5% ee 132 4.049,16 % WR % - I 0 fg un TILL A ZEITSCHRIFT £ FÜR -_ ALLGEMEINE ERDKUNDE. MIT UNTERSTÜTZUNG DER GESELLSCHAFT FÜR ERDKUNDE ZU BERLIN BZ UND UNTER BESONDERER MITWIRKUNG - voN H. W. DOVE, C. G. EHRENBERG, H. KIEPERT vs» C. RITTER IN BERLIN, K. ANDREE ı oresopen uno J. E. WAPPÄUS im görrıncen. HERAUSGEGEBEN von Dr. K. NEUMANN. NEUE FOLGE. VIERTER BAND. MIT 8 KARTEN UND EINER TABELLE. BERLIN. VERLAG VON DIETRICH REIMER. ISTÜTSIATY Hr si. ‚ DASEIN BAU ÄgQIAW . yamıaa nolgrasa net ‚Br t Inhalt des vierten Bandes. I. Ueber das Klima von Mendoza. Von Prof. H. Burmeister I. Ueber die niederländischen und französischen Besitzungen in Guyana. E NONE. KT den "IP! ee res all III. Reise von Shanghai über Haupteci (heil Ningpo Nach einem ) Br: englischen Bericht vom Herausgeber. . . . =, Aa ER VI. Die Baumwolle in ihrem grofsartigen Verhältnisse zur Berenkaih des Et Weltverkehrs und der Völker-Industrie der Gegenwart. Vom Geh. En Reg. Rath Prof. Dr. F. W. Schubert in Königsberg . > E - V. Mittheilungen aus Algerien. Von Dr. L. Buvry. Aufbruch Son Bo Abreise nach den südlichen Gegenden der Provinz Constantine. Die Stadt Batna; die Strafcolonie Lambese . 2 ausgeber. I. Bevölkerungsstatisik . : : .» eh . VO. Von den Zweifeln, welche über den Flächeninhalt des jetzigen mexi- canischen Gebiets erhoben worden sind. Von Alexander v. Hum- Bordt m 2) Sn _ VII. Ueber den EUER, Theil a Syr Dariah ask) Geischöh dl s> Fort Peroffsky und seiner Mündung. Von Alexis Boutakoff. Anl Mitgetheilt von Prof. Carl Ritter . . . SE NTz. Mittheilungen aus Algerien. Von Dr. L. wu Die östliche Sa- hara der Regentschaft Algerien . . . - re X. Die Meteoren von Stagus in Thessalien. ei Prof. 6. L. Kriest in Frankfurt a. M. b ee e XI. Geognostische Skizze al Eloebirgeh von Uspaliate, Von Prof. Br Burmeister”. le a Ueber die Hydrographie Er erkannte ah at, von San Franeisco. Von J. Kohl . . - ka Eh . Ueber die Bewohner der Insel Rook, nebst einigen Notizen über Neu-Guinea und benachbarte Inseln. Nach schriftlichen Aufzeich- ' nungen und mündlichen Mittheilungen des Missionars P. Reina . Die Expedition der Herren Dr. Blair, Holmes und Campbell nach den Goldwäschen von Caratal in Venezuela. Nach dem Bericht von Holmes und Campbell vom Herausgeber . . . . 2»... . Die Mineralien Grönlands und ihre Fundorte. Nach H. Rink von Er iz BE 1 RO R FETT 2, LOBEN DON. Seite 36 98 107 131 169 172 190 265 276 293 353 365 378 en # Bun! IV Inhalt. XVI. Ueber die hypsometrischen Verhältnisse des Uralgebirges. Von Dr. E. Hofmann, Kais. Russ. General-Major im Corps der Berg-In- genieure XVI. Reise von Drröutheiin über Doyie- Er File- Fjelä Aut ac Som Fjord und dem Justedal-Gletscher. Nach P. A Siljeström von Dr. Sebald. XVIN. Vom Fort Laramie N dem Grafen Balaise, Vom Herausgeber Miscellen und Literatur. Europa. Ueber die Temperatur der Ostsee, verglichen mit der des Atlantischen Oceans. Von H. W. Dove NE Die Kataster-Karten in Baiern und Würtemberg Statistische Notizen über das Gouvernement Olonez Passarge’s Reiseskizzen „Aus dem Weichseldelta“ Die Ber Städte Rufslands, nach ihrer Einwohnerzahl Bali yaeh . J- Altmann - 2 C. En Vorträge „Alpinisches nd Ayanspliainalgere Plan von Berlin und Charlottenburg mit nächster Umgebung Ueber das veränderliche Niveau der Ströme (Saone, Doubs). Von H. a DK a oe onen en 5 Notiz über die sogenannte Zwickauer Fans eeeranR Vom ee: Dr. Jenzsch in Gotha Zur Bevölkerungsstatistik des Königreichs Poich, Von Dr. J. Almen A. Becker’s „Die Pfalz und die Pfälzer“ Ueber die Wärme des Meerwassers im finnischen Bernie Von H. W.Doyer rer: Zur Statistik des erden Finnland. Yon, Dr. 1. Ferse. Afrika. Anderson’s „Reisen in Südwest- Afrika“. Zweiter Band Die Niger-Expedition im Sommer 1857. Von Prof. Carl Ritter Nachrichten von der Novara aus der Capstadt. Aus einem Schreiben Haidinger’s an A. v. Humboldt Häusliche Geräthschaften der Zulu-Kaffern Baikie’s Niger-Expedition. Verlust des Schiffes eng Sn FR Crowther. Mitgetheilt vom Prof. Carl Ritter Burckhardt’s Grab bei Cairo . s Eine neue Forschungsreise nach Central- Afıika 2 . Weitere Mittheilungen aus dem Tagebuche Mr. Erowther’s über die letzte Niger-Expedition. Von Prof. Carl Ritter Von dem Umfang und den Originalmafsen der drei grolsen Pro von Gizeh. Von H. Wittich . . Seite 433 Inhalt. eber Nikolajewsk und das Gebiet am Amur.. . . I: au eaila ine neue Reise P. v. Tschichatschef’s nach Kiheitolieni. Aus einem Schreiben Tsehichatschef’s an Prof. C. Ritter En Jos. Benjamin’s Reisen in Asien und Afrika. Von Dr. R. dssche £ ‚€ Die Mittelmeer-Euphrat-Eisenbahn. Von Dr. H. Kiepert.. Religiöse Schauspiele in den Buddhistenklöstern Tibets. Von H. Schlagintweit .” . . SA Sandreczki’s „Reise nach Mosul IR dddeh Kurdistan au Urumia“ Reise von Omsk nach Wjernoje Robert Fortune’s „A Residence among the Chinese“ a Aus einem Briefe des Dr. Wetzstein über die Wüstenstädte im Hoden Zur Fauna von Amoy Sleeman’s „A Journey through en Kingdom of Oude“ E Fortsetzung der Bemerkungen des Kgl. Preufs. Consuls Dr. Wetzstein über die Gegend der Wüstenstädte im Hauran . . RN Uebersicht der von den Mitgliedern der ostsibirischen Expedition i in den Jahren 1855 bis 1857 PREBOMBEIeR: Reisen Lühdorf’s „Acht Monate in Japan“ R - Die Orontschenen am Amur. Von Orlow. a er een Expedition nach dem Darling River . . ey snheiankaeie Die Insel. Pitcairn ... - RMIBEE a fear ertstherk sera Amerika. Neue Eintheilung der Republik Neu-Granada. Von Dr. H. Kiepert Möllhausen’s „Tagebuch einer Reise vom Mississippi nach den Küsten BET SudRe an N a a nn re dann, die neue Hauptstadt von Canada a4 Erdbeben und Vulcan- Ausbrüche in Salvador Kali a 2 nn eber die Länge von Callao. Aus einem Schreiben von Prof. Wol- re een an A. v. LEN. _ Mission de Cayenne et ge ja SR, ale _ Kiepert’s „Carte de U’Isthme de Panama et de Darien et de ie Drince F: de Choco* . . . RR Er zur Abhandlung „das Klima von Mondoii®, u H. Bur- on. a ne le 426 508 337 425 513 70 72 ‚80 83 154 155 156 159 164 166 247 250 256 vI Inhalt. J. Fröbel’s Ausflug nach der Provinz Chontales im Staate Nicaragua . 339 Ueber das Klima von Cayenne. Von H. W. Dove . . ...... 341 Die neuentdeckten Goldlager im britischen Nord-Amerika . . . . 413 Ueber die Indianerstimme Nord-Amerika’s. Von Dr. Helfft. . . 417 Commodore Paulding’s Bericht über die Möglıchkeit einer Durchstechung des Isthmus von Panama /. ‚eilnelasalıı erdnl- Veen Valparaiso ua. wnnuldiainluhbail. Beh ni. STE Miscellen allgemeineren Inhalts. Die Sondirungen auf dem Telegraphen-Plateau . . . » av oa Aus einem Schreiben von Dr. Peschel an Alex. v. Humboldt das 199 Ueber einige historische Thatsachen, die auf die Entdeckung von Ame- rika durch Columbus Bezug haben. Aus einem Briefe von Dr. Peschel an A. v. Humboldt . . » sıanl?'226 Ueber die Scheidelinie der nördlichen und südlichen Erdhälfte, Von H. W. Dove Hansdt ant nrlektepan el ante ssua) SDR Uebersicht der vom November 1857 bis zum Juni 1858 auf dem Gebiete der Geographie erschienenen Werke, Aufsätze, Karten und Pläne. Von WerKomen. na Su “rauf 170 AÄlRRG z en 0 27) Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin vom 9. Januar . 1857 37! £ 4 2 - - - - 6. Februar - . 167 e = E = - - - 6. März - 1.026 2 e a - - - - 10. April er 3 | - am Stiftungsfeste der geogr. Gesellschaft zu Berlin, am 18. April 1858 430 - . der geographischen Gesellschaft zu Berlin vom 15. Mai 1858. . 431 - - - - - - - 9. Juni = aan Karten und Tabellen. Taf. I. Die Republik Neu-Granada, nach der neuen Eintheilung in acht Staaten. Von H. Kiepert. Taf. I. Der Staat Buenos Aires und der südliche Theil der Argentinischen Re- publik. Entworfen von H. Kiepert. Taf. II. Bevölkerung und Viehstand der Campalıa des Staates Buenos Aires, nach den einzelnen Partidos geordnet. Vom Herausgeber. Taf. IV. Die projectirte Mittelmeer-Euphrat-Eisenbahn, nach der Aufnahme von Mac Neill. Taf. V. Die östliche Sahara der Regentschaft Algerien, mit Rücksicht auf die Angaben des Dr. Buvry entworfen von H. Mahlmann. Taf. VI. Geognostische Skizze des Erzgebirges von Uspallata. Von H. Bur- meister. Taf. VII. Das Mündungsland des Orinoco und Essequibo. Von H. Kiepert. = Taf. VIII. Skizze der Wege, welche vom oberen Nebraska (Platte River) zum Mormonen-Gebiet am Grolsen Salz-See führen. ————— un ZEITSCHRIFT 00 a MIT UNTERSTÜTZUNG a, Bi DER GESELLSCHAFT FÜR ERDKUNDE ZU BERLIN ‚UND UNTER BESONDERER MITWIRKUNG voNX 2 w. DOVE, 6. 6. EHRENBERG, H. KIEPERT uno (. RITTER IN BERLIN, K. ANDREE In DRESDEN UND. J. E. WARPÄUS ı IN GÖTTINGEN. HERAUSGEGEBEN BE “ I yosk. N en nn ©:Dr. Kı NBUMANN. 'NEUE FOLGE, VIERTER BAND, ERSTES HEFT. BE: BERLIN. VERLAG von DIETRICH REIMER, } 1858. Inhalt. I. Ueber das Klima von Mendoza. Von Prof. H. Burmeister . „. . 1 II. Ueber die niederländischen und französischen Besitzungen in Guyana. Non. GA: Vo Rlöden 0 De a III. Reise von Shanghai über Hangtschau nach Ningpo. Nach einem eng- lischen Bericht. Vom Herausgeber . . ». 2 2 ee. 00. 86 Miscellen. Ueber die Temperatur der Ostsee, verglichen mit der des atlantischen Öcsane Yon’ H. Wi Dove u, sa ee ee Die Kataster-Karten in Baiern und Würtemberg. . 2 2 0 0... 62° Statistische Notizen über das Gouvernement Olonez. -. = x 2. ...64 Ueber Nikolajewsk und das Gebiet am Amur. . 2 2 2 2 0 0 .0..65 Neue Eintheilung der Republik Neu-Granada. (Mit einer Karte.) Von Dr, H-Kieparb ng. 27 rt Maar au Wr u Ueber das Projeet einer Eisenbahn von Rosario nach Cördova . . . . 7 Die Sondirungen auf dem Telegraphen-Plateau . : » 2 2 2... Neuere Literatur. Aus dem Weichseldelta. Reiseskizzen von L. Passarge. . x 2... 79 Reisen in Südwest-Afrik.. Von Andersson. Aus dem Schwedischen von H. Lotze. Zweiter Bnd . . . 2. 2 ee ee. 80 Tagebuch einer Reise vom Mississippi nach den Küsten der Südsee. Von Balduin Möllhausen. Erste Hälfte . ». 2 2 2 2 2 0.0.80 Aus Amerika. Von J. Fröbel. Zwei Bände . ... ‘ . 83 Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin vom 9. Zainar 1858 . 87 Karten. Taf. I. Die Republik Neu-Granada, nach der neuen Eintheilung in 8 Staaten, vom Juni 1857. Entworfen von H. Kiepert. a —— Von dieser Zeitschrift erscheint jeden Monat ein Heft von 5—6Bogen . mit Karten und Abbildungen. Der Preis eines Bandes von 6 Heften, welche nicht getrennt abgegeben werden, ist 2 Thlr. 20 Sg. %=> Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post- Anstalten. I. Ueber das Klima von Mendoza. Von Prof. H. Burmeister. D.: Stadt Mendoza hat eine geographisch höchst eigenthümliche Lage; sie ladet dadurch von selbst zu Beobachtungen ihres Klima’s ein, insofern sich dabei ganz besonders wichtige Resultate in Aussicht stellen. Aus diesem Grunde richtete ich mein Augenmerk während meiner Anwesenheit daselbst auf diesen Gegenstand und hatte das seltene Glück für einen wissenschaftlichen Reisenden, im Orte einen Landsmann, Herrn Wilhelm Trofs aus Braunfels im Reg.- Bezirk Coblenz, anzutreffen, der ähnliche Beobachtungen einige Jahre hindurch schon ausgeführt hatte und mir die seinigen mit zur Verfügung stellte. Herr Trofs kannte den Werth solcher Untersuchungen und machte sie mit Genauigkeit, wozu ihn der Umgang des bekannten Herrn v. Eschwege bestimmt und vorbereitet hatte; er beobachtete, wie ich, mit einem Reaumur’schen Quecksilber- Thermometer, konnte aber seine Beobachtung nur über 14 Jahre ausdehnen, weil ihm nach dieser Zeit das Instrument durch einen Anderen zerbrochen wurde. Meine Beob- achtungen umfassen bis jetzt freilich nur den Herbst und Winter, sie stimmen aber mit denen des Herrn Trofs so weit überein, dafs ich den seinigen für Frühling und Sommer ein gleiches Vertrauen schenken darf und somit die gesammte Jahrestemperatur Mendoza’s schon jetzt mitzutheilen im Stande bin. Nur Morgens und Abends weichen unsere Wahrnehmungen öfters beträchtlich ab, Herr Trofs hat stets höhere Zahlen; allein man sagte mir allgemein, dafs in diesem Jahre Herbst und Winter ungewöhnlich kalt und trocken gewesen seien und dafs namentlich die Nächte, also auch die Morgen und Abende, wärmer zu _ sein pflegten. Aufserdem nahm Herr Trofs die Abendtemperatur von 9 Uhr, ich die von 10 Uhr, woselbst, wie ich erfahren habe, das Thermo- meter einen halben bis einen ganzen Grad tiefer zu stehen pflegt, als Be f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. IV. _ 1 2 H. Burmeister: um 9 Uhr. Ungewöhnlich hoch sind daher nur seine Morgentempera- tur-Angaben und das kann füglich an der Oertlichkeit, namentlich an der Stellung des Instruments gegen Morgen, gelegen haben, während ich das meinige stets so anbrachte, dafs es von allen Seiten dem Luft- strome frei ausgesetzt war. Uebrigens beobachteten wir beide an ziem- lich nahe gelegenen Standorten, in der Stadt selbst, indem es mir trotz vielfacher Bemühungen nicht gelingen wollte, einen bleibenden Aufent- halt im Freien auf dem Lande zu erhalten. Es wird auch für den . Gang der Temperatur von keinem grofsen Unterschiede sein, ob letz- tere in der Stadt oder auf dem Lande wahrgenommen; indessen haben mich einzelne Beobachtungen im Freien, 5 Leguas weiter nach Süden, überzeugt, dafs dort eine um fast 1° R. niedrigere Temperatur wenig- stens am Morgen und Abend herrschen müsse. Nach den Angaben bei Woodbine Parish liegt Mendoza unter 32° 52’ S. Br. und 69° 6’ W. L. v. Greenwich, 2600 engl. Fufs über dem Meeresspiegel '). Ich kann dieser Angabe keine neuen Daten hinzufügen, weil es mir mit meinen ziemlich beschränkten und vorzugs- weise auf die Zoologie berechneten Hilfsmitteln nicht möglich gewesen ist, mich mit astronomischen Beobachtungen zu befassen, und hier im Orte Niemand sich befindet, welcher die dazu nöthigen Instrumente besitzt. Mein Barometer, ein treffliches Instrument aus Herrn Pistor’s Werkstatt in Berlin, giebt einen Mittelstand von 314,0 P. L., was nach den bekannten Erfahrungen auf eine Meereshöhe von beträchtlich mehr als 2000 Fufs hinweist 2). Im Norden, Osten und Süden von der Stadt ist die Umgegend durchaus eben, eine unabsehbare Fläche, welche ge- genwärtig durch die meilenweit ausgedehnten Anpflanzungen der An- siedler einen fruchtbaren Charakter besitzt, ursprünglich aber ganz kahle, baum- und buschlose Pampasflur war. Nach Westen steigt der Boden ziemlich sanft, aber doch merklich, gegen den Fufs der Cor- dilleren hinauf und ist hier mit niedrigem, gleichmälsig sperrig zer- streutem Buschwerk bekleidet, das hauptsächlich aus langstacheligen Leguminosen, feinblätterigen Myrtaceen, einigen strauchartigen Synge- nesisten und steifen Cactus-Formen besteht. Kein Baum, nicht einmal ein Busch von doppelter Manneshöhe wird irgendwo auf dieser trost- losen, aus dem Schuttlande der Cordilleren gebildeten und mit Roll- !) Nach Lieut. Mac Rae (s. United States Naval Astronomical Expedition to ihe Southern Hemisphere. Vol. IT, p. 75) liegt Mendoza unter 32° 51’ 15” S. Br., 68° 57' 15’ W. L. v. Gr., und 2497 engl. Fuls (nach einer andern ‚Beobachtung 2469 engl. Fufs) über dem Meeresspiegel. K.N. 2) An der Mündung des Rio de la Plata in den Atlantischen Ocean stand das- selbe Instrument bei Montevideo im Höchsten auf 333,0 P. L., den 10. December, bei 22° R. Luftwärme; — es fiel bei Sturm und Unwetter, als die Temperatur 17° R,. war, auf 334,1 P. L., den tiefsten Stand, welchen ich bei Montevideo wahrnahm. Ueber das Klima von Mendoza. 3 steinen der verschiedensten Gröfse, bis zum Umfange mächtiger Blöcke, überall bestreuten Einöde wahrgenommen. Eben so sehr wie an Baum- wuchs, fehlt es dem Lande umher an Wasser. Zwar kommen mehrere tiefe Bachfurchen aus den Schluchten des nahen Gebirges hervor und durchschneiden das Schuttland mit ihren jähen Abstürzen; aber keiner hat Wasser; alle sind trocken, mit feinem Geröllsande und gröberen Steinen angefüllt und nur zu Zeiten nach heftigen Regengüssen, oder - im Sommer, wenn der Schnee auf den Cordilleren schmilzt, vorüber- _ gehend mit Wasser versehen; — alles Wasser, was gegenwärtig in reichlicher Fülle durch die Stralsen der Stadt, wie durch die Vorstädte, von schnurgraden Gräben geleitet, flielst, ist künstlich herbeigeführt und grölstentheils dem Rio de Mendoza entnommen, einem mäfsigen Flüfslein, das am westlichen Abhange des hohen Aconcagua entspringt, sich anfangs nach Süden wendet, um den Fufs des Berges herumläuft und demnächst am Rande des Schuttlandes in die Ebene tritt, in einem Abstande von 5— 10 Leguas im Süden und Osten die Stadtflur um- fassend und sich dem nordwärts gelegenen, 40 Leguas entfernten See Guanacache zuwendend. Von diesem Flusse sind künstliche Arme (Zanjons) nach Mendoza geführt worden; sie begleiten den von Süden nach Norden lang ausgedehnten, aber sehr schmalen Ort auf seiner _ oberen, gegen das Gebirge gewendeten, westlichen Langseite, wie auf _ seiner unteren östlichen, am Anfange der Ebene, und bilden mehrere _ Parallelgräben, von denen der unterste östlichste der gröfste ist, weil er alle die von Westen nach Osten gerichteten, höchst zahlreichen Ver- bindungsgräben in sich aufnehmen mus; — er gleicht dieserhalb mehr als alle anderen einem natürlichen Flufsarme, schon weil er ein sehr E breites, von grofsen Geröllmassen überschüttetes Bett hat und mittelst zweier grolsen steinernen Brücken überschritten wird. k 4 Ich kam den 10. März in Mendoza an, als eben der Hochsommer _ mit den heilsesten Tagen zu Ende gegangen war; es schien mir daher passend, den Sommer erst verlaufen zu lassen und mit dem Herbst _ meine Beobachtungen zu beginnen; auch fehlte es mir in den ersten j _ drei Wochen an einer eigenen Wohnung zum Aufstellen meiner In- strumente und literarischen Apparate. Der Herbst beginnt hier mit dem 23. März und auch da war ich noch nieht mit meiner Einrichtung oz Stande; ich konnte kein eignes Haus bekommen und mufste mich entschlielsen, bei einem Bekannten, der mich ale einlud, meine : bee A H. Burmeister: oder vielmehr für die sechs Monate April bis September, einschliefslich des letzteren, und gebe dabei, wie für die anderen sechs Monate, auch Herrn Trofs’ Beobachtungen an. Ich bemerke, dafs mir von literari- schen Hilfsmitteln nur Dove’s letzte Abhandlung über das Klima von Nord- Amerika zur Hand ist, seine früheren Hauptwerke über die Tem- peratur auf der Erdoberfläche aber fehlen. Einige allgemeine Angaben mögen hier noch voraufgehen. Das der Stadt nächste Gebirge, welches von Westen her bis auf 2 Leguas Abstand an sie heranrückt, ist nicht die Hauptkette der Cor- dilleren, sondern eine davon völlig verschiedene, ihnen parallele Neben- kette, welche durch ein tiefes Längsthal von ihnen getrennt wird. Nach dem in diesem Längsthale gelegenen, durch reichen Bergbau bekannten Orte Uspallata hat man sie passend die Uspallata-Kette genannt. Das Gebirge ist ferner nicht, wie auf Fötterle’s Karte in Petermann’s Geogr. Mittheilungen II, 5, Taf. 11 angegeben wird, ein Granitkamm, sondern ein Grauwackengebirge, dessen Schichten genau von Norden nach Süden streichen, unter 45 — 60° gegen die Cordilleren zu nach Westen einfallen, und ihre offenen, mitunter noch steiler aufgerichteten Kopfenden den Pampas zukehren. Hauptbestandtheile sind ein hell- farbiger, grünlich grauer oder gelblicher, sehr mürber Thonschiefer und eine eisenfarbene, zähe und harte Grauwacke, die an einzelnen Stellen so sandig wird, dafs sie einen förmlichen groben Sandstein von meist grünlich grauer Farbe bildet. Kalkstein ist ebenfalls in mächtigen Stöcken durch das Gebirge verbreitet, aber erst in gröfserer Entfernung von der Stadt anstehend; er hat die bekannte grauliche Farbe des Uebergangskalkes, ein fast krystallinisches Gefüge, und geht mitunter in wahren Marmor über. Versteinerungen habe ich bisher nicht auf- finden können, auch in den Kalkbrüchen vergeblich darnach gefragt, kein Arbeiter wollte Spuren von Muscheln oder dergl. gesehen haben '); man arbeitet indes nur in den untersten Teufen, ganz am Fulse des Gebirges, und befindet sich also noch in den ältesten azoischen Schich- ten; höher hinauf werden Versteinerungen wohl vorkommen. Alle diese Verhältnisse zeigen auf eine unverkennbare Analogie mit dem Harz hin; die Uspallata-Kette ist förmlich eine Nachahmung dessel- ben, denn ihr Hauptgestein wird ebenso, wie das des Harzes, von zahl- reichen Pyroxenstöcken, von reichen, besonders Kupfer liefernden Metall- adern und von mächtigen Porphyrmassen durchbrochen. Namentlich die letzteren scheinen es gewesen zu sein, welche dem Gebirge sein heutiges Aussehen gaben; Granitgipfel mögen auch darin vorkommen, Y) Ich erinnere hierbei an die schon von A. v. Humboldt gemachte Bemerkung, dafs Versteinerungen in den Sedimenten Süd-Amerika’s überhaupt seltener vorzu- kommen scheinen, als auf der östlichen Halbkugel, weil die westliche ärmer an kalk- haltigen Gesteinen ist. Vergl. dessen Gemälde der Tropenzone 8. 151. Ueber das Klima von Mendoza. 5 aber ich habe keinen Grund, das zu behaupten, weil ich sie weder ge- sehen habe, noch unter den zahlreichen Rollsteinen am Fulse des Ge- birges Trümmer von Granit oder Syenit bemerkte; dagegen sind Pyro- xene und Porphyre in grofser Menge vorhanden, auch mächtige Con- glomerate, bestehend aus den Trümmern der Porphyre, die ein braun- schwarzes Bindemittel vereint, in ähnlicher Art wie solche bei Halle, auf der Grenze der älteren und jüngeren Porphyre, als sogenannte Reibungsconglomerate auftreten. Es soll hier keine geognostische Beschreibung der Uspallata-Kette gegeben werden, und darum gehe ich nicht weiter ein in die Einzeln- heiten meiner Wahrnehmungen; — die jetzige Angabe dient blofs zur Unterstützung der Terrainschilderung, welche als influirend auf das Klima eines Ortes hier nicht ganz übergangen werden konnte. Frei- lich ist die äufsere Configuration der Gebirge stets von grölserem Ein- flufs als ihr geognostischer Bau und deshalb behandelte ich diesen möglichst kurz, etwas mehr über die Oberflächenverhältnisse noch hin- zufügend. — Die Uspallata-Kette bildet einen von Norden nach Süden ausgezogenen langen Kamm, dessen First sich ungleichförmig in meh- reren ziemlich gleich hohen Zacken erhebt, nirgends aber einen alle _ anderen so überragenden Gipfel besitzt, wie unser Harz im Brocken. So weit ich diese Gipfel mit dem Fernrohr habe untersuchen können, _ sind sie von der Hauptmasse des Gebirges nicht verschieden; sie gehen _ auch in ihrer Gestalt stets sehr sanft und allmählich in den Kamm zu beiden Seiten über und verrathen dadurch, wie es mir scheint, ihre materielle Uebereinstimmung. Zahlreiche Nebenkämme, durch tiefe Fur- - chen von einander getrennt, gehen nach beiden Seiten vom Hauptkamme = aus und wenden sich an der östlichen Seite der Ebene Mendoza’s zu, _ aber keiner enthält trotzdem reichliches Wasser in seiner Sohle; die a kleinen schwachen Bäche, welche darin rieseln, versiegen in der Regel, ehe sie die Stadt erreichen. Aus dem Hauptthale, zwischen der Kette _ und dem mächtigen Stocke des Aconcagua, kommt ein starker Bach, _ welcher sich in den Rio de Mendoza ergiefst und diesen speisen hilft; an ihm liegt der Ort Uspallata und weiter aufwärts die Minen. Die _ Höhe der Gipfel und ‚des Kammes der Kette wird von Darvin und 2 22 Ze Zn Ben + A de Ed “rg 2) Mac Rae’s Angaben sind höher. Ihm zufolge liegt Uspallata 6426 Fufs (nach einer zweiten Beobachtung 6350 Fufs) über dem Meere. Die Uspallata-Kette üb rschritt er an einer Stelle (El ee die er Fufs nn war, und berührte A" 6 H. Burmeister: tige spitze Grate, darüber hervorragen. Auch ist das Uspallata-Ge- birge nur vorübergehend, und höchstens 8 Tage lang, auf der Höhe mit Schnee bedeckt, zu Zeiten, wo nächtlicher Reif in Mendoza täglich am Morgen wahrgenommen werden kann; ganz mit Schnee habe ich es nur bedeckt gesehen das eine Mal, wo auch die Stadtflur eine zwei Zoll hohe Schneedecke trug, d. h. am Morgen des 3. September; — aber dieser Schnee schmolz gegen Mittag überall und hielt sich auf den Bergen etwa acht Tage, hier blofs die obere Hälfte ihrer Erhebung mit deutlich nach unten abnehmender Intensität bedeckend. Ihr Gestein ist ein kahler, nackter Fels, ohne allen Baumwuchs, auch nicht in den Thälern und Schluchten; niedrige Büsche von 2— 3 Fufs Höhe der- selben Art, wie sie auf dem Schuttlande am Fufse der Kette wachsen, wuchern überall in den Spalten und Rissen des Gesteins, mit diekem Cactus gemischt, aber kein lebhaftes frisches Grün bekleidet irgendwo in dichter Fülle den trockenen, wasserlosen Grund. Es ist ein trau- riger Anblick für den, der die schattenreichen lieblichen Birkengebüsche neben den soliden Nadelholzwäldern auf unseren Gebirgen gleicher Art, wie namentlich am Harz und Thüringer-Walde, kennen gelernt hat und in frischer Erinnerung bei diesem Eindruck sich vorführt. Soviel von der Oertlichkeit und den nächsten Umgebungen Men- doza’s; wir gehen nunmehr zu den klimatischen Verhältnissen selbst über. Man wird den Charakter des Klima’s kurz und richtig ausdrücken, wenn man dasselbe im Sommer heils, im Winter nach Verhältnifs kalt und zu allen Jahreszeiten trocken nennt. Die Atmosphäre ist in der Regel ganz ruhig, ohne alle merkliche Strömung, nur von Zeit zu Zeit kommt ein leichter Luftstrom, der sich als örtlicher Wirbel sehr bald kenntlich macht, weil er den feinen Staub, wie in einer Wasserhose das Wasser, vom Boden mit sich emporhebt. Man sieht diese kleinen Wirbel häufig in oft kurzen Pausen hinter einander, wenn man über die kahlen Flächen aufserhalb des Stadtgebietes reitet, an den Staub- trichtern, die sie bilden und dadurch ihre fortschreitende Bewegung verrathen; der Kundige unterscheidet sie leicht an ihrer Form vom unförmlichen Staube einzelner Reiter, den man auch schon in weitem Abstande gewahrt. Diese isolirten Wirbel sind eine häufige Erschei- nung, besonders an recht heilsen Tagen; sie kommen selbst in der Stadt zum Vorschein und laufen hier mitunter quer über den Markt oder eine Strecke durch die Strafsen, zur höchsten Unbequemlichkeit derer, die ihnen begegnen; denn auch in der Stadt bildet ein feines, staubiges Erdreich den Boden der meisten Stralsen. Anhaltender Wind wird selten beobachtet; wenn er auftritt, so kommt er meist aus Süden, bald mehr aus Südost, bald aus Südwest; seltener sind reine Ost- oder Westwinde, am seltensten starke Nordwinde. Zu Zeiten, wo anhal- Ueber das Klima von Mendoza. 7 tende Winde von mehreren Tagen wehen, habe ich ihren Fortschritt _ yon Ost nach Süd und von da nach West deutlich wahrgenommen '), sie machen aber, wegen der meist kurzen Dauer, nie den ganzen Cyelus durch, sondern in der Regel nur ein Viertel. So z. B. pflegt der Wind, f welcher als Ostwind auftritt, schon als Südwind zu enden, oder der als Südwestwind begann, als Westwind aufzuhören. Nordwinde sind gewöhnlich ganz rein, und nicht leicht sehr stark; der heftigste Wind ist der Südwest, so weit ich hier Winde überhaupt kennen gelernt habe. _ Nur einmal sah ich in diesen sieben Monaten meiner Anwesenheit } einen Orkan aus Süd, der indessen nur eine halbe Stunde dauerte und der Vorbote eines am nächsten Tage folgenden starken Gewitters auf den Cordilleren war. Die Winde beginnen zu verschiedenen Tages- | zeiten, jener Orkan begann um 6 Uhr Abends; ein ähnlicher, aber nicht so starker Sturm erhob sich um 2 Uhr in der Nacht; andere heftige Winde treten um 10 Uhr Morgens ein und um diese Tages- stunde ist Wind noch am häufigsten; er pflegt dann bis 4 oder 5 Uhr _ anzuhalten; mehrere Tage hinter einander habe ich nie starke Winde beobachtet. Der Zeitpunkt, wo diese Winde am häufigsten eintreten, - ist, wie bei uns, der Uebergang aus der warmen in die kältere Jahres- zeit, oder umgekehrt; da aber dieser Uebergang weit nach oder vor den wirklichen Aequinoctien erfolgt, so kann man in dieser Ge- - gend die Winde nicht gut Aequinoctial-Stürme nennen, obgleich sie ihrem Ursprunge und Wesen nach offenbar ganz dieselbe Bedeutung ' haben. _ — Nieht minder sparsam als die Winde ist der Regen bei Mendoza. Seit den sieben Monaten meiner Anwesenheit hierselbst hat es nur sechs Mal geregnet, und davon fiel der erste Regen in den März, also _ aulserhalb meiner hier besprochenen Beobachtungszeit, die anderen Regentage sind über den April, Anfang des Mai und September ver- breitet; Juni, Juli und August waren ganz ohne Regen; doch kamen im Juni und Juli ein paar Tage vor, wo die Atmosphäre trübe und so mit Wasserdünsten geschwängert war, dafs der Boden davon feucht b wurde und die oberste Schicht des Erdreichs eine knetbare Beschaffen- h eit annahm. Der erste Regen fiel in der Nacht vom 31. März auf den 1. April; er war stark nach hiesigen Verhältnissen, aber durch- aus nicht stärker als ein gewöhnlicher Gewitterregen Europa’s, hielt % auch nur zwei Stunden an, daher am folgenden Morgen schon der Bo- En wieder trocken war. En mäfsigen Charakter hatten i _ *) Diese Angabe widerspricht allen anderen Beobachtungen auf der südlichen Erdhälfte. Vergl. Dove, Gesetz der Stürme $. 81 fl. 8 H. Burmeister: rend der Zeit ihrer Dauer '). Die September-Regen fielen den 21. und 22. des Monats und sind als Frühlingsregen zu deuten, wie jene früheren als Herbstregen. Es war an diesen beiden Tagen nicht blofs feucht, sondern es regnete auch drei Mal stark, das eine Mal während der Nacht, aber diese Regen hatten ganz denselben mälsigen Charak- ter, wie die Herbstregen. Der starke Wasserfall dauerte jedesmal nicht über eine Stunde. Hiernach kann die Gesammtmasse des im Herbst und Winter gefallenen Wassers nur auf sechs Zoll angeschlagen werden, während man die gleichzeitige Regenmenge in Deutschland z. B. auf das Dreifache schätzt. — Allerdings giebt es aufser dem Re- gen allnächtliche Thauniederschläge, aber auch diese sind sehr mälsig und nicht so stark, wie in Deutschland. Im Winter erscheinen sie am Morgen als Reif, denn die Nachttemperatur ist schon einzeln im April, häufig aber in der zweiten Hälfte des Juni, im Juli und in der ersten Hälfte des August unter dem Gefrierpunkt. Den ersten Reif beob- achtete ich am Morgen des 22. April, den letzten am 15. September. Aus diesen Angaben folgt, dafs die Atmosphäre bei Mendoza einen sehr geringen Feuchtigkeitsgrad besitzt und eben deshalb der Himmel in der Regel rein und wolkenfrei erscheint; diehtes Gewölk gehört bei Mendoza zu den Seltenheiten; Tage, an denen die Sonne nicht zum Vorschein kommt, sind Ausnahmen und so vereinzelt, dafs man sie zäh- len kann; ich habe nur im Juni, Juli und August einzelne solcher trüben Tage wahrgenommen; selbst an den Regentagen klärt sich der Himmel bald wieder auf. Dennoch ist die Farbe des Himmels nicht sehr dunkelblau, entschieden nicht so blau, wie unter gleichen Verhält- nissen in Nord-Italien, das, obgleich in höherer Breite gelegen, in mancher Beziehung mit den hiesigen klimatischen Verhältnissen überein- stimmt. Man kann Mendoza mit Mailand vergleichen, wie Valparaiso mit Genua; die Beziehungen beider Städte zu einander sind ganz ähn- lich, obgleich das hohe Gebirge hier zwischen ihnen liegt. Mendoza hat heifsere Sommertage und kältere Wintertage als Valparaiso, aber seine Mitteltemperatur hält sich im Ganzen tiefer. Auch regnet es mehr und stärker in Chile unter gleicher Breite, als bei Mendoza. Weiter nach Norden hören die Regen in beiden Länderstrecken all- mählich ganz auf; schon bei San Juan, 60 Leguas von Mendoza, ist der Regen eine höchst seltene Erscheinung, und ebenso in Copiapo, obgleich letzterer Ort viel weiter nördlich liegt. Chile hat nach Ver- hältnifs eine weit feuchtere Atmosphäre, wegen des nahen Meeres, als !) Es beruht diese Angabe auf Vergleich der Stärke des Regens mit den uns- rigen, die höchstens 4 Linien in der Stunde Wasserschicht geben (A. v. Humboldt, Gemälde d. Trop. S. 116); gemessen habe ich die Wasserhöhe nicht, weil es mir dazu an Vorrichtungen gebricht. a u ee u Ueber das Klima von Mendoza. 9 vr RE ns u die durch die Cordilleren davon getrennten westlichen Provinzen des Argentiner-Landes. Bevor wir die Regenverhältnisse Mendoza’s verlassen, mufs ich nochmals des schon erwähnten winterlichen Schnees gedenken, der alle Jahre wenigstens ein oder ein paar Mal zu fallen pflegt. Die Zeit, wann er fällt, ist die zweite Hälfte des August, der Regel nach; bis- weilen zögert er bis in den September, und so dieses Jahr, wo ich am 3. des Monats Morgens 7 Uhr ein mäfsiges Schneegestöber beobachtete, das bis nach 9 Uhr anhielt und schon in der Nacht begonnen hatte. Der Schnee lag auf dem Boden 2 Zoll hoch, zerschmolz aber schon bald nach Sonnenaufgang, obgleich die Sonnenstrahlen nicht durch die Wolken dringen konnten. Als es aufhörte zu schneien, war schon nach einer Stunde aller Schnee auf dem Boden geschmolzen; nur die benachbarten Berge blieben in ihrer oberen Hälfte gegen 8 Tage lang mit Schnee bedeckt. Wir müssen diesen Schnee zu jener oben ange- gebenen Regenmenge noch hinzufügen und werden ihn wohl nicht über 1 Zoll Wasser ansetzen dürfen; 6—7 Zoll Wasserfall ist also das Höchste, was man für Mendoza im Laufe des Herbstes und Winters annehmen kann. Indessen darf ich nicht unerwähnt lassen, dafs mir von allen Personen, mit denen ich darüber gesprochen habe, grade die- ser Winter als ein sehr trockner und kalter bezeichnet worden ist; man behauptete einstimmig, dafs in der Regel mehr Regen im Winter falle, namentlich gegen das Ende desselben, im August. Schnee giebt es, nach diesen Aussagen, alle Winter mehrere Male, und nach den Beob- achtungen von Trofs fällt er mitunter schon im Juni, aber er hält sich nieht länger als bis Mittag. Höber als 3 Zoll wird die jedesmalige x ‚Schneelage in der Regel nicht. : Es sind dies die allgemeinen Bemerkungen, welche ich den Beob- Bere voraufschicken zu müssen glaubte; ich lasse nunmehr die = warm, wie um 3 Uhr; He Wärme steht bis gegen 4 Uhr, dann fällt sie wieder. Nachtbeobachtuugen habe ich zu Zeiten auch ange- t, welche mir ergaben, dafs die Temperatur bei Sonnenaufgang im 10 H. Burmeister: Monat April. — Die Mitteltemperaturen der Beobachtungsstunden sind: nach mir 7 Uhr Morgens 11°,3; nach Trofs (a. 1852) 12°,7; - - 2 - Mittags 17°,2; B - 18°,8; B - 10 - Abends 12°,35; - - (9 Uhr) 1333. Der wärmste Tag des Monats war der sechste, mit folgenden Temperaturen: 7 Uhr Morgens 16°,2; nach Trofs 17°; 2 - Mittags 23°,5; - = BARS 10 - Abends 17°,5; - Er Der kälteste Tag war der 21ste, nach Trofs’ Beobachtungen im Jahre 1852 der 27ste, wie folgt: 7 Uhr Morgens 4°; nach Trofs 8: 2,2, Mittags 905 - - 16°; 10 - Abends 4°,5; - - (9U.) 10°. Die Mitteltemperatur des Monats ist nach meinen Beobachtungen 13°,64; nach denen von Trofs im Jahre 1852: 14°,9. Es regnete in diesem Jahre zweimal im Monat, zuerst in der Nacht vom 31. März auf den 1. April, das zweite Mal den 20. April. Den ersten Reif sah ich den 22. April am Morgen, heftige Winde kamen nicht vor. Im Jahre 185% regnete es, nach Trofs, nur einmal im April, den 18ten, womit zugleich ein Gewitter verbunden war, dagegen waren drei Mal, den 9ten, 14ten und 22sten, heftige Winde bemerkt worden. Das heftigste Gewitter, welches Trofs überhaupt hier beobachtete, hatte den 1. April 1855 statt; es begann mit Regen und endete mit Hagel, des- sen Schlossen faustgrofs waren und an schattigen Orten zwei Tage liegen blieben. In einem Maisfelde wurden davon über 50 Papageien getödtet oder flügellahm gemacht. Monat Mai. — Die Mitteltemperaturen der Beobachtungsstunden sind: nach mir Morgens 7 Uhr 5°,975; nach Trols Ser - - Mittags 2 - 13°,345; - - 11°,16; - = Abends 10 - 8°,171; - - (HU Der wärmste Tag, den ich beobachtete, war der 19te, mit Morgens 7 Uhr 9°; Trofs fand den 12ten 10°; Mittags 2 - 18°; - - - 17.4918 Abends 10 - 12°; - ri Ra Der kälteste Tag war der Ste, mit Morgens 7 Uhr 4°; Trofs fand den 2östen 4°; Mittags 2 - 8°; - EION, = - 20% Abends 10 - 5°; - = ana) (UYERE U u a4 Ueber das Klima von Mendoza. 11 Mitteltemperatur des Monats ist: nach mir 9°,193; nach Trofs 9347, Es regnete im Jahre 1857 nur einmal in diesem Monat, den 1. Mai, nach Trofs im Jahre 1852 den 24. Mai; daneben fielen am 6sten und 24sten so starke Dunstregen, dafs der Boden davon feucht wurde. Nachtfröste sind häufig, ich sah gewöhnlich des Morgens Reif am Holz- werk auf der Strafse und mehrmals + Zoll starkes Eis auf stehendem Wasser; das fliefsende fror nicht zu, nicht einmal die Gosse. Trofs beobachtete zweimal starken Wind aus Süden, den 7ten und 22ten. Mehrere Einwohner versicherten, in der Nacht vom 7. auf den 8. März einen Erdstofs in der Stadt verspürt zu haben, dergleichen auch früher schon wahrgenommen worden. Ich war an diesen Tagen auf einer Excursion nach dem Dorfe Lujan begriffen und habe dort nichts von einem Erdstofs empfunden. | Monat Juni. — Die Mitteltemperaturen sind: nach mir Morgens 7 Uhr 4°,24; nach Trofs BAsE - - Mittags 2 - 8°,6435; - - 7°,4; - - Abends 10 - 5°,1635; - -(9U)I®: Der wärmste Tag des Monats war der 7te, mit Morgens 7 Uhr 8°,8; nach Trofs der iste mit 6°; Mittags 2 - 12°; - - lee Wirbel 6 or, Abends 10 - 8°; - - =" = (9 U.) 10°. Der kälteste Tag war der 14te, mit Morgens 7 Uhr — 2°; nach Trofs der 7te mit —2°; Mittags 2 -"—#8°%, - - - ah ed Abends 10 - +3°; - - - -(9U.)-F2°. Die Mitteltemperatur des ganzen Monats stellt sich nach meiner _ Wahrnehmung auf 5°,98; nach denen von Trofs 5°,133. - Ueberhaupt ergiebt die Vergleichung aller Tage, dafs der Monat Juni 1857 ungewöhnlich warm war, da er sich höher hält, als der Juli, dessen Mitteltemperatur, der Regel nach, etwas höher steht, ob- _ gleich er einzelne eben so kalte Tage hat, wie der Juni. Es regnete im Juni 1857 gar nicht, dagegen 1852 zweimal, den ?ten und 16ten, an welchem letzteren Tage des Morgens Schnee fiel. Heftige Winde beobachtete Trofs den 1sten und ?ten des Monats und an den Tagen vom 16ten bis zum 2östen stehendes Eis auf einem Teiche, das sich "ganze acht Tage hielt, ohne aufzuthauen. Monat Juli. — Die Mitteltemperaturen der Beobachtungsstunden sind: nach mir Morgens 7 Uhr 2°,4875; nach Trofs em - —- Mittags 2 - 9,8774; - - u - —- Abends 10 - 4°,31; - - (9U.) 5°,4. v Br 12 H. Burmeister: Der wärmste Tag des Monats war im Jahre 1857 der 31ste mit: Morgens 7 Uhr 6°; Mittags 2 - 14°,5; Abends 10 - 10°; im Jahre 1852, nach Trofs’ Beobachtungen, der 27ste mit: Morgens 7 Uhr 4°; Mittags 2 - 20°; | Abends, 9, =1,:9%. Der kälteste Tag war im Jahre 1857 der 4te mit: Morgens 7 Uhr —2°,7; Mittags 2 - +7°,4; Abends 10 - —+1°,9; im Jahre 1852, nach Trofs, der Ste mit: Morgens 7 Uhr 0°; Mittags 2 - 9°; | Abends 9 - 2°. | Die Mitteltemperatur des ganzen Monats stellt sich, nach meinen Beobachtungen, auf 5°,5583, welches die niedrigste Mitteltemperatur ist, die ich bei Mendoza beobachtete; die Beobachtungen von Trofs er- geben das Mittel: 6°,133. Man wird hiernach das Mittel der beiden Beobachtungsreihen zum Malsstabe für die Wintertemperatur bei Men- doza nehmen und für den Juni 5°,56, für den Juli 5°,845 als Normal- Mitteltemperatur ansetzen dürfen. Im Juli 1857 fiel kein Regen, sondern nur Wasserdunst, den Iten und 10ten; — im Jahre 1852 regnete es zweimal wirklich, den 1äten und 16ten. Nachtfröste sind Regel, wie im Juni; Reif sah ich fast jeden Morgen, Eis öfters auf den Pfützen, und an einem Bache im Schatten mehrere Tage hinter einander grofse Eiszapfen, welche die Halme umgaben und sich vom 2. bis 7. Juli unverändert hielten. Monat August. — Die Mitteltemperaturen der Beobachtungsstun- den sind: nach mir Morgens 7 Uhr 3°,6; nach Trofs 4°; - - Mittags 2 - 13°,34; - - 14°; - - Abends 10 - 5°,48; - - (3U.) 6°. Der wärmste Tag des Monats war der 30ste, nach Trofs der 18te, mit: Morgens 7 Uhr 7°; 90: } Mittags 2 - 19°; 28335 Abends 10442511 (HU,) 0°. Der kälteste Tag war der 3. August, nach Trofs der 20ste, mit: Morgens 7 Uhr 1°,5; 4°; Mittags 2 -.,,8% Br Abends 10 - 2% (U. 4°. Ueber das Klima von Mendoza. 13 Die Monats-Mitteltemperatur beträgt nach mir: 7°,47; nach Trofs: Im August fiel dies Jahr weder Regen noch Wasserdunst, aber Trofs beobachtete drei Mal Regen im Jahre 1852, den 12ten, 19ten _ und 20sten; dagegen waren heftige Winde aus S. und SW. in beiden Jahren häufig; in der ersten Hälfte lag noch in der Regel Reif am "Morgen, in der zweiten nur bisweilen. Der Monat läfst sich, seinem _ Gesammtcharakter nach, mit unserem April vergleichen; er ist der un- e _behaglichste von allen wegen der vielen Winde und des grofsen Wech- sels der Temperatur der einzelnen Tage. Monat September. — In keinem anderen der sechs beobachte- _ ten Monate sind die Temperaturunterschiede so stark, wie in diesem, daher ich es vorziehe, alle Tagesbeobachtungen mitzutheilen. Der Mo- nat trägt, seinem Gesammtausdruck nach, den Charakter unseres Mai, _ der auch anfangs noch sehr kalt zu sein pflegt. Im September stehen E= alle Fruchtbäume in Blüthe, manche, wie Mandeln und Pfirsiche, 4 T 7 7 Uhr | 2 Uhr | 10 Uhr a5 Morgens Mittags Abends 1 6°,5 14° 8° 2 3 15 7,9 3. 5 4 5 4. 2 8 1,5 5. —1 —+13 —3,8 6. 2 16 7 1 7 14 7,4 8. 4 16 2 Sk 6,5 19 11 10. 6,5 18 10 11. 6 19,5 9,5 12. 8 21 12 13. 8 23 13 14. 6,5 13 4 15. 3,8 16,5 7 16. 4,8 20 g er 1,9 | 21,5 3 18. 10 a} 13 19. 10,5 \ 18 12 - 20. 11 15 11 21. 10 15 9 4 8 14 >) 23. 6,5 11 5 24. 4 15 9,7 25. 6 16,5 9,6 26. 6 | 15 9 2: 7 18 10 28. 9,5 19 10 29. 10 22 14,8 30. 10,5 17 12 Re fe % Li BERN PN) 14 H. Burmeister: Der kälteste Tag des Monats ist der 4te mit 3°,833 Mitteltem- peratur, die niedrigste Temperaturbeobachtung fällt aber nicht ihm, son- dern erst dem folgenden Tage zu; Trofs beobachtete 1852 am Aöten den tiefsten Thermometerstand, nämlich: Morgens 7 Uhr 3°; Mittags 2 - 14°; Abends 9 - sur d. h. als Tagesmitteltemperatur 3,333. Der wärmste Tag dieses Jahres ist der 29ste mit 15°,333*) Mittel- temperatur; im Jahre 1852 fiel derselbe Tag auf den 12ten mit: Morgens 7 Uhr 9°; Mittags 2 - 25°; Abends 9 - 10°; d.h. 14°,466 *) Mitteltemperatur. Die Mitteltemperaturen der Beobachtungsstunden sind: nach mir Morgens 7 Uhr 6°,366;*) nach Trofs 6°,44; - - Mittags 2% - 16°,266; - - 10245 - - Abends 10 - _ 8°,866; *) - - HU.) 8% Das Monatsmittel stellt sich auf 10°,499 nach mir; 10°,533 nach Trofs. Die grofse Veränderlichkeit in der Atmosphäre während dieses Mo- nats ergiebt -sich daraus, dafs in ihm ein Mal starker Schneefall war, den 4ten; zwei Mal heftige Gewitter vorkamen, den 1sten und 2lsten; drei Mal beträchtliche Regengüsse fielen innerhalb zweier Tage, den 21sten und 22sten, und mehrmals orkanartige Winde aus SO., S. und SW. tobten, die aber nur kurze Zeit anhielten. Der 3. September war ein trüber Tag mit Sturmwind aus SO. seit 2 Uhr Nachts; am Morgen waren die Cordilleren unsichtbar we- gen der dichten Wolken, die sie belagerten. Gegen 8 Uhr begannen auch in der Stadt Dunstmassen zu fallen bei einer Temperatur von 3°, obgleich das Thermometer um 7 Uhr Morgens 5° gezeigt hatte. Diese niedrige Temperatur hielt sich bis Mittags 12 Uhr, wo feine sparsame Schneeflocken fielen, die bis 3 Uhr anhielten. Dann hob sich das Thermometer wieder und stand um 3 Uhr auf 4°, um 5 Uhr auf 5°, und blieb so bis 10 Uhr, worauf es wieder auf 4° fiel. Die folgende Nacht war sehr kalt, das Thermometer stand unter 0° und am folgen- den Morgen lag die ganze Gegend 2 Zoll hoch mit Schnee bedeckt, bei einer Temperatur von +?2°. Der Schnee fiel bis 11 Uhr, wo die Temperatur 4°,5 war und schmolz dann bis 3 Uhr, wo wir 8° hatten. Von jetzt war die Atmosphäre ganz rein, der Himmel klar, Mond und *) Wir haben uns überall darauf beschränken müssen, die Zahlen mit dem Ma- nuscript genau zu vergleichen, da wir nicht wissen können, ob die Fehler in der Berechnung oder in den detaillirten Angaben liegen. KNe Ueber das Klima von Mendoza. 15 Sterne glänzten in der Nacht stark und das Thermometer fiel dabei weit unter 0°, denn noch am anderen Morgen 7 Uhr stand es auf — 1°, dem tiefsten Stande, welchen ich im Monat beobachtete. Wäh- rend des Schneefalles war die Luft ganz ruhig, doch fielen die Flocken nicht senkrecht, sondern mit deutlicher Neigung von SW. nach NO., in welcher Richtung auch das Gewölk von den Cordilleren herabkam. Die folgenden Tage waren klar und heiter, die Atmosphäre in Ruhe, bis den 13ten, 4 Stunden nach dem höchsten Thermometerstande von 23°, ein heftiger Orkan aus Süden wehte, welcher aber nur eine Stunde anhielt. Das 'Thermometer sank in Folge dessen auf 18°. Seitdem war die Luft nicht mehr so ruhig, von Zeit zu Zeit kamen kalte Winde aus Süden, doch hob sich die Temperatur wieder mit je- dem Tage bis zum 19ten, wo eine Gewitterschwüle herrschte, die aber nicht zur Entladung kam; erst nach zwei Tagen, während welcher der Himmel trübe und bedeckt gewesen war, kam das Gewitter zum Aus- bruch, von starken Regengüssen begleitet. Das erste Gewitter, welches ich während der sechs Monate in Mendoza beobachtet habe, trat den 1. September ein. Nachdem am Morgen die Sonne klar und heiter aufgegangen war, begann seit 8 Uhr ein starker Wind aus SSW. zu wehen, der merklich zunahm, je länger _ er stand. Die Luft wurde in Folge dessen dick und trübe, namentlich im Westen auf den Cordilleren, woselbst Regen zu fallen schien, was durch einzelne Tropfen, die bis zu mir gelangten, den Boden aber nicht gleichmäfsig anfeuchteten, bewiesen wurde. Gegen 14 Uhr brach in dem dichten dunklen Gewölk, welches über der Uspallata-Kette stand, - das Gewitter los, war gegen 2 Uhr am heftigsten und endete um 3 Uhr. Das Thermometer, welches um 1 Uhr auf 14° stand, fiel in Folge _ dessen bis 4 Uhr auf 9°. Die Blitze waren zahlreich; die meisten > drangen genau senkrecht in das Thal von Uspallata und hatten eine - sehr bedeutende Längenausdehnung; der Donner rollte stark, wurde 9 aber gemildert durch die beträchtliche Entfernung. Die Wetterwolken ‚zogen in der Richtung von SSW. über den Kamm der Berge herauf, _ bedeckten die Gipfel ganz und breiteten sich im Norden von Mendoza _ über die Ebene aus, ohne die Stadt selbst zu berühren; doch fielen fortwährend vereinzelte Regentropfen auch hier. Nach 3 Uhr war der Er, . i ” A - j u Be Zu ie a a 6 Ze ‚ y r eichbleibender Temperatur von 9° bis nach 9 Uhr Abends; erst um 410 Uhr stand das Thermometer auf 8°. Das zweite Gewitter hatte am 21. und 22. September statt. Schon dem 49ten war die Luft gewitterartig dick, dunkles Gewölk stand 16 H. Burmeister: kam das Gewitter zum Ausbruch. Seit 8 Uhr fiel jetzt feiner Regen, der bis 3 Uhr sich zu einem starken Gufs verdichtete, und damit war ein Gewitter verbunden, welches im Osten von der Stadt stand und sich nach Norden über die benachbarte Flur ausbreitete. Ein ähnli- ches, etwa eine Stunde anhaltendes Gewitter wiederholte sich in der folgenden Nacht vom ?21sten auf den 22sten, und da diesmal die Don- ner am stärksten rollten, auch den Schlägen näher kamen, so konnte ich daraus den näheren Stand der Gewitterwolken abnehmen, ohne eigentlich zu wissen, wo sie standen. Ein heftiger Sturmwind ging dem Gewitter voran, ein starker Regen begleitete es. Weitere Gewitter, namentlich Hagelwetter, die im Sommer öfters vorkommen, habe ich selbst bis jetzt hier nicht beobachtet; ein Hagel- schauer zwang mich auf der Reise hierher (den 5. März) zur dreistün- digen Rast in San Jose de Morro; der Hagel war erbsen- bis hasel- nulsgrofs, soll aber mitunter den Umfang eines Taubenei’s erreichen. Die Häuser tragen seine Spuren an den Wänden, da er den weilsen Kalkputz der weichen Lehmwände durchbohrt und herunterschlägt. Den 23. September ist Frühlings- Anfang. In der That pflegen, wie wir gesehen haben, um diese Zeit die Frühlingsregen einzutreten, welche den bis dahin langsamen Fortschritt in dem Aufbrechen der Vegetation zum raschen Durchbruch bringen. Die ersten Zeichen des Erwachens der Pflanzenwelt sieht man schon im August an den blühen- den Mandel- und Pfirsichbäumen; ja ich habe schon im Juli blühende Mandelbäume gesehen; aber dies sind vereinzelte Erscheinungen. Das erste frische Grün bringen die Weiden (Saliz babylonica), welche hier mit den Pappeln (Populus dilatata) die hauptsächlichsten nicht frucht- tragenden Culturbäume abgeben. Vom 15. August an begannen sie einzelne Blätter zu entfalten und bis Ende des Monats waren alle grün belaubt. Die Pappeln entfalteten ihre Knospen erst nach dem Früh- lingsregen vom 21. September und waren bis Ende des Monats noch nicht vollständig mit Blättern geschmückt. In der ersten Hälfte des Septembers begann der verschnittene Weinstock zu bluten, gegen Ende des Monats zeigten die Knospen desselben Trieb, waren aber noch nicht aufgebrochen. Um dieselbe Zeit ging die Birnblüthe zu Ende, während die Apfelblüthe begann. Beide Früchte sind hier häufig, stehen aber an Güte weit hinter denen in Nord-Italien, ja selbst hinter denen in Nord-Deutschland zurück; die Hauptfrüchte sind der Pfirsich und die Weintraube, und besonders die letztere ist von vorzüglicher Güte; sie reift hier Mitte Februars und hält sich bis April, wo die eigentliche Weinlese beginnt. Thierische Frühlingsboten sind hier zu Lande die Fledermäuse und die Frösche, beide verschwinden während des Winters; aber nicht a ie nn ee Ueber das Klima von Mendoza. 17 die Schwalben, sie halten den ganzen Winter aus. Die erste Fleder- maus sah ich schon den 31. Juli, bemerkte aber in der Folgezeit sie nicht täglich, sondern nur an warmen Abenden. Die ersten Frösche hörte ich den 6. September und an den folgenden Abenden in einer Pfütze neben meiner Wohnung; es ist, wie es mir scheint, eine Hyla- Art, nach dem Ton zu urtheilen; einen Frosch in meine Gewalt zu bringen, gelang mir bisher nicht. Von Insekten fehlt es hier sehr an Bienen; die ersten Frühlingsboten waren Dipteren (Volucella- Arten), welche an den Pfirsich- und Mandelblüthen schwärmten; ich sah sie zuerst den 6. August in Masse; — etwas später, gegen Anfang des f September, kommt die häufigste Biene, eine mit Xylocopa teredo nahe verwandte Art, die in dem Holzwerk der Weinrebenstützen nistet, zum - Vorschein. Allgemeines und vollständiges Erwachen der organischen Natur tritt erst nach dem warmen Frühlingsregen ein; die übrigen Vorzeichen machen keinen so starken Effect auf den Beobachter, wie die Folgen jener wenigen Regentage. Zur Feststellung der Frühlingstemperaturen liegt mir eine Beob- _ achtungsreihe von Trofs für October aus dem Jahre 1852 und zwei für November und December aus demselben Jahre und aus 1855 vor. Darnach verhalten sich diese drei Monate wie folgt. Monat October 1352. — Die Mitteltemperaturen der Beobach- ‚tungsstunden sind: Morgens 7 Uhr 10°,03; Mittags 2 - 20°,3; Abends 9 - 11,17. Der heifseste Tag fällt auf den 27sten mit: Morgens 7 Uhr 14°; Mittags 2 - 27%; Abends 9 - 19°. Der kühlste Tag war der 1ste October mit: Morgens 7 Uhr 6°; Mittags 2 - 17%; Abends 9 - 8°. Die Mitteltemperatur des ganzen Monats ist: 13,47. Es regnete im October 1852 vier Mal, den 9ten, iiten, 12ten und 6ten; — sieben Mal wehten heftige Winde, den 7ten, 9ten, 11ten, %ten, 16ten, 2isten und 30sten, deren Richtung leider nicht angege- en ist, da Herrn Trofs keine Windfahne zur Beobachtung nahe war. Monat November. — Für diesen Monat liegen mir zwei Beob- htungsreihen vor, die eine aus dem Jahre 1852, die andere von 1855; h setze ihre Resultate beide her. | Die Mitteltemperaturen der Beobachtungsstunden sind: eitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd.IV. 1 2 18 H. Burmeister: Morgens 7 Uhr: 1852 12°,833; 1855 120,5; Mittags 2 - - 210,4; - 18°,266; Abends 9 - - 14°,233; - 14°,433. Der heifseste Tag des Jahres 185% war der 30ste mit: Morgens 7 Uhr 15°; Mittags 2 - 24°; Abends 9 - 15°; des Jahres 1855 der 19te mit: Morgens 7 Uhr 13°; Mittags 2 - 23°; Abends 9 - 16°. Die kühlsten Tage sind in jenem der 6te, in diesem der 16te, mit: Morgens 7 Uhr: 1852 6°; 185507 Mittags 2 - - 18% - 18% Abends 9 - - 10°; - 12% Die Monats-Mitteltemperatur fällt 1852 auf 16°,153; 1855 auf 15°,333. Im ersteren Jahre regnete es den ganzen Monat nur ein Mal, den isten, doch hatte den 2östen ein heftiges Gewitter mit Hagelschlag statt; Winde waren häufig, den ten, 19ten, und 22sten bis 26sten, wo sie anhaltend standen. Im Jahre 1855 regnete es sieben Mal, den 9ten, 10ten, 12ten, 14ten, 1dten, 21sten, 22sten und 29sten; drei Mal ka- men Gewitter, den 10ten, 20sten und 29sten, worunter eins, das vom 20sten, ein Hagelwetter war; vier Mal weheten heftige Winde, den 1sten, ?ten, 4ten und 1dten. Hieraus ergiebt sich, dafs letzteres Jahr ungewöhnlich feucht und kühl ausgefallen ist, die Mitteltemperaturen des Jahres 1852 also wohl mehr dem Normalstande sich nähern dürften. Monat December. — Zur Feststellung der Normal-Mitteltempe- ratur dieses Monats habe ich gar drei Beobachtungsreihen aus den Jahren 1851, 1852 und 1855 zur Hand, welche indefs alle drei erheb- lich von einander abweichen. Die Mittel der Beobachtungsstunden sind nämlich für diese drei Jahre: Morgens 7 Uhr: 1851 14°,87; 1852 16°,165; 1855 16°,065; Mittags ?2 - - BAN6A; - 240,065; - .20°,6; Abends 9 - - 15°,065; = 21T - 11415071; dies giebt als Mo- | natsmitteltemper. - 18°,135; - 499,176; - 17°,46. Zieht man aus diesen drei Resultaten die Mittelzahl, so erfolgt als. . Normal-Mitteltemperatur des December: 18°,25. Die heifsesten Tage der drei genannten Jahre sind: 1851 der 29ste mit Morgens 7 Uhr 18°; Mittags 2 - 30%; Abends 9 - 18°; Ueber das’ Klima von . Mendoza. 19 Bar . 1852 der 30ste mit Morgens 7 Uhr 20°; ıl Mittags 2 - 28°; ER Abends 9 - 21°; ; 1855 der 31ste mit Morgens 7 - 18°; sl Mittags 2 - 26°; Abends 9 - 18°. | Die kühlsten Tage ebenderselben Jahre fallen auf: 4 1851 den 22sten mit Morgens 7 Uhr 13°; Mittags 2 - 13°; Abends 9: - 9°, Die niedrigste Temperatur des Monats, 8°, trat aber erst am fol- | genden Morgen ein, doch hob sich das Thermometer zu Mittag schon wieder auf 20°. 1852 den 26sten mit Morgens 7 Uhr 16°; Mittags 2 - 18°; Abends 9 - 15°; 1855 den 23sten mit Morgens 7 - 9°; Mittags 2 - 18°; Abends 9 - 11°. En Jahre 1851 regnete es im Monat December sechs Mal, den - ten, 10ten, iiten, 14ten, 17ten und 18ten; fünf dieser Regen waren - Gewitterschauer, nur der vom 11ten blieb ohne Gewitter, während dem - vom 17ten ein Gewitter ohne Regen voranging; es waren also eben- - falls sechs Gewittertage im Monat. Heftige Winde wurden nur drei - Mal beobachtet: den 9ten, 10ten und 19ten. — Im Jahre 1852 regnete es im December acht Mal: den 6ten, 7ten, 8ten, 16ten, 17ten, 27sten, s 30sten und 31sten; fünf von diesen Regen, am 6ten, 16ten, 17ten, 27sten und 30sten, waren mit Gewittern verbunden; heftige Winde _ wehten vier Mal: den 1sten, 46ten, 27sten und 30sten. — Im Jahre 2 1855 gab es sechs Mal Regen: den 16ten, 17ten, 20sten, 2östen und 2 27sten; zwei, die am 16ten und 2östen, fielen mit Gewittern; heftiger _ Wind wehte an den vier Tagen vom 7ten bis zum. 10ten. Die drei Sommermonate mit den höchsten Temperaturen fallen auf k der ganzen südlichen Erdhälfte in den Januar, Februar und März; doch kommen schon im December einzelne eben so heilse Tage vor, wie "sie Januar und Februar aufzeigen können; der März ist im Ganzen etwas milder und seine Mitteltemperatur steht der des December am 2% 20 H. Burmeister: beginnenden Herbstes, weil es nach einem Regen um diese Zeit stets mehrere, mitunter recht kalte Tage giebt. — Die Resultate, welche ich hier über die genannten Monate mittheilen werde, stützen sich ganz auf Herrn Trofs’ Beobachtungen, der mir für Januar zwei Beobach- tungsreihen aus den Jahren 1852 und 1853, für Februar und März aber nur je eine aus dem Jahre 1852 übergab. Hiernach stellen sich die Monate wie folgt. Monat Januar. — Die Mitteltemperaturen der Beobachtungsstun- den sind: Morgens 7 Uhr: 1852 15°,7; 1853 17,564; Mittags 2? - - 230,42; - 230,773; Abends 9 - - 150,55 - .19°,032. Das Monatsmittel ist also 1852 18°,2, 1853 20°,123, und das Mittel beider Beobachtungen 19°,161. Der heifseste Tag fiel im Jahre 1852 auf den 2. Januar mit: Morgens 7 Uhr 18°; 1853 den 4ten mit Morgens 7 Uhr 20°; Mittags 2 - 29°; Mittags 2 - 28°; Abends 9 - 21°; Abends 9 - 22°. Die kühlsten Tage waren 1852 den 13te, 1853 der 26ste, mit: Morgens 7 Uhr 15°; 1853 Morgens 7 Uhr 16°; Mittagg 2 - 10°; Mittags 2 - 18%; Abends 9 - 13°; Abends 9 - 15°. Im Jahre 1852 regnete es in diesem Monate 10 Mal, den 3ten, 13ten, 17ten, 18ten, 19ten, 20sten, %3sten, %4sten, 2östen und 27sten; fünf von diesen Regen waren mit Gewittern verbunden, am 17ten, 18ten, 23sten, 2östen und 27sten; einer, der am 3ten, mit einem Erd- stofs. Heftige Winde wehten den 13ten, 17ten, 18ten und 23sten. — Im Jahre 1853 regnete es im Januar 8 Mal, und eben so oft hatten Gewitter statt; die Regentage sind der 4te, 9te, 10te, 12te, 23ste, A4ste, 25ste und 3iste; die Gewittertage sind dieselben, mit Ausnahme des 2östen, dagegen auch am 1sten ein Gewitter erfolgte. Heftige Winde wurden 4 Mal, den 4ten, 23sten, 24sten und 31sten beobachtet. Monat Februar. — Die eine Beobachtungsreihe aus dem Jahre 1852 ergiebt folgende Resultate. Die Mitteltemperaturen der Beobachtungsstunden sind: Morgens 7 Uhr 16°,1; Mittags % - 230,52; Abends 9 - 17,349; danach stellt sich das Monatsmittel auf 18°,966. Die heifsesten Tage des Monats fallen auf den 4ten, Öten und 6ten, welche fast gleiche Mitteltemperatur haben, aber sie ungleich vertheilen. Ueber das Klima von Mendoza. 21 Morgens 7 Uhr: den 4ten 17°; den öten 18°; den 6sten 20°; Mittags 2 - Bar N ie A Fre 2.20% Abends 9 - - - 18%; - => 209z5 14V. - 20°, Der kühlste Tag war der 17te mit: Morgens 7 Uhr 14°; Mitla 2 -.717°; Abends 9 - 14. Es regnete im Monat drei Mal, den 6ten, 13ten und 25sten, wo- _ mit jedesmal ein Gewitter und heftiger Sturmwind verbunden war. | Monat März. — Auch von diesem Monat findet sich nur eine Beobachtungsreihe aus dem Jahre 1852 mit folgenden Ergebnissen. Mitteltemperaturen der Beobachtungsstunden sind: Morgens 7 Uhr 14°,55; Mittags 2 - 20°,84; Abends 9 - 15,32. Hieraus ergiebt sich als Monats-Mitteltemperatur 16°,9. Der heilseste Tag war der Ste mit: Morgens 7 Uhr 16°; Mittags 2 - 29°; Abends 9 - 19°. Der kühlste Tag war der 19te mit: Morgens 7 Uhr 10°; Mittagg 2 - 17% Abends 9 - 10°. Es regnete im Monate gar nicht, dagegen fand ein Gewitter, den _ Wir schliefsen unsere Mittheilung mit dem Aufzählen der Resul- tate, d. h. wir stellen die Monats-Mitteltemperaturen zusammen, um daraus die Jahres-Mitteltemperatur abzuleiten; wir erhielten für den “ Januar als Monats-Mitteltemperatur 19°,161; Februar - - 18°,966; März - - 16°,9; April - - 14,27; Mai - - 99,335 Juni - _ 5°,556; Juli - - 5.845; August - - 7°,48; September - - 410*,52; October - - 134,47; November - - 150,743; December - - 18° ,25. "Hierin sind die Sommer- und Winter-Mitteltemperaturen durch ne; 22 G. A. v. Klöden: die Angaben der Monate Januar und Juni enthalten; jene steht etwas über 19°, diese sinkt bis auf 5°,5. Die Jahres -Mitteltemperatur tritt demnach ganz nahe an 13° heran, d. h. sie ist nach den obigen Mittelzahlen genau auf 12°,957 zu setzen. Vergleichen wir diese Resultate mit den Ergebnissen auf der nörd- lichen Halbkugel, so hat Mendoza, obgleich mit Jerusalem und Alexan- drien unter ziemlich gleicher Breite gelegen, doch erst die Mitteltem- peraturen von Rom oder Neapel, d. h. von Städten, die volle 10 Grad weiter vom Aequator entfernt sind. Auf der westlichen Seite stellt sich das Resultat noch anders heraus. Mendoza hat den Winter von Norfolk in Virginien, aber den Sommer von Columbia in Süd-Carolina, ist also kälter als die Gegenden gleicher Breite auf der nördlichen Hälfte Amerika’s, denn geographisch ist es mit Süd-Carolina unter derselben Breite gelegen. Als interessante Thatsache und für das hiesige Klima beachtens- werthe Erscheinung bemerke ich übrigens noch, dafs heute, den 2. Oc- tober, wo ich diese kleine Arbeit abschliefse, die ganze Nacht hindurch von 2 Uhr Morgens bis nach 12 Uhr Mittags anhaltend Regen gefallen ist, wobei das Thermometer sich nicht über 5° erhoben hat. Einen so tiefen Stand beobachtete Herr Trofs nicht. Da der Himmel völlig von Wolken umflort ist, so scheint es noch bis in die Nacht fortregnen zu wollen; doch hat sich inzwischen das Thermometer gegen 3 Uhr auf 7° gehoben. Es ist zugleich windig, aber nicht so stark wie am Tage zuvor, wo anhaltender Südwind wehte und es ebenfalls kalt war; da- bei stieg das Thermometer, weil die Sonne schien, zu Mittag auf 13°. 11. Ueber die niederländischen und französischen Besitzungen in Guyana. Von G. A. v. Klöden. Die periodisch erscheinende Schrift „West-Indie, Bijdragen tot de bevordering van de kennis der Nederlandsch West-Indische Kolonien,* 1855 und 1856 zu Haarlem herausgegeben, sowie der „Almanack* für dieselben Colonien vom Jahre 1856, geben Aufsätze von verschiedenen, Ueber die niederländischen und französischen Besitzungen in Guyana. 23 Bi in. Surinam ansälsigen Verfassern, die reich. an interessanten Mitthei- lungen sind. Wir versuchen, im Folgenden das Wesentlichste dersel- ben übersichtlich zusammen zu stellen. Die Ausdehnung des niederländischen Guyana, das bekanntlich ein _ wichtiger und bedeutender Theil des gesammten, vom Orinoco bis zur nördlichen Mündung des Amazonenstromes reichenden Guyana ist, kann | auf 2700 geogr. Quadratmeilen oder 12 Quadratgrade geschätzt wer- | den, d. i. etwa 1000 Quadratmeilen mehr, als die bisherigen Angaben i dem Lande beilegen '). In einer Mittheilung des Marine-Lieutenants j Baron P. Melvill van Carnbee, welche sich auch im „Moniteur des In- des“ (1847) findet und welche auch in die Vorschläge des Colonial- _ Ministers aufgenommen ist, wird die Oberfläche zu 2185,5 Quadrat- - meilen oder etwa 15,5 Quadratgraden geschätzt, die etwa 15,5 Millio- - nen niederl. Bunders von beinahe 36 Millionen Surinamscher Ackers _ ausmachen ?). Obgleich diese, sogar bis auf den Bruchtheil einer Qua- - dratmeile ausgeführte Angabe den Schein genauer Berechnung an sich trägt, können wir ihr dennoch keinen Werth beimessen, da die Gren- - zen des Landes noch nicht festgestellt und abgesteckt sind. Höchstens - ein Viertel dieses Gebietes ist von Europäern besucht, und von dem _ wirklich besuchten Lande längs der Flüsse und Bäche hat man wie- - derum bisher nur einen sehr kleinen Theil als Eigenthum abgegeben oder angebaut. Am 1. Januar 1853 umfalsten die zur Bearbeitung abgegebenen Plantagen und Gründe etwa 400,000 Ackers, die etwa gleich 32 geogr. Quadratmeilen oder beinahe 180,000 Bunders sind; - von diesen waren aber höchstens 125,000 Ackers (oder etwa 10 Qua- _ dratmeilen, gleich 55,000 Bunders) im Anbau. Da nun die bebauten "Gründe allein an den Ufern der Flüsse und Bäche liegen, so wird das weiter im Innern gelegene Land nie besucht und ist bis jetzt völlig _ unbenutzt geblieben. Die ganze Colonie ist mit dichten Wäldern be- - deckt; Wege sind nur da ausgehauen, wo der Ackerbau sie nöthig - macht. Im Hochlande dagegen trifft man offene Stellen oder Savan- - nen, deren gesammte Oberfläche freilich im Vergleich zu der mit Wald _ bedeckten sehr gering ist. Man kann annehmen, dafs das Grundgebiet ») Auch in Engelhardt’s Zusammenstellung der Flächenräume 1853 hat es nur .1812,5 Quadratmeilen. — Fraissinet in den Nouv. Annales des voyages 1855, IV, -p. 20 giebt 1552 Myriamttres 21 Kilometres = 2082,5 geogr. Ouadratıneilen an, 97 für die Gruppe von Curagao, 1,1 für die von St. Eustache; die Bewohnerzahlen weichen eben so sehr ab. > 2) Das in Surinam allgemein gebräuchliche Flächenmafs ist der Acker von 10 Quadratketten. Jede Kette ist 66 rheinl. Fufs oder 20,724 niederl. Ellen. Der ‚Acker ist also gleich 43,560 rheinl. Quadratfufs, gleich 4294,84 niederl. Quadrat- Ellen oder nahe 0,43 niederl. Bunders. 24 G. A. v. Klöden: der Colonie Surinam oder Niederländisch Guyana sicher zu 422 mit dichtem Walde bedeckt ist; der bekannte Theil von Surinam ist also im Verhältnifs zu den noch nie besuchten Strecken ebenfalls sehr gering. Die Colonie Surinam hatte im Jahre 1853: 6990 Freie männl. Geschlechts, 18313 Sklaven männl. Geschlechts, 6830 - weibl. - 20232 - weibl. - 13793 Freie, von denen 38545 Sklaven, von denen 12889 auf den Plantagen wohnten. 32534 auf den Plantagen wohnten. Die Gesammtzahl der Bewohner beläuft sich also nur auf 52338, obgleich sich die freie Bevölkerung seit 10 Jahren fast verdoppelt hat; etwa die Hälfte dieser Vermehrung ist durch Einwanderung bewirkt. Die Plantagen sind über dieses Gebiet folgendermalsen vertheilt: die Provinz Ober-Surinam und Thorarica hatte 21 Zucker- Plantagen; die Provinz Para 11 Holz- und 17 Nahrungsmittel-Plantagen ; die Provinz Ober-Commewein 17 Zucker- Plantagen; die Provinz Ober -Cottica und Perica 13 Zucker- und 13 Kaffee- Plantagen; die Provinz Unter-Commewein 11 Kaffee-Plantagen; die Provinz Unter-Cottica 12 Zucker- und 15 Kaffee-Plantagen, mit den meisten Sklaven, nämlich 6370. die Provinz Saramacca 11 Kaffee- und Cacao-Plantagen; der Distriet Nickerie hatte die wenigsten Sklaven, nämlich 1662; der Distriet Coronie hatte 14 Baumwollen-Plantagen. Im Ganzen gab es 91 Zucker-, 52 Kaffee-, 15 Kaffee- und Cacao-, 32 Baumwollen-, 21 Holz- und 37 Nahrungsmittel-Plantagen, mit 32,534 Sklaven. — 53 Dampfmaschinen waren gebaut. — Die bedeu- tendsten Productions-Artikel waren: 33,898,322 Pfund Zucker, 563,511 - Kaffee, 891,478 - Baumwolle, 1,325,100 Gallons Melasse, 147,200 - Rum. Die Einfuhr hatte 1853 einen Werth von 2,041,186 Fl., bewirkt durch 210 Schiffe, insgesammt von 13,116 Last. Die Ausfuhr belief sich in demselben Jahre auf 3,030,795 Fl., bewirkt durch 191 Schiffe, insgesammt von 12,345 Last. Zu den weniger bekannten Strömen Surinams gehören die Ma- roweine und der Saramacca. Erstere, von den Franzosen Maroni genannt, der Grenzflufs gegen das französische Guyana, ist ein schöner Flufs. Sie ist von der Mündung bis zum Einflufs der Arraona, unter Ueber die niederländischen und französischen Besitzungen in Guyana. 25 3° 15’ nördl. Br. ziemlich gut bekannt; von da bis zur Quelle scheint der Lauf südlich und südwestlich zu sein, und man vermuthet, dafs sie aus den Bergen Tumucumque unter 2° nördl. Br. kommt. Nahe bei ihrer Mündung ist die Breite wohl eine geogr. Meile; beständig rollen ihre klaren Fluthen zwischen den Ufern dahin und bespülen reizende Inseln und Inselchen, welche die Einförmigkeit, die sonst durch die breite Wasserfläche eines grofsen und ziemlich gerade fortfliefsenden Stromes entstehen würde, angenehm unterbrechen. Die Ufer sind, wie bei allen Flüssen Surinams, mit Bäumen besetzt. Hier aber werden sie nicht, wie bei fast allen anderen, nahe an ihrer Mündung von einem dicht verschlungenen Gürtel von Mangle- und Parwa-Bäumen (Rhizophora Mangle und Avicennia tomentosa) eingefalst, welche mit ihren während der Ebbe entblöfsten Wurzeln den Ufern einen eintöni- gen Charakter geben; sie sind im Gegentheil mit Bäumen, Sträuchern und Rankengewächsen der verschiedensten Arten und Formen verziert, die dem Auge eine angenehme Abwechselung bereiten. Bald sind es reich blühende Bäume, die den Blick auf sich ziehen, bald wieder Guir- landen aus Blumen und Blättern von Schlingpflanzen, die mit ihren schwebenden Bögen die Bäume unter einander verbinden oder von den hohen Zweigen der stützenden Stämme zierlich herabhängen. Hier sind es einfache, riesige Bäume, deren Kronen hoch über die der Nach- barn hervorragen, wie die gigantischen Kakantri (Bombar Ceiba L.) und andere, welche dem Auge einen Ruhepunkt gewähren; dort die schlanken Formen der Palmen, eine zierliche Euterpe oder Palissaden- Palme, eine edle Marimilia regia, welche die Bewunderung des Rei- senden .auf sich ziehen. Eins fehlt den Ufern der Maroweine, nämlich das Leben. Man _ trifft wohl hier und da indianische Dörfer, aber diese sind gering an Zahl und bestehen nur aus wenigen schlechten Hütten; überdies ist - der Indianer still und schweigsam von Natur. Aufser dem kreischen- _ den Geschrei der Papageien und westindischen Raben, welche hier wie _ anderwärts Morgens und Abends. paarweise über den Flufs ziehen (ob- schon hier weniger, als in den angebauten Theilen der Colonie), wird - selten ein Ton vernommen. Nicht einmal die so weit schallende, rauhe - Stimme der Brüll- Affen wird gehört. — Indessen befinden sich bereits zwei Holzschläger- Ansiedelungen an den Ufern, Albina und Monte- ‚eattinis-Ort. | Der obere Saramacca ist von Herrn Copijn auf einer Vergnü- ‚gungsreise besucht worden. — Etwa 14 Stunden vom Meere mündet von der rechten Seite der Wanica-Creek und von hier an heifst der Flufs Boven-Saramacca. Oberhalb der Mündung oder der Plan- tage Hamburg, etwa 12 Stunden weiter, mündet von der linken Seite ;i u de u u a 0 Fe EZ RRSETTON 26 G. A. v,. Klöden: der Poeyca-Creek, welcher im October, dem letzten Monate der trockenen Zeit, noch eine Breite von 12 Faden und eine Tiefe von etwa 2 Faden hatte. Mehr als eine Stunde oberhalb hatte er in der Regenzeit mehr als 300 Fufs Breite. Zwanzig Stunden oberhalb des Wanica, bei dem jetzt verlassenen Posten Saron, nimmt der Strom den Namen Opper-Saramacca an; und etwa 50 Stunden oberhalb die- ses Postens findet man die Dörfer der Becu- und Musinga-Buschneger. Der Boden längs des Saramacca besteht da, wo der Poeyca mün- det, aus einem grauen Thon und wird in der Regenzeit zum Theil unter Wasser gesetzt. Dringt man von hier durch den Wald, so ge- langt man bald an eine Savanne, deren Boden, aus feinem Kieselsande bestehend, Gras, einige Cachoubäume und Palmgruppen trägt. Andert- halb Stunden weiter führen zum Dorfe Sikwoa, am Rande der $a- vanne, dessen Bewohner hier hoch, trocken, sicher und unbelästigt von Mosquito’s und anderen Insekten hausen. Noch einige Stunden weiter durch den weichen Savannensand in südöstlicher Richtung führen zu dem Cusuweine, welcher in der trockensten Zeit eine Breite von mehr als 80 Fufs und in der Mitte eine Tiefe von 1 Faden behält. Die Coranteine (Corentyn) entspringt nach den Berichten der In- dianer in derselben Kette, wie der Essequibo. Sie kommt aus den Ber- gen von Acarai, 25 Meilen östlich von dem englischen Flusse, und wahr- scheinlich gegen den 1. Grad nördl. Breite. Von Felsen aufgehalten, wie der Essequibo und Berbice, hat sie unter 4° 20’ nördl. Br. eine furchtbare Reihe von Wasserfällen, die durch Höhe und malerische Schönheit alle ähnlichen übertreffen. Dann nimmt sie die Cabalaba (Cabalebo) auf und durchläuft, die Krümmungen mitgerechnet, noch 150 Miles, überall für 7 Fufs tiefgehende Fahrzeuge schiffbar. Bis auf etwa 40 Miles von der Mündung des Surinam erhebt sich das Land unmerklich bis zu den Bergen. Von dem Sara-Creek bis zum Dorfe Samsam ist der Flufs durch Felsen und 28 Wasserfälle unterbrochen; er flielst hier zwischen unzugänglichen Bergen, dichten und undurchdringlichen Urwäldern. Zu den Bewohnern Surinams gehören die sogenannten Busch- neger, die entlaufenen Sklaven der ehemaligen englischen Plantagen- Besitzer. Dieselben bilden eine Art von unabhängiger Republik, da sie 1760 und 1762 als freie Leute anerkannt worden sind. Sie woh- nen, in drei Stämme getheilt, im Binnenlande an den Flufsufern sehr weit hinauf, als Aukaner an der oberen Maroweine, als Saramaccaner am oberen Surinam, und als Becu- und Musinga-Neger am oberen Saramacca. Sie gehen im Anfange der Regenzeit nach ihren Lager- plätzen (Kampen), und verlassen dieselben mit ihren Handelswaaren, d.h. mit Flöfsen von Balken, gegen die trockene Zeit. Ueber die niederländischen und französischen Besitzungen in Guyana. 27 4 i Aufserdem wird das Land von verschiedenen Stämmen der In- i dianer oder Bokken bewohnt. Die, welche innerhalb in dem gebir- gigen Theile wohnen, sind kaum dem Namen nach bekannt. Die bei- den Schomburgk haben einige Namen solcher Stämme bekannt gemacht, so haben wir von den Makuois, Wakkawais, Arekunas, Woyawais, Tarumas etc. vernommen. Die Akuris müssen, nach Angabe der Busch- neger und Indianer, auf den Grenzen unserer Colonie und Brasiliens . wohnen. Drei indianische Stämme, deren Individuenzahl indefs sehr gering ist, kommen mehr mit den Holländern in Berührung: die Arrowakken, die Caraiben (in Cayenne auch als Galibi bekannt) und die Waraus: alle drei sehr von einander verschieden. Die Arrowakken oder Arra- wakken scheinen die ursprünglichen Küstenbewohner von Guyana zu sein, wenigstens im nordwestlichen Theile. Die Namen der Flüsse, Buchten und Ortschaften, von dem rechten Ufer des Orinoco bis an die Maroweine, deuten dies durch die Endungen wini oder uni, nama, ist, ibo, iku, uru u. Ss. w. an, welche alle arrowakkisch sind. Von dort nach Südost, in Französisch- und Brasilianisch-Guyana, haben die Namen mehr caraibischen Charakter. Die Waraus müssen ehemals die Küste an dem Orinoco bis zum Essequibo und das Delta des ersteren bewohnt haben; sie heifsen bei den Uferbewohnern des Orinoco Gua- ranos. Obgleich alle südamerikanischen Indianer mehr oder weniger ein herumschweifendes Leben führen, so verlegen sie dennoch ihre Wohn- sitze nicht aufserhalb sicherer, von ihnen angenommener Grenzen. _ Allein die Caraiben, ein lebhaftes, ungeduldiges und streitsüchtiges _ Volk, scheinen überall in Guyana eingedrungen zu sein; jetzt trifft man sie am unteren Mazaruni und Kujuni, am Rupununi, Corentyn, am Koppename und an der Maroweine, und wahrscheinlich haben sie - die ältesten Bewohner von Cayenne in’s Innere getrieben und deren Wohnsitze eingenommen. Im holländischen Guyana finden wir Arro- wakken und Caraiben durch das ganze Land, vom Corentyn bis zur _ Maroweine, verbreitet; die Waraus aber scheinen sich mehr auf den Distriet Nickerie und die Nebenflüsse zu beschränken. Die Arrowakken unterscheiden sich von den beiden änderen Stäm- ‚men durch einen sanfteren und friedliebenderen Charakter und zeigen 'r Bi. 5 Bi; in Jagd und Wischereis im Bauen seiner Hütte, im Fällen der äume, in der Anlegung einer Nahrungspflanzung (Kostgrond) und im TORE TA 28 . G. A. v. Klöden: Verbrennen und Aufräumen der Zweige und Blätter. Die Frau ist mit dem Bepflanzen und Erhalten des Gartens, der Bearbeitung der Cassave und der Bereitung des Brotes aus derselben beschäftigt. Sie sorgt für das Brennholz, das zum Backen, Kochen und zum Brennen unter den Hängematten bei Nacht nöthig ist. Der Mann verfertigt sein Jagd- und Fischgeräth und seine Corjalen oder Canoes. Die Frauen machen die Hängematten, wozu aus den jungen Blättern der Mauritia- Palme Stricke bereitet werden. Sie drehen Schnüre aus Hanf oder Flachs, den sie aus den Blättern einer Bromelia- Art gewinnen, und die sie Ukikili oder Seilgras nennen. Sie spinnen die Baumwolle aus der Hand zu Garn, wovon sie ebenfalls sehr starke Seile drehen. Sie verfertigen aus dem Wariembo-Bast ihre Pegale’s (Körbchen), und alle Töpfe, Schüsseln, Kannen und anderes Trinkgeschirr. In der Hütte findet sich ein Backtrog oder lieber ein Stück von einem ausgehöhlten Baume; eine Sitzbank, sehr niedrig und oft künstlich aus Einem Stücke geschnitten; ein paar irdene Kannen und Flaschen; geflochtene Körbe zu Fischen und Früchten, welche sie auf dem Rücken tragen; Kala- bassen oder Trink- und Efsschaalen, meist ausgehöhlte halbe Kala- basfrüchte (Crescentia cujete L.); ein paar eiserne Töpfe; eine von einer Art Binsen geflochtene Röhre oder ein Sieb, Matapie genannt, um die gestampften bittern Cassavewurzeln zu pressen; eine eiserne Platte, um die Cassavekuchen zu backen. Einen Spaten haben sie nicht immer; das Beil, von welchem der Mann sehr selten Gebrauch macht, und der Hauer, eine in Surinam viel gebrauchte Art von Säbel, sowie ein langes Messer, das der Indianer stets im Gürtel trägt, sind seine einzigen Baugeräthschaften. Das Rundholz, die Palissaden, Truli und Pinazacken (wahrscheinlich von der Euterpe oleracea) sind mit dem 60 Fufs lang von den Bäumen herabhängenden Busch-Tau zu Hüttenwänden zusammengeflochten. In manchen Dörfern findet sich eine Hütte in Gestalt eines Zuckerhutes, mit einem kleinen Eingange; eine solche ist das Piay-Haus, worin sie ihren Götzendienst verrichten. Kommt der Mann von der Jagd oder von dem Fischfange und bringt Wild oder Fische nach Hause, so wirft er dasselbe seiner Frau zu, damit sie es zurichtet, und legt sich in seine Hängematte. Hat sie das Essen zubereitet, so setzt sie es ihrem Manne vor, aber ohne sich dazu zu setzen, denn dies wäre gegen die Ehrerbietung, welche sie dem Manne schuldig ist. Selten geht ein Indianer ohne seine Frau auf die Reise; macht er eine Fufsreise, so muls sie das Gepäck tragen. Das Jagd- und Fischgeräth wird stets mitgenommen. Im Allgemeinen sind die Frauen arbeitsam und immer beschäftigt. Im benachbarten Britisch-Guyana indefs zeigen auch die Männer, dafs sie unter einer guten und verständigen Leitung sich zu einer geregelten he SE y Ueber die niederländischen und französischen Besitzungen in Guyana. 29 Arbeit, namentlich zum Holzfällen und Bearbeiten von Zimmerholz, sowie zum Rudern auf Fahrzeugen sehr gut gebrauchen lassen. Sie haben einen Abscheu vor Diebstahl und Unehrlichkeit, und lassen mit dem gröfsten Vertrauen ihre Hütten offen stehen, in wel- chen sie ihre Zierraten, Kleinodien u. dgl. nicht verschliefsen, sondern in Körben verbergen oder auch offen liegen lassen. Sie beobachten im gewöhnlichen Verkehr gegen einander bestimmte Regeln des Anstandes; namentlich wird älteren Personen grofse Ach- tung erwiesen. Kinder sprechen von ihrem Vater oder ihrer Mutter in der Mehrzahl. — Wenn sie mit einander reden, haben sie die eigen- thümliche Gewohnheit, einander nicht anzusehen; der, welcher spricht, kehrt dem Angesprochenen den Rücken zu oder stellt sich doch so, dafs er ihn nicht ansieht. Die Hunde, sagen sie, sehen einander an, wenn dieselben sich mit einander unterhalten. Dies hängt mit ihrem Glauben zusammen, dafs die Thiere eine Sprache haben. Der an Jahren Aeltere, selbst unter Kindern, wird mit dem Titel Ebebe angeredet, welches Wort männlich und weiblich ist. Sonst heilst ein erwachsener Mann Wadili und eine Frau Hiaru. Die Frauen haben viele Wörter, welche ihnen eigen sind, und welche niemals von einem Manne gebraucht werden. So heilst „ja“ bei den Männern ehe oder tasi, bei den Frauen tare. So sagt der Mann bahässida, ich glaube, die Frau dagegen bahara. Wenn ein Arrowak einen anderen besucht, so ist der gewöhnliche Grufs: „Ich komme zu Euch“, und die Antwort ist: „Du kommst, es ist gut,“ oder nur: „Es ist gut“. Begegnen zwei Männer einander, so ist der gewöhnliche Grufs: „Seid ihr da?“ und die Antwort: „Ich bin da*. Bei feierlichen Besuchen, von denen der Hausherr zuvor unter- _ richtet ist, wird der Besucher zuerst angesprochen, und wenn es ihrer mehrere sind, einer nach dem anderen, nach Alter und Rang. Der Hausherr geht ihnen schon vor die Thüre entgegen und ersucht sie nach dem Grufse, einzutreten. Hierauf bringen die Frauen des Hauses “eine Bank oder, wenn eine solche fehlt, ein Stück Holz, und der Haus- herr ersucht die Gäste, Platz zu nehmen, indem er beklagt, dafs er "ihnen keinen besseren Sitz anbieten könne. Die Besucher lassen hier- auf ihr Wawadili folgen und preisen den ihnen angebotenen Sitz als ganz vortrefflich. Nun bringt die Hausfrau das Essen, denn es findet nie ein Besuch statt, ohne dafs gegessen und getrunken wird. Ist nichts anderes vorräthig, so haben sie doch immer Cassave-Brot und ‚den Kasseripo-Topf. Der ausgeprefste Saft der bitteren Cassave näm- lich wird zu einem dicken Syrup gekocht, reichlich mit Cayenne-Pfeffer versetzt, und dahinein wird das Cassave-Brot getaucht. Nun beginnen | j 4 i . 30 G. A. v. Klöden: wieder die Complimente. Der Hausherr entschuldigt sich, dafs er nichts Besseres seinen Gästen vorzusetzen hat, und erklärt ausführlich die Ur- sachen, warum er nicht habe jagen oder fischen können, oder weshalb er auf der Jagd nicht glücklich gewesen sei. Diese Complimente wer- den jedem Gaste gehalten, denn keiner von ihnen fängt an zu essen, ohne vom Hausherrn ausdrücklich dazu genöthigt zu sein. Wenn einer der Gäste zu essen aufhört, so sagt er einem jeden der Anwesenden nach Rang und Alter, dafs er genug habe. Alle diese höflichen Redens- arten werden in einem singenden oder vielmehr klagenden Tone vor- getragen und ebenso beantwortet, mit Hinzufügung der Bekräftigungs- worte Wa, ehekada und gideada. Die dabei gegenwärtigen jüngeren Arrowakken wohnen der Unterhaltung gewöhnlich nur als Zuhörer bei und thun, als ob sie der Sache fremd wären, wenngleich sie dieselbe bereits kennen. Bei dem Abschiede wird das Ceremoniell ebenso wie bei der Ankunft beachtet. Wenn sie auf der Reise sind, werden sie durch den Aeltesten unter ihnen, den Ebebe, geweckt. „Es ist Tag geworden,“ ruft er dann, „die Nacht ist vorbei; wir müssen aufstehen“. Darauf sagt er, was diesen Tag gethan werden muls, und die Antwort ist wiederum wa und ehekada. So gehen sie auch des Abends selten in ihre Hänge- matte, ohne vom Ebebe gegrülst und mit dem bekannt gemacht wor- den zu sein, was am folgenden Tage gethan werden mufs. Befremdend ist der Gebrauch, der unter ihnen und vermuthlich unter vielen anderen Indianerstämmen herrscht, nach welchem sieh der Mann, wenn seine Frau ein Kind zur Welt bringt, in seine Hänge- matte legt, während die Frau ihre gewohnte häusliche Arbeit weiter verrichtet, als wenn ihr nichts geschehen wäre. Die arrowakkischen Frauen und im Allgemeinen die der südamerikanischen Indianer haben gewöhnlich eine glückliche Entbindung. Sie finden darin nichts Be- sonderes oder Schwieriges, und die Besorgung ihres Haushalts erleidet dadurch keine Störung. Dagegen darf der Mann, einem unter ihnen herrschenden Aberglauben zufolge, keinen Baum fällen, kein grofses Wild schiefsen und kein starkes Getränk geniefsen, wenigstens nicht in den ersten Tagen nach der Geburt eines Kindes, weil es dadurch krank werden und sterben könnte. Höchstens darf er mit Pfeil und Bogen kleine Vögel schiefsen oder kleine Fische fangen. Da er also zu Haus bleiben mufs und die Hängematte sowohl zum Sitz als zur Lagerstatt dient, so bleibt er lieber liegen. — Vielleicht ist dieser Gebrauch in der Absicht eingeführt, den Mann in solcher Zeit, wo sein Beistand für die Frau so nothwendig werden kann, zu Haus zu halten, da er sich sonst auf der Jagd oder bei dem Anlegen von Pflanzstellen zu weit entfernen könnte. Ueberdies würde die Frau dann auch zu viele und | eg u ee | | Ueber die niederländischen und französischen Besitzungen in Guyana. 31 2m u a zu schwere Arbeit bekommen, wenn der Mann mit grofsem Wilde nach _ Hause käme, das sie zurecht machen, zubereiten und für den Bedarf aufbewahren mülste. Da sie viel reisen und umherziehen, so geschieht es wohl, dafs sie für die Reise eine Bestimmung treffen, nach welcher Zeit sie wieder zurückkehren wollen. In solchem Falle bedienen sie sich eines Taues mit so viel Knoten, als Tage vergehen müssen, bis der bestimmte Zeit- punkt herangekommen ist. Dieses Tau heifst Ikissi. Wer an der Spitze der Sendung steht oder das Abkommen getroffen hat, bindet dies Tau an seine Hängematte und öffnet jeden Morgen beim Erwachen einen Knoten. Auch wohl eines Kerbstockes oder einer Schnur von Rohr bedienen sie sich zu diesem Zwecke. So gute Anlagen die Arrowakken auch besitzen und so viel Kunst- fertigkeit sie in ihren Geräthen verrathen, so ist doch bei ihrer völlig _ abgeschiedenen Lebensweise keine Entwickelung für sie zu hoflen. ; » Was den Gesundheitszustand betrifft, so kann das Jahr 1853 zu - den gesunden Jahren gezählt werden. Die Anzahl der Geborenen über- traf die der Gestorbenen um 215, welche Zahl sich noch günstiger stellt, wenn man die verstorbenen Fremden abrechnet. Catarrhalische und rheumatische Krankheiten sind die gewöhnlich- sten; sie nehmen oft einen gastrischen und gallichten Charakter an und verbinden sich mit intermittirenden Fiebern. Epidemische Krank- heiten, aufser den unbedeutenden Wasserpocken, sind in jenem Jahre nicht vorgekommen, während in Cayenne in der ersten Hälfte des Jah- res Typhus und in Demerary die Kinderpocken, und fast das ganze Jahr hindurch das gelbe Fieber herrschte. Von Dysenterie giebt es stets sporadische Fälle, aber fast ausschliefslich bei Negern. Auch Lien- terie ist bei den Negern, namentlich auf den Plantagen im August bis November nicht selten, wahrscheinlich durch das schlechte Trinkwasser in der trockenen Zeit hervorgebracht. Wechselfieber waren nicht zahl- reich; am meisten sind sie im Februar und März in der Stadt und um - dieselbe verbreitet. Bei den Negern steht die Bleichsucht unter den chronischen Krankheiten obenan; sie wird in geringerem und gröfse- rem Mafse allgemein bei ihnen angetroffen. Nicht selten geht sie in Lungenschwindsucht und Bauchwassersucht über. Auch syphilitische - Krankheiten waren im Allgemeinen selten. Die endemischen Krankheiten im französischen Guyana sind Fie- - ber von miasmatischem Ursprunge. Da dieser Landstrich in der Regen- - Sonnenhitze brütet, so haben die Wechselfieber dort über alle anderen Krankheiten die Oberhand. Man kann sicher sowohl für die Einge- _ borenen, wie für die Fremden, das Fieber als den normalen Zustand 32 G. A. v. Klöden: betrachten. Diese Wechselfieber können alle Typen annehmen, von den leichten Fieberbewegungen, welche kaum bemerkt werden, bis zu den bösartigen Anfällen, welche das Leben sofort gefährden. Nicht selten treten sie als einfache kalte Fieber, als Cholera und als Coma- töse auf; doch mehr sind Guyana eigen die remittirenden Gallenfieber, mit Gelbsucht gepaart. Die letzteren verlaufen in gelbes Fieber. — Demnächst ist die Dysenterie auch hier die am meisten vorkommende Krankheit, und zwar eine gutartige; die chronische, meist bei Soldaten auftretend, welche aufserhalb der Stadt in Quartier liegen, ist in die- sem Klima nicht zu heilen, und die Kranken werden deshalb nach Frankreich zurückgeschickt. Eine Fregatte macht zu diesem Zwecke dreimal im Jahre die Reise. — Lungenleiden finden sich besonders bei der armen Volksklasse, welche die niederen Theile der Plantagen be- wohnt, sich schlecht nährt und nicht den Jahreszeiten gemäfls kleidet. Skropheln sind bei dem Uebermafse von Licht und Wärme fast ganz unbekannt. Ausschlags-Krankheiten giebt es wenige, Syphilis sehr wenig, aber viel Aussatz. In Cayenne, wo der Typhus vor Ankunft der Deportirten sehr selten war, ist dieser mit Kranken, welche von den Salut-Inseln kamen, herübergebracht. Von den französischen Truppen sterben im Mittel jährlich 2,8 Pro- cent, d.i. das Mortalitätsverhältnifs von London zur selben Zeit. Von der europäischen Garnison in Surinam starb, wenn das gelbe Fieber herrschte, was in den letzten 20 Jahren 4 Mal stattgefunden hat, 1 von 4, von 7, von 9, von 11, sonst etwa 1 von 17 bis 1 von 52. Im Allgemeinen kann man annehmen, dafs etwa 5 Procent der Euro- päer jährlich sterben. Die mittlere Lebensdauer in Surinam ist 28 und 29 Jahre; doch werden Weilse auch bis 90 und 93 Jahre, Neger bis 116 Jahre alt. Daneben sind aber auch folgende Thatsachen nicht zu übersehen: Gegen das Jahr 1763 kamen 15,560 französische Colonisten nach Cayenne; 2000 kehrten im folgenden Jahre zurück, und von den 13,560, welche blieben, lebten am 1. Januar 1765 noch 300! Diese Expedition hatte 30 Millionen Frances gekostet. 1797 und 1798 wur- den 300 oder 400 vom Directorium deportirt, und nach einem Jahre war die Hälfte gestorben. Im Juni 1845 kamen 384 Personen nach Surinam, sechs Monate später waren, weil die Arbeiter keine Woh- nungen fanden, 200 todt; 1852 waren noch 5 oder 6 am Leben. Die rücksichtlich der Gesundheit rathsamsten Nahrungsmittel in Surinam sind aulser dem Fleische der Hausthiere, nämlich dem des Rindes, Schafes, der Ziege und des Schweines, des Truthahns, Huhns, Perlhuhns, der Ente, Gans und Taube, das der wilden Thiere. Diese sind der Hirsch, der Tapir (in dieser Colonie Büffel genannt), der Ueber die niederländischen und französischen Besitzungen in Guyana. 93 Pingo oder das Bisamschwein (Dicotyles labiatus), der Pakier oder das - Halsband-Nabelschwein (Dieotyles torquatus), das Wasserschwein (Hy- drochoerus capybara), der Lamantin oder die Seekuh (Manatus ameri- canus), der Surinamsche Hase (Coelogenys paca), der Konikoni (Dasy- procta Aguti) und der Kapasi, ein Gürtelthier (Dasypus peba); unter den Vögeln einige Arten wilder Enten und Tauben, die Anemu oder _ das Surinamsche Rebhuhn (Crypturus variegatus), das Powis oder Hockohuhn (Craz alector), die Maraay (Penelope mardil), die Surinam- - schen Schnepfen, Papageien und andere. Die Fische, welche die Flüsse - Surinams im Ueberfluls liefern, werden viel gegessen und liefern, sowie _ die sogenannten Buschfische, die in niedrig gelegenen und unter Wasser - stehenden Büschen vielfach gefangen werden, ein gesundes und schmack- haftes Nahrungsmittel. Ebenso sind die Schildkröten, die Leguans (Iguana delicatissima), wie auch die Krabben und Krebse sehr gesucht. | Das Pflanzenreich liefert als Hauptnahrungsmittel: Bananen, Reis, _ türkisch Korn oder Mais, den kleinen oder Curacao’schen a (Hol- _ cus Sorghum), zwei verschiedene Arten von Brotfrucht :(Artocarpus in- _ eisa) und einige Erdfrüchte (Wurzeln), als: Yams (Dioscorea sativa?), _ Pataten (Batatas edulis), Tayers oder Taro (Arum oder Caladium eseu- lentum), die sülse und bittere Cassave (Jatropha Loefflingüi und Mani- hot) und Arrowroot (Marantha arundinacea). Das Krautgemüse, wor- unter wir auch die Schoten und andere Früchte, welche gekocht ge- _ gessen werden, begreifen, sind folgende: Salat, Gurken, Endivien, Kalala ; (Amaranthus oleraceus) und andere Arten, Postelein (Talinum triangu- lare), und einige andere Portulaceen, Oseille und Patientie ( Rumer E bereitet. Die Kokosnufs, Pienda (Atarkis hypogaea), Abon- jera (Sesamum orientale) und einige andere Samen liefern Oelsorten, Zeitschr, f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. IV. 3 34 G. A. v. Klöden: süfse Orangen, Pompelmus (Citrus Decumana), Mandarine (Citrus de- liciosa Tenore), Gideons-Aepfel (Oitrus Limetta?), der Sauersack (Anona muricata), die Guajave (Psidium piriferum), die Sapadille (Sapota Achras), die Marquisade (Passiflora quadrangularis), die Melone von Cantalup, die Wassermelone (Cucumis eitrullus), die Mammi (Mammea americana), die Manja (Mangifera indica), der Advocat (Persea gratissima), der Cytheren- Apfel (Spondias Cytherea), die sülse und saure Kirsche (My- rica Michelii und Malpighia glabra), die Mispel (Blakea quinquenervis) und die Früchte von einigen anderen Melastomaceen, die Tamarinden und Trauben, Rosen- Aepfel (Jambosa vulgaris). Einer der wichtigsten Artikel, welche Surinam liefert, ist das Nutzholz. Die Wälder in den flachen, alluvialen Küstenländern, wo wegen der ungewöhnlichen Fruchtbarkeit die meisten Plantagen angelegt sind, bieten nicht so viele gute Holzarten, wie die in den Oberländern. Dort bestehen die Urwälder bei einem unbegreiflich üppigen Pflanzenwuchse hauptsächlich aus sehr grofsen Bäumen, von denen einige seit langer Zeit in Surinam als Zimmerholz viel verarbeitet werden, und sich als sehr tauglich bewährt haben. Die Anzahl der genauer bekannten und verarbeiteten Holzarten kann zu nahe an 40 angegeben werden, ob- wohl man diese Anzahl ansehnlich vergröfsern könnte durch Hinzu- fügung von Arten, die entweder dem Namen nach kaum bekannt oder aus anderen Ursachen nie zuvor zum Gebrauch gekommen sind. Einige, obwohl auch brauchbar, kommen nur in geringen Dimensionen vor, andere wieder sind nicht zu erlangen; überdies werden die Namen nicht selten mit einander verwechselt. In einigen Schriften wird die Zahl von Holzarten zu 150 ange- führt, während sie in Surinam selbst wohl zu 300 gebracht wird; natür- lich sind dabei sehr viel unbrauchbare Arten mit einbegriffen, und man hat dabei zu viel auf unsichere und verwirrte Berichte von Indianern und Negern gegeben. Einige Arten, von verschiedenem Namen, stim- men so mit einander überein, dafs sie höchst wahrscheinlich zu einer Art zusammengeworfen werden müssen; dagegen wird in Stücken von derselben Art, namentlich von Kopie und Bolletrie, eine solche Ver- schiedenheit gefunden, dafs man fast in Zweifel gerathen kann, ob der Name richtig angegeben ist. Unter anderen Ursachen üben vor Allem die Orte, an denen der Baum gewachsen ist, darauf einen grofsen Ein- fluls aus; so werden von den Negern viele Arten noch unterschieden in hochländisch, flachländisch, Bastard-, Sumpf-, männliches, weibliches u. s. w. Holz. Bei gröfserer Bekanntschaft mit den noch nicht besuch- ten Oberländern werden sicher noch viele uns unbekannte zum Vor- schein kommen, so dafs sich die Zahl brauchbarer Hölzer wahr- Ueber die niederländischen und französischen Besitzungen in Guyana. 35 _ scheinlich noch um einige vermehren wird. Denn die Buschneger brin- _ gen zuweilen Proben von sehr schönem Holze mit, mit denen wir nur _ durch sie bekannt geworden sind und die uns viel Gutes von den Hoch- _ landsbäumen erwarten lassen, da es bekannt ist, dafs das härteste und _ dauerhafteste Holz ausschliefslich auf hohem Boden wächst. Die Bäume werden meist unmittelbar nach dem Fällen zu Balken und Schindeln verarbeitet, und selbst wenn sie noch nafs sind, zu Bret- tern zersägt und verbraucht. Daher rührt vor Allem das häufige Reilsen, dem das Holz unterworfen ist, dem aber durch sorgsame Behandlung abgeholfen werden könnte. Bei diesem Reichthume an edlen Hölzern 3 muls man sich wundern, dafs die Ausfuhr selbst bei gänzlicher Be- freiung von Ausfuhrzoll so gering ist. Es wurden nämlich ausgeführt 1832: nach den Niederlanden .... für Fl. 3,746.50 ce. nach den Nachbar-Colonien - - 12,015.25 - y Fl. 15,761.75 ce. Dagegen betrug die Einfuhr ansehnlich mehr: aus den Niederlanden ....... für Fl. 11,236.82 c. aus Nord-Amerika. ..... - u - .27,114.51 - aus den Nachbar-Colonien . - - 13,962.61 - Fl. 52,313.94 e.; _ also um Fl. 36,552.19 c. mehr, und diese bestand zum gröfsten Theile aus - nordamerikanischem Holze. Der Grund liegt in dem hohen Tagelohne und den theuern Transportmitteln Surinams, so dafs das beste Holz in Folge mangelnder Arbeitskräfte werthlos und zum grolsen Theile herrenlos im Ueberflusse in den Wäldern angetroffen wird. Die Kosten für Tagelohn und Transport betragen mehr als man für die eingeführten nordamerikanischen Bretter bezahlt. Die Jahreszeit, die stärkere oder geringere Zufuhr von Holz durch Buschneger üben unter anderen Ur- ‚sachen darauf einen grofsen Einfluls. Von den Buschnegern kann das Holz zuweilen billig gekauft wer- ‚den; doch auf eine Bestellung bei diesem faulen, mifstrauischen und R reulosen Volke kann man sich nie verlassen. Ihre Flöfse (Kokorokos) bestehen nur zum Theil aus brauchbaren Hölzern von verschiedenem ‚Ma aalse und von allerlei Arten unter einander. Diese Stücke, welche meist schwerer als Wasser sind, werden dureh eine Anzahl unbrauch- Es dienen namentlich Braunherz, Grünherz, Beilholz, Bolletrie und - 3* 36 Reise von Shanghai Purpurherz zu Balken und Schindeln, Kopie und Wane zu Brettern, Cedern, Cönatepie, Buchstabenholz, Krapa, Schlangenholz, Buschtama- ‘rinde, Eisenherz und Salie zu Möbeln. Unter den letzteren scheinen die Ceder und Krapa noch in hin- reichender Menge vorhanden zu sein. II. Reise von Shanghai über Hangtschau nach Ningpo. Nach einem englischen Bericht. Die Fortschritte der Engländer in der Ueberwältigung des indi- schen Aufstandes rücken den Zeitpunkt wieder näher, in dem sie auch ihren Confliet mit China zum Austrag bringen werden. Wenn die Ver- wickelung in Canton nicht eigends zu dem Zweck angesponnen ist, so wird sie doch ohne Frage dazu benutzt werden, den Handelsver- kehr mit China auf eine ganz andere und viel umfassendere Grundlage als die jetzige zu stellen. Bei dem von Jahr zu Jahr wachsenden Ver- brauch chinesischer Producte in Europa erscheint es als ein für die Dauer unerträgliches Uebel, dafs sich die europäische Handelswelt mit dem bequemsten Zahlungsmittel für die chinesische Ausfuhr, mit euro- päischen Manufacturen, nur auf die Versorgung des beschränkten Rayons der fünf, dem europäischen Handel geöffneten Hafenplätze verwiesen sieht und dafs sie den Rest der Schuld mit baarem Silber tilgen muls. Auch die Verhältnisse der europäischen Industrie an sich scheinen eine Ausdehnung des Marktes gebieterisch zu erheischen. Als wir zur Er- läuterung der Wichtigkeit einer Canal-Verbindung zwischen dem Atlan- tischen und Stillen Ocean die wachsende Bedeutung des pacifischen Handels zu skizziren suchten, wiesen wir mit Nachdruck auf das weite fruchtbare Feld hin, welches China mit seiner starken Population und seinen unerschöpflichen Hilfsquellen der Handelsspeculation darzubieten vermag. Gelänge es, den Erzeugnissen der abendländischen Industrie mit einem Schlage diesen Markt wirklich zu eröffnen, ein von den im- posantesten Strömen und einem bewundernswürdigen Canalsystem durch- schnittenes Reich mit einer Bevölkerung von 360 Millionen Seelen, dem dritten Theile der Bewohner des ganzen Erdballs, — einer Bevölkerung, die weder durch die klimatische Beschaffenheit ihres Landes noch auch der grolsen Mehrzahl nach durch den Grad ihrer Cultur auf die Be- über Hangtschau nach Ningpo. 37 _ dürfnifslosigkeit primitiver Zustände verwiesen ist, — vollständig und _ ungehemmt in die Bahn des Welthandels hineinzuziehen, so würde von _ diesem Ereignifs in der Geschichte des Handels eine neue Epoche da- tiren, die auf die commerciellen und industriellen Verhältnisse des Abend- _ landes eine unberechenbare Nachwirkung äufsern mülste. Welche Wen- _ dung nun auch die innere Krisis des chinesischen Reiches und sein - Confliet mit England und anderen europäischen Staaten nehmen mag: - sicher ist begründete Aussicht vorhanden, dafs die nächste Zeit uns dem Ziele eines freien Verkehrs um ein Bedeutendes näher führen, dafs sie ' dem Handel mindestens in denjenigen Theilen des ausgedehnten Reiches, die schon jetzt für ihn von hervorragender Wichtigkeit sind, eine freiere "Bewegung verschaffen wird. Dies gilt besonders von dem fruchtbaren _ und dichtbevölkerten chinesischen Tieflande, welches die Mündung des Yangtse-kiang und die grofse Bucht von Hangtschau umgiebt, dem Hauptsitze der Baumwollen- und Reiscultur wie der Seideproduction und einem der wichtigsten industriellen Bezirke des chinesischen Rei- ‚ches. Wir haben deshalb schon mehrmals die Gelegenheit ergriffen, ‚die Aufmerksamkeit unserer Leser auf dieses wichtige Gebiet hinzu- lenken; wir haben auf den Steinkohlenreichthum der Provinz Tsche- _ kiang hingewiesen, und zwei Reiseskizzen aus der Feder der berühmten ‚Sinologen Medhurst und Edkins mitgetheilt, — Skizzen, die, wie wenig "sie auch das Bedürfnifs einer exaeten Kenntvils des merkwürdigen Land- ‚strichs zu befriedigen geeignet waren, doch einzelne Züge zu dem Gemälde _ lieferten, dessen vollständige Ausführung von der Zukunft zu erwarten “war. Es wird in der Bedeutung dieser Provinzen seine Rechtfertigung finden, wenn wir den erwähnten Mittheilungen einen neuen Bericht an- reihen, den Bericht über eine Reise, welche der oben erwähnte Sino- lc oge Edkins in Begleitung eines Correspondenten der Times im August ‚des Jahres 1857 von Shanghai aus auf Flüssen, Canälen und über Land, in chinesischer Verkleidung, nach Ningpo unternommen hat. Der Be- richt gewinnt dadurch ein besonderes Interesse, dafs es den Reisenden gelang, auch das schwer zugängliche Hangtschau, die bedeutendste r abrikstadt des Landes, zu durchziehen. Wir werden uns bemühen, in dem folgenden ie aus den betreffenden Correspondenzen der Times Nichts zu en was für die Geographie und Cultur des Shanghai, 7. August. 10 Noch war kein Land in Sicht. Aber das Loth sagte uns, dafs in flachem Gewässer hindampften. Das Wasser war ganz süls trübe, und flols über reichen Alluvial-Boden. Wir befanden uns IM) 38 Reise von Shanghai Welt, — des reichsten an mächtigen Städten, an betriebsamen Anwoh- nern, an bedeutenden schiffbaren Zuflüssen und ausgedehnten Thal- gründen voll eultivirter Ländereien von unerschöpflicher Fruchtbarkeit. Alle Wasseradern auf einem Gebiete von 60,000 Quadrat -Miles rinnen in dieses Strombett zusammen. In dem stolzen Gefühle seiner Kraft ringt der Flufs eine Zeit lang selbst mit dem Ocean um die Herrschaft; er drängt dessen salzige Wogen zurück, er bildet und behauptet eine Süfswasser-Provinz auf dem eigentlichen Gebiete des Meeres. Die Chinesen lieben und ehren den Yangtsekiang, wie ein Sohn den Vater; Philosophen entlehnen ihre Parabeln von seiner Gröfse und seinem wohlthätigen Einflufs, Historiker verzeichnen seine Ueberschwemmun- gen und seinen Wassermangel als Ereignisse, die eben so wichtig sind wie der Sturz der Dynastien, und Dichter finden in seinem Lobe das populärste Thema für ihre schwungvollen Gesänge. Wir waren schon mehrere Stunden über diese flache See hinge- dampft, als zu unserer Linken eine weithin sich erstreckende Linie sichtbar wurde. Bald erkannten wir durch unsere Gläser eine niedrige wohlbewaldete Küste, wie wir sie in Essex oder Lincolnshire finden. Zwischen dem Ufer und dem waldigen Terrain lag ein Strich von Wiesen, auf denen Heerden von Rindern und Schafen weideten. End- lich trat auch zu unserer Rechten ein Landstreifen über den Horizont, nicht das gegenüberliegende Ufer des Yangtsekiang — dieses ist weit aufser Sicht, — sondern eine Insel, welche von den Ablagerungen des Flusses gebildet wird und, wie die Lootsen sagen, zusehends wächst. Schon pflanzen die Chinesen hier Bambus an, um dem Boden gröfsere Festigkeit zu geben. Ein Tausend Ansiedler warten schon auf den Moment, wo die Fluth zum letzten Mal das Eiland überspülen wird, um es sofort in Gärten zu verwandeln. Zahllose Dschunken und Lorchas, theils mit Fischfang, theils mit Güter- und Personen-Transport beschäftigt, durchfurchen das Mündungs- gebiet des Stromes. Wir aber folgen seinem Laufe nicht weit aufwärts: eine bunt-bemalte Seemarke — der nur ein Telegraph fehlt, um ihren Nutzen vollständig zu machen — und ein schwimmender Leuchtthurm bezeichnen uns die Stelle, wo der letzte Zuflufs, der Hwangpu, sich in den Yangtsekiang ergielst. Hier steht auf einer niedrigen Land- spitze und, wie es scheint, halb im Wasser gelegen, das elend aus- sehende Dorf Wusong. In Wahrheit aber ist der Ort nicht elend und liegt auch nicht im Wasser: der Handelsverkehr hat hier manches an- sehnliche Vermögen aufgehäuft, und die Pfähle, auf denen die Ort- schaft erbaut ist, heben sie über den Bereich der Ueberschwenimungen. Aber die Chinesen haben ein Talent, ihren Städten und Dörfern ein elendes Aussehen zu geben. über Hangtschau nach Ningpo. 39 Shanghai liegt am Hwangpu, 7 Miles ') von seiner Mündung, _ einem Flusse, der hier so breit ist, wie die Themse bei London-Bridge. - Die englischen und amerikanischen Kriegsdampfer und eine Flotte von - Handelsschiffen zeigen, dafs auf dem Flusse Leben und Geschäftigkeit _ herrscht. Bald erblickt man auch einen Mastenwald von Dschunken _ und in der Ferne erscheinen, im Zwielicht nur mit dunkeln Umrissen, _ die Hong’s der europäischen Ansiedelung. Kommt man näher, so er- _ weisen sie sich als schöne Bauwerke, einige mit Säulen wie griechi- sche Tempel, andere massiv wie italiänische Paläste, und Alles macht den Eindruck, dafs Dürftigkeit ein den Engländern in China unbekann- tes Unglück ist. ! Die englische Ansiedelung zu Shanghai liegt an einer Biegung des Hwangpu. Der Sutschau-Flufs, der von der gleichnamigen Stadt, dem Birmingham China’s, herkommt und sich in den Hwangpu ergielst, _ bildet ihre Grenze auf der einen Seite; auf der anderen Seite trennt - sie der Yangkingpang-Canal von der französischen Colonie, die sich 8 bis an die Mauern der chinesischen Stadt Shanghai hinzieht; die Front _ erstreckt sich, fast eine englische Meile weit, längs des Hwangpu, zwi- _ schen dem Sutschau-Flusse und dem Canal. So sind die Grenzen der Ansiedelung zu gleicher Zeit ihre Befestigung. Drei dem Hwangpu _ parallele Stralsen und sechs sie reehtwinklig durchschneidende theilen die Stadt in ihre Quartiere. Hier liegen die Reihen der Handelshäu- _ ser, jedes von seinem Gärtchen umgeben. Im Hintergrunde ist der - Rennplatz von Shanghai. 1 Ist es mir gelungen, dem Leser hiermit einen Abrils von unserer "Niederlassung vorzuführen, so kennt er den gegenwärtigen Hauptsitz und die künftige Hoffnung unseres chinesischen Handels. Hier, wo noch vor Kurzem nur Reisfelder und Baumwollenpflanzungen lagert, sind i im Jahre 1856 nicht weniger als 309 englische Schiffe von 92,943 Tonnen Gehalt befrachtet worden. Die Einfuhr aus allen Weltgegen- den belief sich, soweit sie das Zollhaus passirte, auf 3,010,511 L. St., 3 und dazu kam noch Opium im Werthe von 4,624,305 L. St., welches f auf diesem Wege in das Innere China’s ging. Nichtsdestoweniger muls- ten noch 4,287,990 L. St. baar eingeführt werden, um die Kosten des Üxports zu decken, den China namentlich in Thee und Seide nach Be und durch Shanghai in die weite Welt versendet. In dem 1) Nach Fortune (Three Years’ Wanderings in the Northern Province of China en. 12 ern nach Wells Williams (The Middle Kingdom I, p. 87) sogar 14 Miles u 40 Reise von Shanghai Chinesen eine aufserordentlich gute Seidenerndte gemacht haben und doch extravagante Preise verlangen; manche unserer Häuser zögern, 1 aber andere denken, dafs das Product auch bei diesen Preisen noch mit Vortheil versendet werden kann, und kaufen reichlich. In jedem anderen Lande würde sich bald von selbst ein günstigeres Verhältnifs herstellen; aber für China hat selbst dieser grofse Export keine erheb- liche Bedeutung; hier bleibt, wenn der auswärtige Käufer sich den For- derungen nicht anbequemen will, noch ein innerer Markt für 360 Mil- lionen Menschen, und in den Städten hat fast jeder Arbeiter sein sei- denes Feiertagskleid. Jenseits der europäischen Ansiedelung dehnt sich die fruchtbare Alluvial-Ebene, auf welcher Shanghai steht, etwa 20 Miles weit aus, ohne auch nur von einem einzigen Hügel unterbrochen zu werden. Man mufs die Fruchtbarkeit des Bodens und die Industrie des Volkes anstaunen; aber damit hat die Befriedigung auch ein-Ende. Denn die Strafsen sind krumme Fufspfade und die Handelswege bestehen aus Dämmen und Canälen, die einem schnellen Verfalle entgegen gehen. Sobald die Sonne nicht mehr so heifs brennt, wandere ich auf diesen sumpfigen Pfaden, die sich in launenhafteren Krümmungen hinziehen als die Fufswege in den Marschen zwischen Erith und Greenhithe. Alles erzählt von vergangenen besseren Tagen. Die Wege sind mit behauenen Granit- oder Kalksteinblöcken gepflastert, die glücklicher- weise zu solide sind, als dafs sie einer Reparatur bedürften. Ueber schmalere Gräben sind gewaltige Steinplatten gelegt, während steinerne Brücken über die gröfseren Wasserläufe führen. Aber wo eine ununter- brochene Fürsorge vonnöthen ist, da bemerkt man überall deutliche Beweise eines ohnmächtigen Gouvernements und eines zerrütteten Staats- wesens. Schilf und Bambusrohr versperren die Wasserläufe; einige, die noch vor fünf Jahren schiffbar waren, liegen jetzt trocken. Der Canal, welcher einst das Lager der Kaiserlichen in der Front deckte, ist nun ein Sumpf. Der Landmann freilich zeigt noch den alten Fleifs: der Boden ist in kleine Baumwollenfelder parcellirt, und da die Stau- den weit von einander stehen müssen, sind die Zwischenräume mit Bohnen oder einem anderen Gemüse, das in Shanghai seinen Markt findet, bepflanzt. Offene Gruben mit sorgfältig aufbewahrtem Dünger machen sich der Nase schon in der Ferne bemerklich; mit einem klei- nen Wasserkruge, der am Ende eines Bambusrohrs befestigt ist, schöpft der Landmann fleifsig aus dem verfallenen Canal, um sein kleines Baumwollenfeld zu bewässern. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat sich das Gouvernement anheischig gemacht, den Canal im Stande zu erhal- ten; aber der Mandarin hat drei Viertel der Summe unterschlagen und der Entrepreneur die eine Hälfte des Restes zu Bestechungen verwen- über Hangtschau nach Ningpo. 4 det, die andere in die eigene Tasche gesteckt. Die Felder sind mei- stens mit Baumwolle (weilser und gelber) bestellt; freilich findet man auch Mais und verschiedene Gemüse angebaut, aber das Hauptproduet des Distriets ist Baumwolle. In dieser Jahreszeit ist die Pflanze nur einen Fufls hoch; aber im folgenden Monat blüht sie ') und vierzehn Tage später bilden und öffnen sich die gelben Hülsen, aus deren Inhalt der Nanking fabrieirt wird, und die ganze Bevölkerung macht sich an die Erndte. Die alten Frauen sitzen dann vor ihren Hütten, mit der | Reinigung und Zurichtung der Baumwolle beschäftigt; der jüngere Theil der Familie ist bei der Gemüseerndte thätig, pflügt und beackert den Boden entweder für Weizen oder öffnet, wenn die Lage günstig ist, | den Damm und setzt das Feld unter Wasser, um es mit Reis zu be- stellen. Der Weizen wird im Mai oder Juni geerndtet, dann wieder Baumwolle gesäet, zuweilen schon in den Weizen hinein, wenn dieser noch auf dem Halm steht. So gewinnt man diesem Alluvialboden jährlich drei Erndten ab. Auf einem meiner Spaziergänge lernte ich auch den gräfslichen „kleinen Kinder-Thurm“ kennen, nicht weit von den Mauern der chi- - nesischen Stadt. Ein pestilentialischer Gestank kündigt ihn von Ferne an; denn er ist ein grofses Grab. Arme Eltern, denen ein Sarg zu _ theuer ist, wickeln die Leichname ihrer gestorbenen Kinder in Bambus - und schieben sie durch eines der Fenster in den Thurm. Einige Be- amte müssen dafür sorgen, dafs der Inhalt des Thurmes von Zeit zu _ Zeit verbrannt wird. Allerdings giebt es in der chinesischen Stadt ein _ Findelhaus, und bei der unumschränkten Gewalt des Vaters über die ' Kinder, die so weit geht, dafs er sie verkaufen kann, bildet auch die 2 Geldgier einen Damm gegen den Kindermord: aber ein solcher baby tower in der unmittelbaren Nähe einer volkreichen Stadt ist doch eine gräfsliche und gefährliche Einrichtung ?). Die chinesische Stadt habe ich nur einmal flüchtig besucht und a a u !) Bei Shanghai beginnt die Blüthezeit der Baumwolle schon im August und _ dauert bis zum October. Bei mildem Herbst erscheinen zuweilen noch im November Blüthen. Fortune, Three Years’ Wanderings in the Northern Provinces of China, pP. 270. 2) Gewöhnlich werden in China die Leichen in wohlverschlossenen Särgen unter freiem Himmel zerstreut an Plätzen ausgestellt, die von den Angehörigen meist auf ihren eigenen Besitzungen ausgewählt sind, und zum besseren Schutz gegen die Witte- rung nur mit etwas Stroh bedeckt. Hier bleiben sie stehen, bis der Sarg morsch ird und zusammenbricht, wo dann die Gebeine zuweilen gesammelt und in irdenen fälsen über der Erde aufbewahrt werden. Gemeinsame Begräbnifsstätten giebt es nur in der Nähe der gröfseren Städte. Bei Shanghai existiren mehrere steinerne Mausoleen, meist mit Gruppen von Tannen und Trauereypressen umgeben. Sie ent- ” Iten aufser den Särgen einen Altar, vor dem die religiösen Ceremonien vollzogen Vergl. hierüber Fortune a. a, O. p. 321 — 330, 42 Reise von Shanghai verschiebe eine Beschreibung derselben auf die Zeit, wo ich sie genauer kennen gelernt haben werde. Seit meiner Ankunft bin ich eifrig be- müht gewesen, eine Expedition nach dem Innern zu organisiren; aber Jedermann scheut sich vor dem Fieber und dem Sonnenstich und ver- tröstet mich auf die nächsten Monate. Endlich habe ich in einem thätigen Missionär, welcher der Landessprache mächtig ist, einen Be- gleiter gefunden. Ich habe mir eine einfache chinesische Garderobe angeschafft und ein Barbier denkt an die Anfertigung eines Toupe’s mit einem schönen Zopfe. Nehme ich noch eine chinesische Brille, die immer 4 Zoll im Durchmesser haben, so schmeichle ich mir so vollständig verkleidet zu sein, dafs mich meine eigene Haushälterin auch mit ihrer besten Brille nicht wiedererkennen wird. So hoffe ich Ihnen das nächste Mal von Ningpo zu schreiben, welche Stadt ich auf einem bogenförmigen Umwege durch die inneren Distriete der Provinz Tsche- kiang zu erreichen gedenke. Auf dem Kaiserlichen Canal, 10. August. Am festgesetzten Tage brachen Mr. Edkins, der Missionär, Dr. Dickson aus Canton und ich mit drei Sutschau-Booten auf und fuhren mit steigender Fluth den Hwangpu stromaufwärts. Unsere Absicht ist, Ningpo auf den labyrinthischen Wegen des Canalnetzes zu erreichen, ohne über die Meeresbucht zu fahren. Diese Tour ist selbst von den Missionären bisher noch nicht versucht worden, und Mr. Edkins be- trachtet die Reise als eine Recognoseirung, die ihm das Feld für künf- tige Arbeiten bereiten soll. Unser erstes Ziel ist Hangtschau, und so weit haben unsere Bootsleute sich verpflichtet uns zu bringen. Diese Sutschau-Boote gleichen einigermalsen den grölseren vene- tianischen Gondeln, die auf das adriatische Meer hinausfahren. Die Cajüten machen auf das Lob einer gewissen Eleganz Anspruch. Die meinige hatte Fenster von Spiegelglas, und es war mancherlei Schnitz- werk und Vergoldung an ihr verschwendet. Auch fehlte es nieht an einem Raum mit einer leeren Nische für ein Götzenbild und zwei Ker- zenhaltern davor. Freilich war die Wohnung, in der ich mich wäh- rend der nächsten sechs Tage aufhalten sollte, nicht gerade geräumig, — 7 Fuls 6 Zoll im Quadrat — und von weichlichem Luxus konnte auch nicht die Rede sein; ein Koffer für mein wichtigstes Gepäck, über den ich meine Bambusmatte ausbreiten und mein Mosquito-Netz ausspannen konnte '), ein kleiner Tisch und zwei Stühle von Kampfer- ') Als ein sehr wirksames Schutzmittel gegen die Mosquito’s lernte Fortune auf seiner Reise nach dem Innern China’s (A Journey to the Sea Countries of China. London 1852, p. 179), auf dem oberen Laufe des Tsien tang kiang oder des Grünen ' Flusses in der Provinz Tsche kiang, den sogenannten Mosquito-Taback kennen. Die- 4 über Hangtschau nach Ningpo. 43 - Holz bildeten das ganze Mobiliar. Ein Kästchen mit Fortnum’s und _ Mason’ s Namen *) in der einen Ecke, ein kleiner Vorrath von Sherry - “und Bordeaux und einem‘ Dutzend Flaschen Soda, ein Revolver und - eine doppelläufige Flinte vervollständigten meine Reise- Ausrüstung. _ Der Nutzen der Feuerwaffen besteht, wie ich glaube, nur darin, dafs _ die Bootsleute nur dann, wenn sie wissen, dafs man solche besitzt, - auch während der Nacht weiter zu reisen geneigt sind. Mit Hilfe der Fluth und eines gigantischen Ruders mit krummer Handhabe, das über dem Spiegel des Schiffes von drei Männern in Bewegung gesetzt wird, fahren wir mit der Schnelligkeit von 4 Miles in der Stunde stromaufwärts. Wir kommen den europäischen Schiffen, dem schwimmenden Bade vorbei, und fahren an den Reihen zahlloser - Dschunken vorüber. Hunderte von diesen segeln zwischen Shanghai und Amoy hin und wieder, bringen Zucker hierher und Baumwolle dorthin. Nach einer Stunde sind wir aus dem Weichbild der Stadt ' herausgekommen; aber der Hwangpu ist auf 7 Miles weiter aufwärts _ noch immer eine englische Meile breit und erinnert durch seine grünen _ und flachen Ufer an die Themse unterhalb Gravesend. Ein heftiger _ Wind, der sich erhebt, gerade als die Fluth ihr Ende erreicht hat, nöthigt uns, in eine Bucht einzulaufen, hinter der ein Dorf mit einer Pagode und einem Buddhisten-Kloster liegt. Wir gingen eiligst nach dem Dorfe, denn wir wollten die Pagode noch vor Sonnenuntergang erreichen. Ueberall bemerkte ich in dem Pflaster der Fulswege und in dem Ueberbrücken der Deiche mit Kalk- stein- oder Granitplatten dieselbe Verschwendung menschlicher Arbeit, die mir in der Umgegend von Shanghai aufgefallen war. Im Vergleich mit diesen Werken ist die Pagode, von deren Gallerien man einen Blick auf die unübersehliche üppige Ebene mit ihren zahlreichen Dör- fern genielst, natürlich ein verhältnifsmäfsig junger Bau. Jene Werke nermüdlicher Arbeit, jene Aufschüttungen und Deiche, jene Massen enormer Steinblöcke, die aus weiter Ferne hierhergebracht wurden, noch mehr der praktische, auf das Concrete gerichtete, rastlose, ge- schäftsfreudige und dem müfsigen Genufs abholde Volkscharakter, der ser Taback besteht aus den Spänen eines harzreichen Holzes (von Juniperus oder Pinus), die durch ein brennbares Bindemittel an ein Bambusstäbchen gefügt werden. Das Stäbchen brennt kerzengleich, mit einem Geruch, der den Menschen nicht un- a ngenehm ist, die Mosquito’s aber sofort verscheucht. Während seines letzten Aufent- halts in China hat sich Fortune über die Ingredienzien des Bindemittels genauer unter- richtet ; darnach werden Artemisia- und Tabacksblätter, etwas Arsenik und ein Mi- ne eral, nu-wang, pulverisirt und durch Wasser in eine dicke Paste verwandelt, die man mit den erwähnten Spänen um Bambusstäbchen aufrollt. Die Paste trocknet sofort in der freien Luft. Siehe A Residence among the Chinese. London 1857, 112. 113. p- ") Firma einer Italiäner Waaren- Handlung in London, AA Reise von Shanghai unter einer weniger verderbten und weniger drückenden Regierung auch jetzt noch die Bevölkerung zur Unterhaltung dieser Werke und zur Anlage neuer anspornen würde; seine Unempfänglichkeit für das Spiel der Phantasie und seine Vorliebe für spitzfindige Gedanken und scharf ausgeprägte Antithesen; seine Unempfindlichkeit für Grazie und Schönheit und sein lebhafter Sinn für rein geometrische Symmetrie; die vollständige Abgeschlossenheit gegen die Denkart, die Traditionen und den Glauben anderer Nationen, — alles dieses erweckt in uns eine Reihe träumerischer Gedanken und führt den Geist in Zeiten zu- rück, die fast so alt sind wie diese untergehende Sonne. Wir brachten die Nacht im Boote auf dem unruhigen Hwangpu zu. Ich bestand darauf, aufzubrechen, sobald die Fluth wiederkehrte. Es war eine wunderschöne Nacht, so warm, dafs ich mich auf dem Ver- deck niederlegte; aber selbst der rauschende Wind brachte keine Küh- lung. Der Vollmond schien in seinem ganzen Glanze, verdunkelte aber doch nicht das Licht der gröfseren Sterne. Als eines unserer Boote gerade vor mir hinfuhr, erzeugte das an seinem Spiegel hin und her bewegte Ruder eine phosphorische Strahlung, die weder vor dem Lichte des Mondes, noch vor dem der Sterne erblich. Manchmal näherten wir uns dem Ufer und hörten dann den Chor der Frösche; an ge- schirmten Stellen schwärmten Schaaren von Leuchtwürmchen wie fun- kelnde Diamanten zwischen den Baumwollenstauden, und Myriaden grolser Mosquitos summten mir ihre Kriegserklärung in’s Ohr. Wir waren nicht allein auf dem Hwangpu. Im Gegentheil waren hier nie weniger als hundert Segel in Sicht; einige fuhren aufwärts, andere mit Hilfe des starken Monsuns abwärts gegen die Fluth. Oft schien ein Zusammenstols unvermeidlich, aber ein Zuruf schaffte uns bald freie Bahn. Ich schlief von 3 bis 8 Uhr, und als ich erwachte, ankerten wir bei dem Dorfe Min Hang. Hier fand sich ein chinesischer Arzt zu uns ein, der aus Nanking geflüchtet war, als es den Rebellen in die Hände fiel. Ueberhaupt wimmelt die Umgegend von solchen Flücht- lingen. Die Regierung sucht sie unterzubringen, und giebt ihnen täg- lich 30 Cash, bei den gegenwärtigen Lebensmittelpreisen kaum genug, um den nothwendigen Reis zu kaufen. Natürlich herrscht Noth und Krankheit unter ihnen, und der Gentleman, der uns besuchte, bemühte sich nach Kräften, durch seine Kunst zu helfen. Er wollte von seinen | Verwandten in Sutschau erfahren haben, dafs die Kaiserlichen Tschin- j kiang, unterhalb Nanking am Yangtsekiang gelegen, genommen hätten, und war überhaupt der Ansicht, dafs die Rebellion ihrem Ende n gegen gehe. Für Mr. Edkins waren diese Nachrichten nicht sehr er- freulich: die Missionäre haben ihre Hoffnungen auf die Rebellion ge- über Hangtschau nach Ningpo. 45 _ setzt und versprechen sich von dem Siege derselben den Sieg des Christenthums. Aber nach den Thatsachen zu schliefsen, ist dazu wenig Aussicht. Verwüstung und Blutvergiefsen bezeichnen die Bahn der In- surgenten. Der Ruin der öffentlichen Werke, welche für China eben so wichtig sind wie für Holland seine Dämme, zeigt, wo die Rebellen _ sind und wo sie waren. Eine noch weitere Ausdehnung des Verfalls folgt der Erschöpfung des kaiserlichen Schatzes. Die beiden grofsen ' Flüsse, durch die jetzt verfallenden Dämme nicht mehr in Schranken gehalten, verändern ihren Lauf und verwüsten Landstriche, die so grols wie manches europäische Königreich sind. Auch hat das nominelle upt der Rebellen, angeblich ein christlicher Convertit, nie mit christ- lichen Lehrern eine Verbindung anzuknüpfen versucht. Er nennt sich _ _ prahlerisch den „Herrn der ganzen Erde“, den jüngern Bruder von Jesus Christus, ud behauptet, fortwährend persönliche Zusammenkünfte ' mit Gott zu haben. Der König des Ostens, der ihm im Range am nächsten stand, nannte sich den Heiligen Geist, aber er wurde bei ' einem Blutbade erschlagen, und der grofse Führer oder seine Rathge- . ber zeigten ihre christliche Humanität darin, dafs sie 2000 seiner An- - hänger kaltblütig hinschlachten liefsen. Und in diesem Blutvergielsen, in Noth und Pestilenz, in dem Schiff- _ bruch aller materiellen Güter sehen die Missionäre eine Hoffnung für ' das Wort Gottes. Wir dürfen von Männern, die durch ihren heiligen Eifer zu den Heiden getrieben werden, ein kühles und nüchternes Ur- theil nicht erwarten; aber bei aller billigen Rücksicht auf ihre eigen- _ thümliche Stellung als Glieder der ecelesia militans ist es doch schwer zu begreifen, wie eine so schwache und unsichere Hoffnung ihr Auge blind und ihr Ohr taub machen kann für das materielle Elend, das diese Rebellion hervorgerufen hat. Und doch giebt es Männer, die sich zu den Rebellen begeben und sie zum Fortschreiten auf ihrer ruchlosen "Bahn angefeuert haben! Mr. Edkins ist ein ganz anderer Mann. Nach dem Urtheil der Linguisten in Paris und der Chinesen hier am Orte kenne ich ihn als einen der grölsesten Sinologen, und nach meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dafs er in den Wissenschaften und ‚der Literatur des Abendlandes wohl bewandert ist. Er hat sich der Aufgabe unterzogen, den Chinesen zu zeigen, dafs wir auch eine Lite- ratur haben, und ihnen die Verachtung zu nehmen, die sie gegen uns nd unseren Glauben hegen. Sein amerikanischer College, Dr. Mac- go owan, unterrichtet chinesische Graduirte im Telegraphenwesen, und ü re Lootsen über das Gesetz der Stürme. Solche Missionsthätigkeit muls natürlich eine gute Wirkung äufsern. Medizinisch gebildeten Mis- sionären, wie Dr. Lockhart und Dr. Parker, steht die Dankbarkeit und der gute Wille des gemeinen Volkes hilfreich zur Seite; Männer der ve Y =” 1 46 Reise von Shanghai Wissenschaft, wie Edkins und Macgowan, erzwingen die Achtung der chinesischen Gelehrten. Solche Männer pflügen den Acker in Hoffnung auf eine Saatzeit, welche bis jetzt noch nicht gekommen ist. Wir kamen an der Mündung von zwei grofsen Zuflüssen des Hwangpu vorbei; aber auch oberhalb nimmt die Breite des Flusses kaum merklich ab. Endlich erreichen wir die Stelle, wo er aus zwei gleich ansehnlichen Quellflüssen gebildet wird; der eine, uns zur Rech- ten, kommt aus einer Reihe von Seen, die sich bis Sutschau hinziehen; wir fahren in den zur Linken. Rasch auf einander folgen Nebenflüsse und Canäle und eröffnen uns einen Blick auf die wundervolle Verzwei- gung des Wasserstrafsen-Netzes in diesem Lande. Weiter stromauf- wärts nimmt die Gröfse des Flusses allmählich ab, die Wirkung der Fluth ist kaum noch bemerklich, und wir ankern zu Nacht in einem Fahrwasser von 50 Yards Breite, in der Vorstadt von Kiahing. Wir sind nun in Distriete gelangt, wo das Volk nur sehr selten einen Fremden zu sehen bekommt, und sein Erstaunen über einen sol- chen Anblick auf eine sehr lästige Weise zu erkennen giebt. Meine chinesische Verkleidung war sehr praktisch, wenn es sich darum han- delte, mich in einem Sessel durch die Stadt tragen zu lassen; aber bei einem Spaziergange zu Fufs erfüllte sie ihren Zweck durchaus nicht. Der erste beste Hund merkt den Betrug und lenkt die Kritik und die Neugier der Volksmassen auf mich. Ein chinesischer Bürger trägt kei- nen Hut. Er ist das einzige menschliche Wesen, das sein Haupt scheert und es nichtsdestoweniger den brennenden Sonnenstrahlen aussetzt. Wir dürften dies nicht fünf Minuten lang wagen, ohne uns eine Gehirn- entzündung zuzuziehen, und müssen zu dem Strohhut des chinesischen Landmannes oder zu der Kopfbekleidung der Kaufleute von Hongkong unsere Zuflucht nehmen. Chinesischer Kleidung kann man hier gleich- wohl nicht entbehren; in europäischer Tracht würde man sich nicht einen Schritt in diese Städte hineinwagen dürfen, ohne eine wahnsin- nige Neugier zu erregen. Die Stadt Kiahing lernte ich mehr vom Wasser als vom Lande aus kennen: denn diese Städte des Delta’s gleichen Venedig und Amster- dam; nur von ihren Canälen aus kann man sie in Augenschein nehmen. Obgleich Kiahing nur eine Stadt dritten Ranges ist (sie soll so grols wie Shanghai sein, d. h. etwa 270,000 Einwohner haben), brauchten wir doch eine Stunde, um durchzufahren. Hier liegen ungeheure Vor- räthe von den starken, zum Theil hübsch verzierten Thonwaaren, wie sie zu Shanghai in den Bädern und als gewöhnliches Hausgeräth ge- braucht werden. Ansehnliche Zimmermanns-Werkstätten sind ange- füllt mit den einfachen chinesischen Maschinen zum Aufwickeln der Seide; denn wir befinden uns nun schon tief in den Seiden-Distrieten. über Hangtschau nach Ningpo. AT _ Auch ein grofses Etablissement zum Pressen von Oelsamen bemerkten wir; wir landeten, um es uns anzusehen, und der Besitzer war höflich _ und gesprächig genug, uns damit bekannt zu machen. Hart am Wasser liegen Theeläden, in denen die Zollbeamten, nackt bis zum Gürtel, herumfaullenzen, rauchend und aus den kleinen Schälchen einen schwa- chen Thee-Aufgufs ohne Milch und Zucker hinunterschlürfend. Dann _ wird die Reihe der Gebäude durch einen Schober Reisstroh und einen - Hain von Maulbeerbäumen unterbrochen, nicht den rundgipfeligen Bäu- 4 men, wie wir sie in Frankreich und Italien sehen, sondern Stämmen, die so ungehemmt gewachsen sind, wie es der Natur gefiel. Von den - Millionen von Maulbeerbäumen, die ich hier zu Lande gesehen, hat _ jeder einzige ein gesundes kräftiges Laub gehabt. Hinter dieser Pflan- zung kommt man wieder in die Stadt und zwar in den Theil, in wel- chem sich überwiegend die Privatwohnungen befinden und die enormen Ladenschilder mit gigantischen chinesischen Buchstaben seltener werden. Hier hängt eine dicke Chinesin mit ihrer hübschen kleinen Tochter auf dem engen Trockenplatze unter dem vorspringenden Dache des Hauses Wäsche auf, dort ist eine einsame Dame bei ihrer Stickerei be- schäftigt, dort werden mit einem Fächer von Palmblättern die Mosqui- _ tos hinter den Vorhängen hinausgetrieben. So nimmt die stille Thätig- "keit des häuslichen Lebens ihren Fortgang, während die Männer ihrem _ Geschäft nachgehen. Längs der ganzen Ausdehnung von Kiahing, wie auch in allen benachbarten Städten sind vorzügliche Quais von be- hauenem Granit angelegt, an denen in Abständen von 20 Yards breite - Steintreppen zum Wasser hinabführen; hier steht das bezopfte Volk, Männer und Kinder, und fischt. Einige von den Magazinen sind sehr ausgedehnt, auch von beträchtlicher Tiefe, und von den benachbarten "Gebäuden durch hohe und dicke Mauern geschieden; aber die Häuser sind alle in demselben Styl gebaut: eine Bodenkammer über dem La- den, ein schräges Ziegeldach, das über das Bodengelafs und den Laden hervorragt. Die Schilder mit ihren ungeheuren Buchstaben, die An- wesenheit oder Abwesenheit von Blumentöpfen und Fenstärbeschläßen u nd die eigenthümlichen Einrichtungen für den Waarenverkauf bilden d ie nzigen Verschiedenheiten. Auch zwischen der Stadt und den hr "Endlich waren wis wieder im Freien, unter den Maulbeerbäumen ıd Reisfeldern, den Tabacksgärten, den Grabhügeln und der acker- b: utreibenden Bevölkerung, die insgesammt, Männer und Weiber mit gleichem Eifer, bei den Bewässerungsrädern beschäftigt war. Hierin iegt das heimnifs der Fruchtbarkeit des grofsen Delta’s: alle hun- 48 Reise von Shanghai von Schöpfkrügen an dem Canal errichtet; das Wasser wird empor- gehoben, um die Maulbeer- und Reispflanzungen zu erfrischen. Wir mögen an diesem Tage wohl 10,000 Menschen bei der Irrigation be- schäftigt angetroffen haben. Gegen Abend kamen wir nach Kiashin, einer Stadt ersten Ran- ges, wo ich bald von dem ganzen Pöbel der Stadt umgeben war. Er zeigt sich durchaus nicht feindselig, umdrängt den Fremden aber, starrt ihn an, fafst ihn bei der Hand um die Ringe zu besehen, bittet ihn die Brille abzunehmen und macht die impertinentesten Bemerkungen über die Farbe der Augen. Meine blauen Augen waren den Chinesen eine solche Merkwürdigkeit, dafs sie mich wohl eine halbe Stunde an- starren und ab und zu in ein herzliches Gelächter ausbrechen konnten. Aber eine Spur von Feindseligkeit habe ich nicht bemerkt. Wäre ein Mandarin amtlich von unserer Anwesenheit in Kenntnis gesetzt wor- den, so würde er uns vermuthlich arretirt und zurückgeschickt haben; und die Thatsache, dafs sich unter der Menge kein Individuum mit einer solchen Denuneiation befalst, zeigt, dafs dem Volke unsere An- wesenheit nicht unangenehm ist. Kiashin ist nur ein gröfseres Kiahing; alle diese Städte der Ebene sind einander sehr ähnlich. Bei Kiashin verlassen wir aber das System von Canälen, die, obgleich über 50 Yards breit, jetzt durch dünne Bambus-Scheidewände zu einem schmalen Fahrwasser verengert wer- den. Das an den Seiten eingeschlossene Wasser wird vermiethet und zu Ling-Gärten benutzt, zum Anbau einer das Wasser liebenden Wur- zel, die von den Engländern buffalo head genannt und von den Chi- nesen sehr geschätzt wird. Noch mehr freilich als die Ling-Gärten versperren die massigen Schiffskörper der kaiserlichen Getreide-Dschun- ken das schmale Fahrwasser. Seitdem sich die Rebellen in Nanking festgesetzt haben, hat der Verkehr durch das Innere aufgehört und das für Peking bestimmte Getreide mufs den Umweg zur See einschlagen. Dadurch sind hunderte von Dschunken nutzlos geworden. Sie ver- faulen nun hier, einige noch über das Wasser hervorragend, andere unter dem Wasser, und versperren die Canäle. Sie dürfen nicht aus- einander genommen, oder verkauft oder verbrannt werden; denn sie sind kaiserliches Eigenthum. Bei Kiashin gelangen wir auf den Kaiserlichen Canal. Zwi- schen den sorgfältig eingedämmten Ufern dieses schönen Wasserweges — er ist so breit wie die Themse bei Kew — fahren wir drei Tage lang, an Dörfern und Städten vorbeirudernd und manchmal in ihnen verweilend. Dies ist der interessanteste Distriet und es fehlte nirgends an Gegenständen, die unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen. Die Bewässerungsräder sind fortwährend in Thätigkeit; Männer und FT BE OHRRRE über Hangtschau nach Ningpo. 49 E "Weiber arbeiten unter einem Schutzdach von Matten. Unaufhörlich fahren Dschunken und Boote hin und wieder; wer könnte die Fluls- fahrzeuge zählen, welche China besitzt? Der Fischer mit seinem Häuf- lein fischender Cormorane, die entweder auf einer Stange in seinem flachen Kahne sitzen oder ihm nachschwimmen, wartet an dem Ufer, ‚und ich bemerke, dafs der Cormoran, wenn er einen grolsen Fisch fängt, den er nicht verschlingen kann, ihn in den Kahn bringt und - dafür als Lohn Etwas empfängt, was ihm sein Herr in den Schnabel steckt; aber wenn er einen Aal oder einen kleinen Fisch fängt, so sucht er damit zu entwischen und ihn zu verspeisen, und meistens ge- lingt es ihm auch, wenn der Fischer ihn nicht mit seinem Haken er- eichen kann '). In der Nähe der Städte erheben sich an den Ufern n Zwischenräumen von ein paar hundert Yards steinerne Triumph- bogen, alle von derselben Art, doch nicht genau von derselben Form: zwei aufrechtstehende Pfeiler, darüber zwei oder drei Querbalken mit Inschriften, das Ganze gekrönt mit einem Giebel gleich dem Querschnitt des Daches an einem chinesischen Tempel. Sechs solcher Siegesmonu- mente sind auch in Canton errichtet worden, um die Vertreibung der Engländer zu feiern. Hier sind sie Verstorbenen zu Ehren erbaut. Die Gräber selbst bestehen zuweilen aus Erdhügeln, zuweilen aus Sar- kophagen, die hin und wieder auch von einem Gemäuer aus Ziegel- steinen eingeschlossen sind. Manchmal hat ein Bettler in einem sol- chen Sarkophage seine Wohnung aufgeschlagen und kommt aus ihm zum Vorschein, um den Vorüberziehenden um eine Gabe anzuspre- chen ?). Die einzigen chinesischen Bauwerke, welche auf das Auge eines Europäers einen wirklich angenehmen Eindruck machen, sind die B rücken, die in kurzen Zwischenräumen die gegenüberliegenden Ufer der Canäle und Flüsse verbinden. Sie bestehen zuweilen aus drei Bo- meistens aber nur aus einem. Im letztern Falle steigt auf beiden fen ein solides Mauerwerk von sorgfältig behauenen Granit- oder steinguadern aus dem Wasser empor; in der Mitte wölbt sich der leichtgeschwungene, anmuthige Bogen, mehr als ein Halbkreis, fast in ovaler Form, 40 Fufs hoch; und die Spitze des Bogens hat nur einen Uebe bau von nicht zwei Fufs Stärke zu tragen. Ein eigentlicher Schlußs- n fehlt: die leichten Giebelsteine sind in der erforderlichen Curve Um zu verhindern, dafs die Cormorane die von ihnen gefangenen Fische ver- en, wird ihnen gewöhnlich ein Ring um den Hals gelegt. Sie werden übri- ?) Dals die Bettler häufig unter solchen Särgen ihren Aufenthalt nehmen, er- ; auch Fortune in dem vor Kurzem erschienenen Werke über seinen letzten enthalt in China: A Residence among the Chinese. London 1857, p. 56. itschr: f, allg. Erdk. Neue Folge. Bd. IV. 4 50 Reise von Shanghai ausgehauen. Die Brücke selbst ist eine Doppeltreppe, deren Stufen von beiden Seiten unter einem Winkel von 45° hinanführen. Das Ganze macht mit seinem leichten Schwung einen wirklich angenehmen Eindruck, und da in China Räderfuhrwerk — Schiebkarren ausgenom- men — nicht in Gebrauch ist, entsprechen diese Brücken auch ihrem Zweck. Eine Fahrt bei Sonnenuntergang auf dem Kaiserlichen Canal, mit den Monumenten an seinen Ufern, einem Blick auf diese Brücken und die Berge von Nganhwoei in weiter Ferne läfst einen Eindruck zurück, den man sobald nicht vergessen wird. Wir dankten Gott, dafs wir endlich Berge zu Gesicht bekamen; denn diese ewige Ebene, mag sie noch so fruchtbar und üppig sein, wirkt endlich ermüdend. Während ich schreibe, sind wir fünf Miles weit durch einen Ackerbau-Distriet zwischen Ufern hingefahren, die durchweg, wie die Pariser Quais, aus behauenen Granitquadern erbaut sind, und auf denen der Leinpfad auf steinernen Brücken über die zahl- reichen Abzweigungen dieses immensen Canalwerks hinübergeführt ist. Es ist mir nicht möglich, den Eindruck wiederzugeben, den dieses ey- elopische Bauwerk, dieser enorme Handelsverkehr, diese unverdrossene Industrie, die wunderbare natürliche Fruchtbarkeit des Landes und das friedliche Glück der Gegend in mir zurückgelassen haben. Die Pago- den sinken in Trümmer, und wo die Quais verfallen, regt sich keine Hand, sie wieder herzustellen. Die kaiserlichen Getreide-Dschunken verfaulen und die wenigen Festungswerke sind Ruinen. Aber diese Zeichen einer ohnmächtigen Regierung haben das individuelle Glück der Bewohner noch nicht berührt: dieses beruht auf der Fruchtbarkeit des Bodens und dem Fleifse seiner Männer. An dem Ende der einen von den langen geraden Linien dieser grolsen Wasserstralse bemerken wir endlich eine weithin sich ausdeh- nende Masse von Häusern mit hellen Mauern und alten grauen Ziegel- dächern. Die Häusermasse erstreckt sich weit in das Innere und be- deckt die Ebene zwischen dem Ufer des Canals und dem Hügellande, welches den Hintergrund der Landschaft bildet. Dies ist Hangtschau, vom Kaiserlichen Canal aus gesehen. Alles verkündet die Hauptstadt einer grolsen Provinz. Unsere alten Bekannten, die kaiserlichen Ge- treide-Dschunken, haben wir auf den letzten zehn Meilen zu Hunder- ten gesehen, der Canal hat an Breite allmählich zugenommen, Manda- } rinen-Boote, durch Reihen von Coolies fortgezogen, sind unter dem Klange der Gongs mit wehenden Bannern an uns vorübergefahren, während der Würdenträger von seinem Ehrensitze herabsah und hinter seinem Fächer hervor neugierig den Fremden nachblickte. Die Han- delsmarine China’s wurde mit Papier, Thee, Reis, Oel, Bambusflecht- werk und tausend anderen Artikeln befrachte. Den Thee verladet 3 über Hangtschau nach Ningpo. 51 man hier in seinem natürlichen Zustande, in Kisten, die mit Matten bedeckt werden; er geht nach Shanghai und ist für den Export be- "stimmt, und gehört zu der stark getrockneten Art, die den Seetrans- _ port verträgt. Ich zählte 18 Dschunken, jede von 200 Tonnen, die _ meben einander lagen und mit diesem Product bereits vollständig be- frachtet waren. Vorstädte von Hangtschau, 11. August. Das Bewässerungsrad ist jetzt von den Quai’s vollständig gewichen. Beide Ufer gleichen den Ufern der Themse, wenn der Flufs die öst- liche Vorstadt der City erreicht. Ueber die Dächer und Maste ragen - zwei luftige Säulen mit Querbalken hervor, das Emblem der hohen Be- 'hörden, die hier residiren. Sie stehen vor einem grolsen öffentlichen _ Gebäude. In China sind alle Staatsgebäude in demselben Styl erbaut; Tempel, Paläste und Regierungsgebäude können ohne grofse Verände- rung ihre Bestimmung mit einander vertauschen, und dies ist auch oft genug geschehen. Auch das Gebäude vor uns hat die gewöhnliche ‚doppelte Linie sehr schräger Dächer mit aufrecht stehenden Hörnern an den Ausläufen, gerade als ob der Erfinder dieses Styls die Vorder- 'theile von vier griechischen Schiffen so neben einander gestellt hätte, _ dafs die rostra derselben nach den vier Cardinalpunkten gerichtet sind. Es hatte auch eine grofse Gallerie, die auf Pfeilern über den Canal hervorragte, in dem officiellen Styl bedacht und verziert und mit chi- nesischen Beamten dicht besetzt war. Dieses Gebäude ist das berühmte 'Psin Kwan oder Ta Kwan, das „neue“ oder „grolse Zollhaus*, — _ der eigentliche Feind der Ergengine von Manchester und Leeds, von Nottingham und Sheffield, das erste Wehr in dem Wasserwege auf- wärts. Ihm können die englischen Calico’s nicht entrinnen. Denn hier endet der Kaiserliche Canal; allerdings kommen noch schmale Wasser- adern zur Speisung desselben von den benachbarten Städten her, aber ‚die Schiffbarkeit hat hier ein Ende. Auf der anderen Seite der Stadt flielst zwar ein prachtvoller schiffbarer Strom — der schon oben er- v ähnte Tsien-tang-kiang oder „Grüne Fluls* — aber mit dem Canal te ‚er in keiner Verbindung: die kaiserliche Politik wollte, dafs in Hangtschau Alles umgeladen werden mülste. _ Wir näherten uns dem Zollhause und ich machte mich gefalst auf ‘ strenge Durchsuchung, die nun folgen würde. Ich war entschlossen, Dunkel der chinesischen Differential-Zölle aufzuklären, und hatte tück bedruckten Calico, ein Päckchen Taschenmesser, auch einige nicht getragene chinesische Kleidungsstücke vor mir auf dem Tische ebreitet; aber wie bestimmt wir auch dem Beamten, der in das hineinsah, erklärten, dafs wir steuerpflichtige Sachen an Bord A 52 Reise von Shanghai hätten: er wollte von Nichts wissen und blieb bei seinem „Vorwärts!“ Es war klar, dafs die Beamten unsere Anwesenheit ignoriren wollten; denn nach Allem, was ich darüber in Erfahrung gebracht, hätte jedes unserer Boote mindestens einen Dollar an Zoll entrichten müssen. In diesem Ta Kwan, sagte man mir, nehmen die Chinesen eine Abgabe von 15 Cash für ein Stück chinesischen Zeuges, und von 400 Cash oder 3 Shilling für ein Stück englischen Zeuges. Jenseits des Ta Kwan habe ich wirklich nie ein englisches Product zum Verkauf ausgestellt gesehen, Nähbaumwolle ausgenommen, die selbst bis zu der Stadt Pi- kwan gedrungen war; dafs aber der Zoll auf englische Waaren so exorbitant sein soll, kann ich kaum glauben. Wir beriethen nun darüber, ob wir uns in die Stadt hineinwagen sollten oder nicht. Nächst Peking ist Hangtschau die am allerstreng- a ee ee sten bewachte Stadt des Reiches: „Das Paradies ist im Himmel, aber auf der Erde sind Hangtschau und Sutschau“, singen die chinesischen Poeten. Für eine nicht kurze Zeit war Hangtschau kaiserliche Resi- denz, und immer hat sie das specifische Chinesenthum repräsentirt. Manche Europäer behaupten zwar, dafs sie in dieser Stadt gewesen sind; aber ihre Beschreibungen sind so dürftig, dafs sie dieselben auch ohne die Stadt besucht zu haben liefern konnten. Vermuthlich haben sie sich in wohlverschlossenen Sänften hindurchtragen lassen. Und auch dieses ist nicht leicht. R. Fortune wurde durch die Stadt getragen und Mr. Edkins machte den letzten derartigen Versuch: aber er wurde verhaftet und unter Escorte nach Shanghai zurückgeschickt ’). Schliefslich hielten wir es für klüger, an den berühmten See Sihu zu gehen, mit seinen Ling-Gärten, seinen feenhaften Theehäusern, sei- nen mächtigen Buddhistentempeln, seinem kaiserlichen Palast und den mit Pagoden gekrönten Bergen der Nachbarschaft. Er bespült eine Seite der Stadt, ist also nicht weit von uns entfernt. Er ist der Ruhm Hangtschau’s und der Stolz des himmlischen Reiches, wahrscheinlich also viel sehenswerther als die Stadt selbst. Dorf Sihu, 14. August. In einem weiten Umwege die Thore von Hangtschau vermeidend, fuhren wir, den starken Windungen der Canäle folgend, zu einem Dorfe, das eine halbe Mile vom See und eine Mile von den Mauern der Stadt entfernt liegt. Dieses Dorf ist voll von Coolies und Sänften; sein Er- werb scheint darin zu bestehen, die Bewohner Hangtschau’s zu den Tempeln und Gärten der Umgegend umherzutragen. Wir selbst kön- !) Den Bericht über diese Reise des Missionärs haben wir im vorigen Bande der Zeitschrift 8. 205 — 217 mitgetheilt. Er enthält namentlich über den im fol- genden Briefe erwähnten Tempelbezirk am Sihu-See manche specielle Angaben. | j über Hangtschau nach Ningpo. 53 ‚nen nicht in den See gelangen, ankern vielmehr in sechs Zoll tiefem ‚stehenden Wasser, über dem eine ächte Fieberluft ruht. Auf diesem - Sumpf schliefen wir drei Nächte; die andere Zeit brachten wir in den grolsen Buddhisten- Tempeln und den Bonzen-Klöstern zu. Man führte uns zu dem Tempel des Grofsen Buddha, einer gewaltigen Bildsäule, 40 Fufs hoch, aus dem Felsen gehauen und vergoldet, dann zu einem noch grölseren Tempel, wo 49 colossale Idole an die 49 Transmigra- ‚tionen Buddha’s erinnern; dann durch herrliche Lustgärten mit rieseln- den Bächen und schattigen Plätzen, an denen uns immerfort der be- _ kannte schrillende Gesang verfolgte, von welchem der Dichter spricht: Sole sub ardenti resonant arbusta cicadıis. Wir kommen auch zu dem Tempel des Fisch-Buddha, wo in einem ‚hübschen Teiche enorme Karpfen gepflegt werden; wohl tausend von "ihnen schnappten nach dem Zwieback, den wir ihnen opferten, und ‚einige mochten gegen 40 Pfund schwer sein. Aber wie grofs, pracht- voll und grotesk diese Tempel auch sein mögen, sie werden in den Schatten gestellt durch die Wunder des Yün Lin oder des „Wolken- 'waldes“; dies ist nicht sowol ein Tempel als ein ganzer Bezirk voller Tempel. Dieser Bezirk erinnert uns lebhaft an die Scenen der heidnischen 'Mysterien, durch welche der Glaube und die Seelenstärke der Neo- _phyten geprüft und ihre Seele durch eine Reihe von Martern gereinigt wurde. Er besteht aus einem Kalkstein- Terrain, das an Grotten, weit ausgedehnten dunkeln Gallerien und geheimnifsvoll im Innern rauschen- ‚den Wassern reich ist. Diese natürliche Anlage ist durch Priesterhand vervollkommnet worden: in allen Grotten sind Altäre, an Plätzen, wo man es am wenigsten erwartet, gigantische Götzenbilder ausgehauen; durch Röhren, die in den Felsen gebohrt sind, fällt hin und wieder ‘ein magischer Lichtstrahl in das Dunkel, den eigentlich nur der Gläu- bige wahrnehmen soll; Inschriften, manche 2000 Jahr alt und nur von Zeit zu Zeit, wenn sie unkenntlich wurden, vertieft, zeigen sich überall. Der Platz ist ein Labyrinth von Felsensculpturen, ein seliges Thal der lachenden Buddha’s, der Himmelsköniginnen, der hockenden Buddha’s und der scheufslichen krummnasigen indischen Götzen. Weihrauchduft durchzieht alle diese Gänge; und der einzelne Priester, der hier und dort an einsamen Stellen trübselig sein Ritual vollzieht, macht den Ort noch melancholischer. Umgeben von einer so wunderbaren Scenerie gelangt man durch schmale Gänge zum Fufse der colossalen Terrasse, ‚welche zu dem grofsen Tempel selbst hinaufführt. Wilde Vögel fliegen um diese gewaltige, tönende Halle Buddha’s; die Idole sind hier noch gröfser und noch reicher vergoldet. In der „Gallerie der fünfhundert 54 ? Reise von Shanghai Götter“ erreicht Alles, was menschliche Kunst und Mühe ohne Schön- heitssinn zu Stande bringen kann, seinen Gipfel. Die Bonzen, in Kutte und Tonsur, begrüfsten uns. Ausgezeich- neter Thee und eine reiche Auswahl von Confitüren erwarteten uns im Refectorium. Die Wunderwerke dieses Hangtschau-See’s verdienen eine bessere Beschreibung, als ich sie in diesen Briefen geben kann. Der Tempel und das Grabmal des gläubigen Staatsministers Yo Fei nehmen ein Areal von mehreren Acres ein; tausende von Tonnen Baumaterials sind dazu verwendet worden. Der Kaiserliche Palast auf dem See ’), mit seinem felsenreichen Park, seinen grünen Teichen, seiner grofsen Bibliothek voll unbenutzter Bücher, seinen dunkeln Metallspiegeln, sei- nen reich gestickten Polstern, seinen kleinen alten Sesseln, — wurde uns nur nach grolsen Schwierigkeiten und durch die Kraft einiger Dol- lars geöffnet. Meine Lieblingsbeschäftigung an den schönen Abenden ist es, einen dieser Berge zu ersteigen, mich am Fufse einer halb ver- brannten Pagode ?) niederzusetzen, die auf den See herniederblickte. Die berühmte Stadt liegt hier wie ein Plan vor mir ausgebreitet. Marco Polo sagt, sie habe 100 Miles im Umfange, und ein chinesischer Chro- nist hat verzeichnet, dafs zu der Zeit, als Hangtschau noch Residenz war, einmal nicht weniger als 530,000 Häuser durch einen Brand zer- stört wurden. Dies ist unmöglich. Hangtschau kann in Folge seiner Lage nie viel gröfser gewesen sein, als es jetzt ist. Es steht auf einem etwa 3 Miles breiten Landstreifen zwischen dem Flufs — der breiter als der Mersey und zur Zeit der Ebbe noch 30 Fufs tief ist — und diesem See. Auf der einen Seite steigt das Terrain zu einem Hügel an, über dessen Kamm die Stadtwälle sich hinziehen. Den äufseren Umrissen nach gleicht Hangtschau gewissermafsen einem Bett, der Stadttheil auf dem Hügel bildet die Kopfkissen; er ist auch das fashio- nable Quartier. Ich erkenne von hier aus nicht blofs die öffentlichen Tempel, sondern auch viele von den Privat- Gotteshäusern. Kleine Gärten, vielleicht nicht 40 Fufs im Quadrat, voll von Gras, künstlichen Felsen und kleinen Teichen; ein oblonger Pavillon mit Täfelchen an den Wänden, welche die Namen und Thaten der Vorfahren erwähnen; ein Kniestuhl, ein Weihrauchfafs, Kerzenhalter, ein Kohlen- und ein Opferbecken, — das sind die Bestandtheile einer chinesischen Privat- kapelle. Hierher begiebt sich der Besitzer an den Festtagen, wenn das Gärtchen für die Feier gereinigt und Alles neu angestrichen ist, hier !) Vergl. Edkins’ Bericht darüber in dieser Zeitschrift N.F. II, 8. 211. 2) Nach Edkins war die Pauschuhta- Pagode im Jahre 1854 durch Feuer zer- stört, A. a. O. S. 212. - nn Be ni über Hangtschau nach Ningpo. 55 bringt er seinen Vorfahren Gebete und Opfer dar, und bewirthet seine - Freunde mit einem Festmahl. Tschao Hing, 15. August. Nachdem wir die Umgebungen Hangtschau’s durchstreift hatten, - beschlossen wir, die Stadt selbst in Angriff zu nehmen. Mit einer Begleitung von 12 Sänftenträgern und 10 Coolies, die mit unserem Gepäck folgten, verliefsen wir Mittags unsere Boote und gingen längs des Seeufers zum Stadtwalle. Hier verschlossen wir uns in die Sänften, und Mr. Edkins, durch die Erfahrungen bei seinem ‚ersten milslungenen Versuch, die Stadt kennen zu lernen, klüger ge- _ macht, instruirte unsere Begleitung, das tatarische Viertel und das - Mandschn-Thor zu vermeiden. Nicht ohne Unruhe sahen wir den ersten Palankin das Stadtthor passiren. Hinter meinem Fächer hervor bemerkte ich einen dicken Chinesen, offenbar einen dienstthuenden Beamten, der uns den Rücken zuwandte; er stellte sich, als ob er un- _ sere Ankunft gar nicht merke; aber, wie ich mich später überzeugte, wulste er eben so gut, wie wir selbst, dafs drei Engländer das Stadt- 4 thor passirten. Ich athmete freier, als das Thor hinter uns lag und _ wir uns in das Labyrinth enger Strafsen vertieften. Man trug uns "durch den schmutzigsten Stadttheil, an dem Yamun oder Polizeiamt vorbei, welches an dem gräfslichen, auf die Wand gemalten kaiserli- chen Löwen kenntlich ist. Bald fing das Volk an zusammenzuströmen; _ durch die Fenstervorhänge unserer Sänften konnte es wenigstens so viel erkennen, dafs hier etwas Ungewöhnliches vorgehe; vielleicht er- regte schon die Thatsache allein, dafs die Sänften geschlossen waren, ‚seine Aufmerksamkeit. Wir aber wurden dreister, und öffneten die "Vorhänge; das Volk drängte sich herbei, zeigte aber keine feindselige Absicht. Als wir endlich in einen besseren Stadttheil gelangten, stie- gen wir keck aus, und befanden uns glücklich auf dem Strafsenpflaster von Hangtschau. Wir baten nun einen der Coolies, uns in das höher ‚gelegene Stadtviertel zu führen, und liefsen die Sänften nachfolgen. Wir kamen an mehreren Kaufläden vorüber, wo ich gern mancherlei ‚gekauft hätte, — aber unsere bisherigen Ausgaben waren schon viel grölser gewesen, als wir es erwartet hatten. In einem dieser Läden war eine englische Bierflasche auf einem Ehrenplatze unter verschie- denen Vasen ausgestellt. Als wir den Hügel hinaufgingen, kamen wir an einem Theehause vorüber, dem ersten, das ich in China mit ‚einiger Eleganz ausgestattet fand. Eine Mandarinen - Sänfte folgte uns, und wir hielten an, um den Gentleman vorbeipassiren zu N assen; in offenbarer Verlegenheit hielt er aber auch sofort an und begab sich in einen der Tempel, wo er sicherlich einige Cash für ein 56 Reise von Shanghai Weihrauchopfer ausgab, um so bald als möglich von den Barbaren er- löst zu werden. Wir befanden uns nun unter den Tempeln und Privat- wohnungen, die ich von dem Pagoden-Hügel gesehen hatte, und konnten von der Terrasse auf die Höfe und Häuser der unteren Stadt hinab- blicken. Es war gerade ein Festtag. Wir hatten schon Morgens viel Gewehrfeuer gehört und erfuhren nun, dafs über eine Truppenabthei- lung von 8000 Mann Parade abgenommen würde. In diesem Stadt- theile wurden wir übrigens weniger vom Volk umdrängt, als es mir je in China vorgekommen ist; wir konnten, wie es schien, hingehen wo- hin wir wollten und thun was wir wollten. In das Theater freilich wagten wir uns nicht, denn wir wulsten aus Erfahrung bei einer sol- chen Vorstellung an dem Ufer des See’s, dafs die chinesischen Damen, in ihrem vollen Staat, mit bemalten Gesichtern (weils und roth auf den Backenknochen, scharlach auf den Lippen, kleine emaillirte Sterne neben den Augen, und schwarz auf den Augenbrauen) vor Schreck ' aus ihren Sitzen hervorstürzen würden, während der-Pöbel uns um- drängte und die Schauspieler still ständen und uns anstarrten. Aber ich wanderte wieder zurück zu dem Theehause und setzte mich dort so gemächlich, wie ich es auf den Boulevards gethan haben würde, an einen kleinen Tisch; der Thee war ausgezeichnet, — leicht getrock- nete, kleine, grüne Blätter, wie man sie in England nie zu genielsen bekommt; denn der Thee würde die Seereise nicht vertragen, wenn er nicht bis zu dem Grade von Insipidität zusammengetrocknet wäre, in dem wir ihn kennen. Ich erfrischte mich recht an dem Trank; aber hier grassirte ein Kellner, dessen Aufgabe darin bestand, mit einem Kessel siedenden Wassers umherzulaufen, und den eine unwidersteh- liche Neigung antrieb, meine Tasse immer wieder von Neuem anzu- füllen, wenn der Thee sich nur zu 3° unter dem Siedepunkt abgekühlt hatte und eben trinkbar geworden war. Auch umgab mich bald eine Schaar neugieriger Theetrinker; sie waren gutmüthig, kamen mir aber sehr nahe und der Tag war heils. Da ich chinesisch gekleidet war, hatten sie an mir aufser meinem Gesicht und meinem Hongkong-Hute wenig zu bewundern; wäre ich in europäischer Tracht erschienen, so“ hätten sie mich, glaub’ ich, vor brennender Neugier ausgezogen, Inzwischen waren unsere Coolies mit dem Gepäck an dem Thore, durch das wir gekommen waren, angehalten worden. Die Beamten erklärten, wir hätten sehr unrecht gehandelt, nicht unsere Karten und Pässe vorzuzeigen; aber es sei nicht ihr Beruf, Fremde zurückzuwei- sen, sondern der eines anderen Beamten. Sie selbst wollten auch das Gepäck der Engländer nicht anhalten, aber sie sahen in die Kasten der Dienerschaft. _Das ganze Gerede von Karten und Pässen war natürlich nur eine Spiegelfechterei, aber wir sahen daraus, dafs den chinesischen Beamten die Ankunft dreier Engländer nicht entgangen war über Hangtschau nach Ningpo. 57 Ich konnte in der Stadt keine Seidenweberei bemerken, obgleich _ hier doch ganze Quartiere existiren müssen, die den Vorstädten von - Lyon gleichen; denn Hangtschau ist das Centrum und das Depöt des Seidendistricts. | Nach mehrstündigem Aufenthalt bestiegen wir wieder die Sänften und begaben uns durch das Thor auf der entgegengesetzten Seite der Stadt längs einer schmutzigen Vorstadt und über ein flaches Terrain an den Fluls Tsien-tang, der hier ungefähr 2 Miles breit ist. Auch ' hier liegt ein kleines Zollhaus; aber man sieht weder Schiffe noch Ver- kehr. Hangtschau stützt sich offenbar auf den Handel mit dem Innern _ und sucht keinen Verkehr zur See. | Wir hatten noch eine fünftägige Reise vor uns, gröfsestentheils | ‘durch ein noch seltener besuchtes Land als die Umgegend von Hang- tschau. Es würde mich zu weit führen, wenn ich auch diese Tour mit gleicher Ausführlichkeit beschreiben wollte. Ich unterlasse es sogar, das Grabmal des Yu, des Gründers der Hia-Dynastie, zu schildern, obgleich es der grofsartigste Grabtempel China’s ist und sich eines Alters von 2000 Jahren rühmt. Fast hundert directe Nachkommen des grolsen Kaisers, der das Bewässerungssystem des Reiches regelte, leben - hier noch unter dem Schutze des Tempels, in grofser Armuth; sie em- - pfingen unter der Ming-Dynastie Pensionen, aber die Tataren geben _ ihnen Nichts. In PiKwan fragte das Volk, ob wir Siamesen wären: _ Lutschuanen und Japanesen kannte man, und diesen Völkern glichen _ wir nieht. Tschao hing ist mehrere Miles im Umkreise mit Grab- _ monumenten umgeben; es ist für den Cultus der Vorfahren dasselbe, ‘ was Hangtschau und sein See für den Buddha-Dienst ist. Die ganze - Bevölkerung des Orts war auf den Quai’s und Brücken versammelt, als wir hindurchzogen; eine zahllose Menge halbnackter Gestalten er- - blickten wir, als wir langsam auf Canälen hinfuhren, die einigen venetia- - nischen auf das Genaueste glichen. Wir mufsten mehrere Nächte unter - dem uncivilisirtesten Haufen von Bootsleuten zubringen, ehe an uns die _ Reihe kam, mit Winden über die Dämme von schlüpfrigem Lehm ge- zogen zu werden, die in China die Stelle von Schleusen vertreten. _ Dann fuhren wir über Seen und lauschten dem Klange der Lieder und Cymbeln, die uns verkündeten, dafs in den Dörfern am Ufer Hochzeits- feste gefeiert würden. Wir wohnten der Reiserndte bei und lernten den Talgbaum (Stillingia sebifera) kennen, mit seinem pappelartigen "Laube und seinen grünen Beeren in Gestalt der Ellernbeeren. Die "Baumwolle fing an zu blühen. Als wir in Ningpo anlangten, hatten wir eine Reise von 400 Miles durch ein vorher sehr selten besuchtes Land zurückgelegt, vier chine- sische Städte ersten Ranges besucht, von denen zwei den Europäern "ganz unbekannt waren, und eine Anzahl von Städten zweiter Klasse 58 Reise von Shanghai gesehen, die in anderen Ländern für Städte ersten Ranges gelten wür- den. Nirgends waren wir von den Chinesen insultirt worden. In Pi- kwan erhielten wir freilich von den Mandarinen die Weisung, in ihrem Yamun zu erscheinen, aber als wir ihnen melden liefsen, dafs wir ihren Besuch an Bord unserer Boote empfangen würden‘ und Mr. Edkins ihnen ein Testament schickte, stellten sie sich mit dieser ablehnenden Antwort zufrieden und liefsen unsere Bootleute passiren. . Offenbar wollen die chinesischen Behörden Alles vermeiden, was ihren gegen- wärtigen Conflict mit England noch mehr verbittern könnte, und drücken gern ein Auge zu, wenn es sich nur um die Anwesenheit eines fried- lichen Reisenden handelt. Ningpo, 24. August. Diese grolse Stadt, mit ihren 350,000 Einwohnern, einem schönen Strom und einer ausgezeichneten Wasserverbindung mit dem Innern, ist die unbedeutendste unserer chinesischen Handelsstationen. Weder Thee noch Seide wird in beträchtlicher Menge hierher gebracht, um von hier verschifft zu werden. Im Jahre 1856 wurden nur 198 englische Schiffe befrachtet, mit einem Gehalt von 25,506 Tonnen. Das euro- päische Quartier liegt am Flusse, der mit einer Mauer umgebenen chi- nesischen Stadt gegenüber. Die Hong’s sind weder zahlreich noch grols, und mit chinesischen Wohnhäusern und ausgedehnten Holzplätzen untermischt; Bauholz ist der Stapel- Artikel Ningpo’s. Vor Kurzem war Ningpo der Schauplatz einer Piratenschlacht. Die ganze chinesische Küste ist dermalsen von Seeräubern bedroht, dafs sich nicht einmal eine Flottille von Fischerbooten auf die See wa- gen darf, ohne von bewaffneten Fahrzeugen begleitet zu sein. Für die- sen Convoy entrichten die Fischer, die vor der Mündung des Flusses Yong kreuzen, eine Abgabe von nicht weniger als 50,000 Dollars jähr- lich; und diese Summe wird durch die Abgabe der Holz- Dschunken, die zwischen Ningpo und Futschau hin und her fahren, und anderer chinesischer Fahrzeuge auf 200,000 Dollars jährlich gesteigert. Zum Convoy benutzte man portugiesische Lorcha’s; diese kämpften mit den Seeräubern, wurden Herren dieser Gewässer, und fingen bald an, ihre Gewalt auf die schnödeste Weise zu milsbrauchen. Man behauptet, dafs sie in den Dörfern gelandet sind, die Weiber fortgeschleppt, die Männer ermordet, die Wohnungen verbrannt haben; kurz — diese Schützer wurden für die Küste bald eine ärgere Geilsel als die Feinde, gegen die sie in Sold genommen waren. Da verschiedene Vorstellungen bei dem portugiesischen Consul zu keinem Resultat führten, entschlossen sich die chinesischen Behörden, mit dem Chef der Piraten ein Abkom- men zu treffen; dieser wurde zu einem Mandarin dritter Klasse beför- dert und trat den Oberbefehl über die Piratenflotte an seinen Bruder über Hangtschau nach Ningpo. 59 ab, der seine Untergebenen an ein gesetzlicheres Treiben gewöhnte und im Geschäft des Convoy’s der Handelsschiffe neben den Portugie- sen als Mitbewerber in die Schranken trat. Die Fischerboote und - Dschunken, des portugiesischen Joches längst überdrüssig, entrichteten ihren Zoll immer allgemeiner an die Piratenflotte. Dadurch wurden - die Einkünfte der Portugiesen geschmälert, die auf diese Weise Beein- trächtigten rächten sich durch Raub und Beute bei jeder Gelegenheit und setzten den Krieg gegen die Piraten, zu dem jetzt keine Veran- - lassung vorlag, mit um so grölserer Erbitterung und Grausamkeit fort. Dies bestimmte die Piraten zu einer energischeren Concentration ihrer _ Kräfte und zu dem Entschlufs, die portugiesische Convoy-Flotte wo 1 möglich, ganz zu zerstören. Schon bei der ersten Nachricht von die- sen Vorbereitungen ergriff die Portugiesen ein Schrecken, ihre Schiffe - flüchteten zum Theil nach dem Süden, 7 Lorcha’s aber stromaufwärts - vor das portugiesische Consulats-Gebäude, das sie schnell in Verthei- - digungsstand setzten. Als die Piratenflotte erschien, floh der Consul, - die Lorcha’s feuerten nur eine Breitseite ab, dann flüchtete ihre Mann- - schaft an’s Land. Aber die Piraten folgten, es entstand auf der Küste _ und in den Strafsen ein Scharmützel, das Consulats-Gebäude wurde erstürmt und die Portugiesen mit einem Verlust von 40 Mann aus dem Felde geschlagen. Das Erscheinen der französischen Fregatte Capri- _ eieuse machte dem Kampfe ein Ende, sie nahm die portugiesischen - Flüchtlinge an Bord, sandte sie aber als Gefangene nach Macao, damit sie dort als Piraten vor Gericht gestellt würden. Das sind sonderbare Verhältnisse. Man mufs sagen, dafs die Pi- raten einen bestimmten Plan und grolse Disciplin an den Tag gelegt _ haben. Drei portugiesische Handels-Lorcha’s, die im Strome lagen und ihre Flaggen zeigten, wurden nicht molestirt, kein Europäer in- - sultirt. Die öffentliche Meinung spricht sich entsehieden für die Piraten aus; so allgemein ist der Hafs gegen die Portugiesen. Nicht lange darauf erschien die portugiesische Kriegsbrigg Mon- ‚dego und verlangte von den chinesischen Behörden Ningpo’s Schaden- ersatz und die Herausgabe der sieben eroberten Lorcha’s. Aber der - Taoutai antwortete, dafs er mit der Angelegenheit Nichts zu thun habe - und dafs die beiden feindlichen Convoy -Flotten ihre Streitigkeiten unter _ einander ausmachen mülsten. Die Kriegsbrigg wagte es nicht, die Pi- raten anzugreifen, und die Flottille der letztern ist nach wie vor bei _ dem Convoy beschäftigt. Es darf kaum bemerkt werden, dafs diese eigenthümlichen Ver- _ hältnisse bei dem Abschlufs unseres nächsten Vertrages mit China ernst _ erwogen zu werden verdienen. 60 Miscellen. Ueber die Temperatur der Ostsee verglichen mit der des atlantischen Oceans. Von H. W. Dove. Meere, welche in ihren nördlichen Theilen im Winter mehr oder minder mit Eis bedeckt und nach Süden hin durch Land abgeschlossen sind, müssen beson- ders im Frühjahr auf ihre Südküsten einen abkühlenden Einflufs äufsern, da dem durch das Eisschmelzen im Frühling noch stets kalt bleibenden Wasser kein Ab- flufs nach wärmeren Gegenden hin gestattet ist. Dies gilt für die Hudsonsbay in Nord-Amerika, für die Ostsee in Europa. Es hat daher ein besonderes In- teresse, die Temperaturverhältnisse solcher abgeschlossenen Wasserbecken durch Beobachtungen sicher festzustellen. Seit dem Juni 1853 wird die Temperatur des Meeres am Heiligen Damme bei Doberan täglich zweimal aufgezeichnet, die gleichzeitigen Beobachtungen in Rostock gestatten daher eine Vergleichung der Luft und der Meeresfläche. Solche Beobachtungen wurden aber seit einer Reihe von Jahren auch in Copenhagen angestellt, und da wir von Irland eine an den Küsten freilich nur ein Jahr (1851) umfassende Beobachtungsreihe erhalten haben, nämlich von Portrush, Cushendall, Donaghadee, Castletownsend, Bunown und Courtown, so habe ich aus den vier ersten Stationen, in welchen keine Lücke, die Temperatur des Meeres mit der der Luft vergleichen können. In Doberan fielen im Februar und März 1855 die Beobachtungen aus, da das Meer gefroren war; es sind daher diese Monate auch in der Vergleichung weggelassen, welche 44 Jahr umfafst, während die von Copen- hagen für die einzelnen Monate fünf- bis achtjährige sind. Die folgenden Tafeln enthalten die Ergebnisse der Vergleichung in Graden Reaumur. Zahlen mit negativen Zeichen bezeichnen, dafs die Wärme der Ober- fläche des Meeres niedriger war als die mittlere Luftwärme, Zahlen ohne Zeichen, dals sie die Wärme der Luft übertraf. Doberan. | Meer | Luft Unterschied Januar 1.40 —0.94 2 34 Februar OT 19:0, N März 1.44 2.24 | —0.,80 April 4.91 5.71 —0.80 Mai 7.66 9.61 —1.85 Juni 11.43 12.99 | —1.56 Juli 14.40 14.27 0.13 August 14.72 |. 14.01 0.71 September 12.72) 11.327) 1.40 October 10.29 8.09 2.20 November 6.56 | 2.10 4.46 December 2.96 | 0.03 2.93 Ueber die Temperatur der Ostsee verglichen mit der des atlant. Oceans. 61 Copenhagen. Meer Luft Unterschied Januar 1.08 —0.61 | 1.70 Februar 0.78 0.43 | 0.35 März 1.60 1.90, —0.30 April 3.83 5.06 ı —1.23 Mai 8.24 942 | —1.18 Juni 11.77 12.40 | —0.63 Juli 13.47 13.52 | —0.05 August 14.41 13.89 | 0.52 September 11.71 10.56 1.15 x October 8.25 | 6.76 1.49 November 5.03 | 3.47 1.56 December 2.56 1.08 1.48 Irland Meer Luft Unterschied Januar 6.50 4.93 1.57 Februar 6.09 5.24 0.85 März 6.21 540° 08 April 7.33 - 6.53 0.80. Mai _ 8.84 8.79. »| 0.05 Juni 10.39 9. Udaastd 0.68 Juli 11.93 11.74 | 0.19 August 12.54 12.45 | 0.09 September 12.15 11.10 1.05 October 10.27 8.99 1.28 . November 7.64 5.06 | 2.58 December 7.16 '6.00 1.16 | Alle drei Tafeln zeigen, dafs der Ueberschufs der Wärme des Meeres über ‚die Temperatur der Luft am gröfsesten im November ist, die gröfseste relative "Abkühlung: des Meeres in Doberan und Irland in den Mai, in Copenhagen in .den April und Mai fällt. Aber ein wesentlicher Unterschied zwischen den Stationen ‚der Ostsee und Irland liegt darin, dafs in Irland das ganze Jahr hindurch die "Wärme des Meeres höher als die der Luft ist, während an der Ostsee das Meer ‘vom März bis Anfang Juli kälter als die Luft ist, wo man auf den Einflufs des "Golfstromes unmittelbar hingewiesen wird. Dies tritt noch übersichtlicher in der folgenden Darstellung der Jahreszeiten hervor. Doberan | openBaA Anna | Island gen Winter 1.86 1.18 1.19 0.21 Frühling | —1.15 —0.90 0.55 Sommer —0.24 —0.05 0.32 1.34 Herbst 2.69 1.40 1.64 Fahr | 0.29 | 0.41 | 0.93 | 62 Miscellen: wo die Bestimmungen für Island aus freilich sehr lückenhaften Beobachtungen von Reykiavig entlehnt sind. Diese geben: Meer Luft Unterschied Mai 7.30 | 6.33 0.97 Juni 9.25 9.18 0.07 Juli 10.98 11.28 —0.30 August 9% | 8.9 1.01 September | .. 12.00. -| 6.10 0.90 October 3.68 1.08 2.60 November 2.55 1.00 1.59 December Ga a bel), 2.90 Die merkwürdige Thatsache, dafs an allen Stationen das Jahresmittel der Meereswärme höher ist als das der Luftwärme, zeigt also, dafs das Meer eine Wärmequelle ist. Man kann dafür zwei Ursachen angeben. Da nämlich die Temperatur der Erde überall auf dem Festlande nach der Tiefe hin zunimmt, und zwar erheblich, so würde der Meeresboden eine viel höhere Temperatur ha- ben, wenn er sich eben so tief unter einer festen Oberfläche befände, als er unter einer flüssigen liegt. Da er diese nicht hat, so muls er sie abgegeben haben. Indem nun die an der Oberfläche des Meeres abgekühlten Tropfen schwerer wer- dend in die Tiefe sinken, entziehen sie in der Berührung mit dem Boden diesem seine Wärme, die sie bei dem Aufsteigen, durch neue kältere herabsinkende ver- drängt, mit in die Höhe führen. Es kann aufserdem aber die Bewegung als solche eine Wärmequelle werden, indem durch neuere Versuche festgestellt ist, dafs auch bei der Reibung von Flüssigkeiten Wärme erzeugt wird, wodurch sich erklären würde, dafs es an allen Küsten als eine sichere Thatsache gilt, dafs dem Badenden nach einem stürmisch bewegten Meere das Wasser für das Gefühl ent- schieden wärmer erscheint. Wie dem auch sein möge, so ist die Thatsache des Wärmeüberschusses wichtig genug, um die Aufforderung zu enthalten, durch fort- gesetzte Beobachtungen sie als eine mehr oder minder allgemeine oder auf be- stimmte Localitäten beschränkte festzustellen. Die Kataster-Karten in Baiern und Würtemberg. Es ist eine allgemein bekannte Thatsache, dafs die leichte Zugänglichkeit zu sehr genauen Karten des Bodens zu den wesentlichsten Hilfsmitteln ebenso für jeden Zweig der Staatsverwaltung wie für die Förderung des inneren Verkehrs in allen Beziehungen gehört. Die gröfsesten Leistungen in dieser Art für den Umfang des ganzen Staats verdanken wir jetzt der baierischen und würtembergi- schen Regierung. Seit länger als Jahresfrist ist die Lithographirung ihrer grofsen Kataster- Kartenwerke vollendet. In Baiern ist der Mafsstab auf z,5, festgehal- ten, und auf 20,000 sauber gezeichneten Steinen ist das Werk unter der Leitung des verdienstvollen Directors des statistischen Bureau’s, Staatsraths und Prof. Dr. Herrmann, der allgemeinsten Benutzung des Publicums übergeben. Die einzelne Die Kataster-Karten in Baiern und Würtemberg. 63 Karte, in der Grölse von 18 Zoll Länge und Breite, ist für den geringen Preis von 12 Kreuzern Rh. (3# Sgr.) zu haben, und gewährt natürlich ein solches De- _ tail, dafs sie bei allen Kauf- und Pachtverträgen, wie bei jeder Arbeit im In- teresse aller Zweige der physischen Cultur auf das nützlichste angewandt werden ‘ kann. In sorgfältiger Ueberwachung von Seiten der betreffenden Behörden wer- _ den die vorkommenden Veränderungen jährlich auf den lithographirten Steinen | machgetragen, so dafs, da immer nur für den Bedarf eine kleine Anzahl von Exemplaren von jeder einzelnen Karte abgezogen wird, das richtigste Bild der - Bodenverhältnisse stets auf jeder Karte für den verschiedenartigen Gebrauch dar- geboten ist. FE; In einem noch gröfseren Malsstabe hat die würtembergische Regierung diese Aufgabe ausgeführt. Sie hat den Mafsstab von 231,5 für die allgemeinen Ka- _ taster-Karten festgehalten und diese in derselben Gröfse wie die baierischen, eben so sauber auf Stein gezeichnet, zu dem gleichen Preise von 12 Kreuzern Rh. zur allgemeinsten Benutzung dem Publicum übergeben. Aufserdem hat sie in einem doppelt so grofsen Malsstabe (73'55) für jede einzelne Kreisstadt und deren nächste Umgebungen Karten anfertigen lassen, so dafs hier zugleich genaue - Stadtpläne in den betreffenden Blättern dargeboten werden, wenn wir für Stutt- gart 6 Blätter, für die kleineren Kreisstädte 4 Blätter zusammenlegen. Die Aus- führung der Arbeit hat unter der unmittelbaren Leitung des Staatsministers a. D. v. Herdegen gestanden, der auch gegenwärtig noch in Verbindung mit dem aus- gezeichneten Statistiker Dr. Sick an der Spitze des statistisch -topographischen "Bureau’s für Würtemberg steht. Die Zahl der lithographirten Steine für beide Arten von Karten beträgt zwischen 14,000 und 15,000. Sie werden wie in Baiern ‚jährlich unter Aufsicht der betreffenden Communal- und Staatsbehörden revidirt und die nöthig gewordenen Correcturen sofort auf die Steine übertragen. Die - Lithographirung wie der Abdruck erfolgt in beiden Staaten in besonders dazu ‚eingerichteten Staatsinstituten, während der Debit der Karten aufserhalb dieser Institute auch durch jede deutsche Buchhandlung vermittelt werden kann. Man kann nicht anders als mit dem erfreulichsten Gefühle in die Häuser eintreten, deren innere Räume die colossalen Gestelle der wie Bücher nach den einzelnen Kreisen geordneten Tausende von lithographirten Steinen aufgenommen haben. Es ist natürlich, dafs auf einer solchen umfassenden kartographischen Grundlage die gründlichsten Administrationskarten in kleinerem Mafsstabe für besondere Zwecke ausgearbeitet werden können, wie denn dies auch bereits in beiden Staa- ten geschehen ist, in Baiern namentlich die für die Forstwirthschaft und den Berg- bau angelegten die lebhafteste allgemeine 'Theilnahme erregt haben. — Die Ko- sten sind allerdings sehr grofs gewesen, der Ertrag aus den verkauften Karten { nicht als ein entsprechender Zinsengenufs für die darauf verwandten Capi- en angesehen werden: aber der allgemeine national-öconomische Vortheil giebt en überwiegenden reichen Gewinn den Ländern, welche für solche grolsartige ternehmungen nicht Arbeit und Geld gescheut haben! Möchten sie in den übrigen deutschen Staaten bald eine eifrige Nachahmung finden! I S. 64 Miscellen: Statistische Notizen über das Gouvernement Ölonez. Den in der Pamjatnaja Knishka des Gouvernements Olonez ') enthaltenen statistischen Angaben über diesen Landstrich zufolge beträgt der Flächenraum des Gouvernements nach den von dem Feldmesser- Corps aufgenommenen und dem statistischen Comite von Olonez mitgetheilten Plänen 123,022 Quadratwerste oder 2542 geogr. Quadratmeilen, während er in den Tabellen des Akademikers Struve auf 131,708,8 Quadratwerste oder 2732 Quadratmeilen und von Engel- hardt auf 2792 Quadratmeilen berechnet wird. Nach den gedachten Plänen ver- theilt sich dieser Raum wie folgt: Höfe und Weideplätze 33,763 Desjatinen, Ackerland 256,535, Heuschläge 87,996, Kronwaldungen 7,778,245, Privatwal- dungen 471,578, Apanagewaldungen 28,298, gemeinschaftliche Wälder 1,851,140, Flüsse, Seen und Sümpfe 2,408,660 Desjatinen-. Die Wälder betragen also 9,929,261 Desjatinen und bedecken 76 Procent des Areals. Die Ueberschläge Tengoborski’s *) weichen etwas von diesen Angaben ab; er berechnet das Ackerland auf 370,000 Desjatinen, die Wiesen auf 110,000 Desjatinen, die Wälder auf 9,700,000 Desjatinen, das’Unland und die Seen auf 3,846,520 Desjatinen. ä Die Zahl der Einwohner in den Städten belief sich im Jahre 1856 auf 10,110 männlichen, 8223 weiblichen Geschlechts, im Ganzen auf 18,333 Köpfe; in den ländlichen Distrieten auf 125,557 männlichen, 142,055 weiblichen Geschlechts, im Ganzen auf 267,612 Köpfe; die Gesammtbevölkerung also auf 285,945 oder circa 100 Seelen auf die deutsche Quadratmeile. In den J. 1844 und 1850 zählte das Gouvernement beziehungsweise 248,799 und 263,409 Einwohner, mithin hatte die Bevölkerung sich in der ersten sechsjährigen Periode nur um 14,610 oder um 5,8 Procent, in der zweiten dagegen um 22,536 Köpfe oder 8,5 Procent ver- mehrt; der Zuwachs entspricht also noch immer nicht dem Durchschnittsverhält- nifs der Volksvermehrung in Rufsland, die man auf 13 Procent jährlich veran- schlagen kann. Im Jahre 1856 wurden 6283 Kinder männlichen, 5700 weibli- chen Geschlechts geboren, im Ganzen also 11,983, darunter 141 Zwillinge und 3 Drillinge.. Es kam somit auf je 24 Seelen eine Geburt, welches. Verhältnils genau das durchschnittliche für ganz Rufsland ist, — während in Frankreich z. B. nur auf 32 Seelen eine Geburt fällt. Es starben 5534 Individuen männlichen, 5315 weiblichen Geschlechts, im Ganzen 10,849; das Jahr ist also auffallend un- günstig gewesen, da auf 26 Seelen ein Todesfall kommt, während sonst in Rufs- land durchschnittlich erst unter 38 Seelen ein Todesfall eintritt. An der Ver- mehrung der Population in diesem Gouvernement hat also die Einwanderung einen bedeutenden Antheil. Unter den Verstorbenen erreichten 11 das Alteı von hun- dert Jahren, sämmtlich auf dem Lande. Ehen wurden 2387 geschlossen, — eine Ehe auf je 115 Seelen, was hinter dem für Rufsland wahrgenommenen Durch- schnittsverhältnifs (eine Ehe auf 109 Seelen) ebenfalls zurückbleibt. !) Pamjatnaja Knishka (d.i. Gedenkbüchlein) des Gouv. Olonez für das Jahr 1857. Herausgegeben in Petrosawodsk von der Redaction der Olonezer Gouverne- ments-Zeitung. 2) Etudes sur les forces productives de la Russie. Paris 1854, in den Tabellen des ersten Bandes. Statistische Notizen über das Gouvernement Olonez. 65 Ueber das Unterrichtswesen im Gouvernement finden sich folgende Data. Zum geistlichen Ressort gehören: das Olonezer Seminarium mit 10 Lehrern und 89 Lernenden, drei Kreisschulen mit 19 Lehrern und 285 Lernenden. Zum Res- sort des Ministeriums der Volksaufklärung: das Olonezer Gymnasium mit 13 Leh- rern und 77 Lernenden, vier Kreisschulen mit 16 Lehrern und 154 Lernenden, _ acht Parochialschulen mit 15 Lehrern und 303 Lernenden. Auf dem Lande be- finden sich achtzehn Dorfschulen für die Kronbauern, in welchen man 19 Lehrer und 862 Zöglinge, worunter 72 weiblichen Geschlechts, zählt. Die Alexander- Schule in Petrosawodsk, die Schule zu Kontsche-Osero und acht Parochialschulen, - sämmtlich ‚im Kreise Petrosawodsk, die zum Ressort des Bergamts gehören, ha- ben 8 Lehrer und 269 Lernende, darunter 12 Mädchen. Eine Privat- Töchter- ‚schule in Petrosawodsk hat zwei Lehrer und 20 Schülerinnen. Im Ganzen zählt das Gouvernement 46 Lehranstalten, in welchen von 101 Lehrern und 1 Lehrerin 4942 Kinder männlichen und 117 weiblichen Geschlechts, im Ganzen 2059 Kinder Unterricht erhalten. Das Verhältnifs der Lernenden zur Gesammtbevölkerung ist also wie 1:138. Aufserdem besitzt Petrosawodsk eine von dem Ehrenbürger Pimenow gegründete und auf seine Kosten unterhaltene Kleinkinderbewahr- Anstalt, in wel- ‚cher 50 Kinder beiderlei Geschlechts Aufnahme finden. Ferner giebt es in Pe- trosawodsk vier Bibliotheken, und ein Museum beim Alexander-Sawod, welches 'sämmtliche Mineralien des Landes nebst Modellen von Maschinen und anderen, auf das Bergwesen bezüglichen Gegenständen enthält. Ueberhaupt ist das Mine. alreich für das Gouvernement Olonez eine vorzügliche Quelle des Reichthums. Aus den Seen und Morästen werden Eisenerze zu Tage gefördert. In den letz- ten Jahren sind nach Erschöpfung der alten Fundorte neue, reichere entdeckt "worden. Torf ist im Ueberfufs vorhanden; man hofft auch Steinkohlen zu fin- ‚den. Dagegen hat man die Kupfergruben wegen ihres geringen Ertrages aufge- geben. Von Gold sind einige Spuren aufgefunden; man glaubt, dafs es in be- dentender Tiefe verborgen liegt. An Gesteinen ist der Vorrath unerschöpflich; man findet Porphyr, verschiedene Arten Granit, Quarz, Diorit und mehr als dreifsig ; x Species verschiedenfarbigen Marmors; ferner Amethyste, Bergkrystall, rauchgelbe Topase, Hyacinthe u. s. w. In dem Marmorbruch von Tewdia, Kreis Petrosa- wodsk, werden verschiedene Steinfabrikate verfertigt, die sich durch Dauerhaftig- weit und schöne Arbeit auszeichnen. Ein grolser Theil derselben ist zur Aus- ehmückung der Isaaks-Cathedrale in Petersburg bestimmt. Ein im Distriet Schokscha gewonnener Porphyr wurde auf Befehl des Kaisers Nikolaus nach Frank- reich geschickt, um für den Sarkophag Napoleons des Ersten im Pariser Inya- ‚lidenhause verwendet zu werden. L. Ueber Nikolajewsk und das Gebiet am Amur. Im vorigen Bande S. 61 haben wir den Lesern der Zeitschrift davon Nach- t gegeben, dals zwei deutsche Kaufleute in Californien, die Herren Esche “%, zer. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd, IV. D Ba 66 Miscellen: Hilfsquellen des zuletzt genannten Ländergebiets, so weit dieselben für den Han- del von Wichtigkeit werden könnten, möglichst genau zu unterrichten. Es liegt uns jetzt ein ausführlicher Bericht über diese Unternehmung vor, aus dessen reich- haltigen und detaillirten Angaben wir das Wichtigste im Folgenden hervorheben wollen. Der „Oscar“ durchschnitt die Kette der Kurilen in der Bussole -Stralse zwi- schen den Inseln Simusir und Urup. Simusir ist vor etwa 8 Jahren durch einen grolsen vulcanischen Ausbruch vollständig verwüstet worden; alle Quellen ver- siegten, so dals die Insel wegen Wassermangel verlassen werden mu/ste und auch noch jetzt unbewohnt ist. In der Meerenge liegen zwei kleinere Inseln, die Nord- und Süd-Zschirpoy-Inseln; auf der erstern ist ein noch thätiger Vulcan, dessen Rauchsäulen weithin in der See sichtbar sind. Mächtige Basaltmassen ragen auf allen diesen Inseln bis an’s Ufer und bilden steile Klippen. Noch am 28. Juni, als das Schiff die Stralse passirte, waren die Inseln mit tiefem Schnee bedeckt; die Temperatur der Luft betrug nur +1°. Von hier ging die Fahrt um das Cap Aniwa, ein schroffes, weit in die See hineinragendes, dichtbewaldetes Vorgebirge, in die Strafse La Perouse, und nach glücklicher Fahrt ankerte der „Oscar“ am 14. Juli in der Castries-Bai. Die Ein- fahrt in die Bucht ist gut, die Ufer bestehen aus niedrigen öden Hügeln, der Baumwuchs ist schwächlich, so dafs der landschaftliche Charakter nichts weniger als erfreulich ist. Ueberall tritt Sandstein zu Tage. Während das Schiff von Lootsen nach der Amur-Mündung geführt wurde, begab sich Herr Esche zu Fufs nach dem nur 4 deutsche Meilen von der Castries-Bai entfernten Kisi-See, der mit dem Amur in natürlicher Verbindung steht, und miethete hier ein mit Gil- jaken bemanntes Boot, um auf dem Amur stromabwärts nach Nikolajewsk zu fahren. Die Giljaken sind kleine Leute, mit mongolischer Physiognomie und in- telligenten Gesichtern, und sehr aufmerksam auf Alles, was in ihrer Nähe vor- geht. Die dachförmigen Birkenhüte, die sie tragen, geben ihnen ein eigenthüm- liches Aussehen. Der Kisi-See ist etwa 60 Miles (?Werst?) lang; seine Ufer sind anfangs öde und erst in einiger Entfernung zeigen sich Wälder; später treten diese an den See hinan, zunächst majestätische Fichtenwaldungen, dann Laubwälder von Birken, Eschen, Espen u. dgl. Am Ausflufs des Sees in den Fluls liegt das Städtchen Kisi (der Marien-Posten). Die Fahrt auf dem Amur ging schnell von statten: Herr Esche traf in Nikolajewsk zwei Tage früher ein als sein Schiff. Nikolajewsk liegt am linken Ufer des Amur, auf einer ausgedehnten Hoch- ebene, die steil zum Flusse abfällt. Es ist der Sitz des Gouverneurs des neuge- bildeten ostsibirischen Küstenbezirks und von Rufsland bestimmt, in commereieller wie in militärischer Beziehung eine wichtige Rolle zu spielen. In ersterer Hin- sicht soll es namentlich ein Sammelpunkt für die russischen Walfischfahrer wer- den, und es ist hierzu durch seine Lage in der Nähe der walfischreichen Ochotski- schen See wie der tatarischen Meerenge vorzüglich geeignet. Als Marinestation ist es durch drei Batterien gedeckt; eine vierte soll auf einer Insel errichtet wer- den, die im Strome aufgeschüttet wird; auch an dem unteren Laufe des Amur erheben sich noch verschiedene andere Befestigungen, die das schwierige Fahr- wasser beherrschen. Der Entwickelung der russischen Marine am Stillen Ocean werden die herrlichen Wälder am Amur sehr zu statten kommen; nicht minder Ueber Nikolajewsk und das Gebiet am Amur. 67 d ie reichen Kohlenlager, die sich sowol am Amur, wie an der Bai de la Jon- quiere auf der Insel Saghalin finden; die letztern werden von den Russen bereits in ziemlich ausgedehntem Malsstabe bearbeitet, und liefern ein Product, das sich, nach Herrn Esche’s Ansicht, der besten englischen Kohle an die Seite stellen kann. _ Zur Zeihist Nikolajewsk ein überwiegend militärischer Ort, — ein Fort, dessen Besatzung aus 12 — 1500 Mann besteht. Die Häuser sind, den Bedürfnissen des Klima’s angemessen, tüchtige Blockhäuser, aus gut behauenen Baumstämmen auf- ‚geführt, mit soliden Thüren und Fenstern, und die innere Einrichtung läfst Nichts zu wünschen. Der Ort besitzt zwei Schulen und eine Kirche, eine der Regierung gehörige Maschinen - Werkstätte und eine Sägemühle. Ganz besonders angenehm berührt es den Deutschen, dafs das Leben, welches hier herrscht, gewissermalsen einen deutschen Anstrich trägt; man findet hier verhältnifsmälsig viel Deutsche, namentlich Kurländer und andere Bewohner der Östseeprovinzen; ja bei einer chweihe wurde sogar einmal ein deutscher Gottesdienst gehalten, zu dem ein deutsch redender Geistlicher von Sitka herüberkam. Russische Bauern, von Si- birien hierher Bnenzaseielt; wohnen in der Nähe des Ortes er Bee Roggen, W _ Die russische Regierung ist eifrig bemüht, den Verkehr von Nikolajewsk zu heben. Zur Zeit der Anwesenheit des „Oscar“ ankerten hier noch sechs Schiffe, wei von Boston, eines von Hongkong und drei russische. Von Petropawlowsk, dem Nikolajewsk in regelmälsiger Verbindung steht, trafen vier Dampfschiffe dem Amur abwärts geführt werden. Der sibirische Hanf hält einen Vergleich m t dem besten russischen aus; an der südlichsten Biegung des Amur, 7—800 on 1. Meilen oberhalb Kisi, wächst ein vortrefflicher Taback; und im nächsten Ihre erwartet Herr Esche grofse Flöfse von Eichen, Buchen, Ahorn, Nufsbäu- nen ı und ähnlichen harten Hölzern. Zur Zeit hat die russische Regierung schon ö ier Dampfer auf dem Amur im Gange. _ Der Flufs ist sehr fischreich; Fische bilden das wichtigste Nahrungsmittel Giljaken, die im Fischfang insgesammt sehr geübt sind. Zu diesem Behufe ‚sie auf eine Breite von etwa 600 Fufs Pfähle in den Flufs hineingetrieben ‚sie durch Querpfähle verbunden, an denen die Netze herabgelassen und mehr- s des Tages hinaufgezogen werden. Sie gewinnen mit manchem Zuge eine 'h zu sein. Sobald der „Oscar“ angekommen war, stellte der Gouverneur meh- Leute zum Löschen der Ladung zur Verfügung, ein Magazin wurde von der 5* FD © TE BR 1A 68 Miscellen: russisch-amerikanischen Handels- Compagnie gemiethet, und der Gouverneur gab noch einige andere Räumlichkeiten her. Es bestehen in Nikolajewsk bereits meh- rere Handelshäuser, zwei amerikanische, einige russische und ein deutsches, des sen Chef erst vor wenigen Wochen von China herübergekommen war. Der „Os “ kam also mit seiner Ladung einigermafsen zu spät; dennoch fand ein Thei derselben raschen Absatz; californische Butter und californische Weine, die sich sehr gut halten, verkauften sich leicht. r Der Verkehr beschränkt sich bis jetzt, wo alle Verhältnisse im Entstehen sind, nur auf die benachbarten Distriete. Fremde Waaren sind nicht sehr begehrt, da die Giljaken und die anderen eingeborenen Stämme der Nachbarschaft wenig Bedürf- nisse haben. Aber man trifft doch schon jetzt in diesen weiten Gebieten überall russische Colonien und Militairposten, die ihre Bedürfnisse, Provisionen, Schnitt- und Eisenwaaren u. dgl. von Nikolajewsk beziehen und sie zum Theil gegen werthvolle Producte, wie Pelze, eintauschen, E Der Gouverneur hat in Nikolajewsk selbst eine hübsche Wohnung, und aufser- j dem eine Villa in der Nähe der Stadt auf einem Vorsprunge des Flufsufers, von. ; dem man eine herrliche Aussicht auf den Strom geniefst. Das gesellige Leben ist sehr angenehm. Die Regierung hat dem Offizier-Club ein eigenes Gebäude errichten lassen, in dessen zweitem Stockwerk mehrere Offiziere wohnen. Man findet dort eine Bibliothek von mehr als 4000 Bänden, aus allen Fächern des Wissens, hauptsächlich aber aus dem Gebiete der Schifffahrtskunde, ferner einen Speise- und einen Ballsaal, und eine gro/se Auswahl von Zeitungen, darunter die Augsburger Allgemeine und die Independance Belge, die hier nicht durch die Druckerschwärze der russischen Censur entstellt sind. Die vielen Deutschen, die hier wohnen, beabsichtigten, eine „deutsche Gesellschaft“ zu gründen. } Der Sommer ist in Nikolajewsk nur kurz, aber desto angenehmer. Anfangs Mai geht der Schnee weg, und die Erde bedeekt sich mit frischem Grün, wäh- rend weiter unten im Golf bis Mitte Juni Eis zu finden ist; denn der Amur wird bei Nikolajewsk früher vom Eise frei als an seiner Mündung. Im Sommer giebt es zuweilen recht heifse Tage; aber schon um die Mitte des September werden die Nächte kalt, und der Boden ist Morgens oft mit dickem Reif belegt. Im October fällt schon Schnee. Bei der Einfahrt hat der Amur grofse Aehnlichkeit mit der Elbe. Der Strom ist so breit, dafs man kaum beide Ufer gleichzeitig erblicken kann. Bei Cap Pronge, etwa 40 Miles unterhalb Nikolajewsk, erinnert die Scenerie ganz an die Strecke von Blankenese bis Hamburg: die Buchen hatten schon ihr röthliches Laub, die Eichen sahen gelblich aus, und der Wald hatte überhaupt ein recht heimathliches Ansehen. Man rückt nur langsam vor; denn das Fahrwasser ist sehr gewunden und erfordert die ganze Erfahrung eines kundigen Lootsen. Meist ist es tief; aber dicht neben Stellen von 20 Faden finden sich Untiefen, die kaum von einem Fuls Wasser bedeckt sind. Von Cap Pronge ab rücken die Ufer all- mählich näher zusammen; doch ist der Strom noch immer breiter als der Mis- sissippi bei New-Orleans. Das rechte Ufer ist flach; erst im Hintergrunde er- heben sich niedrige, dicht bewaldete Hügelreihen; hier und da liegt mitten in der Niederung ein Giljaken-Dorf, bestehend aus Hütten von leichtem Pfahlwerk, die mit Baumrinde gedeckt sind. Diese Dörfer werden nur im Sommer des g Ueber Nikolajewsk und das Gebiet am Amur. 69 Fischfanges wegen bewohnt; im Winter ziehen die Giljaken stromaufwärts. Von Ackerbau zeigt sich deshalb bei diesen Dörfern keine Spur. Die Giljaken tragen grofse Stiefeln von Seehundsfellen, die Haare nach aufsen gekehrt, enge Bein- kleider ebenfalls von Seehundsfellen, oder von Tuch oder Baumwollenzeug, und larüber eine Art Kittel nach Art der Chinesen, auf dem Kopfe den erwähnten t von Birkenrinde. Die Weiber sind über die Mafsen häfslich und schmutzig, Volk lebt von Fischen; mitunter hat es auch etwas Hirse, die auf dem Amur rhergeführt ist. Andere Ansiedelungen trifft man auf der Strecke bis Nikola- jewsk nicht. Bei dieser Stadt hat der Fluls nur auf der rechten, ihr gegenüber- iegenden Seite eine für gröfsere Fahrzeuge hinlängliche Tiefe; in der Mitte des Stromes ist eine Untiefe, die jetzt zu Befestigungszwecken zu einer Insel erhöht wird; die Schiffe müssen daher mittelst Nachen ausgeladen werden. Dicht am "Wasser liegen die grolsartigen Maschinen -Baustätten der Regierung, die Batte- rien, der Leuchtthurm und die Magazine. Daneben ist die Stelle, wo die flachen, den Amur hinunterkommenden Boote anlegen. Diese Boote, die den Handel mit dem fernen Sibirien vermitteln, sind 60 Fufs lang, 20 Fufs breit, 8 — 9 Fufs hoch, aus dicken Bohlen gebaut, — kurz, ächte Mississippi Flatboats, nur von soliderer Bauart. Der Eigenthümer hat seine Wohnung darauf, er verkauft vom Boote aus seine Waaren, und zuletzt das Boot selbst, dessen Bohlen ein gesuch- ter Handelsartikel in Nikolajewsk sind. Die Boote werden theils bei der Ver- _einigung der Schilka mit dem Argun, theils bei der Einmündung der Seja in den Amur gebaut; sie bringen meist sibirische Producte: Salzfleisch, Schinken, Erb- sen, Hanf, Roggenmehl, Leder, Eisenwaaren, Holzgefäfse, Hausgeräth u. dgl., setzen ihre Waaren in den russischen Niederlassungen und namentlich in Niko- 1 ajewsk ab, treiben aber auch unterwegs einen lebhaften Handel mit den einge- borenen Stämmen, die sie mit Messern, Taback, Tabacks-Pfeifen und Beuteln und anderen Dingen versehen, welche für solche Völker Werth haben. “u Hafen und Stadt gewähren im Ganzen einen recht freundlichen Anblick. Die letztere ist von einem üppigen Walde umgeben, von dem nur ungefähr 500 Acres gelichtet sind. Der Hauptplatz öffnet sich auf der einen Seite gegen den Flufs, der Mitte steht die neugebaute Kirche, mit einem gröfseren und vier kleineren 'hürmen. An der einen Ecke des Platzes baut die Regierung ein grofses, 100 Fuls la ges und 50 Fufs breites Gebäude aus Baumstämmen, das für die höchsten Be- den bestimmt ist. Im Uebrigen ist die Stadt offenbar im Hinblick auf ihre in: ıftige Bedeutung angelegt. Hötels kennt man noch nicht. Der Ankömmling a bei einem Freunde Unterkunft, bis er ein eigenes Haus hat und einen Koch f etwa 20 Rubel monatlich miethen kann. Der Arbeitslohn ist im Ganzen ziemlich hoch. Die Arbeiter sind entweder Soldaten, die Erlaubnifs haben, sich zu vermiethen, oder angesiedelte Russen, oder Giljaken, die hier den Markt mit Em, zahmen und wilden Enten und wilden Gänsen besuchen. Vieh kommt s Sibirien her, und frisches Rindfleisch ist deshalb nicht immer vorhanden. h- und Salzfleisch ist in guter Beschaffenheit von den Kaufleuten zu be- mmen, aber die sibirische Butter ist schlecht. Das Mehl, namentlich Roggen- kommt theils aus Sibirien, theils aus dem Auslande. Aufserdem liefert der = kt die Producte der benachbarten Dörfer, Kartoffeln, Gemüse u. dgl. Der Verkehr auf dem Amur wird durch die erwähnten Flatboats, durch Segel- are a a ae a hl ul nu u m mn u a ua. Zul ET: 70 Miscellen: boote und vier Regierungsdampfer vermittelt, die jedoch nicht in regelmäfsigen _ Zeitabschnitten fahren. Zwei der letzteren sind in den Vereinigten Staaten ge- baut; die Maschinen der beiden anderen sind aus den Eisengiefsereien und Ma- schinenbaustätten von Petrowsk, sie wurden zu Lande nach Tschita an der In- x goda gebracht, dann auf Flöfsen nach der Schilka verschifft und hier zusammen- gesetzt. Der zahlreichen Untiefen wegen ist der Amur in seinem oberen Laufe aber nur für Fahrzeuge von 14 Fufs Tiefgang schiffbar; die Dampfer fahren bis zur Vereinigung der Schilka mit dem Argun. Von hier ab ist der Stromlauf im Ganzen nach Südost gerichtet, bis zur Einmündung des Sungari, dessen Strom- gebiet der Garten der Mantschurei ist. Das Land an diesem mächtigen Neben- flusse soll aufserordentlich fruchtbar sein und die Russen sind von seiner Schön- heit ganz entzückt; mächtige Waldungen, weite Strecken mit wilden Reben voll schmackhafter Trauben, ein prachtvolles Klima, — Alles lud zur Vol ein. Dafs hier ein vortrefflicher Taback gedeiht, haben wir schon bemerkt. Weiter abwärts nimmt der Amur noch den Ussuri auf und wendet sich immer mehr nach ü Nordost, bis zu dem Posten Kisi, der von Nikolajewsk 260 engl. Meilen entfernt ; ist, — eine Strecke, welche die Dampfer in anderthalb bis zwei Tagen zurück- legen, während Segelboote 6 bis 21 Tage brauchen. Kisi ist so grofs wie Niko- lajewsk und deckt die Einfahrt in den Kisi- See. Die Hilfsquellen des Amur-Gebiets sind noch sehr wenig bekannt. Von dem Steinkohlen-Reichthum weils man nur, dafs sich am Amur sehr grofse Stein- kohlen-Lager befinden. Herr Esche hat Steinkohlen-Proben von dem oberen Flulslaufe nach San Francisco mitgebracht, ebenso Proben des sibirischen Hanfes, die von den californischen Fabrikanten als ausgezeichnet befunden wurden. Auch Hanfsamen wird in bedeutenden Quantitäten stromabwärts geführt; und was die anderen Producte des Ackerbaues und der Viehzucht betrifft, so fehlt es bis jetzt nur an Absatz. Der aufblühende Handel wird der Production einen mächtigen Impuls geben und die ergiebigen Hilfsquellen des Landes in Flufs bringen. L. Neue Eintheilung der Republik Neu-Granada. i Von H. Kiepert. 2 (Hierzu eine Karte, Taf. I.) Der Stat Neu-Granada giebt uns ein in den Staten neuer Bildung häufi- ges Beispiel schnellen Wechsels administrativer Eintheilungen — ein Gegenstand, der zwar mit dem wissenschaftlichen Gebiete der Erdkunde eigentlich nichts zu thun hat, seines praktischen (wenn auch vielleicht wieder nur kurze Dauer be- hauptenden) Interesses wegen aber hier nicht ganz übergangen werden darf. In 3 den neuesten Karten und geographischen Büchern pflegte die seit längerer Zeit bestehende Eintheilung in 36 Provinzen zu Grunde gelegt zu werden, deren Gruppirung zu 7 gröfseren Abtheilungen (Departamientos; mit Namen Ystmo, Antioquia, Magdalena, Guanente, Boyacä, Cundinamarca, Cauca, aulserdem das 1 nicht organisirte Territorio de Mocoa), wie sie u. a. auch noch in der Karte 9 von Westindien in meinem Handatlas (No. 39, 1857) aufgenommen ist, auf der bekannten statistischen Arbeit des Expräsidenten Mosquera (in englischer Ueber- setzung mit Karte, New-York 1852) beruht, ohne dafs wir erfahren, ob diese De- partements-Eintheilung nur Project geblieben oder wirklich in’s Leben getreten Neue Eintheilung der Republik Neu- Granada. 71 it ‚, Die statistischen Daten, welche der nordamerikanische Naturforscher J. F. 'Holton auf seiner Reise während der Jahre 1852 —54 eben so mühsam als verdienstlich gesammelt und seinem Buche (New Granada. New York 1857) als A inhang beigefügt hat, geben schon wieder eine beträchtliche Modification jener Angaben von Mosquera; die Zahl der Provinzen, als einziger über den 130 Can- tonen stehehden Ober-Abtheilungen, ist hier auf 23 beschränkt: Antioquia, Bo- got, Buenaventura, Cartajena'), Casanare, Cauca, Choc6, Istmo, Mariquita, Mom- j ‚Pos, Neiva, Ocaıa, Pamplona, Pasto, Popayan, Rio Hacha, Sabanilla, Santamarta, Socorro, Tundama, Tunja, Valle d’Upar, Velez, manche darunter immer noch von sehr geringer Ausdehnung, aus nur einem oder ein paar Cantonen bestehend, dazu kommen die sehr weitläuftigen, aber nur von Indianerhorden schwach be- völkerten Territorien von Mocoa und San Martin in den Ebenen östlich der An- den an den Zuflüssen des Orinoco. Diese Eintheilung hat bis zum vorigen Jahre bestanden, wie aus den neuesten Documenten hervorgeht. Durch ein Gesetz vom 15. Juni 1857 und Ergänzungsbestimmungen vom 27. Juni (abgedruckt in der i zu Cartajena erscheinenden Zeitung „El Eco del Bolivar“, deren Mittheilung wir der Güte des Königl. preulsischen General-Consuls zu Bogotä, Herrn Geh. Rath Hesse, verdanken) sind nämlich an die Stelle der alten Provinzen, mit wie es scheint nur veränderter Benennung, 8 neue sogenannte Staten (Estados) gesetzt, deren Zusammenlegung aus den bisherigen Provinzen und Theilen (distritos oder ? cantones) derselben wenigstens insoweit angegeben wird, um die neuen Grenzen, Ä enn auch noch nicht mit der wünschenswerthen Genauigkeit, so doch vorläufig bis zum Erscheinen officieller Karten (wenn anders darauf überhaupt zu rechnen ) auf der Karte eintragen zu können. Wir glaubten den Besitzern der bisher rhandenen Karten von Siid-Amerika daher einen Dienst zu erweisen durch A ngabe dieser neuen Eintheilung auf der beifolgenden Skizze, welche durch Ueber- _ druck einer demnächst erscheinenden gröfseren, mit Benutzung alles zugänglichen ü opographischen Materials bearbeiteten Karte von West-Indien und Central- Ame- ä ica entnommen ist, und lassen noch die auf dem Census von 1851 beruhenden statistischen Daten folgen, welche das obenerwähnte Zeitungsblatt enthält. Stat & Rn h (und eastnta dt) Alte Provinzen. Bevölkerung. Panamä (Istmo) | Panamä mit Azuero, Veraguas, Chiri- 138,108 (Panamä) qui und Darien d Cartajena 116,593 (Cartajena) Sabanilla 35,357 } 182,157 MN Mompos 30,207 M Magdalena Santamarta mit Territorio Goajira 36,485 ' Banane) Rio Hacha 17,354 | 23.093 4 Valle d’Upar 14,032 2 Theil der Provinz Ocana 5,222 ander ?) Pamplona 139,039 (Pamplona) Socorro 157,085 \ ang ang. z Theile der Provinz Velez 64,024 2 Theil der Provinz Ocalia | 18,228 ") Ist die jetzt gebräuchliche Schreibart statt der älteren Cartagena. 2) Benannt nach dem General Santander, der 1832 Präsident der Republik wurde. -i AL 7 x er IE. 27% p 5 s & + | gülSgEr von: + re ei u MEI 72 Miscellen: Staten R a ent) Alte Provinzen. Bevölkerung, Antioquia Antioquia | r Rx (Antioquia) | Theil der Provinz Mariquita AT 2 Bi, Boyacä ı Tunja 162,959 (Tunja) | Tundama ' 152,753 | Casanare 18,573 an | Theil der Provinz Velez | 405,397 ) Sir Cundinamarca Bogotä 309,540 * (Bogotä) er | azteheie A. 517,648 Cauca Choc6 43,649 (Popayan) Buenaventura | 31,150 Cauca | 70,748 dh Popayan 91,399 ) 330,331 ! Pasto 82,952 DR Theil der Provinz Neiva I ,..6,757 Territorio del Caquetä 35676 Summe 2,243,837. Cördova. Die Leser der Zeitschrift erinnern sich vielleicht noch der nachdrücklichen R Worte, mit denen Herr Prof. Burmeister die Leichtigkeit und die Bedeutung eines Eisenbahnbaues quer durch den südlichen Theil des Gebietes der Argentinischer Conföderation hervorgehoben hat '). Er gedenkt dabei namentlich des von de D Ingenieur Herrn Allan Campbell befürworteten und motivirten Projects einer Bahn mehrfach erwähnt worden ist und über dessen gegenwärtigen Stand wir den be- treffenden Passus aus der letzten Botschaft des Präsidenten Urquiza mitgetheilt Angaben über einen Plan zu erhalten, dessen Ausführung ohne Frage der Hebung 2 der Cultur in der Argentinischen Conföderation im höchsten Grade förderlich sein 7 würde und dessen Prüfung zur Zeit, nach der Versicherung Urquiza’s, die Auf- merksamkeit europäischer Capitalisten angelegentlichst in Anspruch nimmt. Wir folgen dabei Campbell’s eigenem Bericht, der mit einem Vorwort Wheelwright’s, des Erbauers der ersten chilenischen Bahn (von Caldera nach Copiap6), unter dem Titel „Report of a Survey for a Line of Railroad beiween the City of Cor- \ dova and Some Point of the River Parand, Argentine Confederation. By Allan Er Campbell, Engineer. Lapdan 19877 ve ist. f u am Paranäa durch seine natürliche Lage oder durch die re der aa . 2) 8. diese Zeitschrift N. F. Bd. III, S. 219, 220. ?) Ebendaselbst Bd. III, S. 270, U eber das Project einer Eisenbahn von Rosario nach Cördova. 73 ‚erhältnisse als Ausgangspunkt einer argentinischen Bahnlinie bezeichnet ist; er ort vielmehr, welche von den bedeutenderen Binnenstädten als Endpunkt einer ıbahn die meisten Vortheile in Aussicht stellt und eben dadurch die begrün- Ansprüche darauf besitzt, mit dem Paranä durch einen Schienenweg ver- ft zu werden. Seine Entscheidung fällt natürlich zu Gunsten Cördova’s aus. ı Cördoya ist die Hauptstadt einer der bevölkertsten Provinzen der Conföde- u obgleich die ganze Provinz jetzt erst 150,000 Einwohner zählt, — der elpunkt eines sehr entwickelungsfähigen Distriets, und liegt an der einzigen sat, welche der Verkehr der nördlichen Provinzen, Rioja, Santiago, tamarca, Salta und Jujuy, soweit er nach dem Atlantischen Ocean gerichtet , bisher eingeschlagen hat. Im Hintergrunde scheint aber der Gedanke be- en gewesen zu sein, dafs die Verlängerung einer Cördova-Bahn naturge- über Rioja nach Copiapo führen würde; Wheelwright wenigstens bezeichnet dürren Worten die Bahn von Caldera nach Copiap6 und die projectirte von C6rdova nach Rosario als die natürlichen Endstrecken einer interoceanischen Ver- bindungsbahn, von welcher — nach Ausführung des zuletzt genannten Projects — lings das gröfseste Drittheil vollendet sein würde. Dieser Entstehungsgang des Projects scheint uns nicht ganz correct. Natur- äls hätte man zunächst den nördlichsten Hafenplatz am Paranä ermitteln en, bis zu welchem gewöhnliche Seeschiffe ohne Beschwerde vordringen en. Dieses wäre der von der Natur bezeichnete Ausgangspunkt einer Bahn- | Hält man nun überhaupt den Gedanken an eine interoceanische Bahn fest 2 ein Unternehmen, welches für Chile unzweifelhaft von der höchsten Wichtig- kei wäre, wenn es auch durchaus sanguinisch ist, demselben für den paeifischen andel ‚eine EengmE, wie die der sang Balz haisalegen — so bietet sich so nach Santiago aus vielen Gründen sicherlich als der zur Zeit geeignetste unkt eines interoceanischen Schienenweges dar '). Erstens liegen Santiago nd V Bean etwa unter gleicher Breite mit Rosario oder demjenigen Hafen- ‚ den man am Paranä sonst etwa wählen Bönsie; dieser Verbindungsweg hen beiden Meeren würde also vor allen anderen den wichtigen Vorzug be- 1, dafs er der kürzeste ist. Zweitens liegen die Provinzen Santiago und Val- ‚in der Mitte der Republik Chile, sie sind der Hauptsitz fortschreitender ır in diesem Staate und werden voraussichtlich den nördlichen Mineraldistric- BE aentung stets voranstehen, wie auch zur Zeit Valparaiso der wichtigste afen Chile’s ist. Drittens scheint der Uebergang über die Cordillere aus der z. Catamarca nach Copiap6 vermittelst des Come-Caballo-Passes, wenn wir ‚dem in dieser Zeitschrift mitgetheilten vorläufigen Bericht M. de Moussy’s Aus der Botschaft des Präsidenten Montt vom Jahre 1856 heben wir her- s ein Theil dieser Bahn seit dem September 1855 in Betrieb ist und ziem- ıt rentirt hat; im September 1856 sollte die Strecke bis Limache dem Ver r übergeben werden. Zur Ermittelung der geeignetsten Stelle, an welcher die über die das Thal von Santiago einschliefsenden Sierren geführt werden könnte, neue Untersuchungen angestellt werden. N.F. Bd. III, S. 268. sen ?), auch für Maulthier-Karawanen — an Eisenbahnen ist hier natür-. iNer £ n, TA Miscellen : lich für jetzt eben so wenig wie dort zu denken — mit viel erheblicheren Schwie- u rigkeiten verknüpft zu sein, als sie die Pässe zwischen den Provinzen Mendoza und Santiago darbieten. Viertens würde eine Bahn von Cördova nach Rioja die 4 ausgedehntesten Salzwüsten der Conföderation durchschneiden oder umgehen müs- sen, und endlich ist die Verbindung Mendoza’s und seines Gebietes mit dem Pa- rana mindestens von nicht geringerem Nutzen für die Republik, als die Cördova’s, zumal da eine Bahn nach Mendoza noch eine andere Provinzial-Hauptstadt, San Luis, am südlichen Ende einer erzreichen Sierra gelegen, berühren würde. Er- wägt man nun noch, dafs, je näher die argentinische Bahn der chilenischen Grenze rückt — und die letztere ist in der Richtung auf Mendoza am ehesten zu errei- chen — auch die Regierung von Chile geneigter sein wird, ihre Bahn ostwärts 4 so weit fortzuführen, als es die gebirgige Natur des Landes erlaubt, so wird man nicht in Abrede stellen können, dafs eine Bahn nach Mendoza aus gewichtigen Gründen vor der nach Cördova den Vorrang verdient. Glücklicher Weise sind beide Projecte bis zu einem gewissen Punkte vereinbar und bis zu diesem Punkte kann über das Interesse der Conföderation keine Verschiedenheit der Ansichten obwalten. Sehen wir nun von diesem principiellen Bedenken ab und betrachten wir mit Herrn Campbell die Stadt Cördova als den unumgänglichen Endpunkt der ersten argentinischen Bahn, so zeigt ein Blick auf die Karte, dafs von Cördova aus der Paranä am frühesten bei Santa F& erreicht werden kann. Beide Städte sind in gerader Linie etwa 205 Statute Miles oder 65 Leguas von einander eutfernt. Aber wie in anderen Ländern die Bahnen oft durch das Relief des Bodens zu Abbiegungen von der geraden Richtung genöthigt werden, wird dieses in den Pampas zuweilen durch den Umstand nothwendig gemacht, dafs die von der gera- den Linie durchschnittene Strecke nur salziges oder brackisches Wasser besitzt, welches zum Bahnbetriebe ungeeignet ist und — wie es auch bei der Bahn von. Caldera nach Copiapö der Fall ist — die Herbeischaffung destillirten Wassers unumgänglich macht. Zur Vermeidung dieses Uebelstandes würde auch eine Bahn von Cördova nach Santa Fe yon der geraden Linie abbiegen, sobald als möglich an den Rio Segundo heran “und dann längs dieses Flusses fortgeführt werden müssen. Sie würde überdiefs, nachdem sie weite und unecultivirte Ländereien durchschnitten, kurz vor Santa FE durch das breite Thal des Rio Salado geführt werden müssen, was kostspielige Dammbauten und eine grofse Brücke unvermeid- lich machen würde. Den Hauptübelstand aber, der für sich allein zur Verwerfung des Projeetes ausreichend ist, bietet die Lage von Santa Fe selbst dar. Diese Stadt ist nämlich an einem Nebenarme des Rio Paranä erbaut, der während der trockenen Jahreszeit nur 3 Fufs Wasser hat, und von dem Hauptarme des Stromes _ 12 Miles entfernt. Santa F& wird durch diese Lage ganz ungeeignet zum Aus- gaugspunkt für eine Eisenbahn: die Stadt ist nicht nur der Seeschifffahrt nicht zugänglich, sie ist selbst für die Stromschifffahrt höchst ungünstig gelegen. Derselbe Uebelstand gilt für die ganze Strecke des Paranä von Santa 2 abwärts bis Rosario. Ueberall sendet der Strom hier westwärts unbedeutende Nebenarme aus, während das Hauptfahrwasser auf der östlichen Seite des Canal-- Labyrinthes liegt. Ein geeigneter Endpunkt für die Eisenbahn wäre hier also "Ueber das Project einer Eisenbahn von Rosario nach Cördova. 75 pie nördlichste Stelle, an welcher der Hauptstrom des Parana einer an sei- rechten Ufer gelegenen Ortschaft nahe tritt, ist Rosario. Hier ist der Flufs, t am Ufer, noch 3 bis 4 Faden tief und Seeschiffen zugänglich; diesem Um- nde dankt Rosario auch sein schnelles Emporkommen: die Stadt ist vielleicht * wichtigste Handelsplatz der Conföderation. Leider liegt auch sie nicht un- lbar am Flusse, sondern an dem Rande der hohen Pampas, 65 Fufs über ) Fuls breites und bei Hochwasser überschwemmtes Uferland getrennt ist. Die- er Umstand thut aber, wie verdriefslich er auch sein mag, dem Eisenbahn -Pro- t keinen Abbruch: denn auch abgesehen von einer Eisenbahn würde Rosario, _ weiterer Entwickelung seines Handels, den Bau eines Dammes über das Vor- d, welcher die Communication mit dem Flusse zu jeder Zeit sichert, und einer M le nicht entbehren können; diese Bauten würden früher oder später doch aus- geführt werden müssen. 3 ir In gerader Richtung ist Rosario von Cördova 232 Miles oder 735 Leguas entfernt. Aber der Mangel an süfsem Wasser in den Pampas legt die Nothwen- digkeit auf, die Bahn in einer leichten, nach Norden geöffneten Curve an den Rio Tercero zu führen. Dieser Flufs hat in seinem oberen Laufe bis zur Ein- mündung des Saladillo süfses Wasser; der zuletzt genannte Nebenflufs war ur- prünglich der untere Lauf des Rio Quarto, aber vor einigen Jahren wurde zur t grofser Dürre der Rio Quarto von einigen Gutsbesitzern zur Bewässerung rer Felder südwärts abgeleitet '), so dafs sich in dem ehemaligen untern Strom- l e nur der Niederschlag von den benachbarten Feldern sammelt und als eine sp: rliche, aber desto stärker mit Salz geschwängerte Wasserader in den Rio Ter- « ro ergielst. Von Rosario aus würde die Bahn den Rio Tercero oberhalb der M ündung des Saladillo erreichen, nicht weit von der Poststation Zanjon, und dann 45 Miles weit über Frayle Muerto bis Villanueva dem Laufe des Flusses folgen. irch diese Krümmung wird die Länge der Bahn auf 247 Miles (78 Leguas) vergrölsert, — ein verhältnifsmäfsig unbedeutender Zuwachs, wenn dadurch die nwendung destillirten Wassers vermieden wird. "Hinsichtlich der Bodenbeschaffenheit bildet das Terrain, welches die Bahn rchschneiden soll, eine nach Westen ziemlich regelmäfsig ansteigende Ebene. : Campbell’s Beobachtungen liegt Cördova 1240 Fufs über dem Wasserspie- ei Rosario. Da die Stadt aber im Thale des Rio Primero, mindestens 80 Fufs er dem Niveau der sie umgebenden Pampa gegründet ist, würde das gesammte en der Bahn sich auf 1320 Fufs, d. h. im Durchschnitt wenig über 5 Fufs die englische Meile belaufen. Aber obgleich sich in dem ganzen Gebiet kein r Höhenzug befindet, wird die Bahn doch an mehreren Stellen zu einem ) Ich entlehne diese Notiz einer neuen Schrift von Albano de Laberge: In- sobre un camino carril mas recto de Mendoza al Rosario. Parand 1857, p. 20. che Arbeiten zu Irrigationszwecken müssen natürlich der Schiffbarkeit der Flüsse bruch thun. Auch der Rio Tercero galt früher für schiffbar (vergl. Karl Andree, 08 Ayres und die Argentinischen Provinzen $. 253); jetzt ist daran nach Camp- BR 37 DD Ar BR EIER aa. ‚a BE - Tl „IP a RE ev nn 76 Miscellen: Sa die Bahn von Cördova ab an dem Abhange des Hauptthales allmählich ind a Höhe geleitet werden, bis sie nach 23 Miles und einem Ansteigen von 35 Fu auf die englische Meile die hohe Pampa erreicht. Demnächst ist für den Uebe gang über den Rio Segundo eine Brücke von 750 Fufs Länge und 14 Fufs Höhe nothwendig; der Bau derselben ist nicht schwierig, da der Wasserstand gering ist; das Flufsbett besteht aus Sand. Auf der weiteren Strecke bis Villanueva und längs des Rio Tercero sind keine Schwierigkeiten zu überwinden. Dagegen mufs auf der Tour von Zanjon nach Rosario zuerst das 80 Fuls tiefe Bett des Arroyo - de Tortugas, eines Baches mit salzigem Wasser, durchkreuzt werden, — was ohne Umweg nur dann möglich ist, wenn man der Bahn eine Neigung von 40 Fuls auf die englische Meile giebt. Ein gleich starkes Ansteigen verursacht der Ueber- gang über das Thal des Desmochado oder Carcarana, d. h. des Rio Tercero in seinem unteren Laufe. Dieser Flufs ist hier während der trockenen Jahreszeit nur ein paar Zoll tief, er schwillt aber nach Regengüssen um 10 bis 12 Fuls an, F und die Eisenbahn wird ihn auf einer 28 Fufs hohen und 180 Fufs langen Brücke überschreiten müssen. Bedeutendere Erdarbeiten würden indefs nur bei Rosario selbst nothwendig sein, um die Bahn von der hohen Pampa bis unmittelbar an den Flufs zu führen; hier würde man, wenn man eine stärkere Neigung als 40 Fufs für die englische Meile vermeiden will, vorher die Bahn auf eine längere Strecken in einen Einschnitt verlegen müssen, dessen Maximum 36 Ful[s betragen würde. 7 Es erhellt aus diesen Angaben, dafs es im Allgemeinen wohl nur wenige Bahnen von gleicher Länge geben wird, deren Bau mit geringeren Terrainschwi rigkeiten zu kämpfen hätte. Ein Ansteigen von 40 Fuls auf die englische Meile N verursacht, namentlich bei so kurzen Strecken wie diejenigen, von denen hier die > Rede ist, der Locomotive keine besondere Kraftanstrengung; es ist unsern Leser bekannt, dafs manche Bahn der Dampfkraft die Ueberwindung einer dreimal stä keren Neigung zumuthet. Bei der Cördova-Rosario-Bahn würde das Maximum des Ansteigens von 40 Fufs im Ganzen nur auf 7,14 Miles stattfinden, während auf 151} Miles das Ansteigen weniger als 10 Fufs, auf 595 Miles zwischen 10 und 20 Fufs, auf 19 Miles zwischen 20 und 30 Fufs, und auf 17 Miles zwisch ou 30 und 40 Fufs (das Maximum mit eingeschlossen) beträgt. Dieses Verhältnifs ist aufserordentlich günstig. Eben so vortheilhaft ist es, dafs die Bahn nur auf x 7 Miles in schwachen Curven geführt werden darf, während sie sonst überall die e gerade Linie einhalten kann. Brückenbauten von einigem Belang sind nur in a den beiden erwähnten Fällen für den Uebergang über den Rio Segundo und den Desmochado erforderlich, da alle anderen Brücken die Länge von 30 Fufs nicht H überschreiten; Campbell hat bei seinem Kostenanschlage für jene beiden Fülle den Bau eiserner Brücken in’s Auge gefafst; die über den Desmochado würde auf festem Gestein ruhen, die gröfsere über den Rio Segundo von gemauerten und auf einem Pfahlwerk ruhenden Pfeilern getragen werden. Ziegelerde findet man an Ort und Stelle; Kalk liefert Cördova in so vorzüglicher Qualität, dafs damit schon jetzt ein Handelsverkehr nach den Hafenplätzen am Paranä getrieben wird; Holz zu Pfeilern, zu Unterlagen für die Schienen und zum Brennen find man zur Zeit noch reichlich auf der Strecke von Cördova bis Zanjon, wo die Bahn im Ganzen 36 Miles weit durch Algarrobo- Waldungen führt, Die Gesammt- kosten des Baues für ein einzelnes Geleise mit Ausbiegestellen, wie es für den Die Sondirungen auf dem „Telegraphen - Plateau“. Yard Awärtigen Verkehr ausreicht, mit 12 Locomotiven, 20 Passagier- und 150 htwagen, veranschlagt Campbell auf 5 Millionen Dollars, mit Einschlufs eines Zuschlages von 410 Procent für unvorhergesehene Ausgaben. Ei. Campbell hat auch den Fall in Betracht genommen, dafs man die Bahn über Rosario nach dem 30} Miles weiter stromabwärts gelegenen Orte Puerto de las Pie- ‚ der nur anderthalb Leguas vom Arroyo del Medio, der Grenze von Buenos es, entfernt ist, zu verlängern beabsichtigen sollte. Da aber auch dieser Hafen- (z auf der hohen Pampa 60 bis 70 Fufs über dem Niveau des Flusses liegt “von demselben ebenfalls durch ein flaches, Ueberschwemmungen ausgesetztes und 1200 Fufs breites Vorland getrennt ist, so sehen wir nicht ein, welche Vor- e Puerto de las Piedras vor Rosario besitzen sollte. Die Abkürzung der See- ifffahrt ist in dem vorliegenden Falle kein durchgreifender Grund; der Fall les Paranä von Rosario bis zu diesem Punkte beträgt nur 27 Zoll pro Mile, Um die Vortheile der Cördova-Rosario-Bahn in’s Licht zu stellen, ist eine Darstellung des Handelsverkehrs von Rosario und ein Blick auf seine Zukunft s vorhandener Cultur, sondern vielmehr als ein wesentlicher, um nicht zu unerläfslicher Hebel zur Begründung und Förderung der Cultur be- et sein wollen. Wir bezweifeln es, dafs von einem auf diesen Bau verwen- weit, die mit einem Kostenaufwande von 3 Mill. Dollars gebaut werden n; hier nämlich stofsen die beiden von Mendoza und aus dem Norden nach osario führenden Handelsstrafsen zusammen, so dafs dieser Strecke der gesammte ändische Güterverkehr zu Statten kommen wird. Die Strecke von Villa- 1e ı bis Cördova wird dagegen mit Sicherheit nur auf den Export der Provinz a und der in Zukunft vielleicht durch den Bergbau aufblühenden Provinz rechnen können, während man auf Grund der in den letzten Jahren ausge- hrten hydrographischen Erforschungen annehmen mufs, dafs der Verkehr der ichen Provinzen mit dem Litoral vorzugsweise die Wasserstrafse des R. Sa- fsuchen wird. —n. ir haben im letzten Hefte der Zeitschrift S. 520 ein Schreiben des Herrn Aaury an Herrn Prof. Ehrenberg mitgetheilt, welches über die von Lieut. ‚man auf dem „Telegraphen- Plateau “ ausgeführten Sondirungen Angaben elt, die mit dem unter Lieut. Berryman’s Aufsicht entworfenen und seiner Herrn Alexander v. Humboldt eingesandten Profil durchaus nicht über- mten, ohne dafs Lieut. Maury zur Aufklärung dieses Widerspruchs irgend e Notiz einfliefsen liefs. Diese Aufklärung finden wir jetzt überreichlich in Schreiben desselben Gelehrten an Herrn Petermann, welches im letzten % Up, p RR E 78 Miscellen: Die Sondirungen auf dem „Telegraphen - Plateau“. 3a ir Hefte der „Mittheilungen“ S. 507 publieirt ist. Demnach wurden Herrn Berry- N man, als er nach den Vereinigten Staaten zurückgekehrt war, „gewisse Differen- in zen nachgewiesen zwischen den Tiefen, welche das Profil darstellt, und den ur- sprünglichen Sondirungen, wie sie sich in dem Abstract Log des Schiffes aufge- zeichnet finden. Hierauf reichte er ein zweites Profil als das richtige ein. Bei seiner Prüfung fand man abermals, dafs keins von beiden (sie!) mit den Tiefen übereinstimme, welche in dem Abstract Log von Tag zu Tag, wie die Sondirun- gen ausgeführt wurden, aufgezeichnet sind.“ Nach diesen Aufzeichnungen des Log-Buchs ist nun ein drittes Profil entworfen worden, und dieser dritten Lesart sind die Angaben entlehnt, die in dem Schreiben Maury’s an Herrn Prof. Ehren- berg enthalten waren. Hier kommt denn auch die enorme Tiefe von 3000 Faden vor, welche in die Idee des „Telegraphen-Plateau’s“ eine so gefährliche Bresche i“ legt, — und zwar an einer Stelle, wo das Meer — nach dem ersten Profil _. nur 1400 Faden tief sein sollte! Aber wie sehr auch diese drei Angaben über . Lieut. Berryman’s Sondirungen von einander abweichen mögen: das nach den. Sondirungen des Lieut. Dayman entworfene Profil hat mit allen dreien und nament- b; lich mit einem Plateau keine grölsere Aehnlichkeit wie ein Sturzacker mit einem parquettirten Saal. Es zeigt eine so hartnäckige Reihe von Erhöhungen und Ver- tiefungen, dafs der Gedanke an ein „Plateau“ bei dem Anblick derselben vor Beschämung vergehen muls, und es stellt — wir bedauern, es sagen zu müssen — gerade an dem Ort, wo nach der dritten Destillation von Lieut. Berryman’s 5 Angaben die gröfseste Meerestiefe von 3000 Faden liegen soll, einen schönen Berg dar, der sich mehr als 2000 Fufs über die im Westen und Osten zunächst gelegenen Thäler erhebt. Die „merkwürdigen Undulationen“ des Bodens, welche das Profil verzeichnet, betrachtet Herr Lieut. Maury natürlich mit Kopfschütteln. „Hier wechseln,“ sagt er, „die tieferen und seichteren Stellen mit solcher auf fallenden Regelmäfsigkeit, dafs sich die Frage aufdrängt, ob diese wellenförmige — Gestaltung nicht eher einem zufälligen Irrthum oder den verschiedenen indivi- duellen Manipulationen der bei der Messung Betheiligten zuzuschreiben sei, als i; der wirklichen physikalischen Configuration.“ Da aber die verschiedenen, auf dem Profil verzeichneten Gipfel weder annähernd von gleicher Höhe, noch unge- fähr gleich weit von einander entfernt sind, finden wir uns ganz aufser Stande, & in dem Wechsel der tieferen und seichteren Stellen eine „auffallende Regelmäfsig- "7 keit“ zu erkennen; das Profil stellt eben nur einen Wechsel von Höhen und Tiefen dar, der, wenn man von der Idee eines Plateau’s abstrahirt, weniger merk- würdig als natürlich erscheint, da bei ungleicher Bodenerhebung jeder Gipfel nothgedrungen das Schicksal hat, von tieferen Stellen umgeben zu sein. Wie nun dem auch sein möge: aus der grolsen Abweichung der Resultate dieser Sondi- rungen von einander werden wir wohl zunächst die Ueberzeugung entnehmen ; müssen, dafs die Kunst, so bedeutende Meerestiefen zu messen, noch nichts wer niger als sicher ist; dann aber auch vielleicht finden, dafs wir vorläufig a he hat, dem „Telegraphen-Plateau“ zu Liebe nicht verleugnet haben wird. un i Ä . 7 4 W Re 2 DE a amd"). Or 5. ah RE FE 79 Neuere Literatur. Aus _ dem Weichseldelta. Reiseskizzen von Louis Passarge. Mit einer Karte. Berlin 1857. Verlag der Königl. Geh. Ober-Hofbuchdruckerei. Vie die Ostbahn in ihren grolsartigen Brückenbauten an der Weichsel und at dem Verfasser der vorliegenden Schrift einige der interessantesten Gegen- de für seine Darstellung geboten hat, wird sie auch auf das ganze Werkchen Aufmerksamkeit des Publicums in höherem Grade lenken, als es sonst viel- ht der Fall gewesen wäre. Seitdem die östlichen Provinzen unseres Staates einen Schienenweg dem deutschen Vaterlande näher gerückt sind und der m der Reisenden rascher und stärker hin und wiederfluthet, wird das Publi- n es ohne Zweifel mit Dank aufnehmen, dafs es durch eine lesbare Schrift “anziehende Weise mit den Eigenthümlichkeiten und Merkwürdigkeiten eines ticts bekannt gemacht wird, der einen der schönsten Punkte der norddeut- Ebene in sich schliefst, an interessanten und imponirenden Denkmälern terlicher und neuerer Architecetur vorzüglich reich und als ein dem Wasser n genes Marschland selbst eines der erfreulichsten Denkmale menschlicher tigkeit und Ausdauer ist. Der Verf. verweilt hauptsächlich bei den grofsarti- gen Bauwerken; er beschreibt die Weichselbrücke, schildert das eigenthümliche bespricht eingehend und mit Liebe den architectonischen Charakter Dan- i und mit vieler Wärme das Marienburger Schlofs. Ein besonderer Abschnitt en Werdern und dem Deichwesen gewidmet; er enthält auch die Schilderung ‚Fahrt auf dem Weichsel-Haff- Canal, der, von Rothebude an der Weichsel ihr eigenthümliches Gepräge gegeben haben und für die Cultur- Ent- ung von malsgebendem Einfluls gewesen sind. Er holt dabei zuweilen, wie dem Abschnitt „Positionen“, etwas weit aus, ohne doch den Gegenstand philosophisch-historischen Gesichtspunkte vollkommen zu erschöpfen. Auf chöne, ansprechende Darstellung hat er sichtlich grofsen Werth gelegt und n kann ihm das Zeugnifs nicht versagen, dafs er im Allgemeinen darin glück- wesen ist. Die etwa hervortretenden Mängel — hin und wieder eine zu Breite, Häufung und Ueberladenheit des Ausdrucks — sind nicht Fehler muth, sondern der Ueppigkeit, und wir zweifeln nicht daran, dafs der Verf., der Architectur strenge Einfachheit so wohl zu würdigen versteht, auch önheit, die in der Einfachheit objectiver Darstellung liegt, seine Huldigung sagen wird, wenn er sich, wie wir lebhaft wünschen, veranlalst fühlen ande darzubieten. —n. u, 80 Neuere Literatur: Reisen in Südwest- Afrika bis zum See Ngami in den Jahren 1850 bis 1 85 von Ch. J. Andersson. Aus dem Schwedischen von Dr. Hermann Lo: tze. Mit acht Stahlstichen in Tondruck von Alexander Alboth und zahlreichen Holzschnitten, nebst einer Karte. Zweiter Band. Leipzig bei Coste- noble 1858. Schnell ist der zweite Band dieser Uebersetzung dem ersten, dessen Ersc nen wir vor Kurzem ankündigten, nachgefolgt und dadurch das deutsche Lese- publieum vollständig mit einem Reisewerke bekannt gemacht, welches durch seine reichhaltigen zoologischen Mittheilungen, durch seine lebhafte Schilderung des afrikanischen Thierlebens in höherem Grade als viele andere Reisebesch bungen die Theilnahme eines gröfseren Leserkreises fesseln und gerade jetzt a eine passende Einleitung zur Lectüre des Livingston’schen Werkes dem Publicum erwünscht sein wird. Der vorliegende Band enthält den Bericht über Anders- son’s Unternehmungen nach seiner Trennung von Galton, über seine Reise von den Missionsstationen am Swakop südwärts durch das Land der Namaquas nach der Capstadt, über das Vordringen von der Walfschbai ostwärts bis zum See Ngami, und über den Versuch, auf dem Teoghe nach Libebe zu gelangen. Aulser den lebhaften Schilderungen des Thier- und Jagdlebens findet man in ihm in- teressante ethnographische Notizen über die Namaqua’s, die Betschuanen und die Bayeye, welche letztere auch auf einem der beigegebenen Stahlstiche dargestellt sind. Die anderen Illustrationen, die ebenso vortrefflich ausgeführt sind, wie die des ersten Bandes, vergegenwärtigen uns die merkwürdigsten Thierformen Süd- afrika’s, namentlich einige schöne Antilopen-Arten, während auf der Karte in einem besonderen Carton die Routen der seit dem Jahre 18i2 in Südafrika aus- geführten Entdeckungsreisen anschaulich gemacht sind. —ı. Tagebuch einer Reise vom Mississippi nach den Küsten der Südsee. Von Balduin Möllhausen. Eingeführt von Alexander von Humbo: dt. Mit Illustrationen in Oelfarben- und Tondruck; mit Holzschnitten und einer Specialkarte. Erste Hälfte. (Mit 6 Ulustrationen.) Leipzig, Her- mann Mendelssohn. 1858. 4. Di Dieses Werk, dessen baldiges Erscheinen wir unsern Lesern bereits (Bd. IH, S. 260) angezeigt haben, erfüllt auf erfreuliche Weise die Erwartungen, die seine Ankündigung erregt hat. Es entwickelt ein mit vieler Anmuth und Lebendigkeit gezeichnetes Bild der durehwanderten Landschaften und ihrer Bewohner, so dals es dem gebildeten Publicum als eine anziehende und genufsreiche Lectüre bestens“ empfohlen zu werden verdient. Die vorliegende erste Hälfte umfafst die Rei Br durch die Ländereien zwischen dem Mississippi und dem Rio Grande del N: Wie es unsern Lesern bekannt ist, schlols sich der Verfasser der Expedition d Lieut. Whipple an, der von der Regierung der Vereinigten Staaten beauftragt unter 35° N. Br. eine geeignete Route für die pacifische Eisenbahn zu ermit Möllhausen traf mit der Expedition am 12. Juni 1853 im Fort Napoleon an Mündung des Arkansas zusammen und fuhr zunächst auf einem Dampfschiff, ches übrigens nur dann expedirt wird, wenn sich eine genügende Anzahl Passagieren zusammengefunden hat, stromaufwärts durch die grolsen und undu: Je . "Balduin Möllhausen: Tagebuch einer Reise vom Mississippi et. 81 nglichen Urwälder, welche den untern Lauf des Arkansas in einer für fremde edler abschreckenden Ueppigkeit umgeben. Erst bei Little Rock, der Haupt- stadt von Arkansas, und weiter aufwärts, wo der Boden sich etwas hebt, werden gelichtete Stellen und Ansiedelungen häufiger. Im Fort Smith, an der Grenze von Arkansas, rüstete sich die Expedition zu ihrer weiten Reise durch die Prai- Een, und verfolgte dann den Weg längs der Wasserscheide zwischen dem Cana- fi ın und den Zuflüssen des Red River, indem sie sich meistens in der Nähe des 2 ıerst genannten Flusses hielt. Je weiter man westwärts vordringt, desto häufi- ‚ger werden die Urwälder von Lichtungen und Wiesen unterbrochen; bald machen Wälder und Waldwiesen einer von vereinzelten W; aldgruppen bestandenen Prairie Platz; noch weiter westwärts schränken sich die Wälder auf die Bodensenkungen und Flufsthäler ein, endlich schwinden sie auch auf den ersteren gänzlich und die schmalen Waldstreifen in den Flufsbetten werden liehter und dürftiger, je mehr die Trockenheit des Bodens zunimmt. Das Land am Canadian ist von friedlichen Indianerstämmen bewohnt, von den Choctaws, Chickasaws, Creeks und jerokesen, die dem Jagdleben mehr oder weniger entsagt und sich dem Acker- bau zugewendet haben. Die Civilisation dieser Indianer, die ihre schwarzen Skla- en sehr milde behandeln, ist ihnen nicht aufgedrängt oder angelernt, sondern ein Produet ihrer eigenen Thätigkeit und ihres freien Willens; sie gewinnt nicht durch die Berührung mit den weisen Speculanten, welche die von der Regierung € gesetzten Indianer- Agenten als Ansiedler zu begleiten pflegen. Ueber die Wan- ; leru ngen dieser Stämme, ihre Traditionen und ihren gegenwärtigen Zustand macht M. interessante Mittheilungen. Auch die spärlichen Ueberreste von den einst in x Pennsylvanien mächtigen Nationen der Shawnee’s und Delawaren lernte er kennen, ihres beschränkten Ackerbau’s gleich nach der Erndte zu verzehren pfle- für ihren Unterhalt vorwiegend auf die Büffeljagd verwiesen. Jenseits der 5a ” Timbers, eines ihnen ee, gegen von niedrigen Eichen, sind. Der Gyps tritt hier bald in weilsen Adern, die den rothen Lehm ehen, bald in alabasterähnlichen Felsmassen, bald in feinblätterigen, spath- Selenit-Tafeln zu Tage, die nicht selten bei einer Dicke von zwei Zoll re Quadratfufs grofs sind und von den Pueblo-Indianern in Neu- Mexico werden, um die Lichtöffnungen ihrer Häuser zu schliefsen. Die Reise e Gypsregion währte fünf Tage, während deren sich, namentlich in der eit, der Mangel an brauchbarem Trinkwasser recht fühlbar machte. . End- ichte man wieder den Canadian, dessen Wasser hier ebenfalls widerlich t, und fand jenseits der Antelope Hills einen andern Naturcharakter, man urzes fettes Büffelgras und die wunderlichen Colonien der sogenannten hunde, einer Art von Murmelthieren, von deren possirlichem Treiben Möll- ein heiteres Bild entwirft. Ebenso wie die Vizcacha’s in den Pampas der schen Conföderation, leben auch diese Nager mit der Erdeule in fried- chr. f. allg. Erdk. Neue Folge, Bd, IV. 6 82 Neuere Literatur: 1.64 licher Hausgenossenschaft. Dieses Gebiet durchschweifen die noch ungebändigten Indianerstämme der Kioway’s und Comanches, räuberische Jägervölker, die mei- stentheils den Wanderungen der Büffelheerden folgen. Jenseits des Dry River, der in den Canadian mündet, bekam man den Rand des wasser- und holzarmen F Llano Estacado zu Gesicht, eine Hochebene, die sich über vier Längen- und vier Breitengrade erstreckt. Vom Fort Smith bis hierher, 564 Miles weit, steigt die Prairie allmählich an; jenes Fort liegt nur 460 Fufs, die Basis des Llano Esta- cado 4278 Fuls über dem Meere. Das zuletzt genannte Plateau ist durchschnitt- lich 4500 Fufs, an dem höchsten Punkte 4707 Fufs hoch. Es endet im Westen an dem die Grenze von Texas bildenden Rocky Dell Creek, der von höhlen- reichen Sandsteinfelsen mit Spuren indianischer Malerei und Sculpturen einge- schlossen ist. Je mehr man sich von dem Canadian entfernte und dem Cerro de Tucumceari näherte, der sich nur 600 Fufs über die Ebene erhebt, wurde die Ge- gend wildreicher und besser. Die Wasserscheide zwischen dem Canadian und Pecos — der Name Puerco scheint an Ort und Stelle nicht gebräuchlich zu sein — überschritt man in einer Höhe von 5550 Fufs. Jenseits des Gallinas, des östlichen Quellstromes des Pecos, traf man nach langer Zeit die erste Schaf- und Ziegenheerde: man nahte sich den Ansiedelungen Neu-Mexico’s. Der Pecos fliefst in einem tiefeingeschnittenen, von Felsen eingeschlossenen Thale, welches | von dem des Rio Grande durch einen 7000 Fufs hohen Gebirgsrücken geschieden ist. Die erste Ansiedelung am Pecos, welche die Expedition erreichte, war An- ton Chico, ein alter aber ärmlicher Ort von nicht mehr als 300 Einwohnern, der für den Handel eben so ungünstig wie für den Ackerbau gelegen ist und deshalb fast ausschliefslich von Viehzüchtern bewohnt wird. Durch den zuweilen von 1000 Fufs hohen Sandsteinwänden eingeschlossenen Pals Calıon Blanco begab ; sich Lieut. Whipple in das Thal des Rio Grande und erreichte hier Santo Do- mingo, eine alte Ansiedlung der Pueblo-Indianer. Die mit flachen Dächern ver- sehenen Häuser derselben sind aus Luftziegeln erbaut und bestehen aus mehreren Stockwerken, die terrassenförmig aufeinander gestellt sind und in einer zusammen- hängenden Häuserreihe gewissermalsen erhöhte Stra[sen bilden. Eingänge befinden sich nur an den oberen Stockwerken, zu denen man auf Leitern hinansteigt; im Parterre bewahrt man die Vorräthe auf; die Familie lebt auf den Terrassen der oberen Stockwerke. Die Bevölkerung — etwa 800 Seelen — gehört einem spa- nisch redenden, schön gebauten, bescheidenen und ehrlichen Indianer-Stamme an; g auch der Gobernador ist ein Indianer. Beide Geschlechter tragen die Haare lang, nur auf der Stirn kurz abgeschnitten; die Kleidung der Männer besteht aus einem hellbraunen, reichlich mit Fransen und Stickereien verzierten, ledernen Jagdhemde, und buntfarbigen, bis auf die Knie reichenden Unterkleidern mit gelben oder i weilsen Knöpfen; die der Weiber aus einem dunkelfarbigen, bis auf die Fülse reichenden Rock und einer leichten Decke, die bald über den Kopf gezogen, bald um Schultern oder Hüfte geschlungen wird; Moceasins, oft zierlich gestickt, sind die bei beiden Geschlechtern gebräuchliche Fulsbekleidung. Von Santo Do- mingo begab sich die Expedition nach Albuquerque, das sie am 3. October 1853 4 Bere rs De ie A Feen 1 FE Zu Zu 4 Julius Fröbel: Aus Amerika. 83 unmittelbaren Anlafs bot; er hat vielmehr auch die Erfahrungen seines eren Aufenthalts im fernen Westen in Gestalt von Erzählungen, durch die e Reisegefährten die Wanderung durch die einförmigen Prairien zu würzen suchen, in den Reisebericht verwoben und uns dadurch zu gleicher Zeit in sehr lebhaft geschriebenen Episoden das Leben der Trapper und Indianer in nördli- che en Strichen, namentlich am Nebraska vorgeführt. Das Zusammentreffen der eurs”weilser Race mit den Rothhäuten, dessen Reiz durch Gefahren und Abenteuer mancher Art erhöht wird, gewährt ein nicht gewöhnliches Interesse, und Möllhausen’s Feder ist in diesen Episoden besonders glücklich. Da wir über die glänzende Ausstattung des Werks schon in der vorläufigen Ankündigung gesprochen haben, bleibt uns nur noch übrig, die Hoffnung auf das ba ldige Erscheinen der zweiten Hälfte auszusprechen und dem Publicum nochmals dieses Buch zu empfehlen, das Niemand ohne Vergnügen lesen wird und das eine schätzenswerthe Bereicherung unserer Literatur bildet. ns Be: Fe Aus Amerika. Erfahrungen, Reisen und Studien von Julius Fröbel. Zwei Bände. Leipzig, bei J. J. Weber. 1857. 1858. 8. Unter diesem schlichten Titel findet der Leser ein eben so lehrreiches wie a ehendes Werk aus der Feder eines mit mannichfaltigen naturwissenschaftlichen q ntnissen ausgerüsteten Philosophen, und eines Menschenkenners und Menschen- beobachters, dessen scharfes Urtheil durch einen umsichtigen Blick vor Einseitig- keit und durch einen von Natur milden Sinn vor verletzender Härte bewahrt wird. Fröbel hat Central- Amerika von Meer zu Meer, die Vereinigten Staaten im Nor- den von New-York bis New-Mexico, im Süden von Texas bis zum Stillen Ocean d i hzogen; doch giebt nicht die Masse dessen, was er gesehen, dem vorliegen- n Werke seinen eigenthümlichen Reiz, sondern die Art, wie er es gesehen. nsch unter den verschiedenen Bedingungen seines Daseins bildet den wich- Gegenstand für die Beobachtungen dieses denkenden Reisenden; und es derartige Studien vielleicht kein ergiebigeres Gebiet, als das von ihm anderte, wo die von einander so weit abweichenden Eigenthümlichkeiten iglo-amerikanischen und des hispano-amerikanischen Volkscharakters sich ster Schärfe entwickelt haben. Dafs auch die physische Geographie aus reiten Reisen eines so kenntnifsreichen Mannes erheblichen Nutzen zieht, sich von selbst. Zur Empfehlung des Werkes werfen wir einen Blick einen reichen Inhalt. erste Band besteht aus drei Büchern, von denen das zweite die Reisen 'rf. in Central- Amerika enthält, während die beiden andern der Erörterung er politischen und socialen Verhältnisse in den Vereinigten Staaten gewidmet Das erste Buch: „Reise von Deutschland nach den Vereinigten Staaten erster Aufenthalt in denselben “ schildert die ersten Eindrücke des Lebens reibens in den Vereinigten Staaten auf den europäischen Beobachter und ie hervorstechendsten Züge in der Physiognomie des Lebens der neuen schaulich zu machen und zu deuten. Das Charakteristische der nord- De TER SA Neuere Literatur: heit nicht, wie es in der alten Welt leider so oft geschehen ist, durch ein Herab ziehen alles durch Bildung und Besitz Hervorragenden auf das Niveau der grofsen Masse, sondern durch die Freiheit und das Bestreben jedes Einzelnen, sich zum I; Höheren und Besseren emporzuarbeiten, zu verwirklichen sucht, — dafs sie des- e halb „aus demokratischen Gründen Jedem applaudirt, dem es gelingt, sich über D. Andere zu erheben, wie sie umgekehrt das Interesse verlieıt für einen Jeden, der bei dem allgemeinen Wettrennen zurückbleibt.“ Ohne Frage hat der Verf. n dieser Thatsache, die er im Verlaufe des Werkes durch eine Reihe lehrreicher Beobachtungen aus dem praktischen Leben begründet, die wichtigste Triebkraft der amerikanischen Cultur-Entwiekelung mit Glück bezeichnet. Nicht minder interessant sind seine Bemerkungen über den Bildungszustand der Amerikaner, über die Lage der deutschen Ansiedler, und die ausführliche Erörterung der Sklavenfrage in den fünf letzten Capiteln des Buches. Wenn uns Fröbel das deutsche Wesen in vielen Beziehungen zu ungünstig zu beurtheilen scheint, so können wir es hier dahingestellt sein lassen, ob der Grund mehr in unserer Bei fangenheit oder in Fröbel’s tiefem Widerwillen gegen das heimische Treiben zu suchen ist, den er aus den politischen Wirren der Jahre 1848 und 1849 in die neue Welt mit hinüber genommen hat. Lehrreich ist er auch in diesen Bemerkungen, 4 wie wenig sie für uns auch erfreulich sein mögen; und wir wollen schon hier hervorheben, dafs nach Fröbels Erfahrungen das deutsche Element, welches sich. } im Osten der Vereinigten Staaten neben dem anglo-amerikanischen allerdings nicht von der vortheilhaftesten Seite zeigt, im Westen, in Californien, wohin es seine unternehmendsten und gewandtesten Vertreter gesendet hat, für die Aus- breitung der Cultur eine weitgreifende Wirksamkeit entfaltet. Für das speciell geographische Interesse bietet das erste Buch, dessen Inhalt hauptsächlich dem amerikanischen Leben gewidmet ist, nur den Bericht über zwei Reisen nach Virginien, über dessen landwirthschaftliche und industrielle Verhältnisse, nament- lich auch mit Rücksicht auf die Sklavenfrage, lehrreiche Notizen gegeben werden. ke Viel wichtiger für den Zweck dieser Blätter ist das zweite Buch: „Reise von New-York nach Nicaragua, Aufenthalt und Rückkehr“, — ein Abschnitt, der aufser der Schilderung der politischen Zustände Nicaragua’s und des hispano-ame- ö und von hier stromaufwärts über den grolsen See nach Granada, von wo er ver- schiedene Ausflüge unternahm. Besondere Aufmerksamkeit widmete er der india- len die Schreibart derselben aus Gründen, welche Anklang finden werden. ; scheint ihm unzweifelhaft, dafs die Inseln des Nicaragua-See’s und der Isthmus von Rivas von einem aztekisch sprechenden Stamme inmitten anders redender Julius Fröbel: Aus Amerika. 85 ‚nie so gesprochen, sondern Zapatera, und Fröbel hält dieses für eine Verstüm- mehmg von Zapotera, d. h. die Zapote-Insel. Von Granada begab sich der Verf. ach Leon, wo er sich ebenfalls längere Zeit aufhielt und die Umgegend unter- ) chte, und kehrte dann nach Granada zurück, von wo er Ausflüge nach der Insel Ometepe (aztekisch: der Doppelberg) und dem Isthmus von Rivas unternahm. m wichtigsten ist indefs seine Reise durch die Provinz Chontales, über deren ultate wir uns einen besonderen Bericht vorbehalten. Ausschliefslich politischen Inhalts ist das dritte Buch, welches sich an den veiten Aufenthalt des Verf. in New-York anlehnt und hauptsächlich das Partei- leben in den Vereinigten Staaten bespricht. Ueberwiegt im ersten Bande das politische Element, so tritt im zweiten das eogra hische in den Vordergrund. Auch in der Behandlung zeigt sich ein be- .. Unterschied; dort nimmt die Erörterung einen weiten Raum ein, im eiten Bande beschränkt sich der Verf. mehr darauf, Thatsachen und Beobach- tungen niederzulegen, und überläfst es dem Leser, daran die Reflexionen zu knüpfen, zu denen sie Anlafs geben. Der zweite Band besteht aus zwei Büchern. # Das erste derselben enthält die Reise des Verfassers von New-York durch äie Prairien nach Chihuahua, den Aufenthalt in Mexico und die Rückreise durch Texas. Er hatte Gelegenheit, sich einer grofsen Karavane anzuschlielsen, welche einen Waarentransport von New-York nach jener entlegenen mexicanischen Pro- ‚vinz beförderte. Independence an der Grenze von Missouri war der vielbesuchte angspunkt für diesen Handelsverkehr. Fröbel giebt eine höchst lebhafte ilderung von den Elementen, aus denen eine solche Handels- Caravane besteht, ı der Ausrüstung derselben, und von der Art des Marsches. Seine Reise ging Independence auf der bekannten Santa F&-Strafse, dann längs der Wasser- heide zwischen dem Rio Grande- und Mississippi-Gebiet und durch das Thal des ersten Flusses nach dem Presidio del Norte. Wir müssen uns hier auf die erkung beschränken, dafs der Verf. das von ihm durchwanderte Gebiet an- lich schildert, namentlich auch in geologischer Beziehung, und dafs er auf sise Gelegenheit hatte, mit Kioways, Comanchen und Apachen zusammen- men. Nach Erledigung der Zollangelegenheiten zog Fr. mit der Caravane die mexicanische Grenze nach dem einst durch seinen Bergbau so blühen- Chihuahua, wo er während der Abwickelung der Handelsgeschäfte Gelegen- ind, verschiedene Ausflüge in die durch feindliche Indianerstämme oft be- d die Sierra Madre, das westliche Randgebirge des mexicanischen Hoch- — einen Gebirgszug, der nicht die Wasserscheide zwischen dem Atlanti- en und Stillen Ocean bildet, da mehrere der in den Golf von Californien sich enden Flüsse auf dem Ostabhange dieser Sierra entspringen und dieselbe ötzlich nach Westen gewendetem Laufe durchbrechen. Nach reichhaltigen elehrenden Bemerkungen über die politischen und gesellschaftlichen Zustände sen mexicanischen Ländern schildert der Verf. seine Rückkehr nach New- bei welcher er Texas durchzog und auch die hier gelegenen deutschen ien besuchte. ine ähnliche Handelsunternehmung führte den Verf. zum zweiten Mal durch as an die mexicanische Grenze, aber eine inzwischen eingetretene Aenderung Fe I% 86 Neuere Literatur: Julius Fröbel: Aus Amerika, EN in der mexicanischen Handelspolitik gab dem ganzen Project eine andere Werl dung und veranlafste den Verf., vom Rio Grande nach den Küsten der Südsee zu reisen und Californien zu besuchen. Der Darstellung dieser Reisen ist das 1 letzte Buch seines Werkes gewidmet, das gleich im Anfange eine höchst leben- 7 dige Schilderung der Mühseligkeiten einer Frachtwagenreise in dem flachen Küsten- strich von Texas enthält. Erstaunlich sind die Temperaturwechsel, die hier unter 29° N. Br. im Winter durch das plötzliche Eintreten scharfer Nordwinde hervor- gerufen werden; „von der Temperatur wie die eines angenehmen Sommertages 4 (sicherlich nicht unter 75—80° F.) kommt die Luft in weniger als fünf Minuten auf den Gefrierpunkt; oder richtiger gesprochen: auf den vom Winde bestriche- nen nassen Oberflächen bildet sich Eis“. Der Weg von San Antonio in Texas nach EI Paso giebt dem Verf. Gelegenheit, die im vorigen Buche enthaltenen Angaben über Texas zu vervollständigen. Die Reise nach Californien führte ihn durch das Gadsden-Territorium am linken Ufer des Rio Gila und veranlafst ihn zu einem Excurse über die orographischen Verhältnisse des fernen Westens, wo- bei er die, übrigens nicht so allgemein, wie er glaubt, verbreitete Ansicht be- kämpft, dafs die Rocky Mountains oder vielmehr der Gebirgszug, welcher das Thal des oberen Rio Grande im Westen begleitet, mit der Sierra Madre, dem westlichen Randgebirge der mexicanischen Tafellandschaften, in einem Zusammen- hange stehe. Das Gadsden- Territorium wurde auf Cooke’s Route durchreist, wo- bei Fr. die Pimas-Indianer kennen lernte. Vom Fort Yuma reiste er nach dem Pueblo de los Angeles, von hier zur See nach San Francisco, wo sich vor seinen Blicken das amerikanische Leben in seiner üppigsten Entwickelung entfaltete und ihm Stoff zu Betrachtungen und Schilderungen darbot, die uns bedauern lassen, dafs der Verf. mit diesen beiden Bänden vorläufig sein Werk hat abschliefsen wollen. | Wir fürchten, dafs wir durch diesen kurzen Ueberblick dem Leser nur einen mangelhaften Begriff von dem reichen Inhalt eines Werkes gegeben haben, das “a durch eine Fülle von orographischen, geologischen, botanischen und ethnographi- schen Notizen für den Geographen von Fach eben so werthvoll ist, wie es durch die Darstellung höchst eigenthümlicher und scharf ausgeprägter socialer Zustände die Aufmerksamkeit und das Nachdenken jedes gebildeten Mannes in Anspruch zu nehmen geeignet ist. Durch seine einfache, fliefsende Darstellung, durch den f guten Humor des Verfassers empfiehlt es sich als eine anziehende Lectüre, und durch seinen wissenschaftlichen Gehalt regt es zu ernsteren Studien an. Beides Be ie | 87 M elzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin ‚ ö vom 9. Januar 1858. 4 Der Vorsitzende, Herr Prof. Ritter, eröffnete die Sitzung durch Vorlegung der eingekangenen Geschenke: 1) Magnetische und meteorologische Beobachtungen zu Prag. Siebzehnter Jahrgang. 1856. Prag 1857. — 2) Notizblatt des Vereins ‚für Erdkunde in Darmstadt und des mittelrheinischen geologischen Vereins. No. 2-9. Juni bis October 1857. — 3) Archiv für wissenschaftliche Kunde von - Rufsland. Herausgegeben von A. Erman. Bd. XVI. Heft 3 u. 4. Berlin 1857. — 4) Hutchings’ California Magazine. Vol. II. Novbr. 1857. — 5) Bulletin de la ‚Societe de Geographie, redige par M. Alfred Maury et M. V. A. Malte- Brun. _ Quatrieme Serie. T. XIV. No. 83. Novembre. Paris 1857. — 6) Reisen in Nord- ‚Ost- Afrika, von Theodor v. Heuglin. Tagebuch einer Reise von Chartum nach Abyssinien, mit besonderer Rücksicht auf Zoologie und Geographie unternommen in den Jahren 1852 und 1853. Gotha 1857. — 7) Tagebuch einer Reise vom Mississippi nach den Küsten der Südsee. Von Balduin Möllhausen. Eingeführt ‘von Alexander von Humboldt, Erste Hälfte. Leipzig 1858. — 8) La France ülustree. Geographie, histoire, administration et statistique, par V. A. Malte-Brun. Tom. I. II. Paris. Dazu: Atlas de la France illustree, par A. H. Dufour. Paris. m 9) Reports of the Proceedings of the Officers engaged in the Magnetie Survey of India. By Adolphe, Hermann and Robert Schlagintweit. Published by Autho- rülg. Madras 1855. — 10) Ethnographie der österreichischen Monarchie von Karl Freiherrn v. Czoernig. Mit einer ethnographischen Karte in 4 Blättern. 3 Bde. Wien 1855—57. — 11) K. v. Spruner’s historisch-geographischer Schulatlas von Deutschland. Zwölf illuminirte Karten in Kupferstich. Gotha 1858. — 12) A. Pa- pen’s Höhenschichten-Karte von Central-Europa in 12 Blättern. Verlag des geo- graphischen Instituts zu Frankfurt a. M. unter Direetion von A. Ravenstein 1858. # _ Herr Prof. Ritter machte nach einer aus dem Zahore Chronicle vom 26. Au- ‚gust 1857 ihm zugegangenen Nachricht die Mittheilung, dafs der noch in Asien zu BrebEebene Herr Adolph Schlagintweit bis zum 24. Juni d. J. sich wohlbe- ee und im Begriff war, nach Yarkend zu gehen. Herr Dr. L. Buvry sprach über seinen im October 1855 unternommenen A Alu in die südlichen Theile der Provinz Constantine, der ihm dadurch ermög- licht pie, dafs er sich einer militärischen Expedition anschlofs, Die Reise ging Ei, Constantine am Djebel Nifenser und an mehreren Salzseen vorbei nach Fr: Salzseen (Sebgha’s) gewähren einen monotonen Anblick; ihre Ufer ' flach und tragen eine Salzflor, Chenopodeen und Staticen; der Seegrund be- E* s einer Balzkruste, dir auf men Untergrunde ruht. Durch ein m Hauptorte der dritten militärischen Subdivision in Ooitertine, Diese Stadt 1848 unter dem Namen Nouvelle Lambeze im Hintergrunde einer sumpfi- er von Bergen eingeschlossenen Ebene begründet, und zählte am Schlusse hres 1853 bereits 1798 Einwohner (darunter c. 1300 Europäer), 179 Häu- 4 Schuppen, 49 Ställe u. s. f£ Die Stadt hat schöne Häuser und breite “88 Sitzungsbericht der Berliner geographischen Gesellschaft. Be: Sn einander scheidet. Es gehören zu ihr 8700 Hectaren fruchtbaren Landes. Die mittlere Temperatur des Jahres beträgt 13°,6 R., die des Winters 5,8, die des Sommers 22",8; die Ebene liegt 3000 Fufs über dem Meeresspiegel; die Regen- menge betrug 505 Millimeter im J. 1853; die Luft ist im Sommer sehr trocken. Wenn die Sterblichkeit ziemlich hoch ist, so liegt der Grund in der ungesunden { Lage der Stadt, die von Sümpfen umgeben und von hohen, den Luftzug hindern- den Gebirgen eingeschlossen ist. ‘2 Herr W. Rose sprach über seinen Besuch des Engadin im Laufe des ver- flossenen Sommers. Dieses 20 Stunden lange Thal, dessen Sohle sich bis 5600 Fufs über den Meeresspiegel erhebt, zählt etwa 9000 Einwohner romanischer Ab- kunft. Sein Hauptreichthum besteht in seinen Wiesen, über denen sich schöne % Lärchenwälder erheben. Unter den das Thal einschliefsenden Gebirgen gewährt der Piz Languard (10,053 Fufs hoch) bei Pontresina eine besonders ausgedehnte Umsicht. Die Schneegrenze steigt an einigen Orten bis 10,000 Fufs empor; in Bevers beträgt die mittlere Jahrestemperatur noch +2? R. Die Höhe der resp. 5587 Fufs und 5510 Fufs über dem Meere” liegenden Ortschaften Silva Plana und Sils wird indessen noch durch das im Averser- Thale liegende Cresta (6055 FR) übertroffen; dieses ist das höchste Pfarrdorf Europa’s. Herr Gener. Baeyer hielt im Anschlufs an die Schrift: „Die Meliorakone der Tuchelschen Haide, von Haffer, Regierungs-Rath in Marienwerder“, einen . Vortrag, in welchem er seine eigenen Beobachtungen über den genannten Distriet mittheilte. Die Tuchelsche Haide, von Brahe und Schwarzwasser durchflossen. und im Norden von dem pommerschen Höhenzuge eingeschlossen, umfafst ein Areal von c. 60 Quadratmeilen, dacht sich sehr wenig nach Süden ab und bildet eine Terrasse, die von Randhügeln eingefalst ist, welche den Lauf der Brahe nach Osten lenken. Die atmosphärischen Niederschläge auf diesem Terrain sind 4 sehr bedeutend; davon wird aber nur ein verhältnifsmälsig geringer Theil, etwa die Hälfte, durch die Flüsse wieder abgeführt, so dafs sich hier Sümpfe gebildet haben, die nicht weniger als 100,000 Morgen einnehmen; der sogenannte Königs- bruch, ce. 20,000 Morgen grofs, ist ein entschiedener Sumpf, ohne sichtbaren Zu- 4 Aufs. Charakteristisch für die Bodenbeschaffenheit ist der Mangel an Lehm, von dem man auf weiten Strecken keine Spur findet; überwiegend ist ein durch und durch mit Wasser gesättigter Quell- oder Triebsand, der, wo er nicht selbst die Oberfläche bildet, doch unmittelbar unter derselben liegt und eine so niedrige Temperatur besitzt, dafs er dem Gedeihen der Pflanzen durchaus nachtheilig ist; hierdurch erklärt sich auch der Umstand, dafs es hier an Pflanzen mit Pfahlwur- N zeln ganz und gar mangelt. Die Aufgabe der Melioration würde also darin be ® stehen, dieses schädliche Grundwasser zu entfernen; und einige Landwirthe haben f auch durch Drainage bereits erfreuliche Erfolge erzielt. Herr Prof. Ritter gab nach einem vom Director Vogel in Leipzig einge: N gangenen Briefe Nachricht von der Gefangennehmung des Reisenden Dr. Vogel in Wadai und von dem Plane des Freiherrn v. Neimans, den Gefangenen, fall: er noch am Leben ist, mit Darbringung jedes Opfers zu befreien oder doch d We Lage desselben zu erleichtern. N 4 R 02 pie REPUBLIK NEU ERANADA nach der neuen Eintheilung in 8 Staten vom Juni 1857 üntworfen v. H.Kiepert. ‘ ned Dep) Pr, bei DR ie Imer Lich. Inst-Y u E ! Wv Greenwich D2 ag 1 Bei. @dorg Reimer in Berlin Br Kann ist durch alle Bucht n zu beziehen: DR * aut ner Nautisches Jahrbuch Mer das Jahr 1859 BB: | Fee . zur Benin der Länge, Breite und Zeit zur Sec, CR ‚nach astronomischen ‚Beobachtungen. SEE: a et mebst ‚einer: 'gemeinfasslichen Anleitung . wie die ne Reelmungen anzustellen sind. | . Unter amtlicher Aufsicht “ herausgegeben von Dr. 6. Bremiker, 2: Bar" "Plaukammer I im Königl. Preuss, Minloteria is FRE ZU md re: ei ker gi a . AR mehrerer geleh pe er ' Preis; 15. Be ae ne e Si Portschritte der Piysik a u Vehre ER AL Be Redigirt von Dr. A. ae; ‚Erste Ai ea Gi 2 The... ee LEE Sintsitung. | es Stud der Bahbef h EN ed gehaltene Am DON n | “Dr. E. Baumftarl, Er Regierungsrat, ‚ord. Profeffor der Staats- | Be zu ange und Director ver fi A und ki = Noadenrie zu Shen. B als Anhang: i orinfenuie Nachricht über den Befud) de | Fr und Namendverzeihniß aller 2°) feit dem. Sahre 1835 er Geh. 20 Sgr. a Februar 1858, r N RER om unver, a sonen MITWIRKUNG EV W. DOvR, ( ©“. ‚EHRENBERG, H. KierERT un 0, RITTER. din AR L I \ ‚IN BERLIN, RING REE N. ‚nBsDen und J. E. "WARPÄUS VERSERENG . Inhalt. IV. Die Baumwolle in ihrem grolsartigen Verhältnisse zur Belebung des Weltverkehrs und der Völker-Industrie der Gegenwart. Vom Geh. Reg. Rath Prof. Dr. F. W. Schubert in Königsberg SCHE V. Mittheilungen aus Algerien. Von Dr. L. Buvry. Aufbruch und Ab: reise nach den südlichen Gegenden der Provinz Constantine, Die Stadt Batna; die Strafeolonie Lambesee . . . . Bih I VI. Zur Geographie und Statistik des Staates Buenos iron, Vom Her. Hu ausgeber I. Bevölkerungsstatistik . » . 2.2.0202 0 ea Miscellen. Die Niger-Expedition im Sommer 1857. Von Prof. Carl Ritter . Nachrichten von der Novara aus der Capstadt. Aus einem Schreiben Haidinger’s mA. v. Hümboller u a ee Häusliche Geräthschaften der Zulu-Raffen . . ..... EN Eine neue Reise P. v. Tschichatschef’s nach Anatolien. Aus einem Schrei. A ben Tschichatschef’s an Prof. C. Ritter . . . . Isr. Jos. Benjamin’s Reisen in Asien und Afrika. Von Dr. R Gosche A Die Mittelmeer-Euphrat-Eisenbahn. Von Dr. H. Kiepert . . . . 451 Religiöse Schauspiele i in. den Buddhisten-Klöstern Tibets. Von R. DCRKaRT 5 Antw eErta eus NET LE ER EMS REF TOR. Ottawa, die neue ahupenadt vi VORNTEHBdaN I Re BE ER ren . Erdbeben und Vulcan-Ausbrüche in Salvador und Nicaragua. Schreiben aus San Miuel. . . .. An Ueber die Länge von Callao. aan FRE Briefe von Prof. Wolters an A. von Hamboldt . Nachricht über Dr. Lallemant’s Plan « einer Be Enrchee. dtsch Brasilien Aus einem Schreiben von Dr. Peschel an A. v. Humboldt Neuere Literatur. Reise nach Mosul und durch Kurdistan nach Urumia. In brieflichen Mit- EZ theilungen von C. Sandreeczki. Dritter Band. Dritter und vierter Theil. Stuttgart 1857. 8... . SEN a No Mission de Cayenne et. de lu Gigs Frage, Avec une carte geogra- phique. Paris 1857. 8. .. > NR . Carte. de UIsthme de Panama .et de Done} et ke ;> Bars du Ohoco, re duite d’apres le dessin original de Mr. Augustin Codazzi. BEBIe par Henri Kiepert. 2 Blätter. Berlin 1857. . Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin vom. 6. REINE 1858. [Y Karten und Tabellen. Taf. II. Der Staat Buenos Aires und der südliche Theil der Argninichen , Republik, Entworfen von H. Kiepert. Taf. In. Bevölkerung und Viehstand der Campaila des Staates Be ae OR. nach den einzelnen Partidos geordnet. Taf. IV. Die projectirte Mittelmeer- Euphrat- „Eisenbahn, ach EN Aufnahme we von Mac Neill. IV. Die Baumwolle in ihrem grofsartigen Verhältnisse zur Belebung des Weltverkehrs und der Völker- Industrie in der Gegenwart. | Vom Geh. Reg. Rath Prof. Dr. FE. W. Schubert in Königsberg. Die Anwendung statistischer Untersuchungen auf die Ergebnisse der culturhistorischen Entwickelung und die Beleuchtung der letztern vom statistischen Standpunkte darf sich wohl immer mehr Bahn bre- ehen und auf eine allgemeinere Theilnahme begründeten Anspruch machen, je mehr die Erleichterungsmittel des Handelsverkehrs die ent- ferntesten Völker einander näher bringen und die verschiedenartigsten Stoffe und Fabrikate im gegenseitigen Austausch verwerthet werden _ und den Menschen immer neue Anregung zu erweiterter Thätigkeit ge- währen. Wenn mit grofsem Geschick unser ehrwürdiger Carl Ritter zuerst auf dem weiten Raume seines Meisterwerkes über Asien das Beispiel gab, einzelne Gegenstände des Thier- oder Pflanzenreiches, wie das Kameel, den Kaffeebaum, die Dattelpalme u. s. w., aus ihrem - ursprünglichen Vaterlande hervorzuheben und sie auf ihren culturhisto- rischen Wanderungen und Verpflanzungszügen in der Reihe der Jahr- "hunderte durch viele Länder verschiedener Erdtheile zu begleiten, um auf diese Weise von ihrer heutigen Bedeutsamkeit dem vollen Umfange nach ein deutliches Bild zu gewähren, so kann auch für die Statistik ein analoger Untersuchungsgang gewählt werden, um in nicht unbequemer Weise für die wichtigsten Stoffe des heutigen Weltverkehrs die frühe- ren geringeren Handels- und Industrie-Beziehungen aufzusuchen und odann die weiteren Entwickelungsstufen für denselben Gegenstand zu verfolgen. Die Baumwolle habe ich für diesen ersten Versuch gewählt, weil vichtvollste Verkehrsmittel zwischen den verschiedenen Erdtheilen dar- fen g* 90 F. W. Schubert: bietet und auf den weitschichtigsten Entfernungen als Rohstoff, Halb- Fabrikat und vollständig verarbeitete Waare Tausende von Meilen ver- sandt wird, bevor sie an den letzten Bestimmungsort zum Verbrauch gelangt. Wenn jedem Sachkundigen auch die gegenwärtige Bedeutung der britischen Baumwollen-Industrie in ihrem vollen Mafse bekannt ist, so hat er doch vielleicht nie daran gedacht, in wie kurzer Zeit sie ihren überwiegenden Einfluls unter allen englischen Industrie- und Handelszweigen erreicht hat, und welch entscheidendes Gewicht auch vom politischen Standpunkt aus ihr in den schwierigsten Epochen der englischen Geschichte neuerer und neuester Zeit eingeräumt werden muls. In den ersten Jahren der Regierung der Königin Elisabeth gab es noch keine Baumwolle-Manufacturen in England. Erst der Reli- gions-Bürgerkrieg in den belgischen Provinzen und seine Unterdrückung durch die spanische Uebermacht unter Philipp II., namentlich nach der Belagerung und Eroberung Antwerpens im Jahre 1585, führte in den wegen des evangelischen Glaubensbekenntnisses verfolgten und nach England geflüchteten belgischen Baumwolle-Webern die ersten Begrün- der gewerblicher Anlagen zur Verfertigung von baumwollenen Stoffen auf den britischen Boden. Schon damals fanden die ersten umfang- reicheren Anlagen ihre Ansiedelung in der Grafschaft Lancaster. Fast 200 Jahre bestanden sie in allmählicher langsamer Fortbildung, bis sie mit dem Jahre 1773 oder dem Ausbruche des nordamerikanischen Freiheitskrieges den überraschend rapiden Aufschwung nahmen, den man kaum mehr ein Fortschreiten, vielmehr ein Fortstürmen nen- nen mülste. Seit dieser Zeit ist die Baumwolle-Industrie in Grofsbri- tannien, besonders seit dem Anfange des laufenden Jahrhunderts, mit dem Gesammtwohlstande dieses Landes so eng verwachsen, dafs sie vorzugsweise als eine Hauptstütze für die Widerstandskraft dieser Grofsmacht im Kampfe gegen Napoleon angesehen werden muls, dafs in nicht geringerem Grade der unermefslich erscheinende fortdauernde Finanz-Credit Grofsbritanniens mit seiner Riesenkraft der im eigenen Volke aufgenommenen Nationalschuld ihr seine kräftigste Hilfe ver- dankt, dals endlich die Herrschaft des britischen Welthandels in allen Erdtheilen durch sie vorzugsweise erworben und gekräftigt ist. Wenn ich daran die Betrachtung reihe, dafs der britische Handelsverkehr in Baumwolle und baumwollenen Stoffen jeden anderen Handelszweig, auch wenn der mächtige des gesammten Getreide- und Früchtehandels daneben gestellt werden soll, im allgemeinen Völkerverkehr ge- waltig überragt, dafs Städte — ich meine die sogenannten Baumwolle- Städte — selbst mit einer Bevölkerung von mehr als 100,000 Seelen, — sogar ganze Landschaften dieser Industrie ihren Lebensunterhalt und ihre Bedeutung verdanken, dafs der Waarenaustausch in Baumwolle Aa Die Baumwolle im Weltverkehr und in der Industrie. 91 and den aus ihr verfertigten Stoffen den gewichtvollsten Repräsentan- ten aller Geldmittel besitzt, — so sind das Resultate, die überraschen, vielleicht von der Mehrzahl der Leser als neue oder bisher unbeachtete aufgenommen werden, die wir aber doch auf keinem anderen Wege als dem der vergleichenden Statistik mit Hilfe der neuesten Culturge- schichte ermitteln können. Ich bitte inzwischen für diese Abhandlung erwägen zu wollen, dafs hier über die Baumwolle nur in ihrem Ein- flusse auf den allgemeinen Handelsverkehr gesprochen werden soll; für den inneren Verkehr bleiben allerdings Getreide, Eisen und an- _ dere Metalle, Steinkohlen, selbst Wolle nach den einzelnen Ländern _ in vorwiegender oder gleicher: Bedeutung mit der Baumwolle. Auf die frühere Geschiöhte der Verwendung der Baumwolle und die Entwickelung der ihr angehörigen 'Gewerbe im Alterthum und - Mittelalter, wie anziehend dieselbe auch an sich ist, soll hier nur so- "weit eingegangen werden, als nachzuweisen bleibt, dafs Baumwolle und die aus ihr verfertigten Stoffe zwar eine der vielen begehrten Waaren des Orients waren, aber keineswegs den Weltmarkt bereits regierten - oder mächtig erweiterten. Lange vor unserer historisch sicheren Kennt- _ nils wurde bereits im südlichen Asien, westlich bis nach Persien und 7 ‚Arabien hin, die Baumwolle als die Hülle des den Wicken ähnlichen v en: aus der wallnufsgrofsen Etaehtlgipsel der Baumwollbäume | "wurde auch Ehen) im Altentlinine die staudenartige Baumwollpflanze n der Höhe von 4 bis 10 Fufs in Ostindien wie in Aegypten ange- baut, welche sechs bis zehn Jahre in jenen Gegenden fruchtbar bleibt, "während gegenwärtig, vorzugsweise in den nordamerikanischen Staaten, wie in West- und Ostindien, die krautartige, 1 bis 2 Fuls hohe und nur einen Sommer ausdauernde Baumwollpflanze (Gossypium herbaceum) eultivirt wird. ‘Der Handel mit den indischen und persischen Baum- wollstoffen erscheint in der historischen Zeit als ein gewöhnlicher und lange ausgeübter ?). Fortdauernd haben die Phönieier, namentlich in Tyrus, dieselben Stoffe auf den gewohnten Handelswegen bezogen und entweder in blendender Weilse oder geziert in kostbarer Farbenpracht als „die schmuckvollsten leinenen Stoffe“ nach allen Küstenländern des mittelländischen Meeres ausgeführt. Der Geschmack für diese Stoffe !) Theophrastus de plantis IV, c. 9; Plinius hist. nat. XII, c. 10 und 11 und X, c. 1; Herodotus III, c. 106; Arrhiani Peripl. mar. Erythr. an mehreren Stellen, amentlich bei dem Handel in dem Barygazenischen Meerbusen. 2) Heeren’s Ideen, in s. gesammelten Werken Bd. XI, 8.325 — 328. 92 F. W. Schubert: wohnern, von denen baumwollene Stoffe gerade in Verbindung mit der noch kostbareren Seide und den beiden edlen Metallen desto eifriger begehrt wurden. Bei dem Uebergange des Alterthums zum Mittelalter finden wir in den grofsen Handelsstädten am Mittel- und Schwarzen Meere blü- hende Manufacturen, die auch mit Weberei und Färbung baumwollener Stoffe sich beschäftigten. Alexandrien und Constantinopel stehen in erster Reihe. Jährlich in regelmäfsigem Wechsel aus dem arabischen Meerbusen im Sommer auslaufend, kehrten die Handelsflotten mit indi- schen Fabrikaten und Rohstoffen belastet von der ostindischen West- küste oder von Taprobane (Ceylon) im December zurück '). Nicht minder lebhaft sah man die Caravanenzüge auf Antiochia, nach der West- und Nordküste Klein- Asiens, aus Persien durch Armenien nach den Handelsplätzen am Schwarzen Meere ziehen. Die mittelasiatische und europäische grofse Völkerwanderung, sammt dem bald darauf ein- tretenden verheerenden Religions-Eroberungskriege des Islam, unter- brachen auf vier Jahrhunderte die gemeinsame Verbindung und Ent- wickelung des Handels und der Industrie. Mit dem unversöhnlichen Feinde des Christenthums, der die Herrschaft über den gröfsten Theil der Heimath der Baumwollen-Industrie errungen, durften die christlichen Völker keinen Handelsverkehr treiben. Spanien, zwischen christliche und muhamedanische Reiche vertheilt, bot dafür zuerst wieder die Ver- mittelung und Anknüpfung neuer Handelsverbindungen an. In dem südlichen arabischen Spanien trifft man bereits im zehnten Jahrhundert auf den Anbau der Baumwollen-Staude; im Königreich Granada er- blühten die kräftigsten Manufacturen der Baumwolle- Weberei während des eilften und zwölften Jahrhunderts und erreichten in dem darauf folgenden dreizehnten ihre höchste Blüthe. In Unter-Italien, Sieilien, auf Cypern und in Rumelien wurde gleichfalls Baumwolle gebaut, je- doch nicht ausreichend für den Bedarf dieser Länder ?). Das übrige südliche und südöstliche Europa kam im Zeitalter der Kreuzzüge wieder in nähere Berührung mit Klein-Asien, Syrien, Armenien und Aegyp- ten, wo überall die Baumwolle-Cultur noch vorherrschte, wenn auch der frühere Wohlstand der Länder untergegangen war. Aus Armenien wurden die feinsten Baumwollen-Stoffe bezogen, und in diesem Lande erneuerte man zugleich die Erfahrung, dafs noch feinere Baumwolle in Persien und Ostindien gewonnen und dort zu noch werthvolleren Stoffen verarbeitet würde, welche nach allen Richtungen hin im mittleren und !) Arrhiani Peripl. an mehreren Stellen. ?) Marino Sanuto bei Bongars Gesta Dei per Francos I. P. XIV, c.3 und E. Meyer, Gesch. der Botanik IV, S. 114; vergl. 8. 111. ee Me en ee iD A Di Die Baumwolle im Weltverkehr und in der Industrie. 95 östlichen Asien starke Verbreitung fänden. Wenige Jahre vor Ablauf des dreizehnten Jahrhunderts gelangten Europäer zuerst zur Kenntnifs _ von China, und Marco Polo’s Berichte setzen schon damals die allge- _ meine Verwendung der Baumwolle zur Bekleidung der Chinesen aufser allen Zweifel (1295—98), wie sie uns denn gleichzeitig neue Nach- ' ziehten über die in Persien, Ostindien u. s. w. überall verbreitete Baum- _ wolle-Cultur liefern '). Unterdessen waren durch das in den Kreuzzügen neu angeregte Bedürfnifs nach baumwollenen Stoffen selbstständige Gewerbe für die- selben in den grofsen Städten des nördlichen und mittleren Italiens, _ wie in Sieilien und Catalonien begründet. Von Italien aus verbreite- _ ten sie sich im"fünfzehnten Jahrhunderte nach den gewerbfleifsigen Städten in Flandern und Brabant und auch schon nach einigen grös- _ seren Städten am Rhein, sowie unter der Regierung Ludwigs XI. nach einigen französischen Städten an der Loire. In diesem Zustande eines noch sehr beschränkten Bedarfs an baum- _ wollenen Geweben wurde durch die Entdeckungen der Portugiesen der Seeweg um Afrika nach Ostindien und China, den damaligen Haupt- _ sitzen der Baumwollen-Industrie, gefunden, und die erste Grundlage zur _ europäischen Herrschaft in Ostindien gelegt. Durch die gleichzeitige E Entdeckung einiger Inseln Westindiens und die rasche Ausbreitung der Spanier in Central- Amerika erwarb man die Erfahrung, dafs auch in Amerika die Wolle eines Baumes zur Bekleidung uebektäht wurde, in- "dem Kleidungsstücke aus diesem Stoffe durch Cortez an den Hof Kaiser - Carl’s V. gesandt wurden. Aber der Rohstoff blieb kostbar, denn er "wurde bei der durch das Klima in Ostindien, wie in Mexico und Neu- Spanien begünstigten Schlaffheit der Urbewohner ohne Eifer und nur : den eigenen Bedarf gewonnen; aufserdem vertheuerte die Schwierig- keit und die lange Dauer des Transports den Stoff aufserordentlich, so toffe zwar als eine vielfach begehrte, aber doch immer nur als eine intergeordnete Waare im Welthandel sich geltend machen konnte. Doch kennen wir aus dieser Zeit ?) schon Manchester als den für die Fabrication baumwollener Waaren bedeutendsten Ort Englands. " kaufte den Rohstoff in Cypern und Smyrna ein. Indefs stieg der Gesammtwerth der in ganz Grolsbritannien verfertigten Baumwollwaa- ren vor der Thronbesteigung des Königs Georg III. (1760) nicht über | 5,000 Thaler, während die jährliche Einfuhr an roher Baumwolle 7 a) Meyer a. a. O. IV, $. 122 —131. _ ?) Roberts (Lewis) Treasure of Traffic vom Jahre 1641. 3 zwischen 1,500,000 und 2,000,000 Pfd. Gewicht blieb. Nur durch Er- sparnils an Arbeitslohn und durch Ermäfsigung der Kosten des Roh- products konnte der bewundernswerthe Aufschwung dieser Industrie hervorgerufen werden. Jene brachte der erfinderische Geist einer Reihe bemerkenswerther Mechaniker, die mit James Hargreaves aus Black- burn in Lancashire im Jahre 1767 beginnt, der die Handspinnerei durch die nach seiner Tochter Jenny benannte Spinning-Jenny verdrängte, welche acht Spindeln durch ein Rad in Bewegung setzte und die acht- fache Arbeit in gleicher Zeit und mit gleichem Kostenaufwande zu ver- richten verstattete. Nach wenigen Jahren war diese Maschine auf 80 und dann auf 120 Spindeln erweitert, die mit gleicher Mühe ein Kind in Bewegung erhielt. Schon 1769—71 führte Richard Arkwright die durch Wasserkraft getriebene Walzen-Spinnmaschine ein, welche nach dem Ablauf seines Patents (1785) mit der ersten Maschine verbunden, seit 1789 in Manchester, seit 1792 in Glasgow durch Dampfkraft ge- leitet, später durch neue Verbesserungen, wie die von Crompton, Ri- chard Roberts '), gegenwärtig mit 1100 bis 2200 Spindeln auf einem Doppelstuhl arbeitend, immer nur unter der Aufsicht eines einzigen Mannes, das Maximum in der feinsten Garnspinnerei leistet. Bekannt- lich wird die Feinheit nach der Anzahl Stränge (Strains) von 840 Yards auf 1 Pfd. Baumwolle (1151,5 Berl. Ellen) mit einer bestimmten Num- mer bezeichnet, so dafs bei No. 40, in der Regel die höchste Nummer für die Handspinnerei, 40 Strains von 840 Yards oder 46,060 Berli- ner Ellen (über 4 geogr. Meilen) 1 Pfd. Gewicht haben müssen, bei No. 200 aber 200 Strains von 840 Yards oder 230,300 Berl. Ellen (= 20 geogr. Meil.) und bei No. 250 gar 250 Strains von 840 Yards oder 287,875 Berl. Ellen (mehr als 25 geogr. Meil.), jetzt wohl die höchste Nummer für die feinsten Musseline, die in den Handelsverkehr kommen. Und doch hat man in Nottingham die Kunst bis zu No. 450 getrieben, d. h. 1 Pfd. Baumwolle bis zu einem Faden von 45 geogr. Meilen gesponnen! Ohne mich auf die gleichmäfsig fortschreitenden Verbesserungen der Maschinen für die Weberei, Färberei und Druckerei der baumwollenen Stoffe weiter einzulassen, gehe ich dazu über, die Einwirkungen dieser Ersparnisse an Arbeitslohn auf den Verbrauch der rohen Baumwolle in Grofsbritannien und Irland zu prüfen. Es wurden in den Jahren 1771 —75 im jährlichen Durchschnitt 3,000,000 Pfd. Gewicht 94 FE. W. Schubert: !) Die vollständigste Uebersicht der Verbesserungen und Erfindungen gewährt noch immer das klassische Werk von Edw. Baines: History of the Cotton Manufac- ture. London 1835. 8. Nächst diesem ist Andr. Ure, The Cotton Manufactures of Great Britain, compared with that of other Countries. London 1836. 2 vol. 8., deutsch von Hartmann, Leipzig 1837 und 1843, nachzuschlagen. , Die Baumwolle im Weltverkehr und in der Industrie. 95 verbraucht '), bei 300,000 in dieser Industrie beschäftigten mensch- lichen Arbeitskräften, und dieses Quantum betrug damals ungefähr 4 des Gesammtverbrauchs an Baumwolle in Europa. Die emi- _ nente Steigerung des Fabriken-Bedarfs an roher Baumwolle läfst sich in nachstehender Uebersicht treffend beurtheilen. Es wurden in jähr- _ liehem Durchsehnitte verbraucht: in den fünf Jahren 1781—85 10,800,000 Pfd. Gewicht, Oli - 1791 —95 27,400,000 - - hs - 41801—05 56,600,000 - - INA Tale - ..4811—15 79,680,000 - - EB - .18%31—25 152,200,000 - z Arbig2=000r = 9831-35 3135510000 +- 2 itkinbmsietrtne 4841 = 4501585,300,000 = 2 2020220 1851—55 711,500,000 - P in dem Jahre 1856 913,800,000 - u Es hat demnach der Verbrauch der rohen Baumwolle in den letz- ten 80 Jahren die beispiellose Steigerung um das Dreihundertfache erfahren, und selbst noch in den fünfzig Jahren des laufenden Jahr- _ hunderts hat dieser Verbrauch um mehr als das Sechszehnfache zu- _ genommen, seit der Wiederherstellung des allgemeinen Friedens in Europa im Jahre 1815 noch um mehr als das Eilffache. Allerdings beträgt gegenwärtig die Consumtion der rohen Baumwolle in den briti- ben Manufacturen zwei volle Drittheile ihres Gesammtver- brauchs in ganz Europa, aber bei dem ungeheuren Umfange ihres Quantums dient diese Vergröfserung auch zugleich als schlagender Be- weis, wie gleichfalls in den übrigen Staaten Europa’s in demselben Zeitraume der Begehr nach roher Baumwolle sich gesteigert hat. Wäre ie Maschinenthätigkeit nicht hinzugetreten, die Handspinnerei noch in demselben Zustande verblieben, wie vor dem Jahre 1767 in Europa, ind wie sie noch jetzt in dem gröfsten Theile des südlichen und öst- lichen Asiens betrieben wird, so würden 91,380,000 Menschen erfor- dert werden, um das Quantum des britischen Verbrauchs im Jahre 1856 nach der Methode vor 1770 zu verarbeiten, d. h. gerade so viel lenschen als die Gesammtbevölkerung der drei Grofsmächte Frank- eich, Oesterreich und Preufsen beträgt. Gegenwärtig sind indefs in len 2210 grofsen britischen Baumwoll-Fabriken (Spinnereien und We- ereien zusammengerechnet) 379,219 Arbeiter beschäftigt, die mehr - #) Ich habe die Wiederausfuhr der rohen Baumwolle aus den britischen Häfen n der vollen Einfuhr abgezogen; diese hat in der Regel zwischen 1 bis 5 pCt. schwankt , ist also im Ganzen nur unbedeutend gewesen bis zum Jahre 1825; dann t sie bis anf 10 — 15 pCt. der Gesammteinfuhr gestiegen und nur selten bis auf — 6 pCt. zurückgegangen. 96 F. W. Schubert: oder weniger nur als überwachende Aufseher der Maschinenthätigkeit dienen; diese aber wirkt mit 88,001 Dampf- und 9131 Wasser-Pferde- kräften bei 20,000,000 Spindeln. Jede Pferdekraft durchschnittlich zu 16 Menschenkräften veranschlagt, — weil eine grofse Zahl der mecha- nischen Kräfte auch des Nachts arbeitet, — giebt dieses einen Ersatz für 1,408,016 Menschenkräfte. Die neuen Dampfmaschinen in England und Schottland leisten überdies mit jeder Pferdekraft mehr als die älte- ren, und wenn man noch im Jahre 1850 durchschnittlich für eine Pferde- kraft die Bewegung von 275 Spindeln berechnete, so ist diese im Jahre 1856 durchschnittlich auf 315 Spindeln angenommen. Der Arbeitslohn für den geübteren Arbeiter steigt gleichzeitig mit der Vervollkommnung der Maschinen, da er sonst höchstens 500 bis 1000 Spindeln über- wachen konnte, gegenwärtig 1500 bis 2200, und demgemäls ist das Maximum des früheren Arbeitslohnes von 20 Shilling (6 Thlr. 20 Sgr.) für die Woche, bis auf 35 Shilling (11 Thlr. 20 Sgr.) die Woche für die feinsten Gespinnste gestiegen. Mittelbar bezieht noch eine Bevöl- kerung von nahe an 2 Mill. Seelen ihren Unterhalt fast ausschliefslich aus den bei dieser Industrie beschäftigten Gewerben, entweder für eigene Thätigkeit oder als Familienglieder ihrer Versorger, mithin dankt in diesem Staate der vierzehnte Theil der Bevölkerung seinen Lebens- unterhalt der so mannichfachen Verwendung der Baumwolle. Aber die Möglichkeit einer so umfassenden Ausdehnung dieser Fabrik-Industrie wäre nicht gegeben, wenn nicht gleichzeitig der Roh- stoff durch überaus verstärkten Anbau vorhanden und im Kostenpreise beträchtlich gesunken wäre. Zur Erläuterung dieser That- sache erlaube ich mir einen Blick auf eine neue Reihe statistischer Zahlen, von der ich nur die Resultate darbiete, ohne den Leser mit dem Detail und mit ermüdenden Berechnungen aufzuhalten. Kehren wir zu den entsprechenden Verbrauchsübersichten zurück, die wir oben vorgelegt haben, so schwankte in den 5 Jahren 1781 — 85 der Preis für 1 Pfd. Baumwolle zwischen 20 Sgr. und 1 Thlr. 8 Sgr.; der Ein- kauf der rohen Baumwolle war zu + in den britischen Colonien in Westindien, 4 in Kleinasien, 4 in den französischen und spanischen Colonien und je „z in den holländischen und portugiesischen Colonien erfolgt. Nicht ein Pfund Baumwolle war aus Ostindien und eben so wenig aus den nordamerikanischen Staaten gekauft. Erst 1786 begann man in Georgien und Süd-Carolina die Baumwolle-Pflanze regelmäfsig im Grofsen zu cultiviren (die ersten bedeutungslosen Versuche waren 20 Jahre früher gemacht), und zwar die krautartige, aus den Bahama- Inseln eingeführte. Sie gedieh aufserordentlich, und obgleich die Pflanze den trockenen, wenig fruchtbaren Boden liebt, so entfaltet sie sich doch am günstigsten in der Nähe des Meeres, und nur zehn Jahre waren Fe ' Die Baumwolle im Weltverkehr und in der Industrie. 97 küste gezogene Baumwolle in den Ruf der vorzüglichsten für die Fabrikation (durch Länge, Farbe und Feinheit) zu bringen. Im Jahre 1791 war die erste Ausfuhr aus den Vereinigten Staaten: sie betrug nur 189,316 Pfd. Gewicht; im Jahre 1796 bereits 6,276,300 Pfd., 1806 = 37,491,282 Pfd., 1816 = 81,747,116 Pfd., 1826 = 204,535,415 Pfd., 1840 = 743,941,064 Pfd., 1845 = 872,905,996 Pfd., 1849 = 1,026,602,269 Pfd., 1853 = 1,111,570,395 Pfd. ’), 1854 — 987,833,106 Pfd., 1855 = 1,008,424,601 Pfd. und im fünfjährigen Durchschnitt für die Jahre 1851 —55 = 1,025,659,156 Pfd. Diese Ausfuhr aus den ' nordamerikanischen Staaten allein, von welcher durchschnittlich $ nach England gingen, beträgt gegenwärtig wiederum durchschnittlich zwei volle Drittheile des gesammten grolsen Handelsverkehrs (den Binnen- ' verkehr in Asien und Amerika natürlich nicht mit eingerechnet) in roher Baumwolle auf der Erde und vier Fünftheile der ganzen } Erndte in den nordamerikanischen Staaten, die 1856 auf 1,314,000,000 Pfd. geschätzt wurde und in den letzten sieben Jahren (1850 — 56) zwischen 1,100,000,000 und 1,350,000,000 Pfd. wechselte ?). Der Preis ist nach den einzelnen Sorten sehr verschieden, obgleich allgemein die 4 ‚amerikanische Baumwolle, auch die westindische und brasilische mit- _ begriffen, der asiatischen vorgezogen wird; er variirt gegenwärtig zwi- schen 4 bis 10 Sgr. für 1 Pfd., ist mithin im Allgemeinen gegen das _ Preisverhältnils aus den Jahren 1780—82 auf 4 des Geldwerthes zu- rückgegangen. An der Production der rohen Baumwolle nehmen in - den nordamerikanischen Freistaaten ausschliefslich die südlichen Staa- ten Antheil, aufser den schon oben genannten Staaten Georgien und Süd-Carolina noch Alabama, Mississippi, Tennessee und Louisiana, in einem geringeren Grade auch Arkansas, Florida und Texas; jene hat- ten im Jahre 1852 5,740,000 Acres (gegen 9 Mill. Morgen Preufs.) mit Baumwolle bestellt, wobei 717,500 Arbeiter Beschäftigung fanden (d. h. gegen # aller Sklaven in diesen 6 Staaten, indem hier 1,903,505 Neger gegen 2,569,560 Seelen freier Bevölkerung gezählt werden). Die drei letztgenannten Staaten cultivirten jetzt erst 560,000 Acres (gegen 880,000 Morg. Preufs.) für Baumwolle mit 70,000 Arbeitern, fast der Hälfte ihres Sklavenstandes (144,570 Neger bei 365,363 Seelen freier - erforderlich, um die nordamerikanische, in der Nähe der Meeres- 2 } ciellen Berichten noch ein zur Baumwolle-Cultur sehr geeignetes Ter- rain im Umfange von 19 Mill. Acres (über 30 Mill. Preufs. Morgen), *) Für die letzten Jahre vergl. Preufs. Handelsarchiv Jahrg. 1856, No. 26, 39 — 40 und American Almanac for the Years 1852 —56. lm Jahre 1856 betrug. die Baumwolle- Ausfuhr 1,351,431,701 Pfund. 2?) Sie betrug bereits 1849 987,637,200 Pfund. 98 F. W. Schubert: die für diese Cultur verwendet werden könnten, wenn die dazu erfor- derlichen 2,375,000 Arbeiter hier vorhanden wären. Immerhin steht mit jedem Jahre in diesen nordamerikanischen Staaten noch ein ansehnli- cher Zuwachs des Anbau’s der Baumwolle zu erwarten, und da auch die zuerst genannten sechs Staaten noch 20 Mill. Acres als besonders geeignet der Cultur dieses Rohproducts überweisen können, so erscheint die Aussicht auf eine mehrfache Steigerung des Erndteertrags für die Baumwolle, selbst auf eine Vervierfachung des gegenwärtigen, in nicht zu weite Ferne gerückt. Man denke nur daran, dafs er bereits in den letzten dreifsig Jahren, seit 1826, wo er schon über 200 Mill. Pfund betrug, doch noch um mehr als das Sechsfache gestiegen ist. Was aber gilt die Baumwolle-Cultur für die nordamerikanischen Freistaaten in der Gegenwart? Wir kennen die Bedeutsamkeit ihrer Ausfuhr an Getreide, Mehl, Kartoffeln, mit Einschlufs des Reis, die für das westliche Europa, namentlich für Frankreich, Belgien: und selbst für die preufsische Rheinprovinz in den letzten Jahren schon eine so beträchtliche geworden ist; wir kennen ihre grofse Ausfuhr in Taback und animalischen Producten, namentlich der Schweine- und Rindvieh- zucht. Aber wie verschwindet alles dieses gegen die Baumwolle-Aus- fuhr, die über die Hälfte des Totalwerthes der Gesammtausfuhr beträgt und nur aus 9 Staaten des nordamerikanischen Bundes herrührt, deren Bevölkerung nicht viel über ein Fünftheil der Gesammtbevölkerung dieser Republik ausmacht. Den Werth der Ausfuhr ersieht man aus folgender Tabelle. Rohe Baum- |Ordin. Baum- ‚Total-Angfuhr wolle woll-Fabricate Dollars Dollars Dollars 1849 !) 132,666,955 \ 66,396,967 | 4,933,129 1850 136,946,912 | 71,984,616 | 4,734,424 1851 196,689,718 | 112,315,317 | 7,241,205 1852 192,368,984 | 87,965,732 | 7,672,151 1853 189,869, 162 ı 109,456,404 | 8,012,652 dazu Goldu.Silb.| 23,548,535 | 1854 213,414,101 | 93,596,220 | 5,535,516 dazuGoldu.Silb.| 38,633,705 | 1855 192,751,135 | 88,143,844 | 5,857,181 dazu Goldbarren! 53,957,418 1856 266,438,051 128,382,351 | 6,967,309 dazu Goldu.Silb.| 44,148,279 | !) The American Almanac and Repository of Useful Knowledge for the Years 1850 —58. Das Handelsjahr ist aber hier mit dem 30. Juni geschlossen, so dafs 1849 — 1. Juli 1843 bis 30. Juni 1849 u.s. w. zu nehmen ist. Die Baumwolle im Weltverkehr und in der Industrie. 99 Getreide, Mehl,| Animalische Taback Reis, Kartoff. Producte Dollars Dollars Dollars 1849 | 25,642,362 | 13,153,302 | 5,804,207 1850 15,822,373 | 10,549,383 | 9,951,103 1851 16,877,844 | 7,399,655 | 9,219,251 1852 19,886,588 | 6,323,439 | 10,131,283 1853 23,793,388 | 9,570,327 | 11,319,319 | 1854 | 51,190,680 | 15,325,618 | 10,016,046 ; 1855 | 23,586,866 | 17,178,080 | 14,712,468 1856 | 59,307,164 | 17,655,922 | 12,221,843 x Zwar sind die Baumwoll-Manufacturen in den nordamerikanischen Staaten noch nicht so gehoben, dafs sie den Bedarf an feineren Ge- | weben zu decken vermögen, aber sie gehen gegenwärtig sichtbar einer _ höheren Blüthe rasch entgegen. Denn während sie vor 30 Jahren - (1825 — 27) im jährlichen Durchschnitt nur etwa 35 Mill. Pfd. rohe E Baumwolle verbrauchten, war ihr Bedürfnifs im Jahre 1856 auf 294 Mill. Pfd. oder auf das Achtfache des früheren Betrags gestiegen. Der Werth der feineren, grolsentheils aus England in die nordamerikani- schen Häfen eingeführten Baumwolle-Gewebe, welcher in den Jahren 1847 — 49 durchschnittlich wenig über 20,000,000 Dollars, 1850 = 419,650,000 Doll., 1851 = 22,756,600 Doll., 1852 = 19,500,000 Doll. _ betrug, hatte sich zwar 1853 auf 27,731,037 Doll., 1854 auf 33,949,503 - Doll. vermehrt. Aber seitdem hat die Einfuhr von Baumwoll-Waaren dieses Maximum nicht mehr erreicht, offenbar weil in den nordamerika- _ nischen Freistaaten auch der Bedarf an feineren Stoffen in ausgedehn- _ terem Mafse durch einheimische Fabricate befriedigt wird; denn sie belief sich 1855 nur auf 17,757,112 und selbst 1856 nur auf 25,917,999 Dollars, wovon wiederum etwa ein Drittel durch die Ausfuhr der oben bezeichneten geringeren einheimischen Fabricate gedeckt wird. = Und mit wie vielen Handelsvölkern kommen die Nordamerikaner fast ausschliefslich durch die Baumwolle in einen gewichtvollen Aus- tausch der mannichfachsten Handelsgegenstände !)! Ein Blick auf die folgende Uebersichtstafel wird dieses ausreichend darthun, wenn wir ‚auch die geringeren Quanta der Ausfuhr nach den britischen Colonien, nach Cuba, nach Portugal, Dänemark u. s: w. auslassen. Es wurden ausgeführt aus den nordamerikanischen Freistaaten: 3 | !) Aus den United States Treasury Reports entlehnt, in denen das Handelsjahr immer mit dem 30. Juni schlielst; aufgenommen im Preufs. Handelsarchiv, Septem- ber 1857, No. 39. r 7° F. W. Schubert: 100 ‘sogar sap 93jog ur gggT pun FGgT auyep 1op Zeuypg oBunad ag (Lr 9g1'689°gz0°T]109°F27°800° 1190 1EEB'2860LE‘0L ST Tr 1°TI6E9°08 2'601 6806| UA aynysay -[e}0L J9UI9 19q —————————— mm — -uoruuwptigsjors) sna "pJA 96G8‘920°9 |zer'896‘9 |zer'seris lo12'zrz‘6 L2ıC'660'9 |G20'6€6'C vL6091°g |" uadoanıon | "nuopamuyoS (FF "U9TUUBHLIGSJOAN SHE "PJA ITL'I6E'EZ |282°682'9 FiHrIn6H 918909 ‚766'880'2 c20‘692°07 |029‘808‘g | PpurLopaın (OF 219°966°9 620'228°1 080°9F 7'237 |1G8'E9F'2 760'002'9 096‘TF8 " "ODIXOM (6 punso STIOUFU9ISJ0AZ ‘uoruuggrigsjom) sn 'pJd 312°78H‘ZE 1908°770°6 L6s'srH Fries EI |B9TCLHor 18FP‘860‘or | (| purispug (8 ‚uoruuequgsjorg sna 'PJd 089°69F°E |orr'LI6'F7T |990'280°91 l0e8°az2'z1T HB6'28H 2 189262 | 90H0zE0L |’ ' " uoreuıs Te} 919U1O]Y 'n uprurpaug (2 ‚usdi3ay saw 'PJT 000°000°3 1 stq 7 ‘uspejsosugg] uap sne < maqsjoı sue + “PJd 000°000°3 |292‘682°97 |eaw'rg2'6 InrrIa6'rT |290'896°21 VErsHBEZ |He1‘6og‘zı | ypraııysag (9 "Aunvg] "punso s[Iayg ""yrıoung sproyg “raqsjoan) sne "Pd 00r‘sog'Tr |err'zeo‘rr jess‘sız‘zr (09Hross'eı lerr'norier (o68tzeh2z (Bıorgeg‘gı |" wos (q "Aunee "YNLUIOWEPIOU Anu 45%J , Joqe "Irugsjon) snw “pra 966'896‘9E |863'T10'92 |166°608°0E Tze6'6Lz'2E \asr'ı2da'aa |Szeserzs |v2g‘9r.‘o7 |uosmeig n . 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Aber die britische Industrie hat das Heruntergehen der Preise für die rohe Baumwolle nicht blofs dem so umfangreich ausgedehnten An- bau dieses Products in den nordamerikanischen Freistaaten zu verdan- ken, sondern der zu gleicher Zeit mit anhaltender Ausdauer von Seiten der englisch-ostindischen Compagnie ausgeübten Sorgfalt, auf dem ost- indischen Boden einen höheren Ertrag und ein besseres Product in der - Baumwolle-Cultur hervorzubringen. Viele Versuche fielen seit 1790 ungünstig aus; je mehr sich die britische Herrschaft in Ostindien er- weiterte, desto umfassender wurden diese Bemühungen wiederholt und später selbst amerikanische Anbauer mit grofsem Kostenaufwande zur Belebung dieser Cultur unterhalten. Dennoch war der Hindu schwer von seiner lässigen Schlaffheit im Anbau abzubringen und es wollte nicht gelingen, ihm die Behendigkeit in der Benutzung des richtigen Zeitpunkts für die Erndte anzugewöhnen. Auch das klimatische Ver- hältnifs stellte neben der nationalen Apathie nicht leicht überwindliche _ Hindernisse entgegen; selbst die besseren Sorten aus Surate und Ben- galen blieben hinter der amerikanischen Baumwolle zurück, und nur ; langsam mehrte sich seit dem Anfange dieses Jahrhunderts die Zufuhr _ ostindischer Baumwolle auf den englischen Marktplätzen. Sie hatte im Jahre 1820 erst 23,125,000 Pfd. erreicht, im Jahre 1833 = 32,755,000 - Pfd., im Jahre 1845 = 58,437,000 Pfd., in den letzten 5 Jahren 1851 - —-1855, von denen ich officielle Nachrichten besitze, im jährlichen - Durchschnitt 122,411,948 Pfd., nicht voll ein Sechstheil der engli- _ schen Einfuhr aus Nord-Amerika. Aufserdem wird die seit Mehmed Ali’s eiserner Regierung in Aegypten stärker betriebene Baumwollen- _Cultur im Nilthale, sowie die seit dem Jahre 1818 erzwungene Aus- - fuhr aus Aegypten auf europäische Märkte auch von den Engländern - benutzt: doch erreichte diese, zusammengenommen mit der geringen - Einfuhr aus Syrien, der gesammten Levante, der Türkei, Morea und - den griechischen Inseln vor 1845 nicht das Quantum von 11 Millionen - Pfd. Gewicht. Seit dieser Zeit ist sie indels etwas stärker, in den letz- ten 5 Jahren 18541 —55 im jährlichen Durchschnitt 28,601,000 Pfd., oder etwa z'; der damaligen Einfuhr in den britischen Häfen aus Nord- _ Amerika. Noch geringer ist die britische Einfuhr der rohen Baumwolle aus Brasilien, in dem jährlichen Durchschnitt der Jahre 1851 —55 = ‚21,996,000 Pfd. oder z'; der damaligen Einfuhr aus Nord-Amerika; 'aus den britischen Besitzungen in Westindien, Guyana, der Mauritius- Insel u. s. w. nur 3,798,000 Pfd. in dem fünfjährigen Durchschnitt 102 FE. W. Schubert: der Jahre 1851 —55, d. h. „t; der damaligen Einfuhr aus Nord- Amerika. Gehe ich nun zu der politisch-commereiellen Bedeutung dieser In- dustrie für Grofsbritannien über, so nimmt gegenwärtig bei der Ein- und Ausfuhr die Baumwolle als Rohstoff bei jener, als Fabricat bei dieser, unbestritten die erste Stelle in Anspruch. In den letzten sie- ben Jahren (1850 —56) kostete der eingeführte Rohstoff dem Lande jährlich zwischen 18 und 21 Millionen Pfd. Sterling, also zwischen 125 und 145 Millionen Thaler: dies ist der fünfte bis sechste Theil des Werthes der gesammten Einfuhr. Nur der Zucker und das gesammte Getreide mit Inbegriff des Mehls (wenn nicht Kriegs- und Nothjahre eine Ausnahme machen) können ihm zur Seite gestellt werden; dann folgt Seide mit Einschlufs der aus dem Auslande eingeführten Fabri- cate, nächstdem erst Thee, Holz, Wolle. Aber dasselbe Verhältnifs besteht schon seit dem Anfange dieses Jahrhunderts, und sowol in Rücksicht auf den Preis wie auf das Quantum der Einfuhr fällt regel- mälsig der fünfte bis sechste Theil des Betrages der Einfuhr auf die Baumwolle. Nach vollständiger Deckung des eigenen Bedarfs geht darauf das britische Fabricat aus Baumwolle als das allgemeinste Tauschmittel nach allen Richtungen des Handelsverkehrs und bahnt sich neue Wege, theils durch die Unterstützung der Regierung bei poli- tischer Ueberlegenheit, theils durch die günstigen Erfolge der britischen Industrie. Wo der Markt in Europa verloren geht, wird der doppelte und dreifache Absatz in den übrigen Erdtheilen erworben, und als Na- poleon, um der britischen Industrie Abbruch zu thun, das Continental- system auf den höchsten Gipfel getrieben, wurde diese gerade dadurch zur Alleinherrschaft über den Gewerbfleifs in Amerika, Westindien und den cultivirteren Theilen Asiens und Australiens erhoben. Das vor- züglichste Mittel dazu gewährten die mannichfachen Baumwoll-Stoffe, die in dieser Zeit bis zur Hälfte des Gesammtbetrags der ganzen bri- tischen Ausfuhr sich emporschwangen. Die Ausfuhr dieser Stoffe stand bereits in den letzten Jahren des allgemeinen Kampfes gegen Napoleon auf mehr als 20 Mill. Pfd. Sterl. (1812—14), bei 40 Mill. Pfd. Sterl. Gesammtausfuhr. Sie blieb mit geringem Schwanken, indem nach der Wiederherstellung des Friedens nur der verminderte Absatz an Manu- facturwaaren durch die Verstärkung der Ausfuhr an Twisten und den feineren Sorten sich ergänzte, bis zum Jahre 1831 auf der Höhe von 18 Mill. Pfd. Sterl. stehen, während die Gesammtausfuhr nach dem declarirten wahren Werth, nicht nach der höheren amtlichen Schätzung, bis auf 47 Mill. Pfd. Sterl. sich erhob. Dann stiegen beide wiederum gemeinschaftlich, doch die Gesammtausfuhr in höherem Grade, so dafs die letztere bald regelmälsig sich dem dreifachen Werthbetrage der Die Baumwolle im Weltverkehr und in der Industrie. 103 Be ! k Ausfuhr an Baumwolle-Waaren und Garn näherte, und auf diesem noch so überaus günstigen Standpunkte für den Absatz in diesem Zweige auch bis jetzt im Allgemeinen sich erhalten hat. Denn zwi- schen 4 und + des Werthes der Totalausfuhr aller britischen Fabricate und Böhpfodäcte fallen auf die Ausfuhr der Baumwoll-Fabriken, wo- bei natürlich auf den Zwischenhandel der wieder ausgeführten fremden Fabricate und Rohstoffe keine Rücksicht genommen wird. Deelarirter Werth der Ausfuhr '). Baumwoll- Baumwoll- Zee Gesammt- Waaren | Garn Ausfuhr Pfd. St. | Pfd, St. Pfd. St. Pfd. St. 1843 | 16,354,050 | 7,193,971 | 23,548,021 | 47,381,023 i 1849 | 20,071,046 | 6,704,089 | 26,775,135 | 63,596,025 1850 | 21,873,697 | 6,383,704 | 28,257,401 | 71,367,885 4851 | 23,454,810 , 6,634,026 | 30,088,836 | 74,448,722 1852 | 23,223,432 | 6,654,655 | 29,878,087 | 78,076,854 1853 | 25,817,249 | 6,895,653 | 32,712,902 I 98,933,781 1854 | 24,948,367 | 6,695,897 | 31,644,264 | 97,092,308 1855 | 27,581,278 | 7,230,428 | 34,811,706 | 95,669,380 1856 | 28,527,289 | 8,065,671 | 36,593,460 | 103,092,364 Vergleichen wir die Ausfuhr dieses Artikels mit den nächstdem bedeutendsten und werthvollsten und bleiben bei runden Zahlen stehen, - 80 kommen wir zu folgenden Uebersichtsverhältnissen: j im AR A Maschinen, Er Woll-Man. | Leinen-M.| Metall-M., Seiden-M. = Manuf. und 2 Kohlen Leder und Garn | und Garn |rohesEisen, und Gam Garn Zi inn Pfd. St. Pfd. St. Pfad. St. Pfd. St. Pfd. St. Pfäd. St. Pfd. St. 1 I 1852 29,870, 000 10, 160,000/5,370,000 11,130,00011,370,000| 840,000|1,550,000 1853 |32,710,000|11,620,000|5,910,000 16, 360,000/1,600,000/1,570,00012, .040, 000 1854 131,640 ‚000 10, 670,000/5,060,000 13,600,000 2,120,000 1 ‚510, 00011,690,000 41855 34, 810,000 9,840,000|5 ‚030 ‚000 11, 1680, 00012, 430, 000 1,140,000| 1 530, 000 1856 36, 590, 000 10,150,000 5 ‚020 ‚000.12, ‚160,000/2,670,000 1 ‚060, 00011 1350, 000 Bi... | u... Daraus geht ferner hervor, dafs die jährliche Ausfuhr sämmtlicher h genannten so wichtigen Fabricate, Halb-Fabricate und Rohstoffe in Wolle, Metallen, Leinen, Seide, Leder sammt den Kohlen noch nicht vollständig den Gesammtwerth umfalst, den die Baumwoll-Manufacturen allein für sich besitzen. In diesen liegt aber auch vorzugsweise die Ausdehnung des briti- ‚schen Handelsgebiets, so dafs gegenwärtig über zwei Drittheile der gesammten britischen Ausfuhr nach den aufser-europäischen Erdthei- en gehen und auf solche Weise noch für lange Zeit für den europäi- i !) The Companion to the Alman. London 1845 — 58. Der letzte Jahrgang ist ‚mir noch in diesen Tagen zugegangen, um die Zahlen für 1856 aus den officiellen Listen einrücken zu können. 104 F. W. Schubert: schen Gewerbfleifs der Markt in Amerika, Asien, Australien und Afrika gesichert bleibt, wie er durch die Engländer vor allem seit dem An- fange dieses Jahrhunderts zuerst eröffnet ist. 'nach den brit. Britische Aus-Inach den Ver-, Golonien in nach fuhr einigt. Staaten | Amerika Brasilien Pfd, St. Pfd. St. ‚Pfd,. St, Pfd. St. 1851 74,448,722 | 14,362,976 | 6,247,372 | 3,518,684 1852 78,076,854 1 16,567,737 | 5,096,722 | 3,464,394 1853 98,933,781 | 23,658,427 | 6,805,186 | 3,186,407 1854 97,092,508 | 21,410,369 | 7,886,472 | 2,891,840 1855 | 95,669,380 | 25,430,000 | 8,125,700 | 3,415,000 1856 | 103,092,364 | 24,780,000 | 7,950,000 | 4,105,600 nach anderen | südamerikan. nach nach nach Staaten Ostindien Afrika Australien Prd, St. Prd. St. Pfd. St. Prd. St. 1851 4,708,001 7,806,596 2,807,356 1852 5 050.215 7,352,807 4,222,205 1853 5,250,000 8,185,690 3,350,000 |, 14,513,706 1854 4,689,000 10,025,969 3,550,000 11,931,352 1855 5,314,000 11,235,760 4,120,000 12,715,810 1856 5,297,000 12,125,780 4,230,000 13,177,510 Wenn wir nach den vorangegangenen Schilderungen uns von dem gewichtvollen Einflusse dieser Industrie auf das Gemeinwohl des briti- schen Volkes und seine Verbindungen mit anderen Völkern überzeugt haben, so darf nicht übersehen werden, in welchem Zusammenhange sie mit der Schifffahrt, mit dem Steinkohblenbau, mit dem Strafsen- und Eisenbahnbau steht. Lassen wir durchschnittlich die Zufuhr auf grofsen Schiffen von‘200 Tonnen und mit voller Fracht in Baumwolle in die englischen Häfen einlaufen, so werden für die gegenwärtige Zufuhr aus Amerika und Ostindien 2000 Schiffe mit 25,000 Seeleuten erfor- dert. Etwas über die Hälfte dieser Schiffszahl und Schiffsmannschaft wird theilweise zu einer noch längeren Fahrt für die Ausfuhr der Baumwollenstoffe verbraucht. Dazu kommt der jährliche Geldumlauf des von 15 Mill. Pfd. St. in 30 Jahren (1826—56) bis auf 33 Mill. Pfd. St. gestiegenen Arbeitslohnes und Arbeitsverdienstes der Unter- nehmer und aller übrigen bei dieser Industrie beschäftigten Gewerbe. Schon im Jahre 1827 schätzte man nach den dem Parlamente über- reichten Angaben die in den Fabriken und Maschinen angelegten Ca- pitalien auf 75 Millionen Pfd. Sterling; sie sind gegenwärtig (1857) auf 211 Millionen Pfd. Sterling gewachsen, und auf ihre entsprechende Verzinsung ist ein grofser Theil des britischen Volkes angewiesen, indem ihr reichlicher Ersatz auf den entferntesten Handelsmärkten >» a Die Baumwolle im Weltverkehr und in der Industrie. 105 der tropischen Gegenden mit aufgesucht und vortheilhaft vermittelt wird. Diese politische Seite vermag ich hier nur anzudeuten, aber ihr Zusammenhang mit der Widerstandsfähigkeit und der nachhaltigen Neigung dazu, wie sie sich zu wiederholten Malen im britischen Volke kundgegeben, leuchtet klar ein. Das überraschende Wachsthum die ser Manufacturen in den letzten Jahren (1840—57) ist indels auch als ein neuer glänzender Erfolg des britischen Systems der Handels- freiheit zu würdigen. Bekanntlich war es dem würdigen Verfasser des sehr geschätzten Werkes über die Preise, Thomas Tooke, vor- behalten, am 8. Mai 1820 die erste eindringliche Petition über die Handelsfreiheit einzureichen, „als ein grofses Gut, welches man bald in’s Werk setzen müsse, ohne auf ein gegenseitiges Zusammenwirken _ der übrigen Völker zu warten“. Nur in annähernder Auffassung die- ses Gedankens führte der Handelsminister Huskisson praktisch 1824 — 1826 seine erste Ermäfsigung der Zollsätze aus. Doch vergingen _ noch 20 Jahre, bis am 19. März 1845 alle Zölle abgeschafft wurden, _ welehen die eingeführte rohe Baumwolle bis dahin unterworfen war, _ wenngleich die Staatseinnahme den nicht unwesentlichen Verlust von 683,000 Pfd. St. dabei erlitt. Wiewohl dem englischen Zolltarif auch _ gegenwärtig noch viele Mängel ankleben, so darf man ihm doch die Anerkennung nicht versagen, dafs er am besten den Interessen der Consumenten entspricht, namentlich dem deutlich erkennbaren Vor- _ theile der grofsen Menge, dafs er aber auch gleichzeitig den wahren Vortheil der nationalen Arbeit berücksichtigt. Durch diesen Tarif wurde auch jetzt die Einfuhr der am stärksten verbrauchten Baum- wolle-Fabricate freigegeben, und gerade diese Industriezweige, welche _ vor der Zollreform zurückgeblieben oder doch in anhaltenden Stillstand _ gerathen waren, sind jetzt durch die Concurrenz kräftig angetrieben, haben billiger zu produeiren und zu verkaufen gelernt, und dafür den _ grofsen Vortheil eines verdoppelten und vervierfachten Absatzes ge- _ wonnen. Der Baumwoll-Städte und Landschaften habe ich noch als ‚einer besonderen Erscheinung zu gedenken, die für die Culturgeschichte nicht ohne fortdauerndes Interesse bleiben wird. Schon aus der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts habe ich oben Manchester als den Haupt- punkt der Gewerbe für Baumwolle angegeben und doch war seine Be- "vwölkerung bis zum Jahre 1771 nur auf 22,240 Einw. gewachsen: seit- ' dem hat sie sich um das Achtzehnfache vermehrt, 1801 = 94,876 E., ‚1831 = 237,832 E., 1841 = 308,893 E., 1851 ') = 401,321 E. Diese RR ". } { . £ ’) Im Jahre 1851 wurde bekanntlich die letzte ofäcielle Volkszählung in Grofsbritannien vorgenommen. 106 F. W. Schubert: Die Baumwolle im Weltverkehr und in der Industrie. Stadt mit Einschlufs von Salford bildet den Hauptsitz der Baumwollen- Industrie in der Grafschaft Lancaster. Ihre nächsten Umgebungen in derselben, die Städte Bolton, Blackburne, Oldham, Rochdale und Pre- ston waren vor dem Jahre 1770 Ortschaften mit 3000 bis 6000 Ein- wohnern: gegenwärtig (1851) zählt Bolton 97,519 Einw., Blackburne 75,091 E., Oldham 72,357 E., Rochdale 60,577 E., Preston 69,542 E. Die ganze Grafschaft Lancaster hatte im Jahre 1801 eine Bevölkerung von 673,486 Einw., im Jahre 1851 = 2,031,236 Einw., d. i. 23,350 Seelen auf 1 geogr. Quadrat-Meile bei 82,75 Quadrat-Meilen Flächen- inhalt der Grafschaft. Der Haupthafen für Baumwolle ist Liverpool, die zweite britische Handelsstadt; sie gehört derselben Grafschaft Lan- caster an, zählte im Jahre 1771: 54,090 Einw., 1801: 82,295 Einw., jetzt (1851) nach 80 Jahren siebenmal mehr: 375,955 Einw. In Liver- pool werden gegenwärtig regelmäfsig +4 der englischen Einfuhr an j Baumwolle ausgeladen, wovon & den nordamerikanischen Freistaaten angehören und # für die Spinnereien in Lancashire, Chester und York- shire (West-Riding) bestimmt sind. Nach einem dem Parlamente im Jahre 1845 vorgelegten Berichte waren in den nächsten Umgebungen von Manchester (also Lancashire mit Einschluls von Stockport) gegen 1,500,000 Menschen concentrirt, welche alle unmittelbar oder mittelbar von den dortigen Baumwolle-Fabriken ihren Unterhalt bezogen. Nächst- dem ist Yorkshire im West-Riding vorzugsweise ein Hauptsitz der Baumwollen-Industrie: seine Bevölkerung ist von 572,168 Einw. im J. 1801 bis auf 1,325,495 Einw. im J. 1851 gestiegen. Die Stadt. Leeds ist von 20,000 Einw. im J. 1771 um das Achtfache gestiegen bis auf 172,270 Einw.; der Ort Bradford mit 3000 Einw. im J. 1771 zählte 1851 103,778 Einw.; ebenso sind die damals gleichfalls bedeutungs- losen Städte Halifax und Huddersfield um das Dreifsigfache in ihrer Bevölkerung gewachsen, 1851 auf resp. 109,175 E. und auf 107,140 E. Dazu gehört noch die Nachbarstadt von Manchester, Stockport in der Grafschaft Chester, deren Einwohnerzahl von 4000 S. auf 53,835 8. im J. 1851 gewachsen ist. In Schottland zeichnet sich in dieser Industrie nur vorzugsweise die Grafschaft Lanark aus: Glasgow ist ihr Hauptsitz, 1755 mit 23,546 Einwohnern, 1801 mit 77,058 Einw., jetzt (1851) mit der fünfzehnfachen Bevölkerung von 329,097 Einw. Paisley und Aberdeen stehen nächst- dem durch bedeutende Baumwoll-Fabriken in gutem Rufe und verdan- ken denselben eine Verdreifachung ihrer Bevölkerung im Laufe dieses Jahrhunderts, Aberdeen 1851 mit 71,973 Einwohnern und Paisley mit 47,952 Einwohnern. 107 n Mittheilungen aus Algerien. Von Dr, L. Buvry. Aufbruch und Abreise nach den südlichen Gegenden der Provinz Constantine. Die Stadt Batna; die Strafeolonie Lamböse. Bei meiner zweiten Reise durch Algerien hatte ich vor Allem dar- auf Bedacht zu nehmen, mir den Weg über die von den französischen Behörden gesteckten Reisegrenzen hinaus zu eröffnen, welche sich durch die Provinz Oran über Sebdu, Daja, Saida und Tiaret, durch Algier über Boghar und durch die Provinz Constantine über Biskra, quer durch das ganze Land hinziehen. Nur so weit nämlich kann das Gou- vernement für die Sicherheit der Reisenden die Verantwortlichkeit über- nehmen. Wer über diese Linien hinaus zu weiteren Forschungen seine Reise nach den südlichen Oasen ausdehnen will, mufs sich die Ver- günstigung zu erwirken suchen, dafs ihm eine Bedeckung mitgegeben wird. In der Regel besteht eine solche aus einigen Reitern des Bu- reau arabe oder aus dem Gum des in der Gegend commandirenden Kaid. Die Unsicherheit der Wege, die grofse Entfernung der franzö- sischen Posten von einander und die sittliche Rohheit der nicht unter- worfenen benachbarten räuberischen Araberstämme machen eine solche Vorsichtsmalsregel in den südlichen Gegenden Algeriens durchaus noth- wendig. Das Glück begünstigte hierin meine Bemühungen und mir wurde eine solche Bedeckung zu Theil. Als ich mich nämlich Mitte October 1855 in der Salzseezone und namentlich am Fufse des Djebel Nifensser aufhielt, hörte ich, dafs eine militärische Expedition in die Oasen des Ueöd Ssuf und Ued Rir vor- bereitet würde. Diese günstige Gelegenheit wollte ich benutzen, indem ich mich der Colonne anzuschliefsen gedachte. Freilich waren zunächst noch viele Schwierigkeiten zu überwinden, namentlich die Frage zu lösen, wie ich die Kosten für das Zelt, die Transportpferde, die Be- dienung u. s. w. aus eigenen Mitteln aufzubringen im Stande sein würde. Da erschien mir plötzlich, wie von meinem Glücksstern gesandt, ein Helfer in der Noth, der die Subdivision Batna commandirende Brigade- General Desvaux, welcher eben von Constantine eingetroffen war. Ich habe schon an anderer Stelle der grofsen Verdienste gedacht, welche sich dieser ausgezeichnete Offizier nicht nur durch seine militärischen Talente und seine Tapferkeit, sondern auch durch seine bürgerlichen 108 L. Buvry: und gesellschaftlichen Tugenden erworben hat. Man denke sich meine Freude, als ich, in tiefe Sorgen um mein weiteres Fortkommen ver- sunken, vor der Karawanserai von Tessememma stand und plötzlich den verehrten General vor mir erblickte. Er war bereits durch das kaiserl. französische Kriegsministerium mit dem Zwecke meiner Reise bekannt gemacht und erklärte sich mit der gröfsten Zuvorkommenheit bereit, meinen Wünschen zu entsprechen. Er rieth mir, mich in Batnd ihm vorzustellen, um mir die nöthigen Anweisungen und Rathschläge wegen des Anschlusses an die Expedition einzuholen. Es begann nun für mich ein ganz neues, reges Leben. Wenn früher die Einsamkeit der Karawanserai mir zusagte und meinen Be- schäftigungen entsprach: so fand ich jetzt an den stets sich mehrenden Zuzügen der Soldaten ein besonderes Vergnügen, und wenn deren Toben und Geschrei das Haus fast erzittern machte, hatte dieses nun nichts Unangenehmes mehr für mich. Zogen dieselben dann die Strafse nach Batna weiter, so begleitete ich sie in Gedanken und tröstete mich mit der frohen Hoffnung, dafs ich ihnen auch bald würde nachfolgen können. Endlich, nachdem ich meine in der Salzseezone gesammelten ‘ naturhistorischen Schätze gehörig verpackt, führte ein Wagen des Trains dieselben nach Batna. Ich selbst verabschiedete mich am 3. Novbr. von meinen Wirthsleuten, als kaum die Sonne mit ihren ersten Strah- len die höchsten Grate des Djebel Nifensser vergoldete, jenes Berges, der, einem weiten Halbmonde gleich, von Norden nach Südwesten meist in schroffen, steilen, oder auch terrassenförmigen Gehängen bis zum Sebgha Tinsilt sich erstreckt, und folgte dem mit meinen Samm- lungen vorangehenden Wagen zu Fufs. j Auf dem ganzen Wege von Constantine nach Batna sind es be- sonders die Djebel Gueriun und Nifensser, welche durch ihre grotes- ken Formen am meisten die Phantasie des Reisenden beschäftigen; was Wunder also, wenn der poesiereichere Araber die eigenthümliche Gestalt und Lage dieser beiden, steil aus der Ebene aufsteigenden und von einander getrennten Gebirgscolosse durch eine Sage mit einander in Verbindung gebracht hat! — Die Höhe des Djebel Nifensser ist bis a | N ] jetzt noch nicht bestimmt worden, jedenfalls wird dieselbe von der des Djebel Gueriun übertroffen. Ich brauchte zur Besteigung des erstern ; eine Stunde. Auf seinem höchsten Gipfel befindet sich eine Quelle, welche von einem alten, umfangreichen Feigenbaume beschattet wird. Von hier aus geniefst man eine malerische Fernsicht über die Salzseen Tinsilt und Mezuri hinweg bis zum Sebgha Djendelli. Der Horizont wird erst durch die Djebel Bu Ariff und Fedjuj begrenzt. Das Ge- stein des Nifensser hat eine gelbbraune, im hellen Sonnenlichte in’s Violettrothe schattirende, Farbe und besteht zum grölsten Theile aus | ed ee vn 3 Mittheilungen aus Algerien. 109 dichtem Kalkstein, an dessen Oberfläche sich vielfach Kalktuff zeigt. - Mein Interesse wurde bei dieser Besteigung um so mehr in Anspruch genommen, weil sie mir Gelegenheit gab, das Verzeichnifs der Fauna | ee mit einer Vogelart zu bereichern und eine hierauf bezügliche neue Beobachtung zu machen. Der Araber nennt den gemeinen Raben (Corvus coraz), der neben- _ her gesagt, nicht zu den Lieblingen desselben gehört, „Graab*“. Auf einer Jagdexcursion in dem Gebirge hatte mich ein mir befreundeter ' Araber gefragt, ob ich schon die beiden anderen in diesem Gebirge wohnenden Raben, den Graab el Franzes, den Raben der Franzosen, ' und den Graab el Sah’ra, den Raben der Wüste, gesehen hätte. Der k erstere sei nur klein, der letztere jedoch gröfser als der gewöhnliche 4 - Graab, beide aber hätten rothe Schnäbel und rothe Fülse. Diese Nach- - rieht nahm meine Aufmerksamkeit ungemein in Anspruch, allein obwohl ich mir alle erdenkliche Mühe gab, konnte ich diese wunderbaren Vögel _ nieht entdecken. Ein Zufall kam mir zu Hülfe. An dem Tage der _ Besteigung des Djebel (15. October) hatte ich vor Sonnenaufgang die Karawanserai verlassen und traf kurz vor 6 Uhr bei der Quelle ein, - welche dem Fufse des Gebirges entspringt. Um die Ankunft der Ruti- _ eilla Mussieri abzuwarten, legte ich mich in einem der verfallenen Häuschen, die ein Detachement Soldaten in früherer Zeit während ihres Bivouacs hier errichtet hatte, in den Hinterhalt. Wenige Augen- blicke nachher sah ich zu meinem Erstaunen bei der Quelle einen Flug schwarzer Gesellen ankommen, die ich sofort für Corvus graculus er- kannte und die eben begannen, ihre rothen Schnäbel in das klare Wasser zu einem Morgentrunke zu tauchen. Der Schufs fiel! Doch ‚die auf Steinschmätzer berechnete Ladung mochte zu schwach gewesen DREI PETE dohlenartigem Geschrei. Der Richtung ihres Fluges folgend begann ich die Ersteigung des Gipfels, und an dem schroffen Kegel angelangt, welcher den höchsten Gipfel bildet, sah icb plötzlich hoch über meinem Kopfe eine Schaar Raben, deren einige einen rothen Schnabel hatten, welcher im Sonnenlichte erglänzte. Nicht lange währte es, so kamen ie niedriger herab und fielen in die Aushöhlungen der steilen Fels- wand ein. Vorsichtig kletterte ich höher, und als endlich ein ver- trüppelter Wachholderbaum mir in dem losen Gerölle einen Anhalts- yunkt gewährte, feuerte ich auf das Gerathewohl. Die vermeintlichen taben verliefsen erschreckt ihre Schlupfwinkel und flogen auf, bei dem weiten Schuls fiel einer derselben getroffen zur Erde. Was kein Natur- rscher für denkbar halten wird, fand dadurch eine Bestätigung. Der legte Rabe war — Ibis comata, der hier mit Corvus graculus im elsen nistet. Später traf ich noch einmal die beiden Vögel an. Das 110 L. Buvry: Nähere über diese und manche andere Beobachtungen hoffe ich binnen Kurzem in einem Werkchen: „Beiträge zur Kenntnils der Vögel Alge- riens“ (Verlag von E. Baldamus) zu veröffentlichen. Die Landstrafse führte mich in einer halben Stunde an den Sebgha | Tinsilt, im Norden, Westen und Süden von hohen Gebirgen einge- schlossen, die jedoch so weit zurücktreten, dafs auf allen Seiten noch Raum für die Ebene bleibt, welche von einem südwestlich an der Ain | Tinsilt lagernden Stamme der Zmul mit Getreide bebaut wird. Die Ostseite des See’s begrenzt ein niedriger Hügelzug, über welchen die Stralse nach Batna führt und der gleichzeitig die Scheidewand zwischen | dem Sebgha Tinsilt und dem wohl doppelt so grofsen Mezuri bildet. | Wie die Araber mir berichteten, ist in früheren Jahren der Fall schon vorgekommen, dafs durch anhaltende Regengüsse eine Vereinigung der | beiden Seen bewirkt wurde, so dafs sie ein unübersehbares Bassin bil- deten, welches sogar noch die niederen Felsstufen überfluthete. Im normalen Zustande beträgt ihre durchschnittliche Tiefe kaum 4 Fufs, die im Sommer dergestalt abnimmt, dafs die Araber die See’n an vielen Stellen durchwaten. Die Sebgha’s oder Salzseen Algeriens haben alle ohne Ausnahme eine sehr monotone kalte Physiognomie, die haupt- sächlich dadurch hervorgerufen wird, dafs die flachen Ufer nicht die den Landseen eigene Decoration von Binsen und Schilfpflanzen besitzen. Nur einige Landsalz- und Wassersalzpflanzen, vorzugsweise den Salso- laceen (Moguin) angehörig, bedecken die Ränder derselben. Doch bil- det Arthroenemum (Salicornia fruticosa) dunkelgrüne blattlose Ge- büsche, deren schimmernde weilse Salzkruste mit den dunkeln Tinten ihrer Aeste seltsam contrastirt. Sie überragt die am weitesten aus dem See heraustretende Tamariske. Einige wenige Cyperus- und Grasarten treiben ihre kriechenden Wurzeln weithin durch den Boden, aus dem ihre gedrungenen und kurzen Halme nur um ein Weniges hervorstehen, _ und wechseln mit Mesembrianthemum oder Eisblumenarten, Pflanzen, die für den Nationalreichthum dadurch wichtig zu werden versprechen, dafs sie, zu Asche verbrannt, eine vorzügliche Soda liefern. Mitunter findet sich auch das stachlichte Pflänzchen Salsola Kali, welches auch 1 bei uns auf salzigem Boden vielfach vorkommt. Das artenreiche Heer der Chenopodeen hat unter den Pflanzen dieser Gegend den Vorrang; ihnen zur Seite entfalten zierlichere Frankenien auf polsterähnlichen Büschchen ihre rosenrothen Blüthen und streckt eine Beta ihre Schöfs- linge aus. Zuletzt wird das im Ganzen einförmig mattgrüne Colorit der Salzvegetation gehoben durch bald zerstreut erscheinende, bald gruppenförmig vereinigte, stets aber mit den zartesten und farbenpran- R gendsten Blüthen geschmückte Staticen. Sie repräsentiren die wahr- hafte Aristokratie der Steppenflora, die, ein treues Bild arabischer Poesie, Mittheilungen aus Algerien. 111 mit der Wurzel im dürren Erdreich den Glanz ihrer unvergleichlichen _ Blumenpracht einer Sonne zuwendet, welche mit Stolz und Freude auf diese ihre Lieblingskinder herabzulächeln scheint. — Den Grund der Seen bildet eine weilse Fläche von einer etwas gehärteten Salzkruste, 1 durch die der Fuls des Menschen jedoch leicht hindurchbricht und dann _ imeinen schlammigen Boden geräth. Der Sebgha Tinsilt eröffnet zu _ allen Jahreszeiten dem Naturforscher, wie dem Jäger ein weites Feld für seine Thätigkeit, doch vorzugsweise sind es die Flamingo’s in ihrem i köstlichen rosenrothen Kleide, die zuerst die Aufmerksamkeit des Eu- ropäers auf sich ziehen. Aufser diesen tummeln sich auf dem See | Legionen von Wasservögeln. Die Jagd ist der niedrigen Ufer halber - sehr schwierig. Mein Reiseplan liefs mich hier jedoch nicht länger ver- ' weilen. Ich liefs die grofse Landstrafse zur Linken und folgte dem _ alten Araberwege, welcher sich auf der Südseite des Sebgha Tinsilt - hinwindet und durch niedrige Hügelketten begrenzt ist. Dieselben ent- _ halten reichhaltige Gypsmassen, die an ihrer Oberfläche vielfach die merkwürdigsten Krystallisationen zeigen. Keine Spur von Vegetation ist sichtbar und erst wenn sich die Aussicht auf die weite Ebene öfl- net, zeigt sich ein ziemlich dichter Pflanzenwuchs. Auf einem Aus- läufer des Djebel Tarbents, der schon wieder mit niederen Hölzern bewachsen ist, sieht man einen Telegraphen, als einsamen Zeugen, dafs - die fortschreitende Civilisation auch bis hierher gedrungen ist. = Nach vierstündigem Marsche langte ich in der Karawanserai von Ain Jagut an, und da dieselbe die comfortabelste in der Provinz Con- stantine ist, blieb ich hier zur Nacht. Ain Jagut oder richtiger Ain Jakut bedeutet wörtlich „Quelle des Rubin“, und sie verdankt diesen Namen der Durchsichtigkeit und der Vortrefflichkeit ihres Wassers. In-früherer Zeit bildete die reichlich sprudelnde Quelle in der Ebene ausgedehnte Sümpfe.. Nachdem man dieselbe aber eingedämmt hat, hielt ihr Wasser so viel Kraft, dafs es eine in geringer Entfernung belegene Mühle zu treiben vermag. Unter dem Namen Ued Jakut lielst dieselbe dem Guerah Taklilets zu. Die Ausläufer des Djebel Tarbents, an deren westlichem Abhange die Karawanserai von Ain Jakut steht, zeigen fast gar keinen Baumwuchs. Wie bei allen Kara- wanserai’s Algeriens hat die Regierung auch bei dieser eine Anzahl ruchtbäume pflanzen lassen, die wegen der Nähe des Wassers herr- ch gedeihen und dem Thale ein sehr anmuthiges und erquickliches \nsehen geben. Die bedeutende Entfernung der Karawanserai von Batna (32 Kilo- jeter) nöthigte mich, den 4. November frühzeitig aufzubrechen. Grolse lüge des spiefsschwänzigen Flughuhns (Pterocles erustus), das auf den iederen Plateau’s besonders der Kalksteingebirge zu Tausenden über- 112 L. Buvry: nachtet, zogen dicht über meinem Kopfe der Ebene und den Trink- plätzen zu, so dafs ein Paar auf’s Gerathewohl unter sie abgefeuerte Schüsse meine Jagdtasche fast vollständig füllten. Grofse Schwärme von Enten, die über das Gebirge dem Sebgha Djendelli zueilten, er- füllten mit ihrem Geschrei die Luft. Dem Freunde der Natur bietet der anbrechende Morgen in Algerien, besonders wenn man die von der Civilisation berührten Regionen verlassen hat, eine Fülle Stoff zur Belehrung und Unterhaltung. Wenn schon das hehre Schauspiel des Sonnenaufgangs mit seinem köstlichen unnachahmbaren Farbenspiele, welches den von Gebirgen eingeengten Horizont in ein Flammenmeer zu tauchen scheint, in der Brust des Beschauers das Gefühl von Ehr- furcht, Bewunderung und Entzücken erweckt, so üben aufserdem die Zertheilung des Nachtgewölks, das Aufrollen des Nebels an den Fels- graten, der fast stets sich einstellende starke Thaufall, der Contrast der Beleuchtung der niederen Gegenden auf jede für Naturschönheiten empfängliche Seele einen geheimnifsvollen mächtigen Zauber. Während dieser unsere Sinne bewältigenden majestätischen Erscheinung erwacht nach und nach das organische Leben rings umher. — Die vielgestaltige Thierwelt rüstet sich unter einem tausendstimmigen Concert zu den Werken des Tages, zu ihren Zügen, Flügen und Jagden. Kurz, über- all in der Natur Schönheit, Harmonie, Kraft und Leben. Wer ver- möchte sich da bei dem Gedanken an die schreienden Disharmonien, die uns aus der sogenannten civilisirten Welt entgegenklingen, des Ge- fühles tiefer Wehmuth zu erwehren! Unter solchen Betrachtungen gelangte ich in die Mahder Ebene, welche sich zwischen dem U&d Jakut und Uöd ben Zgaib ausbreitet und von den Haractas bewohnt wird. In einer kleinen Entfernung von der Strafse liegt die Meierei des Herrn Peres, eines der wohlhabend- sten Industriellen der Subdivision. Je weiter man in der Ebene vor- schreitet, einen um so romantischeren Charakter gewinnt die Landschaft. Die bisher noch isolirten Grate im Osten und Westen reihen sich all- mählich zu einer Kette aneinander, deren Abhänge, mit kräftigem Wald- wuchs bestanden, als Vorläufer des Djebel Aures anzusehen sind. Schon die Römer scheinen den Werth dieser Ländereien erkannt zu haben, denn der ganze Weg bis nach Batna hin führt durch die Ueberreste altrömischer Bauten, an Quadersteinen u. s. w. vorüber, die theilweise von einem dichten Pflanzenteppiche in den buntesten Farbenmustern überwuchert sind. Immer erquickender und reizender wurde es ringsum, je mehr ich mich dem Ued ben Zgaib näherte, dessen Gewässer im Südwesten des Djebel Azem sich zu einem Moraste anstauen. Zwi- schen dem letztgenannten Gebirge und dem Sebgha Djendelli, auf dem östlichen Abhange dieses Gebirges, steht ein merkwürdiges Denkmal, F Mittheilungen aus Algerien. 113 - welches Maidgh Azem oder Madracehn genannt wird und wahrschein- _ lich zur Ruhestätte der alten numidischen Könige gedient hat. Bis _ jetzt aber hat man an ihm noch keine hierauf bezügliche Inschrift ent- ‚deckt. Es steht auf einer runden Basis, welche einen Umfang von 544 Fufs und eine Höhe von 16 bis 19 Fuls hat und mit einem Kranze von Säulen geschmückt ist. Dieser Unterbau wird durch einen stark hervorspringenden Karnies von dem Oberbau geschieden. Der letztere ist etwas eingerückt und besteht aus 28 Schichten, die sich pyramida- - lisch erheben. Der Bau milst vom Boden bis zum höchsten Punkte 70 Fufs. Da die Araber in dem Denkmal Schätze vermutheten, haben sie dasselbe auf der Ostseite geöffnet, und man gelangt jetzt auf fünf bis sechs Stufen in das Innere, welches ungefähr einen Raum von 15 Kubikmeter einnimmt und dessen unterer Theil mit Schutt und ‚Steinen überdeckt ist. Oberst Carbuccia liefs, als er das Denkmal be- suchte, an einer Stelle den Schutt wegräumen und fand, dafs der Fufs- boden mit Steinplatten belegt ist. Bald nachdem ich den Flufs passirt hatte, führte mich der Weg in einer Entfernung von 25 Kilometer an einem kleinen Weiler vor- _ über, dessen Häuser, in europäischer Bauart aufgeführt, mich keines- _ wegs ahnen liefsen, dafs derselbe Arabern angehört. Der kleine von Gärten umgebene Ort heifst Um el Asnam, enthält eine Fontaine und gab der Ebene seinen Namen. Er wurde 1848 von einer Handwerker- Compagnie erbaut und enthält vier grofse Pachthöfe. Zu jeder Be- sitzung gehören 75 Hectaren Landes, die, durch Canäle reichlich be- "wässert, einen lohnenden Ertrag an Weizen, Gerste, Mais und Kar- ‚toffeln geben. Einer der Besitzer hat einen sehr schönen Garten, in welchem miehr als 300 Obstbäume und 500 Weinstöcke stehen. “Die Gebirge zu beiden Seiten des Weges, die Djebel Azem und Bu Ariff, ‚dessen Ausläufer Djebel Azeb heilst und den letzten Telegraphen vor ‚Batna trägt, sowie der Teniat el Mzia nehmen an Höhe zu und schlies- sen zuletzt ein grofsartiges Thal ein, durch welches die Strafse nach ‚der Stadt Batna führt und auf deren östlicher Seite der Uöd bel Khaise ‚sich schlängelt. In einer Entfernung von 10 Kilometer von der Stadt ein Aquäduct das Wasser des Flusses über den Weg und speist die-Mühle des Herrn Arnaud, die, massiv gebaut, sich durch ihre ele- | ante Facade auszeichnet. Von hier aus wird die Stralse frequent. Mit Mehlsäcken beladene Esel wurden der Stadt zugetrieben, während eine Reihe von Frachtfuhrwerken in beschleunigtem Schritte die Stadt noch vor der einbrechenden Nacht zu erreichen 'suchte. Vergebens pähete ich nach der Stadt selbst. Ein niederer Kalkhügel, mit einigen Windmühlen besetzt, Col de Batna genannt, welcher nach Fournel bei der hohen Lage der Ebene eine absolute Höhe von 1150 Fufs hat, 2 eitschr.f. allg. Erdk, Neue Folge. Bd. IV 8 114 L. Buvry: entzog sie meinen Augen. Der bisher freie Weg wird nun allmählich von Häusern und Gärten eingefafst, welche dichter und dichter stehen, je mehr man der Stadt sich nähert. Er führt an dem von ‘den Ara- bern bewohnten Theile von Batna und an den Schlachthäusern vor- über, durch das Dorf bis an das Fort. In dem Hötel de France, dem einzigen leidlichen Hötel, nahm ich meine Wohnung. Tags darauf machte ich dem Herrn General Desvaux meine Auf- wartung. Er beseitigte sofort die Schwierigkeiten, die meiner Reise entgegenstanden, und empfahl mich schliefslich dem Herrn Lieutenant Rose, welcher sich auf Urlaub in Batna befand. Herr Lieut. Rose stand früher in preufsischen Diensten, nahm seinen Abschied und trat in die Fremdenlegion. Sein Fleifs und vorzugsweise sein Talent im Auf- nehmen von Gegenden lenkte die Aufmerksamkeit des Kriegsministe- riums auf ihn und erwarb ihm bei vielen Gelegenheiten die ehren- vollste Erwähnung. Wir beschlossen, gemeinschaftlich am 22. Novem- e , } { ber nach Biskra aufzubrechen. Es blieben mir daher einige Tage, die ich hauptsächlich auf a Besichtigung der Stadt und Umgegend verwendete, und da, so viel mir bekannt, über die Stadt Batna noch wenig oder Nichts veröffentlicht worden, so scheint mir eine gedrängte Schilderung derselben hier am rechten Orte. Die Stadt Batna, der Hauptort der dritten militärischen Subdivi- sion der Provinz Constantine und des gleichnamigen Kreises, entwickelte _ sich aus einem militärischen Lager, welches Oberst Herbillon im Jahre 1844 errichtet hatte, um gegen die Angriffe der Chauja gesichert zu sein, die ihn in einer anderen Position zu zwei verschiedenen Malen durch Ueberfälle belästigt hatten. Durch Beschlufs der Nationalver- sammlung vom 12. September 1848 erhielt sie den Namen „Nouvelle Lambese*, der aber mit der Zeit von der europäischen Bevölkerung mit dem alten arabischen Namen „Batena“ oder „Batna“* vertauscht | wurde. Sie liegt im Hintergrunde einer sumpfreichen Ebene, welche in einer Längenausdehnung von anderthalb Stunden bei einer Breite von einer Stunde sich nach Südosten hinzieht und von allen Seiten mit Höhenzügen umgeben ist, als deren hervorragendste Punkte die Djebel Tugurt, Schau, Kasru u. a. sich bemerkbar machen. Batna be- steht aus dem Militairquartier (Camp) oder dem Kerne der Stadt, dem daran sich anschliefsenden „das Dorf“ genannten Theile, dem Araber- und Negerdorfe, und besitzt nach dem amtlichen Census vom 31. De- cember 1853, 179 Häuser, 44 Schuppen und 49 Ställe, im Werthe von 1,078,500 Frances. Die Stadt zählt 1798 Einwohner, unter denen sich 1379 Europäer und 419 Einheimische befinden. Das Militairquartier bildet ein regelmäfsiges Viereck, bedeckt eine Oberfläche von 400 Meter Mittheilungen aus Algerien. 115 _ und mit Courtinen versehenen Mauer umgeben, durch welche sechs _ Phore führen, nämlich: die Porte du Camp, der Guichet de Constan- ine, ‚die Porte de Lamböse, der Guichet de Lambese, der Guichet de Biskra'und die Porte de la prairie oder pepiniere. Es wird von zwei _ bedeutenden Strafsen durchzogen, von denen die eine Rue Bugeaud _ und die andere Rue de la prairie heifst. Die Rue Bugeaud führt an - dem Hötel der Subdivision und an dem Gouvernements-Platz vorüber. Die Rue de la prairie beginnt bei der Porte de la prairie und mündet _ indie Rue Bugeaud ebenfalls auf dem Gouvernements-Platz, welcher - durch das Zusammentreffen dieser Hauptstrafsen zum Sammelpunkte der _ de-France und ihm gegenüber das Cafe der Offiziere. Die Rue Bu- f en zerlegt den Camp in zwei ungleiche Theile, in das Militair- und een In dem ersteren befinden sich die Kavallerie- und In- die Kirche und das Bureau arabe, sowie die Ressource der Offiziere. Das Civilquartier bildet ein Parallelogramm und enthält von hervor- ' ragenden Gebäuden das Hötel der Subdivision, die Residenz des Herrn Generals Desvaux, im arabischen Geschmacke aufgeführt, welches in _ seinem unteren Stockwerke nach der Hauptstrafse eine offene, von zwei - Säulen getragene Halle hat. Aus dieser tritt‘ man in den Hofraum mit'einer auf Säulen gestützten Gallerie, auf welche die Zimmer des oberen Stockwerkes münden. Aulser diesem Gebäude ist das Bain maure auf der Place de la fontaine noch beachtenswerth. In der Nähe des Guichet de Lambese befindet sich der Marktplatz, der von niedri- gen'Gebäuden umgeben ist, in deren unteren Geschossen Araber, Ju- an und Malteser ihre Kaufläden eingerichtet haben. Die Häuser der adt sind sämmtlich im europäischen Geschmack aufgeführt. Das daran sich anschliefsende Dorf hat drei Thore, das Thor von Biskra, das Thor von Setif und das von Constantine. Die größste Stralse des Dorfes ist die Rue de Constantine, ‘welche dasselbe von der Porte de Biskra' bis zu der Porte de Constanfine durchschneidet, und in deren oft ansehnlichen Häusern sich eine Menge von Handwerkern nieder- gelassen hat. Durch das Thor von Constantine und 1500 Fufs von diesem 'entfernt gelangt man zu dem Dorfe der Araber, welches sechs- zehn Häuser zählt, deren gröfster Theil durch europäische Arbeiter hrt wurde. Bei demselben steht auch die grofse und schöne Moschee, welche durch freiwillige Beiträge entstand, abwechselnd als Kirche oder ‘Schule dient und auch von den Tolbas benutzt wird, die hier ihren Cursus machen. Zu dem Dorfe rechnet man ferner das 8* 116 L. Buvıy: Haus des Ssi Ahmed bel Quahdi, Kaid von Batna, dessen Werth man auf 50,000 Frances veranschlagt. Hier findet man ein maurisches Bad, eine Wasserleitung und Stallungen für 40 bis 50 Pferde. Einige Schritte von dem Hause sprudelt die Ain Batna genannte Fontaine, mit welcher eine Trink- und Waschanstalt verbunden ist. Hinter den Häusern liegt eine Menge von Gärten, deren Ertrag wegen der reichlichen Bewässe- rung ein lohnender ist. Das Dorf der Araber ist von dem der Neger durch einen Fonduk getrennt, der ebenfalls durch freiwillige Beisteuer Seitens der einheimischen Bevölkerung erbaut wurde. In Algerien nennt man Fonduk die einheimischen Herbergen, welche entweder vom Staate, auf Kosten einer Gemeinde oder auch, wie namentlich in den gröfseren Städten, von Privatpersonen erbaut sind. Sie bilden viereckige, von Mauern umgebene Gebäude, in deren Hinter- oder Vorderfront sich einige Gastzimmer befinden. Diese zeigen gar kein Mobiliar, da die Araber alle ihre Reisebedürfnisse mit sich führen und jeder Reisende, so weit es eben der Raum gestattet, sich sein Lager für die Nacht auf dem Fufsboden herrichtet. Je nach dem Reichthume des Besitzers be- dient sich derselbe einer Matratze oder einiger wollener Decken; ge- wöhnlich hüllt er sich in seinen Burnus und den Kopf auf seinen Reise- sack gestützt verfällt er, von der Anstrengung der Reise erschöpft, bald in einen festen Schlaf. Zu beneiden ist freilich der Reisende nicht, der genöthigt ist, in einem Fonduk die Nacht zuzubringen, denn nur orientalische Naturen können einer solchen Fülle von Ungeziefer gegen- über ihre Gemüthsruhe bewahren. Der von Mauern umschlossene Hof- raum ist unbedeckt und an reihenweise gespannten Stricken werden von den Arabern die Pferde, Maulthiere, Esel und Kameele, nachdem deren Vorderfülse vorher zusammengeknebelt worden, befestigt. Bei den grölseren Fonduks bildet das Gebäude die Facade und hat dann eine offene Halle, in welcher die arabischen Kaufleute in der Mitte Ä ihrer Waaren die Nacht zubringen. Der in Rede stehende Fonduk gewährt Raum für 40 Saumthiere. Die Gastzimmer liegen zur Rech- ten und Linken des Thores; eines derselben hat die Regierung für die einheimische Gesundheitspflege reservirt und alle Morgen um 8 Uhr empfängt hier der mit derselben betraute Beamte die Besuche der lei- denden Araber. Das Negerdorf ist ziemlich unbedeutend und enthält meist nur Häuser, deren Wände aus Ziegeln aufgeführt sind, welche aus Erde geknetet und an der Luft getrocknet werden. Die Dächer sind mit einer halb Rohr, halb Halfa ähnlichen Grasart (Arundo festucoides), von den Einheimischen Dis genannt, gedeckt. Aus der Ferne betrachtet bietet die Stadt in ihrem Gesammteha- rakter ein recht freundliches Bild, wozu die stattlichen Häuser, die zn ee En Er En Tr Te Mittheilungen aus Algerien. 117 _ breiten Strafsen sich aneinanderreihen, nicht wenig beitragen. Dieser günstige Eindruck wird noch durch die Fruchtbarkeit der die Stadt N umgebenden Ländereien, die sich auf 8700 Hectaren belaufen, gestei- gert. Von den Europäern sowohl wie von den Arabern wird de An- \ bau des Weizens am stärksten betrieben. Nach den statistischen Be- _ riehten des Kriegsministeriums lieferten 2 Hectoliter Aussaat einen mitt- _ leren Ertrag von 26 Hectoliter, von der Gerste 22 Hectol. aber sogar i 37 Hectol. Man sollte nun glauben, dafs eine derartige Productions- _ fähigkeit des Bodens ein mächtiges Agens für die in diesen Gegenden _ sich entfaltende Colonisation sein müsse. Dem ist jedoch nicht so, denn nach den eben genannten Quellen sind erst im Ganten 67 Hec- _ taren Landes regelrecht angebaut. Dies mag wohl darin seinen Grund "haben, dafs die Fruchtbarkeit der um Batna belegenen Ländereien sehr _ verschieden ist und dafs es namentlich in diesen Gegenden nur die in von Bächen durchschnittenen Niederungen sind, welche sich zur Colo- A nisation eignen. Ei Was dem landschaftlichen Charakter der Umgegend von Batna einen besonders freundlichen Ausdruck verleiht, sind die starken Wald- Bestände, welche überall die Höhen und Abhänge der Gebirge bedecken _ und an vielen Stellen sogar in die Hochebene übertreten. Während die unteren Gehänge sehr licht und nur mit niederen Büschen bedeckt “ sind, erlangen die Bäume in den wasserreichen Schluchten Dimensio- nen, welche den europäischen Riesen würdig zur Seite stehen. Die Baumarten wechseln jedoch mit den verschiedenen Localitäten, den Höhegraden und den Gebirgsformationen. Während die Terrassen des -_Djebel Tugurt bei Batna vorherrschend Quercus ballota tragen und neben diesen Juniperus occicedrus und macrocarpa nebst Rubus fruti- cosus im freundlichen Wechsel erscheinen, auch Morus nigra und Saliz pedicellata in den Schluchten nicht zu den seltenen Erscheinungen ge- ‚hören, bedecken ausgedehnte Waldungen der Cedrus argentea und Ce- drus viridis die hohen Felsrücken. Wenn schon die trotzige Schönheit ‚dieses Königs der algerischen Wälder, dessen Stamm bei 80—120 Fuls Höhe an der Erde bisweilen einen Umfang von 24—30 Fufs erreicht, den Reisenden mit Bewunderung erfüllt, so knüpft sich auch ein histo- risches Interesse an diesen Baum und hat ihm mit Recht das Attribut 3 „berühmten Baumes“ verschafft. In hochgelegenen Gegenden, aulserordentlich und bildet zusammenhängende Waldungen, die an ein- elnen Punkten des Aures-Gebirges, z. B. in dem Gebiete der Uled r se Distriete bedecken. Mit der regelrechten Ausbeutung einiger dieser Waldungen ist die Regierung vorgeschritten und hat auch aulser- 118 L. Buvry: dem an Privat- Gesellschaften Concessionen ertheilt. Der Preis des . Cedernholzes stellt sich für die Bauhölzer auf 6—10 Franes pro Kubik- meter und für das Brennholz auf 50—80 Centimes pro Stere. Die zu Batna gehörigen Waldungen nehmen einen Flächenraum von 13,500 Hectaren ein. uE Was nun die klimatischen Verhältnisse dieser Gegend anbelangt so geben darüber die Beobachtungen, welche kenntnifsreiche Meteoro- logen im Hospital zu Batna während des Jahres 1853 angestellt haben, einigermalsen Aufschlufs. Während die mittlere Temperatur der Küste 18 — 20° Reaumur beträgt, stellt sich dieselbe ungeachtet der ziem- lich hohen Bage der Stadt (eirca 3000 Fuls) hier auf 13,6°, für den 1 Winter auf 5,8°, für den Sommer auf 22,8%. Diesen Angaben zufolge würde das Klima von Batna dem von Madrid einerseits und dem des nordwestlichen Toskana andererseits sehr nahe stehen. Im Allgemeinen ergaben die mit dem Haar-Hygrometer angestellten Versuche im Ver- gleich mit denen, die man gleichzeitig zu Paris machte, eine auffallende Aehnlichkeit der Temperatur, nur mit dem einzigen Unterschiede, dafs die Luft in Batna während der heilsen Jahreszeit bedeutend trockener ist. Die Regenmenge dieses Jahres belief sich auf 505 Millim. 'Wäh- rend die klimatischen Verhältnisse der Küste denen des südlichen Spa- niens sehr nahe stehen, ändern sich dieselben in dem Innern Algeriens mit der Erhebung des Bodens. Vergleicht man nun die Temperatur der Stadt Batna mit der der Küste, so findet man eine Abnahme von 1° auf je 792 Fufs, und indem man dieselbe mit der von Biskra zu- sammenstellt, im Durchschnitt eine Verminderung von 1° auf 411 Fuls. Namentlich die letzte Beobachtung zeigt, dafs auch hier wie auf ande- ren Hochebenen dieselben Verhältnisse in der Abnahme der Tempera- tur statthaben. Obwohl nach dieser Uebersicht das Klima der Stadt als ein für den Europäer zuträgliches erscheint, so ersieht man doch aus den statistischen Berichten der Jahre 18593 und 1854, dafs die Sterblichkeit einen ziemlich hohen Grad erreicht und keineswegs mit der Zahl der Geburten im Einklange steht. Der Grund dieser auf- fallenden Erscheinung liegt wohl hauptsächlich in der ungesunden Lage der Stadt inmitten einer sumpfreichen, von hohen Gebirgen eingeschlos- senen Ebene. Besonders im Frühjahr und Sommer, in welchen Jahres- zeiten bekanntlich die nördlichen Winde vorherrschend sind, verhindern die im Norden der Stadt aufsteigenden Gebirge die heilsame Reinigung der Luft. Zugegeben, dafs Wasser bei allen Ansiedelungen als eine sichere Gewähr einer erspriefslichen Zukunft anzusehen ist, so scheint man doch bei der Anlage von Batna in Bezug hierauf unvorsichtig ge- wesen zu sein. Die Römer gründeten bekanntlich in nächster Nähe die so mächtige und, wie man aus den imposanten Ueberresten ersieht, a is Mittheilungen aus Algerien. 119 ? \ ‚ auch blühende Colonie Lambaesis !). An dieser Stelle hätte Batna gewils in vielfacher Beziehung günstigere Chancen für ein rasches Ge- deihen gefunden. In neuester Zeit hat denn auch, wie ich höre, die Regierung viel für die Trockenlegung der Ebene gethan, und es hat sich auch hier die erfreuliche Thatsache herausgestellt, dafs in dem Malse, wie der Anbau des Bodens fortschreitet, die Sterblichkeit von Jahr zu Jahr abnimmt. "Wenn nun nach der eben gegebenen Schilderung für den Touristen - die Stadt Batna in dieser weiten Einöde als ein kleines El Dorado er- - scheint, so betrachtet, doch allem Anscheine nach die gröfste Zahl der Besucher dieselbe nur als eine Ruhestation, um von hier aus die Weiter- reise in die südlichen Gegenden vorzubereiten. Für die Meisten mag aber. die Besichtigung des weiten Ruinenfeldes von Lambaesis das An- - ziehendste und Verlockendste für einen längeren Aufenthalt sein. Nachdem ich der Besichtigung der Stadt einige Tage gewidmet, verliefs ich eines Morgens Batna durch die Porte de Lamb£se, um der südöstlich in einer Entfernung von 10 Kilom. gelegenen Colonie Lam- bese einen Besuch abzustatten. Die trefflich unterhaltene Landstrafse, vielleicht die beste der ganzen Provinz, führt zuerst durch den niede- _ ren Theil der Ebene, die mit Getreidefeldern bedeckt ist und deren Einförmigkeit durch einige Colonistenhäuser und durch das um die - Smalah der Spahis herrschende geschäftige Treiben auf eine anmuthige Weise unterbrochen wird. Schon in sehr geringer Entfernung von der - Stadt hört das europäische Ackerbausystem auf. Der Araber bebaut die Felder, indem er in seiner angeborenen Sorglosigkeit jedes sich am - Boden darbietende Hindernifs mit seinen einfachen Ackerwerkzeugen umgeht. Hier stand die Gerste schon lichter, auch erreichten die Halme - nicht ‚die Höhe, wie die auf den Colonistenfeldern. Die Uled Schelih, welche im Sommer auf den umliegenden Gebirgen wohnen, im Herbst aber die Ebene bebauen und nach den Vorschriften der Regierung, _ damit das Eigenthum der Colonisten nicht von den weidenden Vieh- heerden beschädigt werde, ihre Duare an dem Fulse der Gebirge auf- ‚schlagen, sind Eigenthümer dieser Getreidefelder. Aufser ihnen zählen ‚zu dem Kaidat von Batna noch neun andere Stämme, die zusammen 34,474 Köpfe stark sind. Sie wählen. ihre Wohnplätze in den Lände- reien, die im Norden die Salzseen Tinsilt und Mezuri oder das Gebiet der Segnia berühren, im Süden an das Kaidat von Uthaja grenzen, | 2) Man. hat als ursprüngliche Form des Namens früher entweder Lambaesa (aus dem griechischen Aa,ıaıoa), Lambesa oder auch Lambasa angegeben, jedoch eine genauere Prüfung und Vergleichung der aufgefundenen Inschriften, hat auf die wahr- scheinlich richtigere Schreibart Lambaesis geführt. Vergl. Renier, Archive des mis- 5 scientifiques et litteraires. 1851. 120 L. Buyıy: im Westen die Uled Sulthan zu Nachbarn haben und im Osten bis | jenseits des Sebgha Tarf an die Ausläufer des Aures reichen. Ihrer Abstammung nach sind sie zum grölsten Theile Schauja, doch finden sich auch unter ihnen Araber, die kleine religiöse Abtheilungen bilden. Sie betreiben Ackerbau und Viehzucht und besitzen auf ihrem Gebiete vier grölsere Moscheen. Die Strafse nach Lamb£se ist mit Obstbäumen eingefafst und ver- läfst in einer Entfernung von 4 Kilom., indem sie fast ein Knie bildet, den niederen Theil der Ebene. In sanfter Ansteigung nähert sie sich nun dem Gebirge und führt auf der Hälfte Weges an einer Schenke vorüber. Da es nicht mehr zu früh am Tage war, zog ich es vor, meinen Weg fortzusetzen, ohne mir die an sich schon karg zugemesse- nen kühlen Morgenstunden durch einen unnötbigen Aufenthalt zu schmä- lern. In geringer Entfernung von der Schenke mulste ich zwei Brücken passiren, die über zwei jetzt trockene Flufsbetten geschlagen sind. Im Winter ergiefsen sich in dieselben mehrere kleine Quellen und so ver- stärkt bilden sie endlich durch ihren Zusammenflufs den Uöd bel Khaise. Die ziemlich starke Frequenz der Strafse, welche durch eine regelmäfsige Omnibusverbindung erhöht wird, hatte viel dazu beigetragen, mir den Weg zu verkürzen, und ich war daher nicht wenig überrascht, als ich auf einer kleinen Anhöhe, zur linken Hand über die Felder hinweg, ein grolsartiges Gebäude erblickte, dessen gelbbrauner Grundton in dem hellen Sonnenlichte fast goldig erschien. Es war das Praetorium, die erste der imposanten Ruinen, welche von hier ab ein Gebiet von 7800 Fufs Länge und 5400 Fufs Breite bedecken, die letzten beredten Zeu- gen des Glanzes und der Gröfse der ehemaligen Hauptstadt Numidiens, Lambaesis. Während ich mich in die Erinnerungen an die in Trüm- mern vor mir liegende Vergangenheit vertiefte und meiner Phantasie es überliefs, die untergegangene Welt in lebendigen Gestalten und Far- ben wieder hervorzuzaubern und auszumalen — diese Welt, die einst der Sitz der Künste und Wissenschaften war, die Wiege Jugurtha’s und Masinissa’s, — während ich mich so der Gegenwart ganz entrückt fühlte, hatte mein Pferd, unbekümmert um jene längst vergangenen Zeiten, seinen Weg fortgesetzt, und als meine Blicke nun wieder der Stralse sich zuwandten, war eine neue Ueberraschung mir vorbehalten. Am Ende der von schönen Gärten eingefalsten Allee glaubte ich eine Stadt zu erblicken. Deutlich sah ich vor mir das Stadtthor, zu dessen Seiten Wachtposten sich befanden. Ich freute mich schon darüber, a KERZ a de ee A EEE dafs das französische Genie so thatkräftig den Gedanken der Römer erfafst und mit so vieler Consequenz durchgeführt hatte. Meine Ein- bildungskraft liefs mich durch die festen Umfangsmauern hindurch das hinter ihnen waltende Leben erblicken. Mir war es, als ob die Adler EEE ER Mittheilungen aus Algerien. 121 Frankreichs, die Erben jener uralten Weltbeherrscherin, ihre Flügel _ über die Denkmäler untergegangener kriegerischer Gröfse ausgebreitet hätten. Von Waffen strotzende Arsenale, Wohnungen kriegsgeübter Truppen, weitgedehnte Stallungen voll von Pferden, die im raschen Siegeslauf die Tricolore bis in’s Herz der Wüste trügen, dahinter das im Lande des heiligen Augustin neu und für immer aufgerichtete Kreuz; _ endlich an diese Insignien militärischer Gröfse und kirchlichen segens- reichen Fortschrittes sich anknüpfend ein buntes Gewirr halb europäi- schen, halb afrikanischen Lebens: das waren die Gestalten und Bilder, die vor meinem geistigen Auge auftauchten. — Unter solchen Phan- tasien langte ich vor dem Thore an. Aber so kühn der Aufschwung meiner Ideen gewesen war, eben so schmerzlich war die Enttäuschung, welche die Wirklichkeit ihnen bereitete. Es zeigten sich mir in nackter _ Traurigkeit die Mauern und Gitter eines Zellengefängnisses. Das Zellengefängnils von Lambese wendet seine ganze vierstöckige Facade der Strafse zu, ist in Kreuzesform erbaut und steht in der Mitte eines länglich viereckigen, von hohen und starken Mauern um- gebenen Platzes. Von dem Haupthore führt in gerader Richtung eine Stralse auf das Gebäude des Zellengefängnisses. Gebildet wird dieselbe _ auf der rechten Seite durch das ehemalige Verwaltungsgebäude zunächst des Thores, durch eine Mauer, welche drei Höfe begrenzt, die durch das Ressourcengebäude der Offiziere, Magazine, die früheren Wohnun- gen der politischen Gefangenen von 1852 und das Waschhaus einge- _ schlossen werden. Die Ecke der Strafse am Zellengefängnisse wird - von einem stattlichen Hause gebildet, worin der Geistliche, die barm- _ herzigen Schwestern, der Rechnungsführer und die wachthabenden Unteroffiziere wohnen. Die linke Strafsenfront besteht, wenn man von _ demselben Punkte ausgeht, aus dem bis jetzt noch nicht vollendeten _ Hospital, aus einer gleichen Mauer, welche ebenfalls drei Höfe ein- schliefst, mit der Wache, der Küche der politischen Gefangenen und den Ingenieurwerkstätten. Das Eekhaus, dem gegenüberliegenden an Gröfse und Eleganz nicht nachgebend, wird von dem Commandanten des Platzes bewohnt. Dieser Häusercomplex soll in neuerer Zeit durch eine Quermauer in sich selbst abgegrenzt sein. Die beiden ungleichen hinteren Höfe werden rechts durch die Post, die Gensdarmeriestallun- gen und die Kirche, links durch eine im Bau begriffene Kaserne ge- det. Für Fremde gewährt es einen überraschenden Anblick und nicht geringes Interesse, an vielen Stellen dieser Gebäude Inschriften nd Ueberreste von Statuen aus der altrömischen Zeit eingemauert zu - Gehen wir zu dem Hauptgebäude selbst über, so finden wir die nnere Einrichtung fast in allen Stücken derjenigen gleich, welche bei 122 L. Buvry: uns die gewöhnliche ist. Die Gallerien und Treppen sind von Eisen und laufen in der ersten Etage zusammen; auf diesem Punkte steht die Schildwache. Die Zellen sind ziemlich geräumig und hell. In der Küche und Bäckerei herrscht eine musterhafte Reinlichkeit. Das Zellen- gefängnils ist das einzige Gebäude, welches das Genie -Corps in der Provinz für die Gerechtigkeitspflege erbaut hat; es wurde ursprünglich für 400 Gefangene eingerichtet und kann mit Einschlufs der Verwal- tungsbeamten 600 Personen fassen. Die Herstellungskosten beliefen sich auf 1,705,000 Frances. Hier wurden im Jahre 1852 die politischen Gefangenen, die sich bis dahin provisorisch in Bona befanden, unter- gebracht. Die Gesammtzahl derselben beläuft sich heute auf 123, von denen 84 vom Jahre 1848 und 39 vom Jahre 1852 herstammen, Die Isolirhaft findet auf sie keine Anwendung; es steht vielmehr in ihrem Belieben, sich gegen einen Tagelohn bei dem noch nicht beendigten Bau der Nebengebäude beschäftigen zu lassen. Ihre Behandlung ist, wie ich mich bei einer späteren längeren Anwesenheit überzeugte, eine sehr humane. Bei Gelegenheit der Geburt des Kaisersohnes wurde ein Theil derselben begnadigt. Aufser den politischen Gefangenen sind noch 274 Verbrecher hier in Haft, die aber bis jetzt noch nicht von Staatswegen zu gemeinnützigen Arbeiten verwendet werden. Es steht ihnen jedoch ebenfalls frei, als Tagelöhner bei den Bauten zu arbeiten, Eine kleine Zahl derselben, z. B. Schuhmacher, Klempner, Drechsler, Tischler, Metalldreher u. s. w. hat ihr früheres Gewerbe wieder aufge- nommen, während einige wenige sich auf die Anfertigung von Industrie- Artikeln gelegt haben. Ihre Erzeugnisse, zierliche Stroh- und Perl- Arbeiten, sowie mannichfaltige Schnitzwerke auf Straufseneiern und Fruchtsteinen sind zur Ansicht des Publikums in der unter der Ro- tunde belegenen Kirche ausgestellt. Ab und zu kaufen durchreisende Fremde von diesen Gegenständen, deren Ertrag zur Hälfte den Ge- fangenen zur Beschaffung von Lebensbedürfnissen ausgezahlt wird, wäh- rend man den Rest bis zu ihrem Austritte aus der Anstalt zurücklegt. Zur Bewachung dieser ziemlich ausgedehnten Anstalten ist eine Be- satzung von 150 Soldaten nach Lambese gelegt. | Ursprünglich beabsichtigte die Regierung diese Strafanstalt mit einer Colonie zu verbinden und theilte daher derselben ein Areal von 1500 bis 1800 Hectaren Landes zu. Dieser Plan ist jedoch. bis jetzt, einige schwache Versuche abgerechnet, noch nicht zur Ausführung ge- kommen. Hinter der Anstalt liegt das gleichnamige Dorf, welches meist aus niederen Häusern besteht, deren gröfster Theil zu Cafes, Tabackshand- lungen, Krämergeschäften und anderen Gewerben benutzt wird. Die durch dasselbe führende Strafse ist ungepflastert und bei eintretendem # .. Regenwetter kaum zu passiren. Eine rühmliche Erwähnung verdient hier das: Grundstück des Genies, welches mit seinem von Weiden ein- gefalsten Garten einen annähernden Begriff giebt, welche grofse Vor- theile die Regierung bei einer zeitgemälsen kräftigen Unterstützung aus den umliegenden Ländereien ziehen könnte. Auch hier erblickt man an den Wänden des Gebäudes aufgefundene römische Inschriften, so- wie am Eingange des wohlgepflegten Gartens zwei Begräbnifstafeln. Auf der anderen Seite der Strafse liegen mehrere provisorische Ge- bäude, die einigen Offizieren zur Wohnung dienen und deren eines das Bureau de la place enthält, nebst einem den Offizieren gehörigen Garten. "Wie sich aus dieser Darstellung der sogenannten Strafcolonie Lam- bese ergiebt, steht dieselbe auf einer sehr niederen Stufe der Entwick- lung und verdient keineswegs den Namen einer Colonie. Ich zweifle nicht daran, dafs Lambese, bei seinem im Allgemeinen für Europäer zuträglichen Klima, dem aufserordentlichen Holzreichthum, welchen die umliegenden Wälder darbieten, der Fruchtbarkeit der Hochebene, auf welcher es liegt, sowie der jetzt vollständig hergestellten Verbindung mit der Stadt Constantine, bald eine gröfsere Bedeutung als Batna selbst erlangen würde. Jedoch lastet auf Lambese etwas Unheimliches, das jeden Niederlassungsversuch im Keime erstickt; es ist der Zustand des Provisoriums, oder, besser gesagt, die Unentschlossenheit der Regie- rung, die es bis heute nicht hat einsehen wollen, dafs neben einem Zellengefängnisse auch eine ackerbautreibende Colonie bestehen könnte, | und dafs Lamb&se heute auf einer anderen Stufe stehen würde, wenn es den Bewohnern vergönnt wäre, Grundbesitz zu erwerben! " Das neue Lambese steht mitten unter den Trümmern er alten | römischen Stadt Lambaesis, welche im Jahre 1844, als der Herzog | von Aumale von Constantine aus in das Aures-Gebirge vordrang, den _ Dijebel Belesmah besetzte und am 4. März Biskra im Namen des Kö- nigs in Besitz nahm, durch den Commandanten de la Mare aufgefun- den wurde. Ein besonderes Verdienst um die Erhaltung einer beträcht- lichen Anzahl von Alterthümern, sowie um deren Ausgrabung erwarb - sich der spätere Ober-Commandeur von Batna, der Oberst Carbuceia, _ der hierzu das zweite Regiment der Fremdenlegion verwandte. Die alte Stadt bildete ein Oblongum, dessen vier Ecken mit Thürmen be- _ setzt waren und dessen schmale Seiten, im Westen und Osten fast bis _ an die Gebirge reichend, durch zwei Flufsbetten begrenzt wurden. Die Längenseiten zogen sich in der grünen Thalebene hin, welche, auf drei Seiten von Ausläufern des Aures-Gebirges eingefalst, nur nach Nord- _Nord-Westen hin über die heutige Ebene von Batna eine freie Aussicht verstattet. ‘Von den mit dichten Waldungen bedeckten Höhen führten Mittheilungen aus Algerien. 123 124 L. Buvry: einige Quellen ihr Wasser theils in freiem Laufe, theils durch Aquä- ducte der Stadt zu. Heute giebt es deren nur noch zwei, die Ain Tarzul und die Ain Aksur, welche beide sehr gutes Trinkwasser ent- halten. Welchen entzückenden Anblick diese grofse Stadt zur Zeit ihrer Blüthe aber gewährt haben mufs, läfst sich noch heute an der grofsen Zahl ansehnlicher Trümmer ermessen, die aus dem mehr als tausendjährigen Schutte emporragen. Während zu den Zeiten der glorreichen römischen Weltherrschaft die fruchtbaren Gefilde Numidiens und Mauretaniens mit bedeutenden Städten und Kastellen reichlich bedeckt waren, deren Spuren sich bis tief in die Wüste verfolgen lassen, hat auch mit der Vernichtung der- selben der Verfall dieser herrlichen Provinzen angefangen. Mit dem Einfall der Vandalen begann derselbe, durch die spätere Eroberung der Mohammedaner wurde er vollendet, und die folgende Herrschaft der Osmanen war auch nicht geeignet, die vorwaltenden barbarischen Zustände zu mildern. Diesem Wechsel der Herrscher und den damit verbundenen Kriegen schreiben es die Alterthumsforscher zu, dafs die spärlichen Ueberreste jener Glanzperiode sich heute unseren Augen in einem so hohen Grade der Verwüstung darstellen. Es gehörte Seitens der Zerstörer nicht allein die raffinirteste Berechnung, sondern auch ein grofser Aufwand von Kräften dazu, diese colossalen Bauwerke, welche in ihren Ruinen noch heute die Bewunderung der civilisirten Welt erregen, auf eine solche Weise zu verunstalten. Die wenigen Denkmäler, welche Menschenhände nicht zerstörten und die dem Zahne der Zeit trotzten, sind, soweit es anging, von den jetzigen Besitzern des Landes vor ihrem weiteren Verfalle und gänzlichen Untergange bewahrt worden. Eine Menge werthvoller Statuen, Sarkophage und anderer Kunstgegenstände wird in den Museen von Paris und Algier aufbewahrt, während freilich auch ein nicht unbeträchtlicher Theil auf eine unbegreifliche Weise in den Privatbesitz übergegangen ist. Unter den noch vorhandenen Ueberresten ist die das Praetorium oder der Siegestempel genannte Ruine der bedeutendste und am besten erhaltene. Das Gebäude lag auf der Nordseite nahe dem alten Stadt- walle und mifst heute noch 48 Fufs Höhe. Das Bauwerk, wie es sich mir darstellte, bildet ein Parallelogramm, dessen breite Seiten 109 Fufs und dessen Vorder- und Hinterfront 85 Fufs messen. Es ist aus Quader- steinen ausgeführt, hat nur eine Etage ohne Dach, und besteht aus durchschnittlich 3 Fufs starken Mauern. Die breiten Seiten haben vier Thüren, die aber in unregelmäfsiger Entfernung von einander ange- bracht sind. Vor der Südseite desselben, die ganz besonders reich an Reliefs ist und die nur drei Thüren hat, stehen zwei Säulen in einer Höhe von ungefähr 40 Fufls, die wahrscheinlich einer Vorhalle ange- Mittheilungen aus Algerien. 125 ‚hörten. , Die Fagaden sind vielfach mit Wandpfeilern und Säulen im korinthischen Styl geziert. Die Schlufssteine der Bogen über den Haupt- thoren zeigen in Relief die Siegesgöttin mit der Palme. Das Fronti- spice trug eine Inschrift, von der man aber jetzt nur noch die folgen- den Worte erkennt: IMP. M. AVRELIVS. PR. PROCON. AVGVSTA. PROVIN. Ueber die ursprüngliche Bestimmung dieses Gebäudes hat man mannichfache Muthmafsungen aufgestellt. Meiner Ansicht nach möchte es vielleicht zu einer Basilika für die öffentliche Rechtspflege bestimmt gewesen sein. Wahrscheinlich begann man mit dem Bau unter dem Kaiser Marcus Aurelius Severus, doch ist derselbe niemals beendigt worden. Das Innere zeigt nur noch die vier nackten Wände. Was sonst darin vorhanden gewesen sein mochte, ist durch eine Feuersbrunst zerstört worden, die so heftig war, dafs sie an einzelnen Stellen die Steine ausgehöhlt und geschwärzt hat. In neuerer Zeit hat man auf Anregung des Genie-Capitains Toussaint den inneren freien Raum des Praetorium dazu benutzt, die in Lambaesis und den Umgebungen auf- gefundenen Alterthümer aufzustellen. Ob diese Aufstellungsmethode unter freiem Himmel eine glückliche zu nennen sei, überlasse ich dem Urtheile der Sachverständigen zur Entscheidung; ich meinerseits be- zweifle es, da Marmor sehr den Einflüssen der Witterung unterliegt. Dieses kleine archäologische Museum enthält sehr schätzenswerthe : Kunstgegenstände: eine Statue des Jupiter, eine des Aesculap von 6 Fufs Höhe, bis auf den rechten Arm wohlerhalten; die der Hygiea, ‚welche des Kopfes beraubt und deren rechter Arm von einer Schlange umwunden ist; viele Büsten von römischen Kaisern und Kaiserinnen, ‘Sarkophage und eine Menge von werthvollen Inschriften, sämmtlich in weilsem Marmor ausgeführt. Unter dem Anschauen aller dieser Kunst-Reliquien war der Tag schnell vergangen, und da die Sonne bereits sich ihrem Untergange _ zuneigte, mufste ich mich beeilen, die Stadt Batna auf dem schon ge- - schilderten Wege wieder zu erreichen. Um jedoch in meiner Schilde- _ zung der Stadt Lambaesis keine Lücke eintreten zu lassen, werde ich "hier das nachholen, was ich bei meinem dreimonatlichen Aufenthalt an _ diesem Orte im: Jahre 1856 erfahren und gesehen habe, ehe ich nach anderthalbjähriger Abwesenheit in mein Vaterland zurückkehrte. ‚In geringer Entfernung vom Praetorium und zwar in südlicher tung sieht der Reisende, wenn er mit Mühe über die Unebenheiten des Bodens hinweggelangt ist und sich durch den dichten Graswuchs, _ der vielfach mit Disteln untermischt ist, hindurchgearbeitet hat, eine 126 L. Buvry: Reihe unterirdischer Gemächer, die in langen Gängen unter der Erde sich hinziehen. Die Sage erbliekt in ihnen die Kerker, in welchen die verfolgten Christen bis zu ihrem qualvollen Tode gefangen ‘gehalten wurden. Während meines Aufenthalts in Lambese entdeckten‘ einige Arbeiter, als sie zu dem Bau des Zellengefängnisses nach Werkstücken suchten und deshalb einen Graben zogen, in der Nähe dieser Keller und südöstlich vom Praetorium ein Denkmal aus Sandstein, welches umgestürzt dalag. Es hat die Gestalt eines Altars im römischen Cha- rakter von ungefähr 12 Fufs Höhe und ist so merkwürdig erhalten, als ob es eben aus der Hand des Künstlers hervorgegangen wäre. Dasselbe zeigt eine vollständig unversehrte Inschrift, welche den Fries bedeckt. Sie ist bisher noch nicht veröffentlicht worden und lautet: IMP . CAESARI T. AELIO . HADRIANO ANTONINO . AVG.. PIO PONTIFICI. MAXIMO TRIB. POTEST.XV.COS.IV.P.P DEDICANTE M.VALERIO.. ETRVSCO LEG. AVG.PR.PR L . SEMPRONIVS INGENVVS PRIMIPILARIS. MW Wenn wir uns bei der fortgesetzten Besichtigung der antiken Ueber- reste wenige Schritte von hier ostwärts wenden, so dafs wir fast mit der nördlichen Umfassungsmauer des Zellengefängnisses in grader Linie stehen, so kommen wir zu einem unscheinbaren Blockhaus, dessen Thür uns durch den Pförtner des Etablissements geöffnet wird. Es birgt, so unansehnlich seine Hülle dem Fremden auch erscheinen mag, den aus farbigen Mosaiksteinen zusamnıengesetzten Fulsboden eines Gemaches, welcher in graeiöser Zeichnung und frischem Farbenausdrucke eine alle- gorische Darstellung der vier Jahreszeiten darbietet. Dieses Mosaik- gemälde ist wohl das grölste und besterhaltene derartige Kunstwerk in Algerien. Wenn auch die bisher hier angeführten, auf unsere "Zeit herübergekommenen Zeugen des ehemaligen Glanzes von Lambaesis genügen, die Bildung seiner ehemaligen Bewohner darzuthun, so .be- weist der fast in der Mitte der alten Stadt, ungefähr 300 Schritte süd- westlich von dem Praetorium gelegene Circus, dafs dieselbe auch ziem- lich stark bevölkert war, und dafs hier ebenso wie im Mutterlande Kampf und Wettspiele in aller Pracht gefeiert wurden. Obwohl heut zu Tage der Circus von aulsen sich nur noch als ein runder Schutt- Mittheilungen aus Algerien. 127 ‘haufen’ kundgiebt, so zeigt seine innere Einrichtung doch die getreue Nachbildung der römischen Amphitheater. Der innere freie Raum, zu dem vier Thore führen, und deren eines im Osten sich noch in ziem- lich gutem Stande befindet, war im Kreise amphitheatralisch von den 'Zuschauersitzen eingefalst und mit Steinplatten belegt. Der Circus ge- währte Raum für ungefähr 10,000 Personen und hat 329 Fufs im Durchmesser. "In der Nähe des Circus und im Osten stand das Theater, wäh- rend im Westen die dieken Mauern eines christlichen Tempels aus Ge- ‚sträuchen und hohem Grase emporragen. "* An die öffentlichen Gebäude reiht sich im Westen ein Tempel, welcher ungeachtet der Spuren schrecklicher Verwüstung in dem noch Norhandenen zeigt, wie die Römer bemüht waren, ihren den Staats- ‘oder Religionszwecken bestimmten Gebäuden eine ewige Dauer zu ver- leihen. In der prachtvollen Herstellung solcher Tempel wetteiferte die Colonie mit dem Mutterlande. Derartige Prachtwerke, theils der Gottes- ‚verehrung gewidmet, theils zur Verherrlichung der Kaiser errichtet, sind in Numidien und Mauretanien nicht selten und finden sich selbst in den entferntesten Gegenden, wohin das Material nur mit ungeheuren ‚Beschwerlichkeiten zu schaffen war. Sie geben ein ruhmvolles Zeug- mil’ für die Energie und die Civilisation dieses Volkes. Von dem in _ Rede stehenden Tempel ist leider nur noch der Grundrils zu erkennen, _ und dieser bildet fast ein Quadrat. Im Ost-Süd-Osten erheben sich vier dorische Säulen in einer Höhe von 12 Fufs mit einem theilweise _ schon 'geborstenen Friese aus dem Schutte. Sie trugen wahrscheinlich _ das Frontispice des Tempels, zu dem man durch einen Porticus ge- _ langte.. Die an dem Fries noch deutlich sichtbare Inschrift lautet: u AESCVLAPIO ET SALVTI. © IMP. CAES. M. AVRELIVS ANTONINVS AVG. PONT. "MAX. ET IMP. CAESAR. M. AVRELIVS VERVS AVGVSTVS. Das Material, welches zu dem Tempel verwendet wurde, besteht _ "aus dichtem Kalksteine, der bekanntlich in den verschiedensten Farben pielt und bei dem Bau derartig vertheilt wurde, dafs seine Schatti- liehen. 'Nachgrabungen an dieser Stelle haben die Statuen des Aes- sulap und der Hygiea, ein Mosaik und eine Marmortreppe zu Tage gefördert, doch liegt noch das ganze Fundament im Schutte begraben, er gewils noch manche Kunstschätze birgt. Nicht leicht hätten die ömer eine passendere Lage für diesen Tempel finden können, denn ? stand in dem höchsten Theile der alten Stadt, und von seinem Por- us aus erquickte den Besucher eine malerische Fernsicht auf das 128 L. Buyıy: Gebirge, sowie über einen Theil der Stadt, die reich an hervorragenden Bauten war, unter denen ich nur das Capitol, den Tempel der Minerva und die prächtigen Triumphbogen oder Thore hervorhebe. Wohl bezeichnet in dem alten Lambaesis eine von Trümmern ein- gefalste Stralse, welche an dem Circus vorüberführte, die Existenz der Privatgebäude, doch hat sich keines derselben bis auf unsere Tage er- halten. Nach den Berichten der alten Schriftsteller war Algerien eine der Kornkammern Roms, mithin war die Hauptbeschäftigung der Bewohner der Ackerbau; wo aber, wie in Lambaesis, ein fruchtbares Erdreich und ein wohlthuendes Klima sich verbanden, wo aufserdem durch den steten Verkehr mit der Küste und dem Innern der Handel und die Industrie einen gleichmälsigen regen Schritt hielten, ist es fast mit Ge- wifsheit anzunehmen, dafs das Volk je nach seinen Stande und seinem Bedürfnisse im Besitz entsprechender Wohnungen, sowie derjenigen Gegenstände war, die zur Bequemlichkeit des Lebens und zur Aus- übung ihres Berufes erforderlich waren. Was nun in dem alten Lambaesis noch besonders die Aufmerk- samkeit des Reisenden fesselt, ist die grofse Menge von unterirdischen Gängen, welche, ungemein solid aus Steinen angelegt, nach allen Rich- tungen unter der Erde hinlaufen. Sie münden meist in eisternenähn- lichen, gemauerten, 30—50 Fufs tiefen Oeffnungen. Man nimmt im Allgemeinen an, dals diese Gänge die Leitungscanäle des Wassers waren, welches in den Cisternen sich sammelte. Diese Ansicht scheint mir jedoch: keineswegs gerechtfertigt, denn ich fand bei der Besichti- gung vieler, dafs die Gänge und Cisternen stets auf einem Niveau sich befanden, mithin von einem Ansammeln des Wassers in den Cisternen keine Rede sein konnte. Ebensowenig aber waren es Kloaken oder Abzugscanäle, denn nirgends war bei diesen Gängen eine Neigung nach einer bestimmten Richtung wahrzunehmen. Auch sind diese Räume so breit und hoch angelegt, dafs sie durchaus nicht mit der von den Ber- gen kommenden geringen Wassermenge im Verhältnifs stehen. Es scheint also, dafs diese Gänge eine andere Bestimmung hatten, und es verlohnte wohl der Mühe, besonders für den Archäologen, dieselben von einer der Cisternen aus bis zu ihrem Endpunkte genau zu durch- forschen. Durch den Bau des neuen Lambese ist das Territorium der. alten Stadt in zwei ungleiche Theile getheilt worden, und zwar in einen westlichen ungleich gröfseren und in einen östlichen. Der erstere ent- hält alles bisher hier Erwähnte, wogegen der östliche Theil aufser vielen zum Theil colossalen Quadersteinen nichts Bemerkenswerthes darbietet. Es hat sich bis jetzt nicht feststellen lassen, ob Lambaesis durch eine Mauer beschützt gewesen ist oder nicht. Thatsache ist, dafs das Mittheilungen aus Algerien. 129 ‚eigentliche Lager, in welchem die dritte Legion stand, die man durch _ die Beilegung des Namens Pia vinder verherrlicht hatte, mit ihren Hülfseohorten, unter denen namentlich die sechste Commagenische als _ hervorragend bezeichnet wird, von einem Walle umgeben war, der im _ Jahre:1849 noch vollständig erhalten war. Von dem östlichen Thore des Lagers gelangte man auf der gegen Nordwesten führenden Stralse _ zu einem- Triumphbogen mit Einer Oeffnung, der sogenannten Porta ns: welche zu Ehren des Kaisers Commodus errichtet worden war. Die neben dem Lager befindliche Stadt soll 14 Thore gehabt Be von denen aber jetzt nur noch vier, zwei von ihnen mit drei Eingängen in grofsartigen Proportionen und durch architektonische erzierungen ausgezeichnet, stehen. Besonders das südwestliche macht = ‘hierdurch bemerkbar und zeigt aufserdem noch eine Inschrift. Es ist davon zwar nur die eine Hälfte vorhanden, die andere mufs sich | jedoch, wenn ich nicht irre, noch auf einem der am Boden liegenden Bruchstücke vorfinden. Bis zu meiner Anwesenheit an diesem Orte war dieselbe nicht copirt worden, und auch ich konnte dies nicht be- werkstelligen, da die Inschrift in einer bedeutenden Höhe angebracht ist und mir die Mittel zu einer näheren Besichtigung fehlten. Vor ‘den Thoren und besonders vor dem südwestlichen befinden ‚sich die Begräbnilsstätten. Die niederen Anhöhen in dieser Gegend sind dicht mit Leichensteinen bedeckt. Viele von ihnen zeigen In- schriften, die aber auch nur wenige Blicke in das Familienleben der früheren Bewohner gestatten. Auf einigen wenigen nur finden wir die "odesart des Dahingeschiedenen angegeben. Um die Aufnahme eines grolsen Theils dieser Inschriften, sowie .der auf den hervorragendsten Denkmälern befindlichen, haben sich die Herren Guyon, Renier und de. la Mare verdient gemacht. Die beiden Letzteren widmeten dieser Arbeit im Jahre 1851 fünf Monate. 0 Was der alten Stadt ein besonders freundliches Aussehen verliehen haben mufs, sind die Landhäuser und Villen, welche die umliegenden Höhen zierten, und deren Ueberreste sich heute noch bis tief in den ald hinein vorfinden. Der diese Anhöhen bedeekende Wald hat in einen entfernten Theilen noch nichts von seiner ursprünglichen Schön- it eingebüfst und ist bei seiner grofsen Ausdehnung wohl noch nie ch allen Richtungen hin von Europäern durchstreift worden. Auch ihm sind namentlich die Thäler mit so geheimnifsvoll romantischen eizen ausgestattet, dals meine Jagdexcursionen, z. B. nach dem Thale 3m Bourgoli, dem rothen Berge u. s. w., mir manche angenehme und enufsreiche Stunden eingetragen haben. So erinnere ich mich, dafs } einmal den westwärts durch die beiden Flufsbetten führenden Weg wählt hatte, auf dem ich in eine rings von Wald umgebene Thal- Zeitschr.f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. IV. 9 130 L. Rurry: Ebene gelangte. Ich durchwanderte dieselbe und schlug mich südwärts in den Wald. Am Tage vorher war ein starker Regen gefallen, die Natur athmete Frische und die den Boden bedeckenden Kräuter schwän- gerten die Atmosphäre mit ihren Wohlgerüchen, während ein seltenes Leben in dem Thierreiche sich kundgab. Die Kronen der hochstämmi- gen Cedern und Eichen wölbten sich bald zu einem dichten Dache zu- sammen und erzeugten ein geheimnilsvolles, melancholisches Dunkel. So immer tiefer in den Wald eindringend, bemerkte ich plötzlich-in dem feuchten Erdboden die scharf ausgeprägte Fährte eines Löwen, und indem ich derselben folgte, erkletterte ich eine Anhöhe und ge- langte an ein Dickicht, bei welchem in dem hohen Grase die Spuren sich verloren. Indem ich mich noch über den Verbleib des Thieres zu orientiren suchte, sah ich durch das Dickicht weilse Steinmassen schimmern, die, über und unter einander gestürzt, gegen den Wald seltsam contrastirten; hier mulste die Höhle des Löwen sein! Vielleicht war sie es auch gewesen, aber vor Kurzem von ihm verlassen worden. Der Zufall batte mich so zu einer jener Ruinen geführt, deren es im Walde sehr viele giebt. Es war ein Grabdenkmal, dessen Oberbau aber gänzlich verfallen war, und hatte die Gestalt eines länglichen Vierecks. In seiner Höhlung fand ich zwei Sarkophage von weilsem Marmor, die aber geleert waren und deren Deckel in Stücke zersplit- tert den Raum zwischen den Sarkophagen ausfüllten. Zur Seite des Denkmals lag ein ziemlich hoher Schutthaufen, der aber von Erde schon wieder überdeckt war, und auf demselben die Brachstücke einer männlichen Statue von weilsem Marmor in natürlicher Grölse. Sie war mit der Toga bekleidet und hatte vielfache Beschädigungen. Der Kopf fehlte ganz; Bruchstücke von Inschriften lagen umher. Aus einigen derartigen Inschriften ersah ich, dals manche Bewohner der alten Stadt es vorzogen, die Errichtung ihrer Denkmäler nicht ihren Nachkommen zu überlassen, sondern dieselbe schon bei ihren Lebzeiten selbst vor- zunehmen. Den Beweis dafür geben einige Begräbnilstafeln, auf denen das Todesjahr micht ausgefüllt ist, deren Vollendung alse die Hinter- bliebenen vernachlässigt haben. 2 Mit diesen Bemerkungen beschlielse ich die Schilderung der einst- mals blühenden und mächtigen Stadt, und wenn auch der Totaleindruck derselben in ihrem heutigen Zustande dem Reisenden wiederum zeigt, dals alles Irdische vergänglich ist, so bietet dennoch das noch: Vor- handene und auf unsere Zeiten Gekommene hinlänglichen Stoff für die Bewunderung und Nachahmung. Nicht der Archäologe allein wird in diesen Gegenden ein reiches Feld der Thätigkeit sich eröffnet ‚sehen und aus den Trümmern der Vergangenheit Bilder einstiger heraufbeschwören können: auch dem Künstler, sowie dem Naturforscher Mittheilungen aus Algerien. 131 ‚bietet Lamböse einen Mittelpunkt dar, der ihm reichen Stoff zu For- schungen und Beobachtungen gestattet. Was ihn umgiebt, ist ein vom _Fufse der Wissenschaft noch wenig betretener Boden; die meisten sei- - ner- Eindrücke versprechen ihm Neues und Originelles. Nicht umsonst er seine Forschungen anstellen und seine Kräfte in Thätigkeit setzen, und — was sehr wichtig ist — es wird ihm bei alledem noch gestattet sein, in einem eben #0 intelligenten als liebenswürdigen Kreise _ die Zeit seiner Mufse zuzubringen. Die Offiziere der hier stehenden _ Garnison werden, indem sie ihn in ihre Gesellschaft aufnehmen, ihn vermissen lassen. Diese Erfahrung habe ich wenigstens gemacht und _ in‘dankbarer Erinnerung der mir zu Theil gewordenen freundlichen - Aufnahme sei es mir vergönnt, noch in’s Besondere meinem liebens- _ würdigen und begabten Gönner, dem Commandanten von Lamböse, Herrn Capitain Ruland, für die vielen Beweise seines Wohlwollens und u. v1 _ Zur Geographie und Statistik des Staates Buenos Aires. (Hierzu eine Karte, Taf, II, und eine statistische Tabelle, Taf. III.) 1. Bevölkerungs - Statistik. Der Uebersetzer des bekannten Werkes von Woodbine Parish über die Länder am La Plata, Justo Maeso, ist seit mehreren Jahren un- müdlich thätig, über die physischen Hilfsquellen des Staates Buenos Aires mit Hilfe der Statistik Licht zu verbreiten. Er übernahm am 7. Januar 1855 die Leitung des statistischen Bureau’s, und setzte sich ort mit den Behörden des Landes und mit den Geistlichen in Ver- g, indem er sie wiederholt und angelegentlichst zur Einsendung stischer Angaben über die Bevölkerung, die landwirthschaftlichen ind commerei@llen Verhältnisse ihrer Bezirke aufforderte. Seit jener Zeit hat er in jedem Semester ein „Registro estadistico del estado de Buenos Aires“, im Jahre 1857, wo er die Direction des statistischen sau’s niederlegte, eine grofse Tabelle unter dem Titel „Almanaque istico del estado de Buenos Aires“ veröffentlicht. Bei der Wür- 9* 132 Zur Geographie und Statistik digung dieser Arbeiten mufs man sich die unendlichen Schwierigkeiten vergegenwärtigen, mit denen ein solches Unternehmen in einem wenig eivilisirten, dünn bevölkerten Lande zu kämpfen hat. In vielen Di- strieten fehlte es an Personen, die geeignet waren, über statistische Fragen eine möglichst zuverlässige Auskunft zu geben; in den meisten Fällen zeigten die betreffenden Beamten Unlust und Ungeschick zur Lösung der ihnen angesonnenen Aufgabe; und wo sich patriotische Männer fanden, die mit Eifer statistische Ermittelungen anstellten, stielsen sie, wie es auch in besser organisirten Ländern und bei einer an dergleichen Erkundigungen mehr gewöhnten Bevölkerung: der Fall ist, bei den Bewohnern auf Widerstreben und auf den Argwohn, dafs es sich um eine Rekruten- Aushebung oder um neue Steuern handle. In Folge dessen gingen die gewünschten Angaben entweder gar nicht oder sehr unregelmäfsig ein; das Material blieb unvollständig, es war nicht durchgängig nach einem und demselben Plane geordnet, so dafs die Erörterung der wichtigsten politischen Fragen sich nur auf die von einem Bruchtheil der Bevölkerung bekannten Verhältnisse stützen kann, und die Angaben selbst besitzen begreiflicher Weise nicht den Grad von Zuverlässigkeit, den wir bei der Statistik europäischer Län- der beanspruchen. Wir zweifeln nicht daran, dafs J. Maeso, wenn er Chef des statistischen Bureau’s geblieben wäre, bei seinem lebendigen Eifer schliefslich sein Ziel erreicht und uns einen mehr befriedigenden Ueberblick über die Hilfsquellen seines Vaterlandes eröffnet haben würde, und wir bedauern deshalb um so lebhafter seinen — aus uns unbekannten Gründen erfolgten Rücktritt von einer Stellung, die ihm mindestens eine halbamtliche Wirksamkeit sicherte; jetzt, wo wir nicht wissen, ob das von ihm in Gang gebrachte Unternehmen fortgeführt werden. oder das Schicksal eines ähnlichen vor dreifsig Jahren begon- nenen theilen wird, bleibt uns nur übrig, das bis jetzt gesammelte Ma- terial übersichtlich zusammenzustellen, da es, wenn nicht eine absolut zuverlässige Grundlage, so doch mindestens einige positive Anhalts- punkte für die Beurtheilung gewährt und uns aus dem nebelhaften Be- reiche blofser Vermuthungen hinausrückt. Wir beginnen mit der Bevölkerungsstatistik. Die älteste Angabe über die Bevölkerung des Staates Buemoel Aires rührt aus dem Jahre 1770 her. Ihr zufolge zählte man ‘damals mit Einschlufs des Militairs nur 22,007 Bewohner, — eine Angabe, die offenbar unrichtig ist. Denn in jenem Jahre wurden #520 Geburten und 930 Todesfälle registirt, — Zahlen, von denen man der Natur der Sache nach als sicher annehmen mufs, dafs sie das Minimum der wirklich vorgekommenen Geburten und Todesfälle bezeichnen; darnach würde aber schon unter 14 bis 15 Seelen eine Geburt, und schon unter i des Staates Buenos Aires. 133 £ 24 Seelen ein’ Todesfall vorgekommen sein, und dieses Verhältnifs _ weicht von allen anderen Erfahrungen über die Bewegung des Volks- wachsthums so weit ab, dafs wir es mit Sicherheit für unrichtig er- _ klären können. Bei der grofsen Leichtigkeit, in Buenos Aires einen Haushalt zu führen, werden wir ohne Frage annehmen müssen, dafs _ die'Zahl der Geborenen zur Zahl der Bevölkerung in einem der Volks- _ wermehrung sehr günstigen Verhältnisse steht, aber auch nicht vergessen, - dafs die in Colonialländern verhältnifsmäfsig geringere Anzahl der Wei- ber uns nicht füglich erlaubt, für ein Land, in welchem die Colonisten sich nicht gern mit eingeborenen Weibern verbinden, eine gröfsere An- zahl von Geburten zu erwarten, als sie von den in dieser Beziehung ' am Günstigsten‘ ausgestatteten Ländern Europa’s bekannt ist. Hin- _ siehtlicb der Anzahl der Geburten steht in Europa Rufsland in erster _ Linie, wo in der Periode von 1816 bis 1830 nach Schubert auf 24 Seelen, in der Periode von 1841 bis 1850 nach den Angaben Ten- goborski’s auf 20 Seelen eine Geburt fiel; nehmen wir das erstere _ Nerhältnifs, als ein überaus günstiges und sonst in Europa nur von Preufsen erreichtes, auch für Buenos Aires als gültig an, so würden - 1520 Geburten auf eine Bevölkerung von etwa 36,000 Seelen schliefsen lassen, und mit dieser Volkszahl steht auch die oben angegebene Zahl _ der Todesfälle in einem angemessenen Verhältnifs, da dann nicht unter 24, sondern erst unter 38 bis 39 Personen ein Todesfall vorge- kommen ist. Das Klima von Buenos Aires ist im Allgemeinen recht gesund und viele Personen erreichen hier ein auffallend hohes Alter; _ wir können also die Sterblichkeit schwerlich für gröfser halten, als sie - durch das angegebene Verhältnifs ausgedrückt wird; andererseits wird _ uns auch die Rücksicht auf die Gefahren und ungewöhnlichen Strapa- zen, denen das Leben in einem von Kampf und Krieg heimgesuchten, _ wenig eivilisirten Staate ausgesetzt ist, und auf den Mangel an ärztli- _ cher Hilfe nicht gestatten, für Buenos Aires ein günstigeres Sterblich- _ keits-Verhältnifs anzunehmen, als wir es für Frankreich, Grofsbritan- nien, Belgien und Schweden kennen, wo erst unter 40 bis 43 Indivi- ‚duen ein Todesfall vorkommt. Wir glauben deshalb, aus den für das | Te hr 1770 registrirten Geburten und Todesfällen in Buenos Aires auf eine Bevölkerung von circa 36,000 Seelen im Minimum schliefsen zu Pe ” o Cevallos im Jahre 1778 angeordneten Census, der — mit Aus- E ehlufs des Militärs — eine Bevölkerung von 37,679 Seelen ergab. Da ‚in den Angaben für 1770 die Zahl der Beamten und Soldaten uf ' 3500 berechnet ist, werden wir, wenn wir für 1778 ungefähr das- e Verhältnifs annehmen, die Gesammtbevölkerung auf c. 41,000 134 Zur Geographie und Statistik Seelen veranschlagen können. Woodbine Parish bemerkt '), dafs Spa- nien zwei Jahre früher nicht weniger als 10,000 Mann nach dem La Plata gesendet hat, um den Krieg gegen die Portugiesen mit Nach- druck zu führen, und er schätzt deshalb wohl mit Recht die Bevölke- rung im Jahre 1778 auf c. 50,000 Seelen. Sehen wir von diesem aufser- gewöhnlichen Zuschufs ab, so würde sich die Bevölkerung in den acht Jahren von 1770 bis 1778 um 5000 Seelen, d. h. jährlich um etwas mehr als 14 Procent vermehrt haben, — ein Verhältnifs, welches zur Bestätigung der für beide Jahre gewonnenen Resultate dient, da es der Volksvermehrung in denjenigen europäischen Ländern entspricht, in denen sie am stärksten fortschreitet ?). Im Jahre 1800 giebt Azara die Bevölkerung der Stadt und des platten Landes auf 71,688 Seelen an, so dafs sich die Volkszahl, wenn wir sie für 1778 mit Einschlufs der Militärmacht auf 50,000 Seelen annehmen, in 22 Jahren um 42 Procent, jährlich um 144 Proe. ver- mehrt hätte. Der Zuwachs ist sehr bedeutend, überschreitet aber nicht die Grenzen des Glaubwürdigen: Spanien hatte durch eine Modification der alten Handelsgesetzgebung der Colonie einen neuen Aufschwung gegeben. Die nächstfolgenden Angaben liefern uns die in den Jahren 1822 bis 1825 in der Stadt und auf dem Lande registrirten Taufen, Todes- fälle und Ehen, die wir in der folgenden Tafel zusammenstellen: 1822 1823 1824 1825 Jährl. Durchschn. Taufen 5911 6130 6030 6029 6025 Todesfälle 4018 5157 4195 4496 4466 Ehen 1304 1249 1225 1251 1257 Um hieraus die Bevölkerung zu berechnen, legt W. Parish die ") I, 175. Ich citire das Werk hier immer nach der spanischen Uebersetzung von Justo Maeso. Buenos Aires 1852. 2) Schubert giebt in seinem Handbuch der Staatskunde für die Periode von 1816 bis- 1830 die Volksvermehrung in Rufsland auf 15 Proc., die in Preufsen und Grofs- britannien auf 14 Proc. an. In neuerer Zeit hat sich das Verhältnifs geändert, Ver- gleicht man das Resultat der letzten Volkszählung in Rufsland (1851) mit der vor- letzten (1835), so ergiebt sich für die Volksvermehrung ein so unglaublich geringer Procentsatz, dafs man die Zahlen des Census von 1835 nothgedrungen -für viel zu hoch halten mufs. Tengoborski kommt zu dem Resultat, dafs die Bevölkerung Ruls- lands sich jährlich im Durchschnitt um etwas mehr als ein Procent vermehre, und stützt sich dabei vornehmlich auf die Berechnungen Arseniews für die 56jährige Pe- riode. von 1790 —1846, nach denen sich die Volksvermehrung in Simbirsk, Kasan, Wjätka, Perm und Orenburg auf 2 Proc, in den centralen Gouvernements auf 1 Proc., in den anderen auf weniger als 1 Proc. beläuft. In Anbetracht der Lebensverhält nisse in Rufsland, verglichen mit denen in anderen Ländern, sind wir geneigt, Ten- goborski’s Anschlag für zu gering zu halten. In Preufsen belief sich der jährliche Zuwachs der Bevölkerung in der Periode von 1816 bis 1849 auf 1,46 Procent, und wir sind der Ansicht, dafs er in Rufsland nicht viel geringer ist. des Staates Buenos Aires. 135 Zahl der Todesfälle in den beiden ersten Jahren zu Grunde, und schlägt damit; wie wir glauben, den unsichersten Weg ein. Im Allge- meinen ist die Zahl der Todesfälle in Folge von Kriegen und Epide- mien, die Zahl der Ehen in Folge politischer Unruhen und Nahrungs- noth, wie, sie durch Mifswachs oder Stockung des Handelsverkehrs hervorgerufen wird, viel gröfseren Schwankungen ausgesetzt, als die Zahl der Geburten; und ein Blick auf die Tabelle lehrt, dafs hinsicht- ' lich der Sterblichkeit das Jahr 1823 factisch ein ausnahmsweises war _ und am wenigsten geeignet ist, einer Berechnung zum Grunde gelegt zu _ werden: während das Maximum und Minimum der Geburten inner- halb jener vier Jahre nur um 219 von einander abweichen, zeigt das Maximum und Minimum der viel geringeren Anzahl von Todesfällen die fünfmal gröfsere Differenz von 1139. Es scheint daher angemesse- ner, die Berechnung auf die Zahl der Geburten zu gründen, und dann erhalten wir, wenn wir wie oben eine Geburt auf 24 Seelen annehmen, eine Bevölkerung von 144,600 Seelen. Mit einer solchen Volkszahl steht die Zahl der Ehen wohl in Einklang: sie giebt eine Ehe auf 115 Individuen, ein Verhältnifs, welches zwar nicht so günstig wie in Grofsbritannien, Rufsland, Preufsen und Schweden, aber doch günsti- ger als in allen anderen europäischen Ländern ist, da z. B. in Frank- reich, nach Schubert, nur auf 133 Personen, in der pyrenäischen Halb- insel nur auf 140 Personen eine Ehe gerechnet werden kann. Das Durchschnittsverhältnifs von 4466 Todesfällen im Jahre auf eine Volks- zahl von 144,600 Seelen ist grols; darnach würde die Sterblichkeit so bedeutend sein wie etwa im Königreich Neapel, wo unter 33 Bewoh- nern jährlich ein Todesfall vorkommt. Aber wir haben schon darauf hingewiesen, dafs das ungünstige Durchschnittsverhältnifs durch die aulsergewöhnliche Sterblichkeit des Jahres 1823 hervorgerufen ist; selbst das Jahr 1825 zeigt eine höhere Ziffer, als man sie nach den Ergeb- nissen der Jahre 1822 und 1824 erwarten sollte, und scheint ebenfalls ein von Krankheiten heimgesuchtes gewesen zu sein. Lassen wir diese beiden Jahre aufser Acht, so ergiebt sich, dafs in den Jahren 1822 und 1824 ein Todesfall unter 35 oder 36 Seelen stattfand, dafs das ‚Sterblichkeitsverhältnifs in Buenos Aires also nicht ungünstiger war als das in Preufsen. Selbst wenn wir nun die Bevölkerung des Staates während dieser "Periode nicht mit, W. Parish auf 163,000 oder gar auf 183,000, son- dern nur auf 144,600 Seelen annehmen, würde sie sich innerhalb eines Vierteljahrhunderts um mehr als das Doppelte, jährlich um mehr als 4 Procent vermehrt haben. Es liegt auf der Hand, dafs ein solches tat wesentlich der Einwanderung zu danken ist, die seit der Ab- schüttelung der spanischen Herrschaft stattgefunden hat, und mit der 2 136 Zur Geographie und Statistik für Buenos Aires hinsichtlich des Volkswachsthums eine ganz neue Epoche beginnt. i Diese Volkszahl vertheilte sich auf die Hauptstadt und das platte Land so, dafs etwa 48 Procent oder e. 70,000 Seelen auf die Haupt- stadt, 52 Procent oder c. 75,000 Seelen auf das platte Land fielen. Auch dieses Resultat bezeichnet einen bemerkenswerthen Umschwung; denn nach dem Census von 1778 wohnten nur 35 Procent der Bevöl- kefung auf dem platten Lande. Die Ansiedelungen aufserhalb der Hauptstadt hatten also seitdem nicht blofs im Verhältnifs der Volks- vermehrung, sondern so überwiegend zugenommen, dafs bereits mehr als die Hälfte der Gesammtbevölkerung aufserhalb der Hauptstadt lebte. Auch dieser für die Landeseultur sehr wichtige Umschwung wird we- sentlich der Einwanderung zu danken sein. | Die letzte Angabe liefert uns der Census vom October 1855. Er ergiebt für die Hauptstadt allein, mit Einschlufs des Militärs, eine Be- völkerung von 91,395 Seelen, so dafs sich die Volkszahl in derselben seit der Periode von 182? um 30,5 Procent oder durchschnittlich im Jahre um 14 Procent vermehrt haben würde. Dieser Zuwachs mülste als bedeutend erscheinen, wenn er lediglich durch den Ueberschufs der Geborenen über die Gestorbenen erzielt worden; aber in einem Lande, in welchem die Einwanderung eine bedeutende Rolle spielt, entspricht er nicht den Erwartungen und erregt Zweifel gegen die nz der Zählung. Nach den Thatsachen, die uns zu einer Prüfung des Census vor- liegen, können wir den Irrthum indefs nicht für sehr bedeutend halten. Wir besitzen verschiedene Angaben über Taufen, Ehen und Todesfälle aus den Jahren 1854 und 1855. In dem zuerst genannten Jahre fan- den in Buenos Aires 4445 Geburten statt, d.h. es würde eine Geburt, wenn wir die Bevölkerung für dieses Jahr auf ce. 90,000 Seelen ver- anschlagen, auf 20 Personen fallen, — ein so reicher Procentsatz, dafs er, in Verbindung mit der geringen Anzahl der Todesfälle, allein ausreichend wäre, die Bevölkerung bedeutender als um 14 Procent jährlich zu vermehren. Legen wir das mäfsigere, wenn auch immer noch sehr günstige Verhältnifs zum Grunde, dafs auf 24 Seelen eine Geburt fällt, so würden 4445 Geburten auf eine Bevölkerung von min- destens 96,000 Seelen schliefsen lassen. Auch die Betrachtung der Anzahl der Ehen führt uns zu einer höheren Ziffer für die Bevölkerung. Im Jahre 1854 fanden 892, im Jahre 1855 872 Ehen statt, durchschnittlich also bei einer Bevölkerung von 91,000 Seelen eine Ehe unter 104 Personen. Wir haben’ schon oben den Grund angedeutet, weshalb wir nicht glauben, für die An- zahl der Ehen in Buenos Aires ein so günstiges Verhältnifs annehmen’ des’ Staates Buenos Aires. 137 # zu dürfen, wie es z. B. in Grofsbritannien stattfindet. Setzen wir eine Bevölkerung von 96,000 Seelen voraus, so würde in Buenos Aires durchschnittlich im Jahre eine Ehe unter 109 Personen stattfinden, “ d.h. Buenos Aires würde mit Rufsland auf gleicher Stufe stehen, wel- ches in dieser Beziehung unter ‘den europäischen Staaten nächst Eng- land das günstigste Verhältnifs darbietet. Aus der Zahl der Todesfälle wagen wir nicht einen Schlufs zu‘ziehen, da vielleicht nur die in der Stadt selbst vorgekommenen Beerdigungen registrirt sind. ‘Wenn die Listen für das Jahr 1854, in welchem keine Epidemie herrschte, 2500 Todesfälle, und für 1855 nur - 2095 nachweisen, so erregt die letztere Zahl Bedenken; vermuthlich istrindefs auch die erstere zu gering. In keinem Falle aber wird man den Irrthum für so grofs halten dürfen, um mit J. Maeso anzunehmen, _ dafs die Stadt nicht 91,395 Einwohner, wie der Census besagt, son- dern. an 140,000 Einwohner zähle. Mit einer solchen Schätzung ist die Zahl der Ehen durchaus unvereinbar, die man aus inneren Grün- den ‘und speciell auch deshalb, weil die betreffenden Angaben nach Parochien geordnet sind, für die relativ zuverlässigste halten darf: kommen durchschnittlich im Jahre nur 882 Ehen unter einer Bevölke- _ rung von 140,000 Einwohnern vor, so würde erst unter 158 Einwoh- _ nern eine Ehe begründet werden, und dieses ist durchaus unglaublich, daselbst in einem Lande wie Frankreich noch unter je 133 Personen _ alljährlich eine Ehe geschlossen wird. Selbst wenn wir die Sterblich- keit auffallend gering anschlagen, würde die Schätzung der Bevölke- - rung auf 140,000 Seelen nur bei der Annahme haltbar sein, dafs den Stadtgeistlichen mehr als ein Drittel der wirklich vorgekommenen Todes- - fälle unbekannt geblieben sein müsse, und diese Annahme widerstreitet _ aller Wahrscheinlichkeit zu stark, als dafs wir ihr beipflichten können. _ 6» Wir glauben vielmehr, den Irrthum des Census hoch zu veran- schlagen, wenn wir die wirkliche Bevölkerung der Stadt nicht auf - 94,395, sondern 'auf 96,000 Seelen, die in den letzten 20 Jahren ein- _ getretene Vermehrung also jährlich auf fast 1,9 Procent annehmen. Ist der Gang der Bevölkerung bis zu dem laufenden Jahre derselbe _ geblieben, so würde Buenos Aires jetzt (1858) eine Bevölkerung von 101,000 Seelen besitzen. Was die Bevölkerung des platten Landes in der letzten - Epoche betrifft, so rühren die Angaben darüber nicht aus einem und _ demselben Jahre her. Sie sind dem statistischen Bureau unregelmäfsig zugegangen und beziehen sich auf eines der Jahre von 1854 bis 1856. Wir haben sie in der beigegebenen Tabelle zusammengestellt und unter der Rubrik’ für das Jahr 1856, wo ‘uns Angaben aus diesem Jahre e fehlen, ‚die Angaben aus einem der beiden vorangegangenen Jahre der 138 Zur Geographie und Statistik Vollständigkeit wegen wiederholt. Zur Erläuterung bemerken wir noch, dafs das platte Land, die Campana des Staates Buenos Aires, in 51 Partidos eingetheilt wird, von denen jedes unter einem Friedensrichter steht; die Partidos zerfallen wieder in Cuarteles, jedes unter einem Alcalde. Die Bevölkerung, überwiegend aus Viehzüchtern bestehend, lebt im Allgemeinen sehr zerstreut; in zehn Partidos fehlt es zur Zeit noch an einem Dorfe, einem Pueblo, einem gemeinsamen Mittelpunkt des Verwaltungsdistriets. Die Lage der Partidos ist aus dem beigege- benen Kärtchen ersichtlich. Sie sind im Allgemeinen von sehr un- gleicher Gröfse; einige, in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt, z. B. San Fernando und Las Conchas, besitzen nur ein Areal von 3 Qua- dratleguas, andere sind mehrere hundert Quadratleguas grofs. Loberia z. B., welches sich vom Cap Corrientes westwärts ausdehnt, soll 64 Le- guas lang und 20 Leguas breit sein, aber von diesem umfangreichen Gebiete befinden sich nicht 200 Quadratleguas in individuellem Besitze. Die Grenzen des südlichsten Partido, Patagones, dehnen sich nach den Ansprüchen von Buenos Aires bis zur Magalhaens -Strafse aus, aber nur 95 Quadratleguas werden thatsächlich benutzt. Wir würden die Tabelle durch Angabe des Areals der einzelnen Partidos vervollständigt haben, wenn wir uns entschliefsen könnten, den von J. Maeso hierfür gelieferten Zahlen durchweg Werth beizulegen. Aber in den meisten Fällen beruhen sie offenbar nur auf einer Schätzung, die keine andere Grundlage hat, als Angaben über die gröfseste Längen- und Breiten- Ausdehnung der Partidos; dazu kommt, dafs die Westgrenze des Staates durchaus unbestimmt ist, dafs also bei der Schätzung des Areals der Grenzprovinzen das Belieben einen ziemlich freien Spielraum hat. Nach der beigegebenen Tabelle beläuft sich die Gesammtbevölke- rung der Campana auf 202,355 Seelen. Hierunter sind 6000 Indianer mitbegriffen, die bis zum Jahre 1855 im Partido Tapalquen sich auf- hielten, seitdem aber das Staatsgebiet verlassen haben. Wir würden sie von der Generalsumme in Abzug bringen, wenn sich nicht die Be- völkerungszahl vieler Partidos, in Ermangelung neuerer Angaben, auf das Jahr 1854 bezöge, und somit bei einem nicht unbeträchtlichen Theile der Campava der innerhalb der beiden nächsten Jahre erfolgte Volks- zuwachs aufser Anschlag geblieben wäre. Die durch den Abzug der Indianer erfolgte Verminderung wird demnach durch diese Volksver- mehrung als gedeckt, und die oben angegebene Zahl der Bevölkerung für das Jahr 1856 als mafsgebend betrachtet werden können. Diese Bevölkerung vertheilt sich auf die Campata dergestalt, dafs das nörd- lich vom Salado gelegene, viel kleinere Gebiet 158,951 Landbewohner zählt, während auf die weiten Strecken zwischen dem Rio Salado und Rio Negro nur 43,404 Bewohner fallen. Mehr als drei Viertheile ‚der N N SE des Staates Buenos Aires, 139 Landbevölkerung, und, wenn wir die Hauptstadt hinzunehmen, fünf Sechstheile der Gesammtbevölkerung leben innerhalb des Gebietes, welches vom Paranä, dem La Plata, dem Meere, dem Rio Salado und einer vom Arroyo del Medio nach der Laguna Mar Chiquita am Salado gezogenen Linie eingeschlossen wird. Wir werden den Flächeninhalt dieses Gebiets auf etwa 1100 deutsche Geviertmeilen veranschlagen dürfen, und erhalten dann das Resultat, dafs in dem am dichtesten be- völkerten Theile des Staates Buenos Aires nur 231 Seelen auf der Geviertmeile leben — fast eben so viel wie im Grofsfürstenthum Finn- land. Specielle Angaben über die Anzahl der Geburten, Ehen und Todes- fälle liegen uns immer nur für eine Reihe von Partidos, nie für das ganze platte Land vor. Ist es erlaubt, aus einer so beschränkten und einem so kurzen Zeitraume entnommenen Anzahl von Fällen einen Schlufs zu ziehen, so möchten wir aus der Vergleichung derselben mit der Bevölkerung der betreffenden Distriete folgern, dafs in Bezug auf die Zählung der Landbewohner ein erheblicher Fehler nicht vorliegt. Wir würden demnach die Gesammtbevölkerung des ganzen Staates Buenos Aires für das Jahr 1856 in runder Summe ziemlich genau auf 300,000 Seelen veranschlagen können. Dieses zeigt im Vergleich mit dem für die Jahre 1832 gewonne- nen Resultat einen sehr bedeutenden, wenn auch nichts weniger als unerwarteten Zuwachs. Nehmen wir für 1825 die Bevölkerung, wie wir sie oben berechnet haben, auf 144,600 Seelen an, so hat sie sich in den folgenden 32 Jahren um 107 Procent, jährlich also um 31 Pro- cent vermehrt, während wir für das erste Viertel dieses Jahrhunderts, dem der durch die Befreiung von der spanischen Colonialpolitik gege- bene Impuls zu Gute kam, eine jährliche Volksvermehrung von 4 Pro- cent anzumerken hatten. Wir werden nicht irren, wenn wir die grös- sere Hälfte dieses Zuwachses der Einwanderung zuschreiben. Aber die von uns schon hinsichtlich des ersten Viertels dieses Jahrhunderts hervorgehobene Thatsache, dafs sich die Einwanderung ungleich vertheilt, dafs sie sich überwiegend dem platten Lande zu- wendet, gilt für die letzte Periode in noch höherem Mafse. Während die Bevölkerung der Hauptstadt in den letzten 32 Jahren sich jährlich nur um 1,9 Procent gemehrt hat, also nur einen verhältnifsmälsig ge- ringen Zuschufs von Einwanderern aufgenommen zu haben braucht, ist die Bevölkerung des platten Landes in derselben Periode jährlich um 5 Procent gestiegen, d. h. sie hat einen Zuwachs erfahren, zu dem die Einwanderung wohl doppelt so viel, als der Ueberschufs der Geburten über die Todesfälle beigetragen hat. Leider sind die uns vorliegenden Angaben über die Einwanderung, wie über die Zahl der jetzt im Staate 140 Zur Geographie und Statistik bereits ansäfsigen Fremden so unvollständig, dafs sie uns nicht erlau- ben, dieses für die Culturentwickelung so wichtige Element in das ge- hörige Licht zu stellen. Im Jahre 1854 wird der Ueberschufs der an- gekommenen über die abgereisten Fremden auf 3481 Seelen angegeben, er lieferte also der Bevölkerung einen Zuwachs von 1,2 Procent, — weniger als wir erwarten, denn nach unserer Schätzung muls sich die Einwanderung fast auf 2 Procent belaufen. Dagegen sollen im zweiten Semester des folgenden Jahres 16,295 Fremde angekommen und 6421 abgereist sein, so dafs 9874 im Lande verblieben wären, eine Zahl, die selbst dann als übertrieben erscheinen müfste, wenn wir annehmen woll- ten, dafs das erste Semester mit seinen Sommermonaten (Januar bis März) keinen Ueberschufs der Angekommenen über die Abgereisten er- geben hätte. Eben so wenig lälst sich die Zahl der ansäfsigen Frem- den ermitteln. In einem Anhange zur Uebersetzung des Werkes von W. Parish spricht J. Maeso die Vermuthung aus '), dafs im Lande etwa 20,000 Engländer, 20,000 Spanier und Basken, 15,000 Italiäner und 25,000 Franzosen leben möchten, von diesen vier Nationen allein also 80,000 Individuen. Die neueren Register enthalten nur für einen Theil der Partidos Angaben über die Zahl der in ihnen ansäfsigen Fremden, und können einer Berechnung deshalb nicht zum Grunde gelegt wer- den, weil die Vertheilung der Einwanderung über das Staatsgebiet möglicherweise sehr ungleich ist. Mit Sicherheit ergiebt sich daraus, dafs in einzelnen Partidos die Fremden schon jetzt den Einheimischen an Zahl die Wage halten. Aus einer Skizze des namentlich durch seine Schafzucht höchst wichtigen Partido Chascomus, die sehr detail- lirte Angaben über die Bevölkerung enthält, ersehen wir z. B., dafs hier neben 3738 Argentinern 4122 Fremde leben, darunter 1322 Eng- länder, 1090 Franzosen, 899 Spanier und 280 Italiäner. Auch in Lo- beria überwiegt die Zahl der Fremden schon jetzt, da im Jahre 1854 hier 1269 Fremde und 1199 Einheimische wohnten. In anderen Par- tidos bilden die Fremden mindestens eine sehr ansehnliche Minorität; das bevölkerte Lujan z. B. zählt 5320 Einheimische und 3876 Fremde. Wichtig und interessant ist noch die Betrachtung des numerischen Verhältnisses der Weifsen und Farbigen; denn sie liefert ein bemer- kenswerthes Resultat. Für das Jahr 1778 veranschlagt W. Parish die Zahl der Farbigen im Staate Buenos Aires auf ein Drittel der Ge- sammtbevölkerung. Nun sind die in den Jahren 1822 bis 1825 regi- strirten Ehen, Taufen und Todesfälle mit Rücksicht auf die Race klassi- fieirt; eine Berechnung dieser Angaben ergiebt für die erwähnte vier- jährige Periode folgendes Durchschnittsverhältnifs: 1 1) Ba. II, 8. 484. a Sr u Mi u Dun ne j i , } ‚des Staates Buenos Aires. 141 die Ehen . von Farbigen bildeten 27,2 Proc. sämmtlicher Ehen, - : Taufen . - - - 21,0... - - Taufen, - Todesfälle - - - 28,4, - - Todesfälle. Daraus folgt erstens, dafs die farbige Bevölkerung in dieser Pe- riode nur noch wenig mehr als ein Viertheil der Gesammtbevölke- rung bildete, sich also nicht in demselben Malse wie die weilse ver- mehrt. hat; zweitens, dafs sie auch in sich zusammenschmilzt, weil ihr durch Geburten erfolgender Zuwachs geringer, ihre Sterblichkeit gröfser erscheint, als die der Weilsen. Denn den Ehen der Farbigen steht nicht ein entsprechender, sondern ein geringerer Procentsatz der Taufen zur Seite; und der Procentsatz der Taufen und Ehen wird wiederum von dem Procentsatz der Todesfälle übertroffen. Da man nicht anneh- men. kann, dafs das Ableben von Farbigen sorgsamer und regelmälsiger registrirt sein sollte, als das der Weilsen, so kann man aus dem höheren Procentsatz der Todesfälle unter den Farbigen mit Sicherheit schliefsen, dals die Sterblichkeit unter ihnen gröfser ist. Hinsichtlich der Zahl der Taufen mag man ‘annehmen, dafs sie der Zahl der farbigen Ge- burten nicht ganz entspricht; gleichwohl wird man in Anbetracht des bedeutenden Unterschiedes der Procentsätze es auch hier noch immer für sehr wahrscheinlich halten, dafs die gröfsere Sterblichkeit unter den Farbigen, weit davon entfernt, durch eine stärkere Fortpflanzung ge- deckt zu werden, im Gegentheil bei der verhältnifsmälsig zu geringen Anzahl von Geburten mit vermehrter Entschiedenheit auf eine Verrin- ringerung. der farbigen Bevölkerung hinarbeitet. Diese Ansichten werden im Wesentlichen durch die Angaben aus den Jahren 1854 und 1855 bekräftigt. In den unvollständigen Tabellen, welche uns vorliegen, finden wir bei 2148 Ehen, 12,128 Taufen und 2868 Todesfällen angegeben, wie viel auf die farbige und auf die weilse Bevölkerung fallen. Darnach bildeten die Ehen unter den Farbigen 13,1 Proc. sämmtlicher Ehen, “ '- Taufen - - - 12,2 - - Taufen, =. Todesfälle - - - 19,7 -- - Todesfälle. Auch hierin spricht sich wieder deutlich aus, dafs die farbige Be- völkerung in ihrer Vermehrung mit der weilsen nicht gleichen Schritt gehalten hat; denn sie beträgt nicht einmal ein Fünftheil der Ge- sammtbevölkerung. Demnächst springt in die Augen, dafs der Procent- satz der Taufen wieder geringer ist, als wir ihn nach dem Procentsatz der Ehen erwarten sollten, und dafs der Procentsatz der Todesfälle den der Ehen, noch mehr aber den der Taufen überragt. Geringerer Zuwachs durch Geburten und gröfsere Sterblichkeit wirken auch hier zusammen, ein allmähliches Zusammenschwinden der farbigen Bevöl- kerung hervorzurufen. 142 Zur Geographie und Statistik Man wird sich indefs hüten müssen, die Differenz zwischen dem Zuwachs und Abgang der farbigen Bevölkerung vollständig als Reprä- sentanten des Grades, in welchem die farbige Race ausstirbt, aufzu- fassen und zu meinen, dals die Farbigen zu den Todtenlisten wirklich ein um 7,5 Procent gröfseres Contingent stellten, als ihnen nach dem Procentsatz ihrer Geburten zukommt. Jene Differenz repräsentirt viel- mehr zu gleicher Zeit das Aussterben und die Absorption der farbigen Race durch die weilse. Es ist bekannt, welcher Werth im spanischen Amerika auf die weilse Hautfarbe gelegt wird und mit welchem Eifer hellfarbige Personen, die gleichwohl in ihren Gesichtszügen noch un- zweideutige Spuren eiries fremden Blutes zeigen, sich ihrer reinweilsen Abstammung rühmen. Natürlicher Weise findet hier ein allmählicher und unmerklicher Uebergang statt, innerhalb dessen eine Grenzlinie nur mit einiger Willkür gezogen werden kann. Dieses Uebergehen der farbigen Bevölkerung in die weilse wird namentlich bei den An- gaben über die Taufen einen Ausdruck finden, bei denen sicherlich manches Kind als ein weilses bezeichnet wird, dessen Vater oder dessen Mutter nicht vollkommen frei von fremdem Blute ist. Beide Momente, das Aussterben und der Uebergang in die weilse Race, bewirken jenes Hinschwinden der farbigen Bevölkerung, welches die Angaben aus den Jahren 1778, 1822—25 und 1854—55 anschaulich machen; und wir haben es lediglich zu dem Zweck hervorgehoben, um die für die Ent- wickelung des Staates bedeutsame Thatsache zu constatiren, dafs seine Bevölkerung mit raschen Schritten dem Ziele entgegengeht, hinsichtlich der Race eine homogene Masse zu werden. Das numerische Verhältnifs der Geschlechter zeigt ebenfalls die Wirkung der Einwanderung. Es ist bekannt, dafs fast überall mehr Knaben als Mädchen geboren werden, dafs aber durch eine stärkere Sterblichkeit der Knaben in den ersten Lebensjahren das numerische Gleichgewicht zwischen den Geschlechtern bald wieder hergestellt wird und dafs in den europäischen Ländern fast überall das weibliche Ge- schlecht um ein Geringes zahlreicher ist als das männliche. So war es auch ursprünglich in Buenos Aires der Fall, wo im Jahre 1778 der Census 18,386 Männer und 18,674 Weiber aufzeichnet. Durch die seit der Abschüttelung der spanischen Herrschaft eingetretene Einwanderung hat sich dieses Verhältnifs durchaus umgestaltet. Denn im Jahre 1854 lebten in den Partidos, deren Bevölkerungsangaben nach Geschlechtern geordnet sind, neben je 100 Männern nur 79 Weiber, oder neben 100 Weibern 125 Männer. Ein solches Verhältnifs ist bezeichnend für Co- lonial-Länder mit einer starken Einwanderung, die gewöhnlich nur einen sehr geringen Zuschuls von Frauen gewährt, oder für grofse Hauptstädte, in welche eine starke Garnison, die Vereinigung zabl- - u u 2 ee Ber ee en u un" - At ee des Staates Buenos Aires. 143 reicher Centralbehörden und die mit der gröfseren Wohlhabenheit der Bewohner zusammenhängende Vermehrung des Dienstpersonals eine ungewöhnlich starke Anzahl unverheiratheter junger Männer zusammen- führt; im Gouvernement St. Petersburg z. B. verhält sich nach Tengo- borski die weibliche Bevölkerung zur männlichen sogar wie 100: 139. So weit in Buenos Aires die Angaben über die Todesfälle mit der Be- zeichnung des Geschlechts versehen sind, bestätigen sie das oben an- gegebene Resultat über die numerische Stärke der Geschlechter genau: von 6368 Todesfällen betrafen 3550 das männliche, 2818 das weibliche Geschlecht, oder, es starben je 100 Männer und 79 Frauen. Sehr wunderbar ist aber das numerische Verhältnifs der Geschlechter unter den Geborenen. Unter 12,661 Geborenen, von denen wir das Ge- schlecht angegeben finden, waren 6935 Knaben und 5626 Mädchen, oder ein Ueberschufs des männlichen Geschlechts über das weibliche von 23 Procent. Nach den Angaben für das platte Land allein ist der Ueberschufs an Knaben sogar mehr als doppelt so grofs. Ein solches Mifsverhältnifs überschreitet alle Erfahrungen so weit, dals man es für durchaus unglaublich halten mufs. In den europäischen Ländern überwiegt bei den Geburten das männliche Geschlecht um 5 bis 7z Procent; in kleineren Distrieten kann, auch wohl nach mehrjährigem Durchschnitt, der Ueberschufs sich bis auf das Doppelte belaufen; aber ein Verhältnifs, wie das für Buenos Aires angegebene, ist unerhört und kann selbst dann, wenn man die Zahlen für richtig hält, in An- betracht der geringen Anzahl von Fällen und des beschränkten Zeit- raums, dem sie angehören, nur als ein sonderbares Naturspiel gelten. J. Maeso erinnert an die Ansicht, dafs von Eltern, die durch Kränk- lichkeit, übermälsige Anstrengung, mangelhafte Diät, Trunksucht u. dgl. geschwächt sind, weniger Knaben als Mädchen gezeugt werden; er meint auch, darin den wohlthätigen Finger der Vorsehung zu erkennen, welche in Buenos Aires Knaben in so reichlicher Mehrzahl geboren werden läfst, um den durch die Kriege verursachten Verlust an Män- nern zu decken. Wir können ihm in diesen Betrachtungen nicht fol- gen, halten vielmehr die Angaben, durch die sie veranlalst wurden, einfach für unzureichend, wenn nicht für falsch, und begnügen uns mit dem Resultat, dafs in Buenos Aires die männliche Bevölkerung haupt- sächlich in Folge der Einwanderung die weibliche um ein Bedeutendes überwiegt. 144 Miscellen. Die Niger-Expedition im Sommer 1857. Vor Jahresfrist waren wir durch die Güte des Herrn Prof. Lepsius in den Stand gesetzt, den Lesern der Zeitschrift eine neue Niger-Expedition, die im Laufe des Sommers unter Leitung des Dr. Baikie ausgeführt werden sollte, ankündi- gen zu können. Jetzt veröffentlicht der Church Missionary Intelligencer in seinem Februar- Heft ausführlichere Mittheilungen über den Fortgang des wichtigen Unter- nehmens, die von der festen Ueberzeugung eines glücklichen Erfolges durchweht sind, wenn sie auch zeigen, dafs die Schifffahrt auf dem Kowara nicht ohne ‚Ge- fahr ist. - Die folgenden Notizen sind dem erwähnten Bericht entlehnt. Der Dampfer Dayspring hatte mit den Missionären S. Crowther und ©. Tay- lor am 29. Juni 1857 Fernando Po verlassen und am 3. Juli die Brafs-Mün- dung des Niger erreicht. Mit dem Schooner George, der mit Handelswaaren für die Ansiedelung am Zusammenflusse des Binue und Kowara schwer beladen war, im Schlepptau, kam der Dayspring nur langsam vorwärts. Zu Aboh, etwa unter 5° 30° N. Br., verweilte er zwei Tage. Hier traf man in der Erwartung, dafs noch vor Ablauf des Jahres die Missionsthätigkeit an diesem Orte würde beginnen können, Anstalten zum Bau eines Missionshauses und wurde dabei durch die Thätigkeit eines Häuptlings, Orise, bestens unterstützt. Auch zu Ossamare (e. 5° 43° N. Br.) kamen die Eingeborenen den Missionären freundlich ‚entgegen und räumten ihnen die geeignetsten Bauplätze ein. Als der wichtigste Punkt am untern Kowara erschien aber Onitsha (6° 12’. N. Br.), wo-an den Markttagen von den verschiedenen Stämmen der Nachbarschaft eine grofse. Menschenmenge zusammenzuströmen pflegt. Da der Ort hierdurch für die Missions- wie für die Handelsthätigkeit geeignete Anknüpfungspunkte gewährt, beschlo(s man, unmittel- bar am Flusse eine Factorei, und in den Vorstädten, 15 Miles vom Ufer entfernt, eine Missionsstation zu begründen, bei welcher letztern man Herrn Taylor zurück- liefs. Der König und die Häuptlinge zeigten sich dem Unternehmen geneigt. Zu Idda, der Hauptstadt von Igara (7° 9' N. Br.), fand man eine viel günstigere Lage der Dinge, als es bei den früheren Expeditionen der Fall gewesen war. Der alte Attah, zu dem die Missionäre in den Jahren 1841 und 1854 nur mit Mühe Zutritt erlangen konnten und dessen Aufmerksamkeit sich ausschliefslich auf die von ihm erwarteten Geschenke richtete, war nach einer für. sein Land nicht förderlichen Regierung gestorben, und sein Sohn und Nachfolger kam Herrn Crowther mit Wohlwollen entgegen. Er erinnerte sich des von seinem Vater den Missionären gegebenen Versprechens, christliche Prediger aufzunehmen und ihnen Land anzuweisen, und schickte sofort einen seiner Diener aus, um mit Crowther in der Nähe der Stadt eine geeignete Localität für die Mission auszu- wählen. Auch hier zeigte sich also für die Verbreitung des Christenthums ein günstiger Boden. Gegen die Mitte des August erreichte man Igbegbe, am Zusammenflusse des Binue und Kowara, und fand hier eine nicht minder freundliche Aufnahme. | | Die Niger-Expedition im Sommer 1857. 145 Die Nachricht, dafs hier eine bleibende Station errichtet werden sollte, erregte unter den Eingeborenen grofse Freude. Man wählte im Süden der Stadt am Flusse einen Platz zur Anlage einer Factorei, und im Norden derselben in etwas gröfserer Entfernung vom Ufer einen Ort zur Gründung der Missionsstation; Dr. Baikie und Lieut. Glover setzten eine Summe zum Bau einer Kirche aus und trafen Anordnungen, dafs die Materialien zur Errichtung der vorläufigen Woh- nungen herbeigeschafft würden. Crowther begann sofort seine Missionsthätigkeit, indem er einer Versammlung Schön’s Uebersetzung der Evangelien Matthäi und Johannis in die Haussa-Sprache vorlegte und den zur Erläuterung gewählten Text mit der ebenfalls vorgelegten arabischen Bibelübersetzung verglich. Dr. Baikie begründete eine Sonntags- und eine Alltagsschule, welche letztere unter die Leitung des Mr. Preddy, eines christlichen Kaufmanns von Sierra Leone, ge- stellt wurde. In Folge der Stimmung der Einwohner wie in Folge seiner Lage am Zusammenflusse zweier grolsen Ströme bietet Igbegbe der Missions- und Han- delsthätigkeit sehr günstige Aussichten dar. Die Stadt ist allerdings nicht so be- völkert und liegt auch nicht so gesund wie Idda, das auf einem trockenen Boden 2 -—- 300 Fufs über dem Niveau des Flusses gegründet ist, während Igbegbe zur Zeit des Hochwassers in eine Insel verwandelt wird, und die Verbindung mit den anderen benachbarten Städten auch sonst nur durch Canoes bewerkstelligt werden kann. Aber Europäer, die sich hier niederlassen wollen, könnten vielleicht einen der benachbarten Punkte am Fu/se der trockenen Hügel wählen, die vom Mount Purdy aufwärts bis zum Mount Crozier das Flufsufer begleiten und der Seeluft von Süden und Westen zugänglich sind. Idda dagegen behält insofern für die Mission grofse Bedeutung, als sie von hier aus ihre Thätigkeit leicht nach Ak- poko am Ufer des Mitshi und nach dem grofsen Reiche Kororofa am Tschadda ausdehnen kann, mit welchen Landschaften die Igara’s in Handelsverbindung stehen. Von Idda aufwärts werden die Flufsufer aufserordentlich schön. Berge und Hügel folgen dicht auf einander; statt der einförmigen Mango-Sumpfwälder an der Küste und im Flufsdelta treten hier die mannichfaltigsten pittoresken Kegel der vulkanischen Gebirgsform hervor, mit einer schönen Vegetation geschmückt. Man wird an Uferscenen des Rheins oder Clyde erinnert, aber 10 bis 20 Fuls lange Krokodile und zahlreiche Hippopotami zerstören die Täuschung. Bei der Fahrt von Igbegbe auf dem Kowara aufwärts nach Egga entdeckte man mehrere, auf den Karten noch nicht verzeichnete Nebenflüsse, unter denen der Romfi und der Lafun die bedeutendsten sind. Der erstere kommt von OSO., der andere ist bei der Mündung so breit wie die Themse bei London Bridge und hat eine schnelle Strömung. Allem Anschein nach bildet das Ko- wara-System ein ausgedehntes Flufsnetz, welches, sobald es genauer bekannt sein wird, die Ausbreitung der Cultur wesentlich erleichtern kann. Auch zu Egga, dem äulfsersten Punkte, bis zu welchem die Expedition von 1841 vorgedrungen, war seit jener Zeit ein Umschwung zum Bessern eingetreten. Schon damals war die Stadt ein bedeutender Ort mit 7— 8000 Einwohnern und einer ansehnlichen Gewerbthätigkeit; es fehlte nicht an Töpfern, Schmieden, Müllern, und über 200 Webestühle waren in Gang und produceirten Zeuge, die an Ort und Stelle gefärbt wurden, zum Theil mit einem im Lande selbst gewonnenen Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. IV. 10 146 Miscellen: Indigo, Aber die politische Lage war damals sehr unsicher; überall herrschte Furcht vor den Feindseligkeiten der Fellatas, die unter Sumo Zaki, dem Könige von Rabba, alle Nachbarvölker bedrohten, so dafs Rogang, der Häuptling von Egga, aus Furcht, sich durch eine Zusammenkunft mit den Weilsen zu compro- mittiren, es nicht wagte, die Absichten der Missionäre zu fördern. Seit jener Zeit war durch den Ausbruch eines Bürgerkrieges unter den Fellatas die Macht der letztern geschwächt und die Gefahr für Egga beseitigt worden; ja die Stadt hatte sogar durch zahlreiche Flüchtlinge, die sich während der inneren Unruhen und namentlich nach der Zerstörung der Fellata-Städte Rabba und Lade hierher gerettet hatten, an Bevölkerung zugenommen, so dafs ihre Einwohnerzahl jetzt auf 12,000 geschätzt wird. Die Häuser sind wie die in Idda kegelförmig, aber mit höheren Thüren versehen, aus einem mit Stroh vermischten Lehm erbaut, und ohne Fenster. Egga ist der Mittelpunkt der Nufi-Nation, deren Sitze sich von der Vereinigung des Binue mit dem Kowara auf dem linken Ufer des zu- letzt genannten Stromes bis über Rabba hinaus ausdehnen, und bildet für die Mission ein um so wichtigeres Feld der Thätigkeit, als der Islam sich hier eben auszubreiten sucht. Zur Zeit hat der muhamedanische Glaube allerdings noch nicht festen Fufs fassen können; selbst in Städten von 3000 Einwohnern, wie Edere und Muye, zwischen der Confluenz und Egga gelegen, zählt man noch gar keinen oder doch nur sehr wenige Muhamedaner; aber in Egga selbst ist ihre Zahl, in Folge der Einwanderung aus den Fellata-Ländern, schon beträchtlicher, und sollte es ihnen gelingen, den Islam weiter auszubreiten, so würde mit ihm auch die verwerflichste Sklaverei eingeführt und das Wirken der christlichen Missionäre erheblich erschwert werden. Als die Expedition sich der Stadt Rabba näherte, hatte der Bürgerkrieg unter den Fellatas einen vorläufigen Abschlufs gefunden. Zwischen Sumo Zaki, dem Häuptling von Rabba, und seinem Gegner Dasaba, dem Häuptling von Lade, war durch Vermittelung des Sultans von Sokoto ein Vergleich zu Stande gekommen, in welchem der erstere als König, der letztere (sein jüngerer ‚Bruder) als ihm im Range zunächst stehend anerkannt wurde; das im Laufe des Krieges zerstörte Rabba sollte nach Beendigung der Regenzeit wieder aufgebaut und die Residenz der beiden Brüder werden; dem Könige der Nufi, Isa, war ein Land zu unab- hängigem Besitz und als Residenz Gbara am rechten Ufer des Lafun, 5—6 Miles von seiner Mündung in den Kowara überwiesen worden. Zur Zeit lagerten die beiden Brüder noch im Innern, bei Bida, einem jenseits der Admiralitäts -Berge gelegenen Orte, dem man auf dem erwähnten Nebenflusse des Kowara, dem La- fun, sich nähern kann. Die Missionäre fuhren also den Lafun aufwärts, der bei seiner Mündung wohl 600 Fu/s breit und drei bis fünf Faden tief ist, i1 Miles weit bis zu einer Fähre, Namens Wuyagi. Der Strom ist noch weiter aufwärts schiffbar, aber die Missionäre begaben sich von hier in das Innere nach dem 13 Miles entfernten Bida und fanden dort bei den Häuptlingen einen herzlichen Empfang. Die letztern erklärten sich nicht nur bereit, dem Handel der Fremden die Ströme des Landes zu Öffnen, sondern gestatteten ihnen auch zu predigen, und versprachen, ihnen in Rabba einen Platz zum Bau einer Missionsstation an- zuweisen. Rabba — damals freilich noch in Ruinen — liegt auf dem hohen Ufer des Flusses, 96 Fufs über dem Wasserspiegel, an der gro/sen Stralse. von En Nachrichten von der Noyara aus der Capstadt. 147 Kano nach Dlorin, zwischen welchen Orten mit Pferden, Eseln, Elfenbein, Skla- ven u. s. w. ein beträchtlicher Handel getrieben wird. Wenn sich die Volksmassen, die man bei Bida versammelt fand und die man auf 60,000 Köpfe schätzte, auch nur zum 'Theil in Rabba ansiedeln, so kann sich der Ort bei seiner gün- stigen Lage leicht zu grolser Bedeutung aufschwingen. Von dem hohen Ufer er- blickt man deutlich die Gebirge des Reiches Yoruba. Mit Rücksicht auf den hohen Wasserstand kurz vor dem Ende der Regenzeit, welcher Landreisen erschwerte und die Weiterfahrt auf dem Flusse zu begünsti- gen schien, gab Mr. Crowther den ursprünglichen Plan, sich zu Lande nach S$o- koto zu begeben, auf, und die Expedition beschlofs, die Flufsfahrt weiter fortzu- setzen. Sie sandte von Rabba aus Briefe nach England, die über Land durch das Reich Yoruba befördert wurden und genau nach drei Monaten in London eintrafen. Leider scheiterte das Dampfschiff am 7. October nicht weit oberhalb Rabba’s auf den im Flufsbette verborgenen Felsen. Die Mannschaft rettete sich glücklich an’s Ufer; aber für’s Erste war durch dieses widrige Ereignils der Plan eines weiteren Vordringens durchkreuzt. Ueber die Katastrophe selbst und den Fortgang des Unternehmens stellt der Church Missionary Intelligencer nähere Mit- theilungen in Aussicht. Carl Ritter. Nachrichten von der Novara aus der Capstadt. (Aus veinem Schreiben des Directors der Geologischen Reichsanstalt Herrn Haidinger an Herrn A. v. Humboldt.) „Wir hatten der Novara von der geologischen Reichsanstalt aus unsere sämmtlichen Druckwerke nebst den von mir früher herausgegebenen Schriften zur Anknüpfung eines Austausches von Schriften mitgegeben, und diese Mafsregel hatte den erwünschten Erfolg. Hochstetter übergab Alles an Sir George Grey und es wurde für die Bibliothek des South African Museum bestimmt, zu dessen Bildung und Erhaltung theils die Einkünfte der Colonie, theils Privatsubscriptio- nen beitragen. Der Curator desselben ist Herr E. L. Layard, Bruder des Ge- lehrten, der sich um die Kenntnis Ninive’s so grofse Verdienste erworben; aufser ihm sind dabei noch zwei Trustees angestellt, der Hon. R. W. Ranson (Colonial Secretary) und Dr. Pappe, ein deutscher Arzt und Botaniker, von dem unsere Naturforscher werthvolle Algen- und Holzsammlungen erhielten, — beide von der Regierung ernannt, und T. Maclear, der Astronom, als Trustee von den Subseri- benten ernannt. Der Geologe Wyley, ein Schotte, früher am Government Geo- dogieul Survey in London, ist Geological Surveyor der Cap-Colonie. Er hatte bereits das Namaqua-Land bereist und konnte unseren Novara-Forschern reich- liche Doubletten mittheilen, und rüstete sich eben zu einer längeren Reise, wohl versehen mit einem jener grofsen Cap-Karren, einem wohleingerichteten Häus- chen auf Rädern für 6 Pferde oder 20 Ochsen Bespannung, und für Flufsüber- gänge zum Schwimmen eingerichtet. Hochstetter erhielt auch einen Kopf des Dieynodon, den Prof. Owen kürzlich beschrieben. Alles wird von Madras aus mach Wien geschickt und hier getreulich aufbewahrt werden, — wo möglich so, dafs es für Freunde zur Ansicht und zum Studium bereit ist. Hochstetter sah noch viele höchst kenntnifsreiche namhafte Männer, den deutschen Philologen 10* 148 Miscellen: Bleek, A. B. Wollaston, Director der Walfisk Bay Mining Company, von dem er auch manche Nachrichten über die dortige Berg-Industrie mittheilt.“ Häusliche Geräthschaften der Zulu-Kaffern. Herr Dr. Bleek hat der Gesellschaft für Erdkunde eine kleine Sammlung häuslicher Geräthschaften der Zulu-Kaffern zum Geschenk gemacht, welche zur Ansicht im Bibliotheks - Locale der Gesellschaft aufgestellt sind. Sie enthält folgende Gegenstände: 1) Drei Schaumlöffel von Binsengeflecht von verschiede- ner Form, zum Abschäumen des Kaffernbieres (Tschuala); 2) ein grolses Deckel- gefäfs, aus Holz geschnitzt; 3) eine Schaufel, aus Holz geschnitzt; 4) zwei Schnupftabacks-Dosen, aus Rhinoceroshorn geschnitzt; 5) eine Schnupftabacks- Dose, aus Rohr geschnitzt, im durchbohrten Ohrläppchen zu tragen; 6) drei Schnupftabacks-Dosen, aus kleinen Kürbissen geschnitzt, mit eingebrannten Strei- fen; 7) eine Schnupftabacks-Dose, aus Kuhhorm; 8) zwei Pfeifenköpfe, aus Stein’sauber geschnitten, zum Rauchen des Dacha; 9) drei Schnupftabacks-Löfftel, aus Kuhbein sauber geschnitzt, mit gabelförmigem Stiel, im Haar zu tragen; 10) zwei metallene Armringe; 11) verschiedenes Flechtwerk; 12) eine Anzahl Mine- ralien und Conchylien, in Natal gesammelt. —r. Eine neue Reise P. v. Tschichatschef’s nach Anatolien. (Aus einem Schreiben Tschichatschef’s an Prof. C. Ritter.) „Meine diesjährige Campagne hat hauptsächlich zum Zweck, die in geologi- scher, botanischer und auch grölsestentheils topographischer Hinsicht noch fast ganz unbekannten Theile Paphlagoniens und des Pontus Polemoniacus zu erfor- schen. Aus Constantinopel begebe ich mich nach Eregli (Heraclea Pontica), um die Kohlenablagerungen zu studiren, über deren geologisches Alter ich mich in einer vor vier Monaten der ‚Pariser Akademie vorgelegten und in den Comptes rendus abgedruckten Arbeit ausgesprochen habe, deren Ausdehnung und geologi- sche Begrenzung aber bis jetzt noch vollkommen unbekannt sind. Von Eregli gehe ich nach Sinope, um eine höchst interessante Ablagerung tertiärer, an Mu- scheln reicher Schichten zu untersuchen, die zwar schon von W. Hamilton ange- deutet. ist, doch ohne irgend eine Beschreibung der Fossilien. Den Weg von Eregli nach Sinope nehme ich über die Ketten des Arud-Dagh und Alfar-Dagh, die ich auf meiner Karte nur dem Namen und den Umrissen nach verzeichnet habe, wie mir dieselben aus der Entfernung erschienen, als ich, der Küste hart am Meere folgend, vor mehreren Jahren aus Constantinopel nach Samsum ging; noch hat kein Geognost, kein Botaniker die Centralmassen dieser Ketten unter- sucht. Die östlichen Verzweigungen des Alfar-Dagh verfolge ich nach Samsum und steige dann den Iris hinauf bis nach Schab Chane Karahissar. Von dort suche ich die grolse Lücke zu durchschneiden, die auf der Kiepert’schen Karte zwischen Schab Chane Karahissar und dem Paryadres sich erstreckt, übersteige diesen fast nur dem Strabonischen Namen nach bekannten, gewils nicht unbe- er Isr. Jos. Benjamin’s Reisen in Asien und Afrika. 149 deutenden Gebirgsrücken und erreiche die Küste etwa bei Kerasun; hier ange- langt, gehe ich der Küste entlang nach Trebizond. Von dieser letzteren Stadt wende ich mich abermals südlich nach Gümüsch Chane und durchstreife das Ge- birgsland Kappadokiens, um abermals (und dieses Mal von Osten) den Pontus Polemoniacus anzugreifen und auf einem anderen Wege nach Schab Chane Ka- rahissar zu gelangen; dann vertiefe ich mich in die lange Gebirgskette, die den südlichen Saum der Thäler des Iris und Lycus bildet und bis nach Tokat reicht. Endlich gehe ich von Tokat über Amasia wieder nach Samsum, um mich von dort nach Constantinopel einzuschiffen. Da diese nur in sehr allgemeinen Um- rissen entworfene Reiseroute eine Menge Oertlichkeiten nicht erwähnt, die mich wahrscheinlich längere Zeit aufhalten werden, um die Alpenvegetation zu studiren, so werde ich wahrscheinlich vor October in Samsum nicht eintreffen und wie bei meinen früheren Feldzügen sechs bis sieben Monate zu Pferde oder zu Fufs zu- bringen.“ Am 7. April gedenkt der berühmte Forscher Paris zu verlassen, um diese neue — seine siebente Campagne nach Klein- Asien anzutreten und seine zehn- jährigen Forschungen über Anatolien wieder aufzunehmen. Er wird sich zunächst über Wien nach Constantinopel begeben. Isr. Jos. Benjamin’s Reisen in Asien und Afrika. Die zerstreuten Glieder des hebräischen Volkes in den Culturgebieten der alten Welt aufzusuchen, die eigenthümlichen Weiterbildungen seiner nationalen Ueberlieferungen in Glauben, Sitte und Literatur zu erforschen, die Wechselver- hältnisse zu angrenzenden Nationalitäten, in denen die jüdische entweder aufgeht oder gedrückt weiter lebt oder die sie vielleicht in einzelnen seltenen Fällen unter- wirft, aufzuzeigen: das hat in den letzten Jahren wieder einmal ein Israelit aus der Moldau, Isr. Jos. Benjamin, sich als Lebensaufgabe gestellt, und er reiht sich damit allerdings würdig an seinen grofsen Namensverwandten von Tudela, auf welchen sich sein Enthusiasmus gelegentlich auch beruft. In den neun Jahren von 1846 —55 hat er bereits von Palästina aus Assyrien, Babylonien, Kurdistan, Persien und Indien bis zur chinesischen Grenze besucht, und gegen Westen von Aegypten aus seine Fahrten bis Marokko ausgedehnt. Ueber die ersten fünf Jahre dieser Reise veröffentlichte er 1856 in den „(ing annees de voyage en Orient 1846— 51“ einen allgemeineren Bericht, in welchem merkwürdige Notizen über Bibelhandschriften z. B. in Dijarbekr vorkommen; von einem: umfassenderen - Werke: „Acht Jahre in Asien und Afrika 1846 —55“ liegt uns ein aus Hanno- _ ver vom Januar 1858 datirter Prospeetus vor, welcher die Aufmerksamkeit der Geographen, Theologen und Geschichtsforscher in Anspruch nehmen darf. Ob- gleich kein Gelehrter von Fach, scheint er doch mit jener glücklichen Beobach- tungsgabe ausgestattet, welche gerade hei dem. Reisenden den Mangel streng wissenschaftlicher Studien zu ersetzen vermag. Besonders glaubt der Verfasser im Stande zu sein, nach sorgfältiger Untersuchung und Vergleichung der Sitten _ und Gebräuche, der Sagen und anderer Ueberlieferungen die Frage über den Ver- ‚ bleib der weggeführten zehn Stämme Israels zu erledigen; es wird also künftig 150 Miscellen:: nieht mehr nöthig sein, wie es seit Gilb. Genebrard 1567 bis auf George Jones 1843 geschehen ist, nach ihren Spuren in Amerika zu suchen: gespannter aber sind wir, wie der Verf. sich zu den Nestorianer-Forschungen des nach meiner Meinung trefflich arbeitenden Grant oder zu den urgeschichtlichen afghanischen Combinationen Jos. Wolff’s stellen wird. Das ganze Reisewerk wird den mäfsi- gen Umfang von 25 Druckbogen kaum überschreiten und den Beifall, welcher dem fragmentarischen französischen Bericht z. B. von Lelewel (der „Lelleville“ des Prospecetus ist nicht vorhanden) zu Theil geworden ist, in noch höherem Malse erwerben. Mehr noch als um ihres eigenthümlichen Werthes willen wünschen wir die Veröffentlichung der „Acht Jahre in Asien und Afrika“ deswegen, weil sie dem begeisterten Verfasser neben einigen anderen ihm zu Gebote stehenden Mitteln durch den Erlös eine nene gröfsere Reise ermöglichen soll, welche von Hamburg nach Alexandrien, Aegypten, Palästina, Syrien, Armenien, Mesopotamien, Kurdi- stan, Persien, Afghanistan, Beludschistan, Indien, Aden, Jemen, Abessinien, irgend zugänglichen Theilen des Sudans, Algier und Marokko führen soll. Für diesen ausgedehnten Länderkreis ist Benjamin durch seine früheren Reisen zum Theil schon orientirt; um Landschaften, Monumente, Inschriften und Racenbilder auf- zunehmen, hat er sich der Photographie beflissen, und bei seiner Bereitwilligkeit, wissenschaftliche Instructionen entgegenzunehmen, verdient dieser neue Reiseplan alle Aufmerksamkeit. Von einigen jüdischen Gelehrten sind ihm daher auch be- reits Gesichtspunkte für seine Forschungen gestellt, welche, wenngleich in der engsten Beziehung zum Judenthum, zur Lösung von Fragen der allgemeinsten wissenschaftlichen Bedeutung führen können. Der treffliche Orientalist S. Munk in Paris hat seine Hauptfragen vorzüglich an das rituelle Leben der Juden und ihre Chronologie geknüpft: in wie fern Abweichungen in der Aera, in der An- ordnung der Gebete, im Gebrauch der heiligen Bücher stattfinden. Einer beson- deren Aufmerksamkeit wird die eigentliche Nationalität der zerstreuten Juden empfohlen; ob sich unter ihnen vielleicht bekehrte Heiden finden, wie z.B. die Chazaren waren; in denselben Beziehungen bieten die Juden in China, Afghani- stan, Persien und Kurdistan interessante Gesichtspunkte der Forschung dar; die in Arabien liefern vielleicht mit ihren hebräisch-arabischen oder blofs arabischen Handschriften wichtiges Material zur Geschichte des alttestamentlichen Kanons. Goldberg hebt in seinen an den Reisenden gestellten Fragen die assyrisch-meso- potamischen Ortsnamen nach ihrer hebräischen und modernen arabischen Schrei- bung hervor, durch deren sorgfältige Ermittelung viel Licht in die Geschichte der geonäischen Epoche kommen würde; auch wünscht er sehr zweckmäfsig, dafs der Reisende nach Handschriften von Literaturdenkmälern jener bedeutsamen Epoche suche, vielleicht dafs auch althebräische Inschriften zu finden und abzu- bilden wären. Derenbourg betont die zum Theil von Arnaud bereits copirten himjarischen Inschriften; Landau die Messiashoffnungen; Jost im engeren An- Anschlufs an Munk und Goldberg die Geonim, die Verhältnisse der Juden zum Khalifat und besonders die Karaim. Man sieht, wie reiche Ernte zu erwarten steht. ‘Wir wünschten vom ethno- graphischen Standpunkte, dafs der Reisende noch die kleine Mühe auf sich nähme, in Luristan, unter den Tadschiks und in den persisch-indischen Grenzländern N Die Mittelmeer- Euphrat-Eisenbahn. 151 Sprachliches zu sammeln, mögen es Lieder oder auch nur kleine Phraseologien sein. Luristan ganz besonders möchten wir seiner Aufmerksamkeit empfohlen haben, das ganze Reiseunternehmen aber der förderlichsten Theilnahme der Geo- graphen und geographischen Vereine. R. Gosche. Die Mittelmeer-Euphrat-Eisenbahn. Von H, Kiepert. (Hierzu eine Kartenskizze, Taf. IV.) Unsere bisher noch so sehr unvollständigen Kenntnisse von den Höhenver- hältnissen der aufsereuropäischen Länder beginnen bereits auf einzelnen Linien eine sichere Grundlage zu erhalten durch die in den letzten Jahren auf orienta- lischem Boden aufgetauchten Eisenbahnprojeete, von denen keines mehr Aussicht auf wirkliche baldige Ausführung beanspruchen zu können scheint, als die oben genannte Linie, der allerdings für die Verkürzung der europäisch -indischen Ver- kehrslinie die africanische Rivalin, die fast vollendete Eisenbahn von Alexandria über Kahira nach Sues die Priorität abgelaufen hat. Die Wichtigkeit einer zwei- ten und kürzeren Verbindungsstrafse, die zugleich den Vortheil einer weit kürze- ren und sicheren Schifffahrt, als die durch herrschende Gegenwinde und zahllose Klippen sehr schwierige im arabischen Meerbusen es ist, geniefst, und, was bei der politischen Weltlage nicht weniger in Betracht kommt, die auch dem für England immer bedenklichen französischen Machteinflu[s so gut wie entzogen ist, hat bekanntlich schon vor mehr als zwei Jahrzehnten die Aufmerksamkeit der englischen Regierung der Euphratlinie zugewendet und sie hat damals in Co- lonel Chesney, dem wir die bekannten Aufnahmen des unteren Euphrat- und zum Theil des Tigris-Stromlaufes, das vollständigste und zuverlässigste hydro- graphische Werk über irgend einen der grofsen Ströme Asiens, verdanken, einen eben so eifrigen als tüchtigen Vertreter jener Idee gefunden. Die Stralse, auf welcher die zur Recognoscirung des Euphrat von England mitgenommenen klei- nen eisernen Dampfboote in Stücken mit vieler Mühe quer über das Hochland des nördlichen Syriens vom Hafen von Iskenderün (Alexandretta, im äufsersten nordöstlichen Winkel des Mittelmeeres) ihrer Bestimmung zugeführt werden muls- ten, ergab sich schon damals als sehr geeignet, durch nicht sehr schwierige Ver- besserungen zu einer leichten Fahrstrafse für Güter umgewandelt zu werden; ihr vorläufiges Nivellement, in mehreren parallelen Linien durch Chesney’s Begleiter Thomson, Lynch und Ainsworth ausgeführt, ergab eine durchschnittliche Erhebung des Plateau’s von Haleb zwischen 1100 und 1300 engl. Fuls (1030— 1220 Par. F.) — die einzige bis vor Kurzem in diesem seit Jahrhunderten von Europäern so viel besuchten Landstriche ausgeführte Höhenmessung, aufser den später bekannt gewordenen Barometer-Beobachtungen des französischen Consuls zu Haleb, Guys (vergl. Ritters Erdk. XVI, S. 1653. 1768), welche für diese Stadt selbst eine Höhe von 1290 — 1340 Par. Fuls (= 1380 — 1430 engl. F.) ergaben, ein Resultat, welches nicht unbedeutend vermindert wird durch das ganz kürzlich unter Leitung des Ingenieurs Macneill für die projectirte Eisenbahn 152 Miscellen: vorläufig vom Mittelmeer bis Aleppo ausgeführte trigonometrische Nivellement, dessen Details wir in der beigegebenen Skizze der Bahnlinie und des Profils der- selben, 'redueirt nach der dem englischen Berichte (Report on the Euphrates Val- ley Railway, London 1857) beigefügten, mittheilen. Wir entnehmen demselben, da die Vertheilung der Steigung unter die einzelnen Theile der Linie sich aus dem Profil von selbst ergiebt, nur noch folgende Daten, welche die dem Projecte überaus günstige Bodenbeschaffenheit deutlich machen: Von dem Anfangspunkte am Mittelmeere, wozu nicht die jetzt für den Verkehr mit Aleppo gewöhnlich dazu dienende schlechte Rhede des durch die herrschende Fieberluft fast ganz verödeten, überdies durch eine hohe Bergkette vom Orontes-Thal getrennten Iskenderün, sondern der an der Mündung jenes Thales selbst gelegene, mit ge- ringer Mühe wieder aufzuräumende, antike Hafen von Seleucia (beim heutigen Su@dieh) ausersehen ist, durchzieht die künftige Bahnlinie mit geringer Steigung (nur an wenigen Stellen bis zu 1:140) das durch seine wunderbar schöne, im reichsten Schmuck südlicher Vegetation prangende Scenerie ausgezeichnete Thal des Orontes, dessen viele Kriimmungen zur Vermeidung häufiger Ueberbrückungen mittelst einiger kurzen Durchstiche abgekürzt werden sollen, aufwärts bis ober- halb Antiochia, wo sie in die weite Tiefebene (dies bezeichnet der arabi- sche Name el-Amk) eintritt, deren tiefsten Theil der flache sumpfige See von Antiochia einnimmt; sie umgeht mit geringer allmählicher Steigung nördlich die vereinzelten Berggruppen, welche sich auf der westlichen Grenze des Plateau’s, dieses nur wenig überragend, erheben (darunter am bekanntesten als weithin sicht- bar auf der ganzen Aleppo-Strafse die ruinengekrönte Höhe von Schech Barakät), und ersteigt sodann in einer grolsen Curve von sieben engl. Meilen Länge mit der stärksten Steigung von 1:60 (auf einer Strecke von 3 Miles) das Plateau selbst, auf dessem Rücken sie mit geringem Fall zum flachen Hochthale des Kuek und mit eben so geringer folgender Steigung zum projeetirten Bahnhof von Ha- leb in 1147 engl. F. (1076 Par. F.) Meereshöhe gelangt. Weiterhin zum Euphrat ist die Linie noch nicht vermessen, aber, da der Augenschein die Strecke als fast völlig flach, nur ganz schwach zum 600 Fufs tiefer gelegenen Strombette geneigt zeigt, durchaus keinen Schwierigkeiten unterworfen. Nach diesen Daten wird der Aufwand der gesammten Bahnstrecke von 150 engl. Meilen Länge zu nicht mehr als 3—4 Jahren und 73 Millionen Thalern berechnet, in der Voraussetzung, dafs bei den meist sehr leicht auszuführenden Erdarbeiten — nur sehr wenige Durch- stiche, Sprengungen, Dammschüttungen und Brückenbauten werden erforderlich sein — grölstentheils einheimische, an geringen Lohn gewöhnte Arbeiter werden benutzt werden können. Ein reichlicher Zinsertrag dieses Capitals würde gesichert sein durch den schon jetzt sehr ansehnlichen Belauf des auf dieser Linie sich be- wegenden Aleppinischen Waarenverkehrs; — der britische Consul Barker giebt ihn zu circa 50,000 Tonnen jährlicher Ausfuhr (meist Getreide und andere schwer in’s Gewicht fallende Waaren) und eben so viel Einfuhr an, wozu bei der gegenwärtigen schlechten Beschaffenheit der Wege, die nur den Transport auf Lastthieren, meist Kameelen, gestattet, nach dem Ausweise des Brückenzolls von Dschisr Hadid wöchentlich eirca 10,000 Thiere in Anspruch genommen wer- den, wodurch die Kosten des Transports für die 20 deutschen Meilen zwischen Aleppo und der Küste, bei ziemlich starker Schwankung des Preises in den ver- + Religiöse Schauspiele in den Buddhisten -Klöstern Tibets. 153 schiedenen Jahreszeiten sich von 24—44 Thaler pro Tonne (also höher als der Marktpreis der Waaren zu Aleppo!) bei einem Zeitaufwand von 10— 12 Tagen und durchschnittlichem Verlust von 7 — 15 pCt. stellen, — ein Preis, den die Eisenbahn sofort auf 10 Thaler herabzubringen verspricht und damit dem jetzt noch, bei mangelnder Absatzgelegenheit, sehr dürftigen Anbau des fruchtbaren und produetenreichen Hochlandes einen aufserordentlichen Aufschwung, der sich leicht aufs fünf- bis sechsfache der jetzigen Production steigern kann, zu ver- heifsen scheint. Religiöse Schauspiele in den Buddhisten-Klöstern Tibets. Von R. Schlagintweit. (Vortrag in der Geogr. Gesellschaft am 6. Februar.) Die fünf tibetanischen Gesichtsmasken, sowie der Anzug, die ich der Gesell- schaft zur Ansicht vorlege, sind Gegenstände, die von den Lama’s, den Mönchen der buddhistischen Klöster, zur Aufführung eigenthümlicher, religiös mythologi- scher Dramen benutzt werden, die wie Schauspiele dargestellt werden. Sie haben eine überraschende Analogie mit jenen Darstellungen, wie sie häufig im Mittel- alter gegeben wurden, wo sie Mysterien hiefsen, von denen sich auch jetzt noch Spuren in einigen Theilen Süd-Deutschlands erhalten haben. Der Stoff des Schauspiels ist mit wenig Veränderungen fast immer derselbe und zwar folgender: Ein böser Geist sucht einen armen tugendhaften Mann zu überreden, eine böse That zu verrichten, z. B. zu stehlen oder zu rauben, und sucht ihn auf alle Weise zur Ausführung derselben zu bewegen. Der Versucher erscheint anfangs allein, wird aber später von einem anderen weiblichen Dämon in seinen Bestrebungen unterstützt, dessen Gestalt und Wesen jener weiblichen Person gleicht, die auch häufig in unseren Sagen erwähnt und beschrieben wird; doch auch das gute Prineip ist in der Gestalt eines Engels vertreten, der Alles aufbietet, den Einflufs der bösen Geister zu verhindern. Der zu Versuchende scheint anfangs den Einflüsterungen der bösen Geister nicht widerstehen zu kön- nen; doch zuletzt siegt das gute Prineip und seine moralische Stärke. Nachdem er‘ glücklich alle Versuchungen zurückgewiesen hat, erscheint Buddha selbst, der den 'Tugendhaften für seine Standhaftigkeit belohnt und umringt von guten, ihm untergebenen Geistern die Versucher vertreibt. Eine Anzahl Tänze, die den Sieg des’ Versuchten sowie die Freude über das Vertreiben der bösen Geister dar- stellen, schlie(st die Handlung, deren Aufführung gewöhnlich 1 bis 14 Stunden Zeit in Anspruch nimmt. Von den vorgelegten Masken ist die erste, einem Lama ähnlich, diejenige, welche der zu Versuchende trägt, die rothe ist die des bösen Geistes, die dritte, mit ‘den langen weiblichen Zöpfen, ähnlich jenen der tibetanischen Frauen, die des weiblichen Dämons, die gelbe mit den drei Augen repräsentirt Buddha und die mit dem Turbane die Engel. "Es gelang uns auch, einen Anzug zu erhalten, wie er zur Aufführung sol- cher 'Schaüspiele stets benutzt wird. Charakteristisch ist, dafs der Anzug bei 154 Miscellen: allen Theilnehmern derselbe ist, während nur die Masken verschieden sind. Der Anzug ist aus reichen chinesischen Seidenstoffen gemacht, aufsen grün, mit gel- ben und blauen Bändern besetzt und mit einer weilsen Schärpe um den Leib be- festigt. Er wird über dem gewöhnlichen Anzuge wie ein Ueberrock getragen und die ungemein weiten Aermel, sowie die Gröfse des ganzen Rockes, tragen wesentlich dazu bei, die einfachen und wenig charakteristischen Tänze dennoch belebt und variirt zu machen. An einer Darstellung dieser religiösen Schauspiele nehmen sämmtliche Be- wohner eines Klosters Antheil. Sie finden nur einige Male im Jahre statt und werden als höhere Kirchen-Feierlichkeiten mit sehr viel Ernst und Würde cele- brir. Nur der Schlufs der Tänze, der stets von einer Schaar von Knaben aus- geführt wird, die später zu Lama’s herangebildet werden, ist gewöhnlich etwas roh und grotesk. Die gefälligen Lama’s des Klosters Himis bei Leh in Ladak waren so freund- lich, uns eine eigene Aufführung eines dieser merkwürdigen Schauspiele zu geben. Sie werden, wie es scheint, nur in gröfseren Klöstern aufgeführt; dies erklärt auch, dafs in dem so interessanten Buche von Huc und Gabet keine Erwähnung dieser Schauspiele gemacht wird. Es gelang uns nur durch Ueberredung und Geld und andere Geschenke, die sonst so gefälligen und toleranten Lama’s zu bewegen, uns die Masken und den Anzug zu überlassen, theils, weil sie als heilige Kirchengeräthe betrachtet werden, theils weil es unmöglich schien, neue aus Lhassa, wo sie allein gefertigt werden, bis zur nächsten Aufführung zu erhalten. Ottawa, die neue Hauptstadt von Canada. (Aus The Canadian Directory for 1857 — 58.) Ottawa, früher Bytown genannt, eine der bedeutendsten Städte von Central- Canada, liegt an der Mündung des Rideau-Flusses in den Ottawa, 87 Miles von der Vereinigung des letzteren mit dem St. Lorenz. Ihren ursprünglichen Namen erhielt die Stadt nach ihrem Gründer, dem Ingenieur-Obersten By, den die engli- sche Regierung im Jahre 1827 mit der Leitung der Arbeiten zum Bau des Rideau- Canals beauftragte. Im Jahre 1854 wurde Bytown durch einen Act des canadi- schen Parlaments zu einer City erhoben und ihm sein jetziger Name beige- legt. Der Canal trennt den oberen 'Theil der Stadt von dem unteren und wird durch acht prächtige steinerne Schleusen in den Ottawa geleitet. Eine massive Brücke von behauenem Stein führt über den Canal, der aber dem sich rasch entwickelnden Verkehr schon jetzt nicht mehr Genüge leistet. Die Stadt ist gut angelegt; ihre Strafsen sind breit, grade und regelmäfsig und durchschneiden sich meistens in rechten Winkeln. Die Hauptstrafsen sind mit Gas erleuchtet und man beabsichtigt nächstens die Anlage einer Wasserleitung. Am westlichen Ende der Stadt befinden sich die berühmten Chaudiere-Fälle, die an Grofsartig- keit und Schönheit in Amerika nur von dem Niagara übertroffen werden, mit dem sie in mancher Beziehung sich messen können. Ueber diesen schäumenden Erdbeben und Vulcan-Ausbrüche in Salvador und Nicaragua. 155 Abgrund zieht sich eine von der Provinzial-Regierung mit einem Aufwande von 66,448 Dollars errichtete Hängebrücke, welche Ober- mit Unter-Canada verbin- det. Im Nordosten der Stadt sind noch zwei Cataracte, über welche die Ge- wässer des Rideau-Flusses sich mit wildem Ungestüm in den Ottawa stürzen, und welche, obschon an Erhabenheit und Majestät mit dem Chaudiere nicht zu vergleichen, für den Bewunderer einer schönen Natur nicht ohne Reize sind. Ueberhaupt ist die Scenerie in dieser Gegend von unübertrefflicher Schönheit; wild, romantisch und pittoresk, bietet sie eine Mannichfaltigkeit dar, die in keinem anderen Theile der Provinz zu finden ist. Zu dem Handel Ottawa’s liefern die unermefslichen, jenseits der Stadt gele- genen Wälder das hauptsächlichste Material, das in der Form von Brenn- und Nutzholz hier durchgeführt wird. Von diesem ächt canadischen Stapelartikel wird mehr in dem Distriet erzeugt, von welchem Ottawa das Emporium ist, als in irgend einem anderen Theile Canada’s, und die von hier aus gelieferten Vorräthe versehen hauptsächlich die aus Europa ankommenden Schiffe mit ihren Retour- ladungen, sowie nicht minder die Märkte der Vereinigten Staaten, wo der Begehr nach eanadischem Bauholz in stetem Zunehmen ist. Die Aull Iron Mines, etwa 7 Miles von der Stadt gelegen, werden mit Erfolg ausgebeutet und versprechen, binnen wenigen Jahren eine Quelle bedeutenden Reichthums zu werden. Die Zukunft Ottawa’s ist nicht schwer vorauszusehen; im Mittelpunkte eines frucht- baren und sich rasch entwickelnden Landes gelegen, im fast ausschlie/slichen Be- sitz des Holzhandels, mit einer unerschöpflichen Wasserfülle versehen, die den Verkehr mit den Hauptorten Canada’s und der benachbarten Republik erleichtert, ist es bestimmt, in einer nicht entfernten Periode der Sitz einer umfassenden industriellen Thätigkeit zu werden, und wenn der Ottawa and Georgian Bay Ship Canal in’s Leben treten sollte, wird es einen Knotenpunkt der grofsen Wasser- strafse nach dem Westen bilden. Auch zur Vertheidigung ist es durch seine Lage vortrefflich geeignet. In die legislative Versammlung wählt Ottawa ein Mit- glied. Der Werth des steuerbaren Eigenthums betrug im Jahre 1856 3,300,000 Dollars. Zwischen Ottawa, Montreal und Kingston besteht eine tägliche Dampf- boot-Verbindung, und auf der Ottawa -Prescott- Eisenbahn werden täglich zwei Züge nach Prescott expedirt, wo dieselben sich den Grand Trunk- und Ogdens- burgh-Eisenbahnen anschliefsen. Ottawa ist von Montreal 126 Miles entfernt, . von Quebec 296, von Kingston 95, von Toronto 233, von New-York 450 und von Boston 485 Miles. Die Bevölkerung wird auf etwa 10,000 Seelen geschätzt. L. Erdbeben und Vulecan-Ausbrüche in Salvador und Nicaragua. (Aus einem Bericht des Königl. Vice-Consuls zu San Miguel vom 29. Nov. 1857.) ’ Am 6. dieses Monats fand ein ziemlich heftiges Erdbeben nahe am See von Ilopango statt, welches namentlich die Städte Cohutepeque und San Vicente, auch das 1854 zusammengefallene Salvador von Neuem in Schrecken setzte; die Stölse gingen von einem Berge an der Nordwest-Seite des See’s, südöstlich von dem 156 Miscellen: Vulcan von San Salvador, aus und verliefen in excentrischen Kreisen oder besser Halbkreisen, da die in demselben Radius belegenen Ortschaften weiter westwärts nicht nur weniger litten, sondern auch fast nichts fühlten. Die Stöfse dauerten bis zum 10ten fort. Fast gleichzeitig hat auch der alte Vulcan von Masaya in Nicaragua wieder Zeichen von Thätigkeit gegeben; dieser alte Feuerberg, der zur Zeit der Erobe- rung die prachtvollsten Feuer-Erscheinungen zeigte, hatte nach einem fürchter- lichen Lava- Ausbruch im Jahre 1782 endlich Ruhe gefunden, bis ich Ende Juli 1853 eine Art Dampfwolke über seinem kahlen Haupte bemerkte und endlich fand, dafs es ein mit dem Hauptberge zusammenhängender Kegel war, aus wel- chem Feuer, Asche und Lava hervordrangen. Das grofse Dorf Masatepe an der Südwestseite dieses Vulcans, eines der fruchtbarsten Terrains '), verarmte durch das Austrocknen seiner Felder, da continuirlich heilse Asche und Dampf darüber strömte; jetzt soll dieses Dorf durch Erdstöfse und Lava ganz vernichtet sein; doch fehlen mir noch die näheren Details. Von allen diesen Erdbewegungen haben wir in San Miguel nichts bemerkt; nur zeigt unser Nachbar, der 6080 Fufs hohe Vulcan San Miguel, bedeutende Rauchwolken und Indianer erzählen von einem Risse in seinem Krater, den ich bei seiner Ersteigung am 9. Mai d. J. nicht wahrgenommen. Wahrscheinlich dürfen auch wir eines kleinen Ausbruchs gewärtig sein. Ueber die Länge von Callao. (Aus einem Briefe von Prof. Wolfers an Alex. v. Humboldt.) Berlin, den 21. Februar 1858. Sie haben mich durch Ihre freundliche Zuschrift veranlafst, über die geo- graphische Länge von Callao eine Untersuchung anzustellen, so weit hierzu das vorhandene Material ausreicht, und indem ich mir erlaube, das erhaltene Resultat hier mitzutheilen, kann ich die Bemerkung nicht unterdrücken, dafs ich bei der Mittheilung der in der Zeitschrift für Erdkunde, Neue Folge, Bd. II, S. 515 ent- haltenen Angaben keinen anderen Zweck vor Augen hatte, als die Wirksamkeit der Sternwarte zu Santiago und ihres Directors Moesta darzuthun, welche Ab- sicht auch aus der Fassung des ganzen Artikels hervorgeht. ') Die Fruchtbarkeit der Umgegend von Masaya bezeugt auch Scherzer (Wan- derungen durch die mittelamerikanischen Freistaaten $. 61): „Die Stadt liegt in einer kleinen Hochebene, die fast ganz aus Tuff, den Niederschlägen alter vulcanischer Schlammströme und Aschenregen mit wirklichen Lavaströmen wechsellagernd, besteht und von ungemeiner Fruchtbarkeit ist. In diesem leichten vulcanischen Tuffboden liegt ein wunderbarer Segen. Selbst im Sommer bei gänzlichem Mangel an Regen und fliefsendem Wasser hört hier das Keimen, Wachsen, Blühen und Reifen nie auf. Das Maiskorn, das man kunstlos in die Erde wirft, giebt bei mehr als fünfhundert- fältigem Körnerertrage dreifache Jahresernten, die grünen Schöfslinge des Pisangs wachsen beinahe sichtlich und tragen schon nach neun Monaten die erste Frucht. Auch Taback und Cacao gedeihen wunderbar. * Ueber die Länge von Callao. 157 Bei der folgenden Zusammenstellung der für die Länge von Callao mir be- kannten’ Angaben werde ich sie alle auf Paris beziehen, und zu diesem Ende zwischen Greenwich und Paris einen Meridianunterschied von 9’ 20,6, zwischen Callao und Lima den von Ihnen schon vor länger als einem halben Jahrhundert ermittelten Unterschied von 28”,7 annehmen. Zunächst ist nach dem von Ihnen am 9. November 1802 beobachteten Mer- kurs-Durchgange die Länge 56,49’.462,5. Dieser Werth ist das Mittel ans beiden Berührungen, dessen Anwendung mir zweckmälsiger scheint, als das aus der äu/seren Berührung allein erhaltene, da aus jenen beiden die in Betracht kommende Zeit der Conjunction sicherer, als aus Einer Berührung allein erhalten wird. Durch diese Bestimmung haben Sie das bleibende Verdienst erlangt, die Länge von Callao und damit auch die früher zu 5" 16' 53" angenommene Länge von Lima zuerst und wesentlich der Wahrheit näher gebracht zu haben. Nach der Zeitschrift für Erdkunde N. F. Bd. I S. 376 hat sich aus dem neueren, von Scholz am 4. Mai 1832 beobachteten Merkurs-Durchgange 5218413"57 ergeben. Nach Humboldt, Ansichten der Natur, Bd. I, S. 393, hat sich mittelst Chronometer nach Lartigue 5 17' 58”,0 - „Duperrey 5* 18' 16”,0 ergeben. Der daselbst erwähnte Werth nach Fitzroy, nämlich 5% 18° 15”,0, be- darf nach Beechey (Zeitschr. f. Erdk. N. F. Bd. II, S. 376) einer Verbesserung von 10”,4 und wird so 5b 48',4",6; Aus der von Moesta in den Astronomischen Nachrichten No, 1107 für Santiago von Greenwich gefundenen Länge = 4" 4? 32",97, zu deren Controlle sich in Gillifs, The U. S. Naval Astronomical Expedition Vol. II, p. 75 und Vol. VI, p. XXX respective 33",6 und 33”,8 ohne Angabe der Quelle findet, ergiebt sich für Callao von Paris 5b,17 u58,;5. Wir haben demnach folgende Zusammenstellung: 548’ 16",5 Humboldt, 18 13,7 Scholz, 17 58,0 Lartigue, 18 16,0 Duperrey, ı 18 4,6 Fitzroy und Beechey, 17 58,5 Moesta. Um in aller Strenge hieraus einen mittleren Werth herzuleiten, müfste man auf die Gewichte der einzelnen Bestimmungen Rücksicht nehmen, die indessen nicht bekannt sind. Bei der Bestimmung des Meridian-Unterschiedes zwischen Berlin und Paris hat sich aber gezeigt, dafs einerseits die aus Chronometer-Be- stimmungen erhaltenen Werthe, andererseits die aus correspondirenden Monds- Culminationen abgeleiteten bis auf etwa 1” genau sind. Die zwei hier vorkom- 158 Miscellen: menden Resultate aus Merkurs- Durchgängen scheinen ziemlich dasselbe Gewicht zu haben; daher wird man ohne Weiteres das arithmetische Mittel als wahrschein- lichsten Werth annehmen können. Es ergiebt sich so der wahrscheinlichste Me- vidian-Unterschied zwischen Callao und Paris gleich aan 11700 SR Nach der Methode der kleinsten Quadrate findet man den mittleren Fehler jedes der sechs einzelnen Werthe = =# 8”,43, den wahrscheinlichen Fehler = =# 5,69, endlich den wahrscheinlichen Fehler des mittleren Resultats = = 2",32. In Ihrem Werke: Voyage aux regions €quinoctiales du nouveau continent, Tome douzieme, geben Sie eine sehr schätzenswerthe tabellarische Uebersicht der für die Breiten und Längen erhaltenen Werthe. Dieser Tabelle, welche eine Nachahmung im vollen Mafse verdient, entsprechend füge ich folgende Darstellung hinzu: Wahrscheinlichster | Mögliche | Wahrscheinliche Werth \ Grenzen Grenzen Westliche Länge Callao’s von Paris br 18’ 7",9 17’ 58”,0 18' 5",6 18 16,5 10,2 Man hätte übrigens die sechs einzelnen Werthe noch auf eine andere Weise verbinden können, indem man zuerst aus den zwei Durchgängen das Mittel = 18'15”,1, dann aus den drei Chronometer-Bestimmungen das Mittel 18'6",2 ge- nommen und diese beiden mit dem Werthe von Moesta = 17’58”,5 verbunden hätte. Auf diese Weise würde sich als wahrscheinlichster Werth 5h 18’ 6",6 = 3",23 ergeben haben. Ich halte es indessen für rathsamer, bei dem ersteren Werthe zu verweilen, aus welchem dann für Dimmimengosd 5bıld 7% 39Y,25 - Valparaiso. . 4" 55 59,5, - Santiago . . 4F 52 3,0 folgt. Das letzte Resultat weicht von dem, welches der Astronom von Santiago direct erhalten hat, nämlich 454.534 65 beträchtlich ab; es bleibt daher zu wünschen übrig, dafs dieser eben so umsich- tige als thätige Astronom durch anderweitige directe astronomische Beobachtungen, namentlich von Sternbedeckungen, das bisherige Resultat weiter berichtigen oder bestätigen möge. Die Astronomie beoachtet bei ihren Bestimmungen das Verfahren, dafs sie den wahrscheinlichsten Werth einer Gröfse sucht und dahin strebt, die Grenzen, innerhalb welcher diese liegen mufs, mehr und mehr einander zu nähern. Hoffen wir, dafs auch für den vorliegenden Fall die Wahrscheinlichkeit des Resultats immer grölser werde, nachdem Sie so erfolgreich die Bahn hierzu eröffnet haben. Dr. Lallemant’s Reiseplan durch Brasilien. — Schreiben Dr. Peschel’s. 159 Nachricht über Dr. Lallemant’s Plan einer Forschungs- Reise durch Brasilien. Dr. Lallemant, der sich in Rio Janeiro von der Expedition der Fregatte Novara getrennt hat und in der brasilianischen Hauptstadt schnell zu dem An- sehen gelangt ist, zu dem ihn seine Kenntnisse und seine Tüchtigkeit berechtigen, hat, getrieben von dem lebhaften Wunsche, auch das Innere des grofsen Reiches kennen zu lernen, erfolgreiche Schritte gethan, die kaiserliche Regierung für den von ihm entworfenen Plan einer grofsen wissenschaftlichen Reise durch Brasilien zu interessiren. Diesem Plane zufolge gedenkt Dr. Lallemant die Provinzen Rio Grande do Sul und Sao Paulo bis an den Parana zu durchziehen, dann sich über Sao Paulo in das Thal des San Francisco zu begeben und dasselbe abwärts bis Ioazeiro unter 10° S. Br. zu verfolgen. Von hier aus beabsichtigt er, wie Mar- tius, sich in nördlicher Richtung über Oeiras nach den Provinzen Maranhäo und Para zu wenden und dann dem Laufe des Amazonas aufwärts bis zur peruani- ‘schen Grenze bei Tabatinga zu folgen. Es freut uns, unsern Lesern mittheilen zu können, dafs dieser Plan in einer Sitzung des Staatsraths unter persönlichem Vorsitz'des Kaisers genehmigt und Herrn Dr. Lallemant die Unterstützung der Regierung freundlichst zugesichert ist. Es handelt sich nur noch um das Arran- gement einiger untergeordneten Punkte, so dals Dr. Lallemant hoffte, schon im Februar seine Reise nach Rio Grande do Sul antreten zu können. Die Freunde der Wissenschaft werden die grofsartige Unternehmung mit den besten Wünschen für eine reiche wissenschaftliche Ausbeute begleiten, Aus einem Schreiben von Dr. Peschel an Herrn A. v. Humboldt. Augsburg, 25. Februar 1858. Sie machen mir die gröfste Freude mit Ihrer Anfrage. Die Stelle über Marco Polo ist nicht in der sogenannten Tercer Viage bei Navarrete zu finden, sondern in dem Schiffsbuch zur dritten Reise, welches Colon mit einer Depesche und der Karte des von ihm entdeckten südlichen Festlandes im October 1498 nach Spanien schickte. Las Casas Lib. I, e. 149 giebt Auszüge aus dem Tage- buche, und dort heifst es bei der Ueberfahrt von Margarita nach Haiti am 16. August 1498: „Aqui torna a exhortar a los reyes que tengan este negocio en mucho: pues les amostrado aver en estas tierras oro y mineras a vista sin numero del y que se quiere sacar con ingenio industria y trabajo: porque aun el hierro aviendo tanto como ay no se saca sin el, y les a llevado grano de veynte ongas y otros muchos: y que donde ay esto algo se deve creer que ay y que llevö a sus altezas grano de cobre de nasgimiento de seys arrobas, agul lacar, ambar, algodon, pi- miento, canela, brasil infinito, estorague, sandalos blancos y citrinos, lino aloes, gengibre, ingienso, mirabolanos de toda especie: perlas finissimas Y perlas bermejas de que dize Marco Paulo que valen mas que las 160 Miscellen: Aus einem Schreiben von Dr. Peschel an A. v. Humboldt. blancas. (Eine Stelle aus Marco Polo Buch II, ce. 1.) Y esto bien puede ser allä en algunas partidas asi como de las conchas que se pescan en (a- naria y se venden tanto pregio en la mina de Portugal. Otras infinitas co- sas a visto y ay de espegeria que no curo agora de dezir por la prolixidad. Todas estas son sus palabras. Dafs Colon auf der ersten Reise ein Exemplar des Marco Polo bei sich ge- führt habe, davon habe ich nirgends einen Beweis gefunden. Auf der kleinen Entdeckungsfahrt an der Südküste Cuba’s 1494 eitirt der Admiral, wie sich aus den Auszügen des Bernaldez ergiebt, sehr fleifsig Joh. Mandeville. Ob er nun diese Autoren mit auf die Reise nahm, oder, was ich für wahrscheinlicher halte, ob er sie nur auf alten Seekarten ceitirt fand, bleibt. der Vermuthung überlassen. - In Ihrem neuesten Schreiben bemerken Sie, dafs Colon den Namen Zi- pangu auf Toscanelli’s Karte von 1474 gelesen haben könne. Ich benutze diese Gelegenheit zu der Anfrage, ob ich Ihnen nicht den Brief Toscanelli’s, nach Las Casas Uebersetzung, abschreiben darf. Es geht klar daraus hervor,‘ dals Tosca- nelli 1474 an Martinez, aber viel später an Colon schrieb. Auch ist die Berech- nung des Weges nach Leguas und Espacios ganz klar und falslich, da sich nur eine kleine nachweisbar falsche Lesart eingeschlichen hat, Da sich bei Ihnen, -wie der letzte Brief zeigt, das Interesse für das anzie- hende Zeitalter der grolsen nautischen Entdeckungen in aller Frische ‚erhalten hat, so wage ich es, weiter anzufragen, ob Sie die von Senhor Jose de Senna Frei- tas aus dem Torre do Tombo gezogenen Urkunden kennen, die in einer Flug- schrift: Memoria histor. sobre o intentado descobrimento de una supposta Ilha ao norte da Terceira. Lisboa 1845, enthalten sind, und ob ich, wenn das Schrift- chen in Berlin sich nicht findet, es Ihnen zur Durchsicht schieken soll. Wir haben dort; Urkunden, dafs Ansiedler der Azoren 1486 auf die Entdeckung der Ilha da sete Cidades, in Begleitung eines (avaleiro aleman (Behaim?), auszulaufen beschlossen hatten, wie ich es leider zu spät (S. 616 statt $. 136) in meiner Ge- schichte erwähnt habe. Endlich möchte -ich noch Ihre Aufmerksamkeit auf die vielen prächtigen Seekarten lenken, die wir in München besitzen und von denen eine beträchtliche Anzahl älter ist als die Karte in Weimar (1527). Im Archiv des Kriegsministe- riums, zu welchem ich ausnahmsweise Zutritt erhielt, weil mein Schwiegervater, Oberst Baron v. Konitz, früher Referent gewesen war, sind vier kostbare Portu- lane und darunter eine grolse Karte portugiesischen Ursprungs, welche von der neuen Welt Nichts enthält, als die von Vespucci auf seiner sogenannten dritten Reise. gesehenen Theile Brasiliens, ferner Grönland und Labrador, die Entdeckun- gen Cortereales. Ich habe davon eine sehr flüchtige Skizze abgezeichnet, die ebenfalls Ihnen zur Verfügung steht. Nur besorge ich, dafs Ihnen alle diese Probleme jetzt zu fern liegen. In diesem Falle verzeihen Sie mir gewils, wenn ich, überwältigt von dem Reize unvergelslicher Studien, Sie durch diesen Brief länger, als es sich geziemte, von höheren Gegenständen abzog. be Je f ? vi 2 | 161 ‘Neuere Literatur. Reise nach Mosul und durch Kurdistan nach Urumia.- In ‚brieflichen Mit- theilungen von C. Sandreczki, Ph. Dr. Dritter Band. Stuttgart 1857, bei Steinkopf. Bei Besprechung der beiden ersten Bände dieses Werkes (s. Bd. IH, $. 369) haben wir. die Veranlassung mitgetheilt, die den Verf. zu seinen Reisen bestimmte, und die -Hauptgesichtspunkte hervorgehoben, die ihn bei seinen Aufzeichnungen leiteten.. Auch der vorliegende dritte Band, der in zwei Theile zerfällt, bleibt im Allgemeinen ‚dem Charakter des Ganzen treu: er giebt die kurzen, frischen, und unverfälschten Notizen eines einfachen und anspruchslosen Tagebuchs, in welchem dem Missionswesen und Allem, was damit zusammenhängt, eine besondere Auf- merksamkeit gewidmet ist. Für das: geographische Interesse ist er indefs ergie- biger als: die beiden ersten Bände, ‘da der Verf. seine Rückreise’ durch Kurdistan im einem ausführlichen Abschnitt beschreibt. Wir geben im Folgenden einen Ueberblick des Inhalts und einen Abrifs der Reiseroute. { Der Band beginnt mit einer ausführlichen Einleitung über die Mission unter den Nestorianern, in welcher zugleich ein Bild von den Drangsalen entworfen wird, denen die Nestorianer des Gebirges von Seiten der Kurden ausgesetzt waren. Der eigentliche Reisebericht schildert in der ersten Abtheilung den Aufenthalt des Verf. in Urumia oder vielmehr in der Missionsstation zu Seir, von welchem Punkte aus er seine Ausflüge nach der Stadt und durch die grofse Ebene unter- nahm, die in einer Länge von 40 und in einer Breite von höchstens 20 engl. Meilen ‚das Westufer des See’s von Urumia umgiebt. Diese Ebene ist namentlich in dem Theile südlich vom Nasly-Flusse sehr gut angebaut und dicht bevölkert; sie soll nicht weniger als 300 Dörfer zählen. Ihre natürliche Fruchtbarkeit wird durch eine künstliche Bewässerung, die durch den Nasly, den Schaher, den Ba- randus und zahlreiche andere Bäche ermöglicht wird, für den Ackerbau nutzbar gemacht; der Landmann gewinnt Weizen, ‘Gerste, Reis, Taback, Rieinusöl, Wein, und auch‘ die Baumwollenpflanzungen scheinen ziemlich ausgedehnt zu sein; von Trauben kommen hier wohl zehn bis zwölf Arten vor. Besonders frisch wird aber der Anblick der Ebene durch die üppigen Baumgärten, in denen riesige Sykomoren und Wallnufsbäume über die niedrigeren Obstbäume, Aepfel, Birnen, Aprikosen, Pfirsiche, "Pflaumen, ‘Nüsse, Kirschen und Quitten hervorragen. ‘Als Bauholz werden, namentlich‘ in der Nähe der Dörfer, Pappeln gezogen. Auch innerhalb der Stadt Urumia selbst liegen die ausgedehntesten Obstgärten; sie ist sehr weitläuftig gebaut und hat bei einer Bevölkerung von nur 25,000 Seelen, worunter 22,000 Muhamedaner, 2000 Juden und etwa 600 Nestorianer, einen - Umfang von fast 4 engl. Meilen. Die Strafsen, die nur von nackten Hofmauern eingefalst werden, sind breit, reinlich und fast überall von fliefsendem Wasser durchrieselt, das zur Befruchtung der Obst- und Lustgärten verwendet wird. Der ‚See ist etwa 12 engl. Meilen von der Stadt entfernt; doch kündigt er schon lange ehe man ihn erreicht durch einen penetranten Salzgeruch, wie man ihn an flachen Meeresbuchten bemerkt, seine Nähe an. Fische und andere Thiere sollen in ihm nicht vorkommen; und zur Erleichterung der Communication zwischen Tebris und - Urumia wird das grofse Wasserbecken auch nicht benutzt, da die drei Segel- Zeitschr, f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd.IV. 11 162 Neuere Literatur: schiffe, die ein persischer Prinz. erbauen lie/s, dem Verfall preisgegeben werden. Bei Hochwasser überschwemmt der See an vielen Stellen seine flachen Ufer weit und bildet Sümpfe, die das Klima: der Ebene verschlechtern; nicht weit von dem nur von Christen bewohnten Dorfe Ardischai benutzt man diese Ueberschwem- mungen, das Seewasser in flachen Vertiefungen aufzufangen, in denen'sich bei der raschen Verdunstung schnell eine Salzkruste bildet; das Salz wird in das kurdische Gebirge und bis nach Mosul verfahren. Unter den Ausflügen, welche S. von Seir aus unternahm, war der nach der Ebene Salmas im Nordwesten des See’s, die von der Urumia-Ebene durch ein Querjoch getrennt wird, der bedeu- tendste. Im Norden des Nasly-Flusses ist die Ebene auf weiten Strecken unbe- baut und theilweise durch die Ueberfluthungen des See’s versumpft und mit Salz bedeckt; ‚auch der Gebirgsrücken, jenseits dessen die Ebene von Salmas liegt, ist ziemlich kahl. Die nördliche Abdachung desselben ist sehr sanft, aber der Blick auf die genannte, von nackten Bergen eingeschlossene Ebene mit ihren reichen Gartenwäldern recht anziehend. Die Stadt Salmas hat nur 3000 Einw., Muhamedaner, Armenier und Juden; ihre Hauptzierde ist ein neues, aus gebrann- ten Ziegeln gebautes Karawanserai. Im Allgemeinen scheint der Boden dieser Ebene nicht so fruchtbar zu sein, wie der in der Umgegend von Urumia. In der zweiten Abtheilung beschreibt der Verf. seine Rückkehr von Urumia nach Mosul, die auf einem anderen, etwas nördlicher gelegenen Wege erfolgte, als der. bei der Hinreise eingeschlagene, und die ihn in einen noch nicht bekann- ten Theil des Kurdengebirges führte. Die Reise ging zuerst nordwärts, jenseits des Nasly in das weiden- und quellreiche Gebirge des Tergawer-Bezirks, dann in das Thal des oberen Nasly, wo man in dem von Nestorianern und Kurden be- wohnten Dorfe Gengatschin (Jengidja) nächtigte. Aber von hier aus folgte man dem Thale des Nasly nicht aufwärts, sondern wandte sich, nachdem man eine kurze Strecke südlich geritten war, westwärts in einen Pals, aus dem ein wildes Gebirgswasser den Reisenden entgegenrauschte und der auf das persisch- türkische Grenzgebirge führte-e Hier erreichte man, allmählich ansteigend, den türkischen Grenzort Baschirga, einen von einer zerfallenden Steinmauer mit Thürmen umgebenen Platz, der hauptsächlich von Juden und Kurden bewohnt ist. Auch jenseits des Dorfes folgte man noch dem erwähnten, von weidenreichen Gebirgsrücken eingeschlossenen Passe, der sich bei dem Nestorianerdorfe Bas- san zu einem offeneren und besser angebauten Thale erweitert. Von hier aus führte der Weg noch eine Stunde aufwärts über eine kahle Felshöhe zur Wasser- scheide des Passes, von der man im SSW. ein ziemlich bebautes Thal zwischen kahlen aber weidenreichen Höhen, im Hintergrunde die mit Schneefeldern bedeck- ten Berge von Dschelu, im SO. das Nutscha-Gebirge erblickte. Durch diese; Thal, welches zum Gawar-Bezirke gehört, ritt man in südwestlicher Richtung dem Dorfe Diseh zu, wo eine Garnison von 4—500 Mann regulärer Truppen liegt, rastete aber bei einem benachbarten Dorfe, welches ebenfalls den Namen Baschirga führt und in einer versumpften, ungesunden Thalsenkung liegt. Das Thal wird vom Gawar oder Nild, einer östlichen Quelle des Zab, durchströmt und bei Hochwasser fast ganz überschwemmt; im Winter liegt hier der Schnee sechs bis sieben Monate lang. Die Weiterreise ging über die Dörfer Memikan, Kharwata und Hissa am nördlichen Fufse der Dschelu- Berge vorbei, dann in nordwestlicher Richtung über den Zab nach Kotschhannes, dem Sitze des ; 1 ; C. Sandreczki: Reise nach Mosul und durch Kurdistan nach Urumia. 163 nestorianischen Patriarchen, wo man wieder bekanntere Gegenden betrat, da man nach Ueberschreitung einer Hochebene bald nach Dshulamerk und von hier in die Felsenschlucht des Zab hinabstieg. Der Weg führte hier wieder auf das öst- liche Ufer des Flusses hinüber und lief dann längs des Stromes hin, der zahl- reiche Fälle und Schnellen bildet und hin und wieder in einer Thalerweiterung zu einer stilleren, smaragdgrünen Fläche sich ausbreitet. ° In dem mit Wallnufs- bäumen‘ und Weiden bestandenen Thale eines östlichen Zuflusses des Zab er- reichte man das Nestorianerdorf Bekuraia, das zu dem kleinen Tall-Bezirke, einem der ärmsten des Gebirges, gehört. Von hier aus folgte man ost- und süd- ostwärts gefährlichen Felsenpfaden über einen hohen Gebirgsrücken nahe an Schneelagen vorbei in das wilde Tchoma-Gebiet; hier bildet das Dorf Gun- dyktha mit seinen Gärten von Pappeln, Wallnufs- und anderen Fruchtbäumen und seinen bebauten Terrassen eine liebliche Oase. Nach sehr beschwerlichem Marsche über den im Süden vorgelagerten Gebirgsrücken gelangte man nach Marufa, und von hier zwischen Felsen von höhlenreichem Kalkstein in das Thal des Kurdendorfes Tschall, eines der schönsten, reichsten und grölsesten Thäler des Gebirges, das wieder zum Zab (unterhalb Gunduk) führt. Die Weiter- reise nach Mosul ging über Amadia, Spindar, Scheich Adi und Ain Siffneh. Bei Amadia erwähnt S. einen auffallenden Felsenbau auf dem Wege von der Stadt nach der Citadelle. „Die Felsen waren unter der Fläche des äufseren Bodens zu einem länglichen Viereck ausgehauen, in der Richtung von ©. nach W. Die Seite gegen W. enthielt eine nischenartige Vertiefung, die gegen O. eine Grab- kammer mit zwei Grabstellen. Der freie Raum enthielt in drei Reihen je vier aus dem Felsen gehauene Säulenstühle; aber die Säulen selbst waren alle herab- gestürzt und entfernt. Der Eingang war auf der Nordseite, und da war auch eine kolossale Menschengestalt halb erhaben ausgehauen, die aber vom Einflusse der Witterung so bearbeitet war, dafs sie dem Auge fast entging.* Minder ausführlich ıst der Bericht des Verf. über seine Heimreise. In der ersten Abtheilung des vierten Theiles beschreibt er seine Reise von Mosul nach Diarbekr. Er verfolgte zunächst den Weg auf dem linken Ufer des Tigris über Tell Kef nach Sachu am Chabur, von hier über das Nestorianerdorf Nehaıwan nach Dshesireh am Tigris. Dann wandte er sich westlich, um auf Beaufort’s Route das Gebiet des Djebel Tor zu durchziehen, eine Gebirgslandschaft, in wel- cher gleich am Tigris, Dshesireh gegenüber, der Basalt in Säulen ansteht und auch weiterhin, mit Kalkstein abwechselnd, häufig zu Tage tritt. Die Namen der Ortschaften, welche S. auf dieser Tour berührte, schreibt er oft sehr abweichend von der Form, in der sie sonst erwähnt werden. Ueber eine mit Basalt bestreute Hochebene, die zwischen den Felsen fruchtbares Ackerland darbietet, gelangte er jenseits des Kurdendorfes Aufser (Ainsar) in ein Hügelland mit anstehendem Kalkstein nach Asach (Azek), wo wieder der Basalt auftritt, der weiter westlich, bei Middha, schöne Säulen bildet. Jenseits Middha besteht der Boden aus Kalkfelsen; durch eine Hügellandschaft gelangt man in das sorgfältig angebaute Thal des Dorfes Bassebrin, dessen Häuser sämmtlich von Kalkstein erbaut ‚sind, dann an Deir Mar Stephanos und Deir Mar Gabriel vorüber in das Thal von Madiat, dem Hauptorte des Dj. Tor-Gebietes, in dessen Umgegend die 'Baumwollen- und Rieinusstaude angebaut wird. Jenseits Madiat führt der Weg ‚anfangs über eine baumlose, wellenförmige Hochebene, die überall angebaut: war, 164 Neuere Literatur: wo. der Boden es verstattete, an.dem Dorfe Astar vorbei durch eine Hügelland- schaft nach dem ansehnlichen Dorfe Deir Espin mit einer grolsen, alten, stei- nernen Kirche, In der Ferne zeigten sich höhere Bergrücken, die von NO. nach SW. strichen. Man. berührte die Kurdendörfer Naunüp und Ain Kaf; das letztere hat viele Baumwollenfelder. ‘Dann ritt man in einem Passe: den erwähn- ten. Gebirgsrücken allmählich hinan, der ziemlich bewaldet ist, ‚an dem Dorfe Dapeh vorbei, durch ein wohlbebautes Thal mit Weingärten und Baumwollen- pflanzungen 'nach. dem von Jakobiten bewohnten grofsen Dorfe Kellith (Killes), Westlich davon liegt das von Pappeln, Weiden und Maulbeerbäumen umgebene Kurdendorf Ahmedieh, in dessen Nähe die Baumwolle eben (12. Oetober).ge- erndtet wurde. Jenseits dieses Thales eröffnete sich die Aussicht auf die Gegend von Diarbekr. Theils über buschreiche, theils über kahle Höhen ritt man zu dem grolsen Kurdendorfe Derisch, dessen Bewohner sich mit dem Anbau des Wei- zens, der Gerste und Baumwolle beschäftigen, gelangte auf die kahlen Vorberge, die zum Thale des Tigris abfallen und zu dem Kurdendorfe Kyrk Direk,' das seinen Namen (vierzig Säulen) von einer benachbarten Kalksteinhöhle hat, in deren Innerem vier Reihen niederer Pfeiler ausgehauen und in deren Wände Grabnischen gearbeitet sind. Ueber niedrige Vorhügel führte dann der Weg durch Kurd Hadschi nach Kercha in das Tigristhal. Den weiteren Weg nach Diar- bekr legte S. auf dem linken Tigris- Ufer zurück. Die letzte Abtheilung enthält einen kurzen Bericht über die Reise von Diar- bekr nach dem Golf von Issus, die über Süwerek, Karadshören, Orfa, Biradshik, Aintab und Antiochia nach Skanderun führte. Den Besuch Aleppo’s gab der Verf. auf, da in dieser Stadt während seiner Reise der bekannte Aufstand der mohamedanischen Bevölkerung gegen die Christen (October 1850) ausgebrochen war, der auch in anderen Städten Syriens unter den Bekennern des Islam eine starke Gährung hervorrief. —n. Mission de Cayenne et de la Guyane, frangaise. Paris 1857. 8. Von einem gröfseren Sammelwerke wnter dem Titel: „Voyages et travaux des missionnaires de la Compagnie de Jesus, publies par les Peres de la meme Compagnie, pour servir de complement aux Lettres edifiantes“ ist das oben ange- führte Buch als der erste Band erschienen. Er vereinigt eine Anzahl kleinerer Schriften über die Mission in Guyana, — Schriften, die zum gröfseren Theile schon in älteren, meistens aber selten gewordenen Ausgaben bekannt gemacht sind und nur zum geringeren Theile hier zum erstenmal veröffentlicht werden. Es sind der Reihe nach folgende: 1) Des Pater Pelleprat „Relation sur les missions des Peres de la Compagnie de Jesus dans les Iles et dans la Terre ferme de l’Amerique meridionale“, gedruckt in Paris 1655. Der erste Abschnitt derselben über die Mission auf den Antillen ist ohne geographisches Interesse; er enthält nur einige spärliche Notizen über die Galibis, die auf der Insel Tabago und, vermischt mit Caraiben, auch auf Gre- nada wohnten. Einen viel reichhaltigeren Bericht über diese Nation und ihr Land giebt der zweite Abschnitt, welcher den Aufenthalt des Pater Pelleprat an der Mündung des Oüarabiche (Guarapiche), der sich in den Golf von Paria'er- gielst, im Jahre 1653 darstellt. Pelleprat hatte sich die Volkssprache angeeignet und nach seiner Rückkehr aus der neuen Welt zu gleicher Zeit mit seinem Mis- | > 2 a0 Mission de Cayenne et de la Guyane frangaise. 165 sionsberichte' eine Grammatik und ein Wörterbuch der Galibi- Sprache unter dem Titel: Introduction & la langue des Galibis, Sauvages de la Terre ferme de l’Ame- rique meridionale, Paris 1655 veröffentlicht. 2)' Lettre du P, Jean Grillet, missionaire de la Compagnie de Jesus et pre- mier superieur de la mission de Cayenne, & un religieux de la meme Compagnie, Juni 1688. Der Brief ist hier zum ersten Mal herausgegeben und hat nur histo- risches ‘Interesse. ' Er schildert die Einnahme Cayenne’s durch die Engländer unter Willoughby im September 1667 und die persönlichen Erlebnisse des Verf. vor und während seiner Gefangenschaft. Wichtiger ist 3) Voyage des PP. Jean Grillet et Frangois Bechamel dans Vinterieur de la Guyane en 1674. Diese Reise ging von Cayenne aus den Flufs Uvia (Oyapoe) aufwärts durch das Land der Nouragues und das Quellgebiet des Approuage an den Camopi, einen Zufluls des Oyapoc, wo das zahlreiche Volk der Acoquas wohnte, und enthält ziemlich reichhaltige ethnographische Angaben. Der Pater Grillet ‘setzte den Bericht darüber gleich nach seiner Rückkehr auf; aber das Journal wurde erst im Jahre 1682 in Paris gedruckt, 1689 ins Englische, 1729 ins Deutsche übersetzt. Leider haben sich die Jesuiten bei der vorliegenden Aus- gabe darauf beschränkt, lediglich einen Auszug des Journals, untermischt mit wörtlichen Anführungen aus demselben, zu veröffentlichen, und damit ein Ver- fahren eingeschlagen, welches schwerlich auf die Zustimmung der wissenschaft- lichen Welt rechnen darf. 4) Lettre du P. Lombard sur la mission de Kourou, preeedee et suivie de quelques details sur les travauz des autres missionnaires Jesuites de la Guyane Jusqwa la revolution frangaise. Dieser merkwürdige, zuerst in dem Werke des Chevalier des Marchais „Nouveau voyage a Guinee et a Cayenne“ abgedruckte Bericht handelt von den Missionsstationen, welche die Jesuiten, im Hinblick auf die erfolgreichen Unternehmungen ihrer Brüder in Paraguay, zu Icaroua. und nicht weit von der Mündung des Flüfschens Kourou (etwa in der Mitte zwischen den Mündungen des Maroni und Oyapoc gelegen) in der ersten Hälfte ‘des vorigen Jahrhunderts begründet und bis zu ihrer Vertreibung aus Frankreich und seinen Colonien (1762) mit wachsendem Erfolge aufrecht erhalten hatten. Obgleich der Pater Lombard es sich vorbehalten hat, über die Sitten und Gewohnheiten der Indianer wie über die Beschaffenheit des Landes an einem anderen Orte zu be- riehten, gewährt doch die vorliegende Schrift ein vollständiges Gemälde von dem ‚Charakter der Indianer, namentlich der Galibis, deren Sitze sich von Cayenne bis zum Orinoco ausdehnen und nur hin und wieder durch die Wohnsitze klei- nerer Stämme unterbrochen werden, und mancherlei interessante Angaben über ihre Sitten, ihre Festlichkeiten, ihre Art zu wohnen u. s.f. Merkwürdig ist es, dafs es dem Pater Lombard gelungen war, auch von ziemlich entfernten Indianer- 'stämmen eine Anzahl Familien zur Ansiedelung am Kourou und zur Annahme ‘des Christenthums zu bewegen. So hatte er in seiner Nähe eine Colonie von 'Coussaris, deren Heimath östlich vom Oyapoc liegt, und von Maraonen, die von dem Ufer des Amazonenstromes hergekommen waren; beide Stämme reden eine ‘dem Galibi verwandte Sprache, so dafs sie das Letztere leicht erlernten. Ganz ‚abweichend dagegen ist die Sprache der Arouas, arbeitsamer, tüchtiger, und in . der Schifffahrt sehr erfahrener Indianer, die sich vor den Bedrückungen der Por- tugiesen auf das französische Gebiet geflüchtet hatten. 166 Neuere Literatur: 5) Lettres Ecrites de la Guyane frangaise par des Peres de la Compagnie de Jesus a des Peres de la meme Compagnie en France 1852 — 1857. Die Benutzung Cayenne’s als Deportationsort hatte im Jahre 1852 auch die Jesuiten nach langer Abwesenheit wieder auf den Boden Guyana’s geführt, weniger freilich, um ihre Missionsthätigkeit unter den Indianern wieder aufzunehmen, als vielmehr um an der Küste unter Deportirten und Colonisten als Seelsorger zu wirken, Die Briefe, welche sie von dem Schauplatz ihrer Thätigkeit an ihre Ordensbrüder richteten, sind von dem höchsten Interesse, da sie einen lehrreichen und sehr schmerz- lichen Einblick in das Wesen dieser Strafcolonien eröffnen und — freilich nur beiläufig — Thatsachen mittheilen, die man von gewisser Seite geflissentlich in Dunkel gehüllt hat. Indem wir uns vorbehalten, den Lesern der Zeitschrift über diesen interessanten Punkt einen ausführlicheren Bericht vorzulegen, bemerken wir hier nur noch, dafs die dem Werke beigegebene Kartenskizze das Küstenge- biet zwischen den Mündungen des Amazonenstromes und des Maroni umfalst und hauptsächlich den Zweck hat, die Lage der einzelnen Missionsstationen wie die Route des Pater Grillet nach dem Innern des Landes zu veranschaulichen. —n. Carte de l’Isthme de Panama et de Darien et de la Province du Choco, reduite d’apres le dessin original de Mr. Augustin Codazzi, colonel au corps des ingenieurs de la Republique de la Nouvelle Grenade, auteur du grand Atlas de la Republique de Venezuela. Redigee par Henri Kiepert. 2 Blätt. Berlin 1857, bei Dietrich Reimer. Von dieser werthvollen und schönen Karte, deren nördliche, den Isthmus von Panama und Darien darstellende Hälfte den Lesern der Zeitschrift durch die Kartenbeilagen zu Band II. bekannt geworden ist, liegt uns nun auch das zweite Blatt vor, welches den südlichen Theil der Provinz Choc6 umfafst und dadurch ein vollständiges Bild der beiden für die Canalisationsfrage so wichtigen Thäler des R. Atrato und R. de San Juan gewährt. Das Original der Karte, welches bekanntlich durch Sr. Pastor Ospina, Minister der auswärtigen Angelegenheiten in Neu-Granada, im Jahre 1855 Herrn A. von Humboldt mit dem Ersuchen eingesandt war, die Veröffentlichung derselben veranlassen zu wollen, ist 1854 von Obrist Codazzi im Auftrage der Regierung der Republik auf zwei grolsen Blättern im Mafsstabe von 1:300,000 ausgeführt worden. Codazzi steht an der Spitze der Chorographischen Commission von Neu-Granada und ist seit mehre- ren Jahren mit der Ausführung einer umfassenden Arbeit über die Geographie dieser Republik beschäftigt; die im Interesse dieses Werkes unternommenen Rei- sen führten ihn im Jahre 1853 in die Thäler des San Juan und Atrato, und die damals sehr lebhaft erörterten Canal-Projecte auch auf den Isthmus von Darien. Nach einer Mittheilung Holton’s in,seinem Werke über Neu-Granada waren Co- dazzi auf diesen Reisen von der Regierung zwei Gehülfen mitgegeben, Manuel Ancisar, der einen besondern Bericht über die Reise durch die nördlichen Pro- vinzen veröffentlicht hat, und Jose Maria Triana, ein tüchtiger Botaniker; beide führten auch astronomische Ortsbestimmungen und Höhenmessungen aus, und lieferten dadurch für Codazzi’s chartographische Arbeiten eine festere Grundlage. Die Frucht dieser Reisen ist die Herrn v. Humboldt mitgetheilte Karte, welche jetzt durch Herrn Dr. Kiepert, redueirt auf den Mafsstab von 1 :800,000, in zwei A. Codazzi: Carte de l’Isthme de Panama et de Darien etc. 167 mit höchster, Genauigkeit und Eleganz ausgeführten Blättern, dem Publicum zu- gänglich gemacht ist. Es ist bei dieser Reduction möglich gewesen, die topo- graphischen und hydrographischen Angaben des Originals vollständig zu reprodu- eiren und auch alle Namen wiederzugeben, mit Ausnahme einiger von ganz klei- nen Schluchten, aufserdem aber bei der Terrainzeichnung die Höhenangaben des Originals zu berücksichtigen und durch die Fortlassung ganz unbeträchtlicher Er- hebungen die Klarheit des Gesammtbildes zu erhöhen. Die eigenen Beobachtun- gen Codazzi’s und die Benutzung des noch nicht veröffentlichten Materials der spanischen Archive geben seiner Arbeit einen eigenthümlichen Werth; wo es uns möglich war, dieselbe zu prüfen, wie es z. B. in Bezug auf das bisher so unbe- kannte 'Thal des R. Chucunaque durch eine Vergleichung mit den Berichten des Capt. Sharp (1680), Milla’s (1788) und vor allen Prevost’s (1853—54) geschehen konnte, lernten wir die Art seiner Arbeit als eine Vertrauen erweckende kennen und überzeugten uns, dals seine Karte das Bild jener Landschaften der Wahrheit um ein Bedeutendes näher rückt. Natürlich wird hier künftigen Forschern noch immer ein weites Feld zu Berichtigungen bleiben, zumal, da Codazzi manche Ge- genden nicht persönlich besucht hat; für jetzt aber wird man seine Karte im Allgemeinen als die reichhaltigste und treueste betrachten können und nur an zwei Punkten, auf dem Isthmus von Panamä in unmittelbarer Nähe der Eisen- bahn und im Flufsgebiet des Truando, eine Verbesserung schon jetzt für unum- gänglich halten. Es verdient deshalb allen Beifall, dafs Herr Dr. Kiepert der Re- duetion zwei Cartons beigefügt hat, auf welchen diese beiden, für die Canalisa- tionsfrage besonders wichtigen Gebiete nach neueren Aufnahmen und in gröfserem Malfsstabe dargestellt sind. Was das Gebiet des Truand6 betrifft, so bemerkt Co- dazzi in einer Note des Originals ausdrücklich, dafs er durch Mangel an Lebens- mitteln und kleinen Kähnen, wie durch den Verlust seines letzten Barometers verhindert war, den oberen Flufslauf und. die Wasserscheide persönlich zu unter- suchen. Diese Lücke ist durch die für den Carton benutzte Aufnahme von Ken- nish ergänzt. Allen denen, die sich für die bedeutungsvollen Projecte, welche sich an dieses Gebiet knüpfen, interessiren — und die Untersuchungen des Lieut. Craven haben neuerdings wieder die Aufmerksamkeit auf die Provinz Chocö ge- _ lenkt — können wir die sehr sorgfältig und schön gearbeiteten Kartenblätter Dr. Kiepert’s auf das Beste empfehlen. —ın. Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin vom 6. Februar 1858. Der Vorsitzende, Herr Prof. Ritter, eröffnete die Sitzung durch Ueber- reichung der eingegangenen Geschenke: 1) Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde. N. F. Bd. IH. 5. 6. — 2) Mittheilungen über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie von Dr. A. Petermann. 1857. XI. XII. — 3) Mittheilungen der K. K. Geographischen Gesellschaft. 1857. 2. Heft. Redigirt von Fr. Foetterle. Wien 1857. — 4) Bulletin de la Societe de Geographie, redige par M. Alfred Maury et M. V. A. Maltebrun. Quatritme Serie. T. XIV. No. 48, Decembre 1857. — 6) Klimatologische Untersuchungen oder Grundzüge der Klimatologie in ihrer Beziehung auf die Gesundheitsverhältnisse der Bevölke- rungen. Von A. Mühry. Leipzig u. Heidelberg 1858. — 7) The Atlantis: a Re- = 5 ' 168 Sitzungsbericht der Berliner geographischen‘ Gesellschaft. gister of Literature and ‚Seienee. No. I. January 1858. London. — 8) Ascension du Pichincha. Notes d’un voyageur. Par M. Jules Remy. Chalons 1858... — 9) Grundzüge einer Grammatik des Hererö nebst einem Wörterbuche, von C. H. Hahn. Berlin 1857. — 10) Die Formenlehre der Namaqua-Sprache. Ein Bei- trag zur südafrikanischen Linguistik. Von J. C. Wallmann. Berlin 1857. — 11) Karte von Armenien, Kurdistan und Azerbeidschan, in 4 Blatt, entworfen und bearbeitet von Dr. H. Kiepert. Berlin: 1858. Herr General Bayer hielt einen Vortrag über die Rotation der Atmosphäre, in welchem er die Entstehung der Luftströmungen auf den Unterschied der Ro- tationsgeschwindigkeit der Erdoberfläche und der Rotation der Atmosphäre zurück- führte, wobei theoretisch festgestellt wurde, ob und welche Bewegung das Luft- meer zeigen müsse, wenn es erstens langsamer, zweitens, wenn es schneller, und drittens, wenn es in gleichem Zeitmalse mit der Erdoberfläche rotire, endlich welche Modificationen bei diesen von OÖ. nach W. oder von W. nach O. flielsen- den Luftströmungen eintreten mülsten, wenn eine Strömung aus N. oder aus S. hinzukäme. Herr Prof. Ritter zeigt an, dafs nach einem von Heinrich Barth an ihn ein- gegangenen Briefe der Reisende mit Herausgabe. des vierten Theiles seiner Reise- beschreibung beschäftigt sei, und dafs derselbe in dem erwähnten Schreiben sich über die Möglichkeit äufsere, wenigstens die Papiere des Dr. Vogel zu retten. Herr Ritter erwähnt ferner, dafs erhaltenen Mittheilungen zufolge Capt. Baikie bei einer zweiten Expedition nach dem Binue zwar sein Dampfboot eingebülst habe, aber sammt seinen :Begleitern am Leben sei und wahrscheinlich zu Lande über Subotu zurückkehren werde. Endlich überreicht und besprieht Herr Ritter das von Herrn A, v. Humboldt eingesandte Memoire über eine dritte Besteigung des Pichincha. Herr Dieterici d. j. hielt anknüpfend an das Werk des Dr. und Profes- sors Chwolsohn über ‚diesen Gegenstand einen Vortrag über die Sabier oder Sa- bäer und den Sabäismus, und bemerkte zunächst, dafs, wenngleich alle Spuren dieses Sterndienstes auf Babylonien als seine Heimath zurückwiesen, man. sich doch an die arabischen Autoren wenden müsse, um den Namen „Sabäismus“ zu erklären. Es gab aber dem Vortragenden zufolge zwei verschiedene Genossen- schaften, welche sich‘ Sabier nannten, wie denn die Araber ganz bestimmt die Sabier und die. Haranier, welche sich auch für Sabier erklärten, unterscheiden. Diejenigen Sabier, welche Mohamed kannte und welche ihren Namen von dem arabischen saba, eintauchen, d. h. taufen, erhalten haben, sind ohne Frage Jo- hannes-Christen. Mit diesen Sabiern haben die alten heidnischen Sabier in Ha- ran nichts gemein, obgleich sie in späterer Zeit, um dem mohamedanischen Druck zu entgehen, ihre Götter mit, den Göttern der Griechen und. den Heiligen der christlichen Kirche identificirten. Durch diese Annäherung. an: die. Griechen, wur- den die Sabier geschickte Werkzeuge, um die Schätze des Alterthums mit den Mohamedanern (Arabern) zu vermitteln. Herr Robert Schlagintweit legte eine’ Anzahl charakteristischer Gesichts- masken vor, wie sie in tibetanischen Klöstern bei Aufführung mythologischer Schauspiele in Anwendung kommen und knüpfte daran die unter den Miscellen dieses: Heftes mitgetheilten erläuternden Bemerkungen. Herr Kiepert legte seine neue Karte von Armenien, Kurdistan und Azer- beidschan in vier Seetionen vor und gab eine kritische Uebersicht des dabei be- nutzten Materials, dessen Mangelhaftigkeit die auf der Karte noch vorhandenen Lücken erkläre. Die Bemühungen der Deutschen, Franzosen, Engländer und Russen um Aufklärung des auf der Karte dargestellten Gebietes wurden im Ein- zelnen gewürdigt und in Bezug auf Persien besonders die Verdienste der Eng- länder und Russen hervorgehoben, während die der Deutschen und Franzosen hier unbedeutend sind. Schliefslich verheilst der Vortragende eine Ausgabe der- selben Karte mit ethnographischer Colorirung. El] S Impire\ # Hucad | f | emule HTunusı N Ö CH a Derheuei | 3 R Uimeyasitose Fafirteaurlo Grid Tolo Z LSallanta Loptell a — > D Vorrat a Diran ne ftunpkyani Miolyio 2 FrayleMuertiP Lsorh F Stuche LRodruquen, NE Guamar 3 Toro Suntog [1s.ne Acta Tiltu LNalada}) { \ RR LILI En = sl > Dur hednitar Llorratesd far \ \ u £ Luna II Y 7 Sifuescel anaskos 4 a ma 1 za an pp wu Nuevo arterriltas D/ountea-Iob IN en s| I ıl, Reninque Rpeyuin tel "dance ABlancamumes S Dil. 2 REN Yalılia. Auerts <& —Terparkanguen laltamada LD Kor ag Lade Cokpinpioftendhun in | Fb ‘ N hresthn ® SL FAN TRR 47 RN) BE. eI ER An RR Cerro fayen Mhadıma N — .. an I un gr Ro \ ar Taugu Zume \ Ttuerpgt Ger“ NICH IR era Ale ‚dayrı) DR .s m Pr Eure Vrreluuaue =) DER STAT BUENOS AYRES UND DER SÜDLICHE THEIL DER ARCENTINISCHEN REPUBLIK nach den besten ıtinerarischen Hüllsmitteln entworfen von H.KIEPERT. Der Hurana. ist nur von der gleichnamigen Stadt aufirärts nach der nordamericaniscften Aufnahme von Page reducırt. vun der die den unteren Stromlauf’ enthaltenden Blätter noch nicht erschienen sınal. Malsstäbe ın 1-4,000,000 Deutsche geagraphMeilen,#+1 Cnadl Leguus, 26% = I Grad Englische Meilen, 69 1 Grad. 3 [72 u 20 7.) El 67 vn” um wow m m m Die unterstrichenen Namen bezeichnen die Fartidos (Distrirto) des States Buenos Ayres, resp deren Hauptorte An bed. Arrayo (Bach) I. Rio /Fluss) b.hayuna (Stumpf we) P& Funta. (Landspitze) [Cerro [Berg) SOSterva (Bergketis) Hohenzahlen in Ihriser Russ —efaragayaszıll 1 Ar 1 f l SEAF mgrt Ne Anarittn (Baydeurä, ahda) nedenei, css 6] WLrGfeenwich n 04 IR a = Lith_Inst von Ü Monecke, Taf. IL Bevölkerung und WViehstand der Campaua des Staates Arans, Aires. Nach den einzelnen Partidos geordnet. Viehstand Bevölkerung 1854 | 1856 | Rindvieh 1. Partidos des Nordens. | 1) San Nicolas... ....| 8450 ».. 10193 42760 45499 | | 2) San Pedro. .......| 3898 5003 ?| 3870 110000 120000 | ! | | 3) Baradero, ». =». +»... | 2603 3919 3603 1480001 83500 4) Zarate - . 1732 1832 2035 61193) 13550 5) Las Conchns 960 | 999 | 1039 2323 8) San Fernando...» 3203 3213 7) San Isidro und Belgrano 7032 | 8050 000 | 8) Pergamino. . » 4468 6319 330000 100000, Pferde | Schafe 70860 70000 290000 93390 4800 Am Parand, zwischen dem Arroyo del Medio, der es von Santa F&, und dem A. de Hermanas, der es ron Bäche Manantiales und Cı de Ramallo bilden, an Pergamino, las geschieden, grenzt südlich an Baradero und Arreci- Am Parans, grenzt im N. an San Pedro, im SO. an Lage Producte und sonstige Bemerkungen Rindrieh, Schafe, Cerealien, Holz, Früchte. — Hauptort San Nicolas mit 6920 Einw. S. Pedro scheidet, grenzt im W. bei der Confliuenz der da Grande, die den A. Rindvieh, Schafe. Die Angaben über den Viehstand sus dem J. 1855 lauten ganz anders: 77,000 Stück Rindvieh, 29,950 ‚Pferde, 67,300 Schafe, 1060 Maulthiere, 1800 Schweine. Vieh, Talg, Käse, Wolle, Kohlen, Holz. — Bei der Bevölkerungsangabe für 1854 sind die unyerheiratheten Fremden nicht mitgerechnet, Vieh, Früchte, Holz, Kohlen und Reis. — Dus Pueblo Zurate hat 078 Bewohner. Am Parans, durch den A. de Hermanas von $. Nico- fes, westlich an Pergamino; durchflossen von den Bä- chen Tala, Burgos und Arrecifes. Zarate, im S. an Exaltacion de la Cruz, im W. an Arrecifes. Am Paranf, grenzt im N. an Baradero, im SO. an Conchns, im S. an Pilar, im W. an San Antonio de Areco und Exaltacion de la Cruz, Am La Plata, grenzt im NW. an Zerste, im‘S. durch den R. de las Conchas von San Fernando geschieden, stöfst im W. an Pilar. Bau- und Brennholz. 400 160 130000 9) Arrecifes. . . 2795 2795 140000 \ 35000 | I 10) Exaltacion de la Cruz . 49780 16080 130000 330000 11) San Andres de Giles. . 1662 56314 14915 5015 5587 5778 178266 12) Pilar.. . . 13) Rojas . » » 1507 45618 14) Iunin ana an 962 Partidos des Nordens | ... u... 153344 |1,168643 | | j) II. Partidos des Westens. | | | 15) San Jose de Flores. . . | 5674 | | 5674 2129 1793 | | | | 416) Moon.» es 00... | 3162 | 5905 15295 6526 | 17) Matanza eco. . | 2444 |... | 2444 45549] 10891 | 18) Villa de Lujan ..... | 9196 9196 61608 | 28724 19) Villa de Mercedes . ... | 8750 .. 10000 150000 ° 80000 | | | 20) Chivilcoy »=......| 8001 | 6932 | 6932 72580 | 25589) | | 21) San Antonio de Areco. | 2030 | 2231 | 2550 59328| 10418| 22) Fortin do Areco ..... | 2454 4204 43280, 13305 | 23) Salto... .....» 2712 | 2874 | 2874 45385 | 16164 24) Brogado . .. +» 1290 | 1511 | 1200] 28180, 2241| 25) Lobos . ä . | 6409 6919 115000 | 46300 | 26) Navarto „2.2... 4812 0 5130 25980 | 27550 | 27) Veinticinco de Mayo . . | 3618 | 5074 | 3016(2)] 145534] 35428 290729 | 2 92160 222225 177985 223604 469380 400000 ‚64300 299906 308800 81550 21430 374000 168620 39232 ‚028807 Am La Plata von der Mündung des R. de Ins Con- chas nur } Leguas weit sich ausdehnend, zwischen den Partidos Las Conchas und S. Isidro, grenzt im W. an Pilar. Am La Plata, stöfst im SO. nn dus Stadtgebiet von Buenos Aires, im NW. an San Fernando, im SW. an San Jose de Flores, Cerealien, Früchte, Holz, offcinelle Wur- zeln, Reis. ‚ Ceralien und Gemüse. — Ein Theil des Partido wurde 1850 losgetrennt und mit Landstrichen von S. Jose de Flores zur Bildung des Part. de Belgrano verwendet. Vieh. — Die Angaben über den Vieh- stand von 1855 weichen sehr ab: 141,805 Stäck Rindvieh, 45,942 Pferde, 139,275 Schafe, 1470 Maulthiere, 2641 Schweine, ‚Vieh. ‚Grenzt im O. an San Nicolas, San Pedro und Arrecifes, im S. un Salto und Rojas, im W. an die Pampas, im N. an Santa F6, von dem es durch den A, de Pavon geschieden ist. Im N. bildet der A. del Tala die Grenze gegen San Pedro, im O. stöfst es an Baradero, im SO. an San Antonio de Areco und Fortin de Areco, im S. an Salto, im W. an Pergamino. Grenzt im N, an Baradero, im O,;an Zurate, im S. an | Vieh. San Andros de Giles, im W. an San Antonio de Arcco. Rindvieh und Schafe. — Das Pueblo, am östl, Ufer des A, de Giles auf einem Hügel gelegen, zählt 536 Einw. und ist 23 Loguns von Buanos Airos entfernt, Rindvieh, Schafe, Talg, Küse, Die Heer- den sind s0 bedeutend, dafs sie zum Theil in andere Partidos zur Weide, gotrieben werden müssen. Das Pucblo, 13 Leg. von Buenos Aifes entfernt, hat 1085 Einw. Rindvich. — Das Pueblo hat 1357 Einw, u. ist 55 Leg. von der Hauptstadt entfernt, Grenzt im NW. un San Antonio de Areco, im N, an Exaltacion de la Cruz, im O. an Pilar, im SO, an Villa de Lujan, im S. an Villa de Mercedes, im W. an ‚Fortin de Areco, Grenzt im N. an Zarate, im O. an Las Conchss, im S: an Villa de Lujan, im W. an San Andres de G; Vom Rio de las Conchas und Rio ds Lujan dure strömt, mit 2 Lagunen: Villodo und Sauce. Grenzt im N. an Porgamino, im O. an Salto, im 5, an Junin, im W. an die Pampas. Weizen. — Dus Partido ist 1850 wegen der von den Indianern drohenden Gefahr verlassen worden, Grenzt im N. an Rojas, im O, an Salto, im 8. und W. an die Pampns. Grenzt im O. an San Isidro und Buenos Aires, im S. an Moron, im W. an Villa de Lujan, ün N. an Bel- grano, Getreide, Gemüse, Holz, Ziegel. Ein Theil des Districts wurde 1856 zur Bil- dung des Partido de Belgrano losgelöst. Das Pueblo hat 3096 Einw, Schafe, Cerenlien, Hole. — Das Pucblo hat 1122 Einw. Grenzt im OÖ. an Buenos Aires und Barracas al Sur, im 8. un Matanza, im W. an Villa de Lujan, im N. an San Jose de Flores. Grenzt im O. an Quilmes, im S. an San Vicente und | Schafe, Cercalicn, Obst, Holz. Caüiuelas, im'W. an Villa de Lujan, im N. an Moron. Schafe und Rindvich, — Das Pueblo hat 2223 Einw. und eine schöne Kirche, und ist 16 Leguns von Buenos Aites entfernt, Wird im O. durch den R. de Marques von Moron ge- trennt, grenzt im N. an Pilar, im NW. an San Andres de Giles, im W. an Villa de Mercedes, im 8. an Na- varro. Grenzt im O. an Villa de Lujan, im‘S, an Navarro, | Schafe, Cerealien, Obst. im W, an Chivilcoy' und Fortin de’ Areco, im N, an San Andres de Giles, Grenzt im O. an Villa de Mercedes, im SO. an Na- varro, im SW. an Bragado, im N. an Fortin de Areco, Grenzt im O. an Zarste und Exaltacion de la Cruz, im SW. an Fortin de Areco, im NW. an Arrecifes, Grenzt im NO. an San Antonio de Areco, im O. an San Andres de Giles und Villa de Mercedes, im S. an Chiyilcoy, im W. an Salto. Getreide. Rindvieh und Schafe, Vieh, — Das Pueblo hat 1288 Einw. Rindvich und Schafe. — Das Pueblo hat 660 Einw. Vieh, Getreide. Grenzt im O. an Fortin de Areco, im S. an Brugado, im W. an Junin, im NW. an Rojas. Grenzt im N. und NO. an Salto und Fortin de Areco, im O, an die Laguna del Durarno und das Partido Lobos, im SW. an den Salado, im W. an die Pampas. Grenzt im W. an Bragado, im N. an Navarro und die Cnünda de los Pozos, im O. durch die Canada Espa- daün und die Laguna de Culä-Culs von San Miguel del Monte geschieden, im S. an den Salado. Grenzt im $. und W. an Lobos, im N, an Villa de Lujan, im O. an Caüuelas. Grenzt im O. an Suladillo, im N, an den Salado, im W. und $. an die Pampas. Schafe, — Das Pueblo hat 2859 Einw. Schafe. — Das Pueblo hat 1257 Einw Rindyieh. Getreide, Partidos 30) Ensenada de Barragan . 31) Magdalena . . 32) San Vicente... ..... 33) Canuelas 34) San Miguel del Monte . 35) Ranchos . . ; . 36) Chascomus 37) Dolores BB) PUR Yalatate dir ienerele 39) Azul . . 40) Flores ua onen enn: 41) Saladillo 42) Tapalquon +.» . . 43) Tandil und Chapaleoft. 44) Veeino nano 45) Tordillo 2.2.» 48) Aj6 48) Mar Chiquita 49) Loberia „urn: 50) Bahia Blanca 51) Patagones . Partidos des Südens Bumma, I. Partidos des Nordens. . U. Partidos des Westens III. Partidos des Südens . Die Campaüin Bevölkerung Viehstand 1854 | 1855 | 1856 | Rindrieh| Pferde | Schafe 2 |... | 5098 977 | 340 076 7140 | ... | 7140 | 24000) 55000) 112900 2184 | 2322 | 2121 | 7416| 32505. 230260 4082 |. ssız | 231280| 85349 | 222377 4452 |... | a2 | as035| 2rir6) 4n9Bs0 4344 | ... | 4344 | 28700) 14900 | 480000 3633 | ... | 3633 90000 Be? EZ 3023 | 34952| 350321 514000 | 4723 | 7860 | 7860 | 120000 | 650000) 00000 5052 | 6367 | 8000 3580| 1970) 2490 2008 |. 1808 | 128270 | 200200 | 252300 5912 5912 | soo 7 2 1526 |... | 2265 | 118043) 30221] 167573 | 995 875 | 80099 23703 | 63080 | | 6512 . Fssız a12| mi] 4820 280. 2899 | s01200| sooo] 68200 1222 | 1428 | 1408 | 791001 23897) 102000 1430 | 1464 | 1752 | 64750 14100) 454500 I 1 13390 |... | 1330 | 150000), 7 ? 2 . 941 | 100000), ? ? 1129 1429 | 300460) 102790| 88251 | 2408 | 2468 | 400000 2 ? 941 . | 1317 1240) 1800 1300 1672 1072 3085| 1055| 2820 | 2 jez [2473208 |1,407020 3,867823 un rss | 53344 | 1,108643| 498905 4.470095 “| 220) .86184 | 860148 | 290720 | 2,628807 32877 | 2,473298 | 1,407028 |3,807823 202355 4,502090 | 2,190003 7,966725 Am La Plata; unmittelbar südöstlich vom Stadtgebiet. Am La Plata, durch den Arroyo de Gaete von Bar- racas, durch den A. de Gato von Ensenada de Bar- ragan geschieden; grenzt im W. an Matanza, im S. an San Vicente, Am La Plata, im O, durch den A, del Pescado von Magdalena, im $. durch den Samborombon von Chas- comus, im W. dürch den Abascal von San Vicente und durch den A. de Gato von Quilmes ‚geschieden. Am La Plata, grenzt westlich an Ensenada de Barra- gan, südlich un Chascomus. Grenzt im N. an Quilmes, im O. an Ensenada de Barra- gan und Magdalena, im $. an Chascomus und Ranchos, im W. an Caüuelas, Grenzt im S. und SW. mit Monte, im W. und NW. mit Lobos, im N. und NO. mit Matanza, im O, mit San Vicente. Im N. durch die Catada del Totoral von Canuelas, im W. durch die Lnguna de Calü-Culü von Lobos, im 0. durch den Cesjo von Ranchos geschieden, stöfst im S..an den Salado. Grenzt im N. an Caiwelas und San Vicente, im O. an Chascomus, im.S. an den Salado, im W. an Monte. Grenzt im N. an San Vicente, im O. an Magdalena, im S. an den Salado, im W. an Ranchos. Grenzt im O. an Tordillo und Aj6, im S. an Tuyü und Vecino, im W. und NW. an Pila, Grenzt im O. an Dolores, im S. an Vecino und Tan dil, im W. an Azul, im N. an den Salado. Im Innern, am gleichnamigen Flusse, westl. vom vorigen. Grenzt im O. an Azul, im S. an Tapalgnen, im W. an Saladillo, im N. an den Salado. Grenzt im O. an Flores, im S. an Topalquen, im W. an Veinticineo de Mayo, im N. an den Salado. Grenzt im N; an Flores, im O. an Azul, im SW. an die Sierra de Tapalquen. Wird im W. durch den Chapaleofü von Azul getrennt, grenzt im S. an Loboria und Mar Chiquita, im O. an Vecino, im N. an Pila. Grenzt im W. an Tandil, im N. an Pila und Dolores, im O. an Tuyä, im S. an Mar Chiquita. Die bedeu- tendsten Lagunen sind die L. Caquel und Caleu. Am Meer, grenzt im W. an Pila, im $. an Aj6, im SW. an Dolores, im N.'an Chascomus, wo der Sulado die Grenze bildet. Am Meer, südlich vom vorigen, grenzt im W. an Do- lores, im 8. an Tuyü. Am Meer, grenzt im N. an Aj6, im W. an Vecino, im S. an Mar Chiquita. Am Meer, grenzt im N. an Tuyü, im W. an Tandil, im $, an Loberia, Am Meer, südlich von Mar Chiquita, am Cap Cor- rientes und R. Quequen. An der Bahia Blauca, mit unbestimmten Grenzen. Am Rio Negro, mit unbestimmten Grenzen. Die Producte seiner 13 ; 1 tereien. — Im Jahre 1855 was stand an Schafen auf 47,025 Wolle, Getreide, Gemüse, Holz, 4b ihr Viel, Cerealien, Kalk, Holz, K Vieh, Kalk, Holz, Wolle in grofser Menge. — Das Pueb bat 1014 Einw. Wolle in grofser Menge. — Das Partido hat 262 grofse Schäfereien, aber nar Ackerwirtlischaften. Das Pucblo ist 1 Leguns von Buenos Aires entfernt. Rindvich, — Das Pucblo hat 921 un Wolle, Gyps; Vich, — Unter den Einwohnern befindeı sich 1322 Engländer, 1090 Kram 899 Spanier, 250 Italiäner, 125 Di und 406 andere Nicht- Argentiner, Pueblo zählt 2980 Einw. Vieh, Holz und Kohlen. — Der Viehst redueirt, Rindvieh. — Der Bestand an Pferden 1855 nur auf 42,182 angegeben, © Partido hat kein Pueblo, Vich, Getreide, grobe Gewebe. Vieh. A we Rindvieh und Schafe. — Das Partido hat kein Pucblo. Unter den Bewohnern sind 0000 Ini nor mitgerechnet, die aber 1856 das Pars tido verlassen haben, so dafs cs zur völlig aufgelöst ist. Ein Pucblo existirt nicht, Bausteine, Kalk, Eisen, Ockor, — Die Einwohnerzahl ist jetzt ebenfalls geringar als im Juhre 1854, Ein Pucblo fehlt. Viel, Holz, Bausteine. — Das Partido hat 39 Vichzucht-Etablissements, aber kein Pucblo. Viel, Holz, Bausteine. — Das Partido hat kein Pueblo. Vieh, — Das Partido hat kein Pucblo. Vieh, Holz, Bausteine. — Das Partido hat kein Pucblo, Vich, Salz, Muschelkalk, — Das Partido hat kein Pueblo. Vich, Robben, Bausteine, Ocker. — Das Partido hat kein Pucblo, Vieh, Salz, Gyps, Marmor, Schleifsteine, Kohlen. Getreide, Salz, Gyps, Quadersteine, See- thiere, DE a3 3 a. ei Tg > ing ; ; wer a 1 7 vr; 5 > SNIDLORT |) HOA SUpAT e - Me > z= PR 8 N Zu di a IDg os ag vnay.ap ynayb qasgfounsbung enyoy op sqp3ssfoge wyof 05 vn gppsspang + f E 000009 = 4) uaprapr arpasaydn o En PFTOGERT, o ro o znynz ey UAL UNTVH EDIT zZ o 7a027700 vung Y PIPDP SHÄR rang? 12707 AO RER NZ er Ss TAN DV NOA 3MHYNINY 430 HOVN NHYANZSIZ-YUHANZ-UIIWIALLIN FMLDATOHS 210 Eye Tee ET ‚ Heft von 5 IV Ir , \ ve Carte Pisthme [N AR et de Darien et de la Province de Chooo, reduite d’apres ® dessin oReinaln Mr. Augraeık Cpdäsei, IR 'Redigee par Henri Kiepert. 2 Bl. Maalsstab 1: 800, Don. Preis 1 Thlr. 20 Oser A New Map EN, Central- Auarıe EN dem with the help of all recent surveys and 7 ng Rn Be, Be, | TO | SE Kanerki‘ ” 4 Bl. Maafsstab «hr 2,000, 000. Preis 2 Thlr. 20 se A Ne w Map Tropical. America North of the a | SERBIEN "and ehe & frag ‚with the help of all earthographic and ER Be hitherto published and dedicated by permission to. ‚his eng Baron Alexander von Humboldt H. Kiepert, dk 6 Bl. Maalfsstab 1:4,000,000. : Preis 4 Thlr, e Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin Grünstrafse AB. au Be MIT UNTERSTÜTZUNG DER GESELLSCHAFT FÜR ERDKUNDE ZU BERLIN UND UNTER BESONDERER MITWIRKUNG _ VoN = EM DOVE, c G. EHRENBERG, H. KIEPERT uno C. RITTER IN BERLIN, “ gr x ANDREE IN DRESDEN UND J. E. WAPPÄUS m görTtıncen. % hen | von Dr. K. NEUMANN. NEUE FOLGE, VIERTER BAND, DRITTES HEFT. ' BERLIN. VERLAG von DIETRICH REIMER. \ 1858. Inhalt. VI. Von den Zweifeln, welche über den Flächeninhalt des jetzigen mexi- canischen Gebiets erhoben worden sind. Von Alex. v. Humboldt VIH. Ueber den untern Theil des Syr Dariah (Jaxartes) zwischen dem Fort Peroffsky und seiner Mündung. Von Alexis Boutakoff. Mitge- theilt von Garl Ritter 25 27 20000. Mon Me Ne ne re IX. Mittheilungen aus Algerien. Von Dr. L. Buvry. Die östliche Sa- hara der Regentschaft Algerien . ». « 2 2 2220 02 0 000 Miscellen. Ueber einige historische Thatsachen, die auf die Entdeckung von Ame- rika durch Columbus Bezug haben. Aus einem Briefe von Dr. Peschel an Alex. vv Humboldt . .: 2.0 2.2.0 2 .0.% ee Baikie’s Niger-Expedition. Verlust des Schiffes Darapeng, Von Sam. Crowther. Mitgetheilt von Prof. C. Ritter . ». . 2 2 2.0. Bureckhardt’s Grab.ber 'Oairo.... un. ete ee wissen de eite Die gröfsern Städte Rufslands, nach ihrer Einwohnerzahl geordnet. Von Dr Salt man ee ee ae Ver Vase ee at ae Reise von Omsk nach Wjemoje . . 2 2 2 2 2 2 2 2 2.0. Wein- und Obstbau in Californien . « . 2» 2 2 va nr ann Die französischen Strafeolonien in Cayenne . . .. a ET Nachtrag zu der Abhandlung „das Klima von Mendoza.“ Von H. Bur- MEISHEra. MR ee ie tee le le EEE Eine neue Forschungsreise nach Central-Afrika . .». . 2.2... Neuere Literatur. Alpinisches und ’Transalpinisches. Neun Vorträge von Carl Witte, Prof. in Halle. Berlin 1858 . . ... Re > A Residence among the Chinese; Inland, on the Coask and at Sea. By Robert Bortune London 1897. 8. . 2. en... Berlin und Charlottenburg mit nächster Umgebung. Aufgenommen und herausgegeben von der topographischen N des Königl. Preufs. Grofsen Generalstabes. Berlin 1857 .... . Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin vom 6. März 1858. Karte. Seite 169 172 190 226 230 238 239 241 247 250 256 257 258 259 262 263 Taf. V. Die östliche Sahara der Regentschaft Algerien, mit Rücksicht auf die Angaben des Dr. Buvry, entworfen von H. Mahlmann. BEE ae ee e\ VD. Von den Zweifeln, welche über den Flächeninhalt des jetzigen mexicanischen Gebiets erhoben worden sind. Von Alexander von Humboldt. 00 Der Traetat von Guadalupe Hidalgo, vormals Villa de Guadalupe genannt, wurde am 2. Februar 1848 geschlossen und in demselben mehr als die, sehr entvölkerte Hälfte von dem ehemaligen Neuspanien, der Republik Mexico, an die Vereinigten Staaten von Nord- Amerika _ abgetreten. Mein vieljähriger Freund, der mexicanische Staatsmann on Lucas Alaman, giebt in dem letzten Bande seiner Historia de _ _Mejico desde los primeros movimientos en el ano de 1808, die erst 1852 erschienen ist, p. 875 und 956, Apend. p. 89 das Areal, welches abge- _ treten wurde (nördlich von einer Demarcations-Linie, die, 3 Meilen "oberhalb des Rio Bravo del Norte ausgehend, in dem Flufsthale bis etwas nördlich vom Paso del Norte aufsteigt und dann sich westlich bis zum Rio Gila und zum Südsee- Hafen San Diego wendet) zu 109,944 spanischen Quadrat-Leguas, deren 264 auf einen Grad des Aequators gehen, — 97,850 Quadrat-Lieues zu 25 auf den Grad, an. Das der Republik Mexico verbliebene Areal wird zu 106,068 Quadrat- „eguas — 94,400 Quadrat-Lieues geschätzt: demnach der Total-Flächen- nhalt vor der Länderabtretung gewesen wäre 216,012 Quadrat-Leguas zu 264 auf den Grad, —= 192,250 Quadrat-Lieues zu 25 auf den Grad. Letztere werden in französischen statistischen Werken nach alter Sewohnheit, wie in nautischen Schriften die Seemeilen,.20 auf den Srad, angewandt. Diese numerischen Angaben des Flächeninhalts ind in das vortreffliche Werk des Freiherrn v. Richthofen, welches den Titel führt: „Die äufseren und inneren politischen Zu- tände der Republik Mexico seit der Unabhängigkeit bis iuf die neueste Zeit,“ 1854, 8.8—11 übergegangen. Da nun durch Oltmanns’ sorgfältigste Berechnung des Flächeninhalts aller In- endanzen des bewohnten und tributären Neu-Spaniens nach der von nir 1803 auf viele astronomische Ortsbestimmungen und die Gesammit- 11.* 170 Alexander von Humboldt: heit alles in den Archiven vorhandenen Materials construirten, dazu in Berlin und Paris bis 1809 verbesserten Karte von Mexico zu 118,478 Quadrat-Lieues (zu 25 auf den Grad) = 133,122 Quadrat-Leguas (zu 264 auf den Grad), also um 82,890 Quadrat-Leguas geringer gefun- den und so in meinem Essai politique sur la Nouvelle- Espagne, ed. de 1827 T. II p. 10 und 15—18 aufgeführt ist; so mufste die Ursache eines so grolsen Unterschiedes nothwendig ergründet werden. Don Lucas Alaman suchte ihn: in der Verschiedenheit der spanischen und französischen Meilen (er nennt letztere, zu 25 Lieues auf den Grad, fälschlich Seemeilen; diese irrige Gleichsetzung von Meilenmafsen würde aber nur 14,644 Quadrat-Leguas, also noch nicht 4 der ganzen Differenz, betragen); in dem Umstande, dafs Chiapa 1803 zu Guate- mala gehörte; und dafs die Grenzen von Texas, Alta California und Nuevo Mexico damals ganz anders bestimmt waren. Neu-Californien, jetzt Ober-Californien genannt, von Alaman wegen der Verbreiterung gegen Osten zu mehr als 49,000 Quadrat-Leguas angegeben, war im Jahre 1803, nur als ein schmaler Küstenstrich, von Missionaren eulti- virt, und von mir nur zu 2300 Quadrat-Leguas geschätzt worden. Bei der bekannten Sorgfalt und Rechnungsfertigkeit des Professors Olt- manns, der jede Provinz mit Quadraten bedeckt hatte, deren Seiten nur drei Bogen-Minuten betrugen, hatte ich wenig zu besorgen, dafs die Areal-Berechnung meiner grolsen, erst 1809 vollendeten Karte von Mexico ungenau sei; ich konnte es um so weniger, als die flüch- tigeren Berechnungen, welche ich gemeinschaftlich mit einem recht kenntnilsvollen Mexicaner, Don Juan Jose Oteiza, auf dem ersten Cro- quis meiner Karte in Mexico selbst gemacht, im Jahre 1803 (ehe noch alle astronomischen Positionen berechnet waren) 81,144 Quadrat-See- meilen (Lieues, zu 20 auf den Grad) ergaben: was von den 118,478 Quadrat-Lieues (zu 25 auf den Grad) = 75,826 Quadrat-Seemeilen (zu 20 auf den Grad) nur um ein „; abweicht. Ich besitze noch in spanischer Sprache und von eigener Hand den ersten Entwurf zu der Eingabe '), die ich im Januar 1804 dem Vicekönig Iturrigaray für die !) Tablas geografico-politicas del Reyno de Nueva Espana, que manifiestan su superficie, poblacion, agricultura, fabricas, comercio, minas, rentas y fuerza militar; por el Bn. de Humboldt (Primer bosquejo, presentado al Exmo. Sr. Virrey). In dem Jahre 1813 sind die ersten Deputirten- Wahlen der mexicanischen Republik nach den Populations- Angaben meines Manuscripts, das ein Areal von 81,144 en leguas quadradas, de 20 en 1 grado, und eine Poblacion von 5,764,700 Seelen für die einzelnen Intendencias und Provincias annahm, vollzogen worden, obgleich im Boletin del Instituto Nacional de Mexico 1839 p. 14 meine Tablas estadisticas mit Weglassung meines Namens citirt sind. In meinem Essai politique 1811 (Ed. in 4to) habe ich die Population in 5,837,100 umgeändert. — Nach einem halben Jahrhundert, im Jahre 1850, also nach dem unglücklichen Tractate von Guadalupe Hidalgo vom 2. Februar 1348, wird die Bevölkerung der Republik Mexico auf 7,662,000 Seelen angeschlagen; s. Cuadro synoptico de la Republica Mexicana por Don Miguel Lerdo de Tejada, aprobado por la Sociedad mexicana de Geografia y Estadistica. Die en I i) Ueber den Flächeninhalt' des jetzigen mexicanischen Gebiets. 171 #, mexicanischen: Archive schickte. Um aber nichts zu vernachlässigen, was die Genauigkeit der Areal-Berechnung von Oltmanns bekräftigen _ konnte, habe ich den mir sehr’ befreundeten, so erfolgreich thätigen Astronomen Dr. Bruhns, Adjuncten der Königl. Sternwarte zu ‚Ber- lin, ersucht, die Quadrirung des Prof. Oltmanns vom Jahre 1809 auf - derselben Karte zu: wiederholen. Die, Resultate, welche Dr. Bruhns erhalten hat, stimmen bis auf die Intendencias von Merida und Texas, wegen der unbestimmten Grenzen, vollkommen mit den Angaben von - Oltmanns überein; auch compensirten sich die ‚Differenzen: da sie ‚auf 2000 Quadrat-Lieues in Merida positiv, in Texas um fast eben so viel negativ waren. „Das von Oltmanns gefundene Areal von 118,478 Quadrat- Lieues, zu 25 auf 1°,“ sagt Dr. Bruhns, „sind 133,122 Quadrat -Leguas, zu 264 auf. den Grad; und der. grofse Unterschied zwischen Ihren Zahlen und denen von Don Lucas Alaman liegt, wie der vormalige mexicanische Minister selbst sagte, in den ehemals so _ unbestimmten Grenzen von Ober-Californien, Neu-Mexico und Texas, Neu-Californien mit 2,125, Neu-Mexico = „5404209, Texas - : 10,948, zusammen mit 13,782 3 Linsen, zu 25 auf den Grad, — 21,104 Quadrat-Leguas, zu 264 _ auf den Grad, bezeichnet: so dafs das grolse Oregon - Gebiet, Utah und ' as. Great Basin, wie alles Innere von Ober-Californien zwischen dem. Rio Colorado und Rio del Norte als uncolonisirte Wildnisse unbeachtet blieben. Zieht man nun diese 21,102 Quadrat-Leguas von den für ganz Neu-Spanien angenommenen 133,122 ab, so bleiben 112,018 Quadrat- Leguas übrig. Macht man dieselbe Operation mit. der vollständigen, auch alles Uncultivirte und Unbewohnte umfassenden Angabe von Don ucas Alaman für die drei Provinzen von Ober- Californien 49,851, Neu-Mexico 29,200, Texas ohne Coahuila 25,796, zusammen 104,847 Quadrat-Leguas; Q ‚bleiben für Neu-Spanien ohne die im Tractat von Guadalupe ab- etretene Bodenfläche 111,165 Quadrat-Leguas; und der ganze Unter- 'hied zwischen Ihren Angaben (den Berechnungen Ihrer Karte von \l: man’s redueirt sich auf 853 Quadrat-Leguas, d. i. auf weniger als 7 des. ganzen Areals.“ . Das Areal der Republik Mexico wird nach der Länderabtretung im Bevölkerung der Stadt Mexico wird dort nur zu 170,000 angegeben, was um so auffallender ist, als man dieselbe schon 1803 zu 137,000 schätzte. 172 Alexis Boutakoff: Frieden von Guadalupe zu 106,068 Quadrat-Leguas (264 auf den Grad), — 94,400 Quadrat-Lieues (25 auf den Grad), = 33,984 geographi- schen Quadrat-Meilen (15 auf den Grad) angeschlagen. Wenn man nun den Flächeninhalt von Frankreich, nach dem Handbuch der Erd- kunde von A. v. Klöden, zu 9620 geograph. Quadrat-Meilen schätzt, so ist die Republik Mexico jetzt noch 3% Mal gröfser als Frankreich; vergleicht man sie dagegen mit Europa (182,300 geograph. Quadrat- Meilen), so ist sie 54 Mal kleiner. Berlin, im März 1858. VII. Ueber den untern Theil des Syr Dariah (Jaxartes) zwischen dem Fort Peroffsky und seiner Mündung. Von Alexis Boutakoff, Schiffscapitain der Kaiserl. Russ. Marine. (Ein Auszug aus Briefen an Herm Alex. v. Humboldt.) Nota. Aus einem Briefe, datirt Orenburg 44. Mai 1854, und einem anderen Schreiben aus St. Petersburg vom 5. März 1858 (mit dem angezeigten Memoire), in welchem Aufschlufs über die Unglücks- fälle des ersten Schreibens und der damals aus der Aralischen Steppe damit zugleich übersandten geographischen Notizen gegeben wird, die hier keiner Erörterung bedürfen, geht hervor, dafs Herr Capt. Bouta- koff schon im Jahre 1853 im Sommer auf dem Syr Dariah 15 Werst weiter aufwärts als das Fort Perofisky geschifft war, welches unter 44° 50’ 44” Lat. und 65° 31’ 48” Longit. Greenwich gelegen ist, 100 Toisen fern vom rechten Ufer des Syr Dariah. Diese Auffahrt im Strome geschah mit dem eisernen Dampfschiff Peroffsky von 40 Pferde- kraft, das der Capitain im Herbst 1852 in Stücken an den Aral-See transportirt und nicht ohne Mühe im Jahre 1853 auf dem unteren Syr Dariah hatte flott machen können. Den damals abgegebenen Bericht ersetzt der Capitain, welcher, nach längerem Aufenthalte zu St. Peters- burg, im Begriff ist, in seine Steppe am Aral-See über Orenburg zu- rückzukehren, durch das oben angezeigte neueste Memoire, und fügt seinem Schreiben auch den Dank an die Berliner Geographische Ge- sellschaft hinzu, die ihn schon 1854 zu ihrem Mitgliede erwählte, deren Diplom ihm aber erst kürzlich zugekommen ist. In seinem letzten Schreiben an Herrn A. v. Humboldt fügt Herr Capt. Al. Boutakoff, als Antwort auf dessen Anfrage, ob Tiger am Ufer des Caspischen See’s überwintern, hinzu, dafs nach General v. Blaramberg’s Versicherung die Tiger allerdings an der Südwestküste Ueber den unteren Theil des Syr Dariah. 173 des Caspischen Meeres bis Lenkoran überwintern, wo die russischen Soldaten fortwährend gegen sie Jagd zu machen haben. 0 Der Herr Verfasser bemerkt, dafs er demnächst eine neue Karte _ über den Syr-Strom einsenden wird, die vor seiner Rückreise von $t. Petersburg in die Steppe noch nicht ganz vollendet werden konnte. Die Namen sind in dem nachstehenden Bericht genau nach der französi- ‚schen Originalschrift des Herrn Capt. Boutakoff beibehalten worden, da sie mitunter von früheren Mittheilungen abweichen und die russische _ Aussprache ihre Schwierigkeit hat; die deutsche Uebersetzung ist dem _ französischen Original getreu wiedergegeben von ©. Ritter. Capt. A. Boutakoff’s Bericht. k Im Jahre 1855 hatte Se. Exc. der Gouverneur von Orenburg und Samara, Graf Peroffsky, mir die Ehre der Erforschung des unteren Theils des Syr Dariah, vom Fort Peroffsky an, das zuvor Ak-Met- _ chett hiefs, übertragen. ? Vor dieser Epoche gab es keine Specialkarten vom Syr, obwohl _ seine Ufer zum Theil mit zu den topographischen Aufnahmen für die Kirghisen-Steppe gehörten. Der Flufs selbst war nicht eigentlich die Special- Aufgabe jener topographischen Arbeit in der Kirghisen-Steppe _ gewesen; seine Windungen wurden also nur oberflächlich aufgenommen, _ dabei. Nichts gewonnen, denn es fehlte den zur Aufnahme beorderten eamten jedes Fahrzeug, um Sondirungen machen zu können. Im Sommer 1853 schiffte ich zum ersten Male den Strom auf- wärts am Bord des eisernen Dampfschiffes Peroffsky, das ich in dem- selben Frühjahre‘ erst vom Schifiswerft bei dem Fort Aralsk hatte m Stapel abwärts laufen lassen. Während dieser Stromfahrt hatte ich meine beiden Topographen, tybine und Yakovleff, beauftragt, nur aus freier Hand die Con- ouren der Ufer des Syr, sammt den Inseln und Inselehen, aufzuzeich- en und stets mit Sondirungen zu begleiten. Nach diesen Umrissen, den früherhin bezeichneten topographischen Daten und den astronomischen Beobachtungen des Capitain-Lieutenant wachintzoff, dem, bei seinen ganz ausgezeichneten Kenntnissen, loch die von ihm unabhängigen und nicht zu besiegenden Hindernisse jur eine wenig genaue Aufnahme gestatteten, wurde von ihm die Karte m unteren Laufe des Syr zwischen dem Fort Perofisky und der ndung des Flusses gefertigt '). _*) Die russische Aufnahme des unteren Syr Darja im Jahre 1853, nach den fficiellen russischen Berichten, nebst Karte Iwaschtschinzoffs, in Dr. Petermann’s Mit- jeilungen 1856, VII u. VIII, p. 277 — 285. 174 Alexis Boutakoff: Nachfolgende Schififahrten auf dem Strome ergaben jedoch sehr bald die Nothwendigkeit einer genaueren geodätischen Aufnahme des- selben. Zur Vermessung der Ufer und für die Sondirungen hatte man mir im Jahre 1855 noch zwei Offiziere vom Corps der Topographen mitgegeben, die Fähndriche Khristophoroff und Yakovleff, so- wie die Topographen Tchernicheff und Khitrine. Diese Herren stellten sich mir Mitte Juli (alten Styls) 1855 zur Disposition; ich theilte sie in zwei Parteien: die erste Abtheilung, unter Commando des Fähndrichs Khristophoroff, mit Beistand des Topographen Teher- nicheff, wurde mit der Partie des Syr zwischen dem Fort No.2 (45° 29’ 9” Lat., 64° 8’ 50’ Longit. Gr.) und der Mündung beauftragt. Sie begann die Aufnahme mit den Instrumenten und die Sondirungen am 48. Juli und schiffte in zwei Schaluppen den Syr vom Fort No. 2 abwärts. Die zweite Abtheilung, unter Commando des Fähndrichs Ya- kovleff, mit Beistand des Topographen Khitrine, begann ihre Arbeiten am 7%. August und schiffte den Flufs vom Fort Perofisky in drei Fahr- zeugen abwärts. Zum festen astronomischen Ausgangspunkt meiner Expedition nahm ich die Südost-Bastion des Forts No. 1; ich bemühte mich, ihn durch, Sternoceultationen absolut zu bestimmen; da mir dies nicht gelang, schlofs ich ihn chronometrisch an Raime an, das im Jahre 1846 durch Herrn Lemm bestimmt war. Zur Basis der Flufsvermessungen wählte ich im Westen des Forts No. 1 Raime (früher Fort Aralsk) und Koss-Aral an der Mündung des Syr !) im Osten des Fort No. 1; die Forts No. 2 und Peroffsky. Für die chronometrische Differenz der Longitudo zwischen den Forts No. 1 und No. 2 ist bei der Auffahrt des Stromes für jedes eine Reihe von correspondirenden Observationen der Sonnenhöhen gemacht, daraus ich den mittleren Gang der Chronometer zwischen beiden Se- rien nahm. Ebenso verfuhr ich mit der Differenz der Longitudo zwi- schen den Forts No. 2 und Perofisky. Bei der Niederfahrt auf. dem Syr verfuhr ich auf gleiche Weise an jedem der genannten Orte, und am Ende nahm ich die mittleren Zahlen als Resultate jeder der bei- den Directionen. Um Raime und Koss- Aral mit dem Fort No. 1 zu verbinden, hatte ich ein gleiches Verfahren beobachtet. Für die Zwischenpunkte, wie Ak-Djar, Tschim-Kourgan und Koumyche-Kourgan, nahm ich die Mittel des Ganges der Chronometer an den Hauptpunkten, zwischen denen die secundären Punkte liegen. Für die Breitenbestimmungen !) Derselbe Ausgangspunkt, der für die Längenbestimmung des Aralischen See’s angenommen ist, der jedoch einer Correctur bedarf, s. unten. Ueber den unteren Theil des Syr Dariah. 175 ade ich ‚das‘Mittel der Sonnenhöhen am Meridian Vor- und Nach- mittags. Meine Observationen, die auf der Sternwarte zu Poulkowo neu caleulirt wurden, gaben folgende Resultate: I: mseii Astronomische Punkte Latitudo Polar ‘ | reenw. Ost. > At ! Fort No. 1, Bastion in SO. . 4501 45132] 629109%.0 - Raime, Enfserates Südende. (nach din Lomm) 46 4.19 61 47.20 ze Aral (früher ein er ee Ab... 1. 18 ug BEAR-Djar . . Pa a LE ur Er, Fort No. 2, Bästion im Norden ksenal: FE 45432959 64 8 50 Ruinen von Tschim-Kourgan . . . 2... 45 „fi 753 64 ı 47.39 _ Ruinen von Koumyche- Kourgan an. AD ut 64 54 14 Fort Peroffsky, Bastion in SW. . . . ..|44 50 46 | 65 31 50 En: Der Sommer 1855 war mir sehr günstig, das Fahrwasser und die Sandbänke des Stromes Syr zu bestimmen, da sein Wasser wegen Mangel an Schnee im vergangenen Winter sehr niedrig geblieben war und die seichten Stellen fast überall trocken lagen. Ich mufs offen gestehen, dafs Alles, was ich über die geologischen and naturhistorischen Verhältnisse der Syr-Ufer sagen kann, nur sehr _ unvollkommen bleibt, da ich weder Geologe noch Naturforscher bin, und so viel wie möglich über Dinge zu schreiben vermeide, die aufser der Sphäre meines Urtheils liegen. Aber Sr. Excellenz dem erleuchteten ' General Katenine, dem neuen General-Gouverneur von Orenburg und Samara, werden wir die baldige Ankunft eines ausgezeichneten aturforschers, des Herrn Severtzoff, Magisters der Universität zu loskau, verdanken, der auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers auf zwei Jahre zu wissenschaftlichen Erforschungen der Steppe und der Ufer des Syr ausgesandt ist und die in wissenschaftlicher Hinsicht bisher ebliebene Lücke ausfüllen wird. ' Hier folgt also nur, was ich unmittelbar selbst als Augenzeuge zu jeobachten im Stande war. Ich schiffte 80 Werst oberhalb des Forts Perofisky aufwärts, konnte aber bei der Flüchtigkeit wenig Positives beobachten und habe daher iesen Theil des Flufslaufs aus meiner Karte weggelassen. Oberhalb des Forts Perofisky treibt der Syr majestätisch seine Vasser zwischen den Ufern hin, die mit einer dichten Vegetation von aksaöul (Anabäsis ammodendron), Djida, Tourangah, Djanguil (Ta- nariske), Weiden und Rankengebüsch überzogen sind; an den Ufern jehen Schilfwälder. Die Breite des Flusses beträgt 600 bis 1200 Fußs. ® Tiefe betrug ungeachtet des seichten Wasserstandes während 3 Sommers 12 bis 18 Fuß. Die Ufer sind meist flach, der Boden steht aus Thon von mehr oder weniger Meersalz durchzogen, oder a 176 Alexis Boutakoff: aus Quarzsand in niederen Erhöhungen; an vielen Stellen sind es wahre Niederungen, mit Schilf überwachsen und durch periodische Ueber- schwemmungen in Seen und Moräste umgewandelt. Die Dschungles, welche die Flufsufer entlang ziehen, sind so dicht verwachsen, dafs sie fast nicht zu durchschreiten sind. Die Bäume (anderwärts würde man sie nur Gesträuch nennen) wachsen nur 15. bis 20 Fufs hoch und bis zu 6 bis 7 Zoll im Durchmesser. Selbst der Saksaöul, der sonst in der Kirghisensteppe nur zerstreut wächst und niedrig bleibt, bildet, 15 Werst oberhalb des Fort Peroffsky, am linken Ufer einen ziemlich dichten Wald, dessen Bäume 8 bis 10 Zoll dicke Stämme haben und die Höhe von 20 Fuls erreichen. Auf beiden Ufern des Syr sieht man häufig die Felder der Kir- ghisen und ihre Bewässerungscanäle; sie säen vorzüglich Gerste und Hirse; ihre Gärten geben treffliche Wassermelonen und colossale Me- lonen von dem besten Geschmack. Ihre Bewässerungsanstalten sind ganz primitiver Art; die Reicheren und Industriöseren unter ihnen ge- brauchen dazu Schöpfräder, die sie durch Ochsen drehen lassen. Die Erndten sind gewöhnlich reichhaltig, aber bei dem grofsen Regenmangel ist die Agricultur sehr beschwerlich; das Pflügen und das Bewässern geschieht unter den brennenden Sonnenstrahlen, dann ist die Hütung der Saaten vor dem Wühlen der wilden Schweine, vor den Sperlingen, den Fasanen nothwendig; nicht selten wird die Gesammt-Erndte durch die Heuschreckenzüge verheert, die permanent die Ufer des Syr be- lagern. Auch sind es nur die armen Kirghisen, die keine Heerden haben, um mit ihnen zu nomadisiren, welche den Acker bebauen, denn sobald sich ihre Umstände verbessern und sie sich einige Kameele, Pferde, Rinder und Schafe zu verschaffen im Stande sind, überlassen sie es noch Aermeren, im Schweilse ihres Angesichts den Acker zu bauen, und ziehen mit ihrer Heerde in die Steppe. Dreifsig Werst oberhalb des Forts Peroffsky trennt sich vom Syr Dariah nach rechts ein enger Arm, der Ber Kazane, der während der grofsen Anschwellungen mehrere im NW. gelegene Seen, darauf die Canäle Biche Aryne anfüllt, indem er auch die Niederungen bei Fort Pe- roffsky unter Wasser setzt; endlich vereinigt er sich mit dem Kara- Ouziak, einem Arme des Syr, von dem ich weiter unten sprechen werde. Eine Werst vom Ber Kazane und 50 Toisen vom Strome entfernt liegen die Ruinen eines alten Khokanzen-Forts inmitten undurchdringlicher Dschungeln von Brombeergesträuch und Djida versteckt. 114 Werst unterhalb des Forts Peroffsky trennt sich vom linken Ufer des Syr der Arm Djan Dariah, der vor etwa 80 Jahren durch das Territorium des Khanates von Chiwa zog und, der Tradition nach, das Hauptbette des Syr bildete. Greise unter den Kirghisen versicherten Ueber den unteren Theil des Syr Dariah. 177 mich, dafs ihre Väter sich noch des fliefsenden Wassers im Djan Da- _ riah, obgleich es nur schwach gewesen, erinnerten, jetzt aber verläuft es sich schon nach dem “ersten Drittheile seines Laufes in Sand und Moräste. Bis zum Herbst 1852 war der Eingang des Syr in den Djan Dariah durch den Damm Kara-Bogöute verbarricadirt, den die Kho- _ kanzen errichtet hatten, aber im Jahre 1852 durchstach ihn der Biy Kirghise Boukhar-Bay, um an ihnen Rache zu üben. Die Khokanzen _ erhielten diesen Damm 60 Jahre hindurch, um in der Nähe ihrer Festung Ak-Metcheff (dem gegenwärtigen Fort Peroffsky) die Yegin- tschi oder kirghisischen Ackerbauer festzuhalten, die sie hart bedrück- ten. Diese Armen, denen man von dem Ertrage ihrer Früchte nur "das Nothwendigste überliefs, damit sie nur nicht dem Hungertode an- 1 imfielen, und die keine Mittel zur Auswanderung besalsen, um ein ' nmomadisches Leben zu führen, mufsten notbgedrungen daselbst verblei- ben. Sie wurden zur unentgeltlichen Dienstarbeit bei der Festung der Khokanzen gezwungen, und aufser den unaufhörlichen und willkührli- chen Erpressungen des Bek oder Commandanten von Ak-Metcheff mulsten sie der Garnison noch den dritten Theil des Ertrages ihrer Felder einliefern, und ihre Weiber und Kinder waren ganz von der "Willkühr derselben abhängig. — Gegenwärtig fliefst ein Theil der Wasser des Syr von Neuem im Bette des Djan Dariah ab. . 5 Nur 5 Werst unterhalb des Djan Dariah spaltet sich der Syr in zwei grolse Arme, die, nachdem sie sich von Neuem in demselben Bette vereint haben, die Insel Koche-Kourgan bilden, die eine Länge von 111 Werst und 13 Werst mittlere Breite hat. Der nördliche Arm heifst Kara-Ouziak, der südliche Yaman-Dariah (d. i. der böse Flufs). Dreizehn Werst vom Anfang des Kara-Ouziak theilt derselbe sich rieder in zwei Arme, die sich dann abermals in eine Menge kleiner Ca- jäle und in grofse Seen und Moräste zergliedern, welche mit sehr grofsen | n | dichten Schilfwäldern bedeckt sind. Aus diesem Flufsnetze flielst der Kara-Ouziak wieder in einem gemeinsamen Bette ab und erreicht nach 24 Werst Lauf den Zusammenfluls mit dem Yaman-Dariah an :r Westspitze der Insel Koche -Kourgan. - Das gröfste Wasservolumen des Syr ergielst sich in den Kara- uziak; während der Anschwellungen des Stromes tritt sein Wasser ganz gelb und ganz trübe hinein, setzt daselbst seinen Schlamm ab, id nachdem die Schilffelder der Seen und Sümpfe das Wasser gleich- m filtrirt haben, tritt es wieder ganz klar daraus hervor und durch- ht ein Bett, dessen Ufer durch das Wurzelwerk der Schilfe und asserpflanzen befestigt erscheint, bis es mit dem Yaman-Dariah sammenfliefst. Nach der Vereinigung dieser beiden Arme des Syr eitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. IV. 12 178 Alexis Boutakoff: sieht man, wie das klare Wasser des Kara-Ouziak fast die ganze Breite des Flusses einnimmt und sich entschieden von dem gelben, trüben und nur schmalen Wasserstreifen, der aus dem Yaman-Dariah hervortritt, abscheidet. Aber je mehr der Syr vom Fort No. 2 (das am rechten Ufer, der Confluenz beider Arme gegenüber, gelegen ist) sich entfernt, reilst er von Neuem vom Ufer und aus dem Bette eine Menge erdiger Theile mit fort und wird wieder so trübe, wie er vor seiner Bifurca- tion unterhalb des Forts Peroffsky war. Die mittleren Tiefen des obe- ren Theils des Kara-Ouziak sind von 15 bis 18 Fufs und die Breite von 420 bis 480 Fuls; im unteren Theile hat er 24 bıs 30 Fuls Tiefe und eine Breite von 240 bis 360 Fuls. Vom Yaman-Dariah spaltet sich, 22 Werst von seinem Anfange, zur Linken der Arm Kouvan-Dariah oder Tchirgaili ab. Der Kou- van fiel vordem in den Aral-See, gegenwärtig aber verliert er sich, ehe er die Hälfte seines primitiven Laufes erreicht hat, in Seen und Moräste. Um demselben die Wasser zu erhalten, welche ihm die gros- sen Anschwellungen des Syr und das Schneeschmelzen zuführen, haben ; die Kirghisen ihm oberhalb in einiger Entfernung von der Stelle, wo er sich früher verlor, einen Damm vorgezogen. Ich schiffte den Kouvan in einer Schaluppe bis Koumyche-Kour- gan abwärts, und obwohl es die Zeit des niedrigen Wasserstandes war, so hatte das Fahrwasser doch nicht unter 14 Fufs Tiefe, die mittlere Tiefe betrug 3 bis 4 Fufls, die Breite 120 bis 300 Fuls. Auf seinen beiden Ufern sah ich eine grofse Menge von Aouls und von Feldern der Kirghisen, treflliches Weideland, auf dem eine Menge von Kamee- len, Pferden und anderem Vieh seine Nahrung fand, und entlang des Ufergebüsches die Djida, Weiden und Brombeeren. Zwanzig Werst vom Anfang des Kouvan liegen auf seinem linken Ufer die Ruinen eines alten Forts der Khokanzen, Koulike, 15 Werst weiter abwärts auf demselben Ufer sind die Reste des khokanischen Forts Koumyche Kourgan, dessen Lage ich astronomisch bestimmt habe. Der Yaman-Dariah, von seinem Anfange bis zum letzten Zusam- menflusse mit dem Kara-Ouziak, hat einen sehr gewundenen Lauf, dreht sich oft ganz plötzlich zur Rechten oder zur Linken, macht Bogen und Halbbogen, welche die Schifffahrt ungemein erschweren. Seine Ufer deckt eine dichte Vegetation von Djida, Djanguil, Saksaöul, Weiden, Brombeeren, wie von Schilf in dem niedern Theile. Der Boden seines Bettes ist vorherrschend thonig, an vielen Stellen mit Salztheilen ge- schwängert. An seinen Ufern liegen eine Menge von Aouls der Kir- ghisen, die daselbst gute Weide für ihre Heerden und guten Bode zum Anbau finden; auch sieht man viele Felder und Melonenbeete mi Ueber den unteren Theil des Syr Dariah. 179 ihren Bewässerungscanälen und Schöpfrädern. Das Holz daselbst dient _ ihnen zum Bau ihrer Kibitka’s (Filzzelte), zu Schöpfrädern, zu ihren wärts zum untern Syr führen, dem alles Holz fehlt, wodurch ihnen von ihren Landsleuten ein guter Handelsgewinn zukommt. Die Melonen vom Uferlande des Yaman-Dariah sind die delicatesten im Lande. 2 = Die Breite des Yaman -Dariah wechselt zwischen 240 bis 480 Fufs, die mittlere Tiefe zwischen 7 bis 10 Fufs bei niederem Wasserstande; die geringste Tiefe an den breiteren Stellen seines oberen Laufes be- "trägt zu derselben Zeit zwischen 24 und 2 Fufs. Die seichtesten Stellen des Yaman-Dariah liegen zwischen seinem Anfange und der Mündung ‚des Canals Kitkan-Sou, der aus dem Kara-Ouziak heraustritt und ‘ der Bifurcation des Syr. Ich beschiffte diesen Canal am Ende des September 1856 in einer Schaluppe in der Hoffnung, ihn für die Na- 'vigation nutzbar machen zu können. Die Schilfwälder der Seen und Moräste, welche der Kara-Ouziak _ anfüllt, verzögern seinen Lauf während des niederen Wasserstandes _ im Syr oberhalb seiner Bifurcation, indefs das Wasser des Yaman-Da- _ ziah ohne Hemmung abfliefst. Daraus entsteht eine sehr merkbare Differenz des Niveau’s der beiden Syr-Arme am Anfange und bei der - Mündung des Canals Kitkan-Sou. Während des Hochwassers ist sein - Lauf viel weniger rapide als bei niederem Wasserstande: denn im erste- _ ren Falle sind alle Niederungen der Insel Koche-Kourgan überschwemmt, ‚wogegen bei niederem Wasser der Kitkan-Sou in sein Bette eingeengt ist, welches durch das Wurzelwerk der Schilfe so befestigt ist, dafs es ‚ihm keine Ausbreitung verstattet. Zwischen dem Anfang und der Mün- dung des Kitkan-Sou ist die Distanz in gerader Linie 4 Werst; die Breite in den oberen Theilen wechselt zwischen 24 bis 36 Fufs, seine Tiefe betrug zu der Zeit, da der Syr bei dem Fort Peroffsky um 42 Fußs seichter geworden war, 3 bis 4 Fuls; da sah man, dafs die Ufer vom Wasser eingerissen und das Flufsbett erweitert wurde. > Gegen die Mitte seines Laufes engt sich der Kitkan-Sou bis auf 12 Fuls und selbst bis auf 9 Fuls Breite zusammen, hat aber im Zick- acklaufe über 10 Fuls Tiefe. An einigen Stellen fliefst er mit einer nelligkeit von 6 Knoten, und bildet eine Art Wasserfälle (Strom- ng. Hat man ihn passirt, so erweitert sich der Canal wieder, je mehr er sich seiner Mündung nähert, wo er 30 bis 42 Fuls Breite hat. 9a die zunehmende Verengerung des Fahrwassers im oberen Theile Yaman-Dariah die Schifffahrt dort ungemein erschwert, habe ich ie engsten Stellen des Kitkan-Sou erweitert und hoffe, dals die Ge- 12% 180 Alexis Boutakoff: walt der Strömung dazu beitragen werde, diesen Arm schiffbar zu machen. Die Seen, welche sich auf der Insel Koche-Kourgan während des Rückzugs der Wassermassen bei niederem Stande bilden, wimmeln von Fischen, zumal von Bastard-Stören. Die Leichtigkeit, sie zu fangen, führt viele wilde Schweine dahin, und um diese versammeln sich die Tiger, die ihre Jungen in der Nähe dieser Schilfwälder aufziehen. ‚Die Kirghisen fangen diese Fische nur mit der Hand und am Tage, die wilden Schweine folgen ihnen im Fischfang mit der Dämmerung und dem Dunkel des Abends. Die sehr dichten Schilfwälder erreichen eine Höhe von 15 Fufs. Im Winter bilden sie einen Schutz für die Kir- ghisen, die daraus ihr Brennmaterial gewinnen, ihr Vieh im Winter da- mit füttern nnd gegen die fortwährend in der Steppe wehenden Winde in ihnen Schutz finden. Der Lauf des Yaman-Dariah macht sehr viele Krümmungen. Be- schifft man ihn, so macht man oft einen Umweg von 10 Werst, um fast an dieselbe Stelle zu gelangen. Die Landengen, welche die nach entgegengesetzten Richtungen laufenden Strömungen trennen, haben oft nur 600—1500 Fufs Breite. Im Jahre 1853 und 1854 war bei Djar- gak-Tongai eine Krümmung, wo man nach einem Umwege von 5 Werst genau auf denselben Punkt zurückkam, von dem man abgefahren war, denn die scheidende Landenge hatte nur eine Breite von 6 Fuls. Im Frühjahr 1855 wurde diese weggerissen, und an ihrer Stelle zeigt sich gegenwärtig ein See in Form eines Hufeisens. Ein anderer See glei- chen Ursprungs und von gleicher Form liegt in dem Sande von Ayir- Tchakty. Auf dem linken Ufer des Yaman-Dariah sieht man die Ruinen von zwei Forts der Khokanzen; auf dem rechten Ufer sind die von Tehin-Kourgan gegen die Mitte des Syr-Arms, und die von Koche- Kourgan 5 Werst vor der Vereinigung des Yaman-Dariah mit dem Kara-Ouziak. Alle diese Forts ‚sind viereckig, aus Klumpen von Lehmerde; die Mauern haben 12 bis 15 Fufs Höhe und 6 bis 9 Fuls Dicke, die Fronten haben eine Länge von 120 bis 180 Fuls und eine Art Halbthürme an den Ecken. Nach dem Zusammenflusse des Yaman-Dariah mit dem Kara- Ouziak fliefst der Syr in einem breiten Bette bis zum Delta seiner Mündungen, wo er sich in eine Menge Arme theilt, die mehr oder we- niger breit und tief sind. Der ganze Theil des Syr zwischen dem Fort No. 2 und dem Delta ist leicht beschiffbar. Seine Ufer sind meist niedrig, der Boden ist Quarzsand, Sand mit Thon gemischt oder Thon, mit mehr oder weniger Salztheilen geschwängert. An mehrern Stellen ist eine Seite des Ufers hoch und steil, die andere niedrig. Die höch- Ueber den unteren Theil des Syr Dariah. 181 sten Stellen in der Mitte dieser Strecke des Syr sind Tasty-Djar und Ak Djar, beide auf dem linken Ufer, die erste 52, die letzte 45 Fuls hoch über dem Syr. Der Boden an beiden Stellen ist Quarzsand und | rother Thon mit schmalen Schichten Thonstein. Weiter abwärts, ge- gen Mailibache, sind die Ufer von reinem Sande, wovon auch landein- ® wärts ganze Hügel sich erheben, mit mageren Dornbüschen und Sak- saöul-Stauden sehr sparsam bewachsen. Bei Mailibache sind Thon- ‚steinschichten von 2 bis 3 Fufs Mächtigkeit entblöfst, die von Süden ‚gegen Norden sich neigen. Sowie man den Syr von Fort No. 2 hinabfährt, ändert sich die Vegetation seiner Ufer und seiner Inseln. Anfänglich zeigt sich Ge- sträuch von Djida, Djanguil, Saksaöul, Weiden und Ranken von Brom- ® beeren (?ronciers), aber viel sparsamer als am Ufer des Yaman-Da- _ riah. Dann verschwindet der Saksaöul, die Djida nimmt ab, statt hoher Gebüsche erscheint nur noch kleines Gesträuch, endlich bleibt nur noch RE _ Schilfwald und Weidengestrüpp übrig. Die Schilfwälder der letzten vom Syr durchströmten 100 Werst, wo der Boden alljährlich über- schwemmt wird, sind sehr hoch und sehr dicht. ‘Weiden und Djida _ würden daselbst bei der grofsen Feuchtigkeit des Bodens auch sehr gut _ wachsen, wie wir uns durch Anpflanzungen überzeugt haben, aber die Kirghisen lassen ihnen keine Zeit zum Wachsen und brennen alljähr- _ lieh Schilf und Weiden ab, um das Viehfutter dadurch zu verbessern. Die Ufer des Syr zwischen den Forts No. 2? und No. 1 sind mit einer Schilfzone eingefalst, die eine Breite von 60 bis 1800 Fufs und auch mehr einnimmt; an manchen Stellen wachsen auch Wasserpflan- | zen dazwischen, aber jenseits dieser Zone, zumal gegen die Nordseite n, ist Alles nur dürre Wüste; da beginnen am Syr die Sandwüsten on Kara-Koum, Das Bett des Syr besteht meist aus Schlamm oder Sand, 5 Werst unterhalb Ak-Djar ist es steinig; mein Dampfboot war im Jahre 1855 laselbst einmal festgerannt; die Leute, welche in das Wasser stiegen, um es wieder flott zu machen, zogen ein Stück zu Lignit petrificirten 'Saksaöul heraus. Die bisherigen Untersuchungen am Syr-Ufer haben noch keine Spur von einem mineralen Brennmaterial gezeigt. In dem ganzen Laufe des Syr und Yaman-Dariah liegen viele zeigt; ; im Allgemeinen ist der Wuchs auf dem feuchteren Boden der Inseln viel kräftiger, als auf dem Uferlande. Auf beiden Ufern des Syr trifft man oft Gräberstätten der Kir- 182 Alexis Boutakoff: | = gangsthür und einer Art Sarkophag, auch von Lehm, in der Mitte; | andere haben oben eine Kuppel, aber die meisten gleichen den Filz- zelten der Kirghisen (Kibitka’s) oder enormen Bienenstöcken von | etwa 15 Fuls Höhe. An zwei Stellen, zu Khorkhoüte und zu Maili- bache, sind grofse Gräberstätten mit 100 bis 150 ziemlich bemerkens- werthen Gräbern, die mehr oder weniger eingefallen sind. Zu Khor- khoüte liegen die Ueberbleibsel einer halb zerstörten Moschee, deren Kuppel 'mit viel gröfserer Kunst aus Backsteinen gebaut ist. Das merk- würdigste Grab ist das des Heiligen und Heros (Batyr) Khorkhoüte ’). Es ist viereckig, mit einer Art Vorhalle, und mit einer Kuppel über- deckt. An einer Seite ist ein Anbau von gelbem Lehm, weil nach der Sage der Kirghisen der Raum für die Füfse des Helden zu eng war. Es war mir nicht möglich, von den Kirghisen irgend eine wahr- scheinliche Angabe über die Zeit zu erhalten, in welcher die ältesten dieser Gräber erbaut wären; „schon lange, lange her wären sie da* war Alles, was sie davon zu sagen wulsten. Die beiden Grabstätten zu Khorkhoüte und Mailibache geniefsen eine sehr grofse Verehrung bei den Kirghisen; in das Innere von meh- reren derjenigen, die oben offen sind, und an den Seiten der anderen haben die Verwandten der Verstorbenen Saksaöul und Djanguil ange- pflanzt. Wenn die Kirghisen daran vorüberkommen, halten sie immer still, knien nieder, sprechen ein kurzes Gebet, und hängen an die Zweige der Büsche kleine Lappen ihrer Kleidung. Auch sind die be- deutendsten Gräber mit den Schädeln der Kameele, Pferde und Schafe verziert, die man daselbst zu Ehren der Vorfahren geopfert und deren Fleisch man, wie sich von selbst versteht, verschmaust hat. In einiger Entfernung unterhalb des Forts No. 1 beginnt auf bei- den Uferseiten des Syr eine Reihe von Seen verschiedener Gröfse, in die der Strom bei seinen Anschwellungen sein Wasser ergiefst. Die grölsten derselben sind der Aiguerick, welcher sich im Nordwesten des Forts No. 1 ausdehnt und zur Bewässerung eines sehr fruchtbaren Thales dient, in dem die Kirghisen sehr viel Gerste und Hirse bauen, und der Kamychly -Bache im Norden des ehemaligen Forts Aralsk. Dieser letztere steht in Verbindung mit den Seen von Raime und !) Die Asiaten haben andere Vorstellungen von ihren Heiligen als die Christen. Als ich im Jahre 1848 die Steppe das erste Mal mit Bachkours durchritt, kamen wir an einem sehr verehrten Denkmale des Heiligen Doustane vorüber, das am Ufer des Irghiz liegt. Als ich nach den Verdiensten des Heiligen fragte, antwortete mir ein Bachkour ganz phlegmatisch : er habe viele Kameele und Hammel gestohlen, was ihn reich und zum Heiligen gemacht habe. Und gleich darauf bezeigte derselbe Bachkour, der diese Erklärung gegeben hatte, dem Heiligen Doustane seine gröfste Veneration. Ueber den unteren Theil des Syr Dariah. 183 Dijelangateh, die ihr Wasser direct aus dem Syr erhalten. Alle diese Seen werden von Lehmhügeln von 100 bis 200 Fuls Höhe umgeben. _ Um im Kamychly-Bache die für ihre Bewässerungen nöthige Höhe des Niveau’s zu erhalten, unterbrechen die Kirghisen zuweilen seine Verbindung mit dem Djelangatch durch den Damm Kara-Bogoute, den sie nach Bedürfnils öffnen oder schlielsen. An 22 Werst unterhalb des Forts No. 1 auf dem linken Ufer lie- gen die Ruinen des khivaischen Forts Djan-Kala, von denen 4 Werst tiefer landein die Ruinen der Stadt Djankend liegen, die ich noch - nieht besuchen konnte. Entlang dem rechten Syr-Ufer, gegenüber von Raime, wo früher das Fort Aralsk lag (das 1855 nach Kazala verlegt und zum Fort No. 1 _ gemacht wurde), bestand einst ein Damm, von den Karakalpaken an- gelegt, die vor etwa 70 Jahren jene Gegend bewohnten, ehe sie von dort durch die Kirghisen vertrieben wurden. Dieser Damm war 15 Werst lang und hielt die Wasser des Syr zurück; dahinter lagen gute Vieh- weiden und Felder, deren Bewässerung sehr bequem war, da ihr Ni- _ veau unter der Höhe des Flusses zur Zeit des Hochwassers liegt. Bei _ der russischen Besitznahme von Raime wurde dieser Damm erhalten, wodurch wir in Besitz treffliecher Küchengärten gelangten. 7 Ehe der Syr in den Aral-See einflielst, bildet er ein Delta, indem seine Arme sich vielfach in meist sehr kleine und seichte Rinnen ver- zweigen. Die Hauptarme bespülen im Norden und Süden die Insel h Koss-Aral. Nach den Notizen, die ich von den kirghisischen Ak-sa- kals (Weilsbärten) erhielt, führte der südliche Arm, den man auch Chal- varly nennt, vor etwa 30 Jahren den gröfsten Theil der Wassermasse in den Aral-See. Im Jahre 1849 fand ich in demselben eine) kaum - merkbare Strömung und an der Barre nicht einmal einen Fufs Tiefe. Der abgesetzte Schlamm des Syr, den er nach dem Hochwasser nieder- schlägt, hat das Bett des Chalvarly- Armes erhöht. Die Sandmassen, _ welche die Meereswellen bei den heftigen Nordwest- Winden an die "Küste werfen, haben nach und nach seine Mündung zugedämmt. Beide "Ursachen haben offenbar auch den Lauf der Hauptmasse der Syr- Wasser abgeleitet, die sich gegenwärtig im Norden der Insel Koss Aral in das Meer ergielst. Da, wo sein Wasser, nach dem Ausdruck alter Kirghisen, einst „noch Steine wälzen konnte“, sieht man heutzutage nur weit ausgedehnte Moräste und Seen, mit undurchdringlichen Schilf- wäldern bewachsen und mit fast stagnirendem Wasser. Nach der Aussage des alten Biy Makty-Bay hatte der Kouvan- _Dariah vor 70 Jahren einen sehr starken Stromlauf, während er heut- zutage keinen Tropfen Wasser zum Aral sendet. Derselbe Greis er- zählte mir, dafs sein Vater sich erinnert habe, wie vor sehr, sehr langer In? + 184 Alexis Boutakoff: Zeit der Djan-Dariah noch in einer sehr schwachen Rinne in das Aral-Meer abgeflossen sei. Offenbar wandern die Mündungen des Syr von Süden gegen Nor- den, was ich zum Theil selbst habe beobachten können. Das Haupt- Fahrwasser, welches ich mit meinem kleinen Schooner im Jahre 1848 » passirte, um den Aral-See zu erforschen, war im Jahre 1855 vollstän- dig zugeschlämmt, und der Strom hatte sich eine andere Passage weiter im Norden gesucht, die viel tiefer als die frühere war. Da, wo man in den Jahren 1848 und 1849 nur Sandbänke an der Oberfläche sah, fand ich im Jahre 1855 Inseln, mit dichten Schilfwäldern und Weiden- gebüsch bedeckt. Im Delta hatten sich viele neue Sandbänke gebildet, die sich mit der Zeit auch in Inseln verwandeln werden. Die Ablagerung der Schlammmassen des Syr, verbunden mit den Wogenschlägen des Aral, hat an den Mündungen des Stromes sehr bemerkenswerthe Veränderungen hervorgebracht. Als ich in den Jah- ren 1848 und 1849 aus dem Syr in das Meer einschiffte, lavirte ich mit dem Schiffe, das 44 Fufs tief ging, ganz nach Belieben hin und her; 4 bis 5 Jahre später lagen schon Bänke und Inseln da, die sich bereits 4 Werst weit in das Meer vorgeschoben hatten. Jedes Frühjahr, bei dem Eisaufbruch des Syr, reifsen die Eis- schollen von seinen Ufern eine grofse Menge der Schilfgeflechte (Sals von den. Kirghisen genannt) mit, deren sie sich bei dem Uebergange über den Flufs und beim Fischfange bedienen. Diese Sals (das | wird wie das doppelte ] in englischen Wörtern wie wall, all u. s. w. ausge- sprochen), die 14 bis 2 Fufs tief einsinken, werden mit dem Strom hinab- geführt, bis sie an einer seichteren Stelle hängen bleiben. Dann häuft sich an ihnen Sand und Schlamm schnell an, so entsteht ein Inselchen, auf dem bald Schilf und andere Wasserpflanzen und selbst Weiden- gebüsche hervorwachsen. Viele Inseln des Syr und seines Delta sind auf diese Weise entstanden. Auf der ganzen Strecke von 800 Werst und mehr, die ich durch- schifft habe, erhält der Syr keinen einzigen Zuflu/s, im Gegentheil giebt er ein grofses Volumen seines Wassers in die Bewässerungs- und anderen Canäle, in die Arme des Djan- und Kouvan-Dariah, und in die Seen ab, die er ausfüllt. Die grofsen Anschwellungen des Syr finden im Sommer statt, von der Mitte des Juni bis Ende Juli (alten Styls), in der Epoche, wenn die Schneelagen in den Bergen am oberen Strom- laufe schmelzen; ihre Höhe hängt von der Höhe der Schneelagen des Winters ab. Gewöhnlich steigt die Wasserhöhe mit dem Eisaufbruch; dann, nach dem Eisgange, fällt sein Niveau um 2 bis 3 Fufs, und hält sich in diesem Stande bis zum Eintreten der Sommer- Anschwellung. Ueber den unteren Theil des Syr Dariah. 185 _ War der Winter lang und streng, die Schneemassen am oberen Syr reichlich, und ist der Frühling sehr warm, so erhält sich das höhere Niveau von dem Eisgange bis zur Mitte August. Ist dagegen, wie in den Jahren 1854 und 1855, der Winter milde und tritt der Frühling nur nach und nach ein, so fliefsen die Eisschollen allmählich ab und es findet bei dem Eisgange keine besondere Wassererhöhung statt. _ Dann bleibt auch den ganzen Sommer hindurch das Niveau im Syr niedrig. ‘ Ich habe vier Winter und acht Sommer am Ufer des unteren Syr- _ laufes verlebt, und konnte mich davon überzeugen, dafs die Schnee- _ Niederschläge wie die Regengüsse sehr sparsam sind; daher üben “ die Localverhältnisse nur einen geringen Einfluls auf das Anschwellen _ des Flusses aus, und doch steigt die Niveau-Differenz zwischen dem Hochwasser und dem niederen Wasserstande bei dem Fort No. 1 bis y zu 74 Fufs. Die Ursache des Anschwellens liegt also in dem höheren } Quellgebiet. Die speciellen physikalischen Verhältnisse des Syr sind auf die Art und Weise seines Steigens und Fallens an den verschiedenen Punkten seines Laufes nicht ohne bedeutende Einwirkung. Kommt das Hochwasser bei dem Fort Peroffsky an, so steigt der Flufs plötzlich "wegen der Verengerung des Yaman-Dariah zu bedeutender Höhe an, : denn es kann sich nicht frei in den dichten Schilfwäldern der Seen "und Moräste, welche der Kara-Ouziak anfüllt, verbreiten. Ist davon _ ein verhältnifsmäfsig nur geringes Wasserquantum in den Djan-Dariah und den Yaman-Dariah (welcher dem Kouvan-Dariah seinen Ueber- fluls zusendet) abgeflossen, so mufs sich die Wasseranschwellung über eine sehr grofse Oberfläche verbreiten und alle Seen und Moräste des K ara- Ouziak anfüllen, ehe eine nur merkliche Veränderung des Ni- yeau’s unter dem Fort No. 2 wahrgenommen werden kann. In Folge dessen steigt das Wasser dieses letzteren Theiles nur ungemein lang- sam und allmählich, und sein Niveau erhält sich auf seinem Maximum eine viel längere Zeit, als oberhalb der Bifurcation in seine beiden Hauptarme am Ostende der Insel Koche-Kourgan. Ebenso hat das Wasser oberhalb dieser Bifurcation Zeit, bedeutend zu fallen, ehe das- selbe unterhalb des Forts No. ? zu sinken beginnt. Mit einem Worte, die Seen und Ueberschwemmungen des Kara-Ouziak bilden eine Art von Reservoir, welches die Anschwellungen und Niveauabnahmen der Wasser des Syr zwischen dem Fort No. 2? und seiner Mündung re- E w ährend des Sommers von 1855 war die Anschwellung der Wasser les Syr so unbedeutend, wie ich es nie zuvor gesehen. Am -%. Juni Yy 7 186 Alexis Boutakoff: stieg es plötzlich bei dem Fort Peroffsky bis zu 6 Fufs 4 Zoll über den Nullpunkt ’); es hatte Zeit, durch den Abflufs in den Kara-Ou- ziak wieder zu sinken, während es unterhalb des Forts No. ? noch stieg, so dafs bei uns, am Fort No. 1, die gröfseste Höhe (sie betrug damals nicht über 2 Fuls 6 Zoll) am -*;. Juli stattfand, während an, demselben Tage das Wasser am Fort Peroffsky schon bis 3 Fuls 7 Zoll gefallen war. ö In den Jahren 1854 und 1856 betrug die Anschwellung des Syr bei dem Fort No. 1 54 Fufs über Zero oder Nullpunkt und blieb so von Mitte April bis Mitte August (alten Styls) fast ohne Wechsel. In den Epochen des Gefrierens und des Eisganges finden plötz- liche und locale Anschwellungen statt, die durch die Eisanhäufung in den Serpentinen des Flusses oder an seinen Mündungen bedingt werden, In der Mitte des Winters und zumal bei starkem Frost steigt das Ni- veau des unteren Syr höher als im Sommer, weil nämlich die seichten Delta- Arme sowie das Wasser seiner flachen Stellen zum Theil sich in Eis verwandeln, wodurch .der freie Abflufs des Wassers gehemmt wird. Es sinkt wieder, wenn es die Haupt-Abzugscanäle unter dem Eise allmählich erweitert und vertieft hat, und beim Beginn des Thau- _ wetters. Im Winter gehen diese Niveau- Veränderungen stets allmäh- lich vor sich, ohne plötzlichen Wechsel; sie finden, wie ich oben be- merkte, nur im unteren Theile des Syr statt, und ihr Einfluls reicht nicht einmal bis zum Fort No. 2 hinauf. Vor dem Eisgange dieses Jahres war die Kälte von Mitte Januar bis Ende März (alten Styls) sehr heftig, und das Wasser war bei dem Fort No. 1 bis zu 6 Fufs 10 Zoll gestiegen, während dasselbe bei dem Fort No. 2 und zu Peroffsky stets auf Zero stehen geblieben war. Das Klima am Ufer des Syr ist, so weit meine Beobachtung reicht, ein extremes: im Sommer tropische Hitze bis zu 30° R. im Schatten, und im Winter Kälte bis —27° R. Die Winde wehen fast unaufhör- lich aus nördlichen Himmelsstrichen und sind fast immer ziemlich heftig, Der Mangel an Wäldern und die grofsen Ebenen bedingen vorherr- schende Trockenheit; Schnee und zumal Regen sind sehr selten. Un- geachtet der Schilfwälder, welche die Ufer des Syr, wie die der Seen und Moräste bedecken, erzeugen die Ausdünstungen bei der grofsen Hitze doch keine bösartigen Fieber; die Miasmen, welche aus dem faulenden Schilfe entstehen, werden durch die Winde verweht. Im Winter 1848— 1849, den ich zu Koss-Aral an der Mündung !) Zur Feststellung des Zero oder Nullpunktes für unsere gleichzeitigen Beob- achtungen der Niveau-Veränderungen des Syr bei den Forts No. 1 und Peroffsky habe ich den niedrigsten Wasserstand des Flusses vom Jahre 1854 an beiden Stellen gewählt, Ueber den unteren Theil des: Syr Dariah. 187 _ des Syr verlebte, fand der erste Frost am 20. October (1. Nov.) statt; er war so heftig, dafs er in einer Nacht alle stehenden Wasser und alle Wasserrinnen mit ziemlich festem Eise überbrückte; ‘der, Strom selbst gefror erst am 26. Nov. (8. Dec.). Den ganzen Winter hindurch war’häufiges Schneegestöber, und zwei Wochen lang hielt sich die Kälte zwischen — 20° und —23° R. Die Eisdecke war 2 Fuls 4 Zoll stark. Das Eis an der Mündung setzte sich am ;;: April in Bewegung. Im Jahre 1852 fror der Fluls am !2. Novbr. zu und brach bei Raime den - 20. März (1. April) 1853 auf. ‘Ueber einen Monat hindurch betrug die Kälte zwischen —18° und — 26° R.. Die Dicke des Eises am Fort Aralsk war 3 Fufs 2 Zoll. Der Winter 1854— 1855, den ich im Fort - No. 1 zubrachte, war dagegen sehr milde. Das Eis stand erst am I Novbr. fest, aber eintretendes Thauwetter setzte es wieder in Be- _ wegung und erst am 27. Dec. (8. Jan.) kam es zum zweiten Male zum ' Feststehen. Der Eisgang fand am 4%. März 1855 statt. Nur in einer Nacht fiel das Thermometer auf —21° R. Sonst betrug die strengste - Kälte, die vier Tage anhielt, nicht über —14° R. Schnee fiel selten _ und nicht anhaltend, und thaute schnell weg. Wahrscheinlich war auch sehr wenig Schnee in den Bergen gefallen, welche den oberen Syr um- geben, denn im Sommer 1855 war das Wasser des Flusses ungemein niedrig. Bei dem höchsten Wasserstande am Fort No. 1 stieg es nur 2 Fuls 6 Zoll über Zero, während es in den Sommern 1854 und 1856 bis zu Ö Fußs 7 Zoll anschwoll. Die Fische im Syr sind: der Stör mit: spitzer Schnauze oder d ‚esturgeon bätard (wohl Accipenser hugo, die Bjeluga), der Wels (Si- _dure), Karpfen, der Sandet (Zander?), Brassen, der Hecht, der Kaul- Be: die Karausche (carasson?), und einige kleinere Sorten. An den Ufern des Syr, in der Nähe der bewohnten Aoüls der Ä an: zumal in der Winterzeit, streifen Tiger von derselben Gröfse "wie der bengalische Tiger umher; jedes Jahr werden deren einige er- legt. Gewöhnlich bringt man an dem vom Tiger erwürgten Pferde Beute zurückkehrt, von verschiedenen Seiten treffen müssen, und nur ‚selten entgeht es dieser List. : Auch greift man sie in offenem Felde, urch Treibjagen in den Schilfwäldern an, in denen sie hausen, oder ‚ein Paar kühne Jäger gehen gemeinsam auf sie los. Wir hatten hier ‚im Fort No. 1 einen Kalmüken von der Truppe der Uralischen Ko- letzten dieser seiner Feinde grausam verletzt wurde. Diese Tigerjagden ind nicht Liebhaberei, sondern Nothwendigkeit, um diese Bestien aus- arotten. ‚Derjenige, den ‚wir am Koss- Aral im Jahre 1848 .erlegten, 188 Alexis Boutakoff: hatte zwei Kirghisen aufgefressen, vier Kühe, ein Pferd und eine An- zahl von Schafen erwürgt. Die dichten Schilfwälder am Syr und die Moräste, die er anfüllt, dienen auch einer grolsen Menge von wilden Schweinen zum Asyl; in der nahen Steppe umher sind Wölfe, gemeine _ Füchse und Corsaks (d.i. Steppenfüchse), Hasen, in Erdhöhlen Mar- motten und Erdhasen (gerboises). Unter den Vögeln am Syr sind die Fasane den Anwohnern die liebsten, die sich in dem Schilfe, den Gebüschen der Djida und der Rankengesträuche in der Nähe der Culturfelder aufzuhalten pflegen. Auch Zugvögel sind da, wie Schwäne, Gänse, Enten, Pelicane, Cor- morane, Seemöven, Seeschwalben, Störche, Rohrdommeln, Löffelreiher, Schnepfen, Staare, Schwalben, Beutelmeisen (remiz), und viele andere kleine, sehr nette Vögel, deren Namen mir unbekannt geblieben. Von Raubvögeln finden sich Adler von verschiedener Gröfse (Berkoutes ge- nannt), Geier, Falken, Eulen u. s. w. Zu den beachtenswerthesten Insekten gehören die Scorpione, Taranteln, Afterspinnen (Phalangium), im Sommer die Myriaden von Mücken, und Flöhe, die in Unzahl im feinen Thonstaube der Wohnun- gen erzeugt werden. Die Erndten und die Gemüse werden häufig von Heuschrecken-Schaaren zerstört, die sich permanent in den Umgebungen des Forts Peroffsky aufhalten; sie nagen selbst das Schilf bis auf den Stiel auf. Sie werden von kleinen Vögeln, Tourgaiki genannt, ver- folgt, die aus Bokhara kommen und grofse Verwüstungen unter ihnen anrichten. Im Frühjahr 1855 hatten sich diese Tourgaiki ihre Nester in den Haufen der Rankengewächse erbaut, die man zum Verbrennen vorbereitet hatte. Im Sommer, nach dem Auskriechen ihrer Jungen aus den Eiern, als die Heuschrecken schon ziemlich weit weggezogen waren, sah man diese Vögel in grofsen Schwärmen, zweimal des Ta- ges, den Heuschrecken nachziehen und sie verfolgen, worauf sie jedes- mal zu ihren Nestern mit einer Heuschrecke im Schnabel zurück- kehrten '). Der Syr, im eigentlichen Sinne, ist überall so lange schiffbar, bis - | er von Eis überbrückt ist, der Yaman-Dariah nur bei Hochwasser. Im Delta, zumal zunächst der Mündung, wo das Niveau des Syr sich nicht ändert, ist das Fahrwasser im Frühjahr und während der Sommer- anschwellung tiefer, als im Herbst, wo sein langsamer Lauf auch dem Schlamme viel leichteren Niederschlag gestattet. . Kirghisen-Steppe Fort No. 1 am Syr Dariah, den 42. November 1857. Alexis Boutakoff. !) Sollte Tourgaiki vielleicht der Smürmur der Syrier, Turdus roseus, der Heuschreckentödter sein? Allgem. Erdkunde Thl. XVII, 2. Abth., S. 1127. Ueber den unteren Theil des Syr Dariah. 189 Nachtrag. St. Petersburg, den „%,. Januar 1858. Unmittelbar nach Beendigung dieser Notiz über den Syr Dariah wurde ich aus der Kirghisen-Steppe in Dienstgeschäften nach St. Pe- tersburg berufen, wo ich von Herrn Savitch, dem Akademiker, die Länge des Forts No. 1 erhielt, die er aus meiner ÖObservation des * Endes der Sonnenfinsternils vom 4. Sept. 1857 berechnet hatte. fi. Nach dem Calcül des Herrn Savitch folgt hier die Länge der - Südost-Bastion des Forts No. 1 östl. von Greenw., indem er meine _ Observation der Sonnenfinsternils verglichen hat mit den Beobachtungen zu Koursk 4" 8” 21,8° Tiflis 4...8..22,6 er Poulkovo 4 8 22,5 es) Das Mittel ist 4° 8” 22,3° Fb 62° 5’ 34,5” östl. Länge v. Gr. Die Rectification meiner, im Jahre 1855 am Ufer des Syr gemach- ten astronomischen Beobachtungspunkte, die chronometrisch an die des _ Herrn Lemm von 1846 angeschlossen waren, sowie meine Longitüden der Punkte am Aral-Meere, die an Koss- Aral (dessen Länge schon ‚1849 durch Monddistanzen bestimmt war) angeschlossen wurden, geben uns nun folgende Resultate: Longitudo ° | n: i Astronomische Punkte Latitudo, Nord en I. An den Ufern des Syr Dariah. Bor Peroffsky, Bastion SW.. . . . „ . „| 44° 50' Er N N i Ruinen von Koumyche-Kourgan . . . . .| 4 5 64 49 48 ‚Ruinen von Tchim-Kourgan . 2. ...)4 4 % 64 43 13 } ort No. 2 > FI: PR BARRIERE NIE, BAHR RT. 133 0 07.2 DAR 64 4 24 Ak-Djar, Kirehisen- ee 63 10 45 END, Bastion SO. 2m. N RT AA 32 62° 534 Raime, Südspitze eererhhns Phi rer 61 42 34 Koss-Aral, altes Fort. . . .. |. 46 1 18 60 59 13 U. An den Ufern des Ba, re mal Ak-Djoulpass .. 46 41 32 61 44 29 flufs des engen Armes RR Tehoubar- | Taraoüss . . . 46 44 42 60 28 25 Ouzoun-Khair, Südspitze der Halbinsel Kouland, 45 46 3 59 415 114 Ak-Toumsouk, kleiner Crique des Oust-Ourt | 44 36 2 58 16 14 Ak-Souate, Süawekt- Ecke des Aral-Meeres . | 43 42 41 BB 792 el’Nicolas IL, Südbay . . . 222. |4 59 5 59 14 20 sel Bellingshansen, Mitte sssysjersce 44 35 35 58 53.37 el Yermoloff, Südost-Ecke des Aral- Meeres Aa ‚Ad ‚23 60 15 56 Kourgan- Sandane . . . 4 52 43 6141 44 11 Alexis Boutakoff. 190 18, Mittheilungen aus Algerien. Von Dr. L. Buvry. Die östliche Sahara der Regentschaft Algerien. Vorwort. Wie überhaupt in manchen, Europa fern liegenden Gegenden die Natur ihre schönsten und mannichfaltigsten Gaben über einen verhält- nifsmälsig nur engen Raum ausgestreut und in diesem ihren unerschöpf- lichen Reichthum zusammengedrängt hat, so bieten auch die Atlasländer und insbesondere Algerien in seinen hohen, von nackten Kalksteinfel- sen eingeschlossenen reizenden Thälern, sowie in den jenseits des süd- lichen Höhenzuges liegenden Oasen solche anmuthige, an Naturschön- heiten wunderbar reich ausgestattete Plätze in Menge. Vorzugsweise sind es die Oasen, welche in den südlichen Gegenden den Reisenden mit dem Zauber ihrer Anmuth überraschen und fesseln und dem Spiele seiner Phantasie überreiche Nahrung gewähren. Die aulserordentliche Ueppigkeit der Vegetation, namentlich das massenhafte Auftreten der auf dem Littorale seltenen Palme, deren lichtgrüne Kronen sich zu einem dichten Dache über dem Wanderer wölben, versenken sein Herz, wenn er diese Gegenden zum ersten Male betritt, in ein geheimnifs- volles, andächtiges Staunen; denn hier tritt ihm die Majestät und All- macht des Schöpfers unmittelbar entgegen und ergreift sein ganzes Wesen um so mehr, als er sich wie durch ein Wunder aus der gren- zenlos weiten, einförmigen Ebene der Wüste plötzlich und ohne jeden stufenweisen Uebergang mitten in dieses Paradies versetzt sieht. Zwar das lehrt ihn der Augenschein, dafs die Ursache der überraschenden Erscheinung in der reicheren Bewässerung dieser bevorzugten Stellen liegt; aber unwillkürlich fragt er sich: Wie ist es möglich, dafs so bedeutende Sülswassermassen an einzelnen Punkten der Sahara sich ansammeln konnten? Trotz der mühsamsten und unermüdlichsten For- schungen, trotz alles aufgebotenen Scharfsinnes hat man es doch nicht weiter gebracht als zu hypothetischen Erklärungen dieser Erscheinung, ja man vermochte nicht einmal den Ursprung des Wortes „Oase“ zu ermitteln, ‚wie man eben so wenig eine etymologische Ableitung des Namens „Sahara“ zu finden im Stande gewesen ist. Das Gleiche lälst sich von den „Ziban“ (die Mehrheit von „Zab“) sagen, einem Stamme, bei welchem sowohl: die Bedeutung des Namens, als auch sein Ver- Mittheilungen aus Algerien. 191 wandtschaftsverhältnifs zu den Mzab bis heute unaufgeklärt geblieben ist. Die kühnsten Versuche und Combinationen sind hier gewagt wor- - den, keine derselben hat jedoch zum Ziele oder auch nur annähernd _ zur Gewilsheit geführt. | Die Cultur dringt in Nord- Afrika, gleichsam dem Laufe der all- _ belebenden Sonne folgend, von Osten nach Westen vor, wo bisher noch die Unduldsamkeit ihren Siegeslauf zu hemmen vermochte. Aber auch dort wird der Tag anbrechen, an welchem die europäische Civilisation ihren Einzug in die Thäler des eigentlichen Atlas halten wird. Sind es doch schon die unzweideutigsten Anzeichen des heraufdämmernden _ neuen Tages, dafs während unseres letzten Besuches der östlichen Sa- hara ein Abgesandter der Tuareg dem Herrn General Desvaux, unse- rem Führer, im Namen seines gefürchteten Stammes Beweise seiner Verehrung und Anhänglichkeit gab, und derselbe in Folge der ihm zu Theil gewordenen wohlwollenden Aufnahme ein Paar Monate später die Absendung einer Deputation dieser Völkerschaft bis nach Algier veranlalste, welche dem Herrn General-Gouverneur ihre Huldigungen darbrachte. Sie verpflichtete sich aus freiem Antriebe und als Beweis ihrer aufrichtigen Gesinnung für die französische Nation, einen Abge- ' sandten derselben in ihre Heimath zu geleiten, und verbürgte sich für die ungehinderte Rückkehr desselben. Welch eine lockende Gelegen- heit für einen wissenschaftlichen Reisenden, unter den Auspicien eines sicheren Geleites und der Gastfreundschaft dieses im Innern Afrika’s so verbreiteten Volkes Gegenden zu erforschen, welche noch nicht von _ Anderen besucht wurden! Doch wenden wir uns von diesen sanguinischen Hoffnungen wie- der dem Gegenstande unserer Besprechung, der östlichen Sahara, zu, ‚über deren eigentliche Lage, Ausdehnung, Eintheilung und merkwür- ‚dige Oberflächenbeschaffenheit nähere Nachrichten und Aufschlüsse zu erhalten, erst nach der französischen Besetzung im Jahre 1844 mög- lich wurde. War man doch im Allgemeinen in früheren Jahren nur zu sehr geneigt, die abenteuerlichsten Gerüchte über dieses Land und ‚seine Bewohner aufzunehmen und zu verbreiten, und unwillkührlich verband man mit dem Namen Sahara die Vorstellung einer schreck- liehen Wüstenei. In welch einem anderen Gewande stellen sich diese Gegenden dem Auge des Forschers dar, seitdem die französische Re- ierung die Morgenröthe einer neuen Zeit über ihnen aufgehen hiefs und den Besuch derselben gestattete. Statt der schrecklichen Wüste hen wir ein Steppenland, welches sich unter dem Einflusse des im "Winter fallenden Regens und des Thaues der Nächte mit einem man- iehfaltigen Pflanzenteppiche bekleidet, ferner dicht bei einander liegende Culturstellen oder Oasen, über die nur eine Stralse gelegt zu werden 192 L. Buvry: braucht, um die Reise durch dieselben zu einem mühelosen, lohnenden und überraschenden Ausfluge zu machen, und endlich statt der nie ver- gessenen raublustigen Wegelagerer eine aus Hirten und fleilsigen Gärt- nern zusammengesetzte Bevölkerung. So aber läfst sich in der That der Charakter dieses für die Wissenschaft neu erschlossenen Landes in wenigen Strichen zeichnen. Freilich gelangte man zu der Einsicht der hier herrschenden Zustände nicht auf friedlichem Wege. Gleichwie in dem nördlichen Algerien die Araber und Kabylen für ihre Selbst- ständigkeit und ihren Glauben todesmuthig in den Kampf zogen, so setzten auch hier die an Freiheit und Unabhängigkeit gewöhnten Wüsten- söhne den fränkischen Eroberern den hartnäckigsten Widerstand ent- gegen. Aber auch sie vermochten nur auf kurze Zeit den sieggekrönten Adler in seinem Fluge aufzuhalten; über die blutgetränkten Schlacht- felder von Zaatscha und Megarin hinwegrauschend liefs er sich auf die Moschee von Tuggurt nieder, der Welt weithin verkündend, dafs diese Landschaften fortan dem Einflusse der europäischen Civilisation eröff- net sein sollten. Seit jener denkwürdigen Epoche ruht der ungleiche Kampf und die Bewohner, die sich in das Unvermeidliche fügten, nehmen nun an den Wohlthaten der europäischen Bildung Theil. Sie geniefsen jetzt die Segnungen des Friedens und der Cultur; während in früherer Zeit die Fabrikate europäischen Gewerbfleifses nur mit Mühe und gegen verhältnifsmäfsig hohe Preise bis zu ihnen gelangen konnten, werden sie ihnen jetzt bei Weitem billiger und in geordneter Weise zugeführt, und im Austausch gegen dieselben wandern die Erzeugnisse des ein- heimischen Fleifses nach Frankreich und werden in Paris bewundert und nachgeahmt. Während früher ganze Länderstrecken wegen ihres Wassermangels unbenutzt liegen bleiben mulsten, vermochte die Wissen- schaft in neuester Zeit die unterirdisch flielsenden Wasseradern zu er- kennen, und die Fürsorge der Regierung hob, zur allgemeinen Ver- wunderung der ungläubigen Massen, in kurzer Zeit den belebenden Strahl an die Oberfläche der Erde. Hier schafft die Thatkraft und Einsicht des Menschen neue Oasen, fesselt die unstäte Bevölkerung an neue Wohnplätze und diese ersten Versuche wissenschaftlich prüfend und weiter verfolgend fafst sie den grolsartigen Plan, mit Hülfe des unterirdischen Meeres das ganze Land des Uäd Rir und der nördlich angrenzenden Steppen in Eine grofse Oase oder in anbaufähiges Land zu verwandeln. Während in früheren Jahren der Reisende in diesem Lande nur zu Pferde oder auf Maulthieren in mühevollen Tagereisen über die gebirgigen Pfade bis an den Ort seiner Bestimmung gelangte, legt er schon jetzt in einem Postwagen die Strecke von Philippeville bis Batna in 24 Stunden zurück. Mithin wird die ganze Fahrt bis Mittheilungen aus Algerien. 193 Biskra, wenn die Landstrafse bis zu diesem Orte beendet sein wird, 36 Stunden nicht übersteigen. Im Vergleiche zu den früheren Com- _ municationsmitteln dünkt uns schon jetzt diese Schnelligkeit aufser- ordentlich. Welche ungeheuren Veränderungen werden die Sitten der | Eingeborenen aber erfahren und wie ganz anders werden die Verhält- nisse dieses Landes sich gestalten, wenn die dahinbrausende Locomo- tive die heifse Sahara .dem Mittelmeere auf — 10 Stunden nahe rückt! Wir gehören noch zu den Reisenden, welche dieses Land kennen ‘ lernten, ehe die europäische Civilisation sowie die industrielle Thätig- keit in dasselbe eindrang, und die hier waltende, bis dahin ungestörte ‚Stille der Natur unterbrach. Mögen daher unsere Beobachtungen einen einen, aber nicht unwichtigen Beitrag zu der Kenntnis dieser Ge- streben und dessen Schlufsstein einst die Inschrift tragen wird: „Die _ riehtige Kenntnifs Nord-Afrika’s,* Oberflächenbeschaffenheit, Lage und Grenzen, Das Aures-Gebirge bildet die Grenze des nördlichen Theiles der Provinz Constantine und die der östlichen Sahara oder des südlichen Theiles, sowie die natürliche Wasserscheide der nördlich und südlich abfliefsenden Gewässer. Durch seine Richtung, Lage und Höhe übt es einen entschiedenen Einflufs auf die Temperaturverhältnisse dieser beiden Regionen aus und bedingt, wenn auch indirect, die der östlichen Sahara eigenthümliche Formation der Erdoberfläche, sowie den merk- ürdigen Unterschied in den Naturproducten, und nimmt endlich einen wesentlichen Antheil an der Bildung der unterirdischen Wasseransamm- lungen. Die merkwürdigen Abweichungen in dem Gesammtcharakter lieser Gegend im Vergleich zu dem Littorale sind so fühlbar und in die Augen springend, dafs es eine schwere Aufgabe ist, dieselben durch den geringen Unterschied eines einzigen Breitengrades, innerhalb dessen ie auftreten, zu erklären. Am fühlbarsten macht sich die Verschiedenheit der beiden Zonen in der physischen Beschaffenheit der Erdoberfläche gel- tend. Während die Nordhälfte der Provinz Constantine im Allgemeinen ; dem Küstengürtel schroff und steil aus dem Meere sich emporhebt nd nach Süden ansteigend füglich den Namen eines Hochlandes ver- dient, gewährt die Südhälfte den Anblick eines Tieflandes mit allen den igenthümlichen Eigenschaften der Einförmigkeit, des Salzreichthums ind der unabsehbaren, nur hier und da von niederen vereinzelten Berg- ügen unterbrochenen Ebene, welche diese Landstrecken Nord-Afrika’s berhaupt darbieten. ' Besonders der nördliche Rand der Sahara wird von einer Menge Zeitschr.f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd.IV. 13 194 L. Buvry: isolirt aus der Erde aufsteigender Berge oder Felsen bedeckt. Man nennt dieselben wegen der eigenthümlich abgeplatteten Form ihrer Gipfel „Tafelberge“, während sie von den Arabern mit dem Namen | „el meida“, der Tisch, belegt werden. So eigenthümlich die Form der- selben dem Europäer sich darstellt, eben so bemerkenswerth erscheint ihm ihr Gewand, denn alle ohne Ausnahme sind in die Farbe der Wüste gekleidet und nur stellenweise, besonders auf den Abhängen, erhalten sie durch dichte Gerölle farbiger Kiesel eine etwas dunklere Schattirung. Dergleichen Tafelberge, die aber selten mehr als 200 bis 300 Fufs über die Erdoberfläche ansteigen, schliefsen in grofser Anzahl das flache Land von Biskra ein; unter ihnen sind die Djebel Bu Ghe- zal, Malraf, Branis, Zemmari, deren Schichten in einem Winkel von 78° — 45° gegen Süden fallen, die bemerkenswerthesten. Dieselben Verhältnisse bieten der Westen und Osten. Je mehr man sich zu bei- den Seiten von dem Uöd Biskra entfernt, desto mehr schwindet die von diesem Flusse angeschwemmte Alluvialdecke und macht der Steppe Platz. So führt z. B. der Weg von Biskra nach dem Zab Dahari schon über ausschliefslich sandigen Boden und ist stellenweise sogar durch niedere, von Südwest nach Nordost sich hinziehende Sanddünen unter- brochen, welche aus losem Kalksandstein, Mergel oder gypshaltigem Thon bestehen. Dieses öde und nackte Gebirgsvorwerk, welches bei einer geringen Breite den ganzen nördlichen Rand der östlichen Sahara bedeckt, gleicht aus der Höhe betrachtet mit seinen unabsehbaren, ziem- lich gleichförmigen Abfällen und den mit Kalksteinen angefüllten Grün- den in seinem Wüstencolorit dem vom Sturme bewegten Meere. Dieser Eindruck wird dadurch noch mehr gehoben, dafs die eben erwähnte | Formation dieser Berge nur eine äufserst spärliche, höchstens in den Wintermonaten wahrnehmbare Vegetation zuläfst. Hat man diese Re- gion verlassen, indem man den Flüssen folgt, welche sie durchschnei- den, so gelangt man überall in eine weite, mit Gräsern und Pflanzen bedeckte Ebene, von der die Oasen mit ihrer reichen Palmenvegetation in liehtgrünen Umrissen an dem klaren Horizonte sich abzeichnen. Wo aber das Auge eine Lücke zwischen denselben erspäht, da schweift es weit über das niedere Land bis dahin, wo der Himmel scheinbar mit der Erde sich vereinigt. Ein Blick auf die Karte genügt, die Lage des nördlichen Oasen-Complexes anschaulich zu machen, und den Messun- gen des Herrn Ingenieur Duboeq verdanken wir die Angabe über die absolute Höhe einzelner Punkte desselben. Wie bereits erwähnt, erreicht der Djebel Aures in seinem hervor- ragendsten Gipfel, dem Djebel Scheliah, welcher dem nördlichen Theil des Gebirges angehört, eine absolute Höhe von 2312 Meter. Währen in dem nördlichen Theile der Provinz Constantine das Land allmählie - | Mittheilungen aus Algerien. 195 A eteiperid in die Hochebenen übergeht und diese bis an das Grund- ‚gestell der Gebirgskette reichen, macht sich der Abfall derselben auf _ der Südseite in viel stärkerem Grade geltend. Zum Beweise des gros- _ sen Unterschiedes in der Abdachung führen wir ein Beispiel an. Der Djebel Scheliah ist von dem Djebel Gueriun im Norden 8 Myriameter, ‚und von dem südöstlich belegenen Fort St. Germain bei Biskra 94 My- ameter in gerader Linie entfernt; bei diesen Entfernungen fällt die - Nordseite von 2312 bis zu 1727 Meter ab, während das südliche Land ‚von demselben Punkte aus von 2312 bis auf 111 Meter, also ganz un- verhältnifsmälsig schroffer und schneller abfällt. Die Oase Biskra mit dem Hauptorte gleichen Namens liegt am Rande der grofsen Ebene, welche südlich von den oben erwähnten afelbergen sich ausbreitet, und ist am meisten nördlich in diese un- wird. Dieselben nehmen von hier ab auf kurze Zeit eine südwestliche ind südöstliche Richtung, wenden sich dann wieder der Hauptkette zu und bilden die natürlichen Vorwerke derselben. Die übrigen Oasen der Ziban, insbesondere die des Zab Dahari, südwestlich von Biskra, liegen ebenfalls hart auf dem Nordrande der östlichen Sahara, deren age eine etwas höhere ist, da die Hügelketten mehr nach Süden vor- reten und der Uebergang in die Ebene nicht so plötzlich erfolgt. Die Jarometrischen Messungen ergaben für Zaatscha 204, für Lischana 192, für Tolga 156 und für Bu Schagrun ebenfalls 156 Meter. Süd- üdwestlich in geringer Entfernung von Biskra kommt in der von klei- nen Sanddünen unterbrochenen Ebene die Ain Umasch zu Tage, deren Höhe 95 Meter beträgt. Die Oase Sidi Okba, östlich von der Oase Ümasch und fast unter derselben Breite gelegen, liegt dagegen nur noch 4 Meter über dem Meeresspiegel. _ Was nun die orographischen Verhältnisse der westlichen Hälfte es in Rede stehenden Gebietes anbelangt, so gestatten die hier ange- ellten barometrischen Messungen einen ziemlich klaren Ueberblick selben. Südlich der Oase Biskra senkt sich das Land, dem auf- erksamen Auge wahrnehmbar, in das nur 35 Meter über dem Meeres- iegel gelegene Bett des Uöd Djedi hinab. Djefair, südlich vom Ge- ölze von Saada, wurde noch auf + 68 Meter, dagegen der Bir el hegga zu —55 Meter gemessen. Sethil, am Uöd el Baadj, nicht eit von seinem Eintritt in den Schott Melrir, hat eine absolute Höhe 1 -+13 Meter, während das Bett des Uöd el Baadj, und zwar am iise des Hügels, auf welchem der Bordj steht, bereits 8 Meter unter a Meeresspiegel liegen soll. Der Uöd el Baadj bildet hier die natür- ie Grenze des nordwestlichen Theiles der östlichen Sahara, welcher 13* 196 L. Burry: in seinem Gesammtcharakter etwas von dem nordöstlichen Theile ab- weicht. Während der letztere bis el Faid den Anblick einer weiten unabsehbaren Ebene darbietet, ist die Oberfläche des ersteren stein- reicher, und Bänke von Kieselgeröllen, puddingsartig mit einander ver- bunden, wechseln mit gypsartigen Hügeln, deren Gipfel von kalkarti- gen Blöcken überragt werden. Nördlich und südlich des Ued Djedi steigen diese Hügel etwas höher an und werden in ihrer Gestalt un- regelmäfsiger. Ihre Grundlage besteht aus grünlichem Mergel mit zahl- reichen Gypserystallisationen, während ihre Oberfläche ebenfalls von Rollkieseln überdeckt wird. Erst nahe der nördlichen Grenze öffnet sich die Aussicht auf eine Fläche, z. B. nördlich Sidi Khaled, auch zwischen el Ducen und el Amri u. s. w. und geht schliefslich in die Region der Tafelberge über. Indem man den Uäd el Baadj verläfst und dem Süden sich zuwendet, betritt man einen ebenen Landstrich, welcher im Westen nach der Hügelkette Doh’r oder Kutiat el Dohor sich erhebt und sich dort wahrscheinlich zu einem Plateau gestaltet, welches bis zu einer Kette von Vorbergen des Djebel Sahari reicht, ‚ die im Norden durch den Ras Fahama sich bemerkbar macht und noch südlich Dziua fortsetzt. Auf der beiliegenden Karte ist dieselbe ange- deutet, doch könnte man, nach der Richtung zu urtheilen, wie dieselbe dargestellt ist, glauben, dafs dieser Hügelzug von Norden nach Süden streicht; ich glaube jedoch, dafs diese Andeutung nur deshalb gemacht ist, weil ihr Zusammenhang mit dem Massiv des Djebel Sahari noch nicht festgestellt ist. Ich vermuthe, dafs ihre Richtung im Allgemeinen der der südlichen Hauptberge entspricht. Nach dem Osten hin senkt sich das Land in das Becken des Schott Melrir hinab. Auch will ich hierbei nicht unerwähnt lassen, wie es sehr wahrscheinlich ist, dafs die Kutiat el Dohor nicht eine vereinzelte Bergkette, sondern nur als eine Verzweigung der Vorberge anzusehen sei. Die erste und am meisten nördlich gelegene Oase des U&d Rir, Mraier, liegt 20 Meter unter dem Niveau der Meeres. Weiter südlich bleibt das Land bis zur Oase Sidi Khlil eben. Die Ain Kerma, welche auf diesem Wege liegt, wurde zu — 11 Meter und Sidi Khlil zu —8 Meter gefunden. Beide Punkte liegen schon aufser dem Bereiche des Schott, der auf seiner Südseite von sandigen Hügeln eingefafst ist, die ohne Unterbrechung von hier aus, längs des ganzen Ued Rir, bis zum 33° N. Br, sich erstrecken und wahrscheinlich selbst noch über diesen hinaus in die grolse Wüste sich fortsetzen. Hinter den letztgenannten Oasen ist wieder flaches Land und nur im Osten steigen an dem Horizonte Sanddünen auf, welche den Beginn der Sandwüste andeuten. Der sandige Boden wird südlich der Oase el Berd von drei kleinen Flüssen mit salzigem Wasser durchschnitten und bietet schon in dem Dorfe Zaujet Rihab eine Er- Mittheilungen aus Algerien. 197 _ hebung des Bodens von +13 Meter. Zwischen diesem Punkte und - der in südlicher Richtung liegenden Oase Temaein, die zu 54 Meter über dem Meeresspiegel bestimmt wurde, steigt das Land fortwährend an, so dals Urlana eine absolute Höhe von +14 Meter, Tamerna +39 Meter, Sidi Rasched +43 Meter und Tuggurt -+54 Meter zeigt. _ Diese ganze Strecke zeichnet sich durch einen grofsen Wasserreichthum _ aus, der jedoch nicht hinreicht, den Steppenboden zu befruchten. So kommt es, dafs hier ein unaufhörlicher Wechsel von Steppenland und "Culturstellen an den Quellen und Brunnen sich bemerkbar macht, mit ‚schroffen Uebergängen, welche nur in der Regenzeit durch die in Weide- strecken verwandelten Steppen gemildert werden. Südöstlich von Biskra liegen die dem Zab Schergui angehörigen "Oasen der Ziban. Auch hier sendet das Auresgebirge seine Auialänfen) _ namentlich die Djebel Berga und Scheschar, weit gegen Süden in die "Sahara hinein. Hieraus erklärt sich die hohe Lage (254 Meter) des _ Fleckens Khanga Sidi Nadji, sowie der Abfall der Ländereien bis zu 183 Meter bei dem südwestlich von demselben in der Sahara liegenden Orte Bades. Im Allgemeinen erhellt aus den bisher hier angeführten "Beobachtungen, dafs die im Norden des Schott Melrir sich ausbreiten- _ den Ländereien eine Neigung des Bodens von Norden nach Süden haben. Diese Ansicht wird noch durch anderweitige in diesem Theile _ angestellte Höhenbestimmungen unterstützt und genauer begründet. So beträgt die Erhebung des Bodens zwischen Ras el Aiun und der Ain _Naga, und zwar an der 7 Lieues von Biskra entfernten Station, nur 18 Meter über dem Meeresspiegel. Im Südosten von der Oase Ain Naga wird die Ebene durch eine Menge trockener Flufsbetten unter- brochen, die den von Norden kommenden Flüssen angehören, hier aber nur noch eine geringe Tiefe und Breite haben und daher auch von einem unbedeutenden Wassergehalte zeugen, welcher nach Süden zu sich immer mehr verringert. Die Einsenkung der südöstlich gelegenen Oase Sidi Salah, und zwar in der Nähe der alten Moschee, wurde zu —29 Meter ermittelt und zwei fernere, auf der Strafse nach el Faid gelegene Punkte zu —39 und zu — 36 Meter bestimmt. EI Faid selbst wurde 41 Meter unter dem Meeresspiegel gefunden. Je mehr man nun den von Duboeq auf dieser Seite in südlicher vu nach dem gros- Eerepiegel hinabsinkende Depression zu suchen, sich vollkommen bestätigt. Auch den Arabern scheint dieser Umstand nicht entgangen zu sein, denn sie nennen die sandige leere Ebene, welche hinter el Faid den Schott Farfaria im Norden begrenzt und durch die der Weg 198 L. Buvry: Eu nach Baadja führt, el Baschbascha, eine Bezeichnung, die von ihnen bei tiefliegendem Lande angewendet wird. Südlich von Baadja nimmt das Land eine andere Physiognomie an. Die bis dahin etwas einför- mige Fläche wird ab und zu von ziemlich hohen Sanddünen unterbro- chen und senkt sich im Schott es Selam, südlich der Hügel von Gar- tufa, 85 Meter unter die Meeresfläche, den tiefsten bis jetzt untersuchten Punkt. In gerader Richtung von el Faid nach der auf dem Westrande des Schott Melrir belegenen Oase Mraier hin ergaben die barometri- schen Messungen für den Schott an drei verschiedenen Punkten — 76, —35 und —28 Meter. Südlich Muia el Tadjer und dem flachen Seba Sch’tot beginnt das Gebiet des U&d Suf. Die bisher vereinzelt und fadenartig in der Ebene aufsteigenden, dünenähnlichen, beweglichen Sandmassen (Areg, Ader) treten von nun an dicht zusammen und bilden ein compactes Ganze (Schebka), dessen äufsere Umrisse jedoch sich je nach den in den ver- schiedenen Jahreszeiten herrschenden Winden zu den mannichfaltigsten und seltsamsten Formen gestalten. Leider sind über die absolute Höhe der in diesem Gebiete liegenden Oasen und Ortschaften bestimmte An- gaben nicht vorhanden, doch ist wohl anzunehmen, dafs hier wie in dem westlichen Theile der östlichen Sahara eine allmähliche Erhebung des Bodens nach der grofsen Wüste zu ebenfalls stattfindet. Was nun das Land anbelangt, welches sich südlich der Oase Temaein und dem 33° N. Br. ausdehnt und von den Arabern dieser Gegend el Falat, von den Europäern aber die Sahara (grofse Wüste) genannt wird, so ist dessen Höhe über dem Meere bis jetzt nicht festgestellt worden. Nur einiges Wenige wissen wir über seine Bodenverhältnisse aus den Berichten der Araber, welche von der letztgenannten Stadt aus die südwestlich gelegene Oase Uargla besuchten. Diese Strafse, welche in neuerer Zeit nur sehr sparsam von Caravanen benutzt wird, führt in einer Entfernung von vier Stunden in südsüdwestlicher Richtung nach 7 dem Flecken Bledet Amar. Auf den nun folgenden zwei Tagemärschen bleibt der Weiler Gug in einer kleinen Entfernung östlich liegen und es findet sich kein Wasser. Der Weg geht dann über Sanddünen an der Areg ed Dem (Blutader), an einem kleinen Sumpfe Hassi en Naga vorüber, durch einen sandigen Strich Landes, und man erreicht am dritten Tage die Oase N’gussa, die nur noch eine Tagereise von Uargla entfernt ist. Zwischen der Oase Temacin und Ghadämes auf dem tri- politanischen Gebiete giebt es jetzt keine directe Caravanenstrafse mehr. Die früher benutzte führte auf einem bedeutenden Umwege durch ein wahrhaftes Sandmeer in sehr beschwerlichen Märschen ohne Wasser an der Station Sif es Soltan vorüber und nach 6# Stunden von dieser zur Stadt el Ued im Sufgebiet. Von hier aus wandte sich dieselbe N EEE U N Mittheilungen aus Algerien. 199 nordnordwestlich nach Gemar und ging über Nefta im Belad el Djerid urch eine unfruchtbare, baumlose, von hohen Sandbergen unterbrochene "Landschaft, in welcher die Ruhestationen, die Brunnen Haei Khelifa, Bir bu Nab und Bir el Asli, welche schlechtes Wasser enthalten, nur _ in angestrengten Tagemärschen zu erreichen waren. Eine Seitenstrafse von Lebirs führt in diesem Theile in nordöstlicher Richtung zu dem "Bir Djedid, welcher deshalb wichtig ist, weil sich an diesem Punkte _ die von Temacin und el Faid über Ferkane ziehenden Caravanen be- _ gegnen und diese Reiseroute für die Handelsleute mehr Sicherheit ge- _ gen die umherstreifenden Nememscha gewähren soll, als die, welche von el Faid über Ferkane direct nach Nefta geht. Die letztgenannte ‚Stralse ist übrigens in Bezug auf die Bodenverhältnisse nur insofern verschieden, als sie von Ferkane ab durch die weiten sandigen Ebenen des grofsen Schott führt. Von Nefta aus zogen die Caravanen über Gabes und von dieser Stadt aus nach Ghadämes. Seitdem der Skla- venhandel in Algerien und Tunesien verboten worden ist, hat der Zug der Caravanen aus dem Innern Afrika’s grofse Veränderungen erfah- ren; dieselben haben sich vorzugsweise dem marokkanischen und tri- politanischen Gebiete zugewendet. Ich übergehe daher auch die Stralse, welche Tuggurt mit Tauat verband, mit Stillschweigen, da der Mangel aller zuverlässigen Nachrichten mir über die hier obwaltenden Boden- verhältnisse auch nicht einmal annähernd sichere Aufschlüsse zu geben verstattet. Das Wasser und die Gewässer. Wie in der Sahara im Allgemeinen, so ist auch in der östlichen las Wasser als die am stärksten auf das Thier- und Pflanzenleben inwirkende Kraft anzusehen. Besonders thätig und fördernd erweist ich dasselbe für das Wachsthum der Pflanzen dieser Gegend. Ein Tage Regen, ja schon der gewöhnliche Thaufall reichen hin, wie :ch Zauberschlag die gedörrte graugelbe Steppe in ein lichtgrünes yand zu kleiden und sie mit einem buntfarbigen Blumenflor zu mücken. Freilich neigen sich die glänzenden Blüthenhäupter dieser Vüstenkinder, wenn sie vom Strahle der heifsen Mittagssonne getroffen werden, bald wieder zur Erde; aber der nächtliche Thau stärkt die flanzen dergestalt, dafs sie am kommenden Morgen von Neuem im errlichen Kleide prangen. Ueberall, wohin das Wasser seine beleben- en Adern sendet, sehen wir eine Fülle organischen Lebens sich ent- en, und je reichlicher sich dasselbe in dem südlichen Algerien dem ich mittheilt, ein um so kräftigerer Pflanzenwuchs tritt uns ent- . Während die Pflanze ihr Dasein nur vermöge dieses Elementes ı kann, ist die Thierwelt zwar nicht ausschliefslich von seinem g sch 200 L. Buvry: Vorhandensein abhängig: aber es bleibt auch ihre Existenz im Allge- meinen innig mit demselben verknüpft. Wenn die Thiere auch noch so weit durch irgend ein Ereignifs in die wasserleere Wüste versprengt worden sind, führt sie doch der Instinkt immer wieder zu den Trink- plätzen zurück. Ebenso verhält es sich mit dem Menschen, der in diesen Gegenden mehr als irgend wo an das Wasser gebunden ist, da sein materielles Wohl lediglich von der ihm zu Gebote stehenden Wassermenge abhängig ist. Er sucht daher dieses für ihn unersetz- liche Element durch eine sorgfältige zweckentsprechende Vertheilung so zu verwenden, dafs nichts davon ungenützt sich verliere. In der östlichen Sahara sondert man das Wasser seinem Gehalte nach in Trinkwasser, gesalzenes Wasser oder endlich Mineral- und Salzwasser. Das Trinkwasser geben die Bergbäche, Flüsse, Brunnen, und einige Quellen. Es ist an seinem Ursprunge rein und ohne Beigeschmack. Bespült dasselbe nun in seinem Laufe die in der Gebirgsregion zahlreich auftretenden Gyps- und Steinsalzbänke, so ver- wandelt es sich in gesalzenes Wasser, wird aber dennoch aus Mangel an reinerem als Trinkwasser verwendet. Das Mineralwasser ist das Product einiger in dieser Region zu Tage kommender Mineralquellen, die wahrscheinlich vulcanischen Ursprungs sind, da ihnen sämmtlich ein ziemlich hoher Wärmegrad eigen ist. Das Salzwasser endlich füllt die Becken der Schott oder Salzseen. Sein Salzgehalt ist so bedeutend, dals es im Sommer beim Austrocknen eine dichte Salzschicht zurück- lälst. Wie ich eben bemerkte, hat das Wasser der Bergbäche und Flüsse oft einen ziemlich intensiven salzig-bitteren Beigeschmack. Diese That- sache ist von vielen wissenschaftlichen Reisenden bestätigt worden und mehrere derselben, z. B. Fournel, Guyon, Dubocq u. A. haben das Wasser einzelner Flüsse chemisch untersucht. So ergab die Analyse des Wassers des Uäd el Biskra bei dem Flecken Biskra nach Herrn Dubocq folgende Zusammensetzung: Reines Wasser und organische Theile 997,764 Kochkulal.e, humanen KER Bittersalaui sat alu lte ie ra A Schwefelsaure Soda. . . 2 2 2..0,280 Schwefelsaurer Kalk . . 2.2. .0,448 Kohlensaurer Kalkıw 4... I. em: +70 186 1000,000. Wie man hieraus ersieht, enthält das Flufswasser Koch- und Bitter- salz in beträchtlicher Menge. Mineralquellen sind in der östlichen Sahara nicht selten, finden. sich aber vorzugsweise häufig in dem Gebiete der Ziban. Nirgends Mittheilungen aus Algerien. 201 deuten Ueberreste von Bauten in ihrer Nähe darauf hin, dafs sie schon den Zeiten der Römer als öffentliche Bäder benutzt worden wären. _ Jetzt werden sie vielfach von den Eingeborenen besucht, welche sie vorzugsweise für heilkräftig gegen einige Hautkrankheiten ansehen. Die Regierung hat in diesem Theile der Regentschaft noch keine Vor- kehrungen zur Verwendung derselben als öffentliche Badeanstalten in _ sanitätischer Beziehung getroffen; sie beabsichtigte jedoch in neuerer Zeit, wie wir vernahmen, das Wasser aller in der Regentschaft befind- _ lichen Mineral- und Thermalquellen prüfen zu lassen, und demzufolge hat das kaiserliche Kriegsministerium die Gründung eines Central-La- boratoriums zu Algier angeordnet. Um jedoch allen Zweifeln an der Richtigkeit der in dieser Anstalt vorgenommenen chemischen Arbeiten zu begegnen, hat dasselbe bestimmt, die gewonnenen Resultate sowohl, wie die Wasserproben der verschiedenen Quellen einer nochmaligen _ Revision Seitens der kaiserlichen Academie der Medizin zu unterwer- fen. Auf diese Weise ist bis jetzt die chemische Analyse des Wassers von neun Quellen der Provinz Oran constatirt worden und dieselbe hat ergeben, dals das Wasser vorzugsweise Chlorverbindungen und schwefelsaure Salze mit vorherrschendem Kochsalz enthält. Die Thermalquellen der östlichen Sahara haben im Allgemeinen den äulseren Charakter gewöhnlicher Quellen, d.h. sie dringen bis an ‚die Oberfläche der Erde und verbreiten ihre Gewässer willkürlich nach ‚allen Seiten, so dafs sie oft wegen Mangels an Abflufs kleine sumpfige _ Lachen bilden, deren niedere Ränder mit einer ziemlich reichhaltigen Auswahl südeuropäischer Wasser- und Salzpflanzen bedeckt sind. Sie ‚unterscheiden sich von anderen Quellen höchstens durch einen leichten ‚Schwefelwasserstoffgeruch. In allen beobachtete man übrigens auch animalisches Leben. Zu den bis jetzt bekannten Thermalquellen dieses Gebietes gehören: Die Thermalquelle von el Kantara in der gleichnamigen Oase, deren Wasser sich in einem Teiche sammelt. Die Untersuchungen des Herrn Ingenieur Fournel haben ergeben, dafs die Temperatur ihres "Wassers je nach dem Grade der Tiefe sich ändert; so soll die obere Wasserschicht 34° Cels., die untere 40° Cels. zeigen. Trotz dieser ärmetemperatur bemerkte er in dem Wasser Fische und Frösche. Die Hammam Salahin, in dem Gebiete des salzreichen Kreide- mergels zwischen el Kantara und el Uthaja, deren Temperatur 44° Cels. betragen soll. Die Hammam Sid el Hadj (das Bad des Pilgers) von el Uthaja, ‚deren Lache die vorüberziehenden Araber fast nie versäumen, sich zu baden, da deren Wasser besonders bei Rheumatismen und Knochen- krankheiten als heilsam sich bewähren soll. Temperatur 40° Cels. ®»_ ın 202 L. Buvry: In der Nähe von Biskra finden sich zwei Thermalquellen, deren eine, die Ain Enschischi, ungefähr zwei Stunden nordwestlich am Fulse der Tafelberge auf einem kleinen Hügel zu Tage kommt. Temperatur 45° Cels. Sie wird sowohl von Europäern als auch von Arabern be- sucht und ihr Wasser von den Letzteren auch innerlich verwendet. Die andere, Hammam Djerab, ist weniger ergiebig und nicht so allgemein bekannt, soll sich aber, wie ihr Name (Bad der Krätze) anzeigt, nach der Meinung der Einheimischen vorzugsweise bei Hautkrankheiten be- währen. Nach der chemischen Analyse des Herrn Ingenieur Fournel wäre die Zusammensetzung des Wassers der Thermalquellen von el Kantara, el Uthaja und der von Biskra in allen Stücken gleich und enthält in tausend Gewichtstheilen 996,659 Wasser, 1,868 schwefelsauren Kalk, 0,708 Chlornatrium, 0,249 Chlorcaleium, 0,229 Chlormagnesium, 0,087 schwefelsaure Magnesia, 0,078 Kalkerde, 0,063 organische Substanzen, 0,045 kohlensaure Magnesia, 0,014 Kieselerde, 1000,000 somit 3,341 feste Substanzen. Ferner die Thermalquelle von Zaatscha in der Nähe der Zauja, deren Wasser durch eine felsige Höhlung dringt und ein natürliches Becken von ungefähr 20 Fuls im Umfange bildet. Das Wasser der- selben zeigt eine starke Beimischung von schwefelsaurer Magnesia. Temperatur 28° Cels. Die Hadj el Mel’h, bei dem Dorfe Farfar in der gleichnamigen Oase, deren Wasser sich zu einem rings von Palmen eingefafsten Teiche angesammelt hat. Die Temperatur beträgt 244° Cels. in der Sonne. Endlich gehört hierher noch die Ain Umasch, südsüdwestlich in ge- ringer Entfernung von Biskra gelegen, deren Temperatur auf 9° bis 10° Cels. angegeben wird. So viel über das Wasser der östlichen Sahitaid in Bezug auf seine che- mischen Eigenschaften und seine Zusammensetzung. Es bleibt nun noch | übrig, dieses Element in seinen verschiedenen Formen als Bergbach, Flufs, Quelle, Brunnen und Schott oder Salzsee kennen zu ler- nen. Jede dieser Formen hat einen eigenen Charakter und alle sind, wenn auch nicht in gleichem Malse, sowohl als belebendes Prineip wie als | Decoration der Landschaft wichtig und bemerkenswerth. Der nördliche Mittheilungen aus Algerien. 203 - Strich unseres Gebietes zeigt, begünstigt durch das ihn begrenzende 2 Gebirge, Quellen, Bergbäche und Flüsse in ansehnlicher Zahl, während - die südliche Region, hiervon abweichend, die weiten Salzseebecken und _ nur einige wenige bis an die Erdoberfläche empordringende Quellen darbietet. Die Wassermassen des nördlichen und südlichen Theiles stehen demnach nicht in gleichem Quantitätsverhältnifs zu einander, indem der letztere in Folge der grofsen Ausdehnung des Schott Melrir eine bei Weiten grölsere Wassermenge besitzt. Jedoch zeigt sich hier recht deutlich, dafs die Fruchtbarkeit des Landes nicht allein durch _ die Quantität, sondern auch durch die Qualität des Wassers bedingt wird. Obgleich der nördliche Strich von zahlreichen fliefsenden Ge- _ wässern durchschnitten wird, so reichen diese noch nicht hin, auf natür- - lichem Wege das befruchtende Element allseitig über das Land zu ver- breiten und demselben den Charakter der Steppe zu nehmen. Deshalb _ kommen die Bewohner dieses Landstrichs der Natur dadurch zu Hülfe, dals sie Abzweigungen oder Canäle (Sagia’s) von diesen aus in ihre Gärten und Felder leiten. Dieses Mittelding zwischen einer natürlichen _ und künstlichen Bewässerung hat auf den südlichen Theil des in Rede stehenden Gebietes keine Anwendung, indem in diesem lediglich eine _ künstliche, durch Brunnen bewerkstelligte Bewässerung stattfindet. a) Bergbäche. Bei der Reichhaltigkeit der auf dem Aures-Gebirge und dem Djebel Sahari entspringenden Quellen, sowie der in den Herbst- und - Wintermonaten stattfindenden heftigen Regengüsse und Schneefälle ist es natürlich, dafs der nördliche Theil der östlichen Sahara von einer Menge von Rinnsalen durchschnitten wird. Angeschwellt durch die ‚eben bezeichneten Wassermassen fallen dieselben in diesen Jahreszeiten : 3 Bergbäche schäumend und brausend über die Felsen hinweg in das Thal und reifsen mit furchtbarer Kraft alle sich ihrem Laufe entgegen- stellenden Hindernisse: Felsblöcke, Steine, Gerölle, Bäume und Erde mit sich fort. Haben sie das bassafnd Felsbett nich, und treten sie in die Ebene, so erweitert sich ihr Bett sichtlich. Die Höhe des Falles und die Menge von Wasser und Schuttmassen, die sie mit sich führen, erklärt die Breite ihrer Betten und den steinigen Grund der- selben. Oft bewirken Anstauungen, dafs sie überfluthen und eine an- dere Richtung einschlagen, jedoch verfolgen sie nie lange diesen neuen n ihr altes Bett zurück. Nicht leicht kann sich der Reisende, wenn er beim Beginn der heifsen Jahreszeit diese trockenen Rinnsale erblickt, in denen der Bach nur stellenweise in schmaler Ader fliefst, einen Be- griff des grofsartigen Schauspiels machen, welches diese Bergbäche ge- 204 L. Buvry: währen, wenn sie in jugendlicher Kraft einherstürmen. Rathlos steht der Wanderer dann an ihren Ufern und späht vergebens nach einem geeigneten Uebergangspunkte. Ein solcher ist nur an ihren breitesten Stellen, wo ihr Wasserstand niedriger ist, möglich und oft nur auf grolsen Umwegen zu erreichen. Auch den französischen Colonnen, welche diese Gegenden besuchten, wurden die Bergbäche oft sehr ver- derblich, indem sie zuweilen den Reiter, der sich blindlings in sie hinein- wagte, mit seinem Rosse in ihren grauen Fluthen begruben. In sol- chen Fällen hilft sich das Militär damit, dafs ein entschlossener Soldat und guter Schwimmer, an einen Strick befestigt und mit mehreren Ver- bindungsstricken versehen, das jenseitige Ufer zu erreichen sucht. Dann werden die Verbindungsstricke parallel ausgespannt und so die Com- munication vermittelt. Alle diese Bäche haben jedoch nur einen kurzen Lauf in der sandigen Ebene und versiegen sehr oft, ehe noch ihr Wasser vollständig von der Sommerhitze verdunstet, in den mürben und losen Felsmassen des Erdreichs. Keiner dieser Bäche erreicht das Becken des Schott Melrir. b) Flüsse. An Flüssen fehlt es ebenfalls nicht in der östlichen Sahara und namentlich giebt es deren sehr viele in dem nördlichen Striche, deren Mehrzahl auf dem Aures-Gebirge durch den Zusammenflufs der Ge- birgswasser entsteht. Sie haben daher auch eine grolse Aehnlichkeit mit den eben geschilderten Bergbächen und die Grenze zwischen bei- den ist schwer zu bestimmen. Nur in der Breite ihrer Betten, welche bei einigen, z. B. bei dem U&d Biskra und dem Ued Djedi, 200 bis 400 Meter messen, und in den 5 bis 10 Meter hohen, vielfach mit Pflanzen und Sträuchern besetzten Ufern ist ein Unterschied in dieser Beziehung ersichtlich. Gleich den Bergbächen fliefsen sie nur perio- disch und es gehört zu den seltenen Erlebnissen, ihre gewaltigen Betten mit Wasser gefüllt zu sehen. Hier wie bei jenen bedecken Rollkiesel den Grund, der aufserdem aus einem losen, dem Triebsande unserer Flüsse ähnlichen Sande besteht. Diese lose und lockere Sanddecke saugt begierig einen Theil des Wassers ein und sammelt es in einer geringen Tiefe von 2 bis 3 Meter unter der Oberfläche. So kommt es, dafs man beim Graben in diesen Flufsbetten Wasser stets vorfindet, und dafs sich dasselbe, auch wenn es erschöpft ist, doch bald von allen Seiten immer wieder von Neuem ansammelt. Es ist dieser Umstand wegen des Mangels an fliefsendem oder Trinkwasser für den Verkehr von der gröfsten Bedeutung und hat zu der Vermuthung geführt, dafs ungeachtet des Verschwindens des Wassers von der Oberfläche der Flufs unterirdisch seinen Lauf fortsetzt. Auf meiner Reise in diesen Mittheilungen aus Algerien. 205 E Gegenden wurden vielfach dergleichen Löcher in den Flufsbetten ge- . graben. Der erste derartige Versuch in dem Flufsbette bei el Faid ‘ führte bei 2 bis 3 Meter Tiefe auf Wasser und in dem Ued el Baadj fand sich das Wasser bereits in einer Tiefe von 14 bis 2 Meter. An beiden Stellen hatte jedoch das Wasser einen etwas salzigen Beige- schmack. Es ist nun freilich schwer zu bestimmen, bis zu welchen Grenzen sich der unterirdische Wasserlauf erstreckt, da jedoch die | Mehrzahl der Gewässer ihren Lauf von Norden nach Süden nimmt, b alle ohne Ausnahme aber dem grofsen Schott sich zuwenden, so be- _ rechtigt dies wohl zu der Annahme, dafs dieselben bei der Bildung der in dem U&d Suf und Ued Rir vorhandenen ausgedehnten unterirdischen Wasseransammlungen besonders thätig sind. Aus der eben angedeute- ten Richtung, welche die nördlichen Gewässer dieses Gebietes inne ; halten, erhellt, dafs keiner aus demselben hinaustritt, und wenn in den südlicheren Gegenden hiervon abweichend einige Flüsse einen westöst- ; lichen Lauf nehmen und einer sogar von Süden nach Norden flielst, so bestätigen sie durch ihren Lauf die Richtigkeit der angestellten baro- metrischen Messungen, indem keines dieser Gewässer das Massiv des Aures-Gebirges durchbricht. Einige Bemerkungen über den Lauf der Flüsse in der östlichen Sahara werden diese Verhältnisse näher er- läutern. Von Osten ausgehend sieht man auf den Karten des Herrn Capi- tain Carette vom Jahre 1844 zuerst einen Flufs, welcher südlich von dem Dorfe Beccaria im Aures und zwar auf einer dem Djebel Dukkän _ angehörigen Bergkette entspringt, unter verschiedenen Namen, als Ued - Mauin, Uöd Helal und schliefslich als Uöd R’esr’an dem Schott Melrir ‚sich zuwenden. Derselbe hat bis zu seinem Eintritte in die Sahara ‘einen fast südlichen und dann einen südwestlichen Lauf. Nach der ‚Karte des Herrn Generals Pellet vom Jahre 1847, die, nebenbei ge- ‚sagt, für die damalige Zeit ein erstaunenswerthes Material für die Kennt- nils dieser Gegenden lieferte, entspringt der U&d Helal ebenfalls südlich ‚von Beccaria, aber im Süden des Djebel Bu Ruman, und erhält seinen ersten Zufluls vom Djebel el Asmaa. Im Uebrigen ist sein Lauf ziem- lich derselbe. Die spätere Carte de l’Algerie, Forets, Division politique etc. vom Jahre 1851 erwähnt diesen Flufs gar nicht; demnächst folgen die Carte de la colonisation de TAlgerie des Herrn Jules Duval, wel- ‚che ungenauer und weniger anschaulich als die vorhergehende ist, und endlich die beiden Blätter: Carte generale du Sud de l’Algerie, im Jahre 1855 in Algier angefertigt. Das eine Blatt derselben, welches ‚die Provinz Constantine darstellt, ist deshalb bemerkenswerth, weil auf ihr eine Menge von Flüssen u. s. w., über welche positive Angaben fehlen, nur strecken- oder andeutungsweise gezeichnet sind. Wie 206 L. Buvry: schätzenswerth diese Vorsicht auch in den Augen aller Gelehrten sein mag, so lälst sie doch den fraglichen Gegenstand unaufgeklärt. Aus diesem Allen geht hervor, dafs sich etwas Genaues über den Lauf des Ued Helal nicht angeben läfst, so viel aber scheint mir einleuchtend, dafs er auf dem Südabhange des Aures-Gebirges entspringt und über- einstimmend mit allen Karten bis zu seinem Eintritte in die östliche Sahara die natürliche Grenze zwischen Algerien und Tunesien bildet. Indem man nun dem Nordrande der Sahara in der Richtung von Osten nach Westen folgt, gelangt man an einen für diese Gegend ziem- lich ansehnlichen Flufs, den U&d Möghar, welcher sich durch die Ver- einigung mehrerer Quellen, die theils auf dem Djebel Scheliah, theils auf dem Djebel Nughis entspringen, bildet. Derselbe ist für die Be- wohner des Aures-Gebirges deshalb sehr wichtig, weil sein Lauf eines der drei Hauptthäler bezeichnet, welche ihnen als Verbindungslinien zwischen der Sahara und dem Tell dienen. In südwestlicher Richtung fliefst derselbe durch die wildromantischen Thäler, welche von den Dje- bel Scheschar und Berga gebildet werden, und tritt südsüdwestlich von dem Flecken Khanga Sidi Nadji in die östliche Sahara ein. Südwestlich von den Dörfern Liana, Ksar und Bades nimmt der U&d Möghar den Namen Uöd el Arab (Flufs der Araber) an, erhält eine kleine Strecke oberhalb des Dorfes Zribet el Uöd einen ansehnlichen Zuwachs durch den Ued Göschtan und theilt sich etwas nördlich von el Faid in vier Arme, die, von Osten ausgehend, Uöd el Mahhana, U&d Remel, Ued el Belad und Uöd Debbah heifsen, wie dieses auf der beigefügten Karte angegeben ist. Alle vier münden in den Schott Farfaria, nicht aber in den Ued Djedi, wie Herr Carette angiebt. d Ehe ich nun zum Ued el Abiad übergehe, will ich hier eine auf- fallende Erscheinung berühren, welche einige zwischen dem U&d Möghar und dem Ued Biskra gelegene Rinnsale, z. B. der Uöd el Mel’h, Ued Biraz und Ued Megran, darbieten. Der Uäd el Mel’h entspringt am Fufse der Gebirge von Drua (nicht Druh, wie bisher auf den Karten vermerkt war) und mündet am Nordwestrande des Gehölzes von Saada in den Ued Biskra, während der letztere das Gehölz durchschneidet und sich in den U&d Djedi ergiefst. Ebenso verhält es sich mit dem Ued Biraz, einem Arme des U&d el Abiad, und dem U&öd Megran. Obwohl dieselben auf der beiliegenden Karte einen anderen Lauf erhalten haben, so sollen doch nach den von mir eingezogenen Erkundigungen beide genannten Flüsse dem Gehölze von Saada sich zuwenden. Auch der gröfste der Flüsse dieser Gegend, der U&d Djedi, durchschneidet, nach- dem er südlich des Zab Guebli einen bemerkenswerthen Bogen be- schrieben hat, das Gehölz von Saada, in welchem er fast den letzten Ueberrest seines Wassers absetzt, geht dann südwärts und fällt in den Mittheilungen aus Algerien. 207 Schott Melrir. Dieser Zusammenflufs so vieler Gewässer an einer Stelle würde zu dem Schlusse berechtigen, dafs hier eine starke Vertiefung ' des Bodens stattfindet, und läfst gleichzeitig eine genauere Untersuchung _ und Aufklärung über die hier obwaltenden Bodenverhältnisse wünschen. Während in dem ganzen Gebiete Gehölze gar nicht zu finden sind, bietet diese, in die Ebene vorgeschobene Waldung einen reichen Stoff zu wissenschaftlichen Forschungen. Der Hauptgrund zu der Entwick- lung des für diese Gegenden aufserordentlichen Waldwuchses scheint mir in der beständigen Feuchtigkeit des Erdreichs zu liegen, die so be- _ deutend ist, dals die versengenden Sonnenstrahlen einen schädlichen | Einfluls auf die Vegetation nicht auszuüben vermögen. Gewaltige Bergmassen, die ein zum Theil noch wenig bekanntes Gebiet des Djebel Aures umfassen, welches einen namhaften Flufs, den Ued Schörfa, auch Uöd el Kebir genannt, besitzt, trennen das Haupt- _ thal des Uöd Möghar von dem Uöd el Abiad oder weilsen Flusse. Die- ser Flufs entsteht aus mehreren vom Djebel Scheliah herabkommenden _ Quellbächen und nimmt in seinem oberen südwestlichen Laufe zahlreiche _ Zuflüsse auf. Dennoch scheint seine Wassermenge nicht sehr bedeu- ‚tend, so dafs er fast zu allen Zeiten zu Fufs durchwatet werden kann. Sein Lauf ist bis jetzt auf allen Karten abweichend dargestellt, so dafs es nieht möglich ist, sich ein bestimmtes Bild von demselben zu ent- _ werfen. Bei seinem Eintritt in die Sahara, südöstlich der Gebirge von - Drua, wendet er sich nach Süden, theilt sich in mehrere Arme, wel- che alle — mit Ausnahme des Ued Biraz, der, wie oben bemerkt, sein Wasser in dem sumpfigen Gehölze von Saada absetzen soll, nach kurzem Laufe im Sande sich verlieren. Die nächste Hauptwasserader dieses Gebietes ist der U&öd Biskra, den ich schon bei der Schilderung meiner Reise von Batna nach Bis- kra in der Ebene von el Uthaja unter dem Namen Ued el Uthaja an- e und dessen Richtung aus der beiliegenden Karte zu ersehen ist. Der ansehnlichste und zugleich längste Flufs des südlichen Alge- riens, der U&d Djedi, tritt in seinem nordöstlichen Laufe in dem Belad »l Kassul in die Provinz Constantine über. Ungeachtet der ziemlich ausführlichen Beschreibungen seines Flufsgebietes und der Zuflüsse, wel- . rette, hat es fast den Anschein, als ob man an competenter Stelle diese Angaben für nicht bestimmt genug erachtete, denn auf den Karten des dens vom Jahre 1855 findet sich der Lauf des Ued Djedi strecken- weise nur angedeutet und weicht auch aufserdem vielfach von den obi- gen Angaben ab. Herr General Daumas führt beispielsweise in seinem Werke: „die östliche Sahara* p. 145 eine ganze Reihe von Zuflüssen an, auf die man bei Anfertigung der eben erwähnten Karten gar keine 208 L. Buvıy: Rücksicht genommen hat, und giebt endlich an, dafs der Flufs bei dem kleinen Dorfe Nur ed Din in den Schott Melrir mündet. Herr Carette läfst auf seinen beiden Karten, welche seiner Exploration scientifique de l’Algerie beigegeben sind, den U&äd Djedi sogar bis el Faid flielsen, was aber jedenfalls auf einem Irrthum beruht. Aus dem eben Gesag- ten ergiebt sich, dafs eine regelrechte Aufnahme dieses Flufsgebietes bisher .noch nicht vorgenommen worden ist, und dafs wir auch hier, wie bei‘ so vielen anderen Dingen seit den Jahren 1844—45, neue Aufklärungen nicht erhalten haben. Was wir aber etwa davon be- sitzen, ist um so unzuverlässiger, als es sich lediglich auf die von den Arabern eingezogenen Erkundigungen beschränkt. Bei dieser Menge von Widersprüchen und in die Augen springenden Irrthümern wage ich etwas Näheres über den eigentlichen Lauf desselben nicht anzu- geben, da ich diesen Flufs nur an einer Stelle, und zwar auf dem Marsche begriffen, ohne Aufenthalt überschritt. Hierbei möchte ich in wissenschaftlichem Interesse den Wunsch ausdrücken, dafs die franzö- sische Regierung die Erforschung dieses Landes nicht ausschliefslich den Bureaux arabes oder einzelnen Militärs anvertrauen, sondern mit der Gründung eines topographischen Bureau’s in Algerien vorgehen möge. So reichlich auch die Wassermenge ist, die sich in dem Schott Melrir von Norden her absetzt, so sparsam sind aufser dem U&d Djedi die Flüsse, welche von Westen her sich ihm zuwenden. Von diesen letzteren hat nur der Uäd el Baadj einige Bedeutung, denn sein tief eingeschnittenes und breites Bett zeigt, dafs derselbe während der Re- 4 genzeit eine ungewöhnlich grofse Wassermenge aufnimmt. Der Ued el Baadj bildet sich aus dem Zusammenflusse zahlreicher Quellen, welche einer Hügelkette entspringen, als deren höchste Punkte der Ras Sabun, Djebel Guettarthir und Ras el Mengub bezeichnet werden. Wie mir berichtet wurde, kommt seine Hauptwasserader von dem letzteren Ge- birge. Unter dem Namen Uäd el Mengub fliefst er bei el Mengub vor- über, nimmt als U&d Itel zu beiden Seiten eine Menge von Zuflüssen auf, wendet sich im nordöstlichen Laufe el Baadj zu und mündet als Ued el Baadj südöstlich von Sethil in den Schott Melrir. Die übrigen auf dieser Bergkette entspringenden Quellen vereinigen sich bald nach ihrem Ursprunge zu drei kleineren Flüssen, wovon zwei als Seitenarme sich in den U&d Itel und einer vom Ras Sabun als Uöd Fahama zwi-- schen el Baadj und Sethil in den Uäd el Baadj ergiefsen. Der Ued Itel hat, wie alle übrigen Flüsse dieser Gegend, nur einen periodischen Lauf. So viel mir bekannt geworden ist, kommt aus dem Süden nur ein einziger Flufs, der Usd Khuf, dessen Lauf auf den Karten des südlichen ° Mittheilungen aus Algerien. 209 ar. Derselbe entsteht südlich der Oase Temacin aus der Vereinigung mehrerer Quellen, nimmt seinen Lauf durch den Schott Schemora, _ durch die anderen östlich von den Oasen des U&d Rir befindlichen Salz- seen und mündet mit einer nordnordöstlichen Wendung auf der südwest- ‚lichen Seite des Schott Melrir in diesen. Das Wasser des Uöd Khuf und seiner Zuflüsse ist salzig und hat einen bitteren Beigeschmack. Dies sind die letzten der bis jetzt bekannten ansehnlicheren Flüsse in diesem Gebiete. Bei der erstaunlichen Menge von fliefsenden Ge- wässern drängt sich dem Forscher unwillkührlich die Frage auf, ob durch hydraulische Arbeiten, namentlich aber durch zweckdienliche Ein- dämmungen der Flufsbetten dem Mangel an Gefälle oder dem Versie- en des Wassers nicht vorgebeugt werden könnte. Wie ich in den nördlichen Gegenden dieses Landstrichs zu sehen Gelegenheit hatte, haben die früheren Beherrscher, die Römer, diesem Gegenstande ihre volle Aufmerksamkeit zugewendet. Ein Land, welches jetzt dem Rei- senden als eine Wüstenei erscheint und bis in seine entferntesten Re- ‚gionen die Spuren altrömischer Bauten zeigt, mufs in den Augen dieses Volkes wohl hinreichende Elemente vereinigt haben, um die Kosten derartiger Einrichtungen durch den aus denselben zu erzielenden Vor- eil hinreichend zu decken. Wenn auch diese Gegenden für die näch- ste Zukunft sich noch nicht zu europäischen Niederlassungen eignen, ‚so würden doch derartige schätzenswerthe Einrichtungen eben so viele ohlthaten für die Bewohner sein und bedeutend dazu beitragen, sie zum Aufgeben des Nomadenlebens und zu dauernder Ansiedelung zu veranlassen, während die Bande der Dankbarkeit sie fester an ihre neuen Beherrscher fesseln würden. me zwar angegeben, dessen Name aber bisher nicht vermerkt ce) Die Quellen. Die Quellen und Brunnen der östlichen Sahara erscheinen um eshalb von unendlicher Wichtigkeit, weil von ihrem Dasein die Wohl- der Bewohner dieser Gegenden unbedingt abhängt, sowie nur ‚sein gründet sich auf jene schon oben angeführte bemerkenswerthe Er- Sheinung der allmählichen Senkung des Erdreichs zu einem Central- assin, vermöge welcher die im Sande versiegenden Wassertheile sich nterirdisch ansammeln, verbreiten und in muldenförmigen Vertiefungen vieder zu Tage kommen. In welchem Zusammenhange die Süfswasser- nsammlungen mit dem in dem Schott Melrir befindlichen und perio- ch an die Oberfläche tretenden Salzwasser stehen, läfst sich etwa folgendermalsen erklären. Was die obere Wasserschicht anbelangt, die sich als Salzwasser Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. IV. 14 210 'L. Buvry: : Pi darstellt, so ist wahrscheinlich der Ursprung derselben in einem pri- mitiven Gehalt an Salz, welches die oberen Erdschichten schwängert, zu suchen. Je nachdem dieses Salz entweder von dem Niederschlage der atmosphärischen Feuchtigkeit und von anderem hinzutretenden Wasser aufgelöst oder nach deren Verdunstung wieder auf seinen trockenen Zustand zurückgeführt erscheint, findet ein fortwäbrendes Fluetuiren und Trocknen statt. Bald wogt es als brakiges Wasser über,’ bald bedeckt es efflorescirend als Salzkruste den Boden; unter allen Um- ständen aber, so grols auch seine Mächtigkeit unmittelbar an der Ober- fläche sein möge, erstreckt es sich nur bis zu einer geringen Tiefe. So erklärt es sich, dafs das unterirdisch fliefsende Wasser von dem höher sich befindenden Salzfluidum unabhängig zu bleiben im Stande ist. Andere hier einschlagende Untersuchungen haben aufserdem hin- reichende Beweise geliefert, dafs der unterirdische Vorrath an süfsem Wasser, welcher von den Einwohnern mit einem unterirdischen Meere (Bah’r el tah’atani) verglichen wird, sich in den Ländereien vom U&d Djedi und el Faid südwärts überall und oft in sehr geringer Tiefe beim Nachgraben im Erdreich findet. Es hat dieser Umstand für dieses Land eine um so höhere Bedeutung, da natürliche Quellen nur selten vorkommen und im Vergleiche zu den Wasserquantitäten der einfach- sten Brunnen nur eine sehr geringe Menge Wasser zu liefern vermögen. Daher sind dieselben nur in sehr wenigen Fällen ausreichend, der Mittelpunkt einer Oase zu werden oder den von den Bewohnern für die Bewässerung ihrer Gärten an sie gestellten Anforderungen zu ge- nügen. Auf meinen Reisen sah ich folgende Quellen: die Ain Rhemra, nordwestlich von Tuggurt, in geringer Entfernung südlich von der Oase Rhemra gelegen. Sie entspringt in der Nähe einer alten verfallenen Moschee und setzt ihr Wasser in mehrere kleine Teiche ab, deren Rän- der mit Tamarisken und einigen Palmbäumen besetzt sind und zu de- ren Fülsen in reichlicher Menge Sumpf- und Wassersalzpflanzen wach- sen. In der Nähe befinden sich einige stehende Brunnen, welche, wie die Moschee, darauf hindeuten, dafs in früheren Zeiten diese Gegend bewohnt war. Die Oase Rhemra wird von einer Menge von. Quell- bächen durchschnitten, deren Ursprung in dem sumpfigen, von Pflanzen überwucherten Boden sich nicht verfolgen läfst. Das Wasser derselben hat einen intensiv salzigen Geschmack. Bei dem Dorfe Djama im Nordosten von Tamerna sammelt sich in einer runden Aushöhlung des Erdreichs das Wasser einer Quelle und speist durch Ueberlaufen die benachbarten Palmengärten. Auf dem Wege von dieser letzteren nach Zaujet Rihab kam ich an der Ain Umasch vorüber, welche auf einem kleinen Hügel entspringt, jedoch nur wenig Wasser giebt. Das Dorf Zaujet Rihab besitzt mehrere Quellen, deren Wasser nicht von beson- Mittheilungen aus Algerien. 211 > Güte. ist und von den Bewohnern in ihre Gärten geleitet wird. "Die Ain Refient oder Quelle des Raben, nördlich von der vorhergehen- den, kommt auf dem Gipfel eines kleinen Hügels zu Tage, der mit Tamarisken und einigen Palmbäumen recht anmuthig geschmückt ist. Auch ihr Wasser hat einen brakigen Geschmack. Die Bewässerung _ der Oase Sidi Khlil wird durch drei Quellen bewerkstelligt, deren eine _ dieht bei dem Dorfe, die andere in einer Entfernung von ungefähr drei- hundert Fufs und die dritte im Südwesten in der Mitte einiger Palmen hervorsprudelt. Das Wasser der ersten zeigte bei einer Temperatur von®0° R. einen Wärmegrad von 23° R. Sie flielst spärlich und hat einen unangenehmen Geschmack. Nach Dubocq rühren die Quellen von alten Brunnen her, welehe ursprünglich 27, 33 und 35 Meter tief waren und jetzt versandet sind. Eine Stunde nördlich von Sidi Khlil findet sich im Schatten einiger Palmenbäume die Ain Kerma (Quelle des Feigenbaums). Woher dieselbe eigentlich diesen Namen erhalten ‚hat, ist nicht zu erklären, da kein solcher Baum in ihrer Umgebung wächst. Sie liefert nur wenig Wasser, aber von ziemlich guter Be- 'schaffenheit. Die Ain Kerma bietet auf dieser Strecke Weges einen - recht anziehenden Ruhepunkt, der auch die Thiere anzulocken schien, denn in der Krone einer schlanken Palme hatte eine prächtige Kra- gentrappe (Otis hubara) sich niedergelassen, während in geringer Ent- fernung ein Schakal zu ihr hinaufsah, wahrscheinlich eine günstige Ge- legenheit erlauernd, beim Niederfliegen des Vogels zur Quelle seinem _ Morgentrunke auch noch ein stärkendes Frühstück hinzuzufügen. Die bier aufgeführten Quellen, zu denen noch einige zu rechnen sind, die abseits von meinem Wege lagen, wären freilich im Vergleiche zu der Ausdehnung und dem Umfange der Ländereien in der östlichen Sahara nicht ausreichend gewesen, die zahlreichen darin liegenden einigen Fällen darüber. Aber gewils haben auch hier, wie in so vielen nderen Fällen, Bedürfnils, Beobachtung und Zufall vereint die Wege gezeigt, den Mangel der Naturverhältnisse zu überwinden. Die Verbreitung der Gewässer und der Stand des Wassers im \} gemeinen wird durch die physische Beschaffenheit der Erdoberfläche immt. Sie veranlalst in der östlichen Sahara das Versiegen der Gewässer in den losen Felsmassen, ihre gleichsam netzartige Verzwei- gung unter der Oberfläche und das Emportreten derselben in Gestalt | 14* 212 L. Buvry: von Quellen. Ueber die unterirdische Fortsetzung der versiegenden Gewässer haben sich zwei Ansichten geltend gemacht. Die eine läfst die Wasseradern willkührlich auseinander gehen und sich in den tie- feren Stellen der Sahara zu einem grofsen Becken ansammeln, während nach der anderen dieselben nach dem Verschwinden im Sande ader- artig in die tiefer gelegenen Gegenden entsendet werden. Mich dünkt, dafs die letztere Hypothese die richtigere ist, denn sie wird durch das Dasein des Wassers unter den trockenen Flufsbetten fast überall be- stätigt, während andererseits der mifsglückte Versuch der Bohrung des artesischen Brunnens von Biskra, bei einer Tiefe von 81 Meter und 65 Centimeter bis zum Meeresspiegel, gezeigt hat, dafs die Ausbreitung des unterirdischen Wassers bis hierher nicht reicht. Diese auffallende Erscheinung, sowie die Neigung des Bodens von Norden nach Süden in den nördlichen, von Süden nach Norden in den südlichen Theilen dieses Gebietes, und endlich die verschiedene geo- gnostische Beschaffenheit beider Striche scheinen mir in sehr enger Beziehung sowohl zu dem Laufe der Gewässer als auch zu der Erzeu- gung des Sülswasserbehälters zu stehen. Es ergiebt sich hieraus von selbst, dafs in ganz entsprechender Weise von diesen geologischen und hydrographischen Verhältnissen auch die Tiefe und Art der Brunnen abhängt, welche ja nichts anderes sind, als durch menschliche Kunst der Erde gleichsam entlockte Quellen. Wie ich bei der Beschreibung der Flüsse darzulegen mich bemüht habe, ist bei der Mehrzahl derselben und zwar mit ihrem Eintritte in die östliche Sahara ein Fall nach Süden unverkennbar, allein der Lauf des Uöd Djedi, des Hauptrepräsentanten der Flüsse dieser Gegend, dessen Bett unfern der Mündung in den Schott Melrir noch 60 Meter Breite messen soll, scheint aufser den Untersuchungen des Herrn Du- bocq in dem Becken des grofsen Schott selbst die beste Bestätigung dafür zu sein, dafs aulser der eben erwähnten Neigung auch eine Ab- dachung nach Osten zum Schott Melrir stattfindet. Fügt man nun zu dieser Wahrnehmung den niedrigen Stand des Wassers unter der Ober- fläche in den Betten des Uöd el Baadj und des Uöd el Arab nebst seinen Armen, zieht man in Betracht, dafs der U&d Khuf dieselbe Er- scheinung darbietet, so gewinnt die Annahme, dafs ein bestimmter Lauf der unterirdischen Gewässer nach einer Richtung hin stattfindet, an Wahrscheinlichkeit. Einen sprechenden Beleg aber, dafs dieser in Wirk- lichkeit vorhanden ist, gewährt der Brunnen im Bordj el Baadj. Die- ses Gebäude steht in einer kleinen Entfernung auf dem südlichen Ufer des Flusses, welches ziemlich steil in einer Höhe von ungefähr 30 Fuls abfällt, so dafs das eigentliche Bett 8 Meter unter dem Niveau des Meeres liegt. Der auf dem Hofe des Bordj gegrabene Brunnen führte Mittheilungen aus Algerien. 213 bei einer Tiefe von 10 Meter auf Trinkwasser und zeigt also, dafs der ‚Spiegel des unterirdischen Wassers auch aufserhalb des Flufsbettes nach dieser Richtung hin sich gleich bleibt. Wenn auch die von Du- | boeq angestellten Messungen als tiefsten Punkt des Schott Melrir die - Sümpfe bei Gartufa ergeben, so giebt es nichts desto weniger Phäno- j mene, die für eine weitere Ausdehnung dieses doppelten Wassergebietes sprechen. Es ist dieses erstens eine Reihe von Quellen, die östlich von dem beregten Distriet im Belad el Djerid gelegen, genau unter denselben geognostischen Verhältnissen und mit einer analogen Tem- _ peraf&r aus dem Boden emporsteigen, wie die des U&d Rir. Ferner - das Vorhandensein von Salzgewässern inmitten dieser Süfswasserquellen. Wohl nicht mit Unrecht kann ich es daher als eine der Gewilsheit sich - nähernde Hypothese aussprechen, dafs sich an das eben genannte Becken _ sowohl östlich wie westlich ihm ganz ähnliche Landstriche anschliefsen, die aller Wahrscheinlichkeit nach bis in das tunesische Gebiet hinein- reichen, zu welchen hinab die Filtrationen der Umgegend von Gartufa ihren überflüssigen Wasservorrath entsenden. d) Die Brunnen. In der östlichen Sahara erscheinen die Brunnen in dreierlei Ge- - stalt, je nach der Erhebung oder Senkung der Erdoberfläche über oder unter dem Meeresspiegel. Ich glaube nicht nöthig zu haben, noch ein- mal auf diesen Punkt zurückzukommen,. da ein Vergleich der barome- trischen Messungen mit der Lage der auf der Karte angegebenen Quellen und Ortschaften diese Beobachtung veranschaulicht. Die ersten und ‚einfachsten Brunnen sind trichterförmige Löcher, welche die Eingebo- renen in dem sandigen, von Thonerde durchsetzten Boden mit Hülfe siner kleinen Handhacke graben, indem sie den losgelösten Sand in kleine Körbe (Kuffa) füllen und über den Rand hinwegschütten. Je nachdem der Sand loser oder fester ist, wird die Arbeit des Grabens leichter oder beschwerlicher. Derartige Brunnen haben alle nur eine geringe Tiefe, und der Umstand, dafs die Arbeiter sofort mit Graben nnehalten, wenn das Wasser sich zu zeigen beginnt, ist wohl die Ur- sache, dafs das auf diese Weise gewonnene Wasser nie ohne Beimi- !hung von Salz erscheint und aufserdem sich nicht reichlich erneuert. Ein mit den geologischen Verhältnissen dieses Gebietes vertrauter In- genieur, Herr Ch. Laurent, welcher behufs der Anlegung artesischer Brunnen von dem Kriegsministerium den Auftrag erhalten hatte, die en Bohrungen zu Grunde gelegt wurden, spricht die Ueberzeu- gung aus, dals, je tiefer diese Löcher angelegt würden, der Wasser- orrath um so reichhaltiger sei, und dafs Brunnen von 15 bis 20 Meter 214 L. Buyry: Tiefe sogar unversiegbar sein würden. Er schlägt aufserdem vor, wenn das zu stark hinzutretende Wasser das fernere Graben im Kessel un- ° möglich mache, die Fortsetzung der Arbeit durch den Erdbohrer zu bewerkstelligen. Als derartige Brunnen führe ich hier auf: Ain Naga, von 4 bis 5 Meter Tiefe, in welchem das Wasser in einer Höhe von ungefähr 3 Meter vom Rande steht und sich so reichlich erneuert, dafs vier Menschen, welche in einer Minute beinahe 250 Liter Wasser dar- aus schöpften, bei unausgesetzter zweistündiger Arbeit den Wasser- spiegel nur um 40 Centimeter hinabdrücken konnten. Sidi Salah be- sitzt ebenfalls einen solchen Brunnen, der aber weniger tief und von geringerem Wassergehalt ist. In dem Flufsbette bei el Faid wurden vor unserer Ankunft mehrere Löcher von 2 bis 3 Meter Tiefe gegra- ben, und bei dem Dorfe sieht man einige, welche 12 bis 15 Meter hinabgehen. An beiden Stellen hat sich gezeigt, dafs die Beschaffen- heit des Wassers auch in ganz nahe gelegenen Löchern sehr oft ver- schieden ist. Die Brunnen von Baadja enthalten bei einer Tiefe von | 3 bis 4 Meter ungefähr einen Meter etwas salzbaltiges Wasser. In den Sanddünen von Muia el Tadjer sah ich zwei grofse und neunzehn kleinere Wasserbehälter, deren Tiefe abwechselnd 2 und 24 Meter be- trug. In Schauscht Abdallah bel Gassem betrug die Zahl der Brunnen zwölf, die erst kurz vorher angelegt waren; von diesen enthielten drei ziemlich gutes, die übrigen salziges Wasser. Noch ansehnlicher ist die Zahl an der Station Bir el Arab, wo wir 32 kleine von 2 Meter Tiefe und einen grölseren wasserreicheren Brunnen antrafen. Auch in dem Bett des Uöd el Baadj waren solche Wasserlöcher gegraben worden, deren Tiefe zwischen 14 und 2 Meter schwankte, mit ziemlich gutem Wasser. Wenn der Leser sich die geographische Lage der hier aufgeführ- 7 ten Brunnen vergegenwärtigt, so wird sich ihm sofort die Vermuthung aufdrängen, dafs die hier in Rede stehenden einfachen Vorrichtungen nur in tief gelegenen Gegenden mit Erfolg getroffen werden können. Sie liefern ferner ein neues Zeugnils für die von mir aufgestellte Hypo- these, dafs eine Strömung des unterirdischen Wassers überhaupt nach Osten stattfindet. In den von dem Schott Melrir südlich gelegenen Landstrichen neh- men die Brunnen, da der Wasserspiegel mehr und mehr unter die Erd- oberfläche hinabsinkt, eine andere Gestalt an, die aber wiederum in dem östlichen und westlichen Gebiete verschieden ist. So findet man im Ued Suf vorzugsweise Ziehbrunnen, im Ued Rir dagegen artesische Brunnen. Es wird diese Verschiedenheit der Construction nicht auf. fallen, wenn ich zu deren Erläuterung hier einige Worte über das Suf- gebiet, in welches wir jetzt treten, hinzufüge. So viel ich bisher auf Mittheilungen aus Algerien. 215 B. meinen Reisen Gelegenheit hatte, die Mannichfaltigkeit der Natur in ihren Schöpfungen zu bewundern, so gleicht doch nichts dem Eindrucke, welchen die Gestaltung der Oberfläche des Uöd Suf in mir hervorrief. _ Vielleicht kein anderes Land der Welt zeigt so überraschende Gegen- _ sätze der abschreckendsten einförmigsten Wüste und der sie bewälti- es: Cultur. Des Menschen Energie und Fleifs liefs sich nicht ab- schreeken, sondern suchte unter grofsen Mühseligkeiten auf den in an- ‚sehnlicher Tiefe unter dem Flugsande sich ausbreitenden feuchteren und für.den Anbau empfänglicheren Boden zu gelangen. Dadurch: erlangte man%lie Gewilsheit, dafs derselbe in einer Tiefe von 6 bis 10 Meter unerschöpfliche Wasservorräthe enthielt, und indem man, um dieselben zu Tage zu fördern, einen Schöpfapparat einrichtete, vervollkommnete man ‚denselben so, dafs er das Ebenbild unserer Ziehbrunnen wurde. _ Zwei durch ein Querholz verbundene senkrecht stehende Palmstämme tragen den Schlagbalken, dessen kürzeres Ende durch einen Stein be- ‚schwert und an dessen Spitze ein Strick aus Palmenfasern befestigt ist, an welchem ein um einen Palmenstab gespannter lederner Schöpf- sack hängt. Wenn nun in den weiter oben geschilderten Bodenver- ‚hältnissen die Quellen, Bergbäche und Flüsse wenigstens einigermalsen einen Anhalt, sowohl für die Vegetation im Allgemeinen als auch für n Unterhalt der Oasen ins Besondere gewährten, so sieht man diese chwachen Stützen schwinden, wenn man die Oberfläche des Suf-Ge- bietes betrachtet. Hier findet sich nirgends eine Andeutung oder eine Spur von Rinnsalen, ja, der bewegliche lose Sand ist von der Natur zu einer solchen Höhe angehäuft, dafs er auch nicht einmal den Ge- anken an die Möglichkeit einer Durchbrechung und Durchsetzung durch flielsendes Gewässer zuzulassen scheint. Hier zeigt sich das belebende Element erst, nachdem der Mensch mit unendlicher Mühe den die Ober- läche bedeckenden Flugsand hinweggeräumt, in weit ausgedehnten Ver- zweigungen. Möchte es nicht gewagt erscheinen, das Dasein dieses interirdischen Wassers durch das in den Sand aufgesogene und in die Tiefe hinabgeführte Regenwasser zu erklären? Ist die in den Herbst- und Wintermonaten fallende Regenmenge überhaupt zureichend, einen solchen Wasservorrath zu bilden, oder liefse sich vielleicht auch in iesem Gebiete eine Strömung des unterirdischen Wassers erkennen? Es ist mir sehr wahrscheinlich. ‚Ich gehe nun zu einer Besprechung der artesischen Brunnen des Jed Rir über. Hier sehen wir uns menschlichen Werken gegenüber, die wir sonst gewohnt sind auf eine ausgebildetere Technik zurückzu- ien, wenn ich die jetzigen Bewohner nicht für die Erfinder, sondern ir für die Träger einer Ueberlieferung ansehe, deren Ursprung in den PR Tr 216 L. Buvry: Zeiten der römischen Herrschaft, von welcher die Spuren sich bis tief in den Süden hinein verfolgen lassen, zu suchen ist. Die hohe Be- deutung dieser Brunnen ist den Bewohnern hinreichend bekannt, und nur die mit der Anlage verbundenen bedeutenden Kosten sind es, wel- che eine Vermehrung derselben bisher verhinderten oder doch nur den reicheren Grundbesitzern möglich machten. Da die Mechanik über- haupt von jeher bei den nordafrikanischen Völkern sich nur schwer oder gar nicht Eingang verschafft hat, und die Wirkung mechanischer Vorrichtungen ihnen wohl ein Zeichen der Bewunderung abnöthigt, aber zugleich auch in ihrem Inneren ein Gefühl der Scheu erweckt, entschliefsen sie sich schwer, von ihren altherkömmlichen Gebräuchen abzuweichen und die vervollkommneten Apparate und Einrichtungen der Christen anzuwenden. Daher halten die Stämme dieser Gegend es bei der Anlegung von Brunnen noch eben so, wie sie es von ihren Vor- fahren gelernt haben; der Grundbesitzer läfst durch die Retas (Brunnen- gräber) den Ort bezeichnen, an welchem nach seinem Gutachten ein reichlicher Wasserbehälter vorhanden ist. Ein oder zwei Arbeiter be- ginnen nun, jeder mit einer kleinen Handhacke versehen, die Erde in einem länglichen Rechteck herauszuschaffen. Ist der Kessel bis über i Mannshöhe gediehen, so werden zwei Palmstämme in die Erde derge- stalt eingesenkt, dafs das mit einer Rolle versehene Querholz über die Oeffnung hingeht. An einem Stricke, welcher über die Rolle läuft, wird nun die überflüssige Erde in einem Korbe nach oben geschafft. So lange das Erdreich willig nachgiebt, wird es durch länglich vier- eckige Rahmen von Palmholz, deren längere Seite bis 1 Meter beträgt, deren Breite nur drei Viertel dieser Länge ausmacht, gestützt, und die zwischen denselben verbleibenden offenen Räume durch Holz und Pal- menfasern dicht gemacht. Schwieriger wird die Arbeit, wenn die Araber auf die härtere Gypserde stolsen, die solche Festigkeit besitzt, dafs das Einlassen der Rahmen unnöthig wird, und durch die sie mit ihrem un- vollkommenen Instrumente nur sehr langsam dringen. Aber aufser diesem Hindernisse haben sie noch das schichtenweise in den Bau drin- gende brakige Wasser zu bekämpfen, das sehr oft einen äufserst unan- genehmen Geruch hat und deshalb von den Arabern El-ma fessed, schlechtes Wasser, genannt wird. Zuweilen gelingt ihnen die Beseiti- gung desselben, aber manchmal mufs der Fortbau unterbleiben. Bei der Anlage derartiger Brunnen sondern die Arbeiter das bis auf das brauchbare Wasser führende Erdreich in fünf Schichten, deren jeder sie einen besonderen Namen geben: el Sbah, el Tin, el Hadjer, el Tiauin und el Masul. Die verschiedenen Lagen folgen so auf einander: 1) Un- mittelbar unter dem Humus erdiger Gyps; 2) rother Mergel, vielfach mit Gypserystallen untermischt; 3) gelber Thon, rother wässeriger Sand ao 4 Mittheilungen aus Algerien. 217 und Gypserde, worin man sehr häufig auf brakiges Wasser stölst; 4) röthlicher harter Sandstein nebst mehr oder weniger hartem Sand mit Rollkieseln, und 5) harter, fetter, grünlich weifser Thon, welcher den wasserhaltigen Sand bedeckt. Ist der Bau bis zu dieser Schicht ge- diehen, so wird der Arbeiter an einem Stricke befestigt hinabgelassen und durchschlägt nun mit seiner Hacke diese letzte das Wasser zurück- haltende Decke. Zuweilen steigt das Wasser des künstlichen Spring- quelles nur langsam in den Brunnenkessel, oft ereignet es sich aber auch, dafs es mit unglaublicher Schnelligkeit emporsprudelt. Nur Gei- stes®egenwart rettet in solchen Fällen den in der Tiefe befindlichen _ Arbeiter, und da diese Leute insgesammt gute Taucher und Schwimmer _ sind, so vermögen sie so lange den Athem anzuhalten und auf dem Grunde zu verweilen, bis die Oeffnung regelrecht erweitert ist. Es kommt wohl auch vor, dafs die Stärke des Druckes sie sofort in die Höhe wirft. Widerstehen sie dem Drucke, so geben sie durch den um ihren Leib befestigten Strick ein Zeichen und werden dann von den oben stehenden Personen sofort hinaufgezogen. Ungeachtet dieser Vor- sicht hat man in früheren Jahren Unglücksfälle zu beklagen gehabt. Obwohl, wie ich eben gezeigt, das bei der Anlage solcher Brunnen an- gewendete Verfahren sehr einfacher Natur war, mufs man einerseits die Arbeitskräfte in Anschlag bringen, andererseits aber die Länge der _ Zeit, die zu einem solchen Bau erforderlich war, berücksichtigen, um . zu begreifen, dafs die aus demselben entstehenden Kosten unter gün- _ stigen Verhältnissen dennoch sich auf 800 bis 1000 Franken beliefen, und dafs sie bis auf 4000 Franken anwuchsen, wenn das Erdreich ınvorhergesehene Hindernisse darbot. Aufserdem aber entsprach die Dauer einer solehen Anlage keineswegs den so hohen Kosten, denn selten bewahrte der Brunnen seinen ursprünglichen Wasserreichthum, sondern versiegte innerhalb 15 Jahren oder verwandelte sich in einen ‚seiner Porösität wegen in Fäulnifs überging und so der Zugang der ‚Quelle verschüttet wurde. Dergleichen Unterbrechungen, die oft den Untergang einer ganzen Oase zur Folge haben, suchte man durch Rei- nigen des Kessels zu begegnen, und es hat sich zu diesem Behufe eine Kaste oder Gilde unter den Eingeborenen gebildet, welche gegen einen bestimmten Lohn dieses Geschäft verrichtet. Ich war so glücklich, auf meiner Reise einem solchen Experiment beizuwohnen, kann jedoch, so interessant das hierbei beobachtete Verfahren auch ist, hier, wo ich nur eine allgemeine Uebersicht der Naturverhältnisse zu geben beabsichtige, darauf nicht eingehen. Die Tiefe der Brunnen wechselt beständig, wahr- scheinlich deshalb, weil dieselben, stets offen, durch die von den Seiten- wänden hinabfallende Erde oder durch den von den Winden hineinge- 218 L. Buvry: führten Sand verschüttet werden. Die in Megarin befindlichen artesi- schen Brunnen haben eine abwechselnde Tiefe von 45 bis 80 Meter. Tuggurt besitzt deren drei, wovon zwei in dem Garten der Kasbah liegen und 44 und 55 Meter tief sind. In der Oase Temaein sieht man zwei Brunnen, die bis 50 Meter tief hinabgehen, aber doch nicht eine hinreichende Wasserfülle zu geben scheinen. Die Brunnen von Tebes- best und Zauiat variiren von 50 bis zu 60 Meter und der von Sidi Rasched hat eine Tiefe von 54 Meter. Der früher ausgezeichnete Brun- nen von Tamerna reicht nur noch bis zu 10 Meter und der Grund des Kessels ist mit Erde und Holzstücken angefüllt. Es ist einleuchtend, dafs diese geringe Zahl von Brunnen, zu de- nen noch einige hinzutreten, die in den anderen nicht hier aufgeführten Oasen sich befinden, in einem sehr schwachen Verhältnifs zu ‘der Aus- dehnung des ganzen U&d Rir-Gebietes stehen und dafs diese Lände- reien, wenn sie regelrecht bewässert wären, einen andern Anblick ge- währen würden; dennoch war der Eindruck, den die Nachricht, dafs die französische Regierung gesonnen sei, neue unerschöpfliche Wasser- quellen aufzuschliefsen, auf die Bewohner hervorbrachte, ein sehr ver- schiedener. Während der intelligentere Theil die Verheifsung einer solehen Wohlthat mit Freuden begrüfste, beharrte der Ueberrest in Un- glauben, da es demselben unerklärlich erschien, dafs die Christen sich vermessen wollten, ein Werk in wenigen Tagen auszuführen, zu dessen Vollendung nach ihrer Anschauungsweise ein Jahr und mehr erforder- lich war. Die Bohrung des artesischen Brunnens von Tamerna sollte sie eines Besseren belehren. Die zu der Anlage nöthigen Instrumente langten den 28. April 1856 in Tamerna an und ungeachtet der un- günstigen Jahreszeit wurde, nachdem die nöthigen Vorbereitungen ge- troffen waren, der Erdbohrer am 1. Mai unter der Leitung des Herrn Jus, eines Bevollmächtigten der Herren Civil- Ingenieure Degousee 7 und Chr. Laurent zu Paris, unter Mitwirkung eines Detachements der Fremdenlegion in Bewegung gesetzt. Nachdem die Arbeit einen Monat lang unausgesetzt mit grolsem Eifer betrieben worden war, glaubten die Retas oder eingeborenen Brunnengräber, nach der zu Tage geför- derten Erde zu schliefsen, das baldige Emporsteigen des Quells be- stimmen zu können. Am 4. Juni war das Bohrstück bereits bis zu einer Tiefe von 52 Meter vorgedrungen. Einer Schicht von Sandstein 7 folgte hier rothe Erde, welche die Retas von Neuem als die Decke des wasserführenden Sandes bezeichneten. Aber auch diese Prophezeiung bestätigte sich nicht, indem diese Erde nur einer Seitenlage angehörte und statt des guten Wassers das brakige Wasser dergestalt überhand nahm, dafs es die ganze Röhre füllte. Da inzwischen der Erdbohrer immer tiefer eindrang, wurde das Bewegen desselben immer schwie- Mittheilungen aus Algerien. 219 ‚riger. Die Kräfte der Soldaten waren zuletzt allein nicht mehr aus- reichend, die Arbeit fortzusetzen, und sie mufsten von Zeit zu Zeit _ durch Eingeborene abgelöst werden; doch diese verspürten wenig Nei- gung für einen solchen Frohndienst und zeigten sich nicht allein lang- _ sam, sondern suchten selbst durch verstellte Ungeschicklichkeit die An- strengungen der Soldaten zu vereiteln. Nicht länger konnte man über die Gefühle, welche sie beseelten, in Zweifel sein, denn jedesmal, wenn - der Erdbohrer in die Höhe gehoben wurde und brakiges Wasser sich _ vorfand, konnte man auf den Gesichtern die Genugthuung wahrnehmen, die das Mifslingen des Unternehmens in ihnen hervorrief. ‘Die Ge- _ nossen der Retas begannen ihrerseits von Neuem Hoffnung zu schöpfen und der muselmännische Fanatismus glaubte seinen Sieg über die In- telligenz gesichert. Zwischen Ungewifsheit und Zweifeln erschien der Ar Juni 1856, jener für die Annalen dieses Gebietes ewig denkwürdige Tag. Um 1 Uhr Nachmittags liefs Herr Jus den Schneidebohrer, des- sen Spitze ihm zu breit erschien, durch einen Spitzbohrer ersetzen. Nach zweistündigem Bohren mit diesem Instrumente und nachdem das- selbe in dem harten Boden sichtlichen Widerstand gefunden, senkte - sich plötzlich der Erdbohrer tief in die Röhre, so dafs man denselben - für zerbrochen hielt, und starke Stöfse von unten herauf erschütterten ihn. In diesem Augenblicke sah man das Wasser emporsteigen und sich demnächst über den Rand ergiefsen. Das Unternehmen hatte einen - glücklichen Erfolg gehabt. Der neu entstandene Brunnen gab bei einer _ Tiefe von 60 Meter 3600 Liter Wasser in der Minute und vergrölserte _ in einigen Wochen dieses Quantum bis auf 4500 Liter, was in 24 Stun- den 6,480,000 Liter ergiebt. Es lag in der Natur der Sache, dafs die französische Regierung sich durch dieses günstige Resultat bewogen fühlen mufste, die gleiche unberechenbare Wohlthat der ganzen Gegend zu gewähren, und mit vermehrtem Eifer verfolgte sie den grolsartigen Plan, das dürre Steppenland in culturfähigen Boden umzuwandeln und die Nomaden zu sefshaften Bewohnern einer ertragsfähigen Gegend heranzubilden. So sind in neuester Zeit in schneller Aufeinanderfolge den Tiefen der Erde fünf andere Springquellen entlockt worden, welche vo n Norden nach Süden in folgender Weise sich aneinander reihen: 4) Der Brunnen Schegga, der Zeit nach zuletzt angelegt, welcher in der Minute 90 Liter spendet. 2) Der Brunnen Um Thiur, am Fulse ‚Liter in der Minute hervorsprudeln. Welch einen Erfolg man aus en Einrichtungen noch erwarten darf, ersieht man schon aus der sin Dorf von 20 Häusern gründete und eine Pflanzung von 1000 Stück 220 L. Buvry: Palmenbäumen anlegte. 3) In der Oase Sidi Rasched wurde ein Brunnen gebohrt, welcher aus 54 Meter Tiefe in der Minute 4300 Liter herauf- sendet. 4) Auch die Oase Temaecin erhielt einen neuen Brunnen. Er hat eine Tiefe von 84 Meter und giebt 35 Liter in der Minute. Die Entstehung dieses letzten Brunnens in der Nähe der beiden älteren wird gewils die Eingeborenen von den Vorzügen der neueren Anlagen zu überzeugen im Stande sein. Der fünfte und letzte Brunnen in der Reihe ist der in der Oase Tamelhat, unweit der eben genannten Oase Temaein; er giebt ein Wasserquantum von 120 Liter in der Minute aus einer Tiefe von 58 Meter. Es verdient sicherlich volle Anerkennung, dafs die französische Regierung sich durch die Rücksicht auf die zur Zeit noch geringen Vortheile nicht hat abschrecken lassen, durch solche Unternehmungen für das Gedeihen und den Wohlstand ihrer Unterthanen zu sorgen. Mit vollem Rechte haben diese Bestrebungen in der gebildeten Welt den lebhaftesten Anklang gefunden, und wenn wir darin den wichtig- sten Schritt zur Selshaftmachung der algerischen Nomaden erkennen, so wird es erlaubt sein, schon jetzt das Auge auf eine Zukunft zu rich- ten, in welcher die Verhältnisse des Landes durch diese Unternehmun- gen für alle Zeiten eine durchaus veränderte Gestalt gewonnen haben werden. e) Der Schott Melrir. Es bleibt uns nun noch übrig, unsere Aufmerksamkeit auf jenes grofse Wasserbecken zu lenken, welches, in der Mitte unseres Gebie- tes gelegen, als der Sammelpunkt aller dieser kleineren und gröfseren Gewässer angesehen wird. Unwillkührlich malt die Phantasie, genährt durch eine Menge abenteuerlicher Gerüchte, diese in der That seltsame Wasseransammlung in der Mitte eines wahren Steppenlandes zu einem „Meere in der Wüste“ aus. Nachdem die Franzosen bereits zehn Jahre in Algerien festen Fuls gefalst hatten, war eine solche Meinung noch an der Tagesordnung und dieses ganze Gebiet in ein vollständiges Dunkel gehüllt. Erst mit der Besitznahme von Biskra im Jahre 1844 gelang es den hier stationirten Offizieren, genauere Nachrichten über dasselbe zu sammeln. So unvollkommen sie auch waren, so weckten sie den Trieb zu einer genaueren wissenschaftlichen Untersuchung, welehe durch Carette unternommen und in einer schätzbaren Arbeit über das südliche Algerien in dem Capitel: „das Becken des Schott Melrir“ niedergelegt wurde. Wenn bei der hier rasch vorwärts schrei- tenden Civilisation die Arbeit Carette’s jetzt in manchen Stücken mit den bestehenden Verhältnissen nicht mehr übereinstimmt, bietet sie doch manches Material und kann als Grundlage für spätere Forschungen Mittheilungen aus Algerien. 221 ‚gelten. Nach den oben näher aufgeführten, in den Umgebungen des ‘Schott Melrir, sowie auf dessen Grunde selbst angestellten barometri- schen Messungen, ferner in Berücksichtigung der Neigung und Rich- tung aller Gewässer dieses Gebietes nach dem Schott, ist die Annahme gerechtfertigt, dafs das Becken dieses grolsartigen Salzsee’s eine Ver- _ tiefang des Erdreichs unter der Meeresfläche darbietet. Ob diese Ver- _ tiefung des Grundes nach der tunesischen Grenze zu noch bedeutender wird, ist noch zweifelhaft. Da jedoch die auf dem algerischen Gebiete angestellten Höhenmessungen darthun, dafs die den Schott Melrir ein- ‚schliefsenden Ländereien sich allmählich nach dem Becken zu senken, so könnte stellenweise wohl der Grund des Beckens eine stärkere Ver- tiefung darbieten, jedoch eine entschiedene Neigung des Bodens nach einer Seite hin nicht stattfinden. Wenn man das den Schott Melrir umgebende Landgebiet untersucht, findet man, dafs die auf der west- lichen Seite den Schott einfassende, abwechselnd sandige und steinige Ebene sich allmählich nach dem Kutiat el Dohor zu erhebt, während gs östliche Seite in Tunesien in die hügelige Landschaft el Arad oder el Arcd übergeht. Wie ich bei dem allgemeinen Ueberblick der Boden- _ beschaffenheit dieses Landes bereits gezeigt habe, bietet die Nordseite dieselben Verhältnisse dar, und im Süden wird der Schott durch Sand- dünen eingefafst, welche auf dem Wege zwischen Tuggurt und el Ued bereits eine ziemliche Höhe erreichen. Nach seiner Ausdehnung und ‚Richtung lassen sich die Grenzen des Schott Melrir innerhalb des 33° und 344° N. Br. und dem 34° und 7° O. L. von Paris feststellen und sein Areal würde etwa 170 bis 180 Quadratmeilen betragen, das ist etwas mehr als der Flächeninhalt der Insel Corsika. Es würde eine irrige Ansicht sein, wollte man den Schott Melrir auch nur annähernd mit einem Binnensee oder mit den in dem nörd- lichen Algerien auftretenden Sebgha’s oder Salzseen vergleichen. Der- selbe hat eine ganz andere eigenthümliche Physiognomie. Während die niederen und seichten Ränder der Sebgha’s ein ziemlich mannich- faltiges Pflanzenleben darbieten, lassen die trockenen, mit beweglichem Sande bedeckten Ufer des Schott nur eine äufserst spärliche Vegeta- ion von Strand- und Salzpflanzen zu, wie dieselbe fast durch ganz Nord-Afrika den wüsten und sandigen Gegenden eigen ist. Einen anderen Anblick gewährt auch der Grund, welcher bald vollkommen rocken und sandig, bald als ein mit einer Salzkruste überzogener Sumpf, bald als eine Wasserfläche, je nach den verschiedenen Locali- täten erscheint. Füllt sich mit dem Eintritt der Regenzeit das Becken stellenweise mit Wasser, so verbreitet sich dasselbe nach den verschie- sten Riehtungen und besitzt Kraft genug, um den während der Sommerzeit durch die Südwinde in den Schott hineingewehten und all- 222 L. Buvyıy: mählich zu niedrigen Hügeln zusammengetriebenen Sand wegzuschwem- men. Das Becken erweitert sich dann, während es im entgegengesetz- ten Falle am Fufse der Hügel hinläuft und sich einen anderen Abfluls sucht. Hieraus ergiebt sich, dafs der Schott Melrir aus der Vogelper- spective gesehen nicht eine weite Wasserfläche darbietet, sondern das Becken desselben aus einer Menge kleinerer und gröfserer, durch nie- dere Sandhügelketten von einander getrennter Landseen zusammenge- setzt ist. Diese einzelnen Abtheilungen oder Verzweigungen des Haupt- beckens werden wieder Schott genannt und haben an Stellen, über welche Verbindungswege führen, besondere Namen. So heilst allge- mein nur der westliche Theil bei den Eingeborenen Schott Melrir; die Fortsetzung desselben weiter östlich, wo die directe Strafse von el Faid nach Gemar hinüberführt, Schott Farfaria, Schott es Selam, Schott Beni Kleb u.s. w. Der südöstlich sich anschliefsende Schott el Thuat ver- mittelt wahrscheinlich den Uebergang zu den sich weiter östlich aus- breitenden Schott el Alendoa und Schott el Hadjila. Die Seba Sch’tot oder sieben Schotts bilden in diesem Theile die am weitesten nach Süden reichende Ausdehnung des Beckens, und hiernach geht die Haupt- richtung seines Südrandes in der östlichen Sahara Algeriens von Nord- westen nach Südosten, während dieselbe in Tunesien nach Nordosten umsetzt. Der Nordrand desselben dagegen läuft in unserem Gebiete im Allgemeinen ziemlich parallel mit dem Aures-Gebirge. Der Theil des Schott Melrir, welcher jenseits der tunesischen Grenze sich ausdehnt, verdient deshalb eine besondere Aufmerksamkeit, weil er ein Landge- biet, das Belad el Djerid (Land der trockenen Palmzweige) in sich schliefst, welches man bis in die neueste Zeit auf vielen unserer. deut- schen Karten von Tunesien westwärts quer durch das südliche Alge- rien bis nach Marokko hinreichend verzeichnete und aufserdem Bile- dulgerid nennt, während dasselbe in Wahrheit nur bis zu 54° O.L. von Paris reicht. Der Schott Melrir wird im Osten und Nordosten in einer Entfer- nung von zwei Tagereisen von Tozer überall in diesen Richtungen von Gebirgen eingefalst, welche als die Grenzen der tunesischen Sahara angesehen werden. Hierzu zählt man die Djebel Tarfui, Atra, Uled Mansur und Hadifa; der letztere geht dann in eine Gebirgskette über, als deren hervorragende Kuppen die Djebel Sekra und Urak el Hamma bezeichnet werden, die bis zum Djebel Akerit in dem südlichsten Theile des tunesischen Reiches sich fortsetzt und hier die Landschaft el Arad abgrenzt. Nördlich in unmittelbarer Nähe des Schott liegt ein ziemlich ebenes Land, welches die Ebene des Hamma (Gartenlandes) genannt wird und im weiten Umkreise von niederen Hügelketten begleitet wird, sich in seiner Längenrichtung bis Gafsa erstreckt und hier in\ ein Mittheilungen aus Algerien. 223 e Felsenthal führt. Dieselben Verhältnisse finden im Nordnordwesten statt, _ wo wieder ebenes Land den Uebergang zu dem gebirgigen Territorium der Nememscha vermittelt. Alle diese Angaben über die Umgebungen des Schott Melrir bedürfen jedoch, insbesondere die auf die Verzwei- _ gungen der Gebirge eingehenden, noch sehr der Bestätigung und sind daher nur mit grolser Vorsicht aufzunehmen. Unmittelbar an der tune- sischen Grenze, etwa unter dem 5° O.L. von Paris, eine Tagereise _ südwestlich von Nefta und zwei nordöstlich von el Gemar entfernt, _ liegt der Brunnen Bir bu Nab, jedoch aufserhalb des Bereiches des M Schot und selbst der Bir el Asli, ungefähr vier Stunden südsüdwest- lich von Nefta, befindet sich nicht innerhalb des Beckens. Hiernach scheint der Südrand des Schott, und zwar östlich des Schott el Had- jila, nicht über die Hügel Dra Nazia hinauszutreten, sondern nordöst- lich sich zu wenden und im weiteren Verlaufe in dieser Gegend nicht _ den: 34° N. Br. zu überschreiten. Ueber die Ausdehnung und Gestalt des Beckens von Norden nach Süden in Tunesien herrscht in den bis jetzt erschienenen Reiseberichten keine Uebereinstimmung und den Ver- _ muthungen bleibt ein weites Feld offen. Es geht jedoch aus denselben Y hervor, dafs auch in diesem Theile die Beschaffenheit des Grundes die- ses Salzsees sehr verschieden sich gestaltet und abwechselnd sandige 5; und sumpfige Stellen, oft auch Seen darbietet. Auch hier vermitteln auf festem Grunde ruhende Erdstreifen die Verbindung mit dem Belad _ el Djerid und der östlichen Sahara, sowie mit Kabes. Einige dersel- ben sollen zur gröfseren Sicherheit der Caravanen mit Steinen oder Palmenstämmen bezeichnet sein, was zu der Vermuthung führt, dafs der Schott im Allgemeinen in diesem Theile mehr Wasser enthält und sich demzufolge mehr den Sebgha’s nähert, als dies in der östlichen - Sahara der Fall ist. Südlich von Nefta und Tozer wird derselbe Schott _ el Djerid (Naches Ufer der trockenen Palmzweige) oder auch Schott M’ta Pharaun genannt. Ungeachtet der weiter oben gemachten Anga- ben über die Naturverhältnisse des Schott Melrir in dem meinen Be- obachtungen näher liegenden Gebiete glaube ich, dafs eine eingehen- ere Untersuchung dazu beitragen wird, das in grofsen Umrissen ent- V ne Bild auch in seinen Einzelheiten zu beleben. Von el Faid in südsüdöstlicher Richtung kommend, betrat ich das Becken des Melrir zuerst in dem Schott Farfaria. Die Landschaft unmittelbar südlich von el Faid wich nicht im Geringsten von der des Steppenlandes ab, we ches im Norden der Sahara sich ausbreitet. Nur ein etwas sandi- gerer, mit spärlichen Gräsern bedeckter Boden unterschied die weite, leere Ebene el Baschbascha, an deren Horizonte sich mir die seltsamen, trügerischen Erscheinungen der Luftspiegelungen darstellten, von den bisher zurückgelegten Strecken. Kein wahrnehmbares Zeichen gab von 224 L. Buvry: dem Beginne des Schott Farfaria Zeugnils, dessen ebenfalls sandiger Grund mit zahlreichen Salzaufblühungen in den verschiedensten Cry- stallisationen und Gestalten überstreut erschien. Im Südsüdosten wird das Erdreich etwas sumpfig, indem hier das Wasser des Uöd el Ma- hana in dem sandigen Boden sich anstaut. Nach der Kutiat Gartufa hin und in deren Umgebung hat derselbe eine etwas festere Unterlage, die aber oft, namentlich in der Winterzeit, wenn die Gewässer des Ued el Arab wegen der hier stattfindenden Senkung des Bodens an die Oberfläche durchdringen, schwindet. Die Kutiat Gartufa bestehen aus Gypsstein, abwechselnd mit Ab- lagerungen von Süfswasserschnecken, und sind mit Sand überdeckt. Sie fallen zwar steil ab, erscheinen aber nur von sehr untergeordneter Höhe. Vier und eine halbe Stunde vor Baadja wird der Boden san- diger. Hier und da steigen Sanddünen auf, welche endlich überall den Horizont beengen und sich 150 bis 180 Fufs über den Boden erheben. Sie treten immer dichter an einander, bis endlich der beschwerliche Marsch über wellenförmige Sandberge fortgesetzt werden muls. Mitten in diesen hohen Sanddünen findet sich eine kesselförmige Einsenkung, welche zu einem festeren Grunde hinabführt. Hier hat man Löcher von 4 bis 6 Fuls Tiefe gegraben, in denen sich Wasser in einer Höhe von ungefähr einem Fufs gesammelt hatte. Solche kunstlose Löcher vertreten, wie schon bemerkt, in diesen Gegenden die Stelle der Brun- nen. Die den Kessel bildenden Berge waren sandfarben und kahl und mit Ausnahme der Stipa barbata war keine Spur von Vegetation sicht- bar. Diese Oertlichkeit, zu der keine Stralse, kein Weg führt, inmitten einer höchst einförmigen Landstrecke, wird von den Arabern Baadja genannt. Südwestlich von diesem Punkte nimmt die Höhe der Sand- dünen allmählich wieder ab, bis sie zuletzt einer unabsehbaren Fläche Platz machen, welche den Schott es Selam (das flache Gestade des Heils) bezeichnet und in welchem das Wasser sich auch nur vorüber- gehend sammelt. Die den Grund des Schott überziehende Salzkruste ist so rein weils und verbreitet durch die darauf fallenden Sonnen- strahlen einen so leuchtenden Glanz, dafs dieser Schott, wie so viele Localitäten des Melrir, täuschend einem gefrorenen See ähnlich sieht. Im Nordnordwesten wird die Aussicht durch die Kutiat Gartufa ge- hemmt, während im Südsüdwesten eine aus Gypsstein bestehende Hügel- kette aufsteigt, die in einer felsigen Erhebung Lagerstätten reinen Gyps- spathes zeigt und unter dem Namen Kef el Deb, der Eselsfelsen, be- kannt ist. Von dem Schott es Selam nach den Seba Sch’tot in süd- südöstlicher Richtung breitet sich ein Hügelland aus, dessen Oberfläche mit Kieseln in den mannichfaltigsten Farben, die aus dichtem Kalk- steine bestehen und deren Aufsenseite wie von der Hitze geborsten 4 Mittheilungen aus Algerien. 225 erscheint, aufserdem aber mit Sand und hin und wieder auch mit hol- zigen Gräsern bedeckt ist. Die während der Sommermonate mit grolser Heftigkeit über die Hügel hinstreichenden Winde entführen stellenweise das lockere Erdreich und bewirken Aushöhlungen in demselben, wie solche in grolser Menge auf dieser Strecke anzutreffen sind. Eine ähn- liche kesselartige Vertiefung wie in Baadja heifst hier N’sa (die Grä- ber) und einige kunstlos aufgerichtete Steinhaufen in derselben, welche von jedem vorüberziehenden einheimischen Reisenden durch neue hinauf- geworfene Steine erhöht werden, sollen darauf hindeuten, dafs vor lan- gen Jähren hier eine Caravane in einen Hinterhalt beutelustiger Räuber gerieth; die Mitglieder derselben sollen zum gröfsten Theile getödtet und hier beerdigt worden sein. Nach dieser hügeligen Unterbrechung beginnt wieder eine kahle und strichweise mit einer Salzschicht über- _ zogene Fläche, welche Seba Sch’tot (die sieben flachen Ufer) genannt _ wird und.sich südlich in die Steppe Gorat el Thir fortsetzt. Wie ich bereits erwähnt habe, ist Baadja ringsum von Sanddünen eingeschlossen, die im Südsüdosten etwas an Höhe nachlassen und von denen einige aderartig sich von dem Ganzen loslösen, als vereinzelte Sandberge sich darstellen und mit Stipa barbata stellenweise besetzt sind. Sie lassen Raum für die Sandfläche des Schott Alendoa, dessen Ränder von hoch aufgeschüttetem gelblich weilsem Flugsande gebildet werden und die Fortsetzung der Reise nur auf dem Grunde des Schott selbst ge- statten. Mit dem Becken desselben hört auch der zwar lockere, aber noch einiges Widerstandes fähige Marschboden auf und der Weg führt über den beweglichen Sand, in welchen der Fufs bei einem jeden Schritte tief einsinkt. Unter mannichfachen Beschwerden erreichte ich den Haltepunkt Muia el Tadjer (das Wasser des Kaufmanns), der nur eine Wiederholung der bei Baadja stattfindenden Bodeneinsenkung darbietet. Diese Oertlichkeit hat für mich ein um so höheres Interesse, weil sich an dieselbe eine naturbistorische Entdeckung knüpft, deren ich später gedenken werde. Die hohen Sanddünen weichen südöstlich wieder der sandigen Fläche des Schott el Hadjila, welcher im Osten _ durch niedrige Sandberge von ziemlich gleichmälsiger Höhe begrenzt wird. Um Trinkwasser zu finden, verliefs die Colonne, der ich mich angeschlossen, das Becken des Schott, zog über die Ränder desselben hinweg in etwas südwestlicher Richtung nach Schauscht Abdallah bel Gassem, wo wieder in einer trichterförmigen Vertiefung neue Brunnen _ oder Wasserlöcher gegraben waren. Die diesen Kessel einschliefsenden Sandberge zeigen auf ihrem Rücken gleich Kämmen eine Agglomera- tion von Gyps und Sand von ziemlicher Dichtheit, dessen ungeachtet steht die Basis auf Flugsand. Sie wachsen bedeutend und beschreiben wellenförmige Linien, deren Zwischenräume oft bis hundert und mehr Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. IV 15 , bt 0 Ze 226 Miscellen: Fufs sich senken. In diesem einförmigen Sandmeere war kein Weg noch Pfad erkennbar und unsere einheimischen Führer richteten sich, an hohen Standpunkten angelangt, nach dem etwas hervortretenden Berge Dra Schih, der in einer Entfernung von 6 Stunden und 10 Mi- nuten von der letzten Station liegt. Aus dieser kurzen Beschreibung der die Ostseite des Schott durch- schneidenden Landstriche kann der Leser sich eine annähernde Vor- stellung von der physischen Beschaffenheit dieses ungeheuren Beckens. machen, dessen Gesammtcharakter in so vieler Beziehung von dem der übrigen Salzseen Algeriens abweicht und höchst eigenthümliche Ver- hältnisse darbietet. Was die aufgestellte Meinung anbelangt, als habe das Meer einst diese Gegenden überfluthet, so weist die Thatsache die- selbe in ihr Nichts zurück, dafs die Kutiat Gartufa nur Anhäufungen von Gypsstein und Landschnecken, aber keine Spur maritimer Conchy- lien darbieten, wie auch in dem Becken selbst dieselben Oberflächen- Verhältnisse obwalten und nirgends eine Spur von Meerespetrefacten bemerkt wird. Miscellen. Ueber einige historische Thatsachen, die auf die Ent- deckung von Amerika durch Columbus Bezug haben. (Aus einem Briefe von Dr. Peschel an Al. v. Humboldt.) Ermuntert durch Ihre gütige Zuschrift vom 14. d. Mts. sende ich hier eine Abschrift des Briefes von Toscanelli nach Las Casas, welcher nicht nur das Ori- ginal in den Händen hatte, sondern auch die Seekarte besals, welche der Flo- rentiner Astronom an Colon schickte. Dieser Umstand ist deswegen besonders wichtig, weil Las Casas mit Hilfe dieser Karte ein klares Verständnifs vom Inhalt des Briefes gewinnen konnte. Die Uebersetzung Barcia’s, welche Navarrete zom. IT, p. 1 abgedruckt hat, ist schon ungenauer als diejenige in den italienischen Aus- gaben von Don Fernando Colon’s Biographie des Admirals. Ein Vergleich mit dem Text des Las Casas !) zeigt uns sehr rasch, um wie viel reichhaltiger das Original gewesen ist, denn der Text des Bareia ist nicht nur sehr abgekürzt in den Ausdrücken, sondern es fehlen ganze Sätze, während andere durch ihre Ueber- !) Herr v. Humboldt hat die Abschrift von Toscanelli’s Brief nach Las Casas Historia general lib. I cap. 12. da der Brief zu lang ist, um ihn hier spanisch abzu- drucken, an die reichen geographischen Sammlungen von Carl Ritter abgegeben, sammt einem Croquis der in Dr. Peschel’s Brief erwähnten Münchener Karte von 1511 (?). Ueber einige histor. Thatsachen in Bezug auf die Entdeckung von Amerika. 227 3 tragung in andere Sprachen einen völlig fehlerhaften Sinn erhalten haben. So | setzte man leider bisher die Correspondenz zwischen Colon und Toscanelli in { das Jahr 1474, weil der Florentiner die Abschrift seines Briefes vom 25. Juni _ 4474 an Martinez beilegt und der Text bei Bareia in Bezug auf diese Abschrift | lautet: la copia de otra (carta) que escribi algunos dias ha ... antes de las guer- ras de Castilla. Der Text des Las Casas dagegen hat die Worte: que a dias yo escrivi ... antes de las guerras de Castilla, also nicht „vor einigen Tagen“, sondern „längst schon vor Ausbruch des castilischen (Erbfolge-) Krieges“. Dieser Krieg brach aber erst 1475 aus und der Text bei Barcia enthält daher einen ehronglogischen Widerspruch. Die Bemerkung „antes de las guerras de Castilla“ hat auf mich immer den Eindruck gemacht, als habe Toscanelli nach dem Frie- densschlufs zwischen Portugal und Castilien, also nach dem 24. September 1479 (vergl. Prescott, Ferdinand and Isabella, tom. I, p. 172) geschrieben, weil, wenn er während der Dauer des Krieges geschrieben hätte, er sich wohl des Ausdrucks f „vor Ausbruch des Krieges“ bedient haben würde. In diesem Falle muls Tosca- nelli an Colon zwischen dem Ende 1479 und dem Mai 1482, wo er starb, ge- schrieben haben. Was Toscanelli unter den 26 Zwischenräumen versteht, die zwischen Lissa- - bon und Quinsay liegen sollen, wird aus Las Casas Text sehr deutlich. Die Zwischenräume sind nämlich Längenabstände von je 5 Grad, die wahrscheinlich durch Meridianstriche auf der Karte angedeutet waren, denn Toscanelli bemerkt uns, dafs jene Entfernung nahezu den dritten Theil eines irdischen Breitenkreises — Este espagio es quasi la tercera parte de la espera — betrage. Toscanelli nimmt also an, dafs die Ausdehnung des Oceans zwischen dem West- und dem Ostrande der alten Welt 130 Grad betrage. Wenn wir nun unsere alten Karten von Martin Behaim bis auf Gemma Frisius (1492 — 1540) zu Rathe ziehen, so finden wir, dafs die damaligen Kosmographen der alten Welt eine Ausdehnung im Sinne der Längen von 220° bis 240° zutrauten. Dieser Irrthum war durch- _ aus nicht zufällig, denn seitdem man durch Marco Polo, durch die Handelsver- R, bindungen der Italiener vom Don bis nach Peking, vor Allem aber durch die - Missionen der Franziskaner von dem chinesischen Reiche nähere Kenntnils erhielt, da schien es, als ob Marinus der Tyrier gegen Cl. Ptolemäus Recht behalten mülste, weil er die Ausdehnung der alten Welt von den Fortunaten gegen Osten auf 15 astronomische Stunden angegeben hatte; ein Irrthum, der als sülser Trug Colon bis zu seinem Grabe begleitete. Toscanelli giebt die Entfernung eines _ espagio oder Zwischenraumes von 5° unter dem Parallel von Lissabon auf 250 _ Miglien in runden Zahlen an. Daraus scheint zu folgen, dafs er die Grölse eines geographischen Grades am Aequator, wie es damals üblich war, auf 663 Miglien schätzte. Man hielt nämlich fest daran, dafs ein Grad des gröfsten Kreises 500 Stadien enthalte, die Ptolemäischen Stadien aber reducirte man entweder wie 74:1 oder wie 8:1 auf Miglien. Schwierig ist es nur zu erklären, nach wel- chen Vorstellungen Toscanelli seine Miglien in Leguas verwandelte. Einmal sagt er, der Umfang von Quinsay betrage 100 Miglien oder 25 spanische Meilen. In _ der That wurden damals auch die spanischen Meilen als das Vierfache der ita- lienischen Miglien betrachtet. Das andere Mal aber bemerkt er, 2500 Miglien \ seien so viel wie 250 Leguas, die Leguas also zehnmal gröfser als die Miglien. e 15* G 2283 Miscellen: Im zweiten Falle aber scheint nur Toscanelli’s Brief falsch gelesen worden zu sein. Er hat gewils 625 Leguas geschrieben und zwar, da der Brief lateinisch verfafst war, nach der damaligen Schreibart mit folgenden Ziffern: VI C XXV. Wie leicht war es nun, wenn die Urkunde unleserlich wurde, nur IITC XXV zu sehen! Es wäre nun von höchstem Werthe, von Ihnen zu erfahren, ob diese Er- klärung des wichtigen Briefes Sie befriedige; denn würde eine Verständigung in diesem Sinne erfolgen, welchen historischen Reiz gewänne dann unser Actenstück! Wir wülsten dann nach der clandestinen Meilenberechnung Colon’s genau, an welchem Tage der Admiral den Meridian der phantastischen Insel Antiglia be- rührt zu haben und wie nahe er sich am Tage der Entdeckung Guanahani’s dem Zipangu des Marco Polo wähnte. Die Broschüre des Sr. Senna Freitas enthält die Verträge zweier Portugie- sen, die im Jahre 1486 in Begleitung eines deutschen Edelmannes auf die Ent- deckung der I!ha da sete cidades und eines Festlandes in atlantischen Fernen aus- laufen wollten. Diese Thatsache beweist uns, wie so viele andere, dafs die Auf- suchung der anderen Küste des atlantischen Oceans ein populäres Problem, namentlich bei den Bewohnern der Azoren und Madeira’s, zu Colon’s Zeiten war. Der deutsche Edelmann ist vielleicht Martin Behaim, doch gab es damals in Spa- nien und in Portugal so viele Deutsche, dafs sich aus dieser Menge nur mit grolser Gefahr eine bestimmte Persönlichkeit herausgreifen läfst. Die Münchener Bibliothek besitzt das Reisejournal von Hieronymus Münzer, der 1494 in Spanien und Portugal sich aufhielt und in jeder gröfseren Stadt eine Mehrzahl angesehe- ner Landsleute antraf. Er war auch in Sevilla und denken Sie sich meine bittere Ueberraschung, dafs er bei dieser Gelegenheit auch nicht mit einer Sylbe der Entdeckungen Colon’s gedenkt! — Wir erfahren nun zunächst nicht, ob die Por- tugiesen ihre Entdeckungsfahrt ausführten, aber ich glaube, es ist dies geschehen. Der eine Unternehmer hiefs nämlich Fernäo Dulmo (d’Ulmo, aus Ulm?). Nun berichtet Don Fernando Colon in der Vida del Almirante cap. VIII von einer atlantischen Entdeckungsfahrt, die ein Hernan Dolinos oder Dolino ausgeführt haben sollte. Auch hier scheint mir durch fehlerhafte Lesart aus Dulmo Dolino entstanden zu sein. Lassen Sie mich schliefslich noch ein paar Worte sagen über den Reich- thum an alten Seekarten aus den ersten zwei Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts, die wir in München besitzen. Es finden sich darunter auch zwei werthvolle Karten- sammlungen, sowie der jüngere vortreffliche Atlas des Vaz Docerado. Aus dem, was sich in München handschriftlich vorfindet, lielse sich eine Sammlung ver- öffentlichen, die an historischem Werth sich beinahe messen lie[se mit dem Werke des Vicomte de Santarem, und ich weils, welches starke Wort ich damit aus- spreche. Aber nicht blos die königliche Bibliothek, sondern auch das Conserva- torium der bayrischen Armee besitzt dergleichen Schätze, nämlich vier sehr alte Karten, die im Catalog irrthümlich als aus dem Jahre 1511 angeführt werden, weil eine dieser Karten diese Jahreszahl trägt. Die dritte dieser Karten ist die merkwürdigste und ich wage es, Ihnen ein Stück davon nach einer freilich sehr hastig angefertigten Copie vorzulegen, die sich in keinem Falle zur Veröffent- lichung eignet, sondern nur dazu dienen soll, die Eigenthümlichkeiten jener an- ziehenden Urkunde wahrnehmen zu lassen. Es sind nämlich nur einzelne Theile Ueber einige histor. Thatsachen in Bezug auf die Entdeckung von Amerika. 229 Amerika’s, die ich abgezeichnet habe, die man aber auf den ersten Blick als Is- land, Grönland, als Labrador und als die atlantische Küste von Brasilien erkennen wird. Es fehlen dafür gänzlich die übrigen Küsten Nordamerika’s und die An- tillen, obgleich der Kartenzeichner gegen Westen auf seinem Blatte noch einen Ueberflufs an Raum besafs. Ich würde nicht zögern, diese Karte ein Seitenstück zur Seekarte Juan de la Cosa’s ') zu nennen, wenn diese nicht zwei aufser- ordentliche Vorzüge besäfse, nämlich den Namen des Verfassers und zwar eines Seefehrers und Entdeckers ersten Ranges und das Datum ihres Entwurfes. Wo das letztere fehlt, ist der historische Werth alter Karten ein höchst unsicherer. So weit aber meine flüchtige Kenntnifs von der fraglichen Karte reicht, scheint sie mir geringe Zeit nach dem Jahre 1503, jedenfalls aber yon einem Portugiesen angefertigt worden zu sein, weil aufserdem gewils auch die spanischen Ent- deckungen von dem Kartenzeichner eingetragen worden wären. Die Küsten des arctischen Amerika, die uns die Urkunde enthüllt, wurden von Gaspar Cortereal auf seiner ersten (1500) und seiner zweiten Fahrt (1501) entdeckt. Von den brasilianischen Küstennamen der Karte wurden zwei, M. Paschoal und Porto Se- guro, von dem Entdecker Brasiliens Pedralvarez Cabral (April 1500) hinterlassen, 4 die übrigen wurden sämmtlich von dem Befehlshaber des Geschwaders ertheilt, auf welchem sich Amerigo Vespucei befand. Ich habe lange die Meinung ge- theilt, dafs die Seefahrer den meisten Küstenpunkten den Namen des Heiligen ertheilten, an dessen Kalendertage die Entdeckung erfolgte, bis ich in einem spa- nischen Schiffsbuche (Navarrete zom. V, No. 14, p. 275) die Stelle fand: Pusimos el nombre d esta dicha isla S. Bartolome, porque habia dos 6 tres dias, que era pasado su dia. Daraus ergiebt sich, dals man jene Regel minder pedan- "tisch beobachtete. Untersuchen wir jetzt die brasilianischen Küstennamen unserer Karte, so ergiebt sich, dafs sie von Nord nach Süd der chronologischen Folge der Kalendernamen entsprechen, nämlich S. Roque 16. August; Sto. Agostinho vember; Angra dos Reis 6. Januar; S. Vicente 22. Januar. Aus Vespucei’s so- genannter dritter Reise aber erfahren wir, dafs sich das Geschwader vom 17. Au- gust bis zum 15. Februar an der Küste Brasiliens aufhielt. Dafs das Geschwader _ damals den Rio Cananea erreichte, glaube ich nachgewiesen zu haben (s. Zeit- _ alter der Entdeckungen S. 340), und dies ist auch. auf der fraglichen Karte der letzte Küstenname gegen Süden. Mit Hilfe unserer Kalenderchronologie können | wir beinahe von Woche zu Woche und Schritt für Schritt Vespucei an der Küste ie folgen und es BEsiRugeN und Beinen sich auf eine höchst befriedi- » de la Cosa la = en el Puerto de Sta. Maria en aaa de 1500. Humboldt kannte ihren Ursprung im Jahre 1832 in der Cholera-Zeit bei fleifsigen Arbeiten .der kostbaren Bibliothek des Baron Walckenaer. Man hatte sie bis dahin für ea eine portugiesische Karte von unbekanntem Alter gehalten. $. die Abhandlung über die ältesten Karten des neuen Continents und den Namen Amerika in Ghillany’s Geschichte des Seefahrers Ritter Martin Behaim, 1853, $. 11. 230 Miscellen: Sollten Sie nun von diesen oder von früheren Bemerkungen etwas einer Ver- öffentlichung durch den Druck werth erachten, so würde ich darin nur ein Zei- chen der Auszeichnung erkennen. Herrn Carl Ritter, der so nachsichtig und liebevoll meine Arbeiten betrachtet, werde ich heute oder morgen noch besonders schreiben. Mit der Bitte, mir diesen überlangen Brief zu verzeihen Augsburg, 23. März 1858. Hochachtungsvoll Dr. Peschel. Baikie’s Niger-Expedition. Verlust des Schiffes Dayspring. Von Samuel Crowther '). Mitgetheilt von Prof. Carl Ritter. Das Land oberhalb der Vereinigung des Benue-Flusses mit dem Niger ist das sogenannte Land Nupi, Nufi oder Nyffe (Nupe auf Baikie’s erster Karte vom Benue-Strome 1856), wohin die Mission durch das Yoruba-Land sich aus- zudehnen beabsichtigte, und das die Nufi-Christen in Sierra Leone als ihre väter- liche Heimath längst wieder einmal zu besuchen wünschten, um daselbst das Evan- gelium auszubreiten. Dieses schon früher bekannte Land liegt im Osten des Kwörra und wird im Süden durch Igbira begrenzt. Seine Bewohner sind gegen- wärtig zum Theil Moslemin, zum Theil Heiden, ein sehr ingeniöses Handelsvolk. Ihre Waaren bestehen aus Zeugen, Erzornamenten und Halsgeschmeiden aus Kie- seln, die sie schneiden und poliren. Sie haben eine eigene Sprache, die aber, da sie grofse Reisen machen, auch anderwärts verbreitet ist und viel gesprochen wird. Die Hälfte der Bevölkerung trägt keine Nationalmarke im Gesicht, aber die eine solche annehmen, zeichnen sich durch einen krummen Schnitt aus, der von dem innersten Augenwinkel ausgeht und in diagonaler Richtung über zwei Drittheile der Wange hindurchsetzt. Nupe, das Land und Volk, ist in Haussa unter dem Namen Takpa (Tappa) bekannt. Das Volk und sein Gebiet ist den Fellatahs tributpflichtig geworden, wozu innere Parteiungen unter den Nupa’s die Wege bereiteten. Vor einer längeren Reihe von Jahren stritten zwei Mächtige, Mamagia (oder Mangia, auch Magia genannt) und Ederisa, um die dortige Obergewalt. Der erstere rief die Felani um Beistand an, die als Schiedsrichter das Königreich unter beide Thronbewerber vertheilten, aber beide zu Tributzahlungen an einen gewissen Asumo zwangen, der seitdem Asumo Saraki genannt wird. Dieser Mann, ein Pulo-Nachkomme und Sohn Mallam Den’dos, auch oft Mallam Musa genannt, von einer Haussa- Frau geboren, war Enkel des berühmten Sultan Bello. Ehe Asumo Saraki zu dieser hohen Stellung gelangte, hatte er im Streit mit seinem Halbbruder Dasaba gelegen, den er zu tödten strebte; derselbe rettete sich aber nach jenseits des Kwörra (oder Kowarra) und endlich kam er nach Lade. Ederisa’s Hauptquartier war zu Egga, während Asumo Saraki und Mamagia zu Rabba (weiter im Nord- westen am Kwörra) residirten. Nach Mamagia’s Tode scheint Asumo Saraki die ') Fortsetzung des im vorigen Hefte S. 144 ff. enthaltenen Berichts. Baikie’s Niger-Expedition. 934 Herrschaft von ganz Nupe an sich gerissen zu haben, zumal da Ederisa keine Erben hinterliefs. Alle Neigungen und Gesinnungen des Pulo - Abkömmlings Asumo Saraki waren für die Pulo, das Volk von Nuba aber war für Dasaba ge- stimmt, da seine Mutter eine geborene Nupe war, sie ihn also als ihres Gleichen ansahen, Mit ihrem Beistande griff der letztere im Jahre 1845 oder 1846 seinen Bruder an, besiegte ihn und zerstörte Rabba, worauf Asumo Saraki in das Haussa- Land entfloh. Dasaba nahm seinen festen Sitz in Lade. Sein Naturell (er wird auch Maha- masaha oder blols Masaba genannt) ist grausam, als Tyrann ist er von seinen Unterthanen, wie von seinen Nachbarn gefürchtet. Anfang 1854 empörte sich sein Volk wider ihn, vertrieb ihn in das Exil und wählte an seiner Stelle sich Bäziba, den Sohn Mangia’s, zum Oberherrn. Dasaba floh in das Yoruba-Land und wurde dort von den Moslemin von Illorin in Schutz genommen. Späterhin hatte Dasaba, dem die Moslemen von Ibadan und Illorin Beistand leisteten, durch das Versprechen, besser über sein Volk zu regieren, dasselbe geneigt zu machen gewulst, ihn wieder als Oberherrn anzuerkennen! Damals war also das ganze Land in einem zerstörten Zustande und gab wenig Hoffnung eines glücklichen Erfolges für eine Mission. Als Laird und Oldfield in den Jahren 1832 und 1834 sich an diesen Strö- men befanden, verwüsteten die Fulani das Land, zumal an der Westseite des Stromes (Kakanda), und die erschreckten Bewohner suchten Schutz auf dem ent- gegengesetzten Ufer, wo grofse Strecken mit ihren Barracken und temporären Hütten bedeckt waren, die sie sich in aller Eile aus Matten errichtet hatten. Die Annäherung der Fulani-Reiterschaaren wurde durch Rauchsäulen verkündet, denn sie brannten Stadt für Stadt in hellen Flammen nieder. Die Nächte waren da- durch fürchterlich grandios, denn der Brand ergriff auch die dürren Grasungen, die Westwinde jagten die Flammen und die schwarzen Rauchwolken am Strome abwärts, und das Jammergeschrei und die Klagen der Unglücklichen, deren Hüt- ten auf der einen Seite des Stromes vom Feuer verzehrt wurden, begleitet von den Klagen ihrer auf der anderen Seite des Stromes weilenden Freunde und Ver- ‚ wandten, welche ihre Landsleute durch die Sieger in die Sclaverei abführen sahen, war eine Scene des Entsetzens für die paar Europäer, die damals Augenzeugen solcher Greuel waren. (S. Laird and Oldfield Vol. I, p. 247 u. f.) In der Periode der Tschadda-Expedition 1854 dauerte die Verwirrung und ; der Krieg zwischen den Fulani-Brüdern Asumo Saraki und Dasaba mit gleicher - _Wuth fort. Als die Plejade stromauf schiffte (die erste Fahrt mit Dr. Baikie), Er rettete sich das Volk auf die Inseln, und Sclaven sah man nach allen Richtungen abführen, denn viele Unglückliche, die in die Fehden zwischen Dasaba und sei- F ‚nem Bruder verwickelt gewesen, wie solche, die bei der Zerstörung von Pända als Beute in die Gewalt der Fulani’s kamen, hatten dieses jammervolle Schicksal. „Der Krieg beider Brüder hat jetzt (1857) aufgehört, sie sind wieder be- - freundet und das Land geniefst einige Ruhe; in diesem glücklichen Moment drang die Mission unter Dr. Baikie und Sam. Crowther mit dem Oelzweige in der Hand in das Land vor. An den Flüssen des Niger und Tschadda, wohin die Wirksamkeit der Mis- sion vordringt, wohnen verschiedene Völkerstämme und sind verschiedene Sprachen 232 Miscellen: in Gebrauch. So das Oru oder Brafs, eine Sprache, die über 100 englische Meilen weit von der Mündung des Nun (eines östlichen Armes der Nigermündung, östlich vom Cap Formosa) aufwärts gesprochen wird; — das Abo, ein Dialect der Ibo-Sprache, der 50 bis 60 Miles entlang am inneren Niger aufwärts und zu beiden Seiten desselben in verschiedenen Dialecten nach dem Binnenlande zu gesprochen wird; — das Igarra, eine Sprache, 110 Miles entlang am Niger- strome bis zum Zusammenflusse mit dem Benue aufwärts gesprochen; — das Kakanda, ein Dialect der Yoruba-Sprache, jetzt meist am linken (d.h. östlichen) Ufer des Niger gesprochen, da die Bewohner des rechten Ufers durch Dasaba auf das linke Ufer vertrieben wurden; — die Nupi-Sprache, von der schon zu- vor die Rede war, und die Felani- Sprache. An dem Flufslaufe des Tschadda herrscht dagegen das Igbira an der rechten Uferseite, dann das Doma oder Arago, ein Yoruba-Dialect; ferner auf der linken Uferseite das Mitschi und jenseits das Kororofa. Da aber die Haussa- Sprache die allgemeine Sprache unter allen diesen verschiedenen Stämmen ist und im Studium ihrer Grammatik bereits bedeutende Fortschritte in der Mission gemacht sind, so wird diese der Missionsthätigkeit ungemein zu Statten kommen. Nach dieser vorläufigen Uebersicht der gegenwärtigen Zustände im dortigen Lande fährt der Berichterstatter Samuel Crowther, der Neger-Missionär, über das Schicksal der Expedition folgendermalsen fort: 6. October. Unsere Briefe für England und die Kiste wurden durch Sumo Zaki’s Boten nach Nlorin geschickt, von wo die Post sie nach Abbeokuta weiter zu befördern hatte. Als wir Sumonu in ein Canoe gebracht, das ihn nach Fana- gun, den Landungsplatz an der anderen Flufsseite, bringen sollte, schiflten wir um 2 Uhr Mittags weiter den Strom aufwärts. An den Dörfern Zigozi, Lufua und Luisi am rechten Ufer des Stromes vorüber, erreichten wir die Mündung des Osin, eines Zuflusses, der vom rechten (westlichen) Ufer des Yorubalandes kommt und an dem das Dorf Albele liegt; die Nacht ankerten wir etwas oberhalb des Zusammenflusses von Osin und Kowarra. Da verschiedene widersprechende An- sichten über den Strom mitgetheilt waren, so blieb es unsicher, ob derselbe für Canoes oder Boote fahrbar sei, aber die Thatsache, dafs die Nupe weit in ihm aufsteigen, um Canoes und Flöfse zu bauen, die sie den Kowarra abwärts sen- den, machte es wahrscheinlich, dafs er bis in geringe Entfernung von lllorin schiff- bar sein mag, obwol das Volk sich seiner nicht bedient, um auf ihm Handel ab- wärts zum Kowarra zu betreiben. 7. October. Wir fuhren am Morgen weiter und erreichten die felsigen Berge, durch welche der Strom sich seinen Weg bahnt und wo die romantische und pittoresque Scenerie seiner Ufer beginnt. Zur rechten Seite erheben sich die Fels- berge zu 300 Fufs Höhe, welche die Grenze zwischen Nupe und Yoruba bilden. Die Nupe machen auch Ansprüche auf die Berge als einen Theil ihres Gebietes auf der rechten Seite des Kowarra, die wegen ihres wilden zerrissenen Charak- ters unbewohnt sind, auch von den Nupe’s nicht bewohnt werden können und geradezu direct nach Yoruba streichen, weshalb sie gewöhnlich die Yoruba-Berge genannt werden, obwol sie von Rechts wegen den Nupe’s gehören. Auf der lin- ken Seite ist eine bergige Insel, an deren Nordseite das Dorf Jeba steht. So überraschend und neu ist hier die Ansicht der Umgebung, dafs ich aufser Stande bin, sie zu beschreiben. Baikie’s Niger-Expedition. 233 Folgt man der Curve des Stromes zur rechten Seite, wo er noch 18 bis 24 Fufs tief ist und um Jeba herumfliefst, so theilt sich der Kowarra wieder in drei Arme und bildet in der Mitte des Stromes zwei Inseln, von denen die eine Ka- sangi genannt und bewohnt ist; auf der anderen erhebt sich ein hoher Berg wie ein Zuckerhut, der 250 Fufs hoch aus der Mitte des Stromes emporragt. Der Pilot sagte auf Befragen, man könne beide Arme befahren; doch fragten wir die Dorfbewohner um Rath: sie sagten, auch der andere Arm habe vollauf Wasser. Man fuhr in den Arm zur rechten Seite des Piks und verlangte vom Piloten die Angabe auch der geringsten vorkommenden Klippen, um sie nautisch niederlegen zu können; man fand eine hinreichende Wassertiefe von 12 bis 24 Fufs. Bald darauf kam man zu einer anderen Passage, wo das Wasser sich von der rech- ten Seite in felsigem Bette in den Hauptarm hinabstürzt und zur Seite des Pik eine zweite Felsinsel bildet. Die Sondirung wurde fortgesetzt, bis man zu dem ; oberen Theile der Zuckerhut-Insel kam und zu einem kleinen engen Arme an der rechten Seite, der sich hier mit dem Hauptarme vereinigt. Vor uns stiegen | zwei grolse Blöcke von Felsinseln empor, deren einer 10, der andere 50 Fuls über die Wasserfläche sich erhob. Da die Fahrstrafse unsicher schien, hielt | Lieut. Glover das Schiff an und sondirte erst den kleinen engen Arm, dann die 4 drei Passagen zwischen der Insel und den zwei grofsen Felsblöcken. Da er an _ der Aufsenseite des kleinen Felsens noch 18 Fufs Tiefe fand, und das Boot mit seinen 5 Rudern die Schnelligkeit der Strömung von 5 Knoten in der engen Passage zu überwinden im Stande war, so liefs man das Dampfschiff mit ganzer _ Kraft seinen Lauf fortsetzen. Während das Schiff noch vor Anker lag, kam der Häuptling des Dorfes Gbiaja, auf der Insel Jeba gelegen, mit vier Canoes,, uns zu begrülsen, sagte aber Nichts von einer besseren Passage. Nachdem nun die Canoes von der Seite des Schiffes entfernt waren, wurden die Anker gelichtet, das Schiff schlug die Richtung nach dem engen Fahrwasser ein; der erste Inge- nieur stand bei der Maschine, der zweite auf dem Verdeck des Commando’s we- gen, und Lieut. Glover nahm seinen Posten am Steuer ein. Mit halber Kraft folgte man der geraden Richtung; nach wenigen Minuten suchte man das Schiff ‚mit voller Kraft von 120 Drehungen in derselben zu erhalten, aber fortgerissen trieb es gegen einen Fels, auf dem es sitzen blieb; das Wasser drang in die Cajüte, das Schiff senkte sich auf eine Seite, während die andere oberhalb des Wassers trocken blieb, wohin man Alles zu retten versuchte. Da nun das ganze - Schiff geräumt und Alles an das Ufer gebracht werden mufste, so würde man E: mit blofs zwei Booten, die zur Disposition da waren, in grofse Noth gerathen ' sein, wenn nicht die Canoes der Eingeborenen hilfreich zur Seite gewesen wären, ‚Alles auf die nächste Sandbank zu retten. Da man aber hier nicht bleiben konnte, ' suchten Dr. Baikie und Mr. May eine grasige Landungsstelle am Ufer selbst auf, wo die Zelte aufgeschlagen und alle Mannschaft und die Ladung in Sicherheit gebracht werden konnten. Die Canoes waren unermüdet bis in die Dunkelheit zu er helfen bereit. Lieut. Glover und Capt. Mackintosh blieben an Bord des gesun- _ kenen Schiffes bis zum Anbruch des folgenden Tages, wo es nicht mehr gerathen Be: war, länger auf demselben zu verweilen. Glücklicher Weise ging in dieser Noth _ und Gefahr und grofsen Verwirrung mit Gottes Hilfe kein Menschenleben unter. Den 8. October überschüttete ein heftiger Tornado das Lager mit Regen- güssen, gegen die man sich, so gut es gehen wollte, mit Regenkleidern, Mänteln 234 „ Miseellen: und Regenschirmen aller Art zu schützen suchte. Das Schiff hatte man schon verloren gegeben, aber es stand, als der Tag graute, noch mit der einen Hälfte über dem Wasser so empor, dafs sein Kiel noch 24 Fufs über das Wasser sich erhob, während das ganze Hintertheil mit Kajüte und Allem tief unter Wasser lag. Es wurden Versuche gemacht, noch Manches aus dem Schiffswrack zu retten. Der Lagerplatz war zu feucht und es mufste deshalb ein anderer aufgesucht wer- den. Botschaften aus den benachbarten Dörfern kamen, ihre Theilnahme an un- serem Unglücke auszusprechen. Man sagte uns, ‘dafs vor Jahren, als Mr. Bee- eroft hier bei einem der Dörfer vor Anker gegangen war und in seinem Boote aufwärts schiffte, um die richtige Fahrstrafse zu suchen, er der linken Seite des Stromes folgte, statt die’ mittlere Durchfahrt zu nehmen. Lieut. Glover unter- nahm es nun, alle Passagen genau zu untersuchen. Am 9. October war ich beschäftigt, mir selbst und meinem Dolmetscher eine Hütte zum Aufenthalt zu errichten, während andere für das ganze Schiffsvolk aus Segeln aufgerichtet wurden; als wir in jener hinreichend Schutz gefunden und eine trockene Stelle zum Aufenthalt gewonnen hatten, zogen wir darin ein zu unserer grofsen Bequemlichkeit. Das Schiffswrack glitt aber mit jedem Tage tiefer in die Fluth hinab und war bald nieht mehr ohne Gefahr zu besteigen. 10. October. Ein Markt zum Einhandeln der Lebensmittel wurde eingerich- tet; um nicht überfüllt zu werden, wurden zwei Tage, Dienstag und Freitag, dazu bestimmt, aber man führte täglich Proviant herbei, zumal Yams. 11. October. Zur Vermeidung der gröfseren Mittagshitze unter dem grofsen Segeltuche, das als Schattenzelt diente, wurde am ersten Sonntage der Gottesdienst früher abgehalten als gewöhnlich; statt einer Predigt, zu deren Vorbereitung die Umstände zu unruhig gewesen, las der Prediger Samuel Crowther zur Erbauung die zehnte Homilie der vereinigten Kirche von England und Irland vor, worin zu guter Ordnung und Gehorsam gegen die vorgesetzten Magistrate ermahnt wird. 12. October. Alles war mit Trocknen und Ordnen der geretteten Bagage vollauf beschäftigt; die Ingenieure besuchten das Wrack; obwol das Wasser ziem- lich zu fallen begann, wodurch ein grolses Loch am Boden des Steuerruders wahrzunehmen war, so lag es doch noch zu tief unter Wasser, um den ganzen Schaden genau zu ermitteln. Doch schien der Dampfer unwiederbringlich ver- loren; er wurde ganz verlassen. 13. und 14. October. Nach langen Berathungen beschlofs man, das Wrack zu verkaufen und die Botschaft abzusenden, dafs man das Dampfschiff „Sunbeam“ (Sonnenstrahl) so schnell als möglich herbeizuschaffen habe, um das verlorene Schiff zu ersetzen. Die ersten Arbeiten Tag und Nacht an der sumpfigen Lan- dungsstelle, die schlaflosen Nächte, die Schwärme der dort zur gröfsesten Plage werdenden Muskitos brachten Krankheit und verstärkten die schon vorhandenen Diarrhöen. Die furchtbare Hitze unter den Canvas-Zelten wurde von Morgens 10 Uhr an bis 4 Uhr Nachmittags so unerträglich, dafs man auf Errichtung eines Daches von Matten bedacht sein mufste, unter denen es kühler war, und ein Schutzort auf Bambusstangen mit Mattengeflechten errichtet wurde, Als nun die Mannschaft von etwa 50 Personen (an 12 Europäer und 38 Schwarze) mit den Kranken etwas leidlicher untergebracht war, öffnete S. Crowther regelmäfsig halb 5 Uhr am Morgen und 8 Uhr Abends seine ventilirte Hütte unter Matten, um | } | U Baikie’s Niger- Expedition. 235 für diejenigen, welche sich einstellen wollten, ein Morgen- und Abend-Gebet zu halten. 17. October. Man beschlofs, Boote hinabzuschicken nach der Confluenz, um das Dampfschiff Sunbeam, das man von England erwartete, zu erspähen; ein Bote wurde zu Ndasesi, dem Häuptlinge des Rabbadorfes, geschickt, um zwei Canoes für die Boten zu erhalten, die abwärts nach der Confluenz schiffen soll- ten, um dort das Schicksal des gescheiterten Dampfschiffes bekannt zu machen. Die beiden Canoes kamen auch an, konnten aber ohne des Königs Befehl nicht ‚über Rabba hinausschiffen, ohne in Strafe zu fallen. Man mulste also zwei Bo- ten an den König nach Bida schicken, um die Erlaubnifs zur Fahrt der beiden Canoes zu erhalten. Am 18. October, Sonntag, wurde am Morgen eine Predigt gehalten über Matth. XXI, 28— 32. 19. October. Sumonu, der unsere Botschaft nach Ilorin gebracht, kehrte am Nachmittage mit zwei Boten zurück, einem von Shita, dem Könige, und einem von Maiyaki, dem Kriegsobersten des Ortes, um den Empfang der Briefe zu melden und zu sagen, dafs die einzige Schwierigkeit der weiteren Expedition der- selben, wenn nicht ein Bote der Mission seine Diener nach Abbeokuta begleite, darin bestehe, dafs Dlorin und der König von Yoruba nicht befreundet seien und - der letztere, durch dessen Residenz der Briefbeutel gehen müsse, denselben als _ einen Zauber ansehen werde, der ihm Schaden bringe, wodurch ihnen allerlei Schwierigkeiten entstehen würden. Daher verlangte der König von Illorin, es solle einer von den Missionsleuten als unser Repräsentant seinen Postdiener bis ‚Abbeokuta begleiten, wodurch jedes Hindernifs beseitigt werden würde. Obwol es uns sehr unangenehm war, dafs der Postbeutel noch nicht weiter ‘befördert war, waren wir doch dankbar für die Meldung und beeilten uns, sogleich neue Briefe zu schreiben und mit einem Expressen abzusenden, damit dieselben noch mit der December-Post ihr Ziel erreichen konnten. 20. October. Heute kehrten die Illorin-Boten wieder in ihre Heimath zu- rück. 23. October. Wir begleiteten Lieut. Glover, der die Flufspassagen unter- ' suchte und den Häuptlingen der Nachbarschaft in den verschiedenen Dörfern sei- nen Dank abstatten wollte für den Beistand, den sie uns geleistet hatten. So ‚besuchten wir Kpasua und Jeba, Dörfer, wo nur Heiden wohnten. Zu Jeba standen zwei Bilder, eine männliche und eine weibliche Figur, in der Verandah des Gotteshauses. Der greise Chef war bei schlechtem Humor, da unser Ge- schenk von 6 Fufs rothem Scharlach — wir hatten nach unserem Verluste nur _ moch wenig zu verschenken — ihm nicht genügte; dagegen war der Häuptling ’ von Kpasua nicht nur erfreut und dankbar, sondern suchte auch Gegengeschenke _ zu machen; er gab uns eine Matte, die uns damals sehr nützlich war. 05,24. October. Da wir gestern nicht Alles vollführen konnten, setzten wir heute unsere Besuche mit Lieut. Glover fort und landeten erst in Kasangi, wo wir über die Flulsarme manche Nachricht erhielten, welche zuerst austrockneten P "und welche während der Sommerzeit das tiefste Wasser behielten. Mr. Beecroft war der Passage gegenüber den Dörfern Kasangi und Gbiaja gefolgt, wo er’ einige Zeit ankerte, bis er das rechte Fahrwasser fand. Die Bewohner des Dorfes ver- A u a LE ul 7 U Fe 6 1 1.0 So ee 4 k 236 „ Miscellen: sprachen uns jedwede Hilfe, das Dampfschiff von der Klippe zu heben, wenn wir ihren Beistand verlangen würden. Von Kasangi schifften wir über den Strom nach Gbiaja; die Canoes des Chefs dieses Dorfes hatten uns hilfreichen Beistand beim Scheitern unseres Schiffes geleistet; sie erhielten als Geschenk ein 6 Fufs langes Stück Scharlachtuch und eine kleine Schnupftabacksdose, womit der Häuptling sehr zufrieden war und als Zeichen des Dankes ein Huhn zum Gegengeschenk gab. Von Gbiaja ab begann Lieut. Glover die Aufnahme der vielen Passagen zwischen den Felseninseln. Die erste Durchfahrt zur rechten Seite des Flusses, gegenüber der Ketsa-Insel und dem Pik, hatte 3 Faden (18 Fufs) Wasser, aber die Strömung war so reifsend, dafs die Kraft von fünf Rudern nichts dagegen vermochte. Wir kehrten zurück und untersuchten den Creek, den wir am 7. October sondirt hatten; da sein Wasser gefallen war, konnte man die quer durchziehende Felsbank sehen: er war für das Boot nicht zu passiren. Der Canal zwischen dem Ufer und dem 50 Fuls hohen Felsen hatte eine furchtbar reifsende Strömung. Die Passage, welche mit dem Dayspring versucht wurde, war zu jener Zeit noch unter allen die beste, ehe man den Creek längs des Ufers entdeckt hatte. Nach Beendigung dieser Untersuchung der verschiedenen Passagen landeten wir auf der Insel, wo die Anbeter des Ketsa, des Götzen des Zuckerhut-Piks, wohnen. Drei Knaben, die wir trafen, flohen sogleich vor uns, ihren Vätern die Nachricht von uns zu hinterbringen. Ehe wir das Dorf erreichten, kamen die Priester in übergeworfenem Gewande uns zornig entgegen und verlangten zu wissen, was wir hier wollten. Sumonu, unser Nupe-Dolmetscher, der eine Ahnung von dem Erfolge unseres Besuches haben mochte, war im Boote zurückgeblieben und kam erst herbei, als er von uns gerufen wurde. Nachdem der zweite Prie- ster mit ihm eine lange Unterredung gehabt und ihm Vorwürfe gemacht hatte, da er hier besser Bescheid wisse, wurde die Sache aufgeklärt und freundschaft- lich beigelegt. Seitdem unser Dampfer scheiterte, hatten viele der Eingeborenen uns ihre Meinung über die Ursache des Unfalles ausgesprochen. Es ist die allgemeine Vorstellung der dortigen Nationen, dafs der Götze Ketsa das Scharlachtuch nicht ausstehen kann, und keiner ihrer Vorüberschiffenden wagt es, ein rothes Kleid anzulegen, bis der Pik aufser Sicht ist. Unsere rothen Fahnen und Zeuge sollten den Zorn Ketsa’s erregt haben, weshalb er das Schiff scheitern liefs. Drei bis vier Nächte hindurch hörte man anhaltendes Trommeln, Singen, Tanz und Ge- schrei im Dorfe, und man sagte, dafs es zu Ehren Ketsa’s geschehe, dessen Heilig- thum wir um so mehr kennen zu lernen wünschten. Die Priester, welche am ersten Morgen nach unserem Schiffbruche gekommen waren, uns ihr Beileid an unserem Unglück zu bezeigen, waren von uns unbemerkt geblieben; sie zogen sich also in ihr Dorf zurück und verboten den Weibern, unseren Markt mit ihren Waaren zu besuchen. Der zweite Aerger, den wir ihnen verursachten, war, dafs wir in unseren rothen Uniformen zu ihnen kamen, also gegen das Gesetz Ketsa’s, welches Jedem verbietet, in rother Farbe vor Ketsa zu erscheinen, und selbst for- dert, dafs seine Anbeter ihre Schmuckkleider ablegen und nur in gemeinen Haus- kleidern vor ihm erscheinen. Nachdem der Priester alle seine Klagen angebracht, wurde ihm erklärt, dafs wir als Fremdlinge nicht hätten wissen können, dals sie Baikie’s Niger-Expedition. 237 uns mit ihnen verständigt, wurde ihnen kein Scharlachtuch wie den übrigen Häuptlingen geschenkt, und Lieut. Glover erklärte ihnen, dafs er seine rothe Uniform nie ablegen werde, da sie die Tracht seiner Heimath sei, und weil er dann auch sein rothes Gesicht ablegen müsse, was doch, wie sie selbst bemerk- ten, unmöglich sei. Der Missionär Crowther fragte sie, ob es auch für andere Leute bindend wäre, wenn ihr Götze ihnen verbiete, Palmwein zu trinken, Geflügel, Hammel- oder Rindfleisch zu essen u. dergl. mehr, worauf sie in ein lautes Ge- £ lächter ausbrachen und versicherten, das sei nicht der Fall. Nun erklärte er ihnen, dafs also diese Gebote ihres Götzen nur für sie bindend seien, aber nicht für die Fremden. Als dieses abgemacht war, versprachen die Priester, am fol- genden Tage, der ein Sabbath war, das Lager der Fremden zu besuchen. Ich ergriff, sagt Crowther, die Gelegenheit, zu sagen, dafs dieses der Tag Soho’s, d.h. des grofsen Gottes, sei, der alle Völker der Erde aus demselben Blute ge- schaffen (hier hielt ich die Hand Glover’s, des Weifsen, und des Nupe-Dolmet- schers, des Schwarzen, in den meinigen), dafs derselbe grofse Gott auch die grofsen Gewässer geschaffen, auf denen wir hergeschwommen, auch die langen Felsenketten, die uns umgaben, wie den Ketsa-Pik, der in der Mitte des Stromes sich erhebe, und dafs dieser unser grolser Gott (Soho) es sei, den wir anbeteten, fürchteten, ehrten und liebten, und. keinen anderen aufser ihm, dafs der folgende F Tag ihm geheiligt sei, an dem wir nicht arbeiteten, Nichts kauften, sondern ihn _ verehrten. Die Priester waren ganz erstaunt, dafs wir auch einen heiligen Tag hatten; wir luden sie ein, am Montage uns wieder in unserem Lager zu be- suchen. 26. October. An diesem Morgen kam Landukolo, ein Priestergehilfe des Ddro, des Oberpriesters des Ketsa, aus dem heiligen Dorfe Ddrofu, um, wie es am Sonnabend verabredet war, uns zu besuchen. Er sagte, er komme in seinem gewöhnlichen Hauskleide, das er über die Schultern geworfen, weil er es nicht _ wage, während der Zeit der Ceremonie zu Ketsa ein besseres Gewand umzuthun. _ Wir erfuhren, dafs sein Götze in einer Grotte unter dem Felspik seine Residenz habe. Er sagte, Ketsa sei ein alter Gott, sehr verehrt von den Königen von Nufi, _ wie er durch alte Sagen erfahren habe. Warum ihm aber die rothe Farbe ver- _ hafst sei, wufste er nicht zu deuten. Unserem Wunsche, die Grotte unter dem Felsen zu besuchen, wollte er nicht entgegenkommen, doch lud er uns ein, ihn _ in seinem Dorfe Dörofu oder Tiye zu besuchen. Von ihm erhielten wir die Bestätigung, dafs die linke Seite des Strandufers, wo wir unser Lager hatten, einst von den Yoruba’s bewohnt war, wo gegenwärtig die Gbedegi, eine Abtheilung des Nupe-Volkes, wohnen. Die Yoruba wären durch den König von Nupe auf die andere Seite des Stromes hinter die Berg- kette zurückgedrängt worden, welche die Yoruba-Berge heifsen, dafs aber die Reste der Yoruba-Familie, welche daselbst zurückblieben, den Stamm der Nupe bildeten, welcher Gbedegi heifse. Gbede sei ein Yoruba-Wort und bedeute „das Verstehen einer Sprache“, wozu das Nupe-Wort gi, d.h. „ein wenig“, komme. 3 ‚Gbedegi heilse also so viel als „ein Volk, das ein Weniges von der Nupe-Sprache Priester von Ketsa gewesen, die uns ihre Theilnahme bezeigten. Nachdem wir h [m Es ist sehr beachtenswerth, dafs der Priester des Ketsa etwas von der Yo- 238 Miscellen: ruba-Sprache verstehen mufs, um seinem Amte vorstehen zu können, weil die Ceremonie in dieser Sprache vollführt wird. Ich fragte, ob die Yoruba-Könige jemals ihre Anbetung dem Ketsa bezeugt hätten, ihm war aber nicht bekannt, dafs dies je der Fall gewesen. Den Weibern sei es verboten, des Ketsa jemals zu erwähnen. Ich fragte eine alte Yoruba-Sclavin, die hier drei Monate in Dienst gestanden, ehe die Albaruka nach Rabba gekommen waren, und hoffte, da sie als Heidin so lange hier gewesen, dafs sie einige Nachrichten über ihren Götzen zu geben im Stande sein würde. Aber sie zeigte sich so erschreckt, als sie nach dem Namen ihres Gottes gefragt wurde, dafs ich nichts weiter von ihr erfahren konnte, als dafs die Priester ihre Ceremonie in der Yoruba-Sprache abhielten und dafs der Oberpriester der Einzige sei, der Zugang zu der Grotte habe. Nachdem wir vom Priester erfahren, was er auszusagen bereit war, gab ihm Dr. Baikie ein Messer und einen kleinen Spiegel, wofür er sich sehr dank- bar bezeigte. 28. October. Als Sumo Zaki und Dasaba das Schicksal unseres Schiffes erfahren hatten, schickten sie Boten an alle Ortshäuptlinge am Strome, von Zi- gozi bis Mazi, mit dem Befehle, mit eigenen Augen den Zustand des Dampf- schiffes „Dayspring“ zu besehen und mit Stangen dasselbe von seinem Felsen loszustolsen in den Strom und dafür zu sorgen, dafs nicht das geringste Stück davon während dieser Arbeit verloren gehe. Dr. Baikie dankte den Königen für ihren guten Willen und den Häuptlingen für die Schnelligkeit, mit der sie den Befehlen ihrer Könige nachgekommen waren. Man ersuchte sie, das Sinken des Flusses abzuwarten, wo man den Zustand des Schiffes erst genauer zu beurtheilen im Stande sein werde. Darauf erhielten die Häuptlinge einige Geschenke und gingen, um den Befehlen ihrer Obern zu gehorchen, zum Schiffswrack, um als Augenzeugen darüber Bericht geben zu können. Von der Grölse unseres Schiffes hatten weder die Könige noch seine Leute die geringste Ahnung und waren au/ser sich vor Verwunderung, als sie den „Dayspring“ wie eine Eisenmasse auf der Spitze der Klippe hängen sahen. Ihr guter Wille wurde für die That ange- nommen. Burckhardt’s Grab beı Cairo. (Aus einem Schreiben, d. d. Cairo den 28. October 1857.) Nach der Angabe des ehemaligen Kanzlers des englischen Consulats, Herrn Maltafs, der zu Burckhardt’s Zeit schon diese Stelle inne hatte, war Burckhardt nicht nach muselmännischem Gebrauche verheirathet. Er lebte mit einer braunen Sclavin, Namens Chatigeh. Kinder hatte er nicht von ihr. Nach seinem Tode wurde sie von dem schottischen Renegaten Osman Effendi (Thomson) aufgenom- men, welchem sie mehrere Kinder gab, von denen noch ein Sohn lebt. Dieser Sohn Osman Effendi’s führte uns (Baron Neimans und mich) zu Burckhardt’s Grabe, in welchem, wie mir der Sohn sagte und Maltafs bestätigte, auch Osman Effendi begraben liegt. Das Grab befindet sich am nordöstlichen Ende der Stadt, aulserhalb der Mauern, in dem vor dem Thore Bab-el-Nassr gelegenen Gräber- felde. Es liegt auf einer Anhöhe, etwa 200 Schritte von dem Thore entfernt, Br 1 er a er u A Die gröfseren Städte Rufslands, nach ihrer Einwohnerzahl geordnet. 239 zur Linken von der Strafse, die aus demselben gen Suez führt. Man hat bei dem Grabe eine hübsche Aussicht auf Bab-el-Nassr, den Mokattam und die Cita- delle. Das Grabmal hat die gewöhnliche Form: ein länglich viereckiger Unter- satz mit zwei senkrecht darauf gestellten länglichen, oben zugespitzten Steinen. Der eine davon hat eine auf beiden Seiten von einer Zickzacklinie begrenzte Spitze, ein Merkmal, welches das Grab leicht aus den benachbarten herausfinden läfst. Ein Maler aus Bern, Durheim, hat vor etwa 6 Jahren eine Zeichnung des Grabes verfertigt und, so viel ich weils, den Verwandten Burckhardt’s in Basel geschickt. Ich habe viele Personen hingeführt, so dafs hoffentlich die Ruhestätte des grofsen Reisenden künftig nicht wieder in Vergessenheit gerathen wird. — Vor einer Reihe von Jahren ist hier ein Fonds begründet worden zum Zwecke der Errichtung eines Grabmals für Burckhardt. Die Sache hat sich aber zer- schlagen. Die gröfseren Städte Rufslands, nach ihrer Einwohnerzahl geordnet. Das russische Kaiserreich zählt gegenwärtig 42 Städte mit einer Bevölkerung von mehr als 20,000 Seelen, während im Jahre 1854 deren nur 34 verzeichnet wurden '). Die Reihenfolge dieser Grofsstädte übersieht man aus nachstehender Tabelle. Es zählte nämlich: Nach dem St. Peters-|Nach dem St. Peters- burg. Kalender 1858|burg. Kalender 1854 Einw.beid.| im Einw.beid.| im Geschl. Jahre Geschl. | Jahre 1) St. Petersburg. 2.» 0.2 ...0..f532,241 | 1852 | 532,241 | 1852 Er MoRkan . 2. rt. “20.0. ] 354,927 | 1856 | 373,800 | 1850 3) Warschau . -. . 2 2 2.2.2.7] 156,072 | 1856 | 167,000 | 1847 BO deskdr. Ei dar aan er 80,359 | 1855 71,392 | 1850 ehe ale ne er! 74,193 | 1856 42,237 | 1842 6) Riga. . a I FE 60,463 | 1855 57,906 | 1849 7) chen. Ne 72 N Ersie yrası,, Ei 58,645 | 1855 35,592 | 1842 Räschinew ı; 3 aus . vetar.T. 97,992 | 1855 42,613 | 1849 BeKasanc,s > » u. Danaı.!. |, 99,273 | 1855 41,304 | 1842 jew zit ans Ss yararsl. 55,598 | 1855 47,424 | 1842 aimosr: = ı. en e tenere 47,507 | 1855 52,286 | 1849 BaNikolajew u; . 42.05 . ortaraı. 45,000 | 1856 39,338 | 1850 a ra he Sn dematel. 40,312 | 1855 54,626 , 1850 En r5 Kran, & 100 at. 38,858 | 1855 30,469 | 1849 45) Kronstadt . - » 22 2.2.2..] 38,160 |. 1855 | 25,120 | 1849 Be Woronesh =... 0. .#,,11.86,142.1,1855 43,800 | 1842 BuGherssom in I. sa% yanurel. 35,986 | 1856 24,338 | 1850 re ie ir Koh reset 34,851 | 1854 30,925 | 1848 19) Orel RS N ie ee es ll 25,630 | 1851 !) Vergl. die Schrift des Einsenders dieser Zeilen: „Neuester Bevölkerungsstand in den Städten Rufslands einschliefslich Polens und Finnlands“. (Aus Bd. III Hft. 6 _ der Zeitschrift für allgemeine Erdkunde besonders abgedruckt.) Berlin, Verlag von ' D. Reimer, 1855. 240 Miscellen: Nach dem St. Peters-[Nach dem St. Peters- burg. Kalender 1858jburg. Kalender 1854 Einw.beid.. im |Einw.beid.| im Geschl. Jahre Geschl. Jahre 20) Jarosslawli danndsih son. son me 1855 | 34,913 1842 21) Charkow.... 22 2 202 080% 3,296 | 1855 | 29,395 | 1842 FAME LTE EN RE 1855 29,580 1850 ZN SHOW. 2 ROOT 1855 AT 1850 RAW SLLECH ID ER TEEN NEE ION 1855 44,798 1849 - 25) Ssimferopol. 2 20.202 00202 5129812 | 4855 | 15,875 | 1849 26) Tambowitassn. Jisdusaaunmni) Hs bein 28:302 1855 19,411 1851 27) Rewel, . . ne 2 2200 1855 24,041 1842 28) Nishnij Nowgorod‘ u zetse: 1855 | 30,710 | 1849 29) Minsk . . er a 5 1851 23,602 1842 30) Lodsi (Gouvern, Warschau) “0% | 24,655 1856 20,000 1841 31) Pensa .. 20.) 24,360 1855 19,479 1842 32) Irkutsk . . 23,856 1855 14,454 1853 33) Krementschug mit Krjukow (Gour. | Poltawa) . .....01023,219 | 1855 | 17,074 | 1854 34) Wol’sk (Gouv. Searatow) ir 23,07 1855 14,570 | 1849 35) Jelez (Gour. Orel) - : . : . .| 22,090 | 1855 | 24,340 | 4851 36). Ssimbixsk. 1, 46.0 00er» wie onen ln 14 1855 35,474 1851 a 1.607 | 4600 1 Sa Ey EEE ee 1855 18,711 1849 39) Witebsk . . . . 2.1 20,657 1855 29,832 1851 40) Koslow (Gouv. "Tambow) 7% %215n20,336 1855 19,662 1851 44)1.Poltäwal. das usst. 18 mal dan). .1..20,200 1855 20,071 1851 42) Kowno. us al aha a . | 20,199 | 1855 | 15,207 | 1851 Ssewastopol’, 1842 mit 41,155, und Ismail oder Tutschkow, 1849 mit 26,243 Einwohnern verzeichnet, fallen erklärlicher Weise in der Städtetabelle von 1855 fort. Taganrog, welches 1842 22,472 Seelen hatte, zählte 1855 deren nur noch 19,471. Zunächst an die Reihe der obigen Städte schliefsen sich als solche, deren Bevölkerung gegenwärtig wohl die Höhe von 20,000 Seelen erreichen dürfte, die nachfolgenden neun Ortschaften an: 43) Schemacha ah en 421987 1856 19,558 1850 44) Pwer ... k Se 19,615 1855 14,142 1849 45) Archangel’sk . es Tal OH 1855 13,129 1849 46) Taganrog (vergl. oben) . ee El a Ze 1855 | 22,472 1842 47) Mohilew : . .» 22. F asytı2 | 1855 | 16,558 | 1851 AS) Akkerman ev hie mes een ie 20 1855 16,076 1849 49) Mitau. :. 18.224 | 1855 | 13,819 | 1852 50) Nishnetschirskaja Bea Kbsaken- fleeken im Lande der Donischen Kosaken . . N 7 1 R0RO 1850 18,026 1850 51) Kamenez- Podolskij A ee Weral] [Ver 07 1855 14,700 1842 Die Gesammtzahl aller Seelen innerhalb dieser 51 volkreichsten Städte des russischen Reiches betrug im Jahre 1855 2,591,078, während sie zufolge der früheren Zählungen nur zu 2,424,604 sich herausstellt. Reise von Omsk nach Wjernoje. 241 Die Bevölkerung der eigentlichen Grofsstädte Rufslands hat hiernach,' trotz der ungünstigen Einwirkungen des Krieges, einen Zuwachs von 166,474 Seelen erfahren '). Dr. J. Altmann. Beat Reise von Omsk nach Wjernoje. ‚ ‚Die ‚Sjewernaja Pischela enthält ein aus Omsk vom 2. Juli 1857 .datirtes Schreiben, in welchem sich einige Notizen über einen im Sommer 1856 unter- nommenen Ausflug nach Wjernoje, der südlichsten russischen Festung in der Kir- gisensteppe, und nach ‚den Grenzen von Taschkent hin, finden, die als Beitrag zur Kenntnifs jenes Landstrichs, einer der neuesten und wichtigsten Annexationen des Zarenreichs, hier eine Stelle verdienen, so lange wir das wissenschaftliche Werk Semenow’s: über seine ‘neuesten Forschungen noch nicht in Händen haben. .„ »Der Weg’von Omsk führt zunächst über Bjelokamenskaja, Stekljannaja und Alt-Semipalatna nach dem heutigen Semipalatinsk. Bjelokamenskaja ‘oder Bjelo- kamennaja Staniza hat diesen Namen entweder von dem weilsen Stein erhalten, der überall massenweise längs der Stralse angetroffen wird, oder 'von:drei oder vier ungeheuren Steinblöcken, welche, einer über dem anderen liegend, sich von der Bergwand absondern und über der Strafse zu hängen scheinen. Wenn man _ am ihnen: vorbeifährt, möchte man glauben, dafs sie jeden Augenblick niederfallen und den Wagen, die Pferde und den Reisenden zermalmen könnten; allein Jahr- # 2) Eine Vergleichung der beiden oben mitgetheilten Tabellen ist sehr lehrreich _ und liefert einen neuen Beweis, dafs die. Beyölkerungsstatistik der Städte in Rufs- land noch mit viel gröfseren Schwierigkeiten zu kämpfen haben mufs als in ‚anderen R Ländern. Wenn wir lesen, dafs sich die Bevölkerung von Städten wie Cherson und - Orel in beziehungsweise 7 und 5 Jahren jährlich um mehr als 64 Procent vermehrt hat und dafs Ssaratow in einer fünfzehnjährigen Periode einen jährlichen Zuwachs _ von 5 Procent aufzuweisen hat; und wenn wir auf der anderen Seite sehen, dafs ‚die Bevölkerung von Tula, Astrachan und anderen Städten ebenfalls in mehrjährigen nn eine jährliche Abnahme von mehr als 4 Procent zeigt, so erregen solche Angaben ernste Zweifel und erinnern an das Urtheil, welches Tengoborski über _ diesen Zweig’ der russischen Statistik fällt. „Die Statistik unserer Städte*, sagt er (Etudes sur les forces producetives de la ‚Real, Vol. I, p. 128), „ist noch sehr un- genau, und unvollständig, nicht blo(s in Folge der geringen Sorgfalt, ‚welche die mit 2 den ersten Ermittelungen beauftragten städtischen Behörden meistentheils darauf ver- wenden, und der geringen Wichtigkeit, welche sie dieser Arbeit beilegen, sondern auch in Folge der eigenthümlichen Schwierigkeiten, welche von diesem Zweige der amtlichen Statistik unzertrennlich"sind. "Diese Schwierigkeiten haben vornehmlich in dem Schwanken der Zahl der flucetuirenden Bevölkerung ihren Grund, welche je nach den Jahreszeiten in einem bei anderen Ländern ganz ungewöhnlichen Mafse veränderlich ist. Um nur ein Beispiel anzuführen: in Rybinsk, welches im nter höchstens nur 6 — 7000 Einwohner zählt, wird die a ‚zur Zeit der ia namentlich die für Odessa in n dieses Umstandes an grofser Unsicherheit: in Odessa selbst erscheinende „Neurussische Kalender“ gab 1852 die feste Be- erung auf 90,000 Seelen an, aufserdem noch 20,000 Ausländer und Matrosen, 10,000 nur im Sommer hier beschäftigte Arbeiter. K.N _ Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. IV. 16 242 Miscellen: hunderte vergehen, und sie bleiben stets auf der nämlichen Stelle. Gefährlicher ist dieser Punkt dadurch, dafs zwischen den Steinen und unter ihnen die Schlan- gen familienweise leben. Bei schlechtem Wetter winden sie sich in einen Knäuel zusammen und liegen regungslos da, aber sobald die Sonne scheint, kriechen sie von allen Seiten heraus. Ueberhaupt finden sich Schlangen in grofser Zahl auf dem ganzen Wege von der Station Lebjajia bis Bjelokamennaja. Von Alt-Semi- palatna bis Neu-Semipalatinsk fährt man durch einen Fichtenwald auf sandigem Boden. Rechts zieht sich der Irtysch hin, der treue Gefährte des Reisenden auf der ganzen Tour von Omsk bis Semipalatinsk; seine pittoresken Ufer und die ' Eilande, mit denen er besäet ist, bieten einen bezaubernden Anblick .dar. Zur Linken einer tiefen Schlucht bemerkt man eine Quelle, die aus dem Felsen her- vorquillt und den Namen der heiligen, Swjatoi Kljutsch, führt. Etwa zwei Werst von ihr entfernt befindet sich die Dotscha oder Meierei des Kaufmanns Popow, mit einem Haine von Fichten, Birken und Espen, einem ziemlich grofsen und tiefen See, einem Garten von anderthalb Werst im Umfange und einer Oran- gerie. Im Garten, der vor dem Hause am Abhange eines Berges angelegt ist, sieht man aufser Aepfelbäumen und Flieder auch Eichen, eine Seltenheit in $i- birien. Die Teiche dieser Dotscha sind mit Stören, Nelmen und vielen anderen Fischen versehen. 'Semipalatinsk selbst ist eine kleine Stadt mit hübschen tata- rischen Häusern. Sie hat nur eine „orthodoxe“ Kirche, dagegen aber: fünf: oder mehr Moscheen. In dem Bazar giebt es Waaren genug, aber lauter Ausschufs und Alles sehr theuer; so kostet z. B. der Thee mehr als in Omsk. Die Ueber- schwemmungen des Irtysch haben die berühmten Arbusengärten von Semipalatinsk unter Wasser gesetzt. Jenseits: des Irtysch bis nach Wjernoje hin wird der Weg von Kosaken- piquets bezeichnet; der Boden besteht aus Steingeröll mit grobkörnigem Sande. An beiden Seiten erheben sich Berge oder Sopki (Kuppen), wie man sie dort zu Lande nennt, so dals von dem zweiten Piquet bis Ajagus nicht eine Ebene von dem Raume einer halben Werst zu finden ist. Der Wind heult furchtbar durch diese steinige Wildnifs und die Kälte ist unglaublich. Am Morgen des 1. Juni waren die Regenpfützen mit einer Eisrinde bedeckt; auf den Bergen glitzerte der Schnee, Die Perspective ist in diesen Gebirgsregionen sehr täuschend;; man sieht die blauen Umrisse der Bergkette vor sich und glaubt sie kaum zwei Werst entfernt, während sie in der That fünfzig Werst vor uns liegt. Die Reise von Semipalatinsk bis Ajagus, eine Distanz von 300 Werst, legt man trotz des schwierigen Terrains in 36 Stunden zurück. Ajagus ist ein neues Städtchen mit Häusern von Holz und Lehm, einer steinernen Kirche und einem Erdwall. Eine halbe Werst von der Festung befindet sich eine tatarische Sloboda. ' Auf dem ganzen Wege von Semipalatinsk nach Ajagus trifft man nicht einen einzigen Bach, einen einzigen Baum, nur Berge und Sträucher, namentlich kniehohe Tawolshnik (Spiraea chamaedryfoha). Bis 200 Werst hinter Ajagus behält die Landschaft denselben Charakter bei. Zwischen den Piquets Kysyk-Kijsk und Malo-Ajagussk, etwa 10: Werst von ersterem, erblickt man linker Hand auf einem Berge, von einem kleinen Pappel- walde umgeben, das Grab des kirgisischen Helden Kusu-Kurpetsch. Das ihm er- richtete Denkmal hat eine Höhe von 5 Sashen und ist aus Stein gehauen, mit der er Be N N | F Reise von Omsk nach Wjernoje. 243 ‚Abbildung eines menschlichen Gesichts und einer Inschrift. Der Name Kusu- Kurpetsch’s ist in der ganzen orenburgischen und sibirischen Steppe gefeiert und seine romantische Lebensgeschichte geht in mündlicher Tradition von einem Ge- schlecht zum anderen über. Vom Piquet Arganatin ist in weiter Entfernung der Balkasch zu sehen, der vom Berge aus wie in einem Kessel zu liegen scheint. Etwa 100 Werst von Kopal erblickt man den schneebedeckten Bergrücken, der eine 1000 Werst grofse Strecke von Norden nach Süden durchschneidet. ‘Hier nimmt’ sowohl das Pflanzen- als das Thierreich schon andere Formen. an. Mit- unter begegnet man der wilden Ziege, die, ihre zierlichen Hörner zurückwerfend, pfeilschnell in die Berge flieht; von den Schritten des Reisenden aufgestört, er- hebt sich ein Volk von Bergstahren und läfst sich wieder unweit der Strafse nieder. Diese Stahre. sind kleiner als die unsrigen, haben einen orangefarbigen Kopf und Bauch und orangegelben Rücken mit schwarzen Streifen an den Rän- dern der ‘Flügel. Weiterhin nach Kopal zu hüpfen himmelblaue Elstern oder Ataiki unaufhörlich über den Weg. Sie sind ebenfalls kleiner als die unsrigen, aber aufserordentlich schön. ' Von dem Piquet Karasui bis zum Piquet Arasan oder den Warmen Quellen (Teplyje Kljutschi) führt die Strafse durch das Ge- birge Arasan, an die schneebedeckten Höhen grenzend. Vom: Fufse des Gebirges _ windet sich ein schmaler, steiniger Bergpfad zum Gipfel hinauf; an beiden Seiten dieser steilen Treppe, die durch ihre schraubenartigen Krümmungen eine Länge j “von 54 Werst erhält, erheben sich Berge, wie zwei steinerne Mauern, mit unge- Er. überhängenden Felsblöcken. Mitunter hört man einen dumpfen Schall, F wenn der Wind, der in diesen wilden Höhen tobt, ein Steinfragment von dem Gipfel abreifst und es auf den ihm zunächst gelegenen Felsen hinabschleudert. Die Hitze ist in den Schluchten unerträglich, den Reisenden peinigt der Durst, aber nirgends ist Wasser zu erblicken; erst auf der Hälfte des Weges tröpfelt zwei Schritte rechts von der Bergwand in einer kleinen Höhle oder Vertiefung aus röthlichem ‚Stein reines, eiskaltes Wasser hervor. Hier setzt man sich voll Dankgefühl gegen den Schöpfer unter dem Schatten der Felsen hin und vergilst, der Ruhe pflegend, alle Beschwerden der Reise. Endlich hat man auch die’ letzte Höhe des Arasan überschritten. Am Fufse des Berges sieht man weite Felder, eine mächtige Vegetation; Felsblöcke von enormer Gröfse und mannichfachen Farben liegen gleich Trümmern zerstörter Städte umher. Weiterhin zeigt sich das Piquet Arasan mit seinen warmen Quel- len, scheinbar kaum eine Werst entfernt, aber in Wahrheit hat man bis dahin noch zwölf Werst zurückzulegen. Auf dem Zwischenraume sind zahllose kleine, aber reifsende Bergflüsse, Giefsbäche und Aryks (Irrigationscanäle) zu passiren. Aber bald sind alle Hindernisse überwunden; man nähert sich Arasan, aus dessen herrlichen Gärten dem Reisenden Wohlgerüche entgegenwehen, und hält endlich bei dem Piquet an. Die Bäder von Arasan bestehen aus zwei Brunnen, einer - meben dem anderen. ‘Der erste heifst der Herrenbrunnen (gospodskoi kolode2), % hat eine Quadratsashen im Umfang und zwei Arschin Tiefe. Der Grund ist feiner % Sand und an beiden Seiten befinden sich grolse rauhe Steine von verschiedener } n Form, einer über den anderen gelegt, wahrscheinlich von der Hand der ‚Steppen- bewohner. Das Wasser ist klar wie Kıystall und sprudelt von unten durch den u Sand, der so heils ist, dafs man kaum den Fufs darauf setzen kann. Jenseits 16* EEE MEERE BED ET PEN 244 (Miscellen: einer Reihe grofser Steine, die in. der Nähe des Herrenbrunnens liegen, befindet sich ein zweiter, etwas kleinerer, von derselben Form, der den Namen: Brunnen des gemeinen Volkes (prostonarodny kolodez) führt. Nachdem man in. diesem Wasser gebadet, fühlt man eine gewisse Leichtigkeit in den Gliedern, aber am ganzen Körper ein empfindliches Jucken. Diese Brunnen sind immer bis an den Rand mit Wasser gefüllt; wenn der eine überläuft, fliefst das Wasser durch die Steine in den andern und von dort durch den Garten in die Berge. Wie man versichert, hat die Wärme des Wassers sich jetzt um einige Grade verringert, weil der eine Brunnen verstopft ist; im Winter aber soll es aufserordentlich heifls sein '). Bei den Bädern ist ein Garten, in welchem meist Bäume und Blumen aus südlicheren Gegenden wachsen. Viele sind aus Kuldsha hierher verpflanzt. Man sieht darunter Aepfel, Urjuk (Aprikosen) und Wein, den Theebaum, den Ahorn, die Berberize. Dieser Garten hat in der Breite 60 Sashen, in der Länge etwas mehr. Es ist schade, dals sich in der Umgegend kein Wald findet; sonst ist die Natur malerisch und die Vegetation üppig. Von Arasan rechts 'bis zur Mitte des Berges leben russische Colonisten, aber auch tatarische Familien. Ueber die Stralse, welche die Anhöhe: hinauf nach Kopal führt, sind wieder’ ungeheure Felsblöcke zerstreut, die bis dicht an jene Stadt reichen und die verschiedenartig- sten Formen und Stellungen annehmen; hier bildet ein hohler Stein ‚ein kleines Kämmerchen, in welchem zwei Personen sich vor dem Regen schützen können, dort sind. mehrere, einer über dem anderen, zu einer regelmäfsigen Pyramide auf- gethürmt oder haben Aehnlichkeit mit einer alten Ruine. Kopal ist eine ordentlich gebaute ‚Stadt ‚in der Nähe von hohen, aber kah- len Bergen, .Ven Kopal bis zu der direct südlich gelegenen Festung Wjernoje beträgt die Entfernung 400 Werst. Je weiter man vordringt, desto mannichfal- tiger wird die Natur; ‚Waldungen kommen.zwar noch immer sparsam vor, aber wie üppig sind die Fluren. und wie anmuthig. die Thäler zwischen den Bergen! Die rosigen Blüthen des wilden Mohns bedecken ganze Felder. An anderen Stellen gruppiren sich die Gebüsche des Tawolshnik, des Dshirgai und eines ziem- lich hohen Strauchs, den man Tschingilda nennt.‘ Dann eröffnet sich ‚plötzlich hinter einer Anhöhe die Aussicht auf ein Thal, das sich über einen Raum von vielleicht 40 Werst ausdehnt und mit einem. Teppich von blauen, gelben und namentlich rosenrothen Blumen geschmückt ist, durch den sich plätschernde Berg- ströme schlängeln. Man möchte Halt machen, um nicht durch seine Tritte die- sen zierlichen Blumenteppich zu verunstalten.: Bei dem Piquet Koksinsk ‚und jen- seits desselben ist die Landschaft noch reizender und die Flüsse haben einen rascheren Fall. Hier strömt die Koksa ?) aus ‘den Bergen hervor; sie hat nur 25 Sashen Breite, ist aber so reilsend, dafs sie Steine von drei Arschin Umfang in die Tiefe zieht, während, sie schäumend und brausend ihren Lauf verfolgt. Beim Piquet, Koksinsk ist an der schmalsten Stelle des Flusses, zwischen zwei von den Ufern vorspringenden Felsen, eine Brücke über ihn geworfen. Das Pi- quet ist aus schönem starken Rothtannenholz erbaut, das in den benachbarten ’) Ueber diese heifsen Quellen vergl. Wlangall’s Reise durch den östlichen Theil der Kirgisensteppe in Erman’s „Archiv“ XII, 645. 2). Richtiger: Kok-su, blaues Wasser. EEE ir Reise von Omsk nach Wjernoje. 245 Bergen gefällt wird.‘ In jenen Bergen, sowie in dem Thale der Koksa und auf dem ganzen Wege von Kopal bis zur Festung Wjernoje schlagen Kirgisenstämme, Unterthanen Rufslands, ihre Lager auf. Viele von ihnen hatten sich in das Schnee- gebirge zurückgezogen, um sich und ihr Vieh vor der Hitze zu retten. Der Flufs Ih ist tief, reifsend und 200 Sashen breit. Sein Wasser ist trübe, wie in allen Bergströmen. Die Fähre, auf der man hinüber gelangt, legt bei einem von der Natur gebildeten Landungsplatze an, der aus einem mächtigen, in den Strom hineinragenden Felsblock besteht. Längs der Ufer des Ili finden sich zahlreiche Seen, die von Wasservögeln wimmeln: Pelikane, Schwäne, Gänse, Störche, Enten schwimmen, plätschern und schreien oder quaken in verschiedenen Tonarten. Besonders schön ist die Ataika mit ihren goldgelben Federn. Auf dem Felde trifft man enorme Trappen, Fasane, sowie schwarze Adler. Auch wilde Schweine giebt es. Die Festung Wjernoje beginnt erst eben das Ansehen eines kleinen Städt- chens anzunehmen. Die Häuser sind gröfstentheils noch nicht fertig; auch an einer kleinen hölzernen Kirche wird noch gebaut. Der Bach Almatinka, eine Sashen breit und eine Viertel- Arschin tief, stürzt wild schäumend und tosend aus den nahen Bergen hervor. Der Grund ist mit Steinen besäet und Felsstücke von ansehnlicher Gröfse werden von der Gewalt des Stromes fortgerissen. Der Bach wäre sowohl breiter als tiefer, wenn das Wasser nicht in die Aryks oder künst- lichen Canäle. geleitet würde, die zur Bewässerung der Küchengärten in der Festung und der Aecker aufserhalb derselben dienen. Im Nordosten und Westen der Festung breitet sich eine glatte, mit Blumen geschmückte Steppe aus, die Südseite aber ist von hohen bewaldeten und schnee- bedeckten Bergen versperrt. Diese Berge bilden nicht eine einzige Kette; zuerst kommt ein niedriger Bergzug; nach einem kleinen Thale beginnt eine neue, höhere Reihe, hinter der, durch enge, finstere Schluchten und Abgründe von ihr geschieden, sich erst das wirkliche Schneegebirge erhebt. Wie eine endlose Linie _ zieht es sich den. Horizont entlang und verliert sich in nebelhafter Ferne. Unter _ seinem Gipfel ‚schweben düstere Wolken, in seinen Schluchten zuckt der Blitz oder wüthen furchtbare Schneegestöber, während am Fufse des Gebirges ein klei- ner Regen fällt oder eine unerträgliche Hitze herrscht. Die nächsten Berge und selbst die mittlere Kette sind mit laubreichen Urjuk- und Ahornbäumen, mit Hopfen und vielen anderen Pflanzen besäet. Die entfernteren Berge sind von _ unten auf mit Tannen, Espen und Urjukbäumen bewachsen; in gröfseren Höhen _ finden sich nur Sträucher und einzelne Bäume, bis man endlich die Schneegrenze erreicht. Hier, in’ den Schluchten und zwischen ungeheuren Felsen, schweifen, _ der Hitze entfliehend, Tiger, Panther, Bären und Marale oder Edelhirsche von stolzem und majestätischem Anstande umher. Unten, im Grase, im Wasser und in den Wäldern, hausen wilde Schweine, die Speise der Tiger und der Menschen. Die Jäger von Almaty, meist angesiedelte Kosaken, tödten die Marale in den "Monaten Mai, Juni und Juli, d. h. zu der Zeit, wo sie ihre Hörner abwerfen und die neuen nur mit Blut angefüllt sind, sich aber noch nicht in Knochen verwan- _ delt haben. Diese jungen, mit dünnem, weichem Haare bedeekten Hörner be- giefsen die Jäger mit siedendem Wasser, bis sie fest werden und das Haar sich in den Poren verhärtet. So zubereitet werden die Hörner in Kuldsha an die Chi- | | | | | | 246 Miscellen: nesen zur Verfertigung. einer gewissen Arznei verkauft, und zwar ziemlich theuer; voriges Jahr wurden sie mit 50 bis 100 und sogar 150 Silberrubel bezahlt, und obwohl gegenwärtig der Preis wegen der in China herrschenden Unruhen gefallen ist, so gelten sie doch noch immer von 20 bis 60 und 70 Silberrubel, ’ Im Gebirge wächst der Urjuk in grofser Fülle; von einem Baume kann man mehr als ein Wedro (0,1788 preufs. Eimer) Früchte sammeln; es giebt auch schmackhafte Aepfel, Berberizen, Johannisbeeren und eine Beere, die ge- nau wie blaue Weintrauben aussieht, aber äufserst sauer ist. Den Wald beleben Vögel, darunter auch Nachtigallen, Giftiges Gewürm, Scorpione und Taranteln werden nicht angetroffen; sie leben weiter unten, an der Almatinka, aber es ist " selten, dafs sie Jemand stechen. Der Scorpion macht sein Nest von starkem Spinnengewebe in der Form eines Säckchens und stets in einem Strauche von Tschingilda oder Klebekraut. Inmitten dieses Säckchens, das mit einem Wespen- nest Aehnlichkeit hat, sitzt der Scorpion. , Er ist nur in den heifsen Monaten, im Juni, Juli und bis gegen Ende August, gefährlich; zu jeder anderen Zeit ist sein Gift ohne Wirkung. Die Einwohner machen Jagd auf Tiger und Panther, aber es hält schwer, diese 'Thiere zu erlegen, da sie nur des Nachts ausgehen und bei Tage im Schnee liegen. Bärenhäute kann man in der Festung für zwei Rubel kaufen, aber nur graue. Auch die Füchse sind grau. Die russische Bevölkerung von Wjernoje besteht aus Kosaken, die man im verflossenen Jahre (1855) zur Ansiedelung hingeschickt hat, und aus den Unter- militairs eines sibirischen Linienbataillons. Als Gäste ‚erscheinen in der Festung Prikaschtschiks oder Commis-voyageurs von Omsker Kaufleuten, und von Aus- ländern Taschkenter und Kokaner, die ihre vaterländischen Erzeugnisse feilbieten: Chalate, Araktschine, etwas Kanfa (Atlas), Seide, Teppiche, gedruckte Leinwand, sehr dünne seidene Tücher, Rosinen, Pistaziennüsse, Kaliane, und von chinesi- schen Sachen Tassen, Pfeifen und andere Kleinigkeiten — Alles sehr theuer. Jeder Händler hängt aus der. Strohhütte oder der Bretterbude, in der er lebt, eine Flagge oder vielmehr ‚ein an einen Stock befestigtes Tuch aus, was ihm statt des Ladenschildes dient. Aus Kuldsha werden Talglichte, Seife, Eier, Weintrauben, Pfirsiche, sogar Essig, freilich schlechter, nach der Festung gebracht. Vom Issyk- Kul erhält man Brassen und Sasane, eine Art Karpfen. Es wimmelt dort so von Fischen, dafs sie die Buchten mit ihren ungeheuren Zügen versperren sollen. Im Flusse Talgir und selbst in der Almatinka fängt man den Osman, einen klei- nen Fisch von einer Viertel-Arschin Länge. , Er ist von demselben Geschlecht wie die Forelle, nur dafs letztere rothe und der Osman schwarze Flecken hat. Die Sonnenhitze ist in der Festung ungemein drückend. Vom Morgen bis 10 Uhr Vormittags kann man es allenfalls aushalten, aber von 10 bis 6 Uhr Abends ist es schlechterdings unmöglich, sich in der freien Luft aufzuhalten, Aus diesem Grunde werden alle Geschäfte nur in den kühlen Morgen- und Abend- stunden verrichtet;, während der ‚heifsen Tageszeit ist, Jeder zu Hause oder in einer Jurte, (die über ‚einem‘ Aryk errichtet ‘wird. Nur hier ist es kühl; an den Seiten. der Jurte werden Stühle, ein Tisch, ein Bett hingestellt, und mitten durch fliefst der Aryk. Der häusliche Vorrath von Milch, Fleisch und Butter wird im. Wasser in eigends dazu eingerichteten Refrigeratoren aufbewahrt, da das Eis, ‚mit VE Wein- und Obstbau in Californien. 3A7 welchem man sich im Januar versorgt, nicht später als bis Anfang oder Mitte Mai in den Kellern liegen bleibt. Oben auf den Bergen fehlt es allerdings weder an Schnee noch an Eis, allein nur das Auge ergötzt sich daran, ohne dafs es zur Kühlung des Gaumens dient. L. Es ist bekannt, dafs die Versuche, fremde Traubensorten in den Vereinigten Staaten anzupflanzen, diesseits der Felsengebirge überall gescheitert sind, und dafs man sich schliefslich, namentlich im Ohio-’Thale, der Cultur der einheimischen Arten mit günstigem Erfolge zugewendet hat. Eine viel bedeutendere Zukunft scheint sich jetzt dem Weinbau in Californien zu eröffnen, wo er, durch Klima und Bodenbeschaffenheit begünstigt, in den letzten Jahren eine überraschende Ausdehnung gewonnen hat. Die californische Traube soll spanischer Abkunft und in den Jahren von 1769 bis 1780 von spanischen Missionären eingeführt sein; sie beginnt Mitte September zu reifen, und die Lese kann bis nahe an den Schlufs des Jahres fortgesetzt werden, da hier eine Beschleunigung der Arbeit durch die Besorgnifs vor Frösten oder anhaltenden Regengüssen nicht geboten ist. Die dunkelrothbraune Beere ist kräftig und saftreich, und der Ertrag an Trauben so überaus reichlich, dafs man von einem Acre die erstaunliche Menge von 800 bis 1000 Gallonen Wein, noch mehr als am Ohio, gewinnt. Nach den uns vorliegenden Angaben scheint es, dafs sich in Californien zwei Hauptsitze des Weinbau’s entwiekeln werden. Einer derselben umfalst die Coun- ties, welche an die Bai von San Francisco stofsen, vor allen Santa Clara, dem- nächst Sonoma, Alameda und Contracosta !); die Nähe der Hauptstadt scheint hier zu dieser Cultur eine specielle Anregung darzubieten, wie sie ohne Frage auch dem Obstbau namentlich in Alameda seinen seltenen Aufschwung gege- ben hat. «Von Natur mehr begünstigt ist inde/[s das zweite, südlicher gelegene Cen- trum des Weinbau’s, das County Los Angeles, dem sich das westlichere, eben- falls am Stillen Ocean gelegene County Santa Barbara, und von den Landschaften im Innern der südliche Theil von San Bemardino als zur Weincultur ebenfalls sehr geeignete Gebiete anschliefsen. In Los Angeles ist besonders deutsche Thätigkeit dem Aufblühen dieses Culturzweiges förderlich gewesen. Hier hat Georg Hansen einen fast nur aus Deutschen bestehenden Weingarten- Verein mit einem Capital von 37,500 Dollars begründet, und im Thale des; Rio de Santa Ana, 25 Miles südöstlich von der Hauptstadt Los Angeles, ein Terrain von 41100 Acres gekauft, welches vom Flusse aus leicht bewässert werden kann. Im _ vergangenen Jahre waren von diesem Gebiete bereits 400 Acres mit Weinstöcken bepflanzt; man gewann vom Acre an 10,000 Pfund Trauben, die 800 Gallonen Wein lieferten. Die Trauben werden weit verschickt: aus einer beiläufigen Zei- tungsnotiz ersehen wir z. B,, dafs im Astor House zu Boston Trauben aus Los | Wein- und Obstbau in Californien. | ; a 000%) Wir bitten den Leser, die dieser Zeitschrift (N. F. Bd. I) beigegebene Karte von. Californien zu Rathe zu ziehen. 248 Miscellen: Angeles als Dessert aufgetischt wurden , angeblich 40 Tage, ‘nachdem sie am Stillen Ocean verpackt waren. In. dritter Linie endlich wird das eigenthümlich ‚rege Leben, welches sich im Thale des Sacramento entwickelt hat, auch hier, dem Weinbau eine bedeutende Stelle unter den Zweigen der landwirthschaftlichen Cultur einräumen, wenn sich diese Gebiete auch nicht, wie Los Angeles, zu einem entschiedenen Weinlande gestalten werden. Hier hat in, den Counties Sacramento, Yolo, Yuba und Butte der Weinbau bereits eine beachtenswerthe Ausdehnung erreicht. Um den Umfang; dieses 'Culturzweiges besser. zu veranschaulichen, ordnen wir die in dieser Beziehung, wichtigsten Counties nach der Zahl ihrer Weinstöcke, und fügen der Tabelle zugleich Angaben über einige Zweige der Obsteultur bei. Im Jahre 1857 fanden sich in Weinstöcke | Pfirsichbäume Apfelbäume | Birnbäume | Los Angeles ...... 520,630 4,050 | 947° 1,020 Santa 'Claranı a um“ 500,000 25,000 35,000 6,000 SRUOMA sn re mil aid 170,508 21,292 43,071 2,820 Alameda 2.2222... 125,000 162,430 196,130 7,000 Sacramento ....... 119,500 137,961 70,218 | 28,710 Santa Barbara ..... 70,000 1,600 1,500 | 5.000 Voloarett a, Bau: 61,903 89,497 33,360 10,474 Butteüä rev. sya0l% il 45.733 76,775 9,865 2,314 San Bemardino..... 38,000 | 25,000.....| 35,000. | 6,000 Contra Costa cr . Sree 34,458 10,665 9,303 | 511 Mabae. ame elselshee 30,000 223,300 | 33,500 | 5,110 Dirofurane, „MRHmaate ED 29,281 20,737 | 13,150 1,672 San Joaqun „2... 28,640 7,420 13,630 1,350 Eldorado! «14a ul. 26,400 22,600 115200 618 Marmorar. dns 5 15,227 2,487 3,167, | 65 Hinsichtlich der Obstcultur nimmt also Alameda-' County den ersten Rang ein, wenn auch die Pfirsichgärten von Yuba mit ihren 223,300 Stämmen noch 'ausge- dehnter sind, — in einem Lande, wo noch vor ein paar Jahren ein Pfirsich als Rarität. mit 2 Dollars bezahlt wurde. Aus 'speciellen statistischen Nachrichten über Alameda- County ersehen wir noch, dafs die erwähnte Landschaft aufser den oben angeführten Obstbäumen noch 9000 Pflaumen-, 8000 Kirschen-, 2200 Apri- kosen-, 2100 Quitten-, 855 Nectorinen-, 600 Feigen-, 500 Mandeln-, 350 Oel- und 300 Wallnufsbäume zählt. Von Getreidearten 'wurden im vergangenen Jahre hier gebaut: 1,174,000 Bushel Gerste, 252,000 B. Weizen, 156,000 B. Hafer, 6750 B. Roggen, aufserdem Welschkorn, Buchweizen, Erbsen, Bohnen, Taback, Zwiebeln und 138,750 B. Kartoffeln. Unter 'Cultur waren im Ganzen 52,583 Acres. Nächst Alameda-County ist das Sacramento- Thal Hauptsitz der Obst- Cultur; aus der obigen Tabelle ergiebt sich, in welchem Grade’ sich dabei nament- lich die Counties Sacramento, Yuba, Yolo und Butte betheiligen. Mit Orangen bat man namentlich in Los Angeles glückliche Versuche 'angestellt: zu San Fran- eisco zeigte man im vorigen Herbst einen Ast‘ mit 32 reifen Orangen aus Los Angeles. Im: Weinbau steht Los Angeles oben an und wird voraussichtlich in Zukunft ein noch entschiedeneres Uebergewicht gewinnen. Die Weinproduction in diesem ENT. Wein- und Obstbau in Californien. 249 County belief sich. 1856 auf 150,000 Gallonen, 1857 auf 350,000 Gallonen; in dem zuletzt genannten Jahre kam auch. der erste einheimische Champagner (Ge- wächs von 1856) der Gebrüder Sainsevain auf den Markt und fand grofsen Bei- fall; ‚dieses Haus hatte geschickte Champagner-Fabrikanten engagirt, die bei den zur Zeit renommirtesten Firmen in der Champagne gearbeitet hatten, und behandelt das von so günstigem Erfolge begleitete Verfahren bei der Bereitung als ein stren- ges Geheimnifs.. Ueber die Behandlung des gewöhnlichen californischen Weines macht der „California Democrat “ folgende Mittheilungen: „Man betrachtet die Beere als reif, wenn der Kern eine Farbe angenommen hat, die der Dunkelheit der Schaale gleichkommt, wenn die Beere süfs und leicht zu brechen ist, ‚ohne dafs Saft am Stiel zurückbleibt, und wenn, sowie man eine Traube gegen die Sonne hält, die Fasern, die vom Stiel in die Traube laufen, beinahe ganz unbe- merkbar geworden sind. Man schneidet die Trauben mit einem Messer Morgens nach 9 Uhr ab, wenn der Thau weg ist, und bringt sie in Körben zur Kelter. Die alte Manier, Wein zu machen, ist bei den alten Californiern noch vielfach in Gebrauch. Man stellt vier 4 Fufs hohe Pfosten auf, die ein Quadrat von etwa 23 Fufs bilden; auf diesen Pfosten befestigt man die vier Enden einer Kuhhaut, deren Mitte beutelförmig herabhängt. Dieser Sack wird fast vollständig mit Trau- ben gefüllt, 'ein Indianer steigt hinein und tritt die Trauben zu Brei; dann schöpft man den Saft in ein Fafs, läfst ihn einige Wochen gähren, und der Wein ist fertig. Gegenwärtig haben die sachkundigen Producenten verschiedene Arten, den Saft herauszupressen. Vor dem Stampfen jedoch werden, wenn ein guter Wein bereitet werden soll, die Trauben genau untersucht und alle faulen oder unreifen Beeren ausgeschieden. ‘Dann wirft man die Trauben in einen Zuber, in dem sie mit den Füfsen oder mit Kolben zerstampft werden, oder man zerquetscht sie zwischen zwei Rollen, zwischen denen Raum genug ist, dafs’ die Kerne nicht mit zerquetscht werden. — Das Keltern der Trauben ist ein einfacher Prozefs, der in gewöhnlichen Keltern vorgenommen wird. Die Kelter fafst gewöhnlich 150 Pfund Trauben. Will man weifsen Wein machen, so keltert man die Trauben sogleich, will man rothen Wein, so läfst man sie erst 6 bis 7 Tage über den Hülsen gähren, wo dann der rothe Färbestoff von der innern Fläche der Schalen sich löst und dem Weine gleichzeitig den zusammenziehenden Geschmack mittheilt, der‘ die rothen Weine auszeichnet, Den Most des weilsen Weines schüttet man, sobald er von der Presse kommt, in Fässer, die 140 Gallonen halten, und in die _ man etwa 115 Gallonen Most gielst, so dafs ein Theil des Fasses leer bleibt. - Man läfst das Spundloch offen. Die Gährung beginnt nach 2 bis 3 Tagen und ist nach 4 bis 5 Tagen am lebhaftesten. Die Fässer müssen nun aufgefüllt wer- den, bevor die stärkste Gährung vorüber ist, damit der Schmutz und Schaum bis zum Spundloch emporsteigen kann, durch welches er ausgeworfen wird. Sobald die stärkste Gährung vorüber ist, schliefst man die Spundlöcher und überläfst den Wein für eine Periode, die von vier Wochen bis drei Monaten wechselt, ruhig sich selbst. Man zieht ihn dann mittelst eines Hebers ab, der bis auf einige Zoll über‘ den Boden des Fasses reicht, wobei man Sorge zu tragen hat, dafs der Bodensatz, die Weinhefe, nieht aufgerührt wird. Den nun schon klareren Wein giefst man in ein reines Fals, während man den trüben Satz, die Hefen, durch doppeltes Baumwollenzeug filtrirt und in den helleren Saft rinnen läfst. ‘Mit dem 250 Miscellen: in dieser Weise mittelst des Hebers abgehobenen klaren Most wird ein reines Fals gefüllt, das Spundloch geschlossen, und der erste Abstich ist vorüber. Man läfst nun den Wein bis März oder April liegen, wo er von Neuem zu gähren an- fängt; zur Zeit der Traubenblüthe und im Herbst zur Zeit der Traubenreife findet noch eine weitere Gährung statt, der Wein „treibt“ von Neuem. Dann mufs jedesmal der Spund etwas gelüftet werden, aber man mufs sich hüten, die Fässer zu bewegen und den Wein durcheinander zu schütteln. Zwischen diesen Gäh- rungsperioden mus er jedoch jedesmal mittelst des Hebers abgestochen werden, um den Niederschlag von ihm zu trennen. Nach anderthalb Jahren ist der Wein klar und gut, und wird mit jedem Jahre besser. Der Rothwein wird, mit Aus- nahme der paar Tage, wo man ihn über den Hülsen gähren läfst, genau in der- selben Weise behandelt. Der weifse Wein ähnelt bald dem Rheinwein, bald dem Sauterne, der rothe bald dem Claret, bald dem Burgunder, bald dem Portwein. Sammelt man die Trauben früh, so ähnelt der Wein mehr dem Claret; läfst man sie am Stock hängen, bis sie zusammentrocknen, so erhält man natürlich weniger, aber sehr schweren Wein, der dem Portwein ähnlich schmeckt. Man hat ein Vorurtheil, der californische Wein sei nicht haltbar; dies ist ein Irrthum, der daher rührt, dafs man den Wein früher schlecht behandelte.“ Es ist den Lesern der Zeitschrift bekannt, dafs Herr Esche im vergangenen Sommer californische Weine nach dem Amur geführt hat, dafs sie dort gut angekommen sind und be- quemen Absatz gefunden haben. (S. diesen Band der Zeitschrift $. 68.) Uebrigens wird der californische Weinbau noch bedeutend an Ausdehnung zunehmen müssen, ehe er den einheimischen Bedarf deckt. Ueber den Umfang des letzteren kann man sich eine Vorstellung nach folgenden Ziffern bilden, die wir demselben Blatte entlehnen. In den ersten 9 Monaten des Jahres 1857 wur- den in Californien eingeführt: 757,390 Gallonen Wein im Werthe von 1,514,780 Dollars, 1,025,539 = Brandy = 0020000201,251,923 1= B155874151104 or Whiskey sin W sorsisk nn 30ER mod 252433 -° Gin wit 00, ET ERDE 80,010 roonai 1obBam Borsluinl-atrorsnh AROOE re im Ganzen also 2,381,246 Gallonen Wein und Spirituosa, — eine Ziffer, die bei einer so geringen Volkszahl jeden Mäfsigkeitsfreund mit Schrecken erfüllen mufs. L. Die französischen Strafeolonien in Cayenne. Wir haben im vorigen Hefte (S. 166) darauf aufmerksam gemacht, dafs sich unter den vom Jesuiten- Orden veröffentlichten Schriften über die Mission in Cayenne auch eine Reihe von Briefen befindet, welche in den Jahren 1852 bis 1856 von Ordensbrüdern aus Cayenne an ihre europäischen Freunde gerichtet sind und — wenn auch nur beiläufig — beachtenswerthe Nachrichten über die Lage der dortigen Strafeolonien enthalten. Nur zu’ sehr mochte man geneigt sein, die entsetzlichen Angaben, welche über diesen Punkt von Zeit zu Zeit in Europa verlauteten, als gehässige Uebertreibungen den Feinden des gegenwärtigen fran- Br u Die französischen Strafeolonien in Cayenne. 251 zösischen Gouvernements zur Last zu legen, und bei einer so ernsten Sache mit lebhaftem Bedauern den Mangel an zuverlässigen Nachrichten von unparteiischer Seite empfinden. Den vorliegenden Briefen der frommen Brüder, welche sich um den schweren Dienst in jenem mörderischen Klima freiwillig beworben haben und jetzt im Auftrage des Gouvernements dort wirken, wird man eine feindselige Parteinahme nicht vorwerfen können, zumal da jede Uebertreibung der dortigen Leidenszustände ihrem Hauptzwecke, eine Vermehrung der ganz unzulänglichen Zahl von Seelsorgern in der Colonie herbeizuführen, entgegen wirken mufste. Es klingt nun schon sehr melancholisch, wenn in der Einleitung zu den erwähnten Briefen mit schmerzlicher Resignation bemerkt wird, das Amt des Missionärs in Cayenne beschränke sich ausschliefslich auf Werke der christlichen und apostoli- schen Liebe, „den Sterbenden mit Trost und geistlichem Zuspruch zur Seite zu stehen, sich der Pflege der Kranken zu widmen, mitihnen und für sie zu sterben“, — aber man überzeugt sich leider bald, dafs dieses nicht eine ge- wöhnliche salbungsvolle Phrase, sondern eine bittere, buchstäblich zu verstehende Wahrheit ist. Selbst die Missionsberichte aus dem mörderischen Kharthum kön- nen in dem Leser kaum einen schmerzlicheren Eindruck zurücklassen, als diese Briefe aus Cayenne. Es ergiebt sich aus ihnen zunächst, dafs sich die Regierung bei der Wahl der Deportations- Orte lediglich durch die Rücksicht auf polizeiliche Sicherheit leiten lies, um ein Entrinnen der Deportirten absolut unmöglich zu machen, und dals um dieses Zweckes willen die Rücksicht auf Leben und Gesundheit der Ge- fangenen auf eine wahrhaft unverantwortliche Weise aufser Acht gelassen wurde. Man wählte ganz kleine Inseln in der Nähe des ungesunden Küstenstrichs, ‘oder auf dem Festlande solche Punkte, die von pestilenzialischen und unwegsamen Sümpfen umgeben waren. Da fast alle diese Orte aufserdem: Nichts :producirten, muflsten ihnen alle Lebensmittel von der Hauptstadt zugeführt werden; ein Dampfer und eine Goelette vermittelten zweimal monatlich den Verkehr zwischen Cayenne und den einzelnen Detentions-Orten. Unter den letztern befinden sich die In- seln, auf denen die fieberschwangere Luft durch Seewinde von Zeit zu Zeit ge- reinigt wird, noch in einer beneidenswerthen Lage, wenn man sie mit den fest- ländischen Strafeolonien vergleicht; doch ist auch hier die Situation der Gefan- genen eine wahrhaft trostlose. - Der Hauptstadt am nächsten, nur 6 Lieues östlich von ihr, liegt das Eiland La Mere, dem man zur Unterscheidung von der benachbarten, jetzt ganz: un- bewohnten Insel La Pere diesen Namen beigelegt hat: Die Insel ist etwa eine halbe Lieue (25 auf den Grad) lang und erhebt sich wie ein grünes, dicht be- waldetes Amphitheater aus den Fluthen des Meeres. ‘Von ihren quellenreichen Gehängen erblickt man Cayenne, die Küste des Festlandes und die Insel La Pere. Die Hitze würde unerträglich sein, wenn sie nicht durch eine frische Seebrise _ gemälsigt würde. Die Insel gilt deshalb für den gesundesten Ort an der Küste Cayenne’s, und wird sogar von solchen Kranken, deren hartmäckige Fieber auf dem Festlande allen Heilmitteln widerstehen, mit Vorliebe aufgesucht. Gleich- wohl fordert auch hier das Klima eine gro/se Zahl von Opfern. Pater Ringot _ fand auf der Insel 400 sogenannte „Freiwillige“, d. h, entlassene Sträflinge, die ihre Schuld in. den Bagno’s und Gefängnissen Frankreichs abgebülst, und, ange- . 252 Miscellen: lockt durch Versprechungen, sich nach Cayenne hatten transportiren lassen, um an der beabsichtigten Colonisation des Landes Theil zu nehmen. Schon im Mai 1852 war ein Trupp dieser Leute nach Cayenne gekommen; im August 1854 fand Pater d’Abbadie sie auf der Insel La Mere noch immer auf die verheifse- nen Landanweisungen wartend. Sie hatten inzwischen durch das Walddickicht einen Weg über den höchsten Punkt der Insel gebahnt, waren aber — angeblich durch Muthlosigkeit, Langeweile und Verzweiflung — an Zahl sehr zusammen- geschmolzen. Schon Ringot schreibt, qu’un bon nombre de ces pauvres velontaires, se voyant degus dans leurs esperances, finissent par succomber sous les poids de leur ennui et de leur tristesse. Pater Herviant starb nach einem sechsmonatlichen Auf- enthalt auf dieser Insel, am 12. Juni 1853 in Cayenne, in einem Alter von 43 Jahren; von seinen Nachfolgern erlag Pater Boulongne auf der Insel selbst, am 26. September 1856, dem Fieber. Dieses ist die gesundeste Insel, die Pater d’Abbadie „un vrai paradıs terrestre“ nennt. Zwölf Lieues nordwestlich von der Hauptstadt, etwa auf halbem Wege von Cayenne nach der Mündung des Sinnamari, liegen die Isles du Salut, drei kleine Inselchen, die früher den Namen „Teufels-Inseln“ führten und erst 1763 umgetauft wurden: in diesem Jahre hatte nämlich das Project Choiseul’s, Cayenne zu eolonisiren, 13,000 Ansiedler an die den „Teufels-Inseln“ gegenüber liegende Küste in der Nähe der Mündung des Flusses Kuru geführt; nach wenigen Mo- naten waren diese Tausende hingestorben und nur 500 flüchteten sich von dem mörderischen Gestade auf die „Teufels-Inseln“, die sie im Gefühle des Dankes für ihre Rettung aus den Todesschrecken seitdem „Inseln des Heils“ nannten. Die gröfseste dieser Inseln heilst jetzt Ile Royale, die mittlere Ile de St. Joseph, die kleinste hat den Namen Ie du Diable\behalten; auf der ersten befinden sich die Transportirten aus den Bagno’s von Brest, Toulon und Rochefort, auf der zweiten solche Personen, die wegen politischer Vergehen deportirt sind, meist Familienväter aus dem Süden Frankreichs; nach der Teufelsinsel werden nur zeit- weilig widerspenstige Insassen der andern Detentionsörter exilirt. Auf der Josephs- Insel war 1854 noch kein Krankenhaus eingerichtet, so dafs die politischen Ver- brecher, sobald sie erkrankten, nach der Ile Royale zu den Bagno-Sträflingen gebracht werden mufsten. ' Die mittlere Wintertemperatur soll auf dem letzteren Eilande 426° C. betragen; das Klima wird vom festländischen Standpunkte als gesund angesehen, doch betrachtet man es als selbstverständlich, dafs neue An- kömmlinge ihm zuerst durch ein tüchtiges Fieber ihren Tribut entrichten müssen. Von den festländischen Strafcolonien ist zuerst der Silberberg, Montagne d’Argent, an der Mündung des Oyapoc zu erwähnen. Der Oyapoec ergielst sich ungefähr 25 Lieues südöstlich von Cayenne in’s Meer und erweitert sich bei seiner Mündung zu einer Bai, die im Westen durch den erwähnten Silberberg, im Osten durch das Cap d’Orange begrenzt wird und — wenn man sich beide Vorgebirge durch eine Linie verbunden denkt, ein fast gleichseitiges Dreieck dar- stellt, in welchem jede Seite 3 bis 4 Lieues lang ist. In die nach Süden ge- kehrte Spitze der Bai ergiefst sich der Oyapoe, auf der Westküste mündet nieht weit von einem Negerdorfe der Ouarani, auf der Ostküste der Ouassa, an dessen Ufern 2—-300 Indianer wohnen. Sobald man, von Cayenne kommend, das west- liche Vorgebirge doublirt und in die Bai eingelenkt hat, befindet man sich vor der « u ee a a Die französischen: Strafcolonien in Cayenne. 253 Strafeolonie. Sie liegt auf einer Halbinsel, die nur durch einen ungeheuern un- durchdringlichen Sumpf mit dem Festlande zusammenhängt. Die Landung ist schwierig; zur Erleichterung derselben hatte man im Jahre 1855 den Bau eines Dammes begonnen. Am Fufse des Berges und dicht am Ufer liegen die Maga- zine, steinerne Gebäude, deren Bau im März 1855 noch nicht beendet war; weiter aufwärts folgen die Wohnung des Commandanten und seines Stabes, das Hospital, die Wohnung der Schwestern des heil. Paul, und fast auf dem Gipfel des Berges das von Palissaden umgebene Camp mit den Wohnungen ‘der Detenirten. Die Sümpfe der Umgegend, die Ablagerungen des Oyapoc an seinen flachen Ufern und Inseln, eine acht- bis neunmonatliche Regenzeit bei tropischer Hitze erzeu- gen hier die mörderischen Miasmen, welche Montagne d’Argent zu einem überaus gefährlichen Aufenthalt machen. Ein Missionär versichert zwar, dafs das Fieber, - dem kein neuer Ankömmling hier entrinnt, allerdings sehr lästig und im höch- sten’ Grade schwächend, aber bei gehöriger Vorsicht nicht tödtlich sei; nichts- destoweniger ist das Krankenhaus stets überfüllt, und die Sterblichkeit hat seit dem Bestehen der Colonie durchschnittlich im Jahre vierzig Procent betragen! Als Pater Alet im März 1855 die Colonie besuchte, waren - bei einem Personal von 500 Detenirten in diesem einen Monat schon 15 Todes- fälle vorgekommen. Zur Strafeolonie St. Georges gelangt man durch eine Stromfahrt auf dem ©yapoc. ‘Der Fluls ist an seiner Mündung $ Lieue breit und hat durch seine Ablagerungen im unteren Laufe eine Menge von Inseln gebildet, die sich schnell mit einer üppigen Vegetation bedecken; zwischen der Mündung und St. Georges zählt man nicht weniger als 40 solcher Inseln und fortwährend sind neue im Ent- stehen. ‘Wenn man diese Alluvialbildungen entwässern wollte, würden sie sich als aufserordentlich fruchtbar erweisen und namentlich für den Anbau des Zucker- rohrs sehr ‚geeignet sein; aber nach dem Urtheil der Einwohner würden doch F nur Neger zu den Feldarbeiten verwendet werden können, da für Weifse selbst _ auf den höher gelegenen Punkten das Klima verderblich ist. Die Ufer des Flusses erheben sich kaum über d@n Wasserspiegel und sind durchweg sumpfig; so weit das Auge reicht, sind sie mit Wald, mit undurchdringlichem Gebüsch und Schling- - pflanzen 'bedeckt, und wimmeln von Schlangen, Kröten, Mosquitos und Stechflie- _ gen, die einen gröfseren Stachel als die Wespen haben. Im Flusse selbst schwim- men Kaimane, zuweilen von 30 Fufs Länge. Zahllos sind die Zuflüsse, die der Oyapoe in seinem unteren Laufe aufnimmt: aber ihre Mündungen sind meistens unter der dichten Vegetation von Schlingpflanzen dem Auge versteckt; nur die Baum-Canoes der Indianer, die an solchen Stellen zu ankern pflegen, verrathen, _ dafs hier oder dort eine Wasserader aus dem Innern mit dem Hauptstrome sich _ vereinigt. Dieses weite Sumpfland ist ganz unbewohnt; erst 17 Seemeilen auf- _ wärts erblickt man auf dem rechten Flufsufer ein Indianerdorf; die Häuser be- stehen aus einem viereckigen Pfahlwerk mit einem Blätterdache, und jedes der- selben kann etwa vier bis fünf Personen beherbergen, wenn sie sich eng zusam- _ mendrängen. Sechs Lieues von der Mündung entfernt liegt die Stelle, an der die Franzosen 1726 das Fort St. Louis erbaut hatten; dieser Ort war eine Missions- ‚Station der Jesuiten, mit der die Mission’ St. Paul, ‘11 Lieues weiter stromauf- _ wärts und 3 Lieues südlich von dem grofsen Oyapoc-Cataraet gelegen, und eine 254 - Miscellen: andere Mission (Sainte Foi du Camopi oder Notre Dame de Sainte-Foi) an der Mündung des Camopi in Verbindung standen. Jetzt ist von dem Fort, von der Mission und ihrer schönen Kirche keine Spur mehr vorhanden; ein dichter Wald hat die ganze Localität überwnchert. Weiter aufwärts ist am rechten Ufer eine beträchtliche Strecke entholzt; hier liegen Ansiedelungen von Weilsen und India- nerdörfer, welche das Oyapoc- Quartier bildeten, — eines der vierzehn Quartiere, in welche Guyana eingetheilt wird. Mittelpunkt desselben war der Malouet-Posten, ein mit Brettern gedecktes und von Palissaden umgebenes Haus. Bekanntlich aber erheben die Brasilianer Anspruch auf den Besitz aller Ländereien östlich vom Oyapoc, und in der That hat sich seit 1836 hier eine Anzahl. portugiesi- scher Familien angesiedelt. Etwas weiter stromaufwärts mündet der Gabaret in das linke Ufer des. Oyapoc; hier wird eine Abtheilung von Sträflingen aus dem nahen St. Georges als Holzschläger verwendet. Die Waldungen bestehen meistens aus Acajou-Bäumen, deren Holz überaus ‚dauerbar, schön gemasert und einer vorzüglichen Politur fähig ist. Doch finden sich darin auch viele andere Holz- arten, die zum Theil noch höher geschätzt werden, namentlich. ihrer erstaunlichen Härte wegen. In St. Georges ist eine Dampf-Sägemühle eingerichtet, in welcher diese Waldproducte verarbeitet werden. St. Georges ist später begründet als die bereits genannten ‚Colonien, aber doch weiter vorgeschritten. als die übrigen, zumal da es mit dem Anbau des be- nachbarten Landes einen Versuch gemacht hat, — der freilich nur dadurch er- möglicht wurde, dafs die Mehrzahl der Deportirten aus Schwarzen besteht, die von. Martinique und Guadelupe hierhergeschafft wurden. Es liegt am linken Ufer des Oyapoc und: besitzt eine Bretterkirche, eine Dampf-Sägemühle, eine Schmiede, eine Zimmerwerkstatt,, ein: Manioc-Mehlhaus, eine Ziegelei, eine Bäckerei u. s.£. Durch die schwarze Bevölkerung ist etwa ein Quadrat-Kilometer Land am Flusse entholzt: man fällt hier die Bäume 4 bis 5 Fufs über der Wurzel und verbrennt dann die Stümpfe, worauf.das Land vier bis fünf Jahre hinter einander bebaut werden kann. Unerläfslich ist freilich die Sorge. für.die Entwässerung; deshalb ist das Land von Gräben durchschnitten, die durch Schleusen vor dem Eindringen des Oyapoc- Wassers zur Zeit des hohen Wasserstandes geschützt werden. Die wichtigste Culturpflanze ist die Manioc-Staude, deren Wurzel die Gestalt und Gröfse einer Runkelrübe hat, aber nach dem Urtheile.der Europäer so wenig nahr- haft ist, dafs sie das’ Brod unmöglich ersetzen kann. Demnächst gewinnt man hauptsächlich Bananen, Reis und Mais, und als Futterkraut baut man Para. Auch Cacao, Zuckerrohr und Baumwolle gedeihen gut, und die Palmen, mit denen die Alleen bepflanzt sind, liefern einen geniefsbaren Kohl. Im Ganzen hofft man, die Entwiekelung der Colonie durch die Arbeit der Schwarzen bald so weit ge- fördert zu sehen, dals sie für ihre Subsistenz selbstständig sorgen kann. Was nun das Klima betrifft, so scheint es für Europäer absolut verderblich zu sein. Die Ueberschwemmungen des Oyapoc und die Regengüsse der acht- monatlichen nassen Periode bedecken die Umgegend weit und. breit fast das ganze Jahr hindurch mit stagnirendem Wasser, aus welchem einzelne Punkte inselgleich ‚hervorragen. „Wenige Europäer“, sagt Pater Bigot, „können. hier einen Monat verweilen, ohne vom Fieber ergriffen zu werden; nur die Schwar- zen widerstehen dem Klima. Die Niederlassung, wurde im April 1853 mit einigen Die französischen Strafeolonien in Cayenne. 255 Schwarzen begründet. Im nächsten Juli kamen 180 weilse Transportirte an, aber das Klima”wüthete dermalsen unter ihnen, dafs Anfangs December fast die Hälfte gestorben war. Niedergeschlagenheit und Verzweiflung bemächtigten sich der Ueberlebenden. Mehrere unterzogen sich freiwillig dem Hungertode; zwei er- hängten sich an Bäumen, unter Umständen, welche die höchste Verzweiflung verriethen (gui exprimaient une veritable rage); ein dritter ersäufte sich. Alle Anderen befanden sich in einem ganz unbeschreiblichen Zustande von Erregung oder Niedergeschlagenheit (tous les autres etaient dans un etat d’exasperation ou d’abattement impossible a deerire) ... Die Sträflinge bestehen aus Dieben aller Art, Fälschern, Brandstiftern, Mördern; ich habe eine grofse Anzahl von Ge- meinde-Mitgliedern, ‘die zu lebenslänglicher Zwangsarbeit, andere, die in Folge wiederholter Verbrechen zu 20- bis 60-jähriger Zwangsarbeit verurtheilt sind. Zwei Drittheile der Bevölkerung von St. Georges bestehen aber aus transportirten Negern, die meist noch jung und recht gelehrig sind. Die Zahl der Weilsen schwindet täglich mehr und mehr zusammen; diejenigen, die nicht im Hospital liegen, schleppen sich, kränkelnd, nur mit Mühe hin, und in Wahrheit sind Alle krank. Sie sind davon überzeugt, dafs sie noch vor Schlufs des Jahres in’s Grab gesunken sein werden, — und dies ist auch die Ansicht der Aerzte. Der neue Gouverneur scheint auch zu beabsichtigen, andere europäi- sche Deportirte nicht mehr hierherzuschicken.“ Der Briefsteller selbst, Pater Bigot, der im December 1853 als ein kräftiger Mann von 47 Jahren diese Mis- sion angetreten hatte, war vier Wochen nach Absendung dieses Briefes, nach viermonatlichem Aufenthalt in St. Georges, ebenfalls nicht mehr unter den Le- benden; sein Nachfolger, Pater Dabbadie, mufste schon nach wenigen Wochen auf die Insel La Mere gebracht werden, um dort wieder Kräfte zu sammeln; mit untergrabener Gesundheit fristete er sein Leben noch zwei Jahre und unter- lag dann einem neuen Fieberanfalle. Von 160 europäischen Deportirten starben in St. Georges innerhalb eines Jahres nicht weniger als 120. Erst im August 1854 entfernte man den Rest der Weilsen aus dem furchtbaren Verbannungsorte, der von allen Europäern mit Recht als ein offenes Grab angesehen wird. Im Frühjahr 1855 hatte man den genannten Deportationsorten noch zwei neue hinzugefügt, St. Augustin und Ste. Marie, zu welchen später in der- selben Gegend noch St. Philippe hinzutrat. Alle drei liegen am rechten Ufer des Oyac, der bei Cayenne in’s Meer fliefst, in gerader Richtung etwa 10 bis 15 Lieues von der Küste entfernt. Die Zahl der Deportirten ist namentlich in den beiden ersten eine sehr beträchtliche, aber nach den spärlichen uns vorlie- genden Nachrichten, aus denen man auf den Gesundheitszustand schlielsen könnte, Er. scheint es nicht, dafs die Wahl dieser Orte eine glücklichere gewesen. In St. Augustin hat das gelbe Fieber grofse Verheerungen angerichtet; in Ste. Marie r waren im Mai 1856 von 1150 Personen 130 krank, und die zum geistlichen Dienst dorthin gesandten Missionäre starben rasch nach einander: Pater Raulin am 28. Juli 1855, Jul. Mouton 14. September 1855 und Pater Alet schon neun "Tage später. Im Ganzen hat die Mission in Cayenne innerhalb dreier Jahre 11 Geistliche, fast alle im kräftigsten Mannesalter, durch den Tod verloren. Ueber die im Jahre 1856 eingerichteten Gefängnisse Le Gardien, Cayenne, Quartiers, Montjoli, Bourda und Baduel fehlen alle Angaben; vier der- 256 Miscellen : selben scheinen erst im Jahre 1857 ihre Bevölkerung erhalten zu haben, ‘da in einer Tabelle, welche das Personal der einzelnen Detentionsorte für Januar 1857 angiebt, die Rubriken für Cayenne, Montjoli, Bourda und Baduel unausgefüllt sind. Nach dieser Tabelle lebten im Januar 1857 in den Detentionsorten: Freie Personen: Deportirte:; Des du Salut 214 1176 Ilet-la-Mere 88 119 Montagne-d’Argent 102 145 Saint- Georges 26 151 Sainte- Marie 145 676 Saint- Augustin 77 376 Saint- Philippe 21 25 Le Gardien 80 274 Quartiers 10 416 im Ganzen 763 3358. Im Frühjahr 1857 wurde ein Zuschufs von 560 Deportirten erwartet. —ı. Nachtrag zu der Abhandlung „das Klima von Mendoza“ von H. Burmeister '). (Aus einem Schreiben: H. Burmeister's an Herrn A. v. Humboldt, d. d. Mendoza 18. Januar 1858.) „Der Aufsatz über das Klima von Mendoza ist bereits eines Nachtrages und einer weiteren Ausführung fähig, allein ich spare weitere Mittheilungen, bis ich nach Europa zurückgekehrt sein werde. Seitdem habe ich auch viele Barometer- Beobachtungen, die damals mit einem anderen schlechteren Instrumente gemacht wurden, angestellt und gefunden, dafs der tiefste hiesige Stand 307,0 Par. Linien ist, der höchste, den ich wahrnahm, 309,6; der häufigste fällt auf 308,4 und so muls es heifsen in meinem Aufsatze über das Klima statt 314,0, wie ich in Folge jenes Instrumentes fand. Das Barometer steigt und fällt auch ‚hier täglich, wie Sie es in der Tropenzone fanden; es erreicht seinen höchsten Stand am Morgen gegen 9 Uhr, fällt dann bis 4 Uhr und hebt sich gegen Abend wieder, allmäh- lich bis zum Morgen fortsteigend. Zwei Tagesperioden habe ich nicht mit Sicher- heit feststellen können; im Ganzen sind die Schwankungen unbedeutend und die grolsen täglichen Temperatur-Unterschiede üben keinen merklichen Einflufs auf die Quecksilber-Säule aus. Wir haben hier jetzt die heifseste Jahreszeit. Das Thermometer fällt während der Nacht bis Sonnenaufgang nicht leicht unter 15° Reaum., ist am Morgen um 7 Uhr auf 18°, um 8 Uhr auf 20°, um 10 Uhr bis auf 22° gestiegen und erreicht von 12 bis 4 Uhr die Höhe von 25° bis 27°,5, den höchsten Stand, welchen ich wahrnahm; volle 28° Reaum. sind mir noch nicht vorgekommen. ‘Von 5 bis 10 Uhr fällt es bis auf 19° — 20° und während der Nacht bis 15° — 16°. Dabei ist die Atmosphäre wenig bewegt, stets trocken, 1) Am Anfange dieses Bandes der Zeitschrift. en Ben + Eine neue Reise nach. Central - Afrika. 257 mälsig viel Wind und Regen gebracht, aber keine so starken Ergüsse im Einzel- nen, wie in anderen Jahren erfolgen; auch Hagelschlag, ein öfteres Vorkommen im Sommer hier, ist bis jetzt nur einmal gewesen; — man rechnet darum den Sommer zu den kühleren, es soll einzelne heilsere 'Tage geben, als bisher vor- _ gekommen, Da der Theorie nach die heifseste Zeit vorüber ist, so darf ich für diesmal wohl nicht auf eine höhere Temperatur als die angegebene rechnen. — _ Dies sind in Kurzem die Resultate meiner seit dem Aufsatz angestellten klimati- | schen Beobachtungen.“ ] 4 wenn nicht von Zeit zu Zeit ein Gewitter eintritt. Dieser Sommer hat verhältnifs- 4 Eine neue Reise nach Central- Afrıka. Noch vor dem Schlufs des Heftes geht uns die Mittheilung zu, dafs wir einer neuen grolsen Reise von den Küsten des Mittelmeeres nach Central- Afrika im Laufe dieses Sommers entgegen zu sehen haben. Das Journal d’Alger vom 5. Fe- bruar d. J. kündigt an: „M. de Krafft, membre de la Societe historique algerienne, a lintention de faire une expedition dans l’interieur du Soudan. Il s’est embarque pour Tunis; on pense que pour peönetrer dans le Nigritie il prendra la route de Ouargla au Djebel Hoggar, route, qui n’a pas encore &iE parcourue par les Euro- peens*. Alexander Baron von Krafft ist der sehr gebildete Sohn der geist- reichen Frau Baronin v. Krafft geb. Issakoff, die jetzt in Florenz lebt. Ueber seine Pläne schreibt Herr v. Krafft unter dem 10. April 1858 aus Algier an Herrn v. Humboldt: „Der Wunsch, Dr. Barth’s Entdeckungen fortzusetzen und namentlich von Europäern noch nicht betretene Wege zu erforschen, hat mich bewogen, die Reise in’s Innere Afrika’s zu wagen; in drei Tagen breche ich von hier auf, und ge- denke direct nach Tripolis zu gehen, was den Anfangspunkt meiner Reise bilden wird. Meine Mittel erlauben mir nicht, eine Expedition in der Art der Richard- - son-Barth’schen zu unternehmen, ich werde im Gegentheil jedes Aufsehen zu vermeiden suchen, und so viel als möglich das Incognito eines türkischen Arztes beibehalten; zu diesem Zwecke habe ich einen Mauren aus Algier zu meinem einzigen Reisegefährten gewählt, welcher einige Kenntnisse in der arabischen, d.h. _ gröfstentheils sympathetisch -religiösen Heilkunde besitzt; ich selbst bin mit einer allopathischen und homöopathischen Apotheke versehen. ‚ Leider bin ich kein Gelehrter und der Erfolg meiner Reise, falls Gottes Wille mich von derselben zurückkehren läfst, wird mithin nur den nachsichtigsten - Anforderungen entsprechen können. — Ich habe mich mit einem Aneroid-Baro- meter und mehreren Thermometern versehen, zwei Boussolen, ein Chronometer, ein Sextant und ein Fernrohr sind die einzigen Instrumente, auf welche ich meine Beobachtungen gründen kann. Der Gebrauch eines photographischen Apparats, den ich mitnehme, wird, fürchte ich, bald unmöglich werden, auch gedenke ich mein Hauptaugenmerk auf Beobachtungen zu richten, welche ohne Instrumente gemacht werden können: ich werde Pflanzen und Mineralien zu sammeln suchen, über Handel, Sprache, Geschichte und Literatur der Völker des Innern mir Auf- klärung verschaffen und vor Allem mit möglichster Genauigkeit die verschiedenen ‚Karawanenwege und ihre Anhaltepunkte aufzeichnen. Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. IV. 17 258 Neuere Literatur: Die Reiseroute, welche ich mir ungefähr verzeichnet habe, ist folgende: von Tripolis nach Ghadames, von dort, wo möglich ohne Ghat zu berühren, nach Ain-Salah, und von dort nach Timbuctu. Von Timbuctu will ich es versuchen, den Tschadsee zu erreichen, und von dort, je nach meinen Kräften und Mitteln, entweder gen Osten nach Wara und dem Darfur (Khartum) vor- dringen oder über Bilma, Seggedem und Murzuk nach dem Norden zurück- kehren. Falls die Berliner Geographische Gesellschaft mich mit einigen Aufträgen oder Fragen betrauen will, würde ich mich unendlich glücklich schätzen, dieselben in Tripolis unter der Adresse des französischen Consuls in Empfang zu nehmen, und würde dann von Zeit zu: Zeit, wenn sich Karawanen - Gelegenheiten nach dem Littorale finden, ‘Reiseberichte an die Gesellschaft nach Europa senden; hauptsächlich aber würden einige Worte der Ermuthigung und des Rathes von Ihnen für mich und meine Reise ein glückliches Omen sein.“ Neuere Literatur. Alpinisches und Transalpinisches. Neun Vorträge von Karl Witte, Pro- fessor in Halle. Mit einer Abbildung von San Marino. Berlin, bei W. Hertz. 1858. Diese elegante Schrift enthält neun Vorträge, in welchen der. Verf. Reise- Erinnerungen und Betrachtungen über interessante Localitäten der Alpenwelt und Italiens zu einem gerundeten Ganzen, zu lebensvollen Bildern verarbeitet hat. Sie sind theils rein geographischen, theils vorwiegend historischen Inhalts, nicht für die gelehrte Welt, sondern für denjenigen Theil des gebildeten, Publicums be- stimmt, der auf eine angenehme Weise belehrt zu werden wünscht und eine kunst- und geschmackvolle Darstellung zu würdigen versteht. Da jeder Auszug aus diesen Vorträgen eine Versündigung an: der einfachen Schönheit der Form wäre, in welche der Verf. seine Mittheilungen zu kleiden gewulst hat, müssen wir uns auf eine schlichte Inhalts- Angabe beschränken. Die Gegenstände, welche der Verfasser in den Vorträgen behandelt, sind folgende: die Gletscherwelt, Schilderung der Gletscher und übersichtliche Darlegung der verschiedenen Theo- rien über ihre Natur, die Art und die Gründe ihrer Fortbewegung; — die Alpen- pässe, mit interessanten Notizen über die Hospize; — Engadin, eine lebhafte Charakteristik von Land und Leuten; — der Rosengarten und das Gröd- ner Thal, mit einer literaturgeschichtlichen Episode über den Minnesänger Os- wald mit dem Auge; — San Marino, eine Schilderung des Gebietes der klei- nen Republik und ein Abrifs ihrer Geschichte und Verfassung; — Ravenna, mit reichhaltigen Angaben über die architektonischen Merkwürdigkeiten der Stadt; — Palinuro und Sapri, Wanderungen durch den Küstenstrich des Principato eiteriore; — Palermo, eine Schilderung des architektonischen Charakters der Stadt und des landschaftlichen ihrer Umgebung; — endlich ein Kloster in den Apenninen, eine Schilderung des Franciscaner-Klosters auf dem Vernia- Felsen in Toscana, bei welcher der Verf. einen Enthusiasmus für die ältesten R Robert Fortune: A Residence among the Chinese; Inland etc. 259 _ Denkmale der Franeiscaner-Poesie kund giebt, der sich nur mit der Begeisterung Ozanam’s vergleichen läfst; auch die Theilnahme, mit der er Franciscaner-Le- genden erzählt, und der Glauben, dem er einigen derselben schenkt, erinnern viel- fach an Ozanam und werden seinen bekehrungslustigen Freundinnen in Centola voraussichtlich mehr Vergnügen bereiten als seinen norddeutschen Lesern. Ab- gesehen von dieser letzten Abhandlung, die. — wenigstens auf uns persönlich — einen unerquicklichen Eindruck gemacht hat, wird man die Schrift mit gros- sem Genufs lesen und vielfach bedauern, dafs sich der Verf. durch die Kürze der einem Vortrage zugewiesenen Frist verhindert gesehen hat, länger bei den von ihm geschilderten Localitäten zu verweilen und einzelnen Bildern, z. B. Pa- lermo, eine gröfsere Vollständigkeit zu geben. Vom geographischen Gesichts- punkte ist die. Abhandlung über das Engadin die. interessanteste; der Verf. hat den Piz Languard erstiegen, auf den vor nicht langer Zeit die Aufmerksamkeit der geographischen Gesellschaft durch ein geehrtes Mitglied hingelenkt ist, und entwirft ein Gemälde der umfassenden 'Rundsicht, welche man von dem Gipfel desselben genielst. —ı. A Residence among the Chinese; Inland, on the Coast,. and at Sea; being a narrative of scenes and adventures during a third visit to China, from 1853 to 1856. By Robert Fortune. London 1857. 8. Dieses ist das dritte Werk R. Fortune’s über die chinesischen Küstenprovin- zen, die er zu verschiedenen Zeiten durch mehrjährigen Aufenthalt und zahlreiche Reisen vielleicht besser als irgend ein Europäer kennen zu lernen im Stande war. Auftiäge der Horticultural Society in London führten ihn im Jahre 1843, un- mittelbar nach Eröffnung der fünf Häfen, zum ersten Male nach China. Er sah damals auf der Insel Hongkong das erste Aufblühen der jungen Stadt Victoria, _ machte von hier Ausflüge nach Whampoa und Canton, besuchte Amoy und an- _ dere Punkte der Küste von Fukiän, durchstrich die Insel Tschusan, die damals - noch in den Händen der Engländer war, und das benachbarte Eiland Pu-to oder - die Götzeninsel, und hielt sich mehrmals in Ningpo und Shanghai auf. Von der _ ersteren Stadt aus, unternahm er einen Ausflug nach dem Distriet des grünen Thee’s bei dem berühmten Tempel Teintung in der Provinz Tschekiang, von Shanghai aus besuchte er ‘die Fabrikstadt Sutschau inmitten des Baumwollen- Distriets und im Süden den Hafenplatz Tschapu am Ausgange der Bai von Hangtschau. Zuletzt begab er sich nach Futschau, um von hier aus den District . des schwarzen Thee’s am oberen Min in.der Provinz Fukiän zu besuchen. Die Resultate dieser Reisen sind in seinem ersten Werke: Three Years’ Wanderings ‚in the Northern Provinces of China, London 1847, 8. niedergelegt, welches aufser lebhaften Schilderungen der durchreisten Landschaften, namentlich mit Rücksicht auf ihre Flora, lehrreiche Angaben über den Ackerbau der Chinesen und die interessantesten Aufschlüsse über die Cultur und Zubereitung des 'Thee’s, wie über den Anbau der Baumwollenstaude und anderer Nutzpflanzen enthält. Noch ergiebiger für die Kenntnifs der chinesischen Küstenprovinzen wurde Fortune’s zweite Reise nach China, die er im Sommer 1848 antrat. Er hatte von der Ostindischen Compagnie den Auftrag erhalten, sich für die Thee-An- 260 Neuere Literatur: pflanzungen im Himalaya die besten chinesischen Theesorten zu verschaffen und für die indischen Pflanzungen chinesische Arbeiter zu engagiren, die mit dem An- bau und der Zubereitung der verschiedenen Theesorten vollkommen vertraut wä- ren, und diese Mission führte ihn in die berühmtesten, zum Theil weit von der Küste entlegenen Theedistriete. Wichtig für die Geographie wurden zunächst die Reisen durch das Thal des Tsientang oder Grünen Flusses, welches die West- hälfte der Provinz Tschekiang bildet. Der Tsientang entsteht aus zwei Quell- strömen, die sich bei der Stadt Jentschau vereinigen; der nördliche entspringt in den Bergen von Hoeitschau in der Provinz Nganhoei, inmitten eines Districts, der durch seinen grünen Thee berühmt ist; der südliche bildet sich aus zwei Quellflüssen, von denen der eine in den Bergen oberhalb Tschangschan an der Grenze von Tschekiang und Kiangsi, der andere in den Bohea-Bergen, von denen der meiste schwarze Thee kommt, an der Grenze von Tschekiang und Fukiän entspringt. In chinesischer Tracht und mit geschorenem Haupt reiste Fortune zuerst und noch im Herbst 1848 von Shanghai über Kiahing und Hangtschau den Tsientang stromaufwärts nach dem Lande des grünen Thee’s bei Hoeitschau, wo er Gelegenheit hatte, namentlich über das Färben des grünen Thee’s mit Preufs. Blau und Kalk durch den Augenschein genaue Kunde zu gewinnen, und kehrte von hier nach Ningpo zurück. Im Frühjahr 1849 unternahm er einen Ausflug von Futschau den Min aufwärts bis zu der Stelle, wo die Bootfahrt auf- hört, begab sich darauf zur See nach Ningpo und trat von hier seine gro(se Reise durch das Thal des Tsientang nach den Bohea-Bergen an den Gren- zen von Fukiän an. Von Jentschau ab folgte er dem südlichen Quellstrome des Tsientang aufwärts bis Khiutscheu (von Fortune Chuchufoo geschrieben), wo die- ser aus den beiden oben erwähnten Quellen entsteht, reiste dann nach Tschang- schan und über die Grenze von Kiangsi nach Yukshan, wo die Gewässer bereits zum Poyang-See strömen. Hier begann wieder Bootfahrt auf dem Kinkiang stromabwärts an Kuangsin (Quan sin foo bei Fortune) vorbei nach Hokow, dem grofsen Emporium des Handels mit schwarzem Thee, einer Stadt mit 300,000 Einwohnern, dem westlichsten Punkte, bis zu welchem Fortune in der Provinz Kiangsi vorgedrungen ist. Denn von hier wandte er sich südwärts nach den Bohea-Bergen, indem er dem Thale eines kleinen Flüfschens, das sich von Süden her bei Hokow in den Kinkiang ergiefst, aufwärts in das Gebirgsland folgte. Hier überschritt er die 6—8000 Fufs hohe Gebirgskette, welche die Provinzen Kiangsi und Fukiän scheidet, und betrat das Quellgebiet des Min, die Wu-i-shan- Berge, den Hauptproductionsort des schwarzen 'TThee’s. Nachdem er sich nun an Ort und Stelle in erwünschter Weise über die Cultur und Zubereitung des Thee’s unterrichtet hatte, brach er ostwärts nach Pu tsching auf, überschritt dann das sehr hohe Gebirge, welches die Grenze zwischen Fukiän und Tschekiang bildet, und gelangte nach beschwerlicher Gebirgsreise in das Thal des südlichsten Quell- flusses des Tsientang. Dem letzteren Flusse folgte er seiner ganzen Ausdehnung nach von Süden nach Norden bis zur Meeresküste. Diese grofsen Reisen hat Fortune. in seinem zweiten Werke: „A Journey to the Tea Countries of China, London 1852, 8.“ höchst anziehend geschildert, und in demselben eine Fülle bo- tanischer Beobachtungen über Zier- und Nutzpflanzen, wie eine ausführliche Be- schreibung der Bereitung des grünen und schwarzen Thee’s mitgetheilt. ä y 2 Robert Fortune: A Residence among the Chinese; Inland etc. 261 | "Mit diesen Werken und namentlich mit dem zweiten ist die neueste Schrift Fortune’s, deren Titel wir oben angeführt haben, an Reichhaltigkeit allerdings - nicht zu vergleichen. Dennoch enthält sie viel Neues und zeugt wie die früheren von einem geübten Beobachtungstalent, von gesundem Urtheil und der Gabe leb- hafter und anschaulicher Schilderung. Auch diese dritte Reise hat Fortune im Auftrage der Ostindischen Compagnie unternommen, um neue Theepflanzen für - die Anlagen im Himalaya herbeizuschaffen und geübte Arbeiter namentlich für die Bereitung des schwarzen Thee’s zu engagiren. Er landete am 17. März 1853 zu Shanghai, und verliefs den chinesischen Boden, nach glücklicher Aus- führung seines Auftrages, erst am Anfange des Jahres 1856. Während dieser Zeit unternahm er von Ningpo aus mehrere Reisen, die ihn mit einigen früher von ihm noch nicht besuchten Theilen der Provinz Tschekiang zwischen dem Thale des Tsientang und der Meeresküste genauer bekannt machten. So besuchte er aufser Ayuka’s Tempel und dem Buddhisten-Tempel Teintung, etwa 20 Miles südlich von Ningpo, in der Mitte eines ausgedehnten Thee-Distriets, auch die Gebirgsland- schaften im Quellgebiet des Ningpo-Flusses und die dort gelegenen Tempel Tsan- tsing und Quanting. Im Westen von Ningpo machte er die Stadt Tsekee mehr- mals zu seinem Aufenthaltsort und zum Mittelpunkt kleinerer Ausflüge in die | Umgegend. Dann trat er eine gröfsere Reise von Ningpo nach Shanghai an; sie führte ihn auf dem Canalnetz zu der Stadt Nekalu an der Bai von Hang- schau, die in Folge der durch starke Fluthströmungen hierher getriebenen Ab- lagerungen des Yangtsekiang immer mehr verflacht, dann über die Bai nach 'Kanpu, dem ehemaligen Hafen von Hangtschau, dann wieder auf Canälen über Yuenhwa nach Shanghai. Von hier aus unternahm er über Cading einen Ausflug in den Seidendistriet von Nantsin und Hutschau und fuhr auf dem hier in das Canalnetz mündenden Flusse Lunke noch 20 Miles weiter aufwärts nach Westen in das Hügelland bis zur Stadt Meiche, wo die Cultur des Maulbeerbaumes wie- der vor anderen Zweigen landwirthschaftlicher Thätigkeit zurückzutreten beginnt. In diese Schilderungen verschiedener Theile der Provinz Tschekiang sind zwei Episoden über andere Gegenden eingeschlossen: der Bericht über einen Besuch - der Stadt Futschau, verknüpft mit einer eingehenden Würdigung der commer- ciellen Bedeutung dieses Hafenplatzes, der sich seit 1853 in direete Verbindung mit den Producenten des schwarzen Thee’s am oberen Min gesetzt hat; und die Schilderung einer Seereise nach Formosa, wo sich der Verf. kurze Zeit in dem Hafen der etwas weiter im Innern gelegenen Stadt Tamshuy an der Nordspitze der Insel aufhielt und die jetzt auch auf der Insel Hongkong eingeführte Aralia papyrifera, aus deren Mark das sogenannte Reispapier bereitet wird, anscheinend wild wachsend fand. Sie wird in manchen Distrieten Formosa’s eifrig angebaut und bildet neben Reis und Kampfer ein Hauptproduct der Insel und einen wich- - tigen Ausfuhr- Artikel. - Das sind die Punkte, welche Fortune während seines letzten dreijährigen Aufenthalts in China besucht hat. Er entwirft von ihnen so lebhafte Bilder, wie wir sie in seinen früheren Werken kennen gelernt haben, verweilt aber mit grös- serer Vorliebe als früher bei der Schilderung des Volkslebens, dem Treiben in - den Kaufläden, in den Tempeln, und ergeht sich darin zuweilen mit solchem Be- hagen, dafs er sich mancherlei Wiederholungen in Sachen und Wendungen er- 262 Neuere Literatur: Plan von Berlin und Charlottenburg ete. laubt. Am wichtigsten sind wol seine botanischen Erläuterungen, die sich an verschiedene Nutzpflanzen knüpfen und für eine Erweiterung des Handelsverkehrs mit China beachtenswerthe Winke enthalten. So verbreitet er sich namentlich in lehrreicher Weise über verschiedene chinesische Farbegewächse, über Isatis indi- gotica, über die Gewinnung einer Art Indigo aus einer Ruellia, und über eine Rhamnus-Art, die ein ächtes, auch zum Färben der Seide geeignetes Grün lie- fert, welches, je nach der Art der Beize, mehr oder minder in das Olivenfarbige spielt. Auch diejenigen Gewächse, deren Fasern zu verschiedenartigen Geweben verwendet werden, finden eine eingehende Betrachtung, z. B. eine Art Corcho- rus, aus deren Fasern die: Getreide- und Reissäcke bereitet. werden; eine Art Riesenhanf, die 10 bis 15 Fufs hoch und zu Tauen und Stricken verwendet wird; Urtica nivea, die das Material zu den chinesischen gra/s cloths liefert und jähr- lich drei Erndten giebt; endlich eine Juneus-Art, die zur Verfertigung von Matten benutzt wird, worin in Ningpo ein ausgedehntes Geschäft stattfindet. Ueberhaupt enthält das Werk über verschiedene Zweige der landwirthschaftlichen Thätigkeit und des chinesischen Binnenhandels eine Fülle von lehrreichen Be- merkungen. Dafs die Cultur des Maulbeerbaumes und die Pflege der Seiden- würmer besonders eingehend behandelt wird, versteht sich von selbst. Auch. die früheren Berichte über die Zubereitung der verschiedenen Theesorten sind durch die Beschreibung der Art und Weise, wie dem Thee durch die Beimischung von Orangen-, Jasmin- und anderen duftreichen Blüthen ein eigenthümliches Aroma verliehen und wie er darauf von diesen fremdartigen Zusätzen wieder gereinigt wird, vervollständigt worden. Solche beachtungswerthe Aufzeichnungen verleihen dem Werke einen nicht unerheblichen Werth, wenn es auch in Folge des be- schränkteren und zum Theil schon hinlänglich bekannten Terrains, auf dem sich der Verf. während seines letzten Aufenthalts in China bewegt hat, an Bedeutung hinter seinen früheren Arbeiten zurücksteht. —n Berlin und Charlottenburg mit nächster Umgebung. Aufgenommen und her- ausgegeben im Mafsstabe von 1:12500 der natürlichen Länge von der topographischen Abtheilung des Königl. Preufs. Grofsen Generalstabes. Berlin 1857. Dieser neue Plan von Berlin und der Umgegend veranschaulicht auf vier zusammengehörigen Blättern ein Areal von mehr als drittehalb Quadratmeilen. Er reicht im Norden bis Weilsensee und bis zu den Rehbergen, umfafst im Westen Charlottenburg und den Schlofsgarten, im Süden Tempelhof und im Osten Lichtenberg mit seiner Feldmark, und zeichnet sich durch reichhaltiges Detail und höchst sorgsame Terrainzeichnung, wie durch die geschmackvolle Aus- führung in Buntdruck auf eine dem Auge sehr wohlgefällige Weise vortheilhaft aus. Die Correcetheit der Aufnahme und der Zeichnung, für die der Name des topographischen Bureau’s bürgt, und die gelungene technische Ausführung im hiesigen Königl. lithographischen Institut werden beide dazu. beitragen, dieser ansprechenden Arbeit eine beifällige Aufnahme von Seiten des Publicums zu sichern. —n 263 Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin F vom 6. März 1858. Der Vorsitzende, Herr Prof. Ritter, eröffnete die Sitzung durch Ueber- reichung der eingegangenen Geschenke: 1) Statistische Nachrichten von den preus- sischen Eisenbahnen, bearbeitet auf Anordnung Sr. Excellenz des Herrn Chefs des Königl. Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten von dem technischen Eisenbahn-Bureau des genannten Ministeriums. Bd. I—IV. Berlin 1855 — 1858. — 2) Preufsisches Handelsarchiv. Wochenschrift für Handel, Ge- werbe und Verkehrsanstalten. Nach amtlichen Quellen herausgegeben. Berlin 1858. No. 5—10. — 3) Die Erdkunde von Asien. Von Carl Ritter. Bd. IX. Klein- Asien. Thl. I. Berlin 1858. — 4) Uebersichten zur äulsern Geschichte des preufsischen Staats. Von W. Fix. Berlin 1858. — 5) Wandkarte zur Geschichte des preulsischen Staats, insbesondere seit 1415. Von W. Fix. — 6) Zeitschrift für Allgemeine Erdkunde. N. F. Bd. IV. 1. — 7) Mittheilungen über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie. Von Dr. A. Peter- mann. 1858. I. — 8) Uebersicht der Witterung im nördlichen Deutschland nach den Beobachtungen des meteorologischen Instituts zu Berlin. Jahrgang 1857. — 9) Handbuch der Geographie und Statistik, begründet durch ©. G. D. Stein und Dr. F. Hörschelmann. Neu bearbeitet von Dr. J. E. Wappäus. Siebente Aufl. - Bd. I. Liefer. 8. Amerika, von Dr. Wappäus. Leipzig 1858. — 10) Considera- tions. geographiques sur Uhistoire du Bresil. Rapport fait & la societE de Geogra- phie de Paris, par M. d’Avezac. Paris 1857. — 11) Informe sobre un camino carrıil mas recto de Mendoza al Rosario. Parana 1857. — 12) Journal der Kais. Russ. Geogr. Gesellschaft. Bd. XII. St. Petersburg 1857. — 13) Journal of the Geological Society of Dublin. Vol. I— VII. Dublin 1834— 1857. — 14) Sonnen- finsternifs den 15. März 1858 für Berlin, ein beweglicher Apparat von Pappe. Desgl. Mondfinsternils den 27. Februar 1858. — 15) Geognostische Karte von Ober-Schlesien, entworfen von R. v. Carnall. — 16) Telegraphen-Karte von - Europa. Bearbeitet im Central- Telegraphen-Bureau zu Berlin 1858. — 17) Plan des Königl. Schlofsgartens zu Charlottenburg. — 18) Track Survey of the River Paraguay. ‚Sheet No. 11, 12, 13. Surveyed by Commander Th. T. Page. 1855. — ' 19) Sieben photographische Ansichten der Ruinen von Baalbek, aufgenommen von W. v. Herford. j Herr Prof. Dove überreichte die unter No. 8 und No. 13 verzeichneten Ge- schenke und legte darauf eine bedeutende Anzahl von Büchern und Abhandlun- - gen überwiegend meteorologischen Inhalts vor, deren wesentlichen Inhalt er in _ Kürze mittheilte. "Manche noch wenig bekannte Thatsachen und Ansichten ver- anlalsten den Vortragenden zu längerem Verweilen, wie namentlich die auffallen- ‚ den Temperatur-Verhältnisse an der Westküste Nord- Amerika’s, wo die Winter sehr warm, die Sommer dagegen kühl sind, während das Plateau von Neu-Mexico viel wärmere Sommer als die Meeresküste zeigt; desgleichen der bemerkenswerthe - Umstand, dafs Redfield in New-York (jetzt verstorben) und der Vortragende hinsichtlich der Theorie der Wirbelstürme ganz unabhängig von einander zu einem _ und demselben Resultate gelangt sind; ferner eine neue Gletscher-Theorie des h Prof. Tyndall, mit welcher er der Forbes’schen Ansicht entgegentritt u. a. a ee Kr TEE 264 Sitzungsbericht der Berliner geographischen Gesellschaft. Herr Prof. Ehrenberg zeigte an, dafs ihm durch Herrn Lieut. Maury 213 Proben des Meeresgrundes übersandt sind, die bei Gelegenheit der neuesten Küstenaufnahme Japan’s durch die Nord- Amerikaner aus den dortigen Gewässern emporgehoben sind, und besprach darauf einen Staubfall, der kürzlich auf einem amerikanischen Schiffe zwischen den Keelings-Inseln und Neuholland beobachtet worden. Eine von Herrn Lieut. Maury ebenfalls eingeschickte Probe dieses Stau- bes läfst kleine, glänzend harte Hohlbläschen erkennen, welche Samenkapseln gleichen und von dem Vortragenden in vergröfserten Abbildungen vorgezeigt wur- den. Da diese kleinen Körper vom Magnet stark angezogen werden, erklärte sie der Vortragende für Eisentheilchen, welche durch Gas-Explosionen in die Luft getrieben worden seien, wobei man vielleicht an den Gasyulcan Merapi auf Java zu denken habe. — Weiter anknüpfend an die Thatsache, dafs ein französisches Schiff bei der Aufsuchung von La Perouse auf Neu-Caledonien eine erdige Masse kennen gelernt habe, die, obgleich sie eine ansehnliche Quantität Kupfer enthielt, von den Eingeborenen als Brod gegessen wurde, erwähnte Herr Prof. Ehrenberg, dafs ihm kürzlich eine zu gleichen Zwecken dienende grünliche Masse von den Fidji-Inseln zugegangen sei, die sich seifenartig anfühle und sich bei näherer Untersuchung als ein mürber Speckstein ohne organische Reste erwiesen habe. Herr Prof. Wolfers legte einige in der lithographischen Anstalt von L. Kraatz erschienene Karten vor und begleitete sie mit einigen Bemerkungen. Herr v. Carnall’ legte seine geognostische Karte von Ober- Schlesien vor, die 1843 in erster Auflage erschienen und jetzt bedeutend vervollständigt ist, und knüpfte daran eine übersichtliche Darstellung der geologischen Verhältnisse dieses Landes. In der Tiefe ist die Kohlenformation am meisten verbreitet; der Vor- tragende schlägt die Ausdehnung derselben auf 20 Quadratmeilen an, und schliefst mit der Bemerkung, dafs der Steinkohlenverbrauch in Schlesien schon jetzt auf 4000 bis 5000 Jahre gesichert sei. Herr v. Herford theilte einen Brief aus Cairo über das Grab Burckhardt’s mit, der unter den Miscellen dieses Heftes abgedruckt ist, und legte darauf seine photographischen Aufnahmen der Ruinen von Baalbek vor, indem er sie mit er- läuternden Bemerkungen begleitete. Herr Prof. Koch machte Mittheilungen aus einer von Prof. Schübler in Christiania ihm zugegangenen Abhandlung über die Verbreitung des Obstes in Norwegen. Hiernach wären von den 5800 Quadratmeilen, welche das Areal des Landes ausmachen, nur 80 Quadratmeilen kulturfähiger Boden, da der Anbau im Allgemeinen nur bis in die Breite von Drontheim und nicht höher als bis 2700 Fufs über dem Meere zulässig sei. Der Winter werde warm, der Sommer kühl genannt und als besonders mild die Gegend des 62, Breitengrades bezeichnet, da dort der Golfstrom die Küste bespüle. Dessenungeachtet soll in 60° N. Br. die Sommerwärme im Schatten bis auf 34° R. steigen, und im Winter das Thermo- meter bis auf — 28° R. sinken. Gerste gedeihe bis 70°, die Kartoffel noch dar- über hinaus; der Apfelbaum komme als Baum (nicht am Spalier) noch bis 63° fort, die Kirsche bis 66°; die Pflaume gedeihe nicht, die Wallnufs dagegen bis 61°, und die ächte Kastanie werde noch unter 58° und 59° gefunden. Unter den Waldbäumen gehe die Birke am Weitesten gegen Norden. . D Ze R- a a nn er ee Zeitschrift für allgem Erdkunde Neue Folge Bd. N N EINEN N PM labanzırd Mussal Terrumi Afug® elksar I s = A 5 iS ö 2 ; 5 Da | I Ey A Ved, 5 r ß em ke \ EN na Tiger E 4 a < AT re Haudh 2 DilöelBir. | N = Antyiitn (Däma \ Dale \ nf: | [ m vßarıen ı Aka) / | elflatha\ | | \pa=- Maieanbur an Atlerebber Dim | Jehmurchtedfrerchnt Be 5 tel ls et ae Bi Tindfiem: 82 NasBernu nos made 2 Arcdem Hüger \ Ka Rustan DauceGonnana Ga ‚ Se, Ne ee ee ES ge Tab eb Cuba REGENTSCHAFT ALGERIEN, mit Rücksicht auf die _ Dig des. Dr Burey un Jahre tus. Maalsatab. TE — 1: 630000. Angaben des DrBuvry entworfen JEMAULMANN 240 Ferro Berlin bei D’ Reimer Zip) ın dieser Zeitschrift erscheint jeden Monat ein Heft von 5-6 Bogen t Karten und Abbildungen. Der Preis eines Bandes von 6 Heften, ' welche nicht getrennt abgegeben werden, ist 2 Thlr. 20 Sgr. > Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post- Anstalten. “ Im Verlage von DIETRICH REIMER in Berlin ist erschienen: C, Adami’s SCHUL -ATLAS in 22 Karten. Zweite Auflage. 7 Preis: 1 Thlr. 15 Sgr. Inhalt: 1. Das Wissenswertheste der mathema- 11. Spanien und Portugal. tischen Geographie. 12. Frankreich. 2. Orographische Erdkarte(Planigloben). 13. Grofsbritannien und Ireland. 3. Hydrographische Erdkarte. 14. Schweden, Norwegen und Dänemark. 4. Flufs- und Gebirgskarte von Europa. 15. Rufsland. 5. Europa, politisch. 16. Flufs- und Gebirgskarte von Asien. 6. Flufs-u. Gebirgskarte v. Deutschland. 17. Asien, politisch. 7. Deutschland, Preufsen, Niederlande 138. Afrika. und Belgien. 19. Nord-Amerika. 8. Oesterreich. 20. Vereinigte Staaten. 9. Europäische Türkei. 21. Süd- Amerika. 10. Italien. ; 22. Australien. Als Supplement hierzu erschien so eben: C. Adami’s SCHUL-ATLAS. Zweiter Theil. Preis: 1 Thlr. 5 Sgr. Inhalt: 93. Deutschland. Uebersichtskafte der Sprach- und Nationalitätsverhältnisse. 24. Dänemark. 25. Nordwestliches Deutschland. 26. Nordöstliches Deutschland. 27. Provinz Preufsen. Maafsstab 1: 2,000 000. 28. Südwestliches und Mittel- Deutschland 29. Südöstliches Deutschland. 30. Das Alpengebiet. 31. Asiatische Türkei, Kaukasusländer und West-Persien. Maafsstab 1: 8,000 000. 32. Palästina. Bearbeitet von H. Kiepert. Maafsstab 1:1,000 000. 33. Ost-Persien, Ost-Indien mit den Inseln, China und Tübet. Maalsstab 1:24,000 000. 34. Continent von Australien und benachbarte Inseln. u Die Karten No. 30. (Alpengebiet) und 32. (Palästina) kosten einzeln 6 Sgr., alle übrigen Karten 3 Sgr. a Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin, Grünstrafse 18. April 1858, ZEITSCHRIFT FUR | ALLGEMEINE ERDKUNDE. Be MIT UNTERSTÜTZUNG | DER GESELLSCHAFT FÜR ERDKUNDE ZU BERLIN UND UNTER BESONDERER MITWIRKUNG .VON | H. W. DOVE, 6, 6, EHRENBERG, H. KIEPERT uno C. RITTER i IN BERLIN, A t 3 K. ANDREE ın orespen uno J, E. WAPPÄUS ıv GÖTTINGEN. . HERAUSGEGEBEN ; "I VoN j Dr. K. NEUMANN. NEUE FOLGE, . VIERTER BAND, VIERTES HEFT. BERLIN. VERLAG VON DIETRICH REIMER. 1 1858. X. Die Meteoren von .Stagus in Thessalien. Von Prof. G. L. er in Frankfurt a. M. B \ - = XI. Geognostische Skizze des Tikebiree von Unpallaik,- Kal Prof. H. Burmeister . . .. Fe XII. Ueber die Hydrographie and een a Bay von San HrancıBCo. = Von -3..G, Koh 1.0 Bere Se Miscellen. Ueber die Scheidelinie der nördlichen und südlichen Erdhälfte. Von H. W. Dove .. ns REN Ueber das veränderliche‘ irean ie Ströme. Por H. w. Dove. Notiz über die sogenannte Zwickauer Hauptverwerfung.e Vom Bergratl Dr. Jenzsch in Gotha . j Zur Bevölkerungs-Statistik des Königreichs Polen. Wan Dr. 3. fan Aus einem Briefe des Dr. Wetzstein, Königl. Preufs. Consuls in Da- mascus, an seine Gattin in Berlin, über die Wüsten-Städte im Hauran Zur Fauna von Amoy . . . Zur Statistik von Neu- Seeland. Yon Dr. SB { z J. Fröbels Ausflug nach der Provinz Chontales im Staate Nicaragua 2 Ueber das Klima von Cayenne. Von H. W. Dove Neuere Literatur. A Journey through the Kingdom of Oude, in 1849—1850. By Sir W. H. Sleeman. ?2vols. London 1858. 8. . . . Die Pfalz und die Pfälzer, Von August Becker. Läipzie 1858 . Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin vom 10. April 1858 . Karte. Seite 265 276 293 325. 329 330 - 331 335 335 337 339 341 347 349 351 Taf. VI. Geognostische Skizze des Erzgebirges von Uspallataı. Von H. Bur- meister. X. Die Meteoren von Stagus in Thessalien. Von Prof. G. L. Kriegk in Frankfurt a. M In der Nähe der auf dem linken Ufer der Salambria (des Peneus) gelegenen Stadt Stagus (türkisch Kalabak), fast gerade in der Mitte des oberen Laufes dieses Flusses endigt ein Bergzug von geringer Höhe, welcher von dem macedonisch-thessalischen Scheidegebirge aus- geht. Das Ende dieses Bergzuges ist eine geologisch merkwürdige Stelle; denn es besteht weder aus einer allmählichen Abdachung, noch auch, wie solches sonst mitunter vorkommt, aus einer steilen Felsen- wand, sondern vielmehr aus einer beträchtlichen Zahl von hohen und säulenartigen oder kegelförmigen Felsen, welche isolirt neben einander stehen und in Bezug auf Gruppirung, Höhe und Gesammtausdehnung in unserem Erdtheil wohl ihres Gleichen nicht haben. Sie sind noch dazu in einer ‚besonderen Hinsicht eine geologisch merkwürdige Er- - scheinung; denn sie müssen, wie sich nachweisen läfst, in der histori- - schen Zeit sehr bedeutende Veränderungen ihrer Formen erlitten haben, ‚und erleiden dieselben sogar noch fortwährend. Aufserdem sind sie aber auch dadurch merkwürdig, dafs ihre zum Theil horizontal abge- stumpften Gipfel seit mehreren Jahrhunderten Klöster tragen, zu wel- chen man nur vermittelst herabhängender Seile oder angelegter Leitern gelangen kann, und von denen es fast unbegreiflich ist, wie sie haben erbaut werden können. Diese Klöster werden von den Griechen die Pindus-Klöster oder noch häufiger, nach dem bedeutendsten der- selben, die Meteoren genannt. Sie sind endlich noch in einer anderen Hinsicht interessant. In diesen Klöstern finden sich nämlich griechi- che Manuscripte, welche noch nicht näher untersucht worden sind und ‚vielleicht einige bisher unbekannt gebliebene Schriften des Alterthums enthalten. Wegen der angedeuteten Wichtigkeit der Meteoren von Stagus hat land schon im Jahre 1831 in einer Sitzung der Londoner geographi- 2 266 G. L. Kriegk: schen Gesellschaft auf diese Felsengruppe und ihre Klöster als auf einen Gegenstand aufmerksam gemacht, welcher die besondere Beach- tung der nach Griechenland reisenden Gelehrten verdiene, und zwar namentlich in Betreff der erwähnten Handschriften und der geognosti- schen Beschaffenheit der Felsen. Diese Ermahnung hat, so viel ich weils, bis jetzt noch keinen Erfolg gehabt. Es möchte daher nicht un- nütz sein, die Aufmerksamkeit der Reisenden noch einmal auf jene interessante Stelle Thessaliens zu lenken. Wenn übrigens auch dieser Gedanke allein eine specielle Beschreibung der Meteoren nicht recht- fertigen sollte, so wird man doch wohl die angezeigte mehrseitige Wichtigkeit derselben als einen genügenden Grund für eine solche Be- schreibung anerkennen. Diese ist in der nachfolgenden Darstellung mit aller möglichen Sorgfalt gegeben, und zwar nach den bekannten Berichten von Björnstähl, Cockerell (in Hughes Travels in Sicily, Greece and Albania), Hadschi Chalfa, Holland, Jones (in Hughes Travels), Leake, Pouqueville und Vaudoncourt, sowie mit Beachtung des Weni- gen, was antike Schriftsteller über die Meteoren enthalten. Meines Wissens hat übrigens, aufser den angeführten Männern, kein neuerer Reisender diese Felsengruppe besucht und beschrieben. Andererseits sind die Berichte derselben bis jetzt noch nie zu einer allseitigen Dar- stellung der Meteoren mit einander verglichen und zusammengestellt worden. Die Meteoren sind der Endpunkt eines Bergzuges, welcher aufder linken Seite des eine Stunde oberhalb Stagus in den Peneus münden- den Kachia- oder Kratzovo-Flusses liest, und bei Vaudoncourt und Hadschi Chalfa den wohl mit der türkischen Benennung der Stadt Sta- gus in Beziehung stehenden Namen Kalaik führt. Sie liegen etwa nord- nordwestlich von Stagus und beginnen unmittelbar hinter diesem Orte. Vom Peneus-Fluls sind sie etwa eine englische Meile entfernt. In Hinsicht auf die Ausdehnung und Figur des Terrains, welches sie ein- nehmen, stellt ihre gesammte Gruppe ein von Nordwest nach Südost gerichtetes, unregelmäfsiges, längliches Dreieck dar, dessen Basis der erwähnte Bergzug bildet und dessen Spitze der unmittelbar hinter Sta- gus emporsteigende höchste Felsen dieser Gruppe ist. Die beiden Schenkel des Dreiecks haben, so weit sich bei der Unregelmäfsigkeit der Aufsenlinien dies bestimmen läfst, etwas mehr als zwei englische Meilen Länge. Uebrigens sind diese merkwürdigen Steingebilde die ersten Felsen, welchen man im Peneus- Thale von Trikala an aufstei- gend begegnet. Auch sind sie von den anliegenden Höhen fast ganz getrennt. Die Höhe der einzelnen Felsen ist sehr verschieden. Sie wechselt zwischen 80 und 300 Pariser Fufs; der höchste Felsen, der unmittelbar Die Meteoren von Stagus in Thessalien. 267 hinter Stagus hervorragende, ist sogar nach Holland 4— 500, nach Leake 5—600 engl. Fufs hoch. Die Mehrzahl hat nach Hadschi Chal- fa’s Ausdruck die Höhe eines Minarets, nach Holland eine mehr als 100 Fufs über das Peneus-Thal emporsteigende Höhe. Ihrer Form nach sind die Meteoren meistens senkrecht abschüssige Felsen; sie steigen so perpendiculär aus dem Boden hervor, dafs sie nach Pouqueville durch die symmetrische Beschaffenheit ihres Schnittes überraschen, oder dafs, wie Holland sich ausdrückt, jede ihrer Seiten nicht durch die Natur, sondern durch Menschenhand gebildet zu sein scheint. Diese isolirten Steinmassen haben die Form von Pfeilern, Obelisken oder abgestumpften Kegeln. Einige bestehen nach Björn- stähl auch aus einem grofsen runden Felsen, welcher auf der Spitze eines anderen wie auf einem Pfeiler ruht. Zwischen ihnen, besonders in den an ihrem Fufse hineilenden Bächen, welche diesen fortwährend unterminiren, liegen Felsentrümmer, und der Gang von dem einen zum anderen ist theilweise nur durch einen weiten Umweg zu machen. ‘Was die vegetabilische Bekleidung betrifft, so sind einige Felsen nackt, die anderen enthalten oben oder an einzelnen Stellen ihrer Seitenwände Gesträuche; auch der meist schmale Raum zwischen ihren Füfsen bietet abwechselnd öde Stellen und Strauchwerk dar. Auch die Art, wie diese Felsen von einander getrennt sind, ist verschieden, Der höchste von ihnen, der Felsen dicht hinter Stagus, ist sogar selbst durch einen tiefen verticalen Rifs in zwei Theile gespalten, und durch diesen unten schmalen Rifs führt der Weg von Stagus nach dem auf der entgegen- gesetzten Seite des Felsens, 200 Fuls höher als Stagus gelegenen Dorfe Kastraki, welches auf drei Seiten von hohen Steinmassen umgeben ist, so dals der obere Theil desselben zur Winterszeit niemals von der - Sonne beschienen wird. Jener Felsen hat übrigens bis zu zwei Drit- _ teln seiner Höhe eine ganz gleichmäfsige, perpendiculäre Oberfläche, welche wie künstlich gebildet aussieht. Auf der Seite nach Kastraki R hin, welche dieselbe uniforme Fläche darbietet, fällt die Basis des Fel- sens sogar innerhalb der perpendiculären Linie. Geht man von Ka- _ straki in das Innere dieses Waldes von Felsen, so gelangt man nur auf Wegen, die sich zwischen ihnen hinwinden und mitunter im Zick- zack steil ansteigen oder auch durch schmale und hohe Klüfte hinfüh- ren, von einem Felsen zum andern. Diejenigen zwei Felsen, deren Gipfel die beiden grölsten Klöster tragen, stehen einander so nahe, dafs man von diesen Klöstern aus über den tiefen sie trennenden Ab- _ grund hin mit einander sprechen kann. Der eine dieser Felsen, der "des Klosters Barlaam, erhebt sich als ein einziger colossaler Felsblock ' aus dem Boden empor; der andere, auf welchem das Kloster Meteoron % steht, ist aus zwei Felsmassen zusammengesetzt, von denen die obere 268 G. L. Kriegk: wie ein senkrecht stehender Thurm auf der unteren aufsitzt. Der Gipfel ist bei manchen Felsen zugespitzt, bei anderen dagegen besteht er in einer kleinen Ebene. Diese hat auf dem Barlaam-Felsen einen Um- kreis von 200 Ellen; beim Meteoron ist sie sogar noch gröfser. Ihrer geognostischen Beschaffenheit nach sind alle diese Felsen Agglomerations-Gebilde. Sie bestehen aus einem Aggregat von Kie- seln und Steintrümmern aller Formen und Gröfsen, welche durch einen erdigen oder kiesigen (earthy or gravelly) Cement mit einander ver- bunden sind. Dieses Gebilde scheint von der Composition der an- stolsenden und benachbarten Gebirge ganz verschieden zu sein; denn in Stagus besteht das Mauerwerk aus Granitsteinen und dasselbe Ge- stein findet sich auch in den Rollstücken und Geschieben der dortigen Bäche. Das Agglomerat, aus welchem diese Felsen bestehen, hat keine grofse Festigkeit, und der Zahn der Zeit nagt daher stets zerstörend an ihnen. Von den Klöstern, welche auf vielen dieser Felsen erbaut worden waren, sind in Folge davon manche, ja vielleicht sogar die meisten verschwunden, andere sinken sichtlich ihrem Einsturze ent- gegen. Es wird sogar behauptet, dafs eines oder zwei der noch von Björnstähl besuchten Klöster schon zu Pouqueville’s Zeit, also etwa 40 Jahre später, nicht mehr da waren. Diese ganze Felsenmasse muf[s daher auch im griechischen Alterthum ein ganz anderes Aussehen ge- habt haben. Daraus allein erklärt sich die sehr überraschende Erschei- nung, dafs in den Schriften der Griechen und Römer diese eigenthüm- lich gestalteten und noch dazu durch den Contrast ihrer Umgebungen höchst auffallenden Felsengebilde nirgends erwähnt werden. Ja, dieses Schweigen der Alten ist sogar selbst ein sicherer Beweis, dafs die Me- teoren erst nach der Zeit derselben ihre so sehr auffallende jetzige Gestalt erhalten haben. Oder wie würde es möglich sein, dasselbe anders zu erklären, da unsere Reisenden und unter ihnen Männer, wel- che viele Länder durchwandert hatten, bei der Beschreibung der Me- teoren kaum Worte genug finden können, um den überwältigenden Eindruck ihres Anblickes zu bezeichnen? Cockerell z. B. sagt, zwölf Blätter Abzeichnungen könnten keine genügende Vorstellung von dem überraschenden Anblick dieser Felsen geben; und Björnstähl drückt sein Staunen sogar durch die Worte aus: „Schwerlich findet sich auf der Erde eine Stätte, welche dieser gleicht, und die Meteoren-Klöster können mit Fug zu den Wunderwerken der Welt gerechnet werden.“ Diese Felsen dienen wegen ihrer Steilheit, Unzugänglichkeit und Einsamkeit den Griechen seit mehreren Jahrhunderten als religiöse Zufluchtsstätten und als Wohnsitze von Mönchen. Man hat nämlich auf einem Theile der Gipfel Klöster erbaut, und aufserdem auch in den Höhlungen der Seiten Einsiedeleien und Kapellen angebracht, sowie Die Meteoren von Stagus in Thessalien. 269 hier und da Treppen ausgehauen und absatzweise Terrassen angelegt. Die Zahl dieser Felsenklöster betrug, nach der Versicherung der Grie- chen, einst 24 oder gar 80; sie ist aber durch den Einsturz mancher Felsen nach und nach immer mehr reducirt worden, und es giebt jetzt nur 7 bis 10 Klöster, welche bewohnt sind. Holland führt folgende als noch bewohnt an: Meteoron (oder Meteora), Aio Stefano, Barlaam, Aia Triada, Aio Nikolo, Rosaria (Russami oder Orsami) und Aia Moni. Von dem Letzteren sagt aber Leake, welcher zehn Jahre früher als Holland die Meteoren besucht hat, dafs es verlassen sei. Jones führt folgende neun als noch bestehend an: Meteoron, Psylotera, Aia Triada, Aio Stefano, Rosaria, Aio Nikolo, Aia Moni, Aio Pneuma und Pa- nagia. Björnstähl, welcher der Durchforschung dieser merkwürdigen Stätten fünf Wochen widmete, hat folgende noch bewohnte besucht: Meteoron, Aio Stefano, Barlaam und Aia Triada. Rosaria und Aio Nikolo fand er ebenfalls noch bewohnt, Psylotera aber und Aio Pro- dromo verlassen und theilweise in Trümmern liegend. Auch von den noch bestehenden wird versichert, dafs sie wegen der geringen Solidi- tät der Felsen sichtlich ihrem Verfalle entgegengehen. Die Zahl der Bewohner dieser Klöster ist gering. In Meteoron, dem vornehmsten und gröfsten von allen, fand Björnstähl, welcher 17 Tage in demselben zubrachte, fünfzehn Mönche und eben so viele Laienbrüder, Leake zwanzig Mönche und die gleiche Zahl von Laienbrüdern. Barlaam, das nächst Meteoron bedeutendste Kloster, enthielt zur Zeit des erste- ren Reisenden 9 bis 10, zur Zeit des letzteren 5 bis 6 Mönche, Aia Triada aber zu jener Zeit 8, zu dieser ebenfalls 5 bis 6. Auf Rosaria waren, als Leake die Meteoren besuchte, 2 bis 3, auf Aio Nikolo 5 _ bis 6 Mönche. Die Gesammtzahl der Mönche aller Klöster giebt Pou- queville zu 40 an. Manchmal vermehrt sich die Zahl der Bewohner dieser Klöster; denn sie dienen einestheils der türkischen Regierung - als Staatsgefängnisse für griechische Geistliche, und anderntheils den Griechen der Umgegend als Zufluchtsstätten in unruhigen Zeiten. Björn- _ stähl fand z. B. auf Barlaam nicht nur einen servischen Erzbischof, welchen die Pforte drei Jahre früher dorthin verbannt hatte, sondern _ auch viele Leute, die sich vor den Unruhen dorthin geflüchtet hatten. _ Uebrigens hat von diesen Klöstern die benachbarte Stadt Stagus, wel- che bei den Türken Kalabak heifst, ihren griechischen Namen; denn &yıoı d. i. heilig werden bei den Griechen die Mönche genannt. Die Klöster sind meistens nur durch künstliche Mittel zugänglich. Diese bestehen theils in Leitern, welche an der Felsenwand anliegen und hinaufgezogen werden können, theils in Seilen, welche an ihrem _ einen Ende einen Haken mit einem Netze haben, an dem andern aber über eine Winde gehen. In das Kloster Aio Stefano führt eine Zug- 270 G. L. Kriegk: brücke, die in bedenklichen Zeiten aufgezogen ist. Die Leitern und Seile sind an derjenigen Seite des Felsens angebracht, an welcher die- ser seine geringste Höhe hat. Bei Meteoron und Barlaam, welche zu den höchsten dieser Felsen gehören, ist in Folge davon das Aufstei- gen mit dem Seile oder der Leiter nicht sehr hoch. Doch gebrauchte Björnstähl, um vermittelst des Seiles hinaufzugelangen, beim ersteren gegen vier, beim zweiten gegen fünf Minuten. Beide Arten des Auf- steigens sind, wie sich denken läfst, nicht ungefährlich. Die Winde für das Seil befindet sich in dem unteren Theile eines Vorbaues der Klo- stergebäude; das Netz aber, in welches der Hinaufzuziehende sich setzt, wird über dessen Kopf zusammengezogen und dann in einen starken Haken eingehängt. Ueber die Zeit der ersten Entstehung dieser Klöster ist man nicht im Klaren. Die Bewohner der Klöster zeichnen sich, wie in der Regel die griechischen Mönche, durch ihre Unwissenheit aus, und geben da- her über jenen Punkt nur unzuverlässige Sagen. Die Inschriften aber, welche in den Klöstern sich finden und Zeitangaben enthalten, sind theils nicht mehr ganz sicher zu lesen, theils, wie es scheint, nicht von altem Datum, so dafs ihre Aussagen nicht genügen. Nach der Erzäh- lung der Mönche hätte schon in sehr früher Zeit ein Eremit, Na- mens Athanasius, auf dem Felsen des Meteoron sich eine Einsiedelei errichtet. Einer Inschrift nach würde das älteste dieser Klöster, das von Aio Stefano, von einem gewissen Jeremias im Jahre der Welt 6001 d.h. nach der griechisch-christlichen Zeitrechnung im Jahre 493 nach Christo erbaut worden sein; die Buchstaben dieser Inschrift sehen aber bei Weitem nicht so alt aus. Das nächstälteste Kloster, das von Meteoron, wurde im vierzehnten Jahrhundert gegründet. Björnstähl erhielt nämlich von dem Prior desselben die Auskunft, Herzog Johannes von Trikala, ein Prinz aus dem Hause der Paläologen, welcher unter dem Namen Joasaph Mönch geworden sei, habe 6839 der Welt (1381 n. Chr.) das Kloster Meteoron gestiftet. Er selbst las zwar in zwei an der Kirche dieses Klosters angebrachten Inschriften, dafs dieselbe 7053 der Welt (1545 n. Chr.) gebaut sei; Leake aber, dem man in Hinsicht auf Inschriften volles Vertrauen schenken kann, versichert nicht nur dafs die Lettern der an der Kirche befindlichen Inschrift un- deutlich seien, sondern dafs sie ihm auch die Zahl 6896 (d.i. 1386 n. Chr.) zu enthalten schienen. Das Kloster Aia Triada ist nach einer Inschrift an der Kirchenmauer im Jahre 6984 der Welt (1476 n. Chr.) von dem Mönch Nikodemus gestiftet worden '). Die Gründung des ') Woher Pouqueville die von ihm gemachte Angabe, dafs Aia Triada 1436 durch Joasaph’s Schwester (Maria Paläologa) erbaut worden sei, genommen hat, ist unbegreiflich. Er selbst hat keines der Meteoren-Klöster besucht. Die Meteoren von Stagus in Thessalien. 71 Klosters Barlaam, welches seinen Namen von einem einst auf diesem Felsen wohnenden Eremiten erhielt, fand nach zwei Inschriften im Jahre 7044 oder 7050 der Welt (1536 oder 1542 n. Chr.) statt, und zwar waren die beiden Mönche Nektarius und Theophanes die Grün- der desselben. Uebrigens heifst es, dafs mehrere andere Klöster älter seien, als die beiden zuletzt genannten. Aio Nikolo, welches Leake das zweitälteste nennt, und Rosaria sollen nämlich in unbekannter Zeit aus den Trümmern anderer zerfallener Klöster erbaut worden sein, und Psylotera hat, wie man erzählt, eine Schwester des oben erwähn- ten Joasaph, welche Nonne ward, zur Bewohnerin gehabt. Die Meteoren-Klöster stehen unter dem Bischof von Stagus. Ihre Mönche haben das Recht, Fleisch zu essen, was dagegen in den Klö- stern des Athos-Berges verboten ist. Frauenzimmer werden in diesen „Klöstern nie zugelassen. Eine Ausnahme davon bildet nur Aio Ste- fano, in welchem denn auch mitunter Personen des weiblichen Ge- schlechtes Zuflucht vor Unruhen suchen. Diese Ausschliefsung der Frauenzimmer ist auffallend, da einige der Meteoren-Klöster früher Nonnenklöster gewesen waren. Ihren Lebensunterhalt ziehen die Mön- che aus den Weinbergen, Heerden und Meiereien, die den Klöstern gehören, und deren sie selbst warten. Aufserdem bestehen ihre Ein- künfte in 40 Beuteln Grundstück-Renten, von welchen sie aber 12 an den Pascha von Janina und 10 an den Patriarchen in Constantinopel abgeben müssen. Ferner erhalten sie für jeden in ihre Klöster ver- bannten Staatsgefangenen eine bestimmte Summe, und endlich sammeln sie noch von ihren Landsleuten Almosen, für deren Erbettelung ein- zelne von ihnen ausgesandt werden, welche aber jetzt nicht mehr reich- ‚lich ausfallen. Den Holzbedarf holt man ohne Weiteres von den be- ' machbarten Bergen. Die Klöster sind übrigens sehr verschuldet. Auch leiden sie sehr durch die räuberischen albanesischen Söldner, welche _ bei ihrem Durchmarsch durch Stagus gewöhnlich diese Klöster be- suchen und mehrere Tage essend und trinkend in ihnen verweilen. Ueberdies werden die Mönche von dem Pascha von Janina zuweilen gezwungen, irgend eine willkürlich bestimmte Summe zu bezahlen. r Wenn die griechischen Mönche nicht in der Regel ganz unwissend _ und alles Sinnes für rein geistige Thätigkeit baar wären, so würde - man hoffen können, in diesen zum Theil gegen 500 Jahre alten Klö- stern wichtige Manuscripte finden zu können. Die Bewohner der Me- _ teoren haben aber so wenig Interesse für die Wissenschaften, dafs z. B. "Björnstähl von dem Mönche, welcher die Aufsicht über die Bibliothek von Barlaam führte, geradezu ausgelacht wurde, als er die Bücher der- Iben zu sehen wünschte. Auch geht man mit den vorhandenen Büchern _ auf unerhörte Weise um. In einem der Klöster wurde, wie man dem 272 G. L. Kriegk: Reisenden Pouqueville erzählte, eine beträchtliche Menge Manuscripte von dem dienenden Bruder, welcher die Bäckerei besorgte, nach und nach verbrannt. Im Kloster Triada lagen, als Björnstähl dasselbe be- suchte, die Manuscripte in der Kirche, und zwar ohne Aufsicht und Ordnung zur Seite geworfen. Auf Barlaam fand Björnstähl alle Bücher des Klosters in einem finsteren Loch liegend und ganz mit Staub be- deckt. Auf Meteoron führte man diesen Reisenden, als er die Manu- seripte des Klosters zu sehen wünschte, in zwei Kammern, und hier lagen sie in der grölsten Unordnung und ebenfalls dick bestaubt auf dem Boden. Ungeachtet dieses fast unglaublichen Verfahrens mit wissen- schaftlichen Schätzen darf man doch hoffen, in den Meteoren noch ein- zelne beachtenswerthe Manuscripte zu finden, und Holland hatte sehr Recht, die Aufmerksamkeit der Reisenden speciell auf diesen Gegen- stand zu lenken. Diese Hoffnung gründet sich auf die Mittheilungen, welche Björnstähl in Betreff einiger von ihm dort gesehenen Manu- seripte und Bücher gemacht hat, zumal da Björnstähl bei seinen For- schungen vorzugsweise theologische Schriften in’s Auge gefafst: und deshalb andere Manuscripte weniger beachtet hatte. Dieser Reisende fand auf Aia Triada Handsehriften von Homilien des Basilius, des Gregor von Nazianz und anderer Kirchenväter, sowie ein griechisch geschriebenes Leben Alexanders des Grofsen, welches jedoch ein mo- dernes Manuscript war. Er entdeckte ferner in der staubbedeckten Bibliothek von Barlaam, welche nach Jones aus 250. bis 300 Bänden gedruckter Bücher besteht und Ausgaben des Homer, Hesiod, Pindar und Herodot enthält, eine Folio- Ausgabe der griechischen Kirchen- väter, handschriftliche Agenden, Monologe, Legenden, Martyrologieen und Choräle, eine Menge auf Pergament geschriebener Evangelien und ein Manuscript des griechischen neuen Testaments, an welchem nur die Offenbarung Johannis fehlte. Jones dagegen sah keine Manuseripte auf Barlaam. Auf Meteoron fand Björnstähl nieht nur die von Aldus Manutius 1518 gedruckte griechische Bibel und dessen Ausgaben von Suidas und von altgriechischen Klassikern, sondern auch handschrift- liche Agenden, Legenden u. dgl. m., zwölf Manuscripte der vier Evan- gelien und ein altes, auf Pergament geschriebenes Stück des Josephus, sowie ein Manuscript, welches Stücke von Hesiod und Sophokles nebst Scholien am Rande und Erklärungen zwischen den Zeilen enthielt, aber auf Papier geschrieben und von neuerem Datum war, und end- lich eine anonyme griechische Abhandlung über alle Theile des mensch- lichen Körpers, welche ein Auszug aus Hippokrates Schriften zu sein schien. Auf Aio Stefano endlich entdeckte Björnstähl ebenfalls Manu- scripte; diese enthielten aber fast blos Kirchenväter. Die Zahl der Manuscripte in den Meteoren-Klöstern war nach den Ermittelungen Die Meteoren von Stagus in Thessalien. 273 des genannten schwedischen Reisenden früher sehr bedeutend. Sie wurde aber durch drei Umstände in hohem Grade verringert. Im vori- gen Jahrhundert hat ein Fürst von der Moldau eine Anzahl dieser Manuscripte unter dem Vorwande, sie auf seine Kosten drucken zu lassen, entliehen und nachher nicht wieder zurückgegeben. Ferner ha- ben mehrmalige Feuersbrünste viele Manuscripte vernichtet. Endlich ist auch noch vor etwa 300 Jahren eine grofse Zahl derselben geraubt worden. In des Dositheus Kirchengeschichte wird nämlich berichtet, dafs ein gewisser Athanasius aus Cypern von Rom nach den Klöstern der Meteoren und des Athos gekommen sei, sich daselbst für einen griechischen Mönch ausgegeben, die meisten und besten Handschriften nach dem Gewichte gekauft und sie dann nach Rom gebracht habe. Eine Bestätigung dieser Notiz findet Björnstähl darin, dafs in dem 1732 zu Rom erschienenen Ephraim Syrus erklärt sei, derselbe wäre nach _ einem Manuscript aus dem Meteoron-Kloster abgedruckt. Von den einzelnen Klöstern ist dasjenige, welches den Namen _ Meteoron oder Meteora (d.i. das Hohe) führt, das gröfste, reichste und angesehenste. Auch ist die Fläche, auf welcher es steht, die aus- gedehnteste von allen Gipfelebenen dieser Felsen. Sie hat nicht nur für die Klostergebäude Raum gewährt, sondern auch für die Bäume und für einen schönen Rasenplatz, welcher eine köstliche Promenade bildet, aber noch schöner sein würde, wenn er als Garten angelegt wäre. Das dortige Kloster hat eine vortreffliche Wasser-Cisterne, ge- räumige und bequeme Zimmer und Zellen, deren Möbel jedoch sehr abgängig sind, und eine der schönsten und gröfsesten Kirchen von _ Griechenland. Der Pronaos dieser Kirche wird von vier Säulen ge- ‚tragen, das Innere ist ganz mit Malereien bedeckt und zum Theil reich mit Silber verziert. Unter den Gemälden befindet sich ein besonders grolses, welches die Madonna mit dem Kinde darstellt, mit Gold be- setzt ist und von einem Kaiser Andronikus aus dem Hause der Paläo- logen geschenkt worden sein soll. Nach einer Angabe in einem der dortigen Manuscripte ist das Meteoron-Kloster im Jahre 1616 durch den Pascha von Janina geplündert und siebenzehn Jahre später von _ einer Feuersbrunst, welche, wie es heifst, schlechterdings nichts ver- schonte, heimgesucht worden. Nach Leake wurde es im vorigen Jahr- ‚hundert durch den Pascha von Trikala nochmals geplündert und ver- Einkünften nach die zweite Stelle unter den Meteoren-Klöstern ein. nach Leake nur Raum für die Gebäude. Nach Björnstähl dagegen, mit dessen Bericht auch Cockerell’s bildliche Darstellung dieses Klo- Zeitschr. f, allg. Erdk. Neue Folge. Bd. IV. 18 27a G. L. Kriegk: sters übereinstimmt, hat die Arbeitsamkeit der Mönche auf dem Gipfel des Barlaam-Felsens, trotz seines geringeren Raumes, mehr grüne Stellen geschaffen, als auf dem grofsen Meteoron, und man zieht dort nicht nur alle nöthigen Gartengewächse, sondern man hat daselbst auch einen Quitten- und Maulbeerbaum, sowie um des Palmsonntags willen mehrere Lorbeerbäume gepflanzt. Auch dieses Kloster hat eine Ci- sterne mit gutem Wasser. Es ist übrigens mit zwei Kirchen versehen, welche zwar nicht gleiche Gröfse mit der des Meteoron haben, von denen aber die eine nach Björnstähl’s Urtheil viel schöner ist. Diese Kirche hat zwei Kuppeln und ihr Inneres ist ebenfalls überall mit Ge- mälden geschmückt. Von den übrigen Klöstern scheint Aia Triada, welches drei Ci- sternen hat, am geräumigsten zu sein. Auch Aio Stefano hat, ob- gleich kleiner als Aia Triada, eine ziemlich beträchtliche Zahl von Wohnzimmern, Magazinen und anderen Räumlichkeiten. Auf ihm sind verschiedene Arten von Bäumen, wie Lorbeer, Pflaumen und Kirschen, gepflanzt, und man findet auch dort einen, freilich kleinen Promenaden- Platz. Dieses Kloster soll früher von Nonnen bewohnt, nachher aber zerstört, von denselben verlassen und dann von Mönchen bezogen wor- den sein. Es ist, wie schon oben bemerkt ward, eine sehr befremdende Er- scheinung, dafs die in ihrer Art einzigen Felsengebilde der Meteoren, welche noch dazu für den aus der thessalischen Ebene in das eigent- liche Pindus-Gebirge Reisenden die ersten von ihm begegneten Felsen sind, in den Schriften der Griechen und Römer nirgends besonders er- wähnt werden. Dies läfst sich durchaus nicht anders erklären, als dafs zur Zeit des Alterthums die Meteoren noch nicht ihre jetzige, so sehr auffallende Gestalt gehabt haben können. Weil jedoch kein Gelehrter auf den Gedanken kam, eine solche Annahme zu machen, so glaubte man die Untersuchung, welcher antike Ort die bei den Meteoren lie- gende Stadt Stagus gewesen sei, nur dadurch zum Ziele führen zu können, dals man sich nach solchen Beschreibungen antiker Städte um- sah, welche auf die Meteoren-Felsen Anwendung fänden. Diese hielt man alsdann für das moderne Stagus. Solcher antiker Städte giebt es in Thessalien nur zwei, nämlich Ithome und Gomphi. Das Erstere wird von Homer eine felsige (»Aou«x0:00«) Stadt genannt. Strabo er- läutert dies durch die Worte, dafs Ithome ein fester (&gvurog) und in Wirklichkeit felsiger Ort sei; und Eustathius giebt folgende Erklärung: „Der Homerische Ausdruck felsig bezeichnet einen befestigten Ort, in welchem Felsen oder hohe Stellen oder mit anderen Worten rauhe und felsige Wege sind, die keinen Durchmarsch gestatten.“ Von Gomphi, welches im westlichen Thessalien gelegen sein mulste, findet sich nicht Die Meteoren von Stagus in Thessalien. 275 _ einmal eine Beschreibung, welche uns diesen Ort als vorzugsweise felsig schilderte, sondern es wird blos gemeldet (und zwar von Livius und Cäsar), dafs derselbe stark befestigt sei und am Ausgange eines sehr schwierigen Passes des epirotisch -thessalischen Grenzgebirges liege. Die Beschreibungen beider Städte passen, wie man sieht, auf eine jede Stelle des westlichen Thessaliens, welche felsig und deshalb leicht zu befestigen ist, deuten aber die Eigenthümlichkeiten der Meteoren mit _ keinem Worte an. Aufserdem läfst sich auch noch beweisen, dafs we- der Gomphi noch Ithome am Peneus zu suchen sind, sondern dafs beide Städte südlich von diesem Flusse lagen. Nach Strabo bildeten nämlich die vier Städte Trikka, Metropolis, Pelinnaion und Gomphi ein Quadrat, in dessen Mitte Ithome gelegen war; da aber Trikka und Pelinnaion erwiesener Mafsen am Peneus, und zwar auf dessen linkem Ufer lagen, und Metropolis, wie aus einem vom Sperchius her unter- _ nommenen, wenige Tage umfassenden Einbruch der Aetoler in Thes- salien bei Livius und aus Cäsar’s Marsch nach Pharsalus klar hervor- geht, in der Ebene rechts vom Peneus gelegen sein mulste, so können auch Gomphi und Ithome durchaus nur im Süden des Peneus gesucht werden. Diese Auseinandersetzung war nöthig, um zu zeigen, wie vorsichtig man bei der Bestimmung der Lage antiker Orte verfahren mufls. Der durch sie gegebene Nachweis aber, dafs Gomphi oder Ithome nicht an den Meteoren gelegen sein konnten, wäre an und für sich nicht nöthig gewesen, weil durch eine Entdeckung Leake’s derjenige antike Ort, welcher dort lag, festgestellt ist. Leake fand nämlich in Stagus einen _ Stein mit einer altgriechischen Inschrift, welcher nach den klaren Wor- en derselben von den Bürgern der Stadt Aeginium gesetzt worden war. Damit man aber nicht den Einwurf mache, dieser Stein könne zufällig anderswoher nach Stagus gebracht worden sein, so fügen wir unsererseits noch folgende kurze Auseinandersetzung hinzu, durch wel- ‚che die Identität Aeginium’s mit Stagus ebenfalls bewiesen wird. Ae- _ ginium war nach Strabo eine Stadt der Tymphäer, diese wohnten aber _ um die Quellen des Peneus, und ihr Gebiet erstreckte sich noch ab- _ wärts von Aeginium in der Richtung nach Trikka (Trikala) hin. Ferner _ marschirte der römische Consul Flamininus von dem (nicht weit von den Peneus-Quellen entspringenden) Aous oder der heutigen Yojussa her über das Cercetische Gebirge nach Phaloria, der ersten thessali- schen Stadt jener Gegend, und von da über Aeginium und Gomphi E der thessalischen Ebene; da nun Gomphi am westlichen Ende trächtliche Strecke weit entfernt lag, so mulste Flaminin’s Marsch über Stagus gehen. Uebrigens versuchte Flamininus die Belagerung von 18* 276 H. Burmeister: Aeginium nicht, weil diese Stadt, wie Livius sich ausdrückt, selbst bei einer nur geringen Besatzung leicht zu vertheidigen und fast unein- nehmbar war. Mit Recht bezieht Leake diesen Ausdruck des römi- schen Geschichtschreibers (locus vel modico praesidio tutus ac prope inerpugnabilis) auf den Umstand, dafs Aeginium wie das heutige Sta- gus dicht am Fulse der Meteoren-Felsen, und zwar des höchsten der- selben, lag und dadurch vom Norden und Nordosten her vollkommen geschützt war ’). Uebrigens bemerke ich noch, dafs der moderne Name der Stadt (Stagus) meines Wissens zuerst bei Johannes Kantakuzenos (hist. 2, 28), also im vierzehnten Jahrhundert vorkommt. XI. Geognostische Skizze des Erzgebirges von Uspallata. Von Prof. H. Burmeister. (Hierzu eine Karte, Taf. VI.) Die Cordilleren der Provinz von Mendoza, zwischen dem 32° und 34° 8. Br. sind nächst der peruanischen Strecke in der Nachbarschaft von Quito diejenige Partie der grolsen Bergkette, welche auf dem klein- sten Raume die meisten und gröfsesten Vulcane versammelt; es stehen hier unmittelbar neben Mendoza drei der schönsten und grölsesten Gipfel, der Aconcagua (21,000 Fufs hoch), der Tupungato (18,000 Fufs hoch) und der Maypu (19,000 Fufs hoch), in der kurzen Strecke von 20 geographischen Meilen neben einander, während mehr nach Norden die Gruppe des Limari, Chuapa und Ligua, nach Süden die des Cauquenes, Peteroa, Descabezado und Chillan in fast gleicher Er- streckung sich hinziehen. Leider sind fast alle diese grofsen Feuer- berge erloschen, nur an wenigen, wie z. B. am Maypu, wurden Erup- tionsphänomene in historischer Zeit beobachtet, und nie anders als unter der Form aufwirbelnder Dämpfe. Hieraus erklärt sich die Häufig- keit von Erderschütterungen in den benachbarten Gegenden, Erschütte- rungen, deren Hauptheerd die chilenische Seite des Gebirges ist, wäh- rend die argentinische viel seltener von ihnen berührt wird und noch niemals in dem Grade befallen worden, wie jene. Indessen hatte ich während meiner zehnmonatlichen Anwesenheit in Mendoza doch drei- mal Gelegenheit, Erdbeben zu beobachten, das eine von ziemlicher Stärke, wobei die Häuser schwankten und Fenster und Thüren stark E erklirrten. Schaden hat aber auch dieses nicht angerichtet. ’) 8. auch Kiepert’s „Atlas von Hellas“, Bl. XV. Geomostische Skizze des Erzgebirges von Uspallata. 277 Die Strecke der Cordilleren zwischen dem 31° und 36° S. Br., an welcher alle die genannten Vulcane vorkommen, ist ziemlich schmal und besteht gröfsestentheils nur aus einem einzigen großartigen Ge- birgszuge, dessen stärker geneigte Seite nach Westen, dessen steilere nach Osten gerichtet ist. Unmittelbar neben Mendoza ändert das Ge- birge diesen Charakter, es drängt sich unter einem starken Bogen ost- wärts in die Ebene der Pampas vor, und spaltet sich an dieser Stelle - sehr bestimmt in drei Parallelzüge, von welchen der mittlere die ge- nannten grofsen Vulcane trägt. Der westliche Zug, die Hauptcordillere, hat an dieser Stelle keine sehr bedeutenden Gipfel; er bildet die Grenze zwischen den La Plata-Staaten und Chile und über ihn führen die - beiden besuchtesten Pässe, der Cumbre-Pafs, unmittelbar neben dem Aconeagua, 12,000 Fufs hoch, und der Portillo-Pafs, neben dem Maypu, 14,000 Fufs hoch. Beide sind durch die lehrreiche Schilderung von Darwin in dessen Geological Observations on South America (London 1846, 8.) ziemlich gut bekannt, von mir aber nicht besucht _ worden, daher ich über diesen Theil der Cordilleren nichts hinzufügen kann. Der mittlere Zug mit den Vulcanen hat Porphyre zur Grundlage; _ auf der Grenze zwischen ihnen und der Kreideformation, woraus die _ östliche Seite der Cordilleren fast durchgehends gebildet ist, scheinen die jüngeren Eruptivstoffe emporgestiegen zu sein, welche sich gegen- _ wärtig zu so mächtigen Kegelbergen aufgethürmt uns vorstellen. Auch diese Strecke des Gebirges habe ich nicht selbst untersuchen können, _ mufs mich also weiterer Angaben über ihre Construction enthalten. Es bleibt dann zwischen dem 32° und 33° S. Br. ein dritter öst- licher Gebirgszug übrig, welchen die Bevölkerung bei Mendoza, zum _ Unterschiede von der Cordillera, ganz einfach die Sierra nennt und dadurch schon angiebt, dafs sie einen mehr selbstständigen Cha- rakter besitze. Darwin, der diese Strecke an einer Stelle unter- sucht hat, nennt sie The Uspallata-Range und ich füge dieser guten Bezeichnung nur den Namen des Erzgebirges von Uspallata _ (Sierra de las minas de Uspallata) hinzu, weil eben durch ihren Metall- reichthum dieselbe allgemein im Lande bekannt geworden ist. Was Darwin von ihr sagt, hat an der Stelle, wo er beobachtete, gröfse- ‚stentheils seine Richtigkeit; man würde aber eine sehr verkehrte Vor- stellung von dem ganzen Gebirge bekommen, wenn man es nach die- ser localen Beschaffenheit zeichnen und für eine vulcanische Gruppe ansehen wollte; — das ist das Gebirge nicht, es ist vielmehr ein förm- liches Grauwacken-Gebirge, mit Porphyrdurchbrüchen und einer einzi- gen sehr grolsartigen vulcanischen Eruption ziemlich in der Mitte, deren N Abflufs nach Westen erfolgt ist. Warum Herr Foetterle dieses Ge- 278 H. Burmeister: birge für Granit ausgiebt, wie dies auf seiner geognostischen Karte von Süd-Amerika geschehen, weils ich nicht; Darwin zeichnet zwar einen Granitstock darin auf, aber ob er ihn wirklich gesehen habe, möchte ich bezweifeln; mir ist kein Granit im ganzen Gebirge vor- gekommen. Während meines Aufenthalts in Mendoza habe ich das Studium dieser kleinen Bergkette zum hauptsächlichsten Gegenstande meiner geognostischen Beschäftigungen gemacht und, wie ich glaube, eine ge- nügende Einsicht in ihre Beschaffenheit gewonnen; ich lege die Re- sultate meiner Wahrnehmungen hier nieder und beginne mit einer all- gemeinen Formbeschreibung, wobei ich von Osten nach Westen in's Innere des Höhenzuges vorschreiten werde. Bei der allgemeinen Ansicht von der Seite der Pampas her er- scheint die Sierra als ein in wenig verschiedene buckelige Gipfel ab- getheilter, von Süden nach Norden ausgedehnter Höhenzug, von dem viele ähnliche kleinere Aeste gegen die Pampas ausstrahlen, kleine enge Thäler zwischen sich fassend. Diese Seitenäste erniedrigen sich allmählich, und hören mit ziemlich sanft geneigten Abstürzen endlich ; ganz auf, unter dem mit groben Geröllen überdeckten Schuttlande an ihrem Fufse sich verlierend. Einer oder der andere dieser östlichen Seitenarme dringt etwas weiter in die Pampasebene hinein und ver- längert sich wohl in einen sehr sanften, hügeligen Zug, den schon die Gerölle der Pampas bedecken; die meisten aber enden scharf. An ein paar Stellen sondert sich von der Spitze gegen die Pampas eine isolirte Kuppe ab und steht vereinzelt, etwas weiter als die übrigen Aeste, aus dem Schuttlande der Pampas hervor. Das Schuttland selbst ist noch nicht eben, sondern stark geneigt und aus unendlich vielen, mitunter grofsen, sehr ungleichen, stark abgeriebenen Rollsteinen ge- bildet, die ein feiner Thonschlamm zu einem Ganzen verbindet. Grös- sere, zum Theil eckige Blöcke lagern darauf und zahlreiche Bachfurchen durchschneiden es; aber keiner von diesen hat beständig fliefsendes Wasser, alle sind trocken und füllen sich nur zur Zeit des Regens oder im Frühjahr vorübergehend auf einige Stunden mit Wasser. Von grünenden holzigen Sträuchern, die entweder der Leguminosen- oder Myrtaceen-Familie angehören, ziemlich dicht bekleidet, bildet es aus der Ferne gesehen ein dicht buschiges Vorland, an welches die ganz ebene, fein erdige, busch- und gesteinlose Pampasflur sich anschliefst, noch dürftiger erscheinend als jene wasserlose steinreiche Wüste, der nur die zahlreichen, in ihr zwischen dem Gesträuch wurzelnden dieken Cactus-Formen mit ihren schönen, grolsen, weilsen oder fleischrothen und kleinen blutrothen oder gelben Blumen eine‘Art von Schmuck ver- leihen; ein Schmuck, der indessen durch die Dürftigkeit des Ganzen Geognostische Skizze des Erzgebirges von Uspallata. 279 sehr herabgedrückt wird. Ebendieselbe Vegetation steigt an den Ab- hängen des Gebirges hinauf, so weit das Auge sie verfolgen kann; überall bilden zerstreute dunkelgrüne Myrthen mit scharfgezackten sehr kleinen Blättern und äulserst kleinblättrige, langstachelige Leguminosen die zerstreute Pflanzendecke der Abhänge, zwischen denen die hellen Blüthen der Cactus eben so weit hervorleuchten, wie der kahle graue Boden, in dem sie ihre Wurzeln schlagen. Geht man in den engen und vielfach hin- und hergewundenen Thälern aufwärts, so findet man auch dort ganz dieselbe Scenerie wie- der. Der schmale Grund des Thales ist eine Schuttschicht, die an den Seiten der Gehänge horizontal geschichtet emporsteigt und hier nicht selten zu festen Conglomeraten verhärtet ist, durch die Mächtig- keit, mit welcher sie an einzelnen minder durchwaschenen Stellen auf- treten, von dem Alter Zeugnils ablegend, womit dieselben Prozesse hier von Statten gegangen sind. Einzelne gewaltige Conglomeratmassen sind von den hervorragenden Zacken des Thales herabgestürzt und lagern im Grunde gleich ungeheuern Trümmern zusammengestürzter eyelopischer Mauern. Neben ihnen hat der Strom der jüngeren loseren Schuttschicht seinen Weg genommen und von ihr zum Theil über- fluthet ragen sie, gleich den Thurmtrümmern des Heidelberger Schlosses, aus dem umgebenden Schuttlande hervor. Diese meist groben Conglo- merate, welche aus Bomben und Kanonenkugeln gebildet zu sein scheinen, fehlen der oberen Thalhälfte; hier findet man in der Regel nur lose Rollsteine und zwischen ihnen rieselt wohl hie und da ein spärlicher Wasserstreifen, welcher von einer Quelle an der Thalwand seinen Anfang nimmt, aber nicht leicht länger als eine Viertelstunde abwärts dauert. Keines dieser kleinen Wasser erreicht die geneigte Schuttebene am Fulse des Gebirges und noch viel weniger die eigent- "lichen Pampas; sie sind indessen von unschätzbarem Werthe für den Reisenden, trotz ihrer Kleinheit, denn ohne sie wäre es unmöglich, _ in das Innere des Gebirges vorzudringen. — Der Boden der Thäler ist übrigens nicht stark geneigt, man reitet sehr allmählich auf ihm bergan, oft 4 bis 5 Leguas weit, und kommt erst ganz oben am Ende des Thales auf einen sehr steilen Abhang, der im Verlauf einer halben - Stunde den Wanderer auf die Kammhöhe des Gebirges hinaufzubrin- gen pflegt. Hier nimmt die Vegetation, bisher ziemlich dieselbe, fast _ ganz ab, namentlich fehlen die bisherigen Holzpflanzen, die Myrtaceen und Leguminosen, nachdem die Cactus sich schon auf halber Thal- höhe verloren hatten, und eine fast ganz holzlose, nur mit dürrem - Grase und niedrigen Gewächsen bekleidete Hochfläche, deren Gelände von buckeligen Höhen umfafst wird, tritt an deren Stelle. Es ist ein _ schmales Längenthal, welches sich auf dem Kamme des Gebirges hin- 280 H. Burmeister: zieht und von zwei Höhenzügen, die noch 500 bis 1000 Fuls über die Thalsohle emporragen, eingefafst wird. Auch dieses Längenthal ist ohne Wasser; kein Sumpf, kein See ladet in demselben zur Ansiede- lung ein; ein Paar dürftige Lachen bezeichnen die Stelle, wo der Rei- sende sein Nachtlager nehmen mufs, oft mit dem vor ihm angekomme- nen Vieh der benachbarten Estanzien um die Stätte streitend und indem er es verjagt sich ein ärmliches Lager bereitend. Das sparsame Wasser ist dann durch die einwatenden Thiere so trübe und schlammig ge- worden, dafs man bis zum anderen Morgen warten mufs, bevor es sich geklärt hat. So ging es auch mir, als ich den 7. Januar auf dieser Höhe bivouakirte und keinen Schluck warmer Nahrung mir bereiten konnte, weil eben das Wasser ungeniefsbar war; wir schliefen ohne Thee und ohne Matte bei +4° R. während der Nacht und fanden am anderen Morgen, als wir endlich einen Theekessel voll reinen Wassers schöpfen konnten, dafs es bei +75° R. in’s Kochen gerieth. Dem- nach war die Höhe des Ortes über dem Meere auf mehr als 2000 Meter anzuschlagen, vielleicht auf nahe an 6500 Fufs. Rechnet man die noch um 1000 Fufs höheren benachbarten Gipfel hinzu, so dürfte die Höhe der höchsten Punkte der Sierra wohl auf 7500 Fufs zu setzen sein. Der Weg, den ich verfolgte, führte mich durch einen grofsen Theil dieses schmalen Längenthales auf der Kammhöhe des Gebirges hin und zeigte einen überall gleichen Charakter. Nackte Felswände, in den Querthälern der gewöhnliche Anblick, waren nur selten zu sehen, meist von feinem Geröll überdeckte Kuppen und ein ebenes feinkörni- ges Schuttland im Grunde, das hier und da zu höheren, horizontal ge- schichteten Schutthügeln sich angesammelt hatte. Mächtige Umwäl- zungskatastrophen schienen hier niemals erfolgt zu sein, vielmehr ein’ sanfter, gleichförmiger Verwitterungsprozels die Berge geebnet und die Thalsohle zu ihrer jetzigen Höhe gebracht zu haben, meist nur von den temporär fallenden Regen befördert, die in dieser Region der Sierra ungleich häufiger vorkommen, als in dem heifsen trockenen Blachfelde am Fufse derselben, welches von künstlichen Bewässerungsgräben durch- furcht wird. — Schnee liegt hier viel während des Winters und selbst in den vom Längenthale nach Westen gegen die Cordilleren hinabstei- genden Querthälern hält er sich die ganze Winterszeit hindurch, zu einer 4 bis 5 Fuls hohen Decke auf der Thalsohle sich ansammelnd. Die Querthäler, welche nach Westen vom Kammrande des Ge- birges ausgehen, beginnen anfangs sehr steil und fallen schnell, daher ihre Sohle noch weniger geneigt ist, als die der Ostseite. Ihre Haupt- richtung ist etwas mehr südlich als westlich und ihr Charakter noch einförmiger. Es fehlt ihnen die Laubvegetation der Ostseite fast ganz, nur kleine Sträucher und ein schr grofser dieker Cactus mit dichter Geognostische Skizze des Erzgebirges von Uspallata. 281 grauer Stachelbekleidung, welcher einer verwitterten Säule ähnelt, bleibt ihnen. In allen Gröfsen von 1 bis 6 Fufs Höhe hängen diese sonder- baren, einem Manne an Stärke gleichen Formen an den steilen Fels- wänden, wo nur eine Fuge oder ein Gesteinsabsatz ihnen Halt giebt, und obgleich ihr Stamm jene enorme Dicke erreicht, so ist doch ihre lange Wurzel anfangs nicht dicker als zwei Zoll. Innen mit reichen Säf- ‚ten gefüllt, werden sie von den an den Wänden herumkletternden Zie- gen aufgesucht und wo es möglich ist angefressen; schlürfend sieht man die durstigen Thiere ihren Mund in die Stacheln senken, nach- dem sie mit den Hufen einen Eingang zu dem wasserreichen Fleische sich gebahnt haben. Da die Westthäler mehr südlich als westlich lau- fen, so sind sie in der Regel viel länger und in ihrer Richtung viel grader als die östlichen. Ein grofses breites Längenthal zwischen der ‚Sierra und dem mächtigen Gebirgsstock des Aconcagua nimmt sie alle auf und trennt die Sierra von der Cordillere. Nach der darin befindlichen Estaneia de Uspallata wird dieses Thal und der kleine Flufs, welcher es mit beständigem Wasser durchströmt, benannt; jene Estancia ist einer der wichtigsten Stationspunkte auf der Reise von Mendoza nach Chile oder umgekehrt, und das Ziel, welches namentlich die von Chile Kom- menden mit Sehnsucht erstreben. Zu ihr führen von Mendoza aus zwei Wege, der eine nördliche über Villa Vicenzio, derselbe, den Dar- win verfolgte, der andere mehr südliche quer über die Sierra durch das geschilderte Längenthal. Nur auf diesem Wege erhält man eine Einsicht in den wahren Bau des Gebirges. Ich habe beide Wege zu- rückgelegt und mehrmals kleinere Streifzüge in die Sierra von Men- | doza aus gemacht, welche mich überzeugten, dafs der auf dem Süd- wege gefundene Charakter der allgemeine des Gebirges ist, jener auf dem Nordwege über Villa Vicenzio ein blofs dort anzutreffender, localer. "Hiernach kann ich die folgende geognostische Schilderung der Uspal- lata-Kette entwerfen. \ Das Hauptgestein des ganzen Gebirges bildet eine eisenfarbige, sehr zähe, sandreiche Grauwacke, welche in Bänken von 1 bis 6 oder mehr Zoll Stärke geschichtet und durch Kluftflächen nach allen Rich- tungen hin zerspalten ist. Wegen des starken Eisengehalts haben die "Kluftflächen überall einen durch Anwitterung entstandenen rostfarbenen Ueberzug. Die Schichtungsebene streicht in der Hauptrichtung nach NO., geht aber bald etwas mehr in NNO., bald in ONO. über; sie t nach Westen gegen die Cordilleren zu und ist unter Winkeln von 45° bis 60° aufgerichtet, so dafs die zerrissenen Köpfe der Schichten auf der äufseren östlichen Oberfläche der Nebenjoche frei zu Tage eten. — Gegen den unteren östlichen Rand des Gebirges erscheint e materielle Grundlage sandreicher, nimmt ein lockeres Gefüge, eine 282 H. Burmeister: hellere gelbgrüne Farbe an und wird dünner und loser geschichtet; hier wird oftmals ein förmlicher, an der Luft zerfallender feiner Sand- stein daraus; — nach innen, in dem oberen Ende der Thäler, treten feste, tafelförmige Thonschiefer auf, aber sie behalten überall nur einen räumlich untergeordneten Umfang gegen die Grauwacke. Ueber diesen Thonschieferlagen pflegt die Grauwacke einen mehr massigen Charakter und eine mehr rothbraune oder schwarze Farbe anzunehmen, beides in Folge des stärkeren Eisengehalts und der Abnahme des Sandes. Senk- recht zerklüftet gleichen die Kuppen dieser Grauwackenmassen oft plu- tonischen Eruptivgesteinen. Der grofse Eisengehalt giebt ihnen das Ansehen mächtiger Thoneisensteine, besonders wenn stellenweise förm- liche Eisensteingänge sie durchsetzen, wie ich dies mehrmals an Stellen des Central-Längenthales beobachtet habe. Auch mächtige Gänge von weilsem Quarz sieht man darin und Infiltrationen auf den Schichtungs- flächen, besonders wo die Lagen sehr dünn sind. Andererseits zeigt der Thonschiefer oft einen sehr lebhaften Glanz und eingeschlossene feine Glimmerblättchen auf seinen Spaltflächen. Versteinerungen habe ich in den sämmtlichen Schichten der Grauwackenformation nicht auf- finden können. Ein untergeordnetes und nicht häufiges Glied derselben ist der krystallinisch splitterige weilsliche Kalkstein, welcher in einer isolirten Kuppe am östlichen Rande des Gebirges auftritt und vielfach als Bau- material in Mendoza benutzt wird. Mehrere Kalköfen arbeiten auf ihn in der Nähe seines Vorkommens und bilden die einzige Abwechselung in dem langen einförmigen Wege durch die Ebene von Villa Vicenzio nach Mendoza, etwa 5 Leguas vor der Stadt. Im Innern des Gebirges habe ich Kalkstein nirgends angetroffen; er scheint der untersten Teufe anzugehören und muls vielleicht als Urkalkstein aufgefafst werden, sei- ner krystallinischen Beschaffenheit wegen. Auch in ihm kommen keine Versteinerungen vor. Gegen den westlichen Rand des Gebirges vertritt Chloritschie- fer die Grauwackenformation. Er ist ein silbergraues, sehr fein ge- schiefertes, zähes, glänzendes Gestein mit zahlreichen weilsen Quarz- infiltrationen parallel den Schieferungsflächen, das von anderen mäch- tigen weilsen Quarzgängen senkrecht durchbrochen wird und besonders hier einen grolsen Reichthum an Metallen besitzt. Buntkupfererz, Ma- lachit und Fahlerz sind die hauptsächlichsten und gewöhnlichsten Erze, daneben werden Spielsglanz, Rothgiltigerz, Bleiglanz und Arsenikkiese gewonnen. Der Schichtenfall ist etwas verworren und nicht dem am Ostrande des Gebirges entsprechend; es scheinen hier gegen den west- lichen Rand grofsartigere Revolutionen stattgefunden zu haben und selbige von den Porphyren herzurühren, welche in dieser Partie des TO ; x N be Ze Geognostische Skizze des Erzgebirges von Uspallata. 283 Gebirges mit gigantischen Formen wie Massen einen Ausweg sich ge- bahnt haben. Ich habe das Auftreten derselben an mehreren Orten in der bei- liegenden Skizze angegeben, glaube indessen keineswegs alle ihre Erup- _ tionspunkte zu kennen. So weit ich sie beobachtet habe, sind es so- genannte rothe Feldsteinporphyre, ganz ähnlich denen von Halle. Das Hauptmaterial bildet eine dichte rothe Masse von Feldspath und Quarz- substanz, worin ziemlich kleine, aber fast ganz gleich grolse, fleisch- rothe, gelbliche Feldspathkrystalle eingelagert sind. Wegen der gerin- _ gen Grölse dieser Krystalle und auch sonst im Gefüge und in der _ Farbe ähnelt dieser Porphyr ganz dem mit Unrecht sogenannten jün- geren Porphyr über den Steinkohlen in der Hallischen Gegend und beweist dadurch, dafs er schnell und in sehr flüssiger Form zu Tage getreten, weil seine Masse ein so kleinkörniges Gefüge angenommen. Gewöhnlich liegen die Porphyrstöcke den Schichtungsflächen der Grau- wackenglieder parallel und scheinen zwischen ihnen hervorgebrochen zu sein. An einzelnen Stellen, so an dem Haupteruptionspunkte, den ich beobachtet habe, oberhalb der Chloritschiefermassen, zeigt der Porphyr parallele Schichtung; er bildet hier die linke nördliche Seite des Thales, während die rechte südliche aus massigem Porphyr besteht. Die Thal- furche erschien mir als die Absetzungsfläche beider Porphyre gegen einander. Weiter abwärts, am unteren westlichen Rande des Chlorit- schiefers, habe ich nochmals einen Porphyrstock beobachtet und un- mittelbar daneben schwarzgrünen Melaphyr. Das Gestein hatte ein ganz ähnliches Gefüge wie der rothe Porphyr und enthielt eben so grolse weilslichgrüne Feldspathkrystalle in einer homogenen schwarz- grünen Grundmasse. Trümmer des an der rechten Seite des Weges _ anstehenden Stockes lagen zwischen den Rollsteinen des Thales umher, _ gleichwie zahlreiche kleine Malachit- und Buntkupfererzstücke, welche von den zertrümmerten Gängen der oberen Thalwände abstammten. Hier unten, in der Nähe der Porphyre, habe ich keine Erzadern mehr gesehen. Dies sind die hauptsächlichsten Bestandtheile des ganzen Gebirges aufserhalb der grofsen vulkanischen Eruption, durch welche die Strafse - von Uspallata nach Villa Vicenzio führt und die demnächst uns beschäf- tigen wird. Bevor ich dieselbe schildere, werde ich die von mir ein- _geschlagene andere Strafse quer über das Gebirge noch etwas weiter im Einzelnen besprechen, damit die vorgelegte Karte dadurch ihre Er- Järung und Ausführung erhalte. Dieser zweite Weg wird selten von Reisenden gewählt, weil er viel beschwerlicher wenn auch etwas kürzer als der andere über Villa Vicenzio ist; es kostete mir viele Ueberredung, meine Begleiter dahin (3 284 H. Burmeister: zu bringen, dafs sie ihn mit mir einschlugen. Man reitet eine kurze Strecke auf der gewöhnlichen Strafse nach Norden hin, und wendet sich, ehe man die bebaute Gegend verläfst, links ab nach Nordwest, hier durch einen Nebenweg die Ansiedelungen überschreitend. Auf diesem Wege berührt man den obersten der parallelen Wassergräben, welche die Stadt und ihre Umgebungen mit Wasser versorgen, und betritt alsbald, nachdem man den Graben überschritten hat, das sanft gegen die Sierra ansteigende, mit Rollsteinen aller Gröfse überschüttete Schuttland, das zahlreiches Gebüsch überwuchert. Ein vorragendes Querjoch zur Linken wird dem Reisenden als die Stelle gezeigt, wo nach Verlauf einer Stunde der Weg in’s Gebirge einbiegen werde. Hat man die Ecke des Querjoches erreicht, so geht man um dieselbe herum und gelangt zuvörderst in eine kesselförmige Erweiterung des Thales gegen die Ebene hin, deren Boden sehr hügelig, mit Rollsteinen be- schüttet und von trockenen Bachfurchen zerrissen ist. In einer der- selben, die als Weg dient, reitet man hinauf und betritt etwa nach einer halben Stunde den engeren Theil des Thales. Hohe Mauern geschich- teter Grauwacke von fast rostrother Farbe bilden die Wände; man sieht deutlich die Streichungsrichtung nach NO. gehen und die Schichtungs- flächen nach NW. einfallen. Grobe Conglomerate, wie sie früher ge- schildert worden, bilden den Boden des Thales. Nach einiger Zeit trifft man zur Rechten feingeschichteten, grauen, glänzenden Thonschiefer und daneben einen mächtigen, senkrecht zerklüfteten, massigen Felsstock, den ich für Porphyr hielt, obgleich die Farbe dunkler erschien, als sonst bei den Porphyren. Leider erlaubte die Schwierigkeit des Ortes mir eine nähere Untersuchung nicht. Nach einem Ritte von zwei Stun- den haben wir die Mitte des Thales erreicht und gelangen daselbst an zwei Quellen dicht neben einander in einer Viertelstunde Abstand; wir lagern bei der oberen Quelle, wo frisches Grün uns umgiebt, nehmen den Imbifs und erfreuen uns an einer Heerde von sieben Guanaco’s, die auf den benachbarten Abhängen weidet und von Zeit zu Zeit laut wiehernd ihre Aufmerksamkeit auf uns verräth. Die Wände der Ge- hänge waren nur noch sehr dürftig bewachsen und namentlich fehlten die schönblumigen Cactus-Arten, welche den Boden vor dem Thale auf's Herrlichste geschmückt hatten. Bald geht es weiter, immer sanft bergan, unter völlig gleicher Umgebung, bis wir gegen 4 Uhr das Ende des Thales erreichen und auf einem sehr steilen, vielfach hin- und her- gewundenen Pfade über den Kammrand des mittleren Längenthales stei- gen. Neben uns zur Rechten die Köpfe, zur Linken die Flächen der Grauwackenschichten, welche hier mehr ONO. zu streichen scheinen; vor uns ein einsames, aus Bruchsteinen erbautes Haus, die Vieh-Estaneia des Don Augustin, wie meine Begleiter sagten; etwas später ein zweites Geognostische Skizze des Erzgebirges von Uspallata. 285 ähnliches, dessen Corral mit Löwenschädeln (Felis concolor) geziert war. Das obere Längenthal ist ziemlich breit, von zwei Höhenzügen mit stumpf kegelförmigen Gipfeln eingefalst, in der Tiefe von mäch- tigen feinen Schuttlagen ausgefüllt, die sich stellenweise zu kleinen Buckeln erheben. Der Boden scheint nach Norden sanft anzusteigen und ist ganz kahl, ohne alle buschige Pflanzendecke, nur von dürftigen - Gräsern und kleinen Kräutern bekleidet. Hie und da treten an den Seiten rothe Porphyre oder mächtige, senkrecht zerklüftete Thonsteine von schwarzer Farbe mit viel Eisengehalt hervor und bilden groteske Formen; sie scheinen ehedem das Thal quer durchsetzt zu haben, denn von der einen Seite gehen sie auf die andere über. An solchen Stellen wird das Thal plötzlich sehr eng. Auf einem dieser steilen Gehänge sals ein Vizcacha (Lagidium peruanum), das wir erlegten. So kamen wir gegen 6 Uhr an eine sehr weite Stelle des Thales, wo links am Grunde gewundene Schieferschichten mit Quarzgängen oder Adern zu Tage treten; hier ist eine kleine Quelle, La Lacha genannt, bei der "wir übernachteten. Als es dunkelte, hörten wir den eigenthümlichen Ruf eines Vogels, welchen wir noch nicht kannten; er klang wie Tul-co; die Arrieros nannten den Vogel Guaucho; am anderen Morgen in der Dämmerung konnten wir ihn erlegen: es war der mir willkommene, _ in solcher einsamen Gegend im ganzen Cordilleren - Gebiet häufige Thinocorus rumicivorus Während der Nacht fiel das Thermometer auf —+4° R.; bald nach Sonnenaufgang stand es auf +9° R.; das Wasser kochte bei 75° R. Der folgende Tag brachte uns an die westliche Grenze des Längen- - thales, das von nun an enger wurde und etwas steilere Wände zeigte; _ wir ritten darin noch zwei Stunden und wurden von mehreren Gua- naco-Heerden angewiehert, welche an den Bergen umherklimmend utter suchten. Gegen 8 Uhr ersteigen wir eine niedrige Stelle des Kammes und überblicken, oben angekommen, mit einem Male den ganzen gewaltigen Felsstock des Aconcagua gerade vor uns, das drei- zackige Haupt in ewigen Schnee gehüllt, sonst aber vom schönsten _ Morgensonnenschein klar beleuchtet. Ein röthlicher Ton war über die _ Felsmassen ausgegossen, der nach unten mehr in Braun überging; zu seinen Fülsen lagen die düsteren Joche der Uspallata-Kette, durch schärfer ausgeprägte Conturen bald von der dahinter gelegenen Cor- dillere sich absetzend. Ein anderer hoher Schneegipfel weiter nach 2 'orden bezeichnete in dieser Richtung das Ende derselben. Hinab- 'eitend kamen wir auf einen sehr steilen, schnell abschüssigen Pfad, ler sich an der rechten Seite des keineswegs tiefen, von beiden Seiten l rch buckelige Höhen, deren Fläche mit Trümmern von glänzendem 286 H. Burmeister: Nach unten ging der Thonschiefer in Grauwacke über, die später, in den untersten Teufen, einen sehr sandigen Charakter annahm. Bald erreichen wir die Sohle der Schlucht und treten in ein langes, flaches, von O. nach W. streichendes Thal, dessen Gehänge hauptsächlich aus derselben sandigen Grauwacke bestehen; gleich am Eingange in das Thal liegt eine Estancia, Don Pepe Gonzales gehörig, bei der wir eine Zeit lang rasteten, um eins der Thiere zu suchen, das sich beim Hin- absteigen verlaufen hatte. Der Estancia gegenüber ragten, als Kamm des Thales, mächtige, senkrecht zerklüftete, massige Felspartien her- vor, welche ich für Porphyre hielt; sie ruhten auf derselben sandigen gelblichen Grauwacke, welche hier vorherrschend war, und mit ihren Schichtungsflächen dem Thale parallel strich, von den Cordilleren ab- wärts, d. h. nach Osten einfallend. Kleine graue Thonmassen waren in die Grundsubstanz eingebacken und viele Glimmerblättchen auf den Bruchflächen sichtbar. Der Weg von der Estancia weiter führt nach rechts etwas gegen Norden an der Thalwand aufwärts und gelangt, in eine Seitenschlucht einbiegend, wo Wasser quoll, auf den sehr stei- len Kamm des benachbarten Bergjoches, über den wir gehen, um auf der anderen Seite eben so steil und mit grofser Beschwerde in das nächstfolgende, mehr nach Norden gelegene Querthal hinabzusteigen. Unten angekommen treffen wir wieder eine ziemlich stark rieselnde Quelle, von grünen Matten umgeben, — für uns eine angenehme, weil sonst höchst seltene Erscheinung in diesem Gebirge, — und reiten über eine Stunde nordöstlich im Thale aufwärts, zu beiden Seiten von rothen Porphyren begleitet, die links geschichtet, rechts massig auftreten. Das Thal ist sehr eben und wenig geneigt, wir reiten schnell, überschreiten nach einiger Zeit den geschichteten Porphyr, der jetzt uns zur Rechten liegt, und biegen in eine Seitenschlucht zur Linken ein, deren sehr engen Eingang mächtige Gruppen ungeschichteten Porphyrs bilden. Ebendasselbe Gestein bleibt eine geraume Strecke und bildet hohe senk- rechte Wände zu beiden Seiten; als sich die Richtung der Schlucht mehr westwärts wendet, verläfst uns der Porphyr, wir gelangen noch- mals in Thonschiefer und später auf dieselbe gelbliche sandige Grau- wacke, der hier eine frische Quelle entrieselt. Oberhalb derselben er- reichen wir bald die Grenze des Thales und steigen über einen niedri- gen Rücken in ein drittes, weiter nördliches Thal hinab, dessen An- fang, wie gewöhnlich, sehr steil ist und uns viel zu schaffen macht. Halbwegs herabgekommen biegen wir seitwärts nach links ein und tre- ten hier in den früher beschriebenen silberglänzenden Chloritschiefer, das Muttergestein der Erzadern. Gleich am Anfange desselben lagen, hoch über der Thalsohle, die Eingänge zu den Minen. Der Chlorit- schiefer blieb in dem Thale, das wir nunmehr bis zu seiner Mündung _ Geognostische Skizze des Erzgebirges von Uspallata. 287 in das grofse Thal von Uspallata verfolgten, lange Zeit das Hauptge- stein; mächtige weilse Quarzgänge durchsetzen die Thalsohle, wir ritten über mehrere, in denen ich Kupfererze erkannte, und sahen überall unter den Rollsteinen Malachit-Trümmer nebst ziemlich grofsen Ser- pentin-Blöcken umherliegen. Wo der letztere ansteht, habe ich indefs nieht auffinden können; in der Tiefe des Thales geht er nicht zu Tage. Nach einiger Zeit traten rothe massige Porphyre auf und bildeten mit _ ihren senkrechten Mauern eine sehr enge Schlucht; ihnen folgte eine kurze Strecke der Melaphyr; beide von mächtigen braunen Conglome- raten begleitet, deren Bruchstücke grölstentheils eckig, also nicht ab- gerieben waren. Sie scheinen Reibungs-Conglomerate, keine Sedimente zu sein. Hinter den Melaphyren ändert sich der Charakter der Ge- steine völlig, der Schichtenfall der Sedimente wird sehr verworren und öfters an ganz nahe gelegenen Stellen entgegengesetzt; man betritt die Region der vulcanischen Stoffe, die hier gröfstentheils als geschichtete, unter Wasser gebildete Tuffe sich zu erkennen geben. Die Haupt- masse ist ein grünlich gelbgraues, sandig körniges Gestein, worin grolse und kleine unregelmäfsige Jaspisknollen eingelagert sind; hie und da glaube ich auch eine sehr zerstörte Muschelschale, oder ein Trümmer- _ stück davon, gesehen zu haben. In vielfachen Bänken von verschie- _ dener Stärke und zum Theil abweichender Farbe, bald mehr gelblich, bald ganz grün, sind diese Tuffe hier abgelagert und oben mit schwar- zer basaltischer Lava bedeckt; eine spätere Revolutionskatastrophe hat sie aus ihrer horizontalen Lage versetzt und bald nach Westen, bald nach Osten einfallend verworfen, doch ist die Neigung der meisten - Gruppen westlich. An einer Stelle bilden die emporgerichteten Massen ‚ganz deutlich eine hohle Mulde, an einer anderen Stelle fallen sie, in _ der Mitte durchbrochen, unter scharfen Winkeln gegen einander; die ‚ersten mehr östlichen Massen haben auch östlichen Einfall, der folgende Hauptstock westlichen; die untersten am Rande der Ebene von Uspal- "lata, welche gröfstentheils aus schwarzgrüner geschichteter Lava be- stehen, wieder östlichen. Es ist die wildeste durcheinander geworfene _ Versetzung der Massen, welche man sehen kann, und so mannichfach in ihrer Richtung, dafs eine weitere Schilderung sich weder geben noch versuchen läfst. Hart am Rande der äufsersten Lavahügel führt der Weg aus dem Thale in die Ebene von Uspallata. Dieselbe ist über eine deutsche rizontalen Schichten über einander liegen. Mitten durch die Ebene liefst mit mehrfachen Armen ein kleiner Bach, der ebenfalls nach der stancia den Namen des Arroyo de Uspallata führt und an seinem [7 288 H. Burmeister: gegen 12 Fufs tiefen Bette sieht man die Schichtung der Ebene deut- lich. Zu oberst liegt ein feiner grauer Thonschlamm, etwa 5 Fufs stark; darunter folgt eine schwärzliche 4 Fufs mächtige Schicht, dann wieder der graue Thon und unter demselben eine Schicht gröberer Rollsteine, die durch Thon verkittet sind. In dieser Schicht steht ge- genwärtig der Fluls. Gegen die westliche Seite des Thales steigt der Boden mehr an und ist hier mit gröberen Rollsteinen bestreut; Schutt- hügel verschiedener Gröfse erheben sich darauf und bilden eine eben- solche aber mächtigere Trümmerschicht am Fufse der Cordilleren, wie rings um die Sierra an der Seite von Mendoza. Hinter diesen Trümmer- hügeln steigen die massigen rothen Porphyre hervor, welche das Fun- dament jener Strecke der Cordilleren mit dem Aconcagua in der Mitte ausmachen. An der anderen Seite des Thales, gegen die Lavahügel hin, ist keine solche oberste Schuttschicht nachweisbar, der Thonschlamm bildet den Boden bis an die gehobenen Tufflager, doch scheint die unterste grobe Rollsteinschicht hier an der Hebung Antheil zu nehmen, denn sie befindet sich wenigstens stellenweise in stark geneigter, gegen die Thalmitte abfallender Senkung. Von der Estancia nach Norden bleibt man gegen eine halbe Legua auf der obersten Thonschlammschicht; ein durch dieselbe geführter künstlicher Wassergraben läfst ihre gröfsere Mächtigkeit an dieser Seite deutlich erkennen. Später wendet sich der Weg mehr rechts dem Ge- birge zu und nun schneidet er in die Lava- und Tuffschichten ein, welche den Fufs der Sierra bilden. Es sind gelbliche, röthliche, grün- liche, zusammengebackene, bald feinere, bald grobkörnige Massen, wel- che in etwas verschiedener Stärke über einander liegen, und mit feste- ren Bänken von dunklerer graubräunlicher Farbe wechseln. Kleine, von Süden nach Norden gezogene Kämme ragen hinter einander, nord- wärts gröfser werdend, aus der Ebene hervor und zeigen die parallele Schichtung sehr deutlich. Ihre geneigte Seite ist nach Westen, ihre gehobene mit den zerrissenen Enden nach Osten gerichtet. Ihnen ge- genüber liegen am Rande der Sierra schwarze basaltische, dünn ge- schichtete Lavazüge mit entgegengesetzter Neigung der Schichten nach Osten; zwischen beiden führt die Strafse eine Zeit lang fort, zum Theil über feste, grobkörnige, buckelige Gesteinsbänke, die in der Tiefe stecken und als die untersten erhärteten Tuffschichten zu deuten sind; der letzte davon gegen Uspallata hin heifst bei den Landleuten die steinerne Brücke (La puente de piedra de Uspallata). Indem der Weg nun allmählich tiefer in das Gebirge nach Osten eindringt, kommt man den Tuffbänken und den sie zum Theil bedeckenden Lavyaschich- ten näher; man sieht aber bald, dafs es noch immer dieselben Materien sind, wenngleich mitunter etwas anders gefärbt. Das Ganze erschien Geognostische Skizze des Erzgebirges von Uspallata. 289 mir als das unterste Ende einer grofsen vuleanischen Eruption im In- nern der Sierra, welche mit Aschenauswürfen und Lavaergüssen wech- selnd einen in der Ebene nach Norden wie nach Süden sich ausbrei- tenden Strom erzeugte, der später von den herabfliefsenden Wassern zerrissen und namentlich auf der Höhe, wo die Klüfte beim Erkalten der Massen das stärkste Klaffen der Substanz bewirkten, thalförmig _ ausgewaschen worden ist. Ich glaubte, indem ich weiter aufwärts kam, deutlich das Fallen der Lavaschichten nach beiden Seiten unter Bogen zu erkennen, und erklärte mir dieses aus der stets nachfliefsenden, von der Mitte nach beiden Seiten hin abströmenden Richtung der feurig flüssigen, bald erkaltenden Massen. Selbst die Aschen, mit Wasser- dünsten gemischt, mufsten sich in dieser Weise anordnen, und noch mehr, wenn es submarine Eruptionen waren, wie man vielleicht an- nehmen darf. Dies ist das Bild des Ganzen, welches sich mir aufdrängte; ich wurde von seiner Richtigkeit noch mehr überzeugt, als ich stellenweise als unterste Schicht des Stromes weilse Trachyte in der Tiefe des Thales steckend antraf, und zu oberst, da wo die Eruption ihr Cen- trum gehabt zu haben scheint, mächtige Basaltberge, Phonolithe und Mandelsteine als die jüngsten Eruptivstoffe aufgehäuft sah. Ich glaube, dafs es zur Versinnlichung des Herganges genügend sein wird, die Succession der Substanzen, wie sie auf dem ganzen Wege bis Villa Vieenzio hervortreten, durch blofse Schilderung des am Wege Gesehe- nen klar zu machen. Die beschriebenen Tuff- und Lavakämme werden, je weiter man in die Sierra eindringt, allmählich höher und lassen zwischen sich ein gewundenes Thal, in dem man reitet. Nach einer Strecke von fast 5 Leguas hebt sich der Weg an den Tuff- und Lava-Bergen empor und führt über deren Rand in ein weites flaches Thal, wo die erste Quelle, Agua del Guanaco, sich befindet. Der Boden ist hier ein sehr rothbraun gefärbter Tuff von grofser Härte; neben dem Wege zur Lin- ken ragt ein mächtiger, horizontal geschichteter, meist aus hellrothen _ Bänken gebildeter Eruptionskegel empor. Nach kurzem Ritte führt die - Strafse an einen kleinen Abhang und über denselben hinab in das enge Thal, welches die abfliefsenden Wasser durch den vulcanischen Strom gerissen haben und dessen Boden jetzt mit zahllosen Rollsteinen aller rt und Gröfse bedeckt ist. Zu beiden Seiten des Thales sieht man grau oder braungrau; höher hinauf wurden die Tuffe immer feiner, Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. IV. 19 290 H. Burmeister: die Lavaschichten immer dünner, mitunter schieferig und zeigten, ob- gleich schwarze basaltische Massen, auf allen Schichtungsflächen einen weifslichen, durch Verwitterung oder Infiltration entstandenen Ueber- zug. Etwa eine Legua im Thale aufwärts traf ich weilsen Trachyt in mächtigen Blöcken, mit feinen ziemlich langen Augitkrystallen, die gröfstentheils nur im Abdruck vorhanden, also herausgefallen waren. Aber an frischen Brüchen fanden sie sich vor. Anstehend sah ich das Gestein hier nicht, es mufste also wohl in der Tiefe unter den Laven und Tuffen stecken. Nach Verlauf einer halben Stunde wird das Thal sehr eng, und hier erheben sich die ersten kuppigen Basalte, tief schwarz gefärbt, sehr glänzend, feinkörnig, nach allen möglichen Rich- tungen zerklüftet und auf den Kluftflächen angewittert; ein ungeheurer Stock setzte quer durch das Thal, schlofs dasselbe vor uns wie eine cyclopische Mauer und liefs nur neben sich so viel Platz, dafs zwei beladene Thiere sich begegnen konnten. Da war die zweite Quelle, Agua del Zorro. Oberhalb der Basalte wurde das Thal wieder weiter, mächtige grobkörnige Tuffmassen bildeten seine Gehänge und darin steckten, unmittelbar am Wege zur Rechten, starke, senkrecht stehende Baumstämme verkieselt, durch Klüfte förmlich in Säulentrommeln zer- spalten. Darwin, der ihrer schon gedenkt, hat deren 53 gezählt; ich begnügte mich, die ersten am Wege genauer zu untersuchen. Sie stecken in einem sehr groben, harten, gelbgrauen Tuff, der mit Lava- bänken wechselt, sind durchschnittlich 1 Fufs stark, noch jetzt 8 bis 40 Fuls hoch, zum Theil kürzer, und stehen durchaus senkrecht auf ihrem Boden, mit den Tuffschichten etwas nach aufsen geneigt. Ihre Substanz ist schwärzlich wie von Kieselsäure durchdrungene Kohle und selbst ihre Rinde stellenweise noch erkennbar. Nach R. Brown’s Untersuchung ähnelt die Holzstruetur der von Araucaria. Ueber den Tuffen mit den Stämmen lagern mächtige Basaltmassen auf den Höhen und zwischen ihnen dringen Mandelsteine von graulicher Farbe aus der Tiefe hervor. Diese Massen blieben fortan die vorherrschenden an der Thalwand, die Basalte zumal wurden immer mächtiger und bildeten endlich hohe domartige Kuppeln auf der Höhe der Sierra, die inihnen ihre erhabensten Punkte besitzt. Als wir zwischen den Kuppeln hin- ritten und an den östlichen Rand des Plateau’s gekommen waren, sahen wir schon in blauer Ferne die weite Ebene der Pampas vor uns, Die Vegetation war auf dem ganzen Wege höchst dürftig, grölsere Sträucher fehlten überall; der Boden blieb gröfstentheils aller Pflanzen- decke beraubt; zu Staub und Geröllen zerfallene Tuffe, Lava, Basalte und Mandelsteine bildeten den Grund, auf dem wir uns nicht ohne grofse Anstrengung bewegen mufsten. Am dürftigsten erschien das Plateau, ein kahler grauer Buckel, den die wie alte Halden aufge- Geognostische Skizze des Erzgebirges von Uspallata. 291 häuften zerfallenen Basaltberge umgeben. Keine Strecke der ganzen Sierra ist mir so öde vorgekommen wie diese. Beim Hinabsteigen in das ungemein tiefe und enge Thal von Villa _ Vieenzio begleiten den Reisenden zuvörderst noch Basalte; unter ihnen sah ich hier deutlich anstehende Trachyte und weiter abwärts dioriti- sche Gesteine; es ist mir aber nicht möglich gewesen, ihren Charakter genauer zu studiren; meine Begleiter waren über das viele Steinauflesen schon etwas unwirsch, die Säcke waren gefüllt, und einmal schon ein ganzer Sack verloren gegangen; auch drängte die Zeit, Villa Vicenzio noch vor der Nacht zu erreichen. Unterhalb jener plutonischen Massen kommt nochmals ein Basaltstock zu Tage und später rother Porphyr, wie ich ihn an der anderen Seite beobachtet hatte; dann nimmt die Grauwackenformation ihren Anfang und bildet sehr hohe steile Wände, die’ mit Cactus und Myrtaceen herrlich geschmückt sind. Weiter ab- _ wärts tritt schwarzer, sehr dünngeschichteter Thonschiefer auf und engt _ das Thal zu einer malerischen Schlucht ein, die nur ein einzelnes be- ladenes Maulthier passiren kann. Hier rieselt ein kleiner Bach mit schönem Wasser durch die gedrängt neben einander liegenden Roll- steine, und giebt der Gedakeie die an sich schon hübsch genug ist, _ noch mehr Leben. Es ist die herrlichste Stelle der ganzen Reise für den Touristen. Villa Vicenzio liegt weiter unten im Thale, etwa eine Legua von der Mündung, und hat, obgleich nur ein Haus, das richtiger eine Hütte genannt würde, eine gewisse Berühmtheit wegen der war- - men Schwefelbäder, welche sich in einer Schlucht südwärts eine halbe Stunde vom Hause befinden und vielfach von den Mendozinern benutzt werden. Für mich war es zu spät, sie zu besuchen; ich mulste an die Nacht denken, welche hereinbrechen wollte und die ich hier noch- ‚mals unter freiem Himmel zubringen sollte. Den Weg von Villa Vicenzio nach Mendoza zu schildern ist über- flüssig, da er ganz mit dem anfangs von Mendoza aus eingeschlagenen übereinstimmt; man reitet über Schutt und Trümmergestein, durch Staub und leere Flufsbetten 8 Stunden in gewaltiger Hitze und kommt endlich, total erschöpft, in die langen Pappelalleen, welche die Stadt _ umgeben, bis man sein Häuschen erreicht hat. Ich kann also schliefsen, "indem ich noch eines wichtigen Vorkommens am südlichen Ende der Sierra gedenke, der Steinkohlenformation, die dort zu Tage tritt. Aller vielfachen Versuche ungeachtet ist es mir bisher nicht gelungen, ie selbst an Ort und Stelle zu beobachten; was ich aber davon :ge- hört und gesehen habe, zeugt dafür, dafs es wirklich Steinkohlen sind, e dort auf den Enden der Querjoche lagern. Bauwürdige Kohlen habe ich freilich noch nicht gesehen, aber stark kohligen Brandschiefer, nit Farrenkrautabdrücken, welche ungemein zart sind und im Charakter 197 292 H. Burmeister: Geognostische Skizze des Erzgebirges von Uspallata. des Laubes sehr an unser Adiantum Capillus Veneris erinnern. Die Kohlenflötze scheinen horizontal gelagert auf den Enden der Grau- wackenglieder zu ruhen und gegen die Pampas hin einzufallen; man kennt dort mehrere Punkte, wo Kohlen zu Tage treten, hat aber bis jetzt sich nicht viel mit der Untersuchung befalst, weil man von dem aus den Kohlen zu ziehenden Gewinne eine ganz übertriebene Vor- stellung besitzt, die den Eigner antreibt, Niemand zur genaueren Be- sichtigung der Lagerung zuzulassen. Mehrere Wochen hinter einander habe ich mich vergeblich bemüht, Jemand zu finden, der mich an Ort und Stelle führe; an Wochentagen hatten die Peonen mit der Feld- arbeit zu thun, an Sonntagen waren sie in der Kirche oder im Schnaps- laden beschäftigt, und so kam ich stets vergebens, bis mir die Geduld ausging, mich weiter mit solchen Leuten einzulassen. Und so ist es fast in allen nicht merkantilen Dingen hier zu Lande; man steht da- selbst auf sich selber ganz allein, und wer das nicht vermag, der geht verloren. Ich schliefse also diese Mittheilung mit einer sehr dürftigen Notiz, hoffend, dafs es mir im weiteren Verlaufe meiner Anwesenheit gelingen werde, die Kohlenflötze selbst zu untersuchen, und dann über sie, wie über die ganze Sierra de Uspallata, weitere ausführlichere Nachrichten bekannt machen zu können. Hier darf ich nur noch erwähnen, dafs mit dem Auftreten des grolsen vulcanischen Stromes die Sierra de Uspallata keineswegs endet, sondern nordwärts weiter geht, bis in die Gegend des See’s von Guanacache auf der Stralse nach San Juan und darüber hinaus sich verlängernd. Hier liegen, wie ich gehört habe, die besten und einträglichsten Minen, daher ich annehme, dafs der Chloritschiefer, ihr Muttergestein, daselbst weiter Platz greifen und die Grauwackenformation immer mehr auf den Ostrand hinabdrängen werde. Ich habe indefs keine positiven Erfahrungen über diese Verhältnisse und deute sie blofs an, damit man nicht glaube, dafs oberhalb der vul- canischen Eruption nach Norden keine Sierra mehr vorkomme. Sie scheint dort allmählich schmäler zu werden und mit dem mittleren Stocke der Cordilleren, welcher bei Mendoza die grofsen Vulcane trägt, sich zu verbinden. Mendoza, den 18. Januar 1858. Be nn a 293 XI. Ueber die Hydrographie und Entdeckungsgeschichte der Bay von San Francisco. ’ Von J. G. Kohl in Washington "), Die Bay von San Francisco mit ihren Abzweigungen und Flüssen ist die merkwürdigste und wichtigste Bucht der californischen Küste. Ihr geologischer Charakter ist ganz eigenthümlich. An Ausdehnung der zusammenhängenden. Binnenbecken kann keine der dortigen Buchten ' mit ihr verglichen werden; und weil sie für Handel, Ansiedelung und Schifffahrt unübertreffliche Vorzüge besitzt, ist sie in neuerer Zeit der _ politische und commercielle Mittelpunkt für die ganze Bevölkerung Ca- liforniens geworden, wie sie von jeher der Mittel- und Vereinigungs- _ Punkt der gröfsesten Ströme und Gewässer des Landes gewesen ist. Das Hauptbecken der Bay streicht von SSO. nach NNW., in einer Länge von ungefähr 50 Miles und einer durehschnittlichen Breite von etwa 8 Miles. Es füllt ein langes Thal aus, das im O. durch die so- - genannten Monte Diablo- und Contra Costa-Ketten, im W. durch die San Bruno- und San Franeisco-Ketten eingeschlossen wird. Beide Gebirgszüge sind einander, wie der Küste und der Axe der Bay pa- rallel. Die Monte Diablo- und Contra Costa-Ketten sind jetzt von den ‚nördlicheren Gebirgszügen, die eine Fortsetzung derselben zu sein schei- ‚nen, durch den unteren Sacramento und die Carquines-Stralse getrennt; aber in einer früheren geologischen Periode bildeten sie und die nörd- licheren Ketten wahrscheinlich einen und denselben ununterbrochenen Gebirgswall. Ebenso sind jetzt die San Bruno- und San Francisco-Ketten von der nördlicheren Kette des Table Hill durch den Spalt oder die Kluft des sogenannten Goldenen Thores geschieden; aber die Uebereinstim- mung in dem geologischen Bau der Ketten zu beiden Seiten des Gol- denen Thores scheint zu beweisen, dafs auch sie einst zusammenhingen and einen ununterbrochenen Gebirgswall bildeten, welcher den Ocean von dem damals geschlossenen Becken von San Franeisco vollkommen trennte. - _") Vergl. die Karte von Californien und den Plan der Bay von San Francisco in dieser Zeitschrift N. F. Bd. I, Taf. II. 294 3. G. Kohl: Damals existirte hier wahrscheinlich ein ausgebreitetes System grolser Süfswasser-Seen, welche durch das Wasser des Sacramento und anderer von der Sierra Nevada herabströmender Flüsse angefüllt wurden. Dieses Binnenbecken glich vermuthlich in mancher Beziehung den anderen Binnenbecken, die noch jetzt im Osten der Sierra Nevada existiren, von ununterbrochenen Gebirgswällen eingeschlossen sind und von Seen und Flüssen angefüllt werden, welche keinen Abflufs nach der See besitzen. Darnach mufs man annehmen, dafs mehrere Gebirgsketten durch- brochen wurden, eine vielleicht unmittelbar im Westen der Sacramento- Mündung, eine andere bei der Strafse Carquines, eine dritte bei der Stralse San Pedro und Pablo, und eine vierte am Goldenen Thore. Dieser letzte Durchbruch war der wichtigste: er eröffnete dem Salz- wasser des Stillen Meeres einen Zugang. Das hinein- und zurück- strömende Fluthwasser dieses Oceans erweiterte und vertiefte die Oeff- nung mehr und mehr, und verwandelte auf diese Weise den Sülswasser- See von San Francisco allmählich in eine Salzwasser-Lagune, wobei sich gleichzeitig seine Ausdehnung verminderte. Wir können uns hier mit dieser Skizze des wahrscheinlichen Ver- laufs der Dinge begnügen und wollen nicht tiefer auf die Entstehungs- geschichte dieses Seebeckens eingehen, theils weil uns die nothwendigen geologischen Data fehlen, theils weil diese Andeutungen für unseren Zweck genügen. Hinsichtlich seiner geographischen Umrisse können wir dieses Ge- wässer im Allgemeinen als ein längliches Gefäls oder eine Mulde be- schreiben, mit einer Oefinung nach Westen in der Mitte, mit zwei Flügeln nach Norden und nach Süden, und mit einem Anhange von zwei anderen grofsen Becken im Nordosten, von denen sich nach Sü- den, Norden und Osten zahlreiche Flufsläufe wie die Aeste eines Pfir- sichbaumes abzweigen. Ehe wir indefs in eine detaillirtere hydrographische Beschreibung der Bay eingehen, wird es nöthig sein, einen Ueberblick über die Ge- schichte ihrer Entdeckung und Erforschung zu geben. Die erste spanische Expedition, welche in die Breite unserer Bay gelangte, war die der Schiffe San Salvador und La Victoria. Sie fuh- ren drei oder vier Mal die Küste entlang und erforschten sie, zuerst unter Cabrillo im Jahre 1542 hin und zurück, dann unter dem Nach- folger Cabrillo’s, Ferrero, der auf dieser Expedition starb, im Jahre 1543. Der nächstfolgende Seemann, der nach Cabrillo und Ferrero in die Nähe der Bucht kam, war Sir Francis Drake, im Jahre 1579. In den Berichten über seine Reise wird bemerkt, dafs er unter 38° Hydrographie und Entdeckungsgeschichte der Bay von San Francisco. 295 N. Br. einen guten Hafen entdeckte und dafs er hier einige Zeit ankerte, um sein Schiff auszubessern. Nehmen wir die Breitenangabe als genau an, so muls der Hafen Drake’s derjenige sein, der südlich von Punta de los Reyes liegt und jetzt „Sir Franeis Drake’s Bay“ heilst; denn diese Bay wird in der Mitte vom 38sten Breitengrade durchschnitten. Einige Schriftsteller aber, unter ihnen der trefiliche Capt. Burney in seinem Werke über die Geschichte der Südsee-Reisen (I, p. 355), haben diese Breitenangabe nicht so genau genommen, und gemeint, dafs Drake in der San Franeisco-Bay selbst gewesen sein könne. Es ist indefs kein Grund vorhanden, an der Richtigkeit der Breiten- beobachtungen Drake’s zu zweifeln; und auch aufserdem ist es wahr- scheinlicher, dafs er in die Bay hinter Punta de los Reyes als in die San Franeisco-Bay selbst eingelaufen ist. Er kam von Norden, in grofser Seegefahr, und war eines Hafens dringend bedürftig. Wenn er sich darnach längs der Küste umsah, so wird er natürlich mehr geneigt ge- wesen sein, den ersten ziemlich guten Hafen, der sich ihm zeigte, an- zulaufen, als — vielleicht vergeblich nach einem noch besseren und seinen Wünschen vollkommen entsprechenden zu suchen. Er lief deshalb in den Hafen hinter Punta de los Reyes ein, der „ziemlich“ gut ist. Drake scheint übrigens von seinem Hafen eine Aufnahme veran- staltet zu haben, und die kleine Copie von „Drake’s Hafen“, welche ‚der holländische Geograph Hondius im Jahre 1587 seiner Karte von Drake’s Umschiffung der Welt beifügte, gleicht einigermafsen dem Plane Drake’s, und wir müssen sagen, dafs sie mit unserer kleinen „Sir Franeis Drake’s Bay“ bei Punta de los Reyes mehr Aehnlichkeit besitzt, als mit der breiten und ausgedehnten Bucht von San Franeisco. Der nächstfolgende Seemann, von dem wir wissen, dafs er in der Nähe des Eingangs unserer Bay war, ist Franeisco Gali (1584), der auf der Fahrt von Asien „die californische Küste unter 374° N. Br. in Sicht bekam“. Es ist indefs nicht wahrscheinlich, dafs er den Eingang selbst bemerkt hat. Wie Gali kamen auch manche andere Seefahrer des 16ten Jahr- hunderts, wenn sie auf Manilla-Schiffen von Asien zurückkehrten, un- gefähr unter dieser Breite, etwas nördlicher oder etwas südlicher, an die californische Küste; aber wir hören nicht, dafs einer von ihnen unsere grolse innere Bay bemerkt hat. Torquemada erzählt, wo er in seinem grofsen Werke über das Spanische Amerika auf diesen Theil der californischen Küste zu spre- chen kommt '), dafs im Jahre 1595 der König von Spanien und der Vicekönig Don Luis de Velasco dem Gouverneur der Philippinen, !) Monarchia Indiana lib. V, cap. 55. 7 296 J. G. Kohl: Gomez Perez das Marinas, Befehl gaben, eines der zurückkehrenden Manilla-Fahrzeuge mit der Entdeckung und Erforschung des „Hafens von San Franeisco* zu beauftragen. Daraus erhellt, dafs das Schiff San Augustin, welches der Gouverneur der Philippinen diesem Befehl zufolge im Jahre 1595 nach der Küste Californiens sandte, speciell den Auftrag hatte, den „Hafen von San Franeisco“ zu erforschen und auf- zunehmen. Die Reise des Schiffes San Augustin war sehr unglücklich. Als es schon in diesem Hafen war (estando ya en este puerto), gerieth es durch einen Seitenwind auf Grund oder auf die Küste. Die Mann- schaft, oder wenigstens ein Theil derselben, rettete sich und kehrte, wir wissen nicht wie? aber wahrscheinlich doch in den Booten, nach einer sehr gefahrvollen Reise nach Mexico zurück. Einer der von dem San Augustin geretteten Seeleute, der Pilot Franeisco de Volanos, be- gleitete später Vizcaino und zeigte ihm den Hafen von San Franeisco; aber das Schiff selbst konnte man nicht wieder flott machen, und so blieb der gröfseste Theil seiner reichen asiatischen Ladung, viele Seiden- waaren und grolse Quantitäten Wachs und zahlreiche andere Waaren, an der Küste. Am 6. Januar, d.i. am Fest der Anbetung der drei Könige, des Jahres 1602, befand sich Vizcaino vor dem Hafen von San Franeisco, mit dem Piloten Volanos an Bord. Vizcaino hatte die Absicht, den Hafen zu besuchen, theils um eine genaue Aufnahme zu veranstalten, theils um, wo möglich, Einiges von den Resten der reichen Ladung des San Augustin zu retten. Er war indefs eben von seinem zweiten Schiffe, der Fregatte de los Reyes, getrennt worden und ankerte des- halb hinter einem Cap, wo er gegen die Nordwestwinde sicher war und zu gleicher Zeit die See beobachten und nach seinem Schiffe sich umschauen konnte. Er nannte das Cap „Punta de los Reyes“, wobei er sowol an den Festtag, wie an den Namen seines ausgebliebenen Schiffes dachte. Da sich das letztere aber von Süden her nicht zeigte, verliefs Vizcaino am folgenden Tage (7. Januar) seinen Ankerplatz, und wandte sich, um dem Schiffe zu begegnen, nach Nordwest. So ging diese Gelegenheit, den Hafen von San Franeisco aufzunehmen, verloren, und auch die Reste der Ladung und das Wrack des San Au- gustin blieben in den Händen der Indianer an der Bai. Alle diese Ereignisse und Verhandlungen in Bezug auf den Hafen von San Franeisco, — d. h. in Bezug auf den Schiffbruch des San Augustin und auf Vizcaino’s Absicht, den Hafen aufzunehmen, — sind uns von Torquemada berichtet; er ist unsere wichtigste und fast unsere einzige Quelle dafür. Und aus Allem erhellt, dafs die Spanier entweder zu der Zeit, in welcher Torquemada schrieb, oder schon zu der Zeit, in welcher der San Augustin scheiterte (1595) oder Vizeaino diese | Hydrographie und Entdeckungsgeschichte der Bay von San Franeisco. 297 Gewässer befuhr (1602), einen Puerto de San Franeisco in der Nähe | unserer jetzigen San Franeisco-Bay kannten. | Von Vizcaino’s eigenen Arbeiten ist nur seine Karte publicirt. Auf dieser finden wir keinen Hafen von San Franeisco an der cali- fornischen Küste in der Breite unserer Bay. Ein Hafen südlich von Punta de los Reyes ist genannt „Puerto de los Reyes“. Diese Karte unterstützt also nicht die Vermuthung, dafs Vizcaino jenen Namen hier eingeführt hat. Nach dem Umstande, dafs Vizcaino nur kurze Zeit vorher eine andere Bay zu Ehren des Heil. Franciscus benannt hat, — nämlich die San Franeisco-Bay unter 30° N. Br. auf der Halbinsel Californien, — ist es sehr unwahrscheinlich, dafs er schon unter 38° N. Br. demselben Heiligen wieder diese Ehre erwiesen haben sollte. Torquemada schrieb sein grolses Werk „La Monarchia Indiana“, in dem er die oben angeführten Ereignisse berichtet, wahrscheinlich zwischen 1610 und 1615. In diesem letztern Jahre wurde sein Werk zum ersten Mal gedruckt und veröffentlicht, und dieses ist der früheste Zeitpunkt, in welchem nachweislich der Name „Puerto de San Franeisco* in der Breite unserer Bucht den spanischen Historikern bekannt war. Es fragt sich nun, welcher Hafen unter diesem Namen gemeint war, und durch welche Umstände dieser Name in die Geographie ein- geführt worden ist. Die erste Frage kann beantwortet werden, wenn wir die spani- schen Werke über Californien und die Karten des Landes zu Rathe ziehen. In keiner spanischen Schrift, die von dem Hafen von San ‘ Franeisco handelt, vor dem Jahre 1769, ist dieser Hafen so beschrie- ben, dafs wir in ihm unsere Bay wiedererkennen. Im Gegentheil: alle ' sprechen von ihm in Ausdrücken, welche es unzweifelhaft machen, dals sie darunter die Gewässer aulserhalb des Goldnen Thores ver- _ stehen, die ganze breite Bucht zwischen Punta de los Reyes, den Fa- rallones und Punta de San Pedro, im engeren Sinne aber den nörd- _ liehen Theil derselben, den wir „Sir Francis Drake’s Bay“ nennen. Es ist sehr möglich, dafs auch bereits das Goldene Thor von einigen Seeleuten bemerkt wurde; aber sie betrachteten es nur als einen Theil des „Hafens von San Francisco“, als eine Abzweigung oder Einbuch- tung, ähnlich den anderen Abzweigungen und kleinen Bayen dieser ‚grolsen Rhede. In dieser Weise spricht darüber z. B. der bekannte spanische Pilot _ Cabrera Bueno, der im Jahre 1734 Sailing Directions für die califor- nische Küste schrieb. Er drückt sich, während er von den Farallones ‚spricht, so aus, dals man annehmen mufs, er glaube, dieselben lägen in dem eigentlichen Hafen von San Francisco. Er sagt auch, dafs das 298 J. G. Kohl: Schiff San Augustin im Hafen von San Francisco an den Farallones scheiterte. Die Localität, wo dieser Schiffbruch stattfand, wird von den verschiedenen Schriftstellern verschieden angegeben. Aber der Umstand, dafs, nach allen Berichten, der Schiffbruch im Hafen von San Franeisco stattfand, ist ein sicherer Beweis, dafs unser vortrefflich geschütztes inneres Becken nicht gemeint sein kann, da hier ein so grolses Schiff kaum gänzlich verloren gehen kann. Wir haben auch nicht eine einzige Karte von der Küste Califor- niens vor dem Jahre 1769, auf der eine Bucht verzeichnet ist, welche einigermafsen unserer Bay von San Francisco an Gestalt gleicht, ob- gleich wir mehrere Karten besitzen, auf denen die Umrisse des Hafens von Monterey oder der Bay von San Diego erträglich gut niedergelegt sind. Wäre jene herrliche und unübertreffliche Bay einmal wirklich erforscht und aufgenommen worden, so würde sie nie aus den Karten und Büchern wieder verschwunden sein. Die andere Frage, wie der Name San Francisco für die Rhede und die Gewässer aufserhalb unserer Bay in Anwendung kam, ist gleichfalls in Dunkel gehüllt. Wir wissen ganz bestimmt, dafs weder Vizeaino noch irgend ein anderer der grofsen Seefahrer, welche die Küste im amtlichen Auftrage erforschten, ihn auf eine feierliche und förmliche Weise eingeführt haben. Es scheint, dafs er ganz allmählich in Gebrauch gekommen ist. Einige Schriftsteller haben die Vermuthung geäulsert, dafs er nichts anderes sei als eine spanische Uebersetzung und Umwandelung des englischen Namens „Hafen des Sir Franeis Drake“. Diese Ansicht ist von Anderen entschieden verworfen worden. Doch mufs ich gestehen, dafs ich keine bessere und wahrscheinlichere Erklärung auffinden kann. Wenn wir auf die Karten des 17ten und der ersten Hälfte des 48ten Jahrhunderts einen Blick werfen, finden wir, dafs die spanische und englische Art, den Namen von Sir Franeis Drake’s Harbor zu schreiben, sehr verschieden ist, dafs eine in die andere übergeht und beide mit einander in auffallender Weise vermischt werden. Eine Karte hat „Drakes Harbor“, eine andere „Portus Francisci Drake“, eine dritte „The Harbor of Sir Francis Drake“, eine vierte mit einer Abkürzung „The Harbor of S. Francisco Draco“. Diese. Umwandelung des engli- schen christlichen Namens Francis in das spanische Franeisco findet man sogar auf einer Karte des englischen Geographen Molineaux vom Jahre 1597. Dadurch war es den Spaniern sehr nahe gelegt, überall Francisco zu schreiben. Die Abkürzung S. auf einigen englischen Kar- ten kann sowol Sir wie San gelesen werden. Nichts ist natürlicher, als dafs der spanische Chartograph, wenn er die bald nach Drake’s Zeit publicirten englischen Karten von Molineaux, Hondier u. A. sah, Hydrographie und Entdeckungsgeschichte der Bay von San Francisco. 299 auf den Gedanken kam, das Schlechte zum Guten zu wenden und den Namen des Seeräubers „Ss. Francisco Draco“ in den Namen eines Hei- ligen zu verändern, indem er einfach das „Draco“ fortliefs. Am 1. October 1769 kam die erste Landexpedition unter Portala und den Franziskaner-Missionären in der Breite unserer Bay an der Küste an. Sie erblickte von hier die Punta de los Reyes und die Fa- rallones und erkannte sie nach der Beschreibung des Piloten Cabrera Bueno, dessen Küstenbeschreibung sie bei sich hatte. Sie wufste nun, dafs sie nicht weit vom „Hafen von San Franeisco* war, d. h. von dem Hafen, welcher durch die Punta de los Reyes geschützt wird; und sie wünschte sofort, zu diesem Cap und Hafen vorzudringen. Aber bei der Ausführung dieses Planes sah sie sich, offenbar zu ihrer Ueber- raschung, durch gröfsere Binnenseen und Flüsse (durch das Wasser- system unserer San Francisco-Bay) behindert. Ueber diese Binnenge- wässer war in ihrem Wegweiser, dem Buche von Cabrera Bueno, nicht ein Wort zu finden. Man versuchte, um die Binnenbassins herumzu- gehen, sah sich aber zu weiten Umwegen genöthigt, und fand überall auf dem Wege Wasserläufe. In Folge dessen entschlofs man sich, sich nach Süden zu wenden, ohne die Punta de los Reyes und den „Hafen von San Franeisco* (d.h. den Hafen südlich von Punta de los Reyes) erreicht zu haben. Dafs man bei Gelegenheit dieser ersten Landexpe- dition auch den Ausflufs unserer Bay von San Franeisco nach der See (das Goldene Thor) kennen gelernt hat, wird nicht ausdrücklich bemerkt. Dieser Ausflufs ist schmal und liest als ein tiefer Einschnitt oder ein tiefes Thal zwischen Hügeln verborgen. Man bemerkte allerdings etwas, das wie ein Einschnitt aussah, war aber darüber nicht im Kla- ren, ob er sowol mit der Bay wie mit der See in Zusammenhang stand; _ und es ist demgemäfs wahrscheinlich, dafs unsere Bay nach der ersten Expedition als ein ungeheures Binnengewässer verzeichnet wurde, wel- ches vielleicht mit dem Stillen Ocean in Verbindung stände. Viel- _ leicht dachte man auch, dafs diese eben entdeckte Lagune möglicher- ‘weise mit dem alten „Hafen von San Francisco“ (dem Hafen südlich von Punta de los Reyes) zusammenhänge, und war geneigt, dieselbe als einen Theil dieses Hafens zu betrachten und den Namen San Fran- eisco auf die gesammte Wassermasse auszudehnen. . Vermuthlich ist in diesem Sinne Pater Palou zu verstehen, ‘wenn er in Betreff dieser ersten Landexpedition, bei welcher der Hafen von _ Monterey gesucht aber nicht gefunden, der Hafen von San Francisco ‚von ferne gesehen und ein neuer vielleicht mit ihm in Verbindung Stehender Binnensee entdeckt wurde, — sich folgendermalsen ausdrückt: „Wie zeigt sich hier überall der Finger der Vorsehung und wie schön F E 300 J. G. Kohl: ging das Wort des Vieekönigs von Mexico in Erfüllung! Als dieser Herr alle den neu zu gründenden Missionen von Monterey, San Diego, Buenaventura Namen gegeben hatte, fragte ihn Pater Tunipero, ob der heilige Vater San Franeisco selbst durchaus keine Mission haben solle, und erhielt darauf zur Antwort: „Wenn San Franeisco eine Mission zu haben wünscht, mag er selbst ausschauen und seinen Hafen finden.* Und jetzt ging dies Wort in Erfüllung. Der heilige Franeiscus schlug Portala und seine Leute mit Blindheit, so dafs sie, als sie am Hafen Monterey angelangt waren, denselben nicht erkannten, sondern noch 40 Leguas weiter nordwärts zogen, und dann zeigte er ihnen von fern seinen eigenen Hafen, den Puerto de San Franeisco, und bezeichnete ihnen denselben als das Feld für seine eigene Mission.“ Zur Gründung dieser Mission oder wenigstens zur Wahl einer passenden Localität für dieselbe brach eine andere Expedition am 20. März 1772 unter Gouverneur Fages, dem Nachfolger Portala’s, von Monterey auf. Auch sie kam in die Nähe unserer Bay, konnte die Erforschung aber nicht in einer befriedigenden Weise beendigen, weil der Gouverneur Fages bald durch ungünstige Nachrichten über den Stand der Dinge in der Mission San Diego, wo eine Hungersnoth und ein Indianerkrieg ausgebrochen waren, nach dem Süden zurückgerufen wurde. In Folge dessen blieb die Erforschung unserer Bay noch für einige Jahre unvollständig. Endlich wurde im Jahre 1774 das Schiff San Carlos unter Befehl des Capt. Don Juan de Ayala mit der speciellen Instruction ausgesandt, den Hafen von San Franeisco aufzunehmen und zu untersuchen, ob der Canal oder Schlund (garganta), den die Land- Expedition von ferne wahrgenommen, wirklich einen Zugang verstatte und ob er schiffbar sei. Diesen Befehl führte Ayala aus. In neun Tagen segelte er glück- lich von Monterey nach dem Hafen von San Francisco, kam hier an, fand den „Schlund“, sah, dafs er tief genug war, und fuhr bei Nacht glücklich in ihn hinein. Am folgenden Tage bemerkte er, dafs der Schlund eine Legua lang und 4 Legua breit, und dafs die Fluthströ- mung in ihm stark und „sehr angenehm für die Einfahrt und Aus- fahrt“ war. Als Ayala weiter nach dem Innern kam, entdeckte er zu seiner Ueberraschung ein ganzes mittelländisches Meer (un mar Mediterraneo) mit zwei Abzweigungen. Er hielt sich hier 40 Tage auf und veran- staltete auf seinen Booten eine befriedigende Aufnahme des ganzen Gewässers. Er umfuhr sowol die südliche Abzweigung der Bucht wie die nördliche, und sah, dafs sich hier noch eine andere Bay befand, von runder Figur und 10 Leguas Ausdehnung (Umfang?), in welche j j Hydrographie und Entdeckungsgeschichte der Bay von San Franeisco. 3041 der grofse „Flufs des heiligen Vaters San Franeisco * mündete. Und diese beträchtlichen Wassermassen strömten, wie man jetzt entdeckt hatte, durch jenen engen Schlund (/a garganta) in den Stillen Ocean, der hier La Ensenada de los Farallones, die Klippenbucht, genannt wird. Ayala entwarf einen Plan von allen diesen Gewässern. Er mufs als derjenige betrachtet werden, dem wir die erste Aufnahme des Ha- fens von San Francisco verdanken, und er ist auch der erste Seemann, von dem es historisch und durch ganz unzweifelhaft sichere Documente erwiesen ist, dafs er durch den Eingang zur Franeisco-Bay hindurch- gefahren ist und die ganze Bay umschifft hat. Als Ayala nach Mon- terey zurückgekehrt war und gefragt wurde, ob die neu entdeckte Rhede einen guten Hafen besitze, antwortete er: „das ist kein Hafen, son- dern ein ganzes Sortiment von Häfen“ '). Sobald der Vicekönig von Mexico diese angenehmen Nachrichten und die Karte der neu entdeckten Gewässer erhalten hatte, sandte er von Mexico eine ansehnliche Expedition von Soldaten, Ansiedlern, Wei- bern, Kindern und Vieh aus, unter Befehl des Don Juan Bautista de Anza, um die neue Bay noch weiter zu erforschen und an ihrem Ge- stade zwei neue Ansiedelungen zu gründen, welche die Missionen von San Francisco und von Santa Clara genannt werden sollten. Leider sind wir über die Expedition Anza’s nicht vollständig unter- eu A ee en ae ee richtet. Sie scheint aber zur Kenntnifs unserer Bay nicht viel beige- tragen zu haben. Wir wissen, dafs Anza im September 1775 von So- nora aufbrach, dafs er am 4. Januar 1776 zu San Gabriel in Califor- nien eintraf, und dafs er sich von hier mit einigen Soldaten nach Monterey und der Bay von San Francisco begab, dieselbe untersuchte und die geeignetsten Plätze zur Gründung der neuen Missionen be- zeichnete, worauf er selbst nach Mexico zurückkehrte. Die Ansiedler und die übrige Mannschaft, die er von Mexico und Sonora für die _ Missionen an der Bay von San Francisco mitgebracht hatte und die _ inzwischen in Monterey geblieben waren, wurden jetzt unter Befehl des Don Joseph Moraga an den Ort ihrer Bestimmung geführt. Moraga brach am 17. Juni 1776 von Monterey auf. Um ihn bei seiner Unter- nehmung von der Seeseite durch Schiffe zu unterstützen und die schwe- rere Bagage zu transportiren, segelte ein Schiff, der San Carlos, unter Befehl des Don Fernando de Quiros, zu derselben Zeit von Monterey nach San Francisco. Zuerst erreichte die Landexpedition, am 27. Juni, ‘den Rand der Bay, und beschäftigte sich hier mit vorläufiger Unter- ‚suchung des Terrains, da sie das Schiff noch nicht vorfand. Sie unter- 1) Una estuche, ein ganzes Besteck. 302 J. G. Kohl: # nahm kleine Ausflüge durch die San Bruno-Berge und überzeugte sich nach und nach davon, dafs sie sich auf einer Halbinsel befand, die: überall von Wasser umgeben war, ausgenommen im Südosten. Dieses ist das erste Mal, dafs die merkwürdige Halbinsel, welche wir jetzt die Halbinsel von San Francisco oder die der San Bruno-Berge nennen, erwähnt und in kenntlicher Weise beschrieben wird. Endlich, am 18. August 1776, kam auch Don Fernando de Quiros auf dem San Carlos an. Er war auf seiner Fahrt durch Nordwestwinde aufgehalten und bis 32° N. Br. zurückgetrieben worden. Jetzt war er, nach Ayala, der zweite Schiffscapitain, der in die Bucht von San Franeisco hineinfuhr. Die Mannschaft der Land- und der See-Expedition vereinigte sich _ nun am Gestade des Eingangs der San Francisco - Bay. Zur Feier ihrer Vereinigung wurde eine grofse Messe und Gottesdienst gehalten, dann wählte man einige geeignete Plätze aus zur Errichtung der für eine Mission und ein Presidio erforderlichen Bauten. Darauf beschlos- sen die beiden Befehlshaber, Quiros und Moraga, zu Lande sowol wie zur See eine Entdeckungsreise nach Nordosten zu unternehmen. Ihr Hauptzweck scheint dabei gewesen zu sein, den „Rio de Nuestro Padre San Franciseo* (den Sacramento) und namentlich seine Einmündung in die Bay genauer zu erforschen, — ein Gegenstand, der ihnen viel- leicht durch die erste Aufnahme Ayala’s im Jahre 1774 nicht ganz in’s Klare gebracht zu sein schien. Quiros und sein erster Steuermann, D. Joseph Canizares, fuhren in Booten direct nach Nordosten, Moraga marschirte mit einer kleinen Abtheilung Landtruppen nach Südosten, um die ganze Bay zu umgehen und sich mit den Booten an der Mündung des Flusses zu vereinigen. Beide brachen an demselben Tage auf. Die Landexpedition erreichte den südliehsten Punkt der Bay, wo sie einen Flufs entdeckte, den sie Rio de Nuestra Senora de Guadalupe nannte. Von hier ‘wandte sie sich nordwärts, um sich mit der Bootexpedition zu vereinigen. Diesen Zweck erreichte sie indessen nicht; denn Moraga verirrte sich; statt den Monte Diablo im Norden zu umgehen, marschirte er südlich um ihn herum, wo er eine Thalsenkung (una canada) entdeckte, die ihm einen Richtweg nach der Mündung des San Franeisco darzubieten schien. Er zog durch dieselbe hindurch und gelangte auf der Ostseite der Monte Diablo-Kette zu den ausgedehnten Ebenen und Marsch- gründen, welche die Arme des unteren San Joaquin umgeben. Diese Ebenen waren baumlos, aber die Schlangenlinien der Flufsarme konn- ten leicht erkannt werden, da sie mit Waldstreifen besetzt waren. Mo- raga und seine Leute begaben sich an den Flufs und gingen durch eine Furth, die sie mit Hilfe einiger Indianer ausfindig machten, auf die andere Seite hinüber. Hier zeigten sich, so weit das Auge blicken Hydrographie und Entdeckungsgeschichte der Bay von San Francisco. 303 konnte, öde Ebenen, über denen die Sonne wie über dem Ocean auf- und unterging. Die Hitze war aufserordentlich drückend; Indianer- Ansiedelungen fand man nach Osten hin nicht, ausgenommen am Flufs- ufer. Moraga beschlofs deshalb, zu dem Lager am Eingange der San Franeisco-Bay auf demselben Wege wieder zurück zu kehren, auf dem er gekommen war. Er hatte die Ueberzeugung gewonnen, dafs dieser grolse Fluls, dem er keinen Namen gegeben zu haben scheint, der aber unser San Joaquin ist, von Südost, aus den grolsen Marschgrün- den und Seen (los grandes tulares) kommen müsse, von denen man sehon im Süden jenseits der Missionen von San Antonio und San Luis de Obispo gehört hatte, dafs sie östlich von diesen Ortschaften vor- “handen wären. | Die Boot-Expedition war gerades Weges nach der Stralse Car- quines gefahren. Da sie hier vergebens die Ankunft der Landmacht erwartete, beschäftigte sie sich mit der Aufnahme der Umgegend. Sie entdeckte hier eine andere Lagune oder einen Hafen, den sie El Puerto de la Asuneion de Nuestra Senora benannte, — ohne Frage unsere Suisun-Bay, „die eben so trefflich und eben so sicher war wie der Hafen von San Diego“. Sie sah von hier Berge im Nordwesten, von denen man annahm, dafs sie bei Cap Mendocino endeten. Von hier sich westwärts wendend erforschte sie eine andere grofse Lagune (estero), die ganz endlos zu sein schien und in die man mit der Ver- muthung hineinfuhr, dafs sie im Westen mit dem Puerto de la Bodega zusammenhängen möge, der im Jahre 1775 von Bodega entdeckt war, und da/s demgemäfs das ganze Land um Punta de los Reyes eine Insel sein dürfte. Aber nachdem man einen ganzen Tag und eine Nacht _ längs dieser Bay gefahren war, erreichte man ihr Ende, und überzeugte sich nun, dafs dieses ganze Mittelländische Meer keine andere Verbin- dung mit dem Ocean besitze, als jenen „Schlund“, an dessen Rande man das Presidio und die Mission gegründet hatte, — unser Goldenes Thor. Man nannte diese westliche Bucht El Estero de Nuestra Senora ‚de Merced. Sie ist’ unsere San Pablo-Bay. Beide Befehlshaber, Quiros und Moraga, trafen am Eingange der . Bay wieder zusammen. Hier waren .die Vorbereitungen zur Gründung der Mission so weit vorgeschritten, dafs am 9. October die Gründung - förmlich proclamirt werden konnte. Man celebrirte eine Messe nebst - Procession, von dem Lande wurde feierlich Besitz ergriffen und der Ansiedelung der Name Mission de Nuestro Padre San Francisco bei- ‚gelegt. Darauf kehrte das Schiff San Carlos nach San Blas zurück. Die Ansiedler und Priester blieben in der Mission, einige Soldaten im Presidio, und beschäftigten sich in den nächstfolgenden Jahren damit, ‚die Heiden zu taufen und den Anbau der Gegend zu beginnen. 304 J. G. Kohl: In dem unmittelbar darauf folgenden Jahre 1777 unternahm man zwei andere Ausflüge von Monterey nach dem südlichen Theile der Bay _ von San Franeisco, beide unter Leitung des neuen Gouverneurs von Californien, Don Felipe Neve. Die eine beabsichtigte die Gründung der neuen Mission von Santa Clara auf den grofsen Ebenen am Süd- ende der Bay von San Franeisco, welche die Franziskaner „los Llanos de San Bernardino“ nannten; die andere sollte auf derselben Ebene die neue Stadt San Jose de Guadalupe, — unser San Jose, gründen. Aber diese Expeditionen dehnten das Feld ihrer Erforschungen nicht aus. Wir hören nicht, dafs bei dieser Gelegenheit neue Ent- deckungen gemacht wurden. Und wir können überhaupt sagen, dafs | wir nach den beiden oben erwähnten Expeditionen von Ayala im Jahre 1774 und von Quiros und Moraga im Jahre 1776 für eine längere Zeit Nichts über anderweitige ausgedehnte Erforschungs-Expeditionen und wichtige Aufnahmen der Bay von San Franeisco berichtet finden. Nach diesen ersten grofsen Anstrengungen scheinen sich die spanischen Of- fiziere und die Franziskaner-Mönche mit der über diese Gewässer und die benachbarten Gegenden bereits gewonnenen Kunde und mit den von den genannten Befehlshabern ausgeführten Plänen und Karten be- gnügt und sich ausschliefslich auf die Sorge für ihre Agricultur- und Missions-Interessen in der Nähe der bereits begründeten Ortschaften, der Presidios, Missionen und Pueblos von San Francisco, Santa Clara und San Jose beschränkt zu haben. Allerdings unternahm man während der letzten Jahre dieses Jahr- hunderts von diesen Posten aus zuweilen militärische Streifzüge (entra- das) nach Osten und auch längs des Sacramento, dessen Laufe man auf mehr als 60 Leguas aufwärts folgte. Diese Expeditionen wurden aber nicht vorzugsweise zu dem Zwecke veranstaltet, um das Land kennen zu lernen, sondern vielmehr, um Indianer zu fangen und zu taufen. Sie wurden nur von Soldaten ausgeführt, ohne irgend welche astronomische Instrumente und ohne die Begleitung wissenschaftlicher Männer. Ihre Geschichte ist, so viel mir bekannt, in keinem einzigen Falle verzeichnet worden, und es ist deshalb unmöglich, ihre Resultate namhaft zu machen. Die um die Bay angesiedelten Spanier hatten nicht ein einziges Schiff, nicht einmal ein Boot zu ihrer Verfügung, mit dem sie zu Wasser weitere Untersuchungen hätten anstellen kön- nen. Alle ihre Expeditionen wurden auf Maulthieren oder Pferden oder zu Fufs ausgeführt. Auch zur See geschah nur wenig, was wir als einen Fortschritt der hydrographischen Kenntnifs unserer Bay bezeichnen könnten. Zu- weilen fuhr ein spanisches Schiff auf seiner Entdeckungsfahrt nach den nördlichen Theilen des Stillen Oceans in die Bay hinein, mit Zufuhr Hydrographie und Entdeckungsgeschichte der Bay von San Francisco. 305 für die Missionen, oder um sich selbst mit den Producten des Landes zu versehen. Zuweilen sprachen auch fremde Schiffer an; aber diese, auf weiten Seereisen begriffen, hatten weder die Zeit, noch die Erlaub- nifs, ihre Untersuchungen auf unsere Bay auszudehnen. Cook (1778) berührte diese südlichen Gegenden nicht. Er wandte sich nach Norden, wo er den Schauplatz eines einträglichen Pelzhan- dels in Seeotterfellen eröffnete. Fast alle seine Nachfolger suchten auch jene nördlichen Striche auf, die von den Spaniern nicht in Besitz genommen waren. La Perouse (1786) fuhr ebenfalls nicht in die Bay von San Fran- _eisco hinein, obgleich er von den fremden berühmten Seefahrern als der erste erwähnt zu werden verdient, der wenigstens einen der cali- fornischen Häfen, den von Monterey, anlief. Er hielt sich hier 10 Tage auf und verschaffte sich auch eine spanische Zeichnung der Bay von San Francisco, von welcher eine Copie seinem Atlas beigegeben ist. Auch die grolse spanische Erforschungs-Expedition der Schiffe - Deseubierta und Atrevida unter Malaspina im Jahre 1791 vernachläs- sigte die Bay von San Francisco. Malaspina veranstaltete, ‘wie La Perouse, eine Aufnahme des Hafens von Monterey, welches damals die Hauptstadt und der Mittelpunkt der californischen Ansiedelungen war. Aber in die San Franeisco-Bay begab er sich nicht. | Von allen fremden berühmten Seefahrern und Entdeckern war Vancouver der erste, welcher die Bay von San Francisco besuchte. Er war zweimal hier. Bei dem ersten Besuche fuhr er am 14. November 1792 in die Bay ein und verliefs sie am 25. November. Zum zweiten Mal war er in den ersten Tagen des November 1793 hier. Er hielt sich nur ein paar Tage daselbst auf, da er bei den spanischen Beamten keine freundliche Aufnahme fand. Auch konnte er weder dieses Mal noch bei dem früheren Besuch viel für diesen Haupthafen der ganzen amerikanischen Westküste leisten. Er nahm nur den Eingang auf: der Plan desselben, den er in seinem Atlas mittheilt, umfafst nach Osten hin nur die Lage unserer jetzigen Stadt San Francisco und die Inseln Yerba Buena und Alcatraz. Auch die beiden letzten grolsen spanischen fie Expedi- tionen längs der Westküste Nord-Amerika’s unter Caamano, und Valdez _ und Galiano (1792) fuhren an unserer Bay vorüber, ohne von ihr Notiz zu nehmen, obgleich die: zuletzt genannten Offiziere speciell den Auf- trag hatten, die californische Küste zu untersuchen, und auch in den - Hafen von Monterey eingelaufen waren. 05 Es erhellt daraus, dafs die Bay von San Francisco, die Perle unter den Häfen am Stillen Ocean, während der letzten Decennien des 18ten _ Jahrhunderts vernachlässigt wurde. Dasselbe gilt von den beiden ersten _ Zeitschr.f, allg. Erdk. Neue Folge. Bd.IV. 20 306 . J. G. Kohl: Deeennien des gegenwärtigen Säculums, während deren ganz Europa in Kriege verwickelt war und Expeditionen nach dem Westen nicht unternommen wurden. Es ist sehr möglich, dafs während dieser Periode einige unterneh- mende amerikanische Walfischfänger und Pelzhändler, welche im nörd- lichen Theile des Stillen Oceans einen lebhaften Handel trieben, den Hafen wieder besuchten und ihn, so zu sagen, für ihr Land wieder- entdeckten. Wir können darüber Nichts mit Gewilsheit mittheilen, da die Reisen dieser amerikanischen Walfischfahrer und Pioniere des North Pacific nicht aufgezeichnet sind. Aber es ist Thatsache, dafs Capt. Beechey, der erste grofse europäische Seemann und Entdecker, der wieder (im Jahre 1827) die Bay besuchte, hier einige amerikanische “"Walfischfahrer im Whaler- oder Saucelito-Harbor vor Anker fand, „wo sie ihre Schiffe auszubessern pflegten“. Von ihnen hatte dieser Hafen auch seinen Namen erhalten. "Capt. Beechey (im Schiff Blossom) war auf seiner grofsen Reise nach der Behrings-Strafse zweimal in der Bay von San Franeisco, zuerst im November 1826, dann Ende November 1827. Längs der Bay und auf ihrer Küste unternahm er mehrere Ausflüge, machte hy- drographische und astronomische Beobachtungen und veranstaltete eine Aufnahme von der ganzen Bay. Namentlich führte er zum ersten Mal gute Sondirungen in verschiedenen Richtungen durch die Bay aus. Er entdeckte in derselben einen gefährlichen Felsen, der nach seinem Schiff The Blossom Rock genannt wurde, und publicirte später in seinem Atlas einen Plan der ganzen Bay, bis zur Ausmündung der Strafse Carqui- nes, der zu jener Zeit für den besten Plan der Bay galt und auch jetzt noch als recht gut geschätzt wird. Beechey’s Plan kann als'die Grundlage für alle hydrographischen Aufnahmen des Hafens betrachtet werden, auf welcher seine Nachfolger fortbauten. Zehn Jahre nach Beechey kamen die ersten französischen Forscher an. Es waren Offiziere, welche der Befehlshaber einer französischen wissenschaftlichen Expedition um die Welt, Abel du Petit Thouars, im Schiff Venus, hierhergesandt hatte, um die Bay in dem amerikanischen Schiff Kamamalou aufzunehmen. Die Skizze, welche sie von der Bay entwarfen, enthält einige von ihnen eingeführte neue Namen, welche sich auf verschiedene französische Karten fortgepflanzt haben. Bald nach Du Petit Thouars kam ein anderer berühmter briti- scher Entdecker, Capt. Sir Edward Belcher, auf seiner Expedition nach der Nordwestküste Amerika’s (1837—1842) mit dem Schiff Sul- phur, in die Bay von San Franeisco. Er erforschte auf Booten alle nordöstlichen Theile dieser Gewässer, und untersuchte zum ersten Mal in umfassender Weise den Flufs Sacramento, den er 156 Miles weit k b & Hydrographie und Entdeckungsgeschichte der Bay von San Franeisco. 307 von dem Ankerplatz seines Schiffes Sulphur im Eingange der Bay auf- wärts fuhr. Sein Plan von der Bay und: dem Flusse, der umfassend- ste, der bis dahin ausgeführt war, findet sich in seinem Atlas. Zu‘ dieser Zeit, als die Spanier nicht: im ausschliefslichen. Besitze der Bay waren ‘und ‘fremden Expeditionen nicht hinderlich entgegen- traten, folgte eine Aufnahme der Bay auf die andere. Bald nach Bel- cher trafen die:ersten Abtheilungen einer grofsen amerikanischen Er- forschungs-Expedition in der Bay ein, eine Land- und eine See-Ex- pedition, die von Commander Wilkes vom Columbia-Flusse nach Süden gesandt waren. Die See-Expedition auf dem Schiffe Vincennes unter Commander Ringgold kam am 14. August 1841 an. Er war der erste Amerikaner, welcher wissenschaftlich ausgerüstet. und mit dem. alleini- gen Zweck wissenschaftlicher Erforschung in die Bay einlief. Er nahm vorzüglich die nordöstlichen Theile auf, die Bayen San Pablo und Sui- sun, die Mündung des San Joaquin und den Sacramento fast bis: zur Mündung des Feather River. Die von Commander Wilkes entsendete Land-Expedition stand unter Befehl des Mr. Emmons.\.' Er folgte (derjenigen ‘Route nach der Fran- ‚eisco -Bay, die schon lange Zeit vor ihm von Canadiern und:den Jägern der ‚Hudsons-Bay-Compagnie eingeschlagen. war, und erreichte den Sacramento am 28. October. 1841. Am 19. October war Commander Wilkes selbst auf: der Brigg Porpoise in die Bay, eingelaufen, so dafs jetzt hier mehrere amerika- nische Entdecker vereinigt waren. Die Resultate ihrer Aufnahmen sind in dem Werke des Commander Wilkes über diese wichtige, Expedition mitgetheilt. Seit, jener Zeit blieb die Fortsetzung der Aufnahmen: und For- - sehungen in der Bay' in den Händen amerikanischer Seefahrer, obgleich auch ein Engländer (Capt. Kellett) unter den Förderern dieses Werkes _ mit ‚Auszeichnung genannt zu werden verdient. Im Jahre 1848 wurde Californien an die Vereinigten Staaten ab- gbtneien, und im ‘Jahre 1849 begann der United States Coast Survey seine Arbeiten in der Bay. ’ Im Jahre 1850 wurde Capt. Ringeold, der, wie wir bereits erwähnt - haben, schon 1841 ‚unter Wilkes in ‚der Bay gewesen war, aufgefor- ‚dert, eine neue Aufnahme ‚der ganzen Bay zu veranstalten. Er unter- zog. sich diesem Auftrage und publicirte ‚die Resultate seiner Beobach- tungen, Sondirungen und Erforschungen und die Karten in: einem spe- - eiellen Werke über die Bay, wahrscheinlich dem ersten hydrographischen - Werke, welches ‚speciell und ausschliefslich ‚diesem Gewässer „gewid- met ist. Die Arbeiten des Coast Survey sind jetzt noch nicht zum Abschlufs 20* 308 J. 6. Kohl: gediehen, und es würde uns zu weit führen, hier auf ihre Geschichte, so weit sie diese specielle Bay betrifft, einzugehen. Zum Zweck einer genaueren hydrographischen Beschreibung der Bay und ihrer verschiedenen Abzweigungen können wir folgende Ein- theilung vornehmen: 1) der Eingang der San Franeisco-Bay; 2) der Haupttheil der vorzugsweise sogenannten San Francisco-Bay; 3) San Pablo-Bay; 4) die Strafse Carquines; 5) Suisun-Bay; 6) und 7) die Flüsse San Sacramento und San Joaquin. 1) Der Eingang zur San Francisco -Bay. Der Eingang zur San Franeisco-Bay ist einzig in seiner Art auf der ganzen californischen Küste. Alle anderen Buchten der Küste sind entweder weite Thalmündungen, welche zwischen zwei Bergketten einge- schlossen sind, wie z.B. Monterey; oder Durchbrüche durch Sandbarren, die vor einer flachen Lagune liegen, wie z.B. die Eingänge zur Humboldt- Bay und zum Hafen San Diego; oder nur halbkreisförmige Biegungen von Bergketten, die sich in einem Bogen hinziehen, wie die Bay von Luis Obispo; oder endlich erweiterte Flufsmündungen, wie Umpqua Inlet. Aber unser Eingang ist der Durchbruch durch eine Gebirgskette, ein Durchbruch von Ost nach West, mit Salzwasser auf beiden Seiten. Bei einem Blick auf die Karte wird man sich überzeugen, dafs die Benennung „Eingangs-Strafse* hier in einem weiteren und einem engeren Sinne verstanden werden kann. Die Geographen beschreiben den Eingang zur San Francisco-Bay gewöhnlich so, als ob er im Osten mit Point Cavallos und North Point ende. Aber wenn wir die östliche Küstenlinie der südlichen oder San Franeisco-Halbinsel in ihrer Haupt- richtung nach NNW. verlängern, trifft sie den Continent wieder bei Bluff Point und umschliefst dann Alcatraz und Angel Island und San Franeisco-Bay oder Whalers’ Harbor. Erst östlich von dieser Linie kann man sagen vollständig in das grofse Becken der Bay gelangt zu sein und die Grenzen der beiden Halbinseln, zwischen denen sich die Strafse gebildet hat, hinter sich gelassen zu haben. Wir werden von dem Eingange in diesem weiteren Sinne reden. In diesem Sinne ist die Strafse ungefähr 7 Miles lang und 1 bis 5 Miles breit. Die schmalste Stelle ist in der Mitte bei Fort Point, wo die Strafse nur eine englische Meile breit ist. Nach beiden Enden erweitert sie sich. Am westlichen Eingange, zwischen den Caps Bo- nita und Lobos, ist sie etwas über 2 Miles breit, und am östlichen Eingange, zwischen Bluff Point und North Point, etwas über 5 Miles. Die Küsten auf beiden Seiten der Strafse, namentlich an ihrem schmalsten oder westlichen Theile, sind steil und felsig. Die nördliche BAATAN, Hydrographie und Entdeckungsgeschichte der Bay von San Franeisco. 309 ist die steilere; sie erhebt sich an einigen Stellen fast senkrecht aus dem Wasser. Die Gipfel der Berge erreichen schon in geringer Entfernung von der Küste eine Höhe von 1000 Fuls, und etwas weiter nach dem In- nern im Table Mount die Höhe von 2000 Fufs. Die südliche Küste ist, obwol niedriger, doch mehr zerrissen und hat mehr von den An- griffen des Oceans gelitten. Die ganze sogenannte Halbinsel von San Francisco, welche im Süden der Strafse liegt, ist etwas niedriger, und man mufs weiter nach Süden gehen, um Höhen von 2000 Fufs zu er- reichen. Von der Seeseite kann der Eingang bei hellem Wetter in einer Entfernung von 12 bis 15 Miles leicht wahrgenommen werden. In dieser Entfernung sieht man nach Osten geradezu in die Strafse, hat Fort Point in der Mitte derselben, und kann auch das Eiland Alcatraz erkennen. Im fernen Hintergrunde zeigt sich der schneebedeckte Pik des Monte Diablo, zur Linken der breite Table Hill, zur Rechten die San Bruno -Kette. Vor der Einfahrt, auf der oceanischen Seite, ist eine Barre, welche sich von der Nordküste nach der Südküste in einer Art von Hufeisen- form hinzieht. Diese Bank kann durch folgende Sondirungen charak- terisirt werden: „Zwei Seemeilen (leagues) vor dem Eingange findet man 18 Faden Tiefe. Dann nimmt die Tiefe in einer genau östlichen Richtung allmählich bis auf 4 Faden ab. Aber in der Entfernung von *% League vom Eingang vertieft sich das Wasser bald wieder bis zu 8 und 10 Faden; und in der Mitte, zwischen den beiden äufseren Ein- gangs-Vorgebirgen (den Points Lobos und Bonita) findet man wieder eine Tiefe von 15 bis 18 Faden. Die Barre scheint das südliche Vor- gebirge des Eingangs nicht ganz zu erreichen; denn hier, nicht weit von dem Südende der Barre, kann man überall eine Tiefe von 9 Fa- den antreffen.* Diese Barre ist auf der inneren Seite der hufeisenförmigen Krüm- mung mit rothem Sande überlagert, — ein Umstand, der für Schiffe, welche in die Bay hineinfahren, bei nebligem Wetter ein gutes Merk- - zeichen sein kann und der im Jahre 1855 von Lieut. Alden entdeckt wurde. In der Mitte ist der Eingang der Strafse sehr tief, meist zu tief, um ankern zu können; aber in der Richtung nach der Bay selbst wird die Strafse flacher. Das Wasser in der Strafse ist in ununterbrochener Bewegung; bald _ wird es durch starke westliche Winde hineingetrieben, bald strömt es aus dem innern Becken nach dem Ocean, und diese letztere Bewegung kann man für die gewöhnliche halten, da zwei grofse Flüsse ihr _ Wasser durch die Strafse in das Meer ergiefsen. Aufserdem aber strömt 310 J. G. Kohl: die tägliche Fluthbewegung durch die enge Strafse hin und zurück. Am stärksten macht sich die Fluth an der Nordküste bemerklich, wo auch die steilsten Ufer und das tiefste Wasser sich befinden. Zahlreiche zurückgeworfene Strömungen, die durch die verschie- denen vorspringenden Punkte des Eingangs bewirkt werden, machen die Fahrt durch diese Passage in einem gewissen Grade schwierig. Vancouver versichert, dafs in alter Zeit diese starken Strömungen des San Franeisco -Eingangs unter den spanischen Seeleuten berüchtigt und sehr gefürchtet waren. Er sagt, dafs sie in den Augen derjenigen, welche wissen, wie man sie benutzen muls, zu den gröfsesten Vorzügen des Hafens gehören, da die an dem Eingange vorherrschenden Winde aus westlichen Strichen wehen und oft mehrere Tage hinter einander geradezu’in den Hafen hineinblasen, so dafs die Ausfahrt ohne Hilfe der Ebbeströmung oft recht schwierig sein würde. Aber ich glaube, dafs sich der treffliche Vancouver hier etwas zu verächtlich über die spanischen Seeleute äufsert. Wenigstens finde ich in der ältesten Be- schreibung dieses Eingangs und seiner verschiedenen Strömungen, die wir dem Pater 'Palou . verdanken, die Bemerkung, dafs die‘ starken Strömungen 'in diesem Eingange für die Ein- und Ausfahrt sehr gün- stig sind. { Der Wind am Eingange weht wohl während der gröfseren Hälfte des Jahres aus Westen. Wenn nicht Westwind vorherrscht, kommt der Wind gewöhnlich genau von Osten, hin und wieder mit unange- nehmen Stöfsen von den Bergen im Norden und Süden. Die Strafse hatte früher keinen besonderen Namen. Von den alten spanischen Schriftstellern wird sie oft „La Garganta de la Bahia“, der Schlund oder die Kehle der Bay, genannt. Pater Palou braucht in seiner Beschreibung der Bay zuweilen den Namen „La Ensenadä'de los Farällones“, die Klippenbucht; aber er scheint diese Benennung mehr auf die Gewässer vor der Stralse, zwischen ihr und den Faral- lones, zu beziehen, als auf die Strafse selbst. ‘Er sagt, dafs der Ein- gang oder die Strafse sich in die „Ensenada de los Farallones* ergiefst, die nach ihm zwischen Punta de los Reyes, den Farallones und dem Eingang von San Francisco liegt, — obgleich man nicht gut einsieht, wie ein'so breites Gewässer eine Ensenada genannt werden kann. Unsere Karten nennen die Strafse jetzt gewöhnlich „San Fran- eisco Entrance*. In Californien liebt man es, ihr den populären Namen „Ihe Golden Gate“, das Goldene Thor, zu geben. Vorgebirge der Strafse. Die Hauptvorgebirge der Strafse auf der Nordküste sind die folgenden: Point Bonita, Point Diablo, Lime Point und Point Cavallos; auf der Südküste Point Lobos, Fort Fan | Point San Jose, Tonguin Point und North Point. Hydrographie und Entdeckungsgeschichte der Bay von San Franeisco. Z41 1) Point Bonita. Dieses Cap bildet den nordwestlichen Flügel oder Pfeiler des Eingangs. Es ist eine Art von langhingestrecktem Felsendamm, dessen Kamm wie eine Säge gezähnt ist. Es wird. niedri- ger gegen sein Ende, welches mit einem ganz kleinen Felsen abbricht; aber von ihm erstreckt sich ein Riff noch 2 Mile weit in die See. — Ich kann nicht finden, dafs dieses Cap früher einen besondern Namen gehabt hat. Palou und alle andern spanischen Autoren über die Fran- ziskaner-Missionen haben keinen Namen für ‚dasselbe. Selbst Van- couver (1793) nennt es auf seiner Skizze der Stralse einfach „die Nordwest-Spitze“. Der französische Seefahrer Du Petit Thouars giebt ihm auf seinem Plane den Namen „La Pointe Noire“, die schwarze Spitze. Wir nennen es jetzt gewöhnlich „Point Bonita“; aber die spä- tern spanischen Karten haben immer den Namen „Punta Boneta“ oder Bonete, welches vermuthlich der richtige Name ist und Mützen -Cap bedeutet. Alle Felsen, aus denen es besteht, können mit Mützen ver- glichen werden, und besonders der letzte, der das südliche Ende bildet. Aber auch „Punta Bonita“ würde richtiges Spanisch sein und „das schöne Cap“ bedeuten. 2) Point Lobos. Dieses Cap ist sehr wahrscheinlich dasselbe, welches schon Vizcaino (1602) auf seiner Karte unmittelbar im Süden seines Puerto de los Reyes verzeichnet, neben dem Namen Punta de Barrancas Blancas. Barrancas ist ein Name, welchen die Spanier un- zählige Mal sandigen Strandgegenden mit Sandhügeln, die von Wind und Wetter zerrissen und zerklüftet sind, beigelegt haben; und der lange Strand südlich vom Point Lobos fast bis zum: Cap San Pedro _ fällt auf durch seine Sandhügel. Schon Pater Palou bemerkt, dafs sich zwischen Punta de Almejas (unserem Cap San Pedro) und dem Ein- gange zum Hafen San Francisco (Point Lobos) hohe Sandbänke be- finden, die von der See wie Berge von weilser Erde aussehen (unos grandes medanos de arena que desde la mar parecen lomas altas de tierra. blanca). Vancouver hat für dieses Cap nur den Namen „Süd- west-Spitze“, und Du Petit Thouars „Südspitze“. Der Name Punta de Lobos (Seehunds-Cap) ist wahrscheinlich nur ein an Ort und Stelle aufgekommener Name, der von den Ansiedlern herrührt und jetzt all- gemein in die Geographie eingeführt ist. 8) Fort Point besteht aus einem harten Serpentinfelsen und tritt _ kühn in die Stralse hinein. Die Spanier hatten auf diesem fast 800 - Fufs hohen Cap, welches sich gerade an der engsten Stelle der Stralse befindet und das ganze Fahrwasser beherrscht, eine Befestigung (un castillo) und nannten es deshalb Punta del Castillo, welches von den - englischen Seefahrern in Fort Point übersetzt wurde. Das Cap wird n allen Berichten der älteren Seefahrer erwähnt; sie waren alle ge- 312 J. 6. Kohl: nöthigt, hier beizulegen und mit den spanischen Behörden zu verhan- deln. Am Fufse des Caps, eine englische Meile südöstlich von ihm, lag das alte spanische Presidio. Gegenüber Fort Point auf der Nord- küste der Strafse liegt Point Diablo. Dieses besteht wie Lime Point, Point Cavallos, Point San Jose und alle andern Landspitzen östlich vom Fort Point aus einem sehr feinkörnigen festen Sandstein. Wir können aber über die geographische Geschichte dieser Spitzen nicht viel sagen; sie haben grofsentheils ihre Namen erst in jüngster Zeit erhalten. 4) North Point ist einer der wichtigsten Punkte in der Strafse von San Franeisco. Es ist die nordöstliche Ecke der San Franeisco- Halbinsel, deren Küstenlinie hier fast einen rechten Winkel bildet. Hier endet die Strafse, und wenn die Schiffe um dieses Cap herum nach Süden fahren, treten sie hier plötzlich aus der Region der Strö- mungen, der Windstöfse und Stürme und des zu tiefen Ankergrundes heraus unter den Schutz der sichern Bay mit ihrer mäfsigeren Tiefe und ihrem guten Ankergrunde. Oestlich vom North Point liegt der beste Hafen; hier erhoben sich die alte spanische Mission und die neue herrliche amerikanische Königin unter den Städten des Westens. Der höchste Theil von North Point heifst der Telegraphen-Hügel; er gehört zu dem nördlichen Ende des Caps, ist an seiner Basis breit, rund und hat seinen Namen von dem auf ihm errichteten Telegraphen. 5) Alcatraz Island. Von allen Inseln der San Franeisco-Bay ist das kleine Alcatraz-Eiland das berühmteste und den Sceleuten be- kannteste. Es liegt genau in der Mitte des östlichen Eingangs zur Strafse, und da es aus einem kleinen ovalen, 135 Fufls über den höch- sten Wasserstand sich erhebenden Berge oder Felsen besteht, kann es von der Seeseite gesehen werden und bildete deshalb seit alter Zeit für die Schiffe, welche in den Hafen einliefen, eine Landmarke, nach deren Lage sie ihren Cours richteten. Daher ist dieses Eiland in kei- nem alten oder neuen Bericht über den Hafen unerwähnt geblieben. Seine gröfseste Länge ist 1600 Fuls, seine Breite 590 Fuls. Der Gipfel ist rund und trägt eine dünne Erdschicht. Es ist überall von tiefem Wasser umgeben, und die Seiten sind im Allgemeinen so steil, dafs eine Landung schwer zu bewerkstelligen ist. Die Spanier nannten die Insel Isla de los Alcatrazes, Pelican-Insel. Jetzt wird es bald Alca- traz Island, bald Bird Island genannt. 6) Angel Island ist zwar viel gröfser als Alcatraz, hat aber nicht eine gleich wichtige geographische Lage oder gleiche nautische Bedeutung. Es ist wie Alcatraz und wie alle Vorgebirge der beiden Halbinseln im Süden und Norden ein detachirtes Stück der Sandstein- Formation von etwa 4 Miles Umfang. Bei den Spaniern hiefs die Insel ef, ge er Hydrographie und Entdeckungsgeschichte der Bay von San Franeisco. 313 Isla de los Angeles. Zwischen Angel- und Alcatraz-Eiland liegen zwei Klippen unter Wasser, Shag Rock und Bird Rock. Oestlich von Al- catraz ist noch eine andere ähnliche Klippe, der schon erwähnte Blos- som Rock, der im Jahre 1837 von Capt. Beechey entdeckt und nach seinem Schiff The Blossom benannt wurde. Alle diese Felsen wie die erwähnten Inseln können als die Trümmer des nicht ganz zerstörten Isthmus betrachtet werden, welcher früher die San Franeisco-Lagune vom Ocean schied und jetzt in zwei Halbinseln, einige Inseln und iso- lirte Klippen zersplittert ist. 7) Whaler’s Harbor. Nordwestlich von Angel Island zieht sich von der grofsen Halbinsel des Table Mount eine schmale Land- zunge südostwärts in die See und schirmt eine lang ausgestreckte Bucht, welche in neuerer Zeit „Whaler’s Harbor“ genannt wurde, weil die amerikanischen Walfischfänger, die in der ersten Zeit dieses Jahrhun- derts häufig die Bay von San Franeisco anliefen, sie zu benutzen pfleg- ten, um ihre Boote auszubessern, Wasser einzunehmen und sich wieder reisefertig zu machen. Die Spanier nannten diese Bucht Saucelito, nach einem Cap auf ihrer Westseite, dem sie den Namen Punta del Sauce- lito beigelegt hatten und das auch jetzt noch Saucelito Point genannt wird, wahrscheinlich weil es sich durch eine Gruppe von Weidenbäu- men bemerklich machte; ein Weidenbaum heifst im Spanischen Sauce, und in der Deminutiv-Form Saucelito. Der nördliche Theil von Wha- ler’s Harbor theilt sich in zwei kleine Zweige, von denen der west- lichere den Namen Strawberry Harbor führt. . u 2) Die eigentliche Bay von San Franeisco. (37° 26’ — 37° 56’ N. Br.) Der Haupttheil der Bay von San Franeisco oder die Bay von San _ Franeisco im engeren Sinne beginnt im Norden nicht weit von der San Pablo-Bay bei der Strafse von San Pedro und San Pablo und _ erstreckt sich in südsüdöstlicher Richtung zu ihrem südöstlichen Ende im San Jose-Thal. Sie kann als der tiefste Theil des ausgedehnten 'Thales betrachtet werden, welches im Westen von den Santa Cruz- und San Bruno-Bergen, im Osten von der Contra Costa- und Monte Diablo-Kette gebildet und eingeschlossen wird. Dieses Thal beginnt "im Südosten an der Quelle des Guadalupe-Flusses und endet bei der "Strafse von San Pedro und San Pablo, in einer Länge von etwa 40 _ Miles. Es zerfällt in zwei Haupttheile, — den südlichen, der vom Guadalupe durchströmt und von den Franziskaner-Missionären „Los Llanos de San Bernardino“ genannt wurde, jetzt aber das Thal’ von San Jose heifst, — und den nördlichen, der ganz mit Wasser angefüllt 314 I. @. Kohl: ist und unsere Bay bildet. Dieser letztere Theil wird im Osten durch die Contra Costa-Kette, im Westen durch die San Bruno-Kette oder die San Franeisco-Halbinsel eingeschlossen. Dieses Becken hat ungefähr die Form des Körpers einer. Biene, d. h. es verengert sich sowol im Süden, wo es mit der Mündung eines Flusses endet, als im Norden, wo es zwischen den nur 2 Miles von einander entfernten Vorgebirgen von San Pedro und San Pablo auf- hört. In der Mitte hat es seine grölseste Breite, etwa 12 Statute Miles, zwischen der Küste von Contra Costa und der Punta San Bruno. Die Küsten der Bay sind in ihrem nördlichen Theile höher und felsiger, und werden nach Süden hin flacher und ebener. In derselben Weise nimmt auch die Wassertiefe nach Süden ab. In einiger Entfer- nung von der Küste ist das Land überall (mit alleiniger Ausnahme des Südens nach dem Thale von San Jose hin) hügelig und in gröfserer Entfernung wird der Gesichtskreis von Bergen geschlossen. Ummittel- bar am Wasser sind die Küsten aber meist niedrig, entweder sandig oder sumpfig, und voll von Sanddünen, ausgedehnten Sümpfen und Flufsarmen. | Wir wollen jetzt um die Bay in ihrer ganzen Ausdehnung herum- gehen und die wichtigsten Punkte namhaft machen, ohne uns zu weit auf ihre Beschreibung und die Local-Geschichte einzulassen. Wir be- ginnen bei North Point, wenden uns nach Südost und vollenden ‘die Rundschau mit der Nordwest- und Westküste. 1) Die Stadt San Francisco. Wir haben schon bei unsern Bemerkungen über North Point und den Telegraphenhügel die eigen- thümlichen Vorzüge angedeutet, welche die Localität im Süden dieses Vorgebirges als die geeignetste Stelle für die Hauptniederlassung an der Bucht bezeichnen. Wir haben gesagt, dafs die Fahrt um North Point nach Süden die Schiffe auf einmal den ungünstigen Einflüssen der unruhigen Meerenge entrückt und sie in ein vollkommen geschütz- tes Gewässer mit gutem Ankergrunde führt. Man kann sagen, dafs sich hier ein Hafen befindet, der zu gleicher Zeit dem Goldenen Thore zunächst und doch aufserhalb desselben liegt. Zwischen North Point und San Quentin Rock im Süden ist eine kleine Bucht, von’ welcher das hügelige Land amphitheatralisch ansteigt. Auch südlich von San Quentin liegt eine Bay; aber diese ist von Marschgründen umgeben. Nördlich vom North Point und vom Goldenen Thore konnte keine grolse Stadt entstehen, weil das Land hier in kleine Inseln und schmale Halbinseln zerrissen ist. Im Osten vom North Point, auf der andern Küste der Bucht bei San Antonio Creek erstrecken sich weite Sumpf- ländereien nach jeder Richtung. Es erhellt daraus, dals für diese großse Stadt im ganzen Umkreise Hydrographie und Entdeckungsgeschichte der Bay von San Franeisco.. 315 der Bay keine bessere und natürlichere Lage ausfindig gemacht wer- den konnte. Die alten Franziskaner-Missionäre müssen diese Vortheile bis zu einem gewissen Grade erkannt haben, weil sie ihre Mission in dersel- ben Gegend, nur einige Leguas weiter nach dem Innern, anlegten. Der Hafen vor dieser Mission, — dieselbe Stelle, auf welcher jetzt die Stadt liegt, war früher unter dem Namen Yerba Buena oder der Anker- platz von Yerba Buena bekannt, d. h. Münze-Hafen, wahrscheinlich weil hier die Münze, — eine Pflanze, die von den Spaniern Yerba Buena genannt wird, — reichlich vorkam. Die Bucht vor der Küste wurde auch Yerba Buena Cove genannt; und ebenso erhielt das kleine Dorf oder die paar zerstreuten Häuser, die sich an dem Ankerplatze erhoben, den Namen Pueblo de la Yerba Buena. Jetzt ist dieser Name nur der kleinen Insel geblieben, welche der Stadt gegenüber liegt und noch heute Yerba Buena Island heifst. Diese Insel gewährt dem Ha- fen noch anderweitige Vortheile. „Yerba Buena“ scheint indessen nur ein an Ort und Stelle üblicher Name gewesen zu sein. Der officielle, bei der Administration gebräuch- liche Name der kleinen Municipalität, zu welcher die wenigen Ansiedler - der Ortschaft sich vereinigt hatten, scheint zur Zeit der Spanier „El - Ayuntamiento de San Franeisco* gewesen zu sein; und dieser berühmte Name wurde auch für die grofse Stadt adoptirt, welche mit wunder- barer' Schnelligkeit nach dem Jahre 1848 und nach der amerikanischen Occupation hier entstand. Er war zunächst von der alten Franziskaner- Mission hergeleitet, wo die Körperschaft der erwähnten Municipalität früher: ihre Sitzungen hielt und die von den Franziskaner-Brüdern „La ' Mission de los Dolores de San Franeisco de Assisi“ genannt wurde, Aber wir haben schon oben gezeigt, dafs dieser berühmte Name bereits zur Zeit des Vizcaino und Drake, vor mehr denn 250 Jahren, in die- ser Gegend tief gewurzelt war. Wir können hier die Bemerkung hin- zufügen, ‘dafs der Name San Franeisco über ganz Californien weit ver- breitet war. ' Hier lag in Alt-Californien eine Mission San Francisco de Borgia, unter 30° N. Br. eine San Franeisco-Bay nördlich von der grofsen Magdalenen-Bay, und aufserdem noch eine Mission San Fran- eisco de Solano im Norden von unserer Bay. 2) Point San Quentin. Dieses Vorgebirge im Süden von San Franeisco hat schon auf den alten spanischen Karten den Namen "Punta San Quentin. 0558) Point Avisadera. Dieses Vorgebirge ist der östlichste Punkt der’grofsen Halbinsel und bildet gewissermafsen mit dem gegenüber- ‚liegenden Vorgebirge San Leandro die Nordgrenze für die breiteste Ausdehnung des Beckens der Bay. 316 J. G. Kohl: 4) Point Bruno, Point San Matteo, Guano Island und Marsh S. Long Point sind kleine, niedrige, nicht weit vorsprin- gende Landspitzen an der Westküste der Bay, welche für den Local- und Küstenhandel der Bucht von einigem Interesse sind. 5) Guadalupe River ist unter den verschiedenen kleinen Bä- chen und Flüssen, die sich aus dem San Jose-Thal in den südlichen Theil der Bay ergiefsen, der bekannteste und bedeutendste. Er wurde entdeckt und empfing den Namen „Rio de Nuestra Senora de Guada- lupe* im Jahre 1776, als Don Jose Moraga mit einer Anzahl von Missionären und Soldaten zu Lande seine erste Erforschungs-Expedi- tion um die Bay unternahm. Im Thale dieses Flusses wurde im näch- sten Jahre (1777) die Mission Santa Clara und das Pueblo de Guada- lupe gegründet, welches sich jetzt zu der blühenden Stadt San Jose erweitert hat. Der Flufs bildet an seiner Mündung ein langes und breites Aestuarium, welches als das südlichste Ende unserer Bay be- trachtet werden kann. 6) Die Points Calaveras und Potrero sind die äulsersten Enden zweier langen Halbinseln, und schliefsen, auf der südöstlichen Küste der Bay, eine kleine Bucht ein. Ihre Namen sind ächt califor- nischen Ursprungs und deuten auf den früheren Zustand dieses alten Viehzucht-Landes hin. Punta Calaveras bedeutet das „Cap der Vieh- schädel“, und Punta Potrero das „Cap der Pferdeheerden*. 7) Alameda River. Vom Point Potrero zieht sich die Ostküste 14 Miles weit genau in derselben Richtung hin, N.+W. Der Haupt- punkt auf diesem Abschnitt ist die Mündung des Alameda-Flusses, des Flusses „der Pappelhaine*, der auf einer Strecke schiffbar ist und in ein liebliches und reich ausgestattetes Land führt. Der Name des Flusses ist auf diese ganze Section des Küstenstrichs übergegangen, die jetzt Alameda-County heifst. 8) San Leandro Point ist der Endpunkt einer weit vorsprin- genden Halbinsel, welche mit dem gegenüberliegenden Point Avisadera die breiteste Stelle der Bay begrenzt. Nördlich davon ist die Küste durch breite Creeks und sumpfige Buchten, von denen der San Antonio Creek der gröfseste ist, in ähnliche Halbinseln zerrissen. Im Norden von diesem Creek springt die Halbinsel des Caps San Antonio vor, genau der Stadt Francisco gegenüber und östlich von ihr. Es bildet auf seiner nördlichen Seite einen sandigen Strand, auf welchem die Häuser des Dorfes Oakland zerstreut sind. 9) Contra Costa. Vom Cap San Antonio nordwestlich zieht sich die Küste wieder nach Osten zurück, und zwischen diesem Cap und Richmond Point liegt eine breite offene Bucht mit sandigem Strande. Dieser Strand wurde von den Spaniern Contra Costa genannt, vermuth- Hydrographie und Entdeckungsgeschichte der Bay von San Franeiseo. 317 lich, weil diese Küste dem Goldenen Thore, dem Fort Point, dem Pre- sidio und Yerba Buena gerade gegenüber liegt und überall von diesen Hauptpunkten der Ansiedelung und des Handels gesehen werden konnte. Man kann sie selbst vom Ocean aufserhalb des Goldenen Thores er- blicken. In neuerer Zeit hat man diesen passenden Namen nicht nur beibehalten, sondern ihn auf das ganze Gebiet im Nordosten der Bay ausgedehnt, welches jetzt „The County of Contra Costa“ heifst. Auch die Gebirgskette, welche die östliche Küste unserer Bay begleitet, hat den Namen der Contra Costa-Kette erhalten. 10) Richmond Point ist ein kleiner Wall von Sandsteinfelsen und erstreckt sich von einer gröfseren Halbinsel, die wir die Point San Pablo-Halbinsel nennen können, nach Süden in die See. Derselbe Sandsteinwall erhebt sich im Süden wieder über die Wasserfläche und bildet die kleine Insel Rocky Island. 11) Molata Point und Island. Molata Point ist wie das vorige ein Cap der Sandstein-Formation, welche die San Pablo-Halbinsel ein- fafst. Die kleine ihm gegenüberliegende Insel hat auf den spanischen Karten den Namen Isla Molate, dessen Ableitung oder Geschichte nicht überliefert ist. 12) San Pablo Point ist das nordwestliche Ende einer breiten Halbinsel, welche mit der gegenüberliegenden Halbinsel des Caps San Pedro das Hauptbecken der San Francisco-Bay begrenzt und abschliefst, und es von der San Pablo-Bay trennt. Zwischen beiden Vorgebirgen liegt eine enge Stralse, die zuweilen die Strafse von San Pablo und San Pedro genannt wird, und vor ihnen ein paar Inselchen. Die Insel- gruppe vor San Pablo heifst „die Brüder“, die vor San Pedro „die Schwestern“; aufserdem finden sich hier einige verborgene Klippen, so dafs die Strafse nicht ohne Gefahr ist. Durch die Strafse und an den beiden Vorgebirgen vorbei fuhr man zum ersten Mal auf Booten bei _ der oben erwähnten Boot-Expedition und ersten Erforschung dieser Gewässer unter Leitung Ayala’s im Jahre 1775; zum zweiten Mal wurde die Strafse im Jahre 1776 von der Boot-Expedition des Don Fernando de Quiros durchfahren. Ich glaube, dafs die Stralse wie die Vorgebirge bei dieser letzten Gelegenheit ihre gegenwärtigen Namen empfingen. Meine Gründe sind folgende: Ayala war nicht von Missio- nären, sondern nur von Matrosen und Seesoldaten begleitet; Quiros _ hingegen führte seine Erforschung der Gewässer nicht nur gleichzeitig mit einer von Missionären begleiteten Land-Expedition aus, sondern er hatte in seinem eigenen Boote einen Franziskaner, den Pater Pedro Bonito Cambon. Bekanntlich stehen die Apostel Peter und Paul bei den Franziskanern in besonderer Verehrung. Die letztern hatten gleich nach ihrer Ankunft in der Bay und vor dieser Erforschungs-Expedition das 318 I. ©. Kohl: Fest dieser Heiligen am 29. Juni durch eine solenne Messe gefeiert, — den ersten Festtag, den sie unter diesen Umständen feierlich be- gingen. Sie hatten also die Heiligen noch in’ frischer Erinnerung, und wahrscheinlich wurde Quiros durch Pater Cambon bestimmt, 'Strafse und Vorgebirge nach ihnen zu benennen; doch müssen wir einräumen, dafs wir einen bestimmten Beweis dafür nicht beibringen können. Die Namen haben sich nun fast ein Jahrhundert erhalten. 13) Marino Island ist eine kleine Insel in der eben erwähnten Stralse. Sie wurde benannt nach einem berühmten Indianerhäuptling, der unter den Spaniern den Namen Marino führte. 14) Bluff Point. Geht man von San Pedro Point weiter um die Bay längs der Westküste, so findet man nur ein paar unbedeutende Buchten und Vorgebirge: die Bucht des San Rafael Creek, das Cap San Quentin, die Bucht von Corte Madera, City Point und zuletzt in der Nähe des breiten östlichen Eingangs zum Goldenen Thore das schon erwähnte Bluff Point. Den Monte Diablo kann man par excellence den „Berg der San Franeisco-Bay“ nennen. Er hat eine Höhe von etwa 4000 Fufs und überragt alle benachbarten Berge. Er ist der einzige Berg der‘ Um- gegend, der oft längere Zeit hindurch eine Schneekappe trägt. Man kann ihn von jedem Punkte der Bay erblicken, welche mit ihren Seiten- zweigen (San Pablo- und Suisun-Bay) sich um eine grofse Halbinsel herumzieht, deren Centrum der Monte Diablo bildet. Der Gipfel des Berges kann sogar von der See schon aus weiter Entfernung wahrge- nommen werden, und für Schiffe, welche sich vor der San Franeisco- Einfahrt befinden, bildet er grade den Hintergrund der Strafse. Man kann ihn deshalb die höchste Landmarke der ganzen Gegend nennen, bei deren Aufnahme und Triangulirung er eine grofse Rolle spielt. Obgleich er als hoher Pik isolirt steht, bildet er doch einen Theil einer längeren Gebirgskette, welche von den Spaniern Sierra de los Bollones, jetzt aber gewöhnlich Mount Diablo Range genannt wird. Ueber den Ursprung des Namens Monte Diablo wird, so viel mir bekannt ist, nirgends etwas bemerkt. Aber wir wissen, dafs der erste Europäer, welcher die Gebirgskette überschritt und sie in gewissem Malfse ver- forschte, Moraga war, auf seinem Marsche um die San Franeisco-Bay nach dem unteren San Joaguin, im Jahre 1776. 3) San Pablo-Bay. (48° 5' N. Br., 122° 20' W.L.'v. Gr.) Die San Pablo-Bay ist ein ausgedehntes Wasserbeeken von unge- fähr kreisrunder Gestalt. Sie hat etwa 45 Statute Miles im Umfang und zweigt nach Nordwesten mehrere breite Creeks und Aestuarien ab. va Hydrographie und Entdeckungsgeschichte der Bay von San Francisco. 319 Sie hat einen Ausflufs nach Süden, die Stralse von San Pedro und Pablo, durch die sie mit dem Hauptbecken der San Franciseo-Bay verbunden wird, und eine Ausfahrt nach Osten, die Strafse Carquines, durch die sie mit der Suisun-Bay zusammenhängt. Sie wurde von Ayala (1775) entdeckt und befahren, doch genauer erforscht erst von Quiros im Jahre 1776. Er glaubte, dafs sie im Westen mit dem Bo- dega-Hafen in Verbindung stehen möchte, und untersuchte deshalb mit seinen Booten alle Abzweigungen, Creeks und Aestuarien der Bay im Norden, bis er sich überzeugt hatte, dafs eine solche Verbindung nicht bestände und dafs sie alle geschlossen wären. Vermuthlich war er es auch, der dieser Bay ihren gegenwärtigen Namen gab, obgleich wir hierüber nicht speciell unterrichtet sind. | Die Hauptvorgebirge auf der Südostküste der Bay sind Point Penoli, Point Davis und auf der Westküste Grove und Long Point. Die interessanteste Gestaltung hat die Bay aber auf ihrer Nordküste. Unter den verschiedenen Creeks und Aestuarien, in welche sie sich hier verzweigt, sind Petaloma Creek und Mare’s Strait die beiden wichtigsten. Petaloma Creek ist ein schönes breites und langes Aestuarium, welches sich von der Bay nach Nordwest, nach der Richtung von Bo- dega Harbor abzweigt. Dieses ist wahrscheinlich das Gewässer, wel- ches nach Quiros’ Vermuthung die Verbindung zwischen der San Fran- eisco-Bay und dem Bodega Harbor vermitteln sollte; er fuhr mit seinen Booten einen ganzen Tag und eine Nacht nach dem Innern, erreichte endlich das Ende, und nannte das Gewässer „Estero de Nuestra Senora dela Merced“; er hat es nämlich am 24. September befahren, welches der Festtag Unserer Lieben Frau der Gnade ist. Mare’s Strait ist eine hübsche und beträchtliche Wasserstrafse (4—+ Mile breit, 25—50 Fufs tief), welche sich von dem östlichen Ende der San Pablo-Bay nach NNW. abzweigt. Sie wird durch das im Westen vorliegende Mare Island gebildet, eine kleine bergige Insel, welehe durch eine flache sumpfige Landzunge mit dem Continent zu- sammenhängt und zu Zeiten, wenn dieser Isthmus trocken liegt, in eine - Halbinsel verwandelt wird. Stralse und Insel werden zuweilen auch Nappa Strait und Nappa Island genannt; aber auf unseren neuesten Plänen wird dieser Name nur einem Theile der Strafse, Nappa Bay, beigelegt. Strafse und Bay sind 6 Miles lang ‚und ‚enden mit einem alen Creek. a nu ee DD nt i 4 ’ d ‚ar insb 4) Die ‚Strafse Carquines. == bDie Carquines-Strafse ist ein Canal, welcher die San Pablo-Bay mit der Suisun-Bay verknüpft und von Ost nach West läuft, in einer 320 J. G. Kohl: Länge von etwa 10 Miles, einer Breite von 1 — 2 Miles und einer Tiefe von 10— 11 Faden. Die Spanier nannten sie „La Angostura de los Carquines*. Carquines ist kein spanisches Wort; vielleicht ist es der Name eines Indianer- Stammes, der an der Strafse wohnte. Der schmalste und gebirgigste Theil der Strafse liegt an ihrem westlichen Ende. Auf der östlichen Hälfte wird sie breiter und bildet eine ge- räumige Bay, die Vallejo’s Bay, welche nach dem General Don Ma- riano Guadalupe Vallejo benannt ist, einer in diesem Lande wohlbe- kannten Persönlichkeit, die zur Zeit der Revolution und Occupation Californiens von 1836 bis 1848 eine hervorragende Rolle spielte und im amerikanischen Interesse wirkte. Aufser dieser Bay sind auch noch andere Oertlichkeiten, für deren Ansiedelung und Gedeihen er sich sehr thätig gezeigt hat, ihm zu Ehren benannt, z. B. Point Vallejo, Vallejo City, eine Stadt an Mare’s Strait, die als Sitz der Regierung für Californien in Vorschlag gebracht war. Eine kleine Bucht an der Nordküste der Strafse ist von Capt. Ringgold (1850) „Southampton-Bay“ genannt worden, nach einem Schiffe der Vereinigten Staaten. Malekadel Point, im Westen der Strafse, erhielt seinen Namen von einem anderen Schiffe, welches hier scheiterte. Das nordöstliche Vorgebirge der Strafse, Navy Point, wurde von dem bekannten Commander Jones aus der Marine der Vereinigten Staaten benannt, der in den Jahren 1847 und 1848 diese Gewässer besuchte. Er benannte auch Edith Point, östlich von Navy Point, auf der gegenüberliegenden Küste. Phelps’ Point empfing seinen Namen von einem der ersten amerikanischen Ansiedler. 5) Suisun-Bay. (38° 6’ N. Br., 122° W.L. v. Gr.) Suisun-Bay ist ein Wasserbecken, welches an Gröfse und Gestalt der San Pablo-Bay ziemlich ähnlich, aber weniger gerundet, etwas kleiner, mehr von Ost nach West gestreckt und mit zahlreichen niedri- gen Inseln angefüllt ist. Im Westen hängt es mit der San Pablo-Bay durch die Strafse Carquines zusammen; im Osten nimmt es die zahl- reichen Arme des San Joaquin und Sacramento auf, und die Bay kann als eine Wasseransammlung betrachtet werden, welche durch die Ver- einigung dieser Flüsse bewirkt ist, die ihre Delta’s und Mündungs- Inseln in sie vorgeschoben haben. Es kann meiner Ansicht nach aus den dürftigen Nachrichten, die wir über die ersten spanischen Erforschungen dieser Gewässer besitzen, nicht bewiesen werden, dafs Ayala 1775 auch in diese Bay vorgedrun- gen ist. Aus der Art und Weise, in welcher sich Palou über diese Expedition äufsert, glaube ich schliefsen zu müssen, dafs Ayala seine Rue er Hydrographie und Entdeckungsgeschichte der Bay von San Franeisco. 321 Erforschung bei der Carquines-Strafse beendete, die er für die Mün- dung des grolsen Flusses der San Franeisco-Bay hielt. Palou erwähnt bei dieser Gelegenheit die grolse runde San Pablo-Bay als die letzte und sagt, dafs der grolse Flufs sich in diese Bay ergielse. Dagegen kann es nicht zweifelhaft sein, dafs Quiros auf seiner Boot-Expedition im folgenden Jahre (1776) diese Bay wirklich ent- deckt hat. Er segelte durch die San Pablo-Bay zur Mündung des „Gran Rio“, und sah hier „un grande puerto“, einen grofsen Hafen, nicht weniger schön und sicher, als der Hafen von San Diego, und nannte ihn „Puerto de la Asuncion de Nuestra Senora“. Dieser Hafen ist eben unsere Suisun-Bay; sie ist auf der spanischen Karte der Bay von San Franeisco, die 1777 veröffentlicht wurde, so eingezeichnet, dafs man sie nicht verkennen kann. Wie die Bay später diesen ihren ersten Namen verlor, ist mir nicht bekannt. Auf späteren spanischen Karten wird sie zuweilen „Bahia de los Carquines* genannt, wahrscheinlich eben so, wie die gleichnamige Strafse, nach einem Indianerstamme. Zuweilen ist sie auch „Sülswasser-Bay“ genannt worden, da die Salzfluth hier aufhört. Auch von dem jetzigen Namen kann ich nicht sagen, wann und wie er entstanden ist. Nach einer Angabe des Generals Vallejo hiefs ein Indianerstamm oder Dorf in der Nachbarschaft „Suisun“. Als Capt. Ringgold im Jahre 1850 diese Bay aufnahm, verzeich- nete er sorgfältiger als es vorher geschehen war, die zahlreichen niedri- gen Marsch-Eilande, welche das Delta des Sacramento bilden, und nannte sie Preston, King’s, Simmons, Davis, Warrington, Jones, Knox, Gwin, Ruckler etc. Islands, nach verschiedenen Personen. Preston war damals Staatssecretär in Californien; King Congrefsmitglied; Simmons, Davis, Warrington, Gwin, Ruckler reiche Bürger von San Franeisco, welche zu den Kosten jener Aufnahme beigesteuert hatten; Jones war der bekannte Befehlshaber der amerikanischen Flotte im Stillen Ocean vor dem Kriege. Alle diese von Ringgold ertheilten Namen sind auf den Karten des Coast Survey der Vereinigten Staaten beibehalten worden. 6) Der Sacramento-River. Der Flufs Saeramento hat seine entlegensten Quellen jenseits des _ 4isten Breitengrades, am Fufse des Mount Shasta und in demjenigen Theile der Sierra Nevada, der östlich von diesem Berge liegt. Der Hauptstrom fliefst bis 38° 10’ genau von Norden nach Süden und nimmt von Osten und Westen mehrere Nebenflüsse auf. Unter jener _ Breite wendet er sich etwas nach Westen und ergielst sich mit ent- _ schieden westlicher Richtung in die Suisun-Bay. Die gröfsere Wasser- Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. IV. 21 322 J. G. Kohl: masse bleibt in einem einzigen Strombett vereinigt; von demselben zweigen sich aber verschiedene Arme ab, die in der Suisun-Bay ein aus mehreren Inseln bestehendes Delta bilden, Der Flufs ist tief und für kleine Schiffe sehr weit aufwärts schiff- bar, nach Einigen 200 Miles und darüber. Dafs im Hintergrunde der San Franeisco-Bay ein grofser Flufs existire, vermutheten schon die ersten Seefahrer, die von dieser Ge- gend einige Kenntnils erwarben. Wir können indefs nicht beweisen, dafs die Mündung, des Flusses vor dem Jahre 1776, in welchem Qui- ros auf seiner. oft erwähnten Boot-Expedition hier ankam, wirklich entdeckt und erkannt ist. Er hatte verabredet, hier an einem Punkte mit der Land-Expedition zusammenzutreffen, die zu derselben Zeit unter Moraga aufgebrochen war und um die ganze Bay marschiren sollte. Jener Punkt kann jetzt indefs mit Sicherheit nicht, mehr be- zeichnet werden. Wahrscheinlich hatte Quiros die Karte Ayala’s bei sich, und wenn dies der Fall war, so war zum Rendezvous wahrschein- lich Ayala’s äufserster Punkt, d. h. die Strafse Carquines, bestimmt, die Ayala für die Flufsmündung hielt. Quiros fand nun, dafs die Mün- dung viel weiter ostwärts lag und von der Stralse Carquines durch eine Bay getrennt war. Die Sumpfinseln des Sacramento sind in dem Bericht über seine Reise als tulares, mit Binsen bestandene Sümpfe, bezeichnet; vielleicht segelte er auch noch eine Strecke stromaufwärts. Wenigstens spricht Palou von dem äufsersten Punkte, bis zu welchem diese Expedition vordrang, so, als läge er unter der Breite des Cap Mendocino, und sagt von der Fahrt, dafs sie eine Zeit lang direct nach Norden ging. Er bemerkt auch, dafs sie hier zum ersten Mal die Sierras Nevadas erblickten, oder, wie er sie nennt, „la Sierra Alta de Nuestro Padre San Franeisco“. Dafs die Expedition dem Flusse einen besonderen Namen verlieh, wird nicht erwähnt; ‘der Fluls wird in dem Bericht immer „el Rio Grande“ oder „el Rio Grande de San Franeisco* genannt. Alles Bedeutende in der Nachbarschaft dieser Bay wurde nach dem Heiligen Franeiseus benannt. Ich habe indefs manche Gründe für die Annahme oder Vermuthung, dafs auch der Name „Sa- cramento* bei dieser Expedition entstanden ist, wenn der Flufs auch noch nach dieser Zeit auf den Karten immer „el Rio de San Fran- eisco* genannt wird. Am Anfange dieses Jahrhunderts wurden von den Chartographen dem Flusse verschiedene Namen beigelegt; sehr häufig heilst er „Rio Timpanagos“, weil man annahm, dafs er aus | dem Timpanagos-See entsprang. Die Franziskaner unternahmen in der ersten Hälfte dieses Jahr- hunderts mehrere Reisen nach dem Innern, durch welche der untere Lauf des Flusses ihnen etwas besser bekannt wurde, und die Reisenden een. x ; Hydrographie und Entdeckungsgeschichte der Bay von San Franeisco. 323 aus Canada, die seit 1830 von der Mündung des Columbia nach San Franeisco zogen, lernten seine westlichen Quellen am Mount Shasta und seinen ganzen Lauf kennen. Capt. Belcher veranstaltete 1837 von der See aus in Booten eine Aufnahme des Flusses, 150 Miles von der San Franeisco-Bay aufwärts. Zu derselben Zeit erreichten auch ame- rikanische Landreisende den Flufs von Osten her. Lieut. Emmons, den Wilkes von Columbia auf der Route der Canadier im Jahre 1841 aus- sandte, reiste längs des ganzen Flufslaufes, und Capt. Ringgold veran- staltete gleichzeitig eine Aufnahme desselben von der Seeseite bis zur Mündung des Feather River, dann 1850 zum zweiten Male 200 Miles weit aufwärts. Wir beabsichtigen nicht, hier tiefer auf die Beschaffenheit und Ge- schichte dieses Flusses einzugehen, da sie zu unseren Untersuchungen über die Seeküste nur in entfernterer Beziehung steht. 7) San Joaquin-River. Der Flufs San Joaquin ist fast eben so grofs wie der Sacramento. Er ergiefst sich mit dem letztern vereint in dieselbe Bay, hat aber einen ganz 'entgegengesetzten Lauf. Er entspringt im Süden auf dem nörd- lichen Abhange der San Bernardino-Kette unter 35° N. Br. und nimmt in sein Hauptbett die fliefsenden Gewässer eines breiten Thales auf, welches von der Salinas-Kette im Westen und von den Sierras Ne- vadas im Osten begrenzt wird. Seine Hauptrichtung ist eine nord- nordwestliche; in seinem unteren Laufe durchschneidet er ausgedehnte Ebenen, theilt sich hier in verschiedene Arme und vereinigt sich mit dem Saeramento bei seiner Mündung in die Suisun-Bay. Einige Schriftsteller haben geglaubt, dafs der Flufs San Felipe, den Pater Garces 1775 auf seiner Reise von Neu-Mexico nach Mon- terey als den nördlichsten Punkt seiner Reise erreichte und den er auf seiner Karte verzeichnet hat, ein Theil des oberen San Joaquin ist; aber dieses scheint sehr unsicher. Die Franziskaner scheinen in ihren Missionen zu San Antonio und San Luis de Obispo sehr früh etwas von den grolsen Binsensümpfen (tulares) auf der östlichen Seite der - Salinas-Kette gehört zu haben; der San Joaquin fliefst durch diese Seen. Historisch sicher ist aber nur, dafs der Flufs von Europäern - zum ersten Mal auf der Land-Expedition Moraga’s (1776) erreicht wurde, als dieselben nach einem Marsche um den südlichen Theil der San Franeisco-Bay und in der Absicht, nach der Strafse Carquines _ vorzudringen, eine falsche Richtung einschlugen, über eine Einsattelung _ in der Monte Diablo-Kette gingen und weiter ostwärts in die weiten _ Ebenen des unteren San Joaquin hinabstiegen. Moraga ging in einer Furth über den Flufs, kehrte aber bald wieder nach der ‘San Fran- j 21” 324 J. G. Kohl: eisco-Bay zurück, da er dort nur wüste und unbewohnte Ebenen fand. Er hatte übrigens eine sehr richtige Vorstellung von dem Laufe des von ihm entdeckten Flusses; denn er vermuthete sofort, dafs „er aus den grofsen Binsensümpfen im Osten der Salinas-Kette kommen müsse, von denen die Missionäre in den südlichen Missionen San Antonio und San Luis einige Kenntnifs besafsen“. Hätten Moraga und seine Zeit- genossen diese richtigen Vorstellungen im Jahre 1776 chartographisch niedergelegt, so würden die Karten von Californien nicht noch im Jahre 1829 so aulserordentlich fehlerhaft gewesen sein. Welchen Namen Mo- raga dem neuentdeckten Flusse beigelegt hat, wird nicht erwähnt. Dafs es der Name „San Joaquin“ war, ist zweifelhaft, da in der Zeit, in welcher die Expedition stattfand, kein Tag dem Heiligen Joaquin ge- widmet war. Auch kommt dieser Name meines Wissens bei den alten Geschichtschreibern über die californischen Missionen nicht ein einzi- ges Mal vor. Der Flufs scheint übrigens in seinem ganzen Laufe den Franzis- kaner-Missionären schneller bekannt geworden zu sein als der Sacra- mento; wenigstens ist er auf den alten Karten besser gezeichnet. Im Jahre 1811 wurde er in seiner vollen Ausdehnung von den Franzis- kanern Fortuni und Abelli erforscht. Amerikanische Pelzjäger erblick- ten seinen oberen Lauf im Jahre 1828, in demselben Jahre z. B. auch Capt. Smith. Capt. Fremont (1843) folgte ihm seiner ganzen Länge nach und verzeichnete ihn sehr genau auf seiner Karte. Eine der letzten Aufnahmen des Flusses wurde von Mr. ©. D. Gibbes aus Californien veranstaltet. Sie wurde, wie Capt. Ringgold bemerkt, „unter vielen Schwierigkeiten und mit sehr anerkennungswerther Ausdauer und Ener- gie ausgeführt“. Noch spätere und ausgedehntere Erforschungen dieses Stromes, wie aller anderen Flüsse, die sich in die Bay von San Fran- eisco ergiefsen, wurden in den Jahren 1853 und 1854 bei Gelegenheit der grolsen Untersuchungen über geeignete Eisenbahn-Routen ausge- führt. Die hohe Kette der Sierras Nevadas mag in unserer hydrographi- schen Abhandlung nur eine beiläufige Erwähnung finden. Ihre Piks können von der Küste aus nicht gesehen werden. Sie sind überall 150 bis 200 Miles von ihr entfernt, und aufserdem liegen andere und ziemlich hohe Ketten vor ihnen. Indefs machen die Sierras Nevadas unter der Breite von San Franeisco eine Biegung nach Westen, und ihre Piks können, wenn nicht vom Ocean aus, so doch von dem inner- sten Winkel der Gewässer der San Franeisco-Bay, von dem östlichen Ende der Suisun-Bay und der Mündung des Sacramento gesehen wer- den, und gehören also gewissermafsen noch zu unserm Gesichtskreise. F x Hydrographie und Entdeckungsgeschichte der Bay von San Franeisco. 325 ’ Wir finden „Sierras Nevadas“ auf den allerältesten Karten von Californien aus dem 16ten Jahrhundert verzeichnet; darunter ist aber nicht der jetzt sogenannte Gebirgszug verstanden, sondern die Küsten- kette, die Cabrillo im November und December 1542 mit Schnee be- deckt sah. Der Mann, der historisch nachweisbar zuerst von allen europäischen Seefahrern den Kamm jenes Gebirges entdeckte, ist Don Fernando de Quiros im Jahre 1776, als er in die Suisun-Bay und zur Mündung des Sacramento gekommen war. „Hier sahen sie“, sagt Pater Palou, „die hohe Sierra unseres Vaters San Francisco“. Es springt in die Augen, dafs hier keine andere Sierra als unsere Sierra Nevada gemeint sein kann; der älteste Name derselben ist also „die San Franeisco-Kette“ gewesen. Aber die Franziskaner selbst, die später wiederholte Reisen an den Fuls dieses Gebirges unternahmen und die mit ewigem Schnee bedeckten Gipfel desselben überall im Hintergrunde hervorragen sahen, führten den Namen „Sierras Nevadas“ ein. Die Geschichte ihrer allmählichen Erforschung gehört nicht in diese Küstenbeschreibung. i Miscellen. Ueber die Scheidelinie der nördlichen und südlichen Erdhälfte. : Von H. W. Dove. Als der Vorschlag von Huyghens, den Fallraum eines Körpers in einer Secunde zur natürlichen Mafseinheit des Raumes zu wählen, dadurch seine all- gemeine Bedeutung zu verlieren schien, dals Richer entdeckte, dafs in dersel- ben Zeit ein Stein in Cayenne durch eine kürzere Strecke fiel als in Paris, es also nun wiederum der Willkühr überlassen werden müsse, den Ort zu wählen, wo man den Körper fallen zu lassen habe, der die Einheit liefern solle, trat Condamine vermittelnd ein, indem er anrieth, die Raumeseinheit an die Be- stimmung des Aequatorialpendels zu knüpfen. Bei seiner Wahl, sagt er, habe sich kein Volk über Bevorzugung eines anderen zu beklagen, diese Linie sei einzig, von ihr würden alle Breiten gezählt, beide Erdhälften hätten gleichen An- spruch an sie, hier sei die Schwere am kleinsten, aufserdem das Pendel bereits gemessen. Ein Franzose würde allerdings den Parallel von Paris vorziehen, ein Engländer den von London, ein Europäer im Allgemeinen den vom 4östen Grade, „ie philosophe, aber, et le citoyen du monde choisira sans contredit le pendule equi- noctial“. Zugegeben, dafs für die astronomischen Bestimmungen der Aequator von entschiedener Bedeutung ist, dafs hier allein sich alle Gestirne des Himmels über den Horizont des Beobachters erheben, während die Zahl derselben an den Polen abgesehen von der Strahlenbrechung auf die Hälfte derselben herabsinkt, so theilt 326 Miscellen: er zwar die tägliche Periode in gleiche Theile, nicht aber die jährliche. Da näm- lich die Sonne über der nördlichen Erdhälfte länger verweilt als über der süd- lichen, so fällt die Linie, über welcher die beiden Durchgänge der Sonne durch den Zenith um genau gleiche Zeiten abstehen, nicht auf den Aequator, sondern auf einen Parallel der Nordhälfte der Erde. Für alle klimatischen Verhältnisse gehört er aufserdem so entschieden zur südlichen Erdhälfte, dafs man vom phy- sisch, geographischen Standpunkte ihn nur als eine mathematische Linie anerkennen kann. Der physische Aequator als Scheidegrenze beider Hemisphären fällt un- bedingt auf die nördliche Hälfte. Dafs im atlantischen Ocean dem Seefahrer, noch ehe er die Linie erreicht, der über dieselbe herübergreifende Südostpassat als Süd entgegenweht, ist jetzt allgemein bekannt, wenn auch noch Basil Hall in den „Erinnerungen eines Seemannes“ es als eine der Erscheinungen bezeichnet, welche den jungen See- mann, der zuerst die Linie passirt, am meisten in Erstaunen setzen, da ihm ge- lehrt sei, dafs der Nordostpassat der nördlichen Erdhälfte und der Südost der südlichen in der Nähe des Aequators als Ost zusammentreffen, wie es ja auch auf allen Karten dargestellt werde. Dafs dieses Uebergreifen des südlichen Pas- sats auch im Stillen Ocean stattfinde, hat Dampier bereits auf seiner Wind- karte genau dargestellt. Bei dem dürftigen Beobachtungsmaterial, welches damals vorlag, mit solcher Bestimmtheit dies festzustellen, kann nur bei dem nicht in Erstaunen setzen, dessen eigene Erfahrung einen solchen Schatz des Wissens dar- bot, dafs er noch jetzt und mit Recht der König der Seefahrer genannt wird. Handelte es sich darum, auf einer Karte die Scheidelinie beider Erdhälften zu entwerfen, so möchte am zweckmälsigsten dazu die Mitte der inneren Gren- zen der einander begegnenden Passate gewählt werden. Für den atlantischen Ocean liefern dazu die älteren Bestimmungen von Horsburgh in dem India Di- rectory die Anhaltspunkte, für den stillen die von 92 Schiffen ermittelte Grenze beider Passate in Kerhallet’s Considerations generales sur l’ocdan pacifique, 1856, p. 4. Dies giebt folgende Bestimmungen der nördlichen Breite: Atlantischer Ocean. Südl. Grenze | Nördl. Grenze Mitte des des des Zwischen- Nordostpassats) Südostpassats gürtels Januar 50 45’ 2UTAB: 4° 45’ Februar 6 1-49 var März Dr 41745 r1e April DESAS 1 15 3.245 Mai 6 30 2 45 Ania. Juni 9 5 6 Juli 12 Da 7 45 August 13 3 15 Br September 11 45 3 7.22 October 10 3 6 30 November 8 3 45 5 +52 December 5 30 2.415 ID Winter 5 „Ad 2 25 4 5 Frühling 5, 47 1.48 3 46 Sommer 41,20 319 a Herbst 9 55 3:;udb 6435 Jahr l BUmZ" 22520: 5° 16’ UL LU 40 besauäaı ol an ind Zu 1 u u u Ueber die Scheidelinie der nördlichen und südlichen Erdhälfte 327 Stiller Ocean. Südl. Grenze | Nördl. Grenze Mitte des des des Zwischen- Nordostpassats| Südostpassats gürtels Januar 6° 30’ 59 50 45' Februar Aid 2 Dun März 8 15 5 50' ar 2 E April 4 45 2720 3,22 Mai je Mir: 3 36 5b 44 Juni 9 58 2 30 6.14 Juli 12.105 Son. 4 8: 34 August 15 0 2 30 8 45 September 13 56 8 11 410,3 October 12 20 31 aR 7 56 November _— es — December 54512 1.56 3.34 a Winter 54.18 2 58 48 Frühling 6 57 3 49 3:23 Sommer 12 21 Bared ar Herbst 11 40 4 49 8 14 Jahr | » « 30 44 60 24 Aber wo ist diese Grenze im indischen Ocean, wo in der einen Hälfte des Jahres der Südost-Passat weit hinauf als Südwest-Monsoon in die nördliche Erd- hälfte vordringt, während in der anderen Hälfte der Nordost-Passat in die süd- liche Erdhälfte als Nordwest-Monsoon übergreift? Die Vertheilung der Regen giebt einen unsicheren Anhaltspunkt, denn wenn die zwei Regenzeiten sich da, wo innerhalb des ganzen Jahres Niederschläge er- folgen, auch noch in zwei Maximis geltend machen, so ist doch hier die Loca- lität von so erheblichem Einflufs, dafs die Lage dieser Maxima oft wesentlich dadurch modifieirt wird und daher eine sichere Bestimmung erschwert. Auch das Thermometer giebt diese nicht, da die durch die Regen verminderte directe Erwärmung durch Insolation und die Verdampfungskälte in den unteren Schichten die Jahrescurve den Regen analog modifieirt. Den sichersten Anhaltspunkt ge- währt das Barometer. In dem ganzen Gebiet der Monsoons und auf der nördlichen Erdhälfte noch weit über die Grenzen desselben hinaus ist die barometrische Jahrescurve so ge- krümmt, dafs das Barometer sehr regelmäfsig von den kälteren Monaten nach den wärmeren hin fällt. Dies gilt sowohl für die nördliche als südliche Erdhälfte, die concave barometrische Curve der nördlichen Erdhälfte verwandelt sich daher in eine convexe bei ihrem Uebergange in die südliche Erdhälfte. In einer ausführlichen Untersuchung über den Wassergehalt der Atmosphäre (Poggendorff’s Annalen, Bd. 77, p. 369) habe ich gezeigt, dafs diese Uebergangs- stelle im indischen Ocean auf Java fällt, woraus sich ergiebt, dafs hier die Scheide- linie eine noch höhere nördliche Breite erreicht als im atlantischen und stillen Ocean. Es war daher wahrscheinlich, dafs sie sich vom atlantischen Ocean aus - durch das Innere von Afrika hindurch -allmählich erhebe, aber der Mangel aller barometrischen Beobachtungen aus diesen Gegenden verhinderte die empirische _ Bestätigung. 328 Miscellen: Diese Lücke ist jetzt ergänzt durch ein Beobachtungsjournal des Missionärs Dovyak in Gondokoro am weilsen Nil, unter 4° 44' N. Br., 49° 20’ O.L. von Ferro in 251 Toisen Höhe gelegen. Die Beobachtungen ergaben: Anzahl der A Iprnei« ange Regentage N Beobach- Me tungstage 1853 Januar 319”.23| 250.49 2 21 | 0 Februar 318.66 26.27 7 3 26 0.8 März 318.85 25.56 7 1 27 0.8 April 319.23 23.52 12 29 0.8 Mai 320.08 21.72 12 2 31 Ss Juni 320.62 20.92 Zi 25 Ss Juli 320.56 20.64 3 30 S August 320.23 20.21 11 1 31 0. September] 320.17 21.07 5 ES NO. S. October 319.93 21.91 5 30 S. November | 319.70 22.10 7 23 December | 319 72 23.25 2 20 1854 Januar 319.36 0 10 Diese Beobachtungen hat Herr Kreil veröffentlicht im 25. Bande S. 476 der Berichte der Wiener Academie. Die barometrische Curve schliefst sich also hier ganz entschieden an die südliche Erdhälfte an und dasselbe spricht sich hier auch deutlich in dem Gange der Temperatureurve aus. Von Chartum in 15° 35’ N. Br., 50° 5’ O. L. von Ferro in 138 Toisen Höhe sind leider nicht die barometrischen Monatsmittel gegeben, sondern nur die Wärmemittel. Diese sind; 1852 14. Juni bis Ende 27°.1 R. S. SW. A ae 2620, Be. 18 Ausust. 0. 1. 2b Tu. 0, September . . 25.6 R. S. October . . 26.8 R. 0. NO.N 1. bis 14. re 22.9 .R: N. Daraus läfst sich nicht mit Bestimmtheit schlie[fsen, da sich die barometri- sche Curve in diesen Gegenden nicht direct an die thermische anschliefst, wie deutlich hervorgeht, wenn wir Madras und Bombay unter einander vergleichen, selbst wo wegen stündlicher Beobachtungen kein Zweifel über die Bestimmung des wahren Temperaturmittels möglich ist. (Barom. in Par. Linien.) Madras Bombay Temperatur | Bar. Äbweich.] Temperatur | Bar. Abweich. R v. Jahresmittel R. v,Jahresmittel Januar 19.90 1.78 18.38 1.42 Februar 20.56 1.45 19.30 1.25 März 22.33 0.55 21.00 0.65 April 23.88 —0.16 22.50 —0.18 Mai 24.49 —1.49 23.43 —0.71 Juni 24.45 En 22.35 —1.87 Juli 24.10 u hr 21.67 13 August 23.34 —1.07 21.45 —1.04 September 22.89 —0.66 21.42 —0.27 October 21.86 0.25 22.08 0.20 November 20.68 1.15 21.28 0.90 December 19.89 1.38 19.54 1.46 2 | Ueber das veränderliche Niveau der Ströme. 329 Hier sieht man deutlich, dafs in Bombay die nach dem Aufhören der Regen- zeit eintretende Temperaturerhöhung nicht in der barometrischen Curve ihre ent- sprechende Verminderung hat, dafs ebenso in Madras das barometrische Minimum nach dem unverhältnifsmäfsig verfrühten thermischen Maximum folgt, also die barometrische Curve einen viel sicherern Anhaltspunkt gewährt als die thermische. Schliefslich geht entschieden aus den vorhergehenden Betrachtungen hervor, dafs überall die klimatische Scheidegrenze der beiden Hemisphären auf die nörd- liche Erdhälfte fällt, der Abstand dieser Grenze von der Linie der gröfsesten Drehungsgeschwindigkeit aber unter verschiedenen Längen verschieden ist, indem sie in Afrika und im indischen Ocean weiter davon absteht, als im atlantischen und stillen Ocean, wovon der Grund in der Vertheilung des Festen und Flüssigen sich unmittelbar herausstellt. Der Verlauf dieser Scheidelinie läfst sich aber aus den bisherigen Daten nur annähernd andeuten, da die Bestimmungsdaten noch zu lückenhaft sind, um ihn mit Sicherheit festzustellen. Ueber das veränderliche Niveau der Ströme. Von H. W. Dove. Die in der jährlichen Periode sich verändernde Wasserhöhe der Ströme stellt ein sehr verwickeltes Problem dar, in welchem sich aufser dem auf dem Strom- gebiet als Regen und Schnee herabfallenden Wasser noch die Schneeschmelze der Gebirge, von welchen sie entspringen, mechanische Stopfungen bei Eisgängen und besonders im unteren Laufe Zurückstauen durch vorherrschende Windesrich- tung und die Ebbe und Fluth des Meeres geltend machen. Den Einfluls dieser einzelnen Ursachen zu sondern, wird eine vielleicht nicht zu lösende Aufgabe bleiben. Bei der Wichtigkeit dieser Niveauunterschiede für den allgemeinen Han- delsverkehr und den Wohlstand der Uferbewohner insbesondere ist es aber von Bedeutung, den quantitativen Einflufs des mefsbaren Elements, nämlich des Nieder- schlags, festzustellen, um die verwickelte Aufgabe auf einfachere Bedingungen zurückzuführen. In dieser Beziehung verdienen die seit einer Reihe von Jahren veröffentlichten Arbeiten der Commission hydrometrique de Lyon, an deren Spitze Fournet steht, die gröfseste Anerkennung. Die furchtbaren Ueberschwemmun- gen, von denen in neuerer Zeit das südliche und mittlere Frankreich so oft heim- gesucht worden, sind die nächste Veranlassung zu ihrer Bildung gewesen, denn der erste Schritt zur Besiegung einer Naturgewalt ist, ihre Gröfse zu bestimmen. Das Jahr 1857 hat im mittleren Europa das Niveau der Ströme so erniedrigt, dafs wir dadurch annähernd zu bestimmen vermögen, welchen Einflufs eine auf- - fallend verminderte Menge des Niederschlags zu äufsern im Stande ist. Aus dem eben erschienenen Resume des observations theilen wir daher hier die beiden Jahr- gänge 1856 und 1857 mit für das Gebiet der Saone, nämlich die Regenmenge des Flufsgebietes und das Niveau des Stromes. Regen und Schnee in Millimetern. Oberes Bassin der Saone: | 1856 | 1857 Bourbonne . . 371.2 174.3 Vesoulun sa 686.7 496.7 Gray: muiiterk- 1063.6 568.1 Dijon. 21 2 955.2 515.5 Mittel. . . . 17 7auız ‘| 438,5 330 Miscellen: Bassin des Doubs: 1855 | 1857 Fort de Joux . . | 1057.14 517.3 Montbeliard. . „| 659.0 303.1 Besancon . . . | 1129.2 794.3 Döle,rs het hr 4.1080.5 656.1 Mittel ©. 20.0. | 958.7. |. 567.8 Unteres Bassin der Saone: Chälons Di. 832.8 537.7 Lons le Saulnier . | 1189.2 693.4 Bourpi.i.8 52 :5.71,.1254.6 125.8 Fort Lamothe . . 997.5 600.6 Mittel, 1067.8 | 639.0 Allgemeines Mittel | 931.7 548.4 Mittlere Höhe der Saone in Metern (über dem Nullpunkt). Unter- 1856 | 1857 chigd St. Jean de Losne 1.79 1.15 0.64 | Verduns. „san? 2.26 0.89 1.37 Chälons . .. 1.91 0.62 1.29 i TLEeYoUx ie ass 1.97 0.91 1.02 yon le 20. 8 2.17 0.99 1.18 Im Jahresmittel von 1857 stand also die Saone 3 bis 4 Fufs niedriger als im vorhergehenden Jahre. Notiz über die sogenannte Zwickauer Hauptverwerfung. Vom Bergrath Dr. Jenzsch in Gotha. Der Reichthum des über den Schichten der Kohlenformation abgelagerten sogenannten grauen Conglomerates an Granulitgeschieben, welche bekannt- lich in dem oberen Rothliegenden (der oberen Abtheilung von Naumann’s unte- rem Rothliegenden) der nächsten Umgebung von Zwickau nicht angetroffen wer- den, beweist, dals zur Zeit der Ablagerung desselben der das sächsische Granulit- ellipsoid umgebende Glimmerschieferwall noch nicht existiren konnte. Die Hebung des Granulitgebietes erfolgte erst nach Ablagerung der Schichten des durch seine Thonsteinlager charakterisirten unteren Rothliegenden (der unteren Abtheilung von Naumann’s unterem Rothliegenden), jedoch noch vor der Ober- Hohendorfer Melaphyr - Eruption. Die Folge dieser Hebung war die Entstehung des erwähnten Glimmerschiefer- walles und die gleichzeitige Emporziehung der Schichten der Kohlenformation und des unteren Rothliegenden, welche Schichtensysteme sich jedoch nicht ihrer ganzen Erstreckung nach mit fortziehen liefsen, sondern endlich zerrissen; der jetzt im schwunghaften Abbau stehende Theil des Zwickauer Kohlenbassins aber blieb hängen an seinem aus Grauwacke und Grünsteingebilden bestehenden Grund- gebirge, welches in einer verhältnifsmälsig geringen Teufe hier vorhanden ist. mW 2 Paz Zur Bevölkerungs -Statistik des Königreichs Polen. 331 Es entstand die sogenannte Zwickauer Hauptverwerfung, das seiner Natur nach nicht klar erkannte, wohl aber desto mehr gefürchtete Gespenst der Zwickauer Kohlenbauunternehmer. Da/s die Abreifsung nicht nach einer geraden Linie, auch nicht in einer Ebene, sondern vielmehr in Absätzen (terrassenweise) er- folgte, bedarf kaum der Erwähnung. Bei der Oberhohendorfer Melaphyr-Erup- tion ergols sich ein Melaphyrstrom über die nördlich und nordöstlich vom Erup- tionspunkte gelegenen Terrassen. Darüber sowie über manche andere für die Kenntnis der Zwickauer geo- logisch-bergmännischen Verhältnisse interessanten Thatsachen . handelt ausführ- licher die demnächst erscheinende, von einer geologischen Karte und einer Profil- tafel begleitete Abhandlung: „Jenzsch, die Verbreitung des Melaphyr und des Sanidin-Quarzporphyr in dem im Jahre 1858 in Abbau stehenden Theile des Steinkohlenbassins von Zwickau im Königreich Sachsen“. Zur Bevölkerungs-Statistik des Königreichs Polen. Nach den von dem Staatssecretair des Königreichs Polen unlängst an die Kaiserl. Academie der Wissenschaften zu St. Petersburg eingesandten und von letzterer so eben in dem neuesten Jahrgange (1858) des von ihr redigirten rus- sischen Kalenders veröffentlichten Notizen (vergl. daselbst S. 116— 117, sowie S. 142) stellte sich die Zahl der im ganzen Königreich Polen im Jahre 1854 Geborenen, Gestorbenen und Verehelichten, und die Zahl der Einwohner zum Jahre 1855 in folgender Weise heraus. Es gab nämlich: f . i Es kam demnach in Beet en Gestorbene 1 Geburt |1 Todesfall beiderlei Geschlechts auf auf 1) Warschau ..| 74,109 71,353 | 23 Seelen | 23 Seelen 2) Ljublin....| 38,570 53,200 I26 - ee 3) Radom .... .| 34,099 | 29,306 |27 - Er 4) Awgustowo. .| 24,378 | 24,906 125 - 2A = 5) Blozk.2.01:. 4.1. 21,842 20,729 |25 - 26 - Es | 192,998 | 199,494 E Scelen | 24 Seelen Die Zahl der- Verstorbenen überstieg demnach diejenige der Geborenen um 6,496. Das Sterblichkeitsverhältnifs ist ein überaus ungünstiges und im Gouver- nement Ljublin ein ganz abnormes. Ehen wurden geschlossen: in dem Gouvernement Warschau. . . . „14,855, ..- - Enblin ©. 7, 722.04 8.962, -..- - BRadom nen 2,0182), oo. - Awgustowo ....... 4,409, ..- - Plozk . . yerekeeniz . 4,208, Summa 35,352. ") Diese Zahl ist wohl falsch, oder die Mehrzahl der jungen Leute im Gou- _ vernement hat sich zu einem ehefeindlichen Strike vereinigt, da nach jener Ziffer in diesem Jahre erst unter 316 Personen eine Ehe zu Stande gekommen sein soll, 3 K.N. 332 Miscellen: ww Die Zahl der Einwohner zum Jahre 1855 ergiebt sich aus folgender Ueber- sicht. Es waren vorhanden: ea te Einwohner 25 r x männl. weibl. überhaupt DEE Geschl. Geschl. 1) Warschau .. | 822,512 | 880,163 | 1,702,675 2) Ljublin.... | 487,320 | 519,931 |1,007,251 3) Radom .... |. 443,380 | 479,975 | 923,355 4) Awgustowo. . I 298,125 | 315,796 1 613,921 5) Plozk..... 266,077 | 284,566 | 550,643 also im ganzen Königreich | 2,317,414 | 2,480,431 | +797,545 Das männliche Geschlecht beträgt demnach 48,301 Procent, das weibliche 51,699 Procent der Totalbevölkerung; oder mit anderen Worten: auf 100 Per- sonen des männlichen Geschlechts sind 107 des weiblichen zu rechnen. In der allgemeinen Zahl der Einwohner befanden sich nach der Verschieden- heit der Religionsbekenntnisse: Rechtgläubig Katholische (oder Griechisch - Katholische) Römisch-Ratholische 2 ee 2. wear ee 3,714,016 Unirte Christen . . . 3 u ee air Protestanten beider a en “ge N er AROMAZ Von anderen christlichen Bekenntnissen (die Armenisch- Gregorianische Confession eingerechnet) . . » Hebräer (Rabbinisten und Karaimen) Mühammedanerkh fe» . Aa, edler Zigeynenk „5... le IE Rene Summe wie oben 4,797,845. Die Bevölkerung der Gouvernements- und Kreisstädte anlangend, so stellte sich dieselbe zum Jahre 1856 in folgender Weise heraus. Warschau, die Hauptstadt des ganzen Königreichs Polen, und zugleich die Hauptstadt des gleichnamigen Gouvernements und Kreises, zählte 156,072 Seelen (gegen 157,436 im Jahre 1854, und gegen 164,115 im Jahre 1842!). In den übrigen 11 Kreisstädten des Gouvernements Warschau wurden im Jahre 1856 gezählt: in der Kreisstadt Seelen Kutno (Kreis Gostynin) . . 5,868 Kalisch „tr. Pete ee 712066 Konin sang cc Demene 1 9A entschitzar #7. en nr 26515 Lowitsch . . 2 2. 2..2...5,465 Piptnkow.: Ra ARE 209954 Raw a RE. 15 Wr be Sjerads . . . .. 5,256 Minsk (Kreis RE 1,203 Wielun.h 43% sa nike ee Wlozlawek . . 2 2......6,223. 572,052 4,564 6,601 409 70 N ee # = R% Zur Bevölkerungs- Statistik des Königreichs Polen. 333 Sämmtliche (12) Kreisstädte des Gouvernements Warschau, mit Einschlufs der Landeshauptstadt, besitzen hiernach eine Totalbevölkerung von 220,296 See- len. Von anderen Ortschaften des Gouvernements zählten im Jahre 1856: Blaschky . .ı. . 2,806 Einw. Blonie. . 2... 1,040 - Gombin „2.2. 39%6 - ° Gostynin .:...... 13118 17 - Kolotea ao Ihren. ., OHM - Krosnewitze . . . 1206 - Lodsi (Lodz) . . 24,65 - Beiserui mol" na r30ee Radomsk . . . . 2,956 - Sluptzain nt... 1,745 - Slushewo (Station) . 1,192 X - Sochatschew.. . . 3,848 - Strykow ........ 2,561 - und Tschenstochow . . 8,637 -- Die Hauptstadt des Gouvernements Ljublin, Ljublin, zählte im Jahre 1856 15,629 Einwohner. Aufserdem gab es 7 Kreisstädte, nämlich: 1856 mit Einwohnern Bjalaaaı Soma Hrubjetschow. . . ....'5,859 ? Krasnoslaw 2.220. 02.3,614 Encköwhinde taten 00035122 Radsin un si. Anrdeilei 42 Samosc, Festung . . . 4,035 und Sjedle. . . . 7,531. Die (8) Kreisstädte, incl. Ljublin, Kite doch eine Gesammtbevölke- - rung von 46,143 Seelen. Von anderen Orten des Gouvernements führen wir an: + 1856 mit Einwohnern Garwalin! ar 2 200. o719 Jadow.is neh» naeh Kasimiersch - . 2... 2,831 Ljubartow . .) 202 02 208,264 Tomaschew . . 2. ....3,686 Urshendow . 20202. 1897 und Wengrow . 2... 3,859. Radom, die Hauptstadt des klicken. PER hatte im Jahre 1856 eine Population von 7,962 Seelen. In den übrigen 7 Kreisstädten wurden in demselben Jahre gezählt, in: Kjelze. . . . . 3,841 Einw. Mjechow . „. . . 1,427 - Vlkusch. 2 9. %..%.2:01,650%% "- Opatowor nn 0» ...3491 _- Opotschno . . „ 3,334 - Sendomir . . . .„. 3191 - und Stopnitza. » » .„ 2,187 - 334 Miscellen: Alle (8) Kreisstädte, mit Einschlufs von Radom, haben hiernach eine Total- population von 27,083 Seelen. Aufserdem liegen in dem Gouvernement die Orte: 1856 mit Einwohnern Konskie” .- .- .: .: 3,08% Kosenitze : .. .- .: 2,9027 Pilizal.9 227 2...» 35956 Ritschiwol . . .. 1,011 Schidlow . .: .. .. 1,998 und Staschow.. . . . 5,069. Ssuwalki, die Hauptstadt des Gouvernements Awgustowo, besafs im Jahre 1856: 10,584 Bewohner. Es gab aufser ihr noch 4 andere Kreisstädte, nämlich: mit Seelen Kalwana .. .. .. 218,137 Lomsha! .. (ulm: 5,881 Mariampol . ..... . 3,462 und-Sseiny .@ .. .. ....: 35283. Die Gesammtbevölkerung aller (5) Kreisstädte, einschliefslich Ssuwalki’s, stellt sich hiernach auf 31,347 Seelen. Von anderen Städten wurden in diesem Gou- vernement im Jahre 1856 verzeichnet: mit Seelen Schdschutschin . . 2,996 und Tikotzin „. . „we 4947. Die Hauptstadt Plozk des Gouvernements gleichen Namens besafs im Jahre 1856 eine Bevölkerung von 12,430 Personen beiderlei Geschlechts. Es gab noch fernere 5 Kreishauptstädte, nämlich: 1856 mit Einwohnern lipno : 2 0 4 MB Mlawaiesiise., „sleuz3,290 Ostrolenka . . . 3,371 Prasnisch (Prasny[s) 3,766 und+Pultuskı - « co „ Ag Alle (6) Hauptorte der Kreise haben also eine Totalpopulation von 31,082 Seelen. In diesem Gouvernement liegt auch die neue starke Festung Nowogeor- giewsk, das frühere Modlin, worüber aber keine Bevölkerungsnotiz in der Tabelle des Staatssecretariats vorhanden ist. Die Gesammtsumme der Bevölkerung aller im Obigen verzeichneten 69 Ort- schaften, die das eigentlich städtische Element im Königreich Polen repräsentiren, stellt sich zum Jahre 1856 zu 478,639 Individuen beider Geschlechter heraus. Auf die 39 Gouvernements- und Kreisstädte fallen hiervon 355,951 Seelen, die man gewissermalsen als den Kern der städtischen Bevölkerung (das grofsstädti- sche Element im Königreich Polen) bezeichnen kann. Dr. J. Altmann. Zur Fauna von Amoy. 335 Aus einem Briefe des Dr. Wetzstein, Königl. Preufs. Consuls in Damascus, an seine Gattin in Berlin, über die Wüsten Städte im Hauran '). Die archäologische Reise nach dem Hauran, von der ich oftmals mit Alexan- der von Humboldt gesprochen und welche sein lebhaftes Interesse angeregt hatte, ist am 3. April unternommen worden. Nachrichten über dieselbe habe ich unter dem 26. und 30. April aus Bosra im Hauran und Edrei im Lande Basan gesandt. Ich war sehr befriedigt über den Erfolg meiner Reise. Ich habe an 200 In- schriften copirt und die unbekannten Länder des Safa Ruhbe, Härra und die Stadtwüste südöstlich vom Hauran durchstreift. Ich habe dort an 20 ausgebrannte Krater gefunden, auch die ehemalige Centralstadt vom Ost-Hauran Megdel es sor besucht und das von Burckhardt und Seetzen erwähnte und nicht gesehene Melach es sarrär, dann die Stadt Imdän und die alt-hebräische Stadt Umm Koten (die Feigenstadt), die ebenfalls noch kein Europäer gesehen. Die Souterrains von Edrei wurden besucht und deren Märkte durchwandert. Ich denke von Edrei aus noch nach Umm el maädin (die thürmereiche Stadt) zu gehen und nach Adamän (ebenfalls leere Städte) und über das Ledscha nach Damascus zurück- zukehren. Noch will ich eines die Volkssitten charakterisirenden Vorfalles ge- denken. Bei den Ribschan, einem Beduinenstamm zwischen Imdan und el annäk, der äulsersten wüsten Stadt gegen Osten, angelangt, gab ich meiner Wirthin etwas Pferdefutter (Gerste), um mir daraus Brod zu backen, da ich schon meh- rere Tage kein Brod gegessen. Sie schrotete die Gerste auf einer kleinen Hand- mühle, machte aus einer Pfütze (denn Wasser giebt es dort nicht) den Teig und formte die Brodkuchen auf ihrem blofsen Schenkel, denn sie hatte sonst nichts Glattes, um darauf den Brodteig breit zu schlagen. Neben ihr safsen ihr Mann, ein Dutzend Beduinen der Nachbarzelte und deren Kinder. Die Männer trugen _ nur ein Hemde und die Jungen, 15 bis 16 Jahre alt, waren nackt. Als Abends ‘Feuer angezündet wurde, stellte sich die ganze Sippschaft um dasselbe, hob die Hemden in die Höhe, um sich die Flamme auf den blofsen Leib schlagen zu f lassen, denn es war sehr kalt. Ihre Fülse hielten sie oft mehrere Minuten hin- durch in’s Feuer und es schien ihnen keineswegs Schmerzen zu verursachen. a re Zur Fauna von Amoy. In der zweiten Sitzung der vor einiger Zeit in Amoy gestifteten „literarischen und wissenschaftlichen Gesellschaft“, die am 17. Nevember 1857 stattfand, hielt Hr. Robert Swinhoe einen Vortrag über die Fauna von Amoy, dem wir Fol- gendes entlehnen. Unter den Säugethieren, Gattung Carnivora Cuy., findet man, obwohl nicht sehr häufig, in der Nachbarschaft der meisten Tempel, den Fuchs (Hu-li der Chinesen oder, wie er in Amoy genannt wird, „Berghund“). Es ist i 1) Ueber die Landschaft Haurän (Auranitis) und die Reisen Burckhardt's, Seetzen’s u. A. auf diesem Gebiete vergl. Ritter's Erdkunde Bd. XV, Abtheil. 2. S. 800 ff. unser Wulpes vulgaris. Am meisten Verwüstungen unter dem Geflügel riehtet ein zum Geschlecht der Wiesel (Mustela Linn.) gehörendes Thier an, dessen man selten ansichtig wird. Es hat einen lederfarbigen (gelblichen) Pelz, eine schwarze Schnauze und ist etwa anderthalb Fufs lang. Die Chinesen nennen es Hwang- schu-Jang, in’ Amoy heifst es Tschiahtschu d.i. gelbe Ratte, Besonders gern stellt es den Ratten nach, die oft in zahlloser Menge vorhanden, und leistet dadurch nieht geringen Nutzen. Ein drittes Thier aus der erwähnten Gattung der Fleisch- fresser gehört zu der Familie Viverra Liun. An Gröfse der „gelben Ratte * gleich, hat es einen langhaarigen schwarzbraunen Pelz, einen schwarzen Kopf mit einem weilsen Strich auf der Schnauze und einen weilsgesprenkelten Schweif. Das Fleisch wird als Leckerbissen gegessen, wie ein Chinese, der es Yuh-min- maouh, d.i. mit Edelsteinen besetzte Katze, nannte, dem Hrn. Swinhoe mittheilte. Nach der Aussage der Eingebornen gab es auch Seeottern in Amoy, von denen übrigens Hr. Swinhoe niemals eine gesehen. — Aus dem Geschlecht der Nage- thiere sind Ratten zahlreich: die braune oder Wanderratte (Mus decumanus Pall.), die Moschusratte (Sorex Myosurus) bei den Chinesen „Geld-Ratte“ „Tschin-tschu* genannt.; Mäuse finden sich nicht. Eins der merkwürdigsten Thiere gehört zur Ordnung der Edentata oder Fehlzähner und zur Gattung Manis Linn. Schuppen- thier. Hr. S. hält die Species in Amoy für eine Abart des Manis brachyura; dieselbe ist aber kleiner, als dies „kurzschwänzige oder grofse Gürtelthier“ sonst beschrieben zu werden pflegt, nämlich zwei Fufs und drei Zoll lang, wovon der Schwanz allein einen Fufs mifst. Der Gang dieses Thieres ist höchst eigenthüm- lich, es läuft mit gekrümmtem Rücken, Kopf und Schwanz nach unten gebogen, auf den Seiten seiner Vorderfülse. „Mir brachte, berichtet Hr. Swinhoe, ein Chinese ein lebendiges Exemplar, um dessen Hinterfülse ein Strick gelegt war. Um mir die aufserordentliche Muskelkraft des Thieres zu zeigen, stellte sich der Chinese auf seinen Rücken und wirklich erhob sich das Thier und machte einige Schritte vorwärts.“ Hr. Swinhoe hielt es einige Wochen, was aber wegen seiner Neigung alles zu unterhöhlen sehr schwierig war. In einer Kiste aus starkem Zinn, die ziemlich hoch war, richtete es sich auf die Spitze seines Schwanzes empor und suchte zu entschlüpfen. Als es darauf in ein Behältnifs gebracht wurde, dessen Boden auf der Erde mit Ziegelsteinen belegt war, wühlte es sich in die Erde soweit hinein, als die um seinen Hinterfufs geschlungene Schnur es zuliefs. Mehrere Tage brachte es ohne Nahrung unter dem Erdboden zu. Dann kam es wieder zum Vorschein und machte sich mit ungewöhnlicher Anstrengung von seinem Stricke los, so dafs das Fleisch und die Haut des Beines an dem Stricke sitzen blieb. Nach wenigen Tagen starb es. Sein Name im Chinesischen ist Tschuen-schan-kia d. ieBergwühler. Aufserordentlich zahlreich ist das Ge- schlecht der Vögel vertreten. Unter den Raubvögeln finden sich Falco tinnun- culoides Meilsn. (Röthelfalke), F. peregrinus (Würgfalke); ferner Aceipiter-, Buteo- und Circus-Arten. Milvus Govinda, auf chinesisch Bah-heo, auch Nai-heo ge- nannt, ist sehr häufig im Hafen von Amoy, wo er über den Masten der Schiffe dahinschwebt. Sein Nest findet man zahlreich auf der Pagoden-Insel. Auch der Fischadler (Pandion) kommt vor, obgleich wenig von ihm bekannt ist. Aus dem Geschlecht der Eulen ist Bubo mazximus (Strixv Bubo?), chinesisch Am-kong tscheaou heimisch. Hr, Swinhoe zog ein Junges grofs und hatte es länger als 336 Miscellen: Zur Statistik von Neu-Seeland. 337 zwei Jahre. Im Winter sieht man eine Sperlingseule und eine kleine gelbliche Eule (wahrscheinlich Scops rufescens Horsfield). Unter den Würger-Arten ist der Neuntödter, von den Eingebornen Pelo genannt, vorhanden; unter den Singvögeln aus der Familie der Merulidae die Schwarz- und die Steindrossel. Erstere ist gröfser als die in Europa vorkommende Art und hat auch einen von dieser ver- schiedenen Gesang, sowie das Weibchen eine andere Farbe. Der bekannteste unter den Sängern ist eine Art Rothkehlchen, chinesisch Sze-he, was soviel heifst, als „der Elster gleichend“. Es ist ein kleiner Vogel mit buntem Gefieder, der von früh an bis Abends auf den Spitzen der Dächer seinen Gesang ertönen läfst. Er ist ebenso streitsüchtig wie das uns bekannte Rothkehlchen. Der kleinste Vogel ist der Schneidervogel, dem sein langer spitziger Schnabel als Nadel dient, um Blätter zu einem Neste zusammenzunähen. Die Chinesen nennen ihn Mang- tang-a. In Gebüschen sind eine ganze Reihe langschwänziger Sänger häufig, deren Gesang zwar angenehm, aber ohne Abwechslung ist. Aus der Gattung der Dünn- schnäbler verdient der Wiedehopf (Upupa Epops Linn.) Erwähnung. Die Chi- nesen haben eine Abneigung gegen diesen schönen Vogel, weil er oft in blofs- gelegten Särgen sein Nest baut; sie geben ihm daher den Beinamen „Sargvogel“. Zahlreich sind die Reiher vertreten, die auf den Reisfeldern willkommene Nah- rung finden: so Ardea cinerea Linn. der gemeine Fischreiher, Ardea Garzetta Linn. der kleine Silberreiher u. a m Die Bäume, auf denen die Silberreiher ihre Nester haben, erscheinen, wenn sie dort ruhen, wie mit Wolken von Schnee bedeckt, zwischen welchen die grünen Blätter hervorschimmern. In chinesischen Gedichten wird dieses Vogels „Lu-tsze“ oft gedacht, Amoy daher auch oft Lu- mun, Lu-kiang, Lu-taon genannt. Sieben Arten von Sumpfvögeln und fast alle Schwimmvögel, nur Pelikane, Albatrosse und einige Möven- und Meerschwalben- Arten ausgenommen, sind mit denen in Grofsbritannien vorkommenden identisch, dagegen werden viele europäische Arten, die in Amoy nicht heimisch, durch ähnliche nahe Verwandte dort repräsentirt. (Nach der Overl. China Mail vom - 30. Dec. 1857 No. 154.) B. 4 Zur Statistik von Neu-Seeland. Bevölkerung. Forster schätzte die einheimische Bevölkerung auf 400,000, Nicholas auf 150,000, Yate auf 160,000, Poläk auf 130,000, die Mis- _ sionäre 1840 auf 109,000 — 120,000, Dieffenbach auf 115,000, Grey auf 93,000, ' Fitzroy auf 80,000, die Missionäre 1846 auf 90,000, 1850 auf 70,000, Hurst- house (II. Band) auf 60,000, wovon 35,000 auf das Gebiet von Auckland, 15,000 auf jenes von Wellington, 8000 auf das von New-Plymouth, 1000 auf Nelson und je 500 auf die übrigen Gebiete kommen. Die europäische Bevölkerung schätzt der letztere im J. 1857 auf 50,000. 4851 betrug sie mit Einschlufs von 2158 Soldaten und ihren Familien 28,865 Personen, darunter 11,672 weiblichen Geschlechts. New-Plymouth hatte 1855 | 2113 Europäer (1135 Männer, 978 Weiber), 1857 nach Hursthouse 3000 Seelen. | _ Wellington hatte 1855 an 8000 Europäer, 1857 nach Hursthouse 12,000. Auckland hatte 1855 11,919 Europäer (6701 Männer, 5218 Weiber), 1857 nach Hursthouse _ Zeitschr. f, allg, Erdk. Neue Folge. Bd. IV, 22 338 Miscellen: 15,000. Das 1848 gegründete Otago hatte 1855 2852 Europäer und 79 Blend- linge (darunter 1290 weibl. Geschlechts), 1857 nach Hursthouse 4000. Nelson hatte 1848 2949, 1854 5858 Europäer (3485 Männer, 1373 Weiber), 1857 nach Hursthouse 9000. Canterbury hatte 1854 3895, 1856 5347 Europäer, 1857 nach Hursthouse 7000. — Gering ist die Zahl der Todesfälle bei Europäern, 1855 in Otago 13 gegen 130 Geburten (nur 7 Kinder von 1300), in Nelson 45 gegen 197 Geburten (1854). Der Ackerbau mit Viehzucht wurde 1855 auf 600,000 Acres Kronland getrieben. Eingehegtes und besätes Land gab es in Auckland 42,761 und 27,138 Acres, in Neu-Plymouth 7056 und 7612, in Nelson 7104 und 9434, in Canter- bury 7221 und 2920, in Otago 3500 und 3168. 1857 schätzte Hursthouse das gerodete (cleared) Land von Neu-Seeland auf 200,000 Acres, davon je 50,000 in Auckland, Wellington und Nelson, je 15,000 in Otago und Plymouth, 20,000 in Canterbury. Hierin sind die Weidelizenzen nicht begriffen, die in Otago 1} Mill. Acres, in Nelson 1 Mill. Acres betrugen. Man erntete 1854 in Canterbury Weizen auf 3171 Acres, in Otago auf 1077, in Nelson auf 2378, in Auckland (1852) auf 1558 Acres; Hafer in Otago auf 728, Canterbury auf 730, Nelson auf 1738 Acres; Erdäpfel in Auckland (1852) auf 1158, Nelson auf 460, Otago auf 276 Acres; Gerste in Nelson auf 809, Canterbury auf 278, in Otago nur auf 9 Acres. Als Versuche erwähnen wir Mais (Canterbury 1 Acre), Rüben (Otago 37), Hopfen (Nelson 8 Acres). etc. Künstlicher Wiesen gab es (1852) in Auckland 11,606, in Canterbury 815 Acres, der Gärten 514 Acres in Nelson, 242 in Canterbury, 52 in Otago — exclusive europäisches Obst, Gemüse etc. Die Viehzucht ist im raschern Aufschwunge. 1855 hatte (nach Cooper) Neu-Plymouth 238 Pferde, 2143 Stück Rindvieh, 14,846 Schafe, 55 Ziegen, 998 Schweine; Auckland 1999 Pferde, 19,825 St. Rindvieh, 22,091 Schafe, 3465 Zie- gen, 9736 Schweine; 1854 Nelson 1190 Pferde, 10,952 St. Rindvieh, 183,231 Schafe, 4401 Schweine, 10 Maulesel; 1856 Canterbury 1189 Pferde, 12,434 St. Rindvieh, 220,781 Schafe und 4996 Schweine; Otago (nach Adam) 717 Pferde, 8496 St. Rindvieh, 75,474 Schafe, 1627 Schweine, 323 Ziegen. 1857 gab Hurst- house an Schafen 1,200,000 an (davon 350,000 in Wellington, 330,000 in Nel- son, 320,000 in Canterbury, 120,000 in Otago, 50,000 in Auckland, 30,000 in Plymouth), an Rindvieh 94,000 Stück (davon 23,000 in Wellington, 17,000 in Nelson, 16,000 in Canterbury, 20,000 in Auckland, 12,000 in Otago, 6000 in Plymouth), an Pferden 10,300 Stück (2800 Auckland, 2200 Wellington, 2000 Nelson, 1600 Canterbury, 1200 Otago, 500 Neu-Plymouth), an Schweinen 33,000 Stück (je 7000 Stück in Auckland, Wellington, Nelson, 6000 in Canterbury, je 3000 in Otago und Plymouth), ohne das Vieh der Eingebornen zu rechnen, das er auf 6000 Schafe, 1700 Pferde und 67,000 Schweine schätzt. Die Otago’sche Wolle erhielt 1857 den ersten Preis auf dem Melbourner Markte. Auckland führte schon 1852 für 452 L. St. Butter und Käse aus. Der Handel wird von Hursthouse auf 400,000 L. St. Ausfuhr und 600,000 L. St. Einfuhr geschätzt. 1855 betrug in Canterbury die Einfuhr 95,856 L. St, die Ausfuhr 42,650; die Einfuhr in Nelson 1854 87,158 L. St., die Ausfuhr 30,038; in Auckland resp. 348,920 und 18,411, in Otago 1855 die Einfuhr 44,545 L. St., | Ir ’ u N x J. Fröbel’s Ausflug nach der Provinz Chontales. 339 die Ausfuhr 24,182 L. St. Die Ausfuhr ist meist Wolle, Holz, Hafer (1854 aus Nelson 3131 Bushel), die Einfuhr Industriegegenstände, Metalle etc. In den Hafen von Nelson liefen 1854 159 Schiffe mit 12,038 Tonnen ein, nach Auckland gehen 43 — 44,000 Tonnen, 1852 741 Schiffe. Von den 51,100 L. St. der Ausfuhr des Jahres 1852 aus Auckland betrug Bauholz 11,816 L. St., 5850, L. St. Kauriholz, 5223 Kupfer, 8629 Oel, 1048 Phormium, 1280 Wolle, 4029 Mehl, Erdäpfel und Zwiebeln 2732, Weizen 1310, Schweinefleisch 1610 L. St. Die in Auckland einregistrirten Schiffe sind nach Hursthouse etwa 350, wo- von 160 Küstenfahrzeuge (34 der Einheimischen) mit etwa 10,000 Tonnen. Der Zoll betrug 1855 in Nelson 10,588 L. St., in Canterbury 8613 L. St., in Otago 5874 L. St., in Auckland 52,424 L. St., in Neu-Plymouth 4641 L. St., in Wellington 30,003 L. St. Die Mehrzahl der Bewohner sind Ackerbauer: in Neu-Plymouth 313 gegen 72 Kaufleute, in Nelson 357 gegen 296 Arbeiter und 62 Schiffer, in Auckland (1855) gab es 1134 Gewerbsleute, 667 Taglöhner, 673 Ackerbauer, 416 Kauf- leute, 259 Diener, 12 Juristen, 23 Aerzte, Dr. Johann Palacky. J. Fröbel’s Ausflug nach der Provinz Chontales im ; Staate Nicaragua. In unsern Bemerkungen über J. Fröbel’s interessantes Werk „Aus Amerika“ (S. 83 ff.) haben wir bereits hervorgehoben, dafs der Verf. bei seinen Reisen in Central-Amerika auch die Provinz Chontales besucht hat, deren oro- und hydro- graphische Verhältnisse noch wenig aufgeklärt sind. Von den Landschaften, durch die ihn sein Weg führte, entwirft Fröbel ein anschauliches Bild, welches _ uns bedauern läfst, dafs ihm eine weitere Erforschung des interessanten Plateau’s nicht verstattet war. Seine Beobachtungen auf dieser Reise stellen wir im Fol- - genden kurz zusammen. ; Fröbel ritt von Granada etwa 20 Miles weit bis Los Cocos, einem kleinen Dörfehen, auf dem flachen, festen, links in einiger Entfernung von Wald und Gebüsch mit einzelnen Fächerpalmen umsäumten Seestrande, dann durch ein Palmenwäldchen nach Paso Real, wo eine Fähre den Uebergang über den Pana- _ loya (aztek. Panaloyan, d. i. Ort des Uebergangs) vermittelt. Jenseits desselben - dehnt sich eine zum Theil mit Wald, zum Theil mit vereinzelten Kalabassen- Bäumen, Akazien und halbkugelförmigen Cacteen bestandene Ebene bis an den Fufs des Gebirges aus, welches den Nicaragua-See im Osten umgiebt und von der Ebene aus mit steilen, steinigen und bewaldeten Hügeln ansetzt; das Gestein ist ein trachytischer, zuweilen blasiger oder mandelsteinartiger Porphyr. Der Fufs ‚des Gebirges ist längs der ganzen Ausdehnung desselben von einer Morastregion eingefalst, welche während der Regenzeit die Communication zwischen dem Ge- birge und dem See vollständig hemmt und an einigen Stellen, wo Quellen her- vorbrechen, nie ganz austrocknet und zahlreichen Moschusenten einen erwünsch- ten Aufenthalt gewährt. Dieser Morast besteht aus einem dunkeln zähen Thon, a2» Sn na ee“ 340 Miscellen: der durch Regen ganz aufgeweicht wird, in der dürren Jahreszeit aber zusammen- trocknet und in weiten Rissen aufklafft. Er enthält ausgedehnte Jicarales, d.h. weite, mit wilden Jicara- oder Calabassen -Bäumen besetzte Strecken, wie sie in geringerem Umfange auch auf dem Isthmus von Rivas vorkommen. Das Gebirge besteht hier aus zwei nach SO. streichenden Parallelketten, von denen die dem See näher liegende die niedrigere ist. Durch das von beiden Ketten eingeschlos- sene Längenthal, das durch Querjoche in mehrere Abschnitte zerlegt wird, führt die Strafse von Masapa (?) über Juigalpa nach Acoyapa'). Bei Juigalpa bildet das Gebirge einen wilden felsigen Stock, der gröfstentheils bewaldet ist, aber nicht höher als 5000’ zu sein scheint. In unmittelbarer Nähe des Orts besteht das Gestein aus einem schönen hellgrünen Porphyr; umherliegende Steinblöcke enthielten Einschlüsse von gemeinem weilsen Opal; doch wurden dem Reisenden auch Orte in Chontales bezeichnet, wo edle Opale gefunden werden. Acoyapa ist die Hauptstadt von Chontales und zählt mit der Umgegend etwa 2600 Einw., die sich hauptsächlich mit Viehzucht beschäftigen. Hier endet die dem See nä- here Parallelkette, so dafs das Längenthal einen Ausgang nach dem Seeufer ge- winnt, von dem es nur durch eine weiter abwärts liegende, niedrige, basaltische Hügelreihe geschieden ist. Das Vorland zwischen dem Gebirge und dem See ist verhältnifsmälsig der heifseste und ungesundeste Theil Nicaragua’s, während das im Norden gelegene Plateau durch sein herrliches Klima auch die in dieser Be- ziehung am Günstigsten ausgestatteten Theile des Staatsgebietes übertrifft. Denn die nördliche höhere Parallelkette ist nur der Rand eines ausgedehnten Plateau’s, welches sich ostwärts nach der Mosquito-Küste hinzieht. Fr. hat dieses Plateau besucht und ist auf ihm bis jenseits der letzten Nicaraguensischen Wohnungen vorgedrungen, zu einem Indianerstamme, der weder die Oberhoheit Nicaragua’s, noch die des sogenannten Mosquito-Königs anerkennt. Der Weg führte ihn von Acoyapa nordnoıdöstlich zuerst über die Stadtebene, dann über busch- und baumreiche Hügel ein Thal hinauf, dessen Gehänge mit dem für die Bergland- schaften von Chontales charakteristischen Naneite bestanden waren, einem Strauche von knorrigem Wuchs, dessen Rinde zum Gerben benutzt wird, und dessen rothe Beeren ihres angenehmen säuerlichen Geschmacks wegen gesammelt und einge- macht werden. Auch eine kleine, nur mannshohe Palme, von den Bewohnern Nicaragua’s „Pijivaye“ genannt, war hier häufig; ihr Stamm ist nicht viel über fingerdick und trägt eine Traube von Nüssen, welche ungefähr die Gröfse von Wallnüssen erreichen und geröstet wie Kastanien schmecken. Von der äulsersten Höhe, der Wasserscheide zwıschen dem See und dem Bluefields River, breiteten sich ostwärts quellenreiche, ewig grüne Savannen aus, die mit Gebüschen, Baum- gruppen und kleinen Wäldchen parkartig besetzt und von zahlreichen Heerden besucht waren. „Aus Nordosten wehte mir eine kühle, stärkende Luft entgegen. Die ganze Scene war so verwandelt, dafs ich plötzlich eine Entfernung von hun- dert Meilen zurückgelegt zu haben schien. Indem ich den Blick rückwärts wandte, konnte ich mir den ganzen Contrast unmittelbar gegenwärtig machen. !) Zur Orientirting ersuchen wir den Leser, die dem zweiten Bande der Zeit- schrift als Taf. IV beigegebene Karte von Central-Amerika zur Hand zu nehmen. - Tr Ueber das Klima von Cayenne. 341 Zwischen Bergen von ansehnlicher Höhe, zu denen rechts der Gebirgsstock von ‘ Juigalpa gehört, sieht man südsüdwestwärts durch das Thal hinaus und über das flachere Land bei Acoyapa hinweg auf den See, welcher am Fufse des Berges ausgebreitet daliegt. Gerade vor dem Thalausgange erhebt sich aus seinem Spie- gel die Insel Ometepe mit ihren beiden Gipfeln. Hinter ihr sieht man blasser die Hügel des Isthmus von Rivas. In der äufsersten Ferne sind noch die Um- risse der costaricanischen Vulcane erkennbar. Etwas zur rechten Hand aber be- zeichnet der Mombacho die Lage von Granada. Auf der entgegengesetzten Seite sieht man über das nähere Savannen- und Parkland hinweg in der Ferne auf flache, zum Theil waldige Höhen, zwischen denen einer der bedeutendsten Zuflüsse des Bluefields River dem tieferen Lande zuläuft.“ Auf diesen hohen Savannen liegen nämlich die Quellen des Rio Mico, die so reichlich flielsen, dafs sie bald einen für Canoes schiffbaren Strom bilden; der Rio Mico ergiefst sich in den Rio Siquias, welcher, nachdem er etwas weiter abwärts den R. Arama aufgenom- men hat, den Namen R. Boswass erhält, der in der Sprache der hier wohnenden Indianer so viel als „drei Flüsse“ bedeutet; ob nun der Rio Siquias der Blue- fields River selbst oder nur ein Zuflufs desselben ist, hat Fr. nicht ermitteln kön- nen. Der Lauf des Flusses ist durch Waldstreifen bezeichnet; aber der gröfsere Theil von Ober-Mosquitia besteht aus Savannen, welche das ganze Jahr hindurch ein üppiges Grün zeigen, da auf diesem Hochlande eine Scheidung des Jahres in eine nasse und trockne Periode nicht stattfindet. Fr. besuchte jenseits des R. Mico eine Indianerfamilie, die in grofser Besorgnifs lebte, dafs sie von Emissären des Re-king (halb spanisch, halb englisch) oder Königs von Mosquitia zum Holz- ‚schlagen nach der Küste geschleppt werden könnte; so weit nach dem Innern macht sich die von den Briten geschaffene Autorität bereits bemerklich. Er sam- melte hier ein Wörterverzeichnils, welches nach Squier’s Ansicht beweist, dafs diese Indianer dem Stamme der Wulwas angehören. Die Wulwas leben in Po- lygamie, nähren sich hauptsächlich von der Jagd und dem Fischfang — die Fische werden von ihnen mit Pfeilen geschossen — haben aber auch kleine Pflan- zungen von Yucca, Zuckerrohr und Ananas. Ihr Land ist ein ergiebiges Jagd- revier; in den Flufsdickichten finden sich Tapire, Hirsche, Hasen und Cavien, ' und auf den Savannen eine Fülle von hühnerartigen Vögeln. In der von Fröbel besuchten Familie waren junge und alte Personen durch unförmliche Bäuche ent- _ stellt, das Gesicht hatte keinen unangenehmen Ausdruck, obgleich es sich durch seine Breite mehr der mongolischen Bildung nähert, als dieses bei den civilisirten Indianern des westlichen Tieflandes der Fall ist. Der ganze Stamm soll etwa 400 waffenfähige Männer zählen. Ueber das Klima von Cayenne. Von H. W. Dove. = Die im vorhergehenden Hefte der Zeitschrift mitgetheilten Auszüge aus den Dettres Ecrites de la Guyane frangaise par des Feres de la Compagnie de Jesus a des Pöres de la meme Compagnie en France 1852 — 1857 entwerfen ein so furcht- 342 Miscellen: bares Bild dieses mörderischen Klima’s, dafs man unwillkührlich sich die Frage stellt, welche verderblichen Ursachen denn hier zusammenwirken, um eine solche Sterblichkeit hervorzurufen. Dafür, dafs die relative Feuchtigkeit eıne ungewöhn- liche sei, spricht allerdings die Nachricht, dafs man sich dort vergeblich bemühe, elektrische Experimente anzustellen, und für die Gröfse der Regenmenge spricht der Brief des Admirals Roussin vom 28. Februar 1820, in welchem er mittheilt, dafs auf der Insel Cayenne vom isten bis 24sten Januar 151 Zoll Regen ge- fallen seien, und dafs er selbst in einem Gefäfse, welches er am 14ten mitten im Hofe aufgestellt habe, in 10 Stunden 104 Zoll aufgefangen habe. Da aber hinzugefügt wird, dafs die ältesten Creolen nie etwas Aehnliches gesehen zu ha- ben versicherten, so läfst sich aus dem als ungewöhnlich Bezeichneten kein Schluls auf die mittlere Regenmenge machen. Zur Beurtheilung eines Klima’s gehören selbst unter den Tropen vieljährige Beobachtungen, unbedingt wenigstens für die Regenmenge. Die Veröffentlichung der ersten ausführlichen Beobachtungsreihe aus dem niederländischen Guyana verdankt man Wenckebach’s Uitkomsten wit weerkun- dige Waarnemingen gedaan te Paramaribo door H. Dieperink. Die um 7, 2, 7 Uhr angestellten Thermometerbeobachtungen und gemessenen Regenmengen umfassen zwei Jahre, Januar 1833 bis Februar 1835. Eine neuere Reihe vom Januar 1851 bis März 1854 von Dumontier ist unter dem Titel: Meteorologi- sche Waarnemingen in de Nederlandsche Bezittingen von Buys Ballot im Jahr- gang 1854 der Mittheilungen des Niederländischen Instituts veröffentlicht. Die Beobachtungen sind in Paramaribo (5° 44' 30” N. Br., 55° 13’ 7’ W.L. v. Gr.) und in dem zwei Stunden davon entfernten Fort Amsterdam angestellt um 6, 1, 10. Sie sind deswegen wichtig, weil sie eine Bestimmung der relativen und absoluten Feuchtigkeit geben. Für das französische Gebiet liefert das Annuaire meteorologique de la France 4853 einen sehr erwünschten Beitrag in den Observations meteorologiques faites pendant huit annees 1845— 1852 a T’höpital de Cayenne (4° 56' 28" N. Br., 54° 3845’ W.L. von Paris). Das Thermometer am Fenster war nach aufsen durch eine stets offene Jalousie geschützt, die tägliche Veränderung also etwas zu gering bestimmt. Die aus 9, 12, 3, 9 bestimmten Mittel sind um 0°,6 R. vermindert, um sie auf die wahren Mittel zurückzuführen. Für das englische Gebiet ist mir eine eilfjährige Beobachtungsreihe durch | die Güte des Beobachters, Herm Patrik Sandeman, zugegangen. Sie ist kürz- lich erschienen unter dem Titel: Monthly Tables of Meteorological Elements de- duced from Observations taken at the Observatory Georgetown, Demerara, British j Guiana, lat. 6° 49 35", long. 3" 52’ 46", during eleven years, commencing January 1846, with Remarks on the State of the Weather, Clouds and other Phenomena. Die mittlere Wärme wurde bestimmt durch 8, 9 Morgens und Abends mit Hinzu- fügung des täglichen Maximum und Minimum. Die nachfolgenden Bestimmungen gründen sich auf die Berechnung des hier angeführten Materials. Wir beginnen mit der Temperatur, bei welcher ich die Grenze des Gebiets bis nach dem Aequator überschritten habe, indem ich die Werthe für Para am Ausflusse des Amazonenstromes im 4} jährigen Mittel hinzu- füge. Ueber das Klima von Cayenne. 343 Temperatur (Reaum.) Paramaribo George- town |neue Reihe| alte Reihe Cayenne Para 21 Jahr 2 Jahr Januar 20.65 20.933 | 20.55 20.94 21T " Februar 20.59 21.37 | 20.45 20.38 20.83 März 20.82 21.04 | 20.86 20.58 20.85 April 21.10 21.22 20.96 20.82 21.03 Mai 21.01 21.15 21.28 20.74 21.60 Juni 20.80 20.70 21.12 20.58 21.62 Juli 20.90 21.10 21.34 20.73 22.01 August 21.37 22300 922322 21.02 21.98 September 21.77 21.91 22.86 21.45 21.85 October 21.83 21.94 22.79 21.46 22.02 November 21.51 21.38 21.98 21.22 22.17 December 20.87 20.77 21.47 20.67 21.91 Jahr 21.10 21.34 21.47 20.88 21.60 Unterschied d. wärmst. u. käl- testen Monats 1.24 1.24 2.41 1.08 1.34 Was bei Betrachtung dieser Zahlen sogleich auffällt, ist die fast verschwin- dende jährliche Veränderung. Alle drei Stationen ergeben, wenn wir die neuere Reihe von Paramaribo zur Vergleichung wählen, dafs der kälteste Monat nur 1, höchstens 14 Grade unter den wärmsten fällt. Im Allgemeinen kann man also sagen, dafs die im Jahresmittel 21°.1 R. betragende Wärme sich in der kältesten Zeit des Jahres nur um einen halben Grad unter diesen Werth erniedrigt, in der wärmsten sich nur um eben so viel darüber erhebt. Auch stimmen die einzelnen Jahrgänge in der Weise mit einander überein, dafs in der eilfjährigen Reihe von Georgetown der wärmste Monat, October 1850, 22°.35 betrug, der kälteste, Fe- bruar 1847, 20°.18, also 2°.2 Unterschied. In Cayenne war der wärmste Monat überhaupt der October 1848 mit 22°.43, der kälteste der Februar 1852 mit 20°.21, der Unterschied also derselbe. Die nachfolgende Tafel giebt die Regenmenge an, für Georgetown und Para in englischen Zollen, für Paramaribo und Cayenne in Millimetern. Regenmenge. George- | Parama- | Cayenne Para town 11 | ribo 5 63 14 engl. Zoll Millimeter engl. Zoll Januar 6.841 | 476.2 372.5 6.512 Februar 5.823 421.0 | 419.8 10.626 März 4.122 7° 200.0 526.7 11.590 April 7.412 | 512.0 935.7 12.099 Mai 14.151 | 791.7 989.7 10.093 Juni 13.907 748.7 415.0 5.270 Juli 11.041 986.2 148.7 3.263 August W021 407.5 45.3 3.550 September 2.612 97.0 16.0 2.515 October 2.463 70.3 | 36.7 0.700 November 5.668 143.0 1, 275.8 2.841 December | 10.749 702.5 331.5 2.353 Jahr | 95.001 | 5216.8 | 3513.4 | 71.412 344 Miscellen: Die geringste Menge fällt also im Herbst in allen Stationen, die grölseste im Mai und Juni. Doch zeigt sich hier geringere Uebereinstimmung, denn ein zweites in Georgetown und Paramaribo im Herbst hervortretendes Maximum ver- schwindet in Cayenne in einer gleichförmigen Zunahme und Abnahme. In George- town lieferte der Januar 1854 16 Zoll, der von 1856 nur 2 Zoll; man sieht also, dals erst aus langen Jahresreihen eine sichere Bestimmung zu erwarten ist. Nach Dieperink’s Beobachtungen in Paramaribo verhält sich die von 7 Uhr Abends bis 7 Uhr Morgens gesammelte Menge zu der in der anderen Hälfte des Tages erhaltenen wie 1645 :3491. Hier fällt also in der Nacht nur die Hälfte von der bei Tage erhaltenen Menge. In Para sind die Verhältnisse Morgens, Mittags, Nachmittags und Abends 3.79: 4.02 : 15.60: 5.62, also nahe dieselben. Die Verdunstung befolgt natürlich einen umgekehrten Verlauf. Ich habe in der folgenden Tafel die Jahre in Rechnung gezogen, wo beide gleichzeitig beob- achtet wurden. Georgetown Paramaribo verdunstet. Bere verdunstet. R Wasser I Wasser ag engl. Zoll Millimeter Januar 3.216 6.715 106 557 Februar 3.306 6.827 91 437 März 3.724 5.835 118 291 April 3.307 5.449 105 613 Mai 2.437 12.509 79 864 Juni 2.059 12.880 81 814 Juli 2.094 | 11.604 88 638 August 2.213 8.489 104 473 September 3.076 2.984 151 98 October 3.314 1.838 157 70 November 2.920 3.543 as ur December 2.599 10.686 41% 7) 203 Jahr 34.265 | 89.359 1322 5701 Man sieht, dafs sowohl in Georgetown als in Paramaribo nur im September und October mehr Wasser verdunstet, als aus der Atmosphäre herabfällt, doch ist der Ueberschufs so gering, dafs, wenn man die direct als Thau am Boden sich niederschlagende Menge mit berücksichtigen könnte, das Verhältnifs sich noch anders stellen würde. In den eigentlichen Regenmonaten sinkt die Verdunstung auf den sechsten Theil der Regenmenge herab, ein Beweis für die dann vorwal- tende excessive Feuchtigkeit der Atmosphäre. Diese Verhältnisse lassen sich aber überhaupt nur annähernd darstellen, denn die Verdunstung läfst sich nur von einer wirklichen Wasserfläche bestimmen, nicht von einem feuchten, mit Ve- getation bedeckten Boden, der eine gröfsere Oberfläche darbietet. Für besonders fiebererzeugend gelten die Gegenden, in welchen sülses Wasser mit Meerwasser sich mischend in sogenanntes brakisches Wasser sich verwandelt, und in Beziehung auf die Zeit die, wo am Ende der Regenzeit ein mit Vegetation reich bedeckter Boden sich durch Verdunstung der Wasserdecke entledigt, mit welcher er wäh- rend der Regenzeit bedeckt war. Ueber das Klima von Cayenne. 345 Die Feuchtigkeit ist in Cayenne durch ein Haarhygrometer, in Paramaribo durch ein Psychrometer, in Georgetown durch ein Hygrometer von Mason be- stimmt. Von den Barometerständen, welche ich sämmtlich auf dieselbe Scala reducirt habe, wird ausdrücklich in Cayenne bemerkt, dafs sie auf den Frostpunkt redueirt sind, welches ich für die anderen Stationen ebenfalls voraussetze, da sie sich sehr genau an einander anschliefsen, Die folgenden Tafeln enthalten die er- mittelten Werthe. Relative Feuchtigkeit in Procenten. George- Paramaribo Cayenne town . Mittel 6 1b 10% Mittags | 9 U. Ab. Januar 76.7 92.0 | 73.0 89.7 92.7 | 97 Februar 74.8 93.0 73.7 88.7 92.5 | 94.7 März 75.9 89.3 67.3 87.7 32:0. | 0,99.7 April 76.1 90.0 69.3 86.0 90.9 | 94.0 Mai 80.7 93.0 2.3 90.7 9.3 | 94.5 Juni 81.1 94.0 75.0 90.3 90.6 93.8 Juli 79.0 93.7 64.7 92.0 885 | 92.8 August 76.1 92.0 62.3 89.7 8.3 | 92.3 September 73.3 92.7 66.3 86.3 86.0 | 92.5 October 72.1 91.3 64.0 85.0 87.0 | 92.6 November 75.3 92.3 65.7 86.0 89.2 | 93.8 December 78.8 91.3 712.0 87.0 92.0 | 94.7 Jahr 75.0 92.0 | 69.2 88.3 89.9 | 93.8 Barometer (Par. Linien). l (Par. Linien.) | Georgetown Paramaribo George- | Parama- c En BR ayenne | Elasticität| trockene |Elasticität trockene | 'd. Dämpfe, Luft |d. Dämpfe | Luft Januar | 337.13 | 337.51 | 336.69 | 9.11 | 328.02 | 9.11 | 328.40 Februar | 337.39 | 337.37 | 337.03 | 8.84 | 328.55 | 9.14 | 328.23 März 337.30 | 337.76 | 336.92 | 9.01 | 328.29 | 9.11 | 328.65 April 337.17 | 336.47 | 336.95 | 9.30 | 327.87 | 9.36 | 327.11 Mai 337.03 | 336.46 | 336.83 | 9.78 | 327.25 | 9.57 | 326.89 Juni 337.36 | 336.89 | 337.18 , 9.72 | 327.64 | 9.38 | 327.51 Juli 337.40 | 337.55 | 337.30 | 9.63 | 327.17 | 9.20 | 328.35 ‚August | 337.27 336.60 | 337.35 | 9.72 | 327.55 | 9.19 | 32741 Septbr. | 337.14 337.16 | 9.60 | 327.54 | 9.27 | Oetbr. 336.81 | 336.84 | 9.58 | 327.23 | 9.23 | Novbr. | 336.49 336.43 | 9.62 | 326.87 | 9.46 Decbr. | 336.77 336.53 | 9.47 | 327.30 | 9.19 Tahr 337.10 336.93 | 9.45 | 327. 65 | 9.27 | Man hat, und mit Recht, ein grofses Gewieht gelegt auf die Ermittelung des atmosphärischen Druckes am Aequator und auf die Bestimmung der Kraft, mit welcher dort die Dämpfe drücken. So gering auch im atlantischen Ocean die barometrischen Veränderungen in der jährlichen Periode sind, so sind sie doch erheblich genug, um zu verhindern, aus einer nicht die ganze Jahresperiode hin- 346 Miscellen: durch fortgesetzten Beobachtungsreihe das wahre barometrische Mittel zu bestim- men. Das Barometer in Georgetown befand sich wenige Fu[s über dem Meeres- spiegel. Da die Barometerhöhen von Cayenne und Georgetown nur um ein Zehntel einer Linie differiren, das Mittel derselben aber 337 Linien ist, so kann man in runden Zahlen dies als die mittlere Barometerhöhe unter 5° N. Br. im atlantischen Ocean annehmen und diese wird sich nur wenig von der Höhe am Aequator unterscheiden, da die Zunahme des barometrischen Druckes von der inneren Grenze des Passats nach der äufseren hin zuerst nur langsam erfolgt. Die für Paramaribo und Georgetown ermittelte Spannkraft der Dämpfe zeigt, dafs diese 9 Linien übertrifft, so dafs für den Druck der Luft nur 3273 Linien übrig bleiben, da Dämpfe und Gasarten obgleich unelastisch gegen einander auf die sie sperrenden Wände mit der Summe ihrer Spannkräfte drücken. Die sperrende Wand ist aber in den unteren Schichten eben die freie Oberfläche des zur Be- stimmnng dieser Summen angewendeten Barometers. Wenn man bedenkt, dafs in der kalten Zone nur im Sommer die Elastieität der Dämpfe 2 Linien erreicht, in den kälteren Monaten aber tief unter einer bleibt, das Jahresmittel also eine Linie nicht viel überschreiten kann, so folgt hieraus ein für den Gesammtmechanismus des die Erde umgebenden Luftkreises wichtiges Ergebnifs. Bei dem fortwährenden Austausch der Luftmassen zwischen der heilsen und der gemäfsigten und kalten Zone sollte man glauben, dafs wo diese Ströme nicht über einander wie zwischen den Wendekreisen fliefsen, son- dern neben einander, wie in der gemäfsigten Zone, unter einer bestimmten Breite derselben im Ganzen keine vorherrschende Windesrichtung stattfinden könne, da so viel als vom Aequator nach dem Pol über den Parallel fliefst, wenn auch nicht an demselben Punkte, doch an anderen, vom Pol her zum Aequator zu- | rückkehren mufs. Da nun aber die vom Aequator herkommende Luft den sie begleitenden Wasserdampf als Regen immer mehr verliert, so dafs die dort 9 Li- nien betragende Elastieität schlie[slich auf eine und darunter herabsinkt, so kehrt weniger Luftförmiges vom Pol nach dem Aequator zurück, als von diesem nach jenem hinströmt, aber mehr tropfbar Flüssiges. Streng genommen müssen daher die vom Aequator kommenden Luftströme überwiegen über die polaren, umge- kehrt hingegen die dem Aequator zuflielsende Wassermasse gröfser sein als die von ihm abfliefsende. Da nun die vom Aequator kommenden Ströme wegen der grölseren Drehungsgeschwindigkeit eine westliche Ablenkung erfahren, so wird die mittlere Windesrichtung der nördlichen gemäfsigten Zone schon aus diesem Grunde eine südwestliche werden, die der südlichen gemälsigten Zone eine nordwestliche, was erfahrungsmälsig festgestellt ist. In gleichem Sinne wirkt die Temperatur- abnahme, was den Einflufs auf die Windfahne betrifft, da die wärmeren Aequa- torialströme breiter sind als die kälteren Polarströme bei gleicher in Bewegung begriffener Luftmasse, jene also in mehr Punkten den Parallelkreis gleichzeitig überschreiten als diese, Was die Wassermasse betrifft, so läfst sich diese er- fahrungsmäfsig bis jetzt nieht ermitteln und es ist aufserdem unentschieden, ob Alles, was in den Polargegenden zu Eis condensirt wird, seinen Rückweg nach dem Aequator findet, wenn auch eine permanente Anhäufung unwahrscheinlich ist, da sie sich in einer Verkürzung des Tages aussprechen mülste. Die tägliche Periode tritt in Cayenne in allen Jahreszeiten mit nahe gleicher Beständigkeit hervor. Die Mittel ergeben: Ueber das Klima von Cayenne. 347 Morgens 9 Uhr 337.39, Mittags . . . 337.22, 3 Uhr Nachm. 336.46, 9 Uhr Abends 337.02. Da die Bestimmung der relativen Feuchtigkeit, auf so verschiedene Weise erkalten, wie durch die Ausdehnung eines blonden Menschenhaares und die Ver- dunstungskälte eines mit nassem Zeuge umwickelten Thermometers, keine genaue Vergleichung gestattet, so mufs es dahin gestellt bleiben, ob wirklich Cayenne so erheblich feuchter ist als Georgetown. Die Mittel für Georgetown sind aus 8, 9 Morgens und Abends bestimmt. Cayenne liegt nicht mehr in der Hauptrichtung der westindischen Wirbel- stürme, sondern jenseits der südlichen Grenze derselben. Ueberhaupt sind die Winde von geringer Stärke, was ausdrücklich von Sandeman für Georgetown bemerkt wird. Während der Regenzeit wird der herrschende Nordostpassat mehr östlich, wie folgende Tafel zeigt. | | | | Wind- N. |NNO.) NO. ONO. O0. |080.|so.. s$, \SW. NW. NW. | ine | | | | | Januar 4 7| 147 | 25 18 2 | | 12 Februar | 2 | 16 | 144 | 17 |. 5 1 ten! 13 März 9.|,11.| 150 | 26 8 ar | | 12 April 2| 14 | 109 | 39 EP Re ia na | 26 Mai 3 6) 59) 30| 68| 10 5 4 34 Juni 1 Ze 222 e|i a 17 Juli ud rel... | 20 August 8,/.414 |.163 |.19, | 7 | 6 Septbr 2 IR TEE De 1 2 Octobr. 3 ao gung Tmaayı - Novbr. 3 56 | 34 | 101 | 02 4 _ Decbr. 3) 119 | 35.|1 542 1 1.) | | h th 46 era Lena An ch Mittel | 36| 9.7 129.3 | 43.4 137.1 | 11.4| 5.8| 0.7| 0.3 0.1| 0.1 | 23.5 Wenn für bestimmte Krankheitsformen bedeutende Wechsel der Temperatur und Feuchtigkeit besonders verderblich sind, so giebt das Klima von Cayenne | dazu im Gegensatz einen auffallenden Beleg, dafs eine ununterbrochene feuchte Hitze für den früher an gröfsere Wechsel gewöhnten Körper einen Todeskeim in sich trägt, dem bald die kräftigsten Naturen erliegen. Eine Deportation nach solchen Orten verwandelt sich von selbst in eine lebenslängliche, > Ze u u Neuere Literatur. A Journey through the Kingdom of Oude, in 1849 — 1850. By Sir W. H. Sleeman, Resident at the Court of Lucknow. 2 vols. London 1858. 8. w Dieses Werk gehört eigentlich nur seinem Titel nach in die Geographie. Wer es mit der Hoffnung in die Hand nimmt, in den beiden Bänden eine de- taillirte Beschreibung des Ex-Königreichs im geographischen Sinne, seiner physi- 2 a Bo 348 Neuere Literatur: schen Hilfsquellen, eine Schilderung seiner Bevölkerung nach Abstammung und Glauben zu finden, wird sich in seinen Erwartungen durchaus getäuscht sehen. Einige Bemerkungen über die Beschaffenheit des Bodens in den vom Verf. durch- reisten Distrieten, vom landwirthschaftlichen Standpunkte aus, bilden das Einzige, was den Geographen interessiren dürfte; und auch der Ethnograph wird sich bei einigen zerstreuten, allerdings sehr bemerkenswerthen Notizen über die in Oude ansäfsigen Radschputen-Clan’s, über die Rangstufen, die sie in der Kastenwelt einnehmen, und über ihre Stellung zu der Praxis des Töchtermordes zufrieden geben müssen. In Wahrheit ist das Werk keine Reisebeschreibung, sondern eine unsystematische Compilation von Materialien zur neuesten Territorial- Geschichte von Oude; die von dem Verf. ausgeführte Reise gewährt nur den Faden, an welchem zahlreiche historische Notizen und politische Skizzen locker aneinander gereiht werden. Ist nun das Werk in geographischer Hinsicht von unerheblichem Werth, so ist es für das historisch-politische Interesse desto bedeutender und lehrreicher. Es entwirft von der Mifsregierung unter dem letzten zur von Eu- nuchen, Musikanten, Tänzern und Tänzerinnen umgebenen Könige, von dem ab- soluten Mangel an jeder Gerechtigkeitspflege, von dem Mordsystem und Raub- ritterthum, welches die grofsen Grundbesitzer von ihren 250, hinter Dschungeln versteckten Festungen unterhielten, ein so drastisches Bild, dafs daneben die fin- stersten Zeiten des Faustrechts auf europäischem Boden wie ein goldnes Zeitalter erscheinen. Von Sicherheit des Lebens und Eigenthums zeigt sich hier keine Spur; ja man kann zweifeln, ob sich nach einer Periode voll solcher Zerrüttung, so zügelloser Usurpation, so absoluter Nichtachtung aller Gesetze und gesetzlichen Formen noch überhaupt in Oude ein legitimes Eigenthumsrecht mit Sicherheit ermitteln und ohne neue ungerechtfertigte Beeinträchtigungen zur Geltung bringen läfst. Die überall mit den speciellsten Angaben belegten Erzählungen des Ver- fassers verdienen um so mehr Glauben, als die amtliche Stellung desselben und das Vertrauen, das er bei dem mifshandelten Theil des Volkes geno/s, ihn in den Stand setzten, sich genau mit den Vorfällen bekannt zu machen, die er in seinem Tagebuche schildert; auch haben seine Aufzeichnungen nicht im Ent- ferntesten den Zweck, die Annexation Oude’s zu rechtfertigen; Sleeman war im Gegentheil dieser Mafsregel entschieden abgeneigt und gehörte überhaupt zu den eifrigsten Gegnern der indischen Annexations-Politik. Im gegenwärtigen Augenblick, wo es sich um die schwierige Frage handelt, wie Oude am Besten pacificirt werden könne, und wo namentlich die Verwirrung in den Verhältnissen des Grundbesitzes beseitigt werden mufs, gewährt es ein besonderes Interesse, sich die zerrütteten Zustände zu vergegenwärtigen, welche die Engländer vorfan- den, als sie die Regierung des Landes in die Hand nahmen Zu bedauern ist nur, dafs die Herausgeber — Sleeman selbst starb auf der Rückkehr nach Eng- land — nicht für eine bessere Redaction des Tagebuchs Sorge getragen haben; die Darstellung ist ganz unglaublich ungeschickt und kann an vielen Stellen mit dem schlechtesten Protokollstyl rivalisiren, — ein Fehler, der hier bei der Er- zählung oft sehr verwickelter Familiengeschichten der Klarheit und Verständlich- keit grofsen Abbruch thut und deshalb um so mehr gerügt zu werden verdient. Auf der dem Werke beigegebenen Karte von Oude, in welche die Route des Verfassers eingetragen ist, sind fast alle Namen anders geschrieben als im Text. —ın. A. Becker: Die Pfalz und die Pfälzer. 349 . Die Pfalz und die Pfälzer. Von August Becker. Mit 80 in den Text ge- druckten Abbildungen und einer Karte der Pfalz. Leipzig 1858. Bei J. J. Weber. Eine Beschreibung der bayrischen Pfalz auf 814 engbedruckten Seiten! Aber die Arbeit will mit Respect behandelt sein, — vorzüglich um der Liebe willen, mit, welcher der Verf. sein Heimathland schildert. Becker beabsichtigte eigentlich ein Reisehandbuch zu schreiben; aber sein lebhafter, poetischer Sinn und ein warmes Herz machten ihn wenig geeignet für eine Arbeit, deren Hauptvorzug eben darin bestehen mülste, dafs sie sich auf das, was für den Touristen von prakti- schem Nutzen ist, beschränkt und auch dieses mit möglichst knappem Ausdruck verzeichnet. Für eine solche nüchterne Arbeit hat sich Becker offenbar zu sehr in Land und Leute eingelebt, zu weit in die Geschichte des Landes vertieft; für einen blo/sen Wegweiser ist er nicht hölzern genug; Menschen und Dinge sieht er nicht mit dem kühlen Auge des Recensenten, sondern mit dem feurigen des Liebhabers an. Alle diese Eigenschaften, sein Leben und seine Studien scheinen den Verf. gleich von vorn herein aus dem Geleise der Reisehandbuch-Verfertiger hinausgedrängt zu haben; seine Arbeit gestaltete sich, wohl nicht gegen, aber vielleicht ohne seinen Willen, zu einer reichhaltigen Pfälzer Landeskunde; und für uns ist ein solches Werk natürlich ungleich werthvoller. Nur liegt in diesem Entstehungsgange der Schrift auch zugleich ihre Schwäche angedeutet: sie ver- mischt beide Zwecke, den ursprünglichen beschränkten, den Becker sich selbst gesetzt hat, und den späteren umfassenderer, der ihm durch seine innerste Ei- genthümlichkeit aufgedrängt wurde. Glücklicherweise kann man nicht sagen, dafs deshalb beide Zwecke verfehlt wurden; im Gegentheil werden Touristen in dem Werke meistentheils die praktischen Notizen finden, deren sie bedürfen, und solche Personen, welche sich über die Pfalz unterrichten wollen, werden das Büch mit noch gröfserem Nutzen zu Rathe ziehen. Aber beide Zwecke sind nun einmal ihrer Natur nach verschieden, und jeder einzelne läfst sich auf gesondertem Wege - ungleich "einfacher erreichen; weder ein Reisehandbuch für die Pfalz, noch eine Pfälzer Landeskunde beansprucht den Umfang des vorliegenden Werkes. Factisch hat Becker weniger dahin gearbeitet, dem Reisenden zu dienen, als ein Bild der Pfalz zu entwerfen; gleichwohl ist die Behandlung des Stoffes im Detail nach Touristen-Rücksichten entworfen und im Tone eines Fremdenführers gehalten, dessen Commentar den Reisenden auf seinen Ausflügen nach rechts und links begleitet. Dadurch sind eine Fülle von Einzelnheiten in das Werk hineingerathen, die für eine Pfälzer Landeskunde ohne Belang sind; und der höflich anpreisende Cicerone-Ton contrastirt ziemlich seltsam mit den ausführlicheren Schilderungen, oder gar mit dem dithyrambischen Excurse, zu dem die Weingärten der Haardt den Verf. begeistern. Um nun die Uebelstände, die aus dieser Vermischung heterogener Zwecke hervorgehen müssen, für den praktischen Gebrauch weniger fühlbar zu machen, hat der Verf. ein Auskunftsmittel ergriffen, welches Billigung verdient. Für den Touristen hat er dem Werke ein sehr ausführliches Sachregister beigegeben, _ welches den Reisenden in den Stand setzt, über jeden beliebigen Ort sofort Aus- kunft zu finden; und für denjenigen, der sich über die Pfalz zu unterrichten wünscht, hat er auf 42 Seiten „eine Skizze über Land und Leute“ als Einleitung vorausgeschickt, welche in gedrängter Kürze die Grundzüge einer Pfälzer Landes- 350 Neuere Literatur: kunde enthält: sollte der Leser über einzelne in dieser Einleitung berührte Punkte genauere Angaben wünschen, so bezeichnet ihm das Sachregister die Stellen der Specialbeschreibung, an denen er sie finden kann. Die letztere ist nach dem Boden-Relief und nach dem Charakter des Landes verständig geordnet, so dals man sich in den meisten Fällen schon nach dem Inhaltsverzeichnifs hinlänglich orientiren wird. Wir beschränken uns darauf, aus der Einleitung einige statistische Angaben hervorzuheben. Von den 107 Quadrat-Meilen der Pfalz fallen nur 27 auf die Rheinebene und das Weinland am Abhange der Haardt, der Rest auf das Gebirgs- land der Vogesen und die Hügellandschaften des Westrich. Davon nehmen die Wälder 40 Quadrat-Meilen ein, das Ackerland 42, die Wiesen 11, das Weinland 2 Quadrat-Meilen, und der Rest des Areals fällt auf Gärten, Häuser, Strafsen, Flüsse und Unland. Die Waldungen liefern jährlich 300,000 Klaftern Holz, die Getreidefelder durchschnittlich im Jahr einen Ueberschuls über den eigenen Be- darf von mehr als 200,000 Scheffeln zur Ausfuhr; aufserdem werden Kartoffeln, die besonders im Westrich und am Donnersberge angebaut werden, Flachs, Hanf, Krapp, Obst, Wallnüsse in grofser Menge ins Ausland geführt. Die wichtigsten Producte sind natürlich Taback und Wein. Der Anbau des Tabacks beschränkte sich vor 1850 auf den Distriet um Germersheim und Speyer und lieferte schon damals einen jährlichan Ertrag von 100,000 Centnern; seitdem hat er sich weit über das Land bis in die Thäler des Westrich ausgedehnt. Die jährliche Wein- production schlägt der Verf. im Durchschnitt auf 108,000 Fuder an. Obgleich die Bevölkerung seit dem J. 1849 durch starke Auswanderung sich auf 580,000 Seelen vermindert hat, gehört die Pfalz mit ihren 5420 Einwohnern auf der Quadratmeile doch noch immer zu den dicht bevölkerten Ländern Eu- ropa’s. Doch ist diese Volkszahl sehr ungleich über das Land vertheilt; fast die Hälfte fällt auf die Rheinebene und die weinreichen Gehänge der Haardt; das Land längs der Haardt hat 12—-16,000 Seelen auf der Quadratmeile, und ein Landstrich von 2 Meilen Länge und 4 Meile Breite zwischen Neustadt und Lan- dau hat — die Bevölkerung dieser beiden Städte nicht mit eingerechnet — in 21 Ort- schaften sogar 33,000 Bewohner. Am schwächsten bevölkert ist das Hochland der Vogesen; dagegen haben viele Distriete des Westrich, die Umgegend des Donnersberges, dre Thäler des Glan schon mehr als 5000 Einw. auf der Qua- dratmeile, und das Thal der Blies zählt sogar 6— 8000 Bewohner auf demselben Areal. In der Vorderpfalz und an der Haardt wohnt das Volk vorwiegend in grolsen, städtisch aussehenden Dörfern von 1000 und mehr Einwohnern; im Westrich sind die Dörfer kleiner und ärmlicher; dieses ist der Distriet der Vieh- zucht und des Bergbaues, namentlich auf Kohlen und Quecksilber, der auch manchen Zweigen der industriellen Thätigkeit, Eisengie[sereien, Maschinenfabriken u. a. einen mächtigen Impuls gegeben hat. Die Berg- und Fabrikstadt St. Ing- bert an der preufsischen Grenze war vor wenigen Jahren nur ein Dorf und zählt jetzt 6000 Einwohner. Sehr interessant ist das Bild, welches der Verfasser von dem Charakter der Pfälzer entwirft, wie er denn überhaupt in der Schilderung des Volks und Volkslebens viel glücklicher ist, als in der Darstellung des Geo- graphischen und der Beschreibung des Architektonischen. Dem Werke ist ein Kärtchen der Pfalz mitgegeben, — ein Holzschnitt von Kretschmar. Ob dem Publicum eine mittelmäfsige lithographirte Karte in einem A. Becker: Die Pfalz und die Pfälzer. 351 grölseren, mit dem so speciellen Werke mehr in Einklang stehenden Mafsstabe nicht angenehmer gewesen wäre, als dieses Kunststück der Holzschneidekunst, geben wir zu bedenken. on “Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin vom 10. April 1858. Der Vorsitzende, Herr Prof. Ritter, eröffnete die Sitzung durch Ueberrei- chung der eingegangenen Geschenke: 1) Zeitschrift für allgemeine Erdkunde. N. F. IV. 2. — 2) Mittheilungen über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie von Dr. A. Petermann. 1858. II. — 3) Preulsi- sches Handelsarchiv. No. 11 —15. 1858. — 4) Jahrbuch der Kais. Kön. Geolo- gischen Reichsanstalt. 1857. VIH. Jahrgang. No. 3. Juli bis September. Wien. — 5) Archiv für wissenschaftliche Kunde von Rufsland. Herausgegeben von A. Erman. Bd. XVII. Heft 1 u. 2. Berlin 1858. — 6) Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz. Achter Band. Görlitz 1857. (Inhalt: Geognostische Be- schreibung der preufs. Oberlausitz von E. F. Glocker; mit 2 Karten der preufs. Oberlausitz von E. F. Glocker). — 7) Bulletin de la Societe de Gecgraphie, re- digeE par M. Alfred Maury et M. V. A. Malte Brun. Quatrieme Serie. Tom. XV. No. 85 — 87. Janvier — Mars. Paris 1858. — 8) Anzeige der öffentlichen Prü- fungen und der Progressions-Feierlichkeit des Gymnasiums von Dr. Joh. Clafsen. Frankfurt a. M. 1858. (Inhalt: über die thessalische Ebene. Von Prof. Dr. Kriegk.) — 9) Ansprache, gehalten in der ersten Jahresversammlung der K. K. Geograph. Gesellschaft in Wien, am 3. Noybr. 1857. Von W. Haidinger. Wien 1857. — 10) Einladung zu der öffentlichen Prüfung der städtischen Realschule zu Leipzig vom Director Dr. Vogel. Leipzig 1858. (Inhalt: Zur Geschichte der sächsischen Landkarten. Von Delitsch.) — 11) Einige kritische Bemerkungen über Herın Buschmann’s Behandlung der Kinai-Sprache; von Leopold Radloff. — 12) A. Kie- pert’s Neue Karte von Mittel- Amerika. Berlin 1858. (Zwei Exemplare.) — 13) Map of the United States and Their Territories between the Mississippi and the Pacific Ocean and Part of Mexico compiled from Surveys made under the order of W. H. Emory. 1857 —58. — 14) Carte de U’Isthme de Panama et de Darien et de la Province du Choco, reduite d’apres le dessin original de Mr. Augustin Codazzi, redigee par H. Kiepert. Berlin 1857. — 15) Geologische Karte der Rheinprovinz und der Provinz Westphalen, im Auftrage des Königl. Ministeriums für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten ausgeführt durch Dr. H. von Dechen. In 35 Blättern. Berlin. — 16) Berlin und Charlottenburg mit nächster Umge- bung. Aufgenommen und herausgegeben im Malsstabe 1 :12,500 der natürlichen _ Länge von der topographischen Abtheilung des Königl. Preufs. Grofsen General- stabes. 1857. 4 Blätter. Y Die Gesellschaft beschäftigte sich darauf zunächst mit der Wahl neuer Mit- - glieder und mit der Erneuerung des Vorstandes. Zum Vorsitzenden wurde Herr Prof Ritter wiedergewählt, zum Stellvertreter Herr Prof. Dove; Secretair wurde Herr Prof. Wolfers, Stellvertreter desselben Herr Prof. Voigt. Herr Prof, Dove zeigte ein Instrument zur Bestimmung der Richtung: sub- _ mariner Strömungen vor und erläuterte die sinnreiche Einrichtung desselben. a ei 8 352 Sitzungsbericht der Berliner geographischen Gesellschaft. Herr General Baeyer hielt einen Vortrag über die Frage, wie man zu einer mathematischen Bestimmung der Bahnlinien der Winde kommen könne. Herr W. Rose widmete dem Andenken des am 10. Januar d. J. zu Strafs- burg verstorbenen Herrn Chr. M. Engelhardt einige Worte, und erinnerte an die Verdienste, die derselbe sich durch Erforschung der Schweizer Alpen auf vielfäl- tigen Wanderungen, wie durch seine Schriften (Naturschilderung der Schweizer Alpen. 1840. Monterosa und Matterhorn. 1853) erworben hat. Er war es vor- nehmlich, der die allgemeine Aufmerksamkeit auf das Thal von Zermatt lenkte. Herr Kleiber las einen Brief des Herrn Prof. Brugsch vor, in welchem die näheren Umstände des am 15. März d. J. zu Kairo erfolgten Todes des Barons von Neimans angegeben waren. Herr von Neimans bereitete sich eben auf eine Reise nach Darfur und Wadai vor, um sich über das Schicksal des Dr. Vogel sichere Aufschlüsse zu verschaffen und denselben, falls er noch lebe, zu befreien. Da überfiel ihn in Folge einer Zahnoperation ein Kinnbackenkrampf, der seinem Leben ein Ende machte. Herr Dr. Kiepert legt die oben aufgeführten Karten von Panama und Choco, und die neue Karte von Mittelamerika vor und giebt eine kritische Uebersicht des Materials, das für diese Arbeiten vorlag. Herr Prof. Ritter legte das Memoire des Flotten-Capitains Butakoff über den untern Lauf des Sir Darja vor, welches im vorigen Hefte der Zeitschrift abge- druckt ist. Demnächst machte er Mittheilungen über das Schicksal der vorjähri- gen Niger-Expedition unter Dr. Baikie, die ebenfalls in der Zeitschrift veröffent- licht sind. Darauf kam eine Abhandlung des Herrn Prof. Ehrenberg zum Vortrag. Nach einem im New York Herald enthaltenen Bericht über eine Sitzung der dor- tigen geographisch -statistischen Gesellschaft hat Lieut. Berryman in derselben Mittheilungen über seine Untersuchungen im Golfstrom gemacht, denen zufolge die Meerestemperatur in bedeutenden Tiefen bis auf 20 ° unter den Gefrierpunkt sinke. Herr Prof. Ehrenberg knüpfte daran die Bemerkungen, dafs auffallender Weise der Ort, wo diese wichtigen Thermometer-Beobachtungen gemacht, nicht genau bestimmt sei, dafs eine Meerestiefe von 4 Miles in dem Bericht als eine Kleinigkeit behandelt werde, dafs, während Temperatur-Beobachtungen von 10, 145 und 20 ° unter dem Gefrierpunkt angeführt würden, doch kein Anstofs bei _ dem Nullpunkt beobachtet worden sei, und dafs der Bericht behaupte, in grolser Meerestiefe friere das Wasser auch bei — 23 ° R. nicht. Darauf verbreitete sich die Abhandlung über die bisherigen Messungen bedeutender Meerestiefen und die dadurch zu Tage geförderten Grundproben. Zu dieser Mittheilung bemerkte Herr Prof. Dove: bsleih er glaube, dafs, da auf englischen Thermometern der 32° der Fahrenheit’schen Skala als ‚freezing point bezeichnet werde, unter diesem Ausdruck eben 32° F. und nicht der Null- punkt der Skala zu verstehen sei, so wären doch auch unter dieser Annahme die mitgetheilten Daten’ unwahrscheinlich, da Lenz als Grenze der Temperatur- Ab- nahme des Meereswassers ein Minimum von +2 ° R. gefunden habe und die Entdeckung von Ross, dafs im südlichen Ocean ein Wassergürtel ohne Temperatur- Abnahme nach der Tiefe existire, Sun dafür ae dafs in der Tiefe des Meeres der Frostpunkt des W Zeitschrift T allgem:Erdkunde NE Ba. (West$renze Ein, Argentinischen Republik, ) Baummorfern wor | EEE stand Prof: HM. BURMEISWER. N ln Maslstab in 555,555 , 2 3 Deutsche ‚geographische Meilen BE Kalk Steinkohle U Grauwacke == “__) Chloritschiefer = Porpbyre | I Trachyt und Tulfe | Ei Basalt —— Agua Ayına. del: = Daaneco - Mendoza 55 Vicente Lıyan 5 Inst v. beopold Krantz in Berlin | K und BB EDkllänigen. Der Preis las Bandes von 6 Heften, 2 re: =. er er werden, ist 2 Thlr. 20 Ser. a & Im Verlage von DIETRICH BEIMIS in Berlin wird in einigen Wochen erscheinen: NEUER HANDATLAS ÜBER, ALLE 'THEILE DER ERDE. IN VIERZIG BLÄTTERN. BEARBEITET voN Dr. HEINRICH KIEPERT. Siebente Lieferung. Inhalt: No. 1. Erdkarte in Mercator’s Projection. 16. Schweiz. 18. Spanien und Portugal. 19. Nord- America. Bei E Kummer in Leipzig ift fo eben erfchienen numd Di alle Da bandlungen zu erhalten: Stubba, A., Wandfarte der Königl. Preußiihen Provinz Sachen. 2te verbefjerte Auflage, gefertigt von Zul, Franfe, in 4 Blättern. 1 Thlr. 10 Syr. Bei Anficht diefer Karte wird man fi) von deren guter Ausführung und Preis: wiürdigfeit überzeugen. Auch ift fie für die Nachbarländer von Sntereffe, da ein großer Theil derfelden darauf mit enthalten ift. Gedruckt bei A, W. Schade in Berliv, Grünstrufse 18. F j +‘ ah eu anna 2 0 ddr do N ac 1 ZUo4 2 Amnüul. a in el 2 un FERIEN HF 27 FF 188 ZEITSCHRIFT | 5 FÜR ı ee ERDKUNDE. ©, MIT. UNTERSTÜTZUNG . DER GESELLSCHAFT FÜR ERDKUNDE ZU BERLIN. ‘% UND UNTER BEN MITWIRKUNG Bei IR £ vor H. w ‚DOVE, C. 6. EHRENBERG, H. KIEPERT UND. { RITTER . IN BERLIN, K ANDERE « IN DRESDEN unD J. E WARPÄUS IN GOrTInoN. HERAUSGEGEBEN R REN. NEE "Dr. K. NEUMANN. NEUE FOLGE, 3340411 .57049%3 .. VIERTER BAND," FÜNFTES HEFT. BERLIN. VERLAG VON DIETRICH REIMER. 1858. Inhalt. XII. Ueber die Bewohner der Insel Rook, nebst einigen Notizen über Neu- Guinea und benachbarte Inseln. Nach schriftlichen Aufzeichnungen und mündlichen Mittheilungen des Missionars P. Reina . . .. XIV. Die Expedition der Herren Dr. Blair, Holmes und Campbell nach den Goldwäschen von Caratal in Venezuela. Nach dem Bericht von Holmes und Campbell . x» 2 2 ee 2 ee 0.“ XV. Die Mineralien Grönlands und ihre Fundorte. Nach H. Rink, von AS Htgeldceussrerter Dokus Ra lea Vortaetranker re Fee rlie Miscellen. Weitere Mittheilungen aus dem Taraharke Mr. Crowther s über die letzte Niger-Expedition. Von Prof. C. Ritter. . ». 2 2 0. ° Von dem Umfang und den Originalmafsen der drei grolsen Pyramiden NOREGIZEh N ee en wre rs . a a DE, Fortsetzung der Bemerkungen des Kgl. Preußs, or Dr. Wetzstein über die Gegend der Wüsten-Städte im Hauran . ee... Uebersicht der von den Mitgliedern der ostsibirischen Expedition in den Jahren 1855 bis 1857 ausgeführten Reisen . » x» 2... Die neuentdeckten Goldlager im britischen Nord-Amerika . » » . . Ueber die Indianerstämme Nord-Amerika’s. Von Dr. Helfft. . . . Expedition nach dem Darling-River . x » 2 2.2 ee 0 00. .« Neuere Literatur. Acht Monate in Japan nach Abschlufs des Vertrages von Kanagawa. Von Fr. A. Lühdorf. Bremen 1857. %. . x. 2: 2. 2... 0. . Sitzung am Stiftungsfeste der eg Gesellschaft zu Berlin, am 18. April 1858 . . 2... E m (te SE e Sitzung der geographischen Gesellschaft zu \ Berlin vom 15. Mai 1858 . Karte. Taf. VO. Das Mündungsland des Orinoco und Essequibo. Von H. Kiepert. Seite 353 365 378 394 402 405 407 413 417 425 426 430 431 XIH. Ueber die Bewohner der Insel Rook, östlich von Neu-Guinea, nebst einigen Notizen über Neu- Guinea und benachbarte Inseln. Nach mündlichen Mittheilungen und schriftlichen Notizen des italienischen Missionars Herın Paul Reina. Der Sultan von Ternate und Tidor beansprucht die Herrschaft über die Nordostküste des westlichen Theiles von Neu-Guinea vom Hafen von Duri (Doreri, Doerij der holländischen Karten) ostwärts. Die Küste westlich von Duri gilt für holländisch. Die Inselgruppen Misoerij (Vaart van Jobei) und Ouarido gehören zum Gebiet des Sul- tans von Ternate. Der westlich der Geelvinks-Bay gelegene Theil Neu-Guinea’s ent- hält eine Bevölkerung, die nicht rein Papua, sondern stark mit Ma- layenblut vermischt ist. Dies gilt wenigstens für die Küstenbewohner; das Innere ist gänzlich unbekannt. Oestlich der Geelvinks-Bay woh- nen die ächten Papuas, die als sehr wild, grausam und verrätherisch geschildert werden. Im Hafen von Duri findet man fast immer chinesische Dschunken, die zwischen den Molukken und Duri Handel treiben. Der Sultan von Ternate schickt jährlich eine Kriegsprau, um den Tribut einzufordern; auch wird der Ort viel von Handelsprauen be- sucht. Der Tribut wird gezahlt in Sclaven, Wachs, Sago, Schildpatt, Trepang, Haifischflossen, Paradiesvögeln, welches auch die Ausfuhr- _ artikel sind. Am wichtigsten ist der Sclavenhandel, dann folgen die anderen Produete in der angegebenen Reihe. Diese Producte werden umgetauscht gegen Glasschmuck, Perlen, Handwerkszeug, Eisen, Waf- fen, Spiegel. Auch holländische Schiffe sollen zuweilen‘den Platz be- suchen, aber selten und nicht regelmäfsig. Der Aufenthalt in Duri, und mehr noch westlich ee soll für einen Europäer ziemlich gefahrlos sein. Dagegen ist das Land um Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. IV. 23 354 Paul Reina: den Golf von Mac Cluer sehr verrufen wegen des Klima’s und der Eingeborenen. Vor acht Jahren legte die französische Missionsgesellschaft der Maristen eine Station auf S. Crystoval, einer der Salomons -Inseln, an. Später ging die Mission an das Mailändische Seminar für fremde Mis- sionen über. Die Mission wurde von da nach Woodlark und endlich nach Rook verlegt, weil das Klima an allen jenen Orten zu ungesund war. Auch von Rook gilt dieses in dem Grade, dafs die ganze Mis- sion zehn Tage nach ihrer Ankunft vom Fieber befallen wurde. Meh- rere erlagen daran; die beiden Letzten, die Herren Reina und Rai- mondi, kämpften 34 Jahre hindurch mit dem Fieber und anderen Müh- seligkeiten aller Art; endlich wurde ihnen ein Schiff gesandt, das sie vor einigen Tagen nach Singapore brachte, wo sie mit völlig zerrütteter Gesundheit, aber mit ungeschwächtem Eifer für ihre Sache ankamen. Während der acht Jahre des Bestehens der Mission fielen zehn Brüder durch Mord oder Krankheit. Herr Reina und seine Gefährten haben nicht die Freude gehabt, auch nur einen Wilden zum Christenthum zu bekehren. Sie glauben aber, dafs ihr Aufenthalt unter den Eingeborenen nicht ganz ohne Ein- flufs auf Milderung der Sitten geblieben ist. In der That überzeugte man sich bald, dafs Bekehrungsversuche hier nicht am Platze sein wür- den, sondern dafs es zunächst darauf ankomme, „Menschen“ aus den ‘Wilden zu machen. Die Erwachsenen zu bilden, schien ganz erfolg- los; man versuchte daher, auf die Kinder einzuwirken, ihren Geist und | ihr Herz zu bilden, um sie für die Lehren des Christenthums empfäng- lich zu machen, in der Hoffnung, dafs eine neue Generation die un- geheuren Opfer lohnen werde. Ein grolfses Hindernifs ihrer Thätigkeit fanden die Missionare in der Unbekanntschaft mit der Sprache. Es wurden daher fleifsig Vocabulare gesammelt, und man hofft, dafs die Männer, die das begonnene Werk fortsetzen sollen, auf einem schon vorbereiteten Boden bessere Erfolge erzielen werden. Die Reise nach Rook wurde von Sidney aus unternommen auf einem dazu besonders gemietheten Schiffe. Man berührte einige wenig bekannte Punkte, über die Herr Reina folgende Notizen giebt. Insel Amakata (Duc d’York) zwischen Neu-Britannien und Neu- Irland hat einen guten Hafen an der Nordküste, in welchem zuweilen Walfischfänger anlegen. Man erhielt von den Eingeborenen Schweine, Cocosnüsse, Taro. Insel Buka, durch eine schmale Stralse von Bougainville getrennt. Die Eingeborenen auf Buka werden häufiger von Walfischfängern be- sucht und sind weniger wild. Ihre Boote sind kunstvoll, nach Art ma- PET ee Ueber die Bewohner der Insel Rook etc. 355 layischer Prauen, ohne die auf den umliegenden Inseln üblichen Ba- lanciers. Insel Treasury, südlich von Bougainville, treibt ziemlich bedeu- tenden Handel mit Sidney, besonders in Schildpatt. Insel Neu- Georgien, südöstlich von Bougainville, wird jährlich von 7 bis 8 australischen Schiffen besucht. Insel Ysabel, nordöstlich von der vorigen, hat einen vortrefflichen Hafen, — la baie de cent navires (Dumont d’Urville); bedeutender Handel mit Schildpatt. Auf Crystoval waren die französischen Missionare ein Jahr lang; sie wurden alle ermordet. Woodlark ist schwer zu erreichen, weil rings von gefährlichen Riffen umgeben, nur in Nordosten ist eine Einfahrt möglich. Auch auf dieser Insel verlor die Gesellschaft einen Missionar durch Mord. Die Eingeborenen sind sehr wild; sie gestehen selbst, die Mannschaf- ten dreier Schiffe, die auf ihr Riff geriethen, ermordet zu haben (1840, 1854, 1856). Die Insel ist sehr schwach bevölkert. Verkehr findet nur mit den Eingeborenen des Louisiade-Archipels statt, welche die Insel alle Jahre einmal besuchen. In Trobriand sind die Eingeborenen schon mehr an den Ver- kehr mit Walfischfängern gewöhnt nnd weniger wild. Man kann hier Ignamen, Taro und Schweine erhalten. Vem Hafen von Rook nahm ein Missionar, der Schiffscapitain gewesen war, eine kleine Karte auf; sie ging in den Besitz eines an- deren Missionars über, der auf einer benachbarten Insel beraubt und erschlagen wurde. Vielleicht existirt eine Copie davon in Hongkong, die mir in diesem Falle übersandt werden soll. Um in den Hafen von Rook einzufahren, muls das kleine Insel- chen, das östlich von Lottin liegt, in nordnordwestlicher Richtung vom Schiffe sein. Westlich von der kleinen Insel, die die Einfahrt in den Hafen be- zeichnet, erhebt sich mitten aus dem Meere ein thätiger Vulcan. Es ist ein sehr steiler Hügel, der beständig raucht. Ausbrüche wurden nicht beobachtet. Erdbeben waren auf Rook nichts Seltenes (zwei oder drei Mal monatlich). Ein sehr heftiges Erdbeben fand am 17. April 1857 statt; die Erde barst an mehreren Stellen und bildete 3 Fufs breite Spalten, die im Dorfe begannen und in’s Meer hinein fortsetz- ten. Die Missionare mufsten ihren Wunsch, den Vulcan zu besuchen, aufgeben, weil sie kein Boot dahin führen wollte, Vom Hafen aus sieht man das Cap Finisterre auf Neu-Guinea. Von Neu-Britannien ist Rook durch eine fahrbare Strafse getrennt. Das Schiff, welches die Missionare von Sidney brachte, fuhr drei Mal 23* 396 Paul Reina: durch dieselbe. Man mufs sich aber dicht an der Küste von Neu-Bri- tannien halten, da sich von Rook aus gefährliche Korallenriffe weit in das Meer erstrecken. : Ueber die Eingeborenen der Insel Rook hat Herr Reina einige Bemerkungen notirt, denen das Folgende entnommen ist. Religion. Sie glauben nicht an ein göttliches Wesen. Dagegen sind sie von der Existenz eines Teufels sehr fest überzeugt; sein Name ist gewöhn- lich Marsaba. Aufserdem hat er noch viele Beinamen, von denen die Missionare wenigstens zehn mit Sicherheit zählten. Er tödtet die Schweine, verwüstet die Pflanzungen, bringt die Leute um, die ihm im Walde begegnen, klopft Nachts an die Häuser, verursacht Krank- heiten etc. Ueber die Frage, ob Marsäba einen Körper habe oder nicht, wa- ren die Meinungen getheilt. Diejenigen, die ihm einen Körper zuschrie- ben, dachten ihn sich als sehr häfslich. Böse Menschen werden auch wohl Marsäba genannt. Opfer und Gebete erhält Marsäba nicht, aber Schläge. Ist irgend ein Unglück passirt, so laufen alle Leute zusammen, schreien, schim- pfen, heulen und schlagen die Luft mit Stöcken, um Marsaba zu ver- treiben. Von der Stelle ausgehend, wo Marsäba den Schaden ange- richtet hat, treiben sie ihn in das Meer; am Strande angelangt ver- doppeln sie den Lärmen und das Fechten, um Marsäba von der Insel zu verjagen. Er zieht sich dann gewöhnlich in’s Meer oder nach der Insel Lottin zurück. Das Haus der Missionare stand in dem dem Marsäba geweihten Raume. Den Frauen ist der Eintritt in denselben versagt. Hier wer- den die öffentlichen Feste gehalten. Diese beginnen Abends, es wird die ganze Nacht gesungen, wobei Marsaba angerufen wird; den Tag über wird geschmauset. Nur Männer nehmen Theil. Den Weibern werden Speisen von ihren Männern und Vätern gesandt. Solche Fest- lichkeiten wiederholen sich häufig zu Ehren der verschiedenen Geister, deren jeder einen besonderen Namen hat. Am Tage des Festes vermummen sich ein oder zwei Männer so fratzenhaft als möglich (sie wollten sogar von dem armen Reina sei- nen Priesterrock borgen), setzen einen garstigen, aus Holz geschnitz- ten Kopf auf, und ziehen, von allen Männern gefolgt, unter lärmendem Gesang tanzend in’s Dorf, um die beschnittenen Knaben zu fordern, die von Marsaba bisher noch nicht verspeist worden sind. Die vor Angst heulenden und bebenden Jungen werden ausgeliefert und müssen den vermummten Männern zwischen den Beinen durchkriechen. Hier- un ee A Tl EEE Ueber die Bewohner der Insel Rook ete. 357 auf begiebt sich der Zug abermals in das Dorf, verkündet, dafs Mar- säba die Knaben gefressen habe und sie nicht eher von sich geben werde, bis ihm dafür Schweine, Taro und Ignamen geliefert worden. Alle Dorfbewohner steuern nach ihren Mitteln bei; die Reichen geben Schweine, die Armen Taro, die dann im Namen Marsäba’s verschmaust werden. / Neben Marsäba steht noch ein anderer Geist, Nabeao, in ziem- lichem Ansehen. Er scheint eine Art Patron des Dorfes zu sein. Sein Haus (Barem) ist es, in dem die öffentlichen Versammlungen gehalten werden. Nabeao erregt die Winde und Stürme und verschlingt die Schiffbrüchigen. Strandet ein Boot an der Küste der Insel, so bringen die Eingeborenen immer die Mannschaft um, damit sie Nabeoa nicht auf das Land verfolge. Dieser Gebrauch scheint auf allen benachbar- ten Inseln allgemein. Die Eingeborenen haben Gebete für Wind, Wetter, Sturm, Sonne, für Fische, Früchte, Boote, Krankheiten, und für die verabscheuungs- würdigsten Handlungen. Ihre Gebete sind aber durchaus nicht unse- ren Gebeten vergleichbar. Es sind eher „Besprechungen“, Formeln, mittelst welcher eine dem „Bauche* gewisser Individuen innewohnende Kraft auf jene Gegenstände wirkt. Gebete in unserem Sinne besitzen sie nicht. Gaben die Missionare den Kranken eine wohlthätige Medi- zin, so war man überzeugt, dafs sie eine Kraft ihres Bauches auf die Medizin übertragen hatten. Diese Kraft (Bar) war gut oder böse, je nach der Wirkung. Die Missionare hätten wohl gern die Heilung der Güte Gottes zugeschrieben, konnten aber so alten eingewurzelten Be- griffen gegenüber nicht durchdringen. Ein Jeder kann in ihrem Sinne „beten“, doch haben Manche für specielle Dinge besonders wirksame Bars in ihrem Bauche. Der Bar geht nicht vom Vater auf den Sohn über. Die Beschneidung ist keine circumeisio, es ist ein blofser Ein- schnitt in die obere Seite der Vorhaut. Der Beschnittene mufs sich auf einige Tage in das Barem zurückziehen. Am Tage der Beschnei- dung und wenn er das Barem verläfst, findet ein grofses Fest statt. Für sie heifst es indessen schon ein grofses Fest, wenn 20 Personen, auf Cocosblättern auf dem Boden sitzend, zusammen essen. Durch die Beschneidung erhält der Knabe das Recht, das Barem zu betreten, Sein Vater mufs den Freunden ein Schwein und Taro zum besten ge- ben. Armer Leute Kinder werden daher nicht beschnitten, und „Un- beschnittener“ ist ein Schimpfwort wie bei uns „Lump“. Aufser diesen Gründen für die Beschneidung wurde noch ein obscöner angegeben. Ueber die Entstehung der Leute auf Rook ist folgende Tradition in Umlauf. Ein Mann, Namens Pura, landete auf der Insel in einem 358 Paul Reina: Boote wie die dort üblichen. Er brachte einige Kinder und viele Früchte mit. Beim Landen fielen einige der letzteren in das Meer, aus ihnen entstanden das Unkraut, die nutzlosen Pflanzen; die übrigen pflanzte er, und es entstanden die nützlichen Pflanzen, Cocos, Bananen, Taro u. 8. w. Er lehrte seine Kinder die beiden auf der Insel gesprochenen Sprachen, das Nurüa der Küstenbewohner und das Cubai, das im In- nern gesprochen wird. Pura’s Kinder sind die Stammältern der jetzi- gen Eingeborenen. Pura selbst verliefs die Insel wieder. — Nach Eini- gen war Pura ein Weifser, nach Anderen war er schwarz. Auf Neu- Britannien heifst der Weilse „Pura“. Ehe. Der Bräutigam giebt den Aeltern der Braut Geschenke, daher auch der Ausdruck: „eine Frau kaufen“. Wird die Werbung angenommen, so findet ein Schmaus statt; die Braut geht in das Haus des Freiers, kocht das Mahl, bleibt aber nieht über Nacht. Nach einigen Monaten findet ein zweites Gastmahl statt und die Ehe ist geschlossen. Wenn sich der Sohn verheirathet, so verläfst er das väterliche Haus und gründet ein neues. Daher bleiben die Alten allein und hilf- los. Sie arbeiten so lange es gehen will, und werden kümmerlich von Kindern und Verwandten unterstützt, die gewöhnlich selbst nicht viel haben. Die Arbeit im Hause und in der Pflanzung fällt der Frau zu. Will der Mann seine Frau nicht länger behalten, so giebt er sie den Aeltern zurück und nimmt eine andere. Ist die Frau mit ihrem Manne unzufrieden, so kehrt sie in das älterliche Haus zurück oder geht zu dem Manne, der ihr bestimmt wird. Von dem ersten Falle kamen vier Beispiele vor, von dem zweiten nur. eines. Gewöhnlich sind es Neuvermählte (von 4 oder 5 Jahren), die die Frau verstofsen, wenn sie schwanger ist. Länger Verheirathete thun es selten. Dergleichen Vorfälle werden von den Meisten gemilsbilligt, doch macht man nicht viel Aufhebens davon. Die Frau heult eine halbe Stunde lang und damit ist die Sache abgemacht. Ehebruch ist sehr häufig; „purche non si vedono, E niente!“ sagt das Manuscript. Werden die Schuldigen ertappt, so giebt es grolsen Lärm, aber zu Thätlichkeiten kommt es nie zwischen den Männern. In einem Falle wurde die Frau geprügelt. Obgleich Herrn Reina öfters versichert wurde, dafs Polygamie be- stehe, ist ihm dennoch kein Fall wirklicher Polygamie bekannt gewor- den. Ein alter ihm befreundeter Häuptling erzählte ihm einmal ge- sprächsweise, dafs er zwei Frauen gehabt, von denen er indessen die eine durch einen Lanzenstols tödtete, weil ihm die andere besser gefiel. Ueber die Bewohner der Insel Rook etc. 359 Geburt. Während der Schwangerschaft sind „Gebete“ (Bar) üblich, und wenn beschlossen worden ist, den Neugeborenen leben zu lassen, wird der Busen des Weibes mit rother Erde bemalt. Bei der Geburt sind nur Frauen gegenwärtig. Das Kind wird gewaschen und einige Tage zu Hause gehalten, Es erhält den Namen eines Verwandten oder Freundes. Knaben und Mädchen werden ohne Unterschied dieselben Namen gegeben. Die Kinder werden zwei und mehr Jahre lang gesäugt. Gleich nach der Geburt des Kindes trägt der Vater mehrere Tage hindurch, wenn er das Dorf verläfst, ein Bündel wohlriechenden Krau- tes im Gürtel, und seine Lanze die Spitze nach hinten auf dem Boden ‚schleifend. Dies geschieht, damit ihm der Geist des Kindes nicht in den Wald folge. Soll das Kind bei der Geburt getödtet werden, so findet nichts von all dem Angeführten statt. Während das Kind geboren wird, gräbt der Vater eine Grube unter dem Hause, das ungefähr in Mannshöhe über dem Boden auf Pfeilern ruht; ist das Kind umgebracht, so wird es ihm hinabgereicht und ohne Weiteres verschartt. Herr Reina hat hier ein Gespräch aufgezeichnet, das er mit einem Jüngling hatte, den er als einen der intelligentesten schildert. R. Wie viel Kinder hast Du? — Gar keine. — Gar keine? sind sie gestorben? — Ich hatte zwei, aber sie sind fort (der Ausdruck: „ich habe sie getödtet“ wurde nie gebraucht). — Arme Kinder! sind sie denn von selbst gestorben? — Nein, sie sind fort. — Aber warum hast Du sie umgebracht? — Ich habe es nicht gethan, die Weiber ha- ben sie umgebracht. — Wie machen es die Weiber? — Sobald das Kind geboren ist, stopft ihm die Mutter mit ihrem Gürtel (Schamgurt) den Mund zu, damit es nicht schreie, und dreht ihm ‘den Hals um. — Und das hat Deine Frau gethan? liebt sie denn ihre Kinder nicht? — Abar (Name der Frau) weinte und hatte nicht den Muth, es zu thun, aber die anderen Weiber thaten es gleich, — Warum hast Du aber Deine Kinder nicht beschützt, wie konntest Du sie umbringen lassen? — Ich war nicht dabei, ich war auf dem Felde, auch bin ich noch zu jung, um Kinder zu ernähren; wenn ich grofs bin, werde ich die Kin- der behalten. Die Jünglinge. entschuldigen sich damit, dafs sie noch zu jung sind, die Männer sagen einfach, so sei es Brauch auf Nurua, und,so sei es immer gewesen. Der Grund, dafs dadurch die Aeltern' aller Borge für das Kind überhoben werden, mag wohl der hauptsächliehste sein, er wurde aber immer verschwiegen. Ich habe nie einen Vater und noch viel weniger eine Mutter darüber erröthen gesehen, und wenn 360 Paul Reina: sie nicht geradezu sagten: „ich habe das Kind getödtet, weil dies bei uns so Sitte ist“, so lachten sie doch gewifs innerlich über meine Einfalt. Während des Aufenthalts der Missionare wurden 16 Neugeborene getödtet und 7 am Leben gelassen, die ungerechnet, von denen die Missionare Nichts erfuhren. Viele Weiber treiben die Frucht vor der Geburt ab und schienen durchaus nichts Arges dabei zu denken, da sie ganz unbefangen davon sprachen. Herr Reina erzählte einer Frau, wie die italienischen Mütter ihre Kinder liebten, und wie sie bei deren Tode weinten. — Auch wir wei- nen, wenn unsere Kinder sterben, lautete die Antwort. — Wenn ihr aber ihren Tod beweint, warum tödtet ihr sie denn bei der Geburt? — Die Frau brach in ein schallendes Gelächter aus, in welches die ganze Gesellschaft einstimmte. Die Bevölkerung ist im Abnehmen, obgleich die Race an sich fruchtbar ist. Es waren auf der Insel die Stellen mehrerer verlasse- nen Dörfer sichtbar, deren wenige übrig gebliebene Insassen sich zu einem Dorfe vereinigt hatten. Krankheit und Tod. Wer krank wird, verläfst sein Haus und begiebt sich an den See- strand, wo er so lange an.der frischen Luft liegen bleibt, bis er wieder hergestellt ist. Ihre Arznei besteht in einer Fischbrühe und dem De- coct einer grofsblätterigen Pflanze, die viel Schleim enthält. Aufserdem schnüren sie die kranken Gliedmafsen mit Stricken ein, und zwingen sich, fortwährend etwas zu essen. Bei Rheumatismen und localen Ent- zündungen, denen sie sehr unterworfen sind, weil sie in ermüdetem Zustande und von Schweils triefend in der See baden, schnüren sie sich fest ein, und machen an der afficirten Stelle Einschnitte mit einem scharfen Steine. Will der Kranke keine Nahrung zu sich nehmen, so wird er bei- nahe als verloren betrachtet. Die Medicin hat dann ein Ende, die Ma- gie tritt auf und bemüht sich durch Singen, Schreien und Gesticuliren dem Marsäba den Geist des Sterbenden wieder zu entreilsen. Sobald der Tod eintritt, brechen die Verwandten in furchtbares Geheul aus, rollen sich auf der Erde und drängen sich nach einander zur Leiche, um zu weinen. Endlich stimmt das ganze Dorf ein und Alles heult und schreit nach Kräften. Die Todtenklage dauert etwa einen halben Tag, dann wird der Leichnam mit verschiedenen Farben bemalt, in seine Matte gehüllt und vor dem Hause des Verstorbenen begraben, worauf ein Gastmahl je nach den Mitteln des Verstorbenen stattfindet. Stirbt ein Armer, so Ueber die Bewohner der Insel Rook etc. 361 wird er nur von seiner Frau beweint, die Uebrigen lachen und verhöh- nen die Trauernde, die ihnen kein Gastmahl geben kann. Das Grab wird mit Rohrstäben eingezäunt, um die Hunde und Schlangen vom Leichnam abzuhalten. Einen Monat lang wird wäh- rend der Nacht ein Feuer unterhalten, damit der Geist des Todten sich die Hände wärmen könne. Frau und Mutter des Verstorbenen singen jeden Morgen und jeden Abend einen Todtengesang am Grabe („O mein Gatte, o mein Sohn, Du bist gestorben! *). Nach vier oder fünf Monaten wird die Einzäunung des Grabes fortgenommen und weit vom Dorfe weggeworfen, wobei noch einmal ein-Gastmahl stattfindet. Die Seelen der Bösen gehen in den Wald und werden Marsäbas, die der Guten gehen auch in den Wald; was sie da thun, ist nicht bekannt. r Dafs das Vertrauen in ihre Beschwörer bei den häufigen Todes- fällen nicht erschüttert wird, kommt daher, dafs sie auch an Hexerei glauben: über eine behexte Person hat der Beschwörer keine Gewalt. Daher sind denn auch die Fälle selten, wo Einer natürlichen Todes stirbt, die Meisten sterben behext. Sie haben auch ein abergläubisches Mittel, um den Hexenmeister zu entdecken, wenden es aber nur äus- serst selten an, weil die Entdeckung des Thäters die Verwandten zur Blutrache zwingt und sie gern Krieg vermeiden. Auch Lebende werden begraben. Wenn ein Kranker ein paar Tage lang nicht ilst, die Augen zumacht, nicht antwortet, wenn er ge- fragt wird, und sich nicht rührt, so gilt er für todt und wird begraben. Mit Sicherheit kamen wenigstens zwei solcher Fälle vor. Es waren Männer im besten Alter. Der eine sträubte sich, während die Erde auf ihn geworfen und festgetreten wurde, der andere blieb regungslos. Frau und Kinder standen dabei und jammerten gebührlich. Herr Reina war dabei nicht gegenwärtig, ist aber von der Richtigkeit der Angabe völlig überzeugt. Zur weiteren Bestätigung führt derselbe auch noch einen Fall an, wo er die grölseste Mühe hatte, eine Mutter zu verhin- dern, ihr krankes Kind zu begraben, das noch mehrere Tage am Le- ben blieb. Die Mutter war halsstarrig, sie packte das kleine sechs- jährige Mädchen bei der Hand, hob sie hoch und rief: „Sie stinkt ja schon!“ Häusliches Leben. Die Weiber haben die häuslichen Arbeiten und die leichte Arbeit im Felde zu besorgen. Den Männern fällt die schwere Arbeit anheim; _ sie fällen die Bäume, zäunen den Garten ein; denn alljährlich wird der Wohnort gewechselt. 362 Paul Reina: Vom April bis December finden die Fischereien statt. Ein Fisch- zug dauert gewöhnlich zwei Tage und zwei Nächte. Die Fische wer- den am Feuer gedörrt und den das Innere bewohnenden Stämmen ge- bracht, die dafür Taro geben, der an der Küste nicht gebaut wird. Die Boote werden aus einem Baumstamme gemacht, der ausge- höhlt wird. Ein von zwei langen Querhölzern getragener, im Wasser flottirender Balancier (oxtrigger) verhindert das Umschlagen. Das Netzemachen ist ausschliefsliche Arbeit der Männer, nament- lich der Greise, die nicht mehr im Felde arbeiten können. Das Garn wird aus faserigen Pflanzen im Innern der Insel gewonnen. Die Jünglinge machen nichts als Unfug; sie laufen den ganzen Tag umher. Oft sieht man den Vater mühsam schwere Lasten schlep- pen, während seine schon herangewachsenen Söhne, die ihm helfen könnten, sich mit wohlriechenden Kräutern bedecken und spielen. Alle diese Beschäftigungen nehmen indessen nur einen geringen Theil ihrer Zeit in Anspruch. Der gröfsere Theil wird in Müssiggang verbracht. Dann hocken sie gern um ein grofses Feuer und rauchen und plaudern. Nahrungsmittel. Vom Januar bis August werden Ignamen und Taro gegessen; vom September bis November lebt man vom Taro, der im Gebirge gekauft wird, und von Mandeln. Der December ist gewöhnlich ein Hunger- monat; dann ziehen ganze Familien in den Wald und leben von Früch- ten, die sie in besserer Jahreszeit verderben lassen. Bananen giebt es das ganze Jahr hindurch, aber die Frucht ist nicht substanciell genug. Fische werden sehr mäfsig genossen. Schweine und Schildkröten sind in zu geringer Menge vorhanden, um als gewöhnliche Nahrungsmittel in Betracht zu kommen. Cocos sind ebenfalls so selten, dafs sie als Leckerbissen gelten. Die Hauptmahlzeit findet gegen 4 Uhr Nachmittags statt, die Reste dienen zum Frühstück. Das Volk erträgt übrigens den Hunger stand- haft. — Den Charakter der Leute von Nurua schildert Herr Reina folgen- dermalsen: Sie sind zügellos, ohne Ehrgefühl, der Lüge und dem Dieb- stahl, dem Hasse und der Mifsgunst ergeben, heuchlerisch, treulos, ver- läumderisch. Unentdeckte Verbrechen gelten nicht für Verbrechen. Es bot Je- mand den Missionaren ein Schwein zum Kauf an, das er stehlen wollte. Als diese ihm erklärten, dafs sie kein gestohlenes Gut kaufen würden, versuchte er sie durch die Versicherung zu beruhigen, dafs er sich nicht sehen lassen würde. „ k Y schnur gestohlen. Der Dieb war bekannt, seine Schwiegertochter trug Ueber die Bewohner der Insel Rook etc. 363 Wurde Einem ein Stück Eisen geschenkt, so kam oft der Vater des Beschenkten, um seinen eigenen Sohn zu verläumden: „Wie konn- test Du dem ein Geschenk machen, er hat das und das von Dir ge- sagt.“ Nicht ein einziger Zug wahrer Kindes- oder Aelternliebe ist den Missionaren während ihres 34jährigen Aufenthalts bekannt geworden. Die Zuneigung zwischen Jüngling und Mädchen steigt nie hoch genug, um sie zu Thorheiten zu verleiten, woran wahrscheinlich die ganz all- gemeine, scham- und schrankenlose Lüderlichkeit Schuld ist. Das im Allgemeinen so empfindliche, zartfühlende Weib zeigt selbst bei Ehe- bruch von Seiten ihres Gatten nie die geringste Spur gekränkten Ge- fühls.. Von Liebe wurde nie gesprochen, eben so wenig wurde sie geübt. Die einzige gute Eigenschaft, die an den Nuruanern wahrgenommen wurde, war die vollkommene äufserliche Selbstbeherrschung, die so all- gemein ist, dafs sie als ein Zug ihres Charakters aufgeführt werden mufs. In allen ihren Handlungen ist übrigens eine grofse Unabhängig- keit sichtbar, worauf die Missionare einige Hoffnung gründeten. Sie haben zwar eine Etikette, die aber nur oberflächlich und gelegentlich beobachtet wird. Hinsichtlich ihrer staatlichen Verfassung ist nicht viel zu sagen. Wer fleifsig arbeitet und viele Fruchtbäume besitzt, herrschsüchtig ist, dem Volke schmeichelt und ihm hin und wieder ein kleines Gastmahl giebt, ist ein Häuptling, d.h. er hat einigen Einflufs auf die Uebrigen. Da aber Viele herrschsüchtig sind, so giebt es auch viele Häuptlinge, die indessen Nichts zu befehlen haben. Ihr ganzer Einflufs beschränkt sich auf ihre Anhänger, ohne irgend einen Unterschied in der Freiheit des gegenseitigen Umgangs in Handlung oder Sprache zu veranlassen. Oeffentliche Angelegenheiten werden von allen zusammen behandelt, im Uebrigen hat Jeder die Freiheit, zu thun, was ihm beliebt. Ein- mal wurde ein Angriff auf die Insel Lottin beschlossen; das kleine, neben Nurua gelegene Dörfchen wollte sich nicht daran betheiligen, Die Nuruaner sagten, dafs sie sich fürchteten, blieben aber nichtsdesto- weniger gute Freunde. Einmal wurde dem Enkel eines grofsen Häuptlings eine Perlen- die Perlen öffentlich. Der Häuptling tobte, aber der Dieb behielt die Perlen. Meinungen der Nuruaner über die Weilsen. Die Weifsen wurden oft gefragt, ob sie vom Himmel kämen? Dafs sie wirkliche Menschen seien, wurde sehr bezweifelt. Man glaubte 364 Paul Reina: ihnen etwas sehr Schmeichelhaftes zu sagen, wenn man die Meinung aussprach, dafs sie durch längeren Aufenthalt auf Nurua auch Menschen werden würden (Curab) mit schwarzer Haut. Die Weilsen galten im Allgemeinen nicht für Menschen, sondern für andere Wesen. Sie fragten, ob die Weilsen geboren werden und sterben, ob sie Frauen haben ete. Dafs die Weilsen sterblich seien, hatten sie hin- reichend Gelegenheit zu sehen, denn es starben in Nurua ein franzö- sischer Bischof, ein Priester und ein Catechet. Geliebt wurden die Weifsen nicht, aber gefürchtet. Um die Habgier der Eingeborenen nicht zu reizen und ihnen plau- sibel zu machen, dafs die Missionare durchaus nicht die Absicht hatten, Handel zu treiben, wurde den Eingeborenen 10 Monate lang nicht ein Stück Eisen gegeben. Es wurden denjenigen Geschenke versprochen, die ihre Kinder, anstatt sie umzubringen, den Missionaren anvertrauen wollten. Es war den Eingeborenen völlig unbegreiflich, wie die Mis- sionare während dreier Monate existiren konnten, da sie gar keine Vorstellung davon haben, wie man Provisionen aufbewahren kann. Haben sie viel zu essen, so verschmausen sie es, und haben sie Nichts, so hungern sie. Nur einmal brachte ein alter Häuptling etwas zu essen; es war sehr wenig, aber er gab es doch umsonst, weil er glaubte, dafs Herr Reina Hunger leide. Man wagte indessen nicht die Missionare anzutasten, weil man sich fürchtete, dafs ein Schiff kommen würde, ihren Tod zu rächen. Die Leute erzählten, dafs vor 25 oder 30 Jahren (d. h. als der circa 40 Jahre alte Sohn eines alten Häuptlings ein Knabe war), ein Schiff von Long Island, einer zwischen Rook und Neu-Guinea liegen- den Insel, erschien, gegen dessen Mannschaft die Eingeborenen einen feindlichen Angriff machten, wobei einer der Weilsen am Auge ver- wundet wurde, worauf die Weifsen landeten, ein Dorf niederbrannten und die Einwohner tödteten. Dieser Vorfall hat ihnen eine grofse Furcht vor den Weifsen und ihren Schiffen eingeflöfst und vielleicht ist es nur diesem Umstande zuzuschreiben, dafs das Leben der Missio- nare während eines 34jährigen Aufenthalts nicht angetastet wurde. Es wurden indessen mehrmals dergleichen Anträge in den Volksversamm- lungen berathen. Die Weilsen gelten auch für Urheber der Erdbeben, ein Glaube, der schon vor Ankunft der Missionare verbreitet war. Ueber das be- reits erwähnte Erdbeben vom 17. April 1857 berichtet Herr Reina: Wenige Minuten nach Sonnenuntergang ward ein heftiger Stols in nord-südlicher Richtung verspürt, der das Meer erzittern machte; in wenigen Augenblicken erfolgte ein zweiter noch stärkerer Stofs, der Ueber die Bewohner der Insel Rook etc. 365 den Schornstein zertrümmerte, das Mutter Gottes-Bild vom Altar warf und alle Fenster aufrils. Ein dritter Stofs von der Stärke des ersten bildete den Schlufs. Die Schwingung der Erde war in horizontaler Richtung. Kaum war das Erdbeben vorüber, als einige der Hauptbe- schwörer herbeigeeilt kamen und die Missionare dringend und instän- digst baten, ihnen doch das Recept mitzutheilen. Spät in der Nacht gab es noch eine sehr unbedeutende Erschütterung, und alsbald kamen die Dorfbewohner, um anzufragen, ob sie in ihren Häusern schlafen könnten oder die Nacht im Walde zubringen sollten, ob noch mehr Stölse erfolgen würden ete. Obgleich die Leute den in der Mission angerichteten Schaden mit Augen sehen konnten, gelang es doch nicht, sie von ihrem Irrthum zu überzeugen; sie wurden wenigstens beruhigt und kehrten in ihre Häuser zürück. XIV. Die Expedition der Herren Dr. Blair, Holmes und Campbell nach den Goldwäschen von Caratal in Venezuela, im Spätsommer 1857. Nach einem Bericht von Holmes und Campbell. (Hierzu eine Karte, Taf. VII.) Am 27. August 1857 segelten wir in dem Schooner Pheasant von _ Georgetown aus der Mündung des Flusses Demerara ab und ankerten am folgenden Tage um 5 Uhr Nachm. an der Mündung des Waini, ' nach Schomburgk unter 8° 25’ N. Br., 59° 35’ W.L. Schon eine - Meile vor der Mündung ist das Meer nur 5 Faden tief und verflachte N sich dann bis zu unserem Ankerplatze im Flusse auf 2 Faden; doch müssen wir bemerken, dafs wir hinsichtlich des Fahrwassers keinen Führer hatten, dafs es Nippfluth war und aufserdem zur Zeit unserer k Ankunft nicht die volle Fluthhöhe stattfand. Die später veranstalteten - Sondirungen und die Aufnahme des Capt. Lyng ergaben, dafs der _ Waini auf seiner Barre bei Springfluth 15 bis 18 Fufs Wasser hat, also für Schiffe, die hier Bauholz holen wollen, zugänglich ist. Das _ Fahrwasser, welches über die Barre führt, läuft genau von Norden mach Süden. Früh am 29. August verschafften wir uns von der Mün- Er des Barima einige Indianer, die uns den Waini stromaufwärts begleiten sollten; denn wir beabsichtigten, den Mora Creek zu unter- suchen, einen natürlichen schiffbaren Cahal, der die Mündung des Waini “2 366 Die Expedition der Herren Dr. Blair, Holmes und Campbell mit dem Barima verknüpft, 50 bis 60 Miles von der Mündung des letz- tern in den Orinoco. Dieser Canal ist etwa 8 Miles lang, und so tief und breit, dafs er, wenn er von Baumstümpfen und Treibholz gereinigt würde, Küstenfahrern den Zugang von dem einen Strome zum andern eröffnen würde und das prachtvolle Bauholz, an welchem die Ufer des Barima und seiner Nebenflüsse überreich sind ’), auf eine bequeme Weise an die Mündung des Waini behufs weiterer Verschiffung trans- portirt werden könnte. Nachdem vier Warrau-Indianer zu uns ge- stolsen waren und die Springfluth eintrat, waren wir im Stande, un- sern verabredeten Plan auszuführen und mit Mr. M’Clintock, Super- intendent of Rivers and Creeks, auf einer Felseninsel im Waini, eirca 70 Miles stromaufwärts, am 4. September zusammen zu treffen. Mr. M’Clintock war in Begleitung von etwa 20 Indianern von der Mouca aus hierher gelangt, durch Wasserstrafsen, welche hier eine Binnen- schifffahrt von circa 100 Miles Ausdehnung gestatten. Am 6. September verliefsen wir den Schooner und schifften uns mit unseren Lebensmitteln und Waaren in vier Canoes ein. In Folge der reilsenden Strömung des Barima und seiner sehr starken Krüm- mungen brauchten wir 7 Tage (vom 6ten bis zum 12ten inel.) ange- strengter Ruderfahrt, um zu dem grofsen Dowaicama-Cataract zu ge- langen, der einen perpendiculären Fall von einigen dreifsig Fufs bildet und mit einer Reihe von Stromschnellen in Verbindung steht. Hier mufsten wir unsere Fahrzeuge etwa eine Mile weit über einen Trage- platz schleppen, was beträchtlichen Zeitverlust verursachte. | 2) Schomburgk preist unter den Waldbäumen am Barima besonders die Mora excelsa. „Für diesen Baum fehlen mir eigentlich unter unseren nordischen Wald- bäumen selbst die annähernden Repräsentanten. Unsere colossalsten Eichen würden nur wie Zwerge neben einem solchen Giganten stehen, dessen mächtiger Stamm von der schönsten dunkelgrünen Laubkuppel beschattet wird. Die Indianer nennen ihn den „Häuptling der Wälder“, und es ist das der bezeichnendste Name, den sie hät- ten wählen können. Oft hat uns dieser königliche Baum getäuscht, wenn wir, plötz- lich um eine Krümmung des Flusses biegend, im fernen Hintergrunde eine Reihe . grüner Hügel zu erblicken glaubten, die in der Nähe sich in einzelne Gruppen der Morabäume mit einer Höhe von 150 bis 160 Fufs verwandelten. Mannsstarke Lia- nen umwanden mit Riesenarmen diese ungeheuren Stämme und Aeste bis zu dem äufsersten Gipfel hinauf, wo sie mit ihrem Blüthenkranz gleichsam das Haupt dieser Sieger über alle Bäume des Urwaldes schmücken, dann von dieser schwindelnden Höhe wieder auf die niederen Bäume herabfallen, deren Aeste ebenfalls mit ihren Armen umschlingen und so Baum an Baum fesseln, um jenen Riesen, dessen bisher sicheren Standort vielleicht der reifsende Strom unterwühlte, in ihren Banden zu halten und gegen jähen Sturz zu sichern .... Die Wichtigkeit der Mora für die englische Marine, auf die mein Bruder schon nach seiner ersten Reise hinwies, hat sich in der neueren Zeit vollkommen bestätigt. An dem oberen Barima findet man diesen werthvollen Baum in solcher Fülle und von so ungeheurer Gröfse, dafs schon die Ufer dieses Flusses für das Material der ganzen Flotte Englands ausreichen wür- den.“ (Reisen in Brit. Guiana I, p. 190. 191.) Az 4 nach den Goldwäschen von Caratal in Venezuela. 367 Am i4öten erreichten wir einen Indianerpfad, der uns vom Barima zum Cuyuni führte; aber ehe wir den zuerst genannten Flufs verlassen, müssen wir die Aufmerksamkeit auf die unerschöpflichen Vorräthe von dem schönsten Bauholz lenken, welche die Ufer des Waini und Barima _ auf eine Strecke von mehr als 200 Miles begleiten; darunter nament- lich die Mora von enormer Gröfse und vorzüglicher Beschaffenheit, und rothe Cedern. Einen Stamm der letztern Art fanden wir im Flusse schwimmen, der nach einer Schätzung 80 Fufs lang war und 20 Fuls von der Basis noch 11 Fufs 4 Zoll im Umfange mals. Man kann in der That sagen, dafs der Waini und seine Zuflüsse durch unabsehliche Wälder von Bauholz fliefsen; dasselbe gilt vom Barima und seinen Nebenflüssen, die durch den Mora Creek mit dem Waini in Verbindung stehen. Sir R. Schomburgk, der den gröfsesten Theil von Britisch- Guyana besucht hat, bemerkt: „Auf allen meinen früheren Reisen habe ich nirgends so gigantische Bäume gesehen als auf dem Gebiete, wel- ches den oberen Lauf des Barima umgiebt.* Am 16. September traten wir unsern Marsch über Land zum Cuyuni an. Unsere Wegweiser führten uns von einem Indianerdorfe zum andern und wir brauchten 12 Tage, bis wir diesen Flufs erreich- ten. Auch dadurch wurde unser Weg verzögert, dafs wir unser ganzes Gepäck mitzuführen hatten, welches freilich auf einen möglichst gerin- gen Umfang redueirt war, abgesehen von den Lebensmitteln für uns und die Indianer, da wir nicht wulsten, ob wir am Cuyuni Proviant finden würden. Die Pfade waren meist ziemlich gut, das Unterholz in den Wäldern nicht so verschlungen wie in dem Tieflande und an der Küste. Das Land war hügelig, eine beständige Abwechselung von Berg und Thal, die Hügel selten höher als 2—300 Fuls, und der Bo- den dem Anscheine nach zum Anbau von Cocospalmen, Kaffee und anderen tropischen Producten vorzüglich geeignet. Obgleich wir so viel Zeit brauchten, um vom Barima zum Cuyuni zu gelangen, haben wir doch Grund zu der Annahme, dafs auf einem graden Pfade von Flufs zu Flufs der Weg in zwei oder drei mäfsigen Tagemärschen zu- rückgelegt werden könnte. Nachmittags am 26. September erreichten wir das Ufer des Cuyuni, eines grolsartigen Stromes, der selbst in dieser Entfernung, von seiner Mündung und etwa 200 Miles vom Meere noch 1500 bis 1800 Fuls breit ist. Obgleich er schon beträchtlich gefallen war, hatte er doch noch eine erhebliche Wasserfülle. Sein Lauf ging im Allgemeinen von Westen nach Osten. Stromschnellen, wenn auch von geringer Aus- dehnung, waren zahlreich und hielten uns sehr auf, da wir die Boote hindurchschleppen oder die Rapiden vermeiden mulsten, indem wir die kleineren und gewundeneren Canäle aufsuchten; denn fast immer war 368 Die Expedition der Herren Dr. Blair, Holmes und Campbell der Strom an solchen Stellen durch zahlreiche Eilande in mehrere Arme getheilt. Als wir den Cuyuni erreicht hatten, trafen wir wieder mit einem Accawai-Indianer zusammen, den wir vorher vorausgesendet hatten. Er war von einigen Leuten desselben Stammes begleitet, welcher die Ufer des Flusses bewohnt, und versah uns unter billigen Bedingungen mit einer kleinen Anzahl von Fell-Canoes, von denen wir gewöhnlich sieben hatten. Da unser ganzes Gepäck und die Lebensmittel bei der Landreise von Indianern hätte getragen werden müssen, so mufsten wir den gröfsesten Theil des schwereren Gepäcks zurücklassen, und uns in Folge dessen für unseren Unterhalt auf unsere Büchsen und die Hilfe der Indianer verlassen. Wir hatten bei der Jagd auch ziemliches Glück, erhielten einige Arten von Wild und mehrere Fische; aber bei unserm schnellen Marsche fanden wir doch nicht viel Zeit zum Jagen und Fischen. Zum Glück waren unsere Indianer hinsichtlich der Fleisch- nahrung leicht zufrieden zu stellen; sie begnügten sich mit einer tüch- tigen Portion von Alligator-Guana oder anderem „Buschfleisch“, wel- ches für den europäischen Gaumen nicht besonders schmackhaft ist. Am 1. October kamen wir an der Mündung des Curumu vorüber, eines grofsen Nebenflusses, der in das linke Ufer des Cuyuni fällt. Dieser Strom würde uns auf dem kürzesten Wege nach Tupuquen ge- führt haben, da er von der hohen Savanna, die sich von dem 60sten Längengrade bis an den Orinoco erstreckt, herkommt und nicht weit von dem Dorfe Belem de Tumeremo vorbeifliefst, welches nur 30 Miles von den Goldwäschen bei Caratal entfernt ist. Aber wir konnten die- sen Wasserweg nicht einschlagen in Folge des massenhaften Treib- holzes, welches den Flufslauf versperrt. Liegt dieser Elefs noch in un- serem Territorium '), so besitzt Britisch-Guyana einen ausgedehnten Theil der Savanna oder des Tafellandes, welches für die Viehzucht so aufserordentlich geeignet ist, und hierher, an die Ufer dieses Flusses, sollte von der Colonie eine Strafse gebaut werden, die uns auf einmal jene unermefslichen Weidelandschaften eröffnen würde, deren einziger Ausweg für die Producte der Viehzucht jetzt der Orinoco ist, obgleich sie von diesem eben so weit entfernt sind wie vom Essequibo. Am 30. September erreichten wir die ersten Hügel, die den Na- men von Bergen verdienen. Sie entwickeln sich allmählich zu der 1) Es wird den Lesern vielleicht aus den Zeitungen bekannt sein, dafs der Gouverneur von Britisch Guyana, Wodehouse, sich in diesem Jahre nach Venezuela begeben hatte, um hinsichtlich der Grenzen ein festes Arrangement zu Stande zu bringen. Aber der Ausbruch der Revolution in Venezuela und der dadurch bewirkte Sturz Monagas’ durchkreuzte den Plan, so dafs die alte Ungewifsheit vorläufig fort- dauert. EEE EN, WETTE zZ nach den Goldwäschen von Caratal in Venezuela. 369 Ekreku-Kette, und erreichen eine Höhe von mehr als 2000 Fuls; am Fulse dieser Kette kamen wir am 2. October vorüber. Das landschaft- liche Bild war sehr überraschend, das Klima angenehm, der Flufs schnell und schimmernd, sein Wasser vorzüglich. Die See- oder öst- liche Brise fing um 10 Uhr Vorm. zu wehen an und hörte erst Abends auf. Die Nacht war im Allgemeinen windstill, aber die Luft so trocken, wie wir es in keinem anderen Theile Guyana’s gefunden haben; nach der Ansicht Dr. Blair’s sind die Ufer des oberen Cuyuni für eine euro- päische Ansiedelung sehr geeignet. Auf dem ganzen Wege den Ba- rima aufwärts und zu Lande nach dem Cuyuni hatten wir grofse Massen von Quarz bemerkt, welche in Verbindung mit Granit und Gneis die geologische Formation der Gegend charakterisiren. Der Quarz wurde immer überwiegender; im Ekreku Creek, der in das rechte Ufer des Cuyuni mündet, fanden wir, dafs der Boden aus grobem weilsen Quarz- sande bestand. Das Gestein, das in den benachbarten Bergen zu Tage trat, schien ebenfalls Quarz zu sein, und wir haben Grund zu der An- nahme, dafs wir, wenn wir hinlängliche Erfahrungen und Zeit zu Unter- suchungen gehabt hätten, in dieser Gegend Gold gefunden haben wür- den. Nachdem wir 12 Tage den von Europäern so selten besuchten und wie wir glauben noch nie beschriebenen Cuyuni aufwärts gefahren waren, erreichten wir am Morgen des 7. October den Flufs Yuruan, und verliefsen den Cuyuni, der hier noch immer über 900 Fufs breit ist und von Südwest herkommt, während der Yuruan, der eirca 600 Fuls breit ist, aufwärts nach Westen führt. Nach einer Ruderfahrt von eirca 8 Miles den Yuruan aufwärts erreichten wir den Yuruari, der an seiner Mündung circa 450 Fufs breit ist. Der erstere Flufs behält auch noch weiter seine Richtung von West nach Ost bei, während der Yu- ruari fast genau von Norden nach Süden fiielst. Ueberraschend war der Unterschied in der Farbe des Wassers der beiden Flüsse: der Yu- ruan ist tief und saftig braun und sehr klar, während der Yuruari von der Farbe wässeriger Milch oder weilsen Thones ist; das Wasser des letztern Flusses soll durchaus nicht gesund sein; es enthält jedenfalls eine beträchtliche Masse erdiger Substanzen. Anfangs war der Yu- ruari ruhig und glatt, bald aber kamen wir an eine Reihe von Strom- schnellen, die sich bis Tupuquen hinziehen und an Zahl wie an Ge- walt der Strömung die im Cuyuni übertreffen. Hier wurden wir auch von Mosquitos heimgesucht, die uns selbst am Tage kaum ruhen liefsen, sie schienen sogar in der Sonnenhitze besonders bösartig zu sein. Am 9. October erreichten wir die erste Savana; sie war vor Kur- zem von den Indianern abgebrannt worden, um — wie sie uns ver- sicherten, die Land-Schildkröten zu fangen. Es war eine grasreiche Zeitschr. f. allg.Erdk. Neue Folge. Bd. IV. 2A 370 Die Expedition der Herren Dr. Blair, Holmes und Campbell Wildnifs ohne ein Zeichen animalischen Lebens. Ein Accawai-India- ner hatte seine Wohnung auf dem Gipfel eines Hügels errichtet, von dem man eine schöne und weite Aussicht genofs: da lagen Tausende von Morgen schöner Weideländereien herrenlos vor uns. Mehrere Miles weit war der Yuruari auf beiden Seiten von Savannen umgeben und einem schmalen Streifen Buschlandes unmittelbar an seinen Ufern. Als wir uns Tupuquen näherten, trafen wir mehrere Viehzucht- Nieder- lassungen, von denen die meisten früher dem Obristen Hamilton ge- hört hatten, der in dieser Gegend ausgedehnte Ländereien besals. Zu- weilen wohnten auch die Eigenthümer hier, in andern Fällen standen Inspectoren an der Spitze der Farmen. Der Umfang der Heerden, die zu den einzelnen Niederlassungen gehören, ist sehr beträchtlich; er be- läuft sich oft auf 10 bis 20,000 Häupter; aber dafs eine solche Zahl hier praktisch verwerthet werden könnte, wagen wir nicht zu ver- sichern. Am 13. October Mittags erreichten wir den Landungsplatz von Tupuquen; das Dorf selbst liegt eine halbe Mile vom Flusse ‚entfernt. Hier trafen wir einen Mr. Gray, den Sohn eines früheren Heerdenbe- sitzers in unserer Colonie. Er führte uns nach Tupuquen und stellte uns dem Alcalde vor, welcher das Amt eines Richters und Magistrats mit dem Gewerbe eines Restaurants und Verkäufers von Spirituosen verknüpfte. Wir wurden höflich empfangen und nicht inquirirt. Der Alcalde hatte offenbar die Ueberzeugung, dafs wir in friedlicher Ab- sicht gekommen wären, da er uns Wohnungen einräumte und uns für eine Vergütung Lebensmittel verschaffte. Das Dorf Tupuquen besteht aus etwa 50 bis 60 Lehmhütten, die mit Dachziegeln gedeckt sind und kaum den Namen Häuser verdienen. Es bildete früher eine der 32 Missionen, in welche dieser Theil des Landes unter der alten spani- schen Herrschaft eingetheilt war; jeder derselben stand ein Capuziner vor. Die Revolution beseitigte diese Ordnung der Dinge, und obgleich die Häuser dem Namen nach den. Indianern gehören, haben doch jetzt meistens andere Besitzer sich dieselben zugeeignet, welche die An- ziehungskraft der Goldwäschen in diese sonst kaum besuchte Gegend angelockt hat. Am 14ten Morgens brachen wir nach den Wäschen von Caratal auf. Wir setzten über den Yuruari, und ein scharfer Marsch von zwei Stunden durch Wald, über Berg und Thal brachte uns zu einem Dorfe von etwa 50 mit Stroh gedeckten Wohnungen, die in der Grölse von einer kleinen Hütte bis zu einem gewöhnlichen Wohnhause variirten. Da diese Wohnungen meistentheils keine Wände hatten und nach allen Seiten geöffnet waren, so legt der Umstand, dafs Diebstähle hier nicht vorkommen, ein glänzendes Zeugnils für die Redlichkeit der Goldgräber nach den Goldwäschen von Caratal in Venezuela. 371 ab. Ueber die Zahl der Bewohner konnten wir keine Gewilsheit er- langen; man schätzte sie verschieden, auf 120 bis 200; die letztere Zahl entspricht der höchsten Angabe. Die Goldgräbereien liegen im Urwalde und bestehen aus einer Anzahl von Gruben oder Schachten, die von einzelnen Individuen oder von kleinen Gesellschaften gegraben sind. An bindenden Gesetzen zur Regulirung dieses Gemeinwesens fehlt es. Jedes Individuum hat das Recht, sich einen noch nicht in Besitz genommenen-Ort anzueignen und seine Arbeiten daselbst zu be- ginnen. Aeufsere Anzeichen, ob die Grubenunternehmungen erfolgreich sein werden, giebt es fast gar keine; man verläfst sich darauf, dafs in unmittelbarer Nähe Gold gefunden wurde, und dieses ist gar kein zu- verlässiges Kriterium, da das kostbare Metall an einem bestimmten Punkte gefunden werden kann und die Orte in ganz unmittelbarer Nähe sich als goldleer erweisen. Das Verfahren bei diesen Arbeiten ist folgendes. Hat man eine Stelle, etwa 8 Fuls breit und 20 Fufs lang, ausgewählt, so mufs der Goldgräber zunächst das Buschwerk beseitigen und meistentheils auch einen Waldbaum von beträchtlicher Gröfse ausgraben. Nach Entfer- nung der obersten Erdschicht kommt er auf einen festeren Untergrund, der durch eine Picke zerhauen werden mufs, ehe er herausgeschaufelt werden kann. Ist man 7 oder 8 Fufs tief in die Erde eingedrungen, so sammelt sich manchmal Wasser in der Grube an, manchmal stöfst man auf den harten Fels; in beiden Fällen ist die bisherige Arbeit verloren. Wenn die Speeulation glücklicher war, so stöfst man in einer durchschnittlichen Tiefe von 10 bis 15 Fufs auf eine Schicht, die mit dem technischen Ausdruck „die Graja* genannt wird, ein Lager von Erde, Thon, Quarz, Eisenstein, welche auf steifem Lehm ruht und das Gold enthält. Diese ganze Schicht, die gewöhnlich 1 Fufs mächtig ist, mufs sorgfältig an den Rand des Schachtes befördert werden, von wo sie, wenn sie in hinlänglicher Menge vorhanden ist, in Säcken auf dem Rücken etwa 4 Mile weit zu dem nächsten Bache getragen wird, wo man sie, Stück für Stück, in einer Wiege auswäscht; der Arbeiter mufs dabei bis an die Hüften irn Wasser sitzen. Ist das Glück ihm günstig, — denn es ist ein wahres Lotto, — so findet er, wenn er eine Wiege voll verwaschen hat, einige Partikelchen und kleine Körnchen Gold, aber oft ist alle Mühe vergebens, eine Wiege voll nach der anderen verschwindet, ohne die geringste Spur des kostbaren Metalls zu zeigen. Es ist schwer zu sagen, wie viel Zeit die ganze Operation des Ent- holzens, Grabens und Waschens in Anspruch nimmt; aber durchschnitt- lich dürfte sie wohl eine dreiwöchentliche anstrengende Arbeit verlan- gen; und noch schwieriger ist es zu sagen, welche Resultate daraus hervorgehen. Unter sieben Fällen mag nur einer vorkommen, der 2a" 372 Die Expedition der Herren Dr. Blair, Holmes und Campbell wirklich lohnend ist. Doch man kann nicht leugnen, dafs zuweilen der Gewinn grols ist. Wäre Caratal ein gesunder Platz, so würde die Aussicht auf Erfolg vielleicht einen betriebsamen und beharrlichen Mann verlocken können, hier sein Glück zu versuchen; aber endemi- sche Krankheiten spielen hier eine grofse Rolle. Wir haben hier nicht einen einzigen Menschen getroffen, der nicht mehr oder weniger von Fieber oder Unterleibsentzündung gelitten hätte; die letztere soll nach der Ansicht der Goldgräber durch die schlechte Beschaffenheit der ein- zigen Quelle verursacht werden, von der man hier Trinkwasser erhal- ten kann. Aerztlichen Rath kann man selbst in Tupuquen nicht fin- den, und Medieamente, — wenn sie überhaupt vorhanden sind, können nur zu unerschwinglichen Preisen beschafft werden. Die einzige Nah- rung, die man hier findet, besteht in Rindfleisch und Cassava-Brod; und da sich das Fleisch nur sehr kurze Zeit hält, ist es fast nie frisch zu bekommen. Die gewöhnliche Nahrung der Goldgräber be- steht in tasso (Fleisch, das in der Sonne getrocknet ist), ein höchst unschmackhaftes und ungesundes Nahrungsmittel, denn da das Salz, ein in Venezuela sehr theures Gewürz, äufserst sparsam verwendet wird, ist das Fleisch meistentheils sehr verdorben. Kurz, wenn wir Alles zusammen in Betracht ziehen, die anstrengende Arbeit, die Krank- heiten, den Mangel an Medicin und an ärztlicher Behandlung, die un- zureichenden und wenig nahrhaften Lebensmittel, das Ungeziefer (die Gruben wimmeln von Flöhen, Chigoes, betes rouges, Zecken und an- deren Insecten) und den totalen Mangel an dem gewöhnlichsten Com- fort, so müssen wir es unbedenklich für eine Thorheit erklären, wenn ein thätiger Mensch sich aus der Colonie nach den Gruben begiebt, selbst wenn der Erfolg der Wäsche sicherer wäre als er esinder That ist. Aber um wie viel mehr hat man hier die Arbeit in den Gruben zu verwünschen, da wir nach Allem, was wir erfahren konnten, — und wir gaben uns alle Mühe, darüber zur Gewilsheit zu gelangen, — wirklich glauben müssen, dafs man auf jeder Ansiedelung in der Co- lonie durchschnittlich einen höheren Tagelohn erhalten kann, als man ihn unter den gegenwärtigen Umständen bei der Grubenarbeit zu Ca- ratal erwarten darf. Wir trafen mehrere in der Colonie und in Bri- tisch West-Indien geborene Individuen, die bitterlich darüber klagten, dafs sie die Heimath verlassen hatten. Einige derselben waren in Folge ihrer untergrabenen Gesundheit und ihrer Schulden aufser Stande, eine Reise zu unternehmen, die einen zwölf- bis fünfzehntägigen Marsch verlangt, um nach Las Tablas zu gelangen, dem Einschiffungsplatze am Orinoco; sie schienen hoffnungslos ihrem Ende in Caratal entgegen zu sehen. Da unsere Reise nach Caratal viel mehr Zeit in Anspruch ge- nach den Goldwäschen von Caratal in Venezuela, 373 nommen hatte, als wir gedacht, beeilten wir sehr unsere Rückkehr nach Georgetown. Wir hielten uns deshalb nur zwei Tage bei den Gruben auf, und obgleich unsere Indianer unter Leitung des Herrn M’Clintock angefangen hatten, eine „Barranca* zu graben, wie die Schachte hier technisch genannt werden, warteten wir doch nicht das Resultat ab, sondern verliefsen sie, als sie 8 bis 10 Fufs tief gekommen waren. Bei dem Aufbruche nahmen wir noch mehrere Proben Quarz mit, der Gold enthielt, wie auch einige Stücke desselben Gesteins mit kleinen Theilchen eines weifsen Metalls, das man für Platina hielt. Als wir am 18. October für uns drei Pferde — schlechte Thiere, für die wir eine exorbitante Miethe zahlen mulsten — und für das Ge- päck und die Diener vier Esel gemiethet hatten, brachen wir mit einem berittenen Führer auf nach Upata. Bei der Reise über die weite Sa- vana wäre es für uns unmöglich gewesen, uns ohne Führer zurecht zu finden, da unser Pfad kaum anders kenntlich war, als an Viehspuren, die sich nach allen Richtungen durchkreuzten. Die parkähnliche Sce- nerie der Landschaft überraschte uns sehr; Berge von mindestens 1500 Fuls Höhe, bis zu den Gipfeln mit Grün bekleidet; hier und dort hoben sich Baumgruppen von der Ebene ab, deren scharfumrisse- ner Hintergrund aus beträchtlicheren Waldungen bestand. Das war der Charakter der Landschaft auf der ganzen Strecke bis zu dem Dorfe Guaeipati, wo wir am 19. October unser Nachtquartier nahmen. Wir wurden von der Frau des Senhor Miranda sehr freundlich empfangen, die, bei der Abwesenheit ihres Mannes, uns das Beste anbot, was in ihrem Hause zu finden war, und jede Bezahlung ablehnte. Ich darf es nicht unbemerkt lassen, dafs wir in einem Lande, wo Gasthäuser unbekannt sind und wo sich die Reisenden in Folge dessen auf die Gastlichkeit der Bewohner verwiesen sehen, auf das Herzlichste em- pfangen wurden, und obwohl die gewöhnlichen Lebensmittel der Be- wohner, Tasso und Cassava-Brod, uns höchst unschmackhaft waren, wurden sie uns doch freundlich und reichlich sowol für uns selbst wie für unsere Diener vorgesetzt. Es ist merkwürdig, dafs in einem Lande der Viehzucht wie dasjenige, durch welches wir eben reisten, Milch und Käse nur selten genossen werden, die erstere, weil sie nach der Ansicht der Leute zum Fieber prädisponirt; Butter ist ganz unbekannt. Auch das Dorf Guacipati ist eine der Missionen, die wir vorher er- wähnt haben. Seine Kirche, ein Gebäude von 150 Fufs Länge und 50 Fufs Breite, ist in ziemlich gutem Stande; auch die Wohnungen der Mönche existiren noch; und wenn man aus dem Umfange der Räumlichkeiten, den zahlreichen Werkstätten, Läden, Geräthschaften, Küchen und Speisesälen einen Schlufs zieht, so müssen sich die ehr- würdigen Väter, inmitten einer zahlreichen und gehorsamen indianischen 374 Die Expedition der Herren Dr. Blair, Holmes und Campbell Bevölkerung, eines hohen Grades von Wohlbefinden erfreut haben. Die traditionelle chronique scandaleuse erzählt böse Geschichten, dafs sie keine angenehmen Zuchtmeister gewesen sind, auch die Klostergelübde nicht gerade strenge beobachtet haben. Sie berichtet auch, dafs sie mit dem Vorkommen des Goldes in der Nachbarschaft wohlbekannt waren und dafs von ihnen grofse Summen ihren Obern während der alten spanischen Herrschaft übersandt wurden. Von Guaeipati brauchten wir vier Tage langsamen Reitens — wir mulfsten nämlich auf das Gepäck und auf die Esel warten — nach Upata. Der Charakter des Landes blieb im Ganzen derselbe: Hügel und Thäler, Grün und Wälder, mit Bergen in der Ferne. Auf der einen Seite lag die Fortsetzung der Caratal-Berge, auf der andern die Nuria-Kette, die sich mehrere Miles weit erstreckte. Ihrer Formation und ihrem äufseren Ansehen nach sind sie sämmtlich vulcanischen Ur- sprungs. Das ganze Land ist reich an Quarz. Die Abhänge der Berge waren oft mit Massen dieses Gesteins vom reinsten Weils be- deckt, was uns an Sir Walter Raleigh’s Beschreibung erinnert, der sie als Felsen von „weilsem Spat, e! madre del Oro“ charakterisirt. Aus der Entfernung sehen sie oft aus wie Gruppen grolser Schafheerden. Die ganze Gegend ist ein einziger ununterbrochener Strich von Weide- ländereien, von zahlreichen Wasseradern durchzogen, und obwohl das Gras ziemlich grob ist, bekommt es dem Vieh doch offenbar sehr gut. Die Zahl der Heerden, die wir zu Gesicht bekamen, war verhältnifs- mälsig gering; aber das Vieh war durchweg glatt, und wenn nicht fett, so doch in gedeihlichem Zustände und kräftig. Wir kamen auf unse- rem Wege durch ein halbes Dutzend Farmen; in einigen derselben frühstückten, in anderen schliefen wir. Die Hacienda Para Para fiel uns als eine besonders wohlhabende auf; aufser 20—30,000 Häuptern Rindvieh und etwa 100 Pferden, hatte der Eigenthümer einige Morgen Zucker- und Tabacks-Plantagen in Cultur. Sein Haus, das aus Lehm gebaut war, wie alle in dieser Provinz, war recht geräumig. Zu den Wirthschaftsgebäuden gehörte eine Zuckermühle und eine Siederei. Die Mühle bestand aus drei verticalen hölzernen Walzen, die durch thieri- sche Kraft in Bewegung gesetzt wurden; sie lieferte täglich ihre 300 „Papillons“ oder Hüte Braunzucker. Der Zucker flielst in Tröge, die aus einem Baumstamme ausgehöhlt sind, und durch den Siedeprocefs erzielt man es, dafs der Saft vollständig, ohne Residuum, gerinnt. Die Taback-Erndte war gerade reif geworden; sie schien von guter Qua- lität und mufs schnelle Abnahme finden, da in Venezuela Männer, Weiber und Kinder insgesammt eingefleischte Raucher sind. Den Werth der Heerden taxirte der Besitzer durchschnittlich 10 Pesos oder 8 Dollars pro Kopf, mit Einschlufs des Wohnhauses und alles Zubehörs. Das nach den Goldwäschen von Caratal in Venezuela. 375 Land wird in diesem Theile Venezuela’s selten als freies Eigenthum besessen; Jedermann kann sich um Land, das noch nicht bearbeitet wird, bewerben und, sobald es aufgenommen ist, gegen die Entrichtung einer unbedeutenden jährlichen Abgabe an das Gouvernement einen Besitztitel erlangen; er beginnt dann, es mit Heerden zu besetzen oder es in Cultur zu nehmen, und wird selten aus seinem Besitz verdrängt, aufser durch eine Revolution. Am 23. October erreichten wir Upata, einen Ort, der von allen, welche wir auf unserer Reise kennen lernten, das blühendste Aussehen hat. Er besteht aus etwa einem Dutzend Stralsen von einstöckigen, mit Ziegeln gedeckten Häusern, aber Alles athmet Wohlstand, haupt- sächlich in Folge des Handels nach den Goldgräbereien, da alle nach Tupuquen bestimmten Waaren durch Upata gehen. Hier kamen wir zum ersten: Male mit den Localbehörden in Berührung; ein Beamter verlangte ‚unsere Papiere zu sehen, und obgleich wir ihm deutlich machten, dafs Alles in gesetzlicher Ordnung wäre, schien er doch nicht ganz befriedigt. Allerdings waren in Bezug auf unsere Absichten die seltsamsten Gerüchte in Umlauf. Man erzählte sich, dafs das englische Gouvernement sich der Provinz zu bemächtigen und alle Venezuelaner daraus zu vertreiben beabsichtige. Selbst der Gouverneur Marmol liefs sich herbei, diesen Fabeln sein Ohr zu leihen, er hielt an die Miliz von: Upata, die bei dieser Gelegenheit aufgeboten wurde, eine Ansprache in höchst patriotischen Ausdrücken, über die Nothwendigkeit, Heimath. und Familie zu vertheidigen. Dieses Militär ist nicht sehr furchtbar; ein paar altmodische Musketen waren die einzigen Feuerwaffen, die man aufweisen konnte; und von diesen gingen nur 5 oder 6 los, als eine. Freudensalve commandirt wurde. Dem Anscheine nach hatte der Gouverneur sowol nach Upata wie nach Las Tablas Weisungen ge- sandt, dafs wir aufgefordert werden sollten, uns nach Angostura zu be- geben und uns dort den Behörden vorzustellen; aber da er angeordnet hatte, dafs keine Zwangsmafsregeln getroffen werden sollten, kümmer- ten wir. uns um die Aufforderung nicht, besonders da sich der Gou- verneur selbst auf dem Wege nach Tupuquen befand. Am 24. October verliefsen wir Upata und frühstückten bei Senhor Pedro Maria Nunez, der mit einer Creolin aus Guyana verheirathet ist. Vormittags besuchten wir, von Herrn Dräger aus Upata geführt, einen Berg, der dem Wohnsitze des Herrn Nunez gegenüberliegt und aus einer Masse bestand, die nach den von Dr. Shier untersuchten Proben brauner Hematit, ein-sehr reiches Eisenerz ist. Herrn Dräger zufolge _ sollen ungeheure Massen dieses Erzes in den Bergen 30 bis 40 Miles von Upata gefunden werden. Das Land zwischen Upata und Las Ta- blas ist sehr gebirgig und bewaldet, und die Weidestrecken sind weniger 376 Die Expedition der Herren Dr. Blair, Holmes und Campbell ausgedehnt. Doch kamen wir noch an einigen Viehzucht -Etablisse- ments vorüber. Am 25. October erreichten wir Las Tablas, ein Dorf am Orinoco, von 40 bis 50 Lehmhäusern, die zum Theil mit Ziegeln, zum Theil mit Stroh gedeckt waren. Wir wurden von Herrn Behrens sehr freund- lich aufgenommen, dessen Haus die bedeutendste Handelsfirma der Pro- vinz ist. Die Entfernung von Tupuquen nach Las Tablas schätzten wir auf 150 Miles; es giebt aber auch einen kürzeren Weg über Pastora. Las Tablas ist kein Eingangshafen; seine Bedeutung liegt nur darin, dafs von hier viel Vieh verschifft wird; und da es der Punkt am Ori- noco ist, der Upata zunächst liegt, gehen alle nach dieser Stadt be- stimmte Waaren durch Las Tablas. Am 26. October reisten wir in einem gemietheten Corial nach Barrancas und erreichten diesen Platz nach zwölfstündiger anstrengen- der Ruderfahrt in einem offenen Boot. Wir blieben hier nur einen Tag, da Mr. Burnett uns freundschaftlichst anbot, den Loyal — ein Schiff, welches Vieh nach Cayenne führte, zur Fahrt bis Point Barima zu benutzen, wo der Pheasant auf uns wartete. Barrancas liegt am linken Ufer des Orinoco, dessen Wasserstand hier zwischen Juli und December um fast 40 Fufs differirt. Die Stadt ist von Lagunen um- geben, welche mit dem Flusse zusammenhängen; diese trockneten jetzt aus und die Einwohner litten stark an Fiebern. Da bis jetzt kein ein- ziges Mitglied unserer Expedition auch nur einen Tag krank gewesen war, so müssen wir annehmen, dafs hier der Keim zu dem Fieber ge- legt wurde, welches bei unserem tiefbetrauerten Collegen, Dr. Blair, einen so unglücklichen Ausgang nahm. Wir selbst und unsere Diener wurden vom Fieber ergriffen, und litten viel während unserer dreitägi- gen Fahrt auf dem Orinoco von Barrancas abwärts bis zur Mündung des Barima. Nur Dr. Blair war frei von einem Anfalle geblieben. Am Morgen des 31. October erreichten wir den Pheasant, der vor Point Barima lag, und waren Alle hocherfreut, dafs wir glücklich an- gelangt waren. Er ist ein nettes Schiff und für seine Gröfse aufser- ordentlich bequem. Abends benutzten wir die Ebbe, um abzusegeln, und befanden uns am folgenden Morgen, Sonntag den 1. November, vor der Mündung des Waini. Um 10 Uhr hatte Dr. Blair einen An- fall, wie er glaubte, von Lungen-Congestion, und liefs sich zur Ader; der Anfall kehrte zweimal wieder, jedesmal schlug er wieder eine Ader; es trat grolse Erschöpfung ein und hielt an bis zu unserer Ankunft in Georgetown, 4 Uhr am 5. November; wir waren gerade 10 Wochen abwesend gewesen. Der unglückliche Ausgang seiner Krankheit ist noch in zu frischem und zu traurigem Angedenken, als dafs wir uns darüber verbreiten sollten. Das aber dürfen wir hier wohl bemerken, | | ! | | | nach den Goldwäschen von Caratal in Venezuela. 377 dafs unser verstorbener College die Seele der Unternehmung war; sein scharfer klarer Verstand, sein eindringender und aufmerksamer Geist befähigte ihn, schnell zu richtigen Resultaten zu gelangen. Ihn frap- pirten die hervorragenden physischen Hilfsquellen des Landes am obern Cuyuni, die prachtvolle Scenerie und das herrliche Klima; obgleich wir 10 Tage lang diesen Strom aufwärts ruderten, war die Landschaft doch so mannigfaltig, dafs wir jeder Tagereise mit Vergnügen entgegen- sahen. Bei den Gräbereien zu Caratal wurde Dr. Blair von Kranken umlagert, die seine Hilfe verlangten; er gewährte sie überall und um- sonst. Unser geringer Vorrath von Medicamenten schwand schnell da- hin, und es ist sehr möglich, dafs wenn er nicht die letzte Dosis Chinin einem Kranken in Barrancas gegeben hätte, sein eignes so werthvolles Leben hätte gerettet werden können. Wir können diesen Bericht nicht schliefsen, ohne die indianische Bevölkerung zu erwähnen, welche das Land zwischen den Flüssen Po- meroon und Amacuru, dem atlantischen”Ocean und dem Cuyuni be- wohnt. Mr. M’Clintock, ein zuverlässiger Gewährsmann, da er vor einigen Jahren einen Census der indianischen Bevölkerung veranstaltet hat, schätzt ihre Zahl auf ungefähr 2500 Seelen. Während unserer Expedition hatten wir zu verschiedenen Zeiten 30 bis 40 Indianer von fünf verschiedenen Stämmen bei uns. Wir fanden sie während der acht Wochen, in denen wir mit ihnen zu thun hatten, durchweg zu- verlässig und ehrlich; nicht die unbedeutendste Sache kam uns abhan- den. Sie waren thätig und gutwillig, hinsichtlich der Nahrung leicht zufrieden zu stellen, und es freut uns, unsere unbedingte Zufriedenheit mit ihrer Aufführung aussprechen zu können. Uebrigens darf man nicht vergessen, dals sie unter der Aufsicht des Herrn M’Clintock standen, der eine Reihe von Jahren hindurch Superintendent der Wasserstrafsen am Pomeroon und in den benachbarten Distrieten gewesen ist. Das unbegrenzte Vertrauen, welches die indianische Bevölkerung gegen die- sen Mann hegt, legt für beide Theile ein günstiges Zeugnils ab; ohne Zweifel beruht dasselbe auf vieljährigen Erfahrungen aus der Zeit, wäh- rend deren Herr M’Clintock ihr Protector gewesen ist. Wir wollen für den Fall, dafs, wie wir vorher andeuteten, eine Stralse nach den Savannen in der Nähe des Curumu angelegt werden sollte, noch hin- zufügen, dafs eine grofse Anzahl von Arbeitern, die im Roden geübt sind, unter den Indianerstämmen am Waini und seinen Zuflüssen leicht zusammengebracht werden kann, die auch für den Wegebau vollkom-: men geeignet sind. Nachdem das Obige geschrieben ist, erhalten wir von Herrn M’Clin- tock eine .Mittheilung, welcher wir entnehmen, dafs die Indianer, die wir bei der Grubenarbeit beschäftigt verlassen hatten, am 17. October 378 H. Rink: auf die Graja oder Goldschicht gestofsen wären; sie hatten eben zu waschen angefangen und aus den ersten Wiegen einige Partikelehen Gold gewonnen, als in der folgenden Nacht ein Gewitter mit heftigem Regen eintrat, welcher den Schacht zur Hälfte mit Wasser anfüllte. Mr. M’Clintock blieb bis zum 20sten in Caratal, wo er, da die Regen- güsse heftig und anhaltend blieben und die unter seiner Leitung stehen- den Indianer fast insgesammt krank waren, es für nothwendig hielt, das Unternehmen aufzugeben. Am 20. October trat er seine Rückreise nach dem Pomeroon an. Der Yuruari war um 16 bis 20 Fuls gestie- gen; Fälle, Felsen, Stromschnellen waren sämmtlich verschwunden; von der reifsenden Strömung stromabwärts getragen, legte M’Clintock einen Weg, der uns bei der Bergfahrt acht Tage aufgehalten hatte, in vier Tagen zurück. Wie es scheint, hatten die „Nord-Regen“, wie die Spanier sie nennen, begonnen, die oft bis Ende December anhalten. Mr. M’Clintock erreichte von Tupuquen aus den Pomeroon in 22 Ta- gen, — wir brauchten 45 Täge dazu. Es ist erfreulich zu erfahren, dafs unter den Indianern kein Todesfall eingetreten ist, obgleich alle mehr oder weniger vom Fieber zu leiden hatten. XV. Die Mineralien Grönlands und ihre Fundorte. Nach H. Rink von A. v. Etzel. I. Nord-Grönland '). 1) Distriet Godhavn. — Die Insel Disko besteht der Haupt- sache nach aus sogenannten Trappgebirgen. Trapp ist eine ältere vul- kanische Gebirgsart, die an vielen Stellen noch grofse Aehnlichkeit mit dem Aussehen der Lava zeigt, schlackig und mit Blasen und Löchern | erfüllt ist. Besonders in diesen Blasen und Löchern zeigen: sich merk- würdige, grölsestentheils krystallisirte Mineralien, sogenannte Zeolithe. Der Trapp bildet grolse horizontale Schichten, was man deutlich an den Abhängen oder den scharf abgeschnittenen Seitenwänden erkennt; es scheint jede derselben aus einem Strome entstanden, der sich über die darunterliegende ausgebreitet hat und zusammen erreichen sie eine Dicke von 2 bis 3000 Fufs, jede einzelne mifst 60 bis 100 Fuls. An !) Vergl. die Karte von Nord-Grönland, Täf. I zum zweiten Bande (1854) dieser Zeitschrift. Er Die Mineralien Grönlands und ihre Fundorte. 379 vielen Stellen und besonders bei Godhavn ist es deutlich zu sehen, dafs diese Trappmasse auf einer Grundlage der älteren Gebirgsarten, die über den gröfsesten Theil von Grönland ausgebreitet sind, nämlich Granit und Gneis, ruht; denn dieselben kommen hier und dort unter dem Fufse der Trappgebirge vor und bilden das niedere Vorland, wie z. B. die Halbinsel, worauf die Colonie Godhavn liegt. — Diese Gneis- schichten oder der Schichten bildende Granit der Halbinsel Godhavn gleichen den gewöhnlichsten Gebirgsarten, aus denen der grölseste Theil der grönländischen Felsen besteht. Der Gneis besteht aus Quarz, Feldspath, Glimmer und Hornblende, welche Mineralien in den ver- schiedenen Schichten in verschiedenartigem Mengeverhältnils gemischt sind, so dafs bald das eine, bald das andere das vorherrschende ist, oder dafs auch einzelne Schichten so gut wie ganz aus einem einzigen dieser Minerale bestehen, wie besonders die glimmerreiche Schicht oder az a u ) der Glimmerschiefer, die hornblendereiche oder der Hornblendeschiefer, die Quarzschichten u. s. w. Gänge oder Adern, die meist aus Feldspath bestehen, durchkreuzen die Schichten in verschiedenen Richtungen. — In der Gegend von Lyngmarken, wo die Quellen entspringen, findet man Trapptuff mit eingeschlossenen Bruchstücken von Gneis: dort ruht der Trapp auf einer Gneis-Unterlage. Die Gebirgsart ist schlackig und ähnlich einem Lavastrome, der theilweise erstarrt ist, während er theilweise noch fliefsend und in Bewegung war. Die erstarrte Masse ist zerbrochen, die Bruchstücke mit Bruchstücken der Unterlage ge- mischt, und später wieder zusammengekittet. Die poröse Beschaffen- heit dieser Gebirgsart ist ohne Zweifel der Grund, dafs sie Wasser enthält und den Quellen Nahrung giebt. — In den Hauptschichten zeigt sich der Trapp wie gewöhnlich; doch auch in kleinere Säulen zerklüftet als Basalt; bei Tunno im Disko-Fjord geschiefert und gangförmig, als diehter Trapp mit Olivin, mit Schwefelkies und rothbraun durch Ver- witterung oder Auflösung der Gebirgsart. — Chabasit, zu gewöhn- lichen Rhomboädern krystallisirt, ist bei Lyngmarken häufig. Er findet sich auch häufig mit einem hellrothen, weichen, talkartigen Mineral verbunden, das zerspringt, wenn man es in’s Wasser legt, und übri- gens noch nicht näher untersucht ist. Auch anders geformte kleine Krystalle von Chabasit finden sich am Disko -Fjord. — Levyn, dieses _ bisher nur von den Faröern bekannte Mineral, ist in Nord-Grönland _ ziemlich häufig und findet sich namentlich bei Lyngmarken, theils selbst- _ ständig, theils mit einem halbdurchsichtigen diehten Zeolith und mit 4 Chabasit verbunden. — Stilbit kommt am Disko-Fjord vor; aber so häufig sich dies Mineral auf den Faröern findet und so schöne Kry- £ stalle es dort bildet, bleibt es in Grönland doch sparsam; bei Lyng- marken verbindet es sich mit Levyn. — Mesotyp findet sich auch in { B 350 H. Rink: Lyngmarken und am Disko-Fjord; hier in ziemlich grofsen Stücken, besonders auf der Nordseite der Bucht Ekalluit, welche Gegend über- haupt sehr reich an Zeolithen zu sein scheint, aber noch nicht unter- sucht ist. — Analcim fand sich am Engländer-Hafen; einige unbe- stimmte Zeolithe, darunter ein kugelförmiger diehter im Windthal (Bläsedal), andere im Disko-Fjord; Okenit oder Dysklasit von schwach strahligem Bruch, schwach durchscheinend; Kalkspath in Rhomboädern mit abgestumpften Ecken findet sich in den Höhlen unter dem Skarvefjeld und bei Fortunebai; haarförmiger Mesotyp auf Chabasit bei Karusoit und anderen Punkten im Disko-Fjord; gedie- genes Kupfer, als sehr kleine Körner im Mesotyp; Bergkrystall und Quarz mit unbekannten Krystallen besäet; glasiger Quarz mit Blasen und Löchern; Jaspis, sowie grüner Jaspis (Nephrit?) und gelber verhärteter Thon, ebenfalls im Disko-Fjord, vorzugsweise an der Bucht von Ekalluit und bei Malligiak. 2) Egedesmindes District. — Hier hat man bisher nur die sogenannten Urgebirge gefunden, aber sie sind an vielen Stellen sehr geschiefert und in Schichten von verschiedenartigem Aussehen geson- dert, die wieder in verschiedenen Richtungen von Adern und Gängen durchkreuzt sind. Die schwarzen, sehr geschieferten Schichten bestehen im Allgemeinen aus Hornblende, und die weilsen oder röthlichen Adern aus Granit im eigentlichen Verstande, d. h. aus Feldspath, Quarz und Glimmer, welche Mineralien meist sehr grofskörnig darin auftreten. Der Glimmer bildet sehr häufig grofse Platten, die jedoch ohne Spren- gung oder Minenarbeit schwer herauszubekommen sind. Wo sich die Felsen in dieser Weise aus verschiedenen Schichten zusammengesetzt zeigen, pflegt man auch sehr häufig einzelne weniger allgemein vor- kommende Mineralien zu finden, und so wenig dieser Distriet, beson- ders im Innern der grofsen Fjorde, bereist ist, hat man doch schon höchst interessante Funde gethan. Auf der Insel Aito (67° 55’ N. Br.) und in deren Umgegend zeigte sich schwarze und braune Hornblende theils selbstständig, theils mit grünem Diallag und mit Granaten vermischt; ferner grüner Diallag allein; ein unbekanntes durchsichtiges, gelbliches und hartes Mineral, in der schwarzen Hornblende sitzend; auf der Südseite der Insel sehr oft in den Hornblendeschichten Granaten, doch ohne hohen Werth; blättriger Graphit, besonders auf der Insel Rifkol, westlich von Aito, und in grofser Menge an der Bucht Ekallugarsoit, sowie auch im In- nern des Neksotouk-Fjords. Am Vorgebirge Nounggeitsiak bei Eginiarfik (68° 10’ N. Br.) bil- det das ziemlich seltene Mineral Allanit flache, schwarze und glänzende Körner in den röthlichen Granitgängen, namentlich in Menge auf der u Ar Die Mineralien Grönlands und ihre Fundorte. 38 kleinen Felsnase, die unmittelbar in die See springt; es ist jedoch schwer herauszuschlagen. In seiner Begleitung, hier sowol als an meh- reren anderen Fundorten, obschon es in Grönland immer selten bleibt, zeigt sich Zirkon in sehr kleinen, aber deutlichen Krystallen. Auf der Insel Innusulik fand man Allanit in Feldspath und als lose Stücke, von weilsem Feldspath und Schriftgranit begleitet. Auf der Insel Sungaursak zeigt sich Apatit, theils allein, theils im Granit und als mehr oder weniger beschädigte Krystalle. Obschon dieses Mineral in Nord-Grönland überhaupt nicht selten ist, fand man doch noch nirgends Krystalle von so aufserordentlicher Gröfse als an diesem Orte; da ihre Masse aber sehr weich ist, ist es aufserordentlich schwer, sie aus der harten Gebirgsart anders als in Bruchstücken her- auszubekommen; doch enthält dieselbe dem Anscheine nach Krystalle von 6 bis 8 Zoll Diameter. Ferner findet man hier sehr grolse Kry- stalle von Schwefelkies und dunkelgrünem halbdurchsichtigen Feldspath. Alle drei Mineralien finden sich neben einander an einer Felswand, deren gelbliche oder rostbraune Färbung der Insel ihren grönländischen Namen verlieh. Auch die naheliegende Insel Akudlek bietet verschie- denartige interessante Mineralien dar. Die Insel Maneetsok enthält grofse und mächtige Schichten von glimmerhaltigem Dolomit mit Tremolit. Ferner glas- und asbestarti- gen Tremolit, theilweise in grofsen sternförmigen Gruppen; eine mit Dolomit abwechselnde, Schichten bildende, sehr quarzhaltige Gebirgs- art, zum Theil auch mit Titanit nnd grünem Strahlstein verbunden; sehr grofskörnigen, grau -grünen Salit; grasgrünen Salit; grünen Strahl- stein; Salit mit Kalkspath und Strahlstein, in verschiedene, theilweise deutlich ausgebildete Formen krystallisirt; in Kalkspath krystallisirten Strahlstein; Molybdänglanz, in Salit fein eingesprengt; Titanit mit Strahlstein in der erwähnten sehr quarzreichen Gebirgsart; Idokras, dem in Böhmen vorkommenden Egeran nicht unähnlich; dasselbe mit einem besonderen weilsen Feldspath vermischt und theilweise aufser- ordentlich deutlich krystallisirt, auch mit Kalkspath verbunden; ein un- bekanntes braungelbes Mineral in dichtem Quarz; labradorartigen, oder in Farben spielenden Feldspath; Staurolith in Talkschiefer; gelben Glimmer, wie es scheint in abgeschliffenen Krystallen in Quarz. Der Fundort aller dieser erwähnten Mineralien ist der östlichste Punkt der Insel, wo sich der bewohnte Platz befindet und sie neben einander zu treffen sind. In der Mitte der Südseite der Insel zeigt sich rother Feldspath in undeutlichen Krystallen, mit kleinen Krystallen eines un- bekannten Minerals überzogen, und mit Bergkrystall und Eisenglanz; auch eine unbekannte poröse Masse in denselben eingelagert. An der Bucht Tessiursak zeigt sich Glimmer in Platten von etwa 382 H. Rink: einer Hand Gröfse, die sehr regelmäfsig, klar und durchsichtig, und von ziemlicher Dicke sind; sie liegen in einem zufällig sehr losen ver- witterten Theile der Gebirgsart. Die Insel Pudleet bietet Granaten dar, und der District an einem noch unbekannt gebliebenen Fundorte, den ein Grönländer auf der Rennthierjagd passirte, schwarzen Spinell in einem ziemlich grofsen Krystall. 3) Distriet von Christianshaab. — Ueber die Beschaffenheit der Gebirgsart gilt dasselbe, was darüber in Hinsicht des vorigen Di- striets gesagt ist, doch ist die Ansammlung hier geringer. Um die Südostbucht herum dürfte vielleicht noch manches Interessante gefun- den werden, wie auch an der Bucht Orpiksoit Allanit gesehen ist; da der Verfasser die Gegend bereiste, als sie mit Schnee bedeckt war, ist sie eigentlich noch undurchforscht. Die Gegend bei Ekamiut bietet Turmalin, als grofses abgebroche- nes Prisma in weilsem Feldspath mit gelbem Glimmer, Quarz und Gra- naten; ferner Titaneisen in demselben Feldspath mit grünem Strahl- stein, schwarzer Hornblende und einem röthlichen dichten, und einem braunen krystallinischen unbekannten Mineral. Die Insel Akudlek zeigte dichten Epidot und ein augitartiges Mi- neral als kleine Krystalle in röthlichem Feldspath. Auf der Landspitze Nook fand man gewöhnlichen Dolomit in eben so grofsen Schichten, wie auf Maneetsok; ferner glimmerhaltigen Dolomit; ein eigenthümliches weiches, grünliches Mineral in demselben, welches sich bei chemischer Untersuchang als Magnesiasilikat ergab; dann Tremolit in demselben; ein derbes weilses, salitartiges Mineral; derben grünen Salit mit krystallisirtem Strahlstein; in Quarz krystalli- sirten Salit; stark rostfarbigen Strahlstein, Asbest und Amiant, als Be- gleiter einer unbedeutenden Graphitschicht; braune asbestartige Horn- blende; weifsen Glimmerschiefer; grünlichen labradorartigen Feldspath in Quarz krystallisirt; in Quarz krystallisirten Turmalin mit Granaten und einem Albitkrystall (?), und endlich ebenfalls im Quarz ein unbe- kanntes Mineral (Polymignit?) mit weilsem Glimmer. Die Bucht Kangerdluluk bot graulichen Dolomit, allein und mit einem talkartigen Mineral; grünen und braunen Strahlstein (Antho- phyllit?); weifsen Feldspath oder Albit, mit Glimmer und Apatit. Auf der Insel Suilaursak zeigt sich schwarze Hornblende; gewöhn- liche hellgrüne Hornblende; grüner Strahlstein, mit Kalkspath krystal- lisirt; gelber Epidot, in hellgrüne Hornblende krystallisirt; schwarze Hornblende mit Granaten; besonderer weilser Feldspath mit Granaten; rother Schriftgranit; Magneteisen, in grofskörnigem Granit krystallisirt. Dieses letztere Mineral kommt so gut wie überall in gröfseren oder Die Mineralien Grönlands und ihre Fundorte. 383 kleineren Körnern in den Gesteinen eingesprengt vor, besonders aber in den röthlichen Granitadern gleichzeitig mit grünem Apatit; an ein- zelnen Stellen sind die Krystalle von ungewöhnlicher Gröfse. - Auf dem Gebirgsrücken Kakkarsoak fand man weilsen Feldspath theilweise in undeutlichen Krystallen; chloritartigen Schiefer; -Kupfer- grün als Gesteins-Ueberzug und ein unbekanntes hellrothes Mineral, mit hellgrüner Hornblende und Quarz vermischt. Von der Südseite der Bucht Ekalluit erhielt man braunen Strahl- stein mit Granaten, und eine Menge loser Granaten ohne Werth; Albit mit Apatit und Glimmer; krystallisirten Albit, dessen Krystalle ebenso wie die des gewöhnlichen Feldspaths in Nord-Grönland sehr selten sind. Die Umgegend von Claushavn bot runde Quarz-Rollsteine, aus der Lehmbucht; ein augitartiges Mineral, als lange vierseitige Prismen in grauen Kalkstein krystallisirt; gelben und dunklen Quarz in Glim- mer, bei Pingoarsuk; Buntkupfererz mit Kupferkies in Quarzschichten in der Nähe der Häuser bei Claushavn, wenn auch sparsam einge- sprengt gefunden, wo sich auch Spuren von Zinnstein gezeigt haben sollen; und endlich dunklen Schiefer mit Eisenspath und Schwefelkies. 4) Distriet von Jakobshavn. — Die Gebirge sind von der- selben Beschaffenheit wie die im vorhergehenden Distriete, bisher aber nur wenige besondere Mineralien gefunden, wie: dichter Epidot auf röthlichem Gneis an einer natürlich geschliffenen und gefurchten Fels- wand im Kororsoak-Thale; ein hellgelbes unbekanntes Mineral mit Gra- naten in Feldspath, an dem nördlichen Vorgebirge; röthlichen Gneis an einer ebenfalls natürlich geschliffenen und gefurchten Felswand am Pakitsok-Fjord; Epidot in röthlichen Gneis eingesprengt an dem Gipfel des Landes am Pakitsok-Fjord; Topfstein ebendort; ein schmaler Ba- saltgang bei Sauernek; lose Trappblöcke mit Adern eines hornblende- artigen Minerals in Menge auf dem Lande um den Pakitsok-Fjord; - Strahlstein mit Salit und Staurolith in Talkschiefer. 5) Distriet von Ritenbenk. — Dieser District umfalst den langen Strich der Festlandsküste längs des Waigattsundes bis zum Omenaks-Fjord, der sich durch seine zahlreichen Steinkohlenbildungen unter den hohen Trappgebirgen auszeichnet. In der Umgegend von Ritenbenk selbst, auf Erbprinzen-Eiland, ist noch nichts besonders ; Merkwürdiges gefunden. Es bot dar: stark glänzende, fast pechartige Steinkohle in den stammförmigen Theilen bei Atanekerdluk, und in losen Stücken darauf sitzenden Bernstein; bei Mannik, ungefähr eine Viertelmeile oberhalb des Zeltplatzes, im Abhange des Strombettes Anthraeit. Dieses Mineral, welches den Uebergang von Steinkohle zu Graphit bildet, ist auch in der Graphitschicht bei Karsok gefunden. 384 H. Rink: Bei Mannik bildet es eine ganze Schicht, wie Steinkohle, und zeigt sich deutlich als aus einer Kohlenschicht, die mit glühendem Basalt bedeckt wurde, entstanden. Ferner Steinkohle in einer Schicht von 2 Ellen Dicke, am. Seestrande bei Enaliosivik (Patoot) und in einer gleichen Schicht bei Atane; mit Bernstein bedeckte Steinkohle auf der Haseninsel, wo sie sich auch in Form eines flachgedrückten Zweiges zeigt; schieferigen Sandstein, in den Schichten, welche die Kohlen- schichten am Waigattsund einschliefsen; ebendort rothen, gehärteten Schiefer und rothen Sandstein; normalen Trapp im Vorgebirge bei Atanekerdluk und bei Noursoak; schlackigen Trapp bei Enaliosivik; Chabasit, Hyalith, Opal und verschiedene Zeolithe, an der Küste des Waigattsundes gesammelt; Kalkspath oder isländischer Doppelspath bei Tunnudlersoak und Noursoak. Die Gegend bei Makkak, wo die Trapp- gebirge in hohem Grade aufgelöst und von zahlreichen Gängen durch- schnitten sind, die verschiedene Zeolithe und andere Mineralien ent- halten, bietet an einem in der dortigen Bucht ausmündenden Flusse, dessen Bett mit zahlreichen losen Blöcken erfüllt ist, dar: dichten und krystallisirten Natrolith; Kalkspath in grofsen Krystallen und Natro- lith; Analeim, in kleine Würfel krystallisirt; Okenit oder Dysklasit in zwei Varietäten, die eine mit einem strahligen Bruch, die andere as- bestartig, so dafs sie in lange und dünne Nadeln oder Fäden zerlegt werden kann. Dieses sonst ziemlich ungewöhnliche Mineral wird an dieser Stelle in aufserordentlicher Menge gefunden und bildet Gänge, welche die Gebirgsmasse in allen Richtungen durchkreuzen und pflegt in Form von scharfen Kämmen hervorzustehen, da die Masse dessel- ben nicht so leicht sich zersetzt, wie die der Felsen selbst. Uebrigens ist das Mineral durch seine weilse Farbe und seine merkwürdige Form leicht erkennbar. Es kann in grofsen Platten, die auffallende Aehn- lichkeit mit versteinertem Holze haben, gebrochen werden; die feinen Nadeln, worin es sich sondern läfst, sind sehr scharf und stechend, wobei sich die diesem Mineral eigenthümliche grofse Zähigkeit zu er- kennen giebt. Aufserdem findet sich dort ein theils grünliches, theils gelbliches, sehr weiches Mineral, welches das vorhergehende in grolser Menge begleitet, aber noch nicht untersucht ist; und weiter Arragonit mit Mesotyp und Kalkspath bei dem Vorgebirge Nulluk; Moosagat und Bergkrystall auf Trapp bei Igiarsuk und schwarzer bituminöser Arra- gonit bei Noursak. Die Umgegend von Noursak zeigt auch noch besonders Kalk- spath in merkwürdigen, kugelförmigen Theilen, und verschiedenen an- deren Formen und Varietäten; Arragonit in grolsen, sternförmig grup- pirten und in Kalkspath eingelagerten Krystallen, in welcher Form dies Mineral hier spaltenförmige Gänge von 8 bis 10 Zoll Dicke ausfüllt; Die Mineralien Grönlands und ihre Fundorte. 385 ferner fadenförmigen Arragonit; Chalcedon in verschiedenen Farben; ein braunes opalartiges Mineral und Hyalith. 6) Distriet von Omenak. — Die Gebirgsbeschaffenheit ist wie die erwähnte und hat sich an seltenen Mineralien bisher nicht sehr reich gezeigt. Die Umgegend von Niakornak bietet verschiedene Zeolithe, theils krystallisirt, theils dicht oder von verschiedener krystallinischer Structur, sich im Aussehen dem Okenit, Mesotyp, Prehnit, Comptonit und ande- ren nähernd, aber noch nicht untersucht und bestimmt. Sie sind alle ziemlich grofse, massive Stücke ohne daran hängendes Gestein; los- liegend am Strande, theils in den Flufsbetten gefunden. Ein sehr ge- wöhnlicher dichter Zeolith darunter zeigt sich im Bruche dem Porzellan oder Biskuit nicht unähnlich. Aufserdem findet man dort Okenit; be- sonderen krystallinischen Trapp mit einem dunkelbraunen, halbmetalli- schen, glänzenden Mineral, und andere eigenthümliche kugelrunde Trapp- massen unbekannten Ursprungs, lose auf der Oberfläche vorkommend; dann Chalcedon, theilweise mit Kalkspath, besonders in der Gegend von Sermesok häufig; Kalkspath und Bergkrystall, beide in verschie- denen Formen und Varietäten, den zuletzt erwähnten namentlich in ausgezeichnet klaren und an beiden Enden entwickelten Krystallen, Ferner Trapp mit Olivin; Dolomit mit einem unbekannten Mineral, auf Kangek vorkommend; und endlich baumartige Kohlen und eine sie begleitende faserige, bastartige Masse, von Lehm umgeben, in der Kohlenschicht oberhalb Hifliks Thal, zwei Meilen vom Strande der Holländerbucht. An verschiedenen Punkten der südlichen Festlandsküste fand man Dolomit mit einem unbekannten Mineral, und mit Tremolit und einem anderen weicheren Mineral; dann grünlichen Feldspath allein, und mit Titanit verbunden, Alles besonders am Jökul bei Sarfarfiık; ferner schwarze und graue Hornblende bei Kellakitsok; Gneis mit Schwefel- kies am Jökul bei Sermiarsut; weilses asbestartiges Mineral mit Glim- mer am Jökul bei Assakak; und endlich krystallinischen Trapp und Trapp mit Olivin bei Sarfvaet. Die Gegend bei Karsok liefert weilsen Sandstein, in dem Graphit- schichten vorkommen, dunklen Sandstein mit eingemischtem Graphit, _ reinen und schieferigen Graphit; besonders eigenthümlichen Trapp, der die Gebirgsart unter der Graphitschicht bildet; Quarz mit schwarzer Hornblende in langen dünnen Prismen, der die Gänge in derselben Gebirgsart bildet; und verschiedene losliegende Zeolithe auf der Ober- fläche in einer Höhe von 3 bis 4000 Fufs über dem Meere. Ferner kommen hier und dort auf der südlichen Festlandsküste vor: Kalkspath, Quarz und Chaleedon; verschiedene Zeolithe, darunter Zeitschr. f. allg. Erdk, Neue Folge. Bd.IV. 25 386 H. Rink: ein glimmerartiger bei Ujaratorsoit; bei Kome Dolomit als lose Blöcke, und schwarzer Arragonit; verschiedene, theils nicht bestimmte Zeolithe am Jökul von Tuagarsoit; ebendort Trapptuff und Trapp als die Koh- lenlage bedeckender Gang; durch diese Berührung in Sandstein ver- härtete Kohle; gewöhnlicher Sandstein aus den Kohlenschichten; der- selbe mit einem eingemischten eigenthümlichen, grünlichen, sehr weichen Mineral; Steinkohle aus gewöhnlichen Schichten; Eisenvitriol aus den Kohlenschichten; eine eigene Varietät desselben (3 schwefelsaures Eisen- oxyd); Rinden von schwefelsauren Salzen (Alaun?) als Ueberzug der Felswände; Schiefer mit Resten und Abdrücken von verschiedenen fos- silen Pflanzen, besonders Farrnkräutern. Der Assakak-Jökul lieferte fossiles Holz von hellbrauner Farbe, Stücke von einem Knorren und grolse flache Stücke, theils auch in Kohle mit Pechglanz verwandelt, worin die Fibern des Holzes ver- schwunden sind. Auf dem Vorgebirge von Upernivik findet man Steinkohlen mit ausgezeichnetem Pechglanz; bei Omeneitsiak einen eigenthümlichen weilsen oder bläulichen Feldspath, theils mit Farbenspiel in kleinen losen Stückchen; Strahlstein mit Glimmer und Bronzit (?); Epidot mit rothem Feldspath und Hornblende und auch auf Quarz krystallisirt; Magnetkies. Die Insel Omenak bietet gewöhnliche schwarze Hornblende; braune grolskörnige Hornblende, von Glimmerblättehen durchdrungen; asbest- artigen Strahlstein; grofskörnigen Feldspath, besonders am grünen Vor- gebirge; rothen Feldspath mit schwarzer Hornblende; Feldspath in un- deutlichen Krystallen mit Kalkspath; dichten Epidot mit Quarz; Bronzit; Anthophyllit in einer körnigen, quarzartigen Masse als losen Block; und eine feinkörnige braune anthophyllitische Gebirgsmasse. Auf der Grolsen Insel (Storoen) findet man: beim Vorgebirge röthlichen Feldspath; einen besonders dichten grünlichen Feldspath und ein feinkörniges epidotreiches Gemenge; ferner andererorts röthlichen Kalkstein mit einem augitartigen Mineral; Kalkspath mit einem zeolith- artigen Mineral; gewöhnlichen Gneis; Hornblende in sehr grolsen Schichten; ein grünes, salitartiges Mineral; grofskörnigen Albit; Turma- lin, zum Theil als Bruchstücke sehr grofser Krystalle, die in Albit ein- gelagert, aber leider so fest sitzen, dafs sie nicht in ganzem Zustande zu erhalten sind; schwarzen Glimmer, undeutlich in Quarz krystallisirt; albitartigen Feldspath mit einem dem Yttrotantal ähnlichen unbekannten Mineral; Titaneisen mit Granaten in Hornblende; verwitterte granat- artige Gebirgsart mit Granit; edle Granaten in Asbest und Gneis; Schwefelkies in kleinen losen Stücken, Bruchstücke von Würfelkrystal- len; Graphit in losen Stücken; ein hellblaues unbekanntes Mineral in Die Mineralien Grönlands und ihre Fundorte. 387 sehr verwitterter Gebirgsart, und ebendaselbst ein anderes unbekanntes Mineral, als kleine gelbe Prismen; bei Itivinge grofse Blöcke Magnet- kies; Kalkspath; Alaun in feinen weilsen Krystallen, als Rinde der Felswände, dann als feste fadenartige Masse, und eine auf gleiche Weise vorkommende grünliche' Rinde, und endlich verschiedene nicht bestimmte Mineralien. Gewöhnlichen Topfstein bietet der Kariak-Eisfjord; an der Bucht von Anorritok findet sich sehr grofskörniger, blättriger, grüner Strahl- stein; anthophyllitischer Strahlstein; grüner, blättriger Talk, theilweise undeutlich krystallisirt mit Kalkspath; weilser Feldspath in undeutli- chen Krystallen; gewöhnlicher Feldspath oder Orthoklas, in Talk kry- stallisirt. Hier fand man bisher die einzigen guten und deutlichen Krystalle dieses in Nord-Grönland gewöhnlichen Minerals. In der- selben Gegend zeigt sich auch eine sehr ausgebreitete braune antho- phyllitartige Bergart. Strahlstein mit Anthophyllit lieferte Itifliarsuk; grobkörniger Trapp findet sich bei Okaitsok als breiter Gang; gewöhnlicher Dolomit und desgleichen mit Glimmer und Tremolit und einem unbekannten Mineral bei Okesiksak; Trappgänge im Innern der Eisfjorde bei Innerit, und an nicht genau festgestellten Orten Bergkrystall. 7) Distriet von Upernivik. — Wenn man den Graphit auf Langö und gewisse Mineralien, die ihn begleiten, ausnimmt, giebt es auch in diesem Distriet nichts besonders Merkwürdiges; doch haben die Gebirgsarten auf den nördlichsten Inseln eine sehr eigenthümliche Zusammensetzung und ein veränderliches Aussehen. Die Trapp- und Kohlenbildung in dem südlichen Theile bietet dar: gewöhnlichen Trapp bei Innerit; säulenförmigen Basalt bei Sukausät; Sandstein und Schiefer, worin die Kohlenlager gefunden werden, und Kalkspath bei Innerit; Analeim und Chabasit bei Sukausät; Levyn, und verschiedene Zeolithe auf der Insel Kivsak und dem Festlande; baumartige Kohlen am Fjord Amitoarsuk. Die Bergart der Urgebirge liefert auf der Insel Pröven: Granit und eine eigenthümliche Gangmasse; bei Ikaresak weilsen Feldspath mit Granaten; auf Langö verschiedene Bergarten; auf der Uperniviks- Insel Quarz und Feldspath mit regelmäfsig eingelagerten, kugelförmi- gen Granaten; auf Grisee sehr verschieden zusammengesetzte Berg- arten mit besonderem Reichthum an Granaten; bei Kasorsoak Gneis; bei Sauernek Hornblende, Granit, und bei Nutarmiut und auf Grisee Trappgänge. "Ferner fand man noch an besonderen Mineralien auf der Insel Upernivik: Anthophyllit, nelkenbraun und halbdurchsichtig und zum Theil verbunden mit einem schönen, grünen Smaragdit, auch theilweise 25“ 388 H. Rink: in Feldspath krystallisirt, und in einer hellbraunen undurchsichtigen Varietät, ferner weilsen Feldspath mit Magneteisen, und mit grünem Strahlstein krystallisirt. Langö bietet noch: Dichroit in grofser Verbreitung in den Gebirgs- arten der ganzen Insel und überall durch sein blaues Farbenspiel be- sonders erkennbar, weiter nach Norden in höchst merkwürdigen gros- sen Krystallen; ein weiches, grünes, unbekanntes Mineral in weilsem Feldspath; ein anderes’ unbekanntes grünes, dichtes Mineral; Graphit . mit Dichroit; dasselbe mit durchsichtigem Feldspath oder Adular, und mit edlen Granaten; beide mit Dichroit; blättrigen Graphit; ausge- zeichneten fadenartigen oder faserigen Graphit; edle Granaten; ocker- artige Rinde der Felswände bei den Graphitschichten. Bei Kikertarsoak fand sich dichter Epidot und an verschiedenen nicht zu bestimmenden Orten: Schwefelkies in zusammengruppirten Würfeln, in Octa&dern krystallisirt; Tremolit in einer grünen Masse; Nephrit (bei Godhavn); grüner Idokras; kugelförmig zusammenge- häufter Glimmer; Bergkrystall; Chalcedon, theilweise grün; Rauchto- pas; und verschiedene merkwürdige Rollsteine, die auf den schwimmen- den Eisfjelden liegen, und ebendort auch Lehmmassen. Die Insel Sauig bei Christianshaab liefert ausgezeichnet festen und guten Torf; die kleineren Inseln bei Egedesminde eine losere moos- artigere Torfmasse. Die gehobenen Lehmschichten an der Südostbucht und bei Pattorfik im Omenaksfjord liefern wie die darüber liegende mit Lehm gemischte Sandschicht eine Menge Conchylien, unter denen Herr Mörch 13 Arten feststellte, von denen zwei bisher nicht lebend an der grönländischen Küste, wohl aber bei Island und Neufundland vorkommen. Hierzu kommt endlich noch eine Sammlung Muschelschalen, die über dem Ni- veau des Meeres auf Erbprinzen-Eiland gefunden sind, und eine Anzahl aus verschiedenen Arten von Quarz gefertigter Pfeilspitzen und ein Stück gediegenes Eisen von 21 Pfund. I. Süd-Grönland. Quarz. Von diesem den Hauptbestandtheil aller Gebirge bilden- den Mineral kommen nur wenige Varietäten, die sich durch ihre Kry- stallisation oder andere Eigenschaften auszeichnen, in Süd-Grönland vor. Die gewöhnliche Art wird hier und dort in bedeutende selbst- ständige Schichten ausgeschieden gefunden, wie z. B. um Arsut und Sennerut im Distriet Fredrikshaab. Neben dem Kıryolith zeigen sich sehr grofse, aber nicht deutlich entwickelte Krystalle; in einzelnen grölseren Strecken des Sukkertoppen-Districts zeichnet sich der Quarz durch eine bläuliche Farbe aus. a ad U a a au Die Mineralien Grönlands und ihre Fundorte. 389 Kieselsinter wird von den warmen Quellen auf Ounartok im Distriet Julianehaab abgesetzt. Gewöhnlicher Bergkrystall findet sich hier und dort, aber nicht von bedeutender Gröfse, ausgenommen am Fjord Tunnudliorbik und bei Igalliko im Distriet Julianehaab. Der grölseste Krystall war 6 Zoll lang und 4 Zoll im Durchmesser. Grünliche Krystalle, Asbest oder Strahlstein enthaltend, sind in demselben Distriet bei Nunarsoit . gefunden. Rother und grüner Jaspis und verschiedenfarbiger Horn- stein kommen um Igalliko und an mehreren anderen Orten vor, aber nicht in grofser Menge; Karneol ebenfalls bei Igalliko; Olivin an verschiedenen ‘Stellen im Trapp. Feldspath. Von diesem Mineral zeigen sich verschiedene Arten in den verschiedenen Varietäten des Granits. Ein grofser Theil der- selben dürfte Albit sein; er ist aber noch nicht chemisch oder kry- stallographisch untersucht. — Adular oder ein durchsichtiger Feldspath ist als Bestandtheil des massiven Granit oder Syenit vorherrschend, aber nur selten in grofsen Körnern ausgeschieden. — Opalisirender Adular findet sich im Distriet Godthaab. — Ein labradorartiger Feldspath tritt als weiter Kamm an mehreren Stellen in Julianehaab auf. — Gewöhnlicher Feldspath, meist weils oder graulich gelb, theilweise mit Quarz gemischt, als Schriftgranit, findet sich an mehre- ren Stellen in ganzen Schichten, so dafs man gröfsere reine Stücke desselben erhalten kann. Amazonenstein bildet den Bestandtheil eines Ganges im Granit oder Syenit auf Nunarsoit an der Mündung von Torsukatek im Distriet Julianehaab. Der Fundort ist nahe am Meere, aber, wie es heifst, fast erschöpft, so dafs schöne Stücke jetzt schwer zu erhalten sind. Bimsstein findet sich hier und dort am Strande in abgerundeten kleinen Stücken und ohne Zweifel vom Meere angespült und von Is- land oder Jean Mayen kommend. Dichter Skapolith kommt in Schichten oder Gängen und an mehreren Stellen als Kamm im Distriet Julianehaab vor; mit Granaten, Eisenglanz und mehreren unbekannten Mineralen verbunden an der Süd- bai im Distriet Holsteensborg, mit Turmalin aber im Distriet Godthaab. Giesekit sitzt in losen Stücken Porphyr auf der Halbinsel Akul- liarosek bei Igalliko; Nephrit findet sich hier und dort im Distriet Godthaab; Sodalith zeigt sich in grofser Menge als wesentlicher Be- standtheil einer Gebirgsart zwischen den Fjorden Kangerdluarsuk und Tunnudliorbik im Distriet Julianehaab, wo er theilweise auch deutlich krystallisirt ist; Eudialyt begleitet gleichfalls in grofser Menge und in Krystallen von 3 bis 4 Zoll Durchmesser das vorige Mineral. 390 H. Rink: Zeolithe sind nur sehr sparsam und undeutliche gefunden. Ein strahliger Zeolith im Basalt und Analeim und Prehnit in Grünstein- porphyr im Distriet Julianehaab. Ein kleines Stück Stilbit wurde hier im Grofseise gefunden und wahrscheinlich durch dasselbe aus den Ge- genden des nördlichen Eismeeres herbeigeführt; dasselbe begleitet aber auch das Kupfererz in der Josvas-Mine. Glimmer. Dieser. dritte Hauptbestandtheil der Gebirge kommt nicht häufig in gröfseren regelmälsigen Platten vor, zeigt sich als ein . schwarzer Glimmer am südlichen Strömfjord, als weilser und grüner Glimmer, theils Amiant einschliefsend, in der Gegend um Amaraglik im District Godthaab. Bei dem Kryolith hat Taylor eine merkwürdige krummschieferige Varietät in kleinen regelmäfsigen, halbkugelförmigen Massen gefunden. Krystallisirter Glimmer begleitet den Amazonenstein. Chlorit ist möglicherweise in einzelnen: weichen Schiefern von dunkelgrüner Farbe als Hauptbestandtheil enthalten, die sich dem Topf- steine nähern und in der Josvas-Mine vorkommen. Smaragdgrüner Chloritschiefer kommt am Arsut-Fjord vor. Talk brachten Grönländer in ausgezeichneter grünlich weifser und blättriger Masse vom südlichen Strömfjord mit; aufserdem findet sich dieses Mineral als Hauptbestandtheil im Topfstein, und zeigt sich die- ser im Distriet Godthaab in ganzen Schichten besonders talkartig. Ver- härteten, fadenartigen und asbestartigen grünen und weilsen Talk findet man in ‚demselben Distriet bei Kariät. Talkschiefer in Schichten auf Mathiesens-Land (Akkia) im Distriet Julianehaab und erdartigen Talk im Distriet Holsteensborg. Edler Serpentin findet sich in Kugelform in den Teopfstein- schichten an verschiedenen Stellen des Distriets Godthaab. Einige Va- rietäten des Topfsteins selbst, besonders die grüne und etwas härtere, müssen möglicherweise zu diesem Mineral gerechnet werden; es kommt besonders auf einer Landspitze bei Illuilarsuk vor. Hornblende kann als der vierte Hauptbestandtheil aller Gebirgs- massen angesehen werden; nur selten findet man Gneis oder Granit, worin er fehlt. Dagegen findet man häufig ganze Schichten von Horn- blende in verschiedenen Varietäten, namentlich im District Fiskernäs- set; ebenso auch krystallinische Gebirgsarten, in denen die Hornblende einen Hauptbestandtheil bildet und den Glimmer ganz verdrängt, was besonders in dem merkwürdigen Gestein stattfindet, an welches sich Eudialyt und Sodalith schliefsen. Doch kann man wohl im Ganzen sagen, dafs dieses Mineral hier nicht so häufig und so verschiedenartig vorkommt, als in Nord- Grönland. Gewöhnliche schwarze Hornblende zeigt sich in grofsen Krystallen und sehr grofsen krystallinischen Platten, mit regelmälsigen Die Mineralien Grönlands und ihre Fundorte. 391 Bruchflächen von mehreren Zollen Durchmesser, theils im Verein mit Eudialyt, tbeils in der Nähe desselben. An denselben Stellen wird auch das Grönland eigenthümliche Arfvedsonit gefunden, da es aber im Aus- sehen der gewöhnlichen Hornblende gleicht, ist es ungewils, in welcher Menge es vorkommt. Grüner und brauner Strahlstein zeigt sich asbestartig bei Tunnudliorbik, und glasartig an verschiedenen Stellen im Distriet Godt- baab; Smaragdit bei Sukkertoppen. Von dem in Nord-Grönland so häufigen Dolomit mit Tremolit ist nur ein grolser loser Block im District Julianehaab gesehen. As- bestartiger und glasartiger Tremolit findet sich theils in Talkschich- ten, theils so bei Kariät, bei Hjortetakken und an mehreren anderen Stellen im Distriete Godthaab. Gewöhnlicher Augit macht vermuthlich einen Bestandtheil des Trapp aus, ist aber noch nicht gefunden. Salit zeigte sich hier und da, bei Tornarsulik in Holsteensborg und an mehreren anderen Stellen im Distriet Godthaab, jedoch nicht krystallisirt. Asbest und Amiant findet sich hier und dort in geringer Menge, meist im Distriet Godthaab, bei Narsak, Karosuk und Kariät, aber auch im Distriet Fiskernässet und in der Josvas-Mine. Krokydolith brachten Grönländer von unbestimmten Fund- orten mit. Lehm wird nicht unter merkwürdigen Formen gefunden, sondern wie gewöhnlich fast immer sehr sanduntermischter Lehm mit Sand- schichten wechselnd, überall wo Flachland nahe am Meere liegt. Thonschiefer zeigt sich hier und dort im Distriet Godthaab und bei Arsut. Speckstein findet sich nur als weilse, durchscheinende Topf- stein -Varietät. Granaten, in feinen Körnern eingesprengt, zeigen sich hier und dort als wesentliche Bestandtheile ganzer Gebirgsstrecken, namentlich in dem Distriet Sukkertoppen und dem südlichen Theil von Juliane- haab. Gewöhnliche Granaten sind sehr verbreitet, theils krystal- lisirt, theils dicht, im Verein mit Schwefelkies namentlich um Ama- raglik und auf Ikartok im südlichsten Theile des Distriets Fiskernässet, wo die grölsesten Krystalle vorkommen. Edle Granaten finden sich am meisten um Amaraglik, am südlichen Strömfjord und an der Süd- bai, aber nur von geringer Gröfse und Qualität. Gelbe Granaten in schönen kleinen Krystallen begleiten das Kupfererz in der Josvas- Mine. Krystallisirter Dichroit kommt bei Kassigiengoit im Distriet Godthaab vor. 399 H. Rink: Epidot ist in dichten grünen Massen ziemlich verbreitet, krystal- lisirt seltener, am häufigsten auf der Insel Arsut, an verschiedenen Stellen im Distriet Godthaab und in der Josvas-Mine. Zirkon zeigt sich schön violett, in langgezogenen Krystallen, als Begleiter des Allanit, überall wo sich dieser findet, im Distriet Godt- haab und bei Avigeit im Distriet Fiskernässet. Aufserdem in kleinen gelben Krystallen im Syenit auf Nunarsoit und in einem feldspatharti- gen Gange bei Kaksiarsuk am Igallikofjord. Schmirgel soll auf Arsuts Grofsinsel gefunden sein; Beryll bei Kangerdluarsuk im Distriet Julianehaab. Turmalin von gewöhnlicher schwarzer Art ist nicht selten in weilsem Feldspath bei Nennortalik im Distriet Julianehaab; am ausgezeichnetsten jedoch in grofsen Kry- stallen, die im Glimmerschiefer am Amaraglik-Fjord gefunden werden. Saphirin findet sich im Glimmerschiefer, ganz nahe bei der Colonie Fiskernässet selbst. Allanit ist nicht selten, in grölsester Menge und in grofsen Krystallen bei Avigeit in Distriet Fredrikshaab. Gadoli- nit ist auf Sermosok und an anderen Orten gefunden; Fergusonit bei Sermosok und bei Sardlok im Distriet Julianehaab. Kalkspath kommt sehr sparsam vor, gewöhnlich nur in ganz dünnen Schichten und Gängen; am meisten in den Distrieten Godt- haab und Fredrikshaab, auf der Arsut-Insel und in Julianehaab bei Nunarsoit, mit Eisenglanz krystallisirt in Tunnudliorbik, am Serme- liksfjord und endlich auf der Insel Sermesok; als Kalksinter in ein- zelnen Löchern. Dolomit fand sich, so gewöhnlich er in Nord-Grönland ist, nur in einem losen Blocke auf Tuktotoarsuk im Distriet Julianehaab. Flufsspath ist ebenfalls nur sparsam gefunden als Begleiter des Kryoliths bei Arsut und des Kupfererzes in der Josvas-Mine, an den Fjorden Kangerdluarsuk und Tunnudliorbik, und endlich hier und dort als Ueberzug auf zerklüfteten Flächen des Granits. Kryolith war bisher nur als weiflses oder durch beigemischtes Eisen etwas röthliches Mineral bekannt; durch Herrn Taylor’s Arbei- ten erwies es sich aber, dafs dies nur die äufserste der Luft ausgesetzte Schale ist, wogegen er in gröfserer Tiefe eine bläulich graue Farbe annimmt. Schwerspath ist nur in einem einzelnen kleinen Stücke von einem Grönländer aus der Gegend von Igalliko eingebracht. Eisenspath begleitet in grolsen Krystallen den Kryolith, zeigt sich aber sonst nur in geringer Menge hier und dort auf der Insel Ar- sut und der naheliegenden Grofs- Insel. Kupferlasur findet sich sparsam in der Josvas-Mine. rü u Zr | | Die Mineralien Grönlands und ihre Fundorte. 393 Apatit kommt zwar sparsamer als in Nord-Grönland vor, aber in Krystallen bei Fredrikshaab und auf Omenak. Magneteisen findet sich sehr häufig als Sand und feine Körner in mehreren Gebirgsarten, seltener als Schicht von ein paar Zollen Dicke, wie am südlichen Strömfjord, auf Simiutät im District Godthaab, bei Nunarsoit und am reichlichsten bei Tunnudliorbik. Eisenglanz zeigt sich nur in Form feiner Scheiben und als Ueber- zug in Klüften, von Kalkspath und Bergkrystall begleitet. Am schön- sten findet er sich am Fjord Tunnudliorbik. Brauner Eisenstein findet sich auf der Grofs-Insel bei Arsut; gelber okkerartiger Eisenstein hier und dort, als Rinde oder Tropfstein; Titaneisen bei Narsak, bei Fiskernässet und im Distriet Fredrikshaab wie Magneteisen. Zinnstein mit Kryolith bei Arsut und im Syenit bei Fredriks- haab. Wolfram im Syenit bei Fredrikshaab, und ein Krystall desselben bei Tunnudliorbik, doch ist es unsicher, ob es dies Mineral ist. Gediegenes Silber ist in losen Stücken auf der Grofs-Insel bei Julianehaab gefunden. Gediegenes Eisen, das sich nach der Untersuchung des Pro- fessor Forchhammer als Meteoreisen ergab, fand sich in der Nähe von Fiskernässet. Schwefelkies zeigt sich ziemlich häufig, obschon selten in gros- sen Krystallen, am schönsten bei Amaraglik. Arsenikkies ist in grolsen Körnern in den Granit bei Nennor- talik eingesprengt und zeigt sich in gröfserer Menge als Begleiter des Kryolith. Buntkupfererz fand sich hier und dort im District Julianehaab, besonders auf der Grofs-Insel und in der Josvas-Mine. Kupferkies hier und dort, aber sehr sparsam und in dünnen Streifen oder Kör- nern, am reichlichsten im Kryolith. Bleiglanz begleitet den Kryolith und findet sich aufserdem am Igalliko-Fjord und anderen Stellen. Kupferglanz begleitet das bunte Kupfererz. Molybdänglanz ist ziemlich allgemein bei Narsak, Kangarsuk und in Begleitung des Kryolith. Zinkblende findet sich wie das vorige Mineral und am Igalliko- Fjord. Graphit bei Nennortalik und Kangerdluarsuk, auf der Arsut- Insel und an anderen Orten. Endlich mufs noch bemerkt werden, dafs ein Theil schon gefun- 394 Miscellen: dener Mineralien, namentlich der Begleiter des merkwürdigen Kryolith und Eudialyt, noch nicht untersucht ist, und ohne Zweifel neue Mine- rale enthält. Ein Vergleich mit den nordgrönländischen Producten zeigt als nur in diesem Landstrich vorkommende Minerale folgende: Chal- cedon, Moosachat, Hyalith, Opal, dunkelgrüner durchscheinender Feld- spath, Idokras, Stilbit, Chabasit, Levyn, Mesotyp, Natrolith, Analeim, Okenit in drei Varietäten, einen glimmerartigen Zeolith, Chlorophäit und mehrere noch nicht bestimmte Zeolithe in den Löchern des Trapp, Anthophyllit, Bronzit, grünen Diallag, Diopsid, Titanit, schwarzen Spi- nell, Alaun, Eisenvitriol, schwefelsaures Eisen, Arragonit, Magnetkies, gediegenes Kupfer als Spur, fossilen Harpix (?), Steinkohle verschiedener Varietät, Anthracit, und dichten, aus Kohle verwandelten Graphit. Alte Quellen nennen noch in verschiedenen Sammlungen als in Grön- land vorgefunden, wenn auch nicht mit Sicherheit nachgewiesen: Berg- krystall in sehr merkwürdigen flachgedrückten Formen aus der Gegend von Godthaab; Apophyllit ebendorther; Bitterspath; phosphorsaures Ei- sen im Asbest bei Arsut; Lieyrit; Wavellit mit Kalkspath am Ome- naks-Fjord und Schwefel, als Bindemittel eines Conglomerats. Ein Seitenstück des Meteoreisens von Niakornak ist später zufällig von einer Yacht bei Fortunebai als Ballast mit eingeladen und beim Auswerfen desselben erst erkannt worden. ‘ Miscellen. Weitere Mittheilungen aus dem Tagebuche Mr. Crowther’s über die letzte Niger-Expedition. Nach „The Church Missionary Intelligencer,“ April und Mai, mitgetheilt von Prof. C. Ritter. ') Das Tagebuch des Missionar Crowther im Lager am Nigerstrom, in dem sich die Mannschaft des gescheiterten Dampfschiffes unter Dr. Baikies Com- mando befindet, ist in seinen 86 Folioseiten so umfangreich geworden, dafs es nicht mehr vollständig vom „Church Missionary Intelligencer “ mitgetheilt, ein Separat- Abdruck desselben also um so wünschenswerther wird. Seine Berichte bestätigen, dafs die Mission unter ihm eine der einflufsreichsten werden wird. An der grolsen Schlagader des Nigerstroms, wo Strom an Strom sich aneinander- reihen, verbreitet sich schon unter die vielen benachbarten "Völkerschaften das Evangelium mit einer bisher in der Mission ungewohnten Schnelligkeit. Das ’) Fortsetzung des in diesem Bande $. 144 u. 233 enthaltenen Berichts. u A n Weitere Mittheilungen über die letzte Niger - Expedition. 5395 Waehsthum der Sierra Leone - Mission war sehr langsam; hier waren sehr schwere Hemmungen zu bekämpfen, so dafs sie wiederholt schon in den letzten Zügen zu liegen schien; aber Gott erhielt sie. Die Yoruba-Mission machte schon schnel- lere Fortschritte; aufser den europäischen Missionaren nahmen auch Einheimische lebhaften Antheil an ihr und das Evangelium konnte schon in der Landessprache verkündigt werden. An dem Ufer des Nigerstroms sind es Einheimische, geborne Neger allein, welche die Mission ganz allein auf sich genommen, wodurch die Theilnahme der Sierra Leone-Mission um vieles erhöht ist. Denn für die vielen hier im centralen Nigerlande einheimischen Sprachen sind die Sprach-Studien der Sierra Leone-Mission die wahre Vorschule zur Mittheilung des Evangeliums am Niger geworden. Eine grofse Bewegung scheint sich aus der Mission von Sierra Leone vorzubereiten, um in grofser Anzahl in die Mission am Nigerstrom einzu- wandern, wo der Neger-Missionar Mr. Crowther ein so gro/ses Vertrauen besitzt; sein Tagebuch wird in einer billigen Ausgabe für die Sierra Leone-Bevölkerung gedruckt werden und ein lehrreicher Wegweiser und Lehrer für dieselbe sein. Nur einzelne Stellen können hier noch hervorgehoben werden, um auf das Feld der Mission am Niger einen Blick zu werfen, zumal auf den Fortschritt der Idzo, der Bewohner des Deltalandes, und den Einflufs der Mission. Schon ist der Gebrauch der Kleidung bei den früher nackt gehenden Män- nern ziemlich allgemein geworden. Selbst bei ihren Fischereien oder sonstigen täglichen Beschäftigungen tragen sie jetzt Hemden. Shirt und Manchester-Waaren werden mit Ziegen, Vögeln, Yams und Holz eingetauscht. Ihr Ackerbau hat sich gegen frühere Zeit sehr gebessert, wenn er auch noch nicht die bessere Agrieul- tur der Eingebornen der Binnen-Mission erreicht. Schon hat man an den Ufern des Stromes, wo Dörfer stehen, bessere und bequemere Einschnitte zu Landungs- stellen gemacht, und an anderen zu steilen Ufern Staffeln zum Aufsteigen von Holz angebracht. Brafs-Canoes (d. i. aus der Mündung des Brafs-Flusses) sieht man schon sehr viele auf dem Strome, vor dem Dorfe Hippotiama wurden 17 gezählt, in den andern Dörfern mehr oder weniger, so dafs wir beim Vorüber- schiffen nicht weniger als 100 grofse Canoes trafen, deren mehrere 6 Puncheons hielten, und die alle mit Palmöl handelten. Dem Dorfe Kayama gegenüber wohnt ein Stamm im Innern, genannt Egen, dessen Sprache dem Idzo gleicht und ein Dialect des Brafs und Bonny ist. Sie bereiten Palmöl und bringen es zum Ver- kauf an das Stromufer zum Absatz an die Brafs- Händler. Zur Erforschung des innern Delta sollte in der trocknen Jahreszeit vom Ufer der Dörfer Hippotiama, Kayama und Agberi eine Excursion in das Innere gemacht werden. Das Binnenland abseits der Flufsarme scheint trockner zu sein als man bisher vermuthete, Ich fragte Ndawa, den Häuptling von Angiama, ob es dort nicht trockne Stellen zu einer Niederlassung gebe, und er sagte, daran fehle es nicht. Die Zahl der Uferdörfer am Niger deren Namen in der Karte eingetragen sind, beträgt von Kperemabiri bis Akra Utiri unterhalb Abo 27. Nach einer Schätzung hat ein Dorf zwischen 250 und 700 Bewohner, oder im Mittel jedes 475 Einwohner, wonach die Gesammtbevölkerung der Uferorte bis Akra Utiri 12,825 Seelen betragen würde. Für diese Dörfer könnten leicht Schullehrer oder Schrift- Vorleser unter der Direction eines oder einiger Missionare eingesetzt werden, die 396 l Miscellen: man mit Booten oder Canoes versehen müfste, um ihre periodischen Besuche in den zerstreut liegenden Dörfern zu ermöglichen. Wenn diese Delta- Bewohner unterrichtet wären, würden auch die Bewohner des Binnenlandes bald zugäng- licher werden. 26. Juli. Die erste Missionsanlage Onitsha, wo sich der Missionar J. C. Taylor niedergelassen hatte, wurde an diesem Tage besucht. Die Eingebornen — Odiri, den Sohn des Königs, ausgenommen, dem man vor 3 Jahren bei der er- sten Beschiffung auf dem Marktplatze begegnet war, hatten noch keinen Weilsen gesehen, und waren mifstrauisch gegen die 2 grofsen Schiffe, die vor ihrem Markt- platze Anker warfen. Sie waren so erschreckt, dafs sie gewaffnet erschienen und scheu vor unserer Mannschaft zurückwichen. Aber bald kam es zur Ver- ständigung und einer von ihnen bot sich selber zum Führer nach dem Marktorte an. Der Weg dahin führte zwischen weiten Culturfeldern von Yams, Indisch Korn und junger Baumwollensaat hin, war sehr gut, reinlich und trocken, ging zum Theil durch losen Sand. Nach geringem Aufsteigen 13 Miles von dem Flufs erreichte man den Eingang zur Stadt, die an 100 Fufs höher liegt als der Spie- gel des Nigerstroms, den man hier durch die Verzweigungen der Anpflanzungen vor sich liegen sieht. Die Oberfläche des Bodens ist Sand, aber darunter liegen tiefe Mergellager und Thonschichten, aus denen die Häuser erbaut sind, nach Art der Yoruba-Wohnungen, aber viel schlechter und im Innern mit wenig Be- quemlichkeit. Die Stadt steht ganz in Gebüschen hoher mächtiger Kokos-Palmen, auch anderer Palmen und Bäume, deren Namen mir unbekannt sind. An der Thür des Orikabue, eines der Räthe des Königs, angekommen, wollten wir ihm unsere Aufwartung machen, da er aber abwesend war, gingen wir weiter zur Wohnung Odiris, des Sohnes des Königs, dem wir vor 3 Jahren auf dem Markt- platze begegnet waren. Indefs hatte sich viel Volk, Männer und Weiber, um uns versammelt, die immer entflohen, wenn Europäer mit langen Backen- und Schnurrbärten ihnen nahe kamen. Nach kurzem Aufenthalt bei Odiri wurden wir zum offenen Audienzsaal des Königs eingeladen. Erst nach langem Verweilen wurden wir in das äu/sere Quartier eingelassen, wo der König Akazua uns em- pfing. Nach den gewöhnlichen Empfangs - Ceremonien erklärte Dr. Baikie in Kürze, was uns nach Onitsha führe. Der König nahm die Mittheilung wohlwol- lend auf und zog sich dann mit seinen vier Räthen, zu denen auch Odiri gehörte, zu einer Conferenz zurück. Als er wieder erschien, erklärte er: Da die Weifsen gern unter ihnen wohnen wollten, um Handel zu treiben, so möchte jeder, der etwas dagegen habe, dies jetzt vorbringen. Wer nichts zu verkaufen habe, solle nicht in die Niederlassung gehen, damit er hier nicht in Versuchung käme zu stehlen, was ihm selbst und der Ruhe des Landes nur zum Nachtheil gereichen könne. Ein Mann aus dem Volke trat hervor und drückte die Uebereinstimmung des Volkes mit den Wünschen des Königs aus, da diese das Beste des Landes bezweckten. Doch wurde die Entscheidung auf den folgenden Tag verschoben, und der Mission erlaubt, sich nach einem Ansiedelungsplatze umzusehen. Der König bewirthete seine Gäste mit Kolanüssen. Sie kehrten zu Odiri’s Wohnung zurück, der sie mit Palmwein und Kolanüssen beschenkte. Dem Odiri, Orikabue und Ayanksha, dem Bruder des Königs und seinen Räthen, erklärte ich ver- trauensvoll, dafs wir in ihrer Stadt, gesondert vom Marktorte, eine Mission zu Weitere Mittheilungen über die letzte Niger- Expedition. 397 gründen wünschten, und dafs Mr. Taylor, der mit mir war, daselbst zu verbleiben beabsichtigte, worüber sie sehr erfreut schienen. 27. Juli. Nach dem Frühstück gingen wir nach des Königs Hofe, wo Dr. Baikie nun in vollständiger Auseinandersetzung dem Könige den Zweck unserer Herkunft erklärte, wobei Simon Jonas sein Dolmetscher war. Der König und sein Volk stimmte vollkommen unsern Wünschen zu und versprach guten Han- del mit uns zu treiben. Dann wurde Mr. Taylor als der Religionslehrer und Lehrer ihrer Brüder im Lesen vorgestellt: wenn sie ihm Aufmerksamkeit schenk- ten, würde man ihm noch viele andere nachsenden. Alle gaben ihren besten Willen zu erkennen. Darauf vertheilte Dr. Baikie seine Geschenke, erst dem Könige, der darüber sehr erfreut war, dann seinen Räthen. Hierauf forderte er sie ernstlich auf zu erklären, ob sie mit dem Plane des Etablissements überein- stimmten oder nicht, was alle bejahten. Odiri, der Sohn des Königs, hielt dem u | Volk eine lange Anrede, ebenso Ayanksha, der Bruder des Königs, und Orikabue, Das Volk drückte seine Zustimmung durch Musketenschüsse aus, worauf der König Akazua mit seinen Räthen sich zurückzog. 30. Juli. Bei einem kleinen Spaziergange durch die Korn- und Yamsfelder sah ich, dafs Baumwolle fast eben so viel angebaut wird, als zweite Ernte, nach- dem Yams und Korn eingebracht worden. Das Volk von Onitsha fabrieirt sich seine einfache Kleidung meist selbst, europäische Manufacturwaaren sind hier we- niger im Gebrauch, als am untern Laufe des Stromes. Die Nachfrage geht haupt- sächlich nach Shirts, Jacken und Strohhüten; Cowries sind hier die Münze, deren Werth aber nicht genau ermittelt werden konnte. Sie suchten sie so wohlfeil als möglich von uns zu erlangen. Die Einwohner von Abo bringen aus den unteren Theilen des Flufslaufes Salz und andere Waaren bis nach Igara, von wo das Volk von Idda diese weiter führt nach der Confluenz, wo sie dieselben für Elfen- bein und Cowries verkaufen. Die Cowries werden auf den Onitsha-Markt ge- bracht, um Palmöl einzuhandeln. 31. Juli. Bei einem Spaziergange durch die Stadt suchten wir uns eine Ansicht von ihrer Einwohnerzahl zu verschaffeu; wir zählten 26 Gruppen von Häusern, deren jede wenigstens 250 Bewohner enthielt, was für die Stadt Onitsha eine Gesammtzahl von 6500 Seelen ergeben würde. Wir besuchten einige der Häuptlinge und sprachen mit ihnen von religiösen Dingen; sie waren sehr erfreut und sagten uns zu, die Vorträge des Missionars Taylor anzuhören. Viele andere luden uns in ihre Wohnungen ein, da es aber schon dunkel wurde, versprachen wir am folgenden Tage wiederzukommen. Sie waren durch den Krieg mit ihren Ibo-Nachbarn in Schrecken gesetzt, so dafs viele ihrer Häuser, zumal die am Ostende der Stadt, verlassen waren; hier stand man fortwährend auf der Wacht gegen einen Ueberfall des Feindes; die Westseite der Stadt ist sicher. Als wir heute in die Stadt kamen und uns unserem Quartier näherten, sahen wir eine grofse Zahl nett gekleideten Volks in den Strafsen; in dem Quartier eines der Häuptlinge war eine gro/se Versammlung von Männern und Weibern, die bei Trommelschlag und Musketenfeuer tanzten, das Gedränge war so grols, dafs wir nur wenig sehen konnten, nur die Tänzer erblickten wir mit ihren an- tiken Gesticulationen. \ Als wir in unsere Wohnung zurückgekehrt waren, erzählte uns ein Häupt- 398 Miscellen : ling, das Fest sei eine Todtenfeier zu Ehren eines ihrer vor einigen Monaten verstorbenen Oberhäupter. Simon Jonas, der die letzte Nacht auf dem Lande geblieben, hatte von einem Menschenopfer gehört, das den Manen des Verstor- benen gebracht werden sollte, und dies ein Verbrechen genannt. Der Häuptling, den ich deshalb befragte, war verlegen und sagte zu Simon Jonas, dafs noch Niemand getödtet sei. Wir nannten dies ein schändliches, böses Vorhaben, zu- mal da zum Schlachtopfer eine arme hilflose Sclavin ausersehen sei, worauf der Häuptling bemerkte, sie hätten nicht gewulst, dafs dies etwas so Böses sei, und würden jetzt dafür einen Ochsen opfern. Bei der Abreise von Onitsha erneuerten der König und seine Räthe iäss Versprechen die Menschenopfer abzuschaffen, und nachdem man von Mr. Taylor und seinen Begleitern, von Simon Jonas, dem Dolmetscher, und dreien jungen Handelsleuten von Sierra Leone Abschied genommen hatte, setzte die Expedition ihre weitere Fahrt den Nigerstrom aufwärts fort., Dies ist, sagt Mr. Crowther in seinem Tagebuche, der erste und wichtigste Schritt zur Begründung einer Mission, die von Sierra Leone ihre Geistlichen er- halten wird, eine Erweiterung der Yoruba-Mission, welche unter Leitung euro- päischer Missionare gearbeitet hat. Mr. Taylor ist der erste Einheimische, wel- cher den Samen des Evangeliums am Nigerstrom ausstreut. Am 3. August wurde die Stadt Ala erreicht, wo die Mission von dem Häuptlinge wohlwollend empfangen und mit Kola-Nüssen, Palmwein, Ziegen, Geflügel und köstlichen Yams beschenkt wurde. In dieser Grenzstadt wurde so- wohl Igara als Ibo gesprochen; auch Haussa-Dolmetscher waren sehr nützlich. In Idda war zwar Befehl gegeben, dafs vor der Zusammenkunft mit dem Attah kein Verkehr mit den Schiffen stattfinden sollte; dennoch wartete das Volksge- dränge die langsame, ceremoniöse Ankunft Sr. Majestät nicht ab, umringte die Schiffe, brachte allerlei Waaren, Geflügel, Ziegen, Zeuge, Schafe, Elfenbein, so dafs das ganze Verdeck des Schiffes voll Menschen war und man sich darauf kaum bewegen konnte. Bei der Zusammenkunft Mr. Crowther’s mit dem Könige, erhielt er die Erlaubnifs, den besten Platz für die Wohnung der Missionare aus- zuwählen, mit deren Ankunft der König und das Volk sich sehr zufrieden zeig- ten. Wie wichtig dies war, erhellt auch daraus, dafs auch hier Menschenopfer in Gebrauch sind. Nachdem wir das Land besehen hatten und zum Schiff zurückgekehrt waren, traf unser arabischer Dolmetsch, Kasumo, hier mit einem Bruder Mallam und auch mit einem Yoruba-Sclaven zusammen, der ihm sagte, dafs ein Albino-Knabe, den wir im Jahre 1854 hier gesehen, von etwa 9 Jahren, hier zur Beilegung ihrer politischen Streitigkeiten geopfert worden; man hatte ihm Arme und Beine zer- brochen, ihn in eine Grube gestellt und seinen Kopf mit einem irdenen Topf be- bedeckt, unter dem er verschmachten mufste, was nach 3 bis 4 Tagen geschah, worauf man den Topf wegnahm. Solche Gräuel mufsten hier bekämpft werden. Hier begegnete man den ersten Moslemen, ein Zeichen, dafs die Expedition sich den Landstrichen näherte, die von den Felanis überschwemmt waren. Hier traf mein Haussa-Dolmetsch einen Sohn des Königs von Zaria, einen Mallam, mit dem er früher in demselben Hause gewohnt hatte, ehe er als Ge- fangener in die Sclaverei verkauft wurde. Dieser Mallam hatte hier schon 4 Jahre u Sen u u VENEN, © Weitere Mittheilungen über die letzte Niger- Expedition. 399 verweilt und wollte noch ein Jahr länger bleiben, ehe er nach Zaria zurückkehrte. Er besafs eine vollständige Abschrift des Koran und einen andern Band, der an- geblich einen arabischen Commentar zum Koran enthielt. Hier waren mehrere Muhamedaner aus Nupe. An der Confluenz trafen wir mehrere Bekanntschaften der Mission von Sierra Leone, die eben deshalb ein wichtiger Mittelpunkt für die Fortsetzung unseres Unternehmens ist. 11. August. Zu Igbegbe und an andern Orten, denen wir entgegengehen, sind wir sicher, Verwandte unserer freien Afrikaner aus Sierra Leone vorzufinden, die sich hier niedergelassen haben. W. Reader vom Owe Tribus von Kakanda, den Dr. Baikie mitbrachte, das Land zu erforschen nnd darüber in Sierra Leone Bericht zu geben, fand hier seine ältere Schwester mit 3 Kindern. Mr. Crook, ein alter Bürger von Nupe, der 1813 zu Sierra Leone frei geworden, fand hier eine alte Frau, die einst seines Vaters Weib gewesen war. W. Parker, ein Mann aus Bussa, traf hier mit seiner Schwester zusammen, und Mr. Turner, ein Yoruba, fand mehrere seiner Landsleute wieder. Das machte grofses Auf- sehen und brachte grofse Bewegung unter dem Volk hervor. Eine wichtige Folge unserer Expedition war die Ueberzeugung von der Noth- wendigkeit, dafs die arabische Sprache in der Fourah Bay-Schule zu Sierra Leone sehr eifrig betrieben werden müsse, da die arabische Sprache der Centralen Mis- sion am Nigerstrom unentbehrlich ist. Es würde schon von grofser Wich- tigkeit sein, dem eingebildeten Heiden, der nur etwa gewohnt ist aus dem Koran einen arabischen Spruch zu hören, einen solchen aus einer arabischen Bibel vor- lesen zu können; schon die arabischen Schriftzeichen imponiren ihm wie Zauber- formeln und erscheinen ihm als etwas Göttliches. Lernen die Neger erst diese Sprache lesen und schreiben, so wird der Respeet schwinden, der ihnen vor den Sentenzen und Geboten des Koran beigebracht ist. Die arabischen Schulen am Benue zu Idda und Igbegbe sind seit der ersten Dampfschifffahrt zahlreicher ge- worden (was wohl einen vergröfserten Einflufs der Muhamedaner Lehren bestätigt); gleichwohl kam das Volk uns freundlich entgegen. Bei den Galadima’s trafen wir einen Haussa-Kaufmann, der aus Kano ankam und sich bei ihnen 3 Hütten für 30,000 Cowries kaufte, um hier eine Zeitlang Han- delsgeschäfte zu treiben; er sprach Yoruba und war auch zu Illorin gewesen, wo er eine Wohnung besitzt. Von ihm erfuhren wir aus dem innern Lande, dals die unbesiegten Haussa-Stämme von Igberi und Dambari die Strafse nach Sokoto beunruhigen, weshalb man nur auf Umwegen nach Sokoto gelangen könnte. Zu Igbegbe hatte man Land zu einer Schule ausersehen, welche Christen aus Sierra Leone anvertraut wurde. 28. August. Von der Confluenz bis Muye besteht das rechte Ufer des Flus- ses aus einer Reihe von Tafelbergen, deren Abdachung zuweilen bis hart an das Ufer reicht. Ein solcher Abhang, mit Palmen und Kaffee bepflanzt, würde der Gegend einen besonderen Reiz verleihen. Auf dem linken Ufer treten die Berge all- mählich mehr nach dem Innern zurück; auf ihren Abhängen liegen zwei Städte der Igbira, um den Felani- Ueberfällen fern zu bleiben, denen die Uferstädte bis Ajara Tribut zahlen müssen. Dieses Ajara ist ein Dorf am Fufs des Berges Patteh bei der Confluenz. 400 Miscellen : Die Bassas, welche in den Ikiri-Bergen wohnen, stehen in Krieg mit Da- saba und haben die Truppen desselben mit ihren Giftpfeilen von ihren Felsburgen zurückgeworfen. Daher sind die Bassas, die schon von Natur einen zu Gewalt- thätigkeiten geneigten Charakter besitzen, voll Mifstrauen gegen jeden Fremdling und halten ihn für einen feindlichen Spion, der sie den Felanis verrathen will. Bei der weiteren Schifffahrt den Kowarra aufwärts zeigte sich in der That immer gröfsere Verarmung des Landes durch die Raubüberfälle der Felani, deren Chefs Sumo Saki und Dasaba die Eingeborenen in knechtischer Furcht erhalten, so dafs sie nichts ohne ihre Erlaubnifs zu thun wagen. 31. August. Der im Jahre 1841 nach der Niederbrennung von Rabba von den Flüchtlingen auf einer Insel angelegte Ort Egan ist gegenwärtig eine dicht- gebaute Ortschaft geworden, wo vorzüglich Weber ihre Arbeitsstühle aufgeschla- gen haben. Die Felani drücken aber diese fleifsigen Arbeiter durch Contributio- nen, verlangen von ihnen jährlich die Summe von 100,000 Cowries, und da die Bewohner diese nicht aufbringen können, nehmen die Soldaten ihnen ihr Vieh und die Webereien vom Stuhle weg und verkaufen sie. Dieser Inselort, der in sehr ungesunder Gegend entstanden ist, hat an 12,000 Einwohner. Am Zusammenflufs des Kowarraflusses mit dem Lafun oder Kaduna wurde beschlossen diesen Zuflu[s aufwärts zu schiffen, in der Hoffnung, dadurch mit den Felani-Chefs, die dort zu Bida ihr Lager haben, in freundschaftlichen Verkehr zu treten. ’ 9. September. Bei Sonnenuntergang ankerte das Schiff bei den Ruinen von Gbara, der ehemaligen Capitale des Nupelandes, die jetzt nur wenige Töpfer zu Einwohnern, aber den Namen der alten Capitale beibehalten hat. Die Lage ist hoch, am Fufs eines einsamen Berges, der von Allen Mount Barrow, von den Einwohnern Kpati Gbara genannt wird, und eine der schönsten in ganz Nupe. Da man am Ufer nur wenig Holz fand, das für den Dampfer als Brennma- terial dienen konnte, kam man erst am 12. Septbr. bei der Fähre Wuyagi an. Der Anlegeplatz bei der Fähre war etwa 13 Miles vom Zusammenflufs des Lafun und Kowarra entfernt. Seit mehreren Tagen fehlte es an frischen Lebensmitteln, weil die Felani das Land geplündert hatten. Hühner konnte man noch für Messer, Flaschen und Spiegel erhalten, aber der Preis von 1000 Cowries für eine Henne war übermälsig. Die gesalzenen Speisen im Schiff erzeugten viele Krankheiten. 15. September. Heftiger Regen erschwerte das Fortkommen. Der König schickte aus seinem Lager zu Bida Pferde und Boten, ihm eine Visite zu machen. Lieutenant Glover und Missionar Crowther, obwohl sehr unwohl, brachen auf, um dem Fürsten ihr gegebenes Versprechen zu erfüllen und ihn zu besuchen. 16. September. Die Stadt Wuyagi liegt 2 Miles von der Fähre. Erst mit der Nacht kamen wir im Lager von Bida an, wo wir in einer Hütte die Nacht zubrachten. Am andern Morgen ‚wurde durch das ganze Lager ein muhameda- nisches Gebet „Alla hakubaru“ ausgeschrieen. Da wir vor Dr. Baikie’s Ankunft dem Könige nicht vorgeführt werden wollten, besuchten wir den Markt und ver- schiedene Handwerker, einen Grobschmied, einen Schwertfeger, einen Tischler und einen Klempner, welcher letzterer die Trompete des Königs, die zu den In- signien der königlichen Herrschaft gehört und bei den Nupe’s „Akakine“ heilst, x Weitere Mittheilungen über die letzte Niger-Expedition. 401 ausbesserte. Dann kamen wir in ein Haus, in welchem mehrere Männer um ein Feuer salsen und uns fragten, ob wir Sclaven kaufen wollten. Da wir dies ver- neinten, fragten sie nach Silber-Dollars, von denen sie gern 2—3000 Stück ge- kauft hätten. Auf dem grofsen Markte, über den wir dann weiter gingen, stan- den auch Sclaven zum Verkauf feil, einige 40 Männer, Weiber und Kinder. Eine Mutter mit ihrem Kinde sollte 70,000 Cowries (2000 Cowries zu 4 Shill.) = 7 Pfd. Sterling kosten. In unsere Hütte erhielten wir vom Könige und Anderen sehr viel Lebens- mittel zugeschickt. Als auch Dr. Baikie, Mr. Davies und andere unserer Freunde eingetroffen waren, wurden wir direct zum König Sumo Zaki geführt, einem Mann von 60 Jahren, der uns sehr herzlich empfing, die Hände schüttelte und dann unsere Proposition annahm. Er fand es sehr gut, dafs wir gekommen waren sie über Gott zu belehren und Handel zu treiben; er versprach uns nach der Re- genzeit in Rabba einen Platz für eine Schule zu geben. Darauf tractirte er uns mit Kola-Nüssen, von denen er einige mit Dr. Baikie als Zeichen der Freundschaft theilte. Unsere Geschenke nahm er dankbar an und forderte uns auf, Dasaba zu besuchen, bis zu dem es nur 5 Mile weit war. Dasaba ist von väterlicher Seite ein Bruder Sumo Zaki’s, seine Mutter aber war eine Nupe. Wir fanden Dasaba, einen Mann von 40 bis 50 Jahren, in eine elegante seidene Robe geklei- det, munter und gut gelaunt. Nach den gewöhnlichen Empfangsceremonien wur- den für uns Teppiche und Felle ausgebreitet. Er ging auf Alles ein, was sein Bruder versprochen hatte. Sumo Zaki’s Wünsche, sagte er, seien auch seine Wünsche. Als Baikie ihm seine Geschenke überreicht hatte, war er darüber so erfreut, dafs er ihm eine Kuh schenkte, dann noch ein Schaf, Yams und einen Krug mit Palmöl. Beim Abschied begleitete er uns bis an die Stralse, und war- tete, bis wir unsere Pferde bestiegen hatten. Die bisherigen Gerüchte, welche durch Fremdlinge im Lande verbreitet wa- ren,, hatten das grölste Mifstrauen bei den muhamedanischen Bewohnern des Landes erweckt, die gehört hatten, die „Anasaras“ seien solche Feinde des Islam, dafs sie keinen Muhamedaner beten sehen könnten u. s. w. Sie staunten nun sehr, da die arabischen und moslemischen Dolmetscher und Führer, die wir bei uns hatten, wie Abdul Kader und Kosumo, ein Yoruba, versicherten, dafs sie von den Anasaras auf das Liebevollste behandelt würden. In Folge dessen wurden die Einheimischen uns auch gewogen und alles Milstrauen schwand. Durch Streit kann der Moslem nie von den Irrthümern seiner Religion überzeugt, sondern nur durch liebevolle Behandlung zum Studium des Evangeliums geführt werden. Als wir von dem Könige am 17. September Abschied nahmen, wünschte er sehr, dafs wir zuvor noch drei einflulsreichen Personen unseren Besuch machen möchten, damit diese nicht etwa glauben möchten, er habe uns von dem Besuche abgehalten. Diese Personen waren sein Vetter Umoru, ein einflufsreicher Mann im Staate, durch dessen Tapferkeit der gleichnamige Rebell Umoru besiegt wor- den war; ferner der junge Prinz Isa, der zum König von Nupe bestimmt war und das Land mit dem Felani- Könige theilen sollte; endlich die Schwester des Königs, Abibata, die sich sehr wohlwollend gegen uns gezeigt hatte. Wir folg- ten dem Führer Seriki über eine Brücke von Palmstämmen mit übergestreuter Erde, durch einen Palmenwald, und kamen zum gegenüberliegenden Lager, in Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd.IV. 26 402 Miscellen: welchem Isa residirte, ein netter ruhiger Mann von etwa 30 Jahren, ‚dem wir unseren Besuch abstatteten; aber die Schwester des Königs konnte sich nicht sehen lassen, sie sprach hinter einer vorgehängten Matte mit uns, rief aber Mr, Crook herbei, um ihn aus grolser Verehrung für seinen Vater mit einem Ehren- kleide zu beschenken. Von da wurde in einiger Entfernung Prinz Umoru in sei- nem Lager aufgesucht. Er war in eine Robe von Damast-Seide und in super- feine Scharlachbeinkleider nach türkischer Art gekleidet; ein hellrothes feines Ge- wand mit Goldborten und schön gestickt lag an seiner Seite, wo ein Negersclave stand, der ihm fortwährend Luft zufächelte. ‘Er ist an 30 Jahr alt, schön ge- baut und hat den Titel Königssohn. Er beschenkte Dr. Baikie mit einem: Och- sen und wünschte sehr, dafs man auch seine Brüder kennen lernen sollte. Da diese aber nicht erschienen, gingen wir zum Könige zurück, der einen Wegweiser zur Rückreise gab. Es verursachte noch einigen Aufenthalt, dafs man nicht leicht gute Pferde zur Heimkehr nach dem Schiffe erhalten konnte, da die Bewohner fürchteten, dafs sie ihnen von Feinden geraubt werden möchten. Als wir an Dasaba’s Woh- nung vorüber mufsten, zeigte derselbe Jie schöne Robe und den gedruckten Mous- selin, den er von Dr. Baikie zum Geschenk erhalten hatte, als das. Einzige, was er zurückbehalten, da er alle übrigen Gaben seinem Bruder Sumo Zaki, dem Könige, verehrt hatte. Er behauptete, schon dreimal habe er Dampfschiffe den Strom aufwärts fahren gesehen, die aber niemals angehalten hätten, um Handel zu treiben, was ihn bei dem jetzigen Schiffe sehr erfreue. Die Reisenden. konnten keine Nachricht darüber erhalten, was es mit diesen drei Dampfern für eine Be- wandtnifs gehabt. Nur das erste derselben, das des Dr. Baikie im Jahre 1854, war ihnen bekannt. ? Bei den kriegerischen Zuständen des Landes konnte das Volk natürlich nur arm sein; für seine Sclaven sorgt es gar nicht; diese müssen durch Feldarbeit ihren Unterhalt selbst erwerben. Im Lager sollen mit Weibern und Kindern 60,000 Seelen vereinigt sein. Die Weiber sind hier überall im Lande Handels- leute, die das Lager mit Korn und Yams versehen. Das Land hat eine wellige Oberfläche und ist mit Butterbäumen, welche die Shea-Butter geben, bestanden. Der Boden ist mager in unmittelbarer Nähe des Lagers, wird aber fruchtbarer gegen den Strom hin, wo er Dawa, Korn, Erd- nüsse und Beni-Saat erzeugt. Ueber ein sumpfiges Terrain erreichten wir erst spät am Abend unsere Ankerstation. Späterhin wurden die Ruinen von Rabba am Kowarra besucht. Seit der Aussöhnung der beiden Brüder, in deren Kriege die Stadt ein Raub der Flammen geworden war, hat man angefangen, sie wieder aufzubauen, da sie ein wichtiger Verbindungsort mit dem Yoruba-Lande geblieben ist. Von dem Umfang und den Original-Maafsen der drei srofsen Pyramiden von Gizeh. Die von Herrn Dr. J. Oppert, philologischem Mitgliede der französischen Expedition nach Mesopotamien, wiederaufgefundenen babylonischen Längenmaafse, en Umfang und Original-Malse der drei grofsen Pyramiden von Gizeh. 403 über deren Entdeckung wie über andere werthvolle Forschungen ein an Herrn A. von Humboldt gerichtetes, aus Hillah vom 8. Dezember 1853 datirtes Schreiben (abgedruckt in dieser Zeitschrift Bd. II (1854), S. 251) Nachricht giebt, sind, zufolge der zwischen dem babylonischen und dem ägyptischen Maalse bestehenden von Herrn Geh.-Rath Böckh mit Evidenz nachgewiesenen Identität, zugleich eine wesentliche Erweiterung für die ägyptische Metrologie. Die me- trische Betrachtung der Denkmale des hohen Alterthums gewinnt durch dieselbe einen neuen Gesichtspunkt, der für die Pyramiden-Maafse zu Resultaten führt, welche mit den Messungen in erforderlichem Einklange stehen. Die von den alten Schriftstellern überlieferte Stadium-Höhe der grofsen Py- ramide liefs bei der früheren Unbekanntschaft mit einem anderen Stadium, als das griechische von 600 Fuls = 400 Ellen, sich nur auf dieses letztere beziehen und war an einem, der Cultur-Epoche von Hellas lange vorausgegangenen, ägyp- tischen Denkmal entweder nur durch das seltsamste Spiel des Zufalls ungenügend zu erklären oder blieb überhaupt ein Räthsel. Nach dem erwähnten Schreiben hat jedoch Herr Oppert auf dem Boden des alten Babylon mehrfach und aus- schliefslich Stadien von 360 Ellen, nach neuerem Maafse: Längeneinheiten von etwa 189 Meter, angetroffen. In Aegypten kommt eine derartige Weite schon an der von Perring in ihrem jetzigen, stark beschädigten, Zustande auf 615 engl, Fufs oder 187,45 Meter gemessenen Basis der südlichen Steinpyramide zu Daschur vor, welche nach den Forschungen des Geh.-Raths von Bunsen und Prof. Lep- sius bereits unter der dritten Manethonischen Dynastie erbaut ist, und es erklärt sich nunmehr leicht, wie ein König der vierten Dynastie, der durch Ueberbauung einer schon vorhandenen Pyramide alle Monumente seiner Vorgänger überbieten wollte, auf den Gedanken gerieth, ein Stadium, oder die gewaltige Dimension von 360 Ellen, für die schiefe Höhe oder das Apothem seiner Pyramide zu be- stimmen. Ihrem Werthe nach ist die ägyptische Elle nicht nur durch die noch vor- handenen antik-ägyptischen Maafsstäbe nachweisbar, sondern auch aus der Kö- nigskammer der grofsen Pyramide selbst schon von Newton abgeleitet worden. Der von diesem grofsen Forscher aus Greave’s vor etwa zweihundert Jahren ge- messenen Breite der Königskammer auf 1,719 engl. Fuls gefolgerte Werth dürfte indefs bei der allmäligen Abnahme des englischen Fulses seit jener Messung bis zu seiner Feststellung auf 304,8 Millimeter oder 135% Pariser Linien, nach heu- tigem Maafse 1,7198 engl. Fufs gleichzusetzen sein. Noch Mitte des vergange- nen Jahrhunderts hielt der englische Fufs nach dem von dem gewissenhaften Dar- steller der Athenischen Baudenkmäler Stuart beobachteten Verhältnifs zum Pari- ser Fufs = 811 :864 (J. F. Wurm: De ponderum, nummorum mensurarumque rationibus; p. 79 adnot.) 304,91 Millimeter oder 1354 Pariser Linien. Die von reichen Erfolgen gekrönte preufsische Expedition nach Aegypten unter Leitung des Herrn Prof. Lepsius fand bei der Fülle ihrer Arbeiten sich bekanntlich zu einer Wiedermessung der Seitenlänge der grofsen Pyramide um so weniger veranlafst, als die von dem englischen Oberst Howard Vyse kurz zuvor veranstaltete, unter Leitung des Baumeisters Perring ausgeführte, die Ge- nauigkeit der zur Zeit der französischen Expedition von Lepere und Coutelle vollzogenen Messung in das klarste Licht gestellt hatte. Als die Grundlinie der 26* A404 Miscellen: ehemals vollständigen, jetzt aber ihrer Bekleidung beraubten, gro/sen Pyramide wird die in gerader Linie von Winkel zu Winkel gemessene Entfernung der um die Pyramide in den Felsboden sorgsam gehauenen, einst durch die Bekleidung aus- gefüllten Einsenkung angenommen und diese Weite fanden die Herren Lepere und Coutelle zu 232,747 Meter oder (den Fufs zu 304.8 Millimeter gerech- net) 763,60 engl. Fufs und Perring zu 764 engl. Fufs. Läfst jene Basen- länge der gro/sen Pyramide sich nicht auf eine runde Zahl ägyptischer Ellen wie 400 oder 500, nicht einmal auf 450, sondern nur auf die gerade Zahl von 444 Ellen reduziren, so ergiebt sich hieraus ein ägyptischer Ellenwerth von 524,2 Mil- limeter oder 1,7198 engl. Fufs, welcher zehnfach genommen die Breite und zwan- zigfach: die Länge der Königskammer in Innern der grofsen Pyramide ausmacht. Die Sand- und Trümmerhaufen, welche besonders vor dem mittleren Theile der vier Seiten dieser Pyramide angehäuft sind, haben die Vermesser ihrer Grund- linie meistens genöthigt, die Operation in einem genau abgesteckten Abstande vorzunehmen: Colonel Vyse liefs jedoch an der Nordseite der Pyramide, we- nigstens stellenweise, den Schutt wegräumen und machte am 12. Mai 1837 die bis dahin noch keinem neueren Forscher geglückte Entdeckung von zwei, noch an ihrer ursprünglichen Stelle am Fufs dieser Pyramide verbliebenen Bekleidungs- steinen. Diese waren vollkommen gut erhalten, zeigten von einer besonderen Genauigkeit in ihrer technischen Bearbeitung, die Fuge beider Steine war nur mit Mühe wahrnehmbar und der Boden darunter schien auf das Sorgfältigste ni- vellirt. Da der Begleiter des Oberst, Herr Perring, sich zur Zeit in Cairo be- fand, die baldige Wiederverschüttung des Fundes aber vorauszusehen war und nicht verhindert werden konnte, so nahm nach des Col. Vyse Bericht Mr. Brettel die in seinem Werke mitgetheilten Maalse dieser Bekleidungssteine und fand den Winkel zwischen ihrer Grund- und ihrer Aufsenfläche zu 51° 50'. Hierdurch erscheint der bis dahin ziemlich schwankend angegebene Winkel der grolsen Pyramide zum ersten Male möglichst genau bestimmt und gewährt ‚einen um so willkommneren Anhalt für die Bestimmung der ursprünglichen Höhe der- selben, als solche aus ihrem gegenwärtigen Zustande sich nicht mehr abnehmen läfst. Die ehemalige Zahl der Stufen der Pyramide bis zur Spitze würde nach Herrn Prof. Lepsius Schätzung vielleicht 216 betragen haben; die nur noch vor- handenen 203 Stufen haben nach Lepere’s und Conutelle’s Messung die Ge- sammthöhe von 139,117 Meter, sind jedoch unter einander von ziemlich verschie- dener Gröfse, Es kann aus dem zu 51° 50’ gefundenen Winkel und der be- kannten Basis der Pyramide, deren Apothem und Scheitelhöhe berechnet werden, oder der entdeckte Winkel dient als Maalsstab zur Beurtheilung der hier auf 444 Ellen angenommenen Basis und des auf 360 Ellen vorausgesetzten Apothems, indem sich aus diesen beiden Zahlen ebenfalls ein sehr bestimmter Winkel für die Pyramide ergiebt. Dieser letztere beträgt nach der genauen Berechnung des Herın Dr. Arndt 51° 55' 36” und steht dem gemessenen mithin so nahe, dafs ihre Differenz als eine Modification erscheint, wie sie zwischen Berechnung und Messung oder zwischen Theorie und Praxis meist immer vorkommt und kaum zu vermeiden sein dürfte, Das bis zur Spitze gerechnete Apothem von 360 ägypt. Ellen zu 1,7198 engl. Fufs oder 232,37 Pariser Linien = 524,20 Millimeter wäre gleich 619,13 engl. Fuls oder 188,712 Meter; die ebenfalls bis zur Spitze gerech- Dr. Wetzstein über die Gegend der Wüsten Städte im Hauran. AO nete Scheitelhöhe der grofsen Pyramide aber betrüge unter denselben Voraus- setzungen 283,4 ägypt. Ellen oder nach neuerem Maafs 487,39 engl. Fuls = 148,558 Meter. In dem von Herrn Dr. Oppert aufgefundenen System der babylonischen Maalse bilden drei Fünftheile der Elle den Fuls, dessen Werth bei einer Elle von 524,2 Millimeter — 232,37 Pariser Linien sich auf 314,52 Millimeter oder 139,42 Pariser Linien stellt und daher fast genau mit dem rheinländisch -preu- fsischen Fufs von 313,85 Millimeter oder 139,13 Pariser Linien zusammentrifft. Von der wenig erheblichen Differenz dieser Werthe abgesehen sind hiernach die Maafse der grofsen Pyramide: ursprüngliche Grundlinie: 444 ägyptische Ellen - - schiefe Höhe: 360 - - 600 - - - - - Scheitelhöhe: 2833 - - 4724 - - : Merkwürdig genug ist es, dafs die sehr verschieden gemessenen Seitenlängen der zweiten und dritten Pyramide von Gizeh, in ihrem Durchschnitt und zu run- den Zahlen ägyptischer Ellen genommen, denselben, nur abgerundeten, Werth für die Elle geben wie die grofse oder erste Pyramide. Die ursprüngliche Grund- linie der zweiten Pyramide beträgt nach Jomard’s Messung 204,9 Meter = 672,25 engl. Fufs, nach Belzoni 684 engl. Fufs, und nach Perring 707,75 engl. Fufs. Das Mittel dieser Messungen: 688 engl. Fufs zu 400 ägypt. Ellen genom- men giebt für die Elle 1,720 engl. Fufs. Die vollständige Basis der dritten Py- ramide von Gizeh mifst nach Jomard: 102,2 Meter = 335,30 engl. Fufs und nach Perring 352,87 engl. Fufs, wovon das Durchschnittsmaafs 344,08 engl. Fufs wäre, welches zu 200 ägypt. Ellen genommen für die Elle wiederum den Werth von 1,720 engl. Fufs ergiebt. Wenn jedoch Strabo die Höhe auch der zweiten Pyramide auf ein Stadium wie bei der ersten angiebt, so mag dies viel- leicht darauf beruhen, dafs wie aus dem durch J. Frey von der Höhe der zwei- ten Pyramide aufgenommenen Panorama in Lepsius Denkmälern, so wie aus der photographischen Aufnahme des Herrn von Herford vom Gipfel der grofsen Pyramide aus hervorgeht und sich aus dem Stande des Gipfels der von da ge- sehenen andern Pyramide zum Horizonte ermessen läfst, die einst vollständigen Pyramiden in ihren Spitzen von gleicher absoluter Höhe waren, was jedoch nicht ausschliefst, dafs die zweite niedriger als die erste ist, weil sie auf einem höheren Terrain errichtet steht. Heinrich Wittich. 740 rheinländische Fufs Fortsetzung der Bemerkungen des Königl. Preufs. Consuls Dr. Wetzstein über die Gegend der Wüsten-Städte im Hauran. (Aus Briefen seiner Gattin an Herrn Alex. v. Humboldt.) Ich beehre mich im Auftrage meines Mannes Ihnen folgende Notizen über seine nun beendete Reise mitzutheilen. Nach den Briefen, aus denen ich Ihnen zuletzt Mittheilungen machte, habe ich noch zwei neue empfangen; der eine ist von Der Ali den 11. May, der andere von Damaskus den 17. May datirt, Wetz- A06 Miscellen: stein’s Reise dauerte 42 Tage; wenn dieselbe ihm auch bedeutende Anstrengungen und Kosten verursacht hat, so ist er doch von dem Erfolge höchst befriedigt. Das eine von den Resultaten seiner Reise ist: Vervollständigung der syri- schen Geographie. Die ganzen Distriete der Safa, Gäle, Ruhbe, Härra und des Ostens vom Haurangebirge hat er durchforscht. Das. zweite Resultat ist: Bereicherung der Geologie. Hierüber lautet der wörtliche Bericht meines Mannes also: „Auf dem Vulkangebiet des Abu Gänim habe ich 48 Vulkane er- stiegen. Von dem mit einem rothen (obsidianartigen?) Glasflufs überzogenen Vulkan Znötaa habe ich auf einem Terrain von dreifsig Stunden Länge und acht- zehn Stunden Breite acht verschiedene Vulkangebiete, jedes mit drei, vier, fünf verschiedenen Kratern beobachtet und ihre Richtung durch den Compafs zu bestimmen gesucht. Was den Hauran betrifft, so habe ich daselbst drei grofse Vulkangebiete unterschieden und ihre Hauptpunkte besucht. Ich kann mit Evi- denz beweisen, dafs das Ledscha eine Ausströmung aus den Vulkanen des Hau- ran ist. Zwei grolse Ströme vereinigten sich in der Ebene nördlich vom Hauran und bildeten das Ledscha; der eine Strom kam nordöstlich aus dem Vulkan Schihän, der grofsen und kleinen Garära, in deren Krater ich hinabgestiegen bin; der südwestliche Strom kam aus dem Kleb und seinen Nebenvulkanen. In dem Krater des KleEb bin ich auch gewesen. Das dritte Vulkangebiet liegt östlich vom Rücken des Hauran und ich habe dort folgende Vulkane besucht: Umm usch tüch (sein Krater hat gegen 800 Schritt im Umfang) bei Nimre, Tell hiss (der Bimssteinhügel) zwischen Tüma und Malikye, den Habis bei Rad&me, den Berekät, einen Nebenyulkan des Habis, und die drei Vulkane der Ebene Tile, Taille und Tell el Chalidijje im Lande Hermije, die sich östlich vom Ledscha gegen den Tell el asfar hinziehen, das Ledscha aber nicht berühren.“ Das dritte Ergebnifs der Reise sind eine grofse Anzahl Inschriften theils in unbekannten, theils in griechischen Charakteren, von denen ich mir erlaube die Copie einer eingesandten Probe beizufügen. Die Charaktere ist Wetzstein geneigt, für die ächte Mutter des griechischen Alphabets zu halten. Die beiden folgenden In- schriften hat er aus der Härra ‘mitgebracht, dem Gluthenlande, wo im Sommer weder Mensch noch Thier leben kann. Ihre Sprache wird wol eine semitische sein. 1: or Bu KOC» KNoL Uebersicht der Reisen der ostsibirischen Expedition 1855 — 57. 407 WIGEHIECUNL, (asovaoh WIN) oohAaLderlAıxjdp f AdeoPt3 900) Ivy)" Uebersicht der von den Mitgliedern der ostsibirischen Expedition in den Jahren 1855 bis 1857 ausgeführten Reisen. Die‘. ostsibirische Expedition unter Leitung des Astronomen Schwarz hatte die Aufgabe, Transbaikalien und das Gebiet zwischen der oberen Lena und dem Witim zu erforschen, und sollte dieselbe in drei Jahren lösen. Die Untersuchun- gen sind indefs' einerseits auf das Gebiet des Amur ausgedehnt worden, anderer- seits sind sie durch die Ermordung eines Mitgliedes, Smirjagin, und durch den plötzlichen Tod seines Nachfolgers gehemmt worden, so dafs die Kaiserl. Russ. Geogr. Gesellschaft sich veranlafst gefühlt hat, die Arbeiten der Expedition auch noch während des Jahres 1858 fortsetzen zu lassen und nur den Artisten Meyer zurückzuberufen, von dem man erst gegen das Ende des verflossenen Jahres einige wenig erhebliche Arbeiten erhalten. hatte. Den Lesern der Zeitschrift sind die Unternehmungen der Expedition durch die Mittheilungen unseres geehrten Mit- arbeiters, Herrn Dr. Schirren, zum grölsesten Theil zeitig bekannt geworden; wir stellen sie hier in chronologischer Uebersicht zusammen und lassen derselben nach dem Compte-rendu de la societe Imperiale geographique de Russie pour l’annee 1857. St. Petersbourg 1858 ein Verzeichnifs der gewonnenen Ortsbestimmungen folgen, obgleich wir den gröfsesten Theil derselben bereits früher publieirt haben. Jahr 1855. Schwarz ist mit Ortsbestimmungen im südlichen Transbaikalien beschäftigt und reist im Winter von hier über Werchne Udinsk nach Irkutsk zurück. — 408 Miscellen: Radde untersucht Flora und Fauna am nordwestlichen und südöstlichen Ufer des Baikal-See’s. — Usol’zew fährt Ende Juni von Nertschinsk die Nertscha aufwärts, geht über den Jablonnoi Chrebet zu den Quellen der Karenga, des Witim und der Konda, den letztern Flufs abwärts bis zum Witim, dann den Wi- tim aufwärts bis zu seiner Quelle, von hier durch die Bargusin’sche Steppe an die Mündung des Bargusin in den Baikal. — Orlow erforscht das Thal des Bargusin. — Smirjagin begiebt sich vom See Ukyr an den Witim und fährt diesen Strom abwärts bis zur Mündung des Bumbuiko, wo er von einem Tungu- sen ermordet wird. — Roschkow fährt im Mai die Schilka, dann den Amur abwärts bis zur Mündung, und überwintert in Nikolajewsk. Dieselbe Reise trat im Juni der Artist Meyer an. Jahr 1856. Schwarz beschäftigt sich mit Ortsbestimmungen im Kreise Werchne Udinsk, geht im Herbst an die Lena bis zur Einmündung der Kuta, und von hier nach Nishne- Udinsk. — Radde widmet sich naturhistorischen Untersuchungen in Dau- rien, namentlich an der chinesischen Grenze, die er von Tschalbutscha westwärts bis Altansk, 800 Werst weit, bereist, wobei er auch den Tschokondo, eine Ab- zweigung des Jablonnoi Chrebet und Wasserscheide zwischen dem Onon und der Ingoda, die höher ist als der Jablonnoi Chrebet, überschreitet, und begiebt sich im Winter nach Irkutsk. — Usol’zew reist vom Posten Gorbitza ostwärts längs des Südabhanges des Jablonnoi Chrebet bis zum Gilui, einem Nebenflufs der Seja, fährt den Gilui und die Seja abwärts bis in den Amur, und kehrt im Herbst von hier nach Irkutsk zurück. — Orlow fährt vom Posten Gorbitza den Oldoi auf- wärts, überschreitet den Jablonnoi Chrebet und untersucht das Gebiet zwischen den Quellen des Aldan und der Olekma. An der Ausführung des Planes, von hier westwärts über die Wasserscheide zwischen Olekma und Witim in das Thal des letztern vorzudringen und dann den Lauf der Tschuja, Tschaja und Kirenga ‚ zu erforschen, sieht er sich verhindert. — Roschkow ist mit Ortsbestimmungen im Gebiet des untern Amar, von der Mündung des Ussuri abwärts, beschäftigt. Jahr 1857. Schwarz bricht im Juni von Irkutsk nach Kirensk und Witimsk auf, und fährt von dem letztern Orte den Witim 541 Werst weit bis zu den grofsen Strom- schnellen aufwärts; von hier begiebt er sich auf demselben Wege nach Irkutsk zurück. — Radde erforscht das Gebiet am mittlern Amur, zwischen den Mün- dungen der Bureja und des Ussuri. — Usol’zew sollte vom Posten Gorbitza nordwärts über den Jablonnoi Chrebet zu den Quellen der Tschara gehen, von hier westlich über die Tschuja, Tschaja und Kirenga nach Katschuga an der Lena. — Orlow war von der Expedition abberufen. — Kryshin, der Nach- folger Smirjagins, geht im Juli nach Katschuga an die obere Lena, dann an die Kirenga, folgt dem Laufe des letztern Flusses abwärts bis Martinowsk, wendet sich von hier ostwärts an die Lena und begiebt sich schliefslich nach Kirensk, nach einer Reise von c. 1000 Werst — Roschkow besucht im März die Insel Sachalin, und kehrt im Sommer auf dem Amur nach Transbaikalien zurück. —n ME N a Uebersicht der Reisen der ostsibirischen Expedition 1855 — 57. 409 Ortsbestimmungen im östlichen Sibirien '). Nördl. Br. ©.L. v. Ferro [IE] 1." Posten"Abagaitujewsk . . 2. 2 mägelgsrnng350 38° Mol ar Stadt Bargusinsk . 2: : . 2 200 02. Jabyılad7 127% 275 BElUREFork,Gorbilda . » . x Aida) armer 136 49 Ra VErStadtinkulck ı m... ‚Aienmndail 52 46er [31.10] 5. Stadt Nertschinsk." . en... 51 57 134 16 [TI] 6. Hüttenwerk Nertschink . . ... 2.50 19 137 20 [UI] 7. Nowo Tsurachaitujewk . : 2 ......750°23 136 46 [IM] \8.'Posten!Ust Strjelka . . . ulm) eisen 535 49 139) 25 MAT DOrRBossälkkoje ! 4 3% 0 en 123° 55,5 [tII] 10. Hüttenwerk Schilkink . 2 : 2.2... .52 33 136 21 11. Nowo Selengink . . v. 2 un 51 75,4 124 29,3 [ma] 122 Fort Techindansk . . . nina 50 34 139 + 14 Bor Haste ET enset 40 [5] 14. Fort Tunkin (Tunka) . . x... 519 45 120 15,9 [20] 15. Mineralquellen von Turkink . . . „. .„. 52 58 126 5 Fort Troizkoi Sawsk 0 ARE HOT 21 fm] 17. Werchne Udink . . . . 2.00 99751 50 125 27 [3] 18.’ Station Mota (Moti). : » 2 2... 525 121 38 fa] 19. Kultukl .0E , . u Ben, 20. Verlassener Ort (? dauer) Nilowa 3% BR TFT 28 [7] 21. Hafen der Dampfschiffe hen Baikal) . . 51 50 122 34 [8] 22. Goloustnoje. . . Ah, Imqwareb 4 123 415 [9] 23. Mündung der NR Ba a a 123 43 MO ZErDort Barme 0: 3 a aa a 2 Bea 124° 27 147° 25°° Dorf Ongwren 5; ; Km oh a ee 38 125 13 Ma2bRCap Jelochn . . . ı . 2: iansspnigz 126 19 Mal selGoremyki en 3: a 5.0 a ae 126 59 [14] 28. Duschkatschan '". 7... wo. 55 50 127 28 [16] 29. Mündung der Tompuda . ..:...55 7 127 30,5 17] 30. - des Tschiwirkui . . . ...'53 49 127 05 [18] 31. - des Bargusin. . . ED EREIRG 126 47,5 [23] 32. Nördliche Mündung der Belek nom), AU 92D 24 124 20 [21] 33. Station Gremiatschinsk . PER 7 AMRENEEr ONE), RTRENSY® Age 122] SE Dorf Schigajewo aftmmmii Bu} DyTmamtt 520 '4q 124 14 ’) Zur leichteren Orientirung derjenigen Leser, welche diese Ortsbestimmungen mit ‚den früher (1849—53) von Schwarz ausgeführten, wie mit denen in der Zeit- schrift bereits publieirten Roschkow’s, Usol’zew's, Orlow’s und den neueren von Schwarz vergleichen wollen, stellen wir der fortlaufenden Numerirung in Parenthese Ziffern voran, von denen die arabischen auf die Nummern der in dieser Zeitschrift N. F. Ba.I, S.556 u. f. publicirten Ortsbestimmungen verweisen, während die römische Ziffer II auf den dritten Band dieser Zeitschrift S. 248 u. f. hinweist. Eine bedeutende Differenz zwischen den älteren und den gegenwärtigen Angaben findet nur in einem unten bezeichneten Falle statt, wo die neue Angabe auf einem Druckfehler zu beruhen scheint. Bei bemerkenswerther Abweichung in der Schreibart der Eigennamen haben wir die ältere in Parenthese hinzugefügt. 410 Miscellen: Nördl. Br. O.L. v. Ferro [27] 35. Mündung der Perejemnaja . 52043451) 12200590 [25] 36. Station Charamuren . . . 2 2 204051295 122 6 [28] 37. Fabrik Telminsk . . ei RSÄERRHIAR 121 26 [29] 38. Station Schakminsk (Behakäphnyr, N, RR [33] 39. Punkt an der Tschassownja . . 2 Baba 14 [35] 40. Punkt an einem Zuflusse des Amasyr (Alk 53: 43 137 52 [36] 41. Punkt an der Mojutschin (Mogotscha) . Bar Da 137 58 [37] 42. Goldwäsche Buchtink ! . . . .".. 54 14 138 2,5 [38] 43. Punkt an der Niugsha (Nukta) . . .„.. 54 49 140 28 [39] 44. Punkt am alten Aldan . . 2 2 .2.200056..48,5. 141 16 [40] 45. Punkt am Furmann (Jurman) . x 2..0..56 385 140 53,5 [41] 46. Punkt am trocknen Bett des Aldan . . . 56 50,5 140 46,5 [42] 47. Mündung der Tschoktschaja . » » . .. 57.38 139 44 [43] 48. Stadt Olekmink . » : 2 22 02.600.225 138 49 [44] 49. Mündung der Olekma . 2». 2 2.2..60.22 138 35,5 [46] 50. Slobode Amgink . . -» . 2.20.2020. 60% 54 149 38,5 [47] 51. Kleiner Hafen Ust Maisk . . . x x ..60 25 19 [48] 52. Mündung der Alma (des Aim?) . . . 58 46. 15t 45,5 [49] 53. Dorf Nelkan: . . . 222 2 20 57.39 153 51 [50] 54. Hafen Ajanıa . 2. rer IN 28 155 93 [51] 55. Fort Uda . + . 2.204154 80,5 152 6,5 [52] 56. Mündung des Tajunch (Uajugun) RE IR 2 DEN Le ana ll) 7205 [53] 57. Mündung des Kupuri (der Kupura) . . . 54 44,5 148 23 [55] 58. Kapelle Inkank . . . . „ohnehin 82 1 149 37 [56] 59. Kapelle Bureink . . . . et, At 150 31 [58] 60. Mündung zweier Zuflüsse der Barefü eu) 151 57 [57] 61. Kapelle Burukansk. » 2 2 > 2283.06 0153 48 [59] 62. Mündung des Tugur . . . en 5 55136 a1 1 cc) 25, [60] 63. Punkt an einem Zuflusse des Utjunon (am Utjugun) . . 54 1,85r117149 12735 [61] 64. Punkt an einem Zohar der ae a) 54 305 148 475 [63] 65. Jurte Titepa an der Seja . : nu... 54 31 147 39,5 [62] 66. Mündung des Tok (nicht weit davon) . . 54 41 146 35 [64] 67. Punkt am Munmychakan . . » . 154038517145 (51 [65] 68. Mündung des Munmych (der Munpaidhn) “94.38 145 35 [66] 69. Mündung der Itugeja in die Briante. . . 54 31,5 4145 6,5 [67] 70. Punkt am Unach (an der Unacha) „. . 54 33 144 47 [68] 71. Punkt an einem Zuflusse des Gilui . . . 54 40 144 10 [69] 72. Punkt an einem Zuflusse des Djoss . . . 55 25 143 40 [70] 73. Punkt am Kanam (Könam) . . ....596 — 144 19 [HI] 74. Dorf Schelepuschno Were a HIER: a0 o), 135 20 [u] 75. Fort Argunsk . . 2 rer 137 48 [IT] 76. Mündung der Urowa (des Hy 7 138 31 !) Wohl ein Druckfehler für 51° 34. E 7; y Kl ia en ai u - ” ER Sa 0 Uebersicht der Reisen der ostsibirisehen Expedition 1855 — 57. [m] 77. [u] 78. [um] 79. [m] 80. im] sı. [ur] 82. [m] 83. [m] 84. [m] 85. [11] 86. [m] 87. [mm] ss. [I] 89. [mm] 90. [m] 91. [tm] 92. 93. Punkte, von denen nur eine Coordinate berechnet ist. 126] 1. 134] 2. [71] 3. Hüttenwerk Alexandrowsk Mündung des Tinsk (Ust Li) Posten Kyrinsk . Dorf Ukyr Mündung des Uldurgi . Flecken Kykyr }, „rem dipl Punkt an der Kudshirna . Punkt an der Bugorichta Punkt an der Bereja . Quelle der Nertscha Punkt an der Marekta Punkt am Eli (Jela) . Punkt an der Konda . Punkt am Witim bei der Mündung Bi Choloje Punkt an der Dshilinda . un Arkiden Punkt bei den Quellen des Witim Punkt am Amur bei der Mündung des Onon . Mündung des Ussuri Tschelatschi - Berge . . Posten Mariinsk . tn - Raster" Nikolajewsk" a Was I . Kalma Awa . . - . Zweite Mündung des Gerin i . Punkt am Amur, gegenüber dem Dorf Okoi . Dorf Dola = Doors Amtscho lH: Yon, ve Sign . Sildshak . Dorf Dirke 2 . Punktin gleicher Linie mitderMünd. a. Buche . Punkt auf der Weinbergs-Insel . . . . Punkt gegenüber der Mündung der Bureja . . Punkt bei der Mündung der nic ra . Der Schlangenbersg. . ... » a Felsen Mala Nadeshda. . Dshindinskoje . Hüttenwerk Petrowsk . h - Kleiner Hafen Katschuga . MDGEE Deore; 0° ee . Kaiserlicher Hafen . Station Listwenischnaja . URRES Punkt an der Tschafsownja . . .. . Punkt am Konam (Könam) Nördl, Br. 50° 55’ 50 49 52 52 53 53 53 53 54 53 93 53 53 53 53 52 48. 49 51 53 52 50 50 49 48 48 48 47 47 59 51 53 93 49 51 53 50 49 24 34 32 44 9,5 16 27 46,5 21,5 98,5 30 44 23 54 4 11 56,5 16,5 57,5 31,5 1,5 Nördl. Br. Al O.L. v. Ferro 135°. 43’ 131 129 129 133 133 133 134 134 135 133 133 131 130 129 129 144 152 154 157 158 158 155 154 154 153 151 150 150 149 147 144 143 143 125 126 123. 122 157 29 44,5 0,5 29 32 47 12,5 23 16 54 54,5 34,5 59,5 O.L. v. Ferro 122° 33,5 137 53,5 412 Miscellen: Nördl. Br. [72] 4. Punkt an einem Zuflusse des Lascham (der Lamana) 57° 16’ [73] 5. Mündung des Utschur . 58 47 [74] 6. Mündung des Belkitsch 59 11 7. Mündung des Kiyrg 64 4 8. Mündung der Luncha . x 64 8 9. Punkt auf einer Insel oberhalb der Tone 64 20 10. Punkt am Wilui . 63 58 11. Stadt Wiluisk . 63 45 12. See Niurba : ae | 13. Punkt an der Miakelida . 64 17 14. See Arbangda 65 4 15. Punkt am Ketschenen . 65 36 16. Fähre am Aldan, auf der Strafse R Ochotsk 61 53,9 17. Hafen Nidigeisk am Aldan 63 15 18. Station Batamaisk auf der Strafse N Takukk (, 19. Mündung des Chadar . 59 50,5 20. Wercholensk . z 54 6 [IT] 21. Punkt bei der Quelle der "Poypa 5 0 [IT] 22. Inocentius - Bergwerk 54 56 [u] 23. Kapelle Bauntowsk- . 55 16 [IM] 24. Mündung der Tsypa 55 29 [II] 25. Punkt am Witim 55 43 [IT] 26. Furth im Owokit 55 31 27. Irokon 55 982 [11] 28. Dorf Tschuro . 56 16 [1] 29. Dorf Iiytschir Uingin). 56 23 [II] 30. See ie 5 0 [I] 31. Tas 8 54 52 32. Ankh. 53 23 33. Mündung des Nor eg Punkte, deren Lage 1856 durch Roschkow bestimmt ist. 1. Cap Odshali 2. Dorf Mago 3. - Wassi os 5. - Tschomy 6. - Kad. 7. - Michailowsk > 9. - Tscherbach . 10. - Puir . 14. Mündung der Isca 12. Castries-Bay . Nördl. Br. 49° 53 53 52 52 51 52 52 52 93 53 51 5' 49" 15 0 35 21 52 36 55 59 a 24 28 4 20 35 35 56 30 O. L. v. Greenw. 95 20m 30,5° Die neuentdeckten Goldlager im britischen Nord- Amerika. 413 Nördl. Br. O.L. v. Greenw. 13. Dorf Du . . ... 50° 49' 49" gb, agm 248 14. Cap Lasarew . . 53 ‚13, 5 9.26 11 15. Winterplatz Petrow sk 53 28 21 9.24, 48 16. Dorf Tschelmok . . 52 51 18 9 20 5 Ad, CH, Pronge ie pianıa2 „50 13 9 24 44 18. .- ,.Pogobi .: ..0...,52 -13 24 9.26 31 49. - Langıy. » . 83 ‚17,29. Die neuentdeckten Goldlager im Britischen Nord-Amerika. Nach den Mittheilungen californischer Blätter scheint es keinem Zweifel zu unterliegen, dafs die auf dem Territorium der Hudsons-Bay-Compagnie am Fra- zer’s und Thompson’s River entdeckten Goldlager sich durch einen auflsergewöhn- lichen Reichthum auszeichnen. Bekanntlich ist Frazer’s River der einzige bedeu- tende Fluls, der sich auf dem gegenwärtigen britischen Gebiet in Nordamerika dem Stillen Ocean zuwendet. Er entsteht aus dem Great Fork und dem Stuarts River, die sich bei Fort George unter 54° N. Br vereinigen, und durchfliefst dann von N. nach S. das gro(se Meridianthal zwischen den Rocky Mountains und der höhern Küstenkette, bis etwa 494°, wo er sich westwärts wendet und die Küstenkette in einer Reihe von Stromschnellen und Katarakten durchbricht, um sich 10 deutsche Meilen unterhalb Fort Langley, unter 49° 6’ N. Br., d.h. nur anderthalb deutsche Meilen nördlich von der Grenze des Gebietes der Vereinigten Staaten, in den Golf von Georgia zu ergiefsen. Er hat also einen ähnlichen Lauf wie der Sacramento; aber der letztere durchfliefst ein kleineres, der Küste näher gelegenes Längenthal, westlich von der Sierra Nevada, während Frazer’s River das breite Hochthal zwischen der Sierra Nevada und den Rocky Mountains durch- strömt. Die Goldlager liegen nun theils an Frazer’s River, 18—22 deutsche Meilen oberhalb Fort Langley und 6 — 10 Meilen oberhalb Fort Hope, und theils an Thompsons River, der sich etwa 50 deutsche Meilen von der Mündung des Frazer in das linke Ufer desselben ergielst. Das Vorkommen von Gold auf diesem Gebiete ist der Hudsons -Bay- Com- pagnie angeblich schon lange bekannt gewesen; sie soll die Thatsache aber ge- flissentlich verheimlicht haben, da die Entwickelung eines so energischen Lebens und Treibens, wie es in Californien statt gefunden hat, einer Erneuerung ihrer Privilegien, die im Jahre 1859 ablaufen, kaum günstig sein konnte, und der ganz unbedeutende Fortschritt der Colonisation auf ihren westlichen Gebieten schon an und für sich als ein gewichtiges Argument angeführt wurde, wenigstens Van- couvers Island wieder unmittelbar unter die Krone zu stellen. Auch jetzt scheint es hauptsächlich den Uebergriffen und der Thätigkeit der im Washington -Terri- torium am Puget Sound angesiedelten Nord- Amerikaner zu danken zu sein, dafs der Goldreichthum am Frazers und Thompsons River der Welt bekannt wurde; Briefe aus den kleinen amerikanischen Ansiedelungen am Puget Sound, aus Olym- pia, Steilacoom und Townsend, und die dort erscheinenden Zeitungen, der Puget Sound Herald und der Olympian Pioneer, brachten die ersten Nachrichten nach 414 Miscellen: San Francisco, von wo sie schnell ihren Lauf um die Welt nahmen. Damals waren am Frazers River 150 bis 200 Goldgräber thätig, während am Thompson’s River Indianer die Arbeit in die Hand genommen haben; aber nicht nur auf Van- couver’s Island und im Washington - Territorium, sondern auch in Californien hat gleich nach den ersten Nachrichten über die neue Entdeckung eine beträchtliche Auswanderung stattgefunden, so dafs die Zahl der Goldwäscher sich inzwischen vielleicht schon verzehnfacht hat. Die Procedur ist die allerroheste: man wäscht den Quarzsand, den man von der Oberfläche fortnimmt, wo er bekanntlich am ärmsten ist, in Mulden aus, wie in den ersten Zeiten des californischen Betriebes, und doch ist der Ertrag ein aufserordentlicher, da, nach der geringsten Angabe, ein Mann täglich im Durchschnitt acht Dollars gewinnt. Da das Gold auch in gröfsern Körnern und in Stücken von 10 bis 15 Dollars Werth vorkommt, sind glückliche Tage, an denen der Arbeiter für 20 bis 50 Dollars Gold findet, nicht selten; drei Arbeiter hatten in 10 Tagen für 800 Dollars Gold gewonuen, zwei andere sollen sogar an einem einzigen Tage für 213 Doll. 75 C. ausgewaschen haben. Die Hudsons-Bay-Compagnie hat im ersten Quartal dieses Jahres von den Indianern 110 Pfund Goldstaub erhalten und Ende März 200 Pfund nach Lon- don geschickt. Das Gold ist rein, und die zu San Francisco gezeigten Proben wurden zu 16 Dollars die Unze geschätzt. Welchen Einflufs nun diese Entdeckung auf die Entwickelung der bisher so sehr zurückgebliebenen Länder ausüben wird, ist um so schwerer vorauszusagen, als noch nicht einmal die Ausdehnung des goldhaltigen Terrains annähernd be- kannt ist. Die Amerikaner am Puget Sound schmeicheln sich mit der Erwartung, dafs es sich vom Fort Hope südwärts über die Grenze auf das Gebiet der Ver- einigten Staaten bis zu den Forts Colville und Okanagam erstrecken und dafs die bis jetzt ganz vernachlässigte Osthälfte des Washington - Territoriums dadurch schnell zu hoher Bedeutung gelangen wird. Sollte sich diese Voraussetzung be- stätigen, so ist es unzweifelhaft, dafs der amerikanische Theil des Goldgebiets dem britischen bald einen bedeutenden Vorsprung in der Entwickelung abgewin- nen wird: die gröfsere Energie der Yankee’s, die gröfsere Freiheit derselben, die gröfsere Leichtigkeit, mit der sie Eigenthumsrechte erwerben können, und end- lich die physischen Vorzüge ihres Terrains vor dem britischen werden zusammen wirken, hier in kürzerer Frist als auf dem Gebiete der Hudsons - Bay- Compagnie ein reiches und entwickelungsfähiges Leben zu begründen. Eine Zukunft, wie die Californiens, wird man freilich nicht erwarten dürfen. In allen physischen Beziehungen, mag man die Zugänglichkeit des Landes von der Seeküste, oder das Klima, oder die Bodenverhältnisse ins Auge fassen, scheint das neue Goldland viel ungünstiger gestellt zu sein als das alte. Frazer’s River ist allerdings ein viel bedeutenderer Strom als der Sacramento, aber für die Schifffahrt ist er in Folge der erwähnten Stromschnellen von un- endlich geringerem Werth. Der Dampfer Otter, der Hudsons-Bay- Compagnie gehörig, fährt den Strom ohne Schwierigkeit 50 Miles weit aufwärts, und nach den letzten Nachrichten hoffte der Capitän bis zu den Goldwäschen, 20 Miles oberhalb Fort Hope vordringen zu können; aber vorläufig ist dieses nur eine Hoffnung. In früherer Zeit hat man es stets vorgezogen, von den Handelsnie- derlassungen der Compagnie am oberen und mittleren Laufe des Frazer’s River | N Die neuentdeckten Goldlager im britischen Nord- Amerika. 415 nach der Küste nicht den Stromweg einzuschlagen, sondern die Waaren zu Lande an den oberen Lauf des Columbia bei Fort Okanagam zu befördern, um von hier ab den Columbia River zu benutzen; und zu der Zeit, als England mit den Vereinigten Staaten den Oregon Tractat abschlofs und die ausgedehnten Territorien südlich vom 49° N. Br. der Union überliefs (1846), galt diese Verbin- dung zwischen dem oberen und mittleren Laufe des Frazer und der Küste für die einzig praktische, so dafs England sowohl der Hudsons- Bay- Compagnie wie allen Briten das Recht der freien Schifffahrt auf dem Columbia unter denselben Bedingungen vorbehielt, wie dasselbe den Bürgern der Vereinigten Staaten gewährt werden sollte. Es scheint nicht, dafs die Besiegung der Hindernisse, mit denen die Fahrt auf dem Frazer zu kämpfen hat, der Kraft des Dampfes leicht wird. Wenigstens haben es den neuesten Nachrichten zufolge anschlägige Yankees an der Bellingham Bay, nicht weit von der Grenze des britischen Gebiets, für ein praktisches Unternehmen gehalten, sofort einen Weg für Lastthiere von diesem Hafen nach dem Frazer bei Fort Hope zu bahnen, wodurch sie die Entfernung der Goldwäschen von der Küste, im. Vergleich mit, den Windungen des Flufs- laufes, etwa auf die Hälfte, auf 75 Miles verkürzen und ihre Bucht, eine nord- amerikanische Besitzung, dem Wusserwege des Frazer zum Trotz zum Ausgangs- punkte und Hauptdepot für die Minenbezirke zu machen gedenken. Bellingham Bay besitzt in’ der That noch manche andere Vorzüge, welche die Bedeutung der hier begründeten Ansiedelung rasch steigern werden. Hier liegt das bedeutendste Kohlenfeld, das man bisher an..der Nordwestküste Amerikas entdeckt hat; die mächtigste Schicht ist 16 Fufs stark und tritt hart am See-Ufer zu Tage, wo Schiffe in 3, bis 4 Faden Tiefe vortrefflichen Ankergrund finden; das Product ist selbst an der Oberfläche vorzüglich und nach den in San Franzisco ange- stellten Versuchen namentlich ‚zur Benutzung für Dampfmaschinen geeignet. Die Bucht selbst gehört zu den besten‘ Häfen der Fuca-Stralse; sie ist gegen alle Winde geschützt und besitzt in mäfsiger Tiefe von 3 bis 10 Faden überall ge- eigneten Ankergrund, wie man ihn in der Fuca-Strafse und: überhaupt in allen Gewässern zwischen Vancouvers-Island und dem Continent nur an wenigen Stel- len findet. Ziehen wir aufserdem noch die ergiebige Fischerei, den Reichthum der Umgend an Kiefern- und Cedernwaldungen, den bereits eine vortreffliche Schneidemühle zu verwerthen angefangen hat, und aller Wahrscheinlichkeit nach einen bequemen Zugang zu den fruchtbaren Prairien am Okanagam-See im Quell- gebiet des Columbia in Betracht, so finden wir, dafs diese Ansiedelung ergiebige Elemente des Wohlstandes in sich vereinigt, deren Entwickelung durch die Ent- deckung der Goldfelder bei Fort Hope sicherlich einen mächtigen Impuls erhal- ten wird. Für den Aufschwung der Minenbezirke selbst und namentlich für die Begründung eines ausgedehnten landwirthschaftlichen Betriebes neben der Gold- wäsche wird es inde/s ein wesentliches Hemmnifs bleiben, dafs sich diese Distriete nicht eines so bequemen: Wasserweges nach einem guten Hafen erfreuen, wie es bei den Counties am Sacramento der Fall ist. “Der. Entwickelung der Landwirthschaft, die ein viel zuverlässigeres Funda- ment des Volkswohlstandes gewährt als der reichste Grubenbau, stehen überdies das. Klima und vermuthlich auch die Bodenverhältnisse dermalsen im Wege, dafs das neue Goldland einen Vergleich mit Californien nicht aushält. Schon der 416 Miscellen: Unterschied von zehn bis eilf Breitengraden bedingt ein erheblich verschiedenes Klima; wichtiger aber ist der Umstand, dafs das Thal des Frazer, vom Ocean durch eine Gebirgskette geschieden, deren Gipfel die Linie des ewigen Schnees überragen, an den Vorzügen des paecifischen Küstenklimas keinen Antheil hat, _ wenn das Land auch nicht so rauh ist, wie die weiten Gebiete östlich von den Rocky Mountains unter gleicher Breite. Allem Anschein nach liegt das Thal ziemlich hoch; es wird berichtet, dals es vom October bis zum April, ja zuwei- len noch bis in den Mai hinein mit Schnee bedeckt ist und dafs früh eintretende Herbstfröste den Getreidefeldern verderblich werden. Jedenfalls wird der Acker- bau hier bei Weitem nicht an so günstige Bedingungen geknüpft sein wie in Ca- lifornien. An Land, welches zum Anbau geeignet ist, scheint es indefs gerade in der Nähe der Goldfelder nicht zu fehlen. Im Allgemeinen besteht der nord- westliche Theil der britischen Besitzungen, wie auch die Insel Vancouver, aus einem rauhen zerrissenen Gebirgslande, in welchem man nur sehr sparsam ebene Strecken von einiger Ausdehnung vorfindet, welche zu landwirthschaftlicher Thä- tigkeit einladen; selbst die dichten Urwälder, mit welchen diese Gebirge beklei- det sind, können bei der Unzugänglichkeit des Terrains zur Zeit nur an verhält- nifsmäfsig wenigen Punkten mit Vortheil verwerthet werden, und auch dasjenige Ackerland, welches man durch Ausroden der Waldungen gewinnen könnte, scheint einer beträchtlichen Ausdehnung nicht fähig zu sein. Glücklicher Weise befinden sich in der Nähe der Goldfelder ebene Ländereien von ziemlich erheblichem Um- fange; vom Fort Hope ziehen sich Prairien mit fruchtbarem Ackerboden süd- wärts bis in das Quellgebiet des Columbia River; und auch den Thompson River soll ein Streifen von schönen Weideländereien begleiten. Unter den Producten dieser Landstriche verdient namentlich ein einheimischer Hanf erwähnt zu wer- den, welchem von Kennern der Vorzug vor dem russischen eingeräumt wird. Sollten sich nun die neuentdeckten Goldfelder auch südwärts über die Grenze der Vereinigten Staaten in das Washington-Territorium erstrecken, so würde dem Aufschwunge des letztern aufser den Vortheilen einer bequemeren Wasserverbin- nung mit der Küste, eines milderen Klima’s und ausgedehnterer fruchtbarer Land- strecken auch noch der Vorzug einer leichteren Ansiedelung in kürzester Frist ein bedeutendes Uebergewieht über die Entwickelung des britischen Territoriums sichern. Auf dem Gebiete der Vereinigten Staaten kann jeder Bürger derselben nach Erledigung einiger Formalitäten, welche seinen Rechtsanspruch sichern, ein Stück herrenlosen Landes von 160 Acres in Anbau nehmen, und er zahlt erst von dem Moment des amtlichen Survey ab den Preis dafür mit 14 Dollars oder 5 Shillings pr. Acre, oft schon aus den Revenüen des von ihm in Cultur ge- nommenen Landes. In den englischen Besitzungen dagegen mu/s der Colonist 4 L. St. pr. Acre zahlen, und hat überdiefs nur dann das Recht, 160 Aeres zu kaufen, wenn er acht Leute, für je 20 Acres einen Arbeiter, mitbringt; einzelnen Personen werden, wenigstens auf Vancouvers Island, nicht mehr als 20 Acres ab- gelassen. Da nun nach den Erfahrungen über Ansiedelungen im fernen Westen der Colonist schon für das Vieh, welches in den ersten Jahren die wesentlichste Stütze seiner Subsistenz bildet, ausgedehnterer Weidestrecken bedarf, so dafs eine Farm von weniger als 160 Acres für keine sichere Unternehmung gilt, so ist es begreiflich, dafs die Ansiedelung auf dem britischen Gebiet zum Ankauf des Lan- Ueber die Indianerstämme Nord - Amerikas. 417 des, des Viehes, der Ackergeräthschaften ein so beträchtliches Capital erfordert, wie es bei der grofsen Masse der Auswanderer eben nicht zu erwarten ist. Die traurige Geschichte, welche Grant in dem eben erschienenen (27sten) Bande des Journals der Londoner Geogr. Gesellschaft über die Colonisation auf Van- couver’s Island erzählt, liefert einen Beleg dafür, wie durchaus unpraktisch diese Bedingungen sind. Als der Hudsons-Bay-Compagnie im Jahre 1849 jene Insel mit der Bedingung übergeben war, innerhalb 5 Jahre für die Begründung von Ansiedelungen ausreichende Sorge zu tragen, landete Grant im Jahre 1849 mit 8 Leuten auf derselben und siedelte sich bei Soke’s Inlet auf der Südwestspitze an; aber von jener Zeit bis zum Jahre 1854 ist aufser ihm auch nicht ein ein- ziger unabhängiger Colonist erschienen, obgleich die Insel durch ihre aufseror- dentlich ergiebigen Fischereien, durch ihre an trefflichem Bauholz reichen Wäl- der, wie durch ihre Kohlenlager recht günstige Bedingungen für eine Colonisation darbietet und die Projecte einer pacifischen Eisenbahn nach irgend einem der In- sel gegenüber gelegenen Punkte des Continents auch eine gewisse Anziehungs- kraft ausüben konnten. Alle andern Colonisten — die Zahl der Weifsen belief sich übrigens am Ende des Jahres 1853 erst auf 450 Seelen, Weiber und Kin- der mit eingeschlossen — hat die Compagnie auf ihre eigenen Kosten dort hin- geschafft; Grant selbst verpachtete nach 2 Jahren seine Besitzung, um sich auf eine weitere Reise zu begeben, fand aber nach seiner Rückkehr sein Eigenthnm zerstört und verlassen und die Felder aufser Cultur. Der Versuch, unabhängige Colonisten heranzuziehen, ist also vollkommen fehlgeschlagen, und es ist keine Frage, dals auch jetzt, wenn die Goldfelder sich wirklich auf das Unionsgebiet erstrecken sollten, die Ankömmlinge sich vorzugsweise dem letztern, und nicht dem britischen Gebiete zuwenden werden. —n Ueber die Indianerstämme Nord- Amerika’s. Von Dr. Helfft. Zu den grofsen statistischen Werken, welche die Regierung der Vereinigten Staaten zur Förderung gründlicher Kenntnifs des Landes veröffentlicht hat, gehört auch eine sehr werthvolle Arbeit über die Krankheiten und die Sterblichkeit der Truppen innerhalb der 16 Jahre von 1839 bis 1855, analog der Zusammenstel- lung über den Gesundheitszustand der Truppen während der Jahre 1819—1839, die im Jahre 1840 veröffentlicht wurde. — Bekanntlich sind über das ganze der Union gehörige Land Militärposten verbreitet, in denen der Garnison ein Militär- arzt beigegeben ist, welchem auch der Auftrag zuertheilt ist, über die medicini- sche Topographie des Orts, d. h. über seine geographische Lage, die klimatischen Verhältnisse, die Producte, die geologische Formation des Bodens, die Fauna, Flora und die Ursachen der herrschenden Endemien und Epidemien alljährlich Berichte 'einzuliefern. Somit erhält die Regierung aus den verschiedensten Gegenden der ‚Union ein massenhaftes Material von Beobachtungen, welche in jeder Hinsicht über die Kenntnifs des Landes, seine Culturfähigkeit und die Bewohner genauen Aufschlufs geben und für die Wissenschaft von weit gröfserem Werthe sind, als die flüchtigen Beobachtungen von Reisenden, die nur kurze Zeit an einem und demselben Orte verweilen. Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. IV. 27 418 Miscellen: Die Militärposten sind zu diesem Zwecke in mehrere geographische Abthei- lungen gesondert: in eine nördliche für denjenigen Theil der Vereinigten Staaten, welcher nördlich vom 40sten Breitengrade und östlich von den Felsengebirgen liegt; eine mittlere Abtheilung zwischen dem 3östen und 40sten Breitengrade, eine südliche zwischen dem 30sten und 3östen Breitengrade und die Stationen in Florida, Texas, Neu-Mexico, Californien und in den Territorien Oregon und Washington. Von besonderem Interesse sind die Mittheilungen der Aerzte über die in der Nähe der Militärposten vereinzelt lebenden Indianerstämme, ihre Lebensweise, Sit- ten und die Ursachen, die zu ihrer Ausrottung und ihrem Hinschwinden: beige- tragen haben. Wie es gewöhnlich geschieht, sind auch hier die Amerikaner einseitig zu Werke gegangen und haben einen Umstand aufser Acht gelassen, auf den, meiner Ansicht nach, weit mehr Gewicht gelegt werden mufs, als auf den Einflufs neuer durch den Verkehr mit den Europäern erzeugter schädlicher Momente, wie der Genuls der Spirituosa, die Verbreitung eontagiöser und epidemischer Krankheiten, — ich meine nämlich die schlechte, auf Habsucht basirende, erobernde Territorial- Politik der Vereinigten Staaten, die natürlich in einem im Auftrage der Regie- rung bearbeiteten Werke keinem Angriffe ausgesetzt werden durfte. Mit jedem Jahre werden den Indianern immer gröfsere Landstriche abgerun- gen, so dals sie zuletzt als Bettler umherzuziehen und sich ihre spärliche Nah- rung bei den Militärstationen und einzelnen Colonisten zu suchen gezwungen sind oder verhungern müssen. So erzählt ein Arzt, dafs die Comanches, wenn es ihnen an Fleisch fehlt, von den verdorbenen Provisionen der Soldaten oder von Wurzeln und wildwachsenden Kräutern leben, und oft Tage lang keine an- dere Nahrung zu sich nehmen, als die Frucht der Carya olivaeformis. Zuweilen hungern sie drei oder vier Tage und kommen dann abgezehrt und völlig entkräf- tet zu den Posten. Im Jahre 1850 kam eine Schaar von 500 Kriegern nach Fort Martin Scott auf dem Wege nach San Antonio in Texas, die drei Tage hin- durch keine Nahrung zu sich genommen hatte, und da der commandirende Of- Geier den Befehl erhalten, nur unter die Häuptlinge und deren Familien Rationen zu vertheilen, so fielen die übrigen über zwei vor mehreren Tagen in den Ställen der Cavallerie gefallene und schon halb in Fäulnifs übergegangene Pferde her, lösten das Fleisch von den Knochen, bereiteten sich eine Mahlzeit davon und zogen dann weiter. — Sehr oft haben die Aerzte in den Hütten halbverweste Thiere gefunden, von denen sich die Familien nährten, und in dieser durch den Fäulnifsgeruch veıpesteten Luft lagen 6 bis 8 Individuen bei Tag und Nacht. Darf es uns unter solchen Umständen Wunder nehmen, wenn Krankheiten, haupt- sächlich die Scropheln, in den bösartigsten Formen unter ihnen herrschen und epidemische Krankheiten weit verderblicher auftreten als unter günstigen hygieni- schen Verhältnissen? Folgende Schilderung giebt ein deutscher Ansiedler von den Pawnees: „Sie sind ein herabgekommenes Geschlecht, welches jetzt mehr einer vagabondirenden Bettlerbande, als einem Kriegervolke gleicht. Es sind lästige Bettler, die, wenn sie sonst nichts erlangen können, blofs ein Stück Brod fordern, und haben sie dieses erhalten, unter allerlei Geberden uud Mifstönen ihr Verlangen nach Speck, Thee oder Kaffee ausdrücken. In ihrer äufseren Erscheinung gleichen sie den Zigeunern in Ungarn und der Wallachei.“ nu Yan | Ueber die Indianerstämme Nord - Amerikas. 419 Ich habe mir oft .die Frage aufgeworfen, warum gerade die Indianer durch den Verkehr mit den Europäern zu Grunde gehen sollen, während andere Racen, die Malayen, Chinesen, Neger und viele afrikanische Stämme, die doch in ihrer Organisation keine zur Erklärung des Phänomens ausreichende Abweichung von der indianischen Race zeigen, trotz ihres fortwährenden Zusammenlebens mit ci- vilisirten Nationen, trotz der veränderten Lebensweise, ungewohnter Nahrungsstoffe und dergl. nicht nur an Zahl nicht abnehmen, sondern mit jedem Jahre sich vermeh- ren, je mehr sie in der Cultur gefördert werden. Beispiele hierfür liefern die eingeborenen Stämme auf den Sunda-Inseln, in der Colonie Natal und den süd- afrikanischen Freistaaten, die Negerstämme an der Westküste Afrikas u. A. Die Aerzte haben keinesweges unter den Indianerstämmen eine so beträchtliche Ver- breitung der syphilitischen Krankheiten gefunden, wie man gewöhnlich annimmt, ja'bei vielen waren ‚sie ganz unbekannt, und ebenso können wir die Verheerungen durch die Menschenpocken nicht als eine der Hauptursachen des Hinschwindens aufstellen, da diese unter allen Volksstämmen der Erde von Zeit zu Zeit arg ge- wüthet und ganze Familien hinweggerafft haben, ohne die Völker selbst vollstän- dig von der Erde zu vertilgen, — ich erinnere nur an die furchtbaren Epidemien unter den Negern. Seit dem Jahre 1849 ist aber auch hier die Vaccination ein- geführt worden, so dafs ähnliche furchtbare Verhbeerungen wohl nicht mehr vor- kommen: werden. Dr. Davy, der sieben Jahre lang mit den Eingeborenen des Nordwestens in Verkehr stand, hat nun die Beobachtung gemacht, dafs das Mortalitätsverhältnifs unter den Indianern ein weit gröfseres ist, als unter der caucasischen Race, da- gegen beträchtlich hinter dem der schwarzen Bevölkerung in den Vereinigten Staaten zurückbleibt. Unter einer Zahl von 700 Winnebagos, die sich in der Nähe des Fort Ripley niedergelassen hatten, kam jährlich auf 26,23 Individuen ein Todes- fall vor; unter den Gestorbenen waıen 70 Procent Kinder und 30 Procent Erwach- sene, In Grofsbritanien kommt dagegen im Durchschnitt ein Todesfall auf 44 See- len, in Berlin 1 auf 38, in Hamburg 1 auf 30, in München 1 auf 28,5, in Phi- ladelphia 1 auf 43,12 der weifsen und 31,05 der farbigen Bevölkerung; in Bal- ‚timore ist, das durchschnittliche Sterblichkeitsverhältnifs unter den Weilsen wie 4:46,40, unter der freien farbigen Bevölkerung wie 1: 34,17, dagegen unter den Sklaven wie 1 : 26,59. Wenn wir nun aber die erbärmliche Lebensweise der Indianer berücksichti- gen, so glaube ich, dafs diese schon allein hinreicht, um die Mortalität bedeu- tend zu steigern. : Besonders ist diese unter den Kindern bei weitem gröfser, als irgend anderswo, indem 70 Procent aller Todesfälle auf das kindliche Alter bis zum. 15. Jahre kommen, und dies rührt wiederum von der rohen Behandlung der Kinder in den ersten Lebensjahren her. Gleich nach der Geburt wird nämlich ‚das Kind auf ein mit einigen Stücken Zeug bedecktes Brett gelegt und mittelst eines zwei oder drei Zoll breiten Streifens von Leinewand mit Einschlufs der Arme, „die ausgestreckt an den Rumpf gelegt werden, vom Kopf bis zu den Füfsen wie eine ägyptische Mumie fest eingewickelt, so dafs nur der Kopf frei bleibt, und dann auf das Brett festgebunden. : In dieser eingezwängten Lage verbleiben sie fast. das ganze erste Lebensjahr hindurch und werden oft Wochen lang nicht von ‚dem Brette heruntergenommen. Die normalen Functionen der Haut können bei ers 27» 420 Miscellen: diesem Verfahren gar nicht von Statten gehen, die Excremente machen die Haut wund und reizen sie fortwährend. Da die Bewegung der Arme und Fülse, die einzige willkürliche Bewegung, die ein Kind vollführen kann und die zur Ent- wickelung der physischen Kräfte so nothwendig ist, vollständig gehemmt ist, so nehmen die Kräfte bald ab, und es tritt ein hoher Grad von Erschöpfung ein. Den verderblichsten Einfluls äufsert aber dies Festbinden an ein Brett auf die Ge- hirnfunctionen; indem nämlich durch das andauernde Liegen auf einem festen Körper das weiche Hinterhauptbein nach innen gedrückt wird, entstehen Krämpfe, Lähmungen und andere Gehirnzufälle, durch welche die Kinder zu Grunde gehen. Einen am Hinterhaupt plattgedrückten Kopf halten die Indianer aber für eine Schönheit und bei manchen Stämmen werden sogar noch andere Mittel angewandt, um den Schädel platt zu drücken; sie legen nämlich ein Kissen auf die Stirn, welches vom Rande der Augenhöhlen bis zum Scheitel reicht, und ein zweites, welches den Gegendruck ausüben soll, unter das Hinterhaupt. Dieselben bleiben ein ganzes Jahr lang liegen, bis die Verknöcherung vollendet ist. Die Sitte, dem Schädel durch Binden und Druck künstlich eine andere Form zu geben, ist eine sehr alte; sie findet sich von orientalischen, römischen und griechischen Autoren erwähnt. Die Mongolen kannten sie schon in der frühesten Zeit; auch bei den Hunnen wird sie erwähnt. Die Operation wurde hier ausge- führt, um den Individuen eine aristokratische Auszeichnung zu geben, wie es nach Hippocrates bei den Scythen geschah und noch heutigen Tages bei den Oregon- Indianern der Fall ist. Aber auch in manchen Theilen des südlichen Frankreichs kommt diese Sitte noch vor, wie aus Dr. Foville’s Arbeit über die Anatomie des Gehirns hervorgeht. Da man nun auch in der neueren Zeit in der Krimm, der Schweiz und in Savoyen ähnliche Schädel, wie die amerikanischen gefunden hat, so wirft Retzius mit Recht die Frage auf, ob nicht hieraus auf eine Verbindung der Völker der alten und neuen Welt zu schliefsen sei? Es unterliegt wohl jetzt keinem Zwei- fel mehr, dafs Amerika von Westen aus bevölkert worden und diese Sitte eine altmongolische ist. Wenden wir uns nach dieser Abschweifung zu der Lebensweise der jetzigen Indianer zurück, so sehen wir, dafs sie in engen, von Erde, Holz oder Baum- rinde gebauten, spitz zulaufenden Hütten leben und dort zusammengeprelst Tage lang faullenzend um das Feuer herum auf dem feuchten Boden liegen. In Schweils gebadet gehen sie dann in die kalte Luft hinaus, und die Aerzte schreiben dem Einflufs des Temperaturwechsels und der Unterdrückung der Hautrespiration die Entstehung vieler gefährlichen Krankheiten zu. Hierzu kömmt, dafs sie oft an einem Tage mit alten Uniformsröcken, einem Frack, einer Weste oder mehreren Hemden übereinander erscheinen, ein höchst komischer Anblick! und am näch- sten wiederum nackt gehen, nachdem sie diese Kleidungsstücke aus Noth oder um sich Branntwein zu verschaffen, verkauft haben. Von den Indianerstämmen des nördlichen Californiens erhalten wir über die in der Nähe des Forts Reading am Sacramento (unter 40° 28’ nördl. Br. gele- gen) umherschweifenden eine ausführliche Schilderung. Sie bilden einige wenige kleine Rotten, die verschiedene Sprachen sprechen und sich nach dem Namen ihrer Häuptlinge nennen. Man begreift sie alle unter dem Namen Digger und bezeichnet die einzelnen Banden nach dem Namen der Flüsse, an deren Ufern u A a Ueber die Indianerstimme Nord - Amerikas. 421 sie ihr Lager aufschlagen. Sie sind durchschnittlich von der Gröfse der Europäer, und proportionirt gebaut. Da die Augenbraunenbogen ungewöhnlich stark ge- wölbt sind, so scheint es, als ob die Stirn mehr als an andern Schädeln zurück- trete. Die Augen sind nicht schief geschnitten und die Sehkraft ist aufserordent- lich stark; die Wangenknochen treten stark hervor, die Nase ist regelmäfsig ge- bogen, nicht lang, und die Nasenlöcher nicht so breit, wie bei den Afrikanern. Die Zähne sind schön weils, nicht breit, die Lippen dicker als bei den Euro- päern, die Brust ist schön gewölbt, der Unterleib ragt stark hervor, Hände und Fülse sind auffallend klein. Ihre Waffen bestehen aus Bogen und hölzernen mittelst Kieselsteinen zugespitzten Pfeilen. Sie leben von der kleinen Jagd, Fi- schen, Insecten, Eicheln, Wurzeln und Gras, wohnen in kleinen, runden, spitz zulaufenden Hütten, die aus Erde errichtet und durch Häute und Baumäste ge- stützt werden. Nicht allein die Familien derselben Rotten, sondern auch die ver- schiedenen Banden pflegen, wenn sie Hunger leiden, ihre spärliche Nahrung mit- einander zu theilen. Die Männer gehen nackt, die Frauen tragen eine Schürze von geflochtenem Grase. Werden sie nicht angegriffen, so zeigen sie sich nicht feindlich. i Die in den Territorien Oregon und Washington lebenden Indianer sind nur die letzten Ueberreste der drei einst mächtigen Stämme der Chinocks, Clatsops und Cathalamets. Die Chinocks wohnen am nördlichen Uferende des Columbia und in der Nähe der Shoalwater Bai; ihre Zahl beträgt kaum 150. Sie erzählen, dafs sie einst 300 Krieger stark gewesen und der berühmte Concomly an ihre Spitze ge- standen habe; jetzt aber ist ihnen das Recht zum Fischen entzogen und selbst ihre Begräbnifsplätze werden fremden Ansiedlern verkauft. Die Clatsops, welche zur Zeit der Gründung von Astoria, 180 Krieger zählten, sind jetzt auf 20 zusammengeschmolzen, die kaum behaupten können, feste Wohnungen zu besitzen. Sie wandern umher, indem sie ihre Zelte auf- schlagen oder in der Nähe der Wohnsitze der Weifsen umherlungern; in Kurzem werden sie vollständig vertilgt sein. + Die Cathalamets, die auf dem Eilande und längs des Flusses sich auf- halten, 20 oder 30 Meilen höher hinauf, kamen weniger mit den Europäern in Berührung und haben sich daher nicht so schnell vermindert, jedoch leben sie ebenfalls getrennt in kleinen Abtheilungen und sterben allmälig aus. Unter ihnen lebt ein alter Indianer Squamarke genannt, der gleichsam als Oberhaupt aller dieser zerstreuten Stämme angesehen wird und einen bedeutenden Einfluls auf dieselben ausübt. Einem alten Barden gleich, besingt er die verschwundene Gröfse seiner Race, die kriegerischen Thaten seiner Vorfahren, die Siegestrophäen und feierlichen Triumphzüge nach der Rückkehr aus der Schlacht; jedoch scheut er sich nicht sich viehisch zu betrinken und seinen Enkel für 150 Dollars, zahlbar in Decken, zu verkaufen. Jede Fehde hat unter diesen Stämmen aufgehört, indem nichts die Habsucht reizen kann, denn nur wenige befinden sich im Besitze einiger Waffen. Selten gerathen sie in Streit, es sei denn in der Trunkenheit, wo dann zuweilen einer oder mehrere erschossen oder niedergestochen werden. Wer ein Canoe oder einige Decken besitzt, wird für wohlhabend gehalten; selten behängt sich Jemand mit einer grofsen Anzahl von Zierrathen. Nur einige Pferde findet man bei ihnen, “ 422 Miscellen: da ihr hauptsächlichstes Beförderungsmittel das Canoe ist; Bewunderung und Staunen erfüllte die Amerikaner, als sie sahen, wie geschickt sie diese schönen Modelle der Schiffsbaukunst leiteten. Sie werden 'aus den Stämmen der Ceder gefertigt und sind von sehr verschiedener Gröfse. Diejenigen, der sich die Ein- geborenen längs der Küste und in der Nähe des Puget-Sund bedienen, sind oft 40 bis 60 Fufs lang und 12 bis 15 Fuls breit und können 60 Persönen fassen. Sie werden sehr schnell mittelst kurzer Ruder in Bewegung gesetzt, welche die Männer sowohl wie die Frauen sehr geschickt zu führen verstehen, indem sie auf Binsenmatten, die auf dem Boden des Canoes liegen, 'knieen; die äufsere Fläche ist schwarz, die innere roth angestrichen, das Vordertheil mit kleinen Kieselstei- steinen oder Muscheln verziert. Beil und Messer sind die einzigen Werkzeuge, deren sie sich bei Verfertigung derselben bedienen, und die amerikanischen Aerzte können nicht genug ihre Bewunderung über den Scharfsinn eines Volkes 'aus- sprechen, welches mit so unvollkommenen Werkzeugen solche Fahrzeuge zu Stande bringt. Bei schlechtem, windigem Wetter ziehen sie ein sehr grofses ‘Segel auf. Das Canoe fliegt durch das Wasser mit der Schnelligkeit eines Fisches und selbst bei sehr hohem Wasserschlage ist keine Gefahr vorhanden, dafs es umsehlägt. Diese Küsten-Indianer sind ebenso auf dem Wasser zu Hause, wie die Apaches auf den Ebenen und die Araber in der Wüste. Alle diese Stämme sprechen dieselbe Sprache, haben dieselben Gebräuche und gleichen einander in Sitten, Kleidung und physischem Aussehen. Die meisten sind von mittlerer Gröfse, gedrungenem, stämmigem Körper und Schenkeln, ge- wöhnlich 5 bis 53 Fufs grols, mit niedriger Stirn, die durch die Abplattung des Kopfes noch niedriger erscheint; sie haben langes, struppiges, schwarzes‘ Haar, welches bei beiden Geschlechtern mit grofser Sorgfalt gepflegt wird ; sie kämmen es, schmieren Theer ein und flechten und schmücken es mit hellfarbigen Bän- dern. Die Barthaare werden sorgfältig ausgerissen, wie die Schaamhaare bei bei- den Geschlechtern. Der Mund ist grols, die Zähne klein, oft werden sie bis zum Zahnfleisch abgebrochen, die Lippen sind dick und aufgeworfen. Die Frauen be- sonders werden oft ungeheuer beleibt und man findet keine einzige schöne unter ihnen. An ihrem Körper und in ihren Verrichtungen sind sie höchst unreinlich, nehmen jedoch, wenn sie von den Ansiedlern geheirathet werden, die europäischen Sitten an und: gewöhnen sich an Reinlichkeit; die Kinder sind weit zierlicher ge- baut und hin und wieder von schöner Gesichtsbildung. Sobald die Mädchen das Alter der Mannbarkeit erreicht haben und oft noch früher, werden sie von den Weifsen geheirathet, nehmen dann gewöhnlich alle Sitten civilisirter Nationen an und erscheinen zuweilen elegant, meist jedoch höchst phantastisch geklei- det. Im Urzustande ist ihre einzige Hülle im Sommer eine aus Fasern der Cederrinde gefertigte Schürze, im Winter hüllen sie sich in Matten /oder Thier- häute ein, kriechen in Erdlöcher oder kleine aus Binsen errichtete Hütten, in denen sie während der Regenzeit bleiben und in deren Mitte ein Feuer brennt, welches den ganzen Raum mit Rauch anfüllt. In den letzten Jahren: haben sie sich grölsere hölzerne Wohnungen erbaut. Seit der Entdeckung der Goldminen haben sich viele dieser Indianer schnell grofse Schätze zusammengehäuft, doch da sie das Gold nur als Tauschmittel betrachten, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen, sind sie selten darauf bedacht, es zu behalten, Als durch die californischen Mi- Ueber die Indianerstämme Nord - Amerikas. 423 nen Oregon fast seine ganze männliche Bevölkerung verlor, leisteten die Indianer als Arbeiter treffliche Dienste und hatten einen reichlichen Verdienst, indem sie die Reisenden auf ihren Canoes beförderten. Wie alle wilden Volksstämme lie- ben sie aber die Veränderung und wenn sie genug Geld verdient haben, um ihre» Wünsche zu befriedigen, so kann sie nichts bewegen, ihr einträgliches Geschäft fortzusetzen. Auch hier schreiben die Aerzte das furchtbar. schnelle Hinschwinden die- ser Stämme den bösartigen Epidemien zu, die unter ihnen geherrscht haben; so wurde in. den Jahren 1829 und 1830 die Hälfte von einer bösartigen Masern- epidemie hinweggerafft, worauf ein bösartiges Wechselfieber zu wiederholten Ma- len grolse Verheerungen unter ihnen anrichtete. Die Syphilis und ihre Folge- krankheit die Scropheln in ihren bösartigsten Formen sollen aber besonders zur Abnahme der Stämme beigetragen haben. Indem sie nämlich ihre Frauen ohne Widerstreben der Prostitution Preis geben, nur aus Gewinnsucht, werden diese infieirt und somit pflegen alle Kinder im Mutterleibe zu Grunde zu gehen. Un- ter den Männern befinden sich wenige, die nicht ein Auge in Folge syphilitischer oder gonorrhöischer Augenentzündung verloren haben. Die Begräbnifsplätze in der Umgegend und längst des Flusses legen ein Zeug- nifs ab von der bedeutenden Menge der zu Grunde gegangenen Indianer; es sind geheiligte Orte in der Nähe des Ufers und liegen oft auf nackten, isolirt stehen- den Felsen. Der Leichnam eines Häuptlings oder berühmten Mannes wird mit den besten Kleidungsstücken und den glänzendsten Schmucksachen versehen, in Decken eingehüllt, in sein Canoe gelegt, seine Netze und Speere ihm zur Seite, rund umher hängen die Kochgeschirre, die zinnernen Pfannen und Schüsseln, und so ausgeschmückt wird der Leichnam auf die Aeste eines Baumes oder auf einen erhöhten Platz, gestellt und dann verbrannt. Gegen Krankheiten wenden die Indianer verschiedene Kräuter innerlich, und äufserlich Scarificationen der Haut und Dampfbäder an. Die letzteren werden auf folgende Weise bereitet: der Kranke setzt sich in eine kleine aus Holzstäben verfertigte mit Decken ausgelegte Wanne, welche die durch. Gie/sen von Wasser auf heifse Steine erzeugten Dämpfe durchziehen, — Ihre letzte Hoffnung setzen sie. in schlimmen Fällen auf die Beschwörungen ihrer „Medieinmänner“, welche bei Nacht in die Wohnung der Kranken kommen, singen, ihre grofsen Trommeln schlagen, mit Kalabassen rasseln und allen möglichen Hokus-Pokus treiben. Eine fast abgöttische Verehrung erweisen sie dem Opium und Chloroform, welche Ruhe und Befreiung von Schmerzen bewirken. In Texas befindet sich ein nomadischer Stamm, die Comanches, die Ols- hausen die Beduinen Amerika’s nennt, sie leben blofs von der Jagd oder er- betteln oder stehlen Rinder und Pferde, und beunruhigen auf diese Weise fort- während die Colonisten an der Grenze von Neu-Mexico und Texas. Häufig hat man Erwachsene sowohl wie Kinder unter ihnen angetroffen, die sie sich auf ihren Streifzügen geraubt haben, um ihren immer mehr hinschwindenden Stamm zu vermehren; doch sterben die meisten Kinder, ehe sie herangewachsen sind, nur die kräftigeren Constitutionen erreichen das 40ste Jahr, und nur sehr wenige werden alt; die Frauen häufiger als die Männer. Von Rheumatismen und Lun- genkrankheiten werden sie am häufigsten heimgesucht, indem sie ihre niedrigen A24 Miseellen: Hütten übermäfsig heizen und sich auf den kalten Boden hinlegen, während der Körper stark schwitzt. Sie sind träge und mit geringen Ausnahmen schwäch- lich. Im Sommer leiden sie dagegen wenig an Krankheiten. # Die nördlichen Stämme einbegriffen sollen die sogenannten Prairie oder wilden Indianer ungefähr 20,000 Seelen stark sein, die verschiedene Namen führen. Die eigentlichen Comanches, die zu ihnen gehören, haben nur eine Stärke von 9000 Seelen, von denen ungefähr 500 die Militärstationen besuchen, mehr als 200 streitbare Männer wurden nie beisammen gesehen. Ihren Traditionen zufolge wanderten sie um die Mitte des vierzehnten Jahr- hunderts von Süd-Amerika aus und hiefsen Pa-to-kalis; indem sie die Land- enge passirten, sahen sie das grofse „Wasser“ auf beiden Seiten, und während sie langsam nach Norden vorrückten, hatten sie mit manchen feindlichen Stäm- men zu kämpfen bis sie zum Rio grande kamen, wo sie mehrere Jahre in einer und derselben Gegend verweilten; dann zogen sie nordwärts nach San Saba und dem oberen Laufe des Colorado und Brazos. Hier fanden sie ein herrliches Land, Waldung, gutes Wasser, üppige Wiesen und zahlreiches Wild. Ihre Waf- fen bestanden aus Messern, aus den Rippen des Büffels verfertigt, Keulen, Bogen und Pfeilen. Sie waren glücklich und frohen Muthes, nahmen an Zahl zu und erfreuten sich viele Jahre des Friedens, als die Spanier, das erste weilse Volk, welches sie gesehen, zu ihnen kamen und Festungen und Kirchen bauten. Sie empfingen sie als Freunde und schlossen einen Vertrag, den die Weifsen bald brachen, indem sie viele zu Sklaven machten, deren Nachkommen noch, wie sie versichern, unter den Mexicanern als Peons leben. Die Häuptlinge erklärten sich in ihren berathenden Versammlungen für den Krieg, der mit der Niedermetzelung der Garnison von San Saba endete, worauf die Ansiedelungen nördlich von San Antonio aufgegeben wurden. Seit jener Zeit lebten die Comanches friedlich in jenen Gegenden bis zum Jahre 1845 und wurden wenig von den Texanern be- lästigt. ; Da luden die Spanier, um sich an den Indianern wegen des früheren Blut- bades zu rächen, die Häuptlinge zu einer grofsen Freundschafts- und Friedens- versammlung nach Monclovia ein und tödteten sie dann hinterlistig. Seit jener Zeit fand ein unauslöschlicher Hals zwischen den Indianern und Mexicanern statt. Mit den Sioux, Arapahoes, Assiniboins und andern Stämmen wurde erst im Jahre 1851 zu Fort Laramie ein sogenannter ewiger Friedens- und Freundschafts- vertrag abgeschlossen, in welchem sich die Indianer verbindlich machten, für alle von Mitgliedern ihrer Stämme an Weilsen verübten Räubereien Schadenersatz zu leisten, und den Vereinigten Staaten das Recht einräumten, Strafsen durch ihre Gebiete anzulegen, sowie militärische und andere Posten zu errichten, dagegen garantirten die Vereinigten Staaten Schadenersatz für alle Beraubungen, die den Indianern durch Weilse zugefügt würden, und zahlen den Stämmen aufserdem ein Jahrgeld von 50,000 Dollars auf 50 Jahre als Entschädigung für das Wild, wel- ches von den durch ihre Gebiete ziehenden Emigranten verscheucht wird. Wenn nun auch die meisten Stämme ihren Verpflichtungen nachkommen und nur wenige, die gänzlich abgeneigt sind, sich an bleibende Wohnstätten und an den Landbau zu gewöhnen, nicht die geringste Achtung für das Eigenthum zeigen und jeden Weilsen, der durch ihr Gebiet zieht, berauben, so darf man doch nicht Expedition nach dem Darling -River. 425 aufser Acht lassen, dafs auch die Amerikaner sehr oft die Schuld tragen und die Nothwehr die Indianer zwingt, sich gegen ungerechtfertigte Angriffe zu vertheidi- gen. So lange also von beiden Seiten die vorgeschriebenen Gesetze übertreten werden und den Eingeborenen nicht der zu ihrer Existenz nothwendige Schutz zu Theil wird, kann von einem Wiedererstarken der Stämme nicht die Rede sein, im Gegentheil werden sie zuletzt gänzlich untergehen. Expedition nach dem Darling -River. Das Londoner Athenaeum enthält Nachrichten über eine Expedition nach dem Innern von Neu-Süd-Wales, die von Herrn E. J. Spence, ehemaligem Agenten der Colonial-Gold-Company, geleitet wird. Derselbe verliefs Sydney im October v. J. mit einer aus neun Personen bestehenden Gesellschaft, um eine Niederlassung an dem Darling-River zu gründen, dicht bei dem sogenannten Fort Bourke, einer von Sir Thomas Mitchell auf seiner im Jahre 1836 unternommenen Erforschungsreise errichteten Stockade, von der aber jetzt nicht eine Spur mehr vorhanden ist. Nachdem sie über Bathurst und Wellington nach Dubbo, der letz- ten Grenzstadt, gelangt waren, zogen die Reisenden den Macquarrie-Flufs ent- lang zu den Quellen von Duck Creek und drangen dann über Land nach dem Bogan River vor, dessen Lauf sie bis zu seiner Vereinigung mit dem Darling ver- folgten. „Etwa zehn Miles unterhalb Mount Hopeless,“ schreibt Herr Spence, „umgab uns eine vollständige Wildnils, ohne die Spur eines civilisirten Wesens, und mit keinem andern Wegweiser als unserem Compasse und den sehr mangel- haften Karten, die man über diese Gegend besitzt, welche seit zwanzig Jahren, d. h. seit Mitchell’s Expedition, kein europäischer Fufs betreten hat. Wir fan- den, dafs die Gefahr, die uns von den Eingeborenen (the blacks) drohe, sehr überschätzt worden sei. Die Race ist fast ausgestorben, und die Ueberlebenden wissen aus Erfahrung nur zu gut, dafs es nicht gerathen ist, mit den Weilsen anzubinden. Sie gehen völlig nackt, und ihre einzige Sorge scheint darin zu be- stehen, mit möglichst weniger Mühe ihren Unterhalt zu gewinnen. Eine sanfte, von schönen Bäumen beschattete Anhöhe ersteigend, überblickte ich plötzlich einen breiten, tiefen, rollenden Strom, den Darling. Die Scene war so herrlich, die Einsamkeit so tief, dafs ich geneigt war, mich einem Anfall von Sentimentalität zu überlassen; aber man wird ausnehmend praktisch auf solchen Expeditionen, und mit einem Hurrah galoppirte ich daher zurück zu meinen Gefährten, um ihnen die willkommene Kunde mitzutheilen.“ Der Darling ist in Folge seiner vielen Zuflüsse ein breiter und tiefer Strom, und die alluvialen Ufer, die oft über- schwemmt werden, sind in üppiger Fülle mit Gerstengras (barby grass) und wil- dem Hafer bewachsen. Das im Hintergrunde gelegene Land ist nur sparsam be- waldet und äufserst grasreich und bietet vorzügliche Weiden für Hornvieh oder Schaafheerden dar. Der Flufs hat eine hinlängliche Tiefe, um zur Dampfschiff- fahrt benutzt zu werden. Herr Spence beabsichtigt, den Darling und Murray hinab nach Adelaide zu gehen, wo er mit den Commissaren der Adelaide-Steam - Com- pany zusammenzutreffen und mit ihnen die Mafsregeln zu berathen denkt, die zur Eröffnung der Schifffahrt auf dem Darling nöthig sind. L. 426 Neuere Literatur. Acht Monate in Japan nach Abschlufs des Vertrages von Kanagawa.. Von Fr. A. Lühdorf, Supercargo der Brigg Greta. Bremen 1857. Bei H. Strack. Die Brigg „Greta“ wird in den Werken über die in den letzten Jahren aus- geführten See- und Erforschungsreisen in den japanischen Gewässern zu oft er- wähnt, als dafs wir nicht das Tagebuch ihres Supercargo’s mit Interesse in die Hand nehmen sollten. Sie führte dem Geschwader des Comm. Rodgers, über dessen Unternehmungen wir den Lesern im dritten Bande der Zeitschrift ($. 167) Nachricht gegeben haben, Kohlen und Provisionen nach Hakodadi zu, begab sich darauf nach Simoda, wurde hier von den Russen, — dem Reste der Mannschaft der bei Simoda gescheiterten Fregatte Diana, — die sich in dem benachbarten japanischen Hafen Heyda aufhielten, gechartert, um die Schiffbrüchigen nach einem Punkte der russischen Küste zu führen, und bei diesem Unternehmen in der Ochotskischen See von dem englischen Kriegsdampfer Baracouta, der zum Geschwader Elliot’s gehörte, genommen und nach vielem Hin- und Herfahren schlie(slich nach Hongkong geführt. Während dieses unglücklichen Versuchs der Greta, die gescheiterten Russen in ihr Vaterland zurückzubringen, blieb Lühdorf, Supercargo des Schiffes, mit der Ladung desselben in Simoda zurück und wurde durch das Mifsgeschick der Greta genöthigt, seinen Aufenthalt unter den Japa- nesen auf sechs Monate zu verlängern. In dem oben angeführten Werke legt er uns das Tagebuch vor, das er während seines Aufenthalts in Hakodadi und Simoda geführt hat. Es liefert meist nur trockne und knappe Notizen, die in- defs durch den frischen, umsichtigen und praktischen Sinn des Verfassers Leben und Bedeutung gewinnen. Zunächst ist es von Interesse von ihm zu erfahren, wie sich die Verhält- nisse des Handels mit Japan auf Grund des Vertrages von Kanagawa gestaltet haben. Bekanntlich hatte Perry in diesem Vertrage nicht nur seinen nächsten Zweck, die Sicherung der Schiffbrüchigen und das Recht der amerikanischen Schiffe, in zwei japanischen Häfen Kohlen und Provisionen einzunehmen, erreicht, sondern auch eine Anknüpfung von Handelsverhältnissen angebahnt, indem Art. VII. des genannten Vertrages bestimmte: „Man ist darin übereingekommen, dafs es Schiffen der Vereinigten Staa- ten, welche in die ihnen eröffneten japanischen Häfen einlaufen, gestat- tet sein soll, Gold- und Silbergeld und Waaren $egen andere Waaren unter den Anordnungen einzutauschen, welche von der japanischen Re- gierung zu diesem Behuf einstweilen getroffen werden sollen. Es ist indefs ausbedungen, dafs die Schiffe der Vereinigten Staaten solche Waaren, die sie nicht vertauschen wollen, wieder fortnehmen dürfen.“ Aus Lühdorf’s Bericht ergiebt sich nun, dafs die Japanesen das Recht der Fremden eigentlich darauf beschränken möchten, Provisionen — und auch diese nur in möglichst sparsamem Umfange einzunehmen, dafs sie aber jedem Handelsverkehr durch alle Mittel entgegenzuwirken suchen und zur Rechtfertigung dieses Verfahrens dieselbe Fruchtbarkeit an Ränken und Winkelzügen entwickeln, von der uns schon die Verhandlungen des Commodore Perry ein oft ergötzliches Fr. A. Lühdorf: Acht Monate in Japan. A427 Bild geliefert haben. Auch Lühdorf’s Erfahrungen sind in dieser Beziehung höchst charakteristisch. Zunächst wollten die Japanesischen Beamten in Hakodadi Einkäufe nur gegen baare Bezahlung gestatten; da nämlich der Verkehr aus- schliefslich durch Beamte vermittelt wird und die Regierung damit eine Finanz- speeulation verbindet — das japanesische Geld ist so schlecht, dafs bei der Um- prägung des fremden ein Gewinn von ? erzielt wird — widerstrebt sie einem Waarenaustausch, bei dem ein so bedeutender Gewinn nicht zu realisiren ist und die fremden Kaufleute durch einen Preisaufschlag sich schadlos halten kön- nen. In zweiter Linie verstanden sich die Beamten dazu, Waaren in soweit als Tauschmittel anzunehmen, als das vorhandene baare Geld der fremden Kaufleute zur Berichtigung ihrer Einkäufe nicht ausreiche; aber auch diese Concession war mit mancherlei Einschränkungen verknüpft, indem nur bestimmte Kate- gorien von Waaren — nach dem Geschmack der Beamten, nicht nach dem Ge- schmack der japanischen Kaufleute — als Tauschmittel zugelassen wurden, und das Einkaufsrecht der Fremden auf solche Artikel beschränkt wurde, welche sie nöthig brauchten. Zur Rechtfertigung dieser Beschränkung verwiesen die Japanesen auf ihre Abschrift des Vertrages, welche in dem oben angeführten Paragraphen hinter den Worten „gegen andere Waaren“ ein Einschiebsel hat, welches bedeutet „welche ihnen nothwendig sind.“ In Wahrheit freilich ist eine Bestimmung darüber, was einem fremden Kaufmann einzukaufen nothwendig ist, lediglich seinem Ermessen zu überlassen; die Japanesen interpretirten aber so- fort, „nothwendig“ sei gleichbedeutend mit „für den eigenen Gebrauch“, und un- ter dem „eigenen Gebrauch“ sei eben nur der persönliche, nicht der der Familien zu verstehen. Waaren im Werthe von 2000 Dollars für den eigenen Gebrauch zu kaufen, schien dem Gouverneur von Hakodadi ganz exorbitant; er gestattete es nur gegen das Versprechen, dafs Lühdorf einen Theil der Waaren unter die später einlaufenden amerikanischen Schiffe vertheilen werde, und erlaubte weitere Einkäufe nur auf den Namen eines anderen Offiziers. Auch in Simoda gingen die Behörden im Wesentlichen von derselben Anschauung aus; als sie erfuhren, dafs L. eine bestimmte Geldsumme erhalten hatte, zwangen sie ihn, dieselbe voll- ständig für die von ihm eingekauften Waaren in Zahlung zu geben, und nahmen nur für den Rest der Schuld ausländische Waaren als Tauschmittel in Empfang. Unserer Ansicht nach liegt der Hauptgrund zu diesen sonderbaren Einschränkun- gen darin, dafs das finanzielle Interesse der Japanesischen Regierung nicht durch ein Zollsystem gewahrt wird; in Folge dessen hat sie selbst den Verkehr mit den Fremden vollständig in die Hand genommen; wo sie nun baar Geld in Zahlung empfängt, erzielt sie bei der Umprägung einen erklecklichen Gewinn, der zum grofsen Theil wegfällt, wenn sie Waaren als Tauschmittel annimmt; und aufser- dem sieht sie sich dadurch genöthigt, nur solche Waaren zuzulassen, welche von ihr selbst unmittelbar gebraucht werden können, wie Gewehre u. dgl., oder solche, die sie im Lande mit gleich erheblichem Vortheil absetzen kann, wie’ Uhren, Fern- röhre u. dgl. Nur mit Widerstreben verstanden die Beamten sich dazu, Tuche, baumwollene Tücher u. dgl. in Zahlung zu nehmen; aber Zucker für Reis zu empfangen, verweigerten sie auf das Bestimmteste, denn — sagten sie — sie’ könnten unmöglich dulden, dafs das Volk eine so nützliche und nothwendige Sache wie Reis gegen einen Luxusartikel wie Zucker vertausche, 428 Neuere Literatur: Die Auswahl, die der fremde Kaufmann in Hakodadi findet, ist ziemlich be- schränkt; der Ort ist ein armes entlegenes Fischerstädtehen und ohne namhafte Industrie. Die Seidenzeuge, die hier feilgeboten wurden, hatten durch den Trans- port sehr gelitten; dagegen fand man Lackwaaren, preiswürdige Reh -, Seehunds- und Otterfelle, Porcellanwaaren, und in den Privatläden originelle Curiositäten und prachtvolle mit Gold durchwirkte Möbelstoffe. Im Allgemeinen war der Ba- zar in Simoda viel reichhaltiger ausgestattet, namentlich an lackirten und geflochte- nen Waaren und Kunstsachen mit eingelegter Arbeit.. Rohproducte zu erhalten, ist aufserordentlich schwierig; die Ausfuhr von Metallen ist streng verboten; die Lie- ferung von Holz, Hanf, Oel, Thran, Reis, Kampfer wurde abgelehnt, denn „das kleine Japan könne unmöglich andere Länder mit seinen Producten versehen; Lackwaaren könnten verkauft werden, denn diese seien ein Erzeugnifs der In- dustrie.“ Als aber Lühdorf eine Flasche mit japanischem Lack und die dazu gehörigen Farben kaufen wollte, erhielt er wieder eine abschlägliche Antwort; denn diese Sachen kämen aus einer sehr entfernten Provinz. Zur Lieferung von Holz verstand man sich endlich, fand aber Lühdorf’s Bestellung „für den eigenen Gebrauch“ viel zu hoch. Dafs die Japanesen Schlachtvieh weder halten noch verkaufen, liegt in ihrer Religion; dagegen erhielt Lühdorf in Simoda Wild, na- mentlich Hirsche und wilde Schweine, und erfuhr, dafs das Fleisch derselben von den ärmern Volksklassen angeblich als Medicament genossen wird. Der Verfasser hat seinem Tagebuch einen interessanten Abschnitt über „Land und Volk beigegeben, in dem er seine Beobachtungen über die natürlichen Hilfs- quellen des Landes zusammenfalst. Er fand den Boden in der Umgegend von Simoda aufserordentlich fruchtbar und das Land bis auf die höchsten Spitzen der Berge hinauf angebaut, hörte auch, dafs dies®s überall der Fall sein soll und dafs diejenigen, die ihre Felder unbestellt liefsen, bestraft würden. Im Anbau des Bodens sind die Japanesen sehr geschickt; auf der Ebene bedienen sie sich zur Ackerbestellung des Rindvieh’s, auf den Abhängen der Handarbeit; sie bauen Reis, der allen andern asiatischen Sorten an Güte voranstehen soll, alle Arten von Ge- treide und Hülsenfrüchten und verschiedene Gemüse. Das Land ist vortrefflich bewaldet; kein Baum darf ohne obrigkeitliche Erlaubnifs gefällt und für jeden gefällten Baum mufs ein junger gepflanzt werden. Den Hauptbestandtheil der Wälder bilden Fichten, Tannen und Cypressen; demnächst Cedern von imposan- tem Wuchs und mehrere von den europäischen verschiedene Eichenarten. Aufser- dem findet sich auf Japan der Kampferbaum, der Maulbeerbaum namentlich in den nördlichen Provinzen, wo ihn die Eingebornen sehr alt werden lassen, was der Güte der hier gewonnenen Seide Eintrag thut; der Firnifsbaum; die 'Thee- staude, die indefs ein viel schlechteres Produet giebt als die chinesische; verschie- dene Obstbäume und der auf mannichfache Weise verwerthete Bambus. Haus- thiere sind nur spärlich vorhanden; Schafe und Ziegen fehlen ganz; Schweine werden nur für die Holländer auf Dezima gehalten; die Pferde sind klein, aber kräftig. Ueberaus zahlreich sind Hunde, die heilig gehalten werden. Von Wild finden sich Hirsche, Rehe, Hasen, Bären und Füchse ziemlich häufig; aufserdem wilde Hunde, Affen, Wiesel, Iltis-Arten, und eine lästige Menge von Ratten und Mäusen. Von zahmem Federvieh werden Hühner und Enten gehalten, aber nicht gegessen. Kraniche, Fischreiher und Störche gelten für heilig. Massenhaft sind Fr. A. Lühdorf: Acht Monate in Japan. 429 wilde Enten und Gänse, und gar nicht scheu, da ihnen nicht nachgestellt wird. Besonders ertragreich ist die Fischerei in der See; man fängt Salme, Zungen, Steinbutten, Kabeljau’s, Schellfische, Stintfische, aufserdem Schildkröten, Hummer, Austern. Der Walfisch ist in den benachbarten Gewässern sehr häufig; die Ja- panesen stellen ihm nach und essen sein Fleisch. Aufser den Mosquito’s machen sich Insecten und Reptilien in lästiger Weise nicht bemerkbar; die Bienenzucht ist ausgedehnt, und Honig und Wachs könnten zu den Exportartikeln gehören. Auffallend ist die grofse Zahl prachtvoller Käfer und Schmetterlinge; unter den Nachtmotten befindet sich eine, welche die Japanesen ihres Glanzes wegen in kleine Käfiche sperren. Ueber die Mineralien kann der Verfasser natürlich meisten- theils nur auf Grund seiner Erkundigungen Bericht erstatten. Darnach soll Gold fast überall, am häufigsten im Norden des Landes vorkommen, und in vorzügli- cher Reinheit; eben so Silber; das japanische Kupfer soll das beste der Welt sein; Blei und Quecksilber werden reichlich gewonnen, Zinn ist selten, aber von aufserordentlicher Feinheit. Vortreffliches Eisen, aus dem die Japanesen ihren bewunderswürdigen Stahl zu bereiten verstehen, wird nur in 3 Provinzen gegra- ben; Steinkohlen in der Provinz Sikusen, sie sind aber für Dampfschiffe fast un- brauchbar. Schwefel ist in Fülle vorhanden. An den Küsten werden Perlen ge- fischt, darunter blafsrothe von hohem Werth. In welchen Zweigen der Kunstfertigkeit die Japanesen sich besonders aus- zeichnen, ist bekannt; im Lackiren, in eingelegter Arbeit, in der Bereitung des Eisens und der Verarbeitung anderer Metalle — eine Mischung von Kupfer und Gold verstehen sie blau und schwarz zu färben — und in der Verfertigung aller Arten von Papier, darunter eines sehr weichen und fast unzerreifsbaren zu Klei- dungsstücken, sind sie Meister. Obgleich ihre Seide schlechter ist als die chi- nesische, verdienen ihre mit Gold und Silber durchwirkten Seidenstoffe doch den Vorzug. Das Porcellan stellt der Verfasser dem chinesischen gleich; Andere räumen ihm den Vorrang ein. Sehr ausgedehnt ist noch der Betrieb der Stroh- flechterei. Dafs die Japanesen übrigens ein höchst intelligentes und wifsbegieri- ges Volk sind, versichert auch Lühdorf, so dafs hierüber nur eine Stimme zu ‚herrschen scheint. Er ist davon überzeugt, dafs sie dem Handelsverkehr mit den Fremden durchaus nicht abgeneigt sind, dafs der Handel vielmehr bald sehr leb- haft werden würde, wenn er nicht durch die Vermittelung der Beamten betrieben werden mülste, Schliefslich wollen wir noch bemerken, dafs L. während seines Aufenthalts in Simoda zwei Erdbeben erlebte. Am 3. August 1855 erfolgte ein Erdstols, der 2—3 Sekunden anhielt, so dafs der hölzerne Tempel wie ein Kartenhaus zitterte, und in der Nacht vom 11. zum 12. November fand ein noch stärkeres Erdbeben statt, bei welchem der Tempel dermafsen schwankte, dafs L. mit dem Kopfe mehrmals gegen die Wand schlug und dadurch auf eine höchst unangenehme Weise aus dem Schlafe gerüttelt wurde. Das Erdbeben hielt wenigstens 40 Se- kunden an und soll in Jeddo grofse Verwüstungen angerichtet haben; die Japa- nesen hielten es aber für ein gewöhnliches und versicherten, dafs sie viel-stär- kere erlebten, ohne sich darüber zu ängstigen. -n 430 Sitzungsbericht am Stiftungsfeste Sitzung am Stiftungsfeste der geographischen Gesellschaft zu Berlin am 18. April 1858. Der Vorsitzende, Herr Prof. Ritter, eröffnete die Sitzung mit einem Vor- trage, worin er die Wirksamkeit des Vereins seit seiner vor 30 Jahren erfolgten Stiftung besprach. Während er darauf hinwies, dafs die bis jetzt erschienenen 23 Bände der Monatsberichte und der Zeitschrift für Erdkunde neben den Pro- tokollen Auskunft über die Thätigkeit jedes einzelnen Mitgliedes ertheilen, be- merkte er zugleich, dafs der Verein als solcher mit den Schwestervereinen zwar Verbindungen angeknüpft habe, aber in seiner Thätigkeit mit diesen nicht wett- eifern könne, weil seine Mittel allein von Privaten herrühren, daher beschränkt sind und keine ähnliche Expeditionen wie so manche von jenen ausgerüstet wer- den können. Unser Verein kann derartige Unternehmungen nur durch Rath, nicht durch die That unterstützen, Bei dieser Gelegenheit erwähnte der Redner eines Unternehmens, welches von drei deutschen Männern entworfen ist, um eine all- gemeine Erforschung von einem beträchtlichen Theile des La Plata- Gebietes aus- zuführen, damit auf Grund der so erhaltenen Resultate eine Auswanderung dahin sicher zu begründen sei. Programme zu diesem Unternehmen und Briefe, welche dasselbe betreffen, würden handschriftlich den Anwesenden zur Kenntnilsnahme mitgetheilt werden. Kann der Verein nicht thatsächlich in die Ausführung. grofser Unternehmungen eingreifen, so bildet doch eine Expedition, die nach dem In- nern von Afrika in den Jahren 1850-—1855, hiervon eine Ausnahme. Der ur- sprüngliche Plan derselben ging von England aus; Richardson wurde erwählt, Untersuchungen in Betreff der Handelsverhältnisse im Innern von Afrika anzu- stellen. Ihm gesellte sich freiwillig und auf eigene Kosten Barth zu, als dritter Theilnehmer wurde Overweg durch unseren Verein, in Verbindung mit der phy- sikalischen Gesellschaft zu Königsberg, sich anzuschlie(sen in den Stand gesetzt. Dafs die nöthigen Angaben über die anzustellenden wissenschaftlichen Erforschun- gen nicht fehlten, versteht sich von selbst. Frühzeitig brachte Richardson sein Leben zum Opfer, und an seine Stelle trat als Chef der Expedition Barth; auch Overweg erlag, nachdem er namentlich am Tschad-See vielfache Untersuchungen angestellt hatte, am 27. September 1852 in Kuka den Einwirkungen des Klima’s. Sein Freund Petermann hat ihm zu Ehren vielfache Mittheilungen über seine letzten Tage gemacht. Der vereinsamte Barth war nun gehindert, nach seinem früheren Wunsche gegen Osten und Südosten nach Zanzibar durchzudringen, und brach statt gegen Osten gegen den Westen auf. Unter vielen Gefahren und nach grofsen Beschwerden gelangte er nach Timbuktu, wo er während eines unfreiwilligen län- geren Aufenthalts mannichfache Studien anstellte, deren Resultat eine grofse An- zahl neuer Entdeckungen ist. Man hatte geraume Zeit Nichts über ihn erfahren, man hielt ihn bereits für todt, da kam am 8. September 1855 von Marseille die hocherfreuliche Nachricht von seiner Ankunft daselbst, und am 13. October be- fand er sich in unserm Kreise. Von seiner Reisebeschreibung sind bis jetzt drei Bände erschienen, welche sich’ bis zum Jahre 1852 erstrecken; zur Feier des heutigen Tages hat er eine skizzirte historische Schilderung über Timbuktu ein- gesandt. ; Hierauf besprach Herr Prof. Dove in einem Vortrage die Fortschritte, wel- der Berliner geographischen Gesellschaft. 431 che die sämmtlichen in die Erdkunde eingreifenden Wissenschaften während der letzten dreifsig Jahre gemacht haben. Indem er mit der Astronomie ‚begann, kam er von der ungeheuren Entfernung des ‚61. Sterns im Schwan, welche Bessel be- stimmt hat, über den äufsersten, von Leverrier auf geniale Weise entdeckten Pla- neten Neptun zu den zahlreichen neu entdeckten Asteroiden und so zur Erde zu- rück, deren durch Foucault anschaulich gemachte Axendrehung besprochen wurde, nachdem der Redner der magnetischen Kraft der Sonne und der wahrscheinlich damit in Verbindung stehenden Häufigkeit der Sonnenflecken, wie auch der Be- wegung des ganzen Sonnensystems im Weltall erwähnt hatte. Der Einflufs der Umdrehung der Erde auf das sie umgebende Luftmeer und die Ausgleichung der Temperatur auf der ganzen Erde wurde besprochen. Indem der Redner bei Be- sprechung der geognostischen, Verhältnisse L. v. Buch’s Verdienste hervorhob, zeigte er, dals wir, weit davon entfernt, ‚das Innere der Erde zu kennen, noch keineswegs zur Kenntnifs ihrer äufseren Schale gelangt sind. Im weitern Verlaufe seines Vortrages besprach Herr Dove die neugewonnenen Kenntnisse von der Ge- stalt der Erde, der mittlern Höhe der Continente nach A. v. Humboldt, und der mittlern. Tiefe der Meere nach Bache, ferner die neuern Bestimmungen der Län- genunterschiede durch Telegraphen, ‚die Entdeckung ‚der Nordwest- Passage und des südlichen Polarlandes in Folge der zum Behuf der Kenntnifs. der magneti- schen Verhältnisse ursprünglich ausgerüsteten Expedition, und zum Schlufs die in; verschiedenen Erdtheilen von Livingstone, Middendorff, Bär u. A. ausgeführten Untersuchungen. Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin vom 15. Mai 1858. Der Vorsitzende, Herr Prof. Ritter, eröffnete die Sitzung mit Vorlegung der eingegangenen Geschenke: 1) Zeitschrift für allg. Erdkunde, N. F. IV, 3. — 2) Theatro del mundo y del tiempo. Anno 1611. — 3) Preufsisches Handelsarchiv, No. 16—20. — 4) Mittheilungen der K. K. Geograph. Gesellschaft, von Franz Fötterle. II. Jahrgang, 1858. Heft 1 — 5) Ueber die Sprache der Ugalachmat, von Leopold Radloff. — 6) Umrisse aus den Uferländern des weilsen Nil, von Th. Kotschy. — 7) Slawische Ortsnamen der Insel Potsdam, von Dr. Cybulski. — 8) Die Insel Pitcairn, von C, E. Meinicke. — 9) Resumen de los trabajos meteo- rologieos 1854. — 10) Esquisse historique sur les grandes cartes topographiques ‚de la France, par V. A. Malte-Brun. — 11) Compte rendu de la societe impe- riale geographique de Russie pour lannee 1857. — 12) Registro estadistico del Estado de Buenos Aires 1856. — 13) Die totale Sonnenfinsternifs am 18. Juli 1860, von Wolfers. — 14) A New. Map of Tropical America, North of the 4e- quator, by H. Kiepert. — 15) Handatlas der allgemeinen Erdkunde, der Länder- ‚und Staatenkunde, von L. Ewald. Heft 30 u. 31. — 16) Zehn Photographien von Baalbek, angefertigt und geschenkt von Herrn v. Herford. Herr Prof. Wolfers besprach die Veranlassung zu seiner unter No. 13. auf- ‚geführten Schrift, und Herr Dr. Kiepert gab’ eine Uebersicht des Materials, welches für die Entwerfung der unter No. 14 erwähnten Karte, von der auch ein nach der Bodenerhebung colorirtes Exemplar vorgelegt wurde, benutzt worden ist. Für die Höhenverhältnisse des nördlichen Theiles des südamerikanischen Conti- 432 Sitzungsbericht der Berliner geographischen Gesellschaft. nents wurden namentlich die Arbeiten von Codazzi und Mosquera als verdienst- voll hervorgehoben. Herr v. Herford legte eine weitere Sammlung von Photographien aus Pa- lästina und Aegypten zur Ansicht vor und hielt einen Vortrag über die Ruinen von Baalbek, die er zum ersten Mal im Jahre 1852 besucht hat. Der Redner schilderte in Kürze die Vegetation des Libanon und Anti-Libanon und ging dann auf die Beschreibung der architektonischen Ueberreste ein, die zwei Tempeln an- gehören, — einem grölsern, vermuthlich einem Pantheon, und einem kleinern, der dem Jupiter Baal geweiht. war. Die Substructionen, die zum Theil aus ganz colossalen Monolithen bestehen, sind wahrscheinlich phönizischen Ursprungs; die Tempelbauten selbst gehören dagegen dem zweiten oder dritten Jahrhundert un- serer Zeitrechnung an, und der gröfsere, dessen Säulen an der Basis 21 Fuls 6 Zoll im Umfange und 7 Fuls im Durchmesser stark sind, ist wahrscheinlich nie vollendet worden. Der kleinere Tempel ist 225 Fuls lang und 120 Fuls breit; von ihm stehen noch 18 Säulen. Herr Prof. Dove machte hierauf verschiedene Mittheilungen, zunächst nach einem Briefe aus Melbourne vom 13. März von Herrn Neumayer, dafs dieser mit Unterstützung der bayerischen Regierung dorthin gesandte Gelehrte jetzt in den Besitz eines Observatoriums gelangt ist, wo er einerseits photometrische Versuche anstellen wird, welche von der südlichen Erdhälfte noch ganz fehlen, andererseits die von Maury für die nördlichen Meere ausgeführten Bestimmungen auf die süd- lichen ausdehnen wird. — Meteorologische Beobachtungen sind von Smith in Melbourne’ angestellt und werden fortgesetzt, welche wegen vortrefflicher Ueber- einstimmung der Instrumente unmittelbar mit hiesigen verglichen werden können. Der Vortragende erwähnte ferner des gleichförmigen Klima’s von Guyana, der meteorologischen Beobachtungen in Nangasaki und Amboina, welche erstere einen wesentlichen Unterschied zwischen dem dortigen Klima und dem von Peking zei- gen, und der neuesten Beobachtungen aus Gondokoro, welche darthun, dafs im Innern von Afrika die Verhältnisse der südlichen Erdhälfte eben so, wie an an- deren Theilen der Erde, auf die nördliche übergreifen. Herr Prof. Ritter sprach über den grofsen Eifer, welcher gegenwärtig der Erforschung des Innern von Australien zugewandt wird, erwähnte die neuesten Expeditionen von Goyder, Freeling, Swinden, Campbell, Babbage u. a., die zur Entdeckung von Wasserquellen, Sülswasserseen, Wiesen und Grasungen geführt haben. Auch habe man grofse Knochenansammlungen gefunden, welche auf frü- here Bewohner des Landes schliefsen liefsen. Die Reisenden haben zahlreiche Schaaren von Vögeln wahrgenommen, welche nicht ohne Wasser leben können. Da die Goldgruben nicht sehr entfernt von diesen für die Cultur günstigen Ge- genden liegen, so dürfte für diese eine reiche Zukunft zu erwarten sein. Auch der unsicheren Berichte über grofse Wunderthiere wurde erwähnt. Zum Schlusse gedachte Herr Prof. Ritter noch in Kürze eines an Herm v. Humboldt gerichteten Briefes des Herrn Baron v. Krafft, der sich über Tri- polis nach dem Innern Afrika’s zu begeben gedenkt, ferner der Berichte Kohl’s über die Westküste der Vereinigten Staaten, der Mittheilung Helferichs über die Zustände auf einigen Inseln bei Neu-Guinea, endlich der Fortsetzung des Berichts über die letzte Niger-Expedition unter Dr. Baikie. EL Hi in, La u u u nn 60. 59 58 | DAS “2 N sh; N DES N Maalsstäbe h Statute Miles 69,1 - 1 Grad. Deutsche, geogr. Meilen 15 -1 Grad so 50 7o so no 6 10 5 20 25 N \ —t a7) 56 Wx Greemwich schrift £ allgem. Erdkunde N. 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Hoheit des Brinzen Mlaldemar von Preussen nach Indien in den Sahren 1844 bis 1846. Aus dem darüber erfchienenen Prachtwerfe im Auszuge mitgerheilt- 5 von I ©. Kusner, Lehrer in Hirfchberg. Smps:8. geh. Mit dem Portrait des Prinzen, 4 Karten und 4 Schlahtplänen. 3 Thle. 74 Sgr. Eleg. geb. mit Goldjchnitt 4 Thlr. Aus dem Weichfeldelta. Heifeffizzen von Louis Paffarge, 8. geh. Mit einer Karte. 1 Thlr. Aus Dänemark. Bornholm und die Bornholmer. Von Dr. R. Quehl, Königl. Preuls. General-Konsul für die Dänische Monarchie ete. Mit drei Abbildungen und einer Karte, gr. 8. geh. 2 Thlr. 15 Sgr. Verlag von F. A. Brockhaus in Leipzig. Lehr» und Handbuch der allgemeinen Geographie. Bon Dr. Guftav Leopold Staedler, In $ Lieferungen zu 7 —8 Bogen. Erfte und zweite Lieferung. 8. Geh. Zede Lieferung 10 Sgr. Das Werk erfcheint in 8 Lieferungen von 7 — 8 Bogen zu 10 Sgr. 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Ueber die Wärme des Meerwassers im Finnischen Meerbusen. Von H. W. Dove... ten A oe a, Zur Statistik des Grofsfürstenthums Finnland. Von Dr. I. Aa - Die Orontschenen am Amur. _Von Lieut. Orlow. EB Insel "Eikenien, 0 ee ee BE EEE Commodore Pauldings Bericht über die Ausführbarkeit eines Pansrökl TTS NE RE er VEIEESENER 1 a ee ORTE Neuere Literatur. Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin vom 5. Juni 1858 Uebersicht der vom November 1857 bis zum Juni 41858 auf dem Ge- biete der Geographie erschienenen Werke, Aufsätze, Karten und Pläne. VoniW.Koneka We. a ee EN Karte. Taf. VII. Skizze der Wege, welche vom obern Nebraska (Platte River) zum Mormonen-Gebiet am grofsen Salz-See führen. Seite 433 458 468 503 506 508 513 913 515 517 518 TER, 2 FETTE a | XVI. Ueber die hypsometrischen Verhältnisse des Uralgebirges. Von Dr. Ernst Hofmann, Kaiserl. Russ. General-Major im Corps der Berg-Ingenieure. u re TE Sind für den Geologen bei der Betrachtung von Gebirgsketten die hypsometrischen Verhältnisse derselben auch von untergeordnetem Interesse gegen die Ermittelung der Directionen ihrer Erhebungsaxen und deren Verzweigungen, gegen die Bestimmung des Alters der sie zusammensetzenden Felsformationen, gegen die Lagerungs-Beziehungen dieser zu einander, und gegen die durch diese letzteren zu ermittelnde Epoche, oder Epochen, in welchen sie erhoben worden sind, so gehö- ren sie doch zu den wichtigsten Grundlagen der Orographie und er- freuen sich überdies noch einer lebhaften allgemeinen Theilnahme, denn sie sind vor allen anderen Verhältnissen am ersten in die Augen fal- lend, bedingen die Schönheit oder Erhabenheit der Landschaft, die An- } nehmlichkeit und Salubrität des Klima’s, und sie sind es vorzugsweise, _ welche die Alpen, die Anden und den Himalaya so berühmt und die _ für eine europäische Zunge kaum zu bewältigenden Namen den Gebil- deten jeder Nation so geläufig gemacht haben. Jede Messung eines bisher noch unbekannten hohen Berges erregt stets ungetheiltes In- teresse, und war sie mit einer Ersteigung desselben verbunden, so _ wendet sich ein grolser Theil dieses Interesses dem Ersteiger selbst zu, _ dessen Beharrlichkeit und Gleichgültigkeit gegen Gefahr und Beschwer- den ein Unternehmen glücklich zu Stande gebracht haben, das meist nur ein isolirtes Factum bleibt, ohne erkleckliche Förderung der Wis- schaft. Dieses allgemeine Interesse für den in Rede stehenden enstand wird es nicht nutzlos erscheinen lassen, wenn ich von _ dem Gebirge, welches die weite Ebene Rufslands nach Osten begrenzt, ein äulseres Bild zu entwerfen suche, wie es sich in mir nach viel- jährigen Reisen in demselben gebildet hat. Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. IV. e 28 ee ee I N 0 Go 434 Ernst Hofmann: Der Ural hat schon von den Zeiten des kühnen Jermak an die Aufmerksamkeit Rufslands und des Auslandes auf sich gezogen. Von den Gegenden, welche ein blühender Bergbau aufgeschlossen, haben wissenschaftlich gebildete Bergleute vielfach vortreffliche Beschreibun- gen geliefert. Männer, deren Namen mit der Wissenschaft, die sie so mächtig förderten, ewig fortleben werden, Pallas, A. v. Humboldt, G. Rose, Ehrenberg, Murchison, Verneuil, Graf Keyserling haben dies Gebirge theilweise bereist und die Ergebnisse ihrer Forschungen in klassischen Werken niedergelegt, und von vielen Anderen ist so viel über dasselbe geschrieben und bekannt gemacht worden, dafs es über- flüssig wäre, hier mehr als die allgemeinsten Umrisse zu wiederholen, welche aber als eine Basis dieser Abhandlung vorausgeschickt werden müssen. Unter dem Gesammtnamen „Ural“ begreift man ein System von Gebirgsketten, die sich parallel oder wenigstens nahezu parallel unter einander von dem Isthmus zwischen dem Caspischen Meere und dem Aral-See bis fast zu den Küsten des Eismeeres nach Norden fort- ziehen. Diese Gebirgsketten treten zuweilen mehr-oder weniger weit auseinander und ziehen sich dann wieder eng zu einer einzigen Kette zusammen. Wie äufserst gering die Breite einer solchen zusammen- gedrängten Kette auch gegen die Länge des ganzen Gebirges immer ist, so manifestiren die Kräfte, welche die Erhebung bewirkten, sich durch gestörte Lage der Felsschichten noch weit in die zu beiden Sei- ten anliegende Ebene hinein. Der Name Ural stammt nach A. v. Humboldt aus dem Türkischen, heifst in dieser Sprache ein Gürtel, und ist gleichbedeutend mit der russischen Benennung: Gürtel-Fels, moacosbıü KameHb, welche nördlich von Bogoslowsk die gewöhnliche wird. Beide Benennungen gehören aber nicht einer fortlaufenden Kette an, oder einer, welche die anderen an Höhe übertrifft, sondern sie springen von einer Kette zur anderen über, und nur eine solche erhält diesen Namen, die nicht von einem Flusse durchbrochen wird, also die jedesmalige Wasser- scheide, die hier, wie in allen Gebirgen, nicht immer mit der Linie der gröfsesten Kammhöhen zusammenfällt. Als Beweis für diesen Aus- spruch mögen folgende Beispiele dienen. Bei Petropawlowsk und Bo- goslowsk hat die hohe Kette, in welcher sich der Denischkin, Kumba, Konshakowsky, Koswinsky, Pawdinsky und Magdalinsky erheben, nicht den Namen des noncossıh kamenp, weil sie von Zeit zu Zeit von Bächen durchbrochen wird, welche nach Osten der südlichen Solswa 3 und Tura zufliefsen, sondern ihn trägt eine weiter westwärts gelegene, viel niedrigere Kette, welche die Zuflüsse der Kama von denen des Tobol scheidet. Beide Ketten setzen nach Süden fort durch den ganzen Se SE Ueber die hypsometrischen Verhältnisse des Uralgebirges. 435 Bergwerks-Bezirk von Goreblagodat, aber nur die westliche niedrigere, aber undurchbrochene heilst Ural, nicht die höhere östliche mit dem Katschkanar und Sarani, welche von mehreren nach Osten strömenden Bächen, namentlich bei dem ersteren, höchsten Berge des ganzen Be- zirks, von der durch die Immenaja in die Tura fallenden Wija durch- brochen wird. Deutlicher noch zeigt sich die Bedeutung des Wortes Ural bei Kathrinenburg und Slatoust. Auf dem grolsen Wege von Perm nach Kathrinenburg übersteigt man mehrere Ketten von nahezu gleicher Höhe, aber nur die östlichste, zwischen den Stationen Bilim- bajewsk und Rescheti gelegene, auf welcher das Grenzmonument zwi- schen Europa und Asien erbaut ist, heifst Ural, weil sie nach Westen Bäche in das System der Kama, und nach Osten in das System des Ob sendet. Drei bis vier Meilen südlich von Kathrinenburg wird diese Kette in ihrer ganzen Breite von der Tschussowaja durchbrochen, und die Benennung Ural geht von ihr auf ein kaum bemerkbares Plateau über, von welchem in der östlichen Ebene Zuflüsse zur Tschussowaja einerseits und zum Isset andererseits entspringen. Im Bezirke von Slatoust liegt die Eisenhütte gleichen Namens im Längenthale des Ai zwischen zwei Gebirgszügen. Der höhere und westliche, in welchem sich die langgestreckten Berge Urenga, Kossotur und Taganai erheben, wird vom Ai durchbrochen, der durch die Ufa zur Kama geht, und deshalb wird die östliche niedrigere, aber continuirliche: Ural genannt. Der Jurma ist die unmittelbare Fortsetzung des grolsen Taganai, aber weil die bisher Ural genannte Kette von dem am östlichen Fufse des Taganai entspringenden und dem Mias zuströmenden Kiulim in der _ Breite des Jurma durchbrochen wird, so springt der Name Ural auf | den Jurma über, der hier die Wasserscheide bildet und als solche in ' das nach Norden sich enger zusammenziehende Gebirge ausgeht. Aber nicht allein die jedesmalige Wasserscheide zwischen den nach Europa und Asien strömenden Gewässern wird Ural genannt, sondern _ auch die zwischen den Zuflüssen ein und desselben Abzugcanals, wenn _ sie nur anfänglich nach Ost und West auseinander gehen. Aus dem Plateau von Guberlinsk entwickeln sich zwei nach Norden ziehende _ Bergketten, welche durch das Thal der oberen Sakmara, eines Neben- _ flusses des Ural (Jaik), von einander getrennt werden; die östliche, Irendyk und Kyrkty genannte, und sich im Mittel etwa 2400 engl. Fufs über das Meer erhebende Kette wird von den Bächen Kysil und Tanalyk durchbrochen, welche nach Osten dem Jaik zuströmen; die r westliche, sich im Mittel nur 1800 Fufs über das Meer erhebende, aber j nicht durchbrochene Hügelreihe, deren östliche Abflüsse unmittelbar in die Sakmara fallen, während die westlichen sie durch den Ik errei- chen, trägt den stolzen Namen Ural. 28* 436 Ernst Hofmann: 1 Wenn man mit A. v. Humboldt den südlichen Anfang des Ural- Gebirges im Plateau Ust-Urt auf dem Isthmus zwischen dem Caspi- schen Meere und dem Aral-See annimmt, so zieht es sich durch 224 Breitengrade nach Norden, seine Längenerstreckung beträgt also gegen 340 geographische Meilen. Nicht so leicht ist die Breite zu bestimmen. Nennt man Breite eines Gebirges den Querschnitt durch die über die angrenzenden Ebe- nen erhobenen Massen, so möchte bei dem Ural das Maximum der Breite 20 und das Minimum 3 bis 4 geogr. Meilen betragen. Rechnet man aber zum Gebirge die ganze Fläche, in welcher die Wirkung der Erhebung sich durch gestörte Lage der Felsschichten kundgiebt, so be- trägt die Breite wohl mehr als Doppelte des Maximums, welches wir so eben angaben. Die Erhebung des Ural fällt in die Steinkohlen-Epoche, genauer zwischen den Absatz des Bergkalks und des Millstone-grit. Zwischen den Festungen Orsk und Guberlinsk, nahe 51° 10’ N. Br. durchbricht der Flufs Ural (Jaik) das Uralgebirge. Da über die Höhenverhält- nisse des südlich von diesem Durchbruch gelegenen Theils des Gebir- ges keine Höhenmessungen veröffentlicht worden sind, so lassen wir denselben, welchen wir den Kirgisischen Ural nennen wollen, aus dem Bereich unserer Betrachtung, und werden uns nur mit dem nördlich von diesem Durchbruche gelegenen Gebirge beschäftigen. Der leich- teren Uebersicht wegen theilen wir dieses Gebirge seiner Längen -Er- streckung nach in fünf Theile, deren Benennung wir von den Völker- schaften nehmen, welche in der Mehrzahl, aber durchaus nicht aus- schliefslich, diese Theile bewohnen, denn es liegt in der Natur der Sache, dals die Grenzen der Wohnsitze verschiedener Völkerschaften, die alle Einem Scepter unterworfen sind, nicht scharf an einander ab- schneiden, sondern oft weit in einander hineingreifen. 1) Der Baschkirische Ural. Von der Parallele der Festungen Orsk und Guberlinsk bis an die südliche Grenze des Bezirks von Sla- toust; oder die Quellen des Uralflusses und des Ui. 514° N. Br. bis 541° N. Br. 2) Der Russische oder metallreiche Ural. Von den Quellen des Uralflusses und des Ui bis zur südlichen Sofswa und dem Denisch- kin-Kamen, einen halben Grad nördlich von der verlassenen Eisen- hütte Petropawlowsk. 544° bis 604° N. Br. 3) Der Wogulische Ural, das Jagdrevier dieses wenig zahlrei- chen Volkes. Vom Denischkin-Kamen bis zu den Quellen des Schtschu- gor, eines Nebenflusses der Petschora. Von 604° bis 63° N. Br. 4) Der Ostiakische Ural. Von den Quellen des Schtsehugor bis zu denen des Jelez oder Nisma-Jaumal. Von 63° bis 67° N. Br. # Bu Ueber die hypsometrischen Verhältnisse des Uralgebirges. 437 5) Der Samojedische Ural, in welchem keine festen Wohn- sitze mehr vorkommen, sondern der nur im Sommer von Rennthier- hirten besucht wird. Von 67° bis 69° N. Br. Als Anhang betrachten wir noch das Gebirge Pae-Choi und die Grofsland - Tundra. Die im Folgenden angeführten Höhenmalse sind zum gröfsesten Theile durch das Barometer ermittelt worden, und eine verhältnifs- mälsig nur geringe Zahl durch trigonometrische Operationen, welche von A. v. Humboldt, W. Feodorow, A. Erman, und besonders vom Professor M. Kowalsky ausgeführt worden sind. Die Barometer -Be- obachtungen im Felde sind zum gröfsesten Theile von meinen Reise- gefährten und mir während der verschiedenen Reisen im Gebirge ge- macht worden, und sie wurden auf möglichst gleichzeitige Ablesungen bezogen, welche an gewissen, vorher genau mit den unsrigen vergli- chenen Stand-Barometern mehrere Male täglich angestellt wurden. Auf diese Weise erhielten wir den Niveau-Unterschied zwischen dem Be- obachtungsorte im Felde und dem Stand-Barometer so genau, als er _ sich durch eine einmalige Barometer-Beobachtung bei oft sehr grofser Entfernung der Stationen ermitteln läfst. Es kam nun darauf an, die _ absolute Höhe der Stand-Barometer möglichst genau zu bestimmen. ' Von den zehn Orten, an welchen diese aufgestellt waren, konnte die _ absolute Höhe von fünfen: Orenburg, Slatoust, Kathrinenburg, Nishne- Tagilsk und Bogoslowsk, aus einer ununterbrochen zehn Jahre fortge- - führten Beobachtungsreihe berechnet werden; bei zwei anderen, Tscher- dyn und Beresow an der nördlichen Sofswa, standen nur Beobachtungs- reihen von einem Jahre zu Gebot, und von dreien endlich, Werchne- - Uralsk, Orsk und Gurjew, nur mehrmonatliche, aber da diese drei letz- ten Orte nur Filialstationen von Orenburg waren, so reichten diese Beobachtungen hin, den Niveau-Unterschied zwischen ihnen und der Hauptstation zu bestimmen. Diese vorläufigen Angaben waren nöthig, um den Grad des Vertrauens, welches man zu den gegebenen Höhen- " mafsen haben kann, zu bestimmen. Für speciellere Angaben bei ge- _ wissen Punkten werde ich Anmerkungen folgen lassen. Wo nicht aus- - drüeklich ein anderes Mafs angegeben ist, da sind immer russische Fufs gemeint; der russische Fufs ist derselbe wie der englische. Die Höhenangaben im Baschkirischen Ural sind fast ausschliefs- ch aus Beobachtungen hergeleitet, welche G. v. Helmersen und ich den Jahren 1828 und 1829 angestellt haben. Die Ablesungen im e wurden auf das nächste Stand-Barometer, Orenburg, Werchne- sk oder Orsk, bezogen. Um allen aber eine gleiche Basis zu ge- N wurden sie durch Hinzufügung des Unterschiedes auf das Niveau Orenburg gebracht. Die näheren Data über diese Beobachtungen nu. 438 Ernst Hofmann: finden sich in der kleinen von uns herausgegebenen und in Berlin bei E. S. Mittler 1831 erschienenen Schrift: „Geognostische Untersuchung des Süd-Ural-Gebirges“. Die Beobachtungen in der Kirgisensteppe westlich von Orsk rüh- ren von G. v. Helmersen her und sind aus seiner: „Reise nach dem Ural und der Kirgisensteppe in den Jahren 1833 und 1834*, II. Ab- theilung, p. 125 entnommen, welche auch in den „Beiträgen zur Kennt- nifs des russischen Reichs* von K. E. v. Baer und G. v. Helmersen enthalten ist. Die von mir hier gegebenen Zahlen weichen von den dort angeführten ab, weil ich jetzt eine andere absolute Höhe für Oren- burg annehmen mufs als Helmersen damals. Die Gründe finden sich in der Anmerkung 1. In diesem Theile des Ural haben zwei Berg-Ingenieure, Capitain Meglitzky und Stabscapitain Antipow II., bei ibren sorgfältigen geo- gnostischen Beobachtungen ganze Reihen von Höhenmessungen ge- macht, welche aber noch nicht von den Verfassern veröffentlicht wor- den sind. Der russische Ural ist vorzugsweise von Naturforschern besucht und beschrieben worden, von denen sich mehrere auch mit Höhen- messungen beschäftigt haben, deren Resultate bekannt gemacht worden sind, und über welche man das Nähere in folgenden Werken nachlesen kann: A. Kupfler, Voyage dans l’Oural, Obrist Terletzky, Berg-Journal 1831. No. 3. Archipow, Berg-Journal 1833. No. 1. Hofmann und Helmersen, Geognostische Untersuchungen des Süd- Ural-Gebirges. A. Erman, Reise um die Erde. G. Rose, Reise in den Ural etc. A. v. Humboldt, Central- Asien. G. v. Helmersen, Reise nach dem Ural etc. Beauftragt mit der Entwerfung einer geologischen Karte der Kai- serlichen Bergwerks-Distriete des Ural habe ich diese in den Jahren 1853 bis 1857 während der Sommermonate durchreist und die Höhe vieler Punkte durch das Barometer ermittelt. In Slatoust, Kathrinen- burg, Nishne-Tagilsk und Bogoslowsk befinden sich meteorologische Observatorien, in welchen täglich mehrere Male Barometer und Thermo- meter beobachtet werden, und auf diese Beobachtungen konnten die von mir und Anderen im Felde gemachten bezogen werden. Es kann nicht fehlen, dals gewisse besonders interessante Punkte von mehreren Beobachtern gemessen worden sind. Die von ihnen gegebenen Zahlen weichen oft mehr als billig von einander ab; hieran mag aufser den, | Ueber die hypsometrischen Verhältnisse des Uralgebirges. 439 einmaligen Barometer-Beobachtungen anklebenden Unrichtigkeiten auch viel die verschieden angenommene absolute Höhe der meteorologischen Stationen beitragen. Wie ich dieselbe bestimmt habe, findet man in den Anmerkungen. Die Höhenangaben im Wogulischen und Ostiakischen Ural sind mit Ausnahme zweier von Terletzky: Denischkin-Kamen und Kwarkusch, ausschliefslich auf der von mir in den Jahren 1847, 1848 und 1850 geführten Expedition in den nördlichen Ural und an das Eismeer von den Mitgliedern dieser Expedition, Strashewsky, Kowalsky, Branth und mir gemacht worden. Das Nähere darüber findet sich in der von Ko- walsky und mir herausgegebenen Beschreibung: „Der nördliche Ural und das Küstengebirge Pae-Choi*. Im Samojedischen Ural kommen zu den von uns auf der genann- ten Expedition ermittelten Höhen noch die Messungen von A. Erman von Obdorsk aus, und die Höhenangaben von A. G. Schrenck, welche ich einem Aufsatze des berühmten Meteorologen Professor Dr. L. Fr. Kaemptz entnommen habe, welcher sich im zweiten Theile des von Schrenck herausgegebenen Werkes: „Reise nach dem Nordosten des europäischen Rufslands durch die Tundren der Samojeden“ findet. Höhenbestimmungen. Fufs über dem Meere I. Im Baschkirischen Ural. a) Hofmann und Helmersen. Orenburg . . ER RE a Se 220 Kupferhütte Preobrashensk . ART le SEE Ne Bu Kr de as as 1358 re asmarkaı nt © yes rn fr eh a 1480 Dorf Juluzk . . . AT ENT RT een 1523 Kupferhütte Kananikolsk ae a En > nn nn 1426 Riten ik ee = 6 ae ee 1799 relan-Siläie . - 00 oe 4000 onen Are unse wa ke.äfe 2114 Re RE ln ee 2125 Quellen der Kussäbä . . 2070 - Gipfel des Irendyk zwischen Kananikolsk und der Festung Magnitnaja 2221 _ Festung Magnitnaja, aus 16 Beobachtungen, . . 1012 Magnetberg Ulussu-Tau . . RE N ee 1887 estung Werchne-Uralsk, aus 132 Beobachtungen u ae 1244 _ Quelle der Belaja . . : EURE 1964 Quelle ihres Nebenbaches Tagin be Da ne rn fe Dina lin gute 3418 Gipfel des Iremell . . 2 ee ee ltr ee 5040 Quelle des Flusses Ural (de). at a 2109 _ Eisenhütte Belorezk, aus 11 Beobachtungen ee herr: 1594 Eisenhütte Bank. , . er ey 1306 A4O Ernst Hofmann: Fufs über dem Meere Eisenhütte Kaginsk . . ? 1244 Rücken des Ural zwischen Belorezk und "Werchne- Uralsk . 2386 Rücken des Ural zwischen Belorezk und der ni Magnitnaja 2678 See Uländy, östlich vom Irendyk 1216 Berg Aktubae im Irendyk 2572 Quellen der Sakmara 2452 Der Insel-See, östlich vom Irendyk 1219 Spiegel des See’s Tolkasch im Irendyk 1683 Irendyk am östlichen Ufer des Tolkasch 3086 Irendyk am westlichen Ufer des Tolkasch 2049 Festung Kysilsk, aus 10 Beobachtungen . 913 Flufs Urtasym, zwischen Kysilsk und Irendyk . 887 Gipfel des Irendyk, westlich von Urtasymsk ar 1438 Wasserscheide zwischen dem Tanalyk und der Sakmara, 1261 Festung Urtasymsk . 631 Festung Orlowsk. . 599 Festung Tanalyzk, aus 16° Beobachtängen . 593 Sandstein auf dem Plateau von Guberlinsk an der Turatka 1331 Baschkiren- Aul an der Taschla 1077 Festung Kalpazkoi 556 Festung Orsk, aus 380 Benbachtunken i x 557 Plateau von Guherlinsk zwischen der Turatka und der Guberlä ' 1295 Quelle der Guberlä . 1366 Festung Chabarnoi . . 475 Höchster Punkt auf dem Wege } von nrCheibarmot. bis Gnberlinsk 1126 Festung Guberlinsk, aus 13 Beobachtungen . 463 Höchster Berg bei Guberlinsk a: 847 Uralflufs bei Podgornoi . 419 Uralflufs bei der Festung Ilginsk 374 Höchster Punkt zwischen d. Flüssen Ural u. . Sakmara, nördl. von Ilginsk 1325 Sakmara bei dem Dorfe Chamedierowo 510 Gipfel des Kameelberges . 929 Uralflufs bei der Festung Osernaja. 326 Sakmara bei Kundrowskaja - 481 Uralflufs bei der Festung CHeEN F 309 Höchster Punkt zwischen « d. Flüssen Ural u. Salmkre) nördl. v. . Girpaläk 1034 Sheltoi Redut an der Sakmara . 5 446 Sakmara bei der Festung Wosdwichenek . 397 Iletskaja Satschita, aus 3 Beobachtungen . - 276 Kalksteinberge am linken Ufer des Ik beim Dorfe Sack - 1244 Sandsteinberge ebendaselbst . Bf hell: sah 1146. Spiegel des Ik bei diesem Dorfe 5 364 Höchster Sandsteinberg am rechten Ufer. . 1282 Thal des Kirbi, Nebenbach des Ik, ebendaselbst 568 Dorf Nowo-Selki . . a 532 Berg bei Nowo -Selki 1032 b) G. v. Helmersen. (2) Piket, 16 Werst nordöstlich von Orsk 665 Festung Imperatorskoje. 1039 Quellgegend der Dschussa 1261 Festung Naslednika . . . ee, 869 Quellgegend des Kargaily - -Ajat . ash 1215 « Ueber die hypsometrischen Verhältnisse des Uralgebirges. 441 Fufs über dem Meere II. Im Russischen Ural. a) A. Kupffer. (3) Zweiter Gipfel des grofsen Taganai Rücken des Taganai, am Fufse dieses Gipfels - Thal zwischen Ural und Taganai . : Nasimskaja Gora Pafs über den Ural zwikchän Slatonst and Miask Alexandrowskaja Sopka Kupferhütte Miask . Poläkowsk s Gipfel des Berges Auschkul . - Höchster Punkt des Weges vor Satka von Ufa aus. Höchster Punkt der Beresowa Gora auf dem Wege von " Satke, nach Slatoust : inderilif] od. Höchster Punkt des Weges auf. dem Urenga B Eisenhütte Satka b) Terletzky. (4) Gipfel des Iremell . - Mittlerer Gipfel des grofsen Taganai BT Uraltau bei Slatoust ( Alexandrowskaja Sopka) Jurma . . . Ende des Bdsspinn und Urenga bei Slatoust Quellsee des Ufa ; Spiegel des Ai bei Slatoust . Spiegel des Mias bei Miask . : Quelle des Baches Taschka- Karaganka - Gipfel des Auschkul - Tau 3 } Goldwäsche Anninsk am Auschkul Sa ah ae re Sa Gipfel des Urenga . . .. 22. BiawanasıeT Ta er Gipfel der Naralinskischen Berge F Gipfel der Syrostan’schen Berge A“ Ilmen-Berge bei den Mineral-Schürfen . Korshakowsky -Kamen . Katschkanar : Pawdinsky-Kamen . RIRTDREIDAN: 37 Kathrinenburg, Spiegel des Isset ade teen 1 Beresowsk’sche Goldwäsche . - 5 Goldwäsche an den Quellen der Neiwa . Ural, 4 Werst von a ie Berg Blagodat Berg Asow . . ’ Woltschaja Gora, an 1.der Tachusaowaja - Belaja Gora bei Nishne Tagilsk Mittlere Höhe des Ural und seiner Pässe ec) Archipow. > ” Hüttenteich von Kuschwa Blagodat . . . (über dem Hüttenteiche 535 Fufs) Bee schok ( alkenatein) ur de - - FIR Hr a d). Hofmann und Helmersen. Jurma . 3565 (3688) 3112 2332 2214 1945 2047 (2170) 996 (1119) 1194 1985 (2108) 1791 1589 1907 1038 (1164) 4450 4083 2941 3781 2021 2268 1517 861 890 1510 1510 3999 3675 2430 1662 3999 3559 3690 887 937 1285 1337 1607 1998 1437 2899 2000 471 1006 863 2922 442 Ernst Hofmann: Fufs über dem Meere GoldwäscheiSommonowek : . Ing Tirrilntusriit Sa TE es 742 Eisenhütte ie rer eteziteh, can N rwarsp: Va 599 Miask . . . Be N TR ke 5 ah eiries MEERE. 992 e) A. Erman. Station AMorgtimowauisiun..w. na mon arena aa re Dar I 951 SUN WS TOtonatowanthrii ru Armindk. sun nie, ts a mer male De: 640 - Buikowan. # „IN sat, Rn ea er rd 853 - Bissersk . . 2 ee rer rare ee 917 Der Klenowskische Berg EEE WE VE se eh anne ARE 1556 StanonPBlenewakr. u, Mi me an u Han Miele He Bis ie 981 Se} @Körgischansk sunen iii an re een 1322 - rabpwek: sk» rn ee a re 1386 - Bilimbajewsk . . ai ton Ara surmanekl, ab de 1322 Beresowa Gora bei Bilimbajewsk EEE SEE EN > 1610 Stabon»Bescheti nn... u "ur a eu ah 1194 Kathrinenburg. . . be ge 853 Spiegel der Kuschwa in 1 Kuschwa Eruhsckienke ee a We ie 917 Blagodat . . - “2... (über Kuschwa 448 Fuls) 1365 Kaßelkanstiktieniie, u. N rn ne Knien 2772 f) G. Rose. Mayakskaja Gora, östlich von Biserk . . 2. 2 2 2 2 200. 1036 Der Klenowskische Berg . . bes Sultan 1165 Beresowa Gora, zwischen Kirgischansk und Elenowsk BER | ;) Dr 1244 Beresowa Gora bei Bilimbajewsk . . 2 2 2 2 2 na 1354 Kathrinenburg . . alla #20 0 ee = ARE. 0 A 770 Ural bei Nishne- Tagilsk en une 1214 &) A. v. Humboldt. Woltschaja Gora an der Tschussowaja . N ©. 2430 Belaja Gora bei Nishne-Tagilsk, Nord - Gipfel . Se, area 2161 - ...- - Süd-Gipfel. . va Erin 2257 Hüttenteich von Kuschwa .: ...: .... Mn mame e lel 71 Blagodat . . . » 2... (über dem Hüttenteiche 514 Fuls) 1225 h) G. v. Helmersen. Eisenhütte Petropawlowsk. . x. 100ul.20h kogeie, 746 Südspitze des Kumba, die Solotaja- Sopka u“ eure: 2707 Nördliche Spitze des Kumba. . . aaa ee. 3115 MunlnaerdesunWagranıkunaisie + or an er ARE Bo 559 Dorf Marsäty . . EN ER. > 526 Spiegel der Turja bei den "Turjinskischen Gruben” 3 lo, oc 673 Wohnung des Verwalters in Turjinsk.. . . BT ol. Manz 806 EisenhatterBawdinsk = a. ur dr or an. urn» 2 A ale 822 Pawdinsky Kamen . . un an. JORRAE e Aunır LnstT Saar Be 3546 Die Tura bei Werchotune RR EEE EN et ee > 485 Die Tara bau Nishne. - Turinsk., .. 2... mm N Nana Dee 523 Hüttenteich von Kuschwa.. . . 713 Blagodat . . Ü . (über dem Hüttenteiche 510 Fat) 1223 Goldwäsche Krestwosdwishensk . i 1104 Rücken des Ural zwischen Kuschwa und "Krestwosdwishensk . A 18 1097 Rücken des Ural auf der Strafse von Kuschwa nach Serebränsk. . 1524 Nishter Tapisck-Vy Tran A rt ee 549 Ueber die hypsometrischen Verhältnisse des Uralgebirges. 443 Ueber Bo-'Ueberdem goslowsk | Meere i) E. Hofmann. (6) Distriet von Bogoslowsk. 1853. Bogoslowsk. Meteorologisches Observatorium . > 651 Gipfel der Teplaja Gora, auf dem Wege zur Wontscha - 467 1118 Mündung der Wontscha in die Kakwa . . . © 157 808 Lager am Jow, 4 Beobachtungen . RE N 54i 1192 Magnetischer Vorberg des Konshaköweky ar. IR NORA 1803 2454 Araligrenze am Konshakowsky, Südseite . . . 2... 2421 3072 - Nordseite m NM 2373 3024 Gipfel des lhekhweky gg EICH 4584 5235 Lager an der unteren Kakwa, 2 Beobachtungen NEST —208 443 Simowje an der unteren Kakwa, 2 Beobachtungen . . . | — 286 365 Spiegel des Knaespinskischen Sees . . » 2 220. 150 801 Spiegel des Wagran bei Baronskoje . . . 2 22... 200 851 Eisenhütte Petropawlowsk, 5 Beobachtungen . . —12 639 Bpragel des Wagran unterhalb Petropawlowsk, 2 Beobacht. —82 569 - zwischen beiden Beresowka’ s, 2 Beob. — 156 495 Mündung Er. Wagran, 3 Beobachtungen . . . Vi —196 455 Denischkin -Simowje an der Solswa, 2 Beobachtungen . - 1 —218 433 Dorf Wolskresensk, 35 Fu/s über der Sofswa, 4 Beobacht. +52 703 Zelt am Fufse des Kumba, 3 ET nun 729 1380 Kumba, nördlicher Gipfel . . . erg 2458 3109 Kamyschok bei Turjinsk. . *. 364 1015 Eisenhütte Pawdinsk, 25 Fufs über dem Teiche, 6 Beob. 77 728. Pawdinsky-Kamen. . e s . 2484 3135 Goldwäsche Bannoi, 3 Beobachtungen RN OR 701 1352 make Kamen U te ne 1726 2377 Distriet von Kathrinenburg. 1855. Are (7) Kathrinenburg. BEER TOIErCEER Observatorium ._. 862 Karaussen-See . . . worte 04 166 | 1028 Berg Asow bei Poläkowsk NE N ER 990 1852 Dumnaja Gora ebend. . . . 386 | 14248 Bach am Fufse dieses Berges, unterhalb des Hüttenteiches 213 1075 Rechtes Ufer des Uktufs bei Uktulsk . 2. 2. 2.2.0. 133 995 Mündung des Uktufs in den Isset -. . . 2 2 2.0. —210 652 Granitkuppe hinter Sedelnikow.. . . 2 2 2 2 2.0. 134 996 Morast bei Gornoschit wlan: ee Der Klenowskische Berg, 1853 ER te 415 1277 - - Aa 184. Pisa nme 296 1158 District von Slatoust. 1856 =. ? 3 Slatoust Slatoust. Meteorol. Observatorium, 22 F. über dem Teiche 1317 Grofser Taganai, runde ee BEN ET, ME Er ORTE 0 2506 3823 Kossotur . . R Far hu rei A; 590 1907 Alexandrowskaja Sopka NA) la. 1362 2689 Säule in Zarewo-Alexandrowsk . . Sl 0. 117 —103 1214 Hüttenteich von Miask, 78 Beobachtungen en 1; 1040 Berg bei Miask. . . .. NET O WE E w 266 1583 ka a. 107 en El 842 2159 Bensch-kul-Tau.'.°. 0, nm ta 721 2038 ee 0 en Me 76 1393 44a Ernst Hofmann: Ueber dein nn nn nn nn nn Le Spiegel des Mias bei Muldakajewsk . Berg Kumatsch, ebendaselbst © Uitasch ar Ural-Pafs zwischen. Wesselowsk und "Maskarlinsk Das Maskarlinskische Berg . n OOR aa Mias bei Andrejewsk, 2 Beobachtungen. Jurma . Lipowa Gora auf de grofsen Wege von Slatoust nach Kusse Lipowa Gora auf dem Wege von Kussa zur Achmatow’schen Grube . : Berg Sjurat-kul- Tau " „See Sjurat-kul . Gipfel des Matkal . Gipfel des Lukasch Nurgusch, erster Gipfel - zweiter Ge! Uwan . - Dorf Koptiakowo i Gipfel der Sukka Pafs über dieselbe . Dorf Wesselowsk Urenga » Eisenhütte Kussa, 49 Beobachtungen - Satka, 25 Beobachtungen . Distriet von Goreblagodatsk. 1857. Nishne-Tagilsk . Hüttenteich von Kukchwa, 50 Becbbehiuugen . e Blagodat . . . (über dem Hüttenteiche 511 Faß) ® Rücken des Ural hinter dem Falkensteine . Der westliche blaue Berg l Rücken des Ural zwischen Kedrowka = ee Bemnieha Der östliche blaue Berg . Der kahle Berg Nishne-Barantschinsk, 7 Beobachtängen Eisenhütte Serebränsk, 24 Beobachtungen e Bogoslowsk } - Nishne - Turinsk, 35 Beobachtungen e Kornischnaja Gora .. e Kalpakowsky- Kamen . Lager an der Krutaja . Gipfel des Katschkanar Ufer der Schumicha an dessen "Eußs. i II. Im Wogulischen Ural. a) Obrist Terletzky. Denischkin-Kamen . Kwarkush , Ueber Slatoust | Meere —164 1153 725 2042 1382 2699 698 2015 585 1902 —415 902 1917 3234 691 2008 445 1762 2560 3877 861 2178 1280 2597 1910 3227 3288 4605 3001 4318 2229 3546 57 1374 2516 3833 2266 3583 271 1588 2503 3820 —274 1043 —94 1263 Ueb. Nish- ne-Tagilsk 560 83 643 1154 1007 1567 1369 1929 1087 1647 1147 1707 1140 1700 95 655 177 737 Ueber Bo- goslowsk 651 0 651 482 1133 636 1287 72 723 2198 2849 630 1281 4300 5280 Ueber die hypsometrischen Verhältnisse des Uralgebirges. 445 Ueber dem Meere b) Ural-Expedition. | 59° — 60° N. Br. | Rn BR 7 1 RRSTRRDERN, TEA 239 60° — 61° N. Br. 74°— 75° O.L. von Ferro. ve 0 en ae er > RE An 528 Bachary. . . en ten ee RER), TOO 299 Poludow - Kamen . EN SER WARE NRRETRAETIHFERITN NP WECILEN - RORDHREFTOLR 1720 75° — 76° O.L. von Eerro. Mundingtides Kutim in den 'Uls U... rar Ziel salz DD sin): 934 hr HERE Haie Er re SEE BurRe IE BER ERREE BREL r 1293 Rücken des Ural . . . TER > > 2098 Lager auf der westlichen Grenze von Saossersk . -» =» 2... 1380 Lager am Fufse des Denischkin-Kamen. . . . 2 2 2 22. 2266 Gipfel des Denischkin . . . . ler en ERAREIE EI 5027 Barondortı SdosBerak." .* .ı war ur... BWERDG „Nafalbran SR, 665 Mununnordes Tachowal "72? ©, 4 zun Eden un om or en, 646 61° — 62° N. Br. 74°—-75° O.L. von: Eerro. | Mündung der Beresowka in den Tschussow-See . . . 2.2... 431 Höchster Punkt des Petschora - a Te Tee 1 RE 617 Mündung der Wolosniza . . oh) ab uphzelk, 552 76° — 77° O.L. von Ferro. PR Ascher, Waldgrenze .* .= .» „re 3.4 o» Jelgahue, mE, 2492 - Kuipieh, 15? ar, re er ar OBEN DO a, .- ", 3187 Jelping- Mjer, Waldgrenze' ,: . MIA-UOWR 190100 molar m 2744 IDEE ee N ER an I SEROURSCAEEE 3929 MERAN. Hrim-Nier Fl a Ed di sh uhr 2776 } Be emp! or ar a ae rauen Br mia 2692 BEEEchenBerpr sr a a Er ER 1894 Each or EN Re 3202 Quelle der Unja . ET hr 2202 . 77°— 78° O.L. von Ferro. i er Ur ee. A wg Te Quelle der Loswa . . or ae wert EINER 1884 Lager an den Quellen der kleinen Petschora RR en 1970 Motju-Tschachl, westlicher Gipfel . . . 2 2 2 22 2 2. 3205 - östlicher 2, a ae RT ag, 3132 Der kleine Hatschet-Ur . . rn PATER TOD, 2549 Quelle des Solp. . . rar n WEDER - PIUFTI- TERUEN® 2203 Quelle der kleinen Pe . VEMBsET an 2196 Bewsechen beiden’@uellen .- nr "> =. ur nen ae er al 2438 rose: Hätschet-Ur" + 1.» > u one ur an an nn", Ab A 3205 62° — 63° N. Br. 76° — 77° O.L. von Ferro. Berg Koib. . urn. AR 3417: Nördlichste Quelle der grofsen Petschora rt 1ORaEe) par 2195 4AA6 Ernst Hofmann: Ueberdem Meere Pafs zwischen der Petschora und Joegra-Läga . . 2: 2 2... 2325 Berg Bolvano-Is (kleiner Puby-Njer) . . . . 2 2 2 2.0. 2562 Pals’ nördlich vom Bolvano-Is .. ...4 OR. 7 Fa 2110 DietPistin schen Ambarreny v..% ud. Mynkmdäimet 22.0, Velen 705 Mündung des Walgan-Jöll . . N - - 393 Mündung der Joegra-Läga (Ols- Man- 1). N rer 551 Mündung des Ebel-Is-Joll r i e H..: Pau 568 Gipfel des Berges ‚Ebel-Is', nu cum. eg une Han, > a ie 2333 Changam+Ur, südlicher Gipfel . » >“ 20 0 00 2 000. 2360 - nördheher Gipfel... co aut, ae 2630 Gulane-Eylans-NEE-Bory u an at ne ee el ee 2234 Moning-Tump . a ee u TERN. e 2331 Moning-Sory (Quelle 4 der Njäs- 3a) NEE ERCHEN 5, ER SR ee. 07 2086 Nangang-Ur . . . : a FEN 2638 77°— 78° O.L. von Ferro. Potuoru-Sory . PR ON, IRRE ER DER. 2493 Grofse Uontyr- ehe, ak ER a 2964 Hauptquelle der nördlichen Solswa . . 2 2 2 2 0 nn nn 1857 Haut-Sory. . N RN RE 2118 Petscher- Ja - Toljach- Ur, aüdlicher Gipfel ER take |. a 2649 - - - - südöstlicher Gipfel . .". . 2. 2... 2562 - - - - östlicher Gipfel . . . NT a 2887 Die Quelle der grofsen Petschora, am Fulse dieses Berges nal s 1990 Jengale-Tschachl . ds sende a a ar 3168 Quelle der Ols-Man- Ja (Joegra- Liga). RR E.V: 2170 Kelly-Tump-Sory . . WENDE 1884 Kapkanıne-Kelly-Soryu; . 0 Wan DOW aa Tr 1474 MARAR wett Njer;Stidgipfell Araheahitmeun.. . & onkenseihle ige ins 2663 - - - die höchste Spitze. . . 35 Bo. ne 3043 Pafs zwischen den Quellen beider Kwott- Njer. RT 0 7 2612 Tossem-Achutas-Njöl. . . ER a a FF 2693 Tao Kwott-Njer, mittlerer Gipfel . een 3 ee 2329 - nördliche une en A 2346 Niptaeburkı BR Br 0 Br AB: are ee 2946 Ninerh- rm. 1 eakassen. 2 N 3417 Hararır- Bory N re Ne 1707 Hal’-Ur .. Ga ER kino 2045 Neilen - Tump- Sory : Lan er A ae AH anni 5 1485 Neilen -Tump, nördlichster Gipfel Sean slarzltn hal Sasse, NE 2539 Atjer- Tump -Sory : An irn Si 1935 Quelle der Aunja . . ) ac anihE weh Fee 2318 Atjer-Tump, südlicher Gipfel ee Jar rise et 2645 - - iaittlerer. "Gipfel.- 22, 20. a ae - 2750 - - nördlicher Gipfel: "ei 5 ae ee. ER re 2593 Atjer- Tump - man - Puri-Spatta- Bor RE LTE Da 2011 Turnpuin- Achutas -Tschachl . ar er an ee 2304 Puri-Spatta . a a N et 2313 Quelle der Sauk-- ER Eee 5.1. a 1594 Jany-Fump, Südgiptel.. . un 9 2 nur Here „17 Eee 2232 - - Nordeipzelun . iu a ne MI." | MORE „Ioear, DRBRE DE Baer 2610 Jany-tuohn@Ja-Soryi.y. 2.0 OT ME TEN U. BESSER 2056 Siatengli, südlicher, Gipfel...» .- .a1e.e.eiege.e.en ee. 2229 - mördlicher Gipfel. ., :. ». .»gyolmaissl «rasiuea sah Blase 2214 Ueber die hypsometrischen Verhältnisse des Uralgebirges. AAT Ueberdem Meere Njayfs- -man-Ja-Tjollach-Sory . . irn Nibreagiir ie 1973 Man’ - Okio - Haling- Tump - Tolljäch - Tschachl %+30bau 7 uılaaioh 1347 Kapkartne - Tump - Sory, er. De An tea a 1990 Kapkartne, Waldgrenze . . Au. Be a Heer SET 1850 Man’-Kapkartne-Tump . TER I ‚Ca lPe PRIN E 2000 Kapkartne-Tump- Sory, Nordgipfel. np lagen teuhe gen ee 1666 Man’-Kelly-Copa . . .» EL ae Nana 1458 IV. Im Ostiakischen Ural. 63° — 64° N. Br. 75°— 76° O.L. von Ferro. Bresenieedes Botschörem „ui 10» am anerkennen en ae 183 eseerestler Orlovikars oe vu en uva con Dun onen en ehr 258 Mensansides Letnoi-Jälli. ... u. zen vos ver en Senn nn an ah 369 BenBer ianfder obern' Osselka,. , uı. . 40 40 Hayden Tate te 453 Mündung des Tima-Is-Jöl. . . . EN) SL ET AR ar SO 542 76° — 77° O.L. von Ferro. Mündung der Pirs-Ju in den IB TE ER U 605 en - Ur, Waldgrenze. . . EBERLE NE 1829 SANETSIER Enpiele E Taılan Be 2894 - Eee zyreiten) Gipfolsan "aha Ha He ta tn ee Re 3168 Brretiepdası Schtschug@r® ..ya® 0 u ern a an ae 2016 era dritkemsptel.: . ‘20.2 ee ee he be 3192 Grenzpfosten . . . a le Weka Nee 1754 Sakkur- Toljach - Tol’ - Toljach- Sory Beh a a N te 2061 Tojachion-Tschachl . . . SE a N ae TS A En 2544 Bay EEchachl EN ET ee et 2768 Chur-Galy-Tschachl - En, A RR - Tab) ee 2101 Tjunder-Ur . . ST te Kap Ten RR 3303 Beer lestant u ur. ir, er Kerzen. Aal uaaiatıh 2805 BE EDTy,, 2 00,0 rue see 2877 Jany-Paläng-Ur. . a SR Te Tne Teateie es een ee 3851 Ceder am Fufse des Koshem- Is rer area 678 Idshed-Koshem-Is (Man-Paläng-Ur). . . . 2 2 2 2 2a 4224 Nerkml . . ia, Mor Bari. rede na: sol 2477 Leske-Ur, Qnelle des Polspherem eh ee Te ne 2973 Leske-Sorıy . . TEE RN 2400 Sale-Sacutim -Ur, Waldgrenze TE EEE ER“. 1653 u Site AR. u SR er 2866 Quelle des Flusses Dr Malalarıı au a I u a er 3254 Piua-Syngapt-Ur . . Sa rem an 2 a a EAN 3454 Syngapt-Sory. . . ansorr.han Soviel 2934 Man’ - Halmer - Sale - ‚Numpal A Tschachl . PEN ALU BE ER TENE 7 \ 3982 Lul-Uontmit-Tschal . . A 4351 Jany-Tump . . Miermällor s«. 4 0 0» SUOM me auhie 4166 Halmer-Sale - Numpal- -Tur RT WE TEEN FRE REN 2975 Hoste-Njer . I a ee ee 4918 Töll-Poss (Ne- Paby- Ur), Ostgiptel ass iin 5 So a 5540 Töll-Poss, Westgipfel . . . RO DEE . 5380 ee Rodnik-Jöll . :. u» u 04 0: 5. ldamlaeikr ueiile Kin 655 448 Ernst Hofmann: Ueber dem Meere Mündung des Töll-Poss-Jöll . nn 553 Mündung des Sotschet- Wesdor- TolhkzndHT- Hk TI gmef »Qahali 519 77° — 78° O. L. von Ferro. Jarutta-Ur . DATE OR EREETEENE 2968 Jarutta- Toljach - -Sory u e M- r. - Prgiabein IO 1975 SER TE)-Tine ni » Tor lauter ie unt sen nen dert dar une rar do Ya PA 2166 Hassan Hachil-Kteheden u: ae un ot mann nase Ar RR 2759 Hossa-Njer . El Re ne en Ener 0a) 0 A 2954 Hossa- Njer- Jany- -Tschal . der) .odaidsird arıl- TE - = 3081 Sastem-Njer . - Ware werde We ea 2779 Sastem - Njer- Homsing- ‚Sory . EEE er Bates ae ee 1878 Sustachlen -Sory- Be an Te ee 2695 Summach-Njer . » - re TE 1727 Ei ein 6 sole ne ab un ara ne re BRRROPERNER 1506 CHES Ohirs = Ur... 07 0 bus anuemi se an ün, on AMMSIEENT 2493 A Sins NA »..e. ar engen 2 Snanenniran een ar BRENNER 2468 8°— 79° O. L. von Ferro. Mündungider. Maja... + - est or „1,0 ara 930 Tier der FRotpgb-db . Us; hrlinher Sipleb „= „u na we unse a eunelne 796 Ullihtyih-Ur_. .. „+... Südieinline iHROETN. MAN BA RT «984 Er TE .. = nee 7 70, #, Se SBERENEREE 862 Nobla -Mofa-Jaisiron Hauch u Fupre ühteone Dangsp Mint STIER 598 Achutas-Kol-Uone-Ur . . -» ee en. Kalle) STERRORE 444 lege 5 L. von Ferro. en Hein en, 6. Re, el en, Anl ann ten, mar arms SaareE 88 64° — 65° N. Br. 75° — 77° O. L. von Ferro. Spiegel des Schtschugor bei Ulder-Kyıta .. .., . -i. - VS INSnnE 201 Mündung des grolsen Patek ... - un n 207 Mündung des kleinen Patek a a A ee a 516 Spiegel des Schtschugor bei Scher-Kyrta a aag 0 ee 258 Scher-Kyıta . - EIERN, 567 Spiegel des Schtschugor bei Weldor- Kata .. He neren. Br Se 346 Pafs Chabey-Chungar . . I syaälgl -uulk) „el- saz 2110 Lager am Ufer der oberen Sinja a a Te ee 1675 Sabljas la. ernennen » onen ce. eilt ash Hans 5142 77 — 18° O. L. von Ferro. Mündung der Chatimalja . .. nennen 717 Thaksdier Nak-Sory-Ia ii ©+ +... 0,05 un on AnBMhadn ini Amtri8 1254 Quelle der Nak-Sory-Ja . . EEE 5°. 1653 Pafs zwischen Nak- Sory-J -Ja u | Schortong- Ja 2. ee 1813 Weissalli, Gipfel. . - IT Inge - lad 2160 Fufs des Peti. . - en ker as, 00 2 Mn 1646 Quelle des Hardes am Peti ER To © - 2652 Gipläsdeg Palin elau cn sn nun cn tan 2. 2) 340 aamiänsäEgENn Rücken des Oeika . - 2 Re 2 a 1506 Quelle des Hardes am ka nn Ra. ARENA 1563 Gipfel des Noika - a ee EEE 6 2105 Gipfel des Kiudal- Fine- Tschachl EEE oo 5 > 2304 Ueber die hypsometrischen Verhältnisse des Uralgebirges. AA9 Ueber dem Meere Gipfel des Puiva-Ur . ER EITTO-. 5, Swirl aa 2569 Lager am Fufse des Schadmaba are, wru- Hull 1901 Gipfel des Schadmaha-Ur ._. Re se, AM eh 4120 Pafs zwischen Jenschi und Gomsing- Js. re, 3, a lerne aa 1905 Lager am Gnesim-Oja. . . . en ir FORT u 2061 Bmeundes Gnesim-Ojalihn. nu: 00 ta rege. 3611 Ufer des Wangeri . . ENT REF bla Na ’ 920 Lager am Fulse des Pareko a ar de a, abe 1172 Palszwischen Wangeri und Patek .. .. .. .. .. » Isiele) heine + 2498 Easerbamı Uferider' Man-Ja :. :. ». .., . s.... slalniid nallaihe + 1572 BeHa-lin; ersteniiGipfel,. +... .. =. -. 0.... Mailer ssealanse : 3319 Mes ta-liry zweiter,Gipfel ;. .. 0... 2.00% 7 elsdeie 3789 Pafs zwischen Wangeri und Charutta. . . 2 2 2 2 2 00. 2796 Lager an der Charutta. . . : il N il ch 1920 8 — a O.L. von Ferro. BEENOUGETER WOSM-NIER- JAN. ou. ae en enge) Bann em ee 2082 BEER IEWOSTIL- NEL oe’. 0 wre er nn nee mtee 2807 en Riardem- Un) nl ne a ee 939 in ENOLAEt ».. ua en on Dar nme yasni 0 06 ee ea 746 65° — 66° N. Br. = 74° — 75° O.L. von Ferro. Kirchdorf Koshwa an der Petschora . . » » 2» 2 2 200. 152 nn Bst: E We Aero EEE SER Ic Be ST 153 8° — 79°’ O.L. von Ferro. Pafs zwischen Charutta und Kols-Ja. „2 Te. 2.0. 2778 Beraleden Syrky: 0 „on 55 00 REIS ON, sh hd DO An. in oe 4163 Lager am Limpego er Se ee ee PER 2925 Waldgrenze im Thal der Chai- Jaha BR De a a ie 2624 Pafs zwischen Koshem und Lemwa . . 2. 2. 2.0 e.ele. 0... 2587 - Waldgrenze im Thale des Koshem. . RT TEETIREFTRE 2240 79° — 80° O.L. von Ferro. Lager am Grube. . TE N ee Net 4551 Einschiffungsplatz an der Charutta . a en A ra a en 366 66° — 67° N. Br. 78° — 80° O.L. von Ferro. Mündung der Charutta in die Lemwa... . . 22 2. 000. 340 Miundunglder Lemwa in.die Ussa .- . .. #2. 0.000 0 0,» 159 80° — 81° O.L. von Ferro. Be BBer anı der Kolwolowa „. „ „meriinimd) woh.onu tl, ma med we 938 Pals Kolwolowa . . aaa ae re. 1605 k Nebenflu/s des Lire- Jogan et era 910 Lager am Lire-Jogan . . 2a Be ee a 700 Gipfel des Gehänges am Lire- Jogan ee m 2409 Lager am Fu/se der zweiten IBETSTEIDE” na 0 AED N AR 571 ram Keuny-Jogan = = 2 0 er 5 500. „webaunin 646 . er - DER an ab a ee wa er 636 81° — Pr O.L. von Ferro. Ufer BERerschBsiNjelka, . + 3 2 and wadinamale.n u yeh 217 Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. IV. 29 450 Ernst Hofmann: Ueber dem Seen | sen ie Tunära vor dem Gebirge + > «vn er arena et 197 See Njöll-Juotae-Keu-Lar 574 Berg Parische-Keu . 2746 Nerabi, südlicher Gipfel 2223 - mittlerer Gipfel 3086 Chord-Ju-Jes, erster Gipfel . 3749 = zweiter Gipfel 3720 - dritter Gipfel 3541 - vierter Gipfel 3514 - fünfter Gipfel 3590 3150 1225 3334 1217 365 339 - sechster Gipfel . Flufs Lorto - Matalau ee Berg No. 28 Njaunga-Pae . Lager an der Ussa . Mündung der Workuta. 82°_-83° O. L. von Ferro. 3334 4652 4658 2820 476 Somnem-Pae. . » Pae-Jer, mittlere Spitze - südliche Spitze . TerkomeRae sr.» ren nr a ae Lager an der Ussa beim Einschiffungsplatz . V. Im Samojedischen Ural. 67° — 68° N. Br. 82° — 83° O. L. von Ferro. Lager an der Pendyrma-Jaha Pendyrma-Pae . . 2... Jenga-Pae, ein südlicher Berg . - ein anderer Gipfel . Lager am Pae-Pudna . . » ww mn ne Lager in der Tundra, 13. — 44. September . Lager am Jun-Jaha le et ah Bet = Lager in der Tundra, 12. September . Lager in der Tundra, 10. — 11. September . Lager in der Tundra, 8.— 10. September 83°_-84° O.L. von Ferro. Parotsch-Jadyr-Pae. Lager an der Murosawa u 20 ® 698 Lager an der Ussa am Fufse des Uralgebirges . ruüdorelot- te 637 Hape Backerster Gipfel . 2 0 wen 5 4075 - - anderer Gipfel 4003 68° — 69° N. Br. 82° __83° O.L. von Ferro. Lager an der Talwe-Jaha. . 0. + Lager am Ufer des See’s bei dem Paemboi. Gipfel des Paemboi . Ge 1551 Spiegel der Kara, 30 Werst vom Meere ar Te m ee 45 Linkes Ufer der Kara an demselben Orte so ee * 100 Ueber die hypsometrischen Verhältnisse des Uralgebirges. 451 Ueber dem m»] Meere EEE I °—84° O.L. von Eerro. Gnetju 4259 Berg No. 87 RE De or 3517 Monberzeides Ural .. 0 00.0." 40 00. 898 Lager an der Njärbe ee era 759 Gipfel des Berges im Ural 1932 Monira vor dem. Minissei.' .. .'..r. MM 247 Berg Minissei . 1818 Konstantinow- Kamen 1491 Lager an der Brufs-Jaha . 514 Lager an der Wanujuta 541 Hügel an der Ossowei . 541 Lager in der Tundra, 7. Augast 304 Lager am See, nahe am Meere. : 295 2. A. Erman. Erster Berg, 67° 12’ N. Br., 84° 35’ O.L. von Ferro 4987 Zweiter Berg, 67° 6' N. Br., 84° 18" O.L.. 3977 Dritter Berg, 66° 59’ N. Br., 84° 11’ O.L. 2389 Vierter Berg, 66° 53’ N. Br., 84° 1’ O.L.. 2231 Fünfter Berg, 66° 49' N. Br., 83° 55’ O.L. 1285 3. Alexander v. Schrenck. Tundra am Fufse des Gnetju 379 Gipfel des Gnetju , 4465 Gipfel des Paemboi . 1013 Anhang. Höhen der Berge im Küstengebirge Pae-Choi. 7 1. Hofmann. 68° —69° N. Br. 82° 83° O.L. von Ferro. Gipfel des grofsen Jodenei - 1073 See auf der Hochebene nahe der Silowa‘; 1005 Gipfel des Pense-Pae . a 1045 Tschum am kleinen Jodenei . E 85 Gipfel des Tunje-Pae ; 711 Tundra am Fufse des Tunje -Pae i 413 69°— 70° N. Br. 79°—80° O.L. von Ferro, Lager am Fulse des Siwe-Pae.. . 194 Gipfel des’ Siwe-Pae b 426 Tschum in der Tundra . 178 Pals am Salje-Pae . > verune Iadl r 481 80°—-81° O.L. von Ferro. Hügel in der Tundra, 25. Eyaiet 1848 . 343 Hügelzug, 28. August. . . 2 674 Balsiam More-Pae .: 40% & eluwehlue ut . 458 Gipfel des More-Pae : 1312 Fufs des Pae-Choi beim More- Pae 398 Tschum am More-Pae. 564 Br = 452 Ernst Hofmann: Ueber dem Meere 81° —82° O.L. von Ferro. Lager am Sawa-Pae . NN 530 Lager am Ufer der Sa- Fa re 565 2. A. v. Schrenck. Gipfel des Naardara-Pae im Kado an 530 Gipfeltdes. Paidaja,..,. »u..,1°, - RES ENNEN N - 1561 RE 2 TE ER N oe 815 SYENaE Dal n.. . u re ee er lee N ae ee ee 1201 Wesen -Bai, (More-Pae)e a =, 0.0, ee one 1410 Gipfel des Seda-Pae FEUER IE ETT een Hamde-Pae . . ET NE a BER 604 Tundra in der Nähe der Süowa- a a ee 678 Barometer-Beobachtungen im Ural. Angestellt von E. Hofmann. Barometer| Temperat.| Temperat. 3 engl.Li-/desQueck-| der Luft nien |silbers, R. R. I . I Im Bezirk von Bogoslowsk 1853. | Teplaja Gora . . . . 570,0 18,0 | 17,0 Gleichzeitig. im Ge zu E Eoposiamer 5 578,8 13,3 17,9 Baper am Lifer ‚des Jow tr. iu + „een 571,5 15,5 14,3 Gleichzeitig in Bogoslowsk . .» 2 2.2020. 582,8 16,9 15,9 Mündung des Baches Wontscha. . . . ... 576,9 17,8 17,3 Gleichzeitig in Bogoslowsk . . . ...2. 579,5 13,3 16,3 Vurberge des Konshakowsky-Kamen . . . . 546,7 16,0 14,8 Gleichzeitig in Bogoslowsk . . a 9 580.6 18,0 18,6 Südliche Waldgrenze am Konshakowsky wa 532,8 16,0 14,5 Gleichzeitig in Bogoslowsk . . u 580,6 18,4 18,6 Nördliche Waldgrenze am Koncbake sky. a 935,2 115% 10,1 Gleichzeitig in Bogoslowsk . R 582.6 17,1 12,3 25 Fufs unter dem Gipfel des Konehakowakr R 494,9 1145 10,5 Gleichzeitig in Bogoslowk . . . . . . 583,4 18,1 17,0 Lager am. Ufer ‘der Kakwanıs a5 0, Wim 585,6 15,0 13,6 Gleichzeitig in Bogoslowsk . . . » E 581,2 14,8 12,4 Simowje, nahe an der Mündung der Kakwa . - 590,1 16,0 14,4 Gleichzeitig in Bogoslowsk . 584,0 15,0 15,5 3 Fufs über dem Spiegel des Knaespinsky- -See’s 584,1 »|.' 24,0 20 3 Gleichzeitig in Bogoslowsk . . 587,0 19,4 20,7 2 Fuls über dem Spiegel des Wagran bei Beronk- koe- Simowje ah Ba je Face 581,9 16,5 12,8 Gleichzeitig in Bogoslowsk u aa 586,3 ı 18,0 16,3 Eisenhütte Petro- Pawlowsk Bere > A 587,5 15,7 12,6 Gleichzeitig in Bogoslowsk . 587,3 16,1 13,2 Spiegel des ‚Wagran unterhalb Petro- Päwlowsk 584,7 | 13,7 9,9 Gleichzeitig in Bogoslowsk . . 583,3 16,2 411,1 Spiegel des Wagran zwischen beiden Bäresow ke’s s 585,0 14,9 13,0 Gleichzeitig in Bogoslowk . : » . ... 582,0 16,7 471 Fi 2 2 Ueber die hypsometrischen Verhältnisse des Uralgebirges. 453 Barometer| Temperat.| Temperat. „ engl. Li-desQueck-| der Luft nien silbers, R. R. BiunphdennWaptan; .e-« fJe.20 4 00008 5; 590,0 15,3. | 14,3 Gleichzeitig in Bogoslowsk . . 5 586,0 ee a Dorf Woskresensk, 35 Fufs über der Sofswa 587,9 1975 TA Gleichzeitig in Bogoslowsk . . 588,7 Denischkin - Simowje, 10 Eufs über lo: N Gleichzeitig in Bogoslowsk u, Lager am Fulse des Kumba . Gleichzeitig in Bogoslowsk - 10 Fufs unter dem nördlichen Gipfel des Kıhmba Gleichzeitig in Bogoslowsk . Gipfel des Kameshok bei Turinsk Gleichzeitig in Bogoslowsk 25 F. üb. d. Hüttenteiche von Paw dinsk-Eisenhütte Gleichzeitig in Bogoslowsk 5 Fufs unter dem Gipfel von Pawdinsky-Kamen Gleichzeitig in Bogoslowsk : Goldwäsche Bannoi . Gleichzeitig in Bogoslow: nz Gipfel des Magdalinsky-Kamen . Gleichzeitig in Bogoslowsk . 17,4 15,8 N 592,9 | 123,5 12,4 588,7 | 16,3 | 12,3 570,0 5 a 585.4 | 40.271 7428 nah. | SLOT 585,3 | ‚15,0 5813.. 165 109 588,6 | 14,6 15,2 580,0 , 16,2 - 5811 531,9 | I - or 1,8 3,0 585,2 2,3 | 560,5 | 12,5 9,9 68 0,1 er Neoww I. WO I Te m 575,5 536.0 5720.11 am w sn = I. Im Bezirk von Kathrinenburg 1855. Karaussen - See, 5 Fufs über dem Wasserspiegel Gleichzeitig in Kathrinenburg. . sa Berg Asow, 10 Fufs unter dem Gipfel Gleichzeitig in Kathrinenburg . Gipfel der Dumnaja Gora in Polewskoi Gleichzeitig in der Polewskoi-Eisenhütte . Spiegel der Polewaja unterhalb des Teiches zu derselben Zeit Haus des Verwalters von Polew ski, Gleichzeitig in Kathrinenburg . Rechtes hohes Ufer des Uktus in Uktusk; Gleichzeitig in Kathrinenburg . Mündung des Uktus . Gleichzeitig in Kathrinenburg . U, Granitkuppe hinter dem Dorfe Sedelnikow YA Gleichzeitig in Kathrinenburg . RER Goldwäsche Gornotschit Gleichzeitig in Kathrinenburg . Der Klenowskische Berg 1853 Kathrinenburg . . Der Klenowskische Berg 1857 ; Gleichzeitig in Kathrinenburg. . . . . 578,3. 23,0 20,0 581,5 | 21,4 20,0 559,1 | 125. | 12,0 580,6 | 17,1 11,6 573,3 11,0 9,0 576,7. 1.747,0 2|,.8,7 577,2 13,0 9,0 57551.1:1715,8:0 1150 580,7 | 16,8 | 12,9 578,9 | 13,0 11,3 582,2 17,0.) 15,9 587,7 | 20,0. | 20,0 583,2: 01.747,0.11,715,9 581,1 | 22,0. | 22,0 583,51. 21,3 23,5 526,7 |. 13D2ulu. 125 567,7 577,5 10,0 569,7 8.0 576,35. :110;4 viline1252 y > © 1 = II. Bezirk von Slatoust 1856. Runde Spitze des gr. Taganai, 25 F. unter d. ge \ leichzeitig in Slatoust . R 866,4 ‚ı 16,3 Alexander- Fels, 25 Fufs Imtbr dem Gipfel e BAU. NT 12,0 Gleichzeitig in Slatoust.. . üre Yin 567,3 | | ne 1828 0°. 1. 00, 000° 9 582,277 7420 BleinhzakpameSlatoust.. .. 0. 0, 575,0 16,0 11,0 518,1 . Er © IS Y = 3 [e23 - =) _ Yen - n 454 Ernst Hofmann: Barometer Temperat.| Temperat. 3 engl. Li- desQueck-| der Luft nien _ ‚silbers,R. 119 Monument in Zarewo-Alexandrowsk . . . . 568,9 15,0 13,9 Gleichzeiun ABE BIAtOUSF ana Bun sen a 566,9 15,7 15,0 Berg neben Miask . . 562,4 13, 12,2 Gleichzeitig in Miask, 25 Fuls uber dem Teiche ‚973,8 15,9 13,5 Miask, 25 Fuls über dem Speeel des Teiches . 571,9 17,2 12,3 Gleichzeitig in. Slatoust .. . he 566,4 14,6 13,1 Kruglaja Sopka, 5 Fuls unter dem Gipfel a, 548,0 14,6 14,8 Gleichzeitig in Slatoust . . 564,5 15,1 16,2 Berg Auschkul- Tau, 5 Fufs unter dem Gpfeit! 549,0 13,7 13,9 Gleichzeitig in Slatoust . . : 963,3 14,5 15,7 5 Fuls über dem Spiegel des Sees Atıstndl : 561,8 14,0 14,8 Gleichzeitig in Slatoust . . 563,4 14,3 14,1 5 Fufs über d. Spiegel des Mias vei Muldakajewek 569,0 16,3 16,3 Gleichzeitig in Slatoust. . 965,8 16,4 16,0 Berg Kumatsch gegenüber Moldäkäjewsk”. up 551,0 13,0 12,5 Gleichzeitig in Slatoust. . 565,9 16,0 14,0 Gipfel des Ui-Tasch, 80 Fuls unter dem "pre 543,8 14,2 14,5 Gleichzeitig in Slatoust.. u: 569,9 16,8 13,7 Pals über den Ural zwischen Weiselowsk Au Maskarlınek | ir. a. ae FE Te 558,1 12,0 11,0 Gleichzeitig-in"Slatvusn hin sn aaa 972,8 16,8 re Der Maskarlinskische Berg. !. . ... 2... . 561,4 223 22 Gleichzeitig in Slatoust.. . 572,2 16,8 17,7 Goldwäsche Andrejewsk, 15 Fuls über dem a Spie- gel des Mias. . . g 3 582,7 18,7 7,0 In Slatoust . . RE, 574,1 15,4 8,6 Berg Jurma, 25 Fuls after dem. Gipfel aayral: 936,7 13,6 14,0 Gleichzeitig in Slatoust. . san, 574,3 15,7 16,1 Lipowa Gora, zwischen Slatoust ana Kisifa >b; 951,9 10,0 10,1 Gleichzeitig in Slatoust. . . 566,2 12,7 12,9 Lipowa Gora, zwischen Kussa und Achmatoirek 556,8 15,8 14,7 Gleichzeitig in Slatoust.. . 565,5 14,3 15,0 Berg Sjuratkul- Tau, 20 Fuls an dein "Gipfel 521,4 13,9 13,5 Gl:ichzeitig in Slatoust . . 571,1 | 443 17,1 See Sjurat-kul, 6 Fuls über Hein Wasserspiegel 553,7. ı 8,2 8,3 Gleichzeitig in Slatoust. . x 573,6 13,8 9,6 Zweiter Gipfel des Matkal von 1 Nandepe aus'abo 544,6 10,0 10,0 Gleiehzeitig in ‘Slatoustb 0 ..1.=u: su. Hr. one ne ns 570,9 13,4 12,0 Berg Lukasch . . RER EL ro re 533/627 10,7 Gleichzeitig in Slätoudtt, ; 573,9 14,1 139 40 Fu/s unter dem nördlichen Bipfel den: Nurgusch 510,41 Bdsttl2rolol152 Gleichzeitig in Slatoust . . 573,9 14,0 14,5 15 Fu/s unter dem zweiten Gipfel a Nurgusch ; 515,1 12,0. 174150 Gleichzeitig in Slatoust. . a Mare; 573,8 1352 13,0 Uwan, 20 Fufs unter dem Gipfel ern 526,1 | 12,5 12,0 Gleichzeitig in Slatoust . . A. ten 569,5 1: i1715,5 IN 17,6 Dorf Koptiakowa . RE ee 568,8,. | | 45h Se1255 Gleichzeitig in Slatoust.. .. EA. © 569,9 15,0 |, 123,6 Sukka, 20 Fu/s unter dem Gipfel SiRwiarign 523,1 14,5.° |, 40,0 GleichzeitishinuSistoneuenuenies -6 2 ne er har“ 571,3 15,6... 0901 Pals ber (die, Sukka aaa. Mia teen. 527,5 16.07 1 27 Gleiehzeitigzin] Slatoustg= a... ni 571,3 15,6 19,1. Dort Wesselowak. u 0, win 567,8 13,3 omelre Ueber die hypsometrischen Verhältnisse des Uralgebirges. 455 Barometer) Temperat.| Temperat. 3 engl.Li- |desQueck-| der Luft nien silbers, R. R. Gleichzeitig in Slatoust. . . ui 572,0 13.3 10,4 Berg Urenga, 10 Fufs unter dem Gipfel . En 522,9 | 5,1 3,0 Gleichzeitig in Slatoust. . 574,7 12:7 8,0 Eisenhütte Kussa, Mittel aus 49 Beonchiteien, 970,7 13,9 8,5 Gleichzeitig in Slatoust. . 564,5 9,6 ie) Eisenhütte Satka, Mittel aus 25 Beobachtungen 572,6 BI a a Gleichzeitig in Blatsnkk ed, ms, Iylalakl { 571,3 14,8 12,1 Anmerkungen. 1) Aus einem barometrischen Stationen - Nivellement, welches G. v. Helmersen und ich im Herbste 1828 von Orenburg bis an das Caspische Meer ausführten, ergab sich die Höhe des ersteren Ortes über letzteres zu 52 Toisen = 332 Fuls englisch. Das grofse Nivelle- ment von Sawitsch, Fufs und Sabler zwischen dem Caspischen und Schwarzen Meere ergab für ersteres eine Depression von 83 Fufs engl. Die Höhe von Orenburg über dem Schwarzen Meere war folglich 249 Fufs engl. = 38,3 Toisen. Aus einer auf unsere‘ Veranstaltung in Orenburg ein volles Jahr ununterbrochen fortgesetzten Reihe Baro- meter-Beobachtungen, und aus anderen mehrmonatlichen, welche Hel- mersen in seiner „Reise nach dem Ural“ mittheilt, berechnete Herr Dr. Galle die absolute Höhe Orenburgs zu 39 Toisen, ein Resultat, das durch seine genaue Uebereinstimmung mit dem aus beiden ange- führten Nivellements gezogenen gewils grofse Beachtung verdient. ' In späterer Zeit wurde in Orenburg ein meteorologisches Observatorium errichtet, und aus einer fortlaufenden Reihe von Beobachtungen, wel- ehe dort während der zehn Jahre 1844 bis 1853 angestellt wurden, ergiebt sich der mittlere Barometerstand bei 13,3° R. Quecksilber- Temperatur zu 596,08 halbe engl. Linien, und die mittlere Temperatur der Luft +2,46° R. (Compte-rendu annuel par A. T. Kupffer 1854, p. 60). Im Niveau des Schwarzen Meeres bei Taganrog ist der mittlere Barometerstand 601,73 halbe engl. Linien bei einer Quecksilber- Tem- peratur von 13,3° R., und die mittlere Lufttemperatur = --6,5° R. (A. T. Kupffer, Annuaire magnet. et meteorol. 1840, p. 465 ff.) Sucht man die mittlere Höhe des Barometers am Meere in der Breite von Orenburg, 51° 45’ N. Br., durch Interpolationen nach den Breiten- "Unterschieden zwischen St. Petersburg, 59° 56’ N. Br., und Taganrog, 47° 12’ N. Br., und legt den von Kupffer angegebenen Höhen -Unter- ‚schied der Barometerstände am Meere bei beiden Orten —= 1,75 halbe engl. Linien zu Grunde, und sucht man die mittlere T’emperatur der 456 Ernst Hofmann: Luft in der genannten Breite auf gleiche Weise, so erhält man für die Höhe der Quecksilbersäule bei 13,3° R. 601,11 halbe engl. Linien und für die mittlere Temperatur +5,3° R., und hieraus ergiebt sich für die absolute Höhe Orenburgs 220 Fufls engl. = 34,4 Toisen, also 29,4 Fuls engl. = 4,6 Toisen weniger als die früher angenommene. Von den meteorologischen Observatorien zu Slatoust, Kathrinen- burg, Nishne-Tagilsk und Bogoslowsk stehen gleichfalls zehnjährige Beobachtungsreihen zu Gebote. Befolgt man bei der Bestimmung der absoluten Höhe dieser Observatorien ein gleiches Verfahren, so ergiebt sich Folgendes: Slatoust: - 40 Jahre von 1844 bis 1853 = 5715 ... 13,3 ... +0,8. In gleicher Breite am Meere 600,64 ... 13,3 ... +4,2. Höhe des Observatoriums zu Slatoust 1317 Fuls engl. = 206 Toisen. Kathrinenburg: 10 Jahre von 1844 bis 1852 = 581,18 ... 13,3 .... #+0,4. In gleicher Breite am Meere 600,38... 13,3... 43,9. Höhe des Observatoriums zu Kathrinenburg 862 Fuls = 134,5 Toisen. Nishne-Tagilsk: 10 Jahre von 1845 bis 1854 = 585,9 ... 0. ..+13. In gleicher Breite am Meere 600,26 ....13,3......74 3,6: Höhe des Observatoriums in Nishne-Tagilsk 560 Fufs. Bogoslowsk liegt fast in gleicher Breite mit St. Petersburg, ich behalte deshalb die schon früher angenommene absolute Höhe des Ob- servatoriums bei, 651 Fufs engl. (C$Bepnsiha Ypass. Tomp 2. erpan. 313.) 2) Helmersen nimmt die absolute Höhe von Orenburg zu 255 Fufs Par. = 272 Fufs engl. Die von ihm hier gegeberien Höhenmalse müs- sen also um 52 Fufs verringert werden, um sie mit den vorhergehen- den auf gleiche Basis zu bringen. 3) Die Barometer- Ablesungen im Gebirge wurden auf gleichzeitige in Slatoust bezogen, und die absolute Höhe dieses Ortes ist zu 334,1 Meter —= 1194 Fufs engl. angenommen worden. Nach. meiner Berech- nung beträgt dieselbe aber 123 Fufs engl. mehr; es mülste also diese Zahl zu den von Kupffer gegebenen hinzugefügt werden, um gleiche Basis mit den von mir gefundenen zu bekommen. Bei einigen Punk- ten habe ich die auf solche Weise erhaltene Zahl in Klammern. hinzu- gefügt. '4) Herr Terletzky hat, wie er sagt, die von ihm gegebenen Höhen- mafse durch Berechnung nach der richtigsten aller bis dahin bekannten Formeln erhalten, die bekannt zu machen er nicht ermangeln will. Lei- der hat er dieses sein Versprechen nicht erfüllt, auch führt er'die Be- Ueber die hypsometrischen Verhältnisse des Uralgebirges. 457 obachtungen selbst nicht an, sagt auch nicht, von wem sie angestellt worden. Diese Unterlassungen sind sehr zu bedauern und mindern das Vertrauen zu den angegebenen Zahlen, besonders da dieselben oft sehr von denen anderer Beobachter abweichen. ‘Die Höhe der Berge Ire- mell, Korshanowsky, Denishkin und Kwarkusch ist wahrscheinlich auf andere Art als mit dem Barometer gemessen, denn als ich diese Berge bestieg, lebte unter den Anwohnern durchaus keine Erinnerung an einen früheren Reisenden zu ihnen. Der Kwarkusch selbst ist nicht bestiegen worden, aber als ich ihn in der Entfernung von einigen Mei- len sah, machte er nicht den Eindruck eines hohen, die umgebenden überragenden Berges, und war durchaus schneefrei: Kowalsky und Branth nennen den 3200 Fufls hohen Ischerim, der dem Kwarkusch nahe liegt, den höchsten Berg der ganzen Gegend, mit einziger Aus- nahme des Jelping-Njer. 5) Zur Zeit der Reise Helmersens waren die meteorologischen Ob- servatorien in Bogoslowsk und Kathrinenburg ‘noch nicht gegründet, deshalb wurden die Beobachtungen im Felde auf gleichzeitige bezogen, welche für die Zeit in Kathrinenburg von dem Herrn Apotheker Helm, und bei den Turjinskischen Gruben von dem Verwalter derselben Herrn Moskwin angestellt wurden. Nachdem der Niveau-Unterschied zwi- schen Turjinsk und Bogoslowsk ermittelt war, wurden die gemessenen Höhen auf letzteren Ort redueirt.. Die absolute Höhe von Bogoslowsk wurde mit Kupffer zu 700 Fufs Par. — 746 Fuls engl., also 95 Fufs höher als von mir angenommen. Die Höhe von Kathrinenburg nahm Helmersen in runder Zahl zu 800 Fufs Par. — 852 Fufs engl., also 10 Fufs niedriger als ich an. Gleicht man diesen Unterschied aus, so stimmen die von uns gemessenen Höhen meist ziemlich gut überein. 6) Die Beobachtungen, aus welchen die gegebenen Zahlen gefun- den wurden, sind der Controlle wegen abgedruckt, und in den Anga- ben die Unterschiede zwischen meinem und den Standbarometern schon ausgeglichen worden. Die Beobachtungen. selbst’ wurden angestellt in den Sommermonaten der Jahre 1853, 1855, 1856 und 1857. Für die Untersuchung jedes Distriets war ein Sommer bestimmt. 7) Ueber die Angabe Gustav Rose’s, welche sich auf mehrmonat- liche gleichzeitige Beobachtungen in Kasan und in Kathrinenburg grün- ‚det, findet man das Ausführliche in seiner „Reise nach dem Ural ete.“, “Theil I, p. 275 ff. Sie weicht von meiner um 92 Fufs ab, und beide können richtig sein. Herr Helm machte seine Beobachtungen in der Stadt, im zweiten Stock der Kaiserlichen Berg- Apotheke. Das meteo- rologische Observatorium liegt dagegen vor der Stadt auf einem iso- _lirten Hügel. Ich habe es bis jetzt verabsäumt, den Niveau-Unterschied beider Punkte zu ermitteln. Wo. Herr Erman, dessen Angabe mit der 458 P. A. Siljeström: meinigen gut übereinstimmt, seine Beobachtungen angestellt hat, weils ich nicht. Der Punkt des Herrn Terlezky, den er genau angiebt: „Wasserspiegel des Isset, neben dem Münzhof“, liegt wenigstens 50 Fufs niedriger als das zweite Stockwerk der Apotheke, und doch ist seine Zahl die gröfseste. 8) Das Interesse, welches der Magnetberg Blagodat erregt, und seine grofse Nähe an der Eisenhütte Kuschwa haben es gemacht, dafs von ihm mehr Messungen existiren, als von irgend einem anderen Punkte im Ural. Die Angaben seiner Erhebung über dem Meere wei- chen aber für seine geringe Höhe sehr von einander ab, weniger die Angaben seiner Höhe über dem Hüttenteiche von Kuschwa, wie fol- gende Tabelle zeigt. Blagodat über dem Meere über dem Hüttenteiche Archipow . . . 1006 Fuls 535 Fuls, Hofmann . . . 1154 -- dl - Helmersen. . .:1223 - 510 - Humboldt .. . . 1225 -- 514 - Ermanı.' .uıb 21365 I7= 448 - Derselbe später . 1527 - 466 - Terlezky . . . 1607 - XV. Reise von Drontheim über Dovre- und File-Fjeld nach dem Sogn-Fjord und dem Justedal- Gletscher. Nach P. A. Siljeström von Dr. Sebald'). Der Weg von Drontheim nach Christiania geht bekanntlich über das Dovre-Fjeld. Zwischen Drontheim und dem Fjeld fährt man, längs den Gule- und Örke-Thälern, durch eine unebene Waldgegend, wel- che zwar viele recht schöne Stellen hat, aber die Aufmerksamkeit des Reisenden nicht in besonderem Grade auf sich lenkt. Später über- schreitet man das Gebirge in einer Höhe, auf welcher kein Anbau mehr stattfindet und kaum der Pflanzenwuchs gedeiht, denn sie ist der Birkengrenze sehr nahe. Auch finden sich dort keine andern mensch- lichen Wohnungen als die sogenannten Fjeld-Stuben (fjaeldstuerne), !) Aus dem in Deutschland wenig bekannt gewordenen Werke von P. A. Silje- ström: „Anteckningar och observationer rörande Norrige“ entlehnt. KA 2 ur er u I Reise von Drontheim nach dem Sogn-Fjord etc. 459 vier an der Zahl, nämlich Drivstuen, Kongsvold, Jerkin ’) und Fog- stuen, welche zur Aufnahme und Beförderung der Reisenden angelegt sind. Die Unterhaltung derselben wird durch eine den nächstgelege- nen Gegenden auferlegte Steuer bestritten; überdies bietet die reiche Sommerweide auf dem Fjeld Gelegenheit zur Viehzucht, so dafs z. B. auf Jerkin nicht weniger als 30 Kühe aufser 14 Pferden für den Vor- spann unterhalten wurden. Man erstaunt über den ausnehmenden Wohlstand in wenigstens einigen von diesen Fjeldstuben und über die vortrefflichen Bewohner. Kongsvold und Jerkin sind ohne Wiederrede die besten Aufenthaltsorte für Reisende auf dem ganzen Wege nach Christiania, denn man ist wirklich in keinem Gasthofe so gut aufge- hoben wie dort. Von Ovnet, welches das vorletzte Wirthshaus nördlich von Driv- stuen ist, folgt man dem Thale der Driv-Elf aufwärts, welche am Snöhättan entspringt und immerfort in wildem Brausen fast srade nörd- lich bis Drivstuen fliefst °), dann sich nach Westen biegt, und unter dem Namen Sunda-Elf zum Thingvolds-Fjord in Söndmör ®) fliefst. Drivstuen liegt ungefähr 2500 Fuls (nach Wergeland 2180 Fufs) über dem Meere. Eine Meile davon ist die bekannte Vaarstien, eine der gefährlichsten Höhen in Norwegen, um derentwillen zwei starke Pferde vor den leichten Wagen gespannt werden mufsten. Der schmale, un- gemein steile Weg windet sich am Abhange des Fjelds, welches, mit Steinen und Gebüsch bedeckt, fast lothrecht zum brausenden Flusse abstürzt. Das Thal selbst ist eng, und die ganze Landschaft hat einen wilden, öden Charakter. Der höchste Punkt dieser Erhebung legt un- gefähr 1000 Fufs über Drivstuen und doch fand ich hier noch eine Säter oder Viehtrift, wo 18 Kühe von zwei Mädchen gepflegt wurden, welche dort in aller Einsamkeit den Sommer von Ende Juni bis Ende August verbrachten, und während dieser Zeit von jeder Kuh einen Vog ') Butter gewannen. Etwas niedriger, oder ungefähr 700 Fuls über Drivstuen liegt die zweite Fjeldstube Kongsvold, nachdem man die Fichtengrenze bei 796 Meter oder 2450 Fuls Par. Höhe über dem Meere überstiegen hat; aber erst zwischen Kongsvold und Jerkin er- reicht man den höchsten Punkt des Weges bei ungefähr 1220 Meter 3755 Fufs Par. (nach Wergeland 3050 Fufs) über dem Meere. Dort bildet das Fjeld ringsumher nur eine unermefsliche Hochfläche, mit einer duftigen Gebirgsvegetation und einer Menge loser, kantiger oder FE a !) Auf der vortrefllichen Wergeland’schen Karte (Christiania, Dybvad. 2. Aufl. 1849) ist der Name Hjärkin geschrieben. 2) Auf der Wergel. Karte ist die westliche Biegung weiter nördlich bei Opdal. 3) Bei Wergel. ist es die Vogtei (fogderi) Nordmör. #) — ungefähr 36 preufs. Pfund. A460 P. A. Siljeström: runder Steine bedeckt, und nur wenige Gebirgsvögel beleben die öde Gegend. In der Nähe ist die Grenze zwischen Drontheims und Ag- gerhuus Stift; weiterhin senkt sich der Weg wieder etwas bis Jerkin, welches der Birkengrenze nahe liegt. Von Jerkin machte ich einen Abstecher nach dem Snöhättan, wel- cher einige Meilen westlich von dort liegt. Diesen Weg, den man bis an den Fufs des Snöhättan zu Pferde zurücklegen kann, führt über eine mehr oder minder ebene Fläche, auf welcher man die Driv-Elf, hier Svona-Elf genannt, und mehrere von ihren Zuflüssen, die in den nahegelegenen unermefslichen Schneemassen entspringen, überschreitet. Auf dieser Fläche liegen mehrere Sandbänke oder Osen (äsar), die mit mehr oder weniger abgerundeten Steinen angefüllt sind. Der Snöhät- tan selbst erhebt sich ungefähr 803 Meter über die umliegende Gegend, und sein Gipfel steigt bis 2304 Meter oder 7092 Fuls Par. über das Meer empor. Man besteigt ihn auf der Südostseite, und da er mit losen, grölseren oder geringeren, kantigen Steinblöcken bedeckt ist, nur unter grolsen Beschwerden. Nach allen Seiten hin sieht man einen Gipfel neben dem andern, und, wie es scheint, bis fast zu gleicher Höhe mit dem Snöhättan, sich erheben; auch sie haben, wie dieser und alle Gipfel auf Dovre-Fjeld, eine platte abgerundete Gestalt. Auf dem Rückwege beobachtete ich die Höhe der Birkengrenze bei 1138 Me- ter über dem Meere, und kam nach einer dreizehnstündigen Abwe- senheit in Jerkin wieder an. Zwischen Jerkin und Fogstuen ist das Gebirge beständig von fast gleicher Höhe, senkt sich dann aber schnell bis zu dem ersten Wirthshaus Lie in Aggerhuus - Stift, worauf der Land- weg immerfort dem Laufe der Laugen-Elf folgt, die bei der letztge- nannten Stelle von Nordwest kommt, nachdem sie bei dem Eisenwerk Lessö den Abflufs der Lessö-Seen aufgenommen hat. — Bei Lie hatte ich das Unglück mein Barometer zu zerschlagen, so dafs ich in der Folge keine Höhenbestimmungen weiter machen konnte. Hier beginnt das seiner Schönheit wegen so sehr gerühmte Guld- brandsdal, welches sich 30 Meilen lang längs der Laugen-Elf hin- zieht, bis diese in den Mjösen-See fällt. Der Hauptcharakter dieser Thalgegend ist folgender: Der Flufs schlängelt sich in der Thalsohle mehr oder weniger breit dahin und erweitert sich bisweilen zu ®inem See, der mit schönen, Laubholz tragenden kleinen Inseln geschmückt ist; das ganze Thal, dessen Breite höchstens 2 Meilen beträgt, bietet einen reichen Wechsel von Aeckern, Wiesen, Laub- und Nadelwald, und auf den Hängen zerstreuten Gehöften dar. Die dasselbe einschlies- senden Berge tragen beständig gleichhohe, abgerundete, mit Nadelholz bewachsene Scheitel. Zu den schönsten Stellen gehört das geschicht- lich merkwürdige Kringslan, wo im Jahre 1612 der Schotte Sinclair, R e k Reise von Drontheim nach dem Sogn-Fjord ete. 461 welcher ein Regiment Hilfstruppen nach Schweden führen sollte, mit seiner ganzen Schaar, bis auf einen oder zwei Mann, von den ver- sammelten Bauern niedergemacht wurde. Das Ereignifs, dessen die Norweger gern Erwähnung thun, ist durch ein Denkmal am Wege be- zeichnet. Es beweist, wie schwierig, ja unmöglich eine Invasion in diese engen Thäler ist, und mir scheint es nur wunderbar, dafs Sinclair’s Schaar nicht schon früher aufgerieben wurde. — Ich konnte nicht in dem Grade, wie die Mehrzahl der Reisenden, von der Schönheit Guld- brandsdalens entzückt sein, fand es vielmehr mit der Zeit etwas ein- förmig. Die Natur ist dort mehr lachend als grofs, und nirgends fin- det man einen freien Horizont; aber eine Landschaft, die nicht unmit- telbar die Vorstellung unermelfslicher Gröfse oder unendlicher Ausdeh- nung erweckt, nenne ich nicht pittoresk. So sah ich denn mit Ver- gnügen den Mjösen und das ihn umgebende Flachland, auf der West- seite Thoten, auf der Ostseite Hedemarken, eine der fruchtbarsten Landschaften Norwegens. Ich verliefs hier den Weg nach Christiania und wandte mich nach Westen, um auf dem geraden Landwege nach Bergen über Land und Valders das File-Fjeld zu übersteigen. Dieser Weg geht längs der Thalfurche der Etna- oder Etnedals- und der Beina-Elf, welche beide, die letztere westlich von der ersteren, ungefähr in südöstlicher Richtung fliefsen. Weiter südlich geht die Etna-Elf durch den langen und schmalen See Randsfjord, und die Beina-Elf durch den Spe- rillen-See, worauf beide vereinigt, nachdem sie den bekannten Was- serfall Hönefofs gebildet haben, den See Tyrifjord durchlaufen, aus welchem die Drammen-Elf in den Christiania-Fjord abfliefst. Zwi- schen der Etna- und Beina-Elf streicht der hohe Gebirgsarm Thon- Ösen, den man zwischen den Wirthshäusern Bruflat und Strand überschreitet, und wo sich einige der steilsten Höhen in Norwegen fin- den. Auf und nicht weit von dem Filefjord geht die Beina-Elf durch drei Seen, Strandfjord, Mjösen (genannt Vangsmjösen oder Lille- Mjösen nach den Vangsfjelden) und Utrasen. Bei dem letztgenannten Binnensee liegt Nystuen, die erste Ge- birgsstube auf Filefjeld. Der Hauptgebirgszug hat dort ungefähr die- selbe Höhe wie das Dovre-Fjeld und bildet ebenfalls eine grofse Fläche, deren Breite jedoch nicht so bedeutend ist. Auf demselben finden sich auch nur zwei Gebirgsstuben, die eben genannte Nystuen und ‚dann Moristuen. Auf diesen Gebirgsstuben, von welchen die erste der beste, oder richtiger einzige gute Aufenthaltsort für Reisende zwi- ‚schen Bruflat und Leirdalsören ist, werden nicht mehr Pferde gehalten, als für die Post nöthig sind; deshalb mufs sich der Reisende in den nächstgelegenen Wirthshäusern Vorspann über das ganze Fjeld ver- 462 P. A. Siljeström: schaffen. — Auf der Hochfläche erhebt sich der ansehnliche Suletind, eine der höchsten Spitzen des ganzen Gebirgsrückens bis ungefähr 6000 schwed. Fuls über dem Meere. Der Gestalt nach verräth der- selbe, wie im Allgemeinen die Spitzen auf dem Filefjeld, den Alpen- charakter und ähnelt nicht den abgerundeten Gipfeln des Dovre. Er steigt auf der Fjeld-Ebene wie ein schmaler Thurm auf, dessen Ba- sis gleichsam zu einem Wall erweitert ist. Seine ganze Oberfläche ist bis zur höchsten Spitze zersplittert und mit losen Steinen bedeckt. Schnee fand sich nicht, mit Ausnahme einiger unbedeutenden Stellen ziemlich weit vom Gipfel. Von der höchsten Spitze aus sah man die 7—9 Meilen entfernten Hurunger, einige aufserordentlich spitzige Gipfel auf dem Jotun-Fjeld (einem Theile des Sogn-Fjeld), welche für die höchsten Bergspitzen in ganz Skandinavien gehalten werden und sich vermuthlich bis 8000 Fufs oder darüber erheben. Von Moristuen fährt man bis zum Sogn-Fjord längs der Leir- dals-Elf in einem höchst wildromantischen Thale. Die ganze Thal- sohle wird von dem sehr schmalen Flufsbett eingenommen, aber auf beiden Seiten steigen die jähen Berge zu einer ansehnlichen Höhe auf; der Weg windet sich auf den Abhängen neben dem Flusse fort, wel- eher auf seinem ganzen Laufe gewaltsam dahinstürzt, indem er eine Menge Giefsbäche aufnimmt, die mit weilsem Schaume bedeckt über die Seiten des Gebirges herniederbrausen. Diese Abhänge bieten ein sehr abwechselndes Aeufsere dar: mit mehr oder weniger abgerunde- ten Vorsprüngen oder lothrechten Abstürzen, bald kahl und dürr, bald glänzend von Wasser aus langsam hervorsickernden Quellen, bald mit Moos, Gras oder Laubwald (Nadelholz fehlt beinahe gänzlich) beklei- det. Hier und da erweitert sich das Thal zu einer kleinen Ebene, die mit einigen elenden Bauerhöfen besetzt ist, welche sich durch nichts auszeichnen als die Menge kleiner Nebengebäude; denn hier brauchen die Bauern fast für jeden Zweig des Haushalts ein besonderes Gebäude. Die Natur trägt hier, wie schon erwähnt, durchweg ein wahrhaft grolsartiges Gepräge, doch am merkwürdigsten sind die Windhälla — die gefährlichste Anhöhe, welche mir in Norwegen vorgekommen ist, indem sich der Weg vor einem so jähen Abhange herabwindet, dals nicht weniger als sechs Absätze gemacht werden mufsten — und die Sanct-Olafsklämme, wo die Felsen auf beiden Seiten des Weges, ein paar hundert Fufs lang, in einer bewundernswürdigen Weise aus- gehöhlt und ausgeschliffen sind. Die längste Strecke dieser Felsgalle- rie geht SSO.-NNW., biegt sich aber etwas. An ihrer westlichen Oeff- nung hängt nach Rechts ein ungeheures Felsstück über den Weg hin- über, das wie eine Säule rundgeschliffen ist, und vor ihm befindet sich auf derselben Seite eine calottenartige Ausschleifung von wenigstens Reise von Drontheim nach dem Sogn-Fjord etc. 463 9 Ellen Durchmesser. Der Name hängt mit einer Legende vom heili- gen Olaf zusammen. — Ganz nahe fand ich eine Quelle ohne Ablauf, deren Temperatur + 4°4 war bei einer Lufttemperatur von + 20° (den 18. Juli). Ungefähr drei Meilen von Sogn-Fjord wird der Weg eben und das Thal erweitert sich zu einer schönen Fläche, auf welcher die Kirche und der treffliche Pfarrhof von Leirdal liegen. Nahe seiner Mündung theilt sich der Flufs in mehrere Arme, welche eine Menge kleiner In- seln umgeben. Hier liegt das Städtchen (Köping) Leirdalsören, dicht umgeben von ungeheuren Bergen, welche den gröfsten Theil des Tages die Sonne verdunkeln; nach dem Fjord zu ist der Horizont nicht viel freier. Dieses Städtchen besteht nur aus wenigen gröfseren Häusern und einer Menge kleiner elender Hütten. Bis von hier holen die armen Bewohner von Valders ihre Bedürfnisse an Getreide etc., welche sie also genöthigt sind, ganze fünfzehn Meilen über das Ge- birge zu fahren. Die unwegsamen Höhen geben Zeugnils von diesen Transporten, durch die Menge loser Steine, mit welchen sie bestreuet werden, um die Räder der Frachtwagen zu hemmen. Leirdalsören liegt an einer kleinen nach SO. laufenden Bucht des Sogn-Fjords, ungefähr 16 Meilen von dessen Anfang in Inre-Sogn (östlicher Theil der Vogtei Sogn). Der Fjord, dessen Hauptrichtung ONO. ist, geht noch etwas östlicher; während seines ganzen Laufes durch die Vogtei Sogn, dringt er nach N. und S. mit einer Menge von Zweigbuchten ein, von welchen mehrere eine ganz ansehnliche Länge haben. Diese bilden, nebst dem Hauptfjord, natürliche Kanäle in einer Landschaft, welche aller Communicationen zu Lande entbehrt — denn Landwege finden sich nicht in diesem Gebirgs-Distriet. Unter diesen “ Seitenbuchten erstreckt sich eine in nördlicher Riehtung von Leirdals- ören, biegt sich aber dann nach NO. und bekommt den Namen Ly- stre-Fjord, welcher den östlichen Theil des Sogn-Fjord ausmacht. Ganz in der Nähe der Stelle, wo der Fjord seine nördliche Richtung annimmt, zieht sich ein ganz kleiner Seitenarm nach N. hinein und nimmt die Justedals-Eif auf, welche auf dem Sogn-Fjeld entspringt, am nordöstlichen Ende der merkwürdigen Justedals-Gletscher — _ einer Kette von unermelslichen Gletschern, welche am nördlichen Theil \ des Sogn-Fjeld anfangen und sich von da ungefähr 15 Meilen nach SW., zwischen der Vogtei Nord-Fjord und Sönd- (Süd-) Fjord _ auf der nördlichen, und Inre- und Yttre (äufsere) Sogn auf der süd- lichen Seite erstrecken. Ich machte von Leirdalsören einen Abstecher nach diesen Gegenden, welche ich zu beschreiben in Begriff bin. Eine Fahrt auf dem Sogn-Fjord macht einen ganz eigenthümli- chen Eindruck. Der schmale Fjord und die jähen hohen Berge auf A464 P. A. Siljeström: den Seiten stellen vollkommen den Charakter eines Riesen-Kanals mit seinem Ufer dar. Kaum hat sich da oder dort einiger Anbau auf den abstürzenden Gebirgsseiten, wo die Hänge eine etwas grölsere Ausdeh- nung und allmäligere Senkung haben, anbringen lassen; aber dann und wann erblickt man eine einsame Fischerhütte, wie ein an der Felswand hängendes Vogelnest, während das Boot, das einzige Communications- Mittel, ans Land hinaufgezogen am Strande liegt. Nur wenn ein Ge- birgsstrom hier und da den Berg durchbricht, sieht man das lachende Thal entlang einen angebauten Strich Landes. — Ich ging von Leir- dalsören zu Wasser bis zur Mündung der Justedals-Elf, in der Nähe der Lysters-Kirche. Hier, auf dem Gehöft Röno nahm ich einen Wegweiser und ritt das Justedal hinauf. Ich hatte vier und eine halbe Meile bis zur Kirche nach Justedal, die in einer wildromantischen Ge- gend liegt, zurückzulegen und übernachtete im Pfarrhause, um folgen- den Tages den Nigards gletscher (Nigardsbräen) zu besuchen, welcher der nördlichste und von hier noch anderthalb Meilen entfernt ist. — Das ganze Thal, von der Mündung des Flusses an, hat ein äufserst wildes und düsteres aber zugleich romantisches und wechselndes Aus- sehen. Der schmale Reitweg windet sich bald hoch hinauf auf das Fjeld, von wo ein jäher, steiniger Abhang zum Flusse hinabreicht, und wo ein Fehltritt des Pferdes den Reisenden in den Abgrund hinab- stürzen würde, — bald führt er durch Sümpfe unten am Flusse oder einem seiner Zuflüsse, welche durehwatet werden müssen. Der Flufs wälzt sich bald, zwischen steilen Felsen eingeklemmt, brausend fort, bald durchfliefst er in ruhigem Lauf schöne Wiesengründe und Laub- wälder, wo hier und da ein einsames Gehöft sichtbar wird. Die Berge bieten die wechselndsten Formen dar und sind bald kahl, bald mit Gras, Moos oder Wald bewachsen, und dazwischen schimmert oft ein weils- schäumender Bach hervor, der sich von Absatz zu Absatz über die Felswand hinab in die Tiefe stürzt. Es giebt keine wildere, melan- cholischere Düsterheit als in Justedalen, und ich habe mich nie so ver- einsamt, so von der Welt verlassen gefühlt. Wer gern mit der Natur allein ist, der reise nach diesem fernen einsamen Thale! In Ermangelung eines Barometers konnte ieh die gewünschten Hö- henbestimmungen nicht machen, und statt einer genauen Untersuchung des Gletschers in seiner ganzen Ausdehnung, wie sie von mir beab- sichtigt war, konnte ich nur, so zu sagen, meinen Fufs an Ort und Stelle setzen. Nur so viel ist gewils, die Tanne geht viel höher als der Fufs des Gletschers, und ganz nahe an seinem Rande liegen einige Bauernhöfe, Nigarden, bei welchen Kartoffeln und Korn gebaut wer- den. Hier fand ich indefs Mittags den 21. Juli, an einem klaren, stil- len Tage, die Lufttemperatur nur ungefähr + 10° und über dem Glet- Ba Reise von Drontheim nach dem Sogn-Fjord ete. 465 scher ungefähr + 6°. — Der Gletscher liegt in die enge Thalfurche eingebettet, zwischen zwei steilen Bergen, an deren Seiten er nur ein Stück hinaufreicht; nach N. erhebt er sich mehr und mehr und man sieht von seinem Fufse aus das Ende, welches endlich einen von den Berggipfeln übersteigt. Dicke Wasseradern fliefsen aus den Seiten der Berge, Schutt und Steine mit sich führend, welche in grofser Menge an den Kanten des Gletschers abgelagert sind. Der Gletscher selbst ist auch überall wie besäet mit Sand, ohne welchen es noch schwieri- ger wäre auf demselben zu gehen, als es jetzt der Fall ist, wo man doch nicht gut ohne Eisbrecher, d. i. mit eisernen Stiften beschlagene Schuhe fortkommen kann. Die Oberfläche ist von unzähligen tiefen, und oft ziemlich breiten Sprüngen zerrissen, die mit Wasser angefüllt sind, aus welchem das Eis hellblaugrün hervorschimmert. Besonders auf der Südseite sind ansehnliche Ablagerungen von Sand und Steinen (Moränen), zwischen welchen sich das Wasser, das unter dem Glet- scher hervorkommt, in mannigfachen Armen fortwindet. Nordöstlich vom Nigards-Gletscher, und Sogn-Fjeld zunächst, liegt der grolse Lodalskaaben, ein noch grölserer Gletscher, über wel- chen man bis Nord-Fjord reist und sogar Vieh hinüber treibt. Diese Reisen und Transporte können nur unter Leitung eines erfahrenen Gletscherlootsen vorgenommen werden, und sind doch immer, wegen der Gefahr, von bösem Wetter irregeleitet oder im Schnee vergraben zu werden oder in die tiefen Spalten hinabzustürzen, mit vielen Be- schwerden und Gefahren verbunden. Auf der Reise über den Glet- scher pflegt daher ein Jeder ein Tau um den Leib zu haben, welches bis zum Nächstgehenden reicht, so dafs der Eine dem Andern vorkom- menden Falls helfen kann; aber trotz aller Vorsichtsmafsregeln sind doch viele Unglücksfälle dort vorgekommen. Die Justedals-Gletscher sind nicht die einzigen in diesem Theile Norwegens. Mehr als einen Grad südlicher, in gleicher Breite mit - Stockholm, findet sich noch ein anderer, der ansehnliche Folgefond _ bei Hardanger-Fjord, dessen Ausdehnung jedoch bei weitem geringer ‚ist, als die der Justedals-Gletscher. Wie sind diese unglaublichen Eis- massen im westfjeldschen Norwegen angehäuft worden? | Wenn man vom Dovre-Fjeld kommt, um die westfjeldsche Gebirgs- natur zu sehen, so findet man leicht eine mitwirkende Ursache zur Bildung und Erhaltung dieser Gletscher. — Ich habe die ungleiche äufsere Gestalt des Dovre- und File-Fjeld schon erwähnt. Auf Dovre- _ Fjela haben alle Gipfel eine mehr oder minder flachrundliche Form, _ während sie dagegen auf File-Fjeld mehr alpenartig zugespitzt sind. Das ganze westfjeldsche Norwegen besteht auch aus hohen spitzigen, ‚durch enge Thäler oder schmale Fjorde getrennten Fjelden. Aber eine Zeitschr.f, allg. Erdk, Neue Folge. Ba. IV. 30 466 P. A. Siljeström: solche Gegend ist im Allgemeinen weniger geeignet, um von den di- recten Strahlen erwärmt zu werden, und man kann sich leicht vorstel- len, wie an günstigen Stellen, in engen Schluchten und Thälern, der Schnee sich lange Zeit, vielleicht den ganzen Sommer hindurch ohne zu schmelzen erhalten kann. Auch fand ich auf dem Fjeld um den Sogn-Fjord noch Ende Juli ansehnliche Schneemassen bis unten zur Meeresfläche, während ich auf Dovre-Fjeldl, am Anfange desselben Monats, kaum etwas Schnee unterhalb der Grenze des ewigen Schnees fand, bis auf unbedeutende Ausnahmen und solche, wie sie bei der noch nicht weit genug vorgeschrittenen Jahreszeit zu erwarten waren. Aber ein anderer Umstand ist auch die Ursache davon, dafs sich im westfjeldschen Norwegen der Schnee in grölserer Menge unten gegen das Meer hin ansammelt, nämlich die in Folge der steilen Abhänge entstehenden häufigen Schneestürze (sneskred), wodurch ungeheure Schneemassen in die Thäler hinabgeführt werden und unglaublich viel Unglücksfälle verursachen. In Justedalen sagte man mir, dafs diese Stürze ebenso gewöhnlich als schreckenerregend für die Thalbewohner seien. Diese bedeutenden Schneestürze haben ohne Zweifel von An- fang an zur Bildung der Gletscher mitgewirkt und befördern noch immer, ebenso wie die Niederschläge aus der Atmosphäre und die feuchte Mee- resluft, das Wachsen derselben. Nimmt man auch mit Recht an, dafs die Bildung der Gletscher von der ewigen Schneegrenze aus nach un- ten hin vor sich geht, so möchte doch wohl auch unter besonderen Verhältnissen ein Zunehmen derselben in umgekehrter Richtung, von unten nach oben, denkbar sein. Ob sie zu- oder abnehmen, oder sich in derselben Gröfse erhalten, dies ist eine andere Frage, welche trotz der ausgezeichneten Untersuchungen, die in letzterer Zeit über die Alpengletscher angestellt worden sind, noch nicht ihre Erledigung ge- funden hat. Ein alter Gletscherlootse versichert mir, dafs der Nigard- gletscher vor funfzig Jahren bedeutend grölser war als jetzt, so dafs er sich sowohl tiefer ins Thal hinab als höher die Berghänge hinauf erstreckte. Ebenso will man kleinere periodische Bewegungen bei dem- selben Gletscher bemerkt haben. Sollten gewaltsame Veränderungen- stattfinden, etwa dadurch, dafs sich der Gletscher erweiterte oder gröfsere Eismassen sich losrissen und ins Thal hinabrutschten, so würde dies für die am Fufse des Glet- schers angesiedelten Bewohner höchst gefährlich sein. Obwohl dies nun ‚gar leicht eintreten kann, so trösten sich doch die Leute damit, dals das Unglück sich wohl nicht bei ihren Lebzeiten ereignen werde. Die Vogtei Sogn hat übrigens vielleicht mehr Naturschönheiten aufzu- weisen, als der übrige Theil des doch so reich von der Natur ausge- statteten westfjeldschen Norwegen. Auf der Rückreise von Justedalen Reise von Drontheim nach dem Sogn-Fjord ete. 467 besuchte ich den bekannten Feigum=Fofls einen Wasserfall ganz nahe dem südöstlichen Strande des Lystrefjord, dessen Höhe auf 6 bis 700 Fufs geschätzt wird; aber ich fand, dafs der imponirende Eindruck eines Wasserfalls grade nicht durch seine Höhe bedingt ist. Später machte ieh eine Fahrt in westlicher Richtung, längs der Hauptdimension des Sogn-Fjord, auf dessen Nordseite das hübsche Sjöstrand (oder Sy- strand) mit Leganger’s Kirche und Wirthshaus liegt — eine tüchtige Küstenstrecke mit ziemlich langsamer Senkung des Fjeld, ausgezeich- net durch Vegetation, schöne Gehöfte und Obstbäume. Die Ufer des Sogne- und Hardanger-Fjord sind bekannt wegen ihrer Baumkultur, und man sieht mit Erstaunen, wie bei Leganger, nördlicher als Gefle, die Eiche und der Wallnufsbaum gedeihen. Zu Sjöstrand finden sich ein Paar Hügel wie auch Bautasteine, von welchen letzteren der eine besonders eine ansehnliche Höhe hat, und der Sage nach mit Frithjofs Geschichte in Zusammenhang stehen soll. Wir sind nämlich hier in der Nähe des klassischen Bodens der Frithjofs-Sage. Etwas westlich von Leganger, etwa 7 bis 8 Meilen von Leirdalsören, und gerade vor dem Schiffenden (indem sich dort der . Fjord, welcher zuvor fast grade westlich geht, im rechten Winkel nach i fr | Süden endet) liegt der noch immer so genannte Belestrand mit Kö- nig Bele’s Hügel, und südlich von dort, auf der andern Seite des Fjord, Framnäs (bei Vangnäs-Kirche) mit dem des Bauern Thorsten, und ringsumher breitet sich die Stätte aus, welche durch die poetischen Schilderungen von Frithjofs und Ingeborgs Liebe so bekannt gewor- den ist. Ich ging hinauf, indem ich still für mich Tegner’s Diehtungen re- eitirte, aber wie wurde mein antiquarisch-poetischer Eifer abgekühlt, als ich Bele’s Hügel mit Kartoffeln bepflanzt und durch Bearbeitung mit dem Pfluge gar sehr verringert fand. Mich entzückte aber die herrliche Natur, die sich hier vor meinen Blicken ausbreitete: der Fjord der mittelst seiner Biegung nach Süden und eines Seitenarms nach Norden ein unermelsliches, schimmerndes Kreuz zwischen den dunkeln Bergen bildet; nach Rechts und um mich her das blühende Belestrand und mitten darüber die Laubwälder und Saatfelder zu Framnäs; nach Links, auf einer vorspringenden Spitze mit grünem Rasen und Tan- nenwald, einige arme Bauerhöfe und die Kirche von Tiugum, welche vergebens ihren spitzigen Thurm erhebt, da er neben den himmelan- ze .. \ ‚strebenden Bergen, welche lothrecht hier ansteigen, völlig verschwin- det; überall lachende Ufer, aber die Schluchten mit Schnee erfüllt, wo- durch die Mannigfaltigkeit der Scenerie erhöht wird; endlich im Hin- tergrunde ein Regenbogen, welcher die beiden Gebirgszüge, von wel- chen der Fjord eingeschlossen wird, vereinigte, und die grauen Nebel 30 * 468 Vom Fort Laramie auf den Bergen im schönsten Sonnenglanz! In der That ein Schau- spiel, wie ich es nicht schöner gesehen habe. — XV. Vom Fort Laramie nach dem Grolsen Salzsee. (Hierzu eine Karte, Taf. VIII.) Als die Mormonen in Missouri und Illinois, von den Gebildeten als der verächtlichste Auswurf der Menschheit betrachtet und von dem Pöbel wie eine vogelfreie Rotte behandelt, nachdem das Maafs des Schimpfes, das sie ertragen konnten, voll und ihr Prophet ermordet war, das Land ihrer Leiden zu verlassen sich genöthigt sahen, such- ten ihre Blicke nach einer Stätte, wo sie fern von den Ländern der „Heiden“ und abgeschieden von allem Verkehr mit der Menschheit das neue Zion errichten und eine „heilige Generation des Herrn“ ungestört heranbilden konnten. Jenseits der unermefslichen Prairien, die nur der kühne Trapper und Kaufmann, stets auf seiner Hut vor treulosen, raub- lustigen und blutdürstigen Indianerstämmen, durchzieht; jenseits der Felsengebirge, deren unwegsame Schluchten selbst der verwegenste Bi- berfänger nur selten betritt, schien ihnen ein Land nach ihrem Herzen zu winken. Noch ruhte auf ihm schwer und düster der Nebel der Sage, den erst vor Jahresfrist ein Lichtstrahl wissenschaftlicher For- schung durchbrochen; aber dort herrschte, was sie suchten, die Stille der Einöde und der Frieden. Wie die Kinder Israel durch die Wüste nach Canaan, zogen die „Heiligen des Jüngsten Tages“, von ihrem Propheten. geleitet, ihrem gelobten Lande entgegen. Mit Weib und Kind brachen sie im Frühjahr 1846 von Nauvoo am Mississippi auf, wanderten durch Iowa, säeten und erndteten jenseits der Grenzen die- ses Staates, verbrachten in Elend und Entbehrungen einen harten Win- ter in den Indianer-Steppen, und langten endlich, nach einer Reise von mehr als 300 geographischen Meilen, meistens durch ein von Indianern gefährdetes Gebiet, zum Theil auf ganz unbetretenen Pfaden, im Juli 1847 im Lande ihrer Sehnsucht an. Das war in der That ein Land, wie es die Natur zum Zufluchtsort für eine Secte geschaffen hat, wel- che von der Welt wie eine Schaar Aussätziger mit Zorn und Hohn ausgestolsen wird; diese kahlen Einöden mit ihren Salzseen und Salz- flächen, die trostlosen Felder von Artemisien und Chenopodiaceen, auf welchen selbst von Indianerstämmen nur die allerrohesten, die fast nach dem Grofsen Salzsee. 469 ausschliefslich von Wurzeln wildwachsender Pflanzen leben, ihr arm- seliges Dasein fortspinnen mögen, — diese grolse Salzwüste schien durch ihre abschreckende Armuth von der Natur gefeit zu sein gegen die Begehrlichkeit eivilisirter Menschen. Mehr denn viertausend Fufs über den Meeresspiegel emporgehoben, durch einen anhaltenden und oft strengen Winter, mehr noch durch die Dürre des Sommers geplagt, ist sie überdies durch natürliche Barrieren der stärksten Art von aller Welt geschieden. Von den Culturländern im fernen Osten durch weite Prairien getrennt, deren Urbarmachung und Besiedelung noch eine lange Reihe von Decennien in Anspruch nehmen mufste, ist das Becken des Grolsen Salzsees auf allen Seiten von hohen und wilden Gebirgen ein- geschlossen, die zum Theil die Linie des ewigen Schnees überragen und deren wenig bekannte Engpässe während’ der vier bis fünf Win- termonate durch den in ihnen oft bis zu einer Höhe von 50 Fuls zu- sammengewehten Schnee ganz ungangbar werden. Kein Flufs durch- bricht diese Ketten, um einen Weg zum Ocean zu finden; keine na- türliche Verkehrsstrafse verknüpft dieses in der Mitte des Continents gelegene Plateau mit irgend einer Meeresküste oder auch nur mit einer bevölkerten Binnenlandschaft. Weit entlegen von allen Wohnsitzen eivilisirter Menschen, aufserhalb aller Verkehrsstrafsen, in sich abge- schlossen und ohne natürliche Hilfsquellen, welche die Menschen an- locken konnten, schien das Land am Grolsen Salzsee den Mormonen alle Eigenschaften zu besitzen, welche die Begründung und das Wachs- thum ihrer eigenthümlichen Theokratie vor menschlichen Eingriffen sicher stellen konnten. Und hier zog sich am westlichen Fufse der Wahsatch-Berge ein schmaler Streifen anbaufähigen Landes hin, reich- lich getränkt von Quellen, die, von dem Schnee des Hochgebirges auch während des Sommers hinlänglich genährt, in der regenlosen Jahres- zeit eine Bewässerung der Felder und Gärten möglich machten. Hier beschlossen die Heiligen des Jüngsten Tages ihre Hütten aufzuschla- gen, die natürliche Oase in ein Culturland umzuwandeln, und nach ihren Satzungen ein Gemeinwesen zu begründen, welches, auf eigne _ Anstrengungen und durch eigne Kraft gestützt, des Verkehrs mit An- dern entrathen könne. Sicherlich ist es bewunderungswürdig, was menschliche Kraft hier in wenigen Jahren geleistet hat. Hier fehlten fast alle Bedingungen, "welche entlegenen Ansiedelungen sonst ein Gedeihen zu sichern pfle- ‚gen; hier fand man weder weite Fluren fruchtbaren Ackerbodens un- ‚ter einem gedeihlichen Klima, noch mineralische Schätze, deren Aus- 'beutung einen Gewinn versprach, welcher als genügende Entschädigung für ein mühseliges, entbehrungsvolles Leben betrachtet werden konnte; _ selbst an einem für jede Ansiedelung so wichtigen Product, wie Bau- ATO Vom Fort Laramie und Brennholz, fehlte es in der nächsten Umgebung: es konnte nur mit Mühe und nur während des Sommers, wo alle Kräfte durch die Feldarbeit in Anspruch genommen sind, aus den im Winter unzugäng- lichen Gebirgsschluchten herbeigeschafft werden. Angesichts der voll- kommenen Abgeschlossenheit des Terrains zeigte sich auch nicht die geringste Aussicht, durch Handelsthätigkeit ergänzen zu können, was der Boden versagte. Unter solchen Umständen ist das rasche Auf- blühen der Mormonen-Colonie in der an wunderbaren Leistungen menschlicher Thätigkeit so reichen Geschichte der Vereinigten Staaten sicher eine der merkwürdigsten Erscheinungen, welche auf schlagende Weise zeigt, was ein beharrlicher Sinn vermag. Anfangs lebten die Mormonen von Wurzeln und von den Thierhäuten, mit denen sie ihre Wagen und Wohnungen zum Schutz gegen den Regen geschirmt hat- ten; aber schon nach zwei Jahren waren 6000 Acres in Oultur, Mahl- und Sägemühlen in Thätigkeit; 1849 erhob sich, 40 Miles nördlich von der Hauptstadt, bereits eine zweite Ansiedelung am Weber River, im folgenden Jahre eine dritte an Ogden’s Creek; auch im Süden der Hauptstadt, an der Mündung des Timpanogos, hatte sich eine Ortschaft gebildet, und überall am Fufse des Gebirges, wo Quellen und Bäche aus den wilden Bergschluchten hervorbrachen, entstanden blühende Far- men. Die Hauptstadt selbst hatte nach wenigen Jahren bereits 8000 Ein- wohner. Mit Energie und nach einem festen System wurde die weitere Ausbreitung der Colonisation in die Hand genommen, hauptsächlich zu dem Zweck, die Einwanderung auswärtiger Mitglieder der Seete zu er- leichtern. Um diesen den weiten Weg durch das ungesunde Missis- sippi-Thal und die weiten Prairien zu ersparen, reichten ihnen die Mormonen des Salzsees die helfende Hand nach dem südlichen Califor- nien hinüber, indem sie längs des Westrandes der Wahsatch-Berge eine Reihe von Ansiedelungen anlegten, welche den in Californischen Hä- fen gelandeten Glaubensgenossen bei ihrem Wege durch die Wüsten des Salzsee-Beckens als Stationen dienen konnten. So erhoben sich allmählich südlich vom Utah-See die Städte Paysan, Nephi, Manti, Fill- more und — die südlichste von allen — Cedar City. Wenn nun auch die Begründung des neuen Gemeinwesens den Mormonen über Erwarten glückte, in einer Beziehung — und gerade in derjenigen, welche für sie die wichtigste war — sahen sie sich in ihren Hoffnungen getäuscht: sie blieben nicht abgeschieden und unge- stört. Die Entdeckung des Goldes in Californien zog den Strom der Auswanderer aus den nördlichen Staaten durch ihr Gebiet; denn ge- rade in der Breite des Grofsen Salzsees bezeichnete das nach Westen und Südwesten gerichtete Thal des Humboldt-River einen brauchbaren Weg durch die Wüste des Grofsen Salzbeckens und leitete zu geeig- nach dem Grofsen Salzsee. 471 neten Pässen über die hohe Sierra Nevada. Die Bildung eines neuen Cultur-Centrums am Stillen Ocean machte eine schnelle, vollständig innerhalb des Gebietes der Vereinigten Staaten gelegene Verbindung mit den grolsen Emporien am Atlantischen Ocean nothwendig; und auf dieser Verkehrslinie, deren Bedeutung mit der Ausbreitung der Colo- nisation in Californien und Oregon stets wachsen mulste, liegt das Ge- biet der Mormonen. So war die Berührung mit den „Heiden“ unver- meidlich geworden. Auch ein Zwist mit der Regierung in Washington blieb leider nicht aus. So lange das Land als Territorium nicht das Recht besafs, seine höchsten Behörden selbst zu wählen, war ein Grund- prineip der Secte, die Vereinigung der höchsten geistlichen und welt- lichen Gewalt in einer und derselben Person, von steter Gefahr be- droht: jetzt hat die Ernennung eines Nicht-Mormonen zum Gouverneur diese Gefahr wirklich herbeigeführt. Wären die Mormonen kriegeri- schen Sinnes, so würden sie die unvergleichlichen Vertheidigungsmittel, welche ihr Land ihnen darbietet, in einer Weise benutzen, dafs sie den Streitkräften, welche die Vereinigten Staaten zur Zeit gegen sie auszu- senden vermögen, mit Erfolg Trotz bieten könnten. Der Vormarsch eines bedeutenden Heeres durch die weiten Prairien mufs jetzt noch zu den unmöglichen Dingen gezählt werden, und die folgenden Bemer- kungen über die Wege durch das Gebirgsland, welches das Salzsee- Becken im Osten umschlielst, werden den Lesern zeigen, dafs die Pa- rallelketten der Rocky Mountains eine Reihe von Engpässen darbieten, welche auch gegen eine weit überlegene Macht leicht vertheidigt wer- den können. Nach den letzten Nachrichten haben die Mormonen indefs auf jeden Widerstand verzichtet; wir wissen nicht, ob aus Abneigung gegen den Krieg, oder weil sie davon überzeugt sind, dafs sie ein ganz unabhängiges Staatswesen inmitten des Unionsgebietes auf die Dauer doch nicht behaupten können. In einem ihrer Grundprineipien ver- letzt, werden sie keinen andern Ausweg finden, als eine neue Auswan- derung; es wird berichtet, dafs sie nach Sonora zu ziehen gedenken. In diesem Falle würde die Politik des Cabinets zu Washington zweier- lei erreichen. Sie würde erstens in einem Gebiete, welches gewöhn- liche Auswanderer noch für lange Zeit nicht anlocken wird, ein durch aufserordentliche Thätigkeit erzeugtes Culturleben vielleicht ganz zer- stören, sicherlich aber in seiner raschen Entwickelung hemmen; und _ zweitens Sonora ein Heer erfahrener, an Ausdauer und Thätigkeit ganz _ unvergleichlicher Colonisten zuwenden, welche aufserdem, auf Grund _ ihrer eigenen, bitteren Erfahrungen, dort natürlich den festen Kern der- _ jenigen Partei bilden werden, die einer Annexation des Landes an die Vereinigten Staaten mit Entschiedenheit widerstrebt. | Wir stellen im Folgenden zur Erläuterung der beigegebenen Karte ne 472 Vom Fort Laramie einige Notizen über die besuchtesten Routen zusammen, welche vom Fort Laramie nach dem Grofsen Salzsee führen. Bei dem Fort Laramie verläfst der Weg die rolling prairie, und trifft in den Black Hills den ersten der fast parallelen Gebirgszüge, welche das Gebiet von hier ab bis zum Salzsee, sieben Längengrade hindurch, durchschneiden. Dieses Fort, ursprünglich ein Handelsposten der amerikanischen Pelz-Com- pagnie, nach Stansbury unter 42° 12’ 38" N. Br. und 104° 31’ 26” W. L. von Greenwich gelegen, ist am Zusammenflufs des Laramie Ri- ver mit dem North Fork des Platte River (Nebraska) erbaut, 647 Miles vom Fort Leavenworth am Missouri entfernt und liegt nach Fremont bereits 4470’ über dem Golf von Mexico; zu dieser Höhe ist man auf der Prairie allmählich angestiegen, wenn man den Fufs der Black Hills erreicht. Zur leichtern Uebersicht theilen wir den Weg von hier nach dem Salzsee in mehrere Abschnitte, die den orographischen Verhältnissen entsprechen. 1. Das Gebiet der Black Hills vom Fort Laramie längs des North Fork bis zur Mündung des Sweetwater. — Vom Fort Laramie folgt die Strafse zunächst dem Laufe des North Fork. Der Flufs selbst ist auf dieser Strecke auch nicht einmal für Boote schiffbar, wenn er auch selbst nach anhaltender Dürre nie durchweg so flach wird, dals man ihn überall sollte durchwaten können; aber ein entscheidendes Hindernifs bieten die Stromschnellen dar. Aus der Karte ersieht man, dafs sich der Fluls zweimal durch Gebirgsrücken seinen Weg bahnt, zuerst unterhalb der Mündung des Sweetwater, dann unterhalb Carson’s Creek; in beiden Fällen wird sein Lauf durch die Hügelketten nach Norden abgelenkt. Bei der Rückkehr von seiner ersten Expedition nach dem grofsen Salzsee (1842) hat Fremont die erste jener Schluchten kennen gelernt; und da solche Schluchten auf dem Wege nach dem Salzsee eine bedeutende Rolle spielen, wollen wir ihre Natur durch Fremont’s Bericht über dieselbe schon hier ver- anschaulichen. Nicht weit von der Mündung des Sweetwater liels Fre- mont sein Kautschuk-Boot in den Flufs hinab und schiffte sich mit sechs Begleitern, dem Gepäck und Lebensmitteln ein, um seinen In- structionen gemäls den Lauf des North Fork zu untersuchen. Obgleich der Sommer sehr trocken gewesen war, hatte der Flufs hier doch eine für das Boot hinlängliche Tiefe; aber bald hörte man ein dumpfes Brau- sen, ähnlich dem eines Wasserfalls, und näherte sich einer Hügelkette, _ welche der Flufs in einem sogenannten Canon, einer Röhre, durch- bricht. Mit diesem Namen bezeichnen die Spanier schmale Schluchten mit hohen und steilen Wänden, namentlich wenn diese oben überhan- gen und eine Art Tunnel bilden, auf dessen Grunde der Flufs schäumend u Ah ER ” nach dem Grofsen Salzsee. 473 ‚ dahinbraust. Eine reilsende Strömung führte Fremont an den Eingang des Canons; vergebens waren einige Bootsleute über Bord gesprungen und suchten die Geschwindigkeit, mit der das Boot hinschofs, möglichst zu mälsigen; sie standen bald bis an den Hals im Wasser, so dafs man froh war, als man das Boot ans Ufer gebracht hatte und ans Land steigen konnte. Baumstämme, die an vorspringenden Punkten in einer Höhe von 20 bis 30 Fuls abgelagert waren, zeigten an, wie beträchtlich der Fluls zu Zeiten anschwillt. Die Berge bestanden aus verwittertem Granit, der am Flusse durch das Wasser in vielen Stel- len wellenförmig ausgewaschen war. Fremont erstieg die Felsen, um einen Ueberblick über die Schlucht zu gewinnen. Der Flufs erschien von hier als ein ununterbrochener Katarakt, der in einer Reihe von kleinen Wasserfällen über zahllose Hindernisse fortbrauste; aber Fälle von 20 bis 25 Fufs, von denen er gehört hatte, konnte er nirgends be- merken, wenn der Flufs auch bei Hochwasser mit seiner durch das An- und Abprallen von den Felswänden erzeugten Schaumdecke ganz das Aussehen eines grolsartigen Wasserfalls gewähren mufs. Da der Transport des Gepäcks über die Hügelkette viel Zeit und Mühe ge- kostet hätte, entschlofs sich Fr&mont, den Canon zu durchfahren, ob- gleich vor 18 Jahren Mr. Fitzpatrick in demselben gescheitert war und seine ganze werthvolle Ladung von Biberfellen dabei verloren hatte. Ein Versuch, die rapide Bewegung des Bootes zu mälsigen, erwies sich als unpraktisch; man mulste es der vollen Gewalt der Strömung über- lassen und auf die Geschicklichkeit der Mannschaft vertrauen. Die eigentlich gefährlichen Stellen in dem Canon waren diejenigen, wo hin- abgestürzte Felsblöcke das an und für sich schon schmale Bett bis auf eine Oefinung von 3, 4 oder 5 Fuls verbarrieadirt hatten. Vor solchen Felsendämmen staute das Wasser beträchtlich an, und stürzte dann ent- weder in Cascaden über sie fort, oder drängte sich, wo die Dämme zu hoch waren, mit furchtbarer Gewalt durch die schmalen Oeffnungen. Ein hölzernes Fahrzeug wäre in solchen Engpässen ohne Frage zer- schmettert worden; Fr&emont’s elastisches Kautschuk-Boot hielt jeden Stols aus und hüpfte prächtig die Wasserfälle hinab. So gelangte man glücklich über drei Katarakte an den Ausgang des Tunnels, und ge- wann eine hohe Meinung von der Leistungsfähigkeit des Bootes. Aber nach einer Flufsfahrt von 20 Minuten kam man an einen zweiten Cauon von viel gefährlicherem Aussehen. Von den Hügeln am Eingang desselben erkannte man an den ausgezackten Felsen sei- men Lauf, — eine gewundene Linie von 7 bis 8 Miles Länge. Der Canon war ein enger finsterer Felsenschlund, die steilen Wände am Eingange 2 bis 300 Fuls, weiter abwärts 500 Fuls hoch. Da an ein Hinüberschaffen des Gepäcks über die Berge hier garnicht zu denken ATA Vom Fort Laramie ' war, wagte Fremont auch durch diesen schreckenerregenden Pafs die Bootfahrt. Bei der furchtbaren Gewalt der Strömung hielt er es aber doch für nöthig, am Hintertheil des Bootes ein starkes Tau zu be- festigen und das Ende desselben dreien seiner Leute anzuvertrauen, welche auf den an beiden Ufern des Flusses aufgehäuften Felsblöcken vorwärtsschreiten und vermittelst des Taues das Boot davor bewahren. sollten, von der Strömung fortgewissen zu werden. Aber der Ufer- rand war nicht überall mit solchen Steinblöcken bedeckt; zuweilen trat die steile Felswand in den Flufs hinein und liefs nicht den geringsten Saum, auf dem man fortschreiten konnte, so dafs die drei Bootsleute zuweilen ein- und dann an geeigneter Stelle wieder ausgeschifft wer- den mufsten. Doch ging die Fahrt Anfangs noch glücklich von Stat- ten. Auch hier war das Bett durch Felsmassen oft bis auf ganz enge Passagen eingedämmt; eine derselben war sogar für das Boot zu schmal, so dafs es einen Augenblick zwischen den Felsen eingeklemmt blieb und das Wasser, dem nun der letzte Ausweg versperrt war, wüthend über das Boot hinwegschofs und einen Sextanten und ein paar Sattel- taschen über Bord rifs; bald gelang es indefs den vereinten Anstren- gungen der Mannschaft das Boot durch die Felsen hindurch zu zwän- gen. Aber die Gefahren steigerten sich, je weiter man kam; eine Um- kehr war unmöglich; vor den verwegenen Reisenden stürzte sich der schäumende Flufs, von steilen Felsenwänden, die oben fast zusammen- stielsen, eingeschlossen, mit betäubendem Donner abwärts. Bald wurde die Strömung so gewaltig, dafs zwei der Leute, welche das Tau hand- habten, dasselbe fahren lassen mufsten, während der dritte, der es fest- zuhalten suchte, von einem 12 Fufs hohen Felsen kopfüber in die wü- thende Fluth gerissen wurde. Nun schofs das Boot, vollständig der Strömung Preis gegeben, wie ein Pfeil dahin; aber es gelang Fr&mont, es an einem Felsvorsprung zum Stehen zu bringen und seine Leute, auch den ins Wasser Gestürzten, der ein ausgezeichneter Schwimmer war, wieder an Bord zu nehmen. Die stürmische Weiterfahrt wurde eine Zeitlang vom Glück begünstigt; schnell flog man an den Fels- massen vorüber, die kleinen Wasserfälle hinab, das Boot schien mit dem Katarakt zu spielen und die Mannschaft wurde mit der Gefahr vertraut. Da wurde das Fahrzeug unerwartet auf einen verborgenen Felsen am Fufse eines Wasserfalls geworfen und schlug sofort um, — Bücher und Kisten, Decken und Kleidungsstücke, Sextanten, Zirkel und das Teleskop trieben lustig abwärts und selbst die schwereren Instru- mente schwammen bei der heftigen Strömung eine Zeitlang auf der Oberfläche. Die Mannschaft rettete sich glücklich nach den beiden Ufern und konnte hier ihren Weg fortsetzen, nachdem das Boot wie- der umgekehrt war und nun, von seiner Ladung befreit, leicht von nach dem grolfsen Salzsee. 475 einem Mitgliede der Expedition stromabwärts geführt werden konnte. Anderthalb Miles weiter, wo die Seitenwände bereits die Höhe von 500 Fufs erreicht hatten, war der Flufs durch einen Damm von Fels- blöcken, durch deren enge Zwischenräume das Wasser sich hindurch- drängte, vollständig gesperrt; an diesem natürlichen Wehr fand man einen Theil der verlorenen Habseligkeiten angeschwemmt und konnte sie retten. Glücklich gelangte Fremont aus diesem gefährlichen Canon hinaus, mufste aber noch ein paar schmalere Hügelreihen, welche ähn- liche Schluchten bildeten, überschreiten, ehe er den vorher bestimmten Lagerplatz erreichte. Der letzten Schlucht gab Fremont den Namen Hot Spring Gate, weil in ihr aus den Felswänden melirere heifse Quel- len hervorsprudeln; sie ist übrigens nur 1209 Fufs lang und hat zu beiden Seiten des Flusses, der hier ruhig hindurchströmt, einen Wie- senstreifen, der einen bequemen Durchgang verstattet; die Felswand am rechten Ufer ist 360 Fufs hoch, die gegenüberstehende etwas höher. Unterhalb dieses Canon erweitert sich das Flufsthal und wird erst jenseits der Mündung des Carson Creek durch einen von den Black Hills nordwestwärts sich abzweigenden Gebirgszug eingeengt, durch den der North Fork sich auf eine Strecke von 7 Miles einen Weg sucht. Bei den Red Buttes, einer allen Oregon-Reisenden bekannten Land- marke — weit sichtbaren Hügeln von rothem Sandstein — tritt der Flufs wieder in die offenere Prairie und durchströmt bei einer Breite von 2 bis 300 Fuls ein Thal, das sich zuweilen auf 6 Miles erweitert, zuweilen durch den näher herantretenden Fuls der im Norden und Sü- den hinstreichenden Gebirgszüge bis auf 1 Mile verengert wird. Eine kurze Strecke westlich von der Mündung des Warm Spring tritt der North Fork vollständig aus dem Gebiet der Black Hills heraus, er fliefst hier zum letzten Male mit starker Strömung und einigen Stromschnel- len durch eine nur 2 bis 300 Fufs breite Schlucht, die er ganz ausfüllt und die von 2 bis 400 Fufs hohen, steilen, zum Theil überragenden Felswänden eingefafst ist. Die Emigrantenstrafse führt in einiger Entfernung von dem Flufs- thal über das südlich von demselben gelegene Hochland. Von dem Fufse der Black Hills, die sich steil 800 bis 1200 Fufs über die benach- barte Ebene, 5300 bis 5700 Fufs über den Meeresspiegel erheben, zieht sich nordwärts eine schwach gewellte Hochebene hin und fällt mit steilen, durch die Action des Wassers oft wunderlich zerrissenen Ab- stürzen (bluffs) in das Flufsthal ab. Sie wird von zahlreichen Flüfs- chen, die sich dem North Fork zuwenden, und von Regenschluchten, die als Seitenthäler in diese Flufsbetten münden, tief durchfurcht und bald in breitere Rücken, bald in spitze Kämme zerrissen, welche die Strafse ' zu vielen Windungen nöthigen. Hinsichtlich der Vegetation zeigt diese AT6 Vom Fort Laramie Strecke bereits eine bedeutende Abweichung von den Prairien im Osten des Fort Laramie. Während die letztern sich durch einen fruchtbaren Boden und üppigen Graswuchs auszeichnen, wird hier der Boden ma- gerer, sandiger, die Grasvegetation zeigt nur nach Regentagen einige Frische, und die im Osten des Forts Laramie seltenere Artemisia wird immer häufiger und gröfser, je mehr die Hochebene ansteigt; bald bil- det sie die charakteristische Pflanze des ganzen Gebiets, verdrängt den Graswuchs fast vollständig und macht es aufserordentlich schwierig, mit Wagen von der Fahrstrafse abzubiegen. Ja die Strafse macht sich oft nur durch eine theilweise Vernichtung der Artemisien kenntlich und erhält durch die im Boden zurückgebliebenen Wurzeln den Charakter eines ziemlich holperigen Waldweges, welcher die an die bequeme Fahrt über ebene Prairien gewöhnten Reisenden meistens mit lebhaftem Ver- drufs erfüllt. Dazu kommt, dafs hier den Auswanderern aulser der Furcht vor den Indianern noch andere Sorgen nahe treten. Nach an- haltender Dürre finden sie die Wasserlachen vertrocknet und das spär- liche Gras verdorrt oder von Heuschreckenschwärmen verzehrt, die oft so dicht den Boden bedecken, dafs sie, von den Reisenden aufgescheucht, wie eine Wolke vor der Carawane herziehen; dann sieht man sich auf die Thäler der Nebenflüsse des North Fork verwiesen, wo man auch im tiefsten Sommer in der Nähe von Quellen grasreiche Strecken oder Felder von Schachtelhalm findet, der von den Maulthieren mit Begier gefressen wird. Hier zeigen sich auch, ebenso wie auf den Inseln im North Fork, meistens einige Baumgruppen, hauptsächlich von Weiden und Canadischen Pappeln, mit deren jungen Zweigen die Indianer zur Zeit grolser Dürre ihre Thiere ernähren. Auch eine andere, von den Franzosen liard amere genannte Pappelart bildet zuweilen noch Stämme von 60 bis 70 Fufs Höhe. Obgleich nun diese Creeks, welche den Rei- senden geeignete Rastplätze gewähren, ziemlich zahlreich sind, erschei- nen hier doch die Reisestrapazen einem grofsen Theile der Emigran- ten bereits so beschwerlich, dafs sie sich entmuthigt auf den Heimweg begeben. Stansbury begegnete auf seiner Expedition nach dem Grofsen Salzsee häufig solchen zurückkehrenden Emigranten, und fand die Strafse mit allerlei Haus- und Ackergeräth, Pferdegeschirr, Säcken voll Bohnen und anderem Gepäck bestreut, dessen Transport den Weiter- ziehenden zu verdriefslich, oft vielleicht auch, wenn die schlecht behan- delten Lastthiere den Anstrengungen erlagen, unmöglich geworden war. Oestlich vom Deer Creek führt die Strafse auf das linke Ufer des North Fork hinüber, da die hart an das Flufsufer herantretenden Aus- läufer der Black Hills das Fortkommen auf der Südseite erschweren. Aus zusammengebundenen Canoes, die nichts weiter als ausgehöhlte Pappelstämme sind, ist hier eine Fähre verfertigt, auf welcher die Pack- ne ira 9. u nach dem Grolsen Salzsee. 47T wagen und dergl. über den selbst nach anhaltender Dürre noch 3 Fufs tiefen und schnellströmenden Flufs befördert werden; das Last- und Schlachtvieh wird durch den Flufs getrieben. Jenseits desselben führt die Stralse über einen sehr magern Boden, mehrmals durch weilsen, tiefen Sand, dann in grölserer Entfernung vom Flusse über einige nie- drige Gebirgsrücken in das Thal des Sweetwater, welches zu dem Pafs der Wind River Mountains hinaufleitet. In klimatischer Beziehung gilt die Hochebene, auf welcher sich die Black Hills erheben, für aufserordentlich gesund und wird nament- lich für Lungenkranke als zuträglich betrachtet. Die Artemisienfelder, sagt Fremont, erfüllen der Luft mit einem starken Duft, ähnlich dem von Kampfer und Terpentinspiritus, und vielleicht äufsert das Einath- men dieser mit dem Duft aromatischer Pflanzen so stark geschwänger- ten Luft wirklich eine heilsame Einwirkung. Indefs scheinen die Tem- peraturwechsel doch sehr beträchtlich zu sein; Stansbury erlebte hier, unter 424° N. Br. (unter dem Parallel, der das südliche Toscana durch- schneidet) am 30. Juli bei Sonnenaufgang eine Temperatur von 29° F. (— 1,3° R.), und fand in den Wassereimern eine Eiskruste von 4 Zoll Dicke, und den Boden mit Reif bedeckt. Tags vorher hatte ein fri- scher Nordwind geweht und das Thermometer war bei Sonnenun- tergang schon auf 52° (+8,9° R.) gesunken, während noch am 28. Juli ein aufserordentlich heifser und lästiger Südwestwind geweht hatte ’). Am 31. Juli stand das Thermometer bei Sonnenuntergang wieder auf 70° F. (+ 16,9° R.), nichtsdestoweniger fror es in der Nacht, und bei Sonnenaufgang am 1. August zeigte das Thermometer nur 33° F. (+ 0,4° R.). 2. Das Thal des Sweetwater. — Das Sweetwater ist der be- deutendste Zufluls des North Fork. An der Stelle, wo die Emigran- tenstralse in sein Thal einbiegt, ist das Flüfschen 60 bis 70 Fuls breit, höchstens 14 Fuls tief, mit ziemlich schneller Strömung und krystall- klarem Wasser. Gleich in seinem untern Laufe berührt man mehrere im fernen Westen viel besprochene Localitäten; zunächst den Inde- pendence Rock, — einen isolirten Granitfelsen von 120 Fufs Höhe, der nur auf seiner Spitze in einer Senkung mit etwas Erde bedeckt ist und hier einige magere Sträucher trägt. Granit. und Serpentin treten schon auf der Strecke, wo die Strafse vom North Fork zum Sweetwa- _ ter hinüberleitet, hin und wieder zu Tage; und unmittelbar oberhalb ' des Independence-Felsens mufs der Fluls eine Granitkette durchbre- chen, die von Süden her quer durch sein Thal zieht und nordwärts ") Exploration and Survey of the Valley of the Great Salt Lake of Utah, by Howard Stansbury, Philadelphia 1852. p. 63. 64. 1 478 Vom Fort Laramie fortsetzt. Dieser Canon ist das berühmte Teufelsthor. Der Engpafs ist etwa 900 Fufs lang und durchschnittlich 105 Fuls breit, er verengert sich aber nach Stansbury an einigen Stellen auf 40 Fufs; die Seiten- wände sind 3 bis 400 Fufs hoch, auf dem linken Ufer fast lothrecht, auf dem rechten überhängend. Durch diese romantische Schlucht, den kühlsten und erfrischendsten Ruheplatz, den man sich nach dem ewi- gen Sonnenschein auf den baumlosen Hochebenen wünschen kann, braust der Flufs munter über die zertrümmerten Felsmassen hin, die sein Bett ausfüllen. Jenseits des Teufelsthores erweitert sich das Thal auf 2, bald auf 5 Miles, und wird im Norden und Süden von Gebirgs- ketten eingeschlossen; die nördliche, die Rattlesnake Mountains, zeigt kahle Granitmassen, auf denen nur hin und wieder in Schluchten und Rissen eine verkrüppelte Ceder wächst; die südliche, besser bewaldete, besteht hauptsächlich aus Kohlenkalkstein, der im Thale des North Fork das charakteristische Gestein bildet und am Sweetwater an man- chen Stellen in Marmor verwandelt ist. Den Thalgrund bildet ein dür- res Erdreich, welches nur in unmittelbarer Nähe des Flusses guten Graswuchs trägt; sonst bedecken Artemisien den ganzen Landstrich; sie erreichen schon eine Höhe von 5 bis 6 Fufs und bilden zuweilen Stämme von 9 Zoll im Durchmesser. Besonders dürr ist die südliche Hälfte des Thals, wo der Weg zum Theil durch tiefen Sand an Salzla- chen vorbei führt, die im Sommer verdunsten und mit Salzeffloreszenzen bedeckte Niederungen zurücklassen. Das Thal steigt westwärts ganz allmählich an, die Gebirgsketten treten weiter vom Flusse zurück, der Granit verschwindet, und Sandstein bildet wieder die Hügel, die den obern Thalgrund ausfüllen und oft bis an den Flufs hinantreten. Von diesen Hügeln erblickt man bei klarem Wetter schon in einer Entfer- nung von 70 Miles die Kette der Wind River Mountains. Etwa 70 Miles oberhalb des Teufelsthors durchsetzt ein zweiter Gebirgszug das Fluls- thal, und wird vom Sweetwater in einem 5 Miles langen Canon durch- brochen, den die Fahrstrafse natürlich umgeht. Das Sweetwater ist auch hier noch 60 Fufs breit und gleicht vollständig einem raschen, klaren Gebirgsfluls; der Canon ist an manchen Stellen nicht viel breiter als der Flufs, an andern läfst er zu beiden Seiten desselben Wiesenstreifen frei, die mit Zitterpappeln, weiter aufwärts auch mit Birken und Wei- den bestanden sind, während Canadische Pappeln, Tannen und Cedern die Höhen krönen. Die Seitenwände sind 3 bis 500 Fufs hoch; sie bestehen anfangs aus dem Neuen Rothen Sandstein, dann folgen kry- stallinische Gesteine, hauptsächlich Gneis, aber auch Sienit und Granit, und gegen dasEnde der Schlucht treten metamorphische Gesteine, Schie- fer und Rother Sandstein auf. Der zahlreichen engen Stellen wegen ist es nicht möglich, die Schlucht zu durchreiten; oft besteht der Ufer- er #52 le nach dem Grofsen Salzsee. 479 rand nur aus Felstrümmern, über die man das Maulthier vorsichtig hinüberleiten mufs. Jenseits des Canon führt der Weg über die hohe, gewellte, allmählich aufsteigende Prairie, auf welcher Salzlachen und Strecken mit einer Salzkruste häufiger werden, in das Quellgebiet des Sweetwater; nahe vor dem Reisenden liegt die Kette der Wind River Mountains. Fremont überstieg sie bei seiner ersten Reise auf einem Maulthierpfad, 24 Miles südlich von der Fahrstrafse, und erreichte, ohne es zu merken, die Pafshöhe. „Das Ansteigen“, sagt er, war so all- mählich, dafs wir ungeachtet der genauen Localkenntnils Carson’s, der dieses Gebiet schon für 17 Jahre zu seiner Heimath gemacht hatte, sehr genau Acht geben mufsten, um den höchsten Punkt des Passes zu ermitteln. Er liegt zwischen zwei niedrigen Hügeln, die sich zur Rechten und Linken 50 bis 60 Fufs erheben. Von ihrem Fufs auf der westlichen Ebene betrachtet, schienen sie etwa 120 Fufs hoch zu sein. Der Pafs gleicht nicht im Entferntesten den Localitäten, die man sonst mit diesem Namen bezeichnet; er hat nicht die geringste Aehnlichkeit mit dem schluchtartigen Charakter, dem gewundenen Ansteigen der Alleghany-Pässe, nicht die geringste mit dem Bernhard- oder Simplon- Pafs. Von der Mündung des Sweetwater führt eine sandige Ebene ' 420 Miles lang mit einem ganz allmählichen, regelmälsigen Ansteigen zu dem Pafs, der mehr als 7000 Fuls über dem Meeresspiegel liegt. Ohne durch ein mühsames Bergsteigen daran erinnert zu werden, dafs er einer wichtigen Wasserscheide entgegen geht, gelangt der Reisende plötzlich zu Quellen, welche dem Stillen Ocean zufliefsen.* Diese grofse Senkung in den Wind River Mountains, die unter dem Namen des Süd-Passes bekannt ist, hat eine Breite von fast 20 Miles und ist nun bereits von mehreren Stralsen durchschnitten. Die Höhe der Wasserscheide bestimmte Fremont bei seiner zweiten Reise auf 7490 Fuls über dem Mexicanischen Meerbusen, nur 3020 Fufs höher als das 320 Miles entfernte Fort Laramie, von welchem das Land mit nur unbedeutenden Schwankungen sich allmählich und regelmäfsig erhebt. Zwanzig Miles oberhalb des Teufels- Thores befand sich Fre- mont’s Lager auf der hohen Prairie bereits 6040 Fuls über dem Meeres- spiegel. Von der Mündung des Platte -Flusses ist der Südpafs 882 Miles, von S. Louis längs des Thales des Platte-Flusses 1582 Miles entfernt; da nun die gewöhnliche Fahrstrafse vom Südpals bis zur Oregon-Mün- dung etwa 1600 Miles lang ist, so liegt die grofse Einsattelung der Fel- sengebirge, die Wasserscheide zwischen dem Atlantischen und Stillen Meere, beinahe in der Mitte zwischen dem Thale des Mississippi und dem Grolsen Ocean. 3. Das Thal des obern Green River bis zum Fort Brid- ger. — Der höchste Theil der Wind River Berge liegt fast einen Brei- 480 Vom Fort Laramie tengrad nördlich vom Südpals. Hier erhebt sich in einer überaus wil- den Gebirgslandschaft, in welcher prachtvolle, von Zitterpappeln um- säumte grüne Alpenseen zwischen den tannenbewaldeten Bergketten eingesenkt ruhen, der Fremonts-Pik, der bedeutendste Berg der Rocky Mountains, zu einer Höhe von 13570 Fufs über dem Meeresspiegel. Von seinem Gipfel überblickt man im Westen die zahlreichen Alpen- seen, die, zum Theil durch brausende Katarakte mit einander zusam- menhängend, ihr Wasser den Quellflüssen des Green River, und durch sie dem Golf von California zusenden; im Osten liegen das Thal des Wind River und die Quellen des Yellowstone, des ersten bedeuten- den Nebenflusses, den der Missouri empfängt; in N. 50° W. erheben sich die schneebedeckten Gipfel der Trois Tetons im Quellgebiet des Missouri und des Snake River, der sich dem Columbia zuwendet; im Süden endlich erkennt man die Piks, welche die Quellen des Sweet- water umgeben. In unmittelbarer Nähe des Fremonts -Piks breitet sich die wildeste Gebirgslandschaft aus, voll finsterer Schlünde und Klüfte; über wildzerrissene Felsspalten und blendende Schneefelder sieht man auf die dunkeln Tannenwälder, die bis zu einer Höhe von 10000 Fufs an den Berggehängen hinaufsteigen, und auf den grünen Spiegel ein- samer Alpenseen hinab. Von dieser romantischen Gebirgsscenerie bleibt die Oregon-Route bei ihrem Uebergange über die Wind River-Berge vollkommen fern. Der einförmige Charakter der hohen Prairie waltet auch im Südpafs vor, und von hier wendet sich die Strafse südwestlich in das noch dürf- tigere Hochthal des Green River. Die Route nach der Stadt am grofsen Salzsee führt über Fort Bridger; für die Emigranten nach Oregon, welche jene Stadt nicht berühren wollen, hat man den weiten Umweg über Fort Bridger dadurch vermieden, dafs man vom Südpals aus auf nördlichern Wegen Uebergänge über den Gebirgszug ermittelt hat, wel- cher das Thal des obern Bear River im Osten einfalst. Sie führen sämmtlich durch eine noch trostlosere Wüste, als die Route nach Fort Bridger, die für die Emigranten auch nicht zu den angenehmsten ge- hört. Bei den ersten Quellen, die ihr Wasser zum Stillen Meere ent- senden, findet man allerdings noch schönen Graswuchs, und die „Pa- eifice Springs“ sind deshalb ein beliebter Lagerplatz der Auswanderer; aber schon im Bett des Dry Sandy mufs man nach Wasser graben, und findet nur brackisches, und zwischen Little Sandy und Big Sandy, Zuflüssen des Green River, über welche die Strafse hinführt, erblickt man nur trostlose Artemisia-Felder. Der Green River wird etwas oberhalb der Einmündung des Big Sandy in einer guten Furth über- überschritten; er ist hier schon ein stattlicher, wasserreicher Strom von 400 Fuls Breite, über den man zur Zeit des Hochwassers nur vermit- nach dem Grofsen Salzsee. 481 telst einer Fähre gelangen kann; Gruppen canadischer Pappeln be- decken seine Inseln und Ufer; aber schon in geringer Entfernung vom Flusse beginnt wieder die dürre sandige Ebene. Da sich der Green River unterhalb der Mündung des Big Sandy stark nach Südosten wendet, verläfst die Strafse das rechte Ufer des Flusses, dem sie auf eine Strecke von 8 Miles gefolgt ist, und führt in südwestlicher Rich- tung über einen Hügelrücken zum Blacks Fork, einem flachen, von Wie- sen und Weidengebüschen umgebenen Bache, der hier in einem 2 Miles breiten Thale dem Green River zufliefst. Hier kommen im Süden die Uin- tah-Berge in Sicht, — eine Gebirgskette, die von W. nach O. streicht und vom Green R. in „Browns Hole“ durchbrochen wird; Capt. Stans- bury fand sie Mitte August von ihrem Gipfel tief abwärts mit Schnee bedeckt. Blacks Fork und Hams Fork, einer seiner Zuflüsse, müssen noch mehrmals überschritten werden, ebe man zum Fort Bridger ge- langt. Dieses liegt auf einer von dem zuerst genannten Flusse gebil- deten Insel, umgeben von einem angenehmen, 3—4 Miles breiten und fruchtbaren Thale mit gutem Graswuchs, Pappelhainen, Weidengebüsch, Hagedorn- und Johannisbeersträuchen. Hier stölst das Gebiet ver- schiedener Indianerstämme zusammen, wodurch die Lage des Postens auch in militärischer Beziehung von Wichtigkeit wird. Im Norden streifen die Soshonees und Crows umher, im Osten die Oglallahs und Sioux, im Südosten die Cheyennes und im Süden die kriegerischen Utah’s. Diese Stämme können von Fort Bridger aus leicht im Zaum gehalten werden. Hiermit hat man das Thal des oberen Green River durchzogen. Es ist eine flache Senkung, zu der man vom Südpals ganz allmählich hinabsteigt und deren tiefste Depression durch das Bett des Green Ri- ver bezeichnet wird. An der Stelle, an welcher die Strafse diesen Flufs verläfst, liegt er nach Fr&mont noch 6130 Fufs über dem Meeresspiegel, so dafs die Abdachung vom Südpafs auf eine Strecke von etwa 65 Miles nur 1260 Fufs beträgt. Einer so bedeutenden Bodenerhebung entspricht auch die Temperatur; Fremont durchzog das Hochthal Mitte August, und zu dieser Jahreszeit zeigte das Thermometer bei Sonnenaufgang stets weniger als +3° R., zuweilen war es auf den Gefrierpunkt ge- sunken; sobald die‘Sonne höher stieg, machte sich auf den kahlen, sandigen Hochebenen die Wirkung der Insolation in auffallender Weise bemerklich, denn Mittags hatte man eine Temperatur von +21° bis +24’ R., die gegen Abend auf +14° bis +19° abnahm. Stansbury macht noch auf die aufserordentliche Trockenheit der Atmosphäre auf- merksam: das Holz der Wagenräder trocknete dermalsen zusammen, dals sie fast auseinander fielen und während der Nacht in’s Wasser gelegt werden mulsten. Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. IV. 31 3 =>. 482 Vom Fort Laramie Der gerade Weg vom Fort Bridger nach dem Nordrande des Grolsen Salzsee's, um den die Emigrantenstrafse nach Californien herumführt, würde eine westliche Richtung einhalten müssen. Bis zur Expedition Stansbury’s hatte man indels hier noch keinen bequemen Uebergang über die Wahsatch-Berge entdeckt, und die ältere Emi- granten-Stralse wandte sich deshalb dem Thale des Bear River zu, und schlug erst vom Fort Hall eine südliche Richtung nach dem Becken des Grofsen Salzsee’s ein, nachdem sie von der geraden Linie fast um zwei Breitengrade nach Norden abgelenkt war. Im Jahre 1847 legten die Mormonen eine andere Strafse an, die freilich auch von der gera- den Linie beträchtlich abbiegt, aber doch bei Weitem nicht einen so grolsen Umweg macht, wie die alte Strafse. Wir ziehen zunächst die letztere in Betracht, die wenigstens zum Theil für die Emigranten nach Oregon noch immer von Wichtigkeit ist. 4. Vom Fort Bridger über Fort Hall nach dem Grofsen Salzsee. — Vom Fort Bridger führt der Weg in das Gebirge, wel- ches das Becken des Grofsen Salzsee’s im Osten einfalst. Man ‚ge- langt über einige Höhenzüge zu zwei Nebenflüssen des Blacks Fork, dem Muddy Fork und Hams Fork '), und folgt dann dem Thale des letztern nach Westen hin aufwärts. Anfangs bilden in dem Thalgrunde noch Artemisien die charakteristische Vegetation und das Gras ist so mager wie fast überall im Gebiet des oberen Green River; aber je weiter man aufwärts steigt, desto üppiger wird der Graswuchs und auch die Baumvegetation wird reichlicher. An der Hauptquelle von Ham’s Fork lagerte Fremont bereits wieder in einer Höhe von 7200 Fuls . und erstieg nun die Wasserscheide zwischen diesem Bache und dem Bear River, d. h. zwischen dem Colorado und den Gewässern des Grofsen Salzsee-Beckens, die keinen Ausweg nach dem Ocean be- sitzen. Der Pafs ist 8230 Fufs hoch ?), also noch 740 Fufs höher als der Südpafs, und obgleich der Weg über ihn besondere Schwierigkei- ten nicht darbietet, ist das Ansteigen doch ungleich steiler als im Süd- pals. ‘Von der Höhe erblickt man eine wilde Gebirgslandschaft und das fruchtbare und malerische Thal des Bear River, in welchem die Entbehrungen der Auswanderer einstweilen ein Ende nehmen; gern rasten sie hier einige Zeit, um ihrem Lastvieh, das durch die Reise in !) Fremont nennt diejenige Quelle Muddy Fork, die von Stansbury (und auf der dem Hefte beigegebenen Karte) Hams Fork ae ist. Wir folgen der Nomen- clatur unserer Karte. 2) Der Pals, auf welchem Lieut. Beckwith diese -Wasserscheide überschritt, liegt 10— 12 geogr. Meilen südlicher und ist nur um 100 Fufs niedriger, nämlich 8133 Fufs hoch. Report of Explorations for the Pacific Railroad on the Line of the forty-first Parallel of N. L., by Lt. E. G@. Beckwith. 1854. p. 10. nach dem. Grofsen Salzsee. 483 ‚dem: dürren:Green River-Thal meistens in einen sehr kläglichen Zu- stand gerathen ist, auf den üppigen Flufswiesen eine Erholung zu gönnen und es für den traurigen und weiten Weg am Columbia wieder zu kräftigen. Ein Blick auf die Karte zeigt, dafs der Bear River in seinem oberen Laufe ein ausgedehntes Längenthal durchfliefst, welches ihm in der Breite des Grofsen Salzsee’s keinen Ausweg nach diesem Becken frei läfst; seine Gewässer müssen demselben vielmehr auf einem weiten Umwege entgegenrollen; denn er setzt seinen Lauf noch um mehr als einen Breitengrad nach Norden fort, wendet sich dann plötz- lich seitwärts in ein anderes paralleles Längenthal, dem er mit süd- lichem Laufe bis zum Grofsen Salzsee folgt. Parallele Gebirgsketten, die sich, eine höher als die andere, hinter einander erheben, fassen den ebenen Thalgrund auf beiden Seiten ein; sie werden von Soshonee- Indianern durchstrichen, die hier Antelopen jagen oder Beeren und die Wurzeln der Valeriana edulis sammeln, ein bei ihnen sehr beliebtes und nahrhaftes Gemüse von einem ganz eigenthümlichen starken Ge- schmack, das im rohen Zustande giftig sein soll und erst durch eine besondere Zubereitung geniefsbar wird. Die Pflanze liebt den fetten feuchten Boden in den Flufsthälern und blüht im Mai und Juni; ihre "Wurzel. ist hellgelb und hat in ihrem natürlichen Zustande nicht den strengen Geruch, den sie verbreitet, wenn sie nach indianischer "Weise präparirt ist. Das Thal des Bear River hat oberhalb der gros- sen: Biegung des Flusses’ eine durchschnittliche Breite von 3—4 Miles; nur.zweimal verengert es sich auf dieser Strecke; zuerst unterhalb der Mündung des Smitli’s Fork, wo zwischen dem Flusse und einem an ihn: herantretenden Querjoch eben nur Raum für die Strafse übrig bleibt; dann unterhalb der Mündung des Thomas Fork, wo er sich durch einen unwegsamen Canon Bahn bricht und die Strafse auf ziem- lieh,beschwerliche Weise über den Gebirgsrücken geführt ist. Die Ab- dachung des Thales nach Norden ist sehr allmählich; an der Stelle, woman es nach dem Uebergange über die Wasserscheide erreicht hat, liegt es etwa. 6400 Fufs: hoch, an der grofsen Biegung des Flusses 5800 Fufs. Der Thalgrund ist wiesenreich; weiter abwärts wird der gemeine: Flachs, der ganze Felder bildet, die charakteristische Pflanze; die ‚Ufer des Flusses sind bald von Weiden- und Hagedorn- Gebüsch, bald von Zitter- und Canadischen Pappeln eingefafst. Noch vor der grolsen Biegung erreicht man das Terrain, auf welchem vulkanische ein zu Tage treten; die ersten Basaltstücke bemerkt man unter- halb. der. Mündung des Tullick’s Fork, und bald betritt man an der ‚Rlufsbiegung selbst die Localität, die unter dem Namen der Beer Springs weit, und breit berühmt ist, — ein mit zahlreichen Mineralquellen an- gefülltes Bassin, von welchem Fremont eine anschauliche Schilderung 31* . 484 Vom Fort Laramie liefert. „Ein kleiner Bach mit klarem Wasser“, sagt er, „tritt aus einem offenen Gebirgsthale in.den oberen Theil des Bassins hinein, durschschneidet es und ergielst sich in den Bear-River. Wir über- schritten den Bach, stiegen eine englische Meile abwärts und lagerten in einem Cedernwäldchen, unmittelbar an den Beer Springs; diese ha- ben ihren Namen wegen der aufbrausenden Gase und des säuerlichen Geschmacks von Reisenden und Trappers erhalten, welche inmitten ihres strapazen- und entbehrungsreichen Lebens immer sehr geneigt sind, sich durch eine entfernte Aehnlichkeit an die Genüsse erinnern zu lassen, die ihnen in Wirklichkeit so selten zu Theil werden. Ob- gleich die in mir durch verschiedene Erzählungen angeregten Hoffnun- gen auf eine ungewöhnlich schöne Lage und landschaftliche Scenerie einigermafsen enttäuscht wurden, fand ich den Ort doch sehr interes- sant; ein Reisender, der sich zum ersten Male auf vulkanischem Ge- biet bewegt, befindet sich in fortwährender Erregung und wird überall durch etwas Neues und Merkwürdiges gefesselt. Und bier vereinigt sich auf engem Raume eine Fülle interessanter Erscheinungen. Unser Lager war von zahlreichen „Bier-Quellen* umgeben; aber so weit wir darüber Gewiflsheit erlangen konnten, beschränkten sie sich eben auf den Raum dieses Bassins. Im Flufsbett, und vor uns, auf einem Raume von ein paar hundert Yards, sind sie überaus zahlreich; die aufstei- genden Gase erheben und bewegen das Wasser in zahllos aufquellen- den Strahlen. In unserer Nähe befanden sich viele Quellen von einem sehr verschiedenen und scharf ausgeprägten Charakter. An einer recht malerischen Stelle; 1300 Yards unterhalb unseres Lagers und unmittel- bar am Flufsufer liegt die merkwürdigste: aus einer Oeffnung im Fel- sen sprudelt, wie aus einer Wasserkunst, ein Wasserstrahl in einer wechselnden Höhe von etwa 3 Fufs empor, und obwohl der Sprudel beständig ist, erreicht er das Maximum seiner Höhe doch nur in regel- mälsigen Intervallen, je nach der Wirkung der unterirdischen Kräfte. Er ist von einem unterirdischen Geräusch begleitet, welches verbunden mit dem Plätschern des Wassers an das Brausen eines dahinfahrenden Dampfbootes erinnert; wir gaben ihm deshalb den Namen „Dampf- boot-Quelle“, ohne zu wissen, dafs er schon früher von Reisenden so benannt war. Der Felsen, durch den der Wasserstrahl emporgestofsen wird, hat eine flach convexe Gestalt, mit einer urnenförmigen Aushöh- lung unmittelbar an der Oeffnung; er ist ohne Frage durch den Nieder- schlag des Wassers gebildet und von Eisen-Oxyd hellroth gefärbt. Die Quelle ist heils, das Wasser hat einen stechenden, unangenehm metallischen Geschmack und läfst auf der Zunge ein Brennen zurück. Zwei Yards davon ist eine kleine Höhle von etwa 2 Zoll im Durch- messer, welcher in regelmälsigen Zwischenräumen eine heifse Luftsäule nach dem Grofsen Salzsee. ; A85 mit einem leichten Rauchwirbel und regelmälsig wiederholtem Geräusch entsteigt. Diese Höhlung war auch von Dr. Wislicenus bemerkt wor- den, der vor einigen Jahren hier vorbeireiste und die ganz richtige Bemerkung machte, dafs der Geruch des der Oeffnung entströmenden Gases ein Gefühl von Schwindel und Uebelkeit errege. Mr. Preufs und ich machten dieselbe Bemerkung, und gewannen eine so genügende Ueberzeugung von ihrer Richtigkeit, dafs wir es nicht rathsam fanden, das Experiment fortzusetzen, da das Gefühl des Schwindels sehr stark und entschieden war.“ Die eigentlichen „Bier-* oder Sodaquellen sind von angenehmem Geschmack, aber in dieser Beziehung doch nicht mit den Boiling Springs am Fufse des Pike’s Pik (in den Rocky Moun- tains nördlich vom Arkansas) zu vergleichen. Sie sind sehr zahlreich, von verschiedener Tiefe und Stärke, und meist unter den Grasbüscheln versteckt; die Oeffnungen einiger ausgetrockneter Quellen haben ein paar Fufs im Durchmesser; bei anderen haben sich von dem Nieder- schlag des Wassers kleine Obelisken von 3 bis 4 Fufs Höhe gebildet, aus deren Spitze das Wasser emporbrodelt und an den Seiten hinab- fliefst; an einer Stelle vereinigt sich das Wasser mehrerer Quellen, die denselben stechenden und metallischen Geschmack wie die Dampfboot- Quelle besitzen, in ein Becken von etwa 150 Fufs im Umfange, und steht hier, durch einen Damm von Kalktuff eingefalst, ein paar Fufs höher als der benachbarte Thalgrund. Ueberhaupt ist der Boden an vielen Punkten mit dem Niederschlag der Mineralwasser und mit Salz- Efflorescenzen bedeckt. Hier verläfst die Emigranten-Strafse den Bear River. Der Flufs schlängelt sich zwischen 1400 Fufs hohen Basaltwänden hin und durch- schneidet zunächst eine vulkanische, von tiefen Spalten durchfurchte Ebene, die von stark zerklüfteten, aber ziemlich gut bewaldeten Bergen eingeschlossen ist. Etwa zwei Miles westlich von der grofsen Biegung entdeckte Fremont einen alten Krater von 360 Schritt im Umfange und 60 Fufs Tiefe, mit lothrechten Wänden von brauner, schlackiger Lava. Das Erdreich im Thale ruht hier überall auf Basalt, der an den Flufs- ufern zu Tage tritt. Nachdem der Bear River ein Hügelland durch- schnitten, tritt er in das schöne, 5 bis 6 Miles breite Cache Valley, welches er in südsüdwestlicher Richtung durchfliefst. Es liegt zwischen zwei Parallelketten, von denen die östliche den oberen und unteren Lauf des Bear River scheidet, die westliche als die natürliche Fort- setzung des Hauptgebirgszuges der Wahsatch Mountains betrachtet werden kann. Zahlreiche Nebenflüsse (Rush Creek, Gros Bois, High Fork, Logan’s Fork, Blacksmith’s Fork und Muddy Fork) ergiefsen sich hier in den Bear River und bieten viele geeignete Punkte zu An- siedelungen dar, da sie bequem zur Bewässerung von Anpflanzungen r 486 Vom Fort Laramie verwendet werden können und die Schluchten, durch welche sie aus dem Gebirge treten, meistens mit hochstämmigen Pappeln, ‘Ahorn, wil- den Kirschen und verschiedenartigem Buschwerk gut bewaldet sind. Ein üppiger Graswuchs zeichnet das ganze Thal aus; die Bäche sind reich an gefleckten Forellen; weiter abwärts, wo die Flufsufer zuweilen sumpfig werden und von Röhricht eingefafst sind, brüten zahllose Schaa- ren von Enten und Gänsen. Als die natürliche Verlängerung des Cache Valley kann das Thal seines bedeutendsten Zuflusses, des Muddy Fork, betrachtet werden, der von Süden nach Norden fJliefst und sich dänn mit einer Wendung nach Westen in den Bear River ergielst, nicht weit von der Stelle, wo dieser die Wahsatch-Berge durchbricht und in das Becken des Grofsen Salzsee’s eintritt. Von den Beer Springs führt indefs die Strafse nach dem Salzsee nicht durch diese breite Thalsenkung, sondern sie wendet sich zunächst nordwestlich nach dem 50 Miles weit entfernten Fort Hall, welches bereits im Gebiet des Columbia-Stromes liegt, und überschreitet dabei die Wasserscheide zwischen dem Bear River und dem Port Neuf,; einem Zufluls des Snake River, d.h. die Wasserscheide zwischen dem Bassin des Grolsen Salzsee’s und dem Stillen Ocean. Fort Hall:liegt' nicht weit vom Port Neuf, 9 Miles oberhalb seiner Einmündung in den Snake River, in einem fruchtbaren, etwa 20 Miles langen Thalgrunde mit gutem Humusboden, der auf einem mit Sand gemischten Lehm ruht; 4500 Fufs über dem Meeresspiegel, — also 1300 Fufs niedriger 'als die Beer Springs und nur noch 300 Fufs höher als der Spiegel des Grofsen Salzsee’s. Der Weg nach dem letztern führt zunächst in einer Furth über den Port Neuf, der sich hier auf 300 Fufs erweitert hat und 3 Fufs ist, bei Hochwasser aber nicht durchwatet werden kann, und folgt dem Thale des letztern abwärts in das mit ihm zusammen- hängende Thal des Pannack. Hier wird der Boden wieder magerer, und Artemisien, die einen trocknen sandigen Boden lieben, bedecken fast ausschliefslich den Thalgrund; doch fehlt es weder an Gras noch an Wasser, und Weidengestrüpp liefert ein ausreichendes Feuerungs- material. Der Weg in dem Thale des Pannack aufwärts ist bequem, führt aber jenseits der Quelle desselben über einen hohen und ziemlich steilen Gebirgszug zu einem Quellflufs des Port Neuf, der seinerseits nur durch eine sanfte, leicht zugängliche Erhebung von dem ‘Gebiet des Malade oder Roseaux River geschieden ist. Der zuletzt ge+ nannte Bach fliefst in einem schönen, sich allmählich erweiternden Thale von Norden nach Süden und ergiefst sich schliefslich in’ den Bear River. Im Osten erhebt sich die zerrissene Kette der’ Wahsatch- Berge und bildet die Scheidewand gegen Cache Valley, über die 'ein paar ziemlich beschwerliche Pässe hinüberführen: der bekannteste ist ee nach dem Grofsen Salzsee. 487 der nördlichste, „Hedspeth’s Richtweg“, der nicht weit von den Soda- Quellen aus dem Thale des Bear River sich abzweigt. Im Westen zieht ein nicht minder hohes, aber viel weniger zerklüftetes Gebirge weit nach Süden hin, in den Grolsen Salzsee hinein, dessen nördliche Hälfte es in zwei grofse Buchten spaltet. Von der Pannack-Quelle erreicht man zunächst einen östlichen Quellfluls des Malade, und muls erst ein sanft geneigtes, 4 Miles breites Querjoch übersteigen, ehe man zu dem Hauptbache gelangt, der hier nur 6 Fufs breit ist und in einem ziemlich schmalen Thale dahinfliefst. Von hier ab führt ein bequemer Fahrweg thalabwärts zum Bear River; das Thal des Malade erweitert sich bald auf 5 bis 6 Miles Breite, die Artemisien werden seltener, je weiter man nach Süden kommt, der Graswuchs reichlicher und gutes Trinkwasser findet man in nicht gro/sen Abständen; die Ufer der Bäche, die sich in den Malade ergielsen, sind meistens gut mit Kirschen, Wei- den, Ahorn, Spierlingsbäumen und Zitterpappeln bewaldet. Weiter nach Süden hin wird die westliche Gebirgskette allmählich niedriger; zahlreiche Quellen machen den Thalgrund zuweilen sumpfig, und das Wasser des Malade nimmt vor seiner Einmündung in den Bear River einen entschieden salzigen Geschmack an, der sich indefs dem letztern Flusse nicht mittheilt. Die Strafse, die stets dem linken Ufer des Baches gefolgt ist, führt nun in einer Furth über den Bear River, zwei Miles unterhalb der Stelle, wo er aus dem Cache Valley hervorbricht. Die Furth ist nicht sehr gut, obgleich der Flufs über ein festes Kiesbett dahinströmt; aber er ist bereits 250 Fufs breit und ziemlich reilsend, von hohen Ufern eingefalst, und so tief, dafs er im Frühling und in den ersten Sommermonaten unmöglich durchwatet werden kann. Von hier folgt die Strafse nach Great Salt Lake City dem Fulse der Wah- satch-Kette, die das Becken des Grofsen Salzsee’s im Osten ein- schliefst. Der Bear River mufs südlich von der Furth noch ein ausgedehntes Flachland durchschneiden, ehe er den Grofsen Salzsee erreicht. Er gewinnt bald eine Breite von 6—800 Fufs und eine Tiefe von mehr als 15 Fufs, fliefst mit vielen Windungen und langsamer Strömung durch eine mit Weidendickicht und Schilfwäldern bedeckte Niederung . und umfafst schliefslich mit seinen Armen ein weites, grolsentheils sumpfiges Delta, voller Salzgründe und flacher Salzseen. An den trock- neren Stellen bilden Chenopodiaceen und andere Salzpflanzen die ein- zige Vegetation, unmittelbar am Flusse hohes Buschwerk und Rohr- felder, die jeden Fernblick auf den See unmöglich machen. Eine ganz ‚unglaubliche Menge von Wasservögeln hat diese Schilfwälder sich zu - Brüteplätzen ersehen; ein Schufs mit der Büchse, sagt Fremont, scheucht in einem Umkreise von einer englischen Meile solche Schaaren von 488 Vom Fort Laramie Pelikanen, Schwänen, Enten, Gänsen und Kiebitzen auf, dafs ihr Flügel- schlag sich wie ferner Donner anhört. Auch Stansbury bemerkt, dafs er etwas Aehnliches nie gesehen; weiter westwärts am flachen Seeufer sind Tausende von Acres mit diesen Wasservögeln buchstäblich bedeckt und zeigen das bewegteste Leben inmitten einer traurigen Einöde. 5. Vom Fort Bridger über den Weber River nach dem Grol(sen Salzsee. — Die oft erwähnten Uintah-Berge im Süden des Fort Bridger dachen sich nordwärts in ein Terrassenland, die soge- nannte Porcupine-Terrace, ab und senden nach Norden mehrere Berg- ketten, von denen die östlichste, nicht höher als die Terrasse selbst, sich zwischen Black und Muddy Fork hinzieht und bei der Vereini- gung beider Bäche plötzlich mit steilen Bluffs abbricht. Ueber diesen Bergrücken führt die Strafse vom Fort Bridger in das Thal des Muddy; man geniefst von seinem Kamme noch einmal einen weiten Rückblick auf das Thal des Green River bis zu den Gipfeln in der Nähe des Südpasses, während im Süden der Horizont durch die Uintah-Berge begrenzt wird. Man durchschneidet das Thal des Muddy und tritt sofort wieder in ein Hügelland, um eine zweite Parallelkette zu er- steigen, welche die Wasserscheide zwischen dem Gebiet des Colorado und dem Bassin des Grofsen Salzsee’s bildet. Die Stralse ist im All- gemeinen bequem; an Brennholz, Gras und Wasser fehlt es nicht; denn die Hügel sind mit Gruppen von Zitterpappeln bedeckt, und die Gehänge des Gebirgsrückens quellenreich. Eine sanfte Abdachung führt in das Thal des Sulphur Creek hinab, der sich in den Bear River ergielst und seinen Namen von mehreren Schwefelquellen erhalten hat, die am Fufse eines Bluffs emporsprudeln. In diesem Thale hat Stans- bury eine, wie er vermuthet, nicht unbeträchtliche Kohlenschicht ent- deckt, die, wo sie zu Tage trat, 8 Fufs breit und 4 Fufs mächtig war; selbst die sehr verwitterten, von der Oberfläche genommenen Probe- stücke brannten mit einer hellen, klaren Flamme. Aus der beigegebenen Karte ersehen die Leser, dals die Strafse sich nicht weit von der Vereinigung des Sulphur Creek mit dem Bear River gabelt. Die südliche Abzweigung ist die gewöhnliche Emigranten- Stralse. Da sie weder an sich zufriedenstellend, noch insofern zweck- entsprechend ist, als sie nach dem Südende des Salzsee’s führt, wäh- rend die Emigranten um das Nordende des Salzsee’s herum das Thal des Humboldt River zu erreichen suchen, bemühte sich Stansbury, eine bessere und kürzere Route durch das Gebirge zu ermitteln, die weiter nördlich, zwischen den Mündungen des Weber und Bear River in das Becken des Grolsen Salzsee’s führen sollte. Der nördliche auf unserer Karte angegebene Weg bezeichnet nun die Route, die Stansbury im Jahre 1849 einschlug und die wir zunächst in Betracht ziehen wollen. nach dem Gro/[sen Salzsee. 489 Stansbury verliefs die Auswandererstrafse an der Furth des Bear River und zog 6 Miles weit thalabwärts bis zur Medicine Butte, einem Hügel, bei welchem die Indianer ihre Zauberer oder „Medicin- Männer“ zu befragen pflegen. Das Flufsthal ist hier 4 bis 5 Miles breit und im Frühjahr Ueberschwemmungen ausgesetzt. Westlich vom Bear River fand Stansbury eine Reihe von Parallelketten mit dazwi- schen liegenden Schluchten und Thälern, deren Hauptrichtung von Nor- den nach Süden ging und die deshalb den Absichten des Reisenden, einen nach Westen oder Nordwesten führenden Durchbruch zu finden, nicht entsprachen; eines dieser Thäler sandte nach NNO. dem Bear River einen Zuflufs zu; die anderen leiteten meistens südsüdwestlich zum Pumbar Creek, einem Zuflufs des Weber. Nachdem Stansbury mehrere dieser Parallelketten überschritten hatte, stiefs er auf die Quelle des Pumbar Creek, und folgte dem Thale desselben nach dem Rathe seines Führers abwärts. Aber das anfangs offene und breite Thal ver- engerte sich bald und bildete schliefslich einen von so steilen Wänden eingeschlossenen Canon, dafs er für Maulthiere kaum passirbar war. Ein höchst gefährlicher Indianerpfad schlängelte sich an den Felswän- den hin, neben Abgründen von schwindelerregender Tiefe. Dieser Canon ist nicht weniger als 10 Miles lang, und endet an der Stelle, wo sich zur Linken ein breites, schönes Thal, das des Red Chim- ney Fork, mit dem des Pumbar Creek vereinigt. Stansbury über- zeugte sich davon, dafs dieses hin und wieder mit Eichen, wilden Kir- schen, Spierlingsbäumen u. a. bestandene Thal des Red Chimney Fork sehr allmählich ansteigt und dem Bau einer Strafse keine Schwierig- keiten in den Weg legt, dafs er also über die Parallelketten nicht bis zur Quelle des Pumbar Creek hätte vordringen, sondern früher nach links in das Thal dieses Nebenbaches hätte abbiegen sollen. Nach der Vereinigung beider Thäler erweitert sich das des Pumbar Creek beträchtlich, und Stansbury zweifelt nicht daran, dafs es bis zur Ein- mündung in das Thal des Weber den Bau einer Strafse zuläfst. Da er aber lebhaft wünschte, einen nördlicheren Durchbruch zu finden, ver- folgte er das Thal nicht weiter abwärts, sondern benutzte bald eine zur Rechten einmündende Schlucht voll niedriger Pappelgehölze, die ihn mit allmählichem, regelmäfsigem Ansteigen nach Nordwest auf einen ebenfalls von zahllosen Schluchten zerrissenen Gebirgsrücken führte. Nachdem er hier mehrere Miles weit in nordwestlicher und nördlicher Richtung fortgewandert war, entschlofs er sich, in eine der Schluchten hinabzusteigen, stiefs hier auf einen Indianerpfad, der ihn nach Süden in ein schönes und breites Thal und durch dieses an den Ogdens Creek führte, kurz vor der Stelle, wo dieser Bach durch einen Canon in die unter dem Namen Ogdens Hole bekannte Prairie einbricht. A490 Vom Fort Laramie Dieser Canon ist etwa 3 Miles lang; der Flufs schlängelt sich durch denselben bald am Fufse der nördlichen, bald an dem der südlichen Felswand hin, und läfst entweder auf der einen oder auf der anderen Seite ein Uferland frei, welches oft mit Weiden dicht bewaldet ist. Ogdens Hole ist ein anmuthiges, grofses und quellenreiches Thal, 15 Miles lang und 5 bis 7 Miles breit, und namentlich im Süden und Westen durch hohe Gebirge eingefalst. Der Creek fliefst längs des Südrandes hin, durchbricht dann die Westkette in einem wilden und unwegsamen Canon, und ergielst sich bald darauf in den Weber. Etwa in der Mitte der westlichen Gebirgskette führt ein Pafs über dieselbe aus dem Thale in das Becken des Grofsen Salzsee’s. Er ist etwa 3 Miles lang, anfangs ziemlich steil, und führt zum Theil durch dich- tes Buschwerk hindurch. Beim Hinabsteigen gewinnt man einen Fern- blick auf einen Theil des Salzsee’s. Wir wenden uns jetzt zur Emigrantenstralse zurück, die wir bei dem Uebergange über den Bear River verliefsen. Das Thal des Flusses ist hier anderthalb Miles breit und dicht mit Gruppen von Canadischen Pappeln bestanden; der Flufs selbst hat eine Breite von 400 Fufs, eine Tiefe von 24 Fufs und ein mit grofsen Kieseln bestreu- tes Bett. Die Strafse durchschneidet das Thal und ersteigt im Westen einen Gebirgsrücken mit spitzen Felszacken — The Needles genannt, — um jenseits desselben längs des Needle Creek in das Thal des Yel- low Creek hinabzuführen, eines schmalen, von Weidengebüsch einge- fafsten und zwischen hohen Ufern hinfliefsenden Baches, der sich mit nordöstlichem Laufe 6 Miles weiter abwärts in den Bear River ergielst. Auch dieses Thal ‘wird schnell durchkreuzt, und man ersteigt die Wasserscheide zwischen dem Bear und dem Weber River. An einem ziemlich steilen Abhange hinab gelangt man auf der west- lichen Abdachung zum Echo Creek, dem’ ersten Bache, der zum Sy- stem des Weber gehört. Stansbury betrachtet den Echo Creek nicht, wie Beckwith es thut und wie es auch auf unserer Karte geschieht, als die Hauptquelle des Flusses, der sich in den Weber ergielst, son- dern den etwas weiter westlich entspringenden Red Fork; er behält deshalb den Namen dieser letztern Quelle für den Flufs bei und läfst den Echo Creck in den Red Fork münden. Das Thal des Echo Creek ist von niedrigen Hügeln eingefalst, in welchen das feste Gestein nur hin und wieder zu Tage tritt; der Weg führt an Cache Cave vorbei, einer kleinen Grotte in einer Felswand von grauem Sandstein, und er- reicht ö4 Miles weiter abwärts die Mündung des Echo Creek in den Red Fork. Das Thal dieses Flusses, dem die Strafse nun abwärts folgt, ist anfangs geräumig, mit gutem Wasser, Graswuchs und Brenn- holz versehen, dann aber verengert es sich zu einem Canon, der indefs nach dem 'Grofsen Salzsee. 491 noch breit genug ist, um für eine Strafse und selbst für eine Eisen- bahn benutzt werden zu können. Die Abdachung ist im Allgemeinen sanft und wird erst auf den letzten drei Miles vor der Einmündung in’ den Weber beträchtlicher. Wilde Kirschen und wilder Hopfen sind bier in grofser Menge vorhanden. Der Weber ist bei der Mündung des Red Fork 120 Fufs breit und 24 Fufs tief. "Da die Strafse das Thal des Weber bald wieder verläfst, wollen wir hier einen Blick auf seinen Gesammtlauf werfen, der uns nament- heh durch Beckwith’s Erforschung bekannter geworden ist. ‘Von der Stelle, wo die Emigrantenstrafse ihn kreuzt, führt der Weber mit nord- westlichem Laufe bald in eine ziemlich enge und 84 Miles lange Schlucht, deren steile, oft gegen 1500 bis 2500 Fuls hohe Seitenwände stark zer- klüftet sind. Der Boden besteht aus einem lockern Erdreich, und wird an manchen Stellen sogar sumpfig, namentlich da, wo Biberdämme ein Anstauen des Flusses bewirkt haben. Der Weber macht hier solche mäandrische Windungen, dafs Beckwith ihn innerhalb der Schlucht sechszehn Mal überschreiten mufste, und tritt endlich in-ein grofses, prachtvolles Amphitheater, dessen ebener Thalgrund # bis 3 Miles breit ist, während die auf beiden Seiten ansteigenden Bergterrassen so weit zurücktreten, dafs ihre Kammhöhen wohl 10 bis 15 Miles von einander abstehen. Diese vom Weber und vom Ben Simons Creek durchströmte Thalsenkung bietet die schönsten Weideländereien dar; in den Schluch- ten und auf den Gehängen findet man kleine Bestände von Cedern, Fichten und Tannen, aber sie sind meist schwer zugänglich. Aus die- sem Thale wendet sich der Weber nach Westen, um die Wahsatch- Kette'in einem 4 Miles langen und höchst pittoresken Canon zu durch- brechen. Die Seitenwände sind noch höher als die der eben erwähnten östlichen Schlucht, an vielen Stellen fast lothrecht; die Thalsohle, inner- halb welcher der Flufs bald an die nördliche, bald an die südliche Felswand herantritt, so dafs er mehrmals überschritten werden mufs, hat eine durchschnittliche Breite‘ von etwa 500 Fufs und ist nur bei niedrigem Wasserstande zu passiren. Nach dem Durchbruch durch den Canon hat der Flufs noch eine Strecke von 17 Miles zurückzu- legen, ehe er den Grofsen Salzsee erreicht. Auch über die Gebirgslandschaften, welehe der Weber oberhalb der Stelle durchfliefst, wo die Emigrantenstraise ihn kreuzt, giebt uns hauptsächlich Beckwith Aufschlufs. Er sowol wie Stansbury machen uns dabei mit einer Localität bekannt, die geographisch sehr‘ interes- 'sant und namentlich auch für die Feststellung einer geeigneten Route durch das ganze Gebirgssystem von Wichtigkeit ist. «Oberhalb der "Einmündung des Red Fork (Echo Creek) durchfliefst der Weber ein Thal von beträchtlicher Ausdehnung, dessen Breite indefs von 3 bis 492 Vom Fort Laramie 4 Miles bisweilen auf ein paar hundert Yards abnimmt. Steigt man längs des Flusses aufwärts, so mündet zur Linken das schmale Thal des White Clay Creek (oder Moran’s Fork), das anfangs guten Graswuchs und einige Bestände von Cedern, Pappeln und Weiden zeigt, weiter aufwärts aber ganz baumlos wird. Zwölf Miles weiter aufwärts führt das Thal des Weber zu der Kamas Prairie, einer ganz ebenen Weidelandschaft, die 8-5 Miles lang und 5 bis 6 Miles breit ist und dadurch besondere Wichtigkeit erlangt, dafs ihr Nordrand vom Weber, ihr Südrand von dem in den Utah-See mündenden Timpanogos durch- schnitten wird. An ihrem nordwestlichen Ende liegt sie 6319 Fufs über dem Meeresspiegel; der Weber tritt in der nordöstlichen Ecke aus einem tiefen und wilden Canon in die Prairie hinein, und verläfst sie wieder in der nordwestlichen Ecke, nachdem er einen 12 Fufs brei- ten Bach aufgenommen hat, der aus einer Schlucht im Ostrande der Prairie hervorbricht und sie in der Mitte durchschneidet. An ihrer Südostecke bricht der Timpanogos aus den Gebirgen hervor, bespült den Fuls des südlichen Randgebirges und verläfst die Hochebene im Südwesten. Von Canadischen Pappeln eingefafst durchfliefst er dann eine 300 bis 750 Fufs breite Thalsenkung, die sich allmählich erwei- tert und zu der grasreichen Round Prairie führt, welche im Westen von der Wahsatch-Kette eingeschlossen ist. Die letztere durchbricht der Timpanogos in einem furchtbaren, 10 Miles langen Canon, dessen Breite zwischen 300 und 900 Fufs wechselt. Die Seitenwände, die im Süden fast senkrecht, im Norden in Absätzen, aber auch sehr steil ansteigen, erreichen zuweilen eine Höhe von 4000 Fufs. An dem Nord- abhange führt der Indianerpfad hin, neben furchtbaren Abgründen, in deren Tiefe der Flufs, mit stets wachsender Schnelligkeit, tobend über die Felsblöcke hinbraust, die sein Bett anfüllen. Wo der Flufs aus dem Canon heraustritt, liegt er 4827 Fufs über dem Meeresspiegel, nur 600 Fufs über dem Niveau des Grofsen Salzsee’s. Da der Bau einer Eisenbahn durch diesen Canon nach Beckwith’s Ansicht nieht mit unüberwindlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, so wäre es von grolser Wichtigkeit, von Osten her, aus dem Quellgebiet des Bear Ri- ver, einen bequemen Zugang zur Kamals-Prairie zu ermitteln. Als ausgemacht kann es jetzt betrachtet werden, dafs der Bear River, der Weber und der Timpanogos — Flüsse, die in ihrem Laufe so weite Umwege beschreiben — jedenfalls sehr nahe an einander entspringen, — im westlichen Theile der Uintah-Kette; sollte nun vom Bear River ein bequemer Pafs nach den Quellen des Weber entdeckt werden, so würde die Kamafs-Prairie den Uebergang von dem letztern Flusse zum Timpanogos auf die leichteste Weise vermitteln. Es bleiben uns nur noch ein paar Worte übrig über den letzten nach dem Grofsen Salzsee. 493 Theil der Emigrantenstrafse von der Furth über den Weber bis zur Stadt am Grolsen Salzsee. Ueber einen Gebirgsrücken am linken Ufer des Flusses gelangt die Stralse in das Thal des East Canon Creek, der unterhalb der Furth in den Weber mündet, folgt dann diesem Thale aufwärts und steigt über eine zweite Gebirgskette in das schmale Thal des Obitkokeche oder Big Canon Creek, eines kleinen wilden Gebirgs- baches, der die Wahsatch-Kette in einer 12 Miles langen Schlucht durchbricht und aus dem sogenannten Goldenen Thor unmittelbar in die Felder tritt, welche die Hauptstadt der Mormonen umgeben. Da die Schlucht sehr schmal ist, haben die Mormonen die Strafse mit grolfser Mühe an den Seitenwänden hingeführt; sie macht sehr viele und zuweilen so scharfe Windungen, dafs man von den Lastwagen die vorderen Joche abspannen muls, und ist überhaupt ein ziemlich gefähr- licher Weg. Zur Anlage einer Eisenbahn ist dieser Canon nach Stans- bury’s Urtheil durchaus nicht geeignet. Wir haben die Routen durch das Gebirgsland im Osten des Grofsen Salzsee’s etwas ausführlicher angegeben, um unter Hinweisung auf das‘ Vorangegangene die orographische Gliederung dieses Terrains in Kürze zusammenfassen zu können. Es lassen sich hier vier grofse Meridian- ketten deutlich unterscheiden, die wir der Reihe nach von West nach Ost anführen wollen. 1) Die westlichste oder eigentliche Wahsatch-Kette. Sie trennt im Norden das Thal des Malade (oder Roseaux) von dem des Bear River, wird dann von dem letztern durchbrochen (S. 486), und setzt östlich von dem Grofsen Salzsee nach Süden fort, auf dieser Strecke „durchbrochen von Ogden’s Creek (S. 490), vom Weber, vom Big Cauon Creek (S. 493) und endlich vom Timpanogos (S. 492). Die Breite der Kette nimmt nach Süden hin zu; der Pafs von Ogden’s Hole über das Gebirge ist nur 3 Miles, der Canon des Weber nur 4 Miles lang, wäh- rend die beiden südlichsten Durchbrüche beziehungsweise 12 und 10 Miles lang sind. 2) Die nächstfolgende, östlichere Kette wird vom Bear River gleich unterhalb der Soda-Quellen durchbrochen, bildet dann die Ostwand von Cache Valley und Ogden’s Hole, wird vom Weber in seiner östliche- ren, 84 Miles langen Schlucht durchbrochen (S. 491) und vereinigt sich ‚mit der westlichen Hauptkette in der Breite des Big Canon Creek. 3) Die dritte Kette falst im Osten das Thal des Bear River von den Soda-Quellen aufwärts bis in die Nähe der Mündung des Thomas Fork ein, wird hier von dem Flusse durchbrochen ($. 483), setzt dann am linken Ufer desselben’ südwärts fort, die westliche Wand des Bear River-Thales bildend, wird dann vom oberen Laufe des Pumbar Creek (S. 489), vom unteren des Red Fork oder Echo Creek und vom Weber A9A Vom Fort Laramie oberhalb der Mündung des Echo Creek durchbrochen, bildet weiter süd- wärts die Westwand der Kamafs-Prairie und wird endlich noch vom Timpanogos in der oben ($. 492) erwähnten, nur 300. bis 900 Fufs breiten Thalsenkung durchbrochen. 4) Die vierte Kette endlich begleitet das Thal des Bear River oberhalb der Mündung des Thomas Fork im Osten, bildet die Wasser- scheide zwischen dem Becken des Grofsen Salzsee’s und dem Green River und schliefst sich im Süden an die Uintah- Terrasse 'an.'. Von der letztern zweigen sich aufserdem noch einige Gebirgszüge nach Nor- den ab; der westlichste derselben, die Wasserscheide zwischen dem Weber und Bear River, erreicht namentlich in dem Quellgebiet des WLite Clay Creek eine bedeutende Höhe, denn Beckwith überstieg hier einen Rücken von 8619 Fufs Höhe. . Eine östlicher gelegene Abzwei- gung ist der Höhenzug, der die Thäler von Black Fork und Muddy Fork scheidet. 6. Der Grofse Salzsee mit seinen Küsten und Inseln. — Die gröfseste Längenausdehnung des Grofsen Salzsee’s beträgt ‚etwa 70 Miles, die mittlere Breite 35 Miles. Die Nordhälfte wird durch.ein weit nach Süden hin vorspringendes Vorgebirge in zwei grofse Buchten getrennt, in deren östliche der Bear River sich ergielst.. Der, See ist im Allgemeinen flach, und fast überall von flachen Ufern umgeben, die, je nach den vorherrschenden Winden, trocken liegen oder unter Wasser gesetzt werden. Das Seewasser ist so stark mit Kochsalz ge- schwängert, dafs es eine der stärksten Salzsolen bildet, die überhaupt bekannt sind. Sogar die Wassertropfen, mit denen die Ruderer 'ibe- spritzt werden, schlagen bei der Verdunstung Salztheile auf’ den Klei- dungsstücken nieder, und nach einem Bade in dem See mufs man sich durchaus mit sülsem Wasser abwaschen, wenn man seinen Körper nicht nach wenigen Minuten mit einer Salzkruste bedeckt sehen will. Fri- sches Fleisch, 12 Stunden lang in dieses Wasser gelegt, ist ziemlich zut gepökelt; Stansbury packte seine Fleischvorräthe, um sie länger aufbewahren zu können, in Fässer und gofs Seewasser darüber, — eine Methode, die er zur Aufbewahrung des Fleisches so praktisch‘ fand, wie die beste sonst übliche; ja er mufste noch etwas: sülses ‚Wasser hinzumischen, damit das Fleisch nicht zu gesalzen würde. . Natürlicher- weise ist das Wasser auch aulserordentlich schwer; in sitzender Stellung, mit ausgestreckten Armen, wird man von ihm so getragen, dafs die Schultern über den Wasserspiegel hervorragen; und das Schwimmen wird gerade dadurch erschwert, dafs die unteren Gliedmafsen gar zu leicht über die Oberfläche emporgehoben werden. Kommt das Wasser in’s Auge, so verursacht es die unangenehmsten Schmerzen; getrunken, En r R nach dem Grofsen Salzsee. 495 erzeugt es Würgen und Erbrechen. In dem grofsen See findet sich nicht eine einzige Fischart. Ganz verschieden von diesem grolsen Salzwasserbecken ist der etwas südlicher gelegene Utah-See, ein schöner, in ein grasreiches und anbaufähiges Thal eingesenkter Sülswasser-See von 30 Miles Länge und 10 Miles Breite. Er ist sehr reich an Fischen, namentlich 'an grolsen, schmackhaften Forellen, und hängt mit dem Grolfsen Salzsee durch den Jordan zusammen. Dieser Flufs durehbricht etwa 10 Miles unterhalb seines Austritts aus dem Utah-See ein Querjoch in einem tiefen Canon, in welehem er mehrere Stromsehnellen bildet, Aiefst dann mit schneller Strömung bei der Great Salt Lake City vorbei und theilt sich in seinem unteren Laufe in mehrere Arme, die durch ein Schlamm- delta sich mit sehr flachen Mündungen in den Grofsen Salzsee er- gielsen. Von den Gebieten, welche die beiden Seebecken umgeben, ist eigentlich nur das östlich von ihnen gelegene für die Cultur von Be- lang, und auch hier beschränkt sich das anbaufähige Land auf einen schmalen Streifen, der sich längs des Fufses der Wahsatch-Kette in einer Breite von nur 1 bis 2 Miles hinzieht. Der Boden besteht hier aus verwittertem Feldspath und Detritus von Kalkstein, und würde sich überall als sehr fruchtbar erweisen, wenn der Ackerbau nicht in Folge der regenlosen Sommerzeit an künstliche Bewässerung gebunden wäre und die zahlreichen Bäche und Quellen, die aus dem Gebirge hervor- brechen, nicht in dem das Wasser begierig einsaugenden Boden so frühzeitig versiegten. In Folge dessen wird auch der schmale eultur- fähige Landstreifen durch manche Stellen unterbrochen, die, weil sie von einem Bache zu fern oder für eine Bewässerung zu hoch liegen, zum Ackerbau nicht geeignet sind. Für diese geringe Ausdehnung des anbaufähigen Landes werden die Bewohner indefs durch die aufser- ordentliche Fruchtbarkeit desselben entschädigt; von einem Acre erndtet man durchschnittlich 40 Bushel Weizen; Stansbury spricht von einer Weizenerndte, welche das 180ste Korn geliefert hat; Rüben und Kar- toffeln gedeihen vortrefflich; schon in den ersten Jahren nach ihrer Ansiedelung dachten die Mormonen an die Anlage einer Rübenzucker- Fabrik. Die Versuche mit Mais haben kein so günstiges Resultat er- geben, da sich die früh eintretenden Herbstfröste als verderblich er- wiesen. Man kann sagen, dafs das anbaufähige Land in der Breite der beiden Seen von Norden nach Süden an Ausdehnung und Fruchtbar- keit zunimmt. Verhältnifsmäfsig am schlechtesten ist der Theil zwi- schen Bear- und Weber River ausgestattet. Hier finden sich nur ein 12 De 496 Vom Fort Laramie paar Süfswasserbäche, die zur Bewässerung benutzt werden können und an denen auch bereits Ansiedelungen entstanden sind; die meisten Quellen enthalten salziges oder brackisches Wasser und die von ihnen durchströmten Ländereien können nur für die Viehzucht verwerthet werden; an vielen Stellen brechen heilse Schwefel- und warme Salz- Quellen hervor, und der gröfseste Theil’ des Landes, namentlich in der Nähe der Mündung des Bear River und des See’s, besteht aus einer ganz unfruchtbaren, salzgeschwängerten Thonschicht, die fast im Ni- veau des See’s liegt und unter Wasser gesetzt wird, so oft der Wind anhaltend auf die Küste weht. Erst am Ogden’s Creek und am Weber River findet man ein gröfseres Areal culturfähigen Landes; hier kön- nen etwa 40 engl. Quadratmeilen gut bewässert werden; die Flüsse besitzen hinlängliche Wasserkraft zur Anlage von Mühlen, und bilden nach ihrer Vereinigung schöne Wiesen. Der Weber wird nach seinem Austritt aus dem Cauon im Süden von- einem Bergrücken begleitet, der sich nach dem See hin verflacht und nach dem Flufsthal terrassen- förmig abfällt; er gewährt den Colonisten treffliche Weideländereien. Weiter südwärts bildet wieder eine Anzahl von Bächen, von denen kein einziger den See erreicht, einen zu Feldern und Gärten benutzten Streifen guten Ackerlandes.. Aber 3 Miles nördlich von Great Salt Lake City beginnt eine Reihe von heifsen Quellen, die auf die Frucht- barkeit des Terrains einen ungünstigen Einfluls äufsern; eine derselben ist in ein bequemes Badehaus geleitet. Die Hauptstadt der Mormonen liegt am rechten Ufer des Jordan, 10 Miles von seiner Mündung entfernt, am Fufse eines Hügelrückens, der sich von der Wahsatch-Kette nach Westen abzweigt. Sie ist auf eine grolse Ausdehnung berechnet, da der für sie abgesteckte Raum 4 Miles lang und 3 Miles breit ist; die Strafsen, 132 Fufs breit, durch- schneiden sich rechtwinklig und umschliefsen Quadrate von je 650 Fufs Länge und Breite, die in eine bestimmte Anzahl von’ Grundstücken, jedes von 1} Acres Areal, zertheilt sind. Jedes Haus mufs 20 Fufs von der Strafsenfront zurücktreten und der vor ihm liegende Raum mit Bäumen und Buschwerk bepflanzt werden; da nun von einem wasser- reichen Bache, der die Stadt durchströmt, in alle Strafsen Canäle ge- leitet sind, Pin zur Bewässerung der Anpflanzungen benutzt werden können, so würde die gartenreiche Stadt nach einer Reihe von Jahren einen höchst erfrischenden Eindruck gemacht haben, zumal da sie von allen Himmelsgegenden her nur durch eine Reise über vegetationsarme oder ganz wüste Hochsteppen erreicht werden kann. Dazu kommt, dafs die Lage selbst sehr malerisch ist: im Norden und Osten steigt das Land terrassenförmig an, im Hintergrunde erheben sich die schnee- bedeckten Gipfel der Wahsatch-Berge; nach Süden hin breitet sich nach dem Grofsen Salzsee. 497 eine fruchtbare wohlbewässerte Ebene aus, die mit den Gärten und Getreidefeldern der Mormonen bedeckt ist. Daran schliefsen sich weiter südwärts jenseits des Dry Cottonwood Creek bis zu dem Querjoch, welches vom Jordan durchbrochen wird, vortreffliche Weidelandschaf- ten. Am American Fork, der sich bereits in den Utah-See ergielst, beginnt: wieder bewässerungsfähiges Land, ein reicher, mit Pflanzen- stoffen gemischter Alluvialboden, der, nur zwischen dem Pomont quint und dem Timpanogos durch ein grasreiches Hügelland unterbrochen, in: beträchtlicher Breite längs der ganzen Ostküste des Utah-Sees fort- setzt und durch eine Reihe von Bächen, die den Utah-See erreichen, bewässert wird. Nach Lieut. Gunnison’s Urtheil kann dieses schöne Utah-Thal allein eine Bevölkerung von mehr als 100,000 Seelen er- nähren; Weizen und alle Knollengewächse gedeihen vortrefflich. Von den Ländereien, welche die andern Küsten der beiden See- becken umgeben, sind nur noch diejenigen im Süden des Grolsen Salz- see’s für die Cultur von einiger, wenn auch geringer Bedeutung. Das System paralleler Meridianketten, welches wir im Osten der See’n ken- nen gelernt haben, macht sich auch weiter westwärts mit grolser Regel- mälsigkeit geltend. So ist das Land im Süden des Grofsen Salzsee’s - durch drei parallele Gebirgszüge in drei Längenthäler getheilt. Das östlichste ist das Thal des Jordan, dessen auf dem rechten Flufsufer gelegenen: Theil wir bereits kennen gelernt haben. Im Westen wird dieses Thal durch die ‚steilen Oquirrh-Berge eingefalst, die sich bis nahe an den See hinziehen, im Süden durch das vom Jordan durch- brochene Querjoch. Das Thal auf dem linken Flufsufer ist seiner Be- schaffenheit nach sehr verschieden; der nördliche Theil ist ein salzge- schwängertes Flachland und eine traurige Artemisien-Steppe; nach Süden hin, etwa in. der Breite der Hauptstadt, verbessert sich der Bo- den und wird zum Theil sogar bewässerungsfähig, fast durchgängig aber zur Viehzucht geeignet. Auch haben sich hier bereits einige An- siedelungen gebildet. Westlich vom Jordan-Thal liegt das Tuilla Val- ley, dessen Boden an manchen Stellen durch Salzquellen unpassirbar wird.‘ Dieses Thal hat im Allgemeinen einen trefflichen Graswuchs, und da es auch an sülsen Quellen nicht fehlt, schicken die Mormonen gern ihre. Heerden hierher, damit sie hier überwintern. Der Gebirgs- _ zug, der das Thal im Westen einfalst, nimmt nach Norden allmählich an Höhe ab und endet, ehe er den See erreicht, mit 5— 600 Fufs hohen Aleraen, von denen sich mehrere Quellen mit salzigem, bitterm und widerwärtig schmeckendem Wasser in den See ergielsen. Das west- _ lichste Thal, von Stansbury „Spring Valley“ genannt, ist dem Tuilla _ Valley sehr ähnlich, da es ebenfalls grasreich ist und an vielen Stellen durch die zahlreichen Quellen sumpfig wird, so dafs es in gerader > Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. IV. 32 498 Vom Fort Laramie Richtung nicht durchzogen werden kann. Es ist etwa 10 Miles breit und wird im Westen durch eine hin und wieder mit hochstämmigen Cedern bestandene Gebirgskette, im Süden durch verhältnifsmäfsig nie- drige Hügel eingeschlossen. Auch dieses Thal scheint nur zur Vieh- zucht geeignet zu sein. Völlig unbrauchbar für menschliche Ansiedelungen ist die Nord- und Westküste des See’s. Sie besteht aus einer horizontalen Fläche, welche nur ein paar Fufs über den Seespiegel emporgehoben ist und in einer früheren Periode ohne Frage selbst unter der viel weiter als jetzt verbreiteten Salzfluth gestanden hat, aus der sich nur die durch die Ebene hinziehenden parallelen Gebirgsketten inselgleich erhoben. Der Boden ist überall mehr oder minder salzhaltig; an Quellen ist er im Allgemeinen arm, und die vorhandenen haben meistentheils sal- ziges oder brackisches Wasser, zum Theil von so widerwärtigem Ge- schmack, dafs es selbst von den verschmachtenden Maulthieren ver- schmäht wird. Die Vegetation besteht im Norden aus Artemisien und Salzpflanzen; weiter südwärts wird der Boden auch für diesen dürf- tigen Pflanzenwuchs zu arm, und meilenweit sieht man nichts als den kahlen, salzhaltigen Thonboden, der in der trockenen Jahreszeit ent- weder von vereinzelten Salzkrystallen funkelt, oder mit einer zusammen- hängenden Salzkruste, welche einen nicht zu schwer beladenen Wagen tragen kann, bedeckt ist, nach einigen Regentagen aber in einen zähen Schlamm verwandelt wird, in welchem Thiere und Wagen stecken blei- ben. Da selbst an den Bergrücken, die sich kahl und ernst aus dieser traurigen Wüstenei erheben, Quellen mit genielsbarem Wasser sehr selten sind, ist eine Reise durch diese Salzebenen in Folge des Man- gels an Trinkwasser, an Gras und an Brennmaterial mit ganz aufser- ordentlichen Strapazen und Gefahren verknüpft. Zur Zeit der Ankunft Stansbury’s in der Mormonenstadt galt es dort für absolut unmöglich, zu Lande um den See zu reisen; mancher kühne Trapper hatte in der Hoffnung, aus den Einöden mit einer reiehen Ausbeute an Biberfellen zurückzukehren, den Versuch gewagt; aber stets vergebens; wer zu- rückkehrte, war eben nur mit genauer Noth dem nahen Verderben entronnen. Auch Stansbury kam ungeachtet aller Vorsichtsmafsregeln bei seiner Reise um den See mehrmals in eine Lage, in welcher es sehr zweifelhaft wurde, ob ihm und seinen Leuten eine glückliche Heimkehr beschieden sei; tagelang fand er weder Wasser noch Gras; Ueberreste eines Emigrantenwagens, der im Schlamm stecken geblieben war, bildeten einen hoch erfreulichen Fund, da sie ersehntes Brenn- material zum Kochen gewährten; oft war das Wasser, das man von der letzten Quelle mitgenommen hatte, so knapp geworden, dafs die dureh ganz ungewöhnliche Strapazen entkräftete Mannschaft selbst auf x# nd nach dem Grofsen Salzsee. 499 den Kaffee verzichten mulste; es wird ausdrücklich bemerkt, wo man endlich wieder so viel Wasser fand, dafs man sich waschen konnte. Eine der traurigsten und zugleich ausgedehntesten Salzflächen durch- schnitt Stansbury, ehe er den westlichsten Punkt auf seiner Expedition erreichte. Zur Veranschaulichung dieses Gebiets heben wir die betref- fende Schilderung aus seinem Tagebuche hervor. „Es wurde nun“, heifst es unter dem 28. October, „durchaus nothwendig, für die Maul- thiere Wasser zu finden; sie waren jetzt fast 40 Stunden ohne Wasser, fast immer unter dem Sattel und beinahe ganz ohne Futter gewesen. Es blieb uns also Nichts übrig, als in der Nacht so weit als möglich vorwärts zu kommen, damit wir die westliche, dieses Becken einschlies- sende Hügelkette am folgenden Tage möglichst zeitig erreichten. Wir sattelten Abends also wieder und schlugen dieselbe Richtung ein nach einer andern über die Ebene sich erhebenden Berginsel, die etwa 15 Miles entfernt zu sein schien. Die Nacht war kalt und mondscheinhell. Der Weg führte über eine Fläche von feuchtem Thon und Salzschlamm, der zuweilen weich und tief war und das Vorwärtskommen sehr er- schwerte. Jede Spur von Vegetation war verschwunden; selbst die sonst unvermeidlichen Artemisien fehlten hier. Die Thiere waren so müde und schwach, dafs wir Alle zu Fufs gingen und sie vor uns her- trieben. Das Maulthier, welches schon Nachmittags zusammengebro- chen war, konnte jetzt sich nicht weiter schleppen und mulste auf der Ebene zurückgelassen werden, wo es ohne Zweifel umgekommen ist. Auch andere verriethen einen solchen Grad von Erschöpfung, dafs das Gepäck wiederholt umgeladen und erleichtert werden mufste. Ich fing an ernstlich zu fürchten, dafs ich mit den Thieren die Berge nicht mehr erreichen würde; und selbst für den Fall, dafs wir sie erreichten, konnte ich nicht sagen, ob wir dort zeitig genug Wasser finden wür- den, um sie am Leben zu erhalten. Wir brachten die Nacht in Folge dessen in grofsen Sorgen zu, und setzten den Weg bis nach Mitter- nacht fort, hin und wieder über kleine Salzwasserbäche, die von Nor- den kamen, bis wir einen kleinen isolirten Hügel erreichten, eine Masse von kahlen Felsblöcken, auf denen kaum ein Grashalm zu entdecken war. Brennholz und Wasser gab es hier nicht; wir legten uns also, obgleich die Nacht recht kalt war, ohne Feuer und ohne Speise auf ' den Sand nieder, durch einen achtzehnstündigen Marsch bis zur Er- stone ermüdet. Das einzige Zeichen vegetabilischen Lebens be- stand hier in einer kleinen Pflanze aus dem Geschlecht der Chenopo- _ diaceen, ohne Blätter, aber mit grofsen Stacheln. Von Artemisien _ zeigte sich keine Spur. Im Norden und Süden erhoben sich ähnliche, _ aber gröfsere Berginseln wie diejenige, bei welcher wir Halt gemacht en Frühmorgens, als wir erwachten, hatten sich die Maulthiere 32” 500 Vom Fort Laramie um uns versammelt und schauten recht niedergeschlagen und kläglich darein; sie hatten umsonst nach Futter gesucht und waren nun dem Verhungern nahe. Vor uns sahen wir allerdings den Bergrücken, wo wir Wasser und Futter für sie zu finden hofften, aber bis dahin dehnte sich eine 15 bis 20 Miles breite Schlammebene aus, die wir durch- ziehen mufsten, wenn wir die Berge erreichen wollten. Ich fürchtete sehr, die Tbiere würden zur Lösung dieser Aufgabe zu schwach sein; aber dort lag unsere einzige Hoffnung. Wir brachen auf, sämmtlich zu Fufs, in derselben Richtung Südwest bei West, die wir während des vorigen Tages innegehalten hatten. Die Berginsel, an deren Fuls wir die letzte Nacht zugebracht hatten, zeigte Schichten von Sandstein und Schiefer, die verhältnifsmälsig jungen Ursprungs zu sein schienen. Sie waren durch Hitze offenbar etwas verändert, wenn auch nicht be- deutend. Am Nordostpunkte der Berginsel zu unserer Linken waren die Schichten: in einem Winkel von 70° nach NO. geneigt. Verstei- nerungen wurden nicht gefunden. Nicht weit von der Westseite dieser emporgehobenen Felsmassen bemerkte ich eine Art alten Kraters, der etwa drei Viertheile eines umgekehrten Kegels bildete und nach NW. geöffnet war; ihn schlossen sehr verworfene Schiehten von Schiefer und. Sandstein ein, die an den gegenüberstehenden Seiten nach ent- gegengesetzten Richtungen geneigt waren. Vulkanische Gesteine wur- den da, wo wir diese Berginseln überschritten, nicht bemerkt, aber verwitterte Conglomerate und Alabaster zeigten sich in beträchtlicher Menge. Der erste Abschnitt der Ebene, über die wir jetzt hinzogen, bestand einfach aus verhärtetem Schlamm, der dicht mit kleinen Salz- krystallen bestreut war. Darauf kamen wir auf einen 3 Miles breiten Streifen, welchen eine dünne Salzschicht im Zustande der Auflösung bedeckte, die so weich war, dafs unsere Maulthiere bei jedem Schritt in den darunter liegenden Schlamm einsanken. Endlich erreichten wir einen Theil der Ebene, auf dem eine ununterbrochene feste Salzkruste ruhte; er erstreckte sich bis zu dem Gebirge. Diese zusammenhän- gende und schneeweilse Salzdecke war so fest und stark, dals sie das Gewicht unseres ganzen Zuges ertrug, ohne auch nur im Geringsten nachzugeben oder zu brechen. Unsere Maulthiere gingen darauf wie auf einer festen Eisfläche. Das ganze Feld war mit einem Netzwerk erhöhter Streifen durchzogen, die etwa um einen halben Zoll hervor- vagten, als ob das Salz sich bei der Krystallisation ausgedehnt hätte. Meiner Schätzung nach war dieses Feld mindestens 7 Miles breit und 10 Miles lang; wie weit es sich nach Norden erstreckt, kann ich in- defs nicht sagen; sollte es auch nach dieser Richtung hin fortsetzen, so ist seine Ausdehnung viel gröfser. Das Salz war sehr rein und weils, etwa # bis $ Zoll dick und in jeder Beziehung unserem besten nach dem Grofsen Salzsee. 501 Kochsalz gleich. Legt man diese Zahlenangaben zu Grunde, so be- trägt die Masse des hier in einer einzigen grofsen Tafel krystallisirten Salzes, mit Ausschluls des oben erwähnten, im Zustande der Auflö- sung begriffenen, über 4% Mill. Kubik-Yard oder etwa 100 Mill. Bu- shel. Um 2 Uhr Nachmittags erreichten wir den Westrand der Ebene und erblickten hier zu unserer unaussprechlichen Freude eine kleine Wiese, durch die sich unter Gruppen von Weiden, wilden Rosen, Ar- temisien und anderem Buschwerk ein Bach mit sülsem Wasser hin- schlängelte. Das war eine höchst nothwendige und willkommene Er- frischung für unsere fast verhungerten Thiere, die nun für mehr als 60 Stunden, während deren sie fast immer auf dem Marsche gewesen waren, fast aller Nahrung entbehrt hatten.“ Von dieser Bergkette, deren südlichste Spitze den Namen „Pilots Peak“ erhalten hat, mufste Stansbury nun 70 Miles weit wieder die- selbe Salzwüste nach Osten durchziehen, ehe er die süfsen Quellen im Spring Valley erreichte. Unglücklicherweise hatte eingetretenes Regen- wetter die Salzkruste aufgelöst und den Boden in eine zähe, schlüpf- rige Schlammmasse verwandelt. Da auf dieser weiten Strecke auch kein Graswuchs zu erwarten war, schnitt man vor dem Aufbruch mit Messern so viel Gras als möglich, bepackte damit die Maulthiere und füllte alle Wassergefälse, die freilich einen für die ganze Expedition und für eine so weite Tour ausreichenden Vorrath doch nicht aufneh- men konnten. Daraus kann man ersehen, was es für eine ganze Caravane, mit schwerbeladenen Packwagen und der entsprechenden Anzahl von Zugvieh, bedeuten will, wenn sie eine solche Reise unter- nimmt; und dennoch haben seit dem Jahre 1846 mehrmals Emigranten- Züge auf diesem südlichen Wege den Humboldt River zu erreichen ge- sucht! Dafs so gewagte Unternehmungen an Unglücksfällen reich sind, versteht sich von selbst. Stansbury traf auf dem Wege Wagen und Karren an, die im Schlamme stecken geblieben waren, und dabei die Gerippe des Zugviehs, dessen Erschöpfung die Eigenthümer genöthigt hatte, Hab’ und Gut im Stich zu lassen, um wenigstens das eigene Leben zu retten. Da lagen, zum Theil noch in den Wagen, zum Theil auf dem Wege verstreut, ganze Vorräthe ausgezeichneter Kleiderstoffe, Koffer mit Habseligkeiten, Kisten mit Handwerkszeug, Bücher und an- _ dere Gegenstände, die von den ehemaligen Besitzern mühselig Tausende Er Miles weit bis hierher gebracht und sicherlich nicht ohne die drin- - gendste Nothwendigkeit zurückgelassen waren, — ein trauriges Bild aus dem Emigranten-Leben! Selbst in der trockenen Jahreszeit, wo _ die Ebene mit einer Salzdecke belegt ist, dürfen nur leicht beladene, _ mit Wasser und Futter für das Vieh hinlänglich versehene Wagen, mit _ starken Thieren, welche auch während der Nacht den Marsch fortsetzen 502 Vom Fort Laramie nach dem Grofsen Salzsee. können, sich den Gefahren einer solehen Reise ohne Besorgnils aus- setzen; ohne diese Vorsichtsmafsregeln sind Unglücksfälle unvermeid- lich. Stansbury legte die Reise, freilich unter ungewöhnlichen Stra- pazen, glücklich zurück; nur kurz vor dem Ziele mulste er einige ganz erschöpfte Maulthiere im Stich lassen. Von den Inseln des Grofsen Salzsee’s haben nur die beiden süd- lichsten und gröfsesten, Antelope Island und Stansbury Island, für die Mormonen- Ansiedelungen einige Bedeutung. Dem System der Meridianketten, welches das ganze Hochland charakterisirt, entsprechend, bestehen auch diese Inseln aus Bergrücken, die von Norden nach Sü- den gerichtet sind. Beide sind im Süden durch feste Sandbarren, über die man mit beladenen Wagen hinüberfahren kann, mit dem Festlande verbunden; nur bei Nordwinden werden diese Barren unter Wasser gesetzt, doch nie so tief, dals man die Meerenge zwischen dem Fest- lande und den Inseln nieht sollte durchwaten können. Die Barre im Süden von Stansbury’s Island besteht aus einer sehr breiten Sandebene, die grofsentheils mit Artemisien bewachsen ist; und vom Nordende der Insel zieht sich nordwärts eine lange Sandbank, über die zuweilen kaum ein Boot hinüberfahren kann, bis zu der kleinen Insel Car- rington, die sich aus einem ganz flachen Theile des See’s 6 — 700 Fufs hoch erhebt. Antelope Island ist 16, Stansbury’s Island 12 Miles lang; die höchsten Spitzen erheben sich gegen 3000 Fufs über den Seespiegel. Auf beiden Inseln ist die östliche Abdachung nicht arm an Süfswasserquellen, die von üppigem Graswuchs umgeben sind; die Inseln werden deshalb von den Mormonen als Weideländer benutzt. Auch Fremont’s Insel — von Fremont selbst Disappointment Island genannt, — die nur 14 Miles im Umfang hat, würde für die Vieh- zucht verwerthet werden können, wenn es gelänge, durch Bohren auf Quellen zu stofsen; die Insel hat an den Gehängen einen üppigen Graswuchs; wilde Zwiebeln und Pastinaken bedecken ganze Strecken; auch der Sego, ein Gewächs mit einer wallnufsgrofsen, sehr schmack- und nahrhaften Zwiebel, die von den Indianern eifrig gesucht wird, ist reichlich vorhanden; aber der absolute Mangel an Trinkwasser macht die Insel für jeden längeren Aufenthalt ungeeignet. 503 Miscellen. Ueber die Wärme des Meerwassers im finnischen Meerbusen. Von H. W. Dove. In dem im ersten Bande der neuen Folge dieser Zeitschrift enthaltenen Auf- satze über das Klima des preufsischen Staats habe ich (S. 380) darauf aufmerk- sam gemacht, dals das auf einer weit hervorspringenden Landzunge gelegene Hela, mit dem nahegelegenen Danzig verglichen, den grölsesten Wärmeüberschuls im November zeigt, hingegen im April und Mai die gröfseste Abkühlung, und den Grund der auffallend niedrigen Frühlingstemperatur Preufsens, Pommerns und Mecklenburgs auf die Wärme des Meerwassers der Ostsee zurückgeführt, wie sich diese aus den in Dobberan und Kopenhagen angestellten Beobachtungen ergiebt. Die Zahlenwerthe für diese Station habe ich in diesem Bande S. 60 mitgetheilt. Diesen Bestimmungen kann ich eine sie bestätigende Ergänzung hinzufügen durch Beobachtungen der Meereswärme an einer viel nördlicheren Station, nämlich Rewal in Esthland am finnischen Meerbusen. Sie sind von Wesselowsky in seinem 1857 erschienenen „Klima von Rufsland“ S. 37 mitgetheilt, einem Werke, wel- ches durch die umsichtige Bearbeitung eines reichen, zum grofsen Theil hier zu- erst veröffentlichten Beobachtungsmaterjals sich auszeichnet. Die Beobachtungen der Meereswärme umfassen die Jahre 1847, 1849, 1850. Die folgende Tafel enthält die Ergebnisse in Reaumur’schen Graden: 1 Temperatur des Meeres Temperatur j elta : ! in 7 engl. der Luft | Oberfläche | Fufs Tiefe Forts ot ‚a eg Februar —5.26 20.38 ‚nhnt=0:45 März — 3.84 —0.35..|.—011 April 015, | 08, —0.01 Mai 7.30 a3 | "3.97 uni 100 | 99.1 83 Juli 12.73 11.42 | 11.17 August 14.03 13.13 13.23 September 9.09 10.43 10.38 October 4.13 4.99 5.11 November 1.70 2.84 3.20 December —1.75 | 1.01 | 1.48 4 Winter —4.54 0.04 0.43 Frühling 1.20 1.43 1.28 1 Sommer 12.59 11.31 11.05 Herbst 497 | 609 6.23 | Jahr | 3.56 4.72 | 4.75 504 Miscellen: Ich habe zur besseren Vergleichung in der folgenden Tafel die für Kopen- hagen und Dobberan erhaltenen Ergebnisse unmittelbar neben die in Rewal gefun- denen gestellt. Zahlen mit negativem Zeichen bedeuten, dafs die Temperatur des Meerwassers geringer war als die Luftwärme, positive Zahlen hingegen, dals sie dieselbe übertraf. Kopen- k Rewal hagen | obberan | Operfäche| 7 Fufs Tiefe Januar 1.70 2.34 6.10 6.58 Februar 0.35 0.31 4.88 5.141 März —0.30 | —0.80 3.59 3,73 April ie —0.80 | —0.33 | —0.16 Mai —1.18 | —1.85 | —2.57 | —3.33 Juni —0.63- | 1.56 [1.61 | —2.25 Juli —0.05 0.13 —1.314 1) 1.56 August 0.52 0.71 —0.90 —0.80 September 1.49 1.40 1.344207 7.29 October 1.49 2.20 0.86 | 0.98 November 1.56 4.46 1.14 1.50 December 1.48 2.93 2.76 | 3.23 Winter 1.18 1.86 4.58 4.97 Frühling —0.90 | —1.15 0.23... .. 0.08 Sommer —0.05 | —0.24 | —1.28 | —1.54 Herbst 1.40 2.69 a u 16 Jahr 0.49 0.79 1.16 1.19 Die gröfseste Temperaturerniedrigung des Meerwassers unter die Luftwärme tritt also übereinstimmend in Rewal und Dobberan im Mai ein und ist in Kopen- hagen im April und Mai nahe gleich grofs. Der abkühlende Einflufs des Meer- wassers dauert aber im finnischen Meerbusen viel länger, denn hier ist sogar noch der August mit negativem Zeichen, während in Dobberan schon der Juli positiv wird. Der Grund liegt sehr nahe, da die Eismassen des Winters natür- lich desto später verschwinden, je weiter wir nach Norden hinaufgehen. Auch fällt in der That die Temperatur des Meerwassers in Rewal vier Monate unter den Frostpunkt, in Dobberan und Kopenhagen nicht einen. Diese Verzögerung wirkt natürlich auf die Gestalt der ganzen Jahrescurve, der in Dobberan im November gröfseste Wärmeüberschuls 4.46 fällt in Rewal auf den Januar, wo er 6.10 be- trägt. Da an zwischenliegenden Punkten Beobachtungen der Meereswärme fehlen, so können wir einen indirecten Schlufs auf die dort stattfindenden Verhältnisse machen, wenn wir die Luftwärme an Orten vergleichen, von denen der eine un- mittelbar am Meere gelegen, der andere tiefer in’s Land hinein. Hierbei können natürlich nur gleichzeitig angestellte Beobachtungen benutzt werden, da die Wärme desselben Monats in verschiedenen Jahren sehr verschieden ausfällt. Dies ist bei den folgenden Tafeln der’ Fall, von welchen die erste aus den Jahren 1849 bis 1853 bestimmt und aus Wesselowsky’s Werk entlehnt ist, die andern sich auf die gleichzeitig angestellten Beobachtungen des preufsischen meteorologischen In- stituts gründen. en Zee Ku Ueber die Wärme des Meerwassers im finnischen Mceerbusen. 505 Rewal Petersburg | Unterschied Januar 604 | 815 2.41 Februar — EB» | 693 1.12 März —390 | —468 0.78 April 0.95 | 1.17 —0.22 Mai mw | 7.68 —0.65 Juni 11.60 | 11,99 —0.39 Juli 13.85 , 14.18 — 0.33 August 12u91 || 1281 0.18 September 8.741 | 8.44 0.30 October ABA: | 3.90 0.74 November —0.73 — 1.06 0.33 December —149 | —-4.12 2.65 nn SS nn ee ee WERE Jahr 3.49 2.94 0.45 Memel Tilsit Unterschied NEE Fu u En Eng Sein nenn seT- ones menge rom en Januar —3.87 5.47 1.60 Februar —2.32 —3.11 0.79 März — 0,80 —.0,89 0.09 April 3.45 | 4.07 —0.62 Mai 8.38 9.51 -ıiB Juni 11.61 12.76 —1.15 Juli 18.3% | 14.07 —0.70 August 13.15 13.40 —0.25 September 10.07. -:| 9.87 0.20 October 6.80 6.36 0.44 November 1.65.° 0.97 0.68 December —0.23 er 1.24 101 Jahr | 5.12 | 5.02 0,10 | Hela Danzig Unterschied 7 EEE SE ER ERTTE BR Fr Januar E 2.14 :5),#22.2.60 0.46 Februar 0.028 | —0.30 0.38 März 0.52: "4 0.92 —0.40 April 4.16 5.32 — 1.16 Mai 7.60 9.10 1.50 Juni 11.90 12.93 1.03 Juli 13.54 0° 44.16 —0.62 August 13.69 1 43.76 —0.07 September 10.98 , 10.65 0.33 October 8.05 | 1.53 0.52 November 3.13 | PR 0.76 December 1.18 | 0.66 0.52 Jahr 6.06 | 6.24 | 0.45 506 Miscellen : Cöslin Bromberg | Unterschied a EN EU Er EN | Januar —2.45 —2,85 0.40 Februar —0.91 — 1.08 0.17 März 0.59 0.40 0.19 April 4.62 5.31 —0.69 Mai 8.68 9.94 — 1.26 Juni 12.11 13.43 — 1.32 Juli 13.49 14.57 —1.08 August 13.24 13.71 —0.47 September 10.47 10.12 0.05 October 7.23 7.24 — 0.01 November 1.86 1.59 0.27 December 0.27 —0.30 0.47 Jahr 33 | 6.01 —0.28 Zur Statistik des Grofsfürstenthums Finnland. Das Grofsfürstenthum Finnland zerfällt gegenwärtig in 8 Landestheile, die man im gewissen Sinne als Analoga der russischen Gouvernements betrachten kann. Von der kaiserlich russischen Regierung werden sie geradezu als Gouver- nements bezeichnet, so dafs das gesammte einheitlich geordnete russische Reich in Europa, Asien und Amerika, mit Einschlufs der fünf neuen polnischen Gou- vernements Warschau, Ljublin, Radom, Plozk und Awgustowo, gegenwärtig aus 80 Statthalterschaften sich zusammensetzt, die wieder einer Kreis- Unterabtheilung unterliegen. Die Bevölkerung des Grofsfürstenthums Finnland betrug nun nach P. v. Köppen’s ausgezeichnetem Werke: „Deuyjataja Rewisija“ (Neunte Volks- revision) im Jahre 1851: Flächeninhalt Dichtigkeit der Gouvernements in geogr. Qua- | Bevölkerung |Bevölkerung auf dratmeilen 1 Quadratmeile 1) Äbo- en ana: 482,27 292,098 606 2) Kuopio. . . ME 815,28 196,155 241 3), .Nyland'.: -M@sSMezrent 2. 208,86 160,252 767 4). ‚St. Mich ie 430,70 148,039 343 5) Tawastehus . . . . 358,77 152,526 425 6); Dleäborg . 889. .T. 3040,08 157,010 52 DW 775,83 257,824 332 S),.Wibote a... 771,74 273,011 354 Das gesammte Grofsfürstenthum zählt hiernach eine Totalbevölkerung von 1,636,915 Seelen und hat ein Areal von 6883,53 Quadratmeilen, so dafs auf eine geogr. Quadratmeile eine Bevölkerung von nur 238 Individuen kommt. Darunter befinden sich nach der Verschiedenheit der Religionsbekenntnisse: Protestanten beider Confessionen, besonders aber Lutheraner 1,589,771 Katholiken der rechtgläubigen griechischen Kirche . . . 47,144 Summe, wie oben, 1,636,915. Anhänger der letztgedachten Confession gab es indefs nur in den Gouver- Ri Zur Statistik des Grofsfürstenthums Finnland. 507 nements Äbo-Björneborg (968), Wiborg (38,333), Kuopio (6,788), Nyland (927) und St. Michel (128). In den drei Gouvernements Tawastehus, Uleäborg und Wasa fehlte die griechische Confession oder, mit anderen Worten, die russische Bevölkerung gänzlich. Hier gab es nur Tschuden (Finnen und Lappen) und aulserdem Deutsche. Die Bevölkerung ist in dem angeführten Werke des Herrn v. Köppen (vergl. S.167— 174) auch nach Geschlecht und Alter geordnet. . In ersterer Beziehung bestand sie aus: Personen männl. Geschl. weibl. Geschl. innerhalb der lutherischen Kirche 769,546 820,225 innerhalb der griechischen Kirche 26,671 20,473 zusammen 796,217 840,698. Hinsichtlich der Altersklassen zählte man: Individuen männl. Geschl. weibl. Geschl. von der Geburt bis zum vollendeten 15. Lebensjahre 281,850 283,305 zwischen 15 und 40 Jahren '. 2.7.02.” "320,949 330,158 von 40 bis 60 Jahren. 2. Dumm. De nr er 44,791 160,487 OR 60 bar Jahren m. bild ae th 96,300 FDu4 25:bi8 90. Jahremös tuları wirnumaah, ige, Did 6,192 10,252 ton BON bisy1 004 dakrenetin ler sl Ing gem 69 190 ErOOahre erg aRen BlleN l mado, 3 6 zusammen 796,217 840,698. Was die städtische Bevölkerung betrifft, so geht die „Dewjataja Rewisija“ natürlich auf die Ergebnisse des Jahres 1851 zurück, und überliefert dieselbe, wie auch die Population der Kreise, sehr genau nach der Religion, dem Alter u.s. w. Aus der Matrikel vom Jahre 1856 liegen indefs in dem von der Aka- demie zu St. Petersburg redigirten Kalender (Jahrgang 1858, S. 118 und 119) neue Angaben vor; darnach existiren in Finnland nur zwei Städte mit einem Volksstande von mehr als 10,000 Seelen, nämlich: Helsingfors, die Hauptstadt des Landes, 1856 mit 14,160, und Äbo, die alte, Metronnle,. 4. 1. u „7. -. ‚13,525; Städte mit einer Bevölkerung von 5 — 10,000 Einwohnern bestanden im Jahre 1856 drei: Uleäborg mit 6,366, Björneborg - 5,235, und Wiborg - 9,229. Zwischen 1 - 5000 Einwohner zählten folgende 17 Städte: Tammerfors. . „0.0. 3,775 Einw. | Brahestad . 2.20 2,498 Einw. Kuopio . . 2 428 = yanesa rer; 3 Fredrikshamn . . . . 3318 - a ET ER Tage Wasa (Nikolaistadt) . . 2,953 - TAWABIEHUS nern 3 BB en 2 2.045. rc Christinestad . » x» 2,138 - INyBRBN Aurareti ee Hr 45 - Gamla Karleby. . . . 2,086 - 508 Miscellen: Jakobstad x 2... 1,679 Einw. | Ny Karleby. . . . „1,199 Einw. Wilmanstrand „ausnarnn 1 818na= um Kezholmuni .al. AU!) 020 Ekepäsın -sib ‚oarrrulk needs uhr In allen übrigen Städten, deren der St. Petersburger Kalender noch eine ganze Reihe verzeichnet, betrug die Bevölkerung unter 1000 Seelen. Zum Theil fand sich auch eine Lücke im Verzeichnifs. Das städtische Element ist hiernach im Grofsfürstenthum Finnland nur sehr schwach vertreten. Sämmtliche oben ver- zeichnete 22 Städte Finnlands haben nur eine Totalbevölkerung von 83,279 Seelen. Dr. J. Altmann. Die Orontschenen am Amur. Von Orlow !). Die Namen Tungusen und Orontschenen bezeichnen ein und dasselbe No- madenvolk, mit dem einzigen Unterschiede, dafs sie auf dem Gebiete von der Stadt Bargusinsk nach Osten bis zum Flusse Witim und überhaupt am ganzen linken Ufer dieses Flusses, wie auch in den Thälern der oberen Angara und Kitschera Tungusen genannt werden, während die Nomaden jenseits des Witim, an den Flüssen Olekma, Tungir, Niuksha, Oldoi und an den Ufern des Amur Orontschenen heifsen. Die erste Benennung rührt von der im Russischen ver- derbten Aussprache des Wortes Kungu her, welches einen kurzen Pelz aus Renn- thierfellen bezeichnet, der oben mit Wolle zusammengenäht ist und den diese Barbaren im Herbst, im Winter, im Frühling und zuweilen auch im Sommer zu tragen pflegen; die andere kommt vom Wort oron (russ. olen), Rennthier her, ihrem einzigen Hausthier, auf dem sie reiten und ihre Lasten befördern, während sie gleichzeitig von den Weibchen eine dicke Milch erhalten, die an Geschmack der besten Sahne nicht nachsteht. Die Amurischen Örontschenen werden sie nach dem Hauptstrome genannt, an dessen Nebenflüssen sie nomadisiren; dabei verbringen sie den ganzen Früh- ling und den Anfang des Sommers an den Ufern dieses grolsen Flusses, um sich mit der Fischerei zu beschäftigen. Das Gebiet, innerhalb dessen die Amurischen ÖOrontschenen am linken Ufer des Amur nomadisiren, wird im Norden durch den Jablonnoi Chrebet begrenzt; es beginnt an der Quelle des Amasar, die 80 Werst nördlich von der Stanize Gorbitschenskoi liegt, und dehnt sich bis zur Quelle des Oldoi einschlie(slich aus; durch diesen Flufs wird ihr östliches Gebiet von den Jagdbezirken der Manegren getrennt. Auf dem rechten Ufer beginnen die Jagd- reviere der Orontschenen bei Ust Strjälotschnoi Karaul, gehen zur Quelle der Albasicha und im Thale dieses Flusses bis zu seiner Mündung, jenseits deren russische Orontschenen nicht auf die Jagd gehen. Fischerei. Obgleich der Amur ein grofser Flufs ist und die Orontschenen !) Lieut. Orlow war von dem General- Gouverneur von Ost-Sibirien der von der Kais. Russ. Geogr. Gesellschaft ausgerüsteten ostsibirischen Expedition attachirt und hat das von den Orontschenen bewohnte Gebiet im Jahre 1856 bereist. Der obige Bericht ist im neuesten (XXI.) Bande des „Wjästnik“ der Kais. Russ. Geogr. Gesellschaft in russischer Sprache veröffentlicht, aus der wir ihn übersetzt haben. Be Die Orontschenen am Amur. 509 noch nicht so weit gekommen sind Fischerbänke zu errichten und auf ihnen Reu- sen zum Fischfang zu stellen, auch das Auswerfen der kleinen bei ihnen üblichen Haarnetze ihnen keinen Vortheil bringt, so gewährt dafür doch der Ueberflufs an grofsen Fischen die Möglichkeit, sie durch Harpuniren oder in-„Selbstfängen“ zu fangen. Die erstere Art des Fanges wird folgendermafsen bewerkstelligt. Zuerst machen sie einen Omurotsch oder einen kleinen Kahn aus Birkenrinde und eine Harpune auf einer langen Stange zurecht, an welcher vier eiserne Spitzen so an- gebracht sind, dafs sie alle gleichzeitig mit Bequemlichkeit nach jeder Seite ge- dreht werden können '), wenn eine daran befestigte Schnur nachgelassen wird. Dann klettert einer von den ÖOrontschenen bei stillem Wetter auf das hohe Ufer oder auf einen steilen Felsen, und späht von dort über den ganzen Flufs, ob vielleicht ein Fisch vorüberzieht. Sobald er auf dem Wasser einen Streifen be- merkt, ruft er einem ‘andern Genossen zu, dafs er sich beeile den Fisch einzu- holen. Dieser setzt sich mit der erwähnten Harpune in den bereit gehaltenen Omurotsch und verfolgt den Fisch, indem er sich bemüht ihn mit der Harpune zu treffen, und wenn ihm dieses gelingt, läfst er augenblicklich die Schnur nach und die Harpune fahren und behält nur das Ende der Schnur bei sich; der Fisch wirft sich mit der in ihm steckenden Harpune nach allen Seiten, bis er sich ganz matt gearbeitet hat. Dann sucht ihn der Orontschene allmählich vermittelst der Schnur ans Ufer zu ziehen, wo seine Kameraden, ebenfalls in kleinen Kähnen von Birkenrinde, ihm helfen den Fisch vollends zu tödten und ihn ans Land zu schleppen. Auf diese Weise harpuniren sie Störe, Taimene, Bjelugen und Ka- lugen (?) von solcher Gröfse, dafs der Kaviar von einem einzigen Fische zuweilen ein Pud und mehr wiegt. Bei diesem Fischfang sind für den Beobachter ganz besonders die scharfsinnigen Manoeuvres des Orontschenen in dem Omurotsch merkwürdig, wenn er den Fisch verfolgt. Noch überraschender wird aber das Sehauspiel, wenn es ihm gelingt, den Fisch zu treffen, dieser sich nach allen Seiten herumzuwerfen anfängt, und ‘der behende Orontschene sich mit seinem Kahne um ihn herum bewegt. Die zweite Art, Fische in Selbstfängen zu fangen, besteht darin, dals man sich zuerst ein langes Tau, von 40 bis 80 Sashen Länge, verschafft und an diesem kleine Stricke in einem Abstande von einer Arschin und von eben solcher Länge anbindet. An die Enden dieser kleinen Stricke befestigt man spitze ei- serne Haken von 1} Werschok Länge, während man auf das Tau eine Menge birkener Schwimmhölzer aufzieht und aufserdem an ihm in einem Abstand von je 2 bis 3 Sashen lange hölzerne Stäbe befestigt. Darauf bindet man an beide Enden des Tau’s eine Last, spannt es quer über den Strom und versenkt es, Dann setzt sich dasselbe mit den beiden Enden auf dem Grunde des Flusses fest, während gleichzeitig der mittlere Theil desselben mit den Haken in Folge der Schwimmhölzer und der hölzernen Stäbe in die Höhe gehoben wird, so dafs die _ Haken sich etwa eine Arschine oder noch weniger von der Oberfläche des Was- ‚sers entfernt befinden und, von der Strömung des Flusses in Bewegung gesetzt, - 1) Der Zweck dieses Theiles der Vorrichtung ist aus dem Folgenden nicht recht ersichtlich. 510 Miscellen: sich in die zwischen ihnen hindurchziehenden Fische einhaken und sie festhalten ’). Der Fischer nähert sich dann, tödtet die Fische und legt sie in seinen Omurotsch. Aber in diesen Selbstfängen werden doch nur Fische mittlerer Gröfse, von } bis 1: Sashen, festgehalten; grofse Fische, die in dem Selbstfang festgehakt werden, ziehen ihn stromabwärts mit dem ganzen Apparat. Die gefangenen Fische verzehren die Orontschenen entweder selbst oder ver- tauschen sie gegen Getreide an die Kosaken, die aus Tygomarskoi und Ust- Strjälotschnoi Karaul, wie aus den Ansiedelungen an der Schilka, z. B. Kularki, Tschernaja und Gorbiza hierher kommen. Bei dem Tauschhandel geben die letz- teren für jedes Pud Fisch ein oder anderthalb Pud, für das Pud Kaviar 3}, so- gar 4 Pud Roggenmehl. Jagd. Wilde Thiere sind hier schr zahlreich, namentlich auf dem rechten Ufer des Amur. Im Sommer tödten die Orontschenen viele derselben des Fleisches wegen, vorzüglich Elennthiere an den Seen. Im Herbst, zur Jagdzeit, fangen sie hier sehr viele Eichhörnchen, so dafs ein guter Jäger 1000, ein mittelmäfsiger 500 Stück tödtet. Das hiesige Eichhörnchen, unter dem Namen „das Argun’sche* bekannt, bildet auf allen russischen Märkten die beste Sorte: deshalb pflegt auch sein Preis an Ort und Stelle, in den Wäldern, und in Gorbiza nie weniger als 15 Kopeken $. zu betragen. Die Zobel sind von hier weggezogen, so dafs die Händler von allen Schützen nur 15 bis 20 Stück kaufen können. Bären, Fisch- ottern, Luchse, Vielfrafse und wilde Schweine giebt es in dieser Gegend fast gar nicht, dagegen viel Wölfe; aber die Orontschenen tödten nur wenige, weil der Wolf im Sommer auf seinem Pfade keine Spur zurückläfst und im Winter sehr leicht über den Schnee fortkommt, ohne in ihn einzusinken. Stämme. Die Amurischen Orontschenen zerfallen in zwei Stämme. Der eine, der Schologon’sche, lebt im Bezirk des Sotnia-Befehlshabers von Ust-Strjä- lotschnoi, und entrichtet an ihn einen Jassak von 2 Silberrubeln, der in Eichhorn- fellen in Empfang genommen wird. Er zählt 40 Personen männlichen und 32 weiblichen Geschlechts, darunter 17 Tributpflichtige. Ihr Viehstand besteht aus Rennthieren, von denen sie 82 Stück besitzen. !) Eine etwas abweichende Einrichtung der „Selbstfänge“, die man an der An- gara braucht, beschreibt Schtschukin in der Abhandlung „der Fischfang -in Ost-Si- birien“, in Erman’s Archiv Bd. VII. Hier heifst es $. 162: „Der Sterljäd hält sich stets in der Mitte des Flusses auf, wo die Tiefe am grölsesten ist, die von den Netzen nicht mehr erreicht werden kann. Der samolow ( Selbstfang) besteht aus einem langen Tau, an dessen einem Ende ein schwerer Stein angebracht ist, der auf den Grund des Flusses hinabgelassen wird, während man das andere an eine Stange befestigt, die auf der Oberfläche des Wassers schwimmt. Auf solche Weise geht das Tau in diagonaler Richtung von unten nach oben. Hierauf werden eiserne Haken mit langen und starken Fäden an dasselbe festgebunden, so dafs jeder sich in 2 Ar- schinen Entfernung von dem andern befindet; damit aber die Haken sich aufrecht erhalten, werden sie mit Wagehölzern verbunden. Sobald der Sterljäd sich der Falle nähert, beginnt er mit dem Wageholz zu spielen, wo dann der Haken in seinen Kör- per eindringt, und durch seine Anstrengungen, sich loszumachen, immer tiefer hin- eingeräth.“ In unserem Falle haben die Schwimmhölzer und Stangen nur den Zweck, zu verhindern, dafs das Tau mit den Stricken und Haken in ganzer Länge sich auf den Boden legt, was dort durch das diagonale Ausspannen des Tau’s unmöglich ge- macht ist. Die Orontschenen am Amur., 511 Diese Orontschenen nomadisiren an den Zuflüssen des rechten Ufers des Amur, von. Strjälotschnoi Karaul bis zur Albasicha, dann an diesem Flufs bis zu seiner Mündung, gehen aber nicht in das Innere des Landes, welches von Mantschu- ren bewohnt ist, entfernen sich vom Amur auch nicht auf dessen linkes Ufer, Sie lebten ursprünglich im Bezirk von Jakutsk, zogen aber vor dreilsig Sommern freiwillig an den Amur, gingen über den Flufs, und drängten von den Zuflüssen seines rechten Ufers und auch von der Albasicha her die hier lebenden und chi- nesischer Herrschaft unterworfenen Manegren stromabwärts, welche übrigens auch jetzt noch im Frühlinge und am Anfange des Sommers ihre Pferde am Flusse Niwer oder unterhalb der Mündung der Albasicha zurücklassen und auf Kähnen den Amur aufwärts bis zu den Flüssen Ignaschina und Sester des Fischfangs wegen fahren, den sie gegenüber den Mündungen der Flüsse Ignaschina und Mo- nastyıskaja mit günstigstem Erfolge betreiben. Bei den Mündungen dieser Flüsse sind im Walde noch die Furchen der Ackerfelder bemerkbar, die von den Russen zur Zeit ihrer Herrschaft in Albasin urbar gemacht sind. Selbst die Namen und diese Spuren von Ackerfeldern beweisen, dafs die Russen hinter Albasin Ansie- delungen hatten; aber die barbarischen Kriegsgebräuche jener Zeit haben sie zer- stört. Das Nomadisiren der Manegren am Amur aufwärts geschieht noch aulser- dem zu dem Zweck, dafs alljährlich, um die Mitte des Monats Juni, auf diesem Flusse die Bogdoi oder chinesischen Grenzbeamten nach Gorbiza kommen, welche aufser Proviant auch für eigne Rechnung viel Waaren nehmen und sie auf grolse hohe Kähne laden. Diese Kähne müssen die Manegren als eine Art Frohndienst mit Ziehgurten unentgeltlich stromaufwärts schleppen. Bei dieser Arbeit tritt recht der despotische Sinn der Chinesen hervor, da sie die Manegren mehrmals am Tage erbarmungslos schlagen. Dadurch werden die letztern gegen Jedermann viel gehorsamer, als die Orontschenen, so dafs, wenn ein Reisender hier zufällig ir- gend einer Hilfe bedürfen sollte, er sich mit viel mehr Sicherheit an einen Ma- negren wendet, als an einen russischen Orontschenen, welcher letztere aus Faul- heit stets auszuweichen sucht oder sich bei solchen Fällen durch Unwissenheit entschuldigt. Der zweite Stamm der Amurischen Orontschenen ist der Ninagai’sche, der aus dem Kreise Jakutsk hierher gewandert ist und jetzt unter dem Sotnia-Be- fehlshaber in Gorbiza steht, dem er jährlich einen Jassak von 12 Eichhornfellen oder 1 R. 713 Kop. Silber pro Kopf entrichtet. Er zählt 68 Personen männli- chen, 66 weiblichen Geschlechts, darunter 27 Tributpflichtige. Er nomadisirt an den Zuflüssen des linken Ufers des Amur, von Ust Strjälotschnoi Karaul bis zum Flufs Niwer (unterhalb Kutomanda), von wo sich an dem Gebirge aufwärts bis zum linken Quellfiufs des Oldoi die Grenze hinzieht, welche im Osten seine Ge- biete und Jagdbezirke von den Gebieten der Manegren scheidet. Auf dem ganzen von den Örontschenen eingenommenen Gebiet sind die wichtigsten Zuflüsse des Amur auf dem linken Ufer der Amasar und der Oldoi; _ die Bäche, die sich in sie ergiefsen, sind nicht grofs und haben manegrische oder orontschenische Namen. Nur an der Quelle des Oldoi heilst einer seiner Zuflüsse von der linken Seite der Bach Simowji, „die Winterplätze“, von dem die Oron- tschenen erzählen, dafs sich an seiner Mündung, wo jetzt ein Lärchenwald existirt, vor sehr langer Zeit russische Winterhäuser befanden, nicht etwa die der Pelz- 512 Miscellen: jäger, weil die Russen hierher nicht auf die Jagd gehen; sondern irgend welcher anderer Russen. Diese Erzählung und der Name des Baches erinnern an den hier gewesenen Weg, der von Jakutsk nach Albasin ging und auf dem diese Winterhäuser als ein Zufluchtsort bei Unwetter dienten, oder auch als Stations- punkte für die Russen, weil sich für diejenigen, die zu Pferde reisen, hier gute Weideplätze finden. Religion. Die Eingebornen des Schologon’schen und Ninagai’schen Stam- mes sind sämmtlich Christen, aber bei jeder Gelegenheit verfallen sie in das Schamanenthum, fast an jedem Abend. Diese gewöhnliche Ceremonie habe ich dreimal gesehen. Im ersten Falle setzte der Schamane die Orontschenen dadurch aufserordentlich in Erstaunen, dafs er ein vierzigjähriges Weib aus einem lethar- gischen Schlafe 'erweckte; dabei schrie er sehr viel und schüttelte das schlafende Weib unbarmherzig. Von den Worten, die er ausstiefs, wiederholte er am häu- figsten folgende: amnidu, aja aja-kokendu, „die Seele ist sehr weit weggegangen.* Wenn kein schamanischer Gebrauch verrichtet wird, tanzen die Orontschenen Abends auf einem ebenen Platze bei Gesang, der grofsentheils aus zwei- oder dreisilbigen Worten besteht, z. B. aja-aja; jja-ija; eda-eda; che-e-chege; eo-0- chogo u. a. Diese Tänze werden bis Mitternacht fortgesetzt, und es nehmen an ihnen, Hand in Hand, sowohl die Kinder wie ihre Väter und Mütter Theil, in- dem alle paarweise in einen einzigen Kreis sich vereinigen. Klima. Das Klima am Amur bis zum Oldoi und an diesem Flusse ist das sibirische, da hier eben so wie im Transbaikalischen Gebiet zur Zeit des Herb- stes, des Frühlings und des Sommers Reif vorkommt. Ich selbst habe gesehen, dafs 50 Werst vom Amur, am Flusse Oldoi, oberhalb der Steppe Pankannir, in der Nacht vom 16. Juni ein solcher Reif stattfand, dafs in Folge desselben die Nadeln der auf den morastigen Stellen wachsenden Lärchenbäume gelb wurden. Dieser Reif wurde für die Lärchenbäume hauptsächlich deshalb gefährlich, weil die jungen Samen, von denen das Eichhörnchen im Herbst sich nährt, in den Zapfen erfroren; deshalb fing man die Eichhörnchen im Herbst dicht an den Ufern des Amur und auf seinen Inseln und überhaupt da, wo viel prunus padus wuchs. Auf dem nördlichen Abhange des Jablonnoi Chrebet ist das Klima noch rauher, so dafs hier die Himbeeren und Elsbeeren (rubus chamaemorus und prunus padus) erst Anfangs Juli blühen, und die Rauschbeeren (golubiza) nicht viel früher. Der nördliche Abhang des Jablonnoi Chrebet und die Nebenflüsse der Niuksha, des Tungir und der Olekma sind ganz menschenleer, obgleich man versichert, dafs Orontschenen aus dem Kreise Jakutsk hier nomadisiren; aber ihre Zahl ist so unbedeutend, dafs ich ein Gebiet von ungefähr 400 Werst durchreiste und nur fünf Jurten fand, auch durch Erkundigungen nur noch von fünf ähnliagen Jurten erfahren konnte; folglich befinden sich auf einem so ausgedehnten Gebiete nur zehn Jurten. Dafür kommen in diese entlegenen Einöden seit alten Zeiten jeden Herbst von den Ufern der Ingoda und Schilka Kosaken und tributpflichtige Ein- geborene aus dem Bezirk des Fürsten Gantimur, so dafs diese wildreichen Ge- genden seit alter Zeit ihr eigenthümliches Jagdrevier geworden sind. Sie erstrek- ken sich 'an der Niuksha bis zur Mündung des Bolgikta, und an der Olekma bis zum Balyktak, der an seiner Quelle nicht weit von der Bolgikta entfernt ist. —n. F Paulding’s Bericht über die Ausführbarkeit eines Panamä- Canals. 513 Die Insel Piteairn. Wir erlauben uns, die Leser der Zeitschrift auf die anziehende kleine Schrift aufmerksam zu machen, welche Herr Director C. E. Meinicke in Prenzlau unter dem Titel: „Die Insel Pitcaim. Von Carl E. Meinicke, Director des Königl. Gymnasiums zu Prenzlau. Prenzlau 1858“ herausgegeben hat. Sie liefert eine mit Wärme geschriebene; kritische Darstellung der merkwürdigen Schicksale der auf diesem entlegenen Gebirgseilande entstandenen Colonie, von der ersten An- kunft eines Theiles der meuterischen Matrosen des Schiffes Bounty mit 12 tahiti- schen Frauen und 6 tahitischen Männern im Jahre 1790, bis zur Uebersiedelung der von diesen Leuten und einigen späteren Ankömmlingen entsprossenen Gene- ration nach der Insel Norfolk im Jahre 1856. Die Entwickelung der merkwür- digen Thatsache, dafs sich die Spröfslinge einer blutbefleckten und grofsentheils rohen Bande, unter der Einwirkung des seine Gefährten überlebenden Adams, eines ungebildeten Matrosen, der sich in seinem Alter sittlich und religiös zu- sammenfalste, zu einer friedlichen, durch grofse Sittenreinheit eben so ausgezeich- neten, wie durch schlichte Einfachheit und Redlichkeit anziehenden Gemeinde heranbildeten, ist von dem Verfasser so trefflich und lebendig geschildert worden, dafs wir uns einen Auszug aus der gerundeten und in sich geschlossenen Dar- stellung, dessen die leicht zugängliche Schrift auch nicht bedarf, versagen müssen. Die Uebersiedelung nach Norfolk erfolgte, weil die Insel Pitcairn, die übrigens nicht einmal eine halbe deutsche Meile lang ist, auf ihrem gebirgigen Boden kaum 300 Morgen anbaufähigen Landes besitzt, die für die inzwischen auf 194 Seelen herangewachsene Colonie bald nicht mehr ausgereicht hätten, und weil sich die Bewohner bei dem absoluten Mangel an Quellen und Bächen auf die Benutzung des in natürlichen und künstlichen Höhlungen sich ansammelnden Regenwassers verwiesen sahen, das nicht überall gut ist und auch mit der fortschreitenden Aus- rottung der Wälder immer spärlicher wird. Die Insel Norfolk, der neue Wohn- sitz dieser von englischen Vätern und tahitischen Müttern entsprossenen Bevölke- rung, ist viel gröfser, durchweg culturfähig, fruchtbar, wohlbewässert, und erfreut sich derselben Abgeschiedenheit und nicht leichten Zugänglichkeit, die sich für die sittliche Entwickelung der Colonie auf Piteairn als so heilsam erwiesen haben. Die englische Regierung hat die auf Norfolk begründete Verbrecher- Colonie, die sich aus den gefährlichsten Subjeeten von Neu-Süd-Woales rekrutirte, aufgehoben, und die hier errichteten soliden Gebäude, die Felder und Heerden, nebst Lebens- mitteln für sechs Monate den Pitcairn- Ansiedlern überwiesen, die im Juni 1856 von Capt. Mathers ihrer neuen Heimath zugeführt wurden. Die Insel Piteairn ist seitdem unbewohnt und wird schwerlich neue Ansiedler anlocken. —n. Commodore Paulding’s Bericht über die Ausführbarkeit | eines Panamä-Canals. Im verflossenen Jahre erhielt Commodore Paulding von der Regierung der Vereinigten Staaten den Auftrag, Untersuchungen über die Möglichkeit einer Durchstechung des Isthmus von Panamä auszuführen. Er hat sich dieses Auf- trages im August entledigt und der in Washington erscheinende National Intelli- Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. IV. 33 514 Miseellen: gencer veröffentlicht Paulding’s Bericht an das Marine-Ministerium mit der hoff- nungserregenden Einleitung, dafs wohl selten in ein so kurzes Actenstück eine solche Fülle lehrreichen und werthvollen Materials zusammengedrängt sei. Kurz ist der Bericht, — das springt in die Augen; aber — wir bedauern, es sagen zu müssen, auch so mhaltleer, dafs der Leser nicht die allerentfernteste Idee davon erhält, wie Comm. Paulding einen Panamä-Canal sich ausgeführt denkt. Heben wir die zuversichtliche Behauptung hervor, dafs die Ausführung eines Ca- nals von 200 Fufs Breite und 30 Fufs Tiefe auf der Route der Eisenbahn mit keiner erheblichen Schwierigkeit zu kämpfen hat, und dals er von den Flüssen Chagres und Obispo gespeist werden könne; ferner die bekannte Thatsache, dals die Bay von Panamä ganz flach ist, und der Canal demgemäls eine weite Strecke in die See hineingeführt werden mülste, dafs eine ähnliche Arbeit auch in der Bucht von Aspinwall ausgeführt werden müfste, — so haben wir nahezu das gesammte thatsächliche Material, welches der Bericht enthält, zusammengestellt. Mehr war in der That nicht zu erwarten, wenn es wahr ist, was wir in einem amerikanischen Blatt gelesen zu haben uns erinnern, dafs Comm. Paulding die Untersuchung des Terrains auf einer Eisenbahnfahrt ausgeführt hat, freilich nicht mit dem gewöhnlichen Zuge, mit dem man den Isthmus in 6 Stunden durch- schneidet, sondern behufs gröfserer Gründlichkeit mit einem Extrazuge, der die doppelte Zeit auf diese Fahrt verwendete! Von wirklichem Werth sind aber ein paar Zeilen, die der Erbauer der Pa- namä-Bahn, Colonel Totten, dem Bericht beigefügt hat. Sie verstatten einen Einblick in die Natur des Canalprojects, welches dieser mit dem Terrain sehr bekannte Mann für ausführbar hält, und wir müssen leider sagen, dafs es weder frei von Bedenken noch an sich sehr empfehlungswerth ist. Wir theilen Totten’s Notiz hier mit und begleiten sie mit einigen erläuternden Bemerkungen. „Länge von Küste zu Küste 45% Miles. Länge von 5 Faden Wasser in Navy Bay am Atlantischen Meere bis 3 Faden Wasser in der Panamä Bay am Stillen Ocean 483 Miles. Breite des Canals am Boden 150 Fufs, im Wasserspiegel 270 Fuls; Tiefe 31 Fuls. Länge der Schleusenkammern im Lichten 400 Fuls, Breite derselben 90 Fuls. Höhe des Scheitelbeckens 150 Fufs über mittlerer Fluthhöhe der beiden Meere, Länge des Durchstichs durch die Wasserscheide 4 Miles; tiefster Einschnitt bei diesem Durchstich 136 Fu/s, mittlere Tiefe der Excavation bei demselben 49 Fuls. Der Flufs Chagres liefert zu allen Jahreszei- ten eine hinlängliche Wassermenge zur Speisung des Canals. Das Scheitelbecken wird gespeist durch ein Rinnsal von 24 Miles Länge, welches vom Chagres 21 Miles oberhalb Cruces, wo das Niveau des Flusses 185 Fu[s über dem mittlern Was- serstande beider Meere und 35 Fufs über dem Niveau des Scheitelbeckens liegt, abgeleitet wird. Die Kosten dieses Canals werden mit Einschlufs der Verbesserun- gen an beiden Häfen 80 Millionen Dollars nicht überschreiten.“ Es handelt sich hier also um einen Schleusencanal ohne Tunnel. Da das Scheitelbecken 150 Fufs hoch liegen soll, werden nicht weniger als 30 Schleusen erforderlich sein, über deren Vertheilung Nichts bemerkt wird; sie werden sich namentlich auf dem südlichen Abhange hart an einander drängen müssen. Schon die Schleusenzahl allein wirkt abschreckend; dafs aber das Scheitelbecken vom Elusse Chagres aus während des ganzen Jahres mit Wasser versehen werden Valparaiso. 515 könne, ist eine-Behauptung, die sehr eines Beweises bedarf. Unseres Wissens hat noch kein wissenschaftlich gebildeter Europäer den Chagres 21 Miles ober- halb Cruces gesehen, und wenn Col. Totten das Niveau des Flusses an dieser Stelle auf 185 Fu/s angiebt, so beruht die Angabe vermuthlich auf blofser Schätzung; wir wissen, dafs nach Lloyds Beobachtungen das Niveau des Chagres 194 Miles oberhalb Cruces 1523 Fuls beträgt und müssen es für durchaus zweifelhaft halten, dafs dieser Flufs noch etwas weiter aufwärts, also in seinem Quellgebiet, die zur Speisung eines Schleusencanals von den oben angegebenen Dimensionen erfor- forderliche Wassermasse zu liefern im Stande ist. Aufserdem tritt in Totten’s Project die Unzulänglichkeit der Häfen, namentlich der Bay von Panamä, recht deutlich hervor: der Canal soll im Ganzen 3 Miles weit in die See geführt wer- den, von denen etwa 3 Miles auf die Bucht von Aspinwall, 24 Miles auf die von Panamä fallen werden; und so weit in die See fortgesetzte Baggerarbeiten füh- ren hier doch nur zu einer Meerestiefe von 3 Faden, während Totten dem Ca- nal selbst eine Tiefe von 31 Fufs geben will! Unter solchen Umständen glau- ben wir, das Ergebnifs dieser letzten Untersuchungen als ein dem Project des Panamä-Canals ungünstiges bezeichnen zu müssen, bedauern aber sehr, dafs Co- lonel Totten seine Ansichten über einige wichtige Punkte, namentlich über das zur Speisung des Scheitelbeckens erforderliche Wasser- Volumen und die Herbei- sehaffung desselben unter Berücksichtigung des in dieser Breite sehr starken Ver- dunstungsprocesses, nicht ausführlicher auseinander gesetzt hat. Sie werden si- cherlich zum Theil auf Beobachtungen beruhen, zu denen ihn sein längerer Auf- enthalt auf dem Isthmus in den Stand gesetzt hat, und deshalb ohne Frage viel Lehrreiches enthalten. Valparaiso. (Aus einem Schreiben d. d. Valparaiso 15. März 1858.) — Je länger ich hier bin, desto weniger begreife ich, weshalb man diese Stadt „das Thal des Paradieses“ genannt hat. Denn erstens liegt sie gar nicht in einem Thale, sondern auf einem schmalen, von Felsen eingeschlossenen Strande, der zwischen die Bay und die Felsen eingekeilt ist; und zweitens ist sie kein Paradies, sondern ein vegetationsloser, von nackten Bergen umgebener Küsten- strich. Der Hafen ist weit und selbst für Linienschiffe tief genug; regelmäfsig stationiren hier einige englische und französische Kriegsschiffe. Er ist auch ziem- lich gut geschützt, ausgenommen gegen Nordwestwinde, die namentlich während des Winters mit grolser Heftigkeit wehen und die Schiffe oft gegen einander und auf den Strand treiben. Die Stadt zieht sich längs des innern Theiles der Bay von West lach Ost in zwei bis vier Strafsen Breite hin; die Strafsen sind zu- weilen aus den dahinterliegenden Felsen gesprengt, die Häuser der besonders im Winter häufigen Erdbeben wegen leicht und wackelig gebaut. Am Westende der - Stadt liegen die grofsen Douane- Gebäude, über ihnen auf dem Felsen das Ca- stillo, ebenfalls ein ganz unbedeutendes Bauwerk, davor ein Dutzend Kanonen, die‘den Hafen beherrschen. Am Nordostende schlielst die Stadt mit dem Bahn- hofsgebäude; die Eisenbahn selbst, welche die Stadt mit Santiago verbinden soll, ist'erst zu einem Drittel fertig, bis Quillota, etwa 7 deutsche Meilen weit. 33* 516 Miscellen: Wenn man hier hört, dafs die Stadt nach dem neuesten Census '70,000 Ein- wohner zählen soll, so fragt man verwundert, wo diese Menschenmasse steckt? Sie hängt zum gröfsern Theile in den elendesten, aber doch höchst romantischen Hütten hinter der Stadt, an den Bergen und in den Schluchten aufwärts. Wo sich nur ein Bergabsatz zeigt, klammert sich eine Lehmhütte mit Holz- oder Schindeldach an; wo nur eine Quebrada aufwärts führt oder ein halb vertrockne- ter Bach abwärts rinnt, wimmelt es von halbnackten Weibern mit langen schwar- zen zerzausten Zöpfen, von Kindern und Mula’s, von racelosen Hunden und bär- tigen, in ihre Ponchos gehüllten Männern. Der Blick von den Cerro’s auf diese romantischen Schluchten ist höchst malerisch, — wenn ihre Bewohner nur nicht das heilloseste Gesindel wären, das ohne Arbeit und ohne Lust zur Arbeit vom Stehlen, gelegentlich auch vom Kehlabschneiden sich nährt! Von den Cerro’s der Umgegend sind besonders drei hervorzuheben, die alle nicht weit vom Douane- Gebäude liegen. Die westlichsten sind der Cerro allegre und der Cerro triste, jener der Wohnsitz wohlhabender Deutschen, dieser der Wohnsitz englischer Fa- milien, die hier in kleinen, von reiner Bergluft durchwehten Gärten von ihren kaufmännischen Geschäften ausruhen. Auf dem dritten Cerro, dem €. Pantheon, befinden sich der englisch-deutsche und der mit schönen Grabmälern gezierte chilenische Kirchhof. Der Anblick der Stadt und das Leben in ihr ist zu verschiedenen Tages- zeiten sehr verschieden. So lange die Sonne scheint, wirbelt im Sommer ein unerträglicher Staub durch die Strafsen, und man sieht in ihnen nur den geschäf- tigen Kaufmann, mit schwarzem Hut und Tuchkleidern, hastig von einem Laden zum andern eilen, und den boletero (Fiacre, — so genannt, weil man mit boletos auf die Fahrt abonniren kann) mit seinem zweiräderigen Karren pfeilschnell da- hinrasseln. Ganz im Gegensatz zu seinen Berliner Collegen jagt der peluchero, auf dem Handpferde reitend, für einen Real (5 Sgr.) Carrete und Pferd zu Schan- den. Erst Abends, wenn die Sonne zur Ruhe gegangen, verläfst Alles die Zim- mer, und die Strafsen wimmeln von Menschen. Der eigentlichen Spaziergänge freilich sind wenige; ein kleiner Kunstgarten, der Jardin Abadie, und die Plaza Victoria, auf welcher das Theater steht und Abends der Zapfenstreich von gut eingeübten Hornisten geblasen wird, sind die besuchtesten. Im Theater wohnte ich einer Aufführung von Verdi’s Traviata bei, — eine abscheuliche Musik, die hier mit dem gröfsesten Entzücken aufgenommen wird! Höchst originell, aber nach meinem Geschmack auch höchst unschön ist die Kirchenmusik. In den Novenen und Messen singt man hier nur die Compositionen eines französischen Padre Lambillotte; da wird gejodelt wie im Schweizer Kuhreigen, und zu meiner Ueberraschung hörte ich einmal einen deutschen Ländler, dessen ich mich noch von den rheinischen Kirmessen her mit Vergnügen erinnere, und zu dessen Klän- gen die Andacht der zahlreich versammelten und in ihre schwarzen Tücher ge- hüllten Senorita’s einen wunderlichen Contrast bildete. Die Geistlichkeit lenkt den Staat und die Familie, und der Götzendienst ist hier krasser, als er mir je vorgekommen. Kürzlich sah ich die procession del pelicano: voran trug man eine an’s Kreuz genagelte Puppe, den Heiland dar- stellend, nebenher trotteten zwei Gamins mit einer Art Topf auf den ungewasche- nen Köpfen und spitzen Stücken in der Hand, mit denen sie der Puppe fortwäh- m Valparaiso. 517 rend in die Brust stachen; hinterher folgte ein hölzernes Ungethüm, wie ein Pe- liean gestaltet, das wie ich glaube das Grab darstellen soll, und endlich heulend die zerknirschte und andüchtige Menge. In den kleineren Städten der Umgegend führt man allwöchentlich einmal die Leidensgeschichte und Kreuzigung des Herrn auf. Von der Umgegend zeigen nur die Schluchten eine verkrüppelte Vegetation ; die Höhen sind vollständig kahl; kein Baum, kein Strauch zeigt sich hier; nur auf dem Pantheon stehen ein paar vereinsamte Pappeln. Das Obst gedeiht hier viel weniger als in den südlichen Provinzen. Von Getreidearten wird nur Wei- zen und Mais, und auch nur für den eigenen Bedarf gebaut, indem man das Land mit einem Stück Holz von der Form unserer Pflüge umwühlt. Man hat englische und amerikanische Pflüge, aber nur zum Staat. Der grofse Grundbe- sitzer beschränkt sich meist auf die Zucht von Pferden und Rindern; weite, un- absehbare Streeken — manche Haciendas sind gröfser als deutsche Fürstenthümer — liegen unbebaut und kahl. Das landesübliche Getränk ist chicha, Apfel- oder Traubenmost. Letzterer wird im Süden vortrefflich bereitet und hat im Geschmack mit den spanischen Weinen Aehnlichkeit. Sitzung der geographischen Gesellschaft zu Berlin vom 5. Juni 1858. Der Vorsitzende, Herr Prof. Dove, eröffnete die Sitzung durch Ueberrei- chung und Besprechung der eingegangenen Geschenke: 1) Zeitschrift für allgem. Erdkunde, N. E.. IV, 4. — 2) Mittheilungen über wichtige neue Erforschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie, von Dr. A. Petermann. 1858. Heft 3 und 4. — 3) Bulletin de la societe de geographie, redige par M. Alfred Maury et M. V. A. Malte- Brun. Quatrieme Serie. Tome XV. No.88. Avril. Paris 1858. — 4) The Journal of the Royal Geographical Society. Vol. XX VII. London 1857. — 5) Addre/s to the Anniversary Meeting of the Royal Geographical Society 28:h May 1855, by the Earl of Ellesmere. London 1855. — 6) Proceedings of the Royal Geographical Society of London. January — March 1858. — 7) Jahr- buch der K. K. Geologischen Reichsanstalt. VIH. Jahrgang. 1857. October bis December. — 8) Compte-rendu de la societe imperiale geographique de Russie, pour lannee 1857. St. Petersbaurg 1858. — 9) Wijästnik der K. Russ. Geogr. Gesellschaft. 1857. Heft 4—-6. St. Petersburg 1857 —58. — 10) Preufsisches Handels- Archiv. No. 21. 22. Berlin 1858. — 11) Die Verbindungen der preufsi- schen und russischen Dreiecksketten bei Thorn und Tarnowitz. Ausgeführt von der trigonometrischen Abtheilung des Generalstabes. Herausgegeben von J. J. Baeyer. Berlin 1858. — 12) La Provincia de Corrientes. Por Vicente G. Quesada. Buenos Ayres 1857. — 13) Der Winter in Ober- Aegypten als klimatisches Heil- mittel, von Dr. Uhle. Leipzig 1858. — 14) Karte der Verbreitung der geogno- stischen Formationen in Neu-Granada. — 15) Esquisse de Carte geographique des pays au Nord de l’Abyssinie entre 35 —37° E. de Paris et 15 —17° N., levee sur les lieux dans l’annee 1857, par Werner Munzinger. — 16) Die Gewerbthätig- 518 Sitzungsbericht der Berliner geographischen Gesellschaft. und die Eisenbahnen der Schweiz, nebst geogr. Karte der schweizerischen 'Ge- werbsthätigkeit, 2. Aufl., von Ziegler. Winterthur 1858. — 17) Karte des Kan- tons Zürich. — 18) Wandkarte der Schweiz von J. M. Ziegler. Hierauf hielt Herr General-Major Dr. E. Hofmann den in diesem Hefte vollständig mitgetheilten Vortrag über die Höhenverhältnisse des Ural. Sodann sprach Herr Karsten über das Vorkommen des Goldes in Neu- Granada. Die dortige Urbevölkerung wulste bereits vor Ankunft der Spanier das- selbe zu gewinnen und künstlich zu verarbeiten. ‚Bei der Besitznahme des Lan- des durch die Europäer verbargen die Indianer sorgfältig ihre Schätze vor den Eroberern. Noch jetzt hat man z. B. in einem trocken gelegten See kleine Gold- figuren gefunden, wie auch goldenen Schmuck verschiedener Art in alten: Grab- stätten oder ‘in zugeschütteten Erzgängen. Der Fundort des Goldes ist nament- lich die Küstenebene, die sich zwischen 1—5° am gro/sen Ocean ausdehnt.' Unter einer 20 — 30 Fufs dieken Schicht von Mergel und Sand befinden sich daselbst oft Goldmassen von 20 bis 25 Pfund in kleinen Körnern beisammen. Der jähr- liche Gesammt--Ertrag, wurde zu 13,256 Pfd. angegeben, der meist in rohem Zu- stande zur Ausfuhr kommt. Der Bau auf dieses Metall wird bergmännisch be- trieben, der Ertrag hat sich jedoch in neuerer Zeit auf den vierten Theil des früheren redueirt, da es an Arbeitskräften fehlt. Eine geognostische Karte über diesen nordwestlichen Theil von Columbien erläuterte das Verständnifs dessen, was der Vortragende über die Bildung dieses Fundortes auseinandersetzte. ; Nach- dem die Erzgänge zertrümmert worden, hätten plötzliche Fluthen diese Gold- massen nach dem jetzigen Standorte gebracht und sie mit jener Erdschicht be- deckt, in welcher Muscheln und andere Conchylien den Beweis lieferten, dafs diese Ablagerung erfolgt sei, als noch das Meer diese Gegenden bedeckte. Herr Baeyer überreichte sein Werk (die Verbindungen der preufsischen und russischen Dreiecksketten bei Thorn und Tarnowitz) und begleitete dasselbe mit kurzen Bemerkungen in Bezug auf die dabei gebrauchten Instrumente, deren Ge- nauigkeit vorher lange und sorgfältig erprobt worden war, und die ein so befrie- digendes Resultat ergaben, dafs bei der Messung von Swinemünde die Odergegend aufwärts auf einer Erstreckung von 200 Meilen sich nur eine Differenz von 3 Fuls herausstellte. Herr Ehrenberg theilte ein Schreiben von Maury mit, nach welchem auf dem Telegraphen-Plateau des atlantischen Oceans mit neuen englischen Senk- apparaten von 32 bis 126 Pfund Schwere neue Messungen veranstaltet wurden, welche als gröfseste Tiefe 1600 Fathoms ergaben. Herr Dove sprach schliefslich über die verschiedenen Ansichten, welche bei der Erläuterung der Vertheilung des Magnetismus auf der Oberfläche‘ der Erde geltend gemacht worden sind, anknüpfend an die eben erschienene englische Uebersetzung des vierten Theils des Kosmos. Uebersicht der vom November 1857 bis zum Juni 1858 auf dem Gebiete der Geographie erschienenen Werke, Aufsätze, Karten und Pläne. Von W. Koner. Geographische, statistische Zeitschrift für allgemeine Erdkunde etc. Herausgegeben von Dr. K. Neumann. Nene Folge. Bd. III. Heft 5. 6. 1857. Ba. IV. Heft 1—6. 1858. Berlin (D. Reimer). gr. 8. Mittheilungen der Kais. Kön. Geographi- schen Gesellschaft. Redig. von Franz Foetterle. Jahrg. II. 1858. Heft 1. Wien. gr. 8. Mittheilungen aus J. Perthes’ geographi- scher Anstalt über wichtige neue Er- forschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie, von Dr. A. Peter- mann. Bd. II. 1857. Heft 11. 12. Bqa.IV. Heft 14. Gotha (Perthes). 4. Bote (Wjästnik) der Kaiserl. Russ. Geo- graphischen Gesellschaft. Herausgege- ben unter Redaction des Secretairs der ' "Gesellschaft E. J. Lamansky. Jahrg. | 1857. Ba. TW’— "VI. 1857. gr. 8. Compte-rendu de la Societe geographique Imperiale de Russie pour l’annee 1857. Redige par M. V. Besobrasoff. Trad. du russe. St. Petersbovurg 1858. 158 S. gr. 8. Bulletin de la Societe de Geographie etc. IVve Ser. 1857. T. XIV. Novembre, De- cembre. T. XV. Janvier— Avril. Paris (Arthus - Bertrand). gr. 8. The Journal of the Royal Geographical Society of London. Vol. XXVII. 1857. Edited by Dr. Norton Shaw. London (Murray) 1857. CXCVII, 393 S. 8. Proceedings of the Royal Geographical St. Petersburg I l und nautische Zeitschriften. Society of London. Published under the Authority of the Couneil, and edited by the Seeretary. Vol.II. N.1. 2. January — March 1858. London (Stanford). 8. The Transactions of the Bombay Geogra- phical Society. From March 1856 to March 1857. (New Issue.) Edited by the Secretary. Vol. XIII. Bombay 1857. 8. Archiv für wissenschaftliche Kunde von Rufsland. Herausgegeben von A. Er- man. Bd. XVI. 1857. Heft 4. Bd. XVII. 1858. Heft 1. 2. Berlin (G. Rei- mer). 8. Das Ausland. Eine Wochenschrift. 30. Jahrgang. 1857. N. 47 — Schlufßs. 31. Jahrgang. 1858. N. 1 -—- 23. Stuttgart (Cotta). 4. Preufsisches Handels - Archiv. Wochen- schrift für Handel, Gewerbe und Ver- kehrs-Anstalten. Herausgeg. vonv. Vie- bahn u. Saint-Pierre. Jahrg. 1857. N. 49 — Schlufs. Jahrg. 1858. N.1— 25. Berlin (Decker). gr. 4. Nouvelles Annales des Voyages ete. VIm® Ser. 1857. Decembre. 1858. Janvier — Avril. Paris (Arthus-Bertrand). 8. Revue de l’Orient, de l’Algerie et des Co- lonies. Nouv. Ser. 1857. Septembre — Decembre. 1858. Janvier—Mai. Paris (Rouvier). gr. 8. The Nautical Magazine and Naval Chro- nicle. Vol.XXVI. 1857. November, De- cember. Vol. XXVII. 1858. Januar — March. London (Simpkin). 8. Tijdschrift voor Nederlandsch Indie. Uit- 520 geg. door W.R. van Hoövell. 1857. | November, December. 1858. Januar — | Mei. Zalt-Bommel. gr. 8. West-Indie. Bijdrage tot de bevordering | van de kennis der Nederlandsche West- Indische kolonien. 2edeel. 4e al. Haar- lem (Kruseman). gr. 8. De Globe. Schetsen van landen en vol- ken. Bijeenverzameld door H. Picard. 2e serie. 1e afl. Amsterdam (Sybrandi) | 1858. (per jaarg. f. 7,20.) Mittheilungen des statistischen Bureau’s in Berlin. Herausgegeben von Dieterici. 10. Jahrgang. 1857. N. 22 bis Schlufs. 11. Jahrgang. 1858. N. 1—38. Berlin (Mittler & S.). 8. Zeitschrift des statistischen Bureau’s des Königl. Sächsischen Ministeriums des Innern. Redigirt von Dr. E. Engel. Jahrg. III. 1857. N.4—8. Leipzig (Hüb- ner in Comm). 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Hoffmann (W.), Eneyclopädie der Erd-, | W. Koner: pubblica, legislazione, storia, viaggi e commercio. Compilati da Gius. Saechi etc. Vol.XVI delle serie III. Ottobre — Dicembre 1857. XVII. Gennajo. (Vol. CXXXII e CXXXIIT della ser. I.) Mi- lano 1857. 58. 8. Journal of the Statistical Society of Lon- don. Vol. XXI. Part 1. 1858. London (Parker & Son). gr. 8. Haidinger (Wm.), Ansprache, gehalten in der ersten Jahresversammlung der K. K. Geographischen Gesellschaft in Wien am 3. November 1857. Wien 1857. 218. 8. | Maury (Alfr.), Rapport fait & la Soeiete de Geographie de Paris, sur les progres des sciences geographiques pendant l’an- nee 1857. — Bullet. de la Soc. de Geogr. IVe Ser. XIV. 1857. p. 454. Biographien. Völker- und Staatenkunde, 25.26. Lief. Leipzig (Arnold) 1858. hoch 4. (a 4 Sgr.) Springer, Der enthüllte Erdkreis. 2. Bd. 5.— 9. Heft. Berlin (Bieler & Co.) 1858. 4. (& 4 Thlr.) Grube (A. W.), Geographische Charakter- bilder in abgerundeten Gemälden aus der Länder- und Völkerkunde. 7. Aufl. Bd. II, Lief, 1. 2. Bd. III, Lief. 1. Leipzig (Brandstetter) 1858. gr. 8. (4 Thlr.) Aus der Fremde! Wochenschrift für Natur- und Menschenkunde der aufsereuropäi- schen Welt. Redact.: A. Diezmann. Jahrg. 1—3 a 52 Nummern. Leipzig (Keil) 1856 —58. Imp. 4. Simony (F.) u. Feil (Jos.), Ueber das Leben und Wirken des Geographen Ge- org Matthäus Vischer. — Mittheil. der k. k. geogr. Gesellsch. in Wien. Il. 1858. p- 13. Girard (Maur.), F. Peron, naturaliste, voyageur aux terres australes. Sa vie, appreeiation de ses travaux. Moulins 1857. 278 8. 8. Geographische Lehr- und Handbücher. Balbi’s allgemeine Erdbeschreibung oder: Handbuch des geographischen Wissens. Eine systematische Encyclopädie der Erdkunde etc. Bearbeitet von Dr. H. Berghaus. 25.— 28. Lief. (Schlufs). Wien (Hartleben) 1857. 8. (a 40 kr.) Neu erschienene geographische Werke, Aufsätze, Karten und Pläne. Becker (A.), Geographie für Gymnasien und höhere Bürgerschulen. Köln (Du Mont-Schauberg) 1858. gr.12. (1 Thlr.) Berghaus (H.), Was man von der Erde weils. 19.— 23. Lief. Berlin (Hassel- berg). gr. 8. (& } Thlr.) Blane’s (L. G.) Handbuch des Wissens- würdigsten aus der Natur und Geschichte der Erde und ihrer Bewohner. 7. Aufl. Herausgeg. von A. Diesterweg. 13. — 15. Heft. Braunschweig (Schwetschke) 1857. gr. 8. (a 4 Thlr.) Boheman (C. H.), Leitfaden bei dem Unterrichte in der Erdbeschreibung. 3. Aufl. Hannover (Helwing) 1858. 12. (3 Sgr.) Cassian (H.), Lehrbuch der allgemeinen Geographie für Gymnasien und höhere Lehranstalten. 2. Aufl. 1. Hälfte. Chur (Hitz) 1858. gr.8. (pro compl. 26 Sgr.) Gribel, Leitfaden zur Geographie von Europa mit besonderer Rücksicht von Deutschland. 4. Aufl. Stettin (Grafs- mann) 1858. 8. (3 Sgr.) Heinzelmann (F.), Die Weltkunde in einer planmälsig geordneten Rundschau der wichtigsten neueren Land- und See- reisen. Supplemente. 1. Bd. A. u.d. Tit.: Das Deutsche Land in Reisebil- dern u. Skizzen. 1. Bd. Leipzig (Flei- scher) 1858. gr. 8. (14 Thlr.) Herold (C.), Leitfaden der physikalischen und politischen Geographie. Nürnberg (Schmid) 1858. gr. 8. (! Thlr.) Horrmann (C. A. J.), Kleine Geogra- phie oder das Wichtigste aus der Erd- beschreibung. 4. Auflage. Durchgesehen von R. Leuschner. Schönebeck (Berger) 1858. 8. (4 Thlr.) v. Klöden (G. A.), Handbuch der Erd- kunde. 4.— 7.Lief. Berlin (Weidmann) 1858. gr. 8. (& 4 Thlr.) Kozenn (B.), Grundzüge der Geographie. Wien (Hartleben) 1858. 8. (9 Sgr.) Kuttner (A.), Kleine Schulgeografie mit besonderer Rücksicht auf das Kaiser- thum Oesterreich. 7. Aufl. Pesth (Lam- pel) 1858. 12. (4 Thlr.) Kützing (F. T.), Die Elemente der Geo- grapbie als Lehr- und Lesebuch für Gymnasien, Real-, Bürger- und Töchter- schulen. 3. Aufl. Nordhausen (Büch- 'ting) 1858. gr. 8. (12 Sgr.) Kutzner (J. G.), Geograpbische Bilder, enthaltend das Interessanteste und Wis- 'senswürdigste aus der Länder- und Völ- kerkunde und der Physik der Erde. 521 1. Band. Europa. Glogau (Flemming) 1858. gr. 8. (1 Thlr.) Locher (F.), Allgemeine Erdkunde oder neuestes Handbuch zur Beförderung und Belebung des geographischen Sinnes und Wissens. 2.— 7. Lieferung. Regensburg (Manz) 1858. 8. (& 6 Sgr.) Pütz (W.\, Grundrifs der Geographie und Geschichte der alten, mittlern und neue- ren Zeit für die oberen Klassen höherer Lehranstalten. 1. Bd. Das Alterthum. 9. Aufl. Coblenz (Bädeker) 1858. 2. Ab- theil. Das Mittelalter. 8. Aufl. Ebends. 1858. 3. Abthl. Die neuere Zeit. 7. Aufl. Ebends. 1858. 8. (a % Thlr.) Pütz (G.), Rudimenti di geografia e storia dell’ evo antico, medio e moderno. Farte III. Wien (Gerold’s Sohn) 1858. gr. 8. (2 Thlr.) Reuschle (K. G.), Handbuch der Geo- graphie oder neueste Erdbeschreibung mit besonderer Rücksicht auf Statistik und Topographie. 2.— 6. Lief. Stutt- gart (Schweizerbart) 1858. Lex. 8. (& 18 Sgr.) Selten (F. C.), Hodegetisches Handbuch der Geographie zum Schulgebrauch be- arbeitet. 1. Bd. A. u. d. Tit.: Grund- lage beim Unterricht in der Geographie. 24. Aufl. Braunschweig (Schwetschke u, Sohn) 1858. 8. (12! Sgr.) v. Seydlitz (E.), Schulgeographie. Be- arbeitung des Leitfadens für den geo- graphischen Unterricht. Breslau (Hirt) 1857. 8. (174 Sgr.) Schmidt (A.), Leitfaden für den ersten geographischen Unterricht. Mannheim (Götz) 1857. gr. 8. (4 Sgr.) Spitzer (J.), Geografie für Volksschu- len. 2. Aufl. Wien (Mayer u. Co.) 1858. 8. (4! Sgr.) Städler (G.L.), Lehr- und Handbuch der allgemeinen Geographie. 1. und 2. Lief. Leipzig (Brockhaus) 1858. gr. 8. (a 3 Thlr.) Stein (C. G. D.) und Hörschelmann (F.), Handbuch der Geographie und Sta- tistik. Neu bearb. von J.E.Wappaeus. 7. Aufl. 1. Bd. 8. Lief. u. 3. Bd. 1. Lief. Leipzig (Hinrichs) 1858. 8. (1 Thlr. 7 Sgr.) — 1. Bd. 8. Lief. Mittel- und Süd-Amerika. Von J. E. Wappaeus. 1. 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Geographische Uebersicht über alle Reiche von Europa, deren bedeutendste Städte und Flüsse, Häuserzahl und Einwohner, mit Rücksicht auf das Kaiserthum Oester- reich. Zum Gebrauch für Alle, die in kurzer Zeit einige geographische Kennt- nisse erlangen wollen. Villach. ( Hoff- mann) 1857. 32 8. 16. Adams (W.), First Lessons in Geography: with a Special Article on the Toadstones of Derbyshire, a Glossary, Diagrams etc. London (Mozley) 1858. 1738. 18. (1s. 6.d.) Anderson (R.), Geography for Junior Classes. London (Nelson’s School Se- ries) 1858. 110 8. 18. (11d.) Collins’s Geographical Primer in Rhyme. London (Collins) 1858. Square 16. (1s.) Cornwell.(J.), Geography for Beginners. London (Simpkin) 1858. 968. 12. (1s.) Forster (A. F.), Manual of Geographical Pronuneiation. London (Stanford) 1858. 648. 12. (25.) Morse ($. E.), A System of Geography for the Use of Schools: illustrated with more than Fifty Corographic Maps, and numerous Woodcut Engravings. New York 1858. 72 8. 4. (3. 6.d.) 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Geografia storica moderna universale, ‚co- rografica, politica, statistica, industriale e commerciale seritta sulle traceie di Adriano ed Eugenio Balbi, Marmocchi, Ritter, Roon ete. per cura di una so- cietd di dotti letterati fra i quali G. B. Carta, G. Sacchi, G.e V. de Castro, A. Strambio. Pnntata 1—12. Milano (Pag- noni) 1857. VIII, 1—288 p. 8. (& 46 centes.) La geografia universal, segun los novisi- mos descubrimientos, tratados, balances® AL Zu en Neu erschienene geographische Werke, Aufsätze, Karten und Pläne. + comerciales, censos € investigaciones, redactado en vista de la obras de An- tilon, Minano, Torrente, Verdejo etc. T. 1.2. Barcelona 1857. 388 u. 3968. 8. (15 rs.) Schmitz (L.), A Manual of Ancient Geo- graphy. With a Map, showing the Re- tract of the Ten Tousant Greeks under | | | 523 Xenophon. London (Rivingstons) 1858. 449 8. 8. (6 =.) Lelewel (J.), Geographie du moyen äge. Dernier volume publi€ en 1857. . Bru- xelles (M"® veuve Pilliet) 1857. 8. 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Anciens chäteaux, demeures feodales, for- teresses, citadelles et ruines historiques de l’Europe, avec les traditions, legen- des ou chroniques, qui s’y rattachent etc, par une societe d’artistes et de litterateurs. Paris 1857. 300 S. 8. Mit 90 Vign. (2 Thlr.) Deutschland. Steinhard .(S.), Volksbibliothek der Länder- und Völkerkunde. 2. Bd. A. u. d. Tit.: Deutschland und sein Volk. 1. Tbl. 2. Bd. 7.— 9. Lief. Gotha (Scheube) 1858. gr. 8. (a 6 Sgr.) Gallerie pittoresker Ansichten des deut- schen Vaterlandes und Beschreibung derselben. 28.— 41. Lief. Leipzig (Hän- del) 1857 —58. gr. 4. (& 6 Sgr.) Brasileira (Flor. A.), Itineraire d’un voyage en Allemagne. Paris 1857. VII, 208 S. 8. (14 Thlr.) Büädeker (K.), Die Rheinlande von der Schweizer bis zur Holländischen Grenze. Handbuch für Reisende. 10. Aufl, Co- blenz (Bädeker) 1858. 8. (13 Thlr.) Coghlan (F.), The Miniature Guide to the Rhine, through Belgium and Hol- land, Northern and Southern Germany ete. New edit. London (Coghlan) 1858. 390 8. 32. (2 s. 6.d.) Texier (Edm.), Voyage pittoresque sur les bords du Rhin. Illustrations de Rouargue freres.. Paris 1858. VIII, 502 S. 8. (62 Thlr.) Rhenus. Jahrbuch für Handel, Schifffahrt und Industrie der Rheinländer. Her- ausgeg. von Schirges. Mainz (Kupfer- berg) 1858. gr. 8. (1 Thlr.) Die Rheinschifffahrt vom 13. bis 15. Jahr- hundert, — Zeitschr. f. d..Geschichte des Oberrheins. IX. 1. 1858. Schifffahrt und Handel auf dem Rheine im Jahre 1856. — Preufs. Handels- archiv. 1858. N.1 fl. Mayhew (Henry), The Upper Rhine: the Scenery of its Banks and 'the Manners of its People. Illustrated by Birket Foster. Described by Henry Mayhew. Mayence to the Lake of Constance. Lon- don (Routledge) 1857. 450 8. 8. (21:s.) (v. Stramberg), Denkwürdiger und nütz- licher rheinischer Antiquarius. Mittel- rhein. II. Abthl. 7. Bd. 1.—3. Lief. III. Abthl. 5. Bd. 2.—4. Lief. ‚Cob- lenz (Hergt) 1858. gr. 8. (a2 Thlr.) Der Rhein und die Rheinlande. Darge- stellt in malerischen Original- Ansichten von L. Lange. In Stahl gestochen von J. Poppel. Historisch-topographisch ge- schildert von A. Henninger. 2. Abtheil. Von Mainz bis Köln. (2. Aufl.) 13.— 41. Heft. Darmstadt (Lange): 11858. Lex. 8, (& 4 Thlr.) Die malerischen Ufer der Elster, von der Quelle bis zum Ausgang. 6. Lief. Greiz (Henning) 1858. qu. gr. 4. (6 Sgr., feine Ausg. 124 Sgr.) Justus (A.), Acht Tage im Thüringer Walde. Ein neuer, kundiger und zuver- lässiger Führer für Reisende. 2..Aufl. Rudolstadt (Renoyanz & Scheitz) nB- gr. 16. (4 Thlr.) pr Neu erschienene geographische Werke, Aufsätze, Karten und Pläne. Preufsen. Ungewitter (F. H.), Die preufsische Monarchie, geographisch, statistisch, to- pographisch und historisch ausführlich dargestellt. 1.— 3. Lief. Berlin (Nico- lai) 1858. 8. (A 8 Sgr.) Ueber die Namen der Provinzen des preus- sischen Staats. — Mittheil. d. statist. Bureau’s in Berlin. 1858. N. 7. Statistische Nachrichten von den Preufsi- schen Eisenbahnen. 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Das Königreich Sachsen, Thüringen und Anhalt, dargestellt in malerischen Ori- ginal-Ansichten. 1. Abthl. Das König- reich Sachsen. N. 19— 27. Darmstadt (Lange) 1857. 58. Lex. 8. (a 8 Sgr.; chines. Papier 16 Sgr.) Klemm (H.), Vollständiger illustrirter Führer durch ganz Dresden und seine Umgebungen. Dresden (Klemm) 1858. 16. (4 Thlr.) —, Vollständigster illustrirter Führer durch ganz Dresden, seine Umgebungen und die Sächsisch-Böhmische Schweiz. Ebds. 1858. 16. (2 Thlr.) W. Koner: Die Seehöhe von Dresden. — Petermann’s Mittheilungen. IV. 1858. p. 156. Klemm (H.), Vollständigster illustrirter Fremdenführer durch die Sächsisch-Böh- mische Schweiz. Dresden (Klemm) 1858. 16. (4 Thlr.) Vocke (C.), Sondershausen und seine Um- gebungen. Ein Handbuch für Fremde und Einheimische. Nordhausen (Büch- ting) 1858. 16. (4 Thlr.) Possart (F.), Anhaltische Vaterlands- kunde. 1. Abthl. Geographie und Sta- tistik des Herzogthums Anhalt. Bem- burg (Gröning) 1858. gr. 8. (1 Thlr.) Nassau. 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Stein (C.), Geographische Characterbil- der‘ aus dem -österreichischen Kaiser- ‚staate (Wien 1858). Leipzig (Liebes- kind). gr. 8. (18 Sgr.) v. Czoernig, Ueber die Ethnographie Oesterreichs. — Sitzungsber. d.. Wie- 529 ner Akad. d. W. Phil-kist. Cl. XXV. 1857..p: 277. Ausweis über den auswärtigen Handel Oesterreich’s und der mit Oesterreich zollvereinten Staaten in den Monaten November und December 1853. Zu- sammengestellt von der Direetion der admin. Statistik im k. k. Minist. f. Handel, Gewerbe und öffentl. Bauten. 14. Jahrg. 2. Th. ‚Wien 1857. 271, 36 S. 7 Bl. Fol. (3 fl. 30 kr.) Malerisch-historisches Album vom König- reich Böhmen. Herausg. von E. Höl- zel. 7.9. Lief. Olmütz (Hölzel) 1858. qu. gr. Fol. (& 13 Thlr., color. 24 Thlr.) Höhenmessungen in dem nordwestlichen Ausläufer des Böhmer Waldes, des Kai- serwaldes, des Fichtelgebirges, des Erz- gebirges und des Tertiärbeckens des Egerlandes und der Falkenauer Gegend enthält der Aufsatz von Jokely: Die tertiären Sülswassergebilde des Eger- landes und der Falkenauer Gegend in Böhmen. — Jahrb. d. k. k. Geolog. Reichsanstalt. 1857. p. 466. Gabriel (J. A.), Hrad Kasperk. Histo- ricko-topograficky västin. Praze 1857. 12 8. 4. (Die Burg Karlsberg. Hist.- topogr. Skizze.) Pohlig’s Vademecum für den Badegast in Teplitz und Schönau. Vollständig- ster und billigster Fremdenführer nach, in und um Teplitz. 6. Aufl. Sommer 1857. Teplitz (Pohlig). 68 8. 16. Ein Ausflug auf den Berg Ivanseica. — Luna. 1858. N. 4. 5. Zur Topographie des Ortes Zihobee in Böhmen. — Luna. 1858. N. 9. Malerisch-historisches Album von Mäh- ren und Schlesien. Herausg. von E. Hölzel. 10. Lief. Olmütz (Hölzel). qu. gr. Fol. (& 1 Thlr.; color. 12 Thlr.; Prachtausg. gemalt 22 Thlr.) Schmidt (J. F. 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Illustrirte geogra- phische Bilder aus der Heimath. Her- ausg. von C. Vogel, J. Wenzig und Fr. Körner. 3. Bd. Geographische Bilder aus Oesterreich. 3. Bd. Geo- graphische Bilder aus Ungarn und Sie- benbürgen, der Woidwodina und dem Banat. 2. Abth. Bilder aus’ Sieben- bürgen, der serbischen Woidwodina, dem Banat etc. Leipzig(Spamer)'1858. gr. 8. (3 Thlr,) Rözsaägi (Martin L. C.), Heimathskunde vom Königreiche Ungarn. In'gemein- Neu erschienene geographische Werke, Aufsätze, Karten und Pläne, nützlichen Lesestücken dargestellt zu- nächst für die Schüler der oberen Haupt- schulklassen. etc. Arad (Bettelheim) 1858. 108 8. 8. Kuttner (A.), Schulgeographie von Un- garn, Kroatien, Slavonien und Dalma- tien. Pesth (Lampel) 1858. 12. (8 Sgr.) Friebeisz (Istvan),. Magyarorszäg, a szerb Vojvodina es temesi Bänsäg le- gujabb , felosztäsa betürendben. ‚(Die neueste Eintheilung Ungarns, der. ser- bischen, Wojwodschaft und des Teme- scher Banates in alphabetischer Ord- nung).. 2. Aufl. Pest (J. 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Zur Geschichte der Erdbeben im der Slo- vakei.. — Slovenske Noviny. 1858. N. 15. Die: Poglizza., Ein Landstrich in Dal- ‚ matien ‚mit zwölf Gemeinden, welcher von Salona bis zur Cettina und vom Kanal.der Brazza bis Dugopolje geht. — ‚Pest-Ofner Zeitg. 1858. N.12£. Geographisch - statistische Tabellen. des „österreichischen Kaiserstaates. XII. . Das Königreich Galizien und Lodome- ‚rien mit Krakau und Auschwitz und Zator. Prag. (Bellmann) 1857. Imp. ‚Fol. (8 Sgr.) Die Strafsen in Galizien, besonders im 531 Lemberger Verwaltungsgebiete. ı Czas 1858. N. 13. Zieleniewski (M.), Die Mineralwässer des Krakauer Gebiets, Krynica'im J. 1857. ibid. 1858. N. 24.25. 35. 36. Physikalisch- geograph,-statistische Skizze von ‚Siebenbürgen. — Petermann’s Mit- theil. UI... 1857. .|p. 508. Geographische , Bilder aus; Siebenbürgen. — Blätter f. Geist, Gemüth, und Va- terlandskunde. 1858. N.2£. Einige Worte, über die Handels- und In- dustrie-Verhältnisse des Grofsfürsten- thums' Siebenbürgen. 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Nouveau guide oü l’on trouve les renseignements pour s’in- staller et vivre & Toulouse. Toulouse 1857. 134 8. 18. avec un plan. Die neue Grenz-Linie zwischen Frank- reich und Spanien in den westlichen Neu erschienene geographische Werke, 'Aufsätze, Karten und Pläne. “ Pyrenäen. — Petermann’s Mittheil. II. 1857. p. 516. Soutras (Fred.), Les Pyrendes illustrees. 1e et 2e Series. Bagneres de Bigorre. Bagneres (Dossun) 1858. IV, 88 p. et 10 lith. 4. Voyage aux Pyrendes, par l’auteur des souvenirs de voyage 4° edit. Lille "1858. 164 8. 8. Belgien. Die Niederlande. Tarlier (H.), Almanae du commerce et de l’industrie du royaume de Belgique. Annee 1857. Bruxelles. 8. (5 Thlr.) Terwen (J. L.), Het Koningrijk der Ne- derlanden, - voorgesteld in eene reeks van schilderachtige gezigten zijner be- langrijkste plaatsen, merkwaardige ste- den, kerken, kasteelen en andere aan- zienlijke gebouwen van vroegeren en lateren tijd, naar de natuur geteekend en in staal gegraveerd door onderschei- dere kunstenaars. Bis jetzt 25 Liefer. " "Gouda (van Goor). gr. 8. (& f. 0,50.) Guide en Hollande, contenant la deserip- tion des villes le long des chemins de fer Neerlandais orne d’un plan des vil- les d’Amsterdam, de Rotterdam et de la Haye ete. La Haye (Couvee) 1858. 8, XX, 183 en 12 bl. 8. (f. 2.) Statistisch Jaarboek voor het Koningrijk "der Nederlanden. 7e jaarg. Uitgegeven door het departement van Binnenland- sche Zaken. ’s Gravenhage (van Weel- den en Mingelen) 1858. 4, 553 en 5 bl. Roy. 4. (f. 2,50.) Geregtelijke Statistiek van het Koningrijk "der Nederlanden in 1856. ’s Gravenhage (van Weelden en Mingelen) 1858. XXX “en 181 bl. Fol. (f. 1,50.) 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La statistica agricola, industriale e com- merciale della Lombardia illustrata dalle Camere di Commercio. — Annali univ. di statistica. Vol. XVI. 1857. p. 289. 536 Possenti, Secondo abbozzo di progetto d’un canale per irrigazione ed usi do- mestiei dei Communi dell’ alto milanese, e per navigazione fra Milano e il lago Maggiore. Parte II e III. — Giorn.dell’ Istit. Lombardo di scienze etc. T. IX. Fasc. LIV. p. 405. Sulla strada ferrata Piocentrale. — Giorn. dell’ Ingegnere-architetto. 1857. Set- tembre. p. 133. Libera navigazione del fiume Po. — ibid. p. 233. DL porto di Torbole al eonfine nel Tirolo -- Gazetta ufficiale di Milano. 1858. N. 46. Cenni statistici e notizie patrie Valtelli- nesi. Strenna per l’anno 1858. Sondrio 1858. 96, XVIS. kl. 8. (2 lir.) Neigebaur, Die Bergwerksverhältnisse im Königreich Sardinien. — Z. f. Berg-, Hütten- u. Salinenwesen. V. 1. 1857. Statistica penale degli Stati sardi per gli anni 1854 e 1855. — Annali umiv. di statistica. Vol.XVI delle serie III. 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Griechische Colonien in Unter-Italien. — Ausland. 1858. N. 23. Sartorius v. Waltershausen, Atlas des Aetna. Mit Beihülfe von S. Caval- lari, C. F. Peters und B. Roos. 5. u. 6. Lief. Weimar (Geograph. Inst.) 1857. qu. Imp. Fol. (& 10 Thilr.) Die europäische Türkei. Girardin (Saint-Mare), Les Voyageurs en Orient et la Turquie depuis le traite de Paris. — Rev. d. d. mondes. 1858. XIV. p. 392. 950. Löher (Fr.), Orientalische Zustände und Handelsvölker. — Deutsches Museum. 1858. N. 3. Mordtmann (A. D.), Die Volkszählung des Türkischen Reiches. Uebersicht der bisher gewonnenen Resultate. — Peter- mann’s Mittheil. IV. 1858. p: 89. de Belgiojoso (M"e), Scenes de la vie turque. Paris (Mich. Levy freres) 1858. 3918. 18. (3 £r.) Hornby (Mrs. Edmund), In and Around Stamboul. 2 vols. London: (Bentley) 1858. 610 8. 8. (21 s.) Kriegk (G.L.), Die Stadt Constantino- pel und die zu ihr führenden Meeres- stralsen. — Westermann’s illustr. deut- sche Monats-Hefte. 1858. N. 20. Mission de M. G. 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Slobode Witimsk, 26. Juli 1857; Slobode Wi- timsk, 16. Sept. 1857. — ibid. 1857. Heft V. Kolmogorow (G.), Der Kreis Tara im Gouvernement Tobolsk.. — Archiv f. wissensch. Kunde Ru/slands. XVI. 1857. p- 510. Der Balchasch-See und der Flufs Tli. — ibid. XVI. 1857. p. 491. P. Semenow’s Forschungen im Alatau und Thian Schau. Aus einem Schreiben Semenow’s an Carl Ritter. — Zeitschr. f. allgem. Erdkunde. N. F. II. 1857. p- 432. Bemerkungen A. v. Humboldt’s zu $Se- menow’s Schreiben über den Thian Schau. — ibid. N. F. III. 1857. p. 481. Castren (M. A.), Nordiska Resor och Forskningar. Fjerde Bd. A. u. d. Tit.: M. A. Castrens Ethnologiska Föreläs- ningar öfver Altaiske Folken, samt Sa- mojediska och Tatariska Sagor. Hel- singfors 1857. XX, 285 8. 8. (1 Thlr. 24 Sgr.) Castr&en’s (M. Alex.) Ethnologische Vor- lesungen über die altaischen Völker, nebst samojedischen Märchen und tata- rischen Heldensagen. Im Auftrage der kaiserl. Akad. d. Wiss. herausgegeb. von Ant. Schiefner. St. Petersburg 1857. XIX, 259 8.8. (1 Thlr. 3 Sgr.) Der Baikal-See. Auszug aus dem Bericht des Naturforschers Radde über seine im Sommer 1855 um den See herum aus- geführten Reisen. — Bote ( Wjästnik) d. Kais. Russ. Geogr. Ges. 1857. Heft V. Die Ostjaken Sibiriens. — Ausland. 1858. N.15. Die Kirgis-Kaisaken und ihre Stellung zu Rufsland. — ibid. 1857. N. 51. 52. Grofse Aufnahme vom Wolga-Delta. — Petermann’s Mittheil. II. 1857. p. 517. Stukenberg (Iw. Fed.), Statistische Ar- beiten, herausgegeben von seinem Sohne Anton Stukenberg. N.IV. Beschreibung W. Koner: des Gouvernements Astrachan. N. VI. Beschreibung des Gouvernements Pensa. St. Petersburg 1857. VI, 52 u. VI, 19 8. 8. (23 Thlr.) In russischer Sprache. Bergsträsser, Die Salzsee’'n des Gou- vernements Astrachan und der Wolga- Mündungen. — Petermann’s Mittheil. IV. 1858. p. 93. Ethnographische Nachrichten über die Kal- mücken und andere nichtrussische Be- wohner des Gouvernements Astrachan. — Bote (Wjästnik) der Kais. Russ. Geogr. Ges. 1857. Heft IV. Die hauptsächlichsten Städte in den rus- sisch-kaukasischen Ländern. — Peter- mann’s Mittheil. III. 1857. p. 517. v. Baer (K.), Kaspische Studien. V. VI. — Bullet. de l!’ Acad. de St. Petersbourg. Cl. phys. math. XV. N. 344. 348. Ueber den alten Lauf des armenischen Araxes. — Ausland. 1858. N. 22. v. Stein (F.), Reise des Kaiserl. Russi- schen Obersten v. Bartholomaei in das freie Swanetien. — Arch. f. wissensch. Kunde Ru/slands. XVI. 1857. p. 583. XVII. 1858. p.1. s Die Tatarei. | Boutakoff (A.), Ueber den untern Theil des Syr Dariah (Jaxartes) zwischen dem Fort Peroffsky und seiner Mündung. Mitgetheilt von Carl Ritter. — Zeitschr. f. allgem. Erdkunde. N. F. IV. 1858. p. 172; Lamansky (E.), Esquisse geographique du bassin de la mer d’Aral, et quel- ques traits des moeurs des habitants de Boukhara, Khiva et Kokan. — Bullet. de la Soc. de Geogr. IVe Ser. XV. 1858. p. 5. Weljaminow - Sernow, Historische Nachrichten über Kokan, vom Chane Muhammed Ali bis Chudajar Chan. — Archiv f. wissensch. Kunde Rufslands. XVI. 1857. p. 544. — , Nachrichten über das Chanat Kokan. — ibid. XVII. 1858. p. 254. Politische Zustände von Chokand. — Aus- land. 1858. N. 4. Das chinesische Reich. Bilder und Skizzen über China. — Hist. polit. Blätter f. d. kathol. Deutschland. XLI. 1858, Heft 6 ff. u ee Neu erschienene geographische Werke, Aufsätze, Karten und Pläne. Milne (W. C.), Life in China.’ 2d edit. London (Routledge) 1858. 560 8. 8. (6 s.) Arbeiten der Kaiserlich Russischen Ge- sandtschaft zu Peking über China, sein Volk, seine Religion, seine Institutio- nen, socialen Verhältnisse ete. Aus dem Russ. nach dem in St. Petersburg 1852 — 57 veröffentlichten Original von Carl Abel und F. A. Mecklenburg. Bd. I. II. Berlin (Heinicke) 1858. 385 u. 533 8. gr. 8. Inhalt: J. Sacharoff, Ueber das Grundeigenthum in China. I. p.1. An- hang: Ueber das Flächenmafs in China. p- 41. — Bericht des Assignaten - Co- mite’s, zusammengesetzt aus Mitgliedern des obersten Rathes, unter dem Vorsitz des Fürsten I-ssin, Hun-ssin-wan, Bru- ders des Kaisers. A. d. Chines. übers. von Hieromonach V. Ewlampii. I. p. 47. — P. Zwehtkoff, Ueber das Christen- thum in China. I. p.55. — P. Zweht- koff, Ein Nestorianer - Denkmal aus dem 7. Jahrhundert. I. p. 69. — M. Chrapowizki, Ereignisse in Peking beim Falle der Min-Dynastie. I. p. 77. — P. Zwehtkoff, Häusliche Gebräu- che der Chinesen. I. p. 132. — O. Pal- ladius, Die See-Verbindung zwischen Thian-zsin und Schang-hai. I. p. 237. — J. Goschkewitsch, Hong-kong. I. p. 249. — P. Zwehtkoff, Denk- würdigkeiten eines Chinesen über Nan- gasaki. I. p. 258. — P. Zwehtkoff, Ueber die Secte der Da-oss. I. p. 285. — J. Goschkewitsch, Ueber das Chinesische Rechenbrett. I. p. 293. — O. Hilarion, Die Beziehungen Chi- na’s zu Tibet. I. p.811.— W.Gorski, Ueber die Herkunft des Stammvaters der jetzt in China herrschenden Dynastie Zin und vom ÜUrsprunge des Namens der Mantschsu. I. p.347.— W.Gorski, Ursprung und erste Thaten des Mantsch- surischen Hauses. I. p. 1. — J. Sa- eharoff, Historische Uebersicht der Bevölkerungsverhältnisse China’s. II. p. 127. — O. Palladius, Das Leben Buddha’s. II. p. 197. — O. Palla- dius, Historische Skizze des alten Bud- dhismus. II. p. 267. — O. Gurius, Die Gelübde der Buddhisten und die Ceremonie ihrer Ablegung bei den Chi- nesen. II. p. 315. — A. Tatarinoff, Die Chinesische Mediein, und Bemer- kungen über die Anwendung schmerz- 939 stillender Mittel bei den Operationen und über die Hydropathie in China. I. p. 421. 465. — J. Goschke- witsch, Der kaiserliche oder der duf- tende (frühreifende) Reiss Jui-dao-mi oder Sjan-dao-mi. Il. p. 475. — O. Goschkewitsch, Die Methode der Tusch-Bereitung, nebst einem Anhange über die Schminke. II. p. 479. — P. Zwehtkoff, Bemerkungen über die Salz-Production in China. II. p. 495. — J. Goschkewitsch, Die Cultur des Schan-jao (Dioscoraea alata Linn., Kartoffel). I. p. 505. — J. Gosch- kewitsch, Ueber die Seidenzucht. II. p: 509. Korsak (A.), Historisch-statistische Ue- bersicht der Handelsverbindungen zwi- schen, Rufsland und China. St. Peters- burg. 1857. 445 8. 8. (5 Thlr.) In russischer Sprache. Opium Traders, and Treaty - Engagements with the Chinese. — Church Missionary Intelligencer. 1857. p. 97. The Opium Questions. — ibid. p- 73. China und der Opiumschmuggel. — Evan- gel. Missions-Magaz. 1857. p. 193. The Black-Tea Distriets of China. — Church Missionary Intelligencer. 1857. p- 165. Der Kaiser-Canal in China. — Ausland. 1858. N. 13. Der Tschu-Kiang, Canton- oder Perl- strom. ‘Von Canton bis Macao und Hongkong, nach neueren Untersuchun- gen. — Petermann’s Mittheil. IV. 1858. p- 9. Neumann (K.), Reise von Shanghai über Hangtschau nach Ningpo. Nach einem englischen Bericht. — Zeitschr. f. all- gem. Erdkunde. N. F. IV. 1858. p- 36. Peking und der Pei-ho oder Weilse Flufs. — Petermann’s Mittheilungen..IV. 1858. p.. 117. Description of Fuh-Chau and its Viei- nity. — Church Missionary Intelligen- cer. 1857. p. 187. Die neuesten englischen, französischen und russischen Aufnahmen in Hinter-Asien. — Petermann’s Mittheilungen. IV. 1858. p- 149. Schlagintweit (R.), Religiöse Schau- spiele in den Buddhisten- Klöstern Ti- bets. — Zeitschr. f. allgem. Erdkunde. N. F. IV. 1858. p. 153. 1857. 540 Biernatzki, Zur Kunde der Insel For- mosa. — Zeitschr. f. allgem. Erdkunde. N. F. III. 1857. p. 411. Japan. Narrative of the Expedition of an Ame- rican Squadron to the China Seas and Japan, performed in the Years 1852, 1853, and 1854, under the Command of Commodore M. C. Perry, by order | of the Government of the United States. Vol. II. Washington 1858. 422 8. 8. 42 Taf. u. 14 Karten. (63 s.) Neumann (K.F.), Das Reich Japan und seine Stellung in der west-östlichen Weltbegebenheit. — v. Raumer's hist. Taschenbuch. 3. Folge. IX. 1858. Japan Opened. Compiled chiefly from the | Narrative of the American Expedition to Japan, in the Years 1852 — 54. London 1858. 300 S. 12. (3 s.)- (Re- ligious Tract Soc.) Lühdorf (F. A.), Acht Monate auf Ja- pan nach dem Abschlufs des Vertrages von Kanagawa. Bremen (Strack) 1857. | gr. 3. (1! Thlr.) Auszug aus einem Reisebericht des Oberst Fabius nach den japanesischen Häfen Hakodade und Simoda mit der nieder- ländischen Schrauben - Corvette Medusa in den Monaten September und Octo- ber 1856. — Ausland. 1858. N. 21. Brooke (J.M.) und Knorr (E.), Eine Küstenfahrt in Japan. Schlufs. — We- stermann’s illustrirte deutsche Monats- Hefte. 1857. N.15. Die neuesten Unterhandlungen der Nieder- länder mit Japan. — Ausland. 1858. Ns 18: Der Handel der Niederländer mit Japan. — Preufs. Handelsarchiv. 1858. N. 5. Japan und die Japanesen. — Magaz, f. d. Lit. d. Auslandes. 1858. N. 4. 9 f. Le Gras (A.), Description des iles et | des passages compris entre la partie nord de lile de Lucon et les iles du Japon. Resume des documents frangais et etrangers les plus recents. Paris 1857. 8. Die asiatische Türkei: Kleinasien. | Syrien. Palästina. Armenien. Me- sopotamien. Ritter (R.), Die Erdkunde im Verhält- | nifs zur Natur und zur Geschichte der | Menschen. 18. Theil. 3. Buch. West- W. Kone:r: Asien.‘ Klein-Asien. 1.Bd. A.u.d.Tit.: Die Erdkunde von Asien. 9. Bd. 2. Ausg. Berlin(G. Reimer) 1858. gr. 8. (43 Thlr.) de Belgiojoso (Mme la princesse), Asie mineure et la Syrie, souvenirs de voya- ges. Paris (M. Levy) 1858. 427 8. 8. (7 fr. 50 ce.) de Tehihatcheff (P.), Asie Mineure. Paris 1856. Recensirt von Ad. de Cir- eourt in den Nowv. Annal. des Voy. VIe Ser. 1857. IV. p.67..1858. 1, p- 91. Kiepert (H.), Die Mittelmeer-Euphrat- Eisenbahn. — Zeitschr. f. allgem. Erd- kunde. N. F. IV. 1858. p. 151. Tschichatschew (P. 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Koner: Hirtenleben in Buenos-Ayres. — Ausland. 1858. N. 1f. Burmeister, Ueber die Gauchos der Pampas. — Ausland. 1857. N. 48. Brasilien. Historia general do Brazil isto € do seu descobrimento, colonisagäo, legislacäo, desinvolvimento, e da declaracäo da in- dependencia e do imperio ete. Tom. II. Rio de Janeiro 1857. de Varnhagen (F.A.), Examen de quel- ques points de l’histoire geographique du Bresil. Bullet. de la Soc. de Geogr. IVe Ser. XV. 1858. p. 145. 213. Hörmeyer (J.), Süd-Brasilien. Ein Hand- buch zur Belehrung für Jedermann, ins- besondere für Auswanderer. Hamburg (Würger) 1857. gr. 8. (3 Thlr.) Bilder aus Brasilien. — Ausland. 1858. N. 6. 8. Die Brasilianische Provinz Maranhäo. — Petermann’s Mittheil. IV. 1858. p. 73. Guyana. Annexo ao relatorio do Ministerio dos negocios estrangeiros de 1857. Limi- tes com a Guyana Franceza. Proto- collos das conferencias havidas na corte de Paris entre os Plenipotenciarios do Brasil e de Franga para a determina- cäo daquelles limites. 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Galton (Fr.), The Exploration of Arid Countries. — Proceedings of the Roy. Geograph. Soc. II. 1858. p. 60. Goyder (G. W.), Report on the Country between Mount Serle and Lake Tor- rens, South Australia. — ibid. II. 1858. p- 16. Baines (Th.), Additional Notes on the North Australian Expedition under Mr. A. C. Gregory. — ibid. II. 1858. p- 3. Howitt (Wm.), Land, Labour, and Gold; or, Two Years in Vietoria: with Visits to Sydney and Van Diemen’s Land. 2d edit., containig the most recent Infor- mation regarding the Colony. 2 vols. London (Longman) 1858. 589 S. 8. (10 s.) Howitt (Wm.), A Boy’s Adventures in the Wilds of Australia; or, Herbert’s Note-Book. Cheap edit. London (Hall) 1858. 236 8. 12. (2 s.) Die Australischen Inselgruppen. L’Oceanie d’apres les voyageurs les plus celebres, par un homme de lettres. 3° edition. Lille 1857. 177 8. 12. Gulik, Micronesia Mission. — Missio- nary Herald. 1857. p. 41. 105. Palacky, Zur Statistik von Neu-See- land. — Zeitschr. f. allgem. Erdkunde. N.F. 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IV. 1858. p. 134. v. Sydow (E.), Abrifs des gegenwärtigen Zustandes der Chartographie. — Bote (Wjästnik) der K. Russ. Geogr. Ges. 1857. Heft V. VI. Berghaus (H.), Ueber J. James’ und J. Babinet’s Entwurfsarten für Planigloben. — Petermann’s Mittheilungen. IV. 1858. p- 63. Steinhauser (A), Beiträge zur Ge- schichte der Entwickelung der Niveau- karten, sowohl See- als Landkarten. — Miittheil. d. K. K. Geogr. Ges. zu Wien. 1I. 1858. p. 58. Ptaschnik (G.), Guida per leggere le carte geografiche pubblicata perla prima classe dei ginnasi. Traduzione di M. G. Marini. Milano 1857. 89 8. 8. (Lir. 1.25.) Atlanten über alle Theile der Erde. Gräf (A.), Planiglob der Erde. Nach H. Kiepert’s Entwurf umgearbeitet. Kupfer- stich u. illum. Weimar (Geogr,. Inst.) 1857. qu. Imp. Fol. (} Thlr.) v. Sydow (E.), Wand-Atlas. No.1. Erd- karte in 2 grofsen Planigloben. 2. Aufl. Chromolith. Gotha (Perthes). Imp. Fol. (14 Thlr.; auf Leinw. und in Mappe 3 Thlr.) Adami’s (C.) Schul-Atlas in 22 Karten. 504 2. Aufl. Berlin (D. Reimer) 1858. Fol. (13 Thlr.) Adami’s (C.) Schul-Atlas. 2. Theil. Ebads. Fol. (1! Thlr.) Arendts (C.), Vollständiger Hand-Atlas der neueren Erdkunde für die gebilde- ten Stände und für höhere Unterrichts- Anstalten. 1. Lief. Regensburg (Manz) 1858. qu. Fol. (8 Sgr.) Bromme (T.), Illustrirter Hand-Atlas der Geographie und Statistik in 48 colorir- ten Karten, mit 60 Bogen Text, mehr als 100 Original-Holzschnitten und 12 Bl. in Farbendruck. 1. Lief. Stuttgart (Krais u. Hoffmann) 1858. Fol. (1 Thlr.) Ewald (L.), Handatlas der allgemeinen Erdkunde, der Länder- und Staaten- kunde. 32. — 34. Heft. Darmstadt (Jonghaus) 1858. qu. gr. Fol. (& 12! Sgr.) Handtke’s (F.) Schul-Atlas der neueren Erdbeschreibung in 25 Blätten. 16. Aufl. Glogau (Flemming) 1858. qu. 4. (16 Sgr.) Kiepert (H.), Neuer Handatlas über alle Theile der Erde. 7. Lief. 1. Erdkarte in Mercator’s Projection. 16. Schweiz. 18. Spanien und Portugal. 36. Nord- Amerika. Berlin (D. Reimer) 1853. Fol. (1 Thlr. 18 Ser.) Sohr (K.), Vollständiger Hand-Atlas der neueren Erdbeschreibung. Extra Suppl.- „Heft. Vorder-Indien nebst Burman, As- sam etc., nach Arrowsmith bearbeitet. Lith. u. col. Glogau (Flemming) 1858. (4 Thlr.) Stieler’s Hand-Atlas über alle Theile der Erde, nach dem neuesten Zustande, und über das. Weltgebäude. Auswahl von 31 Karten. Schul-Augabe. (Neue Ausg.) Gotha (Perthes) 1858. (4! Thlr., in engl. Einb. 4 Thlr. 27 Sgr.) Stieler’s (A.) Hand-Atlas über alle Theile der Erde. Neue Bearbeitungen aus dem Jahre 1857. Gotha (Perthes). qu. gr. Fol. (} Thlr.) v. Sydow (E.), Hydrographischer Atlas. Russisch. Gotha (Perthes) 1857. qu. Fol. (14 Thlr.) — , Hydrotopischer Atlas. Russisch. Ebds. 1857. qu. Imp. 4. (1; Thlr.) — , Orographischer Atlas. Russisch. Ebds. 1857. qu. Imp. Fol. (1 Thlr.) —, Oro-hydrographischer Atlas. Russisch. Ebds. 1857. qu. Imp. 4. (14 Thlr.) —, Gradnetz- Atlas. Russisch. Ebd. 1857. qu. Fol. ($ Thlr.) we... W. Koner: v. Sydow (E.), Schulatlas. 2. Lief. Rus- sisch. Gotha (Perthes) 1857. qu. Imp.4. (2 Thlr.) Handatlas der Erde und des Himmels in 70 Lieferungen, Neu redig. Ausgabe. 13.— 26. Lief. Weimar (Landes-Indu- strie-Compt.) 1858. (& 4 Thlr.) Josenhans (J.), Atlas der evangelischen Missionsgesellschaft zu Basel. Basel (Bahnmeier, in Comm.) 1858. qu. Fol. (2 Thlr.) Black’s General Atlas of the World, up- wards of Seventy Maps, engraved on Steel by Sidney Hall, Hughes, and others. New edit., embraeing all the most recent Discoveries, and containing Introduetory Chapters on the Physical Geography of the Earth ete. London (Longman) 1858. Fol. (56 s.) Blackwood’s Hand-Atlas: containing Thirteen Maps. London (J. Blackwood) 1858. 8. (1s.) Colton’s Illustrated and Embellished Steel Plate Map of the World on Mer- cators Projections. Compiled from the latest and most authentice Sources. Ex- hibiting the recent Arctic and Antartic Discoveries and Explorations; compiled, drawn and engraved by D. G. Johnson. New York 1857. Fol. max. (20 Thlr.) Dower (J.), A Short Atlas of Modern Geography, for the Use of Schools. New edit. London (Ward&L.) 1858. Roy.8. (5 s.) Vogel (Karl), The Illustrated Atlas of Geography physical and political: with Deseriptive Letter-Press. New edition. London (Gover) 1858. 8. (6 s.) The College Atlas; for Schools and Fa- milies; with an Alphabetical Index of | the Latitudes and Longitudes of 30,000 Places. New edition. London (Collins) 1858. Roy. 8. (12 =.) Kuyper (J.), Atlas der wereld met tekst. 28e of laatste afl. Amsterdam (Stemler) 1858. 2 gelith. en gekl. kaarten, en tekst 4 bl. (Compl. 29 gelith. en gekl. kaar- ten, en 60 bl. tekst, f. 16,80.) Historisch -geographische At- lanten. Nautische Karten. (Mau vergleiche für die nautischen Küsten-Kar- ten die einzelnen Länder.) Pütz (W.), Atlante geografico storico ad uso delle scuole. Parte I. Il mondo an- tic.. Prima versione ital. del F. de Neu erschienene geographische Werke. Aufsätze, Karten und Pläne. Angeli. qu. Fol. (214 Sgr.) Pütz (W.), Historisch -geographische school-atlas. 1. Afdeeling: De oude wereld. Uit het hoogduitsch door E. Mehler. Ebends. qu. Fol. (214 Sgr.) Kiepert (H.), Historisk- Geografisk Atlas öfwer Gamla Werlden, för Elementar- Underwisningen bearbetad etc. Efter Elfte Original-Upplagan, pä Swenska af N. P. Nilsson. Lund (Berlingska Boktrykeriet) 1857. 36s. text, Fol med 16 cartor. (2 R:dr. 24 sk.) Woerl (J. E.), Atlas der Schlachten, Treffen und Belagerungen aus der Ge- schichte der Kriege von 1792 — 1815, Verbessert und mit Einleitungen beglei- tet von F. v. Dürrich. 5. Aufl. Frei- burg i. Br. (Herder) 1857. 4. (4 Thlr.) Publications du 'depöt general de la Ma- rine 1856 — 57: Carte des vents ge- neraux dans l’ocean Atlantique. Carte des courants generaux dans l’o- e&an Atlantique. — Carte des routes dans l’ocdan Atlantique. Carte des vents generaux dans l’ocdan Pacifique. Publ. au depöt general de la Marine en 1856 — 57. Carte des courants generaux dans l’ocean Pacifique. Publ. au depöt general de la Marine 1856 — 57. Carte generale des routes dans l’oc&an Pa- cifique. Publ. au depöt general de la Marine 1856 — 57. Publications du depöt general de la Ma- rine en 1856-57: Carte des vents generaux dans l’ocean Indien. — Carte des courants generaux dans l’ocean In- dien. — Carte des routes dans l’ocdan Indien. Karten von Europa, namentlich Mittel-Europa. (Post-, Eisenbahn- und Reisekarten.) Malte-Brun (V. A.), Tableau compara- tif des cartes generales topographiques des differents Etats de l’Europe. — Bullet. de la Soc. de Geogr. IVe Ser. XV. 1858. p. 194. Europa afgebeeld in zijne: merkwaardig- heden. Atlas van 30 staalplaten, met beschrijving. 1e af. (10 bl. met 3 pl.) | Arnhem (van der Wiel) 1858. gr. 4. (f. 0,80.) Bühler (J. A.), Post- und Reisekarte von Deutschland und den Nachbarstaa- Regensburg (Manz) 1858. | 555 ten bis London, Genua, Warschau und Kopenhagen. Neue Ausg. Kpfrst. u. illum. Stuttgart ( Göpel) 1858. Imp. Fol. (In 8-Carton 18 Sgr. auf Leinw. 1 Thlr. 6 Sgr.) Friedrich (L.), Post-, Eisenbahn- und Reise-Karte von Mittel-Europa. (Neue Ausg.) Kpfrst. u. illum. Gotha (Per- thes) 1858. Imp. Fol. (2! Thlr.; auf- gezogen u. in 8-Carton 3 Thlr.; auf- gezogen mit Rollen 34 Thlr.) Handtke (F.), Special- Karte der Eisen- bahnen Mittel-Europa’s mit Angabe der Eisenbahn-Sectionen, Haupt- und Kunst- stralsen etc. 1 Bl. Lith. u. illum. Dresden (Kuntze) 1858. Imp. Fol. (2 Thlr.) Handtke (F.), Post-, Reise- uud Ei- senbahn-Karte von Deutschland, der Schweiz ete.. Neue Ausg. Lith. u. illum. Glogau (Flemming) 1858. Imp. Fol. (14 Thlr.; auf Leinw. u. in 4-Car- ton 24 Thlr.) Hanser (G.), Post- und Eisenbahn-Reise- Karte von Deutschland, Holland, Bel- gien etc. Neue Ausg. Kpfrst. u. illum. Nürnberg (Serz,& Co.) 1858. Imp. Fol. (In Carton 18 Sgr.; auf Leinw. 1 Thlr. 6 Sgr.) Hanser (G.), Neueste Eisenbahn- und Post-Reise-Karte von Mittel-Europa. Neue Ausg. Kpfrst. u. illum. Ebds. Imp. Fol. (In Carton 4 Thlr.) Kunsch (H.), Post-, Reise- und Eisen- bahn-Karte von Deutschland ete. Neue Ausg. Lith. u. illum. Glogau (Flem- ming) 1858. Imp. Fol. (In 8-Carton 4 Thir.) Kunsch (H.), Eisenbahn-Karte von Mit- tel-Europa mit Angabe der Dampf- schiff-Verbindungen. Neue Ausg. Lith. Glogau (Flemming) 1858. Imp. Fol. (In 16-Carton 4 Thlr.) Lauer (H.), Eisenbahn-Karte von Mit- tel-Europa mit Angabe sämmtlicher Bahbnstationen und Postverbindungen. Berlin (Schotte & Co.) 1858. Imp. Fol. (+ Thlr.) Leuthold’s, Post-, Eisenbahn- u. Dampf- schiff-Karte der Schweiz und der Nach- barstaaten bis London, Paris, Nizza, Neapel und Königsberg. Neue Ausg. Kpfrst. u. illum. (Zürich.) Leipzig (Hinrichs) 1858. Imp. Fol. (Auf Leinw. u. in Etui 22 Thlr.) Mayr (J. G.), Reise- und Uebersichts- Karte von Deutschland nebst den an- 556 W. Koner: gränzenden Ländern. Neue Ausg. Kpfrst. u. illum. München (Rieger) 1858. Imp. Fol. (In 8 Carton 1 Thlr.; auf Leinw. 13 Thlr.) Michaelis (J.), Eisenbahn-Karte von Central-Europa. 2. Aufl. Lith. Dresden (Burdach) 1858. Imp. Fol. (In gr. 8-Carton 18 Sgr.; auf Leinw. 1 Thlr. 6 Sgr.) Müller (H.), Karte der Eisenbahnen Mit- tel-Europa’s mit Angabe sämmtlicher Bahnstationen ete. Neue Ausg. Lith. u. illum, Glogau (Flemming) 1858. Imp. Fol. (In 8-Carton 18 Sgr.) Müller (H.), Telegraphen -Karte von Eu- ropa. Lith.“ Glogau (Flemming) 1858. Imp. Fol. (18 Sgr.) v. Stülpnagel (F.) u. Bär (J. C.), Eisenbahn - Atlas von Deutschland, Bel- gien, Elsafs und dem nördlichsten Theile von Italien. Gotha (Perthes). gr. 8. (1 Thlr.) Neuester Eisenbahn-Atlas von Deutsch- land, Belgien, den Niederlanden etc. 3. Auf. Nürnberg (Serz & Co.) 1858. (In 8-Carton 18 Sgr.) Post- und Eisenbahn-Karte von Deutsch- land, den Niederlanden, Belgien und der Schweiz. Bearb. nach Friederich’s Post-Rarte. Lith. u. color. Gotha (Per- thes) 1858. Imp. Fol. (In 16-Carton 3 Thlr.) Vallardi (Ant.), Carta fisica, politica e stradale del !’Europa. Milano 1857. 1 Bl. fol. Nuova carta delle strade ferrate dell’ Eu- ropa pubblicate dai tipografi Domenico Salvi & Co. Milano 1857. 1 Bl. fol. Groote Spoorwegkaart van Centraal-Eu- ropa, met vermelding van de stations der spoorwegen en de naastbij liggende diligencee-en stoomboot-verbindingen. Arnhem (de Jong) 1858. 4 bl. gelith. (f. 2; op katoen met rollen f. 4,50.) Papens (A.), Höhenschichten-Karte von Central-Europa. Sect. 1 u. 7. Frank- furt a. M. (Geogr. Instit.) 1858. qn. Imp. Fol. (a 1 Thlr.) Karten von Deutschland. Lang (H.), Wandkarte von Deutschland für Schulen. 3. Aufl. 6 Bl. Kupferst. u. illum. Nürnberg (Beyerlein) 1858. Imp. Fol. (13 Thlr.) Stieler’s kleiner Atlas der deutschen Bundes-Staaten und der nicht zum deutschen Bundesgebiet gehörigen preus- sischen und Österreichischen Provinzen. 5. Aufl. Verb. u. verm. von H. Berg- haus und C. Vogel. Gotha (Perthes) 1857. qu. 4. (13 Thlr.) v. Spruner (K.), Historisch - geographi- scher ‚Schul - Atlas von Deutschland. Gotha (Perthes) 1858. qu. gr. 4. (13 Thlr.) Reimann (@. D.)u. v. Oesfeld (C. W.), Topograph. Special- Karte von Deutsch- land und den angrenzenden Staaten in 359 Blättern. 142. Lief. Sect. 273. München. 311. Bruneck. Glogau (Flem- ming) 1858. Fol. (2 Thlr.) Brockhaus’ Reise- Atlas. Entworfen und gezeichnet von H. Lange. 5. — 10. Lief. Leipzig (Brockhaus) 1857. 58. qu. 4. (a 4 Thlr.) Karten von Preufsen. Kiepert (H.) u. Gräf (A.), Nord- und West - Deutschland. Der Preufsische Staat und die übrigen Zollvereinstaaten. Kpfrst. Weimar (Geogr. Instit.) 1857. qu. Imp. Fol. (4 Thlr., color. 12 Sgr.) Topographische Karte vom preufsischen Staate; östlicher Theil. Sect. 214. 215 u. 278. Kpfrst. Berlin (Schropp &.Co.) qu. Fol. 1857. (& 16; Ser.) Inhalt: 214 Wittenberg 215 Jüterbogk. 278 Gera. Fix (W.), Uebersichten zur äufseren Ge- schichte des preufsischen Staats. Berlin (Schropp & Co.) Mit Karte in gr. Fol. 1858. 4. (22 Thlr.) Fix (W.), Wandkarte zur Geschichte des preufsischen Staats, insbesondere seit 1415. 9 Bl. Lith. u. color. Ebends. (54 Thlr.; aufgezogen u. in Mappe 8! Thlr.) Topographische Karte vom preufsischen Staate; östlicher Theil. Sect. 254 — 56. 268270. 282 — 284. 254. Lü- ben. 255. Steinau. 256. Prausnitz. 268. Liegnitz. 269. Neumarkt. 270 Breslau. 282. Schmiedeberg. 283. Schweidnitz. 284#. Strehlen. Berlin (Schropp & Co.) 1858. gr. Fol. (A 163 Sgr.) Kleiner Atlas des preufsischen Staats. Gotha (J. Perthes) 1858. qu. gr. 4. (18 Sgr.) Schul- Atlas des preufsischen Staats. Gotha (Perthes) 1858. qu. gr. 4. (4 Thlr) Berlin und Charlottenburg mit nächster Umgebung. Aufgen. und herausg. von ee nn. Neu erschienene geographische Werke, Aufsätze, Karten und Pläne. der topographischen Abtheilung des K. preufsischen grofsen Generalstabs. 4 Bl. Chromolith. Berlin (D. Reimer, in Com- mission) 1858. Imp. Fol. (4 Thlr.) Plan von Berlin. Mit 150 Ansichten. Lith. Berlin (Hirsch). Imp. Fol. (In 16-Carton 5 Thlr.) Neuester Plan von Berlin. Lith. u. illum. Berlin (Meyer) 1858. qu. gr. Fol. (In gr. 8-Carton 124 Sgr.) Handtke (F.), Karte der Provinz Pom- mern. Lith. u. illum. Glogau (Flem- ming) 1858. Imp. Fol. (4 Thlr.) Karte der Umgegend von Stettin. 4 Bl. Berlin , Schropp & Co.) 1857. qu. gr. 4. (16 Ser.) Neuester Plan von Stettin mit der Berlin- Stettiner Eisenbahn und der Fahrt von Stettin nach Swinemünde. Lith. Ber- lin (Grieben) 1858. Fol. In 16-Car- ton (4 Thlr.) v. Carnall (R.), Geognostische Karte von Ober-Schlesien. 2 Bl. Chromo- lith. Berlin (Schropp & Co., in Comm.) 1858. Imp. Fol. (14 Thlr.) Stubba’s (A.) Wandkarte der K. preus- sischen Provinz Sachsen. 2. Aufl. Ge- fertigt von J. Franke. 4Bl. Lith. u. illum. Leipzig (Kummer) 1858. gr. Fol. (12 Thlr.) Bergwerks- und Hütten-Karte des West- phälischen Ober-Berg-Amts-Bezirkes. 2. Aufl. Chromolith.. Essen (Bädeker) 1857. qu. Imp. Fol. (3 Thlr.) Karte von Westphalen und Rheinland. Bl. N.1. Lith. u. illum. Berlin (Meyer) 1858. qu. gr. Fol. (4 Thlr.) Karten der übrigen Staaten Deutschlands. Römer (H.), Geognostische Karte vom Königreich Hannover. 2. Lief. Berlin (Schropp & Co.) qu. gr. Fol. (6 Thlr.) Inhalt: Section Clausthal. Göttingen. Wolfenbüttel. Farbentafel. Topographischer Atlas des Königreichs Sachsen. 4. Lief. enthaltend die Sec- tion Plauen mit dem Surplus Schoen- berg, Elsterberg, Loebnitz, Oschatz, Grofsenhayn und Bautzen. 1. Abtheil. Leipzig (Fleischer, in Comm.) 1858. Imp. Fol. (6 Thlr.) Plan der königl. Residenzstadt Dresden. 957 Lith. Dresden. (Klemm) 1858. Fol. (In 16-Carton 6 Sgr.) Hessler (O.), Plan de Dresde. Avec „Vade-Mecum des €trangers & Dresde“. Dresden (Kuntze) 1857. In 16-Car- ton (4 Thlr.) Hefsler (O.), Plan von Dresden. Ebends. In 16-Carton (3 Thlr.) Karte der sächsischen Schweiz nebst dem angrenzenden Böhmen. Lith. Dresden (Klemm) 1858. (In 16-Carton 6 Sgr.) v. Süssmileh-Hörnig (M.), Carte spe- ciale de la Suisse saxonne. Chromo- lith., Dresden (Kuntze). Imp. Fol. Avec „Vade-Mecum des voyageurs dans la Suisse saxonne“*. (3 Thlr.) v. Süssmileh-Hörnig (M.), Karte der sächsischen Schweiz. Chromolith. Ebds. Imp. Fol. Mit „Notizen für Reisende ‚in der sächsischen Schweiz.“ (z Thlr.) Karte des Grofsherzogthums Hessen und den angrenzenden Ländern. 2Bl. Kpfrst. u. illum. Darmstadt (Jonghaus, in Com- miss.) 1858. Imp. Fol. (13 Thlr.) Ausführlicher Plan der Stadt Mainz nebst Bezeichnung sämmtlicher Verwüstungen, welche die Pulver-Explosion am 18. Nov. 1857 angerichtet und der Abbil- dung des erplodirten Thurmes. Lith. Mainz (v. Zabern) 1857. Imp. Fol. 4 Thlr.) Brockhaus’ Reise- Atlas. Entworfen und gez. von H. Lange. Karlsruhe- Strafs- burg. Führer für Reisende auf der Ei- senbahn von Karlsruhe nach Baden- Baden und Strafsburg. Chromolith. Leipzig (Brockhaus) 1857. Hoch 4. (In 8-Carton 4 Thlr.) Kumpfmiller (M. W.), Uebersichts- Karte der gesammten kirchlichen Amts- Eintheilung von Süd-Deutschland. 4 in Stahl gestoch. u. color. Bl. München (Kumpfmiller) 1857. qu. Fol. (1 Thlr.. 24 Sgr.; aufgezogen u. in Mappe 2 Thlr. 24 Sgr.) Die Kataster-Karten in Baiern und Wür- temberg. — Zeitschr. f. allgem. Erdk. N. R.- IV. 1858. p 62. Gäbriely (J.) u. Dolezal (A.), Fi- nanz- und Handels-Karte des öster- reichischen Kaiserstaates und des zoll- 558 vereinten Fürstenthums Liechtenstein. 4Bl. Lith. u. illum. Wien (Artaria & Co.) 1858. Imp. Fol. (22 Thlr.) Tempsky (F.), Karte des Königreichs Böhmen nach der Eintheilung vom J. 1854 auf Grundlage officieller Daten herausg. 2. Aufl. Prag (Tempsky ) 1857. 1 Bl. Fol. Bonifaz Wolmuth’s Plan der Stadt Wien im J. 1547. — Oesterreich. Zeitg. 1858. N. 17... Vergl. Grazer Zeitung. 1858. N. 25 f. Promenaden-Plan von Karlsbad zur Kö- nig Otto’s Quelle. Carlsbad (Franieck) 1857. 1Bl. Karten der Schweiz. Ziegler (J. M.), Wandkarte der Schweiz. Carte murale de la suisse. Winterthur (Wurster & Co.) 4 Bl. fol. auf Leinw. M. 1:200,000. Ziegler (J. M.), Geographische Karte der Schweizerischen Gewerbsthätigkeit. 2. verb. durch die Verbreitungs-Kreise der Rindvieh- Schläge verm. Aufl. mit Erläuterungen. Winterthur (Wurster & Co.) 1858. 40 8. Text. 8, und 2 Karten. Ziegler (J. M.), Karte des Kantons Zürich. M. 1:125,000. Winterthur (Wurster & Co.) 1858. Fol. Karte des Zürcher See’s. Nach den to- pographischen Karten des Kanton Zü- rich und St. Gallen gezeichnet. Chro- molith. Zürich (Schabelitz) 1858. qu. Fol. (24 Sgr.) Grofs (R.), Karte und Panorama vom Rigi. Chromolith. : Luzern ( Straube ) 1858. Fol. (In 8-Carton 2 Thlr.; auf Leinw. 1 Thlr.) Karten von Frankreich. Malte-Brun (V. A.), Esquisse histo- rique sur les grandes cartes topogra- phiques de la France suivie d’un ta- bleau comparative des cartes topogra- phiques publiees en Europe par les soins et sous les auspices des gouver- nements. Paris (Arthus Bertrand) 1858. 208. 8. Vuillemin, Nouvelle carte de l’Empire Frangais en 1858. Paris (Taride). Fol. Plan der Stadt Paris mit einer ‘kurzen Einleitung über die allmählige Ver- gröfserung. der Stadt und Erläuterun- W. Koner: gen. 2. Aufl. Jena (Mauke, in Comm.) 1857. gr. 8. (3 Sgr.) Plan de l’embouchure de la Loire entre Saint-Nazaire et Paimboeuf. Publ. au depöt general de laMarine en 1856 — 57. Carte de l’embouchure de la Gironde. Publ. au depöt general de la Marine en 1856 —57. Carte du cours de la Gironde de la pointe de Grave & Pauillac. Publ. au depöt general de la Marine en 1856 — 57. Karten der Niederlande. Topographische kaart van het Koningrijk der Nederlanden, vervaardigd door de Officieren van den Generalen Staf en gegraveerd op het Topographisch Bu- reau van het Ministerie van Oorlog op de schaal van 1:50,000. Blad 45 en 46: Rotterdam en Vierlingsbeck. s’Gra- venhage ( Depart. van Oorlog) 1858. (per blad f. 2,80.) Mees (Azn.), Historische atlas van Noord- Nederland, van de XVle eeuw tot op heden. 8® afl. 8e kaart. Rotterdam (van der Meer en Verbruggen) 1858. (f. 2.) Carte hydrographique, routiere et admi- nistrative de la province de Hainaut, a l’echelle de 1:100,000, eomprenant toutes les routes avec leurs longueurs, les chemins de grande communication, les chemins de fer, les canaux etc. 1 feuille. col. Bruxelles. (1 Thlr. 5 Sgr.) Historisch- geographische atlas der alge- meene en vaderlandsche geschiedenis. s’Gravenhage (de Erven Thierry & Men- sing) 1858. 51 gelith en gekl. bl. Breed 4. (f. 5,40.) Kleine landkaarten voor schoolgebruik; uitgeg. door de Gewesstelijk Vereeniging Noord-Holland van het Nederl. Onder- wijzers-Genootschap. N. 61. De repu- bliek der Vereenigde Nederlanden in 1720. N. 62. Het Arrondissement Ley- den. Amsterdam (Brinkman) 1858. kl. 4. (& f. 0,05.) Die grofsen Niederländischen Flufskarten. — Petermann’s geogr. Mittheil. IM. 1857. p. 478. Meylink (A. A. J.), Kaart nopens de aftappingen van de Maas. Met toelich tende nota. 1. gelith. en gekl. plaat en 4 bl. tekst. s’Gravenhage (Nun- nink) 1858. gr. 8. (f.1.) Neu erschienene geographische Werke, Aufsätze, Karten und Pläne. Karten von Grofsbritannien. England East Coast. Entrance to the River Tyne. Corrections to 1857. M. 1:50,000. London. Hydrograph. Office. Fol. | England, West Coast. St. Ives Bay surveyed by Geo. Williams. 1848. Lon- don. Hydrograph. Office. Fol. M. 1:18,300. Scotland. Aberdeen Harbour, surveyed by Slater. 1833. Corrected up to 1857. London. Hydrogr. Office. Fol. (2 =.) M. 1:7,300. Scotland. Perterhead by Slater. 1834. Corrected to 1857. London. Hydrogr. Office. 4. (6d.) M. 1:18,500. Scotland, East Coast. Sheet IV. Banff to the Ord of Caithness surveyed by Slater and Otter 1845. Corrections to January 1857. London. Hydrogr. Office. M. 1:147,000. (3 s.) Scotland, North Coast. The Firth of Pentland surveyed by Slater, Otter and Thomas. 1850. -Corrections to 1857. London. Hydrogr. Office, Fol. (2s.) M. 1:50,000. Scotland, West Coast. Sheet VII. Aro- nanuerchan to Summer Isles including the Inner Channel and Part of the Minch. 1849 — 56. Surveyed by T. Smith, Jeffery and Chamer, under the Direetion of H. Otter and Wood. London. Hydrogr. Office. Fol. (3 s.) M. 1:173,750. Ireland, East Coast. Wexford Harbour surveyed by G. A. Frazer, 1845. Correeted in 1857. London. Hydrogr. Office. Fol. (2s.) M. 1:22,400. Davies’ Map of Environs of London, on a Scale of one Inch to a Mile. Lon- don (Stanford) 1858. (In case, 8 s.) Davies’ Map of London. London (Stan- ford) 1858. (In case, 7. 6.d.) Karten von Schweden und Nor- wegen. Pfeiffer (J. B.), Karte von Schweden | und Norwegen oder der skandinavischen Halbinsel. Kpfrst. u. illum.: Nürnberg (Beyerlein) 1858. Fol. (4 Thlr.) Carte des entrees de la partie occidentale de la mer Baltique jusqu’&a l’ile d’Oland. Publications du depöt general de la Marine en 1856 — 57. (2 =.) | ' Plan de l’embouchure du Tibre. Greece, 559 Karten von Rufsland. | Atlas @conomique et statistique de la Rus- sie d’Europe publiee par le departe- ment de l’Economie rurale du Ministere des Domaines de l’Etat, 3e edit. St. Petersbourg 1857. IV, 105 8. 8. Mit 10 Karten fol. (10 Thlr.) Rücker (C. G.), General-Karte von Liv- land. 2. Aufl. Lith. u. color. Dorpat (Gläser) 1857. Imp. Fol. (2 Thlr.) Plan du mouillage exterieur de Kinbourn et de lentree du Liman du Dnieper. Publ. au depöt general de la Marine en 1856 — 57. Plan des passes de Kertsch et d’Jenikale. Publ. au depöt general de la Marine en 1856-57. Huber (J.), Polen mit den angrenzenden Ländern. Kupfist. u. illum. Nürnberg (Beyerlein) 1858. Imp. Fol. (! Thlr.) Karten von Spanien. Entree du Guadalquivir. Publ. au depöt general de la Marine en 1856 —.57. Plano de la ciudad de Toledo en escala de 1:5000, por el coronel, teniente co- ronel de ingenieros, D. Franc. Coello. Madrid (lib. de Cuesta y Bailly-Bail- liere). 1 Bl. fol. maj. (10 rs.) Karten von Italien. Carta della Provincia di Sondrio secondo Pultimo compartimento territoriale e coll’ indicazione delle grandiose strade dello Stelvio e Spluga. Milano (Artaria e figl.) 1857. 1 Bl. fol. M. 1:576,000. | Plan de la baie de Vado et du port de Savone. Publ. au depöt general de la Marine en 1856 — 57. | Plan du port de Genes et des ses envi- rons. Ebendas. Carte particuliere des cötes d’Italie (Etats Sardes). Ebendas. Ebendas. Karten von Griechenland. Petali Gulf and the Eastern Part of the Euripo Channel surveyed by Capt. Th. Graves 1845, 1846. Publ. 1857. M. 1: 114,000. London. Hy- graphical Office. 560 Karten von Asien. Kiepert (H.), Die asiatische Türkei, die Kaukasus-Länder und West-Per- sien. Revid. Ausg. Kupferst. u. illum. Weimar (Geogr. Instit.) 1857. qu. Imp. Fol. (+ Thlr.) Plan du mouillage d’Alexandrette ( cöte de Syrie). Publications du depöt ge- neral de la Marine en 1856—57. Hughes (E.), An Atlas of Bible Land’s; designed for the use of Schools and Seripture Students. New edit. London (Longman) 1858. 12. (1 s. 6d.) Das heilige Land aus der Vogelschau. Darstellung der Orte und Städte, wel- che in der heiligen Schrift erwähnt sind. 6. Aufl. 1 Bl. in Holzschn. Leipzig (Weber) 1858. 'qu. Fol. (In gr. 8-Car- ton. 4 Thlr.) Handtke (F.), Wandkarte von Palästina, zum Gebrauch für Schulen eingerichtet. 4 Bl. Chromolith. Glogau (Flemming) 1858. Imp. Fol. (18 Sgr.) Barclay (J. T.), Map of Jerusalem and Environs, from Actual and Minute Sur- vey completed on the Spot, and sha- ded from a verified Model. New York 1857. (12 s.) Kiepert (H.), Karte von Armenien, Kur- distan und Azerbeidschan, in 4 Bl. Lith. u. color. Berlin (Schropp & Co.) 1858. qu. gr. Fol. (4 Thlr.) Berghaus (H.), General-Karte von Vor- der-Indien zur Uebersicht der Haupt- verhältnisse. 2. Aufl. Kupferst. u. illum. Gotha (J. Perthes) 1858. Imp. Fol. (Auf Leinw. u. in Mappe 24 Thlr.) Reliefkarte von Vorder-Indien. Mit einem | Plane von Delhi und einem Ortslexikon | von Vorder-Indien. Chromolith. Leipzig (Weber) 1857. qu. Imp. Fol. (4 Thlr.) Weyland (C.F.), Vorder-Indien. Kupfer- stich u. illum. ‘Weimar (Landes-Indu- strie-Compt.) 1858. Imp. Fol. (4 Thlr.) Gulf of Bengal. Sheet V. Palmyra Point to Chittagong, by Capt. Lloyd. 1840. Corrections to 1857. M. 1:743,000. London. Hydrograph. Office. Melvill van Carnbee (P. Baron), Al- gemeene Atlas van Nederlandsch Indie. Uit office. bronnen zamengesteld. Blad 21 — 24; de Residentie Kediri. 4 ge- lith, en gekl. bladen. Batavia (van Ha- ren Noman & Kolff). Voor Nederland: Zalt-Bommel (Joh. Noman & Zoon). fol. (Per kaart f. 2,25.) W. Koner: ’ Koot (A.), Kaart der Nederlandsche over- zeesche bezittingen. 4 bl. lithogr. Haar- lem (de Erven Loosjes) 1858. olyph. form. (f. 1,50.) Carte du detroit de Banca. Publ. au de- pöt general de la Marine en 1856 — 1857. China Sea, Gulf of Siam. Menam Chau- Shya or Bangkok River surveyed by John Richards, R. N., H. M. S. Sara- cen. 1856. M. 1:41,000, London. Hy- drograph. Office. Publications du depöt general de la Ma- rine en 1856 — 57. Chine: Plan de la rade de Macao. — Plan du canal sud de Lantao. — Plan du canal nord de Lantao. — Carte de l’embouchure du Tigre. Karte der Ostküste der Halbinsel Korea nach den Aufnahmen des russ. Schiffes „Pallas“ 1857. M. 1:1,016,000. (Rus- sische Seekarte.) Karten von Afrika. Miani (J. J.), Nouvelle carte du bassin du Nil, indiquant la commune origine de ce fleuve avec les rivieres de Zan- guebar, dediee & la colonie europeenne d’Orient. Paris 1858. 1 feuille. Linant-Bey de Bellefonds, Cartes hydrographiques de la Basse, de la Moyenne et de la partie septentrionale de la Haute Egypte & l’Echelle de 1: 250,000. Paris. Vergl. Bullet. de la Soc. de Geogr. IVe Ser. XV. 1858. p- 87. | Esquisse de Carte geographique des pays du nord de l’Abyssinie entre 30° — 37° E. de Paris et 150° —17° N. le- vee sur les lieux dans l’annde 1857 par Mr. Werner Munzinger. Winterthur (Wurster & Co.). Fol. Vincendon-Dumoulin (C. A.) et de Kerhallet (C. P.), Description nauti- que de la cöte nord du Maroc. Paris 1857. 8. Publications du depöt general de la Ma- rine en 1856 —- 57: Tetouan (Maroe). — Tanger et ses atterrages (Maroc). — Rade de Larache (Maroc). — Carte de la cöte nord du Maroc. Cöte occidentale d’Afrique. Ebendas. Cöte occidentale d’Afrique, partie comprise entre le Senegal et le cap Roxo. Eben- das. Carte de la cöte occidentale d’Afrique, Neu erschienene geographische Werke, Aufsätze, Karten und Pläne. partie comprise entre la Cazamance et Sierra-Leone. Publ. au depöt general | de la Marine en 1856—57. Karten von Amerika. Kohl (J. G.), Deseriptive Catalogue of those Maps, Charts and Surveys rela- ting to America, which are mentioned in Vol. III of Hackluyt’s Great Work. Washington 1857. 86 $S. 8. (11 Thlr.) Eisenbahn- und Canalkarte für Reisende in den Vereinigten Staaten von Nord- Amerika. Lith. Nürnberg (Lotzbeck) 1858. Fol. (2 Sgr.) Chart of a Part of the Coast of Nova Scotia. From Documents in the Hydro- graphie Office of the Admiralty, Decem- ber 1825. Sheet X. Corrections to 1857. M. 1:52,400. London. Hydro- graph. Office. Publications du depöt general de la Ma- rine en 1856-57. Etats- Unis: New- York. — Port Edgartown. — Port de New-Hawen. — Canal d’Hatteras. — Ri- viere de la Delaware. — Entree de la Delaware. — Detroit de l’ile des Pe- cheurs. — Port de refuge de Little Egg. — Mouillage du cap Canaveral (Flo- ride). — Port de Hyannis. — Mouil- lage du cap Hatteras. — Entree de la riviere du cap Fear. — Port de New- Bedford. — Embouchure de la riviere Sabine. — Port et ile de Nantucket. — Bane de la Floride, partie O. et partie E. — Caye de l’Ouest. — Passe Caballo. Publications du depöt general de la Ma- rine en 185657. Terre-Neuve: Plan de la partie N. E. de l’ile de Kirpon. — Plan du havre de Lark, situ€e dans la baie des iles (cöte ouest de Terre- Neuye). — Plan du havre du Petit- Port et de ses environs (cöte ouest de Terre-Neuye). — Plan de la baie du cap Normand et du havre de Cook (cöte nord de Terre-Neuye). — Plan de la baie du Sacre (cöte nord de Terre- Neuve). — Plan du havre de Port-au- Choix (cöte nord-ouest de Terre-Neuve). _ Plan des havres de Saint-Julien et des _ Grandes-Oies (cöte orientale de Terre- Neuve). Publ. au depöt generale de la Marine en 1856—57. 'Kiepert (H.), Neue Karte von Mittel- Amerika. A New Map of Central Ame- Zeitschr. f. allg. Erdk. Neue Folge. Bd. IV. 561 rica. 4 Bl. Berlin (D. Reimer) 1858. Fol. M. 1:2,000,000. (22 Thlr.) Kiepert (H.), Karte des nördlichen tro pischen Amerika. A New Map of Tro- pical America North from the Equator, comprising the West Indies,. Central America, Mexico, New Granada,-and Venezuela. 6 Bl. Berlin (D. Reimer) 1858. gr. Fol. Mafsst. 1: 4,000,000. (4 Thlr.) Riviere de Tampico (cöte du Mexique). Publ. au depöt generale de la Marine en 1856—57. Codazzi (A.), Carte de l’Isthme de Pa- nama et de Darien et de la Province de Choco. Reduite d’apres le dessin original par H. Kiepert. Berlin (D. Reimer) 1858. 2 Bl. Fol. M. 1:800,000. (1 Thir. 20 Sgr.) Publications du depöt general de la Ma- rine en 1856-57. Cöte de Honduras: Omoa, baie de l’Höpital. — Atterrage de la baie de Truxillo; Trou de Coxen; Port- Royal (ile Roatan). — Banc et mouillages de Chinchorro. — Ile Bo- naca. — Port de Belize. — Baie de l’Ascension et d’Espiritu. Publications du depöt general de la Ma- rine en 1856—57. Cöte de Mosquitos: Port de Greytown. — Bane Serranilla. — Cayes des Perles. — La Vieille. — Providence. — Entree de la lagune des Perles. — Lagune de Blewfields. — Banc de Serrana, banc du Roncador. — Petite et grand ile de Corn. — Ile de Saint- Andre. — Port de Gracias a Dios. — Cayes Courtnow; Cayes d’Albuquerque. Publications du depöt general de la Ma- rine en 1856—57. Carte des vents ge- neraux dans la mer des Antilles et le golfe du Mexique. — Carte des courants generaux dans la mer des Antilles et le golfe du Mexique. — Carte des routes dans la mer des Antilles et le golfe du Mexique. Publications du depöt general de la Ma- rine en 1856 — 57. Cöte oceidentale du Centre- Amerique, comprise entre la pointe Herradura et la pointe Platanal. — Cöte oceidentale du Centre- Ame- rique, d’Istapa & Acajutla.. — Port d’Amapala, partie orientale du golfe de Fonseca. Bane d’Alacran et port d’Alacran (cöte du Yucatan). — Cape Catoche (cöte du Yucatan). — Caye d’Arenas (cöte du Yucatan). — Cayes Arcas (cöte du Yucatan). — Triangle 36 562 du $. E., banc d’Obispo (cöte du Yu- catan). — Lagune de Terminos (cöte du Yucatan). — Ile Cozumel (cöte du Yucatan). — Plan et mouillage de Si- sal; bancs N. O. et $S. E. (cöte du Yu- catan). — Port de Mugeres (cöte du Yucatan). Publications du depöt general de la Ma- rine en 1856-57: Baie de Mayagües (Porto-Rico). — Ile Antigoa. Baie Wil- loughby. — Ile de la Jamaique. Cayes Morant. Savana de la Mar. Port Mo- rant. Port de Lucca. Port de Tlile Verte. Port Mosquito. Baie de Sainte- Anne. Port Bluefields. Baie de Hold- Harbourg. Baie de Morant. Baie Mon- tego. Baie d’Anota. Port de Falmouth ou de Marta Brac. Port de Kingston. Port d’Antonio. — Iles Saint-Jean et Saint-Thomas. — Ile de Vieques. Ile de Saint-Croix. Des Culebra et de Vieques. Porto-Mula (ile de Vieques). — Golfe du Port-au-Prince (ile de Saint- Domingue). Möle de Saint-Nicolas. Jaquemel Baie de Road (ile de Tor- tola). — Recifs des Colorados (ile de Cuba). Port de Matanzas. Port de Ja- gua. — Port d’Espagne (ile de la Tri- nite). — Canal de Francois Drake (iles Vierges). — Ile Anegada. — Ile de Virgin-Gorda. Gorda Sound (ile de Virgin-Gorda). — Baie de San-Juan Griego et de Pampatar (ile de Marga- rite). — Mouillage de Dunhar (ile Bo- naca). Publications du depöt general de la Ma- rine en 1856 —57: La Barbuda (Pe- tites- Antilles). Le Grand Caiman. — Mouillage de l’ile Crooked (iles de Bahama). — Port de Clarence (ile Longue-Bahama). — Port de lile Rag- ged (grand banc de Bahama). — Canal de Wide Opening (grand banc de Ba- hama). — Passe de la Caye de Wax (grand bane de Bahama). — Le Petit- Port et le port du Pelican (petit banc de Bahama). — Nouvelle Providence Baies de l’ouest et du sud-ouest; Port de Nassau (Nouvelle Providence, grand banc de Bahama). — Port de la Grande- Exuma (iles de Bahama). — Mouillage des iles Ragged (grand bance de Ba- hama). — Canal de Nurse (grand banc de Bahama). — Canal du Navire (grand banc de Bahama). — Le grand Stirrup (grand bane de Bahama). — Canal de Highborn (grand banc de Bahama). — W. Koner: Mouillage de la Tortue-Verte (petit bane de Bahama). — Port de Vile Royale (grand banc de Bahama). — Ile Royale (grand bance de Bahama). — Canal de Fleeming ou des Dix-Shil- lings (grand banc de Bahama). — Mouil- lage Man of War (petit banc de Bahama). — Bane de la Caye de Sel; Cayes du Boulet-Rame (iles de Bahama). — Passe de Racoon (grand banc de Bahama). — Rade de Douglas (grand banc de Ba- hama). — Navaza (canal du vent). — Grand Exuma (ile de Bahama). Plan du port de Santa Barbara (presqu'- ile de Samana, cöte nord d’Haiti). — Plan de la baie de Caldera (cöte sud d’Haiti). Publ. au depöt general de la Marine en 1856 - 57. Publications du depöt general de la Ma- rine en 1856 — 57: Mouillage de la Guayra (cöte nord de Venezuela). — Port de Barcelone (cöte de Vengzuela). — Port de Sabanilla (cöte de la Nou- velle-Grenade). — Lagune de Chiriqui (eöte de la Nouvelle-Grenade). — Canal du Tigre (lagune de Chiriqui), — Canal de Crawl (lagune de Chiriqui). — Bou- che de Toro (lagune de Chiriqui). — Bouche du Dragon (lagune de Chiriqui). — Port de Shepherd (lagune de Chiri- qui). — Golfe de Paria (cöte E. de Ve- nezuela). — Curazao et Buen-Ayre; baie de Santa-Ana (cöte N. de Ve- nezuela). — Puerto-Cabello (cöte N. de Venezuela). — Port de Carthagene (eöte de la Nouvelle-Grenade). — Ile de Margarita et golfe de Cariaco (cöte nord de Venezuela). — Plan de Bahia- Honda (Nouvelle-Grenade). — Plan de la baie de Pueblo-Nueyo (cötes ocei- dentales de la Nouvelle-Grenade). — Plan de la baie de David ou Chiriqui (cötes oceidentales de la Nouyelle-Gre- nade). Karten von Australien. General Map of Australia and Tasmania or Van Diemen’s Land shewing the Bri- tish Colonies as divided into Counties. 2d edit. 4 Bl. Chromolith. Mainz (v. Za- bern, in Comm.) 1857. qu. Imp. Fol. (7 Thlr. 6 Sgr.) Publications du depöt general de la Ma- rine en 1856 —57. Nowvelle-Caledonie: Carte de la Nouvelle-Caledonie, des iles Loyalti et d’une partie des Nouvelles- . Neu erschienene geographische Werke, Aufsätze, Karten und Pläne. Hebrides. — Plan du havre de Bacade. — Plan du port de Kanala. — Plan des baies de Noumea et de Morare. — Plan du port de Saint- Vincent. 563 Carte de l’archipel des Pomotous. Publ. au depöt general de la Marine en 1856 — 57. Physik der Erde. Almanaque meteorolögico-agricola para el | Merian (P.), Meteorologische Uebersicht aüo 1858, por D. M. S. S. Madrid 1857. 116 8. 8. (2 rs.) Mühry. (A.), Klimatologische Untersu- | chungen oder Grundzüge der Klimato- | logie in ihrer Beziehung auf die Ge- | sundheitsverhältnisse der Bevölkerung. Leipzig (Winter) 1858. gr. 8. (4 Thlr.) Wolf, Zweiter Nachtrag zu Boue’s Ca- talog der Nordlichter. — Vierteljahres- schr. der Naturforsch. Ges. in Zürich. 1857. Heft 4. Poey (Andr.), Repartition geographique de l’universalit€ des meteores en zones terrestres, atmospheriques, solaires ou lunaires; de leurs rapports entre elles. — Nouv. Annal.d. Voy. VIe Ser. 1858. I. p. 150. Auch einzeln abgedruckt. Lartigwe, Essai sur les ouragans et les tempetes et prescriptions nautiques pour en souffrir le moins de dommages pos- sible. Paris 1858. 8. v. Baumgartner, Ueber Gewitter über- haupt, Hagelwetter insbesondere. — Sitzungsber. der Wiener Akad. d. Wiss. Mathem.-naturwiss. Cl. XXIII. 1857. p- 277. Neumann (Fr.), Die Gewitter der ge- mälsigten Zone. — Westermann’s illustr. deutsche Monats-Hefte. 1858. N. 17. Reslhuber, Ueber das Wetterleuchten. — Sitzungsber. der Wiener Akad. der Wiss. Mathem.-naturwiss. Cl. XXVII. p. 177. Uhde (A.), Wesen und Ursprung des Höhenrauchs. — Westermann’s illustr. deutsche Monats-Hefte. 1857. N.15. Prestl (M. A. F.), Ueber den Moorrauch des Jahres 1857. — Petermann’s Mit- theil. IV. 1858. p. 106. Ueber die Wärme der Flüsse. — Zeitschr. f- allgem. Erdkunde. N. F. III. 1857. p- 522. Buist, Notes on Certain Discoloured Ap- pearances met with on the Surface of the Sea in Warm Latitudes. — Trans- act. of ihe Bombay Geogr. Soc. XII. 1857. p.108. x des Jahres 1856. — Verhandl. d. natur- Forsch. Ges. in Basel. 1857. Heft 4. Dove (H. W.), Meteorologische Beobach- tungen in den Monaten September bis December 1857 und Januar u. Februar 1858. — Mittheil. des statist. Bureau’s in Berlin. 1858. N. 24. Dove (H. W.), Fünftägige Wärmemittel in den Monaten October bis December 1857, Januar und Februar 1858. — ibid. 1858. N. 3. 4.7. Dove (H. W.), Ueber die Temperatur der Ostsee, verglichen mit der des atlanti- schen Oceans. — Zeitschr. f. allgem. Erdkunde. N. F. IV. 1858. p. 60. Prestl (M. A. F.), Die mittlere Wind richtung an der Nordwestküste Deutsch- lands für jeden Tag im Jahre aus 19 Jahre umfassenden Beobachtungen in Emden, sowie auch für Hamburg be- rechnet und numerisch und graphisch dargestellt. Ein Beitrag zur Lehre von der geographischen Verbreitung und ge- setzmäfsigen Drehung des Windes, — Nov. actor. Acad. Caes. Leopold.- Carol. nat. curios. Vol. XXVI. 1857. Auch einzeln erschienen. Bonn (Weber) 1857. gr. 4. (22 Thlr.) v. Soldner (J.) u. Lamont (J.), Me- teorologische Beobachtungen, aufge- zeichnet an der Kgl. Sternwarte bei München in den Jahren 1825 — 1837. 2. Suppl.- Bd. zu den Annalen der Mün- chener Sternwarte. München (Franz, in Comm.) 1858. gr. 8. (1 Thlr.) Lamont (J.), Resultate aus den an der Kgl. Sternwarte veranstalteten meteoro- logischen Untersuchungen, nebst An- deutungen über den Einflufs des Klima’s von München auf die Gesundheits-Ver- hältnisse der Bewohner. — Adhandl. der mathem.-physik. Cl. d. K. Bayer. Acad. d. Wiss. VII. 1. 1857. Auch einzeln erschienen. München (Franz, in Comm.) 1857. gr. 4. (4 Thlr.) Tabellarische Uebersicht der Witterung in Oesterreich in den Monaten December ı“ 564 W. Koner: Neu erschienene geographische Werke, Aufsätze ete, 1856 bis December 1857. — Sitzungs- ber. d. Wiener Akad. d. Wiss. XXIV. XXV. XXVI XXVI. Zu Ende jedes Heftes. Kornhuber (G. A.), Die mittlere Win- desrichtung zu Prefsburg im J. 1856. —- Verhandl. d. Vereins f. Naturk. zu Prefsburg. II. 1857. Heft 2. Observations meteorologiques faites a l’ob- servatoire de Geneve sous la direction de M. le Prof. E. Plantamour. — Biblioth. univ. de Geneve. Zu Ende je- des Heftes. Wöerkundige waarnemingen op de huize Zwanenburg. — Allgemeene Konst- en Letterbode. 1858. Zu Ende jeder Num- mer. Jenyns (Leon.), Observations in Meteo- rology relating to Temperature, the Winds, Atmospheric Pressure, the Aque- ous Phenomena of the Atmosphere, Weather Changes etc. being chiefly the Results of a Meteorological Journal kept for Nineteen Years at Swaffham Bul- beck, in Cambridgeshire, and serving as a Guide to the Climate of that Part of England. London (Van Voorst) 1858. 420 8. 8. (10. 6d.) Hopkins (Th.), On the Causes of the Mild Winter-Temperature of the Bri- tish Islands. — Journ. of the Roy. Geograph. Soc. XXVI. 1857. p. 206. Glaisher (J.), Remarks on the Weather, during the Quarter ending December 31st, 1857. — Journ. of the Statisti- cal Society of London. XXI. 1858. p- 107. Meteorologiska Observationer & Stock- holms Observatorium i Januar — Maj 1857. — Öfversigt af K. Vetenskaps Akademiens Förhandl. 1857. p. 135. 204. 322. Das Nordeap und die Mitternachtssonne. — Ausland. 1858. N. 5. Kupffer (A. T.), Compte-rendu annuel adresse a $. Exec. M. de Brock, Mi- nistre des finances. Annde 1856. Sup- plement aux Annales de l’Observatoire physique central pour l’annde 1856. St. Petersbourg 1857. 68 8. gr. 4. Osservazioni meteorologiche di dicembre 1857 e gennajo 1858. — Atti dell’ i. r. Istituto Tombardo di scienze. Fasc. II. Magnetische Beobachtungen der Oester- reichischen Marine im Mittelländischen | Meere im Jahre 1857. — Petermann’s Mittheilungen. IV. 1858, p. 111. Beobachtungen über die klimatischen Ver- hältnisse von Jerusalem. — Petermann’s Mittheilungen. IV. 1858. p. 37. Meteorology. (Auf Ostindien bezüglich.) — Transact. of the Bombay Geograph. Soc. XIII. 1857. Appendix. Das Klima von Ostindien. — 1858. N. 11. Observations meteorologiques faites & Al- ger. — Gazette medicale de l’Algerie. 1858. Zu Ende jeder Nummer. Kreil, Ueber zwei Reihen meteorologi- scher Beobachtungen in den afrikani- schen Missions- Stationen Chartum und Gondokord. — Sitzungsber. d. Wiener Akad. d. Wiss. Math.-naturw. Cl. XXV. 1857. p. 476. Regen-Menge in Natal. — Petermann’s Mittheilungen. III. 1857. p. 527. Dove (H. W.), Ueber das Klima des Caps der Guten Hoffnung. — Zeitschr. Ff. allgem. Erdkunde, N. F. II, 1857. p- 510. Meteorologische Beobachtungen am Kap der Guten Hoffnung. — Petermann's Mittheilungen. IV. 1858. p. 42. Nardi, Sulle piü alte e pitı basse tem- perature assolute osservate nell’ emis- fero boreale, e sulla esistenza di un mar polare libero da ghiacei. — Ri- vista periodica dei lavori della I. R. Acad. di scienze in Padova. Vol. V. Fase. 11. p. 45. Message from the President of the United States, communicating, in Compliance with a Resolution of the Senate of July 24, 1854, the Fourth Meteorolo- gieal Report of Prof. James P. Espy. Washington 1857. 240 $S. 4. (34th Congr. 3d Sess. Senate. Ex. Doc. N. 107.) Hildreth (S. P.), Abstract of a Meteo- rological Journal, kept at Marietta, - Ohio. — American Journ. of Science and Arts. Sec. Ser. XXV. 1858. p. 357. Blodyet’s Climatology of the United States and of the Temperature Latitu- des of the North American Continent. — ibid. Sec. Ser, XXV. 1858. p. 235. Burmeister (H.), Ueber das Klima von Mendoza. — Zeitschr. f. allgem. Erd- kunde. N. F. IV. 1858. p. 1. 256. Dove (H. W.), Ueber das Klima von Cayenne. — ibid. IV. 1858. p. 341. Europa. Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin, Grünstrafse® 19. ni rn, Zeitschrift P. alleen Taf. m 1 Longs Fe SKIZZE DER WEGE welche vom obern Nebraska | Platte River ) zum MORMONEN GEBIET am GROSSEN SALZSEE führen nach dem aus den Krlorschungen von Fremont,Stansburv, Beekwith | Brran und Lander zusammengestellten Original / publ. von: War De. purtement, Washington, Jan. 1658) auf’ 73 redueirt Kirlorschte Wege: Jahrbare nicht Jahrbarc | (r. bed Creek (Bach) E Pork /Hussarım, R. River M, Mouhtain j Hohenzahlen ın Engl. Kuss. | e „N 16 A 105 Greeinrich Bern, bei D. Reim Lith. Anst.v. Le on Ban Berlm. Zeitschrift # allgem. Erdkunde NF_ Bi. IV : PER — > a KR ir | } af F weetwä a, terä y/ Re; I- = Laramie/fi, z 7E Dan enes Rowto SONS opt E50 = 72 Ousenkornet M el ee ER \ ko SS) I Granterille _ E ; Sur S/lrains Fort | SKIZZE DER WEGE welche vom obern Nebraska | Platte River | zum MORMONEN GEBIET am GROSSEN SALZSEE fülwen such lem aus den Krlörschungen von Eremont, Stansburv, Beckıwith 1:3,000,000 Bryan und Lander zusammenyestellten. Original | publ.vom. War De Deutsche geographesche Meilen, 15=/6rad. purtemsnt, Washungten, Jan. 1668) au‘ 73 reducint E 0 Kirforschte Wege Jahrbare nicht Jahrharc | a ä Or bel Üveek (Bach) E Rork/Hussarmı R. River M. Mowhtaun Lnglische Meilen Höhenzuhlen in Bngl Kuss L l 106. Grenmwidı | “Berlin, bei D. Reimer Lith. Aust.v. Leopold Kirunte in Berlin Von dieser Zeitschrift erscheint jeden Monat ein Heft von 5— 6 Bogen mit Karten und Abbildungen. Der Preis eines Bandes von 6 Heften, welche nicht getrennt abgegeben werden, ist 2 Thlr. 20 Sgr. R=> Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post- Anstalten. RT “ a 3 7 In ber unterzeichneten Verlagsbuchhandlung erfihien und ift in an Buchhandlungen zu haben: Miffionsreifen und Sorfehungen Be in SR Sid-Arihn während eines 16=jührigen Aufenthalts im Innern des Gontinents. Autorifirte, vollftandige Ausgabe für Deutichland von Dr. David Livingftone, f nglien ber med. BREIyNE zu Olasgom ar. “4. Nebit 23 Anfichten in Tondrud, zahlreichen Holzihnitten und 2, Karten. Ler.-Detav. 2 ftarfe Bände, complett 54 Thle. Zu denjenigen Neifenden, welhe am Wefentlichften zur Erforihung des Continents von Sud-Afrifa beigetragen haben, gehört vor Allen David Living: ftone, defien Neifewerk hier in auforifirter und vollftandiger Ausgabe dem deut- chen PBublitum geboten wird. Nicht weniger als 16 Jahre reifte Livingitone un- ter den größten Bejchwerden Durch die mwiften Flächen Sid-Afrifas und war der erjte Europäer, der den füblih vom Wequator gelegenen Theil Afrifas von der Meftkiifte Bis zur Oftküfte Durdigog und fi dabei als Mifftonär und Arzt ftets thätig zeigte. Namentlih bat er auch für die Naturwiffenichaften wiel geleijtet und Botanik und Zoologie gewinnen mannigfache Bereiherung durch ihn. Ein Hauptoorzug feines Werkes ift die anmmthige Weife, mit der er alle feine Erlebnifje erzablt. Leipzig, 1858, Hermann Cojtenoble. Gedruckt bei A. W. Schade in Berlin, Grünstrifse 18. . “ u DIE 08; Bern 13 TE ale,