— ſchen Gewährsmännern ein ſüͤdliches nennen hörte, dieſes ihm verdächtig vorgekommen ſei. Die Veranlaſſung zu dem geglaubten Irrthume ſuchte er in der vielleicht nicht hinlänglich genauen Kenntniß der chineſi— ſchen Sprache bei ſeinen Berichterſtattern, bis ihn Rev. Abil belehrt habe, daß ſich die Sache wirklich ſo verhalte, und daß ſie gar nicht zu bezweifeln ſei. Innerhalb des nördlichen Huang-tao liege nun ein großer Theil der chineſiſchen Provinzen Kuangtung (Canton) und Fö-fien und im Vergleich zu den nördlicheren Provinzen ſeien Wärme und Kälte hier ſehr verſchieden. Weiter nach Süden wachſe die Wärme der Atmoſphäre noch mehr, aber es ſei nicht richtig, wie man früher angenommen, ehe man wußte daß der Weg der Sonne den Aquatorialen Theilen der Erdoberfläche folge, ) Dem Li wurden von den Europäern bisher ſehr verſchiedene Längen beigelegt, indem die Miſſionare z. B. 200 Li auf einen Grad rechneten, der ſich danach auf 69,166 engl. Meilen ſtellt, wogegen Andere den Li zu 578,358 Meter oder 18974 engl. Fuß, d. h. den Grad zu 1923 Li annahmen. Gewöhnlich gilt der Li für ein Drittel einer engliſchen Meile. G. 23 Gumprecht: daß wenn man den Südpol erreiche, die durch die Hitze geſchmolzenen Felſen einen goldenen Strom ergießen! Denn geht man von Fö - kien und Kuangtung 5—6000 Li in ſüdlicher Richtung fort, jo kommt man nach der großen unter dem Tschi-tao (Aequator) gelegenen Inſel Borneo, wo der Winter dem Sommer jener beiden Provinzen gleich ſei, und wendet man ſich von da ſüdweſtlich nach der Südſpitze Afri— ka's, ſo werde Hagel und Schnee angetroffen, und noch weiter nach Patagonien in Süd-Amerika nahe am ſüͤdlichen Heh-tao (dem ſüd— lichen Polarcirkel) finde man ewiges Eis. Deshalb ſpreche man wohl von der Gegend am Südpol als von einem gefrorenen Ocean. Der Verfaſſer iſt bei dieſen Angaben ſichtlich im Irrthum, da er die Ver— hältniſſe am Südpolarkreis mit denen am Südpol verwechſelt. Aber man kann ihm dieſelben wohl verzeihen, da die Schiffe ſeiner Lands— leute nicht weit gehen, und die Provinzen Fö-kien und Kuangtung die äußerſten ſüdlichen ihres Reichs ſind. Ueber Europa und ſeine Bewohner äußert ſich unſer Autor fol— gendermaßen: „Der Boden iſt fruchtbar und ſeine Producte ſind in Fülle vorhanden. Die Bevölkerung iſt mild und in ihren Vorſätzen über— legt (wary in disposition), ebenſo tüchtig in ihren Ideen, wie geſchickt in deren Ausführung. Sie verfertigt Geräthe aus Holz und Metall in der vollendetſten Form, ohne irgend einen Fehler, und iſt erſtaunlich ge— ſchickt in Benutzung von Feuer und Waſſer. Bei der Herſtellung von Takelwerk und jedes Dinges, das zur Ausrüſtung eines Schiffs dient, fällt das Ganze ohne den mindeſten Mißgriff aus. Die Europäer meſſen jede Strecke der See aus, ohne daß ſie ſich in einem Fuß oder einem Zoll irren und erreichen ſo das mehr als 70000 Li von ihnen entfernte China in ſehr kurzer Zeit.“ Darſtellungen der Art von ei— nem ihrer Landsleute, ſagt der engliſche Berichterſtatter in dem Missio— nary Intelligencer, müſſen günſtig auf die ganze Nation einwirken; ſie dienen dazu die Fremden in der Achtung der Chineſen zu erhöhen und ſind zugleich ganz geeignet, bei dieſem Volk die Ueberſchätzung ſei— ner eigenen Superiorität zu mindern. Auch über den ſchwierigeren und kitzlicheren Punkt der Reli— gion ſchweigt der Verfaſſer nicht. Seine Angaben ſind aber nur kurz und unverkennbar aus der Ueberzeugung hervorgegangen, daß ſeine Kenntniſſe hierüber der Vollſtändigkeit entbehren und ſich nicht Die neueſte chineſiſche Geſchichte und Geographie fremder Länder. 29 fuͤr eine ausführliche Entwickelung eignen, doch ſind ſie immer noch umfaſſender, als man von einem Heiden erwarten konnte. So ſagt er in dieſer Hinſicht: Die Verehrung des unſichtbaren Gottes ( T’ien- schin) begann mit Moſes während der Dauer der Schäng-Dy— naſtie, als Puhting regierte (deſſen Herrſchaft mit dem Jahre 1681 vor Chr. G. ſchließt). Moſes ſagte genau (truly), daß T’ien-schin auf den Sinaiberg herabgekommen ſei und die 10 Gebote zur Beleh— rung der Menſchheit gegeben habe. Der ſiebente oder der der Ruhe und des Gottesdienſtes gewidmete Tag begann damals, 1000 und ei— nige hundert Jahre vor der Geburt von Yefu. Von da leite T’ien tschü kiao (der katholiſche Glaube) feinen Urſprung ab, aber es ent— ſtand derſelbe damals eigentlich noch nicht ſelbſt. Erſt nach der Han— Dynaſtie, welche im Jahre 30 nach Chr. G. aufhörte, erhielten die europäiſchen Nationen den I'ieén-tschü-kiao. Der Papſt reſidirte zu Rom und verbreitete ſeine Herrſchaft über Könige und Fürſten; die ihm gehorchten, beſtätigte er in ihrer Macht, die unfolgſamen entfernte er. Nach dem Beginn der Ming-Dynaſtie (1397 n. Chr. ©.) ſtiftete ſodann Luther, ein Deutſcher, den Yesu-kiao (wörtlich die Jeſuslehre) d.h. den Proteſtantismus !). Seit der Zeit folgt ein Theil dem T’ien-tschü- kiao, ein anderer dem Yesu-kiao. Herrſcher und Völker wurden einander feindlich. Verſchiedene Staaten kamen in Krieg und fochten gegen einander, indem die Glaubenslehren zum Gegenſtand des Strei— tes wurden. Yefu iſt derſelbe, den man den T’ien-tschü d. h. den Herrn des Himmels nennt. Das Buch (die Bibel) iſt bei allen gleich, nur die Auslegung iſt verſchieden. Die T'ieén-tschü-kiao bedie⸗ nen ſich des Kreuzes und verehren Bilder; die Yesu-kiao verachten dagegen dieſe Gegenſtände. In anderen Dingen ſtimmen beide Par— teien im Allgemeinen überein. Kiao, die Lehre, iſt der Ausdruck, womit unſer Verfaſſer die Religion bezeichnet. So nennt er Hoschin-kiao den Feuerdienſt, wie er bei den alten Perſern üblich war. T’ien-kiao iſt die von Moſes gelehrte Reli— gion, Fuh-kiao der Budhaismus, T’ien-tschü-kiao der Romanismus, > 7 * weil ſich die Anhänger des katholiſchen Glaubens ausſchließlich des ) Dies iſt wohl das erſte Mal, daß Luther's Name von einem chineſiſchen heid- niſchen Schriftſteller genannt wurde. G. 30 Gumprecht: Ausdrucks Tiien-tschü bedienen, um den einigen Gott zu bezeichnen, Yesu-kiao heißt bei dem Autor der Proteſtantismus, weil deſſen Be— kenner im Gegenſatz zum T’ien-tschü-kiao ausſchließlich die Lehren von Jeſus annehmen; Hoei-hoei-kiao endlich ift der Muhamedanismus. Der Verfaſſer iſt wahrſcheinlich ſelbſt Budhiſt und erklärt auch die Re— ligion China's für Budhaismus. Dennoch ſagt er aufrichtigſt, daß wo das Chriſtenthum mit ihm in Berührung komme, dieſer von dem Chri— ſtenthum überwunden werde, und daß ſein Licht ſich mehr und mehr verdunkele. Von den chriſtlichen Miſſionaren ſpricht er im Allgemeinen vorurtheilsfrei (liberally); die ſtärkſte Anklage, die er gegen fie vor— bringt, iſt, daß ihre Schriften einen uneleganten Styl haben (f. hier S. 23), und daß ſie ſelbſt zudringlich ſind und ſich einmengen, um das Chriſtenthum in China zu verbreiten. Wo der Verfaſſer in ſeinem Werk vom Opium redet, ruft er aus: Wie ſonderbar, daß ein ſo großes Uebel grade von dem urſprünglichen Sitz der Budhalehre ausge— hen muß ). Ein Mangel des Werks der von unſerem Autor nicht vermie— den wurde, welcher aber alle ähnliche Schriften ſeiner Landsleute trifft (ſ. hier S. 15 und 16), iſt die Verſtümmelung der Namen des Weſtens. Freilich konnte derſelbe nicht immer vermieden werden, da in der chineſiſchen Sprache der nämliche Laut ſich mit gar vielen Worten be— zeichnen läßt, und einzelne Buchſtaben der Bewohner des Weſtens, wie das R, dem Chineſen bekanntlich unausſprechbar find (ſ. hier S. 16). Während ferner in den weſtlichen Sprachen 2— 3 Buchſtaben, verei— nigt, einen Laut bezeichnen, entbehren die Chineſen ſolcher Elemente ganz. Will man ſich chineſiſcher Schriftzeichen zur Bezeichnung frem— der Worte bedienen, fo können nur etwa 7 — 8 Zehntheile mit den letzten in Einklang gebracht werden. In der Provinz von Canton anſäßige Europäer, welchen der vulgaire Dialect geläufig iſt, vermögen deshalb noch nicht die Laute der Mandarinſprache correct auszudrücken, ſo wie ſie auch nicht im Stande ſind, manche Worte der Mandarin— ſprache, die verſchiedene Töne haben, richtig zu faſſen. Bei alledem ergiebt ſich, daß des General-Gouverneurs von Fö— kien und Tſchekiang geographiſches Werk einen großen Fortſchritt in ) D. h. vom centralen Vorder-Indien wegen feines Opiumhandels. G. + * r Die neueſte chineſiſche Geſchichte und Geographie fremder Länder. 31 der Literatur ſeines Landes bildet, und daß es, wie das Angegebene zeigt, durch des Verfaſſers umſichtige Wahl der Materialien und ſchärfere Kritik das von Lin weit übertreffen muß. Freilich darf man nicht vergeſſen, daß daſſelbe viel ſpäter, als die Lin'ſche Arbeit erſchien, und daß ſeine Veröffentlichung in eine Zeit fällt, wo der Einfluß der Europäer ſich bereits bedeutend in China geltend gemacht hatte. Die Abfaſſung durch einen hohen Beamten giebt übrigens einen neuen Be— weis, daß man in China ſehr wohl den Mangel geographiſcher Kennt— niſſe in Bezug auf die fremden Länder begriffen hat, weshalb ſelbſt die höchſten und einſichtsvollſten Staatsbeamten es nicht verſchmähen, für die Einführung beſſerer Einſichten ſelbſtſtändig zu wirken. Was übri— gens Bowring (s. hier S. 14) als Vermuthung ausſpricht, daß Lin durch die Landesregierung in politiſchen Abſichten zur Bearbeitung ſeines Werks beſtimmt worden ſei, ſpricht der Nordamerikaner Wells Williams ſogar mit klaren Worten aus: „man habe ſelbſt in dem ſtabilſten aller Reiche der Welt einſehen gelernt, daß geographiſche Un— wiſſenheit weder im Großen, noch im Kleinen etwas tauge.“ Gumprecht. III. F. B. Engelhardt. Eine biographiſche Skizze. Am 9. Mai dieſes Jahres ſtarb hier in Berlin im hohen Lebens— alter der Königl. Geheime Regierungsrath Engelhardt, ein Mann, deſſen Umſicht, Thätigkeit und Ausdauer nicht allein eine der beſten Schö— pfungen der deutſchen Kartographie, die unter dem Namen der Schrötter'ſchen bekannte große Karte von Oſt- und Weſtpreußen zu Stande brachte, ſondern der auch durch zahlreiche andere, treffliche Ar— beiten während ſeines langen Lebens ſich ſo bleibende Verdienſte um die geographiſche Kunde großer Theile des mittleren Europa erworben hat, daß es wohl eine Pflicht iſt, dem Verewigten in dieſer Zeitſchrift einige Blätter dankbarer Erinnerung zu widmen. Beſonders günſtige äußere Umſtände leiteten Engelhardt allerdings früh in die Laufbahn, welche er 32 C. F. G. Dieteriei und Gumprecht: ſpäter durch ſein ganzes Leben conſequent verfolgte, aber ſein eigen— thümliches Verdienſt war es, daß er dieſe Umſtände feſthielt und ſich von ihnen aus das Feld ausgezeichneter wiſſenſchaftlicher Thätigkeit ſchuf, auf dem ſein Name mehr als ein halbes Jahrhundert hindurch ununterbrochen als einer der geachtetſten genannt wurde. Bis zu dem zweiten Drittel des verfloſſenen Jahrhunderts fehlte es nämlich faſt ganz an genauen Aufnahmen und folglich auch an genauen kartogra— phiſchen Darſtellungen des preußiſchen Staats, da die damalige Staats— behörde, ungeachtet ihrer ſonſtigen ungemein regen Sorgfalt für das Landeswohl, aus politiſchen Gründen dieſen Gegenſtand in hohem Grade vernachläſſigt hatte, ſo daß in jener Zeit zwei der zunächſt mit Preu— ßen grenzenden Länder, Sachſen durch den Ingenieurmajor und ſpä— teren Ingenieuroberſt Petri und ſelbſt Mecklenburg durch den Grafen Schmettau viel früher und bei weitem beſſer, als irgend ein Theil des preußiſchen Staats kartographiſch dargeſtellt worden waren. Freilich hatte Frankreich, das im verfloſſenen Jahrhundert dem übrigen Europa als Muſter galt, in der großen Caſſini'ſchen Karte, in den meiſterhaf— ten d'Anville'ſchen Karten und in vielen ausgezeichneten Specialkarten, wozu auch Caſſini's Karte von Burgund gehört, treffliche Beiſpiele für ſolche nützliche Unternehmungen gegeben, aber leider gerade darin faſt keine Nachahmer in Deutſchland gefunden. Im preußiſchen Staate began— nen erſt nach Beendigung des ſiebenjährigen Krieges einige Verſuche in dieſer Richtung wiſſenſchaftlicher Thätigkeit durch Private, nament— lich durch den ebengenannten, zuletzt als Königl. Preuß. General verſtor— benen Grafen C. T. W. Schmettau, deſſen Beſtrebungen einen einſichts— vollen Beſchützer und Förderer in dem damaligen Prinzen von Preu— ßen, dem ſpäteren König Friedrich Wilhelm II., fanden. Auf Koſten des Prinzen führte nämlich Schmettau Vermeſſungen großer Theile der preußiſchen Monarchie aus und brachte danach Karten aller Marken, Pommerns, Magdeburgs, Halberſtadts und Mansfelds zu Stande, worauf derſelbe eine treffliche genaue Karte der Landſtriche längs der gan— zen böhmiſch-ſchleſiſchen Grenze, die inmitten der Gefahren des bairiſchen Erbfolgekriegs aufgenommen wurden und wobei der Verfaſſer faſt das Le— ben verlor, folgen ließ, aber ſo wenig war der damalige Geiſt der Zeit Unternehmungen der Art in Preußen günſtig, daß von allen dieſen mühſamen Werken nur die letztgenannte Karte nach Friedrichs II. Ab— F. B. Engelhardt. 33 leben erſchien, alle übrigen aber, wie es ſcheint, der Oeffentlichkeit vor— enthalten blieben !), indem in den beiden für die ältere Kartographie fo ſchätzbaren Verzeichniſſen der hieſigen Schropp'ſchen Handlung von 1805 und 1816 nicht die mindeſte Erwähnung der früheren Schwerin— ſchen Karten geſchieht und eine biographiſche Notiz über deren Ver— faſſer ſogar ziemlich deutlich?) angiebt, daß fie der Publicität ent— zogen worden waren. Als Friedrich Wilhelm II. den Thron beſtieg, machten ſich richtigere Einſichten geltend; ausgedehnte Aufnahmen von preußiſchen Landestheilen wurden ſofort auf Staatskoſten angeordnet, und es erſchien hiernach eine Reihe von Specialkarten, beſonders über die öſtlichen Theile des Staats, wo dieſelben für die Verwaltung ſelbſt das dringendſte Bedürfniß waren. Zu den größeren Arbeiten, welche aus den veränderten Anſichten hervorgingen, aber zum Theil erſt in den erſten Regierungsjahren Friedrich Wilhelm III. veröffentlicht wurden, gehörten bekanntlich die große, ſchon im Jahre 1789 in 6 Blättern er— ſchienene Gilly'ſche Karte von Pommern, dann die ſchon erwähnte ſogenannte Schrötter'ſche von Oſt- und Weſtpreußen, die auf den un— ter Leitung des einſichtsvollen Miniſters von Schrötter ausgeführten trigonometriſchen Aufnahmen und aſtronomiſchen Beſtimmungen des damaligen Lieut. von Textor und den geodätiſchen unſeres Engelhardt beruhte, ferner die im Jahre 1803 veröffentlichte Gilly'ſche Specialkarte des damaligen Süd-Preußen, die ſelbſt nur ein Auszug aus der großen Königl. topographiſchen Vermerkungskarte dieſes Landes war, ſo wie eben— ) Friedrich der Große war aus politiſchen Gründen der Verbreitung richtiger Kenntniſſe über die Terrainverhaͤltniſſe feines Landes entgegen, fo daß während feiner Regierungszeit nichts der Art im Königreich erſcheinen durfte und daß der bekannte Geograph Sotzmann, als derſelbe doch die erſten Specialkarten Maͤrkiſcher Kreiſe ver— öffentlichte, ſich dadurch unangenehme Auftritte zuzog. Die vorhandenen kartographi— ſchen Arbeiten wurden damals mit ſolcher Aengſtlichkeit behütet, daß der König, wie der damalige Plankammerinſpector, der durch fein großes Kartenwerk bekannte Haupt- mann Reymann, ſpäter öfters erzählte, ſelbſt den Schlüſſel zur Plankammer bewahrte, und daß ſich die zu des Königs gewöhnlichem Gebrauch beſtimmten Karten über einem Arbeitszimmer befanden, damit er ſelbſt durch den Tritt der Gehenden beur— heilen konnte, ob nicht Fremde ſich in die ſehr ſtreng bewachten Räume eingeſchlichen ätten. G. 2) „Schade, daß bis jetzt die Geographie öffentlich von dieſen mühſeligen und ſtſpieligen Arbeiten eben ſo wenig Nutzen gezogen hat, als der uneigennützige Urheber elbſt. Von Zimmermann in den Allg. geogr. Ephemeriden, Weimar 1803. XI, 503. G. Zeitſchr. f allg. Erdkunde. Bd. III. 3 34 C. F. ©. Dieterici und Gumprecht: falls im Beginn dieſes Jahrhunderts die ausführliche in vielen Blättern von Reymann gezeichnete Karte von Schleſien, die bald darauf ganz verſchwand, da die Platten in dem Kriege von 1806—1807 von den Franzoſen hinweggeführt wurden!) und endlich die erſt im Jahre 1808 zur Kentniß des Publicums gekommene Specialkarte des früheren Neu— Oſt-Preußen in 15 Sectionen, deren Bearbeitung dem Obriſt-Lieute— nant von Stein und dem Premier-Lieutenant von Textor, die Her— ausgabe aber dem Kriegsrath Sotzmann zu danken war. Andere kar— tographiſche Arbeiten von Officieren und Civilbeamten, deren Beginn in die nämliche Epoche fiel, z. B. eine große des damaligen Großpo— lens, wovon der Generalquartiermeiſterſtab die Ausführung übernom— men hatte und welche die Jahreszahl 1790 trug, blieb durch die bald darauf (1792) erfolgte preußiſche Beſitznahme des größten Theils von Großpolen unvollendet. Als dieſe großartigen wiſſenſchaftlichen Unter— nehmungen, die eine der glänzendſten und nützlichſten Seiten der Re— gierung Friedrich Wilhelm II. bilden, eingeleitet wurden, nahm Engelhardt bald nach ihrem Beginne daran Theil und in welcher energiſchen und trefflichen Weiſe er die ihm zugewieſene Aufgabe löſte, zeigte ſchon die im Jahre 1802 erfolgte Vollendung der Aufnahme und die unmittel— bar darauf begonnene Zeichnung der Schrötter'ſchen Karte, die mit großem Unrecht nicht ſeinen Namen im Publicum trägt, obgleich ſie faſt ausſchließlich ſein Werk war. Engelhardt's letztes kartographiſches Werk traf abermals der Unſtern, daß ſein Name dabei dem Publicum am wenigſten genannt wurde; es war dies die ſogenannte Kümmelſche Karte des preußiſchen Staats (ſ. S. 37) deren erſte Blätter im Jahre 1817 erſchienen, die aber erſt im Jahre 1820 vollendet wurde?) und, obwohl ohne Terrainzeichnung ſich doch durch die Genauigkeit der Topographie und der hydrographiſchen Verhältniſſe, ſo wie durch die Zierlichkeit ih— rer Ausführung einer ſo wohlwollenden Aufnahme bei dem Publicum erfreute, daß mehrere Auflagen davon nöthig wurden, weil es damals keine Karte gab, die ſo vollkommen dem allgemein gefühlten Bedürfniſſe entſprochen hätte. Engelhardt vergalt dieſe Theilnahme des Publicums ) Nach einer unverbürgten Nachricht ſoll die Karte durch die Ruſſen im Jahre 1815 von Paris nach Petersburg gebracht worden ſein. G. 2) Sie enthalt 24 Sectionen und führt neben ihrem Titel als Karte des preu— ßiſchen Staats einen zweiten als Karte von Norddeutſchland. G. * u F. B. Engelhardt. 35 bis zu ſeinem Tode durch die unermüdeteſte Sorgfalt, welche er der Vervollkommnung ſeines Werks zuwandte; ſeine Gewiſſenhaftigkeit war zu groß, als daß er den mindeſten ihm bekannt gewordenen Fehler hätte ſtehen laſſen. Freilich brachte dies Streben nach Vollkommen— heit zuletzt den Nachtheil, daß durch die Verbeſſerungen auf einigen Platten die Schrift der neueren Abzüge, die nicht immer in Berlin, ſondern in Halle und Leipzig gemacht wurden, gelitten hat, ſo daß es jetzt zuweilen etwas ſchwierig wird, dieſelbe richtig zu leſen. Die hohe Achtung, welche ſich Engelhardt in ſeinem ganzen Le— ben durch moraliſche Strenge des Charakters, wiſſenſchaftliche Ge— diegenheit und Schaffen nützlicher Werke erworben hat, veranlaßte ſei— nen vieljährigen Collegen, den Königl. Geheimen Ober-Regierungsrath und Director des ſtatiſtiſchen Büreaus, Herrn Dieterici, die folgende biographiſche Skizze zu entwerfen und ſie der Zeitſchrift zur Veröffent— lichung mitzutheilen. Unſere Leſer werden es dem verehrten Herrn Verfaſſer großen Dank wiſſen, daß durch ihn die Erinnerung an die Verdienſte und die Lebensverhältniſſe eines ſo höchſt ehrenwerthen Mannes über den Kreis ſeiner perſönlichen Bekannten hinaus dauernd erhalten werden wird. Gumprecht. Friedrich Bernhard Engelhardt wurde am 31. Januar 1768 zu Landsberg a. W. geboren, woſelbſt ſein Vater eine Acciſebeamtenſtelle bekleidete. Nach erlangter Schulbildung ſich dem Studio des Baufachs wid— mend, legte Engelhardt im 19. Lebensjahre das erſte vorgeſchriebene Eramen ab, und er wurde nach wohlbeſtandener Prüfung durch Verei— digung bei der Pommerſchen Kriegs- und Domainen-Kammer am 10. Mai 1787 zum Forſt-Conducteur ernannt. Er ward zunächſt mit der Eintheilung und Ertragsabſchätzung der Forſten Neuhaus und Warnow auf der Inſel Wollin, ferner mit Auf— ſicht der Bauten am Hafen zu Swinemünde, und mit der öconomiſchen Vermeſſung der Vorwerke Garden und Neumark im Amte Kolbatz be— ſchäftigt. Im Juni 1789 machte er ſein Bau-Examen; hierauf nivellirte er das Lubiat⸗Fließ bei Drieſen, wobei er die Pläne zu deſſen ſpäter aus— geführten Flößbarmachung entwarf, ſowie er auch die Königl. Forſt Beh— 3 * 36 C. F. G. Dieteriei und Gumprecht: rendt vermaß und theilte. Am 23. November 1789 ward er zum Land— baumeiſter bei der Kriegs- und Domainen-Kammer-Deputation zu Bromberg ernannt und ihm die Inſpection der Land- und Waſſerbau— ten in den Kreiſen Deutſch-Krone und Kammin anvertraut. Während dieſer Amtsverhältniſſe nahm Engelhardt auch im Auf— trage des damaligen Ober-Kriegs-Collegii 1792 die Provinz Pomme— rellen topographiſch auf; er grenzte 1793 das neu erworbene Südpreußen zwiſchen Soldau und Wyszogrod von Polen ab und dirigirte 1793 die Claſſifications-Vermeſſung im Poſener Kammer-Departement. Im Frühjahre 1796 wurde ihm vom Staatsminiſter von Schröt— ter die Direction der topographiſchen Vermeſſung von Litthauen, Oſt— und Weſtpreußen und dem Netzzdiſtrikt übertragen und am 8. October 1797 erfolgte ſeine Ernennung zum Baudirector bei der Kriegs- und Domainenkammer zu Plock unter der Bedingung, die obere Leitung des genannten Vermeſſungsgeſchäfts ferner beizubehalten. Da dem Staatsminiſter von Schrötter die ſpecielle Führung des Vermeſſungsgeſchäfts nicht raſch genug vorſchritt, entließ er den bisher dazu berufenen Commiſſarius und übertrug Engelhardt das ganze Ver— meſſungsgeſchäft. Zur Bezeigung der Zufriedenheit ward ihm das am 30. Januar 1801 Allerhöchſt vollzogene Patent als Kriegs- und Do— mainenrath zugeſandt. Nach Beendigung der Vermeſſung Preußens wurde Engelhardt im Jahre 1802 nach Berlin gerufen, um hier die Reinzeichnung der nach den ſpeciellen Vermeſſungen gefertigten Karte von Preußen in einem Maaßſtabe von 1:50000 in 144 Blättern für den Generalſtab der Armee und daraus eine Karte im Maaßſtabe von 1: 150000 für das Publicum unter ſeiner Leitung ausarbeiten zu laſſen. Der Krieg 1808 unterbrach die Herausgabe der letzten; fie wurde indeß nach wie— derhergeſtellter Ruhe beendigt. Im Jahre 1808 war Engelhardt mit der techniſchen Leitung der Aufnahme und Bepfählung der Grenze gegen das neue Herzogthum Warſchau vom Memelſtrome bis an das Krakauer Gebiet und im folgenden Jahre mit der Beſorgung der Grenz— karten zum Abſchluſſe des Grenzreceſſes beſchäftigt. Während ſeiner Anſtellung im ſtatiſtiſchen Büreau 1810 hat er ſich bis zu ſeinem am 9. Mai 1854 erfolgten Tode unermüdlich thätig für geographiſche Unternehmungen bewieſen und durch eine große An- F. B. Engelhardt. 37 zahl geſchätzter Karten einen ſehr verbreiteten Ruf erworben. Als Hauptwerke ſind zu nennen: die von dem ſtatiſtiſchen Büreau dem Buchhändler Kümmel zu Halle in Verlag gegebene Generalkarte vom Preußiſchen Staate im Maaß— ftabe von 1: 600000, welche die Grundlage aller zum Gebrauche des großen Publicums herausgekommenen Generalkarten vom Preu— ßiſchen Staate in kleinerem Maaßſtabe geworden iſt. Ferner die vorzüglichen Karten der Regierungsbezirke Potsdam und Frankfurt in reſp. 4 und 2 Blättern, der Provinz Pommern in 3 i Blättern, ſowie eine vielgefuchte Generalkarte vom preußiſchen Staat in 2 großen Blattern und endlich eine Karte in 23 großen Blättern des jetzigen Königreichs Polen, und des oſtwärts Berlin liegenden Theils des preußiſchen Staates. Bei dem Ordensfeſte im Januar 1834 erhielt Engelhardt auf Antrag ſeines Vorgeſetzten Hoffmann den rothen Adlerorden 4. Klaſſe, bei ſeinem Dienſtjubiläum am 10. Mai 1837 denſelben Orden 3. Klaſſe mit der Schleife. — Bei dieſem 50 jährigen Dienſtjubelfeſt überreichte ihm ſein Freund Tuch, der Beſitzer der Schropp'ſchen Landkartenhand— lung, nach Art eines Quodlibets eine Darſtellung der von ihm gefertig— ten und herausgegebenen Landkarten, welche Darſtellung Engelhardt in ſeinem letzten Willen dem ſtatiſtiſchen Büreau vermachte. Nach erfolgtem Ablaufe ſeiner 60jährigen Dienſtzeit erhielt Engel— hardt im Mai 1847 den rothen Adlerorden zweiter Klaſſe mit dem Eichenlaube. Nach dieſer Zeit hat er noch nahe 7 Jahre, alſo über— haupt 67 Jahre, dem Staate unausgeſetzt treu und thätig gedient. Bei der erſten Begründung des ſtatiſtiſchen Büreaus im Jahre 1810 war die Abſicht, dem ſtatiſtiſchen Büreau auch die Leitung der topographiſchen Aufnahmen des ganzen Landes zu übertragen, und vor— züglich in dieſer Beziehung ward der damals ſchon als Kartograph rühmlichſt bekannte Engelhardt, der überdies als früherer ſüdpreußi— ſcher Beamter Anrecht auf Anſtellung hatte, als Geheimer Regie— rungsrath dem ſtatiſtiſchen Büreau zur Leitung der topographiſchen Arbeiten überwieſen. Die Aufnahmen ſind nachher mit gutem Recht N dem Generalſtabe der Armee überwieſen worden. Es blieb doch noch ein anſehnlicher Theil topographiſcher Arbeiten dem ſtatiſtiſchen Bü— reau. Die Größe des Flaͤchenraums nach Provinzen, Regierungsbe— . en. ie 38 C. F. G. Dieterici und Gumprecht: zirken, landräthlichen Kreiſen iſt für alle ſtatiſtiſche Betrachtungen von größſter Bedeutung. Die Bebauung des Terrains, wie viel Städte, Dörfer, Etabliſſements auf einer gegebenen Quadratmeile liegen, wie viel Chauſſeen, Eiſenbahnen, Wege, Kanäle das Land durchſtreichen, iſt ſtatiſtiſch zu wiſſen nöthig. — Es finden ſich in dieſen Beziehun— gen fortdauernd Veränderungen. Alle Regierungen ſind angewieſen, von jeder neuen Anlage, jeder Mühle u. ſ. w. Situationspläne einzu— reichen. Wöchentlich gehen mehrere derſelben bei dem ſtatiſtiſchen Bü— reau ein. Bei den Situationsplänen ſind oft Ausſtellungen zu machen. Es iſt vorgekommen, daß Süden ſtatt Norden, Oſten ſtatt Weſten ge— ſetzt war. Engelhardt prüfte dieſe Situationspläne genau, forderte Berichtigung, und, wenn der Plan feſtſtand, mußte er von den Plan— inſpectoren, die unter ſeiner Leitung arbeiteten, in die Kreiskarten ein— getragen werden. Ebenſo wurden alle neuen Wege, Eiſenbahnen in die Karten eingezeichnet, ſo daß auf dem ſtatiſtiſchen Büreau immer eine genaue Darſtellung der örtlichen Verhältniſſe des preußiſchen Staats auf den Karten zu finden war. Gleichzeitig ſorgte Engelhardt dafür, daß die Ortſchaftsverzeichniſſe in durchſchoſſenen Exemplaren ſtets nach den neu entſtandenen Etabliſſements und Anlagen vervoll— ſtändigt wurden. Wenn er in allen dieſen Beziehungen unausgeſetzt thätig war, vom preußiſchen Staate immer die Raumverhältniſſe in bildlicher Darſtellung vollſtändig zu erhalten, ſo verſchloß er doch den Blick kei— nesweges den übrigen Theilen der Erde. Er war zwar in ſeiner ganzen Auffaſſung des Lebens und ſeiner Verhältniſſe ganz und gar Beamter, Staatsdiener, und dies, wenn ſo zu ſagen erlaubt iſt, nach altem Schrot und Korn, wie der Dienſt von Friedrich II., den er noch geſehen hatte, und von dem er oft ſprach, verlangt und geordnet war. Er war vom ſtrengſten Gefühl der Dienſtpflicht durchdrungen, und maaß ſeine Handlungsweiſe darnach; er blieb in dieſen Bezie— hungen ſtreng gegen ſich und andere. Seine wiſſenſchaftliche Bildung ging von mathematiſchen Studien aus, beſonders in der mehr geome— triſchen Richtung nach Meſſung und Zeichnung. Allen dieſen Stu— dien verwandten und nahe liegenden Fortſchritten und Beſtrebungen widmete er fortdauernd große Aufmerkſamkeit; alles Naturwiſſenſchaft— liche intereſſirte ihn lebhaft; Geographie aber war ſein Lieblingsſtu— j F. B. Engelhardt. 39 dium, wie er denn mit zu den Gründern der hieſigen geographiſchen Geſellſchaft gehörte, und ihr bis zu feinem Ende treu zugethan war. Engelhardt übernahm 1830 die Rechnungsführung und Rendantur der Kaſſe der Geſellſchaft. Von 1828 bis 1830 waren keine Rech— nungen gelegt, wenigſtens bei ſeinem Antritt nicht vorhanden. Schon am 31. Mai 1830 fertigte Engelhardt eine genaue Ueberſicht der Ver— haͤltniſſe der Kaffe der Geſellſchaft; er gab regelmäßig alle Jahr ſolche Ueberſichten; ſchon 1833 hatte er einen Beſtand geſammelt von 1050 Thlrn.; 1834 von 1500 Thlrn.; 1839 von 3763 Thlrn. I Sgr. I Pf.; 1841 von 5044 Thlrn. 5 Sgr. 3 Pf., und er übergab feinem Nachfol— ger dem Herrn Geheimen Rath Rolcke, als er das Geſchäft 1843 im April niederlegte, einen Beſtand von 6388 Thlrn. 21 Sgr. Bei der im Jahre 1815 erfolgten Auflöſung des früheren Han— dels-Miniſterii wurde eine Menge Karten disponibel; Engelhardt war auf das äußerſte bemüht, ſolche dem ſtatiſtiſchen Büreau zu ver— ſchaffen, welches ihm auch gelang. Neben den Karten des preußi— ſchen Staats und einigen Originalaufnahmen deſſelben, wie die Tran— chobſchen Vermeſſungen, ward hauptſächlich dieſe Sammlung die Grund— lage einer recht vollſtändigen Kartenſammlung des ſtatiſtiſchen Bü— reaus, deren daſſelbe, wenn es mit Glück arbeiten ſoll, nothwendig bedarf. Es ſind verhältnißmäßig nur geringe Fonds etatsmäßig ausge— ſetzt, um eine ſolche Sammlung des ſtatiſtiſchen Büreaus immer ge— hörig zu vervollſtändigen. Engelhardt war, wie im Privatleben, ſo auch im Dienſt ein ſehr ordentlicher Mann und ſtrenger Wirth. Er ging daher nicht leichtfertig darauf ein, etwa jede neue Karte anzukaufen. Aber ſein guter Blick und ſeine tüchtige kartographiſche Kenntniß ließ ihn mit Sicherheit erkennen, was probehaltig war; was wirklich gut war, was nicht. In dem, was er als gut erkannte, war er dann aber nicht ängſtlich rechnend, und die beſten Erſcheinungen in der Kartographie ſchaffte er an, wenn ſie auch oft ſehr theuer waren. Er hat gerade in dieſer Beziehung großes Verdienſt um die Karten— ſammlung des ſtatiſtiſchen Büreaus, die recht vollſtändig und wohl geordnet iſt. Er lebte in ſeinen Vorſtellungen allerdings viel in der alten Zeit, und es war lehrreich, ihn von Friedrich II., von der Regierung König Friedrich Wilhelms II., der früheren Zeit der Regierung des 40 C. F. G. Dieterici und Gumprecht: hochſeeligen Königs Friedrich Wilhelm III. erzählen zu hören. Dies nahm ihm aber nicht die Theilnahme an der jetzigen Zeit; er ſchritt fort mit der Zeit, die Tagesbegebenheiten intereſſirten ihn auf das lebhafteſte; an allem Politiſchen nahm er unausgeſetzt den lebhafteſten Antheil, und äußerte ſich, als guter Preuße, immer in würdigſter Weiſe. Bei einer ſtatiſtiſchen Arbeit über den Verbrauch von Colonial— waaren geſchah es, etwa im Jahre 1846, daß ich von den ver— ſchiedenen Staaten in Aſien, den Colonieen der Europäer in Auſtra— lien, den nord- und ſüdamerikaniſchen Staaten auch nach ihren Grö— ßenverhältniſſen ein klares Bild mir entwerfen wollte. Was ich aus geographiſchen Handbüchern, dem Weimar'ſchen Kalender und anderen Schriften zuſammenſuchte, erregte mir vielfach Zweifel und genügte mir nicht; ich warf zu Engelhardt die Frage auf, ob denn im ſtatiſti— ſchen Büreau nicht eine Zuſammenſtellung der Größe der verſchiede— nen Staaten der Erde, ſo weit man das ermitteln könne, vorhanden ſei. Engelhardt war, ich möchte ſagen erſchreckt, dies verneinen zu müſſen. Er griff die Sache aber ſofort und mit einer Ausdehnung und Gründlichkeit auf, die ich bei der von mir aufgeſtellten Frage in der Art in der That gar nicht erwartet hatte. Bei dem Literariſchen unterſtützte ihn Profeſſor Helwing, mit dem er ſehr befreundet war. Er verglich alle Karten, maaß und rechnete, und ſo iſt denn nach Jahre langen Bemühungen die Darſtellung des Flächenraums der ver— ſchiedenen Staaten der Erde von ihm erſchienen, die in den Mitthei— lungen des ſtatiſtiſchen Büreaus abgedruckt, auch beſonders ausgegeben iſt. Es lag Engelhardt ſehr am Herzen, ein Exemplar der geographi— ſchen Geſellſchaft zu überreichen, was auch geſchehen iſt. Es war dies ſeine letzte größere Arbeit, und es hat mich ſehr gefreut, daß ihm ver— gönnt war, ſie zu Ende zu führen. Engelhardt litt in den letzten Monaten ſeines Lebens viel an Luftmangel. Er konnte nur mit Mühe Treppen ſteigen. Auf das ſtatiſtiſche Büreau kam er im treuen Dienſteifer bis zu den letzten Ta— gen ſeines Lebens, wenn irgend möglich, regelmäßig zur feſtgeſetzten Dienſtſtunde. Engelhardt iſt dreimal verheirathet geweſen; am läng— ſten mit ſeiner ihn überlebenden, auch ſchon hochbetagten würdigen Wittwe, mit der er vor einem Jahre ſeine 50jährige Hochzeitsfeier * F. B. Engelhardt. 41 beging. Seine Kinder ſind alle verſorgt, nur eine früh verwittwete Tochter verliert in ihm ihren Verſorger. Der wackere Greis nahm ſich der Enkelkinder mit vorzüglicher Liebe an. — Engelhardt war ein ſtrenger, aber ſehr liebevoller Familienvater; er war geordnet in ſich und in allen Lebensbeziehungen und zugleich ein treuer Diener des Königs und des Staates bis an ſein Ende. Mit ſeinen Collegen und Mit— arbeitern ſtand er fortdauernd im beſten Verhältniß; wie ſtreng er war, bot er doch gern die Hand, wenn Mißverftändniffe auszugleichen wa— ren. Er war ein aufrichtiger Patriot und genoß unter ſeinen Mitbür— gern allgemeine Achtung. Er hinterläßt das wohlverdiente Andenken eines rechtſchaffenen Mannes. Molliter ossa cubent. C. F. G. Dieteriei. 42 Miscellen: Ueber die Winterkälte, welche größere Säugethiere ertragen können. 1) Schreiben des Herrn Jules Gérard, Lieutenant bei den Spahis, an Herrn Al. von Humboldt. Paris, den 8. Mai 1854. .. . Sie haben mir die Ehre erzeigt, mich zu befragen, welches die größte Kälte fein möchte, die der Lowe ertragen könnte. Die Aurès-Ge— birge, die höchſten in Algerien, find immer von einigen Löwen bewohnt. Im Sommer halten ſie ſich nicht fern von den Rücken der Gebirge auf, wo es immer luftig und kühl iſt; im Winter ziehen ſie ſich tiefer hinab, in das Hügelland, welches an das Meer grenzt, das aber auch während zweier Mo— nate etwa mit Schnee bedeckt wird, und zuweilen noch länger. Die größte Kälte in dieſen Gegenden ſinkt nie unter 10° unter Null; in den Monaten December, Januar und Februar hält die Kälte 2 bis 6 Grade unter dem Ge— frierpunkt an. Sie iſt alſo ſchärfer, als in Südfrankreich. Im ganzen übri— gen Jahre find die Löwen nie lebendiger und friſcher, als bei größerer Kälte; dann ſind ſie für die Araber viel verderblicher, als in der ganzen übrigen Jahreszeit. Wenn die Löwen jene größten Höhen oder halbe Höhen der Hochrücken der Gebirge verlaſſen, ſo geſchieht dies weniger der Kälte, als des hohen Schnees wegen, welcher alle Wege überdeckt. Der Löwe iſt das reinlichſte aller Thiere und übertrifft darin ſelbſt den Menſchen; den geringſten Schmutz, den kleinſten Fleck leidet er nicht. Muß er über feuchten, oder moraſtigen Boden geben, fo wählt er immer den trockenſten Pfad und er biegt lieber aus dem ſchmutzigen Wege in den Wald ein, um dann wieder auf den trocken gewordenen Pfad zurückzukehren. Muß er durch den Schnee gehen, ſo bleibt er von Zeit zu Zeit ſtill ſtehen und ſchüttelt den Schnee von den Tatzen und dem Körper ab, an den ſich derſelbe gehängt hat. Dann iſt der Löwe nach mei— nen Beobachtungen viel weniger träge, wie in der Sommerzeit, wo er ſich mehr keuchend und angegriffen zeigt. Aus meinen Beobachtungen ergiebt ſich, daß der Löwe die große Kälte beſſer erträgt, als die große Hitze, und daß er in weit kälteren Gegenden, als die von Algerien ſind, wohl leben könnte, wenn er daſelbſt nur hinreichende Heerden und Waldung fände. Ich muß es bedauern, daß ich bis jetzt der Einzige bin, der ſich im All— gemeinen mit der Löwenjagd beſchäftigt hat. Wie würde es mich freuen, wenn ich aus den verſchiedenſten Nationen Theilnehmer an dieſer Arbeit und dieſer Jagd fände; ich würde fie brüderlich aufnehmen. Ich habe beim fran— Ueber die Winterfälte, welche größere Säugethiere ertragen können. 43 zöfifchen Gonvernement den Antrag auf Einrichtung einer Lömwenjägerei ge— macht, das heißt, eine Anzahl Jäger zu inſtalliren, die ſich dieſem Geſchäfte widmeten; man hat gemeint, daß dieſe nur eine perſönliche, mich betreffende Ein— richtung fein und mit meinem Abgange auch wieder in ſich zerfallen würde. Ich habe ein größeres Vertrauen zu ſolchem Unternehmen, und ſchon verei— nigt ſich ein niederländiſcher Officier mit mir, freilich nur zu einer erſten Probe; hoffentlich werden wir noch mehrere andere Theilnehmer finden. Ich werde meine Aufgabe in dieſer Beziehung, wenn es mir die Umſtände geſtatten, wei— ter führen, und bereit ſein, über jede weitere Anfrage, die Sie an mich thun möchten, weitere Auskunft zu geben. 2) Bemerkungen des Herrn Al. von Humboldt. Nachſchrift. Auch der Tiger im nördlichen Aſien, der von dem ben— galiſchen gar nicht verſchieden iſt, verträgt eine große Winterfälte, wie Ehren⸗ berg in den Annales de Scienc. naturelles T. XXI p. 387 — 412 und ich in der Asie centrale T. I, p. 339 und T. III, p. 96, von der ſibiriſchen Erpedition zurückkehrend, ausführlich entwickelt haben. Tiger zeigen ſich im Sommer in Aſien am Obi bis in die Breite von Hamburg, Rennthiere ge— hen bisweilen gegen Süden (nach Helmerſen) bis in die Gegend von Oren— burg, Breite 512°. Der Corvetten-Capitain Alexis Butakoff, dem wir die genauere Aufnahme des ganzen Aralſees verdanken, ſchreibt mir von Arals— koi Krepoſt an der Mündung des Syr Dariah, daß im Winter 1852, wo vom November bis April das Réaum. Thermometer meiſt 18 unter dem Nullpunkt zeigte, die Tiger lüſtern im Schilf am öſtlichen Ufer des Aral— ſees lebten und viele Pferde und zwei Kirghiſen fraßen (Breite von Genf). Im ſüdlichen Theil des Altai leben in gewiſſen Jahreszeiten das Elenthier, der Tiger, das Rennthier und der langhaarige Panther (Irbit). Die Kno— chen dieſer Thiere könnten ſich demnach friſch in einer Lagerſtätte in der Jetzt⸗ welt finden und den Geognoſten in Erſtaunen ſetzen. A. von Humboldt. Ueber nordpolare Strömungen. Aus einem Briefe des Königlich Däniſchen Capitains Herrn C. Irminger an Herrn H. Dove. (Hierzu Taf. I.) Kopenhagen, 7. Februar 1854. In der Zeitſchrift für „Allgemeine Erdkunde, I, 488 — 490“, finde ich einen von mir an Sie gerichteten Brief abgedruckt, worin ich die Aufmerk- ſamkeit darauf lenkte, daß die Stromkarten gewöhnlich eine Stromrichtung bei Grönland irrig angeben, indem dieſelbe fo bezeichnet wird, daß man anneh- 44 Miscellen: men muß, daß eine Strömung ihren Lauf von Oſt-Grönland in gerader Richtung nach New-Foundland fortſetzt. Da nun die bedeutenden Strömun— gen bei Grönland nicht ſo allgemein bekannt ſind, fühle ich mich verpflichtet, als Fortſetzung des erwähnten Briefes die Beweiſe meiner Angabe mitzu— theilen. Ich erbat mir deshalb von der Direktion des Königlichen grönländiſchen Handels zwei authentiſche Schiffsjournale für jedes der letzten 5 Jahre. Aus dieſen Journalen ſah ich, auf welcher Breite der Meridian von Cap Farvel (Farewell) auf der Hinreiſe paſſirt war und wo man zuerſt Eis angetroffen hatte, dann, wo die Schiffe auf der Rückreiſe zuletzt Eis geſehen, und auf welcher Breite der Meridian von Cap Farvel wieder paſſirt worden war. Dieſes giebt jährlich zwei Hin- und zwei Rückreiſen, alſo im Ganzen zwanzig Reiſen, was ich genügend fand, um die ungefähre Grenze des Eiſes zu beſtimmen; denn viele Jahre zurückzugehen, würde zu weitläuftig werden, da meine Abſicht nur iſt, zu zeigen, daß die Strömung nicht in gerader Rich— tung von Oſt-Grönland nach New-Foundland geht. Nach den gemachten Aufzeichnungen verfertigte ich die mitfolgende Ta— belle, und, um die Ueberſicht noch deutlicher zu machen, conftruirte ich die ebenfalls mitfolgende Karte, wo alle Punkte angedeutet ſind, an denen man auf den Hinreiſen zuerſt und auf den Rückreiſen zuletzt Eis geſehen hatte. Ich bemerke, daß die Poſition des Cap Farvel auf vielen Karten ſehr verſchieden angegeben wird. Zufolge ſorgfältiger Beobachtungen des däniſchen Marine-Capitains Graah, welcher mehrere Jahre mit geographiſchen Arbei— ten in Grönland beſchäftigt war, liegt Cap Farvel unter 59 49“ und 43° 54 Weſt von Grenwich. Auf dieſen angeführten Reiſen iſt der Meridian von Cap Farvel zwi— ſchen 55° 55’ und 59° 23’ nördlicher Breite (die zu wählende Breite hängt oft von Wind und Wetter ab) durchſchnitten worden, und die Führer der Schiffe pflegen im Allgemeinen, nachdem dieſer Meridian paſſirt, nicht den Cours bedeutend nach Norden zu verändern, bevor fie ungefähr 50 bis 56° weſtliche Länge erreicht haben (je nachdem Wind und Wetter iſt), da das Eis um die Südküſte Grönland's gewöhnlich viel mehr zuſammengedrängt vorkommt, als dies weſtlicher und nördlicher der Fall iſt, und es deswegen hier leichter wird, durchzukommen, um die Colonieen, welche auf der Weſtſeite Grönland's liegen, zu erreichen. Auf der Rückreiſe von den Colonieen ge— braucht man dieſelbe Vorſicht, erſt etwas weſtlich vom Lande weg zu ſteuern, und dann ſüdlich, um das eisfreie Meer zu gewinnen. Ich theilte Ihnen mit, daß man immer ſicher wäre, kein Eis anzutref- fen, wenn man 15 bis 20 deutſche Meilen ſüdlich um Cap Farvel paſſirte. Da indeſſen die Grenzen des Eiſes häufig großen Veränderungen unterworfen ſind und Ausnahmen ſtattfinden können, ſcheint mir das Wort gewöhnlich mehr correct, als das Wort immer; ich erwähne nur, daß Capitain James PKKPKLL Mm 7˙¹·¹ũͤmↄ̃,ͤð—ð ⅛˙oʃ ' mm »e˙ . Ueber nordpolare Strömungen. 45 Roß mit dem Schiffe „Cove“ im Jahre 1836 zwei große Eisberge in 61° n. Br. und 6%—weſtl. Gr., alſo nur etwas über 30 deutſche Meilen von der Küfte Schottland's, antraf, und daß dieſes, wie er ſelbſt anführt, „eine bis jetzt unerhoͤrte Erſcheinung“ war. Aus dieſen zwanzig Reiſen geht hervor, daß von der „Lueinde“ das Eis (eine einzige Eisſcholle [„Jisflage“ ]) am weiteſten nach Oſten, 39° 30’ weſtl. Gr. und 58 30 n. Br. geſehen wurde. Es iſt überhaupt eine Seltenheit, in dieſer Gegend Eis zu finden. Da das auf dieſen Reiſen zuerſt und zuletzt angetroffene Eis gewöhn— lich nur aus einzelnen Eisbergen oder Eisſchollen beſtand, und dieſe die äu— ßerſten Grenzen des Eiſes waren, welches von Nordoſten her um Cap Far— vel in die Davis-Straße hineingeführt wird, ſo iſt es eine Selbſtfolge, daß die größeren zuſammengehäuften Eismaſſen, welche die Strömung mit ſich führt, und wodurch die Richtung der Strömung angedeutet wird, zwiſchen dieſen äußeren Grenzen und der Küfte Grönland's ſtattfinden. Als Beweiſe dafür dient Folgendes: Ich gebe einen Auszug des Journals des Schooners Activ, Capitain J. Anderſen. Dieſes Schiff gehört der Colonie Julianehaab, und wird dazu be- nutzt, die Producte zwiſchen Julianehaab und den kleineren Etabliſſements, welche längs der Küſte in dieſem Diſtricte liegen, zu transportiren: 1851 am 7. April ſegelte Activ von Julianehaab, aber ſchon am ſelben Tage nöthigte das Eis den Capitain, einen Hafen zu ſuchen. — Häufige Schneeſtürme und Kälte, Eisberge und Eisfelder (flaches Eis), welche die Küſte belagerten, machten die Weiterreiſe bis zum 23. unmöglich. Das Eis war jetzt vertheilt, und man ſegelte weiter. — Einige Stunden ſpäter mußte man Eiſes halber wieder in einen ſicheren Hafen einlaufen. Vom Eiſe ein— geſchloſſen bis zum 27. — Das Eis zerſtreute ſich nun ziemlich. Die Reife längs der Küfte konnte fortgeſetzt werden bis zum 1. Mai. — Man mußte jetzt wieder einen Hafen ſuchen. Die Küfte blieb vom Eiſe eingeſchloſſen. In dieſem Monate heftige Stürme, Schnee und Froſt. Von den höheren Punkten der Küſte war oft kein offenes Waſſer zu ſehen; zuweilen zerſtreueten ſich die Eismaſ— ſen etwas, aber doch nicht genug, um weiter ſegeln zu können. — Endlich am 6. Juni des Morgens war das Meer ſo eisfrei, daß die Reiſe fortgeſetzt wurde — am ſelben Abend kam aber das Eis wieder gegen die Küſte, und der Schooner lief in einen Hafen (Bloſehullet) in der Nähe des Cap Far— vel ein. Die folgenden Tage konnte man zwiſchen dem Eiſe ſegeln, und am 18. Juni ankerte der Activ wieder in Julianehaab. Während dieſe Eismaſſen die Küfte zwiſchen Julianehaab und Cap Far- vel einſchloſſen, paſſirte die Brig „Lueinde“ am 26. April Cap Farvel in 58 8“ n. Br., ohne Eis zu ſehen, welches erſt unter 58 » 26“ n. Br. und 50° 9“ weſtl. Gr. gefunden wurde. 46 Miscellen: Ferner: Capitain Knudten, Schoonerbrig Neptunus, von Copenhagen kommend, war Eiſes halber genöthigt, am 8. Mai 1852 in Frederikshaab einzulaufen. Dieſes Schiff war nach Julianehaab beſtimmt, und konnte die Reiſe dahin nicht vor Mitte Juni fortſetzen, weil ein immerwährender ſtarker Eisgang, aus Eisbergen und ſehr ausgedehnten Eisfeldern beſtehend, längs der Küfte gegen Norden ging. Während dieſer ganzen Zeit war von den höchſten Fel— ſen bei Frederikshaab (obgleich man hier einen Geſichtskreis von ungefähr 7 deutſchen Meilen in See hatte) auch nicht einen einzigen Tag offenes Waſ— ſer zu ſehen. Die Brig Baldur traf auf der Rückreiſe nach Copenhagen zur ſelben Zeit das letzte Eis am 27. Mai, wie die Tabelle zeigt, in 60° 15’ n. Br. und 57 14“ weſtl. Gr., und paſſirte Cap Farvel's Meridian am 9. Juni in 58° 9’ Breite, ohne Eis zu ſehen, während der Neptunus von dem erwähn— ten Eisgang in Frederikshaab eingeſchloſſen lag. Um nicht zu weitläuftig zu werden, nehme ich an, daß dieſe beiden Fälle, da ſolche beſonders im Frühjahr gewöhnlich ſind, hinreichen werden, um zu beweiſen, daß der Eisgang (die Strömung) zwiſchen den angeführten äußerſten Grenzen und der Küſte ſtattfindet. Nach dieſen Mittheilungen geht es deutlich hervor, daß die Strömung welche dieſe ungeheuren Eismaſſen mit ſich führt, von der Oſtküſte Grön— land's um Cap Farvel in die Davisſtraße hineinbiegt und nicht ihren Lauf in gerader Linie von der Oſtküſte Grönland's nach New-Foundland fortſetzt. Im Juli, Auguſt und September iſt das Meer in der Nähe der Süd— weſt⸗Küſte Grönland's oft eisfrei, doch haben anhaltende Stürme, je nach- dem ſie gegen oder von der Küſte ab wehen, bedeutenden Einfluß auf die Lage des Eiſes. C. Irminger. FKN᷑oljl!l]! ͤͤvUẽ ꝛ—̃1ñt — em B P‚P²̃²̃²ͥ ̃ ̃ͥ᷑ꝛ;‚‚˖% · ee Mi ie EEE Zenteneeeeee 47 Ueber nordpolare Strömungen. eee eee 299 Inv 9 ma — ieee; guugauunng uoa HBUNg ‘dvd ag lo e oe „a eu ‚08 8e Anm ayolplaıg, asus aadnı Jquuanz Ba les! (x AR u g gs geſun Baags1g) ad avay beg e OF ener un gg e eg aopım Möge ua jo) mopgung ae nun 681 (Cr 0 21 Zn 91458 91 er 0 3 n 1609, Wi e ee PR Re ages! 8 Ago e ee de 60 0 1. . az 6 9e M 8 % e Poor agp 2 er. agopg = 40 . wude 82, e e e e | 9 9% 1 8% u „Oz 09% Une ze ep 2e Une , 00 u 695, „dr Aneng ie e Unbnp Te Dart 1 089 a add non |, dhe! 38 5 ub 8 en eme odd ap "ußogusdog pon uU0J0g) ug uog alWapııg qund ; 3 a9 lau ‚ed 028 |. X a u nung % as u 5 60 ung b ‚sh 0 29 „moch“ bg ö e eee 0069| ae e u up 7 wein e an ee ee e 90 48 „naiv“ bac; bes! dal nfsıgaudo "On lmÖngg 0¹ AR u allg auf LACHEN OS eu; % gg is del . . ao MU ee 0898|. a a n WPG RB India 85 au „ 009 M400 "2 8 028 „angjvgß“ Da 281 Aung ' 00 ma 89 o 2 img er | ARE u ö uns’? ag u ‚66 029 Img ! DE 028 auvlRdyG“ lag m > | O0 Ma ‚6 008 |. 3 a u gbun]og PIE A u 98 088 8 95 8 088 aquunze bag 1281 ö 8 OA e 0089|. AR u Brogor zung '8 AR u ,08 500 we 87 ‚07 029 | „ölen“ Bra ung ; ag ee e ee. a Ru gung 9 N ac u 08 068 ung g 8 089 „uieuwach“ Ba 0881 3 5 Pawg go j N A u uo; „sog wic 0k uon ang used 19 RE r e 6e aun“ Unplang 5 ae een 6 0 r ann: AR u usauny „nu En A u „0 088 ung 98 ‚0 088 | emydarga agu 6781 alla aa} Pag 8 ua dog) uon uungd wand monde, gun ! Si 8 ei aon og NG MOIN dog aun Js a0 ohe Pan duenne U eee ug (puu woBugusdog) oa alııg 48 Miseellen: Ein neues Itinerar von Timbuctu nach Kordofan. Erſt gegen den Schluß des vorigen Jahrhunderts begann man ernſt— lich in Ermangelung beſſerer, durch europäiſche Forſcher zu erlangender Re— ſultate eine Quelle geographiſcher Nachrichten zu benutzen, die, ungeachtet ihrer häufigen Lückenhaftigkeit und Unzuverläſſigkeit, wenigſtens zu einer an— nähernden Kenntniß der gegenwärtigen Zuſtände des centralen Nord-Afri— ka's führte, uns mit den Namen einer großen Zahl von Reichen, Städten, Gebirgen und Flüſſen bekannt machte, und welche endlich auch allmälig uns von den in der Wirklichkeit längſt verſchwundenen geographiſchen Namen arabi— ſcher Schriftſteller des Mittelalters befreite, womit ſelbſt Delisle und d'Anville ihre Karten hatten füllen müſſen. Eine ſolche Quelle waren die autoptiſchen Erfahrungen und Berichte der Eingeborenen. Die Erſten, die ſich der Mühe unterzogen, dieſelbe für die Wiſſenſchaft nutzbar zu machen, reichen freilich bis in das 17. Jahrhundert hinauf; zu ihnen gehörte unter andern der be— kannte Melchior Thevenot, welcher zu Cairo Gelegenheit hatte, einen abeſſt— niſchen Geſandten über feine Heimath auszufragen (Relation d'un voyage fait au Levant. Paris 1665. p. 475 — 483), und faſt um dieſelbe Zeit Bernier, der während feines Aufenthaltes am Hofe des Groß-Mogul zu Delhi zwei abeſſiniſche Geſandten traf und von ihnen ebenfalls Nachrichten über ihr damals noch hoͤchſt unbekanntes Vaterland, beſonders aber über die Quel— len des abeſſiniſchen Nils einſammelte und dieſelben dann veröffentlichte. (Suite des Memoires du Sieur Bernier sur l'empire du Grand Mogol. A la Haye. 1671. S. 175— 186.) Aber am bedeutendſten war gegen den Schluß des 17. Jahrhunderts die Leſe des berühmten Hiob Ludolf aus den Mittheilungen des Am— haraabts Gregorius, wodurch der deutſche Gelehrte fern von Abeſſinien in den Stand geſetzt wurde, ſo treffliche Werke über dieſes Land abzufaſſen, daß ſie der Literatur aller Zeiten und Völker Ehre gemacht haben würden. Ungeachtet eines ſo leuchtenden Beiſpiels fand ſich jedoch für ſolche Beſtrebungen zu— nächſt kein Nachfolger, und die europäiſchen Reiſenden in Afrika beſchränkten ſich anderthalb Jahrhunderte faſt ausſchließlich darauf, über die Gegenſtände ihrer unmittelbaren Wahrnehmung zu berichten, und nur ſelten flochten ſie in ihre Schriften Notizen über entferntere Gegenden aus den Mittheilungen der Landesbewohner ein. Indeſſen gehörte zu den Daten der Art die Nachricht von der Exiſtenz des neuerdings öfters bei der vermutheten Verbindung des Nil und Niger beſprochenen Gazellenfluſſes, deſſen Namen und Verhältniß zu den beiden Flüſſen im Beginn des 18. Jahrhunderts zuerſt der Jeſuit Si— card zu Cairo (Choix des lettres édifiantes. Lyon 1819. III, 239) er⸗ wähnte, ſo wie faſt um dieſelbe Zeit des Dominikaners Labat bekanntes großes Werk über Weſt-Afrika aus den Ermittelungen franzöſiſcher Beamten am Se— negal, einige für die damalige Zeit nicht unintereſſante Nachrichten in Bezug auf Ein neues Itinerar von Timbuctu nach Kordofan. 49 Binnenlandſchaften brachte. Erſt in dem letzten Viertel des 18. Jahrh. wurde dies Erkundigungsſyſtem, wozu ſchon von Einſiedel den Anfang machte, haͤufi— ger; ſogar in entfernten Gegenden kam es in Anwendung. So in Weſtindien durch Oldendorp, deſſen mühſames, leider auf den Ausſagen unwiſſender Neger— ſelaven beruhendes Werk: Geſchichte der Miſſion evangeliſcher Brüder, Barby 1783, eine Menge Nachrichten über das äquatoriale Afrika ſammelte, die ſich freilich meiſt als unbrauchbar erwieſen, dann in Dänemark, wo der treffliche ältere Niebuhr aus den Mittheilungen eines im Jahre 1772 nach Kopenha— gen geſandten tripolitaniſchen Geſandten Abd-er-rachman etwas brauchba— rere Notizen über das Innere Nord-Afrika's lieferte. (Deutſches Muſeum 1790. III, 978— 1004.) Solche Beſtrebungen waren aber nur Anfänge zu einem vollſtändigeren und zweckmäßigeren Syſtem geographiſcher Ermitte— lungen, wie es endlich ſeit dem Schluſſe des vorigen Jahrhunderts mit glück— lichen Reſultaten zur Anwendung gelangte. Den erſten umfaſſenden Ver— ſuch der Art machte im Jahre 1790 zu Meſurata in Tripolitanien Lucas, ein Abgeſandter der britiſchen Geſellſchaft zur Förderung der Kenntniß Afri— ka's, dem Beaufoh und endlich Hornemann folgten. Durch Lucas gewannen wir namentlich die erſte vernünftige und genauere Kenntniß der großen, bis dahin kaum dem Namen nach bekannt geweſenen Landſchaft Fezzan, ſowie auch durch ihn und Beaufoy (Proceedings of the African Association. Lon- don 1790; Rennell's Anhänge zu M. Park's erſtem Reiſewerk) die Kennt— niß mancher Namen aus den Binnengegenden des Continents, die jetzt zum erſten Mal in der Geographie erſchienen, erlangt wurde. Aber was kri— tiſche Umſicht und geſchickte Benutzung der Perſonen nach ihren Fähigkeiten und Einſichten zu leiſten vermag, erwies Hornemann, deſſen aus den Mit— theilungen der Eingeborenen hervorgegangene Berichte über das eentrale Nord⸗Afrika das Trefflichſte waren, was geleiſtet werden konnte, indem der deutſche Reiſende eine ſolche Fülle wohlbegründeter und neuer Thatſachen über jene Gegenden ſammelte, daß feine und Lucas Nachrichten den Anſichten über die weſtlicheren Binnenländer Nord-Afrika's eine ganz neue Geſtaltung verliehen, und man jetzt erſt dreiſter die alten verrotteten Angaben und Na— men der geographiſchen Schriftſteller des Mittelalters, Namen wie Lemtuma, Gana, Tekrur, Wangara nebſt vielen anderen, aufzugeben und dafür andere zeitgemäßere einzuführen begann. Faſt gleichzeitig mit Hornemann gewann Brown in Cairo und Dar Fur eine Reihe ſchätzbarer Aufflärungen über die oͤſtlichen Theile des centralen Nord-Afrika, denen bald die durch Seetzen in Cairo und durch Burkhardt ebendort und in Nubien erworbenen ſich anſchloſſen. a ſolchen Vorgängen war es nicht zu verwundern, daß von nun an faſt kein europäiſcher Reiſender in das Innere des Continents eindrang, der ſich nicht beſtrebt hätte, dieſelbe Quelle der Belehrung auszubeuten, ſo daß die auf ſolchem Wege geſammelten Nachrichten immer mehr benutzt werden konn— ten, die alten zweifelhaften oder unverſtändlichen Namen zu entfernen, aufzu— Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 4 50 Miscellen: klären oder in Verbindung zu bringen, und daß damit zugleich der Weg zu neuen Ermittelungen angebahnt werden konnte, wie die Bearbeitung ſolcher Materialien in den trefflichen Werken von Walfenaer (1820), d'Avezac (1836), Carette (1842) und Anderen darthat. Iſt aber ungeachtet aller glücklichen Erfolge der neueren Forſchungen Seitens der Europäer im Inneren des Continents die Kenntniß eines großen Theils deſſelben noch auf den in Rede ſtehenden Quellen gegründet, ſo müſſen wir Fresnel, Richardſon und Barth allen Dank wiſſen, daß ſie ſich der großen Mühe unterzogen, durch Samm— lung von Itinerarien und ähnlichen Daten über unbekannte Landſtriche bei den Eingeborenen unſer geographiſches Wiſſen zu fördern. Denn mit Recht ſagte Jomard (Caillié III, 170) ſchon vor mehr als 30 Jahren: La geographie gagne toujours deja beaucoup, quand elle peut acquerir une connais- sance positive ou des lignes parcourues ou de la situation respective des lieux et de leur nomenclature ou m&me un apercu de l’importance et de la population du pays, de l'état, de l’agrieulture, du commerce et de l’industrie. Die von dem ausgezeichneten franzöſiſchen Forſcher ge— wünſchten Reſultate find folche, deren Erwerbung nicht über die Faſſungs— kräfte und Kenntniſſe afrikaniſcher Berichterſtatter hinausgeht, wenn auch die Reſultate ſelbſt nicht auf die Dauer genügen können. In der nachfolgenden Notiz theilen wir nun ein ganz neues Itinerar eines muhamedaniſchen geiſtlichen Pilgers aus Timbuctu mit, welches der Herr Graf von Schlieffen im verfloſſenen Jahre zu El Obeid, der Hauptſtadt Kor— dofan's, aus deſſen Munde aufzeichnete und an Herrn C. Ritter zur Benutzung einfandte, Der eingeborene Reiſende hat für uns noch ein beſonderes In— tereſſe dadurch, daß er einen unſerer deutſchen Forſcher auf feinem Zuge ſüdlich vom Tſad und zwar an dem bisher unbekannt geweſenen, im Reich Baghermi gelegenen ſogenannten Hippopotamenſee, dem (hoffra) birket el banga be⸗ gegnet ſein will. Iſt dies gegründet, ſo kann dies nur Barth geweſen ſein, der ſich allein nach Baghermi begeben hatte, da Overweg in der Zwiſchenzeit anderweitig beſchäftigt geweſen war. Der innere Werth des Itinerars iſt übrigens unbedeutend und bei Weitem nicht dem der beiden durch Walkenger bekannt gemachten und hier oft erwähnten trefflichen des Hadſch Khaſſem über den Weg von Tripoli nach Timbuctu und Kaſchna gleichzuſtellen; dennoch iſt er nicht ohne Bedeutung, da den Pilger ſein Weg durch noch ſehr unbe— kannte Striche geführt hatte. Er, wie der Scheikh Ahmedu und Barth, folgte nämlich auf der rechten Nigerſeite einer Sehne des großen Bogens des Fluſſes (S. hier II, 360) und ſetzte dann ſeine Reiſe durch nicht viel beſſer bekannte Landſchaften über Bornu und Baghermi nach Kordofan fort. Auf der rechten Seite des Niger muß aber der Berichterſtatter bis Say einen von dem bekannten abweichenden Weg gezogen ſein, indem keiner der bis jetzt dort genannten Namen in ſeiner Reiſeroute vorkommt, aber ſtatt ihrer bei ihm ganz fremde, wie Kékoro, Nabik, Immauer, erſcheinen. Ebenſo unbekannt Ein neues Itinerar von Timbuctu nach Kordofan. 51 iſt der Bacher (Fluß) objeck. Says und Libthakos Bekanntſchaft machten wir dagegen, wie früher erwähnt, bereits durch 3 Gewährsmänner, durch des Sultan Bello Secretair, Fresnel's Berichterſtatter, und endlich durch Barth, welcher letzte beide Orte auf ſeinem Wege aus Hauſſa nach Timbuctu berührte (S. hier II, 328, 331, 359, 360 )). Nach dem Ueberſchreiten des Kowara (Niger) erwähnt der Prieſter noch einige gleichfalls ganz unbekannte Namen, z. B. Tadghara, muthmaßlich den Namen eines Ortes 2). Das Erſcheinen die— ſes letzten Namens ſo tief im Sudan müßte in hohem Grade auffallen, da er durch feine erſte, auf den bekannten Berberartikel T oder Te hinweiſende Sylbe es faſt unzweifelhaft macht, daß er von Berbern herrührt. Das Räthſel dürfte indeſſen durch Barth's weiterhin folgende neueſte Mittheilung (S. 62 u. 68) überraſchend gelöft werden, indem danach ſich wirklich eine Abtheilung von Tuaregs ſeit geraumer Zeit im Sudan niedergelaſſen hat, was bisher völlig unbekannt war. — Alliu iſt, wie wir ſchon durch Fresnel (Bull. XIV, 154, 155, 158) wußten und Barth neuerdings beſtätigte (Zeitſchrift II, 67) der jetzige Beherrſcher des großen Fellanreichs von Sokatu, Kanno (Kano) dagegen die große, längſt bekannte Handelsſtadt in der Landſchaft Hauſſa, welche letzte jetzt faſt ganz zum Sokatureich gehört. Djarie dürfte wieder völlig unbekannt ſein. — Zagſag (wie auch der ſehr wohlunterrichtete Secretair des Fellan-Sultans, Bello, ſchreibt (Denham II, 162 - 163)), oder Zegzeg (nach Clapperton Journal 232) iſt ein Haupttheil Hauſſa's, der ſchon bei Leo (Ramusio I, fol. 79 b.), Abd⸗er⸗rhaman (a. a. O. 988) und v. Einſiedel (Sogſog in Cuhn Sammlung III, 436) vorkommt und der noch durch Lyon erwähnt (143), aber einzig durch Clapperton und R. Lander (Clapperton Journ. 157, 298, 300, 303, 304) betreten wurde. — Luggen iſt das beſonders durch Denham (I, 237) beſchrie— bene Loggun (Fresnel's Logoun XIV, 159, 160; Barth's Loggene; das Lüghwi von Bello's Secretair (Clapperton Journal 335), die anmuthige große und reiche am Shary und ſüdlich vom Tſad gelegene Hauptſtadt des Kotokovolks (Fresnel XIV, 158, 159), ſowie zugleich der Punkt, wo die Reiſenden, die von Bornu nach Baghermi gehen, und beſonders die Mekkapilger über den Shary zu ſetzen pflegen (Fresnel XIV, 156, 158, 163). — Der Hippopo⸗ tamen⸗See wird in keinem der von Fresnel über dieſe Route mitgetheil- ten Itinerare erwähnt; vielleicht iſt es der große, von Bello's Seeretair (Clapperton Journ. 335) unter den Namen Aſur oder Aſchou in Baghermi angegebene Süßwaſſerſee. — Ganz unrichtig iſt es aber, daß der geiſtliche Rei— ſende Baghermi's Hauptſtadt auch Baghermi nennt, indem dieſe vielmehr Moéto (Fresnel XIV, 150, 159) heißt, doch mag hier, wie in anderen Theilen ) Liftako finde ich endlich noch in einem zweiten, früher nicht von mir bead)- teten Itinerar Fresnel's (Bull. XIV, 154) vor. ) In dem eben erwähnten Itinerar für den Weg von Libthafs nach Kano fehlt Tadghara auch. 4 * 52 Miscellen: Afrika's, es üblich ſein, der Hauptſtadt den Landesnamen beizulegen, wofür in der That einige Itinerare Fresnel's ſprechen (160, 162). Eben ſo falſch dürfte die Angabe ſein, daß Baghermi Bornu unterworfen iſt. Nach den ſehr neuen Mittheilungen Barth's nämlich ſteht dies Land noch ſo unabhängig, wie früher, da. — Die Stadt Baggér kommt meines Wiſſens nirgends weiter vor. — Unter Borghu iſt nicht das auf der linken Seite des Niger gelegene Reich Borghu (Geogr. von Afrika 300), ſondern das Land der Tibbu Borgu zu verſtehen (ebendort 259). Faſcher iſt endlich nicht Name einer einzigen be— ſtimmten Stadt Dar Fur's, ſondern die allgemeine Benennung der jeweiligen Hauptſtadt dieſes Reichs, ſo daß es verſchiedene Faſcher's in Dar Fur gegeben hat, indem die Regenten ihre Reſidenz zuweilen änderten. Im Beginn dieſes Jahrhunderts war z. B. Tendelty der Faſcher (Voyage de Mohammed El Tounsi à Darfour trad. par Perron. S. 193) und iſt es noch (Fresnel XIV, 156, 160), zu Brown's Zeit (Dar Fur 215) war es Kobbe (Kabbe), das zugleich die größte Stadt des Landes iſt. Dodiah iſt ganz unbekannt, Tueſchi aber unzweifelhaft Eſeayrae de Lauture's El Atouaſcha, das 7 Tage— reifen von Kobbé, 9 von Obeid entfernt iſt (Bull. 3me Ser. XIV, 465). Das Itinerar ſelbſt lautet alſo: Eine ſiebentägige Wüſte, in der ſich 5 Mal Waſſer findet, liegt zwiſchen Timbuctu und Nabik; an dem letzten Orte ſollen ſich die Einwohner ſo verhüllen, daß nur die Augen ſichtbar ſind. In 30 Tagereiſen, auf denen man ſtets Dörfer findet, gelangt man von Nabik nach Immauer am Bacher objeck, der nach Oſten zu fließt. Ueber dieſen Negerſtaat herrſcht Sultan Mo— hammed ued Atiko. Dem Lauf des Objeck folgend, trifft man nach drei Ta— gen Kekoro, 4 Tagereiſen weiter am fruchtbaren und von hohen Bergen um— ſchloſſenen Ufer die Stadt Sai; nach weiteren 6 Tagereiſen wendet man ſich nördlich, eine Tagereiſe weit landeinwärts und gelangt nach Libtako, über das Sultan Achmed ued Machmud herrſcht, der Frieden mit Immauer, aber blutige Fehde mit Nabik hat. In Libtako iſt das Volk mit Flinten, Lanzen, Bogen, Pfeilen und Schilden bewaffnet, in Nabik dagegen kennt man keine Schießgewehre. Hat man, von Libtako aus weiter ziehend, 15 Tage nach einander Dörfer und Brunnen getroffen, ſo gelangt man durch eine dreitä— gige Wüſte in das Land der nackend gehenden Heiden, das man in 15 Tagen bis Tadghara durchzieht; es fehlt hier keineswegs an Dörfern, und die Straße iſt ſicher. Von Tadghara ſind es 8 Tagereiſen bis zu den Fellata unter Sul— tan Alliu, der in Wernu reſidirt. Hat man dies Reich in 15 Tagen durch- zogen, ſo gelangt man nach Kanno, 4 Tage weiter nach Djarie, dann in 3 Tagen nach Zagſag, von wo es 20 Tagemärſche bis Bornu, der Reſidenz des Sultan Scheikh Omar ſind. Eine Tagereiſe von B. liegt Luggen, und eben ſo weit von hier liegt der tiefe See (hoffra) birket el banga, der Hip⸗ popotamus-See genannt, weil es hier außer vielen Krokodilen auch Nilpferde giebt. — An dieſem See traf der Derwiſch einen der beiden geehrten Lands— leute an, vermuthlich Dr. Barth, während der andere in Bornu zurückge— Dr. Vogel's Ankunft am Tſadſee. 53 blieben war. — Wenn man vom B. el banga aus drei Tage im Reiche Ba— ghermi fortgezogen iſt, ſo gelangt man am vierten zur Hauptſtadt gleichen Na— mens, wo ein Mudir oder Paſcha des Sultans von Bornu wohnt. Eine Tagereiſe weiter trifft man die Stadt Bagger, von da iſt eine dreitägige Wüͤſte bis zur Grenze von Borgu, wo Sultan Scherifi, der feinen Vorgänger ent— thronte, herrſcht. 15 Tagereiſen, während welcher man nur auf einer einzigen eine kurze Wuͤſtenſtrecke paſſirt, führen zur Grenze von Darfor, von der man die Hauptſtadt Faſcher in 5 Tagen erreicht. Kabbe, die Handelsſtadt des Reiches, liegt nur wenige Stunden von der Reſidenz des Sultans entfernt. Von Fa— ſcher bis Tueſchi, der Grenzſtadt nach Kordofan zu, find 6 Tagereiſen, dann 7 Tage Wüfte bis Dodiah auf der Grenze des türkiſchen Gebiets, und dann 3 Tage bis El Obeid. Gumprecht. > ꝓ— D— Dr. Vogels Ankunft am Tſadſee und die beabſichtigte Befah— rung des Nigerſtroms. Bereits im fünften Heft des Bandes II, S. 425 — 428 dieſer Zeitſchrift zeigten wir nach einer kurzen uns zugegangenen Notiz die glückliche Ankunft des Dr. Vogel am Tſadſee an. Seitdem iſt eine vollſtändige Mittheilung darüber aus der Feder des Herrn A. Petermann in London im Athenäum vom 27. Mai Nr. 1378 erſchienen, die auf neueren aus Afrika eingegange— nen Berichten beruht und unſere frühere Mittheilung in mehren Punkten er— gänzt. Wir laſſen ſie hier vollſtändig folgen, obgleich ſie wohl Manches un— ſeren Leſern wiederholt. Von Dr. Vogel haben wir die Nachricht erhalten, daß er glücklich am Tſadſee angekommen iſt. — Als er dem Péu-Fluſſe nahe war, ſchrieb er einige Zeilen an den engliſchen Conſul Gagliuffi, um ſie einem nordwärts ge— henden Reiſenden an denſelben mitzugeben. Dieſe Zeilen vom 3. Januar kün— „ü digen ſeine und ſeiner Begleiter Ankunft in Bornu an in guter Geſundheit, nach glücklicher Ueberwindung der Wüſte, indem ihnen nur zwei Kameele ver— loren gegangen waren. Er ſpricht von einer Revolte in Kuka und von dem Tode des Vezir Haj Beshir (der beſte Freund und Beſchützer Barth's und Overweg's) und des Sherif von Zinder. Doch habe man ihnen die freund⸗ lichſte Aufnahme von Seiten des neuen Sultans zugeſagt. Oberſt Herrman, der britiſche Conſul in Tripolis, der dieſe Nachrichten mittheilt, verſichert, der Marſch durch die Wüſte ſei mit großer Klugheit aus— geführt worden. . .. In Bornu habe die Revolution mit Abſetzung des Sul— tans ) und der Hinrichtung feines Veziers geendet. Der Bruder des Sul— tans hatte ſich empört und ſeinen Bruder erſt in offener Schlacht beſiegt, 54 Miscellen: dann ihn zur Abdankung genöthigt. Der neue Sultan Abd el Rhaman ſoll ein Mann voll großer Einſicht und energiſchem Charakter ſein. — Er hat einen fo freundlichen Brief an Mr. Gagliuffi geſchrieben, daß man daraus ſchließen kann, er werde der Miſſton kein Hinderniß entgegen ſtellen. Dr. Vogel theilt das vorläufige Reſultat ſeiner Höhenbeſtimmung vom Tſadſee mit, wonach dieſer große Centralſee Inner-Afrika's nur 850 Fuß über den Spiegel des Meeres liegt 2). Dies iſt noch niedriger, als man bisher annahm, und einige Autoren ausſagten, die den Tſadſee ſich in den Quorra oder in den Nil ergießen ließen. Nach Dr. Vogel bildet er eine große Depreſſion in dieſem Theile Central-Afrika's im Gegenſatz des umher— liegenden höheren Tafellandes. Der Ngamiſee in Süd- Afrika liegt = 2825 Fuß über dem Spiegel des Meeres, und der Theil der Nillaufes, welcher dem Tſad-See am nächſten liegt, wo er den Keilakfluß aufnimmt, kann nicht wohl tiefer, als 2000 Fuß gelegen ſein, obwohl die Stadt Chartum tiefer abwärts nur 1525 Fuß nach Ruſſegger über dem Meere liegt; die mittlere Erhebung der Wüſte im NW. des Tſad iſt nach Dr. Vogel = 1200. Die Höhe des Tſad-Sees iſt ein wichtiges Moment in der Geographie von Central-Afrika, da ſie auf alle anderen Zuſtände, zumal auf die kli— matiſchen Verhaltniſſe, einen wichtigen Einfluß ausübt. Im letzten Werke von A. Petermann über den Fortſchritt der Expedi— tion 3) wird man bemerken, daß die Landſchaft in SW. des Tſadſees, zwi— fchen dem Baſſin des Shary und anderer feiner Zuflüſſe, auf eine Strecke von 200 — 300 engl. M. ſich in eine ſehr große Ebene ausdehnt, die gegen den Tſadſee geneigt iſt, und daß das Land im Weſten vom Shary zum Benueh *) (der von Dr. Barth entdeckte Strom in Adamaua) wahrſcheinlich ebenfalls ein flaches Land durchzieht. Daraus kann man ſchließen, daß der Tſchadda— Benueh ſomit bis Adamaua nur in einem Thale von geringer Höhe oder Senkung ſeinen Lauf hat und daher der Schifffahrt durch Stromſchnellen oder Waſſerſtürze nicht hinderlich ſein wird. Indeſſen hat das Dampfſchiff Ihrer Britiſchen Majeſtät die Küſte von England ſchon verlaſſen. Die Reiſenden, welche zu deſſen Begleitung beſtimmt ſind, haben ſchon mit dem Poſtdampfer den Vorſprung von Plymouth gewonnen und werden mit jenen auf der Inſel Fernando Po zuſammentreffen. Das Expeditionsſchiff ging am 17. Mai von Liverpool nach Dublin, und wird am 20. von Kingstown abfahren. Das Schiff heißt Plejade und erregte die größte Aufmerkſamkeit bei der Ueber— fahrt, weil bei ihm die Dampfkraft auf eine eigenthümlich-praktiſche Weiſe mit der Segelkraft combinirt worden iſt. Das Schiff Plejade iſt 106 Fuß lang, 24 Fuß breit, wird wie ein Schoo— ner regiert und hat 200 Pferde Kraft. Es legt 10 bis 11 Knoten im Laufe zurück; die Schraube hebt ſich über das Waſſer, und als Segelſchiff geht es, gleich einem Schooner von 264 Tonnen Gehalt, ſo ſchnell, wie die ſchnellſte Dr. Vogel's Ankunft am Tſadſee. 55 Macht. Bei der Abfahrt von Kingstown mit Segeln hatte das Schiff Pro— viſion und Waſſer für 45 Tagefahrten und 10 Tage Kohlenvorrath; dabei ſank das Schiff nur 64 Fuß tief im Waſſer, es kann aber bis zu 5 Fuß Tiefe erleichtert werden. John Laird von Birkenhead hat es gebaut, und Eigenthümer iſt Mr. Macgregor Laird 5), der die Ausgaben der ganzen Er— pedition beſtreitet. Für die Mitführung von 3 Herren erhält er beſondere Zahlung. Dieſe find Capit. Becroft (engl. Conſul in Fernando Po s), Dr. William Balfour Baikie Roy N. als Naturforſcher, der mit Capit. Gra⸗ ves die Aufnahme im griechiſchen Archipel für die Admiralität beendet hat, und Dr. Wilhelm Bleek, der Sprachforſcher aus Bonn ). Sie ſind von Gowet als Erforſcher des Tſchadda-Fluſſes ausgeſandt und genießen die Protection des Schiffes, das als Handelsſchiff die Ufer des Fluſſes, ihre Producte und Bewohner zu unterſuchen hat. Die Anzahl der Europäer im Schiff beträgt nur 13, insgeſammt wiſſenſchaftlich gebildete Männer. Das Schiffsvolk ſind insgeſammt Neger, 80 bis 90 Mann 5). Die Boote werden von der Plejade in's Schlepptau genommen werden, um durch die Sumpflandſchaften bis Eboe vorzudringen und dann zu weiteren Explorationen des Fluſſes zu dienen. Es find ihrer 3; eines, Victoria ge— nannt, iſt Eigenthum Ihrer Majeſtät der Königin und 70 Fuß lang und 12 Fuß breit; die beiden anderen Boote find Eigenthum des Mr. Laird, je= des von dieſen iſt 50 Fuß lang und 8 Fuß breit. Den 1. Juli ſoll die Expedition in die Mündung des Kowara einlaufen. Das Schiff wird (12 Stunden per Tag) 20 bis 30 Tagereiſen weit ſtrom⸗ aufwärts fahren, ſo daß es dann ohne Aufenthalt, um ſich durch Holzhauen Kohlen zu ſchaffen, zeitig an die Einmündung des Tſchadda in den Haupt- fluß Kowara gelangen dürfte. Mr. Laird hat berechnet, daß vom 1. Juli an die Anſchwellung der Flüſſe 75 Tage lang anhält. Man hat nun abzuwarten, ob dieſer fünfte Verſuch ?), den großen Cen- tralſtrom Afrika's aufwärts zu beſchiffen, glücklicher ausfallen wird, als die früheren. Seit 23 Jahren iſt der Bau der Dampf-, Schrauben- und Segelſchiffe ungemein fortgeſchritten. Dieſe Expedition hat den großen Vortheil, die frü- — 2 heren Unternehmungen von Overweg und Barth entgegennehmen zu konnen und noch mehr zu vervollſtändigen; ja es iſt Hoffnung vorhanden, daß Barth und Vogel mit dieſer Expedition vereint nach Europa zurückkehren können 1). Nach Dr. Barth's Schreiben aus Timbuctu beabſichtigte er über So— katu und Bornu nach Europa zurückzukehren. Noch war ihm nichts von Dr. Vogel's Nachſendung bekannt geworden. Dieſe Möglichkeit würde nun in kürzeſter Friſt erfüllt werden konnen. Täglich können hierüber mit den afrikaniſchen Poſtdampfſchiffen weitere Nachrichten einlaufen. C. Ritter. 56 Miscellen: ) Dr. Vogels Nachricht ſcheint nicht ganz genau zu fein. Nach den Mitthei- lungen Denham's (Denham I, 77 — 79; 326 — 328) war nämlich der legitime Herr— ſcher von Bornu, der Sultan, ein Individuum ohne alle politiſche Macht, der nicht in Kuka, ſondern in dem ſogenannten Alt Birnie reſidirte, wo ihn der britiſche Rei— ſende beſuchte, und der ſich zu dem faetiſchen Herrn des Landes, dem Scheikh von Bornu, ungefähr in demſelben Verhältniß befand, worin die fpäteren Merovinger i in Eu⸗ ropa zu ihren Majores domus, die Nachfolger Mahomet's, die fpäteren abeſſiniſchen Khalifen, zu ihren Emir el Omrah’s ſtanden. Zu Barth's und Overweg's Zeit war dies Verhältniß noch ganz ungeändert, indem auch Barth und Overweg nur von dem Reich des Scheikh von Bornu, nicht aber von dem des Sultans ſprechen (B. M. 1852, S. 333, 348, 362). Alles was Vogel hier und fpäter (S. 63) von dem Sultan von Bornu ſagt, bezieht ſich alſo auf den Scheikh. G. 2) In der früher uns zugegangenen Nachricht waren die Höhen gar nur zu 800 Fuß gefebt worden (©. jur II, 426). ©. 3) ©. hier II, 366 den Titel von Petermann's Werk. G. 5 Zeitſchriſt I. 77 und II, 365. G. ) Es iſt dies der hier ſchon öfters erwähnte Reiſende, welcher in Geſellſchaft Oldfield's und Allen's zum erſten Male den Niger bis zu deſſen Vereinigung mit dem Tſchadda-Benue auf einem Dampfer befuhr (Zeitſchrift II, 71, 363, 364). G. 6) Capit. Becroft iſt ein Mann von ſicher über 70 Jahren und ein überaus ſel⸗ tenes Beiſpiel der Widerſtandsfähigkeit einer europäiſchen Körvernatur gegen die zer— ſtörenden Einflüſſe des tropiſchen und hier beſonders ungeſunden Klima's, der jetzt mehr als 20 bis 30 Jahre faſt ununterbrochen in der Region der Nigermündungen, an der Küſte von Guinea und auf dem ungeſunden Fernando del Po zugebracht hat und gegenwärtig noch, nachdem er mehrere Jahre ſpaniſcher Gouverneur auf der letztgenannten Inſel geweſen war, daſelbſt britiſcher Conſul iſt. Ihm dankt bekannt⸗ lich der Reſt der unglücklichen Rigererpedition von 1840 allein ſeine Rettung. S. auch II, 364. G. 7) Zeitſchrift II, 423 — 425. G. 8) Der vielerfahrene Berroft hat fortwährend die Möglichkeit des Gelingens. einer Nigerunterſuchung nur für den Fall vorausgeſagt, daß ſich außer dem nöthigen oberen weißen Perſonal nur Einheimiſche auf dem Schiff befanden. G. ) Es find meines Wiſſens bisher nur drei bekannt geweſen, wie hier II, 363 angegeben war. G. 750 Dieſe Anſicht ſcheint mit Vogel's Plänen nicht übereinzuſtimmen, deſſen Anweſenheit im Oſten im Süden des Tſad 4 Zeit in Anſpruch nehmen wird, als der Expedition Dauer vergönnt iſt. S. hier S. 70. G. Gumprecht. Die neue Nigererpedition und das Project der Befahrung des Tſchadda. Als Nachtrag zu dem eben mitgetheilten Bericht des Herrn A. Peter— mann über das bereits öfters erwähnte Project (II, 96, 424) zu einer neuen Nigerexpedition, giebt Sir R. J. Murchiſon im Athenäum vom 3. Juni Nr. 1388 weitere Nachrichten über die Ausrüſtung der Expedition, da ihm der Antheil, welchen die Londoner geographiſche Geſellſchaft an dem Zu— ſtandekommen des Unternehmens gehabt hatte, nicht gebührend genug hervor— * Die neue Nigerexpedition u. das Project der Befahrung des Tſchadda. 57 gehoben ſchien. Murchinſon glaubte im Recht zu ſein, wenn er dieſen An— theil zur allgemeinen Kenntniß brächte, da er durch ſeine Stellung als Vor— ſtand der Geſellſchaft in den letzten zwei Jahren an allen Verhandlungen in dieſer Hinſicht mitgearbeitet hatte und ihm beſſer als irgend Jemand bekannt war, welche in den Weg getretene Schwierigkeiten überwunden werden mußten, ehe die Angelegenheit zur Reife gedieh. Indeſſen darf zur Rechtfertigung Petermann's nicht unbeachtet bleiben, daß deſſen Abſicht nur dahin ging, die geographiſche Seite der projectirten Unternehmung in das gehörige Licht zu ſtellen, wobei es dem Vorſtande der Geſellſchaft überlaſſen war, die Ge— ſchichte der Ausrüſtung zu ſchildern. Das Ausland war bisher außer Stande, Me Gregor Laird's Verdienſte um die Vollendung der Expedition in dem Maaße anzuerkennen, wie ſie nebſt denen des Comité's der geographiſchen Geſellſchaft nun durch M. Murchiſon's Mittheilung vor Augen liegen. Laird hatte ſchon früher viel ſelbſt dazu bei— getragen, die Schifffahrt nach Central-Afrika zu fördern, indem er den Tſchadda auf eine gewiſſe Strecke beſchifft!) und ſeit einiger Zeit durch einen Con— tract mit dem Gouvernement voll Eifer und auf eigenes Riſico ſich verpflichtet hatte, einen für Beſchiffung afrikaniſcher Flüſſe paſſenden Schiffbau zu be— werkſtelligen. Lieut. Lyon's Me Leod R. N. ftand früher während 5 Jahre an der afrikaniſchen Küſte, und legte dann mit Me Gregor Laird der Londoner geo— graphiſchen Geſellſchaft einen Plan zur Aufwärtsſchiffung des Nigerſtroms vor, wobei das Hauptdampfſchiff ein langes Flachboot als Dampfboot (Steam launch) mitführen ſollte, das, ſo lange es nicht benutzt wird, aus zwei Stücken beſteht, zuſammengeſetzt aber das Hauptſchiff erſetzen kann, um daſſelbe an— fänglich von oberhalb der Niger-Cataracten bis zu dem Gambia zu geleiten, wo man ſich wieder auf demſelben einſchiffen ſollte, um bis zu den engliſchen Niederlaſſungen am Gambia zu gelangen. Durch das Comité, an deſſen Spitze vorzüglich Admiral F. Beaufort, Capit. Fitz Roy R. N. und Lieut. R. Raper ihr Urtheil abgaben, kam dies Project zwar nicht zur Ausführung, aber bald darauf wurde der Plan mo— dificirt, reducirt und feine nutzbare Anwendung auf eine Recognoscirung des Tſchadda durch Admiral Beaufort, zumal in der geſundeſten Jahreszeit ſeines Stromgebietes, dargethan und alsbald das Gouvernement dafür gewonnen. Auch die Handelskammer von Mancheſter ſandte eine Denkſchrift zur Em— pfehlung der Ausführung dieſes Plans, der ſehr vortheilhafte Reſultate her— beiführen könnte, und Mr. Murchiſon, als Vorſtand der geographiſchen Ge— ſellſchaft, wurde vom Lord Carl of Derby benachrichtigt, daß derſelbe unter gewiſſen Umſtänden den Plan zu fördern gedächte. Nur ſcheinbar aufgegeben, da auch der zum Commandeur beſtimmt ge— nr 2 ) S. dieſe Zeitſchriſt II, 363. G. 58 Miscellen: weſene Lieut. Me Leod ſich zurückzog, wurde der Plan dann erſt recht zur Reife gebracht. Sobald die Mittheilung an die geographiſche Geſellſchaft geſchehen war, berieth ſich der Earl von Clarendon mit Sir J. Graham, und die Unternehmung wurde von Allen gut geheißen; Admiral Beaufort und Mr. Murchiſon erhielten den Auftrag, den Organiſationsplan zur Ausfüh— rung zu entwerfen. Die Vorſchlaͤge Me Gregor Laird's über den Bau, die Größe und die Eigenſchaften des Dampfſchiffes wurden angenommen, man verſtärkte die Pferdekraft, und endlich wurden auch die der Regierung durch Beaufort und Murchiſon angelegentlichſt zur Leitung des Unternehmens em— pfohlenen projectirten Böte von dem Admiral geprüft und zu Stande ge— bracht. Der erfahrene afrikaniſche Reiſende, Conſul und Capitain Becroft ) wurde in der That dazu beſtimmt, wie auch das Gouvernement darauf ein— ging, zwei ihr vorgeſchlagene und durch Sir John Richardſon mit Zuſtim— mung des Sir W. Burnett ausgewählte Marineärzte, nämlich die Doctoren Baikie und Brown für die Mitfahrt zu beordern. Me Gregor Laird ver— pflichtete ſich eontractlich dem Gouvernement, für eine beſtimmte Summe den Bau des Schiffes im Mai für den Dienſt vollendet zu halten, und, um das Le— ben der Europäer zu ſchonen, ſollte das Schiffsvolk ausſchließlich aus Ein- geborenen Afrika's beſtehen 2). Als bei dem Herannahen des Termins zur Abfahrt Dr. Brown eine andere Beſtimmung im baltiſchen Meere erhalten hatte, und ſeine Stelle unbeſetzt war, wurde ſie durch Lord Clarendon, auf Vorſprache Bunſen's und Murchiſon's mit dem eifrigen Sprachforſcher Dr. Bleek ausgefüllt ?). Auf Anſuchen der Admiralität entwarf Murchiſon für D. Baikie die Inſtruction für feine geologiſchen Forſchungen, Prof. E. For— bes ähnliche in Bezug auf etwaige naturhiſtoriſche, endlich Dr. R. G. Latham in Betreff der ethnographiſchen, ſprachlichen und Völkerbeobachtungen. Oberſt Sabine wies Dr. Baikie zu Beobachtungen mit der Magnetnadel an. Was auch der Erfolg der Expedition ſein wird, ſo hat die Admiralität wenigſtens Alles zu ihrem beſten Fortgange eingeleitet. In Beziehung auf die Erhaltung der Geſundheit der wiſſenſchaftlichen Männer bediente man ſich beſonders auch des Raths des Dr. Daniell, der ganz kürzlich, nach einem Aufenthalt von 17 Jahren in dem heißen Klima des Gambia von da zurück— gekehrt, vollkommen geſund geblieben war 1). Sollte das Schiff Plejade unter Conſul Becroft's Befehl mit der ein— geborenen ſchwarzen Schiffsmannſchaft neue Quellen und Handelswege im 1) Siehe hier S. 56. G. 2) S. hier S. 56. G. 3) S. S. II, 423. G. ) Dr. Daniell iſt ebenfalls eins der höchſt ſeltenen Beiſpiele, daß Europäer im Stande ſind, ſo lange tropiſches Klima zu ertragen und wovon in Afrika, außer Capit. Becroft, faſt nur noch der ehemalige Gouverneur von Cape Coaſt Caſtle, Maclean, und der portugieſiſche Gouverneur der Querimba-Inſeln, den Owen's Erpedition vorfand, (Narrative of voyages II, 36) Beiſpiele lieferten. G. PPPLUw PUB ˙wmüi⏑—ʃ ͤ . ————³D NF ²˙¹iA dT ˙'““ Bu U an Stu Mr he Hi See Die neuen Entdeckungsreiſen im Innern vou Nord = Afrika. 59 Innern von Afrika zu eröffnen und dem Sclavenhandel einen abermaligen Ab— bruch zu thun im Stande ſein, ſo würde das Gouvernement Ihrer Maje— ftät einen neuen wahrhaften Dank verdienen, und erfreulich iſt es gewiß, ei— nen Mann wie Me Gregor Laird zu beſitzen, der in kürzeſter Zeit eine ſolche Expedition auszurüſten im Stande war. Und ſollten neue Thatſachen für die Wiſſenſchaft durch dieſe Erpedition gewonnen werden, fo wird ſich Nie- mand mehr, als der Schreiber dieſes (Murchiſon) freuen, daß Herrn A. Peter- mann's Hoffnungen in Erfüllung gehen, und daß die neuen Reiſenden mit den verdienſtvollen Doctoren Barth und Vogel, denen die größten Ehren geſi— chert ſind, wenn ihre Entdeckungen ein Schatz für die Wiſſenſchaft geworden ſein werden, zuſammentreffen. C. Ritter. Die neuen Entdeckungsreiſen im Innern von Nord-Afrika. Von den Dr. Vogel und Barth ſind wieder neue Nachrichten eingelau— fen, die durch A. Petermann im Londoner Athenäum vom 3. Juni 1854, Nr. 1383, mitgetheilt wurden. Die Briefe Vogel's datiren vom 20. Februar und bedurften nur 3 Monate Zeit, um von Kuka aus London zu erreichen. Dr. Barth's Schreiben find dagegen viel älter, von Sokatu und Wurno aus vom 4. April bis zum 6. Mai 1853, alſo noch vor dem Aufbruch des Reiſenden nach Timbuctu, geſchrieben. Sie gingen wahrſcheinlich über Ghat und fül— len die Lücke zwiſchen ſeinen früheren Briefen und den letzten aus Timbuctu uns zugegangenen Schreiben aus 1). Nach ſeinem früheren Briefe vom 6. März 1853 war Barth damals noch zu Kaſchna (richtiger Katſena) 2) und wartete auf die Escorte, die ihn nach Sokatu (richtiger Sokoto) 8) geleiten ſollte. Durch die Kriege zwifchen dem Reich Sokoto und den heidniſchen Gebieten von Guber und Mariadi *) ward er in Katſena bis zum 21. März aufgehalten, und, um den feindlichen Heeren aus dem Wege zu gehen, mußte er eine ſüdlichere Route einſchlagen. Auf der Hälfte des Weges zwiſchen Katſena und Sokoto erreichte er die Stadt Sanſanneh Ayſa, die am öſtlichen Rande der gefahrvollen Wild— niß Gundumi liegt. Dieſen gefürchteten Diſtriet durchſetzte Dr. Barth in küh— ner Weiſe durch einen foreirten Marſch von 26 Stunden und kam am 1. April bei dem Dorfe Gauafu, an 30 engliſche Meilen ON O. von Sokoto, glück— lich aus demſelben heraus 5). Hier traf Dr. Barth den mächtigen Fellanherrſcher Aliyu s), Sohn von Bello. Er lagerte dort, ſeine Truppen zu ſammeln, um gegen die Provinz Zänfara 7) zu eilen, gegen welche die Chefs von Guber und Mariadi mit bedeutender Macht vorgerückt waren. Kaum hatte er ſein Zelt aufgeſchlagen, als Aliyu, der feine Ankunft erfahren hatte, ihm ein ſchönes Geſchenk, beſte— 60 Miscellen: hend aus Ochſen, 4 Schaafen und einer Menge Reis ſandte; gleich darauf kam ein anderer Bote mit einer Einladung auf denſelben Abend zur Privat— audienz vor dem Kaiſer. Der Reiſende wurde ſehr herzlich empfangen; Aliyu ſchüͤttelte ihm die Hände und freute ſich, daß er endlich gekommen ſei, ihn zu beſuchen, da er ſeinen Wanderungen ſeit zwei Jahren gefolgt ſei. Er hatte wirklich Barth's Brief erhalten, den er ſchon im Jahre 1851 von Aghadez aus geſchrieben. Seitdem hat er angelegentlich den Beſuch der Deutſchen erwartet. Er ſagte Barth zweierlei Gnaden zu: 1) Sicherheit für engliſche Reiſende innerhalb der Fellata-Gebiete. 2) Ihm perſönlich ſeine Weiterreiſe nach Timbuctu, ſowie ſeine Unterſu— chung von Adamaua und anderen Fellata-Gebieten nach der Rückkehr von da zu fördern. Am nächſten Morgen hatte Barth eine zweite Audienz bei Aliyu, wo derſelbe ſeine Geſchenke dankbar entgegen nahm, zumal ein Paar mit Silber reich verzierte Piſtolen, die ihm wahres Vergnügen machten. Dann ſchrieb er einen Brief an die Königin von England, mit ſeinem kaiſerlichen Siegel geſtegelt, des Inhalts, daß engliſche Kaufleute alle mögliche Sicherheit zur Einführung ihrer Waaren haben ſollten. Da aber nichts darin ſpeeificirt war, jo lehnte der Reiſende das Schreiben ab. Der Fellanherrſcher war wohlwollend genug, obgleich im Begriff abzureiſen, noch einen zweiten Brief mit allen von Barth verlangten Speeificationen niederzuſchreiben, welcher, wie er hofft, das britiſche Gouvernement und das Publikum vollkommen zufrie— den ſtellen wird. Hierauf ſandte er ihm noch 100000 Kauris 5), damit er die Koſten während ſeiner Abweſenheit im Feldzuge, der ſeinem Verſprechen nach nicht lange dauern ſollte, beſtreiten könnte. Nach dieſer glücklichen Zuſammenkunft mit dem mächtigen Beherrſcher der Fellatas, deſſen Freundſchaft für Dr. Barth ſchon längſt ein lebhafter Wunſch geweſen, brach er nach dem 10 engl. Meilen WN W. von Gauafu gelegenen Ort Wurno “) auf. Er nahm hier fein Ouartier im Kaufe des Geladime, d. i. der Premierminiſter des Emir 1). Wurno liegt 15 geographiſche Meilen im NO, von Sokoto und, ob— wohl dieſer Name den Europäern bis dahin unbekannt geblieben war, ſo iſt der Ort doch bedeutender, als Sokoto, wenngleich dies als Reſidenz dem Fellata— herrſcher dient. Es iſt eine ganz neue, erſt vom Sultan Bello im Jahre 1831 gegründete Stadt, liegt an einer ſanften Anhöhe an einer Biegung des Fluf- ſes Rima n!), der von da nach Sokoto fließt und hat 12000 bis 13000 Seelen, darunter auch die reichſten Kaufleute, welche Sokoto verließen, als Wurno gegründet ward. Doch iſt der Bazar von Sokoto noch immer be— deutender, als der von Wurno, indem er einer der am beſten mit Vorrä— then verſehenen Märkte Central-Afrika's ift. Auch hat Sokoto noch mehr Ein— wohner, wohl 20000 bis 22000 Seelen. In Wurno raſtete Barth faſt einen Monat, um feine Tagebücher zu Die neuen Entdeckungsreiſen im Innern von Nord - Afrifa. 61 ordnen, Depeſchen und Briefe zu ſchreiben und alle Arten Nachrichten einzu— ſammeln, indem er dieſe Beſchäftigungen durch einige Excurſionen nach So— foto und anderen Richtungen unterbrach. Die meiſten Mallems, d. i. Ge- lehrte, waren mit der Armee gezogen; dagegen wurde er durch viele zurück— gebliebene intereſſante Handſchriften, Bücher und Documente, die er vor- fand und die wichtige Nachrichten enthielten, entſchädigt; zumal war dies mit den von Bello ſelbſt geſchriebenen der Fall 12). Sokoto iſt faſt ein regulaires Quadrat mit 8 Thoren (nicht 12) 18). Barth fand das Haus des Gedädo, Clapperton's altem Freunde, der erſt vor zwei Jahren geſtorben war, indeß das Haus des Sultans Bello faſt in Trüm— mern lag. Das beſte jetzt bewohnte Quartier der Stadt iſt dasjenige, wel— ches an die große Reſidenz Hammédu's, des kriegeriſchen Sohnes von Atiku 14), dem Bruder und Nachfolger Bello's liegt; während der Regierung des letz— ten waren die Straßen des Reichs ſo ſicher, daß ein einzelner Reiſender von Sokoto nach Kano ohne alle Gefahr gehen konnte n), wogegen fie ſeitdem ſo unſicher geworden ſind, daß faſt alle Verbindung zwiſchen Katſena und Kano aufgehört hat, und die arabiſchen Handelsleute ihre Beſuche -einftellten. Daher lebt heutzutage kein einziger Araber zu Sokoto oder zu Wurno. Der Handel beider Orte iſt nun in den Händen des Volkes von Air und Ghat 18), die jährlich mit großen Salzkaravanen von den Itéſan und Kelgeres an— kommen 17). Sokoto hat eine gemiſchte Bevölkerung. Die Zoromaua machen den Haupttheil der Einwohner aus 18); fie find verſchieden von den Tribus des reinen Pullo- oder Fellan-Urſprunges, ſehr fleißige und vortreffliche Arbei— ter in Leder, Eiſen und Gebbega oder aus Baumwollenſtreifen beſtehenden Zeugen (Cotton stripes) 1). Die aus Eiſen in Sokoto gefertigten Waaren ſind die beſten im ganzen Sudan, und Barth kaufte einige von ſehr ſchö— ner Arbeit. Die Zoromaua find die Bewohner der Stadt; die Sillebaua, ein ſehr intereſſanter Tribus, verſchieden von den Fellatas, aber ſeit undenklicher Zeit mit ihnen verbunden, ſind die Bewohner der Dörfer, die um die Stadt lie— gen. Auch viele Nyffi (oder Nufi) und Porriba (oder Doriba) wohnen in Sokoto 2). Das Land um Wurno und Sokoto beſteht aus Sandſteinablagerungen. Die hohen Ebenen find vorzüglich bebaut mit Dhurra, die den meiſten Theil des Jah⸗ res hindurch ſtark überſchwemmten Faddamas oder Thäler dagegen ſehr reich— lich mit Reis, Baumwolle and mit Rögo, einer großen wohlſchmeckenden Wurzel, beſtellt. Das Land zunächft um Wurno iſt ohne Bäume, aber in den Thalern giebt es ſehr viele Doombäume, Kurna 21), Tamarinden 22) und Gonda 23). Dr. Barth hat eine detaillirte Beſchreibung nebſt einer Karte von der ganzen Gegend eingeſchickt, die ſich von Kano und Katſena im Oſten bis 62 Miscellen: zum Kowara im Weſten, und von Ghober im Norden bis Mauri und Za— ria im Süden ſich erſtreckt. Dieſe weite Region beſteht meiſt aus den zwei Provinzen Zänfara und Kebbi, die beide den Fellatas angehören, davon die Zänfara die öſtliche, die Kebbi die weſtliche Hälfte bewohnen 24). Zänfara dehnt ſich einige 30 Meilen jenſeit Sokoto im Weſten aus, und hat durch wiederholte Kriege ſehr gelitten. Kebbi mit der Capitale Gando 28), die ſich bis zum Kowara ausdehnt, iſt ſehr fruchtbar, gut be— wäſſert, ſehr volkreich, mit zahlloſen großen Städten und Dörfern. Ein en— ger Strich Landes zu beiden Uferſeiten des Kowara, an 150 engl. Meilen im S W. von Sokoto oder an 100 engl. Meilen im NW. von Yauri 25), bildet das intereſſante Land Dindina, das einem Tribus der Tuarik gehört und von ihnen ſeit einer langen Periode in Beſitz genommen iſt. Seine Be— wohner ſcheinen in Beſitz eines höheren Grades der Induſtrie und der Civi— liſation zu ſein 27). Doch da dieſe Gegenden auf Dr. Barth's Wege nach Timbuctu noch eine genauere Beſchreibung gefunden haben werden, ſo iſt es unnöthig, ſchon hier dabei zu verweilen. Ich will dagegen einige Daten über Barth's Lebensweiſe, vom 3. Mai, hier anführen. f Er ſchreibt: Ich bin glücklich, ſagen zu können, daß mich die Hoffnung belebt, in 2 bis 3 Tagen weiter weſtwärts vorſchreiten zu können, mit Em— pfehlungsbriefen von Aliyu und einer Escorte bis zum Fluß Kowara, oder vielmehr bis zum Fluß Ischa 28), wie er in dieſer Strecke genannt wird. Wir ſind Alle in beſter Geſundheit, voll Muth und meine Mittel befrie— digend, zumal wenn meine Hoffnung, in Timbuctu einige Unterſtützung zu finden, in Erfüllung gehen ſollte. Allerdings werden wir eine Reiſe voll Regen haben, aber ich fürchte dieſe nicht, da ich meine Forſchungen in Adamaua und in Bagirmi während der Regenzeit ohne Nachtheil zurückgelegt habe. Wer vollſtändig mit dieſem Theil der Welt bekannt werden will, darf die Regenzeit nicht ſcheuen, denn nur dann zeigt ſich der Reichthum und die Pracht dieſes Landes in ſeiner ganzen Fülle, während es zu anderen Zeiten dürr und nackt iſt. Jetzt ſteigt die Hitze bis zu 108 und 111 Grad Fahrenheit um Mittag. Meine kleine Partei iſt mit vortrefflichen Strohhüten verſehen, und nur, wenn ſie abgetra— gen ſind, mit Shashia und einem großen Turban bedeckt. Meine Geſundheit iſt vortrefflich durch Kaffee erhalten, mit dem ich, Gott ſei Dank! mich noch erquicken kann. Tamarindenwaſſer iſt auch ein Haupttrank; tauſend Mal beſ— ſer, als Limonade oder anderes Getränk, das hier zu haben war. Fühle ich mich unwohl, fo thue ich eine Zwiebel zur Tamarinde, eine ſtarke Doſis ſchwarzen Pfeffers und, wenn ich ihn bekommen kann, etwas Honig. Dies bildet in dieſem Lande den heilſamſten Trank, den man Reiſenden nicht ge— nug empfehlen kann 29). Die neuen Entdeckungsreiſen im Innern von Nord » Afrika. 63 So weit Dr. Barth. Es iſt erfreulich, aus dieſem Schreiben zu ſehen, daß er auf feiner Rückkehr von Timbuctu hier Freunde finden wird. Die Depeſchen, die er noch von zwei anderen Orten, ehe er die Reſidenz zu Wurno erreicht hatte, abſandte, ſowie gute Nachrichten von ſeiner glücklichen Rückkehr von Timbuctu, find demnächſt wohl noch zu erwarten. Der weitere Inhalt von Petermann's Aufſatz berichtet in folgender Weife über Vogel's Ankunft am Tſad: Am 3. Januar 1854, wo er am Tſadſee angekommen war, ſchrieb Vo— gel. Darauf war er nach Kuka gelangt und hatte dort ſein Hauptquartier aufgeſchlagen. Der neue Sultan hatte ihn wohlwollend aufgenommen; er verſah ihn täglich mit Lebensmitteln und verſprach ihm jeden Beiſtand für die Zukunft. Die letzte Revolution, die den vorigen Sultan vom Throne verdrängte und dem Vezir den Kopf koſtete, ereignete ſich im November v. J. Der Vezir Ha; Beshir, ein Araber, ſcheint ſich zuletzt aller Gewalt bemäch— tigt zu haben, ſo daß der Sultan nur ein Schatten geblieben; er war immer ein ſchwacher Mann und nur wegen feiner Frömmigkeit geachtet. Das Be— tragen des Vezirs gegen den Bruder des Sultans und deſſen Verwandte wurde immer anmaßender, bis ein Streit zwiſchen ihm und dem älteſten Bruder des Sultans, Abd el Rahman, ausbrach, und als letzter ſeine Flucht in das Land nahm, wurde er von Haj Beshir ſogar verfolgt. Da ſammelte Abd el Rahman ſeine Partei zu einer Revolte; als Hauptcommandeur über die Bornueſiſche Armee gelang es ihm, die Armee zu gewinnen. Der Ve— zir wurde nach Kuka zurückgeſchlagen, von wo er, ſein Leben und ſeine auf— gehäuften Schätze zu retten, ſich mit 7 beladenen Kameelen in den Sudan zurückzog. Aber die geſchwollenen Flüſſe hemmten ſeine Paſſage; er wurde nach Kuka zurückgebracht, hingerichtet und hinterließ 80 Söhne und 50 Töchter, um feinen Tod und den Verluſt ihres Vermögens zu betrauern. Als ſein Haus nach ſeiner Flucht geplündert wurde, fand man noch 3000 Bournous und 40000 Dollars in Münze vor. Sehr zu bedauern iſt es, daß bei dieſer Revolution auch der Sherif el Fazi von Zinder ?°) feinen Tod fand. Er war Dr. Barth's Agent, der für ihn Briefe und Güter hin und her beſorgte, und ſehr wahrſcheinlich werden Papiere Barth's dabei verloreu * Zu gegangen ſein. Dr. Vogel hatte noch Nichts von Barth erfahren und war da— von noch nicht unterrichtet, daß dieſer Timbuctu ſchon erreicht hatte. Unter den verſchiedenen wiſſenſchaftlichen Berichten, die mit Dr. Vogel's Schreiben anlangten, iſt die Feſtſtellung der Ortslage Kuka's von der größ— 1 ten Wichtigkeit. Denn, wenn erſt die Beſtimmungen der Länge, Breite und Erhebung für dieſen großen Centralpunkt Afrika's mit Sicherheit ermittelt ſind, wird auch das ganze Becken, wodurch alle anderen Beobachtungen, Forſchungen und Itinerare hindurchgehen, feine Endbeſtimmung erlangen kön— nen. Dr. Vogel iſt der erſte wiſſenſchaftlich gebildete Aſtronom von Talent, der in Central- Afrika eingedrungen iſt; fo unſicher waren die früheren An- 64 Miscellen: gaben ſelbſt trefflicher Reiſenden, wie Clapperton und Denham, daß es jedem Geographen anheimgeſtellt blieb, ihre Poſitionen um 100 engl. Meilen wei— ter nach Oſt oder Weſt zu verſchieben. Capit. W. Allen in ſ. Essay über den Deu und Tſchadda 51) ſetzt Kuka an 130 Meilen mehr gegen W., während Me Queen und Berghaus eine Poſition von 50 bis 60 Meilen mehr gegen Oſten annahm, jo daß daraus eine Differenz von nahe 200 M. entſteht ? 2). Angenommene Länge von Kuka. 1) Clapperton und Denham 14° 30“ öſtl. L. v. Gr. 2) Allen. 12° 34' = = 3) Me Queen's Karte 1843 152 20 b 1 = 4) Berghaus Geogr. Jahrb. (1850) 15° 16’ = hr Dr. Overweg's aſtronomiſche Beobachtungen im Tſadſee, von Enke für richtig erachtet 33), zeigten deutlich, daß Clapperton's und Denham's Angabe zu weit öſtlich war, ließen aber die präcife Diſtanz unbeſtimmt. Dr. Vogel, erſt 22 Jahre alt, ſollte dieſen ſchwierigen Punkt auflöſen. Nach ihm iſt die Lage Kuka's folgende: 12% 14 n., Br. 13° 22’ L. öſtl. v. Gr. Höhe über dem Meere 900“ bei 50’ über dem Tſad 35). Magnet. Varat. 20. Januar 1854 = 143“ 2 W. Magnet. Inclinat. = 13° 68. Die Beobachtungen wurden im „Engliſchen Hauſe“, faſt in der Mitte der Stadt gelegen, angeſtellt. Dr. Vogel jagt ſelbſt, er ſtehe für die Correetheit der nördl. Br. von 5“ und der Länge von 2’ oder 3’ (d. i. 2 bis 3 engl. Meilen). Die letzte Beobachtung iſt nach 40 Mondbeobachtungen redueirt, die nur einem Theil der gemachten Beobachtungen entnommen ſind, und wenn der Reiſende ſie erſt alle berechnet haben wird, bleibt für die Unſicherheit der Länge nicht mehr, als eine halbe Meile. Alle Längenbeobachtungen Vo— gel's ſind lunare, da er fand, daß die Chronometer (Taſchenchronometer) von der Reife auf Kameelen nicht zuverläſſig genug waren. Da noch keine gleich— zeitigen barometriſchen Beobachtungen am Spiegel des Sees gemacht werden konnten, ſo dürften die genommenen Höhen nur bis auf etwa 30 bis 50 Fuß richtig ſein. Alſo ergiebt ſich die Lage von Kuka um 80 engliſche Meilen weiter nach Weſten, als Clapperton's und Denham's Beobachtungen zuließen, und ſo waren auch alle übrigen Poſitionen dieſer Reiſenden nordwärts bis Tegerry (ſüdlich von Murzuk) zu weit gegen Oſten gerückt. Die Route Dr. Vogel's von Murzuk zum Tſadſee (ſie iſt identiſch mit der von Oudney, Clapperton und Denham) 3s) ſtieg anfänglich allmälig bis 22° 36“ n. Br., d. h. bis zu dem 2050 Fuß hohen Paß el Wahr und bis zu den höchſten Gipfeln umher, die 2400 bis 2500 Fuß hoch find s), empor. Dann ſenkt ſich das Terrain allmälig bis zu den Salzſeen von Bilma, wo es kaum 1000 Fuß hoch ift. Gegen Süden von da zu Dibla s!) wird eine unbe— Die neuen Entdeckungsreiſen im Innern von Nord = Afrifa. 65 deutende Kette von 1300 Fuß überſetzt; in Aghadem ift die Hoͤhe wieder 1000 Fuß »), in der Wüſte von Tintuma ) 970 Fuß, bei den Brunnen von Bir Kashiferi 920 Fuß. Von da bis zum Tſadſee folgt ein ſanft erhöhter, an 40 Meilen großer Landſtrich von 1100 Fuß. Dr. Vogel war erſtaunt, die Ficus elastica (die den Caoutchuc giebt) hier zu finden, wo ſie kein Anderer zuvor geahnt hatte. Sie wächſt in Menge in Bornu, deſſen Einwohner den Gebrauch nicht kennen. Er ſammelte Na— turproducte, die mit der großen Bornu-Karavane, die Ende Mai Bornu ver— läßt, abgeſandt werden ſollen. Sein nächſter Plan iſt eine Aufnahme des Tſadſee's, eine Reiſe nach Pola in Adamaua und die Erforſchung des Fluſſes Benueh, dann eine Reiſe nach Kanem und dem Bahr el Ghazal 1). Sowohl er, wie ſeine beiden Gefährten, der Sappeur und der Mineur, befanden ſich in vollem Wohlſein. C. Ritter. ) Barth's letzte in dieſer Zeitſchrift IT, 327 — 336 mitgetheilte Briefe aus Timbuctu fallen in den Zeitraum vom 7. September bis 4. October v. J. Dagegen ha- ben bisher alle während eines vollen Jahres geſchriebenen Briefe des Reiſenden ſeit den beiden aus- Zinder datirten, die wir früher veröffentlicht hatten (II, 67, 372), in Deutſchland gefehlt; in England ſcheint aus dieſer langen Zwiſchenperiode auch nur ein Brief, der aus Kaſchna vom 6. März datirte (a. a. O. II, 331) und hier wie- der durch Petermann erwähnte, eingegangen zu ſein, aber, ſo viel mir bekannt, iſt er nicht publicirt worden. Nach feinen Mittheilungen aus Timbuctu hatte Barth von der Reiſe dahin wenigſtens zwei Brieſe aus Say und Libthako nach Europa geſchrieben, die beide bisher nicht angekommen waren und vielleicht verloren gegangen ſind. Der Verluſt des zweiten, von Libthako an Col. Herman in Tripolis gerichteten möchte der unangenehmſte fein, da er nach Barth's Verſicherung (II, 328) manche Specialitä⸗ ten enthält. 2) Der Name dieſer Stadt, einer der bedeutendſten des centralen Nord-Afrika und zugleich einer der am längſten bekannten, da ſie ſchon Leo Africanus erwaͤhnte und richtig in den Oſten des Niger verſetzte (Bamusio I, fol. 79 b), findet ſich in verſchiedenen Formen vor. Die üblichſte Schreibart war bisher Kaſchna, wie fie zu— erſt die Proceedings of the African Association im Jahre 1790 gaben (167 u. ſ. w.), beſonders aber Clapperton, der zwei Mal den Ort beſuchte, unabänderlich gebrauchte (Denham II, 121; Clapperton Journ. 176). Ebenſo ſchrieb Bello's Secretair, der unzweifelhaft die Ausſprache und Schreibart am genaueſten kannte, immer Kaſchnah (Den⸗ ham II, 163, 164). Auch der zuverläſſige Hadſch Khaſſem ſprach ſicher fo den Na— men aus, da Walkenager nach der Aufzeichnung des Itinerars von Khaſſem durch den Conſul Delaporte Cachenah in franzöſiſcher Schreibart drucken lies (Recherches 445, 451). Daſſelbe muß für Abd⸗el⸗Rachman gelten, nach deſſen Mittheilungen Niebuhr Kaſchne ſetzte (D. Muſeum III, 989), fo wie auch Lyon übereinſtimmend mit Clapperton Kaſhna (131, 142) und Fresnel im Weſentlichen gleichlautend Ka— ſchina (Bull. XIV, 155) hat. Barth ſelbſt ſtand früher nicht an, die nämliche Schreibart zu brauchen (Berl. M. 1852, 334), wegegen er ſpäter eine andere, wenn auch weniger abweichende Form Katſchina wählte (Zeitſchrift II, 67). Over⸗ weg ſchrieb Katſchinna (B. M. 1852, 337). Von den älteren Berichterſtat— tern hat Leo Caſena (Ramusio I, fol. 79 b), die geiſtliche Miſſion von 1711 Gaf- fina (Zeitſchrift II. 247). Bei der, wie man ſieht, vorherrſchend gebrauchten Form Kaſchna iſt es nicht recht verſtändlich, warum Barth gerade Katſena für die richtigſte erklärt. Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. * 66 Miscellen: ) Auch dieſer Namen findet ſich ſehr verſchieden, was bei der Unſicherheit in dem Gebrauch der Votale bei den Arabern nicht auffallen kann. So ſchrieb Clap— perton, der ſich zwei Mal längere Zeit in dem Orte aufhielt, auf der erſten Reife Sackatu (Denham J, 147, 67, 75, 112), auf der zweiten dagegen Soccatu (Journ. 203), Fresnel Sokkoto und Sakkatu (XIV, 155), Barth ſelbſt früher Sakato (B. M. 1852, 334), Overweg Sofatu (ebendort 1852, 337), Oldfield Soecatu (II, 89, 310), Carette endlich Sakkatu (Exploration II, 115). ) Ueber die Landſchaften Guber (wie Bello's Seeretair bei Denham II, 162, 163, 164 u. ſ. w. wohl am richtigſten ſchreibt, alſo nicht Ghüber [Clappertons Goobur im Journal 182, 233) und Mariadi, von denen die erſte ſchon Leo (Ramusio I, 79, a) kannte, die zweite Delisle auf ſeiner Karte von 1722 angab, erhielten wir in neuerer Zeit durch Overweg's Brief aus Zinder vom 10. April 1851 Kunde (B. M. 1852, 337, 338), da dieſer Reiſende ſich 2 Monate in beiden aufgehalten hatte. Guber, einer der Haupttheile, und zwar der nordweſtlichſte der großen alten Landſchaft Hauſſa (Geographie von Afrika 292), hatte Clapperton auf ſeiner zweiten Reiſe von Kano nach Sakatu nur am Südrande berührt (Denham II, 79); bei der zweiten war er da— gegen vor Gubeér's Hauptſtadt Cunia (Journal 182, 185, 186) geweſen, aber er theilte nur einige wenige hiſtoriſche Nachrichten darüber mit (Journal 203, 207). Auch Lyon nannte Mariadi und ſchildert es als ein auf dem halben Wege von Gu— ber nach Kano gelegenes und durch einen ſchön gebauten, aber nackt gehenden Men— ſchenſchlag bewohntes Land (S. 143). Bello's Seeretair nennt die Guberaner das kriegeriſchſte Volk dieſer Gegenden (Denham II, 162), wogegen Lander (II, 63) mit dem Namen Guber nur einen Ort bezeichnet, wo der legitime Herrſcher Kaſchna's ſei— nen Sitz habe. Dieſe Angabe Lander's iſt zum Theil richtig, da ſich nach Mariadi Overweg's Erfahrung zufolge die von den Fellans verdrängte alte Herrſcherfamilie von Kaſchna zurückgezogen hat, von wo aus ſie mit Unterſtützung der Mariadier ihr Be— ſitzthum wieder zu erobern ſich beſtrebt. Nach Overweg liegt Mariadi 8 Tagereiſen u von Zinder. Der Weg dahin findet ſich auf Petermann's ſchöner Karte ver⸗ zeichnet. ) Gauaſu iſt ein völlig unbekannter Name; dagegen erwähnten Clapperton und Lander Sanſanneh *) Ayſa muthmaßlich ſchon unter dem Namen der Stadt San— ſani, die ſie auf ihrem Zuge von Zurmie nach Sakatu berührten (Denham II, 42, 45, 133; Journal 264), ſo wie Clapperton ſelbſt die Gundumiwildniß durchziehen mußte (Wald von Gudami, Journal 176), wenn nicht damit eine zweite ähnlich genannte, näher an Sakatu gelegene Sumpfebene Gondamie (Journ. 180) gemeint iſt, die Clapperten auch überſchritt und wiederholt einen See (Denham II, 79, 100, 107, 115), ja ſelbſt einen Fluß (II, 127) nannte. 6) Aliyu, der Sohn und zweite Nachfolger des früheren mächtigen und durch Clapperton's Aufenthalt bei ihm auch in Europa allgemein bekannt gewordenen Fel— lanherrſchers Bello iſt derſelbe, der ſchon bei Fresnel's Gewährsmännern (Bull. XIV, S. 155) und in der Mittheilung des Timbuctuprieſters vorkommt (S. hier S. 52), und von dem Barth ebenfalls bereits Kunde gab (S. hier II, 67), der ſich aber in einigen feiner deutſchen Briefe fortwährend Alin geſchrieben findet. ) Zänfara oder Zamfara, wiederum ein ſchon früh bei dem trefflichen Leo (Ramusio 1, fol. 79 b), dann im vorigen Jahrhundert bei Abd-el-Rhachman (988) und bei v. Einſiedel (Cuhn Sammlung neuer Reiſebeſchreibungen III, 436) vorkom⸗ mender Name eines der Haupttheile Haüſſa's (Geogr. von Afrika 292), der öſtlich *) Sanſanneh dürfte in dem centralen Afrika nur eine andere Form des ſehr weit verbreiteten Wortes Sanſan (Sanſon) ſein, das Clapperton ſowohl in Bornu, wie in Haüſſa im Gebrauch fand und welches eine allgemeine Bedeutung hat, die Barth nicht zu kennen ſcheint. Clapperton erklaͤrte es theils durch Stadt (Journal 233), theils durch Sammelplatz (Sans an signifies in Arabie Gathering, where the scattered parties of an army assemble previous to an expedition. Denham II, 16 und Journ. 122) oder Lager (Journ. 127). So giebt es eine große Stadt Sanſan in Bornu (Denham II, 16), und neben der oben erwähnten, die urſprünglich ein Hee— resſammelplatz war, noch eine zweite gleiches Namens in Hauſſa (II, 134). Die neuen Entdeckungsreiſen im Innern von Nord-Afrika. 67 von Sakatu gelegen iſt und oft den Zankapfel zwiſchen den jetzt unabhangigen Gu— beranern und den Fellans abgegeben hat Clapperton hatte auf feiner erſten Reiſe Zamfra beſucht, deſſen Hauptſtadt Zurmie oder Zulami heißt (Denham II, 70, 74, 117) ) Am Schluß des vorigen Jahrhunderts hatten zu Kaſchna und in Bambara 250 Kauris den Werth eines engliſchen Schillings oder von 10 Silbergroſchen (Mungo Park und Beaufoy in Mungo Park's Travels 45), was ſichtlich ein viel hö— herer Werth iſt, als die Kauris an der Küſte in Dahomey erlangen, wo man für 1 Dollar 2000 Kauris, d. h. für 1 Schilling 500, erhalt (Forbes Dahomey and the Dahomans J, 36). Nach dem Kaſchnapreiſe betrug alfo das Königliche Geſchenk des mächtigen Fellanherrſchers an Barth 400 engl. Schillinge oder 133 Thaler 10 Silber— groſchen Pr. Cour. 9) Wurno war bisher ein unbekannter Ort, den aber auch der Timbuctupilger als Reſidenz Aliyu's kannte (S. 52). 10) Den Galadima (d. h. wortlich Thorhüter, Denham II, 13) erwähnte Barth ſchon früher (Zeitſchrift II, 67). Derſelbe hatte unſern Reiſenden unter feine Protection zu nehmen verſprochen. 11) Von dieſem Namen des Fluſſes von Sakatu hatten wir bisher keine Kenntniß. 12) Von Bello's Wißbegierde und feinen für einen Fürſten des centralen Nord-Afrika achtungswerthen Kenntniſſen giebt Clapperton eine vortheilhafte Schilderung, wie denn Bello überhaupt ein ausgezeichneter Mann war (Denham II, 82, 85). Auf fein Ge— heiß verfertigte ſein Secretair für Clapperton die geographiſche Skizze des Sudan, die in deſſen und Denham's Reiſewerk veröffentlicht wurde, und begleitete ſie mit einem nicht unwichtigen ebenfalls dort enthaltenen Commentar. Für die Achtung, die Clapperton vor Bello's Wiſſen hatte, zeigt der Umſtand, daß er ihm bei feiner zweiten Reiſe Eucliv’s Geometrie, den Ebu Senna (Avicenna), beides arabiſch, und die Geſchichte der Ta— taren unter Tamerlan nebſt anderen arabiſchen Büchern, worunter ſich außer dem Ko— ran das alte und neue Teſtament, die Pſalmen David's und andere arabiſche Bücher befanden, als paſſendes Geſchenk zu überreichen wagen konnte (Journ. 197). Beſon⸗ ders für den Euclid war Bello ſehr dankbar (198). ) Clapperton (Journ. 195) erwähnt 11 Thore, wovon 7 erſt neu gebaut waren und ſetzte Sackatu an die Vereinigung eines unbedeutenden, von ihm nicht genannten, nach der Karte zu ſeiner zweiten Reiſe aber von Süden kommenden Flüß— chens (des Rima? G.) mit dem Quarrama (Denham II, 73), Duncami oder Fluß von Zurmie (Clapperton Journ. 191) oder Sakatu, der zwifchen Kaſchna und Kano entſpringt, erſt dieſe Landſchaften von einander ſcheidet, dann durch Zanfra geht, hier die Hauptſtadt Zurmie berührt, Sakatu beſpült und endlich, wie der Reiſende hörte, 4 Tagereiſen weſtlich von Sakatu in den mittleren Niger (Quorra) fällt (Denham II, 70, 112; Clapp. Journ. 207). So hat derſelbe einen ziemlich lan— gen Lauf, iſt aber doch nicht eben bedeutend, da er in ſeinem unteren Lauf zuweilen trocken liegt, wie Clapperton bei ſeiner erſten Reiſe zu beobachten Gelegenheit fand (Denham II, 70). ) Atiko, Bello's Bruder und fein kräftiger nächſter Nachfolger (Barth in die— fer Zeitſchrift IT, 67), kommt oft in Clapperton's beiden Reiſeberichten vor (Den: ham II, 97, 98, 99, 101, 102); ebenſo wird von Clapperton Attiko's Reſidenz in Sa— katu, der ſpätere Wohnſitz Hamedu's, erwähnt (Denham II, 102). ) Daſſelbe berichtete ſchon früher Barth (Zeitſchrift II, 67). 16) Alſo der Tuäregs, des handelsthaͤtigſten Volks von Nord-Central- Afrika. ) Ueber die großen Salzcaravanen, welche die Iteſan und Khilgeris nach dem Sudan führen, ſ. Berl. M. 1852, S. 330, und Clapperton Journal 228, 229. Lander (Clapperton Journal 266) ſah eine ſolche Caravane der Tuäregs von 500, Clapperton (Denham II, 55) eine andere von 3000 Kameelen. 5) Clapperton nennt auffallender Weiſe dieſe Zoromaua gar nicht; dagegen er— wähnt er die Fellans als Hauptbewohner des Ortes (Denham II, 112), und, er keine weitere Bemerkung hinzufügt, muß er ſie wohl für reinblütige Fellans gehalten haben. ) Im Sudan iſt es allgemein Sitte, die ſchönen, faſt ausſchließlich von 5* 68 Miscellen: Frauen gefertigten und durch ganz Nord-Afrika hochgeſchaͤtzten Zeuge aus dünnen, nur 3 bis 4 Zoll breiten blauen und weißen Streifen von Baumwollengewebe, die hernach ſehr künſtlich zuſammengenäht werden, darzuſtellen (Lyon 155). 20) Die Nyffi, Nyffuans (Denham II, 54) oder, wie fie auch öfters genannt werden, Nufantſchi, ſind die hier häufiger ſchon erwähnten Bewohner der großen, an der linken Seite des unteren Niger (Kowara) gelegenen Landſchaft Nyffé, Nuffi oder Tappy (Geogr. v. Afrika 300), die Dariba, Parriba oder Porurba die Bewohner des gleichnamigen Reichs auf der rechten Seite des unterſten Niger (ebendort 217). 21) Der Kurna iſt ein botaniſch noch unbeſtimmter Baum Bornu's und des Sudans, von wo Vogel aber bereits ein Exemplar in Fezzan antraf. Unter den durch Rob. Brown unterſuchten botanifchen Reliquien Oudney's ſcheint kein Speci⸗ men davon gefunden zu fein. Vogel ſah den Kurno in Fezzan 80“ hoch und 3! dick, und bemerkt dabei, der 26. Grad n. Br. ſcheine die Grenze ſeiner Verbreitung u ſein. = 22) Die Tamarinden find in den dürren Landſtrichen Nord: Afrifa’s ein ebenfo häufiges, als nützliches Gewächs, indem ihre Früchte ein kühlendes und überaus kräſtiges antifebriles Getränk liefern und auch gern gegeſſen werden ( Brown Dar Fur 292). 23) Die Gonda find botaniſch ganz unbekannt. 24) Es ift damit die weſtlich vom Niger, nördlich und öſtlich aber von dem großen Bogen des Quarrama, Duncami oder Fluß von Zirmi (f. hier 67) oder Sakatu begrenzte Landſchaft gemeint. Kebbi iſt der an der Quarramamündung gelegene Strich da Clapperton (Denh. II, 70, 73; Journ. II, 207) ſagt, daß dieſer Fluß, nachdem re Kebbi durchzogen, in den Niger tritt; feine von den Fellans unabhängigen (Clapperton J. 155) Bewohner gelten als Ungläubige und machen den geraden Weg von Sakatu nach Timbuctu gefährlich (Clapperton J 332 und bei Denham II, 48), weshalb wohl Barth und der Timbuctuprieſter einen ſüdlicher gerichteten Umweg über Say oder So— foto-Say (Barth in dieſer Zeitſchrift IT, 67) einſchlugen. 25) Der Name Gando war bisher unbekannt, bis Fresnel (Bull. XIV, 168) von einem am mittleren Niger zwiſchen dem Gebiet von Sakatu und dem gleich zu erwähnenden Reich Yauri am linken Ufer des Stroms gelegenen Fellanſtaate Gon— dou Kunde erhielt. Noch früher führte indeſſen Bello's Seeretair in feiner Fartogras phiſchen Skizze ein Land Ghandu ſo an, daß ſich beſtimmt ergiebt, daß daſſelbe ſich auch an der linken Seite des Niger beſinden muß, und daß es unzweifelhaft identiſch mit Fresnel's Gondou und mit der früher ſchon durch Barth (Zeitſchrift II, 67) in derſelben Gegend erkundeten Localität Gando iſt. So erweitert ſich durch die Zuſam⸗ menſtellung und Vergleichung der zerſtreuten Notizen der verſchiedenartigſten Bericht⸗ erſtatter die Kunde des centralen Afrika's fortwährend in der erfreulichſten Weiſe. 26) Pauri oder Purri iſt die ſehr große, zuerſt durch R. und J. Lander beſuchte Handels- und Hauptſtadt des Reichs gl. N. am Niger, die nach Clapperton's Erkun⸗ digungen nur in 5 Tagereiſen gerader Entfernung von Sakatu liegt (Denham II, 91; Geogr. von Afrika 300). 27) Daß Tuäregs bis fo tief nach Süden ſich gezogen haben, war eine bisher ganz unbekannte Thatſache; Barth's Mittheilung erklärt aber ſehr genügend das Vor— kommen in dieſen Gegenden des Namens Tadgahra, den wir durch den geiſtlichen Wallfahrer aus Timbuctn (S. hier ©. 51 und 52) kennen lernten und der ganz auf einen Tuäaregurfprung hinweiſt. Der Name Dindina iſt ganz unbekannt. 23) Iſcha oder, wie das Wort gewöhnlich geſchrieben vorkommt, Iſſa iſt ein in der central-afrikaniſchen Geographie altbekannter Name, der im Son'ray (Sun⸗ gai) oder in der Timbuctufprache allgemein Waſſer heißt und ſchon bei Marmol er— ſcheint und nach dieſem in Livio Sanuto's Geographie von Afrika (Venezia 1588) Von d' Anville unbeachtet geblieben, erſchien er erſt wieder im Jahre 1820 durch einen Timbuctuer Schulmeiſter von Tripolis bei Ritchie (Quarterly Review XXIII, 231), von wo ihn Ritter in ſeine Erdkunde aufnahm (1. Aufl. I, 472). Es iſt alſo ein allgemeiner Name, mit dem die Son'ray Redenden den großen Strom ihrer Hei- math bezeichnen. S. meine Auseinanderſetzung in den Berl. Mon. 1852, 303. 29) Siehe oben Nr. 22. Die neuen Entdeckungsreiſen im Innern von Nord = Afrifa. 69 30) Dieſen Scherif el Fazi od. Faſer Scherif nennt Barth felbft (B. M. 1852, 333). 3%) Journal of the Geogr. Soc. VIII, 201. 32) Der um die centralsafrifanifche Geographie fo ſehr verdiente Veteran Mac Queen hatte ſich ſchon im Jahre 1840 bemüht, aus anderen Angaben darzuthun, daß Clapperton's und Denham's aſtronomiſchen Beſtimmungen in Bornu kein beſonderer Werth beizulegen ſei, und daß der Zeichner ihrer Karte den Tſad einen ganzen Grad zu weit nach Oſten gelegt habe (Geographical Survey of Africa 1840, 209), fo wie daß auch die Peripherie des Sees verringert werden müſſe. Ueber die Lage Bor: nu's und Kuka's ſagt derſelbe (210): This most clearly places Bornou a little to the castward of Tegerhy (Grenzſtadt Fezzan's gegen die Sahara) and Kouka the capital at least a degree more to the eastward than the point, where it has hitherto been placed. Aehnlich urteilte Fresnel (Bull. XIV, 177) ©. auch Berl. M. B. 1852, 352. 33) Siehe hier Zeitſchrift II, 376, 378. 34) Das iſt nun die dritte Zahl, die wir für die abſolute Höhe des Tſad aus Vogel's Beobachtungen erhalten. Zeitſchrift II, 426; III, 54 und 56. 35) Siehe hier II, 367. 36) Siehe hier II, 380 — 381 Overweg's Höhenbeſtimmungen in der Sahara. 37) Dibla liegt 4 Tage nördlich von Akedem oder Agdem (Fresnel XIV, 185, 322). 35) Aghadem iſt ein ausgedehntes Thal mit einigen Brunnen köſtlichen Waſſers auf dem Wege von Bilma nach dem Tſad (Denham J, 31; Fresnel XIV, 185). 39) Siehe über die dieſem Namen vorgefegte Sylbe Tin, die darauf hin— weiſt, daß die Wüſte nicht ohne Brunnen ſein kann, B. II, 348. 40) S. Berl M. 1852, 363; Fresnel XI, 31; XIV, 192. Gumprecht. Dr. Vogel's Aufenthalt am Tſadſee. Nächſt den früher bereits hier (II, 425; III, 63 - 65) mitgetheilten kurzen Nachrichten über Dr. Vogel's Ankunft am Tſadſee und deſſen erſte Unterſuchungen in Bornu haben wir neuerlichſt durch einen aus Kuka vom 13. Januar datirten Brief an des Reiſenden Familie in Leipzig weitere Berichte über ſeine Operationen und ſeine Erlebniſſe erhalten, die wir im Folgenden vollſtändig mittheilen wollen, obwohl ſie größtentheils aus den Be— richten früherer Reiſenden ſchon bekannte Dinge über Bornu enthalten. Der Brief iſt der Deutſchen Allgemeinen Zeitung vom 7. Juni d. J. entnommen: „Ich bin nach einer etwas langen und beſchwerlichen Wüſtenreiſe glück— lich am 13. Januar hier angekommen, wo ich recht leidlich einquartirt bin und vom Sultan viele Freundlichkeit erfahre. Meine Begleiter leiden alle vom Fieber; ich habe aber, Gott ſei Dank! nur einen einzigen Anfall davon gehabt, der nur fünf Stunden währte. Als ich Dir die letzten Zeilen (aus Aſchenumma vom 26. Nov. v. J., die hoffentlich in Deine Hände gekommen find »), ſchrieb, war ich recht herzlich unwohl, indem ich im hoͤchſten Grade an der Gelbſucht litt, ein Uebel, welches in Fezzan ſehr häufig und beſchwer— lich iſt. Dank meiner guten Natur und einiger Kenntniß, die ich mir von der Medicin erworben, wurde ich dieſes höchſt fatale Unwohlſein in etwa zehn Tagen wieder los .... Ich mache jetzt häufige Ausflüge von 5 — 14 Ta- gen, meiſt um Pflanzen zu ſammeln, reducire dabei meine Beobachtungen, ordne meine Papiere und werde dann, ſobald ich damit fertig ſein werde, nach 70 Miscellen: Süden oder Oſten vordringen 2). Von dem Gefährten, den ich hier treffen ſollte, Dr. Barth, habe ich leider nichts weiter erfahren können, als daß er Sokatu verlaſſen und ſich nach Timbuctu begeben hat und nicht wieder hier— her zurückkehren wird. Ihm einen Boten nachzuſenden, iſt ganz unmöglich, und ſo bin ich denn ganz allein auf mich und die Hülfe meiner Leute, na— mentlich meiner beiden Sappeurs, angewieſen. Die Gegend hier iſt über alle Begriffe entſetzlich. Wer hier auf tropiſche Fülle rechnet, wird ſich entſetz— lich getäuſcht finden. Trotz meines eifrigen Suchens iſt es mir in faſt fünf Wochen nicht möglich geweſen, mehr als 75 verſchiedene Pflanzen hier auf- zufinden und zu ſammeln. Die Wälder beſtehen meiſt nur aus Akazien (nur zwei Arten) und Tamarinden; Palmen (Dum) finden ſich nur etwa 50 Mei— len nördlich von hier am Fluſſe Don 5). Kein einziger Baum oder Strauch iſt ohne Dornen. Vielleicht bietet das Land nach der Regenzeit einen erfreu— licheren Anblick dar; denn jetzt ſind allerdings faſt alle Gräſer und zarte— ren Pflanzen verbrannt von der Sonnenhitze, da das Thermometer ſchon von Anfang Februar häufig bis über 100 Grad Fahrenheit ſteigt. Höchſt unangenehm iſt der Mangel an allem und jedem Obſt und Gemüſe 5); von letztem giebt es nur Tomatums >) und Zwiebeln 5), von erſtem außer Waſſer- und Brodmelonen abſolut gar nichts, was einigermaßen eßbar wäre; denn mit den Beeren, welche die Eingeborenen hier genießen, würde man bei uns das Vieh nicht füttern mögen. Fleiſch, von dem man daher faſt allein leben muß, iſt im Uebermaß vorhanden und wohlfeil; für zwei Nähnadeln, hier etwa 3 Pfennige an Werth, kauft man ein Huhn, für 1 Speciesthaler zwei Schafe, für 2 Thaler einen großen Ochſen 7). Wir leben meiſt von Hühnern 9), da das übrige Fleiſch ſich höchſtens anderthalb Tage erhält. Der Boden iſt übrigens jeder Kultur fähig, wenn es nur Leute gäbe, die ar— beitfam genug wären, ihn zu bebauen. Indigo, Baumwolle?) und Melonen wachſen wild, Reis und Weizen könnten in jeder beliebigen Menge gewon— nen werden; erſter iſt vorzüglich gut "°), aber fo ſelten, daß der Sultan ihn nur als Geſchenk giebt. Die hieſigen Menſchen finden es viel bequemer, ſtatt Ackerbau zu treiben, Raubzüge in das Nachbarland zu machen, dort eine gute Anzahl von Sclaven, meiſt Kinder von neun bis zwölf Jahren, einzufangen und dieſe dann an die Tibbu- und Araberkaufleute gegen die geringen Be— dürfniſſe zu vertauſchen, die ſie außer den wenigen Dingen, welche ihnen das Land liefert, noch haben 11); es beſtehen dieſe beſonders in Calicot, Burnuſ— ſen, Salz und etwas Zucker. In dieſer Art von Handel wird ein Sclaven— knabe von etwa zehn Jahren für etwa 5 Thlr. gerechnet werden; ein eben ſo altes Mädchen gilt ungefähr 7 Thlr. . .. Der Tſadſee iſt nicht etwa ein ſchönes, klares Waſſer, ſondern ein unüberſehbarer Sumpf 12), an deſſen Ufern Mosgquitos in unbeſchreiblicher Maſſe Menſchen und Pferde beinahe zu Tode peinigen. Ich kann am See nicht ſchlafen, ohne die Strohhütte, die mir zur Wohnung dient, bis zum Erſticken mit Rauch erfüllt zu haben, und muß zu Dr. Vogel's Aufenthalt am Tſadſee. 77 dem Ende die ganze Nacht hindurch Feuer in derſelben unterhalten. Kuka liegt ſieben engliſche Meilen weſtlich vom See und hat deshalb weniger Mücken, dagegen aber Fliegen in unendlichen Schwärmen 1). Zu ihrer Vertilgung ſcheinen von der Natur zwei kleine Eidechſenarten angeſtellt, die zu Tauſen— den mit unbeſchreiblicher Geſchwindigkeit an den Wänden hin- und herlau— fen und die Inſecten mit vielem Geſchick wegſchnappen. Die Bäume ſind mit Chamäleons bevölkert. Von Käfern und Schmetterlingen giebt es hier äußerſt wenig; von erſten habe ich nur zwei Arten zu Geſicht bekommen, von letz— ten etwa zehn bis zwölf, worunter nur einen größeren. Deſto zahl— reicher ſind Ameiſen und Termiten vorhanden 11), die alles Wollen- und Leinenzeug zerfreſſen, wenn es nicht auf's Beſte verwahrt und verſchloſſen iſt. Leider waren fie auch in ein Packet von mir geſammelter Wüſtenpflanzen ge— kommen und hatten unter denſelben arge Zerſtörungen angerichtet. Mit Gift— pflanzen und Scorpionen iſt das Land reichlich geſegnet ), fo wie mit Kröten von etwa 4 — 5 Zoll Durchmeſſer. Elephanten und Nilpferde giebt es am See in ungeheurer Menge, ſo daß ich von den letzten nicht ſelten 20 bis 30 zuſammen geſehen habe 1). Seltener find Löwen und Leoparden; von den erſten habe ich keinen zu Geſicht bekommen, wohl aber ſie brüllen hoͤren, von den letzten dagegen ſah ich erſt kürzlich noch ein ſehr fchönes Exemplar, konnte aber leider nicht zu Schuſſe kommen, da es meiner in einer Entfernung von etwa 30 — 40 Schritten anſichtig ward und ſich eiligſt in ein undurchdringliches Akaziendickicht zurückzog! ?). Große Wildſchweine (Warzenſchweine, Phacochoerus) find ſehr häufig; fie wohnen in Erdhöhlen in den Wäldern. Eben fo häufig find Gazellen und Antilopen, letzte in zwei oder drei Arten ). Wilde Büffel bevölkern die ſumpfigen Ufer des Sees und ſind des Fleiſches und der Haut wegen eine gute Beute n). Doch iſt ihre Jagd gefährlich. Bei einer meiner Jagdpartien drehte ſich einer, den ich mit einem Schuſſe verwundet hatte, plötzlich um, warf ſich auf meine Leute, die ſchon des Sieges gewiß zu fein glaubten, tödtete zwei Pferde und verwundete einen Mann ſehr ſchwer. Ein anderer, den wir unterwegs, etwa 50 Meilen von hier, auftrieben, lief nach der Karavanenſtraße zu, und als er dort durch die lange Reihe von Kameelen ſeinen Rückzug abgeſchnitten ſah, ſtürzte er auf eins derſelben, rannte es um und verwundete es ſo gefährlich an der Bruſt, daß es den Tag darauf erſtochen werden mußte .... Die hieſigen ſchwarzen Damen flechten ihre Haare mit einem unendlichen Aufwand von Butter in zahlloſe kleine Zöpfchen 2»), die in der Mitte des Kopfs in einen Kamm vereinigt werden, ſo daß der Putz täuſchend einem Dragonerhelm ähnlich ſieht. Bisweilen tragen ſie auch kleine Löckchen rund um den Kopf herum, welche die Form und Größe und, dank dem Fett *)! auch die Conſiſtenz der Späne einer Bohrmaſchine haben. Die Vorderzähne färben fie roth, die Eckzähne ſchwarz, jo daß man lebhaft an ein Schachbrett erinnert wird, wenn ſie den Mund aufthun. Sie ſchminken ſich auch, und zwar Arme und Ge— 72 Miscellen: ſicht mit Indigo, was ihrem Teint einen höchſt lächerlichen blauen Ton giebt. Mein Empfang hier war glänzend: der Sultan ſchickte mir ſchon 50 Meilen weit 150 Reiter entgegen, und ſein eigener Bruder holte mich drei Stunden weit mit einer Armee von 3000 Mann Cavallerie feierlich ein. Nähere Nach— richten und eine Menge geographiſcher Neuigkeiten kommen nächſtens durch Beiſchluß an Herrn Petermann in London oder Profeſſor Ritter in Berlin; die große Karavane aber, die in einigen Monaten von hier abgeht, bringt Euch Allen wieder viele und lange Briefe. Eure Briefe ſchickt nur getroft durch Oberſt Herman in Tripolis an den engliſchen Viceconſul Gagliuffi in Murzuk; von da aus iſt öfter Gelegenheit, Kleinigkeiten hierher zu ſchicken, als ihr denkt u. ſ. w.!“ 1) S. Bd. II S 369 — 372 der Zeitſchrift. 2) Der Reiſende dürfte damals die Inſtructionen, welche ihm die Erforſchung des Benue-Tſchaddaſtroms aufgaben, noch nicht erhalten haben, fo wie auch ſpätere Aeußerungen in dieſem Briefe fürchten laſſen, daß mehre Sendungen, die von Lon— don aus an ihn gerichtet wurden, nicht in ſeine Hände gekommen ſind. Es ſcheint in der That die Correſpondenz nach dem Innern ſchwieriger zu ſein, als die von dem Innern heraus nach Murzuk und Tripolis. ˖ 3) Pon unzweifelhaft ein Druckfehler ſtatt Heu ſ. Bd. II, 426; III S. 53. 4) Schon Denham bemerkte den auffallenden Mangel, den Bornu an fat jeder Art von Obſt oder Gemüſen hat, fo daß Vogel nur deſſen Angabe beftätigt. Den— ham ſagt nämlich: And probably there is no spot of land between the tropics so destitute of either fruit or vegetable as the kingdom of Bornou (a. a. O. J, 317). Of vegetables was a great scarcity (ebendort J, 69). ) Die Tomatum find unzweifelhaft die Tomates der Franzoſen oder Solanum Ly- copersicum, da Denham (I, 69) gleichfalls Tomates in Bornu erwähnt. Onions are to be procured near to the great towns only, but no other vegetables. Denham I, 318. ) The price of a good bullock is from three dollars to three dollars and a half (woraus ſich ergiebt, daß das Rindvieh im Jahre 1823 viel theurer war, als jetzt) Denham I, 321. ) The domestic fowl is common and the cheapest animal food, that can he purchased, they are small, but well flavoured; a dollar will purchase forty (Denh. J 320; alſo auch dieſer Preis war im Jahre 1823 höher, als er gegenwärtig iſt. ) Indian corn, cotton and indigo are the most valuable productions of the soil. The two latter grow wild, close to the Tschad and overflowed grounds. The indigo is of a superior quality (Denham I, 317). Ferner: The culti- vation of indigo also of a superior kind might be carried to any extent, as it now grows wild (333). Die daraus bereitete dunkelblaue Farbe dürfte nach Denham's Anſicht durch keine in der Welt an Güte übertroffen werden (317). 10) Die Seltenheit des Reis erwähnte Denham auch, fo daß man ihn von au— ßerhalb einführte; den in weniger Menge eingeführten fand er aber von geringem Werth. — Weizen wird nur in den Häuſern der Reichen angetroffen, ſagt Denham I, 316. ) The people of Bornou have nothing beyond the bare necessaries of live and are rich only in slaves, bullocks and horses (Denham J, 318). 12) Schon Barth ſagte ausdrücklich, der Tſad ſei nur ein Sumpf (palus), kein See (lacus), und Ptolemäus hätte eine ganz richtige Kenntniß davon gehabt. Ueber das periodiſch faſt völlige Austrocknen deſſelben ſ. auch Berl. M. 1852 S. 351, 372. 3) Aehnliches ſagt Denham von feinem Aufenthalt zu Kuka: The dampness of the atmosphere and the millions of flies and musquitoes beyond all conception, * * ; h 6 Dr. Kane's Nordpolar-Expedition. 73 that accompanied it, rendered it almost impossible to enjoy any thing like repose either by day or night. The anoyance of these insects at Lisbon, Naples and in the other parts of Italy and Sicily, but neither in numbers, nor in peace distur- bing power, were to be compared with these (I, 197). 14) The white and black ants were like the sands in number; the white ones make their way in every trunk of what ever sort of wood they were made, as if it had been paper .... The black aut was no less persevering in attacks upon our person; her bite was nearly as bad as a scorpion and so sharp as to excite an involuntary exclamation of the sufſerer Denham I, 198. 15) Of scorpions we have scen but few. Denham I, 198. 16) The elephant is so numerous as io be seen near the Tschad in herds from fifty to four hundred. The cerocodile and the hippopotamus are also nume- rous and the flesh of both is eaten. Denham J, 320. 7) Löwen, Panther und eine Art Tiger, d. h. Leoparden, da in Afrika bisher rc wahrer Tiger gefunden worden iſt, erwähnt auch Denham in Bornu 320). 18) Dieſelben Vierfüßler nennt Denham (I, 319). Von Antilopen kommen vor A. senegalensis, cervicapra und bezoartica (ebendort II, 192 193). 19°) The buffalo (Bos bubalus), the flesh of wbich is a delicacy, has a high game flavour. Denham I, 320. 20) Das in Zöpfeflechten der Haare und den kammartigen Aufſatz auf dem Kopf bei den Bornudamen beſchreibt auch Denham, der dieſen Putz übrigens nicht ſchön ſchön fand (J, 318). ; 21) Denham (I, 324) berichtet, daß die Bewohner Bornu's keine Pflanzenöle beſitzen Deshalb iſt die Erleuchtung für den größeren Theil des Volkes ein Luxus— artikel; man bedient ſich dafür des Ochſenfettes. Gumprecht. Dr. Kane's Nordpolar-Erpedition. Die beiden nachfolgenden, durch den gegenwärtigen Geſchäftsträger der Vereinigten Staaten bei der ſchweizeriſchen Eidgenoſſenſchaft, Herrn Fay, an Herrn A. von Humboldt mitgetheilten Berichte, betreffen die nordamerikani— ſche durch den Commandeur und Dr. der Mediein Eliſha Kent Kane U. S. N. geführte Unterſuchungs-Expedition, die ſich im Augenblick im Nordpolar— meere befindet. Kane hatte bereits in den Jahren 1850 und 1851 an der durch den Commodore De Haven befehligten und zur Aufſuchung von Sir John Franklin beſtimmten nordamerikaniſchen ſogenannten Grinnell'ſchen Expedition als Schiffsarzt Theil genommen, und er iſt der Hauptverfaſſer des über die Reſultate derſelben im Jahre 1854 zu London erſchienenen trefflichen Werks: Grinnell Expedition in Search of Sir John Franklin. Nach ſei— ner Rückkehr war Dr. Kane wieder als Schiffsarzt im mericanifchen Meer— buſen ſtationirt, als ihn ein Befehl des Marine-Departements nach Waſhington berief. Hier erhielt er wegen ſeiner ausgezeichneten Talente, obgleich er nicht eigentlich Seemann iſt, das Commando zweier Schiffe mit der Aufgabe, eine neue Nordpolar-Reiſe zu unternehmen. Die beiden folgenden auszugs— weiſe mitgetheilten Berichte ſind nun die erſten, die ſeit dem Beginn der 74 Miscellen: Reiſe nach Europa gelangten, aber auch zugleich die letzten, da ſeit Monaten jede Nachricht von der Expedition fehlt. Nach ihnen befinden ſich die Glieder der Expedition noch in voller Hoffnung. G. .. Die Erpedition !) hatte 12 Tage Windſtille, wobei das Schiff, wie gemalt auf einer gemalten See, feſtlag. Dann kam eine ſteife Briſe von Süd und trieb fie gegen das Ufer, 8 Knoten in der Stunde. Während der Windſtille hatte Commandeur Kane nach Sukkertoppen geſchickt, um Renn— thierhäute einzuſammeln; zugleich hatte er ſich mit friſchem Waſſer verſehen. In der Nacht, wo er ſeinen Brief ſchrieb, hoffte er Liefly zu paſſiren und in 2 Tagen Pröven zu erreichen. Er glaubte, die Nordweſtwinde müßten das Eis von der Melville-Bai abgetrieben haben, und ſollte der Wind ſich etwas mehr oſtwärts wenden, ſo würden auch die Eismaſſen nicht wieder zu— rückgehen. Commandeur Kane beſchreibt dann ſeine Einrichtung zu einer Schlitten— reiſe und ſeinen allgemeinen Plan. Seine Abſicht war, ſo lange als möglich in ſeiner Brig zu bleiben, um einen Hafen an der Oſtſeite des Smiths Sund zu ſuchen. Sobald das Schiff Anker geworfen, will er Olſen verlaſſen, einen tüchtigen Mann an ſeiner Stelle laſſen, um die Winterquartiere vorzubereiten, und ſich ſelbſt will er in ein Wallfiſchboot mit den Esquimaux und 4 Mann begeben, um, die ein— wärtsgehenden Fluthen benutzend, ſeinen Weg gegen Norden zu verfolgen. Kane beſchreibt zumal die amphibiſchen Eigenſchaften ſeines für das Waſſer, wie für das Eis eingerichteten und mit Proviſionen für 90 Tage, excluſive ei— nes 40 tägigen Vorraths für die zur Landreiſe beſtimmte Mannſchaft, verſehenen Boots, denn er beabſichtigt in den Herbſtmonaten, ehe der völlige Winter eintritt, eine Niederlage zu errichten, was er für ganz practicabel hielt, obgleich dies von den engliſchen Erforſchern noch nicht verſucht worden iſt. Er ſieht voraus, daß ſeine eigene Rückkehr zur Brig wahrſcheinlich erſt in der vollen Dunkelheit der Winternacht ſtattfinden kann. Aber, abgeſehen von der Neuheit und dem Intereſſe einer ſolchen Wall— fahrt, wird der Mond in ſeiner hohen nördlichen Declination in demſelben Zeitmoment den 13. October und November eircumpolar werden und 12 Tage hindurch einen ununterbrochenen Mondſchein geben. Mit Hilfe der Fernröhre und fortwährender Meridianbeobachtungen der Sterne wird keine Gefahr, den Weg zu verlieren, vorhanden ſein. Commandeur Kane iſt ungemein eifrig mit Ausrüſtung dieſer Expedition beſchäftigt geweſen. Durch die Begründung einer ſolchen Niederlage, als Centralmagazins für ſpätere Unternehmun⸗ gen, hofft er zu Fuß zu ſeiner Brig zurückkehren zu können, wenn er das Boot bei offenem Waſſer verlaſſen ſollte, um die Spuren oder die Richtung ) Dieſer Bericht iſt vom 20. Juli 1853 datirt. G. Dr. Kane's Nordpolar-Expedition. 75 der verlorenen Schiffe aufzuſuchen. Seine nächſte Tour dürfte erſt mit der Wiederkehr des Sonnenlichtes ſtattfinden, da einige Wochen Erholung nach der Rückkehr von dieſem Ausfluge nothwendig ſein werden. Während der Windſtille hat Dr. Kane mehrere Ortsbeobachtungen über die 150 engliſche Meilen lange Küftenlinie Grönland's zwiſchen Fifhernaer und Sukkertoppen gemacht. Die Beſtimmungen zeigen, daß Graahs däniſche Karten, ſowie die engliſchen Karten der letzten Expedition die Küfte um einen ganzen Längengrad weſtwärts gerückt haben. Er dagegen rückt ſie um 26 Mi— nuten öſtlicher, was der Axe der Baffins-Bai wied eine bedeutend andere Richtung giebt. Von einem anderen Begleiter der Expedition werden folgende Nach— richten in einem Briefe mitgetheilt: Upernavik !), Grönland, Sonnabend 23. Juli 1853. Ich werde nie vergeſſen, was ich Ihnen für die Erlaubniß ſchuldig bin, mich der Expedition anſchließen zu dürfen. Sollte ich am Leben bleiben, glücklich zurückkehren und als Vater einen Sohn bekommen, fo werde ich ihn auf jeden Fall auf eine arctifche Expedition mit ausſenden, wenn ich nur eine finden kann. Man lernt die Gefahr erkennen, ſie beſiegen und verach— ten. Und welche Anſchauungen! Die Sonne ſcheint Tag und Nacht auf dieſe nackten Felsabſtürze, und nun die großen Walfiſche, die größeren Eisberge! Sie würden lächeln, wenn ich von nichts Anderem als von den Flotten der Eisberge ſprechen wollte, und doch bilden ſie die vorherrſchende Architectur dieſer Gegenden. Wir ſind ſchon an ſo vielen vorübergezogen, daß ſie mich nicht mehr kümmern, als wenn in einer Stadt ein Haus auf das andere folgt. In dieſem Augenblick umgeben mich ihrer über ein paar Hundert; ich zähle ihrer 116, die mir dicht vor Augen liegen. Ich werde Ihnen danken, wenn ſie meinen Vater und alle die Meinigen von der Sorge um meine Sicherheit befreien. Niemand von der Expedition kann die geringſte Sorge aufkommen laſſen, ſo lange ſich nur Dr. Kane wohl befindet. Fragen nach ſeiner Geſundheit hat er nicht gern; ich glaube, daß es mit feinem Rheumatismus beſſer geht. Seitdem wir hier find, hatte er viel zu Stande zu bringen. Das wilde Volk, alles Fettpelze wie Winter— Poſſums, giebt nicht gern von feinen böfen Hunden her, und Dr. Kane mußte doch im Lande umherreiſen, um eine Anzahl einzukaufen. Er mußte die Fjords zwiſchen Kangiit (20 engl. M. von Pröven) 2) und Kaſchuk überſchif— fen und dann nach Upernavik gehen. In der Nacht campirte er mit ſeinen Leuten ) Upernavif oder Upernivif und das vorhin genannte Proven oder Prö— ven finden ſich auf der Karte von Nord-Grönland zu Rink's Aufſatz im zweiten Bande dieſer Zeitſchrift verzeichnet. G. 2) Kangiit iſt unzweifelhaft die Inſel Kangek und Kaſchuk die Inſel Kareſak derſelben Rink'ſchen Karte. G. 76 Miscellen: im Freien; ſie ſchliefen in ihren Kleidern und lebten von Vögeln, die ſie auf den Klippen ſich braten mußten. Sie waren faſt die ganze Woche in ihren offenen Booten unterwegs, und legten manchen Tag 50 engl. Meilen in einem Zuge zurück, eine harte Arbeit. Doch hat Dr. Kane Alles erlangt, was er bedurfte: Schlitten, Geſchirr, Hunde, Rennthiere, Seehundsfelle und Bären— pelze; dann Moccaſſins oder Fußbekleidung von Thierfellen, Schlingen zum Walroßfang und eine Menge anderer Gegenſtände, die ich nicht einmal alle zu nennen weiß. Und Alles dies ohne einen Augenblick Zeit verloren zu haben, denn die Windſtille hat bis jetzt angehalten, und noch haben wir kei— nen Anker ausgeworfen. Sobald der erſte Wind eintritt, fliegen wir davon; Jedermann geſteht, daß unſere bisherige Fahrt eine ſehr glückliche war. Für die Zukunft diene Folgendes, was ich aus glaubhafter Quelle habe. Haben wir den höchſten ſchiffbaren Punkt an der Oſtſeite von Smiths Sund erreicht, d. h. bis fo weit, als unſere Brig mit ihrem Negerkopf an der Spitze vorgeſtoßen wer— den kann, ſo ſucht Dr. Kane im Vorgebirge irgend einen einſpringenden Schutzwinkel im Canal, der gegen Süden und Weſten offen liegt, indem er aus Erfahrung und ſeinen theoretiſchen Anſichten nach eine ſolche Stelle, die auch am erſten ſich wieder vom Eiſe befreien wird, für den ſicherſten Schutz hält. So wie wir im Hafen eingelaufen ſind, bricht die Fußpartie zum Ma— gazin-Depot auf. Dieſe Neben-Expedition mögen die Briten unpolitiſch ſchelten; wir gewinnen dadurch Tage, die Goldes werth ſind und das Boot zu wichtigem Fortſchritt für weitere Forſchungen führen können. Das 25 Fuß lange und ſehr feſt gebaute Boot iſt fertig; ſein Boden iſt von Säcken be— deckt, die wir mit Pemmikan (gedörrtem Rennthierfleiſch) gefüllt haben; ſein Namen, The Forlorn Hope (die verlorene Hoffnung), wurde an ſeiner Spitze angebracht. Eine Bruſtwehr oder ein Queerbalken iſt querüber den Schiffsrand gelegt, um der Stoßkraft der 8 Matroſen eine größere Wirkung zu ſichern. Dr. Kane ſondirt voraus den Weg; eine Caoutſchuk (India rub- ber)⸗Hütte, um darin zu ſchlafen, und ein Schlitten zu dem Transport wird mitgeführt. Unſere Jungen machen freilich ein ſaures Geſicht beim Anblick dieſes Bootes. Mit dieſem kleinen Gefäß ſollen wir ſegeln, es rudern, ſto— ßen oder über Waſſer oder Eis, wie es kommt, fortziehen, bis es nicht mehr möglich iſt. Dann geht es zu Fuß nach der Brig zurück, die Forlorn Hope wird ihrem Schickſal überlaſſen und mit Eis zugepackt, um ihre koſtbare Provi— ſion vor Wölfen und Bären zu ſichern. Im Dunkel der Mitternacht muß dann der Rückweg zum Schiff nach Mond und Sternen geſucht werden. Im Schiff Advance wird man die Abenteurer mit Gruß und warmem Kaffee empfan— gen. Dann, mit dem nächſten Frühjahr, fängt erſt unſer Aller Arbeit an. Wir ſind voll Luſt und Muth. Wir werden ſchon die amerikaniſche Flagge fo weit nach dem Norden zu aufpflanzen, als irgend ein engliſcher Gentleman, und mit der rechten Geſinnung! Denn wir verehren Sir John Franklin, ſein Alterthümer in den Staaten Honduras und San Salvador. 77 Bild hängt in unſerer Cajüte; wir denken und ſprechen Tag und Nacht von ihm. Wir glauben, wo Dr. Kane weilt, da muß er auch ſein, und wenn er auch wo anders ſein ſollte, wir wollen ihn aufſuchen. Sollte er ſchon im Himmel fein, der arme Mann, jo kommen wir vielleicht auf dem für- zeſten Wege auch bald zu ihm. C. Nitter. Alterthümer in den Staaten Honduras und San Salvador. Der unermüdliche Pankee E. G. Squier verſteht es vortrefflich, die In— tereſſen der Wiſſenſchaft auch dann wahrzunehmen, wenn er auf diplomatiſchen Sendungen ſich befindet oder im Intereſſe der Speculation neue Verkehrswege aufſucht. Nachdem er ſein bekanntes Werk über die Alterthümer im Strom— gebiet des Miſſiſippi geſchrieben, ging er nach Nicaragua, um die Frage zu beantworten, ob dort ein Schifffahrtscanal anzulegen ſei. Das Ergebniß war einmal die Errichtung einer Transit-Compagnie, welche zwiſchen St. Juan del Norte einer- und New-Mork andererſeits eine Dampfſchifffahrtslinie in's Leben rief, und zweitens Squier's Buch über Nicaragua, das bei allen Mängeln von großem Werthe iſt. Im verfloſſenen Jahre beſuchte Squier die Staaten Hon— duras und San Salvador, und auch dieſe Reiſe hatte wieder ein zwiefaches Ergebniß. Squier verſtändigte ſich nämlich mit der Regierung von Hondu— ras über den Bau einer Eiſenbahn, welche etwa neun Grad weſtlich von der Panamabahn am Großen Ocean ausmünden ſoll. Schon ſind die Ingenieure in Thätigkeit, um die Linie abzuſtecken, und die Erdarbeiten ſollen noch im Laufe des Sommers beginnen. Zum Anfangspunkte an der atlantiſchen Seite hat man den Hafen Puerto Caballos auserſehen, der etwa zehn engl. M. von Omoa liegt; der Schienenweg ſoll dann den Uluafluß, am linken Ufer ent— lang, bis dahin ziehen, wo der Humuya einmündet, dort auf das rechte Ufer übergehen und durch die großen Ebenen von Espino und Comayagua laufen, etwa zwanzig Meilen von dieſer Hauptſtadt entfernt. Dort folgt die Bahn der weſtlichen Abdachung dem Goazcoran entlang bis zur Bai von Fonſeca, wo fie an einem Hafen endigt, den Sir Edward Belcher für einen der ſchönſten am Stillen Weltmeer erklärt hat. Das zweite Ergebniß find Squier's archäologiſche Entdeckungen, über welche er in der ethnologiſchen Geſellſchaft zu New-York am 11. März Bericht erſtattete. Er fand in den beiden genannten Staaten, in Honduras von einem Geſtade bis zum anderen, etwa dreißig Ruinengruppen zerſtreut, deren einige er näher ſchildert. 1) Die Ruinen von Tenampua. Sie liegen auf der Fläche eines hohen Hügels, von welchem man die weite Ebene von Comayagua überblickt. 78 Miscellen: Der Hügel faͤllt ohne menſchliches Zuthun ſteil ab und iſt nur an drei Punk— ten zugängig, welche durch dicke Steinmauern vertheidigungsfähig gemacht wur— den. Der Gipfel iſt etwa anderthalb engl. M. lang, mehr als eine halbe Meile breit und buchſtäblich mit Trümmern bedeckt. Dieſe beſtehen zumeiſt aus py— ramidenförmigen Bauwerken von verſchiedenen Dimenſionen, haben ſtets zwei bis drei oder mehrere Stufenabtheilungen (stages) und Treppen, wie die me— xicanifchen Teocallis. Das Hauptgebäude, welches Squier den „Tempel“ nennt, iſt etwa 300 Fuß lang und 180 Fuß breit und umſchließt mehrere Pyrami— denbauten, welche offenbar gottesdienſtliche Stätten, Opferſtätten („high pla- ces“) waren. Waſſer bekam der Hügel aus zwei großen viereckigen Vor— raths becken, die jetzt beinahe ganz verſchüttet find. Die Geſammtzahl der Ge— bäude, groß und klein, ſchätzt Squier auf 250 bis 300,; leider konnte er aus Mangel an Zeit nur einige der bedeutenderen meſſen. Es unterliegt ihm kei— nem Zweifel, daß die fruchtbare Ebene am Fuße des Hügels einſt ſehr dicht bewohnt war; auch glaubt er, daß Tenampua zugleich heilige Stätte, gleich— ſam eine Tempelſtadt und Feſtung geweſen ſei, wohin die Eingeborenen in Zeiten der Gefahr flüchteten. Etwas Aehnliches hat Squier bekanntlich ſchon früher bei manchen amerikaniſchen Mounds nachzuweiſen ſich bemüht. 2) Die Trümmer von Calamulla. Auch ſie liegen hoch, im Süd— weſten der Ebene von Comahagua, an der Straße, welche zur Indianerort— ſchaft Guajiquero führt. Die Gegend iſt ungemein maleriſch, eine grüne Sa— vanne, iſt dünn mit großen Nadelholzbäumen beftanden und beinahe völlig von einem klaren Bergſtrom umſchloſſen. Die Ruinen ſelbſt gleichen denen von Tenampua, ſind aber weit kleiner und auch weniger an Zahl. Die Haupt— pyramide iſt durchgängig mit Steinen bekleidet und hat die Aufgangsſtufen an der Weſtſeite. Die Indianer nehmen, wenn ſie vorübergehen, den Hut ab, wie ſie es auch bei den chriſtlichen Kirchen thun. Hier mag alſo noch eine Tradition über die vormalige Heiligkeit des Ortes im Volke leben. 3) Die Ruinen von Capuliſtagua. Dieſe fand Squier 15 Le— guas von der Stadt Comayagua im Thale eines der Hauptzuflüſſe des Su— laco. Die Trümmer ſind ſehr ausgedehnt und noch vortrefflich erhalten, und die Hauptgebäude ſo zu einander geſtellt, daß ſie ein Viereck bilden. Aus der Mitte deſſelben führt nach Oſten ein breiter, mit platten Steinen gepflaſterter Weg, welcher, wie man ſagt, anderthalb Leguas fortläuft und auf den Gi— pfel eines hohen Hügels führt, den eine Pyramide von fünf Stufen krönt. Der Hügel beherrſcht das Thal, und bei den Indianern geht die Sage, daß ein unterirdiſcher Gang dieſe Ruinen mit jenen von Tenampua verbinde. 4) Die Ruinen von Jamalteca, in der Ebene von Espino, zwan— zig Meilen von Comayagua. Sie gleichen völlig den übrigen ſchon erwähn— ten. Das Hauptgebäude ſteht auf einer breiten, mit Steinen gepflaſterten Terraſſe und iſt von kleineren in regelmäßiger Lage umgeben. In dem an— liegenden Thale liegen viele Alterthümer zerſtreut; insbeſondere findet man beim Alterthümer in den Staaten Honduras und San Salvador. 79 Nachgraben fchön gearbeitete, glänzend bemalte Geſchirre, namentlich Vaſen und allerlei hübſche Sculpturen. Aber alle dieſe ausgedehnten Ruinen ſind an Wichtigkeit mit jenen nicht zu vergleichen, welche Squier im Departement Gracias im weſtlichen Hon— duras, nach der Grenze gegen Guatemala hin, auffand. Das iſt recht eigent— lich klaſſiſcher Boden; dort fanden auch Galindo und Stephens die alte Stadt Copan. Die von Squier beſuchten Ruinen liegen jedoch nicht etwa an einem der ſuͤdlichen Zuflüſſe der Motagua, ſondern in den großen Parallelthälern der Flüſſe Chamelicon und Santiago und in der weiten Ebene von Senſeneti. Aber alle dieſe Trümmer gleichen denen von Copan, und die Menge der Hiero— glyphen und Sculpturen iſt nicht geringer. Einige der dort gefundenen Sta— tuen können ſich an Schönheit mit den beſten anderen amerikaniſchen meſſen, und von einem koloſſalen Kopfe, der in den Ruinen von Pulpates gefun— den wurde, ſagt Squier, es ſei ihm nie ein klaſſiſcheres Muſter altamerikani— ſcher Kunſt vorgekommen. Die Ruinen überhaupt ſind in ſolcher Menge vor— handen und ſo weit umher zerſtreut, daß die Kirchen in vielen Ortſchaften, und zudem noch die Wohnhäuſer, aus den behauenen Steinen derſelben auf— geführt worden ſind. Auch die Ruinen von Copan wurden von Stephens nur theilweiſe durchforſcht, der bei weitem größte Theil iſt noch gar nicht un— terſucht. Die Regierung von Honduras hatte Herrn Squier dreihundert Leute zur Verfügung geſtellt, und er wollte eben an die Unterſuchungen und Aus— grabungen gehen, als der vormalige indianiſche Trommelſchläger und jetzige Dictator von Guatemala, Carrera, Honduras mit Krieg heimſuchte. Seine Truppen überzogen die Gegend von Copan, verwüſteten weit und breit das Land und hieben ſogar die Fruchtbäume nieder. Auch Sauier ſchildert dieſen weſtlichen Theil von Honduras als hochlie— gend und geſund, und ſeine Annahme, daß derſelbe einſt ſtark bevölkert gewe— ſei, wird durch die vielen Trümmerſtädte bewahrheitet. Er erinnert daran, daß der „große Häuptling“ Lempira, Kazike von Cerquin und Senſenti, dem Ka— tel (Kaziken) von Copan im Kriege gegen die Spanier 30000 Streiter als Hülfstruppen zuführen konnte. Lange Zeit leiſtete er tapfere Gegenwehr, und das Gebirge, wo er bis zuletzt Stand hielt, wird noch heute nach ihm be— nannt. Auf der Stelle, an welcher er feinen Tod fand, baueten die India— ner eine Kirche, zu welcher ſie alljährlich wallfahrteten, um für ſein Seelen— heil zu beten. Im heutigen Staate San Salvador wohnten, wie Squier ſich über- zeugt hat, viele Nahualſtämme, welche über den größten Theil deſſelben verbreitet find. Als die Spanier kamen, waren dieſe mexicaniſchen Völker im Beſitze des Landes zwiſchen dem Fluſſe Lempa (er iſt der größte, welcher in Centralamerika dem Großen Ocean zufließt, und entſpringt auf der Haupt— kordillere in den Bergen von Esquipulas) und dem Ocean. Faſt gar nicht von europäifchem Weſen berührt und in alter Indianerweiſe haufen ihre Nach— 80 Miscellen. kommen an der ſogennanten Balſamküſte, welche ſich in einer Länge von etwa dreißig Wegſtunden vom Hafen La Libertas bis zur Rhede von Acajutta er— ſtreckt. Unter dieſen Indianern leben wenige oder gar keine Weiße; ſie reden noch heute Nahualdialecte und leben nach den ſocialen und bürgerlichen Ge— ſetzen ihrer Vorfahren. Sie ſind es, welche ausſchließlich den ſogenannten peruvianiſchen Balſam ſammeln, der, ſeiner Benennung ungeachtet, nur an dieſer Küſte gewonnen wird. Daß hier für die Wiſſenſchaft, insbeſondere über die Verhältniſſe und die Verbreitung der Nahualſtämme große Ausbeute zu gewinnen wäre, ſcheint keinem Zweifel unterworfen. Die bedeutendſten Ruinen find jene von Opico bei San Vincente, aus— gedehnte Trümmerhaufen, die aus ungeheuern Terraſſen, Thürmen, pyrami- denförmigen Gebäuden, unterirdiſchen Gemächern (Squier ſagt Vaults, alſo wohl Gewölben) und Durchgängen beſtehen; ferner ſind manche Ruinen vor— handen, welche mit den Gebäuden von Palenque Aehnlichkeit haben. Auch dieſe intereſſanten Denkmäler konnte der amerikaniſche Reiſende nicht genauer durchforſchen; er erklärt aber, daß fie zu den intereſſanteſten in Central-Ame⸗ rika gehören und den Beſucher monatelang beſchäftigen können. Squier wird feine Pläne, Zeichnungen und Karten mit einem erläuternden Texte ſpäter veröffentlichen. K. Andree. Berichtigung zu S. 28. Durch die nicht ganz klare Darſtellung des Bericht— erſtatters im Missionary Intelligencer bin ich ſelbſt zu einer irrigen Auffaſſung der Angaben des chineſiſchen Verfaſſers verleitet worden. Aus einem Artikel des Jour- nal des Missions evangeliques über das Werk, woraus nächſtens noch einige Notizen erfolgen follen, ergiebt ſich, daß der Autor richtig und ganz übereinſtimmend mit den Berichten aller neueren Südpolar-Reiſenden: Weddell, Dumont d'Urville, James Roſſ, in die Gegenden des Südpolarkreiſes ewiges Eis verſetzt. G. P ä Toidsadlen | \ J,övenorn j | — | | der Schiffe | | 3 z ͤ — 45 45 4 Strömungen an der Küste Grönlands. r — ae 8 5 - —— —— | | | Zeitschrift P. allgem .. Erdkunde. Bd. III. War 4¹ R 39. 57 — air e * — | — N | ( > hövenorm Ns Pfäskernäs | Fredrikshaab®; [ | N = | | N x | 7* y N 55 | ir | der Schiffe Länge westl. von Greenwich 51 49 löst. Berlin bei D. Reimer VERLAG VON DIETRICH REIMER IN BERLIN. VOLLSTÄNDIGES VERZEICHNISS DER KARTEN ZU C. RITTER’S ERDKUNDE. 3 ATLAS VON AFRICA, in 14 Bl. zu Ritter's allgemeiner Erdkunde, herausgegeben von C. Ritter und F. A. O’Eizel. Roy.-Fol. 1831. 3 Thlr. 25 Sgr. 3% 8 * Karte von Africa. 2. Süd-Ende Africa's. 3. Aethiopisches Hochland. N 4. Hoch-Sudan. 5. Lauf des Nils von Dulga bis Wady Halfa. 6. Lauf 1 i des Nils von Wady Halfa bis Kous. 7. Lauf des Nils von Kous bis Se Kairo. 8. Die Nilkatarakten von Syene. 9. Plan der Gegend von BR. Theben. 10. Karte von Unter-Aegypten. 11. und 12. Plan von Kairo 8 und Umgegend. 13. Plan von Alexandria, und Profile. 14. Nordküste Africa's. x ales vox ASIEN, zu C. Ritter’s allgemeiner Erdkunde, II. Abtheilung. 50 Herausgegeben von C. Ritter und F. A. O’Etzel. Roy. Fol. . et UNE. Bearbeitet von J. L. Grimm. 5 Bl. u. I Suppl.-Bl. FR 1834. 2 Thlr. 15 Sgr. Inhalt: Bl. 1 — 4. Karte von Hoch-Asien. Bl. 5. Höhen- Verhältnisse im östlichen Hoch-Asien. Supplement: Himalaya - Gebirge. 8 Zweite Lieferung. Bearbeitet von J. L. Grimm und H. Mahlmann. 5Bl. 1840. 2 Thlr. Inhalt: Uebersichtskarte von Hoch-Asien. — Karte vom Russischen Altai. rn: — Assam, Ost-Bengalen und Nord-Birma. — Vorder-Indien mit 3 Ceylon. — Höhen- Profile. Dritte Lieferung. Bearbeitet von H. Kiepert. 5 Bl. 1852. 2 Thlr. Inhalt: Arabien. — Südwestliches Arabien. — Iran. — West-Persien. — - Turan. Vierte Lieferung. Bearbeitet von H. Kiepert. 5 Bl. 1854. 2 Thlr. Inhalt: Bl. 1—4. Die Euphrat-Tigris-Länder, oder Armenien, Kurdistan und Mesopotamien. Bl. 5. Höhen- Profile. f (Dieser Atlas wird fortgesetzt.) E LER, J.M., Karte über die geographische Verbreitung des Kameels, nach einer een von C. Ritter reducirt und vermehrt mit der geogra- hischen Verbreitung der Dattelpalme. (Zu C. Ritter's Erdkunde 13. Band.) Imp. Folio. 1848. 15 Sgr. ZIMMERMANN, C., Atlas von Vorder-Asien, zur allgemeinen Erdkunde > Bi von SICH Ritter. Herausgegeben durch 102 Ritter und F. 7 O’Eizel. Br. We. nach Ost-Asien. 45 Sectionen (Maalsstab 1: 2.200000) u. 1 Ueber- dbdeꝛeichtsblatt. Roy. Fol. Mit einer geographischen Analyse in gr. 4. 1841. 2 6 Thlr. 2 Heft: West-Persien und Mesopotamien, zum dritten Buch: West- Asien, Iranische Welt. 4 Sectionen (Maalsstab 1:1,500000) und 1 Blatt Profile. Roy. Fol. 1843. 4 Thlr. . \ 4 1 III. Heft: Besteht aus folgenden einzeln erschienenen Blättern Be Ka werken: Entwurf des Kriegstheaters Rufslands gegen Chiwa (Maatsstab 1:4,400000). Roy. Folio. ea einer geographischen Analyse in gr. 4. 1840. I Thlr. 10 Sgr. Versuch einer Darstellung von Khorassan, zum dritten Buch: Iranische Welt (Maafsstab 1: 2, 200000). Imp. Fol. 1841. K 3 Versuch einer Darstellung von Farsistan, zum dritten Bu Iranische Welt (Maafsstab I: 1, 500000). Roy. Folio. 5 Versuch einer Darstellung von Süd- Iran, zum dritten I Iranische Welt (VIII. Bd. S. 713 — 771): Beludchistan und Seistan (Maalsstab 1: 2, 200000). Roy. Fol. 1850. 25 Sgr. Denkschrift über den untern Lauf des Oxus zum Karabugas-Haff des Caspischen Meeres, und über die Strombahn des Ochus, oder Tedshen der Neueren, zur Balkan-Bay; nebst einem Anhang merk- würdiger Nachrichten über die turanischen Länder, als Nachtrag der geographischen Analyse eines Versuchs zur Darstellung des Aralo- Caspischen Gesenkes. Ein Sendschreiben an Herrn Alexander von Humboldt. Mit 3 Karten auf 2 Bl.: Basiner’s Karte des Amu- Delta in Chiwa. — Uebersichtskarte des Laufes des Oxus und Ochus (NMaaſsstab 1:4,400000), vom Verfasser. — Mürawiefs Karte des Chanates Chiwa und des Landes der Turkomannen. Gr. 4. 1844. Gebunden. 6 3 Thlr. 10 Sgr. IV. Heft: Karte von Syrien int Palästina, in 29 Blättern (( stab 1: 333333). Erste Hälfte: Palästina und die Sinai- Halbinsel, 15 Blätter und N 1 Titelblatt. Roy. Folio. 1850. 5 Thlr. 10 Sgr. Die zweite Halfte: Syrien, erscheint später. id V. Heft: Fünf Karten zu C. Ritter’s Erdkunde von Arabien. Inhalt: 1. Darstellung der Küstengegend von Oman und Mahra. 2. Hadra- maut, nebst Plan von Aden. 3. Jemen, nebst Karte der Insel So- kotora und Karte des Landstriches zwischen Dsjidda und Tayf in Hedschas, aufgenommen von Schimper. 4. Entwurf zu dem Kriegs- : schauplatze in ‚Asyz, vor dem Jahre 1824. 5. Skizze 11 von Asyr und einem N von Hedschas und Nedjd, naeh Chedu- feau’s Materialien. Imp. Fol. 1847. In Umschlag. 2 Thlr. 20 Ba IV. Heft: Das Stromgebiet des Indus, 6 Bl. (Maafsstab 1: 900000). Imp. Fol. 1851. 6 8287 Von demselben Verfasser erschien im Selbstverlage; KARTE ZUR DARSTELLUNG DES OBERN NILLANDES UND ÖSTLICHEN MITTEL-AFRICA, nämlich: Habessinien, Sennaar, Ai: Ei fan, Darfur, Fazoglu, Godjam, Bali, Adel. Somaul, Harar, 2 Kaffa und Enarea, nach den Karten und Berichten von Caillaud, Bebe, Krupp und Ieenberg, Rochet,‘ Russegger ete. etc. entworfen (Maalsstab 5 14.000000). 1845. Netto -Preis I Ducaten Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin, Grünstrafse 18. — — — en 8 EIER E ca) — —5 ar) a — S — = = be — zu Berlin und unter beſonderer Mitwirkung von 1228 1 nen in Berlin, in Göttingen, 5° Herausgegeben i 7 vonn pr. T. E. Gumprecht. Dritter Band. Zweites Heft. „„ LE, Berlin. Verlag von Dietrich Reimer. . 1854. | Be = han. der Beſellſchaft, für Brdkunde h | m Dow, C. G. Ehrenberg, J. Kiepert und C. Ritter 4. An in Bremen, A. Petermann in Sonden und J. E. Wappäus Inhalt. R. Boeckh: Die Sprachgrenze in Belgien. (Hierzu Tafel II.) 81 C. E. Meineke: Die neueſten Entdeckungen in der Inſel Sumatra . 98 Gumprecht: Die architectoniſchen Monumente des weſtlichen Nord⸗Amerika. 135 Miscellen. Gumprecht: Die Steinkohlenproduction in Belgien. Be Wolfers: Sitzung der Berliner Geſellſchaft für Erdkunde am 8. Zuli 1854. 167 Von dieſer Zeitſchrift erſcheint jeden Monat ein Heft von 4 bis 5 Bogen mit Karten und Abbildungen. Der Preis eines Bandes von 6 Heften, welche nicht getrennt abgegeben werden, iſt 2 Thlr. 20 Sgr. IV. Die Sprachgrenze in Belgien. (Hierzu Tafel IT.) Die Ergebniffe der belgiſchen Zählung von 1846 haben, wie es ſcheint, ſo weit ſie die Sprachgrenze betreffen, bis jetzt noch keine ſpe— ciellere Beſprechung erfahren; die Werke, welche ſich eine Erörterung der Reſultate dieſes Cenſus zur Aufgabe machten, namentlich das Re- sum& du recensement général von Heuſchling, welches im vierten Bande des Bulletins der ſtatiſtiſchen Commiſſion abgedruckt iſt, das Exposé de la situation du Royaume, deſſen zweiter Titel die Be— 5 völkerungsverhältniſſe behandelt, das Réſumé deſſelben Werkes von Heuſchling, das ſtatiſtiſche Gemälde von Belgien von Horn und die bevölkerungswiſſenſchaftlichen Studien von demſelben Verfaſſer haben ſich, was die Sprache der Einwohner angeht, damit begnügt, die Zahl der eine jede Sprache redenden nach den Provinzen und nach Stadt Hund Land geſondert anzugeben, ohne auf die eigentliche Sprachgrenze näher einzugehen. Dieſe entſpricht der Provinzialgrenze nur in weni— gen Theilen; die Provinzialeintheilung in Belgien hat ſich der Depar— tementseintheilung, welche unter der franzöſiſchen Herrſchaft eingeführt war, angeſchloſſen, lediglich mit denjenigen Aenderungen, welche die neue Begrenzung des niederländiſchen Königreichs erforderlich machte. Die adminiſtrative Eintheilung innerhalb der franzöſiſchen Republik hatte aber ſelbſtverſtändlich nicht den Zweck, die verſchiedenen Nationa— litäten beſtimmt zu ſondern; ſo kommt es denn, daß dem Leſer der oben angegebenen Werke die Sprachen in Belgien ſtärker vermiſcht er— ſcheinen, als ſie nach den Cenſustabellen wirklich ſind. Dieſe Tabel— len, welche in dem im Jahre 1849 vom belgiſchen Miniſterium des Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 6 . 8 R. Boeckh: Innern herausgegebenen Werke: Statistique de la Belgique. Recen- sement general, Population, abgedruckt find, geben für jeden einzel— nen Gemeindebezirk an, wie viel Einwohner ſich daſelbſt zu jeder Sprache bekannt haben; es liegen denſelben die Bülletins zu Grunde, in welche die einzelnen Einwohner für ſich und ihre Angehörigen unter andern einzutragen hatten, welche Sprache ſie gewöhnlich redeten; fünf Colon— nen waren hier offen gehalten, eine für die franzöſiſche und walloniſche Sprache, die zweite für die vlaemiſche und holländiſche, die dritte für die deutſche, die vierte für die engliſche, die fünfte für andere Spra— chen. Im Ganzen ergab ſich, daß von den am 15. October 1846 in Belgien anweſenden und gezählten 4,337196 Perſonen 2,471248 der vlaemiſch-holländiſchen, 1827141 der walloniſch-franzöſiſchen, 34060 der deutſchen, 3824 der engliſchen und 923 anderen Sprachen zuzu— zählen waren. Von den beiden letzten Kategorien kann hier abgeſehen werden, da nur die drei erſten in Belgien als Landesſprachen ge— ſprochen werden. Die Grenze, innerhalb deren jede dieſer drei Sprachen Landesſprache iſt, iſt auf der anliegenden Karte bezeichnet; ſie iſt daſelbſt nach den Ge— meindegrenzen eingetragen, wie dieſelben auf der topographiſchen Karte von Belgien von Gérard und Vandermaelen angegeben find; die Ge— meinden, in welchen die Mehrzahl der Einwohner die vlaemiſche oder deutſche Sprache redet, ſind dieſen Sprachen, die Gemeinden, in denen das entgegengeſetzte Verhältniß ſtattfindet, der walloniſchen Sprache zugerechnet. Innerhalb des walloniſchen Theils hielten ſich neben 1,714363 Wallonen und Franzoſen der Sprache nach nur 24292 Vlaemen, Holländer und Deutſche auf; innerhalb des vlaemiſchen und deutſchen Theiles befanden ſich 2,481016, welche dieſe Sprachen rede— ten, neben 112778 Franzoſen und Wallonen, von denen 67017 in Brüſſel und deſſen Vorſtädten, 45761 in den übrigen Theilen des vlaemiſch-deutſchen Belgiens wohnten. Zur richtigen Beurtheilung des Werthes dieſer Ziffern müſſen ei— nige Umſtände erwähnt werden, welche dazu beitrugen, die Zahlen zu erhöhen. Die Zählung bezog ſich nämlich auf die Population du fait, d. h. ſie begriff alle Perſonen, welche gerade in Belgien anweſend wa— ren, darunter ſind 17277 als Population de passage, d. h. als ſolche bezeichnet, von denen nicht anzunehmen war, daß ſie ſich einen Monat Die Sprachgrenze in Belgien. 83 lang an dem betreffenden Orte aufhalten würden. Ferner befanden ſich zur Zeit der Zählung 129244 Perſonen an anderen Orten, als wo fie geſetzlich domieilirt waren, theils in amtlichen und dienſtlichen Verhältniſſen, theils in Lehre und Unterricht, theils in Staatsanſtalten in Pflege oder in Haft; einen nicht geringen Theil dieſer Population flottante machen die dienſtthuenden Militärs mit ihren Familien aus, deren Verlegung über die Sprachgrenze nichts ſeltenes iſt, vielmehr noch vor wenigen Jahren als eine Gewähr für die Sicherheit des bel— giſchen Staates betrachtet wurde. Drittens find den Vlaemen und Deutſchen auch die holländiſch Calfo genau genommen keine belgiſche | Landesſprache) redenden und eben jo den Wallonen die franzöſiſch redenden hinzugerechnet; eine wie große Vermehrung dieſes austrägt, iſt freilich nicht zu ermitteln, doch verdient die Thatſache Erwähnung, daß in den Gemeinden vlaemifcher und deutſcher Zunge 14485 Per: ſonen als von franzöſiſcher Herkunft (d. h. in Frankreich geboren) und zwar nach Abzug von Brüſſel und den Vorſtaͤdten noch 9917, und | umgekehrt innerhalb der walloniſchen Sprachgrenze 2252 Perſonen als von nordniederländiſcher Geburt, ſowie 6505 als aus dem deutſchen Limburg und Luxemburg und 6617 als aus dem übrigen Deutſchland gebürtig bei derſelben Zählung eingetragen wurden. Endlich mag auch das nicht überſehen werden, daß die Sprachgrenze den Gemeindegren— zen nicht überall entſpricht, vielmehr die eigentlich gemiſchten Gemein— den, welche freilich nicht in großer Anzahl vorhanden ſind, mehrentheils durchſchneidet; die Namen der einzelnen Ortſchaften, aus denen dieſe Ge— meindebezirke zuſammengeſetzt ſind, laſſen mitunter den Lauf der Sprach— grenze deutlich erkennen; fo befindet ſich z. B. im Luxemburgiſchen als einige gemiſchte die Gemeinde Fauvillers, in welcher ſich 459 Einwohner zur deutſchen, 517 zur walloniſchen Sprache bekannt haben; ein Blick auf die Karte zeigt aber, daß hier die Sprachen örtlich geſchieden find. Der Gemeindebezirk liegt nämlich von der Weſtſeite her nach der Sure hinunter; auf der Höhe liegt Fauvillers ſelbſt, ein walloniſcher Ort, ährend unten am Waſſer in unmittelbarer Berührung mit rein deut— en Gemeinden ſich die Orte Wiſſenbach und Bodange (mit 431 Ein— vohnern) befinden. Aehnliches läßt ſich auf der vlaemifchen Sprach— renze beobachten, wo z. B. in den Gemeinden Roſour-Crenwick, Ze— ſrud⸗Lumay die zwiefache Landesſprache ſich leicht erklärt. 6 * 84 R. Boeckh: Die folgende kleine Tabelle giebt eine Ueberſicht des Verhältniſſes des walloniſchen Belgiens zur heutigen belgiſchen Provinzialeintheilung nach Flächeninhalt und Einwohnerzahl; die Flächeninhaltsangaben ſind hierbei nach den Zahlen des Releve décennal für die Jahre 1831 bis 1840 reducirt, die Bevölkerungsangaben beziehen ſich auf die vor— erwähnte Zählung. Geogr. Einwoh⸗ Wallonen Vlaemen nerzahl am und Deutſche. ON in. 15. Oct. 46| Franzoſen. u. Holl. (Weſtflandern:) Stadt Warneton, Gemeinde Bas-Warneton, Comi⸗ | nes, Honthem, Zandvoorde; Dot⸗ tignies, Eſpierres, Herſeaur, Luigne, Mouſeron, Nedem . . . 2,44 28311 25856 2455 — (Oſtflandern:: Gem. Amougies, Orroir, Ruſſeignies 0,20 2478 2166 312 — Hennegau (nach Abzug der vlaemi— miſchen Gemeinden 67,07 701348 692106 8836 328 (Brabant:) Arrondiſſement Nivel⸗ les mit den Städten Nivelles und Wawre; Gem. Bierghes, Saintes; L'Ecluſe, Zetrud-Lu⸗ | may, Opheyliſſem, Neerheylifiem. | 20,09 | 148072 | 146445 1561 42 Nein!! Dur ih GER 66,74 | 263503 261813 1484 177 Lüttich (nach Abzug der vlaemifchen K und deutſchen Gemeinden). . 47,62 | 430766 | 423174 5448 | 1816 (Limburg:) Gemeinde Corswarem; Otrange, Roclenge, Wonck, La⸗ naye, Eben-CEmaell 0,63 5590 5408 177 5 Luxemburg (nach Abzug der deut⸗ ſchen Gemeinden)) 74,04 159053 | 157395 387 1264 278,8 | 1,739121 | 1,714363 | 20660 | 3632 Welchen Antheil das walloniſche Belgien an den älteren belgi— ſchen Provinzen, d. h. an denjenigen Ländern hat, welche als Beſtand— theile des burgundiſchen und niederrheiniſchen Kreiſes bis gegen Ende des vorigen Jahrhunderts daſſelbe Terrain einnahmen, iſt für den Deutſchen kaum von geringerem Intereſſe. Dem heutigen Belgier ſind die hiſtoriſchen Beſtandtheile feines Landes in der Regel bis auf die Namen leider ſo gut, wie unbekannt, und der Verfaſſer der „Bevölke— rungswiſſenſchaftlichen Studien“ iſt ſogar der Meinung, daß die ältere Landeseintheilung längſt hergeſtellt und noch heute in Geltung ſei (S. 33). Auch die älteren Landestheile werden von der Sprachgrenze durchſchnitten; nur die Grafſchaft Namur gehört ganz der walloniſchen Zunge an, die Grafſchaft Hennegau faſt ganz, nämlich mit Ausnahme Die Sprachgrenze in Belgien. 85 1 des nordöſtlichen Theils, in denen die Städte Hal und Enghien liegen. Im übrigen gehören zum walloniſch redenden Belgien diejenigen Theile der Herzogthümer Brabant und Luxemburg, welche man auch früher als die walloniſchen (im Gegenſatz zu den deutſchen) zu bezeichnen pflegte; ferner der ſüdweſtliche Theil des Herzogthums Limburg (mit den Städten Limburg und Herve), und einige Theile der Grafſchaft Flandern, nämlich die Herrſchaft Tournay, welche früher zuſammen mit dem jetzt franzöfifchen Land zwiſchen Lys und Scarpe das officiell ſo— genannte walloniſche Flandern ausmachte, und mehrere Gemeinden nordwärts des Lys in dem früher ſogenannten vlaemiſchen Flandern, deren Namen ſowohl, als die Herkunft der Einwohner (ein Sechstel der dortigen Einwohner iſt in Frankreich geboren) theilweiſe darauf hindeuten, daß die romaniſche Mundart daſelbſt neueren Urſprungs iſt. Das vormals reichsunmittelbare Gebiet der Abteien Stablo und Mal— medy wird gleichfalls von Wallonen bewohnt, ebenſo der größere Theil der vormals biſchöflich lüttichſchen Lande. Die Sprachgrenze, welche von Weſten her das Scheldegebiet quer durchſchneidet, indem ſie dort den oberen Lauf der Gewäſſer der wallonifchen, den unteren der vlae— miſchen Sprache zuweiſt, geht dagegen im alten lütticher Lande oder ſpecieller im Hasbain bald rechts, bald links an der Jaer hinunter, bis ſie gegen deren Mündung, unfern der Maas, die belgiſche Landes— grenze erreicht. An der äußerſten Oſtgrenze der vormals lütticher Beſitzungen ge— gen das Herzogthum Limburg, wo dieſe mit dem Herzogthum Luxem— burg und dem Gebiete der Abtei Malmedy zuſammentrafen, tritt die Sprachſcheide auf preußiſches Gebiet hinüber. Drei Buͤrgermeiſtereien im Regierungsbezirk Aachen, Malmedy, Bellevaur und Weismes mit etwa 10000 Einwohnern und auf ungefähr 23 Meilen reden das Walloniſche als Landesſprache; ſie gehörten fruͤher zur Abtei Malmedy, und die jetzige Sprachgrenze entſprach hier bis vor 60 Jahren faſt genau der politiſchen Grenze, nämlich zwiſchen dem deutſch redenden Luxemburg und dem genannten walloniſch redenden geiſtlichen Terri— torium des niederrheiniſchen Kreiſes. Innerhalb des ganzen vorangegebenen walloniſchen Terrains wur— den bei der Zaͤhlung nur an wenigen Punkten Vlaemen und Deutſche in größerer Zahl vorgefunden; vlaemiſch redende hauptſächlich nur in 86 R. Boeckh: den Städten Lüttich (3595), Namur und den vier Feſtungen der Pro— vinz Hennegau; Deutſche in den Induſtriebezirken an der Maas und Weſer, namentlich an den dortigen Steinkohlengruben, wo ſie als Ar— beiter gern geſehen werden; der walloniſche Theil der Provinz Lüttich zählte 5590 Perſonen deutſcher Geburt oder 8512 bei Einrechnung der deutſchen Limburger und Luxemburger. So beſtimmt die romaniſch-germaniſche Sprachgrenze aus den Be— völkerungstabellen hervorgeht, ſo läßt ſich dagegen aus denſelben Ta— bellen die Grenze zwiſchen den beiden andern belgiſchen Landesſprachen, der deutſchen und der vlaemifchen, nicht erſehen. In der Provinz Luxemburg wird allerdings der deutſchen Sprache ihr Terrain von der vlaemiſchen nicht beſtritten. Das faſt durchweg deutſch redende jetzige Verwaltungs-Arrondiſſement Arlon wurde im Londoner Traktat zu dem ſogenannten walloniſchen Luxemburg gelegt; die Hauptſtadt dieſes walloniſchen Luxemburg, Arlon, die einzige größere Stadt im ganzen belgiſchen Antheil an dem Großherzogthum, iſt auch jetzt der Sprache nach eine deutſche Stadt. Was aber die Landesſprache in den nicht walloniſchen Gemeinden des belgiſchen Antheils am älteren Herzogthum Limburg betrifft, welche von der hohen Veen herab am oberen Lauf der Weſer und nordwärts der Berwinne in einem Halb— kreiſe ſich bis zur Maas erſtrecken, ſo bieten hier die Tabellen das Bild vollſtändiger Sprachverwirrung. In der Gemeinde Membach (an der hohen Veen) iſt das Deutſche als Landesſprache angegeben, in der unmittelbar anſtoßenden Gemeinde Baelen das Vlaemiſche, in der näch— ſten Gemeinde Welckenraedt wieder das Deutſche; hier folgt die Ge— meinde Henri-Chapelle an der alten Chauſſee von Lüttich nach Aachen, die nordöſtlichſte walloniſche Gemeinde, in welcher nach der Tabelle das Vlaemiſche gleichfalls ſtark vertreten iſt; die nächſte Gemeinde Montzen hat ſich wieder zur deutſchen Sprache bekannt; die folgenden Gemein— den Moresnet und Gemmenich zur vlaemiſchen und in dem hier— von weſtlich liegenden Sippenaefen haben von den 400 Einwohnern 152 ihre Sprache als deutſche, 194 als vlaemiſche und 54 als wallo— niſche bezeichnet. Man ſieht deutlich, daß weder die Einwohner ſelbſt, noch die revidirenden Communaljurys ſicher geweſen ſind, welche der beiden Landesſprachen am Orte geſprochen werde. Dies iſt wohl be— greiflich; der niederdeutſche Dialekt, welcher in dem vormaligen Her— Die Sprachgrenze in Belgien. 87 zogthum Limburg geſprochen wird (Aachener Dialekt), ſo wenig er auch der vlaemiſchen oder holländiſchen Sprache zugerechnet werden kann, ſteht beiden doch nahe genug, daß er ſich ihnen als der herrſchenden Sprache leicht unterordnet. Wir in Preußen tragen kein Bedenken die denſelben Dialekt redenden Einwohner des preußiſchen Antheils am alten Herzogthum Limburg der deutſchen Sprache zuzuzählen, und auf belgiſchem Gebiete wird man in Ermangelung genauer Ermittelungen über die Grenze der vlaemiſchen Sprache einſtweilen der Wahrheit am nächſten kommen, wenn man die Gemeinden am rechten Maasufer für deutſche, die am linken Maasufer (in der ſogenannten belgiſchen Pro— vinz Limburg, welche ihren Namen als lucus a non lucendo führt, indem fie niemals zum Herzogthum Limburg, dem Herzogthum „über der Maas,“ gehört hat) für vlaemiſche hält. Flächeninhalt und Ein— wohnerzahl der ſo beſtimmten Gemeinden ſind nach den Tabellen ; folgende: 1 Einwoh⸗ Wallonen Angebl. Geogr. | e nerzahl und Vlaemen Deutſche. [ Mln. | 1846 (Lüttich:) Gem. Mouland, Fouron⸗ le-Comte; Fouron St Martin, F. St. Pierre, Aubel, Homburg, Teu⸗ ven, Sippenaefen, Gemmenich, Moresnet, Montzen, Welckenraedt, | Baelen, Membah........ 3,99 15532 3309 9952 | 2271 (Luxemburg:) Arrondiſſement Arlon | mit der Stadt Arlon (ohne die Gemeinde Rachecourt); Gem. ie Dehoo 6,46 27212 Franzoſen. u. Holl. | 2403 | 299 | 24510 10,15 | 42744 | 5712 | 10251 | 26781 8 Es bedarf kaum der Erwähnung, daß, wo die deutſche Sprache 8 in Belgien Landesſprache iſt, dieſelbe dennoch officiell nicht gebraucht wird; ſo wurden z. B. die neuen Bevölkerungsregiſter in zwei Spra— chen, vlaemiſch und franzöſiſch, und, wie ausdrücklich beſtimmt wurde, für die deutſchen Gemeinden franzöſiſch eingerichtet. Der belgiſche Theil des deutſchen Luxemburg theilt dieſes Verhältniß mit dem Theile, der mit der niederländiſchen Krone vereinigt iſt, indem z. B. die Verwal— tungsberichte auch alljährlich in franzöſiſcher Sprache erſcheinen. So lange das Königreich der Niederlande in den Grenzen von 1815 beſtand, erkannte man das Vlaemiſche noch nicht als eine eigene 88 R. Boeckh: Sprache an. In den nördlichen Provinzen des jetzigen Königreichs Bel— gien wurde das Holländiſche als officielle Sprache angewandt, und erſt ſeit der Losreißung der belgiſchen Landestheile ift dieſes Idiom als eine beſondere Sprache behandelt worden. Man unterſcheidet jetzt zwei Dialekte derſelben, den eigentlich flandriſchen und den brabanter Dia— lekt; ihre Verſchiedenheiten werden darauf zurückgeführt, daß die Ein— wohner des alten Flandern rein ſächſiſcher Abſtammung, die Einwohner des vlaemiſchen Brabant aus Sachſen und Franken gemiſcht ſeien (Wil— lems, Noms des communes de la Flandre orientale). Das vlae— miſche Land begreift von den belgiſchen Provinzen folgende Theile: 2 Einwoh⸗ Wallonen Vlaemen deln. nerzahl und und Deutſche. 1846. Franzoſen. Holländ. Weſtflandern (nach Abzug der wal— | | lonifchen Gemeinden.... 56,51 614693 8524 604958 139 Oſtflandern (ebenſo . 54,44 790786 11065 779151 315 (Hennegau:) Stadt Enghien; Gem. Everbecq, Bievene, St. Pierre Capelle „ ee 0,77 13360 1432 11903 25 Brabant (nach Abzug der walloni- ſchen Gemeinden, und von Brüf- ſel mit den Vorſtädten) . . 38,56 | 354827 7085 | 347374 182 Brüſſel mit acht vorſtädtiſchen Ge- meinden EN elle. 1518 188458 | 67017 118761 1314 r ala 51,63 406354 7045 396342 1580 Limburg (nach Abzug der walloni- ſchen Gemeindenn ) 43,36 180323 3939 | 176277 92 (Lüttich:) Gem Attenhoven, Elixem, Houtain l'Eveque, Laer, Landen, Neerhespen, Neerlanden, Neer- winden, Overhespen, Overwin⸗ den, Rumsdorp, Walsbetz, Wa⸗ mont, Wanghe, Wezeren, Ro⸗ | | WUrEWEeNWE nee 1,12 6530 959 5571 — 24757 2,5553310 107066 2, 40337 3647 Die Gemeinden Overhespen und Rumsdorp der Provinz Lüttich ſind in der vorſtehenden Tabelle den vlaemiſchen Gemeinden zugerech— net, obwohl ihre 357 Einwohner in dem officiellen Werke als Wallo— nen bezeichnet ſind; dieſe Orte, ganz von vlaemiſch redenden Gemein— den umſchloſſen, gehörten mit dieſen auch früher zum deutſchen Brabant; es liegt die Vermuthung nahe, daß die Bezeichnung ihrer Sprache als walloniſch auf einem Irrthum beruht; vielleicht hatten die Einwohner und die Communaljurys die Ausfüllung dieſer Colonnen unterlaſſen und Die Sprachgrenze in Belgien. 89 ſind dieſelben nachträglich von einem der Beamten der ſtatiſtiſchen Bü— reaus ausgefüllt worden, welcher mehr ihre Zugehörigkeit zu einem über— wiegend walloniſchen Arrondiſſement, als die beſonderen örtlichen und ge— ſchichtlichen Verhältniſſe in Betracht zog. Das Vorkommen eines ſol— chen Verſehens darf den Glauben an die Zählungsreſultate nicht allzu ſehr anfechten; daß die angegebenen Zahlen ſpeciell richtig ſeien, kann man überhaupt nicht vorausſetzen, denn dies iſt- gar nicht möglich, fo lange ſich die Volkszahl eines Landes überhaupt nicht mit Genauigkeit ermitteln läßt, und in dieſer Beziehung ſprach z. B. nach Ausführung der hier zu Grunde gelegten Zählung die belgiſche ſtatiſtiſche Commiſ— ſion die Anſicht aus, daß wahrſcheinlich jeder ſechzigſte Einwohner bei der Zählung übergangen worden ſei, eine Anſicht, die allerdings mehr einen perſönlichen Charakter hatte, derartige Ungenauigkeiten dür— fen indeſſen von der Unterſuchung nicht abſchrecken, und die natür— liche Mangelhaftigkeit des Stoffes kann von der Betrachtung ſeiner Einzelheiten nicht dispenſiren. Was die Hauptſache iſt, die Ermitte— lungen über die Sprache der Einwohner werden in Belgien ehrlich und ohne Vorurtheil betrieben, und, wenn in den Tabellen die große Anzahl der walloniſch oder franzöſiſch redenden nicht nur in Brüſſel, ſondern auch in Gent (5206), Antwerpen (3915), Löwen (2416), Brügge, Mecheln auffällt, fo liegt dies, abgeſehen von den obenerwähn— ten Umſtänden mit daran, daß die Einwohner nicht ihre Nationalität, ſondern ihre Sprache anzugeben hatten; denn wenn gleich in dem vlae— miſchen Volk immer mehr die Ueberzeugung Platz gegriffen hat, daß der Gebrauch der einheimiſchen Sprache mit der nationalen Entwick— lung im engſten Zuſammenhange ſteht, ſo werden doch beſonders in 5 den größeren Städten noch viele gefunden, welche es auch im gewöhn— llichen Leben für vortheilhafter halten, ſich der franzöſiſchen Sprache zu bedienen; am häufigften ſoll dies in der Landeshauptſtadt der Fall ſein. 2 Brüſſel war anfangs eine rein vlaemiſche Stadt, der Gebrauch der franzöſiſchen Sprache daſelbſt ſtammt aus der Zeit, wo dieſe Sprache überhaupt die Hofſprache war. Da fie in einem Theile von Bra— bant zugleich als Landesſprache geredet wurde, ſo konnte ſie, auch als ſie an andern Höfen germaniſcher Nation die Herrſchaft verlor, dieſe in Brüſſel noch behaupten. Hierzu kam, daß die franzöſiſche 90 R. Boeckh: Sprache in Brüſſel ſich in einem beſtimmten Stadttheile feſtgeſetzt hatte; der Adel, welcher ſich derſelben bediente, hatte ſich auf der Höhe nie— dergelaſſen, während der vlaemiſch redende Bürger an den Ufern der Senne ſeinen Wohnſitz hatte. Dieſer Charakter iſt der Stadt im All— gemeinen geblieben; in der oberen Stadt, dem Sitze der belgiſchen Staatsbehörden, iſt die franzöſiſche Sprache, in den induſtriellen und Arbeiterbezirken an der Senne die vlaemiſche am meiſten in Gebrauch, in der Mitte der Stadt, in dem vorzugsweiſe handeltreibenden Vier— tel, hört man neben der vlaemifchen auch die franzöſiſche Sprache häufig. Eine Ueberſicht dieſer Vertheilung der Sprachen in Ziffern giebt die Zählung, welche am 15. März 1842 in Brüſſel ausgeführt wor— den iſt. Die Tabellen (abgedruckt in dem erſten Bande des Bülletins der ſtatiſtiſchen Commiſſion) beziehen ſich auf die Sectionen und die ein— zelnen Straßen und Plätze innerhalb derſelben; in 320 der letzten waren die vlaemifch, in 187 die franzöſiſch redenden in der Mehrheit. Ein deutlicheres Bild erhält man, wenn man ſich die einzelnen Theile der Stadt Brüſſel vergegenwärtigt. Die Stadt Brüſſel, welche nach der Eintheilung vom 17. Frimaire IV., d. h. vom 8. December 1795 in acht Sectionen zerfällt, hat die Geſtalt eines fünfſeitigen Wappenſchil— des (älterer Form), deſſen obere Seite nach NN O., deſſen Spitze nach SS W. gekehrt iſt; theilt man dieſelbe durch zwei von NO. nach S W. gezogene Parallelen, fo erhält man als weſtlichen Theil die Stadt links der Senne oder die Sectionen 3 und 4, als mittleren Theil die untere Stadt rechts der Senne oder die Sectionen 2, 8 und 5, als öſtlichen Theil ungefähr die obere Stadt oder die Sectionen 1, 7 und 6. In dieſen drei Abtheilungen redeten angeblich: franzöſiſch. vlaemiſch. | 1 in Section 3, 4. 4345 | 24893 29419 rm 258, 006}, 45705..| 24052 40862 1, 7, 6. 22451 | 19359 43896 " " zuſammen .. 42591 68804 | 114177 jo daß in den oberen Diftriften 51, in den mittleren 37, in den weft- lichen 15 Prozent der Bevölkerung ſich zur franzöſiſchen Sprache be— kannten. Nicht alle Einwohner hatten die Formulare in befriedigender Die Sprachgrenze in Belgien. 91 Weiſe ausgefüllt, namentlich hatten viele darin bemerkt, daß ſie beide Sprachen redeten; eine ſolche Kategorie wurde jedoch von der ſtatiſtiſchen Commiſſion nicht geduldet, ſondern die, welche ſolche Angaben machten, nach Maaßgabe ihres Geburtsortes oder je nach der Gegend der Stadt, in welcher ſie wohnten, den Vlaemen oder Wallonen hinzugerechnet. Die damalige Zählung hatte die Vorſtädte nicht mit betroffen; das Verhältniß der Sprache in denſelben zeigt dagegen die Zählung von 1846. Als Vorſtädte von Brüſſel gelten acht Gemeinden, welche, wenn man von der ſüdlichen Spitze links um die Stadt geht, ſich un— gefähr ſo folgen: auf der Weſtſeite St. Gilles, Anderlecht, Molenbeek— St. Jean, Laeken, auf der Oſtſeite Schaerbeek, St. Joſſe-ten-Noode, Etterbeek, Jrelles. Die franzöſiſche Sprache iſt hier nur in denjeni— gen Theilen, welche an die obere Stadt ſtoßen, ſehr verbreitet, in der Vorſtadt St. Joſſe-ten-Noode wird ſie ungefähr von der Hälfte der Einwohner geſprochen. Im Ganzen ergab die Zählung von 1846: Einwohner | Watonen. Vlaemen. | Deutſche. Aberhaupt. in den 4 weſtlichen Vorſtadten.. 3951 | 21991 | 130 | 25134 in den 4 öftlichen Vorftädten . | 15532 22090 218 39450 zufammen ... | 19483 44081 | 348 | 64584 er ee | 47534 74680 | 966 | 123874 in der Stadt und den Vorſtaͤdten .. 67017 | 118761 | 1314 | 188458 Die Stadt Brüſſel, welche eine jo ſchnelle Zunahme der Bevöl— kerung aufweiſt, wie ſchwerlich irgend eine andere Stadt dieſer Größe (am Schluſſe des Jahres 1850 wurde ihre Einwohnerzahl, einſchließlich der Vorſtädte, ſchon auf 222424 berechnet), vermehrt ſich beſonders durch fremde Elemente. Nach den Zählungstabellen waren im Jahre 1846 25 Procent der Einwohner der Stadt und der Vorſtädte au— ßerhalb der Provinz Brabant geboren, davon 4568 in Frankreich, 2659 in Nordniederland, 3179 in den deutſchen Bundesſtaaten (oder bei Ausſchluß des Großherzogthums Luxemburg und des niederländiſchen Limburg 2028). Als deutſchredend haben ſich 1314 Einwohner von Brüſſel und den Vorſtädten bezeichnet; ſollten in der That nicht mehr Deutſche dort ſein, oder wenn dies der Fall iſt, zu welcher Sprache erden ſich dieſelben bekannt haben? — Vergleicht man die Zählungs— eſultate von 1842 und 1846, ſo findet man, daß zwiſchen beiden ſich innerhalb der Stadt die Zahl der franzöſiſch redenden um 11 Procent, f * 92 R. Boeckh: die der vlaemiſch redenden nur um 8 Procent vermehrt hat; allerdings iſt dieſe Zeit zu kurz und ſind die Ermittelungen ſelbſt zu wenig ſicher, um dieſe Zunahme als einen feſten Maaßſtab darzuſtellen, wohl aber kann man auch hierauf geſtützt ſagen, daß die ſtarke Vermehrung der Einwohnerzahl von Brüſſel von außen her mehr ihrem franzöſiſchen, als ihrem vlaemiſchen Elemente Vorſchub leiſtet. Aber mag es ſein, daß hier die franzöſiſche Sprache ihre Grenze durchbricht und nordwärts des Sonjewaldes ſich ein neues Terrain erobert, immer bleibt es denkwürdig, daß in Belgien, deſſen zwei Na— tionen ſeit dem fünften Jahrhundert unter denſelben Herrſchern ſtan— den, noch jetzt eine beſtimmte faſt in gleicher Linie fortlaufende Sprach— ſcheide von den Ardennen und der hohen Veen bis gegen die Dünen des Kanals ſich hinzieht; daß die Jahrhunderte lange Abhängigkeit der Grafſchaft Flandern von dem franzöſiſchen Königreiche und der gefähr— lichere Einbruch der franzöſiſchen Herrſchaft über Flandern in den letz— ten zweihundert Jahren und beſonders in der neufränkiſchen Zeit das littus. saxonicum nicht der romaniſchen Sprache unterworfen hat, daß andererſeits aber auch den Galloromanen im Maasthale und im Henne— gau unter der unmittelbaren Herrſchaft der lothringiſchen und nie— derländiſchen Regentenfamilien ihre Sprache unangetaſtet geblieben iſt. Die Bewahrung der heimiſchen Sprache in Belgien unter oft ungün— ſtigen politiſchen Verhältniſſen iſt beſonders ein Verdienſt der Geiſtlich— keit; auch iſt die kirchliche Eintheilung Belgiens die einzige geweſen, in welcher die Sprachgrenze einigermaßen zur Geltung gekommen iſt. Denn bei Errichtung des Erzſtifts Mechelen im ſechszehnten Jahrhundert iſt dieſem und feinen Suffraganen das vlaemiſche Belgien zugewieſen, dem Erzſtift Cambray dagegen der walloniſch redende Theil ſeiner Diö— ceſe belaſſen worden. Die Vlaemen machen ungefähr 4 Siebentel, die Wallonen 3 Sie- bentel der belgiſchen Bevölkerung aus, nichtsdeſtoweniger gehört ein größerer Theil des belgiſchen Territoriums der walloniſchen Sprache an. Die verhältnißmäßige Dichtigkeit der Bevölkerung iſt in der nach— ſtehenden kleinen Tabelle zuſammengeſtellt; die hier angegebenen Ein— wohnerzahlen beziehen ſich auf den 31. December 1850 und find den belgiſchen Tabellen über die Bewegung des Civilſtandes entnommen; Die Sprachgrenze in Belgien. 93 ſie ſtehen wahrſcheinlich durchgängig etwas über der damals wirklich vorhandenen Volkszahl. Flächen- | Einwoh- Bevölk. auf | Inhalt. | nerzahl. der OM. Vlaemiſche Landestheile | Beide Flandern (mit Hennegau. 11172 1,3986910 12520 Brabant, Antwerpen, Limburg (mit Lüttich) . 135,85 | 1,193151 8783 247,57 | 2,591842 10469 Walloniſche Landestheile Hennegau (mit Flandern und Brabant) .. 89,80 901868 10428 Namur, Lüttich (mit Limburg) | 114,99 | 720982 6270 Antheil am Großherzogthum Luxemburg ... 74,04 | 164375 2220 | 278,83 | 1,787225 6410 Deutſche Landestheilllle 10,45 47135 4511 Das Königreih Belgien ... 2-2... 220. 536,85 |4,426202| 8245 Die Sprachgrenze konnte nur auf belgiſchem Terrain angegeben, nicht aber durch das jetzt franzöſiſche Gebiet im Weſten bis zum Meere geführt werden; in Frankreich wird überhaupt die Sprache der Ein— wohner in der officiellen Statiſtik nicht ermittelt, vielmehr wird dort völlig ignorirt, daß innerhalb der franzöſiſchen Herrſchaft das Volk an— dere Sprachen, als die franzöſiſche, als Landes- und Mutterſprache re— det. Es exiſtiren jedoch über dieſen Gegenſtand ſchätzbare Privatarbei— ten; von denen z. B. das vor einigen Jahren in Gent erſchienene Werk von Baecker: les Flamands en France die Sprache der Einwohner der Arondiſſements von Dünkirchen und Hazebrouck behandelt. Das Volk ſpricht immer vlaemiſch in dieſem Theile von Frankreich, ſagt Baecker, alles iſt dort vlaemiſch, Sitten, Gebräuche, Feſte. Mit Ausnahme der einzigen am rechten Ufer der Lys gelegenen Commune La-Gorgue (4851: 3293 Einwohner), von der Baecker ſagt, ſie ſei ſehr zeitig in die Haͤnde der Wallonen gefallen, weiſt derſelbe den vlaemiſchen Urſprung aller Ortsnamen in dieſen Arrondiſſements nach und giebt, wo dieſel— ben jetzt franzöſiſch ſind, wie in Merville ſtatt Meerghem, Eſtaires ſtatt Stegers, die urſprünglichen Bezeichnungen wieder. Nichtsdeſtoweniger giebt er zu, daß namentlich in den letzten 50 Jahren die vlaemiſche Sprache, ausgeſchloſſen vom öffentlichen Unterricht, von den Gerichten, der Verwaltung und den öffentlichen Urkunden, durch die franzöſiſche zurückgedrängt worden ſei; über die jetzige Sprachgrenze ſpricht er ſich 94 R. Boeckh: nicht aus. Nach Derodes Histoire de Lille wird in 92 Communen des franzöſiſchen Flandern das Vlaemiſche als Volksſprache geredet; hält man hiermit zuſammen, daß nach den franzöſiſchen Documents statistiques und der Zählung von 1851 die Arrondiſſements Dünkir— chen und Hazebrouck in ihren 102 Gemeindebezirken 209946 Einwoh- ner auf 254 geogr. Meilen zählen, jo kann man ungefähr auf den gegenwärtigen Umfang des vlaemiſchen Sprachgebietes ſchließen. Dieſe beiden Arrondiſſements enthalten jedoch nur den franzöſiſchen Antheil an dem vlaemiſchen Flandern, das Gebiet der vlaemiſchen Sprache hat ſich aber wenigſtens früher, wie dies ſchon die Ortsnamen zei— gen, weiter nach Weſten und namentlich über einen Theil des Arron— diſſements von St. Omer erſtreckt, hinſichtlich welcher Stadt auch Baecker angiebt, daß noch im vorigen Jahrhundert daſelbſt in vlaemiſcher Sprache Bücher gedruckt und Predigten gehalten worden ſeien. Die bisherigen Erörterungen haben ſich darauf beſchränkt, das Faktiſche über die Sprachgrenze, welche präſumtiv auch die Nationali— tätsgrenze iſt, feſtzuſtellen; welche Bedeutung der Sprachgrenze beizu— legen iſt, und in welcher Weiſe die obwaltende nationale Verſchieden— heit ſich in dem belgiſchen Staatsleben geltend gemacht, liegt außer dem Zwecke dieſes Aufſatzes; inſofern aber das Hervortreten von Gegen— ſätzen zwiſchen den Provinzen verſchiedener Zunge die Veranlaſſung gegeben hat, die Aufmerkſamkeit der belgiſchen Statiſtiker auf die na— tionale Verſchiedenheit der Einwohner hinzulenken, mögen einige Worte über dieſelben hier ihre Stelle finden. Bei den Unterſuchungen, welche Quetelet vor länger als einem Vierteljahrhundert über die Statiſtik der Verbrechen anſtellte, kam er zu dem intereſſanten Reſultat, daß in den walloniſchen Landestheilen die Verbrechen und Vergehen gegen das Eigenthum, in den vlaemifchen dagegen die gegen die Perſon häufiger waren. Hieraus folgt freilich nicht, daß die Urſachen die— ſes Verhaltniſſes in der nationalen Sitte liegen, doch wird auch dieſe hier vielfach von Einfluß ſein. Um z. B. eine ganz äußerliche Ur— ſache zu erwähnen, ſo iſt der Wallone im Allgemeinen mäßiger, als der Vlaeme, und weniger zu Ertravaganzen im Genuß von Getränken geneigt. Daß der Vlaeme in dieſer Beziehung feine germanifche Na— tur nicht verläugnet, trat ſchon in früherer Zeit hervor, vielleicht frü— Die Sprachgrenze in Belgien. 95 her ſtärker als jetzt; die Nationalitätsgrenze bildet auch für die herr— ſchenden Sitten keinen unüberfluthbaren Damm, der ſteigende Verkehr wirkt ſchneller auf Aenderung der Sitten, als der Sprache, und ſchon jetzt bemerkt man, daß die walloniſche Provinz Lüttich in der Conſum— tion geiſtiger Getränke hinter den vlaemiſchen Provinzen nicht zurück— ſteht. Eigenthümlich iſt es, daß ſich in der Statiſtik der Verbrechen auch die Sprachgrenze ſelbſt geltend gemacht hat; in verſchiedenen an der— ſelben gelegenen Communen war die große Anzahl der vorgekommenen Körperverletzungen auffällig; es ergab ſich bald, daß Vlaemen und Wallonen beſonders die Kirmeſſe zur Ausfechtung ihrer linguiſti— ſchen Streitigkeiten benutzten. Die Gerichtshöfe ſuchten hier durch die Stärke der Repreſſion entgegen zu wirken, die nationalen Kämpfer wurden ſtreng beſtraft und es wird behauptet, daß ſeitdem dieſe Un— ſitte überhaupt ein Ende genommen habe. Auch in anderen Beziehungen hat man den Gegenſatz zwiſchen Wallonen und Vlaemen bemerkt, und Quetelet fand ihn ſo wichtig, daß er ihm für die Statiſtik eine höhere Bedeutung beimaß, als dem Gegenſatze, welcher aus der Angehörigkeit zu verſchiedenen Staaten entſteht. Weniger in den politiſchen Grenzen, ſagte Quetelet, als in der Gleichheit des Volksſtammes liegt der Regulator der ſocialen Ereig— niſſe; dieſer beſtimmt die Lebensweiſe, die Bedürfniſſe und den nationalen Geiſt des Volkes und ordnet fo das Budget feiner moraliſchen Statiſtik. Für die wichtigften Fragen der Bevölkerungslehre haben die Bearbei— ter der belgiſchen Statiſtik den Unterſchied zwiſchen walloniſchen und vlaemiſchen Provinzen nachgewiefen, mitunter auch ihn als von der na— tionalen Verſchiedenheit herrührend direct bezeichnet. Am intereſſanteſten iſt die Beobachtung, daß in den walloniſchen Provinzen ſowohl Män— ner, als Frauen, früher heirathen als in den vlaemiſchen; der Unter: ſchied im durchſchnittlichen Heirathsalter zwiſchen Vlaemen und Wallo— nen ſcheint etwa zwei Jahre zu betragen. Ohne gerade zu behaupten, daß nicht auch andere Urſachen hierbei wirkſam ſeien, wird man doch gern zugeben, daß die ſüdlichere Abkunft des walloniſchen Volkes zu dieſem Verhältniſſe weſentlich beitragen mag. Zu weit würde man gehen, wollte man auch die Abweichungen, elche ſich hinſichtlich der Lebensdauer und der Fortpflanzung zwiſchen * 96 R. Boeckh: beiden Volksſtämmen gezeigt haben, aus der Verſchiedenheit ihrer Ab— ſtammung herleiten. Die Zahl der Kinder ſowohl, als die Lebens— dauer erſcheint allerdings im Allgemeinen in den walloniſchen Provin— zen größer, als in den vlaemiſchen; dies geht nicht nur aus den Re— ſultaten der Zählungen von 1846, bei welcher nämlich, was die Ver— theilung der Bevölkerung nach Altersklaſſen betrifft, verhältnißmäßig mehr unerwachſene nnd mehr Perſonen von hohem Lebensalter in den walloniſchen als in den vlaemifchen Provinzen vorgefunden wurden, ſondern auch außerdem aus den alljährlich veröffentlichten Geburts— und Sterbeliſten hervor. Beide Gegenſätze treten jedoch nur bei all— gemeiner Betrachtung heraus; geht man dagegen auf die Verhält— niſſe der einzelnen Provinzen näher ein, ſo ſteht die Provinz Ant— werpen in der Zahl der Geburten ungefähr den walloniſchen Pro— vinzen gleich, ja in Brüſſel find es gerade die vlaemiſchen Stadt— theile, in denen die Zahl der Geburten außerordentlich groß iſt, während die franzöſiſchen ein viel niedrigeres Verhältniß aufweiſen; was ferner die Lebensdauer betrifft, ſo tritt in dieſer Beziehung die Provinz Limburg neben die walloniſchen Landestheile, und wollte man Quetelets neueſte Mortalitätstafel zu Grunde legen, ſo würde die Le— bensdauer in dieſer Provinz ſich ſogar erheblich günſtiger darſtellen, als in der benachbarten walloniſchen Provinz Lüttich. Weiſen einer— ſeits dieſe Ausnahmen darauf hin, daß die hier beobachtete Verſchie— denheit in Lebensdauer und Fortpflanzung nicht von der abweichenden Nationalität herrühre, ſo wird andererſeits der allgemeine Gegenſatz, wel— cher in dieſen Beziehungen zwiſchen den von Vlaemen und den von Wal— lonen bewohnten Provinzen beſteht, ſchon durch die natürlichen Verhält— niffe dieſer Landestheile mehr als hinreichend begründet. Die waldreichen Höhen des walloniſchen Maasgebietes genießen ein ſehr geſundes Klima, die Reichthümer des Bodens im Hennegau und im lütticher Land pflegen eine fruchtbare Induſtrie; der Wohlſtand des Landes iſt es, der die Bevölkerung erhält und eine nützliche Fortpflanzung veranlaßt. Welch anderes Bild bieten dagegen die vlaemiſchen Provinzen! Den nördlichen Theil der Provinzen Limburg und Antwerpen nimmt das Haideland der Campine ein; in den beiden Flandern iſt ein großer Theil der Einwohner auf die Leineninduſtrie hingewieſen, welche zwar Die Sprachgrenze in Belgien. 97 einſt hier eine hohe Blüthe hatte, ſpaͤter aber von günſtiger geſtellten Concurrenten überholt, ihren Arbeitern nur kärglichen Erwerb gewährt und noch vor Kurzem dem gänzlichen Verfall entgegen zu ſchreiten ſchien; ſeit Jahrhunderten kämpfen die Flandern mit ihrem Bauperis- mus, der in den Calamitäten des vorigen Decenniums eine ſchreckliche Höhe erreichte, ja wenn irgendwo, ſo ſcheint in den Flandern eine wahre Uebervölkerung ftattzufinden, da auch der Ackerbau hier kaum der Ausdehnung mehr fähig iſt. Die Tüchtigkeit des Volksſtammes allein würde ſich vergebens ſolchen Hinderniſſen entgegenſtellen, wohl aber giebt es andere Mittel und man kann zuverſichtlich hoffen, daß die unermüdliche Sorgfalt, welche die belgiſche Regierung ſeit einer Reihe von Jahren der Verbeſſerung der induſtriellen und Agricultur⸗ verhältniſſe in den verſchiedenen vlaemiſchen Provinzen zugewandt hat, auch auf eine reichere Entfaltung des vlaemiſchen Volksſtammes ihre heilſamen Wirkungen äußern werde. N. Böckh. Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. N V. Ueberſicht der neueſten Entdeckungen in der Inſel Sumatra. Vor Jahren habe ich in einer Gelegenheitsſchrift, die keine wei— tere Verbreitung gefunden hat *), eine Zuſammenſtellung aller der Kenntniſſe gegeben, die wir damals von der Natur, namentlich dem Gebirgsbau der Inſel Sumatra beſaßen, eine Arbeit, in der meiſt nur von engliſchen Schriftſtellern (namentlich Marsden und Raffles) mitgetheilte Nachrichten benutzt werden konnten. Es iſt nicht zu ver— wundern, daß das Reſultat dieſer Unterſuchung verhältnißmäßig dürf— tig war; doch war ich im Stande geweſen, nachzuweiſen, daß ein ſchma— les Gebirgsland ſich durch die ganze Inſel in ihrer Hauptrichtung der Weſtküſte nahe hinziehe, daß auf dieſes öſtlicher ein breites, von gro— ßen Flüſſen durchſchnittenes Tiefland folge, daß das Gebirgsland aus einer (öfter auch doppelten) Reihe von Hochthälern und Hochebenen beſtehe, von Bergzügen umſchloſſen, die ſich mit ſteilen Abhängen zur weſtlichen Küſte allmäliger und ſtufenartig zum Tieflande herabſenken, und daß die eruptiven und ſedimentären Geſteine, welche an dem Bau des Gebirgslandes einen großen Antheil nehmen, häufig von Vulka— nen durchbrochen ſind. Aber die Configuration des Landes in ihren ſpeciellen Zügen, ſeine Bergzüge, Thäler und Holzflächen im Einzelnen zu ſchildern, war damals unmöglich, nur an einzelnen Diſtricten des Innern (Paſuma, Sungeitenang, Serampei, Korinchi :), die Ge— ) Sie iſt jedoch im erſten Theil der holländiſchen Zeitſchrift Ooſterling von Olivier ohne Nennung meines Namens überſetzt erſchienen. M. 2) Ich bemerke, daß ich nach dem Vorgange engliſcher Schriftſteller mit j den Laut dſch (das dj der Holländer), mit ch den Laut tſch (das holländiſche tj) be⸗ zeichne. G. Die neueſten Entdeckungen in der Inſel Sumatra. 99 genden um den See Sinkara), konnten genauere, doch immer nur dürftige Berichte mitgetheilt werden, wie ſie ſich aus den Nachrichten engliſcher Reiſenden, die in jene Diſtricte vorgedrungen waren, er— gaben. Wenn ſeitdem unſere Kenntniſſe von dem Inneren Sumatra's bedeutend erweitert worden ſind, ſo haben wir dies beſonders der Ent— wickelung der politiſchen Verhältniſſe innerhalb der letzten 30 Jahre und den daraus hervorgegangenen Kriegen zu verdanken. Im Anfange dieſes Jahrhunderts hatte ſich nämlich unter den malaiiſchen Stäm— men, welche die Mitte der Inſel zwiſchen den Rejang im Süden und den Batta im Norden bewohnen, eine religiöſe Secte erhoben, welche ſich die kirchliche Regeneration des ganz in Verfall gerathenen Islam, namentlich aber die Abſchaffung gewiſſer ſittlich verderblicher Sitten und Gebräuche zum Zweck ſtellte und den Namen der Padari (oder Padri) erhalten hat. Den Einfluß, den ſie gewann, und die da— durch in der mohammedaniſchen Bevölkerung erzeugte Aufregung be— nutzten ehrgeizige und liſtige Prieſter; ſie gaben der religiöſen Bewe— gung einen politiſchen Charakter, betrieben die Auflöſung der alten po— litiſchen Verhältniſſe und der auf ihnen begründeten Staatenverbindun— gen und errichteten neue Herrſchaften, an deren Spitze ſie traten. Die daraus erwachſenden Händel und Verwirrungen verfehlten zuletzt nicht, Einfluß auf die an der Weſtküſte der Inſel angeſiedelten Europäer auszuüben. Die holländiſche Regierung in der Kolonie Padang, welche die Schutzherrſchaft über einige kleine malaiiſche Staaten des Innern ausübte, ſah ſich, als die Exiſtenz derſelben durch dieſe Ereigniſſe be— droht wurde, genöthigt einzuſchreiten; es iſt freilich nicht ausgemacht, wie vielen Antheil das Beſtreben daran hatte, die Ausfuhr des Kaffee, welcher damals aus dem Innern durch die großen öſtlichen Ströme nach der im erſten Aufblühen begriffenen engliſchen Kolonie Singapore ging, nach der Weſtküſte zu leiten. Der Kampf begann 1821, er dehnte ſich allmälig immer weiter aus und hat gegen 20 Jahre lang faſt ununterbrochen fortgedauert, bis er endlich zur Unterwerfung al— ller Diſtricte des Gebirgslandes vom Vulkan Sulaſſi an bis zum Berge Luburaja, der den ſchon von Batta bewohnten Diſtrict Ankola im Nor— den begrenzt, geführt hat. Hierdurch und durch den mit der engli— ſchen Regierung 1825 abgeſchloſſenen Vertrag, wodurch die engli— 7 100 C. E. Meineke: ſchen Beſitzungen in Sumatra (Benkulen und Tapanuli) gegen die Abtretung von Malakka und die Anerkennung der engliſchen Beſitz— nahme von Singapore erworben wurden, iſt der jedenfalls intereſſan— teſte und einträglichſte Theil der Inſel in die Hände der Holländer gerathen, deren Beſitzungen jetzt zwei große, zuſammenhängende Länder— complere bilden, den ſuͤdlichen, welchen die holländische Verwaltung in die drei Reſidenzien Lampong, Palembang und Benkulen theilt, und den durch die noch unabhängigen, von malaiiſchen Stämmen be— wohnten Diſtricte Serampei, Sungei tenang, Limon, Batang aſei, Pankalang jambi und Korinchi davon geſchiedenen nördli— chen, der jetzt die ſechs Reſidenzien: die Weſtküſte, Padang, die Oberlande von Padang, Priaman, Stierbangis und Tapa— nuli umfaßt. Aber noch weit mehr als durch die Berichte von dieſen Heeres— zügen und militairiſchen Expeditionen iſt unſere Kunde von dem In— neren Sumatra's durch die Unterſuchungen der wiſſenſchaftlich gebildeten Reiſenden und Naturforſcher erweitert, von welchen die holländiſche Regierung die ſchönen und reichen Gebiete im ſüdöſtlichen Aſien, die ihrem Scepter unterworfen find, ſchon ſeit 30 Jahren unterſuchen und durchforſchen läßt. Männer wie S. Müller, Overdyk, Korthals, Hor— ner, Oſthoff, Junghuhn ſind es beſonders geweſen, die das Innere der großen Inſel uns bekannt gemacht haben; aber es iſt nur zu be— dauern, daß bis jetzt von den durch ſie abgeftatteten Berichten fo we— nig bekannt gemacht iſt, wie Junghuhn *) mit Recht klagt. Was nun zuerſt die ſüdliche Abtheilung betrifft, ſo ſind hier be— ſonders die Beobachtungen zu erwähnen, welche der deutſche Natur— forſcher Zollinger in Folge eines Beſuches der Reſidenz Lampong (in dem neunten Bande der Tydschrift voor Neerlands Indie) mit- getheilt hat. Dieſer ſüdlichſte Theil der ganzen Inſel, der bisher nur dem Namen nach bekannt war, umfaßt das Land an der Sundaſtraße und an der Oſtküſte bis zu dem Fluſſe Maheji, der es von Palem— bang trennt. Nach Zollinger zerfällt die Reſidenz in zwei durch ihre Natur ganz von einander geſchiedene Theile, das Tiefland im Nor— den und das Gebirgsland im Süden, welches durch ſeine geologiſche ) Die Battaländer auf Sumatra, deutſche Ausgabe I, 24. M. a Die neueſten Entdeckungen in der Inſel Sumatra. 101 Bildung, Vegetation und ſeinen landſchaftlichen Charakter ganz dem vulkaniſchen Berglande an der anderen Seite der Sundaftraße im nordweſtlichen Bantaru (um die Berge Karang und Pulaſari) gleicht. Die Küſte der Sundaſtraße iſt von zwei tiefen Baien zerſchnitten, der Semanko- oder Kayſerbai im Weſten und der Lampongbai, welche die Eingeborenen Telokbetong nennen, im Oſten. Die Ufer der erſten werden durch zwei Bergketten gebildet, welche ſich parallel nach Nordweſten ausdehnen und, indem ſie ſich am Grunde der Bai verbinden, in ihrer weiteren Erſtreckung die ſuͤdlichſten der das ganze Innere der Inſel in ihrer Hauptrichtung durchſchneidenden Hochebenen und Thaler umſchließen; ihre Piks find den zahlreichen Schiffern, welche dieſe Meere befahren, als Landmarken wohl bekannt. Die erſte Kette an der Weſtſeite der Semankobai iſt hier noch nicht von bedeu— tender Höhe und ſteigt erſt weiter im Nordweſten außerhalb der Gren— zen von Lampong, wo ſie die Reſidenzien Benkulen und Palembang ſcheidet, zu hoͤhen Gipfeln auf. Ausgezeichneter ſind die Piks der zwei— ten, die beiden großen Baien ſcheidenden Kette, der Pidada im Suͤd— often, den Zollinger 6000 F. !) hoch ſchätzte, der Pik nahe im Nord— weiten von ihm, den die europäiſchen Karten Lampong nennen, und den Garnbee zu 6763 F. maß, uud weiter im Weſten der Kayſer— pif oder Tangamus (6962 F. nach Carnbée), der, ziemlich frei ſte— hend, durch ſeinen doppelten Gipfel ſo kenntlich iſt und im Weſten durch einen thalartigen Sattel mit dem Berge Paſagi am oberen Ende des Semankobuſens zuſammenhängt, von dem an die beiden bis dahin getrennten Ketten durch Zwiſchenland in Verbindung geſetzt ſind. Außer dieſen Ketten zieht noch ein dritter Bergzug am Oſtufer der Lampong— bai hin, der an ihrem Nordoſtkap ſich erhebt, hier ſeinen höchſten Gipfel, den Rajabaſſapik (Sumatraberg der Seefahrer), nach Carn— bee 4128 Fuß hoch, hat und in feiner weiteren Erſtreckung mit nie drigeren Gipfeln am Ufer des Buſens nach Nordweſten und Weſten entlang zieht, bis er nördlich von dem Orte Telokbetong durch einen hügeligen Verbindungsrücken, Gunong talang genannt, deſſen hoͤchſte Punkte Zollinger nur 400 F. hoch fand, mit der weſtlicheren Kette des Tangamus verbunden wird; von dem auf dieſem Sattel liegenden Hü— ) Die Fuße ſind ſtets franzöſiſche. M. 102 C. E. Meineke: gel Gunong trang überfieht man die Tiefebene gegen Norden weithin. Unterſucht und genauer erforſcht ſind dieſe mit dichten, feuchten Wäl— dern bedeckten Bergzüge noch nicht; doch ſcheint aus der Form ihrer Gipfel, der Aehnlichkeit derſelben mit denen des gegenüber liegenden Bantam, den beobachteten Geſteinen (überwiegend Trachyt), endlich den öfter vorkommenden heißen Quellen (wie die von Zollinger be— ſchriebenen von Kajadian bei Telokbetong, die theils am Grunde des Meeres, theils nahe an dem Strande entſpringen, die Quellen von Kaliando am Abhange der Berge im Nordweſten von Rajabaſſapik, die am Berge Rate in der Nähe des am Nordabhange des Talang lie— genden Dorfes Natar), mit Sicherheit geſchloſſen werden zu können, daß ſie durchaus vulkaniſchen Urſprunges ſind. Am Nordabhange dieſer Berge breitet ſich die Tiefebene von Lam— pong aus, welche in jeder Hinſicht von dem Berglande ſich unterſchei— det, und welche Zollinger auf der Reiſe von Telokbetong nach Men— gala durchſchnitten hat. Nachdem er über den bereits erwähnten, hüge— ligen Rücken Talang gegangen war, begann ſchon bei Natar, das er 310 F. hoch am Nordabhange deſſelben fand, das Tiefland; die Ge— gend wurde ganz eben, dicht bedeckt mit Wald und einzelnen Feldern des bekannten Graſes Allang, die Fruchtbarkeit des Bodens, welche das feuchte, gut bewäſſerte Bergland auszeichnet, nahm ſchnell ab, zu— letzt wurde das Land ſandig, dürr und unfruchtbar, kleine Dörfchen lagen ſparſam und weit zerſtreut in der von Elephanten und Rhino— zeros' durchzogenen Waldwildniß, durch welche jedoch in der Trocken— zeit mindeſtens bequeme Reitpfade führen. Von Natar aus erreichte Zollinger Tigennennang (209 F. hoch), wo der am Tangamus ent— ſpringende Fluß Sekampong zwiſchen Felſen von Urgeſtein, die höchſt auffallender Weiſe hier die Alluvionen durchbrechen und ſich einige Fuß hoch über den Boden der Ebene erheben, mit ſchneller Strömung hin— durchfließt. Von Tigennennang kam er durch das fortwährend ebene, weiterhin immer ſandigere und unfruchtbarere Land über Gunong ba— tin (161 F. hoch) nach Mengala, dem Hauptorte der holländiſchen Verwaltung, das am rechten Ufer des am nordöſtlichen Abhange des Tangamus entſpringenden großen Fluſſes Tulangbawang, 115 F. hoch, liegt, deſſen linkes flaches Ufer gegenüber 50 F. niedriger iſt; ob— ſchon die großen Handelsboote des Landes von hier bis zur Mündung | | Die neueſten Entdeckungen in der Inſel Sumatra. 103 des tiefen, gut ſchiffbaren Stromes drei Tage und drei Nächte brau— chen, iſt dennoch der Einfluß der Fluth und Ebbe hier zu ſpüren, ein Beweis der erftaunlichen Ebenheit des Landes, welche öſtlicher nur ein kleiner, doch als Landmarke für die Seefahrer überaus wichtiger Hügel (Knobhill der Karten) nördlich von der Mündung des Sekam— pong unterbricht. Den Boden dieſes Tieflandes fand Zollinger allent— halben dürr und trocken, und wenn Lampong ſeit alten Zeiten ſeiner großen Ungeſundheit halber nicht mit Unrecht verrufen iſt, ſo kommt dies nicht von den großen Sümpfen her, die dem Lande ganz fehlen; denn, wenn auch in der Regenzeit große Strecken der Ebene weithin überſchwemmt werden (womit der Name Lampong, der im Waſſer Schwimmendes bedeutet, zuſammenzuhängen ſcheint), ſo iſt doch auch der Boden ſolcher Stellen harter, dürrer Sand, und dieſe trocknen in der Trockenzeit ſchnell und vollſtändig aus, die Ungeſundheit iſt aber aus anderen Dingen, den endloſen, feuchten, den Luftzug hindernden und Nebel erzeugenden Wäldern, den vielen in ihnen verrottenden Subſtan— zen u. ſ. w. zu erklären. Eigenthuͤmlich iſt endlich noch die Vegetation dieſer Gegenden. Während ſie in dem Berglande von Lampong ganz dem des gegenüberliegenden Java ähnlich iſt, nimmt ſie im Tief— lande mit den Entfernungen der Berge allmälig einen ganz verſchiede— nen Charakter an; vor Allem war es Zollinger im hohen Grade auf— fallend, hier in der tiefliegenden Ebene ſo häufig Familien und Ge— ſchlechter auftreten zu ſehen, die ſich in Java bloß in Gebirgsgegenden finden. Allenthalben beſteht übrigens der dürre, unfruchtbare Boden dieſer durch Hügel und ſanfte Senkungen ſelten unterbrochenen Ebene aus Quarzſand; von vulkaniſchen Geſteinen iſt keine Spur zu finden; es zeigt ſich hier in allen Beziehungen, daß man ein von Java ganz verſchiedenes Land erreicht hat. Ueber die nördlicher gelegenen Reſidenzien Palembang und Benkulen ſind in den letzten Jahren keine genaueren Berichte be— kannt geworden, denn die von einem holländiſchen Beamten Jonkes (im fünften Theile der Tydschrift voor N. J.) publicirte Sammlung von Itinerarien durch die Reſidenz Palembang wird, da dieſe Reiſe— routen ſich nicht einmal auf unſeren Karten verfolgen laſſen, erſt dann von Nutzen ſein, wenn genauere Nachrichten über dieſe intereſſan— ten Theile der Inſel mitgetheilt fein werden. Der ſüͤdlichſte Gebirgs— 104 C. E. Meineke: diſtrict von Palembang ſcheint der im Gebirge liegende Theil der Pro— vinz Komoring zu ſein, zu ihm gehört der ſchon früher unter dem Namen Ranau bekannt gewordene ſogenannte See von Lampong, der nach Zollinger eigentlich Seroja heißt und durch einen Abfluß mit dem oberen Tulangbawang in Verbindung ſtehen ſoll. Hierauf folgt der ſchon durch Raffles und Presgrave bekannt gewordene Pa ſum a (der Bericht eines Holländers Boers über dieſe Landſchaft im zweiten Theile der Tydschrift enthält nichts weiter als die Nachrichten jener beiden Engländer wiederholt), dann bis zum Muſi hin die Landſchaf— ten Lamatang, Kikim, Lintang (Arupat lawan), endlich am oberen Laufe des Muſi (oder des großen Stromes von Palembang) die Bliti und Muſi. In dieſem nördlichen Theile der Reſidenz ſcheint der holländiſche Poſten Tebingtinggi zu ſein, der wahrſcheinlich am Anfange des Mittellaufes des Muſi liegt und von dem aus die zwei Hauptſtraßen durch das Gebirgsland über die daſſelbe im Weſten be— grenzende Bergkette nach Benkulen führen, die nördliche am Fluſſe Muſi, welche in dem Paß von Jinduati über das Gebirge geht, die ſüd— liche durch Bliti, in der man es in dem Paſſe des Bukit raſam überſteigt. Auch über die Natur dieſer Gebirgslandſchaften haben wir ſonſt nichts Neues erfahren. Daß dieſe Theile Sumatra's Vulkane haben, ging ſchon aus der Erſteigung des Dempo in Paſuma durch Pres— grave hervor, der dieſen Berg als thätigen Vulkan nennt. Nörd— licher hat Junghuhn den ſogenannten Berg von Benkulen (wie ihn die Seefahrer nennen), im Norden dieſer Stadt an der Quelle des Muſi auf 9500 F. geſchätzt; in derſelben Gegend führen einhei— miſche Berichte den Berg Bukit ulu muſi auf, der aber nach Carn— bee nur 5000 F. hoch fein fol. Ihm nahe liegt der etwas niedri— gere Berg Kaba, ein thätiger Vulkan, wie es der furchtbare Aus— bruch im November 1833 erwieſen hat, in welchem der zwiſchen feinen Gipfeln (früher ein Krater) liegende See zerſtört und dadurch eine verheerende Ueberſchwemmung im Muſt bewirkt wurde. Nördlicher an der Weſtgrenze von Korinchi liegt der Pik von Indrapura, den Jung— huhn rauchen geſehen hat, wie ſo viele vor ihm, und deſſen Höhe die— ſer Reiſende auf 11500 F. ſchätzt, wonach er der höchſte Berg der In— ſel und einer der höchſten des ganzen indiſchen Archipels ſein wird. Die neueſten Entdeckungen in der Inſel Sumatra. 105 Sonſt iſt aber das ganze, der holländiſchen Regierung noch nicht un— terworfene Land zwiſchen der Quelle Muft und dem Vulkane Sulaſſi durchaus unbekannt geblieben. Viel genauer dagegen ſind wir in Folge der im Eingange erwähn— ten politiſchen Ereigniſſe mit dem Theile des Inneren bekannt gewor- den, welcher nördlich vom Sulaſſi liegt. Es laſſen ſich dieſe Gebirgs— genden in zwei Abtheilungen theilen, die von Malaien und die von Batta bewohnten, von denen die erſte das alte berühmte Menang— kaban oder das Gebiet der Flüſſe Indragiri und Maſang, dann nörd- licher die von dem Sumpar (oder dem oberen Rakan) durchfloſſene Landſchaft Rau umfaßt; die zweite Abtheilung beſteht aus den der hol— ländiſchen Herrſchaft unterworfenen Battadiſtricten Mandaheling und Ankola, die vom Fluſſe Sinkuang bewäſſert werden, und nörd— licher den noch unabhängigen Landſchaften, welche die Gebiete der Flüſſe Batangtoru und Bila bilden. Was nun die erſte dieſer beiden Ab— theilungen betrifft, ſo lernen wir ſie beſonders aus den Berichten ken— nen, welche Müller (in den Berigten over Sumatra), Korthals (in den Schets over de westkust van Sumatra), Oſthof (im ſiebenten Bande der Tydschrift v. N. J.), Berger (im ſechszehnten Bande der Verhandlungen der Geſellſchaft der Wiſſenſchaften zu Batavia) und der nordamerikaniſche Miſſionar Ennis (im Missionary Herald 1838) befannt gemacht haben. Nach dieſen Berichten ift das im Ganzen nicht gerade ſehr fruchtbare, und auch nicht ſorgfältig angebaute, gegen das Meer hin vorherrſchend ſandige Küftenland eben und ſteigt ganz allmälig an bis zum Fuße der einige deutſche Meilen von der Küſte entfernten Bergketten, die das Innere vom Küſtenlande trennen. Nur an einzelnen Stellen ſprin— gen Arme derſelben gegen die Küſte vor, ſo beſonders die, welche ſeit— lich von Padang die Ufer der Baien Setan, Bungas und Brande— wyn umgeben, und die von Korthals und Oort (im vierten Theil der Tydschrift v. N. J.) jo ausführlich beſchrieben find. Am bekannte— ten ſind die Berge ſuͤdlich von der Ebene von Padang, welche an der üſte mit dem Affenberge (oder Gunong monyet, 308 F. !)) enden d ſich öftlicher im Berge Batu ſurat bis 950 F. (nach Junghuhn) ) Alle Höhenbeſtimmungen ſind, wo es nicht ausdrücklich anders bemerkt iſt, on Oſthoff. M. 106 C. E. Meineke: erheben. Nördlicher ſind noch andere ähnliche Arme, die aber nicht alle mehr die Küſte erreichen, ſo namentlich zwiſchen Priaman und Tiku. Hinter dieſe Küftenebene zieht eine Reihe von Bergzügen hin, deren Höhe ſelten 4000 Fuß zu überſteigen ſcheint, die aber nament— lich durch die Beſchaffenheit der ſie durchſchneidenden Wege das In— nere fo wirkſam von dem Küſtenlande ſcheiden. Felſen zeigen ſich ge— wöhnlich nur in den Thälern und Schluchten, ſonſt iſt alles mit tie— fer, fruchtbarer Pflanzenerde und dichten, feuchten Urwäldern bedeckt; zahlreiche Bäche durchſtrömen die Thäler, doch find darunter nur we— nige, die im Innern entſpringen und die ganze Kette durchſchneiden. Uebrigens ſcheint das Geſtein dieſer Bergzüge überwiegend trachytiſcher Natur nur da zu ſein, wo ſich dicht hinter ihnen Vulkane erheben, wie dies am Singalang und um den See Meningu der Fall iſt. N Von den über dieſe Berge führenden Päſſen ſcheinen die ſüdli— cher am Padang nach der nicht den Holländern direct unterworfenen Landſchaft Tigablaskotta führenden, die wir ſchon aus dem Berichte von Raffles Reiſe nach Tana datar kennen lernten, jetzt wenig ge— braucht zu werden. Da die eigentlichen holländiſchen Landſchaften hauptſächlich zu beiden Seiten des Berges Singalang liegen, ſo ſind die nördlicheren Päſſe beſonders bekannt geworden; von allen der be— deutendſte und am gewöhnlichſten benutzte iſt der Paß von Amba— chang, durch den der holländiſche Generalgouverneur van der Boſch 1833 eine ordentliche Straße bauen ließ, um die Verbindung des In— nern mit der Küſte zu erleichtern. Dieſe Straße beginnt bei dem am Abhange der Gebirge liegenden Orte Kayutanam (393 Fuß) und folgt der Kluft, in welcher der im Innern am Abhange des Merapi entſpringende Fluß Ane das Gebirge durchbrochen hat; in dieſen geht ſie fortwährend längs des Fluſſes hin bei ſeinen ſteten Windungen in beſtändigem Wechſel; die Ueppigkeit der Vegetation und die Katarakte, welche der Ane und die von den Gebirgswänden in das Thal ſich herab— ſtürzenden Bäche bilden, machen die Gegend ſehr angenehm. Am öſt— lichen Ende der Kluft erreicht man endlich den höchſten Punkt des Paſſes am Berge Ambachang (2975 Fuß nach Oſthoff, 2874 Fuß nach Müller); hier treten die Berge plötzlich rechts und links auseinander, man überſieht die lachenden Ebenen des alten Menangkaban mit ihren Die neueſten Entdeckungen in der Inſel Sumatra. 107 Reisfeldern und zahlreichen Dörfern, die den Reiſenden ſogleich über— zeugen, daß er ein ganz von der Küſtenebene verſchiedenes, ſtärker be— wohntes und beſſer angebautes Land erreicht hat, und eine kurze Sen— kung fuͤhrt in die Ebene hinab nach dem holländiſchen Poſten Padang panjang, 23 deutſche Meilen von Kayutanam. In der Mitte der Kluft brachte Müller im Dorfe Batang ſingalang, deſſen Höhe er 1630 Fuß fand, ſechs Monate zur Erforſchung der Umgegend zu, fand aber das Klima in den dichten feuchten Wäldern, die den reichen Bo— den bedecken, nicht geſund. Das Geſtein iſt an beiden Seiten der Kluft ein ſyenitiſcher Granit, den höher Kalk oder eine Wacke mit Kalk— lagern (nach Müller Uebergangskalk) bedeckt; aber die oberſten Schich— ten bildet ein Conglomerat aus Stücken Trachyt, Bimsſtein, Kalk, durch einen lehmigen Teig verbunden; dies und die großen Tra— chytblöcke im Thal des Ane beweiſen, daß die Eruptionen des Singa— lang, deſſen Abhänge das Thal im Norden begrenzen, die unteren äl— teren Schichten bedeckt und erhöht haben. Nördlicher ſind an der Süd— ſeite des Singalang noch zwei, bloß von Eingeborenen benutzte Päſſe bekannt, der Jalan bukit tuju (Paß der ſieben Berge) und der Jalam jawi, welcher zwar nicht ſehr ſteil, aber durch die Schmalheit der Rücken, über die er führt, gefährlich iſt, und deſſen Paßhöhe (nach Korthals) 2850 F. mißt. Noch weiter gegen Nord führen zum See Meningu drei Päſſe, von denen der ſüdliche Jalan Kambing (der Ziegenpaß) im Südweſten des Sees liegt. Der zweite, Limabadak, auf dem Burger das Gebirge durchſchnitt, iſt der nächſte Weg zwiſchen Priaman und Agam, allein von allen der beſchwerlichſte; er führt fort— während über ſteile Bergabhänge und durch tiefe Schluchten, der ſeichte, reiche, aus der Auflöſung des trachytiſchen Conglomerats, der hier ebenfalls Alles bedeckt, entſtandene Boden trägt ſchöne Wälder (vor— herrſchend Ficusarten), die ganz den unteren Gebirgswäldern in ähn— lichen Gegenden Java's gleichen. So erreicht man das Dorf Malelo am Abhange des Singalang in etwa 2500 F. Höhe; von da geht der Weg immer höher durch die Thäler, welche von den ſteilen Jochen des ingalang gebildet werden, und über dieſe Joche ſelbſt im hoͤchſten ade beſchwerlich fort, bis man an dem höchſten dieſer Joche, dem impang, das ſich noch 2000 F. über Malelo erhebt, die ſchoͤnen benen von Agam überſieht, in die der Weg nun hinabführt. Der | 4 108 C. E. Meineke: dritte zum Meninguſee führende Paß, der bequemſte von ihnen, führt durch die Kluft, welche der Abfluß dieſes Sees, der Fluß Antokan, beim Durchbruch des Gebirges gebildet hat. Er beginnt in der Küſten- ebene beim Dorfe Men goppo (427 F.) und folgt dem Thale jenes Fluſſes, bis er fpäter die Höhe erſteigt, von der man das tiefe Becken des Sees überſieht. Südlich vom Ambachangpaſſe liegt der nach Südoſten ſich ausdeh— nende, 3 deutſche Meilen lange, etwas über eine Meile breite See Sinkara in 1046 F. Höhe; ſeine Tiefe beträgt 7 bis 400, an der tiefſten Stelle 1121 F. Gegen Weſten von ihm erheben ſich die Berge der Küſtenkette ſteil, auch die anderen Abhänge ſind hoch, doch erheben ſie ſich ſanfter und allmäliger. Von Südoſten her empfängt der See den Fluß von Solo aus der ſchönen, breiten Thalebene der Tigablaskotta, die zwiſchen dem Küſtengebirge und einem anderen ihm parallelen Berg— zuge im Oſten entlang zieht, und deren tiefere Theile mit Reisfeldern bedeckt ſind, während die höheren Kaffeegärten tragen. Gegen Süd— oſten erhebt ſich die Thalebene, bis ſie endlich dahin von dem Vulkan Sulaſſi (Soloaſi bei Korthals), den Raffles Talang nennt, und der mit den Küſtengebirgen zuſammenhängend, hoch über dieſe hervor— ragt, geſchloſſen wird. Einige Holländer, welche dieſen Berg im October 1844 erſtiegen (der Bericht darüber findet ſich im ſiebenten Bande der Tydschrift v. N. J.), haben die Ebene der Tigablaskotta von dem bedeutendſten Dorfe derſelben, Solok, an bis zum Fuße des Berges ſechs deutſche Meilen weit durchſchnitten. Sie bleibt gleich ſchön in ihren oberen Theilen, ſteigt nur ſanft und allmälig auf, ein— zig die tiefen Bergſchluchten, die ſie zum Hauptſtrom hin durchziehen, erſchweren die Reiſe. Bei Batubejanjang, in deſſen Nähe heiße Mi— neralquellen entſpringen, erreichte man den Fuß des Berges. Von da ſtieg man über mehrere ſteile Abhänge und durch ebenere ſtufenartige, mit dichten Wäldern bedeckte Terraſſen, welche dieſe von einander tren— nen, und in deren höchſter man auf eine noch rauchende Solfatara ſtieß. Ueber dieſer letzten Ebene erheben ſich die beiden kahlen, mit vulkaniſchen Geröllen beſäeten Gipfel des Berges, von denen die Rei— ſenden den höchſten ſüdlichen 8500 F. hoch ſchätzten. Beide Gipfel trennt eine Kluft, deren Weſtende den alten, noch hier und da rauchen— den Krater enthält, von ſteilen Bergwänden der beiden Gipfel um— Die neueſten Entdeckungen in der Inſel Sumatra. 109 ſchloſſen, deren ſudlicher fi) 600 F. über den Boden des Kraters er— hebt. Ein anderer, viel thätigerer Krater liegt über dieſem am Süd— weſtabhange des ſüdlichen Gipfels; er ſcheint, nach der etwas unkla— ren Schilderung zu urtheilen, in zwei durch eine ſteile Wand getrennte Abtheilungen zu zerfallen, deren weſtliche einen kochenden See mit grau— weißem Waſſer enthält. Allenthalben dringen in beiden Abtheilungen des Kraters, auf dem ſie gegen Süd begrenzenden Rücken und in einer Kluft, die ſich von dieſem Rücken aus den Berg herabzieht, dichte Rauchwolken aus zahlreichen Spalten und Oeffnungen hervor; Schwe— felkryſtalle ſind häufig, an vielen Stellen quillt aus den höheren Ge— genden heißes Waſſer, worin Schwefel aufgelöſt zu ſein ſcheint, und ſammelt ſich in dem See, welchem unter Brauſen und Getöſe beſtän— dig Rauchwolken und Schwefeldampf entſteigen. Die Thätigkeit des Berges ſcheint hiernach ununterbrochen fortzugehen, daraus erklärt es ſich wohl, daß man von gewaltigeren Eruptionen des Vulkans, deſſen Gipfel beftändig dichte Rauchwolken bedecken, nichts weiß, obſchon die plötzliche Zunahme der Rauchwolken im April 1845 in Padang Schrecken erregte. Da wo man durch den Ambachangpaß das Innere erreicht, trifft man den holländischen Poſten Padang panjang (2366 F., nach Oſthoff, 2098 F. nach Müller) an einem durch ſeine Lage für die Beherr— ſchung und Urbarmachung dieſer Gegenden ſehr geeigneten Platze, wo ſich die Hauptſtraße zur Küſte mit den bequemſten Wegen gegen Süd zum Sinkaraſee, gegen Oſt nach Tanadatar und gegen Norden nach Matua und Agam vereinigen. Oeſtlich davon breitet ſich das Gebiet der ſechs Kotta aus auf dem ausgedehnten und verflachten Fuße der Berge Singalang und Merapi, die es im Norden begrenzen; dieſe Abhaͤnge ſenken ſich ſanft von 3400 bis 2600 F. Höhe gegen einan— der und ſind in der Mitte durch das an 100 F. tiefe Thal des obe— ren Ane getrennt, der am Abhange des Merapi in 3400 F. Höhe bei Kottabaru entſpringt. Südlich ftößt an dieſe Landſchaft das Gebiet der vier Kotta an der Oſtſeite der Küſtenkette, welches durch einen Arm derſelben, das Gebirge Durian, in zwei Theile getheilt wird, | zämlich weſtlich das Thal Tambangan zwifchen der Küſtenkette ud dem Durian, und öſtlich die breitere Thalebene, wodurch er Fluß Tellang zum Sinkaraſee abfließt, und deren Mittelhöhe 2200 110 C. E. Meineke: bis 2300 F. beträgt. Beide Landſchaften haben einen ſehr reichen und er— giebigen, aus der Auflöſung vulkaniſcher Geſteine entſtandenen Boden, der aus wechſelnden Schichten von braunem, mit Trachytſtückchen ge— miſchtem Lehm, Bimsſteinbrekzie und feſterem Trachyt-Conglome— rat beſteht. Oeſtlich von den vier Kotta liegt die Landſchaft Batipo zwiſchen dem Merapi und dem Sinkaraſee auf dem ſehr ſanft und regelmäßig ſich ſenkenden Fuße des Vulkans, über den der Fluß Pel— lang zum See nach Süden fließt, und deſſen Boden an Fruchtbarkeit, wie an Schönheit des Anbaus mit dem der beiden vorigen Landſchaf— ten wetteifert. Gegen Oſten wird ſie von dem Bergzuge Paſirpan— jang oder Sikaladi begrenzt, der vom ſüdweſtlichen Abhange des Merapi zum Sinkaraſee hinzieht und ſich gegen Weſten ſteil und be— ſchwerlich, gegen Oſten aber ſanft und allmälig herabſenkt. Ueber ihn führt die Hauptſtraße von Padang panjang über Gunong Lin den vier Kotta, 2300 F.) nach Tanadatar, welche den Bergzug in einem 3000 F. ho— hen Paſſe überſteigt, von deſſen Höhe eine der ſchönſten Ausſichten über die umliegenden Landſchaften und die Abhänge des Merapi ſich darbietet. An der Oſtſeite dieſes Bergzuges gegen Nord bis zum Merapi und den Bergen von Tanjong alam und gegen Oſten bis zum Sago und den Grenzgebirgen mit Lintau (dem ſogenannten Marapatan) breitet ſich die Landſchaft Tanadatar aus, die ſchon 1818 durch Raffle's Reiſe dahin bekannt geworden iſt. Es iſt dies ein großes Becken, das von dem gegen Südoſt dem Umbilin zufließenden Sello bewfä- ſert wird und danach in ein Hauptthal und mehrere kleine Seitenthä- ler zerfällt, die ſich von dem Oſtabhange des Merapi, dem Südweſt— abhange des Sago und den Bergen von Paſſirpanjang und Marapa— lam herabziehen. Die tiefſten Theile des Beckens gegen die Mündung des Sello haben nur noch etwa 1400 F. Höhe und daher viele Co— kospalmen, die in den höher gelegenen Ebenen ſelten ſind oder ganz fehlen; der Boden der Thäler iſt, bis auf einzelne Stellen mit Sand— boden, gewöhnlich reich und fruchtbar und, ſeitdem die holländiſche Nez gierung hier Ruhe und Ordnung eingeführt und erhalten hat, gut an⸗ gebaut und liefert Reis und tropiſche Früchte, in den höheren Theile Kaffee in Menge. Die Nordgrenze bildet das noch ſpäter zu erwäh nende Gebirge von Tanjong alam, das die Abhänge des Merapi und Die neueſten Entdeckungen in der Inſel Sumatra. 111 Sago verbindet. Von ihm zieht ſich ein breiter Bergzug, der aus Sandſtein beſteht, gegen Süden in das Becken von Tanadatar und theilt den oberen Theil deſſelben in zwei Thäler. In dem öſtlichen liegt der Diſtrict Songipati zwiſchen dieſen Sandſteinbergen und dem Abhange des Sago mit dem Bache gleiches Namens, der zur Bewäſſerung der Reisfelder dient, in dem anderen Thale zwiſchen den Bergen von Tanjongalam und dem Abhange des Merapi das Gebiet der vier Kotta von 3100 bis 2800 F. Höhe (nach Korthals), deſ— ſen Boden nach dem Merapi zu, wo er aus aufgelöſtem Tra— chyt beſteht, reich und ergiebig, auf dem Kalkboden des oberen Thei— les des Thales aber weniger fruchtbar iſt. Tiefer folgt der Diſtrict Raurau am Sello von 2400 F. Höhe (nach Korthals), der ſchöne Reisfelder und Kaffeegärten enthält, und der die Hauptſtraße von Fort Capellen nach Tanjong alam durchſchneidet. Südweſtlich davon find die Diftricte Limbuatam, Songijambu und Sinama nörd— lich von Semabu, die in den zwiſchen den Jochen des Merapi ſich herabziehenden länglichen, zu Zeiten beckenartige Erweiterungen bilden— den Thälern liegen, welche keine Cokospalme haben, aber ſchönen Kaffee liefern, während die ebenen Theile mit Reisfeldern bedeckt ſind. Von dieſen öftlich liegt der kleine Diſtrict Songitrap, eine der fruchtbar— ſten Gegenden von Tanadatar, mit dem Dorfe gleiches Namens (1600 F. hoch nach Korthals). Noch weiter im Oſten zieht ſich zwi— ſchen den Abhängen des Sago und den Bergen von Marapalam das eine deutſche Meile lange Seitenthal Indalas (oder Barubukit) herab, deſſen ſanft ſich ſenkender brauner Lehmboden zum Reisbau ſehr geeignet iſt; der Bach deſſelben mündet bei Tanjong in den Sello, an deſſen Ufer nicht weit ſüdlich davon auf dem Platze der alten Haupt— ſtadt von Menangkaban Pageruyong der jetzige Mitte punkt der holländiſchen Verwaltung von Tanadatar, das Fort van der Capel— len (1314 F.) liegt. Von da erreicht man gegen Oſten das Seiten— thal von Suruaſſo, das ſich nach den öſtlichen Bergen zu hinzieht, von 400 F. hohen Bergen umſchloſſen wird und deſſen aus der Auf— löſung des Sandſteins entſtandener Boden an Fruchtbarkeit dem des auptthales nachſteht. Weſtlich vom Fort Capellen iſt der Diftrict emabu in den unteren Abhängen des Merapi in 2000 F. Höhe mit gut bewäſſertem, reichem und ergiebigem Boden; weſtlich von dem 112 C. E. Meineke: | Orte gleiches Namens erreicht man die ſchon von Raffles geſchilderten heißen, zu Badeplätzen dienenden Quellen Penchoran tuju, die im Bette eines dem Merapi entſtrömenden Baches Menkawe entſpringen und deren bis 100 Grad Fahr. heißes Waſſer einen gelben Bodenſatz abſetzt. Nahe bei Semabu liegt Limakawan und davon ſüdlich die beiden Thäler Blimbing und Turawan im Südtheil des Beckens von Tunadatar zwiſchen den Abhängen des Merapi und der Kette Paſſirpanjang. Ganz nahe bei Turawan im Südweſten davon erhebt ſich der berühmte, ſchon von Raffles erwähnte Gunongbeſi (Eiſen— berg, nach Burger auch Padaluwa) von 2900 F. Höhe (nach Kort— hals), ein mit den Ketten von Paſſirpanjang zuſammenhängender Kalk— ſteinberg, deſſen oberer Theil meiſt kahl, die unteren üppig bewaldet ſind, und wo dicht unter der Erddecke in dem an Kalkſpath reichen Kalk— ſtein überaus reiche Lager von Magneteiſenſtein enthalten find, der fo be— quem liegt und ſo häufig gefunden wird, daß bis jetzt die Anlegung von ordentlichen Gruben nicht nöthig geweſen iſt, obſchon die Nothwendig— keit, das Erz behufs der Schmelzung weit zu verführen, die Benutzung deſſelben für die holländiſche Regierung noch unthunlich gemacht hat. Vier deutſche Meilen unterhalb St. Capellen fällt der Sello bei Ta— lawe in den Umbilin. Wie in dieſen Gegenden da, wo der Trachytboden der Abhänge des Merapi und Sago aufhört, ſogleich immer ſedimentäre Geſteine hervortreten, ſo iſt das auch der Fall bei den Landſchaften, die im Südweſten von Tanadatar am Oſtufer des Sinkaraſees liegen. Es ſind dies die Landſchaften Sarnawang S. von Blimbing zu beiden Seiten des aus dem Sinkaraſee abfließenden Umbilin und ſüdlich da— von das Gebiet der zwanzig Kotta. Sie bilden eine Art hügeli— ger, den See um 500 F. überragenden Hochfläche, die im Ganzen einen nur unfruchtbaren, häufig nur mit wenig Gras bedeckten Sandboden hat. Da die Thäler, welche dieſe Fläche durchſchneiden, gewöhnlich ſehr tief find, jo hindert das die Benutzung der Bäche zur Bewäͤſſerung des Bodens und zum Reisbau, welcher daher auch nicht im ausgedehnten Maaße betrieben wird; dagegen ſind tropiſche Früchte in größerer Menge vorhanden. Allenthalben iſt das Geſtein ein älterer Sandſtein, der den Charakter einer groben Grauwacke hat, und in dem ſich häufig Gänge, von Quarz und Magneteiſen, dann Goldblättchen finden; Blöcke vo Die neueſten Entdeckungen in der Inſel Sumatra. 113 glimmerhaltigem und gneußartigem Granit liegen viel umher, und an dem Wege, der von der Brücke des Umbilin zu dem holländiſchen Fort Samawang auf die Höhe hinaufführt, erſcheint dieſer Granit unter dem Sandſtein, wie ihn ſchon Raffles beobachtet hat. Suͤdlicher find die der holländiſchen Herrſchaft nicht unterworfenen Landſchaften im Oſten der Tigablaskotta nicht weiter bekannt; allein die Nachricht, daß die am Oſtabhange des Sulaſſi liegenden Diſtricte Songipago und Selimpe lampanjang vorzugsweiſe reich an Gold ſind, läßt ſchlie— ßen, daß ſich die eben erwähnte Sandſteinbildung auch bis dahin ausdehnt. An der Nordgrenze von Tanadatar, Batipo und der ſechs Kotta erheben ſich zwei bedeutende Berge, der Merapi und der Sin ga— lang, die ſchon bei Raffle's Beſuch in Tanadatar deſſen Aufmerkſam— keit in hohem Grade auf ſich zogen. Der öſtliche von ihnen, der Me— rapi, liegt zwiſchen dem Becken von Tanadatar im Südoſt und der Ebene von Agam im Nordweſten. Die holländiſchen Beobachter ha— ben den hoͤchſten nordöſtlichen Punkt feines Gipfels zu faſt 9000 F. Höhe beſtimmt (Müller 8921, Horner 8994 F.); wenn ihn Raffles 13000 F. hoch ſchaͤtzte und ihn ſelbſt für 1000 F. höher hielt, als den in Wirklichkeit höheren Singaberg, ſo kam das augenſcheinlich von dem majeftätifchen Anblick, den der von allen Seiten aus Ebenen iſolirt und ohne Verbindung mit anderen Bergen ſich erhebende Berg ge⸗ währt. Seine unteren Abhänge ſenken ſich ſehr ſanft in den umlie— genden Ebenen herab und beſtehen aus den verflachten Jochen, welche die Seiten des Berges höher durchfurchen und durch zahlreiche Thal⸗ ſchluchten getrennt werden; ſie ſind überall ſchön angebaut und mit Dörfchen und Reisfeldern bedeckt, obſchon der aus der Auflöfung des Trachyts entſtandene Boden nicht ſo tief und fruchtbar iſt, als dies un— ter ähnlichen Verhältniſſen am Fuße der Vulkane Java's der Fall iſt. Darüber erhebt ſich der Berg mit ſteileren Gehängen; namentlich iſt der nach Agam gerichtete Nordabhang ſteil und der Weg auf dieſer Seite von Songipua aus zum Gipfel ſehr beſchwerlich, die Joche zeigen ſich wüſter und wilder, mit Trachytblöden bedeckt, die Vegetation wird dürf— tiger. Genau bekannt iſt uns der Berg durch die Berichte von Mül— J ler und Korthals geworden, die ihn im November 1833 erſtiegen. Sie wählten den Weg von Südoſt und gingen von Semabu durch SZ3Zieitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 8 414 C. E. Meineke: die nordweſtlich davon liegenden, ſchönen Gebirgsdiſtricte von Tanada— tar, die ſich bis zum Dorfe Songijambu ſehr fanft und allmälig erhe— ben und allenthalben Reisfelder in Menge haben. Dann wird das Land uneben, das Anſteigen ſteiler, bis bei Limbuatan (3135 F. nach Müller) der Reisbau aufhört. In der Nähe liegen noch viele kleine Dörfer, deren Einwohner beſonders Kaffee bauen; allein ſchon einige hundert Fuß über Limbuatan betritt man den Wald, der die unteren Abhänge des Berges ganz bedeckt und bis gegen den Gipfel hinauf— reicht. Durch dieſe Wälder drangen Müller und Korthals auf einem Joche des Berges vor, das ſich gegen Nordweſt zwiſchen tiefen Berg— kluften ununterbrochen fortzog und je höher, deſto ſchmaler wurde. Der Wald iſt aber hier nicht, wie in ähnlichen Localitäten in Java, durch die Höhe der Bäume ausgezeichnet, die in ſeinem unteren Theile be— ſonders Eichenarten und Melinen ſind; höher über 6000 F. hört dann der Wald plötzlich auf und es folgt eine ganz andere und eigenthüm— liche Vegetationszone, die vorherrſchend aus Eriken, Mooſen, Farren und beſonders dem auch für die Vulkane Java's charakteriſtiſchen, vie— len Stellen ein auffallend bleiches, kaltes Anſehen verleihenden Gnapha- lium beſteht. Aber dieſe Veränderung ſcheint eher Folge eines alten verheerenden Ausbruchs geweſen zu ſein, der bis dahin (und, wie es ſcheint, am Nordabhange noch tiefer) alle höhere Vegetation vertilgt hat. Allenthalben beſteht der Boden aus Erde, gemiſcht mit zahlloſen Trachyttrümmern und Blöcken in verbranntem und verſchlack— tem Zuſtande. Höchſt auffallend fanden die Reiſenden den Mangel an Thieren in dieſen ſtillen, öden Wäldern, und wenn dies auch ſonſt nicht ſelten an anderen Gebirgswäldern der Inſel beobachtet worden iſt, jo laßt es ſich doch kaum glauben, daß Affen und Rhinozeros, wie behauptet wird, den Wäldern des Merapi ganz fehlen. Auch Huͤgel waren nur ſelten. Den Gipfel des Berges bildet eine rundlich ovale Fläche, deren größter Durchmeſſer 8700 F. lang von Nordoſt nach Suͤdweſt geht und deren Breite 5600 Fuß beträgt. Dieſe unebene und huͤgelige Fläche, deren Höhe Müller zwiſchen den beiden öſtlichen Krateröff— nungen 3380 F. hoch maß, iſt bis auf einzelne Ericeengebüſche faſt durchaus nackt und kahl, ohne Vegetation, öde und wüſt, bedeckt mit vulkaniſchem Sande und verſchlackten Trachyttrüͤmmern; hier und da Die neueſten Entdeckungen in der Inſel Sumatra. 115 erheben ſich auf ihr namentlich um die Krateröffnungen kleine Hügel und Hügelreihen von ſolchem Sande und Gerölle bis zu 100 und 150 F. Höhe. Im Nordweſten wird dieſe Flaͤche von einem mauer— artigen Bergrande umgeben, der die höchſte Spitze des Berges bildet; da er nach der Gipfelfläche hin ſehr ſteil, nach außen etwas allmäli— ger ſich herabſenkt, ſo iſt er augenſcheinlich der Ueberreſt der alten Kra— termauer, die in früherer Zeit den ganzen Gipfel, den alten urſprüng— lichen Kraterboden, umſchloß und fpäter durch gewaltige Ausbrüche bis auf dieſen Reſt zufammengeftürzt und vernichtet iſt. Am ſteilen Ab— hange dieſer Wand zieht ſich zuerſt ein Thal hin, deſſen aus vulkani— ſcher Aſche beſtehender Boden bereits mit einer lieblichen Vegetation be— deckt iſt, und das während der letzten Unruhen, als die Padari die umliegenden Gegenden beherrſchten, von Eingeborenen, die ſich durch die Flucht ihrem Druck entzogen hatten, bewohnt wurde. Wahrſchein— lich iſt dies die älteſte und urſprünglichſte, obſchon jetzt kaum noch er— kennbare Krateröffung geweſen, deren weiterhin noch drei in einer Li— nie von Nordoſt nach Südweſt folgen. Die erſte, Kapundongtua (der alte Krater), liegt faſt in der Mitte der Gipfelfläche und iſt ein unregelmäßiges Oval von 1600 F. Länge und 1000 F. Breite, am niedrigſten Theil des Randes 340 F. tief; laͤngſt feiner Südſeite zieht ſich ein Aſchenrücken hin; die ſteil abfallenden Wände der küſtenartigen Oeffnung beſtehen, wie alle Wände auf der Gipfelfläche, aus Sand und anderen loſen, einzelne Steine und Blöcke umſchließenden Maſſen, den Grund nimmt ein vom Regenwaſſer gebildeter Teich ein; nirgends zeigt ſich eine Spur der vulkaniſchen Thätigkeit. Südweſtlich davon liegt der Kapundong tenga (der mittlere Krater), den ein Wall von Sand und Aſche faſt im ganzen Umfange umgiebt, nur an der Nordweſtſeite unterbrochen, wo ein bequemer Zugang zu dem über 400 F. breiten und gegen 120 F. tiefen Loche führt; dies wird eben— falls von ſteilen Wänden umſchloſſen, allein der Grund iſt trocken und an vielen Stellen dringen ſtarke Rauchwolken hervor. Nahe bei die— ſem Krater liegt am Weſtende und im tiefſten Theile der Gipfelfläche der dritte, Kapundong puti bongſu !), worin ſich die vulkani— . ) Bongsu heißt das geborene Kind, puti weiß; es iſt aber der Name von Korthals wahrſcheinlich falſch wiedergegeben für putri bongsu, die letztgeborene Prin⸗ zeſſin. Jedenfalls iſt das Wort ſehr bezeichnend. M. 8 * 116 C. E. Meineke: ſche Thätigkeit des Berges jetzt hauptſächlich concentrirt zu haben ſcheint. Auch hier umgeben Aſchen- und Sandhügel die faft runde, trichterför— mige, 1200 F. breite, 450 F. tiefe und an ihrem oberen Rande 8151 F. hohe Oeffnung (Oſthoff); die regelmäßig ſich herabſenkenden, aus Sand und Aſche mit einzelnen Steinen beſtehenden Wände bröckeln leicht und ſtürzen oft auf den Grund herab, den Müller, obſchon es kürzlich lange geregnet hatte, dennoch ganz trocken fand; alle Steine ſind mit Schwe— fel incruſtirt, beſtändig ſteigen hier aus den Spalten und Riſſen des Grundes und der Seitenwände dichte Wolken von Waſſer und Schwe— feldunſt empor. Dieſer Krater iſt es, aus dem jetzt ausſchließlich die Ausbrüche des Berges kommen, ſein Südweſtabhang, das Gebiet der ſechs Kotta, iſt es daher hauptſächlich, das jetzt darunter leidet. Gewöhnlich erheben ſich zwar jene Dampfwolken ganz ſanft und ohne Geräuſch; zu Zeiten hört man jedoch ſchwere, donnerartige Schläge im In— nern des Berges, welchen ſodann ſtärkere, bei Nacht glühend erſcheinende Säulen von Rauch und Aſche folgen, die jedoch nur in der Nähe der Gipfelfläche niederzufallen ſcheinen; ſelten fallen glühende Steine den Bergabhang herab. Bei dieſer ununterbrochen fortgehenden Thätigkeit ſind größere fortwährende Ausbrüche mit weithin ſich ausbreitendem Aſchenregen nur ſelten, wie der durch de Puy als Augenzeuge (im 21. Theile des Asiatic journal) beſchriebene vom Juli 1822. Weſtlich vom Merapi liegt der Singalang, der ihn an Höhe noch übertrifft, denn feine Spitze fand Korthals 9038 F. (Carnbée nach einer trigonometriſchen Meſſung 9509 F.). Er ſenkt ſich gegen Oſt und Süd, wie der Merapi, in einem breiten, verflachten Fuße zu der umherliegenden Ebene herab; allein gegen Weſten und Nordweſten gehen ſeine Abhänge unmittelbar in die der nahen Küſtengebirgskette über. In feinem Bau und ſeinen geognoſtiſchen Verhältniffen gleicht er ganz dem Merapi, auch bei ihm beſteht die Oberfläche aus frucht barer Erde mit zahlreichen Geröllen, Brocken und Trümmern von Tra— chyt, die ſich gegen den Fuß des Berges hin zu trachytiſchem Conglo— merat vereinigen; allein noch nirgends iſt der feſte trachytiſche Kern des Berges beobachtet worden. Die unteren Theile des Berges ſen- ken ſich ziemlich ſanft, die oberſten Joche und Thaler dagegen viel ſtei- ler. Der Berg ift mit ſchönen Wäldern bedeckt, die von feinen Ab⸗ hängen ſich bis an die Ebenen herabziehen; über 7000 F. dagegen Die neueſten Entdeckungen in der Inſel Sumatra. 117 ſcheinen die Abhänge kahl zu ſein und nur Geſträuch zu tragen. Ein Bericht über eine Erſteigung iſt nicht bekannt geworden; dennoch muß ihn Oſthoff erſtiegen haben, denn er giebt die Höhe der höchſten Wohnun— gen an ſeinem Südoſtabhange zu 4185, die eines Sees nahe unter dem Gipfel, der vielleicht alſo den Grund eines alten Kraters einnimmt, zu 8676 F. an. Daß der Berg ein Vulkan iſt, läßt ſich nicht bezweifeln, obſchon derſelbe jetzt keine Spur der vulkaniſchen Thätigkeit mehr zeigt. Südweſtlich erhebt ſich dem Singalang nahe aus derſelben Maſſe mit ihm noch ein beſonderer Gipfel, der Tendike; er trennt ſich in etwa 6000 F. Höhe vom Singalang, ſeine Höhe beträgt 7700 F. (Oſt— hoff), und er gilt ebenfalls für einen erloſchenen Vulkan. Anderer— ſeits ſteht im Nordweſten mit dem Singalang, durch den ſchon geſchil— derten Paß von Limabadak von ihm geſchieden, der nach Nordweſt zie— hende Bergzug Kapanaſſan in Verbindung, der aber aus Kalkſtein beſteht und deſſen niedrigere Fortſetzung, der Ronyeng, über der um 700 F. von ihm überragten Ebene von Matua endet; dieſe Berge ſind dicht bewachſen und ihre Abhänge von zahlreichen vorſpringenden Jo— chen und kleinen Thälern durchſchnitten. Gegen Oſten ſenkt ſich der Fuß des Singalang allmälig, bis er ſich mit dem gegenüberliegenden Abhange des Merapi zu einer Art breitem Sattel vereinigt, worüber die Hauptſtraße aus den ſechs Kotta nach Agam führt. Der reiche, vulkaniſche Boden dieſer Abhänge iſt forgfältig angebaut und mit Reis— feldern bedeckt; auf der Paßhöhe liegt der holländiſche Poſten Gu gu ſigandang (in 3438 F. nach Oſthoff). Wenn man in dem Paſſe von Mengoppo die Küſtengebirge nord— weſtlich vom Singalang paſſirt hat, erreicht man unmittelbar am Ab— hange derſelben den merkwürdigen See von Meningu (oder den See der zehn Kotta), deſſen Meereshöhe 1435 F. (Müller) beträgt. Dies iſt ein ovales Becken, das ſich in der Länge nach Nord 13, in der Breite faſt 1 deutſche Meile ausdehnt, und deſſen dunkelindigoblaues Waſſer, von der Höhe geſehen, in Verbindung mit den freundlichen Ufern, den ſteilen Bergen, die es umgeben, und den kleinen, doch gri: nen Felſeninſeln im Nord- und Weſttheil einen unbeſchreiblich ſchönen Anblick gewährt. Er empfängt von den Bergen umher über hundert kleine Bäche; an ſeiner Waſſerſeite entſtrömt ihm bei Paſaſatu der das Küſtengebirge nach Weſt durchbrechende Fluß Antokan. Das den See 118 C. E. Meineke: umgebende, nur ſchmale, allein fruchtbare und gut bebaute Land bildet das Gebiet der zehn Kotta. Um dieſes erheben ſich überall ſteile Berge von im Ganzen über 2000 Fuß relativer Höhe, deren Abhänge beſonders im Süden ſteil und allenthalben dicht bewaldet ſind, außer daß fie an der Süd- und Weſtſeite einzelne kahle, ſchwarze Felswände zeigen; die Gerölle der ihnen entſtrömenden Bäche ſind alle vulkani— ſcher Art, beſonders Trachyt, und dies und die Form des Thales, worin der See liegt, läßt mit Beſtimmtheit darauf ſchließen, daß er ſeine Entſtehung dem Einſturze eines Gewölbes verdankt, wenn er auch nicht der Boden eines alten Kraters ſein ſollte. Unter den Bergen umher heißt der eine Dano; ihn ſah Horner vom Gipfel des Telama in Süd- oſt, und er ſoll nach Oſthoff ein alter erloſchener Vulkan ſein. Das Land öſtlich von dieſem See hat im Ganzen den Charakter der Hochebene mehr, als dies mit den Thälern um den Sinkaraſee der Fall iſt. Der größte Theil deſſelben heißt Agam, und der Diftriet Matua, der weſtlich und nordweſtlich von Agam liegt, iſt zwar po— litiſch davon getrennt, eigentlich aber auch ein Theil derſelben Hochebene, und in ſeiner Natur gar nicht von deren Reſt verſchieden. Die— ſer Diſtrict, der im Süden bis an das Gebirge Ronyeng reicht und im Weſten an den See von Meningu und die Küſtengebiete grenzt, iſt eine ſanft gegen Norden ſich ſenkende Ebene von 3000 bis 3200 F. Höhe, deren tiefer Lehmboden, wo er bewäſſert werden kann, zum Reis— bau wohl geeignet iſt. In der Mitte derſelben liegt das holländiſche Fort Matua in einer ſchönen, geſunden Grasebene (3197 F. nach Müller, 3282 F. nach Oſthoff); von da führt der Weg zum See von Meningu durch ein ſchönes, gut bewohntes und ſtark mit Reis bebau— tes Thal ſanft gegen Süden aufwaͤrts, bis er die Höhe des Paſſes, den niedrigſten Theil des den See umgebenden Bergrandes (3534 F. nach Müller) erreicht, wovon ein ſteiler, gewundener Weg den Ab— hang herabführt, auf dem man bald den See und in der Ferne in der durch den Durchbruch des Antokan im Küſtengebirge gebildeten Lücke das Meer erblickt. Gegen Oſten wird Matua durch die tiefe Thalkluft des Fluſſes Maſſang von dem eigentlichen Agam getrennt. Dieſe Ebene reicht im Süden bis an die Abhänge des Singalang und Merapi; im Norden wird ſie von einem Bergzuge begrenzt, deſ— ſen ſchiefe, zackige Spitzen, ſogleich den nichtpulkaniſchen Urſprung ver: Die neueſten Entdeckungen in der Inſel Sumatra. 119 rathen, und der von der Kluft des Maſſang anfangs nach Nordojt geht (in welcher Strecke er aus Sandſtein beſteht), dann höher auf— ſteigt (bis zu 600 — 800 F. über die Ebene) und unter dem Namen Batubaya und Buktiburua ſich nach Südoſt wendet, während hier je— doch Kalkſtein in ihr auftritt. Sie endet am Paſſe von Padangtaro; von da an bildet die Südoſtgrenze der Ebene ein von dem Abhange des Merapi ausgehendes Vorgebirge, das aber aus Kalkſtein beſteht, worunter am Padangtaropaſſe älterer Sandſtein hervortritt. Das ganze von dieſen Bergzügen umſchloſſene Land, das im Durchſchnitt 2700 bis 2900 F. Höhe hat, bildet nicht gerade eine Ebene, eher eine Art Becken, in das ſich die Abhänge der umherliegenden Berge verlie— ren, und die Thäler der von ihnen kommenden Flüffe und Bäche her— abziehen. Der Boden iſt beſonders im ganzen Südtheil eine offen— bar mittelſt Ausfüllung des Beckens durch die Ausbrüche der ſüdli— chen Vulkane entſtandene Bimsſteinbrekzie; dieſe iſt jetzt größtentheils in eine lehmige Erde verwandelt und gemiſcht mit vulkaniſchem Sande, Aſche und einer großen Menge kleiner Felsſtücke von verglastem und verſchlacktem Trachyt, poröſem Feldſpath, Hornſtein, einem ganz eigenthüm⸗ lichen ſyenitiſchen Geſtein u. ſ. w. Das Merkwürdigſte dabei find die großen, tiefen Klüfte, in denen die Bäche und Flüſſe dieſe Ebene durch— ſchneiden, und die augenſcheinlich durch den Einfluß des Waſſers ge— bildet ſind, ſchmale Thäler mit flachem Boden, von ſteilen, mehr oder weniger ſenkrechten Seitenwänden eingeſchloſſen, wie wir ſie auch nörd— licher in den Hochebenen des Battalandes wiederfinden werden. Die berühmteſte und großartigſte derſelben iſt diejenige, worin der Maſ— ſang nach Nordweſten fließt und die Matua von Agam trennt. Sie beginnt bei Gedang im Gebiete der vier Kotta und dehnt ſich 3 bis 400 F. tief und gegen 200 Ruthen breit einige deutſche Meilen weit aus; ihr Boden trägt Gras und einige Reisfelder; die ſteilen, nur an wenigen Punkten erſteiglichen Seitenwände von grauer Farbe be— ſtehen aus Traß, vulkaniſchem Sande, Bimsſtein, Conglomerat und einzelnen bei der Abſpulung der loſeren Maſſen deutlicher hervor: tretenden Steinen. Dieſe Kluft hatten die Padari, als fie noch im Beſitz Matua's waren, nach der Einnahme Agam's durch die Holländer gegen dieſe an allen erſteigbaren Punkten verſchanzt, und ſie diente ihnen als eine furchtbare Schutzwehr, welche die Fortſchritte der Holländer lange 120 C. E. Meineke: aufgehalten hat. Aber nicht allein der Maſſang, ſondern jeder kleine Bach in Agam hat eine ähnliche, wenn auch nicht immer ſo tiefe und ſchwer zugängliche Kluft. Außerdem findet man im Innern der Ebene öfter kleine Hügel aus der Bimsſteinbrekzie des Bodens, die alle von glei— cher Höhe find, während im nördlichen Theil von Agam ähnliche, aber aus Kalkſtein beſtehende Hügel ſich erheben. Der Boden iſt al— lenthalben ein tiefer, aus der Auflöſung der Bimsſteinbrekzie entſtan— dener Lehm, der eine im Ganzen eben nicht ausgezeichnete Vegetation trägt, doch bei gehöriger Bewaͤſſerung für den Reisbau ſehr geeignet iſt. Der Fleiß der Bewohner des Landes hat jetzt, ſeitdem die hollän— diſche Herrſchaft den ſteten inneren Kriegen ein Ende gemacht hat, den Boden mit unabſehbaren Reisfeldern bedeckt, und ſo gewährt das rei— zende und geſunde Land, ob es ſich gleich an Fruchtbarkeit des Bo— dens nicht mit ähnlichen Hochebenen im weſtlichen Java meſſen kann, einen überaus angenehmen Anblick und gehört zu den werthvollſten Be— ſitzungen der Holländer in Sumatra. Zwei größere Flüſſe durchſtrö— men das Land, die beide im ſüͤdlichſten Theile deſſelben am Abhange des Singalang nahe bei einander entſpringen, der Maſſang und der entlegenſte Quellſtrom des großen Fluſſes Indragiri 1), der Batang agamz der letzte entſteht viel höher als der erſte und bildet gleich bei ſeinem Entſtehen einen ſchönen dreifachen Cataract. Der Maſſang be— wäſſert in ſeinem Laufe durch die ſchon geſchilderte Kluft den Nord— weſttheil der Ebene, während der Batang agam nach Nordoſten hin das Innere derſelben durchſchneidet, bis er ſie in dem Paſſe von Pa- dangtaro verläßt. Die Provinz Agam zerfällt in mehrere kleine Landſchaften, wovon Korthals 15 aufzählt und ſchildert; die ſüdlichſte, Sari, liegt am Ab- hange des die beiden ſüdlichen Vulkane verbindenden Sattels von Gugu ſigandang und iſt voll ſchöner Reisfelder, die ſich an den Abhängen der Vulkane, beſonders hoch am Singalang, hinaufziehen; das Dorf Sari an der Quelle des Batang agam iſt (nach Korthals) 3000 F. hoch. Weſtlich Sari befindet ſich das Gebiet der vier Kotta, worin die große Kluft des Maſſang beginnt, und deſſen öftlicher Theil geo- graphiſch allein zu Agam gehört, während der weſtliche, durch einen ) Irriger Weiſe halt Junghuhn (Battalaͤnder I, 28) beide Flüſſe für einen. M. 1 Die neueſten Entdeckungen in der Inſel Sumatra. 121 von Singalang ausgehenden Bergzug davon getrennt iſt und eher mit der Ebene von Matua zufammenhängt. Nordöſtlich von Sari find die Gebiete von Songipua und Bukit betabu, die ſich in die Ab— haͤnge des Merapi hinaufziehen und beſonders reich an Kaffee ſind; hier liegt das Dorf Songipua 3306, und das Dorf Renbahanbayak, das höchſte dieſer Gegend am Merapi, 4690 F. hoch (beide nach Oſt— hoff). Nördlich davon findet ſich die Landſchaft Ampatanke am Abhange des Merapi und in der öſtlich durch ein vom Merapi aus— gehendes Vorgebirge von dem Gebiet der fünf Kotta geſchiedenen Ebene. Bono⸗-am po liegt ſchon ganz in der mit Reisfeldern bedeck— ten Ebene weſtlich von Bukit betabu und davon weſtlich Karre; in die— fer Landſchaft iſt auf einer 100 bis 150 F. hohen Hügelreihe vulkani— ſcher Natur das holländiſche Fort de Kock (Bukit tinggi oder hoher Berg bei den Eingebornen) gebaut, der Mittelpunkt der hollaͤndiſchen Verwaltung von Agam, in einer geſunden und fruchtbaren, beſonders nach Oft zu gut angebauten Gegend (2825 F. nach Müller, 2950 F. nach Oſthoff). Zwiſchen Karre und der Kluft des Maſſang iſt die von niedrigen, aus Kalkſtein beſtehenden Hüͤgelketten durchſchnittene Landſchaft Pantar, welche nur in den zwiſchen dieſen liegenden Thälern Reisfelder enthält, während auf den Höhen höchſtens Mais gebaut wird; der harte, thonige und lehmige Boden iſt viel unfruchtbarer, als im übrigen Agam. Auch die nördlichen und öſtlichen Landſchaften gleichen an Frucht— barkeit und Ergiebigkeit den ſüdlichen. Im Norden von Karre und Pantar liegt die Landſchaft Kottabaru, die im Nordweſten durch das ſchon erwähnte Sandſteingebirge von den Tujulura am mittleren Maſſang getrennt wird, der nordweſtlichſte Theil von Agam, dann nörd— lich und durch einen kleinen, von jener Sandſteinkette nach Südoſt ge— henden Bergzug davon geſchieden, Pau oder Bukitpau, die nörd— lichſte Provinz von Agam, dann von ihr im Südoſten am Abhange des Bukit burua die Landſchaft Kaman, eine der reichſten des Landes, die von dem aus dem nördlichen Gebirge zum Batang agam fließenden Bua bewäſſert wird; hierauf folgt gegen Süden Magi, noch ſüͤdli— cher Selatan und Kapau, alle ganz in der Ebene, worin ſich hier niedrige Hügel aus einem hoͤhlenreichen Kalkſtein erheben, der keine Spur von organischen Weſen zeigt; auf einem dieſer Hügel liegt das hollän— 122 C. E. Meineke: diſche Fort Kuriri. Südlicher liegt zwiſchen Karre und Ampatanke der Diſtrict Saleian in einem höheren, nach Nord zum Batang agam ſich ſenkenden Theil der Ebene, der weniger zum Reisbau geeignet iſt. Die öſtlichſte Landſchaft iſt das Gebiet der fünf Kotta in einem beſonderen, 1 deutſche Meile langen, von Vorgebirgen des Merapi eingeſchloſſenen Thal, deſſen Bäche nach Nord zum Batang agam fließen; der reiche Boden iſt mit Reisfeldern bedeckt, und auf— fallender Weiſe erſcheinen hier trotz der Meereshöhe die Kokospalmen wieder, die in ganz Agam und Matua fehlen. An der Nordgrenze betritt der bis dahin ſelbſt gegen 80 F. breite Batang agam den durch das Zuſammentreten der Kalkgebirgsketten an ſeinen beiden Ufern ge— bildeten Paß bei dem Dorfe Padangtaro, wo er durch ſteile Fels— wände bis auf 12 Fuß Breite verengt, ſchäumend über Felsblöcke in einem 30 bis 40 F. hohen Katarakt in einen tiefen Trichter hinab— ſtürzt; durch dieſen Paß von Padangtaro führt die Hauptſtraße von Agam in die öſtlicheren Ebenen. An der Oſtſeite der eben erwähnten Kalkgebirge breitet ſich eine andere Hochebene aus, die aber nur die Hälfte der Höhe von Agam erreicht, nämlich 15 bis 1600 F.; dies iſt die Landſchaft Limapulu— kotta (die funfzig Kotta) oder Ranalimapulu, eine längliche Thalebene von der Geſtalt eines unregelmäßigen Vierecks, in der Haupt— richtung von Nordnordweſt nach Südſüdoſt 4 deutſche Meilen lang, in welche noch drei andere Nebenthäler, zwei von Norden und eins von Süden her einmünden. Allenthalben wird dieſe Ebene durch Berge umſchloſſen, im Weſten durch die Kalkgebirge, die ſie von Agam tren— nen, im Süden durch den Sago und die Berge von Tanjong alam, im Norden und Oſten durch Sandſteingebirge, nur im Südoſten geht ſie ohne Begrenzung in das Thal von Alaban über. Die Oberfläche wird durch tertiäre und alluviale Schichten gebildet, welche auf Sandſtein und nur an den Abhängen der ſüdlichen Grenzgebirge auf einem Kalkſtein ruhen, der wahrſcheinlich dem älteren Sandſtein der nördlichen Grenz— gebirge übergelagert iſt. Der häufig durch Eiſenocker blutroth gefärbte Boden iſt hier überaus fruchtbar und reich an Waſſer, welches ſich über— all in nicht geringer Tiefe findet, und die reichliche Bewäſſerung, ſowie die Anlage von Fiſchteichen um alle Dörfer möglich gemacht hat. Bei dem warmen, gleichmäßigen, doch geſunden Klima, das die tiefere Lage des Die neueſten Entdeckungen in der Inſel Sumatra. 123 Landes bedingt, gedeihen alle tropiſchen Kulturgewächfe, der Anbau iſt daher ſehr vorgeſchritten, die urſprüngliche Vegetation faſt vertilgt, die Ebene dagegen ganz mit Reisfeldern bedeckt, zwiſchen denen zahlreiche Fruchtbäume und beſonders Kokospalmen in ganzen Wäldern ſich zei— gen, in deren Schatten die Dörfer liegen. Ohne Zweifel iſt dies jetzt die reichſte und einträglichſte Provinz, die in Sumatra unter hollän— diſcher Herrſchaft ſteht. Zwei größere Flüſſe bewäſſern Limapulukotta; der Batang agam durchſtroͤmt die Mitte nach Oft und Nordoſt und fällt in den aus dem nordweſtlichen Nebenthal kommenden, den gan— zen Oſttheil nach Südoſt durchfließenden Sinamang; außer dieſem durchſchneiden das Land noch viele kleinere Flüſſe, die bei ſeiner Eben— heit nur langſam fließen und oft breit und untief, allein für die Be— wäſſerung der Felder ſehr geeignet ſind. Im Norden zieht ſich die Ebene in zwei ſchmale Arme zuſammen, die gleich Buſen in die nördlichen Grenzgebirge !) eindringen. Der weſtliche Arm iſt das Thal des oberen Sinamang, der nordweſtlich davon in den in einem Halbkreiſe um das Thal ſich herumziehenden Bergen entſpringt. Südöſtlicher, wo fie Auwan heißen, ſtehen dieſe Berge mit dem Bongſo in Verbindung und bilden lange, gegen Nord und Nordweſt ſich erſtreckende Rücken; ſie zeigen ſchon durch ihre ſanfteren Senkungen und die flachen und abgerundeten Gipfel das Auftreten des Sandſteins und ſtehen den Kalkgebirgen im Süden von Limapulu— kotta nur um 500 F. in der Höhe nach, außerdem ſind ſie dicht bewaldet, anſcheinend jedoch mit nicht fruchtbarem Boden bedeckt und bilden durch ihre Unwegſamkeit und Rauhheit eine wirkſame Scheidewand zwiſchen dem Thale des oberen Sinamang und dem weſtlich davon liegenden Allahan panjang. Das von ihnen gebildete Thal bewäſſert der Sina— mang, der alle kleinen Bäche der Berge aufnimmt; es beſteht aus den Landſchaften Kottalawi und Seliki am Fluſſe, deren zahlreiche kleine Dörfer von vielen Reisfeldern umgeben find, und dem ärmeren und weniger ergiebigen Monkar öftlicher am Abhange des Berges Bongſo. Diefer iſt der höchfte und der ſüdlich am weiteſten vor: ſpringende Berg der nördlichen Grenzgebirge und ſenkt ſich, überall dicht bewaldet, ſanft in die Ebene nach Süd herab 2). — ) Nach Burger heißen dieſe Taail. M. 2) Müller er den Bongſo für den Augusta sophiahill auf Raffle's Karte: 124 C. E. Meineke: Oeſtlich vom Bongſo dehnt ſich das zweite Seitenthal, das den nördlichen Theil des Diſtrictes Sirilama ausmacht, nach Nord- und Nordnordweſt aus. Im unteren Anfange ift dies Thal ; deutſche Meile breit; die Berge umher ſenken ſich im Weſten ſanfter, im Oſten ſteil; der Grund iſt mit Reisfeldern bedeckt, die Bergabhänge haben Pflanzungen von Gambir (Uncaria gambir). Höher verengt ſich das Thal bis auf die Hälfte, dann folgt eine beckenartige Erweiterung, und hier tritt zuerſt die auffallende Bildung des rothen Todtliegenden auf, welches das Thal mit 4 bis 500 Fuß hohen, ſenkrechten Fels— wänden umgiebt, über die bei Regenwetter zahlreiche Katarakte ſich herabſtürzen. Am Ende dieſes Beckens theilt das Thal ſich in zwei Arme, der eine geht nach Nordweſten längs des ſeine Reisfelder be— wäſſernden Baches Solo bis an die Quelle deſſelben, in den anderen führt gegen Norden ein kaum 100 Ruthen breiter Paß zwiſchen ſteilen Felswänden, darauf folgt ein neues längliches Becken von gegen 1500 F. Höhe voll Reisfelder, die ſich auch an den hier etwas ſanfteren Ab— hängen der Berge hinaufziehen, in denen das rothe Todtliegende und ein Sandſtein-Conglomerat vorherrſcht, worin keine Spur von Trachyt ſich findet. Am nördlichen Ende dieſes Thals liegt bei dem Lubulimbatu das holländiſche Fort Voltman (1477 F. nach Mül⸗ ler, 1618 F. nach Oſthoff), in einer heißen, nicht geſunden Gegend, angelegt, um den Handelsverkehr, den die Einwohner von Limapulu— kotta ſonſt über dieſes Thal mit den Anwohnern des Kampar zu trei— ben pflegten, zu hindern; höher folgt das Dorf Arau, von Sand— ſteinbergen umgeben (1681 F. nach Oſthoff) und noch höher Lan— dei (2590 F. Oſthoff), ſchon im Gebirge und an der Quelle des Araubaches, der durch das ganze Thal gegen Süd fließt und ſpäter in Tararu dem Sinamang zufällt. In der eigentlichen Ebene von Limapulukotta ſchildert Korthals ſechs Diſtricte. Im Weſten liegen deren zwei, Ganting ſüdlich vom Thale des oberen Sinamang am Rande des nördlichen Sandſteinge— birges, in welchem bei dem Dorfe Gugu das holländiſche Fort van allein die Angabe bei Marsden (historia of Sumatra p. 356) zeigt, daß dieſer Name von dem Capit. Lynch, als er 1808 den Fluß Siak befuhr, der erſten Höhe an die⸗ ſem Fluſſe gegeben iſt, die er an der Grenze der großen Küſtenebene etwa 130 engl. Meilen über der Mündung erreichte. M. Die neueſten Entdeckungen in der Inſel Sumatra. 125 der Boſch auf einem niedrigen Sandfteinhügel (1492 F. nach Muͤl⸗ ler, 1715 F. nach Oſthoff) gebaut iſt, und ſüdlicher Sirilawi auf den Abhaͤngen des Kalkſteingebirges, welches die Ebene von Agam trennt, deſſen ſchlecht bewachſener, dürrer Boden nur dürftig bebaut iſt. Der mittlere Theil der Ebene umfaßt die Diſtricte Simelon— gan und Payakomba. Der erſte liegt zum Theil auf den ſanften Gehängen des Bongſo, zum Theil mit dem im Oſten daran ſtoßenden Südtheil von Sirilama in der Ebene; er wird im Norden von den Bächen des Bongſo, im Süden vom Sinamang reichlich bewäſſert und iſt voller Reisfelder, während der Nordtheil ſchöne Kaffeegärten ent— hält. Südlich vom Simelongan iſt Payakomba zwiſchen den Flüſ— ſen Lampaſi und Batang agam, der ſchönſte und am ſorgfältigſten an— gebaute Theil des ganzen Landes, der ganz in der Ebene liegt; der gleichnamige Hauptort, der Wohnſitz des holländiſchen Reſidenten von Limapulukotta, iſt nach Müller 1517, nach Oſthoff 1594 F. hoch. Südlich von Payakomba folgt der größte Diſtrict des Landes Ayer— tabe, der in zwei Abtheilungen zerfällt, Payobaſſo in der Ebene, an Fruchtbarkeit Payakomba ganz gleich und von den vom Sago kom— menden Zuflüſſen des Batang agam, dem Batang talang und Son— gilande, bewäſſert, die andere Limbukang auf den verflachten Jos chen des Berges Sago, welche ſchöne Kaffeegärten tragen, während die dazwiſchen liegenden Thäler mit Reis bebaut ſind. Oeſtlich von Limbukang iſt Taram, der niedrigſte Diſtrict des Landes, in welchem der Sinamang den Batang agam, außerdem den Arau und den von den öftlichen Bergen kommenden Songituar aufnimmt; durch die hier— mit zuſammenhängende reichliche Bewäſſerung wird das Land ſehr er giebig, allein das Klima iſt heiß und nicht geſund. Am Südrande der Ebene erheben ſich die Berge von Tanjong— alam, welche Limapulukotta von Tanadatar trennen. Es iſt dies ein Kalkgebirge von im Ganzen über 3000 F. Höhe, das, wie ein breiter Sattel, die Berge Merapi und Sago verbindet, und die Haupt— ſtraße von Tanadatar nach Payakomba in einem Paſſe durchſchneidet, deſſen Höhe nach Müller 3085, nach Oſthoff 3209 F. iſt. Dieſe Berge ſind durch die Ruinen gleichende Form ihrer Gipfel und Felsab— hänge ausgezeichnet, der Kalkſtein gehört einer noch nicht ſicher beſtimmten 126 C. E. Meineke: Formation !), bei Tanjong alam enthielt er Spuren von Metallen, und gegen die beiden Vulkane hin treten plötzlich Trachyt und andere vulkaniſche Subſtanzen auf; am Nordabhange des Merapi aber hängt dies Kalkgebirge mit dem ähnlichen Vorgebirge dieſes Agam im Süd— oſten begrenzenden Berges zuſammen. Nach Tanadatar zu ſind die Berge am höchſten und ſteilſten, übrigens wild, wüſt und ganz unbe— wohnt; am Nordabhange liegt im Thale des in ihnen entſpringenden, nach Nordoſt in die Ebene von Limapulukotta dem Batang agam zu— fließenden Fluſſes Balante das Gebiet der drei Kotta und deſ— fen Hauptort Tanjongalam ſchon hoch im Gebirge auf dem Hü- gel Bukit tandiki in einer fruchtbaren, gut bewäſſerten Gegend, in der bereits europäiſche Gemüſe gedeihen, gegen 3200 F. hoch (nach Bur— ger). Im Oſten enden dieſe Kalkberge am Abhange des Sago, den Raffles vielleicht unter dem Namen Kasmuba verſtand und zu nicht weniger als 15000 F. Höhe ſchätzte, während er in Wirklichkeit nur 5 bis 6000 F. hoch iſt. Er liegt 23 deutſche Meilen im Oftnord- oſt vom Merapi und iſt ein alter, erloſchener Vulkan, deſſen vielfach zerſpaltener Gipfel beſonders drei kenntliche, kegelartige Spitzen hat, und deſſen Geſtein an den unteren Abhängen allenthalben ein ähnliches Trachytkonglomerat iſt, ganz wie an den weſtlicheren Vulkanen. Jetzt decken ſeine Seiten allenthalben dichte üppige Wälder, nur die unte— ren Theile ſeiner verflachten Joche, die ſich nördlich nach Limapulu— kotta, öſtlich nach Alaban und ſüdlich nach Tanadatar herabziehen, ſind angebaut. Im Südoſten ſchließt ſich an Limapulukotta eine Reihe Thal⸗ ebenen an, welche der Sinamang in ſeinem Laufe gegen Südoſten be— wäſſert, und die alle auf der Oſtſeite von der Fortſetzung der öſtlichen Grenzgebirgskette von Limapulukotta, im Weſten von einer anderen, dieſer parallel ziehenden eingeſchloſſen werden. Die erſte davon iſt das Gebiet der vier Kotta oder nach dem bedeutendſten Dorfe Alaban genannt; ſie beſteht aus dem tiefen Thale des Sinamang, den von Thä— lern durchſchnittenen Abhängen des Sago, die ſich bis an den Fluß ausdehnen, an ſeiner Weſtſeite, ſowie den ſanfteren Abhängen der öſtli— ) Burger hielt einige Theile für ſogenannten Alpenkalkſtein, andere für der Juraformation angehörig. Nach Korthals ſcheint beim Straßenbau unter dem Kalk das rothe Todtliegende entdeckt zu ſein. M. Die neueſten Entdeckungen in der Inſel Sumatra. 127 chen Berge an ſeiner Oſtſeite. Der beſte und ergiebigſte Theil der Provinz iſt der weſtliche auf den unteren verflachten Jochen des Sago, die ſich häufig in kleinen Ebenen mit reichem, durch ſchöne Kaffeegär— ten bedecktem Boden ausdehnen; auf einem dieſer Joche liegt das Dorf Alaban mit dem holländiſchen Fort Raaff (1952 F. nach Müller, 2133 F. nach Oſthoff). Höchft auffallend find die öfter mitten unter dieſen aus Trachytkonglomerat beſtehenden Höhenzügen aufſteigenden Kalkſteinhügel, die ſelbſt kleine Ketten bilden, wie bei Gadu; hier ha— ben ſie Höhlen mit Stalaktiten, in denen zahlreiche Schwalben leben, deren Miſt die Eingeborenen zur Bereitung des Salpeters benutzen; es ſcheint faſt, als ſei dieſer Kalk bei der Entſtehung des Sago mit emporgeriſſen worden. Die öſtlichen Theile der Provinz haben ſandi— gen, weniger ergiebigen Boden; das Thal des Sinamang iſt heiß und nur ſparſam bewohnt. Von Fort Raaff führt der Weg ſüdöſtlich über die Abhänge des Sago, beſchwerlich durch die tiefen, mit Reis bebauten Thäler, die man zwiſchen den Jochen zu durchſchneiden hat, bis man auf der ein— förmigen, mit Allang und Glaga bedeckten Ebene Pawatanga plötzlich das tiefere Lintau (Banzar) überſieht. Dieſe auf Alaban fol- gende Landſchaft iſt nicht etwa ein Thal, wie Alaban, ſondern eher eine Art Becken, zu dem ſich von den beiden Gebirgszügen Joche von 2400 F. Höhe, von Thälern von 1000 bis 1500 F. Höhe durchſchnitten, herab— ſenken, dieſe mit Reisfeldern, jene mit Kaffeegärten bedeckt, während das fruchtbare, wohl bewäſſerte Becken in der Mitte ſich ſanft nach Südoſten abwärts zieht und von dem Sinamang in der Mitte und dem aus dem Sago kommenden, ihm parallel fließenden Sello weſtli— cher durchfloſſen wird. Im nördlichen Theile des Landes liegt bei Tan— ſongboni auf einem der weſtlichen Joche das holländiſche Fort Schand (1634 F. nach Müller). Auf Lintau folgt tiefer die Landſchaft Bua (Talu), die Fortſetzung von Lintau, dem ſie im Ganzen gleicht, vom Sinamang und Sello bewäſſert, der ſich an der Südgrenze des Lan— des mit jenem vereinigt; der ergiebigſte Theil dieſer Provinz iſt der weſtliche am Sello, da hier Bewäſſerung des Bodens, welche in der Mitte die Tiefe des Bettes des Sinamang erſchwert, leicht möglich ift, und in dieſem Theil liegt ſüdlich vom Dorfe Bua das holländiſche Fort Penyang am Oſtufer des Sello (783 F. nach Müller). Von Bua 128 C. E. Meineke: aus betritt der Sinamang die kleine Landſchaft Ku mani, deren tiefe, heiße Baien die vielen Kokospalmen anzeigen; dann erweitert ſich das Thal, und in der nun folgenden Landſchaft Kottatuju (die ſieben Kotta) zu beiden Seiten des Umbilin, der ſich öftlicher Ampatplan— kis an dem gleichförmigen, von Süd kommenden, großen Zufluſſe des Kwantan anſchließt, verbindet ſich der Sinamang mit dem Umbi— lin, dem Abfluſſe des Sees Sinkara; der verbundene Strom empfängt den Namen Kwantan, durchbricht im Mittellaufe gegen Oſt die ſtu— fenartigen Abhänge der öſtlichen Grenzgebirge, wo er bei Duriange— dang an der Grenze des holländiſchen Gebietes einen Fall beim Durch— bruch durch einen ſteilen, felſigen Engpaß bildet, und erreicht bei Lu— bujambi, von wo an er den Namen Indragiri führt, die Küſten— ebene. Kottatuju und Ampatplankis ſind die tiefſten Landſchaften in dieſem Theile des holländiſchen Sumatra; das holländiſche Fort Tan— jong ampalo am Nordufer des Umbilin nahe oberhalb der Mün— dung des Sinamang liegt nur 584 F. hoch (Oſthoff). Von den die zuletzt geſchilderten Landſchaften zu beiden Seiten umſchließenden Gebirgszügen iſt der weſtliche eine Art Vorgebirge des Sago, von dem aus er gegen Südoſten bis gegen das Thal des unteren Sinamang geht. Er hat anfangs noch über 3000 F. Höhe, ſpäter aber nimmt die Höhe ab, bis er mit niedrigen Hügeln endet; anfangs beſteht er noch aus vulkaniſchen Geſteinen, trachytiſchem Con⸗ glomerat, einer Art in grauen Lehm übergehender Wade, Mandelſtein u. ſ. w., am Marapalam erſcheinen bereits Sandſteinſchichten. Einen Berg dieſer Kette nennt Raffles hinter Pageruyong Bongſo, ſchil-⸗ dert ihn aber ſo, daß man deutlich ſieht, er verſteht darunter den Sago. Ein anderer engliſcher Bericht!) giebt dieſem Gebirge den Na— men Bagomba, bei Oſthoff heißt es dagegen Batu ſangkar, am gewöhnlichſten aber Marapalam, wie eigentlich bloß der aus Lin- tau nach Indalas in Tanadatar hinüberführende Paß genannt wird, deſſen Höhe nach Korthals 3200, nach Oſthoff 3628 F. beträgt. Dieſer Paß war es, den die Padari, als fie nach der Einnahme Ta- nadatar's durch die Holländer ſich nach Lintau zurückziehen mußten, ſo ſtark verſchanzt hatten und ſo heftig vertheidigten, daß alle Ver— ) Asiatic journal 24, 199. M. —— — Die neueſten Entdeckungen in der Inſel Sumatra. 129 ſuche des Obriſten Raaff 1823, den Uebergang zu erzwingen, fehl— ſchlugen. a N Auf der Oſtſeite des ganzen Sinamangthales zieht, Limapulu— kotta und die ſüdöſtlich davon liegenden Landſchaften begrenzend, eine breite Gebirgsmaſſe hin, die ſich ohne Zweifel durch die ganze Inſel Sumatra in ähnlicher Weiſe ausdehnt und die Hochebenen und Län— genthäler des Inneren von der großen öſtlichen Küſtenebene trennt; auch in den Battaländern findet man ſie mit ganz derſelben Natur und Bildung wieder. Die Richtung dieſer Bergzüge iſt hier von Nord— weſt nach Suͤdoſt; ihre Höhe ſcheint nirgends 2 bis 3000 F. zu über— ſteigen; gegen Weſten fallen ſie in einem ſteilen, beſtimmten Rande ab, gegen Oſten verflachen ſie ſich allmälig und bilden ſo einen mehrere deutſche Meilen breiten Gebirgsgürtel, deſſen Senkung die Entſtehung größerer nach Oſt fließender Flüſſe zur Folge hat. Uebrigens ſind dieſe Berge faſt durchaus unbewohnt, mit dichten Wäldern bedeckt, eine öde Wildniß, worin wilde Thiere herumſtreifen, und ſich nur hier und da einzelne im Walde angelegte Gärten und Felder oder Hütten zum Schutz für Reiſende errichtet, finden; dies und die Breite des Gebirgs— gürtels, nicht die Höhe und Steilheit ſeiner Gipfel, macht die Ueber— ſteigung jo höchſt beſchwerlich und dieſe Berge zu einer fo wirkſamen Scheidewand in commercieller, wie in politiſcher Hinſicht zwiſchen dem Inneren und der öſtlichen Küſtenebene. In dem hier geſchilderten Theil der Inſel ſind die Straßen, auf denen die Eingeborenen ſie überſchrit— ten, jetzt ganz außer Gebrauch gekommen, da es im Intereſſe der hol— ländiſchen Regierung lag, den früher auf ihnen mit den öſtlichen Flüſ— ſen und durch dieſe mit Singapore getriebenen Handel der Bewohner des Inneren zu unterdrücken; dadurch ſind wir zugleich zu einer ge— naueren Kenntniß dieſer Straßen zwiſchen den Gebieten der Flüſſe Kampar und Indragiri gekommen. Nördlich von den Quellen des Kampar, wo in dieſen Bergen die noch unerforſchten Quellen des großen Fluſſes Siak liegen müſſen, ſind dieſe Straßen uns bisher gänzlich unbekannt geblieben; erſt im Quell— gebiet des Kampar an der Nordgrenze von Limapulukotta lernen wir fie unter dem allgemeinen Namen Bukit gedang kennen; hier erwähnt Oſthoff einen Paß, welcher von dem im ſüdlichſten Theile von Rau gelege— nen Kottatenga nach dem Dorfe Mei am Fluſſe gleiches Namens hin— Zeitfehr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 9 130 C. E. Meineke: überführt. Dieſer iſt der eine Arm des Kampar, der aus zwei Haupt— quellſtrömen entſteht, dem Mei oder Kampar Kanan (d. h. dem von rechts kommenden) und dem ſüdlicheren Sibayang oder Kam— par kiri (von links her). Das im Gebirge liegende Thal des obe— ren Laufes des Mei umfaßt, wo es zuerſt bewohnt wird, das Gebiet der ſechs Kotta; zu ihm gehört das Dorf Kottabaru, wohin von Limapulukotta die Hauptpäſſe über das Gebirge führen, auf denen frü— her der größte Theil des Verkehrs der Bewohner des Inneren mit der Oſtküſte betrieben wurde. Dieſer Päſſe ſind zwei, der eine nur wenig bekannte führt von Monkar aus in 2 bis 24 Tagen (für Laſtträger) nach Kottabaru, der andere, bei weitem gebräuchlichere beginnt im Thale Arau, geht von dem Dorfe dieſes Namens (nach Müller) über den Berg Limankambing, der die Ebene am Arau um 4 bis 600 F. überragt, und ſenkt ſich dann ganz allmälig herab bis Kottabaru, das in gerader Linie nur 22 deutſche Meilen von Fort Veltman in Arau entfernt iſt. Aber nach Oſthoff, der dieſen Paß ſelbſt bereiſet hat und ihn ſehr beſchwerlich fand, erſteigt man erſt hinter Landei, wo der Arau— bach entſpringt, die Paßhöhe des Bukit butang, die er 2852 F. hoch fand, und kommt dann nach Kottabaru, deſſen Höhe Oſthoff noch zu 2592 F. beſtimmt. Weiter abwärts fließt der Mei noch fortwäh— rend durch Gebirge; er bildet zwei Tagereiſen unterhalb Kottabaru bei Antoko nahe der Mündung feines nördlichen Zuſtroms Batang Kam— par einen kleinen, die Schifffahrt jedoch nur bei niedrigem Waſſerſtande hindernden Fall und erreicht erſt eine Tagereiſe tiefer bei Kuwo die flache Küſtenebene. Südlicher hat der gegen 2000 F. hohe Rand dieſes Gebirgslan— des an der Oſtgrenze von Limapulukotta da, wo er den Diſtrict Ta— ram begrenzt, den Namen Songituarz; er beſteht hier aus einem gelbgrünen, horizontal geſchichteten Sandſtein, der nicht mehr mit ſo ſteilen Felswänden ſich herabſenkt, wie das rothe Todtliegende um das Arauthal, und deshalb der Formation des bunten Sandſteins anzugehören ſcheint. Hier führt aus Taram drei Tage lang für Laſtträger und faſt nur durch unbewohnte Wildniß ein Paß nach dem am Rio gelegenen Dorfe Kapas hinüber; die Paßhöhe heißt Bukit Kamumuni, an ihr entſpringt der Rio, der ein nördlicher Zufluß des Sibayang iſt. Südlicher an den Grenzen von Alaban, Lintau und Bua iſt der Die neueſten Entdeckungen in der Inſel Sumatra. 131 Anblick dieſer öſtlichen Grenzgebirge durch ihre vielfachen zackigen Spitzen ſehr auffallend; dieſelben ſind auch hier noch 2 bis 3000 Fuß hoch und beſtehen ganz aus Kalkſtein. An der Grenze von Alaban heißen ſie Ga— bus und werden hier von drei verſchiedenen Wegen durchſchnitten, die alle in drei bis vier Tagen für Laſtträger von verſchiedenen Orten des Alabanthales aus durch unbewohnte Wildniſſe, doch nicht in dem Maße beſchwerlich, wie der Paß des Kamumuni, hinüberführen; die bei— den nördlichen, welche ſich in dem Dorfe Sari, wo ſich auch die Quell— arme des Sibayang verbinden, mit einander vereinigen, gehen über die Berge Sinipi und Chundong. Südlicher an der Grenze von Lintau heißt das Gebirge Surian; zu ihm gehört der am Weſtabhange vor— ſpringende, durch ſeinen einer alten Burgruine ähnlichen Gipfel auf— fallende Sunga ayam. Ueber dieſen Theil führt ein Paß aus Lintau zuerſt in das dem Sinamangthale parallelziehende Thal des Sumpur, eines Zufluſſes des Kwantan, dann für Laſtträger drei bis vier Tage lang durch menſchenleere Wildniſſe nach dem Dorfe Indarung, das an dem am Berge Talagabaros entſpringenden Sinjinji, einem Zu— fluſſe des Sibayang, liegt. Früher iſt erwähnt, daß der Fluß Maſſang im oberen Laufe die hochgelegenen Ebenen von Agam und Matua bewäſſert. Wo derſelbe Ma— tua verläßt, beginnt ſein ebenfalls nach Nordweſten gerichteter Mittel— lauf, wo am linken Ufer das Gebiet der zwölf Kotta, am rechten die Landſchaften Tujulura (die ſieben Luva) und tiefer Piſang liegen, in einem tieferen, mehr von Bergen umſchloſſenen Thale, als dies höher am Fluſſe der Fall iſt. Dieſe Gegenden waren für die Holländer im Kriege mit den Padari überaus wichtig, da ſie nach der Einnahme von Matua die Grenzgebiete gegen Bonjol, den Mittel— punkt der Macht ihrer Feinde, bildeten; deshalb wurden hier die Fe— ſtungen Piſang am rechten Ufer des Maſſang (1520 F. nach Horz ner) und Bambang (1903 F.) am linken Ufer gegründet. Am Ende dieſes Thales wendet ſich der Fluß plötzlich nach Nordweſten, nimmt den Fluß Alahanpanjang auf, durchbricht die Küſtenkette und betritt bei Bonjac (288 F. nach Oſthoff, 160 F. nach Horner) die Küſtenebene, worin er noch ſieben deutſche Meilen bis zu ſeiner Mün— dung fließt. In der nordweſtlichen Fortſetzung des Thales, in welchem der 9 * 132 C. E. Meineke: Mittellauf des Maſſang ſtrömt, liegt ein anderes ähnliches Thal Alahan— panjang !) zwiſchen der Küſtengebirgskette im Weſten und anderen Bergzuͤgen im Oſten, die es von dem Quellthale des Sinamang tren— nen; über dieſe Berge führt der Weg dahin von Bambang durch dichte, von Schwärmen von Affen bewohnte Wälder. Das Thal unterſchei— det ſich von allen ähnlichen in den Gebirgen Sumatra's durch ſeine niedrige Lage und die daraus entſpringende Aehnlichkeit des Klima's und der Erzeugniſſe mit denen der Küſtenebene. Es iſt nicht groß, kaum eine deutſche Meile lang und nicht halb ſo breit; es wird von dem breiten, ſeichten und gewundenen Fluſſe Alahanpanjang durchfloſ— fen, der Boden iſt ein fruchtbarer, aus der Auflöſung des Trachytcon— glomerats entſtandener Lehm; vor der holländiſchen Eroberung wenige ſtens (1837) war er trefflich angebaut und mit Reisfeldern bedeckt. Im Norden vereinigen ſich die beiden das Thal bildenden Bergzüge zu einem Knoten, über den am Alahanpanjang aufwärts ein Weg nach Kottatenga im Längenthal von Rau führt; am Südende iſt das Thal ebenfalls durch Berge geſchloſſen, zwiſchen denen ſich der Fluß durch einen wilden, romantiſchen Engpaß den Weg zu ſeiner Mün— dung in den Maſſang gebahnt hat. Die Berge umher beſtehen aus Trachytconglomerat in verſchiedenem Grade der Auflöſung und ande ren vukaniſchen Geſteinen, doch wird auch Sandſtein erwähnt; im füd- lichen Theile liegen der weſtlichen Kette nahe heiße Mineralquellen. Die weſtliche Kette iſt viel niedriger als die öſtliche; über ſie führt von Tiku an der Küſte der Paß von Bukit gedang (2150 F. nach Horner) zu dem im Südtheil des Thales liegenden Dorf Kumpu— lang (625 F. nach Oſthoff), von da nach Bonjol, das jetzt Fort Cochius heißt (689 F. )), dem Hauptorte von Alahanpanjang an ſeiner Oſtſeite zwiſchen niedrigen Hügeln, welchen Mittelpunkt ihrer Macht die Padari mit dem äußerſten Muth zwei Jahre lang gegen die Holländer vertheidigten. Die Umgegend iſt wegen der aus der gro— ßen Hitze, der Feuchtigkeit des Klima's und dem vielen ſtehenden Waſſer der Reisfelder entſpringenden Ungeſundheit außerordentlich verrufen. Von dem Knoten, der die Thäler von Rau und Alahanpanjang 1) Die Hauptquelle über Alahanpanjang iſt Waſſink's Bericht im achten Theile der Tydschrift. M. 2) So giebt es Oſthoff im ſechsten Theile der Tydschrift an (713 F. rhein⸗ länd.), im ſiebenten hat er dagegen 620 Fuß. M. Die neueſten Entdeckungen in der Inſel Sumatra. 133 trennt, geht ein kurzer Bergzug nach Weſten aus, über den ſich dann plötzlich der unter dem Namen Ophir den Seeleuten längſt bekannte und von den Umwohnern Telama genannte Berg erhebt. Da dieſer, der zu den höchſten der Inſel gehört, ganz iſolirt aus niedrigen Ebe— nen und von der Meeresküſte nur 4 bis 5 deutſche Meilen entfernt aufſteigt, jo gewährt er einen überaus großartigen Anblick; dies erklärt es, weshalb er fo lange für den hoͤchſten Berg der ganzen Inſel ge— halten und von engliſchen Beobachtern ſelbſt auf 13000 F. hoch ger ſchätzt wurde, während Horner die höchſte Spitze nur 9010 F. fand. Aus den im zweiten Theile der Tydschrift mitgetheilten Berichte dieſes Naturforſchers, der ihn im Mai 1839 von dem am Nordweſtabhange an einem Zufluſſe des Paſſaman, 920 F. hoch gelegenen Ort Sawa aus erſtieg, lernen wir dieſen Berg beſonders kennen. Danach weicht er in feiner Bildung von den meiſten Vulkanen Java's und Suma— tra's ab; er iſt nicht, wie dieſe, ein regelmäßiger Kegelberg, deſſen Ab— hänge von ſtrahlenförmig ſich ausbreitenden Jochen und Thälern durch— ſchnitten ſind, ſondern eine Bergmaſſe von nicht unbedeutender Ausdeh— nung; deshalb und freilich auch wegen der großen Unwegſamkeit der Wälder konnte Horner erſt am vierten Tage den Gipfel erreichen. Aus dieſer Bergmaſſe erheben ſich verſchiedene Gipfel, die aber nicht etwa (wie z. B. bei dem Wilis in Java) Ueberreſte des Berges aus frü— heren Verwüſtungen und Zerſtörungen, ſondern augenſcheinlich an dem Abhange des Hauptvulkans auf Seitenſpalten ausgebrochene vulkani— ſche Spitzen ſind. Das Geſtein iſt allenthalben Trachyt; Lavaſtröme in dem eigentlichen Sinne dieſes Wortes, nämlich Ströme von ge— ſchmolzenen Felsmaſſen), finden ſich am Talama fo wenig, als an irgend einem Vulkane Sumatra's, Java's und der meiſten, wo nicht aller in— diſchen Inſeln, denen wenigſtens in der neueſten Epoche ihrer Entwickelung eigentliche Lavaſtröme ganz abgehen, und, was Horner ſo nennt, beſteht (wie am Gede in Java) aus nichts anderem, als aus in die Senkun— gen des Bodens herabgeſtürzten oder ausgeworfenen Trachytblöcken mit etwas geſchmolzener Außenſeite, aber feſtem Kern, nach Art eines Stro— mes aufgehäuft; es iſt dies das Geſtein, welches das am Abhange aller dieſer Vulkane ſo haufige Trachyt-Conglomerat bildet. Die den Berg ununterbrochen bedeckenden Wälder haben nichts Ausgezeichnetes; fie begrenzen ſchon bald hinter Sawa die auf ausgerodetem Waldboden angelegten Reisfelder, und in den tieferen Theilen bereitet eine ſtach— 134 C. E. Meineke: Die neueſten Entdeckungen in der Inſel Sumatra. lige, alle Bäume verbindende Sotangart den Vordringenden außeror— dentliche Schwierigkeiten. Schon früh bedecken ſich die Bäume mit Moos, denn die Luft ſcheint in dieſen Wäldern erſtaunlich feucht zu ſein; von 600 F. an werden die Bäume allmälig kleiner, es treten nach und nach die bekannten, den vulkaniſchen Gipfeln dieſer Inſeln eigenthümlichen ſtrauchigen Gewächſe mit hartem Holz auf; am Gipfel bemerkte Horner bloß krautige Pflanzen. Unter den beſonderen Gipfeln in dieſer Bergmaſſe iſt beſonders einer ſüdweſtlich vom Hauptgipfel kenntlich, der Gunong Paſſaman (ein Name, der auch oft auf das ganze Gebirge ausgedehnt wird), der aber nur 6000 Fuß hoch zu fein ſcheint. Den höchſten Gipfel des Telama bildet eine von Nordweſt nach Südoſt ſich ausdehnende, ovale, unebene Fläche von etwa einer halben deutſchen Meile Umfang, die an der Südweſtſeite von einer Art höhe— rem, den höchſten Theil des Berges bildenden Rande umgeben iſt. Unter dieſem Rande iſt eine ovale, von einem beſonderen Rande um— ſchloſſene Krateröffnung von 300 F. Durchmeſſer und 80 F. Tiefe mit ſanft geneigten Wänden, auf denen wie am Grunde und überhaupt auf der ganzen Gipfelfläche eckige Trachytblöcke umherliegen; eine niedrige Erhöhung ſcheidet dieſe Oeffnung von einer anderen, 20 F. breiten und eben ſo tiefen, und öſtlicher liegt ebenfalls innerhalb eines Randes noch eine dritte von 150 F. Durchmeſſer auch mit ſanft ſich ſenkenden Wän⸗ den, deren Grund einen kleinen Teich enthält. Spuren der vulkani— ſchen Thätigkeit zeigen ſich hier durchaus keine; dagegen vermuthete Hor— ner die Eriftenz einer noch rauchenden Solfatara auf dem Gun. Paſſa— man, da er bei dem Erſteigen des Telama in ſeiner Nähe Schwefel— dunſt ſpürte; eine ähnliche ſcheint auch am Südabhange des Berges ſich zu finden, da die Einwohner des Dorfes Malampa dort im Gebirge Schwefel ſammeln. Nahe am weſtlichen Abhange des Telama erhebt ſich ganz iſolirt der nur 900 F. hohe Berg Gunong Tongar, durch einen niedrigen Paß beim Dorfe Pinaga vom Fuße des Telama getrennt. Von ihm geht eine Kette niedriger Hügel gegen Nordweſt nach Aierbangis hin aus, zwiſchen denen und der öſtlicheren Gebirgskette ein breites Thal (die Landſchaft Talu) vom Abhange des Telama an nach Nordweſten ſich ausdehnt und dort in die Küſtenebene übergeht. (Fortſetzung folgt.) C. E. Meineke. VI. Die architectoniſchen Monumente des weſtlichen Nord-Amerika. Bereits früher lieferte dieſe Zeitſchrift einge Nachrichten über die während der letzten Jahre in den großen, von dem Gila und dem Colo— rado durchſtrömten Becken Hoch-Californiens entdeckten Ruinen alter Gebäude und Städte, deren Conſtruction weit über die Civiliſations— ſtufe der gegenwärtigen Bevölkerung jener verödeten Landſchaft her— auszugehen ſchien (I, S. 310 — 318), fo wie fie auch über die ver- ſchiedenen neueren von Privaten und auch auf Anordnung der Regie— rung der Vereinigten Staaten ausgeführten Unterſuchungen in den näm— lichen Gegenden berichtete (II, 417 — 429). Die große Forſcherreihe, die ſich ſolchen Unterſuchungen widmete, ſpricht am deutlichſten zu Gun- ſten der Wichtigkeit, welche man in den Vereinigten Staaten Hoch— Californien in Bezug auf die künftige Entwickelung ganz Nord-Ame— rika's beilegt, und es ergiebt ſich zugleich aus der anſehnlichen Zahl der neuerdings aufgefundenen architectoniſchen Monumente frühe— rer Jahrhunderte mit Grund, daß man die Bedeutung jener Gegen— den nicht überſchätzt, indem die Monumente volles Zeugniß für die frühere Blüthe Hoch-Californiens abgeben und als eben ſo viel Be— weiſe für die Möglichkeit einer künftigen höheren Kultur dieſer Land— ſchaft gelten müſſen. In den letztverfloſſenen Monaten gelangten aber— mals mehrere Berichte über die Ruinen alter Städte in dem Gila- und Coloradobecken nach Europa, von denen wir zwei hier nachſtehend mit— theilen. Der erſte derſelben, der uns durch die Güte des Herrn Al. von Humboldt zu Theil wurde, erſchien im Panama Herald vom 20. Octo— ber v. J. und ging daraus in den S. Francisco Herald Über. Der 136 Gumprecht: zweite iſt der weſentliche Inhalt eines Vortrages, welchen Mr. John Ruſſel Bartlett, ehemals Regierungscommiſſar bei der durch den Friedens— ſchluß mit Merico im Jahre 1848 angeordneten Grenzregulirung, in der ethnologiſchen Geſellſchaft zu New-Mork gehalten hatte und wovon ſich ein Auszug in der newyorker Zeitung Daily Tribune vom 4. April d. J. mit einigen dem Vortrage angeſchloſſenen Bemerkungen des gelehr— ten und ſcharfſinnigen Forſchers im Gebiet der nord- und central-ameri— kaniſchen Alterthümer E. B. Squier findet. Wir ſind durch die Güte eines an dem Gedeihen unſerer Zeitſchrift lebhaft Theil nehmenden Landsmannes, des Herrn E. Ludwig zu New-Pork, Ehrenmitgliedes der Berliner geographiſchen Geſellſchaft, in den Stand geſetzt, die in— tereſſanten Mittheilungen Bartlett's und Squier's unſeren Leſern vor— zulegen n). Zu beiden Aufſätzen wurde noch ein dritter als zweck— mäßige Ergänzung gefügt (Nr. 3), nämlich der Bericht des nordame- rikaniſchen Lieutenant Simpſon über die bei Gelegenheit einer in das Land der Navajoindianer im Jahre 1849 von dem Lieut.-Col. Waſhington unternommenen militairiſchen Recognoscirungs-Expedition beobachteten intereſſanten alten Bauwerke, da Bartlett ſelbſt ſich auf Simpſon's Be— richt beruft, und dieſer überhaupt wenig bekannt geworden zu ſein ſcheint. Vollſtändig iſt er nämlich nur in Nord-Amerika in den Verhand— lungen des Congreſſes erſchienen, und in Deutſchland hat auch nur ein ſehr unvollſtändiger vorläufiger Bericht über Waſhington's und Simp— ſon's Entdeckungen aus einem Artikel der Daily Tribune in den Berl. M. 1849, VII, 220 — 230 Eingang gefunden. Bartlett's Bor trag iſt deshalb von hohem Intereſſe, weil er eine von der bis— herigen ganz abweichende Anſicht über die Urheber der, großen und merkwürdigen architectoniſchen Monumente in den jetzt faſt ganz ver— ödeten und von wenig zahlreichen Indianerſtämmen bewohnten Land— ſchaften zwiſchen dem Gila und dem Rio Grande del Norte ausſpricht. Bisher galt bekanntlich die vorzüglich durch Clavigero ausgebildete und auch von Al. von Humboldt angenommene Anſicht, daß die Ruinen und Ruinenſtädte jener Gegenden den von Norden eingewanderten 2) Der Gegenſtand von Bartlett's Vortrag iſt, wie das Folgende zeigen wird, verſchieden von dem Inhalt einer früheren Arbeit Bartlett's im American Rail Road Journal, Januar 1851, woraus einige Notizen in dieſe Zeitſchrift II, 418 — 420 übergingen. G. Die architeetonifchen Monumente des weſtlichen Nord-Amerika. 137 Azteken ihren Urſprung verdanken (Zeitſchrift I, 311), bei allen wiſ— ſenſchaftlichen Männern Europa's und Amerika's als die wahrſchein— lichſte. Bartlett verwirft dieſelbe nun ganz, wogegen er die Begründung der großen Gebäude und Staͤdte den Vorfahren der noch in denſelben Gegenden wohnenden Urbewohner, welche letzte ſich nach ſeinen Er— fahrungen durch eine vergleichungsweiſe viel höhere Kulturſtufe, als die übrigen nordamerikaniſchen Indianer beſitzen, auszeichnen, zuzuwei— ſen ſucht; ſelbſt die von dem Untergange geretteten Reſte der azteli— ſchen Literatur, auf deren Beweiskraft ſich viele frühere Forſcher beru— fen hatten, meint Bartlett, beſtätigten die bisherige Hypotheſe zu Gun— ſten des Aztekenurſprungs der Ruinen nicht. Zugleich erläuterte der Berichterſtatter ſeine Anſichten in der ethnologiſchen Geſellſchaft durch Vorlage einer ſehr großen Zahl von Zeichnungen der alten Ruinen, ſo wie von landſchaftlichen Darſtellungen, welche durch ihn während ſei— ner amtlichen Thätigkeit im hoch-californiſchen Becken aufgenommen wurden, aber noch nicht veröffentlicht worden ſind. Die reiche Sach— kenntniß, welche Bartlett während ſeines Aufenthalts in dieſen Gegen— den zu erwerben Gelegenheit hatte, muß ſeinen Anſichten allerdings ein höheres Gewicht, als denen der meiſten ſeiner Vorgänger geben, von denen der ältere Theil, Clavigero an der Spitze, nie in das Becken Hoch⸗Californiens gekommen iſt, ein anderer aber, der neuere, wel— chem es allerdings vergoͤnnt war, an Ort und Stelle zu forſchen, ſtets nur einige der Monumente kennen zu lernen Gelegenheit hatte, ſo daß dieſe neueren Forſcher durch ihre unvollkommene Kenntniß des Materials anſcheinend zu ſehr verleitet worden ſind, den älteren An— ſichten ſich zu unbedingt anzuſchließen. Die lebhafte Zuſtimmung, die Bartlett von Seiten Squier's, dem jetzt unzweifelhaft die umfaſſendſte Kenntniß der nördlichen altamerikaniſchen Denkmäler zu Gebot ſteht, fand, iſt in der That kein geringes Moment für die Richtigkeit ſeiner Meinung, und wir haben deshalb vorauszuſetzen, daß dieſe in Kurzem die all— gemein angenommene ſein wird. Unzweifelhaft dürfte uns bald auch eine vollſtändige Kenntniß jener alten Bauwerke zu Gebote ſtehen und das Gila- und Coloradoland ſchon in den nächſten Jahrhunder— ten wieder zu dem Grade der Kultur gelangen, deſſen es ſich früher erfreute, weil die neueſten Erfahrungen erweiſen, daß ſelbſt die weni— ger civiliſirten dortigen Indianerſtämme der Ausbildung nicht ſo un— 138 Gumprecht: zugänglich find, als einige ihrer nördlicheren Volksgenoſſen (Zeitſchrift II, 422), und da die Lage des hochcaliforniſchen Beckens allzuwichtig, ſo wie der Boden deſſelben auch zu fruchtbar iſt, als daß nicht die raſtloſe Thaͤtigkeit der Anglo- Amerikaner dafür ſorgen ſollte, daſſelbe möglichſt bald mit einer ſeßhaften Bevölkerung zu bedecken. Gumprecht. 5 Das große Becken in der Mitte von Hoch-Californien, das im Norden von den Wahſatchbergen und den Anſiedlungen der Mormo— nen in Utah, im Oſten aber von dem Felſengebirge, welches am rech— ten Ufer des Rio Grande entlang geht, im Süden von dem Gila— Fluß, im Weſten endlich von der Sierra Nevada begrenzt iſt, erſcheint als ein faſt noch unbebautes Ländergebiet. Jäger und Bergmänner haben den ringsum laufenden Rand der inneren Seite wohl durchſtreift, aber ihn niemals durchſetzt, den ein— zigen Mr. Beale ausgenommen, der bei ſeinem letzten Ausfluge das Nordgehänge durchzog, und Capit. Joe Walker, der berühmte Gebirgs— wanderer, der im Winter 1850 faſt die Mitte dieſes Gebietes durch— zog. Zwar nur Weniges iſt dadurch erforſcht worden, aber auch das Wenige macht begierig, noch mehr darüber zu erfahren. Von Capit. Walker haben wir Mehreres über dieſes noch geheim— nißvoll im Dunkel liegende Land zuſammenſtellen können. An Flüſſen fehlt es darin nicht: der Rio Colorado Chiquito oder kleine Red ri— ver fließt an 100 engl. Meilen im Norden des Gila, und mit dieſem parallel, mitten hindurch und ergießt ſich in den Colorado. An 120 engl. Meilen weiter gegen Norden folgt der San Juan demſelben Laufe, wie der kleine Red river, und ergießt ſich in den Grand river, den Hauptarm des Colorado. Der Grand river ſelbſt ſtrömt etwas mehr in SW. durch den nördlichen Theil des Baſſins, indeß der Avon— kari, ein großer von Mr. Beale entdeckter Strom, der Green river und der Rio Virgen, insgeſammt große Ströme, gegen den nördlichen Berg— rand ziehen und in ſüdlicher Richtung in den Colorado ſich eins münden. Das große Baſſin zwiſchen dem Colorado und Rio Grande iſt Die architectoniſchen Monumente des weltlichen Nord-Amerika. 139 ein Tafelland 1) von größter Ausdehnung, das gegen den Gila-Fluß und den Rio Grande hin durch iſolirte Bergketten (Sierras) unterbro— chen iſt. Faſt alle dieſe Ströme fließen durch tiefe Felsthäler (Canons). Das Land iſt öde und nackt, gänzlich unbewohnt, ſelbſt keiner der niedrig— ſten Indianer lebt darin, und doch zeigen ſich überall Spuren einer frü— heren dichten und civiliſirten Bevölkerung, die zwar längſt verſchwand, aber ihre großartigen Werke zurückgelaſſen hat. Capit. Walker verſichert, daß das Land vom Colorado bis zum Rio Grande zwiſchen dem Gila und San Juan voller zerſtörter Woh— nungen und Städte ſei, wovon die mehrſten auf dem Tafellande lä— gen. Obwohl er ſehr häufig auf zerfallenes Mauerwerk und zahlloſe Haufen von Terra cotta ſtieß, ſo wurden doch die meiſten derſelben auf der Straße der Einwanderer im Süden des Gila bemerkt, aber erſt auf ſeinem letzten Ausfluge ſahe er die erſten noch ſtehenden Bauwerke. Er war vom Colorado bis zur Hälfte in die Wildniß vorgedrun— gen und hatte ſein Lager nahe dem kleinen Red River aufgeſchlagen, wo die Sierra Blanca ſich im Süden gewaltig emporthürmte, und er in einiger Ferne einen Gegenſtand erblickte, welcher ſeine Neugier zu ge— nauerer Erforſchung reizte. Als er näher kam, erblickte er eine Art Citadelle, um welche die Ruinen einer Stadt in mehr, als der Länge einer engliſchen Meile ausgebreitet lagen. Sie befanden ſich am Bergabhange gegen den Red River; die Straßenlinien konnte man deutlich erkennen, da ſie ſich ganz regelmäßig in rechten Winkeln durchkreuzten. Die Häu— ſer waren alle von Stein erbaut, aber durch die Wirkung einer hefti— gen Hitze zerſtört, die offenbar das Land verheert haben mußte. Es war dies die Wirkung eines gewöhnlichen, aber überaus heftigen Bran— des, wie dergleichen aus Vulcanen hervorzuſtoßen pflegen, da die Steine alle verbrannt, öfter veraſcht oder ſelbſt verglaſet waren 2). Daſſelbe Anſehen hatte eine jede von ihm erblickte Ruine. Durch 9 Der allgemeine ſpaniſche Name für Tafelländer, und alſo auch für das hie— ſige Plateau, iſt Meſa, ein Wort, das die Spanier von den Tafelländern ihrer Hei— math, wo fie z. B. die Hochebenen von Ocana in Neu-Caſtilien die Meſa de Ocana nennen, nach ihren außereuropäiſchen Beſitzungen verpflanzten. G. ) Wahrſcheinlich Bauſteine von zelliger Lava, wie der Tezontli, woraus das alte Mexico erbaut war. A, von Humboldt. — Lavenartige Gebilde, naͤmlich 140 Gumprecht: einen ſolchen verheerenden Feuerſtrom, der das ganze Land überzogen, mußte nach des Capitains Anſicht wohl auch die ganze Bevölkerung untergegangen ſein. In der Mitte der genannten Stadt ſtieg ganz ſteil ein Fels 20 bis 30 Fuß hoch empor mit den Grundmauern eines einſtigen Gebäudes von ſehr großem Umfange. Nur die nordöſtliche Ecke deſſelben ſtand in 10 Fuß hohen und 15 bis 18 Fuß lan— gen Mauerreſten, doch war der Umriß des ganzen Gebäudes noch zu erkennen. Der Bauſtein war gut behauen, und die Mauer gut con— ſtruirt. Das ganze Südende des Baues ſchien zu Aſche verbrannt zu ſein und bildete nur noch einen Schutthaufen. Selbſt der Fels, worauf derſelbe errichtet war, ſchien zum Theil durch Schmelzung gelitten zu haben. Capit. Walker verweilte längere Zeit dort, maß die Stra— ßen und Hausſtellen, in denen er eine Anzahl von Handmühlen, de— nen ganz ähnlich vorfand, wie ſie in den Bauerdörfern und bei den Mexicanern im Gebrauche geblieben. Sie erſchienen aus einem leichten poröſen Stein gearbeitet und beſtanden aus zwei Stücken, etwa 2 Fuß lang und 10 Zoll breit, davon das eine ausgehöhlt war, das andere concave darauf paßte. Sie waren das einzige, was der Hitze Wider— ſtand geleiſtet hatte; von Metall zeigte ſich keine Spur. Umherliegend traf der Reiſende ſehr viele und oft ſehr zierlich eingekerbte oder gemalte Scherben von Töpferwaaren; aber dergleichen hatte er auch in vielen anderen Gegenden des Landes zwiſchen dem Gila und San Juan ſchon früher vorgefunden 1). Capit. Walker ſahe bei fortgeſetzter Wanderung am nächſten Tage noch mehrere andere Rui— nen in der Ferne von ſeinem Wege aus, die er aber näher zu unter— ſuchen nicht im Stande war. Auf dieſer Seite des Colorado (wohl der Südſeite) bemerkte er nur Spuren der gegenwartigen Indianer-Racen, die aber keine Tradition von jener einſt ſtarken Bevölkerung erhalten haben und die dortigen Ueberreſte nur ſtumm anſtaunen, aber nichts von ihnen zu ſagen wiſſen. ſchlackige Trappmaſſen, erwähnt gelegentlich auch der nordamerikaniſche Lieut. Simpfon in ſeinem weiterhin folgenden Bericht auf den Meſas dieſer Gegenden. Dergleichen fand derſelbe z. B. unfern Santa Fe, wo die Meſa von jeder Seite durch baſaltähn— liche und ſtellenweiſe ſchlackige Trappmaſſen gekrönt iſt (Reports of the Secretary of War. 31. Congress. 1. Session. Washington 1850. Documents 61. S. 61), und auch nahe der dortigen Waſſerſcheide (S. 74). ) S. d. Zeitſchr J, 317 und Lieut. Simpſon's weiterhin folgenden Bericht. G. r Die architectonifchen Monumente des weſtlichen Nord-Amerika. 141 Capit. Walker hält dafür, daß dieſes jetzt fo öde Baſſin einft ein reizendes Ländergebiet für Millionen war, aber durch vulcaniſche Feuer zerſtört wurde. Die Kornmühlen beweiſen, daß hier einſt Ackerbau getrieben wurde, aber in ſeinem jetzigen Zuſtande könnte der Boden nicht einmal gepfluͤgt werden. Auch muͤſſen die Bewohner Schafe gehalten haben, da das Bild dieſes Thieres auf ihrem Töpfergeſchirr vorkommt !). j Auch Lieut. Beale ſagt, daß er auf feiner Wanderung in der Mitte der Wildniſſe im Norden des Gila-Fluſſes Mauerwände von gewaltiger Dicke vorgefunden, welche ihm ein Fort gebildet zu haben ſchienen. Er zählte in dem Gebäude 42 Gemächer und traf zugleich in der Nähe eine große Menge harter Thonkugeln von der Größe einer Kanonenkugel bis zu Schrotkörnern. Oefters waren 10 bis 12 Stück derſelben zu einem Haufen oder einer Rolle verbunden; der Zweck davon ließ ſich nicht ermitteln. Ob dieſes verſchwundene Volk zu den Azteken gehörte, die, aus dem Norden gekommen, zu Cortes Zeit noch in Mexico wohnten? Ihre Sage erzählt: ein Prieſter habe ihnen geboten immerfort gegen den Süden fortzuwandern, bis ſie einen Adler treffen würden, der auf einem Cactus ſitze und eine Schlange in ſeinen Klauen halte. Dieſe Gruppe hatten fie an der Stelle, wo Mexico noch ſteht, erreicht und ſollen deshalb dieſe Stadt dort erbaut haben. Dieſe Sage iſt be— kanntlich auf dem Gepräge der mexicaniſchen Dollars erhalten worden. Vor einiger Zeit will man in den Wildniſſen von Neu-Merico, die Ruinen der Stadt Gran Quivira ?) und Pecos, Nachkommen der Azteken wiedergefunden haben, die in verborgenen Höhlen den bis zur gehofften Wiedererſcheinung Montezuma's zu nährenden Feuer— brand erhielten. Erſt vor zehn Jahren ſollen die letzten Indianer als Ueberreſte derſelben geſtorben fein. Sind vielleicht die Pimos im Sü— den des Gila noch als Nachkommen der Azteken auf ihrem Südmar— ſche zurückgeblieben? Dieſelben find durch ihre höhere Geiſtesbildung den ) Das Vorkommen der Abbildung von Schafen könnte veranlaſſen, die Rui— nen in eine ſehr neue Zeit zu verſetzen, ja den Bericht ſelbſt zu verdächtigen, wenn die Abbildung nicht vielleicht ein ganz anderes Hausthier der alten Bevölkerung, wel— ches der Berichterſtatter irrigerweiſe mit Schafen verwechſelte, darſtellt. G. 2) S. dieſe Zeitſchrift T, 314 — 316. G. 142 Gumprecht: Indianern Mexico's überlegen, haben Baumwollen-Kultur und Baum— wollen-Fabrication zu ihrer Bekleidung. Möchte ein Stephens und Layard bald den Schleier dieſer Geheimniſſe lüften! C. Ritter. 2. In demjenigen Diſtrict des Landes, welcher öſtlich durch das Felſengebirge, weſtlich durch den Colorado, ſüdlich durch den Gila be— grenzt wird und ſich nordwärts gegen 300 Meilen weit erſtreckt, leben einige Indianerſtämme von höheren Graden der Civiliſation, als an— dere Eingeborene im nordamerikaniſchen Continent nördlich vom Thale von Merico je erreicht haben. Die Civiliſation dieſer Stämme iſt eine eigenthümliche und meines Dafürhaltens noch von derjenigen Kultur verſchieden, welche Ferdinand Cortez im Gebiete des alt-mexica— niſchen Reiches vorfand; ſie wird beſonders durch die Geſchicklich— keit in Errichtung ihrer ſtattlichen Wohngebäude characteriſirt 1). Dieſe nördlichen Stämme bearbeiten das Land und erndten Weizen, Korn und andere Erzeugniſſe zu ihrem Lebensunterhalt; ſie bauen auch Baumwolle, welche ſie ſpinnen und weben, und woraus ſie Bekleidungsgegenſtände verfertigen. Sie ziehen endlich Pferde und Rindvieh und errichten ſelbſt ihre Wohnungen von größerem oder klei— nerem Umfange. Ebenſo übertreffen ihre Töpferwaaren und ſonſtigen Hausgeräthe die der anderen Indianer. Kein eingeborener Stamm Nord-Amerika's, mit Ausnahme der Azteken oder der Mexicaner, kann dieſen Stämmen verglichen werden. Es iſt zwar richtig, daß auch an— dere Stämme das Land bebauen, doch errichtet kein anderer Wohnun— gen, die über die gewöhnlichen tragbaren Indianerhütten (Wigwams) ſich erheben, keiner ſpinnt und webt ſeine Baumwolle zu ſelbſtgefertig— ten Kleidern *) oder errichtet luftige und geräumige Gebäude. Hier— ) Die mit den Moquis im Weſten Santa Feé's wohnenden Navajoindianer, deren Cultur nach Lieut. Simpſon's Anſicht doch viel tiefer ſteht, als die Ausbildung derjenigen Stämme war, welche die alten, großen Bauwerke aufführten, beſitzen nach Gregg's Mittheilungen (Commerce of the Prairies I, 285 — 286) eine beſondere Geſchicklichkeit in der Fabrication von Baumwollenſtoffen, ſowie in der Kunſt der Sticke— rei mit Federn auf Leder, worin ſie alle anderen Indianer übertreffen (Simp— ſon a. a. O. 105). Ebenſo weben die Navajo waſſerdichte Mantelſtoffe von ſolcher Trefflichkeit, daß ſie ganz den gummiſirten Stoffen unſerer Fabriken gleichen und ſo hochgeſchätzt werden, daß die Mericaner mit 50 —60 Dollar's das Stück bezahlen. G. | ) * 6 Die architectoniſchen Monumente des weſtlichen Nord-Amerika. 143 durch iſt alſo die Civiliſation des californiſchen Beckens eigenthümlich, und ich kann hinzufügen, daß ich ſie für eine in ihm ſelbſtſtändig ent— wickelte halte. Die von mir erwähnten Stamme ſind ſich aber in der Ausdeh— nung ihrer Kenntniſſe nicht ganz gleich, was zum Theil der Eigen— thümlichkeit der Localität und ihrem Bedurfniß für Kleidung und be— queme Wohnung zuzuſchreiben ſein dürfte. Alle dieſe Stämme bil— den Gemeinden, die in vollſtändigen Dörfern leben; zuweilen be— wohnt aber auch eine Gemeinde von mehreren hundert Seelen nur ein einziges oder mehrere zufammenhängende Gebäude. Iſt das letzte der Fall, ſo wird das Gebäude immer nach dem nämlichen Plan erbaut; gewöhnlich umſchließt daſſelbe von drei Seiten einen leeren viereckigen Platz, oder es wird auf einer Anhöhe errichtet, wo dieſe allgemeine Form nicht nöthig iſt. Die Gebäude beſtehen aus meh— reren Stockwerken. Das erſte hat keinen Eingang oder Thür in der äußeren Mauer; man ſteigt auf Leitern, welche man dann nachzieht, zu deſſen Gipfel hinauf. Das zweite Stockwerk iſt um einige Fuß zu— rückgebaut und giebt dadurch den Raum zu einer rundherum führen— den Gallerie, nach welcher ſich die Thüren der verſchiedenen Wohn— räume des Stockwerks öffnen. Das dritte wird wieder auf Leitern erreicht, die zu einer anderen Gallerie oder Terraſſe führen, woſelbſt fich wie— der Thüren zu jedem Wohnraum finden. Das erſte oder niedrigſte Stockwerk erreicht man durch Fallthüren von oben herab. Was nun die alten (d. h. die aus einer viel früheren Zeit ſtam— menden G.) Pueblos betrifft, ſo wird eine kurze Beſchreibung einen Begriff ihres Umfanges geben. Die von Lieut. Simpſon in ſeinem Be— richt über Colonel Waſhington's Expedition nach der Navajogegend be— ſchriebenen gehören zu den intereſſanteſten, welche man bisher kennen gelernt hat. Sie wurden am Fluß Chaco, einem Arm des San Juan, gefunden und ſind nur noch Ruinen. Das Pueblo Pintado genannte Ge— baude, aus harten grauen, tafelförmigen Kalkſtein (richtiger Sandſtein. G.) ſtückchen aufgeführt, hatte drei Stockwerke und enthielt im unterſten 54 Zim- mer, wovon einige nur 5, die größten aber 6— 12 Quadratfuß groß wa— ren. Der Pueblo Wegisgi beſitzt einen Umfang von 700 Fuß und enthält 999 Zimmer im erſten Stockwerk; der Pueblo Una-vida einen Umkreis von 994 Fuß; der Hungo Pavie einen Umfang von 872 Fuß und beſitzt 144 Gumprecht: 72 Zimmer im unteren Stockwerk. Pueblo Chettro kettle zeigt eine Peripherie von 1300 Fuß und 124 Zimmer im unteren Stockwerk. Dieſe verſchiedenen Gebäude waren drei oder vier Stockwerk hoch, jedes immer hinter dem anderen zurücktretend und alle von Stein erbaut. In der Nähe des letzten befindet ſich ein in Ruinen liegendes Gebäude, von ungefähr 1300 Fuß im Umkreis, das vier Stockwerk hoch war und 139 Zimmer im unteren Stockwerk begriff. Nimmt man nun an, daß jedes Stockwerk zurücktritt und ſtimmen die oberen Räume mit den unteren überein, ſo enthielt dies einzige Gebäude nicht weniger als 641 Zimmer. Zwei Meilen unterhalb befinden ſich die Ruinen eines noch größeren Gebäudes, Peñasca Blanca genannt, mit einem Umfang von 1700 Fuß 1). Der Pueblo von Taos in Neu-Mexico erſcheint als einer der merkwürdigſten noch beſtehenden. Er beſteht aus einem ungefähr 400 F. langen und 50 F. tiefen Gebäude, das in lange, übereinander liegende Zimmerreihen getheilt iſt und eine 50 — 60 F. hohe, 5 oder 6 Stock— werk bildende Pyramide bildet. Man ſagt, dies große Gebäude biete 5 bis 600 Menſchen ein Unterkommen. Der ganzen Linie am Gila-Fluß entlang findet man Spuren zer⸗ ſtörter Gebäude, lange Linien von Bewäſſerungscanälen und ungeheure Mengen zerbrochenen Töpfergeſchirrs 2), welche beweiſen, daß hier einſt eine zahlreiche Bevölkerung lebte. Die Nachkommen dieſer Bevöl— kerung ſind, mit Ausnahme der Pimos und der Coco Maricopas, die jetzt noch hier, aber auf einem kleinen Diſtrict von ungefähr 15 Mei— len Länge beſchränkt leben, ſämmtlich fortgezogen, und ſtatt ihrer haben die wilden Apaches die ganze Gegend eingenommen, nachdem ſie un— zweifelhaft die früheren friedlichen, ackerbautreibenden Stämme vernich— tet hatten. In der Nähe des Gila befinden ſich noch ein großes und zwei kleinere Gebäude; erſtes, unter den Namen Caſa Grande oder „Caſa de Montezuma“ bekannt?), iſt wohlerhalten. Ich beſuchte dieſe Stelle, zeichnete die Ruinen und beſchrieb fie genau in meinem Personal Narra- 1) Der dritte Abſchnitt dieſes Aufſatzes enthält, wie erwähnt, die vollſtändigere Beſchreibung dieſer Ruinen. G. 2) Zeitſchrift I, 312, 327. G. 3) Zeitſchrift I, 312. G. Die architectoniſchen Monumente des weſtlichen Nord-Amerika. 145 tive (2 Bände. 1854.) Die verkohlten Balkenenden, welche man in den Mauern findet, zeigen deutlich, daß das Gebäude durch Feuer zerſtört ward. In demſelben Zuſtande fand der Jeſuit Kin !) daſſelbe, als er es im Jahre 1699 beſuchte, und unter den Indianern der Gegend geht die Sage, daß ihre Bewohner durch die Apaches vernichtet wurden. Ungefähr 300 — 400 Meilen ſüdöſtlich von hier, im mericanifchen Staate Chihuahua, befindet ſich noch eine und zwar die ſübdlichſte Sammlung von Ruinen, die der von mir beſchriebenen Civiliſation an— gehören und auch den Namen „Caſas Grandes“ und „Caſas de Montezuma“ führen. Die nahe dabei liegende moderne mericaniſche Stadt Chihuahua führt ebenfalls den Namen Caſas Grandes, wobei ich bemerken will, daß derſelbe ſogar einem anſehnlichen, durch die Stadt fließenden Strom gegeben wird. Ich beſuchte die Ruinen, welche einen Raum von ungefähr 800 F. Länge und 250 F. Breite bedecken und zu einem einzigen durch Gänge und Höfe verbundenen Gebäude gehört zu haben ſcheinen. Ihrem Anſehen nach glaube ich, daß das Gebäude von demſelben halbeiviliſirten Volke, wovon ich fo eben Nachricht gegeben habe, errichtet wurde. Lebt aber der Stamm oder die Gemeinde in einem wirklichen Dorfe, ſo beſteht daſſelbe gewöhnlich aus einſtöckigen, zuweilen auch zweiſtöcki— gen Häuſern, bei welchen der Eingang auch mittelſt Leitern, um ſich vollftändig zu iſoliren und Schutz gegen den Feind zu erlangen, ſtattfindet. Dieſen Zweck noch beſſer zu erreichen, werden Dörfer und größere Gebäude gewöhnlich auf dem Gipfel eines Felſens oder Berges erbaut, und, wenn dieſes nicht anging, ſo nahm man wenig— ſtens ein offenes Plateau, wo weder Baum, noch Buſch oder Fels dem Feinde einen Verſteck geſtattet. Oft wählt das Volk eine Lage nahe an einer Anhöhe, welche eine Umſchau der Gegend gewährt, und wo eine aufgeſtellte Schildwacht das Herannahen des Feindes leicht bemerken kann. Die Gebäude dieſer Volker beſtehen zuweilen aus regelmäßigen La— ) Der Jeſuitenpater Euſebius Kin (eigentlich) Euſebius Kühn), einſt Pro— feſſor der Mathematik zu Ingolſtadt, unterfuchte 21 Jahre lang, von 1700 — 1721, mit ſeinen beiden Ordensbrüdern Salvatierra und Ugarte den californifchen Meerbuſen und fo auch die Gegenden des Gila und Colorado. v. Humboldt Essai I, 72 — 73, 254. ©. Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 10 146 Gumprecht: gen auf einander ruhender Felsſteine ohne Mörtelverbindung, andere aus an der Sonne getrockneten, gewöhnlich 18 Zoll langen, 12 Zoll brei— ten und 3 — 4 Zoll dicken Thonziegeln, oder fie find endlich aus dem, was man in Mexico adobes nennt, aufgeführt. Der Thon wird oft in Formen geſchlagen; die Steine trocknet man dann an der Sonne und legt ſie zuletzt regelmäßig in eine Art Mörtel aus derſelben Subſtanz ein. Der Mörtel beſteht nämlich aus Erde und Kies und wird in einigen Fällen noch mit gehacktem Stroh vermiſcht. Bei dem Adobe-Bau preßt man den Thon auf der Mauer ſelbſt in 20— 24 oll dicken Blöcken zwiſchen Kä— ſten, welche, ſobald die Maſſe getrocknet iſt, entfernt werden!“); nach den Proben, welche ich hiervon ſahe, liefert dieſe Methode eben ſo dauerhafte Gebäude, als wenn man aus regelmäßigen, mit Mörtellagen wechſeln— den Thonziegeln baut. Unter den Hauptſtämmen des genannten Diftricts, die ihres Zu— ſammenlebens in Dörfer wegen gewöhnlich Pueblo-Indianer genannt wer— den, befinden ſich die Moqui, die Zuni und die Stämme der Dörfer Acoma San Felipe, Laguna, San Domingo, Taos, Jemez u. ſ. w. Die Nas vajos befinden ſich im Beſitz aller Künſte der Pueblo-Indianer, mit Ausnahme der Baukunſt, indem ſie noch rohe Wigwams bewohnen. Ebenſo wohnen die Pimo und Coco-Maricopa, bei denen ich 15 Tage zubrachte, in Wigwams; doch ſind dieſelben fleißige Landbauer und machen ihre Kleider aus ſelbſterzeugter Baumwolle. Der Moquiſtamm iſt der ſtärkſte aller Pueblo-Stämme nächſt den Zußi und umfaßt unge— fähr 3500 Seelen; von den anderen zählte jeder nur 500 — 1500 Köpfe. Die Navajos werden als Zweig des großen Nomadenſtammes der Apaches, welche vom Colorado im Weſten durch Nord-Mexico nach den Pecos von Texas reichen, betrachtet. Dieſelben haben durch ihre Nachbarſchaft mit den Pueblo-Indianern alle ihre Künſte, mit Ausnahme der Erbauung großer Gebäude, angenommen. Ich kann nicht behaupten, daß ſie Baumwolle ziehen, obgleich ich weiß, daß ſie ausgezeichnete wollene Decken fabriciren (S. hier S 142. G.). In Gewohn- heiten und Benehmen ſind ſie ſehr von den Pueblo-Indianern verſchieden, da ſie mehr, gleich ihren Brüdern, den Apaches, nomadiſiren, ſehr kriegeriſch und betrügeriſch ſind und als die größten Räuber der Gegend betrach— tet werden. Mit Ausnahme dieſes Zweiges der Apaches erſcheinen ) Das Original iſt hier ſehr undeutlich; ſichtlich iſt aber von einer Art Piſé⸗ bau die Rede. G. * 8 Die architectoniſchen Monumente im weſtlichen Nord-Amerika. 147 alle halbciviliſirten Stämme als fanftmüthig und harmlos, und fie zie— hen den Frieden dem Kriege vor. Kein eingeborener amerikaniſcher Stamm bietet übrigens dem Menſchenfreunde ein intereſſanteres Unter— ſuchungsfeld dar, als die Pueblo-Indianer. Da ſie mit den erſten An— fangsgründen der Civiliſation vertraut ſind und den ernſten Wunſch haben, ſich zu belehren, ſo könnten ſie, und zwar in ſehr kurzer Zeit, auf eine Bildungshöhe gelangen, wie noch keiner ihrer rothen Brüder erreichte. Selbſt jetzt in ihrem natürlichen Zuſtande ſind ſie in verſchiedenen Kün— ſten ſo geſchickt, wie die Cherokeſen, Choctaws und die am weiteſten vorge— ſchrittenen Indianer aus dem öſtlichen Felsgebirge es ſogar nie waren. Der Ackerbau dieſer Stämme iſt von dem in unſerem Lande ſehr verſchieden, da ſie nur das Erdreich aufzulockern und zu ſäen brau— chen, worauf die Natur das übrige thut. Doch giebt es hier ſo wenig Regen, daß künſtliche Bewäſſerung eine abſolute Nothwendig— keit iſt. Es wird deshalb das Waſſer der Ströme durch Canäle und Gräben in das Tiefland geführt, welches fie zu bebauen beabſichtigen. Dieſe Methode wird unabänderlich befolgt, und ich habe ſolche Canäle ſich meilenweit erſtrecken ſehen. Einer derſelben, der 15 — 20 F. breit und ungefähr 4 F. tief iſt, findet ſich z. B. nahe den Salinas, nördlich vom Gila. Die hier erwähnte Civiliſation betrachte ich nun als eine bei den genannten Stämmen ſelbſtſtändig entwickelte. Von den Spaniern, welche im Jahre 1540 die Gegend durchzogen, wurden die Ströme ſchon in demſelben Zuſtande gefunden. Die erſten über fie bekannt ge— wordenen Nachrichten erhielten wir durch Cabeça de Vaca, der fie im Jahre 1536 bei ſeiner bemerkenswerthen Reiſe von Florida nach dem Golf von Californien aufſuchte. Seine Berichte veranlaßten die Erpeditionen Marco de Niça's 1) und Coronado's im Jahre 15402), und bald darauf noch mehrere andere. Coronado erzählt von dem Volke, daß es in mehrſtöckigen Häuſern wohne, Ackerbau treibe und ſeine ) Der Franciscanerpater Fray Marco de Nica, wie ihn Herrera in ſ. Hi- storia geral. Decas VI, lib. IX. c. 8. (Ed. Madrid 1730. Vol. IV, 200 und 208) nennt, hatte durch feine angebliche Entdeckung maßloſer Reichthümer in der nördlich vom Gila gelegenen Stadt Cibola, dem mexicaniſchen Timbuctu, wie Al. von Hum— boldt fie nannte (Essai politique II, 261), feinen Landsleuten in Mexico den Kopf ver- dreht und dadurch wohl zunächſt Coronado's Abſendung veranlaßt. Schon Herrera er— klärte des Mönchs Erzählungen für Fabeln. G. ) S. dieſe Zeitſchrift J, 314. G. 10 * 148 Gumprecht: farbigen Kleidungsſtücke ſelbſt fabricire. Ungefähr zu derſelben Zeit zog Alarcon den großen Colorado hinauf, deſſen Ufer er ſchwach be— völkert fand. Auch er ſpricht von der Baumwollen- und Weizencul— tur und dem Zuſammenleben der Indianer. Wir erſehen hieraus alſo, daß dieſe Künſte nicht erſt durch die Spanier zu ihnen gelangt wa— ren. Wir können jedoch noch weiter zurückgehen, indem die ganze Ge— gend mit in Ruinen liegenden und von Stein oder von adobes auf— geführten Gebäuden bedeckt iſt, deren Hauptcharakter ganz demjenigen der noch jetzt von den Stämmen dieſer Landſchaft bewohnten Gebäu— den entſpricht. Die früheren hier angeführten Reiſenden fanden die Civiliſation bis in den Oſten von dem Thale des Rio Grande, ja ſo weit wie die Pecos reichen, verbreitet und ſtießen auf eine Gran Quivira genannte Stadt ), in deren Nähe eine lange Linie von Dörfern ſich befand, worin die nämlichen Künſte, wie die in dem californiſchen Baſſin heimiſch geweſenen, ausgeübt wurden. Obgleich die Stämme längſt ver— ſchwunden ſind, haben ſie doch Zeichen zurückgelaſſen, welche beweiſen, daß ſie im Beſitz ſolcher Kenntniſſe waren. Dies iſt in Kürze der Charakter dieſer Halbeivilifation, ſowie ihrer Verbreitung, die im Süden nicht über das Thal von Gila mit einer einzigen Ausnahme hinausgeht. Es ſcheint nämlich, als habe das Volk eine breite, wuͤſtengleiche und öde Gegend, welche ihnen keine Subſiſtenzmittel bot, überſchritten und ſich in dem ſchönſten Thale Nord— Mexico's angeſiedelt. Es iſt dies nämlich das dem San Miguel oder Caſas Grandes-Fluß entlang gelegene Thal, worin ſich die zuletzt be— ſchriebenen Ruinen (S. 145) ſich befinden. Um deutlicher anzugeben, über welchen Diſtrict ſie zogen, will ich bemerken, daß es derjenige iſt, welchen man gegenwärtig von Mexico zu erwerben beabſichtigt. Das fruchtbare Thal befindet ſich aber nicht genau innerhalb der beab— ſichtigten Grenzlinie. | Wir wollen nun ſehen, ob fich einiger Zuſammenhang zwiſchen den Völkern oder den Bauwerken des nördlichen Diſtricts und den Azteken von Mexico, ſowie deren Civiliſation zur Zeit der Eroberung nachweiſen läßt. Die bisher überwiegende Anſicht der Geſchichtsforſcher über den Urſprung der Azteken und anderer halbciviliſirten Völker, welche die ) S. dieſe Zeitſchrift T, 314. G. 1 ˙ m ⅛ ⁵ͤ.1tnʃ4 K ge Die architectoniſchen Monumente des weſtlichen Nord-Amerika. 149 Spanier zur Zeit der Eroberung Mexico's in dem Thal dieſes Na— mens vorfanden, war nun, daß dieſe aus einer weit im Nor— den gelegenen Gegend, Aztlan genannt, im Jahre 1160 gekommen ſeien !). Aztlan wurde von vielen Schriftſtellern in den Norden des Golfs von Californien verlegt, weil die Vorfahren der Mericaner, wie ihre Bilderſchrift berichten ſollte, bei ihrer Wanderung einen Meeresarm, der möglicherweiſe der ebengenannte Golf war, überſchritten hätten. Be— tancourt 2) verſetzt daſſelbe ſpeciell in eine 2700 Meilen nördlich von Mexico gelegene Gegend, während Boturini Aztlan gar für eine Provinz Aſiens erklärte, die Einwanderung über die lange Halbinſel von Ca— lifornien hinableitete und dieſelbe dann zu Schiff über den Golf von Californien führte. Zur Unterſtützung ſeiner Behauptung gab Botu— rini eine Menge Beweiſe an, die zu wiederholen mir unnöthig ſcheint ?). Torquemada und Andere fanden endlich übereinſtimmend mit Boturini einen Meeresarm in der in allen mericaniſchen bildlichen Darſtellun— gen befindlichen Abbildung eines großen Fluſſes, wogegen der Abbé Cla— vigero dieſen ſogenannten Meeresarm gar für nichts Anderes, als eine von den Mericanern vor ihrer Auswanderung gemalte Darſtellung der allgemeinen Sündfluth hielt. Obgleich der gelehrte Abbé die Hei— math der Azteken auch in eine nördlich vom californiſchen Golf gelegene Gegend Aztlan verſetzt, ſo führt er das Volk doch auf einem anderen Wege, als ſeine Vorgänger, nach Mexico, indem er es nämlich über den Co— lorado-Fluß etwa im 35. Grade n. Br. und dann gegen SO. bis zum Fluß Gila gehen ließ, wo es einige Zeit geblieben ſei; denn bis jetzt, ſagt er, findet man noch Ueberreſte der großen, von ihnen am Ufer dieſes Fluſ— ) S. dieſe Zeitſchrift J, 311. G. 2) Betancourt's Berichte find, wie mich der gelehrte Kenner der alt- mexicani— ſchen Zuſtände, Herr Prof. Buſchmann, belehrt, nur manuſcriptlich vorhanden. G. ) Boturini Bernaduci Senor de la Torre y de Hoho, aus Mailand gebür⸗ tig, kam im Jahre 1735 oder 1736 nach Mexico und beſchäftigte ſich hier mehrere Jahre eifrigſt mit Sammeln alt-mericaniſcher Schriften und Alterthümer. Er brachte davon, zufolge des von ihm darüber herausgegebenen Catalog, eine ſehr bedeutende Sammlung zuſammen, die aber, als Boturini fpäter in die Hände der Inquiſition ſiel, zerſtreut worden fein ſoll. Boturini iſt Verfaſſer eines ſehr ſeltenen, aber zu— gleich höchſt unbedeutenden, doch von nicht weniger, als 6 geiſtlichen und weltlichen Behörden bei ſeinem Erſcheinen approbirten Buchs: Idea de una nueva historia ge- neral de la America septentrional 1746, worin $. 128 die Wanderung der Alt: Mericaner über Californien vorgetragen wird. G. 150 Gumprecht: ſes errichteten Bauwerke. Sodann führt er die Azteken nach den Ca— ſas Grandes im Staate Chihuahua, wo ſich ebenfalls ausgedehnte Ruinen befinden, die ich beſucht und beſchrieben habe. Er ſagt: „Dies Bauwerk ward nach der allgemeinen Ueberlieferung von den Mexica— nern während ihrer Auswanderung errichtet“. Die Theorie Clavigero's und anderer Schriftſteller, welche ein— zig auf dem Vorhandenſein der ausgedehnten Ruinen am Colorado, dem Gila und in Chihuahua beruht, wurde in ſehr ausgedehnter Weiſe von den Gelehrten angenommen und verbreitet, und neuere Schriftſteller, worunter wir nur den ausgezeichneten Humboldt zu nen— nen haben, bezeichneten dieſe Ruinen als den erſten, zweiten und dritten Ruhepunkt der Azteken *). Es iſt indeſſen meiner Anſicht nach kein triftiger Grund zu der Annahme vorhanden, daß, wenn überhaupt die Azteken je in Californien angeſiedelt waren, ſie den Colorado un— ter dem 35. Grade n. Br. oder an irgend einer anderen Stelle über ſchritten hätten. Wenn auch an dieſer Stelle einige Ruinen gefunden wurden, ſo iſt man doch dadurch keineswegs ſogleich zu dem Schluſſe berechtigt, daß Azteken ſie auf einem Zuge von Norden her errich— tet hätten. Iſt es nicht wunderbar, daß ein ſo fleißiger Forſcher, wie Cla— vigero, ſich nicht beſſer mit den in Mexico aufbewahrten handſchriftli— chen und den in gedruckten Büchern enthaltenen Berichten, worin Be— ſchreibungen noch anderer zerſtörten Bauwerke in dem californiſchen Baſſin und in Neu-Merico genau von demſelben Charakter, als die von ihm den Azteken zugeſchriebenen, vorkommen, bekannt gemacht hat? Hätte er das gethan, ſo wäre ſeine Theorie von ſelbſt zerfallen, denn ſtatt dreier Ruhepunkte für dieſes Volk in directer Linie von Norden, würde er Spuren derſelben Künſte und Civiliſation und der Wohnun— gen eines ähnlichen Volkes vom Colorado bis zu den Pecos gefunden haben. Außerdem hätte er viele Stämme kennen gelernt, welche zu ſeiner Zeit noch ähnliche Gebäude erbauten und bewohnten. Dies iſt jedoch noch nicht Alles! Es giebt gar keinen zureichen— den Beweis für den Zuſammenhang zwiſchen den halbceiviliſirten, von ) Letztes iſt nicht ganz richtig, vielmehr heißt es im Essai politiquè 2. Ausg. II, 243 ſehr beſtimmt, daß die Annahme dreier Stationen ſehr wenig begründet ſei (On suppose très vaguement, que les Aztöques avaient fait trois stations), doch * Die architectoniſchen Monumente des weftlichen Nord-Amerika. 151 mir hier erwähnten Stämmen und denen im Thale von Mexico, ja es iſt nicht einmal die leiſeſte Aehnlichkeit zwiſchen ihren Bauten und dem Styl ihrer Verzierungen vorhanden. Die Sitten und Gebräuche, der religiöſe Ritus und die Ceremonien beider find verſchieden. In der That haben beide nichts mit einander gemein. Selbſt die Sprache ir— gend eines der vielfachen nördlich vom Gila befindlichen Stämme und die Sprache der ſogenannten Azteken zeigt keine Verwandtſchaft. Indeſſen iſt es nicht allein der Mangel an Uebereinſtimmung in der Sprache und jeder Aehnlichkeit in Sitten und Gebräuchen, Kunſt und Religion, was die Wanderung der Azteken vom weiten Norden her als ſehr zweifelhaft herausſtellt; es giebt auch phyſiſche Hinderniſſe, welche dieſelbe unwahrſcheinlich, wo nicht ganz und gar unmöglich, machen. Es ſteht nämlich unzweifelhaft feſt, daß die Azteken zuletzt aus Cu— liacan, einer längs dem californiſchen Golf hin geſtreckten und nun unter dem Namen Michoacan bekannten Gegend kamen, und es iſt ebenfalls wahrſcheinlich, daß fie eine Aztlan genannte Gegend verlie— ßen; doch kann Niemand, der das reizende Thal von Californien ge— ſehen und ſeine herrliche Luft eingeathmet, Niemand der die troſtloſe, ungaſtliche Region, welche Californien von Nord-Mexrico trennt, durch— zogen hat, glauben, daß Aztlan einſt in Californien gelegen habe, und daß die Azteken von dort in die Wüſte ausgewandert ſeien, wenn ſie nicht etwa beſſere Gründe dazu gehabt haben, als wir gegenwär— tig zu beurtheilen im Stande ſind. Wollten wir aber auch einen Augenblick annehmen, daß ein Volk Californiens fruchtbare Thäler und ſeine geſunde Atmoſphäre zu ver— laſſen die Abſicht gehabt hatte, fo ergiebt ſich bald, da ſchon in der Breite von los Angeles die Thäler ſich vermindern oder gar verſchwin— den, die Gegend ein immer weniger einladendes Anſehen erhält, auch nur wenige vereinzelte Stellen ſich finden, die noch dazu durch viele Zwiſchenräume von einander getrennt find und höͤchſtens eine ſehr be— ſchraͤnkte Bevölkerung zu ernähren vermöchten, daß, wenn wirklich eine Bevölkerung den von Boturini angenommenen Weg die Halbinſel Ca— lifornien abwärts hätte wählen wollen, fie einen 800 — 1000 Meilen ſagt Herr von Humboldt an einer anderen Stelle, daß Aztlan nach der Tradition und den Hieroglyphen die erſte Station der Azteken geweſen ſei (ebendort I, 348). G 152 Gumprecht: langen Difteiet über zerriſſene Gebirge (rugged mountains) und durch verwickelte Thäler (intricate valleys) bei langen waſſerloſen Entfer— nungen hätte nehmen müſſen, wo es für einen Haufen von nur 500 Men- ſchen beinahe unmöglich war, die nöthigen Subſiſtenzmittel zu finden. Die Halbinſel von Niedercalifornien ward zwar ein Jahrhundert frü— her, als Obercalifornien, coloniſirt; unendliche Mühe und große Sum— men wurden ſogar verwendet und koſtbares Leben bei der Coloniſation geopfert, doch iſt noch heute, nach dem Verlauf zweier Jahrhunderte, die Bevölkerung geringer, als ſie einſt in der nomadiſchen Zeit gewe— ſen war. Sie vermag im Augenblick ihre elende geringe Bevölkerung ſo wenig, als in früherer Zeit ſelbſt zu ernähren, und ſie ſieht ſich genöthigt, viel Korn und Weizen aus der mericanifchen Land— ſchaft Sonora zu beziehen. Bietet nun heute noch die Lage Niederca— liforniens ſo viel Schwierigkeiten zum Unterhalt ſeiner Bevölkerung dar, wie viel ſchwieriger hätte es einem wandernden, halbeiviliſirten Indianerſtamm fein müſſen, feinen Unterhalt hier zu finden! Als die Azteken des Aufenthalts müde wurden, verſetzt ſie die Sage, oder noch beſſer die Theorie, über den ungefähr 150 Meilen breſten Golf nach der mexicaniſchen Küſte, welche eben ſo öde und ab— ſchreckend, als die von ihnen angeblich verlaſſene Gegend iſt. Hier zeigt ſich ein anderes Hinderniß. Wie vermochte das auswandernde Volk über den Meeresarm zu kommen? In Untercalifornien findet ſich näm— lich faſt kein Baum, der zur Erbauung eines Schiffes verwendet werden könnte, ſo wenig als irgend ein anderes Material zur Erbauung einer Flotille. Der Gedanke an eine ſolche Auswanderung iſt unter den Umſtänden zu unwahrſcheinlich, um nur einen Augenblick an ihm feſt— zuhalten. Wir wollen unterſuchen, welche Vorzüge eine Wanderung von Ober (Hoch) californien über den Colorado und Gila in der Richtung der Ruinen nach der allgemeiner angenommenen Theorie Clavigero's und Anderer gewährt haben könnte! Die Wanderer hätten nach ihr zuerſt die Sierra Nevada, dann den Colorado überſchreiten müſſen. Danach hatten fie eine todte Wüſte von 200 — 250 Meilen zu durchziehen ge— habt, welche ſie zu dem Gila brachte. Zugegeben, daß ſie hier abermals weilten, Bewaſſerungscanäle anlegten, den Boden anbauten und im— poſante Bauwerke aufführten, ſo mußten ſie doch, nachdem ſie ſich hier Die architectoniſchen Monumente des weltlichen Nord-Amerika. 153 wohl und behaglich eingerichtet, ihre ſchoͤnen Ländereien und Häuſer aufgeben und, wieder ſüdlich ſich wendend, weite Wüſten und öde Landſtrecken durchziehen, um ſich nach einer Wanderung von 400 Meilen abermals niederzulaſſen, was an dem Ufer des wunderſchö— nen Stromes in der Gegend der Stadt Chihuahua geſchehen wäre. Hier hätte dann daſſelbe ſich ereignet, die fruchtbare Gegend hätten die Auswanderer angebaut und wiederum ungeheure Gebäude darin aufgebaut, bis ihnen die reizende Gegend nicht genügte. Abermals wären ſie fortgezogen, und wohin? Man ſollte natürlich glauben, daß, wenn ſie den Weg nach Süden einſchlugen, ſie dem ſchönen Thale und der offenen Gegend in dieſer Richtung gefolgt wären. Doch dies möchte nicht mit der Theorie übereinſtimmen. Ihr zu Liebe läßt man die Azteken von dem an der Küſte des Stillen Meeres gelegenen Mi— choacan nach Mexico ziehen, und unſer Wanderſtamm wäre ſo durch die große Sierra Madre geführt worden, eine Gebirgskette, die in unſeren Tagen, wenigſtens in dieſer Richtung, weder für Menſchen, noch Thiere paſſirbar iſt. Nachdem nämlich Clavigero die Auswanderer nach den Caſas Grandes gebracht hat, ſagt er: „Von hier erreichten ſie Culiacan am Golf von Californien, nachdem ſie ſteile Berge herabgezogen und ihren Weg nach Süden gerichtet hatten; fie blieben hier 3 Jahre, er— richteten Häuſer und bauten den Boden an.“ Dies iſt eine der Hauptſchwierigkeiten in Clavigero's Theorie. Hätte derſelbe jemals die von ihm beſprochene Gegend beſucht, ſo würde er nie den Gedanken ausgeſprochen haben. Eine Auswanderungsge— ſellſchaft würde, um von den Caſas Grandes aus die angedeutete Stelle am Stillen Ocean zu erreichen, ſich vielmehr rückwärts haben wenden und durch den Guadalupe-Paß die Gebirgskette überſchreiten, alſo einen Weg haben ziehen müſſen, welchen die Grenzeommiſſion meh— rere Male zurückgelegt hatte. Nachdem ich ſo die Schwierigkeiten bezeichnet, welche einer Wan— derung von Obercalifornien aus durch die californiſche Halbinſel oder über den Colorado und Gila nach Süden entgegen ſtanden, und ich ebenfalls den Mangel jeder Verwandtſchaft zwiſchen den halbciviliſir— ten Stämmen der Gilagegend und den Azteken erwieſen habe, bleiben noch andere Gründe gegen die erwähnte Theorie. Waren nämlich die Azteken oder die genannten halbciviliſirten Stämme von Californien 154 Gumprecht: ausgewandert, ſo würden ſie hier doch Spuren ihres früheren Aufent— haltes zurückgelaſſen haben, was, wie wir genau wiſſen, nicht der Fall iſt. Die californiſchen Stämme ſtehen vielmehr auf einer ſehr niedri— gen Bildungsſtufe, und man kennt bei ihnen keinen Charakterzug, keine Geſchicklichkeit in Künſten oder Gewohnheiten und Sitten, und auch keine Aehnlichkeiten in der Sprache, weder mit der der Pueblo— Indianer, noch mit der der mexicaniſchen Azteken. Die Halbeivilifa- tion Ober-Californiens halte ich demnach beſtimmt für eine ſelbſtſtändig entwickelte. Sie iſt auf einen breiten Diſtrict beſchränkt und unähn— lich jeder anderen, bei den verſchiedenen Stämmen des amerikaniſchen Continents etwa vorkommenden, jo wie auch die Civiliſation der Azte— ken ihre Eigenthümlichkeiten beſitzt. Allerdings glaube ich, daß die Az— teken von Aztlan herſtammen, aber zugleich, daß man nachweiſen kann, wie dieſe Gegend im Staate Michoacan genau unterhalb des Golfs von Californien gelegen war. Es wurden von mir noch viel mehr Beweiſe über dieſen Gegen— ſtand geſammelt, doch muß ich ſie für eine ausgedehntere Schrift über die Ethnologie des weſtlichen Amerika aufbewahren. Bei Beendigung des Vortrags von Mr. Bartlett erklärte Mr. Squier, daß er vollſtändig mit deſſen Anſichten über die angebliche Wanderung der alten Mexicaner von Norden her übereinſtimme. „Es giebt“, ſagt er, „durchaus keine mündliche, monumentale oder hiſtoriſche Beweiſe zu Gunſten einer ſolchen Wanderung, obwohl die mexricaniſch-hieroglyphiſchen Handſchriften allerdings das Recht ha— ben, als hiſtoriſche Documente betrachtet zu werden. Einzig das ausgebeutete Dogma eines einzigen Urſprungs aller verſchiedenen Ra— cen und Familien der Menſchheit, und daß dieſelben einem einzigen Centrum irgendwo an den Ufern des Euphrat entſprungen ſeien, liegt dieſer Theorie in Bezug auf die eingeborenen Mexicaner zum Grunde. Die früheſten Berichterſtatter über das ſpaniſche Mexico und über Mexico waren feſte Gläubige der Erſcheinung der Nuestra Senora de Guadalupe) und lebten zu einer Zeit, wo blinder Glaube und allgemeine wiſſenſchaftliche Unwiſſenheit eine buchſtäbliche Annahme der 1) So z. B. Boturini, welcher hierüber folgendermaßen ſich äußert: Apenas Ilegado (à las Indias) me send estimulado de un superior tierno impulso para in- vestiga el prodigioso milagro de les Apariciones de Nuesta Patrona de Guadalupe; P Die architectoniſchen Monumente des weltlichen Nord-Amerika. 155 Lehre von der menſchlichen Einigkeit entſchuldigen konnten. Gewarnt durch die Verurtheilung Giordano Bruno's und Gallilei's Verfolgung vor einer zu ausgedehnten und gewagten Erforſchung und vor Schlüſ— ſen, die mit dem Kirchendogma unverträglich waren, nahmen ſie als aus— gemacht an, daß die Mericaner von Aſien hergekommen fein mußten !), und auch ihre Nachfolger, wenn gleich nicht ſtets Gläubige der Erſchei— nung der Jungfrau, waren doch kaum feſter in ihrer Philoſophie. Bei ihrer geringen Marinekenntniß fielen die Mericaner zwar nicht darauf, die Ankunft der Einwanderer in Amerika zur See anzuneh— men, aber die Entdeckung der Behringsſtraße lieferte einen Schlüſſel zur Beſeitigung der Schwierigkeiten eines Seeweges; eine Eisbrücke im Winter und ein Boot von Seehundsfellen im Sommer, waren bereite Mittel Amerika ſeine Bevölkerung zu ſchaffen. Solche einfachen Dinge, wie die großen Unterſchiede in den phyſiſchen Charakteren zwiſchen den amerikaniſchen Eingeborenen und der aſiatiſchen Bevölkerung und auch die gänzliche Verſchiedenheit in den Elementen ihrer Sprachen wur— den dabei völlig überſehen. Es war jedoch durch die ausgeſprochene Anſicht ein orthodorer Weg zu den Ufern des Euphrat eröffnet, und dies genügte. Seitdem wurde derſelbe Weg (in der Theorie) noch vielfach mit Herbeiziehung wandernder Judenſtämme, Tartarenhorden, Hindus und Chineſen betreten, woraus ſich endlich ganz natürlich ergab, daß die eingeborenen Bewohner Mexico's von Norden gekommen ſein mußten.“ „Die fabelhaften Erzählungen des alten Fray Marco de Nica in Bezug auf das große Königreich Quivira und die ſieben Städte von Cibola im Norden von Merico, ſowie die hierauf folgende Entdeckung von Ruinen in derſelben Richtung, gaben dieſer Wanderhypotheſe einige Wahrſcheinlichkeit. Hierauf ſich ſtützend, ward ſie allgemein angenom— en cuya occasion halle la Historia de ellas fundada en la sola tradicion, sin que se supiesse en donde, ni eu qu& manos parassen los monumentos de tan peiegrino portento (S. a a. O. Vorrede I). G. ) Dies iſt namentlich auch Boturini's Anſicht (a. a. O. 111), der die alten Bewohner Mexico's von 7 Tolteken abſtammen laßt, die bei dem Thurmbau von Ba— bel geholfen hätten, und als fie ſich bei der Sprachverwirrung mit ihren Genoſſen nicht verſtändigen konnten, mit ihren Angehörigen den ganzen Weg durch Aſien bis Mexico gewandert ſeien. Nachbildungen des Thurms von Babel von den Nachkom— men jener Tolteken will Boturini ſogar noch in Mexico geſehen haben. G. 156 Gumprecht: men, gerade ſo wie es mit viel tauſend anderen Betrügereien ging, und ſie wurde durch manche unkritiſche Abſchreiber und Compilatoren, welche es ſeitdem unternahmen, über die urſprüngliche Geſchichte Ame— rika's zu ſchreiben, weiter verbreitet. Die bis vor Kurzem ſtattgefundene Unbekanntſchaft mit dem Charakter der Ruinen an den Ufern des Gila und an anderen Orten Neu-Merico's, ſowie mit der Natur der Ge— gend ſelbſt, war ein neuer Grund zu der fortbeſtehenden Verbreitung der irrigen Meinung, und rechtfertigt freilich nur die bedingte, gar nicht aber die ganz vollſtändige Annahme derſelben durch einige wahr— haft ausgezeichnete Gelehrte. Unbekannt mit dem bei den alten Meri— canern üblichen Syſtem der Darſtellung verfielen dieſelben in den Irrthum, den prieſterlichen Erklärungen einiger mexicaniſchen Hand— ſchriften bezüglich der Auswanderung der Azteken aus fernen Gegenden, welche ſelbſtverſtändlich immer Aſien waren, vollen Glauben zu ſchenken. Als endlich die Behringsſtraße entdeckt wurde, fand man leicht Sta— tionen für die Wanderung, natürlich wieder ebenfalls im Norden Meri— co's. Die Deutungen der hiſtoriſchen Manuſcripte wurden in Ein— ſtimmung mit früheren Schlüſſen gebracht und gingen in ſpäterer, wie in früherer Zeit, von dem höchſt orthodoren, doch gänzlich unwiſſen— ſchaftlichen Standpunkt, wie ich ihn bereits bezeichnete, aus.“ „In der ganzen Unterſuchung dieſer Frage“, fährt Mr. Squier fort, „fand ſich der große Grundfehler, daß man die Geſchichte Ur— mexico's mit derjenigen der von Cortez im Thal Anahuac gefundenen herrſchenden Nationen vermiſchte. Die Geſchichte der letzten iſt nur eine verhältnißmäßig neue Epiſode in der allgemeinen Geſchichte des alten Mexico. Die höchſte Civiliſation fand dort ſtatt, ehe das ſoge— nannte Montezuma'ſche Reich gegründet ward. Was gemeinlich Meri— co's Geſchichte genannt wird, iſt nichts, als die Geſchichte der verhält— nißmäßig barbariſchen Stämme, die ſich erſt im Laufe des 11. Jahr— hunderts in Anahuac niedergelaſſen hatten; ſie kamen aus einer nordweſt— lich von der Stadt Mexico gelegenen Gegend, nämlich von Michoa— can. Die hieroglypiſchen Schriften, welche ihre Wanderungen beſchrei— ben — Wanderungen von höchſtens 400 Meilen — eriſtiren noch jetzt und können, ja wurden ſogar ſchon mit wiſſenſchaftlicher Genauig— keit gedeutet. Sie unterrichten uns ganz kurz über das ſüͤdöſtliche Vorſchreiten von Banden barbariſcher, in Felle gekleideter Indianer, Die architectoniſchen Monumente des weſtlichen Nord-Amerika. 157 die nach manchen Pauſen und Abenteuern das Thal von Anahuac erreichten. Hier fanden fie die zerſtörten und ſchon überwachſenen Gebäude einer früheren Civiliſation und Ueberreſte derjenigen Völker vor, welche die Cultur verbreitet hatten. Dieſe letzten Nationen wa— ren durch innere Kriege und Fehden fo gefchwächt, daß es ihnen un— möglich war, dem Einfall der barbariſchen Völker in ihrem Lande zu widerſtehen. Doch übten fie einen Einfluß auf die Eindringlinge aus und lehrten ſie den Ackerbau und einige mechaniſche Künſte, dann auch die Grundlage und die Ceremonien ihrer Religion, welche mehr oder weniger von den Eroberern angenommen wurde, obwohl die Eindring— linge das Gepräge ihres eigenen Charakters darauf übertrugen. Sie ga— ben nämlich ihrer mit der Zeit entwickelten Nationalpolitik eine kriegeriſche Wendung, ihrem religiöſen Syſtem einen blutigen und wilden Charak— ter. Mit einem Wort, ſie bildeten eine Nation oder gar Nationen aus, welche die von Cortez vorgefundenen ſind, und die unter dem Namen der Mericaner oder Azteken oft der Gegenſtand von Unterſu— chungen oder Muthmaßungen wurden.“ „Die ausgezogenen und mißverſtandenen Manuſcripte wurden von Unwiſſenden als der Hypotheſe der Auswanderung urſprünglicher Meri- caner aller Perioden aus weit entfernten Gegenden und von einem anderen Continent günſtig erachtet. Einige von ihnen, die erſt ſeit der Zeit der Eroberung verfaßt und durch frühe Zeloten verfälſcht worden waren, führten mehrere dieſer Stämme gar bis zur Noah'ſchen Sündfluth und der myſtiſchen Sprachverwirrung und Zerſtreuung der Voͤlker in den Ebenen von Shinar zurück!). Dafür iſt durchaus gar kein Grund vorhanden, und es giebt ſogar keine Spur von Wahrſchein— lichkeit für irgend eine Hypotheſe dieſer Art oder für die angeführten ) Mit ähnlichen unzweifelhaft auf dieſelbe Weiſe entſtandenen Albernheiten iſt auch die frühere Geſchichte Guatemala's erfüllt. So berichtet unter anderm Juar— ros, daß die älteren hiſtoriſchen Berichte die urſprünglichen Bewohner dieſes Landes, die Tolteken, entweder von einem Theil der mit Moſes aus Aegypten ausgewanderten Iſraeliten, welche ſich über den californiſchen Buſen nach Amerika und zwar zuerſt nach Mexico begeben hätten (Compendio de la historia de la ciudad de Guatemala 1818, II, 4), oder gar von Mitbauern am Thurm von Babel abſtammen laſſen (I, 54). Die erſte Abſurdität findet ſich angeblich in einigen indiſchen, von den erſten Caziken geſchriebenen Büchern (II, 67), die zweite dagegen in der Einleitung zin Diöcefanermahnungen, die deren Verfaſſer, der Biſchof von Chiapa Dr. W. Nunez de Vega aus indiſchen Calendarien geſchöpft haben will. G. 158 Gumprecht:“ Auslegungen der authentiſchen einheimiſchen Manuferipte Merxico's. Eben ſo wenig werden dieſe Hypotheſen im Entfernteſten durch die Originalſagen der Mericaner unterſtützt, da dieſe den Urſprung der ur— ſprünglichen, als auch der nachfolgenden Civiliſation viel eher dem Sü— den und Oſten zuſchreiben. Herr Bartlett hat bereits ſchlagend gezeigt, daß alle monumentale Beweisführung gegen die nur aus einem über— triebenen Eifer entſtandene und durch die Unwiſſenheit weiter verbrei— tete Hypotheſe einer Wanderung von Norden her ſpricht, und man muß in der That bei unſerer jetzigen Aufklärung eine ſolche Hypotheſe für nicht weniger unbegründet, als diejenige, daß die Aegypter Neger ſeien und in gerader Linie von dem unglücklichen „Ham“ abſtammen, erachten.“ 3 Im Jahre 1849 unternahm der nordamerikaniſche Gouverneur von Neu-Mexico, Brevet Lieut. Col. Waſhington in Begleitung des Premier-Lieutenant Simpſon vom Corps der Ingenieur-Topographen der Vereinigten Staaten von Santa Féè aus eine militairiſche Recognos— cirung nach dem im Weſten dieſer Stadt gelegenen Lande der Navajo— indianer, wobei es gelang, die merkwürdigen, zum Theil ſchon von Gregg (Commerce of Prairies J. 283 — 285) und Wislicenus (Me- moir of a Tour to Northern Mexico in 1846 — 1847. S. 59) er⸗ wähnten Ruinen alter Bauwerke genauer zu unterſuchen. Den von Simpſon darüber zuſammengeſtellten Bericht legte das Kriegs-Secreta— riat dem Senat der Vereinigten Staaten bei der erſten Sitzung des 31. Congreſſes vor, und ſo findet ſich derſelbe auch in den zu Wa— ſhington im Jahre 1850 herausgekommenen Reports des Kriegs-Se— cretariats (Document No. 64) erläutert durch 75 Tafeln und einer gro— ßen Karte des von der Expedition durchzogenen, bis dahin aber faſt völlig unbekannt geweſenen Landſtrichs. Gregg hatte den Pueblo Bo— nito genannt, aber er, wie Wislicenus, ſcheinen von den Ruinen mehr durch Hörenſagen, als durch eigene Anſchauung Kenntniß erlangt zu haben. Im Allgemeinen, ſagt Simpſon, weiſen die alten Bauwerke auf einen höheren Culturgrad ihrer Gründer hin, als die jetzigen Na— vajoindianer beſitzen (S. 76, 83). Sie liegen ſämmtlich auf den Hochflächen (Meſas), und zwar in der Nähe des höchſten Punktes 8 Die architectoniſchen Monumente des weſtlichen Nord-Amerika. 159 dieſer Gegenden, welcher eine Scheide für die nach dem mericaniſchen Meerbuſen und dem Stillen Ocean abfließenden Gewäſſer bildet (S. 75). Hier finden ſie ſich, mit einer einzigen Ausnahme, auf der rechten Seite des dem Rio de San Juan zugehenden Chaco-Flüßchens, und zwar hart an dem oberen Rande der tief in den Sandſtein eingeſchnittenen Thalſchlucht (Canon) des Flüßchens, faſt genau unter dem 36° n. Br. und zwiſchen dem 107° 46“ und dem 108° 10’ weſtl. L von Ferro. Sieben derſelben liegen ſehr nahe aneinander, meiſtens nur einige hun— dert Pards und höchſtens 13 engl. Meile von einander getrennt, fo daß fie eine faſt zuſammenhängende Reihe bilden, zwei andere erſcheinen öſtli— cher und höher den Chaco hinauf, theils unter ſich, theils von der Reihe durch größere Zwiſchenräume geſondert. Alle dieſe architectoniſchen Mo— numente, die bei den Landesbewohnern den ſpaniſchen Namen Pueblos führen, ſind gleichförmig, überaus zierlich und ſolid aus dünnen Tafeln des unmittelbar in der Nähe vorhandenen harten, feinkörnigen Sandſteins (S. hier S. 173. G.) erbaut, indem die Tafeln meiſt ohne Mörtel horizontal übereinander gelegt ſind. Die jetzigen eingeborenen Bewohner dieſer Ge— genden knüpfen an die Bauwerke die Meinung, daß dieſelben von Mon— tezuma und feinem Volke, als es ſich auf feinem Wege nach dem Sü— den hier einige Zeit aufhielt, gegründet wurden (S. 67, 77, 83). Einen der Pueblo, den Pueblo Pintado, nennen ſie deshalb noch den Pueblo de Montezuma (S. 75). So wenig aber für eine ſolche Meinung irgend ein hiſtoriſcher Grund vorhanden ſein mag, iſt dieſelbe doch in— tereſſant genug, da ſich daraus eine neue Andeutung der bei allen Eingeborenen vom 37% n. Br. bis tief nach Central-Amerika (S. hier S. 157) herrſchenden Sage, von der Wanderung ihrer Vorältern aus dem Norden nach dem Süden ergiebt. Dergleichen Erinnerungen an Montezuma fanden wir ſchon früher am Gila in der dortigen Caſa grande (Zeitſchrift I, 312), ſowie die heutigen Bewohner des unfern des Rio Grande del Norte gelegenen Indianerdörfchens Jemez noch gewiſſe gleich weiter ausführlicher zu erwähnende und unter dem Na— men Eſtuffa bei ihnen bekannte Gebäulichkeiten mit dem Namen der Kirchen des Montezuma belegen und angeben, daß ſie dieſelben erhal— ten, weil ſie nach dem von Montezuma eingeführten Gebrauch (after the custom of M.) erbaut ſeien (S. 67). Aehnliche auf Mon— tezuma zurückgehende Traditionen traf endlich noch einer der neueſten 160 Gumprecht: Reiſenden in dieſen Gegenden, Balduin Möllhauſen, aus deſſen Be— richten die Zeitſchrift in dem nächſten Heft einige hierher gehörige Aus— züge mittheilen wird, in der Nachbarſchaft des Rio del Grande vor. Der Name Montezuma ſcheint in der That hier überall in den Sa— gen dieſelbe Rolle zu ſpielen, wie einſt der des Hercules im Alter— thum und ſeit Jahrhunderten der von Alexander d. Gr. (Iskander) im Orient, und wie vorausſichtlich der Name Bonaparte in ſpäteren Zei— ten auch im Orient ſpielen wird. Die erſten durch Simpſon aufgefundenen Ruinen, die ſeine Er— wartungen mehr, als übertrafen, befinden ſich in 35 56’ 27“ n. Br. und 107° 46 weſtl. L. von Ferro hart am Nordrande des Canon de Chaco auf einer vom Chaco umfloſſenen Terrainerhebung; es ſind dies die des Pueblo Pintado (d. h. wörtlich des gemalten Dorfes). Die Mauern dieſes Gebäudes, deſſen Peripherie nach Simpſon's Meſſun— gen 403 F. betragen, ſind ſo ſchön und regelmäßig conſtruirt, daß ſie ganz einer prächtigen Moſaik gleichen ). Daſſelbe beſtand wahr: ſcheinlich aus drei Stockwerken und enthielt wenigſtens 54, jedoch meiſt nur kleine Zimmer (ſie haben zum Theil nur 5, die größeren jedoch 6 — 12 F. Fläche und communiciren durch ſehr kleine Thüren; auch die Fenſter ſind ſehr klein), wovon die räumlicheren, nach den größeren Thüren und Fenſtern zu ſchließen, ſich im zweiten Stockwerk befanden. Der ganze Pueblo war nach einem und demſelben Plan mit faſt al— len übrigen Pueblos erbaut, indem auf den beiden Enden ſeines langen gradlinigen Hauptgebäudes zwei kürzere Flügel rechtwinkelig aufgeſetzt ſind (S. 76 — 77; Tafel 20 und 21). Dadurch entſtand ein von 3 Seiten umſchloſſener rechtwinkeliger Hof, deſſen vierte Seite aber offen iſt. Außerdem finden ſich am inneren Rande des Gebäudes, wie in den übrigen Pueblos einige (hier 3) der eigenthümlichen kreisförmigen um— mauerten und in den Boden eingeſenkten, unter dem Namen der Eſtuf— fas bei den Eingebornen bekannte Räume, welche einſt zu religiöſen und politiſchen Verſammlungen dienten. Aehnliche, theils kreis-, theils viereckige, aber aus adobes aufgeführte Baulichkeiten traf Simpſon ſelbſt außerhalb des Navajogebiets in zwei ganz von Indianern bewohnten ) Indeed (ſagt Simpſon S. 46), so beautifully diminutive and true are the details of the structure, as to cause it, at a little distance, to have all appearance of a magnificent piece of mosaic work. Die architectoniſchen Monumente des weſtlichen Nord-Amerika. 161 Ortſchaften; zuvörderſt nämlich in dem hart am Rio Grande gelegenen Städtchen San Domingo eine kreisförmige Eſtuffa von 9 F. Höhe und 35 F. Durchmeſſer (S. 62), dann in dem rechts von demſelben Strom gelegenen Städtchen Jemez zwei andere, aber viereckig erbaute Eſtuffas (S. 67). Alle 3 Eſtuffas find einſtöckig, oben flach und feitlich ohne Thür und Fenſtern, ſo daß man nur durch eine Art Fallthür im flachen Dach von oben her in das Innere gelangen kann. In der Nähe der Pueblo pintado oder P. de Montezuma, der auch den Na— men der Pueblo colorado oder Pueblo grande führt, liegen, ganz wie bei den alten Bauwerken der Gila- und Coloradogegenden (S. hier J, 312, 317), Bruchſtücke gemalter Thongefäße zerſtreut umher. Die meiſt rothen und ſchwarzen Farben derſelben ſind völlig friſch und zei— gen Geſchmack in ihrer Wahl und Anordnung. — Zwei engl. Mei— len weiterhin bemerkte die Erpedition auf einigen dort aufgehäuften großen Sandſteinblöcken eigenthümliche Hieroglyphen und Thierzeich— nungen, wovon Simpſon auf Taf. 23, 24 und 25 Zeichnungen lie— fert. — 13 engl. Meilen vom Pueblo Pintado ſtieß die Expedition auf die Reſte eines zweiten, noch größeren Gebäudes, des Pueblo Weje- gi (Wegi⸗gi), das mit Einſchluß des Hofes faſt 700 Fuß Umfang hat, nach dem Grundplan wahrſcheinlich 99 Zimmer begriff und deſſen Mauern gleichfalls aus dünnen Sandſteinplatten beſtehen. Die größte jetzige Höhe der letzten iſt nur noch 25 Fuß; ſichtlich war aber das Gebäude einſt höher (S. 77 Taf. 27). Es beſteht daſſelbe, wie der Pueblo Pintado, aus einem langen Hauptgebäude, das nach dem Grundriß 3 Reihen Zim— mer und an den beiden Enden zwei rechtwinkelig aufgeſetzte Flügel mit auch je 3 Reihen Zimmer hat. Durch dieſe Bauart wird der an der vierten Seite offene, rectanguläre Hofraum gebildet. Im Grunde des Hofes, theils in ihm noch ſelbſt, theils ſchon in dem langen mittleren Theil des Gebäudes, liegen wieder 2 kreisförmige Eſtuffas. — Etwa 16 engl. Meilen weiter beginnt die aus 7 nahelie— genden Pueblos beſtehende Reihe, und zwar gelangte die Expedition zuerſt zu dem Pueblo Una Vida, deſſen Umfang 994 Fuß maß. Von 4 Eſtuffas ſieht man hier die Reſte; 3 kleinere derſelben liegen in dem Gebäude, ein größerer in dem Hofe (S, 78 und Taf. 29). — Nur eine Meile davon, den Canon abwärts, befindet ſich der Hungo Pavie, d. h. die gebogene Naſe (Crocked Nose) nach Angabe der Eingeborenen, Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 11 162 Gumprecht: von 872 F. Peripherie, und nach dem Grundriß mit 72 Zimmern, aber nur einer einzigen, in dem nördlichſten Theile des Gebäudes gelegenen Eſtuffa. Die mit gleicher Zierlichkeit, wie in den anderen Gebäuden, aufgeführten Mauern haben ſtellenweiſe 40 F. Höhe und an der Ba— ſis 21 F. Dicke. Die Enden des zum Theil erhaltenen Gebälkes bewei— ſen, daß dieſer Pueblo einſt aus wenigſtens 4 Stockwerken beſtand. Die ſehr regelmäßig horizontal geſtellten Fenſter waren nur klein, 12 bis 13 Zoll hoch (oder breit? G.). Die runden Balken der Decke haben 11 Zoll Durchmeſſer und liegen auch ſehr regelmäßig. Töpfergeſchirr giebt es, wie gewöhnlich, umher (S. 79, Taf. 32). — 1? Meilen aber⸗ mals am Canon abwärts bemerkte Simpſon einen ſehr ausgedehnten, unter dem Namen Pueblo Chettro Kettle, was Regenpueblo be— deuten ſoll, bekannten Ruinenhaufen. Den Umfang deſſelben fand Simpſon zu etwa 1300 F. mit Einſchluß des Hofes. Wie bei den ſchon erwähnten Gebäuden wurde auch hier zum Bau Sandſtein verwen— det. Die Balken waren dagegen Cedern- und Fichten (Pine) holz. Die Decke beſtand aus 2 quergelegten Balkenreihen, worüber eine Reihe dünnerer Balken ſich befand, und zu oberſt lag eine Erdſchicht (rubbish) als Fußboden. Alles Holzwerk war übrigens in überaus gutem Zuſtande. So weit ſich erkennen läßt, beſtand das Gebäude aus 4 Stockwerken, und es hatte im erſten allein 124 Zimmer. In dem nämlichen Stockwerke fand ſich urſprünglich eine Reihe Fen— ſter von 43 F. Höhe bei 32 F. Breite, die aber jetzt zugemauert ſind, und in dem nordweſtlichen Eck lag ein faſt vollſtändiges Zim— mer, wovon Simpſon eine Abbildung (Tafel 34) liefert, von 10 F. Höhe, 14 F. Länge und 7 F. Breite. Hier hatte ſich die Malerei der Wände noch ziemlich gut erhalten. Eſtuffas traf man 6; ſie waren tiefer, als Simpſon bisher bemerkt hatte; eine, zwei, ja viel— leicht drei kleinere Eſtuffas erſchienen im Gebäude ſelbſt, die grö— ßeren davor im Hofe. Viel Töpfergeſchirr fand man um das Ge— bäude zerſtreut. 200 Pards von dieſen Ruinen bemerkte Simpſon in der nördlichen Felswand des Canon 3 größere kreisförmige Löcher, je— des derſelben von 2 Fuß Durchmeſſer; kleinere zeigten ſich dazwiſchen und endlich unter den Löchern noch Hieroglyphen und Abbildungen von Thieren (Taf. 35). Den Zweck der Löcher vermochte unſer Bericht— erſtatter nicht zu ermitteln, wahrſcheinlich aber dienten, wie er meint, Die architecloniſchen Monumente des weſtlichen Nord-Amerika. 163 die kleineren Luft- und Lichtlöcher für eine zu Wohnungen beſtimmte Aushölung im weißen Felsgeſtein. — 2 — 300 Pard's weiter erreichte Simpſon den Pueblo Bonito, der zwar beſſer, als der Pueblo Pin— tado erhalten, aber nicht ſo gut conſtruirt iſt. Derſelbe hatte 4 Stock— werke, aber nur 300 F. Peripherie; im unteren Stockwerk ſieht man 139 Zimmer; weil jedoch viele Zimmer im öſtlichen Theil des Gebäu— des nicht mehr gut kenntlich ſind, ſo dürfte ſich die ganze Zahl der Zimmer auf 800, oder wenn, wie wahrſcheinlich, das Haus terraſſen— förmig gebaut war, wenigſtens auf 640 belaufen haben. Einige Zim— mer waren ſehr gut erhalten, die Wände des einen beſtanden aus Lager abwechſelnd größerer und kleinerer Sandſteine, was einen ſehr ſchönen Anblick gewährte (Taf. 38). Auch das Deckgebälk der Zim— mer war mit mehr Geſchmack, als gewöhnlich, conſtruirt. Ein anderes von dem Aſſiſtent Surgeon Hammond und Mr. Collins beſuchtes und be— ſchriebenes Zimmer erſchien ſogar noch vollendeter im Detail, als alle von Simpſon unterſuchten; hier waren glatt behauene Bretter von Cedern oder Fichten, nicht runde Balken, wie ſonſt, zur Decke benutzt (S. 145). Eſtuffas ſah Simpſon 4, wovon die größte auf dem Hofe gelegene 60 F. Durchmeſſer und gegenwärtig noch 12 F. Tiefe beſaß und aus 2 Stockwerken beſtand. Ihre Wände waren aus tafelförmigen Stei— nen ſchön aufgebaut (S. 81, Taf. 39). Außer dieſen beſchriebenen Hauptgebäuden giebt es weiterhin am Canon zunächſt drei kleine, dicht auf einander folgende, deren erſtes, von etwa 100 F. Peripherie, den Namen des Pueblo del Arroyo führt; die beiden anderen waren ganz in dem Styl der bisher beſchriebenen. — 2 engl. Meilen von dem letzten der beiden ſtößt man endlich auf den äußerſten weſtlichſten Pueblo, den Pueblo de Peügsca Blanca, der bei einer auf etwa 1700 Fuß geſchätz⸗ ten Peripherie zugleich der größte von allen iſt. Die Mauerung deſſelben weicht aber von der meiſt gleichförmigen der übrigen Pueb— los ab, indem hier eine Lage größerer Steine mit mehreren Lagen kleine— rer Steine regelmäßig wechſeln, was dem Ganzen einen ſehr eigen— thümlichen und ſchönen Anblick giebt. Es folgen nämlich ſtets auf eine Lage größerer Steine, deren jeder 1 Fuß Länge und 2 Fuß Dicke hat, 3 —4 Lagen kleinerer Steine (Tafel 41 Nr. 2). Zugleich ſtehen in dem Gebäude die zwei Flügel nicht genau rechtwinkelig auf dem mitt 1 164. Die architectoniſchen Monumente des weftlichen Nord-Amerika. leren Theile, ſondern die Form des Ganzen nähert ſich einer bogen— förmigen. Das erſte Stockwerk begriff 112 Zimmer, und das Gebäude muß wenigſtens 3 Stockwerke gehabt haben. Größere und kleinere Eſtuffas, wie gewöhnlich von Kreisform, fanden ſich 7 vor (S. 82); ſie liegen meiſt im Hofe. Das Gebäude ſelbſt lag ausnahmsweiſe auf dem linken Rande des Chaco. Bei dem großen Verfall der ſämmtlichen Pueblos iſt es ſchwer, oder eigentlich unmöglich zu entſcheiden, ob man ſie von unten bis oben mit ununterbrochenen Mauern oder mit durch Terraſſen unterbroche— nen, wie die neueren Pueblos Neu-Merico's, erbaut hatte. Nur von den äußeren Wänden läßt ſich mit Beſtimmtheit angeben, daß ſie nicht unterbrochen waren, da einige derſelben noch bis zum 4. Stock— werk ſtehen, während von den inneren oder Hofwänden ſich höchſtens 2 Stockwerke erhalten haben. Indeſſen ſprechen Umſtände ſehr da— für, daß die inneren Wände terraſſenförmig waren. Es fehlt näm— lich jede Spur, daß eine Verbindung der Stockwerke innerhalb der Ge— bäude beſtand. Wahrſcheinlich wurde alſo eine Verbindung der Stock— werke äußerlich durch Leitern bewerkſtelligt, und für eine ſolche war al— lerdings ein terraſſenförmiger Bau der Hofwände ſehr nöthig. Der noch exiſtirende Indianerort Zußi (Tafel 59) und der öfters erwaͤhnte Ort Jeme; (Taf. 4) zeigen, daß heute noch eine äußerliche Verbindung der Bewohner der verſchiedenen Stockwerke durch Leitern ſtattfindet. Von der Anſicht ausgehend, daß Gleiches bei den früheren Bewohnern dieſer Gegenden der Fall war, unternahm Mr. Kern, einer von Simpſon's Gehülfen, eine Zeichnung des urſprünglichen Zuſtandes des Pueblo Hungo Pavie zur Veranſchaulichung zu entwerfen (Taf. 31). Als ſehr merkwürdige Eigenthümlichkeit der ſämmtlichen hieſigen alten Pueblos bemerkte Simpſon endlich den Mangel jeder beſtimmten Spur eines Schornſteins oder irgend eines Feuerungsplatzes. Faſt 12 Grade weſtlich von dieſer Selle, etwa in 109“ 30’ traf die Erpedition auf der linken oder nördlichen 1) Seite der überaus merk— würdigen Thalſchlucht des in den Colorado wahrſcheinlich mündenden Chelly-Fluſſes noch einen beträchtlichen Ruinenhaufen eines aus Sand— ) Nach der Karte Simpſon's liegen die Ruinen zwar auf der nördlichen, aber nicht auf der linken, ſondern auf der rechten Seite des Chelly-Fluſſes, der hier ſei— nen Lauf von Südoſt nach Nordweſt nimmt. G. | h Die Steinkohlenproduction im Belgien. 165 ſtein nach dem Styl der Pueblos am Chaco erbauten Gebäudes, deſſen dünne kleine Sandſteintafeln der Mauern jedoch in Mörtel eingelegt ſind. Die Front des Gebäudes beträgt 145 F., die Tiefe 45 F., die Höhe der noch ſtehenden Mauern etwa 18 F. Die Zimmer ſind hier außerordentlich klein und die Fenſter gar nur 1 TE. groß. Auch fand ſich nur eine einzige Eſtuffa vor. Gumprecht. Die Steinkohlenproduction in Belgien. Die ſtaunenswerthe Entwickelung Groß- Britanniens in Macht und Wohlſtand begann erſt im zweiten Drittel des vorigen Jahrhunderts oder faſt genau um dieſelbe Zeit, als der Verbrauch der Steinkohlen zum Eiſenerz— verſchmelzen dort allgemeiner wurde n), und Watt's Erfindung der Dampf— maſchinen der britiſchen Induſtrie Ausſichten auf eine Steigerung mechaniſcher Kräfte bis in eine früher ungeahnte Möglichkeit eröffnete. Mit Recht konnte deshalb ein geiſtreicher neuerer franzöſiſcher Forſcher, Michel Chevalier, den Ausſpruch thun (Journal des Debats vom 22. November 1843), daß die Macht Groß -Britanniens feſter auf den Steinkohlen, als auf dem Fels boden des Landes ruhe, und als Bolton, Watt's glücklicher Gefährte in ſeinen Erfin— dungen, bei einem Beſuche des damaligen Prinz Regenten in den ihm und Watt zugehörigen Dampfmaſchinen-Fabriken mit einem Wortſpiel ſagte: er erzeuge das in den Fabriken, was die Fürſten ſo liebten, die Macht (power) ſprach er, wie Chevalier hinzufügt, einen Gedanken aus, deſſen Tragweite er damals ſelbſt weit entfernt war, zu ermeſſen. Bei dem Einfluſſe, den fpäter die Gewinnung und Verwendung der Steinkohle auch in anderen Ländern Europa's auf den Fortſchritt der Bevölkerung ausübte, lag es ſehr nahe, durch vergleichende Zuſammenſtellungen der Areale der Steinkohlen-Terrains abzunehmen, bis zu welchem Grade der Induſtrieentwickelung die betreffenden Staaten Ausſicht hätten, ſich in der Zukunft emporzuſchwingen. Wir ver— danken franzöſiſchen Forſchern ſolche vergleichende Berechnungen über Groß— britannien, Frankreich und Belgien; über Deutſchland fehlten leider, wie es ſcheint, die Data. Nach Greenough's ſchöner, geognoſtiſcher Karte von Eng— land und Schottland berechneten Elie de Beaumont und Dufrenoy zuvör— derſt, daß beide Länder ein Steinkohlen-Revier von 1,573000 Hectaren (à 3,92 Pr. Morgen) beſitzen. Nimmt man den Flächeninhalt England's und Schottland's nur zu 31 Millionen Hectaren an, jo beträgt alſo das ) S. dieſe Zeitſchrift I, 223. 166 Miscellen: Gebiet der dortigen Steinkohlenfelder etwas über 5 Proc. Dies iſt das gün— ſtigſte Verhältniß, deſſen ſich ein europäiſches Land zu erfreuen hat. Aber der Vortheil des Verhältniſſes ſteigert ſich noch dadurch, daß die reichſten Stein— kohlen-Ablagerungen in großen Baſſins concentrirt find, fo daß hier die Gewinnung der Kohle in hohem Grade erleichtert und weniger koſtſpielig wird, und die in der Gegend errichteten koloſſalen Fabrikanlagen wegen der Beſchaffung des nöthigen Brennmaterials niemals in Verlegenheit kom— men können. Das New-Caſtler Becken umfaßt z. B. allein 445000, das von Glasgow 397000, das von Derbyſhire 277000, das von Süd-Wales end— lich 226000 Hectaren. Belgien ſteht in der Hinſicht Großbritannien am näch— ſten, indem es nach den franzöſiſchen Berechnungen bei 3,300000 H. Ober— fläche 135000 H., d. h. 4 Proc. ſeines Areals, Steinkohlen-Terrain mit ſehr guter Kohle beſitzt. Auch hier, wie in England, ſind die Kohlenlager nur in gewiſſen großen Strichen der 3 Provinzen Lüttich (44000 Hectaren), Henne— gau und Namur (zuſammen 90000 Hectaren) concentrirt. Frankreich befin— det ſich dagegen in einer viel ungünſtigeren Lage. Auf einer Geſammtfläche von 53 Millionen Hectaren hat es nur 280000 Hectaren Steinkohlengebiet, was etwa 2 Proc. ausmacht *); es hat alſo nur 4 von dem Steinkoh— len-Terrain Belgiens, und ſein größtes Steinkohlenfeld (das von Valen— ciennes? G.) erſtreckt ſich gar nur über 49000 Hectaren. Der nie raſtende praktiſche Sinn der Belgier hat ſeine Bodenſchätze in neuerer Zeit reichlich zu nutzen verſtanden, und auf ihrem Grunde hat ſich bekanntlich in den letzten 30 Jahren eine ſolche Induſtrie entwickelt, daß kein Theil Europa's, mit Aus— nahme England's, damit zu wetteifern vermöchte. Eine von den Annales du Commerce extérieur 1853. Belgique No. 8 S. 93 meift nach amtlichen An- gaben mitgetheilte Tabelle zeigt das Steigen der Steinkohlen-Production, der Einfuhr, Ausfuhr und Conſumtion in Belgien während der 20 Jahre von 1831 — 1851 in der lehrreichſten Weiſe. Es betrug nämlich in Tonnen: die Production: Einfuhr: Ausfuhr: Conſumtion: Im Jahre 1831 2,270000 2882 468000 15804882 = 1832 2,249000 11881 15287000 973881 = 3 1833 2,7080000 11726 576000 2,143726 = = 1834 2,747000 11145 654000 2,104145 e 2,902000 8966 685000 2, 225966 = - 1836 3,143000 13015 761000 2,395015 = 1837 3,263000 16879 779000 2, 491529 n 3,260000 22034 775000 2,507034 = 31839 3, 479000 17324 746000 2,750324 1) Neuere Berechnungen ergeben ein günſtigeres Reſultat indem Frankreich da— nach faſt das Doppelte, nämlich 450000 Hectaren beſitzen ſoll (Annales du Com- merce extérieur 1853. Belgique No. 8 S. 93), aber auch fo hat es noch immer nicht ein ganzes Procent an Steinkohlen-Terrain, und es wird alſo mit ſeiner Haupt— maſſe ſtets ein Agriculturland bleiben. G. Die Steinfohlenproduction in Belgien. 167 die Production: Einfuhr: Ausfuhr: Conſumtion: Im Jahre 1840 3.930000 21148 779000 3,1721 48 1841 4028000 28964 1015000 3,041964 . - 1842 4,141000 35192 1,015000 3,161192 = „1843 3,982000 25149 1,086000 2,921149 1844 4,445000 11449 1,243000 3,213449 1 1845 4,419156 9449 15543000 3,385605 „ 1846 5037402 11088 15356000 3,692490 1847 5,664450 9930 15827000 3,847380 „ 1848 4862694 9557 15458000 3.414251 1849 5,251843 10969 1,5665000 3,597812 850 5819588 9397 15987000 3,841985 1851 6,234000 — — — Von allen belgiſchen Steinkohlen-Terrains iſt das des Hennegau's das reichſte, indem es allein & der Steinkohlen des Stantes liefert. Gumprecht. Sitzung der Berliner Geſellſchaft für Erdkunde am 8. Juli 1854. Der Vorſitzende, Herr Ritter, gedachte zunächſt des Verluſtes, den die Geſellſchaft durch den Tod des Generals von Scharnhorſt, der ihr ſeit einer Reihe von Jahren ſeine eifrige Theilnahme zugewandt, erlitten und rühmte dabei den hohen wiſſenſchaftlichen Werth der Landkarten-Sammlung des Verſtorbenen, welche vielleicht die reichſte ihrer Art in Deutſchland iſt, die hier je ein Privatmann beſeſſen hat. — Herr Lichtenſtein übergab der Geſellſchaft Coltons Map of the United States, eine Arbeit im größeren Maaßſtabe, als wir über irgend ein Land der Erde beſitzen möchten, und rühmte den reichen Inhalt derſelben, ſowie die ſehr deutliche Bezeichnung der einzelnen Staaten und Countys, wonach Herr Ritter noch Gelegenheit nahm, bei einer anderen Arbeit: Die Höhenkarte der Umgebung von Coblenz, von C. R. Wolf, Lieutenant und Ingenieur-Geograph. Berlin 1851, die ſehr ſorg— fältige Bearbeitung rühmend anzuerkennen und dabei die Idee des Verfaſſers, die Hoͤhenmaſſen in Horizontalen und durch verſchiedene Farben zu bezeich— nen, als eine glückliche hervorzuheben. Dieſelbe Anerkennung, als eine aus— gezeichnete Arbeit, fanden die Epreuves géographiques produites par la Photographie d'après les reliefs du Mont Rose et de la Zugspitze par Adolphe et Herrmann Schlagintweit. Leipzig 1854, durch den Vorſitzen— den. — Herr Lichtenſtein legte zur Anſicht vor: Annual review and history of St. Louis ete. 1854, und theilte Einiges aus dem Inhalt dieſer Schrift 168 Sitzungsbericht der Berliner geographiſchen Geſellſchaft. mit. So iſt die Bevölkerung von St. Louis von 925 Seelen im Jahre 1800 auf 102000 im Jahre 1852 geſtiegen, und in gleich großartigem Maaßſtabe wachſen die anderweitigen Verhältniſſe; es verbinden z. B. 11 hier ausmün— dende Eiſenbahnen die Stadt mit 70 anderen bedeutenden Städten. Nachdem Herr Lichtenſtein ferner die Karte: Map of the United states, shewing the Principal Steamboat routes and projected Railroads connecting with St. Louis 1854 zur Anſicht vorgelegt, theilte er Auszüge aus dem Be— richte des Herrn Möllhauſen über die neue große Expedition nach dem Weſten von Amerika mit. (Der Inhalt des Vortrags wird im 3. Heft des Bandes III der Zeitſchrift erſcheinen.) — Herr Ritter las einen Brief vor, welchen Prof. Petermann aus Sukeſcheijüch, ſüdlich von Bagdad geſchrieben hat. (Den— ſelben wird das 3. Heft gleichfalls enthalten.) — Herr Piſchon hielt einen ausführlichen Vortrag über ſeine Reiſe in Paläſtina im Jahre 1853. Er ver— ließ Conſtantinopel im Frühjahre, indem die Zeit von Mitte März bis Mitte April die günſtigſte zum Beſuche der Küſte iſt, und fuhr auf einem Dampf— boote des Lloyd, dem beſten Verbindungsmittel, nach Syrien. Smyrna mit ſeinen 150000 Einwohnern, ſeinem vortrefflichen Hafen, blühenden Handel und ſeiner günſtigen Lage wurde beſprochen; es geſchah der erfolgreichen Aus— grabungen von Kunſtwerken Erwähnung, während der Vortragende das re— ligiöſe Leben dort in allen drei Bekenntniſſen der Chriſten, Mohamedaner und Juden durch die rege Handelsthätigkeit unterdrückt und die Stadt ohne hervorra— gende Gotteshäuſer gefunden hat. Mehrere benachbarte Inſeln, wie Mytilene, die blühendſte im ganzen Archipel, mit 105000 Einw., welche Handel mit Baumöl, Bauholz, Roſinen und Wein treiben, das mit ſeinen 45000 Seelen gebro— chen darniederliegende Chios, das ſich hebende Samos mit 50000 Seelen wur— den beſprochen. Samos heiße zwar ein Fürſtenthum, feine ſtolzen und trotzi— gen Bewohner erfreuten ſich aber einer durchaus republikaniſchen Verfaſſung; ſie regieren ſich ſelbſt durch Bevollmächtigte und der jedesmalige Fürſt erhebt eine weit geringere Summe von Abgaben, als er ſelbſt dort verzehrt. Rho— dos zeigt ſich von außen anſehnlicher, als man es im Innern findet, Gra— natäpfel und Orangen gedeihen gut, die Bevölkerung und der Anbau neh— men aber in Folge häufiger Fieber-Epidemieen ab. Herr Piſchon machte noch mehrere Mittheilungen über ſeine weitere Fahrt, wozu er an manchen Stellen das Material hatte ſammeln können, weil das Schiff nach Art der al— ten Phäaken bei Nacht anzulegen pflegte. Zur Anſicht legte er ein topogra— phiſches Werk über Conſtantinopel mit den Bildniſſen der Sultane und eine Geſchichte von Athen, in griechiſcher Sprache verfaßt, vor. Wolfers. Roermondeg Hasselt Reelcheim & ref Ce A , MAAST RICHT (N + übe . n 8 Hersted, 7 7 « 1 = * RAaremme 2 rent ue nel! Hannut LIE OE Serain — 2 N Bet line = in wedenne/ \ Agi 9 Bastogne fer ” 7 0 Faunillers Lich.v. C.Ohmann. Zeitschrift £ al OSTENDE/ Rousselaere — 8 Iseghems > EIN. | CR.» Poperinghe Nude e 0 omines“, ©| sture g Huge Bethüne ge TALENG, DIE SPRACHCRENZE IN B N er. m I entworfen von R.BÖCKN. S.NICOLAS, © © Seu Thielt 8 } Geerar sberg 8 5 80 Sul. Braine Io 7 Nivell — (a) ( l 8. Yhitippeville 8 Waterloo BL 7 Hasselt Milvoorde LÖWEN, S-Truijen ohuoz 0 Tonge den I agen Locle. 2 = Haremme Allee. cs — Huy Din ande D 0 a Are Ge 2 tg 9 „Uantmedy 15 h 8 Berlin 1854, Verlag von I LIEGE& Serwingg a Dasto ‚En o Faunillers Iteeleheim B N, Gref, MAAST) cat an I 5 abet * 4 8 Ur Der Tdh, Dadlen IUPEN len us X * an TER 5 5 KERÄIERS 2 1 2 e ee 8 TiseP Lensing N ‚Stavelo 2 ur Sich, leg 0 * Dieleircd tert N . Nhe lun, ‚Reimer. Tic, Olen. — — — 2 * | 5 Verlag von Georg Reimer in Berlin. Die Erdkunde im Verhältniß zur Natur und zur Geſchichte des NER oder allgemeine Sr „ abe A = = fichere Grundlage des Studiums A Unterrichts in phyſikaliſchen und hiſtoriſchen Wiſſenſchaften von Carl Ritter. Zweite ſtark vermehrte und umgearbeitete Ausgabe. Theil 2 — 17. 1832 — 1854. (Theil 1., Afrika enthaltend, fehlt. Eine neue Bearbeitung dieſes Theils ſoll ſpäter erſcheinen.) Theil 2— 6. Oſt⸗Aſten in 5 Theilen, mit Negifter. . . . 26 Thlr. 20 Sgr. 2. Der Norden und Nordoſten von Hoch⸗Aſien 4 Thlr. 25 Sgr. N 3. Der Nordoſten und Süden von 1 . 4. Der Südoſten von Hoch⸗Aſien so 3 = 5 5.6. Die Juriſche Welt, 2 Theile. 20 Regiſter zu Oſt⸗Aſien, bearbeitet von J. L. Iveler. 2 1 . Theil 7— 11. Weſt⸗Aſien in 5 Theilen, mit Regiſter . . 23 Thlr. 25 Sgr. 8 1 von Oſt⸗ nach nt Alten (Turan). 3 Thlr. 15 Sgr. are Die Iraniſche Welt, 2 Theile. 87 18 10. 11. Das Stufenland des ige und Tigris⸗ Syſtems. 2 2 The 9 = 10 =» Regiſter zu Weſt⸗Aſien, bearbeitet von G. F. H. Müller. 2 15 - Theil 12. 13. Vergleichende Erdkunde von Arabien, 2 Theile, mit Regiſter. 9 Thlr. — Sgr. Theil 14 17. Vergleichende Erdkunde der Sinai-Halbinsel, Paläſtina und Syrien. 4 Theile in 6 Bon. 14. Die Sinai⸗Halbinſe l. 4 Thlr. 25 Sgr. 15. iſte Abth. Die Einleitung iu Paläftina und das anze Syſtem des Jordans nebſt dem Todten Meere. 3 - 10 15. 2te Abth. Das Oſt⸗Jordanland. Mit Reglſter über Theil 14. 15.3 — 16. Judäa, Samaria, Seal Mit Plan von Jeru⸗ alem und Karte von Gallläa. 4 — 17. Iſte Abth. Phönſcien, Libanon und gebirgiges Nord⸗ g Syrien. 4⸗./ 5 ; : Theil 14—17. iſte au 19 Thlr. 10 Sgr. 17. 2te Abth. Stufenland des Orontes⸗ e mit dem innern Syrien, Damaskus, Palmyra, Aleppo ꝛc. mit Regifter über Theil 16. 17., wird unmittelbar folgen, und dieſe Ländergruppe abſchließen. ö Außer dieſen vier Hauptgruppen folgen dann noch zwei, Klein-Aſien und das kaukaſiſche Ländergebiet, welche zur Beendigung der Erdkunde von Aſien Bus übrig find. a Als Ergänzung dazu erſchien: Regiſter⸗Karte zu C. Ritter's Erdkunde von Oſt⸗Aſten. u, von H. Mahlmann. . 72 Sgr. Einleitung zur allgemeinen vergleichenden Gebgraplte, und Abhand⸗ lungen zur Begründung ehe Br eee FR) der ee Von C. Ritter. 1 Thlr. Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin, Grünſtr. 18. für rn; zu Stu | | 2 ö 58 und unter beſonderer Mitwirtung 3 | \ 85 * 1 a a Man 1 0. w Don, © €. Ehrenberg, 9. FERN und C. Ritter N + 65 in Berlin, ame, in Denen, A. Petermann in Gotha und J. E. . Woppäus . Göttingen, ? = Herausgegeben | g A N m von Fe br. T E. . Zulage Band. Drittes Heft. von Dieteich Reimer. 1854. Inhalt. C. Irminger: Ueber Meeresſtrömungen. (Hierzu Tafel III und IV.) Gumprecht: F. X. Aubrey's Unterſuchung des Landes ale SE nien und dem Rio Grande del Norte N Miscellen. C. Ritter: rd s Nachlaß C. Ritter: Die Johannisjünger (Mandier) . 5 . Gumprecht: Barth's Unterſuchungsreiſe im Innern Rord⸗ Afrikas ; Gumprecht: Reife des ſchwediſchen Naturforſchers . on im Bin⸗ nenlande Süd⸗ Afrikas Gumprecht: Tod des afrikaniſchen Reiſenden Bauley B. Möllhauſen: Die Pueblos: Indianer Nord- Amerika's Gumprecht: Das Steinkohlenbecken im Altai Sitzung der Berliner Geſellſchaft für Erdkunde am 5. August 1854 Seite 169 191 213 223 239 Von dieſer Zeitſchrift erſcheint jeden Monat ein Heft von 4 bis 5 Bogen mit Karten und Abbildungen. Der Preis eines Bandes von 6 Heften, welche nicht getrennt abgegeben werden, iſt 2 Thlr. 20 Sgr. VII. Ueber Meeresſtroͤmungen. (Hierzu Tafel III und IV.) Den Strömungen des Meeres, welche mit Recht die Pulsadern des Erdballs genannt werden, indem ſie beim Durchlaufen der ver— ſchiedenen Zonen die kalten Regionen erwärmen und die tropiſchen Gegenden abkühlen, hat man bisher im Verhältniß zu der ausgedehn— ten Schifffahrt auf allen Meeren im Allgemeinen nicht die wünſchens— werthe Aufmerkſamkeit geſchenkt. Selbſt die Strömungen der Meeresoberfläche ſind, wennſchon in ein Syſtem gebracht, im Ganzen genommen dennoch nur unvollkommen unterſucht, und über die Strömungen in der Tiefe des Oceans iſt man ſo gut als ganz unwiſſend. Da man indeſſen weiß, daß die Strömungen in der Tiefe oft in ganz verſchiedenen Richtungen mit den Strömungen der Oberfläche laufen, wovon man ſich ſchon dadurch überzeugen kann, daß man tiefſte— hende Eisberge ſich mit einer nicht geringen Schnelligkeit ſowohl ge— gen den Wind, als gegen den in der Oberfläche laufenden Strom be— wegen ſieht, und da es angenommen werden muß, daß die Strömun— gen in der Tiefe ihren regelmäßigen Kreislauf, eben ſo wie die Strö— mungen der Oberfläche, durch die verſchiedenen Zonen nehmen, und auch gegenſeitig von einander abhängig ſind, ſo würde es wünſchens— werth ſein, daß man mehr Kenntniß von den tiefgehenden, ſubmari— nen Strömungen zu bekommen ſuchte. Im Beſitz von Mitteln, um ſich Kenntniß über die Richtungen dieſer Strömungen, über die Tem— peratur derſelben u. dgl. m. zu verſchaffen, würden ſie ſicherlich ohne Sgchwierigteit in ein Syſtem gebracht werden können, indem angenom— men werden muß, daß fie weit conſtanter find, als die Strömungen der Oberfläche, die jo häufig Unregelmaͤßigkeiten auf Grund der äuße— ren Einwirkung der Winde, der Ebbe und Fluth, dem Schmelzen des 170 C. Irminger: Eiſes in höheren Breiten, der Einmündung großer Ströme, der Or— kane und Stürme (welche an einzelnen Stellen Aufſtauung des Waſ— ſers bewirken, und bei wieder eintretendem ruhigen Wetter die Waſſer— maſſe in's Gleichgewicht zurückbringen) und des verſchiedenen Luft— druckes u. dgl. m. unterworfen ſind. In den „Annales de Chimie et de physique“ für 1845 iſt die Beſchreibung eines von Herrn Aimé erfundenen Inſtruments ent— halten, durch welches man, unter gewiſſen Umſtänden, die Richtung eines Stromes in der Tiefe zu finden im Stande iſt, und indem ich die Aufmerkſamkeit auf das Inſtrument hinleite, füge ich die Beſchrei— bung deſſelben bei. Es iſt von Kupfer und beſteht aus einem cylindrifchen Gehäuſe BB (T. III Fig. 1). In der oberſten Fläche deſſelben iſt eine Röhre F angebracht, durch welche eine kleine Stange (Fig. 3) gleitend hinab— geht, deren oberſtes Ende eine Platte TE trägt, und auf deren un— terſtem ein Ring D ſitzt, woran 32 Zähne angebracht find. In der Mitte auf der unterſten Fläche des Gehäuſes 5 ſteht eine aufwärts gerichtete Nadel, welche die Kompaßnadel AA trägt. Wenn ) herabgedrückt iſt (Fig. 2), wird die Kompaßnadel zwi— ſchen den Zähnen an dem Ringe D feſtgehalten, und die Wanderung derſelben iſt gehemmt, wohingegen ſie wieder freie Bewegung hat, wenn der Ring D um fo viel gehoben wird, daß die Zähne die Nadel loslaſſen. Unter dem Gehäuſe B iſt ein Bleiloth L angebracht. Außer— dem iſt ein Pfeil mit einem Flügel “, der der Richtung des Stromes folgen ſoll, daran feſtgelöthet. In der Platte 71 befindet ſich ein Loch, wodurch dann eine dünne Lothleine gezogen wird, mittelſt welcher das Inſtrument in die Tiefe gelaſſen und in der Röhre F befeſtigt wird. Wenn das Inſtrument gebraucht werden ſoll, wird die Kompaß— nadel auf ihren Platz geſtellt und das Gefaͤß B mit Waſſer gefüllt; der Deckel N wird geſchloſſen. Man hebt den mit Zähnen beſetzten Ring dadurch, daß man ihn in die Platte 7 zieht, welche nun in die— fer Stellung bleibt (Fig. 1). Die Stütze ta geht durch einen kleinen Ring a, der ſo aufgepaßt iſt, daß die Platte 7 nicht nach Außen durch einen Stoß von Oben herabfallen kann, wie Fig. 2 ausweiſt. — Man führt darauf das Inſtrument bis zu welcher Tiefe man will in das Meer hinab, und wenn es ſo lange in der Tiefe geweſen iſt, daß man | Ueber Meeresſtrömungen. 171 annehmen kann, daß die Kompaßnadel und das Inſtrument zur Ruhe gekommen find, läßt man ein Bleiloth L, welches man auf dem Deck behielt, und worin ein rundes Loch iſt, durch welches die Lothleine ge— führt wird, an der Leine hinablaufen. Durch den Fall des Loths auf die Platte 7 wird die Friction überwunden, welche die Glieder offen hielt, und der Ring mit den Zähnen D fällt auf die Kompaßnadel AA hinab und hält fie fo feſt, daß die Bewegung derſelben gehemmt iſt. Wenn das Inſtrument aufgezogen iſt, unterſucht man, wie groß ein Winkel iſt, welchen der Pfeil mit der Kompaßnadel, die Norden und Süden zeigt, bildet, und der Pfeil giebt hierdurch ſelbſt die Richtung des Stromes an. Der Abſtand zwiſchen jedem der 32 Zähne auf dem Ringe D iſt = 10° 15’, und der größeſte Fehler, der bei der Beob— achtung einſchleichen kann, iſt 4 Strich oder 5 zu 6“. Sobald dieſe Erfindung bekannter und mehr von den Seefahrern, welche ein Intereſſe an den Strömungen des Meeres haben, benutzt werden wird, wird auch ohne Zweifel ein Theil der Finſterniß, in welcher unſer Wiſſen in dieſer Richtung noch begraben liegt, aufge— klärt werden. Als ich im Jahre 1847 mit der Kriegsbrigg „Ornen“ (Adler) von Kopenhagen nach Guinea und Weſtindien ging, hatte ich durch wohlwollendes Entgegenkommen des verſtorbenen Conferenzrath Oerſted und des Herrn Etatsrath Forchhammer ein ſolches Inſtrument, wel— ches von dem Herrn Inſtrumentenmacher Niſſen in Kopenhagen ver— fertigt war, mitgenommen. Bei Beobachtungen, welche mit demſelben auf der Reiſe vorgenommen wurden, zeigte es ſich zum praftifchen Ge— brauch vorzüglich geeignet, indem der Mechanismus ſehr einfach iſt Rund es nebenher ohne Schwierigkeit von jedem tüchtigen Inſtrumenten— macher angefertigt werden kann. Das cylindriſche Gefäß des Inſtrumentes, welches ich auf der Reiſe benutzte, hatte einen Diameter von 6 Zollen, und nach mehreren Verſuchen fand ich, daß wenn das Bleiloth, welches an der Leine hin— unterlief, zwei Pfund wog, der Aufſchlag deſſelben anf 7 vollkommen hinreichend war um die Friction zu überwinden, die Zähne hinunter— zubringen und dadurch die Bewegung der Kompaßnadel zum Stehen zu bringen. Das Gewicht unter dem Inſtrument war am haͤufigſten ein 18 pfündiges Loth. — Um Beobachtungen mit dieſem Inſtrumente 172 C. Irminger: zu machen, iſt es erforderlich, daß das Schiff, während das Inſtru— ment in die Tiefe hinabgeſenkt iſt, ſeinen Platz nicht ſonderlich ver— läßt. Iſt es zu tief, um zu ankern, ſo muß es Windſtille mit ſo gut als keiner Strömung auf der Oberfläche ſein; denn ſowie das Schiff während der Beobachtung treibt, wird die Leine, an der das Inſtru— ment hinabgelaſſen iſt, nicht lothrecht ſein, und die Beobachtung ver— liert ihre Zuverläſſigkeit. Obſchon das Schiff nicht mit ſo langen Leinen verſehen war, als zu einer ſehr bedeutenden Tiefe nöthig waren, will ich doch hier einige der Beobachtungen anführen, die ich während der nur ſehr ſeltenen Windſtille an den Orten machte, wo ich die Richtung der Strömung in der Tiefe zu unterſuchen wünſchte. Den 14. September 1847. Windſtille in Sicht von Madeira 3152“ n. Br. und 1712 weſtl. L. von Greenwich. Der Stromrichtungs-Zeiger ), wie ich das Inſtrument nennen will, wurde bis zu einer Tiefe von 1980 Fuß hinabgelaſſen. An dem Inſtrumente wurde ein Thermometrograph befeſtigt, und zwar in einem ſoliden Metallcylinder, auf welchen ein dicker Deckel von Metall feſt— geſchraubt wurde um den Thermometrograph gegen den ſtarken Druck des Waſſers in der Tiefe zu ſichern. Da man im Allgemeinen hier zu Lande die Temperatur nach der Réaumurſchen Skala zu zeichnen pflegt, find auch die nachfolgenden Temperatur-Angaben nach Réaumur berechnet. In der oben erwähn— ten Tiefe gab das Inſtrument an, daß die Richtung der Strömung genau nach WSW. hinzeigte. An der Oberfläche wurde in Folge ſcharfer Beobachtungen ſo gut als gar kein Strom bemerkt, denn von 7 Uhr Vormittags bis 52 Uhr Nachmittags war die Ortsveränderung des Schiffes kaum 2“ nach Oſten. Die Leine, an welcher das In— ſtrument herabgelaſſen war, hing durchaus lothrecht. Die Temperatur der Luft war im Schatten auf dem Deck 19,6“ Die Temperatur des Waſſers auf der Oberfläche.. 20 Die Temperatur des Waſſers in der Tiefe von 198090 88“ Im Allgemeinen iſt die Strömungs-Neigung an dieſem Orte auf der Oberfläche nach Oſten gegen die afrikaniſche Küſte zu. In marine. rr Ueber Meeresſtrömungen. 173 der Tiefe zeigte der Stromrichtungs-Zeiger, daß die Waſſermaſſe ſich genau nach WSW. bewegte. Ich überlaſſe es Kundigeren zu beurtheilen, ob nicht Wahrſchein— lichkeit zu der Annahme vorhanden ſein könnte, daß die mächtige Strö— mung aus der Davis-Straße, welche ſo oft ungeheure Maſſen von Eisbergen bei New-Foundland vorüber und in niederere Breiten des atlantiſchen Meeres und in den Golfſtrom führt, möglicherweiſe ihren Lauf in ſüdöſtlicher Richtung fortſetzt, indem fie unter dem durch den merxicaniſchen Meerbuſen ſehr erwärmten und dadurch ſpeeifiſch leich— teren Golfſtrom hinweggeht und ihren Lauf in der Tiefe beibehält, endlich, indem fie ſich Süd-Europa und Nord -Afrika nähert, eine mehr ſüdliche und darauf weſtlichere Wendung in den Gegenden nimmt, wo die Beobachtungen vorgenommen wurden. Zukünftige Beobachtun— gen der Strömungen in der Tiefe werden es erhellen, ob ſich dieſe Vermuthung als eine richtige oder nicht richtige zeigen wird. Am 17. März 1849. Windſtille 254“ n. Br., 65° 41’ weſtl. L. von Greenwich. Der Stromrichtungs-Zeiger und zugleich der Ther— mometrograph bis auf 2934 Fuß Tiefe hinabgelaſſen. Das Hinab— laſſen erforderte 15 Minuten und die Heraufholung 163 Minuten. In dieſer Tiefe zeigte das Inſtrument, daß die Strömung genau nach NW. ging. Die Temperatur der Luft war im Schatten auf dem Deck 20,8 Die Temperatur des Waſſers auf der Oberfläche.. 19,75“ Die Temperatur des Waſſers in der Tiefe von 293441. 6,2“ Um mich von der Zuverläſſigkeit des Inſtrumentes zu überzeugen, ließ ich es gleich wieder in dieſelbe Tiefe hinabführen und ſowohl die Stromrichtung, als auch die Temperatur wurde völlig überſtimmend mit der vorigen Beobachtung gefunden. Bei dieſen Beobachtungen ließ ich das Inſtrument immer längere Zeit in der Tiefe bleiben, um gewiß darüber ſein zu können, daß die Wanderung der Kompaßnadel, welche während der Hinablaſſung ohne Zweifel bedeutend iſt, aufgehört hatte, ehe ich das auf der Leine gehende Bleiloth hinunterlaufen ließ. Aehnliche Beobachtungen an verſchiedenen Stellen und in ver— ſchiedenen Tiefen werden uns nähere Kenntniß von den tiefgehenden Strömungen geben, und obſchon für den Augenblick nur die Strö- mungen auf der Oberfläche des Meeres prattiſchen Nutzen für den 174 C. Irminger: Seemann haben, kommt es mir doch nicht unwahrſcheinlich vor, daß häufige Beobachtungen des Laufes und der Temperatur der unter— ſeeiſchen Strömungen mit der Zeit auch zu praktiſchem Nutzen führen können, indem ſie uns möglicherweiſe die Wege und die Urſachen der Wanderungen der Walen *) und anderer Fiſcharten kennen lehren, welche ohne Zweifel in näherer Verbindung mit den Strömungen ſte— hen, da dieſe Futter mitbringen, welches die Meeresgefchöpfe inſtinct— mäßig, eben ſowohl in der Tiefe, als auf der Oberfläche aufſuchen. Wenn nur das Intereſſe für ſolche Beobachtungen allgemeiner wird, iſt ſchon ein bedeutender Schritt vorwärts gethan. In ſtillem Wetter ſind dieſelben überdies eine Zerſtreuung an Bord, und wer— den von Orlogsleuten, wo es nicht an Mannſchaft zum Aufholen des Inſtrumentes fehlt, mit Leichtigkeit ausgeführt werden. Im Vorhergehenden habe ich geäußert, daß die Strömungen der Oberfläche auf Grund äußerer Einwirkungen Abweichungen von ihrem gewöhnlichen Laufe ausgeſetzt ſind, und da ich es öfters gefunden habe, daß meine Beobachtungen ſehr abweichend von dem waren, was in den Beſchreibungen über die Ströme angeführt ſteht, füge ich eine Tabelle über die Stromrichtungen auf einer Reiſe von Guinea nach Weſtindien im Jahre 1847 bei, zum Beweiſe, welcher Unregelmäßig— keit ſonſt beſtimmte Strömungen unterworfen ſetn können. Ich be— merke, daß das Schiff mit vorzüglichen Chronometern verſehen war. Wir hatten täglich beſonders zuverläſſige Längen- und Breiten- Be— obachtungen, die Cours-Berechnung wurde mit viel Sorgfalt geführt, und das Reſultat der Stromrichtung iſt durch den Unterſchied zwi— ſchen dem beobachteten und vermuthlichen Platze des Schiffes be— rechnet. ) Mein verehrter Freund, Profeſſor Eſchricht, hatte mich erſucht, als ich mit der Orlogsbrigg „Ornen“ von hier abſegelte, ein Augenmerk darauf zu richten, nach welcher Richtung die Walen zögen, die wir auf der Reiſe zu ſehen bekämen. Ich ließ deshalb in's Schiffsjournal eintragen, wenn die Walen in Sicht waren und welche Direction ſie nahmen. Obſchon man auf ſolchen Reiſen gewöhnlich Walen ſieht, war es mir doch auffallend, von dem 21. bis zum 27. September Häufig Schaaren von Walen zu ſehen, zuweilen zu mehreren Hunderten verſammelt, die immer mit ſtarker Fahrt zwiſchen 15° und 11 cn. Br. und 19 und 21° weſtl. L. von Greenwich nach N. und NO., doch am häufigſten nach NN O. zu kommen ſuchteu. Auf dem oben⸗ erwähnten Strich war das Waſſer auf der Oberfläche 224° und 235°, was unge: fähr 2° höher, als die gewöhnliche Ocean-Temperatur in dieſer Breite iſt. — pa u quo F ans u ganozpgonch Inv onbıyugg ua (z PDS ain eee aoßaogsunnlagg) 299 on Busch ( | 818 1 „2 100 mol 2 85 N 29 + bels 93 N | SGU 9 UGS = 08.89) = 2 91 f 88 0 11 + 70 93 or ag 9 6 8 29 fe = Br CH TI 88 0 718 + 102 * m i REM q 108 „igt 10 = 9 97/88 1 718 U | 1082| 862 1 u 2 GWS u. es 71 u 82 T 118 17 DN 1 Su 7 UGS : 9E Pur 95 Er) FI 88 1 IE + 402 = 12 k s 7 SS de im ble 20 ) 83 1 Je & 10% 05 5 4 i 2 f 4 50 2 5 u \ 85 1 112 1 102 61 33 3 : 9¶ = I 8 5 118 1 ad“ KL) GEGO |: Pla ze ze = 208 1 88 * 112% f 100 27 ES i G auppoqun Von mec i ie 1 2 | Er 32 I | 218 J Ich 3. 05 * e eee een Ss 2 18 219 8 14 280 71 rel © ‘9 1 16 dd Eu e eee se F 22 8 e =: #7 s Fr Ir Stu e con sc * Be 8 = ef © 1 210 11 „ 3 ur |" ; ; . 1 8 1 | 208 11 D E % BEL = 01% „ er o 8% 14 #02 15 | 102| = 07 = Zus cuHE pr mE TEEE N Eat gr = 0 8 72 Gi CU 1 01 67 0 0 5 | 101 5 157 =. = a ' 5 1 2 — 3 eber d Nee € | 2 a 8 0 i 88 1 71 160 „ > iii r ER] 9. Bu 4 I 86 ° 2 Ss [Ser 8 | BEA IEMT ER I 0% 7 S 5 2 8 | \ i = 0 5 82 0 77 102 rl 3 ß u en #4 Beet f 88 1 doe e + e 5 ⸗ ö 4 — 6 8 J 3 0 - 417 f 8 + % 10% 55 StS 8 0 HE FE 282 4 12 6. E26 8 8 Mr o eu 68 r 1 88 & 1 88 | 8 Sager ug wee 8e 0 2 quawoa ng Sunne 299 vu NDR) up] AG "quoplaag ag 979 np MeatN 510 176 C. Irminger: Es wird aus der Tabelle erhellen, daß die Strömungs-Richtung in der Guinea-Strömung vom 27. bis zum 31. October, zu welcher Zeit man annehmen mußte, aus derſelben herausgekommen zu fein !), da die öſtliche Richtung aufhörte, nach dem Mittel 9,7 Viertelmeilen genau gegen N. 60° Oft in 24 Stunden gegeben hatte, was weit we— niger iſt als das, was für dieſen Strich, zufolge der Beſchreibungen, in denen er angeführt wird, angeſetzt werden muß, nämlich 15 bis 30 Viertelmeilen nach Oſten in den 12 Stunden des Tages 2). Während einer Kreuzung an der Guinea=Küfte, von Quitta bis Akra, eine Diſtance von 21 däniſchen Meilen, als das Schiff, mit einer friſchen Briſe von WS W., welches faſt ein Gegenwind iſt, vom 14. October Mittags 12 Uhr bis zum Abende des nächſten Tages 10 Uhr kreuzte, zeigte es ſich auch, daß wir nicht allein keine Strö— mung entgegen gehabt hatten, ſondern im Gegentheile, der allgemeinen Regel zuwider, in dieſen 34 Stunden 6 Viertelmeilen nach Weſten ver: ſetzt worden waren. Dieſe Verſetzung nach Weſten in dieſer Jahreszeit iſt ohne Zwei— fel ſehr ſelten; aber es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß ſich, da die Kreu— zung in der Nähe des Landes ſtattfand, wie faſt überall an den Sei— ten bedeutender Strömungen, hier und dort eine Gegenſtrömung be— merkbar machte, welche ich jedoch, während ich an verſchiedenen Stel— len an der Guinea-Küſte vor Anker lag, faſt nirgends bemerkt habe. Die Tabelle zeigt, daß die Stromrichtung am 5. November etwas weſtlich wurde. Das Schiff war nun auf dem Platz, wo man erwar⸗ ten konnte, beſtändigen Nutzen aus der Aequatorial-Strömung für die Fahrt nach Weſten zu ziehen, und da dieſe Strömung aus ſüdlicheren und kälteren Gegenden kommt, zweifelte ich nicht daran, in dieſelbe ge— kommen zu fein, da die Temperatur des Meeres zugleich auf 113° geſunken war, aber ganz von den Beſchreibungen abweichend traf ich die nächſt darauf folgenden Tage öſtliche ſtatt weſtliche Richtung. !) In Investigation on the currents of the Atlantic Ocean of James Rennell, das bisher vorzüglichſte Werk über die Strömungen, wird angeführt, daß der Guinea— Strom 60 Leagua's breit iſt. Dies entſpricht vollkommen der Tabelle, da der Platz des Schiffes am Mittage des 31. October ſehr nahe 3° Süd von der Guinea— Küſte war. — ?) Memoir of the Atlantic Ocean, by Pardy. Ueber Meeresſtrömungen. 177 Rennell fuͤhrt unter den Anomalien die in der großen Aequa— torial⸗Strömung ſtattfinden können, an, daß Sir James Meo auf ſei— ner Reiſe von Guinea nach Weſtindien, von dem Meridian von Green— wich bis zu 15° weſtl. L. und zwiſchen dem Aequator und 14° ſüdl. Br. im Auguſt 1816 durchaus keine Strömung vorfand, obſchon 4 an- dere Schiffe auf demſelben Strich und in demſelben Monat eine weſt— liche Richtung von 22 bis 63 Viertelmeilen in den 12 Stunden des Tages hatten. Die Tabelle zeigt ferner, daß ich den 6., 7. und 8. November auf dem angeführten Striche eine noch mehr von der allgemeinen ab— weichende Stromesrichtung hatte, als Sir James Neo, indem die Strö- mung in den drei Mal 12 Stunden 41 Viertelmeilen genau nach N. 48% O. umſetzte, alſo, nach dem Mittel, eine tägliche nordöſtliche Rich— tung von 13,7 Viertelmeilen, wo ſie ſonſt ſo gut wie unabweichlich be— deutend nach Weſten geht. Dieſe merkliche Stromrichtung an dieſer Stelle kann ich mir auf keine andere Art erklären, als dadurch, daß die Aequatorial-Strömungen aus einer oder der anderen Urſache, die möglicherweiſe zu dieſer Jahreszeit gewöhnlich iſt, worüber jedoch die Beſchreiber Nichts berichten, in ihrem Lauf etwas ſüͤdlicher als ſonſt verrückt iſt, und daß wir in der Gegenſtrömung auf deren nördlicher Grenze geweſen ſind; denn die Temperatur des Meeres bewies es ge— nügend, daß wir in einer kühleren Waſſermaſſe waren, welche aus weniger erwärmten ſüdlicheren Gegenden herkommen mußte. Der übrige Theil des Weges über das atlantiſche Meer wurde immer dort geſucht, wo die Beſchreiber und Karten den für Reiſen günſtigſten Wind und Stromrichtung angaben, und doch hatte ich, ge— gen Erwartung, keinen Nutzen von der Strömung; denn von dem 5. November, wo ich in die Aequatorial-Strömung gekommen zu ſein vermuthete, und bis zum 26. November, wo wir unter Guadalupe ka— men, in welcher Zeit das Schiff ungefähr 3500 Viertelmeilen durch— laufen hatte, hatte uns der Strom im Ganzen 144 Viertelmeilen ge- nau gegen N. 30“ O. verſetzt, und obſchon dieſe Ablenkung des Stro— Pr, mes im Verhältniß zu dem zurückgelegten Wege nicht als eine bedeu— tende angeſehen werden kann, iſt ſie nichts deſtoweniger ungewöhnlich, da man auf dieſem Wege im Allgemeinen von bedeutender Strömung nach Weſten begünftigt wird. Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 12 178 C. Irminger: Um es zu ermöglichen, die Urſache zu dieſer von dem Allgemei— nen abweichenden Stromrichtung herausfinden zu können, müßte man die Journale von Schiffen vergleichen, welche gleichzeitig das Atlanti— ſche Meer paſſirt haben; da ich aber dieſer Aufklärungen entbehre, habe ich nur Thatſachen angeführt, doch unterlaſſe ich nicht, zu bemer— ken, daß es wohl möglich iſt, daß anhaltende ſüdweſtliche Ströme in dem ſüdlichen Theile des Weſt-Paſſates etwas auf die Strömung im Oſt⸗Paſſat weiter nach Süd hin eingewirkt haben können. Ja ſelbſt im Oſt⸗Paſſat iſt es nicht ſelten, unruhiges Wetter mit weſtlichem Wind zu treffen, und bei dem Durchſehen eines meiner älteren Jour— nale finde ich, daß wir mit dem Schiffe „Henriette Louiſe“ auf einer Reiſe nach Weſtindien im Oſt-Paſſat, vom 9. Januar 1827 unter 23% n. Br. und 42 W. von Grw. bis zum 17. Januar unter 20° n. Br. und 44° weſtl. L., alſo im Ganzen in 8 Tagen, beſtändig den Wind zwiſchen SS W. und NNW. hatten, oft mit gereffter Mars— ſegelkühlte. Solche Abweichungen vom Allgemeinen, die möglicherweiſe nicht weit von dem damaligen Platze des Schiffes ſtattgefunden haben können, mögen natürlich ſehr ſtörend auf die ſonſt gewöhnliche Rich— tung des Stromes einwirken. In Hinſicht auf die Strömungen im nördlichen Theile des At— lantiſchen Meeres iſt man noch weniger unterrichtet. Die Urſache von dieſer Unkenntniß muß wohl darin geſucht werden, daß dieſer Theil des Meeres ein Mal weniger befahren iſt, und theils auch darin, daß häufige Stürme, bald aus einer Ecke, bald aus der anderen, ſtörend auf die Strömungen einwirken; außerdem iſt es in dieſen Fahrwaſ— ſern aus Grund von Nebeln und dicker Luft oft unmöglich, die nöthi— gen Beobachtungen zu machen, um die beobachteten und vermutheten Plätze zu vergleichen, weshalb es hier ſchwieriger, als in niederen Brei— ten wird, zu einem einigermaßen zuverläſſigen Reſultate zu kommen. Doch meiß man durch mehrere Kennzeichen, daß eine Strömung aus ſüdlicheren Breiten ihren Lauf durch das atlantifche Meer zwiſchen Island und Schottland zum Eismeere fortſetzt. Etwas Näheres über dieſe Strömung zu unterſuchen ging ich die Journale durch, welche von mehreren unſerer Kriegsſchiffe, die Island in letzterer Zeit angelaufen ſind, an Bord geführt wurden, namentlich die der „Dronning Maria 1834“, „Najaden 1834“, „Mercurius Ueber Meeresftrömungen. 179 1845“, „St. Croir 1846“, „St. Thomas 1847“, „Diana 1850“%, „Saga 1851“ u. m. a,, und hierdurch, fo wie theils durch eigene Be- obachtungen, theils durch wohlwollendes Entgegenkommen mehrerer Freunde, bin ich im Beſitz der Temperatur-Aufzeichnungen über dieſen Theil des Meeres. Um dies anſchaulicher zu machen, habe ich einige dieſer Beob— achtungen auf der beiliegenden Skizze angemerkt. Mehr habe ich nicht aufgezeichnet, um die Ueberſicht nicht zu verwirren. Die Angaben für die Reiſen nach Grönland ſind mir von dem Capitain Holböll und dem Lieutenant Ulrich mitgetheilt. Die obenerwähnten Kriegsſchiffe waren zwiſchen April und Sep— tember zu verſchiedenen Zeiten 87 Tage hindurch zwiſchen Fairhill's Meridian und 18 W. v. Grw. und 584° und 66° n. Br. geweſen. Auf dieſem Striche habe ich oft die Strömung ſehr unregelmäßig und bald den einen, bald den anderen Weg nehmen gefunden, jedoch hat ein Medium dieſer 87 Tage eine Stromrichtung von 2,4 Viertelmeilen täglich genau nach N. 52 O. hinweiſend, ergeben. Von 18 W. v. Grw. (ungefähr die Länge von Island's Süd-Huk (Bucht) und zwi- ſchen dem 62° n. Br. und der Süd-Küſte von Island, bis hin zum Kap Reikianäs, hat das Mittel von 32 Tagen eine Stromrichtung von 1,91 Viertelmeilen täglich, genau nach N. 33 W. hinzeigend. Um zu unterſuchen, ob die Strömung auf der ganzen Strecke zwiſchen Fairhill und Island mit gleicher Schnelligkeit läuft, habe ich, wie die Skizze zeigt, dieſes Fahrwaſſer mit 4 Quadraten überſpannt, und das Reſultat hiervon iſt folgendes: Im Quadrat 1, zwiſchen 594° und 613 n. Br. und 2° und 6° W. v. Grw., gab das Mittel von 17 Tagen eine Richtung von 4,7 Viertelmeilen täglich genau nach N. 72° O. hinzeigend. Im Quadrat 2, zwiſchen 60“ und 62% n. Br. und 6° und 10° W. v. Grw., gab das Mittel von 11 Tagen 2,5 Viertelmeilen täg— lich genau nach N. 60° O. hinzeigend. Im Quadrat 3, zwiſchen 603° und 614° n. Br. und 10 und 14° W. v. Grw., gab das Mittel von 18 Tagen 0,8 Viertelmeilen täglich genau nach N. 32 O. hinzeigend. Im Quadrat 4, zwiſchen 61° und 63 n. Br. und 14° und 18° 1 180 C. Irminger: W. v. Gr., gab das Mittel von 25 Tagen 3,1 Viertelmeile täg— lich genau nach N. 47 O. hinzeigend. Zwiſchen Fairhill und Grönland erlaubte das Wetter nicht, daß dort viele Beobachtungen vorgenommen wurden, und namentlich nur wenige Längenbeſtimmungen, weshalb die Stromrichtung nicht mit der wünſchenswerthen Genauigkeit berechnet werden konnte, doch zeigte es ſich, daß dort im Monat April, zwiſchen dem 32° und 39“ W. v. Grw., und 57° und 58° n. Br. durch die Berechnung des Unterſchie— des zwiſchen der beobachteten und vermutheten Breite, nach dem Mit— tel von 13 Tagen, eine Strömung von 3,2 Viertelmeilen täglich nach N., und im September zwiſchen 60° und 58° n. Br. und 43“ und 9 W. v. Gr., täglich 5 Viertelmeilen nach Norden, vorhanden war. Wenn man einen Blick auf die Skizze wirft, zeigt es ſich: 1) daß das Meer zwiſchen Fairhill's Meridian und bis ungefähr 30 W. v. Grw., in einer Linie über das Kap Farvel, nicht ſehr verſchiedene Temperatur hat, aber daß es weſtlich von 30° mehr und mehr abgekühlt wird, je näher man Grönland kommt; 2) daß das Meer im Frühjahre keineswegs bei Süd-Island Fäl- ter, als bei Fairhill iſt, obſchon die Lage von Island mehrere Grad nördlicher iſt, wohingegen die Temperatur bei Shetland etwas höher im Sommer, als im Anfang des Herbſtes, und 3) daß die Temperatur des Meeres, im Ganzen genommen, im Frühjahre 2 bis 3° kälter als im Anfang des Herbſtes iſt. Auf mehreren Reiſen wurde das Waſſer in dem nördlichen Theile der Nordſee im Anfange Mai um 2 und mehrere Grade kälter, als das Meer im W. von Shetland befunden, ſpäter im Sommer hinge— gen mehr übereinſtimmend. Vom 19. Juni bis zum 13. Juli 1844 fand ich die Temperatur des Meeres um die Faröer-Inſeln und in den Sunden zwiſchen den Inſeln, immer unter 73° und nicht über 810, und durch tägliche Beobachtungen im Jahre 1846 und 1847, welche mir vom Herrn Hardesvogt Müller mitgetheilt ſind, hat die Temperatur des Meeres bei Thorshavn nach dem Mittel für October 18405. 7,27 gehabt. eme non. i ng. de, Tg „Dezember migen e e. Et, Ange Zange 18417 HB am. . e, e ine - Ueber Meeresftrömungen. 181 für Februar 188 4,05 gehabt Marz Sur e 0 „April nnen, RETTET en Mai ene enn ee. 6% 28 z ru u 1,3 Tu Im Monat December waren auf den Fardern nördliche und nordöſtliche Winde vorherrſchend, und brachten mehr als gewöhnliche Kälte; dies iſt ohne Zweifel die Urſache der bedeutenden Abkühlung des Waſſers in dieſem Monate, da die Atmofphäre wahrſcheinlicher— weiſe mehr auf die ziemlich eingeſchloſſene Bucht von Thorhavn, mit dem weniger tiefen Waſſer, als auf das offene Meer gewirkt hat; da aber die Faröer ziemlich halbwegs zwiſchen Shetland und Island lie— gen, werden die Beobachtungen bei Thorshavn doch eine ungefähre Idee von der Temperatur des Meeres in dieſem Fahrwaſſer für die angeführten Monate geben, obſchon die Temperatur des Waſſers in dem offenen, tiefen Meer als etwas mehr conſtant angenommen wer— den muß, als ſie an der Küſtenſtrecke bei Thorshavn gefunden wird. Noch weiter ergiebt es ſich, daß die zwiſchen Island und Shetland fortſchreitende Strömung gleichſam kältere und wärmere Streifen mit einem Temperatur-Unterſchiede von 1“ zu 2° hat, deren Grenzen je— doch nicht conſtant ſind. Die in der Skizze (Taf. IV) angegebe— nen punktirten Linien zeigen alſo deutlich den Lauf einiger dieſer Striche. Bei dem Erwähnen dieſer Streifen von kälterem und wärmerem Waſſer muß ich bemerken, daß zwiſchen 45° und 30 W. v. Grw. oft ein ſehr großer Unterſchied in der Temperatur des Meeres iſt. An denſelben Stellen, an denen das Meer zu Zeiten 7 bis 74° unter der allgemeinen Temperatur des Oceans zeigt, läuft zu anderen Zeiten der mehrere Grade über die allgemeine Ocean-Temperatur erwärmte Golf— ſtrom!) hin. Dies ſteht ohne Zweifel in Verbindung mit den Strö— mungen aus der Davis-Straße 2). Iſt nämlich dieſe Strömung ſehr ſtark, ſo weicht die nördliche Grenze des Golfſtroms zurück; iſt ſie da— gegen ſchwächer, ſo erſtreckt ſich der Golfſtrom nördlicher. Auf eben demſelben Striche werden gleichfalls häufig ungeheure Maſſen von ) Rennell S. 244 und 248. ) Soll fpäter erwahnt werden. 182 C. Irminger: Eisbergen gefunden, welche faſt jährlich von der Davis-Straße dort— hin geführt werden, und die natürlicherweiſe auch bedeutend darauf hinwirken, die Temperatur des Meeres abzukühlen 1). Da man annehmen kann, daß viel von der Waſſermaſſe, welche in nordöſtlicher Richtung zwiſchen Island und Shetland hinläuft, aus dem obenerwähnten Bach :), in welchem die Meeres-Temperatur fo veränderlich iſt, herrührt, iſt es wahrſcheinlich, daß dieſe auch Einfluß auf die Temperatur des Meeres zwiſchen Island und Shetland haben muß, und eben ſo veränderlich, wie die Grenzen des Golfſtromes und die Temperaturverhältniſſe auf dem oben angeführten Strich ſind, eben ſo unmöglich iſt es ohne Zweifel, beſtimmte Grenzen für die kälteren und wärmeren Streifen in dem Meere zwiſchen Island und Shetland feſtzuſetzen, indem ſich dieſe Streifen öſtlicher oder weſtlicher ziehen und mehr oder weniger kalt ſein werden, je nachdem die Strömungen und die Eismaſſen aus der Davis-Straße ſtärker oder ſchwächer auf den Golfſtrom wirken. Von erfahrenen Seeleuten, welche eine lange Reihe von Jahren auf den Walfiſch- und Robenfang zwiſchen Spitzbergen und San Meyen fuhren, iſt mir mitgetheilt worden ), daß man, ungefähr in der Länge von Shetland, und zwiſchen Shetland und 63° bis 64° n. Br., oft Flecke im Meere ſieht, welche auf der Rückreiſe ſogar zur Wegweiſung mit Bezug auf die Längenbeſtimmung dienen; und noch mehr, daß ſie, in ungefähr denſelben Breitengraden, wenn ſie dem Me— ridian von Shetland näher als dem von Norwegen ſind, häufig auf den von Jedermann, der das atlantiſche Meer befahren hat, gekannten ſchönen Seevogel, Jan van Gent, ſtoßen, wohingegen er ſelten geſe— hen wird, wenn man Norwegen näher als Spitzbergen iſt. Wenn man weiß, daß die Schiffe, welche auf den erwähnten Fang ausgehen, oft mehrere Monate hindurch im Eiſe umhertreiben, und zwar in einer Breite, wo der Abſtand der Längengrade nicht über 1) Ein Schiff wurde hier im Inauar 1818 im Eiſe eingeſchloſſen, und in 29 Tagen trieb es fo mit dem Eiſe ungefähr 300 V. M. nach OS O. hin. Ren⸗ nell S. 245. 2) Siehe das „Neue Archiv für das Seeweſen für 1843“, S. 191 über die Schnelligkeit des Golfſtromes von Capit.-Lieut. Irminger. 3) Namentlich von dem tüchtigen Capitain Erik Kitelſen, welcher einen Grön⸗ landsfahrer von Glückſtadt führte. Ueber Meeresſtrömungen. 183 4 bis 5 Meilen, ja zuweilen noch weniger beträgt, und wenn man es ferner weiß, daß die einzigen Beobachtungen auf dieſen Schiffen, um den vorhandenen Platz zu beſtimmen, im Allgemeinen nur Breitebeob— achtungen ſind, ſo iſt es eine Selbſtfolge, daß ſie haͤufig einen ſehr bedeutenden Fehlſchluß in der Laͤnge haben, wenn ſie nicht oft Land zu ſehen bekommen. Es iſt deshalb natürlich, daß die Führer dieſer Schiffe mit weit größerer Aufmerkſamkeit die geringſte Veränderung in dem Ausſehen des Meeres ſelbſt, in dem Vorkommen und der Zug— richtung der Seevögel u. dgl. m. beobachten, als Andere, welche durch zuverläfiige Länge- und Breite Beobachtungen den Punkt kennen, auf den ſich das Schiff befindet. Die Erfahrung vieler Jahre hat ihnen alſo bewieſen, daß die angeführten Kennzeichen ihnen als Mittel die— nen können, um es zu beſtimmen, ob fie auf der Rückreiſe aus dem Eismeere öſtlich oder weſtlich im Fahrwaſſer ſind. Solche Beobachtun— gen von praktiſchen Leuten durfen nicht verworfen werden, und es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß die Flecke im Meere aus der Vermiſchung des Waſſers der aus SW. kommenden Strömungen mit dem der Nordſee herrühren, welche glaublicherweiſe auf dem angegebenen Strich ſtattfindet, wie es auch wohl möglich iſt, daß dieſe ſelbe Strömung die Nahrung mit ſich führt, welche gewiſſe Seevögel vorzugsweiſe ſu— chen, denn es iſt äußerſt ſelten, daß Jan van Gent in dieſer Breite weiter nach Oſten gefunden wird. In dem Vorhergehenden habe ich vorgeführt, daß die Strömung unter Süd-Island, Weſt von 18“ Länge, in einer NW.-Richtung zum Kap Reikianäs hinläuft. Weſt von Island, zwiſchen 64° 15’ und 65° 50“ n. Br. und 23° 51’ und 25° 48“ W. v. Grw., ergab das Mittel von 5 Tagen im Mai und Juni 1846 eine Stromrichtung von 4,8 Viertelmeilen täglich, genau nach N. 50 W. hin. Während eines längeren Aufenthaltes auf dem Weſtlande von Island, bin ich öfters darin beſtärkt worden, was auch allgemein unter den Fiſchern bekannt iſt, daß die Strömung der Weſtkuͤſte Island's entlang, obſchon dort regelmäßig Ebbe und Fluth ſtattfindet, doch bedeutend nach Norden überwiegend iſt. Die Temperatur des Waſſers auf der Rhede von Reikiavig iſt nach dem Mittel vom 20. Mai bis 16. Juni 6°,85 zeigend, befunden und vom 1. bis 14. Juli 947 und vom 11. bis 31. Auguſt 8,71 184 C. Irminger: während die Temperatur des Meeres an der Island gerade gegen— überliegenden Oftfüfte von Grönland, im Allgemeinen nur zwiſchen — 1,8 und + 0,9 R. variirt n). In dem Patriks-Fjord, welcher noch über 654° n. Br. liegt, und alſo kaum nur einen Grad von dem Polarkreiſe entfernt bleibt, war die Temperatur des Meeres vom 18. bis zum 23. Juni 67. Aus dieſen angeführten hohen ee in Verbindung mit der Stromrichtung nach Norden, wird es klar, daß die von Süden kommende Strömung ihren Lauf nach Weſten um Island fortſetzt, und um es deutlich zu machen, wie weit dieſe Strömung nach Nor— den geht, führe ich folgende Tabelle an: 1846, am 25. Juni, 6 Uhr Nachm. war die Orlogsbrigg St. Croix, Capit. Svenſon unter 65° 54 n. Br. und 255 W. v. Gm. und fand die Meeres-Temperatur 762); am 24. Inni 6 Uhr Vorm. unter 6622“ n. Br. und 26° 13’ W. v. Grw. Meeres-Temperatur 1°6 mit Treibeis im NO.; am 24. Juni 9 Uhr Vorm. unter 60° 30 n. Br. und 26° 14’ W. v. Grw. Meeres-Temperatur 0° 2; am 24. Juni 12 Uhr Mitt. unter 66° 17 n. Br. und 25° 39’ W. v. Gr. Meeres-Temperatur 25; am 24. Juni 4 Uhr Nachm. unter 65° 53“ n. Br. und 25° 11’ W. v. Grw. Meeres-Temperatur 684; am 24. Juni 8 Uhr Nachm. unter 65° 38“ n. Br. und 24% 47 W. v. Gr. Meeres-Temperatur 69. 8 Während die Brigg in der kalten Strömung war, hatte keine Beobachtung ſtattgefunden, nach welcher die Stromrichtung berechnet werden konnte, aber aus mannigfachen Kennzeichen weiß man, daß die Strömung des Eismeeres in einer weſtlichen und ſüdweſtlichen Rich— tung gegen die grönländiſche Küſte hinläuft ?). Durch dieſe plötzliche Temperatur-Veränderung wurde deutlich die Grenze der wärmeren ) Unterſuchungsreiſe an der Oſtküſte von Grönland, von Cap.-Lieut. Graah, S. 152. 2) Dieſe hohe Temperatur iſt indeſſen, nach den Aufzeichnungen, nur ein einzi— ges Mal gefunden. ) Die Strömungen bei Island, vom Cap.-Lieut. C. Irminger. Neues Ar- chiv für Seeweſen 1843, S. 133. Ueber Meeresſtrömungen. 185 Strömung zu erkennen gegeben, welche Grenze ſich nach oben ange— führter Beobachtung dort findet, wo das Nordweſtland von Island endet. Hier hemmt die mächtige Strömung des Eismeeres den Lauf der wärmeren Strömung nach Norden, und dieſe wird dadurch mög— licherweiſe nach Weſten gebogen und ſetzt dort, bis ſie verſchwindet, ihren Lauf längs der Südgrenze von der Strömung des Eismeeres fort. Nach der Temperatur, welche man in dem Meere zwiſchen den Meridianen von Cap Farvel und Island findet, wie ſie die Skizze zeigt, ſowie auch nach der, durch Reiſende nach Grönland erwähnten Stromrichtung nach Norden, iſt es glaublich, daß die Stromrichtung nach Norden über den größeſten Theil des Fahrwaſſers zwiſchen Weſt— Island und Grönland ſtattfindet, ausgenommen gerade dort, wo ſich die ſtärkere Strömung des Eismeeres einen Weg nach Süd längs der Oſtküſte von Grönland bahnt 1). Die wärmere Strömung, welche im Norden weſtwärts um Is— land läuft, iſt die Urſache davon, daß man nie Eis in der Farebucht ſieht, und daß das Klima auf der Weſtküſte von Island ein verhält— nißmäßig mildes iſt. Wäre dieſe Strömung nicht, fo würde das Eis von dem Meere um Spitzbergen u. ſ. w., welches jetzt nach SW. längs der Seite von Grönland treibt, beſonders nach weſtlichen Stürmen, a ) Obſchon die mannigfachen Experimente, welche man mittelſt Ueberbordwer— fen von Flaſchen vornimmt, um die Richtung der Strömung auszufinden, weniger zu— verläſſig ſind, tragen ſie doch gleichfalls dazu bei, Aufklärung in dieſer Hinſicht zu verſchaffen. Dieſe Experimente würden weit mehr Werth haben, wenn die Flaſchen, welche man hierzu benutzt, fo dick und ſchwer wären, daß nur ſehr wenig von ihnen über der Waſſerfläche hervorragte, wodurch ſie der bedeutenden Einwirkung des Win— des entgingen und nur der Richtung der Strömung folgten, nichts deſtoweniger führe ich einige Beiſpiele an, wo Flaſchen, obſchon in einem Striche (Süd von Island) über Bord geworfen, wo die herrſchenden Winde weſtlich ſind, doch einer ziemlich nörd— lichen Richtung folgten; woraus man ſchließen kann, daß die Strömung ein Theil weſtlicher als Norden geweſen iſt, da ſie ſonſt unzweifelhaft von dem Winde öſtlicher getrieben ſein würden. — Solches führt Rennell S. 358 an. Eine Flaſche vom Schiff Hekla, Capit. Parry, über Bord geworfen unter 56° 36“ u. Br., 25° 45“ W. von Greenw. am 13. October 1820 wurde am 6. oder 7. März 1821 im Sudamt von Island auf's Land getrieben. Eine Flaſche vom Ri— ſing Sun, Capit. Bennett, unter 50° 32“ n. Br. und 27 W. von Grcenw., und eine andere von der Urania of Leven über Bord geworfen, und zwar unter dem 56 N 1. Br. und 1630 W. v. Grw., wurden gleichfalls an der isländiſchen Küſte ge— 186 C. Irminger: ſich an der Weſtküſte von Island lagern und deſſen große Buchten und tiefe Fjorde füllen, und kaum würde das Klima hier ſonderlich verſchieden von dem auf der nächſten unbewohnbaren, kalten Oſtküſte von Grönland ſein, wo das Eis ſo dicht zuſammengedrängt iſt, daß die Küſte, auf Grund dieſer ungeheuern Eisbarriere, welche ſich oft viele Meilen in die See hineinerſtreckt, ſo gut wie niemals von der See aus zugänglich iſt. Nur durch harte weſtliche Stürme wird das Eis etwas von der Küſte weggezwungen, ſetzt aber, beim Aufhören der Stürme, ſich bald wieder an derſelben Stelle feſt (Graah's Reife S. 154). Die Strömung des Eismeeres, Eis mit ſich führend, welches fich namentlich im Frühjahre oft über zwanzig Meilen am Kap Farvel er— ſtreckt, biegt darauf um dieſes Vorgebirge herum und in die Davis: Straße hinein, wo ſie im Allgemeinen nicht nördlicher als bis unge— fähr zum 64° der Breite geht und von dort in die Straße nach We— ſten überſetzt. Dieſe Strömung vereinigt ſich darauf ohne Zweifel mit der Strömung, welche zwiſchen der Hudſons-Bucht (Rennell S. 248) und dem weſtlichen Theil der Davis-Straße, nach Süden längs der Küſte von Labrador überſetzt, und vermehrt ſo die ungeheuern Eis— maſſen, welche nur auf dieſem Wege von der Davisſtraße ſüdwärts nach New-Foundland und weiter in das atlantifche Meer geführt wer— den, oft zu großer Gefahr und Hinderniß der Schifffahrt zwiſchen Eu— ropa und Nord-Amerika. Wenn man auf der Reiſe in verſchiedenen Klimaten die Tempe— ratur des Meeres und der Luft beobachtet, iſt es auffallend, die Ueber— einſtimmung zu ſehen, welche im Allgemeinen zwiſchen der Temperatur beider herrſcht. Im Vorhergehenden habe ich angeführt, daß die Tem— peratur des Meeres, im Monat September 1847, zwiſchen 15° und 11 n. Br. und 19° und 21 W. v. Grw. 224° zu 234 war. Auf dieſem Striche herrſchte beſtändig eine unbehagliche und drückende Luft mit 23° und 241°, und acht Tage fpäter, unter ungefähr 4° n. Br. und zwiſchen 5° und 10 W. v. Grw., wo die Temperatur des Mee— res ungefähr 19° war, herrſchte ein beſonders behagliches Klima, eben- falls von 19“ oder ungefähr 5“ kühler, obſchon es doch 7“ bis 11° dem Aequator näher war. Da die vorher erwähnte wärmere Strö— mung nach Norden längs der Weſtküſte Island's läuft, bewirkt ſie, daß Reikiavig verhältnißmäßig ein mildes Klima hat, indem die jährliche Ueber Meeresſtrömungen. 187 Mitteltemperatur 3%2 iſt, wohingegen Godthaab, welches ungefähr unter derſelben Breite, als Reikiavig, liegt, nur — 1%86 R. hat, und die gerade Island gegenüber liegende Oftfüfte von Grönland, längs welcher die kalte Strömung des Eismeeres ihren Lauf hat, obſchon mehrere Grade ſuͤdlicher als Reikiavig, vermöge der außerordentlichen Kälte des Klima's ſo gut als unbewohnt iſt. Am auffallendſten in dieſer Hinſicht finden ſich einige Fluthen im Süden vor den New-Foundland's Banken, wo die Strömung aus der Davis-Straße auf den Golfſtrom ſtößt ). Wenn man hier im Winter kreuzt, hat man es an den Seiten des Golfſtroms ſehr kalt, während es in der Mitte deſſelben warm mit ſchwüler und feuchter Luft iſt. Sir Philipp Broke führt an, daß er in den Wintern von 1811 bis 1813, gerade außen an den Seiten des Golfſtromes, ſo— wohl an der Nord- als Südgrenze deſſelben, unter ungefähr 39 zu 40° n. Br. fand, daß das Thermometer in der Luft auf dem Gefrier— punkt ſtand, während es ſich ungefähr mitten in dem Strome auf 213° befand (Rennell S. 181 und 182). Mannigfache ähnliche Bei- ſpiele könnten angeführt werden, aber die klarſte Ueberſicht von dem Einfluß der Strömungen auf die Klimate bekommt man dadurch, daß man einen Blick auf die Karten wirft, auf denen die iſothermen Li— nien aufgezeichnet ſind. Die Haupt- Strömungen, ſowohl die kälteren, als die wärmeren, behalten alſo durch die unausgeſetzt erneute Zuſtrömung von kälterem oder wärmerem Waſſer, ihre niedere oder höhere Temperatur auf ſehr bedeutende Diſtanzen durch den Ocean hin und kühlen die Atmoſphäre ab, oder wärmen ſie, fern von den Regionen, denen ſie ihren Urſprung ſchulden. Einen merkwürdigen Beweis von dem Kreislauf der Waſſermaſ— ſen giebt die Menge tropiſcher Erzeugniſſe ab, welche beſtändig auf weit nördlicheren Küſten an das Land getrieben werden. Mehrere Arten Mimoſen findet man in ſolcher Weiſe auf den Küſten von orwegen, den Farödern, Island's und Grönland's, wie auch Treib— * 9 Nachdem der Golfſtrom eine Strecke von ungefähr 2000 Viertelmeilen in me Richtung von der Florida-Straße durchlaufen hat, hat er auf dieſem Striche noch 33 bis 43 höhere Temperatur, als die allgemeine Sommerwärme des ans, mit der Schnelligkeit von einer Viertelmeile in der Stunde. Rennell ©. 152, 188 C. Irminger: holz haufig an dieſe Küſte geworfen wird !) Daſſelbe tritt an man— nigfachen Stellen auf, und iſt beſonders den Einwohnern ſolcher Ge— genden von Nutzen, welche von Waldvegetation entblößt ſind. Durch Ueberſchwemmungen werden oft Bäume von den Ufern der Flüſſe los— geriſſen und von den Flüſſen in den Ocean hinausgeführt. Die leich— teren Baumarten behalten, auch nach einer langen Zeit des Umher— treibens im Meere, ihre Schwimmeigenſchaft, und daher beſteht der weit überwiegende Theil von Treibhölzern aus Nadelholzarten. Im Allgemeinen ſind es nur die Stämme mit einem Theile der Wurzeln, welche auf dieſe Weiſe an das Land getrieben gefunden werden; die Zweige find meiſtentheils abgeſcheuert?). Auf der Nordſeite von Beate-Island, einer kleinen unbewohnten Inſel im Süden von Do— mingo, ſah ich 1849 ziemlich viel Treibhölzer, worunter einzelne Bäume von leichtem Holze und gleichen Stämmen und von einer Art, wie ich ſie in Weſtindien geſehen habe. In Folge des Kreislaufs der Strö— mungen iſt es nicht unwahrſcheinlich, daß dieſe Art Treibhölzer, welche ich hier fand, von der ſüdlichen Halbkugel herkommen, und es iſt an— zunehmen, daß das Treibholz, welches auf dieſem Wege herkommt, nicht eher an dem einen oder den anderen Ort auf den Strand geworfen wird, feinen Trieb mit dem Strome in den mexicaniſchen Meerbuſen und weiter mit dem Golfſtrom hinaus in die Florida-Straße ?) und nach Norden fortſetzt, und dort könnte alſo bisweilen Treibholz in Is— land und an anderen Küſten in dem höchſten Norden auf's Land ge— worfen werden, welches möglicherweiſe auf Neu-Seeland oder einer anderen Stelle der ſüdlichen Halbkugel gewachſen iſt. Auf den Faröern kommen Treibhölzer am häufigſten bei Kirkeböe 1) Ström's Beſchreibung von Söndenör im Stifte Bergen S. 138. Hier wird zugleich erzählt, daß Kokosnüſſe an's Land treiben. 2) In dem 7. Bande des Archivs für das Seeweſen S. 419 wird die Gefähr- lichkeit der Fahrt in der Banka-Straße erwähnt, aus Grund der Treibhölzer. — J. R. Wellſted führt in der „Reiſe nach der Stadt der Chalifen“ S. 8 an, daß er auf der Reiſe von Indien in den perſiſchen Meerbuſen viel Treibholz ſah. — In Darwin's Naturwiſſenſchaftlichen Reiſen S. 242 wird geſagt: In den Kanälen von Tierra del Fuego werden große Quautitäten von Treibhölzern an's Ufer geworfen. 3) Das Sechzigkanonenſchiff Tilbury verbrannte in der Nähe von Domingo. Der Großmaſt des Schiffes trieb fpäter auf der Weſtküſte von Schottland an's Land. Rennell S. 348 und Berghaus 1. Band 1837, S. 562. ie Ueber Meeresſtrömungen. 189 auf der Süd-Strominſel und zuweilen von ziemlich bedeutenden Di— menſionen vor. Im Jahre 1844 ſah ich dort eine Fichte, deren Stamm, ein Paar Fuß über den Wurzeln, 55 Fuß im Umkreiſe hatte, und aus der man vorzügliche Planken ſägte. Es ſagte mir der Beſitzer des Ortes, daß die Treibhölzer am häufigſten dort im Februar und März auf's Land geworfen wurden, und er nahm an, daß es jährlich ihm ungefähr dieſelbe Einnahme gäbe, wie ein Acker Land (ungefähr 50 bis 60 Rbth.), doch wurde mir mitgetheilt, daß das Treibholz in letz— terer Zeit in Abnahme geweſen ſei. In ſehr bedeutender Menge treiben dieſe Baumſtämme auf den Kü— ſten Island's an, namentlich auf dem Nordlande und beſonders auf der weſtlichen Seite von Langenäs, bei Melrakke Slette (Ebene) und zwi— ſchen dem Kap Nord und Adelvig. Oftmals habe ich auf dem Nord— | lande von Island die Einwohner äußern hören, daß viel von dieſem ꝶq63n Treibholze Cedernholz ſei. Obſchon es möglich iſt, daß zuweilen Ce— dernholz gefunden werden kann, welches dann durch den Golfſtrom denſelben Weg wie die Mimoſen gegangen iſt, iſt es doch wohl kaum haufig; wohingegen ich glaube, daß viel von dem Treibholz, welches 5 auf der Nordküſte von Island auf's Land geworfen wird, und das auf Grund feines röthlichen Ausſehens für Cedernholz gehalten wurde, Lerchenholz iſt, welches von den ſibiriſchen Flüſſen in das Eismeer hin— ausgeführt wird und ſpäter mit der ſüdweſtlichen Strömung des Mee— res um Spitzbergen nach Island, Grönland u. ſ. w. kommt »). Es iſt überdies eine bekannte Sache, daß Lerchenholz, welches längere Zeit hindurch im Waſſer gelegen hat, einen röthlichen Schimmer erhält, und daher rührt, meiner Meinung nach, die Verwechslung. Auf den Fa— röern ſah ich nur Fichtenbäume, und man ſagte mir, daß ſo gut wie alles Treibholz, welches dort an's Land triebe, weiß wäre. Dies iſt ein ganz beſonderer Beweis dafür, daß die rothen Treibhölzer, welche auf Island antreiben, nicht Cedern ſind oder von Süden kommen, ") In „le Nord de la Siberie“ von Wrangel, Kozmine u. A. von 1820 bis 823 wird angeführt, daß Lerchenhölzer in Nord-Sibirien auf der Nordſeite der tämme ſchwarz find und auf der gegen Süd gewendeten Seite röthlich; ferner, daß ort an den Ufern mehrerer Flüſſe, namentlich der Lena, ſich bedeutende Walder fin- — beſonders von Lerchenhölzern. Und S. 308: Parmi les grands amas de troncs e melézes et de trembles, que “'on rencontre sur la cöte entre la Lena et P'Indi— irka, il est rare que 'on trouve des pins et des rapins. 190 Ueber Meeresſtrömungen. denn ſonſt müßten ohne Zweifel auch gleichmäßig ſolche Hölzer an die Küſten der Faröer kommen. Es iſt höchſt wahrſcheinlich, daß der größeſte Theil der Treibhöl— zer, welcher auf den erwähnten nördlichen Küſten an's Land getrieben wird, aus den großen amerikaniſchen Flüſſen kommt und durch den Miſſiſippi⸗Strom in den mexicaniſchen Meerbuſen hinausgeführt und von dort weiter mit dem Golfſtrom und ſpäter mit der Strömung, welche zwiſchen Shetland und Island läuft, zum Eismeer gebracht wird. Dies find die bekannten „Snags“, welche in dieſen Strömen der Schifffahrt oft ſo gefährlich ſind. Wahrſcheinlich iſt es jedoch, daß die Wälder an den Flüſſen in Nord-Amerika in bedeutender Abnahme find, theils aus Grund des großen Verbrauches an Brennmaterial für die Menge Dampffahrzeuge, welche dieſe Flüſſe befahren, und theils auf Grund der außerordentlich großen Anzahl Anſiedler, welche ſich in letzterer Zeit an den Flüſſen feſtſetzten und die Wälder ausroden, und es kommt mir deshalb nicht unwahrſcheinlich vor, daß die Beobach— tung, welche man in Hinſicht auf die Abnahme der Treibhölzer in letzterer Zeit gemacht hat, in Verbindung mit der Verminderung der Wälder an den letzterwähnten Flüſſen ſteht, und daß die Treibhölzer dort alſo mit der Zeit immer ſeltener und ſeltener werden. ) Auf dem Nordlande von Island fah ich 1834, daß man in dem Gaard Gei- taskard, am Blanda-Fluß, Fenſterläden von dem Hinterſpiegel des Grönlandfahrer „Margarethe von Glückſtadt“ hatte (auf denen der Name noch geſchrieben ſtand), wel— cher im Jahre vorher nicht weit von Spitzbergen von ſeiner Mannſchaft verlaſſen war. — Einige Zeit nachher trieb der Rumpf des Schiffes an der Mündung des Blanda-Fluſſes an das Land. C. Irminger. U VIII. F. X. Aubrey's Unterſuchung des Landes zwiſchen Californien und dem Rio Grande del Norte. Seit Hoch-Californien's Erwerbung durch die Vereinigten Staa— ten iſt die Auffindung einer zu jeder Jahreszeit praktikabeln Paſſage durch die ungeheuern wüſten Strecken zwiſchen dem Rio Grande del Norte und den Rocky Mountains und weiterhin durch die letzten ſelbſt ein Gegenſtand des höchſten Intereſſes für die Bewohner der öſtlichen Theile der Vereinigten Staaten geworden, da man hier wohl begreift, daß ohne eine ſolche Paſſage und ohne eine darauf begründete Eiſen— bahn (die ſogenannte Pacific Railroad) Californien vermöge ſeiner un— geheuern Entfernung und der großen Schwierigkeit, dahin zu gelan- gen, ein für den übrigen Staatskörper immer etwas fremdes Glied bleiben würde. Ueber die mannigfachen Verſuche während des verfloſ— ſenen Jahres, eine beſſere Kenntniß der Landſtriche zwiſchen dem Rio Grande del Norte und den Rocky Mountains zu erwerben, berichtete Herr C. Andree bereits in dieſer Zeitſchrift (Bd. II, S. 417 — 423) nach den vorläufigen, in den nordamerikaniſchen Blättern darüber vor— gefundenen Anzeigen. Aber die meiſte Ausſicht, eine taugliche Eiſen— bahnlinie vom Miſſiſſippi nach dem Stillen Ocean aufzufinden, dürfte 5 das Einſchlagen einer ſüdlicheren Richtung von Santa Fe in Neu⸗Merico aus ergeben, da hier bereits das Klima mild genug iſt, um in keinem Theil des Jahres weſentliche Schwierigkeiten der Paſſage entgegen zu ſetzen, und andererſeits das Felſengebirge hier lange nicht ſo unwegſam, als höher im Norden, zu ſein ſcheint. Unter den ver— ſchiedenen, von Santa Fé aus neuerdings nach Californien verſuchten 192 Gumprecht: F. X. Aubrey's Unterſuchung Routen iſt nun die ſüdlichere nach dem Gila gerichtete die ſogenannte Gila-Route beſonders von F. X. Aubrey (nicht Aubry), einem, wie ſchon Herr Andree angab (II, 423), durch ſeine Abenteuer im Gebirge, wie in der Wüſte wohlbekannten Mann aus St. Louis in Miſſouri, auf den mit dem franzöſiſchem Geblüt ſeiner Vorfahren der kühne aben— teuernde Geiſt der früheren franzöſiſchen Einwanderer in Canada und Louiſiana übergegangen zu ſein ſcheint, mehrfach erforſcht worden. Sie hat zwar das Vorurtheil gegen ſich, daß ſie durch die jetzt wüſteſten Theile der Hochfläche jener Gegenden führt und einen ſehr großen Um— weg macht; doch ſprechen auch ſo viele Umſtände zu ihren Gunſten, daß ein großer Theil der Bedenken gegen ſie bei genauerer Kenntniß des Landes unzweifelhaft ſchwinden muß. So iſt es immer von Wich— tigkeit, daß dieſe Route durch den allergrößten Theil ihrer Länge bis zu den ſüdlicheren Ausläufern des Felſengebirges keine eigentliche Terrain— ſchwierigkeiten zu überwinden hat und vielmehr faſt unabänderlich durch Ebenen geht, die nicht die Beſtinmungen haben können, immer wüſt zu bleiben, da die neueſten Erfahrungen lehrten, daß die darin wohnenden Indianer für eine ſeßhafte Lebensweiſe wohl zu ge— winnen ſind (S. hier II, 422), da ferner die Auffindung der zahl— reichen alten Ruinenreſte am Canon de Chaco, Canon de Chelly, am Gila u. ſ. w., denen die Entdeckung noch anderer unzweifelhaft folgen wird, erwies, daß hier ſchon in früherer Zeit eine ſeßhafte eingebo— rene Bevölkerung eriftirt hat, und da endlich die Erfahrung bei Lieut.- Col. Waſhington's und Lieut. Simpſon's zweimonatlicher Expedition im Weſten des Rio Grande, zeigte, daß es in einem großen Theil dieſer Gegenden nicht an dem nöthigen Waſſer zur Erhaltung einer ſeßhaften Bevölkerung fehlen kann. Wenigſtens wird in Simpſon's Bericht nie über einen Waſſermangel geklagt '), obwohl die Expe— ) Aubrey's Bericht beftätigte dieſe Erfahrungen für die nördlicheren Theile der Ebenen zwiſchen Santa Fe und dem Tejonpaſſe, indem Aubrey hier faſt überall Quell- waſſer und Gras fand. Giebt es auch eine beſchwerliche waſſerloſe und wüſte Strecke von 100 Meilen Länge weſtlich vom Colorado, fo ſcheinen doch die Hochflächen im We— ſten des Rio Grande nirgends ſo fürchterlich, als die im Oſten dieſes Fluſſes bis zur Grenze von Arkanſas zu ſein, wo die große Wüſte des ſogenannten Llano Eſtacado ganz die Natur afrikaniſcher Wüſten hat. Capit. Marcy ſagt z. B. von dieſem Llano in einem officiellen Bericht an das Kriegs-Seeretariat der Ver. St. folgendes (31. Congress. 1. Sess. Reports of the Secretary of war, Washington 1850. Doc. 64. 6 des Landes zwiſchen Californien und dem Rio Grande del Norte. 193 dition gerade in den heißeſten und trockenſten Monaten des Jahres, im Auguſt und September, ſtattfand. Daß der Boden auf dieſer Gila-Route wirklich keineswegs die Natur einer abſoluten Wüſte hat, ſondern einige Monate des Jahres hindurch hinreichend mit Vegeta— tion bedeckt iſt, um große Heerden zu erhalten, erwieſen namentlich die wiederholten neueren Erfahrungen Aubrey's, der die Route wiederholt be— nutzte, um darauf Schafheerden aus Neu-Mexico nach Californien zu treiben. Dies geſchah zum erſten Male im Jahre 1852, darauf zum zweiten im Herbſt des Jahres 1853, wo der kühne Abenteurer mit einer Heerde von ſogar 15000 Schafen glücklich in dem an der Nordſpitze des californiſchen Golfs und am Zuſammenfluſſe des Gila und Colorado gelegenen Fort Puma anlangte, und dann feine Heerde von da weiter durch Californien nach San Francisco trieb (S. hier II, 422). Nach ſeiner Erfahrung iſt die Gila-Route in der That völlig zu der Anlage der beabſichtigten großen Eiſenbahn geeignet, doch verhehlt er auch nicht manche böſen Eigenſchaften derſelben (Siehe S. 212 am Schluß dieſer Notiz). Dieſer wegen verſuchte Aubrey im verfloſſe— nen Jahre noch die zweite geradere, und, wie es ſcheint, bisher faſt gar nicht betretene Route zwiſchen dem ſüdlich Santa Fe gelegenen und den Leſern unſerer Zeitſchrift von Simpſon's Expedition in das Navajoland her bekannten Städtchen Albuquerque und dem durch die Sierra Nevada führenden Tejon-Paſſe. Ueber die Erfolge ſeiner For— ſchungen giebt ein von dem Bank-Director und Königl. Conſul Angel— rodt zu St. Louis (Miſſouri) uns für die Zeitſchrift mitgetheilter Be— richt der zu St. Louis erſcheinenden Zeitung: The Missouri Re— S. 185): When we were upon the high tableland, a view presented itself as boundless as the ocean. Not a tree, shrub or any other object, either animate or inanimate, relieved the dreary monotony of the prospect; it was a vast illimatible expanse of desert prairie the dreaded „Llano Estacado“ of New Mexico or in other words, the great Zahara of North America. It is a region almost as vast and trackless as the ocean, a land, where no man, either savage or civilized, per- manently abides; it spreads forth into a treeless desolate waste of inhabited soli- tude, which always has been and must continue inhabited forever; even the savages dare not venture to cross it except at two or three places, where they know water can be found. The only herbage upon these barren plains is a very short buffalo grass and on account of the scarcity of water all animals appear to shun it. — Und ferner ſagt Marey ebendort: Our road runs across the Llano Estacado for seventy- eight miles upon a perfectly level prairie as firm and smooth as marble. Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 13 194 Gumprecht: F. X. Aubrey's Unterſuchung publican vom 4. Novbr. 1853 Kunde. Derſelbe wurde durch einen von Aubrey's Freunden, den Mr. J. C. Collins zu Santa Fé, nach deſſen Tagebüchern verfaßt und erſchien, wie es ſcheint, zuerſt in einer Santa Fé-Zeitung, der Gazette vom 24. October v. J. Es iſt dieſer Bericht allerdings ſehr mager, wozu die einförmige Natur des durchzogenen Landſtrichs weſentlich beitragen mag. Iſt aber auch ſein Verfaſſer nicht ein Mann, wie die wiſſenſchaftlichen Conquiſtadoren der in Rede ſtehen— den Gegenden, unter denen ſich bekanntlich die Col. C. Frémont und Donophan, Brevet-Lieut. Johnſton, Major Emory, Dr. Wislicenus, Capit. R. B. Marcy (S. Zeitſchrift I, 150 — 156), die Lieut. Abert, Peck, Simpſon, Smith, Bryant, Michler durch ihre Forſchungen be— kannt gemacht haben, ſo verdient ſein Bericht doch als der erſte über die neue Route die Beachtung der Geographen, weshalb wir ihn voll— ſtändig mittheilen. Die Form des Berichts iſt ganz unverändert gelaſ— ſen, wie ſie ſich im Original vorfand. Schließlich iſt noch zu bemer— ken, wie das Folgende zeigen wird, daß der Weg unſeres Forſchers von Californien und ſpeciell vom Tejon-Paß aus in öſtlicher Richtung nach dem Rio Grande ging, mit welchem letzten der Bericht auch endet. Tejon⸗Paß, den 10. Juli 1853. Da die Gegend von S. Fran— cisco bis zu dieſem Punkt ſehr wohl bekannt iſt, ſo habe ich in mei— nem Journal nichts darüber aufgezeichnet. Wir überſtiegen die Sierra Nevada in dem unter etwa 35“ n. Br. und gegen 50 (engl.) Meilen ſuͤdlich von Walker's-Paß gelegenen Tejon-Paß. Von dieſem Punkt aus wollen wir öſtlich weiter reiſen, bis wir den Rio Grande bei Al— buquerque in Neu-Mexico erreichen. Es muß leider bemerkt werden, daß ſich Niemand unter uns befindet, welcher in der von uns zu durchziehenden Gegend bekannt iſt; es war uns eben ſo unmöglich, in dieſer Beziehung etwas zu erfahren. Meine Reiſegeſellſchaft beſteht aus 18 Mann — 12 Amerikanern und 6 Mexicanern. Die Herren Tully aus Santa Fe und Adair von Independence haben ſich uns zu dieſer Vergnügungsreiſe angeſchloſſen. Wir benutzen nur Laſtthiere, da wir weder Karren, noch Wagen haben. Den 11. Juli. Wir verließen den Paß, gingen 12 Meilen öſt— lich über einen ebenen, kieſigen und ſandigen Boden, und fanden eine Quelle mit gutem Waſſer. des Landes zwiſchen Californien und dem Rio Grande del Norte. 195 Den 12. Juli. Wir zogen 20 Meilen öſtlich, die Gegend war der geſtrigen ähnlich. Wir trafen kein Holz, aber verſchiedene Quel— len mit friſchem Waſſer. Bauholz giebt es zwar in den Bergen des Tejon-Paſſes, doch keins auf der öſtlichen Seite des letzten. Den 13. Juli. Wir gingen heute 35 Meilen weit öſtlich und ſtie— ßen auf den Mohave-Fluß, welchen wir hier mit gutem Waſſer gefüllt fanden. Derſelbe verſchwindet zuweilen in ſeinem Lauf, wogegen er zu anderen Zeiten an 2 Fuß tief Waſſer hat. An ſeinem Ufer findet ſich ein kleiner Wald von Baumwollenbäumen und Zuckerrohrſtauden in großer Menge. Das Zuckerrohr gehört aber nicht zu einer großen Gat— tung. Der Mohave entſpringt in den ſüdlich von uns liegenden Bernardinobergen, und nachdem er bis etwas nördlich von unſerem jetzi— gen Lager einer nördlichen Richtung gefolgt war, wendet er ſich plötz— lich nach Oſten und bald darauf nach Südoſten, um ſich in den gro— ßen Colorado zu ergießen. Wir hatten hier gutes Gras für unſere Thiere. Den 14. Juli. Wir legten 20 Meilen dem Mohave entlang ge— gen Oſten zurück und trafen Waſſer, Holz und Gras in Menge. Den 15. Juli. Wir folgten dem Fluß ungefähr 18 Meilen wei— ter in einer faſt öſtlichen Richtung, zogen dann, den Mohave zu un— ſerer Rechten laſſend, 15 Meilen nach Nordoſten und fanden hier Gras, etwas Holz und überhaupt einige Meilen fruchtbaren Landes längs dem Fluſſe. Es giebt hier kein Waſſer im Flußbett; man fin— det ſolches jedoch, ſobald man einige Fuß tief gräbt. Von Zeit zu Zeit ſtießen wir auf wildes Zuckerrohr. Wir lagerten ohne Waſſer, Gras und Holz. Den 16. Juli. Wir folgten noch immer einer nordöſtlichen Rich— tung und zogen an dieſem Tage 35 Meilen weit über einen ebenen, kräftigen Boden. Von unſerer früheren öſtlichen Richtung ſind wir abgewichen, um einer rechts vor uns liegenden Reihe von Sand— hügeln, die ſich gerade zwiſchen uns und dem großen Colorado be— fanden, zu entgehen. Es iſt ſehr heißes Wetter und Regen fehlt uns, ſeitdem wir den Paß verlaſſen haben. Bis hierher ſind uns weder Indianer, noch Wild irgend einer Art begegnet. Auf der Hälfte unſeres Weges fanden wir etwas Waſſer, doch ſahen wir keine Bäume, und kein Gras. 13 * 196 Gumprecht: F. X. Aubrey's Unterſuchung Den 17. Juli. Wir legten 33 Meilen in nordöſtlicher Richtung über ein ebenes, ſteiniges Terrain zurück. Ungefähr auf halbem Wege erlangten wir ein wenig ſehr ſchlechtes Waſſer. Während des Tages ſahen wir auch weder Gras, noch Bäume; zur Nacht trafen wir je— doch gutes Waſſer, Gras und wildes Rohr. — Prairie-Berge !) lie— gen auf beiden Seiten unſeres Weges. Den 18. Juli. Wir legten abermals 20 Meilen in nordöſtlicher Richtung und auf ebenem Boden zurück, ſahen aber nur wenig gu— ten Boden und kein Holz. Nachdem wir fünf Meilen zurückgelegt hat— ten, ſtießen wir auf gutes Quellwaſſer, mußten jedoch alles Andere entbehren. Den 19. Juli. Wir gingen nochmals 32 Meilen weit in nordöſt— licher Richtung fort. Gegend eben, nicht beſonderer Boden, Gras und Waſſer, aber kein Holz. Den 20. Juli. Wir legten 20 Meilen in nordöſtlicher Richtung auf ebenem, kieſigen Grund zurück und fanden endlich gutes Quell waſſer und Gras, ſahen jedoch keine Bäume. Den 21. Juli. Wir wurden durch das Unwohlſein eines unſe— rer Begleiter den ganzen Tag im Lager aufgehalten. Den 22. Juli. Wir zogen 20 Meilen weit OS O.; den größten Theil des Weges gingen wir durch eine kleine Schlucht, worin es Gras, Waſſer und Rohr in Menge gab, und ſtießen endlich auf den aus dem Weſten kommenden großen Colorado. Hier hat dieſer Fluß über 300 Fuß Breite und zugleich 10 bis 15 Fuß Waſſer in ſeinem Bett, aber ſeine Ufer ſind völlig holz- und graslos; überhaupt findet man an denſelben gar keine Vegetation, mit Ausnahme eines kleinen, von den Mexicanern chamezo und von den Botanikern, wie wir glau— ben, Artemisia genannten Strauches 2). 1) Ueber die Natur der Prairieberge ſ. weiterhin Aubrey's Erklärung unter dem 31. Juli (S. 200 und S. 210). G. 2) Die Artemiſien kommen, wie wir auch aus Simpſon's Berichten wiſſen (S. 72, 78, 99), in den ſalzreichen Hochebenen im Weſten des Rio Grande del Norte, in größerer Menge vor und ſind zuweilen faſt die einzigen Pflanzen, welche dieſelben bedecken (99). Der Alkalienreichthum der Artemiſien giebt hierzu die Erz klärung. Ganz ähnliche Vorkommniſſe von Artemisia und den beiden auch durch gro⸗ ßen Alkalienreichthum bekannten Gattungen Ruta und Salsola bieten die afrikaniſchen und aſiatiſchen ſalzreichen Steppen dar. G. = des Landes zwiſchen Californien und dem Rio Grande del Norte. 197 Wir waren ſo glücklich, den Fluß an einer Stelle zu erreichen, wo es weder Schluchten, noch Berge giebt, obgleich die Gegend nörd- lich und ſüdlich von uns ſehr rauh und bergig zu ſein ſcheint. Gegen Norden erſcheinen die Felſen, die wahrſcheinlich vulkaniſchen Urſprungs find, ſchwarz und unregelmäßig, wogegen die ſüdlichen Abhänge aus rothem Sandſtein beſtehen. An den Uebergängen ſind die Ufer niedrig, felſig und unveränderlich, die Strömung zeigt ſich ſehr ſtark. Wir folg— ten dem Fluß 5 Meilen weit und wählten einen Uebergang, wo der Fluß etwas über 200 F. breit und 20 — 25 F. tief war. Es gelang uns, etwas Treibholz zu finden, woraus wir ein Floß machten, deſſen Lei— tung vier Männer übernahmen; es trieb über 3 Meilen hinab, ehe es landen konnte. Die Höhen waren mit Indianern bedeckt, die bereit wa— ren, auf uns zu ſchießen. Ich brach mit 4 Mann auf, um dem Floß zu folgen und die darauf befindlichen Männer zu ſchützen; der im Lager zurückgebliebenen Mannſchaft hatte ich den Befehl ertheilt, ſchleu— nig zu folgen. Nachdem das Floß auf dem öſtlichen Ufer abgeladen war, kamen die Männer wieder über den Fluß und wir lagerten dem Platze gegenüber, wo unſere Sachen niedergelegt waren. Die ganze Nacht hindurch ſchoſſen wir mit unſeren Büchſen über den Fluß und ſchützten uns auf dieſe Weiſe vor den Indianern. Die Thiere wurden zu der von mir zuerſt gewählten Furth ge— führt, um daſelbſt hinüber zu ſchwimmen. Ich leitete ſie mit drei Mann auf das weſtliche Ufer; vier andere Männer nahmen ſie auf dem ge— genüberliegenden in Empfang. Dies hielt uns einen halben Tag auf, ſowie wir überhaupt 5 Tage zum Flußuͤbergang bedurften. Das von uns benutzte Treibholz ſcheint von Bibern gefällt zu fein, die hier ſehr zahlreich gehauſt haben müſſen; denn in der erſten Nacht zerſtörten dieſelben die Stricke, womit wir unſer Floß verbun— den hatten, und entführten das Holz. Der Verluſt der Stricke war uns ſehr unangenehm. Wir ſtellten deshalb von nun an eine Wache an unſer zweites Floß, um es vor der Wiederholung eines ähnlichen Schickſals zu bewahren. Es gab hier Zeichen, welche uns bewieſen, daß der Fluß fruͤher 15 F. höher, als bei unſerem Uebergange geſtanden hatte. Hier er— ſchien derſelbe ſchon als ein großer, prachtvoller Strom von der Schnellig— keit des Miſſiſippi und allem Anſchein nach eben ſo gut zur Schifffahrt, 198 Gumprecht: F. X. Aubrey's Unterſuchung wie dieſer, geeignet. Die Stelle, wo wir überſetzten, iſt zur Anlage einer Brucke oder einer Fähre mit oder ohne Dampf wohl geeignet. Auf dem Waſſer ſahen wir kein Geflügel, dagegen einige Anti— lopen und einige ſchwarzgeſchwänzte Rehe. Oeſtlich vom Fluß fanden wir eine Menge Klapperſchlangen von ganz ungewöhnlicher Länge. Es ſchien eine neue Species zu ſein, indem der Schwanz ſechs Zoll von der Spitze an mit abwechſelnd weißen und ſchwarzen Ringen von ungefähr einen Viertelzoll langen Haaren oder Borſten bedeckt war. Meinen Bemerkungen nach iſt der weſtliche Colorado auf den Karten unrichtig, nämlich wohl 150 Meilen zu weit öſtlich, angegeben. Die Indianer waren fortwährend ſichtbar und bewachten unſere Bewegungen. Wir konnten ſie nicht überreden, uns nahe zu kommen, doch verſicherten ſie uns über das Waſſer hinweg, daß ſie Moha— ves ſeien. Als ein mexicaniſcher Maulthierjunge einige Augenblicke in einer tiefen Schlucht, ungefähr eine Meile von unſerem Uebergangspunkte, auf der Weſtſeite des Fluſſes ausruhte, entdeckte er zu ſeinen Füßen etwas Glänzendes, was ſich bei genauerer Unterſuchung als Gold er— wies. Wir begannen deshalb ſämmtlich in unſeren Zinngefäßen Sand zu waſchen und fanden ſtets Goldpartikel, die in einem dunkeln, gro— ben Sande liegen. Nachdem die Kieſel ausgewaſchen waren, erſchien auf dem Boden des Gefäßes ſtets ein ſchwerer, ſchwarzer Sand). Der ſandige Boden war ſo compact, daß wir ihn nicht mit unſern Fingern aufgraben konnten. Da die Indianer ſich noch immer in unſerer Nähe auf den Höhen befanden, und wir durch den Fluß von den Unſeren getrennt waren, ſo blieb die Gefahr für uns zu groß, als daß wir hier länger hätten weilen können. Ich beabſichtigte zwar, zurückzukehren, doch wurden die Indianer ſo zahlreich, daß ich es nicht wagen durfte. Die Schlucht liegt an dem rechten Flußufer, und ihre Spitze geht bis zu einem ſehr rauhen, klippigen Berge. Den 27. Juli. Wir wuſchen ſodann Sand auf der Oſtſeite des Fluſſes und fanden darin eine noch größere Goldmenge als früher. Ich ſelbſt habe ein Gefäß voll gelber Erde verarbeitet und entdeckte ) Magneteiſen- und beſonders Titaneiſenſand, bekanntlich das Reſiduum bei allen Goldwäſchen auf der Erde ohne Ausnahme. a I. des Landes zwiſchen Californien und dem Rio Grande del Norte, 199 darin Gold im Werth von 25 Cents. Ein mericaniſcher Knabe, der eine Bratpfanne voll groben Sandes wuſch, gewann 40 — 50 Goldpar— tikel, einige ſo groß, als ein Stecknadelknopf. Wir nahmen den Sand nur unmittelbar vom Boden auf, ohne danach zu graben. Der An— blick der Gegend deutet übrigens auf Gold hin. Ich machte keine wei— teren Unterſuchungen, weil unſere Thiere ſchon fünf Tage nur von Ma— mezo, ohne einen Grashalm zu erhalten, gelebt hatten; auch unfere Vorräthe waren in dem Colorado beſchädigt worden, was uns zwang, einige Tage ohne Nahrung fortzuziehen. Heut legten wir 10 Meilen gegen Oſten zurück. Die Gegend iſt ohne Wald, Waſſer oder Gras. Den 28. Juli. Da zwei unſerer Männer krank wurden, mußten wir an den Fluß zurückkehren. Wir erreichten ihn 15 Meilen unter— halb unſeres früheren Ueberganges und fanden, daß er von da aus eine große Biegung gegen Oſten macht. Die Gegend deutet indeſ— ſen nicht auf Gold, und wir konnten auch keines beim Sandwaſchen entdecken. Den 29. Juli. Der Zuſtand unſerer Kranken nöthigte uns, den ganzen Tag im Lager zu bleiben. Unſere Thiere waren dem Tode nahe, da ſich kein Grashalm in der Nähe des Fluſſes fand. Den 30. Juli. Wir verließen den Fluß und gingen 15 Meilen öſtlich und 5 Meilen nordöſtlich. Ein kranker Mericaner war fo hin— fällig, daß wir nach einem nördlich von uns befindlichen Berge rit— ten, der uns Waſſer hoffen ließ; wir fanden jedoch weder dieſes, noch Holz, noch Gras. Den 31. Juli. Wir zogen 8 Meilen in nordöſtlicher Richtung und trafen einen großen, von OS O. kommenden und nach WNW. fließenden Strom, der jedoch viel kleiner, als der Colorado war. Er kann derſelbe mit demjenigen fein, welchen die Mericaner den Rio de los Apaches nennen, und dem die Amerikaner vor kurzem den Namen des kleinen Red River gaben. Einer meiner Mexicaner folgte dem Fluß einige Meilen und berichtete, daß er ungefähr 7 — 8 Meilen unterhalb des Lagers in den Colorado münde, und daß ſich unterhalb ein Thal mit vortrefflichem Boden und Gras in Fülle vorfinde. Wo wir den Fluß berührten, erblickten wir weder Holz, noch Gras. Am Abend ſetzten wir unſeren Zug 5 Meilen füdwärts fort, um 200 Gumprecht: F. X. Aubrey's Unterſuchung Bergen zu entgehen, und legten dann eben ſo viel Meilen öſtlich zu— rück. Die Gegend war eben, jedoch ohne Gras und Holz. Die von uns bis jetzt angetroffenen Berge oder vielmehr Hügel ſind nichts, als Erhöhungen in verſchiedenen Formen und Größen, welche vereinzelt und ungleich auf einem weiten ebenen Boden zer— ſtreut ſind. Bis jetzt habe ich, und mit Recht, die Gegend eben ge— nannt, da man nach allen Richtungen zwiſchen den einzelnen Bergen und Erhebungen hindurchgehen kann, ohne dieſe überſteigen zu müſſen 1). Den 1. Auguſt. Wir gingen 20 Meilen öſtlich und fanden eine Quelle mit gutem Waſſer; es gab hier reichlich Gras, und auf den Höhen ſahen wir Cedern 2). Die Gegend iſt eben, der Boden aber höchft mittelmäßig. Den 2. Auguſt. Wir gingen wieder 10 Meilen öſtlich und über— ſtiegen einen Berg oder Bergrücken, wo wir einen ſchönen Paß, ſowie Gras und Bauholz (Cedern und Fichten [Pinon]) im Ueberfluß fanden. Den 3. Auguſt. Wir legten 20 Meilen S O. in einer etwas un— ebenen Gegend zurück; Holz und Gras gab es in Menge. Wir wa— ren den ganzen Tag von zahlreichen Indianern umgeben, die jeden Augenblick Pfeile abſchoſſen und auch einige unſerer Maulthiere, nament— lich meine berühmte Stute Dolly, welche mich ſo oft durch ihre Schnel— ligkeit und Ausdauer aus Gefahren errettet hat, verwundeten. Den 4. Auguſt. Wir zogen 10 Meilen ſüdlich, um wieder Berge zu vermeiden, und ſtießen dann auf das Thal, welches wir vor wenig Ta— gen erſt verlaſſen hatten und das ſich zum Colorado erſtreckt. Die Berge waren mit Holz bedeckt. Gras und Waſſer fand ſich in Menge. Bei Sonnenuntergang begannen die Indianer nach uns zu ſchießen und fuhren damit fort, bis wir das Lager erreichten. Mehrere Pfeile dran— gen in die Kleider der Leute, drei davon durch meine Kleidung, und zwei andere verwundeten mich leicht an verſchiedenen Stellen. Ein ) Die Natur ſolcher iſolirten, mitten aus den weiten Ebenen aufſteigenden Berge, denen unſer Reiſende den Namen der Prairieberge giebt (Bericht vom 17. Juli), ſtellte Simpſon (Tafel 1, 3, 17, 28) ſehr deutlich dar. Aehnliche Berg— formen ſind übrigens allen Rothſandſtein-Terrains eigen. G. ) Cedern find, wie auch Simpſon fand, in den Ebenen weſtlich vom Rio Grande die gewöhnlichſte Baumart. G. . des Landes zwiſchen Californien und dem Rio Grande del Norte. 201 Pfeil ging durch den Kragen von Dick Williams. Wir tödteten einige Indianer und verwundeten mehrere. Den 5. Augnſt. Wir zogen 10 Meilen SO. in einem Thale; kein Waſſer, aber Gras und Holz in Menge auf allen Bergen. Den 6. Auguſt. Wir zogen 10 Meilen SO. in demſelben Thale weiter, fanden kein Waſſer, doch gutes Gras und reichlich Holz oben und unten an den Bergen. Unſere Kranken können nicht weiter rei— ſen, und entbehren ſchmerzlich Waſſer, da wir ſeit drei Tagen keins ge— habt haben. Die Zeichen gaben uns wenig Hoffnung, dieſes zu fin— den. Die Indianer umgeben uns noch. Den 7. Auguſt. Wir wanderten 10 Meilen in SO.-Richtung, die Hälfte der Entfernung in demſelben Thal, worauf wir an einen Berg mit gutem Waſſer, Gras und Holz gelangten. Alle Berge die— fer Gegend find mit Cedern und verſchiedenen Nadelhölzern bedeckt !). Das Gras aller Wieſen iſt gut, doch giebt es kein Waſſer. Der Bo— den iſt ſandig und voll Glimmertheilchen. Die Indianer ſind zahlreich und fahren fort auf uns zu ſchießen. Den 8. Auguſt. Wir legten 15 Meilen OSO. zurück, überftie- gen eine kleine Bergkette, worin wir einen ebenen Paß, ſowie reich— lich Holz, Gras und Waſſer antrafen. Wir gingen über einen von NO. nach SW. ſtrömenden Fluß, der, wie ich glaube, dem Colorado zufließt. Nach Ueberſteigung des Berges wanderten wir durch ein ſchönes Thal mit ſehr reichlichem und gutem Quellwaſſer und Bäumen in der Nähe. Die Indianer griffen vergangene Nacht mehrere Male das La— ger, doch ohne Erfolg, an und fuhren auch bei Tage fort, uns zu be— fünpfen, aber mit weniger Kühnheit und Entſchloſſenheit. Den 9. Auguſt. Nachdem wir 8 Meilen öſtlich vorgegangen wa— ren, ſahen wir uns von dem Anſchein nach 1000 — 4000 F. tiefen Schluchten umringt 2); wenigſtens konnten wir oft nicht den Boden erblicken. Wir waren gezwungen, zu demſelben Lager zurückzukeh— ) Der Berichterſtatter erwähnt hier naͤchſt den Cedern Pines und Pinon, was ich nicht zu unterſcheiden vermag. G. ) Außerordentlich tiefe Schluchten, die ein charakteriſtiſcher Zug aller Sand— ſteinregionen ſind, ſcheinen in dieſen Gegenden überhaupt nicht ſelten zu ſein. Eine der merkwürdigſten der Art iſt der weitberühmte Canon de Chelly, den Simpſon zu unterſuchen Gelegenheit hatte (a. a. O. 105). G. 202 Gumprecht: F. X. Aubrey's Unterſuchung ren. Die Gegend iſt hoch, eben, und wohl mit Holz, Gras und Waſ— ſer verfehen. Den 10. Auguſt. Wir zogen 10 Meilen in S O.-Richtung über ziemlich unebenen Boden und überſchritten dann einen gutes Waſſer enthaltenden und an ſeinen Rändern beholzten Fluß, augenſcheinlich einen Zufluß des Gila. Die Beſchaffenheit der Gegend deutet auf reich— liches Gold. Wir zogen über eine kleine Bergkette, wo wir in kieſeligem Gebirgsſtein (klintrocks) eine große Menge Silbererz entdeckten ). Den 11. Auguſt. Wir wanderten ſüdöſtlich durch eine wenig unebene, doch gut mit Waſſer, Gras und Holz verſehene Gegend, wo ſich noch Goldſpuren fanden. Den 12. Auguſt. Wir legten 15 Meilen ſüdöſtlich zurück, wobei das nun trocken liegende Bett eines großen, an ſeinen Rändern wohl mit Bäumen bewachſenen Stromes durchſchnitten wurde. Dann erreich— ten wir wieder das erſt vor 5 oder 6 Tagen von uns verlaſſene Thal, worin wir über das Hauptwaſſer eines daſſelbe durchziehenden Stro— mes geſetzt hatten. Das Thal wird bei Anlage einer Chauſſee oder einer Eiſenbahn von großer Wichtigkeit ſein. Heute aßen wir zum erſten Mal auf unſerer Reiſe Maulthier— fleiſch. Für mehrere unſerer Leute war dies ein neues Gericht, und einige wurden davon krank. Für mich war die Speiſe eine alte Be— kanntſchaft, und ich fühlte mich wohl dabei, nur erinnerte ſie mich an die ſchweren Zeiten früherer Reiſen. Der Werth des Fleiſches hängt immer von dem Appetit des Menſchen ab. Viele von uns ſind nun wohlauf. Den 13. Auguſt. Wir zogen 20 Meilen gegen Oſten, indem wir das große und öfters erwähnte zum Colorado führende Thal zur Rech— ten ließen, und kamen ſodann durch ein kleines, zwiſchen zwei Bergen gelegenes Thal, wo wir Holz, Gras und Waſſer in Fülle erlangten. Der Boden war vortrefflich. Wir begegneten hier Indianern, die ſehr freundlich thaten; ſie hatten Empfehlungen von dem im Fort Puma an der Gilaſtraße befehligenden Officier. Den 14. Auguſt. Wir brachen früh auf und, nachdem wir fünf Meilen in öſtlicher Richtung gezogen waren, hielten wir in der Nähe des Indianerlagers von Oarroteros an, um zu frühſtücken. Die Ein— ) Schwerlich glaubhaft. G. des Landes zwiſchen Californien und dem Rio Grande del Norte. 203 geborenen erzeigten uns viel Freundſchaft; da ich jedoch ihren Demon— ſtrationen nicht viel Glauben ſchenkte, wählte ich zum Lagerplatze die Spitze eines kleinen Berges, der uns im Falle eines Kampfes Vor— theile gewähren konnte Alles ging gut, bis wir die Maulthiere ſat— telten und uns zur Abreiſe bereit machten; da ſtürzten auf ein gege— benes Signal 40 — 50 Indianer, begleitet von ihren Weibern, welche ihre großen und kleinen, an Brettchen gebundenen “) Kinder in den Armen hatten, plötzlich auf uns los und verſuchten die ganze Geſell— ſchaft mit Knitteln und Steinen niederzuſchlagen. Das Zeichen zu die— ſem Angriff war, daß der Häuptling zum Abſchied meine Hand er— griff, die er mit aller Macht feſtzuhalten ſuchte. Sobald die Indianer den Kampf begonnen hatten, ſtürzten ungefähr 200 andere hinter den Hügeln und Büſchen hervor und drangen mit Knitteln, Pfeilen und Bogen auf uns ein. Einige Augenblicke glaubte ich uns rettungslos verlooren, doch gelang es Einigen von uns, ſich loszumachen, und wir konnten hierauf jo ſchnell mit unſeren Colt's revolvers unter die Indianer feuern, daß Unordnung unter ihnen entſtand und ſie ſelbſt zur Flucht gezwungen wurden. Wir danken unſer Leben dieſer Feuerwaffe, der beſten, die je erfunden wurde und durch verſchiedene Verbeſſerungen zu einem höheren Grade von Vollkommenheit gebracht worden iſt. Herr Hendrey, ein Amerikaner, und Francisco Guzman, ein Neu— Mericaner, zeichneten ſich bei dieſer Gelegenheit ſehr aus. Zwölfe von uns, gerade zwei Drittel unſerer Geſellſchaft, find bedeutend verwun— det. Ich ſelbſt wurde es ebenfalls an ſechs Stellen. Abner Adair iſt, wie ich fürchte, gefährlich verwundet. Es gereichte mir aber zu großer Freude, daß keiner unſerer Männer getödtet, und keins unſerer Maulthiere verloren war. Wir bluteten ſehr aus vielfachen Wunden; das Blut und die Leichen der Indianer bedeckten jedoch den Boden viele Wards um uns herum. Wir tödteten über 25 Feinde und verwundeten noch viele. Die von uns genommenen und vernichteten Bogen und Pfeile hätten einen großen Wagen füllen können. Ehe der Angriff begann, hielten die Weiber ihre 18 — 24 Zoll 9 Es iſt nämlich Sitte bei den Indianerfrauen Nord-Amerika's, ihre Kinder auf Brettchen zu binden und fie damit auf dem Rücken zu tragen. G. 204 Gumprecht: F. K. Aubrey's Unterſuchung langen Knittel in Thierhäuten unter ihren Kindern verſteckt. Als es an die Flucht ging, warfen ſie die Kinder in eine in der Nähe be— findliche tiefe, mit Gebüſch bewachſene Schlucht, wo viele derſelben umgekommen ſein mögen. Dies iſt das erſte Mal, daß ich einem Kriegszuge der Eingeborenen, wobei ſich Frauen und Kinder befanden, begegnete. Die Anweſenheit der letzten hatte augenſcheinlich den Zweck, uns jeden Argwohn einer Treuloſigkeit zu benehmen. Bei dieſer Ge— legenheit gab ich aber unvorſichtiger Weiſe dem Häuptlinge beim Ab— ſchied die rechte Hand; es ſoll das letzte Mal geweſen ſein, künftig wird die Linke bei ſolchen Gelegenheiten genügen. Wir hatten bis jetzt ſo viel Widerwärtigkeiten, daß unſere An— kunft an unſerem Beſtimmungsorte ſich dadurch ſehr verzögern mußte. Erſt erkrankten unſere Männer, dann wurden unſere Vorräthe in dem Colorado beſchädigt; vor Kurzem ſchoß ſich ein Mann durch das Knie; die Füße unſerer Maulthiere ſind wegen Mangel an Hufeiſen abge— nutzt und endlich, um Alles zu krönen, wurden zwei Drittel von den Unſern ſchwer verwundet und Alle entgingen mit genauer Noth dem Tode. Wir leben nun gänzlich von Maulthierfleiſch, und ſelbſt dieſes erhalten wir nicht in genügender Menge. Es fehlt uns gänzlich an Salz und Pfeffer, und wirklich gehört ein guter Magen dazu, unſere Koſt beim Mangel dieſer Würze zu verdauen. Es klagt jedoch Keiner, und die Möglichkeit, die Ausführung unſeres Vorhabens aufzugeben, iſt Niemandem bisher eingefallen. Wir legten heut Nachmittag 5 Meilen zurück und hatten die je— den Augenblick Pfeile auf uns abſchießenden Indianer beſtändig auf den Ferſen. Den 15. Auguſt. Wir wanderten heute in öſtlicher Richtung 10 Meilen zwiſchen Bergen, woſelbſt wir Waſſer, Gras und Holz im Ueberfluß fanden. Die Indianer ſchoſſen den ganzen Tag um uns herum Pfeile ab. Ich vergaß an der geeigneten Stelle zu erwähnen, daß ich von den Bergen, wodurch wir am 10. zogen, etwas ſchwar— zen Sand, weniger als einen Taſſenkopf voll, mitbrachte, wovon beim Waſchen zwölf bis funfzehn Partikel reines Gold zurückblieben. Den 16. Auguſt. Wir legten 10 Meilen in öſtlicher Richtung zu— rück und fanden kein Waſſer, doch ſahen wir Gras und Holz in Menge auf den nördlich von uns gelegenen Bergen. Die Indianer find noch des Landes zwiſchen Californien und dem Rio Grande del Norte. 205 immer zahlreich und unbequem. Wir fanden heute Kupfer in ſehr großer Menge. Eine Ader reinen gediegenen Metalls, ungefähr 13 Zoll im Durchſchnitt, trat aus dem Felſen hervor, welcher, durch die Zeit zerſtört, das Metall unbedeckt erſcheinen ließ. Ich glaube, daß Gold in dem Kupfer enthalten iſt, doch kann ich es nicht gewiß ſagen 1). Unſere Lage iſt traurig genug. Ich habe 8 Wunden an meinem Körper, wovon fünf mir viele Schmerzen verurſachen; mein Maulthier iſt gefallen, und ich muß nun den ganzen Weg zu Fuß zurücklegen. Dreizehn der Unſerigen ſind verwundet, und Einer iſt krank; wir ha— ben alſo nur noch vier geſunde Männer. Adair's Zuſtand erlaubt uns nicht, ſchneller zu reiſen. Ueberdies zerbrachen unſere Geſchirre u. ſ. w. in dem Kampfe mit den Indianern, ſo daß es nur möglich iſt, Waſſer für einen halben Tag mit uns zu führen. Dieſer Verluſt iſt für uns ſchmerzlicher, als man glauben wird. Unſere Thiere ſind durch dieſe Art zu reiſen erſchöpft, und doch können wir es nicht ändern. Wir würden jeden Tag reichlich Waſſer finden, könnten wir nur 25 bis 30 Meilen machen, aber unſer Zuſtand iſt der Art, daß wir ſtets dreier Tage bedürfen, um eine ſo kleine Strecke zurückzulegen. Hierzu kommt, daß wir auf halbe Fleiſchrationen geſetzt ſind, und ich habe noch den a Kummer, zu wiſſen, daß dazu das Fleiſch meiner unſchätzbaren Stute Dolly dient, welche mich fo oft durch ihre Schnelligkeit vor dem Tode von der Hand der Indianer rettete. Sie fiel, nachdem ſie einige Tage zuvor von den Garroteros verwundet worden war 2), und nun leben wir von ihrem Fleiſch. Den 17. Auguſt. Wir legten heute 10 Meilen öſtlich auf unebe— nem Boden zurück und litten viel durch Waſſermangel. Bei Bergüber— gangen müſſen wir die höchſten Höhen, ſtatt der gewöhnlichen Ueber— ) Das Vorkommen eines ganzen Ganges von reinem gediegenen Kupfer waͤre eine geologiſch höchft intereſſante Erſcheinung, da ſchwerlich noch ein zweites Beiſpiel der Art bekannt iſt. Daß Kupfererze in den Landſtrichen weſtlich vom Rio Grande nicht fehlen, ergab übrigens ſchon der Bericht Simpſon's, welcher die Reſte einer alten Kupferſchmelzhütte im Navajolande antraf (a. a. O. 65). Sicherlich ſtammten die hier verſchmolzenen grünen Erze (unzweifelhaft Malachit) aus der Nähe. G. ) In dem Bericht vom 14. Auguſt heißt dieſer Name Oarroteros, wahrfchein- lich nur durch einen Druckfehler, da Garroteros noch einige Male unter dem 25. Au⸗ guſt vorkommt. G. 206 Gumprecht: F. X. Aubrey's Unterſuchung gänge, wählen, da wir, wenn die Indianer uns in Schluchten oder Päſſen überfielen, nicht ſtark genug wären, mit ihnen zu kämpfen. Heute ſah ich vom Gipfel eines kleinen Berges das fo oft erwähnte, bis zum Colorado ſich hinziehende Thal, kaum 20 Meilen ſüdlich von uns ent— fernt, jetzt ſcheint es ſich mehr gegen Oſten zu wenden. Ich beabſich— tige, mich in daſſelbe zu begeben, fürchte aber, daß die Wunden von Adair und Baskerville ſehr gefährlich ſind; mit allen Anderen geht es beſſer. Den 18. Auguſt. Wir bewegten uns nur 5 Meilen ſüdöſtlich vor— wärts und fanden Waſſer, Gras und etwas Holz. Den 19. Auguſt. Wir gingen 5 Meilen in der geſtrigen Rich— tung, gelangten in das große Thal, welches ſich zum Colorado er— ſtreckt und lagerten an einer Bucht mit gutem Waſſer und Gras. Da Adair's Wunde ihn faſt unfähig macht, zu reiſen, ſo bleiben wir bei ihm, um ihn zu pflegen. Wir ſind von Indianern umgeben, welche ihre Pfeile auf uns abſchießen, feuern aber ſelbſt nie, ohne unſe— res Schuſſes gewiß zu ſein. Den 20. Auguſt. Wir gingen 20 Meilen öſtlich über einen ebe— nen, kieſigen Grund, kamen dann über einen Waſſerlauf und fanden gutes Gras, aber kein Holz. Den 21. Auguſt. Wir zogen 10 Meilen öſtlich über einen ebe— nen, kieſeligen Boden und ſtießen auf einen breiten Strom, unzweifel— haft wieder einen Zufluß des Gila. Die nördlich von uns befindli— chen Berge find ſehr rauh und unbewaldet. An dem Strom findet ſich kein Gras; derſelbe iſt hier 30 Yards breit und hat 3 Fuß Waſſer in feinem Bett. Sein Lauf iſt von Nor- den gegen Süden gerichtet. Den 22. Auguſt. Wir gingen in ſüdöſtlicher Richtung nach einem Berge zu. Die Gegend iſt eben, ohne Gras und Holz. Den 23. Auguſt. Wir zogen ungefähr die nämliche Länge des We— ges und in derſelben Richtung über einen niedrigen, kieſeligen Boden und ſtießen auf einen Strom mit gutem Waſſer, trafen aber kein Gras und Holz. Den 24. Auguſt. Wir wanderten ungefähr 8 Meilen nordöſtlich und lagerten in den Bergen, woſelbſt wir die Apaches-Tontos-India— ner fanden. An dieſem Tage ſahen wir keine Bäume. — des Landes zwiſchen Californien und dem Rio Grande del Norte. 207 Den 25. Auguſt. Wir überſchritten das Gebirge, worin die eben— genannten Apaches leben, fanden Waſſer, Holz und Gras in Fülle und zogen dann 15 Meilen nordoͤſtlich von der Spitze des Berges, von welcher aus wir die Berge der Sierra Blanca, in der Nähe des aus Simpſon's Bericht bekannten Pueblo von Zuni, ſehen konnten. Wir bemerkten eine vom öſtlichen Ende des Berges Garrotero nach dem oberen Ende der Sierra Blanca ausgedehnte Prairie. Ich ſah dieſelbe, als wir uns an dem öſtlichen Ende des Berges Garrotero befanden; unſere Lage erlaubte uns jedoch nicht, ſie genauer zu unter— ſuchen. Funfzig Meilen wollen nichts ſagen, wenn man im Beſitz kräftiger Thiere iſt; die unſerigen waren erſchöpft und unſere Ver— wundeten unfähig, mehr als 10 Meilen täglich zurückzulegen. Doch ſah ich die Gegend genügend, um mich zu überzeugen, daß man hier auf keine Hinderniſſe bei dem Bau einer Eiſenbahn oder einer Chauſſee ſtoßen würde. Die heut von uns überſchrittenen Berge bieten indeſſen für beide unuͤberſteigliche Hinderniſſe. Es wäre mir ſehr angenehm, wenn ich an das öſtliche Ende des Garrotero-Berges zurückkehren könnte, um den von mir angegebenen Weg zu verfolgen; dies iſt aber jetzt ganz unmöglich, da wir nur von Beeren und Wurzeln leben. Wir würden uns glücklich ſchätzen, wenn wir Maulthierfleiſch hätten. Da wir jedoch nur noch ſo wenige Thiere und ſo viele verwundete Menſchen beſitzen, jo wäre es unvorſichtig, einige von unſeren Pferden und Maul- thieren zu tödten. Ich bin ſo glücklich, von zuverläſſigen Gefährten umgeben zu fein, im entgegengeſetzten Falle ware es zweifelhaft, ob wir durchdringen würden; ich vertraue aber meiner Begleitung und hege die zuverſichtliche Hoffnung, den Weg zurückzulegen. In zehn bis zwölf Tagen hoffen wir Zuni zu erreichen und uns ö daſelbſt Vorräthe zu verſchaffen. Ich werde mich nun, wie in der letz— ten Zeit, in der Nähe der Berge halten wegen der Gewißheit und Leichtigkeit, dort Waſſer zu finden; doch werde ich die Prairie, welche ſich vom Garrotero bis zum Gebirge der Sierra Blanca ausdehnt, im Auge behalten. Den 26. Auguſt. Wir zogen 10 Meilen ONO. weiter, faſt im— mer einem niederen Thälchen entlang, wo wir reichlich Gras fanden. Die Apaches-Tontos ſind zahlreich und unbequem. Den 27. Auguſt. Wir legten wieder 15 Meilen öſtlich zurück, über⸗ 208 Gumprecht: F. X. Aubrey's Unterſuchung ſchritten zwei Ströme, Zugänge des Gila, und begegneten Indianern, die wir nicht für Apaches-Tontos halten, da dieſelben nicht Spaniſch ſpre— chen und uns nicht antworten wollen. Wir erhielten von ihnen für einige wenige alte Kleidungsſtücke über 1500 Dollars an Gold. Die Indianer benutzen für ihre Flinten goldene Kugeln. Dieſe ſind von verſchiedenem Kaliber, und jeder führt eine volle Taſche davon bei ſich. Ich ſah einen von ihnen ſeine Büchſe mit ſolchen, einer großen und drei kleinen Kugeln laden, um einen Haſen zu ſchießen. Sie ſchlu— gen uns vor, ihre Kugeln gegen Blei zu vertauſchen; wir zogen es je— doch vor, mit anderen Gegenſtänden zu handeln. Ich kann nicht ſagen, ob die Kugeln eigene Arbeit der Indianer war, oder ob ſie dieſe ſich durch die Ermordung von Goldgräbern in Californien oder Sonora verſchafft haben. Den 28. Auguſt. Wir gingen 10 Meilen öftlich durch fruchtbares Land, begegneten noch mehreren Indianern und handelten mit ihnen um etwas Pferdefleiſch gegen Kleidungsſtücke. Wir tauſchten auch von ihnen einige hundert Dollars Gold ein. Heute fiel ein Maulthier; ein Indianer gab mir für daſſelbe einen 12 Pfund weniger eine Unze wiegenden Goldklumpen. Die Indianer ſind ſo zahlreich, daß ſie uns vernichten würden, böten wir ihnen die geringſte Gelegenheit dazu. Wir ſind jedoch ſehr wachſam und wählen unſeren Lagerplatz nur auf Höhen; es iſt uns daher unmöglich, Nachforſchungen nach Gold in der Gegend zu ma— chen. Die Indianer nennen ſich ſelbſt die Belenios. Den 29. Auguſt. Wir zogen einige zwanzig Meilen in öſtlicher Richtung; die Gegend iſt faſt ganz flach und hat eine Fülle von Gras und Waſſer. | Den 30. Auguſt. Wir legten heute gegen 15 Meilen in öſtlicher Richtung in einer etwas unebenen Gegend zurück. Waſſer und Gras in Menge. Den 31. Auguſt. Wir machten gegen 12 Meilen NO. in einer der geſtrigen ähnlichen Gegend und fanden Waſſer, Gras und Fichten. Den 1. September. Wir zogen 15 Meilen weit durch eine etwas unebene und mit Waſſer, Gras und Holz wohl verſehene Gegend. Den 2. September. Wir legten dieſelbe Entfernung in weſtlicher Richtung nach der Sierra Blanca zurück, folgten den ganzen Tag ee des Landes zwiſchen Californien und dem Rio Grande del Norte. 209 Indianerſpuren nnd fanden reichlich Gras, Waſſer und Fichten. Der größte Theil des Bodens iſt von vorzüglicher Beſchaffenheit. Den 3. September. In derſelben Richtung wanderten wir 15 Mei— len durch die nämlichen Berge. Heute zogen wir durch Thäler von guter Bodenbeſchaffenheit und fanden zahlreichere Fichten, als geſtern. Die Bäume find gewöhnlich von 22 — 5 Fuß im Umfang und über 200 Fuß hoch. Wir haben heute genug Holz geſehen, daß damit eine Eiſenbahn von den weſtlichen Staaten bis zum Stillen Ocean gebaut werden könnte. Die Päſſe durch dieſe Berge ſind eben und können ohne Hinderniß mit Wagen befahren werden. Den 4. September. Wir zogen 25 Meilen gegen NO. und über— ſchritten, nachdem wir zwei Meilen zurückgelegt hatten, den Colorado Chiquito. Der Boden iſt hier eben und gut; Waſſer und Holz erſchei— nen reichlich. Den 5. September. Wir gingen 20 Meilen nordöſtlich, und, nach— dem wir 5 Meilen gemacht, gelangten wir aus den Bergen heraus und ſtießen auf die Prairie, wo ſich guter Boden, gutes Gras und Waſſer fanden. Den 6. September. Wir fuhren fort, in nordöſtlicher Richtung 25 Meilen weit auf gutem und ebenem Boden fortzuziehen und erreich— ten endlich die indianiſche Stadt oder den Flecken Zuni, wo wir ein gaſtfreundliches, civiliſirtes Volk antrafen und zu unſerer großen Freude eine große Menge guter Vorräthe erhielten. Wir haben nun einen ganzen Monat von Maulthier- und Pferdefleiſch gelebt, und meiſtens nur in halben oder gar Viertelrationen. Ich bin jedoch glücklich, daß ich Zuni mit meiner ganzen Geſellſchaft ſicher erreichen konnte und werde von hier aus bis Albuquerque am Rio Grande keine Bemerkungen mehr geben, da zwiſchen beiden Orten ein vielbefahrener und den Neu-Mexicanern wohl bekannter, ebener Fahrweg beſteht. Andere haben ihn ſchon beſchrieben »), und es iſt ſicher, daß derſelbe keine Schwierigkeit zur Errichtung einer Eiſenbahn darbietet. Den 10. September. Zu Albuquerque, Neu-Mexico. Bevor ich meine Feder niederlege, will ich noch einige, mich beſonders beſchäfti— gende Gedanken aufzeichnen. ) So z. B. Simpſon und neuerdings auch Moͤllhauſen. G. Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 14 210 Gumprecht: F. X. Aubrey's Unterſuchung Ich begann meine Reiſe einzig und allein, um meine Neugierde zu befriedigen und mich zu überzeugen, ob einer der vielbeſprochenen Wege zur Anlage einer Eiſenbahn von dem Atlantiſchen nach dem Stillen Ocean geeignet iſt. Da ich ſchon früher den ſüdlichſten (oder Gila-) Weg durchzogen hatte, ſo wünſchte ich denſelben mit dem mitt— leren (oder Albuquerque-) Weg zu vergleichen. Obgleich ich nun ein— ſehe, daß der erſte vollkommen nützlich iſt, ſo glaube ich doch, daß der zweite eben ſo gut iſt, ja daß er noch den Vorzug hat, mehr central und der Union von Nutzen zu ſein; ebenſo habe ich die Ueberzeugung, daß derſelbe ſüdlich genug liegt, um auf ihm keine Hemmung durch Schnee im Winter befürchten zu dürfen. f Man kann ſagen, daß der Weg in ſeiner ganzen Länge über eine Grasebene oder durchſchnittlich ebene Gegend führt, welche jedoch dick mit Prairiebergen oder vereinzelten und ſelten ſo zuſammenhängenden Erhöhungen, daß man ſie eine Bergkette nennen könnte, bedeckt iſt. Zahlreiche Berge waren zwar ſtets ſichtbar; da es jedoch faſt immer vereinzelte Piks ſind, ſo würde ſich durch einen Umweg von wenigen Meilen ihr Ueberſteigen vermeiden laſſen. Südlich von unſerem Wege, zwiſchen dem großen Colorado und Zuni, war die Gegend ſogar noch ebener, als gegen Norden zu, und in dem größten Theil dieſes Weges zieht ſich faſt genau oſt-weſtlich gegen den Colorado hin ein Thal. Die ſehr große Menge von Bergen, die man auf dem Wege findet, iſt für die Anlage einer Eiſenbahn ſogar eher ein günſtiger, als ein ungünſtiger Umſtand, da die Berge allein das nöthige Holz und das nie mangelnde Waſſer liefern. Die Ebenen ſind dagegen wüſte unbebaute Strecken, wenn man ſie nach der heutigen Sitte ſo nennen will. Die Bodenverhältniſſe ſind übrigens die nämlichen in der gan— zen ausgedehnten Landſchaft zwiſchen dem Gila im Süden und den britiſchen Beſitzungen im Norden, dem Rio Grande im Oſten und der Sierra Nevada Californien's im Weſten. Das Plateau oder Tafel— land muß natürlich das zur Anlage der Eiſenbahn zu wählende Ter— rain ſein; die nahen Berge werden aber das Holz zur Erbauung der— ſelben, ſowie das Waſſer für die dabei beſchäftigten Menſchen und Thiere liefern, und ſpäter zu Niederlagen benutzt werden. Es iſt für die von mir durchzogene Gegend ein Glück, daß ſolche Berge eriſtiren, da ſie ohne dieſelben wirklich eine weite, zurückſtoßende des Landes zwiſchen Californien und dem Rio Grande del Norte. 211 Wüſte wäre !). Für eine Eiſenbahn wäre es dagegen nachtheilig, wollte man dieſelbe durch die Berge legen; denn hätte auch die Linie darin keine Terrain-Schwierigkeiten, ſo würden doch die Ausgaben dadurch ſehr vermehrt werden. Dagegen iſt kein Grund für die Noth— wendigkeit, die Eiſenbahn gerade dort hindurch zu legen. Vielmehr bin ich überzeugt, daß man eine Eiſenbahn mit faſt mathematiſcher Ge— nauigkeit direct von Zuni nach dem Colorado und von da nach dem Tejon⸗Paß in Californien führen kann. Die Section vom Paß nach San Francisco müßte den Tular-See weſtlich laſſen und durch die Bergreihe an der Küſte, wir wollen annehmen, in der Nähe von San Juan durchziehen; dann ginge es nach San Francisco und durch eine Zweigbahn nach Stockton. Die Weſtſeite vom Tular-See iſt ihres ſchlammigen Bodens we— gen zur Erbauung eines Weges unbrauchbar. Die Section des We— ges von Zuni nach Albuquerque wäre von der ebenſten Art; eben ſo beſchaffen iſt die Section von Albuquerque nach Independence oder St. Louis oder Memphis und führt durch zwei oder drei wohlbekannte Paſſe in die öſtlich vom Rio Grande liegenden Sandia-Berge. Einige kleine Abweichungen von dem durch mich zurückgelegten Wege würden denſelben nur verbeſſern. So wäre es gerathen, mei— nen Weg gegen Norden ungefähr 180 Meilen öſtlich von der Sierra Nevada zu verlaſſen und ihn wieder 15 Meilen weſtlich vom Colorado zu durchſchneiden Auf der Oſtſeite des letzten müßte die Route durch 75 Meilen einer beſtimmt öſtlichen Richtung, und dann 200 Meilen weit einer OS O.-Richtung am Fuß und an der Südſeite des von den Garrotero-Indianern bewohnten Berges folgen. Hierauf muͤßte man 15 Meilen nordöftlih in einer Prairie zwiſchen dieſen Bergen und einer bis zum Gila ſich erſtreckenden Bergreihe gehen, von der endlich der Weg öſtlich gegen den Colorado Chiquito-Fluß und zuletzt u > nordöſtlich gegen Zuni hinlaufen könnte. Die Entfernung vom Oſtende des Garrotero-Berges nach Zuni beträgt ungefähr 200 Meilen. Diefe bezeichnete Route würde ſtets angeſichts des von mir zurückgelegten ) Der Mangel folder Berge ſcheint es eben zu fein, welcher die Llano Eſta— G. * cado zur furchtbaren Wüſte macht (S. hier S. 193). 14 * 212 Gumprecht: F. X. Aubrey's Unterſuchung ıc. Weges bleiben und eine ſo practicable Straße werden, als irgend eine Eiſenbahn gleicher Länge in den Vereinigten Staaten beſitzt. Den bei Sangre de Criſto vorgeſchlagenen Weg halte ich, wenn er überhaupt ausführbar iſt, ſchon deshalb nicht für annehmbar, weil er ſehr hoch anſteigen müßte und in der großen Menge des während der Wintermonate hier fallenden und liegen bleibenden Schnees weſentliche Hemmniſſe erfahren würde Dann hat dieſer Weg auch noch den Nachtheil, über zwei Flüſſe, den Grand und den Green, zu führen; der Brückenbau über jeden einzelnen würde nämlich eben ſo koſtſpielig ſein, als der Bau einer Brücke über den Colorado. Es war endlich die Rede von einem Wege nördlich und faſt hart am Gila, der nur auf amerikaniſchem Boden liegen würde. Ich bin aber überzeugt, daß hieran nicht gedacht werden kann, wenn man, außer den anderen Hinderniſſen, nur die dortigen Berge in Betracht zieht. Der theilweiſe durch die mexicaniſche Provinz Sonora führende directe Gilaweg iſt übrigens aus verſchiedenen Gründen unannehmbar; ſchon ſeine Lage ſpricht gegen ſeine Wahl. Demnächſt findet ſich in den Ebe— nen und auf den Vulcanen längs dieſes projectirten Weges kein Holz. Ein großer Theil des Weges würde ſogar in einer gänzlich vegetationslo— ſen Gegend liegen; iſt nämlich hier der Boden trocken, ſo ähnelt ſeine Oberfläche dem Mehl, und es verſinken in ihm bei jedem Schritt Men— ſchen und Thiere mehrere Zoll tief. Wenn der Boden aber naß wird, ſo verwandelt er ſich in den gefährlichſten Sumpf. Einige Theile des We— ges ſind außerdem ſehr ſandig. Don Ambroſio Armijo, welcher im vorigen Jahre Schafe nach Californien führte, verlor eilfhundert Stück in den Sandhügeln des Colorado, was dadurch geſchah, daß dieſelben in den Sand einſanken, und die hinter ihnen kommenden über ſie hin— wegliefen. Ein anderer ernſtlicher Einwand gegen den Gilaweg beſteht in der Exiſtenz der weſtlich vom Colorado gelegenen großen Wüſte, worin es auf eine Erſtreckung von 100 Meilen weder Holz, noch Waſ— ſer giebt. Ich habe kein Intereſſe, einen Weg mehr, als einen ande— ren zu empfehlen und führte ſelbſt Schafe und Wagen auf dem Gila— wege nach Californien, ſo wie ich wiederum im Begriff bin, auf demſelben Wege Schafe nach Californien zu führen !). Auf dem Wege, den ich eben ) Dies iſt noch im Herbſt 1853 geſchehen, wie in dieſer Zeitſchrift II, 422 gemeldet wur. Ein Vortrag über Seetzen's Nachlaß. 213 zurückgelegt habe, traf ich zwar auf viel Ungemach und viele Gefah— ren und erlitt bedeutenden pecunijären Schaden; dennoch behaupte ich, daß es der geeignetſte zur Anlegung einer Eiſenbahn iſt, wie er der geeignetſte zur Reiſe wäre, wenn die Indianer nicht im Wege ſtän— den. Ein großer Theil des Weges, über welchen ich kam — wir wol— len annehmen 250 Meilen weſtlich vom Rio Grande — iſt ſogar größ— tentheils ganz ausgezeichnet zum Ackerbau und zur Viehzucht. Gumprecht. Misceſſen. Seetzen's Nachlaß. Die Veröffentlichung des Nachlaſſes des berühmten deutſchen Reiſenden Seetzen ), der zu Anfang dieſes Jahrhunderts durch feine kühnen Wan— derungen in dem Orient und durch die friſche und rüſtige Berichterſtattung des durch ihn Erforſchten und Entdeckten an die Freunde und ſeine Gönner in der Heimat eine ſehr lebhafte und allgemein verbreitete Theilnahme erweckt hatte, iſt eine für die fortſchreitende Wiſſenſchaft und für die immer nothwen— diger werdende genaue Kenntniß Vorder-Aſiens ſehr erwünſchte Erſcheinung. Kaum ſchien ſie, nach dem plötzlichen Verſchwinden des kühnen Reiſenden a und nach dem Vorübergange von mehr als einem Vierteljahrhundert, da ſo viel Neues und Wichtiges ſeitdem auf demſelben Gebiete entgegengetreten war, noch möglich und erhofft werden zu können, ſo große Schwierigkeiten ſtellten ſich in der Sammlung der nach allen Winden hin zerſtreuten, faſt lautlos, oft unlesbar gewordenen Berichte und Schreiben, in ihrer Sichtung, Anord— nung und in ihrer originalen Veröffentlichung entgegen. Um ſo mehr iſt es den angeſtrengten, erneueten Bemühungen der Sammler, Bearbeiter und Her— ausgeber zu danken, daß ſie nicht müde wurden, endlich doch alle Hinderniſſe zu überwinden und den Schatz wirklich zu heben, der in dieſem Nachlaſſe zu ſeiner Zeit niedergelegt war, und der ſeinen Werth auch durch alle folgen— 5 den Zeiten behaupten wird. 5 Wir haben ſchon früher wiederholt bemerkt, daß es unter der Maſſe der e unc ) Ulrich Jasper Seetzen's Reiſen durch Syrien, Paläſtina, Phönicien, die Transjordanländer, Arabia Peträa und Unter-Aegypten. Herausgegeben und commentirt von Prof. Dr. Fr. Kruſe in Verbindung mit Prof. Dr. Hin⸗ 1 richs, Dr. G. Fr. Hermann Müller und mehreren anderen Gelehrten. J. und II. Band. Berlin 1854. Verlegt bei G. Reimer. 214 Miscellen: Tageserſcheinungen in der ephemeren Literatur der Touriſten auch nachhalti— gere Werke giebt, die, im Schweiß der Arbeit erzeugt und mit tieferem Ernſte durchgeführt, nicht bloß für die Gegenwart lehrreich ſind, ſondern auch von dauerndem Werthe für die Nachwelt bleiben, wie wir ſolche in den klaſſiſchen Arbeiten von C. Niebuhr und Burckhardt beſitzen, die für alle Zeiten unerfchöpft und unentbehrlich bleiben werden, und dieſen dürfen wir auf dem— ſelben Gebiete, als den dritten Mann von Bedeutung, auch Seetzen anrei- hen. Zwar nicht ſo in ganz gleichem Maße, da jene, wenigſtens dem größ— ten Theile nach, das Glück hatten, ihre gemachten Entdeckungen auch durch fie ſelbſt in Muße ausgearbeitet der Nachwelt überliefern zu können; Seetzen war dies nicht vergönnt. Die Gabe der angenehmen Ausſtattung zur Lectüre ſeiner Ergebniſſe fehlte ihm nicht, es fehlte ihm nur bei der raſtloſen For— ſchung und bei ſeinem frühzeitigen Tode die Zeit der Bearbeitung. Deſto reichhaltiger und gedrängter wurden die kurzen, aber zahlreichen Noten der Ta— gebücher und die ihnen eingewebten Bemerkungen und Abhandlungen, welche die Friſche der Gegenwart und die Unmittelbarkeit des Stoffes, die ſie anreg— ten, an ſich trugen. Hieraus dürften die Vortheile und der Gewinn, wie die Mängel und Unvollkommenheiten, welche dieſen Nachlaß charakteriſiren, ſich von ſelbſt ergeben, der nun dem Publikum zur eigenen Beurtheilung überge— ben iſt, wobei jedoch nicht zu überſehen, daß Seetzen in vieler Hinſicht der belehrende Vorläufer des trefflichen Burckhardt und vieler Anderer war, de— nen dieſe erſt folgten und die oft, ohne es ſelbſt zu wiſſen, nur auf eigene Weiſe beſtätigten, was jener ſchon früher entdeckt und von anderer Seite geſehen hatte, was aber noch nicht zur öffentlichen Kunde gekommen war. Wo Burd- hardt die Spuren von Seetzen's Vorgange bemerken konnte, ließ er deſſen Scharfblick, ſeiner richtigen Beobachtung und ſeiner Wahrheitsliebe volle Ge— rechtigkeit widerfahren. Der engliſche Herausgeber von Burckhardt's Werken, der berühmte Colonel M. Leake, erkennt es an, daß Seetzen in den Jahren 1805 und 1806 in den oſtjordaniſchen Ländern Burckhardt's Entdeckungen daſelbſt vorangegangen war, und der deutſche Bearbeiter derſelben, Geſenius, ſagte: Seetzen allein war, ſeines Erachtens, Burckhardt an kritiſchem Urtheil und an ausgebreiteter wiſſenſchaftlicher Bildung, namentlich in Mathematik und Naturwiſſenſchaften, überlegen, wurde aber andererſeits von Burckhardt an fertiger Kenntniß der arabiſchen Sprache übertroffen; auch iſt ja, ſetzte er hinzu, leider das Detail von Seetzen's Reiſeberichten verloren, und nur ein Auszug der allerwichtigſten bekannt geworden (aus v. Zach's Correſp. von der Palestine Association in 4. 1810, in engliſcher Ueberſetzung, auf 47 Seiten). Glücklicherweiſe iſt dieſe im Jahre 1823 von Geſenius erhobene Klage größtentheils ſeitdem durch das Wiederauffinden von Handſchriften des Ver— ſtorbenen und durch die Sorgfalt in Sammlung derſelben durch ſeine Ver— wandten, Landsleute und gelehrte Freunde gehoben, unter denen der bekannte f * Seetzen's Nachlaß. 215 Gelehrte Herr Prof. Kruſe an der Spitze ſteht, der ſeit dem Jahre 1826 von den Verwandten des Reiſenden, zumal von Herrn Prof. Hinrichs in Halle, als dem nächſten Erben des Nachlaſſes, mit der Herausgabe der Tagebücher Seetzen's beauftragt war. Aber theils Kruſe's Verſetzung von Halle nach Dorpat, theils der Umſtand, daß die Handſchriften dem größten Theile nach erſt aus ihrer Verborgenheit und Zerſtreuung ermittelt und zu— ſammengebracht, dann geordnet, copirt und in ihrer ſchwer leſerlichen, oft mit Bleiſtift nur flüchtig im Journal niedergelegten Schrift ſtudirt werden mußten, führte nothwendig eine längere Verzögerung der Veröffentlichung des Nachlaſſes ſelbſt herbei, welche nicht ohne Nachtheil für die fortſchreitende Wiſſenſchaft bleiben konnte, vorzüglich aber auch den Reiſenden eines Thei— les nicht ſowohl ſeines großen Verdienſtes, als vielmehr ſeines Ruhmes be— raubte, als der erfte Entdecker und Beobachter jo vieles Neuen auf dem Gebiete ſeiner Wanderung allgemein anerkannt zu werden, während ſeinen Nach— folgern, zumal den Ausländern, manche Ehre zu Theil ward, die ihm, dem Deutſchen, urſprünglich gebührte. Außer den in Gotha bei dem Freiherrn v. Zach, Director der Seeberger Sternwarte, während der Reiſe zahlreich von Seetzen einlaufenden Correſpon— denzen über viele ſeiner Begegniſſe, Arbeiten und Beſtrebungen, welche dieſer berühmte Aſtronom und Beförderer von Seetzen's Reife in feiner Zeitſchrift für Erd⸗ und Himmelskunde regelmäßig durch 9 Jahre von 1802 — 1810, einige zwanzig Bände hindurch, veröffentlichte, blieben viele andere Schriften, Tagebücher, Abhandlungen, ganze Packete von Sendungen aus, die bei verſchie— denen Bartieulierd, Conſulaten in Damaskus, Aleppo, Cairo oder Trieſt, und an— derwärts niedergelegt, durch die verſchiedenſten Umſtände auch wohl zu Troͤdlern und auf die Bazare kamen oder ganz in Vergeſſenheit geriethen und erſt nach und nach, zumal auch durch die eifrigſten Nachforſchungen und Mitwirkungen des mit den Verhältniſſen und der Literatur des Orients ſo vertrauten Vete— ranen der Orientaliſten, Herrn Joſ. von Hammer-Purgſtall in Wien, wies der zum Vorſchein kamen. Herr Kruſe ſelbſt entdeckte unter den Papieren des damals verftorbenen Herzogs von Gotha, der den Reiſenden jo großmü— thig unterſtützt hatte, ſowie im Privatbeſitz mehrerer Freunde Seetzen's in Deutſchland, gar manche lehrreiche Zuſendung deſſelben, ſowie er durch Prof. Ukert in Gotha erfuhr, daß das Meiſte von Seetzen's Originalen an den Her— zog Peter von Oldenburg und in deſſen Handſchriften-Sammlung durch die nächſten Verwandten, zumal nach dem Tode des Paſtor Seetzen, Bruders des Reiſenden, gekommen und dort aufbewahrt ſei. Der nun verſtorbene Groß— herzog überſchickte ſehr gnädig im Jahre 1827 und 1828 den ganzen unge- mein reichhaltigen Vorrath des ihm zugekommenen Nachlaſſes zur Veröffent— lichung an Herrn Kruſe, mit der Bedingung, daß nach dem Abdruck das ganze Manuſcript der Herzoglich Oldenburgiſchen Bibliothek überlaſſen bleibe. Herr Prof. Kruſe, der ſich, wie er ſelbſt ſagt, bald davon überzeugte, 216 Miscellen: daß die ausgearbeiteten Tagebücher Seetzen's denen von Niebuhr und Burck— bardt nicht nachſtehen, und den Verfaſſer liebgewann, ſcheute nun keine Opfer an Zeit und Geld, welche zu einer würdigen Herausgabe ſeines Nachlaſſes nothwendig ſchienen. Indeß die Abgeſchiedenheit ſeines nordiſchen Aufenthalts— ortes und die Entfernung von der indeß raſch fortſchreitenden neueren Litera— tur auf dem wiſſenſchaftlich ſehr umfangreichen Felde der Seetzen'ſchen Beob— achtungen in den verſchiedenſten Sprachen, Wiſſenſchaften und techniſchen Hülfsmitteln, wie Landkarten und Anderem, überzeugten ihn von der Größe und Mühſamkeit der unternommenen Arbeit ſelbſt, und daß ſeine Kräfte allein derſelben nicht gewachſen ſein konnten, und ſo holte er ſich Raths zumal bei Philologen, Orientaliſten und Naturforſchern zur Ermittelung vieler ſchwieri— gen Stellen der handſchriftlichen Mittheilungen, wie er denn zuletzt, als es zum Druck außerhalb ſeines Wohnortes gehen ſollte, ſich dazu bewegen ließ, daß die ganze Arbeit, hinſichtlich des reinen Textes des Reiſenden, noch einer durchgehends kritiſchen Vergleichung der zu verſchiedenen Anſätzen un— ternommenen Copien und Ueberarbeitungen mit den Original-Handſchriften im Nachlaß durch einen Reviſor unterworfen würde. Dieſe nicht weniger mühſame und verdienſtliche Arbeit, welche der Herr Verleger, bei der uneigen— nützigen Uebernahme der Herausgabe eines ſo ſehr verſpäteten Werkes, dem edeln Vorgange eines Fr. Perthes in der Herausgabe von C. Niebuhr's Nachlaß (Bd. III. 1837) folgend, aus rein wiſſenſchaftlichem Intereſſe und zur Verwahrung der Ehre des Autors, wie aus Gewiſſenhaftigkeit gegen das leſende Publikum, zur nothwendigen Bedingung geſtellt hatte, übernahm Herr Dr. G. Fr. Hermann Müller, der durch frühere Studien und Arbeiten auf dem Gebiete der Seetzen'ſchen Wanderungen im Orient ganz einheimiſch ge— worden, wie durch ſeine ausgezeichnete literariſche Gewiſſenhaftigkeit recht dazu geeignet war, die von ihm kritiſch geſichtete Herausgabe auf die befriedigendſte Weiſe ins Werk zu ſetzen; daher ſein Name als Mitherausgeber, da ihm dieſe Ehre zukam und nicht ohne gar manche Aufopferungen gebührte, wovon wir uns durch häufige Wahrnehmung der großen Schwierigkeiten überzeugen konnten, indem er ſich, aus halbverblichenen Handſchriften den ächten Sinn herauszuleſen, zur ernſteſten Aufgabe geſtellt hatte. Sollte es den Leſern der jo eben im Druck beendigten Bände I und II von Seetzen's Reiſen erwünſcht ſein, die Original-Handſchriften zu über— ſehen, aus denen ihr Inhalt gefloſſen, ſo können wir ſie auf Prof. Kruſe's früheres Verzeichniß derſelben nach den Oldenburgiſchen, Gothaer und Wie— ner Handſchriften und Copien verweiſen (in den Monatsberichten der Berl. Geogr. Geſellſch. 1844. S. 294 — 300). Seetzen hatte auf ſeinen Reiſen den auch Anderen empfehlenswerthen Grundſatz angenommen, feinem Gedächtniß nicht zu viel zuzumuthen, ſondern das Wichtige ſogleich an Ort und Stelle zu notiren, und zwar nur mit Dinte, was jedoch häufig nicht durchzuführen war, daher Vieles, und oft nur e Seetzen's Nachlaß. 217 * heimlich vor den Blicken der Moslemen, mit leicht verlöſchbarem Bleiſtift auf— gezeichnet wurde. An Orten, wo er längere Zeit verweilen konnte, wie zu Da— maskus, Jeruſalem, Cairo, machte er aus ſeinen Tagebüchern ſorgfältige Aus— arbeitungen in zuſammenhängender Darſtellung. Glücklicherweiſe haben ſolche, neben den Original-Journalen, dem ganzen zweiten und einem Theile des erſten Bandes zu Grunde gelegt werden können; auch von dem größten Theile ei— nes noch früheren Theiles der Reiſe auf europäiſchem Boden hatten dergleichen exiſtirt, waren aber verloren gegangen. Wo jene Ausarbeitungen fehlten, konn— ten nur die Original-Tagebücher zu Grunde gelegt werden. Dieſe ſind aber größtentheils auf der Wanderung ſelbſt, beim Gehen oder Reiten, mit Bleiſtift niedergeſchrieben und die Nachrichten über manche Localitäten ſpäter, entweder nach eigener Erinnerung oder nach anderwärts eingezogenen Mitthei— lungen vervollſtändigt oder berichtigt. Daher haben die Herausgeber es für zweckdienlich gehalten, das Tagebuch möglichſt unverändert wiederzugeben, um das Frühere von dem Späteren unterſcheiden zu können und die etwaigen Irr— thümer des Originals oder der Entzifferung deſto ſicherer und leichter erkenn— bar zu machen. Dies Verfahren ſchien hier um ſo nothwendiger, da das Tagebuch an einzelnen Stellen ganz aphoriſtiſch, und zumal die Bleiſtiftpar— tieen durch die Länge der Zeit faſt ganz erloſchen waren. Dieſe Entzifferung war der wichtigſte und ſchwierigſte Theil des ganzen Unternehmens bei der Herausgabe. — Ulrich Jasper Seetzen war am 30. Januar 1767 zu Sophiengroden in der Herrſchaft Jever geboren; er ſtudirte in Göttingen Mediein unter Blu— menbach, Murray, Gmelin und nahm daſelbſt reichen Antheil an der von ſei— nen damaligen Mitſtudirenden (Link, A. v. Humboldt, Meyer, v. Geuns, Schrader u. A.) geſtifteten Göttinger phyſikaliſchen Privatgeſellſchaft, für welche er, wie für ſpätere wiſſenſchaftliche Kreiſe, Verbindungen und veröffentlichte Zeitſchriften viele Abhandlungen über Gegenſtände feiner ſpeciellen oder all— gemeinen wiſſenſchaftlichen Studien ausarbeitete, zumal für naturwiſſenſchaft— liche Zweige der Botanik, Ornithologie, des Bergbaues, des Canalbaues, der Technologie u. ſ. w. In ſeine Heimat zurückgekehrt, fand er durch das beſondere Vertrauen des Grafen v. Meinhövel eine mehr praktiſche Wirk— ſamkeit und Veranlaſſung zu verſchiedenen Reiſen, auf denen er ſich als Beobachter zu einer großen Entdeckungsreiſe in den Orient vorzubereiten ſuchte, deren durchdachten und ausgearbeiteten Plan er dem noch leben den großen Meiſter, Carſten Niebuhr, und dem für Orts- und Länder— aufnahmen ſo thätigen Aſtronomen v. Zach mittheilte, die ihn bei deſſen Ausführung auch als Gönner unterſtützten. Freiherr v. Zach unterrichtete ihn ſelbſt auf der Seeberger Sternwarte in aſtronomiſchen Beobachtungen und Ortsbeſtimmungen, und fand an ihm einen ſehr gelehrigen und gewand— ten Schüler. Der Herzog von Gotha ſchenkte ihm die zur Reiſe nöthigen Inſtrumente und bewilligte ihm eine nicht unbedeutende Summe zum Ankauf 218 Miscellen: orientalifcher Handſchriften und anderer Kunſtgegenſtände zur Bereicherung der herzoglichen Bibliothek und der dortigen Muſeen, die dadurch bedeutende Schätze gewannen. Die Fürftin von Anhalt-Zerbſt unterſtützte ihn auf ſei— ner Reiſe mit einem mäßigen Jahrgehalte und Kaiſer Alexander durch ein namhaftes Geſchenk; den bei weitem größten Theil der Reiſekoſten hatte Seetzen durch Aufopferung ſeines Privatvermögens zu beſtreiten. Durch umfaſſende Vorſtudien und erworbene praktiſche Fertigkeiten aller— lei Art, wie durch einen abgehärteten Körper, ſeltene Unerſchrockenheit und Charakterſtärke, die ihm zur Durchführung ſeiner großartigen Unternehmung, neue, noch unbeſuchte Bahnen und Wildniſſe von Ländern und Völkern zu durchbrechen, und zum Trotz wider Gefahren mancherlei Art, die ſeiner auch warteten, nothwendig waren, um ihnen nicht gleich anfangs zu unter— liegen, trat er am 13. Juni 1802 ſeine große Reiſe auf der Donau nach dem Orient an. In Bukareſt überſtand er am 26. October dieſes Jahres ein furchtbares Erdbeben, und reiſte dann in Begleitung des Fürſten Stourdza zu Lande durch Bulgarien und Rumilien über den Balkan nach Conſtanti— nopel, wo er ein Jahr verweilte, um ſeine Studien orientaliſcher Sprachen und Geſchichte fortzuſetzen. Im nächſten Jahre, im October 1803, ging er nach Kleinaſien über Bruſa, Smyrna, Epheſus, von wo er ſich in muſelmänniſcher Kleidung einer Caravane über den Taurus nach Aleppo anſchloß, um auf dieſem Haupt— markt und Zuſammenfluß des ganzen Orients ſich zu ſeinen ferneren Unter— nehmungen vollſtändig vorzubereiten. Durch faſt Jahre langen Aufenthalt daſelbſt und in Damaskus, wie in den nächſten Umgebungen auf dem Liba— non und dem übrigen Syrien, fühlte er ſich hinreichend dazu ausgerüftet und muthig genug, das Schwierigſte zu wagen, nämlich den berühmten, aber völ— lig unbekannt gebliebenen Haurän, den Wohnſitz der Druſen und Beduinen auf der Gränze von Syrien, Arabien und Paläſtina, auf der Oſtſeite des Jordan und des Todten Meeres, die ganze Decapolis und Peräa, mit ihren fo zahlreichen Denkmälern einer einſtigen hohen Culturperiode zu erforſchen. Kein Europäer hatte dieſe Erdgegend geſehen, und Seetzen konnte ſie meiſt nur als Bettler, in Lumpen gekleidet, mit dem Wanderſtabe durchziehen, um nicht ausgeplündert und erſchlagen zu werden, und doch entging er gewaltſa— mer Gefangennehmung und Gefahr nicht ganz. Es gelang ihm aber unter den mühſeligſten Anſtrengungen den ganzen Haurän, das alte Gilead, Baſan, Boſtra, Belka, die Ammon und Moab, das Gebiet der Einwanderung des Volkes Ifrael unter dem großen Heerführer und Propheten Moſe, aus dem bis dahin gebliebenen geographiſchen Dunkel hervorzuziehen und die wüſte ganze Oſt- und Südſeite des Todten Meeres bis gegen Petra zu umwan— dern, was vor ihm faſt für unmöglich gehalten wurde und von Niemand ge— wagt war, und dennoch glücklich, von der Weſtſeite her, Jeruſalem zu errei— chen. In Jeruſalem verweilte Seetzen mehrmals und machte ſeine aſtro— F rn 3 2 Seetzen's Nachlaß. 219 nomiſchen Ortsbeſtimmungen, die außer Niebuhr's Vorgange in jenen Län— dern gänzlich fehlten; außerdem erforſchte er um 1806 die Quellen des Jor— dan, die Umgebungen des Tiberias-See's, Galilaͤa, Samaria, ſüdwärts He— bron bis Jaffa, und kehrte wiederholt zu ſeiner Hauptaufgabe, der Oſtſeite des Jordan und des Todten Meeres, zurück, von wo er auf bisher nie be— ſuchten Wegen die Peträifche Halbinſel bis zum Sinai durchzog, und von ihr über Suez im März 1807 in Aegypten einkehrte, das kürzlich erſt von den Neufranken verlaſſen und durch ſie bekannter geworden war. Das Er— gebniß dieſer wichtigſten Entdeckungen iſt in dem erſten und zweiten Bande der orientalifchen Reiſe niedergelegt, doch fo, daß der Bericht erſt mit Aleppo beginnt, und eine frühere Abtheilung von geringerer Bedeutung bis dahin vielleicht, nach der Abſicht des Herrn Prof. Kruſe, einer ſpäteren Veröffentlichung überlaſſen bleibt. Der dritte faſt ausgedruckte Band wird die Reiſen in Aegypten und ein vierter die Commentare, ſo wie einen Atlas enthalten. Als Schluß würden dann noch, wenn die Aufnahme beim Publi— kum dies begünſtigen ſollte, die Entdeckungen und Forſchungen in Arabien bis zu Seetzen's gewaltſamer Ermordung im September 1811 (ſ. Ritter, Allgem. Erdkunde. Th. XII, S. 746), von denſelben Herren Heraus— gebern, nachfolgen, und mit ihnen ein Nachtrag verſchiedener wiſſen— ſchaftlicher, unter dem Nachlaß ſich vorfindender beſonderer Abhandlungen von Seetzen, nebſt einem vollſtändigen Verzeichniß ſeiner gedruckten und un— gedruckten Hinterlaſſenſchaft, wozu auch ſeine von Niebuhr, v. Zach, v. Lin— denau, David und anderen Aſtronomen bearbeiteten aſtronomiſchen Ortsbe— ſtimmungen kommen dürften, und der Entwurf ſeiner handſchriftlichen, auf der Seeberger Sternwarte revidirten Karte von Paläſtina, als der erſte wiſ— ſenſchaftliche, auf Erforſchung beruhende, ſehr dankenswerthe Verſuch einer richtigeren Darſtellung des gelobten Landes, mit welchem ſeitdem für die Kar— tographie, gegen alle früheren Hypotheſen dieſes Ländergebietes, eine neue Epoche begonnen hat. Iſt dieſes vom theilnehmenden Publikum unterſtützt, ermöglicht und ge— ſchehen, dann erſt wird dem zu früh Verunglückten die ihm gebührende An— erkennung ſeiner Verdienſte um die fortſchreitende Wiſſenſchaft zu Theil wer— den, und das Recht, das ihm in dieſer Hinſicht zuſteht, nicht länger im In— und Auslande verkannt bleiben. C. Ritter. 220 Miscellen. Die Johannisjünger (Mandaer). Mittheilungen aus einem Briefe des Prof. H. Petermann ). Suk t eſch Schiueh ?) am 19. Februar 1854. Der Ort, von dem aus ich ſchreibe, exiftirt erſt feit 50 Jahren und iſt nur auf den neueſten Karten zu finden. Er liegt 8 Tagereiſen ſüdlich von Bagdad und an 1000 Meilen von Berlin. Meine Reiſe hierher iſt leider ohne weſentliche Bedeutung für meine Zwecke geweſen. Ich hatte den Libanon in der Hoffnung bereiſt, in den dor— tigen Klöſtern der Maroniten bedeutende literariſche Schätze zu finden — aber vergeblich! ihre Handſchriften ſind theils nach Rom, theils nach England ge— wandert, und mit ihnen auch ihre Gelehrſamkeit verſchwunden. Umſonſt ſieht man ſich bei ihnen nach Gelehrten um, wie ſie noch bis gegen die Mitte des vorigen Jahrhunderts deren aufzuweiſen hatten, und ihr einziger gelehrter Bi— ſchof iſt jetzt geiſteskrank. Sie haben Schulen, Seminare für Geiſtliche, aber in denſelben beobachten die Zöglinge nur die äußeren kirchlichen Gebräuche und plappern die Gebete ſpäter als Geiſtliche mit der äußerſten Schnelligkeit und Gedankenloſigkeit hin, ſo daß man deutlich bemerkt, wie ſehr es ihnen darum zu thun ſei, bald fertig zu werden. Recht bezeichnend und auffallend war es mir, nur in einem einzigen Kloſter eine ganz verſtaubte alte Hand⸗ ſchrift von 4 Exemplaren zu finden, welche die Mönche nicht mehr leſen konn— ten und, aber leider nur für einen zu hohen Preis, verkaufen wollten. Von da wollte ich nach dem armeniſchen Kloſter zu Sis in Eilicien ge— hen, konnte aber, da die Straße von Aduna bis dorthin (18 Stunden Weges) von Wegelagerern des Turkomannenhäuptlings Koſan Oghlu beſetzt und höchſt unſicher gemacht war, nicht dahin gelangen. Ich ging nun nach Cypern, durchſtreifte den öſtlichen Theil der Inſel, beſuchte mehrere Klöſter und fand abermals Nichts! Von da begab ich mich nach Beirut, in der Abſicht, dort einige Tage auszuruhen und mich von einem Sturz von meinem Maulthier, welcher mir gewaltige Schmerzen in der linken Seite verurſachte, zu erholen. Aber ich fand keinen Arzt daſelbſt, den ich hätte conſultiren können. Allmälig nach einigen Wochen verlor ſich auch der Schmerz ganz. Auch abgeſehen von dieſem Unfall muß ich meine Reſſe eine verfehlte und verunglückte nennen. Ich hatte zwar Tarſus, den Geburtsort des Apo— ) Herr H. Petermann, der bekannte Orientaliſt und Profeſſor der orientaliſchen Sprachen an der Univerſität Berlin, befindet ſich ſeit zwei Jahren im Orient vorzüg- lich in der Abſicht, die Reſte der alten ſyriſchen und armeniſchen EEK fuchen. ! 2) Suf efcheijeich nach Kiepert. G. Die Johannisjünger (Mandäer). 221 ſtels Paulus, und Adana, die beiläufig geſagt hoͤchſt unbedeutende Ruine von Salamis, dann die Reſidenz der Luſignan's und mehrere andere fchöne Rui— nen aus dem Mittelalter geſehen, aber wiederum keine wichtigen Codices ent— decken koͤnnen, und zum Ueberfluß noch, durch die Unvorſichtigkeit meines Dieners, meine Kiſte mit ſämmtlichem Küchengeräth, meine beiden Piſtolen, meinen Compaß und mehrere Antiken, die ich in Tarſus gekauft hatte, verloren. Dazu kam noch, daß indeß der Winter, die Regenzeit, eingetreten war (ich kam den 6. November nach Beirut) und ich ſo die Ausſicht hatte, bis zum Frühjahr in Beirut oder deſſen Nähe bleiben zu müſſen. Das Alles verſtimmte mich ſehr, da ich dort nur wenig Gelegenheit fand, für meine ei— gentlichen Zwecke thätig zu ſein, und ich den mir von Neuem gewährten Ur— laub und die erneuerte Unterſtützung von Sr. Majeſtät auf die moͤglichſt beſte Weiſe zu verwenden wünſchte. Da erfuhr ich vom preußiſchen Conſul We— ber zu Beirut, daß ſchon am nächſten Tage der neu ernannte Dragoman des franzöſiſchen Conſulats zu Moſul, M. Delaporte, dahin abgehen wuͤrde, und ſo entſchloß ich mich ſchnell, dieſe ſeltene Gelegenheit zu ergreifen, ließ mir eine neue Kiſte mit Küchengeräth beſorgen, kaufte zwei Piſtolen, miethete in der Eile einen anderen Diener, und den nächſten Morgen 7 Uhr war ich ſchon auf dem franzöſiſchen Dampfboote, das uns bis Iskenderun brachte. Von da ritten wir durch die ſyriſchen Päſſe bis Beilan, leider ohne Antakia zu berühren, weil dies einen Umweg von 4 Stunden verurſacht hätte, nach Haleb. . Hier beſuchte ich den preußiſchen Vice-Conſul Raffaele Bigiolto, der mir ſehr intereſſante, im Auftrage des ruſſiſchen Gouvernements (indem er zugleich ruſſiſcher Vice-Conſul iſt) angefertigte Tabellen zeigte. Sie ent- halten: 1) genaue meteorologiſche, im Jahre 1844 gemachte Beobachtungen; 2) eine detaillirte Bevölkerungsangabe des ganzen Paſchaliks 1848; 3) einige Tabellen über die Einkünfte in den Jahren 1839 und 1844; 4) eine andere Tabelle über alle Aus- und Einfuhren der letzten Jahre. — Er würde ge— gen Renumeration mir gern davon Abſchriften geben. Dann ſetzten wir bei Biredſchik über den Euphrat, reiſten dann quer durch Meſopotamien nach Diarbekir und von da über Maredin, Niſibin und Dſcheſin über Omar nach Moſul, wo wir den 16. December glücklich anka— men. Hier dachte ich einige Tage ruhig zu verweilen, mußte jedoch, da ſich abermals eine günſtige Gelegenheit darbot, den zweiten Tag wieder abreiſen und langte auf einem Kellek (Schlauchfloß) *) den erſten Weihnachtsfeiertag geſund in Bagdad an. N 2 ) Cs iſt dies die gewöhnliche Art der Landesbewohner, den Euphrat und Ti⸗ gris zu überſchiffen. (Description de Paschalik de Bagdad, publide par Silvestre de Sacy. Paris 1809. D. Ueberſetzung. Weimar 1809. S. 48.) Dieſelbe Uebergangs⸗ 222 Miscellen: Dort ging ich zum Miſſionar Brühl, einem Preußen von Geburt, der von der engliſchen Miſſions-Geſellſchaft zur Verbreitung des Chriſtenthums unter den Juden ausgeſandt iſt, deſſen Bekanntſchaft ich in Jeruſalem gemacht hatte und bei dem ich die freundlichſte Aufnahme fand. Der Zweck meiner Reiſe hierher war, die Johannisjünger aufzuſu— chen und kennen zu lernen. Ich hatte mir eingebildet, daß ſie ganz in der Nähe von Bagdad zu finden wären, erfuhr jedoch, daß ihr Hauptſitz hier ſei, und zugleich, daß ich wenig Hoffnung habe, viel von ihnen zu erfahren, da ſie ihre Lehren und Gebräuche ſehr geheim halten. Ich ließ mich dadurch nicht entmuthigen, feſt entſchloſſen, wenn ich hier meinen Zweck nicht erreichen würde, ſie an allen ihren anderen Wohnſitzen aufzuſuchen und ſelbſt, wenn es nöthig ſein ſollte, bis nach Schuſter (Schiſchter) in Perſien zu gehen. Mit den beſten Empfehlungen, die ich theils von Mr. Rawlinſon, dem engliſchen General-Conſul, ſelbſt, theils durch andere Vermittelung erhielt, reiſte ich in Begleitung des Dr. Oppert, eines Hamburgers von Geburt, und Mitglied der halb verunglückten Expedition, der einen ſchönen und ge— nauen Plan der ganzen Umgebung von Babel gezeichnet hat *), nach Hil— lab, beſuchte mit ihm den Ueberreſt des Thores von Babel, des älteſten Mo- numents der Erde, und ging dann zu Schiffe den Euphrat hinab, über Di— vanijeh und Samawat nach dem hieſigen Orte, wo ich am Morgen des 25. (Januar) ankam. Zu meiner Freude fand ich mich hier nicht nur in meinen Erwartungen nicht getäuſcht, ſondern dieſelben ſogar noch übertroffen, indem ich den gelehr— teſten, oder vielmehr jetzt noch einzigen Gelehrten der Mandäer oder ſo— genannten Johannisjünger, antraf. Derſelbe war bereit, mir alle ge— wünſchte Auskunft, freilich für ein nicht unbedeutendes Honorar, zu geben. Den 30. Januar begann der Unterricht, und ſeitdem ſitzt er täglich 6 Stun— den bei mir, in meinem Zelte, welches ich auf dem Dache des Khans, worin ich wohne, habe aufſchlagen laſſen, und lieſt mit mir vorläufig das „Große Buch“, welches Hibil Siwa Adam (!) übergeben und gelehrt hat. Dies iſt zwar ſchon unter dem Namen „Buch Adams“ herausgegeben und über— ſetzt worden, allein Text und Ueberſetzung der Edition ſind ſehr unzuverläſſig, da es nicht wohl ohne mündlichen Unterricht verſtanden werden kann. Des Sonntags, den auch ſie feiern, gehe ich zu ihm, mit ihm und ſei— nen Glaubensgenoſſen zu plaudern. Näheres über ihre Lehre und Gebräuche werde ich nach und nach mit— theilen. — Wie lange ich mich noch hier aufhalten werde, kann ich vorläufig nicht beſtimmen. Jedenfalls möchte ich mir eine möglichſt gründliche Kennt— weiſe über den Tigris wurde ſchon im Alterthum dem griechiſchen Heer unter Keno— phon gerathen, aber von ihm nicht benutzt. Xenophon Anab. III, e. 6 G. ) Siehe dieſe Zeitſchrift II. 251 — 254 und Tafel II. G. Barth's Unterſuchungsreiſe im Innern Nord-Afrika's. 223 niß von Allem, was dieſe räthſelhafte Religions-Secte betrifft, verſchaf— fen, und werde deshalb gewiß noch einige Monate hier bleiben müſſen, ſo— fern mich nicht die Hitze, welche ſchon jetzt ziemlich bedeutend iſt, in meinem Plan ſtört. Bis jetzt befinde ich mich, Gott ſei Dank! ganz wohl. C. Ritter. Barth's Unterſuchungsreiſe im Innern Nord-Afrika's. Früher wurde bereits hier bemerkt (II, 59), daß mehrere von Barth während ſeines Zuges von Kuka nach Timbuctu geſchriebene Briefe Europa bisher nicht erreicht hätten. Deſto angenehmer iſt es jetzt für uns, das fol— gende, von dem trefflichen Forſcher aus der Reſidenz des Fellan-Sultans Aliyu, Wurno !), am 4. April v. J. an feine Familie gerichtete Schreiben ge— ben zu konnen. Wir verdanken daſſelbe wiederum der Güte des Königlich Sächſiſchen Ober-Lieutenants im Generalſtabe, Herrn Schubert zu Dresden, der uns ſchon früher das im zweiten Bande (S. 334 — 336) enthaltene Schreiben Barth's aus Timbuctu anvertraut hatte. Der Inhalt des folgen- den Briefes ſchließt ſich übrigens eng an die aus Herrn A. Petermann's Bericht entlehnten Mittheilungen über Barth's Aufenthalt in Wurno (III, 59 62) an. „Die gefährlichſte Parthie der ganzen vor mir liegenden Reiſe iſt hinter mir und die Gunſt des mächtigſten Herrſchers in dieſen Landſchaften iſt ge— ſichert. Den 1. d. um Mittag, nach einem ununterbrochenen Marſche von 26 Stunden, von Donnerſtag 10 Uhr Morgens, bis Freitag Mittag, durch die gefürchtete Wildniß von Gundümi, erreichten wir die Dorfſchaft Gauaſu 2), wo der große Fellan-Oberherr Alin 5) fein Lager bezogen hatte, um die in einer ſeiner Provinzen, Zänfära, eingefallenen Goberauer zurückzutreiben, 4 Stunden Marſch von Wurno, der gegenwärtigen Reſidenz anſtatt Sököto's. Hier ſchlug ich mein Zelt auf und erhielt alsbald ein Gaſtgeſchenk von einem Ochſen, 4 Hammeln und einer Menge Reis mit der Einladung, dem Fürſten meinen Gruß zu bringen. Er nahm mich überaus freundlich auf, bewilligte meine Geſuche und nahm am folgenden Morgen meine Geſchenke in Tuch— und Atlas mänteln, anderen Kleidungsſtücken und einem Paar reich mit Sil— ber verzierten Piſtolen beſtehend, ſehr dankbar an, indem er mir mehrfach die Hand drückte. Geſtern Mittag, nachdem er mir 100000 Muſcheln *) zur Be⸗ ſtreitung meines Hausſtandes in ſeiner Abweſenheit hatte bringen laſſen, brach er mit ſeinen Reiterſchaaren auf dem Wege auf, auf dem wir gekommen, und ich zog hierher, wo ich ſeine Rückkehr abzuwarten habe, ehe ich weiter reiſen darf. 224 Miscellen: Kaſhena °) haben wir den 21. März verlaſſen, zuerſt in unſicherer Rich— tung und kurzen Etappen vorrückend, aus Furcht vor den Feinden, dann kam vom 26. auf den 27. der erſte angreifende Marſch von 19 Stunden; am 28. paſſirten wir Zyrmi, eine der größten Städte Zanfara's ©), und erreich- ten am 31. Sanſanne Ayſa, eine Fellanfeſte im Feindeslande 7), und traten dann am nächſten Morgen, nachdem wir noch erſt zwei Stunden zum letzten Waſſerteiche gemacht, wo alle Waſſerſchläuche gefüllt wurden, unſeren 26 ftün- digen Marſch an. Gott ſei geprieſen! meine Geſundheit iſt ungebrochen und mein Muth zuverſichtlicher als je. Möge er mir ferner gnädig ſein! Die erſten Zeichen der herannahenden Regenzeit haben ſich ſchon gezeigt, und das iſt eine ſchlimme Zeit zum Reiſen, beſonders in Flußgegenden; aber ich hoffe, in 20 Tagen ſpäteſtens von hier fortzukommen, und muß dann ſehen, wo ich die ſchlimmſte Zeit zubringe. Das einzige Betrübende für mich iſt das gänz— liche Ausbleiben jeder Briefe, außer unbedeutenden Geſchäftsbriefen von Agen— ten in Murzuk, mit denen jedesmal Briefe aus Europa hätten kommen ſollen. Den 12. April. Wir haben in der Mittagshitze jetzt ſtets zwiſchen 105 und 108° Fah- renheit. Intereſſante Leute ſind eben nicht zurückgeblieben. Alles iſt in's Feld gezogen, aber ich habe hier intereſſante Bücher gefunden, aus denen ich ſehr Vieles zur Geſchichte des Landes lerne 8), und fo vergeht die Zeit ſchnell. Dann und wann ein kleiner Ausritt, obgleich die Landſchaft, welche eher kahl als reich iſt, viel kleine Felszüge zeigt; die Stadt ſelbſt liegt auf einem klei— nen Felsaufſprung. Möge der Fürſt nur einen glänzenden Sieg erfechten, dann geht es rüſtig vorwärts; denn auch das Land vor mir iſt im vollen Kriege, und ohne große Escorte geht es nicht. Siegt er nicht, ſo finde ich kaum meinen Weg weiter, als zum nahen Gando “), dem Sitze eines ande— ren Großfürſten, Namens Chatilu. Die nächſten Tage werden entſcheiden. Den 26. April. Geſtern Morgen auf meinem Heimwege von Söfoto, wo ich mich 3 Tage lang aufgehalten und manche Einkäufe gemacht, erhielt ich die erſte Nachricht vom Siege des Sultans, und heute ſchon oder morgen wird er in Perſon hier erwartet. Gott ſei gelobt! So kann ich vielleicht hoffen, in 10 Tagen hier endlich fortzukommen, und noch vor Ende den großen Fluß dieſes Theils des Continents, den Kuära, zu erreichen. Sokoto, das von hier 4 deutſche Meilen WSW. entfernt iſt, iſt eine große belebte Stadt auf einer Felserhe— bung 1), wie Wurno, aber ſeitdem die Reſidenz hierher verlegt iſt, hat es an ſeiner Bevölkerung anſehnlich verloren; der große Freitagsmarkt aber iſt noch immer ſehr bedeutend und hat manches Intereſſante. Denn die Bewoh— ner von Sokoto, oder vielmehr die Sokotana, find ausgezeichnet in Leder— und Eiſenarbeiten 11). Barth's Unterſuchungsreiſe im Innern Nord = Afrifa’s. 225 Den 3. Mai. Der Sultan ift am 28. zurückgekommen und hat mir ſogleich die Ab— reiſe bewilligt. Er fährt fort, mir ſein volles Wohlwollen zu bezeugen und hat mich mit Empfehlungsſchreiben an Chalilu, den in Gando reſidirenden Herrſcher und andere reſidirende Machthaber auf dem Wege ausgeſtattet, ſo daß ich übermorgen von hier, ſo Gott will, nach Sokoto aufbrechen werde, von wo ich am 10. ſpäteſtens meine große Reiſe, zu der Gott mir feinen Se— gen verleihen möge, anzutreten gedenke. Wenn Ihr dieſen Brief erhaltet, ge— wiß nicht vor 6 bis 7 Monaten, bin ich vielleicht ſchon wieder hier. ) Ueber dieſen Ort Wurno ſ. das früher hier Mitgetheilte Bd. III, 60 u. 67. G. 2) Ueber die Gundumiwildniß und Gauaſu ſ. ebenfalls hier III, 59 u. 66. G. 3) S. über dieſen Sultan Alın, deſſen Name in der Handſchriſt, wie N völlig deutlich fo, ftatt Aliyu geſchrieben wird S. 67. 5 Den Werth des Geſchenkes giebt a. a. O. S. 67 an. — ) Wie wenig beſtändig die Schreibart des Namens Kaſchna iſt, war früher bereits hier (S. 65) mit Beiſpielen belegt geworden. Aber auffallend iſt es, daß unſer Reiſender, der Katſena ausdrücklich für die richtigſte Form erklärt hatte G 59, 61), ſich doch hier ſelbſt wieder der gewöhnlichen bedient. 6) Ueber Zyrmi, Zurmie oder Zulami ſ. ©. 67. 5 ) Ueber Sanſanne Ayſa ſ. S. 59 und 66. G. 9) Ueber dieſe Bücher ſ. ©. 61. 9) Gando wurde von Barth zum erſten Male in ſeinem Schreiben aus Zinder vom 1. Januar 1853 (Zeitſchrift II, 67) im Verein mit Kebbi, aber ohne weiteren Zuſatz genannt, ſo daß es unſicher blieb, in welchem Verhältniß beide Namen ſtän⸗ den. Später (Zeitſchrift III, 62) vervollſtändigte unſer Reiſende feine Nachrichten dadurch, daß er Gando die Hauptſtadt der Landſchaft Kebbi nannte, und in dem vor⸗ ſtehenden Bericht erfahren wir endlich abermals, daß Gando eine Stadt und zugleich die Reſidenz eines größeren Landesfürſten, Chalilu, ſei. Zu Barth's früherem Bericht hatte ich einige Notizen nach anderen Mittheilungen zuſammengeſtellt (III, 68), doch fehlt noch manches, um eine vollſtändige Einſicht in das gegenſeitige Verhältniß bei- der Namen zu erlangen. Am früheſten überhaupt erſchien Kebbi in der Form Gabi ſchon bei Hornemann (Ed. Langles 164, 170), wo geſagt wird, daß Cabi und Nyffy (d. h. die Landſchaft Nyffé) am Julbi lägen, d. h., wie Hornemann hinzuſetzt, an dem von Mungo Park auf ſeinem Wege nach Timbuctu angetroffenen Fluſſe. Auf einer ſehr intereſſanten kleinen Handzeichnung Hornemann's in der deutſchen, die Original⸗ berichte dieſes Reiſenden enthaltenden Ausgabe (S. 133) ſindet ſich auch Cabi als Landſchaft am linken Ufer des Julbi ziemlich richtig in der Weiſe, daß Zänfara öft- lich, Nyffy aber ſüdlich davon liegen, nur darin dürfte die Skizze irren, daß fie Gabi unmittelbar an Nyffy grenzen läßt. In der franzöſiſchen Ausgabe von Hornemann's Reife fehlt dieſe lehrreiche Zeichnung. Vollſtändigere Kenntniß von Gabi erhielten wir dann durch Bello's Secretair, der den Namen Kabi ſchreibt (Denham II, 163, 164). Ihm zufolge iſt Kabi eine ausgedehnte, Flüſſe, Waͤlder und Sand enthaltende Landſchaft, früher von einer bedeutenderen politifchen Wichtigkeit, indem der Sultan, Kabi's, Kanta, ſich einen großen Theil Hauſſa 's, namentlich die Gebiete von Kaſchna, Kano, Guber, Zeg-Zeg, ja angeblich ſelbſt Ahir, unterworfen hatte, ſo daß dadurch 5 ein blühendes Reich entſtand, worin während Kanta's Regierung Freude ſelbſt in den entfernteſten Gegenden herrſchte. Des Eroberers Dynaſtie erhielt ſich noch ein Jahr— hundert nach feinem Tode, doch nur mit Mühe, bis fie durch die vereinten Anftren- gungen der Fürſten von Guber, Zänſara und Ahir geſtürzt wurde. Clapperton (Jour- nal 136, 138) erwähnte gleichfalls den Namen in der Form Cubbi zwar ohne Weiteres, : doch fo, daß man dies Cubbi auch als auf dem linken Ufer des mittleren Niger und Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 15 h R 226 Miscellen: in der Nähe Hauſſa's gelegen annehmen konnte. Weit weniger iſt von Ghando be— kannt, deſſen Name, wie früher bereits erwähnt (S. 68), in der Form Ghandu zu— erſt auf der Kartenſkizze von Bello's Secretair erſcheint. Die Karte fest Ghando auf die nördliche Seite des unteren Quarrama, Kabi aber auf die ſüdliche Seite, Ghando faſt gegenüber, nur etwas ſüdöſtlicher, fo daß ſich dadurch die gegenſeitige geographi— ſche Stellung Ghando's und Kabi's ſehr wohl ergiebt. Bis jetzt ſcheint es jedoch nicht ganz klar, ob Ghando nur eine Stadt, oder zugleich eine Landſchaft, wie Fres— nel erfuhr (S. hier S 68), iſt. Bello's Secretair beſtätigt indeſſen Barth's Angabe, in- dem auf ſeiner Karte neben Ghando nur ein kleiner, neben Kabi aber ein viel größerer Kreis ſteht, außerdem führt derſelbe Ghando ausdrücklich als einen Ort (place; Denham II, 164) an. Möglich, daß den Namen eine Stadt und auch ein Diſtriet, worin eine Stadt Ghando liegt, gleichzeitig führen. Höchſtwahrſcheinlich erhalten wir erſt durch den Eingang neuerer Berichte Barth's über dieſen Gegenſtand der Geographie des centralen Nord-Afrika vollſtändigeren Aufſchluß. G. 0) The city of Soccatou stands on the top of a low bill or rising ground. Clapperton Journal 207. G. *) Die Sokotana rühmte ſchon Clapperton wegen ihrer Geſchicklichkeit im Roth- und Gelbfärben gegerbter Ziegenhäute. Dies ſei, ſetzt derſelbe hinzu, einer der wenigen Induſtriezweige ihres Ortes. Indeſſen habe die Fabrication dieſer ge— färbten Leder hier eine ſolche Höhe erreicht, daß dieſelben alle ähnlich gefärbten Leder Hauſſa's übertreffen, und daß jeden Monat Verſendungen davon nach Kaſchna und Kano gelangen, wo die Leder zu Stiefeln, Schuhen, Säcken und Kiſſen verarbeitet würden. Die Schmiede, welche die ſchönen, durch Barth gerühmten Eiſenarbeiten anfertigen, ſowie die Kleider von Baumwollenſtoffen find aber zu Sokoto, wie Clapperton (Jour- nal 222) ausdrücklich ſagt, Einwanderer aus der durch ihre Gewerbthätigkeit befann- ten Landſchaft Nyffe (S. hier S. 68). Man könnte dieſe Nyffuan's mit den nach Barth (S. 61) von den Fellan's verſchiedenen Zoromua's von Sskoto für identiſch halten, da Barth die letzten beſonders die zu Sökoto producirten Waaren liefern läßt, unterſchiede unſer Reiſende nicht die Nyffuan's ausdrücklich von den Zoromua. G. Von Barth's Abgange aus Timbuctu und der glücklichen Beendigung feiner Rückreiſe nach Bornu find bisher (15. Auguſt 1854) directe Nachrich- ten weder in Deutſchland, noch in England eingegangen. Um ſo überraſchen— der iſt eine kurze, aus dem officiellen Moniteur de la Flotte in deutſche Blät⸗ ter übergegangene Notiz, die wahrſcheinlich dem franzöſiſchen Conſulat in Tripolis ihren Urſprung verdankt, aber gar ſehr der Beſtätigung bedarf. Nach ihr wäre nämlich Barth am 5. October von Timbuktu abgegangen, und nach unbeſchreiblichen Schwierigkeiten und zahlloſen Gefahren in Sökoto an— gelangt, wo er ſeinen Aufenthalt benutzt habe, dem hier im Jahre 1827 ver— ſtorbenen Clapperton ein Denkmal zu errichten. Von dieſer letzten Handlung melden, ſo weit bekannt, Barths auf der Hinreiſe abgeſandte Berichte nichts, und eben fo unwahrſcheinlich iſt es, daß der Reiſende Timbuctu ſchon am 5. October verlaſſen habe, da in ſeinen letzten am 4. und 5. October 1853 in dieſer Stadt geſchriebenen Mittheilungen, die wir von ihm hier gaben (II, 333, 334), nicht davon die Rede iſt, ja vielmehr ausdrücklich geſagt wird, daß er erſt Ende Octobers ſeine Rückreiſe antreten werde. Gumprecht. 4 Reiſe des ſchwediſchen Naturforſchers Andersſon in Süd- Afrika. 227 Reiſe des ſchwediſchen Naturforſchers Andersſon im Binnen— lande Süd-Afrika's. Als es im Jahre 1849 zwei kühnen britiſchen Reiſenden, W. Colton Os— well und Mungo Murray im Verein mit dem ſeit mehreren Jahren tief im ſüdafrikaniſchen Binnenlande zu Kolobeng (24 45 ſüdl. Br., 26° öftl. L. von Ferro) ſtationirten Miſſionar Livingſton gelang, den großen, unter 20° 19“ ſüͤdl. Br. und etwa 41 öſtl. L. gelegenen und ſeit längerer Zeit nach den Erzählungen der Eingeborenen gemuthmaßten Süßwaſſer-See zu errei— chen, der bei der Bevölkerung unter den verſchiedenen Namen Ngami J, Inghabé, Noka a Batlali oder Noka a Mampuré, muthmaßlich nach den mannigfachen, dort geredeten Sprachen bekannt iſt, war für die Kunde des afrikaniſchen Binnenlandes ein hoͤchſt intereſſanter Fortſchritt gewonnen wor— den. Gehindert durch einen Häuptling des großen, an dem See wohnenden Batauanaſtammes, den See ſelbſt und ſeine Umgebungen gründlich zu unter— ſuchen, kehrten die Reiſenden nach dem Caplande und zum Theil nach Eu— ropa mit dem Vorſatze zurück, ihre Forſchungen in einer günſtigeren Zeit fort— zuſetzen. Sie waren bei dieſem erſten Verſuch von Kolobeng ausgezogen, in nördlicher Richtung fortgegangen und hatten endlich nach einem durch Um- wege in Folge der Beſchaffenheit des Terrains ſehr verlängerten Marſch von etwa 500 engl. Meilen den See Ende Juli des Jahres 1849 erreicht. Ein in der Capzeitung (December deſſelben Jahres) enthaltenes Schreiben des be— kannten Miſſionars Moffat aus Lithako im Batlapi-Betſchuanenlande nach einem Brief, welchen deſſen Schwiegerſohn, Livingſton, am 2. Auguſt 1849 von den Ufern des See's an ihn gerichtet hatte, gab der wiſſenſchaftlichen Welt die erſte Kunde über dieſe intereſſante Entdeckung, die bald darauf durch Living— ſton ſelbſt (Journ. of the Geogr. Soc. of London XX, 138 — 142) und Os⸗ well's Bericht (ebendort S. 143 — 151), ſowie durch Oswell's Skizze des zu= rückgelegten Weges ihre weitere Aufklärung erhielt. Schon im folgenden Jahr (1850) war Livingſton wiederum am Ngami, den er diesmal in Geſellſchaft ſeiner Frau und eines jungen engliſchen Zeichnenkünſtlers, Mr. Rider, erreichte. Die ungeſunden Exhalationen der Sümpfe in der Nähe des Sees und der Stich einer hier häufig vorkommenden, hoͤchſt bösartigen Fliege, der Tſetſé (Loxia morsitans), welche das aus dem Süden kommende Zugvieh in kurzer Zeit tödtet, zwangen jedoch unſeren Reiſenden nach kurzem Aufenthalt am See zu— rückzukehren, fo daß er nur wenige Reſultate nach eigenen Beobachtungen in ſei— nem Bericht über die Reiſe mittheilen konnte (Journ. XXI, 18 — 24). Von Intereſſe war jedoch bei Livingſton's Erforſchungen die Erfahrung, daß der Weg zum See den Europäern und Capbewohnern gar nicht jo unbekannt ) Derſelbe findet ſich auch ' Ngami geſchrieben. G. 18 * 228 Miscellen: fein kann, als man früher Urſache hatte zu glauben, indem die Händler denſelben ſchon vor Livingſton's und Oswell's Reiſe aufgefunden haben mögen; wenig— ſtens führt Livingſton zwei Männer engliſcher Abkunft an, die bereits bis ganz in die Nähe des See's gelangt waren (Journal XXI, 20). Im Jahre 1851 kam Oswell wieder nach Afrika, wo er und Livingſton nun unter günſtigeren Verhältniſſen und mit glücklicherem Erfolge ihre Un— terſuchungen aufnahmen. Beide ſandten einen gemeinſchaftlichen Bericht über ihre Entdeckungen an die geographiſche Geſellſchaft zu London, die ſich beeilte, ihn in ihren Schriften zu veröffentlichen (Journ. of the Geogr. Soc. of London XXII, 163 — 174). Livingſton vervollſtändigte ſodann denſelben in einem ausführlichen Briefe, den er an feinen zu Plympton (Maſ— ſachuſetts) in den Vereinigten Staaten lebenden Bruder, den Rev. Charles Livingſton, ſandte. Der Brief erſchien ſehr bald darauf in der neuen Zeit ſchrift der geographiſch-ſtatiſtiſchen Geſellſchaft zu New-Pork (Bulletin of the American Geographical and Statistical Society. I, 47 60). Der nächſte europäiſche Reiſende, welcher endlich nach Oswell und Livingſton, und zwar ſchon im Frühjahr 1852 den Ngami erreichte, war der Brite Alfred Dolman, aber von ſeinen Beobachtungen wiſſen wir nichts, da er auf ſeinem Rückwege von den Hottentoten feiner Begleitung ermordet wurde, und feine Papiere verlo— ren gegangen find (Athenaeum 1852, S. 131), wie gleich in dieſer Zeitſchrift berichtet werden ſoll (S. 230). Faſt um dieſelbe Zeit gelangten noch 3 Europäer oder vielleicht Capländer europäiſchen Geblüts, die Mr. Green, Shelley und Buſhe nach dem See (Journal XXII, 174), von deren Beobachtungen wir aber auch nichts erfahren haben. Bisher war der Weg dahin allein von Süden, d. h. vom Caplande aus verſucht worden, indem die verſchiedenen Miſſionsſtationen im Binnenlande, namentlich Griquatown, Lithako, Motito und vor Allem Kolobeng, ſowie die Terrainbeſchaffenheit dieſe Route am meiſten begünſtigten. In den letz- ten beiden Jahren ſcheint es jedoch keinem europäiſchen Reiſenden mehr gelun= gen zu ſein, den Ngami zu erreichen, da die der britiſchen Regierung im Cap- lande längere Zeit ſehr feindlichen ansgewanderten Capbauern angeblich je— dem ihnen Fremden den Eintritt in ihr Gebiet verwehrten, und da ſogar die gaftfreundliche Station von Kolobeng von ihnen zerſtört worden iſt. Von Weſten aus erſchien bis jetzt der Weg noch weit ſchwieriger, weil theils große waſſerloſe Einöden, namentlich die ſchreckliche Kalliharywüſte (Geogr. von Afrika S. 304), welche der um die Kunde des ſüdafrikaniſchen Binnenlandes ſehr verdiente britiſche Reiſende Campbell nicht mit Unrecht die ſüdafrikani— ſche Sahara genannt hat, theils aber auch die Fehden, die Handelseifer— ſucht der eingeborenen Stämme und die Furcht der eingeborenen Häuptlinge vor der angeblichen Zauberkraft der Weißen das Eindringen der letzten in das Innere verwehrten. An einem Theil dieſer Hinderniſſe ſcheiterte z. B. die Aus- führung des Plans von Galton im Jahre 1851 von Weſten her an den Nagami r = I. Reife des ſchwediſchen Naturforſchers Andersſon in Süd-Afrika. 229 zu gelangen. Für Eingeborene mag der Weg aber ganz und gar nicht ſo ſchwierig ſein, da, wie dieſer Reiſende erfuhr, die weſtlichen Buſchmänner und die Kubbabis-Hottentoten mit dem See und feinen Fluͤſſen ſehr wohl bekannt ſind (The Narrative of an explorer in Tropical South Africa by Francis Galton. London 1853, S. XIV und 269). Eben fo wenig iſt man von der Oſtſeite des Continents dahin gekommen. Deſto erfreulicher iſt es un— ter dieſen Umſtänden, aus der ganz neuen Mittheilung einer ſchwediſchen Zei— tung, der Gothenburger Handels- und Schifffahrtszeitung (Götheb. Han- dels- och Sjöfarts-Tidn.) vom 13. Juni d. J. zu erfahren, daß es der Ausdauer und dem Muth des ſchwediſchen Naturforſchers Carl Johann An— dersſon gelungen iſt, Galton's und ſeinen eigenen urſprünglichen Plan end— lich doch zur Ausführung zu bringen. Andersſon hatte ſich nämlich früher Galton's Expedition angeſchloſſen und war im weſtlichen Süd-Afrika zu— rückgeblieben, als Galton für den Augenblick keine Möglichkeit ſah, ſeinen Zweck zu erreichen. Längere Zeit hatte man um Andersſon's Schickſal Be— ſorgniß gehabt, da alle Nachrichten von ihm fehlten. Der letzte Brief des muthigen Forſchers war vom 12. Juni 1853 unter 21° 56 n. Br. und 20° 45 öſtl. L., d. h. gerade von dem Punkt datirt geweſen, wo Galton und er auf ihrer früheren gemeinſchaftlichen Entdeckungsreiſe umzukehren genöthigt waren. Als Andersſon dieſen Brief ſchrieb, befand er ſich wieder auf dem Wege nach dem Ngami, und da er nur Eingeborene bei ſich hatte, die ſich früher hinterliſtig oder unwillig gezeigt hatten, tiefer in das Land einzudrin— gen und ſpäter keine Nachrichten von ihm eingingen, ſo war nicht ohne Grund zu fürchten, daß er das Schickſal Dolman's gehabt haben und von ſeiner Begleitung ermordet ſein könnte, oder daß er auch dem afrikaniſchen Klima als ein neues Opfer gefallen wäre. Glüͤcklicherweiſe bringt nun eine Cap— zeitung vom 23. März d. J. die Kunde, daß Andersſon den erſtrebten See wirklich erreicht hat, und man kann hoffen, daß er auch feine Rückreiſe glück— lich vollenden werde. Er iſt alſo der erſte europäifche Forſcher, der von der Weſtſeite den Ngami erreicht hat, und überhaupt der erſte Europäer, der zwiſchen dem Aequator und dem Garip in den Ländern der Eingeborenen von Weſten aus ſo weit eingedrungen iſt. Specielle Nachrichten fehlen in— deſſen noch. Ya Gumprecht. Der Tod des afrikaniſchen Reiſenden Vauley. In einem vor 5 Jahren in den Berl. M. N. F. Bd. VI, S. 73—86 erſchienenen Aufſatze: „Die Opfer afrikaniſcher Entdeckungsreiſen,“ hatte ich mehr als 100 Reiſende namentlich aufgeführt, die ſeit dem Jahre 1798 230 Miscellen: ſämmtlich als Opfer ihres Eifers, das Innere des afrikaniſchen Continents zu erforſchen, gefallen waren, ohne daß damit die Liſte dieſer Opfer völlig erſchöpft worden wäre, indem z. B. darin Huard, einer der Gefährten Raf— fenel's bei ſeiner Unterſuchung des Innern der Senegalländer nebſt manchen anderen Reiſenden fehlte. Seitdem haben neue Unglückszufälle ſtattgefunden, ſo daß wiederum faſt kein Jahr verfloſſen iſt, welches nicht beklagenswerthe Beiträge zu einer Fortſetzung der Liſte geliefert hätte. So ſtarben Duncan, der muthvolle Erforſcher des Inneren von Guinea im Dahomelande und Commander Forbes, dem wir ein ſchätzbares Werk über daſſelbe Land und ſeine Bevölkerung verdankten, an den Folgen des dortigen Klima's und ihrer Anſtrengungen; ſo hatten wir gleichen Veranlaſſungen Richardſon's und Over— weg's Tod im Binnenlande Nord -Afrika's beizumeſſen, und endlich fiel im Innern Süd-Afrika's im Jahre 1852 der britiſche Reiſende Alfred Dolman durch Mörderhände auf ſeinem Rückwege von dem neu erforſchten Ngami⸗ See (Athenaeum 1852, S. 431). Doch die meiſten Opfer forderte die Erforſchung der Länder am oberen Nil. Hier ſtarben nämlich in überaus kurzen Zwiſchenräumen der britiſche Reiſende Melly in der Koroſko-Wüſte am Fieber, das ſich derſelbe wahrſcheinlich bei ſeinem Aufenthalte in dem unge— ſunden Khartüm zugezogen hatte, dann der öſterreichiſche Conſul Dr. Reitz, bekannt durch feine Reiſe von Sennär nach Abeſſinien, die bisher von kei— nem einzigen bekannten Europäer, mit Ausnahme des Franzoſen Poncet und einiger katholiſchen Geiſtlichen am Schluſſe des 17. und im Beginn des 18. Jahrhunderts (Gumprecht in den Berl. M. N. F. VII, S. 54) unternom= men worden war, da Bruce den Weg umgekehrt zurückgelegt hatte, und end— lich noch ein zweiter Deutſcher, der jüngere Brehm, der gleichfalls zu Khar— tüm bei dem Baden im Nil verunglückte. Auch von der kleinen Colonie muthvoller, in den oberen Nilgegenden wirkender katholiſcher Miſſionare, wo— von ein Theil bereits in die äußerſten, durch europäiſche Forſcher erreichten Gegenden, nämlich faſt bis in die Nähe des Aequators, vorgedrungen iſt, gingen betrübende Nachrichten ein, indem ein von dem Miſſionar Jo— ſeph Goſtner den 1. Mai d. J. zu Khartäm an den Prof. Mitterutzner zu Brixen geſchriebener und von der Tyroler Schützenzeitung im Juli d. J. ver⸗ öffentlichter Brief meldet, daß die geiſtliche Miffton am 15. Januar einen neuen Verluſt in Folge klimatiſcher Einwirkungen durch den zu Suunt in Ober-Nubien (12° n. Br.) ſtattgefundenen Tod des Miſſionars Dopjak er— litten habe. Sind auch die nach Europa gelangten Berichte dieſer Geiſtlichen wenig geeignet, nur den mäßigſten wiſſenſchaftlichen Anforderungen zu genü— gen, fo müſſen doch die jo raſch unter der Mifſion erfolgenden Todesfälle (Dopjak iſt bereits das fünfte dem Klima erlegene Opfer) immer als Verluſt für die Wiſſenſchaften gelten, da der Aufenthalt der Mifjton in jenen fernen Gegenden die Eingeborenen an den Anblick von Weißen gewöhnt, und da— A | | | | 4 Der Tod des afrikanischen Reiſenden Vauley. 231 durch die Bahn für ſpätere wiſſenſchaftliche Reiſende eröffnet wird 1). Leider ging uns aus den oberen Nilgegenden vor kurzem die Kunde eines nochmali— gen Verluſtes zu, indem nach einem im Juli dieſes Jahres von der Wiener Zeitung mitgetheilten, muthmaßlich italieniſchen Blättern entnommenen Bericht ein fardinifcher Reiſender Namens Vauley, zu Gondacora, einem Dorfe, das von Angehörigen des unter dem 5. Grade n. Br. lebenden und durch die ägyptiſchen Nilexpeditionen, namentlich aber durch d' Arnaud und Werne, und ſpäter durch den Provicar Dr. Knoblechner und ſeinen Gefährten, den Dom Angelo Vinco, bekannt gewordenen Stammes der Barry bewohnt wird, eines blutigen Todes geſtorben iſt. Ein Begleiter Vauley's war nämlich un— vorſichtig mit einer mit grobem Schroot erfüllten Flinte umgegangen, die ſich entladete und mehrere Knaben verwundete. Da einer der letzten an den Folgen der Verwundung ſtarb, ſo kam es zum Kampf mit den Eingeborenen, wobei Vauley ſelbſt und 15 ſeiner Begleiter erſchlagen wurden. — Von Vauley und ſeinen Forſchungen in den oberen Nilländern iſt ſonſt nichts be— kannt; muthmaßlich aber iſt der Name verſchrieben, und ſtatt ſeiner der des ſardiniſchen, uns durch das Bull. de la soc. de Geogr. de France 4e Ser. III, 388 bekannt gewordenen Conſuls Vaudey zu Sennär zu leſen. Gumprecht. Die Pueblos-Indianer Nord-Amerika's 2). Auszüge aus B. Möllhauſen's Tagebuch. Herr Balduin Moͤllhauſen, ein Angehöriger des preußiſchen Staats aus Pommern und Sohn eines ehemaligen preußiſchen, nach Amerika ausge— wanderten Artillerieofficiers, der in Teras mit dem Charakter eines Ma— jors in der Artillerie dieſes Staates lebt und ſich auch durch ein Werk über Teras in der literariſchen Welt bekannt gemacht hat, ging im Jahre 1851 zum erſten Male nach Nord-Amerika, wo er im Gebiete Oregon Gelegenheit hatte, mit dem als Naturforſcher und durch feine ausgedehnten Reifen be— kannten Herzog Wilhelm von Würtemberg zuſammenzutreffen und in deſſen Dienfte zu treten. In den unwegſamſten Gegenden Oregon's überraſchte die beiden Reiſenden der ſtrengſte Winter, ſo daß der Herzog nur mit größter Mühe ſeine Perſon rettete, ſein Begleiter aber gezwungen war, ganz allein ) Mit Recht nennt deshalb ein neuerer, um die Kunde Afrika's in deſſen ſüd— lichſtem Theil ſelbſt ſehr verdienter britiſcher Forſcher, H. Thompſon, in ſeinem Werk: Travels und adventures in Southern Africa II, 94 die Miffionare im Allgemeinen die unermüdlichen Bahnbrecher der Entdeckung und Civiliſation (che indefatigable pioneers of discovery and civilization). G. 2) Von Herrn Al. von Humboldt mitgetheilt erhalten. G. 232 Miscellen: mit dem größten Theil des Gepäcks und den Sammlungen mitten unter den wildeſten und den Weißen feindlichſten Indianern bis zum Frühjahre auszu— halten, während welcher Zeit es ihm jedoch gelang, ſich die Zuneigung der Indianer zu erwerben. In dieſer Abgeſchiedenheit von aller gebildeten Ge— ſellſchaft entwickelte ſich bei Möllhauſen ein außerordentliches Zeichnertalent, das er von ſeinem Vater unbewußt geerbt hatte, da der Vater ſelbſt ein geſchickter Zeichner iſt, aber ſchon in der früheſten Jugend des Sohnes nach Amerika gegangen war und ſeine Kinder in Europa zurückgelaſſen hatte. Bei ſeiner Rückkehr nach Europa brachte Möllhauſen eine ſehr reiche Samm— lung der charakteriſtiſchſten, an die Arbeiten von Catlin erinnernden Skizzen der Indianer Oregon's und ihrer verſchiedenen Lebensverhältniſſe mit, die ſo viel Theilnahme fanden, daß, als der Reiſende im Frühjahr 1853 den Ent- ſchluß faßte, ſich zum zweiten Male nach Nord-Amerika zu begeben, die Empfehlungen Al. von Humboldt's an den preußiſchen Geſandten in den Vereinigten Staaten, Herr v. Gerolt, ihm ſofort eine Stelle bei der eben im Abgange begriffenen und nach Californien beſtimmten großen Staats- Unterſuchungserpedition verſchaffte. Um feine Eigenthümlichkeit nicht zu ver— wiſchen, iſt der hier folgende Abſchnitt von Möllhauſen's Reiſebericht uns verändert geblieben. Gumprecht. Den 8. September 1853. Die Pueblos ſind betriebſame freundliche India— ner die ſich ihre Städte bauen, den Rio Grande hinauf Ackerbau und Viehzucht treiben, und zum Tauſchhandel zu den wilden Indianerſtämmen ziehen. Sie nennen ſich Chriſten, beten aber zu Montezuma, verehren die Sonne und in einer ungeheuern Meerſchlange die Gottheit des Regens; ſie rauchen haupt— ſächlich zur Verehrung ihrer Gottheiten. Den 16 September. Wir fanden eine weite Höhle, die von Pueblos verehrt zu werden ſcheint. Sie iſt nämlich mit uralten Malereien auf das Merkwürdigſte überdeckt; Montezuma und die Meerfchlange ſpielen auch hier die Hauptrolle, und ich wendete den Tag der Raſt dazu an, alle Malereien genau abzuzeichnen und zu malen. Wie einzelne Pueblos ſagen, ſind manche dieſer Malereien ſo alt, wie ihr Name ſelbſt, und dieſer ſoll ſo alt wie die Sonne ſein, ſagen ſie. Den 20. September. Wir erreichten gegen Abend die Stadt St. Do— mingo 1), die nur von Pueblos-Indianern bewohnt wird, und da ich in letz— ter Zeit ſo häufig mit Pueblos zuſammengetroffen bin, ſo erlaube ich mir hier, einige Notizen über dieſes Volk anzuführen, in ſoweit ich dieſelben zu ſammeln Gelegenheit hatte. — Von Außen hat die Stadt St. Domingo viel 1) Der Ort St. Domingo liegt ſüdlich von Santa Fe an dem Einfluß des Rio Galiſtes in den Rio Grande del Norte, und zwar auf der linken Seite des letzten. Simpſon giebt von St. Domingo eine Beſchreibung (a. a. O. 63). G. Die Pueblos-Indianer Nord = Amerikas. 233 Aehnlichkeit mit einer mericanifchen Stadt, — die von Erde aufgeführten Häuſer »), die rohe, mit zwei kleinen Thüren verſehene Kirche; nur die Um- gebung zeigt mehr Betriebſamkeit, als ich an den mexicaniſchen Städten bes merkte; gut angebaute Gärten, Obſtbäume und ſelbſt Weinreben machen einen angenehmen Eindruck. Die Straßen ſind regelmäßig, und an der Kirche be— findet ſich ein großer Platz. Die Einwohnerzahl muß ſich auf 600 bis 800 belaufen, und es iſt immer reges, wenn auch geräuſchloſes Leben in den Stra— ßen; auch die charakteriſtiſche Tracht der Leute iſt durchaus nicht haͤßlich. Bei ihren Arbeiten iſt die bunte mericaniſche Decke faſt ihre einzige Bekleidung, ſonſt machen ſich die bunte Blouſe und zierlich geſtickte und befranzte Leder⸗ jacke oder Huntingshirt ganz hübſch zu den mexicaniſchen Unterkleidern. Die Frauen tragen nur einen Rock um die Hüften und bedecken den Oberkörper mit ihrer Toja (Toga? G.) auf verſchiedene, gerade bequeme, Weiſe. Die Män- ner tragen ihr Haar lang, die Frauen nur halb lang, und beide Theile ſchmückt ein auf der Mitte des Kopfes fich befindender, mit rothen Bändern umwundener, dicker Zopf. Die Phyſiognomie iſt bei dieſem Stamm wieder ganz verſchie— den von der der nördlichen Indianer und nähert ſich mehr der der Comanches; hervorſtehendes Kinn und Stirn, die Hautfarbe nicht ſo dunkel, und ſpricht eine Art Gutmüthigkeit aus ihren Zügen; mit Recht verdienen ſie den Namen eines harmloſen Volkes. Die Frauen haben runde, friſche Geſichter und ſind in ſteter fleißiger Bewegung. Ihre Häuſer haben alle zwei Stockwerke, die wie zwei Kaſten ausſehen, von denen der obere nur halb ſo groß, wie der untere iſt. Um indeſſen in die Häuſer hineinzukommen, muß man auf einer Leiter das Dach der erſten Etage 2) erſteigen, und man iſt dann gewiſſermaßen auf einer hochgelegenen Straße; denn da die Häuſer dicht zuſammenſtehen, ſo iſt jedem der Eingang in jedes Haus offen und wird auch nicht verwehrt, vielmehr mit größter Gaſtfreundlichkeit auf ſpaniſch angeboten. Um nun in das untere Stockwerk, oder die Vorrathskammer, zu gelangen, muß man na= türlich durch das Dach hinunterſteigen. Die Häuſer ſind geweißt und durch— aus reinlich, die Häuſer decorirt mit Thierfellen, Waffen, getrockneten Kür— !) The houses are constructed by adobes (blocks of mud of greater or less dimensions, sun dried). A 2) Dieſe Bauart kommt auch in dem Indianerort Zuni, ſüdweſtlich von Santa Fe, vor, wo ſie Simpſon kennen lernte (S. 114) und durch eine Abbildung (Tafel 59) verſinnlichte (B. III, 164. Die Häuſer in Zunt find nämlich terraſſenfoͤrmig gebaut, jedes Stockwerk der gewöhnlich in einem Haufe vorhandenen drei iſt kleiner, als das nächft un⸗ tere, ſo daß jedes auch als eine Art Plattform für das nächſt obere dient. Mit lan⸗ gen Leitern wird, wie die Tafel zeigt, die Verbindung der einzelnen Stockwerke unter einander von außen her erhalten. Eine ſolche terraſſenförmige Bauart der Häufer war wahrſcheinlich ſchon in früheren Zeiten in dieſen Gegenden üblich, wie die in dieſem Bande beſchriebene Bauart der inneren Seite der Pueblos am Canon de Chaco erweiſt. In Kern's bildlicher Reſtauration der Pueblo Hungo Pavie (Taf. 31 bei Simpſon) iſt übrigens die ältere terraſſenförmige Conſtruction der Gebäude ſehr gut darzuſtellen verſucht worden (S. III, 164). G. 234 Miscellen: biſſen u. ſ. w. Dem Beſucher wird eine Decke vor den Kamin gelegt, von Mais dünn gebackene Kuchen (tortigas) und noch ein anderes Gebäck vor— geſetzt; Melonen, Aepfel und Pfirſiche ſind, obſchon ſpät in der Jahreszeit, überall vorräthig, und ſchienen ſich die Leute wirklich über unſeren Appetit zu freuen. — Wir fragten nach dem Alcalde; dieſer Ausdruck ſchien ihnen nicht zu gefallen, denn ſie ſagten, daß ſie einen Gobernador hätten. Der Go— bernador, Joſe Antonio Hereza, ein würdig ausſehender Mann, geſellte ſich bald auf die freundlichſte Weiſe zu uns, begleitete uns überall hin, ja ſelbſt in die Kirche. Das Innere der Kirche iſt roh und entſpricht ganz dem Aeu— ßern; außer einigen alten ſpaniſchen Gemälden ſieht man in derſelben auch die phantaſtiſchen Malereien der Indianer; am meiſten fällt ein Mann zu Pferde in's Auge, der über eine Menge Menſchen hinreitet, eine Erklärung davon vermochte ich jedoch nicht zu erlangen. In einer Art Höhle mitten in der Kirche, die ſteil hinuntergeht, iſt die Stelle, wo ihr ewiges Feuer zu bren— nen pflegte, das aber wohl längſt erloſchen iſt. Eine Art Rathhaus (Court- house) liegt nicht weit ab von der Kirche; die Pueblos ſollen pünktliche Ge— rechtigkeit üben. Daß der Gobernador bedeutende und unbeſchränkte Macht hat, zeigt ſich ſchon daraus, daß, als derſelbe am Abend mit uns im Zelt aß, auf einige Worte, wie auf einen Schlag, ſich alle Indianer, die ſich in bedeutender Zahl mit Weib und Kind in unſer Lager verſammelt hatten, ent— fernten, ohne auch nur umzublicken. Wir folgten indeſſen bald nach, und ſpät noch recognoscirten wir die Häuſer, den friedlichen betriebſamen Bewoh— nern bei ihren häuslichen Beſchäftigungen zuſehend. Am anderen Morgen nahmen wir, wie alte Freunde, vom Gobernador und den anſcheinend erſten Bürgern, die ſich um ihn verſammelt hatten, Abſchied; ſelbſt kleine Geſchenke wurden ausgetauſcht. Ueber die Religion der Pueblos, wie auch über die Sagen ihres Urſprungs, habe ich bis jetzt nur wenig erfahren können. Dieſe Pueblos-Indianer, die in Städten zu beiden Seiten des Rio Grande und an einzelnen Nebenflüſſen wohnen, ſind noch immer zahlreich. Viele Rui— nen, oder vielmehr Schutthaufen ihrer alten Städte ſollen ſich weſtlich der Rocky mountains befinden, doch auch öſtlich, namentlich am Pecos, ſind Spuren derſelben vorhanden, und es knüpfen ſich beſonders an die Ruinen von Pecos, wo ſich ihr ewiges Feuer befunden haben ſoll, verſchiedene Sa— gen. Die Pueblos-Indianer nennen ſich Chriſten, find aber Anhänger des Montezuma !) und verehren ihn durch Gebet und Rauchen; überhaupt habe ich gefunden, daß ſie in buntem Gemiſch die bibliſche Geſchichte mit ihrer eigenen verbunden haben, doch erzählen ſie ſo verſchiedenartige Dinge, daß es ſchwer iſt, in ihren Berichten einen wirklichen Faden aufzufinden; darin ſtim— men ſie aber meiſt überein, daß Montezuma einen jungen Baum mit der Wurzel nach oben in Peco gepflanzt habe, mit der Bemerkung, ſo lange der ) Siehe Simpſon's Bericht über dieſe Gegenden (Zeitſchrift B. III, 159). G. Zr Die Pueblos-Indianer Rord-Amerika's. 235 Baum ſtehe, ſeien die Pueblos ein großes unabhängiges Volk; wenn der Baum aber umfalle, würden die Weißen vom Weſten kommen, zwar nicht als Feinde, aber ſie doch, die Pueblos, von ſich abhängig machen. In dem— ſelben Jahre nun, wo die letzten Spuren des Baumes verſchwunden, ſeien die Americaner nach Mexico gekommen. Es ſei ferner der Wille Montezu— ma's geweſen, daß die Pueblos-Indianer mit den Weißen in Frieden leben ſollen. Noch jetzt erwarten die Pueblos-Indianer Montezuma zurück, und alsdann, meinen ſie, werden ſie wieder ein großes Volk ſein, das weder Man— gel, noch Sorge habe. In einem früheren Briefe) erwähnte ich den Rocky del Creek, in der am Ufer dieſes Flüßchens ſich befindlichen Höhle mit Ma— lereien. Am meiſten in's Auge fallend ſind daſelbſt die religiöſen Darſtellun— gen von Montezuma, dann aber auch eine beſondere Art Klapperſchlange, die nach der Ausſage der Indianer im Meere lebt; ſie ſei ſo lang, daß man die Länge nicht angeben könne, ſo dick, wie viele Männer zuſammen, und wenn ſie ſich fortbewege, ſo geſchehe es in ungeheuern Bogen. Die Pueblos ver— ehren dieſe Schlange als eine Gottheit und ſchreiben ihr die Macht über Waſ— fer und Regen zu. Außer Ackerbau treiben die Pueblos Tauſchhandel mit den Comanches und Apaches, und mit anderen wilden, den Weißen gefährli— chen Stämmen, doch weiß ich nicht genau anzugeben, ob eine Art Stamm— verwandtſchaft das freundliche Benehmen der Prairie-Indianer gegen die Pueblos aufrecht erhält. Wir haben täglich Pueblos in Albuquerque 2), die Aepfel und Weintrauben zum Verkauf bringen. Den 23. November. Die Stadt Juni am weſtlichen Abhange der Rocky mountains an dem Flüßchen Juni iſt eine Pueblo-Anſiedlung, wie fie viel- leicht vor Jahrhunderten ſchon geweſen iſt, von kleinem Umfange. Sie iſt dennoch ſehr bevölkert, indem die Pueblos, anſtatt den Umfang zu vergrö— ßern, immer in die Höhe bauen und die Stadt ſchon bis zu ſieben Stock— werken erhöht haben, und auf einem kleinen Hügel in einer von hohen Fel— ſen umgebenen Ebene liegend, gewährt die Stadt, von der Nordſeite geſehen, einen intereſſanten, man kann ſagen hübſchen Anblick. Trotzdem wir in der Nähe von Juni mehrere Tage ſtill lagen, ſo befriedigten wir unſere Neugier nur in ſoweit, daß wir beobachtend durch die Straßen ritten, denn die in den ſo ſtark bevölkerten Häuſern herrſchenden Blattern hielten uns ab, von der großen Gaſtfreundſchaft dieſer freundlichen Leute Gebrauch zu machen. Sie trugen das Unglück der Blattern ziemlich philoſophiſch, ſagend, daß der Gott, der ſie ſterben ließe, ſchon wieder der gräßlichen Krankheit Einhalt thun würde. Ich bedauerte ſehr, bei der Zeit meiner Anweſenheit auf dieſe Weiſe nicht mehr von ihren Religionsgebräuchen erfahren zu konnen; Adler und 1) Der Brief iſt uns nicht zugegangen. G. 2) Albuquerque iſt der von Aubrey (S. 209) erwähnte und ebenfalls auf der linken Seite des Rio Grande, hart an demſelben und ſüdlich von St. Domingo gele— gene Ort, von dem Simpſon auch einige Nachrichten mittheilt (S. 134). G. 236 Miscellen: gezähmte Turkeys (Puten) ſchienen bei ihnen geheiligte Vögel zu fein, man ſah dieſelben von weitem in den hochgelegenen Straßen herumſpazieren. Viele Albinos, die ich ſonſt nie bei den andern Pueblos bemerkte, ſind bei dieſen Juni-Indianern. Ich bemerkte mehrere derſelben mit weißem Haar und ro— then Augen, war indeſſen nicht im Stande, einen derſelben habhaft zu wer— den, um ihn abzuzeichnen. Ungefähr acht Meilen ſüdlich von der Stadt beginnen hohe Felſenketten, ſich gegen Süden erſtreckend, von denen einzelne durch ihre höchſt ſonderbare Formation vielleicht Urſache geweſen ſind, daß die Indianer dort ihre gehei— ligten Plätze aufgeſchlagen haben. Die meiſten derſelben liegen auf einer ho— hen, mit Cedern bewachſenen Plattform; einige hingegen an den Quellen und Flüßchen, deren es dort ſo viele giebt, und die den Pueblos hinreichend Waſ— ſer bieten, um in vielen der Thäler hinlänglichen Ertrag an Korn und Früchten zu erzielen. — Eine ſolche geheiligte Quelle iſt mit einer von Felsſtein auf— geführten Mauer umgeben, und die zum Bewäſſern der nahen Gärten ge— brauchten großen runden Töpfe werden nach dem Gebrauch oben auf die Mauer geſtellt und ſcheinen zu weiter nichts benutzt werden zu dürfen; die auf den Felſen befindlichen Altäre ſind von äußerſt eigenthümlicher Zuſam— menſetzung. Künſtlich ausgeſchnittene Brettchen, Flechtwerk von Weiden, kleine Stäbe mit Federn, ſind in einer ſo merkwürdigen Ordnung zuſammengeſtellt, daß ich es nur durch eine Skizze, die ich aufnahm, näher zu beſchreiben im Stande bin; ganze Haufen verwitterter Stäbchen mit Federn, ſowie ausge— ſchnittene Brettchen, zeugen davon, wie uralt dieſe Einrichtungen und die da— mit verbundenen Gebräuche ſein müſſen. Der uns führende Indianer wollte uns durchaus nicht geſtatten, ſelbſt verwitterte Kleinigkeiten mitzunehmen, ſo daß wir auch durch Geſchenke und Geld dies nicht erlangen konnten. Als wir dieſen Ort verließen und uns dem ſteilen Felſenpfade näherten, blieb der Indianer einige Schritte zurück und, etwas Mehl aus einem kleinen ledernen Beutel nehmend, ſtreuete er daſſelbe nach allen Richtungen in den Wind, indem er eine Art Gebet dabei murmelte, und aus der Art und Weiſe, wie er ſich nachher darüber erklärte, entnahmen wir, daß er den Platz dadurch reinigen wollte, um Mißwachs vor- zubeugen. Dieſe Plattform war an 800 Fuß hoch, und an allen Seiten von unerſteiglichen Felſen begrenzt, die aus Sandſtein beſtehend, durch die Atmoſphäre und Waſſer zu den wunderlichſten Figuren gebildet waren. Nahe dem Hauptfelſen ſieht man mehrere ſteil und hoch ſich erhebende Säu— len, deren zackige Spitzen wie Thiere oder Menſchen ausſehen, und eine die— ſer Säulen hat zu einer beſtimmten Sage Anlaß gegeben, indem die obenge— nannten Zacken in der Ferne durchaus zwei menſchlichen Figuren gleichen 1). 1) Die mannigfach und zum Theil ſehr ſonderbar geſtalteten Formen der iſolirten Sandſteinfelſen in den ebenen Landſtrecken weſtlich vom Miſſiſippi bis zu den Rocky Das Steinkohlenbecken im Altai. 237 Die Sage lautet: „In uralten Zeiten wurden die Pueblos von einer gro— ßen Ueberſchwemmung heimgeſucht, und alle flüchteten ſich aus dem Thal auf dieſe hohe Plattform; die Noth war groß, und man beſchloß, dem Waſſer einen Jüngling und eine Jungfrau zum Opfer zu bringen; dieſelben wurden alſo hinunter in's Waſſer geſtürzt, doch gingen ſie nicht unter, trieben in ſte— hender Stellung an den Felſen, und, wie das Waſſer ſich ſchnell verlief, ver— ſteinerten die Beiden und ſind noch heute das Denkmal der Rettung des Juni» Stammes von dem Waſſer-Untergange.“ Das Steinkohlenbecken im Altar. Das Steinkohlenbecken des Altai liegt mit ſeinem öftlichen Theile zwi- ſchen den Bergketten Alatäu oder Zatomsk und Salair; feine ſuͤdliche Grenze befindet ſich in einer Entfernung von 50 — 60 Werft von der Stadt Kuz- netsk. Der Fluß Tom trennt daſſelbe in zwei Theile, und man darf mit Wahrſcheinlichkeit annehmen, das es ſich ſogar bis zur Stadt Tomsk erſtreckt. Hiernach würde das ganze Becken eine Länge von 400 bei einer Breite von 100 Werft haben, was eine Oberfläche von 40000 Werft ergiebt. Im Gan- zen iſt daſſelbe noch wenig ausgebeutet. Die große Menge der in der hieſigen Gegend befindlichen Wälder, wodurch die Thätigkeit der benachbarten Hütten— werke geſichert iſt, hatte die Aufmerkſamkeit der Localbehörden lange von die— ſem Geſchenk der Natur abgelenkt. Die Wälder wurden jedoch theils durch die Hüttenwerke, theils auch durch das häusliche Bedürſniß der Bevöl— kerung erſchöpft, und die Zunahme der letzten erheiſchte neues, urbar zu ma⸗ chendes Land für den Ackerbau und zu Wieſen. Bis dahin hatte die Wohl— feilheit der Beſchaffung und der billige Transport der Holzkohle nach den Werkſtätten dieſer den Vorzug vor der Steinkohle geſichert; die Zukunft des Landes veranlaßte aber endlich die Behörden, Maßregeln zur Aufſuchung und Ausbeutung der den Gruben des Altai nächſten Steinkohlenlager zu ergrei- fen. Zu dem Zweck ward eine Specialcommiſſion unter Oberaufſicht des Capitain Bykoff ernannt und derſelbe mit der Ausbeutung der Lager beauf— tragt. Die Commiſſion unterſuchte in der Nähe der Tomsker Quellen 37 Ablagerungen, die ſelbſt in ſchiefrigem Thon oder Kohlenſandſtein einge— ſchloſſen ſind. Der Sandſtein iſt ſehr verſchieden, theils quarzig, theils tho— mountains find öfters Gegenſtand der Verwunderung der Reiſenden in dieſen Gegen: den geweſen. Sie erinnern ganz an die wunderbaren Geſtalten der bekannten Kreide⸗ ſandſteinfelſen von Adersbach in Böhmen, der Karlsberge im Glaziſchen und in der fo: ſogenannten ſächſiſchen Schweiz. Simpſon giebt in einigen Tafeln Vorſtellungen da⸗ von (Taf. 28, 43, 56, 57, 58). G. 238 Miscellen: nig oder glimmerreich. Seine Farbe und Dichtigkeit, ſowie ſeine Lagerungs— verhältniſſe, find ebenfalls ungleich. Alle Steinkohlenlager des Altafbeckens an den Abhängen des Salair und Alatäu und längs der Flüſſe Tchoumykha, Kondoma, Mraſſ und Tom haben ein ausgedehntes Kalkſteinterrain zur Baſis. Die Mächtigkeit der von Capitain Bykoff's Expedition unterfuchten Lager, ſowie die Beſchaffenheit der Kohle ſelbſt ſind endlich auch ſehr verſchieden. Einige Lager haben nur einige Werſchocks Dicke, andere find 1— 3 Saſchéns mäch— tig); auf dem rechten Ufer des Mraſſ, 106 Werft von den Werkſtätten von Tomsk, fand man ſogar ein Lager von 5 Saſchéns Stärke. An einigen Stellen traf man nur ein Lager, wogegen andere Punkte zwei, drei und noch mehr Lager enthielten. Auf dem linken Ufer des Tom, 53 Werſt von der Werk— ſtätte von Tomsk, entdeckte man ſogar zehn zuſammenhängende Lager, welche mit ſchieferigem Thon und Sandſtein wechſelten. Die Ausdehnung der La— ger iſt nicht genau beſtimmt, doch giebt es einige, die auf eine Erſtreckung von 200 Saſchénen Länge erkannt wurden. Die Steinkohlen des Altar find im Allgemeinen wenig harzig und gehören größtentheils zu den trockenen Kohlen; einige enthalten ſo wenig flüchtige Beſtandtheile, daß ſie ſich ſchon dem Anthracit nähern. Durchſchnittlich ergaben fie 2 — 4 Proe. Aſche. Außer durch Bykoff's Expedition wurden noch andere Unterſuchungen in den ſchon bekannten Feldern, nahe den Gruben von Salair unternommen. Die von dem Oberſtlieutenant Freſe befehligte Abtheilung entdeckte eine neue und ausgedehnte Lagerung 6 Werft NO. vom Dorf Batſchatskoie. Die Unterfus chung dieſer Ablagerung wird noch fortgeſetzt, und man wird mit deren Kohle Verſuche Behufs der Schmelzung von Silbererzen anſtellen. Im Allgemeinen beträgt die im Laufe des Jahres erforſchte Oberfläche nicht die Hälfte des Altaibaffins, und es iſt nicht zu bezweifeln, daß deſſen andere Theile die Subſtanz ebenfalls in Fülle enthalten werden. Aber erſt großar- tigere Ausbeutungen, ſowie Verſuche mit der Kohle zum Verſchmelzen der Erze und ökonomiſche Berechnungen, vermögen zu zeigen, bis zu welchem Grade die Steinkohle den Werkſtätten im Altai als Erſatz für Holzkohlen dienen kann. Unzweifelhaft ift jedoch, daß in allen Fällen die Kohlenlager des Altafbeckens ſowohl den Hüttenwerken, als dem Lande ungeheure Vortheile gewähren wer— den. Ihr Reichthum und ihre günſtige Lage ſind dafür ſichere Bürgen. Der das Baſſin theilende Tomfluß bietet nämlich zum Transport bis in das Herz von Sibirien ſowohl der Steinkohlen, als auch derjenigen Landesproducte, welche man mit Hilfe der Kohlen herſtellen kann, den beſten Weg dar. (Jour- nal de St. Petersbourg. Supplement 1854.) ) Ein Werſchok ift vs der ruſſiſchen Klafter (Saſchen), und dieſe wieder 7 engliſchen oder 63 rheiniſchen Fuß gleich. Gumprecht. Sitzungsbericht der Berliner geographiſchen Geſellſchaft. 239 Sitzung der Berliner Geſellſchaft für Erdkunde am 5. Auguſt 1854. Es wurde als Geſchenk des Verlegers vorgelegt: Ulrich Jasper Seetzen's Reifen durch Syrien, Palaſtina, Phoͤnicien u. ſ. w. Berlin bei G. Reimer. 1854. — Herr Ritter ſprach in einem Vortrage ſeine Freude über das Erſcheinen dieſes Werkes aus, welches einen bleibenden Werth be— ſitzt. Er ſchilderte die Reſultate, welche man aus demſelben, in Verbindung mit den Berichten früherer und ſpäterer Reiſenden, zu erlangen im Stande ſein wird, und zeigte zugleich die mannigfachen perſönlichen und ſachlichen Schwierigkeiten, welche der Herausgeber überwinden mußte, ehe das Werk erſcheinen konnte, wodurch die um faſt 50 Jahre nach dem Tode des Rei— ſenden verſpätete Publication erklärt wird. Der Vortragende gab eine kurze Beſchreibung des Lebens und Wirkens Seetzen's und führte den Plan an, nach welchem das begonnene Werk bearbeitet und vollendet werden wird. — Herr von Ledebur hielt einen ausführlichen Vortrag über die ethnogra— phiſchen, insbeſondere die mexicaniſchen Schätze des hieſigen Königlichen Mu— ſeums. Er zeigte, wie man einerſeits aus den dort aufgefundenen Reſten ganzer Gebäude auf die Völker geſchloſſen habe, von denen dieſelben ur— ſprünglich erbaut worden ſind; andererſeits führte er eine große Anzahl vor— handener einzelner Bildwerke an, welche ähnliche Schlüſſe zulaſſen. Es folge hieraus mit großer Wahrſcheinlichkeit, daß bereits vor der Eroberung Me— xico's durch die Spanier die Chineſen über das Stille Meer dahin gelangt ſeien, und indem der Vortragende den Fundort und die Bedeutung der ein— zelnen Bildwerke angab, nannte er zugleich die Namen der Männer, deren Bemühungen das Muſeum dieſe Schätze verdankt. Dieſes beſitzt nur ächte Idole, während der Redner erwähnte, daß in der neueren Zeit die Induſtrie ſich der Anfertigung nachgemachter Idole zugewendet habe. — Herr Dove zeigte eine größere Anzahl neu erſchienener Werke vor, von denen insbeſon— dere zwei: Matériaux pour servir à l’etude des glaciers publies par Henri Hoyard et Dollfuss -Ausset, und: Coup d’oeil sur le terrain erra- tique des Vosges par Henri Hoyard 1848 hervorgehoben werden müſ— ſen, indem ſie Herrn Dove Veranlaſſung gaben, über die verſchiedenen Theo— rieen, welche zur Erklärung der Erſcheinungen der Gletſcher und der erra— tiſchen Bloͤcke aufgeſtellt worden find, ausführliche und kritiſche Bemerkungen zu machen, wobei er an die in der neueren Zeit aufgefundenen und von Rink geſchilderten Erſcheinungen der Eisfelder in Grönland erinnerte. Eine Reihe 1) Siehe in Beziehung auf dieſe Anſichten die neueren ganz davon abweichenden von J. Ruſſell Bartlett und Squier in dieſer Zeitſchrift III, 135 — 165. G. 240 Sitzungsbericht der Berliner geographiſchen Geſellſchaft. ſchön ausgeführter Anſichten verſchiedener Gletſcher von Dollfuß wurden vorgezeigt. Zum Beſchluß ſprach Herr Dove über das Werk von Dr. Hall— mann: Ueber die Temperatur der Quellen, wovon bis jetzt der erſte Theil erſchienen iſt. Aus den mehrere Jahre hindurch fortgeſetzten Beobachtungen des Verfaſſers auf dem Marienberge bei Boppard geht dasjenige mit Be— ſtimmtheit hervor, was man ſchon vorher theoretiſch behauptet hatte, daß nämlich die Temperatur der Quellen nicht eine beſtändige, ſondern eine ver— änderliche iſt, je nachdem der Winter ſtreng oder gelinde war. Im erſten Fall iſt die Temperatur der Quellen höher, im anderen niedriger, worüber der Vortragende vollſtändig Auskunft ertheilte. ve WE 1 allgem. Erdkunde Bd III. I Berlin. K * in & a wor arrhe Pa ut >: | ah: (ud. den wehrtte An, tiers aaf dem er ei herver, woda Ts All- Bie Neapel de . mbrilliche 1 PR ade 5 i Wi 0 1 el den Ne Dunne 1 beten ber Kius,T A & ne Ye ai: 2 % N er * r 16411 Wichtaß 1 00 Herr Son b ur Iouierralur der uellen, woran‘ | b » ur hineurd Krane F Bevend 1 Wai * iber ſhrorctiſch pan — En * 2 £ 2 5 * 5 3 ==. “mn abs Ä Cap Nord + 225 * gp ) 5 — SKIZZE DER) MEERIESSTRÄMUNGEN, nördlichen Theile des atlantischen Oceans cap C rw „eng Kara ‚Sept. u. Ort 1864 gun Grönland Spt m. lie 184 gan Grönlund. «Mi 1996 nach Grönland Uni 1845. Flora ‚nach hund Mai 1993 Hum, hen land War lis Mercurias nach Inland. Hug. Sent dals b von Inland want ılurch ad viele Tahlm irre su führen ‚ist diefe Heise ane Grad 'närsllicher als in der Wirklichkeit get Im Verlage von georg Reimer in Berlin che N Ulrich Jasper Seetzen’ 8 Reisen N durch | i : r Syrien, Palästina, Phönicien, die Transjordan- Ban, 525 8 Arabia Place und Unter- Aegypten. Be. Herausgegeben und commentirt 2 von | Professor Dr. Fr. Kruse { ; in Verbindung mit 1 Prof. Dr. Hinrichs, Dr. 6. Fr. Hermann Müller B und mehreren anderen Gelehrten. E 7 Erster und zweiter Band. Geh. 4 Thlr. 15 Sgr. ee he in ö Pe, 8 N 5 e r le Phyſik der Erde. Ein Handbuch Er für 4 DT “8 Lehrer und Schüler der höheren Bildungsanſtalten, ſo wie für ben a Gebildeten, faßlich dargeſtellt und nach den neueſten Quellen | * bearbeitet von A. b. Teichmann, ee in der Königlich Preußiſchen Artillerie und Mitglied der phyſikaliſchen = in Berlin. Mit 9 theilweis colorirten Tafeln. Geh. 1 Thlr. 20 Sgr. 4 * Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin, Grünſtr. 18. . Rrterigung der Beruf für rd unde zu Berlin und unter beſonderer Mitwirkung von 5 w. Dane, C. 5 Ehrenberg, Y. aper und 55 Ritter in Berlin, * Andree in Bremen, A. Petermann in Gotha und 2. €. wee a in Göttingen, Seshndg egeben von Dr. T. E Gumprecht. Dritter Band. Viertes Heft. Bevliu. Verlag von Dietrich Reimer. 1854. Inhalt. M. Willkomm: Das Königreich Algarve. (Hierzu Taf. V.) A. Berg: Ueber die en RN von RR Aler. von 1 boldt > 2 ; Miscellen. T. Solly: Ueber ein neues Inſtrument, um auf Reifen kleine Höhen zu meſſen Gumprecht und €. arten Die Landschaft Adam ind be Bevofner auf der Weſtküſte Sumatra’s . 5 Gumprecht: Seu⸗Ke⸗Pü's Geſchichte 5 Geographie fremder Völker Sitzung der Berliner Geſellſchaft für Erdkunde am 2. September 1854 Von dieſer Zeitſchrift erſcheint jeden Monat ein Heft von 4 bis 5 Bogen mit Karten und Abbildungen. Der Preis eines Bandes von 6 Heften, welche nicht getrennt abgegeben werden, iſt 2 Thlr. 20 Sgr. Seite 241 307 315 318 323 327 ur 7 IX. Das Königreich Algarve. (Hierzu Taf. V.) Wenige Theile Europa's dürften den Namen einer terra in- eognita mit ſolchem Rechte verdienen, wie dasjenige Land, welches den Gegenſtand der folgenden Skizzen bildet. Der Umſtand, daß Al— garve keine einzige weder in commercieller noch in irgend einer ande— ren Beziehung bedeutende Stadt beſitzt, daß ſich an ſeinen Küſten kein für große Schiffe zugänglicher Hafen befindet und daß ſein Inneres bei aller ſeiner hohen landſchaftlichen Schönheit doch keine Sehenswür— digkeiten von beſonderer Anziehungskraft, wie etwa ein majeftätifches Hochgebirge oder einen Vulcan, birgt, mag die Urſache von der Vergeſſen— heit ſein, in welche dieſes kleine Königreich ſeit der Zeit, wo es auf— gehört hat, eine bedeutende Rolle in der Geſchichte zu ſpielen und ſich kräftig und einflußreich am Weltverkehr zu betheiligen, d. h. ſeit mehr als drei Jahrhunderten, gerathen iſt. Dieſe Nichtbeachtung iſt aber eine im hoͤchſten Grade ungerechte, da Algarve nicht allein zu den fruchtbarſten, bevölkertſten und am beſten angebauten Landſtrichen der iberiſchen Halbinſel gehört, ſondern auch ungemein anmuthige und ma— leriſche Gegenden in ſeinem unbekannten Innern birgt, und von einem intereſſanten, an eigenthümlichen Sitten reichen, fleißigen und biedern, wenn auch unwiſſenden und rohen Völkchen bewohnt wird, Dinge, derenwegen jener Theil Portugal's es wohl verdient, öfter von Rei— ſenden beſucht zu werden, als es bisher geſchehen iſt. Zu den weni— gen deutſchen Reiſenden, welche in Algarve geweſen ſind, gehört auch der Verfaſſer der folgenden Schilderungen. Wenn derſelbe auch nur kurze Zeit (drei Wochen im erſten Frühlinge von 1846) in jenem Ländchen verweilen konnte, ſo fand er während ſeines Aufenthaltes Zeilſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 16 242 M. Willkomm: doch reiche Gelegenheit, ſich eine klare Einſicht in die Zuſtände, beſon— ders in die phyſikaliſche Geographie deſſelben, zu verſchaffen, indem er ganz Algarve mehrmals in verſchiedenen Richtungen durchkreuzte und die Bekanntſchaft mehrer gebildeter und über ihr Vaterland wohl un— terrichteter Perſonen machte. Er glaubt deshalb im Stande zu ſein, ein anſchauliches und wahrheitsgetreues Bild von Algarve und deſſen Bewohnern zu entwerfen, und das Dunkel zu zerſtreuen, in welches jener fernſte Südweſten Europa's, namentlich rückſichtlich feiner phyſi— kaliſchen Geographie, gehüllt iſt. In dieſer Abſicht ſind die folgenden Schilderungen geſchrieben worden, deren erſte Abtheilung vorzüglich auf eigener Anſchauung beruht, die zweite dagegen der Hauptſache nach ein Auszug aus der trefflichen, außerhalb Portugal noch wenig ge— kannten, im Jahre 1841 zu Liſſabon erſchienenen „Corografia ou memoria economica, estadistica e topografica do reino do Al- garve‘ des gelehrten und verdienſtvollen Algarbier's Joao Baptifta da Silva Lopes iſt. Derſelbe Verfaſſer hat ein Jahr ſpäter auch eine, wie es ſcheint von ihm ſelbſt entworfene Karte ſeines Vaterlan— des in großem Maßſtabe herausgegeben. Dieſe hat jedoch einen viel geringeren Werth, als die „Corografia“, indem ſie nichts weniger, als ein naturgetreues Bild von Algarve liefert. Die Ortſchaften, Berg— namen u. dgl. find allerdings ſämmtlich darauf eingetragen, allein die Karte iſt falſch orientirt!) und die Gebirgsdarſtellung eine jo total verkehrte, daß ſich Niemand nach dieſer Karte einen richtigen Begriff von den orographiſchen Verhaͤltniſſen Algarve's machen kann. Ja, nicht ſelten ſteht die graphiſche Darſtellung der Karte mit den voll— kommen richtigen Angaben der „Corografia“ in geradem Widerſpruch ?). ) So iſt z. B. der Serro de S. Miguel oder Monte Figo auf der Karte in 37° 5 40“ geſetzt, während er nach Tofiüo’s und Franzini's Beobachtungen, und wie auch in der Chorographie S. 29 ausdrücklich bemerkt wird, unter 379“ 42“ liegt! Das Cap S. Vicente liegt nach Tofino- und Franzini unter 372“ 54“ Breite, und genau dieſelbe Breite giebt Lopes auf S. 24 der Chorographie an. Dennoch ſteht das Cap auf der Karte blos in 371 20“, und daher die Ponta de Sagres im Süden des 37. Grades, während ſie in der Wahrheit nördlich vom 37. Grade liegt. Dieſe wenigen Notizen werden die völlig falſche Orientirung dieſer neuen Karte zur Genüge beweiſen. 2) So z. B. ſcheint Villa do Bispo nach der Karte auf dem abgeplatteten Kamme eines hohen Gebirges zu liegen und die Gegend dort mindeſtens ebenſo ge— birgig zu fein, wie um Monchique, während in der Wirklichleit jene Gegend, wie auch c Das Königreich Algarve. 243 Der Fertiger dieſer Karte hat offenbar mit großer Flüchtigkeit gearbei— tet und gar kein klares Bild von der Dispoſition der Gebirge gehabt, was ſehr zu bedauern iſt, da der große Maaßſtab der Karte eine ſehr detaillirte und anfchauliche Darſtellung der Terraingeſtaltung erlaubt haben würde. Die zahllofen Fehler, welche der Verfaſſer dieſes Auf— ſatzes nur auf den von ihm ſelbſt bereiſten Routen entdeckt hat, müſ— fen ihn naturlich mit großem Mißtrauen gegen alle Angaben dieſer Karte erfüllen, und er hält daher eine von ihm ſelbſt und früher, als ihm die Karte von Lopes zu Geſicht kam, entworfene Karte von Al— garve, welche er ſich erlaubt hat, dieſem Aufſatze, des leichteren Ver— ſtaͤndniſſes halber, beizugeben, für richtiger, wenigſtens hinſichtlich der aſtronomiſchen Poſitionen und der orographiſchen Darſtellung. Zu Grunde gelegt iſt dieſer Karte die „Karte des iberiſchen Halbinſellandes“ von Berghaus, ein anerkanntes Meiſterwerk, welches hinſichtlich des Kü- ſtenumriſſes genau auf die corrigirten Poſitionsbeſtimmungen von To— fino und Franzini baſirt iſt. Erſte Abtheilung. Phyſikaliſche Geographie von Algarve. Geographiſche Lage, Geftalt, Grenzen, Ausdehnung und Areal. — Algarve, die ſüͤdlichſte und kleinſte Provinz von Por— tugal, liegt zwiſchen 36° 55 36“ und 3733“) Breite, ſowie zwi— ſchen 9° 35’ und 11° 19'5” weſtlicher Länge von Paris. Es bil— det einen in der Richtung der Parallelkreiſe ſich erſtreckenden Streifen Landes, welcher gegen Morgen an die Provinz Alem-Tejo, gegen Oſten in der Chorographie ausdrücklich bemerkt wird, blos ein hügeliges Plateau iſt. Daß Monchique zwiſchen zwei hohen Bergkuppen, der Foia und Picota liegt, kann man auf der Karte ebenfalls nicht wahrnehmen. Endlich iſt der von der Natur ſo ſcharf ausgeſprochene und auch in der Chorographie überall berückſichtigte Unterſchied der „Serra“ oder des eigentlichen Gebirges, und des „Barrocal“ oder des algarve'ſchen Hügellandes, auf der Karte auch nicht im Entfernteſten angedeutet. Wer Algarve kennt, wird ſich in dieſer Karte nur ſchwer zurecht finden können. ) Silva Lopes ſetzt den nördlichſten Grenzpunkt Algarbiens bei Espirito ſanto in feiner Chorographie (S. 20) in 37 25’, auf feiner Karte in 37° 30“ Ich habe mich auch hier nach den Karten von Berghaus und A. Donnet gerichtet. 16 * 244 M. Willkomm: an den Guadiana, gegen Süden und Weſten an den atlantiſchen Ocean grenzt. Seine nördliche Grenze wird im Weſten durch den Fluß Odeseire, im Oſten und beinahe zur Hälfte durch den Fluß Vascao gebildet. Zwiſchen den Quellen beider Flüſſe bewirken die höchſten Kuppen der Serra de Monchique und die Giebellinie der S. da Mez— quita und S. do Malhao, oder mit anderen Worten die Theilungsli— nie zwiſchen den gen Norden theils unmittelbar in den Ocean, theils in den Sado und Guadiana und den gen Süden in das Meer flie- ßenden Gewäſſern die Scheidung von Alem-Tejo. Der nördlichſte Punkt liegt öſtlich von dem zu Alem-Tejo gehörigen Dorfe Espirito ſanto, der ſüdlichſte iſt das Cabo de Santa Maria bei Faro, der öſt— lichſte die Ponta de Santo Antonio, d. h. der weſtliche Grenzpunkt der Guadianamündung, der weſtlichſte das Kap S. Vicente. Der größte Längendurchmeſſer, von dem genannten Vorgebirge bis zur Spitze des heiligen Antonius, beträgt = 203 geogr. Meilen (27 portugieſiſche Leguas), der größte Längendurchmeſſer, vom Cabo de S. Maria bis an den Vascào 72, die geringfte, vom Eingange in die Ria von Vil— lanova de Portimäo bis auf den Gipfel der Picota, 3 geogr. Meilen. Das Areal wird von Franzini zu 160 Quadratleguas, von Ebeling zu 99,22 geogr. Quadratmeilen angegeben ). Lopes erwähnt über den Flächeninhalt nichts. Geſtaltung und Zuſammenſetzung des Bodens. Al— garve zerfällt naturgemäß in drei parallele Streifen, welche ſo ſcharf charakteriſirt ſind, daß ihre Verſchiedenheit Jedermann in die Augen ſpringt. Dieſe drei Streifen ſind der Küſtenſtrich, vom Volke „a beira— mar“ genannt, das denſelben gegen Norden begrenzende Hügelland, „a barrocal“ und das dahinter emporſteigende Gebirge, „a serra“, welches Algarve von Alem-Tejo ſcheidet und daher von den Geogra— phen als „algarbiſches Scheidegebirge“ bezeichnet worden iſt. Der nirgends eine Meile breite, ebene oder von unbedeutenden Hügeln und Höhen durchzogene Küſtenſtrich iſt im Weſten 2— 300“ über das Meer erhoben und bildet folglich ein Plateau. Am Meer endet dieſes Plateau plötzlich, wie abgebrochen, und daher erſcheint die ) Vgl. auch Balbi, Essai statistique sur le royaume de Portugal et d' Al- garve. Tom. I. p. 67. u Das Königreich Algarve. 245 Weſtküſte Algarve's überall von einer hohen, zackigen, wild zerriſſenen und unzugänglichen Felſenmauer umgürtet. Dieſe Felſenmauer, welche nur wenige Landungsplätze darbietet, nämlich nur da, wo ſie von den aus dem Innern kommenden Gewäſſern durchbrochen worden iſt, er— ſtreckt ſich nordwärts bis jenſeits des Kap's von Sines, das eine weit in's Meer vorſpringende Landzunge von dreieckiger Geſtalt bildet. Von dem noch zu Alemtejo gehörigen Kap Sardäo an erſtreckt ſich die Küͤſte bis zum Kap S. Vicente von NN O. nach SS W., ohne bedeutende Vorſprünge und Buchten zu bilden. Anders verhält es ſich mit der Suͤdküſte. Dieſe iſt bis gegen Valonga hin, d. h. ungefahr zur Hälfte, ebenfalls von einer ſolchen Felſenmauer umgürtet, wie die Weſtküſte, indem auch hier der Küſtenſtrich aus einem Plateau beſteht, aber um Vieles zugänglicher, weil ſie in zahlloſe kleine Buchten, Spitzen und Vorgebirge zerſchnitten iſt!). Die größten Buchten (enseadas) find die von Beliche, Sagres, Almandra, Figueira und Almadena. Zwiſchen dem Kap S. Vicente und Lagos beſitzt die Küſte durchſchnittlich eine Höhe von 300“, und bietet daher von der See aus einen impoſan— ten Anblick dar. Dieſe hohe Felſenküſte endet im Süden von Lagos mit der Ponta da Piedade. Zwiſchen ihr und dem Kap Carvoeiro befindet ſich die weite Bai von Lagos, in welcher die beſten und am leichteſten zugänglichen Ankerplätze Algarbiens, nämlich die Häfen von Lagos und Villanova de Portimäo liegen. Zwiſchen Lagos und der fünftehalb Meilen weiter oſtwärts gelegenen Stadt Albufeira iſt die Küſte zwar auch noch hoch, doch nicht mehr allenthalben mit einer ſenk— rechten Felſenmauer eingefaßt, indem ſie mehrere Buchten beſitzt, deren Ufer blos aus einem flachen, ſanft anſteigenden Strande beſtehen. Da— hin gehören vorzüglich das zwiſchen Lagos und der Ponta dos tres irmäos befindliche Küſtenſegment, wo die Flüſſe von Lagos und Alvor münden, ferner die Bucht, welche den Eingang zu der Ria von Villa— nova bildet und die ſchöne Bucht von Pera. Bei Albufeira erreicht die Felſenmauer der Küſte nochmals eine Höhe von 300“; dann aber nimmt die Küſte ununterbrochen an Höhe ab. Schon bei Valonga ) Von dem Gipfel der Foia aus überſieht man die Felſenküſten Algarbien's in allen ihren Einzelnheiten, wie auf einer Landkarte, und ſchon da bemerkt man, daß die Südküſte ungleich zerſchnittener, als die Weſtküſte iſt und keinesweges ſo ge— radlinig verläuft, wie ſie Silva Lopes auf ſeiner Karte dargeſtellt hat. 246 M. Willkomm: hört ſie auf mit ſenkrechten Felſen in's Meer hinabzuſtürzen, obwohl fie bis gegen Lourengo hin noch hoch und abſchüſſig iſt. Bei dem zu— letzt genannten Orte wird ſie ganz niedrig und bleibt es bis an die Mündung des Guadiana. Die intereſſanteſten Stellen der Felſenküſte ſind das Kap S. Vicente, die Ponta de Sagres, Ponta da Piedade und das Kap Carvoeiro. Das Cabo de Sao Vicente, im Alterthume Promontorium magnum genannt, iſt eine öde wüſte, nackte Felſen— zunge, die gegen ihr Ende hin ſo rauh und felſig ſein ſoll, daß man nur mit vieler Mühe darauf gehen kann *). Sie iſt beiderſeits von fürchterlich zerriſſenen, über 200“ hohen Felswänden eingefaßt, an de— nen das hier ſehr tiefe und dunkelfarbige Meer faſt fortwährend furcht— bar brandet 2). Der äußerſte Vorſprung des gen WS W. gerichteten Vorgebirges trägt ein Kapuzinerkloſter 8), welches auf drei Felſenke— geln ſteht, zwiſchen denen die Wogen des Meeres hindurchſchlagen. Bei ſtürmiſchem Wetter ſpritzt oft der Schaum der Brandung noch hoch über das Dach des Kloſters hinweg. Ein Leuchtthurm fehlt hier leider, weshalb ſchon viele Schiffe an dieſem Kap geſcheitert ſind. An der Weſtſeite des Vorgebirges ragt in einer Entfernung von 20 Klaf— tern ein Felſen aus dem Meere hervor, welcher o leixäo de S. Vi- cente (die Hinterlaſſenſchaft des h. Vincent) genannt wird. Die weit ausgeſchweifte Bucht von Beliche ſcheidet das Vorgebirge des hei— ligen Vincent von der 3 portugieſiſche Seemeilen (milhas) ſüdöſtlich davon gelegenen Ponta de Sagres. Dieſe bildet eine halbinſelartige, nach Süden vorſpringende, auf drei Seiten unzugängliche Felſenzunge von 800 Klaftern Länge, 160 Klaftern Breite und 200 Fuß Höhe, welche durch einen blos 75 Klafter breiten Iſthmus mit der Küſte zu— ſammenhängt. Auf ihr ſteht die kleine befeſtigte Stadt Sagres. Die ) Nach Link. S. deſſen Reiſebeſchreibung, Bd. II, ©. 184. 2) Von der Foia aus erfchien die röthlich gefärbte Landzunge des Cap's von einem weißen Schaumſtreifen umfäumt, und meine Begleiter ſagten mir, daß dies im- mer ſo ſei. ) Dieſes bereits im 14. Jahrhunderte geſtiftete und anfangs dem Mönchsorden der Hieronymiten anvertraute Kloſter wurde 1587 von den Engländern in Brand ge— ſteckt und gänzlich zerſtört. Später wieder aufgebaut, blieb es bis 1834 von Kapu- zinermönchen bewohnt. In Folge der in dieſem Jahre deeretirten Aufhebung der Mönchsorden ward auch dieſes Kloſter verlaſſen; ſeitdem befindet es ſich in halb ver— fallenen Zuſtande; ebenſo die in feiner Nähe gelegenen Batterien. Das Königreich Algarve. 247 Ponta da Piedade iſt der äußerſte ſenkrecht abgeſchnittene Vorſprung einer gegen 13 geogr. Meilen langen, ungemein maleriſch zerklüfteten Felſenmauer, welche die weſtliche Umgürtung der Bai von Lagos bil— det. Auf ihrem Scheitel ſteht eine Batterie und eine verfallene, der heiligen Jungfrau geweihte Kapelle. Drei geogr. Meilen öſtlich von ihr ſpringt das Kap Carvoeiro von der Küſte vor, eine kurze und ziemlich breite, von ſenkrechten Wänden umſchloſſene Felſenzunge. — Die Flachküſte Algarbien's iſt zwiſchen Faro und Olhäo, desgleichen an den Mündungen der Flüſſe von Fuceta und Tavira moraſtig; ſonſt beſteht ſie aus purem Flugſande, welchen gegen die Mündung des Gua— diana hin die Gewalt der Wogen und des Windes zu hohen Dünen emporgethürmt hat. Dieſe Küſte bietet überall Landungsplätze dar, aber freilich faſt nur für Fiſcherbarken, indem der Strand ungemein flach, das Meer daher auf eine große Entfernung vom Lande ſehr ſeicht iſt. Außerdem wimmelt dieſe Küſte von Sandbänken und Untiefen, ja zwiſchen der Mündung des Fluſſes von Loulé und Cacella liegen vor der Küfte eine Menge niedriger Sandinſeln, welche durch einen ſchma— len und faſt überall ſeichten Kanal von der Küſte und durch der Mehr— zahl nach ebenfalls ſeichte Barren von einander getrennt ſind. Dieſe eigenthümliche Bildung beginnt im Weſten von Faro mit der Land— zunge oder dem Ilheo da Barreta. Ein ſchmaler, jedoch ziemlich tie— fer Kanal, a Barreta genannt, ſcheidet den öſtlichen Vorſprung jener Landzunge von der Ilha dos Càes (Hundsinſel), deren ſüdlichſter Vorſprung das Cabo de S. Maria, den Cuneus der Alten, bildet, welches von Sandbänken umringt iſt und, da kein Leuchtthurm auf demſelben ſteht, ſchon manchem Schiffe den Untergang gebracht hat. Ein breiterer, aber ſeichterer Kanal, Barra nova genannt, befindet ſich zwiſchen der Hundsinſel und der Inſel des Forts S. Lourenco de Olhäo, welche ihrerſeits durch die Barra d'Armona von der gleichna— migen Inſel getrennt ift, die ſich bis an die der Mündung des Fluſ— ſes von Fuceta gegenüber liegende Barra de Fuceta erſtreckt. Dort beginnt eine ſchmale, aber gegen 3 geogr. Meilen lange Inſel, Areal d' Armagçao genannt, welche im Weſten von Tavira endet. Die Barra perdida ſcheidet dieſe Inſel von der letzten, die ſich bis gegen Cacella erſtreckt und durch den fchiffbaren Kanal der Barra de Tavira von der Küſte geſchieden iſt. Zwiſchen der Hundsinſel und der Küſte liegt 248 M. Willkomm: noch eine Anzahl anderer Inſeln, oder richtiger ein von ſchmalen Ka— nälen (esteiros) durchſchnittenes Moraſtland (alagadicos). Der ſchiff— bare Canal d'Olhao, welcher die Häfen von Olhäo und Faro in Ver— bindung ſetzt, ſcheidet dieſe Moräſte von der eigentlichen, ebenfalls von Strandfümpfen garnirten Küſte, während ein breiterer, aber minder tiefer Seearm, Rio de Faro genannt, welcher mit der Barra nova communicirt, ſich in nordweſtlicher Richtung mitten durch dieſelben hin⸗ durch nach dem Hafen von Faro erſtreckt. Der Küſtenſtrich beſteht faſt ganz und gar aus Sand; ja der zwiſchen den Mündungen des Guadiana und des Rio Quarteira be— findliche Theil iſt faſt nur aus loſem Flugſande zuſammengeſetzt. Zwi— ſchen Villareal und Tavira bildet dieſer Flugſand mächtige Dünen von abgerundeter Form, welche ſich beinahe eine Stunde weit landein— wärts erſtrecken und im Mondenſcheine von fern Schneehügeln täu— ſchend ähnlich ſehen. Weiter weſtwärts iſt mehr Thon und Lehm un— ter den Sand gemengt, weshalb das Terrain dort eine feſtere Beſchaf— fenheit beſitzt. Zugleich erhebt ſich der Boden allmälig, namentlich von Faro an, wo der Küſtenſtrich von flachen abgeplatteten Höhen— kämmen durchzogen erſcheint. Dieſelben laſſen aber die gleiche geognoſti— ſche Beſchaffenheit erkennen. Jenſeits des Fluſſes Quarteira wird der Küſtenſtrich immer höher und unebener, und von Lagos an iſt er, wie ſchon bemerkt, ein durchſchnittlich 200’ über das Meer erhabenes Pla— teau. Die Felſenmauer, welche die Küſte von Valonga an umgürtet, verdankt ihr Daſein offenbar der durch die Gewalt des Wogenſchla— ges im Laufe vieler Jahrtauſende bewirkten Verdichtung des thonig- ſandigen Bodens und der vom Meer herbeigeführten Schlamm-, Sand-, Geſchiebemaſſen, Mollusken- und Korallengehäuſen. Jene Felſen ſind nämlich durchgängig aus ſehr jungen Geſteinsmaſſen, welche ſich an vielen Küſten noch gegenwärtig bilden, zuſammengeſetzt. Unter denſel— ben ſpielen ein feinkörniger gelber Sandſtein, ein gröberes hellrothes Conglomerat und ein hellgrauer, von Reſten noch gegenwärtig in dem benachbarten Ocean lebender Muſcheln, Schnecken und Korallen wim— melnder Kalk die Hauptrolle. Alle dieſe Geſteine ſind ſehr weich, weshalb ſie von den Wogen des Meeres fortwährend zerſtört und aus ihren Trüm— mern von neuem aufgebaut werden. Von dieſer leichten Zerſtörbar— keit rühren auch die ſeltſamen, phantaſtiſchen Formen der einzelnen Fel— Ay c Das Königreich Algarve. 249 ſen und Klippen her, aus denen jene Strandmauer beſteht. Anders verhält es ſich mit der Felſenmauer der Weſtküſte. Schon die der Zunge des Kaps S. Vicente (wahrſcheinlich auch die Ponta de Sa— gres) beſteht nicht aus „Riffſtein“ oder jüngſtem „Meeresſandſtein“, ſondern aus einem bläulichgrauen Kalke, welcher auch einen großen Theil des „Barrocal“ oder Hügellandes zuſammenſetzt und entweder den juraſſiſchen Bildungen oder dem Kreidegebirge angehört. Der gänz— liche Mangel an zuverläſſigen Notizen über die organiſchen Ueberreſte, welche derſelbe jedenfalls umſchließt, macht es unmöglich, das Alter dieſes Kalkes zu beſtimmen; ſo viel aber ſcheint ſicher zu ſein, daß er zu den ſecundären Sedimentärgeſteinen gehört. Zwiſchen dem Kap und Villa do Bispo erſcheint dieſer Kalk von zahlreichen Baſalterup— tionen durchbrochen, welche abgerundete Hügel bilden. Nördlich vom Kap fängt ſehr bald ein ſchiefriger Sandſtein oder richtiger Grauwacken— ſchiefer an, welcher weiterhin mit Thonſchiefer abwechſelt. Dieſe beiden Geſteine, welche aus der ſiluriſchen Epoche der Uebergangsperiode zu ſtammen ſcheinen, bilden die geſammte Weſtküſte, die nichts anderes iſt, als die Baſis des algarbiſchen Gebirges, deſſen bei weitem größter Theil ebenfalls aus ſiluriſchen Schiefern beſteht. Das „Barrocal“ bildet einen eine halbe bis drittehalb Meilen breiten Streifen Landes und beſteht aus mehreren Parallelketten, von denen die nördlichſte die größte Höhe erreicht. Es iſt folglich von Sü— den nach Norden terraſſirt. Dieſe Terraſſirung ſpringt namentlich in ſeiner öſtlichen Hälfte in die Augen. Hier iſt es auch durch das Längenthal des Beliche, durch den mittleren Lauf des Sequa und durch das Thal des Algibre natürlich von der „Serra“ geſchieden, an de— ren höhere und anders geſtaltete Berge es ſich ſanft anlehnt. Das Hügelland iſt von allen Flüſſen, welche in der Serra entſpringen, durchbrochen; desgleichen ſind ſeine ſüdlicheren und niedrigeren Ket— ten von den Gewäſſern, die in der höchſten entſpringen, zerriſſen worden. Das Hügelland iſt daher außerordentlich zerſtückelt, ein Um— ſtand, der es ungemein erſchwert, ſich über den Verlauf und die Dispoſition ſeiner Ketten zu orientiren, welchem aber das Hügelland vorzugsweiſe ſeine Anmuth verdankt. Denn das Barrocal iſt voll der maleriſchſten Landſchaften und ohne Widerrede der ſchönſte Theil AL garbien's und einer der reizendſten und lieblichſten Landſtriche Europa's. 250 M. Willkomm: Seine bald kegelförmig, bald pyramidal, bald tafelförmig geſtalteten Berge beſtehen theils aus dem ſchon geſchilderten Kalke, theils und häufiger aus Conglomeraten, Sandſtein, Mergel, Kalktuff und ande— ren Sedimenten der Tertiärperiode, welche an den ſchrofferen Abhän— gen in maleriſchen Felſenpartieen zu Tage ausgehen. Das Barrocal erſtreckt ſich von dem Ufer des Guadiana bei Caſtro-Marim bis in die Gegend von Baräo de S. Joao nordweſtlich von Lagos. Die niedrigen Bergreihen, welche ſich weiter weſtlich landeinwärts erheben, müſſen aus geognoftifchen Gründen zur Serra gerechnet werden und werden auch vom Volke nicht mehr als zum Barrocal gehörig betrach— tet. Die größte Breite erreicht das Barrocal zwiſchen Faro und Que— renſa; am ſchmalſten iſt es in der Gegend von Villanova und Odiarere. Der höchſte Gipfel iſt der Serro de S. Miguel oder Monte Figo bei Moncarapacho, ein ſchöner Kegelberg von 2000’ abſoluter Höhe, wel— cher eine dem Erzengel Michael geweihte Kapelle auf ſeinem Abhange trägt. Sein Südabhang iſt ſehr lang und erſtreckt ſich bis Moncam— pecho, die übrigen Abhänge ſind bedeutend kürzer, beſonders der nörd— liche. Er beſteht aus demſelben Kalke, welcher das Kap S. Vicente bildet. Nächſt dieſem Berge, deſſen Gipfel eine reizende Ausſicht über das maleriſche Hügelland, die Küſte, das Meer und die düſtere Serra darbietet, dürften die vier Cabegas, zwiſchen denen Loulé liegt, beſon— ders die im Süden dieſer Stadt ſich erhebende und ebenfalls aus Kalk zuſammengeſetzte Cabega da Camara die größte Höhe beſitzen *). Während das Barrocal ſich durch heitere Anmuth und außeror— dentliche Abwechſelung in der landſchaftlichen Scenerie auszeichnet, hat die „Serra“ einen einförmigen, düſtern und ernſten Charakter. Sie beſteht nämlich zum größten Theil aus zahlloſen Wellenbergen, welche über und über mit immergrünem Gebüſch bedeckt ſind, das ihnen in der Ferne eine ſchwärzliche Farbe verleiht. Dieſes Gebirge, welches durchaus als die weſtliche Fortſetzung der Sierra Morena betrachtet werden muß, mit der es in jeder Hinſicht übereinſtimmt und von wel— cher es blos das Thal des Guadiana ſcheidet 2), iſt keineswegs eine ) Dieſe vier Berge, welche den reizenden Thalkeſſel von Loulé umſchließen, ſind auf der Karte von Lopes nicht einmal angedeutet, obwohl Platz genug dazu vor— handen geweſen wäre, und Lopes dieſelben anch in der Chorographie namhaft macht. Der Karte zufolge könnte man glauben, Louls liege in einer Ebene. 2) Die von Bory de St. Vincent aufgeſtellte Anſicht, daß das algarbiſche N U T ̃²ͤ l ee Das Königreich Algarve. 251 einfache Kette, wie es auf den Karten dargeſtellt zu werden pflegt, ſondern beſteht zur größeren Hälfte aus einer umfangreichen Gebirgs— gruppe. Das algarbiſche Gebirge beginnt am rechten Ufer des Gua— diana bei dem Salto do Lobo mit einer hohen Kette, welche als die un— mittelbare Fortſetzung des von dem genannten Strome zerriſſenen Haupt— gebirgszuges der weſtlichen Sierra Morena anzuſehen iſt. Dieſe aus zahlloſen Wellenbergen zuſammengeſetzte Kette erſtreckt ſich gen S W., nimmt von Stunde zu Stunde an Höhe zu und bildet endlich im We— ſten von Mertola ein wildes verwickeltes Berglabyrinth, deſſen culmi— nirende Kuppen gegen 5000 abſolute Höhe beſitzen mögen und jeden— falls zu den höſten Gipfeln des geſammten marianiſchen Syſtems ge— hören. Von dort aus ſetzt ſich die Kette weiter unter dem Namen Serra de Caldeirao fort, wird aber zugleich bedeutend niedriger. An der Grenze von Algarve, weſtlich von Ameixial, erhält ſie den Namen S. do Almirante und verſchmilzt bald darauf mit der bereits innerhalb Algarbiens gelegenen S. do Malhäo, die man, obwohl ſie ſich nicht durch bedeutende Höhe auszeichnet, als den Hauptknoten des eigent— lichen algarbiſchen Gebirges betrachten muß, indem von dieſer Serra nach allen Richtungen hin ſtrahlenförmig bedeutende, ebenfalls aus lauter Wellenbergen zuſammengeſetzte Bergketten ausgehen, unter denen die nach Oſten und Weſten ſich erſtreckenden die größte Länge beſitzen. Beſonders zeichnen ſich die beiden gen Weſten laufenden Aeſte, welche man auch als die Fortſetzung des Hauptgebirgszuges betrachten kann, durch Länge und Höhe aus. Die nördliche dieſer beiden Ketten wird anfangs Serra da Mezquita, die ſüdlichere Cumeada de Odelouca ge— nannt. Zwiſchen beiden Ketten befindet ſich das Längenthal des Rio d'Odelouca, welcher ſpäter die ſüdliche Kette durchbricht. Dieſe beiden Ketten entfernen ſich allmälig immer mehr von einander, ſo daß ſie zuletzt einen weiten Raum zwiſchen ſich laſſen, welcher durch die ge— waltigen und faſt ringsum iſolirten Granitmaſſen der S. de Mon— chique, deren Durchbruch offenbar die Urſache von dem divergirenden Verlauf der beiden Hauptketten des Schiefergebirges iſt, ausgefüllt er— ſcheint. Die S. de Monchique bildet den höchſten Theil des algarbi— Gebirge ein ſelbſtſtändiges Gebirgsſyſtem bilde (das „euneiſche“ Bory's), iſt daher durchaus unhaltbar. 252 M. Willkomm: ſchen Gebirges. Sie beſteht blos aus zwei durch ein tiefes Thal von einander getrennten Bergen, der abgerundeten hochgewölbten Foin (3830) und der breitpyramidalen ſanft zugeſpitzten Picota (3700). Die letzte erſtreckt ſich etwas mehr nach Süden, als die erſte. Beide Bergrieſen ſind faſt rings von dem bedeutend niedrigeren, aber immer— hin ſehr anſehnlichen Walle des gewaltſam auseinander gedrängten Schiefergebirges umgeben, welches wie der Rand eines ungeheuern Er— hebungskraters ausſieht ). Die nördliche Kette des Thonſchieferge— birges veräſtelt ſich vielfach und bedeckt mit ihren Zweigen einen gro— ßen Theil von Alem-Tejo; die ſüdliche, welche außer von dem ſchon genannten Odelouca von mehreren an der Fola und Picota entſprin— genden Flüſſen durchbrochen worden iſt und daher in mehrere Glieder zerſtückelt erſcheint, die vom Volke als beſondere Gebirge unterſchieden werden (Serra do Talurdo, S. d' Alferce u. a.), löſt ſich im Weſten der Foia in eine Anzahl von Zweigen auf, die theils nach Weſten, theils nach Südweſt verlaufen, raſch an Höhe abnehmen und endlich zu Hügelreihen und Plateaus ſich verflachen, welche mit den ſchroffen Felſen der Weſtküſte endigen. Der bedeutendſte dieſer Zweige, der ſich gen SW. erſtreckt und allenfalls als das letzte Stück des Haupt— gebirgszuges angeſehen werden kann, führt anfangs den Namen Espin— haço do Cao (Hundsrück); ſpäter wird er S. de Figueira genannt. Das algarbiſche Gebirge iſt ebenfalls von Süden nach Norden terraſ— ſirt. Am deutlichſten erſcheint dieſe Terraſſirung in der Nähe von Monchique in der ſüdlichen Kette ausgeſprochen. Je mehr man ſich nämlich der S. de Monchique nähert, deſto höher ſchwellen die Wel— lenberge des Schiefergebirges an, und die letzte Reihe derſelben, welche unmittelbar über der granitnen Baſis des Monchiquegebirges liegt, ragt hoch über alle vorhergehenden hinweg. Die bedeutende Neigung der Schieferſchichten, welche ſämmtlich nach Süden einſchießen und an der Grenze der Granitformation faſt überall ſtark metamorphoſirt ſind, ) Dieſe eben fo eigenthümliche, als intereſſante Dispoſition des Schiefergebir— ges iſt auf der Karte von Lopes auch nicht im Entfernteſten angedeutet, obwohl ſie Jedem, der aus dem Küſtenſtriche nach Monchique reiſt, in die Augen ſpringen muß, zumal von dem Gipfel der Foia aus. Eben fo wenig iſt die Iſolirung der S. de Monchique und deren Zuſammenſetzung aus zwei durch ein tiefes Thal getrennten Bergkuppen auf der Karte ausgeſprochen. E ee ern 3 Dt — — Das Königreich Algarve. 253 beweift unwiderleglich, daß dieſe Terraſſirung eine Wirkung jener ge— waltigen Graniteruption iſt. Wahrſcheinlich läßt auch die nördliche Schie— ferkette eine gleiche Terraſſirung nur in der entgegengeſetzten Weiſe erkennen. Die wellenförmige Geſtaltung des Schiefergebirges macht es hier, wie in der Sierra Morena, ſehr ſchwierig, ja, wo keine deut— liche Terraſſirung vorhanden iſt, oft geradezu unmöglich, ohne baro— metriſche Nivellirung die Giebellinie des Hauptgebirgszuges und auch die der Nebenketten zu beſtimmen. Denn jede einzelne Kette des al— garbiſchen Gebirges (daſſelbe gilt von denen der Sierra Morena) be— ſteht nicht etwa blos aus einer einfachen Reihe von Wellenbergen, ſon— dern iſt ein mit einer großen Anzahl von wellenförmigen Kuppen be— ſetzter Wall, und da dieſe Kuppen in der Ferne einander faſt vollkom— men gleichen, ſo läßt es ſich, wo keine vorſpringenden Gipfel vorhan— den ſind, faſt niemals nach dem bloßen Augenmaaße beſtimmen, welche Kuppen die höchſten ſind und wie folglich die Giebellinie des Gebirges lauft. Das algarbiſche Gebirge erreicht feine größte Breite in feiner öſtlichen Hälfte, wo dieſelbe, zwiſchen dem Thale des Odeleite und dem des bei dem Salto do Lobo in den Guadiana fallenden Corbos 8 geogr. Meilen beträgt. Am ſchmälſten, nämlich 4 Meilen breit, ift es zwiſchen Bemſafrim und Odemira. Gewäfjer. Die Flüſſe und Bäche, welche Algarbien durchſtrö— men, ergießen ſich theils unmittelbar in den Ocean, theils (die gerin— gere Zahl) in den Guadiana. Die aus dem algarbiſchen Gebirge nach Norden abfließenden Gewäſſer, von denen einige noch innerhalb der politiſchen Grenzen Algarve's entſpringen, gehören theils dem Ge— biete des Guadiana, theils dem des Sado an, deſſen Quellen eben— falls im algarbiſchen Gebirge liegen; nur wenige fließen direct in den Ocean. 5 1) In den Ocean fließende Gewäſſer. Die Mehrzahl derſelben mündet natürlich an der Südküſte, die Weſtküſte hat nur we— nige aufzuweiſen. Unter dieſen verdienen blos der Odeseire und der Fluß von Algezur einer Erwähnung. Der Odeseire bildet ſich aus mehreren Bächen, die dem Nordabhange der Foia entquillen, ftrömt gen Weſten durch ein einſames Gebirgsthal und mündet 4 Legua un— terhalb Odeseire, wo er zur Zeit der Fluth 15 — 18 breit iſt. Die 254 M. Willkomm: Mündung iſt weit und diente früher als Hafen; jetzt iſt ſie gänzlich verſandet. Der Rio de Algezur entſteht durch die Vereinigung meh— rerer Bäche, von denen der eine, Pomares genannt, am Weſtabhange der Fola entſpringt und das Schiefergebirge durchbrochen hat. Das nördlich von dem Durchbruche gelegene Schiefergebirge, welches ſich bis an den Odeseire erſtreckt, wird Serra das Galés genannt. Die übri- gen Bäche entſpringen theils in dem eben genannten Gebirge, theils in den Wellenbergen des Espinhaco de Cäo, deſſen nördlichſter und höchſter Theil das Durchbruchthal des Pomares gegen Süden begrenzt. Die beträchtlichſten find der Moräo und R. de Bordeira, welche ſich bei Algezur vereinigen und bald darauf mit dem Pomares zuſammen— fließen. Der vereinigte Fluß verwandelt ſich gleich darauf in eine „Ria“ oder einen Meeresarm, deſſen Eingang ebenfalls gänzlich ver— ſandet iſt. Ebenfalls aus dem algarbiſchen Gebirge kommt der an der Küſte von Alem-Tejo mündende Odemira. Dieſer bildet ſich aus mehreren Bächen der die Serra von Monchique im Norden umwallen— den Gebirgskette, ſtrömt lange Zeit gen Norden, krümmt ſich aber zu— letzt nach SW. und fällt bei Villanova de Milfontes in eine ziemlich weite Ria, welche kleine Seefahrzeuge aufnehmen kann. Südlich von Algezur fallen blos ganz unbedeutende, im Sommer gewöhnlich verſie— gende Bäche in das Meer. Unter den an der Südküſte mündenden Gewäſſern ſind der Rio de Silves, Rio Quarteira und R. Sequa die beträchtlichſten. Der zuerſt genannte Fluß entſpringt in der S. do Malhäo, fließt fort: während nach SW. und geht zuletzt, im Norden von Villanova de PBortimäo, in eine breite und über 2 Meile lange Ria über, welche den beſten Hafen Algarve's bildet, da ſie faſt rings von Hügeln umgeben und daher gegen die Stürme geſchützt iſt. Auch beſitzt ſie hinlängliche Tiefe, um ſelbſt größere Schiffe aufnehmen zu können; doch müſſen dieſe die Zeit des Hochwaſſers abwarten, um ein- und auszulaufen, indem zur Zeit der Ebbe die am Eingange befindliche Barre blos 1 bis 13 Klafter Waſſer hält. Die Ufer der Ria beſtehen größtentheils aus von vielen „esteiros“ durchſchnittenen Salzmoräſten, welche ebenſo wie die bei Faro, Dlhäv und Tavira befindlichen Strandſüm— pfe mit Salzpflanzen bedeckt ſind. Den Eingang der Ria vertheidi— F 0 rer nen re 3 Fu 2 I a4 Das Königreich Algarve. 255 gen die beiden kleinen Forts Santa Catharina und S. Joao !). Das Thal des Rio de Silves gehört zu den ſchönſten, welche das algarbiſche Gebirge und Hügelland durchſetzen. Sein oberer Theil, welcher ſich zwiſchen der Cumeada d'Odelouca und Cum. de Meſſines befindet, iſt eng, wildromantiſch und wenig bevölkert; nachdem aber der Fluß, wel— cher anfangs Rio de Arade genannt wird, das Val da Matta, eine noch engere Thalſchlucht paſſirt hat, erweitert ſich ſein Thal plötzlich und ſchlängelt ſich nun bis Silves zwiſchen den Wellenbergen der zur Rechten ſich erhebenden Serra und den hier langgeſtreckten Kämmen des Barrocal hin, welches unterhalb Silves auch die rechte Thalwand bildet. Die ebene Thalſohle und die unteren Abhänge ſind durch zahl— reiche aus dem breit dahinſtrömenden Fluſſe abgeleitete Gräben gut bewäſſert, ſorgfältig angebaut und daher überaus fruchtbar. Der Rio de Silves hat ſchönes klares Waſſer und kann von Silves an mit Kähnen befahren werden. Unterhalb Silves empfängt er an ſeinem rechten Ufer den Odelouca, welcher ebenfalls viel Waſſer führt, gleich dem Rio des Silves in der Serra do Malhäo entſpringt und anfangs, bis in die Gegend von S. Marcos in weſtlicher Richtung zwiſchen der Cumeada d'Odelouca und Serra da Mezquita hinſtrömt, dann aber durch die harten Granitmaſſen der Picota gezwungen, ſich nach SSW. wendet und die ſuͤdliche Schiefergebirgskette durchbricht. An der Mün— dung des Rio de Silves in die Ria von Villanova ergießt ſich in dieſe auch der Rio de Boina oder Fluß von Monchique. Derſelbe entquillt dem Oſtabhange der Foia, durchſtrömt das tiefe, maleriſche Thal von Monchique, wo er durch mehrere von der Foia und Picota herabtobende Bäche verftärft wird, wendet ſich hierauf durch eine enge und tiefe, felſige Schlucht, welche er ſich durch die ſüdliche Schiefer— gebirgskette gegraben hat und tritt ſodann in ein ziemlich weites, aber ſpärlich bevölkertes Thal ein, das ſich zwiſchen den allmälig immer nie— driger werdenden Wellenbergen der Serra und zuletzt zwiſchen den an— muthigen Hügeln des hier ſehr ſchmalen Barrocal in ſuͤdlicher Rich— tung dahinſchlängelt. Zwiſchen der Ria von Villanova und dem Kap S. Vicente ergießen ſich zahlreiche Bäche in das Meer, von denen ) In der Chorographie von Lopes befindet ſich unter den Beilagen (No. 27) ein recht guter Plan der Ria von Villanova. 256 M. Willkomm: zwei den Namen von Flüſſen verdienen. Dieſe ſind der Rio do Verde oder Fluß von Alvor und der R. de Lagos. Beide münden in die Bai von Lagos und verwandeln ſich zuletzt in kurze Rias, welche je— doch blos von Kähnen befahren werden können. Der Rio do Verde kommt vom Südabhange der Folia herab und fließt bis in die Gegend von Alvor gen Süden. Dort biegt er plötzlich nach SW. um und ſtrömt eine Zeit lang parallel mit der Küſte, bis er eine kurze Strecke vor ſeiner Mündung die ſüdliche Richtung von Neuem einſchlägt. Hier empfängt er den Rio d'Aräo, welcher ſeinerſeits den Rio de Odiarere aufnimmt. Auch dieſe beiden Flüſſe entſpringen am Südabhange der Fola und müſſen daher, gleich dem Rio Verde, die ſüdliche Schiefer— gebirgskette durchbrechen. Der mit dieſen Flüſſen parallel laufende Fluß von Lagos hat feine Quellen in dem Espinhago do Cào und nimmt kurz vor ſeiner Mündung den Bach von Bemſafrim auf, wel— cher aus demſelben Gebirge kommt. Die weſtlich von Lagos münden— den Küſtengewäſſer ſind ſämmtlich unbedeutende Bäche. — Oeſtlich von der Ria von Villanova trifft man zuerſt auf den Rio do Algoz. Die— ſer an ſeiner im Hintergrunde der Bucht von Pera gelegenen Mün— dung ziemlich breite und waſſerreiche Fluß hat eine ſehr geringe Länge, indem er durch die Vereinigung der Bäche entſteht, welche in dem Barrocal von Silves entſpringen und dieſes durchkreuzen. Viel be— deutender iſt der Rio Quarteira. Dieſer Fluß, deſſen eigentlicher Ur— ſprung ebenfalls in dem Knoten des Malhäo zu ſuchen iſt, erhält wäh— rend ſeines Laufes ſehr verſchiedene Namen. Er bildet ſich aus zwei ſtarken Bächen, welche im SO. von Salir zuſammenfließen, dem Rio de Salir und dem R. do Salgado. Der erſte kommt aus der Serra do Malhäo, der zweite aus den Bergen von Querenſa. Dieſer nimmt unterwegs den R. Secco auf, welcher am Serro do Lavajäo im SO. des Malhäo entſpringt. Der aus der Vereinigung aller dieſer Ge— wäſſer entſtandene Fluß ſtrömt 4 Legua weit ſüdwärts durch ein en— ges, zwiſchen den ſüdlichſten Wellenbergen der Serra befindliches Thal und betritt hierauf ein weites Längenthal, welches ſich in weſtlicher Richtung gegen 4 Leguas weit zwiſchen der Serra und dem Barrocal hinſchlängelt, und deſſen oberſter Theil von dem in den Bergen von S. Braz entſpringenden R. da Mercé bewaͤſſert wird. Nach der Ver— einigung mit dieſem Fluſſe erhält der Fluß von Salir den Namen Das Königreich Algarve. 257 Rio d'Algibre. Dieſer wendet ſich in der Gegend von Paderne nach S W. und, nachdem er bald darauf den ebenfalls aus dem Knoten des Malhäo kommenden Rio de Alte aufgenommen hat, nach SO,, welche Richtung er nun im Allgemeinen bis an feine Mündung bei— behält. Erſt eine Legua vor derſelben erhält er den Namen Quar— teira, nämlich erſt bei der gleichnamigen Brücke, auf welcher ihn der von Albufeira nach Loulé und Faro führende Fahrweg überſchreitet. Der Quarteira mündet zwiſchen dem Fort Valonga und dem Forte nova de Loulé, und iſt zuletzt für Fiſcherbarken practicabel. — Die folgenden Gewäſſer münden mit Ausnahme der öſtlichſten, welche höchſt unbedeutende, im Barrocal entſpringende Bäche ſind, in den ſchmalen Kanal, der die eigentliche Küfte von den vor ihr liegenden Strand— fümpfen und Sandinſeln ſcheidet. Das erſte derſelben iſt der Fluß von Loulé oder R. de Cadavai, welcher im Hügellande von Loulé entſpringt und das ſchöne Becken dieſer Stadt bewäſſert. Parallel mit ihm fließt der R. de Ludo, deſſen Quellen ſich in den Bergen von S. Braz in geringer Entfernung von denen des R. da Mercé befin- den. Bei S. Braz ſelbſt entſpringt der R. d'Aquem, der ſpäter den Namen R. Secco erhält und zwiſchen Faro und Olhao mündet. Zwiſchen ihm und dem vorigen Fluſſe ſtrömt der Bach von Joo da Venda, welcher am weſtlichen Ende von Faro in den Hafen dieſer Stadt fällt und eine Haupturſache der Verſandung deſſelben iſt. Oeſtlich von Ol— häo empfängt der erwähnte Kanal noch zwei größere Bäche, nämlich den R. de Quelfes und R. de Fuzeta. Beide kommen vom Serro de S. Miguel herab, der auch dem R. d' Aquem einen Bach zuſendet. Alle dieſe bisher nahmhaft gemachten Gewäſſer entſpringen im Bar— rocal und durchſtrömen daſſelbe im Allgemeinen in nordſüdlicher Rich— tung, in reizenden, herrlich angebauten und reich bevölkerten Thälern. Der Rio Sequa oder Fluß von Tavira entſpringt in der Serra, am Serro da Agua de Tabuas, einem ſüdöſtlichen Zweige des Malhäo— knotens, ſtrömt im Allgemeinen in ſüdöſtlicher Richtung und ſcheidet während ſeines mittleren Laufes das Barrocal von der Serra. Er empfängt eine große Anzahl von Bächen, unter denen der vom S. de S. Miguel herabkommende R. do Arroio der bedeutendſte iſt, durch— fließt ebenfalls ein ſehr anmuthiges Thal und wird bei der Brücke von Tavira, durch welche Stadt er hindurchgeht, für Fiſcherbarken Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 17 258 M. Willkomm: ſchiffbar. Von dort an find feine beiden Ufer mit Salzmoräſten ein— gefaßt. 2) In den Guadiana fließende Gewäſſer. Die wich— tigſten find innerhalb Algarve's der Rio de Beliche, R. de Odeleite, R. da Foupana und R. do Vascäo, welche alle in weſtöſtlicher Rich— tung fließen. Der zuerſtgenannte, ſehr unbedeutende Fluß entjpringt im Barrocal bei dem gleichnamigen Dorfe, geht bei Azinhal vorbei und mündet 1 Legua nördlich von Caſtro-Marim. Zwiſchen hier und Villareal fallen noch einige Bäche in den Guadiana, welche ſich gegen ihre Mündung hin in für kleine Fahrzeuge ſchiffbare Kanäle verwan— deln. An einem ſolchen liegt Caſtro-Marim. Der Odeleite entſpringt in der Serra am Serro das Zebras, einem Theile des vom Malhäo gen OSO. auslaufenden Gebirgszuges, durchſtrömt während eines Laufes von 9 Leguas ein tiefes Gebirgsthal, daß ſich zwiſchen dem eben genannten Gebirgszuge und der Cumeada da Foupana, einem nördlicher gelegenen, befindet und ergießt ſich, nachdem er den von Nordweſt her aus einem tiefen Thale der Serra herabkommenden, pa— rallel fließenden und unweit der Quellen des Odeleite entſpringenden Foupana aufgenommen hat, eine Legua öſtlich von dem Flecken Ode leite in den Guadiana. Der Odeleite iſt ein ſtarkes Bergwaſſer; von dem gleichnamigen Flecken an wird er mit Kähnen befahren. Weni— ger Waſſer führt der Vascào, welcher, wie ſchon bemerkt, die Grenze zwiſchen Algarve und Alem-Tejo bildet. Dieſer Fluß entquillt dem Knoten des Malhäo und bewäſſert ein ſehr langes aber entvölkertes, wildes Gebirgsthal, welches zwiſchen der Cumeada do Pereiräo, einer mit dem Serro das Zebras in Verbindung ſtehenden Kette, und einem nördlicheren vom Malhäo ausgehenden Zweige liegt. Der Vascäo fällt, nachdem er den parallel fließenden Carreiras aufgenommen hat, zwi— ſchen Alcoutim und Mertola in den Guadiana. Während des Som— mers trocknet er häufig ganz aus bis auf einzelne Tümpel, im Win— ter dagegen ſchwillt er ſo an, daß er oft Tage lang nicht paſſirt wer— den kann. Zwiſchen dem Vascdo und dem Odeleite münden mehrere Bäche und der kleine Fluß von Alcoutim, der in der Cumeada de Pe— veiräv entſpringt, in den Guadiana. In dieſen Strom ergießen ſich noch zwei andere Flüſſe des algarbiſchen Gebirges, welche zu Alem— Tejo gehören. Es ſind dies der Oeiras und Corbos. Die Quellen des erſten liegen nicht weit von denen des Vascdo, die des zweiten 1 | N Das Königreich Algarve. 259 in der Serra de Galdeiräo. Der Oeiras mündet bei Mertola, der Corbos am Salto do Lobo. In den nördlichen Verzweigungen des Malhäoknotens befinden ſich endlich auch noch die Quellen des Sadao oder Sado, welcher die ungeheuern Haiden von Alem-Tejo in nörd— licher Richtung durchſchlängelt, ſich während feines langen Laufes durch zahlreiche Flüͤſſe verftärft, unter denen ich hier blos den Rio de ©. Romäo erwähnen will, weil derſelbe ebenfalls aus dem algarbiſchen Gebirge, nämlich aus der S. da Mezquita kommt, und zuletzt als ein ſehr anſehnlicher, für größere Fahrzeuge practicabler Fluß in die Bai von Setuval fällt. Klima. Algarve liegt nach der gewöhnlichen Anſicht innerhalb des wärmeren Theiles der gemäßigten Zone; allein eine genauere Er— forſchung der Temperaturverhältniſſe ſeines Klima's ergiebt, daß dieſes Ländchen mit größerem Rechte zur ſubtropiſchen Zone zu rechnen fein dürfte 1). Nach vierjährigen (von 1818 — 1821) von dem Arzte Joſé Nunes Chaves zu Villanova de Portimào mit großer Sorgfalt ange— ſtellten Thermometerbeobachtungen 2) ſtellt ſich nämlich die mittlere Jah— restemperatur dieſes Ortes, bis jetzt leider des einzigen, wo derglei— chen Beobachtungen gemacht worden find, zu + 20° C. heraus, d. h. höher als zu Funchal auf Madeira (mittl. Jahrestemp. = 19,78“ C.) und als in der Kapſtadt (mittl. Jahrestemp. — 19,55 C.), zweier unbeſtritten innerhalb der ſubtropiſchen Zone gelegenen Orte, und es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß auch die übrigen Punkte der Südküſte, be— ſonders Faro, eine eben ſo hohe Jahrestemperatur beſitzen. Ja, ſelbſt in den am höchſten gelegenen Ortſchaften der Serra, wie zu Mon— chique, Ameixial u. a., dürfte die mittlere Jahrestemperatur ſchwerlich unter + 18° C. betragen, da daſelbſt noch Pflanzen wild vorkommen, welche man früher nur in den heißen Litoralgegenden Nordafrika's ge— funden hatte. Die geſammte Vegetation Algarve's hat überhaupt viel mehr Aehnlichkeit mit derjenigen des nordafrikaniſchen Litorale und der Inſel Madeira, als mit derjenigen der übrigen unter gleicher Breite gelegenen Landſtriche Südeuropa's “, wie weiter unten noch ausführ— ) Daſſelbe gilt von dem ſüdlichen Spanien und von Sizilien. 2) S. Balbi a. a. O. Tom. I, p. 112. 3) Mit Ausnahme des ſüdlichen Spaniens, deſſen Vegetation ebenfalls einen entſchieden nordafrikaniſchen oder ſubtropiſchen Charakter hat. 17 * 260 M. Willkomm: licher erörtert werden ſoll, und dieſelbe Aehnlichkeit laſſen nach den zu Villanova angeſtellten Beobachtungen auch die Temperaturverhältniſſe erkennen, wie aus der folgenden Zuſammenſtellung der mittleren Tem— peraturwerthe von Villanova, Funchal und der Kapſtadt erhellen wird: Mitteltemperatur red Funchal) Kapſtadt!“) des Jahres „ , —é—— 20% 00 C. 19% 8 C 0 E55 3 ĩðͤ v elf n Somers en eee einen 22H eee A ne 8 meg te gf BR 00 21 ‚59 20 „00 „ Winters eren ee ee deren = des kaͤlteſten W nt rc „18 7 „3 14 „00 = des wärmſten Monats n 23 P 2 zwifchen dem wärmste und käl⸗ ſten Monat 11 „52 6 „0 10 „5 Auf dem Feſtlande von Europa k kann on blos noch die Küfte von Granada eines ſo warmen und gleichmäßigen Klima's rühmen. Die große Aehnlichkeit der Temperaturverhältniſſe des algarbiſchen Li— torale mit denen des Kaps der guten Hoffnung macht es erklärlich, warum Kappflanzen in jenem Litorale und überhaupt in Algarve ſo gut gedeihen und ſich ſo leicht acclimatiſiren. Algarve beſitzt ein entſchiedenes Küſtenklima, ſelbſt in der Serra. Nur in den tiefſten Thälern der Serra, zu denen der Seewind keinen Zutritt hat, dürfte das Klima einen mehr continentalen Charakter ha— ben. Aus Mangel an Beobachtungen läßt ſich hierüber leider gar nichts Sicheres angeben. In den Küſtenſtrichen und im Barrocal ſchneit und friert es faſt niemals, in der Serra nur vorübergehend und zwar blos in den höheren, über 2000“ erhabenen Gebirgsgegenden. Selbſt die Hochgipfel der Serra von Monchique bedecken ſich nur ſelten mit Schnee, und auch hier bleibt derſelbe niemals lange liegen ?). Regen fällt im Winter reichlich, beſonders in der Serra, im Herbſt und Früh— ling ſpärlich und faſt nur um die Aequinoctien, im Sommer gar nicht. Gewitter kommen höchſt ſelten vor, und blos im Herbſt und Winter. Dieſelben pflegen ſehr heftig zu ſein und ſind bisweilen von Hagel— ſchlag begleitet. Im Allgemeinen gehört aber Hagel zu den großen 1) Dieſe Temperaturwerthe find der Tabelle Nr. 4 der meteorologiſchen Abthei- lung des phyſikaliſchen Atlas von Berghaus entlehnt. 2) Als ich am 14. Februar 1846 die Foia beſtieg, waren nur in einigen Fel⸗ ſenklüften noch Spuren von dem im Januar gefallenen Schnee zu ſehen. Das Königreich Algarve. 261 Seltenheiten. Thau fällt im Sommer ſehr reichlich, weshalb in Al— garve die krautartige Vegetation während der genannten Jahreszeit nicht in ſo hohem Grade leidet, wie in anderen Gegenden Südeuro— pa's. Nebel wird ſelten beobachtet, am häufigften in der Gegend des Kaps S. Vicente. Die herrſchenden Winde ſind im Oſten und We— ſten der Nordwind, im Centrum der Südweſt und Südwind. Der Suͤdwind, desgleichen der ſeltener wehende Suͤdoſtwind, iſt ſehr heiß, weil er über die Wüſten Afrika's ſtreicht; im Sommer führen dieſe Winde ſtets die höchſten Temperaturgrade herbei und bringen dieſelben Wirkungen bei Menſchen und Thieren hervor, wie der Scirocco in Un— teritalien und der Solano an der Küſte von Andaluſien. Doch ſchei— nen jene Winde in Algarve niemals eine ſo hohe Temperatur zu beſitzen, wie der berüchtigte Solano, welcher nicht ſelten ſo heiß iſt, daß er die Vegetation verfengt '). An der Weſtküſte dreht fich der Wind vom Mai an bis zum Herbſt regelmäßig mit der Sonne, indem er bei Sonnenaufgang aus Oſten, um Mittag aus Süden, Abends aus Nord— weſt und in der Nacht aus Norden weht. Deshalb wird dieſer Wind „vento roteiro“ genannt. Die angenehmſten Jahreszeiten ſind der Frühling und Herbſt, die unangenehmſte iſt der Sommer, indem dann das Grün größtentheils von dem Boden verſchwindet, wenigſtens im Litorale, außer da, wo Waſſer vorhanden iſt. Dennoch brennt hier der Boden wegen des reichlichen Thaues niemals ſo aus, wie im In— nern der Halbinſel. Der Frühling beginnt im Litorale bereits anfangs des Februar, in der Serra einen Monat ſpäter; doch bedecken ſich die— jenigen Bäume und Sträucher, welche im Spätherbſt die Blätter ver— lieren, wie z. B. die Feigenbäume, Ulmen, Silberpappeln und andere in Algarbien häufig wachſende Laubbäume auch im Litorale nicht vor Anfang des Märzes mit neuem Laube. Im Litorale währt der Früh— ling blos bis Ende April, wo bereits der Sommer beginnt, der bis zu den Ende Septembers eintretenden Aequinoctialſtürmen dauert. Die Weizenernte findet im Litorale regelmäßig im Mai, im Barrocal im Juni, in den höheren Gebirgsgegenden der Serra in der erſten Hälfte des Juli, die Weinleſe Ende Auguſt oder Anfang September ſtatt. Nach den Herbſtäquinoctialgüſſen bedeckt ſich der Boden mit friſchem ) Vgl. meine „Strand- und Steppengebiete der iberiſchen Halbinſel“ S. 181. 262 M. Willkomm: Grün und neuen Blumen, die immergrünen Sträucher und Bäume beginnen neue Blätter zu treiben, viele blühen wohl auch noch ein zweites Mal. Kurz, der Herbſt tritt ganz unter der Form eines zwei— ten Frühlings auf. Neue mit beträchtlichen Temperaturerniedrigungen verbundene Stürme, welche im November einzutreten pflegen, vernichten dieſen zweiten Frühling. Die nicht mit immergrünen Blättern begab— ten Bäume und Sträucher verlieren ihr Laub, die Blumen verſchwin— den der Mehrzahl nach von den Fluren, kurz die Vegetation verfällt theilweiſe, aber nur zum Theil in einen Winterſchlaf, wie bei ung! Denn der Gras- und Kräuterwuchs dauert fort und die reifenden Oliven und Orangen, die neuen Blüthen, welche die unermüdlichen Citronenbäume und die Johannisbrodbäume entwickeln und die ſchwel— lenden Knospen der Mandelbäume beweiſen zur Genüge, daß die Ve— getation nicht unthätig iſt. Schon in der zweiten Hälfte des Decem— bers pflegen die Mandelbäume, welche in Algarve, beſonders im Lito— rale, ungemein häufig find, von Blüthenſchnee bedeckt zu fein nnd auch aus dem Boden ſproſſen neue Blumen hervor. Ja, Ende Januar ſind die ſandigen Küſtenſtrecken ſchon über und über mit bunten Blumen beſät, und wenig ſpäter beginnt auch das ſchöne Strauchwerk der Serra ſeine aromatiſch duftenden und ſchön gefärbten Blumen zu ent— wickeln. Kurz, der algarbiſche Winter gleicht mehr unſerem Frühlinge, als unſerem Winter und würde eine eben ſo angenehme Jahreszeit ſein, wie der eigentliche Frühling und der Herbſt, wenn es nicht ſo viel regnete. Jedoch hält der Regen nicht leicht Tage lang an; ge— wöhnlich regnet es während der eigentlichen Regenzeit, d. h. im De— cember, jeden Tag nur einige Stunden mit großer Heftigkeit, worauf ſich der Himmel aufhellt und die Sonne von dem klaren, im durch— ſichtigſten Azur prangenden Himmel blendend und warm das erfriſchte Land überſtrahlt. Ueberhaupt iſt die Luft meiſt rein, ſelbſt im hohen Sommer, niemals von jenem unheimlichen Hitzenebel (alina) erfüllt, welcher in den heißen Ebenen Oſt-, Central- und Südſpanien's im Sommer das Blau des Himmels trübt und die Fernen verſchleiert “). Das Mond- und Sternenlicht hat die der mediterran- und ſubtropi— ſchen Zone eigenthümliche Helligkeit, weshalb auch die Beleuchtung der ) Vgl. meine „Strand- und Steppengebiete“, S. 192. Das Königreich Algarve. 263 Landſchaften eine ſehr duftige, warme und farbenreiche iſt. Im All— gemeinen iſt das Klima von Algarve geſund, wie auch die Kräftigkeit des Menſchenſchlages und die vielen hochbejahrten Männer und Frauen, welche man daſelbſt trifft, beweiſen. Nur in denjenigen Gegenden des Litorale, wo es bedeutende Strandmoräſte giebt, erzeugen ſich im Som— mer nicht ſelten intermittirende Fieber, welche, wenn ſie, wie es bis— weilen geſchieht, einen typhöſen Charakter annehmen, viele Menſchen hinwegraffen. Viel mag dazu auch die Unreinlichkeit beitragen, wel— cher die Algarbier leider in hohem Grade ergeben ſind. Geothermiſche Verhältniſſe. Die ſüdliche Hälfte von Por— tugal gehört bekanntlich zu denjenigen Theilen Europa's, welche am meiſten von den gewaltſamen Reactionen des glühenden Erdinnern zu leiden haben, denn kaum vergeht daſelbſt ein Jahr ohne Erderſchütte— rungen. Es verſteht ſich daher von ſelbſt, daß auch Algarve häufig von Erdbeben heimgeſucht werden müſſe. In der That haben die Erd— beben hier ſchon große Verheerungen angerichtet, ganz beſonders das berühmte Erdbeben von Liſſabon, welches außerhalb ſeines eigentlichen Focus ſich nirgends in ſo furchtbarer Weiſe geäußert hat, wie in Al— garve. Auch in den Jahren 1719 und 1722 wurde dieſes Ländchen von heftigen Erdbeben heimgeſucht, welche an vielen Orten großen Schaden anrichteten. Die ſtärkſten Erderſchütterungen neuerer Zeit fanden in den Jahren 1807 und 1829 ſtatt, doch war der Schade unerheblich im Vergleich mit den Verheerungen der drei großen Erd— beben des 18. Jahrhunderts. Silva Lopes hat dieſe, beſonders dieje— nigen des großen Erdbebens von 1755, in ſeiner Chorographie einer beſonderen Berückſichtigung gewürdigt, und ich glaube blos im Intereſſe meiner Leſer zu handeln, wenn ich im Folgenden eine Ueberſicht der wichtigſten Ereigniſſe jener Unglückstage nach den auf officiellen Quel— len beruhenden Angaben von Lopes gebe. Das erſte Erdbeben, am 6. März 1719, richtete im Vergleich mit den beiden ſpäteren keine bedeutenden Verheerungen an, obwohl es viele Gebäude zertrümmerte und nicht wenigen Menſchen und Thieren den Untergang brachte. Viel heftiger war das zweite, welches am 27. De— cember 1722 zwiſchen 5 und 6 Uhr Abends am Kap S. Vicente be— gann und im ganzen Königreiche großen Schaden anrichtete. Am mei— ſten litten Lagos, Villanova, Albufeira, Loulé, Faro und Tavira, wo 264 M. Willkomm: viele Perſonen durch den Einſturz von Gebäuden das Leben verloren. Zwiſchen Faro und Tavira brachen Flammen unter furchtbarem Ge— töſe aus dem Meere hervor und gleichzeitig verſchwand das Waſſer aus dem Fluſſe von Tavira, wahrſcheinlich in Folge des Zerberſtens des Erdbodens, ſo daß ein eben im Hinabſegeln begriffenes Schiff mit— ten in der Barre ſitzen blieb und die Mannſchaft trocknen Fußes an's Ufer gelangen konnte. Allein auch dieſes Erdbeben war Nichts im Vergleich mit dem furchtbaren vom 1. November 1755, welches um halb 10 Uhr Morgens begann. Um dieſe Zeit horte man einen dum— pfen Donner und drei bis vier Minuten ſpäter erfolgte ein furchtba— rer Erdſtoß, welcher mehrere Ortſchaften in Schutthaufen verwandelte und allenthalben eine Menge von Gebäuden niederwarf. Am meiſten litt auch damals der Küſtenſtrich, indem gleich nach jenem furchtbaren Erdſtoße das Meer bis auf 20 Klaftern und weiter von dem Strande zurückzog, zu ungeheuern Wogen anſchwoll und nun mit ſolcher Ge— walt gegen die Küſte rollte, daß es an vielen Stellen die Küſtenge— genden eine volle Legua landeinwärts überſchwemmte und Alles nie— derriß und hinwegſchwemmte, was ihm in den Weg kam. Dreimal wiederholte ſich dieſes furchtbare Anprallen des Meeres, ſelbſt die hohe Felſenmauer der weſtlichen Südküſte und der Weſtküſte vermochte die Küſtengegenden nicht vor der Wuth der Wogen zu ſchützen. Durch dieſes Erdbeben wurden Algezur, Odeseire, Villa do Bispo, Rapozeira, Bemſafrim, Faro und mehrere kleinere Küſtenorte faſt gänzlich, Sa— gres, Lagos, Villanova, Albufeira, Tavira, Loulé und Caſtro-Marim zum großen Theil zerſtört und mehr als 1000 Perſonen getödtet. Bei— nahe noch mehr ſtarben ſpäter an den erhaltenen Wunden. Von je— nem Schreckenstage an erzitterte die Erde faſt täglich mit geringen Unterbrechungen bis zum 20. Auguſt des folgenden Jahres, faſt immer bei Nacht, vorzüglich während des Neumonds und letzten Viertels. Die heftigſten Erdſtöße fanden am 14. December, während des Juni und am 14. Auguſt ſtatt. Während dieſer ganzen Periode war das Meer immer ſehr aufgeregt und mehrmals wütheten furchtbare Stürme an der Küſte, welche vielen Schiffen den Untergang brachten und auch auf dem Lande großen Schaden thaten. Im Winter trat empfind— liche und anhaltende Kälte ein, fo daß die Serra von Monchique viele Tage hinter einander bis tief hinab mit Schnee bedeckt erſchien. Das Königreich Algarve. 265 Die meiften Erdbeben werden in Algarve, wie überhaupt in Por— tugal, vom October bis April beobachtet. Von Vulcanismus finden ſich in ganz Algarbien keine Spuren 1), mit Ausnahme der Gegend von Villa do Bispo, wo, wie ſchon erwähnt, in vorhiſtoriſcher Zeit Baſaltausbrüche ſtattgefunden haben. Nur die warmen Quellen von Caldas de Monchique ſcheinen vulcaniſcher Natur zu fein, da fie, wenn ein Erdbeben bevorſteht, plötzlich zu verſiegen und nach dem Erdbeben ' in verſtärktem Maaße von neuem hervorzubrechen pflegen. Während des Erdbebens von Liſſabon fing das Waſſer zu kochen an und ſtrömte hierauf zwei Monate lang in viel größerer Menge als gewöhnlich hervor. Vegetation. Es iſt ſchon oben bemerkt worden, daß die Ve— getation Algarbien's viel mehr an Nordafrika und Madeira erinnert, wie an das übrige Südeuropa. In der That hat Algarve eine ſehr große Anzahl von Pflanzen mit Nordafrika und Madeira gemein, und namentlich befinden ſich unter denſelben diejenigen Gewächſe, welche durch die Zahl ihrer Individuen, durch ihre Größe und Maſſenhaftig— keit vorzugsweiſe den Charakter der Vegetation, und folglich auch den der Landſchaft beſtimmen. Dahin gehören vor Allem die ſchönen im— mergrünen Sträucher, aus denen das 3 bis 6’ hohe Gebüſch (der ſo— genannte („monte baixo“), welches in der ſüdlichen Hälfte der Halb— inſel, wie überhaupt in den ſüdlicheren Mediterrangegenden, eine fo große Rolle ſpielt, indem es den größten Theil des nicht angebauten Bodens bedeckt, vorzugsweiſe zuſammengeſetzt iſt, nämlich: Cistus la- daniferus L., Retama monosperma Boiss., Erica arborea L., au- stralis L., Nerium Oleander L., Pistacia Lentiscus und Terebin— thus L., Osyris quadripartita Salzm. u. a. m. Dazu geſellen ſich mehrere Algarve eigenthümliche Sträucher, welche ebenfalls ein ganz afrikaniſches Anſehen haben, z. B. Genista polyanthos Willk., Stau- racanthus spectabilis Webb, Nepa lurida, Vaillantii und Escay- racii Webb, Ulex argenteus und erinaceus Welw., Erica lusita- nica Lk. u. a. m. Hinſichtlich der Phyſiognomie und der Zuſammen— ) Bory de St. Vincent beſchenkt Algarve in feinem „Guide du voyageur en Espagne“ mit einer ganzen Menge erloſchener Vulcane. Er iſt aber nicht ſelbſt dort geweſen und hat ſich daher wahrſcheinlich von den Portugieſen ein Märchen auf- heften laſſen. 266 M. Willkomm: ſetzung der Vegetation laſſen ſich in Algarve zwei ziemlich ſcharf mar— kirte Regionen unterſcheiden, welche man als Region der Orangen, Oliven und Johannisbrodbäume, und als Region der Kaſtanien und Haiden bezeichnen kann. Die erſte umfaßt das Beiramar und Barro— cal und kann auch die untere oder warme Region genannt werden; die zweite begreift die Serra von 2000“ an in ſich und bildet die obere, Berg- oder kühle Region. 1) Warme Region oder Region der Orangen, Oel— und Johannisbrodbäume. In der öſtlichen Hälfte Algarve's herrſcht in dieſer Region der Johannisbrodbaum (Ceratonia Siliqua L.) vor, welcher nicht allein in großartigſtem Maaßſtabe angebaut wird, ſondern ſich auch völlig verwildert findet. In dieſem Zuſtande kommt er namentlich im Barrocal vor, wo er im Verein mit wilden oder ver— wilderten Oelbäumen (Olea europaea L. var. Oleaster), Immer⸗ grün- (Quercus Illex L. und Qu. Ballota Desf.) und Korkeichen (Qu. Suber L.) die niedrigeren Hügel, ſoweit ſie nicht angebaut, ganz, und die Abhänge der höheren bis 1000“ Höhe in Form von lichter Waldung bedeckt. Dieſe Gehölze bieten wegen des verſchiede— nen Grüns ihres perſiſtenten Laubes von fern und nah einen unge— mein ſchönen Anblick dar, welcher durch die anmuthige Form der Hü— gel noch erhöht wird. In der Ebene des Beiramar trifft man den Johannisbrodbaum faſt nur cultivirt an. Er bildet hier breite Gürtel um die Ortſchaften, ja zwiſchen Conceigzo und Noſſa Senhora da Luz einen förmlichen Wald, innerhalb deſſen die Stadt Tavira, die beiden obengenannten Dörfer, der große Flecken Moncarapacho, mehrere kleine Ortſchaften und zahlloſe zerſtreute Landgüter (quintas) umringt von Wein⸗ und Gemüfegärten, von Mandel-, Feigen-, Maulbeer- und Orangenplantagen höchſt anmuthig liegen. Es iſt jene Gegend unbe— dingt die ſchönſte des Küſtenſtrichs; ſie gleicht mit ihren freundlichen Ortſchaften, ihren netten Gärten und Plantagen, ihren breiten zwiſchen immergrünen Hecken hinziehenden und von dem üppig belaubten Blät— terdache der breitäſtigen Johannisbrodbäume, welche hier die Größe unſerer Aepfelbäume erreichen und herrliche Gruppen bilden, beſchatteten Wegen einem großartigen engliſchen Parke. In der weſtlichen Hälfte des Küſtenſtrichs wird der Oelbaum häufiger angebaut, als der Johannisbrod— baum, von dem man dort blos einzelne Exemplare ſieht. Aber auch die Das Königreich Algarve. 267 Kultur des Oelbaumes wird dort nicht in fo großartigem Maaßſtabe be— trieben, wie die des Johannisbrodbaumes in der öftlichen Hälfte. Ueber— haupt iſt der Oelbaum im Küſtenſtrich weniger häufig, als im Barro— cal, wo faſt alle Thalgehänge mit ihm bedeckt ſind. Die meiſten Oel— baͤume bemerkt man in den Thälern des Sequa, Algibre, Rio de Sil— ves und um Loulé. Im Schatten der ſchon geſchilderten lichten Wal— dung des Barrocal wuchert ein vielfach zuſammengeſetzter „monte baixo“, deſſen meiſte Sträucher immergrüne, ſchön geformte Blätter und lebhaft gefärbte Blumen beſitzen. Die vorherrſchenden ſind: Ci— stus albidus L., Rhamnus Alaternus L., Sarothamnus grandiflo- rus Webb, Genista albicans L., Anagyris foetida L., Coronilla glauca Lam,, Punica Granatum L., Myrtus communis L., Viburnum Tinus L., Erica australis L., Quercus coccifera L., Osyris qua- dripartita Salzm., Chamaerops humilis L. (die Zwergpalme) und Juniperus Oxycedrus L. Die Ufer der kryſtallhellen und munter dahinrauſchenden Bäche ſind mit mannshohen Gebüſchen von Oleander, Piſtazie, Lorbeer, Granaten und Steinlorbeer (Viburnum Tinus) ein— gefaßt und gleich den Hecken, welche vorzugsweiſe aus Brombeerſträu— chern mit unterſeits weißfilzigen Blättern beſtehen, von zahlloſen Schling— pflanzen durchrankt, unter denen die braunblüthige Aristolochia bae- tica DC. und die ſtachlige Smilax aspera L. die Hauptrolle ſpielen. Außerdem rankt ſich die hier, wie anderwärts im Süden der Halbin— ſel völlig verwilderte Weinrebe durch das üppige Geſträuch hindurch und klettert an den Stämmen der an den Ufern der Bäche und Flüſſe häufig wachſenden portugieſiſchen Eichen (Quercus lusitanica Lam.), Silberpappeln, Ulmen, Lorbeer- und Zürgelbäume (Celtis australis L.) bis zu dem Wipfel empor, von wo aus ſie wieder in langen Guirlan— den bis zum Boden herabhängt oder in luftigen, graziöſen Feſtons ſich zu den benachbarten Bäumen hinüberſchlingt. Desgleichen ſind ſchat— tige Baumſtämme und Felſenwände mit üppigen Epheuteppichen dicht bekleidet. Im Beiramar liegen nur wenige Landſtrecken unangebaut. Dieſelben pflegen ebenfalls mit niedrigem, vorzugsweiſe aus Ciſtineen und Geniſteen zuſammengeſetzten Gebüſch bedeckt zu ſein. Hier und da finden ſich auch Gehölze von Korfeichen oder von Pinien, nament— lich zwiſchen Faro und Albufeira, wo ein großer Theil des ſandigen Küſtenſtriches von alten, wunderſchönen Pinien mit ſchlanken geraden 268 M. Willkomm: Stämmen ziemlich dicht beſtanden iſt. Der loſe Sandboden dieſes herr— lichen Waldes war gegen Ende des Februar 1846 ſchon über und über mit bunten Blumen (Linaria praecox und linogrisea Lk. Hffgg., Scilla monophylla Lk., Erica umbellata Lk., Helianthemum gutta- tum Mill., Salvia Verbenacoides Brot., Ulex genistoides Brot. u. a. m.) bedeckt. Die Strandſümpfe ſind von einer eigenthümlichen, der Hauptſache nach aus Halbſträuchern und niedrigen Sträuchern mit fleiſchigen graugrünen Blättern beſtehenden Pflanzendecke überzogen, welche ſich im Spätherbft mit ſehr bunten Blumen ſchmückt, übrigens von denjenigen der ſüdſpaniſchen Strandſümpfe nicht verſchieden iſt !). In den Strandgegenden des Weſtens kommt auch die baumartige Haus— wur; (Sempervivum arboreum L.), eine canariſche Pflanzenform, nicht ſelten vor. Die Hecken, mit denen die Algarbier, wie überhaupt die Bewohner der Mediterrangegenden, ihre Felder und Grundſtücke zu umgeben pflegen, beſtehen theils aus den ſchon angeführten Brom— beerſträuchern, theils, wie in allen Litoralgegenden der wärmeren Me— diterranregion, aus der indianiſchen Feige (Opuntia vulgaris und Tuna Mill.) und der großen Aloe (Agave americana L.). Von der letzten wird zwiſchen Tavira und Albufeira, beſonders um Faro, eine eigenthümliche Abart mit gelbgrünen, dünnen, faſt membranöſen (blos 1 — 3” dicken) Blättern zu den Hecken benutzt, welche ſchon von fern durch ihr eigenthümliches Grün auffällt. Nach Link, der dieſe Agave für eine ſelbſtſtändige Art hält, wird dieſelbe deshalb in ſo großer Menge angepflanzt, weil ſie die Ochſen, welche man in Algarve allge— mein als Zugthiere verwendet, nicht freſſen, während die gewöhnliche Agave mit dicken ſaftigen blaugrünen Blättern ſehr wohl als Futter für jene Thiere benutzt werden kann und deshalb ſehr häufig von den Kar— renführern abgeſchnitten wird. Die Hauptkulturzweige dieſer Region bilden der Feigenbaum und die Orangen, welche hier, beſonders in den wärmeren Thälern des Barrocal, auf's Herrlichſte gedeihen und ſelbſt noch in den tiefen und daher geſchützten Thälern der Serra (3. B. um Monchique) mit Erfolg angebaut werden können. In der weſtlichen Hälfte des Litorale herrſcht die Kultur der Cerealien vor, unter denen der Weizen und Mais die Hauptrolle ſpielen, während ) Vgl. hierüber meine „Strand- und Steppengebiete“, S. 197 ff, 209 ff., 235. — N Das Königreich Algarve. 269 in der öftlichen, wie ſchon bemerkt, die Zucht der Johannisbrodbäume überwiegend iſt. Der Mandelbaum wird überall, ſowohl im Beiramar als Barrocal angebaut, am häufigften um Lagos, Faro, Villareal und Caſtro-Marim. Der Weinbau iſt weniger verbreitet; am meiſten wird er um Loulé, Faro, Villanova und Lagos betrieben. Die Dattelpalme gedeiht im ganzen Litorale ſo gut wie in Nordafrika, doch ſieht man ſie im Allgemeinen nur ſelten und nirgends in Menge. In den Gär— ten von Faro, Tavira u. ſ. w. bemerkt man eine große Menge eroti— ſcher Gewächſe, worunter nicht wenige Bewohner der heißen Gegen— den der Tropenzone, welche hier im freien Lande vortrefflich fortkom— men, z. B. Yucca gloriosa, Musa paradisiaca (die Banane), Con- volvulus Batatas L. (die Batate), Bambusa arundinacea, Cassia tomentosa, Erythrina Corallodendron u. ſ. w. Um Faro hat man in neuerer Zeit auch Verſuche mit dem Anbau des Cochenillecactus (Opuntia coccionellifera Mill.) und der Zucht der Cochenilleſchild— laus (Coccus Cacti) gemacht, welche jedenfalls dort und in der gan— zen warmen Region Algarbien's ſo gut gedeihen dürfte, wie um Ma— laga und Valencia, wo die Cochenille bereits einen wichtigen Handels— artikel bildet. Im ganzen Litorale haben ſich Oxalis cernua Thunbg,, Pelargonium hybridum Ait. und verſchiedene Meſembryanthema, lau— ter Pflanzen des Kaps der guten Hoffnung, angeſiedelt und vollkom— men acclimatiſirt. 2) Bergregion oder Region der Haiden und Kaſta— nien. Sobald man die Serra betritt, verändert ſich augenblicklich der Charakter der Vegetation. Die hübſchen Gehölze aus wilden Oel— und Johannisbrodbäumen und das zerſtreute vielfach zuſammengeſetzte Gebüſch des Barrocal verſchwinden und man ſieht ſich von einem ſehr dichten dunkelgrünen und glänzenden Strauchwuchs umgeben, welcher die Wellenberge von unten bis oben überzieht, ſo daß dieſelben im Sonnenſchein ausſehen wie ungeheure Meereswogen. Dieſes Gebüſch beſteht der Hauptſache nach aus Cistus ladaniferus L., einem ſchö— nen Strauche mit ruthenförmigen Zweigen, immergrünen glänzenden, weidenartigen Blättern und prachtvollen über 2 Zoll im Durchmeſſer haltenden weißen Blumen mit purpurrothen Flecken im Grunde und zahlreichen goldgelben Staubgefäßen. Blätter und Zweige dieſes in der ganzen ſuͤdweſtlichen Haͤlfte der Halbinſel und in Nordafrika un— 270 M. Willkomm: gemein häufigen Strauches find mit dem Ladanbalſam, einem flüſſi— gen, ſehr wohlriechenden Harz überzogen, welches bei hoher Tempera— tur verdunſtet und daher im Sonnenſchein die mit jenem Strauch be— wachſenen Gegenden in eine Atmoſphäre von Wohlgeruch hüllt. Un— ter dieſen ſchönen Strauch ſind in der Serra noch andere nicht min— der ſchöne gemengt, nämlich Erica australis L. und lusitanica Lk., zwei Haidenarten, welche 3 — 5“ hoch werden und ellenlange Sträuße kleiner hellrother und weißlicher Blumen ſchon im Februar, wo auch der Ladanſtrauch zu blühen beginnt, entwickeln; Arbutus Unedo L., der Erdbeerſtrauch, ein prächtiger, an den Ufern der Bäche nicht ſel— ten baumartig werdender Strauch mit dunkelgrünen, glänzenden 4 bis 5” langen und 1— 13“ breiten Lederblättern und weißlichen Blüthen— knospen, die bald durch Büſchel hochroth gefärbter, wie Erdbeeren aus— ſehender und eßbarer Beeren erſetzt werden ); Genista polyanthos, ein dorniger Strauch von verworrenem Wachsthum mit großen Trau— ben goldgelber Schmetterlingsblumen, die ſich ſchon im Februar öffnen; Phillyrea angustifolia L. u. a. m. Alle dieſe Sträucher wachſen ge— ſellig und bilden zuſammen förmliche Haiden, die man wegen des Vor— herrſchens des Ladanſtrauches, in deſſen Geſellſchaft noch andere Ciſti— neen (beſonders Cistus monspeliensis L.) vorkommen, ſehr richtig als „Ciſtushaiden“ bezeichnet hat. Solche Ciſtushaiden bedecken nun die ganze Serra, ſo weit ſie aus ſiluriſchen Schiefern und überhaupt aus Schichten des Uebergangsgebirges beſteht. Im Frühlinge, wo alle dieſe Sträucher blühen, ſieht die Serra wie ein Blumengarten aus, und die grünen Wellenberge ſchimmern dann ſchon von fern in ro— then, weißen und gelben Farbentinten. Im Sommer und Herbſt da— gegen erſcheint das Gebirge in ein einförmiges Dunkelgrün gehüllt, welches in der Ferne eine düſtere ſchwärzliche Farbung annimmt 2) und macht daher keinen heitern Eindruck. Daſſelbe Anſehen haben die end— loſen Ebenen von Alem-Tejo, indem dieſe ebenfalls größtentheils mit 1) Auch dieſer Strauch findet ſich in ganz Portugal, Weſt- und Nordſpanien, namentlich in der Sierra Morena, welche ebenfalls faſt durchgängig mit Cistus lada- niferus bedeckt iſt. Der Erdbeerſtrauch wächſt auch in England, Weſtfrankreich, Ita- lien, Dalmatien und Krain. 2) Daher kommt der Name der Sierra Morena, indem moreno ſchwarz, dun— kelgefärbt bedeutet. Das Königreich Algarve. 271 Ciſtushaiden bedeckt find. Die Thäler find theilweife mit üppigem Baumwuchs aus Ulmen, Silberpappeln, Ahornen, Erlen, portugieſiſchen und Immergrüneichen erfüllt, welche faſt immer die Weinrebe durch— rankt. Die Immergrüneichen bilden hier und da kleine Gehölze, auch an den unteren Abhängen der Berge. Die Bäche und Flüffe find auch hier von Oleander- und Piſtaziengebüſch eingefaßt; vom Juni an, wo der zuerſt genannte Strauch zu blühen beginnt, verrathen ſie ſich ſchon in der Ferne durch die roſenrothen Streifen, welche von den Oleanderblüthen herrühren. Ganz anders geſtaltet ſich die Scenerie der Landſchaft und der Charakter der Vegetation, ſobald man die Gra— nitformation der Serra von Monchique betritt. Die Ciſtushaiden und Eichengehölze verſchwinden; an ihre Stelle tritt eine dichte herrliche Waldung edler Kaſtanien, welche an den Abhängen der Fora und Pi— cota bis gegen 3000“ Höhe emporſteigt. Unter dem dichten Blätter— dach dieſes ſchönen Baumes, welcher hier die deutſchen Buchen reprä— ſentirt, wächſt ein buntes Gemiſch mediterraner, nordafrikaniſcher, azo— riſcher und mitteleuropäiſcher Pflanzen ſowie nicht wenige, welche Por— tugal oder jener Gegend Algarve's eigenthümlich angehören. Der obere Theil der Foia und Picota iſt von Waldung entblößt und größten— theils mit hellgrünen Bergwieſen, kurzbegrasten Triften und grauem Granitgerölle bedeckt. Längs der zahlreichen Bäche, welche in ſchäu— menden Kaskaden von beiden Bergen, namentlich aber von der Folia herabtoben, machen ſich ſchon in der Ferne dunkelgrüne Streifen be— merkbar. Beſteigt man die Serra, ſo wird man nicht wenig über— raſcht, indem jene Streifen aus dichtem Gebüſch zweier Sträucher mit immergrünen Lederblättern beſtehen, welche man bei uns blos in Ge— wächshäuſern oder als Topfflanzen zu ſehen gewohnt iſt. Es ſind dies Myrica Faya L., ein Strauch der Azoren, und die große orien— taliſche Alpenroſe, Rhododendron ponticum L. Der letzte Strauch, welcher auch in dem wilden Sandſteingebirge an der Meerenge von Gibraltar vorkommt, wo er nicht ſelten eine Höhe von mehr als einer Klafter erreicht, beſitzt 6— 8“ lange Blätter und entwickelt bereits Mitte März feine halbkugeligen Dolden großer dunkelroſaroth gefärb- ter Blumen. Obwohl das Klima von Monchique mehr dem der ſüd— lichen Schweiz, als dem der ſubtropiſchen Zone entſpricht, ſind die tie— fen Thalſchluchten jenes Gebirges doch ſo warm, daß daſelbſt die Oran— 272 M. Willkomm: gen noch auf das Ueppigſte gedeihen. Selbſt in der wilden Vegeta— tion finden ſich hier noch einzelne ſubtropiſche Pflanzenformen. So fand ich in der tiefen, orangenerfüllten Schlucht von Caldas de Mon— chique die Colocasia antiquorum Schott., eine von Saft ſtrotzende Aroideenſtaude mit rieſengroßen Blättern, welche lange Zeit blos aus Aegypten bekannt war, bis ſie auch in der Gegend von Malaga an ähnlichen Localitäten aufgefunden wurde. Die Serra iſt nur ſpärlich bevölkert und daher nur wenig angebaut. Die Kultur beſchränkt ſich auf den Anbau von Hülfenfrüchten, Gemüſe, Cerealien, worunter Wei— zen, Roggen und Gerſte die Hauptrolle ſpielen, obwohl dieſelben nicht in genügender Menge erzeugt werden, und auf die Zucht von Nuß— und mitteleuropäiſchen Obſtbäumen. Südfrüchte gedeihen, wie ſchon bemerkt, nur in den tieferen, geſchützten Thälern. Zweite Abtheilung. Politiſche Geographie von Algarve. Eintheilung des Landes. Algarve ') bildet gegenwärtig einen der adminiſtrativen Diſtricte, in welche Portugal eingetheilt iſt, indem die frühere Eintheilung in Provinzen im Jahre 1835 aufgeho- ben wurde. Jede Provinz zerfiel früher in „comarcas“, und zwar gab es deren in Algarve drei, nämlich die Comarcas von Tavira, Faro und Lagos. Gegenwärtig iſt dieſe Eintheilung unterdrückt und der ) Der Name Algarve iſt arabiſch und bedeutet „Land des Weſtens“, indem Algarve nach Condé (Historia de la dominacion de los Arabes en Espana. Nueva edicion. Paris 1840. p. 13. 31) eine der vier Himmelsgegenden der Araber, näm— lich der Weſten iſt. Während der arabiſchen Herrſchaft in Spanien wurde alles weft- lich vom Guadalquivir gelegene Land, ſowie das nordweſtliche Afrika, von den Mau— ren mit dem Namen Algarve belegt. Als Länderbezeichnung kommt dieſer Name zu— erſt in jenem ſchwermüthigen Gedicht vor, welches der Kalif Abderrahman J. in hei— ßer Sehnſucht nach ſeiner verlorenen Heimath Damascus auf die Palme gedichtet haben ſoll, welche er im Jahre 756 in Cordova pflanzen ließ. Dieſes Gedicht hebt nämlich nach der ſpaniſchen Ueberſetzung des Condé folgendermaßen an: „Tu tambien, insigne palma En ſecundo suelo arraigas eras aqui forastera, y al cielo tu cima elevas, de Algarve las dulces auras tristes lagrimas lloraras, tu pompa halagan y besan, si cual yo sentir pudieras“ etc. P aN 5 P Das Königreich Algarve. 273 „Diſtrict von Faro“, wie Algarve in adminiſtrativer Hinficht genannt wird, in 15 „concelhos“ eingetheilt. Hinſichtlich der Jurisdiction zerfällt Algarve ſeit 1836 in 2 Gerichtsbezirke (comarcas), deren Hauptſtädte Faro und Lagos ſind; hinſichtlich der kirchlichen Verwal— tung in 69 Kirchſpiele (freguezias), welche den Sprengel des Bis— thums Faro bilden; hinſichtlich der Militairverwaltung endlich bildet es im Verein mit dem Diſtrict von Beja die achte Divifion (divisäo mi- litar) von Portugal. Innere Communication. Dieſelbe iſt noch weit davon ent— fernt, nur leidlich zu ſein. Es giebt keine einzige chauſſirte Straße, und die wenigen Fahrwege ſind ſo ſchlecht und ſo ſchmal, daß nur Ochſenkarren darauf fortkommen können. Noch am beſten ſind die Fahr— wege, und überhaupt die Communicationen im Beiramar, am ſchlech— teſten, oft kaum practicabel, in der Serra. Der beſte Fahrweg, der allenfalls den Namen einer Straße verdient, iſt derjenige, welcher von Villareal über Tavira nach Lagos führt; ſchon viel ſchlechter iſt ſeine Fortſetzung, die längs der Küſte bis Sagres und Odeseixe geht. Nächſt dieſer „Küſtenſtraße“ (estrada da costa) iſt die wichtigſte Straße Algarbien's der ziemlich ſchlechte Fahrweg, welcher von Faro über Loulé, Boliqueimeu, S. Bartholomeu und S. Marcos nach Alem-Tejo hinüberführt. Es iſt dies die Straße nach Liſſabon. Ein zweiter Fahr— weg nach Alem-Tejo, der früher mehr in Aufnahme war, als jetzt, geht von Azinhal über Odeleite, Pereiro und Alcoutim nach Mertola und weiter bis Beja und Evora. Durch Fahrwege verbunden ſind auch Loulé und Caſtro-Marim, Loulé und Albufeira, Boliqueime und Silves, Silves und Villanova, Villanova und Monchique, Alcoutim und Ameixial. Alle dieſe Fahrwege ſind entſetztlich ſchlecht und blos während der trocknen Jahreszeit für Fuhrwerk practicabel. Alle übri— gen Wege ſind Reit- oder Fußpfade. Topographie. Algarve beſitzt 4 Städte zweiter Ordnung!“) ) Man unterſcheidet in Portugal, wie in Spanien, 3 Klaſſen von Städten, „eapitaes“ (ſpan. capitales), Hauptſtädte oder große Städte (in Portugal blos Lis— boa und Oporto), cidades (ſpan. ciudades) und „villas“. Die Städte zweiter Klaſſe genießen größere Vorrechte, als die dritter, find auch gewöhnlich größer und volkrei— cher, als dieſe, doch nicht immer. So iſt z. B. Loulé größer und volkreicher, als Sil⸗ ves. Mit „Flecken“ darf daher „villa“ nicht überſetzt werden. Unſeren „Flecken“ oder „Landſtädtchen“ entſprechen in Spanien und Portugal viel mehr die „aldeias com Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 18 274 M. Willkomm: (eidades), nämlich Faro, Tavira, Silves und Lagos, 12 Städte drit— ter Orndnung (villas), nämlich Algezur, Villa do Bispo, Sagres, Monchique, Villanova de Portimäo, Lagoa, Albufeira, Loulé, Olhäo, Villareal de S. Antonio, Caſtro-Marim und Alcoutim, 50 Kirchdör— fer und Flecken (aldeias com parochia) und eine große Anzahl Wei— ler (aldeias) und zerſtreute Gehöfte. Wir wollen im Folgenden die wichtigſten Ortſchaften kurz ſchildern und dabei die Eintheilung in Be— zirke (concelhos) zu Grunde legen. 1) Bezirk von Algezur. Dieſer kleine und wenig bevölkerte aber viel Getreide erzeugende Bezirk grenzt gegen Norden an Alem— Tejo, gegen Oſten an den Bezirk von Monchique, gegen Südoſten an den von Lagos, gegen Süden an die Bezirke von Lagos und Villa do Bispo, und gegen Weſten an das Meer. — Algezur, kleine und arme, aber ſehr alte Villa, liegt am Oſtabhange eines ſteilen mit einer mauriſchen Burg gekrönten Hügels, unweit des gleichnamigen Fluſſes, an deſſen Ufern Reis gebaut wird. — Odeseire, kleiner Flecken, zwiſchen zwei Hügeln, unweit des linken Ufers des gleichnamigen Fluſ— ſes, an dem ſich ebenfalls Reisfelder befinden, iſt ein ſehr ungeſunder Ort wegen der vielen Sümpfe und Lachen, welche der langſam dahin ſchleichende Fluß bildet. 2) Bezirk von Villa do Bispo. Derſelbe begreift den ehe— maligen Bezirk von Sagres mit und bildet die weſtliche Ecke von Al— garve. Er grenzt gegen Norden an den vorigen Bezirk und gegen Oſten an den von Lagos, auf allen anderen Seiten an das Meer. Er iſt die eigentliche Kornkammer Algarbien's, doch ſind ſeine Bewoh— ner ſehr arm, weil die beſten Ländereien Bürgern von Lagos und an— deren auswärtigen Perſonen gehören und die Bauern daher faſt ins— geſammt blos Pächter ſind, welche von den Grundeigenthümern hart bedrückt werden. Es iſt dieſer Bezirk der ebenſte und windigſte von Algarve, aber eben aus dieſem Grunde hat er ein ſehr geſundes Klima. Er gehört zu den bevölkerteren, denn obwohl er noch kleiner iſt, als der von Algezur, ſo enthält er doch 2 Villas und 4 Flecken. — Villa parochia“ (fpan. lugures con termino deslindado, geſchloſſene Gemeinden), denn dieſe ſind ſämmtlich ſtädtiſch gebaut und haben ſtets einen Marktplatz, der ſeit Ein— führung der conſtitutionellen Regierung den Namen „Conſtitutionsplatz“ führt. Dür: fer in unſerem Sinne giebt es in Spanien und Portugal gar nicht. — ehe Das Königreich Algarve. 275 do Bispo, ein kleines, aber freundliches Städtchen, liegt 2 Leguas nordnordöſtlich vom Kap S. Vicente auf einer Anhöhe in einer ſehr getreidereichen aber baumarmen Gegend. An ſeiner Stelle ſtand ur— ſprünglich ein kleines Dorf mit einer der Jungfrau geweihten Kirche, Namens Santa Maria do Cabo, welches dem Orden der Templer ge— hörte. Im Jahre 1520 ſchenkte der König Dom Manuel daſſelbe dem Biſchof von Silves, Fernando Coutinho, weshalb es den Namen Al— deig do Bispo erhielt, der ſpäter, als es zu einer Villa erhoben wurde, in den gegenwärtigen Namen umgeändert ward. — Sagres, kleine Villa, Seehafen und Waffenplatz, auf der oben beſchriebenen gleichna— migen Ponta gelegen, ward im Jahre 1419 durch den berühmten In— fanten D. Henrique den Seefahrer gegründet, und erlangte durch deſ— ſen Entdeckungsreiſen bald einen großen Ruf. Dieſer Prinz hielt ſich hier wiederholt auf, indem er von hier aus ſeine Expeditionen unter— nahm oder leitete, und ſtarb auch hier. Noch jetzt zeigt man ſein Haus, oder richtiger die Stelle wo es ſtand, denn es wurde ſammt der Kirche, den Kaſernen, einem Theil der Feſtungswerke und allen größeren Gebäuden durch das Erdbeben von 1755 zerſtört. Das An— denken des großen Fürſten bewahrt ein Denkmal, welches im Jahre 1839 auf Befehl der verſtorbenen Königin errichtet wurde. Sagres iſt blos gegen die Landſeite befeſtigt. Innerhalb des Walles liegen die Kirche, die Quartiere für die Beſatzung, das Haus des Comman— danten und einige andere Häuſer; die übrigen Häuſer, nur wenige an Zahl, befinden ſich vor dem Walle. In dem Hafen können jetzt nur Fiſcherbarken ankern. Am Strande liegen im Sande einige Wein— gärten, welche einen ſehr guten Weißwein erzeugen. Die Gegend nach dem Kap iſt ganz unangebaut, dürr und von Bäumen entblößt, aber reich an Kaninchen und Rebhühnern. — Die Flecken dieſes Bezirks ſind: Carrapateira, Rapozeira, Bordeira, Budens und Baräo de S. Miguel. Unter ihnen ift Budens der größte und wohlhabendſte. Zwiſchen Rapozeira und dem Dorfe Figueira befin— det ſich in geringer Entfernung nördlich von der Küſtenſtraße die alte, ehedem angeblich den Templern zugehörige Kirche Noſſa Senhora de Guadalupe, welche ſeltſamerweiſe bei dem großen Erdbeben ganz verſchont blieb. Eine Viertellegua ſüdöſtlich von Budens liegt an der Küſte das von Philipp III. erbaute Fort Almadena. Während des 18 * 276 M. Willkomm: Erdbebens wurden hier, als das Meer vom Strande zurückwich, die Ueberreſte großer Gebäude einer vom Meer verſchlungenen Stadt ſicht— bar, welche griechiſchen Urſprungs zu ſein ſcheint. 3) Bezirk von Lagos. Dieſer Bezirk liegt zur Hälfte inner— halb der Serra zur Hälfte im Beiramar und Barrocal, welches hier beginnt. Er grenzt gegen Norden an den von Algezur, gegen We— ſten an den vorigen, gegen Oſten an den von Villanova, gegen Sü— den an das Meer, iſt blos im ſüdlichen Theile bevölkert und gut an— gebaut und erzeugt hier viel Getreide, Gemüſe, Feigen und Wein. Auch beginnt hier die Kultur des Mandel-, Oel- und Johannisbrod— baumes, doch nur in geringem Maaßſtabe. Selten ſind namentlich die Johannisbrodbäume. Außer der Stadt Lagos liegen in dieſem Bezirke blos 4 Flecken. — Lagos, angeblich Lacobriga der Alten, und folg— lich uralt, hat trotzdem gegenwärtig ein ſehr modernes Anſehen, da es durch das Erdbeben, an welches noch heut zu Tage die Ruinen meh— rer Kirchen und Klöſter erinnern, großentheils zerſtört wurde. Die Stadt liegt ſehr anmuthig auf drei Hügeln hart am weſtlichen Ufer der ſchönen nach ihr benannten Bai, welche leider den Winden ſehr ausgeſetzt iſt und daher keinen ſichern Ankergrund gewährt, und iſt von alten hohen Mauern, zum Theil von mauriſcher Bauart, umgür— tet, auf denen 9 Batterien angebracht ſind, weshalb Lagos für eine Feſtung gilt. Sie hat 8 Thore, 4 auf der Land- und 4 auf der See— ſeite, 4 Kirchen, darunter 2 Pfarrkirchen, ein Carmeliter-Nonnenkloſter, ein Spital (casa de misericordia) mit einer Kirche, einen hübſchen Platz und A breite Straßen, viele ſtattliche Gebäude und iſt nächſt Tavira die hübſcheſte Stadt Algarbien's. Der dicht an der Stadt be— findliche Hafen wäre groß genug, um eine Flotte zu faſſen, iſt aber leider durch den nahe dabei ausmündenden Fluß ſehr verſandet, au— ßerdem von der Bai durch zahlreiche Sandbänke abgeſperrt und des— halb nur durch eine Barre zugänglich, welche von größeren Seeſchiffen ſelbſt zur Zeit des Hochwaſſers nur mit Schwierigkeit paſſirt werden kann. Aus dieſem Grunde wird dieſer Hafen von fremden Schiffen nicht ſehr frequentirt, deſto mehr von Küſtenfahrern und Fiſcherbarken, welche hier immer in großer Anzahl vor Anker liegen. Die Barre iſt durch das Fort Ponta da Bandeira vertheidigt, welches auf einen vor— ſpringenden Zacken der hohen Felſenmauer im Süden der Stadt liegt. f a Das Königreich Algarve. 277 An der Nordſeite der Stadt befindet ſich eine Vorſtadt mit einer Kirche, die von einem ehemaligen Kapuzinerkloſter herrührt; zwei andere inner— halb der Stadt befindliche Mönchsklöfter liegen ſeit dem Erdbeben in Ruinen. In dem reizenden mit Wein- und Feigenplantagen bedeckten Hügelgelaͤnde, welches die Stadt gegen Norden nnd Weſten umgiebt, liegen viele zerſtreute Gehöfte, Landhäuſer und 4 Kapellen oder „her- midas“, unter denen die intereſſanteſte die ſchon erwähnte der Ponta da Piedade iſt. Lagos beſitzt gegen 7000 Einwohner, welche ſich größ— tentheils vom Küftenhandel, von der Fiſcherei und dem Ackerbau, na— mentlich von der Wein- und Feigenkultur ernähren. Es giebt hier 400 immatriculirte Fiſcher, welche ſich vorzüglich mit dem Fange der Sardinen (Clupea Sprattus) beſchäftigen, die eingeſalzen den haupt— ſächlichſten Zweig des Handels bilden. In früheren Zeiten war La— gos eine blühende Handelsſtadt, gegenwärtig liegt aber ihr Handel ſehr darnieder. Da es für eine Feſtung gilt, beſitzt es eine Garni— ſon, Artillerie und einen Commandanten. Lagos ward den Mauren durch den König D. Sancho J. entriſſen und im Jahre 1535 zu einer eidade erhoben. Seine Blütheperiode fiel in die Zeit des Prinzen Heinrich. Auch jetzt gehört es noch zu den wohlhabendſten Ortſchaf— ten Algarbien's. — Die 4 Flecken des Bezirkes von Lagos ſind: Noſſa Senhora da Luz, Bardo de S. Joäo, Bemſafrim und Odia— rere. Der erſtgenannte aus zerſtreuten Häuſergruppen beſtehende Ort liegt 1 Leguas weſtlich von Lagos in einer ſehr fruchtbaren, Weizen und Gemüſe im Ueberfluß erzeugenden Gegend, umringt von einer großen Anzahl von Weingärten und Feigenplantagen. Im Gebiete von Bemſafrim, welches beſonders viel Weizen, Gerſte und Gemüſe hervorbringt, ſprudelt eine ſchöne Stahlquelle. Bemſafrim liegt am Fuße der Serra do Espinhaço de cao, eines durch Wildheit ausge— zeichneten, von Felſen ſtarrenden und daher ſchwer zugänglichen Kalk— gebirges, über welches die ſehr ſchlechte Straße führt, welche Lagos mit Algezur und Liſſabon verbindet. Innerhalb der Serra liegt kein ein— ziges Dorf, ſondern nur hier und da ein einſames Gehöft. 4) Bezirk von Monchique. Derſelbe liegt ganz innerhalb der Serra und birgt die erhabenſten und romantiſchſten Gebirgsgegen— den Algarve's in feinem ſchwer zugänglichen Schooße. Er grenzt gegen Norden an Alem-Tejo, gegen Oſten an den Bezirk von Silves, gegen 278 M. Willkomm: Weſten an den von Algezur, gegen Süden an die Bezirke von Lagos und Villanova, iſt reich an Holz und Weide, an Steinbrüchen, an köſt— lichem Waſſer, an Stahl- und Schwefelquellen, aber arm an Bevöl— kerung, indem ſich das Terrain blos an wenigen Stellen zu Anſiede— lungen eignet. Die tiefen Thäler ſind ungemein fruchtbar und erzeu— gen Gemüſe, Obſt, Wallnüſſe und ſelbſt Feigen und Orangen in Menge. Die Hauptproduction dieſes Bezirks bilden die Kaftanien. Außer Monchique liegen in demſelben blos 2 Flecken und 4 kleine Dör— fer. — Monchique, freundliche, lebhafte und wohlhabende Villa von 4000 Einwohnern, liegt terraſſenförmig am Oſtabhange der majeftäti- ſchen Fola und einige hundert Fuß über der Sohle des tiefen und weiten, von einem ſtarken kryſtallenen Bergſtrome bewäſſerten Thales, welches die Fora von der Picota ſcheidet, in einer unbeſchreiblich rei— zenden und hochromantiſchen Gegend. Dunkele Haine alter Kaſtanien, auf deren bemoosten Boden im erſten Frühlinge duftende Veilchen und Primeln blühen, umgeben die Stadt auf der Seite der Foja, während der Abhang nach dem Fluſſe zu und der Grund der Seitenſchluchten mit Oelbäumen, Gemüſegärten, Obſt- und Orangeplantagen erfüllt iſt. Allenthalben rauſchen kryſtallene Bäche von der Fola hernieder, eine Friſche verbreitend, welche ſelbſt im höchſten Sommer dieſer paradieſi— ſchen Gegend eine Frühlingstemperatur verleiht. Das Innere der Stadt iſt leider ſehr ſchmutzig; die abſcheulich gepflaſterten Gaſſen ver— laufen ſehr unregelmäßig und ſteigen meiſt ſehr ſteil an; manche ſind förmliche Treppen. Hoch über den letzten Gaſſen thront noch male— riſch ein Franziskanerkloſter, das jedoch bald in Ruinen liegen dürfte, da es ſeit der Aufhebung der Mönchsorden verlaſſen ſteht. Monchique hat blos eine Kirche, ein altes gothiſches Gebaͤude mit drei Schiffen, und eine Casa de misericordia, und bietet überhaupt außer ſeiner reizenden Lage nichts Bemerkenswerthes dar. Die fleißigen und gut— müthigen, nur wenig cultivirten Bewohner ernähren ſich vorzüglich vom Handel mit Kaſtanien- und Nußbaumholz; beſonders wird die Kaſtanie hier vollkommen als Nutzholzbaum behandelt. In den aus— gedehnten Wäldern der Folia und Picota trifft man große Holzſchläge, allein man iſt auch darauf bedacht, die Waldung durch Anpflanzung junger Kaſtanien fortwährend zu regeneriren. Die Früchte dieſes ſchö— Das Königreich Algarve. 279 nen Baumes bilden das Hauptnahrungsmittel der ärmeren Volksklaſ— fen und zugleich einen nicht unbedeutenden Zweig des Erporthandels von Algarve, indem ſie in großen Maſſen über Villanova nach Eng— land und anderwärts ausgeführt werden. Nächſt der Kaſtanie find die Hauptproducte Monchique's Orangen (beſonders Apfelſinen), Aepfel, Birnen, Aprikoſen, Pfirſichen, Pflaumen und Kirſchen. Die zu— letzt genannten Kern- und Steinfrüchte, deren Bäume ſich ſeltſam ne— ben den dunkelbelaubten goldfrüchtigen Orangenbäumen ausnehmen, werden durch ganz Algarve und nach den angrenzenden Gegenden Alem-Tejo's verführt, die Orangen dagegen zum größten Theil nach Villanova gebracht, um von da exportirt zu werden. Der Transport aller dieſer Früchte, ſowie des Kaſtanien- und Nußbaumholzes, beſchäf— tigt einen bedeutenden Theil der ärmeren Bevölkerung, weshalb es in wenigen Ortſchaften Algarve's ſo viele „almocreves“ (Maulthier— treiber) giebt, wie in Monchique. Auch werden in Monchique viele Fäſſer, Tonnen und Faßtheile, als Dauben, Reifen u. dgl., ſowie ge— wöhnliches grobes Hausgeräth aus dem Kaſtanienholze, und Körbe aus den ſchlanken ruthenförmigen Kaſtanienzweigen verfertigt. Monchique iſt der geeignetſte Ort, um die Folia zu beſteigen. Man braucht zwei Stunden, um hinauf zu gelangen. Der Weg iſt nicht beſchwerlich und ſehr angenehm, da er fortwährend in der Nähe rauſchender Bäche, die häufig allerliebſte Waſſerfälle bilden, anfangs durch prächtige Ka— ſtanienwaldungen, ſpäter über blumige Bergwieſen und Bergtriften em— porführt, auf denen zahlreiche Rinder-, Ziegen- und Schaafheerden weiden, die meiſt Bewohnern von Monchique gehören. Die Oberfläche des Berges bildet ein geräumiges, von Oſten nach Weſten ſich er— ſtreckendes und geneigtes Plateau, auf dem ſich einzelne flache Kup⸗ pen erheben. Auf einer der höchſten ſteht eine hölzerne Pyramide, die noch von den Vermeſſungen Francini's herrührt. Im weſtlichen Theil der Oberfläche ſprudelt eine reichliche Quelle herrlichen Waſſers, wel— ches im Sommer eiskalt, im Winter lau iſt. Von den Kuppen der Folia aus überblickt man faſt ganz Algarve, den größten Theil von Alem-Tejo und ein ungeheures Stuck Meer. Gegen Nordnordweſt reicht die Ausſicht bis an die Serra da Arräbida bei Setuval, de— ren Umriſſe man ſehr deutlich ſieht. Der Gipfel der Foia, welcher 280 M. Willkomm: (die Pyramide) nach Francini in 3720“ der Breite liegt 1), iſt von der See aus in einer Entfernung von 71 Seemeilen ſichtbar und dient deshalb den Schiffern als Wahrzeichen, um das Kap S. Vicente zu finden. Die Foia beſteht nicht ganz aus Granit, denn an der Nordſeite geht ein ſchwarzer, quarzloſer Porphyr (Melaphyr?) in gro— ßen Felsmaſſen zu Tage aus. Von dieſer Seite aus iſt daher die Beſteigung der Foia mit größeren Schwierigkeiten verknüpft. Die Foia beſitzt 4 — 5 Leguas im Umfange. An ihrer weſtlichen Baſis liegt der kleine Flecken Marmelete, an ihrer ſüdlichen das Dorf Caſaes umringt von Wein-, Orangen-, Oel- und Obftgärten. Die Beſtei— gung der Picota erfordert von Monchique aus mindeſtens noch ein— mal fo viel Zeit, als die der Foia, theils weil man das tiefe Thal von Monchique überſchreiten muß, theils weil die Picota einen viel ſanfter geneigten und deshalb viel längeren Abhang beſitzt. Derſelbe iſt bis zur Hälfte mit zerſtreuten Bauerhäuſern, mit Weizenfeldern, Gemüſe- und Baumgärten bedeckt und bietet daher einen ſehr freund— lichen Anblick dar. Die Picota hat noch größere Wälder, als die Fola, und ſcheint auch noch reicher an ſeltenen Pflanzen zu ſein, als jene. Sie beſitzt, obwohl ſie niedriger iſt, einen viel größeren Umfang, in— dem ſie ein förmliches in nordſüdlicher Richtung ſich erſtreckendes Ge— birge bildet. Der Südabhang, welcher an der Baſis 1 Legua breit iſt, fällt um vieles ſteiler ab, als der Nord- und Weſtabhang. Eine öſtliche Fortſetzung der Picota, welche ſich bis an den Odeloupa er— ſtreckt, führt den Namen Serra de Alferce. Auf ihrem Rücken liegt der zweite Flecken des Bezirks, Alferce, umgeben von Weinbergen, und in ſeiner Nähe der Ueberreſt einer mauriſchen Burg. In einer tiefen, waldigen Felſenſchlucht an der ſüdlichen Baſis der Picota ruht unter Orangenhainen verſteckt der Badeort Caldas de Monchique, welcher wegen der Heilkräftigkeit ſeiner warmen Schwefelquellen in ganz Portugal eine große Berühmtheit erlangt hat und deshalb all— jährlich von vielen Perſonen aus nah und fern beſucht wurde. Trotz dem iſt für die Bequemlichkeit und Annehmlichkeit der Badegäſte nur ſehr wenig gethan. Nur ſchlechte Reitwege führen nach dem Bade— ) Auch dieſer Punkt liegt auf der Karte von Lopes falſch, nämlich in 378“ 35“, obwohl in der Corografia die Breite deſſelben richtig, wie oben, angegeben wird. ns ee :.. Das Königreich Algarve. 281 ort, welcher blos aus dem Badehauſe mit einer Kapelle und einigen Bauerhäuſern beſteht. Das einer Inſchrift über der Thür zufolge aus dem Jahre 1692 herrührende Badehaus liegt am rechten Ufer des in wilden Kaskaden die Schlucht durchtobenden Baches. Es iſt ein lan— ges großes Gebäude mit vielen Wohnungen, einem Krankenſaale, einer Trinkhalle und zwei Badebaſſins, einem für die Männer und einem für die Frauen. Beide liegen in den Souterrains, weshalb man auf einer langen Treppe zu ihnen hinabſteigen muß. Es ſprudeln hier 4 Quellen, deren Temperatur zwiſchen 25,5 und 27,5“ R. wechſelt. Das Waſſer iſt kryſtallhell, hat wenig Geſchmack, riecht aber ſtark nach Schwefelwaſſerſtoffgas. Andere warme, völlig unbenutzte Quellen be finden ſich 1 Legua von Monchique am Orte a Tornalha, und zu Mal— hada Quente, ! Legua öſtlich von Monchique, quillt ein kaltes Mine— ralwaſſer. Zwei Leguas ſüdweſtlich von Caldas, am Wege nach La— gos, liegt die Kirche Noſſa Senhora do Verde, von welcher der Rio do Verde ſeinen Namen hat. Neben derſelben ſteht ein Hospiz. 5) Bezirk von Villanova. Dieſer kleine, aber ſtark bevöl— kerte Bezirk liegt wieder faſt ganz im Barrocal und Beiramar und ge— hört zu den fruchtbarſten und wärmſten Gegenden Algarve's. Er grenzt im Weſten an den Bezirk von Lagos, im Norden an den von Mon— chique, im Oſten an die Bezirke von Silves und Lagoa, im Süden an das Meer, iſt ſehr gut angebaut, erzeugt alle möglichen Früchte, aber beſonders Mais, Wein, Oel und Feigen, und enthält außer dem Haupt— orte 2 Flecken, 4 Dörfer und viele zerſtreute Gehöfte. — Villanova de Portimäo, kleine hübſch gebaute, wohlhabende und lebhafte, aber ſehr ſchmutzige Villa von 3500 Einwohnern liegt dicht am weſtlichen Ufer der ſchon geſchilderten Ria, welche den beſten Hafen Algarbien's bildet, und treibt einen lebhaften Erporthandel mit Südfrüchten, beſon— ders Orangen und Feigen, für welche es der Hauptverſchiffungsplatz iſt, ſowie mit eingeſalzenen und geräucherten Thunfiſchen, deren Fang an der Küſte in großem Maaßſtabe betrieben wird. Daher iſt die Stadt zum großen Theil von Fiſchern bewohnt, und die Ria immer voll Fiſcherbarken und Küſtenfahrern. Doch können hier auch größere Fahrzeuge (Briggs und Goeletten) ankern. Der Exporthandel wird vorzüglich durch engliſche Schiffe vermittelt. Zur Zeit der Verladung der Feigen und Orangen, vom September bis Ende December, pfle— 282 M. Willkomm: gen 40 bis 50 große ausländiſche Schiffe hierher zu kommen. Villa— nova, urſprünglich ein Fiſcherdorf, aber im Jahre 1485 zu einer Villa erhoben, enthält durchaus keine Merkwürdigkeiten. Seine Kirche iſt von moderner Bauart, mit 3 Schiffen im Innern. Außerdem giebt es ein ehemaliges Carmeliterkloſter, ein Spital und eine Casa de mise- ricordia. Ein Theil der moraſtigen Ufer der Ria wird als Salinen (marinhas) benutzt, indem man das ſalzige Waſſer in Gruben an der Sonne verdampfen läßt. Den Eingang der Ria vertheidigen die beiden Forts S. Catharina am linken und S. Joao am rechten Ufer. Die Verbindung beider Ufer wird durch eine Fähre vermittelt, welche vom nördlichen Ende der Stadt nach dem ſchräg über gelegenen Dorfe Mexilhoeirinha geht. Die Umgebungen von Villanova find hüg— lig, ſehr gut angebaut, faſt ganz mit Feigen-, Mandel- und Oelbäu— men und mit Weinreben bedeckt und mit freundlichen Bauernhäuſern beſäet. — Alvor, großer und wohlhabender, am Rande der ſteilen Felſenwände der Küſte maleriſch gelegener Flecken, beſaß zur Zeit der Mauren ein ſtarkes Kaſtell, von dem noch einige Trümmer übrig ſind, ward denſelben zuerſt im Jahre 1198 durch Sancho J., 1250 zum zweiten Male durch Alphons III. entriſſen. Sein früher ziemlich gu— ter und von kleineren Fahrzeugen ſtark frequentirter Hafen wurde durch das Erdbeben von Liſſabon verſchüttet und kann ſeitdem nur von Fi— ſcherbarken beſucht werden. Seine Umgebungen find ebenfalls ſehr gut angebaut und erzeugen dieſelben Producte, wie die Umgebungen von Villanova, beſonders aber vortreffliches Gemüſe. Alvor iſt 1 Legua von Villanova entfernt. Eine kleine Legua landeinwärts liegt Meril— hoeira, ebenfalls ein großer Flecken mit großer ſchöner Kirche und einem Hospital, auf einer Anhöhe, die eine weite Ausſicht über das Meer darbietet, zwiſchen den Flüſſen Farello und Aräo, welche ſich in den Fluß von Alvor ergießen. Der zuerſt genannte Fluß trägt von der Brücke an große Böte. Merilhoeira treibt einen lebhaften Handel mit Früchten und mit Geflechten, welche die Frauen jener Gegend aus den Blättern der Zwergpalme verfertigen. In der Nähe am Orte das Fontainhas findet man Ueberreſte von Gebäuden mauriſchen Ur— ſprungs. Die ganze Umgegend iſt mit Oel- und Feigenbäumen bedeckt. 6) Bezirk von Lagoa. Derſelbe iſt noch kleiner als der vor— Das Königreich Algarve. 283 hergehende, aber noch ftärfer bevölkert, denn er enthält außer dem Hauptorte 3 Flecken und 8 Dörfer, ſowie viele zerſtreute Häufer. Er grenzt gegen Weſten an den vorigen Bezirk, gegen Norden und Oſten an den von Silves, gegen Süden an das Meer, liegt faſt ganz in— nerhalb des Beiramar's und iſt eben ſo fruchtbar, wie der Bezirk von Villanova. — Lagoa, freundliche Villa (ſeit 1713), liegt auf der Küſtenſtraße in einer hügeligen, viel Weizen erzeugenden und mit Oel—, Feigen-, Mandel- und Johannisbrodbäumen bedeckten Gegend, 1 ſtarke Legua von Villanova und 3 Legua von der Küſte. Da fie durch das große Erdbeben größtentheils zerſtört wurde, ſo hat ſie ein ſehr mo— dernes Ausſehen. Sie beſitzt blos 1 Kirche und 1 Casa de miseri— cordia. Die 3 Flecken ihres Bezirks find Ferrag udo, Eſtombar und Porches. Der zuerſt genannte liegt maleriſch am Abhange der Höhen, welche die Ria von Villanova gegen Oſten begrenzen, dieſer Stadt ſchief gegenüber nahe bei dem Fort S. Joao, iſt gut gebaut und wohlhabend, im Innern aber ſchmutzig und unfreundlich, wird faſt nur von Fiſchern und Almocreves bewohnt. Eſtombar, ein mit— telgroßer Flecken, liegt ? Legua von Merilhoeirinha auf einer Anhöhe. Porches, ein ſchlechtgebautes, ſchmutziges Neſt, ebenfalls auf einem Hügel, von Johannisbrodbäumen umgeben, 1 Legua öſtlich von Lagoa. Merilhoeirinha iſt der Hauptverladungsplatz der Orangen und ande— rer Südfrüchte des Barrocal von Silves und der ganzen Umgegend, und deshalb ein ſehr wohlhabender Ort. An der Küſte, zu beiden Seiten des Kap's Carvoeiro, liegen die beiden kleinen Forts Noſſa Senhora da Encarnacao und N. S. da Rocha. 7) Bezirk von Silves. Iſt der größte Bezirk Algarbien's, erſtreckt ſich quer durch dieſes Land von der Küſte bis zur Grenze von Alem-Tejo und liegt zur größeren Hälfte innerhalb der Serra. Er grenzt gegen Weſten an die Bezirke von Villanova und Mon— chique, gegen Norden an Alem-Tejo, gegen Oſten an die Bezirke von Loulé und Albufeira, gegen Süden an den Bezirk von Lagoa und an das Meer, iſt, ausgenommen im ſüͤdlichen Theile, ſpärlich bevölkert, ja gegen Norden faſt ganz entvölkert, und erzeugt im Küſtenſtrich und Barrocal viel Südfrüchte, namentlich Orangen, Oliven und Feigen, desgleichen Mais, Weizen und Gemüſe. Der Bezirk enthält außer dem Hauptorte 5 Flecken und 16 kleine Dörfer. — Silves, ehema— 284 M. Willkomm: lige Hauptſtadt des mauriſchen Königreichs Algarve, liegt in dem ſchö— nen, unendlich fruchtbaren Thale des gleichnamigen Fluſſes am Ab— hange eines Hügels, welcher auf ſeinem Scheitel die ſtolze Zwingburg der mauriſchen Könige trägt, innerhalb deren zerfallenen Mauern die Hauptkirche ſteht. Silves iſt cidade, aber klein, mit alten theilweiſe verfallenen, von vielen viereckigen Thürmen flankirten Mauern von arabiſcher Bauart verſehen, im Innern finſter und ſchmutzig, voll win— keliger krummer Gaſſen mit unanſehnlichen, geſchwärzten Häuſern. Die Haupt- und einzige Pfarrkirche, ein großes gothiſches Gebäude, das den Titel „Catedral“ führt, ſteht an der Stelle der ehemaligen Haupt— moſchee. Je unfreundlicher das Innere der Stadt iſt, deſto anmuthi— ger ſind ihre Umgebungen, welche in Folge der guten, der Hauptſache nach noch von den Mauren herrührenden Bewäſſerung alle Süd— früchte, Gemüſe, Wein und Getreide im Ueberfluß hervorbringen. Eine lange, ſchön gebaute, vielbogige Steinbrücke führt über den breit dahin— ſtrömenden Fluß; die Stadt hat 4 Thore mit mauriſcher Hufeiſenwölbung. Silves wurde den Mauren nach blutigen Kaͤmpfen und langer Bela— gerung im Jahre 1266 durch den Ritter D. Paio Peres Correia ent— riſſen, nachdem es ſchon früher durch den König D. Sancho J. auf kurze Zeit erobert worden war. Der letzte Maurenkönig, Aben Afan, ertrank auf der Flucht im Fluſſe. Nach der Eroberung Algarve's wurde Silves zum Bisthum erhoben, daſſelbe jedoch im Jahre 1579 nach Faro verlegt. Schon früher ſiedelten die höchſten Civil- und Mi— litairbehörden nach Faro über. In Folge davon kam die einſt reiche und blühende Stadt immer mehr herunter, ſo daß ſie gegenwärtig die unbedeutendſte der „cidades“ von Algarve iſt. Ihr Handel ging ſchon im 14. Jahrhunderte zu Grunde. Unter den Ueberreſten aus der Maurenzeit verdient namentlich die große im Kaſtell befindliche Zi— ſterne eine Erwähnung. Dieſelbe bildet ein unterirdiſches Gewölbe, zu dem man auf einer langen Steintreppe hinabſteigt, und kann einen hinreichenden Waſſervorrath beherbergen, um die Stadt ein ganzes Jahr mit Waſſer zu verſorgen. — Die Flecken des Bezirks find S. Mar— cos, S. Bartholomeu, Algoz, Alcantarilha und Pera. Der zuerſt genannte Ort iſt klein und arm, indem er tief in der Serra zwiſchen rauhen und unfruchtbaren Schieferbergen liegt. Ueber ihn führt die Straße von Faro nach Alem-Tejo und Liſſabon. Viel bedeutender iſt | | Das Königreich Algarve. 285 Säo Bartholomeu de Meſſines. Dieſer große und freundliche Flecken liegt an derſelben Straße zwiſchen den ſüdlichſten Zweigen der Serra an dem Abhange eines größtentheils mit Feigen-, Oel- und Johannisbrodbäumen bedeckten Berges, der den Namen Penedo grande führt. Die höchſten Gaſſen ſteigen ſehr ſteil an und find wegen der vielen Felszacken, die das natürliche Pflaſter bilden, faſt ungangbar. Die Umgegend iſt nur theilweiſe und nachläſſig angebaut und produ— eirt daher viel weniger, als fie ſollte. Zu dem Kirchſpiele gehören 5 Dörfer, welche in geringer Entfernung von dem Flecken zwiſchen den haidebewachſenen Bergen umhergeſtreut liegen. Algoz, 2 Leguas ſüdſüdöſtlich von Silves im Barrocal gelegen, iſt ein großer und rei— cher Flecken, hat ſehr gutes Waſſer und erzeugt viel Wein, welcher hier zeitiger reift, als irgendwo anders in Algarve, ſo daß die Wein— leſe ſchon Ende Auguſt ſtattfindet. Von dem einen Büchſenſchuß von dem Flecken entfernten Hügel der Kapelle N. S. do Pilar genießt man eine reizende Ausſicht, welche 14 Kirchſpiele umfaßt. Alcanta— rilha und Pera liegen nahe bei einander in einer außerordentlich baumreichen und fruchtbaren Niederung im Hintergrunde der ſchönen Bucht von Pera, beide auf einer Anhöhe. Alcantarilha iſt groß und hübſch gebaut, Pera dagegen klein und häßlich. Am Strande, 4 Le— gua von Pera, liegt ein Fiſcherdorf, genannt Pera baixa, welches wäh— rend des großen Erdbebens vom Meere bis auf ein Haus verſchlun— gen wurde. Während des Sommers dient dieſer Ort als Seebad. Die Hauptproducte beider Kirchſpiele ſind Wein, Feigen, Mandeln und Oliven. 8) Bezirk von Albufeira. Dieſer mittelgroße und zur grö— ßeren Hälfte ſpärlich bevölkerte Bezirk grenzt gegen Weſten an den Bezirk von Silves, gegen Norden und Oſten an den von Loulé und gegen Süden an das Meer. Er gehört faſt ganz dem Barrocal an, indem der Küſtenſtrich hier nur eine geringe Breite beſitzt, iſt wegen des felſigen Bodens weniger fruchtbar, als die übrigen an das Meer grenzenden Bezirke Algarve's und enthält daher außer dem Hauptort nur 3 Flecken und 7 kleine Dörfer, von denen die meiſten in der Nähe der Küſte oder im Thale des R. de Quarteira liegen, welcher dieſen Bezirk durchſtröͤmt. Die hauptſächlichſten Producte find Cerealien, Ge: müſe, Feigen, Wein, Mandeln und Johannisbrod. — Albufeira, 286 M. Willkomm: Villa von 2700 Einwohnern, liegt maleriſch hart am hohen Felſen— rande ſeiner Bucht zwiſchen zwei Hügeln, von denen der öſtliche ein verfallenes Kaſtell auf ſeinem Gipfel trägt. In dieſes Kaſtell zog ſich am 27. Juni 1833 eine große Zahl von Einwohnern zurück, als die Stadt von den Banden Dom Miguel's überfallen wurde und capitu— lirte mit dieſen nach kurzem Widerſtande. Allein die Migueliſten hiel— ten die Capitulation nicht, ſondern ermordeten nach der Uebergabe des Kaſtells 74 Perſonen von jedem Alter und Geſchlecht. Albufeira iſt ſehr ſchlecht gepflaſtert und ſchmutzig, hat bergige, ſchlecht angelegte Gaſſen und nur wenig hübſche Häuſer. Die am Rande der Küſte ſtehenden Häuſer ſchweben zum Theil förmlich über dem hier immer wild brandenden Meere. Albufeira iſt eine ſehr alte Stadt und ſoll an der Stelle des römiſchen Baltum ſtehen. Den Mauren wurde es durch König Alphons III. entriſſen. Durch das große Erdbeben ward es faſt gänzlich zerſtört, indem das Meer drei Mal mit ungeheurer Gewalt über die Küſte ſchlug. Es kamen viele Menſchen um; die Kirche allein begrub 227 unter ihren Trümmern. Die neue Kirche iſt groß und ſchön, aber nicht ganz vollendet. Albufeira iſt größten— theils von Fiſchern bewohnt. Seine Bai, welche große Seeſchiffe auf— nehmen kann, aber einen wenig ſichern Ankergrund gewährt, wird durch die beiden Batterien Balieiria und S. Joao vertheidigt. — Die Flecken des Bezirks find Alfontes da Guia, Paderne und Boliqueime. Der erſte iſt ſehr klein; er liegt an der Straße von Loulé nach Pera, 1 Legua von letzterem Orte. Boliqueime dagegen iſt ein großer, wohl— habender Flecken, welcher an dem von Loulé nach Silves führenden Fahrwege in einer mit Oel- und Johannisbrodbäumen bedeckten Ge— gend am Anfange des Barrocal liegt. Ganz innerhalb des Barrocal und im Thale des Algibre verſteckt liegt Paderne, zur Zeit der Mau— ren eine große Villa mit ſtarkem Kaſtell, von dem noch Ueberreſte vor— handen ſind. 9) Bezirk von Loulé. Iſt nächſt dem von Silves der größte unter allen Bezirken und erſtreckt ſich wie jener quer durch Algarve hindurch von der Küſte bis Alem-Tejo. Er grenzt gegen Weſten an die Bezirke von Albufeira und Silves, gegen Norden an Alem-Tejo, gegen Oſten an die Bezirke von Tavira und Faro und gegen Süden an das Meer. Seine größere Hälfte liegt innerhalb der Serra und u a ur Das Königreich Algarve. 287 ift daher nur ſpärlich bevölkert, aber auch der ſüdliche Theil beſitzt eine weniger zahlreiche Bevölkerung, als die weſtlichen und öſtlichen Küſten— bezirke. Der Bezirk von Loulé birgt ungemein reizende und maleri— ſche Gegenden in ſeinem Innern, beſonders im Barrocal, welches hier feine größte Breite erreicht und deſſen maleriſche Thäler prächtig an— gebaut find. Die Hauptproducte find Südfrüchte, namentlich Feigen, Johannisbrod und Orangen, außerdem Cerealien und Gemüfe aller Art. Der Bezirk enthält im Ganzen außer der Stadt Loulé 4 Flecken und 8 Dörfer. — Loulé, ſehr alte und große Villa mit 8200 Ein- wohnern, Hauptort eines Marquiſats, liegt in einem reizenden Thal— keſſel, welcher nur gegen Südweſt offen, ſonſt rings von ſchöngeform— ten, mit Johannisbrod- und Oelbäumen bewaldeten Hügeln umgürtet iſt, hinter denen die düſtern Wellenberge der Serra emporſteigen. Die Stadt iſt ziemlich gut gebaut, auch reinlicher als die anderen Städte Algarbien's, hat aber einen ſehr unebenen Boden und entſetzlich ſchlech— tes Pflaſter. Eine Menge halb verfallener, viereckiger Mauerthürme römiſcher Bauart, welche durch die Stadt zerſtreut ſind, bezeichnen de— ren ehemaligen kleineren Umfang und ihr hohes Alter. Die ſchon im 13. Jahrhundert erbaute Hauptkirche iſt ein einfaches Gebäude ohne allen architectoniſchen Werth. Mehr Beachtung als dieſe verdient eine kleine, vor der Stadt an der Straße nach Silves gelegene Kuppel— kirche. In den Umgebungen Loulé's befinden ſich auch drei jetzt ver— laſſene Klöfter, von denen das größte, das an der Nordſeite der Stadt gelegene Auguſtinerkloſter, in Ruinen liegt, indem es durch das Erd— beben von Liſſabon zerſtört und ſpäter nicht wieder aufgebaut wurde. Daſſelbe war urſprünglich ein Beſitzthum der Templer und hatte, wie noch die Trümmer beweiſen, eine ſehr ſchöne Kirche. Der ſchönſte Punkt in den nächſten Umgebungen von Loulé iſt die auf einem ſtei— len an der Straße nach Silves gelegenen Hügel befindliche Kapelle N. S. da Piedade, ein ſehr beſuchter Wallfahrtsort, wo alle Sonn— abende von dem Pfarrer von Loulé eine Meſſe geleſen wird. Von der Terraſſe der hübſchen Kirche genießt man eine unbeſchreiblich rei— zende Ausſicht über das paradieſiſch ſchöne Thal von Loulé und die maleriſch gruppirte, alterthümliche Stadt, ſowie uber die duͤſtere Serra, die lachenden Gefilde der Küſte und den blauen Spiegel des Mee— res. Noch umfaſſender iſt die Ausſicht von der 1 Stunde ſüdlich von 288 M. Willkomm: der Stadt ſich erhebenden Cabega da Cämara, einem ziemlich hohen, theilweiſe mit Johannisbrod- und Oelbäumen bewachſenen Kalkberge, deſſen Gipfel einer der geeignetſten Punkte iſt, um ſich über die ſehr verwickelte Dispoſition des Barrocal zu orientiren. Dieſer Berg be— grenzt das Becken von Loulé im Süden. Im Weſten erhebt ſich ein ähnlicher, aber niedrigerer, die Cabega gorda. Zwiſchen beiden öffnet ſich das Baſſin von Loulé gegen Süden mittelſt eines weiten Thales, durch welches die zahlreichen Gewäſſer des Beckens im Fluſſe Cada— vai vereinigt abfließen. Gegen Oſten wird das Becken durch die Ca— bega alta, gegen Norden durch die Cabegça do meſtre begrenzt; letztere iſt angebaut. Dieſe Kuppen hängen unter ſich, ſowie mit den beiden anderen Cabegas zuſammen 1). Loulé war zur Zeit der Mauren eine blühende Handelsſtadt; gegenwärtig iſt ihr Handel ſehr unbedeutend, indem er ſich nur auf die Exportation von Orangen und anderen Süd— fruchten, ſowie von Palmenblätter- und Aloefaſergeflechten, welche die Frauen verfertigen, und auf die Importation der gewöhnlichſten Be— dürfniſſe beſchränkt. Den Mauren wurde die Stadt im Jahre 1249 durch D. Paio Peres Correia entriſſen. Während des migueliſtiſchen Bürgerkrieges hatte Loulé viel zu leiden, beſonders am 24. Juni 1833, wo es von einem Haufen migueliſtiſcher Banditen überfallen wurde, welche eine große Anzahl Perſonen von jedem Alter und Geſchlecht er— mordeten und die übrigen Bewohner beraubten. Das Erdbeben von Liſſabon zerſtörte außer dem Auguſtinerkloſter gegen 200 Häuſer und das Kaſtell; doch kamen blos zwei Perſonen um's Leben. — Die Flecken des Bezirks find Queren ga, Salir, Alte und Ameixial. Der zuerſt genannte, aus zerſtreuten Häuſern beſtehende liegt noch inner— halb des Barrocal, die übrigen in der Serra. Eine halbe Legua ſüd— weſtlich von Alte befindet ſich ein ergiebiger Kupfererzgang, welcher ſeit etwa 15 Jahren von einer liſſaboner Actiengeſellſchaft ausgebeutet wird. Die regelmäßig angelegten Gruben befanden ſich im Jahre 1846 un— ter der Direction eines Franzoſen und ehemaligen Majors vom Ge— niecorps. Alte iſt ein ziemlich großer, aber ſehr armer und ſchlecht gebauter Ort, der außer ſeiner romantiſchen Lage und einem hübſchen 1) Auch dieſe ungemein in die Augen ſpringende Terraingeſtaltung iſt auf der Karte von Silva Lopes nicht im Geringſten angedeutet. r * Das Königreich Algarve. 289 Waſſerfall keine Merkwürdigkeiten beſitzt. Salir, ein großer zwiſchen zwei hohen Ketten verſteckter Flecken, war zur Zeit der Mauren, an welche noch die Ruinen eines Kaſtells erinnern, eine befeſtigte Stadt. Das tiefe Thal iſt mit Orangenplantagen erfüllt. Eine Legua nörd— lich davon erhebt ſich in wilder Gebirgseinſamkeit ein unerſteiglicher Felſenberg, Rocha da Penha genannt, dadurch merkwürdig, daß er bei dem großen Erdbeben an mehreren Stellen zerbarſt und viele Stein— blöcke, worunter mehrere von koloſſaler Größe, gleich Bomben nach allen Richtungen und auf weite Entfernung fortgeſchleudert hat. Ameixial iſt eine der am höchſten gelegenen Ortſchaften Algarve's. Der zerſtreut gebaute und armſelige Flecken liegt zwiſchen rauhen Bergen auf einem kleinen Plateau, welches zwiſchen den Kuppen des Gebirges hindurch eine weite Ausſicht gewährt. Man erblickt von hier aus den Thurm der Hauptkirche von Beja, welche über 12 Leguas in gerader Rich— tung entfernt iſt. Zu dem großen Kirchſpiele dieſes Ortes gehören 25 kleine, meiſt nur aus wenigen Häuſern beſtehende, durch das Gebirge zerſtreute Weiler. Querenga, Salir und Ameixial liegen auf dem von Loulé nach Beja führenden Saumpfade, Alte dagegen faſt abgeſchnit— ten von allem Verkehr. Noch verdient die im Süden des Bezirks, im Küſtenſtrich gelegene Kirche S. Lourengo de Almancil eine Er— wähnung, welche im Jahre 1836 zur Pfarrkirche einer neuen von dem Kirchſpiele von Loulé abgetretenen Parochie erhoben worden iſt. Dieſe Kirche gehört zu den ſchönſten, welche Algarve aufzuweiſen hat; ihre Innenwände ſind zum Theil mit einer Art Moſaik bekleidet, welche die wichtigſten Ereigniſſe aus dem Leben des heiligen Laurentius darſtellt. 10) Bezirk von Faro. Derſelbe gehört zu den mittelgroßen Bezirken Algarve's, liegt größtentheils innerhalb des Beiramar und Barrocal, indem nur ſeine nördlichſten Parthieen von der Serra be— deckt ſind, grenzt gegen Weſten an den vorigen Bezirk, gegen Norden und Oſten an den von Tavira, gegen Süden an den von Olhäo und an das Meer und iſt innerhalb des Küſtenſtrichs und Hügellandes ziemlich ſtark bevölkert und gut angebaut. Die Einwohner ſind im Allgemeinen wohlhabend, weshalb die Ortſchaften ein gutes Anſehen beſitzen. Die hauptſächlichſten Producte beſtehen in Südfrüchten, beſon— ders Feigen, Johannisbrod und Mandeln; doch ſieht man in dieſem Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 19 290 M. Willkomm: Bezirke nicht ſo viele und große Pflanzungen von den genannten Bäu— men, wie in den angrenzenden Bezirken von Loulé und Tavira. Das Barrocal erzeugt auch viel Orangen und Oel, das Beiramar Getreide, Wein und Gemüſe. Außer der Hauptſtadt liegen in dieſem Bezirke 5 Flecken und 9 Dörfer. — Faro, Cidade von 9500 Einwohnern, Hauptſtadt Algarve's, Sitz der Diſtrictsregierung, des Obergerichts, der gleichnamigen Comarca und des Biſchofs von Algarve, liegt in einer ſandigen, baumarmen Ebene hart am Rande der inſelerfüllten Bucht und am öſtlichen Ufer eines kleinen aus dem Barrocal von Eoneeicäo kommenden Fluſſes, welcher mit leichter Mühe ſchiffbar gemacht werden könnte, jetzt aber der Stadt mehr Schaden als Nutzen bringt, indem er große Maſſen von Sand in den Hafen ſchwemmt. Faro iſt eine reiche und blühende Stadt, indem es einen ſehr lebhaften Handel mit Südfrüchten, beſonders mit Feigen, Roſinen, Mandeln und Orangen betreibt. Sein Hafen, obwohl klein und verſandet, kann dennoch Schiffe bis zu 200 Tonnen Laſt aufnehmen, gehört daher zu den beſſeren Hä— fen Algarve's und wird jährlich im Durchſchnitte von 50 großen Schif— fen, der Mehrzahl nach engliſchen, beſucht. Auch giebt es hier 587 immatriculirte Schiffer, weshalb der Hafen immer voll Barken liegt und der Marktplatz der Stadt alle Morgen mit Fiſchen aller Art reich— lich verſorgt iſt. Da Faro durch das Erdbeben von 1755 größten— theils zerſtört wurde, fo beſitzt es ein ſehr modernes Ausſehen. Es iſt ziemlich gut gebaut, aber ſehr unregelmäßig angelegt. Doch giebt es einige ſchöne Straßen, ja die auf den ebenfalls ſehr hübſchen, am Ha— fen gelegenen Conſtitutionsplatz ausmündende Rue da Rainha iſt ſo— gar prächtig zu nennen. Nur Schade, daß ſelbſt dieſe Straße, die Hauptpulsader der Stadt, von Schmutz ſtarrt, eine Eigenſchaft, durch welche ſich die Hauptſtadt Algarbien's vor allen übrigen Städten die— ſes Ländchens ſehr unvortheilhaft auszeichnet. Faro beſitzt 2 Pfarrkir— chen, von denen die der heiligen Jungfrau geweihte die biſchöfliche iſt und als ſolche den Namen a Se führt, 3 andere Kirchen und 3 ehe— malige Mönchsklöſter. Die biſchöfliche Kirche iſt groß, aber in keiner Hinſicht bemerkenswerth; ſie zerfällt inwendig in 3 Schiffe und ſoll an der Stelle der ehemaligen Moſchee ſtehen. Faro war nämlich ſchon zur Zeit der Mauren, denen es am 28. März 1249 durch den König phons III. entriſſen wurde, eine bedeutende Stadt. Im Jahre 1540 Das Königreich Algarve. 291 wurde dieſelbe durch Joao III. zu einer Cidade erhoben. Neben der biſchöflichen Kirche befindet ſich der biſchöfliche Palaſt, ein unſcheinba— res Gebäude und das von dem gelehrten und liberalen Biſchof D. Francisco Gomes gegründete Seminar, eine zur Heranbildung von Geiſtlichen beſtimmte Anſtalt, die in neuerer Zeit ſehr heruntergekom— men iſt. Am füdöftlihen Rande der Stadt liegt auf einem flachen Hügel das Schloß von Faro, ein weitläufiges Gebäude, innerhalb deſ— ſen die Regierung des Diſtricts ihren Sitz aufgeſchlagen hat. Daſſelbe iſt mit alten Mauern und einigen modernen Batterien umgeben und dient daher zugleich als Citadelle. In Faro ſteht fortwährend ein Re— giment Infanterie und ein Artilleriepark. Alle Jahre findet daſelbſt im Juli ein drei-, und im October ein eintägiger Jahrmarkt ſtatt. Die Umgebungen von Faro find nicht ſehr anmuthig; große Strecken Lanz des liegen ſogar unangebaut. Die Sandinſeln, welche den Eingang zu dem Hafen verſperren, ſind, wo ſie nicht aus Salzmoräſten beſte— hen, mit einem eigenthümlichen Graſe (Spartina stricta Roth.) be— deckt, welches ein ſehr gutes Viehfutter abgeben ſoll. — Die Flecken des Bezirks find Conceigao, S. Joo da Venda, St. Bar— bara de Nere, Eftoi und S. Braz d' Alportel. Mit Ausnahme des zuerſt genannten liegen alle im Barrocal, S. Braz am höchſten zwiſchen hohen Bergen verſteckt im Weſten des M. Figo, auf dem Saumpfade, der von Loulé nach Tavira und Caſtro-Marim führt. S. 3036 da Venda liegt auf der Straße nach Loulé und beſteht aus zerſtreuten Häuſern, St. Barbara zwiſchen zwei hohen, rebenbedeckten Hügeln nahe bei derſelben Straße, Conceiçaào auf der Straße von Olhäo nach Loulé, Eſtoi auf einem Hügel, in deſſen Nähe man Ueber— reſte von römiſchen Gebäuden bemerkt, im Thale des Rio Secco— S. Braz beſitzt eine ſchöne und große Kirche.“ 11) Bezirk von Olhao. Dieſer kleine, aber ſehr bevölkerte Bezirk beſteht zur Hälfte aus Beiramar, zur Hälfte aus Barrocal, grenzt gegen Weſten und Norden an den vorigen Bezirk, gegen Oſten an den von Tavira, gegen Süden an das Meer, iſt ſehr gut ange— baut, erzeugt viel Südfrüchte, beſonders Johannisbrod und Feigen, auch etwas Getreide und Wein und beſitzt außer ſeinem Hauptorte 3 Flecken und 9 Dörfer. Die Einwohner find wohlhabend. — Olhäo, Villa von ungefähr 4000 Einwohnern, war urſprünglich ein bloßes Fiſcher— ar 292 M. Willkomm: dorf, wurde aber durch den hier ſehr einträglichen Fiſchfang im Laufe der Zeit ſo reich und groß, daß die Regierung es im Jahre 1808 für eine Villa erklärte und zum Hauptort eines Concelho erhob, der aus Theilen der Bezirke von Faro und Tavira gebildet wurde. In dem genannten Jahre beſaß Olhäo 4846 Einwohner. Die darauf folgen— den Kriege, beſonders der Bürgerkrieg, und zuletzt die Cholera (1834), decimirten ſeine Bevölkerung in ſolchem Grade, daß es im Jahre 1835 blos 3202 Einwohner zählte. Seitdem hat die Seelenzahl wieder zu— genommen. Die Bewohner von Olhso ſind die geſchickteſten, unterrich— tetſten und unternehmendſten Fiſcher von ganz Algarve. Sie wagen ſich mit ihren kleinen Barken weit in das Meer hinaus, betreiben den Fiſch⸗, beſonders den Sardinenfang im Großen und führen einen leb— haften Exporthandel mit getrockneten, eingeſalzenen und geräucherten Fiſchen. Das Trocknen, Einſalzen u. ſ. w. der Fiſche, ſowie das Ver— fertigen der zum Fiſchfang nöthigen Apparate beſchäftigt den größten Theil derjenigen Einwohner, die nicht zur Fiſchergilde (compromisso dos pescadores) gehören. Olhäo beſitzt blos eine, erſt in dieſem Jahrhunderte erbaute Kirche und hat ein ſehr modernes Anſehen. Es iſt regelmäßig gebaut, die Häuſer ſind zwar klein, aber hübſch und freundlich, die Gaſſen eng, aber weniger ſchmutzig als in Faro. Ol— häo liegt in einer theils ſandigen, theils moraſtigen Niederung dicht am Meere. In geringer Entfernung öſtlich davon befindet ſich ein Fort. — Die Flecken des Bezirks find Pexao, Quelfes und Mon— carapacho. Die erſten drei liegen im Beiramar, Moncarapacho höchſt anmuthig im Barrocal, am ſüdöſtlichſten Fuße des M. Figo, der von hier aus am bequemſten beſtiegen wird, in einem Walde von Johan— nisbrod- und Oelbäumen. Am Fuße des genannten Berges befindet ſich der Eingang einer brunnenartigen Höhle, die den Namen o Aby- smo (Abgrund, grundloſe Tiefe) führt, weil man bis jetzt noch kei— nen Grund in derſelben hat finden können. Eine zweite, Ladroeira genannt, liegt am Gipfel. 12) Bezirk von Tavira. Bildet den dritten großen Bezirk von Algarve, indem er ſich von der Küſte bis an die Grenze von Alem-Tejo erſtreckt. Er grenzt gegen Weſten an die Bezirke von Faro und Olhäo, gegen Norden an Alem-Tejo, gegen Oſten an die Bezirke von Alcoutim, Caſtro-Marim und Villareal, gegen Süden an das | | } ö > l | — aa arg Das Königreich Algarve. 293 Meer, liegt zur Hälfte innerhalb der Serra, zur Hälfte im Barrocal und Beiramar, iſt im Beiramar vortrefflich angebaut und reich bevöl— kert, ſonſt aber wenig bewohnt, enthält ſehr anmuthige Landſchaften und erzeugt viel Johannisbrod, Feigen und Oel, ſowie auch Orangen, Mandeln, Roſinen, Gartenfrüchte und Getreide. Das Beiramar iſt hier ein faſt ununterbrochener Wald von Johannisbrodbäumen. Die Einwohner ſind wohlhabend, wie ſchon die gutgebauten und freundli— chen Ortſchaften verrathen. Außer dem Hauptorte liegen in dieſem Bezirke 6 Flecken und 15 Dörfer. — Tavira, Cidade von 8700 Ein— wohnern, die ſchönſte Stadt Algarbien's, liegt maleriſch in einem äu— ßerſt fruchtbaren und ſchön angebauten Thale zu beiden Seiten des Sequa, der gleich unterhalb der langen, beide Stadttheile verbindenden Steinbrücke ſchiffbar wird. Tavira hat breite, gerade, gutgepflaſterte und verhältnißmäßig reinliche Gaſſen, einen großen, regelmäßigen, von ſtattlichen Gebäuden umſchloſſenen Conſtitutionsplatz, zwei mit ſchönen Kuppeln geſchmückte Pfarrkirchen, von denen die der heiligen Jungfrau geweihte ehedem eine Moſchee war, 2 andere Kirchen und 4 ehema— lige Mönchskloͤſter und 1 Nonnenkloſter, iſt von zahlreichen Landhaus fern und Gärten umringt und treibt einen lebhaften Handel mit Süd— früchten, beſonders Johannisbrod, welches von hier in großen Maſſen nach Gibraltar ausgeführt wird. Desgleichen exportirt es viel Rohr (Arundo Donax) nach England, Holland und Belgien. Die größe— ren Schiffe können leider nicht bis an die Stadt herauf, ſondern müſ— ſen an der Mündung des Fluſſes ankern, welche durch die kleinen Forts S. Antonio und S. Joso vertheidigt wird. Auch die Fiſcherei iſt nicht unbedeutend, obwohl lange nicht mehr ſo blühend, wie in frü— heren Jahrhunderten. Die Importation beſteht vorzüglich in Getreide. Tavira ſoll an der Stelle der antiken Stadt Balſa ſtehen, die gegen— wärtige Stadt ward jedoch von den Mauren gegründet, denen ſie durch D. Paio Peres Correia am 11. Juni 1242 entriſſen wurde. Dieſer Ritter liegt auch hier begraben, nämlich in der Kirche St. Maria beim Hochaltar. In der Nähe des in der Vorſtadt gelegenen Nonnenklo— ſters S. Bernardo ſprudelt eine kalte waſſerreiche Mineralquelle, ge— nannt Fonte de Sto. Antoninho. An der Küſte liegt das Fiſcherdorf Santa Luzia. — Die Flecken des Bezirks find Fuzeta, N. S. da Luz, Eoneeicäo, S. Efteväo, Sta. Catharina und Cachopo 294 M. Willkomm: Die beiden erſten liegen im Beiramar, die beiden folgenden im Bar— rocal, der letzte in der Serra. Fuzeta, ein erſt gegen Ende des vo— rigen Jahrhunderts aus einem Dorfe von Fifcherhütten entſtandener Flecken iſt faſt ganz und gar von Fiſchern bewohnt, welche eben ſo fleißig und unternehmend find, wie die des benachbarten Olhäo. Es liegt auf einem felſigen Vorgebirge an der Mündung des von Mon— carapacho herabkommenden Fluſſes, welcher ſich hier in einen ſchiffbaren Seekanal verwandelt. Der Ort iſt regelmäßig und huͤbſch gebaut und treibt einen lebhaften Fiſchhandel mit Alem-Tejo. Die Umgebungen ſind von Weinreben, Oel-, Mandel-, Feigen- und Johannisbrodbäu— men bedeckt. N. S. da Luz liegt an der Straße nach Faro in einem Walde von Oel- und Johannisbrodbäumen, beſteht aus wenigen zer— ſtreuten Häuſern, beſitzt aber eine große alte Kirche mit drei Schiffen, welche nicht ohne architectoniſchen Werth iſt. Conceiçao, ein kleiner hübſcher Flecken, liegt an der Straße nach Villareal, Sta. Catharina auf der Straße nach Loulé, im Thal des Sequa, St. Eſtevao ganz abgeſchnitten vom Verkehr zwiſchen unwirthlichen, felſigen Hügeln, im Oſten des M. Figo; Cachopo endlich, ein kleiner Ort in weiter Ent— fernung von den bisher genannten Ortſchaften tief in der Serra auf einem Hügel an einem Zufluſſe des Odeleite. 13) Bezirk von Villareal. Iſt der kleinſte von allen Be— zirken Algarve's, liegt ganz innerhalb des Küſtenſtrichs, grenzt gegen Weſten an den vorigen Bezirk, gegen Norden an den von Caſtro-Ma— rim, gegen Oſten an den Guadiana, gegen Süden an das Meer, hat einen faſt nur aus Flugſand zuſammengeſetzten Boden, iſt ſpärlich be— völkert und wenig angebaut, erzeugt jedoch viel Feigen, Mandeln und Orangen, aber wenig Cerealien und andere Früchte, beſitzt einige Pi— nienwaldung und enthält blos 3 Ortſchaften, nämlich das Städtchen Villareal, den Flecken Cacella und das Dorf Santa Rita. — Villareal de Santo Antonio, erſt im Jahre 1744 auf Befehl des berühmten Miniſters Königs Joſeph I., des Marquis vom Pom— bal gegründet, liegt am rechten Ufer des Guadiana unweit ſeiner Mündung, der ſpaniſchen Stadt Ayamonte ſchief gegenüber, zwiſchen ho— hen Sanddünen in einer gänzlich unfruchtbaren Gegend. Der Ort iſt ganz regelmäßig gebaut, hat ſchnurgerade Gaſſen, einen großen Platz, in deſſen Mitte ſich ein Obelisk erhebt, der das Andenken des Gründers u r Das Königreich Algarve. 295 verewigt, längs des Guadiana eine Reihe dreiſtöckiger, balcongezierter Gebäude von ganz gleicher Bauart, weshalb dieſelbe von dem ſpani— ſchen Ufer aus den Eindruck eines einzigen koloſſalen Gebäudes macht, iſt aber ſehr verödet und von armen Menſchen bewohnt, obwohl ſein Hafen große Seeſchiffe zuläßt und von Küſtenfahrzeugen frequentirt wird. Villareal iſt nämlich das traurige Product einer verfehlten Spe— culation. Der eben ſo intelligente als despotiſche Marquis von Pom— bal gedachte durch die Gründung dieſer Stadt Portugal einen großen Dienſt zu leiſten und Spanien einen empfindlichen Schlag zu verſetzen, bewirkte aber durch ſeine Schöpfung gerade das Gegentheil. Vor der Anlegung der neuen Stadt blühte nämlich an der zwiſchen der Mün— dung des Guadiana und Cacela befindlichen Küſte die Sardinenfiſche— rei in einem Grade, wie niemals früher oder ſpäter an irgend einer anderen Küſte Europa's. Im Jahre 1774 wohnten daſelbſt gegen 5000 Fiſcher, deren Rohr- und Strohhütten die Dünen längs des Strandes in einer Ausdehnung von einer Legua bedeckten. Dieſes ungeheure Fiſcherhüttendorf war unter dem Namen Monte gordo weit berühmt. Die Mehrzahl dieſer Fiſcher waren Spanier, beſonders Ayamontiner und Catalonier, weshalb ein großer Theil des ungeheu— ren Gewinns, den dieſe Fiſcherei einbrachte, Spanien zufiel. Dies ver— droß den Marquis; er wünſchte die Fiſcherei ganz zum Nutzen Por— tugals auszubeuten und beſchloß deshalb die Vernichtung Montegor— do's und die Anlegung einer ordentlichen Stadt an der Mündung des Guadiana, wo ſich nur portugieſiſche Fiſcher ſollten anſiedeln dürfen und welche zugleich den Handel Ayamonte's vernichten ſollte. Auf ſeinen Befehl wurden die Fiſcherhütten von Montegordo in Brand ge— ſteckt und die dort anſäſſigen Portugieſen gezwungen, ſich in Villareal niederzulaſſen, ja mit ihrem Vermögen zur Erbauung dieſer Stadt, welche binnen fünf Monaten aus den unwirthlichen Sanddünen her— vorgezaubert wurde, nach Kräften beizutragen. Dieſe gewaltſamen und unmenſchlichen Maaßregeln erſtickten die großartige Schöpfung Pom— bal's im Keime. Nur wenige Fiſcher von Montegordo ſiedelten ſich nach Villareal über, die meiſten entzogen ſich racheſchnaubend der Des— potie des Marquis durch die Flucht und begaben ſich nach der auf einer Inſel an der ſpaniſchen Küſte unweit Ayamonte von Cataloniern gegründeten Fiſchercolonie la Higuerita, welche nun raſch emporblühte, 296 M. Willkomm: während Villareal trotz aller Gewaltmaaßregeln, trotz aller den Ein— wohnern und Fiſchern ertheilten Privilegien, immer mehr herabkam. Bereits im Jahre 1790 befanden ſich unter den zu Ayamonte, la Hi— guerita und Sanlucar de Barrameda wohnenden 3000 Fiſchern nicht weniger als 2500 Portugieſen, und durch den Aufſchwung, den die ſpaniſche Fiſcherei in Folge davon nahm, blühte der Handel Ayamon— te's, den Pombal zu zerſtören gedachte, immer mehr, ſo daß dieſe Stadt gegenwärtig ein bedeutender Hafen- und Handelsplatz Spaniens iſt, während Villareal einem großen Kirchhofe gleicht). An der Stelle des ehemaligen Montegordo entſtand in fpäterer Zeit allerdings wie— der ein Fiſcherdorf, welches den alten Namen beibehalten hat; die Fi— ſcherei blieb aber unbedeutend, indem ſie nicht mehr mit der Fiſcherei von la Higuerita und Ayamonte zu concurriren vermochte. Pombal beabſichtigte an der Mündung des Guadiana eine große Stadt anzu— legen, allein ſein Plan iſt kaum zum vierten Theile ausgeführt wor— den. Und auch in dieſem wirklich erbauten Stadttheil giebt es gegen— wärtig nicht wenige Häuſer, welche verlaſſen ftehen und dem Einfturz drohen. Die Bevölkerung beſteht aus 500 Seeleuten, welche ſich mehr mit Küſtenſchifffahrt und Schmuggelei, als mit dem Fiſchfang abgeben, einer Compagnie Soldaten, den Beamten der Douane und der Be— zirksverwaltung, einigen Prieſtern, Krämern und Bauern, im Ganzen aus kaum 1000 Perſonen, während das in ſtolzer Pracht gegenüber— liegende Ayamonte ſeit der Gründung Villareal's ſeine Bevölkerung von 8000 Seelen auf 14000 gebracht hat! In der Nähe von Villa— real giebt es ziemlich viel Orangenplantagen und Weingärten, welche man in tiefen in den Flugſand gegrabenen Excavationen angelegt hat, wo ſie, da hier der Boden durch das durchſickernde Seewaſſer fort— während feucht gehalten wird, vortrefflich gedeihen. — Cacella war zur Zeit der Mauren ebenfalls eine große blühende Stadt. Nach der durch den Ritter Correia ausgeführten Eroberung wurden die Mau— ren vertrieben und in Folge davon kam dieſe Stadt, wie viele andere Städte Spaniens und Portugals herunter, ſo daß ſie nun ſchon ſeit Jahrhunderten ein bloßer Flecken iſt. Nur die aus drei großen und hohen Schiffen beſtehende Kirche erinnert an ihren ehemaligen Glanz. ) Vgl. über Villareal und Montegordo Link's Reiſe Bd. II, S. 207 ff. „„ 2 Das Königreich Algarve. 297 Cacella liegt dicht am Meer an der von Tavira nach Villareal füh— renden Straße und iſt ganz von Fiſchern bewohnt. Der unbedeu— tende Hafen wird durch ein kleines Fort vertheidigt. Vier dergleichen Forts befinden ſich auch bei Villareal am Ufer des Guadiana, Aya— monte gegenüber. Eine halbe Legua landeinwärts von Cacella liegt das huͤbſche Dörfchen Santa Rita mit einer Kapelle auf einem Hügel. 14) Bezirk von Caſtro-Marim. Dieſer mittelgroße Be— zirk liegt zur Hälfte im Barrocal und zur Hälfte in der Serra. Er grenzt gegen Weſten an den Bezirk von Tavira und Alcoutim, gegen Norden an den letzten, gegen Oſten an den Guadiana, gegen Suͤden an den vorigen Bezirk, iſt ſpärlich bevölkert und erzeugt vorzüglich Wei— zen, Orangen und Obſt, außerdem Oel, Feigen, Mandeln, Gemüſe und Gartenfrüchte. Auch wird hier in den am Guadiana bei Caſtro— Marim befindlichen Moräſten viel Salz durch Evaporation des Waſ— ſers gewonnen. Außer dem Hauptorte liegen in dieſem Bezirke blos 2 Flecken und 7 Dörfer. — Caſtro-Marim, alte befeſtigte Villa von 2400 Einwohnern, liegt ? Legua nördlich von Villareal ſehr ma— leriſch zwiſchen zwei am Ufer des Guadiana ſich erhebenden Hügeln, deren jeder ein Caſtell auf ſeinem Scheitel trägt. Es beſitzt eine ſchöne zweithürmige Kuppelkirche, aber finſtere und entſetzlich ſchmutzige, enge, winkelige, ſteil anſteigende Gaſſen mit ſchlechten Häuſern. Hier hatte urſprünglich (ſeit 1318) der Chriſtusorden ſeinen Sitz, bevor er nach Thomar Übergefiedelt wurde. Es wohnen in Caſtro-Marim über 200 Seeleute, die ſich theils mit dem Fiſchfange, theils mit dem Transport der Erzeugniſſe des Bodens nach Mörtola beſchäftigen. — Die beiden Flecken des Bezirks ſind Azinhal und Odeleite. Der erſtgenannte liegt auf einem Hügel unweit des rechten Guadianaufers 1 Legua nordweſtlich von Caſtro-Marim auf dem von dieſer Stadt nach Mér— tola und Beja führenden Wege, welcher von hier an mit Karren be— fahren werden kann; Odeleite an einer Lehne zwiſchen vier hohen Ber— gen in der Serra an dem linken Ufer des nach ihm benannten Fluſ— ſes, welcher eine halbe Legua weiter öſtlich in den Guadiana mündet, auf derſelben Straße. 15) Bezirk von Alcoutim. Derſelbe gehört zu den größe— ren Bezirken Algarve's und bildet die nordöſtliche Ecke dieſes Landes. Er grenzt gegen Süden an den vorigen Bezirk, gegen Weſten an den 298 M. Willkomm: von Tavira, gegen Norden an Alem-Tejo, gegen Oſten an den Gua— diana, iſt ganz von der Serra bedeckt, ſpärlich bevölkert, beſitzt wenig fruchtbaren und daher auch nur wenig cultivirten Boden und enthält außer dem Hauptorte blos 4 Flecken ſowie 22 kleine Dörfer. Die Producte des Bodens beſtehen in Getreide, Obſt, Hülſenfrüchten und Gemüſe. Bedeutender als die Agricultur iſt die Viehzucht (Schaaf— und Ziegenzucht). — Alcoutim oder Alcoitim, eine alte aber un— bedeutende Villa, liegt auf einem Hügel am Guadiana, der ſpaniſchen Villa Sanlucar de Guadiana gegenüber, iſt von alten verfallenen Mauern umgürtet, ſchlecht gebaut, unfreundlich und ſchmutzig, und be— ſitzt 3 Thore, ein zerſtörtes Kaſtell und eine hübſche in drei Schiffe zer— fallende Kirche. Von hier aus geht ein Fahrweg im Thale des Gua— diana aufwärts nach Mértola. Mit Caſtro-Marim iſt Alcoitim blos durch einen ſchlechten Saumpfad verbunden. — Die Flecken des Be— zirks find Pereiro, Os Gides, Martimlongo und Vaqueiros. Die drei erſten liegen an der Fahrſtraße, welche Alcoitim mit Ameixial in Verbindung ſetzt, Pereiro und Os Gides außerdem an dem von Azinhal nach Mértola und Beja führenden Fahrwege. Vaqueiros da— gegen iſt ganz in den Wildniſſen der Serra verſteckt und blos durch Reit- und Fußpfade mit den benachbarten Ortſchaften verbunden. Pe— reiro, ein kleiner Ort, liegt auf dem abgeplatteten Kamme eines Ge— birgszweiges in einer öden waſſerloſen, im Winter kalten Gegend. Hier wird alljährlich am Tage des heiligen Marcus ein von Spaniern und Bewohnern Alemtejo's ſehr frequentirter Jahrmarkt gehalten. Os Gides liegt ſehr maleriſch zwiſchen gewaltigen Felſen, hat ſehr unebene, ſchlechte und ſchmutzige Gaſſen und Häuſer, aber eine ſchöne Kirche. Eine halbe Legua nördlich davon fließt der Vascao vorbei, der hier die Grenze zwiſchen Algarve und Alem-Tejo bildet. Martimlongo, ein großer und wohlhabender Flecken, liegt auf einem Hügel umgeben von hohen Bergen, iſt ebenfalls im Beſitz einer ſchönen Kirche. Vaqueiros end— lich, ein kleiner und armſeliger Ort, ſteht auf einem ſteilen Hügel, der ringsherum von ſehr hohen rauhen Bergen überragt wird. Sein der Cultur wenig zugängliches Territorium erzeugt blos Weizen, Roggen und Gerſte. Alle dieſe Flecken und überhaupt alle Ortſchaften des Be— zirks von Alcoitim produciren viel grobe Wollenſtoffe, indem hier die Das Königreich Algarve. 299 Schaafzucht ſehr verbreitet ift. Dieſelben werden von den Frauen ge webt und in Algarve und Alem-Tejo conſumirt. Bevölkerung. Die gegenwärtige Zahl der Bevölkerung Al— garve's läßt ſich nicht genau angeben. Die Zählung von 1836 ergab 104620 Perſonen über 7 Jahre, welche in 32797 Wirthſchaften (logos, Heerde, Feuerſtellen) vertheilt waren, und demnach veranſchlagt Silva Lopes die Geſammtbevölkerung des Landes für das Jahr 1840 auf 131820 Seelen. Algarve beſitzt ein Areal von 99 geogr. Quadrat: meilen; es kommen folglich im Durchſchnitte 1331, Perſonen auf die Quadratmeile. Da die letzte genauere Zählung, die von 1802, eine Seelenzahl von 105412 nachwies, ſo ergiebt ſich für den Zeitraum von 1802 bis 1840 eine Zunahme der Bevölkerung um 26408 See— len. Die Algarbier ſind ein kräftiger Menſchenſchlag, die Männer meiſt hochgewachſen, breitſchulterig, ſtarkknochig, von ſehr gebräuntem Teint, die Weiber von mittlerer Frauengröße, aber gut und kräftig gewachſen, von üppigen Formen, gelblichem Teint und mit reichem Haarwuchs geſchmückt. Beide Geſchlechter ſind im Allgemeinen ſehr geſund und erreichen gewöhnlich ein hohes Alter. Die Männer ſind arbeitſamer und thätiger, als andere Bewohner des Südens der Halbinſel, wes— halb in Algarve der Ackerbau und die Fiſcherei, die beiden Haupt— erwerbszweige der unteren Stände, auf einer höheren Stufe ſich befin— den, als in den angrenzenden Landſchaften Portugals und Spaniens. Die Weiber zeichnen ſich ebenfalls durch Fleiß und Nührigfeit aus, ſind gute Mütter und Hausfrauen und beſchäftigen ſich außer ihrer Wirthſchaft meiſt mit Verfertigen künſtlicher Blumen und Geflechte aus getrockneten und gebleichten Blättern der Zwergpalme (Chamaerops humilis) und aus den Faſern der ſaftigen Blätter der Agave oder großen Aloe. Von ſolchen Blumen, Körbchen, Matten, Cigarrenta— ſchen u. dgl. werden in Algarve eine ſo große Menge producirt, daß ſie einen nicht unbedeutenden Artikel des Handels, namentlich der Er— portation bilden. Was den Charakter anlangt, ſo ſtehen die Algar— bier in dem Ruf der Verſchlagenheit, Rachſucht und Grauſamkeit. Ab— geſehen von dieſen übeln Eigenſchaften, die wohl nicht ſo allgemein verbreitet ſein dürften und nur bisweilen durch beſondere Veranlaſſun— gen zur Ausbildung gelangen mögen, ſind die Algarbier gutmüthig, gaſtfrei und uneigennützig. Gegen Fremde und Höherſtehende ſind ſie 300 M. Willkomm: außerordentlich höflich, doch hat ihre Höflichkeit gewöhnlich einen fo ſervilen Anſtrich, daß ſie einen unangenehmen Eindruck macht, zumal, wenn ſie wie oft, Hand in Hand mit einem verſchloſſenen, rückhalten— den, mißtrauiſchen Weſen geht. Die Weiber ſind offenherziger, zutrau— licher, heiter, ſchelmiſch und ſcherzhaft. Bei beiden Geſchlechtern iſt die Unwiſſenheit ſehr groß, und dies gilt beinahe von allen Ständen. Un— ter den Landleuten giebt es nur wenige, welche leſen und ſchreiben können, indem die Mehrzahl der Dörfer und Flecken noch keine Schu— len beſitzt. Der Volksunterricht befindet ſich noch ganz in den Hän— den der Geiſtlichkeit, die es ſich natürlich angelegen ſein läßt, das Volk zu ihrem Vortheile zu erziehen und deshalb den Unterricht meiſt auf eine dürftige Kenntniß der chriſtlichen Moral, der Kirchenſatzun- gen und Religionsgebräuche beſchränkt. Die Algarbier ſind deshalb auch ſtrenggläubige Katholiken und unterſcheiden ſich auch hierdurch auffallend von ihren Nachbarn, den frivolen, freigeiſteriſchen Anda— luſiern. Die Sitten des Volkes ſind ſehr eigenthümlich und ent— halten noch viele Reminiscenzen an die arabiſche Herrſchaft. In ſei— ner Lebensweiſe iſt der Einfluß der Engländer, derjenigen Fremden, mit denen die Algarbier, wie überhaupt die Portugieſen am häufigſten in Berührung kommen, unverkennbar. So conſumirt ſelbſt der gewöhn— liche Mann in Algarve täglich eine bedeutende Quantität Thee und ißt dazu Butterbrod, zwei Dinge, welche der ſpaniſche Bauer gänzlich verſchmäht. Der Volksdialect von Algarve iſt ein ſchlecht ausgeſprochenes, zum Theil corrumpirtes und mit einer ziemlich beträchtlichen Anzahl von Wörtern arabiſchen Urſprungs gemengtes Portugieſiſch 1). A dminiſtration. Algarve bildet gegenwärtig, wie ſchon oben bemerkt worden iſt, den Diſtrict von Faro. Dieſer ſteht unter einem vom Miniſterium des Innern ernannten Civil-Gouverneur, der ſeit 1836 den Titel „Administrador geral“ führt (früher hieß er Gover- nador civil) und zugleich Präſident des oberſten Verwaltungsraths des Diſtricts (Junta geral do districto) iſt, welcher aus 13 Perſo— nen beſteht. Dieſe werden von den Wahlmännern, welche mit der Wahl der Cortesdeputirten, deren Algarve 9 ſendet, betraut ſind, aus ) Ausführlicher habe ich mich über den algarbiſchen Volksſtamm im dritten Bande meiner „Reiſeerinnerungen“ (Zwei Jahre in Spanien und Portugal. Dres— den und Leipzig, 1847) ausgeſprochen, worauf ich die Leſer dieſer Blätter verweife, | | | | | Das Koͤnigreich Algarve. 301 den wahlfähigen Bewohnern des Diſtricts ernannt und alle vier Jahre erneuert. Die drei älteſten Mitglieder der Junta, welche in der Haupt— ſtadt oder in deren Nähe wohnen müſſen, bilden den Rath (concelho) des Diſtriets, bei dem der Generaladminiſtrator ebenfalls den Vorſitz führt. Jeder der 15 Concelhos hat einen beſonderen Adminiſtrator, der von der Diſtrictsjunta aus einer durch directe Wahl der ſtimmfä— higen Bewohner des Bezirks hervorgegangenen Candidatenliſte gewählt wird. Dieſer präſidirt der Bezirksjunta (junta do concelho), welche aus einer unbeſtimmten Zahl von Mitgliedern beſteht, die aus den wahlfähigen Bewohnern des Bezirks durch directe Wahl der ſtimmfä— higen Bewohner gewählt werden. Dieſe adminiſtrativen Behörden ha— ben auch das Polizeiweſen unter ſich, was noch ſehr unvollkom— men iſt. Gerichtsweſen. Algarve zerfällt, wie ſchon bemerkt, in die bei— den Gerichtsſprengel (comarcas judiciaes) von Faro und Lagos. Zu dem erſten gehören die Bezirke von Faro, Olhäo, Loulé, Tavira, Villareal, Caſtro-Marim und Alcoitim, zu dem zweiten die von La— gos, Villa do Bispo, Algezur, Monchique, Silves, Lagoa, Villanova und Albufeira. In jeder Comarca befindet ſich ein Oberrichter oder „Juiz de direito“, in jedem Concelho ein Unterrichter oder „Juiz ordinario“ (früher „Juiz de fora“ genannt). Dieſe „Juizes ordi- narios“ ſind bloße Inſtructionsrichter; ein gerichtliches Erkenntniß kann bloß von den „Juizes de direito“ gefällt und gegen daſſelbe nur bei dem oberſten Gerichtshofe zu Liſſabon appellirt werden. Etwas Ge— naues iſt mir über das Gerichtsweſen Werben nicht bekannt ge⸗ worden. Kirchliche Verwaltung. Das Bisthum Faro iſt dem Erz— bisthum Evora untergeordnet. Außer dem Biſchof (bispo) beſteht das Domcapitel von Faro aus einer Anzahl „conegos“ (Canonici) und 4 „curas beneficiados“. Jedes Kirchſpiel (freguezia) beſitzt einen Pfarrer (parocho) und eine der Größe deſſelben entſprechende Anzahl von Kaplänen (capellaes). Die Pfarrer und Kapläne wer— den theils durch die Zehnten (dizimos), theils durch willkürliche Ab— gaben (premios) der Beichtkinder (freguezes) erhalten. Steuer- und Zollweſen. Das Eintreiben (arrecadacäo) der ſehr zahlreichen Steuern und Abgaben, die auf dem Volke la— 302 M. Willkomm: ften !), iſt ſeit 1836 einem von der Regierung ernannten und in Faro reſidirenden „Contador geral“ übertragen, unter dem die „Contado- res particulares“, deren es in jedem Bezirk einen giebt, ſtehen. In den 5 Häfen von Faro, Lagos, Villanova, Tavira und Villareal, des— gleichen in Alcoitim, giebt es Zollämter (alfandegas), welche ſämmt— lich von der Adminiſtration des Oberzollamts (alfandega grande) von Liſſabon abhängen. Ackerbau. Die Producte des Ackerbaus ſind Cerealien (Wei— zen, Mais, Gerſte, Hafer und Roggen), Südfrüchte (Feigen, Johan— nisbrod, Orangen, Citronen, Mandeln, Oliven), Wein, Weintrauben und Roſinen, Kaſtanien, Wallnüſſe, Obſt (Aepfel, Birnen, Quitten, Pfirſichen, Aprikoſen, Pflaumen, Kirſchen), Gartenfrüchte und Gemüſe aller Art. Futterkräuter werden kaum angebaut, eben jo wenig Ge— würze und Farbepflanzen. Taback, welcher vortrefflich gedeihen würde, darf in Algarve ſo wenig wie im übrigen Portugal angebaut werden. Die hauptſächlichſten Producte des Ackerbaues ſind Weizen, Feigen, Johannisbrod, Orangen, Oel und Wein. Die letzten fünf bilden zus gleich, nächſt den Fiſchen, die wichtigſten Artikel des Exportationshan— dels. Von Weizen, und überhaupt Cerealien, wird nicht ſo viel er— zeugt, als das Land bedarf, weshalb jährlich eine nicht unbeträchtliche Quantität von Getreide importirt werden muß. Eine Eigenthümlich— keit der algarbiſchen Baumzucht iſt die Caprification der Feigen, welche darin beſteht, daß man die unreifen Feigen einer gewiſſen Sorte von Feigenbäumen durch eine beſondere Art von Fliegen, welche ihre Eier in die Früchte der wilden Feigenbäume (Caprificus der Alten) zu legen pflegen, anſtechen laͤßt. Dadurch werden nämlich die Früchte jener cultivirten Feigenbäume viel größer und ſaftiger, als wenn man dieſelben ſich ſelbſt überläßt, wo ſie in der Regel unreif abfallen. Zu dieſem Zwecke hängen die Algarbier Schnüre von wilden, mit den Eiern jenes Inſects erfüllten Feigen an die Aeſte der angepflanzten Feigenbäume. Sobald die Inſecten ſich ausgebildet haben, ſtechen ſie die jungen, noch unberührten Feigen an, worauf dieſe ſehr ſchnell an Umfang, Saftigkeit und Zuckerſtoff zunehmen. Dieſes eigenthümliche ) Doch betragen dieſelben gegenwärtig nach dem Zeugniſſe von Silva Lopes wenig mehr, als den dritten Theil von dem, was Algarve zur Zeit des Abſolutismus zu zahlen hatte! Das Königreich Algarve. 303 Verfahren ſcheint ſich aus Griechenland, wo es ſchon im Alterthum ausgeübt wurde, oder aus Malta, wo es ebenfalls gebräuchlich iſt, nach Algarve verpflanzt zu haben, denn in den Übrigen Mediterran— (ändern Europa's pflegt es nicht angewendet zu werden, indem dort auch die Kultur jener Sorte von Feigenbäumen nicht eingeführt iſt. Die caprificirten Feigen ſind aber unſtreitig die beſten von allen. Viehzucht. Dieſelbe iſt nur in der Serra von Belang, indem das Barrocal und Beiramar zu wenig Weide darbietet, um große Vieh— heerden ernähren zu können. Die hauptfächlichften Zweige der algarbi— ſchen Viehzucht bilden die Schaaf-, Ziegen- und Schweinezucht, doch werden faft nirgends edle Schaafracen gezüchtet. Die Mehrzahl der Schaafe beſitzt braune grobe Wolle, welche im Lande ſelbſt conſumirt wird, indem die Frauen grobe Wollenſtoffe daraus weben. Rinder— zucht wird meines Wiſſens bloß im Bezirke von Monchique getrieben. Die Pferde-, Eſel- und Maulthierzucht iſt ganz unbedeutend. Allge— mein verbreitet iſt die Hühnerzucht; die Eier bilden ſogar einen ziem— lich beträchtlichen Exportationsartikel. In der Serra wird auch die Bienenzucht eifrig betrieben; die Zucht der Seidenraupen hat aber bis jetzt in Algarve noch nicht heimiſch werden wollen, obwohl ſich dieſes Land ganz vorzüglich dazu eignet. Daſſelbe gilt von der Cochenille— ſchildlaus, die im Beiramar mit demſelben Erfolge gezüchtet werden könnte, wie um Malaga, Valencia und anderen Punkten der Süd— und Südoſtküſte Spaniens. Fiſcherei. Dieſe iſt von jeher von großer Bedeutung gewe— ſen, nämlich der Fang der Seefiſche, denn mit der Flußfiſcherei giebt man ſich wenig ab. Kein Theil des Meeres, welches die Küften Por— tugals beſpült, iſt jo reich an Fiſchen, wie das Meer an der Südküſte Algarbiens, und daher iſt dieſes Ländchen noch immer derjenige Theil Portugals, welches den Fifchfang im ausgedehnteſten Maaßſtabe be— treibt. Zwar iſt die algarbiſche Fiſcherei in neuerer Zeit ſehr geſun— ken, theils in Folge der verkehrten Maaßregeln des Marquis von Pombal, die bereits erwähnt worden ſind, theils in Folge der zu ho⸗ hen Beſteuerung; dennoch aber bildet dieſelbe immer noch einen der . wichtigſten Erwerbs- und ihre Producte einen der wichtigſten Han— delszweige und eine der hauptſaͤchlichſten Quellen des Wohlſtandes in | Algarve. Es würde mich zu weit führen, wenn ich hier die algar— 304 M. Willkomm: biſche Fiſcherei, die Einrichtung der Fiſchercompagnien, die verſchiede— nen Verfahrungsweiſen, Apparate, das Einſalzen, Trocknen, Räuchern u. ſ. w. der Fiſche beſchreiben wollte!). Ich will mich daher auf wer nige Angaben beſchränken. Die Hauptzweige der algarbiſchen Fiſche— rei beſtehen in dem Fange der Sardinen (sardinhas) und Thunfiſche (atuns). Die Sardine iſt im nördlichen Theile des Atlantiſchen Mee— res, der Thunfiſch im Schwarzen Meere einheimiſch; allein beide Fiſche wandern im Frühlinge in großen Zügen nach dem Mittelländiſchen, die Thunfiſche auch nach dem Atlantiſchen Meere, um dort zu laichen. Nir— gends in den Umgebungen der pyrenäiſchen Halbinſel nähern ſich dieſe ungeheuern Fiſchzüge ſo ſehr dem Lande, wie an der Südküſte von Algarve. Hier werden dieſelben mittelſt großer Netze und Fangappa— rate von eigenthümlicher Einrichtung maſſenweiſe gefangen. Der Ap— parat zum Fang der Thunfiſche heißt „armacäo“; es iſt ein Netz von koloſſalen Dimenſionen, welches vermittelſt vieler Anker auf den Grund des Meeres angeheftet wird. In dieſe „armacoes“ werden die Thunfiſche getrieben und dann innerhalb derſelben harpunirt. Der größte Theil der Thunfiſche ſowohl als der Sardinen wird eingeſalzen oder geräuchert und getrocknet, der kleinere Theil friſch im Lande ſelbſt conſumirt. Aus der Leber der Thunfiſche und der anderen großen Fiſche bereitet man Thran. Die Fiſcher bilden in allen Hafenorten im Verein mit den übrigen Seeleuten Innungen (compromissos), von denen einige, wie die Innung von Faro, aus den älteſten Zeiten der portugieſiſchen Monarchie herrühren. Dieſe Fiſcherinnungen genoſſen früher große Privilegien und ſind eine jede in Beſitz eines Fonds, der durch Beiträge der einzelnen Mitglieder erhalten wird und zur An— ſchaffung der Barken, Böte und nöthigen Apparate, ſowie zur Unter— ſtützung alter oder invalider Fiſcher und Seeleute, deren Wittwen und Familien beſtimmt iſt. Handel. Der algarbiſche Handel ſoll im Mittelalter, beſonders während der arabiſchen Herrſchaft, ſehr blühend geweſen ſein. Wenn er auch ſeitdem geſunken iſt, ſo iſt die Handelsbilanz doch auch noch gegenwärtig eine ſehr günſtige, da die Importation in keinem Verhält— 1) Alles dieſes ſchildert Silva Lopes in ſeiner Chorographie ſehr genau. Einen Auszug aus feinen Schilderungen habe ich im Jahrgange 1849 des „Auslan— des“ mitgetheilt. Das Königreich Algarve. 305 niß zur Exportation ſteht, wie aus der folgenden Ueberſicht des Wer— thes der Exportation und Importation in den Jahren 1834, 1835 und 1836, die ich dem Werke von Silva Lopes entlehne, hervorge— hen wird. Werth der Exportation. Werth der Importation. 1834. | 1835. | 1836. 1834. | 1835. | 1836. 150,727490 | 120,243054 | 220,021715 11,973585 | 15,185277 | 15,332155 Reis. Reis. Reis. eis. Reis. Reis. Die hauptſächlichſten Artikel des Exporthandels find: Feigen, Johannisbrod, Mandeln, Orangen (Apfelſinen), Citronen, Granat— äpfel, Kammuſcheln (ameijoas, eine kleine ſchmackhafte Muſchel, die in Portugal und Spanien ſehr beliebt iſt), Matten aus Palmenblät— tern und Espartogras, Beſen, Blumen, Körbchen u. dgl. aus Pal— menblättern, Kork, Kaſtanienholz, Schindeln, Sumachrinde, Eier, geräucherte, getrocknete und eingeſalzene Fiſche und Salz; in gerin— gerer Menge werden ausgeführt: Weizen, Gerſte, Wolfsbohnen, Weintrauben, Roſinen, Kaſtanien, Wein, Oel, Rohr, Reifen, Bretter, Brennholz, Holzkohlen, Wachs, Rindshäute u. dgl. m. Die Im— portation beſteht in folgenden Artikeln: rohes und verarbeitetes Es— partogras (aus Spanien), Weizen, Roggen, Kartoffeln, Mais, Reis, Wein, Branntwein, Baumwollengewebe, Tuch, Leinwand, Fichtenbret— ter, Tücher, Butter, holländiſcher Käſe, Stockfiſche, geſalzenes Fleiſch, Eiſen, Blei, Ziegeln und allerhand kurze und Luruswaaren. Induſtrie. Von dieſer iſt in Algarve noch nicht die Rede, wenn man nicht die vorzugsweiſe von den Frauen betriebene Weberei grober Wollenſtoffe und Verfertigung von Körben, Matten, Cigarren— | h K De taſchen, künſtlichen Blumenſträußen u. dgl. aus Palmenblättern, Es— parto- und Aloefaſern, ſowie das Trocknen, Räuchern und Einſalzen der Fiſche, die Bereitung des Fiſchthranes, das Verfertigen von Schin— deln, Fußdecken, Reifen und gewöhnlichem Hausgeräth aus Kaſtanien— holz u. ſ. w. als Zweige der Induſtrie betrachten will. Im Jahre 1840 gab es noch keine einzige Fabrik in ganz Algarve, nicht einmal eine Papiermühle, obwohl dort alle Bedingungen zu einer vortheilhaf— ten Papierfabrication vorhanden ſind. Kulturzuſtand. Unterrichtsanſtalten. Aus den vorſte— Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 20 306 M. Willkomm: Das Königreich Algarve. henden Schilderungen wird ſich zur Genüge ergeben, daß der Kultur— zuſtand des algarbiſchen Volkes im Vergleich mit den übrigen civili- ſirten Volksſtämmen Europa's noch ein ſehr unvollkommener und nie— driger iſt. Die Lage Algarve's außerhalb des großen Weltverkehrs und die ſchlechte Verwaltung des portugieſiſchen Staates, welche ſich um nichts weniger kümmert, als um die Bildung und Erziehung des Volkes, ſind die Haupturſachen dieſer betrübenden Erſcheinung. Von dem jammervollen Zuftande des Unterrichtsweſens iſt ſchon oben bei— läufig die Rede geweſen. Im Jahre 1840 exiſtirten in ganz Algarve bloß 24 Elementarſchulen! Außerdem gab es 9 ſogenannte lateiniſche Schulen in den Cidades und größeren Villa's und 2 Hörſäle (aulas) für Rhetorik und Philoſophie in Faro. In dieſer Stadt giebt es auch eine mathematiſche Schule, allein dieſe iſt bloß zur Heranbildung von Artillerieofficieren und Militairingenieuren beſtimmt und hat daher kei— nen Einfluß auf die Bildung des Volkes. Dieſe wenigen Angaben werden genügen, um ſich einen Begriff von dem intellectuellen Zuſtande des algarbiſchen Volkes im Allgemeinen zu machen. Allein nicht bloß der intellectuelle Zuſtand dieſes Volkes iſt ein höchſt unvollkommener, auch der materielle kann nichts weniger als befriedigend genannt wer— den. Der Ackerbau, ſo productiv derſelbe iſt, ſteht in Algarve auf einer noch viel niedrigeren Stufe der Ausbildung, als in dem angren— zenden Andaluſien, und daſſelbe gilt von der Viehzucht. Die Commu— nicationen find, wie ſchon bemerkt, erbärmlich, die Wirthshäuſer noch unbequemer und ſchlechter, obwohl nicht in ſolchem Grade von Lebens— mitteln entblößt, als in den uncultivirteſten Gegenden Spaniens. Das Reiſen iſt daher in Algarve mit großen Unbequemlichkeiten und Be— ſchwerden verbunden, welche noch durch die Unreinlichkeit, der die Al— garbier, wie faſt alle Portugieſen ergeben ſind, bedeutend erhöht wer— den. Alles zuſammengenommen, ſtehen die Algarbier ſowohl in mate— rieller als intellectueller Beziehung auf einer viel tieferen Stufe, als ihre ſpaniſchen Nachbarn, die Andaluſier. M. Willkomm. X Ueber die Chimaera, von Albert Berg, Landſchaftsmaler 1). Mitgetheilt von Herrn Al. von Humboldt. I Am 3. April um 3 Uhr Nachmittags ging ich in der kleinen Bucht Andräki (Andriace), dem Hafen von Myra, in einem offenen Kaik unter Segel. Der Wind blies uns glücklich bis unter das Cap Che— lidonige, ein Glück für mich, denn in derſelben Nacht wurde Myra gegenüber ein Boot von Seeräubern ausgeplündert. Mit Sonnenun- tergang legte ſich der Wind und wir gingen in einer kleinen Bucht vor Anker. Früh am 4. ruderten wir um Cap Chelidoniae. Hier öffnet ſich der weite Golf von Adalia, zur Linken die ſchroffen Kalkfelſen des Heiligen Vorgebirges (Chelidoniae), rechts die kleine Felſeninſel Ga— rabuſa, vor uns in duftiger Ferne die hohen Gebirgskämme Pam— phyliens, mit Schnee bedeckt und größtentheils nur mit ihren weißen Gipfeln aus dem blauen Elemente hervorragend. Gegen 9 Uhr erhob ſich der Seewind, und nun flog das Kaik pfeilſchnell dahin. Bald erreichten wir die Spitze von Adraſan (Adrat— ſchan), und hier ſah ich zum erſten Male das braun ⸗röthliche, bröck— lige Geſtein, aus welchem, bei Deliktaſch, die Chimaera-Flamme hervorbricht. Es ſcheint der Verwitterung ſehr ausgeſetzt und die Kup— pen ſind ziemlich abgerundet, 4 ) Der talentvolle Künſtler, welcher den Winter in Rhodus zubrachte, hatte den 5 Auftrag, unſerm Könige ein Gemälde von dem Feuerquell der Chimaera, nach eigener Anſicht, anzufertigen. A. v. H. 20 308 A. Berg: , dagegen bildet es, wo das Geſtein von der Gewalt der Wellen zer— ſtört iſt, ſchroffe und eckig geblätterte, faſt ſchiefrige Wände und Klippen. lichen Kalkfelſen, auf denen es ſich in dunkler bräunlich-rother Fär— bung abſetzt. Wir paſſirten nun Cap Siderus, hinter welchem ſich, in ſanftge— ſchwungener Linie, Cap Avova (die Lage des alten Phaſelis) *), dann der ſchneebedeckte Chimaera-Berg (Tachtalü-Dagh 7800“) hervor— ſchob. Bald darauf ankerten wir in der Bucht von Tſchiraly. Umſonſt ſah ich mich nach den beiden, auf den Karten verzeich— neten Ortſchaften Deliktaſch und Yanartafh um; eine Steinhütte am Ufer, in der Nähe des durchbrochenen Felſens, trägt den erſten Na— men (Deliktaſch S durchbrochener Fels); Panartaſch beſteht in einem Dutzend Pürük-Zelten, die auf eine halbe Meile weit im Lorbeerge— büſch zerſtreut liegen. Der Ort iſt ſehr einſam, abſeits von jeder Straße und ſcheint ſelbſt von den Türken faſt vergeſſen zu ſein; denn hier iſt weder Quarantaine, noch Zollhaus, die ſonſt bei der kleinſten Scala nicht fehlen, und man ließ uns, ohne ſelbſt nach dem Geſund— heitspaß zu fragen, ungehindert landen. Auch eriſtirt weit und breit keine Obrigkeit. Die Bewohner ſind Holzfäller und friedliche Hirten, welche, den Spinnrocken in der Hand, und die unvermeidliche Flinte auf dem Rücken, in Ruhe ihre Heerden weiden. Nur vor den Se— beks iſt man in beſtändiger Furcht, die von Zeit zu Zeit von den Ge— birgen herabſteigen, um zu plündern. ) Plinius: Bei Phaſelis iſt der Chimaera-Berg, der eine Tag und Nacht brennende Flamme auswirft. Ueber die Chimaera. 309 Die Gegend iſt unbeſchreiblich ſchoͤn. Die füdliche Seite der Bucht bildet die Maſſe des Muſſar-Dagh, der in faſt ununterbrochener Linie ſteil in das Meer abfällt; unter demſelben eine reizende Thal— ſchlucht, gegen das Meer geöffnet und von einem klaren Flüßchen, von rauſchenden Bächen erfriſcht, wo zwiſchen undurchdringlichen Lorbeer— und Myrthen-Gebüuſchen die Ruinen des alten Olympus zerſtreut liegen. Nördlich von der Schlucht tritt ein ſteiler Felſen in das Meer hinaus, der, an ſeinem Fuße, eine natürliche Oeffnung hat und mit mittelalterlichen Ruinen bekrönt iſt. Hier ergießt ſich der kleine Fluß über buntglänzende Kieſel in's Meer. Nach Norden zu ſetzen ſich die ſenkrechten Kalkfelſen faſt parallel mit dem Geſtade fort, einen ſchmalen, mit der üppigſten Vegetation bedeckten Streifen Landes freilaſſend. Nach einer Viertelſtunde (nördlich gehend) gelangt man wieder an ein kryſtallhelles Flüßchen, an deſſen entgegengeſetzter Seite ſich die Kalkfelſen, jedoch nun etwas weiter vom Meere zurück— tretend, fortſetzen. Das Geſtade wendet ſich mehr nordöſtlich und läßt eine breite fruchtbare Ebene frei, die nördlich von einem Höhen— zuge des bräunlich-rothen Geſteins !) begrenzt wird. Dieſe Höhen bilden in ihrer Fortſetzung nach dem Innern die nordöſtliche Seite der Chimaera-Schlucht, in welche jene Ebene ſich hinein— erſtreckt. Grüne Wieſen, von prächtigen Tannen beſchattet, bilden hier den Boden der Schlucht, die ſich jedoch bald enger zuſammenſchließt. Ihre ſuͤdweſtliche Wand wird anfangs durch Kalkfelſen gebildet; dann tritt das röthliche Geſtein auch an dieſer Seite auf, die Kalffelfen höher und höher hinaufdrängend, die jedoch den Kamm dieſer ganzen Seite bilden und die Schlucht oben im Halbmonde umgeben. Die nord ⸗öſtliche Seite beſteht ausſchließlich aus dem röthlichen Geſteine. Da, wo dieſes an der Südweſt-Seite zuerſt auftritt, fängt der Pfad an, anzuſteigen. In lichtem Tannenwalde, zwiſchen blühenden Gebüſchen, ſchlaͤngelt er ſich bis zur Höhe von etwa 800 Fuß dieſe Thalwand entlang. Dann tritt man, beinahe am oberen Ende der Schlucht angelangt, rechts gewendet durch ein Lorbeergebüſch und befin— ) Die Stücke der den Kalkſtein durchbrechenden Eruptivformation, welche Proſeſſor Guſtav Roſe unterſucht hat, find theils grün und friſchen Bruchs, theils braun und in verwittertem Zuſtande. In beiden Serpentin-Abänderungen iſt Diallag deutlich erkennbar. A. von Humboldt. 310 A. Berg: det ſich vor den Ruinen, aus deren weſtlicher Ecke die Flamme her— vorlodert. Die Ruinen liegen auf einem flachen Vorſprunge, der von dem oberſten Ende der Schlucht ſich herabſenkt, und der Kamm der Kalk— felſen mag noch in etwa 250 Fuß Höhe über den Ruinen liegen. Zahl— reiche Kalkſteinblöcke, manche mit Inſchriften, Ueberbleibſel eines Vulean— tempels, liegen zerſtreut umher. Nur einige ſcheinen da, wo die Flamme hervorlodert, noch in ihrer urſprünglichen Lage zu ſein. Sie bilden die Fundamente der nordweſtlichen Wand einer ſpät-byzantiniſchen Kirche mit einem Hauptſchiff und zwei Seitencapellen, und, wie es ſcheint, einem ſeitlich gebogenen Vorhofe, in deſſen weſtlicher Ecke ſich eben die Flamme befindet. Die Apſis, die Wände des Haupt— ſchiffes und eine der Seiten-Capellen ſind wohlerhalten. Die Bauart iſt ſchlecht: aus roh behauenen Steinen und vielem Mörtel. Die Flamme ſchießt aus einer, etwa zwei Fuß breiten und einen Fuß hohen, zu ebener Erde befindlichen, camminartigen Oeffnung im Felſen hervor, und ſchlägt, lebhaft lodernd und züngelnd, drei bis vier Fuß an demſelben in die Höhe. Sie ſtrömt einen lebhaften angenehmen Jod-Geruch aus, den man ſchon auf 30 Schritte Entfernung bemerkt. —— (Der Deutlichkeit wegen ift die Flamme fortgelaſſen. Der ſchwarze Streifen in der hellen Oeffnung bezeichnet die horizontale Spalte aus welcher das Gas ausſtrömt.) Ueber die Chimaera. 311 Das Gas ftrömt aus einer horizontalen, etwa zwei Zoll hohen Spalte, welche faſt rings um die Decke der camminartigen Oeffnung umher— ; 2 läuft. Neben dieſer größeren Flamme e und außerhalb der Oeffnung brechen ei— nige kleinere aus engen Ritzen hervor und auch an manchen Stellen der dane— ben ſtehenden Mauer ſtrömt das Gas aus den Zwiſchenräumen der Steine her— vor und flackert hell auf, wenn man Licht in die Nahe bringt. Das Geſtein iſt, wo es der ſtarken Hitze ausgeſetzt, ſchneeweiß, jedoch überall, wo die Flamme anſchlägt, mit ſchwarzem Ruße überzogen. Die Hitze iſt ſo groß, daß wenn man ein trockenes Stück Holz in die Oeffnung hält, ſelbſt ohne die Flamme zu berühren, es ſogleich hell auflodert. Drei Schritte davon iſt die Hitze ſchwer zu ertragen. Die Flamme iſt ſehr ätheriſch und zertheilt ſich nach oben in viele feine und lebhaft züngelnde Flämmchen. Am mei— ſten ſieht ſie einer großen Flamme von Steinkohlengas ähnlich. Bei Tage erſcheint ſie roth, wie ein Holzfeuer; der untere Theil, der Abends bläulich erſcheint, iſt dann nicht ſichtbar. J Etwa acht Fuß von der großen Flamme, unter der nordweſtlichen Wand, im Innern der Ruine, findet ſich im Boden eine runde Oeff— nung, oben 2 unten 3 Fuß im Durchmeſſer und etwa 6 Fuß tief. Sie ſcheint einſt überwölbt geweſen zu fein und hat, nach dem In— nern der Ruine zu, etwa in zwei Drittel ihrer Höhe, eine Oeffnung, die an der Oberfläche ausläuft. In etwa drei Viertel der Höhe der Seitenwand bricht auch hier ein Flämmchen aus einer ſchmalen Ritze. Unter derſelben iſt eine feuchte Spalte, aus der in der naſſen Jah— reszeit ein ſpärlicher Quell zu kom— men ſcheint, wovon ſich auf dem Boden des Loches Spuren zeigen. Das anſtehende Geſtein iſt das be— ſchriebene roͤthlich-braune, doch ſetzt, in etwa dreihundert Schritt Entfer— nung im Viertelkreiſe von Nord— weſten nach Südweſten, der Kalk— Idealer Langendurchſchnitt Durchſchnitt. 312 A. Berg: ſtein an, von welchem große Trümmerfelſen, ſcheinbar von der Höhe herabgerollt, überall umherliegen. Auf der Nordoſtſeite der Schlucht finden ſich keine Kalkſteintrüm— mer. Etwa dreißig Schritte nordöſtlich von den Ruinen ſteigt die Thal— wand faſt ſenkrecht in die Höhe. An ihrem Fuße rinnt hier ein un— bedeutendes Gewäſſer. Auf der ſüdweſtlichen Seite deſſelben kommt aus dem Felſen ein ſpärlicher Quell, der in das beſagte Gewäſſer hinabträufelt, und den ſenkrechten Fels mit einer 4 Zoll dicken Rinde überzogen hat. Sie erſcheint äußerlich wie ein weißer, ſtellenweiſe ein i BR FURR röthlicher Zuckerguß mit vielen ovalen, 4 Zoll oa — langen Oeffnungen, in welchen zum Theil das — — — Baſer ſteht, erfüllt mit den feinen Theilchen einer weißen Subſtanz, die ſich niederſchlägt. Dieſe Maſſe iſt geſchmacklos. Wo der Quell das Gewäſſer erreicht, das hier ein ruhiges kleines Becken bildet, ſieht man die weiße Sub— ſtanz wolkig im Waſſer ſchwimmen. Sie ſcheint von gleicher ſpecifi— ſcher Schwere mit demſelben zu ſein. — Das Innere des Ueberzuges beſteht in einer feſten braungelben Erde. Etwa dreihundert Schritte weit über der Flamme iſt der Felſen ganz kahl. Als ich ſchon einige Tagereiſen von Deliktaſch entfernt war, er— hielt ich von meinem Dragoman ein Säckchen Erde, welches derſelbe am Abende vor unſerer Abreiſe von einem Türken erhalten hatte, mit der Auskunft, fie ſei brennbar und werde „in der Nähe der Chimgera— Flamme“ gefunden. Leider hatte er es mir damals verhehlt, aus Furcht, ich möchte noch länger an dem unwirthbaren Orte verweilen. Es war mir nicht möglich zu erfahren, wie weit oder wie nah bei der Flamme ſie ſich finde, da er ſelbſt mich nie dorthin begleitet hatte (ſie iſt etwa 3 Stunden von Deliktaſh) nnd auch keine weiteren Erkundigungen ein— gezogen hatte. 1 Von den Einwohnern war überhaupt wenig zu erfahren. Auf meine Frage, ob die Flamme mit immer gleicher Stärke brenne, wurde mir erwidert, ſie mache ſich größer, wenn ſie von Menſchen beſucht werde. Die allgemeine Meinung der Bewohner war, ich ſei gekom— men, um einen Schatz zu heben. Man erzählte mir mit ernſteſter Miene Folgendes: Ueber die Chimaera. 313 Vor einer langen Zeit ſei ein Mylordo mit einem Schiffe erſchie— nen. Er habe fich zu dem Manar (der Flamme) begeben, dort einen Zettel beſchrieben und ihn in die Luft geworfen. Der Zettel ſei etwa eine Viertelſtunde weit in das Thal zu einem Felſen geflogen, wo in derſelben Nacht der Mylordo den Schatz gehoben habe. Am folgenden Morgen ſei er ſelbſt und ſein Schiff verſchwunden geweſen, und man habe neben dem zertrümmerten Felſen nur ſeinen Hut ge— funden. Aehnliche Dinge hört man häufig von den kleinaſiatiſchen Türken. II. Auszug eines Briefes von A. Berg an Al. von Humboldt. Pots dam, den 24. Juli 1854. Sie verzeihen, daß ich mir erlaube, in Betreff der alten Benen— nungen der Gebirge in Lycien, ſoweit die Chimaera-Fabel an dieſelben geknüpft iſt, hier noch Einiges nachzutragen. Sie erwähnten des Mons Cragus. In dieſem Gebirge ſoll al— lerdings, nach Strabo, der Aufenthalt der Chimaera geweſen fein. Die— ſer ſagt nämlich, nachdem er von Telmiſſus (Makri) geſprochen hat: Zunächſt iſt der Antieragus, dann folgt der Cragus, welcher 8 Gipfel hat und eine Stadt deſſelben Namens. In dieſem Gebirge ſpielen die auf die Chimaera bezüglichen Fabeln, und in der Nähe iſt eine Schlucht, die Chimaera heißt und ſich gegen das Meer öffnet. Unter dem Cragus im Innern liegt Pinara. Dieſem folgend hat Kiepert den Cragus an die Weftfüfte von Lycien geſetzt, weſtlich des Kanthus; Yedi Burun, die ſieben Naſen, gelten als die acht Gipfel des Cragus. Profeſſor Schönborn, in einer Abhandlung „On the true situation of Cragus and Anticragus and the Massicytus“ (Museum of class. antiqu. vol. II. part. II. X. p. 161) ſucht zu beweifen, daß der Cra— gus von Kiepert's Karte der Anticragus ſei. Er liest zu dieſem Zwecke in Strabo: "Yrozeitau os to Ae Ilivaoe, ftatt rꝙ Rd. Die Lage dieſer Stadt iſt nämlich unzweifelhaft. Der öftlich des Xanthus gelegene Akdagh, auf Kiepert's Karte Maſſicytus, iſt nach Schönborn der Cragus. Er glaubt hier die Stadt 314 A. Berg: Ueber die Chimaera. Cragus gefunden zu haben, und hat die Zeugniſſe des Dionyſius, Plinius und Ptolemaeus für ſich. Hiergegen ſtreitet Strabo's An— gabe von der Meeresnähe der Schlucht, denn der Akdagh liegt mitten im Lande. Doch iſt Strabo's ganze Beſchreibung von Lycien nach— weisbar höchſt ungenau. Der Akdagh iſt 10000“ hoch, mit ewigem Schnee bedeckt, und ſelbſt in Rhodus ſichtbar. Den Maſſicytus ſetzt Schönborn an die Südküſte; Plinius ſagt, er liege zwiſchen Limyra und Andriace (Phineka und Dembra), wo ſich allerdings ein ſehr bedeutendes, ſchroffes Gebirge erhebt; nach Pto— lemaeus müßte er weſtlicher liegen. Schönborn ſagt, ich weiß nicht, weſſen Autorität folgend, im Maſſicytus ſei die berühmte Chimgera— Schlucht, weſtlich von Antiphellus, vielleicht bei Süret. Nach Plinius iſt der Chimaera-Berg der Tachtalü-Dagh, an der Oſtküſte von Lycien, am Golf von Adalia. Es kann kein anderer ge— meint ſein, denn er ſagt: Der Chimaera-Berg bei Phaſelis wirft eine Tag und Nacht ununterbrochen brennende Flamme aus. Die Lage von Phaſelis iſt unzweifelhaft, und die Flamme befindet ſich in einem Ausläufer des Tachtalü Dagh. Strabo nennt ihn Solyma. Auf dem Berge, nahe dem Gipfel, ſoll eine immer fließende Quelle ſein, welche, der Sage nach, Moſes hier entſpringen ließ. Der Aufenthalt der Chimaera wird alſo in den äußerſten We— ſten, die Mitte der ſüdlichen Küſte und den äußerſten Oſten von Ly— cien verſetzt, an den beiden erſten Stellen jedesmal in eine Schlucht, die ſich gegen das Meer öffnet, wie es bei der Schlucht, wo die Flamme brennt, wirklich der Fall iſt. A. Berg. ...... EN Jltiscefflen. Ueber ein neues Inſtrument um auf Reifen kleine Höhen zu meſſen. Dem wiffenfchaftlichen Reiſenden muß es immer ſehr erwünſcht fein, An— höhen auf eine leichte und keinen zu großen Zeitaufwand erfordernde Weiſe meſſen zu können. Leider aber iſt der Gebrauch der am meiſten dazu benutz— ten Inſtrumente mit Uebelſtänden verbunden, welche ihre praktiſche Anwen— dung ſehr beſchränken. Das Barometer läßt ſich z. B. allein bei der Meſ— ſung ſolcher Gegenſtände in Anwendung bringen, welche der Reiſende ſelbſt beſteigen kann, und außerdem iſt der Beiſtand eines Mitarbeiters unumgäng— lich nothwendig. Um ſolche Gegenſtände alſo, wie einen hohen Baum, einen Obelisk oder eine unbeſteigbare Felſenſpitze zu meſſen, ſind wir auf trigono— metriſche Methoden verwieſen. Die trigonometriſchen, zu ſolchen Meſſungen geeigneten Inſtrumente in— deſſen laſſen ſich im Allgemeinen in zwei Kategorien theilen: 1) diejenigen, welche, wie das Theodolit, eine große Genauigkeit erreichen, aber ſehr um— ſtändlich im Gebrauch und ſchwer zu transportiren ſind; 2) diejenigen, welche leicht und practicabel, aber zu gleicher Zeit im höchſten Grade unzuverläſſig ſind, wie z. B. Gunter's Quadrant. Allerdings kommt es dem Reiſenden in der Regel nicht auf die abſolute Genauigkeit an, dennoch aber auf eine grö— ßere, als bei allen ſolchen Inſtrumenten, welche man in der Hand hält, und welche alſo die Anwendung einer Libelle nicht geſtatten, überhaupt mög- lich iſt. Ein Inſtrument ſcheint demnach für Reiſende wünſchenswerth zu ſein, welches eine leichte Tragbarkeit mit einer gewiſſen, wenigſtens annähernden Genauigkeit verbindet, und ein ſolches habe ich der Geographiſchen Geſell— ſchaft zu Berlin am 6. Mai vorgezeigt. Was die Tragbarkeit betrifft, ſo läßt ſich daſſelbe in der Form eines Spazierſtocks zuſammenlegen; für die Ge— nauigkeit andererſeits iſt durch die Anwendung einer Libelle und von Corrections— Schrauben hinreichend geſorgt. Die Conſtruction iſt äußerſt einfach. Aus dem unteren Theil des Stocks wird ein kleines, aber ziemlich feſtes Stativ erſt hervor und dann bei dem Gebrauch umgekehrt hereingeſchraubt. Aus dem oberen Theil werden zwei getheilte, mit beweglichen Dioptern verſehene Stücke herausgeſchraubt und bei der Zuſammenſtellung des Inſtruments in reſpectiv horizontale und ſenkrechte Stellungen gebracht, welche durch Anwen— dung der Libelle mit großer Sicherheit beſtimmt werden. Die Leichtigkeit, 316 Miscellen: womit man die Tangente oder Cotangente eines Winkels durch dieſe Einrich— tung unmittelbar ableſen kann, wird dem Leſer von ſelbſt einleuchtend ſein. Eine kleine Scheibe zu der Meſſung horizontaler Winkel gehört auch dazu und kann mit demſelben Stativ benutzt werden. Da die meiſten zu meſſenden Gegenſtände als unzugänglich zu betrachten ſind (d. h., da ihre Form nicht geſtattet, daß man die Grundlinie nach dem ſenkrecht unter ihrer Spitze liegenden Punkt meſſen kann), ſo ſind in der Regel zwei Beobachtungen nöthig. Bei ſolchen Meſſungen iſt das Verfah— ren zwiefach. Entweder bleibt das ſenkrechte Diopter feſt und das horizon— tale iſt beweglich, oder umgekehrt. In dieſem Fall werden die Tangenten, in jenem die Cotangenten gemeſſen. Jedes Verfahren hat ſeinen beſonderen Vortheil. Die Beobachtung ſelbſt wird am bequemſten bei der Meſſung der Tangenten bewerkſtelligt, aber die bei der Meſſung der Cotangenten anzuwen— dende Formel iſt einfacher und bietet außerdem den Vortheil, daß jeder Feh— ler in der Beobachtung einen geringeren Einfluß auf das Reſultat ausübt. Der leichteren Ueberſicht wegen gebe ich die beiden Formeln. Wenn c, e, die beiden reſp. Cotangenten, 9 die Grundlinie, = die Höhe des Gegenſtandes über dem ſenkrechten Diopter, s den ſenkrechten Diopter bedeutet, 8 dann & D 5 (1) Wenn aber £, £, die beiden reſp. Tangenten, h den horizontalen Diop— ter und & die Höhe des Gegenſtandes über dem horizontalen Diopter bedeutet, l dann 2 = het) (2) und da die Fehler in t, t, faſt immer daſſelbe Zeichen haben werden, fo wer— den ſie ſich gegenſeitig in b— t, gewiſſermaßen aufheben, nicht aber in 4, und der Fehler alſo in z wird im Quadrat wachſen und dadurch größer ſein, als in der erſten Formel. Sollte das Terrain nicht ſehr günſtig ſein und kein Niveau zu der Grundlinie ſich darbieten, ſo kann der daraus entſtehende Fehler durch fol— gende einfache Supplementarformel annähernd berechnet werden. Wenn d die Differenz in dem Niveau, / den daraus entſtehenden Feh— ler bedeutet, dann 5 d in (1) J RER in (2) approrimativ, wobei man E oder — nehmen muß, je nachdem die Grund— linie in der Richtung nach dem Gegenſtand hin ſich ſenkt oder ſteigt. In beiden Fällen bezieht ſich das Reſultat auf die dem Gegenſtand am nächſten gemachte Beobachtung. f Bei der Beurtheilung der Conſtruction eines ſolchen Inſtruments muß a u u Ueber ein neues Inſtrument auf Reifen kleine Höhen zu meſſen. 317 man immer im Auge behalten, daß es im höchſten Grade unzweckmäßig iſt, mit der theoretiſchen Vollkommenheit weit über das Praktiſche hinausgehen zu wollen. Irgend eine Vorrichtung alſo anzubringen, um einen theoretiſchen Fehler Sea zu beſeitigen, während aus anderen Gründen wir uns gegen einen Fehler S 103 nie ſicher ſtellen koͤnnen, hieße die Sache nur umfkänd— licher machen, ohne irgend einen Vortheil dadurch zu gewinnen. Man könnte z. B. oben erwähntem Inſtrument den Fehler vorwerfen, daß das Ni— veau nur in der Richtung nach dem zu meſſenden Gegenſtand, nicht aber in der zu dieſer rechtwinkeligen Richtung durch die Libelle beſtimmt wird. Der reinen Theorie nach iſt dieſe Einwendung ganz richtig, hat jedoch nicht die geringſte praktiſche Bedeutung. Denn ſollte das etwa 84 Zoll lange ſenk— rechte Stück 4 Zoll rechts oder links neigen, fo gehört kein ſehr ſcharfes oder geübtes Auge dazu, die Abweichung (einen Winkel von etwa 180) ſogleich bemerken zu können, Der Fehler aber, der durch eine ſolche ſchraͤge Stel- lung dieſer Stücke veranlaßt wird, beſteht lediglich darin, daß wir den Coſinus dieſes Winkels als S 1 betrachten, und dieſer Fehler iſt bei weitem zu un— bedeutend, als daß wir darauf Rückſicht zu nehmen brauchen. Denn im obigen Fall sin. O =, cos. O = (1 —sin.? 00 =1—4 (5)? — () zt. — 1 5 000 nnn e. alſo bei einem Berg von 5000 Fuß Höhe würde der aus dieſem Grunde ent— ſtehende Fehler 1 Fuß betragen, und es ſind mehrere Urſachen immer vorhan— den (3. B. die Refraction der Lichtſtrahlen), welche eine derartige Genauig— keit ſelbſt bei den ſchärfſten Inſtrumenten rein unmöglich machen. Es iſt kaum nöthig zu bemerken, daß bei dem Gebrauch dieſes Inſtru— ments zur Meſſung unzugänglicher wie zugänglicher Gegenſtände weder ma— thematiſche Kenntniſſe noch Logarithmentafeln erforderlich ſind. Da die meiſten Reiſenden keine Spazierſtöcke tragen, ſo laſſe ich jetzt ein Inſtrument verfertigen, deſſen Stativ in einem Fernrohr beſtehen wird. Das Inſtrument wird in ein kleines Futteral eingepackt, und da der Raum nicht ſo beſchränkt iſt, wie bei einem Spazierſtock, ſo laſſen ſich mehrere kleine Vor— richtungen anbringen, welche ſowohl zu der größeren Bequemlichkeit des Ge— brauchs wie auch zu der Genauigkeit deſſelben viel beitragen werden. Das Fernrohr kann natürlich auch als ſolches benutzt werden. T. Solly. Nachſchrift. Seitdem ich das Obige geſchrieben, hat Herr Meißner, Mechanikus in Berlin, ein Inſtrument der letzterwähnten Conſtruction auf Beſtellung als Probeſtück angefertigt, welches ſich zu allen Feldmeſſungen (3. B. zu militairiſchen Zwecken, topographiſchen Aufnahmen u. ſ. w.), wo⸗ bei nicht die allgergroͤßte Genauigkeit erfordert wird, vollkommen eignet. 318 Miscellen. Die Landſchaft Agam und ihre Bewohner auf der Weſt— küſte Sumatra's. In der durch Herrn Meineke in dieſem Bande gelieferten Darſtellung der neueren Entdeckungen auf Sumatra wurde wiederholt der Name der Land— ſchaft Agam genannt (S. 107, 109, 118). Derſelbe iſt indeſſen erſt in neuerer Zeit etwas genauer bekannt geworden, ſeitdem die niederländische Herr— ſchaft im Innern der Inſel ſich dauernd befeſtigt hat, obwohl er allerdings ſchon in Valentyn's berühmten großen Werk über die holländiſchen Beſitzun— gen in Indien vorkommt. Die zu dieſem Werk gehörige Karte hat nämlich den Namen Agammer als den eines Volkes etwas nördlich vom Aequator oder ungefähr da, wo nach den neueren Karten die Landſchaft Agam ſich be— findet. Aber erſt in neuerer Zeit erſcheint der Name wieder in dem trrffli— chen Werk von Marsden über Sumatra (The History of Sumatra. 3 Bd. London 1811), welches die Baſis unſerer älteren Kenntniß über die intereſ— ſante Inſel bildete, aber auch nur eigentlich auf der dazu gehörenden Karte; in dem Werk ſelbſt fehlt er. Der nachfolgende von einem niederländiſchen Beamten, welcher feinen Namen aber nicht genannt hat, verfaßte Aufſatz über Agam iſt nun eine ſchätzbare Erweiterung unſerer Kenntniſſe des Binnenlan— des von Sumatra, wenn derſelbe auch manches vermiſſen läßt und nament— lich nicht mit der Schärfe der Beobachtung abgefaßt iſt, die man jetzt bei wiſſenſchaftlichen Darſtellern zu finden ſich allmälig gewöhnt hat. Zur Ver— ſtändniß des Aufſatzes füge ich noch hinzu, daß Agam etwa in 2% n. Br., 100° öſtl. L. von Gr. und zugleich nördlich von Padang innerhalb des ge— birgigen Theils von Sumatra gelegen iſt und daß es einſt einen Theil des alten großen Reichs von Menang Kaban gebildet zu haben ſcheint. Gumprecht. Die Landſchaft Agam umfaßt eine Fläche, welche ungefähr ſechs Meilen lang und drei Meilen breit iſt. Die hauptſächlichſten Berge find der Ma— rapi, der gegen 8500 Fuß hoch iſt, und der Singalang. Auf dem erſten ent— ſpringt der Fluß Batang-Agam und auf dem letzten der Maſſang. Agam liegt ungefähr 3000 Fuß über der Meeresfläche. Der Stand des Thermo— meters war nach den in einem geräumigen Zimmer angeſtellten Beobachtun— gen im Mai, Juni und Juli 1837 folgender: Mai. Morgens 6 Uhr. Vormittags 12 Uhr. Nachmittags 4 Uhr. 70 R. die höchſte 77 R. die höchſte 730 R. die höchite 65% „ ;= tieffte 73% s ſtiefſte 72° = = tiefite Juni. 71° = = höchſte 77° = = höchite 790 = = höchite 65% = = tiefite 71° =. = tieffte 70 =, tiefſte Juli. 69° „ höchſte 76° = höchſte 77% = Höchfle 62° = tiefſte 71° = tieffte 73% = .= tieffte. * — u Al Die Landſchaft Agam und ihre Bewohner. 319 Die Landſchaft liegt gänzlich in einem Keſſel, denn fie wird von den ge— nannten Bergen und deren Abhängen eingeſchloſſen. Der Boden iſt im All— gemeinen ſehr fruchtbar. Man findet hier die ſchönſten Sawah-Felder *), die ohne Unterbrechung bebaut werden. Zugleich aber iſt das Land — wie faſt alle Ackerländer auf Sumatra's Weſtküſte — von tiefen Schluchten durch— ſchnitten, und bei jedem Schritt gewahrt man die Spuren einſtiger Kämpfe der Elemente; die feuerſpeienden Berge ſind die Haupturſachen davon. Der Reiſende wird überall durch die herrlichſten Anſichten entzückt, während der Naturforſcher ein noch gänzlich unbekanntes Feld findet, um die Geheimniſſe der Natur in den tiefſten Abgründen und auf den Höhen der Berge zu er— ſpahen; dem Landſchaftsmaler bietet ſich eine Fülle der lieblichſten, hinreißend— ſten und majeſtätiſchſten Naturbilder dar. Das Klima iſt (trotz der Lage der Landſchaft faſt unter dem Aequator) angenehm und im Allgemeinen geſund. Die Bevölkerung iſt im Verhältniß zu der Größe des Landes und in Hinſicht auf die vielen Kriege, welche ſie geführt hat, ſehr beträchtlich. Die Eingebornen ſind im Allgemeinen ein ſchöner Menſchenſchlag und lieben ihre Freiheit über Alles; dabei haben ſie ſehr wenige jener Untugenden, welche viele andere Volker des indiſchen Archipels verunzieren. Trunkſucht iſt ihnen unbekannt; Diebſtahl iſt in ihren Augen ein entſetzliches Verbrechen und wird auf's Strengſte beſtraft. Die Frauen ſind ihren Männern treu und umge— kehrt die Männer ihren Frauen. Feile Dirnen ſind hier ſelten, und die Sy— philis hat ihr Gift noch wenig unter dieſen Menſchen verbreitet. Unter ihren Spielen lieben ſie das Hahnengefecht am meiſten, und auf allen öffentlichen Märkten kann man Jünglinge, Männer und Greiſe ihr Geld und ſogar ihre Kleider bei dieſem grauſamen Spiel verwetten ſehen. Daſſelbe hat ſeine beſtimmten Regeln, welche Jeder kennt, weshalb denn auch ſelten Zwiſtigkeiten darüber entſtehen. Die verlierende Partei bezahlt ihre Schuld, wenn nicht ſogleich, doch jedenfalls ſpaͤterhin, da es für eine ſehr große Schande gehalten wird, dieſelbe nicht abzutragen. Die Frauen bearbeiten den Boden, kaufen und verkaufen — kurz, ſie ernähren die Männer und ſind wenig mehr, als Laſtthiere oder Sklavinnen. An einigen Orten bezahlt die Frau oder das Mädchen Demjenigen eine gewiſſe Summe Geldes, den ſie zu heirathen wünſcht, beſonders wenn derſelbe von Rang iſt. Bei vielen löblichen Eigenſchaften fehlt es den Bewohnern Agam's aber auch nicht an Untugenden, und namentlich gehört dazu die Neigung zum Würfelſpiel. Viele ſind indeß dem Opiumgenuß ergeben; Alle im höchſten Grade rachgierig; niemals vergeſſen ſie eine ihnen zugefügte Beleidigung. Die Mittel, 50 ur zu befriedigen, find ihnen gleichgültig. Bei einer Begeg— ) Padi sawah, bewäſſerte 8 im Gegenſatz zu padi gaga 1 sipar, trocknen Reisfeldern. 320 Miscellen: nung mit ihrem Feinde wiſſen ſie ſich auf die ſchlaueſte Weiſe zu verftellen und ihren Haß zu verbergen; mit der größten Geduld warten ſie den zur Rache günſtigen Zeitpunkt ab. Oft noch nach Jahren ſuchen ſie ſich für das ihnen zugefügte Unrecht Genugthuung zu verſchaffen. In ihren Kriegen ſind ſie tapfer, ſtandhaft und abgehärtet gegen Stra— pazen und Entbehrungen, aber auch grauſam. Sie verſtehen die Kunſt, die Natur des Terrains auf alle mögliche Weiſe zu benutzen und ihre Kampongs (Dörfer) zu befeſtigen; die Wahl eines Platzes zum Aufwerfen von Ver— ſchanzungen iſt ſtets ſehr gut getroffen. Der Gebrauch des Schießgewehrs iſt ihnen bekannt, ſie verfertigen dieſe Waffe ſelbſt; das Pulver bereiten ihnen die Frauen. Die Gewehre gleichen denen, welche früher bei uns im Gebrauch waren; dieſelben ſind noch mit einem Luntenſchloß verſehen. Wie das Schieß— gewehr ihnen bekannt geworden, iſt nicht ſicher zu beſtimmen, da es ſeit un— denklichen Zeiten bei ihnen im Gebrauch ift; vermuthlich haben fie es von den Arabern erhalten. Die Agamer ſind gute Schützen und wiſſen ihre Waf— fen ſehr geſchickt zu handhaben. Außer dem Schießgewehr (Stingal genannt) gebrauchen fie Lanzen (tumbak), Dolche (kris), Kurambis, Badées, Se— was, Pedangs (ſchwertartige Dolche), Klewangs (kurze breite Säbel), Um— bang talie (Schleuder) und Sumpit (Blaſeröhre). Die Schießgewehre wurden früher in großer Menge zu Sungei- Jani verfertigt; jetzt iſt dies nicht mehr der Fall. Der Preis einer guten Flinte war ſonſt 10 oder 12 Gulden, jetzt iſt derſelbe auf 20 — 25 Gulden geſtie— gen. Die Kugeln ſind von Zinn 1), ſchließen aber nicht genau in den Lauf des Gewehrs. Mitten in denſelben findet man ein Stückchen Porzellan oder Eiſen, einige Reiskörner oder dergleichen; dieſe Zuthat wird der Zinnerſpar— niß wegen gemacht, nicht aber, um gefährliche Wunden zu verurſachen. Ihre übrigen Waffen verfertigen die gewöhnlichen Eiſenſchmiede, ohne auf dieſelben jedoch „Pamor“, d. h. Flammen und Blumen anzubringen, wie es auf Java uud in Palembang geſchieht, wo eine Waffe im Verhältniß zu ihrem Alter, ihrer Fagon und dem Platze, wo die Blumen angebracht find, im Preiſe fteigt, ja häufig mit Gold aufgewogen wird. Auf Sumatra achtet der Ein— geborne wenig oder gar nicht auf die äußere Schönheit der Waffen. Ihre Klewangs ſind gewöhnlich von ſehr gutem Stahl und ſehr biegſam; die Pfeile ihrer Blasröhre (welche Waffe jedoch weniger gebraucht wird) ſind nie ver— giftet; aus ihren Schleudern werfen ſie runde Kugeln, die aus einer Art ge— trocknetem und dadurch in Farbe, Schwere und Härte unſerem grauen Sand— ſtein gleichenden Thon gemacht werden; von dieſem Thon verfertigen ſie auch ihre Kugelformen. In ihren Kriegen bedienen ſie ſich der Ranjos, d. h. ſpitzer Pflöcke von Bambus, welche in den Boden eingeſetzt werden, welchen der Feind paſſtren ) Zinn iſt ein Product Sumatra's - ſelbſt. Marsden 3. Ausg. 28. G. en »»! u ae „* } 1 1 3 Die Landſchaft Agam und ihre Bewohner. 321 muß, der Wolfsgruben u. dgl. Ganz beſonders aher kommen ihnen die Hecken von dem gewöhnlich auf der Bruſtwehr wachſenden Dornbambus, Pagger ge— nannt, bei ihren Vertheidigungen zu ſtatten. Durch dieſelben ſehen ſie ihre Feinde, ohne von dieſen bemerkt zu werden; auch wächſt dieſe Bambusart fo dicht an einander und trägt ſo viele Dornen, daß es eine Unmöglichkeit iſt, eine ſolche Hecke, die vier Jahre alt geworden, zu durchbrechen. (Dieſe Bam— busart heißt hier Bambu-Auwar.) Das Pulver verfertigen, wie geſagt, die Frauen; den dazu nöthigen Sal— peter gewinnen fie durch Auslaugen und Kochen der Thier-Ercremente, na— mentlich der von Huͤhnern, Ziegen, Büffeln, Pferden und Kühen, obgleich es nicht an natürlichem Salpeter fehlt 1). Die feuerſpeienden Berge, heiße Quel— len 2) u. ſ. w. liefern ihnen den Schwefel in großer Menge 5). Die Berei— tung des Pulvers geſchieht auf eine ſehr einfache, aber höchſt unvorſichtige Weiſe in einer eiſernen Pfanne über dem Feuer, ſo daß es ſehr zu verwun— dern iſt, daß man nie von einem dabei vorgefallenen Unglück hört. Das Pulver wird nur gekörnt, oder vielmehr es beſteht aus verſchiedenen Klümp— chen und Körnern von ungleicher Größe. Ihre Dörfer, welche ihre eigene Regierung haben, ſind gewöhnlich mit Gräben und Bruſtwehren verſehen und ringsumher mit Dornbambus, gewöhn— lichem Bambus und Bäumen bepflanzt, ſo daß man von außen kaum ein Haus ſehen kann. Jedes Dorf hat eine oder mehrere Moſcheen (Missighit), meiſtentheils eine große innerhalb des Ortes und eine kleine draußen auf den Reisfeldern. Die Häuſer find ſämmtlich hoch über dem Erdboden auf Pfählen erbaut und gewöhnlich mit Idju (dem haarigen Theil des Areng-Baumes) gedeckt. Die Wohnungen der Häuptlinge haben in Hinſicht auf die Geſtalt viel Aehn— lichkeit mit einer chineſiſchen Wankang (Art von Schiff) und find im Allge- meinen erſtaunlich lang; das Aeußere iſt mit ſchön ausgeſchnittenen Brettern und Leiſten verſehen und roth, weiß, gelb und ſchwarz angeſtrichen. Am Gie— bel hängen mitunter viele Spiegel, Bilder u. dgl., welche fie von den Klinga— leſen erhalten, was, wenn das Sonnenlicht darauf fällt, einen hüͤbſchen An— blick gewährt. Bei den Häuſern ſtehen die Reis-Scheunen (Rankiang ge- nannt), die ebenfalls mit Schnitzwerk und Malereien geſchmückt ſind. Die Kochſtelle befindet ſich innerhalb des Hauſes, und der Rauch bahnt ſich durch eine Oeffnung des Daches einen Weg; Manche kochen auch in dem leeren ) Saltpetre the natives procure by a process of their own from the earth which is found impregnated with it; chiefly in extensive caves, that have been from he beginning of the time the haunt of a certain species of birds, of whose dung the soil is formed, ſagt Marsden (28) überhaupt von dem Salpeter Sumatra's. G. 5 2) Auf feiner Karte vermerkte Marsden ſchon die Exiſtenz heißer Due in gam. n 3) Sulphur is gathered in large quantities about the numerous volcanoes, be⸗ merkt Marsden von Sumatra. „Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 21 322 Miscellen: 5 Raum unter dem Hauſe. Faſt bei jedem Hauſe befindet ſich ein Fiſchteich mit klarem Waſſer und feinen Fiſchſorten. Im Allgemeinen ſind die Dörfer ſehr jchön, im Inneren mit guten Wegen verſehen und überall mit Frucht— bäumen bepflanzt. Zu den vornehmſten Producten des Pflanzenreiches gehören: Reis, Zucker (den die Eingebornen ſelbſt bereiten), Cocosnußöl, Kartoffeln *), wilder In— digo (Sanam), womit das Leinen gefärbt wird, Kaffee, türkiſcher Weizen (Jagon) und etwas Taback. Das Thierreich liefert wilde Schweine, Hirſche, Tiger, wilde Böcke, Tapir's und Rhinoceroſſe. Es giebt hier eine ſtarke, aber nicht ſchöne und nicht urſprüngliche Pferderaſſe, desgleichen Büffel und eine gute Art Kühe. Unter den Vögeln zeichnen ſich die Tauben, die ſchöne Juno, der Seeretair (Falco serpentarius) aus. Das Mineralreich liefert auch Eiſen von ſehr guter Art, Gold, aber nicht ſo viel, als anderswo, Schwe— fel, Salpeter, Alaun, Zinn, Steinkohlen 2), Erdöl s), verſteinertes Holz u. ſ. w. Die Wälder enthalten ausgezeichnetes Zimmerholz und verſchiedene feine Holzarten. Im Landbau haben es die Bewohner Agam's weiter gebracht, als man denken ſollte; die Anlegung und Bearbeitung ihrer Sawahfelder läßt nichts zu wünſchen übrig. Die Werkzeuge, deren fie ſich bedienen, find der Pflug (badjak), eine lange, ſchmale Schaufel (tanbillang), ein Schaufel mit krum⸗ mem Stiel (pankoe), eine Sichel (abie), ein eiſerner, einem Kuhfuß ähn— licher Stab (oerie) und eine Art Egge (toendo). Ihre Reisfelder liegen amphitheatraliſch auf den Bergen und gewähren einen prächtigen Anblick; es giebt auch trockene Reisfelder, die Ladangs heißen. Reiche Eingeborne, welche viele Büffel beſitzen, pflügen oder graben die Felder nicht, ſondern jagen ihre Büffel in Reihen über das Feld, nachdem dies unter Waſſer geſetzt worden iſt, wodurch das Unkraut unter den Schlamm getreten wird und den Boden düngt. Dies wird ſo lange wiederholt, bis das ganze Feld von Unkraut ge— reinigt, und nichts als Schlamm und Waſſer zu ſehen ſind; weniger Vermö— gende pflügen das Land mit einem Ochſen um. Wenn der Reis reif gewor- den iſt, wird er mit einem krummen Meſſer oder einer Sichel geſchnitten, aber nicht, wie auf Java, Halm für Halm, ſondern Pflanze für Pflanze (? G.). 1) Cobies, ſ. Zeitſchrift IT, 485. G. 2) Die Verbreitung der Steinfoplen auf Sumatra muß ſehr bedeutend fein, da deren Exiſtenz auch in anderen Theilen der Inſel, z. B. bei Benkulen, Kataun, Ayer— Rambi, wie Marsden berichtete (28), durch die aus den Berggegenden des Innern auf Flüſſen herabgeſchwemmten Stücke angezeigt wird. Wie in Borneo (Zeitz ſchrift IT, 503) iſt dies ein wenig oder noch gar nicht benutztes ſchaͤtzbares at der an Hilfsquellen ſo überaus reichen Inſel. 3) Das Vorkommen des Erdöls ſcheint auf Sumatra nicht ſelten zu 55 in⸗ dem ſchon zur früheren Portugieſenzeit eine Naphtaquelle am Pedir ſehr berühmt war. (Marsden 28). Marsden erfuhr noch, daß auch zu. Ipu und an anderen Punkten Naphta geſammelt werde, und vermuthet, daß die Ipunaphta mit der Nee der von den Portugieſen erwähnten Pedirquelle identiſch ſei. e Seu-Ke-Mü's Geſchichte und Geographie fremder Völker. 323 Darauf häufen ſie das Geſchnittene und laſſen es einige Zeit liegen, ſchaffen die Körner durch Treten heraus, trocknen es noch einmal und bringen es dann in ihre Reisſcheunen. Auf die Kaffeecultur wenden ſie wenig Sorgfalt. Die Früchte ſelbſt ge— brauchen ſie nicht, ſondern bereiten ihren Kaffee aus den Blättern. Sie ſu— chen die kräftigſten Zweige aus, ſtreifen die Blätter ab und röſten ſie auf Bambusſtäbchen über dem Feuer; dann reiben ſie dieſelben mit der Hand zu Pulver und kochen dies mit Waſſer. Dies iſt der gewöhnliche Trank bei Ar— men und Reichen; für einen ſehr geringen Preis kann man dies Getränk in den Warongs (Garküchen) am Wege erhalten. Sie pflanzen die Kaffeebäume mit wenig Sorgfalt und viel zu dicht nebeneinander; dennoch kommen dieſel— ben ſehr gut fort und liefern gewöhnlich eine reiche Ernte. Bei beſſerer Be— handlung würden die Bäume einen ungleich höheren Ertrag liefern. Man kann nicht ohne Leidweſen ſehen, wie oft große Haufen der beſten und frucht— barſten Zweige auf den Bazars für Spottpreiſe verkauft werden, ſämmtlich zur Bereitung des oben beſchriebenen efelhaften, Koppi daun genannten Ge— tränkes beſtimmt. In der Webekunſt haben die Agamer es weit gebracht, obgleich ihr Webe— ſtuhl bedeutend verbeſſert werden könnte; nicht ſelten durchweben ſie ihre Lein— wand mit Gold- und Silberfaͤden. In der Bearbeitung des Goldes zeich— nen ſich Manche ganz beſonders aus, vorzüglich in Golddratharbeit; fie wer— den ſchwerlich hierin ihres Gleichen finden. Ihre Arbeiten werden in allen Ländern geſucht und gut bezahlt; man muß dieſelben um ſo mehr bewun— dern, wenn man ihre rohen und elenden, nur aus ein paar Feilen, einigen Nägeln, ein paar Zangen, einem mit Löchern verſehenen Eiſen zum Drahtzie— hen, einem Hammer und einer Scheere beſtehenden Werkzeuge ſieht. Schmiede und Schwertfeger giebt es auch, obgleich dieſelben es nicht weit gebracht haben. (van Hoövell Tijdschrift XIII. Jahrg. II. Bd. S. 1— 7.) E. Ziehen. Seu-Ke-Mü's Geſchichte und Geographie fremder Völker. Als ich vor Kurzem hier (III, 19 — 31) eine Notiz über des Statt— halters von Fo-kien und Tſchekiang chineſiſch geſchriebene Geſchichte und Geographie fremder Volker mittheilte, war es mir unbekannt, daß auch die Zeitſchrift der pariſer franzöſiſch-proteſtantiſchen Miſſionsgeſellſchaft, gleichzeitig mit dem Missionary Intelligencer, einen Bericht über jenes Werk veröffent- licht hatte (Journal des Missions evangeliques 26. Jahrg. 149 — 157). Aufmerkſam darauf gemacht durch einen von de la Roquette, dem gelehrten * 324 Miscellen: Herausgeber des Bulletin der pariſer geographiſchen Geſellſchaft gelieferten Auszug (Ae Ser. I, 387, 389) ſuchte ich mir das Original des Berichtes zu verſchaffen, und da ich darin manches nicht Unintereſſante vorfand, was der benutzten Quelle fehlt, ſo dürfte es gar nicht unzweckmäßig ſein, die frü— here Mittheilung hier mit einigen Zuſätzen zu vervollſtändigen. Woher die franzöſiſche Zeitſchrift ihren Bericht entlehnt hat, giebt ſie leider nicht an; un— zweifelhaft liegt demſelben aber engliſches oder nordamerikaniſches Material zum Grunde, da die pariſer Miſſionsgeſellſchaft ihre Thätigkeit bisher noch nicht bis China ſelbſt ausgedehnt hat. Mit Recht weiſt der franzöſiſche Bericht darauf hin, daß die Veröffent— lichung eines Werkes, wie das in Rede ſtehende, in Europa geringe Bedeu— tung habe, wogegen eine ſolche Veröffentlichung in China ein hochwichtiges Ereigniß ſei, weil es den Beginn einer Folge ganz neuer Anſichten, ja ſelbſt das Anheben einer völlig ſocialen Revolution in dieſem Lande bezeichne. Galt nämlich die übrige Bevölkerung der Erde den Bewohnern des himmliſchen Reichs bisher als Barbaren, womit ſich zu beſchäftigen nicht der Mühe lohne und hielten ſie deren Geſchichte noch weniger für würdig, ſtudirt zu werden, ſo wie auch die Chineſen ihren bisherigen Anſichten nach es oft nicht nöthig fanden, den für barbariſch erachteten Ländern auf ihren Karten einen Platz zu gönnen, fo haben ſich ſchon jetzt die Zeitverhältniſſe in China wunder— bar geändert. Seit 15 Jahren etwa, d. h. ungefähr ſeit dem engliſchen Kriege, begannen endlich die Bewohner dieſes Landes durch ihren Schaden einzuſehen, daß ſie die weſtlichen Barbaren nicht ſo ſehr verachten dürfen, und jetzt, ſagt der franzöſiſche Berichterſtatter übereinſtimmend mit dem Mis— sionary Intelligencer (ſ. hier III, 28) ſehen wir gar einen geborenen Chi— neſen in ſeiner Sprache von jenen Nationen und ihrer Geſchichte nicht herab— würdigend, ſondern ſelbſt mit Lobe reden. Deshalb betrachten auch die chriſt— lichen, in China thätigen Miſſionare das erwähnte Werk, das Product fünf— jähriger emſiger Studien, in ſehr günſtigem Lichte. „Niemals,“ ſagte einer derſelben, „ging aus der Feder eines Heiden eine umfaſſendere und genauere Darſtellung der chriſtlichen Kirche und ihrer Inſtitutionen hervor. Hohe Be— wunderung muß es in der That erregen, wenn man ſieht, daß hier Millio— nen von Chineſen, welche bisher durch die argwöhniſche Regierungspolitik in der herabwürdigendſten Unwiſſenheit erhalten wurden, Noah, Abraham, Mo— ſes, Daniel, Paulus, Luther, vor Allem aber Jeſus als Retter des Volks in der reſpectvollſten Weiſe vorgeführt werden. Wir hoffen hieraus große Dinge.“ Dem franzöſiſchen Bericht verdanken wir ferner die Kenntniß des im Missionary Intelligencer, wie angegeben (S. 22), völlig vergeſſenen Namens unſeres Autors, der Seu-Ke-Yu heißt. In Bezug auf die Einrich— tung des Werks wird erwähnt, daß deſſen beide erſte Bände die Einleitung zur allgemeinen Kenntniß der Erde enthalten, und daß nächſt dem ſchon erwähn— ten Inhalt darin die von dem Verfaſſer benutzten Ouellen aufgeführt und von Pr E n NN * Seu-Ke-Mü's Geſchichte und Geographie fremder Voͤlker. 325 ihm die ſeiner Arbeit entgegenſtehenden Schwierigkeiten erörtert werden, end— lich, daß der Verfaſſer den Gebrauch der Karten erklärt. Der gelehrte hie— ſige Kenner der chineſiſchen Sprache, Herr Profeſſor Schott, deſſen gütiger Belehrung ich die richtige Schreibung der in den europäiſchen, beſonders aber in den engliſchen Werken oft arg verſtümmelten chineſiſchen Namen verdanke, theilt mir hierbei mit, daß Seu-Ke-Mu's Verfahren, feiner Arbeit eine Ein— leitung über die allgemeinen Verhältniſſe des Erdkörpers vorzuſetzen, ſchon eine Abweichung von der altherkömmlichen Regel ſei, indem die chineſiſch-geogra— phiſchen Werke bisher gleich mit der Beſchreibung China's angefangen hät— ten. Das Erſcheinen des Werkes ſetzt der franzöſiſche Bericht, entſprechend der von mir früher geäußerten Vermuthung (ſ. hier III, 25) in das Ende des Jahres 1849. Die 10 Bände deſſelben ſollen übrigens kein größeres Volumen, als etwa ein gewöhnlicher franzöſiſcher Oetavband umfaſſen. Die beigegebenen geographiſchen Karten nennt der franzöſiſche Bericht Meiſterwerke der Ge— duld und Geſchicklichkeit, deren Werth ſich bei Berückſichtigung der geringen, dem Verfaſſer zu Gebote geſtandenen Hilfsmittel nothwendig noch höher ſtei— gern müßte. Unter dieſen Umſtänden, bei der hohen Achtung, die Seu-Ke— Dü in feinem Vaterlande ſchon als Literat genoß, konnte es nicht fehlen, daß ſich daſſelbe ſofort einen großen Kreis von Leſern erwarb. Von Europa wird darin berichtet, daß es im äußerſten Nordoſten (2 G.) Aſiens liege, und durch die Berge des Ural davon getrennt ſei; ... auch betrage feine Größe nur ein Viertel von Aſien. . .. Vor der (chinefifchen ) Handynaſtie (alfo 2469 Jahre v. Chr.), hätten Europa's Bewohner von der Jagd gelebt und ſich in die Felle der von ihnen getödteten Thiere geklei— det, wie es noch jetzt die Gewohnheit der Mongolen ſei. Aber gegen die Mitte der Dauer dieſer Dynaſtie (2000 Jahre v. Chr. G.) waͤren bei den am Südoſtrande Europa's gelegenen griechiſchen Staaten Civiliſation, Acker— bau und Künſte zuerſt ſichtbar geworden. Nach einem ſehr gedrängten Bericht über die Begründung und den Fall des römiſchen Reichs, die Entſtehung des Mohamedanismus und Tamer— lan's Eroberungen, endlich nach der Specialbeſchreibung der einzelnen Staa— ten, der Erwähnung ihrer Einkünfte, Armeen, Flotten u. ſ. w. äußert ſich der Verfaſſer in beſcheidener Weiſe, daß über alle dieſe Dinge die Schriftſtel— ler ſehr verſchieden berichteten, und daß es alſo Schwierigkeiten habe, genau zu fein; wo die Beweiſe fehlten, müſſe es zahlreiche Irrthümer geben. Von ſeiner Einſicht giebt derſelbe auch in der Darſtellung des Staatsſchul— denweſens der europäiſchen Staaten einen guten Begriff, indem er Fol— des ausſpricht: „So werden nur die jährlichen Zinſen des geliehenen Gel— ) Der Bericht im Missionary Intelligencer giebt dem Werk nur 6 Bände (IT, 905 ſ. hier S. 25), das Journal des Missions evangeliques (149) aber ausdrück— lich 10 G. 326 Miscellen: des bezahlt; die Schuld mehrt fich fortwährend, weil die Einkünfte nicht zu— reichen. Man legt deshalb den Völkern neue Abgaben auf, was ſie erbit— tert und aufrühreriſch macht, während die Regierungen davon geſchwächt wer- den und ſinken. Halb Europa befindet ſich jetzt in dieſer Lage.“ Für einen Chineſen höchſt merkwürdig und ſprechend für die Unbefangenheit ſeines Ur— theils iſt des gelehrten Staatsmannes Zugeſtändniß der Superiorität der weſt— lichen Vöiker. Er unterſcheidet ſich darin in der That vortheilhaft von ſei— nem fanatiſch patriotiſchen Landsmann Lin (S. hier S. 9). Weit beſſer noch, als Europa, kommt in dem Werk Nord-Amerika fort, was durch die unſerem Verfaſſer von Abil und anderen amerikaniſchen Miſſiona— ren geleiſtete Hilfe (ſ. hier III, 25) ſehr wohl erklärlich iſt. Beſonders ehren— voll fällt das von Waſhington entworfene Bild aus: „Dieſer,“ heißt es darin, „war unzweifelhaft kein gewöhnlicher Mann. Er beſiegte die Feinde raſcher, als Sching und Kuang, und hatte mehr Muth, als Tſau und Lu (in der chineſiſchen Geſchichte berühmte Männer. G.). Indem er das doppelſchneidige, 3 Ellen lange Schwert ergriff, eröffnete er das Land auf 10000 Li. Darauf verweigerte er es, einen Titel anzunehmen oder auch einen ſolchen ſeinen Nach— kommen zu verſchaffen, indem er ein Wahlreich ſtiftete. Es beweiſt dies eine Vaterlandsliebe, die unter dem Himmel aller Länder Lob verdient, und dies geſchah fo, wie es unter den drei Dynaſtieen Sitte war 1). Indem Waſhington die Regierung leitete, erneuerte er die tugendhaften Gebräuche, und, indem er den Krieg vermied, hob er ſein Land über alle andere Nationen. Ich habe fein Bildniß geſehen; feine Geſichtszüge verrathen hohe Intelligenz. Ach wer wird dieſen Mann nicht außerordentlich nennen! ... Muß man nicht Wa— ſhington in der alten und neuen Geſchichte des großen Weſten in den erſten Rang ſetzen? u. ſ. w.“ In Betreff der Religionen bemerkt Seu-Ke-Yu, daß ſich beſonders in Indien der Pe-ſu-Kiao neben den Fo-kiao geſtellt habe, und daß er hier Fortſchritte mache, der Glanz des Fo-kiao aber ſchwächer werde (S. 30). In Bezug auf die bibliſche Geſchichte berichtet der Autor nach der bei den Ocei— dentalen angenommenen Chronologie. Zwar ſagt er nichts von der Erſchaffung der Welt und den Zeiten vor der Sündfluth, aber er eitirt Noah, erwähnt Abraham als Stammvater der jüdiſchen Nation, ferner den Aufenthalt von Abraham's Nachkommen in Aegypten, die wunderbare Befreiung derſelben aus dieſem Lande, den Durchgang durch das rothe Meer, und endlich giebt er einen kurzen Bericht über die Ertheilung der zehn Gebote auf dem Si— na, ſowie er die Geſchichte der Iſraeliten bis zu ihrem Schluſſe führt. Bei der Geſchichte von Jeſus berichtet er deſſen myſteriöſe Fleiſchwerdung mit dem Zuſatz: daß ſein Vater der Himmel in der Höhe, und er ſelbſt der erhabene fue ) Anſpielung auf das goldene Zeitalter der chineſiſchen Mythenzeit * Con⸗ ucius. 1 — ch Seu-Ke-Mü's Geſchichte und Geographie fremder Völker. 327 Sohn des Himmels ſei; hierauf erzählt er Jeſus' Wunder, ſein fleckenloſes Leben und die Grauſamkeit ſeiner Feinde, die ihn bis zum Tode gebracht hätten. Leicht geht er dagegen über die Auferſtehung hinweg, deren Bedeu— tung ihm entgangen war, doch erwähnt er, daß Jeſus Schüler ihn mehrere Male nach feinem Tode geſehen hatten. Er ſpricht von dem Märtyrertode des Stephanus, Paulus Bekehrung und ſchließt endlich feine Auseinander- ſetzung mit der Bemerkung, daß die Lehren Jeſus dieſelben, wie die von Mo— ſes ſeien, und daß ſeine Schüler ihn als ihren Herrn und als den Retter der Welt verehrten. Durch eine von de la Roquette ſeinem Auszuge aus dem Bericht des franzöſiſchen Journals angehängte Bemerkung erfahren wir endlich, daß in neuerer Zeit noch ein drittes von Joſef Marques nach den neueſten franzöſi— ſchen Schriften gearbeitetes allgemeines Werk über die Geographie in chineſt— ſcher Sprache erſchienen ſei, ſowie daß auch Gützlaff in einem monatlich er— ſcheinenden Journal, deſſen Fortſetzung die chineſiſche Regierung verbot, einen Abriß der allgemeinen Erdkunde habe erſcheinen laſſen. Wir müſſen aus die— ſen raſch auf einander folgenden Publicationen mit Grund folgern, daß ihre Verfaſſer auf ein für dieſelben empfängliches Publicum zu rechnen hatten, und es iſt nun bei der geiſtigen Entwickelung und der weltbekannten Thätig— keit der Chineſen mit vollem Recht zu erwarten, daß aus ſolchen Werken neue Früchte für die Kunde Inner-Aſien's erwachſen werden. Vielleicht erleben wir es ſchon in wenigen Jahren, daß die Chineſen bei ihrer Neigung zu erd— kundlichen Beſchäftigungen den unvollkommenen geographiſchen Darſtellun— gen ihrer Länder, welche ihre Literatur bisher beſaß, obgleich ſie nach Wells Williams Urtheil immer noch die beſten Erzeugniſſe der geſammten chineſiſchen Literatur waren, nach europäiſchem Vorbilde einen unſeren Begriffen entſpre— chenden wiſſenſchaftlichen Inhalt verleihen werden. Gumprecht. Sitzung der Berliner Geſellſchaft für Erdkunde am 2. September 1854. Herr von Kloͤden d. Aelt. las eine Abhandlung über die Eroberungs— züge der Deutſchen in Venezuela während der erſten Hälfte des 16. Jahr— hunderts. Karl V. hatte nämlich Venezuela gegen eine Geldſumme den rei— chen Kaufherren Welſer in Augsburg zum Erblehen gegeben, und dieſe ſen— deten nacheinander verſchiedene Expeditionen dorthin, um das gehoffte Eldorado zu entdecken und zu erobern. Unter den deutſchen Kriegsoberſten zeichneten ſich beſonders Alfinger, Georg von Speyer, Federmann und Philipp von Hut⸗ ten aus, deren wundergleiche Thaten zum Theil aber durch die empörendſten 328 Sitzungsbericht der Berliner geographiſchen Geſellſchaft. Grauſamkeiten verdunkelt wurden. — Herr Wolfers machte auf ein neues Zeitbeſtimmungs-Inſtrument aufmerkſam und erklärte daſſelbe; darauf beſprach er eine von ihm ſo eben herausgegebene, aber noch nicht vorliegende Schrift über die Temperaturverhältniſſe der Winter Berlin's, in welcher achtzehn Win— ter mit einander verglichen werden, und wobei ſich unter anderm heraus— ſtellt, daß die ſtrengen Winter dieſes Ortes im Mittel eine Dauer von 109, die milden dagegen von 124 Tagen haben. — Herr Walter berichtete end— lich über das vor Kurzem herausgekommene Werk: „Types of mankind“ von Nott und Gliddon und knüpfte daran einen Vortrag über die verſchiedenen Menſchenraſſen, in welchem beſonders der gegenwärtige Standpunkt der dar— auf bezüglichen Unterſuchungen und der mächtige Einfluß der Zonen und Länder auf die leibliche und geiſtige Entwickelung des Menſchengeſchlechtes nachgewieſen wurde. Maasstab. 2 3 * Geograph. Meilen. 15-18 0 Cidade, Stadt. 0 5 8 Lich v. C.Ohmann. Zeitschrift Mr al Erdkunde H 5 Maasstab. N xy 2 Geopraph" Meilen if Je © Cilode Stadt. e bee 0 H. Flecken. muna CCC ee, Auel, + rte aral, tn, 10° wesil.rParls Tun vc ohman Berlin bei D.Reimer. 185% Verzeichnifs der Erd- u. Himmelsgloben C. Adami. Verlag von Dietrich Reimer in Berlin. Von den schon immer vortheilhaft bekannten Adam schen Globen sind lie nachstehend unter II, III und IV verzeichneten jetzt in vollständig neuer Be- rbeitung und in weit schönerer Ausstattung als früher erschienen, und durch linzufügung einiger Sorten mit Halbmeridian, Litt. H 1 und K 1 vermehrt worden. Der Ergee Himmelsglobus von 30 Zoll Durchmesser (Litt. S) ist vor Kurzem fertig vo en; der entsprechende Erdglobus (Lit. R), an dem seit längerer Zeit ge- eitet — 3 auf dessen schöne und zweckmä/sige Ausstattung. besondere Sorgfalt t wird, wird gegen Ende des nächsten Jahres erscheinen. I. Belief-Erdgloben von 12 Zoll Rheinl. Durchmesser. tt. A 5 Thlr. — Litt. B 15 Thlr. — Litt. B 1 10 Thlr. Emballage à 1 Thlr. € drei Sorten unterscheiden sich nur durch mehr oder weniger ausgeführte Malerei und elegantere Gestelle. Zu diesen wie zu den folgenden Erdgloben gehört eine Beschreibung, unter dem Titel: Commentar zu den Relief- und Kartengloben von C. Adami. 5 Preis 10 Sgr. II. Erd- und Himmelsgloben von 12; Zoll Durchmesser. Lit 5 Thlr. 20 Sgr. — Litt. D (mit Halb-Meridian) 9 Thlr. Emballage à 1 Thlr. MR Dieselben Globen mit Horizont, messingenem Meridian und Stundenring eto.: Litt. E (Erdglobus) 15 Thlr. — Litt. F (dito auf. elegantem Gestell) 22 Thlr. 20 Sgr. Litt. F 1 (Himmelsglobus) 15 Thlr. — Litt. F 2 (dito auf eleg. Gestell) 22 Thlr. 20 8 gr. Emballage a 2 Thlr. | III. Erdgloben von 4 Zoll Durchmesser. Litt. G (in einem Kästchen) 2 Thlr. 5 Sgr. incl. Emballage. 1 Litt. H 1 Thlr. 20 Sgr. — Litt. H 1 (mit Halbmeridian) 2 Thlr. 20 Sgr. Emball, 4 351 Sgr. Litt. I (mit Horizont, messingenem Meridian eto. et.) 4 Thlr. 20 Sgr. Emballage 15 es | IV. Erd- und Himmelsgloben von 8 Zoll Durchmesser. Litt. K 4 Thlr. — Litt. K 1 (mit Halbmeridian) 6 Thlr. Emball. à 15 BBr, Br Dieselben mit Horizont, messingenem Meridian ete.: Litt. L (Erdglobus) 8 e 15 . — Wit * (enge) = Thlr. 15 Sgr. Taba. lage à 1 Thlr. IE V. Erd-, Relief- und Himmelsgloben von 30 Zoll Durchmesser. Litt. S (Himmelsglobus) 65 Thlr. Emballage 7 Thlr. a i Litt. R (Erdglobus) à 80 Thlr., und Litt. T (Reliefglobus) à 100 Thlr., sind in der Er beitung. 3 VI. Der nördlich gestirnte Himmel, Lit. N. Eine hohle Halbkugel von 18 Zoll Durchmesser, mit Horizont, MOemngenFen Meridian etc. 28 Thlr. 10 Sgr. Emb all. 2 Thlr. 10 Sgr. . Litt. O. Derselbe von 48 Zoll Wirchiienden, 300 Thlr. 2% (Wird nur auf besondere Bestellung 88 7 b. Litt. P. Das Observatorium, der einfachste Apparat, durch Neuen Je al Vorkenntnisse, die Gestirne schnell und zuverlässig am Himmel selbst finden und kennen lernen kann. Gewöhnliche Sorte 12 Thlr. Bessere Sorte 15 Thlr. ee. à 1 Thlr. 5 * Litt. Q. Das Astrognosticon, ebenfalls ein einfaches Hülfsmittel, die Sterne 0 Himmel selbst aufzufinden und kennen zu lernen. 2 N Emballage 10 Ser Bemerkung. Auswärtige Besteller, mögen sie die Globen direkt oder durch eine andere Buchhandlung beziehen, haben stets die Emballage mit zu bezahlen. 2 Ein ausführlicherer Prospect über die Adami’schen Globen ist dure alle Buchhandlungen gratis zu erhalten. 2 - — —ů— — Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin, Grünstrafse 18. November 1854. Hei Be: Erdkunde. a | a K 1 \ 4 72% 3971 Mer, 1 K. ‚Andre in Bremen, 2 pe ol 1 K Er . dr 5 8 3 3 . Ba» CORE; "OR Herausgegeben 5 N i N 1 von 0 N Dr. T. E. Gumprecht. Dritter Band. Fünftes Heft. = 2 Bertin. : e 2 rm, von miete Reimer. ZB 8 Inhalt. A. Rutenberg und Gumprecht: Die geographiſchen Geſellſchaften und beſonders die Kaiſerlich ruſſiſche geographiſche egen zu St. 2 tersburg Fr. Schenck: Mittheilungen eines Feilschen Anſiedlers in Terne Neuere Literatur. E. v. Sydow: Landeskunde des Herzogthums Meiningen, von G. Brückner. Miscellen. Walter: Die Temperaturverhältniſſe des mc Aſiens, bedingt durch die daſelbſt herrſchenden Winde 95 Gumprecht: Die neueſten Unterfuchungsreifen im Sunsch Rord⸗ Afrikare, nach A. Petermanns Auszügen aus Barths und Vogels a Gumprecht: Das Schickſal der Franklin'ſchen Expedition. Gumprecht: Statiſtik von Serbien Wolfers: ee der Berliner 1 fr Erdkunde am 7. October 1854 Von dieſer Zeitſchrift erſcheint jeden Monat ein Heft von 4 Seite 329 344 368 384 392 398 406 407 bis 5 Bogen mit Karten und Abbildungen. Der Preis eines Bandes von 6 Heften, welche nicht getrennt abgegeben werden, iſt 2 Thlr. 20 Sgr. XI. Die geographiſchen Geſellſchaften und beſonders die Kaiſerlich ruſſiſche geographiſche Geſellſchaft zu St. Petersburg. Als etwa gegen die Mitte des 17. Jahrhunderts ſich faſt gleich— zeitig in verſchiedenen Theilen Europa's wiſſenſchaftlichen Männern das Bedürfniß lebhafter fühlbar machte, Vereinigungspunkte für ihre ifos lirten Beſtrebungen in geſchloſſenen Geſellſchaften zu beſitzen, wurde demſelben in denjenigen Ländern, wo die Pflege der Wiſſenſchaften die höchſte Blüthe erreicht hatte, während des Verlaufes weniger Jahre bald genügt. So entſtanden in raſcher Folge in England, Deutſchland, Ita— lien und Frankreich die Königliche Geſellſchaft der Wiſſenſchaften zu London im Jahre 1645, die Kaiſerliche Akademie der Naturforſcher zu Schweinfurt im Jahre 1652, die Academia del Cimento zu Florenz im Jahre 1657, und endlich die Königliche Akademie der Wiſſenſchaften zu Paris im Jahre 1666. Der Nutzen, der ſich aus dieſen Vereinen zur Förderung der Wiſſenſchaften ergab, war fo einleuchtend, daß es in den nächſten 50 Jahren faſt keine Hauptſtadt in Europa gab, wo nicht mit Unterſtützung und dem Schutz der betreffenden Regierungen ähn— liche Geſellſchaften gebildet worden waren. Mit dem engeren Zuſam— mentritt der vorhandenen wiſſenſchaftlichen Kräfte zu gemeinſchaftlichen Zwecken wurde jedoch nur einem Theile der Aufgabe ſolcher Geſellſchaf— ten genügt. Einen ſehr bedeutenden Einfluß auf die Förderung der Wiſ— ſenſchaften erwarben ſich dieſelben nämlich auch dadurch, daß es ihnen durch die materielle Hilfe der Regierungen möglich wurde, eine große Reihe wichtiger Arbeiten, die ohne eine ſolche Unterſtützung wahrſchein— 330 A. Rutenberg und Gumprecht: lich unbekannt geblieben wären, zu veröffentlichen. — Das einmal ge— gebene Beiſpiel wirkte fruchtbringend in weiten Kreiſen fort, und es entſtand ſo beſonders im verfloſſenen Jahrhundert in allen Theilen Euro— pa's eine überaus große Zahl von Privatvereinen für faſt alle wiſſen— ſchaftlichen Richtungen, welchen dann ähnliche in den außereuropäiſchen Continenten folgten. Nur die Erdkunde zog auffallender Weiſe von dieſem Beſtreben faſt keinen Vortheil. Die Zahl geographiſcher For— ſcher war nämlich im verfloſſenen Jahrhundert ſo gering, daß ſie faſt in keinem Orte Europa's zur Stiftung einer Geſellſchaft zureichte; die hervorragendſten Männer im Fach der Erdkunde, wie Delisle, d'An— ville, Barbier du Bocage, Rennell u. A. ſahen ſich deshalb genöthigt, ſich an die vorhandenen Akademien anzuſchließen, andere, wie Büſching, blieben ſogar ſtets von der Aufnahme in die Akademien ihres Wohn— ſitzes ausgeſchloſſen, muthmaßlich wohl deshalb, weil ihre Wiſſen— ſchaft damals noch nicht den Standpunkt erreicht hatte, den ſie ſich erſt in neuerer Zeit durch die Arbeiten beſonders deutſcher Forſcher, vor allem Al. von Humboldt's n), Leop. von Buch's, C. Ritter's und durch ibre innige Verknüpfung mit den Naturwiſſenſchaften erwarb. Aber als die Erdkunde in Folge ihrer raſchen Entwickelung nach ihrer wahren Bedeutung endlich richtig gewürdigt werden konnte, fand ſich auch eine größere Theilnahme für ſie vor, und nicht ohne Grund kann man ſagen, daß die Begründung der pariſer geographiſchen Geſellſchaft im Jahre 1821 einen Wendepunkt in der Geſchichte der Geographie überhaupt bildet, indem durch die Entſtehung dieſes Vereins ſich klar herausſtellte, daß der Gegenſtand der Erdkunde reich und anziehend genug iſt, um eine wiſſenſchaftliche Geſellſchaft zu beſchäftigen, und daß es nicht mehr an Männern fehlte, welche geographiſchen Forſchungen dauernd ihre Aufmerkſamkeit ſchenken. Ehe jedoch dieſes Ziel erreicht war, mußten natürlich alle älteren Verſuche, Geſellſchaften zur Förderung der Erdkunde zu errichten, fruchtlos bleiben; einige Vereine gingen deshalb ſchon im Keime unter, andere führten nach wenigen Jahren friſcherer ) Humboldt, in whose name and works alone are comprised all the con- ceivable elements, which make up a scientifique traveller, geographer, chemist, na- turalist, astronomer and geologist. Worte Hamilton's als Präſidenten der londoner geogr. Geſellſchaft in feiner im Jahre 1838 gehaltenen Jahresrede (Journ. of the geogr. Soc. of London. Bd. VIII. S. XL). Die geogr. Geſellſchaften u. bei. d. geogr. Geſellſch. zu St. Petersburg. 331 Thätigkeit eine matte Exiſtenz bis zu ihrem völligen Aufhören. Jenes gilt z. B. von dem früheſten, aus dem vorigen Jahrhundert bekannten Verſuche der Art. Derſelbe wurde, merkwürdig genug, in Spanien ge— macht, wo nach dem Bericht des gelehrten C. E. Plürs (Reiſen durch Spanien, herausgegeben von C. D. Ebeling. Leipzig 1777. S. 211, 225) noch unter der Regierung K. Ferdinand's des VI. (+ 1759) zu Valla— dolid eine Königliche geographiſche Geſellſchaft zuſammentrat, die aber bei Plürs' Anweſenheit in Spanien nur aus vier arbeitenden Mitgliedern beſtand, und deren ganze Thätigkeit ſich auf die theilweiſe Bearbeitung eines geographiſchen Werks, wovon drei Bände damals gedruckt wa— ren, beſchränkt zu haben ſcheint. Von einer ſpäteren Exiſtenz derſelben hat nichts verlautet. Ein zweiter, im Jahre 1785 gemachter Plan, wovon wir die einzige Kenntniß Jomard verdanken (Bulletin de la soc. de Géëogr. de Fr. 2 Ser. 1, 409 — 415), nämlich der, zu Pa— ris eine geographiſche Geſellſchaft zu gründen, kam nicht einmal fo weit, ſondern erſtarb im Entwurf. Nicht anders ging es mit Vereinen zu ſpecielleren geographiſchen Zwecken. So entwarf der berühmte d'An— ville einen Plan ſchon um die Mitte des vorigen Jahrhunderts zur Stif— tung einer Geſellſchaft behufs afrikaniſcher Forſchungen, der unausge— führt blieb (Jomard a. a. O. 409); ſo bildete ſich ferner im Jahre 1802, gleich nach dem Erſcheinen von Hornemann's Reiſebericht, un— ter dem Titel Société de l’Alrique interieure et de découvertes, eine Geſellſchaft zu Paris mit einem Zweigverein zu Marſeille, die aber auch zwecklos blieb, und ſo ſiechte bald auch die bekannte im Jahre 1788 in London zur Erforſchung Afrika's gegründete African Association nach kurzer Thätigkeit dahin, bis ſie ſich endlich mit der londoner geographi— ſchen Geſellſchaft gleich nach deren Begründung vereinigte. Ein ganz neues Leben gewann, wie angegeben, die geographiſche Thätigkeit erſt, als die pariſer Geſellſchaft entſtand, und dieſer die Stiftung zahlreicher ande— rer Geſellſchaften in und außer Europa folgte. Jene wurde im Jahre 1821 gebildet, indem am 19. Juli d. J. einige Freunde der Erdkunde mit dem Entſchluß, eine geographiſche Geſellſchaft zu gründen, zu Paris zuſam— mentraten; aber erſt am 7. November deſſelben Jahres wurde der von Barbie du Boccage, Fourier, Jomard, Langles, Letronne, Maltebrun, Admiral Roſſel und Walkenaer, lauter in ihrem Fach hochberühmten Männern, unterzeichnete, an die Freunde der Erdkunde in Frankreich ge— 332 A. Rutenberg und Gumprecht: richtete Aufruf, ſich den 15. December im Hötel de Ville in Paris zur ſchließlichen Stiftung der Geſellſchaft zu verſammeln, veröffentlicht. Als erſten Präſidenten der Geſellſchaft wählte man den großen Mathematiker La Place, und der Aufruf des Comité's fand ſo allgemein günſtige Auf— nahme, daß die Geſellſchaft ſchon am 15. Deebr. nicht weniger als 217 Beitretende zählte, worunter ſich neben zahlreichen Notabilitäten der Wiſ— ſenſchaft (nämlich außer den 8 vorhin genannten noch Cuvier, Al. von Humboldt, Berthollet, Lapie, Dumont d'Urville, Duperrey, Freyci— net, Beautemps Beaupré, Gay-Luſſac, Champollion Figeae, Klap— roth, Cierbied, Al. Delaborde, Jacotin, Eyries, Féruſſac u. A.) Män⸗ ner aus den höchſten Ständen, wie der damalige Prinz Chriſtian von Dänemark, die Herzöge von Dalberg, Fitz-James und Piacenza, der Miniſter Lainé, die Generale Haxo, Tromelin u. ſ. w., ſowie andere aus allen Klaſſen der Geſellſchaft befanden. Definitiv beſtätigt wurde die Geſellſchaft jedoch erſt am 14. December 1827 durch eine Ordonnanz König Karl's des X. Seit ihrer Errichtung hat dieſelbe fortwährend auf das Dankenswertheſte gewirkt, und namentlich war es der gelehrte Jomard, der ununterbrochen und auf das Thätigſte bis zum heutigen Tage an den Arbeiten der Geſellſchaft Theil genommen hat. Seit dem Jahre 1822 gab dieſelbe vier Reihen ihrer überaus inhaltreichen, mit Kupfern und Karten ſehr vollſtändig ausgeſtatteten Zeitſchrift, die den Titel: Bulletin de la Société de Geographie führt, heraus. Die erſte und zweite Serie, die Jahre 1822 — 1833 und 1833 — 1843 in 20 Bänden umfaſſend, iſt beſonders durch die treffliche, 1845 er— ſchienene, und von Eugene de Froberville bearbeitete Table des ma- teres in 251 Seiten nutzbarer gemacht. Die dritte Reihe, von 1843 — 1850 umfaßt dagegen nur 14 Bände, die vierte, im Jahre 1850 be— gonnene, erſt 7 Bände. Mit den ſpäteren Reihen hat der Inhalt des Bulletins einige Veränderungen erlitten, indem nicht nur die der Ge— ſellſchaft zugehenden Aufſätze und kürzeren Mittheilungen, ſondern auch immer mehr andere, fremden Werken und Journalen angehörige Aufſätze und Notizen aufgenommen werden. Bald vom Beginn an bis jetzt erſchie— nen jährlich 2 Bände des Bulletins. Außerdem gab die Geſellſchaft früher eine Reihe größerer Arbeiten unter dem Titel Memoires in 7 Quart— bänden heraus. In dieſer Sammlung bilden die correctere Ausgabe des Marco Polo (Bd. I), die Orographie Europa's von Bruguiere Die geogr. Geſellſchaften u. bei. d. geogr. Geſellſch. zu St. Petersburg. 333 (Bd. III), die erſte vollſtändige Ueberſetzung der arabiſchen Geographie Edriſi's von Jaubert (Bd. V und VI), und endlich das franzöſiſch⸗ kabyliſche Wörterbuch aus dem Nachlaſſe des verſtorbenen Orientaliſten Venture de Paradis (Bd. VII) beſonders werthvolle Beſtandtheile. End— lich wirkte die Geſellſchaft auch dadurch ſehr nützlich, daß ſie ſeit ihrem Entſtehen im Stande war, aus ihren Fonds einen jährlichen Preis, beſte— hend in einer goldenen Medaille, demjenigen geographiſchen Forſcher, ohne Unterſchied der Nation, zu verleihen, der ſich in dem letzt verfloſſenen Jahre durch die wichtigſte Entdeckung im Fache der Erdkunde ausge— zeichnet hatte. Ebenſo verleiht ſie jährlich an einen Reiſenden oder Seefahrer eine von dem verſtorbenen Herzog von Orleans geſtiftete Medaille im Werth von 2000 Francs für die Einführung irgend eines dem Landbau, der Induſtrie oder überhaupt der Menſchheit als das wichtigſte erachteten Products. Dem Beiſpiel Frankreich's in Begründung einer geographiſchen Geſellſchaft folgte demnächſt Toscana. Schon im Jahre 1824 traten zu Florenz mehrere Freunde der Wiſſenſchaften zur Stiftung einer Ge— ſellſchaft für Geographie, Statiſtik und Naturgeſchichte zuſammen, die am 26. November vom Großherzog genehmigt wurde. Sie zählte ſofort einige der ausgezeichnetſten Männer Nord-Italiens, wie Inghirami, Targioni Tozzetti, Libri, Fabbroni, Neſti, Vieuſſieur, Zuccagni Orlan— dini u. A. zu Mitgliedern. — Um dieſelbe Zeit entſtand faſt zu glei— chen Zwecken auf Sieilien zu Catania die Academia Gioenia de scienze naturali, deren ununterbrochen fortgeſetzte Denkſchriften ſich große Verdienſte um die geographiſche und naturwiſſenſchaftliche Kunde der Inſel erworben haben. Deutſchland folgte erſt im Jahre 1828 mit Begründung ſeiner erſten geographiſchen Geſellſchaft, der berliner, die bei einer zufälligen Veranlaſſung, nämlich dem funfzigjährigen Dienſt— jubiläum des durch ſeine große Specialkarte von Deutſchland und viele andere kartographiſche Arbeiten höchſt verdienten Hauptmanns Reymann ſich bildete. In einer vorbereitenden Sitzung am 20. April 1828 wurden die Zwecke dieſer Geſellſchaft von 8 Anweſenden, den Profeſſoren Wohlers, Berghaus und Stein, den Majoren von Rau und O'Etzel, den Hauptleuten Baeyer und Reymann, und dem Director Klöden feſtgeſtellt. Bei der erſten wirklichen Sitzung am 7. Juni zählte die Geſellſchaft bereits 26 Mitglieder, worunter ſich der Prof. C. Ritter, 334 A. Rutenberg und Gumprecht: der Ober-Bergamts-Aſſeſſor von Dechen, die Lieutenants Fils, von Fal— kenſtein, von Vincke und von Ledebur II., der Lehrer Mädler, Ad. von Chamiſſo, der Major von Oesfeld, der Geheime Regierungsrath En— gelhardt und andere um die Erdkunde durch Schriften und Karten ver— diente Männer befanden. Die Geſellſchaft war im Anfange nur in ihren monatlich ein Mal abgehaltenen Sitzungen thätig, und begann erſt ſpä— ter im Jahre 1840 ſich ein größeres Feld ihrer Wirkſamkeit zu ſchaffen, als ſie den Entſchluß faßte, ihre Schriften, die unter dem Titel: Mo— natsberichte der Berliner geographiſchen Geſellſchaft erſchienen und mit dem 14. Bande abſchloſſen, zu veröffentlichen. Der nicht zweckmäßige Plan für die Herausgabe dieſer Zeitſchrift veranlaßte die Geſellſchaft im Jahre 1853 ihre directe Theilnahme daran aufzugeben, wogegen ſie jetzt unſere Zeitſchrift ſehr weſentlich aus ihren Mitteln unterſtützt. Die Zahl der Mitglieder der berliner Geſellſchaft iſt übrigens im fortwährenden Zunehmen begriffen und beträgt gegenwärtig 249. Ein beſonderes Ver— dienſt erwarb ſich die Geſellſchaft noch dadurch, daß ſie in den letzten Jahren mit einem Aufwande von 2000 Thalern aus ihren Fonds die Reiſe Overweg's nach dem Innern Nordafrika's möglich machte, worauf ſie auch zur vollſtändigeren Ansrüſtung Dr. Vogel's und des leider an der Weiterreiſe durch Krankheit gehinderten Dr. Bleek nicht unweſentlich beitrug. — Eine andere deutſche Geſellſchaft mit beſchränkteren Gren— zen, als die berliner, entſtand demnächſt, nämlich am 11. April 1831, zu Dresden, auf Veranlaſſung des thätigen Ober-Landfeldmeſſers und Kammerraths von Schlieben, vorzugsweiſe zur Förderung der ſtatiſtiſchen Kenntniß Sachſens. Sie erhielt im Jahre 1833 einen halbofficiellen Charakter und erwarb ſich in dem Kreiſe ihrer Wirkſamkeit durch die Herausgabe ihrer unter dem Titel: Mittheilungen des ſtatiſtiſchen Ver— eins für das Königreich Sachſen, erſchienenen Schriften (18 Lieferun— gen in Quart, 1831 bis 1849) ſehr weſentliche Verdienſte. Aber die bedeutendſte Geſellſchaft aus dieſer Zeit, der Größe ihrer anfäng— lichen Mittel und der Zahl ihrer Mitglieder nach, iſt die vorzüglich auf John Barrow's Betrieb am 16. Juli 1830 in das Leben getre— tene londoner geographiſche Geſellſchaft, welche gleich im erſten Jahre ihres Beſtehens nicht weniger, als 535 ordentliche Mitglieder zählte. Als Be— ſchützers (Patron) erfreute ſich dieſelbe von Anfang an des Königs Wilhelm des IV., als ſtellvertretenden Beſchützers (Vice-Patron) des allen wiſſenſchaftlichen Beſtrebungen geneigten Herzogs von Suſſex. Nach N an Die geogr. Geſellſchaften u. bei. d. geogr. Geſellſch. zu St. Petersburg. 335 dem Tode des Königs übernahm die Königin Victoria das Patronat und der Prinz Albert das Vicepatronat. Ebenſo beförderten die britiſche Regierung, die oſtindiſche und Hudſon-Compagnie unausgeſetzt die Zwecke der Geſellſchaft. Der bekannte Staatsmann Viscount Gode— rich wurde der erſte Präſident; unter ihm ſtanden hochverdiente wiſſen— ſchaftliche Notabilitäten, wie J. Barrow ſelbſt, Bellas Greenough, W. R. Hamilton und der Lieut.-Col. Leake als die 4 erſten Viceprä— ſidenten an der Spitze. Auch dieſer Verein erwarb ſich durch ſeine außerordentlich reiche Zeitſchrift hohe Verdienſte um die Erdkunde, ob— gleich finanzielle Verwickelungen trotz der reichen Einnahme (jedes Mit— glied zahlt 2 Liv. jährlichen Beitrag und außerdem noch beim Eintritt 3 Liv. Sterling) ihn zwangen, ſeine Publicationen ſpäter einzuſchrän— ken, ſo daß einige Jahre hindurch mehrere Bände der Zeitſchrift auf mehr, als die Hälfte der früheren Stärke eingeſchränkt werden muß— ten. Dennoch zählte die Geſellſchaft im Jahre 1852 611, im Jahre 1853 ſogar 727 Mitglieder. Auch ſie vertheilte ſeit ihrem Beginn jedes Jahr eine goldene Medaille (Founders Medal) an diejenigen, die ſich durch wichtige wiſſenſchaftliche Arbeiten oder Entdeckungen um die Erdkunde verdient gemacht haben, als Prämie. Seit dem Jahre 1838 bis in die neueſte Zeit wurde ihr die Vertheilung noch eines zweiten Preiſes übertragen, den Wilhelm IV. ſtiftete, und wozu auch die Königin Vie— toria ſpäter jährlich 52 Liv. Sterling bewilligte. Derſelbe beſtand bis— her aus einer goldenen Medaille (Patrons Medal), ſtatt welcher aber in den letzten Jahren mehrere mit dem Preiſe Belohnte, wie der ver— diente finniſche Reiſende in Nord-Arabien, Dr. Wallin, und der auftrali- ſche Forſcher, Dr. F. Brunner, eine Geldſumme (25 Liv. Sterl.) vor— zogen, der kühne ſüdafrikaniſche Miſſionar Livingſton aber die für ihn nützlichere Gabe eines Taſchenchronometers wählte. Die Einnahme der Geſellſchaft betrug im Jahre 1852 1220 Liv. 3 Sh. 4 Pene., oder mit dem vorigen Ueberſchuſſe 1540 Liv. 14 Sh. 6 Penc., und in der ganzen Zeit ihres Beſtehens, vom 14. Juli 1830 bis 31. Deebr. 1851 33551 Liv. 1 Sh. 8 P. Auffallend gering war in den letzten Jahresrechnungen die Einnahme aus dem Verkauf der Schriften der Geſellſchaft und des dazu gehörenden Inder, indem dieſelbe im Jahre 1850 nur 86 Liv. 14 Sh. 9 P., im J. 1851 105 Liv. 11 Sh. und im J. 1852 auch nur 122 Liv., 15 Sh. 8 Penc. betrug. Das in Stocks angelegte Capital der Geſellſchaft 336 A. Rutenberg und Gumprecht: blieb mehrere Jahre unverändert und betrug im J. 1852 2224 Liv. Von 1830 bis 1853 veröffentlichte die Geſellſchaft 23 mit Kupfern und Karten ſehr reich ausgeftattete Bände ihrer Zeitſchrift unter dem Titel: Journal of the Geographical Society of London. Eine überaus nütz— liche Zugabe war ſodann das ſehr vollſtändige Inhaltsverzeichniß der erſten zehn Bände, welches der damalige Seeretair der Geſellſchaft, Col. Jackſon, im Jahre 1844 in 216 Seiten herausgab; im J. 1853 folgte ein zweites, von George Smith Brent in 116 Seiten bearbeitetes Ver— zeichniß für zehn ſpätere Bände, wodurch die Brauchbarkeit der Zeit— ſchrift ungemein gewonnen hat. Das in Europa gegebene Beiſpiel fand in ſehr erfreulicher Weiſe Anklang in den außereuropäiſchen Ländern, wo ſich nach dem Muſter der londoner Geſellſchaft bald ähnliche Vereine bildeten. Dies geſchah zuvörderſt in Aſien und dann in verſchiedenen Theilen Amerika's. Aber alle dieſe älteren außereuropäiſchen Vereine hatten nur die Erforſchung der ſie zunächſt betreffenden Länder oder ihrer Continente zum Zweck. Als erſte Geſellſchaft der Art entſtand die von Bombay, welche die Herausgabe ihrer Abhandlungen ſchon im Jahre 1836 unter dem Ti— tel: Transactions of the Geographical Society of Bombay be⸗ gann. Dieſer folgte im Jahre 1840 in den Vereinigten Staaten Nord— Amerika's eine geographiſche Geſellſchaft zu Boſton, welche auch ſofort mit der Veröffentlichung einer Zeitſchrift, von deren Fortſetzung aber ſpäter nichts mehr verlautet hat, vorging, und die Gründung einer Geſell— ſchaft zu New-Jork, die neben ihrem eigentlichen noch den Namen des United States naval Lyceum annahm (Bulletin de la société de Fr. 2. Ser. 1, 141). In Mexico bildete ſich ſogar ſchon im Jahre 1833 ein geogra— phiſch-ſtatiſtiſcher Verein, der ſeit 1839 einige Hefte feiner Verhandlungen unter dem Titel: Bolletin del instituto nacional de Geografia y Esta- distica de la Republica Megicana herausgab, und endlich trat auch zu Rio Janeiro unter dem Namen des Instituto historico e geo- grafico Brazileiro eine Geſellſchaft zuſammen, deren für die erdkundliche, naturwiſſenſchaftliche und hiſtoriſche Kenntniß von Braſilien ſehr reich— haltige Zeitſchrift: Revista trimensal de historia e geografia ou Jornal do Instituto historico e geografico brazileiro im Jahre 1854 bereits bis zum vierten Bande der zweiten Reihe gediehen war. In Europa erfolgte in den Jahren von 1830 bis 1845 die Bil— DF w V ³ Die geogr. Geſellſchaften u. beſ. d. geogr. Geſellſch. zu St. Petersburg. 337 dung von nur zwei geographiſchen Vereinen, die beide Deutſchland an— gehörten. Die der einen fand im Jahre 1837 zu Frankfurt, beſon— ders auf Veranlaſſung von Dr. Kriegk und H. Meidinger, die der anderen wenige Jahre ſpäter zu Darmſtadt ſtatt. Jener erſte Verein beſchränkte indeſſen ſeine Wirkſamkeit nur auf den engen Kreis ſei— ner Verſammlungen, in denen geographiſche Vorträge gehalten wer— den, indem der von ihm herausgegebene Jahresbericht in ſeinen weni— gen Blättern faſt nur das Verzeichniß der Mitglieder und der gehal— tenen Vorträge enthält. Der ſiebzehnte Jahresbericht, für 1852 — 1853, führt übrigens 100 ordentliche, 37 correſpondirende und 2 Ehren— mitglieder auf. Einen ausgedehnteren Wirkungskreis ſcheint ſich dage— gen die Geſellſchaft für Erdkunde zu Darmſtadt zu eröffnen, indem dieſelbe in den Beiträgen zur Landes-, Volks- und Staatenkunde des Großherzogthums Heſſen. 1. Heft. 8. Darmſtadt 1850 bereits hoͤchſt ſchätzbare Materialien zur Kenntniß ihres Landes geliefert und fich dadurch die vollſte Anerkennung erdkundlicher Forſcher erworben hat. In dieſer Art nützlicher Thätigkeit, worin die ſächſiſche Geſellſchaft 20 Jahre fruͤher mit ſo gutem Beiſpiele vorangegangen war, würden wir wünſchen, noch mehrere ähnliche Vereine in Deutſchland aufzählen zu können. Vermögen auch unſere geographiſchen Geſellſchaften bei der geringen Veranlaſſung, welche die Bewohner der meiſten Theile Deutſchland's haben, Reiſen in weit entfernte, wenig erforſchte Gegen— den außer zum Zweck der Auswanderung zu unternehmen und bei der für die Geſellſchaften oft daraus hervorgehenden Schwierigkeit, neues und intereſſantes Material zur Belebung ihrer Thätigkeit zu erhalten, ſowie bei der gewöhnlichen Geringfügigkeit ihrer finanziellen Mittel mit den meiſten fremden Vereinen nicht zu wetteifern, jo würde doch eine viel größere Zahl derſelben immer noch hinreichenden Stoff innerhalb der engeren Heimath finden, um der Wiſſenſchaft in viel— facher Hinſicht nützlich zu werden. Glücklicherweiſe find nämlich die meiſten Theile Deutſchland's ſo reich an den verſchiedenſten Verhält— niſſen, daß es den zukünftig in ihnen entſtehenden Vereinen längere Zeit hindurch an dem nöthigen Stoff zu geographiſchen Unterſu— chungen gar nicht fehlen wird. Dies gilt vor Allem von Oeſterreich und Bayern. Aber gerade hier iſt es ſehr zu bedauern, daß man noch nicht das Bedürfniß geographiſcher Geſellſchaften gefühlt hat, wo— Z3eeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. II. 22 338 A. Rutenberg und Gumprecht: gegen in einem für Unterſuchungen der Art höchſt undankbaren Gebiete Deutſchland's, nämlich in Pommern, man ſich nicht hat abſchrecken laſſen, einen ſtatiſtiſchen Verein zu errichten, der auch geographiſche Verhältniſſe behandelt, und bereits ſeit dem Jahr 1847 einen für die Kenntniß der Provinz ſehr dankenswerthen Stoff geſammelt hat. Einen viel ausgedehnteren Gewinn für die Erdkunde, als die kleineren neueren europäiſchen oder außereuropäiſchen Geſellſchaften ſtel— len die beiden neueſten geographiſchen Vereine, die zu New-Pork und St. Petersburg, nach den ihnen zu Gebote ſtehenden geiſtigen und ma— teriellen Mitteln, ſowie nach den politiſchen und übrigen Verhältnifjen der Länder, denen ſie zunächſt angehören, in Ausſicht. Jener kam im Jahre 1850 in Anregung, doch erſt am 9. October 1851 trat eine Anzahl Perſonen, mit H. Grinnell an der Spitze, zur Berathung der Statuten der neuen Geſellſchaft zuſammen, worauf dieſe mit ihrer erſten öffentlichen Sitzung am 15. Januar 1852 ihre Thätigkeit eröff— nete, und bald darauf, nämlich ſchon in demſelben Jahr, die Heraus— gabe des erſten Hefts ihrer Verhandlungen unter dem Titel: Bulle- tin of the American Geographical and Statistical Society. New- York. 8. veranlaßte. Dieſer geographiſchen Geſellſchaft ſchließt ſich zunächſt im Gegenſtand ihrer Thätigkeit die ethnologiſche von New-Mork an, welche im Jahre 1845 mit der Veröffentlichung ihrer Verhand— lungen (Transactions of the American Ethnological Society. 8.) begann und in derſelben im J. 1853 bis zum Bd. III Heft 1 gelangte. — Einige Jahre früher, als die New-Porker geographiſche, nämlich im Jahre 1845, entſtand die St. Petersburger Geſellſchaft, die vorzugsweiſe die Verbreitung geographiſcher Kenntniſſe im eigenen Lande und deſſen Unterſuchung nach allen Richtungen zu veranlaſſen und zu fördern zum Zweck hat. Reichlich unterſtützt vom Kaiſer und reichen Privaten, hat dieſe Geſellſchaft, der ſeit dem Jahre 1849 der Titel einer Kaiſerlichen bewilligt wurde, unter der Präſidentſchaft des Großfürſten Conſtantin in den wenigen Jahren ihres Beſtehens und in Verbindung mit ihren Zweigvereinen in den caucaſiſchen Provinzen (ſeit 1848 mit dem Sitz zu Tiflis) und in Sibirien (ſeit 1851 mit dem Sitz zu Jakutſk) durch ihre Thätigkeit bereits höchſt Weſentliches geleiſtet. Sie begann nicht weniger, als 8 Reihen verſchiedener Schriften, nämlich: 1) ihre eigent— lichen Denkſchriften (Zapiski Russkago geografitscheskago obtschest- Die geogr. Geſellſchaften u. be. d. geogr. Geſellſch. zu St. Petersburg. 339 va), die im Jahre 1849 begannen und im Jahre 1852 ſchon bis zum 7. Bande vorgerückt waren; die Ausgabe des 8. Bandes erfolgte im Jahre 1853, und auch die des 9. fand noch in demſelben Jahre ſtatt. 2) Die von Nadeſchdin redigirten ſogenannten Nachrichten (Geografi- tscheskija Izwjestija wydawaemia ot Russkago geografitscheskago obtschestva pod redakzieju N. J. Nadeschdina) feit 1848. 3) An ihre Stelle trat feit dem Jahre 1852 das von Miljutina, dem um die Geſellſchaft ſehr verdienten Secretair derſelben herausgegebene Bul— letin (Wjestnik Imperatorskago Russkago geografitscheskago obtschestva izdavamyi pod redakzieju Sekretara obtschestva B. A. Miljutina). 4) Ein Almanach für Freunde der Geographie (Karmannaja Knischka dlja Ijubitelej zemlewjednia izdawaemyja Russkago geografitscheskago obtschestva für 1848. 5) Ein Com- pendium der ruſſiſchen Statiſtik (Sbornik Statitistscheskich Svedenii Rossii) das bisher ganz gemangelt hat und einem dringenden Bedürfniß abhilft. 6) und 7) Sammlungen ethnographiſcher und ſtatiſtiſcher Nach— richten (S. hier S. 349). 8) Endlich einen franzöſiſch geſchriebenen und ſeit 1850 erſcheinenden Bericht über die von der Geſellſchaft im letztverfloſſenen Jahr ausgeführten Arbeiten unter dem Titel: Compte rendu de la société geographique Imperiale de Russie. Aus die— ſem Compte rendu, wovon uns jedoch nur die erften 3 Hefte für 1850, 1851 und 1852 zugegangen ſind, iſt von Herrn A. Rutenberg in dem nachfolgenden Aufſatz der weſentliche Inhalt, fo weit er die Arbeiten und die Geſchichte der Geſellſchaft betrifft, mitgetheilt worden. Nach dem Eingange des Heftes für 1853 wird eine ähnliche Zuſammenſtel— lung in dieſer Zeitſchrift folgen; eine vorläufige Nachricht findet ſich ſchon hier (S. 352 — 353). | 10 Gumprecht. N Das Reglement der K. ruſſiſchen Geſellſchaft, welches erſt unter dem 28. December 1849 a. St. die kaiſerliche Beſtätigung erhielt, ob— gleich dieſelbe bereits zehn Jahre beſteht, umfaßt 126 Paragraphen, von denen die 88 1 — 15, als erſtes Kapitel vom Zweck und der Bildung der Geſellſchaft handeln. Danach hat dieſelbe den Zweck, geographiſche, ethnographiſche und ſtatiſtiſche Kenntniſſe im Allgemeinen und insbe— ſondere die, welche Rußland betreffen, zu ſammeln, zu bearbeiten und Rin Rußland zu verbreiten, ſowie auch zuverläſſige Kenntniſſe über Ruß— b 85 a + — 23 340 A. Rutenberg und Gumprecht: land anderen Ländern zu verſchaffen. Die Geſellſchaft theilt ſich in vier Sectionen für die mathematiſche und die phyſikaliſche Geographie, die Ethnographie und Statiſtik. Die Memoiren und alle von der Ge— ſellſchaft veröffentlichten Schriften erſcheinen der Regel nach in ruſſi— ſcher Sprache. Die Geſellſchaft beſteht aus wirklichen Mitgliedern, Mitarbeitern, Ehrenmitgliedern und Geſchenkgebern; außerdem ernennt fie auch fremde Ehrenmitglieder und Correſpondenten. Ihr Vor— ſtand (conseil) wird gebildet durch einen Präſidenten und einen Ad— junet des Präſidenten, einen Sectionspräſidenten, acht Mitglieder und den Secretair; der Schatzmeiſter und die Kanzlei der Geſellſchaft ſind mit dem Vorſtande verbunden. Im Kapitel II handeln die 88 16 — 48 von der Wahl der Mitglieder, ihren Rechten und Pflichten. Jemand, der zur Aufnahme in die Geſellſchaft vorgeſchlagen und nicht gewählt iſt, darf erſt wieder nach Verlauf von drei Jahren als Candidat auf— geſtellt werden. Die wirklichen Mitglieder zahlen einen jährlichen Bei— trag von mindeſtens 10 Silberrubel. Alle Mitglieder haben das Recht, die Memoiren der Geſellſchaft gratis zu erhalten. Mehr, als zwölf fremde Ehrenmitglieder darf es nicht geben, und zwar werden dieſelben unter den Gelehrten erſten Ranges, welche durch ihre Arbeiten eine all— gemeine Berühmtheit erlangt haben, gewählt. Das Kapitel III des Re— glements (ss 49 — 73) bezieht ſich auf die Verſammlungen, welche in allgemeine und beſondere (Sectionsverſammlungen) zerfallen; die erſten finden regelmäßig monatlich ſtatt, mit Ausſchluß der Sommerferien. Das Kapitel IV (SS 74 — 89) handelt von dem Vorſtande oder Con— ſeil, Kapitel V von den vorhin genannten Beamten der Geſellſchaft. Ein zweites Reglement betriſſt die caucaſiſche Section der Geſellſchaft und hat die kaiſerliche Beſtätigung unter dem 27. Juli 1850 a. St. erhalten; es begreift 10 Paragraphen. Dieſe Section bil— det einen vollſtändig integrirenden Beſtandtheil der geographiſchen Ge— ſellſchaft überhaupt, ſteht unter unmittelbarer Leitung des General— Gouverneurs von Caucaſien und hat dieſelben Zwecke in den cau— caſiſchen Provinzen, wie die Geſellſchaft überhaupt für Rußland, zu verfolgen. Ein drittes Reglement, das am 6. Juni 1851 a. St. vom Kai⸗ ſer beſtätigt wurde und 8 Paragraphen enthält, beſtimmt die Arbeiten der ſibiriſchen Section, die unter unmittelbarer Leitung des Ge— Die geogr. Geſellſchaften u. bei. d. geogr. Geſellſch. zu St. Petersburg. 341 neral-Gouverneurs von Oſtſibirien ſteht und die Zwecke der Geſell— ſchaft für jenen großen Länderraum zu verfolgen hat. Angefügt ſind dieſen Reglements die Beſtimmungen über die Er— theilung der Conſtantin'ſchen Medaille, welche begründet iſt, um geo— graphiſche Entdeckungen, ſowie wiſſenſchaftliche Arbeiten im Gebiete der Geographie, Ethnographie und Statiſtik zu belohnen, und endlich noch die Vorſchriften fuͤr Verleihung des Schukoff'ſchen Preiſes in der Statiſtik. Aus den Rechenſchafts-Berichten der Geſellſchaft, deren jährlich einer erſcheint, entnehmen wir über die Thätigkeit derſelben ſeit dem Jahre 1850 nachſtehende Ueberſicht. Die Rechenſchafts-Berichte zer— fallen in zwei Hauptabtheilungen, von denen der erſte die Organiſation, den Perſonenſtand und die Hilfsquellen der Geſellſchaft behandelt, der andere die verſchiedenen Arbeiten derſelben in ſummariſcher Kürze an— giebt und aufführt. Durch die am Schluß des Jahres 1849 neu er— folgte Organiſation der Geſellſchaft ward ihr der Titel „Kaiſerlich“ verliehen und an ihre Spitze trat der Großfuͤrſt Conſtantin Nicolajewitſch als bleibender Präſident. Der ganze Perſonenbeſtand betrug am Schluſſe des Jahres 1850: 419 wirkliche Mitglieder, 18 Ehrenmit- glieder, 3 auswärtige Ehrenmitglieder, 2 Geſchenkgeber, 53 Mitarbei— ter und 15 auswärtige Correſpondenten. 81 neue Mitglieder traten im Laufe des Jahres 1850 hinzu, 26 ſchieden aus. Am 1. Januar 1852 war die Zahl der Ehrenmitglieder auf 22 geſtiegen; auswaͤr— tige Ehrenmitglieder gab es 5, indem Gauß in Göttingen und L. von Buch in Berlin gewählt wurden; Geſchenkgeber waren 2, wirk— liche Mitglieder 465, auswärtige Correſpondenten 37, darunter Cora— boeuf in Paris, Kiepert in Berlin, Peters in Königsberg, Sabine in London, Zahrtmann in Kopenhagen, Bouſſingault, Verneuil und Le— : i pland in Paris, Dove und G. Roſe in Berlin, Griſebach in Göttin— gen, la Roquette in Paris, von Reden in Berlin, Shaw in London. Die Zahl der Mitarbeiter betrug 196; im Ganzen 727 oder 201 Mit— glieder mehr, als im vorhergegangenen Jahre. Das Perſonal der Ge— ſellſchaft beſtand am 1. Januar 1853 aus 831 Mitgliedern, 104 mehr, als im Jahre 1852; und zwar war es gewachſen um 28 wirkliche Mitglieder, 1 Geſchenkgeber und 76 Mitarbeiter. Was die pecuniären Mittel der Geſellſchaft betrifft, ſo hatte ſie am 1. December 1849 einen Kaſſenbeſtand von 49116 Silberrubel, 342 A. Rutenberg und Gumprecht: wozu im Laufe des Jahres 1850 eine Einnahme von 20462 Silber⸗ rubel kam; die Ausgaben des Jahres 1850 betrugen 10668 Silber— rubel, ſo daß am 1. December 1850 ein Kaſſenbeſtand von 59482 Silberrubel verblieb, welcher ſich am 1. December 1851 auf 69470 S. R. und am 1. December 1852 auf 85162 S. R. geſteigert hatte. Im Jahre 1846 führte der Finanzausweis der Geſellſchaft nur 9588 S. R. auf; im Jahre 1847: 14660 S. R. und 1848: 25683 S. R. Für die Bibliothek und das ethnographiſche Muſeum der Geſellſchaft wur— den verausgabt 1850: 833 S. R.; 1851: 1864 S. R.; 1852: 1584 S. R. Kanzlei, Local und Verwaltung koſteten 1850: 3735 S R.; 1851: 4818 S. R.; 1852: 4428 S. R. Für Veröffentlichung von Schriften verausgabte die Geſellſchaft anſehnliche Summen, im Jahre 1850: 3607; 1851: 7503 S. R., und 1852 fogar 16025 S. R. Ihr Ertrag davon war im J. 1851 2100, im J. 1852 3000 S. R. Die Vermehrung der Bibliothek iſt ein Gegenſtand beſonderer Für— ſorge, und die Geſellſchaft trat zu dieſem Zwecke mit auswärtigen gelehrten Körperſchaften und Vereinen, unter denen ſich auch die geo— graphiſche Geſellſchaft zu Berlin befindet, des Austauſches von Schrif— ten wegen in Wechſelverkehr. Ihre Bibliothek vermehrte ſich anſehnlich, 1846 um 131 Werke, 1847 um 332, 1848 um 71, 1849 um 376, 1850 um 280 und umfaßte am 1. December deſſelben Jahres 1190 Werke, 1851: 1514 und 1852: 1790 Werke in mehr als 5000 Bän⸗ den. — Von beſonderem Intereſſe, zumal mit Rückſicht auf eine aus ſo unendlich vielen Volksſtämmen gemiſchte Bevölkerung, wie ſie Ruß— land aufzuweiſen hat, iſt das ethnographiſche Muſeum der Geſellſchaft, für welches unter anderen die vollſtändigen Coſtüme u. ſ. w. der ver— ſchiedenen Völkerſchaften Rußland's geſammelt werden. Hinſichtlich der Arbeiten, welche unter Leitung oder auf Anlaß der Geſellſchaft zur Förderung der geographiſchen Wiſſenſchaft Rußland's unternommen ſind, enthielt der Rechenſchafts-Bericht eine kurze Ueberſicht derſelben, indem er ſie in zwei Parthieen zerlegt: in die, welche ſich auf Erfor— ſchung von Gegenden durch die Thätigkeit der Geſellſchaft bezieht, und in die zweite, welche die durch die Geſellſchaft erworbenen, verarbeite— ten und veröffentlichten Kenntniſſe nach beſtimmten Zweigen des geo— graphiſchen Wiſſens umfaßt. In den erſten Theil ihrer Thätigkeit wäh— rend des Jahres 1850 fällt die Theilnahme an der Herſtellung von Pro— vinzial-Atlaſſen, und zwar zunächſt eines verbeſſerten, zum Theil ſchon Die geogr. Geſellſchaften u. bei. d. geogr. Geſellſch. zu St. Petersburg. 343 vollendeten Specialatlaſſes des Gouv. Twer im Maaßſtabe eines Zolles auf zwei Werſt. Die Veröffentlichung deſſelben in einer Auflage von 400 Exemplaren wird etwa 12380 S. R. Koſten verurſachen, wozu die Ge— ſellſchaft für 1851 und 1852 eine jährliche Summe von 2000 S. R. beigetragen hat. Andere Arbeiten, welche die Geſellſchaft während des Jahres 1850 veranlaßte, oder woran ſie ſich betheiligte, waren: eine Ex— pedition unter Oberſt Hofmann nach dem Ural, um das Terrain zwiſchen dem Stſchugor, einem Zufluß der Petſchora, und der Synia, einem Zufluß des Ob, zu unterſuchen und feſtzuſtellen; dieſe Expedition hatte einen vollkommenen Erfolg. Ferner gehört hierher eine von Nebolſſin unter: nommene Unterſuchung des Landes um Orenburg und den Uferpro— vinzen des caspiſchen See's, und die Veröffentlichung einiger Reſul— tate von geodätiſchen Arbeiten, die in den transcaucaſiſchen Ländern ausgeführt wurden und den Oberſt Chodzko im Jahre 1850 zur Erſteigung des Ararat geführt hatten. In dieſe Reihe von Arbeiten gehört die von Bolotoff ausgeführte Karte der Halbinſel Kleinaſien, die auf die Geographie des caspiſchen See's bezüglichen Arbeiten von Butovsky, Blaramberg und Khanykoff; die Unterſuchung der im Sü— den des caspiſchen See's gelegenen Länder, die Materialien zur Geo— graphie des Thals von Zarevfchan, die Unterſuchung der Mündungen des Amu-Daria im Aralſee, die Erforſchung der orenburgiſchen Kir— giſenſteppe zwiſchen dem Ural und dem Aralſee, die Unterſuchung der zwiſchen dem Irtiſch und den Mündungen des Syr-Daria gelegenen Gegend, ſowie des Iſſyk-Kul-See's und feiner Umgebungen, die Ar- beiten, welche ſich auf die Kartographie des nordweſtlichen Theils von Centralaſien beziehen, das Unternehmen, einige Theile der Geographie Aſien's von C. Ritter in ruſſiſcher Sprache zu veröffentlichen, zu wel— chem Zwecke Golubkoff, ein Geſchenkgeber der Geſellſchaft, 20000 S. R. anwies. Von dem urſprünglichen Plane, das ganze Werk zu über— ſetzen, ſtand man der ſchwierigen Ausführung wegen ab und beſchränkte ſich auf die Ueberſetzung derjenigen Theile, welche die nächſte Bezie— hung zu Rußland haben, indem man berechnete, daß auf dieſe Weiſe nur 286 Druckbogen von den damals bereits vorliegenden 920 des Ori— ginals zu übertragen wären; darnach wird ſich die Ueberſetzung auf das ſüdliche Sibirien und das nördliche China, auf Turan und Iran beſchrän— ken. — Zu einer Expedition nach dem öſtlichen Sibirien, die von der — nr 344 A. Rutenberg und Gumprecht: Geſellſchaft entworfen wurde, hat der bereits genannte Golubkoff ebenfalls ein Geſchenk von 30000 S. R. gemacht. Auch an den geographiſchen Entdeckungen in Afrika, zunächſt in Aegypten, hat ſich die Geſellſchaft betheiligt, indem fie den Reiſenden Sefowsfi unterſtützte. Die zweite Reihe von Arbeiten in den verſchiedenen Zweigen der geographiſchen Wiſſenſchaft, welche die Geſellſchaft im Jahre 1850 theils veranlaßte, theils unterſtützte, beziehen ſich zunächſt auf die ma— thematiſche Geographie, in Bezug auf welche von ihr beſondere Vor— bereitungen zur Beobachtung der am 28. Juli 1851 eingetretenen Son— nenfinſterniß gemacht wurden, dann auf die phyſiſche Geographie und namentlich auf die Meteorologie und Klimatologie. Ethnographie und Statiſtik haben eine gleiche Sorgfalt in Anſpruch genommen, wie z. B. eine detaillirte Ueberſicht des inneren Handels Rußland's, unter der Redaction der ſtatiſtiſchen Abtheilung der Geſellſchaft erſchienen, bekun— det, worauf an Koſten die Summe von 5000 S. R. verwendet wor— den ſind. Von ſpeciellen Arbeiten ſind noch zu erwähnen in Bezug auf die Geſchichte der Geographie von Rußland: Abhandlungen von Baer, Struwe, Swenske und Belajeff. Die ſodann während des Jahres 1851 unternommenen und auf beſtimmte Localitäten Rußland's gerichteten Arbeiten der Geſellſchaft ſind hauptſächlich: die Herausgabe des Atlas vom Gouvernement Twer, die Unterſuchung des devoniſchen Gebietes im europäiſchen Rußland, die Veröffentlichung der Arbeiten über die Ural-Expedition, ſowie ver— ſchiedener Mittheilungen über dieſelbe Gegend, der Abdruck von Noti— zen über die Petſchora-Gegend, Erforſchungen über den Zuſtand der Wälder im Gouvernement Perm, Unterſuchungen über das Gouver— nement Orenburg und die dem caspiſchen See benachbarten Provin— zen, endlich die Beſchreibung einiger Gouvernements und gewiſſer Lo— calitäten im europäiſchen Rußland, die nach eigenem Ermeſſen von einigen Mitgliedern der Geſellſchaft unternommen wurde. Mit dem oben erwähnten Atlas des Gouvernements Twer werden Erläuterun— gen verbunden, welche die ſtatiſtiſche Beſchreibung aller Städte und Diſtricte des Gouvernements enthalten. Mit dem Jahre 1854 ſollen die geodätiſchen Arbeiten für die Aufnahme der Gouvernements Twer, Rjäſan, Tambow und Wladimir vollendet ſein. — Die Unterſuchung des devoniſchen Gebietes im ſüdlichen Rußland hat ſolche bedeutende Die geogr. Geſellſchaften u. beſ. d. geogr. Geſellſch. zu St. Petersburg. 345 Aufſchlüſſe gegeben, daß der Vorſtand der Geſellſchaft beſchloſſen hat, die von G. von Helmerſen begonnenen Arbeiten fortſetzen zu laſſen, in— dem ſie vom Gouvernement Woroneſch aus durch Tambow und Penſa bis zum rechten Ufer der Wolga ausgedehnt werden ſollen. Hinſichtlich der nördlichen, in den Jahren 1847 bis 1850 vom Oberſt Hoffmann ausgeführten Ural-Erpedition iſt die Veröffentlichung der Arbeiten darüber vorbereitet worden, und der Theil, welcher die aſtro— nomiſchen und magnetiſchen Beobachtungen, ſowie die Beſchreibung einer genauen Karte des nördlichen Ural's enthält, in der Stärke von 45 Bogen bereits unter der Preſſe; auch wurde eine deutſche Ueberſetzung unter Leitung des Aſtronomen und Verfaſſers dieſes Theils, Herrn Ko— valsky, verfaßt. Der zweite Theil umfaßt die Beſchreibung der Reiſe, die geognoſtiſchen, zoologiſchen, botaniſchen und ethnographiſchen Un— terſuchungen, ſowie die Barometer-Beobachtungen (Zeitſchr. 1, 129— 131). Das im N W. der Uralkette gelegene Petſchora-Land hat einen Erfor— ſcher und Darſteller in dem Mitgliede der Geſellſchaft, Herrn Latkin, gefunden; ſeine Mittheilungen erſchienen bereits im ſechsten Bande der Geſellſchafts-Memoiren. Die Unterſuchung des Landes um Orenburg und der dem caspi— ſchen See benachbarten Länder durch Herrn Nebolſſin fand beſonders zu dem Zwecke ſtatt, den gegenwärtigen Zuſtand der Handelsbe— ziehungen zwiſchen Rußland und Centralaſien zu erforſchen, wobei der Reiſende durch officielle Angaben, eigene Beobachtungen und die Mit— theilungen von mehr, als 200 Kaufleuten aus Rußland, Bokhara, Chiwa, Khokand und dem Kirgiſenlande unterſtützt wurde. Der all— gemeine Rechenſchafts-Bericht über dieſe Reiſe iſt im Bulletin der Geſellſchaft bereits abgedruckt. Von einzelnen Mitgliedern der Geſell— ſchaft wurde die Herausgabe verſchiedener Werke unternommen, z. B. von Vtoroff und Alexandroff-Dolnik eine Beſchreibung des Gouv. Wo— roneſch in ſtatiſtiſcher und ethnographiſcher Beziehung, von Skalkovsky eine ſtatiſtiſche Beſchreibung des ſüdlichen Rußland's und von Kaftren ſeine Reiſe nach Lappland und dem nördlichen Rußland. Die hauptſächlichſte Arbeit der caucaſiſchen Geſellſchafts-Section beſtand in der Reviſion der Karte der caucaſiſchen Provinzen (im Maaßſtabe von zehn Werſt auf einen engliſchen Zoll). Einzelne auf beſondere Gegenſtände des caucaſiſchen Landes gerichtete Unterſuchun— 346 A. Rutenberg und Gumprecht: gen haben ihre Stelle in den von der Section herausgegebenen Me— moiren gefunden, wie z. B. ein Artikel von Engelhardt über die Stadt Nakhitſchevan und ein anderer von Spasky-Antonomoff über die Stadt und das Gebiet von Baku. In Bezug auf Sibirien iſt die ſibiriſche Section bereits im Jahre 1851 thätig geweſen, zur Kenntniß dieſes ausgedehnten Landes beizu— tragen, wie dies die im Bulletin der Geſellſchaft erſchienenen Unterſuchun— gen Guligeff's über den Lauf des Irtiſch und die Länder, welche er durch— fließt, ferner Abramoff's Beſchreibung des Diſtricts Berezoff beweiſen. Vorbereitet hat die Geſellſchaft ſelbſt das bedeutende Unternehmen, Kamt— ſchatka und die ruſſiſch-amerikaniſchen Beſitzungen zu erforſchen; für die darauf bezügliche Expedition iſt ein Zeitraum von ſechs Jahren berech— net und die Erforſchung der verſchiedenen Naturverhältniſſe auf zwölf Perſonen vertheilt, von denen jede eine genaue Inſtruction erhalten ſollte. Zur Ausarbeitung dieſer Inſtruction wurde im Monat April eine beſondere Commiſſion ernannt. Die Abänderung und Beſchrän— kung des Plans dieſer Expedition fällt in das folgende Jahr. Nach einer anderen Seite des aſiatiſchen Continents, nach dem nordweſtlichen Centralaſien, richtete die geographiſche Geſellſchaft eben— falls ihre Aufmerkſamkeit, indem fie beſchloß, Karten der hauptſächlich— ſten Localitäten von Centralaſien, ſowohl nach den älteren, wie neue— ren Forſchungen entwerfen zu laſſen. Dieſe Arbeit wurde von dem Mitgliede Khanykoff unternommen und die Ausführung von vier Kar— ten beſchloſſen, welche den caspiſchen See, das nördliche Perſien, den Aralſee mit dem Chanat Chiwa und den Iſſyk-Kul-See mit ſeinen Umgebungen darſtellen. Außerdem hat die Geſellſchaft die Herausgabe einer Generalkarte des nordweſtlichſten Theils von Aſien in ſechs Blät— tern unternommen. Die ruſſiſche Ueberſetzung einiger Bände von C. Ritter's Geographie Aſiens ſchritt im Laufe des Jahres 1851 vor. Im Bulletin der Geſellſchaft erſchienen zwei intereſſante Abhandlungen, von Eichwald über Algier und von Semenoff über Californien. Hinſichtlich der auf die verſchiedenen Zweige der geographiſchen Wiſſenſchaft gerichteten Arbeiten der Geſellſchaft iſt zu bemerken, daß im Jahre 1851 auf Koſten der Geſellſchaft zwei Expeditionen zur Beobachtung der Sonnenfinſterniß am 16. Juli ausgerüſtet wur— den, die eine nach Bobrinetz im Gouvernement Cherſon, die an— n . Die geogr. Geſellſchaften u. beſ. d. geogr. Geſellſch. zu St. Petersburg. 347 dere nach Makhnovka im Gouvernement Kiew. Auch die caueaſiſche Section hat dieſer Beobachtung ihre Aufmerkſamkeit zugewendet, indem Oberſt Chodzo die Sonnenfinſterniß vom Gipfel des Berges Galavdur in Oſſetien, 10000“ über dem Meeresſpiegel, beobachtete. Auch an der Gradmeſſung zwiſchen Fuglenäs und Ismall, die, von der ruſſi— ſchen Akademie der Wiſſenſchaften geleitet, ſeit 1816 begonnen und im Jahre 1851 beendigt wurde, betheiligte ſich die geographiſche Geſell— ſchaft durch ein Geſchenk von 1500 S. R. Für die phyſikaliſche Geo— graphie, insbeſondere für Meteorologie und Klimatologie, gingen der Ge— ſellſchaft ſehr reichliche Materialien zu, welche zum Theil in dem Bulle— tin derſelben enthalten ſind. Außerdem verdienen Erwähnung die Ar— beiten einzelner Mitglieder der Geſellſchaft, ohne durch dieſe dazu ver— anlaßt zu ſein; z. B. die geognoſtiſche Karte des Gouvernements St. Petersburg von Kutorga, das Handbuch der phyſiſchen Geographie von Lentz, der ethnographiſche Atlas Rußland's von Köppen. — Auch die ſtatiſtiſchen Arbeiten haben eine ziemliche Ausdehnung gewonnen, theils von Seiten einzelner Mitglieder als ſolcher, theils auf Anlaß der Ge— ſellſchaft, auf deren Koſten ein ſtatiſtiſcher Atlas vom europäiſchen Ruß— land in 27 Karten herausgegeben wird. Einer hiſtoriſchen Geogra— phie des Kaiſerreichs hat die Geſellſchaft ihre Aufmerkſamkeit gewid— met und mehrere darauf bezügliche Arbeiten bereits gefördert. Die Ausführung eines großen geographiſchen und ſtatiſtiſchen Wörterbuchs für das ruſſiſche Kaiſerreich iſt zwar ſchon mehrfach angeregt, bisher aber noch ein bloßer Plan geblieben. Ueber die wiſſenſchaftlichen Expeditionen, welche auf Veranlaſſung der Geſellſchaft im Jahre 1852 unternommen werden ſollten oder auch theilweiſe ausgeführt wurden, äußert ſich der Rechenſchafts-Bericht für das genannte Jahr dahin, daß, nachdem die Geſellſchaft im Laufe des letzten Jahres allſeitig ſorgfältige Erkundigungen eingezogen hatte und man den urſprünglichen Plan zur Expedition nach dem öſtli— chen Sibirien als zu umfaſſend erkannte, dieſer in ſofern abgeän— dert worden iſt, daß nur der ſüdöſtliche Theil des ſibiriſchen Continents nebſt der Halbinſel Kamtſchatka der genaueren Erforſchung unterzo— gen werden ſollte. Auch die Zeitdauer der Expedition wurde auf drei Jahre bejchränft. In Bezug auf die Expedition nach dem cas— piſchen See erhielt der detaillirte, nach den Angaben des Akademi— 348 A. Rutenberg und Gumprecht: kers von Baer entworfene Plan die Faiferliche Beſtätigung. Der Haupt— zweck der Erpedition iſt, den Zuſtand der Fiſcherei auf der Wolga und dem caspiſchen See in techniſcher, ſtatiſtiſcher und naturgeſchichtlicher Beziehung zu unterſuchen. Die ſchon im Jahre 1852 organiſirte Er— pedition ſollte im Frühjahre 1853 abreiſen; ihre Leitung wurde dem Akademiker von Baer übertragen. — Die Expedition zur Er— forſchung des devoniſchen Gebiets im europäiſchen Ruß— land war auch im Jahre 1852, unabhängig von der Beſchreibung der devoniſchen Schichten zwiſchen den Flüſſen Woroneſch und Wolga, damit beauftragt: die Ausdehnung, Tiefe und mineralogiſchen Eigen— thümlichkeiten der Ackererde des bezeichneten Strichs anzugeben, genau die Ausdehnungsgrenze der erratiſchen Blöcke zu beſtimmen, und wenn auch nur annäherungsweiſe die Linie der hervorragendſten Punkte im Lande zwiſchen dem Don und der Wolga zu bezeichnen, die Tempera— tur des Waſſers in den Quellen und tiefſten Brunnen zu ermitteln, um daraus die mittlere Temperatur des Bodens und der atmoſphäri— ſchen Luft abzuleiten, endlich den Beſtand der Wälder zu dem Zwecke einer Aufklärung anzugeben, ob die verſchiedenen Baumgattungen, ihre Eigenthümlichkeiten und die Vertheilung der Wälder auf dem Bo— den in Wechſelbeziehung mit den mineralogiſchen Eigenheiten deſſelben und der geologiſchen Bildung ſtehen. Das Conſeil der Geſellſchaft hat dem Magiſter der Dorpater Univerſität, Herrn Pacht, die Arbeiten dieſer Erpedition übertragen. In Betreff der kartographiſchen Arbeiten der Geſellſchaft iſt der Atlas des Gouvernements Toer fortgeſetzt worden, und es er— ſchien vom nördlichen Ural und der Küſtenkette des Pal-Khoi in ruſſi— ſcher und deutſcher Sprache die auf den Aufnahmen und Beobachtungen der uraliſchen Expedition beruhende Karte des Oberſt Hofmann. Die im Laufe des Jahres 1853 zu vollendende Karte des Iſſyk-Kul-See's und der angrenzenden Gegenden, von dem Mitgliede Khanykoff aus— geführt, ſtellt nach den neueſten Studien, Beſchreibungen und Aufnah— men dasjenige Land dar, welches zwiſchen 40“ und 48° u. Br. und zwiſchen 86° und 102° öſtl. L. von Ferro liegt. Unter den ferneren Veröffentlichungen der Geſellſchaft ſind im Jahre 1852 zwei Bände Memoiren erſchienen, der ſechste und ſie— bente, der achte und neunte Band gehören dem Jahre 1853 an. — Die geogr. Geſellſchaften u. beſ. d. geogr. Geſellſch. zu St. Petersburg. 349 Das Bulletin der Geſellſchaft iſt, wie früher, in Heften von 15 bis 20 Blättern erſchienen. Das Bemühen der Geſellſchaft bei der Her— ausgabe dieſes Journals geht dahin, daß es dem doppelten Zwecke entſpreche, einmal, die groͤßtmögliche Anzahl von neuen Thatſachen über Rußland zu verbreiten, und dann dem gebildeten ruſſiſchen Publicum Alles, was für die Geographie, Ethnographie und Statiſtik Bemerkenswerthes erſcheint, mitzutheilen. Von den Arbeiten der ural'ſchen Expedition wurde der erſte Theil veröffentlicht; ebenſo der erſte Theil der ethnographiſchen Sammlung. Da unter den ethnogra— phiſchen Nachrichten, welche die Geſellſchaft reichlich von allen Seiten empfängt, ſich eine Anzahl intereſſanter und neuer Einzelnheiten findet, die zum Gebiet des ethnographiſchen Studiums der Sprachen gehören, ſo hat ſie begonnen, dies Material, kritiſch beleuchtet, in einer beſonde— ren Sammlung zu veröffentlichen, wovon im J. 1852 bereits der erſte Band erſchien. Seit 1849 hielt es die ſtatiſtiſche Abtheilung der Geſellſchaft für nothwendig, die Herausgabe einer beſonderen Sammlung zu unter— nehmen, in welche nach einer den Fortſchritten der Wiſſenſchaft entſpre— chenden Kritik und Bearbeitung alle die Thatſachen aufgenommen wer— den ſollten, welche ſich auf die wichtigſten Fragen der Statiſtik Ruß— land's beziehen. Von dieſer Sammlung erſchien der erſte Theil 1851. Unabhängig von dieſer Sammlung ſtatiſtiſcher Nachrichten über Rußland, beſchloß der Vorſtand der Geſellſchaft, jährlich eine voll— ſtändige Sammlung aller ſtatiſtiſchen Angaben über Rußland, die un— ter dieſer oder jener Form im Laufe des Jahres erſchienen, der Oef— fentlichkeit zu übergeben. Im November des Jahres 1852 wurde die erſte Lieferung eines ſolchen Jahrbuchs veröffentlicht. In gleicher Richtung wurde mit Hilfe einer vom Handelsſtande Petersburg's dargebrachten Summe die Veröffentlichung von Unterſuchungen über den ruſſiſchen Binnenhandel beſchloſſen, und es ſollten demnächſt in Folge weitgreifender Nachforſchungen drei Artikel über den ruſſiſchen Binnenhandel veröf— fentlicht werden, betreffend den Salz-, Hanf- und Pelzhandel. — Die Ueberſetzung des Werkes von C. Ritter über die Geographie von Aſien ſchritt auch in dieſem Jahre fort. Eine landwirthſchaftliche Chronik Rußland's für das Jahr 1851 wurde gedruckt. Ueber die Ertheilung von Preiſen, welche man zur Ermunterung wiſſenſchaftlicher Arbeiten gegründet hatte, enthalt der Rechenſchafts— 350 A. Rutenberg und Gumprecht: Bericht für 1852 Folgendes: 1) Ertheilung der Conſtantin-Medaille. Mehrere Gelehrte aus der Abtheilung der mathematiſchen und phyſika— liſchen Geographie waren von der Geſellſchaft mit ausführlichen Gut— achten über die zur Concurrenz zugelaſſenen wiſſenſchaftlichen Arbeiten beauftragt worden. Nachdem das Conſeil von dieſen Gutachten Ein— ſicht genommen, hat es von dem Großfürſten Conſtantin die Erlaub— niß erhalten, dies Mal die Medaille Herrn Kutorga für ſeine geo— logiſche Karte des Gouvernements St. Petersburg zu ertheilen. 2) Er— theilung des Schukoff'ſchen Preiſes. Die ſtatiſtiſche Section erklärte die ethnographiſche Karte des europäiſchen Rußland's von Herrn Köp— pen, des vollen Preiſes (500 S. R.) für würdig. Halbe Preiſe find drei ſtatiſtiſchen Arbeiten der Herrn Danilewski, Chopin und Nebolſſin zuerkannt worden. Preiſe für Arbeiten über Fragen, welche von der Geſellſchaft zur Beantwortung geſtellt wurden, waren folgende: Eine Prämie von 200 S. R. wurde ausgeſetzt für eine hiſtoriſche und kri— tiſche Unterſuchung der verſchiedenen Mittel, die geographiſche Lage der Orte zu beſtinmmen; eine Prämie von 300 S. R. für die Wieder— herſtellung der alten Karte Rußland's; eine Prämie von 400 S. R. für eine hiſtoriſch-ſtatiſtiſche Unterſuchung des Mißwachſes in Rußland, und eine Prämie von 500 S. R. für die beſte Abhandlung über die in Rußland ſich findenden Mineralwaſſer. Für das Jahr 1853 wurde die Concurrenz nur für die beiden erſten Fragen eröffnet. — Die Theilnahme der Gebildeten in Rußland an den Beſtrebungen der Geſellſchaft iſt dem Rechenſchaftsberichte zufolge im fortwährenden Stei— gen. Für die Geſellſchaft war es eine wohlthuende Wahrnehmung, daß, wie früher, die verſchiedenen Gegenden des Kaiſerreichs in der Ueberſendung von Beobachtungen, Materialien und Artikeln jeder Art gleichſam zu wetteifern ſchienen. 1851 erhielt die Geſellſchaft von ihrem Correſpondenten aus dem Innern ungefähr 700 Manuſcripte; 1852 hat ſie deren mehr, als 1200 empfangen. Die Geſellſchaft überſandte allen auswärtigen Colleginnen eine franzöſiſche Ueberſetzung des Re— chenſchafts-Berichts für 1851; außerdem haben ſich einige Mitglieder bereit erklärt, die intereſſanteſten Artikel der Memoiren und des Bul— letins in's Franzöſiſche zu überſetzen, um fie den geographiſchen Ge— ſellſchaften in Berlin, London und Paris zu überſenden (in Berlin iſt bisher noch nichts der Art eingegangen. G.). Dieſe Geſellſchaften ö r Die geogr. Geſellſchaften u. beſ. d. geogr. Geſellſch. zu St. Petersburg. 351 fuhren ihrerſeits fort, der Geſellſchaft zu Petersburg ihre Veröffentli— chungen mitzutheilen. Die verſchiedenen Abtheilungen der Geſellſchaft haben ſich, jede in dem ihr zuſtehenden Gebiete, mit der Ausarbeitung von Berichten über die wiſſenſchaftlichen Arbeiten, die zur Bewerbung um die Conſtantin-Medaille zugelaſſen wurden, und außerdem mit den Fragen beſchäftigt, für deren Beantwortung man eine Concurrenz veranſtaltete. Sie haben der Reihe nach in der Uebernahme von Artikeln abgewech— ſelt, welche in den Generalſitzungen geleſen wurden, und außerdem mehrere Auftrage des Conſeils, vorzugsweiſe in Bezug auf die Prü— fung von Materialien und Nachrichten jeder Art, die ihrer Beſchaf— fenheit nach dieſer oder jener Abtheilung zuertheilt wurden, ausgeführt. Im Jahre 1852 gab die caucaſiſche Abtheilung ihren Arbei— ten eine größere Ausdehnung und erzielte dadurch ſchon mehrere für die Wiſſenſchaft wichtige Reſultate. Die Berichtigung der geographi— ſchen Nomenclatur auf der Karte der transkaukaſiſchen Länder, welche durch den Generalſtab des abgetheilten caucaſiſchen Corps veröffent— licht worden, war, wie früher, ihre vorzüglichſte Arbeit. Seit dem er— ſten Jahre ihrer Entſtehung richtete die Abtheilung ihre Aufmerkſamkeit auf die dringende Nothwendigkeit dieſer Berichtigung und auf eine an— dere mit dieſer genau verbundenen Arbeit, nämlich auf die Heraus— gabe eines geographiſchen General-Lexicon's des Caucaſus. Die cau— caſiſche Abtheilung fing gleichfalls an, ihren ſehr bedeutenden Reichthum an intereſſanten Materialen zu veröffentlichen. Im Jahre 1852 erſchien der erſte, vom Grafen Sollohub redigirte Theil der Memoiren der Abtheilung. Die ſibiriſche Abtheilung, obgleich erſt 1851 gegründet, hat doch ungeachtet der Unzulänglichkeit ihrer Hilfsmittel Proben einer bemer— kenswerthen Thätigkeit in allen Zweigen der geographiſchen Wiſſenſchaft abgelegt. Unter ihren zahlreichen Arbeiten ſind zu nennen: Die Bear— beitung einer geographiſchen Karte Oſtſibiriens, desgleichen einer ethno— graphiſchen Karte, die Entwerfung eines großen vergleichenden Wöreer— buchs aller Local-Dialecte von Oſtſibirien, eine Sammlung ſtatiſtiſcher Nach— richten, ein Auszug aus den Archiven der Oberverwaltung Oſtſibiriens und die Abſendung einer Expedition zur Erforſchung des Diftricts von Wiluiſk. Ueber die Thätigkeit der Geſellſchaft während des Jahres 1853 352 A. Rutenberg und Gumprecht: liegt der Rechenſchafts-Bericht noch nicht vor. Aus dem Berichte, welchen der Vice-Präſident der Geſellſchaft, Herr Murawjew, in der erſten Sitzung derſelben nach den Sommerferien, am 9. Novbr. v. J., erſtattete, entnehmen wir jedoch Folgendes: Im Laufe der Sommerva— canzen wurde mit dem Drucke der von der Geſellſchaft herauszugeben beabſichtigten Schriften fortgefahren und neu ausgearbeitete Programme wurden nach allen Theilen Rußland's verſchickt, um über mehrere Punkte im Gebiete der Statiſtik und Ethnographie Auskunft zu erhal— ten. Theils in Folge dieſer Programme, theils aus eigenem Antriebe, ſandten die Correſpondenten der Geſellſchaft vom 1. Juni bis zum 1. Oc⸗ tober v. J. etwa neunzig verſchiedene Arbeiten ein. Viele von die— ſen Manuſcripten haben ſich als vollkommen würdig ausgewieſen, von der Geſellſchaft gedruckt und in ihre Sammlungen aufgenommen zu werden. Zu dieſen ſind zu rechnen: eine Beſchreibung der chineſiſch— mandſchuriſchen Provinzen Hei-tun-Dſian und Zfirin von Herrn Sſytſchewski, eingeſandt von der ſibiriſchen Abtheilung, und ähnliche Arbeiten von den Herren Dalmatow, Makarij, Lindgren, Baranowski und Anderen, ſtatiſtiſchen, ethnographiſchen und meteorologiſchen In— halts. In ihren neuen Programmen lenkte die Geſellſchaft die Auf— merkſamkeit der Naturforſcher vorzüglich auf die verſchiedenen Mine— ralwaſſer Rußland's und fordert alle Freunde der Wiſſenſchaft auf, ihr Materialien zu liefern, welche über den räthſelhaften Urſprung des Stammes der caucaſiſchen Heilquellen einiges Licht verbreiten könnten. Endlich erfolgte während der Sommermonate von Seiten der Geſell— ſchaft eine Einladung, ihr möglichſt viele Abbildungen ethnographiſcher Gegenſtände zuzuſtellen, woraus ſie ein ethnographiſches Album Ruß— land's zu bilden beabſichtigt. In Folge deſſen hat ſie ſchon mehrere ſolcher Arbeiten erhalten, worunter die ſorgfältigen und naturgetreuen, Bauernwohnungen und Hausgeräthe aus den Gouvernements Koſtroma, Jaroslaw und Wladimir darſtellenden Zeichnungen des collaboriren— den Mitgliedes Herrn Garelin beſonders bemerkenswerth ſind. Was die kartographiſchen Arbeiten der Geſellſchaft betrifft, ſo iſt wieder mit der Herausgabe des Atlas vom Gouvernement Twer fort— gefahren worden; die zweite Lieferung erſchien im Laufe des verfloſſe— nen Sommers; im Sommer des Jahres 1854 ſoll das ganze Werk been— digt ſein. Im Jahre 1854 hofft die Geſellſchaft auch die Karte des Herrn Khanykow von den Umgebungen des Iſſyk-Kul-See's und die von Die geogr. Geſellſchaften u. beſ. d. geogr. Geſellſch. zu St. Petersburg. 353 Chanykow beſtimmten aſtronomiſchen Punkte des nordweſtlichen Aſiens, ſowie die von Herrn von Kruſenſtern entworfene Karte der Petſchora— Gegend erſcheinen zu laſſen. Ueber die Expedition, welche im Sommer des Jahres 1853 der Magiſter der Dorpater Univerſität, Herr Pacht, zur Unterſuchung der geologiſchen Beſchaffenheit des Ländergebietes zwiſchen der Wolga und dem Woroneſch und Don unternommen hat, wurde Bericht erſtattet. Herr Pacht befchäftigte ſich während der vier Sommermonate mit Aus— führung des ihm anvertrauten Unternehmens und hat einen Bericht über ſeine Studien eingeliefert, nicht nur uͤber die devoniſche Zone ſelbſt, ſondern auch über die daran ſtoßenden Steinkohlen-, Jura-, Kreide— und tertiären Formationen, ſowie über die Humusſchichten und die erratiſchen Blöcke, welche letzte ſich ſeiner Beobachtung nach noch weit ſüdlicher vorfinden, als auf der Murchiſon'ſchen Karte angege— ben iſt. Bei Erwähnung der Schwarzerde in den ruſſiſchen Korn— Gouvernements führt Herr Pacht mehrere Thatſachen an, welche die Identität derſelben mit dem Alluvial-Boden beweiſen, d. h. mit den poröfen, im Verlaufe der Zeit durch Waſſerſtröme in ihre gegen— wärtige Lage gebrachten Erdmaſſen. Schließlich theilte er noch die Reſultate ſeiner Beobachtungen über die Temperatur der Quellen und tiefen Brunnen in den von ihm beſuchten Gegenden mit. Die Herren Pacht und Helmerſen ſind damit beſchäftigt, eine allgemeine und ausführliche Zuſammenſtellung aller ſeit dem Jahre 1850 in Be— treff dieſes Gegenſtandes von ihnen geſammelten Materialien zu be— wirken. — Was eine zweite Expedition betrifft, welche die Geſell— ſchaft gemeinſchaftlich mit dem Miniſterium der Reichs-Domainen Rausrüſtete, um die Fiſchereien im caspiſchen See näher zu erforſchen, ſo begann dieſelbe zwar ihre Arbeiten im Frühjahre 1853, aber der Chef derſelben, Herr von Baer, hatte noch keine Auskunft über den Erfolg des Unternehmens gegeben. Eine dritte, ſchon ſeit eini— gen Jahren beſprochene Forſchungsreiſe nach dem öſtlichen Sibirien ſollte wieder in Erwägung gezogen werden. In Bezug auf die aus— 1 geſchriebenen Preisaufgaben war zu bemerken, daß keine der einge— 5 ſandten Arbeiten zur feſtgeſetzten Zeit, bis zum 1. Juli 1853, eintraf und daher nicht in Betracht gezogen werden konnten. A. Nutenberg. Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 23 XII. Mittheilungen eines deutſchen Anſiedlers in Texas. Die nachfolgenden Mittheilungen habe ich aus Briefen eines ſeit fünf Jahren in Texas angeſiedelten Freundes, des Herrn Fr. Schenck, zu— ſammengeſtellt. Derſelbe hatte ſich der Expedition des mainzer Vereins zur Beförderung deutſcher Auswanderung nach Texas angeſchloſſen und nach zweijährigen Mühſeligkeiten und Täuſchungen mancherlei Art in Folge des Verunglückens dieſer Expedition, und nachdem er in den ver— ſchiedenſten Lebens-Stellungen ſeine Exiſtenz zu ſichern geſucht, endlich einen Grundbeſitz in der Nähe von San Antonio di Berar erworben. Hier lebt er ſeitdem in glücklichen Familienverhältniſſen, beſchäftigt mit Acker— bau und Viehzucht, und erfreut ſich in Folge ſeines praktiſchen Sin— nes, womit er die geſammelten Erfahrungen zu nutzen verſteht und vermöge ſeiner Geiſtesbildung und moraliſchen Tüchtigkeit der allge— meinen Achtung in den benachbarten Kreiſen. Die Lebendigkeit und Treue ſeiner Schilderungen der dortigen Zuſtände mögen es rechtfer— tigen, daß dieſelben hier zum Abdruck gelangen, ſelbſt wenn manches Bekannte darin enthalten ſein ſollte. Julius Kauffmann. Die Ueberzeugung, daß ein Grundbeſitz in der Nähe von San Antonio di Berar oder Neu-Braunfels für meine deutſchen Landsleute, die mit einigem Vermögen herkommen, der zweckmäßigſte iſt, gründet ſich einerſeits auf die natürlichen Hilfsquellen dieſes Landſtrichs, für deren Reichhaltigkeit ſchon der Umſtand ſpricht, daß gerade hier die ſpa— niſchen Geiſtlichen (gerade wie ihre Genoſſen auf der ganzen Erde ſich Fr. Schenck: Mittheilungen eines deutschen Anſiedlers in Texas. 355 ſtets die beſten Puukte auszuwählen verſtanden) ſchon vor mehr als einem Jahrhundert mehrere Miſſionen und die Stadt San Antonio ſelbſt ange— legt haben, andererſeits darauf, daß hier und in den benachbarten Coun— tys eine für die Bevölkerung von Teras bedeutende Anzahl Deutſcher wohnt, in deren Arbeitſamkeit und Gewerbsthätigfeit eine ſolidere Bürg— ſchaft für das Aufblühen dieſes Theiles von Teras liegt, als in den oft auf zufällige und wechſelnde Conſtellationen hin gegründeten ſoge— nannten Städten, die oft pilzartig in die Höhe ſchießen, oft aber eben ſo ſchnell von den faſt nur ſpeculirenden amerikaniſchen Bewohnern wieder verlaſſen werden, wenn ſich anderswo Gelegenheit bietet, ſchnel— ler Geld zu gewinnen. Dem deutſchen Stamme hängt von der Hei— math her die Liebe zu der Scholle, die er bebaut, an; er hat zu ſehr das Beduͤrfniß nach häuslicher Behaglichkeit, als daß er ſich entſchlie— ßen könnte, oft den Wohnſitz zu wechſeln, und wenn den Amerikaner ſein Speculationsgeiſt oft raſch ein Vermögen erwerben läßt, was aber oft eben ſo ſchnell wieder verloren geht, ſo ſieht man dagegen in den deutſchen Anſiedlungen faſt durchweg den Erfolg einer beharrlicheren Cultur und ſorgfältigeren Bebauung, welche weniger raſch, aber ſiche— rer den Wohlſtand der einzelnen Familien verbürgt. — Die Amerika— ner ziehen ſich ohnehin ſchon deswegen vom Landbau in dieſen Gegen— den mehr und mehr zurück, weil ſie mit ihren Sklaven gern die Con— currenz der freien Arbeiter vermeiden und den öſtlichen Theil von Teras, ſowie überhaupt die Flußniederungen vorziehen, wo ſchon die klimatiſchen Verhaͤltniſſe nur der eingeborenen Bevölkerung zuträg— lich ſind. Der Ankauf von Land aus Privathänden iſt jedoch nur mit be— ſonderer Vorſicht in dieſen Gegenden auszuführen, die ſchon zur Zeit der ſpaniſchen Herrſchaft einmal angebaut waren, weil aus jener Zeit her eine Menge Anſprüche auf das Eigenthum von Grundſtücken geltend gemacht werden, die bereits ſeit langer Zeit cultivirt und oft ſchon drei bis vier Mal den Eigenthümer gewechſelt haben. Da die alten Grundbücher entweder ganz verloren gegangen oder in irgend einem mericaniſchen Archive ruhen, fo ſchwebt eine Menge von Proceſſen, und es iſt eine vollkommene Sicherheit, unbeſtreitbare Befigtitel zu er: langen, nur da vorhanden, wo jene Rechtsſtreite bereits entſchieden find. Solche Grundſtücke ſtehen denn auch hoch im Preiſe, und 23 * 356 Fr. Schenck: namentlich diejenigen, welche in der Nähe der Eiſenbahn liegen, die von Port Lavacca nach San Antonio projectirt und von der Küſte aus bereits begonnen iſt. Einzelne auf den San Antonio-Fluß ſto— ßende Parzellen von 10 Acres wurden zu 400 Dollars verkauft, ob— ſchon in 3 engl. Meilen Entfernung von der Stadt. Der gegen Sü— den hin ſehr fühlbare Mangel geeigneten Holzes zur Umzäunung der Felder machte jedoch die Anſiedlung auf größeren Territorien hier ſchwierig, und einwandernden Landsleuten möchte ich einen anderen Punkt zur Niederlaſſung empfehlen. Er liegt etwa 30 engl. Meilen WN W. von Antonio am oberen Cibolo und iſt der ſchönſte und ge— ſundeſte Punkt, den ich in Texas kenne, da er zugleich alle Bedingun— gen zu raſchem Aufblühen in ſich vereint. Vor 23 Jahren half ich dort eine Fläche von 1100 Acres vermeſſen, welche damals 1000 Dollars koſtete. Dieſelbe erhielt vor einem Jahre einen neuen Eigenthümer, der ſie für 3000 Dollars erſtand und nun eine Stadt angelegt hat. Er ver— kauft Stadiplätze für 25 Dollars und Farmland zu 5 Dollars pro Acre, und ſchon jetzt verbürgt eine nahmhafte Zahl von Anſiedlern das Auf— blühen des Ortes. Am ſicherſten und billigſten iſt die Erwerbung von Ländereien aus erſter Hand vom Staate, weil man auf die ſichere Annahme einer ſtetig nach Weſten ſich ausdehnenden Cultur fußen kann. Dieſe Er— werbung geſchieht nicht unmittelbar vom Staate ſelbſt, ſondern durch den Ankauf von bead- rights, d. h. Certificaten über Anſpruch auf Land, die der Staat als Bezahlung für geleiſtete Kriegs- oder andere Dienſte gewährt hat. Dieſe head- rights find Staatspapiere, welche an den Börſen verkauft werden und Coursſchwankungen unterliegen; ſie geben dem Beſitzer das Recht, die darin angegebene Anzahl Acres ir— gendwo im Bereich der Union von Staatsländereien in Beſitz zu neh— men. Dies geſchieht, indem man den Diſtricts-Feldmeſſer beauftragt, an der ihm bezeichneten Stelle die Vermeſſung vorzunehmen und die Feld⸗Nota oder Grenzbeſchreibung anzufertigen. Dieſe wird alsdann vom General-Landamt im Grundbuche des Staates als ſogenannte location eingetragen und als Eigenthums-Urkunde im ſogenannten Patent ausgeſtellt, welchem die Feld-Nota angeheftet wird, und dieſe beide bilden den rechtskräftigen Beſitztitel. Der Preis ſolcher head- grihts iſt augenblicklich 125 — 15 Cents pro Acre. Die Vermeſſung Mittheilungen eines deutſchen Anſiedlers in Texas. 357 geſchieht auf Koſten des Beſitzers und koſtet 10 bis 12 Cents pro Acre, bei entfernt liegenden Stücken etwas mehr. Daß einem ſolchen Kaufe ſtets genaue Beſichtigung vorausgehen muß, um ſolche Stücke auszuwählen, welche den Haupt-Erforderniſſen „ an gutes Land: reiche Weide, gutes Waſſer und Holz entſprechen, das ſcheint ſich von ſelbſt zu verſtehen; doch iſt dies keineswegs immer der Fall, und es werden öfters ſehr bedeutende Geſchäfte in Land gemacht, wo weder Käufer noch Verkäufer das Object geſehen hat, wie dies z. B. bei dem bedeutenden Landbeſitz in Fiſher's und Miller's Grant der Fall war, welchen ſeiner Zeit der mainzer Verein in Houſton kaufte. Freilich lag in dieſer gänzlichen Unkenntniß des Terrains eine der Haupt-Urfachen des völligen Mißlingens des Unternehmens! Das für einen bereits ſeit einiger Zeit hier heimiſch gewordenen Anſiedler unter allen Umſtänden ſicherſte Geſchäft, welches den reichſten Ertrag abwirft, iſt die Anlage des mitgebrachten baaren Ca— pitals in Rindvieh. Da der jährliche Zuwachs an Kälbern kaum einige Procente geringer iſt, als die jedes Mal vorhandene Anzahl an Kühen, der jährliche Zuwachs an Kühen aber gleich iſt der halben An— zahl der zwei Jahre vorher geborenen Kälber, ſo ergiebt die Summi— rung einer nach obiger Vorausſetzuug gebildeten Reihe den bedeuten— den Zuwachs einer Heerde, deren Unterhaltung gar keine, und deren Ueberwachung nur geringe Koften verurſacht. Rechnet man hierzu den jahrlichen Verkauf der zu Zug- und Schlachtvieh aufgezogenen Ochſen und den Ertrag der Milchwirthſchaft, die nicht einmal für Stallung eine Ausgabe veranlaßt, ſo iſt es einleuchtend, wie vortheilhaft der Betrieb der Viehzucht überall da fein muß, wo die Local-Verhältniſſe günſtig ſind, d. h. wo durch eine ſparſame Vertheilung des cultivirten Landes zwiſchen abſolutem Weidelande eine zu dichte Bevölkerung un— möglich gemacht und dadurch der Vermehrung des Viehes keine Grenze geſteckt wird. Der Platz, den wir bewohnen, 4 Meilen von S. Anto— nio am Salado-Fluſſe iſt ein ſchönes fruchtbares Land, meilenweit um— . 1 * 2 *. 4 1 geben von üppigem Weidelande und bietet die für die Viehzucht günſti— gen Verhältniſſe in jo hohem Grade, daß ich in dieſem Frühjahre, nach— dem ich die nöthigen Vorbereitungen getroffen hatte, eine Expedition nach Weſten unternahm, deren Beſchreibung, da ſie vielleicht für einen oder den andern meiner Landsleute Intereſſe hat, ich hier folgen laſſe. 358 Fr. Schenck: Die Expeditionen, die ich zum Zweck der Anſchaffung der Kühe in dieſem Frühjahre gemacht habe, führten mich in eine Gegend, deren Beſuch mir um deswillen intereſſant war, weil daſelbſt faſt ausſchließ— lich Merxicaner wohnen. Da mein Begleiter der fpanifchen Sprache vollkommen mächtig und mit den meiſten der dortigen Anſiedler perſön— lich bekannt und befreundet war, ſo hatte ich dadurch zum erſten Male Gelegenheit, einen Blick in das Innere des mexicaniſchen Haushalts und Familienlebens zu thun und mir dadurch mancherlei zu erklären, was mir bis dahin väthfelhaft erſchienen war. Namentlich war mir vordem oft unbegreiflich, wovon die mexicaniſche Bevölkerung eigentlich lebt, allein ich habe den Schlüſſel zur Löſung dieſer Frage damals, freilich auf Koſten meines wohl an frugale, aber deshalb noch lange nicht an mexicaniſche Koſt gewöhnten Magens gefunden. Ich glaube es wird nicht uninterſſant ſein, wenn ich eine ſolche Tour etwas nä— her beſchreibe. Mein Begleiter, ein geborener Schweizer, der ſchon als Kind nach Frankreich gekommen war, erlernte in Spanien ſpäter das Bäckerge— ſchäft, ging darauf nach Mexico und war zur Zeit des Unabhängig— keitskrieges in Texas. Er focht als Freiwilliger mit und war einer der Wenigen, die von der verunglückten Santa-Fé-Erpedition zurück⸗ kamen. Jetzt lebt er als Kaufmann und Bäcker in San Antonio. Dieſen hatte ich gebeten, mich zu begleiten, weil ich einen Dolmetſcher durchaus nöthig hatte. Da die Entfernung des Platzes, den wir er— reichen wollten, nicht ſehr groß war, und mein Begleiter mich ver— ſicherte, daß wir überall die gaſtlichſte Aufnahme finden würden, ſo unterließ ich, mich mit Mundvorrath zu verſehen. Gegen Mittag, als wir einen Bach paſſirten, machte mich mein Gefährte darauf auf— merkſam, daß ich nunmehr Waſſer in Vorrath trinken ſolle, weil von jetzt an kein für andere Menſchen, als Mexicaner, trinkbares Waſſer mehr anzutreffen ſei. Bald darauf erreichten wir einige Mericaner— hütten, und obgleich wir weiter reiten wollten, nöthigte uns doch der Bewohner der einen, mit der zuvorkommendſten Freundlichkeit abzuſtei— gen und das Mittageſſen mit ihm zu theilen. Ein ſolches Mexicanerhaus beſteht aus einem Viereck, deſſen Wände von aufrechtſtehenden, nicht einmal geſchälten Baumſtämmen gebildet werden, die in einem Graben ſo dicht an einander geſtellt ſind, als Mittheilungen eines deutſchen Anſiedlers in Texas. 359 die Gradheit ihres Wuchſes es erlaubt. Die Zwiſchenräume bei die— ſen Paliſaden werden vor dem einbrechenden Winter mit Lehm ausge— ſchmiert, den Regen und Sturm im Laufe des Winters wieder her— ausſpülen, und die dadurch entſtehenden Zwiſchenräume verſehen im Sommer die Dienſte der Fenſter. Das Ganze iſt mit Schilfgras ge— deckt, und an der einen Seite befindet ſich ein Kamin, der übrigens, weit entfernt gemauert zu ſein, ebenfalls von Holz aufgeführt iſt. Die Grundfläche des Kamins, worauf das Feuer brennt, iſt von Lehm. Da der Kamin groß genug iſt, daß die in der Mitte brennende Flamme die Wände nicht berührt, ſo denkt kein Menſch an Feuersgefahr, und zudem meinte der Eigenthümer der Hütte, dem ich mein Befremden deshalb ausdrücken ließ, „es wäre bequemer, einen Keſſel voll Waſſer auf den brennenden Balken zu ſchütten, als einen ſteinernen Kamin zu bauen.“ Ganz im Contraſt mit dem Aeußern dieſer Wohnungen iſt übri— gens die vollkommene Sauberkeit ihres Innern. Der Fußboden, ob— gleich nur ein Stück der das Haus umgebenden Prairie, von welchem das Gras durch das ewige Darüberhingehen verſchwunden iſt, war ſauber gekehrt, das Bett rein und weiß gedeckt, und die beiden recht hübſchen Senoras, welche die Wirthinnen machten, ſehr ſittſam in einen gelben Baumwollenſtoff gekleidet. Ein rothes um den Kopf geſchlage— nes, unter dem Kinn zuſammengebundenes Tuch ſchien nur dazu vor— handen, den Glanz der kohlſchwarzen Augen zu heben und die Farbe des bräunlichen Teints zu mildern. Vor dem Hauſe, im Schatten der ebenfalls mit Schilf gedeckten Gallerie, lagen auf einer ausgebreiteten Ochſenhaut zwei Männer, die augenſcheinlich eben erſt von einem Ritt zurückgekommen waren, wie ich aus dem neben ihnen liegenden Sattelzeug und den an einen Baum gebundenen, von Schweiß und Staub be— deckten Pferden ſchließen konnte. Einige Jungen von 10 — 12 Jah- ren liefen im Hofe umher und beluſtigten ſich damit, mit einer leder— nen Schlinge, die an einem langen, aus Leder geflochtenen Seil an— gebracht war, einander zu fangen. Die ganze Familie, die Senoras nicht ausgenommen, rauchten Cigaritos, die ſie ſich ſelbſt verfertigen, und die aus feingeſchnittenem, in ein Stück von dem Deckblatt einer Maisähre gewickelten Taback beſtehen. Im Hofe waren überall um— her aus rohen Häuten geſchnittene lange Riemen ausgefpannt, auf 360 Fr. Schenck: welchen Fleiſch, in fingerdicke Streifen und Lappen geſchnitten, zum Trocknen in der Sonne hing. Ein zweirädriger Karren, von einer Bauart, daß man hätte glauben ſollen, es ſei der erſte Verſuch der ackerbautreibenden Menſchheit, einen Wagen zu bauen, ſtand im Hofe. An dem ganzen Fuhrwerk, weder an den Rädern, noch an den dabei ſtehenden Ochſenjochen, war auch nicht ein einziges Loth Eiſen verwen— det, alles beſtand aus Holz und Rohhaut, und deutlich war zu ſehen, daß kein anderes Werkzeug zur Verfertigung gedient hatte, als eine Art und ein Bohrer. Einen Sägenſchnitt konnte ich nirgends entdecken. So ärmlich dies Alles erſchien, ſo überraſchte mich, als die ältere der beiden Senoras mit der gaſtlichſten Freundlichkeit uns zum Mit: tagseſſen rief, ein rein gedeckter Tiſch und eben fo reines Porzellan— geſchirr, das offenbar eine hier durchaus nicht vermuthete Wohlhaben— heit verrieth. Unſer Mittageſſen beſtand aus den vorhin erwähnten Fleiſchſtreifen, die eine kurze Zeit über glühenden Kohlen gebraten wa— ren, aus Portillas, d. h. ganz dünnen, aus Maismehl gemachten Brödchen, die zu jeder Mahlzeit friſch gebacken werden, mit Milch und Kaffee, der ſogar in vergoldeten Taſſen ſervirt wurde, und endlich aus geſottenen Eiern. Die Beſtandtheile des Mahles, Fleiſch, Brod, Milch und Eier waren von der Art, daß ich wohl häufig ſchon einfachere Koſt gehabt zu haben mich erinnere, allein die Quantität war fo un— glaublich klein, daß ich überzeugt bin, ein einziger Mann mit geſundem Appetit hätte die ganze Mahlzeit verzehren können, die doch für 7 Men— ſchen berechnet war. Trotzdem wurden die Mericaner wenigſtens alle ſatt, und da weder ich, noch mein Begleiter etwas anderes genoſſen, als eine Taſſe Kaffee, ſo blieb ſogar noch etwas übrig. Da ich bei dem Hauſe weder ein Feld ſehen konnte, noch aus der Größe der für Rindvieh gemachten Einrichtungen ſchließen konnte, daß der Eigenthümer irgend Viehzucht von Bedeutung triebe, ſo fragte ich meinen Begleiter, wovon die Leute eigentlich lebten. Da erfuhr ich, daß dieſelben ſich vom Muſtangfang ernährten, und daß die beiden Männer, die ich hatte unter der Gallerie der Ruhe pflegen ſehen, ſo eben von der Jagd zurückgekommen ſeien und einen prachtvollen Hengſt gefangen und mitgebracht hätten. Muſtangs ſind wilde Pferde, die, ſchon ſeit Generationen verwil— dert, in zahlreichen Heerden die wenig bewohnten Prairien des Weſtens Mittheilungen eines deutſchen Anſiedlers in Texas. 361 von Texas durchſtreifen. In den unermeßlichen Prairien der Küſten— region zwiſchen dem Nueres und Rio grande ſind Heerden von Hun— derten ſolcher Pferde zu finden, und dort wird der Fang derſelben im Großen betrieben, indem man die Pferde in meilenlange trichterförmige Umzäunungen treibt, die, immer enger werdend, ſich in einem Sack endigen. Häufig, wenn die Mannſchaft zum Treiben nicht hinreicht, nimmt man das Feuer zu Hülfe, indem man die Prairien anzündet. In unſeren oberen Regionen, wo unangebaute Prairien von gro— ßer Ausdehnung ſeltener ſind, ſind die Muſtangs weniger zahlreich und nur in kleineren Trupp's zu finden. Ich ſelbſt habe wenigſtens nie mehr als 10 bis 12 zuſammen geſehen. Deſto intereſſanter iſt der Fang derſelben hier, wo es ſich nicht verlohnen würde, große Anſtalten dazu herzurichten. Alles, was dazu erforderlich iſt, beſteht aus einem guten Pferde, einem noch beſſeren Reiter und einer ledernen Schlinge, dem lazo der Mexicaner. Mit dieſer Schlinge, deren eines Ende am Sattelknopf befeſtigt iſt, zieht der Mericaner aus auf die Jagd. Hat er die Stelle ausgefunden, wo die Pferde zum Waſſer gehen, ſo er— wartet er, in irgend einem Buſch verſteckt, die Ankunft der Pferde, die regelmäßig gewöhnlich in den erſten Nachmittagsſtunden zum Waſ— ſer gehen. Sind dieſelben dem Hinterhalt nahe genug gekommen, ſo bricht der Jäger mit Blitzesſchnelle aus ſeinem Verſteck hervor, und nun beginnt eine Jagd, die ſchwerlich Jemand, der nicht, wie ein Me— ricaner, ich möchte ſagen zu Pferde geboren und erzogen iſt, mitzuma— chen Luſt hätte. Wie vom Winde getragen ſtürmen die Verfolgten dahin, und nach ſtürmt der Verfolger über Stock und Stein. Mit lautem Schreien und Rufen, beſtändig ſeine Schlinge mit der Rechten über den Kopf ſchwingend, jagt er dahin, das ſchönſte und ftärffte der Thiere zu er— reichen. Die Entfernung zwiſchen Verfolger und Verfolgten wird beim Beginn der Jagd größer, die flüchtigen Pferde haben keinen Reiter zu tragen, aber die Angſt der Entfliehenden läßt ſie ihre Kräfte nicht ſcho— nen. Zu immer neuer verzweifelter Anſtrengung treibt ſie das Rufen und Johlen des nacheilenden Jägers, bis nach einem Rennen von wenigen Meilen der Zwiſchenraum kleiner und kleiner wird, und der Jäger auf Wurfweite ſich ſeiner Beute nähert. Sich dieſer ſtets zur Seite haltend, ſchwingt er ſeine Schlinge, und mit faſt nie fehlendem 362 Fr. Schenck: Wurf ſchleudert er ſie dem geängſtigten Thier um den Hals. In demſelben Augenblick wendet er ſein Pferd, ſo daß die Richtung des fliehenden mit der des ſeinigen ſich kreuzt. Mit einer Kraft, die der Schnelligkeit der Thiere entſpricht, zieht ſich die Schlinge dem Gefan— genen um den Hals, und der mächtige Ruck reißt es zu Boden. In der Regel ſind zwei Mexicaner zuſammen auf der Jagd, und der Ge— hilfe eilt hinzu, dem Thiere eine zweite Schlinge überzuwerfen. Der Gefangene wird dann zwiſchen den beiden Pferden befeſtigt und alles Sträubens ungeachtet nach Hauſe geſchleppt. Von einer ſolchen Jagd waren die beiden Mericaner zurückgekehrt und boten uns ihre Beute zum Kauf an. Mein Begleiter, der Luſt hatte, das Thier zu kaufen, forderte dieſelben auf, es erſt zu brechen, d. h. zu ſatteln und zu reiten. Der Ausdruck „brechen“ iſt für dieſe Art der Zähmung eines wilden Pferdes, das vielleicht nie einen Men— ſchen geſehen, vielweniger einen Sattel oder Reiter getragen hat, der bezeichnendſte, den man erdenken kann. So oft ich es auch ſchon ge— ſehen hatte, ſo war es mir doch intereſſant, Zeuge des Schauſpiels zu ſein, wie gerade dieſes ausnehmend ſtarke Pferd gebrochen und zum erſten Male geritten werden ſollte, und ſeinen fruchtloſen Widerſtand gegen die Ueberlegenheit des Menſchen zu beobachten. Da wir an demſelben Tage noch weiter reiten mußten, ſo mach— ten ſich die Mericaner ſogleich an's Werk. Behutſam näherte ſich einer von ihnen dem angebundenen Thiere, das bei ſeiner Annäherung mit aller Kraft ſeine Bande zu zerreißen ſtrebte, dadurch aber nur die Schlinge immer feſter und feſter zuzog, ſo daß es zuletzt, dem Erſticken nahe, ſchwankte und umzuſtürzen drohte. Dieſen Moment benutzte der Mericaner, dem Pferde eine handbreite Binde an beiden Ohren ſo zu befeſtigen, daß ſie des Pferdes Auge bedeckte, worauf er eilte die Schlinge ſo weit zu lockern, daß es nicht wirklich erſtickte. Das plötz— lich blind gemachte Thier ſtand mit geſpreizten Beinen, am ganzen Leibe zitternd vor Angſt, ruhig wie ein Lamm und holte mit langen tiefen Zügen wieder Athem. In demſelben Augenblicke, als die Blende befeſtigt war, legte der zweite Mexicaner raſch einen beſonders zu die— ſem Zweck gemachten, außerordentlich ſtarken und ſchweren Sattel auf's Pferd, zog raſch die doppelten Gurte zu, während der andere das Seil vom Baume löſte und ſchnell dem Pferde eine Schlinge um die Mittheilungen eines deutſchen Anſiedlers in Texas. 363 Naſe befeſtigte. Dies alles ließ das Thier, ohne ein Glied zu rühren, über ſich ergehen. Aber nun zog der eine mit einem raſchen Griff die Blende von den Augen, während der andere, das Ende des Seiles feſthaltend, in die Mitte des Hofes eilte. Noch einen Augenblick ſtand das Thier, das bei dem plötzlichen Uebergang von Nacht zum hellſten Tageslicht nicht wußte, was mit ihm geſchah, regungslos ſtill, bis plötzlich bei der leiſeſten Bewegung es ihm zum Bewußtſein kam, daß es eine Laſt auf dem Rücken trage. Es wäre vergeblich, die furcht— baren Anſtrengungen, die das geängſtigte Thier, um ſich des Sattels zu entledigen, machte, zu beſchreiben. Je mehr es ſich baͤumte, deſto mehr ſuchten ſeine Bändiger es durch Schreien und Schlagen mit wei— ßen Tüchern ſcheu zu machen, um es um ſo eher zu erſchöpfen und ihm die Fruchtloſigkeit ſeiner Bemühungen zum Bewußtſein zu brin— gen. Nur wenige Minuten dauerte dieſes Vorſpiel, das nur dazu diente, das Pferd die erſte Kraft verbrauchen zu laſſen, als die Me— ricaner es wieder an den Baum feſtbanden und durch Wiederholung deſſelben Kunſtgriffs die Blende wieder über die Augen warfen. Dann ergriff einer das Ende der um die Naſe befeſtigten Schlinge, und mit der Behendigkett einer Katze ſchwang er ſich in den Sattel. Das Pferd ſtand wie vorhin ruhig, wie ein Lamm. Aber in dem Augen— blick, wo der Reiter die Blende wegzog und dem Thiere die Sporen in die Weichen drückte, begann ein Kampf, den man geſehen haben muß, um ſich eine Vorſtellung davon zu machen. So häufig ich auch ſchon Zeuge dieſes Schauſpiels geweſen bin, ſo verſäume ich es doch nie, wenn ich Gelegenheit dazu habe. Alles hängt davon ab, daß es dem Pferde nicht gelingt, den Rei— ter abzuwerfen. Gelingt ihm dies das erſte Mal, ſo verſucht es daſ— ſelbe immer und immer wieder, aber noch nie habe ich geſehen, daß der Mericaner im Sattel auch nur gewankt oder einmal den Bügel verloren hätte. Der Reiter ſaß wie aus einem Stück mit dem Pferde im Sattel, dieſes unaufhörlich ſpornend, daß das Blut in Strömen floß, während die anderen mit ſpitzen Stäben es ſtachelten und zu der alleräußerſten Verzweiflung trieben. Das Pferd verſuchte keine Flucht; es hätte ſeine Bändiger mit ſich fortgetragen. Hier auf der Stelle ſollte der Kampf entſchieden werden. Nach langem vergeblichen Sprin— gen und Bäumen und Schuͤtteln warf das Thier ſich plötzlich nach 364 Fr. Schenck: einem hohen Luftſprung platt auf die Erde, um ſeinen Peiniger abzu— wälzen. Aber kaum hatte es den Boden berührt, als der Reiter auch ſchon aufrecht daneben ſtehend nur den Augenblick erwartete, daß es wieder aufſchnellen würde, und noch hatte das Pferd ſich nicht voll— ſtändig wieder erhoben, fo ſaß der Mericaner ſchon wieder fo feſt im Sattel, wie zuvor, mit immer tiefer dringenden Spornenſchlägen es zu noch weiterer Anſtrengung zu reizen. Aber es machte keine Anſtren— gung mehr, es gab ſich uͤberwunden; es war gebrochen. Von jetzt an kann jeder gewöhnliche Reiter das Thier beſteigen; es verſucht nicht mehr, ſich ſeiner zu entledigen. Nun bedarf es nur noch geringer Muͤhe, das Pferd dahin zu bringen, den Zügel ſich anlegen zu laſſen, und eine humane Behandlung von wenigen Tagen reicht hin, es für immer dem Menſchen dienſtbar zu machen. Mein Begleiter wurde über den Handel einig und kaufte das Pferd für 25 Dollars, unter der Bedingung, daß die Bändiger es noch einige Tage behalten und ihm dann nach San Antonio reiten ſollten. Wir nahmen von unſeren Wirthen Abſchied und ritten gegen Abend weiter. Unſer Weg führte uns durch eine lange Prairie mit einzelnen Eichen bewaldet, und es fiel mir auf, daß auf der ganzen Strecke mir bisher unbekannte Blumen blühten, während wir doch kaum 10 Stun— den Weges von Hauſe entfernt waren. Es wäre mir intereſſant, zu wiſſen, ob die ſandige Beſchaffenheit des Bodens oder der Salzgehalt des dort aus dieſer Urſache kaum genießbaren Waſſers dieſe Verſchie— denheit der Flora bedingt. Einen prachtvollen Anblick gewährten die Tauſende der von der Abendſonne beleuchteten Cactuspflanzen, die ge— rade damals ihre Blüthenpracht entfaltet hatten. Mit Sonnenuntergang erreichten wir das Ziel unſeres Rittes, die Wohnung des Don Miguel de Cantun, eines wohlhabenden Merica— ners, der, offenbar ſpaniſcher Abkunft, kaum eine dunklere Geſichtsfarbe hatte, als wir ſelbſt. Seine Wohnung, ſein Feld, ſeine ganze Einrich— tung verrieth cultivirtere Menſchen, als unſere Muſtangjäger geweſen waren. Er forderte uns zwar auf, für die Nacht feine Gäfte zu fein, was wir jedoch ablehnten, weil wir erfahren hatten, daß ſeine Tochter todtkrank ſei. Wirklich ſtarb dieſelbe am folgenden Tage, noch während ich unſeres Kuhhandels wegen mit ihm zu thun hatte. Da ich die ganze Heerde ohnehin erſt am folgenden Morgen ſehen Mittheilungen eines deutſchen Anſiedlers in Texas. 365 konnte, ſo ritten wir noch ein paar Meilen weiter zu einem anderen Mexicaner, der mit meinem Begleiter befreundet war. Es war dies ein junger Mann von höchſtens 18 bis 20 Jahren, welcher erſt vor zwei Tagen eine wirklich ſehr hübſche Mexicanerin, die wohl kaum mehr als 14 bis 15 Jahre zählen mochte, geheirathet hatte. Wir wurden mit derſelben Gaſtfreundlichkeit empfangen wie am vorigen Mittag, und daſſelbe frugale Mahl uns vorgeſetzt, nur in wo möglich noch klei— neren Portionen, da die Leutchen, wie es mir ſchien, noch von der Liebe lebten. Die jungen Leute hatten uns, da das Haus nur aus einem Zimmer beſtand, in dieſem ein Bett zurecht gemacht, ſo gut es eben ging, allein mein Begleiter und ich wollten ihnen den Raum nicht ſchmälern und trugen unſere Satteldecken unter einen Baum in's Freie und legten uns dort zur Ruhe. Schläfrig waren wir beide nicht; um ſo mehr hatte mein Gefährte Muße, mir von ſeinem vielbewegten Le— ben, namentlich aus der erſten Zeit feines Aufenthalts in Teras, zu erzählen. Die Stunden vergingen wie Minuten, und als der Mor— gen anbrach, hatten wir nicht geſchlafen, ſondern geplaudert. Jetzt erſt fiel es uns ein, daß wir klüger gethan hätten zu ſchlafen, weil uns für dieſen und den folgenden Tag eine harte Tour bevorſtand, wenn wir den beabſichtigten Handel wirklich abſchließen würden. Doch das half nun nichts, und ſchon vor Sonnenaufgang ſaßen wir wieder zu Pferde, um nach dem am Abend verlaſſenen Platze zurückzukehren. Ich ſchloß den Handel ab, und nun war es meine Sorge, die gekauften Kühe nach Hauſe zu treiben. Dies iſt nun gar nicht die leichte Aufgabe, die derjenige ſich darunter vorſtellen mag, der nur in Deutſchland etwa einen Bauer die erhandelte Kuh auf der Landſtraße mit einem Stecken nach Hauſe treiben geſehen. Das Rindvieh, das nie im Leben in einem Stall geſtanden hat, iſt ſo leichtfüßig und flüchtig, wie ein Pferd, und nur der Umſtand, daß es eher, als die Pferde der Treiber ermüdet, macht es möglich, daſſelbe von einem Platze, wo es blei— ben will, wegzutreiben. Drei Mericaner, die ich engagirt hatte, mein Begleiter und ich, und außerdem noch die Mexicaner, die aus Gefäl— ligkeit uns die erſten paar Meilen beim Treiben halfen, begannen die Jagd. Erſt nach ſtundenlangem Jagen, als ob das wilde Heer mit Hurrah und Peitſchenknall losgelaſſen wäre, hatten wir die ſchon er— müdenden Kühe auf einen Punkt zuſammengebracht und in die beabſich— 366 Fr. Schenck: tigte Richtung dirigirt. Nun handelte es ſich darum, durch Treiben im Galopp ſie eher zu ermatten, als die Sonne hoch am Himmel her— aufkam, weil die Hitze und das Treiben unfehlbar mehrere Kühe ge— tödtet haben würde. Erſt als wir dies erreicht hatten und nur noch einzelne Kühe mitunter auszureißen verſuchten, verließen uns unſere gefälligen Mericaner. N Wir übrigen ſetzten nun langſam, um die Kälber zu ſchonen, un— ſeren Weg fort. Wir mußten an dieſem Tage eine Stelle erreichen, wo eine verlaſſene Farm, von welcher noch einige Umzäunungen übrig waren, es möglich machte, über Nacht die Kälber einzuſperren, weil uns ſonſt die Kühe weggelaufen wären; deshalb mußten wir unaus— geſetzt bis Sonnenuntergang zu Pferde ſitzen. Unſer Weg hatte an keiner menſchlichen Wohnung vorübergeführt, und da ich des Morgens vor dem Frühſtück von unſerem Nachtlager aufgebrochen war, und in dem Hauſe, wo ich die Kühe kaufte, in Folge des in der Familie vor— gekommenen Todesfalles an kein Frühſtück gedacht wurde, ſo hatte ich factiſch den ganzen Tag nichts und Tags vorher nur ſehr wenig ge— geſſen, und getrunken hatte ich ſeit dem früheſten Morgen nicht einen Tropfen. Durch meines Begleiters Schuld hatte ich keine Lebensmit— tel mitgenommen, und ſo kamen wir am Abend in unſer Bivouak er— ſchöpft, hungrig und durſtig, mit der Ausſicht auf eine ähnliche Tour für den folgenden Tag. Wäre ich allein geweſen, ſo würde ich mich in mein Schickſal er— geben und mich zum Schlafen angeſchickt haben, was nach der durch— wachten Nacht und dem zweitägigen Ritt für mich das vorherrſchendſte Bedürfniß war; da aber die von mir engagirten Mericaner ſich auf mich verlaſſen hatten, fo blieb mir nichts uͤbrig, als für uns Alle zu ſorgen uud mein müdes Pferd wieder zu beſteigen und ſo raſch als es laufen wollte nach San Antonio zu reiten, das etwa 4 Stunden von uns entfernt war. Dort kaufte ich in aller Eile, was uns nöthig war, Brod, Fleiſch, gemahlenen Kaffee, Blechgeſchirr, um dieſen zu ko— chen und einige Flaſchen Wein, und eilte, jo raſch ich konnte, wieder zurück. Um Mitternacht war ich wieder auf dem Platze, wo ich meine Gefährten alle in tiefem Schlafe fand. Als mein Rufen ſie erweckte, erfuhr ich, daß unterdeß mehrere Mexicaner, die in gleicher Abſicht, wie wir, die verlaſſene Farm aufgeſucht hatten, angekommen waren und Mittheilungen eines deutſchen Anſiedlers in Texas. 367 ihren Vorrath an Lebensmitteln mit ihnen getheilt hatten. Trotzdem hatten Alle noch Appetit genug, von Neuem anzufangen, und im Augen— blick loderte eine luſtige Flamme, bei der wir unſern Kaffee kochten und die eine Gruppe beleuchtete, die mit ſichtlichem Behagen ſich's wohl ſein ließ. Die gaſtlichen Mexicaner, die im Begriff waren, Schlacht— vieh nach Californien zu treiben, nahmen Theil an unſerer Mahlzeit, und der Wein, der wohl ſelten genug ihre Lippen genetzt haben mochte, föfte ihnen die Zunge, fo daß fie in der ihnen eigenen ausdrucksvol— len Weiſe geſtikulirten und noch lange ſich unterhielten, als ich mich ermüdet zur Ruhe gelegt hatte, da ich von ihrer Unterhaltung doch nichts verſtand. Am anderen Morgen nach dem Frühſtück, zu welchem unſere Kühe die Milch lieferten, brachen wir wieder auf und erreichten ohne wei— tere Beſchwerde Nachmittags mein Haus. Ich hatte verſprochen, noch an demſelben Tage die Kaufſumme für die Kühe in San Antonio zu entrichten, und ſo gern ich der Ruhe gepflegt hätte, ſattelte ich mir ein friſches Pferd und begleitete meinen Dolmetſcher nach der Stadt. Zum Schluß möge hier noch folgende Stelle aus einem anderen Briefe Platz finden: Am 13. Februar 1854 paſſirten zwei wichtige Geſetze die Legis— latur. Das erſte beſtimmt nämlich, daß Jeder, der zur Zeit der Er— laſſung des Geſetzes Einwohner des Staates Texas iſt und eidlich erhärtet, daß er noch keinen Grundbeſitz hat, 160 Acres Land unent— geltlich vom Staate erhält, unter der Bedingung, daß er ſich darauf niederläßt und es binnen acht Monaten vermeſſen läßt. Auch wird der Beſitztitel erſt dann ausgeſtellt, nachdem der Anſiedler drei Jahre hinter einander das Land bewohnt hat. — Dieſes Geſetz wird das Vorſchreiten der Cultur weſentlich beſchleunigen, und da der Staat noch über hundert Millionen Acres beſitzt, ſo iſt es nicht unwahr— ſcheinlich, daß es einſt auch auf ſpätere Einwanderer ausgedehnt wer— den wird. Das andere, in ſeinen Folgen noch wichtigere Geſetz iſt — aller Gegenbemühungen der auch hier ſehr thätigen Geiſtlichen ungeachtet — durchgegangen. Es beſtimmt, daß von den im Staatsſchatze dispo— 368 Neuere Literatur: niblen 4 Millionen Dollars 23 Millionen zu einem Schulfond verwen— det werden, ſo daß jede County von Teras eine Freiſchule erhält. Religionsunterricht wird jedoch darin von Staatswegen nicht ertheilt, ſondern es bleibt den Eltern der Schüler überlaſſen, nach eigenem Wunſch und Bedürfniß für einen Privatlehrer zu ſorgen. Endlich wurde noch beſchloſſen, dem Congreſſe der Vereinigten Staaten zur Unterſtützung der Pacific-rail- road für jede engliſche Meile, welche dieſelbe im Staate Texas durchläuft, 16 Sectionen Staatsland zu überlaſſen (eine Section iſt = 640 Aeres). Fr. Schenck. Neuere Literatur. Landeskunde des Herzogthums Meiningen, von G. Brückner, Profeſſor. 2 Theile. Meiningen 1851, 1853. Verlag von Brückner und Renner. Preis 34 Thlr. Der erſte Theil enthält die allgemeinen Verhältniſſe des Landes, der zweite deſſen Topographie. Dem Zwecke unſerer Zeitſchrift dürfte es entſpre— chen, vorzugsweiſe über den Inhalt des erſten Theiles zu berichten, und gleich von vornherein ſei die Bemerkung gemacht, wie das mit ſo hoher Befriedi— gung geſchieht, daß einzelne Gegenbemerkungen nur eben eine durch das In— tereſſe für die Sache angeregte individuelle Anſicht, aber nie einen Tadel aus— ſprechen ſollen, welchen eine ſo vortreffliche gediegene Arbeit gewiß nirgends verdient. Der Verfaſſer beginnt fein Werk in einem 1. Abſchnitte mit der Ge— ſchichte des Landes. Die glückliche Löſung dieſer Aufgabe mag große Schwierigkeiten haben, denn um zu einem räumlich kleinen Endreſultate zu kommen, iſt es nothwendig, ein großes Stück aus der Geſchichte Deutſch— land's herauszuſchneiden und in die Specialgeſchichte untergegangener Ge— ſchlechter, verworrener Zuſtände und Gebiets veränderungen recht gründlich ein- zugehen, ſoll irgendwie bei Vollendung des hiſtoriſchen Gewebes deſſen Grund— faden noch kenntlich ſein. Die Abſicht dieſer Gründlichkeit hat dem Verf. ge— wiß nicht gefehlt; inwieweit ſie auf den betreffenden 108 Seiten des vorliegenden Buches erreicht iſt, möge aber anderweitiger Beurtheilung anheimfallen, ohne durch deren Unterlaſſung das Intereſſe an der Geſchichte eines Landes ver— leugnen zu wollen, in der ſich die ganze Geſchichte der Deutſchen zu einem großen Theile abſpiegeln muß und welche wahrhaft zu kennen einem Jeden G. Brückner: Landeskunde des Herzogthums Meiningen. 369 nothwendig iſt, der ſich zur Beurtheilung des eigenthümlichen deutſchen Volks— thums der Gegenwart befähigt erachtet. Der Verf. läßt die Bevölkerung des meininger Landes vornehmlich mit den Stämmen der Hermunduren (Thüringer), Katten, Franken und Slaven zuſammenſchmelzen, läßt die erſten Keime der Kultur territo— rialer Ordnung und Befeſtigung der Zuſtände durch Bonifacius und die Gaugrafen Karl's des Großen in den Boden pflanzen und legt deſſen ſchon frühe vielfach bewegte Geſchichte namentlich in die Hände der Konra— diner und Popponen, abſonderlich aber in die der letzten. Neben an— deren popponifchen Linien ſehen wir vorzugsweiſe das Stammgeſchlecht der Grafen von Henneberg hervorleuchten; nach ihrem Ausſcheiden iſt die Geſchichte des Landes zumeiſt an die des Wettiner Hauſes gefeſſelt, und erſt nach der Spaltung in die albertiniſche und erneſtiniſche Linie wird unter den verſchiedenen Häuſern der letzten eine etwas ſelbſtſtändigere Landesgeſchichte angebahnt, näher begründet jedoch nicht früher, als im Jahre 1681, wo Bernhard, als einer der 7 Söhne Ernſt's des Frommen, fein 12 Quadrat- meilen großes, aus henneberg'ſchen und thüring'ſchen Gebieten zuſammenge— ſetztes Erbtheil übernahm, nachdem er bereits 1680 feine Reſidenz in Mei- ningen aufgeſchlagen. In engerem Rahmen ſehen wir nun des Landes Ge— ſchichte der Gegenwart zuſchreiten unter Führung erleuchteter und fürforglicher Fürſten, und bemerken nach dem Ausſterben der gothaiſchen Linie (im Jahre 1825) laut Erbvertrag vom 12. November 1826 das Areal von 20 Qua- dratmeilen auf 43 Quadratmeilen anwachſen durch Anfall des Herzogthums Hildburghauſen mit 90 Ortſchaften, des Fürſtenthums Saalfeld mit 94, der Aemter Themar mit 24, Kranichfeld mit 21, Camburg mit 48 Ortſchaften, des dritten Theils des Amtes Römhild, 7 neuſtädter Orte und einiger Par— zellen bei Jena und Ronneburg. Eine Reihe von 17 Stammtafeln der ſächſi— ſchen Häuſer beſchließt die Geſchichte des Landes, deren nähere Würdigung, wie bereits oben angedeutet, anderen Ortes nicht ausbleiben wird, während wir uns auf eine nähere Beſprechung des geographiſchen Theils beſchränken. Abſchnitt 2. Das Land. Obwohl bei dem Buntdurcheinander der erneſtiniſchen Lande der Blick auf eine gut illuminirte Karte beſſer über Lage und Grenzen belehrt, als es dem beſchreibenden Worte möglich iſt, fo bringt der Verfaſſer doch eine Menge Daten herbei, um die horizontalen Raum— verhältniſſe aufzuklären. Wir lernen da die halbzirkelförmig ausgeſtreckte, dem Werra-, Main- und Saalgebiete angehörige Kernfläche des Landes zu 394 Quadratmeilen von den 34 Quadratmeilen der 13 zerſtreuten Gebiets- 4. theile unterſcheiden; erkennen bei einer Grenzlinie von 160 Stunden (2), an der ſich 9 Staaten betheiligen, vielleicht das größte Mißverhältniß zwiſchen Grenze und Areal unter allen deutſchen Staaten und finden eine Menge geo— graphiſche Poſitionen aufgezeichnet, welche keinen Zweifel über die centrale Lage im deutſchen Lande aufkommen laſſen. An mathematiſcher Schärfe dürfte Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 24 370 Neuere Literatur: es bei all' den Angaben hier und da mangeln; wir rechnen dahin beſonders die unterlaſſene Feſtſetzung des ſehr verſchieden zu deutenden Stundenmaa— ßes, die unterbliebene nähere Bezeichnung der Ortspoſitionen durch ganz ſpecielle Angabe der betreffenden Objeete und die nicht gegebene Löſung des Widerſpruchs mit dem meininger Staatshandbuche hinſichtlich der Größe. Es handelt ſich hierbei zwar nur um eine Differenz von 23 Quadratmeilen, indem das Staats-Handbuch (von 1843 und 46) 454 Quadratmeilen an⸗ giebt, das iſt aber der 16. Theil des ganzen Gebietes. Wenn der Verf. die Differenz vorzugsweiſe in der Ueberſchätzung des Amtes Sonneberg zu 8 an— ſtatt zu 6 Quadratmeilen ſucht und dabei auf Debertshäuſer's Tabellen und die Fromman'ſche Karte fußt, fo iſt das immer noch keine genügende Begrün— dung feiner Annahme, und es muß Wunder nehmen, daß ihm keine Mit- tel zu Gebote ſtanden, den beregten Zweifel zu löſen. Wenn wir in der Spe— cialgeographie über ein deutſches Land im Jahre 1854 noch zwei Rubriken neben einander erblicken, die eine mit der Ueberſchrift „Wahrſcheinliche Größe“, die andere „Staatshandbuch“, was ſoll man alsdann in einer allgemeinen Geographie für Vertrauen zur Größenangabe China's oder Braſiliens haben? Hoffentlich wird das Vorſchreiten der Spezialaufnahme der preußiſchen Pro- vinz Sachſen und der thüring'ſchen Staaten Seitens des preußiſchen General— ſtabes bald Gelegenheit darbieten, Licht in dieſes Zahlendunkel zu bringen. Entſchädigung für zu vermiſſende mathematiſche Schärfe findet der Leſer in einer kurzen Ueberſicht der Territorialgeſchichte, welche die Chronologie der Erwerbungen der einzelnen Diſtriete enthält, und in der Bezeichnung der landſchaftlichen Namen, deren hiſtoriſcher Hintergrund noch heute im Munde des Volkes lebendig erhalten wird. Da der „Rennſtieg“ auf dem Kamme des Thüringer Waldes die alte Grenze zwiſchen Thüringen und Fran— ken bezeichnet, fo gehören 2 (30 Quadratmeilen) des meininger Landes zu Franken und z zu Thüringen. Auf S. 123 und 124 beginnt Verf. die Schilderung der äußeren Bodenform mit dem idylliſchen Gemälde einer mitteldeutſchen Bergland— ſchaft, als deren kräftiger Stamm der Thüringer Wald daſteht. Das Lan— desterrain wird naturgemäß auf den Thüringer Wald, die thüring'ſche und fränkiſche Platte und die Nordoſtwand der Vorder-Rhön ver— theilt und 1 dem Berg-, 12 dem Hügel- und „; dem ſanft undulirenden Plattenlande zugerechnet. Es kann die Terrainbeſchreibung zwar nicht um— hin, eine gedrängte und gut gezeichnete Ueberſicht des ganzen Thüringer Wal- des zu geben, obgleich Meiningen vom eigentlichen Waldgebirge kaum den vierten Theil beſitzt; fie deutet auch die äußere Anordnung der ganzen Rhön, wie der thüring'ſchen und fränkiſchen Platte über die politiſchen Grenzen hin— aus an; im Ganzen hätte aber vielleicht noch etwas mehr geſchehen können, um die natürliche Einreihung des meining'ſchen Grund und Bodens in die mitteldeutſche Landſchaft anſchaulicher zu machen; es wäre hier in ähnlichem G. Brückner: Landeskunde des Herzogthums Meiningen. 371 Verhältniffen etwas weiter um ſich zu blicken geweſen, wie es im Verfolg der Hiſtorie zum beſſeren Verſtändniß für nothwendig erachtet worden. Die namentlich geognoſtiſch begründete Abſcheidung des Thüringer Waldes von feinem Vorlande hätte wohl etwas genauer ausgeführt, auch die Grenze ge— gen den Frankenwald um ſo eher näher beſprochen werden können, als der Grenzſtein gegen denſelben, „der Wetzſtein,“ auf meining'ſchem Boden gelegen iſt. Intereſſant ſind die hiſtoriſchen Bemerkungen, welche der Verf. bei Beſpre— chung des ſaalfeldiſchen Gebietes ſowohl über den „Steig“, wie über die „Bildergallerie“ der „Heide“ einſchaltet; er hat Recht, wenn er auf dergleichen Werth legt und dem Topographen andeutet, daß ſeine Be— mühungen nach landſchaftlicher Gliederung weſentlich durch den Hiſtoriker un— terſtützt werden können. Um der Specialität zu genügen, giebt der Verf. ſehr detaillirte Namens verzeichniſſe der Höhen punkte, je nach ihrer geo— graphiſchen Gruppirung — eine Arbeit, die eben ſo mühevoll, wie für den Leſer unerquicklich iſt, denn dergleichen liest man am zweckmäßigſten von einer Karte ab. Nichts deſtoweniger ſoll der Nutzen ſolcher Verzeichniſſe nicht ge— leugnet werden, ſie mögen zur Controle, reſp. Berichtigung der Karten noth— wendig ſein, und der Studirende wird ſie dankbar buchen, wenn auch der Unterhaltungsſüchtige ſie gleichgültig überſchlägt. Ein 10 Seiten umfaſſendes Höhenverzeichniß ſucht das Bodenrelief näher zu beſtimmen und bietet durch Aufnahme des neuerlich vorgenommenen Nivellements erfreulichen Zu— wachs zu der v. Hoff'ſchen Höhenſammlung. Eine gründliche Durcharbeitung der Hypſometrie des Landes ſcheint der Verf. nicht beabſichtigt zu haben, denn er überläßt dem Benutzer ſowohl das Zuſammenſtellen der Nivellements— zahlen mit der Bodenhöhe der meininger Stadtkirche, um abſolute Höhenan— gaben zu erhalten, als auch das Zuſammenſuchen derjenigen Punkte, welche innerhalb der Grenzen von 360 und 2717 F., d. i. zwiſchen Neu-Sulze und dem Kieferle, charakterifirende Profile darſtellen. Die Schilderung der äußeren Bodenform wird auf 14 Seiten durch eine gleiche des inneren Baues ergänzt. Das Feld einer geognoſtiſchen Be— ſchreibung des Meininger Landes iſt jedenfalls höchſt dankbar, und die Cha— rakteriſirung der betreffenden Gebirgsformationen vom Keuper abwärts, d. h. nach der Tiefe, iſt denn auch eine recht überſichtliche und dem gegenwärtigen Standpunkte der Wiſſenſchaft entſprechende zu nennen. Dennoch muß Refe— rent geſtehen, daß er auch hier, wie in vielen anderen Werken, nicht einver— ſtanden iſt mit der ſcharfen Trennung der äußeren und inneren Bodenſchilde— derung. Wann wird denn endlich einmal die Zeit kommen, wo der Geograph eben ſo gut geognoſtiſch ſchildert, wie heut zu Tage ſchon der Geognoſt geo— graphiſch, um mit einem Schlage die geſetzmäßige Anordnung im Bau der Landkruſte klar zu machen? — Mag die reine Petrographie immerhin ihren geſonderten und näher erläuternden Platz beibehalten; die Verſchmelzung der Orographie und Geognoſie iſt und bleibt der einzige naturgemäße Weg 372 Neuere Literatur: zum Verſtändniß der Bodenkunde, wo nur irgend die Mittel zu Gebote ſte⸗ hen — und ſo weit ſind wir doch nachgerade im deutſchen Vaterlande aus— gerüſtet. Kommt es uns doch, um ein bezügliches Beiſpiel anzuführen, förm— lich unnatürlich vor, wenn bei der überſichtlichen Schilderung des Unterſchie— des der Plateau- und Kettenform des Thüringer Waldes im Südoſten und Nordweſten gedacht wird, ohne gleichzeitig an die Urſache der geognoſtiſchen Verſchiedenheit erinnert zu ſein, und leſen wir auf S. 134 die ſonſt ganz wackere Beſchreibung der fränkiſchen Platte, ſo erſcheint es wahrhaft grau— ſam, durch Weglaſſung der zwei Worte „Muſchelkalk und Baſalt“ die Phy— ſtognomie der Landſchaft ihrer natürlichen Stützen beraubt zu ſehen. Verf. ſagt zwar S. 147: „Wie dem Körper der inwohnende Geiſt Ausdruck und Charakter giebt, ſo erhält das Land ſeine Form durch ſeinen Inhalt und in— neren Bau“, und giebt eine ganz kurze Ueberſicht der räumlichen Vertheilung der Formationen, welche dem Denkenden ſchon einigen Anhalt bietet; dennoch führt er im Allgemeinen jene ſchädliche Trennung, nach dem Beiſpiele Vie— ler, durch. Möglich, daß Gründe vorliegen, die dem Referenten unbekannt ſind; denn daß Verf. von dem Werthe geognoſtiſcher Grundlage durchdrun— gen, beweiſet er unter Anderem Durch die vortreffliche Ueberſicht der Gewäſſer. Hier ſehen wir den Grund des verſchiedenen Waſſerreichthums auf die verſchiedenen Bodenforma— tionen zurückgeführt; wir werden durch Anführung ehemaliger Waſſerbecken und gewaltſamer Durchbrüche in vorhiſtoriſche Zeit verſetzt und erhalten ein fo charakteriſtiſches Bild des Fließenden, in wenig Worten eine fo treue Zeich— nung der Thäler mit ihren munteren Rieſeln, rauſchenden Bächen und ſchwel— lenden Flüſſen, daß das Waſſer als ächt belebendes Element der Landſchaft zur Anſchauung kommt. So bezeichnend, wie die kurze Ueberſicht, eben ſo gründlich iſt die Aufzählung und Beſchreibung der einzelnen Gewaͤſſer, welche dem Wefer-, Rhein- und Elbgebiet auf 20, 11 oder 12 Quadratmei⸗ len zugehören, zwar nirgends ſchiffbar, aber doch vielfach flöß- und techniſch nutzbar ſind. Als Hauptrepräſentanten treten auf: für die Weſer die Werra, gleichſam die Pulsader des ganzen Landes während ihres 22 Stunden (?) langen Laufes, für die Elbe die Saale, welche den weſtlichen Theil auf 4 Stunden Weges durchfließt, endlich für den Rhein reſp. Main die Steinach, welche zwiſchen beiden erſten Flüſſen das Land in ganzer Breite durchſchneidet Der Inhalt der der Hydrographie gewidmeten 24 Seiten iſt ſehr beachtens— werth zur Berichtigung mannigfacher noch vorkommender Fehler auf unſeren Karten, namentlich wird die richtige Namengebung hier einen ſicheren Füh— rer finden. Verf. geht zu einer kurzen Darſtellung der Klimaverhältniſſe über. Seine rein wiſſenſchaftlichen Stützen ſind zwar nicht zahlreich, indem ſie ſich zumeiſt nur auf meteorologiſche Beobachtungen in Koburg, Hildburghauſen und Meiningen beſchränken; aber praktiſcher Beobachtungsblick erſetzt die Lücke 1 dei — G. Brückner: Landeskunde des Herzogthums Meiningen. 373 zu voller Genüge und führt ein recht treues Bild der Witterungsverhaͤltniſſe deutſcher Mittelgebirgslandſchaften vor, den gewichtigen Einfluß auf die Le— bensverhältniſſe des Menſchen überall feſt im Auge haltend. Das Hauptre— giment über das Wetter übt natürlich der Thüringer Wald aus, doch für den Oſten ſpricht das hohe Voigtland, für die Werragegend die Rhön ein beachtenswerthes Wort mit, ſo daß z. B. der letzten rauhe Luftſtrömungen die Temperatur des Südhanges des Thüringer Waldes niedriger ſtellen, wie an deſſen Nordhang. Im Allgemeinen dominiren die Südwinde über die Nordwinde, erſte beſonders im Winter, letzte im Hochſommer und Herbſt herrſchend. Der Sommer zeigt noch einmal ſo viel Regentage, wie der Win— ter, und die mittlere Landestemperatur beträgt 5% 1 R. Da zu ihrer Ermittelung das Queckſilberthermometer nicht hinreichend disponibel geweſen zu fein ſcheint, fo hat Verf. ganz praktiſch den Wein-, Weizen- und Obſt— bau als vegetabiliſchen Wärmemeſſer benutzt; wie wenig aber in einem Land— ſtriche von ſolcher Lage und Bodenform, wie ſie Meiningen beherrſcht, die An— gabe der mittleren Temperatur im Stande iſt, ein natürliches Bild der örtli— chen wie zeitlichen Klimaverſchiedenheiten zu liefern, liegt klar am Tage, und wem an einem ſolchen gelegen, der wird die Bemerkungen über die Tempe— raturſchwankungen der Thäler von 12 und 15° an einem und demſelben Tage, über die ſtrenge Herrſchaft von Schnee und Eis im Gebirge und Aehn— liches mehr mit vielem Intereſſe beherzigen. Je mehr das Werk ſeiner Aufgabe zuſchreitet, die belebte Natur zu ſchil— dern, um deſto reichhaltiger und vollſtändiger wird der Inhalt; wir finden daher auch einem folgenden Capitel über „Production und Ausſtattung des Landes“! faſt 100 Seiten gewidmet. Zunächſt greift der Verf. wieder in den tiefen Schooß der Erde, läßt dem Boden, je nach ſeiner geognoſtiſchen Bedeutung, hier mehr, dort weni— ger friſche Quellen entſprudeln und verweilt mit ſchätzenswerther Ausführ— lichkeit bei den Heilquellen des Landes. Weniger im Auslande bekannt find die Quellen von Steinheide auf dem ſudöſtlichen Waldplateau und vom Grundhof im Norden von Salzungen, dagegen genießen alten, weit verbreiteten Ruf: Liebenſtein's ſaliniſche Stahlquelle, Friedrichshall's Bitterwaſſer und die Soolen von Salzungen und Sulza. Specielle Ana— lyſen und anderweitige Nachrichten werden dem Naturforſcher, und insbeſon— dere dem Arzt, intereſſant ſein, und der Geognoſt wird die Beſtätigung des Salz— reichthums der Trias und des Zechſteins in den ſehr reichhaltigen Nachrichten über die Salzunger- und Sulza'er Salinen finden, von denen allein Salzungen im Jahre 1849 über 96000 Ctr. producirte. Daß der Boden reich an nutzbaren Erden und Steinen iſt, weiſet das Capitel in Einklang mit der geognoſtiſchen Beſchreibung eben fo gründlich nach, wie es der Fundorte der metalliſchen Producte gedenkt. Unter ihnen erſcheint neben der Steinkohle von Neu— haus namentlich der große Eiſenreichthum als eine Hauptquelle jener In— 374 Neuere Literatur: duſtrie, welche auf den Höhen und in den Tiefen des Thüringer Waldes von Alters her heimiſch geweſen und bei verſtändiger Führung auch noch einer großen Zukunft gewiß ſein kann. a Bis hierher hat der Verf. Luft, Waſſer und Erde zur Genüge beige— bracht, nun kann er es getroſt 38 Seiten hindurch grünen und blühen laſſen. Wir können nicht erwarten, daß ſich innerhalb politiſcher Grenzen eine meining'ſche Flora abſonderlich als ſolche auszeichnet; das ſehr reich ausgeftattete Capitel über die Pflanzenwelt behandelt daher mehr oder minder das ſüdliche Grenzgebiet der ganzen thüringſchen Landſchaft. Die Ein— theilung in fünf an den Boden haftende Formationen iſt die naturgemä— ßeſte, und, wer je einmal offenen Auges aus der im Keuper ruhenden Korn— kammer des Landes bei Heldburg nach Norden gewandert iſt, der wird auf den Baſaltkuppen der Gleichberge eine plötzlich veränderte, mehr dem Wald— gebirge genäherte Flora angetroffen und in den mageren Feldern der nördli— chen Tafelflaͤchen den Muſchelkalk eben fo wenig verkannt haben, wie ſich ihm jenſeit der Werra im Wechſel zwiſchen pflanzlicher Fülle und Armuth der verſchiedene Thongehalt des bunten Sandſteins verrieth, bis ihn end— lich die kräftige Vegetation des Thüringer Waldes als eine fünfte Zone umfing, ſei es, daß ſein Auge in dem ſüdöſtlichen Grauwackenplateau ergötzt wurde durch das Emporſchießen weitleuchtenden Fingerhuts und zier— licher Farren zwiſchen hochſtämmigen Fichten und Tannen, oder daß er im Norden von Altenſtein das Granitgewölbe mit einem dichten Teppich von Heide, Preißel- und Heidelbeeren überkleidet fand, um im Schatten majeſtä— tiſcher Buchendome zum Gerberſtein zu wandeln. Doch die Poeſie des Wald— gebirges hat ſeine Grenzen, und wie traurige Proſa dort überwiegt, darüber belehrt der Verf. durch die Betrachtung der Pflanzenwelt in verſchie— denen Regionen, wonach natürlich die reichen Magazine für Getreide, Gemüſe, Hülſenfrüchte, Oelgewächſe, Gewerbehandelspflanzen und Obſtbäume dem niederen Vorlande, und namentlich in großer Fülle den thüring'ſchen und fränkiſchen Platten zufallen, während nur die Kartoffel (ſeit 1720 eingeführt) und der Flachs vom Menſchen mit auf die Bergrücken hinaufgezogen ſind. Auch die Veränderung der Geſammtphyſiognomik der Flora im Verlaufe der Zeit iſt eben ſo belehrend unter Belag intereſſanter ur— kundlicher Notizen. Nach ihnen ſcheint die Reduction der Weincultur für den Feinſchmecker eben nicht ſehr bedauerlich, und es muß fraglich bleiben, ob es ein Vorzug oder eine Strafe war, im Jahre 1553 Superintendent zu Heldburg geweſen zu ſein, wenn man vernimmt, daß ſelbiger als Beſoldung jährlich 32 Eimer, alſo pro Tag 8 Flaſchen desjenigen Weines erhielt, der in der Umgegend gebaut wurde. Der Geograph, welcher im Bereiche der Botanik nur eben das Nothdürftigſte naſcht, um ſich fortzuhelfen, Maſ— ſiusſche Naturbilder auszumalen oder für die Statiſtik eine Grundlage bilden zu können, wird durch die allgemeine geographiſche Gruppirung der Flora G. Brückner: Landeskunde des Herzogthums Meiningen. 375 des Landes auf das Vollftändigfte befriedigt fein und mit ſtiller Hochachtung ein faſt 26 Seiten füllendes Verzeichniß der vorzüglichſten Pflan— zen dem Botaniker von Fach zu näherer Würdigung überlaſſen. In ähnlicher Lage befindet ſich der Geograph beim Verfolg des nach— ſten Capitels über das Thierreich; aber er muß ſich gleich von vorne herein in ſehr umfaſſende Verzeichniſſe aller Klaſſen, vom Steinmarder bis zum Drehwurm im Gehirn der Schafe, ſtürzen ohne ſonderlich charakteriſi— rende Führung. Es mag ſeine Schwierigkeiten haben in einer mitteldeutſchen Culturlandſchaft von mäßiger Ausdehnung, wo von der Erlegung der letzten vom Boͤhmerwalde herübergelaufenen Wölfe nur noch alte Jäger erzählen konnen, der Bär ſchon ſeit 150 Jahren nicht mehr exiſtirt und ſelbſt die neueſte Zeit bemüht geweſen iſt, das Wild auszurotten, eine ſolche Fauna zu lie— fern, daß beſtimmt bezeichnende Gruppirungen und eigenthümliche Charakter— züge für die doch enge mit einander verbundenen Landſchaften hervortreten; indeſſen etwas mehr, als die gewiß ſehr ſchätzenswerthe und bedeutungsvolle Nomenclatur erwartet man doch, wenn man den Gegenſatz von Wald und Feld, von Gebirge und Flachland erwägt und — — — wenn man eben ſo glücklich war „v. Tſchudi's Thierleben in der Alpenwelt“ geleſen zu haben. Zum Schluſſe ſteigt der Verf. noch einmal hinab in das Grab einer be— reits foſſilen Flora und Fauna und liefert in aller Gedrängtheit eine in— tereſſante Ueberſicht urweltlicher Organismen, an denen das Land natürlich ſehr reich iſt, ja in den Thierfährten des Heßberger Sandſteins eine paläon— tologiſche Seltenheit beſitzt. Wir ſind auf 166 Seiten mit lebhafteſtem Intereſſe und vollſter Befrie— digung dem Verf. in dem Beſtreben gefolgt, die Bühne zu errichten und aus— zuſchmücken, auf welcher der Menſch agiren ſoll; greifen daher nun mit nicht geringerer Erwartung zu der dritten Abtheilung des erſten Bandes „Volk und des Volkes Wirthſchaft“, und fühlen vollkommen den ho— hen Werth, welchen eine gründliche und gediegene Vorbereitung für das Ver— ſtändniß derſelben hat. Den erſten Beſprechungspunkt geben natürlich die ſtatiſtiſchen Ver— hältniſſe ab, und das in einer Behandlungsweiſe, wie ſie dem Beiſpiele des verſtorbenen preußiſchen Statiſtiker Hoffmann und dem gegenwärtigen Stand— punkte der Statiſtik ganz und gar entſpricht und dem Denker einen überaus reichen Stoff darbietet. In ſo ausführlicher Weiſe ein kleineres Staatenge— biet beſprochen zu ſehen, iſt ſchon um deswillen von großem Werthe, weil innerhalb des beſchränkteren Geſichtsfeldes die ſächlichen Urſachen der in ſchar— fen Zahlenausdrücken gegebenen Reſultate weniger dem Blicke entgehen, weil man — mit einem Worte zu ſagen — das „Warum“ ſchneller durchſchaut, wie in größerem Raume. Viele der Beſprechungsgegenſtände erhalten ihr inneres Verſtändniß erſt nach der vollſtändigen Behandlung von Volk und Staat, und verdienen am Schluſſe des ganzen Werkes einer recapitulirenden 376 Neuere Literatur: Würdigung. Die zur eigentlichen Belehrung nothwendigen Rückblicke in die Vergangenheit und Seitenblicke auf andere Länder wirft der Verf. in reich— lichem Maaße, und, wie es ihm hier überall um heilbringende Lichtverbreitung für das Wohl der menſchlichen Geſellſchaft in gründlichſter Weiſe zu thun geweſen, ſo ſtrebt er auch nach Gewinnung des neueſten Standpunktes, in— dem er durch einen Nachtrag am Schluſſe des zweiten Bandes die auf das Jahr 1852 bezüglichen Zahlungen zur Berichtigung der im erſten Bande auf das Jahr 1849 berechneten Angaben beibringt. Da im Jahre 1852 die ab- ſolute Einwohnerzahl des Landes 166364 und nicht nach geſchehener Vorausberechnung 167635 beträgt, ſo folgt daraus, daß die jährliche Volks— vermehrung in den drei Jahren von 1849 — 1852 gegen früher etwas ab— genommen hat und nicht ganz 0,90 Procent erreichte. Je nach der Größen— annahme zu 43 oder 454 Quadratmeilen beträgt die Volksdichtigkeit pro Quadratmeile entweder 3614 oder 3868; immerhin eine Zahl, welche gerade in die Mitte der deutſchen Bundesſtaaten rangirt, und welche weit vorherr— ſchender durch die viel ſtärkere Zunahme im Reſidenzbezirke und den indu— ſtriellen Gebieten (Sonneberg, Gräfenthal, Saalfeld) des Gebirgslandes er— zielt wird, wie durch das langſamere Wachſen in den Ackerbau treibenden Gegenden. Nach der Religion kamen im Jahre 1843 auf 1000 Einwoh- ner 984,3 Proteſtanten, 5,6 Katholiken, 0,4 Mennoniten und 9,7 Israeliten, und, wenngleich die außerproteſtantiſchen Elemente nur ſchwach vertreten ſind, jo müſſen wir doch mit Bedauern aus einer ſpäteren Bemerkung des Verf. ent— nehmen, daß die Regierung ſeit 1843 keine weitere bezügliche Nachforſchungen angeſtellt hat. Im Verlauf der ferneren Betrachtungen über Geſchlechts— und Alters-, Familien- und Gemeindeverhältniſſe, Ehe-, Geburts- Sterbe-, Ein- und Auswanderungsverhältniſſe u. ſ. w. treten uns mannigfach die Gegenſätze von Gebirgs- und Flachland, Induſtrie- und Acker⸗ baubezirk, von Stadt und Land entgegen; die nähere Bekanntſchaft mit den höchſt intereffanten Daten muß jedoch der Einſicht in das Werk ſelbſt über- laſſen bleiben, wollen wir die Grenze eines Referats nicht ungebührlich über> ſchreiten. Sollte ſich Verf. veranlaßt fühlen in vielleicht dreijährigen Perio⸗ den die Veränderungen der ſtatiſtiſchen Verhältniſſe in einem kleinen Tabel— lenwerke bekannt zu machen, fo würde er ſich im Allgemeinen ein dankens⸗ werthes Verdienſt erwerben und im Speciellen das vorliegende Werk ſtets zeitgemäß erhalten. Wenn in einem erſten Capitel der Verf. die Bevölkerung nach den ver— ſchiedenſten Seiten hin in Reihe und Glied gebracht hat, jo führt er in fol- genden fünf Capiteln dieſelbe nach Abſtammung und Sprache, körper- licher und geiſtiger Beſchaffenheit vor, läßt uns ihre Sitten und Gebräuche belauſchen, einen Blick auf ihre Trachten, in ihre Wohnun— gen und Schüſſeln werfen — kurz liefert uns ein ſo treues Volksgemälde, daß wir wähnen, alte Bekannte vor uns zu ſehen. Es iſt kein leichtes Un— | \ | G. Brückner: Landeskunde des Herzogthums Meiningen. 377 ternehmen ſo mitten aus ſeiner gewohnten Umgebung heraus innerhalb eines kleinen Kreiſes die Eigenthümlichkeiten des bewegten Volkslebens auf ſcharf ſichtende Weiſe zu erkennen und zu ſchildern; der Verf. hat aber gerade in dieſer Richtung Ausgezeichnetes geleiſtet. Ueberall tritt der Franke und Thüringer in beſtimmten Zügen heraus, trotzdem faſt 1000 Jahre an ſei— ner Verſchmelzung arbeiten. Die merkwürdig vielen Volksdialeete bekun— den die Mitte Deutſchland's, wo von allen Richtungen her die verſchiedenſten Zungen zuſammenſtoßen, ſich kreuzen und zu vermiſchen ſuchen, und, wäh— rend fie im Allgemeinen betrachtet ſich auf die drei Striche „thüring'ſch, fränkiſch und Miſchzone“ zurückführen laſſen, am Ende doch eine viel— fache landſchaftliche kleine Sonderung behaupten. Die ſprachliche Dreithei— lung findet ſich auf das Beſtimmteſte wieder ausgeſprochen in den Trach— ten und einigen Geräthſchaften. Ganz entſchieden ſteht der Wäldler dem Flachländer, der Gewerbtreibende dem Ackerbauer gegenüber, und in den klein— ſten Zügen findet man noch mehr oder minder an die Scholle gefeſſelte Ei— genthümlichkeiten heraus. Es thut Noth, daß ſolch tüchtige Volksmaler, wie der Verfaſſer, kräftig den Pinſel führen und die Wahrheit abmalen, damit die Statiſtik daran erinnert werde, daß ſie es nicht mit abſtracten, ſondern be— nannten Zahlen zu thun hat, daß die Reſultate der Zahlenerempel nicht allein genügen die Beduͤrfniſſe und Zuſtände der Menſchen auszudrücken, ſondern daß hinter den Zahlen eine vielſeitige Bedeutung ſteckt, welche mit anderem, wie dem arithmetiſchen Rechenſtab, gemeſſen ſein will. Die Stati— ſtik kann die numeriſche Größe eines Uebels in der menſchlichen Geſellſchaft berechnen, aber die Socialpolitik muß ſich mit geſundem tiefem Blick in das Volksleben dazugeſellen, um die Diagnoſe feſtzuſtellen; iſt dieſe erſt offen gelegt, nun dann iſt wenigſtens der Weg der Heilmethode leicht zu finden. Je mehr die Allgemeincultur darnach ſtrebt, die Unebenheiten des Volkslebens zu planiren, um ſo genauer ſollte man ſeinen Grund und Boden ſtudiren, damit man weiß wo der Schaden ſitzt, wenn einmal die augenfällige Ueber— tünchung hier und da bricht. Wir wollen dieſes Raiſonnement nicht weiter führen, aber noch einmal daran erinnern, daß ſolch treue Aufzeichnungen aus dem Buche des Volkes, wie ſie unſer Verfaſſer liefert, einen ſehr hohen Werth haben und zur Nachahmung auffordern, bevor das Netz der Eiſenſtraßen noch mehr dazu verführt, über die Grenzen des Vaterlandes hinaus zu eilen und drau— ßen Pikantes zu ſuchen, weil es nicht mehr lohnt, ſich drinnen in ſeiner näch— ſten Umgebung rechts und links umzuſchauen. Ueber die Wohnplätze lie— gen neben ſprachlichen Forſchungen über die Namen und neben Schilderun— gen über Anlage, Flurabtheilung und Bauart der Orte ſpecielle Daten über den Stand der Gebäude vor, welche einen intereſſanten Einblick in die Art des Wohnens und die damit verbundene Einrichtungen gewähren. Im Jahre 1852 zählte das Land 1719 öffentliche Gebäude und 24093 Wohnhäuſer, es kamen alſo 6,9 Einwohner auf ein Wohnhaus, in den Induſtriebezirken 378 Neuere Literatur: etwas mehr, in den reinen Landbezirken weniger. Wie anders wohnen doch die Menſchen in den großen Städten! Nehmen wir als ein mittleres Beiſpiel Berlin an. Daſſelbe zählte im Jahre 1852: Civileinwohner 423846, Mi- litair 11189, in Summa 435035; öffentliche Gebäude waren 485, Wohn— häuſer 18727 (wobei die eine Hälfte Vorder- und die andere oft am ge— drängteſten beſetzte Neben- und Hinterhäuſer), 715 Fabrikgebäude, Mühlen und Privatmagazine und 6860 Ställe, Scheunen und Schuppen. Stellen wir nun die Civileinwohner und reinen Wohnhäuſer zuſammen, ſo kommen auf jedes Wohnhaus über 22 Menſchen. Während die Bevölkerung des Mei— ninger Landes auf 17 Städte, 26 Marktflecken, 366 Dörfer, 80 Höfe und 277 Einzelhäuſer vertheilt iſt, drängt ſich in Berlin eine 22 Mal ſtärkere Men— ſchenmaſſe in die Schranken einer einzigen Stadt zuſammen. Von der Ge— ſammtbevölkerung Meiningen's wohnten im Jahre 1849 in den Städten (und zu großem Theile kleinen Landſtädten) nur 26,62, in den Marktorten 11,99, in den Dörfern u. ſ. w. 61,39 Procent. Was ſich Alles für den Denkenden zwiſchen ſolchen zahlenbeſpickten Zeilen leſen läßt, darauf deutet Verf. ſelbſt mehrfach hin, das hat die Statiſtik unſerer Zeit mannigfach nachgewieſen und beſpricht unter anderm neuerlichſt von ſocial-politiſcher Seite Riehl in ſeinem „Land und Leute“ auf höchſt geiſtreiche Weiſe. Je mehr der erſte Band ſeinem Ende zuſchreitet, um deſto mehr drängt ſich auch die reiche Fülle des Stoffes, um deſto knapper wird aber auch das Maaß für ein Referat, welches mehr die Beſtimmung hat, auf den Werth eines Buches hinzuweiſen, wie ſeinen Inhalt unmittelbar auszubeuten. Wir beſchränken uns daher in Folgendem nur auf einige Andeutungen über die 100 Seiten umfaſſende, inhaltſchwere Abhandlung von den Leiſtungen des Volkes nach den verſchiedenſten Richtungen hin. Was zunächſt die Landwirthſchaft, als Hauptträgerin des materiel- len Wohls, betrifft, ſo hat ſie ſich bei der Stellung des Landes, als eines vorherrſchenden Gebirgs- und Berglandes zwiſchen getreidereichen Nachbar— ländern, noch nicht der Mithilfe der Induſtrie entſchlagen können, um das Bedürfniß des Landes zu decken; dennoch iſt ſie in neueſter Zeit mit ſolcher Kraft vorwärts geſchritten, daß man annehmen kann, ſie decke bereits 2 des Körnerertrags aus eigener Quelle und werde bei vorausſichtlicher Beſeitigung noch mehrfach ſtörender Verhältniſſe in naher Zukunft auch die noch fehlen— den 2 auf eigenem Boden gewinnen können. Zu ſicherer Unterſcheidung des Bodenareals nach ſeiner verſchiedenen Nutzung fehlt es an ausreichenden Stützen; es mag aber der Wahrheit nahe kommen, wenn wir folgende Zu— ſammenſtellung machen: Waldterrain 17 Quadratmeilen, Ackerland 19, Wieſe 54, Gartenland 1, Unland 4 Quadratmeilen. Verf. führt die Domainengüter, alle Rittergüter mit Areal und Werth an und ſcheint das nur irgend Habhafte herbeigetragen zu haben, was über die Production des Bodens — alſo auch über die wichtige Löſung der Frage bezüglich des Verhält— niſſes der Production zur Conſumtion — aufklären könnte, geſteht indeß ſelbſt die »» —— G. Brückner: Landeskunde des Herzogthums Meiningen. 379 unzureichenden Mittel zu. Hierin klar zu ſehen, iſt äußerſt ſchwierig; das Feld der Täuſchungen iſt zu groß, und dieſe Phaſe der meining'ſchen Statiſtik wird ſich in ihrer Unſicherheit wohl noch geraume Zeit mit anderen Leidens— gefährten tröften müſſen. An die Ackerwirthſchaft reiht ſich unmittelbar, in einem grasreichen Lande aber auch ſelbſtſtändig daſtehend, die Viehzucht. Sie bildet einen Hauptreichthum des Landes und tritt theilweiſe als Erſatz geringeren Köͤrnergewinnes auf. Der Pferdebeſtand iſt gering, weil in dem überwiegenden Bergterrain deſſen Arbeit zu großem Theile dem Rinde überwiefen bleibt. Im Jahre 1852 kamen 40,6, im Jahre 1849 40,2 Men- ſchen auf ein Pferd, während man im Jahre 1849 in Preußen öſtlich der Weichſel 4,5, in Weſtfalen und dem Rheinlande (zuſammen genommen) 17,4, im ganzen preußiſchen Staate 10,35 Menſchen auf ein Pferd zählte. Das Rindvieh findet ſeine ſchönſten Vertreter in den fränkiſchen Niederungen bei geregelter Stallfütterung, denn im Walde kann die ſchmale Winterkoſt nicht durch die glockentönende Sommerſaiſon auf den Bergweiden erſetzt wer— den; man rechnete im Jahre 1852: 2,28, im Jahre 1849: 2,35 Menſchen auf ein Stück Rind, dagegen in Preußen jenſeit der Weichſel 2,5, im weſtfäliſch— rheiniſchen Theile 3,1 und in ganz Preußen 3,03. Da ungefähr 4 des Lan⸗ des als Waldgebirgsland keine Schafzucht treiben kann, ſo muß ſelbige im übrigen Lande um ſo ſorgſamer gepflegt werden, wenn man im Durchſchnitt noch 1,58 Menſchen auf ein Schaf rechnen kannz in Preußen öftlich der Weichfel und im ganzen preußiſchen Staate iſt dies mit 1, im Weſtfäliſch-Rheiniſchen aber erſt mit 4 Menſchen der Fall. Um ſo eher findet die Ziege ihr Terrain; man zählte im Jahre 1852 eine auf 8,9 Menſchen, und findet fie am häufig- ſten im ärmeren Walde als beſcheidenen Vertreter des Rindviehs. Von den Schweinen, einer Art Maaßſtab für die Wohlhäbigkeit des Menſchen, kommt zwar ein Stück auf 4,3 Menſchen, alſo etwas mehr, wie ein Stück auf eine Familie, aber wie leicht erklärlich nicht auf jede Familie, denn in den volk— reichen und induſtriellen Gebirgsbezirken findet man oft viel weniger, im Son- neberg'ſchen z. B. ein Schwein erſt auf 9,3 Menſchen, dagegen in Preußen jenſeit der Weichſel ein Stück auf 3,7, im Rhein- und Weſtfalenland auf 1 * 3 7,46 und im ganzen preußiſchen Staate auf 6,6 Menſchen. Von Acker und Weide ſteigt der Verf. in den Wald und beſpricht ſehr ausführlich die Forſtwirthſchaft. Er weiſt im Allgemeinen auf die hohe nationalökonomiſche Bedeutung derſelben hin, verzeichnet ſehr detaillirt alle Staats⸗, Gemeinde- und Privatwaldungen mit ihrem Areal, kommt zu dem ſehr günſtigen Reſultate, daß auf einen Einwohner 2,15 preuß. Morgen Wald kommen, betrachtet die verſchiedene Vertheilung des Waldbodens, unterſucht den Ertrag derſelben, ſchlägt das im Walde ſteckende Kapital zu faſt 212 Millionen Gulden an und ſtellt demnach in materieller Hinſicht den Wald als einen Hauptreichthum des Landes dar. Eine nächſte Quelle nationalen Wohlſtandes ſchildert Verf. ferner in dem Abſchnitte über „Gewinnung von Mineralien und Gewerbe in 380 Neuere Literatur: mineraliſchen Stoffen,“ wobei namentlich Eiſen, Steinkohlen und Schie— fer für Induſtrie und Handel eine noch ſchöne Zukunft verbürgen. Blicken wir nur auf einzelne hervorragende Punkte. Der vielfältig angetroffene Thon wandert in allen Formen in die Welt, Ummerſtadt (unweit Koburg) führt allein jährlich 6000 — 10000 Ctr. Töpfergeſchirr aus; die Murmel fabrica— tion liefert aus 23 Mühlen (im Eisfelder und Sonneberger Bezirk) alljähr— lich 23 Millionen Marmorkugeln in die Hände der Kinder aller Weltgegenden; die verſchiedenen Farbenerdegruben gewinnen jährlich an 9500 Ctr. Farben und beſchäftigen in Saalfeld allein zwei chemiſche Farbenfabriken. Nicht allein der feſte Sandſtein wird mannigfach verwerthet, ſondern auch der loſe Sand; ſo unter Anderem als Zuſatz in der Glasmaſſe, wodurch die jetzt auf 7 beſchränkten Glashütten in den Stand geſetzt werden, jährlich 2000 bis 3000 Ctr. Tafel- und 3000 bis 4000 Ctr. Hohlglas meiſt nach Ame rika zu liefern. Durch den reichhaltigen Beſitz von Porzellanerde wur- den im Jahre 1846 in 7 Porzellanfabriken 550 Menſchen beſchäftigt und jährlich 1850 — 2100 Ctr. im Werth von 20000 - 36000 Fl. producirt. Die Hauptſtelle des neuerlichſt erſt wieder ſchwunghaften Steinkohlenbe— triebes iſt zu Neuhaus; in wie weit ſich aber die von gewiſſen Seiten aus zum Voraus hochgeprieſene induſtrielle Thätigkeit daſelbſt wirklich entfaltet, oder ob Neuhaus das Schickſal der übrigen ſehr zertrümmerten und ſchwie— rig zu bebauenden Kohlenreviere des Thüringer Waldes — wenigſtens im Vergleich mit den bereits gemachten pomphaften Anſchlägen — zu theilen hat, muß die Zukunft lehren. Für gewiſſe Zwecke mag der Neuhauſer Koh— lengewinn immerhin ſchon bedeutend genannt werden. Zur Gewinnung eines Maaßſtabes der Unterſtützung der Eiſeninduſtrie durch die reichlich vor— handenen Eiſenerze halten wir uns an die Zuſammenſtellung pro 1846, wo das Erzeugungsquantum der Eiſenhütten auf 47552 Ctr. im Werthe von 431500 Fl. angeführt iſt, und müſſen es auch hier der Zukunft anheimſtel⸗ len, ob ſich die koloſſalen „Meyer'ſchen“ Anſchläge verwirklichen. Die am Thüringer Walde ſo verbreitete Induſtrie der Schloſſer und Meſſerſchmiede findet in Meiningen nur noch in Steinbach großartige, auch in Bad Lieben— ſtein nennenswerthe Vertretung. Die Schiefer des ſüdöſtlichen Plateaus werden in 61 Brüchen ausgebeutet, lieferten im Jahre 1846 bereits für 162000 Fl., und das Tafelrahmen allein beſchäftigte 350 Familien. Vielfache Hiftorifche und näher erklärende Nachrichten, auch über die minder hervorra— genden Branchen, wie z. B. Silber- und Kupferverwerthung u. ſ. w., möge das Werk ſelbſt geben; wir ſtellen die Wichtigkeit der Gewinnung und Ver: arbeitung der Mineralien nur noch dadurch heraus, daß wir anführen, wie die verſchiedenen Bergwerke, Gruben, Hütten u. ſ. w. im Jahre 1846: 3141 Familien ernährten und für 1, 282344 Fl. producirten !). 1) Des ſeit dem Jahre 1840 im Zechſteine bei 498 F. Tiefe erbohrten Stein— ſalzes wurde S. 373 bereits gedacht. a un G. Brückner: Landeskunde des Herzogthums Meiningen. 381 In einem vierten Capitel der Volkswirthſchaft und Volksinduſtrie beſpricht Verf. die „Gewerbe in vegetabiliſchen und animaliſchen Stoffen und hebt namentlich als von einflußreicher Bedeutung hervor: die Bearbei— tung der feinen Holzwaaren, Tuchfabrication, Lederbereitung, Spinnerei und Weberei von Flachs und Wolle, Papiermachefabrication und bibliographiſche Erzeugniſſe. Wenn auf der einen Seite die allgemeinſte Verbreitung ländli— cher Induſtrie und aller nothwendigen Handwerke dem Standpunkte eines fleißigen und einſichtigen Volkes entſpricht, ſo finden wir auf der anderen auch einzelne Bezirke, welche durch geringere Bodengüte lediglich darauf an— gewieſen ſind, mit verfeinerter Intelligenz große Induſtriewerkſtätten aufzu— ſchlagen und bei ſtiefmütterlicher Behandlung der Ceres ſich allein dem Mer— kur in die Arme zu werfen. Vor Allem intereſſant, weil dem Lande beſon— ders eigenthümlich, iſt der Verfolg der Holzinduſtrie, welcher, in allen Geſtalten betrieben, vom rohen Holzfäller und Köhler des Waldes bis zum Feinſchnitzer und Kunſtdrechsler der engeren Fabrikzone von Sonneberg einen großen Theil der Bevölkerung ernährt und von Neuem den Wald als einen wahren Nationalſchatz erkennen läßt. Wenn wir nähere Bekanntſchaft der Einſicht in das Werk überlaſſen, ſo können wir uns doch nicht verſagen, aus den hoͤchſt anziehenden und belehrenden Schilderungen ein Beiſpiel hervor zu heben, welches dazu dienen mag, ein Licht in das innerſte Weſen der fabrik— mäßig betriebenen Induſtrie zu werfen. Der Sonneberger Feinarbeiter-Di— ſtriet umfaßt über 20 Orte und ernährt circa 8000 Menſchen faſt ausſchließ— lich durch Erzeugung von Kinderſpielwaaren. Verf. führt uns zu einem der Drechsler, welcher ſich lediglich mit der Verfertigung von Poſthörnchen beſchäftigt. Mann, Weib und Kinder vereinen ihre Kräfte, um wöchentlich gegen 90 Dutzend ſolcher Poſthörnchen für circa 1 Kronenthaler, im Jahre alſo gegen 4680 Dutzend für circa 52 Kronthaler oder 140 Fl. 24 Kr. zu liefern. Hiervon 14 Fl. für Arbeitsholz abgerechnet, verbleiben 126 Fl. 24 Kr., von denen Wohnung, Kleidung, Nahrung, Feuerung, Steuer u. ſ. w. gedeckt werden ſollen! Das unſchuldige Kind, welches am luſtig ſtrahlenden Weih— nachtsabende mit Frohſinn nach jenem Poſthörnchen greift, hat keine Ahnung von dem trüben Daͤmmerlichte, was dort am Walde in der armſeligen Hütte ſeines Verfertigers zittert, aber daß es die Aeltern wüßten und rechtzeitig dem Kinde erzählten, das wäre gut. Auf der einen Seite ein karger Gewinn, auf der anderen dagegen eine merkwürdig große Verwerthung des Rohmaterials, denn die Holzmaſſe zu jenen Poſthörnchen erſcheint in Verwerthung von 1200 Procent des Einkaufspreiſes u. ſ. w. Die Flachs ſpinnerei und Leineweberei iſt nach alter deutſcher Sitte im ganzen Lande Gegenſtand der ländlichen und beiläufigen Induſtrie und ſteht nur im Amte Sand (weſtlich von Waſun— gen an der Vorder-Rhön) in fabrikmäßigem Betriebe, von Friedelshauſen und Hümpfershauſen ausgehend. Die Papiermaché-Fabrication iſt ſehr bedeutend; Sonneberg ſteht wieder an der Spitze, indem es jährlich an 382 Neuere Literatur: 4400 Ctr. dieſes Materials in den ſchönſten und verſchiedenſten Formen dem Handel übergiebt. Während die Fabrication in Baumwolle gegen frühere Zeiten zurückſteht, ſo hat ſich die Production von Wollenzeugen an eini⸗ gen Punkten gehoben und ihren Hauptſitz zu Pößnek im Orlagrunde aufge— ſchlagen, woſelbſt auch in Leder nicht unbedeutende Geſchaͤfte gemacht wer⸗ den. Doch nicht bloß auf die materiellen Bedürfniſſe des Lebens iſt der Fleiß der Menſchen gerichtet, auch für geiſtige Nahrung wird gearbeitet, und das namentlich durch das weltbekannte bibliographiſche Inſtitut zu Hild— burghauſen, welches an 400 Menſchen beſchäftigt. Verf. beſchließt dieſes Ca- pitel mit einer intereſſanten numeriſchen Ueberſicht der arbeitenden Kräfte des Landes (mit Ausſchluß der Beamten) und beſpricht in einem fünften Capitel den Handel in allgemeiner Ueberſicht. Trotz der continentalen Lage und mannigfacher Störungen neuerer Zeit iſt das Reſultat in ſofern günſtig, als der Werth der Ausfuhr den der Einfuhr weſentlich überfteigt, und man annehmen kann, daß der Verkehr des Herzogthums von 1834 bis 1850 um 40 Procent zugenommen hat, und, wenn das Land erſt durch den Beſitz der Werrabahn in das große deutſche Eiſenbahnnetz unmittelbarer hineingezogen iſt, wie bis jetzt durch die geringe Berührung der Thüring'ſchen Bahn bei Sulza, ſo wird auch der mercantile Wohlſtand einer immer lohnenderen Zukunft entgegengehen. In Einklang mit den umgebenden Ländern wird der Verkehr durch ein außerordentlich reiches Straßennetz begünftigt; bis zum Jahre 1852 beſaß das Land 139 Meilen gebaute Straßen, ſo daß alſo bereits auf 0,324 Quadratmeilen und auf 1196 Menſchen eine Straßenmeile kamen. Am Schluſſe dieſes Abſchnittes finden wir zwar eine Ueberſicht der Münz- und Maaf- ſorten, vermiſſen aber neben den Hohlmaaßen die Längen- und Flächen- maaße, wenn auch im Verlauf des Textes hier und da betreffende Anmerkun— gen Erläuterung geben. Der vierte Abſchnitt behandelt auf 42 Seiten den Staat. Er giebt ge= naue Nachricht von allen Organiſations- und Adminiſtrations-Einrichtungen und thut dar, daß nicht allein in den verſchiedenſten Richtungen ein kräftiger Ordnungsſinn die Staatsmaſchine in friſchem Gange erhält, ſondern auch eine angemeſſene Verfolgung der Zeitintereſſen dem Volkswohle ſegensreiche Fort— entwickelung verbürgt. Die Baſis der conſtitutionellen Verfaſſung des Herzogthums wurde bereits durch die Urkunde vom 23. Auguſt 1829 gege— ben, und durch Verordnung vom 14. September 1848 das Staatsmini— ſterium in 5 Abtheilungen zergliedert; nämlich 1) für die Angelegenheiten des herzoglichen Hauſes und fur die Verhältniſſe zu anderen Staaten und zum deutſchen Bunde; 2) für die innere Verwaltung; 3) die Juſtiz; 4) Kir⸗ chen- und Schulſachen und 5) für die Finanzen. Das Werk geht ſpeciell in die Wirkungskreiſe der Miniſterien ein, entwirft ein klares Bild von deren näherer Gliederung, betrachtet die verſchiedenſten Behörden und Anſtalten nach Zweck und Leiſtungen, flicht aufklärende ſtatiſtiſche Nachrichten (namentlich G. Brückner: Landeskunde des Herzogthums Meiningen. 383 über Schule und Kirche) gehörigen Ortes ein und liefert zum Schluß die genaue Ueberſicht des Finanzetats der Periode vom 1. April 1850 bis 1853, nach welcher neben einer Staatsſchuld von 3,908262 Fl. 55 Kr. die Bilanz mit einem Einnahmeüberſchuß von 8210 Fl. 423 Kr. bei Ausgabe von 1,431908 Fl. 404 Kr. auf das Zufriedenſtellendſte abſchließt. Mit dieſem günſtigen Eindrucke ſchließt der Verf. den erſten Band, und, wenn wir auf ſeinen reichen Inhalt zurückblicken, ſo müſſen wir geſtehen, ſelten ein Buch zur Hand gehabt zu haben, das mit gleicher Sachkenntniß, Gründ— lichkeit und Liebe feine Aufgabe fo vortrefflich gelöft hätte. Wir haben ein Herzſtück Deutſchland's in ſeiner ganzen Eigenthümlichkeit kennen gelernt, und wenn auch hier und da noch ein Wunſch ausgeſprochen iſt, ſo bleibt der Hauptwunſch doch der, in gleicher Weiſe auch eine Bearbeitung aller übrigen deutſchen Staatengebiete zu beſitzen, um ein wahrheitsgetreues Bild des Gan— zen zuſammenſtellen zu können. Wem der erſte Band des Speciellen noch nicht genug enthält — und er ſollte ja auch nur ein Geſammtbild liefern — den wird der zweite Band vollkommen entſchädigen, da er auf mehr denn 800 Seiten die ſpe— cielle Topographie des Landes enthält. Hier werden nach geographi— ſcher Ordnung die 11 Verwaltungsämter ſpeciell recognoseirt, zunächſt noch einmal in natürlicher, ſtatiſtiſcher und hiſtoriſcher Beziehung des Ganzen, als— dann in genauer Beſchreibung aller wichtigen Orte. Verfaſſer hat mit der- ſelben Sorgſamkeit die ſtatiſtiſchen Tabellen und Berichte der Gegenwart ſtu— dirt, wie die halb verwitterten Chroniken und Sagen der Vergangenheit, und, wer einen Begriff von den Mühen hat, mit welchen das Sammeln ſo vieles Intereſſanten verbunden iſt, der wird ſeiner Arbeit die vollſte Anerkennung nicht verſagen. Je weniger die ſpeciell-topographiſche Natur des Inhaltes dieſes zweiten Bandes (der von 1853 datirt) gegenwärtigem Referate eine nä— here Beſprechung geſtattet, um ſo mehr dürfte das Werk ſelbſt in keiner Bibliothek fehlen, der es um Belehrung über das deutſche Vaterland zu thun iſt; es wird in ihr ſtets einen würdigen Platz einnehmen, und je ſchmerzli— cher wir die Lücke eines Bildes des geſammten Deutſchlands in ähnlicher Voll— ſtändigkeit empfinden, um ſo dankbarer müſſen wir Denen verpflichtet ſein, welche mit Verſtändniß, Ausdauer und aufrichtiger Durchdrungenheit die ein— zelnen Werkſtücke herbeitragen, aus denen ſich dereinſt ein harmoniſches Ganze geſtalten kann. N E. von Sydow. 384 Miscellen: Miscellen. Die Temperaturverhältniſſe des öſtlichen Aſiens, bedingt durch die daſelbſt herrſchenden Winde. Es iſt eine bekannte Thatſache, daß in der nördlichen gemäßigten Zone die Oſtküſten der großen Continente entſchieden kälter find, als die Weſtküͤ⸗ ſten, ſo daß z. B. China eine viel niedrigere Jahres-Temperatur beſitzt, als die unter gleicher Breite liegenden Länder Italiens und Spaniens, und daß in gleicher Weiſe die öſtlichen Gegenden Nord-Amerika's ſich eines viel ge— ringeren jährlichen Quantums von Wärme erfreuen können, als die unter gleicher Breite liegenden weſtlichen Landſtriche derſelben Hälfte jenes Conti— nents. Die Urſachen dieſer in die Thier- und Pflanzenwelt, ſowie in die Verhältniſſe der Völker tief eingreifenden Erſcheinung find für Nord-Ame— rika von Dove ſcharfſinnig erläutert worden; unvollkommen bekannt waren ſie dagegen bis jetzt in Bezug auf die öſtliche Halbkugel. Allerdings ſteht ſeit einigen Jahren feſt, daß das weſtliche Europa ſeine über die normale Temperatur weit hinausgehende Wärme dem Golfſtrome verdankt, welcher aus den tropiſchen Gegenden des Atlantiſchen Oceans entſpringend, die Weſt— küſten Europa's beſpült und durch feine lauen Waſſerdämpfe die mittlere Tem⸗ peratur dieſer Länder um mehre Grade erhöht. Worin iſt aber die Urſache zu ſuchen, daß die Mitteltemperatur des öſtlichen Aſiens in China mindeſtens um 1 R., in der Mandſchurei um 2° und in Sibirien um 3° bis 5° hinter der normalen zurückbleibt? Da auch hier eine von S. nach N. ge— hende — alſo warme — Strömung unfern der Küſten China's hinzieht, und deshalb die Vermuthung nahe liegt, daß dieſe Strömung für Oft-Aften eine ähnliche Bedeutung haben möchte, wie der Golfſtrom für Weſt-Europa, fo ſollte man eher das Gegentheil jenes Temperaturverhältniſſes erwarten. Das Vorhandenſein dieſer Strömung, welche die Kampherbäume China's und Ja- pan's den Aleuten zuführt *), und welche oft Trümmer japaniſcher Schiffe, die nur an den Küſten von Japan oder den ſüdlichen Kurilen verunglückt ſein können, an der Südſeite von Kodiak antreiben läßt 2), iſt im Allgemeinen außer Zweifel; aber dieſer Strömung ungeachtet iſt China ſo kalt, daß der reißende Hoang-ho ſich im Winter nach dem Zeugniß der alten Jeſuiten in circa 334° n. Br. mit einer Eisdecke belegt. Zur Erklärung dieſer abnor- 1) Blaſchke in: Monatsbericht d. Berlin. Geſellſch. f. Erdkunde. N. F. II, 1 und 2. S. 102 — 103. 2) H. W. Dove, die Verbreitung der Wärme auf der Oberfläche der Erde. Berlin 1852. S. 16. 1 o Die Temperaturverhältniſſe des öftlichen Aſiens. 385 men Naturerſcheinuug geben nun die meteorologiſchen Beobachtungen, na— mentlich diejenigen über die Richtung des Windes, welche ſeit einigen Jahren bei der ruſſiſchen Miſſion in Peking angeſtellt wurden *), die wichtigſten Thatſachen an die Hand. Hat man dieſe Beobachtungen auch bis zum Jahre 1849 nur mangelhaft geführt, jo find ſie dafür im Jahre 1850 deſto regel- mäßiger und in deſto größerem Umfange fortgeſetzt worden. Peking iſt aber ſo gelegen, daß jeder Nord-, Nordweſt-, Weſt- und Südweſt-Wind ein Landwind, d. h. im Winter ein kalter Wind ſein muß, da er entweder aus Sibirien oder von den Hochländern der Mongolei und Tübets herkommt, während Nordoſt, Oſt und Südoſt Seewinde ſind. Was den Südwind be— trifft, ſo dürfte derſelbe, ungeachtet er von der Südküſte bis Peking eine Strecke von circa 270 g. M. zurückzulegen hat, doch noch den Charakter eines Seewindes haben, wenn man bedenkt, daß in Europa der Weſtwind die feuchte Wärme des Golfſtroms bis nach dem circa 300 g. M. entfernten Moskau trägt. Theilt man nun die Windroſe dergeſtalt in zwei Hälften, daß auf die eine Hälfte Nord, Nordweſt, Weſt und Südweſt, auf die andere hingegen Nordoſt, Oſt, Südoſt und Süd fallen, und unterſucht, welche Hälfte in den einzelnen Monaten des Jahres das Uebergewicht habe, ſo gelangt man zu folgenden Reſultaten: Januar. 1847. Total. N 44 Mal NO. 72 Mal 2 ä 5 N D. a W. Hälfte. O. Hälfte. 105 Mal 101 Mal W. NEE SO. 18 = 139 3 SW. 17: © 6 | 5 nn 105 Mal 101 Mal 222 116 1848. 619 Mal 332 Mal RN. 27 Mal NO. 23 Mal NW. 74 ⸗ 5 1 | W. Fr SO. 9 = | S W. 33 - S. 18 * 139 Mal 54 Mal 1849. N. 29 Mal NO. a NW. 88 - O. = | W. 8 = SO. 75 1 S W. 34 S. 14 | 153 Mal 61 Mal 1850. N. 88 Mal NO. 44 Mal NW. 93 = O. 6 = W. 18. * SO. 11 ⸗ SW. 25 = . S. 55 222 Mal 116 Mal ') A. T. Kupffer, Annales de l’observatoire physique central de Russie. Annde 1849. St. Petersbourg 1852; und Annde 1850. St. Petersbourg 1853. Zeitſchr f. allg. Erdkunde. Bd. III. 25 386 Miscellen: Februar. 1847. N. 18 Mal NO. 2 NW. 81 ⸗ O. W. 0 = SO. 35 = SW. 35 - S. 12 134 Mal 85 Mal 1848. N. 36 Mal NO. 14 Mal NW. 87 - D. 3 W. Aeg SO; SW. 51 ⸗ S. 1 182 Mal 38 Mal 1849. N. 29 Mal NO. 22 Mal NW. 51 - 5 8 W. Ru SO. 29 - SW 58 S. 39 : 140 Mal 93 Mal . 1850. N. 1 NO. 58 Mal NW. 92 - I Ba ae W. K E SO. 42 - SW. 36 - S. 118 295 Mal 227 Mal März. 1847. N. 33 Mal Sn 5 0 NW. 110 - 5 W. ia, en 1 x SW. 29 - SH „20, = 173 Mal 67 Mal 1848. N. 33 Mal NO. 3 NW. 49 - D. = W. Bis S O. 2 = FFF 121 Mal 91 Mal 1849 N. 24 Mal NO. 20 Mal NW. 31 - 5 2 & W. 1 * SO. 21. S W. 54 S0 | 160 Mal 93 Mal 1850. N. 226 Mal 485 nr NW.188 - . W. 10 = > E = SW 50 - San MER: 474 Mal 175 Mal W. Hälfte. 134 Mal 182 - 140 = 295 751 Mal DW. Hälfte. 173 Mal 121. 160 - 474 44 928 Mal Total. O. Hälfte. 443 Mal Total. O. Hälfte. 67 Mal 175 426 Mal an >, EN Die Temperaturverhältniſſe des öftlichen Aſtens. 387 April. Total. * Sue | iu O. Hälfte, W. r SO. 22 - | 117 Mal 112 Mal | SW. 73 S. 46 15 g 11 7 N. 40 Mal N. 26 Mal 579 Mal 093 Mal J SW. 29 S. 38 123 Mal 88 Mal 1849. N. 18 Mal NO. 37 Mal z NW. 35 = O. er W. 8 SO. 29 ⸗ j | SW. 4 - S. 50 - | | 97 Mal 112 Mal 1850. N. 142 Mal NO. 62 Mal 5 N W. 60 ⸗ D. 1 W. 10 Sd. 43 | | S W. 30 S. 265 ⸗ . 242 Mal 381 Mal N Mai 1847. | Total. | ae Be | u O. Hälfte | W. 2 ⸗ SO. 22 - 117 Mal 112 Mal SW. 73 > S. 4 - | 105 2 10 5 j wRrrT I z 2 b N. 35 Mal N. 11 Mal e SAL NW. 98 - O. 4 ,.;2 W. 2 * SO. 28 - SW. 29 ⸗ S. 51 ⸗ 164 Mal 91 Mal 1849. | N. 22 Mal NO. 40 Mal NW. 51 ⸗ O. 12 3 % EB S W. 34 S. 72 — 107 Mal 161 Mal N. 128 Mal NO. 52 Mal NW. 55 ⸗ S. SM W. 6 * SO. 78 =: S W. 64 - S. 283 - ; 253 Mal 447 Mal | 25 * 388 Miscellen: 1847. N. 23 Mal NO. 43 Mal NW. 16 ⸗ O. 16 = W. : SO. 59 ⸗ SW. 35 - S. 55 - 65 Mal 173 Mal 1848. N. 54 Mal NO. 12 Mal NW. 47 ⸗ O. 8 = W. 33 SO. U =: SW. 26 - S. 73 Mal 128 Mal 114 Mal 1849. N. 37 Mal NO. 27 Mal NW. 49 = O. 8 = W. 3 = SD. 36 ⸗ SW 51 ⸗ S. 4 ⸗ 140 Mal 117 Mal 1850. N. 160 Mal RD. 81 Mal NW. 33 = O. 39 W. * SO. 97 =: SW. 50 ⸗ S. 155 - 248 Mal 372 Mal 1847. N. 34 Mal NO. 33 Mal NW. 14 = O. 11, , = W. 6 = SO. 34 = SW. 69 = S. 60 = 123 Mal 138 Mal 1848. N. 67 Mal NO. 21 Mal NW. 43 = O. 2 * W. 2 SO. 28 SW. 39 = S. 66 ⸗ 151 Mal 117 Mal 1849. N. 29 Mal NO. 58 Mal NW. 46 = O. 4 = W. 9 =: SO. 51 ⸗ SW. 30 = S 28 : 114 Mal 140 Mal 1850. N. 137 Mal NO. 60 Mal NW. 26 = O. 33 2 W. 14 = SO. 58 =: SW. 80 =: S. 243 = 257 Mal 394 Mal Juni. Total. W. Hälfte. 65 Mal 248 581 Mal Juli. Total. W. Hälfte. 123 Mal 151: = 114 = re 645 Mal O. Hälfte. 173 Mal 114 117 372 = 776 Mal va D. Hälfte. 138 Mal 117 140 394 789 Mal umu un . n WE EEE © vw. . 1 Die Temperaturverhältniſſe des öftlichen Aſtens. Auguſt 1847. f N. 58 Mal NO. 50 Mal NW. 26 O. 12 | W. Hälfte, W. 1 SO. 28 121 Mal SW. 363 S. 22 125 P 121 Mal 112 Mai . 1848. 5 N. 86 Mal NO. 10 Mal | 655 Wal NW. 17 ⸗ O. 6 = W. * SO. 23 ⸗ SW. 28 ⸗ S. 67 = 132 Mal 106 Mal 1849. N. 46 Mal NO. 18 Mal NW. 53 =: O. 2 W. 2 * SO. 21 = S W. 26 - S. 127 Mal 84 Mal 1850. N. 197 Mal NO. 78 Mal NW. 29 ⸗ =) ar > o SO. 79 ⸗ SW. 37 ⸗ S. 229 = 275 Mal 441 Mal | September. 1847. N. 36 Mal NO. 13 Mal > N 7% „ d. W. Hälfte, W. 2 SO. 18 162 Mal S W. 49 S. 30 ⸗ = ; 162 Mal 69 Mal 8 1848. 769 Mal N. 68 Mal NO. 28 Mal NW. 36 ⸗ O. 1 = W. 2 SO. 7 =: SW. 2 S. 40 2 130 Mal 76 Mal 1849. N. 36 Mal NO. 49 Mal NW. 51 = Din vi "a W. 3 v0 SO. 12 ⸗ S W. 34 = S. 40 = 124 Mal 105 Mal 1850. N. 150 Mal NO. 58 Mal NW. 114 O. 20 = W. 9 - SO. 75 ⸗ SW. 8 = S. 125 ⸗ 353 Mal 278 Mal Total. O. Hälfte. 112 Mal 743 Mal Total. O. Hälfte. 278 = 528 Mal 389 390 Miscellen: Oetober. 1847. | Total. NW. * f 2m ee | W. Hälfte. O. Halfte. W. * SO. 18 ⸗ 142 Mal 105 Mal SW. 30 - S. ne i 0 : 142 Mal 105 Mal | 280 - 362 { 1848. | ——_ — R. 70 Mal N. 18 Mal aa 639 Mal W. 0 = SO. 14 : | SW. 31 = ©. 1 135 Mal 93 Mal | 1849. N. 33 Mal NO. 15 Mal NW. 52 = D. 0: = W. 9 : S O. 21 =: | 143 Mal 79 Mal 1850. N 23 Mal NO. 44 Mal NW. 106 O. 98 = Dit} 47 * S O. 65 ⸗ SW. 104 = S. 155 : 280 Mal 362 Mal November. 1847. Total. N. 49 Mal NO. 32Mal N; NW. 53 ⸗ . . W. Hälfte. O. Daun W. De SO. 9 - 136 Mal 53 Mal SW. 32 = ©. n | sr ; 5 ? 136 Mal 53 Mal 471 5 En - 1848. nr —en N. 48 Mal NO. 28 Mal 964 Mal 368 Mal NW. 82 = O. 2 * Dit} 3 SO. 10 SW. 38 - ©. 2 * 171 Mal 027% \ 1849. | N. 17 Mal NO. 26 Mal NW. 127 O. 22 * W. 4 SO. 26 ⸗ SW. 8 S. 8 19 = 186 Mal 73 Mal 1850. N. 206 Mal NO. 48 Mal NW. 167 = O. A * W. 21 ⸗ͤ SO. 66 ⸗ | SW. 77 ⸗ S. 65 ⸗ | 471 Mal 180 Mal Die Temperaturverhältniſſe des öftlichen Aſtens. 391 December. 1847. 0 0 Total. N 29 Mal NO. 32 Mal 8 —— a eee ee W. Hälfte. O. Hälfte, W. 3 - SO. 6 ⸗ 143 Mal 48 Mal S W. 27 S. 6 145 = Bey 143 Mal 48 Mal te . 1848. Far „en N. 19 Mal NO. 43 Mal 901 Mal 238 Mal NW. 53 ⸗ O 13 * DIR 0 z SO. 2 — SW. 43 S. 21. 145 Mal 67 Mal 1849. N. 41 Mal NO. 43 Mal NWIIT = O. 5 ⸗ W. 1 SO. 10 D 182 Mal 70 Mal 1850. N. 197 Mal NO. 12 Mal NW. 145 r 3 * W. 62 z SO. 21 — S W. El Zune S 431 Mal 53 Mal Aus der hier gegebenen Zuſammenſtellung geht, obgleich ſie ſich nur auf einen Zeitraum von vier Jahren bezieht, ſchon mit auffallender Beſtimmtheit hervor, daß während der Monate Januar, Februar, März, November und December die weſtlichen und nördlichen, alſo die eiſigen Landwinde, ein aufer- ordentliches Uebergewicht über die öftlichen und ſüdlichen Winde haben, ein Uebergewicht, welches bereits im September und October ſich zu zeigen bes ginnt. Kalte Winter ſind die nothwendige Folge dieſes Verhältniſſes. Wenn aber im April die Hochländer des Innern ſich allmälig zu erwärmen begin— nen, und von dort her für die davor liegenden Küſtenländer warme Land— winde zu erwarten wären, giebt der Weſt- und Nordwind an den Oſt- und Südwind feine Herrſchaft, die ſich im Mai völlig befeſtigt und während der folgenden Monate Juni, Juli und Auguſt anhält, ab. Oſt- und Südwinde koͤnnen aber, da fie vom Meere her wehen, nur Feuchtigkeit und Kühlung bringen und müſſen alſo die Temperatur des Sommers herabdrücken. Auf dieſe Weiſe bleibt natürlich auch die oben erwähnte warme Strömung, ſelbſt wenn ſie von bedeutender Breite und Mächtigkeit wäre, ohne bemerkbaren Einfluß, da in derjenigen Jahreszeit, wo fie temperaturerhöhend wirken konnte, nämlich im Winter, die vorherrſchenden Weſt- und Nordwinde ihren war— men Waſſerdämpfen den Eingang verwehren. Das Temperaturgeſetz für jene Länder läßt ſich daher in den Worten „kalte Winter und kühle Sommer“ zuſammenfaſſen, was aber nichts anderes, als eine niedrige Mittel- 392 Miscellen: Temperatur bedeutet. Die Frage nach den Urſachen der Temperaturver— ſchiedenheit des Oſtens und Weſtens in der gemäßigten Zone der öſtlichen Halbinſel dürfte hiermit im Weſentlichen ihre Erledigung gefunden haben, wobei ſich noch die Thatſache herausſtellt, daß die gleichen Temperatur-Ano— malien der Nordhälften beider Halbkugeln gleichen Urſachen ihre Entſtehung verdanken. Walter. Die neueſten Unterſuchungsreiſen im Innern Nord-Afrika's. Mit hoher Spannung ſah die wiſſenſchaftliche Welt Barth's ferneren Berichten über ſeinen Aufenthalt in Timbuktu und über die glückliche Been— digung ſeines kühnen Zuges nach der erſehnten Stadt entgegen. Aber faſt volle 9 Monate verfloſſen, in denen dieſe Spannung rege gehalten wurde, ins dem in der ganzen langen Zeit weder auf dem geraden, viel beſuchten Cara— vanenwege von Timbuktu über Tuat und Ghadames nach Tripoli, noch auf dem Umwege über Bornu die mindeſte ſichere Kunde über die Schickſale des Reiſen— den nach Europa gelangt war. Nur zwei ihn betreffende Mittheilungen fan— den ſich in der Zwiſchenzeit in franzöſiſchen Blättern vor, von denen aber die eine durch den Moniteur de la Flotte und zugleich durch deutſche Blätter mit— getheilte fo ſehr den Charakter der Unzuverläſſigkeit an ſich trug, daß ihre Rich- tigkeit ſofort bezweifelt werden mußte (Zeitſchrift III, 226), ſowie auch die hier gleich folgenden Berichte über Barth's längeren Aufenthalt in Timbuktu das Gegründete der Zweifel beſtätigt haben. Die zweite Nachricht lieferte der franzöſiſche Moniteur nach Berichten aus Algier, iſt aber wahrſcheinlich um nichts glaubwürdiger, als die erſte. Nach den Ausſagen eines in dieſer Stadt eingetroffenen Arabers, der Timbuktu erſt im Juni verlaſſen haben will, ſeien nämlich dort zwei Europäer eingetroffen, deren Beſchreibung angeblich auf Barth und Vogel paßt. In der That begreift man nicht, wie Vogel nach Timbuktu gekommen ſein ſollte, da derſelbe nach den Nachrichten, die wir ſchon aus Bornu von ihm erhielten (Zeitſchrift III, 65), gar nicht Wil— lens war, ſeinen Weg zunächſt nach dem Weſten zu nehmen, wogegen er die Abſicht hatte, die Umgebungen des Tſad-See's zuvörderſt vollſtändig zu unterſuchen und dann weiter gegen Südoſten und Oſten vorzudringen, was er auch ſpäter nach dem durch Herrn Petermann neuerdings veröffentlichten Bericht, deſſen weſentlichſter Inhalt hier folgen ſoll, nicht aufgegeben zu haben ſcheint. Bei der Ungewißheit nun, worin wir ſeit fo langer Zeit uber Barth's Schickſal leben, und bei den Beſorgniſſen, welche deſſen Ge— ſundheitszuſtand einflößte (II, 330, 333, 335), iſt es um ſo erfreulicher, aus den jetzt eingegangenen und bis zum 24. März dieſes Jahres reichenden Die neueſten Unterſuchungsreiſen im Innern Nord-Afrika's. 393 Briefen deſſelben zu erfahren, daß er damals lebte, ſich fortwährend in Tim— buktu in ziemlicher Geſundheit und Sicherheit befand und ſeine Forſchungen unabläſſig verfolgte, wovon die bereits in Europa eingetroffenen und zu Go— tha in Herrn Petermann's Händen befindlichen Kartenentwürfe über die im Weſten des Tſad-See's gelegenen Länder ein neues glänzendes Zeugniß able— gen werden. Doch iſt leider noch nicht alle Beſorgniß über das fernere Schickſal des kühnen Forſchers gehoben, da derſelbe, wie es ſcheint, in Tim— buktu eiferſüchtig bewacht wird und auf ſeiner Heimkehr nach Bornu oder we— nigſtens bis in das Land des ihm befreundeten Fellatahſultans von Sokato, größere Schwierigkeiten als früher finden dürfte. Er ſelbſt zweifelte in dem zu Timbuktu im December v. J. geſchriebenen Briefe an ſeiner baldigen Abreiſe, eine Vorausſicht, die durch die ſpaͤte Verzögerung feines dortigen Aufent— haltes bis wenigſtens Ende März vollkommen gerechtfertigt worden iſt. Hof— fentlich trifft unſeren Forſcher aber nicht das Schickſal anderer europäiſchen Reiſenden in Afrika, die, wie Pedro do Covilhäo, der erſte Entdecker Abeſſi— niens am Schluſſe des 15. Jahrhunderts, oder wie mehrere Europäer, welche im Laufe der letzten 30 Jahre Dar Für erreichten, oder wie vielleicht ſelbſt Hor— nemann, durch die mißtrauiſchen Fürſten des Landes mit Gewalt an der Rückkehr in die Heimat gehindert wurden und ihr Leben fern von derſelben beſchließen mußten. Ueber Vogel's Nachſendung kam Barth erſt am 7. De— cember v. J. die erſte Kunde durch eine Tuatkaffla aus Ghadames, wahrſchein— lich in einem Schreiben des in der letztgenannten Oaſe ſtationirten und von Tripoli her ihm befreundeten britiſchen Conſuls Dr. Dickſon, zu; ſie erfreute ihn zum Theil, zum Theil verſtimmte ſie ihn aber auch, indem er es lie— ber geſehen hätte, wenn Timbuktu von Vogel zum nächſten Ziel feiner Pläne gewählt worden wäre, damit er ſelbſt in dieſem thätigen Forſcher eine Hilfe in der Ausführung ſeiner Unterſuchungen erlangt hätte. Von Dr. Vogel find uns ſeit deſſen in dieſer Zeitſchrift (III, 65) veröffentlichten Mitthei— lungen vom 3. Januar d. J. keine ausführlicheren Berichte zugegangen; nach ſeinen letzten, hier bereits kurz erwähnten Briefen (III, 59) vom 20. Febr. 1854, wovon Herr A. Petermann am 3. October d. J. in einem uns durch deſſen Güte zugegangenen lithographirten Bericht einen Auszug lie— ferte, befand ſich derſelbe noch zu Kuka in Bornu, fortwährend beſchäftigt mit den Plänen, ſeine Unterſuchungen in die noch ſo ſehr unbekannten Länder im Oſten des Tſad-Sees auszudehnen. Was nun über die Schickſale und Ar— beiten Barth's und Vogel's in neuer Zeit bekannt worden iſt, folgt hier zu— nächſt in zwei Abſchnitten, deren erſter nur ein Auszug aus Herrn Pe— termann's Mittheilung in der Gothaiſchen Zeitung vom 14. September d. J., iſt, während dem zweiten der eben erwähnte lithographirte Bericht zum Grunde liegt. 394 Miscellen: I. „Gott der Allmächtige“, ſo ſchreibt Dr. Barth), „hat mich bisher inmitten der drohendſten Gefahren beſchützt, und ich hege die zuverſichtliche Hoffnung, daß mir mein Rückzug aus dieſer anarchiſchen Stadt mit Hilfe meines edlen Freundes und Beſchützers, das Scheich Ahmed el Bakay, gelin- gen wird 2). Wahre Triumphe haben wir über unſere Feinde, die Fulbe ) von Hamd Allahi, gefeiert, und, nachdem ihr Emir wiederholt den ſtrengſten Befehl hierhergeſchickt, mich ohne Verzug lebend oder todt nach Hamd Allahi zu bringen, haben ſie jetzt mich vollſtändig aufgegeben und laſſen mich in Ruhe. Wenn dagegen die Uelad Sliman, die wahren Mörder des Major Laing's 2), geſchworen haben, mich zu tödten, fo hoffe ich, daß ihnen das nicht gelingen ſoll. Das Einzige was mich bekümmert, iſt der Verſchub meiner Ab— reife, da die kühle Jahreszeit (Morgens 10 bis 12° Reaumur) längſt ein⸗ getreten iſt.“ Sodann beſchreibt Dr. Barth das Reſultat ſeiner neueſten Forſchungen, welche in zwei umfangreichen Kartenblättern graphiſch dargeſtellt ſind. Das eine umfaßt einen großen Theil der weſtlichen Sahara, die ſogenannte Wüſte von Kahayde und Sanſandi s), und reicht vom atlantiſchen Ocean im We— ſten bis zum Meridian von Timbuktu im Oſten, und von dem Niger im Sü— den bis zur maroccaniſchen Grenze im Norden, und ſtellt, wenn man den nördlichſten wüſteren Theil von etwa 20° nördlicher Breite theilweiſe abzieht, ungefähr den Bereich des berühmten Ghänata dar, des geſchichtlich älteſten central-afrikaniſchen Reiches. Das andere Kartenblatt umfaßt den bisher gänzlich unbekannten mittleren Theil des Stromſyſtems des Kowara (gewöhn— lich, aber irrthümlich Niger genannt), von Timbuktu abwärts, mit ſeinen vielen Verzweigungen und die an ſeinen Ufern anſäſſigen mächtigen und hi— ſtoriſch merkwürdigen Staaten. Beide Kartenblätter und die dazu gehörigen Abhandlungen ſind zweifelsohne unter die wichtigſten Beiträge für die geogra— phiſche und geſchichtliche Kenntniß der nördlichen Hälfte Afrika's anzuſehen, da ſie zwei bisher faſt gänzlich unbekannte, bedeutend ausgedehnte Länder— ſtrecken und, wie es ſcheint, durch einen höchſt intereſſanten Nationalitäten— Complex charakteriſirte Landſchaften mit mannigfaltiger Naturbeſchaffenheit — zum erſten Male mit der dem unermüdlichen Forſcher eigenthümlichen Voll— ſtändigkeit vor unſern Blicken entfalten. Schließlich mögen noch einige Auszüge, die wörtlich Dr. Barth's Brie— fen an ſeine Angehörigen in Hamburg entnommen ſind, hier ihren Platz finden. Vom 8. December 1853. „Noch immer hier in dieſer Stadt ohne Herrn und mit vielen Herren, klein nur an Umfang und doch groß an Bedeutung; noch immer hauſe ich hier, ein Spielball der Wellen hin und her geworfen, ohne Ruh und Raſt; jeder Tag bringt Neues, bald Frohes, bald Betrüben— des. Tod, Gefangenſchaft, frohe Rückkehr in die Heimat, dies find die Aus- Die neueſten Unterfuchungsreifen im Innern Nord-Afrika's. 395 ſichten, die mir wechſelnd vor Augen ſchweben. Vor einigen Tagen überfal⸗ len, und bald gefangen gemacht, heute im Schutz eines der mächtigſten Tua— rick⸗Häuptlinge und mit Ausſicht der baldigen Ankunft ihres Oberhauptes, das mich von hier geleiten ſoll, während unſere Feinde eingeſchüchtert ſind und nicht wiſſen was ſie thun ſollen; geſtern Abend endlich halb erfreut, halb verſtimmt durch ein mit einer Tuarick-Kafla angekommenes Briefpacket aus Ghadames — ohne Briefe aus Europa, und ſchon ſind es jetzt 18 Monate, daß ich keine Zeile von dort erhalten habe. Da ſehe ich denn zu meinem großen Erſtaunen, daß, wovon ich nicht das Geringſte geahnt, eine ganz neue Erpedition ausgerüſtet worden iſt, um mir Vereinzelten zu Hülfe zu kommen. Möge Gott der Allmächtige mich bald glücklich nach Bornu zurückführen, wo ich einige Tage mich in ihrer Geſellſchaft erheitern könnte, ehe ich die weitere Rückreiſe antrete. Aber noch weiß ich nicht, wann mir der glückliche Tag des Aufbruches aus dieſer unruhigen Stadt anbrechen wird, und kaum kann ich hoffen, das Neujahr draußen auf dem Marſche zu feiern; ſo ungewiß iſt hier Alles. Weiß Gott, was das neue Jahr mir bringt. Die Hoffnung, daß der Allmächtige mich in meinem edlen Unternehmen nicht verlaſſen wird, hält mich aufrecht.“ Vom 14. December. — „Ich habe wieder zwei Tage draußen verlebt, und zwar dies Mal in meinem eigenen kleinen, abgeſchloſſenen Zelte, wo ich von baldiger Abreiſe, von der Heimkehr und frohem Wiederſehen geträumt. Das Herz ſehnt ſich fort, und mit einem Seufzer darüber, daß ich noch im— mer hier zurückgehalten werde, ſtehe ich täglich auf. Noch haben ſich die Ausſichten nicht gebeſſert. Der Tuarickfürſt iſt immer noch nicht angekommen und den Scheich El Bakay laſſen die Leute nicht fort. Seinem jüngeren Bruder kann ich mich nicht anvertrauen, da ich ihn überaus habgierig und unzuverläſſig gefunden ). Lieber ſehe ich auch noch das Jahr 1854 hier anbrechen. So gern möchte ich Weihnachten 1855 mit Euch feiern, aber ich verzweifle nun faſt, daß es mir möglich ſein wird; mein Weg iſt ein lan— ger und mühfeliger, der Aufenthalte find gar zu viele, und noch weiß ich nicht, wann ich von hier fortkommen werde.“ „Wir haben jetzt Winter, zuweilen recht empfindlich, und die ganze Welt huſtet, denn Timbuktu empfängt in dieſer Jahreszeit nicht, wie andere Orte dieſes Welttheiles, reine geſunde Luft, da der mächtige Niger gerade jetzt erſt feinen böchften Stand erreicht und das Land auf ungeheure Diſtanzen hin uüͤberſchwemmt, was einen böfen Einfluß auf die Luft ausübt. Ich, Gott ſei Dank, befinde mich ſonſt recht wohl, huſte aber mit den Anderen um die Wette; denn mein Wohnzimmer, das zugleich mein Schlafzimmer ausmacht, iſt ein bischen luftig, — eine halboffene Halle, wo ich aus Rückſicht auf die Sicherheit meines Gepackes, das in einem Raum dahinter liegt, gezwungen bin, zu eriftiren. „In vorigen Briefen habe ich vergeſſen etwas Angenehmes, was dieſe 396 Miscellen: Stadt hat, zu erwähnen, das iſt die Billigkeit des Geflügels und überhaupt des Fleiſches. Eine Taube z. B. kaufe ich hier für 10 Woda, und, wenn ſehr theuer, für 15 Woda. Woda oder kleine Seemuſcheln gehen 3000 auf einen öſterreichiſchen harten Thaler, alſo an 300 Tauben für 1 Thaler. Theurer im Verhältniß iſt Durra, Reis und Korn, das meiſt weit her kommt, und das iſt's zum Theil, was die Bewohner Timbuktu's jetzt einſchüchtert, daß die Fellan in Hamd-Allahi, unſere Feinde, ihnen die Zufuhr von Durra abſchnei⸗ den, während ein großer Theil der Wüſte ſich von hier verproviantirt“ ). 1) Der Brief iſt aus Timbuktu vom 14. December 1853 datirt. 2) Ueber den gegen Barth ſehr freundlich geſinnten Scheikh Ahmed el Bakay ſiehe die früheren Berichte in dieſer Zeitſchrift II, 328, 329, 332, 335, 336. 3) Dieſe Form des Namens der Fulah kam ſchon vor mehr, als 200 Jahren bei Jobſon vor (Fulbies in Purchas Pilgrims II, 1567); Barth ſelbſt nannte in ſei⸗ nen früheren Berichten aus Timbuktu das Volk Fellatah (Zeitſchriſt II, 332), was, wie mir der bekannte afrikaniſche Sprachforſcher Koelle mündlich mittheilt, die Bornuaus⸗ ſprache iſt, oder auch Fullan (II, 329) und Fellan (II, 335). Phulo und Phula ſeien aber, wie Herr Koelle meint, die rechten Namen, jenes Wort als Singular, dieſes als Plural. 4) Daß der arabiſche Stamm der Uled Sliman Laing ermordet habe, war bis⸗ her völlig unbekannt, nicht minder, daß der vor 30 Jahren etwa aus Tripolitanien nach Central-Afrika ausgewanderte Stamm ſich damals ſchon bis in die Nähe Timbuk⸗ tu's erſtreckte. Alle früheren Berichte über Laing's Ermordung ſchreiben nämlich dieſe That faſt einſtimmig den bei Mabruk wohnenden Barabiſches-Arabern zu (Zeitſchrift II, 341). Es ſcheint hier faſt ein Irrthum unſeres Reiſenden ſtattzufin⸗ den, der die Ueled Sliman bisher ſelbſt nur im Nordoſten des Tſad⸗-Sees kennen ge⸗ lernt hatte. S. Monatsber. der Berl. geogr. Geſellſch. N. F. IX, 222, 244, 249, 305, 361 und 363. 5) Kahayde war bisher ein in der afrikaniſchen Geographie ganz unbekannt ge⸗ weſener Name; Sanſandi dürfte aber die beſonders durch Mungo Park bekannt ge⸗ wordene Handelsſtadt Sanſading am mittleren Niger ſein (Gumprecht Geographie von Afrika 291). 6) Ueber den jüngeren Bruder El Bakay's ſ. Barth's frühere Mittheilung II, 328, 329. 7) Den Grundriß von Barth's Wohnung in Timbuktu f. hier IT, 330. 8) Schon Caillié erzählte (Voy. II, 313, 323, 324, 326), daß die Nomaden⸗ ſtämme um Timbuktu, namentlich die Tuareg, die Bevölkerung dieſer Stadt fo arg tyranniſiren, weil ſie dieſelbe jeden Augenblick durch Abſchneidung der Zufuhr aus⸗ hungern können. II. Aus einem fo eben erſchienenen Schreiben des engliſchen General-Con— ſuls zu Tripoli, Lieut.-Colonel Herman, geht hervor, daß Barth ſich am 24. März 1854 noch in jener Stadt aufhielt. Nach den letzten Nachrichten vom 14. December v. J. hatte er gehofft, vor Ablauf deſſelben Monats ſich auf die Rückreiſe nach Oſten begeben zu können, und es iſt deshalb unzweifelhaft, daß nur die wichtigſten Gründe ihn zu einem weiteren Aufenthalt von drei Monaten in der anarchiſchen Wuſtenſtadt veranlaſſen konnten. Fürwahr eine harte Prüfung muß die ſiebenmonatliche Reſidenz in Timbuktu für den Die neueſten Unterfuchungsreifen im Innern Nord-Afrikass. 397 wackern Reiſenden geweſen fein! Möge Gott auch fernerhin fein Schutz und Schild ſein. Von Dr. Vogel ſind bis jetzt noch keine neueren Nachrichten in Tripoli eingelaufen, aber jeden Tag dürfen nunmehr umfangreiche Mittheilungen von ihm erwartet werden. Nach ſeinen letzten Briefen, datirt Kuka, den 20. Fe— bruar 1854, hatte er mehrere hoͤchſt intereſſante Excurſionen von dieſem Punkte aus arrangirt, über deren hoffentlich glücklichen Verlauf die nun er— warteten Nachrichten Kunde geben werden. In 4 Tagen, ſo ſchreibt er, gehe ich nach dem Fluſſe Schary, um das Terrain zu recognosciren. Ich werde etwa 14 Tage von hier wegbleiben und gedenke den Fluß drei bis vier Ta— gereiſen hinauf zu gehen.“ Von größeren Erforſchungs-Touren berichtet Vo— gel wörtlich Folgendes: „Ich werde 1) die Mündungen der Flüſſe, die in den Tſad-See fallen, aſtronomiſch beſtimmen und mittelſt des Bootes *) auf den Inſeln und am oͤſtlichen Ufer eine hinreichende Anzahl von Punkten genau feſtſtellen. 2) Auf der Straße nach Jola, dem Vereinigungspunkt der beiden den oberen Lauf des Tſchadda bildenden Flüſſe Benue und Faro 2), anlegen und den erſten Fluß fo weit als möglich hinabfahren, um zu ſehen, wie weit derſelbe ſchiffbar iſt und ob nicht etwa Katarakten in dem noch unbeſuchten Theile ſich vorfinden 3). 3) Während der nächſten Regenzeit Kanem und das Bahr el Gha— ſal 4) beſuchen und verſuchen nach Wadai 5) vorzudringen. Sollten die bei— den letzten Pläne für die Zeit nicht ausführbar ſein, ſo gedenke ich den Fluß Schary fo weit, als möglich, nach feiner Quelle zu verfolgen. Nach der Re— genzeit werde ich zunächſt wieder hierher zurückkehren, beſonders der Pflanzen wegen, die jetzt leider faſt alle verbrannt ſind. Alle dieſe Touren werde ich entweder allein oder nur in Begleitung eines meiner sappers «) machen, und mit fo wenig Gepäck, wie möglich, um die Habgier der Eingeborenen nicht zu reizen.“ „Finde ich es ſtatthaft, ſo werde ich mein Hauptquartier Ende dieſes Jah— res weiter öſtlich und ſüdlich verlegen.“ „Alle Details und einen Auszug aus meinem Tagebuche werde ich mit | der großen Karavane ſchicken, die in drei Monaten Bornu verlaffen wird.“ Die nächſten Nachrichten — mögen ſie nur erfreulicher Natur ſein — dürften für die wiſſenſchaftliche Welt von Höchftem Intereſſe ausfallen. Den Verwandten und Freunden aber unſerer wackern, in den unwirthbaren Zonen Central⸗Afrika's ſich aufopfernden Landsleute muß es zur großen Beruhi— gung dienen, wiederholt davon verſichert zu fein, daß dieſelben an den briti— ſchen Conſuln ') in Nord-Afrika treue Freunde beſitzen, die ihre Intereſſen und ihr Wohlergehen, ſoweit dieſelben in der Menſchen Hände liegen, nicht blos aus officieller Pflicht, ſondern aus wahrer Herzens-Sympathie unausgeſetzt überwachen und in aller möglichen Weiſe zu fördern und zu ſchützen ſuchen. . 398 Miscellen: ) Es iſt dies die Heine Schaluppe, von Barth und Overweg „Lord Palmerſton“ getauft, welche in Stücken auf mehrere Kameele geladen, bekanntlich von der Expedition auf ihrem höchſt mühſeligen und gefahrvollen, zwölfmonatlichen Marſch von der Küſte des mittelländiſchen Meeres durch die Große Wüſte bis nach dem Tſad-See transpor- tirt worden war, an deſſen Ufern fie mit Hilfe arabiſcher Zimmerleute wieder zuſam⸗ mengeſetzt und glücklich vom Stapel gelaſſen worden war (Berl. Monatsb. N. F. IX, 349, 371, 372. G.). In ihr ſchiffte ſich im Sommer 1851 Overweg ein, um die noch gänzlich unbekannten Theile des Sees und die unzähligen Bidduma-Inſeln zu erfor⸗ ſchen. P. 2) Ueber Jola oder Pola, die Hauptſtadt des großen Landes Adamaua, den Benue und Faro ſ. Berl. Monatsber. N. F. IX, 358, 368. 3) Dr. Vogel hatte zur Zeit noch keine Kunde über die von der engliſchen Regierung durch Maecgregor Laird zur Erforſchung des Niger veranlaßte Dampfſchiff— Expedition, die Anfang Juni England verließ und ſchon zum kommenden Weihnach- ten zurückerwartet wird. P. 4) Ueber das große am NO. des Tſad-Sees gelegene Land Kanem und den Bahr el Ghazal ſ. Berl. Monatsber. N. F. IX, 350, 363, 369. 5) Ueber Wadai ſ. Geogr. von Afrika 295 — 296. 6) Es iſt nur Gerechtigkeit, die Namen der beiden militairiſchen Begleiter Vo— gel's aus dem britiſchen Sappeurcorps hier anzuführen; es ſind dies der Corporal Church und der Gemeine Maguire. Athenaeum 1854. S. 121. *) Es find dies beſonders der General-Conſul, Lieut.-Col. Herman zu Tripoli und die Conſuln Gagliuffi zu Murzuk und Dickſon zu Ghadames. Gumprecht. Das Schickſal der Franklin'ſchen Expedition. Seit 9 Jahren hat das Schickſal der Expedition, welche im Jahre 1845 unter den Capitains Sir John Franklin und Crozier mit den Schiffen Ere— bus und Terror zur Unterſuchung der Nordpolargegenden abgeſandt wurde, die allgemeinſte Theilnahme rege erhalten. Zahlreiche Verſuche, die von Eu— ropa und Amerika aus in allen Richtungen des nordamerikaniſchen Polar— meeres zur Auffindung Franklin's gemacht wurden, waren bekanntlich alle erfolglos. Kaum blieb noch eine Hoffnung übrig, daß es gelingen würde, in irgend einem ununterſuchten Winkel jener unwirthbaren Gegenden eine Spur von dem letzten Daſein der Verunglückten aufzufinden, denn daß man die Mannſchaft der beiden Schiffe ſelbſt noch lebend antreffen könnte, mußte end— lich für eine Sache der Unmöglichkeit gelten. Um fo unerwarteter kam uns vor wenigen Tagen eine Nachricht zu, die über das letzte Schickſal der Expedition und die Gegend, wo ſie ihr ſchreckliches Ende fand, ſo beſtimmte Auskunft ertheilt, daß dadurch aller weſentlichen Ungewißheit ein Ende gemacht wird. Die Times vom 23. October bringt nämlich einen officiellen Bericht des durch ſeine früheren Forſchungsreiſen in dem amerikaniſchen Nordpolarmeer, nämlich in den Jahren 1846 — 1847 im Boothiagolf, im Jahre 1848 nach der Küfte zwiſchen dem Kupferminen- und Mackenziefluß, fo wie im Jahre Das Schickſal der Franklin'ſchen Expedition. 399 1851 nach der Küſte von Wollaſton- und Victorialand höchſt verdienten Dr. John Rae an die britiſche Admiralität, Datirt aus der Repulſe-Bai vom 29. Juli 1854, und einen an der Küſte England's vom 20. October geſchriebenen Brief deſſelben mit mehreren Nachrichten über die letzten Schick— N | } fale der Expedition. Zwar wurden dieſe Daten nur von den Eingeborenen geſammelt, aber die von Rae erhaltenen und nach England gebrachten zahl— reichen Effecten, welche einſt Gliedern der Expedition angehört hatten, dürf— ten allen Zweifel an der Richtigkeit der erhaltenen unglücklichen Kunde be— ſeitigen. Es ergiebt ſich dabei, daß die entdeckten Leichname nur etwa 70 Meilen von der Stelle gefunden fein müſſen, welche Capit. Sir James Roff im Jahre 1849 und Lieut. Kennedy nebſt ſeinem Begleiter, Lieut. Bellot, in den Jahren 1851 — 52 berührt hatten. Wenn aber der Bericht in den Times ſagt, daß durch die Anweſenheit von Roſſ und Kennedy in jenen Gegenden eine Rettung der Expedition leicht möglich geweſen wäre, ſo iſt dies in Bezug auf die Kennedy'ſche Expedition wenigſtens ein Irrthum, da dieſe erſt im Jahre 1851 begonnen wurde, während Franklin's Begleiter damals wohl ſämmtlich ſchon ihren Tod gefunden hatten. Einige der letzten ſcheinen indeſſen noch bis Ende Mai 1850 oder bis zu der Zeit, wo das wilde Geflügel zurückkehrt, gelebt zu haben, indem man damals in dieſen Gegenden Gewehrknall gehört und Federn wil— der Gänſe nahe bei dem Schauplatze des traurigen Ereigniſſes gefunden hatte. Von wem dieſe Beobachtungen herrühren, ſagt die Times nicht, muthmaßlich aber von Esquimaux. Aus der Auffindung der Reſte ſcheint ſich endlich mit Beſtimmtheit zu ergeben, daß Franklin nicht, wie man früher gemuthmaßt hatte (Journal of the Geogr. Soc. of London XXII P. LXXII), über den Wellington-Kanal hinausgegangen war. Was nun Dr. Rae's, eines Beamten der Hudſon-Compagnie neueſte Unterſuchung betrifft, ſo hatte derſelbe auf ſeinen eigenen Antrag von dieſer im Jahre 1853 die Beſtimmung erhalten, mit einer Expedition die Aufnahme der Küſten des arctiſchen Amerika zu vollenden, indem bis dahin nur noch ein kleiner Landſtrich längs der Weſtküſte von Boothia ununterſucht geblieben war. Er ſollte die an der Weſtſeite der Hudſons-Bai in 571 48“ gele- gene Factorei Pork um die Mitte Juni des genannten Jahres verlaſſen und längs der Küſte der Bai bis Cheſterfield Inlet gehen, hier das größere ſei— ner Boote zurücklaſſen und ſodann aus dem Inlet über Land nach dem in das Nordpolarmeer mündenden Back River ziehen, auf dieſem abwärts bis zur See fahren und endlich von da aus ſo weit nördlich dringen, als es ihm möglich ſein würde. Bei günſtigem Wetter ſei die Unterſuchung in einem Sommer zu vollenden; wo nicht, fo hatte Rae die Ermächtigung, einen zwei— ten Winter in jenen Gegenden zu verharren, wozu, wie es ſchien, deſſen Standquartier auf der erſten Reiſe an der durch den troſtloſen Charak— ter ihrer Umgebungen fprichwörtlich gewordenen Repulſe-Bai noch immer die beſte Localität zu bieten ſchien, da Rae hier früher wenigſtens ſeine Mann— 400 Miscellen: ſchaft während eines langen winterlichen Aufenthaltes mit dem Fleiſch der von ihm ſelbſt geſchoſſenen Rennthiere erhalten hatte“). Da unſer Forſcher bereits im Laufe des October in ſeine Heimat zurückgekehrt iſt, ſo ſcheint er ſeine Aufgabe in der kürzeren ihm geſetzten Epoche gelöſt zu haben, und wir können demnach mit Grund annehmen, daß die große Aufnahme der ganzen Küſte des continentalen Amerika längs dem Polarmeere nunmehr vollſtändig beendigt iſt. Gumprecht. „Repulſe Bai), 29. Juli 1854. Ich habe die Ehre zu melden, daß ich in dieſem Frühjahre, während meiner Reiſe über Eis- und Schneefelder, mit Esquimaur in Pelly-Bai zuſammentraf und von Einem derſelben erfuhr, daß eine Geſellſchaft weißer Männer (Kablunans) 3) etwas weiter gegen Weſten, in der Nähe eines Fluſſes, der viele Fälle und Stromſchnellen aufzuweiſen hat, aus Mangel an Nahrungsmitteln zu Grunde gegangen ſei. Später erhielt ich weitere Auskunft und brachte mehrere Gegenſtände durch Kauf in meinen Beſitz, welche über das Schickſal Franklin's oder doch eines Theils ſeiner ihn überlebenden Gefährten keinen Zweifel laſſen — ein Schickſal, ſo ſchrecklich wie es ſich die Phantaſie nur ausmalen kann. Das Weſentliche deſſen, was ich aus verſchiedenen Quellen und zu verſchiedenen Zeiten erfahren konnte, beſteht in Folgendem: Im Frühjahr 1850 ſah man ungefähr 40 weiße Män⸗ ner über das Eis gegen Süden wandern. Mehrere Esquimaux, die mit ihnen waren, ſchleppten ein Boot nach. Sie tödteten Seehunde nahe am nördlichen Ufer von King Williams Land; keiner der Reiſenden konnte die Sprache der Esquimaur verſtändlich reden; aber ſie gaben durch Zeichen zu verſtehen, ihr Schiff oder ihre Schiffe wären durch Eis erdrückt worden und ſie ſeien jetzt auf der Wanderung nach einer Gegend begriffen, wo ſie Rennthiere zu ſchie— ßen hoffen könnten. Alle, mit Ausnahme eines einzigen Offiziers, ſahen ma⸗ ger aus, als wenn ſie Mangel an Nahrungsmitteln litten; auch kauften ſie den Esquimaux eine Robbe ab. Einige Zeit ſpäter, aber noch im ſelbigen Frühjahr, vor dem Aufthauen des Eiſes wurden die Leichname von ungefähr 30 Perſonen auf dem Feſtlande, von 5 Anderen auf einer benachbarten In— ſel entdeckt, eine Tagereiſe weit nordweſtlich von einem großen Strom, der 1) Mr. Rae, a first rate sportsman, had confidence in his own exertions. Quarterly Review 1853. XCII, 391. — In 1848 the gun of Rae procured a constant supply of fresh provision for the whole party of Mr. Richardson (ebendort 399), und endlich fagte Richardſon felbft: In this quarter a skilful hunter, like Mr. Rae, could supply the whole party with venison without any loss of time, (Arctic Searching expedition; Journal of a boat voyage. 2 Vol. London 1851.) G. 2) Die Repulſe-Bai liegt in 66 30“ n. Br. und zwiſchen 86 — 87 e weſtl. L. von Gr. am Südrande des Rae-Iſthmus, welcher den ſüdlichſten Theil des Boothia— Golfs oder die Committee-Bai von der Thomas Welcome-Bai trennt. G. 3) Die Esquimaur nannten bereits früher die Entdeckungsſchiffe Capit. Parry's, als dieſe in die Gegend kamen, wo ſie ſelbſt zu fifchen pflegten, ſowie auch die an ihren Küſten im Eiſe verunglückten Walſiſchfangſchiffe Kablunansſchiffe. G. — AA GE r Das Schickſal der Franklin'ſchen Expedition. 401 kein anderer fein kann, als der von Sir George Back erwähnte Great Fiſh River (von den Esquimaur Ot-ko-hi-ca-lik genannt) „), da deſſen Beſchrei⸗ bung und die Schilderung des niedrigen Landes in der Nähe von Point Ogle und Montreal Island genau mit des letztgenannten Reiſenden Darſtel— lung übereinſtimmt. Einige Leichname (wahrſcheinlich die erſten dem Man— gel an Lebensmitteln zum Opfer gefallenen) waren begraben worden; andere fand man in Zelten; noch Andere unter einem Boot, das als Schutzdach um— gedreht worden war, oder in der Nähe zerſtreut. Von den auf der Infel Gefundenen hielten die Eingeborenen Einen für einen Offizier, weil er ein Fern— rohr um ſeine Schultern hängen und eine Doppelflinte unter ſich liegen hatte. Dem verſtümmelten Zuſtande einiger Leichname und dem in den Kochkeſſeln vorgefundenen Inhalte nach zu ſchließen, waren unſere unglücklichen Lands— leute bis zum Aeußerſten, zum Kanibalismus, getrieben worden, um ihr Leben zu friſten. An Schießbedarf ſcheinen ſie Ueberfluß gehabt zu haben; denn die Eingeborenen hatten Schießpulver in Fäßchen oder Kiſtchen gefunden und auf den Boden ausgeleert; auch Kugeln und Schroot fanden ſie am Strande, wo er zur Zeit niedrigen Waſſerſtandes trocken liegt. Außerdem müſſen eine Menge Uhren, Teleskope, Compaſſe und Flinten (darunter doppelläufige) an dieſer Stelle gefunden und zerbrochen worden ſein, denn ich ſah verſchiedene Bruchſtücke dieſer Artikel nebſt mehreren Silberlöffeln und Gabeln in den Händen der Eingeborenen und kaufte davon, was ich nur an mich bringen konnte. Ich werde dieſe Gegenſtände bei meiner Ankunft in London dem Se— eretair der Hudſon-Compagnie übergeben. Keiner der Esquimaur, denen ich begegnete, hatte die weißen Leute lebend oder todt geſehen; jeder wußte die Geſchichte von Anderen, die auf dem Platze geweſen, wo die Leichen lagen, oder den Wanderern früher begegnet waren. — Ich will hierbei nur noch be— merken, daß wir mit Hilfe unſerer Schießgewehre und Netze im letzten Herbſte Lebensmittel im Ueberfluß hatten, daß wir den Winter über in Schneehüt— ten nach Umſtänden ganz gemüthlich lebten, und daß die Felle des erlegten Wildes uns Winterkleider zur Genüge lieferten. Meine Frühlingsreiſe führte zu keinem Reſultate, da ich auf Hinderniſſe ſtieß, auf die ich zum Theil, trotz meiner Erfahrungen als Polar-Reiſender, nicht gefaßt geweſen war.“ Dieſem an die Admiralität gerichteten Bericht lag ein Verzeichniß der durch Rae von den Esquimaur gekauften Gegenſtände bei. Die auf den ſil— bernen eingegrabenen Namenszüge laſſen leider keinen Zweifel übrig, daß die Sachen Cap. Franklin und feinen Begleitern angehört hatten. Es fanden ſich dar— unter 12 ſilberne Eßlöffel und Gabeln, wovon ein Löffel mit den eingegrabenen Anfangsbuchſtaben: F. R. M. C., vom Capit. Crozier des Schiffes Terror her— ) Sir Georg Back nennt dieſen von ihm zuerſt entdeckten Fluß esquimauriſch nicht fo, ſondern ſtets Thlew ee choh oder Thlew ee choh dezeth. (Narrative of the Arctic Landexpedition to the mouth of the Great Fish River. London 1836. S. 85, 143, 151 etc.) 7 Zeitſchr. f allg. Erdkunde. Bd. III. 26 402 Miscellen: rührt, eine ſilberne Tiſchgabel mit den Initialen H. D. S. G., einſt Eigenthum von Harry D. S. Goodſir, Aſſiſtenzarzt auf Franklin's Schiff Erebus, eine ſilberne Gabel mit den Buchſtaben A. M' D., was auf Alexander M' Donald (Aſſiſtenz— arzt des Terror) hinweiſt, noch eine Gabel mit G. A. M., d. h. Gillies A. Maclean (2. Maſter des Terror), ein ſilberner Deſertlöffel mit den Initialen J. S. P., der John S. Peddie (Arzt des Erebus) gehört hatte, endlich erhielt Rae noch einen goldenen Chronometer, eine kleine runde ſilberne Platte, worauf die Worte „Sir John Franklin K. C. B.“ (die üblichen Anfangsbuchſtaben von Knight, Commander of the Bath) eingegraben waren, muthmaßlich zu einem Spazier— ſtock gehörig, ſowie den Guelfen-Orden Franklin's. Dieſem Bericht läßt die Times noch ein von Rae erhaltenes und am 20. October im engliſchen Canal am Bord des Prinz of Wales Schiff ver— faßtes Schreiben folgen. Daraus ergiebt ſich, daß Rae, als er im Frühlinge dieſes Jahres mit Vollendung der Aufnahme der Weſtküſte von Boothia be— ſchäftigt war, bei ſeiner Reiſe über das Eis von Repulſe-Bai aus und noch ſpäter ſeine Nachrichten von den Eingeborenen eingezogen und die erwähnten Gegenſtände gekauft hatte. Er wiederholt hier die in ſeinem officiellen Be— richt ausgeſprochene Ueberzeugung, daß Franklin und feine unglückliche Expe— dition im Frühlinge des Jahres 1850 an der Küſte Amerika's durch Hunger umgekommen ſeien, in geringer Entfernung von einem großen Strom, der Backs Fiſh River fein könne. Rae's eigene kleine Geſellſchaft hatte den Win- ter an der Repulſe-Bai ganz behaglich in Schneehäuſern zugebracht; für dieſen Aufenthalt war ſie im Herbſt im Stande geweſen, ſich mit Feuerungs— material und Wild zu verſehen. Der Berichterſtatter fügt endlich hinzu, daß, ſoviel er zu erforſchen in der Lage geweſen wäre, kein Verdacht gegen die Eingebornen vorliege, als hätten ſie Schuld am Tode der Reiſenden. Hun— ger und Kälte ſcheinen die einzigen Urſachen geweſen zu ſein. Mehrere der Leichen waren grauenhaft verſtümmelt und ihrer Kleider beraubt, während andere Leichen in dieſen Kleidern doppelt und dreifach eingewickelt lagen. Was er von den Eingeborenen erhandelte, war von dieſen als Schmuck getragen worden, namentlich Münzen, die ſie zu dieſem Zweck durchlöchert hatten. Selbſt Leichen hatten ſie gefunden, aber begreiflicherweiſe liegen laſſen. Da Dr. Rae wohl weiß, wie ſorgfältig die Esquimaux Alles, was fie finden, aufbewah— ren, ſo zweifelt er nicht im Geringſten, daß man mit der Zeit zu allen ge— fundenen Artikeln gelangen könne. Auch eine Menge Bücher hatte man ge— funden, die aber, da die Eingeborenen ſie nicht zu ſchätzen wußten, zerſtört oder verloren gegangen ſind. X Zur Erläuterung der vorſtehenden Berichte mag noch Folgendes dienen: Durch die mehr als ein Vierteljahrhundert hindurch fortgeſetzten neueren For— ſuchungen hatte ſich ergeben, daß im amerikaniſchen Nordpolarmeer ſich eine große Zahl von Landmaſſen oder Inſeln von noch nicht ganz bekanntem Um— riß findet. Den größten derſelben waren die Namen North Devon, Queen Das Schickſal der Franklin'ſchen Expedition. 403 Victorialand mit Cornwall-Jsland, Melville -Island mit Sabineland und Prinz Royal⸗Island, Baring⸗Island, Cockburnland, North Sommerſet, Prinz Wales⸗ land mit Victoria-, Wollaſton- und Prince Albertland beigelegt worden; von den— ſelben liegen nun North Devon, Queen Victorialand, Sabineland, Melville- und Prinz Royal-Island nördlich, Cockburnland, North Somerſet, Prinz Wales ⸗, Victoria-, Wollafton- und Prinz Albertland aber ſüdlich einer von der Baffins bai ausgehenden und von Oſten nach Weſten fortſetzenden großen Meeresſtraße, welche im Oſten mit dem bekannten Lancaſterſund beginnt, weiterhin den Namen der Barrowſtraße führt und zwiſchen Queen-Victoria- und Sabineland, ſowie der Melvilleinſel im Norden, dann einer großen, in ihren verſchiedenen Theilen Prinz Wales-, Victoria-, Wollaſton- und Prinz Albert⸗ land genannten Inſel im Süden ſich zu einem ungemein breiten Theil des Nordpolarmeeres, dem Melvilleſund, erweitert, zuletzt aber in ſeiner weſtlich— ſten Erſtreckung zwiſchen der Südweſtſpitze von Melville-Island mit Prince Royal- Island im Norden und dem Bering-Island im Süden abermals den Charakter einer Meeresſtraße annimmt und zu einer in das freie Polarmeer füh— renden Meeresenge wird, welche den Namen der Banksſtraße erhalten hat. Zahlreiche Seitencanäle und Einſchnitte, ebenfalls von noch unbekannter Länge, gehen von dieſer großen Meeresſtraße aus. Dies iſt nach Norden zu mit dem zwiſchen North Devon im Oſten und Queen Victorialand im Weſten gelegenen Wellingtoncanal, zwiſchen Queen Victorialand und der Inſel Byam Martin mit dem Auſtincanal, zwiſchen der letztgenannten Inſel und Sabine- land mit dem Byamcanal, endlich zwiſchen Melville- und Pr. Royal-Island mit dem Liddongolf der Fall. Nach Süden zu geht das Admirality-Inlet zwiſchen den verſchiedenen Theilen des großen Cockburnlandes, Prinz Regent⸗ Inlet zwiſchen Cockburnland und N. Somerſet, Peel Sund mit ihrer brei— teren ſüdlichen Verlängerung, der Victoriaſtraße, zwiſchen North Somerſet und Prinz Walesland, endlich die Pr. Walesſtraße zwiſchen Prinz Albertland und Baring-Island ab. Jeder einzelne dieſer Einſchnitte oder Seitencanäle, die ihrerſeits wieder ſeitliche Verzweigungen haben, iſt nun Gegenſtand der Un- terſuchung behufs Entdeckung einer nordweſtlichen Durchfahrt und der Erfor— ſchung des Schickſals von Franklin's Expedition geweſen, bis ſich endlich ein wirklicher Zuſammenhang der Gewäſſer und dann eine weſtliche Fortſetzung der Hauptmeeresſtraße mittelſt der Banks- und Prinz of Walesſtraße, ſowie der ver— längerten Peel- und Victoriaſtraße bis zum offenen Ocean ergeben hat. An der Mündung des großen Wellingtoncanals wurde nun am 23. Auguſt 1850 durch den britiſchen Capit. Erasmus Ommaney vom Schiff Aſſiſtence und die zur Expe— dition des amerikaniſchen Lieut. E. J. de Haven gehörende Mannſchaft des Schif— fes Rescue unter Griffin die erſten Spuren der vermißten Franklin'ſchen Erxpe— dition vorgefunden. An einer der ſüdweſtlichſten Spitzen von North Devon, dem Cap Riley, entdeckte man nämlich Spuren eines Lagerplatzes, ſowie Ueber- reſte verſchiedener Gegenſtände, die augenſcheinlich darauf hinwieſen, daß ſich 26 * 404 Miscellen: eine Abtheilung der Mannſchaft britiſcher Staatsſchiffe hier aufgehalten hatte. Auch auf der Cap Riley im Weſten vorliegenden kleinen Inſel Beechey wurde nachgeforſcht, und man fand gleichfalls Spuren der Vermißten. Weitere Ge- genſtände traf jedoch Ommanney nicht mehr in dieſen Gegenden an, obgleich die Schiffe Aſſiſtance und Intrepide von dem zur Aufſuchung Franklin's unter Capit. Auſtin beſtimmten Geſchwader ſofort die Nordküste des Lancaſterſun⸗ des und der Barrowſtraße unterſuchten. Nur wenige Tage fpäter, ſchon am 27. Auguſt, wurden dieſe Andeutungen durch die Auffindung weit bedeu— tenderer, von der Expedition zurückgelaſſenen Reſte namhaft erweitert. Auf der Beecheyinſel nämlich wurde durch die britiſchen Capitaine Penny mit den Schiffen Lady Franklin und Sophia, John Roſſ mit den Schiffen Felir und Mary, ſowie durch den Lieut. de Haven mit den Schiffen Affts- tance und Rescue zahlreiche Spuren von Schlitten- und Fußwegen, die ſich nach allen Richtungen durchkreuzten, und Hunderte von Goldnerſchen Zinngefäßen, worin Speiſen hermetiſch verſchloſſen geweſen waren, Steinkoh⸗ lenreſte, nicht völlig ausgeleerte Kohlenſäcke, Abfälle von Schmiede und Tiſch⸗ lerarbeit, ein Ambos, durchſchnittene Schiffstonnen, Reſte eines Gärt- chens und einer Art von Wohnhaus und Magazin, endlich aber auch, um keinen Zweifel übrig zu laſſen, daß dieſe Zeugen eines längeren Aufenthaltes von Europäern in dieſen Gegenden von Franklin's Expedition herrührten, 3 Gräber von verſtorbenen Gliedern derſelben aufgefunden, wobei die Inſchrif— ten erwieſen, daß die Expedition hier ihren erſten Winter, von 1845 — 1846, zugebracht hatte (Stray Leaves from an Aretie Journal by Lieut. S. Os- born. London 1852. S. 107 — 110). Auffallender Weiſe fand man jedoch nicht das mindeſte ſchriftliche Document, welches die Expedition zur Nachricht für andere zurückgelaſſen hätte, vor. Die Stelle war übrigens zu einem längeren Aufenthalt ſehr gut geeignet, da die zwiſchen Beechey-Island und North Devon gelegene und ſpäter nach Franklin's Schiffen Erebus- und Terrorbai genannte Bucht einen überaus ſicheren und bequemen Hafen gewährt, worin die Schiffe ſowohl gegen die umhertreibenden Eisblöcke, als vor der Gefahr, bei einer plötzlichen Bewegung in die Eismaſſen fortgeriſſen zu wer— den, geſchützt waren (Osborn). Die angetroffenen Reſte blieben nun bis zur neueſten Entdeckung Rae's die letzte Spur, die man von den Vermißten er⸗ langte, indem undurchdringliche Eismaſſen im Eingange von Wellingtonca— nal jedem Verſuche de Haven's, in denſelben einzudringen und in dieſer Richtung etwas von Franklin zu erforſchen, Grenzen ſetzten, und die fpäteren Schlittenerpeditionen Capit. Penny's am Wellingtons Canal während des Jahres 1851 eben ſo wenig zu weiteren Aufklärungen führten. Auch die übri— gen demnächſt veranſtalteten Unterſuchungen Dr. Rae's am Wollaſton- und Victorialand, Kennedy's und Bellot's in Prinz Regents Inlet und an Nord So— merſet und Prinz Walesland, Capit. Inglefield's im Norden der Baffins bai und auf der Beccheyinfel, ſämmtlich während der Jahre 1851 und 1852, endlich die letzte große, von Capit. Sir Edward Belcher geführte Expedition im Jahre Das Schickſal der Franklin'ſchen Expedition. 405 1852 nach der Barrowſtraße, ſowie die von M' Clure in den Jahren 1852 bis 1853, von welcher unſere Zeitſchrift Kunde gab (II, 321, 410) blie⸗ ben ohne allen Erfolg. Aus den durch Dr. Rae nach England gebrachten Nachrichten ergiebt ſich nun mit der entſchiedenſten Gewißheit, daß Franklin von der Beecheyinſel ſeinen Weg nicht nach Norden, worauf früher ſchon die Anſichten Vieler, namentlich die des Cap. Auſtin und des Com. Phillips hinge— deutet hatten, ſondern nach Süden, und zwar nach der Victoriaſtraße und der dem Dr. Rae zur Unterſuchung angewieſenen Weſtſeite des nur durch die Bel- lotsſtraße von North Somerſet getrennten Landes Boothia felix genommen hatte. Auf dieſem Zuge mag die Expedition ihre Schiffe verlaſſen oder im Eiſe verloren, und den Rückweg nach dem Continent geſucht haben, in— dem ſie wahrſcheinlich über die gefrorne Roſſſtraße nach der ſüdlich wieder von Boothia felix und zugleich hart am Continent, gegenüber der Mündung des von Capitain Back im Jahre 1834 entdeckten und nach ſeinem Na— men benannten Backfluß gelegenen King Williamsinſel zu gelangen hoffte. An dieſer Mündung hatte aber Back ſelbſt außerordentlich viel zu erlei— den gehabt, und in den unwirthbaren Gegenden mag der gänzliche Manz gel animaliſchen Lebens, wonach die noch reichhaltige Munition der Expedi— tion werthlos wurde, die letzte dem Hungertode preisgegeben haben. Von hier aus gelangten nämlich diejenigen Gegenſtände in die Hände der Esqui— maur von Boothia über, welche Rae nach England gebracht hatte. Die neue— ſten aus London eingegangenen Nachrichten (Times vom 26. October) mel- den endlich, daß die britiſche Regierung am verfloſſenen Tage mit Dr. Rae berathen und den Entſchluß gefaßt habe, dieſem wackern Reiſenden ein neues Schiff anzuvertrauen, damit er an der Stelle, wo Franklin mit ſeinen Leuten zu Grunde ging, an der Küſte und unter den Esquimaur die weiteren nöthigen Erhebungen mache und ſämmtliche Reliquien ſammle, welche über das Schickſal der Verlorenen weitere Auskunft geben konnten. Gleichzeitig wird Dr. Rae die Aufgabe übernehmen, die Spur des von Weſten her durch die Behrings— ſtraße in das Eismeer eingedrungenen, aber ſeit 1852 verſchollenen Lieut. Col⸗ linſon aufzuſuchen. Es war am 27. Auguſt 1852, daß dieſer zum letzten Male von ſich hören ließ. Damals war er mit feinen Leuten in Ramſay— Island. Somit ſtand ihm der Rückweg bei Cap Parry und Bathurſt durch die Behringsſtraße offen, und, ſollte er tiefer in den Parryſund eingedrungen fein, fo dürfte er an verſchiedenen Stationen Lebensmittel und Vorräthe, die Me Clure daſelbſt niedergelegt hat, finden. — Schließlich bemerke ich, daß das in den letzten Tagen erſt erſchienene treffliche Werk: Sir John Franklin, die Unternehmungen für ſeine Rettung und die nordweſtliche Durchfahrt von Dr. Karl Brandes, Berlin 1854, eine überaus lichtvolle und gründliche Ueberſicht der zu Franklin's Rettung ausgeführten Unternehmungen liefert. Gumprecht. 406 Miscellen: Statiſtik von Serbien. Während die meiſten Theile des türkiſchen Reiches in Folge der Willkür in der Verwaltung immer mehr veröden, die Bevölkerung reißend abnimmt und nur ſelten Spuren des Gedeihens und Fortſchrittes ſich kund geben, bil— den die der eigentlich türkiſchen Verwaltung entnommenen Donaufürftenthü- mer und Serbien höchſt erfreuliche Gegenſätze, indem hier immer mehr eine geordnete Verwaltung Platz greift, europäiſche Sitten Eingang finden, Schu— len aller Art entſtehen, der Handel, beſonders in den Donaufürſtenthümern, bei den überaus reichen Hilfsquellen des Bodens in außerordentlichem Auf— ſchwung begriffen iſt, und endlich auch die erſten Anfänge mannigfacherer In— duſtrie ſich zu entwickeln beginnen. Ueber die Entwickelung der Donaufür— ſtenthümer in den letzten Jahren ſind wir indeſſen fortlaufend beſſer unterrich— tet worden, als über die von Serbien, indem jene Länder in Folge ihrer un— ſicheren politiſchen Zuſtände öfter die Aufmerkſamkeit der Beobachter, als Serbien, auf ſich zogen, das bei ſeinen geordneteren politiſchen Beziehungen weniger von den Reiſenden beachtet wurde. Deshalb fehlten uns auch ſehr neuere ſtatiſtiſche Daten über dieſes letzte Land, um deſſen Fortſchritte nach zuver— läſſigen Zahlen beſtimmter ermeſſen zu können. Dergleichen ſind uns jedoch in der neueſten Zeit geworden, indem preußiſche Conſularberichte, die Mitte Octobers in der zu Berlin erſcheinenden halbofficiellen preußiſchen Correſpon— denz mitgetheilt wurden, nach den Angaben der ſerbiſchen Regierung eine Reihe auf die letzten Jahre ſich beziehender ftatiftifcher Angaben bringt, wo— durch in höchſt erfreulicher Weiſe das Aufblühen des Landes kundgegeben wird. Zählte nämlich die Bevölkerung im J. 1834 erſt 667866 Individuen, fo war fie im J. 1841 ſchon auf 816754, im J. 1849 auf 899678, und im J. 1850 gar auf 937666 geſtiegen; ſie hatte ſich alſo in 16 Jahren um etwa 50 Proc. vermehrt. Doch war die Zunahme in den letzten Jahren der angegebenen Zeitepoche nicht fo bedeutend, als in den erſten. Nach dem Maß— ſtabe der erſten Periode hätte die Bevölkerung im J. 1846 947000, und im J. 1850 ungefähr 1,065000 Einwohner betragen müſſen. Wohnhäuſer zählte man im J. 1834: 103198; 1841: 122004; 1846: 136571 und 1850: 142576. Die Einnahmen des Fürſtenthums zeigen ebenfalls eine allmälig ftei= gende Vermehrung; fie betrugen nämlich von 1850 bis 1851: 1,9363 12 Fl. C. M.; 1851 bis 52: 2,160542 Fl.; 1852 bis 53: 2,309347 Fl. Die Aus⸗ gaben dagegen waren 1850 bis 51: 1,941311 Fl.; 1851 bis 52: 2,034158 Fl.; 1852 bis 53: 2,646795 Fl. Die Einnahmen floſſen im Jahre 1852 bis 53 aus folgenden Quellen: Kopfſteuer zu 10 Fl. für den Kopf 1,667335 Fl., Geſindeſteuer 15302 Fl., Zigeunerſteuer (von 3850 Köpfen) 18526 Fl., Zehenten- und Natural-Einkünfte 5302 Fl., Pacht- und Miethzins 39454 Fl., Zinſen für angelegte Capitalien 29518 Fl., Gerichtsgebühren, Taxen u. ſ. w. Statiftif von Serbien. 407 25798 Fl., Kanzleigebühren u. ſ. w. 13816 Fl., Handelspatente für Vieh- und Fruchthaͤndler 7670 Fl., Licitationsverträge 2506 Fl., Wald- und Feld- Erlaubniß⸗Ausweiſe 3410 Fl., Pottaſche-Patente 5040 Fl., Poſten 24662 Fl., Staats⸗ Buchdruckerei 6810 Fl., Zölle 298688 Fl., Quarantäne 19950 Fl., verſchiedene und zufällige Einkünfte 108702 Fl., verlorenes Vieh 5254 Fl., Geldeinkünfte 3820 Fl., Antheil an den Procenten des Pupillenfonds 8784 Fl. Die Ausgaben vertheilten ſich in folgender Weiſe: Tribut an den Sultan 201642 Fl. (mit Berechnung des Courſes der türkiſchen Piaſter, die etwa 2 Silbergroſchen Werth haben), dem Patriarchen zu Konſtantinopel 847 Fl., Civilliſte des Fürſten 171428 Fl., Gehalt des Staatsraths-Perſonals 87122 Fl., Gehalt der fürſtlichen Kanzlei 76276 Fl., Juſtizminiſterium und Rechtspflege 239252 Fl., Cultus- und Unterrichtsminiſterium (mit Einrechnung von 14576 Fl., an Stipendien für im Auslande Studirende) 105976 Fl., Finanzminiſterium mit Einſchluß des Bergbaues 353152 Fl., Miniſterium des Innern, Heerwe— fen und Kanonengießerei 910894 Fl. Spätere Zuſchüſſe ( Supplementar- Gre- dit an einzelne Miniſterien 500106 Fl. Der Werth der Ausfuhr nach Oeſter— reich betrug 1843 bis 44: 38,820656 türk. Piaſter, 1844 bis 45: 23,384383 P., 1845 bis 46: 25,600216 P., 1846 bis 47: 39,619609 P, 1847 bis 48: 41,685803 P., 1848 bis 49: 51,771636 P., 1849 bis 50: 40,67949 1 P., 1850 bis 51: 77,864274 P., 1851 bis 52: 49,691188 P., 1852 bis 53: 64,591368 P. Der Werth der Einfuhr aus Oeſterreich betrug 1843 bis 44: 19,432749 P., 1844 bis 45: 16,965219 P., 1845 bis 46: 26,262910 P., 1846 bis 47: 17,315591 P., 1847 bis 48: 19,528174 P., 1848 bis 49: 21,774488 P., 1849 bis 50: 16,806294 P., 1850 bis 51: 34,361193 P., 1851 bis 52: 23,003 107 P., 1852 bis 53: 17,131254 P., fo daß aus die— ſen Zahlen ſich eine für Serbien ungemein günſtige Handelsbilanz in Bezie— hung auf Oeſterreich ergiebt. Sitzung der Berliner Geſellſchaft für Erdkunde am 7. October 1854. Herr Dieteriei berichtete zuvörderſt über den Plan und Zweck des von dem ſtatiſtiſchen Bureau zu Berlin herausgegebenen großen Werkes: Tabellen und amtliche Nachrichten über den Preußiſchen Staat für das Jahr 1849, und den 5. eben erſchienenen und der Geſellſchaft zum Geſchenk überreichten Band deſſelben, der die Gewerbetabellen für 1849 und 1852 umfaßt, indem er dabei bemerkte, daß darin außer allen übrigen Gewerben auch zum erſten Mal der Ackerbau und die Vertheilung des Ackerlandes im ganzen Staate beſprochen werden. — Herr Dove berichtete ferner über einige während ſei— 408 Sitzungsbericht der Berliner geographiſchen Geſellſchaft. ner Anweſenheit in England ihm bekannt gewordene Thatſachen, insbeſondere über die Conſtruction großer Dampfſchiffe und die bei dem Bau derſelben geltend gemachten Principien, über den Einfluß eiſerner Dampfſchiffe auf die Abweichung des Compaſſes und die Methoden, dieſen Einfluß zu beſtimmen und möglicherweiſe zu beſeitigen, über die Anwendung der elektriſchen Tele— graphen zur Beſtimmung des Längenunterſchiedes von Greenwich, Paris und Brüſſel, über die jetzigen ſtatiſtiſchen Verhältniſſe von Liverpool, über die An— wendung des Stereoskops zur Umkehrung des Reliefs eines Globus, über die Pendelverſuche in den Bergwerken von Nord-England, über die Thätig— keit des Obſervatoriums von Greenwich und Kiew in meteorologifcher Hin— ſicht, über Sabine's Unterſuchungen des magnetiſchen Einfluſſes der Sonne, über die Karte der Meeresſtrömungen von Finlay, den magnetiſchen Atlas von Deutſchland, herausgegeben von Lamont, und neuere in Beziehung auf Ebbe und Fluth gemachte Erfahrungen, welche die bisherige Annahme über die Geſtalt der Linien gleicher Fluthzeit widerlegen. — Herr Möllhauſen legte eine Zeichnung und einzelne Theile von dem verſteinerten Urwalde vor, welchen er bei der Expedition durch Nord-Amerika im 35. Grade n. Br. und einer Höhe von 4000“ über dem Meere aufgefunden und fügte einige Be— merkungen hinzu (Der Vortrag wird in einem der nächſten Hefte erſcheinen). — Herr Ritter las hierauf einen dieſe Expedition betreffenden Bericht. — Herr Schröner zeigte den vor Kurzem bei Fehrbellin gefallenen Meteorſtein vor und las dazu einen Bericht über deſſen Auffindung; die Herren Ritter und Dove machten hierüber einige allgemeine Bemerkungen. — Herr Ram— melsberg hielt einen Vortrag über die Sömmerings-Eiſenbahn, deren Ge— ſchichte und Einrichtung er in gedrängter Kürze ſchilderte. Der mannigfachen zu überwinden geweſenen Schwierigkeiten in Folge bedeutender Steigungsver— hältniſſe und ſtarker Krümmungen geſchah Erwähnung, und indem der Vor— tragende verſchiedene Anſichten vorlegte, bemerkte er zugleich, daß durch dieſe Bahn der Weg zum Beſuch der ſteierſchen Alpen eröffnet worden ſei. — — Zum Schluß berichtete Herr Ritter nach einem Berichte des Herrn Squier vom 20. September über die neueren Unterſuchungen, welche letzter in Be treff der Nahual-Indianer in Mittel-Amerika angeſtellt habe. Nach der noch vorhandenen patriarchaliſchen Verfaſſung derſelben, nach ihren Sitten und Gebräuchen, ſowie nach ihrer Sprache hat man ſie als beachtenswerthe Reſte der Urbewohner Merico's zu betrachten. Sie beſitzen wenig Kenntniſſe, treiben unbedeutende Handwerke und nur den nothwendigen Ackerbau, wäh— rend ihr Haupterwerb im Handel mit dem gewonnenen Balſam beſteht. — Endlich bemerkte Herr Ritter, daß Herr Squier eine neue Karte von Hon— duras und San Salvador herausgeben wird, welche vielen Mängeln aller bisher erſchienenen abhelfen ſoll. Wolfers. 1 Im Verlage von DIETRICH REIMER in Berlin ist so eben erschienen: X Karte der Oestlichen und Westlichen Halbkugel in 8 Blättern. 5 Entworfen und bearbeitet von J. L. Grimm. Neue Ausgabe, vollständig ergänzt und berichtigt von H. Mahlmann. In Umschlag. Preis 3 Thlr. Früher erschien in demselben Verlage: & >, 3 8 AE PERT, Dr. H., GENERALKARTE DER EUROPÄISCHEN TÜRKEI N in Vier Blättern. Maafsstab 1: 1, 000000. 1853. 3 Thlr. 6 4 Br KARTE VON KLEIN-ASIEN in 2 Bl. Maafsstab 1:1,500000. 4 1854. 1 Thlr. 10 Sgr. Cart. 1 Thlr. 15 Sgr. „KARTE DER KAUKASUS-LÄNDER und der angränzenden Türkischen und Persischen Provinzen Armenien, Kurdistan und Azer- beidjan. 4 Bl. Maafsstab 1:1, 500000. 1854. 2 Thlr. Cart. 2 Thlr. 5 Sgr. — —ů „ KARTE DER LÄNDER AN DER SÜDLICHEN UND MITT. LEREN OSTSEE. Maalsstab 1:2,000000. 1854. Cart. 15 Sgr. a Prof. K., KARTE VOM KAUKASISCHEN ISTHMUS UND VON N . nr ARMENIEN. Vier Blätter. Maafsstab 1:1,000000. Nebst erläuterndem Text. 1850. 5 5 Thlr. 10 Sgr. Diese Karte ist in vier verschiedenartig colorirten Ausgaben zu haben: 1) Politische Karte 5 Thlr. 10 Sgr. 2) Ethnographische Karte 5 10 3) Botanische Karte 4) Geologische Karte Ä . Ein Exemplar von allen vier Ausgaben kostet 20 Thlr. 6- —ͤ—é—U a 6 * eu * In der Nackhorſtſchen Buchhandlung in Don 5 ef chienen: Leitfaden in zwei getrennten Lehrſtufen 2 1 für. den 1 EM geographiſchen unterricht . in höheren Lehranſtalten. 5 Vom Subeonrektor G. A. Hartmann. Vierte verb. Auflage. 1854. gr. 8. (8 Bogen.) geh. 6 Sgr. Die erſte Lehrſtufe dieſes Leitfadens iſt für die unteren Klaſſen beſtimmt, Br enthält nach der Einleitung eine faft durchgehende tabellarifch geordnete Beſchreibung der fünf Erdtheile, wogegen die zweite, welche außer Klimatologie, Pflanzen⸗ d Thiergeographie ꝛc. die fpecielle Beſchreibung der Staaten mit beſonderer Be - tigung Deutſchlands umfaßt, für alle übrigen Klaſſen, in denen geographiſcher Unter⸗ 2 richt ertheilt zu werden pflegt, ausreichen wird. Ueberſichtliche Anordnun erleichtert "Ch den Gebrauch dieſes wohlfeilen Buches und werden Lehrer darin nichts bi 5 vermiſſen und ſtets durchaus zuverläſſige Angaben finden. i 25 Bei Dietrich Reimer in Berlin wird in Kurzem erscheinen: 1 * Karte der Nager rl = Entworfen und bearbeitet N von f x 8 Dr. Heinrich Kiepert. Kr | "Nebst Darstellung der Wärme-Verbreitung a Sa BEN von Prof. H. W. Dove. 855 Fe Ta hi 15 1 Karte — der 1 j 1 ER \ 1 2 A i Nördlichen Hemisphäre innerhalb des 40. Breitengrades. Entworfen und bearbeitet a A b | 13 aa * 8 Dr. Heinrich Kiepert. cn "Diese ni en Karten gehören zu einer Abhandlung von Prof. Dove über die Wärme -Verbreitung in den Nordpolarländern, welche ein Supplement zu dem im Jahre 1852 erschienenen Werk: „Die Verbreitung der Wärme auf der Oberflache der Erde“ bildet; aulserdem werden * aber aueh einzeln abgegeben. b Br ' at Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin, Grünstr. 18. * A * » 1 ” 1 0 * A| * * a ) Misc Erdk unde. 3 am der Beacon für ‚Shui zu Verlin | 7 ud unter be Meng * von © 6. Ehrenberg, 95 Kiepert und €. Ritter in Berlin, a. Petermann in Gotha und J. E. Weppäus HR ee Th „ 3 | 2 von 80 T. © Gumprecht 5 . Beitter Band. Sechates Heft. 0 e r 5 1125 en 5 Seele. Inhalt. Sine Gumprecht: Die Treibproduete der Strömungen im nordatlantiſchen Ocean 8 Rehbock: Die Stadt St. Louis in Miffouri . 433 J Altmann: Neueſter Bevölkerungsſtand in den Städten Rußlands ein⸗ ſchließlich Polen's und Finnland's / 446 Neuere Literatur. H. v. Schintling: Das Bergzeichnen, rationell entwickelt von F. €. Chaur vin, und das Lehmann'ſche Bergzeichnungs-Syſtem 478 Gumprecht: Transactions of the American Ethnological Se 494 A. v. Etzel, Fregatten Eugenies resa omkring jorden are 1851 — 1853, under befal of C. A. Virgin „„ Neuere Kartographie. E. v. Sydow: N von Nieder⸗ En für e von M. id *. 0 Becker 497 f Miscellen. 4 C. Ritter: Die nordamerikaniſche Expedition nach Japan 500 5 Sebald: Die hinterindiſche Inſel Sumbawa . 3 g 501 Gumprecht: Barth's Unterſuchungsreiſe im Innern Nord: Afrita's 1 516 Gumprecht: Capitain Collinſon's Rückkehr aus dem Nordpolarmeer, 519 Gumprecht: Sitzung der Berliner le 125 Erdkunde am 4. No- vember 1854 521 5 Anhang: W. Koner: ueberſcht d der von Dalsber 1853 bis nei 1854 3 auf dem Gebiete der e n Werke, en Karten 1 und Pläne g .S. I. — LIV. 7 Von dieſer Zeitſchrift erſcheint jeden Monat ein Heft von 4 bis 5 Bogen mit Karten und Abbildungen. Der Preis eines Bandes von 6 Heften, welche nicht getrennt abgegeben werden, iſt 2 Thlr. 20 Sgr. XIII. Die Treibproducte der Stroͤmungen im nordatlan— tiſchen Ocean. In feinem früher hier mitgetheilten Aufſatz über Meeresſtrömun— gen (Zeitſchrift III, 170 - 190) wies Herr C. Irminger darauf hin, daß eine aus ſüdlicheren Breiten kommende Strömung ihren Weg durch die zwiſchen Island und Schottland gelegenen Theile des atlan— tiſchen Oceans bis zum nördlichen Eismeere nehme (S. 185, 187 — 188). Bisher war eine ſolche maritime Erſcheinung trotz mancher zu Gunſten ihrer Exiſtenz ſprechenden Thatſachen in ihrer ganzen Aus— dehnung von den Seefahrern wenig beachtet worden, ja es fehlte bis in neuere Zeiten nicht an ausgezeichneten Forſchern, welche deren Da— ſein in höheren Breiten ſogar bezweifelten. So ſprach ſich nament— lich Rennell dahin aus, daß die bekannten Thatſachen der Annahme, daß eine Abzweigung des Golfſtroms bis zu den britiſchen Inſeln und den Küſten Norwegens fortſetze, geradezu entgegenftänden (An inve- stigation of currents S. 283), eine Behauptung, die einigermaßen N auffallend iſt, da zahlreiche, lange vor Rennell im Norden Europa's, namentlich auf den Färdern, in Island und Norwegen, ja ſelbſt in verſchiedenen Theilen Schottland's und in Irland gemachte Beobach— tungen auf die Erſtreckung regelmäßiger Meeresſtrömungen bis in hohe nordiſche Breiten mit ziemlicher Beſtimmtheit hingewieſen hatten. Daher nahmen andere wiſſenſchaftliche Autoritäten, wie Alexander von Hum— boldt (Reiſe in die Aequinoctialgegenden I, 97) und William Sco— resby (An Account of the Arctic Regions with a history and de- scription of the Northern Wall Fishery I, 209), keinen Anſtand, ſich für die entgegengeſetzte Anſicht zu erklären, indem jener ſich beſon— 410 Gumprecht: ders auf die von älteren ſchottiſchen, däniſchen und norwegiſchen For— ſchern beobachteten Thatſachen ſtützte “), wogegen recht ſehr zu be— dauern iſt, daß der mit den Eigenthümlichkeiten des Nordpolarmeeres ſo bekannte Scoresby in dem reichen Schatz ſeiner Erfahrungen zu Gun— ſten der auch von ihm angenommenen Anſicht keine andere, als die allerdings intereſſante Thatſache, daß nahe den Küſten Spitzbergens das Meerwaſſer in der Tiefe von 100 — 200 Faden eine 6 —7° F. höhere Temperatur beſitze (a. a. O. I, 209), anzugeben gewußt hatte. Vorzugsweiſe ſind es nun die von Irland und Schottland an bis in den hohen Norden an den Küften ausgeworfenen, urſprünglich aus tro— piſchen Breiten ſtammenden Naturproducte geweſen, welche für die Exiſtenz ſolcher Strömungen ſprachen, und auch noch heute dürf— ten dieſe Gegenſtände, da ſich die Beobachtungen über ſie immer mehr häufen, in Ermangelung anderer poſitiver Daten einen Hauptbeweis zu Gunſten der Strömungen abgeben. Herr C. Irminger hat des— halb mehrere dahin gehörende Beobachtungen als Stützen ſeiner Anſicht benutzt. Da es aber noch andere Thatſachen derſelben Art giebt, die bisher zum Theil wenig beachtet worden ſind, ſo möchte es nicht un— zweckmäßig ſein, hier die möglichſt ganze Summe derſelben zur voll— ſtändigeren Auffaſſung einer der intereſſanteſten Erſcheinungen der nordatlantiſchen Hydrographie zuſammenzuſtellen. Die am früheſten bekannten Thatſachen, woraus ſich das in Rede ſtehende Phaͤnomen hätte folgern laſſen, treffen wir ſchon gegen den Schluß des 17. Jahrhunderts in den Schriften einiger Schotten an. Im Jahre 1684 erwähnte nämlich zuerſt Rob. Sibbald, Profeſſor zu Edinburgh und zugleich Leibarzt, ſowie Geograph des Königs Carl II. ſogenannte molukkiſche Bohnen (Phaseoli Moluccani) nebſt einer ſogenannten indiſchen Nuß (Nux indica) als Meevesproducte ſeines Vaterlandes, ohne an dieſes auffallende Vorkommen die min— deſte Bemerkung zu knüpfen. Wenige Jahre ſpäter, ſchon im Jahre 1690, erſchien eine ähnliche Notiz in dem für ſeine Zeit ſehr ſchätzba— ren Werk über die Orkneys, welches den damaligen Pfarrer zu Kirkwall 1) In neuerer Zeit hat Herr von Humboldt dieſem Gegenſtande abermals feine Aufmerkſamkeit geſchenkt und zu den früher von ihm geſammelten Thatſachen noch zahlreiche andere aus alter und neuer Zeit hinzugefügt (Anſichten der Natur. 3. Aufl. T, 197 201; Examen critique II, 269 - 280). Treibproducte im nordatlantiſchen Ocean. 411 auf Mainland, der Hauptinſel dieſer Gruppe, James Wallace zum Verfaſſer hatte. Wallace nennt (Description of Orkneys S. 14 !)) hier auch Moluccabohnen (Molucca beans) als Producte ſeiner In— ſeln. Er unterſchied vier Sorten und lieferte von ihnen Abbildun— gen, die nach des damaligen berühmten engliſchen Botanikers Hans Sloane Urtheil zwar ſchlecht waren, ihm aber doch ſelbſt dazu dienten, die Natur der Pflanzen, denen die Bohnen angehört hatten, zu ent— räthſeln. In einer zweiten im Jahre 1700 erſchienenen Schrift über die Orkneys von Dr. James Wallace, muthmaßlich des älteren Autors dieſes Namens Sohn, finden ſich die Bohnen abermals erwähnt und abgebildet (Description of the Orkney. Edinburg 1700. S. 36). Der jüngere Wallace bemerkt dabei, daß die Samen nach ſtarken Weſt— winden beſonders an den dem weſtlichen Ocean ausgeſetzten Stellen vorkommen, daß er aber nicht den Grund wiſſe, warum man ſie ge— rade Moluccabohnen nenne. Hätte man ſchon aus dieſen früheren Angaben abnehmen kön— nen, daß das wiederholte Vorkommen von Naturproducten heißer Ge— genden in hohen nordiſchen Regionen ſich einzig durch eine regelmä— ßige Strömung, welche die Samen aus den Aequatorialgegenden nach Norden geführt habe, erklären laſſe, ſo konnte dieſe Anſicht durch die Unterſuchungen des berühmten Sloane nur eine neue Stütze gewinnen, wäre man damals in der wiſſenſchaftlichen Welt mit der Natur der großen Meeresſtrömungen beſſer bekannt geweſen. Sloane nämlich, geſtützt auf ſeine durch einen längeren Aufenthalt in Weſtin— dien und namentlich in Jamaica erworbene umfaſſende Kenntniß der amerikaniſchen tropiſchen Pflanzenwelt, unterwarf bald nach dem Er— ſcheinen des erſten Wallace'ſchen Werkes die Bohnen einer genaueren Unterſuchung und führte, wie erwähnt, die 4 Sorten auf eben fo viel, theils Oſt⸗ und Weſtindien gemeinſchaftliche, theils aber auch den tropiſchen Re— gionen Amerika's allein eigene Leguminoſenarten zurück. Er ſelbſt hatte | | SO NU drei derſelben, die auch von ihm in feinem Catalogus plantarum, quae in insula Jamaica sponte proveniunt, London 1669. S. 68— 96 und 144— 145 verzeichnet vorkommen, in Jamaica wachſend gefun- den. Die vierte Sorte war ihm dort zwar nicht bekannt geweſen, dagegen ) Leider war es mir unmöglich, ein Exemplar der Schrift aufzutreiben. 412 Gumprecht: war dieſelbe, wie er berichtet, bereits von einem ſeiner botaniſchen Vor— gänger, C. Cluſius, in deſſen Werk Exoticorum libri X. Ed. 1605. lib. III, p. 65 beſchrieben worden (Philosoph. Transactions für 1695 — 1697. Vol. XIX, 298 — 300). Nach den Sloane aus Schottland geworde— nen Mittheilungen erſchienen drei der Bohnenarten ganz häufig (pretty frequently) und in großer Menge an den Rändern der nordweſtli— chen Inſeln dieſes Landes, den ſogenannten North Western Islands oder Hebriden, und zwar beſonders da, wo ſie den Wellen des gro— ßen atlantiſchen Oceans ausgeſetzt ſind. Die vierte, Sloane's Pha— seolus maximus perennis foliis decompositis, die ſich beſonders durch ihre Größe auszeichnen ſoll und ſchon durch Sibbald als Nux indica erwähnt war, hatte ſich jedoch nicht in Schottland, ſondern in Irland gefunden, und zwar merkwürdiger Weiſe hier an der ſüdweſtlich— ſten Spitze der Inſel, nämlich an den Ufern der am meiſten den von Südweſten herkommenden Strömungen ausgeſetzten Grafſchaft Kerry. Die Einwohner beachteten zu Sloane's Zeit alle dieſe Samen wenig und benutzten die größeren derſelben, ſowie es nach Sloane auch in Weſtindien geſchah, nur zur Anfertigung von Tabacksdoſen. Durch dieſe Unterſuchungen Sloane's ergab ſich alſo, daß der vulgaire Name der Auswürflinge „Moluccabohnen“ nicht völlig richtig iſt, und daß man die Heimat dieſer Producte eher in den tropiſchen Regionen Ame— rika's zu ſuchen hatte; auf welchem Wege dieſelben aber nach Europa gekommen ſeien, fand Sloane ſchwierig zu deuten, namentlich war es ihm nicht klar, wie ſie ihren weiten Weg jenſeit des großen Golfſtroms bis nach dem nördlichen Europa hatten nehmen können. In ſeinem ſpäteren großen Werk (A voyage to Madera, Barbados, Nives, St. Christopher. London. 2 Vol. 1701 und 1725) kam der Forſcher auf denſelben Gegenſtand zurück CI, 175, 178 - 179, 181), indem er hier die weſtindiſchen Leguminoſen, deren Samen an den ſchottiſchen Küſten angeſpült würden, genauer beſchreibt. Wenige Jahre nach dem Erſcheinen des zweiten Wallace'ſchen Werkes erwähnte endlich der Schotte Martin in ſeiner Schrift: A Description of the Western Islands of Scotland. London 1706 Moluccabohnen theils als Auswürf— linge auf Harris, d. h. dem Südende der großen Hebrideninſel Lewis, wo ſie den abergläubigen Bewohnern wegen ihres fremdartigen Ur— ſprungs ſogar zu Amuletten dienen (S. 38), theils aber auch als Treibproducte im nordatlantiſchen Ocean. 413 Auswürflinge auf der Weſtſeite der bekannten weſtſchottiſchen Inſel Mull (S. 254). Aus dieſer öfteren Erſcheinung ergab ſich alſo, daß die Anſchwemmung der Samen keinesweges ein zufälliges iſo— lirtes Phänomen iſt, ſondern daß daſſelbe faſt 3 Breitengrade hin— durch, etwa vom 56 — 59 n. Br., häufig genug von den Bewohnern jener Gegenden beobachtet worden war. Unter dieſen Umſtänden kann man alſo mit Grund folgern, daß die Auswürflinge durch eine und dieſelbe conſtant wirkende Urſache an die nordweſtlichen Küſten Schottland's gelangt ſind. Außerdem wieſen einige andere zu Sloa— ne's und der beiden Wallace Zeit gemachte intereſſante Erfahrungen auf die Exiſtenz regelmäßiger Strömungen im nordatlantiſchen Ocean bis wenigſtens Nord-Schottland hin. Herr von Humboldt war es beſon— ders, dem wir die erneute Kenntniß derſelben verdanken. Im Jahre 1682 erſchien nämlich am Südende von Eda, einer der nördlichſten Orkneys, ein den Bewohnern dieſer Inſelgruppe unter dem Namen der Fin-men (Finnen) bekanntes Individuum, und ſchon zwei Jahre darauf im Angeſicht Weſtray's, der nordweſtlichſten Orcade, ein eben ſolcher Fin-man (J. Wallace Description 60 — 61); beide gelang— ten dahin in kleinen aus Fiſchhaut gemachten Booten 1). Nach Mar— tins beſchränkt ſich aber ein ſolches Erſcheinen von Fin-men an den Orkneys nicht auf die beiden erwähnten Fälle, indem derſelbe an— giebt, daß dergleichen Individuen öfters, beſonders aber im Jahre 1682 dort geſehen worden ſeien. An ihre Ankunft knüpft die Bevölkerung der Orcaden übrigens den Aberglauben, daß ſich dann die Fiſche von der Küſte entfernten (a. a. O. 356). Wallace vermochte die Ankunft der Fin-men in Schottland nur dadurch zu deuten, daß dieſe durch die Leichtigkeit ihrer Fahrzeuge im Stande geweſen ſeien, ſich über dem Waſſer zu halten, und daß ein Sturm ſie über die ganze Breite des nordatlantiſchen Oceans nach den Orkneys getrieben habe. Indem der Autor dabei auf eine Beſchreibung der Fin- men in Roche— fort's Histoire naturelle et morale des Antilles. Rotterdam 1665. S. 205 hinwies und in dieſem Werk die kin-men für Anwohner der Davisſtraße erklärt werden, ſo ergiebt ſich, daß die fremdartigen An— ) Ob dieſe Angaben ſich ſchon im Werke des älteren Wallace vorfinden, iſt mir aus dem S. 331 angegebenen Grunde unbekannt. 414 Gumprecht: kömmlinge Grönlaͤnder oder Esquimaur geweſen ſein müſſen. Außer den Perſonen wurde einſt noch ein Boot der Fin-men an den Orkneys angetrieben, und ſammt dem Ruder, wie es die Fin-men gebrauchen, und dem Wurfſpieß zum Fiſchtödten nach Edinburgh geſchafft (Wal— lace 61; Martin 356), wo es ſich im Beginn des vorigen Jahrhun— derts in der Halle der Aerzte befand, ſowie auch ein anderes Boot ſich damals in der Kirche der kleinen, unmittelbar ſüdlich von Main— land gelegenen Burrainſel befand (Wallace 61). Unter ſolchen Um— ſtänden kann die Richtigkeit der Wallace- und Martin'ſchen Mitthei— lungen über die Ankunft über das Meer getriebener amerikaniſcher Ein— geborenen auf den Orkneys kaum bezweifelt werden, ſpräche zu ihren Gunſten nicht ſchon der ganze, das Gepräge einer beſonnenen, wahr— heitsliebenden Auffaſſung an ſich tragende Inhalt des Wallace'ſchen Werkes. Ueberdies erſchienen Wallace's und Martin's Mittheilungen zu einer Zeit, wo noch viele Zeugen der angeführten Erſcheinungen leben mußten, und nächſtdem verſichert der jüngere Wallace ausdrücklich, daß viele Einwohner Edas den von ihnen erwähnten Fin-man geſehen hätten. Merkwürdiger Weiſe giebt es übrigens aus dem Alterthum und ſpäteren Jahrhunderten mehrere ähnliche Berichte über das wieder— holte Erſcheinen ſolcher Fremdlinge an den europäiſchen Küſten. Ehe Amerika entdeckt wurde, war es natürlich, daß man die dunkelfar— bigen, transmarinen Ankömmlinge für Indier erklärte, aber bald nach der Auffindung Amerika's zögerte man nicht, die Angaben der Alten auf die in den nördlichen Theilen dieſes Continents wohnenden Ein— geborenen zu beziehen Eine hierüber aus dem Alterthum erhaltene Nachricht verdanken wir dem bekannten römiſchen Hiſtoriker Cornelius Nepos, aus deſſen verlorenem Geſchichtswerk Pomponius Mela (lib. III c.5 sub fine) und Plinius (Hist. nat. II, 67) die betreffende Notiz entlehnten (ſ. Cornelius Nepos Ed. II van Staveren cura Bar- dili II, 356). Die Ankunft der durch Stürme an den deutſchen Kü— ſten angetriebenen Fremdlinge fand bald nach der Gründung der Rö— merherrſchaft in Gallien zu der Zeit ſtatt, als der ehemalige Conſul Quintus Metellus Celer das Land verwaltete, indem dieſer die angeb— lichen Indier von einem deutſchen Fürſten zum Geſchenk erhielt. Schon der alte ſpaniſche Hiſtoriker des 16. Jahrhunderts Gomara erklärte jedoch die Ankömmlinge für Eingeborene aus Labrador, alſo für Esquimaux (Hi- storia general de las Indias. Zaragoca 1553, fol. VII), gerade * * Treibproducte im nordatlantiſchen Ocean. 415 wie es Wallace in Bezug auf fremdartige Ankömmlinge an den Ork— neys gethan hatte. Genau daſſelbe geſchah ſpater, wahrſcheinlich ganz unabhängig von Gomara durch den Niederländer Cornelius Wytfliet (in ſ. Schrift Deser. Ptolemaicae Augm. nach Tzſchucke ad Melam Vol. III, P. III, p. 171). In Deutſchland, könnte man glauben, hatten ſpäter noch öfters dergleichen Erſcheinungen ſtattgefunden, in— dem ältere Autoren, wie Gomara und andere, berichten, daß im zehn— ten und zwölften Jahrhundert unter den Ottonen und Kaiſer Friedrich 1. an den weſtlichen deutſchen Küſten Indier angelangt ſeien, indeſſen be— zweifelt Herr von Humboldt, der auf dieſe Mittheilungen aufmerkſam machte (Anſichten der Natur. 3. Aufl. I, 199) nach feinen genauen Unterſuchungen ihre Richtigkeit (Examen crit. II, 269), verwies aber zugleich auf eine andere Erzählung des Cardinal Bembo in ſeiner Ge— ſchichte von Venedig (Historia Veneta. Ed. 1718. lib. VII, p. 257), deren Gegenſtand eher hierher zu paſſen ſcheint. Im Jahre 1508 wurde nämlich nahe der engliſchen Küſte ein kleines Boot mit 7 Menſchen von kleiner Figur, ziemlich dunkler Hautfarbe und überhaupt wunderlichem Anſehen, deren Sprache Niemand verſtand und deren Kleidung aus Fiſchhäuten zuſammengenäht, das Boot aber aus Baumbaſt, Ruthen und Holz verfertigt war, durch einen franzöſiſchen Kaper aufgefangen. Herr von Humboldt hält nach Bembo's Schilderung dieſe Fremdlinge mit Grund für Esquimaux. Mehr als ein volles Jahrhundert dauerte es nach Sloane, Martin und dem jüngeren Wallace, ehe wieder ein britiſcher Forſcher auf die Anſchwemmungsproducte an den britiſchen Küſten ſein Augen— merk richtete. Der erſte, welcher dieſes that, war der um die wiſſen— ſchaftliche Kunde ſeines Vaterlandes hochverdiente Naturforſcher Tho— mas Pennant, welcher in feinem trefflichen Werke (A Tour in Scot- lanp and voyage to the Hebrides. London MDCCXXII. Sec. Ed. Pars I, S. 265 — 266) die Samen dreier an den ſterilen Rändern der Flüſſe Jamaica's häufig wachſenden Leguminoſen, die Samen näm— lich der Mimosa scandens, Dolichos (jetzt Mucuna) urens und Gui- landina Bonduc oder Bondicella als ſolche erwähnt, welche von den Fluͤſſen abwärts in den mexicaniſchen Meerbuſen getrieben würden, aus dieſem mittelſt der Strömung in den atlantiſchen Ocean gelangten und endlich während der Dauer der zwei Drittheile des Jahres hin— durch wehenden Weſtwinde häufig bis zu den Weſtkuͤſten der Hebriden 416 Gumprecht: * und der Orkneys kämen. Noch damals gab man nach Pennant's Verſicherung dieſen Samen den Namen der molukkiſchen Bohnen. Dieſer Autor ſcheint zugleich der erſte geweſen zu ſein, der mit Beſtimmt— heit ausſprach, daß eine nordöſtliche Strömung die Producte nach Schottland bringe. Nächſtdem erwähnte derſelbe, daß auf dem nämli— chen Wege zuweilen lebende amerikaniſche Schildkröten die Hebriden erreichten, und während des ſiebenjährigen Krieges ſei dies ſogar mit dem Hauptmaſte des Tilbury, eines damals an der Küſte des jetzigen Hayti verbrannten britiſchen 60 Kanonenſchiffes geſchehen (II, 266), letztes eine Mittheilung, die ſpäter in Rennell's Werk (S. 85, 348) Überging und öfters, namentlich auch von Herrn Irminger in ſei— nem Aufſatze, eitirt worden iſt. Die jüngſte, freilich auch ſchon 50 Jahre alte Mittheilung über Anſchwemmungsproducte an den weſtſchottiſchen Inſeln verdanken wir dem bekannten genfer Naturforſcher Necker de Sanfjure, der im Beginn dieſes Jahrhunderts während feines längeren Aufenthalts in jenen Gegenden erfuhr, daß an den Küſten der Hebriden Mahagonyſtämme, Schildkrötenſchalen, Maſten von auf dem offenen Meere verbrannten Schiffen nebſt Körnern exotiſcher Pflan— zen und Tonnen franzöſiſcher Weine von den Wellen ausgeworfen würden (Bibliotheque britannique. Sciences et arts. 1809. Vol. XLII. S. 90). Leider gab dieſer Berichterſtatter keine genauere Beſtim— mung der angeſchwemmten Körper, ſowie auch ſeit Pennant ſich kein engliſcher botaniſcher Forſcher mit den Unterſuchungen der pflanzlichen Treibkörper mehr beſchäftigt zu haben ſcheint. Wäre dies geſchehen, ſo hätten ſich unter den Samen wahrſcheinlich noch mehrere andere Legumi— noſenſamen finden laſſen. Wenigſtens ſpricht dafür ein intereſſantes botaniſches Phänomen, das kaum anders, als durch regelmäßige Mee— resſtrömungen veranlaßt ſein kann. In einigen kleinen Süßwaſſeran— ſammlungen auf der Weſtküſte der großen Hebrideninſel Skye, nament— lich bei Sligaſhan und im Lochna Caiplich (Smith Flora Britannica Ed. Roemer I, 1010; G6. et P. Anderson Guide to the Highlands of Scottland. London 1839. I, 398, 457), ſowie auf der Weſt— küſte von Irland zu Cunnamara (Smith English Flora. London 1828. IV, 140) wächſt nämlich häufig die Art E. septangulare der Gattung Eriocaulon, welche letzte, mit Ausnahmen von E. decangu- lare, nirgends ſonſt in Europa vorkommt. Da aber Eriocaulon sept- *** > Treibproducte im nordatlantiſchen Ocean. 417 angulare durch ganz Nordamerika ſehr verbreitet iſt, und ſeine euro— päiſchen Standplätze ſich zunächſt auf die dem amerikaniſchen Conti— nent zugewandten Ränder beſchränken, ſo iſt kaum zu bezweifeln, daß die Samen dieſer Art durch Strömungen von jenſeits des Meeres herbeigebracht wurden und hier ſich fortpflanzten, ein Phanomen, das frei— lich merkwürdig genug iſt, da man ſonſt wohl hätte vermuthen müſſen, daß den Samen auf dem weiten Wege ihre Keimkraft verloren gegangen wäre. Iſt nun aus den eben angeführten Thatſachen mit Gewiß— heit abzunehmen, daß eine regelmäßige, aus dem Süden kommende Strömung die Küſten Irland's, der weſt-ſchottiſchen Inſeln und Weſt— Schottland's berührt, ſo fehlt es eben ſo wenig an Beiſpielen, wo— durch eine Fortſetzung der Strömung bis zu den Färöern und bis zu den nordweſtlichen Küſten Norwegens, ja bis zum Nordcap erweislich wird. Ueber Anſchwemmungsproducte an den Faäͤröern beſitzen wir frei— lich nur wenige Beobachtungen, und auch dieſe wenigen ſtammen mehr aus älteren, als neueren Zeiten, da weder in Baggeſen's, noch ſelbſt in Bergſöe's trefflichen neueren Arbeiten über den däniſchen Staat davon die Rede iſt. Einer der früheſten Autoren, welcher ſchon von einem dieſer Auswürflinge redete, ohne daß er von deſſen wahrem Weſen und ſeiner Heimat eine klare Vorſtellung gehabt hatte, war Peter Clauſſen. Im Cap. 32 S. 124 ſeines Werks über die Geſchichte von Norwegen ſagt derſelbe nämlich nach der in den Schriften der Drontheimiſchen Geſellſchaft, Kopenhagen und Leipzig 1767, III, 14— 15 gelieferten Ueberſetzung einer Stelle: „Hier auf den Inſeln Faeröe wird ein kleiner Stein gefunden, welcher an der Breite des Strandes ſchwimmt. Die Geſtalt deſſelben vergleicht ſich mit einem Herzen oder Nieren, welchen die Einwohner Vette Nyre (Fette Niere. G.) nennen.“ Eben ſo erwähnte der Probſt Lucas Jacobſön Debes in feinem Werk: Faeroae og Faeroeske Indbyggeris Beskri- velse. Kjöbenhavn 1673, S. 105, dieſen durch ihn gleichfalls Vette Nyre genannten Körper, und verficherte von ihm, daß er caſtanienbraun von Farbe ſei und einen ſüßen feſten Kern habe. Erfahrene Perſonen hatten jedoch unſerem Berichterſtatter, wie er ſelbſt angiebt, bereits mit— getheilt, daß dieſer Körper eigentlich eine amerikaniſche Bohne ſei. Nach Clauſſen knüpfen die Bewohner der Färöer an ihn eben ſolche aber— glaͤubige Vorſtellungen, wie in Norwegen es mit den dort gefundenen Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 27 418 Gumprecht: gleichartigen Eremplaren nach des früheren Biſchofs von Drontheim Gun— nerus Verſicherung der Fall iſt. Aber erſt dieſer um die Naturgeſchichte ſeines Vaterlandes hoch verdiente Forſcher unterwarf die ganze Reihe pflanzlicher Auswürflinge einer genaueren Unterſuchung, und, indem er darin zum Theil die nämlichen tropiſch amerikaniſchen Bohnen erkannte, welche faſt zwei Jahrhunderte vorher C. Cluſius und Tabernaemon— tanus, jener in ſeinen Anmerkungen zu des ſpaniſchen Botanikers Ni— colas Monarde Bericht (Exotica c. 49, p. 335) über die Pflanzen Weſtindiens, dieſer in ſeinem Kräuterbuch beſchrieben und abgebildet hatten, ſo folgt daraus wiederum mit Sicherheit, daß die Strö— mungen, welche die durch Sloane beſtimmten Leguminoſenſamen nach Nord- Schottland und Irland bringen, auch nach den Färöern gelan— gen müſſen. Außer den Bohnen kommen häufig Treibhölzer nach den Färöern, von welchen ältere Berichterſtatter jedoch, wie es ſcheint, nichts erwähnen. Um ſo ſchätzbarer iſt darum Herrn Irminger's Mit— theilung (Zeitſchrift III, 188, 189), daß bei Kirkeböe auf der Färöerinſel Südſtrom Nadelhölzer von ziemlich großen Dimenſionen durch die Wellen ausgeworfen werden. Woher dieſelben kommen, und von wel— chen Gattungen und Arten ſie abſtammen, erfahren wir zwar von un— ſerem Berichterſtatter nicht, doch läßt ſich ſchon aus deſſen Bemerkung, daß die Menge des bei Kirkeböe angeſchwemmten Treibholzes in neue— rer Zeit ſich vermindere, beſtimmt abnehmen, daß das Erſcheinen des Treibholzes kein iſolirtes zufälliges, ſondern ein länger beſtehendes Phä— nomen iſt, welches einer dauernd wirkenden Urſache, alſo regel— mäßigen Strömungen ſeinen Urſprung verdanken muß, und zugleich ergiebt ſich daraus mit ziemlicher Beſtimmtheit ein Schluß auf die ur— ſprüngliche Heimat eines Theils des Holzes. Noch iſt nämlich die Cul— tur in den nördlichſten Gegenden Amerika's nicht ſo weit eingedrun— gen, daß die von den großen in das amerikaniſche Eismeer mün— denden Strömen herabgeführten Holzmaſſen eine Verminderung erlei— den könnten, während dies gerade bei denjenigen nothwendig der Fall fein muß, welche aus dem mericanifchen Meerbuſen durch den Golfſtrom in den nordatlantiſchen Ocean gelangen. Die ſtaunenswerth fortſchreitende Cultur längs den nordamerikaniſchen Strömen richtete bekanntlich in den Wäldern ſchon ſolche Verwüſtungen an, daß es nicht Verwunderung erregen kann, wenn die Maſſe der dort von den 1 1 Treibproducte im nordatlantiſchen Ocean. 419 Strömen abwärts geführten und in ferneren Gegenden abgelagerten Treibhölzer ſich nahmhaft vermindert hat. In der That ſteht hiernach Herrn Irminger's Angabe in merkwürdigem Einklange mit der vor einem halben Jahrhundert bereits verkündeten Prophezeiung (Kant's phyſiſche Geographie. Ausg. von Vollmar. Bd. I, Abth. 1, S. 34), daß mit Zunahme der Cultur an den großen nordamerikaniſchen Strö— men und der Ausrodung der Wälder die Menge des Treibholzes ſich verringern muͤſſe, und wir können alſo deshalb beſonders annehmen, daß das Färöerholz aus den mittleren und ſüdlicheren Theilen Nord— amerika's herſtammt. Viel reicher noch, als die Färöer, ſind die nördlichen Küſten Nor— wegens an Treibproducten mannigfacher Art. Sie wurden hier zum Theil ſchon früh durch Worm, Pontoppidan, den älteren Stroem und Tonning, einen Schüler Linné's, beachtet; namentlich aber war es der Biſchof J. C. Gunnerus, welcher, wie erwähnt, in einer eigenen, den Schriften der Drontheimiſchen Geſellſchaft (Det Trondhjemske Selb- skabs Skrifter. Kiöbenhavn 1765. Bd. III, S. 15 — 28) einverleib- ten Abhandlung die an die Küſten ſeines Heimatlandes angeſchwemm— ten mannigfachen tropiſchen Samen und Früchte, einer gründlichen Unterſuchung unterwarf, deren Reſultate ſodann in Tonning's Ab— handlung über denſelben Gegenſtand (Linné Amoenitates acade- micae VII, 477) übergingen und dadurch in weiteren Kreiſen be— kannt wurden. Gunnerus ſprach z. B. beſtimmt aus (S. 15), daß man an den Ufern des Stifts Drontheim und an anderen Orten Norwegens verſchiedene ausländiſche Früchte finde, und er ge— langte, obwohl ihm Sloane's Arbeiten völlig unbekannt geblieben zu ſein ſcheinen, zu Reſultaten, die mit denen ſeines britiſchen Vor— gängers völlig übereinſtimmten und erwieſen, daß dieſelbe Urſache, welche tropiſche Samen nach Irland, Schottland und den Färöern brachte, auch noch weiter nördlich, bis Norwegen nämlich, ihre Wirkung ausgeübt habe. Das letzte mag jedoch nur für die nördliche Küſte dieſes Landes jenſeits Bergen gelten, da, ſo viel bekannt, bisher noch * tropiſchen Anſchwemmungsproducte an den Küften Norwegens ſüͤdlich Bergen erſchienen find. Gunnerus war aber nicht der erſte norwegiſche Forſcher, welcher von der wahren Natur und fernen Hei— math der Auswuͤrflinge eine klarere Vorſtellung hatte. Denn, nach— * 420 Gumprecht: dem ältere norwegiſche Schriftſteller, wie Arngrimus Jonge und Thor— lacus Sculonius, in zweien, an den Küſten bei Drontheim vom Meere ausgeworfenen und hier unter den vulgairen Namen der Löſungs— fteine (Lösningsteen) und Wurmſteine (Ormesteen) bekannten Körpern anorganiſche Dinge, namentlich ſogenannte Adlerſteine (Aetites) geſehen hatten (Gunnerus a. a. O. III, 19), erkannte bereits ein däniſcher Naturforſcher des 17. Jahrh., Olaus Worm, darin Leguminoſenſamen und bezeichnete dieſelben beſtimmt als duo genera fabae Indicae (Epi- stolae I, 99, 337, 345), ſowie auch E. Pontoppidan die Wurmſteine ge— radezu Söe Bönne oder Seebohnen (fabae marinae) nannte (Det förste Forsög paa Norges Naturlige Historie. Kjöbenhavn 1752, S. 254). Nach dem letztgenannten Autor find die Wurmſteine von der Größe einer Kaſtanie, dunkelbraun von Farbe, der Geſtalt nach kreis— rund, endlich oben flach oder auf beiden Seiten wie zuſammenge— drückt. Hier, wie überall, wo ſich ſolche Anſchwemmungsproducte fin— den, verdanken ſie ihre Erhaltung weſentlich ihrer ſehr harten Schale, welche auch in Norwegen Veranlaſſung giebt, daß man dieſelben, wie nach Sloane's Bericht in ihrer weſtindiſchen Heimat und auf den ſchottiſchen Inſeln, zu Schnupftabacksdoſen benutzt. Am häufigſten kom— men in Norwegen unter den Leguminoſenſamen Löſungsſteine vor, die, wie Stroem berichtet (Physisk og Oeconomisk Beskrivelse over Fogderiet Söndmör beliggende i Bergens Stift i Norge. Soröe 1766. I, 138) in der bei Bergen belegenen Voigtei Söndmör den Namen Buesteen, d. h. wohl Bogenſteine muthmaßlich nach ihrer Geſtalt, führen, und von Gunnerus mit den Vette Nyre der Färöer für identiſch erkannt wurden. Da endlich nach Tonning Ca. a. O. VII, 477) die Löſungsſteine Samen von Mimosa scandens, die Buesteen Sa— men von Piscidia erythrina find, jo ergiebt ſich, daß Samen der— ſelben oder wenigſtens nahe ſtehender Leguminoſen an den Küſten Schottland's, der Färöer und Norwegens gleichmäßig angeſchwemmt werden. Auch Herr Irminger beſtätigte, daß mehrere Mimoſenarten an den Färöern und der Küſte Norwegens angetrieben werden (f. Zeit ſchrift II, 187). Zu den am Strande Norwegens vorkommenden Auswürflingen gehören ferner nach Gunnerus, Stroem und Tonning Cocosnüſſe (Stroem's Ege-Nödder oder Eichennüſſe [a. a. O. I, 139), die ſich am Strande von Söndmör finden, Nüſſe vom weſtlichen Nieren— Treibproducte im nordatlantiſchen Ocean. 421 baum (Anacardia occidentalis), Hüljfen von Cassia Fistula (Stroem I, 139; Gunnerus in den Trondhiemske Selbskabs Skrifter III, 25), und endlich Calabaſſen oder Schalen der Frucht des Flaſchenkürbiſſes (Cucurbita lagenaria), ſämmtlich in den ktopiſchen Regionen Amerika's und namentlich Weſtindiens, heimiſche Pflanzenkörper. So beſtimmt aber dieſe Körper auf den Weg hinweiſen, den fie genommen haben müffen, um Europa zu erreichen, ſo fand es Tonning (oder Linné?) doch noch ſchwierig, ſich eine klare Vorſtellung über die Art und Weiſe zu bilden, wie dieſelben nach Europa gekommen ſein könnten, indem er hierüber folgendes ſagt (Amoenitates ac. VII, 475): A toto literato orbe quaero, qua via haec semina, Americae meridionali indi- gena, itinere maritimo deferantur in Norwegiam, cum non na- tent, cum adeo recentia sint ut germinent, cum in copia et quotannis adveniant? Außer den genannten Pflanzenkörpern fehlt es eben jo wenig an Hölzern und manchen anderen tropiſchen, durch die Strömungen an den ſüdlicheren norwegiſchen Küſten angetriebenen Producten. So berichtete Petherick, daß an den Rändern der bekannten großen, un— ter 69° 55“ gelegenen Altenbai amerikaniſche Baumſtämme von den Fluthen ausgeworfen würden (Journal of the Geological Society of Dublin. I, 67), und ſodann der bekannte Naturforſcher E. Robert, daß ſeine Begleiter bei der bekannten, in den Jahren 1835 und 1836 von der franzöſiſchen Regierung nach dem Norden geſandten Unterſuchungs— expedition auf der kleinen, am Ende Europa's gelegenen Inſel Mage— röe eine Frucht abermals von der Mimosa scandens gefunden hät— ten (Bull. de la soc. géologique de Fr. XIII, 30), ſowie es Ro— bert ſelbſt gelang, eine Frucht dieſer Leguminoſe noch jenſeits der nördlichſten Spitze unſeres Erdtheils oder des Nord-Caps an den Geſtaden des weißen Meeres anzutreffen (Voyage en Islande et au Groenland, executè pendant les années 1835 et 1836 sur la cor- vette la Recherche. Publie sous la direction de M. Paul Gai- mard. Mineralogie et Géëol. par Al. E. Robert. Paris 1840. J. 8. 131). Aber die Kenntniß wohl der intereſſanteſten hierhergehören— den Thatſache verdanken wir dem Lieut-Col. Sabine. Als ſich dieſer näm— lich im Jahre 1823 zu Hammerfeſt (unter 7038“ n. Br.) aufhielt, wur- den in dem angrenzenden Meere mit Palmöl gefüllte, wohlgezeichnete Tonnen aufgefiſcht, die aus einem an der weſtafrikaniſchen Küfte, nämlich 422 Gumprecht: am Cap Lopez, zu derſelben Zeit, wo das Jahr vorher ſich Sabine höchſt merkwürdiger Weiſe daſelbſt befunden hatte, geſcheiterten Handelsſchiff ſtammten. Sabine war es um ſo eher möglich über die Identitat der auf dem in Afrika geſcheiterten Schiffe geweſenen und der bei Ham— merfeſt aufgefangenen Tonnen zu urtheilen, als das Scheitern des Schiffes unter Umſtänden ſich ereignet hatte, welche Discuſſionen wäh— rend Sabine's Anweſenheit am C. Lopez veranlaßten (Cosmos by Al. von Humboldt translated under the superintendence of Lieut. Col. Ed. Sabine. 1849. I, S. XC VII). Selbſt die klimatiſchen Verhältniſſe der nördlicheren Theile des Küſtenrandes von Norwegen ſind ſo auffallender Art, daß man ſie bekannt— lich nicht anders, als durch den Einfluß wärmerer Strömungen erklä— ren kann, und wirklich hat man auch nie angeſtanden, den Grund der außerordentlich milden Winter in jenen hohen Breiten allein auf dieſe Urſache zurückzuführen. Schon Pontoppidan bemerkte Ca. a. O. 22), daß, wenn der Winter in den öſtlichen Gegenden des Landes mit ſol— cher Strenge eintrete, daß alle ihre Ströme zufrören, in den mit je— nen Strichen in gleicher Breite liegenden weſtlichen Theile des Landes die Seen und Meerbuſen offen ſeien, und daß in den letzten, wie man aus Erfahrung wiſſe, die Luft neblig und regnig erſcheine, ſowie daß die Fröſte ſelten länger, als 2 bis 3 Wochen dauerten, ja es frören die Häfen von Amſterdam, Hamburg, Kopenhagen und Lübeck über— haupt zehn Mal öfter zu, als die Häfen des nordweſtlichen Nor— wegens. In dem Lauf eines ganzen Jahrhunderts erfolge hier das Zufrieren der Häfen kaum 2 bis 3 Male, und die Bewohner dieſer Gegenden Norwegens wunderten ſich oft, aus den Zeitungen und Schriften von Froſt und Schnee in Polen und Deutſchland zu hören, während ſich bei ihnen nichts dergleichen finde. Mitten in Deutſch— land, das 200 M. näher nach dem Aequator liege, ſei der Winter viel härter, als in den Umgebungen Bergen's (60° 24’ n. Br.), ja er zeige ſich hier ſogar fo gemäßigt, daß die See den Fiſchern und Schiffen beſtändig offen ſtehe, indem nur die innerſten Winkel der in das Land gehenden Einſchnitte ſich da mit Eis bedeckten, wo ein trock— ner und ſcharfer Nordoſtwind vom Lande herabkomme. Ganz überein— ſtimmend mit dieſen älteren Angaben eines ſo verdienten und kennt— nißreichen Autors, wie Pontoppidan war, lauten alle neueren. So berich— Treibproducte im nordatlantiſchen Ocean. 423 ten Blom (Das Königreich Norwegen J, 39) und Robert, daß es auf den nördlichen und weſtlichen Küſten Norwegens nie Eis gebe, und daß die dortigen Häfen ſelbſt in den härteften Wintern offen ſeien, während Eis und Schnee das Land bedecke. Faſt nie, fügt der letzte Berichter— ftatter hinzu, habe man gehört, daß der Hafen von Drontheim (63 25“ n. Br.) zufriere, ſelbſt an den Ausgangspunkten der in den Hafen mündenden Flüſſe finde dies nicht ſtatt. So ſelten friere überhaupt der Drontheimer Hafen zu, daß, wenn ein ſolches Ereigniß einmal ſtattfinde, man daſſelbe wie ein Orakel anſtaune (Bulletin de la soc. de Geographie. 2 Ser. XVII, 327). Sogar noch 7 Grade weiter nörd— lich fehlt es an ähnlichen Erſcheinungen nicht, indem nach Ruſſegger's Bericht (Reiſen IV, 527; Leonhard und Bronn Jahrbuch für Mine— ralogie. 1841. S. 83) die Häfen von Tromſöe (69° 38 n. Br.) und Hammerfeſt (70° 38“ n. Br.) im Winter nie Eis haben, was ſelbſt dann nicht ſtattfinde, wenn die ruſſiſche Flotte bei Kronſtadt ſchon im Eiſe eingeſchloſſen wäre. Ja, wenn die Oſtſee und der Sund mit Eis bedeckt wären, ſei das Meer in der Nähe des Nordcaps (70° 10’) eisfrei (Blom I, 33). Dies iſt höchſt auffallend, weil der Buſen von Chris ſtiania (59° 55’) ſchon jedes Jahr zufriert und das ſüdlichſte Norwe— gen doch eine höhere Mitteltemperatur, als das im Winter noch ſo milde Danemark hat. Endlich erfreut ſich die Stadt Bergen, ungeachtet ihrer hohen nordiſchen Lage, ſogar einer wenig geringeren Mitteltemperatur (85,½18 C), als das faſt 8 Breitengrade (in 52° 31 30“) füdlicher gelegene Berlin mit feiner Jahrestemperatur von 8% 21“ C,, ſowie auch in Tromſöe das Thermometer im Winter felten auf 10“, nie unter 12 R. fällt, wodurch dieſer Ort ſogar ein milderes winterliches Klima, als die Regionen am nördlichen Fuß der Alpen beſitzt (Ruſſegger's Reiſen IV, 591). Aus dieſen Gründen reicht die Bodencultur im nörd- lichen Weſt-Norwegen bis 70° n. Br., weiter alſo, als die äußerſten Mif- ſionen der mähriſchen Brüder in Grönland, und es geht die Cultur einer ſo ſuͤdlichen Frucht, wie die Kirſche, ſogar 3 Meilen über Dront— heim hinaus; denn, wenn auch unmittelbar bei dieſer Stadt keine Kir— ſchen reifen, ſo werden doch nach Baade (Det Kongelige Norske Viden- skabers Selbskabs Skrifter. IV, 392) 2 Meilen von Drontheim zu Froſten auf der Indherred von den Bauern Kirſchbäume fleißig gezogen, de— ren Früchte ſie in ziemlicher Menge in die Stadt bringen, obgleich die 424 Gumprecht: Kirſchen in den meiſten Jahren nicht recht reif werden ſollen. Leopold von Buch beſtätigte ſpäter dieſe Angaben, indem er verſicherte, daß die 3 Meilen nördlich von Drontheim gelegene Inſel Tuteröe gute Kir— ſchen in Menge liefere (Reiſe nach Norwegen und Lappland. I, 239), und endlich geſchah daſſelbe durch den Botaniker Leſſing (Reiſe durch Norwegen nach den Loffoden S. 29) und den bekannten Dichter W. Häring (Wilibald Alexis), welchem während ſeines Aufenthalts in Drontheim täglich eine Schüſſel mit reifen Kirſchen vorgeſetzt wurde (Herbſtreiſe nach Scandinavien S. 306). Wenig ſüdlicher nach Bergen zu giebt es im innerſten Theil des Sognefjord ſogar noch ganze Kirſch— wälder, wovon zwei 24 und mehr Stunden lang find und reife Früchte liefern (Maltebrun Nouv. ann. des voy. XXVI, 238). Dieſes merkwürdige Vorkommen reifer Kirſchen in ſo hohem Nor— den, wovon kein zweites Beiſpiel auf der Erde bekannt iſt, rechtfertigt vollkommen einen Ausſpruch Al. von Humboldt's, der bei einer Ge— legenheit ſich dahin äußerte, daß bei den Culturpflanzen die Schmieg- ſamkeit ihrer Natur ſo groß ſei, daß, wenn man ihnen die nö— thige Sorge zu Theil werden ließe, ſie dann die von dem Naturfor— ſcher für fie angenommenen Grenzen überſchritten !). Ganz den hieſi— gen entſprechende auffallende Einflüſſe der Meeresſtrömungen auf kli— matiſche Verhältniſſe und Vegetation bieten übrigens die Weſtkü— ſten Nord- und Süd-Amerika's dar, nur daß der Einfluß in Nord— und Süd-Amerika ein entgegengeſetzter iſt. Denn, wenn die Weſtküſte Nord⸗-Amerika's im Verhältniß zu der Oſtküſte eine auffallend milde Temperatur zeigt, ſo daß die aus dem Süden kommenden zarten Ko— libris (Trochilus rufus) hier bis zum 60° n. Br. oder bis Coaks Inlet aufſteigen (von Baer in dem Bullet. sc. de ! Ac. de St. Petersbourg. 1839. V, 138, 148), ferner die indianiſchen Eingeborenen bis zum 52° ſtets unbekleidet gehen, wogegen im Oſten in Canada unter gleicher Breite die ſtrengſte Kälte ſtattfindet, und endlich die wichtigſten Pflan— zen nach Barton auf der Weſtſeite 3 bis 4“ höher nach Norden hin— aufreichen, als im Oſten, ſo laſſen ſich ſo auffallende Differenzen ) La flexibilité d’organisation est telle dans les plantes cultivees, qu’aidees par le soin d'hommes, elles franchissent souvent les limites, que le Physicien a osé leur assigner (Essai sur la Nouvelle Espagne III, 15). Um ſo auffallender iſt es, daß eine unſerer gewöhnlichſten norddeutſchen Angerpflanzen, nämlich Bellis perennis, unbedeckt den Winter von Drontheim nicht mehr aushält (Baade a. a. O. IV, 409). * Treibproducte im nordatlantiſchen Ocean. 425 kaum anders, als durch den günftigen Einfluß der wärmeren Strö— mung erklären, die von den weſtmexicaniſchen Küften an längs dem Continente bis in noch nicht genau feſtgeſtellte Breiten fortſetzen, wäh— rend umgekehrt die weſtlichen maritimen Theile Süd-Amerika's, z. B. Chile, durch die längs denſelben fortziehende, von Süden kommende kalte Strömung bekanntlich eine auffallend kühle Temperatur beſitzen. Weitere Fortſetzungen der wärmeren Strömungen laſſen ſich noch über die nördlichſte Spitze Europa's hinaus und im Weſten bis wenigſtens Island und Grönland verfolgen. Dafür ſpricht nament— lich nicht allein Scoresby's S. 409 angeführte Erfahrung über die in 200 Klaftern Tiefe an den Küſten Spitzbergen's höhere Temperatur des Meereswaſſers, ſondern auch die allgemein bekannte Thatſache, daß bis zum 80. bis 82. Grade das freie Nordpolarmeer im Winter und Sommer offen iſt (Pontoppidan a. a. O. 22), und endlich das Vorkommen zahlreicher, zum Theil aus tropiſchen Gegenden ſtammen— der Treibproducte an den Küſten Island's und den Weſtküſten Grön— land's. Von an den Küſtenrändern Island's angeſchwemmten tropi— ſchen Früchten war nichts bis jetzt bekannt, und erſt einem deut— ſchen Forſcher, Sartorius von Waltershauſen, gelang es in neue— rer Zeit, dort zwiſchen Ranfarhavn und Vapnafjord Früchte tropiſcher Pflanzen, deren Namen uns leider nicht erwähnt werden (Phyſiſch— geographiſche Skizze von Island. 1847. S. 22), zu entdecken. We— niger glücklich waren die dahin gerichteten Beſtrebungen E. Robert's, der aller aufgewandten Mühe ungeachtet nicht vermochte, Früchte oder Samen am isländiſchen Strande zu entdecken (Institut. IV, 126; Voyage 131). Von in Grönland angeſchwemmten tropiſchen Sa— men wiſſen wir leider ebenfalls nichts. Deſto bedeutender iſt die Menge des an den Küſten von Island, Grönland, Jan Mayen und Spitzbergen ausgeworfenen Treibholzes, doch fehlt noch immer eine umfaſſende und gründliche Unterſuchung deſſelben, obwohl eine ſolche mit Leichtigkeit ſelbſt in Deutſchland hätte vorgenommen wer— den können, wo bereits Blumenbach ſich bemüht hatte, eine intereſ— fante Sammlung von Exemplaren, die ſich noch in Göttingen befinden ſoll, zuſammenzubringen. In neuerer Zeit war es beſonders E. Robert, der die Natur der nordiſchen Treibhölzer zu ermitteln wünſchte und zu dem Ende große tafelförmige Stücke davon nach Frankreich brachte. Da dieſer Reiſende jedoch nicht ſelbſt Botaniker war, ſo ſuchte er die 426 Gumprecht: Unterſtützung des berühmten franzöſiſchen Naturforſchers Ad. Brogniart nach. Er ſelbſt hatte einen Theil des farbigen Treibholzes Acajou ge— nannt, womit die Franzoſen bekanntlich mannigfache weſtindiſche farbige Holzarten und ſo auch das Mahagoniholz belegen. Brogniart vermochte indeſſen in den ihm zur Unterſuchung übergebenen Stücken kein Acajou, ſondern nur Nadelhölzer zu erkennen (Voyage de E. R. 130), ſo daß dieſe wichtige Frage noch unerledigt iſt. Ohne eine genaue botaniſche Unterſuchung dürften wir aber ſchwerlich zu einer genügenden Löſung des Problems der Herkunft der nordiſchen Treibhölzer und zugleich zu einer genaueren Kenntniß der Strömungen in den Nordpolarge— genden gelangen. Jedenfalls wäre die Unterſuchung eine verwickelte, weil unter den Treibhölzern ſich aus ganz verſchiedenen Gegenden ſtam— mende Maſſen zu befinden ſcheinen. Auffallend bleibt es immer, daß uns geachtet des häufigeren Erſcheinens tropiſcher Früchte an den Küſten der ſchottiſchen Inſeln und Irland's kein britiſcher Forſcher von dort angeſchwemmten Treibhölzern ſpricht. Weder Mac Culloch, noch Hib— bert, Pennant, Necker de Sauſſure oder die beiden Anderſons erwäh— nen dergleichen, und ich ſelbſt habe während eines längeren Aufent— haltes auf der weſtlichen Küſte Nord-Schottland's und auf der Hebri— deninſel Skye nicht das mindeſte darüber in Erfahrung bringen können. Aber ſchon auf den Färöern werden, wie Herr Irminger berichtet, Treib— holz⸗Ablagerungen von einiger Bedeutung gefunden. Viel mehr entwickelt iſt dies Phänomen auf Island, wo nach Verſicherung des alten Crantz (Hiſtorie von Grönland. Barby 1765. S. 52) Treibhölzer ſogar viel häufiger, als auf Grönland, vorkommen, eine Angabe, welche die be— kannten isländiſchen Forſcher Olafſen und Povelſen (Reiſe durch Island. Kopenhagen und Leipzig 1774. 1, 264 — 271) vollkommen beſtätigten. Hier erſcheinen nämlich Anhäufungen von einigen Ellen Höhe auf dem langen nordweſtlichen, im Nordcap endenden Ausläufer der Inſel zugleich mit Maſten und anderen Schiffsreſten, ſo daß die Bevölkerung dieſer Gegend nicht allein ihre eigenen Bedürfniſſe mit dem Holz beftrei- tet, ſondern auch damit Handel treibt und es mit der größten Verſchwen— dung conſumirt. Hier iſt auch das wahre Holzmagazin der Inſulaner. Selbſt aus anderen Gegenden Island's, wo das Treibholz ſeltener iſt, kommen die Inſulaner dahin, um ſich das nöthige Holz durch Einkauf zu erwerben. Ein dortiger Meerbuſen, der Furefjord (d. h. der Tan— nenmeerbuſen, da das isländiſche Wort Fure mit dem engli— Treibproducte im nordatlantiſchen Ocean. 427 ſchen Wort Fire in firtree identiſch it), führt von der Menge der in ihm angeſchwemmten Nadelhölzer ſogar ſeinen Namen (O. und P. Reiſe J, 268). Uebereinſtimmend hiermit verſicherte ein anderer älterer Beobachter, Dr. Uno von Troil, daß er an den nördli— chen Rändern Island's, namentlich aber am Cap Langanes, einem der nordöſtlichſten Ausläufer der Inſel, ſowie im Nordweſten der In— ſel bei Hornſtrand Treibholz überall gefunden habe (Reiſe nach Is— land. Upſala und Leipzig. 1779. S. 35 — 36). In neuerer Zeit be— obachtete gleichfalls E. Robert angeſchwemmtes Treibholz in Menge an den nordweſtlichen Rändern der Inſel; fo zu Mälar, am Sagaſtrandur— Fiördur und beſonders in den Fiords von Betru Fiördur und Kolla Fiördur (Voyage 128, 131). In Grönland findet ſich daſſelbe gleich— falls in ſo reichlicher Menge, daß es der Bevölkerung zum Theil die fehlenden Wälder erſetzt, indem deren europäifcher Theil es zum Bren— nen benutzt, während die Eingeborenen ihre Häuſer und Boote dar— aus bauen und ihre Waffen davon anfertigen. Ohne dieſe reiche Gabe der Natur dürfte Grönland ſowohl, wie Island, faſt unbewohnbar geblieben ſein. Anſehnliche Ablagerungen von Treibholz giebt es ferner auf Jan Mayen, da nach einem von Crantz (S. 52) eingeſehenen See— ſpiegel auf der Südoſtſeite dieſer Inſel nach zwei Buchten ſo viel Holz mit dem Eis gelangt, daß ein Schiff damit befrachtet werden könnte. Doch ſind die Ablagerungen lange nicht ſo bedeutend, als der be— kannte engliſche Geograph John Barrow verſichert, indem dieſer, wahrſcheinlich ohne die betreffende Stelle bei Crantz geſehen zu ha— ben, auf deſſen angebliche Autorität die ganze Inſel mit Holz bedeckt ſein läßt (The quantity brought to this island alone is said by Crantz to spreed over a surface equal to the base of the whole island im Quarterly Review 1818. XVIII, 446). — Nicht minder hat Spitzbergen ſeewärts gekommene Holzmaſſen. Schon die ruſſiſchen Seefahrer, die früher zuweilen die Gewohnheit hatten, einen Theil ihrer Mannſchaft auf der Inſel zurückzulaſſen, fanden hier ſo viel Treibholz, daß ſie keinen Mangel daran zu fürchten hatten. Das meiſte Treibholz iſt innerlich und äußerlich ſehr angegriffen, ja ſelbſt ohne Rinde, wie geſchunden, während öfters große, wie Perga— mentrollen zuſammengedrehte Rindenſtücke vom Meere ausgeworfen werden (Robert im Institut. IV, 125; Voyage 129 — 130). Doch 428 Gu mprecht: bemerkten Olafſen und Povelſen Bäume mit ganzen Wurzeln, die in dem angrenzenden Meere trieben. Zuweilen haben dieſe Stammſtücke eine Länge von 24 Ellen (O. und P. I. 272). Ein großer Theil des Treib— holzes erſcheint ganz durchlöchert von Bohrwürmern, wie dergleichen v. Lö— wenden bei Grönland, Robert bei Island (Voy. 128 — 129), Scoresby bei Spitzbergen ſahen und neuerdings John Simpſon, Arzt auf dem in un— ſerer Zeitſchrift öfters genannten Entdeckungsſchiff Plover am weſtlichen Rande des amerikaniſchen Nordpolarmeeres wahrnahm (Nautical Ma- gazine 1853. S. 27). Dies Phänomen iſt ſehr intereſſant und hat mit Recht die Aufmerkſamkeit der Nordpolarreiſenden auf ſich gezogen. Denn, da die Bohrwürmer nicht in den hohen Breiten exiſtiren können, wo man jetzt das durchlöcherte Holz findet, ſo iſt daraus mit Grund zu ſchließen, daß daſſelbe aus wärmeren Regionen dahin gekom— men iſt. Mit der Natur der isländiſchen Treibhölzer hat man ſich übrigens früh beſchäftigt, und namentlich waren es die trefflichen Beobachter Olafſen und Povelſen, welche dieſem Gegenſtande ihre Aufmerkſamkeit widmeten, ohne daß derſelbe bis jetzt ſelbſt nach Herrn Irminger's Beob— achtungen (III, 189) ſeine völlige Erledigung erhalten hätte. Einiges is— ländiſche Treibholz iſt farbig, und unter ſolchem Holz dürften höchſt wahr— ſcheinlich tropiſche farbige Hölzer enthalten ſein, während von anderen farbigen Treibhölzern der Urſprung zweifelhafter bleibt. Wäre die feſte hochrothe, von den Isländern Stala Eyk genannte Sorte, wie Olaf— fen und Povelſen meinen, wahres Braſilienholz, jo könnte die Frage, daß eine von Süden kommende Strömung tropiſches Holz nach dem hohen Norden geführt habe, für entſchieden gelten, und es dürfte dann ein zweites hochrothes, dem Fernambuk ähnliches Holz, das Litunar Börkur der Isländer, in dieſelbe Kategorie fallen und aus Weſtindien oder dem tropiſchen Feſtlande Amerika's nach dem Norden gelangt ſein. Andere Stammſtücke und Rinden ſind dagegen ſicherlich mehr nordi— ſchen Urſprungs. So erkannten Olafſen und Povelſen (J. 272) un ter Stammſtücken auf Island Birken, eine Weide (Salix caprea), eine Linde und mehrere von den Isländern mit Namen bezeichnete, theils tannen⸗, theils fichtenähnliche Nadelhölzer. Von den gefärbten, durch dieſe Berichterſtatter erwähnten Treibhölzern wird beſonders das eine, das Rauda Grene, von den Isländern hoch geſchätzt, indem es ſehr Treibproducte im nordatlantiſchen Ocean. 429 feſt, fein, ſchön von Anſehen, roth von Farbe und ſehr dauerhaft iſt; ſeiner vorzüglichen Eigenſchaften wegen dient daſſelbe zur Anfertigung der Mobilien und zum Hausbau der Inſulaner. So dauerhaft iſt dieſes Holz, daß es ſich Hunderte von Jahren hindurch unverändert erhält. Nach feinen Eigenſchaften ſcheint indeſſen das Rauda Grene kein tropiſch amerikaniſches, ſondern nordamerikaniſches Holz zu ſein und von der im inneren Nordamerika und in den Wäldern der Vereinigten Staa— ten ſehr verbreiteten rothen virginiſchen Ceder (Juniperus virginiana) herzuſtammen. Auch die bei Capit. Phipps (ſpäter Lord Mulgrave) Nordpolar-Expedition erfolgte Auffindung bis 70 F. langer Nadelholz— bäume auf einer Inſel nahe dem Nordrande Spitzbergen's (Phipp's Voyage towards the North Pole 58) dürfte den nordiſchen Urſprung mancher Treibhölzer erweiſen, wofür Crantz ſich am früheſten bezüglich der grönländiſchen ausſprach. Dieſer Autor nennt nämlich das meiſte Treib— holz Grönland's Kiefern- und Tannenholz, eine dritte Sorte von ſehr feinen Adern und mit wenigen Aeſten hielt er für Lerchenholz; eine vierte, röthliche, von angenehmerem Geruch, als gemeines Tannenholz, erklärte er für identiſch mit alpiniſchem Zirbelholz (Pinus Cembra), woraus ſich ergiebt, daß Crantz ſibiriſches Zirbelholz vorfand. Einige große Stämme erſchienen unſerem Autor als Espenholz, das, ſeiner Meinung nach, von weit hergekommen ſei. Alle Umſtände, fügt der— ſelbe hinzu, machen es deutlich, daß das grönländiſche Treibholz in einer zwar fruchtbaren, aber kalten Gegend gewachſen ſei, die nicht urſprünglich Amerika ſein könne, indem das Treibholz gar nicht die Na— tur amerikaniſcher Hölzer habe, und weil daſſelbe mit einer nach Sü— den gehenden und alſo nicht aus den holzreichen Gegenden Amerika's gekommenen Strömung dahin komme (S. 51 — 54). Hiernach ſprach Crantz die ſpäter von vielen Forſchern, namentlich von Olafſen und Povelſen (I, 272), v. Löwenörn, de Baum (I, 267), Rennell (17) und Irminger (III, 189) angenommene Meinung aus, daß das nordiſche Treibholz aus Sibirien ſtamme, von wo es durch die großen Flüſſe in das Eismeer getrieben werde, um dann mittelſt der längs dem Nordrande der Continente fortziehenden Strömung nach Nowaja Sembla, Spitzbergen u. ſ. w. zu gelangen, eine Anſicht, die für die meiſten, in den öſtlicheren Theilen des Nordpolarmeeres erſcheinenden Treibhölzer ſicherlich rich— tig iſt, ſchwerlich aber für die in Island und Grönland angeſchwemmten 430 | Gumprecht: Holzmaſſen ausſchließlich gelten kann. Daß es übrigens auch in Is— land an Treibhölzern aus nördlicheren Breiten nicht fehlt, beſtätigten die Beobachtungen E. Robert's, der in den dortigen pergamentartig zuſammengerollten Auswürflingen zum Theil Birkenrinde erkannte, ſowie auch ein anderes durch denſelben Reiſenden gefundenes Rinden— ſtück von röthlicher Farbe und voll Harz unzweifelhaft einer nordi— ſchen Conifere angehört hatte. So beſtimmt nun alle dieſe Thatſachen das Vorkommen aus dem Norden Aſiens und Nordamerika's ſtammender Naturproducte in den Grönland und Island angrenzenden Meeren erweiſen, und je mehr die neueſten Unterſuchungen längs den nördlichſten Küſten des con— tinentalen Amerika die Exiſtenz einer dort nach Oſten gerichteten Strö— mung darthun, wodurch die von den großen Flüſſen Nord-Amerika's in das Eismeer gebrachten Holzmaſſen ihren Weg nach den Küſten Grönland's und Island's nehmen konnten, ſo fehlt es zugleich nicht an Thatſachen, die das Vorkommen wahrer tropiſcher Treibhölzer in den grönländiſchen Meeren zu erweiſen ſcheinen. So traf der durch feine _ hydrographiſchen Arbeiten ſpäter ſo berühmt gewordene däniſche Ad— miral von Löwenörn bei der ihm im Jahre 1786 übertragenen Expe— dition zur Unterſuchung der Küſten Oſt-Grönland's in der Nähe der letzten einen im Meer treibenden Acajou (Mahagoni) ſtamm (Hertha von Hoffmann und Berghaus III, 707), und ſo wurde auch unfern der Inſel Disco ein aus Mahagoni gefertigtes Logholz nebſt einem zweiten Ma— hagoniſtamm von ſo guter Erhaltung gefunden, daß ſich der damalige däniſche Gouverneur von Grönland daraus einen Tiſch machen ließ. Beide letztgenannten Gegenſtände ſollen aber durch die Südſtrömung in die Baffinsbai gelangt ſein (J. Barrow im Quarterly Review 1817. XVIII, 445). Aus den im Vorhergehenden zuſammengeſtellten einzelnen Beob— achtungen ſcheint ſich nun ziemlich beſtimmt zu ergeben, ſoweit der Mangel einer umfaſſenden Unterſuchung des Gegenſtandes eine Fol— gerung zuläßt: 1) daß an den Küſten von Island, Nord-Schottland, der Färöer und des nordweſtlichen und nördlichen Norwegens Treib— producte von faſt ausſchließlich tropiſchem Urſprunge erſcheinen, die nur durch eine von Südweſten kommende Strömung dahin gelangt ſein können; ferner daß die Exiſtenz dieſer Strömung zugleich durch die Treibproducte im nordatlantiſchen Ocean. 431 in Bezug auf die hohe nördliche Lage auffallend günſtigen Tempera— turverhaͤltniſſe der marinen nordweſtlichſten und nördlichiten Ränder Norwegens erwieſen wird; 2) daß dagegen die Treibkörper an den Küften von Nowaja Sembla und Spitzbergen ausſchließlich ſibiriſchen Urs ſprunges find; endlich 3) daß an den Küften von Island und Grön— land Treibhölzer nordamerikaniſchen und ſibiriſchen Urſprunges, denen ſich oft tropiſch-amerikaniſche Producte zugeſellen, vorkommen. Am ſchwierigſten ware die Frage über die Heimat der Treibhölzer von Jan Mayen zu entſcheiden, da über dieſelben noch alle gründlichen Beob— achtungen fehlen. Außer den größeren Strömungsphänomenen im nordatlantiſchen Ocean giebt es an der hannöverſchen Küſte der Nordſee einige Er— ſcheinungen von geringerer Bedeutung, die Strömungen ihren Ur— ſprung verdanken müſſen, bisher aber noch nicht genug aufgeklärt ſind, obgleich man ſie zum Theil ſeit ſehr langer Zeit kennt und von ihnen Vortheil zieht. In dem Kehdinger Lande bei Stade und ſpeciell in dem Kirchſpiel Butzfleth werden nämlich nach dem Bericht eines Un— bekannten (Hannöverſches Magazin vom Jahre 1775. S. 17 — 30) in Folge von Nordwinden und bei Eintritt der Ebbe auf einem klei— nen an den Ufern der Elbe gelegenen Raum große Maſſen glatt ge— riebener Holzſtücke in ſolcher Menge angetrieben, daß zahlreiche dazu berechtigte Perſonen ihren Bedarf davon entnehmen. Das Vorkommen der Hölzer findet ſtets genau an der nämlichen ſcharf abgeſchnittenen Stelle, von nur 40 Ruthen Länge, ſeit undenklicher Zeit ſtatt; nie hat man höher oder tiefer am Strom eine ähnliche Erſcheinung wahr— genommen. Der mit den Terrainverhältniſſen dieſer Gegend ſehr ge— nau bekannte ehemalige Ober-Deichgraf Beckmann zu Harburg beſtä— tigte, nachdem das Phänomen zuerſt öffentlich erwähnt worden war, daſſelbe bald darauf mit allen Details (Hannöverſches Magazin von 1776. S. 375) und bemerkte noch, daß die angeſchwemmten Stamm— ſtücke bis 10 Fuß Länge und 1 Fuß Durchmeſſer haben. Das Holz ſelbſt iſt ſchwarz, wie jedes längere Zeit in der Erde vergraben gewe— ſene, aber, obgleich innerlich und äußerlich angegriffen, iſt es doch ſo gut, wie Buchenholz; getrocknet zerſplittert es. Ueber den Urſprung deſſelben war man damals, und iſt es wohl noch jetzt, völlig im Un— klaren, nur ſo viel war den Berichterſtattern ſicher, daß dasſelbe 432 Gumprecht: Treibproducte im nordatlantiſchen Ocean. nicht die Elbe herabkommt, ſondern in Folge der Fluth den Strom hin— aufſteigt. Ueber die Natur des Holzes weiß man bis jetzt eben ſo we— nig etwas Sicheres, ſo daß es ungewiß iſt, ob daſſelbe aus Scandi— navien oder aus noch größeren Fernen ſtammt. — Ein zweites in— tereſſantes Vorkommen von Anſchwemmungsproducten kennt man an den Ufern der Inſel Norderney. In ſeiner Beſchreibung der hannö— verſchen Nordſeeinſeln bemerkt nämlich der Königl. hannöverſche Oeco— nomierath Meyer (Hannöverſches Magazin 1823. S. 795), daß auf Norderney ballförmig abgerundete und blaſige Bimsſteinmaſſen von 3 — 4 Zoll Durchmeſſer, großer Leichtigkeit und hellſilbergrauer Farbe angetrieben werden, und daß deren Subſtanz ganz mit der des Bimsſteins von den canariſchen Inſeln übereinſtimmt. Iſt dies rich— tig, ſo wäre die Heimat des Anſchwemmungsproducts zunächſt auf den ebengenannten Inſeln zu ſuchen. Da aber auch Island's Vul— cane zum Theil hellen Bimsſtein produciren, ferner höher im Norden auf den weſtlichen ſchleswigſchen Inſeln und bei Bergen (Stroem a. a. O. 1,58) Bimsſteine angeſchwemmt werden, endlich E. Robert bei ſeiner Anweſenheit auf Mageröe ein angeſchwemmtes Stück ſchwarzen Bimsſteins gefunden haben will (Journal de la soc. géol. de Fr. XIII, 30), ſo iſt es nicht unmöglich, daß Treibhölzer aus den nor— diſchen Meeren ihren Weg zugleich mit isländiſchen Bimsſteinen weiter längs den Küſten Süd-Norwegens, Jütland's und der Herzogthü— mer fortſetzen, um endlich bei Stade und auf Norderney abgelagert zu werden, wenn nicht etwa die Heimat der Bimsſteine in dem tropi— ſchen Amerika zu ſuchen iſt. Da ſich nämlich in neuerer Zeit die An— ſicht geltend gemacht hat, daß die tropiſchen Treibhölzer der nordiſchen Meere nicht auf dem geraden Wege mittelſt des Golfſtroms an ihre Ablagerungsſtelle gekommen ſind, ſondern daß ſie von den tropiſchen Oſtküſten Amerika's ſtammen und durch die S. 425 erwähnte Strö— mung längs der Weſtküſte Nordamerika's nach Norden, und weiter mit— telſt der großen Oſtſtrömung nach den Meeren von Grönland und Is— land gelangen (Barrow a. a. O. 445), ſo könnten die Bimsſteine den Vulcanen der Oſtküſte Central-Amerika's ihren Urſprung allerdings um ſo mehr verdanken, als ſchon der alte berühmte Seefahrer Dampier ſehr viel Hölzer mit Bimsſtein an der Küfte von Guatemala hatte ſchwimmen ſehen (Voyage. London 1729. J, 230). Gumprecht. | | 1 5 Dee XIV. Die Stadt St. Louis in Miſſouri. Der Missouri Republican, eine zu St. Louis, der Hauptſtadt des Staates Miſſouri ſeit dem 1. Juli 1808, alſo ſeit faſt einem hal— ben Jahrhundert ununterbrochen erſcheinende Zeitung, liefert in ſeiner Nummer vom 10. Januar für das Jahr 1854, wie er es bisher auch für die früheren Jahre alljqährlich gethan, eine ſehr lehrreiche Schil— derung der gegenwärtigen Zuſtände der Stadt 1). Es iſt aber dieſe Darſtellung von um fo höherem Intereſſe, als fie einen Ort betrifft, der erſt in der zweiten Haͤlfte des vorigen Jahrhunderts ge— gründet, bereits der größte und wichtigſte an der rechten Seite des Miſſiſſippi geworden iſt, und der durch ſeine ungemein günſtige Lage an der Vereinigungsſtelle des Miſſouri und Miſſiſſippi ſich noch fort— während in einem Grade der Entwickelung befindet, wovon ſelbſt die Vereinigten Staaten kein zweites Beiſpiel, mit Ausnahme etwa New— Morks, darbieten mögen. Schon jetzt iſt St. Louis der Centralpunkt des Verkehrs in den weſtlicheren Theilen der Vereinigten Staaten jen— ſeits des Miſſiſſippi, indem alle größeren Eiſenbahnlinien daſelbſt zu— ſammenſtoßen, und, wenn es den Anſtrengungen der Bewohner, wie kaum zu bezweifeln, gelingt, ihre Stadt zum Anfangspunkt des pro— jectirten großen Eiſenbahnzuges nach dem Stillen Ocean zu machen, ſo werden derſelben neue unermeßliche Elemente des Gedeihens und ) Dieſelbe führt den Titel: Annual Review — History of St. Louis, com- mercial statisties, improvements of the year and account of leading manufacto- ries etc. From the Missouri Republican. January 10. 1854. S. Louis 1854. 8, 48 S. zugleich mit einer Ueberſichtskarte der Eiſenbahnlinien der Ver. - St. Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 28 434 Rehbock: Wohlſtandes zugeführt werden. Rechnen wir dazu die zahlloſen Vor— theile, welche die Flußfahrt aus dem Miſſiſſippi abwärts bis zum mericanifchen Meerbuſen, ſowie die auf dem Miſſouri und ſeinen ſchiff— baren Zuſtrömen darbietet, endlich diejenigen, welche ſich aus der eigent— lich erſt ſeit dem zweiten Viertel dieſes Jahrhunderts beginnenden Cul— tivirung der ungeheuern Landſtriche auf der Weſtſeite des Miſſiſſippi ergeben müfjen, fo läßt ſich ohne Uebertreibung ſagen, daß ſchwerlich ein anderer Ort Nord-Amerika's eine glänzendere Zukunft in Ausſicht hat, und wir dürften uns nach den ſtaunenswerthen bisherigen Er- fahrungen nicht wundern, wenn ſelbſt New-Pork nach einer kur— zen Reihe von Jahren in Bezug auf Einwohnerzahl und Wohlſtand von St. Louis überflügelt würde. Deshalb erſcheint es gerechtfertigt, der vom Missouri Republican gelieferten Schrift eine beſondere Auf— merkſamkeit zu widmen, und es iſt deshalb aus dem reichen Inhalt derſelben durch Herrn Rehbock das Weſentlichſte zur Kenntniß der gegenwärtigen Verhältniſſe der Stadt in dem folgenden Aufſatz zuſam— mengeſtellt worden. Da die Schrift ſelbſt mit einer kurzen Ueberſicht der Geſchichte und der älteren Zuſtände von St. Louis beginnt und die hiſtoriſchen Verhältniſſe ein klares Bild von der Entwickelung der Stadt gewähren, ſo erſchien es als zweckmäßig, auch den folgenden Aufſatz mit einer Schilderung dieſer Verhältniſſe zu beginnen. Gumprecht. Vor hundert Jahren war das Miſſiſſippi-Thal bekanntlich im Be— ſitz Frankreichs und führte den allgemeinen Namen Louiſiana; der nördliche Theil hieß ſpeciell Ober-Louiſiana oder Illinois, in— dem der letzte Name nach dem in der Gegend des heutigen St. Louis einſt wohnhaft geweſenen und erſt etwa im Jahre 1769 durch die Ot— tawas ausgerotteten Indianerſtamm der Illini gebildet war. Der Re— gierungsſitz von Louiſiana befand ſich zu New-Orleans. Im Jahre 1762 verlieh der General-Gouverneur d'Abadie dem Pierre Ligueſte Laclède und feinen Genoſſen unter dem Namen der Louiſiana-Pelz-⸗ Compagnie das Privilegium, mit den Indianern am Miſſouri und im Weſten des Miſſiſſippi Handel zu treiben und ſolche Poſten anzu— legen, wie ſie zur Förderung ihres Unternehmens für nöthig erachten möchten. Im nächſten Jahre brach demnach Lacleède in Begleitung der Die Stadt St. Louis in Miſſouri. 435 Brüder Pierre und Auguſte Chouteau und einiger anderen Perſonen auf, um das ihm angewieſene Land zu erforſchen. Er beſuchte Ste. Genevieve, die älteſte franzöſiſche Niederlaſſung im jetzigen Staate Miſ— ſouri, welche 10 Jahre hindurch der Hauptpunkt eines anſehnlichen Handels mit Pelzwerk und Blei geweſen war, ſowie Chartres, Kaskaskia und Cahokia, überzeugte ſich aber nach ſorgfältiger Unterſuchung, daß kein Punkt zu einer Niederlage für den Pelzhandel geeigneter, als der Cahokia gegenüber auf dem Weſtufer des Miſſiſſippi gelegene Platz, worauf gegenwärtig St. Louis ſteht, ſein dürfte. Am 15. Februar 1764 nahm Laclede Beſitz von dieſem Punkte und gab ihm den Namen St. Louis. Doch ſtarb dieſer Gründer von St. Louis ſchon im Jahre 1778 auf der Rückkehr von New-Orleans an der Mündung des Arkan— ſas, während deſſen Gefährte, Pierre Chouteau, merkwürdig genug noch bei der 83 jährigen Feier der Gründung der Stadt, am 15. Februar 1847, als ein rüſtiger Greis und im Beſitz aller feiner geiſtigen Fähigkeiten, anweſend war. Als St. Louis entſtand, war die Localität der Niederlaſſung ein ſchönes wellenförmiges Prairieland, frei von Wald, mit Ausnahme einer einzigen, durch einen Hain ſchöner Bäume gezier— ten Stelle, welche faſt gerade da lag, wo ſich jetzt der Mittelpunkt der Stadt befindet. Zu der Zeit lebten in Illinois mehrere Tauſende von Franzoſen zerſtreut, deren längs dem üblichen Handelswege aus dieſen Gegenden nach dem bevölkerteren und cultivirteren Canada ge— legene Dörfer die Verbindung mit dem letztgenannten Lande bildeten, die aber, als Canada im pariſer Frieden vom Jahre 1763 unter bri— tiſche Herrſchaft kam, anſehnlich durch Auswanderer aus Canada ver— ſtärkt wurden, welche der Widerwille gegen die britiſche Herrſchaft aus dem Lande trieb. Dieſe franzöſiſchen Auswanderer glaubten, als ſie den Miſſiſſippi überſchritten, unter der Regierung des Mutterlandes zu bleiben, worin ſie ſich aber täuſchten, indem dieſes nicht allein den öſtlich vom Strom gelegenen Theil Louiſiana's mit Ausnahme von New-Orleans und des Miſſiſſippidelta's, an England, ſondern auch den weſtlich davon befindlichen an Spanien im pariſer Frieden abge— treten hatte, was zu vielen Reibungen zwiſchen den franzöſiſchen An— kömmlingen, welche von 1767 — 1776 die Orte Carondelet, les Petites Côtes (jetzt St. Charles) und Floriſant gründeten, und den neuen ſpaniſchen Behörden Veranlaſſung gab. Im Jahre 1800 trat eine 28 * 436 Rehbock; neue politiſche Veränderung in dieſen Gegenden ein, indem Spanien durch den geheimen Tractat von St. Ildefonſo vom 1. October ſeinen Antheil von Louiſiana an Frankreich zurückgab, doch ſollte Spanien vorläufig im Beſitz des Landes bleiben, eine Beſtimmung, die zunächſt zu der Erwerbung einer Länderſtrecke von gleichem Umfange mit dem damaligen Gebiete der Vereinigten Staaten durch dieſe letzten führte. Als nämlich der ſpaniſche Gouverneur Morales im October 1802 den Amerikanern ohne Weiteres das Niederlagerecht in New-Orleans ent— zog, ohne ihnen, wie der Vertrag von Madrid beſtimmte, einen ande— ren Ort an der Mündung des Miſſiſſippi einzuräumen, ſtellte zwar der König von Spanien auf die Beſchwerde der Amerikaner im April 1803 das Niederlagerecht wieder her, allein dieſer Vorfall zeigte deutlich, wie ſehr der amerikaniſche Handel auf dem großen Strom von jeder frem— den Macht, die ſich im Beſitz der Miſſiſſippi-Mündungen befinden mochte, abhängig war. Der Präſident Jefferſon beauftragte daher, un— ter Zuſtimmung des Senats, den bekannten Staatsmann und ſpäte— ren Präſidenten der Vereinigten Staaten, James Monroe, und den amerikaniſchen Geſandten in Paris, Robert Livingſton, mit Frankreich „über die Erweiterung und Sicherung der Rechte und Intereſſen der Union hinſichtlich des Miſſiſſippi und des Gebietes öſtlich von demſel— ben (New-Orleans) zu unterhandeln. Der erſte Conſul, welcher wohl einſah, daß er bei dem bevorſtehenden Wiederausbruch des Krieges mit England die Colonie nicht würde behaupten können, überließ die— ſelbe daher in Folge eines am 30. April 1803 abgeſchloſſenen Vertra— ges für SO Millionen Francs, wovon noch 20 Millionen als Entſchä— digung für gewiſſe von Bürgern der Union durch Frankreich erlittene Verluſte zu Gunſten der Vereinigten Staaten abgezogen wurden. Den Werth der Erwerbung eines ſo ungeheuern Länderumfanges, wodurch die Union zu einer Macht erſten Ranges erhoben werden mußte, ſah Na— poleon ſehr wohl ein, indem er gleich nach Abſchließung des Vertrages zu Barbé Marbois, der die Verhandlungen zu Ende geführt hatte, ſich in folgender Weiſe äußerte: „Dieſe Gebietserweiterung ſichert für immer die Macht der Vereinigten Staaten; ich habe dadurch England einen Nebenbuhler zur See gegeben, der früher oder ſpäter ſeinen Uebermuth züchtigen wird. Vielleicht wird man mir vorſtellen, daß ich dadurch bewirkte, daß die Amerikaner in zwei oder drei Jahrhunder— Die Stadt St. Louis in Miffouri. 437 ten für Europa ſelbſt zu mächtig werden würden; aber eine fo entfernte Befürchtung kann ich nicht im Voraus in Anſchlag bringen. Außer— dem läßt ſich erwarten, daß in der Zukunft die Eiferſucht zwiſchen den Mitgliedern des Bundes nicht ausbleiben wird. Jeder Bund, wenn er ſich auch ewig nennt, dauert nur ſo lange, bis einer der contrahi— renden Theile es in ſeinem Intereſſe findet, ihn zu brechen. Die Ge— fahr, womit die koloſſale Macht England's uns bedroht, liegt uns weit näher, und gegen dieſe will ich eine Schutzwehr errichten.“ Spanien proteſtirte zwar gegen die Abtretung, weil im Vertrage von St. Ilde— fonſo feſtgeſetzt ſei, daß Frankreich Louiftana an keine andere Macht überlafjen dürfe; allein es war Napoleon ein Leichtes, den König von Spanien zu Anfang des Jahres 1804 zur Zurücknahme des Proteſtes zu bewegen, und ſo erfolgte die Uebergabe Unter-Louiſiana's an die Vereinigten Staaten bereits am 20. December 1803 zu New-Or— leans. Ober-Louiſiana wurde dagegen erſt etwas ſpäter, und zwar am 9. März 1804, zu St. Louis an den Commiſſar der Vereinigten Staaten, den mit einem kleinen Truppencorps angelangten Capitain Amos Stod— dard U. S. A., übergeben, und nun organiſirte man in Folge einer Congreßacte das neue Gebiet als zwei Provinzen. Der ſüdlichere Theil: Territory of Orleans, umfaßte ungefähr den jetzigen Staat Louiſiana, während der Diſtrict of Louifiana das ganze übrige Land, nördlich vom 33. Grade n. Br., alſo den Complex der heutigen Staa— ten Arkanſas, Miſſouri und Jowa nebſt dem ganzen weſtlichen Lande bis an das Felſengebirge und bis an den Großen Ocean, alſo na— mentlich Oregon, begriff. Im Ganzen war der Wechſel der Herr— ſchaft den Landesbewohnern franzöſiſcher Abkunft nicht beſonders an— genehm, da dieſe wohl einſahen, daß fie dadurch in den Kreis der großen Bewegung, welche ſchon in den Vereinigten Staaten begann, hineingezogen werden würden, und daß ſie ihre ruhige, mit geringen Anſprüchen verknüpfte Lebensweiſe mit einer ganz anderen würden vertauſchen müfjen, eine Beſorgniß, die in der That bald in vollem Umfange eintrat. Der bald darauf, ſchon im Jahre 1805 zum Ter— ritory erhobene Diſtrict Louiſiana erhielt ſodann im Jahre 1812 den Namen Miſſouri-Territory, und er wurde endlich am 6. März 1820 durch eine Congreß-Acte als Staat in die Union aufgenommen. Dieſe Aufnahme ſtieß jedoch Anfangs auf große Schwierigkeiten, weil da— 438 Rehbock: durch die Zahl der Sclavenſtaaten ſich hätte vermehren müſſen. Man wählte deshalb das Auskunftsmittel, daß man den Antrag des Terri— toriums von Maine, welches keine Sclaven hielt und auch die Auf— nahme verlangte, mit dem von Miſſouri in eine Bill vereinigte. Am 6. März 1820 autoriſirten endlich beide Häuſer Miſſouri zur Annahme einer Staats-Conſtitution unter Geſtattung der Sclaverei, doch mit der Klauſel, daß in dem nördlich vom 36° 30’ n. Br. gelegenen und nicht in den Grenzen des neuen Staates Miſſouri eingeſchloſſe— nen Theil des alten Louiſiana die Sclaverei verboten ſei und bei Er— richtung neuer Staaten auch unterſagt bleiben ſolle, wobei aber zugleich beſtimmt wurde, daß die aus Sclavenſtaaten dahin geflüchteten und geſetzlich zurückgeforderten Sclaven, ausgeliefert werden müßten. Mit dieſem ſogenannten Miſſouri-Compromiß waren indeß noch nicht alle Schwierigkeiten in Betreff der Aufnahme des Staates in die Union gehoben. Die neue Conſtitution Miſſouri's enthielt nämlich die Be— ſtimmung, daß die Geſetzgebung des Staates ſobald als möglich ein Geſetz erlaſſen ſolle, „um die Einwanderung und Anſiedlung freier Neger und Mulatten unter jedem Vorwande zu verhindern.“ Das Repräſentantenhaus der Union fand hierin einen Verſtoß gegen die Unions⸗Verfaſſung, wodurch die Bürger eines jeden Staates zu allen Privilegien und Freiheiten der Bürger in den verſchiedenen Staaten berechtigt ſind, und erklärte ſich deshalb gegen die Zulaſſung der Vertreter von Miſſouri. Endlich einigte man ſich dahin, daß die Ge— ſetzgebung von Miſſouri erklären ſolle, die erwähnte Beſtimmung in der Conſtitution ſei nicht ſo zu verſtehen, daß irgend ein Bürger der übrigen Staaten der Union von den ihm durch die Verfaſſung der Vereinigten Staaten zugeſicherten Rechten ausgeſchloſſen würde. Nach Uebergabe (im Auguſt 1821) dieſer Erklärung an den Präſidenten der Vereinigten Staaten wurden endlich die Senatoren und Reprä— ſentanten Miſſouri's im Congreſſe zugelaſſen. (Olshauſen, das Miſſiſſippi⸗Thal.) Man ſieht, daß es dem jungen Staate nicht leicht geworden iſt, als Stern in dem blauen Banner der Union zu erſcheinen, aber da— für nimmt derſelbe auch ſo überraſchend ſchnell an Glanz zu, daß er bald unter den 31 Sternen der Union als einer der erſten ſtrahlen wird. Einige Bemerkungen werden dies näher darthun. Die Stadt St. Louis in Miſſouri. 439 Als St. Louis im Jahre 1804 in den Beſitz der Amerikaner überging, hatte es 925 Bewohner, die ſich ſtatt des Geldes der Hirſch— haute als Zahlungsmittel im Verkehr bedienten; die Häuſer der drei kurzen und engen Straßen waren plumpe und rohe Blockhäuſer. Das Ganze umgaben verfallene, durch den ſpaniſchen Gouverneur Cruzat angelegte Feſtungswerke. Damals mußten noch die Bewohner von St. Louis ihre Briefe von Cahokia holen, wo nur ein einziges Mal im Monat ein Briefcourier zu Pferde ankam. Es war St. Louis nämlich damals eine kleine, bei Cahokia gelegene Stadt, worin nur zwei amerikaniſche Familien lebten. Lange Zeit blieb das Wachsthum von St. Louis verhältnißmäßig ſehr gering. Noch im Jahre 1813 betrug die Bevölkerung nur 1400, 1815 2000, 1820 4598, und im Jahre 1833 auch erſt 6000 Seelen, und das ſteuerbare Eigenthum wurde in dem letzten Jahre auf nicht mehr als zwei Millionen Dollars geſchätzt. Im Jahre 1840 hatte dagegen die Stadt ſchon 16649 Einwoh— ner; gegenwärtig zählt ſie mehr, als 100000 Bewohner in 12000 Häu— ſern ohne die öffentlichen Gebäude und ein ſteuerbares Eigenthum im Werth von mindeſtens 39 Millionen Dollars nach ſehr geringer Schätzung. Die Bevölkerung hat ſich daher ſeit dem Jahre 1833 um das 17 fache, und der Reichthum um das 19fache vermehrt; beide verdoppelten ſich ſeit jener Zeit alle fünf Jahre. Geht dies in dem nämlichen Verhältniß fort, wie nicht anders zu erwarten ſteht, ſo muß die Einwohnerzahl nach 5 Jahren 200000 betragen und das Vermögen einen Werth von 80 Millionen Dollars erreichen. Der Grund zu dieſer ſtaunenswer— then Zunahme liegt vorzugsweiſe in dem immer ſteigenden Zufluß von Einwanderern aus den öſtlichen Theilen der Vereinigten Staaten und aus Europa und in der Zunahme des Verkehrs und der Fabrication, gewiß aber auch theilweiſe in der Sicherheit, womit das Grundeigen— thum jetzt hier übertragen und erworben werden kann. Als nämlich Louiſiana an die Vereinigten Staaten überging, befanden ſich die Beſitz— titel vom Grundeigenthum höchſt ungeordnet, indem trotz der langen franzöſiſchen und ſpaniſchen Herrſchaft in dieſer Hinſicht wenig oder gar nichts geſchehen war. Der Congreß nahm ſich aber ſofort der Angelegenheit mit großem Ernſt an und ſetzte Commiſſionen zu dem Behuf nieder, die in der in den Vereinigten Staaten üblichen Weiſe ſo energiſch und ſachgemäß ihre Aufgabe lösten, daß alle älteren An— 440 Rehbock: ſprüche auf Landbeſitz in kurzer Zeit geordnet wurden, weshalb gegen— wärtig kein Landkäufer aus der Unſicherheit des Beſitztitels Gefahren mit Ausnahme derjenigen zu befürchten hat, die er ſich ſelbſt durch ſeine Unachtſamkeit etwa zuzieht 1). St. Louis, wenn auch nicht Sitz der Regierung, dennoch der wich— tigſte Ort des Staates, trieb bisher ſeinen Handel beſonders mittelſt der Fluß-Schifffahrt. Wenige Meilen unterhalb der Vereinigung zweier der größten Ströme der Welt gelegen, iſt die Stadt das natürliche Central-Depot aller der mannigfachen, ihr durch eine Schifffahrt von 1000 — 2000 engl. Meilen auf den beiden Strömen und deren Neben— flüſſen zugeführten Erzeugniſſe. Sie iſt zugleich der Schlüſſel des „Fer— nen Weſten“, d. h. der weiten Regionen zwiſchen dem Miſſiſſippi und dem Großen Ocean. Alle nach dem Norden oder dem Weſten beſtimm— ten Handelserpeditionen müſſen von hier ausgehen, und die Früchte derſelben, ſowie der Ertrag des Pelzhandels und der Mineral- und Agrikultur-Erzeugniſſe des ganzen Miſſiſſippi-Beckens ſtrömen hier zu— ſammen, von wo aus ſie alsdann an die verſchiedenen Verbrauchsorte gelangen; auf dem Miſſiſſippi z. B. nach dem Golf von Mexico, auf dem Ohio nach dem atlantiſchen Staate, ferner durch Illinois und auf den Seen, ſowie endlich auf anderen Verbindungswegen nach dem Nor— den und nach Canada. So groß und gewaltig aber auch die Waſſerſtraßen ſind, welche das Miſſiſſippi-Thal nach allen Richtungen hin durchziehen, ſo wird auf denſelben doch theils durch große Ueberſchwemmungen, theils durch eintretenden Waſſermangel die Schifffahrt oft mehr oder weni— ger lange unterbrochen. Die Bürger von St. Louis haben daher ge— genwärtig ein Syſtem von Eiſenbahnen projectirt, welches ſich an die Syſteme der Nachbarſtaaten anſchließt. Sind dieſe zum Theil ſchon im Bau begriffenen Bahnen vollendet, ſo tritt die Stadt mit allen Theilen der Union in Verbindung, und es muß alsdann der Zufluß der Landes-Producte nach St. Louis ſich ungeheuer vermehren; viele bisher unzugängliche Gegenden mit Millionen Acres des fruchtbarſten Landes werden dadurch dem Handel und Verkehr aufgeſchloſſen und 1) Bei der Uebernahme von Texas ſcheint die Verwaltung der Vereinigten Staaten nicht fo energiſch eingeſchritten zu fein, indem nach dem hier (Zeitſchrift III, 345) mitgetheilten Bericht eines ſachkundigen Bewohners dieſes Staats, in demſelben noch große Unſicherheiten bei Uebertragung des Grundeigenthums ſtattfinden. G. Die Stadt St. Louis in Miſſouri. 441 reiche Länderſtriche, die nur der bearbeitenden Hände warten, um ihren Segen zu ſpenden, dann bevölkert und bebaut und ſomit die Indu— ſtrie vermehrt und der Handel geſteigert werden 1). Bisher gelang— ten, um nur Eines anzuführen, bei dem oft unterbrochenen Verkehr auf dem Ohio und Wabaſh, die Producte des reichen Wabaſh-Tha— les nur ſpärlich nach St. Louis; die Vollendung der Ohio- und Mif- ſiſſippi⸗Eiſenbahn wird erſt St. Louis zum großen Productenmarkte dieſer ergiebigen Gegend machen. Iſt endlich einmal die allerdings erſt projectirte große ſogenannte Pacific-Eiſenbahn von St. Louis nach San Francisco vollendet, und tritt San Francisco direct mit Oſtindien in Verbindung, ſo kann ein großer Theil des Verkehrs mit Nordaſien, dem Oſten der Union und Europa unzweifelhaft über St. Louis ge— leitet werden 2). Auch das Fabrikweſen hat hier neuerdings einen bedeutenden Auf— ſchwung genommen, namentlich war dies mit den Eiſengießereien und Maſchinenbau-Anſtalten der Fall. Im Jahre 1853 lieferte die von einem Deutſchen Namens Palm gegründete Werkſtätte die erſten Loco— motiven im Weſten des Miſſiſſippi, welche, ſowie die daſelbſt angefer— tigten anderweitigen Maſchinen und Werkzeuge, denen aus den öſtli— chen Staaten in keiner Weiſe nachſtehen. Die Fabrication gußeiſerner Oefen hat ſo zugenommen, daß dieſe gegenwärtig in großer Menge ) Wie die zu unſerer Schrift gehörende Eiſenbahnkarte erweiſt, bildet ſich alsdann St. Louis zum Knotenpunkt aller großen Eiſenbahnzüge aus, wie Nord-Amerika keinen zweiten beſitzen wird, indem hier von Norden her die Linien vom Michiganſee und zwar zunächſt von den Städten Milvauki und Chicago, ferner von Nordoſten die Li— nien von Quebec und vom St. Lorenzoſtrom, von Oſten her die von den großen Ha— fen⸗ und Handelsſtädten Boſton, New-York, Philadelphia, Baltimore, Charleſtown und Savannah, endlich von Süden her die von New-Orleans und Galveſton (Texas) mit den aus dem Weſten von Kanſas und St. Joſeph kommenden zuſammenſtoßen ſollen. 2) Für die Verkehrsgeſchichte von St. Louis iſt es nicht ohne Intereſſe zu er— wähnen, daß im Jahre 1817 das erſte Dampfſchiff den Verſuch machte, den Miſ— ſiſſippi ſtromaufwärts zu fahren. Es war dies der am 2. Auguſt 1817 daſelbſt an⸗ gelangte, zu Louisville gebaute und vom Capit. Jacob Read geführte Dampfer Ge— neral Pike. Zwei Jahre ſpäter, im Jahre 1819, fuhr der Dampfer Independent den ſtürmiſchen Miſſouri zum Erſtaunen der Anwohner bis Old Franklin hinauf Am 2. Juni deſſelben Jahres gelangte endlich das erſte Dampfſchiff, die Harries, Capit. Armitage, nach 27 tägiger Fahrt von New-Orleans in St. Louis an, nachdem man dazu früher ſtets eine dreimonatliche mühevolle Fahrt nöthig gehabt hatte. G. 442 Rehbock: ausgeführt werden, während St. Louis noch vor wenigen Jahren ſei— nen Bedarf von außen zu beziehen genöthigt war. Auch Ziegeleien, Mahlmühlen, Brau- und Brennereien, Seifen- und Licht-Fabriken vermehrten ſich bedeutend; dagegen fehlen noch Glas-, Papier- und Tuchfabriken, obgleich das Rohmaterial (wie Sand, Lumpen, Wolle) vorhanden iſt und in Menge ausgeführt wird. Die Schifffahrt war im Jahre 1853 äußerſt lebhaft und wurde nur im Spätſommer durch das in New-Orleans ſo heftig auftretende gelbe Fieber beinahe zwei Monate, und zu Ende des Jahres durch den niedrigen Waſſerſtand der oberen Flüſſe und des unteren Miſſiſ— ſippi mehr oder weniger gehemmt. Dennoch betrug die Zahl der in den Hafen von St. Louis eingelaufenen Dampfer 3307 von 835397 Tonnen, welches eine Vermehrung von 100153 Tonnen gegen 1852 ergiebt. Außerdem wurden etwa 40 Barken mit 5500 Tonnen und 50 Kanal-Boote mit 3000 Tonnen Gehalt beſchäftigt. Wenn auch der Handelsverkehr in jedem Jahre bedeutend zugenommen hat, ſo über— traf derſelbe doch im letztverfloſſenen Jahre 1853 die kühnſten Erwar— tungen. Alle Erzeugniſſe der Bodenkultur (Taback ausgenommen), der Viehzucht und des Bergbaues gaben nämlich einen überaus reichlichen Ertrag, und man erwartete niedrigere Preiſe; allein durch die vom Auslande eingehenden bedeutenden Beſtellungen auf Brodſtoffe erreich— ten die Preiſe eine außerordentliche Höhe und die natürliche Folge war ein ungemein lebhafter Verkehr nach dem Innern, wie nach Außen !). Die Einfuhr europäiſcher Manufacturwaaren (theils auf den öſt— lichen Märkten eingekauft, theils direct aus Europa eingeführt) betrug im Jahre 1852 101 Millionen Dollars, gegen I Millionen im Jahre 1851. Von dieſen 103 Millionen waren 72 Millionen engliſche und franzöſiſche, und 3 Millionen deutſche Artikel, unter welchen letzten ſich hauptſächlich preußiſche und ſächſiſche Fabricate befanden. Der officielle Bericht für 1853 kann nicht als vollſtändig betrachtet werden, da wegen des ſehr zeitigen Einſtellens der Schifffahrt ſehr viele Gü— 1) Von der unermeßlichen Vermehrung des Handels mit Lebensbedürfniſſen mag Zeugniß geben, daß deſſen jährlicher Werth gegenwärtig im Jahre allein 5 Millionen Dollars beträgt. Geſchaͤftszweige find überhaupt in neuerer Zeit entſtanden, die Hun— derttauſende an Capital erfordern und Producte von Millionen im Werth liefern. G. Die Stadt St. Louis in Miſſouri. 443 ter in den Seehäfen zurückbleiben mußten und der Verbrauch eingeführ— ter Artikel für St. Louis ſich überhaupt ſchwer angeben läßt, weil das Meiſte im Oſten angekauft und dort verzollt, hier aber conſumirt wird. Die Einwanderung hat überall nach den Vereinigten Staa— ten, und ſo auch in St. Louis, wie erwähnt, bedeutend zugenom— men; ſie überſtieg im Jahre 1852 die des Jahres 1851 um 17000 Perſonen, indem 42000 einwanderten, worunter allein 23088 Deutſche waren, von denen wieder mehr als ein Drittel in St. Louis blieb. Für 1853 läßt ſich die Seelenzahl nicht genau ermitteln, da die meiſten Schiffe ſehr ſpät in New-Orleans einlaufen und die Einwanderung über New-Mork und andere öſtliche Häfen ſchwer zu controlliren iſt. Der im Jahre 1853 ungewöhnlich früh eingetretene Froſt und der zei— tige Schluß der Schifffahrt zwang Viele, vorläufig in New-Orleans und anderen Städten unterhalb St. Louis zu bleiben, wodurch die Einwanderung des Jahres 18853 kleiner erſcheint, als ſie es wirklich iſt. Die Bevölkerung von St. Louis beträgt nach dem Cenſus von 1852 genau 94819 Seelen, und mit den Additionen Bremen, George— town, zweite Municipalität u. ſ. w. 100000 Seelen, worunter ſich nahe an 40000 Deutſche befinden. Von dem Werth des ſteuerbaren Eigen— thums auf Höhe von 39 Millionen Dollars werden 420000 Dollars Steuern bezahlt. Die ganzen Einkünfte der Stadtcaſſe beliefen ſich in dem mit dem Auguſt 1853 endenden Jahr auf 1,124408 Dollars. Im Jahre 1852 wurden in der City 800 und in den genannten Limits 500, zuſammen alſo 1300 Häuſer gebaut. Unter den Gebäuden giebt es viele ſchöne und große öffentliche, zum Theil zu wohlthätigen Zwecken beſtimmten Gebäude !), z. B. 50 Kirchen, ein großes 1847 vollende— tes ſtädtiſches Hospital, das große Marine- und mehrere andere Hospiz täler, 3 große Theater, 10 Markthallen, die Bibliothek, die Stadthalle, deren Bau mehr als eine halbe Million Dollars koſtete u. ſ. w. Eines der wichtigſten öffentlichen Bauwerke iſt die Anlage des Hafens. Man hat nämlich zwiſchen Bloody-Island und der Stadt die ganze Maſſe des Miſſiſſippi bis auf einen Kanal von 600 Pards eingeengt und dadurch längs der ganzen Front der Stadt auf eine Strecke von nahe ) Erſt im Jahre 1814 wurde das erſte Haus aus Ziegelſteinen zu St. Louis aufgeführt, während es jetzt tauſende giebt, die aus Ziegeln oder Marmor beſtehen, und von denen viele ſich durch Größe und Glanz auszeichnen. G. 444 Rehbock: 5 engl. Meilen eine Waſſertiefe geſchaffen, welche für die am tiefſten gehenden Boote hinreicht. Dieſe Anlage koſtet die Stadt etwa 250000 Dollars. St. Louis iſt übrigens, trotz ſeines jugendlichen Beſtehens, reich an mannigfachen gemeinnützigen und wohlthätigen Anſtalten. Dahin ge— hört z. B. das im Jahre 1851 errichtete Blindeninſtitut, das Staats— Marinehospital, das ſtädtiſche Hospital zugleich mit dem lange beſte— henden und höchſt nützlichen Inſtitut für kranke Arme unter der Für⸗ ſorge barmherziger Schweſtern (Sisters of Charity), die erſt im vo— rigen Jahre für vernachläſſigte und dem Laſter zugeneigte Kinder ge— gründete Juvenile Reform School, das ebenfalls erſt im vorigen Jahre gegründete ſogenannte Home for the Friendless, ein wohl ausge— ſtattetes Inſtitut für Verlaſſene, Bejahrte und körperlich Schwache, das Aſyl des guten Hirten, eine Art Magdalenen-Inſtitut, beſtimmt auch zugleich für alle Opfer der Armuth, des Unglücks und des Un— rechts, endlich zahlreiche Waiſenanſtalten. Nicht minder wohlthätig wirken die öffentlichen Geld-Inſtitute. Erſt im vorigen Jahre wur— den an ſechs neue Wechſel- und Bank-Inſtitute Freibriefe gegeben, die auf eine ſolide Baſis und den geſetzlichen Zinsfuß von 6 Procent gegründet ſind. Es befindet ſich darunter ein deutſches, ſehr nützliches In— ſtitut unter dem Namen „German Saving Institution“, welches mit gro— ßem Beifall begrüßt wurde. Der Hauptzweck deſſelben iſt, den deutſchen Einwanderer bei ſeiner Ankunft in St. Louis vor Betrügereien zu ſchützen und ihm die Möglichkeit zu verſchaffen, ſein Geld vorläufig ſicher und gegen einen Zinsfuß von 6 Proc. niederzulegen, bis er daſ— ſelbe zweckmäßiger verwenden kann. Zugleich ſoll es eine Sparcaſſe für die arbeitende und dienende Klaſſe, ſowie überhaupt für Leute ſein, welche kleinere Summen ſicher niederlegen und Ertrag davon zie— hen wollen !). 1) Ein für das Gedeihen von St. Louis ſehr wichtiges Unternehmen, die Be— ſchaffung reichlichen und guten Trinkwaſſers mittelſt eines arteſiſchen Brunnens, wurde durch zwei der thätigſten und intelligenteſten Bürger der Stadt, die Herren Belcher, in den letzten Jahren eifrigſt betrieben. Die erſten 1500 Fuß bohrte man durch fe— ſten Kalkſtein, dann durch wechſelnde Lagen von Kalk- und Sandſtein; bei 1700 F. erreichte man Waſſer in Fülle, das aber noch etwas ſalzig und ſchweflig war; gegen— wärtig ſteht das Bohrloch in 2160 F. (es iſt mit den Bohrlöchern von Nehme in Weſtphalen und Mondorf im Luxemburgiſchen ſchon jetzt das mit wiſſenſchaftli— cher Genauigkeit bekannte tiefſte), aber erſt in 2500 F. hofft man gutes Waſſer zu erhalten. G. Die Stadt St. Louis in Miſſouri. 445 Neben der Pflege der materiellen Intereſſen haben die Bür— ger von St. Louis die Förderung der höheren Intereſſen keinesweges bei Seite geſetzt, und es wird namentlich für den Unterricht eifrig ge— ſorgt. Es giebt hier eine Univerſität, 2 große mediciniſche Collegien, die literariſche Societät der Kaufmannſchaft (Medical Literary As- sociation) mit einem ſchönen Gebäude, und 12 Schulhäuſern, worin 26 Schulen mit 12000 Kindern beiderlei Geſchlechts ſich befin— den. Die den Schulen gehörenden Ländereien werden auf 3 Million Dollars geſchätzt und gewähren ein jährliches Einkommen von 14500 Dollars; durch freiwillige Beſteuerung erhebt man jährlich noch 28000 Dollars, ſo daß das Geſammteinkommen der Schulen 42500 Dol— lars beträgt. Außer dieſen öffentlichen Schulen beſtehen viele und zum Theil vortreffliche Privatanſtalten. Das im Jahre 1847 vollen— dete geräumige Hospital iſt mit einer Beſſerungsſchule für die Jugend verbunden und der Fürſorge der barmherzigen Schweſtern übergeben. Die im Jahre 1851 gegründete Blindenanſtalt wird auf liberale Weiſe unterſtützt und erfüllt, unter trefflicher Leitung, ihren Zweck vollkommen. Erwägt man die geographiſche Lage von St. Louis in der Mitte des ſo reich, wie wenige andere Länder, ausgeſtatteten Miſſiſſippi-Tha— les, die unerſchöpflichen Schaͤtze des Landes an Holz, Steinkohlen und Metallen, welche zum Theil nahe unter der Oberfläche anſtehen und daher ohne große Koſten auszubeuten find, erwägt man, was das Land ſchon jetzt in Ackerbau und Viehzucht leiſtet und wie günſtig die Na— turverhältniffe der Entwickelung von Fabriken und Manufacturen find, berückſichtigt man endlich, daß die Anglo-Amerikaner dasjenige Volk ſind, welches durch ſeine Energie, Kühnheit, kluge Umſicht, Selbſtbeherr— ſchung und Stetigkeit unſtreitig vor allen Völkern am meiſten dazu geeignet iſt, die großartige Natur eines Landes zu bewältigen und die Schätze deſſelben ſich dienſtbar zu machen — betrachtet man dies Alles, ſo kann man es wohl nicht fur eine überſpannte Idee erklären, wenn die Bewohner am Miſſiſſippi die Hoffnung ausſprechen, daß ſie beru— fen ſeien, dereinſt Großbritannien das Principat im Fabrikweſen ſtrei— tig zu machen, und daß St. Louis, das beſcheidene Dorf des Larlede, dereinſt die Metropole der neuen Welt ſein werde. Rehbock. XV. Neueſter Bevölkerungsſtand in den Städten Rußland's, einſchließlich Polen's und Finnland's. Der unter der Redaction der Kaiſerlichen Akademie der Wiſſenſchaften zu St. Petersburg erſcheinende Kalender, welcher als eine der Hauptquellen für die ruſſiſche Statiſtik anzuſehen iſt, giebt in ſeinem neueſten Jahrgange für das Jahr 1854 S. 81 — 115 ein für den gegenwärtigen Bevölferungs- ſtand Rußland's höchſt wichtiges alphabetiſch geordnetes Verzeichniß der Städte und vieler anderen bemerkenswerthen Orte des ruſſiſchen Reichs mit Angabe der Bewohnerzahl beiderlei Geſchlechts, ihrer in Werſten berechneten Entfernung auf der Poſtſtraße von den Reſidenzen, ſowie von ihren reſp. Gouvernements—⸗ oder Gebietsſtädten, endlich ihrer geographiſchen Lage. Auf S. 116—117 dehnt ſich das Verzeichniß noch auf die bedeutendſten Orte des Koͤnigreichs Polen, und zuletzt in S. 118 — 119 auf die wichtigſten Städte und einige andere Orte des Großfürſtenthums Finnland aus. Es ſind dieſem für den ganzen Um— fang des ruſſiſchen Reichs alſo giltigen Verzeichniſſe überall die neueſten Zäh— lungen zu Grunde gelegt, und nur in Polen und Finnland gehen die letz— ten bis auf das Jahr 1841 zurück, während im eigentlichen Rußland ſich die Zahlen meiſt auf eine in den Jahren 1848 — 1853 ſtattgefundene Reviſion gründen, deren Notizen von den Gouverneuren der einzelnen Gouvernements und Gebiete (Oblaſte) an die Akademie in Folge eines fpeeiellen Kaiſerlichen Befehls für die betreffenden Jahre eingeſandt wurden. Wo die Angaben ſich auf das Jahr 1842 beziehen, iſt es klar, daß die Behörden ſelbſt kein beſſeres Material beſaßen. Die Tabelle umfaßt außer ſämmtlichen Gou— vernements-, Gebiets- und Kreis- oder Bezirks-Städten noch die Mehrzahl derjenigen Städte, die keinen eigenen Verwaltungs-Kreis haben, die wich— tigſten der Feſtungen oder Befeſtigungen (Krjepoſten), Koſaken-Flecken (Sta- nizen), Flecken und Marktflecken (Mjeſtetſchken, Poſſaden), Militair = Anfted- lungen, Bergwerke, Hafenorte u. ſ. w., ſowie auch einige Kirchdörfer, Dör— fer und Klöſter, und ſie kann ſonach als das umfangreichſte Ortſchaftsver— zeichniß gelten, welches überhaupt bisher über das ruſſiſche Reich zur Veröffent— Neueſter Bevölkerungsſtand in den Städten Rußland's. 447 lichung gelangt iſt. Die Summe aller im St. Petersburger Kalender verzeichne— ten Orte beträgt 1148; bei 1004 derſelben ſind die Seelenzahl und alle oben erwähnten weiteren Angaben vermerkt worden, während die Bevölkerungsver— merke nur bei 144, der großeren Mehrzahl nach jedoch zu den unbedeutend— ſten Etabliſſements in Rußland gehörenden Ortſchaften fehlen, ſo daß der Wegfall dieſer Nachrichten nicht merklich in Betracht kommt, und dem richtigen Verſtändniß des ruſſiſchen Städtelebens keinen Abbruch thut. Die ungleich wichtigſten Ortſchaften ſind in Rußland durchaus, wie auch anderen Orts, die großen und mittleren Städte, indem ſie, obgleich der Zahl nach die kleinen Städte vorwiegen, doch den bei weitem größeren Theil der ſtädtiſchen Geſammtbevölkerung in ſich enthalten. Bezeichnen wir nun als große Städte diejenigen Orte, die eine Bevölkerung von mehr als 10000 Seelen beſitzen, als mittlere diejenigen, die von 5— 10000 Seelen bevölkert ſind, und endlich als kleine Städte alle die, welche eine Volkszahl von weniger als 5000 See— len beſitzen, ſo belehrt uns der St. Petersburger Kalender, daß von den 1004 verzeichneten Städten, Marktflecken u. ſ. w. 126 zu den großen und größten, 197 zu den mittleren und 681 zu den kleinen und kleinſten Ort- ſchaften im ruſſiſchen Reiche gehören. Denn man kann, wie ſich von ſelbſt ergiebt, unter den kleineren Ortſchaften wieder die mindeſtbevölkerten, unter den größeren die meiſtbevölkerten als eine beſondere Klaſſe hervorheben, deren Betrachtnahme auch in der That, insbeſondere für den zuletzt angedeuteten Fall, von hoher Wichtigkeit iſt, weil in den dichtbevölkerten Städten eines Reiches, wozu allezeit die Reſidenz- und ſonſtigen Haupt- und Handels- ſtädte gehören, ſich das ſtädtiſche Element am allerreinſten und bequemſten ab= ſpiegelt. Rechnen wir die eine Bevölkerung von mehr als 20000 Seelen beſitzen— den Ortſchaften Rußland's zu den Städten erſter Klaſſe, ſo haben wir nach dem St. Petersburger Kalender im ganzen Reich 34 ſolcher zu dieſer Katego— rie gehörigen Städte. Dieſelben e Namen Gouvernement Zäh⸗ Ein- der oder lung v. wohner Nr. Städte und Orte. Gebiet. Jahre . 0 } } 1 St. Petersburg 1852 532241 . 2 1850 373800 Warſchau. SE 1847 167000 Odeſſa u 185071392 n . 1849 | 57906 r e eee eee ee 2 ee al a fen, d ER ein u > achan a ein rl Hi: 1849 44798 ron armani 1842 43800 e | . 1849 42613 Sſaratow 1842 42237 448 . J. Altmann: Namen Gouvernement Zäh⸗ Ein⸗ der oder lung v. * x Nr. Städte und Orte. Gebiet. Jahre wohner. 13 | Kafan. . SEEN DE | I ll. | lSi0E Siewaftepol . Wannen umme ahmen n, mn 15 Nikolas ene. m eee nr eee ER TEE Berditſche od Kijew 1842 35592 b a 35474 e RIENASRERNG| „ DFLLL. EARERNEATE TON REN MINOR DU WEESESLEER Tiflis. Be. mar litier ru. ann 20 Niſchnij Menger bene eee Kurse VPP Witebsss mme ane een e enen Kaluga n „„ u eee ann e. e Charkow. . e A na ie ee 25 Ismail oder Suttäfen ee e e | 7.5 Drel . ! RIESE IE A Sn Kronftadt . Are Eat ee Selena: en ar: en Eher Orel 1851 24340 Cherßon . ee Ar ů 111 ereileii | ir N er ER IS ZRH Minsk: nen. nee nik EEE SE Feng, tee ee teen e Poltawa .. ee || 07 34 Lodſi (poln. Lodz) . Königreich Polen 1841 20000 Ueber 2 Millionen (oder nach den gegebenen Daten genau 2,184667 Seelen) gehören alſo im ruſſiſchen Reiche einer Bevölkerung an, die man mit Fug und Recht als eine echt großſtädtiſche bezeichnen kann. Sie bilden den Kern des Elements der feſt anſäſſigen, am Hauptverkehr und Großhandel des Rei— ches participirenden, bei allen größeren Unternehmungen betheiligten und dem Schwanken der Bevölkerung nicht in dem Maaße preisgegebenen Einwohner— ſchaft, wie dies bei den geringeren Städten und Ortſchaften Rußland's der Fall ift, wo das nomadiſirende Element ſich oft noch in vollſter Be— deutſamkeit geltend macht, indem bei dem hordenartigen Hin- und Herziehen des ruſſiſchen Arbeiterſtandes nach und von manchen Fabrik-, Meß-, Handels- und Schifffahrtsſtädten, bei denen große Werftplätze ſich befinden, oder gele— gentliche Magazin-, Kanal-, Schleuſenbauten u. ſ. w. unternommen werden, der Stand der ſtädtiſchen Bevölkerung ſteten Schwankungen unterworfen iſt, wie dies die Vergleichung verſchiedener Zählungen unter einander hin— länglich darthun könnte. Indem wir ein tieferes Eingehen auf dieſen Ge— genſtand, der für die richtige Beurtheilung des Entwickelungsganges der ruſſt— ſchen Städte im Gegenſatz zu den Fortſchritten der ſtädtiſchen Bevölkerung in anderen Ländern nicht ohne Wichtigkeit iſt, hier unterlaſſen müſſen, wollen wir uns demnächſt einer zweiten Klaſſe von Städten zuwenden, die auch noch zu den großen Städten des ruſſiſchen Reiches zu rechnen ſind, aber nur eine Bevölkerung von 10000 bis 20000 Einwohnern beiderlei Geſchlechts be— Neueſter Bevölkerungsſtand in den Städten Rußland's. 449 ſitzen. Es giebt deren nach den uns überlieferten Angaben 92, worunter 23 eine Bevoͤlkerung von 15000 bis 20000 und 69 eine von 10000 bis 15000 zählen. fortlaufender Nummer ber. Es ſtehen im St. Petersburger Kalender verzeichnet: Wir faſſen zunächſt die erſte Gruppe zuſammen und ſetzen ſie unter Namen Gouvernement Zäh⸗ Ein⸗ der oder lung v. wohner Nr Städte und Orte. Gebiet. Jahre 35 | Sfamara . RUNTER, 1851 | 19753 Koflew . Tambow 1851 19662 Schemachz (Staraje) N 1850 19558 Penſa. 1842 19479 Tambow . 1851 | 19411 40 Njafan . ‘bar daS. i 1849 | 18711 Breſt⸗ Litowsk (poln. Bresctitenst) DEE EN REN N LSSBLNLE0I8 eee, W * . Land d. Don'ſch. Koſaken 1850 18026 Njeſhin . ; Tſchernigow 1849 17981 Nowotſcherkask . e 1850 17875 45 Grodno 1850 17257 Shitomit . g ; 1850 | 17131 Krementſchug mit t Sejon { r 1851 17074 BolchowWw : Orel 1851 16799 Nowgorod . 1842 16781 50 | Mohilew . . ober an, Are wa Weſchinskaja Stania, Af öl. Land d. Don'ſch. Koſaken 1850 16409 Nuha . . Schemadhä 1850 | 16344 Afferman 1 1849 16076 Sfimferopol . j 1849 | 15875 55 Jekaterinburg 4 1851 | 15852 Bjeloſtok (poln. Siahytet, G. 5 v 1850 | 15827 57 Komm . . 1851 | 15207 Wir reihen hieran unmittelbar die zweite der genannten Gruppen, ’ dem wir anführen, wie folgt: in⸗ Sn . . . ' . ' Ü Ü. '. . . . . . .. i—V5—TSiið[:“ubñĩê ũʒ¶& — — — — 4 | 3 Namen Gouvernement Zäh⸗ Ein⸗ g der oder lung v. 1 1 5 Nr. Städte und Orte. Gebiet. Jahre wohner. 58 | Smijejinogorsf, Bergwerk Tomsk 1850 14904 Bendery, Feſt. 8 1849 14820 60 Kamenez⸗ Podolsk (wein. Kaminiet Podolsk. G.) u as 1842 | 14700 Adhtyıfa . Charkow 1842 14640 Wol'sk Sſaratow 1849 14570 Irkutsk e 1853 14454 Sſyſran . Sſimbirsk 1851 14337 65 Tjumen Tobolsk 1849 14337 Ljublin (poln. Lublin) Königreich Polen 1841 14322 Tobolsf . . 5 en nene 1842 14246 Nachitſchewan am Don 1851 | 14166 Zeitſchr. f allg. Erdkunde. Bd. III. 29 450 3. Altmann: Namen Gouvernement Zaͤh⸗ Gin: der oder ung v in⸗ Nr. Städte und Orte. Gebiet. Jahre wohner Twer . 1849 14142 70 | Stawropol 1849 | 13968 Mitau 1852 13819 Mologda . A 1849 | 13714 Starodub. Tſchernigow 1849 13652 Wladimir AI d —— 75 Michailowskaja Staniza, Ref 5. Land d. Don'ſch. Koſaken 1850 13405 Tomsk . jj „„ Koflow oder Herpa 5 Taurien (Krym) 1849 13340 Perm. 3 . 2 >} eee Archangelsk. ne ee 80 Abo Großfürſtenth. Finnland 1841 13050 Migulinskaja Staniza, Rof.: al Land d. Don'ſch. Koſaken 1850 | 13003 Sſchuſcha, Feſt. ; Schemadhä 1850 | 12992 Jelißawetpol ee 5 . Tiflis 1848 | 12966 Ae . Ri ar 1849 | 12900 85 Mzensk Orel 1851 12775 Helſingfors 5 Großfürſtenth. Finnland 1841 12725 Dorpat ME. e e e Karaßubaſar (türk. Karaſubazar, d. h. ee . . ee 1842 | 12673 Kolomna . . Moskwa 1850 12598 90 Baktſchißaraj . Taurien (Krym) 1849 12577 Jeliſſawetgrad, Militair⸗ inf Cherßon 1842 12496 Koftroma . . . 1851 12419 Eriwan. ER 1842 | 12310 Chotin (polniſch Shecim. 0000 Provinz Beſſarabien 1849 12200 95 Sſerpuchow .. Moskwa 1850 12196 Torſhok Twer 1849 12166 Sefaterinoßlaw . De 1851 | 12117 Achalzych, Tel. . Kutaiß 1850 12060 Kaliſch a Königreich Polen 1841 12043 100 Starokonſtantinow : Wolynien 1842 12007 Sſumy . Charkow 1842 11712 Omsk, Feſt. Tobolsk 1842 11705 Schklow, Fl. Mohilew 1851 11565 Plock Königreich Polen 1849 | 11556 105 Dünaburg, Stadt u. 1 Belt Witebsk 1842 11361 Rſhew Twer 1849 11354 Kisljar, Feſt. Stawropol 1849 11200 olozk. Witebsk 1851 11131 Mosdok Stawropol 1849 10869 110 Roſtow, Feſt. des bel. Demetrius Aeli 1851 10863 Pfkow et 1849 10842 Ural'sk . Orenburg 1849 10822 Sſmolensk ä 1850 10792 Goldingen Kurland 1852 10767 115 | Derbent . g 1842 10713 Morſchansk .. Tambow 1851 10638 Mitjakinskaja Staniza, Kos. Fl. Land d. Don'ſch. Koſaken 1850 10588 Kamenskaja Staniza, Kos. Bl. . . = 1850 | 10585 e Neueſter Bevölkerungsſtand in den Städten Rußland's. 451 Namen Gouvernement | Zäh- | Ein⸗ der oder lung v. wohner. Nr. Städte uno Orte. Gebiet. Jahre . —— — . — . Aldı Sr9n | Sfopin . Nijafan 1849 10578 120 Nowgorod Sſiewersk 5 g A Tſchernigow 1849 10544 re Charkow 1842 10479 rener . 1842 10439 Bobrulek, Er I. 5 Minsk 1851 10222 Sſaran es . Penſa 1842 10109 125 Luganskaja Staniza, ef . - Land d. Don'ſch. Koſaken 1850 10008 126 | Sefaterinodar . . . . Land d. Tſchernomor. Koſ. 1853 | 10000 Die zuletzt aufgeführte Stadt ſteht im St. Petersburger Kalender ohne Bevoͤlkerungsangabe. Man hat aber guten Grund, für die gegenwärtige Zeit die Zahl 10000 zu ſuppliren, da Jekaterinodar ein Ort iſt, deſſen Bevölke— rung nach früheren Angaben ſich in einem ſteten Wachsthum befand. So giebt der St. Petersburger Kalender für 1831 auf S. 138 des ruſſiſchen Textes Jekaterinodar's Bevölkerung zu 3765, der St. Petersburger Kalender für 1835 dagegen (auf S. 151 des ruſſiſchen Textes) dieſelbe ſchon zu 6202 Seelen an, wovon die erſte Angabe auf das Jahr 1825, die zweite auf das Jahr 1830 ſich bezog, ſo daß in heutiger Zeit, ſelbſt wenn das Wachsthum dieſer Stadt lange nicht in dieſem großartigen Maaßſtabe fort— ſchritt, der Volksſtand derſelben zweifelsohne weit über die obige approrima— tive Höhe hinausgewachſen fein dürfte. Das ruſſiſche Reich umfaßt alſo hiernach in feinem ganzen Umfange, mit Hinzuziehung des Königreichs Polen und des Großfürſtenthums Finn— land, 126 Städte, die man, weil ſie eine Einwohnerzahl von mehr als 10000 Seelen beſitzen, als große Städte bezeichnen kann. Unter dieſen Orten be— finden ſich genau 100, deren Volkscapital die Höhe von 12000 Einwohnern überfchreitet, während 26 zwiſchen einem Bevölkerungsſtande von 10 — 12000 Seelen ſich halten. Bezeichnen wir ferner als mittlere Städte in Rußland diejenigen, die ſich über dem Niveau von 5000 Seelen halten, aber ohne den Stand von 10000 zu erreichen, jo können wir deren Zahl nach dem St. Peters— burger Kalender auf 197 angeben, wovon 188 auf das eigentliche Rußland und 9 auf das Königreich Polen fallen. Es laſſen ſich dieſe Städte mit einer mittleren Bevölkerung indeß in verſchiedene Gruppen theilen, die am natürlichſten und einfachſten in folgende fünf zerfallen. Nämlich erſtens in Städte von 9000 — 10000 Einwohner, deren es 18 giebt, die alle in dem eigentlichen Rußland liegen; ſodann in Städte mit einer Bevölkerung von 8000 — 9000 Seelen, 32 an der Zahl, ebenfalls in Rußland im engeren Wortſinne; drittens in Städte mit 7000 — 8000 Einwohnern, 41 an der Zahl, wovon 37 in Rußland, und 4 in Polen liegen; viertens in Städte mit 6000 — 7000 Bewohnern, zuſammen 35, wovon 33 in Rußland, 2 in 29 * 452 J. Altmann: Polen; und endlich fünftens in Städte mit 5000 — 6000 Köpfen, 71 an Zahl, von denen 68 auf Rußland und 3 auf Polen ſich berechnen. Laſſen wir uns dieſe Art der Gruppirung zum Maaßſtab dienen, jo ha— ben wir zunächſt unter Nr. 127 — 144 die Städte von 9000 — 10000 See⸗ len zu verzeichnen, wie folgt: Namen Gouvernement Zäh⸗ Ein⸗ der oder lung v. = Nr. Städte und Orte. Gebiet. Jahre wohner. 127 | Barnaul . . Tomsk 1850 9920 Uſt' Medwjedizkaja Stanze, Ref. a Land d. Don'ſch. Koſaken 1850 | 9752 Nowomoßkowsk . Jekaterinoßlaw 1851 9729 130 Statouſt, Bergwerk Orenburg 1849 9640 Weliſh az Witebsk 1851 9562 Kuſnezk Sſaratow 1842 9560 Wjatka „ b 1850 9379 Oſtrog Wolynien 1850 9353 135 Alerandrapol oder Gumry, Feſt. Eriwan 1842 9310 Gundorowskaja Staniza, Koſ. a Land d. Don' ch. Koſaken 1850 | 9310 Mohilew, am z. i Podolien 1842 9304 Lipezk. E Tambow 1851 9281 Tſchiſtopol Kaſan 1851 9212 140 | Winniza . Podolien 1842 9212 Chwalynsk . l Sſaratow 1849 9206 Wyſchnij Botetfihot N Twer 1851 9125 Murom . Wladimir 1849 9109 144 Mokſchan Penſa 1851 9103 Unter Nr. 145 — 176 ſind alsdann die Städte von 8000 bis 9000 See— len einzutragen, und zwar: —— —— Namen Gouvernement Zäh⸗ Ein⸗ der oder lung v. wohner Nr Städte und Orte. Gebiet. Jahre ; ee ˙¹-˙⅛mᷣ̃———ö]ʃ ni. 0 — . Ü tb 1 145 Waſſil'kow N Kijew 1842 8971 Libau . Kurland 1852 8961 Balta. Podolien 1842 8931 Bjelgorod Kursk 1849 8931 Shisdra Kaluga 1850 8880 150 Saßlawl' Wolynien 1850 8857 Priluki Poltawa 1851 8771 Pinsk Minsk 1851 8716 Wjaſma Sſmolensk 1850 8716 Sſlonim (poln. Slonim) 2 775 Grodno 1850 8708 155 Kalitwenskaja Staniza, Kof.- A Land d. Don'ſch. Kofafen | 1850 | 8693 Tſcherkaſy .. Kijew 1842 8684 Kaſanskaja Staniza, Ref . Land d. Denſch. Koſaken 1850 8645 Bogoduchow. 2 Charkow 1842 8619 Brjansf . 4 Orel 1851 8518 160 Lugan oder Staropinjanoferbe, | Eifengießerei . . Jekaterinoßlaw 1851 | 8501 Neueſter Bevoͤlkerungsſtand in den Städten Rußland's. 453 Gouvernement oder Gebiet. Zaͤh⸗ lung v. Jahre Ein⸗ wohner. Namen der Nr. Städte und Orte. | Zeubtfeeiot ort Feodoſia oder affe Schufa ? Kofelft . 165 | Dubowfa, 5 Bob) - a . - | Arfamas . Oſtaſchkow Kertſch, Hafenſtadt 170 | Niſhnij Lomow . Liwny . 8. | Karatſchew . Staraja Ruſſa, Milit. Aufi edl. Kamyſchin 5 Karſſun Gluchow. 175 176 Orel Taurien Wladimir Kaluga Sſaratow Wolynien Niſhnij Nowgorod Twer Taurien Penſa Orel Nowgorod Sſaratow Sſimbirsk Tſchernigow 1849 1851 1849 1849 1850 1850 1849 1849 1842 1851 1850 1851 1842 1842 1851 1849 8485 8435 8408 8387 8379 8353 8338 8254 8228 8206 8202 8174 8168 8100 8060 8006 41, eine Bevölkerung von 7— 8000 Seelen zählende Städte und Orte find an die ebenverzeichneten 32 mit einer Einwohnerſchaft von 8 — 9000 See— len in nachſtehender Reihenfolge anzuſchließen. Dahin gehören: Namen Gouvernement Zäh⸗ Ein⸗ der oder lung v. wohner Nr. Städte und Orte. Gebiet. Jahre s 177 Sſolombala, Kiräderf Archangelsk 1849 7946 Perejaßlaw . l Poltawa 1851 7907 Uman . Kijew 1842 | 7877 180 | Roftow Jaroßlawl' 1842 7858 Bjelew Tula 1850 7843 Sſignagh Tiflis 1848 7810 Kaſſimow Rja ſan 1849 7781 Borowk . Kaluga 1850 7765 185 Uſtjug⸗Welikij Wolynien 1849 7763 Kungur Perm 1851 7762 Kobeljakki . Poltawa 1851 7752 Kraßno⸗ Sitobenst. Penſa 1842 | 7719 Sfenfow . 5 Poltawa 1851 7715 190 Miropolje . Kursk 1849 7651 Kremenez (poln. aalen G. * Wolynien 1850 7632 Petrowsf . . . ? Sſaratow 1848 7631 Iſium Charkow 1842 7628 Kalwaria . Königreih Polen 1841 | 7628 195 | Siemipalatinsf . Tomsk 1850 7593 Petroſawodsk . i Olonez 1849 7567 Radſiwilow (pln. Watzl 6. ) Fl. Wolynien 1850 7519 Uglitſch. . 5 A Jaroßlawl' 1842 7483 Baku, Haſenſtadt sche Scemadä 1850 7431 200 Piotrkow (deutſch Petit. G. 95. Königreich Polen 1841 | 7422 Opoſchne, Fl. z Poltawa 1851 7412 Namen der Nr. Städte und Orte. Orenburg, Feſt. Uſt' Bjelof altwensfaja Koſ.-Fl. 5 Kerensk .. Sſuwalki (rat. Suwalki. Reni Walkie. 205 Korotojak. Alatyr Bogorodizk Staryj-Oßkol Dubrowna, Fl.. Jefremow . Jelanskaja Stain, Ref Ku Nylis : Swjenigorodfa . Stanz f ‚6 ) Tſchenſtoch chow (oon. Gelege) J. Altmann: Gouvernement oder Gebiet. Land d. Don'ſch. Koſaken Penſa Königreich Polen Beſſarabien Charkow Königreich Polen Woroneſh Sſimbirsk Tula Kursk Mohilew Tula Land d. Don'ſch. Koſaken Kursk Kijew Zaͤh⸗ lung v. Jahre 1849 1850 1842 1841 1849 1842 1841 1842 1850 1850 1849 1851 1850 1850 1849 1842 Ein⸗ wohner. 7402 7400 7362 7321 7314 7309 7303 7279 7247 7215 7176 7114 7057 7055 7029 7003 Es folgen jetzt 35 Ortſchaften unter einer Population von 6— 7000 Seelen, nämlich: Namen Gouvernement Zaͤh⸗ Ein⸗ der oder lung v. ben Nr. Städte und Orte. Gebiet. Jahre wohner. 218 Awpguſtowo (poln. ae G.) Königreich Polen 1841 6972 Pawlograd . + 5 Jekaterinoßlaw 1851 6929 220 Sſluzk (poln. Sluck) Minsk 1842 6859 Nowoſybkow. . Tſchernigow 1849 6819 Staryj 1 a Mohilew 1851 | 6810 Büren! Podolien 1842 6791 Inßar . De Penſa 1851 6790 225 Mſtißlawl' (poln. Meiſtaw. G.) Mohilew 1851 6675 Ataki, Fl. . Provinz Beſſarabien 1849 6614 Nowennigerod, | Mil. anf Cherßon 1842 6572 Konotop . Tichernigow 1849 | 6540 Berdjansk Taurien 1849 6498 230 | Schazf Tambow 1851 6488 Kraßnojarsk. Jenißeisk 1850 6472 Siedlee Königreich Polen 1841 | 6471 Lohwiza . Poltawa 1851 6460 Luzk Wolynien 1850 6434 235 Mirgorod Poltawa 1851 6418 Bachmut. Jekaterinoßlaw 1842 6394 Borißogljebsk 8 Tambow 1851 | 6360 Nowograd Wolynsk Wolynien 1850 6355 Nikolajewsk. . . Sfamara 1851 | 6350 240 Pereßlawl' Salieöte h Wladimir 1849 6335 Mglin 0 Tſchernigow 1849 6327 Krolewez . z | 1849 | 6317 Neueſter Bevölferungsftand in den Städten Rußland's. 455 der Nr. Städte und Orte. Roſſieny . Namen Sſlawjansk . 245 Gradiſhsk Sſengilej. Kobrin Nowyj uſen“ Sſlobodskoj 250 Sarajsk Tſchernigowe. 252 | Romny Gouvernement oder Gebiet. Kowno Charkow Poltawa Sſimbirsk Grodno Sſamara Wjatka Rjaſan Poltawa Zäh⸗ | Gin- lung v. n Jahre Kae: 1851 6234 1842 | 6205 1851 | 6183 1851 | 6082 1850 | 6057 1851 | 6055 1850 | 6032 1849 | 6029 1849 | 6011 1851 | 6000 Die letzte Gruppe umfaßt endlich alle diejenigen Städte, deren Cinwoh⸗ nerzahl ſich nach dem St. Petersburger Kalender zwiſchen 5 — 6000 Seelen hält. Dazu gehören folgende 71 Städte: Namen Gouvernement Zäh⸗ Ein⸗ der oder lung v. wohner Nr. Städte und Orte. Gebiet. Jahre j 253 | Woltfchansk . Charkow 1842 5970 Salitih . Koſtroma 1851 5965 255 Temnikow Tambow 1851 5962 Borispol, Fl. Poltawa 1851 5959 Jelat' ma. Tambow 1851 5953 Jeniſſejsk. Jenißejsk 1850 5937 Lipowez Kijew 1842 5936 260 Bugurußlan Sſamara 1851 5903 Hafenpot . Kurland 1852 | 5900 Kaljafin . Twer 1849 5895 Sfwira . Kijew 1842 | 5891 Roßlanl . . Sſmolensk 1850 5878 265 Sſaljany, Fl. Schemacha 1850 5869 Radom Königreich Polen 1841 5845 Kraßnokutsk. Charkow 1842 5838 Borowitiht . . : Nowgorod 1842 5807 2% za, Fl. (Ref) Pfkow 1849 5781 270 Aleſchki . Taurien 1849 | 5772 Proskurow Podolien 1842 5763 Arvatow . Sſimbirsk 1842 5751 Nybinsk . Jaroßlawl' 1842 5745 Pernau . Livland 1849 5740 275 Solotſchew Charkow 1842 5709 Tichwin Nowgorod 1842 5688 Dorogobufh . Sſmolensk 1850 5677 Werchnij Lomow Penſa 1842 5666 Kadom Tambow 1851 5662 280 Sſatkinsky Sawod Orenburg 1849 5647 Oſtrogoſhsk . Woroneſh 1851 5622 Solotonoſcha Poltawa 1842 5619 Beresnoje Tſchernigow 1849 5595 456 3. Altmann: — . nn Namen Gouvernement Zäh⸗ Ein⸗ der oder lung v. En Nr. Städte und Orte. Gebiet. Jahre wohner. See Tſchernigow. 1849 5576 285 | Bausfe . . 9 Kurland 1852 5572 Rasdorskaja Stanin, aße 51. Land d. Don’fch. Koſaken 1850 5555 Berißlaw. Cherßon 1850 5532 Bjelzy ... Provinz Beſſarabien 1849 5531 Klimowa, Poſſad ech 1849 5521 290 | Noßowka, Fl. = 1849 | 5508 Sſwenzjany (poln. Spiecany. 6.) Wilna 1849 5497 Sſjewsk Orel 1851 5458 Kotſchetowskaſa Staniza, Ref. Bl. Land d. Don'ſch. Koſaken 1850 5433 Iwanowo, Kirchdorf .. Wladimir 1849 5432 295 ([Sferapull, Wan: S. seinen alls Wjatka 1850 5427 r Kijew 1842 5414 eee eee Wolynien 1850 5406 !! Me . 93 Cherßon 1850 5378 Nowogrudok a — Minsk 1851 5364 300 Schawli (poln. Saane). 118 Kowno 1851 5344 Reſchetilowka, Fl... 1 Poltawa 1851 5335 Sſuchinitſch. . 3 Kaluga 1850 5331 Lowitſch (poln. loud. ©) — Königreich Polen 1841 | 5313 Welikija Lufi . . Er Pfkow 1849 5298 305 Nikopol, Fl. er Jekaterinoßlaw 1851 5295 Zarskoje Sſelo mit Sionbia St. Petersburg 1849 5290 Dmitrow. . : Moskau 1850 5284 Staryj Tſcherkask, Stufe .. . KLand d. Don' ch. Koſaken 1850 5278 Miaß'ſky Sawod. . ee Drenburg 1849 | 5260 Sea ae ae Wladimir 1849 5250 Toropez > FAR Pfkow 1849 5248 Wlozlawef (poln. Biochmef) zer Königreich Polen 1841 | 5244 Duboßary 5 | Cherßon 1850 5235 Dißnaa | Wilna 1849 5208 315 Alexandrowsk | Jekaterinoßlaw 1842 5192 Troizkoßawsk | Irkutsk 1853 5185 Taraſchtſcha . Kijew 1842 5110 Sadonsk e Woroneſh 1842 5095 o | Tobolsk 1842 5086 320 Lebedjan BE Tambow 1851 | 5083 Friedrichſtadt | Kurland 1852 5039 Wladimir Wolynsk ed Wolynieu 1850 5031 o . : SanamEi- > > | Minsk 1851 | 5003 Nachdem wir fo die großen und mittleren Städte des ruſſiſchen Reiches aufgezählt haben, bleiben nur noch die kleinen Städte übrig, deren Rußland freilich eine nicht unbedeutende Anzahl aufzuweiſen hat. Der St. Petersbur— ger Kalender für das laufende Jahr, welcher, wie erwähnt, nur 126 große und 197 mittlere Städte aufzuweiſen hatte, führt von kleinen Städten 681 an; 606 derſelben fallen auf das eigentliche Rußland, 46 auf das König- reich Polen und 29 auf das Großfürſtenthum Finnland. Um die Summe leichter zu überſehen, ſondern wir ſie wiederum in Gruppen, je nachdem die Neueſter Bevölkerungsſtand in den Städten Rußland's. 457 Bevölkerung der betreffenden Städte 4000, 3000, 2000 und 1000 Seelen überfchreitet oder ſich unter 1000 Seelen hält. Unſere nun von Städten mit einer Bevölkerung von 4000 — 5000 Seelen : 3000 — 4000 = 2000 — 3000 1000 — 2000 unter 1000 WuM W u Quelle verzeichnet 16 wovon über⸗ in Ruß- in Po⸗ in Finn haupt land len land 97 [83 | 11 3 120 102 18 — 159 141 | 8 10 Us TE 7 134 123 | 2 9 im Ganzen alſo 681 Städte und andere Ortſchaften, wie bereits bemerkt wurde. Wir geben zunächſt ein Verzeichniß der Orte, welche 4— 5000 Eimwoh- ner beſitzen, und füllen damit die Nummern 324 bis 420, wie folgt: Namen Gouvernement Zaͤh⸗ Ein⸗ der oder lung v. wohner Nr. Städte und Orte. Gebiet. Jahre ö 324 | Bobring . . Cherßon 1850 4995 325 Nertſchinsk . Transbaikal. Gebiet | 1851 | 4993 Chmelow, Fl. Poltawa 1851 4990 Obojan' 3 Kursk 1849 4986 Sſoßniza. Tſchernigow 1849 4985 Zymljanskaja Staniza, Koſ.⸗Fl. . Land d. Don'ſch.Koſaken 1850 | 4983 330 Dobrjanka, Fl. ch N Tſchernigow 1849 4979 Ananjew . Cherßon 1850 4977 Kaſchin . Twer 1849 4947 Tikotzin (poln. Tykoecin. 005 Königreich Polen 1841 4931 Borsna 2 Tſchernigow 1849 4927 335 Pawlowskij Sawod Tomsk 1850 4927 Björneborg . Großfürſtenth. Finnland 1841 4927 Wereja Moskau 1850 4920 Meſchtſchowsk Kaluga 1850 4911 Gadjatſch .. Poltawa 1851 | 4909 340 Sſergijewskij voſſd, 81 Moskau 1850 4901 Sſchadrinsk . Perm 1851 4885 Staſchow. Königreich Polen 1841 4877 Alexandrija . Cherßon 1850 4876 Gaſßin . Podolien 1842 4855 345 Buſuluk . Sſamara 1851 4826 Romanow Berifegljebet. Jaroßlawl' 1842 4805 Bjeloſersk . Nowgorod 1842 4785 Zarizyn Sſaratow 1849 4756 Jelabuga. Wjatka 1850 4740 350 | Tichaußy . Mohilew 1851 4728 Samosc ( poln. Iamose 60, Bel Königreich Polen 1841 | 4721 Turlaki, Fl e Beſſarabien 1849 4716 Orgejew . : 1849 | 4674 Gorki, Fl. 1 Mehilew 1851 4672 458 J. Altmann: Namen Gouvernement Zäh⸗ Ein⸗ der oder lung v. 15 Nr Städte und Orte. Stadt. Jahre wohner. 355 Konin. Königreich Polen 1841 | 4659 Krone! Wilna 1849 | 4656 Pruſhany Grodno 1850 4636 Weſenberg Eſtland 1851 | 4630 Ufman . . 2 7 Tambow 1851 | 4611 360 Mariupol', Hafenſtadt. . Jekaterinoslaw 1851 | 4603 Lentſchitza (poln. Lenze G.) Königreich Polen 1841 4597 Gatſchina Aus St. Petersburg 1849 4591 Uleaborge. Großfürſtenth. Finnland 1841 | 4577 Poſchechonje 5 Jaroßlawl' 1842 4551 365 Sſemjatytſchi Grodno 1850 4542 Chmel' nik. 5 Podolien 1842 4540 Poneweſh (poln. Boniewiek, 00 ; Kowno 1851 | 4522 MoiNW te : Minsk 1851 | 4507 Radomyßl' 5 Kijew 1842 4505 370 Sſuſunskij Sawod, Kupferwerk Tomsk 1850 4499 Nowogeorgiewsk(Rrylow), Mil - -Anf. Cherßon 1842 4488 Wilkomir ( 5 5 e er | Kowno 1851 4482 Kanew ; ; Kijew 1842 | 4465 Newel' Witebsk 1851 4456 375 Kirßanow Tambow 1851 4452 Atkarsk Sſaratow 1842 4450 Knjaginin : Niſhnij Nowgorod 1849 4427 Britſchany, Fl. Provinz Beſſarabien 1849 | 4417 Njetſchiza Minsk 1851 4415 380 Tſchebokßary Kaſan 1851 4382 Otſchakow Cherßon 1850 4377 Kielce. Königreich Polen 1841 4377 Sſenno Mohilew 1851 | 4369 Mologa . . Jaroßlawl' 1842 4345 385 Alkßaiſkaja Staniza, Kof.: öl Land d. Don'ſch. Koſaken 1850 | 4342 Kußinskij Sawod Orenburg 1849 4334 Waldaj 5 Nowgorod 1842 4319 Putiwl Kursk 1849 4310 Grigoriopol' . Cherßon 1850 4301 390 Bjeloj Sſmolensk 1850 4296 Gorodiſchtſche Penſa 1842 4292 Korotſcha. . . Kursk 1849 4236 | Konſtantinowskaja Staniza, Koſ. Fl. Land d. Don'ſch. Koſaken 1850 4232 Rawa . . Königreich Polen 1841 | 4231 395 Neßwiſh (ain. Nieswiez. G.). Minsk 1842 4230 Troizk. 5 EX: Penſa 1842 4230 Pultusk en! Königreich Polen 1841 4222 Stawropol . . Sfamara 1851 | 4205 Papuſchaja, Flecken (Poſſad) 5 Provinz Beſſarabien 1849 4193 400 Katſchalinskaja aue wi 1 Land d. Don’fch. Koſaken 1850 | 4189 Bugul'ma 4 3 Sſamara 1851 | 4155 Buinsf . . Sſimbirsk 1851 4130 Petropawlowsk, Fl. Tobolsk 1842 4127 Perekop . b Taurien 1849 4116 405 Sſrednij Jegorlyzk, Quarantaine a Stawropol 1849 4109 — Neueſter Bevölferungsftand in den Städten Rußland's. 459 Namen Gouvernement Zäh⸗ Ein⸗ der oder lung v. woh £ Nr Städte und Orte. Gebiet. Jahre dug Kosmodemjansk. Kaſan 1851 4107 1 * Damn. G. 0 Wilna 1849 4103 Liga x 1849 | 4094 Ljuzin Witebsk 1851 4082 410 Konskie (peln. Keüskie. G.) > Königreich Polen 1841 | 4069 Pilten. 8 Kurland 1852 4066 Narwa, Feſt. St. Petersburg 1849 4051 Kutno. Königreich Polen 1841 4038 Wiborg : Großfürſtenth. Finnland 1841 | 4024 415 Grajworon . Kursk 1849 4019 Dmitrowsk Orel 1851 4014 Wielun Königreich Polen 1841 4014 Balaſchow . Sſamara 1842 4008 Machnowfa . Kijew 1842 4001 420 Telaw. 5 Tiflis 1848 4000 Unter Nr. 421 — 540 laſſen wir nunmehr die 120 Städte des ruſſiſchen Reiches folgen, welche der St. Petersburger Kalender als mit einer Bevöl— kerung von 3 — 4000 Seelen verſehen, anführt. Es werden daſelbſt genannt: Namen Gouvernement Zäh⸗ Ein⸗ der oder ung v an Nr. Städte und Orte. Gebiet. Jahre wohner 421 Lomſha 1255 Eomza. 3 Königreich Polen 1841 3997 ling .. . Moskau 1850 3990 Nanenburg . Rjaſan 1849 3982 Nevrigajlow . Charkow 1842 3976 425 Bijsk Tomsk 1850 3973 Kowel. Wolynien 1850 3973 Narowtſchat. Penſa 1842 3967 Porchow . Pfkow 1849 3964 Nowochopersk Woroneſh 1851 | 3953 430 | Spyast . . Tambow 1851 3930 Kore Tſchernigow 1849 3925 Alexandrow. . Wladimir 1849 3907 Wengrow (poln. Wegrow. G. ) Königreich Polen 1841 3902 Homel Mohilew 1851 3884 435 Prasniſch (poln. bann. > Königreich Polen 1841 | 3876 Jurjew Polstij . . 5 Wladimir 1849 3867 Owidiopol Cherßon 1850 3832 Michajlow Rjaſan 1849 3821 Janow Königreich Polen 1841 3811 440 | Gori . Tiflis 1848 | 3800 | Chorol . Poltawa 1851 3785 Kraßnyj Jar Aſtrachan | 1849 | 3785 Telſchi (poln. Telsze) Harz Kowno 1851 3784 Tomaſchew (poln. Tomaſzew. 00 Koͤnigreich Polen 1841 3761 445 Gorodok . Witebsk 1851 3754 Kejdany (poln. Kiejdany. G.), Fl. Kowno 1851 3728 460 J. Altmann: Namen Gouvernement Zaͤh⸗ Ein- der oder lung v. 253 Nr. Städte und Orte. Gebiet Jahre wohner. Pawlowsk Woroneſh 1851 3728 Walujki e 1842 | 3725 (519) Jelißawetowskaja en er 0 Land d. Don'ſch. Koſaken 1850 | 3719 450 Jegorjewsk Rjaſan 1849 3712 Kurmyſch . Sſimbirsk 1851 3711 Pawlowsky, Pofid, Besen Moskau 1850 3705 Menfelinst . . f Orenburg 1849 3699 4 — ⸗Udinsk Transbaikal. Gebiet 1853 3687 455 Glinsk : Poltawa 1851 3680 Cholm Pfkow 1849 3678 Tſchernyj Jar. Aſtrachan 1849 3676 Kraßnocholmskaja Staniza, Rof.: 51 Orenburg 1849 3667 Tſchembar . Penſa 1851 | 3664 460 Ladoſh'ſkaja Suma, Ref. Br Stawropol 1849 3663 Wenew . Tula 1850 3661 Meißenftein . Eſtland 1851 3637 Litin . Podolien 1842 3633 Sterlitamak Orenburg 1849 3632 465 | Krasnoftaw . Königreich gen 1841 | 3622 Pilitza . 1841 3609 Arensburg, f der Snel Sep Livland 1849 3592 Bratzlaw. . Podolien 1842 3588 Bala Königreich Polen 1841 3588 470 Sſerednia Buda, Br. Tſchernigow 1849 3576 Fateſh . 455 . Kursk 1849 3575 M Ps Wladimir 1849 3574 Sjerads (poln. Sten ©) 5 Königreich Polen 1841 3563 Georgijewsk. 35 Stawropol 1849 3551 475 Sſoroki Provinz Beſſarabien 1849 3545 Pirjatin . Poltawa 1851 3543 Wjasniki. Wladimir 1849 3543 Seiny Königreich Polen 1841 3528 Kalitwa . Moronefh 1842 | 3525 480 | PBogar. . Tſchernigow 1849 3518 Gſhatsk . RT, Sſmolensk 1850 3507 uf’ Syßolsk 4 Wologda 1849 3501 Tſcherwlennaja Stanze, af St ; Stawropol 1849 3495 Lips 8 Königreich Polen 1841 3485 485 Owrutſch Wolynien 1850 3483 Kupjansk Charkow 1842 3460 Gombin . . Königreich Polen 1841 | 3451 Wolkowysk . Grodno 1850 3416 Opatoww . Königreich Polen 1841 3416 490 Ojedlowo, Kirchdorf Tula 1842 3415 Porjetſchie Sſmolensk 1850 3415 Schadow. Kowno 18513415 Windau. Kurland 1852 3406 Sſapoſhok . Rjaſan 1849 3404 495 Kritſchew, Fl. Mohilew 1851 3398 Balachna. Niſhnij Nowgorod 1849 3387 Neueſter Bevölferungsftand in den Städten Rußland's. 461 Namen Gouvernement Zaͤh⸗ Ein⸗ der oder lung v. Nr. Städte und Orte. Gebiet. Jahre wohner. J Sogatfgem (poln. Sochachew. ©.) | Kionigteich Bolen 1841 3378 Nowaja Praga — Mil.⸗ Anſiedl. Cherßon 1842 3366 Karlowka, Fl. Poltawa 1851 3363 500 Zarewsk Aſtrachan 1851 3328 Biefhezf . Twer 1849 3315 Pysdry (poln. Pyidry, deutſch ge⸗ wöhnlich Peiſern genannt. G.) Königreich Polen 1841 3315 Makarjew an der Unſcha . Koſtroma 1851 3312 Olwiopol, Mil. - . Cherßon 1842 3300 505 Kuba Derbent 1842 3295 Sendomir Königreich Polen 1841 3279 Sſerdobsk Sſaratow 1842 3258 Ordubad Eriwan ı 1842 3232 Ljubartow Königreich Polen 1841 | 3224 510 | Wjetka, Fl. Mohilew 1852 | 3212 Staria . Twer 1849 3208 Bielozerkowfa, Fl. Poltawa 1851 | 3207 Tſcheljabinsk. Orenburg 1849 3204 Tot' ma Wologda 1849 3203 515 Birjutſch Woroneſh 1842 3202 Urjupinskaja Sims, af. st Land d. Don'ſch. Koſaken 1850 | 3196 Orſcha Mohilew 1851 3194 Kaſchiran. Tula 1850 3185 Schtſchigry Kursk 1849 3183 520 | Irbit Perm 1851 3181 Mlawa (poln. Mlawa. G. 5.) Königreich Polen 1841 | 3164 Tſcherikow Mohilew 1851 3163 Jepifan' Tula 1850 3124 Kutaiß Kutaiß 1850 3117 525 Turinsk Tobolsk 1842 3104 Nogatfchew . Mohilew 1851 3095 Neu Ladoga . St. Petersburg 1849 3086 Tſcherdyn Perm 1851 3081 Odojewm i Tula 1850 3080 530 Petrowskij Shelesnyj Sawod, erg. Transbaikal. Gebiet 1853 3079 Protſchnyj Okop, est Sp 8 Stawropol 1849 3079 Orjechow. s Taurien 1849 | 3068 SH) : Tſchernigow 1842 3056 Nowoßil. Tula 1850 3042 535 Sſergatſch Niſhnij Nowgorod 1849 3035 Danilow . Jaroßlawl' | 1842 3024 Merchjoturje . Perm 1851 3019 Sſokolfa Grodno 1850 3008 Pawlowskaja Siara, af. ei Orenburg 1849 3006 540 Akuſcha Derbent 1849 3000 Von Städten mit einer Bevölkerung von 2000 bis 3000 Seelen giebt es im ruſſiſchen Reiche nach dem St. Petersburger Kalender 159. Wir laf- ſen dieſelben, in nachſtehender Weiſe geordnet, folgen: 462 J. Altmann: Namen Gouvernement Zäh⸗ Ein⸗ der oder lung v. u Nr. Städte und Orte. Gebiet. Jahre ihrer. — — œ2— —— — ——— — —ṹ —ẽ —¾¼ —¼ — 541 | Mariampol Königreich Polen 1841 2992 Siytichewfa . Sſmolensk 1850 2986 Sſolikamsk. . Perm 1851 2985 Zjechanowez (poln. ‚Siechanemirc) \ Grodno 1850 2979 545 Letitſchew 8 : Podolien 1842 2978 Mafa . Großfürſtenth. Finnland 1841 | 2969 Jakutsk Jakutiſches Gebiet 1849 2960 Luke . ee. eine Königreich Polen 1841 | 2941, Hofen . NER, « Tſchernigow 1849 2928 550 Pfjatigorsk e Stawropol 1849 | 2911 Smiew . Charkow 1842 2905 Gnilowskaja Stan, Sat a Land d. Don'ſch. Koſaken 1850 2902 Orlow 8 Wjatka 1850 2902 Semljansk e e Woroneſh 1851 2898 555 Schtfchutſchin e -Sizucin, 60. Königreich Polen 1841 2890 Nerechta .. 5 Koſtroma 1851 2888 Laiſchew . Kaſan 1851 2877 Koſenitze . Fa. Königreich Polen 1841 | 2874 Mofhajsf. . » - Moskau 1850 2853 560 Jakobſtadt 0 Kurland 1852 2852 Mamadyſche. Kaſan 1851 2842 Alapajewsk Perm 1852 2833 Driſſa. . Witebsk 1851 2832 Jurjewez Powolskij Koſtroma 1851 2830 565 Sampol . . Podolien 1842 2827 nn Feſt. St. Petersburg 1849 2824 Moſſal'sk Kaluga 1850 2823 Jeſſentukskaja Stanin, Kof.- Fl. Stawropol 1849 2821 Dalmatow . a Perm 1842 2819 570 Kraßnoje Sſelo, Kirchdorf St. Petersburg 1849 2817 Salutorowsf . . Tobolsk 1842 2805 Borga Großfürſtenth. Finnland 1841 2796 Kawtaßkaja, Feſt. : Stawropol 1849 2795 Alexandrijskaja Stani, af. 5 1849 2792 575 Opotſchno f Königreich Poleu 1811 2787 Kromy Orel 1851 2779 Sſudſha . Kursk 1849 2776 Maloarchangel' t 3 Drel 1851 2765 Uſt' Laba, Befeſigung Stawropol 1849 2764 580 | Kusnegf . . Tomsk 1850 2760 Ljady, Fl. Mohilew 1851 2758 Tſchurowitſchi Tſchernigow 1849 2754 Malojaroßlawez. Kaluga 1850 2750 Medyn = 1850 2744 585 | Kagul. Provinz Beſſarabien 1849 2741 Radomsk. . Königreich Polen 1841 2727 Jekaterinograd, K Rof. - „Fl. Stawropol 1849 2722 Tukkum 905 Kurland 1852 2710 Dedjuchin, Bergftbt a Perm 1842 2706 590 Lichwin 2 Kaluga 1850 2699 3 Neueſter Bevölferungsftand in den Städten Rußland's. 463 Nr. 605 610 615 635 Namen der Städte und Orte. Alexejewskaja N N. * Schefchfejew . 3 Kopys Batalsafhinstaj Stani, Ref. Bl Tichern’ 2 Spask L'gow. Strykoww Gamla Karleby. Kraßno-Ufimsk. Liwensf . . Zudachar, Kirchdorf Gorbatow : Bielsf. . Ras'ßypnaja Siena, aer 1 Weſſjegonsk Kanadej . Gonionds Lukojanow : Dmitrijew an der Staa Lipkany, Fl. Uſchiza (Nowaja⸗ * 1 Bielometfchetsfaja Starte, am Ku⸗ ban, Koſ.⸗ Fl. Gluboloje, Fl. Alerandrowskaja Sinn, ga Fl. Lowiſa . > Teleneſchty, 51. Kainsk Danfow . DPgopol . SEN Gorzbifgtigenstoj Stans, Ref. 1 Subjow . . Kineſchma Grjaſowez Kirilow 3 Tauroggen, Fl. as: Alen Saſchtſchita . Ardatoww . Werchne Dnjepranst Kotel'nitſch g Widſy 3 e ,,,, Bronnizy . u 3 Lubny Taruſſa ee © Stania, Rohr el Torte Bjelitza Gouvernement Zäh⸗ oder lung v. Gebiet. Jahre wehe. . Land d. Don’fch. Kofafen | 1850 | 2696 4 Penſa 1842 2689 Mohilew 1851 | 2686 Stawropol 1849 2668 Tula 1850 2660 Rjaſan 1849 2643 Kursk 1849 2640 Königreich Polen 1841 2635 Großfürſtenth. Finnland 1841 2627 erm 1851 2607 Woroneſh 1842 2604 Derbent 1849 2600 Niſhnij Nowgorod 1849 2597 Grodno 1850 2595 Orenburg 1849 2587 Twer 1849 2583 Sſimbirsk 1851 2582 Grodno 1850 2567 Niſhnij Nowgorod 1849 2550 Kursk 1849 2549 Provinz Beſſarabien 1849 2543 Podolien 1842 2540 Stawropol 1849 2531 Wilna 1849 2530 Stawropol 1849 2523 Großfürſtenth. Finnland 1841 2523 Provinz Beſſarabien 1849 2520 Tomsk 1850 2497 Rjaſan 1849 2492 Podolien 1842 2478 Sſmolensk 1850 2476 Orenburg 1849 2469 Twer 1849 2463 Koſtroma 1851 2454 Wologda 1849 2452 Nowgorod 1842 2450 Kowno 1851 2434 Orenburg 1849 2424 Sſimbirsk 1849 2420 Jekaterinoßlaw 1851 2420 Wjatka 1850 2415 Kowno 1851 2402 Woroneſh 1851 2399 Grodno 1850 2391 Moskau 1850 2387 Poltawa 1851 2387 Kaluga 1850 2374 Orenburg 1849 2367 Moskau 1850 2366 Mohilew 1851 2360 464 J. Altmann: Namen Gouvernement Zäh⸗ | Gin: der oder lung v. wohner Nr. Städte und Orte. Gebiet. Jahre wohner. Peremyſchl' . Kaluga 1850 2353 Sſoligalitſch. Koſtroma 1851 | 2338 Wolotſchisk, Fl. Wolynien 1850 2337 Melitopol . Taurien 1849 2302 645 Aſow, Fl. (Poſſad) Jekaterinoßlaw | 1842 | 2295 Gantſcheſchty, Fl. .. Provinz Beſſarabien 1849 2295 Sſlawenoſſerbsk (Nowyj) Jekaterinoßlaw 1851 | 2295 Uſt' Kamenogorsk, Feſt. . Tomsk 1850 2292 Konſtantinograd. Poltawa 1851 2289 650 | Wetluga . Koftroma 1851 | 2277 Knyfhin . Grodno 1850 2268 Atſchinsk. En 1850 | 2267 Rjaſhsk Rjaſan 1849 2251 Fredrikshamn Großfürſtenth. Finnland 1841 2251 655 Wytegra. Olonez 1849 2239 Ljubim Jaroßlawl' 1842 2237 Druja. Wilna 1842 2235 Wie Stanze am Kuba, Koſ.⸗Fl. Stawropol 1849 2232 Uſtilug, Fl. .. Wolynien 1850 2229 660 Niſhne Udinsk Irkutsk 1853 2228 Goloptſchin, a Mohilew 1852 | 2227 Peterhof. St. Petersburg 1842 2209 Gorochowetz . Wladimir 1849 2200 Kumuch, Feſt. 8 Derbent, 1849 2200 665 Nyſtad Großfürſtenth. Finnland 18412197 Orsk, Feſt. Orenburg 1849 2183 Oſſch Perm 1851 2183 Kardallowskaja Staniza, Kof.- 51. Orenburg 1849 2176 Makarjew an der Wußpe 2 : Niſhnij Nowgorod 1849 2176 670 | Kolywan . ; Tomsk 1850 2172 Lenkoran . Schemacha 1850 2172 Tichuchloma . i Koſtroma 1851 2172 Tawaſtehus . 5 Großfürſtenth. Finnland 1841 2171 Lantſch'chuty, Kirchdorf N Kutaiß 1850 2170 675 Sſwißlotſch' (poln. Sed), l. Grodno 1850 | 2167 Mertſch, pee ; Wilna 1849 2161 Spas . . Kaſan 1851 2152 Kuopio Großfürſtenth. Finnland 1841 | 2141 8 0 Tula 1850 2127 680 Lepel .. Witebsk 1851 2116 lere Stania, Ref l. Orenburg 1849 2102 leß Koſtroma 1842 2100 Opotſchka Pfkow 1849 2098 Tetjufcht . Kaſan 1851 2092 685 Bielometfchetsfaja Stone, an der Malka, Koſ.-⸗ St. ale Stawropol 1849 | 2089 Jadrin n Kaſan 1851 2078 Buj; Koſtroma 1851 2073 Stopniza Königreich Polen 1841 2072 Iſchim Tobolsk 1842 2067 Neueſter Bevölkerungsſtand in den Städten Rußland's. 465 Namen Gouvernement Zäh⸗ | Ein⸗ der oder lung v. woh wi Nr. Städte und Orte. Gebiet. Jahre 690 Hapſal — Eſtland 1851 2042 Wilejki 5 8 Wilna 1849 2042 Kadnikow | Wologda 1849 2038 3 Nowopawlowka, ‚Sitetonn . Land d. Don'ſch Koſaken 1850 2036 Guragalbina, ” 4 Provinz Beſſarabien 1849 2035 695 Alerin | Tula | 1850 | 2031 Raſchkow, Fl. Provinz Beſſarabien 1849 2022 Chriſtineſtad . Ecce Bind 1841 2007 | Tammerfors .. 1841 2005 699 Sſupraßl', Fl.. Grobuo 1850 2004 Der Städte mit einer Bevölkerung von 1000 — 2000 Seelen find in Rußland nach dem Verzeichniß des Petersburger Kalenders nicht weniger, als 171. Sie bilden gewiſſermaßen den Kern der kleinen Landſtädte, beſitzen meiſt keine eigene Kreisverwaltung und ſind faſt lediglich auf Ackerbau, Viehzucht und andere kleinſtädtiſche Erwerbsbetriebe hingewieſen, obwohl man, da derglei— chen Beſchäftigungen eine hinlängliche Erwerbsquelle in Rußland darbieten, oft ſehr wohlhabende Einwohner in dieſen Städten antrifft. Die Zahl ſolcher Orte würde noch ungleich größer ſein, wären hier alle kleinen Städte, Flecken, Poſſade, Stanizen, Krjepoſten u. ſ. w. aufgenommen, die man über den wei— ten Umfang des ruſſiſchen Reiches, mit Einſchluß des Königreichs Polen und des Großfürſtenthums Finnland, verſtreut findet. So aber ſind aus der Reihe der zu dieſer Kategorie gehörenden polniſchen Städte nur 7 verzeichnet, und eine gleiche Zahl iſt aus Finnland vermerkt, während aus der Zahl der ruſ— ſiſchen, in dieſe Klaſſe fallenden Ortſchaften wenigſtens 157 in das Regiſter des St. Petersburger Kalenders aufgenommen worden ſind. Wir führen ſämmtliche Orte, nach abnehmender Bevölkerung, und zwar in nachſtehender Reihefolge auf. Namen Gouvernement Zäͤh— Ein⸗ der oder lung v. w bn Nr. Städte und Orte. Stadt. Jahre wohner. 700 Kirshatſch Wladimir 1849 1998 Potſchep, Fl. ee 1849 1997 Klimowiticht . Sn Mohilew ' 1851 | 1992 Braheſtad Großfürſtenth. Finnland 1841 1984 Nachitſchewan Eriwan 1842 1983 705 | Nolinst . . Wjatka 1850 1981 Sſuchowolja, Fl. Grodno 1850 1979 Bogutſchar . Woroneſh 1851 1976 Dokſchitzg . Minsk 1842 1966 Radſin (poln. Radzyn. 80 Königreich Polen 1841 1958 710 Werchne⸗ Uralsk Orenburg 1842 1950 Sſemenow Niſhnij Nowgorod 1849 1949 Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 30 466 J. Altmann: — ——. . —ꝛ—sßs53̈—œ—. ä —XX«X—3X«ßx«. ůͤůͤů3öX—ßÄ8AVIVDI—vk⁊ß!⸗·ör]ð0?ß!⁊öÄ3? ——w— Namen Gouvernement Zaͤh⸗ . der oder lung v. 2 Nr. Städte und Orte. Gebiet. Jahre wohner. Myſchkin Jaroßlawl' 1842 1948 Kundrawinsfaja Staniza, Rof.: Fl. Orenburg 1849 1946 Uſt' Aſowsk oder Genitfchest . . Taurien 1849 1946 715 Swijerinogolowsfaja, Feſt. Orenburg 1849 1941 Oſtrolenka (poln. aer 2 5 Königreich Polen 1841 1927 Kamyſchlow . . , Perm 1851 1925 Starobjelst . . 5 Charkow 1842 1923 Schidlow (poln. Suian. G. 553 . Königreich Polen 1841 1922 720 cee Br . Sſmolensk 1850 1916 Fellin . N Livland 1849 1909 Cholujskaja Sſloboda, Kirchdorf x Wladimir 1849 1888 Kaſimierſh (poln. Haunted Ph Königreich Polen 1841 | 1886 Choroſchtſch. . Grodno 1850 1885 725 | Shlobin, Fl. Mohilew 1851 1874 Sſuraſh, Fl. (val. Suez 69 Grodno 1850 1872 Narew . > 1850 | 1855 r Pfkow 1849 1851 Kowrow. . 1 Wladimir 1849 1844 730 Labinskaja Stania, Kot: 5 rechte Flanke d. Kauk Linie 1849 1832 Igumen 7 D Minsk 1851 1810 Janow S e Grodno 1850 1808 Sſergijewskoje Sei enn Tula 1850 1801 Pawlowsk UGANDA St. Petersburg 1849 1783 Am i nen de wur an Orenburg 1849 1782 Kurgan „ ae Tobolsk 1842 1781 Raum .. Großfürſtenth. Finnland 1841 | 1771 Dolginowo, Faun. ani nir Wilna 1849 1757 Wiens eee ehase Jenißeisk 1850 1753 US Witebsk 1851 1753 Guse Ch ee. MINE Orenburg 1849 1752 Shah an sure deammitarıs Tſchernigow 1849 | 1751 IHREN S BEI en ea Derbent 1849 | 1750 SAT CU oe a ee Pfkow 1849 1750 74% PPP nee Moskau 1850 1736 e eee Poltawa 1851 | 1735 Kansk . Ms! Jenißeisk 1850 1730 Keiworofpefaa & lobodg. . Land d. Don'ſch. Koſaken 1850 1709 Sſerpej . . . TE Kaluga 1850 1702 750 -U Ww. ————5Ä—r—— Wladimir 1849 1694 gene, eee Olonez 1849 1681 S nr Archangelsk 1849 1678 e Voſſad & . Pfkow 1849 1671 Tim... der) : Kursk 1849 1667 755 | Pronsf . Br Nja ſan 1849 1665 Gawrilowskij Beim, Bl. DE Mladimir 1849 | 1664 Waſſil RR Niſhnij Nowgorod 1849 1654 e eee Nowgorod 1842 1649 r Livland 1849 1645 760 re Fl. ai a: + Kutaiß 1850 1640 Podaleg s arne Moskau 1850 1640 og Jörn Im. = Sſimbirsk 1851 1601 Neueſter Bevölferungsftand in den Städten Rußland's. 467 Namen Gouvernement Zäh⸗ Ein⸗ der oder lung v. 10 hne Nr. Städte und Orte. Gebiet. Jahre wohner. Pogorleloje Gorodiſchtſche, . j Twer 1849 1595 Tolotſchin (Alt-), Fl. © Mohilew 1851 1583 765 Radoſchkowitſchi. 1 | Wilna 1842 1580 Borguſtanskaja an, Ref. st u. g Feſtung .. Stawropol 1849 1573 Troizk. Orenburg 1849 1570 Kraßnyj . f Sſmolensk 1850 1567 ee, st ; Mohilew 1851 1566 770 Luch . Koſtroma 1842 1560 Gdow. . St. Petersburg 1849 1534 Woloſhin, K Kirchdorf Wilna 1849 1530 Gorodnja. 5 8 Tſchernigow 1849 1516 Sſwijaſhsk 15 Kaſan 1842 1510 775 Nowyj Oßkol Kal Kursk 1849 1507 Jakobſtad. 1 Finnland 1841 1505 Petrowsk. Jaroßlawl' 1842 1502 Wenden 0 5 Livland 1849 1500 Worotyns . . 5 Kaluga 1850 1490 780 Olkuſch (poln. Dll. G.) Königreich Polen 1841 1486 Odel's . . F Grodno 1850 1485 Niſhnedjewizk Woroneſh 1851 1484 Kraßnyj Cholm Twer 1849 1477 Kologeiw . . . Koſtroma 1851 1471 785 Nowoje Mijefto . Tſchernigow 1849 1464 Onega . Archangelsk 1849 1456 Sſakary, Kirchdorf Kutaiß 1850 1456 Jenotajewsk. Aſtrachan 1849 1455 Sſergijewsk, a Sfamara 1849 | 1455 790 Meſen' . Archangelsk 1849 1455 Garwolin. Königreich Polen 1841 1431 Noworfhew . Difow 1849 | 1414 Lodejnoje Pole. Olonez 1849 1408 Kortſchewa . Twer 1849 1405 795 Schaba, Poſſad, Fl. Provinz Beſſarabien 1849 1405 Nowo Alexandrowsk Kowno 1851 1400 Baturin, Fl. Tſchernigow 1849 1399 Belebej Orenburg 1849 1393 Prepojsk, Fl. Mohilew 1851 1391 800 Skuljany, Fl. Provinz Beſſarabien 1849 | 1399 Ljubawitſchi, Sl. Mohilew 1851 1382 Werro Livland 1849 1369 Rjeſhiza . Witebsk 1851 | 1367 Malmyſch Wjatka 1850 1366 805 Duſchet . Tiflis 1848 1364 Balachany, Kirchdorf 1 Schemachz 1850 1355 Werchne⸗Oſernaja, Feſt. 5 Orenburg 1849 1351 Wels : Jason 5 Wologda 1849 1338 Kreſtzy sql Nowgorod 1842 1337 810 Ochansk „ Perm 1851 | 1334 Saransf . . SE. Wjatka 1850 1330 Bolſchija Sſoli, Fl. (Poſſad) 100% Koſtroma 1842 | 1320 30 * 468 J. Altmann: Namen Gouvernement Zaͤh⸗ Ein⸗ der oder lung v. 15 Er Nr. Städte und Orte. Gebiet. Jahre wenn en, SL . Orenburg 1849 1316 Eken as Großfürſtenth. Finnland 1841 | 1316 815 Ratno, Fl. Wolynien 1850 1301 Wolokolamsk Moskau 1850 1290 Sſekurjany, Fl. Provinz Beſſarabien 1849 1277 Tſcheborkul'skaja Stani, aaf. Bl Drenburg 1849 | 1276 Swenigorod . Moskau 1850 1260 820 Sſuraſh, Fl. a Grodno 1850 1258 Ardonskaja Sant, Ref . . auf d. Gruſin. Milit.⸗Str. 1849 1252 Kauſchany, a t e Provinz Beſſarabien 1849 1245 Selwa, Fl. Grodno 1850 1245 Dombrow z 1850 | 1244 825 Tatarbunary, Fl. Provinz Beſſarabien 1849 1244 Zywilsk . 5 Kaſan 1851 1244 Trſhzjanne, Fl. Grodno 1850 1243 Tſchimyſchlija, Br. Provinz Beſſarabien 1849 | 1237 Molmar . : Livland 1849 1235 830 Kleſchtſchel Grodno 1850 1218 Babinowitſchi Mohilew 1851 | 1212 A Kaſan 1842 1207 Miehow . Königreich Polen 1841 1206 Nikol'sk Wologda 1849 1192 835 Cholmogory . Archangelsk 1849 1191 Juchnow. Sſmolensk 1850 1188 Bereſow .. Tobolsk 1842 1179 Opetſchinskij Poſſad, 5. Nowgorod 1850 1173 Sſudogdgaa . . a N Wladimir 1842 1159 840 | Saß'ſches Fort. Krechte Flanke d. Kauf. Lin 1849 | 1154 Kerholm . s Großfürſtenth. Finnland 1841 | 1134 Nogajsk Taurien 1849 1129 Jarensk Wologda 1849 1128 Kaſhimskij Sawod, eifenhanmer: 1849 1127 845 Bogatyj Kursk 1849 1124 Unffga. . . Koſtroma 1842 1110 Sſol wytſchegodsk Wologda 1849 1106 Waſſiljewka, Fl. Taurien 1849 1103 Kurag, Feſt. Derbent 1849 1100 850 Wilkowo, Fl. (Poſſad) Provinz Beſſarabien 1849 | 1099 4 (poln. 2 Grodno 1850 1090 Glaſow . Wjatka 1851 1081 Woßkreßensk Moskau 1850 1073 Putſcheſh, Fl. (bead) Koſtroma 1842 1070 855 Balaklawa . Taurien (Krym) 1849 1067 Olonez Olonez 1849 1061 Ledengskij Sſolow. Sawod, Salz zſied. Wologda 1849 1055 Krochino, Fl. (Poſſad . . - . Nowgorod 1850 1054 Jejsk, Befeſtigung. . Jekaterinoßlaw 1851 1053 860 Sſeregowskoi n Sawod, ‚Sal ſiederei Wologda 1849 1052 Staryj Krym Taurien (Krym) 1849 1042 Heinola Großfürſtenth. Finnland 1841 | 1034 Neueſter Bevoͤlkerungsſtand in den Städten Rußland's. 469 Namen Gouvernement Zaͤh⸗ Ein⸗ der oder lung v. woh ber Nr. Städte und Orte. Gebiet. Jahre wohner. Se, e Koſtroma 1842 1030 e Nowgorod 1842 1029 865 | Leowo. . .. Provinz Beſſarabien 1849 | 1023 Nenokotskij Poſſad, si. ee: Archangelsk 1849 1022 Oranienbaum A. . St. Petersburg 1849 1015 Ny Karlekc ... Großfürſtenth. Finnland 1841 | 1011 I Waren „ en Koſtroma 1851 1008 870 Illurt Kurland 1852 1000 Minder groß, oöglech auch 1 beträchtlich genug, iſt die Zahl derje— nigen Städte, Flecken u. ſ. w. in Rußland, in denen ſich eine Einwohner- ſchaft von weniger als 1000 Seelen bewegt, da ſie, wie wir oben ſahen, noch 134 beträgt, wovon 123 dem eigentlichen Rußland, 2 Polen und 9 Finn⸗ land angehören. Auch hier gilt die obige Bemerkung, daß bei weitem mehr Ortſchaften in das Verzeichniß des St. Petersburger Kalenders hätten auf— genommen werden können, wofern es im Plane lag, ein vollſtändiges Regi— ſter aller kleinen Städte, Flecken u. ſ. w. des ganzen ruſſiſchen Reiches zu liefern. Namentlich ſind die Ortſchaften Polens, wovon eine ſehr große Zahl in dieſe Gruppe gehört, in dem vorliegenden Verzeichniß ſehr ſpärlich vertreten. Da es uns indeß nur darauf ankommt, die von den Civilgouver— neuren an die Akademie eingefandten und ſomit als officiell geltenden Anga— ben mitzutheilen, ſo enthalten wir uns aller Daten aus anderweitigen Zäh— lungsregiſtern, die ſich meiſt auch nur auf frühere Jahre zurückbeziehen, ab— geſehen von dem größeren oder geringeren Grade ihrer Glaubwürdigkeit, und theilen demnach nur die dem St. Petersburger Kalender entlehnten Angaben über die Bevölkerung der ebenerwähnten 134 Ortſchaften mit. Es giebt dar» unter Städte und andere Ortſchaften mit einer Bevölkerung in in in Rußland Polen g Finnland zuſammen von 900 — 1000 Seelen 17 Laer? = | 18 800 — 900 = 10 — 1 11 700 — 800 = 10 1 1 12 600 — 700 5 14 _ 2 16 500 — 600 = 16 — 932 18 400 — 500 x 19 — 1 20 300 — 400 = | 13 — 1 14 200 — 300 = 2 — — 10 - 100 — 200 z — 1 8 unter 100 = 7 - — 7 im Ganzen | 123 9 | 134 Dieſe 134 Eleinften Städte, Flecken u. ſ. w. des ruſſiſchen Reiches find folgende: 470 J. Altmann: Namen Gouvernement Zäh⸗ Ein⸗ der oder lung v. * Nr. Städte und Orte. Gebiet. Jahre wohner. 871 Pudoſh Olonez 1849 986 Drogitſchin (oui Brabham. G. ö Grodno 1850 | 981 Mel' nik 5 1850 | 978 Grobin Kurland 1852 975 875 Bettopanolawsti Bart (Oiwatfihn) Hptſt. d. Kamtſch. Gebiets 1850 | 975 Annopol, Fl. Wolynien 1850 969 Blonie Königreich Polen 1841 | 967 Urſhum Wjatka 1850 966 Tjukalinsk Tobolsk 1842 958 880 Ochots!l. . Jakutiſches Gebiet 1842 957 Talſen, Fl.. Kurland 1852 950 Brjansk, Fl. Grodno 1849 932 Lemſal 5 Livland 1849 924 Nowoszeliza, Fl. ke an 1849 | 924 885 Kriuläny, Fl. 1849 912 Zarewokokſchajsk | Kaſan 1851 912 Nowodwor . | Grodno 1850 907 Karakul'sk, Kof.: st. | Orenburg 1849 906 Narym Tomsk 1850 897 890 Polangen, Fl. Kurland 1852 853 Tuſory, Fl. e Provinz Beſſarabien 1849 848 Platowo⸗ Setatfpinsfja Steben . Land d. Don'ſch. Kofafen | 1850 | 835 Korizyn 1 i Grodno 1850 833 Luga ; St. Petersburg 1849 818 895 Sordawala (Serdobol) Großfürſtenth. Finnland 1841 815 Achalkalaki, Tell. . - Kutaiß 1850 | 810 Sſumskij Poſſad, Fl.. Archangelsk 1849 808 Kiſil'skaja, Koſ.⸗ Fl. ! Orenburg 1849 807 Schujskij Gorodok, Kündof Wologda 1849 802 900 Powjenez. 8 Olonez 1849 780 Kaj $ Wjatka 1850 778 Sſoßninskaſa Priſtan', Kirchdrf Nowgorod 1850 774 Minsk.. 55 Königreich Polen 1841 | 773 Blagowjeſchtſchenskaja, Fl. Taurien 1849 746 905 Jurburg (Georgenburg) . Kowno 1851 728 Uderi, Kirchdorf . . . 4 Kutaiß 1850 727 Samburg . | &t. Petersburg 1849 | 724 Kirenst . . | Irkutsk 1853 723 Kennogersfajn, ef. | Orenburg 1849 718 910 Kasko Großfürſtenth. Finnland 1841 717 Sfelenginsf . . 5 Transbaikal. Gebiet 1851 716 Vachwy, rhef x Kutaiß 1850 697 Jedinzy, Fl 5 Provinz Beſſarabien 1849 696 Reſeny, Fl.. z = 1849 | 681 915 Tſchita Transbaikal. Gebiet 1851 | 659 Kola . Archangelsk 1849 642 Demänsk. Nowgorod 1842 640 Kachowka 7 Taurien 1849 630 Chotewy, Kirchdorf 5 Kutaiß 1850 628 920 N e Ben, . Transbaikal. Gebiet 1853 627 Lal's ek Wologda 626 1849 r * Neueſter Bevölkerungsſtand in den Städten Rußland's. 471 Namen Gouvernement | Zaͤh⸗ Ein⸗ der oder lung v. Im En Nr. Städte und Orte. Gebiet. Jahre ner. Wilmanſtrand . Großfürſtenth. Finnland 1841 | 618 b Sſcheannreseee en, Archangelsk 1849 616 Perebrodſe, Fl... 5 Wilna 1849 613 925 Pulkowo, Sauptfteenwarte St. Petersburg 1849 610 Nyflott Großfürſtenth. Finnland 1841 609 Kadyj Koſtroma 1842 600 Kudarinskaja, Feſt. Transbaikal. Gebiet 1853 595 Sſmorgoni, Fl. Wilna 1849 | 592 930 er : Wjatka 1850 583 Molodetſchno, Fl. Wilna 1849 575 Naͤdendal .. 5 Großfürſtenth. Finnland 1841 571 Berchewafiefi Poſſad, Fl 8 Wologda 1849 564 Tor nean cb! Großfürſtenth. Finnland 1841 561 935 Sſatſch'cheri, Kirchdorf Kutaiß 1850 559 Amginskaja Sfloboda . Jakutiſches Gebiet 1853 | 558 Gorbitſchenskaja, Feſt. Transbaikal. Gebiet 1853 555 Tſch'chary, Kirchdorf . Kutaiß 1850 550 Pinega . Archangelsk 1849 537 940 Parſentjew, Fl. (Baſod) Koſtroma 1842 530 Dymy, Kirchdorf .. Kutaiß 1850 526 Floreſchty, Fl. Provinz Beſſarabien 1849 516 Sorucejtujeinstnje, Be. Transbaifal. Gebiet | 1853 | 512 Perewos Niſhnij Nowgorod 1842 503 945 Bugeali . Kutaiß 1850 500 Kiaßnaborsek Wologda 1849 499 Jalta Taurien 1849 490 Bolſcherezkk Kamtſchatkiſches Gebiet 1853 487 Tigil'skaja Kejenoft = 1850 485 950 Leal, Eſtland 1850 478 Etſchmiadſi in Eriwan 1842 467 Ilimsk ; Irkutsk 1853 465 Dfurgety . Kutaiß 1850 464 Kotjafow . e Sſimbirsk 1851 447 955 Tunkinskaja, Feſt. 5 Irkutsk 1853 445 Oni, Fl. (Ratſchin) 7 Kutaiß 1850 435 Strjelna, Sſloboda St. Petersburg 1849 430 Hungerburg, Fl. Eſtland 1850 428 Kulaſchi, e Kutaiß 1850 428 960 Balagansk Irkutsk 1853 425 Barguſinsk Transbaikal. Gebiet f 1853 420 Kajana . Großfürſtenth. Finnland 1841 420 Argwety, Kirchdorf Kutaiß 1850 417 Bolderaa . Livland 1849 408 965 Schlok, Fl. (Poſſad) 0 = 1849 | 403 Njuwtſchimskij Sawod, Sienammer Mologda 1849 | 379 ı Kjachta, Vorpoſten . Irkutsk 1853 370 | Chotmyſhs ll. Kursk 1849 365 Wige Kirchdorf er Kutaiß 1850 360 970 | Wiljuisf . . | Jakutsk 1853 | 359 | Njutſchpaskoj Sawod, Sifenhammer | Wologda 1849 341 Obwinsk Perm 1842 330 N * 472 J. Altmann: — ——— rc ä — — — —.ů —ęt:·—¼:ö 1 .ZY2——ů—ů—ꝛů—ꝛů—ꝛ—32ñꝛ——ꝛůꝛ—ðrm,—ß—ßů—ů—ů3v*— 0 Namen Gouvernement Zaͤh⸗ 5 | der oder N v. Gins Nr. Städte und Orte. Gebiet. Jahre wohner. I — — — hn —— — ͤ— — . ——— Turuchansk .. rad Jenißejsk 1850 330 Charazajskaja, Feſt. . T.ransbaikal. Gebiet 1853 328 975 Amagleby, t ee N „ Kutaiß 1850 | 318 Baltiih- Part . . 5 Eſtland 1842 310 6 Waffil ow, Sean Arne. Grodno 1850 308 Jyväskylaä .. 5 | Groirhentt Finnland 1841 | 308 Gurianty, Kirchdorf A. Kutaiß 1850 300 980 Akſchinskaja, Feſt . . Transbaikal. Gebiet. 1853 296 Sſredne-Kolymsk . AR Jakutiſches Gebiet 1849 | 283 Ananui . . D Tiflis 1848 260 Nowodwinsk, Feſt. Yesäigiiinail)- Archangelsk 1849 260 Witimskaja Sfloboda N Irkutsk 1853 253 985 Niſhne-Kamtſchat kk... Kamtſchatkiſches Gebiet 1850 249 Sakataly, Fl. N Tiflis 1842 226 Nikol'skeje, Kichterf. | Wologda 1849 212 Markowo, Fl.. A 3 Wilna 1849 210 Olekmin ge RE Jakutsk 1849 209 990 Abas-Tuman, Mineralquellen ur, Kutaiß 1850 198 Katſchuſhsfaja Hefe ofen . Irkutsk 1853 196 Deſchkin N Drel 1551 195 St. Michel.. . Großfürſtenth. Finnland 1841 | 195 Schinokoſt, Station erden Tambow 1851 145 995 Werchojanss s. Jakutsk 1853 113 | Mjan, Factorei der amerifan. Sons. - 1853 | 102 Doblen, Fl. 28 5 Kurland 1852 100 | Werchne⸗ Kamtſchatsk. .. Kamtſchatkiſches Gebiet 1850 59 Udskoj Oſtroao g Jakutiſches Gebiet 1849 55 1000 Schoropan . | Kutaiß 1850 43 St. Nikolaj, Befeigung. ER 5 1850 26 Shigansk. . Jakutiſches Gebiet 1853 21 Saſchiwersk .. . 2 1849 17 1004 Aſtara, großer Peſten PETER Schemacha 1850 13 Außer dieſen Ortſchaften, wobei die Einwohnerzahl erwähnt ward, nennt der St. Petersburger Kalender noch andere Städte, Flecken, Feſtungen u. ſ. w., ohne deren Bevölkerungsſtand hinzuzufügen. Wir ſetzen auch dieſe Orte un— ter fortlaufender Nummer her und geben zur Vervollſtändigung unſeres ſta— tiſtiſchen Berichts von den wichtigſten derſelben, auf Grund der ſtatiſtiſchen Mittheilungen im ruſſiſchen Texte des St. Petersburger Kalenders für das Jahr 1835 (vergl. daſelbſt S. 131 — 154) und der ruſſiſchen Ausgabe des St. Petersburger Kalenders für das Jahr 1831 (vgl. daſ. S. 128 — 153), die älteren Cenſus-Angaben an, die wir alsdann in Parentheſen beifügen. Das nachfolgende Regiſter umfaßt im Ganzen 144 Ortſchaften, wovon 124 dem eigentlichen Rußland, die anderen aber Polen und Finnland angehören. Die eigentlich ruſſiſchen Orte ſind: 1005 Abin'ſche Feſtung, zur Cordon-Linie des ſchwarzen Meeres gehörig. Achmetow'ſche Feſtung, zur rechten Flanke der kaukaſiſchen Linie gehörig. Alferowo, Flecken im Gouvernement Jekaterinoßlaw. Aluſchta, Kirchdorf im Gouvernement Taurien (1830 mit 500 Einw.) 1010 1015 1020 1025 1030 1035 1040 1045 1050 Neueſter Bevölferungsftand in den Städten Rußland's. 473 Amir⸗Adſchijurt, Feſtung, auf der linken Flanke der kaukaſiſchen Linie. Anapa, Feſtung und Hafenſtadt, an der Oſtküſte des ſchwarzen Meeres (1830 mit 2434 Einw.). Atſch'choj, Feſtung, linke Flanke der kaukaſiſchen Linie. Atſchujew, Fiſcherei, im Lande der tſchernomoriſchen Koſaken. Bajramtſchi, Flecken, in der Provinz Beſſarabien. Bakßan, Feſtung, im Centrum der kaukaſiſchen Linie. Bilimbajewskoj Sawod, Bergwerk, im Gouvernement Perm. Djelaja Zerkow, Flecken, im Gouvernement Kijew. Bielowodsk, im Gouvernement Charkow (1825 mit 5591 Einw.). Bjeſchenkowitſchi, Flecken, im Gouvernement Witebsk (1830 mit 1122 Einw.). Bogoßlowskoj Sawod, Bergwerk, im Gouvernement Perm. Bogußlaw, im Gouvernement Kijew. Bombory, Beſeſtigung in Abchaſien, zur Küſtenlinie des ſchwarzen Mee- res gehörig. — Bordſhom, im Gouvernement Tiflis. Borowljanskoj Sawod, Branntweinbrennerei ‚ im Gouvernement Tobolsk. Bugas, Quarantaine, im Lande der tſchernomoriſchen Koſaken. Demjanskaja Staniza, im Gouvernement Tobolsk. Druskieniki, Flecken, im Gouvernement Grodno. Dſhawy, Kirchdorf, im Gouvernement Tiflis. Dſhulfin'ſche Ueberfahrt, im Gouvernement Eriwan. Dünamünde, Feſtung und Hafen, im Gouvernement Livland. Fanagoria oder Taman, im Lande der tſchernomoriſchen Koſaken (1830 mit 594 Einw.). Gagry, Feſtung, zur Küſtenlinie des ſchwarzen Meeres gehörig. 5 Gelendſhik, Feſtung, auf der Küſtenlinie des ſchwarzen Meeres (1830 mit 165 Einw.). Giſhiginsk, zur Küſtenverwaltung von Ochotsk gehörig. Glußk, Flecken, im Gouvernement Minsk (1830 mit 1885 Einw. ). Golowin ſche Befeſtigung, Küſtenlinie des ſchwarzen Meeres. Gorjatſchewodsk, Befeſtigung, auf der kaukaſiſchen Linie. Grigoriopol (ſonſt Dorf Sugdidi), auf der kaukaſiſchen Linie. Grosnaja, Feſtung der kaukaſiſchen Linie (1830 mit 1612 Einw.). Ilery, Befeſtigung, im Gouvernement Kutaiß. Iſhewskoj Sawod, Eiſenhammer, im Gouvernement Wjatka. Jswjeſtnyj Brod, im Centrum der kaukaſiſchen Linie. Iwanowka, Flecken, im Gouvernement Jekaterinoßlawl'. Jamyſchewskaja Staniza, Koſaken-Flecken, im Gouvernement Tomsk. Janiſchki, Flecken, im Gouvernement Kowno. Jejsk, Hafenftadt, im Lande der tſchernomoriſchen Koſaken. Jekaterinodar, Hauptſtadt im Lande der tſchernomoriſchen Koſaken (ſiehe Städte über 10000 Einw.) Jenikale, Kirchdorf, im Gouvernement Taurien. a Jugowskij Sawod, Kupferwerk, im Gouvernement Perm. Kabanja, Feſtung. im Gouvernement Tobolsk. Kajdanow, Flecken im Gouvernement Minsk (1830 mit 1621 Einw.). Kasbek, Station, im Gouvernement Tiflis. Kinburn (Kylburnü), Feſtung, im Gouvernement Taurien. Kißlowodsk, Sauerbrunnen, im Gouvernement Stawropol. Korez, Flecken im Gouvernement Wolynien (1830 mit 6353 Einw.). Korjakowskij, Vorpoſten, im Gouvernement Tobolsk. Kreßlawl', Flecken, im Gouvernement Witebsk (1830 mit 1450 Einw.) Krjukow, Flecken (Poſſad), ſ. Krementſchug. Kuloj, Flecken (Poſſad), im Gouvernement Archangelsk (1830 mit 248 Einw.), Kumylſhenskafa Staniza, Koſaken- Flecken, im Lande der Don'ſchen Ko: ſaken (1830 mit 3322 Einw.). 4 1060 1065 1070 1075 1080 1085 1090 1095 1100 1105 J. Altmann: r are Staniza, Koſaken- Flecken, im Lande der don'ſchen oſaken. Kuſchwinskij Sawod, Bergwerk, im Gouvernement Perm. Lars, Kirchdorf, im Gouvernement Stawropol. Lebjashja, Feſtung im Gouvernement Tobolsk. Lobej, Flecken, im Gouvernemeut Minsk. Medſhiboſh, Flecken, im Gouvernement Podolien (1830 mit 6856 Einw.). Motowilichinskoj Sawod, Bergwerk, im Gouvernement Perm. Nalt'ſchik, Befeſtigung der kaukaſiſchen Linie. Nemirow, Flecken, im Gouvernement Podolien (1830 mit 3876 Einw.). Nertſchinsk, Bergwerke, im transbaikaliſchen Gebiete — Vgl. Nertſchinsk, Stadt (unter den Ortſchaften von 4 — 5000 Einw.). Nikolajewskaja, Feſtung, im Gouvernement Tobolsk. Niſhne-Kolymskij Oſtrog, Flecken, im Gebiet Jakutsk. Niſhnetagil'skof Sawod, Bergwerk, im Gouvernement Perm. Norskaja Sſloboda, Fl. (Poſſad), im Gonvernement Jaroßlaw. Nowo-Bajaſet (früher Kowar), im Gouvernement Eriwan. . Staniza, Koſaken-Flecken, im Lande der don'ſchen Koſaken. Noworoßijsk (Sſudſhuk⸗Kalé), Hafenſtadt, zur Küſtenlinie des ſchwarzen Meeres gehörig. Nowyj Jekaterinoßlaw, Militair-Poſten, im Gouvernement Charkow. Nowye Sakataly (Dſchary), Feſtung, im Gouvernement Tiflis. Obdorsk, Kirchdorf, im Gouvernement Tobolsk. Orlow, im Gouvernement Woroneſh. Petrowskaja, Feſtung, Hauptort im Lande der aſow'ſchen Koſaken, im Gou— vernement Jekaterinoßlaw. Pizunda, Befeſtigung, Küſtenlinie des ſchwarzen Meeres. Pokrowskaja, Feſtung, im Gouvernement Tobolsk. Polonnoje, Flecken, im Gouvernement Wolynien (1830 mit 1632 Einw.). Poludennaja, Feſt., im Gouvernement Tobolsk. Poti, Befeſtigung, im Gouvernement Kutaiß. Potſchinki, im Gouvernement Niſhnij Nowgorod. Prjeßnogor'kowskaja, Feſtung im Gouvernement Tobolsk. Prjeßnowskaja, Feſtung, im Gouvernement Tobolsk. Promſino-Gorodiſchtſche, Kirchdorf, im Gouvernement Sſimbirsk. Redut-Kals, Befeſtigung, im Gouvernement Kutaif. Schploa, Flecken, im Gouvernement Kijew. Schtſchutſchin (polniſch Szezuein. G.), Flecken, im Gouvernement Wilna. Sheleſinskaja, Feſtung, im Gouvernement Tobolsk. Shiſhmory, Flecken, im Gouvernement Wilna. 8 Sſal'niza, im Gouvernement Podolien (1830 mit 1084 Einw.). Sſamarowskoje, Kirchdorf, im Gouvernement Tobolsk. Sſardar-Abad, ehemalige Feſtung, im Gouvernement Eriwan. Sſemijarskaja Staniza, Koſaken-Flecken, im Gouvernement Tomsk. Sſmilowitſchi, Flecken, im Gouvernement Minsk. Sſolowezkiſches Kloſter, im Gouvernement Archangelsk. Sſomina, Flußhafen, im Gouvernement Nowgorod. Sſophia |. Zarskoje Sſelo unter den Städten von 5 — 6000 Einw. Sſredne-Kolymsk, im Gebiet Jakutsk. Sſredniki (poln. Sredniki. G.), Flecken, im Gouvernement Kowno. Sſretensk, im transbaikaliſchen Gebiet. Sſuchum Kals, Feſtung und Hafenſtadt, auf der Küftenlinie des ſchwar— zen Meeres. Sſudak, Kirchdorf, im Gouvernement Taurien (1830 mit 1500 Einw.). Sſurgut, im Gouvernement Tobolsk. Stanowaja, Feſtung, im Gouvernement Tobolsk. 1110 1115 1120 1125 Neueſter Bevölkerungsſtand in den Städten Rußland's. 475 Temirchan-Schura, Feſtung, im nördlichen Dagheſtan. Temnoljeßkaja, Flecken, im Gouvernement Stawropol. Tſcherek, Befeſtigung, im Centrum der kaukaſiſchen Linie. Tſchugujew, Militair-Anſiedlung, im Gouvernement Charkow. Tultſchin (poln. Tulezyun. G) Flecken, im Gouvernement Podolien (1830 mit 6405 Einw. Ulanow, Flecken, im Gouvernement Podolien (1830 mit 1781 Einw.) Unskij Poſſad, Flecken, im Gouvernement Archangelsk (1830 mit 468 Einw.) Ußwjät, Fl., im Gouvernement Witebsk (1830 mit 2047 Einw.) Uſt' Buchtarminskaja, Koſaken- Flecken, im Gouvernement Tomsk. Uziany, Flecken, im Gouvernement Kowno. Werbowetz, im Gouvernement Podolien (1830 mit 1370 Einw.). Weretija, Station, im Gouvernement Perm. Wladikawkas, Feftung, im Militairkreiſe von Wladikawkas (1830 mit 5325 Einw.). Wnesapnaja, Feſtung der kaukaſiſchen Linie (1830 mit 467 Einw.). Wogwasdinskaja, Station, im Gouvernement Wologda. Wosdwiſhenskaja, auf der linken Flanke der kaukaſiſchen Linie. Wosneßensk, Militair-Anſiedlung, im Gouvernement Cherßon. Wotkinskoj Sawod, Bergwerk, im Gouvernement Wjatka. Wyſchgorodok, Station, im Gouvernement Pfkow. Zarskije Kolodzy, im Gouvernement Tiflis. Zekinowka, Flecken, im Gouvernement Podolien. Aus dem Königreich Polen werden alsdann noch verzeichnet die Orte: 1129 1130 1135 1138 Blaſchky Goſtynin (1828 mit 1523 Einw. — Nach der officiellen Angabe der See: lenzahl des ganzen Königreichs). Hrubietſchow (1828 mit 2992 Einw.). Kolo (1828 mit 2904 Einw.). Krosnewitze (poln. Krasniewice. G.). Nowogeorgiewsk, früher Modlin, Feſtung. Ritſchiwol (poln. Ryezſywol. G.). Sluptza (poln. Slupce. G.). Sluſhewo (poln. Sluzewo. G.). Urſhendow (poln. Urzedow. G. — 1828 mit 566 Einw.). ebenſo wie aus dem Großfürſtenthum Finnland ohne weiteren Vermerk in die ruſſiſche Städtetabelle aufgenommen worden ſind die Ortſchaften: 1139 1140 1145 Eckers (1835 mit 813 Einw. — Nach der neueſten Matrikel des äbofchen Erzbisthums, von C. Törnudd zu Abo im Jahre 1840 herausgegeben und mitgetheilt in den Memoires de Académie Imperiale des Sciences de St. Petersbourg; VI. Serie, Sciences politiques etc. J. VII, fewie in dem Auszuge daraus, betitelt: Finnland in ethnographiſcher Bezie— hung von P. von Köppen. St. Petersburg 1847. 4.). Hangöudd, Feſtung. Jorois. Karis. Kaſtelholm. Laukas. Ruotzinſalmi, Feſtung. Swartholm, Feſtung. Sweaborg, Feſtung. 1148 Tohmajärwi. Ueber die meiſten der zuletzt genannten Orte fehlt es durchaus an zu— verläfftgen Bevölkerungsangaben, ſelbſt aus der älteren Zeit. Die Mehrzahl 476 J. Altmann: der im St. Petersburger Kalender mit einer Lücke in dieſer Beziehung ver— bliebenen Orte ſind indeß von ſehr unbedeutender Art und influiren, wo es ſich um eine Totalüberſicht der ruſſiſchen Städte handelt, in keiner bemerkba— ren Weiſe auf den Höheſtand der Geſammtbevölkerung in denſelben. Die größeren und großen Städte in Rußland geben unter allen Umſtänden, wo das ſtädtiſche Element in Frage kommt, immer den Ausſchlag, indem ſie weit mehr, als die Hälfte der ſtädtiſchen Bevölkerung in ſich ſchließen. Wir haben ſchon oben bemerkt, daß die 34 größten Städte des Rei— ches, d. h. diejenigen, deren Bevölkerung mehr als 20000 Seelen beträgt, den enormen Geſammtbetrag von 2,184667 Seelen umfaſſen, und wir fügen, nach— dem wir die Liſte der Städte vollſtändig durchgegangen ſind, zum Schluſſe hinzu, daß die 23 Städte mit einer Bevölkerung von 15 — 20000 Seelen eine Ge— ſammteinwohnerzahl von 401704, die 43 Städte mit 12 — 15000 Seelen eine Volksmenge von 571637, und die 26 Städte mit 10 — 12000 Seelen ein Menfchencapital von 281442 Bewohnern beiderlei Geſchlechtes repräſentiren, ſo daß in den 92 Städten von 10 - 20000 Einwohnern 1,254783 Seelen gezählt werden. Rechnet man hierzu die 34 Städte mit einer Bevölkerung von mehr, als 20000 Seelen, mit dem erwähnten Geſammtbetrag von 2,184667 Seelen hinzu, fo gab es im ruſſiſchen Kaiſerreiche nach dem St. Petersburger Ka— lender innerhalb des Zeitraumes von 1844: 126 große und größte Städte mit einer Einwohnerſchaft von 3,439450 Seelen. Die mittleren Städte (mit 5 — 10000 Einwohnern), obwohl ſie der Zahl nach weit überwiegen, ſtehen in Hinſicht auf den Volksſtand den gro— ßen Städten doch um mehr, als das Doppelte nach, denn es giebt, wie wir ſahen: an Städt. mit 9— 10000 Seelen 18, deren Einwohnerzahl ſich auf 169067 i S000 t 32, , == 272285 = RN - = = 307681 > he = hi. SB: = = 224938 = = = 5.— 6000 = 71, = = = = 392586 im Ganzen alfo an Städt. mit 5 — 10000 Seelen 197, deren Einwohnerzahl fich) auf 1,366557 Seelen ſtellt. Noch unbeträchtlicher im Verhältniß iſt der Antheil des ſtädtiſchen Ele— ments in den kleinen und kleinſten Städten des ruſſiſchen Reiches. Denn un— ſer obiges Verzeichniß führte auf: Neueſter Bevölkerungsſtand in den Städten Rußland's. 477 von Städten mit 4 — 5000 Seelen 97, mit ein. Geſammtbetrage v. 435719 Seelen nie 8400er 120 „ = 418848 = = = 2—3000 = 159, = = - = 395735 = 1 = = 1 — 2000 = 171, * = = 254160 = - unter 1000 = 134,=- = = 70971 woraus erhellt, daß die Gefammtbevölferung in allen 681 kleinen und klein— ſten Städten nur auf 1,575433 Seelen ſich belief. Es läßt ſich aus dieſer Betrachtung der Schluß ableiten, daß das ſtädti— ſche Element in den größeren Städten des ruſſiſchen Reiches, mit Einſchluß von Polen und Finnland, verhältnißmäßig ſehr ſtark, in den kleineren Städten dagegen verhältnißmäßig ſehr ſchwach vertreten iſt, oder, was daſſelbe iſt, daß die größeren Ortſchaften Rußland's im Gegenſatz zu den kleineren, wo die Population eine nur ſehr ſpärliche iſt, eine ſehr dichte Bevölkerung haben. Dieſe Gegenſätze treten am ſchroffſten hervor, wenn wir die Gruppe der gro— ßen Städte (zu denen beſonders die Reſidenz-, Gouvernements-, Provinz-, Gebiets- und einige Kreisſtädte gehören) der Gruppe ſämmtlicher übrigen Städte (d. h. den anderen Kreis- und kreisloſen Städten, Marktflecken, Poſ⸗ ſaden, Stanizen u. ſ. w.) gegenüberſtellen, wo ſich ergiebt, daß in den 126 großen Städten des Reiches eine Einwohnerfchaft von 3,439450, und in den 878 mittleren und kleinen Städten eine Einwohnerſchaft von 2,941990 Seelen vorhanden iſt, ſowie daß die erſtgedachten Orte 53,9 Proc., die letztgedachten dagegen nur 46,1 Proe. der ſtädtiſchen Geſammtbevölkerung ausmachen, die für den ganzen Umfang des ruſſiſchen Reiches nach dem Verzeichniß des St. Petersburger Kalenders und auf Grund der in den Jahren 1841 bis 1853 vorgenommenen Volks-Reviſtionen in allen 1004 ſtädtiſchen Etabliſſe⸗ ments auf 6,381440 Seelen (d. h. beiläufig auf ein Zehntheil der Total— Bevölkerung Rußland's) ſich beläuft. J. Altmann. Neuere Literatur. Das Bergzeichnen, rationell entwickelt von F. Chauvin, und das Lehmann'ſche Bergzeichnungs-Syſtem. Berlin 1854 “). Das im Titel genannte Werkchen des Herrn Ingenieur-Hauptmanns F. Chauvin, ſo wie ein früheres deſſelben Verfaſſers, betitelt: „Die Darſtellung der Berge in Karten und Plänen mit beſonderer Rück— ſicht auf ihre Anwendbarkeit im Felde (1852)“ iſt eine in mehrfacher Beziehung ſehr beachtenswerthe Erſcheinung auf dem Felde der Topographie. An und für ſich iſt an demſelben die geiſtreiche anregende Weiſe der Behandlung des Gegenſtandes anzuerkennen; ſodann tritt es eben jetzt in einer Zeitperiode hervor, welche für die topographiſche Terraindarſtellung al— len Anzeichen nach von weitreichender Bedeutung zu werden ſcheint, indem ſich offenbar ein Läuterungsprozeß dieſer Disciplin vorbereitet, aus welchem ſie entweder neu befeſtigt und verjüngt, oder gänzlich umgeformt und auf ganz neue Principien gegründet hervorgehen muß; endlich aber find in dieſer Schrift ſowohl alle Ausſtellungen und Bedenken, welche gegen das Lehmann’- ſche Bergdarſtellungs-Syſtem erhoben werden, als auch alle Vorſchläge zur Gründung anderer Syſteme zuſammengefaßt. Es erſcheint daher weder ein bloßes Ignoriren dieſer Schrift, noch de— ren bloße gelegentliche Beſprechung im Feuilleton einer Zeitſchrift aus— reichend; will man das in derſelben als gänzlich zweckwidrig dedueirte Leh— mann'ſche Syſtem noch ferner in Anwendung behalten, ſo müſſen die Gründe dafür dargelegt werden, wenn dieſe fernere Anwendung nicht den Vorwurf des Zurückbleibens hinter den wiſſenſchaftlichen Fortſchritten der Neuzeit, ja ſelbſt der Unkenntniß dieſer Fortſchritte hervorrufen ſoll. Es wird ſich demnach dieſe Beſprechung des Chauvin'ſchen Werkes als eine abgedrungene rechtfertigen dürfen; dieſelbe Hält ſich in den Grenzen einer Erwiederung — nur jene Punkte beſprechend, welche durch Chauvin ange— regt wurden; eine weitere ausführliche Entwickelung, wie das Lehmann'ſche Sy— ſtem mit den Anforderungen der Neuzeit in Harmonie zu ſetzen ſei, behalte ich mir für einen anderen Ort vor. ) Dieſer Aufſatz wurde unſerer Zeitſchrift durch feinen Verfaſſer, Herrn H. von Schintling, k. bayriſchen Oberſtlieutenant und Director des militairiſch-topogra— phiſchen Bureau's, als Erwiederung auf das Chauvin'ſche Werk gütigſt mitgetheilt. G. F. Chauvin: Das Bergzeichnen. 479 Die beiden Schriften von Chauvin zerfallen jede in zwei Abſchnitte. Der erſte giebt eine Kritik des Lehmann'ſchen Syſtems, der zweite bringt Vorſchläge zu einer neuen Bergzeichnungs-Methode. Der Hauptvorwurf nun, welcher dem Lehmann'ſchen Syſtem gemacht wird, iſt die Schwierigkeit, die Schraffirung genau dem gemeſſenen Böſchungswin— kel entſprechend zu zeichnen, und ſodann wieder aus der Schraffirung umge— kehrt den Böſchungswinkel mit Schärfe folgern zu können. Dieſe Schwierigkeit wird dem Verfaſſer um deswillen von ſolcher Wich⸗ tigkeit, weil ihm die genaue Erkenntniß der Böſchungswinkel als Haupter⸗ forderniß der Terraindarſtellung erfeheint.- Derſelbe ſtellt nämlich den leitenden Grundſatz auf: „Karten ſollen uns vor allen Dingen ein ſo treues Bild der Gegend ge— ben, daß wir im Stande ſind, nicht allein die Gegenſtände der Situation zu erkennen und die horizontalen Entfernungen hieraus zu finden, ſondern auch alle Höhenverhältniſſe, d. h. alle Modulationen von hoch und tief, nebſt dem Grade der Neigungen der Hänge augenblicklich zu verſtehen.“ Er verlangt alſo vor Allem den relativen Verticalabſtand aller Punkte des Terrains und die Neigungen aller Flächen beſtimmt und deutlich er— kennbar. Dieſe Formulirung nun geht aber einestheils über den Zweck einer blos topographiſchen Terraindarſtellung hinaus, anderntheils bleibt fie hinter dem- ſelben zurück. Der ſtrengmetriſch durchgeführte Ausdruck aller Böſchungswinkel und Höhendifferenzen iſt nicht mehr allgemeiner topographiſcher Zweck, er dient für beſondere techniſche Zwecke — als Weg- und Eiſenbahnanlagen, hydro⸗ techniſche Arbeiten, dann in militairiſcher Beziehung für Zwecke der Fortifica— tion, der Kaſtrametation u. ſ. f., für die allgemein topographiſchen Zwecke ſind allerdings Böſchung und Höhendifferenz Momente, welche ſich in der Darſtellung des Terrains ausdrücken müſſen, aber es beſtehen noch andere Momente von gleicher oder größerer Wichtigkeit. Ich möchte vielmehr das Haupterforderniß der topographiſchen Terrain⸗ darſtellung alſo formuliren: „Die Geſammtoberfläche des Terrains in ſeinen Unebenheiten als Körper bildlich darzuſtellen, und dadurch die Form deſſelben ſowohl im Ganzen, als proportional in allen ſeinen Gliedern unmittelbar faßlich und anſchau— lich zu machen.“ Der Ausdruck des Böſchungswinkels mittelſt Schraffirung iſt demnach zunächſt nur der Schattirung, und dieſe der Erzielung des faßlichen und pro⸗ portionalen Bildes wegen da. Ein Vorzug des Lehmann'ſchen Syſtems iſt es, daß der Böſchungsſtrich durch Lage und Stärke zugleich mit annähern⸗ der Verläffigkeit beſtimmte Daten über die verticale Erhebung des Terrains, ſowie über die Böſchungsgrade liefert. 480 Neuere Literatur: Dieſe Daten aber, ſelbſt wenn ſie aus dem Plane mit größter Schärfe entnommen werden konnten, würden noch keineswegs alle jene Verhältniſſe erſchöpfen, welche durch die Bergzeichnung zum Ausdruck gebracht wer— den ſollen. Es würde eine einſeitige Richtung ſein, wenn man die Beurtheilung eines Terrains in militairiſcher Beziehung blos auf die Höhenknoten gründen wollte, wie es früher eine Einſeitigkeit war, die Wichtigkeit des Terrains blos nach den Waſſerſcheiden abzumeſſen. Die großartigen Unternehmungen der neueſten Zeit im Baue von Eiſen— bahnen, Feſtungen u. ſ. w. haben nothwendig die Aufmerkſamkeit auf die große Wichtigkeit der Gliederung des Terrains in verticaler Richtung hinge— lenkt; es ſind hierdurch Strebungen hervorgerufen und Arbeiten veranlaßt worden, welche nicht nur von der größten Bedeutung an ſich, ſondern auch für die topographiſche Terraindarſtellung ſehr erſprießlich find, weil dieſe da— durch controllirt und in Schranken gehalten wird. In ſofern wird die topographiſche Terraindarſtellung durch dieſe immer mehr hervortretende Richtung auf Ermittelung und Darſtellung der vertica— len Gliederung des Terrains eine weſentliche Stufe weiter in ihrer Entwicke— lung geführt und um die wichtigſten Hilfsmittel bereichert werden, aber man darf darüber nicht vergeſſen, daß dieſe topographiſche Terraindarſtellung noch eine Menge anderer Verhältniſſe zum Ausdrucke bringen muß, welche ſich in der verticalen Gliederung gar nicht oder nicht allein ausſprechen, und man darf durch einſeitig geſteigerte Anforderungen in dieſer Richtung nicht ihre allge— meinere, weiter reichende Beſtimmung aus dem Auge verlieren. Gleicherweiſe ſollte nicht vergeſſen werden, daß für die Beurtheilung der taktiſchen Bewegungsfähigkeit auf einem gegebenen Terrain die Böſchungswin— kel nur einen der Factoren bilden, daß aber noch ganz andere Factoren mit einwirken, daß alſo auch, wenn die topographiſche Karte die Böſchungswin— kel wirklich von Grad zu Grad genau angeben würde, dadurch die Noth— wendigkeit, Augenſchein des Terrains vor Benutzung deſſelben zu nehmen, keineswegs beſeitigt wäre. Uebrigens iſt es im Sinne der Lehmann'ſchen Aufſtellung, die Böſchun— gen nicht bloß nach den ſogenannten Hauptgradationen von 5 zu 5 Graden zu zeichnen, ſondern es iſt für jede Böſchung von » Graden überhaupt das Verhältniß von Schwarz zu Weiß in der Schraffirung wie : (45 —n), alſo z. B. für 2° Böſchung wie 2:43 —1: 214 „ 40 = = 4:41 =1:104 2.89 2 = 8:37 2 1: 45, Verhältniſſe, welche ſich wohl gewiß durch die Schraffirung weit deutlicher unterſchieden ausdrücken laſſen. Bei ſtärkeren Böſchungswinkeln aber, wo mit der Veränderung des Böſchungswinkels das Schraffirungs-Verhältniß Chauvin: Das Bergzeichnen. 481 weniger raſch wechſelt, wie bei der gleich großen Veränderung flacher Bö— ſchungswinkel, kann von einem Gebrauche geſchloſſener Truppenkörper ohne— hin nicht mehr die Rede ſein, und iſt es in dieſer Hinſicht ſehr gleichgültig, wenn Böſchungen von 25° und 30° mit einander verwechſelt werden. Hiemit dürfte der allerdings nicht zu läugnende Nachtheil des Lehmann ſchen Syſtems, daß aus der Schraffirung die Böſchung nicht ſcharf abzulei— ten ſei, auf ſeinen wirklichen Werth zurückgeführt werden. Was nun den Vorwurf der ſchwierigen Darſtellung und dadurch der Unanwendbarkeit für den Feldgebrauch betrifft, ſo kann derſelbe ebenfalls und unter Einſchränkungen zugegeben werden. Wenn der Officier, welcher eine flüchtige Aufnahme zu machen hat, bei dem Auszeichnen derſelben ſich mit ſchönen Strichen abquält, fo hat er feine Aufgabe nicht verſtanden; die Güte und Brauchbarkeit ſeiner Arbeit liegt nicht darin, ſondern in der richtigen Auffaſſung und dem verſtändigen Wie— dergeben der Terrainformen; einzelne gemeſſene Böſchungen können im Be— darfsfalle mit Ziffern ausgedrückt werden. Ein flüchtiger Plan kann recht gut mit Bleiſtift ſchraffirt werden; die— ſes geht ſehr raſch, ſelbſt wenn das Verhältniß von Schwarz zu Weiß da— bei eingehalten wird, und eine ſolche Bleiſtiftzeichnung ſteht an Haltbarkeit jedenfalls über einer mit Kreide gewiſchten Zeichnung. Dieſes Schraffiren mit Bleiſtift ſollte recht fleißig von Officieren, welche nicht die Zeit haben, ſich die Technik der Tuſchzeichnung anzueignen, geübt werden. Die Anfertigung ſchöner Zeichnungen in Tuſche erfordert allerdings größere Uebung, und es wird daher immer für größere Kartenwerke, welche Eleganz und größte Richtigkeit verbinden ſollen, nothwendig werden, daß ſich einzelne Individuen ſachmäßig ausbilden. Allein das Richtigzeichnen und namentlich das Richtigaufnehmen erfor— dert ebenfalls eine längere Uebung, und mit dieſer geht jene im Schönzeich— nen von ſelbſt Hand in Hand. Im Gegentheil kann erfahrungsgemäß behauptet werden, daß von den Meiſten das Schönzeichnen viel ſchneller als das Richtigzeichnen und Richtig— aufnehmen erlernt wird. Der Lithograph oder Kupferſtecher aber hat immer eine anſtrengende und ſelbſt die Geſundheit bedrohliche Arbeit, mag er nun die Berge ſchraffi— ren oder ätzen, oder mit Kreide auf Stein zeichnen — es iſt dieſes für alle Gattungen des Stiches u. ſ. w. ſo ziemlich erwieſen und den Nachtheilen wohl nur durch eine gewiſſe Diätetik vorzubeugen. Ein weiterer Vorwurf, welcher dem Lehmann'ſchen Syſtem gemacht wird, iſt, daß die Erhöhung von der Vertiefung nicht unterſchieden werden könne. Theoretiſch iſt dieſes richtig — der Trichter wird, wie der Kegel, ſich darſtellen; in der praktiſchen Anwendung dürfte aber eine ſolche Verwechslung nur dann ftattfinden, wenn bei der Zeichnung eine Manier angenommen Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 31 482 Neuere Literatur: wird, welche aus einer unrichtigen Anficht von Eleganz überall weiche gerun— dete Uebergänge von einem Hange zum anderen anbringt, alle Waſſerriſſe, Schluchten und Thäler muldenförmig ausfüllt und alle Unebenheiten der Rückenlinie ebenfalls mit einem gleichmäßig fortlaufenden gerundeten Abfall überdeckt. Eine Darſtellung dagegen, welche das Terrain in feiner Indivi— dualität getreu wiedergiebt, wird zu ſolchen Zweifeln eine Veranlaſſung nicht geben, ſo wenig als die Matrize eines guten Gebirgsreliefs für das Relief eines Theiles unſerer Erdoberfläche gehalten werden wird. Für wirkliche Zwecke find überdies nebſt der Bergdarſtellung die Details der Situation gegeben, und es dürfte alsdann Niemand die Gewäſſer auf den Rückenlinien ſuchen. Der Behauptung, daß die Lehmann'ſchen Vorlegeblätter in Betreff der Richtigkeit unübertroffen und unerreichbar daſtehen, daß demnach das Syſtem von Niemandem als ſeinem Schöpfer angewendet werden könne, muß ich mit aller Beſcheidenheit widerſprechen, und glaube, ebenſo wie der Verfaſſer, für ſeine Behauptung, ſo für dieſen meinen Widerſpruch das Urtheil der Kenner anrufen zu dürfen. Eben ſo über die Verſicherung, daß die Schraffirung für den Ausdruck feinerer Modulationen des Terrains unzureichend ſei, denn aus der Theorie des Syſtems wird ſich dieſe Unzureichendheit deſſelben nicht wohl nachweiſen laſſen, ſo daß es ſich hier ebenfalls nur um das factiſche Ergebniß der Anwendung des Syſtems handeln kann. Nur darauf will ich mich noch berufen, daß als die ausgezeichnetſten Werke typiſcher Darſtellung im Kunſtfache Kupferſtiche gelten, welche ebenfalls Licht und Schatten durch Schraffirung geben und die feinſten und zarteſten Nüancen, z. B. im Ge— ſichtsausdruck, durch dieſes Mittel zur Darſtellung bringen; ſo lange aber der Kupferſtich als das Höchſte der vervielfältigenden Kunſt gilt, wird auch in der Bergzeichnung die Schraffirung in Bezug auf Biegſamkeit des Ausdruckes gegen die Tuſchmanier den Rang behaupten können. Die Eigenheit des Lehmann'ſchen Syſtems, die Neigung des Hanges und den plaſtiſchen Ausdruck von einander abhängig zu machen, alſo das unmit- telbare Hervorgehen des Bildes aus den Conſtructionslinien, wird demſelben von dem Verfaſſer ebenfalls zum Vorwurf gemacht, weil dadurch die Fehler der Conſtruction zu Fehlern des Ausdruckes würden. Daſſelbe würde ja aber auch im Chauvin'ſchen Syſtem der Fall ſein, indem Licht- und Schattentöne aus der Richtung und dem Verticalabſtand der Horizontalen abgeleitet werden ſollen; aber ein Vorzug des Lehmann'ſchen Syſtems iſt es unzweifelhaft, daß durch die Ermittelung der Neigung und Richtung der Hänge unmittelbar das Mittel zur bildlichen Darſtellung erzielt wird, ſo daß hiefür keine weitere Zwiſchenoperation mehr nöthig iſt, bei wel— cher wieder ſelbſtändige Fehler entſtehen können, unabhängig von jenen in Beſtimmung der Lage der Hänge. Der Verfaſſer ſagt: „Die Lehmann'ſchen Bilder ſind naturwidrige, die nur dann verſtanden werden können, wenn man mit der Theorie vollkommen vertraut iſt.“ Chauvin: Das Bergzeichnen. 483 Wenn nun der Verfaſſer fein Syſtem als das „rationelle“ bezeichnet, fo lautet der Ausdruck „naturwidrig“ ungefähr wie „irrationell“; dieſes ſcheint je— doch eine keineswegs zu rechtfertigende Bezeichnung des Lehmann'ſchen Syſtems. Es iſt allerdings nicht die bloße Naturähnlichkeit, welche in demſelben erſtrebt wird, ſondern Lehmann nimmt gewiſſe Suppoſitionen der Beleuch— tung an und beſchränkt dieſe ſelbſt wieder in der Durchführung willkürlich. Daſſelbe muß aber Chauvin ſelbſt ſpäter in ſeiner „rationellen“ Methode thun, und wird in jeder topographiſchen Bergdarſtellungs-Methode geſchehen müſſen. Ich möchte daher die Bezeichnung naturwidrig (irrationell) in „imaginair“ umwandeln — denn dieſes iſt die Lehmann'ſche Methode aller— dings. So wie wir aber mit imaginairen Functionen rechnen und zuletzt doch viele Reſultate bekommen, ſo mag eine imaginaire Beleuchtung eben— falls vollkommen entſprechen, wenn ſie in der Darſtellung nur den Zweck er— reicht. Liegt nicht ſchon der ganzen orthographiſchen Projection, der Grund— lage jeder topographiſchen Terraindarſtellung, die imaginäre Suppoſition zum Grunde, daß das Auge des Beobachters in allen Punkten vertical über der Proportionsebene ſteht, während doch ſchon jeder einzelne Punkt eines Kör— pers von zwei geſunden Augen in zwei ganz verſchiedenen Sehwinkeln auf— gefaßt wird? Abſtrahirt man von jeder ſtrahlenden Beleuchtung, wie dieſes immer bei gleichmäßig bedeckter Atmoſphäre oder an einem klaren Morgen vor Aufgang der Sonne der Fall iſt, fo iſt eine verticale Beleuchtung, die Atmoſphäre als Beleuchtungs-Medium angenommen, wirklich eingetreten, und die imaginaire Annahme des Lehmann'ſchen Syſtems beſteht nur mehr in der ſtarken Ab— ſtufung der Schattentöne. Aber ſelbſt die bildende Kunſt muß ſich ſolcher imaginairer Voraus- ſetzungen bedienen, um ihre Aufgabe zu erfüllen. Will man der Plaſtik, der Contourenzeichnung, überhaupt allen Darſtel— lungen ohne Farbe ebenfalls den Vorwurf der Unnatürlichkeit machen, weil ſie die täuſchende Naturähnlichkeit weder anſtreben will, noch kann? Daß ſich ein Venuskopf mit Bergſchraffirung nicht gut darſtellen läßt, kann zugegeben werden — daraus läßt ſich aber nur folgern, daß Venusköpfe und zu topographiſchen Zwecken beſtimmte Bergformen nach verſchiedenen Principien dargeſtellt werden ſollen. Jede Darſtellung muß aber nach ihren Zwecken auch ihre Mittel wählen, und es kommt immer nur darauf an, das wirkſamſte Mittel zu finden, um den beabſichtigten Zweck zu erreichen. Es iſt bekannt genug, welches außerordentliche Hilfsmittel die Wachs— bildnerei neuerer Zeit den medieiniſchen Studien bietet. Sollte die Keropla— ſtik für dieſe beſonderen Zwecke kein Fortſchritt ſein, weil ein aus Wachs ge— bildeter Venuskopf künſtleriſch und äſthetiſch nie den Werth eines marmornen erreichen wird? Die übliche topographiſche Terraindarſtellung wird immer mehr oder we— al ® 484 Neuere Literatur: niger eine Sprache ſein, welche nur der verſteht, welcher ſie erlernt hat; ſo ſchwierig aber dieſes Erlernen für die Selbſtausführung (und nicht blos der Technik der Hand wegen) ſein mag, ſo leicht iſt das Verſtändniß eines rich— tigen naturgetreuen, klar aufgefaßten und wiedergegebenen Lehmann'ſchen Ter— rainbildes. Es kann hier Erfahrung gegen Erfahrung geſetzt werden; ich habe oft abſichtlich an ungebildeten Landleuten, an Kindern den Verſuch gemacht, und immer gefunden, daß ſie ſich autodidactiſch ſehr leicht in die Lehmann'ſche Darſtellungsweiſe hineindenken und ſich ein Bild der Bergformen abſtrahiren lernten. Von jedem Officiere aber, namentlich wenn er zu höherem Commando berufen iſt, darf man in jetziger Zeit doch ſo viel Vorbildung fordern, daß er einen Lehmann'ſchen Plan verſteht; wie Vielerlei muß der junge Mann heu— tigen Tages lernen, um als Gebildeter gelten zu können; warum dieſes We— nige — Verſtändniß eines topographiſchen Planes — nicht auch? Der Naturforſcher, der Arzt bedarf der griechiſchen und lateiniſchen Sprache, um ſich mit den Wiſſenſchaftsgenoſſen über eine allgemeine Bezeich— nung der Gegenſtände ſeiner Studien verſtändigen zu können; warum ſollte der Militair nicht auch die viel leichtere Sprache der Topographie erlernen, um ſich mit dem Aufnehmer über das Terrain zu verſtändigen? Und muß er das bei der Chauvin'ſcheu Methode nicht auch, wenn ihm die Horizontalen verſtändlich ſein ſollen — ſind das nicht auch Schriftzeichen, welche nur dem Eingeweihten von Nutzen ſind? Doch dieſe Bedenken führen bereits in den zweiten Abſchnitt des vorlie— genden Werkes ein. Dieſen beginnt der Verfaſſer mit der Aufſtellung, daß maleriſche Behand— lung des Terrains die einzige natürliche ſei, und daß dieſe maleriſche Behand— lung in der Erſtrebung der täuſchenden Naturähnlichkeit liege, ſo daß das Ideal der Darſtellung jenes Bild ſei, bei welchem man ſich nur durch Be— taſten von der nicht realen Exiſtenz des gemalten Gegenſtandes überzeu— gen könne. Es iſt hier nicht am Platze, ſich über Kunſttheorien auszulaſſen, und obwohl ich Luſt und Liebe zur Kunſt ſtets gepflegt, folge ich nur zögernd auf dieſes Feld, in dem ich mich bisher mehr genießend, als reflectirend umgeſe— hen habe. Jedoch der Schlußfolgerungen wegen, welche aus dieſen Behauptungen für die topographiſche Terraindarſtellung gezogen werden, muß ich mich wohl darüber ausſprechen, und bekenne, daß ich dieſe Theorie über das Ideal der künſtleriſchen Darſtellung nicht für begründet halte. Nach dieſem Maaßſtabe bemeſſen würden die eminenteſten Leiſtungen der Vorzeit, wie unſerer modernen Kunſtepoche, doch von nur ſehr geringem F. Chauvin: Das Bergzeichnen. 485 Werthe erſcheinen; die gemalten Trauben, an welchen die Vögel des Himmels pickten, ſind wohl ſelbſt im Alterthume nur eine poetiſche Hyperbel, ein gut gemeintes, aber nicht geglücktes Compliment geweſen. Das aber wage ich zu behaupten, daß die topographiſche Bergzeichnung trotz ſchiefer Beleuchtung dieſes Ideal täuſchender Naturähnlichkeit nie erzie— len kann, weil Linien- und Luftperſpective, Farbe und Wahl des Standpunk— tes ihr niemals zu Gebote ſtehen. Es wird ihr daher nie die täuſchende Aehnlichkeit mit dem Urbild, dem wirklichen Terrain, nicht einmal mit dem ſchon wieder unter einer Menge willkürlicher (imaginairer) Suppoſitionen angefertigten Reliefe gelingen. Daß Lehmann und ſo viele Andere das maleriſche Element in der topo— graphiſchen Zeichnung nicht dulden wollten, beruhte keineswegs bloß auf Un— kenntniß oder Unterſchätzung der Kunſt; Malerei und topographiſche Zeich— nung haben vielmehr weſentlich ganz verſchiedene Zwecke. Die Malerei bezweckt mit ihrer Darſtellung die Geſammtwirkung; jedes Bild muß als Ganzes betrachtet werden, die einzelnen Theile ſind nur wegen der Wirkung des Ganzen da und müſſen ſich dieſem Zwecke unterordnen und anfügen — das hiſtoriſche Bild ſpricht den Moment einer Handlung, das Genre eine Situation, die Landſchaft eine Stimmung aus; alle Theile des Gemäldes ſind nicht für ſich, ſondern dafür da, die Handlung, die Situation auf wirkſame Weiſe anſchaulich zu machen, die Stimmung zu erhöhen. Die Malerei folgt ferner den Geſetzen der Schönheit, welche die Darſtel— lung der Natur, nicht wie fie in concretem Falle durch Zufälligkeiten geftal- tet iſt, ſondern wie ſie in idealer Auffaſſung zum Bewußtſein kommt, fordern. Der Künſtler entſpricht dieſen Anforderungen durch Wahl des Gegen— ſtandes und des Standpunktes, Veränderung der Contouren, Verſchiebungen, mehrfache Beleuchtungen und Beſchattungen. Der Topograph muß vor Allem wahr und getreu im Einzelnen ſein; er darf der Geſammtwirkung wegen nicht das Eine herausheben, das Andere unterdrücken; er darf keine ſubjective Abſichtlichkeit, Stimmung oder Geſchmacks— richtung zum Ausdruck bringen; er darf die Contouren und Linien des Ter— rains, wie er ſie vorfindet, nicht verändern und verſchönen; er darf nirgends idealiſtren, ſondern er muß ſich objectiv an die gegebene Form halten; er muß immer nüchtern bei der Wirklichkeit bleiben. Darum iſt man gegen das un— gehörige Einführen der maleriſchen Behandlung in die Terrainzeichnung, denn dieſe würde unfehlbar zu ſolchen maleriſchen Freiheiten des Geſammtausdruckes wegen, führen. Doch um aus dieſen allgemeinen Sätzen hinauszukommen, wollen wir die einzelnen Beſtandtheile der Methode Chauvin's näher unterſuchen. Dieſe Bes ſtandtheile ſind: 1) ein Syſtem von gequidiſtanten Horizontalen; 2) die Darſtellung der Schattentöne durch Tuſchtöne, ſtatt durch Schraf— firung; A86 Neuere Literatur: 3) die Annahme einer ſchiefen ſtatt einer verticalen Beleuchtung des dar— zuſtellenden Terrains. Ich will nun jedes dieſer Darſtellungsmittel an ſich und ſodann deren Verbindung zu einem eigenthümlichen Syſtem in Betrachtung ziehen. ad 1) Die Durchführung von Horizontalcurven in conſtanten Vertical- abſtänden und im Zuſammenhange über die ganze darzuſtellende Terrainfläche iſt jedenfalls eine Vervollkommnung des Lehmann'ſchen Syſtems. Sie Fön nen aber auch in einer nach Lehmann'ſcher Methode mit verticaler Beleuch— tung und mit Schraffirung ausgeführten Zeichnung zur Darſtellung kommen, und zwar am einfachſten, indem die Schraffirungsſtriche an den Horizonta— len abgeſetzt werden, ſo daß es nicht nothwendig wird, die Curven ſelbſt, welche immer nur imaginaire Linien, keine topographiſchen Objecte find, als Linien auszuziehen. Damit aber dieſe Horizontaleurven einen wirklichen Werth haben, damit fie nicht Veranlaſſung zu Trugſchlüſſen werden, müffen fie auch das Product einer ſorgfältigen Nivellirung fein; fie geben ſonſt beſtimmte arithmetiſche Data über die Verticaldifferenz an den verſchiedenen Punkten des Terrains, ohne daß dieſen Datas irgend eine Berechtigung zu Grunde läge. Die Horizontalcurven bei der Aufnahme einer ganzen Landſtrecke mit der erforderlichen Genauigkeit durchzuführen, iſt jedenfalls eine ſehr ſchwie— rige Aufgabe. In wieweit ſolche aequideſtante Horizontalen da, wo fie durch— geführt werden, auch wirklich richtig ſind, iſt am Kartentiſche nicht zu erpro— ben; denn ſie können ſich theoretiſch vollkommen rechtfertigen und doch nicht der Ausdruck der wirklichen Form des Terrains ſein. Ihre Probe werden ſie dann zu beſtehen haben, wenn auf dieſelben tech— niſche Vornahmen zu wirklichem Gebrauche begründet werden ſollen. Es iſt zu fürchten, daß früher oder ſpäter gegen das ganze Aequidiſtanzen-Syſtem in dem Maaße eine heftige Reaction eintritt, als es gegenwärtig in der Mei— nung des Tages als unfehlbar und alle Schwierigkeiten löſend gilt; denn es kann nicht fehlen, daß auch an dieſen Arbeiten Irrthümer zum Nachweis kom— men, wie ſie ſich ſelbſt bei der ſorgfältigſten Bearbeitung einſchleichen werden, welche man aber alsdann um ſo weniger verzeihen wird, je poſitiver die Da— ten ſind, und je zuverläſſiger man ſie für unumſtößlich gehalten hat. Bei einer flüchtigen militairiſchen Aufnahme aber halte ich die Durchfüh— rung eines ſolchen Horizontalen-Syſtems, wobei dieſe Curven als ſolche noch einen wirklichen Werth hätten, geradezu für unmöglich. Dieſe Horizontalcurven, fo ſehr fie in der Theorie begründet find, kön— nen für die Aufnahme und Darſtellung fogar zum wirklichen Nachtheil wer— den und jede richtige Terrain-Darſtellung vereiteln. Die Eigenthümlichkeit der Horizontalecurve iſt, daß fie zunächſt nur Di— menſionen, nicht aber auch nothwendig die Form des Terrains giebt. Be— trachtet man eine Bodenerhebung als ſtereometriſchen Gegenſtand, ſo werden ſich an demſelben Begrenzungsflächen (ebene oder gekrümmte) zeigen, welche in einzelnen Fällen vollkommen unmerklich in einander übergehen, in den mei— F. Chauvin: Das Bergzeichnen. 487 ſten Fallen aber durch mehr oder minder ſcharf nachzuweiſende Begrenzungs— linien verbunden ſind. Dieſe Begrenzungslinien der Blächenfiguren der Terrainoberfläche, welche keine Linien im geometriſchen Sinne, aber in ihrer Breite und Richtung er— kennbar und darſtellbar ſind, bezeichne ich als „Contouren“ des Terrains im Gegenjage zu den äußerſten Begrenzungslinien der Terrainglieder, der Thal— linien oder des Fußes der Höhen. Dieſe Contouren nun fallen nicht nothwendig mit den Horizontalcurven zuſammen und drücken ſich um ſo weniger in denſelben aus, je größer die conſtante Verticaldifferenz derſelben im Verhältniſſe zum Maaßſtabe der Dar- ſtellung genommen wird. Für jeden Körper giebt es nämlich nach ſeiner individuellen Form nur gewiſſe, nach Lage und Richtung beſtimmte Durchſchnitte, welche dieſe Form als charakteriſtiſch ausſprechen; es iſt dieſes im peremtoriſchen Sinne das Ana— logon der Diagonalen der Flächenfigur. Es läßt ſich nun zwar die Flächen- figur auch durch Absciſſen und Ordinaten ſtatt durch Diagonalen beſtimmen und alſo auch der Körper analog durch Horizontalen, ſtatt durch die charakte— riſtiſchen Durchſchnitte; aber wie bei der Flächenfigur entweder die Coordi— naten zu den charakteriſtiſchen Punkten oder das ganze Syſtem der Coordi— naten gegeben ſein muß, um die Figur zu beſtimmen, ſo wäre für den Kör— per ebenfalls das ganze Syſtem der Horizontaldurchſchnitte nothwendig, d. h. es müßte ſo viele Durchſchnitte geben, daß innerhalb zweier auf einander fol— gender die Richtung und Neigung der Begrenzungsflächen conſtant blieben. Nun iſt aber noch die Art zu berückſichtigen, nach welcher die Horizontal— curven auf dem Terrain ermittelt werden. Es iſt nicht möglich, die ſämmt— lichen Horizontalcurven im Zuſammenhange auf dem Terrain zu verfolgen, ſondern dieſelben gehen vielmehr aus Nivellementsbeſtimmungen hervor, welche man durch Combination verbindet; bei dieſer Combination nun hat die Darſtellung um ſo mehr Spielraum, je weniger Data verhältnißmäßig die Nivellements darbieten. Hat nun der Darſteller auf dem Terrain nicht auch zugleich die Form und Charakteriſtik deſſelben beobachtet, hat er das Nivelle- ment als einzigen Zweck, als univerſelles Mittel ausſchließend im Auge ge— habt, ſo wird das Syſtem der Horizontalcurven, in der Ausführung ein Pro— duct der Willkürlichkeit innerhalb der durch das Nivellement gegebenen An— haltspunkte, unwahr und eben dadurch im Ausdrucke verworren und unklar. Wenn aber alle dieſe Klippen vermieden, wenn die Horizontalcurven ſo nahe zuſammengelegt ſind, daß ſich innerhalb derſelben die individuelle Form des Terrains wirklich wiederfindet, jo wäre damit noch die Bildlichkeit nicht erreicht, denn die Horizontalen geben nur das Gerippe, in welches die Form wohl hineingedacht werden kann, aus welchem ſie aber nicht unmittelbar an— ſchaulich iſt. Dieſes iſt denn auch von Chauvin erkannt, weshalb derſelbe ſich auch für Beibehaltung einer Schattirung neben den Horizontalcurven ausſpricht. 488 Neuere Literatur: ad 2) Hiebei nimmt derſelbe aber eine ſchiefe Beleuchtung als Grund— lage an. E Hierüber ift eigentlich das Erſchöpfende ſchon in der Darmſtädter Allge— meinen Militairzeitung (Jahrgang 1852, 8. und 10. Juli) geſagt. Chauvin ſcheint auch die dort aufgeſtellten Bedenken gewürdigt zu haben. Dieſe dem— nach gelten laſſend, will ich nur auf die neuerlichen Gründe, womit der Ver— faſſer die ſchiefe Beleuchtung unterſtützt, eingehen. Es iſt nun vorerſt zu bemerken, daß die ſchiefe Beleuchtung unter einem conſtanten Winkel nicht jene iſt, welcher ſich der Maler ausſchließlich bedient, ſondern daß er je nach der Wirkung, welche er hervorbringen will, das Licht von den verſchiedenſten Seiten einfallen läßt, daß er aber meiſtentheils durch Reflexe doppelte Beleuchtung, locale Schatten und Schlagſchatten noch beſon— dere Wirkungen erzielt. Es wäre ſehr leicht, für jede Einfallsrichtung des Lichtes ein ausgezeichnetes Bild namhaft zu machen. Je nachdem die Gruppen hervor oder zurücktreten, je nachdem beſondere Linien des Vildes beſondere Geltung erhalten follen, wird der Künſtler dieſe Mittel der Beleuchtung wählen; würde man demſelben eine ſchiefe Beleuch— tung mit conſtantem Einfallswinkel für alle ſeine Bilder vorſchreiben, ſo würde man ihn auch des Mittels künſtleriſcher Wirkung berauben. Ebenſo wird es bei Anwendung der ſchiefen Beleuchtung auf to— pographiſche Terraindarſtellung ſein. Ein und daſſelbe Terrainglied in un— veränderter Form in verſchiedene Richtungen gegen die conſtante ſchiefe Bes leuchtung gebracht, wird ſich bald mehr bald weniger plaſtiſch ausſprechen. Es kann dabei zugegeben werden, daß ſich die Terraindarſtellung im Gan— zen mit ſchiefer Beleuchtung plaſtiſch ausſpricht; damit iſt aber der topogra— phiſchen Terraindarſtellung noch nicht genügt, denn dieſe fordert das Ausſpre— chen der Form auch in allen einzelnen Theilen. Ich habe Gelegenheit gehabt, die Schlagintweit'ſchen Daguerrotypen ſchief beleuchteter Reliefs mit dem Stereoscop zu betrachten und ihre Wirkung zu bewundern. Das nebenanſtehende Gipsmodell war broncirt, und dürfte es auch bei dem Abnehmen des Daguerrotypbildes geweſen ſein, wodurch ſich die metalli— ſchen Reflexe im vollen Lichte und vollen Schatten beſonders geltend machen konnten; dann iſt aber eben insbeſondere nur das ſtereoscopiſche Bild täu— ſchend ähnlich, und ein ſolches ſtereoscopiſch zuſammengefaßte Doppelbild faßt ſelbſtverſtändlich ſchon wieder perfpectivifche Elemente in ſich, welche eine Plan— darſtellung niemals aufnehmen kann. Die Sardiniſche wie die Düfouriſche Karte geben nur Hochgebirge in ſchiefer Beleuchtung — die letzte hat das Vorland z. B. im Blatte XXX wieder mit verticaler Beleuchtung — das Hochgebirge aber wird ſich, ſei es nun in dieſer oder jener Beleuchtung, immer plaſtiſch ausſprechen. Die topographiſche Karte wird aber nicht ſowohl angefertigt, um F. Chauvin: Das Bergzeichnen. 489 ein plaſtiſch anſchauliches Bild des Geſammtterrains im Zimmer zu geben, ſondern um ſich mit derſelben in der Hand auf dem Terrain zu orientiren; wie nun, wenn in der Wirklichkeit beim Gebrauche der Karte auf dem Ter— rain die Beleuchtung von einer Seite einfällt, welche der Annahme der Dar— ſtellung entgegengeſetzt iſt, — wird man ſich dann nach dem Plane ſo leicht in der Form des Terrains zurechtfinden? Die verticale Beleuchtung hat nur dann ein Analoges in der Natur, wenn überhaupt keine ſtrahlende Beleuch— tung ſtattfindet; dadurch verliert die Lehmann'ſche Methode den Vortheil be— ſonderer Lichteffeete, entgeht aber auch dem Nachtheile der Lichttäuſchungen; dadurch lehrt die Anwendung der Lehmann'ſchen Methode und das Studium Lehmann'ſcher Pläne bei Beurtheilung des Terrains von dieſen Lichtaffecten und optiſchen Täuſchungen zu abſtrahiren und die wirkliche Form von dem ſtets wechſelnden Schein derſelben zu unterſcheiden. Indem der Plandarſtellung des Terrains die orthographiſche Projection zu Grunde liegt, giebt die Schattirung mit verticaler Beleuchtung unmittel— bar die Lage der Fläche gegen den angenommenen Augenpunkt, die ſchiefe Beleuchtung dagegen giebt die Schattirung nach der Lage der Fläche gegen das von einer Seite einfallend angenommene Licht; dadurch iſt die Licht- und Schattenwirkung bei dem letzten Syſtem keine unmittelbare Folge der Form des Berges, wie ſie ſich für den der orthographiſchen Projection entſprechenden Augenpunkt darſtellt, ſondern der zufälligen Lage des Berges gegen den will— kürlich angenommenen Ausgangspunkt des Lichtes. Im Lehmann'ſchen Syſtem wird ſich alſo die Form eines Terraingliedes immer gleich ausſprechen, mag daſſelbe in jeder beliebigen Richtung liegen; nach der ſchiefen Beleuchtung wechſelt das Bild deſſelben mit der Verände— rung ſeiner Stellung gegen das Licht; dadurch fällt auch jede Vergleichung der Form verſchiedener Terrainglieder weg; man kann nach Umſtänden einen ſehr wirkſamen Eindruck der Form einer Bergform erhalten, aber man erhält keinen unmittelbaren, von der zufälligen Stellung derſelben gegen das Licht unabhängigen Begriff dieſer Bergform an ſich. ad 3) Anwendung der Tuſchmanier ſtatt der Schraffirung mittelſt der Feder. Auch dieſes iſt bereits vielfach angewendet worden und hat Terrainbil— der von großer Wirkung erzielt. Die Tuſch- oder Wiſchmanier hat gegen die Schraffirung den Vorzug größerer Weichheit, daher im Kunſtfache die Lithographie und Schwarzkunſt eine geſicherte Stellung neben dem Kupferſtiche behauptet. Erſtere wird ins— beſondere da von beſonderer Wirkung fein, wo, wie in Landſchaften, die Töne und Stimmungen vorherrſchen ſollen; letzterer, der Kupferſtich, wird aber im⸗ mer da vorgezogen werden, wo man, wie in hiſtoriſchen Bildern, vor Allem Schärfe und Beſtimmtheit der Form verlangt. 490 Neuere Literatur: Dieſe Schärfe und Beſtimmtheit der Form ift aber gerade das, was das topographiſche Bild auszeichnen ſollte. Die Schraffirung nach Lehmann gewährt nicht nur Licht und Schatten und dadurch die Neigung der Flächen, ſondern giebt auch durch die Richtung des Schraffirungsſtriches die Richtung derſelben gegen die Projectionsebene; die Tuſchtöne liefern nur Licht und Schatten, alſo nur die Neigung. Nehmen wir z. B. einfach einen gleichmäßigen Schattenton auf weißer Fläche. Nach der Lehmann'ſchen Methode ſchraffirt, wird dieſer Ton ſogleich zur be— ſtimmten Form, an welcher nur unbeſtimmt iſt, ob ſie gegen das Auge des Beobachters conver oder concav ſei (was ſich aber in der Praxis an gut ge— zeichneten Plänen immer zweifellos ausſpricht). In der Tuſchmanier mit verticaler Beleuchtung iſt nun ein ſolcher gleichmäßiger Ton ohne alle Form und kann eben ſo gut eine geneigte Ebene, als ein Stück Kegel, Pyra— mide u. ſ. w. ſein. Bei ſchiefer Beleuchtung iſt dieſes allerdings nicht mög— lich, doch können ſelbſt hier Fälle vorkommen, wo die Tuſchtöne allein die Form nicht geben. Nimmt man z. B. eine Schlucht, welche in der Richtung des einfallenden Lichtes, alſo unter 45, gegen den Nordrand zieht, und ſetzt voraus, daß die Thalhänge gleiche Böſchungen haben, ſo wird ſich die Form der Schlucht nicht durch die Tuſchtöne allein ausſprechen können. Chauvin erkennt ſelbſt, daß Tuſchmanier und ſchiefe Beleuchtung zuſammen noch nicht ausreichen, die Form im Einzelnen unmittelbar anſchaulich zu ma— chen, und weiſet deshalb auf die ebenfalls eingezeichneten Horizontaleurven zur Vervollſtändigung hin. Was iſt aber durch die Verbindung dieſer drei Elemente der Darſtellung: ſchiefe Beleuchtung, Horizontalcurven und Tuſchmanier gewonnen? Für die Technik des Druckes zuvörderſt die Nothwendigfeit, die Situations— gegenſtände in Schwarz, die Curven in Roth und endlich die Berge in Tuſch— manier zu drucken; — für die Zeichnung, ſelbſt flüchtigſter Art, die Noth— wendigkeit einmal, das Syſtem der Horizontalcurven in Aequidiſtanzen voll— ſtändig durchzuführen, dann daraus die Beleuchtung abzuleiten; — für die Auf- nahme, ſelbſt des flüchtigſten Croqui's, die Nothwendigkeit endlich, die Horizon— taleurven auf dem Terrain vollſtändig zu entwerfen, was entweder indirect aus der aufgefaßten Form des Terrains, welche geradezu zur Lehmann'ſchen Dar— ſtellung führen würde oder direct durch Nivellements in ausgedehnter Weiſe, was immer zeitraubend iſt, geſchehen muß; — für Jenen endlich, welcher die Karte nicht bloß wie ein Landſchaftsgemälde beſehen, ſondern ſie wirklich ge— brauchen, ſeine Data daraus ziehen und ſich mit derſelben auf dem Terrain orientiren will, die Nothwendigkeit, die Horizontalen zu analyſiren, wozu wie— der eine volle Kenntniß dieſer Zeichenſprache gehört. Während dem Lehmann'ſchen Syſtem das Ideal geſteckt iſt, Analyſe und unmittelbare Anſchaulichkeit innig zu verbinden, ſo daß das eine zum andern führt, einer das andere ergänzt, gehen dieſe beiden Zwecke in der Chauvin'ſchen — I TREE A F. Chauvin: Das Bergzeichnen.“ 491 Methode ganz auseinander und werden durch ganz verſchiedene Mittel erzielt. Heißt das nicht den Laien mit einem gefälligen Bildchen abfertigen, da— mit man daneben feine wiſſenſchaftlich conſtruirten und wiſſenſchaftlich ana— Infirbaren Horizontalcurven ungeſtört legen könne — und iſt es dann nicht beſſer, von vorn herein offen zu fordern, daß Jeder, der in gewiſſen Fächern auf Ausbildung Anſpruch machen will, ſich auch die Fertigkeit aneignen ſolle, eine Karte zu leſen und zu verſtehen? Ich habe bereits zugegeben, daß die Durchführung von Horizontalen in Aequidiſtanzen, da wo ſich dieſe auf wirklich genügende Nivellements gründen, den Werth eines Planes erhöhe, bemerkte jedoch dabei, daß dieſes auch bei den im Lehmann'ſchen Syſteme gezeichneten Plänen möglich ſei; ich habe dar— auf aufmerkſam gemacht, daß nach dieſem Lehmann'ſchen Syſtem ſehr flüchtig und doch zugleich ausdrucksvoll gezeichnet werden könne, wenn man den Blei— ſtift benutzt, daß ſich daſſelbe demnach gar wohl ebenfalls zu flüchtigen Auf— nahmen eigene; ich habe ferner in Erinnerung gebracht, daß die Schwierigkeit nicht ſowohl in der Technik der Hand, als in der correcten Auffaſſung der Bergform auf dem Terrain liege; es folgt daraus von ſelbſt, daß die Ermit— telung des Syſtems von Horizontalen eben denſelben Schwierigkeiten unter— liegen müſſe, wenn es nicht auf ein ſo ausgedehntes Nivellement baſirt iſt, daß dabei von einer flüchtigen Arbeit gar nicht mehr die Rede ſein kann. Meine Anſicht über den Unterſchied des ſogenannten plaſtiſchen, täuſchend na— turähnlichen Ausdruckes des Terrainbildes im Ganzen und von der Anſchau— lichkeit der Terrainform in ihren einzelnen Gliedern, dann wie für den er— ſteren die Tuſchmanier und die ſchiefe Beleuchtung, für die letztere aber die Schraffirung und verticale Beleuchtung entſprechender ſei, habe ich ausführ— lich dargelegt; — — — damit habe ich meine Gründe erſchöpft, glaube aber dadurch die Beibehaltung der Lehmann'ſchen Methode hinlänglich gerechtferti— get zu haben. Noch iſt Eines zu beſprechen: Chauvin hat weder in ſeinem erſten noch in ſeinem letzten Werke die allgemeine Entwickelung einer Formel für den Werth der Schatten- und Lichttöne bei ſchiefer Beleuchtung für die ver— ſchiedenen Lagen der Fläche gegeben; es iſt gar nicht anders anzunehmen, auch aus der Note zu S. 39 ſeines erſten Werkes evident, daß ihm die Theorie dieſes Satzes vollkommen bekannt ſei; wenn derſelbe daher S. 68 eine un— richtige Suppoſition einführt, ſo geſchieht dieſes offenbar nur, um einfachere Werthverhältniſſe für die Licht- und Schattenſcala zu erhalten. Dieſes wäre in meinen Augen kein Nachtheil ſeines Syſtems, weil ich ſolche imaginaire Suppoſitionen für zuläſſig halte, wenn damit nur der Zweck der Darſtellung erreicht wird. Wenn aber der Verfaſſer dieſe Suppoſitionen dem Lehmann'ſchen Sy— ſtem als Nachtheil anrechnet und für das ſeinige die rationelle Entwickelung 492 Neuere Literatur: ausſchließlich vindieirt, jo iſt es zur Beurtheilung des letzteren nothwendig, die ſtreng theoretiſche Entwickelung mit der Anwendung des Geſetzes der ſchie— fen Beleuchtung zu vergleichen, um daraus zu ſehen, in wieweit ſelbſt bei dem Ausbau dieſes Syſtemes conventionelle, von der Theorie der mathema— tiſchen Entwickelung abweichende Prineipien angeführt werden mußten, um der Logik der Uebereinſtimmung von Zweck und Mittel genügen zu können. Ich gebe nun im Anhange die Entwickelung der Theorie directer Be— leuchtung und die Kritik der Anwendung dieſer Theorie auf das Chauvin'ſche und Lehmann'ſche Syſtem, wie ich fie von ganz unbetheiligter Seite hervor— gerufen habe, was aus der Faſſung dieſer Entwickelung gewiß zur Genüge hervorgeht. Hierbei habe ich nur noch zu bemerken, daß ich die dort ſelbſt der Lehmann'ſchen Scala nachgewieſenen Abweichungen von der Theorie für keinen Nachtheil halte, wie ich bereits Bee erörterte. Als Baſis der „Methode der ſchiefen Beleuchtung“ (und in gewiſſem Sinne auch der Lehmann'ſchen Manier) dient folgender photometriſche Satz: „Die Intenſität der Beleuchtung einer ebenen Fläche iſt proportional dem Coſinus des Winkels, welchen die Richtung der parallel einfallenden Strah— len mit dem Einfallslothe macht.“ Iſt alſo E die Intenſität der Erleuchtung bei ſenkrecht auf eine Ebene fallendem Lichte, fo iſt E Cost die Stärke der Beleuchtung bei A einfallenden Strahlen, welche mit dem Einfallslothe den Winkel © bilden. Soll alſo in irgend einem concreten Falle die Intenfität der Beleuchtung numeriſch ausgedrückt werden, ſo beſteht die Aufgabe eigentlich nur mehr darin, Cosi aus den Daten des vorliegenden Falles zu entwickeln. A Es ſei ASC die Lichtebene, S die Spur des unter dem Winkel § gegen den Ho— rizont einfallenden Lichtes, AB die das Licht empfangende Fläche, BC die Hori— zontalebene, SDA=SDB= 90, fo iſt SD=90 —i das Complement des Ein— fallswinkels der Strahlen; wir haben alſo folgende Daten: * A SC=&:/.4BC=180° 8; CC SCB 90 BCZe,;, CD = 90. Als Hülfsgrößen ſetzen wir: SB s, LS Oz; dann iſt nach den in ſphäriſchen Dreiecken ſtattfindenden Proportionen: I 1, an NE alien: (1) im ASDB sin: 1 = sin (90 —i): sin (180 - — C) oder: sina: 1 = Cos i: sin (G EFH ) , d. h. aus (1) u. (2). Cos: sin (8 +E e) = sin S: sin g. (3) d. h.: Cos i in ein (5.9 = ein & sinß Cot F I sin C Cos f. (4). sin & F. Chauvin: Das Bergzeichnen. 493 Aus der Relation zwiſchen 4 anliegenden Stücken folgt nun: Cot F. sin c Cote (5). Dies in (4) ſubſt. giebt endlich: Cos i S sin & sin B. Cot F. sin & + sin& Cos g oder: Cosi = Cos S sing. sin c + sin Z. Cosg .. ... . (6). Die Stärke der Beleuchtung unſerer Ebene iſt alſo ausgedrückt durch: E (Cos g sin p sin «+ sin 5 Cos). Wir wollen nun dieſen allgemeinen Ausdruck auf ſpecielle Falle anwen— den, um deſſen Conſequenzen klarer zu überſehen. 1) Sei der einfallende Strahl horizontal, d. h. 8 So, fo iſt die In— tenfität der Beleuchtung J = E sing. sin c, oder, wenn 5 die Drehung aus der ſenkrechten Lage und a die Drehung im Horizont bedeutet, J=ECosb Cos a, wie in der Note der Seite 37. Chauvin fehlt nun darin, daß er dieſe ſpecielle Formel unbegründet er— weitert. 2) Sei das einfallende Licht vertical, d. h. 8 = 90°, fo iſt: J=Cosß.E. Dies ift die Formel, aus welcher mit gehörigen Modificationen das Leh— mann'ſche Syſtem folgt; iſt nämlich 5 = 90 — 6 das Complement von 6, fo it J=ECos (90 —b)=Esind d. h.: JI : J E sin b,: E sin b als Verhältniß der Beleuchtungsintenſitäten. Bezeichnet nun W, das Maaß des Weißen im Lichttone, fo iſt Sm: ,, d. hen: , Sin bt in d,; für 5, = 90 (horizontale Fläche) it: N 1, d. h.: N: 1 sin b: 1, d. h. W, S sin, und iſt S, das Maaß des Schwar- zen, jo iſt: SW, S1, d. h.: S. =1—sind, und: M. : S, =sind, (1 — sin b,), und dies wäre der ſtrenge Ausdruck für vertical einfallendes Licht. Die Anwendung dieſer Formel würde zur Herſtel— lung eines mathematiſch richtigen Böſchungsmaaßſtabes führen, nach welchem man ſodann ohne Anſtand zeichnen könnte. Zur Bequemlichkeit der Anlage des Böſchungsmaaßſtabes und aus andern bekannten Gründen entfernte ſich Lehmann von dieſem Geſetze in folgender Art: Statt des Sinusverhältniſ— ſes ſetzt er das der Bogen oder Winkel, welche Subſtitution nur bei ſehr klei— nen Werthen von 5 (großen 8) praktiſch richtig iſt; unter dieſer Annahme iſt: WIE, 5405 für 5. =45° nimmt weiter Lehmann N. —=1 an, wodurch 6, die Abwei⸗ chung der Neigung von 45° wird, alſo S 45 f iſt; hiedurch ergiebt ſich: We: 4452 BA dahee er da nun S, V. 1, fo 1 45 — f er iſt: S. 1 — M. =1 ai 5 5 folglich: S.: W. S6. 45 — 8 oder nach der Modification des topograph. Bureaus: S,: W. 6. 60 — 85 Die Lehmann'ſche Methode weicht alſo durch zwei falſche Vorausſetzun— 494 Neuere Literatur: gen von der Wahrheit ab (nämlich 1) Proportionalität der Sin und Win- kel; 2) 60° oder 45° ſchwarz); man kann demnach billigerweiſe auch von Chauvin keine abſolute Genauigkeit verlangen, ſondern muß eine theoretiſch unzuläſſige Modification der Formeln der Bequemlichkeit halber geſtatten. 3) Wir wollen nun bei ſchiefer Beleuchtung eine Relation zwiſchen « oder a und 6 aufſuchen, welche dem Streiflichte entſpricht; da hier die Be— leuchtungs-Intenſität O wird, jo hat man für dieſen Fall die Gleichung: E (Cos F. sin 5 sin & sin F. Cos g) , oder da & = 90 — a iſt: (Cos F. sing Cos a + sin g. Cos g) o, d. tg - tgs. seca, oder, da nach Chauvin § S 30° iſt, tg? = tg 30 seca, oder, da ß entgegengeſetzt mit & gerech— net iſt, = (180 —P), d. h. tg6˙ S tg 30 seca— cseca (c— Conſt.) Be . Als Beiſpiele der Uebereinſtimmung unſerer Formel mit den Angaben der Note Seite 39 dienen folgende Annahmen: A3 4 = 35 % a— 45° 65 8 9,76144 9,76144 9,76144 9,76144 9,76144 9,99834 9,91336 9,84949 9,62595 8,94030 9,76310 9,84808 991195 0,13549 0,82114 N30 % 35100 39 ˙13˙% 5347 81 24. Die auf S. 38 gegebene Regel iſt, gleich den Lehmann'ſchen, nur eine Approximation und zwar eine ſehr wenig genaue, welche in gewiſſen Fällen ganz unrichtig wird; die Regel S. 39 und 40 aber iſt gewiß eben ſo rich— tig und darum eben jo berechtigt, als die Lehmann'ſche. H. von Schintling. Transactions of the American Ethnological Society. Vol. III. P. J. 8. New Vork 1853. 202 Seiten mit mehreren Holzſchnitten. Die ſchon im Jahre 1842 gegründete amerikaniſche ethnologiſche Ge— ſellſchaft, deren beſtändiger Sitz New-Pork iſt und welche jetzt unter der Präſidentſchaft des bekannten Forſchers in Paläſtina, Ed. Robinſon, ſteht, hat zunächſt den Urſprung, Fortgang und die Eigenthümlichkeiten der verſchiedenen Menſchenraſſen, beſonders aber den Urſprung und die Ge— ſchichte der eingeborenen amerikaniſchen Nationen, ſowie die damit in Ver— bindung ſtehenden Erſcheinungen, z. B. die Verſchiedenheit der Sprachen, die Reſte der alten Kunſt und die Spuren der früheren Civiliſation in Mexico, Central-Amerika und Peru, die Kunſt, Wiſſenſchaften und Mythologie der nordamerikaniſchen Stämme, endlich die Erdwerke und übrigen Monumente 2 —— — Transactions of the American Ethnological Society. 495 des Miſſiſſippithals zum Gegenſtand ihrer Forſchungen. Seit ihrem Entſte— hen veröffentlichte fie zwei Bände ihrer Arbeiten unter dem obengenannten Titel; das vorliegende dritte Heft des dritten Bandes iſt ſeinem Inhalt nach dem Plane der Geſellſchaft treu geblieben, indem es in ſechs verſchiedenen Artikeln theils die Zuſtände einiger Indianerſtämme in dem gegenwärtigen Gebiet der Vereinigten Staaten oder auf dem amerikaniſchen Iſthmus, theils Sagen der Eingeborenen, theils aber auch monumentale Reſte behandelt. Faſt die Hälfte des Inhalts des Heſtes wurde von dem unermüdlichen E. G. Squier mitgetheilt. In dem erſten ſeiner Beiträge (S. 12— 81) lieferte dieſer die von einem nordamerikaniſchen, ungemein verdienten Naturforſcher, W. Bartram, welcher ſich durch die im Jahre 1791 zu Philadelphia erfolgte Herausgabe ſeiner Reiſe durch die ſüdlichſten und ſüdöſtlichſten Theile der heu⸗ tigen Vereinigten Staaten (Travels trough North and South Carolina, Georgia, East and West Florida etc., by William Bartram. Philadel- phia 1791. London 1792) einen ſehr geachteten Namen erworben hatte, herrührenden, bisher handſchriftlich gebliebenen aber höchft ſchätzbaren Beob- achtungen über die Indianerſtämme der Creeks und Tſcheroki (Cherokee) mit, da kein anderer älterer Beobachter eine ſo genaue Kunde über dieſe Stämme und die in ihren Gebieten vorkommenden Reſte alter Erdwerke ſich erwor— ben hatte. In dem zweiten ſeiner Beiträge (S. 86 — 158) behandelt Squier die Archäologie und Ethnologie Nicaragua's. Der dritte Aufſatz des Heftes (S. 158 — 166) iſt ein weiterer höchſt ſchätzbarer Beitrag zur Kenntniß des amerikaniſchen Iſthmus, indem hier ein Brief des Col. Don Juan Francisco Irias über den noch ſehr wenig gekannten Wanks- oder Cocofluß, welcher in dem größten Theil ſeines Laufes die Grenze von Honduras und Nicaragna bildet und muthmaßlich der größte Strom Central-Amerika's ſein dürfte, und über die Moscoindianer mitgetheilt wird. Der vierte Aufſatz (S. 169— 171) liefert eine Sage der Tſchoktaw (Choktaw) Indianer, mitgetheilt vom Rev. C. G. Copeland. Der fünfte (S. 175 — 188) iſt eine Arbeit des deutſchen Reiſen— den und Botanikers Berthold Seeman über die noch ſehr unbekannten Ein— geborenen der Landenge von Panama. Die ſechste Abtheilung des Heftes (S. 185 — 202) bildet endlich eine kurze Nachricht von Andrés Poey aus der Havana über einige auf Cuba gefundene Alterthümer. — Aus mehre⸗ ren dieſer Aufſätze wird unſere Zeitſchrift gelegentlich Mittheilungen bringen. Gumprecht. 496 Neuere Literatur: Fregatten Eugenies resa omkring jorden ären 1851 53, under befal af C. A. Virgin, redigerad och utgifven af C. Skogman. Stockholm 1854. 8. Es iſt dies ein in ſchöner Ausſtattung erſchienenes Werk, welches wohl dazu geeignet ſcheint, mit einem allgemeinen Intereſſe auch in Deutſchland aufgenommen zu werden. Es enthält die Darſtellung der erſten Weltumſe— gelungs-Expedition auf Koften des ſchwediſchen Staates; aber nicht in dem Umſtande einer ſolchen erſten Unternehmung iſt der allgemeine Beifall, wo— mit das Werk aufgenommen wurde, ſondern vielmehr in dem vielen Neuen und überall nicht allgemein Bekannten zu ſuchen, das in ihm dargeboten wird und ſeine Herausgabe zu einem ſo verdienſtlichen Werke macht, wie nur irgend ein früheres der nämlichen Art. Nicht allein geographiſche, me— teorologiſche und klimatiſche Beobachtungen und Aufklärungen bilden den In— halt der umfaſſenden Arbeit, ſondern auch politiſche Ereigniſſe des amerikani— ſchen Continents werden darin mitgetheilt und beſprochen, und zwar nicht in einer alltäglich oberflächlichen, kannegießernden Weiſe, ſondern nach ſo gediege— nen Anſchauung und klarer Auffaſſung, daß ſie vollkommen geeignet ſind, Licht über das gegenwärtige Verhältniß jener Staaten zu verbreiten. Es war dies nicht anders möglich, da der eben ſo wiſſenſchaftlich, als ſtaatsmänniſch gebildete jetzige Admiral Virgin, bisheriger außerordentlicher Geſandter Schwe— dens in London, der Befehlshaber der Expedition war, und auf ſeine Be— richte und Rapporte die Darſtellung des Werkes von dem Premier-Lieutenant zur See L. Skogmann, welcher ſelbſt den beſonderen Befehl hatte, die nau— tiſch-aſtronomiſchen Beobachtungen während der Reiſe zu leiten und im Na— men der Königlichen Akademie der Wiſſenſchaften Beiſtand bei den phyſikaliſchen zu leiſten, gegründet wurde. Da die von den übrigen wiſſenſchaftlichen Mitglie— dern der Expedition gelieferten Aufſätze als Beilagen dem Werke folgen ſol— len, fo iſt auch für den Phyſiker in den Arbeiten des Herrn K. J. Johans— ſon, für den Botaniker in denen des Docenten N. J. Anderſon, welcher in Upfala Linné's Lehrſtuhl einnimmt, und endlich für den Zoologen in denen des Doctors J. G. M. Kinberg des Intereſſanten genug geboten. In ſtyliſtiſcher Beziehung läßt das Werk nicht das Geringſte zu wün— ſchen übrig, und eine ſehr werthvolle Beigabe bilden zahlreiche Lithographien in buntem Steindruck und in den Text eingefügte Holzſchnitte, die zum größ- ten Theile nach während der Reiſe aufgenommenen Originalzeichnungen der Offiziere und Zeichner der Expedition wiedergegeben ſind. Noch werthvoller aber erſcheinen die mitgegebenen Karten über die wichtigſten während der Fahrt berührten Punkte und Gegenden, gleichfalls in ſauberem Farbendruck ausgeführt. Die ganze Arbeit wird in zwei Bänden circa 36 — 40 Bogen umfaſſen und in ungefähr 15 Heften in groß Octav ausgegeben werden, die ſich raſch und ohne Unterbrechung folgen ſollen. Der Preis iſt ein für Schweden bis— Fregatten Eugenies resa omkring jorden ären 1851—53. 497 her unerhört billiger, nämlich 24 ßl. Banco für jedes Heft, was allerdings nur dadurch ermöglicht ift, daß der Verleger für das Werk die unglaublich hohe Zahl von 6000 Subſcribenten gewann, wodurch eine Verdoppelung der an⸗ fangs beſtimmten Auflage nöthig wurde. Mit der Mitte des Jahres 1855 ſoll die Ausgabe des ganzen Werkes vollendet ſein. In den erſten ſechs Heften, die uns gerade vorliegen, werden die Aus— rüſtung und der Zweck der Expedition, die Fahrt durch den atlantiſchen Ocean, Madeira, Rio de Janeiro, die braſiliſchen Küſten, der La Plataſtrom, der Aufenthalt in Montevideo und Buenos Ayres, die Fahrt durch den Ma— galhaens-Sund nach Valparaiſo, der Aufenthalt daſelbſt, die Reife nach Callao, die durch die Zeit ihres Beſuches und die Guanofrage doppelt intereſ— ſanten Chincha-Inſeln, Lima, die Republik Ecuador, die Fahrt zum Guaya= quil und die Inſel Puna, die Reife nach Panama, der Aufenthalt dort und auf den Perl-Inſeln, die Fahrt nach den Galapagos-Inſeln, die Schilderung der letzten, die Reiſe nach Honolulu, ſowie der dortige Aufenthalt behandelt. Die artiſtiſchen Beilagen dieſer Hefte bringen eine anſchauliche Darſtellung der Botafogo-Bucht in ſehr gelungenem Buntdruck, von der Porks Rhede und der Mündung des Bachelor River (Magalhaens Sund) und ferner des Three Peak Mountain aus dem Magalhaens Sund, ſowie von Jagdſpeeren, Thieren und Geräthſchaften in Holzſchnitten, endlich zwei treffliche Koſtümbilder eines Mannes und einer Frau aus Tagal. An Karten iſt bisher geliefert eine Ueber ſichtskarte mit den Kurſen der Fregatte während der ganzen Dauer der Expe— dition, eine klar gezeichnete Specialkarte des Magalhaens Sundes und der Küſten deſſelben, dieſer bisherigen terra incognita, und endlich eine Karte der Galapagos -Inſeln. A. von Ekel. Neuere Kartograpdie. Handkarte von Nieder-Oeſterreich für Schulen. Herausgegeben von M. A. Becker, k. k. Schulrathe u. ſ. w., und nach den Anga⸗ ben des k. k. Rathes A. Steinhauſer gezeichnet und lithographirt von dem Zeichnungsbeamten Franz Simié des k. k. geographiſchen Inftitutes. Maaßſtab Ted. Wien 1854. In Commiſſion bei Joſef Bermann. In einem Rahmen von 174 rhl. Dec.⸗Zoll Nord-Süd - Breite und 20 dergl. Zoll Oſt-Weſt⸗Länge liegt uns unter oben bezeichnetem Titel das Kar⸗ tenbild einer 660 Quadratmeilen umfaſſenden Landesfläche vor, auf welches aufmerkſam zu machen nur freudigſte Pflicht ſein kann. Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 32 498 Neuere Kartographie: Das Naturoriginal ift einem ſchönen Kartenbilde äußerſt günſtig. In der Mitte ſtrömt als Pulsader des Landes die Donau dahin; wir ſchauen auf ihren vielgeſpaltenen Lauf von Linz bis Preßburg, auf ihre drei Becken unterhalb Linz, Krems (die Wagram und das Tullner-Feld) und Wien (Marchfeld und Leitha-Ebene), ihre wilden Felsgaſſen bei Grein und in der Wachau und ihre engen Thalpforten bei Kloſterneuburg und Preßburg. Nordweſtlich fliegt der Blick über die ſuͤdlichſten böhmiſch-mähriſchen Terraſ— fen hinweg bis nach Budweis und dem Wittingauer Hochbecken, nordöſtlich verfolgt man die March bis Göding und im Norden giebt das Thal der Thaya einen paſſenden Abſchluß. Südwärts ziehen wir zwiſchen ſanft geform— ten Vorbergen durch die Thalebenen der Enns, Ips und Traiſen hinein in die großartige Natur der Alpenwelt. Noch ragen die Nordoſtabfälle des Rot— tenmanner Tauern in die Südweſtecke des Bildes, die Koloſſe des Eiſenärzer Tauern erheben ſich nördlich des Murthales bei Leoben und Bruck, die Oſt— pfeiler des ganzen Alpenſyſtemes thronen mit den Schneekappen der Schnee— und Rar-Alp über dem Schienenwege des Semring, und in ſchroffem Ge— genſatze bilden die Moraſtebenen jenſeit des Neuſiedler-See's die ſüdöſtliche Grenze. Solch' ein Prachtſtück der Oſtmarken unſeres deutſchen Bodens iſt einer ſchönen Darſtellung würdig — und in der That, die Ausführung hat alles Mögliche gethan, ſich der hohen Aufgabe werth zu zeigen. Die Vor— lage der Natur wies hier jede erkünſtelte, methodiſirte Darſtellung zurück, und die reichen Schätze der öſterreichiſchen Plankammern boten ausreichende Mit— tel, ein — wir möchten ſagen — zum Herzen ſprechendes Portrait der Na— tur zu liefern, in ſoweit man es von den beſcheidenen Mitteln nur verlan— gen kann, mit denen die Karte angefertigt worden iſt. Die äußere Anord— nung ſpricht angenehm an. Das Flußnetz iſt blau gedruckt, die Gebirge ſind in Kreidemanier abſchattirt und in braunem Farbenton eingeſetzt, alles Uebrige ſchwarz, jo daß die erſte Anforderung, der Deutlichkeit, erfullt iſt. Der Wald iſt in leichter transparenter Manier behandelt, Straßen und Ortszeichen ſcharf markirt und die Schrift kräftig, dennoch nirgends ſtörend gehalten. Die in— nere Anordnung hat nichts verabſäumt, was den Nutzen einer Karte in ſo großem Maaßſtabe erhöhen kann; ſie unterſcheidet ſechs Wegeklaſſen, die Orts— zeichen nach Charakter und Bevölkerung der Wohnplätze, erläutert das Haut— relief durch eine große Menge eingetragener Höhenmeſſungen, wobei trigono— metriſche von barometriſchen unterſchieden werden, legt in der reichen Nomen— clatur beſonderen Werth auf landſchaftliche Namen und hält in allen Thei— len der Darſtellung ein glückliches Maaß zwiſchen dem „zu viel“ und „zu wenig“. Es mögen dieſe Andeutungen hinreichen, darauf hinzuweiſen, daß unſere Karte nicht bloß eine zu einſeitigem Zweck mehr oder minder mecha— niſch gemachte, ſondern durch dachte iſt, eine Arbeit, welcher ein höheres Ziel vorgeleuchtet — und dieſes iſt kein geringeres, wie die Schule. Dieſe zwei Worte im Titel „für Schulen“ erheben vorliegende Karte zu einem M. A. Becker's Handkarte von Nieder-Oeſterreich für Schulen. 499 ganz beſonderen Werthe. Es iſt noch gar nicht lange her, und vielfach noch gegenwärtig ſo, daß man recht verkehrte Begriffe von den Bedürfniſſen der Schule hatte, denn wie ſoll man anders glauben, wenn man von ſchlechten, mehr Schaden wie Nutzen bringenden, Karten ſagen hörte: „für die Schule ſind ſie gut genug“, vielleicht nur um des geringen Preiſes willen. Zugege— ben, daß allerdings ſehr oft materielle Hinderniſſe im Wege ſtehen, um das einzig richtige Ziel zu erreichen: „der Schule das Beſte zu bieten“, ſo finden wir doch auch ſehr Häufig dieſes Ziel ſelbſt da nicht erreicht, wo von ſolchen Hinderniſſen keine Rede iſt. Was kann daran Schuld haben? Mangel an gutem Willen gewiß nicht, aber Mangel an Urtheil. Bleiben wir bei der geographiſchen Karte ſtehen, um nicht in vorliegend ungebörige Erörterungen einzugehen, fo glauben wir, daß das Vermögen, den inneren Werth einer Karte richtig zu beurtheilen, noch keinesweges umfaſſend vorhanden iſt, wie es der Zweck wünſchen läßt, und es muß daher ganz be— ſondere Freude machen, Führer der Schule dahin ſtreben zu ſehen, durch die That dieſes Ziel anzubahnen. Haben erſt die Leiter der Schule ein wirklich einſichtsvolles Urtheil über den Werth der Schulbedürfniſſe, dann verſchwin— den deren ſchlechte gewiß von ſelbſt, und weder das glatte Aeußere, noch der oft ſpottbillige Preis ſo vieler Schulkarten wird im Stande ſein, das prak— tiſch kritiſche Auge zu beſtechen. Nichts kann geeigneter ſein, die Kritik über den Werth einer Karte beſſer auszubilden, als wenn man Gelegenheit hat, fie mit der Natur zu vergleichen, und darum ſind gute Heimathskarten das erſte Bedürfniß der Schule. Die Karte von Nieder-Oeſterreich iſt eine ſolche, und wenn auch nicht jedem Elementarſchüler zugemuthet werden kann, ſich ein ſolch' großes und für ihn vielleicht viel zu koſtbares Blatt anzuſchaffen, fo muß doch dem Leh— rer ihr Beſitz zugemuthet werden, damit er auf gediegenſte Weiſe feine hei— matliche Provinz geographiſch erforſche, und ein kleines Stückchen der enge— ren Heimat wird auf dem Wege des Umdruckes auch möͤglichſt billig für das Schulkind herauszuſchneiden ſein. Daß ſolche Einrichtungen von den Her— ausgebern vorliegender Karte in Abſicht waren und vielleicht ſchon ausgeführt ſind, erhellt aus uns gemachten Privatmittheilungen, und im Intereſſe des geographiſchen Schulunterrichts konnten wir es uns nicht verſagen, dieſes hohe Verdienſt in weiterem Kreiſe bekannt zu machen. Mit derſelben Bereitwillig— keit, wie ſich in vorliegendem Falle die Schätze der Wiener Plankammer ge— öffnet haben, um ihr koſtbares Material einem ſchönen öffentlichen Zwecke zu widmen, mit demſelben freundlichen Entgegenkommen öffnen ſich auch die Ar— chive anderer Staaten; die Veröffentlichung der ſpeciellen topographiſchen Kar— ten beweiſt es; darum ſammle man die Schätze und mache fie zum Gemein— gute der Schule, und ahme dem Beiſpiele nach, das die Herausgabe der „Handkarte von Nieder-Oeſterreich für Schulen“ auf ſo würdige Weiſe geboten! E. von Sydow. * ltisceffen. Die nordamerikaniſche Erpedition nach Japan. (Nach einem Schreiben des Commandeurs derſelben, M. C. Perry. “) Am Bord der Fregatte Powhatan im Hafen von Hako— dadi auf der japaniſchen Inſel Jeſſo, am 30. Mai 1854. Ich habe die Häfen von Simoda (34° 32“ n. Br. und 138° 51’ öſtl. L. Gr.) und Hakodadi (41 49 n. Br. und 140° 48“ öſtl. L.), welche den Schiffen der Vereinsſtaaten eröffnet worden ſind, unterſucht und bin erfreut, dem Departement melden zu können, daß ſie hinſichtlich ihrer geographiſchen Stel— lung, der bequemen Ein- und Ausfahrt und aller nothwendigen Erforderniſſe nicht leicht übertroffen werden könnten. Dieſer (wohl Hakodadi) iſt einer der ſicherſten und brauchbarſten Häfen, den ich jemals für Schiffe aller Klaſſen kennen gelernt habe. Er wäre geräumig genug, um die Hälfte der Flotten der ganzen Welt zu beherbergen. Die Magiſtrate und Bewohner beider Städte find uns mit Wohlwol— len und Aufmerkſamkeit entgegeugekommen, und die Schiffe wurden ſehr ſchnell und zu mäßigen Preiſen mit Holz, Waſſer und anderen Erzeugniſſen des Landes verſehen. Die völlige Enthaltſamkeit der Japaneſen von Fleiſch— ſpeiſen hatte ſie ſtets abgehalten, Vieh für den Markt zu mäſten, daher die Fleiſchſpeiſe, dieſe Hauptnahrung für die Bewohner des Weſtens, hier ſelten iſt. Späterhin werden fie für die beiden Hafenorte, wenn unſere Schiffe Die ſelben beſuchen, ſchon dergleichen herbeiſchaffen! Geflügel und Fiſche, wie Gemüſe und Früchte dürften in gehöriger Menge zu haben ſein, und ein paar Schiffe werden immer für unſere Bedürfniſſe ausreichen. An beiden Hafenorten können die Officiere und Schiffsleute, welche das Schiff zu verlaſſen die Erlaubniß erhalten haben, ganz frei in Stadt und Land umhergehen, Fiſche fangen, mit Schießgewehren jagen, die Kramlä— den, ſowie die Tempel und andere beſehenswerthe Oertlichkeiten beſuchen, ohne irgend eine Unannehmlichkeit dabei zu gewärtigen; im Gegentheil kommt ihnen jedermann freundlich, und zumal das Landvolk mit Ehrerbietung entgegen. Nur in Simoda kam ein Mal eine Unannehmlichkeit gegen unſere Leute 2) Das Schreiben des Commandeurs Perry, welcher die nordamerikaniſchen Streitkräfte in den oſtindiſchen, chineſiſchen und japaniſchen Gewäſſern befehligt, iſt an den Hon. Joſ. C. Dobbin, Staatsſecretair des Seeweſens zu Waſhington, gerich- tet und am 29. September d. J. von dem Daily National Intelligencer N. 12877, Vol. LXII, veröffentlicht worden. C. R. Die nordamerifanifche Expedition nach Japan. 501 vor; als ich mich deshalb bei dem Präfecten beſchwerte und Genugthuung verlangte, ſchrieb er die Schuld ſeinen Beamten zu, welche die Beleidiger ge— weſen waren. Nach einer Verabredung werde ich nun noch ein Mal oder auch wie— derholentlich mit den Kaiſerlichen Commiſſarien zu Simoda am 15. des näch— ſten Monats (Juni) zuſammenkommen, um noch über manche Punkte, zum Verſtändniß des Tractates, zu unterhandeln. Iſt dieſes geſchehen, ſo kehre ich über Oho Sima, Lew Chew und die Häfen Ning-po, Fuhchow und Amoh in China nach Hong kong zurück. Die Officiere meines Commando's haben mehrere lehrreiche Karten von den Häfen und Küſten Japan's aufgenommen; unſere Sammlung von Na— turproducten, Schildereien, Skizzen iſt täglich in Anwachs. Eins der Schiffe unſerer Escadre iſt damit beſchäftigt, eine Aufnahme der Volcano-Bai, einer guten Ankerſtation, die an 70 (engl.) Meilen vom Hafen Hakodadi ent— fernt liegt, zu Stande zu bringen. Bis jetzt hatte ich keine Zeit, die gehö— rigen Erforſchungen und Unterſuchungen anzuſtellen und auszuführen, wo— mit ich in meinen Inſtructionen vom 29. October 1852, vom 16. Mai 1853 und 11. Juni 1853 beauftragt bin, das Schickſal unſerer Landsleute betreffend, die entweder im Meere untergegangen ſind, oder noch lebend, aber in Gefangenſchaft, auf Formoſa oder auf japaniſchen Inſeln ſich befin— den ſollen. Die hieſigen Magiſtrate haben mir in dieſer Beziehung auf meine An— fragen Auskunft gegeben, die ich hier beiſchließe; ich werde nun die Schiffe Macedonia und Southampton nach Formoſa ſchicken, dort weitere Erkundi— gung einzuziehen und zugleich die Kohlenlager dieſer Inſel zu unterſuchen. Als Beweis des guten Einverſtändniſſes mit den Behörden hier zu Ha— kodadi, wie zu Karagawa und Simoda, kann dienen, daß der Präfeet, der Gou— verneur und der Stadtvorſteher, geſtern Abend ein formelles Souper, wozu Rich fie eingeladen, eingenommen haben. C. Nitter. Die hinterindiſche Inſel Sumbawa. Im 23. Theil der Verhandlungen der Batavia'ſchen Geſellſchaft (Verhan- delingen van het Bataviaasch Genootschap) befindet ſich ein Bericht des Na— turforſchers Zollinger über ſeine im Jahre 1847 zu naturwiſſenſchaftlichen Zwecken nach Bima und Sumbawa (zwei Orten auf der Inſel Sumbawa) und noch nach einigen Orten auf Celebes, Saleijer (einer ſüdlich von Celebes ge— 502 Miscellen: legenen Inſel) und der Inſel Flores unternommene Reife n). Einen Auszug aus Zollinger's Mittheilungen liefert van Hoevell’s Tijdschrift voor Ne- derlandsch Indie (15. Jahrg. I, 123 — 135), und dieſer iſt es, welcher das Material zu dem nachſtehenden Aufſatz geliefert hat 2). a. Bericht über den Gang der Reiſe. Zollinger begab ſich zuvörderſt nach Macaſſar im ſüdlichen Theil von Celebes, und dann nach dem einige Meilen nördlich davon am Weſtrande von Celebes gelegenen Ort Maros, um die hier befindlichen Steinkohlenlager zu unterſuchen, worüber er ſeine Anſichten mittheilt. Auf der Reiſe von Ma— caſſar nach Bima legte ſein Schiff zu Bonthain an, aber den dortigen Pik Lumpu-Batang genannt, vermochte er wegen Unpäßlichkeit nicht zu beſteigen. Von da wandte ſich der Reiſende nach dem Hauptort von Salei— jer und brachte daſelbſt zwei Tage zu. Unter den Erzeugniſſen dieſer Inſel hebt er beſonders die große Menge von Kokosbäumen hervor, von denen die Bewohner vorzüglich ihren Lebensunterhalt ziehen. Ueber Bari, das der Rei— ſende auch berührte, ſpricht er etwas ausführlicher, und er erwähnt das Anſehen, welches der Fürſt von Bima hier und auf Mangarei genießen ſoll; ferner giebt er Nachrichten über die Natur des Landes und ſeiner Be— wohner. Dann begab ſich Zollinger nach Bima, wo die Ceremonien an dem Hofe des Sultans noch ganz ſo, wie zu Zeiten der alten Compagnie, waren. Von da aus trat der Reiſende ſeinen Weg durch das Innere an. Faſt in jedem Dorfe wurde er feſtlich und mit einigem Ceremoniel empfan— gen, aber alles ging entſetzlich langſam vor ſich, da die Transportmittel nur in ſehr dürftigem Maaße vorhanden waren. Zu Dompo gab es wieder die— ſelben Ceremonien, wie zu Bima; der Sultan empfahl ſein Land, das durch den Ausbruch des Tamboravulcans ſo ſehr gelitten hatte, dem Erbarmen der Regierung. Zu Sangar, von wo aus der Reiſende den Tambora beſtieg, fand er nur eine Bevölkerung von 40 — 50 Familien, die beinah außer Stande waren, die nöthigen Menſchen für ſeinen Zug zuſammenzubringen. Das Ge— rücht von der Beſteigung des Tambora hatte ſich, vergrößert, durch das Land verbreitet; man nannte Zollinger „Tuwan Kramat“, d. h. einen Zauberer, meinte, daß nur ein höheres Weſen ſo etwas thun könne, und veranſtaltete ) Zollinger iſt der erſte Europäer, der, wie es ſcheint, eine umfaſſende Durch— forſchung Sumbawa's unternommen hat, was in der That auffallen muß, da die In= ſel nur durch die Inſel Lombok von Bali getrennt iſt und ſchon ganz in der Nähe des Nordoſtendes von Java liegt. Smits in ſeinem früher bereits erwähnten Werke The Seemanns Guide round Java (190) bezieht ſich deshalb in feiner Schilderung der maritimen Verhaͤltniſſe Sumbawa's öfters auf Zollinger's Ermittelungen. 2) Die Zeiſchrift verdankt die mit D bezeichneten Bemerkungen der gütigen Mit: theilung des Herrn Major Diedrich, eines lange Jahre in niederländiſch Indien ſtatio— nirt geweſenen Offiziers, aus deſſen Beobachtungen auch der früher hier mitgetheilte Aufſatz über die Javaneſen hervorgegangen iſt (II, 85 — 125). G. Die hinterindiſche Inſel Sumbawa. 503 deshalb ein Feſt, wobei man einen Büffel ſchlachtete und verzehrte. Die darauf folgende Reiſe von Bima nach dem Innern des Reiches Sumbawa war ſehr mühſelig, da ſie durch dürre Strecken führte. Man kam dabei durch einige Dörfer, deren Häuptlinge den Titel „Dea“ führen, wo aber nicht viel zu bekommen war. Obſchon man auf Sumbawa von unſeres Reiſenden An— kunft Nachricht hatte, ſo war doch nichts geſchehen, ihm die Ausführung ſei— ner Pläne zu erleichtern; überall koſtete es unſäglich viel Mühe, Kuli's zu bekommen. An dem Hauptorte ſelbſt war Niemand von Seiten des Sul— tans anweſend, um ihn zu bewillkommnen, als ein Mann vom niedrigſten Range, was für eine tödtliche Beleidigung gilt. Dieſelbe Unhöflichkeit blieb auch ſpäter, und das Ceremoniel beim Abholen des Empfehlungsbriefes war ſogar noch unbedeutender, als zu Bima. Der Sultan wälzte die Schuld von ſich ab, indem er angab, daß er ſelbſt eine viel geringere Macht, als der Dea oder Reichsgeneral habe. Beide gelten bei dem Volk für ſehr habſüch— tig und ſaugen es aus. Als der Reiſende vom Sultan zum Eſſen gebeten wurde, erſuchte ihn dieſer, die Speiſen und den Wein mitzubringen, weil er von der europäiſchen Kochkunſt ungemein viel halte. Die Bewohner, in der Meinung, die Reiſe Zollinger's habe einen politiſchen Zweck, nannten denſelben Commiſſarius und kamen täglich mit Klagen uͤber die Regierung. Während der Sultan die Araber ſehr vorzieht, iſt umgekehrt der frü— here beim Volke beliebte Reichsregent den Europäern außerordentlich zu— gethan. Von der Hauptſtadt des Sultans ging die Reife weiter weſtwärts. Der Sultan gab, außer den Kuli's, noch zwanzig ſeiner Mantri's (Häuptlinge) mit, um den weſtlich wohnenden Häuptlingen Reſpect einzuflößen und von ihnen Geſchenke zu erpreſſen. Der Weg führte wieder beinahe ganz durch oͤde Gegenden, und man hatte überall viel Mühe, Kuli's zu bekommen, in— dem viele Dorfhäupter, Demmung, Datu und Radja genannt, ſich gar nicht um den Sultan bekümmern. Beim Volke iſt ein Einfluß der Be— wohner der unweit Sumbawa gelegenen und durch ihren muthvollen und langen Widerſtand gegen die niederländiſche Macht ſehr bekannten Inſel Bali wahrzunehmen; auch ſcheint man mit den Seeräubern dieſer Gegenden zum Theil im Einverſtändniß zu ſein. Zu Taliwang beſchloß Zollinger durch das Gebirge des Innern nach Sumbawa zurückzukehren. Er zog durch Wälder, über Berge und Flüſſe; manchmal kam er in Ebenen, wo es Spuren der Exiſtenz früherer, jetzt aber völlig unbewohnter Dörfer gab. In einem Dorfe wurde jedoch die Geſellſchaft gut empfangen; die Bewohner waren erſtaunt, einen Weißen aus dem Gebirge kommen zu ſehen. Der Weg weiter nach Sumbawa erſchien wieder traurig und das Land als eine völlige Aſchenwüſte. Der Empfang am Hauptorte von Seiten des Sultans war, fo wie früher, ſehr gleichgültig. Bei einem ſtatt— lichen Abſchiedsbeſuch ſaß der Sultan mit zweien ſeiner Großen an der Tafel, 504 Miscellen: und hinter ihm, auf der Erde, eine Anzahl Mantri's. Er ließ ſich nicht, wie die Fürſten von Bima und Dompo, broeder, ſondern mijnheer nennen, Der Reiſende beklagte ſich über die unangenehme Behandlung, die er erfah— ren, und ſagte, daß er zu Macaſſar und Batavia davon Anzeige machen werde. Der Sultan war verſtimmt, ließ noch einige Vornehme holen und nach einigen Berathungen brachte einer von ihnen eine Entſchuldigung vor, welche ſpäter vom Sultan in gutem Malaiifch wiederholt wurde, obgleich er vorher dreiſt behauptet hatte, kein Malaiiſch zu kennen. Indeſſen hatte man noch ſehr viel Mühe, um das zur Abreiſe Erforderliche zu erhalten, und un— terwegs ſah man ein, daß, abgeſehen von der Gefahr, welche von fünf in der Nähe befindlichen Räuberkähnen drohte, ſowohl Schiff, als Bemannung für den Zug nicht tauglich wären. Der Reiſende begab ſich alſo an die Küſte, nach dem Kampong Lapi, wo ſich zwei ihm ergebene Vornehme befanden. Der Weg führte noch fortwährend durch mit Aſche bedeckte Flächen, oder zwiſchen Hü— geln von vulkaniſchem Geſtein, wo nirgends ſüßes Waſſer zu finden war. Der Häuptling von Plampang, um Pferde und Kuli's erſucht, ſchlug beides ärgerlich ab; als aber unſer Reiſender, nur von zwei Jungen und einem Be— dienten begleitet, im Galopp durch das Thor zu ihm hineinritt, war man ſehr freundlich und gab alles Erforderliche. Darauf verließ Zollinger das Reich Sumbawa und begab ſich nach dem von Dompo. Nach einem ſehr herzli— chen Empfange ging er, von Kanonenfeuer ſalutirt, nach dem Gebiet von Bima, wo man ihn wieder ſchlecht aufnahm. Die weitere Reiſe wurde abermals dadurch erſchwert, daß die Kuli's zuweilen das Gepäck niederſetzten und davon— liefen. Dies Alles kam daher, daß der Sultan die nöthigen Befehle, wie immer, vor dem Opiumrauchen gegeben, und die Mantri's (Häuptlinge) dann geſchlafen und die Befehle während zweier Tage vergeſſen hatten. Nach— dem der Reiſende endlich noch einen Zug nach dem Binnenlande unternom— men, wandte er ſich nach dem Gebirgslande von Dompo, wo nie zuvor ein Europäer geweſen war. Man erzählte ſich von dieſem Lande allerlei ſeltſame Dinge und ſprach in ihm ſelbſt von den Europäern, wie von feindlich geſinnten Bergteufeln. Zollinger fand dagegen die Menſchen hier faſt von der Art der Kin— der an Geiſt und Herz; ſie heißen Orang (d. h. Mann) Dongo, ſind ſehr abergläubig und hielten den Reiſenden für eine Art übermenfchlichen Weſens; ſie würden gern vom Sultan unabhängig ſein und lieber geradezu unter der holländiſchen Regierung ſtehen. Nach dieſem Ausfluge begab ſich der Rei— ſende zur See nach Macaſſar, von wo aus er einen Zug nach Boni mit— machte. Hier hörte er, daß die trockene Jahreszeit ſich nur dadurch von der Regenzeit unterſcheide, daß es in der erſten viel, aber nur kurze Zeit anhal— tend, in der letzten dagegen beinahe immer regne. Die Bewohner ſchienen ihm hier beſſer zu ſein, als man gewöhnlich annimmt, indem man von den— jenigen, welche den ganzen Archipel befahren, ungerechter Weiſe einen Schluß auf die beiden vornehmeren Stände, den Landadel und die Landbebauer, macht. Die hinterindiſche Inſel Sumbawa. 505 Jener iſt ſehr achtbar, und auch die geringere Klaffe benahm ſich überall ſehr ordentlich und war nicht zudringlich. Die höchſte Perſon iſt natürlich der „Tumi lalang“ oder Reichsregent. Es iſt ein ſehr braver Mann, deſſen Frau ihm an Einfluß im Lande, ſowie an Klugheit, nur wenig nachſteht. End— lich kehrte Zollinger über Macaſſar nach Java zurück und brachte bedeutende Beiträge für den botaniſchen Garten und das Muſeum mit. b. Geographiſch-geologiſcher Charakter von Sumbawa. Nachdem unſer Reiſender die Grenzen von Sumbawa angegeben, berich— tet er über die Baien der Inſel, woran dieſelbe unter allen Sunda-Inſeln am reichſten iſt, und wodurch ſie in einige große Halbinſeln getheilt wird. Viele der Baien ſind ſo groß und geſchloſſen, daß ſie beinahe Binnenſeen ge— nannt werden könnten n). Wäre das Land beſſer bevölkert, fo würde dies der Cultur ſehr förderlich ſein. Ferner ſpricht Zollinger von den Vorgebir— gen und den benachbarten, aber meiſt unbewohnten Eilanden. Die Größe Bi— ma's und Sumbawa's iſt ungefähr gleich der der Statthalterſchaft Surabaja auf Java, mit Einſchluß der Inſel Madura und der anderen dazu gehörigen kleineren Inſeln. Durch ihre natürliche Geſtalt zerfällt unſere Inſel in vier Theile, nämlich: 1) in die Halbinſel gleichen Namens im Nordweſten; 2) in die Halbinſel des Berges Tambora; 3) das Innere des Landes und 4) die öftliche Halbinſel von Bima, mit welcher Eintheilung aber die politiſche nicht zuſammenfällt. Nur der erſte Theil umfaßt ein ganzes Reich, das von Sum— bawa mit den beinah unabhängigen Unterabtheilungen: Tjereweh, Taliwang, Setelak (und früher Serang) und Allas, ſämmtlich an der die Inſel von der weſtlicheren Inſel Lombok trennenden Meeresſtraße von Allas gelegen. Die dftliche Grenze des Reiches bildet die Landenge von Mata. Der zweite Theil des Landes begriff einſt das Reich Tambora und das Land von Pape— kat. Gegen Oſten erſtreckt ſich dieſes Reich bis Sangar und Dompo, längs der Landenge von Sangar. Der dritte Theil umfaßt die Reiche Dompo und Sangarz erſteres macht jetzt auch Anſprüche auf die früheren Reiche von Tambora und Papekat. Die öftliche Hälfte des dritten Theils und der ganze vierte bilden zuſammen das Reich von Bima. Die Inſel iſt fo bergig, daß ſie keine nennenswerthen Flächen beſitzt; ſchmale Striche längs der Küfte find nämlich nur angeſpültes Land. Im All— gemeinen beſteht das Land aus vulkaniſchen Trümmern und hat gewiß 1) Von dieſen Golfen iſt der auf der Nordſeite der Inſel gelegene von Sali, welcher 4 Leagues Breite hat und ſich 13 Leagues weit in ſüdöſtlicher Richtung er— ſtreckt, der bedeutendſte. Ein anderer Meereseinſchnitt führt den Namen Banga. Au— ßerdem gehören hierher die Baien bei Tiempie, Tieris, Kowanko nnd Sapi, die große, Kollong genannte Bai, ſowie die im Oſten der letzten gelegene Bai von Am— pang, die von dem Saligolf nur durch den Iſthmus, worauf der hohe Vulcan von Tambora ſteht, getrennte Bai von Dompo und endlich die Bai von Bima. 506 Miscellen: von allen Inſeln im Archipel die gewaltigſten Veränderungen in ſeiner geo— logiſchen Geftalt erfahren. Sehr bekannt iſt in der Hinſicht der furchtbare Ausbruch, welcher am 11. April 1815 auf Sumbawa ſtattfand *). Die mineraliſchen Haupterzeugniſſe der Inſel ſind Salz, Schwefel, Ar— ſenik, Schwefelkies, Bimsſtein, Schleifſteine, Batu lebbo (eine verhärtete Thon— erde, welche gegeſſen wird) und Opale 2). Es finden ſich weder Ströme noch größere Flüſſe, und die auf der Inſel vorkommenden fließenden Gewäſ— ſer ſind kaum an der Mündung mit Booten befahrbar. Die meiſten trock— nen in der guten Jahreszeit aus oder verlieren ſich im Sande. Auch Seen findet man nicht. c. Vegetation. Der Charakter der Pflanzenwelt iſt im Allgemeinen derſelbe, wie auf Java; doch hat Bima keine alpinen Höhen, denn nur der Gipfel des Tambora, der aber faſt keine Pflanzendecke trägt, ſteigt höher, als 8000 Fuß auf. Seit der Verwüſtung im Jahre 1815 hat die Vegetation auf Sumbawa überhaupt viel gelitten, aber der größte Unterſchied beſteht, wenigſtens in der trockenen Jahreszeit, darin, daß alle Bäume ihre Blätter verlieren und die Büſche ſo kahl ſind, wie während des Winters in Europa mit Ausnahme der gemach— ten Anpflanzungen, der hohen Büſche im Gebirge und der Vegetation unmit— telbar am Strande; die Tamarinde macht aber hiervon überall eine Aus— nahme. Die Pflanze, welche die unentbehrlichſte Nahrung gewährt, iſt hier der ganz ſo, wie auf Java, angebaute Reis, und der Mais, wel— cher in verſchiedenen Gegenden dem Reis vorgezogen wird; ferner gehören 1) Wir beſitzen von dieſem furchtbaren Ausbruche, einem der größten, der je auf Erden ſtattgefunden hat, zwei Schilderungen; die eine, von G. A. Stewart, be⸗ findet ſich in den Transactions of the Literary Society of Bombay, Vol. II, und it auszugsweife in das Edinburgh Philosophical Journal von Brewſter und Jameſon, 1820, III, 389 — 392 übergegangen, die zweite lieferte Aſſey in dem neunten Bande der Schriften der bataviſchen gelehrten Geſellſchaft Sir Stamford Raffles gab in ſei— nem berühmten Werk: The History of Java. London 1817. S. 26 — 27 aus der letzten Schilderung eine Notiz und aus einer anderen Mittheilung noch eine zweite derſelben Art. G. 2) Dieſe dürftigen Angaben erweiſen die große Beſchränktheit der mineralogi— ſchen und geognoſtiſchen Kenntniſſe unſeres Berichterſtatters; indeſſen ergiebt das Vorkom— men von Bimsſteinen, daß Trachyte auf Sumbawa vorkommen müſſen. Die Opale treten wahrſcheinlich, gleich den ungariſchen und mexicaniſchen, mit zerſetzten Trachy— ten auf, oder es ſind Producte aus dem tertiären Thon, gleich denen von Menil Montant oder Argenteuil bei Paris und den böhmiſchen aus den Umgebungen von Bilin Uebrigens war das Vorkommen von Bimsſteinen als eines Auswurfsproducts des Tamboro ſchon früher bekannt geweſen, wenigſtens erwähnte bereits Stewart aer Phil. Journ. III, 389), daß bei den großen Ausbrüchen von 1815 immenſe Maſſen von braunem Bimsſtein aus dem Krater des Vulkans ausgeworfen worden G. ſeien. “ Die hinterindiſche Inſel Sumbawa. 507 hierher viele Sorten von Katjang, beſonders der Katjang-id ju ). Man fin⸗ det auch gute Früchte und Holz 2). d. Thierreich. Hierüber hat der Reiſende keine beſonderen Studien gemacht, doch gilt die allgemeine Regel, daß die Menge von Landthierarten, und beſonders von höher organiſirten, in dem Grade abnimmt, als die Inſeln entfernter vom fe— ſten Lande liegen, auch hier. Es giebt nur eine einzige Art von Affen, die gemeine graue, aber Individuen davon in großer Menge. Reißende Thiere, ſelbſt den wilden Hund, hat man nicht, und nur eine kleinere Art wilder Katzen findet ſich. Außer dem Kantjit, einem kleinen, zierlich gebauten, wilden Reh, das auch auf Java und Sumatra erſcheint 2), ſind Hirſche in großer Menge vorhanden, Kidangs (wilde Ziegen) dagegen ſelten; eine Art wilder Schweine kommt in unglaublicher Menge vor. Von Vögeln hat man nicht ſo viele Arten, als auf Java, beſonders wenige Tag- und Nacht-Raubvögel finden ſich; Sumpfvögel giebt es mehr, vorzüglich Reiherarten, ſelbſt einzelne Vogel, die auf Java nicht erſcheinen, kennt man. Pferde finden ſich nirgends ſo viel, als hier, und zwar von ausgezeichneter Güte. Man hat davon zwei Raſſen, die von Bima und die von Sumbawaz die letzten find ſchöner, die er- ſten ſtärker. e. Bevölkerung. Die Einwohner gehören der malaiifchen Raſſe und, wie es ſcheint, demſelben Stamme, wie die Sundaneſen, an, obſchon ſie im Allgemeinen dunkler von Farbe ſind; auch iſt bei ihnen der unterſte Theil des Geſichts ſpitzer, und endlich ) Die Blüthe dieſer Pflanze, einer Art Brechbohne, enthält einen Farbeſtoff, die Pflanze ſelbſt dient als Viehfutter, die Bohnenfrucht wird gegeſſen. D. ) Raffle's (Java J, 38) berichtete, daß der Tikbaum große Strecken Sum: bawa's bedecke und eine beträchtliche Maſſe Holz in den Handel liefere. Alle Hügel am nördöſtlichen Theil der Inſel ſeien bedeckt mit dem Baum; indeſſen bewirke die ſtete Nachfrage nach dem Holz, daß die Bäume nicht zu ihrer vollſtändigen Aus⸗ bildung kamen, indem fie ſelten mehr als einen Fuß Durchmeſſer hätten, außer in den ausſchließlich zum Bedarf des Souverains von Sumbawa beſtimmten Forſten. So kommen nach Raffles im Innern der Inſel, in Dompo, die Baume allerdings zu ihrer völligen Entwickelung, da ſie nur der Souverain nützen kann. Hier erſcheint das Holz außerordentlich ſchön, und gilt bei den Eingeborenen für beſſer, als das von Java. Aber die Abfuhr nach der See iſt außerordentlich ſchwierig. Sonderbar iſt noch nach Raffles Beobachtung, daß der Tikbaum auf der Halbinſel Malacca und auf Sumatra gar nicht, und auf Celebes nur an wenigen Stellen vorkommt, wäh rend er auf Java und den benachbarten kleineren Inſeln, wie Madura, Bali u. ſ. w. im Ueberfluſſe waͤchſt. G. ) Der Kantjit unſeres Berichterſtatters, der Moschus Kanschil der Zoologen wurde ſchon von Buffon und ſpäter von Raffles in den Linnean Transactions XIII, 262 beſchrieben; er iſt 15 Zoll lang, lebt in den dichteſten Wäldern von Beeren und ſchließt 125 an die Moſchusthiere zunaͤchſt an, doch hat er weder den e noch örner. 1 508 Miscellen: findet man in der Hautfarbe viele Uebergänge in das Bronzene und Braune, die charakteriſtiſchen Farben auf den Inſeln weiter gegen Oſten. Die Frem— den ſind meiſt Bugineſen und Macaſſaren. Man muß bei den Bewohnern zwei Arten unterſcheiden, die in körper— licher und geiſtiger Entwickelung ſowie in der Sprache ziemlich ſtark von ein— ander abweichen, nämlich die des weſtlichen (Sumbawa) und die des öſtlichen Theils (Bima, Dompo und Sangar). Die Sprache der Bewohner von San— gar iſt übrigens auch eigenthümlich, kommt jedoch der von Bima am nächſten. Die Bewohner Bima's zeigen ſich, wie ihre Pferde, kleiner und gedrungener, als die von Sumbawa. Ihre Sprachen, obwohl verſchieden, ſind dennoch ver— wandt. Ferner weichen die Bewohner beider Reiche in der Kleidung von einander ab; in Bima tragen beide, Männer und Frauen, Hoſen, und zwar die Frauen unter dem Sarong (Oberkleid); in Sumbawa geſchieht dies von keinem der beiden Geſchlechter, ſondern beide tragen einen Sarong und einen Slendang (ſchmalen, langen, ſeidenen Shawl, der um den Hals geſchlungen wird). Die Häuſer in Sumbawa ſind groß und auf hohen Pfählen erbaut, in Bima dagegen klein und nur einige Fuß über dem Boden ſtehend. Daß die Menſchen hier, wie es ſcheint, träge ſind, muß dem Klima zugeſchrieben werden, weshalb ſie auch nicht Laſten zu tragen pflegen, ſondern ſich hierzu der Pferde und Büf— fel bedienen. Im Allgemeinen ſcheinen ſie ſehr gaſtfrei zu ſein und hängen feſt an ihren alten Gewohnheiten. Die abergläubiſchen Vorſtellungen und Erzählungen, welche bei ihnen im Schwange ſind, zeigen, wie wenig der Geiſt des Mohamedanismus bei ihnen Eingang gefunden hat. Ferner ſind ſie ſehr furchtſam und feige. Daß man unſerem Reiſenden auf Sumbawa immer Lügen erzählte, iſt jedoch kein Beweis für einen allgemeinen Hang zur Lüge; wahrſcheinlich waren die Inſulaner von ihren Häuptlingen dazu an— geregt worden. Meineid, Diebſtahl, Mord u. dgl. ſind da, wo man nicht mit Fremden in Berührung kommt und übermäßig viel Opium gebraucht, ſehr ſelten. Obſchon die Sumbawaner in mancher Hinſicht Anderen nachſtehen, ſo würde doch ein günſtiger, von Außen kommender Einfluß ihre ſchlummern— den Kräfte vermuthlich wecken und entwickeln. f. Klimatiſche und Geſundheitsverhältniſſe. Die Jahreszeiten erſcheinen als dieſelben, wie auf Java, doch auch einiger— maßen davon abweichend. Zu den wichtigſten Folgen des Ausbruchs des Tam— bora gehört der minder häufige Regen (2 G.). Erdbeben find eine große Plage, wie gewöhnlich in den von vulkaniſchen Proceſſen heimgeſuchten Landſtrichen. Die mittlere Temperatur ſcheint übrigens hier niedriger, als auf Java zu fein, auch iſt die Ungeſundheit im Allgemeinen nicht ſo groß, als man gewöhnlich angenommen hat. Fieber herrſchen z. B. nicht überall, und meiſt nur in der trockenen Jahreszeit; läſtig ſind ſie jedoch beſonders nur in Bima, und zwar meiſt von der Natur der ſchleichenden Fieber, doch haben manche traurige Folgen. Die hinterindiſche Inſel Sumbawa. 509 Demungeachtet findet man hier ſehr alte Leute. Auch Dompo und Sumba ſind nicht ungeſund, Sapi und Taliwang müſſen ſogar ſehr geſund ſein. Ein zweites Uebel, woran Viele leiden, ſind Augenentzuͤndungen in Folge aufge— flogener Aſchen- und Sandmengen; ferner Kinderpocken. Das Kuhpockenim⸗ pfen mißlang beim erſten Verſuche, doch rieth Zollinger überall den Fürſten, junge Leute nach Java zu ſenden, um das Impfen ordentlich zu lernen und von da guten Impfſtoff mitzubringen. Syyhilitiſche Krankheiten ſind durch den Umgang mit Fremden nicht unbekannt geblieben. Die Bevölkerung lei⸗ det auch viel an Hautkrankheiten. Ueberhaupt befindet ſich die Heilkunde in einem jämmerlichen Zuſtande. g. Das Reich von Bima. Nach einigen anderen Bemerkungen über die Oertlichkeit und die Bewoh⸗ ner, deren Zahl auf etwa 45000 Seelen geſchätzt wird, berichtet Zollinger, daß hier ziemlich viel, aber freilich nicht ſehr gutes Salz gewonnen wird. Auf den Sawah's 1) wird nicht jährlich zwei Mal Reis gepflanzt. Die Padi⸗ Büſche (der Reis in Aehren) ſind kleiner, als auf Java, im Durchſchnitte 2Ratis (etwa 3 Pfund) ſchwer. Ein Flächenmaaß kennt man nicht; die Ober- fläche eines Feldes wird nach den Büſchen geſchätzt, die es hervorbringt. Trocke— nen oder Bergreis baut man verhaltnißmäßig weniger, als auf Java an; be⸗ trächtlich mehr dagegen Mais oder Djagung, welcher die Hauptnahrung der Bergbewohner und Armen ausmacht. Iſt der Sawahreis geerntet, ſo wird im Allgemeinen Mais, Taback, Zwiebeln und Katjang⸗idju angepflanzt. Ferner findet man Bataten, Baumwolle, Zuckerrohr, Kaffee, Indigo, ſogenanntes Klap⸗ pa⸗ oder Kokosnuß-Oel, Holz von den Kanarien- 2) und Bingkuru-Bäumen (2G.) und Sappanholz 2). Es wächſt endlich in Bima viel Djati⸗Holz „), das nicht verarbeitet wird, weil der Transport zu läſtig iſt. Tripang (Zeitſch. I. 141. G.) wird meiſt von Orang-Badjo's (Tagarbeitern?) gefangen, die auch Schildkröͤtenſchaalen einſammeln. Der Handel damit iſt gegenwärtig frei. Be⸗ deutend iſt die Ausfuhr von Vogelneſtern, die zum Privateigenthum des Sul- tans gehören und von ſehr guter Qualität ſind. Auch hält man Ziegen, be⸗ ſonders aber Büffel, welche immer frei umherlaufen und nur eingefangen wer⸗ den, wenn man ſie gebraucht. Ebenſo iſt es mit den Pferden. Die Contracte mit der Compagnie ſind von der einen Seite nie ſtreng gehalten worden, und noch 1815 zog das Gouvernement nichts aus dem Lande, ſondern führte ſelbſt Reis ein, um die Noth zu lindern. Es betrieb beſonders den Handel mit Sappanholz; andere Producte überließ man dem ) Sawah's find Reisſelder, welche unter Waſſer geſetzt werden können, ſelbſt an Bergeshängen, ſowie auch die in ſumpfigen Gegenden, alſo naſſe Reisfelder. Einen Gegenſatz bilden die Ladang's oder trockenen Reisfelder. A ) Boa Kanari iſt eine zur Bereitung von Speiſen gebrauchte Nuß. D. ) D. h. Braſilienholz von Caesalpinia Sappan. G. ) Von der ſogenannten indiſchen Eiche. 227 510 Miscellen: freien Handel. Auch in anderer Hinſicht wich man von dem Vertrage ab, indem der Sultan unter Anderm gewiſſe Ausgangszölle nicht nur von den Waaren ſeiner Unterthanen, ſondern auch von denen der Regierung erhebt; von den Zöllen ſind einige ſehr hoch. Der Sultan und ſeine Großen trei— ben ſelbſt Handel, wodurch der der Kaufleute ganz zerſtört wird. Urſprüngliche Maaße oder Gewichte giebt es nicht. Als Laͤngenmaaß gebraucht man Fuß und Klaftern; letzte, wie auf Java, von 6 Fuß; grö- ßere Entfernungen berechnet man nach Tagereiſen. Der Gantang allein iſt ein eingeführtes Hohlmaaß, aber nur ſo groß, wie ein javaneſiſcher halber Gantang ). Das in Umlauf befindliche Geld iſt eingeführt; als übliche Münze gebraucht man die chineſiſchen Pitzes, die alle noch giltig ſind. Sie wer— den zum Werthe von einem Real an eine Schnur gebunden. Alle Gold- und Silbermünzen, beſonders die alten, ſind auf Bima gangbar. Die meiſten al— ten Silbermünzen, wie auch das Gold, verlaſſen das Land nicht mehr. Eine Regulirung in allem dieſem iſt wünſchenswerth. Die echt einheimiſchen Fahrzeuge ſind die Sampangs und Djukuns; andere Fahrzeuge ſtammen urſprünglich von Celebes her, fo die Prahu So— pek, Prawa Pelawi u. ſ. w. Kein chriſtlicher Bewohner von Bima beſitzt ge— genwärtig ein großes Fahrzeug oder Schiff. Die binnenländiſchen Verkehrs— mittel ſind ſehr ſchlecht. Es giebt keine anderen Wege, als elende Fußpfade, keine Brücken, keine Wagen oder Karren, alles wird von Pferden oder Büf— feln getragen. Die Märkte werden in allen großen Kampongs unter freiem Himmel gehalten. Sie liefern nicht viel für den Handel, ſondern nur für den täglichen Bedarf. So viel Zollinger in Erfahrung bringen konnte, be— finden ſich die Bewohner, mit Ausnahme der Orang Dongo oder Gebirgs— bewohner, ungefähr auf derſelben Stufe, wie die übrigen ackerbauenden der Sundainſeln. Die Wohnungen in den Ebenen ſind anders gebaut, als die in dem Gebirge; jene ſtehen 2 bis 3 Fuß uͤber dem Boden, und zwar auf den 6 bis 10 größten hölzernen Pfeilern des Hauſes, und haben durch— weg eine offene Vorgallerie, worin die Menſchen den Tag über ſitzen und arbeiten, ſowie eine große Stube, worin links vom Eingange der Heerd iſt, und die zur rechten Seite durch eine niedrige Wand gleichſam in zwei Stuben zerfällt. Der Boden und die Wände ſind von Bambus oder ſehr dünn geſpaltenen, ſchmalen Streifen von den Blattſcheiden der Aren- 2) und 1) Der Gantang iſt ungefähr gleich einer Metze. D. 2) Die Aren- oder Sageweer-Palme iſt ein Baum, wovon das Sageweer, ein berauſchendes Getränk, gezapft wird; auch kocht man den friſchen Saft des Baumes zu Zucker ein. D. (Dieſe Palme wurde ſchon in Rumph's Herbarium amboinense abgebildet und beſchrieben (1, 57. Taf. 13) und in neuerer Zeit wieder in Rorburgh's Flora Judica. Serampore 1832. III, 626 — 627 als Sagverus Rumphii geſchildert. Rorburgh erwähnte bereits den mannigfachen aus den verſchiedenen Theilen der Palme gezogenen Nutzen. G.) Die hinterindiſche Inſel Sumbawa. 511 Lontharbäume 1). Das Dach ift von Alang-Alang (Schilfgras. D.)- oder Bambus -Dachſchindeln (Serappen genannt) verfertigt. Ringsherum läuft ein Gerüft, worauf der wenige Hausrath ſteht, und auch der Mais zum Trocknen gelegt wird. Von außen ſind unter dem Dach oft Hühnerſtälle angebracht. Viehſtälle kennt man hier nicht; dagegen hat man noch die kleinen Reishäus— chen, wie auf Java. Der Hausrath iſt einfach. Von der Kleidung haben wir ſchon geſprochen. — Die Bevölkerung betreibt viel die Jagd. Abgeſe— hen davon, daß verhältnißmäßig mehr Mais gebraucht wird, als auf Java, wird auch mehr Fleiſch gegeſſen, da die Büffel und die Ziegen ſehr wohlfeil find. Vor dem Schweinefleiſch haben die Sumbawaer als Muhamedaner großen Abſcheu. Viel halten ſie von Gebäck als Vor- und Schlußgericht bei Feſten, und daſſelbe kann nicht ſüß und ölig genug fein. — In Ge— tränken iſt das Volk mäßig. Außer Waſſer iſt das vornehmſte derſelben der Palmwein oder Tuwat, der von Kokos-, mehr aber noch von der Lonthar— palme bereitet wird. Es wird auch viel Brum, ein aus Reis gefertigtes Getränk von ſehr betäubender Kraft, dann Kaffee, beſonders von den Häupt— lingen, getrunken. Auch vom Opium iſt der Gebrauch ſehr allgemein, gleich— falls das Sirih (Betel) lauen, wie auf Java. Tabackrauchen iſt nicht minder allgemein; die Cigarren find doppelt fo dick und fo lang, als die javaneſi— ſchen. Man hält ſehr viel von Feſten; die größten finden bei Beſchneidun— gen und Hochzeiten ſtatt. Selbſt bei Krankheiten giebt es ein Feſt, um die böſen Geiſter zu vertreiben; die Dukuns (Aerzte) heißen hier Sandroi. Die Feſte ſind ſtets von einer ſehr einfachen Muſik und von Tanz begleitet. Letz— tes iſt ein allgemeines Vergnügen, wird jedoch nur von Unverheiratheten geübt. Von Unterricht iſt bei den Eingeborenen nicht die Rede, nur die Reicheren lernen leſen und ſchreiben, aber mehr in der Macaſſar-, als in der ma— laiiſchen Sprache. An dem Hauptorte iſt eine kleine Chriſtengemeinde (Reformirte und Ka— tholiken); die große Klaſſe des Volkes iſt muhamedaniſch; ein Theil der Berg— bewohner beſteht aus Fetiſchanbetern. Selten kommt der reformirte Prediger von Macaſſar nach Bima; katholiſche Geiſtliche gelangen hierher nur durch Zufall. Die Muhamedaner waren wahrſcheinlich früher alle Fetiſchanbeter; die Hindu-Religion ſcheint aber nie geherrſcht zu haben. Wahrſchein— lich wurde der muhamedaniſche Glaube in der Mitte des ſechszehnten Jahr— hunderts durch Macaſſaren nach Sumbawa gebracht. Der erfte muhameda— niſche Sultan hieß Abdul Galir. Die muhamedaniſchen Prieſter ſind ſehr zahlreich, ſtehen aber in keinem beſonderen Anſehen und leben von Geſchen— ken. Mit der alten Compagnieregierung war man übereingekommen, daß im Gottesdienſt nichts geändert werden ſollte. ) Der Lonthar-Baum iſt eine nur auf den kleinen Sunda-Inſeln und in Sin: terindien wachſende Palme. D. (Rumph bildete ſie gleichfalls ab und beſchrieb fie in feinem Herbarium amb. II, 56. Taf. 11] unter dem Namen Lontharus svl- vestris. Ihren genaueren Namen Corypha Utan erhielt fie erſt durch Rorburgh La. a. O. II, 178]. ©.) 512 Miscellen: Die Orang Dongo (Bergmenſchen) find wahrſcheinlich Ueberreſte der urſprünglichen Bevölkerung und verdienen wegen ihrer eigenthümlichen Sit— ten beachtet zu werden. Sie haben viel Aehnlichkeit mit den Bewohnern des Tenger-Gebirges *) und ſcheinen noch ganz polyneſiſch, ohne allen Einfluß der Hindus geblieben zu ſein. Ihre Häuſer gleichen beinahe völlig den be— kannten Reishäuschen. Die geſetzgebende Macht iſt in der Hand des Fürſten, des Reichsregen— ten und der Häupter der Diftriete, der Mantris, mit welchen der Fürſt be— rathſchlagen muß. Die Grundgeſetze ſind geſchrieben, werden aber nie einem Fremden gezeigt. Der Fürſt wird gewählt, doch bleibt die Fürſtenwürde, wenn nicht Gründe dagegen ſprechen, bei derſelben Familie, und man wählt bei der Erbfolge den Sohn. Im Laufe der Zeit haben die Großen des Reichs viel von ihrer Macht verloren. Das Volk iſt in Gilden oder Rotten (Dari) ge— theilt. Hierüber und über die übrigen Beamten giebt Zollinger einen aus— führlichen Bericht. Die alte Sprache und Schrift iſt verloren gegangen, doch giebt unſer Berichterſtatter eine ihm zu Bilma zugekommene Darſtellung des Alphabets, das mit einem anderen, ſchon früher von Raffles mitgetheilten zu verglei— chen iſt. — Die gegenwärtige, in Bima übliche Sprache unterſcheidet ſich merk— lich von der malaüfchen und ſcheint eher von einer öſtlicheren Mutterſprache abzuſtammen. Auffallend iſt es, daß ſie, abweichend vom Malaiiſchen, auch den F-Laut kennt 2) und reich an Vocalverbindungen ohne Einfügung von Conſonanten iſt. Die Sprache neigt ſich dazu, nicht allein den End-, ſon— dern auch den Mittel-Conſonanten wegzulaſſen. Die jetzt übliche Sprache wird nicht geſchrieben, vielmehr bedient man ſich des Macaſſariſchen als Schriftſprache, und zwar verwendet man zum Schreiben malaiiſche Schrift- züge. Als Schreibmaterial iſt Papier gebräuchlich; früher benutzte man da— für auch Lontharblätter. Von der früheſten Geſchichte iſt ſo gut, wie nichts, bekannt. Es ſcheint, daß in alter Zeit Flüchtlinge aus Java hieher gekommen ſind. Das Land iſt ſpäter einige Zeit unter der Herrſchaft von Macaſſar geweſen. h. Das Reich Dompo. Außer dem, was ſchon früher hier von dieſem Reich geſagt wurde, iſt noch anzuführen, daß man in Dompo ehemals über 80 Dörfer zählte, wovon jetzt nur 13 vorhanden ſind. Dompo, der Hauptort, 50 bis 60 F. über dem Meeresſpiegel, liegt in der Ebene an einem ſchönen Fluſſe und hat un— gefähr 1900 Einwohner. Alle anderen Kampongs ſind ſehr klein. Die ganze ) Daſſelbe liegt in der Statthalterſchaft (Reſidentie) Beſukin im öſtlichen za von Java. Das höchſte Dorf dieſes Gebirges befindet ſich 6136 F. über dem eere. ar 2) Der Malaie fpricht nämlich das F wie P aus. D. Zollinger: Die hinterindiſche Infel Sumbawa. 513 Bevölkerung beträgt nur ungefähr 3200 Seelen. Die Einwohner haben in Sprache, Sitten, Gebräuchen und Religion viel Uebereinſtimmendes mit denen von Bima, nur hält man ſie für muthiger, aber auch fuͤr träger, dummer und weniger friedfertig. Das Land iſt im Allgemeinen fruchtbarer und zum Ackerbau geeigneter, der Ertrag des Bodens iſt jedoch gering, weil die Kräfte deſſelben zu wenig benutzt werden. Sappanholz wird faſt gar nicht mehr gefallt. Der Handel iſt meiſt Tauſchhandel, und Geld beinahe gar nicht in Gebrauch. Auch Schiffe oder größere Prauuwen beſitzen die Dom— poer nicht. Opium wendet man wenig an und genießt überhaupt keine ſtar— ken Getränke. Gejagt wird dagegen viel. Von Dompo ſind viele Men— ſchen nach Bima gezogen, wo ſie jetzt wohnen, aber auch der umgekehrte Fall iſt vorgekommen, weil auf der ganzen Inſel der Gebrauch herrſcht, daß der Mann der Frau folgt. Die Regierungsform iſt beinahe dieſelbe, wie in Bima, und ſelbſt die Sprache ganz gleich. Es ſieht ſonſt in Dompo traurig aus, und es iſt nur zu wünſchen, daß ſich das niederländiſche Gouvernement des Landes annehme, da es in deſſen Bewohnern ſeit 1669 die treueſten Bundesgenoſſen auf der Inſel beſaß. i. Das Reich um den Tambora. Sangar, das ſich wieder zu einem beſonderen Staat auszubilden be— ginnt, beſteht nur noch aus einem Dorfe, Kumpaſi oder Korreh genannt, mit 50 Häuſern. Von den ungefähr 2000 Einwohnern blieben nach dem Aus— bruch des Berges kaum 200 übrig, welche noch dazu durch die Seeräuber verjagt wurden. Erſt im Jahre 1830 kehrten ſie nach ihren Wohnplätzen zurück. Die Zahl der Vornehmen übertrifft ſicher die der niederen Klaſſe. Das Volk iſt ſehr arm, aber, wie es ſcheint, gutmüthig, gaſtfrei und mu— thiger, als die Bimaner. Es hat ſeine eigene, dem Bima ſehr verwandte Sprache. Das frühere Reich Tambora iſt nicht mehr vorhanden. Schon vor dem Ausbruch war der Berg ſehr arm an Waſſer. Sein Reichthum beſtand in ſehr guten Pferden, vielem Wachs und ſchönem Holz. Dem Unglück von 1815 entrannen nur 30 Menſchen, aber auch dieſe kamen im folgenden Jahre durch eine Ueberſchwemmung um. Die Sprache in Tambora ſcheint mehr eine ſelbſtſtändige geweſen zu ſein und war vielleicht mit der auf der Inſel Flores gebräuchlichen verwandt. Auch das Reich Papekat wurde im Jahre 1815 ganz vernichtet. k. Der Berg Tambora und ſein Ausbruch (am 11. April 1815). Vor dem Ausbruch war der Tambora ein Kegelberg und wohl der höchſte Berg des ganzen Archipels; er theilte ſich in zwei Gipfel, verlor aber da— Zeitſchr. f. allg. Erdkunde. Bd. III. 33 514 Miscellen: mals mehr, als den dritten Theil feiner Höhe. Niemand ahnte früher, daß er ein Vulkan ſei !). Richtete ſchon der furchtbare Ausbruch ſofort viel Unheil an, fo wa— ren die fpäteren Folgen noch viel trauriger. Tauſende von Menſchen und Thieren ſtarben vor Hunger, viele flüchteten aus dem Lande. Unmittelbar nach dem Ausbruch und auch ſpäter entſtanden Krankheiten. Ein großer Theil des Landes wurde zum Ackerbau untauglich, indem die Vegetation ihrer Entwickelungskraft beraubt wurde. Daher darf es nicht Wunder nehmen, daß man immer nur mit einer Art von abergläubiger Furcht von dem Berge ſprach und meinte, er ſei nicht zu erklimmen, zumal da der Verſuch ſchon Einigen mißglückt war. Als Zollinger feinen feſten Entſchluß, den Berg zu beſteigen, ausſprach, wollte der Radja-Bitjara von Sangar mitge— hen; dies, meinte er, ſei ſeine Pflicht, obſchon ſie gewiß umkommen würden. Zollinger prophezeihte ihm, daß ſie oben einen tiefen Keſſel, nicht mit Feuer, ſondern mit Waſſer finden würden. Morgens 6 Uhr begab ſich unſer Rei— ſender mit ſeiner etwa 40 Mann ſtarken Geſellſchaft auf den Weg; die Ein— geborenen waren in trüber Stimmung, denn ſie glaubten, dem Tode entge— genzugehen. Zwei Tage ſpäter, um 2 Uhr, hatte man den Gipfel erreicht, Der Krater iſt oval, hat ungefähr eine Stunde im Durchmeſſer und iſt 1700 Fuß tief. In der Mitte ſeines Bodens befindet ſich ein kleiner länglicher See. Die Leute waren ungemein erſtaunt und hielten Zollinger für ein uͤber- natürliches Weſen. Die Höhe, worauf man ſich befand, war ungefähr 8800 F. rheinl. — Bei der Rückkehr nach Sangar gab es ein großes Feſt; jeder kam ihnen entgegen, und man wollte beinahe nicht glauben, daß ſie ſo geſund und ſo raſch zurück ſein könnten; nun würde, meinte man, ein ſolches Un— glück, wie das von 1815, nicht wieder geſchehen, da der Reiſende die böſen Geiſter des Berges gebannt habe. J. Das Reich Sumbawa. Die vornehmſten Orte deſſelben ſind, von Oſten her: Mata, Ampang, Plam— pang, Lapi, Sumbawa, Re, Utan, Allas, Setelok, Taliwang und Tjereweh. Die meiſten ſind befeſtigt und vom Strande 1— 3 Stunden entfernt, wahrſcheinlich in Folge der beſtändigen früheren Bürgerkriege und wegen der Seeräuber. Ueber die mehr, als 26000 Seelen betragende Bevölkerung des Reichs wäre außer dem früher erwähnten noch zu bemerken, daß ein großer Theil, etwa 6000 Seelen, aus Bugineſen Macaſſaren und Orang Baͤdjos beſteht. Letzte ) Ganz unbekannt war die vulcaniſche Thätigkeit früher in dieſen Gegenden wohl nicht, indem eine kleine, an der Nordoſtſeite Sumbawa's zwiſchen 8° 7’ 45“ und 8° 16“ 0“ ſüdl. Br. gelegene Inſel, Namens Apie, vulcaniſcher Natur iſt, da fie einen hohen, doppelt ſpitzigen, vulcaniſchen Pik hat, wenn man auch aus neuerer Zeit kei— nen Ausbruch deſſelben kennt. Eigentlich beſteht Apie nur aus dem von allen Seiten ſchroff abfallenden Pik (Smits Java 194), weshalb es von den Malaien Gunang Apie, d. h. Apieberg, genannt wird. G. Zollinger: Die hinterindiſche Inſel Sumbawa. 515 find ſehr gefürchtet, thun viel Boͤſes und haben vor dem Sultan wenig Re— ſpect; aber man kann nichts dagegen thun, da fie viel muthiger und entſchloſ— ſener, als die Sumbawaneſen ſind. Das Volk iſt hier träger und betreibt den Ackerbau nicht ſo fleißig, als die Bimanen. — Djati-Holz giebt es hier nicht mehr, dagegen iſt Sappan-Holz und eine Anzahl anderer ſchöner Sorten für Meubel zu bekommen. — Büf- fel und Pferde werden ſehr viel ausgeführt, Rindvieh giebt es nicht, und auch nicht viel Wild. Man macht in Sumbawa viele und beſonders gute Waffen, die ſtark ausgeführt werden und eigenthümliche Formen haben. Ein eigenthümli— ches Fabrikat wird Minjak Sumbawa genannt und beſteht aus mit allerlei Stoffen gemengtem Kokosöl. Eine Sorte davon muß beſonders nahrhaft ſein, da ſie die Leute ſchnell fett macht; ſie wird viel mit Reis und Back— werk gebraucht. Andere Sorten dienen äußerlich als Heilmittel, die Verfer— tigung iſt aber ein Geheimniß. Viele Dinge find übrigens hier ganz jo, wie im Bimareiche. Opium darf nicht eingeführt werden, wird aber doch durch die Bugineſen eingeſchmuggelt. Die wenigen abhängigen Fürſten kehren ſich nicht ſehr an das Verbot. Zucker und Salz werden viel eingebracht, ſo auch Cocosnüſſe und Cocosnußöl, nicht minder feine Kleidungsſtoffe. Die Büfche des Aehrenreis oder Ikats find eben fo groß, wie auf Java *). Die Häuſer baut man fo hoch über dem Boden, wie nur möglich, und eine Leiter führt dann nach oben. Rechts von der Leiter findet ſich gewöhn— lich eine Galerie. Im Innern giebt es einen Gang, der als Küche dient oder dahin führt, und rechts hat man noch in einer Reihe 3 bis 6 Kammern, indem jede Frau eine Kammer beſitzt. Die Zwiſchenwände können wegge— nommen und an dem Boden befeſtigt werden, aber dann ſind die Stuben ſehr niedrig. Ueber die Art der Bekleidung wurde ſchon geſprochen. Die Spei— fen fönnen nicht ölartig und ſüß genug fein, und man ißt unglaublich viel Gebackenes. Als einziges Getränk dient Waſſer, da der Kaffee zu theuer iſt und andere Getränke verboten ſind. Das Volk erſcheint nicht fröhlich, und Feſte giebt es bei ihm nur wenig. Geſang, Muſik und Tanz verachtet man. Muſikaliſche Inſtrumente giebt es ebenſo wenig. Findet man auch keine öf— fentliche Frauen, ſo iſt die Sittlichkeit doch nicht beſonders groß. Das Volk iſt ſtreng muhamedaniſch und war beſonders nach dem Aus— bruch des Tambora ſehr fanatiſch; ſeitdem aber der Wohlſtand ſich wieder zu heben anfängt, läßt auch der Fanatismus allmälig nach. Die Sprache hat die meiſte Verwandtſchaft mit der von Saſſak ). Von früherer eigener Schrift iſt nichts vorhanden; gegenwärtig gebraucht man die 1) Wenn der Padi oder Aehrenreis geſchnitten wird, bindet man ihn in Ikat's, deren Größe oder Schwere beinahe in jedem Diſtricte von Java verſchieden iſt. Di 2) Saſſak ift ein anderer Name, den die zunaͤchſt nördlich von Sumbawa ge- legene und ſchon S. 502 angeführte Inſel Lombok oder Selahparang führt . Java 175). 33 * 516 Miscellen: macaſſarſche Schrift. Schulen giebt es nicht; auch ſieht man die Leute ſich nicht viel unterhalten. Ueber Regierung und Rechtspflege vermochte der Reiſende nicht viel mit— zutheilen. „Ein Undang-Undang Sumbawa“ (Geſetzbuch von Sumbawa) ſcheint vorhanden zu ſein, aber der Sultan von den Vornehmen viel abzu— hängen. Von den letzten nehmen nicht alle, ſondern nur fünf an der Re— gierung Theil, indem ſie eine Art von Rath bilden. Es ſind dies der Dea oder Nene Ranga, der Kali Bela, der Dea adipati, der Nenti Deſa und noch ein Individuum, deſſen Titel nicht bekannt iſt (Dea ſcheint jo viel, als Rath, Rathgeber zu bedeuten). Dieſe erwählen den Sultan, und, wenn einer von ihnen ſtirbt, wählt der Sultan einen anderen. Aber die Verwirrung und Unordnung iſt groß. Von der früheſten Geſchichte des Landes weiß man nichts. Die Bewoh— ner Saſſaks und Sumbawas waren aber einſt, wie es ſcheint, ein und daſſelbe Volk, und man ſpricht hier von Familienbeziehungen zwiſchen den Großen des Reichs und dem Fürſten des an der Südküſte von Borneo ge— legenen Reichs von Bandjarmaſſin. Auch Sumbawa hatte einſt unter Mae caſſar geſtanden, und der Einfluß (der Portugieſen? G.) von Goa läßt ſich noch wahrnehmen. Es hat lange gedauert, ehe die Contracte mit der Com— pagnie ganz in Ordnung waren. Der Bericht giebt endlich noch eine ſehr umfaſſende vergleichende Wör— tertabelle der malaiiſchen, ſumbawaneſiſchen, ſangariſchen und bimaniſchen Spra— chen; ferner Tabellen der wichtigſten Ereigniſſe in den verſchiedenen Reichen der Inſel, ihrer Beziehungen unter einander und zu ausländiſchen Freun— den und Feinden, und die Darſtellung der Ereigniſſe, welche die Unterwerfung der Inſel unter die Herrſchaft der Compagnie zur Folge gehabt hat. Zuletzt berichtet Zollinger über die Beziehungen der verſchiedenen Reiche zur niederländiſchen Regierung, und erinnert, daß Dompo ſtets Java's ge— treueſter Verbündeter war, wogegen Sumbawa den meiſten Anlaß zur Un— zufriedenheit gegeben hat. Das letzte, durch die Fürſten (2 G.) von Goa aufgeregt, wurde oft mit der Compagnie in Krieg verwickelt und ſucht ſich noch gegenwärtig dem Einfluß des Gouvernements ſo viel, als möglich zu entziehen. H. Sebald. Barth's Unterſuchungsreiſe im Innern Nord-Afrika's. Vor einigen Monaten waren wir durch die Güte des Königl. ſächſtſchen Oberlieutenants Herrn Schubert, Barth's Schwager, im Stande, ein älteres Schreiben unſeres trefflichen Reiſenden, welches derſelbe während ſeines Zu— ges nach Timbuktu aus Wurno nach Europa geſandt hatte, mitzutheilen Barth's Unterfuchungsreife im Innern Nord-Afrika's. 517 (Bd. III, S. 223 — 225), und vor Kurzem vermochten wir nach einem Briefe des hier bereits öfters erwähnten britiſchen General-Conſuls, Lieut.- Col. Herman zu Tripoli, zu erwähnen (III, 396), daß Barth ſich bis zum 24. März d. J. fortwährend in Timbuktu aufgehalten hatte. Jetzt befinden wir uns in der erfreulichen Lage, einen Auszug aus einem Briefe Barth's ſelbſt an ſeine Familie, der erſt gegen den 10. November in Dresden einge— gangen iſt, und den wir wiederum Herrn Oberlieutenant Schubert verdanken, unſeren Leſern vorzulegen. Derſelbe reicht bis zum 23. März und iſt alſo un— zweifelhaft mit der nämlichen Caravane, welche den an Lieut.-Col. Herman ge— richteten Brief nach Tripoli brachte, in dieſer Stadt angelangt. Berührt das Schreiben auch nicht gerade wiſſenſchaftliche Gegenſtände, ſo iſt es doch deshalb von Intereſſe, weil es uns die erfreuliche Kunde bringt, daß Barth ſich damals in einer erträglichen Lage und Geſundheit befand, um ſeinen Aufenthalt für die Wiſſenſchaften fruchtbar zu machen, und daß er endlich nach ſo mannigfachen Zögerungen hoffen durfte, Timbuktu ganz zu verlaſ— ſen. Wäre dies erfolgt, und hätte Barth glücklich Bornu erreicht, ſo müßte er ſchon Monate lang in dieſem Lande ſich befinden, und wir könnten be— reits im Beſitz eines Schreibens von ihm ſein. Indeſſen mag gegenwär— tig die Paſſage auf der Bornuſtraße wiederum, wie es ſchon öfters früher der Fall war, gehemmt ſein, da uns ſeit langer Zeit auch von Vogel keine Nachrichten zugegangen ſind. Von dem in Barth's Schreiben erwähnten Briefe an Herrn Bunſen beſitzen wir keine Kunde, daß derſelbe in Europa angelangt iſt, ſo daß wir nicht wiſſen, welchen Verlauf die von dem Reiſenden ange— deuteten Bewegungen in Timbuktu hatten. Bei dieſer Gelegenheit wollen wir gern noch erwähnen, daß das Streben unſeres Forſchers auch bei unſeren Nachbarn jenſeits des Rheins die vollſte Anerkennung findet, wie die dem— ſelben in der Sitzung der pariſer geographiſchen Geſellſchaft am 7. April d. J. auf den Bericht Jomard's zuerkannte große ſilberne Medaille erweiſt (Bull. de la Soc. de Geogr. 4me Ser. VII, 297). Bald nach ihrer Gründung hatte dieſe Geſellſchaft einen Preis ſogar von 6000 Franes für denjenigen Euro— päer ausgeſetzt gehabt, welcher Timbuktu erreichen würde. Laing hätte der— ſelbe zu Theil werden müſſen. Da aber Laing bei Timbuktu ermordet wurde, ſo fiel der Preis ſeinem glücklicheren Nachfolger Caillié zu, der ſich jedoch nicht lange ſeiner erfreuen konnte, da er bereits im Jahre 1838, wenige Jahre alſo nach ſeiner Rückkehr in das Vaterland an den Folgen der auf der Reiſe erlittenen Beſchwerden ſtarb. Timbuktu, den 28. Febr. 1854. Innigſt Geliebte! Anſtatt mich endlich aus dieſer Stadt wegzubringen, hat das Ende die— ſes Monats mich ganz neuen Verwickelungen Preis gegeben und mich zum ſcheinbaren Grund großer Unruhen in dieſer eigenthümlichen Stadt gemacht, und Gott weiß, was noch werden wird, ehe ich hier fortkomme. 518 Miscellen: Den 8. März. Es heißt jetzt, daß ich morgen oder ſpäteſtens Sonnabend wirklich fort— kommen ſoll. Wollte Gott, daß ſich dieſes bewahrheite und daß ich in Ruhe aus dieſer Stadt abziehen kann. Ganz ſo ſchön, wie ich wünſchte, iſt nicht Alles, aber wegen meines Lebens eben bin ich nicht beſorgt, wenn man mir auch in's Geſicht ſagt, daß wohl das Beſte wäre, mich zu ſtranguliren. Ich habe einige Freunde, die abgeſehen von der Verſchiedenheit des Glaubens mich ſchätzen, aber es treten natürlich Zeiten ein, wo man mich dem Scheine nach nur von dieſer Seite angreift und wo dann ihre Freundſchaft ſtark auf die Probe geſtellt wird. Gott der Barmherzige wird mich ſchützen und mir in meinem Beſtreben, die Mannigfaltigkeit uud den Reichthum ſeiner Schöpfung auch in dieſem bisher ſo unbekannten Erdtheile zu enthüllen, beiſtehen und gnädig ſein. Die letzten Tage waren voll verſchiedenartiger Umſchwünge, die ich, da ich davon Herrn Ritter Bunſen geſchrieben habe, nicht noch ein Mal wiederholen will. Den 13. Marz. Wir ſind geſtern Abend glücklich von den Zelten zurückgekehrt, wo wir wieder drei Tage geſeſſen haben. Der Grund war die Namengebung des kleinen Neugebornen, der endlich glücklich zum Vorſcheine gekommen iſt. Dann wurde den erſten Tag viel gaſtirt und eine große Menge Menſchen waren zuſammengekommen, Araber, Tuareg und Neger. So iſt nun auch dieſer Grund der grenzenloſen Zögerung weggefallen, und es heißt nun, daß nichts mehr unſeren Aufbruch hemmen kann. Ich trage geduldig Alles; hier, wo keine Regierung iſt, wo Alles drauf und drunter geht, iſt kein Verlaß. Selbſt die vortrefflichſten Menſchen beſchmutzen ſich mit fortwährenden Lügereien und denken nicht daran, wie ſehr ſie ihren Gaſt quälen. Könnte man ſich auf die ſchönen Worte verlaſſen, ſo würden wir ſchon im Juni Bornu erreichen. — Ich leide jetzt ſehr darunter, daß hier in dieſer Zeit ſo gut, wie gar keine Milch zu haben iſt, denn Milch nebſt Kaffe iſt mein Hauptexiſtenzmittel, und mein größter oder einziger Genuß iſt eine Taſſe Kaffee mit Milch, die ich des Nachmittags trinke u. ſ. w. — Es kommt jetzt wieder die Regenzeit, und ich muß ſie durchreiſen; jedoch davor fürchte ich mich nicht, wenn es nur erſt fortgeht. Mein Gepäck iſt jetzt leicht, und wenn auch meine Kameele ſämmt— lich fallen, ſo ſoll mich das nicht zurückhalten. Bei den Zelten, den 23. März. Die Stadt habe ich verlaſſen, und ſo Gott will, habe ich nicht nöthig, dahin zurückzukehren. Ich habe Grund zu glauben, daß es jetzt wirklich in einigen Tagen fortgeht. El Bafay will morgen mit meinem Gepäck und den mir zur Begleitung beſtimmten Schülern herauskommen. Mein Sinn wird noch ein Mal ſo froh werden, wenn ich erſt fort bin; ſitze ich erſt ein Mal auf, ſo will ich ſchon von der Stelle kommen. Ende April, ſo Gott will, Capit. Collinſon's Rückkehr aus dem Nordpolarmeer. 519 in Sokoto, wo ich von Euch und meinen Gefährten zu hören hoffe. Bis dahin herzliches Lebewohl u. ſ. w. (Leider geht eben [15. December] aus Tripoli über London [die kaum zu bezweifelnde Nachricht von Barth's bei Sokoto erfolgtem Tode ein, wor— über das nächſte Heft das Weitere bringen wird. G.) Capitain Collinſon's Rückkehr aus dem Nordpolarmeer. Als in Folge eines Gutachtens des vielerfahrenen und als Hydrograph in England hochgeachteten Admiral Beaufort vom 22. November 1849 ſich die britiſche Regierung zu einem neuen Verſuch behufs der Rettung Franklin's entſchloß und den Befehlshabern der dazu beſtimmten Schiffe Enterpriſe und Inveſtigator, Capitain Collinſon und Commander M'Clure, nach Beaufort's Vorſchlag aufgegeben wurde, von der Behringsſtraße aus die Fahrt in öͤſtlicher Richtung nach der Melville-Inſel zu unternehmen, zeigte es ſich bald, daß die Forſchungen im Nordpolarmeere viel geringere Schwierigkeiten auf dieſem Wege, als auf dem bisher faſt ohne Ausnahme von Oſten her eingeſchlagenen finden würden. Aus unſeren früheren Mittheilungen (Zeit— ſchrift I, 419 — 477; 321) iſt bereits bekannt, daß M'Clure, als er durch Umſtände von ſeinem Befehlshaber im Stillen Ocean getrennt wurde, kühn das Wageſtück unternahm, mit ſeinem Schiff allein ſich in das Nordpolar— meer zu begeben, und daß es ihm, von manchen glücklichen Umſtänden beglei- tet, endlich gelang, den ganzen Weg von der Behrings- bis zur Barrowſtraße in der verhältnißmäßig kurzen Zeit eines einzigen Sommers zurückzulegen und fo das Problem der nordweſtlichen Durchfahrt zu löſen 1). Seitdem iſt M' Clure mit feiner Mannſchaft glücklich nach England zurückgekehrt. Nicht ganz ſo günſtig war Collinſon's Loos. Nach verſchiedenen vergeblichen Ver— ſuchen im Sommer des Jahres 1850 von der Behringsſtraße nach Oſten vorzudringen, wurde derſelbe gezwungen, für dieſes Jahr ſeine Unterſu— chung aufzugeben und ſich nach Hongkong zur Ueberwinterung zu verfügen (Zeitſchrift I, 323). In dem folgenden nahm er feine Aufgabe wieder auf (Zeitſchrift II, 126), und er erreichte glücklich Cap Clarence (Zeit— ſchrift II, 125), worauf er feine Weiterfahrt nach dem Eismeere antrat. In ) K. Brandes in feinem S. 405 erwähnten trefflichen Werke ſpricht ſich hier über in folgender Weiſe aus (S. 302 — 303): Und mit dem unbeſchreiblich— ſten Jubel ſchlug M'Clure am 26. October 1850 angeſichts des Mee— res der Barr owſtraße fein Zelt auf. Die erſte nordweſtliche Durch— fahrt, nach welcher fünf Jahrhunderte Tauſende von Seefahrern mit jedem Aufwande menſchlicher Kraft mit einer faſt ſchwärmeriſchen Sehnſucht geſucht, ſie war von ihm jetzt gefunden worden. Wer mochte es ihm verargen, daß feinen freudigen, faſt überſpannten Ahnunge n dieſer Tag als ein bedeutender Wendepunkt in der Geſchichte der Erd— kunde erſchien! 520 Miscellen: dem verfloſſenen dreijährigen Zeitraume war nun von ihm nicht die min— deſte Kunde eingelaufen. Weder war er nach der Behringsſtraße zurück- gekehrt, noch hatte ihn und feine Expedition irgend ein Forſcher im Nordpo— larmeer geſehen, ſo daß mit Grund die Befürchtung entſtehen mußte, daß er ein Opfer ſeines Muthes geworden ſei. Deshalb beabſichtigte auch die britiſche Regierung, wie aus einem Briefe Rae's an die Times von An— fang Novembers hervorgeht, neben der öſtlicheren, Rae ſelbſt übertragenen Expedition, welche genauere Kunde über Franklin's und feiner Genoſſen letztes Loos zu erlangen ſuchen ſollte (Zeitſchrift III, 405), gleichzeitig eine zweite weſtlichere auszurüſten, die mit Booten den großen Mackenziefluß hinabzufahren und Collinſon von Oſten her aufzuſuchen beſtimmt war. Glüd- licherweiſe erweiſen ſich die Befürchtungen um unſeres Forſchers Schickſal jetzt als irrig, indem derſelbe, wie der San Francisco Herald vom 30. Septbr. nach den Mittheilungen Capit. Trollope's, des Befehlshabers des am 25. Sep- tember in dem Hafen von San Francisco eingelaufenen Schiffs Rattleſnake, berichtet), nach dreijährigem Aufenthalt im Nordpolarmeer mit der Enter- priſe am verfloſſenen 21. Auguſt glücklich nach der Clarencebai zurückgekehrt war. Die Rattleſnake iſt aber daſſelbe Schiff, welches das britiſche Gouver— nement zugleich mit dem Plover, Cap. Maguire (Zeitſchrift II. 125 — 167) ausgeſandt hatte, Collinſon Unterſtützung zu bringen, indem es nach Port Clarence, der Plover aber nach der Barrowſpitze 2) beordert wurde.! Die Rattleſnake brachte den letzten Winter in Port Clarence zu. Nachdem das Eis gebrochen war, hatte Capit. Trollope mit ihr zwiſchen der Barrow— ſpitze und dem an der aſiatiſchen Spitze des Norppolarmeeres gelegenen Punkte Serdze Kamen (d. h. Herzensſpitze) gekreuzt. Nach ſeinen Anga— ben durchſegelte die Enterpriſe zuerſt die Prince of Walesſtraße, mußte aber, da fie in der Weiterfahrt durch das quer vorliegende Eis gehemmt wor— den war, den Winter von 1851 — 1852 im 71° 35“ n. Br. und 117° 35’ weſtl. L. von Gr. ») überwintern. Der zweite Winter von 1852 — 1853 wurde in der Cambridgebai, 69° n. Br. und 105° 30’ weſtl. L. “), und der dritte Winter in der Camdenbai, 70° 8“ n. Br. und 145° 30“ weſtl. L. ) zus 1) Die hier von uns mitgetheilten Nachrichten über Collinſon's glückliche Rück⸗ kehr nach Port und Fort Clarence verdanken wir bisher einzig einem Artikel des ca— liforniſchen Francisco Herald vom 30. Auguſt, welcher ſodann in die New-Porker Daily Tribune vom 4. November und ferner in Europa in die Morning Post, die Times und in das Journal des Debats vom 10. November feinem weſentlichſten Theil nach übergegangen iſt. 2) Die hier Bd. II S. 126, 127 u. ſ. w. erwähnte Barrowſpitze iſt bekanntlich der am weiteſten nach Norden reichende Vorſprung des zwiſchen dem Mackenziefluſſe und der nordweſtlichſten Spitze des amerikaniſchen Continents gelegenen Küſtenrandes. 3) Dieſe Zahlen hat das Journal des Debats, die Daily Tribune ſagt dafür 71 69 n. Br. und 105° 30“ weſtl. L. Gr. Collinſon ſelbſt giebt in einer in Gal— lignani's Messenger enthaltenen Depeche 7040“ n. Br. an. 4) Die Cambridgebai befindet ſich am Südrande des Victorialandes. 5) Die Camdenbai liegt zwiſchen der Barropſpitze und dem Mackenziefluſſe un⸗ fern des unter dem Namen des Romanzoffsgebirges bekannten Küftengebirges und ge— hört alſo zu dem ruſſiſchen Antheile von Nordamerika. Capitain Collinſon's Rückkehr aus dem Nordpolarmeer. 521 gebracht. Die Expedition gelangte bis 90 engl. Meilen von dem durch Par— ry's Reiſe bekannt gewordenen Winterhafen (Winter Harbour auf Melville Island); da ſie aber des Eiſes wegen nicht weiter vordringen konnte, ſo ging fie die Wollaſtonſtraße (S. hier I, 322) aufwärts, wobei fie mehrere von Rae während der von ihm auf Geheiß der Hudſons-Compagnie im Jahre 1851 nach jenen Gegenden unternommenen Forſchungsreiſe zurückgelaſſene Spuren an— traf (Zeitſchrift III, 404; Brandes 263 — 265). Ebenſo ſtieß Collinſon auf mehrere, von dem Inveſtigator in dieſen Theilen des Nordpolarmeeres zurückgelaſſenen Spuren; dagegen hatte er nichts von Franklin's Loos in Er— fahrung gebracht, was nach den durch Rae uns mittlerweile gewordenen Auf— klärungen über die durch Franklin's Expedition eingeſchlagene Route nicht mehr in Verwunderung ſetzen kann. Als endlich am 17. Juli 1854 das Eis ſich löſte, begann das Schiff ſeine Rückfahrt, gelangte aber in Folge der herrſchen— den Südwinde und der Meeresſtille erſt am 9. Auguſt nach der Barrow— ſpitze. Bei ſeiner Ankunft in Port Clarence traf daſſelbe den Plover nicht mehr an, da dieſer ſchon einige Tage zuvor nach der Barrowſpitze abgeſegelt war; aber es folgte ihm ſogleich und erreichte ihn endlich. Collinſon beabſichtigte demnächſt, ſich nach Hongkong zu begeben, der Führer des Plover dagegen nach Valparaiſo, wo er mit der Rattleſnake zuſammentreffen ſollte. Collinſon's Fahrt war ſonſt eine ſehr glückliche, da von der ganzen 59 Mann ſtarken Mann- ſchaft der Expedition, trotz des dreijährigen Verweilens im Eismeer, nur 3 Mann geſtorben waren. Bei feiner Ankunft in Port Clarence befand ſich alles ſehr wohl. Im Frühjahr 1852 waren von ihm Detachements auf dem Eiſe ausgefandt geweſen, wovon eins ſelbſt die Melvilleinſel nach vielen Schwie— rigkeiten erreichte. Die Eingeborenen dieſer Nordpolargegenden zeigten ſich übrigens von ſanftem friedlichen Charakter und immer bereit, jede ihnen mögliche Hilfe der Expedition zu leiſten 1). Gumprecht. Sitzung der Berliner Geſellſchaft für Erdkunde am 4. November 1854. Herr Rolcke berichtete zuvörderſt über die finanziellen Verhältniſſe der Ge— ſellſchaft und das eben verfloſſene Rechnungsjahr, wonach der Beſtand der Caſſe der Geſellſchaft beim Beginn des Rechnungsjahres geweſen war: 7120 Thlr. 28 Silbergroſchen; die jährliche Einnahme hatte betragen: 1104 Thlr., die Geſammtſumme der Einnahmen war alſo geweſen: 8224 Thlr. 28 Sgr. Die Ausgaben ſtellten ſich auf 953 Thlr. 25 Sgr. 6 Pf., wonach der gegen— ) Dieſes Reſultat ſtimmt ganz mit dem in den nämlichen Gegenden durch M'Clure gewonnenen überein (Zeitſchrift I, 476). 522 Sitzungsbericht der Berliner geographiſchen Geſellſchaft. wärtige Beſtand der Caſſe der Geſellſchaft 7271 Thlr. 2 Sgr. 6 Pf. iſt. — Herr Möllhauſen hielt einen Vortrag über die Indianer am Coloradoſtrom, ihre Körperbeſchaffenheit, Lebensweiſe und Wohnungen nach den von ihm als einem der Begleiter der von der Centralregierung der Vereinigten Staaten an— geordneten großen Expedition, welche den Zweck hatte, eine paſſende Linie quer durch die Länder weſtlich vom Miſſiſſippi zur Anlage einer Eiſenbahn nach dem Stillen Meere ausfindig zu machen, erworbenen Erfahrungen. — Herr Philipp las ſodann zwei Briefe eines preußiſchen, die chineſiſchen Meere be— fahrenden Schiffscapitains im Auszuge vor. Der eine derſelben lieferte einige Details über das noch ſehr unbekannte hinterindiſche Reich Cambodja und ſeinen Beherrſcher, ſowie über die erſt neu an der gleichnamigen Bai, ange— legte Stadt Kongport; der andere, von der chineſiſchen Hafenſtadt Amohy da— tirt, ſchilderte die von den chineſiſchen Aufſtändiſchen in den Umgebungen die— fer Stadt, namentlich aber auf der Amoh gegenüberliegenden Inſel angerich— teten Verwüſtungen. Amoh ſoll nach dem Berichterſtatter 400000 Einwoh- ner zählen und wird als ein von Mauern und Gräben umgebener Handels- platz von hoher Bedeutung, worin gegenwärtig jedoch nur 20 — 30 Eu— ropäer leben, geſchildert. Die Häuſer ſeien, nach der ſüdchineſiſchen Sitte, nur aus Bambusrohr aufgeführt. — Herr Ritter las ſodann einen Brief des Commandeurs der nordamerikaniſchen Expedition nach Japan, Capit. Perry, über feine Erlebniſſe daſelbſt (derſelbe ift ſchon in dieſem Bande S. 500 — 801 enthalten). — Herr von Sydow legte eine Darſtellung der Sömmerings— Eiſenbahn aus der Vogelperſpective vor und fügte einige Bemerkungen über die bei der Ausführung dieſes großartigen Unternehmens zu überwinden gewe— ſenen Schwierigkeiten hinzu. Die Schwierigkeiten ſeien aber, wie der Vortra— gende bemerkt, ſchon aus der vorliegenden Anſicht deutlich erkennbar. — Herr W. Roſe legte mehrere Anſichten von Gegenden in der Schweiz, namentlich vom Zermatthale vor und theilte einige Bemerkungen über die neuen Einrichtun— gen mit, welche der in neuerer Zeit ſehr geſteigerte Beſuch der abgelegenen Theile des Landes zur Folge gehabt habe. — Herr Ritter berichtete endlich über den weſentlichen Inhalt des als Geſchenk von der Smithsonian Insti- tution für die Bibliothek der Geſellſchaft eingegangenen Werks: Exploration of the Valley of the Amazon. By War. Louis Herndon and Lardner Gibloon. Washington 1853, ſo wie auch Herr Dove kritiſche Bemerkungen über eine in dem ſechsten Bande der Smithsonian contributions to Knowledge enthaltene, die mittlere Windrichtung in der gemäßigten Zone betreffende Ar— beit mittheilte. Gumprecht. Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin, Grünſtraße 18. z Ru vn Seite 98 Zeile z * mu ub u 440 441 442 506 100 124 Seite 379 Zeile = 439 NM u won aan mn cn a am Nu un TI | VER TUE a ya? wu an * Druckfehler und Verbeſſerungen. 20 8 13 18 — m d D S @ — — — RU Ee) — Lo or SESSSsSESuS Ss SECHS SECHS SU SE uSE SE SE SU 55H Ju sg 5 8 5 Im zweiten Bande: o. lies Faro ſtatt Schary. o. A ſtatt Efſington. 29 l. 25 v. o. desgl. 15 gl. o. lies €. Ziehen ſtatt E. Zoller. Im dritten Bande: a es 5 ochfl t % en ſtatt Holzflächen. M. ſtatt 9 ſtatt Stierbangis. Maſuji ſtatt Maheji. Bantam ſtatt Bantaru. das ſtatt der. Ampat lawan ſtatt Arupat lawan. Rinduati ſtatt Jinduati. des Muſi ſtatt Muſi. Menangkabau ſtatt Menangkaban. Sumpur ſtatt Sumpar. Burger ſtatt Berger. ſüdlich ſtatt ſeitlich. dieſer ſtatt dieſe. Menangkabau ſtatt Menangkaban. Jalan jawi ſtatt Jalam Jawi. Ueberwachung ſtatt Urbarmachung. vereinigt ſtatt vereinigten. Marapalam ſtatt Marapatan. bewäſſert ſtatt bewſäſſert. den die ſtatt der die. Tanadatar ſtatt Tunadatar. Samawang ſtatt Sarnawang. Singalang ſtatt Singaberg. Melineen ſtatt Melinen. Ericeen ſtatt Eriken. Vögel ſtatt Hügel. 8380 ftatt 3380. verheerende ſtatt fortwährende. ſcharfe ſtatt ſchieſe. Bukitburua ſtatt Buktiburua. Veltman ſtatt Voltman. Taram ſtatt Tararo history ftatt historia. * NR MMR un „ Wu mu un MUM u u un Am f SD a 3 NAHER En. RE Seite 126 Zeile 1 * ih o un R 128 131 134 176 177 178 180 181 182 184 186 188 189 231 318 * un ohne He NE, de ir Anz at sn Won » u — 2 = I 0. o. 0 U. U. 0 0 U. 5 g s lies Kaſſumba ſtatt Kaſſmuba. Lage ſtatt Baien. gleichnamigen ſtatt gleichförmigen. Lura ſtatt Luva. Binjai ſtatt Bonjac. Rotangart ſtatt Sotangart. 6000 ſtatt 600. ⸗Meinicke ſtatt Meineke, fo wie durchweg auf den Ueberſchriften der Seiten. un 192° ftatt 112° B Leagues ſtatt Leaguas. Pur dy ſtatt Pardy. 24 1 1 ftatt 12 Stunden. 24 Stunden ſtatt 12 Stunden. Stürme ſtatt Ströme. = im Sommer oder Anfangs des Herbſtes ſtatt im Sommer, als im Anfange des Herbſtes. lies nie ſtatt immer. = 40° und 45 B. und 40° und 50 W. v. Gr. ſtatt 45 und 30 W. von Gr. lies Schetland ſtatt Spitzbergen. = 66° 30’ ftatt 60° 30“. = vom Cap Farvel ftatt am Cap Farvel. u neu u u Vo u ; 15 v. o. lies graden Stämmen ſtatt gleichen Stämmen und lies nie in Weſtindien ſtatt in Weſtindien. u. lies Söndmör ſtatt Söndenör. Seit = sapins ſtatt rapins. f.: Nach ſpäter eingegangenen beſtimmteren Nachrichten beſtätigt ſich die hier ausgeſprochene Vermuthung, daß der ermordete ſardiniſche Reiſende nicht Vauley, ſondern Vaudey heißt, und daß er mit dem ſardiniſchen Conſul Vaudey identiſch iſt. Es iſt dieſer Verluſt ſehr zu bekla— gen, da der Verſtorbene ſeine günſtige Stellung eifrigſt zur Erforſchung der noch ſo unbekannten Länder am oberen Nil zu nutzen ſuchte. G. lies Meinicke ſtatt Meineke. = unzweifelhaft 70 ° F. ſtatt 70 R.; 77 F. ſtatt 77 R. u. 73° F. ſtatt 730 R.; im Original ſteht jedoch drei 8 R. Uebersicht der von October 1853 bis November 1854 auf dem Gebiete der Geographie erschienenen Werke, Aufsätze, Karten und Pläne. Zusammengestellt von W. Koner. Zeitschr. f. allgem. Erdkunde, Bd. III. Anhang. rie 128 Zeile r lica 1 22 * A. * 18 j 4 * e Ar . 13 a 19 3 irn “ei: AN 3 n eder nt Aen. ; „ Eve KR dene 3 Weg — 5 1 w 1 eh 0 1 N nee After e 2 * Lug * % Her ina? Auge 1 * „„ 5 48077 een, TEEZE e 1 u N e Yun "| 1 1 Era 2 * 1 * Nur Pen 12 „ 27 1 = Man 72) 1 N # 8 N Wi * A*, N e N a 775 Ra my; 1 9 45 * * 400 0 aa W re 8 Er ‚bus e 8 „ r e 3 Wes I 4 35 e wer, eilt. vos du Ask RR H 5 Yo BR; £ 47 N Va ra a > TE DEN wur 2 — — 2 Re? Pan gl ei 4 7 1 o 1 Ar 8 e e ) 3 X x a * A m v Be X Ie 7 * 8 2 Wr N 2 - er 0 % 0 7 ir. N * * 4 K # 5 1 . is 8 1 nur — 3 2 4 K f 9 — Ya! Y * * 1 * 1 Saar * 7 * > * ir N Zr . 25 - N — Ps Pe er — 8 * * 0 a 5 r 2 6 1 5 7 1 * up 4 6 1 4 4 1 — A 12 5 228 1 1 4 . 5 =. N 1 75 ö 4 me Kr 7 8 15 2 r a e E EN N A 4 6 * 4 . 1 „ * 7 * # * ’ w „ er j A * Geographische Lexica, Literarische Hülfsmittel und Zeit- schriften. Ritter’s geographisch -statistisches Lexi- con über die Erdtheile, Länder, Meere ete. 4. umgearbeitete stark vermehrte u. verb. Auflage. Von W. Hoffmann, C. Winderlich u. C. Cramer. 5. — 7. Lief. Leipzig (Wigand) 1853. 54. 4. (à 20 Sgr.) Serbin (A.), Neues vollständiges Orts- Lexikon. Enthaltend sämmtliche euro- päischen und aufsereuropäischen Städte, Flecken und Dörfer, welche für den Ver- kehr einige Bedeutung haben etc. 1.Lief. S. 1— 80. Stettin (Nagel) 1854. 4. (73 Sgr.) Mertens (H.), Neuestes Städte-Lexicon. Ein Handbuch für Beamte u. Geschäfts- leute. Leipzig (Hinrichs’sche Buchh.) 1854. 2 Bl. u. 269 S. Lex. 8. (14 Thlr.) Kramers (J.), Geographisch woorden- boek der geheele aarde. In een boek- deel. 13 aflevering. Gouda (van Goor.) 1854. 8. (75 Ct.) Brookes (R.), General gazetteer in mi- niature; or, compendious geographical dictionary. Revised and correeted by A. G. Findlay. New edit. London (Tegg) 1854. 900 S8. 18, with maps. (7 S.) Smith (W.), Dictionary of Greek and Roman geography. In 2 vols. Vol. I. Abacaenum — Hytanis. Illustrated by numerous engravings on wood. London (Walton & M.) 1854. 1108 S8. Roy. 8. (36 8.) Juynboll (T. G. J.), Lexicon geographi- cum, cui titulus est Meräcid el-Ittila’ e duobus codd. mss. arabice editum. Fasc. V- VII. Lugduni Batav. (Brill) 1853. gr. 8. M’Culloch (J. R.), A dietionary of com- merce and commercial navigation, illu- strated with maps and plans. New edit. corrected and improved, with a supplement. London (Longman) 1854. 1484 S. 8. (50 8.) —, Commercial dictionary. Supplement to the edition of 1852. London (Long- man) 1854. 8. (4 S. 6 d.) Schmidt (G.), Bibliotheca historico geo graphica oder systematisch geordnete Uebersicht der in Deutschland u. dem Auslande auf dem Gebiete der gesamm- ten Geschichte und Geographie neu er- schienenen Bücher. 2. Jahrg. I. Hft. Januar — Juni 1854. Göttingen (Van- denhoeck u. Ruprecht) 1854. gr. 8. (64 Sgr.) Portfolio für Länder- u. Völkerkunde etc. Herausgeg. von H. Ungewitter. 3. Lief. Wien (Hartleben’s Verlagsexped.) S. 257 — 388. Lex. 8. (27 Sgr.) Helwing (E.), Jahresbericht über die staatswissenschaftliche und cameralisti- sche, insbesondere die statistische Li- teratur des J. 1853. Beilage zu den Mitthl. des statist. Bureau’s in Berlin 1854. The Journal of the Royal Geographical Society. Vol. XXIII. Edit. by Dr. Nor- ton Shaw. London (Murray) 1853. CXXVIII u. 3008. 8. Zeitschrift für allgemeine Erdkunde. Mit Unterstützung der Gesellschaft für Erd- kunde zu Berlin und unter besonderer Mitwirkung von H. W. Dove, C. G. Eh- renberg, H. Kiepert und C. Ritter in Berlin, K. Andree in Bremen, A. Peter- IV mann in London und J. E. Wappäus | in Göttingen, herausgeg. von Dr. T. E. Gumprecht. Bd. II. III. Berlin OD. Reimer) 1854. gr. 8. (à Bd. 2 Thlr. 20 Sgr.) Bulletin de la Société de Geographie, ré- digé par M. Cortambert etc. Ser. T. VI. 1853. T. VII. VIII. 1854. Paris. 8. Bote der kaiserl. russischen geogr. Gesell- schaft, herausgeg. unter der Redaction des Sekretairs der Gesellschaft W. A. Miljutin. 1853. 8. Thl. St. Peters- burg 1853. 54. gr. 8. (In russischer Sprache.) Nouvelles annales des voyages et des sciences geographiques, redigees par M. Vivien de Saint-Martin. Nouvelle Ser. 1853. T. III. IV. 1854. T. I. IV. Paris. 8. Revue de l’Orient, de l’Algerie et des co- lonies. Bulletin des actes de la Société Orientale de France. Red.: M. Ubi- cini. Paris. 1854. gr. 8. Das Ausland. Eine Wochenschrift für Kunde des geistigen und sittlichen Le- bens der Völker, Redact. F. Widen- mann. 27. Jahrg. 1854. 52 Nrn. (2 3 B.) Stuttgart (Cotta). gr. 4. (94 Thlr.) Atlantis. Zeitschrift für Leben und Li- teratur in England und Amerika. Her- ausgeg. von K. Elze. 2. Bd. 24 Nrn. Dresden (Katz) 1854. 4. (4 Thlr.) Hamburger Zeitung für deutsche Auswan- Einleitende Schriften. \ IVme | derungs- und Kolonisations-Angelegen- Biographien. heiten. Red.: W. Friedensburg. 2. Jahrg. 1854. 52 Nrn. Hamburg (Kitt- ler) 1854. gr. Fol. (2 Thlr. 20 Sgr.) Hansa. Organ für deutsche Auswanderung, Colonisation und überseeischen Verkehr. Hamburg 1854. Fol. Unterhaltungen im Gebiete der Astrono- mie, Geographie u. Meteorologie. Her- ausg. u. Red. G. A. Jahn. 8. Jahrg. 1854. 52 Nrn. Leipzig (Hunger) 1854. gr. 8. (3 Thlr.) Archiv für wissenschaftliche Kunde von Rufsland. Herausgeg. von A. Erman. 14. Bd. Berlin (G. Reimer) 1854. gr. 8. Tijdschrift voor Nederlandsch Indie. Uitgeg. door Dr. W. R. van Hoèvell. 1853. October — Dec. 1854. Jan. — Septbr. Zalt-Bommel (Noman & Zoon). gr. 8. The Journal of the Indian Archipelago and Eastern Asia. Edit. by J. R. Lo- gan. Singapore 1853. (April — De- cember.) Mittheilungen des statistischen Bureau's in Berlin. Herausgeg. von Dieteriei. 7. Jahrg. Berlin (Mittler) 1854. gr. 8. General index to the first fifteen volumes of the journal of the Statistical Society of London. London (Parker & Son) 1854. 1988. gr. 8. Journal of the Statistical Society of Lon- don. Vol. XVII. ibid. 1853. 8. Banfield’s statistical companion for 1853. London 1853. 12. (6 S.) — — — for1854. ibd. 1854. 12. (6 S.) Einleitende Schriften und Biographien berühmter Reisender und Geographen. Cortambert, Parallele de la geographie | et de l’histoire. — Bullet. de la Soc. de Geogr. IVme Ser. VII. 1854. p. 220. de la Roquette, Notice annuelle des | progres des sciences. geographiques et des travaux de la Societe de geogra- phie pendant les années 1849 et 1850. Paris 1853. 113 Bogen. gr. 18. Wuttke (II), Ueber Erdkunde und Kar- ten des Mittelalters. Leipzig 1853. 55 8. gr. 8. u. 7 Taf. mit Landkartenbildern. Abdruck aus Naumanns Serapeum. 14. Jahrg. 1853. N. 15 - 18. Angezeigt im Leipziger Repertorium 1854. II. p. 535. Scherer (I.), Allgemeine Geschichte des Welthandels. 1. Thl.: Von den frühe- sten Zeiten bis zur Entdeckung Ameri- kas. Leipzig (H. Schultze) 1853. XIII. u. 484 S. gr. 8. (2 Thlr. 20 Sgr.) An- gezeigt im Athendeum 1854. N. 1368. Gilbart (W.), Lectures on the history and principles of ancient commerce. London 1853. 145 8. gr. 12. (2 S. 6 d.) Keyser (Th. Ed.), J. G. Fr. Cannabich in seinem Leben und in seiner litera- rischen Wirksamkeit. Ein biograph. Denkmal ete. Nordhausen (Förstemann) 1854. 19 S. gr. 8. (4 Thlr.) de Bonnefoux, Vie de Christophe Co- lomb. Paris (Bertrand) 1855. V u. 468 S. 8. — Recensirt in den Nour. Annal. d. Voyages. Vwe Ser. 1853. IV. p. 281. Lehr- und Handbücher. Dieterici (C. F. G.) u. Gumprecht, F. B. Engelhardt, eine biographische Skizze. — Zeitschr. f. allgem. Erdkunde. | III. 1854. p. 31. * Ritter (C.), Seetzen's Nachlafs, — Zeit- schr. F. allgem. Erdkunde, III. 1854. p. 213. Lehr- und Handbücher der Geographie. Bade (C.), Leitfaden für den Unterricht in der Geographie zum Gebrauch für Gymnasien und höhere Bürgerschulen. Nach der Methode der Neueren bear- beitet. 2 Hfte. 2. verm. u. verb. Ausg. Paderborn (Schöningh) 1853.54. XVIII u. 434 S. gr. 8. (24 Sgr.) Bellinger (G.), Elementi di geografia. Disposti in due corsi per gli r. ginnasi e scuole reali inferiori. Versione dal Tedeseo. Vienna (Gerold & figlio) 1854. VIII u. 88 8. 8. (4 Sgr.) Berghaus (II.), Die Völker des Erdballs nach ihrer Abstammung und Verwandt- schaft und ihren Eigenthümlichkeiten. 2. Ausg. 41.— 50. Lief. Brüssel und Leipzig (Muquardt) 1853. 2. Bd. VIII u. 8.177 — 336. m. Holzschntaf. Lex. 8. (à 10 Sgr.) —, De volken van den aardboden; vol- gens hunne afstamming, verwantschap etc. Uit het hoogduitsch, vertaald door M. J. van Oven. 1. — 3. aflev. II. D. Gorinchem (Noorduyn en Zoon) 1854. 8. Brachelli (H. F.), Tabellarisch- statisti- sches Uebersichts-Gemälde sämmtlicher Staaten und Länder der Erde. In 2 Ta- bellen. 1. Tabelle: Die Staaten Europa’s. Brünn (Buschak u. Irrgang) 1854. 3 Bog. Imp. Fol. (12 Sgr.) Bretschneider (C. A.), Leitfaden für den geographischen Unterricht in den unteren Classen der Gymnasien u. Real- schulen. 2. verb. u. verm. Aufl. Gotha (J. Perthes) 1854. 109 8. 8. (9 Sgr.) Cammerer (A. A.), Handbuch der neue- sten Erdkunde, dem Unterrichte und den Freunden dieser Wissenschaft ge- weihet. 12. Aufl. Von einem Freunde des Verstorbenen verb. u. reichlich verm. 2 Abthll. Kempten (Dannheimer) 1854. 1. Abthl. S. 1 — 240. gr. 8. (20 Sgr.) Cassian (H.), Lehrbuch der allgemeinen Geographie in 4 Abtheilungen mit ein- gestreuten Fragen zur Wiederholung für Gymnasien u. höhere Lehranstalten be- arbeitet. Chur (Hitz) 1854. IVu. 372 8. gr. 8. (24 Sgr.) Crüger (C.), Handelsgeographie, oder: Beschreibung der Erde, was sie für den Kaufmann ist. Supplem.-Bd. Hamburg (Berendsohn) 1853. XXIV u. 212 8. gr. 8. (12 Thlr.) Daniel (H. A.), Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten. 5. verb. u. verm. Aufl. Halle (Buchh. d. Wai- senhauses) 1853. VIII u. 480 S. 8. (2 Thlr.) Fischer, Vollständiges Lehrbuch der Geo- graphie. Pesth 1853. 8. Recens. in der Zeitschr. f. d. österreich. Gymnasien IV. 1853. p. 721. Galletti (J. G. A.), Allgemeine Welt- kunde oder Encyklopädie für Geogra- phie, Statistik und Staatengeschichte. 11. durchaus umgearb. Aufl. ete. Nach den besten Quellen und Hülfsmitteln bearb. und bis auf die neueste Zeit fortgeführt von F. H. Ungewitter u. H.Meynert. 1—10. Lief. Wien (Hart- lebens Verlagsexped.) 1853. 54. III u. 972 S. m. eingedr. Holzschn. u. 29 in Kpfr. gest. u. illum. Karten. gr. 4. (& 18 Sgr.) Grautoff (F. H.), Geographische Tabel- len für Bürgerschulen. Neu herausgeg. von Dr. Deecke. 6. durchaus bericht. u. verm. Ausg. Lübeck (Asschenfeldt) 1854. 688. gr.4. (18 Sgr.) Grube (A. W.), Bilder und Scenen aus dem Natur- und Menschenleben in den fünf Haupttheilen der Erde. Nach vor- züglichen Reisebeschreibungen für die Jugend bearb. und ausgewählt. Eine Festgabe in 4 Thln. m. 8 Kpfrn. 2. Aufl. Stuttgart (J. F. Steinkopf) 1854. 8. (à 17 Sgr.) Hauke (Fr.), Leitfaden für den Unter- richt in der Geographie mit besonderer Rücksicht auf das Kaiserthum Oester- reich. Für Real-, Handels- u. Gewerbe- schulen. 5. Aufl. Wien (Braumüller) 1854. IX u. 298 S. gr. 8. (28 Sgr.) n opf (G. W.), Grundlinien der Handels- geographie. Ein Leitfaden für Real- schulen. 2. Aufl. Fürth (Schmid) 1854. VIII u. 313 S. gr. 8. (1 Thlr. 3 Sgr.) Horrmann (C. A. J.), Kleine Geographie oder das Wichtigste aus der Erdbe- schreibung. Ein Leitfaden für mittlere Bürger- und gehobene Volksschulen. 3. verbesserte u. verm. Aufl. Schöne- vi Lehr- und Handbücher. beck (Berger) 1854. IV u. 131 S. 8. (6 Sgr.) Ingerslev (C. F.), Kurzgefafstes Lehr- buch der Geographie für die unteren Classen der höheren Lehranstalten und für Bürgerschulen. Schleswig (Nedder- meyer) 1854. VIII u. 1678. 8. (12 Sgr.) Kletke (II.), Bilder aus dem Weltall in Aufsätzen von H. Buff, B. Cotta, D. F. Eschricht, A. v. Humboldt, F. v. Ko- bell ete. Für Lehrer und Freunde der Naturkunde. Berlin (Schröder) 1853. XII u. 375 S. gr. 8. (13 Thlr.) v. Klöden (G. A.), Abrifs der Geogra- phie zum Gebrauche f. Schüler höherer Lehranstalten, insbesondere für höhere Bürger-, Real- und Gewerbeschulen. 2. neu bearb. Aufl. d. geograph. Hülfsbu- ches. Berlin (Lüderitz) 1854. XVI u. 528 S. 8. (1 Thlr. 15 Sgr.) Meurer (H.), Leitfaden für den Unter- richt in der Geographie. 2. verm. Aufl. Münster (Theissing) 1853. VII u. 2728. gr. 8. (172 Sgr.) v. Mildenstein, Die Völker der Erde. Für die Jugend dargestellt. Leipzig (Schlicke) 1854. 8. (16 Sgr.) Mörtl (Th.), Geographie für die lateini- schen Schulen in Bayern. 1. Bdchn. 5. verm. u. verb. Aufl. Augsburg (Jaquet) 1854. IV u. 156 S. m. 1 Steintaf. 12. (9 Sgr.) Niebuhr (B. G.), Lectures on ancient ethnography and geography; compri- sing Greece and her colonies, Epirus, Macedonia, Illyricum, Italy, Gaul, Spain, Britain, the North of Africa ete. Trans- lated by Dr. Leonhard Schmitz. 2 vols. London (Walton) 1853. 730 8. 8. (21 8.) Pistor (E. Th.), Lehrbuch der Geogra- phie für Gymnasien und Bürgerschulen, 5. Aufl. Darmstadt (Leske) 1854. VI u. 206 S. 8. (124 Sgr.) Pütz (W.), Grundrifs der Geographie u. Geschichte der alten, mittleren und neueren Zeit für die mittleren Klassen der Gymnasien und für höhere Bürger- schulen. 1. Abtheil. Das Alterthum. Koblenz (Bädeker) 1854. 160 S. gr. 8. (10 Sgr.) — , Hufwuddragen af gamla tidens Geo- grafi och Historia. Öfwersättning efter sjunde omarbetade upplagan. Stock- holm (Norstedt & S.) 1854. VII u. 1708. 8. (36 Sk.) v. Raumer (K.), Beschreibung der Erd- oberfläche. Eine Vorschule der Erd- kunde. 5. verb. Aufl. Leipzig (Brock- haus) 1854. IV u. 80 S. gr.8. (6 Sgr.) Ritter (C.), Die Erdkunde im Verhältnifs zur Natur, vgl. Geographie Asiens. Schaub (F.), Leitfaden für den Unter- richt in der nautischen Astronomie in der k. k. Marine-Akademie. Triest (Di- rection des Oester. Lloyd) 1853. VIII u. 183 8. gr. 8. (1 Thlr.) Schleinitz, Leitfaden in der Geogra- phie. 6. Aufl. Leipzig (Baensch) 1854. 8. (4 Thlr.) Schmidt (A.), Auch ein Wort über Lehr- bücher der Geographie. — Zeitschr. f. d. Oesterreich. Gymnasien. IV. 1853. P. 269. Schneider (K. F. R.), Handbuch der Erdbeschreibung und Staatenkunde. 32 — 38 Lief. Glogau (Flemming) 1854. gr. 8. (a 5 Sgr.) v. Seydlitz (E.), Leitfaden für den Un- terricht in der Geographie. 7. wesent- lich verb. Aufl. Bearbeitet von Dr. Fd. Gleim. Mit 12 in d. Text gedr. Skiz- zen. Nebst einem vollständ. Namens- Verzeichnifs. Breslau (Hirt) 1854. VIII u. 304 8. gr. 8. (172 Sgr.) Släma (Jos. Ritter v. Freyenstein), Hand- buch der reinen und politischen Geo- graphie, mit besonderer Rücksicht auf milit. Wichtigkeit zum Gebrauche für die Regiments-Kadettenschulen der k. k. öster. Armee. Brünn (Buschack u. Irr- gang) 1854. VIII, 4 Bl. u. 2628. gr. 8. (1 Thlr. 6 Sgr.) Gumprecht, Die neueste chinesische Ge- schichte und Geographie fremder Län- der. — Zeitschr. f. allgem. Erdkunde III. 1854. p. 19. —, Sen Ke-Yü’s Geschichte und Geo- graphie fremder Länder. — ibid. III. 1854. p. 323. Stein und Hörschelmann, Handbuch der Geographie, vgl. Geographie Austra- liens. Ungewitter (F. H.), Neueste Erdbeschrei- bung und Staatenkunde, oder geogra- phisch-statistisch historisches Handbuch. 3. verm. u. verb. Aufl. 10 — 20. Lief. Dresden (Adler u. Dietze) 1854. Lex. 8. (à 5 Sgr.) Völter (D.), Lehrbuch der Geographie. II. besonderer Theil. 1. Hälfte. 2. verm. u. verb. Aufl. Efslingen (Weychardt) 1854. VIII u. 198 S. 8. (10 Sgr.) Zachariä (A.), Lehrbuch der Erdbe- Mathematische und physikalische Geographie. vo schreibung in natürlicher Verbindung mit Weltgeschichte, Naturgeschichte u. Technologie für den Schul- u. Privat- unterricht. 7. durchgängig bericht., er- gänzte u. sehr verm. Aufl. Herausgeg. von L. Thomas. 2 Lieff. Leipzig (E. Fleischer) 1854. gr. 8. (224 Sgr.) Zimmermann (W. F. A.), Der Erdball und seine Naturwunder. Ein populäres Handbuch der physikal. Erdbeschrei- bung. Mit vielen Abbildungen u. Karten. 3—20.Lief. Berlin (Hempel) 1853. 54. 3. Aufl. 1. Bd. 1—8. Lief. 2. Bd. 1. u. 2. Lief. 3. Bd. 1— 4. Lief. Ebds. 1854. gr. 8. (A 74 Sgr.) Kriegs-Atlas für Zeitungsleser. Ein Rund- gemälde des nördlichen und südlichen Kriegsschauplatzes, mit 6 color. Karten u. erläuternder Beschreibung ete. Wien (Hartlebens Verlagsexped.) 1854. IV u. 96 S. gr. 8. (1 Thlr.) Kurzgefafste geographisch-statistische Ue- bersicht des gegenwärtigen Kriegsschau- platzes in alphabetischer Ordnung. Ein Hülfsbüchlein für Zeitungsleser. Nürn- berg (Riegel u. Wiessner) 1854. 40 S. 12. (4 Sgr.) Butler (J. O.), A new introduction to geography; in a series of lessons. New edit. London (Walker) 1854. 186 S. 12. (28.6d.) Coleman (L.), An historical Text Book and Atlas of Biblical Geography. Phi- ladelphia. 1854. 4. Cull (R.), On the recent progress of Eth- nology. — Edinburgh New Philos. Journ. Jan. 1854. p. 10—25. Darton (M. E.), The Earth and its In- habitants. 2d edit. revised. London (Hall) 1854. 386 S. 8. (5 S.) Ewing (T.), System of geography. 18th. edit.; with maps. London (Simpkin) 1854. 4308. 12. (4 S. 6 d.) Falmouth (Viscountess), Conversation on geography, or the Child's first in- troduction to where he is, what he is, and what else there is besides. London (Longman) 1854. 512 S. 12. (7 S. 6 d.) Gaultier’s Familiar geography. 14th edit,, revised and correeted, London (Grant & G.) 1854. 2518. 8. (3 S.) Monteith (J.), Youth’s manual of geo- praphy, combined with history and astro- nomy: designed for the use of the ju- nior and intermediate classes in public and private schools. New York 1853. 171 S. 8. (3 S. 6 d.) Pillan (J.), Elements of physical and classical geography. London (Black- wood) 1854. 200 S. 12. (4 S.) Slater, Lessons in Geography, ancient and modern: with notes. London (Law) 1854. 2508. 12. (4 S. 6 d.) Sterne (G. M.), A physical and political school geography etc. 3d edit. revised and correeted. London (Longman) 1853. 236 8. 12. (38.6 d.) A geography for the use of the Blind. London (Chapman & H.) 1854. (5 S.) Petersen (Chr.), Die Kosmographie des Kaisers Augustus und die Commenta- rien des Agrippa. (Schlufs.) — Rheinisch. Museum. Neue Folge. 9. Jahrg. 1854. S. 422 — 42. Marquardt (J.), Zur Statistik der rö- mischen Provinzen; ein Nachtrag zu Becker-Marquardt Handbuch der römi- schen Alterthümer. III, 1. Leipzig (Hir- zel) 1854. 268. gr. 8. (10 Sgr.) Mathematische und physikalische Geographie. v. Kalckstein (M.), Grundlinien einer physischen Erdbeschreibung. Zum Selbst- studium etc. Berlin (Schneider & Co.) 1853. VI u. 58 S. gr. 8. (10 Sgr.) Heger (F. C.), Die physische und ma- thematische Geographie. Theilweise mit Zugrundelegung der Introduction à la Geographie von Lacroix bearbeitet. Mit in d. Text eingedr. Holzschn. Lübeck (Dittmar) 1854. X u. 351 S. 8. (1 Thlr. 6 Sgr.) Wiegand (A.), Grundrifs der mathema- tischen Geographie. Für höhere Lehr- anstalten entworfen. Mit eingedr. Holz- schn. 3. verm. u. verb. Aufl. Halle (Schmidt) 1854. VIII u. 75 8. gr. 8. (10 Sgr.) A. u. d. Tit.: Mathematische u. physikalische Geographie nebst Chro- nologie. Von Dr. Wiegand, Dr. Corne- lius u. Dr. v. Schmöger. 3 Thle. (1 Thlr.) Newton (W.), Use of the Globes; with introduction to Astronomy. Ath edit. London (Newton) 1854. 156 8. 12. (18S. 6 d.) Babinet, Physique du globe. — Rerue de deux mondes. 1853. IV. p. 1204. VIII v. Teichmann (A.), Physik der Erde. Ein Handbuch für Lehrer u. Schüler der höheren Bildungsanstalten ete. Mit 9 (lithogr. u. theilw. color.) Taff. (in qu. gr. 4.) Berlin (G. Reimer) 1854. 1 Bl., VIII u. 254 S. gr. 8. (1 Thlr. 20 Sgr.) Types of Mankind; or, ethnological re- searches based upon the ancient mo- numents, paintings, sculptures, and era- nia of races, and upon their natural, geographical, philological, and biblical history. Illustrated by selections from the inedited papers of Samuel George Morton, and by additional contribu- tions from Prof. L. Agassiz, W. Usher, and Prof. H. S. Patterson. By J. C. Nott, and George R. Gliddon. Lon- don (Trübner) 1854. 8. (30 S.) Vincent, Mesure de la terre attribuse & Eratosthene. — L’Institut IIme Sect. 1853. p. 121. Martin (H.), Examen d'un mémoire post- hume de M. Letronne, et de ces deux questions: 1. La circonference du globe terrestre avait-elle été mesurée exacte- ment avant les temps historiques? 2. Les erreurs et les contradietions de la geo- graphie mathématique des anciens s'ex- pliquent-elles par diversité des stades et des milles? Paris 1854. 140 S. 8. Die Vollendung der russischen Gradmes- sung zwischen der Donau und dem Eis- meer. — Arch. F. wissensch. Kunde Ru/s- lands. 1854. p. 492. Solly (T.), Ueber ein neues Instrument, um auf Reisen kleine Höhen zu messen. — Z. f. allgem. Erdkunde. III. 1854. p- 315. Ritter (E.), Note sur la mesure des hau- teurs par le baromètre. — Mem. de la Soc. de physique etc. de Geneve. T. XIII. 1854. p. 343. Paucker, Die Gestalt der Erde. — Bull. de l’Acad. de St. Petersbourg. (lasse phys.-mathem. 1854. N. 7f. Atlanten, einzelne Karten und Pläne. Hansen (P. A.), Theorie der Pendelbe- wegung, mit Rücksicht auf die Gestalt und Bewegung der Erde. — Neueste Schriften der naturforschenden Gesell- schaft in Danzig. Band V. Heft 1. 1853. Schäffer (H.), Das Meer und sein Ein- flufs auf das Klima der Erde. — Die Natur. 1854. N. 24. 26. Irminger (Capt.), Ueber Meeresströmun- gen im atlantischen Ocean. — Zeit- schrift für allgem. Erdkunde. Bd. J. 1853. p. 488. — , Ueber Meeresströmungen. — ibid. III. 1854. p. 169. —, Ueber nordpolare Strömungen. — ibid. III. 1854. p. 43. Dana (J. D.), On changes of level in the Pacific Ocean. — Edinburgh New Philos. Journ. Octob. 1853. p. 240. The tides in South Paeifie. — ibid. July 1854. p. 148. Kohler, Versuch einer Berechnung der Wassermengen, welche die württemberg. Flüsse jährlich abführen. — Württemb. Jahrb. Jahrg. 1852. I. (1854.) p. 203. Bremiker(C.), Nautisches Jahrbuch oder vollständige Ephemeriden und Tafeln f. d. J. 1856 zur Bestimmung der Länge, Breite und Zeit zur See nach astro- nomischen Beobachtungen etc. Berlin (Schropp & Co.) 1854. LVIu. 218 8. gr. 8. (15 Sgr.) Domke (F.), Nautische, astronomische u. logarithmische Tafeln nebst Erklärung u. Gebrauchs-Anweisung für die Königl. Preufs. Navigationsschulen bearbeitet. Herausgeg. im Auftrage des K. Ministe- riums für Handel etc. Berlin (Decker) 1854. L u. 353 8. Lex. 8. (2 Thlr.) Nautical Almanak, 1857. London (Mur- ray) 1854. 8. (2 S. 6 d.) General index to Nautical Magazine: 1832 to 1851. London (Simpkin) 1854. (1 8.) Atlanten, einzelne Karten und Pläne. Arnz (J.), Atlas der alten Welt in 16 lith. u. illum. Karten. 15. Aufl. Düssel- dorf (Arnz & Co.) 1854. qu. Fol. (20 Sgr.) Enge! (C. G. J.), Elementar-Atlas der Anschauung beim Unterricht in der Geo- graphie. 1. Lief. Leipzig (Hentze) 1854. qu. Fol. (6 Sgr.) | | | | —, Geographischer Perspectiv-Atlas für | die Anschauung. No. 1. Wandkarte von Deutschland. 6 Bl. Imp.Fol. Ebds. 1854. (3 Thlr.) Ewald (L.), Wand-Atlas der allgemeinen Erdkunde und physischen Erdbeschrei- bung, zum Gebrauche beim meth. Schul- unterricht. In Farbendruck ausgeführt. I. Orographische Erdkarte in Mereator's Atlanten, einzelne Karten und Pläne. Projection. Lith. Darmstadt (Bauerkel- ler's Prägeanstalt) 1853. Gr. Fol. 9Bll. (Auf Leinw. 23 Thlr.) Flemming’s Elementar-Schul-Atlas in 10 lith. u. col. Bll. Glogau (Flemming) 1854. qu. gr. 4. (6 Sgr.) Gras (Sc.), Notes sur le but et les moyens 1 d'exécution des cartes agronomiques. — | Annales des mines. P. 1. Grimm (J. L.), Karte der östlichen und westlichen Halbkugel in 8 Bll. Neue Ausg., vollständig ergänzt u. berichtigt von H. Mahlmann. Berlin (D. Reimer) 1854. Roy. Fol. (3 Thlr.) Grofs (R.), Historischer Schul- Atlas in 9 lith. u. col. Bll. Stuttgart (Schweizer- bart) 1854. qu. Fol. (1 Thlr.) Handtke (F.), Wandkarte der östlichen Halbkugel. Lith. u. col. Glogau (Flem- ming) 1854. gr. Fol. (25 Sgr.) Vue Ser. IV. 1853. | — , Wandkarte der westlichen Halbkugel. Simon (F.), Kleiner Schul-Atlas zum Lith. u. col. Ebds. (25 Sgr.) Hoffmann (S. F. W.), Orbis terrarum antiquus. Schul-Atlas der alten Welt, nach den Schriften der Alten und Un- tersuchungen von Beaufort, Burekhardt, Dodwell u. A. Zeichnung v. K. F. Muh- lert. Stich von H. Leutemann. Mit 12 Gedenktafeln. 2. Ausg. Leipzig (Hin- richs Verl.) 1854. 12 in Kpfr. gest. Kar- ten. qu. Fol. (20 Sgr.) Holle (L.), Vollständiger Schul-Atlas der neuesten Erdkunde in 29 Karten. 9. verb. u. verm. Aufl. Lith. u. eol. Wol- fenbüttel (Holle) 1854. qu. Fol. (20 Sgr.) — 10. Aufl. (20 Sgr.) Kiepert, Bibel-Atlas nach den neuesten und besten Hülfsmitteln gez. Mit Er- läuterungen, die sich an das Lisco’sche Bibelwerk anschliefsen. 3. unveränd. Abdruck. Berlin (G. W. F. Müller) 1854. 24 S. Text. 4. 9 lith. u. col. Karten u. 3 lith. Taff. Abbild. hoch 4°. u. Fol. (1 Thlr.) König (T.), Historisch - geographischer Hand-Atlas zur alten, mittlern u. neuern Geschichte. 3. verm. u. verb. Aufl. 2 Abthlgn. Lith. u. col. Wolfenbüttel (Holle) 1853. qu. Fol. 25 Bll. (1 Thlr. 5 Sgr.) v. Liechtenstern (Th.) u. Lange (H.), Schul-Atlas zum Unterricht in der Erd- kunde. 2. Aufl. Braunschweig (Wester- mann) 1854. Fol. (14 Thlr.) Platt (A.), Grofser physisch-politischer Atlas der Erde nach Arrowsmith, Berg- IX haus u. Ritter. Auswahl von 40 Karten. Lith. u. col. Magdeburg (Kägelmann). gr. Fol. (6 Thlr.) Reichard (C. G.), Oestliche u. westliche Halbkugel der Erde. Mit Bezeichnung der merkwürdigsten Seereisen in der Lampertschen Projection. Kupferst. u. col. Nürnberg (Beyerlein) 2 Bll. qu. Roy. Fol. (1 Thlr.) Roost (J. B.), Allgemeiner Hand- Schul- Atlas von 30 Karten. Neue Ausg. 1. Lief. Kempten (Dannheimer) 1854. Fol. (4 Thlr.) Schuberth’s (J.) Neuester Hand-Atlas der alten u. neuen Geographie etc. in 60 Karten. 25. Liefer. Kupferst. u. col. Hamburg (Schuberth u. Co.) Fol. (72 Sgr.) — , Schul-Atlas der alten und neuen Geo- graphie ete. 8. revid. u. verm. Aufl. 26 theils in Kpfr. gest., theils lith. Kar- ten. Ebds. Fol. (14 Thlr.) Elementar-Unterricht in 7 Karten. Wien (Gerold) 1854. qu. gr. 4. (2 Thlr.) v. Spruner (K.), Histor.-geograph. Hand- Atlas zur Geschichte der Staaten Euro- pa's vom Anfange d. Mittelalters bis auf die neueste Zeit. 2. Aufl. 1.— 4. Lief. Gotha (J. Perthes) 1854. gr. Fol. Stieler (A.), Hand-Atlas über alle Theile der Erde. 10. — 12. Lief. (Nachtrag.) Inhalt: Karte von Deutschland, dem Königreich der Niederlande, dem Kö- nigreich Belgien, der Schweiz und den angrenzenden Ländern. In 25 Bil. Neue Aufl. Maafsstab 1: 800,000. Go- tha (J. Perthes) 1854. gr. Fol. (4% Thlr.) Thomas (L.), Vollständiger Schul-Atlas. Entwurf und Zeichnung v. H. Kunsch. Lith. u. col. Leipzig (Klinkhardt) 1854. 33 Bll. gr. 4. (222 Sgr.) Voigt (F.), Schulatlas der neueren Geo- graphie über alle Theile der Erde, in 24 illum. Karten. 4 Aufl. Lith. u. Far- bendr. Berlin(Schröder) 1854. qu. gr. 4. (1 Thlr.) Völter, Hand-Atlas der Erd-, Völker- und Staatenkunde. 4. verm. u. verbess. Aufl. in 38 lith. u. color. Karten, in 3 Lief. Efslingen (Weychardt) 1853. 54. qu. Fol. Weiland (C. F.), Methodischer Schul- Atlas entworfen u. zu jedem Lehrbuch brauchbar eingerichtet. 1. u. 2. Cursus. (Neue Ausg.) Kpfrst. u. color. Weimar (Landes-Industrie-Compt.) 1854. qu. gr. 4. (13 Thlr.) Schul-Atlas über alle Theile der Erde nach dem neuesten Zustande und über das Weltgebäude. Nach Stielers Hand-Atlas verkleinert. 34. verb. u. verm. Auflage. Gotha (J. Perthes) 1854. 31 illum. Bll. in Kupfrest. qu. Imp. 4. (1 Thlr. 5 Sgr.) j Atlas der Rheinischen Missionsgesellschaft, übersichtlich und speciell die Gebiete darstellend, auf welchen die Gesellschaft thätig ist. Zum Besten der Rheinischen Missionsgesellschaft. Barmen 1853. 9 Bll. qu. Fol. Angezeigt von Gumprecht in der Zeitschr. f. allg. Erdkunde. Bd. II. 1854. p. 168. Bean’s (C.), Introductory School Atlas: with index. By J. H. Johnson. London (Bean) 1854. Imp. 8. (5 S.) — „ Comprehensive School Atlas of ancient and modern geography, containing 32 modern and 5 ancient maps, coloured, with copious consulting index; size of each map 14 inches by 10 inches. ibid. (128.) Gover's Atlas of Universal Historical Geo- graphy. London (Gover) 1854. (12 8. 6 d. en (W.), The Scholar's Atlas. Lon- don. 18. (2 d.), colour. 8 d. (National Society.) —, A child’s first book of geography. London (Longman) 1854. 118 8. 12. (9 d.) Petermann (A.) & Milner's Library Atlas of physical and political geogra- phy. London (Orr) 1854. Roy. 4. (42 8.) Philip's Library Atlas of ancient and modern geography. Liverpool (Simpkin) 1854. 4. (15 8.) — Student Atlas of modern geography. ibid. 1854. 4. (38. 6 d.) Historie geographical atlas of the middle and modern ages: a series of maps and plans, chronologically arranged, to the abdication of Napoleon. With special maps illustrative of English history. Based on the „Historisch-geographischer Hand-Atlas‘‘ of Dr. Spruner. Translat. with numerous additions and explana- tory memoirs to the maps, by the edi- tor of the „University Atlas of the Middle Ages“. London (Varty) 1854. 4. (36 S.) Johnstone (A. K.), Hand-Atlas of Clas- Karten von Europa. sical Geography: with index, London (Blackwood) 1854. Roy. 4. (21 8.) Teesdale's Chart of the World on Merca- tor's projection. On canvas folded. Lon- don (Teesdale) 1854. Fol. (J. 3. 10 8.) — General Atlas of the World. ibid. 1854. half bound. (L. 4. 4 S.) Hand- Atlas of Physical Geography; con- sisting of a series of 24 maps and pla- tes. By the editor of the ‚University Atlas of the Middle Ages“. London (Varty) 1854. 8. (10 S. 6 d.) Boud in (J. Ch. M.), Charte physique et meteorologique du globe terrestre com- prenant la distribution geographique de la temperature (lignes isothermes) des vents, des pluies et des neiges. Grave par Regnier et Dourdes. 2m® edit. Lith. Paris (Franck) 1853. Imp. Fol. h. 19" 1% br. 29“ 4“. (2 Thlr.) Map showing the Overland Route to In- dia. Full coloured. London (Bean) 1854. Size 21 in. by 16 inches. (1 S.) — Karten von Europa. Handtke (F.), Wandkarte von Europa zum Gebrauch für Schulen eingerichtet. Lith. u. col. Glogau (Flemming) 1854. gr. Fol. 9 Bl. (224 Sgr.) Diewald (J. N.), Europa in 4 Blättern. Kupferst. u. col. Nürnberg (Beyerlein) 1854. Roy. Fol. (1 Thlr. 6 Sgr.) Eisenbahn-, Post- u. Reisekarte von Mit- teleuropa. Mit Angabe der Dampfschiffs- verbindungen und Telegraphenlinien. 2. verm. Ausg. Hamburg (Verlags-Compt.) 1854. Farbendr. cart. (6 Sgr.) Neueste Eisenbahn-Karte von Deutschland, Frankreich, Belgien u. Holland, Lith. Emmerich (Romen). Fol. (in Carton 8° 5 Sgr.) Eisenbahn-, Post- u. Reise-Karte von der Schweiz, Tyrol, Ober-Italien u. angren- zenden Ländern. Lith. und Farbendr. Hamburg (Verlags-Comptoir) 1854. Fol. in Carton 16° ( Thlr.) Friedrich (L.), Post- u. Reise-Karte von Mittel- Europa. Gez. von C. Arends. Gest. von F. W. Kliewer. Gotha (J. Perthes) 1854. gr. Fol. 4 col. Bl. (24 Thlr., in Carton 8° auf Leinwd. 3 Thlr.) General-Karte der sämmtlichen Telegra- phen-Linien u. Eisenbahnen in Europa. Lith. u. col. Innsbruck (Pfaundler) 1854. Karten von Deutschland. Imp. Fol. 2 Thlr.) Zimmermann (C.), Karte von Mittel- (in Carton 4 auf Leinwd. Europa, zur Uebersicht der Eisenbahnen u. Hauptverkehrstrafsen, nebst Angabe | der elektrischen Telegraphen. Neu be- arbeitet u. in Kpfr. gest. v. F. W. Klie- wer. Berlin (D. Reimer) 1854. Roy. Fol. (20 Sgr.; in Carton 8 25 Sgr.; auf Leinwd. 13 Thlr.) Rowe's new and general map of Europe. London (Rowe) 1854. 12. (2 S. 6 d. coloured 3 S. 6 d.) Railway and telegraphie map of Europe. London (Adams) 1854. (5 S.) Davies’s map of Central Europe; with all the railway stations. London (Stan- ford) 1854. 8. (12 8.) v. Rothenburg (F. R.), Schlachten - At- las, 135 Pläne, 5. verm. Ausg. Berlin (Leipzig, Rein) 1853. (16 Thlr.) Atlas zu den Vorlesungen der Kriegs- geschichte. 1. Sect.: Das Sudeten-Land. Mafsstab 1:500,000. 1 Bl. Lithochrom. Berlin (Schropp & Co.) 1853. Imp. Fol. (72 Sgr.) Karten von Deutschland. 83 u. v. Oes feld, Topographische Special- Karte von Deutschland und den angrenzenden Staaten in 359 Bl. Neue Ausg. 100.— 106. Lief. 100: Seet. 255. Tübingen. Sect. 239. Ellwangen, 101: Sect. 45. Dramburg. 56. Lüne- burg. — 102: Sect. 75. Berlin. 193. Beauvais. — 103: Sect. 58. Zehdenick. | 126. Nordhausen. 104: Seet. 26. Demmin. 57. Perleberg. — 105: Sect. 118. Brügge. 158. Namur. — 106: Sect. 99. Cadzand. 256. Ulm. Glogau (Flem- ming). (Jede Lief. von 2 Bl. 16 Sgr., einzelne Bll. 15 Sgr.) Hammer (W.), Nordwestliches Deutsch- land. Lith. u. Farbendr. Berlin (D. Rei- mer) 1854. gr. Fol. 20 Sgr.) (in Carton 16°. | v.Freyhold(A.), Neue Karte v. Deutsch- land zugleich (auf 7 Beikärtchen) histo- risch-geographische Karte von Preufsen. Gez. von A. v. Schmidt. Lith. u. col. Berlin (D. Reimer) 1853. Roy. Fol. h. 17” 10”, br. 23” 1%. (20 Sgr., in Carton Er. 8. 22 Sgr.) Schmidt (J. M. F.), Post-Karte von XI Deutschland u. den angrenzenden Staa- ten, in 4 Bll. Neue Ausg. Kupferst. u. col. Berlin (Schropp & Co.) 1854. gr. Fol. (2 Thlr.) Holle (L.), Neueste Eisenbahn- u. Post- karte von Deutschland. Wolfenbüttel (Holle) 1854. Fol. (In 16-Carton 3 Sgr.) Heidemann (F. W.), Die Eisenbahnen nebst den dazu gehörenden Post-Cour- sen u. d. Dampfschifffahrten in Deutsch- land. I. Abthl. 10 Karten enthaltend. Lith. u. Farbendr. Merseburg (Garcke) 1853. gr. 4. (224 Sgr.) Karte der Eisenbahnen Deutschlands zu sammengestellt auf Grund officieller Mit theilungen sämmtlicher Eisenbahnver- waltungen und herausgeg. im Auftrage des deutschen Eisenbahnvereins von der herzogl. braunschweig - lüneburgischen Eisenbahn- u. Postdireetion. Gezeichnet von Glindemann. Stich, Druck u. Verlag des lithograph. Instituts von A. Wehrt in Braunschweig. 9 color. Karten mit Titelblatt, tabellarisch-statist. Ueber- sicht, verkleinerten Netzen u. farbigem Umschlagtitel. gr. Patent-Roy.-Format. (5 Thlr. 20 Ngr.) Angezeigt im Leip- ziger Repertorium. 1854. III. p. 219. Reichard (C. G.), Das Königr. Württem- berg, Grofsherzogthum Baden und die preuſs. Fürstenthümer Hohenzollern-He- chingen und Hohenzollern-Sigmaringen. Rev. von D. Völter. 2 Bl. Nürnberg (Beyerlein) 1854. Imp. Fol. (1 Thlr.) Kruemmer (H.), Wandkarte vom Preu- fsischen Staate. 2. verb. Aufl. Lith. u. col. Breslau (Leipzig, Hentze). gr. Fol. 4 Bll. (172 Sgr.) Handtke (F.), Ostpreuſsen. Glogau (Flem- ming) 1854. Imp. Fol. (4 Thlr.) Engelhardt (F. B.), Karte vom Danzi- ger Kreise. Auf Veranlassung des K. Oberpräsidiums der Provinz im J. 1852 revid. u. verb. von A. Schröder. Lith. u. col. Danzig (Kabus) 1854. qu. Fol. (10 Sgr.) Rosenthal (M. C.), Charte der preufsi- schen Provinz Posen. Mit der Einthei- lung in Regierungsbezirke und Kreise nach den vorzüglichsten Hülfsmitteln gez. von M. Hussendörfer. Col. Nürn- berg (Beyerlein) 1853. Roy. Fol. (10 Sgr.) XII Karten von Brunkow (B.), Grundrifs von Berlin nach den neuesten Bestimmungen ent- worfen u. gez. von A. Martin. Lith. u. col. Berlin (Geelhaar) 1853. qu. Fol. h. 10" 8“ br. 17“. (In 8-Carton. 8 Sgr). Situations-Plan der Haupt- u. Residenz- stadt Berlin mit nächster Umgebung. Lith. von C. Birck. Farbendr. Berlin (Schropp & Co.) 1854. h. 18“ 8“, br. 24,10%. (25 Sgr.) Neue Reisekarte vom Riesengebirge, col. Berlin (Grieben) 1854. (in 16-Carton. 5 Sgr.) Wollenhaupt, General-Situations- und Nivellements-Plan der Wilhelmsbahn u. ihrer Zweigbahnen. Ratibor (Wichura) 1853. 2 Bl. (1} Thlr.) Topographische Karte der Provinz West- phalen und der Rheinprovinz, im Maafs- stabe 1:80,000. Herausgeg. von demK. Preufs. Generalstabe. No. 65. Saarlouis. 66. Simmern. 67. Neuenburg. 68. Bern- castel. 69. Trier. 70. Baumholder. 71. Cochem. Lith. Berlin (Schropp & Co.). qu. Fol. Wolff(C.R.), Höhenkarte der Umgegend von Coblenz. Berlin (Schropp & Co.). gr. Fol. (+ Thlr.) Liebenow (W.), Karte der Hohenzoller- schen Lande. 1: 100,000. Berlin (D. Reimer) 1854. Imp. Fol. (12 Thlr.) Karte des Rheins von Mannheim bis Düs- seldorf. Kreuznach (Voigtländer). qu. Fol. (in 16-Carton. 33 Sgr.) Dllustrirter Plan von dem Seebade Helgo- land. Hamburg (Galsmann) 1854. gr. Fol. (18 Sgr.) Krombholtz (H.), Schulkarte vom Kö- nigreich Sachsen. Lith. u. col. Dresden (Adler u. Dietze). gr. 4. (14 Thlr.) Caspari (A. G.), Wandkarte vom Königr. Sachsen für den Schul- und Privatge- brauch. 2. verb. Aufl. (Mit: Erläuternde Bemerkungen. 4 S. gr. 8.) Lith. u. col. Annaberg (Rudolph u. Dieterici) 1854. gr. Fol. 4 Bl. (1 Thlr. 10 Sgr.) Eltzner(A.), Plan von Leipzig. Kpfrst. Leipzig (Rocca) 1854. Fol. (20 Sgr.) Krom (J. G.), Plan der Stadt Baden. Lith. Carlsruhe (Braun) 1853. Gr. Fol. | (1 Thlr.) Roost (J. B.), Atlas des Königr. Bayern in 9 Bl. 3. Aufl. Fol. Kempten (Dann- | heimer) 1854. (27 Sgr.) Wenng (G.), Karte der Umgegend Mün- chens. Gez. u. gest. München (Rieger) 1854. Fol. (7 Sgr.) Deutschland. Plan der Haupt- und Residenzstadt Mün- chen. München (Franz). gr. Fol. ( Thlr.) Reisekärtchen nach Kreuth u. Tegernsee. München (Franz) 1854. Fol. in 8-Car- ton. (63 Sgr.) Pillement (Fr.), Karte des K. bayer. Kreises Unterfranken u. Aschaffenburg nebst Theilen der angrenzenden Länder. Maafsstab 1:250,000. Kupfrst. u. Far- bendruck. Würzburg (München, Mey u. Widmayer). Roy. Fol. (1 Thlr. 14 Sgr.) Strafsen - Karte des Königr. Bayern im Maafsstabe 1:500,000. Bearb. u. her- ausgeg. vom topogr. Bureau des K. Ge- neralquartiermeister-Stabs. Kpfrst. Mün- chen (Mey u. Widmayer) 1853. Imp. Fol. Mit Carton: Die Rheinpfalz. (1 Thlr. 18 Sgr.) Desjardins (C.), Hydro- orographische oder physische Skizze der österreich. Kronländer. Lith. u. col. Wien (J. Ber- mann) 1854. Roy. Fol. 2 Bl. (14 Thlr.) —, Physisch-politische Karte aller öster- reichischen Kronländer. Für Schulen bearb. Lith. u. col. Ebds. Roy. Fol. 2 Bl. (1 Thlr.) Mayer (A.), Post-Routen-Karte der öster- reichischen Monarchie. Nebst 3 Bl. Text. col. Wien (Lechner) 1854. Imp. Fol. (274 Sgr.) —, Neueste ausführliche Postrouten- u. Eisenbahnkarte der österreichischen Mo- narchie. Wien (Lechner) 1854. Imp. Fol. in 8-Carton. (271 Sgr.) v. Bose (H.), Vollständiger Special-Atlas der österreichischen Monarchie. 1. — 3. Lief. Leipzig (Schäfer) 1854. Fol. (A 10 Sgr.; einzelne Karten 73 Sgr.) Becker (M. A.), Handkarte von Nieder- österreich für Schulen herausgeg. und nach den Angaben des k. k. Rathes A. Steinhauser gez. u. lith. von Fr. Simié. 12200000. Farbendr. Wien ( Bermann in Comm.) 1853. Imp. Fol. h. 24", br. 27“ 5". Ausg. mit Angabe der Gebirge, | Flüsse etc. (2 Thlr.); nur mit Angabe der Flüssse u. Gebirge (1 Thlr. 20 Sgr.); ohne Angabe der Gebirge (1 Thlr. 20 | gr.) Müller, Reise- und Gebirgskarte von Salzburg u. seinen Umgebungen. Salz- burg (Glonner) 1854. Fol. (3 Thlr.) v. Scharberg (J. B.), Historisch - genea- logisch-geographischer Atlas zur Ueber- sicht der Geschichte des ungrischen Karten von der Schweiz, Frankreich und Grofsbritannien. Reichs, seiner Nebenländer und der an- | grenzenden Staaten u. Provinzen. 6. — 8. Lief. Hermannstadt (v. Hochmeister) 1853. 12 Tabellen. Imp. Fol. compl. (6 Thlr. 12 Sgr.) Karten der Schweiz. Heck (J. G.), Illustrirte Reisekarten der Schweiz. Mit 21 Specialkärtchen, den Wappenschildern der 22 Kantone und einem Panorama vom Rigi-Kulm. col. Leipzig (Weber) 1854. Imp. Fol. auf Leinwd. (13 Thlr.) Karte der Schweiz u. Oberitaliens. Ham- burg (Verlags-Comptoir) 1854. Farben- druck. cart. (4 Thlr.) Gross, Karte der Schweiz nach den neue- sten Materialien entw. u. gez. 2. neu durchges. Ausg. Verjüngung 1:450,000. Grav.: Terrain von Graf, Schrift von Spengler. Zürich (Beyel). Roy. Folio. (1 Thlr. 12 Sgr.; in 8-Carton. 1 Thlr. 20 Sgr.) —, Post- Reise-Karte der Schweiz nach den neuesten Materialien entw. u. gez. 2. neu durchgesehene Ausg. Verjüngung 1: 450,000. Ebds. 1854. Roy. Fol. (24 Sgr.; in 8-Carton. 1 Thlr.) Topographische Karte der Cantone St. Gal- len u. Appenzell. Mafsstab 1: 25,000. Aufgen. von J. M. Eberle, J. Eschmann, Mertz Vater u. Sohn und H. Hennet. Gest. von P. Steiner. Gebirg von J. Randegger und R. Leuzinger. 2. Lief. Winterthur (Wurster u. C.) (Berlin, D. Reimer.) Roy. Fol. 6 Bl. (9 Thlr. 12 Sgr.) (Enthaltend: Wattwyl, Herisau-St., Pe- terzell, Rapperschwyl, Schaenis, Neslau, Werdenberg.) Karte der Cantone St. Gallen u. Appen- zell zum Schul- und Handgebrauch. St. Gallen (Huber & Co.) gr. 4. (6 Sgr.) Weiss, Der Kanton Bern in Amtsbezirke eingetheilt, nach den vorzüglichsten Materialien; neu herausgeg., berichtigt und bis zum J. 1854 verm. Bern (Hu- ber & Co.) Roy. Fol. (12 Sgr.) Velinp. color. (1 Thlr.) Delkeskamp (F. W.), Bern, das Entli- buch, die Thäler der Emme, IIfis, Aare und Sense. Kupferst. Frankfurt a. M. (Delkeskamp's Selbstverl.) 1854. qu. Fol. h. 8“ 5”, br. 17” 10%. (24 Sgr.) —, Das Rheinthal in Graubünden, der Wallenstädter See, das Lind- u. Sernft- Thal im Canton Glarus. Kpfrst. Ebds. XIII qu. Fol. Sgr.) Delkeskamp (F. W.), Südlicher Theil der Simplonstraſse, das Formazza Thal u, die westlichen Tessiner Thäler. Ku- pferst. Ebds. qu. Fol. h. 4“ 3% br. 17" 10”. (12 Sgr.) h. 8" 5”, br. 17% 10%. (24 Karten von Frankreich. v. Stülpnage! (F.), Frankreich, gest. von C. Poppey. Maafsstab 1: 1, 850000. Co- lor. Gotha (Perthes) 1854. Imp. Fol. (1 Thlr.) Blondel, Notice sur la grande carte to- pographique de la France, dite carte de IEtat-Major. Paris 1853. 56 S. 8. Cortambert (Eug. et Rich.), Carte ele- mentaire des celebrites de la France. Paris (Hachette et A. Bertrand) 1853. Carte de la Gaule independante et ro- maine, donnant la division en 17 pro- vinces, dressée par Desbuissons. Paris 1854. Carte de l’ancien diocese de Troyes et carte comparative des archidiaconès, des doyennes et des pagis du diocese de Troyes. Troyes 1853. Departement de la Mayenne, extrait de la carte topogr. de la France, levee par les officiers d’Etat-Major ete. Paris (Impr. lith. de Kaeppelin). de Vuillefroy, Plan de Soissons. Lith. par Ch. Montpellier. Soissons (Impr. lith. de Decamp). Plan de la ville de Toulon et de ses en- virons, par Bougier. Toulon 1853. Plan de la ville de Chälons-sur-Marne en 1755. Chälons (Impr. lith. de Le Cher- bonnier). Carte de larrondissement de Mauleon (Basses-Pyrendes) dressée d’apres les plans du cadastre et autres documents par M. A. Perret, gravee par M. M. Avril. Paris 1853. Karten von Grofsbritannien. New British Atlas: a set of maps of the counties of England and Wales. Lon- don (H. G. Collins) 1854. Fol. (318. 6 d.) Johnston, Travelling maps of England, Ireland, and Scotland. London (Stan- ford) 1854. (4 8.) Bradshaw's railway map of Great Bri- tain and Ireland. London (Adams) 1854. 12. (2 S. 6 d.) XIV A new map of the railways and telegraphs of Great Britain, engraved by Baker's patent machinery. London (Tweedie) 1853. (6 d.) Collins's illustrated Atlas of London, with 7000 references; in 36 plates of the principal routes between St. Paul's and the Suburbs. By R. Jarman. Lon- don (H. G. Collins) 1854. 12. (5 S.) A Balloon View of London; forming a complete Street Guide. London. On a sheet. (1 8.) Karten von Dänemark und Scan- dinavien. Karte von der Kieler Bucht mit dem Eckernförde - Meerbusen. Mit Special- Karten von dem Kieler Meerbusen und dem Fehmarn-Sund. Herausg. vom See- Karten-Archiy. Maafsstab 1:120,000. 1854. (1 Thlr. 24 Sgr.) Karte vom Sunde. Mit 5 verschiedenen Landprofilen u. e. grofsen Plane von Kronburg u. Helsingör. Herausgeg. vom See-Karten-Archiv. 1854. (1 Thlr. 24 | Sgr.) Specialkarte von dem Christianiafjord und einem Theile der norwegischen Küste, von Jomfruland nach der schwedischen Grenze. Berichtigt bis 1854. Imp. Fol. (1 Thlr. 24 Sgr.) Karten des Russischen Reichs. vgl. Anhang: Karten des Kriegs - Schauplatzes. Huber (J.), General-Charte des Russi- schen Reichs. Kpfrst. u. col. Nürnberg (Beyerlein) 1854. Roy. Fol. (6 Sgr.) Karten von Italien. Collection des cartes hydrographiques pu- bliees par le depöt general de la marine pendant le 2° semestre de 1853.N.1429. Plan de Porto-Ercole (grand duché de Toscane); N. 1430. Plan du port de Civita Vecchia et de ses environs; N. 1431. Carte particuliere des cõtes d’Ita- lie, grand duché de Toscane-, partie comprise entre la tour Troja et Tala- mone; N. 1433. Plan du port de San Stefano (grand duché de Toscane). della Marmora, Carta dell’ isola di Sar- degna, coll’ indicazione delle nuove strade. 1853. Karten von Dänemark, Rufsland, Italien, der Türkei u. Asien. Karten der Türkei und Griechen- lands. vgl. Anhang: Karten des Kriegs - Schauplatzes. Berghaus (H.), Uebersichts-Karte des Türkischen Reichs in Europa u. Asien. Mit Benutzung von F. v. Stülpnagel’s „Europa und Orient“. 1: 6,000000. Lith. u. Farbendr. Gotha (J. Perthes) 1853. Roy. Fol. h. 15” 10’, br. 22“ 9”, (10 Sgr.) Logerot’s Map of the Ottoman Empire in Europe and Asia. London (Stan- ford) 1854. (4 S. 6 d.) Wyld (J.), Map of the Ottoman Empire, Black Sea etc. London (Wyld) 1853. (2 S. 6 d.) Kliewer, Graecia. Kpfrst. u. col. Berlin (Schropp & Co.) 1854. Fol. (5 Sgr.) Huber (J.), Charte des Königr. Griechen- land, nach den zuverlässigsten Hülfs- mitteln neu gez. u. herausgeg. Kupfrst. von M. Hussendorfer. Color. Nürnberg (Beyerlein) 1854. Roy. Fol. (6 Sgr.) Karten von Asien. Andriveau-Goujon, Carte physique et politique de l’Asie. Paris 1853. Kiepert, Karte von Kleinasien in 2 Bl. Maafsstab 1:1,500000. Berlin (D. Rei- mer). Roy. Fol. (1 Thlr. 10 Sgr.; cart. 1 Thlr. 15 Sgr.) —, Karte der Kaukasusländer und der angrenzenden Türkischen u. Persischen Provinzen Armenien, Kurdistan u. Azer- beidjan. 4 Bll. 1:1,500000. Ebds. 1854. Roy. Fol. (2 Thlr.; cart. 2 Thlr. 5 Sgr.) Lang (H.), Asien. Kpfrst. u. col. Nürn- berg (Beyerlein) 1854. Roy. Fol. (2 Thlr.) Reichard (C. G.), China in Albers'scher Projection. Nürnberg (Beyerlein) 1854. Imp. Fol. (2 Thlr.) Hornung (D.), Biblische Geschichts- Karte, für Schulen bearb. Gez. von H. Mädler. Gest. von F. Guimpel. 4. Aufl. Kpfrst. u. col. Leipzig (Fleischer) 1854. gr. Fol. 8 Bll. (13 Thlr.) Beiling, Karte von Palästina, oder dem heiligen Lande nach ältern u. den neue- sten besten Quellen entworfen, zum Stu- dium der heiligen Schrift ete. 2. von Schmitter revid. Aufl. Lith. Landshut (Krüll)1853. qu. Imp. Fol. 2Bll. h.24”, br. 30“. (1 Thlr. 6 Sgr.) Johnston (A. K.), Atlas of skeleton charts Karten von Asien, Afrika und Amerika. for the direction and force of winds and currents and other phenomena in the Arabian Sea, the Red Sea, the Per- sian Gulf, and the Bay of Bengal. With | a brief notice by Dr. G. Buist. Lon- don (Stanford) 1854. Roy. 4. (2 S. 6 d.) Collection des cartes hydrographiques pu- bliees par le depöt général de la marine pendant le 2°semestre de 1853. N. 1434. Carte de la mer de Chine, 3me feuille, de Hainau & Namoa; N. 1435. Carte de la mer de Chine, 4ue feuille, detroit de Formose; N. 1436. Carte de la cõte orientale de Chine, de Formose, ou Yang-tse- Kiang, Petermann (A.), Map of part of Ben- gal, the Himalaya and Tibet, to illu- strate Dr. J. D. Hooker's routes. Lon- don 1854. 1 feuille. Carte du royaume de Siam, dressé sous la direction de M. Pallegoix, ev&que de Siam, d’apres ses itinéraires et di- vers documents, par Charle, geographe. 1854. 1 feuille. Karten von Afrika. Nouvelle carte de l’Afrique, publiee par M. Andriveau-Goujon. 1 feuille grand aigle. 1853. Petermann (A.), Account of the expe- dition to Central Africa under Richard- son, Barth, Overweg, and Vogel in 1850 to 1853. London (Stanford) 1854. fol. (30 S.) — , Map of part of Central Africa sho- wing the routes of the expedition per- formed under the sanction of H. M. Go- vernment by Mssrs. Richardson, Barth and Overweg in the years 1851 and 1852. Compiled chiefly from Dr. Barth's maps and documents. Lith. u. illum. London (Gotha, J. Perthes) 1854. Imp. Fol. (34 Thlr.) — , Map of part of Northern Africa sho- wing the routes of the expedition un- der Mssrs. Richardson, Barth, Overweg and Vogel in the years 1850 and 1853. Lith. u. illum. ibid. 1854. gr. Fol. Carte de l’ile de la Reunion par L. Mail- lard. 1 feuille. Karten von Amerika. Kartenwerk zu Dr. K. Andree’s Nord-Ame- | rika. Nach den neuesten Materialien, mit besonderer Rücksicht auf physical. | XV Verhültnisse und genauer Angabe der County-Eintheilung, der Eisenbahnen, Canäle etc., in 18 Bll. Mit erläuternd. Texte von H. Lange. 5 Lieff. Braun- schweig (Westermann) 1854. qu. Imp. 4. (à 10 Sgr.) v. Ro fs (G. M.), General-Karte von Nord- Amerika, Central-Amerika und West- Indien, in 2 Bll. Gest. von Jungmann. 2. verb. Aufl. Iserlohn (Bädeker) 1854. (2 Thlr.; auf Leinwd. 3 Thlr.) Stati-Uniti dell’ America settentrionali, coi territorii recentemente annessi. Napoli 1854. 1 feuille, König (Th.), Kanal- u. Eisenbahnkarte der gesammten vereinigten Staaten von Nord-Amerika, nach den neuesten und besten Quellen gezeichnet. Lith. u. illum. Nebst einer leitenden Anweisung für deutsche Auswanderer. 48 S. 8. Berlin (Sacco). Imp. Fol. (In Carton 4 Thlr.) Neueste Eisenbahn-, Kanal- u. Post-Karte für Reisende in den Verein. Staaten von Nord-Amerika, Canada, Texas u. Cali- fornien. Nach J. Calvin Smith etc. bearb. (Mit Text: 32 S. gr. 8.) Neue Ausg. Stahlst. u. color. Bamberg (Buchner) 1854. Imp. Fol. (In Carton 18 Sgr.; auf Leinwd. 1 Thlr. 2 Sgr.) Ausgabe ohne Text (12 Sgr.). Auch als Beilage zu: Pelz, Handbuch f. Reisende etc. Collins's Chart of the North- Western Passage as discovered by Capt. M’Clure; showing the tracks of Her Majesty's Ship „Investigator“, the boating ex- peditions and Her Majesty's Ship „Phoe- nix‘ Coloured. London (H. G. Collins) 1853. (1 8.) Cresswell, A series of eight sketches in colour; together with a coloured map of the route of the voyage of H. M. S. Investigator, Capt. M’Clure, du- ring the discovery of the Nord-West Passage. Eight views, and wrapper, in coloured tints. London (Day & Son) 1854. (L. 2. 2 S.) Olshausen (Th.), Karte des Staates Mis- souri nach den besten Hülfsmitteln be- arbeitet. Lith. u. Farbendr. Kiel (Akad. Buchhandl.) 1854. Fol. (10 Sgr.) Colleetion des cartes hydrographiques publ. par le depöt general de la marine pen- dant le 2° semestre de 1853. N. 1437. Carte de la cöte orientale de l’Amerique septentrionale du detroit de Belle-Ile a Boston, comprenant l’ile et les banes de Terre Neuve. xvi Anhang: Karten des Kriegsschauplatzes. Nördl. Kriegsschaupl. Le Bresil, gravé par J. Claes. Bruxelles | 1854. Fol. Carte de la Guyane française, publiée par le journal Le Voleur. Paris (Imp. lith. de Caron). Mapa para la inteligeneia de la historia fieica y politica de Chile. Paris (Imp. lith. de Kappelin). Scherff (G.), Plano de la eiudad y puerto de Valparaiso. Lith. Hamburg (O. Meils- ner) 1854. gr. Fol. (5 Thlr.) Karten von Australien. Huber (J.), Australien. Kpfrst. u. col. Nürnberg (Beyerlein) 1854. Roy. Fol. (10 Sgr.) Atlas of Australia; with all the Gold Re- gions: a series of maps from the latest and best authorities. London (Black) 1853. 4. (5 8.) Collins’s Geological chart of the various gold-produeing distriets of Australia. London (H. G. Collins) 1854. (1 8.) Anhang. Karten des Kriegsschauplatzes. Thompson’s distance tables, in English miles, from London to the seats of war. London (Thompson) 1854. (1 8.) Flemming’s vollständiger Kriegs - Atlas für alle diejenigen, welche sich für die Operationen der Armeen und Flotten etc. interessiren. In 20 lith. u. illum Bll. oder 10 Lieff. 1. Lief. Glogau (Flem- ming's Verl.) Fol. (6 Sgr.) Illustrirter Kriegsschauplatz im Norden u. Süden. Mit 39 Illustr. u. 9 Plänen u. Karten. Leipzig (Lorck). 1 Thlr. Uebersichts-Karte der Nord- u. Ostsee zur Orientirung in d. bevorstehenden See- Kriege. Lith. Mainz (v. Zabern). qu. Fol. (3 Sgr.) Theätre de la guerre. Les deux mers: mer Baltique, mer Noire. Paris (Bas- set) Imp. lith. de Lemereier. — , contre la Russie, en 1854, avec no- tices. Paris (Marie et Bernard) Imp. lith. de Caillet. —, 1854, dresse d’apres les documents les plus authentiques, par Berthe. Paris (Garnier freres). Imp. lith. de Trinoeq; imp. lith. de Caillet. Nouvelle carte générale des theätres de la guerre dans le Nord, en Orient, sur la Baltique et sur la mer Noire. Paris (Bouquillard). Logerot's map of Russia in Europe and Turkey. London (Stanford) 1854. (8 S.) A descriptive atlas illustrative of the seats of war, and exhibiting the vast increase of the Russian territories from the ac- cension of Peter the Great to the pre- sent time. London (Orr) 1854. pp. 24. with 5 colour. maps and a map of the Danube. 4. (2 S. 6 d.) Thompson's map of Russia, Turkey, and the Baltic and Black Seas; with all the continental railways and lines of electrie telegraph. London (Thomp- son) 1854. (2 S.) Stanford’s war map of Russia; shewing the distribution and military organiza- tion; with deseriptive letterpress. Lon- don (Stanford) 1854. (1 S.) Karten des nördlichen Kriegs- schauplatzes. Hermes, Karte der Ostsee mit ihren Kü- stenländern. Besonders bearb. in Bezug auf die bevorstehenden Kriegsoperatio- nen. Lith. u. col. Berlin (Hermes) 1854. gr. Fol. (8 Sgr.) Holle (L.), Uebersichtskarte der Ostsee und der angrenzenden Länder. Lith. Wolfenbüttel (Holle). gr. 4. (1 Sgr.) Karte der Ostsee und deren Angrenzung. Lith. Cassel (Fischer) 1854. qu. Fol. (2 Ser) Karte der Ostsee nebst deren Länderge- biet. Lith. Lübeck (Boldemann) 1854. Fol. (4 Sgr.; col. 6 Sgr.) König (T.), Uebersichtskarte von der Ostsee und den anliegenden Ländern. Lith. n. col. Berlin (Springer) 1854. Fol. (5 Sgr.) Die Ostsee. Lith. u. col. Glogau (Flem- ming) 1854. Fol. (3 Sgr.) Die Ostsee und deren Häfen. Lith. Ham- burg (Niemeyer). Fol. (2 Ser.) Anhang: Karten des Kriegsschauplatzes. Nördl. Kriegsschaupl. Die Ostsee mit den angrenzenden Küsten- ländern und Meerbusen. 1: 4,475,000. Lith. u. col. Weimar (Landes-Industrie- Compt.) 1854. qu. Fol. (3 Sgr.) Uebersichtskarte der Ostsee, des Finni- schen Meerbusens u. der angrenzenden Länder. Lith. u. col. Berlin (Schropp & Co.) 1854. Roy. Fol. (4 Thlr.) Kiepert, Karte der Länder an der süd- lichen u. mittleren Ostse. 1:2,000,000. | Berlin (D. Reimer) 1854. Imp.Fol. cart. (3 Thlr.) Karte der Ostsee und der angrenzenden Länder. Lith. Hamburg (Beer). Fol. (3 Sgr.) Drescher (E.), Karte der Ostsee und | deren Angrenzungen. 2. Auflage. Lith. | Cassel (Fischer). qu. Fol. (2 Sgr.) Handtke (F.), Karte der Ostsee. Lith. u. illum. Glogau (Flemming). Imp. Fol. (4 Thlr.) Karte der Ostsee nebst mehreren Spezial- karten. Lithochrom. Berlin (Grieben). gr. Fol. (3 Sgr.) Der Finnische und Rigaische Meerbusen. | Lith. u. illum. Glogau (Flemming). Imp. Fol. (3 Thlr.) Schmidt (M. A.), Karte des Kriegs- schauplatzes der Ostsee. Wien (Paterno). gr. Fol. (6 Sgr.) See-Karte der Ostsee, mit dem bottni- schen und finnischen Meerbusen etc. Lith. Hamburg (Hoffmann & Campe). | gr. Fol. Special- Karte der Ostsee. Lith. Berlin (Barthol). qu. Fol. (24 Sgr.) Illustrirte Kriegskarten. I. Die Ostsee. Leipzig (Weber). Fol. (4 Thlr.) Uebersichtskarte der Ostsee-Küste. Lith. Berlin (Abelsdorff). Imp. Fol. (4 Thlr.) Theätre de la guerre. Baltique et ses pays limitrophes. Paris (Bes et Dubreuil). —, Mer Baltique. — Ebds. — , Mer Baltique, Danemark, Suede, Nor- vege, Finlande, Prusse et Russie par Berthe. Paris (Garnier freres). Imp. lith. de Trinocq. — dans la Baltique. Paris (Dantos). Imp. lith. de Jacomme. Edit. populaire. Paris (Hubert). XVII tersbourg ete. Paris. Imp. de Dautre- ville. 1 feuille. (1 Fr.) Guerre d’Orient. La mer Baltique. Carte publ. par le Bulletin de Paris. Imp. lith. de Claye. Lapie, carte de la mer Baltique, gravde par Tardieu. Paris (Garnier freres). Imp. en taille-douce de Caillet. Vuillemin (A.), Plan de la baie de Kronstadt. Paris 1854. Davies's map of the Baltic. (Stanford) 1854. (4 S. 6 d.) Johnston (W. and A. K.), Chart of the Baltic Sea. London (Stanford) 1854. (2 S. 6 d.) Philip’s Chart of the North and Baltic London Sea. Liverpool (Simpkin) 1854. 12. (18.) Black's Chart of the Baltic. London (Longman) 1854. (1 8.) — Chart of the Gulf of Finland. — ibid. 1854. (1 S.) Newest chart of the Gulf of Finland. Com- piled from Admiralty and Russian Sur- veys and Marine Charts. London 1854. 8. (18.) | Davies’s map of Cronstadt and St. Pe- Carte des environs de la mer Baltique et de la mer du Nord. Paris (Andriveau- Goujon). Imp. lith. de Kaeppelin. Troisieme carte du theätre de la guerre en Orient. Mer Baltique et pays ad- jacents dans un rayon d’environ 1,600 kilometres, de la Norwege à St. Pe- tersbourgh. (2 S. 6 d). Westerheide, Plan der Festung Kron— stadt, nach den neuesten Aufnahmen gez. i. J. 1854. Lith. Berlin (Stuhr) 1854. Roy. Fol. (5 Sgr.) Mahlmann (H.), Die Bucht von Kron- stadt mit St. Petersburg. Maafsstab 1:125,000. Lith. u. color. Berlin (Schropp & Co.) 1854. Fol. (3 Thlr.) Vogel's plans of Cronstadt, St. Peters- burg, and Sebastopol; showing all the fortifieations, with number of guns, har- bours, soundings, arsenals, magazines and tracks of vessels. London (Mason) 1854. (18.) Die Häfen von Helsingfors, Reval, Sewa- stopol. (3 Pl. auf 1 Bl. Lith. u. col. Leipzig (Avenarius und Mendelssohn) 1854. qu. Fol. (3 Sgr.) London (Stanford) 1854. Karten des Kriegsschauplatzes im Orient. Tableau général des phares et fanaux des cötes de la Méditerranée, de la mer Noire et de la mer d’Azov. Karte von einem Theile der Walachei, Bulghar-Ili's und Rum-lli's; zur Ueber- sicht der Kriegs- Operationen zwischen Zeitschr. f. allgem. Erdkunde. III. Bd. Anhang. b XVIII den Russen und den Türken. Ein Aus- zug aus des Generals Chatoff Karte in 4 Bll.; deutsch herausgeg. Neue be- richtigte Ausg. Kpfrst. u. illum. Berlin (Schropp & Co.) Imp. Fol. (2 Thlr.) Bothe (W.), Karte des russisch-türkischen Kriegsschauplatzes in Europa u. Asien. Nach Reymann, Berghaus, Renner u. A. gez. u. grav. Color. Berlin (Nessel- mann u. Co.) 1854. gr. Fol. (+ Thlr.) Drescher (E.), Specialkarte des Kriegs- schauplatzes von Krajowa und Kalafat bis Nicopolis. Im Frühling 1854 entw. Lith. Cassel (Fischer). qu. Fol. (12 Sgr.) Handtke (F.), Das schwarze Meer, nebst Kriegsschauplatz in der europ. u. asiat. Türkei. Lith. u. illum. Glogau (Flem- ming's Verl.). Imp. Fol. (3 Thlr.) Karte des Kriegsschauplatzes der europ. u. asiat. Türkei. Lith. Cassel (Fischer). qu. Fol. (2 Sgr.) Karte des schwarzen Meeres, nebst Kriegs- schauplatz in der europ. Türkei. Lith. u. illum. Glogau (Flemming's Verl.). Fol. (+ Thlr.) Karte des türkischen Kriegsschauplatzes. Lith. Mainz (v. Zabern). qu. Fol. (3 Sgr.) Kriegsschauplatz der europ. u. asiat. Tür- kei. Lithochrom. Berlin (Grieben). gr. Fol. (3 Sgr.) — in der europ. u. asiat. Türkei. Kpfrst. u. illum. Nürnberg (Beyerlein). qu. Fol. (23 Ser.) — in der europ. Türkei. Lith. u. illum. Aachen (La Ruelle). Fol. (4 Thlr.) — in der europ. u. asiat. Türkei. Lith. Ebds. qu. gr. Fol. (4 Thlr.) Türkisch-russischerKriegsschauplatz. Lith. u. illum. Berlin (Barthol). qu. Fol. (4 Thlr.) — in der europ. Türkei. Lith. u. color. Leipzig (E. H. Mayer in Comm.). Fol. (4 Thlr.) Kuntze (Fr.), Karte des Kriegsschau- platzes in der europ. u. asiat. Türkei. Lith. u. illum. Dresden (Adler u. Dietze). Fol. (b Thlr.) Das schwarze Meer, der Kaukasus u. das türkische Reich in Asien. Lithochrom. Efslingen (Weychardt). Fol. (4 Thlr.) Schmidt (M. A.), Karte des Kriegsschau- platzes der europ. und asiat. Türkei sammt den angrenzenden Ländern. 3. verb. Aufl. Lith. Wien (Paterno). gr. Fol. (3 Thlr.) Anhang: Karten des Kriegsschauplatzes im Orient. Specialkarte der Krimm. Huot's grofser Karte. 1855. gr. Fol. (4 Thlr.) Handtke (F.), Specialkarte der Halb- insel Krymm. Maafsstab 1: 350000. Glogau (Flemming) 1854. 4 Bll. Fol, (1 Thlr.) Die russischen Häfen am schwarzen und Asoff'schen Meere. Glogau (Flemming). gr. Fol. (4 Thlr.) Illustrirte Kriegskarten. II. Das Schwarze Meer. Leipzig (Weber). Fol. (z Thlr.) Grofs (R.), Karte der Türkei und der Fürstenth. Serbien, Moldau und Wala- chei. (Nebst 2 Beikärtchen: Strafse der Dardanellen u. Strafse von Constauti- nopel.) Lith. u. Farbendr. Stuttgart (Schweizerbart) 1854. Fol. h.10’11’”, br. 8“ 4”, (4 Thlr.) . Grumbkow, Karte vom Schwarzen Meer und den anliegenden Ländern. 1:3,600000. Lith. u. col. Breslau (Korn) 1854. gr. Fol. h. 14“ 5", br. 21". (4 Thlr.) Höck (J. D. A.), Karte von dem Türki- schen Reiche in Europa, für den Hand- gebrauch. Kupferst. u. col. Nürnberg (Lotzbeck) 1854. Fol. (5 Sgr.) Huber (J.), Europäische Türkei u. Grie- chenland. Kupferst. von Hussendorfer. Col. Nürnberg (Beyerlein) 1853. Roy. Fol. (4 Thlr.) König (T.), Karte des Kriegsschauplatzes in der Türkei. Lith. u. col. Berlin (Bar- thol). Fol. (5 Sgr.) Preufs (L.), Special- Karte des Kriegs- schauplatzes an der Donau, nach den besten Quellen gez. u. lith. No. 1. zu: Preufs, Uebersichtskarte des Kriegs- schauplatzes etc. 1. u. 2. verm. Aufl. Berlin (Hermes 1853. qu. Fol. (8 Sgr.) Reichard (C. G.), Terrain-Karte des Tür- kischen Reichs in Europa. Kpfrst. u. col. Nürnberg (Lotzbeck) 1854. Roy. Fol. (4 Thlr.) —, Die europäische Türkei. col. Ebds. Fol. (3 Sgr.) Petermann (A.), Karte vom südwestli- chen Theile der Krimm mit Sebastopol. Nach authentischen Quellen. Mafsstab 1:170,000. Lith. Gotha (J. Perthes) 1854. (3 Sgr.) Der Hafen von Ssewastopol, nach russi- schen Originalaufnahmen redueirt. Lith. von W.Lehmann. Color. Berlin (Schropp & Co.) 1854. Fol. b. 124”; br. 14“. (5 Sgr.) Nach J. J. N. Breslau (Kern) Kpfrst. u. Anhang: Karten des Kriegsschauplatzes im Orient. Reisen etc. Charten des russisch-türkischen Kriegs- | schauplatzes in Europa und Asien, mit Berücksichtigung der neuesten Ereig- nisse. Hamburg (Beer). 3 lith. Bll. Fol. (6 Sgr.) Andriveau-Goujon, Theätre de la guerre. Carte de l’empire ottoman en | Europe et en Asie. Paris. Impr. en taille-douce de Caillet. Barault-Roullon, Deuxieme carte du theätre de la guerre en Orient, Russie et Turquie d' Asie, comprenant toute la | mer Noire, le Caucase ete. 2me (Edit., considerablement augmentee. Paris (Cor- réard). Imp. lith. de Geny- Gros. Brué, Theätre de la guerre contre les Russes et les Tures. Paris (Logerot). Imp. lith. de Lemereier. En 4 feuilles. Carte du theätre de la guerre en Orient, eomprenant la Russie meridionale, les | prineipautes danubiennes, la Turquie d’Europe et la mer Noire. Paris, à la libr. nouv. Imp. lith. de Kaeppelin. — —, par Vuillemin. Paris (Furne). Imp. en taille-douce de Gilquin; lith. | de Lemercier. — —, Paris (Logerot). douce de Mangeon. — —, avec plan de la ville et du canal de Constantinople. Paris (Bes et Du- breuil). — —, dressée d’apres les meilleurs do- cuments pour servir & Pintelligence de Vensemble des opérations militaires. Pa- ris, au nouveau journ. des connaiss. utiles. Imp. lith. de Lemereier. — —, entre la Russie et la Turquie. Douai. Imp. lith. de Mortreux. (4 Fr.) — — turco-russe. Paris. Imp. lith. de Cussé. — — en Orient. Paris. Imp. en taille- douce de Dopter. | Imp. en taille- XIX Carte de la Turquie. Théatre de la guerre. Paris. Imp. lith. de Beaujean. — —, pour servir à intelligence de la guerre. Paris (Orgiazzi). Imp. lith. de Kaeppelin. — — de la Russie et de la Turquie. Theätre de la guerre en Orient 1854. Paris. Imp. lith. de Lemereier. — — del’empire ottoman et des prinei- pautes danubiennes, de la Russie mé- ridionale ete. Paris (Fatout). Imp. en taille-douce de Caillet. Carte de la guerre Turco - Russe. (Blot). Imp. lith. de Blot. Carte des environs de Sebastopol, par Godefroy de Villers. Paris (Renard) 1854. Dobrudscha. Lith. Berlin (Klaehr). Fol. (24 Sgr.) Paris | Preufs (L.), Special- Karte der Dobrud- scha. Lith. Berlin (Hermes). qu. Fol. (8 Ser.) Biddulph, A sketch showing position of investing corps of allied armies be- fore Sebastopol. London 1854. (1 Thlr.) Arrow- Smith, The Crimea chiefly from surveys made by order of the Russian Government. London 1854. (23 Thlr.) Johnston (W. and A. K.), Map of the Seat of War in the Danubian Princi- palities, Black Sea ete. London (Stan- ford) 1854. (2 S. 6 d.) The Seat of War. Map of the Ottoman Empire in Europe and Asia. London (Stanford) 1854. (6 S. 6 d.) — — Danubian Prineipalities, Black Sea, Caucasus, and Georgia. London (Stau- ford) 1854. (1 S. 6 d.) Collins’s new map of the Black Sea; showing all the fortifications ete. Lon- don (H. G. Collins) 1854. (1 8.) Reisen um die Welt und Beschreibungen von Reisen in mehrere Erdtheile und Länder. Voyages d’Ibn Batoutah. Texte arabe, | accompagné d'une traduction par C. Pe- fr&mery et le Dr. B. R. Sanguinetti. | T. I. et II. Paris (Duprat) 1853. 54. 31 u. 323 Bog. gr. 8. (15 Fr.) — Re- censirt in den Nov. Annal. d. Voy. 1854. II. p. 233. Moreau de Jonnès, Itineraire des peu- ples celtiques d’Asie en Europe. — L’Institut. IIe Sect. 1854. N. 221. Charton (Ed.), Voyageurs anciens et modernes, ou choix des relations de voyages les plus interessantes et les plus instructives depuis le einquieme siecle avant J. C. jusqu'au dix-neuvieme siecle. T. Ier. Voyageurs anciens, depuis le einquième siècle avant J. C. jusqu’a la fin du IVme siecle de notre ere. Paris (Bureaux du Magazin Pittoresque) 1854. VIII. 392 S. gr. 8. — Angezeigt in XX den Nouv. Annal. d. Voyages. Vme Ser. | 1853. IV. p. 309. | v. Görtz (C. Graf), Reise um die Welt in den Jahren 1844 —_ 47. 2. u. 3. Bd. (Reise in Westindien und Südamerika, Reise in China, Java, Indien u. Heim- kehr.) Mit 1 Karte. Stuttgart (Cotta) 1853. VIII u. 530 S., VI u. 6488. | gr. 8. | Steen Bille, Beretning om Corvetten Galatheas Reise omkring Jorden i 1845, 46 og 47. 2 forkortede Udg., efter Overeenskomst med Forfatt. besörget ved W. v. Rosen. 2 Bde. M. 12 Lith. | og 2 Kort. Kjöbenhavn (Reitzel) 1853. 8. (6 R.) — — Bericht über die Reise der Cor- vette Galathea um die Welt in den J. 1845 —47. A. d. Dänischen übers. und theilweise bearbeitet von W. v. Rosen. 2. Bd. M. 7 Lith. u. 1 Karte. Kopen- hagen (Reitzel) 1853. Xu. 518 S. gr. 8. (compl. 7 Thlr. 12 Sgr.) Andersson (N. J.), Waturforskare un- der Expeditionen med Fregatten Eugenie aren 1851, 1852 och 1853. En werlds- omsegling Skidrad i bref: Andra De- len. Kalifornien och Oceanien. Stock- holm (Aftonsbladets Tryckeri). VI och 262 8. 8. (1 Rdr. 16 Sk.) | — —, Eine Weltumseglung mit der Schwedischen Kriegs-Fregatte Eugenie (1851 — 1853). Deutsch von K. L. Kannegiefser. Leipzig (Lorck) 1854. VIII u. 384 S. gr. 8. (1 Thlr.) Auch u. d. Titel: Haus-Bibliothek für Län- | der- und Völkerkunde. 1. Bd. | Fregatten Eugenies Resa omkring Jorden zren 1851 — 53, under Befäl af C. A. Virgin. Redigerad och utgifwen af C. Skogman. Hft. 1—4. Stockholm (J. Marcus) 1854. S. 1 136. | Elwes (R.), A sketcher’s tour round the | world. With illustrations from original drawings by the author. London (Hurst) 1853. 1108. 8. (218.) — 2d edit. Ebds. 420 S. 8. (21 8.) Nolte (V.), Fifty years in both Hemi- spheres; or, reminiscences of a Mer- chant's life. Translat. from the German. | London (Trübner) 1854. 473 S. 8. (9 S.) — Angezeigt im Athenaeum. 1854. N. 1399. | Fowler (R.), Hither and Tither; or sket- ches of travels on both sides of the Atlantic. London 1854. 272 8. gr. 8. Quendt (J.), Cis- und transatlantische Reisen in mehrere Erdtheile und Länder. Skizzen. Rudolstadt (Fröbel) 1854. X u. 212 S. 16. (4 Thlr.) Pfeiffer (Ida), A Lady's travels round the world. New edit. London (Rout- ledge) 1854. 4028. 12. (1 S. 6 d.) Far Off; or Africa and America descri- bed: with anecdotes and numerous il- lustrations. By the author of „The Peep of Day“. Part. 2. London (Hat- chard) 1854. 323 8. 8. (5 8.) Choules (J. O.), The eruise of the Steam Yacht, „North Star“: a narrative of the excursion of Mr. Vanderbilt's party to England, Russia, Denmark, France, Spain, Italy, Malta, Turkey, Madeira ete. Boston 1854. 353 S. 8. (7 S. 6 d.) Graul(K.), Reise nach Ostindien über Palästina und Egypten von Juli 1849 bis April 1853. 1. Thl.: Palästina. Mit einer Ansicht u. einem Plane von Je- rusalem und einer Karte des heiligen Landes. 2. Thl.: Egypten u. der Sinai. Mit einer Ansicht der Insel Philae u. 2 Landkarten. Leipzig (Dörffling und Franke) 1854. XVI u. 312, XVI u. 264 8. gr. 8. (I. 1 Thlr. 6 Sgr., II. 1 Thlr. 2 Sgr.) III. Thl.: Die Westküste Ostindiens. (13 Thlr.) Recollections of a picturesque journey from London to Jerusalem, and back again; visiting 100 eities in the different sta- tes. By the Belgian Wanderer. London (Sole) 1854. 1408. 12. (1 8.) Gerstäcker (Fr.), Reisen. 4. u. 5. Bd. (Australien — Java.) Stuttgart (Cotta). VIu. 9868. 8. (3 Thlr.; complt. 75 Thlr.) Lucas (H.), Journal of a voyage from London to Port Philip in Australian Royal Mail Steam Navigation Ship „Au- stralian“, being the first voyage by Steam between England and the Au- stralian colonies. London (Clarke) 1854. 308. 12. (6 d.) Kaulvers (E.), Seereise nach Süd-Au- stralien am 15. Aug. 1848 von Hamburg aus mit einigen Hunderten deutscher Landsleute unternommen, nebst der im Jahre 1853 stattgefundenen Rückreise. Nach Tagebuch -Niederschriften zusam- mengestellt sowie mit einigen Nachrich- ten über Süd-Australien im Allgemeinen und über die Stadt Adelaide insbeson- dere herausgeg. Mit 1 lith. Abbildg. Bautzen (Schmaler in Comm.). 56 8. 8. 4 Thlr.) Hommaire de Hell (X.), Voyage en N Va RE Reisen in mehrere Erdtheile u. Länder. Geogr. Deutschlands. xxı Turquie et en Perse, exécuté pendant les années 1846, 1847 et 1848, avec un atlas des planches par J. Laurens. | Ler. T. Paris (P. Bertrand) 1854. 2408. gr. 8. Spencer, Turkey, Russia, the Black Sea and Circassia. With coloured illu- strations, and a map. London (Rout- | ledge) 1854. 430 S. 12. (6 S.) Pigeory(F.), LesPelerins d’Orient. Lettres | artistiques, historiques et statistiques sur un voyage dans les provinces danu- biennes, la Turquie, la Syrie, la Pale- stine. Avec une carte et un plan de Jerusalem. Paris (Dentu) 1854. 8. (4 Fr.) Seetzen’s (U. J.) Reisen durch Syrien, Palästina, Phönicien, die Transjordan- Länder, Arabia Petraea und Unter-Ae- gypten. Herausgeg. von F. Kruse. 1. u. 2. Bd. Berlin (G. Reimer) 1854. gr. 8. (4} Thlr.) v. Callot (E.), Der Orient und Europa. Erinnerungen und Reisebilder von Land und Meer. 1.— 5. Thl. Leipzig (Koll- mann) 1853. 54. 8. (1 Thlr.) Oldmixon (J.), Gleanings from Pica- dilly to Pera. London (Longman) 1854. 409 S. 8. (108. 6 d.) Lebrun, Le Danube, la mer Noire, la mer Baltique, la Turquie ancienne et moderne. Paris 1854. 4. v. Bose (H.), Allgemeiner Reise- und Ei- senbahn-Atlas, oder specieller Wegweiser durch ganz Europa. Ein geographisch- statistisch-historisches Reise- und Ge- schäftshandbuch. Leipzig (E. Schäfer) 1854. XXI u. 375 S. gr. 8. (4 Thlr.) Auch u. d. Tit.: Eisenbahn- und Reise- handbuch für Europa und Hand-Atlas der Eisenbahn-, Post- und Dampfschiff- fahrts-Verbindungen in Europa. Mit 48 lith. Karten. Murray's handbook for travellers on the Continent; with map and plans. 10th edition. London (Murray) 1854. 571 8. 12. (9 8.) Silliman, Narrative of a visit to Europe in 1851. 2d edit. 2 vols. New York 1854. 8. (16 8.) Our eruise in the Undine: The journal of an English Pair-Oar Expedition through France, Baden, Rhenish Bavaria, Prus- sia and Belgium. By the Captain. Lon- don (Parker & Son) 1854. 156 8. 8. (6 8.) van Oosterzee (J. J.), Op Reis. Bla- den uit mijne Portefeuille. Rotterdam (v. d. Meer en Verbruggen) 1854. gr. 8. (2 Fl. 25 c.) Pariatore (F.), Viaggio per le parti set- tentrionali di Europa fatto nell’ anno 1851. Parte I. Narrazione del viaggio con 1 carta geogr. Firenze (München, Franz) 1854. VIII, 392 S. gr. 8. (4 Thlr.) Doyle (K.), Foreign tour of Mssrs. Brown, Jones, and Robinson, in Belgium, Ger- many, Switzerland, and Italy. 2d edit. London (Bradbury) 1854. 4. (21 8.) Grant (J.), Records of a run through Con- tinental Countries; embracing Belgium, Holland, Germany, Switzerland, Savoy, and France. 2 vols. London (Routledge) 1853. 8. (21 8.) Helfft (H.), Berg und Thal. Wanderun- gen durch Süd-Deutschland, die Schweiz und Oberitalien. Mit 7 landschaftl. Bil- dern von J. Helfft. Berlin (Dunker u. Humblot) 1853. VII u. 262 8. 8. (14 Thlr.) 0 Rütimeyer (L.), Vom Meer bis nach den Alpen. Schilderungen von Bau, Form und Farbe unseres Continents auf einem Durchschnitt von England bis Sicilien. Bern (Dalp) 1854. 307 S. 8. (1 Thlr. 2 Sgr.) Die Ostsee. Geographisch- historische Bil- der von dem Kriegsschauplatze im Nor- den. I. Der Sund und die Belte. Mit Illustrat. u. e. Karte. Leipzig (Lorek) 1854. 16 8. Lex. 8. (4 Thlr.) Vandevelde, Notice sur la mer baltique. Accompagnee d'une carte générale et des plans des ports et des fortifications de St. Petersbourg, Kronstadt, Helsingfors, Sweabourg et Reval. Bruxelles (Mu- quardt) 1854. 248. gr. 12. u. 2 lith. Karten in Fol. (16 Sgr.) Smyth (W. H.), The Mediterranean, a memoir, physical, historical and nauti- cal. London (Parker & Son) 1854. 519 S. 8. (15 8.) Special- Geographie einzelner Länder. Deutschland. Borkenhagen (L.), Tabellarische Ueber- | sicht der Geographie und Statistik von | Deutschland, mit kurzen hist., etlınogr. u. cameralistischen Bemerkungen. Für Schule, Haus etc. 2. Aufl. Berlin (Mittler u. Sohn) 1854. 1 Bog. gr. Fol. (2 Sgr.) XXII Meidinger (H.), Die deutschen Ströme in ihren Verkehr- und Handelsverhält- nissen mit statistischen Uebersichten. 3. u. 4. Abthl. Leipzig (Fleischer) 1854. VIII u. 368 S. mit 2 lith. Karten. 8. (eompl. 45 Thlr.) v. Reden (F. W.), Deutschland und das übrige Europa. Handbuch der Bodens-, Bevölkerungs-, Erwerbs- und Verkehrs- statistik; des Staatshaushalts und der Streitmacht. In vergleichender Darstel- lung. 1. Abtheil. Wiesbaden (Kreidel u. Niedner) 1854. S. 1--376. Lex. 8. (2 Thlr. 12 Sgr.) Dümmler (E.), Ueber die südöstlichen Marken des fränkischen Reiches unter den Karolingen. — Archiv F. Kunde österreich. Geschichtsquellen. X. p. 1. — 86. Wittmann, Ueber den Unterschied zwi- schen den Sueven und den Sassen. — Abhandl. d. Hist. Classe d. K. Bayer. Akad. d. Wiss. VII. 1. 1853. p. 3. Schierenberg (G. A.B.), Der Taunus an den Lippequellen. Streifzüge in die alte Geschichte und Geographie Nord- germaniens an der Hand des Tacitus und Ptolemaeus. M. e. Karte über die Ge- gend der Varusschlacht. Lemgo (Meyer) 1854. VIII u. 208 S. 8. ( Thlr.) Werner (W.), Praktisches Handbuch ei- ner Reise durch das Harz-Gebirge. Bal- lenstädt (Leipzig, Voigt und Günther) 1854. 52 8. m. Karte. 8. (4 Thlr.) Spiefs (B.), Wanderbüchlein durch die | Rhön für Naturfreunde. M. 1 lith. Karte (Fol.) Meiningen (Brückner u. Renner) 1854. IX, 186 S. (4, Thlr.) Lange (L.) u. Lange (J.), Original-An- sichten der historisch- merkwürdigsten Städte in Deutschland. N. 216 — 225. Darmstadt (Lange) 1853. 54. gr. 4. a + Thlr.) Karg (J. B.), Neuester Wegweiser für Rei- sende jeden Standes durch ganz Deutsch- land und alle angrenzenden Länder etc. Augsburg (Pilon u. Co.) 1854. 184 8. 8. (12 Sgr.) Bläser (C.), Der Führer auf der Eisen- bahn, enthalt. ein alphabet. Verzeichnifs sämmtlicher Stationen u. Anhaltestellen, sowie die Meilenzeiger von mehr als 70 Eisenbahnen Deutschlands und der an- grenzenden Staaten. Erfurt (Bartholo- maeus) 1854. VI u. 898. br. 8. (2 Thlr.) Heinze! (F.), Post-, Eisenbahn- und Geographie Deutschlands. Dampfschiff-Cours-Buch. Alphabetische Uebersicht über Abgang u. Ankunft der Posten, Eisenbahnen, Dampfschiffe ete., nebst Angabe der Entfernungen etc. 1. Jahrg. 1854. 10 Lieff. Wien (Lechner) 1854. 8. (2 Thlr.) Marggraff (H.), Nord- u. Mitteldeutsch- land. Hamburg (Verlags-Compt.) 1854. XXIV u. 310 8. mit 1 Post- u. Reise- karte. 16. (14 Thlr.) Auch u. d. Tit.: Reise-Manual. 3. Thl. Michaelis (J.), Deutschlands Eisenbah nen. Ein Handbuch für Geschäftsleute, Privatpersonen, Capitalisten und Specu- lanten, enthaltend Geschichte und Be- schreibung der Eisenbahnen, deren Ver- fassung etc. Leipzig (Amelangs Verlag. F. Volckmar) 1854. XXIV, 227 u. 52 S. 8. (13 Thlr.) (v. Stramberg, Chr.) Denkwürdiger u. nützlicher rheinischer Antiquarius, wel- cher die wichtigsten und angenehmsten geographischen, historischen und poli- tischen Merkwürdigkeiten des ganzen Rheinstroms darstellt. Mittelrhein. 1. Ab- theil. 3. Bd. 1. — 4. Lief. u. 2. Abthl. 4. Bd. 1. — 3. Lief. 3. Abthl. 2. Bd. 1. u. 2. Lief. Coblenz (Hergt) 1853. 54. gr. 8. (à Lief. 3 Thlr.) Bädeker (K.), Die Rheinlande von der Schweizer bis zur Holländischen Grenze, Schwarzwald, Vogesen, Haardt ete. Mit 16 Ansichten etc. 8. verb. u. verm. Aufl. Koblenz (Bädeker) 1854. XXXII u. 404 8. 8. (14 Thlr.) —, Le Rhin de Bale à Dusseldorf et ex- cursions en Alsace, dans le Palatinat, les vallees de la Murg et du Neckar etc. Guide-manual du voyageur trad. de l’al- lemand, ornee de 16 vues, de 8 cartes speciales ete. 3 me edit. entierement re- fondue. Ebds. 1854. XIV u. 260 8. 8. (1 Thlr. 2 Sgr.) Coghlan’s miniature guide to the Rhine. New edition. London (Coghlan) 1854. 24. (3 S.), Der Rhein und die Rheinlande, dargestellt in malerischen Original-Ansichten von L. Rohbock u. W. J. Cooke. Mit hist.- topograph. Text von F. W. Appell. 2. u. 3. Abthl. Darmstadt (Lange) 1853. 54. (a 4 Thlr.) v. Stolterfoth (Adelheid), Der maleri- sche Rheingau und seine Umgebungen, nebst den alten Sagen, die sich daran knüpfen. Eine hist.- geographische Be- schreibung. Mit 30 Stahlst. u. 1. Karte. eu a Geographie Deutschlands. 1. Heft. Neue Ausg. Mainz (Kunze) 1854. 8. (4; Thlr.) Kohl(J. G.), Die Donau von ihrem Ur- sprunge bis Pesth. 11 Lieff. Triest (Di- rection d. Oester. Lloyd.) 1853. 54. m. Stahlst. Imp. 4. (A 14 Sgr.) Brandstätter (Fr.), Die Weichsel. Hi- storisch, topographisch, malerisch unter Mitwirkung einer Anzahl von kundigen Männern beschrieben. Mit lith. Darstel- lungen gez. von A. Mann. 5.— 12. Lief. Marienwerder (Danzig, Devrient) 1854. | Lex. 8. (à 4 Thlr.) Das Königreich Preufsen in malerischen Original-Ansichten. Von einem histor.- topograph. Text begleitet. N. 66 — 72. Darmstadt (Lange) 1854. Lex. 8. (& + Thlr.) v. Crousaz (A.), Landes- und Volks- kunde des Preufsischen Staates. 1. Lief. Berlin (Schindler) 1854. 8. (44 Sgr.) Borkenhagen (L.), Geographie u. Sta- | tistik des Preufsischen Staates, mit hi- storischen Bemerkungen. Für Schule, Haus etc. Abdr. der 2. Aufl. gleichna- miger Tabelle ete. Berlin (Mittler und Sohn) 1854. 119 8. gr. 8. (J Thlr.) Uvermann (M.) u. Vofsnack (J.), Ab- riſs der Geographie, Geschichte und Sta- tistik des Preufs. Staates. Ein Lehr- u. Lesebuch für Schule und Haus. 3. verb. u. verm. Aufl. Berlin (Ehle) 1854. VIII u. 173 S. 8. (4 Thlr.) Uebersicht des Flüchenraums und der Ein- wohnerzahl des Preufsischen Staats, und alphabet. Verzeichnifs der Städte in dem- selben, mit Angabe der Civil-Einwoh- nerzahl am Schlufs des Jahres 1852. Berlin (Decker) 1854. 298. 8. (4 Thlr.) Engelhardt, Der Flächeninhalt des Preu- fsischen Staats und der übrigen Staaten auf der Erde. — Mittheil. des statist. Bu- reau's in Berlin. 1853. p. 255 — 355. Tabellen und amtliche Nachrichten über den Preufsischen Staat für d. J. 1849. V. Gewerbe-Tabellen für 1849 u. 1852. Herausgeg. von dem statistischen Bureau zu Berlin. Berlin (Hayn) 1854. XII u. 1088 S. Fol. (83 Thlr.) Uebersicht der Volkszählung im Proufsi- schen Staate seit 1748 bis mit 1852, in gewissen Zeitabschnitten u. in Bezug auf die in diesem Zeitraume stattgefundenen Territorial Veränderungen zusammenge- XXIII stellt. — Mittheil. des statist. Bureau's in Berlin. 1854. p. 6. Resultate der im Preufsischen Staate im December 1852 stattgefundenen amtli- chen Volkszählung. — Mittheil. des sta- bist. Bureau's in Berlin. 1853. p. 356. Statistische Uebersicht der im Laufe ui 2 Jahre vom 1. October 1855 u. 185 im Preufsischen Staate — ra Ein- und Auswanderungen. — Mittheil, des statist. Bureau’s in Berlin. 1854. N. 11 Ueber die Anzahl der unehelichen Kinder im Preufsischen Staate. — Mittheil. des statist. Bureau’s in Berlin. 1854. p. 64. Einwanderung nach und Auswanderung aus Preufsen. — Hansa. 1854. N. 224. v. Gerlach, Der Fürstenthum Cammin- sche Kreis in Hinterpommern. 2. Aufl. m. e. Vorworte. Stettin (Saunier) 1854. VIu. 8 S. gr. 8. (+ Thlr.) Berghaus (II.), Landbuch der Mark Bran- denburg und des Markgrafenthums Nie- der-Lausitz in der Mitte des 19. Jahrh. Bd. I. (3 Thlr.) Bd. II. Hft. 4 — 6. Brandenburg (Müller) 1853. 54. gr. Lex. 8. ‚ Geographisch - historisch - statistisches Handbuch der Provinz Brandenburg. 2. — 6. Hft. Ebds. 1853. 54. 8. Topographische Uebersicht der im Departe- ment des K. Kammergerichts gelegenen Ortschaften. Berlin (Decker) 1854. gr. 8. + Thlr.) Cosmar (A.), Neuester u. vollständigster Wegweiser durch Berlin und Potsdam für Fremde und Einheimische u. s. w. 15. verb. u. verm. Aufl. Mit Plänen von Berlin und Potsdam ete. Berlin (Grie- ben) 1854. XIV u. 178 S. 16. (3 Thlr.) Neuester Wegweiser durch Potsdam und seine Umgebungen etc. 6. verb. u. verm. Aufl. Mit 1 Plane von Potsdam u. Um- gegend. Berlin (Grieben) 1854. VI u. 50 S. 16. (4 Thlr.) Lachmann (J. K. G.), Neueste Geogra- phie von der preufsischen Provinz Schle- sien. Für schlesische Volksschulen her- ausgeg. 3. verm. u. verb. Aufl. Militsch (Breslau, Kern) 1854. 46 S. m. 1 Karte, 8. (2% Sgr.) Geographie von Schlesien für den Elemen- tar-Unterricht. Mit 1 illum. Karte von Schlesien (in Fol.) 6. verm. u. verbess. Aufl. Breslau (Trewendt und Granier) 1854. 48 S. 8. (24 Sgr.) Fils (A. W.), Barometrische Höhenmes- XxIv Geographie sungen in Schlesien. — Zeitschr. F. all- gem. Erdkunde. Bd. I. 1853. p. 477. Neustädt (B.), Sudeten-Wanderer. Ein Wegweiser für Lust- und Bade-Reisende durch die interessantesten Partieen des Riesen-, Hochwald- u. Glazer Gebirges; nebst einem Anhange: Reise-Routen. M. 1 Specialkarte der Sudeten, gez. von Scharenberg, lith. von Mahlmann. 3. verb. u. verm. Aufl. Breslau (Trewendt u. Granier) 1854. VIII u. 181 8. 16. (4 Thlr.) Grätz er (J.), Beiträge zur Bevölkerungs-, Armen, Krankheits- u. Sterblichkeits- Statistik von Breslau. Breslau (Ader- holz) 1854. gr. 4. (3 Thlr.) Reimann (E.), Das Hirschberger Thal. — Die Natur. 1854. N. 8. 12. 16. 24. 29 f 325 Keller (Fr. Ed.), Der Regierungsbezirk Merseburg. Ein Handbuch für Lehrer bei dem Unterrichte in der Heimaths- kunde ete. Magdeburg (Fabrieius) 1854. 416 S. gr. 8. (14 Thlr.) Schannat (J. Fr.), Eiflia Illustrata, oder geographische und historische Beschrei- bung der Eifel. Aus dem latein. Manu- script übers. u. mit Anmerkungen u. Zu- sätzen bereichert von G. Bärsch. 3. Bd. 2. Abthl. 1. Abschn. Aachen (Mayer) 1853. VI u. 572 8. gr. 8. (Ladenpr. 2 Thlr.) Auch u. d. Tit.: Die Städte und Ortschaften der Eifel und deren Um- gegend, topographisch u. historisch be- schrieben von G. Bärsch. 2. Bd. 1. Ab- theilg. Horn (A.), Das Siegthal von der Mündung des Flusses bis zur Quelle in seinen hi- storischen und socialen Beziehungen. Deutschlands. Zugleich als Führer für Siegreisende. M. 12 Stahlst. Bonn (Habicht) 1854. XII u. 177 8. gr. 8. (2 Thlr.) Kinkel! (G.), Der Führer durch das Ahr- | thal. 2. Aufl. Bonn (Habicht) 1854. 8. (4 Thlr.) Die Oertlichkeiten in der Erzählung des Taeitus über die Schlacht bei Rigodulum und die darauf folgenden Ereignisse bei Trier. — Jahresbericht der Gesellschaft J. nützliche Forschungen zu Trier. 1854. Die alten Befestigungen auf den Bergen in der nächsten Umgebung von Trier. — Ebds. 1854. Göttingen und seine Umgegend. Ein Weg- weiser für Fremde und Einheimische. Göttingen (Wigand) 1854. 16. (4 Thlr.) Tabellarische Uebersicht des Bremischen Handels im J. 1853 zusammengestellt durch die Behörde für die Handelsstati- stik. Bremen (Heyse) 1854. 220 8. gr. 4. (23 Thlr.) Tabellarische Uebersicht des Hamburgi- schen Handels i. J. 1853 ausgearb. von dem handelsstatist. Bureau. Hamburg (Herold in Comm.) 1854. 135 8. Fol. (24 Sgr.) Beiträge zur Statistik Hamburgs. Mit be- sonderer Rücksicht auf die Jahre 1821 — 1852. Herausgeg. von Mitgliedern des Vereins für Hamburgische Statistik. Hamburg (Perthes-Besser u. Mauke ) 1854. 180 S. gr. 8. Handbuch für Reisende. Der neueste Weg- weiser und zuverläfsigste Führer durch Hamburg, Altona und deren nahe und fernere Umgebungen u. s. w. Mit den neuesten grolsen Grundrissen von Ham- burg und Altona. 2. verb. u. verm. Aufl. Altona (Heilbutt 1854. VI u. 96 S. gr. 16. (1 Thlr. 6 Sgr.) Hamburg in seiner gegenwärtigen Gestalt und seiner reizenden Umgebung. Nach der Natur gez. u. in Stahl gest. von be- rühmten Künstlern. I. Lief. Hamburg (Berendsohn) 1854. ( Subser. -Preis 12 Sgr.) Hübner, Ein statistisches Gemälde von Mecklenburg. — Archiv f. Landeskunde in d. Grofsherzogth. Mecklenburg. 1853. Heft 10 — 12. Bestimmung des Flächeninhalts von Meck- lenburg-Schwerin. — Archiv f. Landes- kunde in d. Grofsherzogth. Mecklenburg. 1853. Heft 10 — 12. Zur Statistik des Dominial-Amtes Grabow- Eldena. — Ebds. 1853. Heft10 — 12. Statistische Mittheilungen aus dem König- reich Sachsen. Herausgeg. vom Statist. Bureau des Ministerium des Innern. 3. Lief. Bevölkerung und Industrie. Dres- den (Leipzig, Hübner in Comm.) 1854. VIII, 67, 394 S. gr. 4. (4 Thlr.) Schladebach (J), Ganz Dresden u. die sächsische Schweiz. Alphabetisch geord- neter Wegweiser für Fremde und Ein- heimische, mit histor. und statistischen Notizen. 4. umgearb. Aufl. M. illustr. neuesten Plane von Dresden u. 1 Karte d. sächs. Schweiz. Leipzig (Lit.-Bureau) 1854. III u. 252 8. 16. (4 Thlr.) Gottschalk (F.), Dresden u. seine Um- gebungen. Ein Taschenbuch f. Reisende. 5. Aufl. Dresden (Leipzig, Kummer) 1854. 16. (4 Thlr.) Geographie Reichenbach (A. B.), Neuester Weg- | weiser durch Leipzig und seine Umge- gend etc. Nebst 1 Plane von Leipzig. Leipzig (Rocca) 1854. III u. 200 S. gr. 8. (4 Thlr.) Schwartze (G. W.), Kurort Elster im süchsischen Voigtlande, seine Beschaffen- heit und Heilkräfte, durch eigene Beob- achtung und Erfahrung geprüft. Nebst einer Einleitung über die Entstehung u. Natur der Mineralquellen. Leipzig (L. Vofs) 1854. VIII u. 88 S. gr. 8. mit 1 lith. Ansicht von Elster. (12 Sgr.) Flechsig (Rob.), Der Curort Elster bei | Adorf im Königl. sächs. Voigtlande, seine Heilquellen und seine salinischen Eisen- moorbäder. Leipzig (Vogel) 1854. 32 S. 8. (8 Sgr.) Vocke (K.), Neuer Führer durch Thürin- | gen. Mit 1 Karte u. 18 Ansichten. Eis- leben (Kuhnt) 1854. VI u. 125 S. gr. 16. (124 Sgr.) Umschau in deutschen Landen. II. Thürin- gen. Zwickau (Verlagsbuchhdl. d. Volks- schr. Ver.) 1855. 120 8. 8. ( Thlr.) (Fritze), Der Nordwesten des Thüringer Waldes oder zehn Tage in Ruhla. Ber- lin (Veit & Co.) 1854. XIV u. 230 S. m. Karte. gr. 16. (4 Thlr.) Jäger (I.), Winterlandschaften in Thü- ringen. — Die Natur. 1854. N. 7. Cassel (Selig), Ueber Thüringische Orts- namen. — Wissenschaftl. Berichte der Erfurter Akademie. II. III. 1854. p. 86. Brückner, Landeskunde des Herzogth. Meiningen, recensirt von E. v. Sydow in der Zeitschr. F. allgem. Erdkunde. III. 1854. p. 368. | Apfelstedt (H. F. Th.), Heimathskunde des Fürstenth. Schwarzburg-Sondershau- sen. 1. Heft. Sondershausen (Eupel) 1854. 8. (4 Thlr.) Hatham (A. H. A.), Arnstadt in seinem gegenwärtigen Zustande. Ein treuer Füh- rer zu den Bewohnern und Merkwürdig- keiten Arnstadts u. dessen nächster Um- gebung etc. Erfurt (C. Gebhardi) 1853. IV u. 83 S. 8. (J Thlr.) Nagel (W.), Salzungen. Ein Erinnerungs- blatt für seine Freunde. Bremen (Geis- ler) 1853. 61 8. 16. (J Thlr.) Landau (G.), Historisch- topographische Beschreibung der wüsten Ortschaften im Kurfürstenthum Hessen u. in der groſs- herzogl. hessischen Provinz Oberhessen. 3. Heft. Cassel (Fischer) 1853. gr. 8. (12 Sgr.) Deutschlands. XX Cassel, Wilhelmshöhe und die schönsten Punkte der Umgegend. Ein Wegweiser für Fremde u. Einheimische. Mit einer topograph. Skizze von Wilhelmshöhe, 1 Plane von Cassel u. 1 Karte der Umge gend. Cassel (Luckhardt) 1853. III u. 101 S. 16. ( Thlr.) Henninger (A.), Wiesbaden und Bie- berich mit den nächsten u. interessante- sten Umgebungen. Führer für Fremde etc. Mit 19 Stahlst. Darmstadt (Lange) IV u.183 S. gr. 8. (1 Thlr. 24 Sgr.) Die Auswanderung aus dem Grofsherzog- thum Baden. — Deutsche Auswander- Zeilung. 1854. N. 17. Huhn (E.), Heidelberg und seine Umge- bungen. Ein Führer für Fremde u. Ein- heimische etc. 3. verb. u. verm. Aufl. M. 10 Stahlst. Darmstadt(Lange) 1854. 56 S. gr. 8. (27 Sgr.) Bausch (N.), Kurzer Abrifs der Geogra- phie von Württemberg für Schulen und zur Selbstbelehrung. Ulm (Gebr. Nüb ling) 1854. 24 S. gr. 16. (4} Sgr.) Knapp (J. F.), Römische Denkmale des Odenwaldes, insbesondere der Grafschaft Erbach und Herrschaft Breuberg. Zu- gleich ein Wegweiser für Freunde der Alterthumskunde auf Reisen in jene Ge- genden. Mit 1 Karte u. 59 Abbild. auf 7 Steintaf. 2. verb. mit Zusätzen von A. E. Scriba verm. Aufl. Darmstadt(Jong- haus) 1853. XVI u. 188 S. 8. (14 Thlr.) Bevölkerung des Königreichs Württemberg im J. 1850 - 51. — Württembergische Jahrbücher. Jahrg. 1852. I. (1854). S. 41. Königl. Württembergisches Hof- u. Staats- Handbuch. Herausgeg. von dem K. sta- tistisch-topographischen Bureau. Stutt- gart (Steinkopf) 1854. XVI u. 840 S. 8. Beschreibung des Königr. Württemberg. 33. Hft. Oberamt Aalen. Stuttgart 1854. 8. (1; Thlr.) Die älteste Bevölkerung der schwäbischen Alp. — Deutsche Vierteljahrschr. 1854. N. 64. p. 134. Ueber die pelasgisch italiotische Urbevöl- kerung des Oberlandes und das bayeri- sche Wälschland. — Sepp, Beitr. zur Gesch. des bayer. Oberlandes. Heft 4. 1854. v. Hermann (F. B. W.), Beiträge zur Sta- tistik des Königreichs Bayern. II. 1. Bewegung der Bevölkerung von 1843 bis 1833. 2. Resultate der Conscription in Bezug auf Tauglichkeit, aus den J. XXVI 1822 bis 1851. pfung von 1833 bis 188. 4. Bevölke- rung des Königr. nach dem Stande der Zählung des Monats Deebr. 1852. Mün- chen (Lit. artist. Anstalt in Comm.) VIII, 522 S. 1854. Fol. (3 Thlr.) v. Ledebur (L.), Der Rangau. Geogra- phische Entgegnung auf die, Schrift des H. Haas: „Der Rangau, seine Grafen,“ mit neuen Forschungen über die Abstam- mung der Burggrafen von Nürnberg. Berlin (Rauh). 16 S. gr. 8. (4 Thlr.) Nordheim (H.), Ländliche Skizzen aus Franken. Weimar (Kühn) 1854. Vu. 112 S. 8. (2 Thlr.) Ortszeiger für Reisende auf der Ludwigs- Süd-Nord-Bahn von München bis Hof und von Augsburg bis Lindau. 2. verb. Ausg. mit 3 Abbild. u. 3 Karten. Nürn- berg (Schrag) 1854. 26 8. 16. (12 Sgr.) Schiller (F.), München, dessen Kunst- schätze, Umgebungen und öffentliches Leben. 4. Aufl. Mit 1 Stahlst., 4 Vign. u. 1 Plane der Stadt. München (Palm) 1853. III u. 263 S. gr. 16. (22 Sgr.) Neuester Wegweiser durch München und | seine Umgebungen für Fremde und Ein- heimische ete. Mit einem neuen Plane von München u. 1 lith. Tableau. Mün- chen (Kaiser) 1854. 224 S. 12. (3 Thlr., Umschlagstitel: Ganz München für 48 Kreuzer.) Neuer und zuverläfsiger Wegweiser in Mün- chen und dessen Umgebung. M. 1 Plane von München. Berlin (Grieben) 1853. VII u. 71 S. 16. (4 Thlr.) Neuester Wegweiser durch die K. bayer. Haupt- und Residenzstadt München. 2. Aufl. München (Rieger) 1854. 8. (2 Thlr.) Neuester Wegweiser durch die Stadt Nürn- berg. 1853. M. 1 Plan der Stadt, 1 Karte der Umgebungen, 2 Grundplanen der Se- balder u. Lorenzerkirche (4%). Nürnberg (Riegel u. Wiefsner) 1854. IV u. 62 8. 12. (3 Thlr.) Kurzgefafster Wegweiser von Nürnberg. M. 1 Plan. Ebds. 1853. 26 S. 16. (4 Sgr.) Marggraff (H.), Der österreich. Kaiser- staat. Erzherzogth. Oesterreich, Steyer- mark, Böhmen, Ungarn, Tyrol, Oberita- lien u. s. Ww. Hamburg (Verlags-Compt.) 1854. XIV u. 332 8. Mit 1 Post- u. Reisekarte. 16. (13 Thlr.) Schmitt (F.), Statistik des österreich. Kaiserstaates. Nach „ Hain's Handbuch der Statistik“ für den Schulgebrauch be- 3. Schutzpocken-Im- | Geographie Deutschlands. arbeitet. Wien (Tendler & Co.) 1854. 1 Bl. u. 271 S. gr. 8. (1 Thlr.) Der Führer in Carlsbad u. der Umgebung. 6. Aufl., durchaus umgearb., mit Auszü- gen aus Dr. Mannl's neuestem Werke „Carlsbad in mediein. , topogr. u. gesel- liger Beziehung.“ Carlsbad (Gebr. Fra- nieck) 1853. IV u. 94 S. 16. (24 Sgr.) Koch (II.), Die Donaureise von Linz bis Wien. Eine in histor., topogr. u. artisti- scher Beziehung aufgefafste Darstellung der auf dieser Route sich vorfindenden Merkwürdigkeiten ete. 3. von C. F. Weidmann umgearb. verm. Aufl. Wien (Hölzl). VIII u. 206 S. gr. 12. (12 Sgr). Reisehandbuch für die Wien-Triester Eisen- bahn, Steiermark, Kärnthen, Krain und das illyrische Küstenland. M. 1 Karte, Leipzig (Gumprecht) 1854. VIII u. 105 S. 8. (3 Thlr.) | Schimmer (G. A.), Das alte Wien. Dar- stellung der alten Plätze und merkwür- digsten jetzt gröfstentheils verschwunde- nen Gebäude Wiens ete. Mit e. erläut. Texte. 12. Hft. Wien 1854. gr. 4. (1 Thlr. 9 Sgr.) Sandmann (F. X.), Die Umgebungen von Wien; Album der schönsten Ansichten. Wien (Müllers Wwe.) 1854. 16 Bll. in Tondr. qu. 8. (13 Thlr.) Koch (M.), Die Alpen-Etrusker. Leipzig (Dyk) 1853. 72 S. gr. 8. (4 Thlr.) — Angezeigt im Leipzig. Repertorium. 1854. II. p. 231. Würthle (F.), Malerische Ansichten von Süd- u. Nord-Tirol nach der Natur ge- zeichnet. Geschildert von J. F. Lentner. 2. — 6. Lief. Salzburg (Stuttgart, Scheit- lins Verlag.) 1853. 54. & 5 Stahlst. u. 5 Bll. Text. qu. Fol. Reischandbuch für Tirol, Salzburg u. das südbaierische Hochland. Mit 1 Karte. Leipzig(Gumprecht) 1854. VIII, 183 8. 8. (3 Thlr.) Weidmann (F. C.), Handbuch für Rei- sende durch Tyrol u. Vorarlberg. 2. Aufl. Leipzig (Haendel). IV u. 308 S. 8. (2 Thlr.) Salzburg und seine Umgegend. Neuester u. vollständiger Fremdenführer. 8. Aufl. Salzburg (Glonner) 1854. 1 Bl., 180 8. 12. (16 Sgr.) Bergmeister (A. J.), Physisch- medizi- nisch-statist. Topographie der Stadt Bo- zen etc. Nach Quellen u. eigenen Beob- achtungen u. Erfahrungen bearb. Bozen Geographie Deutschlands, (Innsbruck, Wagner). VIu. 278 8. gr. | 12. (14 Thlr.) Harb (K.), Leibnitz und seine Umgebung in topographisch-historischer Beziehung. — Mittheil. des histor. Vereins f. Steier- mark. 4. Hft. 1853. p. 159. Ungarn u. Siebenbürgen in Bildern. Red.: F. v. Kubinyi und E. v. Vahot. A. d. Ungar. übers. 1. Bd. Pesth (Emich) 1853. III u. 150 S. 4. (3 Thlr.) Andrae (C. J.), Bericht über eine im J. 1851 unternommene geognostische Reise durch die südlichsten Punkte des Ba- nates, der Banater Militairgrenze u. Sie- benbürgen. — Abhandl. d. Naturforsch. Gesellsch. zu Halle. I. 1854. p. 55. Häufler (J. V.), Buda-Pest, historisch- topograph. Skizzen von Ofen und Pest und deren Umgebungen. Pesth (Emich) 1854. gr. 12. (3 Thlr.) Album des Balaton. Erinnerung an Füred | und seine Umgebung. Pesth (Edelmann) 1855. 4. (1! Thlr.) Die Schweiz. Steub (L.), Zur Rhätischen Ethnologie. Stuttgart (Gebr. Scheitlin). XII u. 251 | S. 8. (14 Thlr.) Meyer (J.), Physik der Schweiz. Mit ste- ter Rücksicht auf die allgemeinen Natur- verhältnisse der Erde. Leipzig (O. Wi- gand) 1853. X. u. 366 S. gr. S. (2 Thlr.) Schlagintweit (Ad.) u. Schlagintweit (Herm.), Neue Untersuchungen über die physicalische Geographie u. die Geologie der Alpen. M. e. Atlas von 22 Taff. u. 7 Erläuterungsbll. in gr. Fol. Leipzig (T. O. Weigel) 1854. XVI u. 6308. | Lex. 8. (24 Thlr.) Des or (E.), Die erratischen Erscheinun- gen der Schweiz im Verhältnifs zu denen des europäischen u. amerikanischen Nor- | dens. — Die Natur. 1854. N. 38 ff. Buddeus (A.), Schweizerland. Natur u. Menschenleben. 1. Theil: Die obere Schweiz. 2. Theil: Ostalpen-Schweiz. Leipzig (Avenarius und Mendelssohn) 1853. VI u. 246, VI u. 320 S. 8. (2 Thlr. 224 Sgr.) Angezeigt im Leipziger Repertorium. 1854. III. p. 83. lrich (J. J.), Die Schweiz in Bildern. 5. u. 6. Lief. Stuttgart (Scheitlins Verl.) 1854. 5 Radirungen 5 Bl. Text. qu. gr. Fol. (à 2 Thlr.) Wendel (O.), Topographisch- statistisch- historischer Führer in der Schweiz. 2. der Schweiz u. Frankreichs. XXVII Aufl. Weimar (Kühn) 1854. X. u. 362 S. u. 1 Taf. 12. (1 Thlr.) IIlustrirter Alpen-Führer. Malerische Schil- derungen des Schweizer- Landes. Ein Reise-Handbuch für die Besucher der | Alpenwelt. Mit 200 Illustr., 20 Routen- karten, 1 Uebersichtskarte der Schweiz, 1 Panorama von Rigi-Kulm. Leipzig (Weber) 1854. LXXIV u. 7108. 8. (3 Thlr.) Bädeker(Ch.), La Suisse. Manuel du voya- geur. Traduit de l’allemand par F. C. Gi- rard. Avee une carte routiere ete. 2m® ed. refondue. Coblenz (Bädeker) 1854. XXXVI. u. 368 S. mit 1 Lithochr. 8. (1 Thlr. 22 Sgr.) Marggraff (H.), Die Schweiz u. Savoyen. Mit 1 Post- und Reisekarte. Hamburg (Verlags-Compt.) 1854. LII u. 251 8. 16. (1} Thlr.) Auch u. d. Tit.: Reise- Manual. 4. Thl. Williams (C.), The Alps, Switzerland, the North of Italy. With numerous en- gravings. London (Cassell) 1854. 6348. 8. (13 S. 6 d.) — —, Descriptions of the Alps, Switzer- land, Savoy, and Lombardy. Vol. I. Part. I. ibid. 1853. Imp. 8. (6 S.) Drummond (JT. K.), Scenes and impres- sions in Switzerland and the North of Italy. Edinburgh (Hamilton) 1854. 238 8. 8. (5 S.) Chaix (P.), Sur le passage des Alpes par Annibal. — Bullet. de la Soc. de Geogr. IVme Ser. VIII. p. 5. Ellis (R.), A treatise on Hannibal's pas- sage of the Alps, in which his route is traced over the Little Mont Cenis. Lon- don (Parker & Son) 1854. 1889. 8. (7 S. 6 d.) Desor (E.), Eine Bergbesteigung. (Bestei- gung des Galenstocks.) — Die Natur. 1854. N. 22 fl. Historisch-geographische Beleuchtung der Urkunde vom J. 858 über den Maierhof in Kam. — Der Geschichtsfreund. X. 1854. p. 159. Thurmann (J.), Esquisses orographiques de la chaine du Jura. 1% Partie. Porren- tray (Bern, Jent u. Reinert) 1854. (33 Thlr.) Frankreich. Seytier (A.), Nouvelle description geo- metrique de la France, ou préeis des operations et des résultats numeriques XXVIII qui servent de fondement à la nouvelle carte que publie le Depöt de la Guerre. III ne Partie (Formant le T. IX du Me- morial du Depöt general de la Guerre). Paris 1854. 539 8. 4. Annuaire des mardes des cötes de France pour l'année 1854. Marchal, Sur la nature et l’origine des alluvions à l’embouchure des fleuves qui debouchent dans la Manche. — Annales des ponts et chaussees. 1854. p. 177. Bois (V.), Les chemins de fer frangais. Paris (Hachette & Co.) 1853. 1608. 8. (1 Fr. 50 c.). — Angezeigt im Leipziger Repertor. 1854. III. p. 220. More au de Jonnès, Statistique de l’in- dustrie de la France sous le regne de Louis XVI. — Compte rendu de l’ Acad. d. Sciences morales et politiques. XXVII. 1854. p. 321. Audiganne, Les populations ouvrieres en France. — Revue d. d. mondes. 1853. III. Murray’s handbook for travellers in France. 5th edit. London (Murray) 1854. 576 8. 12. (9 8.) Galignani’s new Paris guide. New edit. (1854), with plates and maps. London (Simpkin) 1854. 8. (10 S. 6 d.) Coghlan's new guide to Paris, 1854; with plates and maps. London (Cogh- lan) 1854. 18. (2 S. 6 d.) Schmidt (E.), Paris in Skizzen aus dem Volksleben. Berlin 1854. IX u. 244 8. 8. (1 Thlr.) Stoeber (A.), Remarques sur la denomi- nation celtique de quelques cours d’eau d'Alsace. Colmar 1854. 12. S. 8. Jeantin, Les Marches de l’Ardenne et les Woepvres, ou le Barrois, le Wallon et le pays de Chiny, étudiées sur le sol. 2 vols. Paris 1854. gr. 8. Prarond (E.), Notices historiques, topo- graphiques et archéologiques sur l’arron- dissement d’Abbeville. T. Ier. Abbeville 1854. 16. Etudes statistiques et topographiques sur Varrondissement de Corbeil. Corbeil 1854. 8. Dolivet, Geographie physique, politique, historique etc. du département de la Cha- rente-Inferieure. Rochefort 1854. 8. Ogier (Th.), Géographie et statistique des communes de France. Canton de St.- Symphorien d’Ozon (Isere). de Chätillon (J.), Hyeres. — Nowv. An- nales d. Voyages. Vme Ser. 1853. IV. p. 333. Geographie Belgiens u. d. Britischen Reichs. Gregorovius (Fd.), Corsika. 2 Bde. Stuttgart u. Tübingen (Cotta) 1854. IV u. 272, 262 8. gr. 8. (2 Thlr.) (Bildet die 41. u. 42. Lief. der Reisen u. Län- derbeschreibungen älterer und neuerer Zeit, herausgeg. von E. Widenmann u. H. Hauff.) — Angezeigt im Leipzi- ger Repertor. 1854. U. p. 339. Mignard et Lecoutaut, Deécouverte d’une ville gallo-romaine, dite Landu- num. Paris 1854, avec 14 pl. 4. Bizeul, Voie romaine de Poitiers à Nantes. De l’etablissement romain de Faye A- besse. De Segora. De la Segoury. Nantes (Guerault) 1854. 16 S. 8. Belgien. Scheler (A.), Annuaire statistique, et hi- storique belge, 1 Année 1854. Bruxelles 1854. III u. 344 S. 8. (14 Thlr.) Heuschling, Résumé de la statistique générale de la Belgique publié par le département de l’interieur pour la pé- riode decennale de 1841 & 1850. Bru- xelles 1853. 4. Horn (J. E.), Bevölkerungswissenschaft- liche Studien aus Belgien. Mit durchge- hender vergleichender Erforschung der entsprechenden Verhältnisse in Oester- reich, Sachsen, Preufsen, Frankreich, England, Holland und andern Staaten. Bd. I. Leipzig (Brockhaus) 1854. VIII u. 331 S8. Lex. 8. (25 Thlr.) Angezeigt im Leipzig. Repertorium. 1854.11. S. 155. Schayes, Origine des anciens peuples de la Belgique. — L’Institut. IIe Sect. 1853. p. 24. Boeckh (R.), Die Sprachgrenze in Bel- gien. — Zeitschr. f. allgem. Erdkunde. III. 1854. p. 315. Grandgagnage (Ch.), De Porigine des Wallons. — Vouv. Annal. d. Voy.1854. I. p. 276. Das Britische Reich. M’Culloch (J. R.), A descriptive and statistical account of the British Empire: exhibiting its extent, physical capacities, population, industry, and civil and re- ligious institutions. Ath edit. revised with an appendix of tables. 2 vols. Lon- don (Longman) 1854. 8. (42 8.) A Gazetteer of England and Wales; con- taining the name of every Parish. Lon- don (Tallant) 1854. 16. (28. 6 d.) Geographie des Britischen Reichs. Darton (T. G.), Statistical tables of po- pulation, mortality, food and clothing; politics, finance, taxation, and eurreney; erime and punishment; mineral produce, commerce, shipping, emigration ete. 1801 to 1851. mentary and other authentic documents. London (Longman) 1854. 368. 8. (2 S. 6 d.) Cheshire (E.), The results of the Census of Great Britain in 1851. — Journ. of the Statist. Soc. of London. 1854. p. 45. Census of Great Britain in 1851; reprinted in a condensed form from the Official Reports and Tables. London (Longman) 1854. 200 S. 8. (5 8.) Results of the Census of 1851. — The Westminster Review. New Ser. April 1854. Penny census of England and Wales, from the last Census. London (Groombridge) 1854. 468. 16. (1 d.) Statistique de l’emigration anglaise. — Nouv. Annal. d. Voy. 1854. I. p. 234. Wright (T.), Wanderings of an Anti- quary, chiefly upon the traces of the Ro- mans in Britain. London (Nichols) 1854. 3318. 8. (8 S.) Leonard’s England and Wales: a list of their cities, towns, parishes ete. London (Tallant) 1854. 3008. 8. (2 S. 6 d.) v. Kalckstein (M.), Erinnerungen an England und Schottland. Ein Beitrag zur Reiseliteratur über jene Länder ete. Berlin (Schneider & Co.) 1854. VIII u. 282 8. gr. 8. (1 Thlr.) Lee (E.), The watering places of England eonsidered with reference to their medi- cal topography. 3d edit. London Chur- chill) 1854. 286 S. 12. (5 S. 6 d.) Pictorial handbook of London; comprising its antiquities, architecture, arts, manu- facture, trade, social, literary, ad scien- tifie institutions, exhibitions and galle- ries of art. London (Bohn) 1853. 908 S. with 205 engravings. 8. (5 S.) (Bohn’s Ilustrated Library). London, what to see and how to see it; with numerous engravings. London (Clarke) 1854. 210 S. 8. (1 8.) London as it is to-day. Where to go, and what to see, with 200 engravings. New edition. London (Clarke) 1854. 400 S. 8. (2 8. 6 d.) Chruchley’s picture of London. 18th edit., with map. London (Chruchley ) 1854. (4 S.) Compiled from Parlia- | XXIX Angus (J.), Old and new bills of mor- tality; movement of the populations; deaths and fatal diseases in London du- ring the last fourteen years. — Journal of the Statist. Soc. of London. 1854. p- 117. Thimm's London. Ein praktischer Führer durch Englands Hauptstadt ete. 3. Aufl, London (Thimm) 1854. VIII u. 120 S. 8. (A Thlr.) Einige statistische Angaben über London nach dem Census von 1851. — Zeitschr. J. allgem. Erdk. Bd. II. 1854. p. 72. Bullock, Handbook for Pilots and Coa- sters navigating to and from the river Thames through all the Channels to Dun- geness and Orfordeness. London (Allen) 1853. 26 S. (1 S. 6 d.) A directory for the city and borough of Bath and the City of Wells, and the towns of Bradford, Chippenham, Cors- ham and Lacock, Frome, Keynsham, Manshfield, Melksham and Frow bridge. London (Simpkin) 1854. 4908. 8. (3 S.) Meason(G.), The offieial illustrated guide to the Brighton and south coast railway and their branches, including a deserip- tion of the Crystal Palace of Sydenham; with engravings. London (Collins) 1853. 1048. 8. (1 8.) Bennett (G. J.), The tourist's guide through North Wales. Liverpool (Whitt- aker) 1853. 1528. 12. (1 S. 6 d.) Cliffe (C. F.), The book of South Wales, the Bristol Channel, Monmouthshire and the Wye: a guide for the tourist. 3d edit. Bristol (Hamilton) 1854. 3848. 12. (5 8.) ® Gibson (W. S.), Description and histo- rical notices of Northumbrian Castles, Churches, and Antiquities. 3d series, with plates. London (Longman) 1854. 168 S. 8. (68. 6 d.) Brooke (R.), A descriptive account of Liverpool, as it was during the last qua- ter of the 18th century, 1775 to 1800; also information relative to the public buildings, statisties, and commerce of the town. Liverpool (Maudsley) 1853. 8. (25 8.) Thomson (D. P.), The Stranger's Vade Mecum; or, Liverpool deseribed. Lon- don (Ward & Lock) 1854. 200 S. 12. (1 8.) Route Book of Cornwall: a guide for the stranger and tourist to the interesting XXX localities of the country. London 1853. 218 S. 18. (4 8.) Robertson (W. H.), Handbook to the Peak of Derbyshire, and to the use of Buxton Mineral Waters. London (Brad- bury) 1854. 2308. 8. (2 S. 6 d.) Statisties of the island of Portsea, and of the Portsmouth Dockyard. — Journ. of the Statist. Soc. of London. 1853. p. 201. 356. Fincham, Observations on the statistics of Portsea. — ibid. 1854. p. 24. Martineau (Miss Harriet), Guide to Windermere; with tours to neighbou- ring lakes and other interesting places. With a map and illustrated from dra- wing by T. L. Aspland, engraved by N. J. Linton. To which are added, excur— sions to and from Keswick ete. London (Whittaker) 1854. 12. (1 S. 6 d.) Hillier (G.), The topography of the Isle of Wight. London (Darton) 1854. 18. (2 S. 6 d.) Wilson (J.), Voyage round the coast of Scotland and the Isles. 2 vols. burgh (Longman) 1853. 8. (10 S. 6 d.) Black's picturesque tourist of Scotland, 11th edition. London (Longman) 1854. 12. (8 S. 6 d.) Chambers' geographical Text- book for Scotland. London (Chambers) 1854. 70 S. 12. (10 d.) Black's shilling guide to the Trosachs, Loch Catrine, Loch Lomond, and Cen- tral touring district of Scotland. With all the most recent information. Lon- don (Black) 1853. 12. (1 S.) Foster (B.), Memento of the Trosachs, Loch Katrine, Loch Lomond, and the neighbouring scenery: a series of 27 wood engravings from drawings made on the spot. Edinburgh (Longman) 1854. (1 8.) Black's shilling guide to Edinburgh and its environs; with a plan of the eity and a chart of the country ten miles round. London (Black) 1853. 12. (1 8.) Train (J.), An historical and statistical account of the Isle of Man, from the ear- liest time to the present date. 2 vols. London (Simpkin) 1853. 7008. 8. (14 8.) Irish Itinerary of Father Edmund Mac Cana. A. D. 1644. Translated from the Original Latin and illustrated by notes by W. Reevens. — The Ulster Journal of Archaeology. 1844. Januar. Edin- | Geographie des Britischen Reichs und Dänemarks. Black's pieturesque tourist in Ireland. II- lustrated by a map. London (Black) 1854. 320 8. 12. (5 S.) — picturesque tour in Ireland. Illustrated by a map of Ireland, numerous charts, ete. London (Smith & Son) 1854. 318 8. (5 8.) Fraser (J.), Handbook for travellers in Ireland: description of its scenery, towns, seats and antiquities. 4th edit. London (Orr) 1854. 740 8. 8. (10 8. 16 d.) ı Hall’s handbooks for Ireland. The South and Killarney. London (Hall) 1854. 172 8. (2 S. 6 d.) Black's guide to Dublin and Wicklow Mountains. With chart. London (Black) 1854. 99 S. 12. (1 S. 6 d.) — guide to Killarney and the south of Ire- land. With chart. ibid. 1854. 80 S. 12. (1 S. 6 d.) Lake Lore; or an Antiquarian Guide to some of the ruins and recollections of Killarney. By A. B. R. Dublin 1854. 192 S. gr. 12. (28. 6 d.) The French Settlers in Ireland. — The Ul- ster Journal of Archaeology. 1853. N. 4. 1854. N. 5. Dänemark. Bergsöe (A. F.), Den Danske Stats Sta- tistik. 4 Bde. (563, 705, 690, 976 8.) Kopenhagen 1844 53. 8. (10 Thlr.) Erslev (E.), Geographische Beschreibung des dänischen Staates. Ein Lehrbuch für Schulen. Aus d. Dänisch. übers. u. mit Zusätzen herausgeg. von C. Johann- son. Mit Abbild. u. Karten. Schleswig (Bruhn) 1854. Vu. 84 S. gr.8. (9 Ser.) Statistisk Tabelwärk. Ny Räkke I— VIII. Kopenhagen 1850— 54. qu. 4. (10 Thlr. 18 Sgr.) Hamilton (A.), Sixteen months in the Danish Isles. New edit. 2 vols. London (Bentley) 1854. 780 S. 8. (12 8.) The travellers handbook to Copenhagen and its environs. By Anglicanus; with maps and views. London (J. R. Smith) 1853. 189 S. 12. (8 8.) Lesser (W.), Topographie des Herzog- thums Schleswig. Thl. 1. 2. Kiel (Schrö- der & Co.) 1853. 54. gr. 8. (32 Thlr.) v. Schröder (J.), Topographie des Her- zogthums Schleswig. 2. neu bearb. Aufl. Oldenburg in Holst. (Leipzig, Brauns) 1854. XCV u. 638 8. gr. 8. (1 Thlr. B der.) Geographie von Schweden, Norwegen, Rufsland. Life in the Marsches of Schleswig-Holstein. Translated from the German. Edinburgh | (Hamilton) 1854. 64 S. 18. (9 d.) Feddersen (F.), Beschreibung der Land- | schaft Eiderstedt. Mit einer geschichtli- | chen Einleitung und statistischen Nach- richten. Altona (Schlüter) 1854. VII u. 301 S. 8. (1 Thlr. 10 Sgr.) A Yacht-voyage to Iceland in 1853. Lon- don (Hall) 1854. 77 S. 12. (18. 6 d.) Northurfrari; or rambles in Iceland. By Pliny Miles. New York 1854. 334 S. 8. (6 S. 6 d.) Schweden und Norwegen. v. Mentzer (T. A.), Skandinawiska Half- öns fusiska samt Sweriges och Nor- ges politiska geografi med tillhörande twenne kartor. Stockholm (Hörberg) 1854. IV u. 64 8. 8. (16 Sk.) Munch (P. A.), Die nordisch-germani- schen Völker, ihre ältesten Heimath- Sitze, Wanderzüge und Zustände. Eine Uebersetzung der beiden ersten Ab- schnitte von „Det norske Folks Histo- rie“ von G. F. Claussen. Mit einer Ueber- sichtskarte über den Norden gleich nach der germanischen Einwanderung. Lübeck (Dittmer) 1853. VIII u. 264 S. gr. 8. (1 Thlr.) Lloyd (L.), Scandinavian adventures du- ring a residence of upwards of twenty years: with some account of the Nor- thern Fauna. 2 vols. London (Bentley) 1854. 1038 S. 8. (42 S.) Rambles in Sweden and Gottland. By Syl- vanus. New edit. London (Routledge) 1854. 8. (2 S.) Carlsten (O. A.), Seglations-Underrättel- ser öfwer Skager-Rack och Kattegat samt genom Öresund och Belterna, en- ligt de nyaste och mest tillförlitliga Källor samt sednare Förordningar öfwer Fyrar, Bäkar och Sjömarken. Stock- holm (Wall) 1854. 95 S. 8. m. 1 Tab. (1 Rdr. 16 Sk.) —, Seglations-Underrättelser öfwer Oster- sjön, inbegripet Finska och Bottniska Wikarne tillika med Öresund. Stock- holm (Wall) 1854. 158 S. 8. (2 Rdr. 16 Sk.) Hallman (L.), Det gamla och nya Streng- näs. Strengnüs (Berglund) 1854. II u. 161 S. 4. Karstens (W.), Alphabetisch geordnetes topographisch - statistisches Handbuch XXXNI des Königreichs Norwegen, enthaltend: sämmtliche Städte, Ortschaften, Höfe etc. Lübeck (Boldemann) 1854. 104 8. Lex. 8. (24 Sgr.) Forester (T.), Norway. A road book for tourists in Norway. With hints to Eng- lish sportsmen and anglers. London (Bohn) 1854. 447 8. 8. (2 8.) Newland (I.), Forest scenes in Norway and Sweden. London (Routledge) 1854. 430 S. 12. (5 S.) Forbes (J. D.), Norway and its glaciers visited in 1851; with map and coloured illustr. Edinburgh (Black) 1853. 349 S. 8. (21 S8.) — Recensirt im Athenaeum 1854. N. 1367. Rufsland. Solowjew, Geographische Nachrichten über das alte Rufsland. — Arch. F. wissenschaftl. Kunde Rufslands. 1854. p- 86. Horton (T.G.), Russia: the people, coun- try, and government; with 30 illustr. London (Mason) 1854. 96 S. 12. (1 S.) de Gurowski (Count), Russia and its people. With large views of St. Peters- burg and Moscow. London (Nelson) 1854. (3 S. 6 d.) . Coulaincourt (E.), Das russische Reich. Geschichte u. Statistik; Staats- und Religionsverfassung; Sitten und Gebräuche; gegenwärtige Weltstellung. Nebst einer Uebersicht der geograph. Verhältnisse des europäischen u. asiati- schen Rufslands ete. Leipzig (Remmel- mann) 1853. 98 S. gr. 8. (16 Sgr.) — 2. verb. Aufl. Mit e. Portrait u. einer Karte des russischenReichs. Ebds. 1854. VIII u. 106 S. gr. 8. (16 Sgr.) Scott (C. H.), The Baltic, the Black Sea, and the Crimea; comprising travels in Russia, a voyage down the Volga to Astrachan, and a tour through Crim Tartary. London (Bentley) 1854. 346 S. 8. (7 S. 6 d.) — Angezeigt im Athe- naeum. 1854. N. 1404. Hill (S. S.), Travels on the shores of the Baltic, extended to Moscow. London (Hall) 1854. 288 S. 8. (8 S. 6 d.) Milner, The Baltic; its gates, shores and cities: with a notice of the White Sea. London (Longman) 1854. 408 S. 8. (10 S. 6 d.) Illustrirte Conversations-Hefte. No. 3. Der Finnische Meerbusen. Mit IIlustr. u. e. XXXII lith. Karte. Leipzig (Lorck) 1854. 16 S. Lex. 8. (5 Sgr.) v. Köppen, Die von Ingriern bewohnten Dörfer im St. Petersburger Gouverne- ment. — Bullet. de l’ Acad. de St. Pe- tersbourg. Classe hist.- philos. 1853. N. 250. Ignatiew (R.), Ueber die Kurgane des Gouvernement Nowgorod. — Arch. f. wissenschaftl. Kunde Ru/slands. 1854. p- 74. Minzloff (R.), Recensio populorum Pon- ticorum, quos Ovidius exsul notos ha- buit. — Bullet. de l’ Acad. de St. Peters- bourg. Classe hist.-philos. 1853. N.236 f. Vgl. Nouv. Annal. d. Voyages. 1854. II. p. 181. Süd-Rufsland und die türkischen Donau- Länder in Reiseschilderungen von L. Oliphant, Shirley Brooks, Patrick O’- Brien u. Warington W. Smyth. Leipzig (Lorck) 1854. VII u. 286 S. gr. 8. (1 Thlr.) Auch u. d. Tit.: Das Kriegs- theater. II. Oliphant (L.), The Russian Shores of the Black Sea in the autumn of 1852; with a voyage down the Volga and a tour through the country of the Don Cossacks. 2d edit. London (Blackwood) 1853. 404 S. 8. (14 S.) — Zth edit. 1854. 380 S. (148.) — 4th edit. 1854. 382 S. (14 S.) —, La Crimee. Sébastopol. — L’Athe- naeum Frangais. 1854. Nr. 36. Die Krimm. Ihre Geschichte und geogra- phisch-statistische Beschreibung mit be- sonderer Rücksicht auf die gegenwärti- gen Kriegsereignisse. Nebst ein. Karte. Leipzig (Remmelmann) 1854. 8. (74 Sgr.) Hommaire de Hell (A.), Souvenirs de Crimee. — Revue de l Orient. XII. 1854. p- 277. Spencer (C.), The fall of Crimea. With illustrations. London (Routledge) 1854. 5118. 12. (5 S.) Becker, Kutsch und Taman im Juli 1852. — Arch. f. wissenschaftl. Kunde Ru/s- lands. 1854. p. 167. 335. Baltazzi (D.), Sevastopol. — Revue de Orient. 1854. I. p. 108. —, Odessa. — ibid. 1854. I. p. 267. Tereschtschenko, Skizzen aus Odessa. Nach dem Russisch. — Arch. f. wissen schaftl. Kunde Rufslands. XIII. 1854. p- 574. Die Limanen von Odessa. — Arch. f. Geographie von Portugal und Spanien. wissenschaftl. Kunde Rufslands. XIII. 1854. p. 657. Yonyal, Notice sur Nicolaief, port russe sur la Mer-Noire. — Revue de l’Orient. 1854. I. p. 210. Jer-Kow, Einige Notizen über Astrachan und dessen Umgebungen, — Arch. V. wissenschaftl. Kunde Rufslands. 1854. p. 223. Talysin, Untersuchungen über die Fluth und Ebbe im Weifsen Meere. 2. Ab- handl.: Ueber das Gesetz des Steigens und Fallens des Wassers während der Fluth und Ebbe in dem Flusse Kuja. — Bullet. de U’ Acad. de St. Petersbourg. Classe phys.-mathem. 1853. N. 10. — 3. Abhandl.: Ueber die Vertheilung der Fluth und Ebbe im Weifsen Meere. — ibid. N. 23. 24. Delaveau (H.), Arkhangel. — L’Athe- naeum Frangais. 1854. N. 35. Hildebrandt (C.), Winter in Spitzber- gen. A book for youth, from the Ger- man. With illustrations. London (W. Collins) 1853. 240 S. 12. (2 S. 6 d.) Altmann (J.), Der gegenwärtige Stand des Manufacturwesens in Rufsland und Moskau's Bedeutung in gewerblicher und Handelsbeziehung. — Z. f. allgem. Erd- kunde. Bd. II. 1854. p. 486. Zur Statistik der fremden Kulte in Rufs- land. — ibid. Bd. II. 1854. p. 78. Portugal und Spanien. Wortley (Lady Stuart), A visit to Por- tugal and Madeira. London (Chapman & H.) 1854. 8. (10 S. 6 d.) Willkomm (M.), Das Königreich Al- garve. — Z. f. allgem. Erdkunde. Bd. III. 1854. p. 241. Rofsmäfsler (C. A.), Reise-Erinnerun- gen aus Spanien. M. 2 lith., nach der Natur von E. Wodick aufgenommenen Landschaften in Tondruck, u. Abbild. in Holzschn. 2 Bde. Leipzig (Coste- noble) 1854. XVI u. 516 8. M. 1 lith. Karte. 8. (2 Thlr. 25 Sgr.) Minutoli (J.), Altes und neues Spa- nien. 2 Bde. Berlin (Allgem. deutsche Verlagsanstalt) 1853. VIII u. 542 S. m. 5 Steintaf. gr. 8. (23 Thlr.) 8 V. Willkomm (M.), Die Gewässer der Ibe- rischen Halbinsel. — Z. F. allgem. Erd- kunde. Bd. II. 1854. p. 257. Lee (E.), Notes on Spain; with a spe- cial account of Malaga and its elimate. Geographie Italiens und der Europäischen Türkei. London (Hope) 1854. 140 S. 12. (4 8. 6 d.) Darstellung der gewerblichen und commer- ciellen Zustände Spaniens mit besonde- rer Rücksicht auf den Verkehr dieses Landes mit Oesterreich. — Wiener Mit- theil. aus d. Gebiete der Statistik. 1854. it: 3. | Italien. | Stahr (A.), Ein Jahr in Italien. 2. u. 3. Thl. 2. durchgeseh. Aufl. Oldenburg (Schulze) 1854. gr. 8. (à 2 Thlr.) Hilliard (G.), Six months in Italy. 2 vols. London (Murray) 1854. 703 8. 8. (16 8.) Hall (N.), Italy, the land of the Forum and the Vatican. London (Nisbet) 1853. 8. (6 S.) Murray’s handbook for travellers in North Italy. New edit. 2 parts. Lon- don (Murray) 1854. 510 S. 12. (12 S.) Coghlan (F.), A handbook for Italy. 2d edit. London (Hughes) 1854. 460 S. 12. (12 8.) Pecht (Fr.), Südfrüchte. Skizzenbuch ei- nes Malers. 2 Bde. Leipzig (Weber) 1854. XVI u. 377, VI u. 343 S. gr. 8. (3% Thlr.) — Angezeigt im Leipziger Repertorium. 1854. II. p. 88. Lee (E.), Nice and its climate; with no- tices of the coast from Marseilles to Ge- noa. London (Hope) 1854. 1708. 12. (5 8.) Venice and Switzerland. The two parts of the monthly volume bound together. London 1854. 384 8. 18. (1 8. 6 d.) (Relig. Tract. Soc.) Venedig. Historisch-topographisch-artisti- sches Reisehandbuch für die Besucher der Lagunenstadt. Herausgegeben vom österreich. Lloyd in Triest. M. 12 An- sichten u. 1 Plane (Fol.) Triest 1854. VIII u. 194 S. gr. 16. (14 Thlr.) Cochrane (A. B.), Florence the Beauti- ful. 2 vols. London (Hurst & Blackett) 1854. 600 S. 8. (21 8.) Murray's handbook of Central Italy. Part 2. Rome and its environs. 3d edit., carefully revised and augmented. Lon- don (Murray) 1853. 314 S. 12. (7 S.) Braun (E.), Die Ruinen und Museen Roms. Für Reisende, Künstler u. Alter- thumsfreunde. Braunschweig (Vieweg u. S.) 1854. XXXIV u. 860 S. gr. 12. (3 Thlr.) XXXIII Lindemann-Frommel’s Skizzen aus Rom und der Umgebung. 6.Heft. Karls- ruhe (Stuttgart, F. Köhler) 1854. 6 lith. Bl. in Tondr. gr. Fol. (à 34 Thlr.) d' Aloe (Stan.), Die Ruinen von Pompeji. Aus d. Französ. Mit e. grolsen, die Aus- grabungen bis 1851 umfassenden Plane. Ein Supplement zu den Reisehandbü- chern für Italien. Berlin (David) 1854. XVIII u. 55 S. 8. (20 Sgr.) Antiquarian Cumae, Canosa and Pompeji. — Athenaeum. 1854. N. 1367. v. Orlich (C.), Die Insel Ischia. — Zeit- schr. F. allgem. Erdkunde. Bd. II. 1854. p. 388. Sartorius v. Waltershausen (W.), Atlas des Aetna. Mit Beihülfe von 8. Cavallari, J. B. Listing, C. F. Peters u. C. Roos. 4. Lief. Göttingen (Vanden- hoeck u. Ruprecht) 1853. 7 in Kupfer gest. Karten u. 6 S. Text. qu. Imp. Fol. (& 10 Thlr.) Quatrefages, Une visite à I Etna. — LAthendeum Frangais. 1854. N. 26. Neigebaur ((J. F.), Die Insel Sardinien. Geschichtliche Entwickelung der gegen- wärtigen Zustände derselben in ihrer Ver- bindung mit Italien. Herausgegeb. von Joh. Minkwitz. Leipzig (Dyck) 1853. X u. 374 S. gr. 8. mit 12 Kpfrn. u. 1 Karte. (3 Thlr.) — Angezeigt im Leip- ziger Repertorium. 1854. II. p. 92. Delessert (E.), Excursion & Alghero. Fragment d'un voyage dans l'ile de Sar- daigne. — L’Athenaeum Frangais. 1854. N. 31. > Die Europäische Türkei. de Vere (A.), Pieturesque sketches of Greece and Turkey. New edit. 2 vols. London (Bentley) 1854. 620 S. 8. (10 8. 6 d.) Slade (A.), Records of travel in Turkey, Greece etc, and of a cruise in the Black Sea with the Capitan Pacha. New edit. London (Saunders & O.) 1854. 545 S. 8. (12 8.) . Boué (A.), Recueil de trente-sept itiné- raires dans la Turquie d' Europe; details geographiques, topographiques et sta- tistiques de cet empire. Vienne 1854. 8. The Frontier Lands of the Christian and Turk, comprising travels in the regions of the Lower Danube in 1850 and 1851. 2dedit. 2 vols. London (Bentley) 1853. 6508. 8. (28 8.) Zeitschr. f. allgem. Erdkunde. III. Bd. Anhang. © XXXIV Marmont (Marchal), The present state of the Turkish Empire. Translated with notes and observations on the relations of England with Turkey and Russia, and brought down to the present time, by Fr. Smith. London 1854. 8. (78. 6 d.) Macintosh (A. F.), A military tour in European Turkey, the Crimea, and on the eastern shores of the Black Sea: in- eluding routes across the Balkan into Bulgaria, and excursions in the Tur- kish, Russian and Persian provinces of the Caucasian Range. 2d edit. with maps. London (Longman) 1854. 420 S. 8. (10 S. 6 d.) Michelsen (E. H.), The Ottoman Em- pire and its resources. 2d edit. London (Spooner) 1854. 300 S. 8. (7 S. 6 d.) Heidemann (F. W.), Die Europäische und Asiatische Türkei. Geographisch- topographisch beschrieben, mit alpha- bet. Aufführung der Städte und bemer- kenswerthesten Flecken und Orte, nebst Inseln, mit besonderer Rücksicht auf den jetzigen Kriegsschauplatz. Merse- burg (Garcke) 1854. IV u. 45 S. 8. (8 Sgr.) Bessé (A.), Das türkische Reich. Ge- schichte und Statistik; Religions- und Staatsverfassung; Sitten u. Gebräuche; gegenwärtige Lage u. s. w. Nebst einer Karte der europ. Türkei und der angren- zenden Länder. 3. bedeutend verm. Aufl. Leipzig (Remmelmann) 1854. 80 S. gr. 8. (12 Sgr.) Ungewitter (E. H.), Die Türkei in der Gegenwart, Zukunftund Vergangenheit, oder ausführliche geographisch-, ethno- graphisch-, statistisch- historische Dar- stellung des türkischen Reiches eto. Er- langen (Palm u. Enke) 1853. VI u. 320 S. Lex. 8. (13 Thlr.) Murray's handbook for travellers in Tur- key; describing Constantinople, Euro- pean Turkey, Asia Minor, Armenia, and Mesopotamia, with travelling maps and plans. 3d edit. London (Murray) 1854. 290 8. 12. (10 S.) Pardoe (Miss), The city of the Sultan, and domestic manners of the Turks. New edit. London (Routledge) 1854. 350 S. 12. (1 S. 6 d.) —, Ansichten des Bosphorus. Mit Bil- dern nach der Natur gezeichnet von W. H. Bartlett. Der Text deutsch bearbeitet von Jo. v. Horn. 19 20. Geographie der Europäischen Türkei. Heft. Hamburg (Berendsohn) 1854. VIu. 162 8. m. Stahlst. gr. 4. (à 12 Sgr.) Smith (A.), A month at Constantinople. 3d edit. London (Bogue) 1854. 314 8. 8. (5 8.) Nogueès (G.), Buyukdere. — Revue de Orient. 1854. II. p. 1. Instructions nautiques sur le detroit des Dardanelles, la mer de Marmare et le Bosphore. 8. Sestini (D.), Voyage de Vienne & Roust- chouk par le Danube, de la par terre & Varna, et de Varna & Constantinople par la mer Noire, fait en 1780. Trad. de IItalien.— Nouv. Annal. d. Voyages 1854. II. p. 129. Rhodes (G.), A personal narrative of a tour of military inspection in various parts of European Turkey, performed in August to November 1853, in com- pany with the military and seientific commission under General Prim. Lon- don (Longman) 1854. 144 S. 8. (5 S.) — 2d edit. ibid. (5 8.) Jones co, De Constantinople à Varna par la Mer-Noire. — Revue de l’Orient. 1854. I. p. 331. Die türkischen Nachbarländer an der Süd- ostgrenze Oesterreichs: Serbien, Bos- nien, Türkisch Kroatien, Herzegowina und Montenegro. Ausführliche Darstel- lung der Lage, Beschaffenheit des Bo- dens, der Strafsen ete. Wien (Hartle- bens Verl.-Exped.) 1854. 64 8. gr. 8. (12 Sgr.) Neigebaur (J. F.), Beschreibung der Moldau und Walachei. 2. Aufl. Breslau (Kern) 1854. X u. 386 S. gr. 8. (1 Thlr.) Gore (M.), Description of the seat of war in European Turkey. Translated from the treatise of Baron de Valentini. 3d edit., with additions. London (Ridgway) 1854. 44 8. 8. (1 8.) Lavallée (Tb.), Les villes du Bas-Da- nube. — Revue de l' Orient. 1853. XIV. P. 400. f Marmier (X.), Lettres sur PAdriatique et le Montenegro. Paris (A. Bertrand) 185 4. 2 vols. XII u. 390 u. 419 S. 12. (8 Fr.) — Recensirt in den Nouv. Annal. d. Voy. 1854. I. p. 170. Gumprecht, Statistik von Serbien. — Zeitschr. f. allgem. Erdkunde. III. 1854. p- 406. (Ubieini,) Recherches statistiques sur la Geographie Griechenlands und des Asiatischen Rufslands. Serbie. — Kevue de I Orient. 1853. XIV. | p- 305. Voinesco (J.), Coutumes du pays rou- main, — ibid. 1854. I. p. 173. Moeurs et coutumes des Monténégrins. — L’Athenaeum Frangais. 1854. N. 32. Mézières (A.), Mémoire sur le Pelion et Y’Ossa. Paris 1853. 8. Abgedruckt aus den Travaux de l’Ecole Frangaise d’A- thenes, im LInstitut. II ue Sect. 1853. DAT. Du commerce de la Turquie. — Revue de l'Orient. 1853. XIV. p. 150. Ubieini (A.), Les Catholiques de Tur- quie. — ibid. 1854. I. p. 321. 401. —, Les Israelites de Turquie. — ibid. 1854. II. p. 1. 81. —, Monasteres grecs en Turquie. — ibid. 1853. XIV. p. 385. Griechenland. Murray's handbook for travellers in Greece. New edit. London (Murray) 1854. 410 S. 12. (15 S.) Hanriot (C.), Recherches sur la topo- graphie des demes de l’Attique. Paris (Durand) 1853. — Recensirt in den Nowv. Annal. d. Voy. Vue Ser. 1853. IV. p. 67. Göttling, Das Pelasgicon und die Pnyx in Athen. Mit 1 lith. Grundriſs. Jena (Mauke) 1853. 30 S. 8. (6 Sgr.) About, Sur lile d’Egine. (Travaux de l’Ecole Frangaise d’Athenes). — L’In- stitut. IIm® Sect. 1854. p. 1. Commerce des iles Joniennes, de Smyrne, de Braila et de Galatz, en 1853. — Re- vue de l’Orient. 1854. I. p. 378. Statistique des iles Joniennes. — Bullet. de la Soc. de Geogr. IV” Ser. VII. 1854. p. 131. Asien. Das Asiatische Rufsland. Marco Polo’s travels: the translation of Marsden. Edited, with notes, intro- duction, and index, by T. Wright. Lon- don (Bohn’s Antiquarian Library) 1854. 4508. 8. (5 8.) de St. Martin (V.), Etudes de geogra- phie ancienne et d’ethnographie asia- tique. T. II. Paris 1854. 8. Hodgson, Caucasian and Mongolian af- XXXV finities. — Journ. of the Asiat. Soc. of Bengal. XXII. 1854. p. 26. Hill (S. S.), Travels in Siberia. 2 vols. London (Longman) 1854. 8. (24 8.) — Recensirt im Athenaeum 1854. N. 1378. v. Ditmar (C.), Ueber die Eismulden im östlichen Sibirien; mit einem Zusatze von A. Th. v. Middendorf. — Bullet. de Acad. de St. Petersbourg. Classe phys.- mathem. 1853. N. 1920. Der nördliche Ural und das Küstengebirge Pai-Choi, untersucht und beschrieben von einer in den Jahren 1847, 48 und 1850, durch die Kaiserl. russische geo- graphische Gesellschaft ausgerüsteten Expedition. Bd. I. St. Petersburg 1853. 4. M. 2 Karten. Butakoff(A.), Survey of the sea of Aral. — Journ. of the R. Geograph. Soc. XXIII. 1853. p. 93. Müller (K.), Das Land der Samojeden. — Die Natur. 1854. N. 38. Riviere (J.), Voyage à la frontiere russo- chinoise. Kiachta. — Revue de “ Orient. 1854. I. p. 415. Turnerelli (E. T.), Kazan, the ancient capital of the Tartar Khans: with an account of the proyince to which it be- longs, the tribes, races which form its population. 2 vols. London (Bentley) 1854. 600 S. 8. (21 S.) — Recensirt im Athenaeum. 1854. N. 1376. Mittheilungen aus dem Tagebuche zu Kie- sewetters ethnographischen Reisebildern. Berlin (Selbstverl. des Verf.) 1854. IV u. 232 8. 8. Brosset, Rapport sur les voyages exécu- tés sous les auspices du Prince Voront- sov, Lieutenant du Caucase, par M. Di- mitriMeghwineth-Khoutsesov. — Bullet. de l’Acad. de St. Petersbourg. Classe hist. philos. 1853. N. 222 ff. Resultate von Höhenbestimmungen im Kau- kasus, in Transkaukasien und in Persien. — Arch. f. wissenschaftl. Kunde Ru/s- lands. 1854. p. 266. Statistische Notizen über die Kaukasus- Provinzen. — ibid. 1854. p. 106. Thümmel (A. R.), Bunte Bilder aus dem Kaukasus, enth. Schilderungen des Lan- des und seiner Bewohner, ihres öffentli- chen und häuslichen Lebens, ihres Ver- kehrs eto. I. Bd. Nürnberg (v. Ebner) 1854. VIII u. 223 8. gr. 16. (4 Thlr.) Der Kaukasus, seine Völkerschaften, deren Kämpfe ete., nebst einer Charakteristik XXXVI Schamils. M. e. genauen Karte. Wien (Wallishauser) 1854. 88 S. gr. 8. (16 Sgr.) Golo vin (J.), The Caucasus. London (Trübner) 1854. 8. (5 8.) —, Der Kaukasus. Aus d. Engl. Cassel (Balde) 1854. 156 S. gr. 8. (24 Sgr.) v. Haxthausen, Transcaucasia: Sket- ches of the nations and races between the Black Sea and the Caspian; with il- lustrations by Grach. London (Chap- man & H.) 1854. 430 S. 8. (18 8.) Etwas über die Udiner, ein Volk des Cau- casus. — Arch. F. wissenschaftl. Kunde Rufslands. XIII. 1854. p. 649. de St. Martin, Les Abazes de la cöte Circassienne. — Nouv. Annal. d. Voy. 1854. II. p. 5. Erinnerungen aus Osetien, nach N. Ber- senew. — Arch. f. wissenschaftl. Kunde Rufslands. 1854. p. 47. Die Stadt Kutais und die Imeretier. — ibid. 1854. p. 238. Kars et Erzeroum. — Revue de l’Orient. XI. 1854. p. 300. China und Tibet. China in den Jahren 1849 und 1850. Nach Kowalewskji's Reisenotizen. — Arch. F. wissenschaftl. Kunde Rufslands. XIII. 1854. p. 587. Ritter (C.), Ueber Lin's neueste chinesi- sche Geographie: Hai-Kwö-tu-sche und die Charakteristik ihres Verfassers. — Z. F. allg. Erdkunde. III. 1854. p. 2. Huc, L’empire Chinois, faisant suite aux souvenirs d'un voyage dans le Tatarie et le Tibet. Paris 1854. 2 vols. 8. (12 Fr.) Itier (J.), Journal d’un voyage en Chine en 1843—46. 3 vols. Paris 1853. 8. Markham (F.), Shooting in the Hima- layas; a journal of sporting adventure and travel in Chinese Tartary, Ladac, Tibet, Cashmere ete. With illustr. Lon- don (Bentley) 1854. 3758. 8. (21 S.) de la Graviere (J.), Voyage en Chine et dans les mers et archipels de cet empire pendant les années 1847 — 50. Paris (Charpentier) 1853. 2 vols. 18., avec Carte. (7 Fr.) Ferriere Le Vayer, Une ambassade Frangaise en Chine. Journal de voyage. Paris (Amyot) 1854. 25 Bog. gr. 8. (5 Fr.) — , Souvenirs de Pambassade frangaise en Geographie Chinas, Tibets und Japans. Chine. — Revue de l’Orient, de l’Algerie etc. 1854. II. p. 50. Fortune (R.), Dreijährige Wanderungen in den Nord-Provinzen von China. Nach der 2. Aufl. aus d. Engl. übers. von E. A. W. Himly. Göttingen (Vandenhoeck u. Ruprecht) 1853. IV. u. 108 S. gr. 8. (13 Thlr.) A journey to the „Snowy Valley“ and Wa- terfalls, China, — Athenaeum 1854. N. 1380. 1382. Voyages et missions du P. Alexandre de Rhodes, de la compagnie de Jesus, en la Chine et autres royaumes de l’Orient. Nouy. edit. Paris 1854. 8. Biernatzki (K. L.), Beiträge zur Kunde China's und Ostasiens, in besonderer Be- ziehung auf die Missionssache. Bd. 1. Kassel (Vollmann) 1853. 1854. gr. 8. Davis (J. F.), Chusan, with a survey map of the island. — Journ. of the R. Geo- graph. Soc. XXIII. 1853. p. 242. A visit to the island of Formosa. — Athe- naeum 1854. N. 1399. Hodgson(B. H.), Indo-Chinese Borderers and their connection with the Himala- yans and Tibetans. — Journ. of the Asiat. Soc. of Bengal. XXII. 1854. p. 1. Strachey (H.), Physical Geography of Western Tibet. — Journ. of the R. Geo- graph. Soc. XXIII. 1853. p. 1. Krick, Voyage au Tibet à travers le Bou- tan, en 1852. — Nouv. Annales d. Voy. 5me Ser. 1853. IV. p. 201. 1854. I. P. 129. vergl. L’Athenaeum Francais. 1854. N. 24. 25. — , Relation d'un voyage au Tibet en 1852 et d'un voyage chez les Abors en 1853; suivie de quelques documents sur cette mission, par MM. Renou et Latry. Paris (P. Masgana). 16. (1 Fr.) Cunningham (A.), Ladak; physical, sta- tistical, and historical; with notices of the surrounding countries. With plates and maps. London (Allen) 1854. 8. (36 8.) — Recensirt im Athenaeum 1854. N. 1379. Japan. Bericht über die Fahrt eines der Russisch- Amerikanischen Compagnie gehörigen Schiffs nach Japan. — Archiv f. wissen- schaftl. Kunde Rufslands. 1854. p.423. Fraissinet (E.), Le Japon. Histoire et Geographie Kleinasiens, Armeniens und Syriens. description. Rapports avec les Europe- ens. Expedition americaine. 2 vols. XII u. 499 u. 523 8. Paris (Arthur-Bertrand) 1854. 12. (9 Fr.) — Angezeigt in den Now. Annal. d. Voy. 1854. I. p. 62.) Fraissinet, Reception de Tambassade hollandaise à Yedo. — Revue de Orient, de l’Algerie ete. 1854. p. 129. Lavollee (C.), Japon. Expeditions des Americains 1846 et 1853. — ib. 1853. XIV. p. 339. v. Siebold (Ph. F.), Urkundliche Darstel- lung der Bestrebungen von Niederland und Rufsland zur Eröffnung Japans für die Schiffahrt und den Seehandel aller Nationen. Bonn (Matz in Comm.) 1854. 4. (1 Thlr.) Die Asiatische Türkei. Kleinasien. Heinzelmann (F.), Reisen in den Län- dern der asiatischen Türkei und des Kau- kasus. Mit 1 Stahlst. u. 1 Karte. Leip- zig (Fleischers Verl.) 1854. XIV u. 504 S. gr. 8. (14 Thlr.) Wills (S.), The Seven Churches of Asia: an exposition of the epistles of Christ to the Seven Churches of Asia Minor; with a suceint historical and geographical ac- count of each place and church illustra- ted the Prophetie Announcement concer- ning them. London (Snow) 1854. 8. (5 8.) Baltazzi (D.), Notize sur Sinope. — Ne- vue de l Orient, de Algerie etc. 1854. I. p. 8. Berg (A.), Ueber die Chimaera. — Z. J. allgem. Erdkunde. III. 1854. p. 307. Langlois, Voyage dans la Caramanie. Les Turkomans du pachalik d Adana. — Fe- rue de Orient, de l’Algerie etc. 1854. n Armenien und Mesopotamien. Curzon (R.), Armenia: a year at Er- zeroum and on the frontiers of Russia, Turkey and Persia. London (Murray) 1854. 253 S. 8. (7 S. 6 d.) — Recen- sirt im Athenaeum. 1854. N. 1380. Langlois, Les populations armeniennes indépendantes du mont Taurus. Le Zei- thun, Hatchin et le Giawour-dagh. — Revue de U’Orient et de Algerie etc. 1854. II. p. 103. Dulaurier (E.), Tableau topographique de la province de Siounik ou Sisagan, XXXVII dans I'Arménie orientale. — Nouv. An- nales d. Voyages. Vme Ser. 1853. IV. p. 259. Ubieini (A.), Les Armeniens sous la do- mination ottomane. — Revue de V’Orient, de l’Algerie etc. 1854. I. p. 81. Layard(A. H.), Nineveh and its remains; with an account of a visit to the Chal- dean Christians and Kurdistan and the Lezidi's or Devil Worshippers ete. 6th edit. 2 vols., with numerous illustrations. London (Murray) 1854. 8. (36 S.) Rawlinson (II. C.), Babylonian discove- ries. — Athenaeum. 1854. N. 1377. 1381. 1383. Fresnel’s, Oppert's u. Rawlinson’s archäologische Untersuchungen im alten Babylonien, aus Briefen derselben an C. Ritter und A. v. Humboldt, mitgetheilt von Kiepert. — Z. f. allgem. Erdkunde. Bd. II. 1854. p. 248. Petermann, Die Johannisjünger (Man- daeer), mitgetheilt von C. Ritter. — ib. III. 1854. p. 220. Les Sléeb du desert de l’Euphrate.— Nouv. Annal. d. Voy. 1854. I. p. 202. d' Eckstein, Des regions de Cousch et du Chavila. — L’Athenaeum Frangais. 1854. N. 21. Syrien. v. Kremer (A.), Mittelsyrien und Damas- cus. Geschichtliche, ethnografische und geografische Studien während eines Auf- enthaltes daselbst in den J. 1849 51. Wien (Braumüller) 1853. VIII u. 260 S. gr. 8. (2 Thlr.) Angezeigt im Leipziger Repertorium. 1854. II. p. 95. Guys (H.), Statistique du pachalik d’Alep. Topographie, climat etc. de cette Pro- vince. Marseille 1853. 8. van de Velde (C. W. M.), Narrative of a journey through Syria and Palestine in 1851-52. Translat. under the author's superintendence; with maps and plates. 2 vols. London (Blackwood) 1854. 1044 S. 8. (30 S.) — —, Reis door Syrié en Palestina in 1851 en 1852. 1° deel. Met platen en kaarten. 1854. (8 Fr.) Commerce de la Syrie. — Revue de Orient, de l’Algerie etc. 1854. I. p. 60. Newbold, On the site of Caranus, and the island of Ar-Ruäd, the Arvad or the Arpad of Seripture. — Journ. of the Roy. Asiat. Soc. of Great Britain ꝙ Ireland. XVI. 1. 1854. p. 32. XXXVIII Allen (W.), On the island of Ruad, North Syria. — Journ. of the R. Geograph. Soc. XXIII. 1853. p. 154. Neale (F. A.), Evenings at Antioch; with sketches of Syrian life. London (Eyre & W.) 1854. 199 8. 8. (5 S.) Allen (W.), The ancient harbour of Seleu- eia in Pieria. — Journ. of the R. Geogr. Soc. XXIII. 1853. p. 157. Palästina. Berggren (J.), Flavius Josephus, der Führer und Irrführer der Pilger im alten und neuen Jerusalem. Mit einer Beilage, Jerusalem des Itinerarium Burdigalense enthaltend. Leipzig (T. O. Weigel) 1854. VIII u. 55 S. gr. 8. (12 Sgr.) Note sur un voyage inédit à la Terre Sainte en 1470. -— Nouv. Annal. d. Voy. Ve Ser. 1854. I. p. 29. Michon (J. H.), Voyage religieux en Orient. 2 vols. Paris (Ve. Comon) 1854. 47 Bog. gr. 8. (10 Fr.) Hilber (J.), Pilgerreise in das heilige Land in den J. 1851—52. Innsbruck (Wagner) 1854. gr. 8. (8 Sgr.) Beiling (C.), Der christliche Führer in das heilige Land, oder historisch-geogra- phische Beschreibung von Palästina etc. Mit einem Anhang der häuslichen, reli- giösen und politischen Alterthümer der Hebräer verm. von A. Schmitter. Mit 17 Ansichten. Landshut (Krüll) 1854. 346 S. gr. 8. (1 Thlr. 6 Sgr.) Gosse (P. H.), The ancient and modern history of the rivers of the Bible. 2d edit. With a map. London (Cox) 1854. 3708. 8. (5 S.) Newbold, On the Lake Phiala, the Jor- dan and its sources. — Journal of the Roy. Asiat. Society of Great Britain 5 Ireland. XVI. 1. 1854. p. 8. Fallmerayer, Das Todte Meer. — Ab- handl. derHist. Classe d. K. Bayer. Akad. d. Wiss. VII. 1. 1853. p. 39. Auch be- sonders abgedruckt. München (Franz) 1853. 104 8. gr. 8. (1 Thlr.) The Dead Sea and its Explorers, including notices of the recently discovered sites of Sodom, Gomorrah, Zoar, and Zeboüm. With engravings and a map. London (Freeman) 1854. 32 8. 8. (2 d.) (Li- brary of Biblical Literature, No. 3.) Ritter (C.), Mer Morte et ses bords; cours du Jourdain. — Analysirt im Z’Institut. IIme Sect. 1855. p. 7. Geographie Palästina’s, Persiens und Turkestans. | de Saulcy, Voyage autour de la Mer Morte etc. Paris 1853. Angezeigt in d. Now. Annal. d. Voy. 1854. I. p. 68. — —, Narrative of a journey round the Dead Sea and Bible Lands. New edit. 2 vols. London (Bentley) 1854. 12008. 8. (30 S.) Lynch (W. F.), Bericht über die Expedi- tion der Vereinigten Staaten nach dem Jordan und dem todten Meere. Deutsch bearb. von Meisner. Neue Aufl. Leip- zig (Dyck) 1854. 8. (2 Thlr.) Isambert, Rapport sur les voyages de MM. Lynch et de Saulcy. — Bulletin de la Soc. de Geogr. IVme Ser. VI. 1853. p- 296. VII. p. 32. de Saulcy (F.), La Palestine, le Jourdain et la Mer Morte. Examen du rapport de M. Isambert etc. — Revue de l’Orient. XII. 1854. p. 237. Allen (W.), An attempt to account for nu- merous appearances of sudden and vio- lent drainage on the sides of the basin of the Dead Sea. — Journ. of the K. Geograph. Soc. XXIII. 1853. p. 163. The Jordan and Idumea. The two parts of the Monthly Volume bound together. London 1854. 384 S. 18. (1 S. 6 d.) (Relig. Tract Soc.) La Condamine, Jerusalem et les lieux saints. — Revue de I' Orient, de Algerie etc. 1854. I. p. 241. Allen (W.), On the watershed of Wadi el Araba. — Journ. of the R. Geograph. Soc. XXIII. 1853. p. 166. Persien und Turkestan. Stuart, Journal of a residence in Nor- thern Persia and the adjacent provinces of Turkey. London (Bentley) 1854. 396 S. 8. (12 8.) Grewingk (C.), Die geognostischen und orographischen Verhältnisse des nördli- chen Persiens. — Verhandl. d. mineral. Gesellsch. zu St. Petersburg. 1833. Chanykow (N.), Ausflug nach dem Per- sischen Kurdistan. — Archiv f. wissen- schaftl. Kunde von Rufsland. XIII. 1854. p- 515. Place, Une excursion daus les montagnes du Kourdistan. — Nouv. Annal. d. Voy. 1854. I. p. 266. Ibn Huokul’s account of Khorassan. Transl. by W. Anderson. — Journ. of the Asiat. Soc. of Bengal. XXII. 1854. p- 152. Geographie Ostindiens. Gardiner, Notes on the sources of the Abi Ma, or Amoo or Oxus. — Journ. of the Asiat. Soc. of Bengal. XXII. 1854. p. 431. —, Central Asia, abstract of a journal. — ib. p. 283. —, Description of Mohz ar Khala in the "Kohistan of the Western Hazara. — ib. P. 383. Ostindien. Schiefner (A.), Ueber das Werk: Hi- stoire de la vie de Hiouen-thsang et de ses voyages dans l’Inde, trad. du Chinois par Stanislas Julien. Paris 1853. — Bul- letin de U Acad. de St. Petersbourg. Classe hist. philos. 1853. N. 247. deSaint-Martin, Etudes géographiques sur Litinéraire de Hiouen-thsang dans Inde au septieme siecle de notre £re. (730— 944.) Suite et fin. — Nouv. Ann. d. Voy. Vme Ser. 1853. IV. p. 5. 129. Thornton (E.), The Gazetteer of India. 4 vols. London (Allen) 1854. 8. (L 4.) Clarke (F.), The East India Register and Army for 1853. 2d edit. corrected to the 9th of May. London 1854. 8. (10 S.) Sicé (E.), Annuaire des etablissements frangais dans l’Inde pour 1854. Pondi- chery 1854. 8. L’Inde moderne. Esquisse du systeme du gouvernement civil. — Bibliotheque univ. de Geneve. Ame Ser. T. XXVII. 1854. p. 76. India, pictorial, descriptive, and historical, from the earliest times to the present. II- lustrated by upwards of 100 fine engra- vings on wood, and map of Hindostan. London 1854. 5008. 8. (5 S.) (Bohn’s illustrated Library.) Stocqueler (J. H.), India; its history, climate, productions, and field sports. London (Routledge) 1853. 180 S. 8. (18.) Maury (A.), Les populations primitives du nord de l’Hindoustan. — Bullet. de la Soc. de Geogr. IVme Ser. VII. 1854. p. 173. Moses (H.), An Englishman’s life in In- dia; or, travel and adventure in the East. London (Binns) 1853. 342 S. 8. (6 S.) de Warren (E.), Souvenirs de IInde. — L’Athenaeum Francais. 1854. N. 22. Percival (P.), The Land of the Veda. India briefly described in some of its aspects, physical, social, intellectual, and XXXIX moral etc. London (Bell) 1854. 515 8. 8. (10 S. 6.4.) Cotton (A.), Fublie works in India; their importance, with suggestions for their extension. 2d edit. London (Richard- son) 1854. 300 S. 8. (5 8.) Grant (C. W.), Indian irrigation; being a short description of the system of ar- tifieial irrigation and canal navigation in India. London (Smith &E.) 1854. 78 8. 8. (18.) Mackenzie (C.), Life in the Mission, the Camp, and the Zenana; or six years in India. 2d edit. 2 vols. London (Bent- ley) 1854. 800 S. 8. (21 S.) Hooker (J. D.), Himalayan Journals, or notes of a Naturalist in Bengal, the Sik- kim and Nepal Himalayas, the Khasia Mountains ete. 2 vols., with maps and illustrations. London (Murray) 1854. 595 8. 8. (36 8.) — Angezeigt im Athenaeum. 1854. N. 1374. Sherwill (W. St.), Notes upon a tour in the Sikkim Himalayah Mountains, un- dertaken for the purpose of ascertaining the geological formation of Kunchinjinga and of the perpetually snow - covered peaks in its vieinity. — Journ. of the Asiat. Soc. of Bengal. XXII. 1854. p. 540. 611. James (H.), A Volunteer's scramble through Scinde, the Punjab, Hindostan, and the Himalayan Mountains. 2 vols. London (Thacker) 1854. 8. (18 S.) Layard (E. P.), The ancient eity of Kan- sonapuri, now called Rungamutty. — Journ. of the Asiat. Soc. of Bengal. 1854. p. 281. Frere (H. B. E.), Descriptive notices of antiquities in Seinde. — Journ. of the Bombay Branch of the R. Asiat. Society. Jan. 1854. p. 349. Impey, Description of the Caves of Kool- vee, in Malwa. — ib. Jan. 1854. p. 336. Burton, Goa, and the Blue Mountains, London 1851. — Recens. in den Now», Annal. d. Voyages. 1854. I. p. 336. II. p. 105. Norton (J. B.), The condition and requi- rements of the Presidency of Madras. London (Richardson) 1854. 325 8. 8. (5 8. 2 n, De Pondichery à Mahé voyage par terre. — Revue de l' Orient, de l’Al- gerie etc. 1853. XIII. p. 371. XIV. p- 56. Fulljames, A description of the Salt- xL Geographie Ostindiens und des Indischen Archipelagus. water Lake called the Null, situated on the Isthmus of Kattyawar. — Journ. of the Bombay Branch of the R. Asiat. So- ciety. July 1853. p. 109. Cunningham (A.), The Bhilsa Topes, or Buddhist Monuments of Central-In- dia; comprising a brief historical sketch of the rise, progress, and decline of Bud- dhism: with an account of the opening and examination of the-various groups of Topes around Bhilsa. Illustr. with 38 plates. London (Smith & Co.) 1854. 370 S. 8. (30 8.) Angezeigt im Athe- naeum. 1854. N. 1373. Gubbins (C.), Notes on the ruins at Ma- häbalipuram. — Journ. of the Asiat. Soc. of Bengal. XXII. 1854. p. 656. Bombay Government Records. 1. On the supply of Water to Bombay. With maps and plans; (9 S.) 2. Report on the sou- thern distriets of the Surat Collectorate ; (6 d.) 3. On the settlement of Foras Lands in Bombay. With maps; (4 S.); 4. Report on the Collectorate of Shola- pore and statistical report of Cambay; (1 S.) London (Smith & E.) 1854. Bedford (J. R,), Contribution to the sta- tisties of Bengal. Income, expenditure and food. — Journ. of the Asiat. Soc. of Bengal. XXII. 1854. p. 387. Arriens (P.), Dagboek eener reis door Bengalen, in 1837 en 1838, mit eenige vrijmoedige opmerkingen betreffende be- ginselen van kolonial bestuur. Graven- hage 1853. Angezeigt in d. Tijdschr. voor Nederlandsch. Indie. 1853. II. p. 133. Abbott (J.), Notes on the ruins of Mauno Kyala. — Journ. of the Asiat. Soc. of Bengal. 1854. p. 570. Knighton (W.), Forest life in Ceylon. 2 vols. London (Hurst & B.) 1853. 600 S. 8. (21 S.) — 2d edit. 1854. 8. (21 S.) — Recens. im Athendeum. 1854. N. 1367. Baker (S. W.), The Rifle and the Hound in Ceylon. London (Longman) 1853. 8. (14 8.) Itier, Ceylan. — Revue de Orient, de Algerie etc. 1853. XIV. p. 175. 274. Payne (C. W.), Ceylon; its products, ca- pabilities, and climate, with the practi- cal treatment and cultivation of Indigo, Cotton, Tobacco, and other tropical pro- ductions, including the gold localities of the Island. London (Clarke & B.) 1854. 12. (2 S. 6 d.) Godwin (H.), Burmah: lettres and papers written in 1852 —53. London (Bos- worth) 1854. 72 8. 8. (1 S. 6 d.) Palle goix, Description du royaume Thai ou Siam, comprenant la topographie, hi- stoire naturelle, moeurs et coutumes, Ié- gislation, commerce, industrie, langue, litterature, religion, annales de Thai et preeis historique sur la mission, avec carte et gravures. 2 vols. 488 u. 425 8. Paris 1854. 12. (10 Fr.) — , Memoire sur la mission de Siam. Pa- ris (Rouvier). 1854. 12. (Ein Auszug aus obigem Werke.) (1 Fr.) — , Notions geographiques, historiques et statistiques sur le royaume de Siam. — Nouv. Annal. d. Po. V”® Ser. 1854. I. p. 5. Mc Clelland, Note on the discharge of water by the Irrawaddy. — Journ. of the Asiat. Soc. of Bengal. XXII. 1854. P. 480. j Miche, Excursion au pays des Laos, au mois de juillet 1853. — Now. Annal. d. Voy. V”® Ser. 1854. I. p. 331. Dalton (T. E.), Account of a visit to Jugloo and Seesee rivers in Upper As- sam. — Journ. of the Asiat. Soc. of Bengal. XXII. 1854. p. 511. Brad del! (T.), Notes of a trip to the in- terior of Malacca. — Journal of the In- dian Archipelago. 1853. p. 73. Notices of Singapore. — ibid. 1853. p.325. Der Indische Archipelagus. Brumund (J. F. G.), Indiana. Verzame- ling van stukken van ouderscheiden aard over landen, volken, oudheden en ge- schiedenis van den Indischen Archipel. 2.Stuk. Amsterdam (Van Kampen) 1854. gr. 8. (3 Fl. 50 c.) — St. 1. u. 2. Ange- zeigt in der Tijdschr. v. Nederlandsch Indie. 1854. I. p. 345. Epp, Schilderungen aus Holländisch -Ost- indien. Heidelberg 1852. Recens. in d. Tijdschr. voor Nederlandsch Indie. 1853. II. p. 192. Keppel (I.), A visit to the Indian Archi- pelago in H. M. S. „Maeander.“ London 1853. Recensirt im Journal of the In- diam Archipelago. 1853. p. 247. Andree, Capit. Walter M. Gibson im in- dischen Archipel. — Zeitschr. f. allgem. Erdkunde. Bd. II. 1854. p. 240. de la Graviere, Souvenirs d'une station dans les mers de l’Indo-Chine. ‚ Retour REA U Geographie von Java, Sumatra, Borneo u. Celebes. de la Bayonnaise. Le roi George. L’Em- pereur Shing et la reine Pomaré. — Ke- vue d. d. mondes. 1853. III. Logan, Ethnology of the Indo-Paeific Is- lands. — Journ. of the Indian Archipe- lago. 1853. p. 105. 186. 301. Earl (G. W.), Native races of the Indian Archipelago: Papuans. London ( Bail- liere) 1853. (Ethnographical Library, Vol. 1.) Lavollée, Les pirates malais. — Revue d. d. mondes. 1853. III. Ja va. Reis van den Gouverneur-Generaal van Im- | hoff over Java; in het yaar 1746. — Bijdragen tot de Taal-Land- en Volken- kunde van Neerlandsch Indie. I. 1853. | p- 291. Journal of an excursion to the Native Pro- vinces on Java in the year 1828, during the war with Dipo Negoro. — Journ. of 1688. 8. (10 8. 6 d.) the Indian Archipelago. 1853. p. 138. | 225. 358. Ritter (W. L.), Java. Tooneelen uit het leven, karakterschetsen en kleederdrag- ten van Java's bewoners. In afbeeldin- gen naar de natuur geteekend door E. | Hardouin.4.—16.aflev. 'sGravenhage (Fuhri) 1853. 54. gr. 4. (a4 Fr. 90 c.) — Angezeigt in d. Tijdschr. voor Ne- derlandsch Indie. 1853. II. p. 414. van Herwerden, Java, voorheen, tegen- woordig en in de toekomst. Hage 1854. — Recens. in d. Tijdschr. voor Neder- | landsch Indie. 1854. II. p. 64. De expeditie in de residentie Cheribon in den aanvang van 1818. — ib. 1854. I. | p- 316. (Dietrich), Die Javanesen. — Zeitschr. für allgem. Erdkunde. Bd. II. 1854. P. 81. XLI Sumatra. Het in bezit nemen en ontruimen van eta- blissementen op de oostkust van Suma- tra. — Tijdschr. voor Nederlandsch Indie. 1853. II. p. 145. 209. 425. Meinicke (C. E.), Die neuesten Entdek- kungen in der Insel Sumatra. — Z. J. allgem. Erdkunde. III. 1854. p. 98. Baud (J. C.), Palembang in 1811 en 1812. — Bijdragen tot de Taal-Land- en Vol- kenkunde van Neerlandsch Indiö.1. 1853. p- 41. | Bijdrage to de kennis der oorspronkelijke instellingen van Palembang. — Tijd schrift voor Nederlandsch Indie. 1853. II. p. 454. Gumprecht u. Ziehen (E.), Die Land- schaft Agam und ihre Bewohner auf der Westküste Sumatra's. — Z. f. allgem. Erdkunde. III. 1854. p. 318. Borneo und Celebes. Schwaner (C. A. L. M.), Borneo, Be- schrijving van het stroomgebied van den Barito en reizen langs eenige voorname rivieren van het zuid-oostelijk gedeelte van dat eiland. Met platen en eene kaart. Iste deel. Amsterdam 1853. Veth (P. J.), Borneo’s wester-afdeeling, geographisch, stätistisch, historisch voor- afgegaan. 1.D. met platen. Zaltbommel 1854. XVIII u. 385 S. gr. 8. (5 Thlr.) M' Dougall, Letters from Sarawak, ad- dressed to a Child, on the manners and customs of Borneo. London (Grant & G.) 1854. 12. (3 S. 6 d.) Craufurd (J.), A sketch of the geogra- phy of Borneo. — Journ. of the R. Geo- graph. Soc. XXIII. 1853. p. 69. | Bijdrage tot de kennis der Maleijers ter Renard, Notice sur Batavia et les indu- | stries de Java. — Bullet. de la Soc. de Geogr. IVme Ser. VII. 1854. p. 320. Vergl. Athenaeum Frangais. 1854. N.33. De Hindoe-Oudheden van Java; (Vervolg.) — Brumund, Indiana. 2° St. 1854. Ps: Jets over de misbruiken van inlandschen , hoofden op Java. — Tijdschrift voor | Nederlandsch Indie. 1854. I. p. 35. Het stelsel van partikuliere industrie, in verband met de welvaart van den Javaan- schen landbouwer. p. 170. — ibid. 1853. I. westkust van Borneo. — Tijdschr. voor Nederlandsch Indie. 1853. II. p. 226. De verwikkelingen van het Nederlandsch- Indisch Governement met de Chinesche bevolking op Westelijk Borneo toege- licht. — ibid. 1853. II. p. 273. Borneo an de heer Rochussen. — ibid. 1854. I. p. 26. van den Hart (C.), Reize rondom het ei- land Celebes en naar eenige der Moluk- sche eilanden, gedaan in den jare 1850. Met Platen en Kaarten. Uitgeg. van het K. Instituut vor de Taal-, Land- en XLII Volkenkunde van Neérlandsch Indie. s’Gravenhage (Fuhri) 1854. gr. 8. (3 Fl. 90 c.) Die kleinen Sunda-Inseln und Philippinen. Twee togten naar Nias, en een blik op den slavenhandel en den uitvoer van pande- lingen aldaar. — Tijdschr. voor Neder- landsch Indie. 1854. I. p. 1. Zoller (E.), Die hinterindische Insel Ba- wean und ihre Bewohner. — Zeitschr. F. allgem. Erdk. Bd. II. 1854. p. 502. van der Wijek, De Amboins. — Bijdra- gen tot de Taal-, Land- en Volkenkunde van Neerlandsch Indie. I. 1853. p. 70. Sebald, Die Insel Sumba in Hinterindien. — Zeitschr. . allgem. Erdkunde. Bd. II. 1854. p. 481. De Batoe-eilanden in 1850. — Tijdschr. voor Nederlandsch Indie. 1853. II. p. 81. de La Gironière (. P.), Twenty years in the Philippines. Translat. from the French. Revised and extended by the author expressly for this edition, with illustrations. London (Clarck) 1854. 3728. 8. (7 S. 6 d.) Afrika. Neue Entdeckungs- Unternehmungen in Afrika. — Zeitschr. F. allgem. Erdkunde. Bd. II. 1854. p. 66. Murray (II.), The African Continent. New edit. London (Nelson) 1854. 500 S. 8. (5 S.) (Edinburgh Cabinet Library.) Quetelet, Proportions de la race noire. — L’Institut. IIe Sect. 1854. N. 224. Die Nil-Länder. Heinzelmann (Fr.), Reisen in den Nil- Ländern Afrika’s u. in Arabien. Mit 1 Stahlst. u. 1 Karte. Leipzig (Fleischers Verl.) 1854. Xu. 4048. gr. 8. (14 Thlr.) Thompson (J. P.), Photographie views of Egypt, past and present. London (Low) 1854. 358 S. 8. (6 S. 6 d.) Lepsius (C. R.), Denkmäler aus Aegyp- ten und Aethiopien ete. Taf. 42 — 50. Berlin (Nicolai) 1854. 90 Steintaf. in Bunt- u. Tondr. m. Titel u. Inhalt zu Bd. 1. 2. u. 7. Imp. Fol. Lepsius, Briefe aus Aegypten, Aethiopien Die kl. Sunda-Inseln u. Philippinen. Geographie Afrika's. etc. Berlin 1852. Recens. im !’Institut. Ile Sect. 1854. p. 50. 71. Golz (B.), Ein Kleinstädter in Aegypten. Recensirt in der Minerva. 1853. III. p- 153. Clayton (J. W.), Letters from the Nile. London (Bosworth) 1854. 1128. 8. (5 S.) Nile notes. By a Traveller. London 1853. 8. (5 8.) Sea, Nile, the Desert, and Nigritia: Travels in company with Captain Peel, 1851, 1852. Described by Joseph H. Churi Maronite. London 1853. 330 8. 8. (21 8.) de Beaumont (A.), Le pelerinage de la Mekke et les fetes du Prophète au Caire. — Revue de Orient, de l’Algerie etc. 1854. II. p. 13. Taylor (B.), Life and Landscapes from Egypt to the Negro Kingdoms of the White Nile; being a journey to Central Africa. With a map and illustrations by the Author. London (Low) 1854. 522 8. 8. (7 S. 6d.) — Angezeigt im Athe- naeum. 1854. N. 1404. Rafalowitsch, Ethnographische Bemer- _ kungen über die Bewohner des niederen Nubiens. — Arch. F. wissenschaftl. Kunde Rufslands. 1854. p. 110. Parkyns (M.), Life in Abyssinia; being notes collected during three year's resi- dence and travel in that country. 2 vols, with map and illustrations. London 1853. 857 S. (30 8.) Die Nordküste Afrika’s. Jouault, Les ruines de Carthage. — Re- vue de l’Orient, de l’Algerie ete. 1853. IV. p, 123. Exploration seientifique de l’Algerie pen- dant les anndes 1840 — 42. Sciences historiques et geographiques. III. Re- cherches sur l’origine et les migrations des prineipales tribus de l’Afrique sep- tentrionale, et particulierement de l’Al- gerie, par E. Carette. Paris (Masson). 1 vol. de 313 feuilles. Morell (J. R.), Algeria; the topography and history; political, social, and natu- ral, of French Africa. London 1854. 500 8. 8. (6 8.) (Illustrated London Library.) Tableau de la situation des établissements frangais dans l’Algerie. Publié par le Ministere de la Guerre. 1850— 52. Pa- Geographie Afrika’s. Die Nordküste und Central-Afrika. ris 1853. 656 8. gr. 4. Angezeigt in den Nouv. Annales d. Voyages. Ve Ser. 1853. IV. p. 61. Duval (B.), Tableau de l’Algerie, annuaire descriptive et statistique de la colonie pour 1854. Paris 1854. 500 8. 18. L’Algerie en 1853. — Revue de l’Orient, de l’Algerie etc. 1854. I. p. 424. Progres de la colonisation de l’Algerie. — Nouv. Annales d. Voyages. 1854. II. p- 288. Bussière (A.), Le Maréchal Bugeaud et la colonisation de l’Algerie, récits, scenes et souvenirs de la vie coloniale en Afrique. — Revue de deux mondes. 1853. IV. Bard (J.), L’Algerie en 1854. Itinéraire general de Tunis à Tanger. Colonisation. Paysages. Monuments. Culte etc. Paris (Maison) 1854. 8. (5% Fr.) Lestiboudois (Th.), Voyage en Algerie, ou études sur la eolonisation de l!’Afrique frangaise. Paris 1853. 8. v. Weber (M. M.), Algerien und die Aus- wanderung dahin. Mit e. Vorwort von Lichtenstein. Leipzig (Hübner) 1854. XI u. 75 8. gr. 8. (4 Thlr.) Duval, Population indigene et Européenne de Algerie. Revue de l' Orient, de Al- gerie etc. 1853. XIV. p. 432. Ducuing, Villages départementaux en Al- gerie ete. — ibid. 1853. XIV. p. 29. de Massol, Souvenirs de la province d’Oran. — ibid. 1853. XIV. p. 100. 1854. XV. p. 112. 288. 354. XVI. p- 129. de Sanvitale (U.), Les Douairs du Ti- teri. — ibid. 1854. I. p. 47. Rapport sur la colonie Suisse de Setif. — ibid. 1853. XIV. p. 237. Mac Carthy, Laghouat. — ibid. 1854. I. p. 346. de Sanvitale (II.), Les eaux thermales de Berrouaghia. — ibid. 1853. XIV. p. 225. Central-Afrika. Daumas, Le Sahara. Organisation d'une caravane. — Revue de l' Orient, de Al- gerie etc. 1854. I. p. 34. de Sanvitale, Tribus du Sahara alge- rien. Les Ouled-Nayls de l'ouest. — ibid. 1854. I. p. 201. 274. Davis (N.), Evenings in My Tent; or, wanderings in the African Sahara. 2 vols. London (Hall) 1854. 7708. 8. (24 8.) Gumprecht, Eine Entdeckungsreise nach Fezzan, Aghadéz und Kaschna in den XLIII Jahren 1710 u. 1711. — Zeitschr. J. allgem. Erdkunde. Bd. II. 1854. p. 245. d’Escayrac de Lauture, Un Francais dans le Cordofan. — Revue de Orient de l’Algerie etc. 1854. I. p. 130. Gumprecht, Ein neues Itinerar von Tim- buetu nach Kordofan. — Z. f. allgem. Erdkunde. III. 1854. p. 48. Richardson (C.), Bericht über eine Sen- dung nach Central-Afrika in den Jahren 1850 u. 1851 auf Befehl u. auf Kosten I. Majest. von Grofsbritannien. A. d. Englischen. Leipzig (Dyk) 1853. X u. 360 S. gr. 8. (2 Thlr.) Angezeigt im Leipzig. Repertorium. 1854. II. p. 221. Petermann (A.), Expedition to Central Africa. — Athenaeum. 1854. N. 1387. 1388. 1404. — Vergl. Nouv. Annal. d. Voy. 1854. II. p. 117. 120. 263. Barth, Account of two expeditions in Cen- tral Africa by the Furanys. — Journ. of the N. Geograph. Soc. XXIII. 1853. p. 120. Gumprecht, Barth’s Untersuchungsreise im Innern Nord-Afrika’s. — Zeitschr. F. allgem. Erdkunde. III. 1854. S. 223. Petermann (A.), Nouvelles de l’arrivee du Dr. Barth à Tombouctou. — Bullet. de la Soc. de Geogr. IV"® Ser. VII. 1854. p. 265. Jomard, Nouvelle recente de l’Afrique centrale. — ibid. IVme Ser. VII. 1854. P. 376. —, René Caillié et le Dr. Barth à Tom- bouctou. — ibid. IVme Ser. VII. 1854. p. 345. Dr. Barth's Aufenthalt in Timbuktu, mitge- theilt durch C. Ritter u. Gumprecht. — Zeitschr. f. allgem. Erdkunde. Bd. II. 1854. p. 313. 337. Gumprecht, Dr. Vogels Ankunft am Tsadsee. — Ebds. Bd. II. 1854. p. 425. Ritter (C.), Dr. Vogels Ankunft am Tsad- see und die beabsichtigte Befahrung des Nigerstroms. — Ebds. III. 1854. p. 53. Gumprecht,Die neuesten Untersuchungs- reisen im Innern Nord-Afrika’s, nach A. Petermanns Auszügen aus Barths u. Vo- gels Briefen. — Ebds. III. 1854. p. 392. — , Nekrolog auf Heinrich Barth. — Vossische Ztg. 1854. N. 302. 305. 307. The Chadda expedition. — Athenaeum. 1854. N. 1388. 89. d’Escayrac de Lauture, Le Desert et le Soudan. 1853. Recens. in den Nouv. Annal. d. Voy. 1854. II. p. 77. XIV Marokko, Capland, Afrikanische Inseln. Geographie Amerika's. Marokko. Die Westafrikanische Küste. Durrieu (X.), Present state of Marocco. London (Longman) 1854. 92 S. 16. (Travellers Library, Part 60.) Hecquard (H.), Reise an die Küste und in das Innere von West-Afrika. Aus d. Franz. Leipzig (Dyk) 1854. gr. 8. (2 Thlr. 27 Sgr.) Faidherbe, Les Berberes et les Arabes des bords du Senegal. — Bullet. de la Soc. de Geogr. IV" Ser. VII. 1854. P. 89. Gumprecht, Dr. Bleek’s Reise nach dem centralen Nord-Afrika. — Zeitschr. F. allgem. Erdkunde. Bd. II. 1854. p. 423. Notice sur la colonie de Liberia. Berne (Dalp) 1853. 66 S. gr. 8. (4 Thlr.) Van Boudyck Bastiaanse, Voyage à la cöte de Guinde, dans le golfe de Bia- | fra, A P'ile de Fernando Po, File Sainte- Helene etc. La Haye 1853. 8. Capland und der Ostrand von Hoch-Afrika. Galton (Fr.), Bericht eines Forschers im tropischen Afrika. A. d. Engl. Nebst 5 Abbild. in Tondr., 1 Taf. mit 6 Kpfrn. u. 1 Buntdruckkarte. Leipzig Dyck) 1854. XII u. 180 8. gr. 8. (1 Thlr. 27 Sgr.) Gumprecht, Reise des schwedischen Na- turforschers Andersson im Binnenlande Süd-Afrika’s. — Z. f. allgem. Erdkunde. III. 1854. p. 227. The Kafir, and the frontier farmer; passages from the journals of of missionary life, Ven. Archdeacon Merriman. With il- | lustrations. London (Bell) 1853. 2008. | 8. (3 S. 6 d.) Fleming (C.), Kaffraria and its Inhabi- tants. 2d edit. London (Simpkin) 1854. | 250 8. 8. (5 8.) Schultheiss, Die Bewohner der Ostküste von Süd-Afrika. lin (W. Schultze) 1854. 218. gr. 2) | (4 Sgr.) Lettre de M. Fredoux, Missionaire fran- sais (Motito, pres Litakou, Afrique au- strale). — Bullet. de la Soc. de Geograph. Iv»e Ser. VII. 1854. p. 362. Ein Vortrag ete. Ber- | Krapf, Lettre. (Wanika-Rabbai-Mpia, in- terieur de pays, pres de Mombas). — Bullet. de la Soc. de Geogr. IV"® Ser. VI. 1854. p. 256. —, Nouvelle excursion au pays d’Ousam- bara, dans la region orientale de l!’Afriqune du Sud (Suite). — Nouv. Annal. d. Voy. 1854. I. p. 257. II. p. 62. Lettre deM. D. Livingston (Ville de Sckeletu, Linyanti, Afrique australe). — Bulletin de la Soc. de Geogr. IVme Ser. VI. 1854. p. 364. Sykes, Notes on the possessions of the Iman of Maskat, on the climate and pro- ductions of Zanzibar, and on the pro- spects of African discovery from Mom- bas. — Journ. of the R. Geograph. Soc. XXIII. 1853. p. 101. Bernatz, Bilder aus Aethiopien. Nach der Natur gezeichnet und beschrieben. Hamburg (Besser) 1854. 47 lithochrom. Taf., 1 lith. Karte, XII u. 96 Bl. Text. qu. gr. Fol. (56 Thlr.) Afrikanische Inseln. v. Minutoli (J.), Die Canarischen Inseln, ihre Vergangenheit und Zukunft. Berlin (Allgem. Deutsche Verl.-Anst.) 1854. Lex. 8. (2 Thlr.) White (R.), Madeira; its elimate and sce- nery; with engravings and a new map of the island. London (Craddock) 1853. 203 S. 8. (10 8.) de Froberville (E.), Population de Pile Maurice et de ses dependances. — Bullet. de la Soc. de Geogr. IVme Ser. VIII. p- 25. Amerika. Die Arktischen Regionen. Bellot (J. R.), Journal d’un voyage aux mers polaires, exécuté à la recherche de Sir John Franklin, en 1851 et 52; pre- cédé d'une notice sur la vie et les tra- vaux de l’auteur, par Jul. Lemer. Paris (Perrotin) 1854. 30 Bogen mit 1 Portr., 1 Karte u. 1 Facsimile. gr. 8. (6 Fr.) The United States Grinnell Expedition in search of Sir John Franklin: a personal narrative by Elisha Kent Kane. With numerous illustrations on wood and steel. New York 1853. 552 S. 8. — New edit. 1854. 8. (16 8.) Geographie Canada’s u. der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika. xv Hervé et Lanoye, Voyages dans les glaces du pöle arctique, à la recherche du | passage du nord-ouest. Paris 1854. 8. M’Clure’s Despatches; with a map. Lon- | don (Betts) 1853. 8. (9 d.) Arctic despatches. Discovery of the North- West Passage. London (Potter) 1854. 8. (2 8.) Ritter (C.), Die Auffindung der Nordwest- Passage durch Capitain M'Clure nach | officiellen Berichten. — Z. f. allgem. Erdkunde. Bd. I. 1853. p. 419. — , Die Ueberwinterung des Capitain Ma- guire auf der Polaren Nordwest - Küste Amerika’s und die West-Esquimaux- stämme (1852 bis 1853.) — Ebds. Bd. II. 1854. p. 125. Report on the return of Lady Franklin’s Vessel the Prince Albert, under the com- mand of Mr. William Kennedy from the Arctic Regions. — Journ. of the R. Geograph. Soc. XXIII. 1853. p. 122. Inglefield (A.), Report on the return of the Isabel from the Arctic Regions. — ibid. XXIII. 1853. p. 136. Petermann (A.), Sir John Franklin, the sea of Spitzbergen and whale-fisheries in the Arctie Regions. — ibid. XXIII. 1853. p. 129. Maeclines, The North West Passage des- patches from II. M. S. Investigator. Lon- don (Betts) 1853. 8. (9 d.) The northern coasts of America and the Hudson’s Bay territories: a narrative of discovery and adventure. London (Nel- son) 1853. 406 S. 12. (4 S. 6 d.) St. John (P. B.), Arctie cruise: a tale of the Polar Seas. London (Clarke & B.) 1854. 180 S. 8. (2 S. 6 d.) Gumprecht, Das Schicksal der Frank- lin’schen Expedition. — Z. für allgem. Erdkunde. III. 1854. p. 398. Brandes (K.), Sir John Franklin, die Un- ternehmungen für seine Rettung und die Nordwestliche Durchfahrt. Nebst einer Tabelle der arktischen Temperaturen von Dr. H. W. Dowe und einer Karte von | H. Lange. Berlin (Nicolai) 1854. VIII u. 312 S. gr. 8. (1 Thlr. 20 Sgr.) Rink (H.), On the large continental ice of Greenland, and the origin of icebergs in the Arctic Seas. — Journal of the R. Geograph. Soc. XXIU. 1853. p. 145. — , Physikalisch -geographische Beschrei- bung von Nord-Grönland. — Zeitschr. F. allgem. Erdkunde. Bd. II. 1854. p. 177. Canada. Andrews, On the trade and commerce of the British North American Colonies and upon the trade of the great lakes and rivers. Communication from the Secre- tary of the Treasury. 32d Congress. 1st Session. Senate, Ex. Doc. N. 112. Wa- shington 1853. 906 8. 8. Teuscher (J.), Briefe über West-Canada, das Runner- Unwesen und die Deutsche Gesellschaft in New-York. Ein Wegwei- ser für Auswanderer. Preston (Basel, Schabelitz) 1854. 176 8. 8. Eby (P.), Auf nach West-Canada! Regie- rungsbericht über die Zustände Canada's. Berlin 1854. 26 S. gr. 8. | Hutton (W.), Canada; its present condi- tion, prospects, and resources, fully de- scribed for the information of intending emigrants. London 1854. 120 S. 18. (1 8.) (Stanford’s Emigrants’ Guide.) Striekland, Twenty-seven years in Ca- nada West; or, the experience of an early settler. Edited by Agnes Strick- land. London (Bentley) 1854. 350 8. 8. (10 S. 6 .) Canada. — Hansa. 1854. N. 220. Cheshire (E.), Statisties relative to Nova Scotia in 1851. — Journ. of the Statist. Soc. of London. 1854. p. 73. Die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika. | Fisher (R. S.), The progress of the Uni- ted States of America, from the earliest periods, geographical, statistical and hi- storical, compiled from official returns. New-York 1854. 436 S. with map. 8. (12 8. 6 d.) Baldwin (Th.) & Thomas (J.), A new and complete gazetteer of the United States, giving a full and comprehensive review of the present condition, indu- stry, and resources of the American Con- federacy , embraeing also important to- pographical, statistical, and historical information, from recent and original sources; together with the results of the Census of 1850, and population and sta- tisties in many cases to 1853. Philadel- phia 1854. 1364 S. Roy. 8. (21 S.) | Fisher (R. S.) and Colby (Ch.), Ameri- can statistical annual for the year 1854. Compiled, from authentic sources. New York 1854. 537 S. 8. (7 S. 6 d.) XLVI Goodrich (S. G.), De vereenigde staten | van Amerika. Een algemeen overzigt van hun statistick, geschiedenis, aar- drijks- en luchtsgesteldheid, nijverheid en onderscheiden maatschappelijk ka- rakter. Naar het Fransch door J. C. van Lennep. Amsterdam (Binger en Zonen) 1853. 370 8. 8. (3 Fl. 80 c.) de Bow (J. D. B.), The Seventh Census of the United States, 1850; embraeing a statistical view of each of the states and territories, arranged by countries, towns ete.: showing population, profes- sions, occupations etc. London (Low) 1854. 1148 8. 4. (42 S.) The seventh census, United States. Report of the superintendent of the census for December 1, 1852: to which is appen- ded the report for December 1, 1851. Printed by Order. Washington 1854. 160 S. 8. (London.) (6 Sh.) - Der siebente Census der Vereinigten Staa- ten. — Hansa. 1854, N. 197. Statistisches über die Vereinigten Staaten von Nord-Amerika. — Hamburg. Zeitg. . deutsche Ausw.-Angeleg. 1854. N. 10. de Bow (J. D. B.), Encyclopaedia of the trade and commerce of the United Sta- tes, more particularly of the Southern and Western States; giving a view of the commerce, agriculture, manufactures, internal improvements, slave and free la- bour, slavery institutions, products, ete. of the South. 2d edit. 2 vols., including a volume of supplementary matter. Lon- don 1854. 8. (60 8.) Die Verkehrsverhältnisse zwischen den Ver- einigten Staaten und Mexico. — Hansa. 1853. N. 172. Schiffahrt der Vereinigten Staaten von Nord- Amerika während der letzten 30 Jahre. — ibid. 1854. N. 215. Die New-York- und Erie-Eisenbahn. — ib. 1854. N. 200. Die Erweiterung des Erie-Canals. — ibid. 1854. N. 219. Eisenbahnen und Canäle im Staate New- York. — ibid. 1854. N. 194. Die Binnen-Dampfschiffahrt im Westen der Vereinigten Staaten. — ibid. 1854. N. 244. Desor (E.), Das Klima der Vereinigten Staaten und sein Einflufs auf Lebensart und Sitte. A. d. Franz. von O. Ule. — Die Natur. 1854. N. 3 f. Blunt (E. et G. Will.), Le Pilote cötier Geographie der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika. des Etats-Unis, Trad. de langlais, mis en ordre et annoté d'après les travaux hydrographiques les plus recents, par Ch. Pigeard. Paris (Ledoyen) 1854. 31 feuilles. 8. Appleton's guide to the United States. Ney and revised edit. London (H. G. Collins) 1853. 446 S. 8. (12 8.) Benwell (J.), An Englishman's travels in America; his observations of life and manners in the Free and Slave States. London (Binns & G.) 1853. 231 8. 8. (3 S. 6 d.) Bremer (Fredrika), Hemmen i Nya Werl- den. En Dagbok i Bref, skrifna under twenne Ärs Resor i Norra Amerika och pa Cuba. TredjeDelen. Stockholm (Nor- stedt & S.) 1854. 531 8. 12. m. 3 pl. (2 Rdr. 16 Sk.) — , Die Heimat in der neuen Welt. Ein Tagebuch in Briefen, geschrieben wäh- rend zweijähriger Reisen in Nordamerika und aufCuba. A.d. Schwedisch. 2 Thle. Leipzig (Brockhaus) 1853. 1854. gr. 12. (A 4 Thlr.) Wislicenus (G. A.), Aus Amerika. 1. u. 2. Hft. Leipzig (O. Wigand) 1854. 8. Busch (M.), Wanderungen zwischen Hud- son und Mississippi 1851 und 1852. 2 Bde. Stuttgart u. Tübingen (Cotta’scher Verlag) 1854. IV u. 390, IV u. 381 8. gr. 8. (3 Thlr.) Auch u. d. Titel: Rei- sen u. Länderbeschreibungen der älteren und neuesten Zeit. 39. u. 40 Lief. Fernau u. Heydefuss (Th.), Die ge- sammten Vereinigten Staaten von Nord- Amerika. Vollständiges Hand- u. Reise- buch für Alle, welche sich für Amerika interessiren, nebst einer speciellen An- weisung für Auswanderer etc. Mit einer Karte vonNord-Amerika. Berlin (Sacco) 1854. 532 8. gr. 8. (13 Thlr.) Bromme (J.) u. Büttner, Leitfaden für Auswanderer nach den Vereinigten Staa- ten von Nord-Amerika, Texas, Brasilien. Oder: Wer soll u. wer darf auswandern? etc. Bamberg (Buchner) 1853. 232 8. 8. (21 Sgr.) Marshall (J. T.), Nordamerikanischer Farmers und Auswanderers Handbuch, ein sicherer und vollständiger Führer für den Farmer und den Auswanderer etc. Nach d. neuesten Ausgab. etc. übersetzt von J. Siemers. Hamburg (Hoffmann & Campe) 1853. XII u. 5758. 8. (2 Thlr.) V 1 El u 5 Du Duden Geographie der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika. Wiseman (J.), Der treue und unentbehr- liche Führer und Rathgeber für alle Aus- wanderer nach Amerika etc. Ulm (F. Ebner) 1853. XIV u. 293 8. gr. 8. (19 Sgr.) Briefe aus Amerika. Ein lehrreicher Weg- weiser für deutsche Auswanderer und unterhaltendes Lesebuch für Gebildete jeden Standes ete. Bearbeitet von C. Köhler. Mit 6 Stahlst. 2. verm. und verb. Aufl. Darmstadt (Lange) 1854. VIII u. 288 S. gr. 12. (24 Sgr.) Lanman (C.), Adventures in the Wilds of North America, edited by C. R. Weld. 2 parts. London (Longman) 1854. 300 S. (1 S.) (Traveller's Library.) Menze! (G.), Die Vereinigten Staaten von Nordamerika mit besonderer Rücksicht auf deutsche Auswanderung dahin nach eigner Anschauung beschrieben. Berlin (G. Reimer) 1853. VIII u. 364 S. gr. 8. (14 Thlr.) Angezeigt im Leipziger Re- pertorium. 1854. II. S. 99. Murray (C. A.), Travels in North Ame- rica; including a Summer Residence. 3d edit. 2 vols. London (Bentley) 1854. 680 8. 8. (16 8.) Olshausen (Th.), Die Vereinigten Staa- ten von Amerika ete. Thl. I. Das Mis- sissippi-Thal. Kiel 1853. Recens. von Rehbock in der Zeitschr. f. allgem. Erd- kunde. Bd. II. 1854. p. 42. Köhler (C.), Briefe aus Amerika. Ein lehrreicher Wegweiser für deutsche Aus- wanderer etc. Mit 6 Stahlst. 2. verm. Aufl. Darmstadt (Lange) 1854. VIII. 288 S. gr. 12. (24 Sgr.) Pelz (E.), Handbuch für Reisende durch die Vereinigten Staaten Nordamerika’s. Mit e. Eisenbahn-, Post- u. Kanal-Karte der Verein. Staaten. Bamberg (Buchner) 1854. VIII u. 95 S. 12. (24 Sgr.) —, Kompafs für Auswanderer nach den Vereinigten Staaten Nordamerika’s. 3. Aufl. Cassel (Raabe & Co.) 1854. 16. (+ Thlr.) — , Die Landschaft des Südens. — Hansa. 1854. N. 207 ft. Routledge's American handbook, and tourist's guide through the United States. London (Routledge) 1854. 220 8. 12. (2 8.) Disturnell's railway and steamship guide; giving the railroad and steam- boat routes, distances, fares etc. through the United States and Canada ete. New York 1854. 60 8. 8. (2 8.) XLVII Siljeström (P. A.), Resa i Förenta Sta- terna. Andra delen. Stockholm (Nor- stedt & S.) 1854. XX u. 164 S. 8. (1 Rdr.) Thorpe (T. B.), The Hive of „The Bee Hunter:“ a repository of sketches; in- cluding peculiar American character, sce- nery, and rural sports. Illustrated by sketches from nature. New York 1854. 312 S. 8. (7 S. 6 d.) Wagner (I.) u. Scherzer (C.), Reisen in Nordamerika in den J. 1852 u. 1853. 1.— 3. Bd. Leipzig (Arnold) 1854. 8. (4 Thlr.) Win derlich (C.), Praktischer Leitfaden für Auswandernde, vorzugsweise solche, welche nach Nord-Amerika wollen ete. Bremen (Heyse) 1854. VIII u. 191 8. 8. (4 Thlr.) Narrative of an expedition of five Ameri- cans into a country of wild animals. London (J. Blackwood) 1854. 120 S. 12. (1 8.) Eine Lustfahrt nach America. 2. — 5. Arti- kel. — Minerva. 1853. III. p. 115. 239. IV. S. 196. 1854. I. S. 215. Von Californien nach New-York. — Hansa. 1853. N. 185. 188. 192. Flüchtige Eindrücke einer Reise durch ei- nen Theil der nordamerikanischen Union. — Deutsche Auswander.-Zeitung. 1853. N. 102 £. Städteskizzen aus den Vereinigten Staaten. — Hansa. 1853. N. 163 ff. Löher (Fr.), Der Champlain- u. Georgs- See. — Hansa. 1854. N. 217. Williamson (J.), The Inland Seas of North-America, and the natural and in- dustrial productions of Canada. London (Trübner) 1854. 78 S. 8. (18. 6 d.) Vom Arkansas. — Hansa. 1853. N. 178f. Das Wachsthum von Buffalo. — Deutsche Auswanderungs-Zeitg. 1854. N. 23. Löher (Fr.), Cincinati. — Hansa. 1854. N. 222.8: Statistisches über Cineinati. — ib. 1854. N. 234 f. Reiseskizzen im südlichen Illinois. — ib. 1853. N. 186. 1854. N. 205. Vergl. Deutsche Auswander.-Zeitg. 1854. N. 9. Aus dem Norden von Illinois. — Hansa. 1853. N. 173. Chicago im Staate Illinois. — ibid. 1854. N. 230. Die Stadt Quiney im Staate Illinois. — ‚Deutsche Auswand.-Ztg. 1854. N. 4. XLVII Ausflug nach Madison in Illinois. — ibid. 1854. N. 42 f. Der Staat Indiana. — Hansa. 1854. N. 261 f. 266. vgl. Deutsche Auswand.-Ztg. 1854. N. 27. Reisen in Iowa. — Deutsche Auswander.- Zeitg. 1854. N. 65. 68. 70 fl. Das Kansas-Territorium. — Hansa. 1854. N. 256. Nebraska- Territorium. N. 258. Die Eisen-Production und Manufactur in Michigan. — Hansa. 1853. N. 171. Die Holländer in Michigan. — Ebds. 1853. N. 178. 182. Vergl. Deutsche Auswan- derungs-Zeitg. 1853. N. 97. Milwaukie u. seine Eisenbahnen. — Hansa. 1854. N. 257. vgl. N. 255. Bond (J. W.), Minnesota and its resour- ces; to which are appended, Camp-Fire Sketches, or notes of a trip from St. Paul to Pembina and Selkirk Settlement on tbe Red River of the North. With map. New York 1854. 364 S. 12. Das Territorium Minnesota. — Deutsche Auswanderungs-Zeitg. 1854. N. 25. Die Besteuerung u. die Steuerlast im Staate Missouri und namentlich in der Stadt St. Louis. — Ebds. 1853. N. 99. 101. Franeis’ new guide to the cities of New York, and Brooklyn, and the vieinity; with maps and numerous engravings. New York 1854. 1488. 8. (3 S. 6 d.) The wilds of Northern of New York. — Putnam's Monthly. Sept. 1854. p. 263. Der Staat Ohio. — Hansa. 1854. N. 237 ff. Das Oregon-Gebiet der Vereinigten Staa- ten. — Ebds. 1854. N. 206. Pennsylvanische Skizzen. — Ebds. 1853. N. 170. 175. Blackwater Chronicle: a narrative of an expedition into the Land of Canaan, in Randolph County, Virginia. By „the Clerke of Oxenforde.“ With illustrations. London 1854. 224 8. 8. (5 S.) Löher, Washington. — Hansa. 1854. N. 196. Hunt (J. W.), Wisconsin Gazetteer; con- taining the names, location, and advan- tages of the counties, eities, towns, vil- lages, postoffices, and settlements, to- gether with a description of the lakes, water-courses, prairies, and public loca- lities, in the State of Wisconsin. New York 1854. 256 8. 8. With map. Gilliss (J. M.), On the longitude of Wa- — Ebds. 1854. Geographie der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika. shington, computed from the moon-cul- minations observed during the years 1839 — 1842 inclusive. — Transactions of the American Philos. Society held at Philadelphia. 1853. p. 211. plorations and incidents of Texas, New Mexico, California, Sonora and Chihua- hua. 2 vols. New York 1854. 1000 8. 8. (30 8.) Texas. — Hansa. 1853. N. 169 f. Eine Ansicht über die Bevölkerung von Texas. — Deutsche Auswand.- Zeitung. 1854. N. 11. Schenck (F.), Mittheilungen eines deut- schen Ansiedlers in Texas. — Z. f. allg. Erdkunde. III. 1854. p. 344. Lewis (H.), Das illustrirte Mississippi- thal, dargestellt in 80 nach der Natur aufgenommenen Ansichten vom Wasser- falle zu St. Anthony an bis zum Golf von Mexico, ete. Nach dem engl. Origi- nal-Text deutsch bearb. von G. Douglas. In 4 Bänden oder 20 Nrn. Düsseldorf (Arnz & Co.) 1853. 54. hoch 4. (à Lief. 4 Sgr.) Der Mississippi aufserhalb der St. Antony- fälle. — Hansa. 1854. N. 220. The great excursion to the falls of St. An- thony. — Putnam’s Monthly. Sept. 1854. p. 320. Andree, Expeditionen im westlichen Nord- Amerika. — Z. f. allgem. Erdkunde. Bd. III. 1854. p. 417. Ferris (B. G.), Utah and the Mormons. The history, government, doctrines, eu- stoms, and prospects of the Latter-Day Saints; from personal observations du- ring a six months’ residence at Great Salt Lake City. New York. 1854. 347 8. 8. (6 S. 6 d.) Stausbury (H.), Die Mormonen-Ansiede- lungen, die Felsengebirge und der gro- [se Salzsee ete. Deutsch bearbeitet von Kottenkamp. Mit 1 Karte. Stuttgart (Franckh) 1854. VIII u. 293 S. gr. 16. (1 Thlr.) Heap (G. H.), Central route to the Paeifie from the valley of the Mississippi to Ca- lifornia; Journal of the expedition ofE. F. Beale and Gwin Harris Heap from Missouri to California, in 1853. With map and plates. Philadelphia 1854. 136 8. 8. (10 8.) Die Inland-Passage in den Vereinigten Staa- ten. — Hamburg. Zeitg. f. deutsche Aus- wand.-Angelegenh. 1854. N. 21 f. Barlett (J. R.), Personal narrative of ex- Gumprecht, Die architectonischen Mo- Geographie Mexiko's und Central-Amerika's. Chemin de fer destiné à relier les deux ocdans en traversant le territoire des | Etats-Unis. — Nov. Annal. d. Vo. 1854. I. p. 115. Expedition des Capitain Marcy zur Erfor- schung der Quellen des Red River. — Hansa. 1853. N. 166. Gumprecht, F. X. Aubrey's Untersuchung des Landes zwischen Californien u. dem Rio Grande del Norte. — Z. f. allgem. Erdkunde. III. 1854. p. 191. Capron (E. S.), History of California from its discovery to the present time; comprising also a full description of its | climate, surface, soil, rivers, towns, beasts, birds, fishes, state of its society, agriculture, commerce, mines, mining | etc.; with a journal of the voyage from New York viä Nicaragua to San Fran- | cisco, and back viä Panama: with a new map of the country. Boston 1854. 356 S. 8. (6 S.) Allsop (R.), California and its gold mines. Being a series of recent communications from the mining distriets upon the pre- | sent condition and future prospects of Quartz Mining, with an account ofthe | richer deposits, and incidental notices of | the climate, scenery, and mode of life in California. London (Groombridge) 1853. 149 8. 8. (1 S.) Auger (E.), Voyage en Californie (1852. 1853). Paris (Hachette) 1854. 8 Bog. gr. 16. (14 Fr.) | de St. Amant, Voyages en Californie et dans l’Or&gon. Paris1854. gr. S. (10 Fr.) numente des westlichen Nord-Amerika. — Z. F. allgem. Erdkunde. III. 1854. p- 135. | M’Connell (J. L.), Western Characters; or, types of Border Life in the Western | States. With illustrations by Darley. London 1854. 3788. 8. (6 S.) Menschen und Thiere in Californien. — Hansa. 1854. N. 231 ff. Die Zustände Californiens im J. 1853. — Ebds. 1854. N. 214. 233 ff. 256 f. La Californie. — Bibliotheque universelle de Geneve. 4 me Ser. T. XXVII. 1854. p. 95. Nieder-Californien. — Hansa. 1854. N. 230. Bilder aus dem fernen Westen. — Ebds. 1854. N. 231. Friend (Ch.), Notes of an excursion from the banks of the Atrato to the bay of Zeitschr. f. allgem. Erdkunde. III. Bd. Anhang. XLIX Cupica, on the coast of the Pacific, in the year 1827. — Journ. of the R. Geo- graph. Soc. XXIII. 1853. p. 191. Franchere (G.), Narrative of a voyage to the north-west coast of America, in the years 1811 — 14. Translated and edited by J. V. Huntington. New York 1854. 376 S. 12. Eastman (M. H.), The American Abori- ginal Portfolio. Illustrated with 26 steel engravings by S. Eastman, U. S. Army. Philadelphia 1853. 84 S. 4. (30 S.) Möllhausen (B.), Die Pueblos-Indianer Nord- Amerika’s. — Z. F. allgem. Erd- kunde. Bd. III. 1854. p. 231. Hawes (B.), Tales of the North American Indians. 2d edit. London (Jarrold) 1853. 190 8.) v. Kittlitz, Bilder vom stillen Ocean: Die Bai von Sitcha. — Die Natur. 1854. N. 4.6.9 ff. — , Ein Besuch auf Unalaschka. — Ebds. 1854. N. 33 f. 35 ff. Central- Amerika. Mexiko. Ampere (M. J. J.), Le Mexique, les hommes et les choses. — Revue d. d. mondes. 1853. III. —, Promenade en Mexique. — ibid. 1853. IV. Die Auswanderung nach Mexico mit Unter- stützung durch die mexicanische Regie- rung zur Niederlassung Deutscher in der Republik Mexico, nach Verfügung vom 16. Febr. 1854. Beschreibung des Lan- des, seines Klimas und Bodens, seiner Eintheilung, Producte und Industrie etc. Leipzig (Hunger) 1853. (68 S.) gr. 16. (4 Thlr.) Stephens (J. L.), Incidents of travel in Central America, Chiapas, and Yucatan. Revised from the latest American edition. With additions by Frederik Catherwood. London (Hall) 1854. 548 S. 8. (12 S.) —, Reise-Erlebnisse in Central- Amerika, Chiapas u. Yucatan. Nach der 12. Aufl. ins Deutsche übertragen von Ed. Hoepf- ner. Mit 1 lith. Karte, 60 in Kpfr. gest. Plänen und zahlreichen Illustrationen in gr. 8. u. 4. Leipzig (Dyk). XIV u. 554 S. gr. 8. (9 Thlr.) Squier (E. G.), Der centralamerikanische Staat Nicaragua in Bezug auf sein Volk, d L Geographie West-Indiens und Süd-Amerika’s. seine Natur und seine Denkmäler. Nebst einer ausführlichen Abhandlung über den projectirten interoceanischen Kanal. Ins Deutsche übertragen von Ed. Höpfner, und mit einem Vorworte begleitet von Carl Ritter. Mit 33 lith. u. in Kpfr. gest., theils color. Illustr. u. 4 lith. Karten in 8, 4. u. Fol. Leipzig (Dyk). XVIII u. 570 S. gr. 8. (63 Thlr.) Reichardt (C. F.), Nicaragua. Nach ei- gener Anschauung im J. 1852 und mit besonderer Beziehung auf die Auswan- derung nach den heifsen Zonen Ameri- ka’s beschrieben. Mit 1 lith. General- u. 1 Specialkarte in Stahlst, u. gr. Fol. u. Imp. 4. Braunschweig (Vieweg u. Sohn), XXVI u. 296 8. gr. 8. (21 Thlr.) Wagner (M.), Reise durch die Urwälder von Costa Rica. — Hansa. 1854. N. 217 fl. Die Republik Costa Rica. — Ebds. 1854. N. 253. vgl. 1853. N. 165. 174. Skizzen aus Costa Rica. — Ebds. 1854. N. 204 f. 209. 215 f. 237 f. Fitz Roy (R.), Further considerations on the great isthmus of Central America. — Journ. of the R. Geograph. Soc. XXIII. 1853. p. 171. Reiseskizzen aus dem ehemaligen König- reiche Guatemala. — Hansa. 1854. N. 211 ff. 226 f. 258 f. Durchstich der Landenge von Darien. — Ebds. 1854. N. 205. Gumprecht, Der Schiffskanal durch Da- rien. — Z. f. allgem. Erdkunde. Bd. II. 1854. p. 174. Findlay (A. G.), Oceanic currents, and their connection with the proposed Cen- tral- American Canals. — Journ. of the R. Geograph. Soc. XXIII. 1853. p. 217. | West-Indien. West-Indie. Bijdragen to de bevordering van de kennis der Nederlandsch West- Indische Kolonien. 1. Aflev. Haarlem (Kruseman) 1854. IV u. 80 S. gr. 8. Mackay (A.), Western India. Reports ad- dressed to the Chambres of Commerce of Manchester, Liverpool, Blackburn, and Glasgow, by their Commissioner. Edi- ted by J. Robertson, with a preface by T. Bazley. With illustr. maps. London (Cooke) 1853. 440 S. 8. (12 8.) Bleby (H.), Scenes in the Caribbean Sea. London (Hamilton) 1854. 210 8. 8. (2 8.) Ballou (M. M.), History of Cuba; or no- tes of a traveller in the tropies; being a political, historical, and statistical ac- count of the island, from its first disco- very to the present time. Philadelphia 1854. 230.8. 12. Gan-Eden: or, pietures of Cuba. Boston 1854. 236 8. 8. (58.6d.) Ampere, La Havane et lile de Cuba. — Revue d. d. mondes. 1853. III. Schomburgk (H.), The peninsula and bay of Samana, in the Dominican Re- public. — Journ. of the R. Geogr. Soc. XXIII. 1853. p. 264. La montagne magnetique & St. Domingue. — Now. Annales d. Voyages. 1854. II. P. 366. Port of Spain in Trinidad. — Hansa. 1854. N. 263. Süd-Amerika. Hadfield (W.), Brazil, the River Plata, and the Falkland Islands; with the Cape Horn route to Australia: including no- tices of Madeira, the Canaries, and Cape Verds. London (Longman) 1854. 384 8. 8. (18 S.) | de Castelneau, Expeditions dans les parties centrales de l’Amerique du sud, de Rio Janeiro & Lima et de Lima au Para; itineraires et coupe geologique. 12° et 15° livr. Paris 1853. 54. Gerstäcker (F.), Travels in Rio de Ja- neiro, Buenos Ayres etc. London (Nel son) 1854. 2708. 8. (5 8.) v. Bibra (E.), Reise in Südamerika. 2 Bde. Mannheim (Bassermann & Mathy) 1854. III u. 648 S. gr. 8. (2 Thlr.) La Guyane anglaise, apres quinze ans de liberté; par un proletaire. Trad. de l’an- glais par M. Felix Nivière. Paris, Impr. de Dupont. 63 B. 8. (Extr. de la Ren. coloniale. Fevr. et Mars 1854.) Exploration del’Approuague, Guyane fran- gaise. — Nouv. Annal. d. Voy. 1854. II. p. 337. Surinam. — Augsburger Allgem. Zeitung. 1853. Beilage zu N. 158 f. Nach Surinam. — Ebds. 1853. Beilage zu N. 138. Kappler (A.), Zes jaren in Suriname. Schetsen en taferealen uit het maat- schappelijke en militaire leven in deze kolonie. 2 Deelen. Utrecht (Dannentel- | ser) 1854. gr. 8. (3 Fl. 80 c.) Kappler (A.), Sechs Jahre in Surinam oder Bilder aus dem militärischen Leben dieser Colonie, und Skizzen zur Kennt- niſs seiner socialen u. naturwissenschaft- lichen Verhältnisse. Stuttgart (Schwei- zerbart) 1853. VI u. 2828. 8. (1% Thlr.) Voltz (F.), Briefe aus Surinam. — Die Natur. 1854. N. 2. 18. Focke, Jets over de Arrowakken en hunne taal. West- Indie. 1. Aflev. 1854. p- 42. van Sypesteyn (C. A.), Over Surinaam- sche houtsoorten. — ibid. 1. Aflev. 1854. p. 61. Burmeister (Th.), Reise nach Brasilien durch die Provinzen von Rio de Janeiro und Minas Gera&s ete. Berlin 1853. Re- censirt von Rutenberg in der Zeitschr. F. allgem. Erdkunde. II. 1854. p. 469. vgl. Athenaeum. 1854. N. 1371. Ave-Lallemand (F.), Erinnerungen aus Brasilien. - Lübeck (v. Rhoden) 1853. III u. 86 S. gr. 8. (18 Sgr.) Prince Max de Wied, Brésil. Quelques corrections indispensables à la traduction frangaise de la description d’un voyage au Bresil. Francfort (Brönner) 1853. 109 S. gr. 8. (4 Thlr.) Der Handel Brasiliens. — Hamburg. Zeitg. F. deutsche Auswand.- Angelegenh. 1854. N. 3. de Saint-Cricq, Voyage du Perou au Bresil par les fleuves Ucayali et Ama- zone. Indiens Conibos. — Bullet. de la Soc. de Geogr. Ame Ser. 1853. VI. p. 273. Sansela (J. B.), Relation de ce qui est arrive au magnifique seigneur et capi- taine Georges Robledo, dans son expé- dition à la découverte de la province d' Antioquia, en l'année 1540. Trad. de Vespagnol sur le manuscrit inédit de la bibliotheque de M. Ternaux-Compans. — Nouv. Annal. d. Voy. Vme Ser. 1853. IV. p. 223. 1854. I. p. 34. Herndon (W.L.), Exploration of the valley of the Amazon. With maps and plates. Washington 1854. 414 8. 8. (16 S.) Recensirt im Athenaeum. 1854. N. 1385. Wallace (Alfr. R.), A narrative of tra- vels on the Amazon and Rio Negro; with Geographie Süd- Amerika’s. LI an account of the native tribes, and ob- servations on the climate, geology and natural history of the Amazon valley. London (Reeve). 550 8. 8. with map and illustr. (18 S.) Angezeigt im Athe- naeum. 1854. N. 1369. Wallace (A. R.), Rio Negro. — Journ. of the R. Geogr. Soc. XXIII. 1853. p. 212. Gibbon, Das Gebiet des Amazonenstro- mes. — Hansa, 1854. N. 236. 245. Das Thal des Amazonas. — Hamburg. Zeitg. f. deutsche Auswand.-Angelegenh. 1854. N. 23. Die deutsche Auswanderung nach Brasi- lien. — Hansa. 1854. N. 262. 265. 267. 269. | Hörmeyer (Jos.), Beschreibung der Pro- vinz Rio grande do Sul in Südbrasilien mit besonderer Rücksicht auf deren Co- lonisation. Herausgeg. von M. Kröff. Koblenz 1854. 100 S. 12. (6 Sgr.) Aus dem Bericht des Präsidenten der Pro- vinz Rio grande do Sul über den Stand der Colonisation daselbst. — Deutsche Auswand.-Zeitg. 1854. N. 12. v. Alvensleben (L.), Die deutsche Co- lonie Donna Francisca in Brasilien. Der vortheilhafteste Punct für deutsche Aus- wanderer ete. Leipzig (Haendel) 1854. 24 S. gr. 8. (5 Sgr.) Korta underrättelser för utwandrare till Syd- Brasilien. Synnerligast med af- seende pà kolonierne: Donna Franeisca och Blumenau. Stockholm ( Beckman) 1854. 23 S. 12. Bericht der Direction des Kolonisations- Vereins vom J. 1849 in Hamburg über die Colonie Donna Francisca. — Ham- burger Zeitg. f. deutsche Auswanderungs- Angelegenh. 1854. N. 30. Ein Besuch auf den deutschen Kolonien Independencia, Santa Rosa und Santa Justa am Rio Preto. — Ebds. 1854. N. 30. 31. de Bonelli (H.), Travels in Bolivia, with a tour across the Pampas to Bue- nos Ayres. 2 vols. London (Hurst & Blackett) 1854. 8. 21 S. Recensirt im Athenaeum. 1854. N. 1375. Eine projectirte Kolonisationsgesellschaft für die bolivianische Provinz Otuquis. — Hamburg. Zeitg. F. deutsche Auswan- der.-Angelegenh. 1854. N. 6. 7. LU v. Bibra, Ueber Chile. Wien (Nürnberg, Korn) 1853. 12 S. 8. (8 Sgr.) Statistisches aus Chili. — Deutsche Aus- wander. Zeitg. 1854. N. 72. Zur Auswanderung nach Chili. — Hansa. 1853. N. 168. Die Einwanderung in Chili. — Ebds. 1854. N. 240. Silberproduction in Chile. — Zeitschr. f. allgem. Erdkunde. Bd. II. 1854. p. 65. Kerst (S. Gottfried), Die Plata -Staaten und die Wichtigkeit der Provinz Otu- quis und des Rio Bernejo seit der An- nahme des Princips der freien Schiffahrt auf den Zuflüssen des Rio de la Plata. Mit 1 lith. u. illum. Karte in Fol. Ber- lin (Veit u. Comp.) 1854. III u. 139 8. gr. 8. (K Thlr.) Kerst (G. S.) u. Gumprecht (T. E.), Paraguay nach neueren und älteren bra- silianischen, spanischen und nordameri- kanischen Quellen. — Zeitschr. f. allg. Erdkunde. Bd. II. 1854. p. 1. Lettre de M. Aimé de Bonpland. — Nouv. Annales d. Voyages. 1854. I. P. 355. Demers ay (A.), Fragments d'un voyage au Paraguay exécuté par ordre du gou- vernement. — Bullet. de la Soc. de Geo- graphie. IVme Ser. VII. 1854. p. 5. vergl. Hansa. 1854. N. 214. af Rosenschöld, Bref fran Paraguay. — Öfversigt af Kongl. Vetenskaps- Akade- miens Förhandlingar. 1853. p. 102. Australien. Neu-Holland. The Australian Almanack for 1854. Lon- don (Groombridge). 55 S. (6 d.) The routes to Australia, considered in re- ference to commercial and postal inte- rests; with a map and distance tables explanatory of routes. London (Stan- ford) 1854. 37 8. 8. (1 8.) Ellis, Polynesian Researches. 4 vols. London (Bohn) 1854. (14 8.) Stein(C.G.D.)u.Hörschelmann (C.), Handbuch der Geographie und Statistik für die gebildeten Stände. Neu bearb. New edit. 12. Geographie Süd-Amerika’s und Australien’s. | Neu-Holland. unter Mitwirkung mehrerer Gelehrten von J. C. Wappäus. 7. Aufl. 2. Bd. 2. Lief.: Australien. VonDr.Meinicke. Leipzig (Hinrichs Verl.) 1854. S. 357 — 404. Lex. 8. (à 6 Sgr.) Ungewitter (F. H.), Australiö en zijne baroners volgens de nieuwste ontdek- kingen. Uit het Hoogd. door P. H. Wit- kamp. 1. — 4. afl. Haarlem (Erven F. Bohn) 1854. 8. (& 0,75 Fl.) Schulze (W.), Reise- und Lebensbilder aus Neuholland, Neuseeland und Cali- fornien. Aus dem Tagebuch eines Ver- wandten herausgeg. 9. verb. Aufl. Mag- deburg (Baensch) 1853. 144 S. gr. 8. (24 Sgr.) —, Nieuw-Holland, Nieuw-Zeeland en Ca- lifornis. Naar het Hoogd. s'Gravenhage (Fuhri) 1854. 140 S. 8. (0,25 Fl.) The Land of Promise: or, my impressions of Australia. London (Simpkin) 1854. 340 S. 8. (6 S.) Australia: its scenery, natural history, re- sources, and settlements, with a glance at the gold fields. London 1854. 192 8. 8. (1 S. 6 d.) „Christianity in Melanesia and New Zea- land“, eine Recension mehrerer Rei- sen durch Australien und Neu-Seeland, in der: Quarterly Review. 1854. June, p. 165. Malone (R. E.), Three years’ cruise in the Australian. London (Bentley) 1854. 304 8. 8. (7 S. 6 d.) Sidney (S.), Australien. Geschichte und Beschreibung der drei australischen Ko- lonien: Neu-Süd-Wales, Victoria und Süd -Australien. Uebers. von C. Volck- hausen. Hamburg (Meifsner) 1854. gr. 8. (1 Thlr. 6 Sgr.) — , Gallops and gossips in the bush of Australia; or, passages in the life of Al- fred Barnard. London (Longman) 1854. ee Notes upon Australia. — Ihe British Jour- nal. 1853. p. 268. 315. 386. 468. Australia and its settlements. London 1853. 18. (6 d.) (Religious Tract Society's Monthly Volume, Vol. 95.) Reconnaissance de la riviere Murray, Au- stralie meridionale. — Nov. Annal. d. Voy. 1854. II. p. 334. ‚ Neu-Süd-Wales und Port Phillip. — Hansa. 1854. N. 199. Australien, seine Goldfelder und seine Heer- den. Mit besonderer Rücksichtsnahme ee u Geographie der australischen Inselgruppen. Meteorologie. auf die deutsche Auswanderung. Eine gründliche Unterweisung in der Anlage lohnender Niederlassungen und in der Beschäftigung der Goldsucher. Nach d. Engl. von L. Fernow. Erfurt (Bartho- lomaeus). IV u. 115 S. m. 1 Steintaf. gr. 8. (12 Sgr.) Young (R.), The southern world: journal of a deputation from the Wesleyan Con- ference to Australia and Polynesia, in- eluding notices of a visit to the gold fields. Edinburgh (Hamilton) 1854. 444 S. 8. (6 S. 6 d.) Tullock (D.), The gold diggins of Vieto- ria, in five views. London (Parry). (21 8.) Ueber die Goldminen der Provinz Victoria in Südaustralien. — Hansa. 1854. N. 246. Die Colonie Victoria. — Ebds. 1853. N. 187. 191. 1854. N. 251. 252. Clacy (C.), A Lady's visit to the gold diggins of Australia in 1852 and 1853. London (Hurst & B.) 1853. 300 8. 8. (10 S. 6 d.) Die Colonie Melbourne, — Deutsche Aus- wander.-Zeitg. 1853. N. 93 ff. Die Australischen Inselgruppen. Andree (K.), Die Torresstraſse, Neu-Gui- nea und der Louisiade-Archipelagus. — Zeitschr. F. allgem. Erdkunde. Bd. II. 1854. p. 433. Malte-Brun, Notice geographique et hi- storique sur la Nouvelle-Caledonie. — Bullet. de la Soc. de Geographie. IVme Ser. VII. 1854. p. 230. Thomson (A. S.), On the New Zealand race of men. — Journ. of the Statist. Soc. of London. 1854. p. 27. LIII Thomson (A. S.), Observations on the stature, bodily weight, magnitude of chest, and physical strength of the New Zealand race of men. — Journ. of the R. Geogr. Soc. XXIII. 1853. p. 87. | Rochfort (J.), The adventures of a Sur- veyor in New Zealand and the Austra- lian gold diggins. London (Bogue) 1854. 74 S. 12. (1 S. 6 d.) Cholmondeley (Th.), Ultima Thule: or thoughts and questions suggested by a residence in New Zealand. London (Chap- man). 342 S. 8. (24 8.) Auckland, the Capital of New Zealand, and the country adjacent; including some account of the gold discovery in New Zealand; with a map of the Auckland distriet. London (Schmith, E. & Co.) 1853. 163 8. 8. (6 8.) Paul (R. B.), Some account of the Can- terbury Settlement, New Zealand. Lon- don (Rivingstons) 1854. 51 8. 18. (1 8.) Cazalis, Notes sur ile Sandwich, Taiti, Samoa, Lombok, Pinos, Tikopia ete. — Bullet. de la Soc. de Geogr. IVme Ser. VI. 1853. p. 153. Perkins (E. T.), Na Motu; or Reef Ro- vings in the South Seas: a narrative of adventures at the Hawaian, Georgian, and Society Islands. With maps, 12 original illustrations and an appendix relating to the resources and social and political condition of Polynesia, and subjects of interest in the Pacific Ocean. New York (Pudney & Russel) 1854. 4568. 8. (9 8.) Murray (T. B.), Fitcaim; the island, the people, and the pastor. 3d edit. London 1854. 8. (3 S.) — 4th edit. ibid. Meteorologie. Hallmann (E.), Die Temperaturverhält- nisse der Quellen. Eine meteorologische Untersuchung. 1. Bd. Mit einigen in den Text eingedr. Figg. u. 12 lithogr. Curventafeln (in Fol. u. gr. Fol.) Ber- lin (G. Reimer) 1854. XX, 543 S. gr. 8. (34 Thlr.) Nowäk (A. F. P.), Witterung und Klima in ihrer Abhängigkeit von den Vorgän- gen der Unterwelt. Leipzig (O. Wigand) 1854. 8. (3 Thlr.) Wittke, Ueber das Gewitter. — Wis- senschaftl. Berichte der Erfurter Aka- demie. II. III. 1854. p. 86. Jomard, Conference maritime pour l’a- doption d’un systeme uniforme d’obser- vations meteorologiques. — Bullet. de la Soc. de Geogr. IV=® Ser. VIII. 1854. p. 279. Birt (W. R.), Handbook of the law of storms; being a digest of the princi- pal facts of revolving storms, for the use of Commanders in Her Majesty’s Navy and the Mercantile Marine. Li- LIV verpool (W. Allan) 1854. 1408. 8. (5 8.) Coffin, On the winds of the Northern Hemisphere. — Smithsonian Contribu- tion to Knowledge. VI. 1854. Martin (E. P. B.), A memoir on the equinoctial storms of March - April, 1850; an inquiry into the extent to wich the rotary theory may be applied. London (Harrison) 1853. 202 8. 8. (12 S.) Plieninger, Die Witterung im J. 1852. — Württemberg. Jahrbücher. Jahrg. 1852. I. (1854.) S. 52. Fritsch, Ueber das Steigen und Fallen der Lufttemperatur binnen einer analo- gen elfjährigen Periode. — Denkschrift. d. Wiener Akad. d. W. Naturwiss. Cl. VII. 1854. Scoresby, On the surface temperature and great currents of the North Atlantic and Northern Oceans. — Edinburgh New Philos. Journ. Jan. 1854. p. 114. Dove, Die klimatischen Verhältnisse des Preufsischen Staats. — Mittheil. d. sta- tist. Bureau’s in Berlin. 1854. p. 81. Hauptresultate der meteorologischen Beob- achtungen, welche während des J. 1852 in Trier angestellt worden sind. — Jah- resbericht der Gesellsch. f. nützliche For- schungen zu Trier. 1853. Hauptresultate der meteorologischen Beob- achtungen, welche während des J. 1853 an der Station Neukirchen (bei Saar- brücken) angestellt worden sind. — Ebd. 1854. Die meteorologischen Forschungen in Meck- lenburg in den J. 1852 u. 1853. — Ar- chiv f. Landeskunde in d. Grofsherzog- Mum Mecklenburg. 1854. Hft. 3. 4. Tabellarische Uebersicht der Witterung in Oesterreich im Februar und März 1854. — Sitzungsberichte der Wiener Akadem. der Wiss. Mathem. Classe. XII. 1854. Ballot, De jaarlijksche gang der tempe- ratuur te Groningen, Nijmegen en Brus- sel, en de afwijkingen te Utrecht, 1849 — 1853. — Allgemeene Konst- en Let- terbode. 1854. N. 27 fl. „Weerkundige waarnemingen op den huize Zwanenburg“ finden sich in der: Allge- Meteorologie. Meteorologiska observationer à Stockholms Observatorium i 1852— 1854. — Öfver- sigt af Kongl. Vetenskaps - Akademiens Förhandlingar. 1853 —54. Lapschine, Les vents qui soufflent à Kharkow suivent-ils la loi découverte par M. Dove? — Bullet. de l’Acad. Imper. de St. Petersbourg. Classe phys.- mathem. 1853. N. 19. 20. Walter, Die Temperaturverhältnisse des östlichen Asiens, bedingt durch die da- selbst herrschenden Winde. — Zeitschr. J. allgem. Erdkunde. Bd. III. 1854. P. 384. Einige Resultate meteorologischer Beob- achtungen in Transkaukasien. — Archiv F. wissensch. Kunde Rufslands. 1854. P. 497. Sherwill (W. St.), Notes upon some at- mospherical phenomena observed at Dar- jiling in the Himalayah Mountains, du- ring the summer of 1852. — Journ. of the Asiatie Soc. of Bengal. 1854. p. 49. Meteorological observations taken at' the Surveyor Generals’ Office, Calcutta, for 1853 and Jan. 1854. — ibid. XXII. 1854. p. 508. 599. XXIII. p. 9. Meteorological Register kept at the Field Hospital, Rangoon, for October 1852 — June 1853. — ibid. XXII. 1854. p. 113. 317. 421. 502. 596. XXIII. p. 1. Meteorological Register kept at the Office of the Secretary to Government, N. W. P. Agra, for Juli 1852 — Februar 1854. — ibid. XXII. 1854. p. 217. 324. 424. 707. XXIII. p. 17. Bettelheim, Meteorological observations, Napa-Kearg, (Loo Choo) 184849. — Transactions of the American Philos. Soc. held at Philadelphia. 1853. p. 245. Abbott (J.), On the mirage of India. — Journ. of the Asiatic. Soc. of Bengal. 1854. p. 163. Piddington, A twenty-second memoir on the storms of the Indian and China Seas; Cyeloner and Tornadoes of the Bay of Bengal from 1848 to 1852. — ibid. 1854. p. 1. Ueber das Klima der Vereinigten Staaten und seine Wirkungen auf die Gewohn- heiten u. Sitten. — Hansa. 1853. N. 186 f. meene Konst- en Letterbode 1853 u. 54, Das Klima von San Francisco. — ib. 1854. zu Ende jeder Nummer. N. 217. ———ñ Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin, Grünstrafse 18. 1. II. IAbhonlt. C. Ritter: Ueber Lin's neueſte chineſiſche Geographie, Hai-kwö-tu- sche, und die Charakteriſtik ihres Verfaſſetns .. Gumprecht: Die neueſte chineſiſche Geſchichte und Geographie Toner Länder . C. F. G. Biekertel. er ounbrech, 8. B. eee eine io graphiſche Skizze. . R. Boeckh: Die Sprachgrenze in 1 Belgien 8 Taf. 1) . C. E. Meinicke: Ueberſicht der neueſten Entdeckungen in der Inſel Su⸗ b. e en nene eee Barbie ee ee ee ene Gumprecht: Die architectoniſchen Monumente des weſtlichen Nord— Amerika. . C. Irminger: Ueber Meeresſtrömungen (Hierzu Tafel III und IV). Gumprecht: F. X. Aubrey's Unterſuchung des Landes en te nien und dem Rio Grande del Norte M. Willkomm: Das Königreich Algarve (Hierzu Tafel V) er A. Berg: Ueber die Chimaera. Mitgetheilt von A. v. Humboldt.. . A. Rutenberg und Gumprecht: Die geographiſchen Geſellſchaften, und beſonders die Kaiſerlich ruſſiſche geographiſche n zu St. An tersburg . 1 . Fr. Schenck: Mittheilungen bes e Anſiedlers in eren . Gumprecht: Die Treibproducte der Strömungen im nordatlantiſchen Ocean Rehbock: Die Stadt St. Louis in Miſſouri . J. Altmann: Neueſter 5 in den Städten apa einſchließlich Polen's und Finnland's Neuere Literatur. E. v. Sydow: Landeskunde des Herzogthums Meiningen, von G. Brückner H. v. Schintling: Das Bergzeichnen, rationell entwickelt von F. C. we vin, und das Lehmann'ſche Bergzeichnungs-Syſtem. 5 Gumprecht: Transactions of the American Ethnological Society N. v. Etzel: Fregatten Eugenies resa omkring jorden ären 1851 — 1853, under befal of C. A. Virgin. Neuere Kartographie. E. v. Sydow: Handkarte von Nieder- N a ie von M. N. Beder HR: Seite 135 169 191 241 307 329 354 409 433 446 368 478 494 496 497 Miscellen. A. v. Humboldt und Gerard: Ueber die Winterkälte, welche 3 3 thiere ertragen können h C. Irminger: Ueber nordpolare Sichem n Cote Tafel .) Gumprecht: Ein neueres Itinerar von Timbuktu nach Kordofan C. Ritter: Dr. Vogel's Ankunft am 0 und die EA Befah⸗ rung des Nigerſtroms. 5 C. Ritter: R. J. Murchiſon, die neue eaten ee das Project der Befahrung des Tſchadda .. 5 C. Ritter und Gumprecht: A. Petermann, er neuen Eutdeckungsteiſen im Innern von Nord- Afrika a e Gumprecht: Dr. Vogel's Aufenthalt am Tſadſee C. Ritter: Dr. Kanes Nordpolar- Expedition K. Andree: Alterthümer in den Staaten Honduras I Sun Sold Gumprecht: Die Steinkohlenproduction in ge 4 „. C. Ritter: Seetzen's Nachlaß . 5 C. Ritter: Die Johannisjünger (Mandäer) N 0 Gumprecht: Barth's Unterſuchungsreiſe im Innern Nord: Afrikas : Gumprecht: Reiſe des ſchwediſchen Naturforſchers Anderſſon im Binnen- lande Süd-Afrika's 4. Gumprecht: Der Tod des dieikantihen Reifenden Bauley (Vaudey) B. Möllhauſen: Die Pueblos- Indianer Nord- Amerika's Gumprecht: Das Steinkohlenbecken im Ati . . . T. Solly: Ueber ein neues Inſtrument, um auf Reiſen kleine Hihen zu una en E. Ziehen: Die Landſchaft Agam und ihre Bewohner auf der Weſtküſte Sumatra's ? Gumprecht: Seu= Re: Yirs Geſchichte und Geographie 11 Volker Walter: Die Temperaturverhältniſſe des e Aſiens, bedingt durch die daſelbſt herrſchenden Winde . Gumprecht: Die neueſten Üünterfhifenig reisen im Hummel Nord- Afrikas, nach A. Petermann's Auszügen aus Barth's und Vogel's Briefen Gumprecht: Das Schickſal der Franklin'ſchen Expedition . Gumprecht: Statiſtik von Serbien . 5 C. Ritter: Die nordamerikaniſche Expedition 680 Sun ! H. Sebald: Die Hinterindifche Inſel Sumbawa . 2 Gumprecht: Barth's Unterfuchungsreife im Innern Nord— Afrikas Gumprecht: Capit. Collinſon's Rückkehr aus dem Nordpolarmeer Bericht über die r der e I Erdkunde zu Berlin am 8. Juli 1854 e eee . nn n, Dep. ae OP anne SED E ES Dsglaeten een. , enen n e U Zu beziehen durch alle Buchhandlungen Deutschlands und des Auslandes, in Berlin durch D. Reimer. Stimmen aus Deutſchland über Olshauſen's Die Vereinigten Staaten von Amerika. Band J. Kiel, Akademiſche Buchhandlung 1853. Preis geheftet 2 Thlr. 9 Ngr. (Die erſte Hälfte vom Band II.: Beſchreibung des Staates Miſſouri, mit 1 color. Karte, Preis 1½ Thlr., ift fo eben erſchienen.) »In No. 2 d. Bl. (S. 34) haben wir ein kleines anonym erſchienenes Werkchen über die Vereinigten Staaten von Nordamerika — eine ſtatiſtiſche Ueberſicht — angezeigt, welches ſich durch Reichhaltigkeit und Klarheit vor— theilhaft auszeichnete. Es wurde ſchon dort darauf hingewieſen, daß der Verfaſſer deſſelben wahrſcheinlich Theodor Olshauſen ſei und daß dieſer ein größeres Werk über denſelben Gegenſtand in Arbeit habe. Die vorliegende Lieferung iſt nun das erſte Stück dieſes Werkes, welches im erſten Theile das Miſſiſſippithal behandelt und hier zunächſt eine allgemeine geographiſche Darſtellung des Flußgebietes dieſes Rieſenſtromes und ſeiner Nebenflüſſe, ſowie eine gedrängte Geſchichte dieſes Landestheiles giebt, in den folgenden, in raſcher Aufeinanderfolge erſcheinenden, einzeln verkäuflichen Heften aber die ausführlichen Beſchreibungen und Spezialkarten der ſogenannten »Weſt— lichen Staaten« (Miſſouri, Jowa, Wisconſin, Illinois, Indiana, Michigan, Ohio, Kentucky, Tenneſſee, Miſſiſſippi, Louiſiana und Arkanſas) bringen ſoll. Der zweite Theil wird der Beſchreibung der übrigen Staaten und Terri— torien der Union gewidwet fein. Es geht aus dieſer Ueberſicht des Inhalts und aus der Anordnung des⸗ ſelben ſchon hervor, daß Verf. den noch am wenigſten gekannten und für die europäiſche Auswanderung, ſowie für die geſammte zukünftige Entwickelung Amerika's wichtigſten Weſtern Staates ſeine vorzüglichſte Aufmerkſamkeit zuwendet. Es iſt nämlich ein für die politiſche Auffaſſung des Verf. Zeug— niß ablegender Grundgedanke des Buches, daß die Miſſiſſippiſtaaten binnen wenigen Jahrzehnten ein entſchiedenes Uebergewicht über die atlantiſchen Staaten gewinnen und daß ſie endlich durch die fortwährend ſteigende und ſich hier concentrirende deutſche Einwanderung, insbeſondere auch dadurch, daß die Hauptverkehrsſtraße nach dem Weſten künftig durch ſie hindurch gehen wird, der Mittelpunct, das punctum saliens, Amerika's und der ganzen Welt werden müſſen. In dem vorliegenden Hefte iſt, wie geſagt, erſt die allgemeine Schil— derung des Miſſiſſippithales nach Begrenzung, Oberfläche, geologiſcher, oro— graphiſcher und hydrographiſcher Bildung und nach feinen klimatiſchen Ver⸗ hältniſſen enthalten; es iſt aber ſchon hier überall und namentlich in der Einleitung auf die Verfaſſung und Verwaltung, die allgemeinen und lokalen Geſetze, die Verkehrsverhältniſſe, die Parteiungen und auf alle wichtigen politiſchen und national⸗ökonomiſchen Beziehungen die möglichſte Rückſicht Landgürtel im Norden, dem Felfengebirge im Weſten und dem Meerbufen von Mexico im Süden, dem eigentlichen Miſſiſſippiland. Die Länder öſtlich von den Alleghanys, die eigentlichen Urſtaaten der nordamerikaniſchen Union, wie die californiſchen Länder im Weſten, finden alſo bei ihm keine Erwäh— nung. Die Arbeit iſt mit einer Umſicht entworfen, mit einer Reichhaltigkeit ausgeführt, mit einer nicht immer ſtreng, weil an allen Orten nicht nothwendigen wiſſenſchaftlichen Genauig⸗ keit behandelt, und mit einer Klarheit und nach allen Seiten hin genügenden Entfaltung des Stoffs niedergeſchrieben, daß wir das Buch unbedingt als das erſte und beſte nennen müſſen, was bisher gerade über dieſen Theil der neuen Welt ver— öffentlicht iſt. Das ganze ungeheure Land des Miſſiſſiippi und feiner Nebenflüſſe hebt ſich auf dem Hintergrunde der Wälder und Prairien, der Ströme und Felsrücken, des älteſten Natur- und Volkszuſtandes in klarer und ſcharfbeſtimmter Zeichnung ab. Wir ſehen ſeine Weltbedeutung, ſeine Volksmenge und Volksmiſchungen, ſeine Geſchäftigkeit und Lebensweiſe, ſeine Sitten und Gewohnheiten, ſeine ehemaligen und jetzigen Zuſtände. Der Geograph wie der Hiſtoriker, der Ackerbauer wie der Geſchäftsmann, der Statiſtiker wie der Schullehrer — ſie Alle finden den ergiebigſten Aufſchluß über die ſie beſonders anziehenden Verhältniſſe und Gegenſtände. Der Ver— faſſer ergeht ſich in dem erſten Bande des Buchs über Ausdehnung und Begrenzung, über die allgemeine und geologiſche Bildung der Oberfläche des Landes, über die Gebirge und Hauptflüſſe, über Klima und klimatiſche Vertheilung der Pflanzen und Thiere — eine beſonders für den Geogra— phen ſehr reichhaltige Zuſammenſtellung. Der zweite Band, der das Volk behandelt, bietet eine gedrängte, in den geſteckten engen Grenzen ſehr gut abgemeſſene Ueberſicht der Geſchichte des Miſſiſſippithales von den erſten Entdeckungen an durch alle Kriege, Eroberungen und Gebietserweiterun— gen der Union hindurch bis zum heutigen Tage, eine Schilderung der Indianer und ihres Lebens, endlich einen höchſt intereſſanten und ausführ— lichen Bericht über den gegenwärtigen Zuſtand der Bevölkerung in feinen ver: ſchiedenen Einzelheiten, der mit den beſten tabellariſchen Tafeln geſchmückt iſt. Darin verdient der Verfaſſer überhaupt ſehr viel Lob, daß er nicht flüchtige und ungefähre Angaben und Bemerkungen macht, ſondern ſichere, auf genauen Studien beruhende, aus wiſſenſchaftlichen Büchern wie ans Staatsſchriften geſchöpfte. Sein Werk gewinnt dadurch überall den Character der Zu⸗ verläſſigkeit und Gediegenheit. Eine Zierde des Buchs iſt überhaupt das richtige Maaß« ꝛc. 0 (Blätter f. liter. Unterhaltung 1854, No. 2.) — — — »Oaß dem Werke ein eigenthümlicher Werth dadurch ver: liehen wird, daß der Verfaſſer deſſelben im Lande lebt, bedarf wohl nicht hervorgehoben zu werden; die Benutzung zuverläſſiiger Quellen erhellt aus der Bezugnahme auf Longs Expedition to the sources of St. Peters River; compil. by Keating; Daniel Drakes Principal Deseases of the Interior Valey of North America; Lyell, a second visit to the United States; Bradfords Notes on the Northwest; Emory’s Notes of a military recon- noissance ; Wislizenus Memoir of a tour to Northern Mexico, connected with Col. Doniphans Expedition in 1846 and 1847; deſſen Ausflug nach dem Felſengebirge; D. D. Owens Report of a geological reconnoissance of parts of Wisconsin and Jowa; Lyells travels in North-America; de Bows review of the southern and western States (New-Orleans May 1852); I. C. Frémonts Report of the Exploring Expedition to the Rocky Moun- tains in 1842, and to Oregon and North- California in 1843 and 1844; Ch. Preuss (Frémont's Begleiter) Map of Oregon and California; Hall's Statistics of the West; Greggs Commerce of the plains; Featherstonhauhg's Excursion through the Slave-States; Flints Geography of the Mississippi Valey; u. a. m. Die wenigen Bruchſtücke, welche wir der Inhaltsangabe hin und wieder eingeſchalten, mögen zugleich als Proben der Darſtellungsform, die ſich beſonders auch durch Klarheit auszeichnet, dienen. Wir empfehlen das Werk, für deſſen äußere Ausſtattung die Verlags— handlung beſtens geſorgt hat und deſſen ununterbrochene, raſche Fortſetzung von ihr verſprochen wird, der Beachtung aller Freunde der geographiſch— ſtatiſtiſchen Studien.« (Hamb. lit. u. krit. Blätter 1853, No. 44.) »In dem erſten, früher in unſerer Zeitſchrift beſprochenen Hefte ſchil— derte der Verfaſſer, nach einer kurzen, aber inhaltreichen Einleitung, das Land; in dem gegenwärtig anzuzeigenden lehrt er uns das Volk kennen. Die Hälfte dieſes zweiten Heftes (S. 159 —297) füllt eine Ueberſicht der Geſchichte des Miſſiſſippithales, welche aus den beſten und zuverläſſigſten amerikaniſchen Quellen geſchöpft und in vier Zeitabſchnitte getheilt iſt: 1) Die Entdeckung des Miſſiſſippithales und die erſten Anſiedelungen; 2) vom Pariſer Frieden bis zur anerkannten Unabhängigkeit der Vereinig— ten Staaten, von 1763 bis 1783; 3) vom Revolutionskrieg bis zur Ver— einigung des ganzen Miſſiſſippithales mit den Vereinigten Staaten, von 1784 bis 1804; 4) von der Erwerbung Louiſiana's bis auf die Gegenwart, von 1804 bis 1852. Wir erinnern uns nicht, irgendwo eine fo befriedigende Darſtellung dieſer Partie der nordamerikaniſchen Geſchichte, in welcher die wichtigſten eigenthümlichen Mo- mente mit der nöthigen Ausführlichkeit hervorgehoben ſind, und das Allgemeinere in zweckmäßiger Andeutung berührt iſt, geleſen zu haben. — — — Wir empfehlen Herrn Olshau⸗ ſen's Werk wiederholt Allen, die ſich eine genaue Kunde von dem Miſſiſ— ſippithale zu erwerben wünſchen.« (Hamb. lit. u. krit. Blätter 1853, No. 83.) — — — »Wie weit der Verf. ſich auf eigene Anſchauung ſtützt, läßt ſich nicht erkennen; es gereicht ihm die perſönliche Bekanntſchaft auch nur mit einem verhältnißmäßig geringen Theile des umfaßten Gebietes, zu der ihm ſein längerer Aufenthalt in demſelben jedenfalls verholfen hat, ſchon in ſo fern zu großem Vortheile, als er die vorhandenen, Schriften, unter denen ihm die einheimiſchen überdies zugänglicher ſein müſſen, als uns in der Fremde, an dieſer nach ihrer Zuverläſſigkeit und Vollſtändigkeit genauer hat prüfen können, und außerdem darf man nicht gering anſchlagen, daß 1, im reichliche Gelegenheit zu genauen Erkundigungen dargeboten hat, en fleißige, aber auch vorſichtige Benutzung dem dargelegten, wiſſenſchaft⸗ lichen Sinne zuzutrauen iſt. Der Verſuchung, ſich in Einzelſchilderungen zu ergehen, durch dieſe aber zu verwirren, hat er glücklich widerſtanden; feine Darſtellung iſt vielmehr überſichtlich, wohl geordnet; anſchaulich, und hält die rechte Mitte zwiſchen einer ſtreng wiſſenſchaftlichen Behandlung und einer auf das practifche Bedürfniß oder die bloße unterhaltende Belehrung berechne— ten populären Auffaſſung, fo daß fie namentlich ſolchen empfoh⸗ len werden kann, welche ſich auf eine Ueberſiedelung nach dem Weſten Nordamerika's gründlich vorbereiten wollen.« (Liter. Centralblatt 1853, No. 31.) »Bei der fortdauernd ſich ſteigernden Auswanderungsluſt kann uns jede neue Kunde über Amerika, die von einem einſichtsvollen und gewiſſen⸗ haften Mann herrührt, nur willkommen ſein. In der unüberſehbaren Literatur, welche die letzten Jahre in dieſer Beziehung her⸗ borgebracht haben, nimmt das vorliegende Vuch eine ſehr vervorragende Stellung ein. Es vereinigt den Vorzug unmittelbarer Anſchauung mit dem vieljähriger ernſter Studien.« (Grenzboten 1853, No. 29.) — — — »Der Verfaſſer des vorliegenden Buchs, von dem wir die erſte Lieferung bereits angezeigt haben, hat ſich ein großes Verdienſt um unſere Kenntniß der amerikaniſchen Zuſtände erworben. Der vorliegende Band behandelt zuerſt die geographiſchen Zuſtände, die Flußgebiete, die all- gemeine Bildung und Oberfläche des Landes, die Grundzüge der geologiſchen Bildung, die Gebirge, das Klima und die klimatiſche Vertheilung der Pflan— zen und Thiere. Dann geht er auf die Geſchichte des Miſſiſſippithals über und verfolgt dieſelbe von den erſten Entdeckungsreiſen der Spanier bis auf die gegenwärtige Zeit. Dieſe Geſchichte verdient unbedingtes Lob; ſie iſt ſehr gedrängt und enthält doch alles Material, das für uns von Wichtigkeit ſein kann; dabei iſt ſie ſehr anſchaulich und zweckmäßig gruppirt und giebt uns ein klares Bild von der allmälig fortſchreitenden Cultur. Zum Schluß ſchildert der Verfaſſer den gegenwärtigen Zuſtand der Bevölkerung, die ſtatiſtiſchen Ver⸗ hältniſſe, die Stammesverſchiedenheit, Lebensweiſe, kirchliche Spaltungen, höhere Schulanſtalten, Ackerbau, Manufactur und Fabrikation, Handel und Verkehr, Verwaltung und Juſtiz. Von der Darſtellungsweiſe des Verfaſ— ſers geben wir hier eine Probe. « ꝛc. (Grenzboten 1853, No. 38.) »Dieſes Werk ſcheint in Teutſchland und ſelbſt einem Theile der transatlautiſchen Erde eine Lücke ausfüllen zu wollen, welche ſich ſeit dem Aufhören des bekannten Ebeling' ſchen Buchs über Amerika immer empfindlicher zeigt. Die Statiſtik, Erdkunde und Geſchichte der Vereinigten Staaten entbehrt nämlich eines Teutſchen Organs, welches in loſen Heften den anſchwellenden Stoff ſam⸗ meln und für gebildete Leſer verarbeiten könnte. Wer das auf gründliche und zugleich anziehende Weiſe erſtrebt, muß entweder im Lande ſelber als Augen- und Ohrenzeuge beobachten, oder daheim in Europa jenſeit der See verläßliche und fleißige Correſpondenten haben. Der erſte Weg hat offenbar den Vorzug; ihn betritt Herr Olshauſen, welcher ſich unlängſt in den Schleswig-Holſteiniſchen Wirren durch Thätigkeit und Ausdauer einen nam⸗ haften Platz erworben hat. Seine Hauptkraft in dem neuen Vaterlande, dem Freiſtaat Miſſouri, gilt jetzt, ſcheint es, vorläufig dem bezeichneten literariſchen Unternehmen, welches bei der wachſenden Verflechtung Europäi— ſcher und Amerikaniſcher Intereſſen ſicherlich den gebührenden Anklang finden wird. — — — Das vorliegende erſte Heft ſchildert das Miſſiſſippithal im Allgemeinen, hebt die Bedeutung deſſelben in politiſch-mercantiliſcher Rück— ſicht hervor, weiſet auf das künftige Uebergewicht der Miſſiſſippi-Staaten über die atlantiſchen hin, beſpricht den wirklich ernſthaft gemeinten, theil— weiſe ſchon in Angriff genommenen Rieſenbau von Eiſenbahnen nach dem ſtillen Meere von Californien, den dadurch geförderten Umſchwung des ge: ſammten Handels mit dem Oſten Aſien's, namentlich China, incl. Japan, und die Wahrſcheinlichkeit der mercantil-induſtriellen Ueberflügelung Groß⸗ britannien's durch die Staaten der Union (S. 3) und bezeichnet die Linien der künftigen, jenes Uebergewicht beſonders fördernden Dampfſchifffahrt nach dem öſtlichen Aſien. Dieſer gehaltreichen Einleitung folgen ſechs, ſorgfältig ausgeführte Abſchnitte geographiſch-ſtatiſtiſchen Inhalts, welche wohl manches in Teutſchland wenig Bekannte enthalten mögen. Hat ſchon die literariſche Arbeit Dr. Andrée's, des viel beſprochenen Agitators und Miſſionairs der Tiſchrückerei, in Teutſchland Anerkennung gefunden, ſo wird Gleiches dem an Ort und Stelle beobachtenden und ſchreibenden Th. Ols-⸗ hauſen gewiß nicht fehlen. (Heidelb. Jahrbücher d. Liter. 1853, No. 887 u. 888.) »Zu den werthvollſten deutſchen Arbeiten über die Ver— einigten Staaten wird unſtreitig das jetzt in Kiel erſcheinende Buch Theodor Olshauſen's gehören, der ſich zu St. Louis im Staate Miſſouri niedergelaſſen, wo er jetzt die Feder, die einſt mit ſo vielem Talent und Patriotismus die Sache der Deutſchen in Schleswig⸗ Holſtein vertheidigte, einer gründlichen Darſtellung des Landes widmet, in welchem viele ſeiner Schickſalsgefährten einen Erſatz für das ihnen von den Dänen genommene Vaterland ſuchen. Das bisher erſchienene Heft J. bildet die erſte Hälfte des erſten Bandes eines umfaſſenden Werkes über die amerikaniſche Union, von welcher der Verfaſſer zunächſt das Miſſiſſippithal und die einzelnen Staaten deſſelben (Miſſiſſippi, Tenneſſee, Louiſiana, Kentucky, Miſſouri und Arkanſas) geographiſch und ſtatiſtiſch darſtellt. — — Das uns vorliegende erſte Heft iſt ſo reich an belehrendem Material, daß wir der Fortſetzung des Werkes mit Begierde entgegen— ſehen.« (Magaz. f. Lit. d. Auslandes 1853, No. 85.) — — — »So vielſeitig und ſorgſam, wie Herr Th. Olshauſen feine Aufgabe behandelt, iſt ſein Werk als ein Unterrichtsbuch zu bezeichnen, wel— ches Auswanderungsluſtigen ſchon in Europa Gelegenheit bietet, ſich von den geſellſchaftlichen, politiſchen und Naturverhältniſſen Nordamerika's ein ſo ge— naues Bild zu entwerfen, daß ſie nicht leicht fehl greifen werden, wenn ſie nach demſelben noch in Europa, ſelbſt die ſpecielle Wahl der neuen Heimath treffen. « (Hamb. Nachrichten 1853, No. 112.) »Das Intereſſe, welches dieſes Werk ſchon durch den darin behandelten Gegenſtand an ſich darbietet, wird noch ganz beſonders dadurch erhöht, daß es ein Deutſcher in St. Louis in deutſcher Sprache geſchrieben hat. Das Werk, welches mit großem Fleiße und tiefer Kenntniß amerikaniſcher Zuſtände verfaßt worden iſt, giebt zuerſt in dem Abſchnitte: das Land, eine allgemeine geographiſche Darſtellung des Fluß— gebietes des Miſſiſſippi und ſeiner Nebenflüſſe, dann folgt in dem zweiten Abſchnitte: das Volk, eine Geſchichte dieſes Landes von der Entdeckung und den erſten Anſiedelungen bis zu dem Eintritt der weſtlichen Staaten in die Union, eine Schilderung der Indianer vormals und jetzt und des gegen— wärtigen Zuſtandes der Bevölkerung. Die folgenden Hefte werden die Be— ſchreibung der einzelnen Staaten des Weſtens enthalten, nämlich Miſſouri, Jowa, Wisconſin, Illinois, Indiana, Michigan, Ohio, Kentucky, Tenneſſee, Miſſiſſippi, Louiſiana und Arkanſas, wobei namentlich die Verfaſſung, Ver: waltung und die Verkehrs-Verhältniſſe der einzelnen Staaten berückſichtigt werden, auch wird der Beſchreibung eines jeden Staates eine die County— Eintheilung enthaltende Karte beigegeben. Sodann folgt die Beſchreibung der übrigen Staaten, Territorien und Diſtricte der Union. — — — Die gegebene flüchtige Ueberſicht des Inhaltes kann natürlich nur andeuten, welch' ein reiches Material Herr Olshauſen in ſeinem trefflichen Werke, das zugleich in einem ſehr anzie— henden Stil geſchrieben iſt, verarbeitet hat. Die vorliegenden beiden Lieferungen rufen den lebhaften Wunſch hervor, daß die Beſchreibung der einzelnen Staaten des Weſtens, ſowie der übrigen Staaten-Territorien und Diſtricte der Union, recht bald folgen mögen.« (Zeitſchrift f. Allg. Erdkunde, Bd. II, Heft 1.) »Zauberiſch klingt der Name des Miſſiſſippi-Thals nach dem alten Con— tinent herüber und Tauſende verlaſſen alljährlich das theure, Vaterland, um in ſeinen fruchtbaren Niederungen eine neue Heimath zu gründen und Staa— ten ſchaffen zu helfen, denen die Weiſen der Statiſtik und die Propheten des Induſtrialismus die zukünftige Herrſchaft der Welt verheißen. Denn in dieſer großen Inner-Ebene von Nord-Amerika, die die Flußgebiete des Miſ— ſiſſippi, des St. Lorenz, des Nelſon und des Churchill umfaßt, die vom Meerbuſen von Mexiko bis faſt an das nördliche Eismeer reicht, und die ſchon jetzt, wo auf die Quadratmeile nur wenige hundert Einwohner kommen, 9 Millionen Bewohner zählt, in Tenneſſee, Kentucky, Ohio, Indiana, Illi⸗ nois, Wisconſin, Jowa, Arcanſas zeigt ſich eine eigenthümliche, von den atlantiſchen Staaten der Union ſehr verſchiedene, unzweifelhaft ſolidere und geſundere Entwickelung. Mit dem Miſſiſſippi-Thal hat Olshauſen daher den Anfang ſeiner Beſchreibung Nord-Amerika's gemacht, die er beſcheiden eine geographiſch-ſtatiſtiſche nennt, während fie in der That, wie man auch über die politiſchen Anſichten des Verfaſſers, die jedoch durchaus nicht in den Vordergrund treten, denken mag, durch die Einſicht, mit der das ungeheure Material geſtaltet iſt, faſt ein philoſophiſch⸗ politiſches Werk geworden iſt. — — — Die ſtatiſtiſchen Angaben, die Allem zu Grunde liegen, ſind bis auf die neueſte Zeit fortgeſetzt und geben ſo wirklich ein rich⸗ tiges Bild des gegenwärtigen Zuſtandes der vereinigten Staaten, was um fo wichtiger iſt, da das Buch dem Auswanderungs— luſtigen zur vorläufigen Belehrung darüber dienen ſoll, in welcher Weiſe er feine phyſiſchen, geiſtigen und finanziellen Kräfte am beften verwerthen könne und welcher Art die geſellſchaftliche und politiſche Stellung ſei, die zu erringen er hoffen darf. Der Denkende findet in Olshauſen's Werk gewiß mehr als der Titel verſpricht und er er⸗ warten kann. — Die beſte Empfehlung eines Buchs.« (Spener'ſche Zeitung 1853, No. 211.) »Von Th. Olshauſen's Werke »Die Vereinigten Staaten von Amerika iſt gegenwärtig bereits die zweite Lieferung erſchienen. — — — Ueberall entwickelt der Verfaſſer gediegene Kenntniß und Beherrſchung des Gegenſtandes und können wir nur unſer früheres Urtheil wiederholen, daß das Werk ſich den beſten anzureihen verſpricht, welche wir über die Vereinigten Staaten beſitzen und daß es nicht nur Aus⸗ wanderern, ſondern Allen empfohlen zu werden verdient, die an Geographie und Geſchichte überhaupt Intereſſe nehmen. — Beide Lieferungen bilden zuſammen ein in ſich abgeſchloſſenes und find daher auch unter dem Titel »Das Miſſiſſippi-Thal« für ſich befon- ders im Buchhandel zu beziehen.« Voſſiſche Zeitung 1853, No. 227.) * hr kr Berlin 1 1854. Verzeichnils der Erd- u. Himmelsgloben von C. Adami. Verlagvon Dietrich Reimer in Berlin. Von den schon immer vortheilhaft bekannten Adam sehen Globen sind | die nachstehend unter II, III und IV verzeichneten jetzt in vollständig neuer Be- * 3 arbeitung und in weit schönerer Ausstattung als früher erschienen, und durch Hinzufügung einiger Sorten mit Halbmeridian, Litt. H 1 und K 1 vermehrt worden. | Der grofse Himmelsglobus von 30 Zoll Durchmesser (Litt. S) ist vor Kurzem fertig geworden; der entsprechende Erdglobus (Litt. R), an dem seit längerer Zeit ge- | ‚arbeitet und auf dessen schöne und zweckmäfsige Ausstattung besondere Sorg. falt verwendet wird, wird gegen Ende des nächsten Jahres erscheinen. I. Belief-Erdgloben von 12; Zoll Bheinl. Durchmesser. Litt. A 5 Thlr. — Litt. B 15 Thlr. — Litt. B 1 10 Thlr. Emballage à 1 Thlr. Diese drei Sorten unterscheiden sich nur durch mehr oder weniger ausgeführte Malerei und elegantere Gestelle. Zu diesen wie zu den folgenden Erdgloben gehört eine Beschreibung, unter dem Titel: Commentar zu den Relief- und Kartengloben von C. Adami. Preis 10 Sgr. II. Erd- und Himmelsgloben von 121 Zoll Durchmesser. litt. C 5 Thlr. 20 Sgr. — Litt. D (mit Halb-Meridian) 9 Thlr. Emballage à 1 Thlr. Dieselben Globen mit Horizont, messingenem Meridian und Stundenring eto: Litt. E (Erdglobus) 15 Thlr. — Litt. F (dito auf elegantem Gestell) 22 Thlr. 20 Sgr. Litt. F1 (Himmelsglobus) 15 Thlr. — Litt. F 2 (dito auf eleg. Gestell) 22 Thlr. 20 Sgr. Emballage à 2 Thlr. III. Ae von 4 Zoll Durchmesser. Litt, G AR einem Kästchen), 2 Thlr. 5 Sgr. incl: Emballage. Eu Litt. H 1 Thlr. 20 Sgr. — Lit. H I (mit Halbmeridiän))® en Ser. Emball 0 Litt. I (mit Horizont, messingenem Meridian ete. ele.) 4 Thlr. 2⁰ Sgr. Emballage IV. Erd- und Himmelsglöben von 8 zo Durchmesser Litt. K 4 Thlr. — Litt. K 1 (wit Halbmeridian) 6 Thlr. Emball à 15 Sgr. BB Dieselben mit Horizont, messingenem Meridian ete.: i 3 Litt. L (Erdglobus) 8 Thlr. 15⁵ 1 — lab M (anden 8 9 15 de. mb — lage à 1 Thlr. ? v. Erd-, "Relief- und nen: von 30 Zoll waren. sse Litt. S (Himmelsglobus) 65 Thlr. Emballage I Tbl., 1 . Litt. R ebe a 8⁰ ae 5 5 Litt. N wee a 100 Di, 5 ER in beitung. SR ; 100 VI. Der nördlich eat Mel, Lit N. "Eine ohle Halbkugel vo 18 Zoll Durchmesser, 5 Horizont, a de ar etc. 28 Thlt- 10 Ser: ‚Emball, 2 Thlr. 10 Sgr. Litt. O. Derselbe von 48 2011 Durchmesser, s 300 Thlr. (Wird nur auf. besondere Bestellung angefertigt.) Uri Litt. P. Das ‘Observatorium, der einfachste Apparat, durch welchen dealer ohne Vorkenntnisse, die Gestirne schnell und zuverlässig am Himmel selbst finden. kennen lernen kann. Gewöhnliche Sorte 12 Thlr. Bessere god, 15 1 Embal | ä 1 Thlr. . en . Litt. C. Das Astrognosticon „ ebenfalls ein ee Hilfsmittel, die „ Ka * Himmel selbst aufzufinden und kennen zu lernen. 2 Thlr. 1 10 * N N Bemerkung. Auswärtige Besteller, mögen sie die Cloben direkt oder al. eine andere Buchhandlung beziehen; haben stets die Emballage mit zu bezahlen. 8 Ein ausführlichere Prospect über die Adami'schen Globen is alle Buchhandlungen gratis zu erhalten. 5 3 un i Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin, Grünstrafse 18. N * . 8 5 Eu .- dh wit R 4 . teen — n