TOS |-?>72- / I V J -• l / ZEITSCHRIFT für :: :: :: Begründet von H. Hocke, Berlin. :: :: :: Herausgegeben von Georg Aug. Grote, Hannover. No I./2 April-Mai 1911 XXI. Jahrg. Diese Zeitschrift erscheint jeden Monat. Der Abonnementspreis beträgt für das Jahr innerhalb Deutschlands u. Oesterreichs Mk. 4,60, nach den andern Ländern des Weltpostvereins Frcs. 5.50 pränumerando. Der Jahrgang läuft vom 1. April bis 31. März. Bei direktem Bezug von der Verlagsbuchhandlung portofrei. Vetlag: CARL LOEFFEL, Goslar, Breitestrasse 5. :: :: :: H. Hocke f. Durch den Tod des verehrten Herausgebers erhielten die alten Abonnenten nur 7 Nummern des letzten Jahrgangs. Ich liefere den alten Beziehern diesen 9 Nummern umfassenden Jahrgang zum Preise von 2 Mk. 50 Pf. portofrei. Vom 1. Januar 1912 wird die Zeitschrift jährlich wieder 12 Nummern aufweisen. Der Verlag. Am 17. Oktober 1910 hat ein echtes treudeutsches Forscher- herz aufgehört zu schlagen: H. Hocke. Allen Ornithologen und Oologen war er seit Jahren wohlbekannt, und nannten wir seinen Namen, so gedachten wir seiner mit Wärme, be- sonders in der letzten Zeit seines Lebens, wo uns die Kunde von seinen: geschwächten Gesundheitszustände erreicht hatte. — H. Hocke — wie oft haben wir alle diesen Namen gesehen unter Artikeln, die eine herzerfrischende Liebe zur Natur ausströmten, unter Artikeln, die uns unbewußt zwangen, den einfachen Na- men fest in unser Gedächtnis einzuprägen. Hinter diesem Na- men stand ja eben auch ein ganzer Mann; das fühlten auch die, die ihn nicht persönlich zu kennen, die Ehre hatten. Wer ihn aber persönlich kannte, wußte nicht nur seinen geraden Cha- rakter, sondern auch seine Eigenarten zu schätzen. Eigenartig — ja, das war unser alter lieber Kollege Hocke durch und durch. Schon sein Werdegang vom Handwerkslehrling bis zum ge- schätzten Herausgeber und Redakteur einer wissenschaftlichen Zeitschrift. — Hocke war als Ornithologe und Oologe völlig Autodidakt. Wie haben seinerzeit die Zunftgelehrten die Nase gerümpft, als er es als einfacher Handwerker wagte — wagte, auf dem Wort liegt ein Nachdruck — , seiner scientia amabilis eine Zeitschrift zu gründen, die „Oologie.“ Hocke hat sich aber nie sehr um die Nasenrümpfer gekümmert, still und bescheiden ist er seinen Weg gegangen, fleißig hat er gearbeitet und manch einen seiner anfänglichen Verächter dadurch von Grund auf bekehrt. Wer konnte denn auch einer so innigen, echten Liebe zur Natur, wie sie Hocke besaß, auf die Dauer wider- 2 stehen? Wer konnte einem Manne gram sein, der, wie er, nie mehr scheinen wollte, ,a|ls er wirklich war? Und was war er denn schließlich? Ja, was war er? Er hat uns alle im Laufe der Jahre genugsam von dem überzeugt, was er war: ein echter Forscher, mit allen Vorzügen eines solchen. Es ist zu verwundern, welche Kenntnisse Hocke sich ganz durch sich selbst im Laufe der Jahre angeeignet hatte. Er war zuletzt ge- wiß nicht mehr der einfache Naturfreund ; er hatte sich zum Gelehrten emporgearbeitet, ganz aus sich selbst. Nur ein be- rufener Forscher kann es unter den Verhältnissen, unter denen Hocke ward, was er schließlich war, soweit bringen wie er. Wäre es Hocke vergönnt gewesen, Naturwissenschaften zu stu- dieren und sich ihnen ganz ?u widmen, so zweifle ich nicht daran, daß er einer der bedeutendsten Naturforscher geworden wäre, die Deutschland hervorgebracht hat. Ich persönlich stand mit Hocke seit Jahren im Briefwechsel und war Mitarbeiter sei- ner Zeitschrift. Je länger ich Hocke kannte, je lieber war er mir. Er hatte so eine herzige, bescheidene Art, mit seinen Freunden zu verkehren und er war so dankbar für jede Freund- lichkeit. Es war mir seinerzeit eine Freude bei Gründung un- seres Bundes deutscher Forscher, H. Hocke als einen der ersten zum Eintritt in das Gründerkomitee bewegen zu können. Dann habe ich mich seinerzeit mit ihm gefreut, als ihn unter anderen die Russische Wissenschaftliche Gesellschaft zum Ehrenmit- gliede ernannte, und seine Zeitschrift immer mehr von der Wis- senschaft anerkannt wurde. — Ich sagte schon oben, daß Hocke eine eigenartige Persönlichkeit gewesen sei. Dies bezieht sich auch auf seine Schreibweise und sein Benehmen seinen Freun- den gegenüber. Es kam ihm mitunter aut die Gesetze der Lo- gik und auf eine exakte Stilistik weniger an, das entsprach ganz seiner Originalität, die ihn uns indessen besonders anziehend machte. Auch hielt er, wenn es galt, keineswegs mit seiner Meinung zurück, brachte sie aber oftmals in recht drolliger Weise zum Ausdruck. In seinen ornithologisch-oologischen Un- tersuchungen und biologischen Feststellungen selbst war er indessen von einer vollständig einwandfreien Gründlichkeit und was er aus dem Bereiche der Ornis Brandenburgs veröffent- lichte, wird ihn noch lange überdauern. Schade war, daß er ein größeres Werk über die Ornis Brandenburgs, das er sei- nerzeit plante und an dem er meines Wissens arbeitete, nicht vollendet hat.* — Hocke ist nun nicht mehr, einen lieben guten alten Freund, der im 68. Lebensjahre stand, haben wir, die wir ihm näher standen, mit ihm arbeiteten und korrespondier- ten, weniger; es tröste uns das Andenken an ihn, an den hoch- verehrten, biederen Kollegen, der, soviel ich weiß, keinen aus der Reihe des leider etwas zänkischen Ornithologenvölkchens seinen Feind nannte. Friede seiner Asche! Georg August Grote. *) Beachte die Anmerkung zu „Vögel der Provinz Brandenburg“. 3 Karl Ost *f*. Nachruf von H. Krohn. Am 6. Oktober 1910 starb in Brenkenhagen in Osthol- stein Karl Ost. Schon als Knabe von zwölf Jahren hatte er den Grund zu einer Eiersammlung gelegt, die er aber zu seinem bitteren Schmerz, als er später nach jahrelanger Abwesenheit wieder einmal in das elterliche Haus zurückkehrte, durch Mäuse völ- lig vernichtet vorfand. In Hamburg begann er in den 70er Jahren eine neue Samm- lung, die, als ich ihn 1880 kennen lernte, schon recht gut ent- wickelt war und im Jahre 1899 mit 3700 Stück in 879 Arten, darunter 579 palaearktische, abschloß. In seiner Eigenschaft als Beamter des Fahrpersonals der Hamburg-Berliner Eisenbahn, gelangte er damals oft wöchent- lich mehrmals nach Berlin und dabei in Beziehung zu dortigen Oologen: Grunack, Hocke, Krüger-Velthusen und von Treskow jund andererseits gelegentlich auch zu auswärtigen wie Dr. Krü- ger, Nehrkorn, woneben er auch lebhafte Fühlung mit den Naturalienhandlungen von Schlüter, Möschen, Kricheldorf und Dr. Rey hatte. Wesentlich für das Wachsen seiner Sammlung war aber doch Hamburg, sei es durch Erwerbungen vom hiesigen Museum Godeffroy, durch von hieraus erlangte Einzelverbindungen oder durch eigenes Sammeln in der Lokalornis. Wenn er sich manchmal etwas in Pedanterie erging, so kam dies teils von seiner überaus entwickelten Redlichkeit, teils auch daher, daß ihm von mancher Seite wohl übel mitge- spielt worden war. Und wenn er ohne das geschriebene Wort schon überhaupt nichts mehr annahm, so mag es, wenigstens für diejenigen, die ihn kannten, nicht mehr wunderlich scheinen, daß ihm Gedrucktes als Inbegriff der Zuverlässigkeit vorkam. Mit einem guten Gedächtnis ausgerüstet — er konnte ganze Seiten aus Briefen wortgetreu repetieren — , stellte er wohl manchmal die Geduld seiner Hörer auf die Probe, wenn ihm seine glühende Begeisterung für die Eikunde auch nur den geringsten Anlaß zum Einsetzen bot. Dabei war er aber der 'harmloseste und freundlichste Gesellschafter. Unermüdlich, nach schwerem Dienst oder nach durchwach- ter Nacht, war er in aller Morgenfrühe der erste "und zuverlässig- ste beim Stelldichein, wenn es galt, einer Sache nachzugehen; als Aufmerksamster während ihres Verlaufs galt er auch als der letzte, der sich von ihrem Resultat trennte. Ein Ergebnis, das allen als abgetan schien, brachte er oft immer wieder in Fluß und nicht selten mußte ihm beigepflichtet werden, daß seine nachträglichen stillen Grübeleien die Berechtigung zu ganz ande- ren Ansichten und Schlüssen als die bisher erzielten, lieferten. So wurde seine Sammlung sein Augapfel und sein Stolz. Er hätte schlimmstenfalls ihretwegen gehungert und würde es 4 nie verziehen haben, wenn man Zweifel an seine eingewurzelte Ueberzeugung gelegt hätte. Als pflichtgetreuer, gewissenhaf- ter und die Wahrheit suchender Forscher könnte er zahlreichen als ernstes Vorbild empfohlen werden. Im jahrzehntelangen, oft fast täglichen Verkehr und bei hunderten von Ausflügen habe ich ihn nicht nur als Freund, sondern auch als unablässig strebsamen Eikundigen schätzen gelernt. Karl Ost war am 13. Juni 1845 zu Grabow in Mecklenburg geboren. Nach seiner Rückkehr aus dem Feldzuge 1870/71 trat er in den Eisenbahndienst und 1901 als Königlicher Zug- führer in den Ruhestand. Nach dem Ableben seiner ersten Frau heiratete er bald wieder und zog dann nach Brenkenhagen, um ein ihm mit in die Ehe gebrachtes Anwesen zu übernehmen. Er war Mitglied und Mitbegründer des „Ornithologisch- oologischen Vereins zu Hamburg“ und Mitglied des „Deutschen Vereins zum Schutze der Vogelwelt.“ Als kleine Beiträge erschienen von ihm : Die Farben der Kasuareier in Zeitschr. f. Ool. u. Ornith. 2. Jahrg., 1892, S. 15. Mitteilung betreff. Waldkauzeier, ebenda. 17. jahrg'., 1907, S. 26. Mitteilung betreff. Buteo buteo und Corvus corax, ebenda, S. 45. Die Vögel der Provinz Brandenburg von H. Hocke *J\ (Anmerkung des Verlages: Wie den Lesern bekannt sein wird, war Herr H. Hocke zu seinen Lebzeiten damit beschäf- tigt, ein Werk unter obigem Titel zu verfassen. Das vor- liegende Manuskript zu diesem Monumentalwerk der Branden- burgischen Ornis umfaßt zirka 1000 Quartseiten und werde ich an dieser Stelle einen Teil des Werkes zum Abdruck bringen, damit die unendlich mühselige Arbeit Hockes der Mit- und Nachwelt nicht verloren geht. C. Loeffel.) I. Familie: Alken-Alcidae. 1. Krabbentaucher-Alle alle (L ) 1758. Mergulus alle Naum. Rchw. — Schalow berich- tet über das Vorkommen von Alle alle bei Frankfurt a. O. nach den Beobachtungen des Herrn Krause während der letzten Tage des Januar und der ersten des Februar 1891 (cf. Helios. Abh. u. Mon. Mitth. Juni 1891 S. 18). Nach den Er- * Die mit der Bezeichnung Naum. angeführten beziehen sich auf „Naumanns Naturgeschichte der Vögel Deutschlands“, die mit Rchw. aufgeführten auf des Verfassers „Systematisches Verzeichnis der Vögel Deutschlands“ vom Jahre 1902. 5 kundigungen, die Ref. bezüglich dieser Beobachtungen eingezo- gen hat. glaubt er, aussprechen zu dürfen, daß dieselben als korrekte bezeichnet werden können. (Weiteres: J. f. O. 1892 S. 133.) Aus der Familie der Alken nennt Reichenow im gan- zen sechs Arten, die Deutschlands Küsten besuchen, demnach hat nur eine Art und nur ausnahmsweise Brandenburg besucht. 2. Familie: Steißfüße - Colymbidae. 2. Eistaucher- Urin ator imber (Gunn.) 1761. Eudytes glacialis Naum. Urinator glacialis Rchvv. — U. R. W. Unter den Seetauchern der seltenste Besucher der Binnengewässer. Nach Bolle ist das Vorkommen des Eistauchers in Brandenburg zwar behauptet, doch nicht be- wiesen worden. Schalow erwähnt diese Art nicht in seinem revidierten Verzeichnis von 1890. — „Urinator imber kam im November 1897 im Wandlitzer See bei Bornau vor.'* Der Vogel befindet sich jetzt im Berliner ‘ Museum. (O. M. B. 1898 S. 5.) — Eis- (u nd Polartaucher wurden wiederholt im Spät- herbst und Winter auf den hiesigen Seen, so Boracksee, be- obachtet und einzelne erlegt. (Mai. B., 1908.) 3. Polartaucher-Urinator arcticus (L.) 1758. Schwarzkehliger Taucher, Eudytes arcticus Naum. — Brutgebiet der Darss (Pommern) nach Koskc. „Seltener Wintergast auf unseren großen Seen.“ Die Polartaucher waren einst Brutvögel in unserer Neu- mark Zur Erinnerung an das letzte Pärchen dieser Art, be- wahre ich ein Ei, welches im Pecknitzsee in der Regenthiner Oberförsterei (Kr. Arnswalde) Ende Mai von einem Zimmer- mann gefunden wurde und das ich durch Architekt Eugen R e i m a n n erhielt. Es ist ein großes intensiv dunkelbraunes Ei mit schwarzen Flecken, 8, 5x5, 2 cm groß. Der Vogel war vom eier- und vogelkundigen Zimmermann oft beobachtet wor- den. Im folgenden Jahre wurde durch den dortigen Revier- förster während der Brutzeit ein Polartaucher geschossen, weitere Vögel dieser Art wrurden dort nicht mehr gesehen. (Z. f. O. 1901. S. 78.) — Weder Bolle (1886) noch Schalow (1890) kannten den Polartaucher als Brutvogel Brandenburgs. Im Herbst 1888 hat ein ganz außergewöhnlicher und früh- zeitiger Strich der Polar- und Nordseetaucher in das Innere des europäischen Kontinents bis weit nach dem Süden hinab stattgefunden. In den verschiedensten Gebieten Mittel- und Süddeutschlands sind Individuen erlegt worden. CH. Sch. J. f. O. 1900 S. 7.) 1901 meldete mir Rüdiger j u n. aus der Uckermark, daß er am 30. November Polartaucher gesehen habe. Ich sah zwei Ex. am 26. Dezember d. Js. während des außerordentlichen schweren Sturmes in sehr niedrigem Fluge an der Havel bei Schildhorn. 6 „Ein jugendlicher Polartaucher wurde auf dem Plauner See (Brandenburg a. H.) gefangen.“ (Voss. Ztg., 30. Novem- ber 1904.) — „Im Laufe der Zeit drei Exemplare erlegt, zwei da- von bei Neuruppin“ ; S e e h a a s e. (K. W.) 4. Nordseetaucher-Urinator lumme (Gunn.) 1761. Rotkehliger Taucher, Eudytes septentriona- lis Naum., Urinator septentrionalis Rchw. - U. R. W. Im November 1877 wurden längere Zeit hindurch sieben Exemplare, sämtlich im Jugendkleide, auf dem Beetzsee dicht bei Brandenburg a. H. nach Mitteilungen des Herrn Haupt- mann Krüger-Velt h usen beobachtet. Zwei Stück davon wurden erlegt. Ein sehr schönes Exemplar, Weibchen, wurde 1832 von Franz Wirth auf dem Lindower See geschossen und befindet sich in der Sammlung des Genannten. Ich kannte bisher nur junge in Brandenburg erlegte Exemplare. (H. Sch., ebenda 1890 S. 7.) Am 8. Mai erhielt ich einen Nordseetaucher, junges Weib- chen, welches auf den Karpfenteichen in Hüttenwerk bei Zeitz geschossen worden war. (Ludwig, O. H. B. 1896 S. 98.) Alle drei Arten der Seetaucher benutzen als Zugstraßen nicht nur die Meeresküsten, sondern auch Binnenlandstraßen. So ziehen sie regelmäßig längs der Karpathen (vermutlich Oder- und Marchtal benutzend) und erscheinen im Winter auf der Donau bei Wien. (R.) — Die beiden letzgenannten Arten, nicht allzuselten erscheinende Durchzügler auch im Havel- und Spree- gebiet, kamen 1882 in größerer Anzahl unter den Namen „Eis- enteiV in Berlin zum Verkauf. Der billige Preis (25 Pfg. !) lockte und täuschte die Käufer, daß schließlich durch Polizei- gewalt dieser Verkauf eingestellt werden mußte. (H. H.) Lit. Hartert, E. „Zum Brüten von Eudytes arcticus in Norddeutschland. O. M. B. 1894 S. 94. Nehring, A. ,, Eudytes arcticus als Brutvogel in West- preußen und Hinterpommern. O. M. Br. 1894. Beobach- tungen über ein Pärchen, welches nebst den beiden Jungen 1893 bei Papentin, Amtsgerichtsbezirk Rummelsburg, nahe der westpreußischen Grenze, längere Zeit hindurch ge- sehen resp. erlegt wurde. Genaueres hat Nehring in der D. J. 22. Bd. Nr. 11 S. 159 berichtet. Von Oberforstmeister Hintz in Kassel (Sohn des Revierförsters Hintz) meh- rere Gelege. Nach den vorliegenden Notizen sind in den Jahren 1860 — 1868 jährlich Gelege von C. arcticus ge- sammelt worden. 5. Haubensteißfuß Colymbus cristatus (L.) 1758. Großer Lappen-, Hauben-, Kronentaucher, Lorch. — S. B., zuweilen überwinternd. 7 Die Ankunft des Haubensteißfußes erfolgt, wenn die Ge- wässer noch teilweise mit Eis bedeckt sind. Mit lauter Stimme, gleich seinen hier beheimateten Artsverwandten, wird die An- kunft vermeldet, die dem Naturfreunde als ein vermehrtes Zeichen des begonnenen Frühlings gilt. M. W. sind am Tage wan- dernde Haubensteißfüße nicht beobachtet worden; ihr Wan- dern kann nur lautlos in nächtlichen Stunden geschehen. Bewohnt die großen Gewässer aller Orte und nur ganz kleine und flache werden gemieden; den fließenden wird der Verzug gegeben. Der Aufenthalt der Haubensteißfüße währt bis in den Win- ter hinein, er wird verkürzt durch die erste eisige Nacht, die als Ersatz die nördlich wohnenden Vögel zu uns treibt. Zu solcher Zeit werden unsere großen fließenden Gewässer in ungezähl- ten Schaaren aufgesucht. Die normale Ankunftszeit fnöchle ich für die Zeit in den allerletzten März- oder ersten Apriltagen, die normale Abzugszeit in den ersten Novembertagen bezeichnen. Der Haubensteißfuß ist bei uns die häufigste Art. Sehr häufig (nach Stimming) bei Brandenburg; im Herbst mancher Jahre wurden dort 60 — 80 Exemplare erlegt. (J. s. O. 1892 S. 253.) In der Sitzung der D. O. G. in Berlin (vergl. Bericht über die Septembersitzung 1900) teilte Schalow mit, daß in einem dem Internationalen Zoologenkongreß gewidmeten Hefte (1901 Nr. 2) eine Uebersicht des in den einzelnen Distrikten Branden- burgs erlegten Fischraubzuges für 1900 sich befindet, worin (S. 305 — 309) unter andern S. 99 Taucher und Säger autge- führt werden, die in einem relativ sehr kleinen Gebiet der Pro- vinz gegen Zahlung von Prämien ausgelöst wurden. Die ge- währten Prämien — für den Fischadler 3, für den Reiher 2 für Taucher 1 Mk. — fordern zur Vernichtung einzelner der genannten, wahrscheinlich doch nur sehr örtlich schädlich auf- tretenden Vogelarten geradezu heraus. In der sehr lebhaften Diskussion über diesen Gegenstand wird dem allgemeinen Be- dauern Ausdruck gegeben, daß es in einer Zeit, in der man überall auf das wärmste und nachhaltigste zur Erhaltung der Naturdenkmäler näher tritt, einer Interessengemeinschaft be- hördlich gestattet wird, schonungslos und vernichtend gegen unsere Vogelwelt vorzugehen. Der Haubensteißfuß ist — der Mode unterworfen, ihr zur Liebe wird er von Interessenten gehegt und erlegt. Mit dem Latze der Taucher wurde früher (um 1880) ein einträglicher Handel getrieben, selbst nach den südlichen Ländern Europas, wo ganze Garnituren von denselben angefertigt wurden. Der Preis eines Latzes ist von 2 Mk. 50 Pf. auf 1 Mk. gefallen; in neuerer Zeit ist er gestiegen. Alle Jäger waren bemüht, die Tauchernester gegen Störungen zu schützen, was heute noch genügend von herrschaftlichen Beamten geübt wird. Beim Haubensteißfuß hatten unter 87 untersuchten Vögel nur 23 Fischreste im Magen. Je kleiner die Art der Taucher ist, 8 umsomehr Fischreste trägt sie im Magen: der große 19,9, der Rothals 30,2 der kleine 48%, d. h. 2 bezw. 3 und 5 Punkte im Verhältnis zur sonstigen Nahrung. Unsere Taucherarten sind auch deshalb interessant, weil sie ihren Magen steis prall mit den Federn des eigenen Kör- pers gefüllt haben, die sich i;n ganz bestimmten Stadien der Verarbeitung durch die mechanisch-chemische Tätigkeit des Magens befinden, nie findet man noch wohlerhaltene Federn neben ganz verarbeiteten, stets entweder erstere oder letz- tere oder Mittelstufen zwischen beiden. (Auch im Magen der Rohrdommel findet man Federn. (E.) Gensichen, R. A. „Haubentaucher, Podiceps cristatus, in der Mark Brandenburg.“ G. W. 1814 S. 187. Gloger, C. „Der große gehaubte Steißfuß inWeiß ausgeartet.“ J. f. O. 1886 S. 285. Hocke, H. „Ueber unsere Steißfüße.“. N. u. H. 1903 S. 3. Mit 6 Abbildungen. — Eigenheiten aus dem Leben unseres Haubentauchers: D. Wdw. 1904 S. 121. 6. Rothalssteißfuß - Colymbus griesegena (Bodd.) 1783. Grau kehliger oder rotkehliger Taucher, auch Colymbus rubricollis Naum. — S. B, zuweilen überwinternd. Gleich dem Haubensteißfuß Bewohner der großen offe- nen Gewässer aller Art, ganz kleine oder flache werden noch weit mehr von ihm vermieden. Als nächster Brutnachbar zu- weilen der Haubensteißfuß. Die Ankunft der Rothalstaucher erfolgt im allgemeinen wenige Tage später als die der Haubensteißfüße; den Weg- zug bedingt öder beschleunigt die Kälte und das Eis. Weit mehr wie im März resp. April werden unsere Gewässer im Oktober und November von den aus dem Norden zuziehenden Artgenossen aufgesucht. Unter allen sich stets laut vermelden- den Tauchern sind sie die lautesten Schreier. Im allgemeinen sind Rothalstaucher nicht so häufig wie die große Art, zuweilen sogar gänzlich fehlend, oder gleich der kleinen Art, in großen Gesellschaften brütend, was ich im Laufe von Jahrzehnten mehrmals beobachten konnte. Ueber ein zahlreiches Brüten dieses Tauchers berichtete im Mai 1894 die D. J. Z., im Juli desselben Jahres die G. W. Ohne diese Mitteilungen gekannt zu haben, erhielt ich von J. Stengel in Zehrendorf weiteres Material zur Veröffentlichung. (Vergl. meine Arbeit in D. J. Z. 1894 S. 90.) Demnach haben bei Zossen nicht nur auffallend viele Rothals-, als auch Zwergtau- cher gebrütet. Sorge werden wohl die Fischereiberech- tigten nicht gehabt habenv daß die geflügelten Fisch- räuber ihnen schaden können, denn deren Bruten wurden syste- matisch von Berufenen und Unberufenen zerstört. Das zahl- reiche und plötzliche Erscheinen der Taucher ist bei Zossen 9 wiederholt beobachtet worden. Auf dem „Faulen See“ bei Fal- kenberg. Berlin N.-O, jetzt städtisches Rieselgut, ein flacher kahler See, fast ohne jeglichen Rohr- oder sonstigen Pflanzen- wuchs, brüteten 1883 viele Rothals-, ganz vereinzelt Hauben- und Zwergsteißfüße. Die ganz freistehenden Nester der großen Taucher waren vom Lande aus weithin deutlich erkennbar. Dann vergingen Jahre, ohne daß sich ein brütendes Taucher- pärchen auf dem See blicken ließ. Professor Dr. A. Nehring untersuchte den Magen- inhalt von Rothalstauchern und fand keine Fischreste, sondern zahlreiche Käferreste, Gehäuse von Wasserschnecken, halbver- daute Reste von Wasserpflanzen und viele Federn, die offenbar von den Vögeln selbst herrührten. Prof. Nehring knüpft daran die Frage, ob dieser Taucher ein so gefährlicher Fischfeind sei, wie er so oft hingestellt werde. (D. J. Z. 1894 S. 26.) Auf den Seen bei Eberswalde ist der Rothalstaucher die ge- wöhnlichste Taucherart; die Zahl der Pärchen wird auf einem See auf mindestens 12 geschätzt. Nur selten befinden sich in einem Neste fünf; meistens nur 3 Eier, die unter den Nach- stellungen der Krähen viel zu leiden haben. (Fromholz, Be- obachtungen von 1904 — 1908.) (Forts, folgt.) Brutnotizen zur Rochlitzer Ornis 1910. P. Weißmantel (Rochlitz.) Da das Brutgeschäft mehr oder weniger von der Tempe- ratur des Jahres abhängt, so möchte ich kurz erst einige An- gaben über die klimatischen Verhältnisse vorausschicken. — Mit einigen sehr kalten Tagen setzte der Januar ein, aber be- reits im ersten Drittel erfolgte ein plötzlicher Umschlag. Es trat schönes Wetter ein, welches ohne Unterbrechung bis Ende Februar anhielt. Auch der März hatte hauptsächlich nur sonnige Tage. Anders der April. Ein naßkalter Tag folgte auf den anderen. Erst das Ende brachte wieder einige warme Tage. Doch kühlte sich die Temperatur bald wieder ab und zeigte im Juni und Juli einen reichen Wechsel von Niederschlägen und Sonnenschein. Der August war weniger launenhaft. Seine schö- nen Tage hielten bis zu Ende an und dauerten noch bis in den September hinein. Erythacus thitys. Das Hausrotschwänzchen wurde be- reits am 2. III. beobachtet. Ein Nest mit 5 Jungen fand ich am 22. V. in einer Steinbruchhütte des Rochlitzer Berges. Erithacus phoenicurus. Ein Weibchen vom Garten- rotschwanz notierte ich erstmalig am 13. III. Aus einem alten Apfelbaume wurden mir am 12. V. 3 Eier überbracht. Ein selbst- gefundenes Nest enthielt am 19. V. 6 normale Eier. Pratincola rubetra. Das Braunkeh'chen hat auch in die- sem Jahre in einem Pärchen hier gebrütet. Das Nest, in dem am 29. V. 4 Eier lagen, wurde in einer niedrigen Weide gefunden. 10 T u r d u s m e r u 1 a. Die Amsel wurde sehr häufig brütend an- getroffen. Die ersten Eier fand ich am 23. III. Weitere Nester vom 21. V., 22. V., 27. V., 29. V. und 5. VI. enthielten 3—5 Eier. Turdus musicus. Die Singdrossel wird als Brutvogel immer seltener. Ein Nest mit 4 Eiern wurde am 20. VI. gemeldet. Silvia hortensis. Die Gartengrasmücke hatte am 13. V. 4 Eier im Neste. Am 9. VII. traf ich flugfähige Junge an. Silvia curruca. Einem Neste der Klappergrasmücke wurden am 8. V. 6 hochbebrütete Eier entnommen. Parus major. Von der Kohlmeise wurde ein Nest am V22. V. in einer Felsspalte gefunden. Die Oeffnung be fand sich nach Osten zu. Als Unterlage für 9 Junge diente ein weiches Moospolster. Parus coeruleus. Ein Nest der Blaumeise enthielt am 21. V. 6 nackte Junge. M o t a c i 1 1 a a 1 ba. Am 7. V. lagen in einem Neste der weißen Bachstelze 5 bebrütete Eier. Einem anderen, am gleichen Tage gefundenem Neste, wurden 4 unbebrtite^e Eier entnommen. Emberiza citrin eil a. Die Goldammer hatte am 18. IV. 4 Eier im Neste. Da sie zerstört wurden, schritt sie in unmittel- barer Nähe zu einer zweiten Brut. Von den 4 neuen Eiern wurden 3 ausgebrütet. Acanthis cannabina. Ein bauendes Hänflingspärchen beobachtete ich am 2. IV. Am 14. IV. lagen im Neste 4 läng- liche Eier. Fringillacoelebs. Am 13. IV. suchte ein Buchfinkenpär- chen einen Nistplatz. Das Weibchen hüpfte dabei von Ast zu Ast, besah sich jede Astgabel und drehte sich in den meisten mehrere Male vollständig herum. (Eine ähnliche Beobachtung machte ich im vergangenen Jahre bei einer Singdrossel, die ihr Nest in eine solche ausprobierte Astgabel gebaut hatte.) Das erste volle Gelege wurde am 23. IV. beobachtet. Sturnusvulgaris. Bereits am 29. IV. wurden mir 2 Star- eier überbracht, die auf einer Wiese gefunden worden waren. L a n i u s c o 1 1 u r i o. Der rotrückigeWürger ist bei uns selten geworden. Nur ein einziges Nest wurde gefunden, welches am 18. V. neben 5 Eiern auch ein Kuckucksei enthielt. Hirundo rustica. Am 16. V. wurden die ersten Eier fest- gestellt. Flugfähige Junge sah ich am 14. VI. R i p a r i a r i p a r i a. In einer Sandgrube brütete ein einzelnes Pärchen. In der Bruthöhle lagen am 2. VI. 4 unbebrütete Eier. Pica p i c a. Die Elster, die bei uns weniger den zusammen- hängenden Wald bevorzugt, als vielmehr die kleinen Bauern- gehölze als Brutorte auswählte, scheint etwas häufiger zu wer- den. Zwei in den Pennaer Schieferbrüchen gefundene Nester enthielten 5 'und 6 Eier. Weiter wurde mir im Döhlener Tal am 10. V ein Nest mit 9 Eiern gezeigt. Garrulus glandarius. Der Eichelhäher ist in manchen Gehölzen gemeiner Brutvogel. Im Kolkantal lagen in 2 am 13. V. 11 gefundenen Nestern 9 und 3 Eier. In demselben Tale wurden am 15. V, weitere zwei Nester mit 8 Eiern und 5 Jungen ent- deckt. Corvus monedula. Die Turmdohle, bei uns sehr häufiger Brutvogel, nistet hauptsächlich im alten Schlosse. Am 19. IV. lag in den meisten Nestern 1 Ei. Volle Gelege von 4 — 6 Eiern wurden erst am 3. V. festgestellt. Corvus corone. Ein Rabenkrähengelege erhielt ich am 10. IV. Das sonst hellgefärbte Ei, hatte hier einen mehr rötlichen Untergrund. Nackte Junge wurden am 7. V. beobachtet. Picus martius. In den alten Schwarzspechthöhlen an der Traschke und beim Mühlsteinbruch schritten 2 Pärchen zur Brut. Flugfähige Junge wurden am 30. V. gesehen. Columba oenas. Die Hohltaube wurde aus ihrer vorjähri- gen Bruthöhle mehrere Male herausgeklopft. Zwei ausgeflo- gene Junge beobachtete ich am 12. VI. Columba palumbus. Ein Holztaubennest mit einem Ei und einem Jungen wurde am 11. V. gefunden. Phasianus colchicus. Zwei Nester des Fasans entdeckte ich am 12. V. Im ersten brütete dasWeibchen auf 9 Eiern, während im zweiten nur 1 Ei und ein großer Stein lag, worauf ebenfalls das Weibchen saß. Vanellus cristatu s. Der Kiebitz, der voriges Jahr erst- malig brütend angetroffen worden war, hat iauch in diesem Jahre hier genistet. Ein Gelege von 4 'normal gefärbten Eiern wurde mir am 9. V. überbracht. F u 1 i c a a t r a. Bauend wurde das Bläßhuhn am 16. IV. ange- trcffen. Doch wurden die meisten Nester durch plötzlich ein- tretendes Hochwasser zerstört. Das erste volle Gelege von 7 Eiern wurde am 9. V. beobachtet. St rix flamme a. Die Schleiereule, die bei uns noch scho- nungslos verfolgt wird, bringt selten einmal eine Brut groß. Am 18. V wurden mir 4 Junge gezeigt, welche aus dem Geit- hainer Kirchturm stammten. As io otus. In allen Bauerngehölzen ist die Waldohreule ein garnicht allzuseltener Brutvogel. Im Köttwitzschtal lagen am 16. IV. in einem Neste 2 Eier. Flügge Junge beobachtete ich am 5. V. und 9. V. > Syrnium aluco. Hinter unserem Schlosse hatte in einer alten Linde ein Waldkauzpärchen sein Heim aufgeschlagen. Die ziemlich erwachsenen Jungen wurden jedoch am 29. V. dem Neste entnommen. Falco tinnunculus. Ein fertiges Nest des Turmfalken fand ich am 14. IV. auf einer 20 m hohen Fichte. Am 30. IV. wur- den diesem 4 dunkelbraun gefärbte Eier entnommen. Das Turm- falkenpärchen schritt sofort zu einer zweiten Brut und benutzte dazu ein altes Krähennest. Am 3. V. wurde das brütende Weib- chen abgetrieben, und am 4. V. lagen 3 Eier im Neste, welche im Gegensatz zu den ersten hellbraun aussahen. (Forts, folgt.) 12 Aufruf zur Veröffentlichung von oologen und ornithologischen Beobachtungen. Wir stehen heute wieder am Anfang einer Jahreszeit, in der sich sc recht unsere Vogelwelt in ihrem Wesen offenbart, wo wir wieder reichlich Gelegenheit haben, einen Einblick in das Le- ben und Treiben unserer gefiederten Sänger zu tun. Wohl jeder Naturfreund hat sich „die goldene Zeit“ schon längst herbeige- wünscht, um nach langem Winter seine Forschungen auf diesem Gebiete wieder aufnehmen zu können. Und es ist in der Tat draußen in freier Natur kaum etwas interessanter und lehr- reicher als Beobachtungen über Brutverlauf unserer Ornis. Es sollte nur ein jeder seine Erlebnisse in dieser Hinsicht notieren und veröffentlichen. Kommt es doch sicherlich genug vor, daß zum Teil recht wichtige Ereignisse wohl beobachtet, aber nicht bekannt werden, weil sie der Beobachter womöglich für zu geringfügig hält! Würde ein Jeder seine Erlebnisse be- kanntgeben, so wäre der Wissenschaft oft sehr viel geholfen und manches Rätsel würde auf ganz einfache Weise gelöst! In dieser Ueberzeugung berichten in dieser Zeitschrift all- jährlich eine Anzahl Interessenten von ihren Erlebnissen, ihren Forschungen auf dem Gebiete der Oologie und Ornithologie. Und wenn in manchen Artikeln auch von Tatsachen geschrie- ben werden, die der Wissenschaft längst bekannt waren, sc sind solche doch 'genau so nützlich wie neue Entdeckungen auch, so beispielsweise für solche Leser, die weit von dem entspie- chenden Beobachtungsort wohnen und daher gern etwas über die Ornis entfernter Gegenden hören und mit derjenigen des Wohnortes auf eventl. Aenderungen in dem Verlauf des Brut- geschäfts bestimmter Arten vergleichen möchten. Zudem ist, imei- ner Ansicht nach, nur dann eine Kontrolle z. B. über Ab- bezw. Zu- nahme gewisser Tiere in einem begrenzten Gebiete möglich, wenn man seine Erlebnisse alljährlich genau notiert und die Auf- zeichnungen unter einander vergleicht. Ebenso wichtig sind die Aufzeichnungen über Bruterfolge in der Gefangenschaft. Die Zucht unserer Singvögel in der Ge- fangenschaft hat in letzter Zeit einen so großen Aufschwung genommen, daß sie 'einen speziellen Teil der Ornithologie bildet. Nicht jedem Vogelfreunde ist es möglich, Forschungen und Beobachtungen in freier Natur vorzunehmen: zum Teil fehlt die erforderliche Zeit und dann hat der Bewohner von Großdtädten z. B. keine Gelegenheit dazu, sofern er nicht gerade weite Wege bis in die Umgegend zurücklegen will. Solchen Vogelliebha- bern ist die Einrichtung einer Vogelstube oder Voliere der beste Ersatz; hier ist er sogar in der Lage, den Brutverlauf bestimmter Arten viel genauer zu verfolgen und mehr Einzel- heiten wahrzunehmen als in der Natur! Außerdem sind solche Berichte zu Vergleichen mit Beobachtungen draußen in der Natur sehr gut geeignet, da bekanntlich durch das große 13 Anpassungsvermögen der Vögel in der Gefangenschaft leicht Aenderungen in deren Lebensweise eintreten. Hoffentlich tragen diese paar Zeilen dazu bei, daß ein jeder Oologe und Ornithologe seine Forschungen auf diesen Gebieten alljährlich sammelt und als Ganzes anderen Interes- senten in dieser Zeitschrift vorsetzt. P. K. Uber die Elfenbeinmöve, Pagophila eburnea (Phipps). Meinem Artikel über die Elfenbeinmöve kann ich heute wei- tere Beobachtungen hinzufügen. Nachdem wir das erste ,Eis unter dem 74. Breitengrade erreicht hatten, trat die „Isribbe“ oder der „Ratsherr“, wie sie die Norweger nennen, sofort in die Erscheinung. Solange wir uns an und im Eise aufhielten, beobachteten >vir sie fast täg- lich vereinzelt oder auch in kleineren Trupps von 4 — 6 Stück, auch im Innern von Spitzbergen in Beifund bis zur Braganzabay, wo wir der Renntierjagd oblagen. Bei Nowaja-Semlja und süd- lich von Franz- Josefs- und König-Karls-Land wurden sie häu- figer und je westlicher wir nach Spitzbergen kamen, umso sel- tener. Nie folgten sie jedoch dem Schiff, wie dies die Dreizehen- möven und andere Möven tun, sondern man sieht sie nur vor- beischweben. Am 6. VI. dampften wir auf der Höhe von Cap Nassau längs Nowaja-Semlja. In einer langen Eisbucht und am Ende derselben (76,30 Br.— 54,58 L.) trafen wir viele Elfenbeinmöven, von denen einige erlegt wurden. Wir sahen bei den erlegten Möven Brutflecke und stark entwickelte Dotter am Eierstock. Ich war der Ueberzeugung, daß in unserer Nähe ein Brutplatz sich befinden müsse, wahrscheinlich auf Nowaja-Semlja, das bei wundervollem Sonnenschein vor uns lag, doch durfte ich nicht an Land gehen, um zu suchen! Wir befinden uns auf einer Tierexpedition hieß es und so mußte ich meine Hoffnung, Eier der Elfenbeinmöve zu erbeuten aufgeben. Auffallend war auch heuer wieder das schnelle Erscheinen der Elfenbeinmöve und „Ratsherrn“ bei einem geschossenen Eisbären oder einer Robbe. Kaum war ein Schuß gefallen, so waren die Möven da. Wir hörten ihr feinknarrendes „grii- grii“, das etwas an die Stimme der Küstenseeschwalben erin- nert, sahen sie in ihrem schwebenden Fluge uns umkreisen oder sich sofort auf den geschossenen Eisbären niederstürzen. Auch bei dichtem Nebel war dies der Fall. Hieraus ist zu schließen, daß nicht das Auge dieser Möve allein, sondern auch das Ohr und dieses vielleicht mehr wie das erstere Organ, ihr den Weg zum Erlangen von Nahrung zeigt. Bei den Robbenschlägern ist es Gebrauch, die geschossenen Robben lauf dem Eise abzuhäuten (den Mantel auszuziehen) und den Kadaver liegen zu lassen. Dieses wissen die Elfenbeinmö- 14 ven und ziehen daraus ihren Nutzen. Wo ein Schuß fällt, da streichen sie hin. Der Knall ist das Tamtam zum Mahle. Durch das Auge allein, wenn es auch noch so vorzüglich ist, ist das schnelle Erscheinen — besonders bei starkem Nebel und dieser herrscht an der Grenze des warmen und kalten Stromes fast immer — nicht genügend zu erklären. Auf der Straße sind sie meist recht vertraut. Bedächtig stolzieren sie hin und her und verschlingen mit Gier die Stücke, d'e sie, nach Art der Raubvögel mit den kräftigen Krallen festhaltend, mit dem Schnabel energisch losreißen. Dabei ent- wickeln sie großen Eifer, daß sie die sonstige, wenn auch nicht gerade Scheu, so doch Vorsicht, vergessen und man sie leicht schießen kann. Aber so frech, wie die Eissturmvögel, Mamelucken (Procellaria g 1 a c i a 1 i s), die wir oftmals mit an einer einfachen Kordel angebundenen Speckstückchen fin- gen, sind sie nie. Man soll sie ja auch auf diese Weise fangen können; uns ist dies nicht gelungen. Nach einem Schuß fliegen die Möven davon, kommen aber bald wieder und setzen sich, bedächtig abwartend, in einiger Entfernung nieder, aber meist außer Schußweite. Fährt man weg, so kommen sie wieder und beim Zurückkommen kann man wieder einige erfolgreiche Schüsse abgeben. Am 22. VIII. nahmen wir von der „Flora“ Süß wasser ein (76,27 Br. — 28,20 L.). Um einige langschwänzige Raubinöven zu schießen, waren wir auf eine Eisscholle gegangen. Gleich nach dem ersten Schuß kamen ElfenbeinmÖven- Trupps ange- flogen und je öfter wir schossen, umsomehr. Hier sah ich, daß sie es genau wie die Eis- und in Norwegen die Mantel- und Heringsmöven machen, wenn eine von ihnen angeschossen im Wasser schwamm. Dann eilen auch sie herbei und kreisen um das arme Tier, oder setzen sich auf eine Scholle in die Nähe, um es zu erbeuten. Niemals sah ich eine Elfenbeimöve bei dieser Gelegenheit ins Meer sich setzen, sah überhaupt nie eine im Wasser sitzen oder schwimmen, im Gegensatz zu den anderen Mövenarten, die dies lieben. Wir erlegten 3 Exem- plare im Jugendgefieder, 2 davon waren vollständig mit dunkeln Flecken und Pünktchen übersäet; fast jede Feder, auch die der Schwingen, hatte schwarze Spitzen, um den Schnabel war ein 10 — 15 mm breiter schwarzer Anflug; das dritte hatte auch viele schwarze Stippchen, aber feinere wie die beiden anderen^ doch kein Schwarz am Schnabel. Andere hatten nur in den Flügeln einige ganz kleine dunkele Fleckchen und waren sonst rein weiß. Ich kann nicht annehmen, daß die starkgetüpfelten Stücke, Junge aus diesjähriger Brut sind, dazu waren sie zu ausgefiedert, auch benahmen sie sich wie die anderen ausgefärbten Vögel. Ich glaube, daß sie alle vom vergangenen Jahre stammen. Mir scheint, daß die meisten ElfenbeinmÖven im zweiten Jahre eine vollständig reinweiße Befiederung haben und nur vereinzelte Ausnahmen mehr pder weniger schwarz gezeichnet sind. Daher kommt es auch, daß man von diesen nur so wenige zu Gesicht 15 bekommt. Den „lieblichen rosa Hauch, den die alten Vögel, besonders zur Paarungszeit, an den Schwingen und Fittichdeck- federn“ haben sollen, sah ich übrigens niemals. Er muß wohl sehr selten sein und nur bei ganz alten Exemplaren Vorkommen. F. Haag. Ein Amselnest für eine dreimalige Brut. Im hiesigen Zoologischen Garten hatte im vorigen Jahre eine Amsel ihr Nest in einem kleinen Gebüsch etwa einen Meter vom Wege entfernt gebaut. Ich entdeckte dasselbe, ich glaube es war im April, zufällig, als ich den Nebenweg pas- sierte, und fand das Weibchen fünf Eier bebrütend. Einige Wochen später konnte ich schon junge Tiere in dem Neste beobachten. Nach längerem Zeitraum, es mochten vielleicht 6 — 8 Wochen sein, führte mich mein Weg gelegentlich an der Brutstelle vor- bei. Ich suchte das „ehemalige“ Amselnest auf und war ganz erstaunt, darin fast flügge Junge zu sehen. Das konnten doch unmöglich dieselben jungen Tiere sein, die ich vor einigen Wochen gesehen hatte! Von jetzt ab war mein Interesse für das Nest, in welchem zwei Bruten zu Stande gekommen waren, groß, ich beobachtete, so oft mir Gelegenheit geboten wurde und fand nach einigen Tagen, daß die Jungen ausge- flogen waren. Die ursprüngliche kreisrunde Form des Nestes war durch den doppelten Gebrauch in eine ovale übergegangen und als Nestgelegenheit, meiner Meinung nach, nicht mehr zu gebrauchen. Da beobachtete ich wenige Wochen später, wie das Amselweibchen schon wieder in demselben Nest ein Ge- lege von 4 Eiern bebrütete ! Von nun an war stets mein erster Gang, wenn ich den Garten betrat, zu dem Amselnest, und so konnte ich nach einiger Zeit wahrnehmen, daß zwei Junge ausgekommen waren, die sich auch rasch entwickelten; die bei- den übrigen Eier kamen jedoch nicht aus, weshalb ich sie später entfernte. Das Nest sah jetzt ganz großartig aus. Es hatte fast die Gestalt einer 8 statt die eines Kreises, und ich wunderte mich, daß die letzte Brut noch ein verhältnismäßig gu- tes Resultat geliefert hatte, zumal es dem Tier bei der Bebrütung nur möglich war, in einer Richtung auf dem Neste zu sitzen. Daß die beiden Eier nicht auskamen, mag vielleicht daran ge- legen haben, daß das Weibchen nicht in der Lage war, das ganze Nest seiner Gesalt wegen zu bedecken und daher den beiden Eiern die erforderliche Brutwärme zeitweise entzogen wurde. Vielleicht haben andere Naturbeobachter ähnliche Fälle er- lebt? Paul Krefft. 16 Brutnotizen zur Omis Marpurgensis aus dem Jahre 1910. Von Georg v. Boxberger, Marburg a. L. (Schluß.) Anthustrivialis L. Baumpieper. Ein schönes Ge- lege aus 5 frischen dunkelrotbraunen Eiern wurde am 4. VI. gefunden. Das Nest stand neben einem breiten Feldweg am Anfang einer mit Wachholdern bewachsenen Heide im Schutze eines dürren Grasbusches in unmittelbarer Nähe einer sumpfi- gen Stelle. Es ist mir nach Beobachtungen aus der Mark und aus der Maingegend aufgefallen, daß der Baumpieper die Nähe feuchter Stellen bei der Anlage des Nestes häufig aufzusuchen scheint. Emberiza citrinella L. Goldammer. Ein am 4. V. mit einem Ei y2 m hoch in junger Fichtenschonung gefun- denes Nest enthielt am 11. V. 4 Eier und eine Menge Federn vom Muttervogel, der anscheinend während des Brütens ge- rissen worden ist. Die Eier waren unversehrt. Durch das ängstliche Rufen der Alten aufmerksam gemacht, finde ich am 8. V. gleichfalls in einem Fichtenbestand ein Nest mit jungen bereits flüggen Vögeln, die bei der Berührung des Nestrandes nach allen Seiten auseinanderstieben. — Im dich- testen Krautwerk einer Feldhecke brütete am 10. V. eine Gold- ammer 30 cm hoch auf 4 Eiern. Serinus serinus (L) Girlitz. Am 1. VII. rufen junge Girlitze im Nest, das 2i/2 m hoch in einem Fliederboskett im Botanischen Garten stand. Acanthis cannabina (L) Hänfling. Zwei Nester, das eine mit 2 Eiern, das andere noch leer, wurde am 4. V. gefunden. Ein am 7. V. in Wacholder entdecktes Nest ent- hielt 3 Eier. Carduelis carduelis (L.) Distelfink. Auf einer der den Jägerschießstand begrenzenden Fichten hatte ein Distel- fink sein Nest auf einem wagrechten Ast etwas über manns- hoch errichtet. Am 7. V. wurde es leer gefunden, am 20. V. enthielt es 5 Eier. — Am 21. V. wurde ich durch die bauen- den Vögel auf ein Nest aufmerksam, das in einer der die Straße einfassenden jüngeren Kastanien etwa 5 m hoch errichtet wurde. Als ich es am 26. V. untersuchte, enthielt es 5 Eier. — Auf einem wagrechten Ast desselben Baumes, der am 3. VI. das Nest des Gartenspötters trug, brütete noch am 1. VII. ein Stieglitz etwa 2 m hoch in seinem mit 5 Eiern belegten Nest. Chloris chloris (L.) Grünfink. In den Kletterrosen- bogen unseres Gartens fand ich am 21. V. je ein Nest. Das eine enthielt ein Ei, am 20. VI. flogen die 5 Jungen aus. Das andere Nest war auffallend liederlich und flach gebaut. Der Vogel, der nur 3 Eier legte, warf infolgedessen beim Abfliegen zweimal je ein Ei heraus und verließ dann das Nest. 17 Fringilla coelebs L. Buchfink. 2 Nester auf jünge- ren Fichten etwa 2 m hoch mit je 5 Eiern wurden am 25. IV. und 10. V. gefunden. Sturnus vulgaris L. Star. Mein Verandanistkasten wurde wie alljährlich auch diesmal wieder bezogen. Am 8. IV. wurde der Nestbau begonnen. Erst am 21. war das aus ö Eiern bestehende Gelege vollzählig. Am Abend des 2. V., also nach 11 Tagen, waren 2 Junge ausgeschlüpft, am Morgen des folgenden Tags die übrigen vier. Nach 3 Wochen, am 22. V. flogen die Jungen aus. Schon nach 2 Tagen, am 24. V. war in dem Kasten ein neues Nest gebaut und mit einem Ei belegt worden, doch wurde es später verlassen. Als ich den Kasten reinigte, fand ich am Boden des alten Nestes einen toten vertrockneten und völlig glatt gedrückten jungen Star, auf dem der neue Nestaufbau einfach aufgebaut war. — Im Wald tragen am 20. IV. Stare überall Niststoff ein. Eine Höhle die am 25. IV. untersucht wurde, -enthielt 4 Eier. Garrulus glandarius (L.) Eichelhäher. Ein am 4. V. auf Fichte 4 m hoch gefundenes noch leeres Nest enthielt am 11. V. 5 Eier darunter ein Sparei. Maße: 30,5:22,8,31,2:22,8, 30,2:22,3, 26,6:19,4, 20,1:15,4. Gew. in cg: 55, 61, 45, 37, 20. 2 Nester gleichfalls auf Fichte 3 und 4 m 5 hoch fand ich 5. V. mit je 5 Eiern. Das erste Nest enthielt 2 frische, 2 hoch- bebrütete und 1 eingetrocknetes Ei. Maße: 32,8:21,7, 31,1 : 21,8, 31,1:21.7, 28,7:20,7, 27,5:20,1. Gew.: 56, 39, 51, 30,34. Das zweite Nest war an ganz derselben Stelle wie ein am 17. V. 08. gefundenes auf dessen Ueberresten aufgebaut. Maße: 29,6:23, 29,7:22,7, 29,2:22,2, 30,5:22,7, 29,1:22,1. Gew. 53, 48, 53, 48, 44. Colaeus monedula (L.) Dohle. In einem Buchen- hochwald wird am 14. IV. eine Dohle aus der etwa 8 m hohen Nisthöhle gejagt. — Ein Besuch bei der einzigen mir I)ier bekannten 3 Stunden entfernten etwa 20 Paare starken Kolonie ergab, daß die Vögel eifrig brüteten und nur nach heftiger Stö- rung ihre unerreichbaren in uralten Eichen liegenden Brut- höhlen verließen. i Corvus coroneT. Rabenkrähe. 'Ein 5 Gelege mit einem abnorm langen schmalen Ei wurde am 7. IV. 13 in hoch von einer Eiche geholt. Maße: 42:26,8, 42,8:27,7, 43,7:27,5, 46,5:27,9, 47,9:26,5. Gew.: 100, 97, 113, 121, 124. Besetzte Horste wurden außerdem gefunden: am 12. IV., am 14. IV. (2 auf Eichen), am 18. IV. (2 auf Linden an einer Chaussee), am 20. IV. (1 auf Buche am Waldrand), am 22. IV. (1 auf einzelner Eiche im Buchenhochwald.) Lanius collurio L. Neuntöter. Nur ein Nest mit 5 mittelbebrüteten Eiern wurde am 15. VI. in einem mit Capri- folium durchwachsenen Dornbusch aufgefunden. Clivicola riparia (L.) Uferschwalbe. Die im Vor- jahre gänzlich verwaiste Kolonie in einem Steinbruch war am 12. V. wieder von etwa 10 bis 15 Paaren bewohnt. 18 Alcedo lispida L. Eisvogel. Eine in das steil ab- fallende Lahnufer metertief eingegrabene Höhle barg am 2. V. 7 frische Eier. — Eine an einer anderen Stelle des Lahnufers ausgescharrte 90 cm tiefe Höhle, der der Vogel am 12. V. ent- flog, war leer. Jynx torquilla L. Wendehals. Einer schönen etwa 20 cm tiefen Höhle in Kopfweide entflog sowohl am 4. wie am 15. VI. erst nach heftiger Erschütterung des Stammes ein Wendehals; die Höhle war indessen leer. Dryocopus martius (L.) Schwarzspecht. Eine auch im vergangen Jahre besetzte Höhle 10 m hoch in glatt- schäftiger Buche barg am 25. IV. 3 völlig frische Eier. Der Durchschnitt aus 29 hier gesammelten Eiern beträgt 34,97:25,9; das Gewicht 0,842 g. — Aus einer ebenfalls etwa 10 m hoch in alter Buche befindlichen 50 cm tiefen Nisthöhle, die in frühe- ren Jahren häufig voll Regenwasser gestanden hatte, sah am 26. IV. unwillig ein Schwarzspecht heraus. Zu meinem Erstau- nen fand ich am 28. IV. bereits junge Vögel in der Höhle. Dendrocopus maior (L.) Großer Buntspecht. In derselben Höhle wie am 23. V. 09, brütete ein Buntspecht am 20. V. auf einem vollen Gelege. Am 4. VI. hörte man die Jungen wispern. — Vom Mißgeschick hart verfolgt wurde ein Buntspecht, dem im Jahre 08. der Brutbaum, eine Birke, vom Sturm umgebrochen wurde. Nach Verlust dieser Wohnung hatte er eine stark anbrüchige Buche bezogen, die ihm indessen im Vorjahre bald nach beendeter Brut durch das Beil genommen wurde. Trotzdem hatte er sein Brutrevier nicht verlassen und sich in diesem Jahr eine alte Spechthöhle zum Wohnsitz er- wählt, die sich etwa 8 in hoch auch wieder in einer Buche befand. Er brachte darin auch die Jungen glücklich groß, die am 15. VI. lauthin durch den Wald schrien. P i c u s viridis L. Grünspecht. Aus einer alten im Jahr 07 besetzten tiefen Höhle in alter Eiche 7 m hoch riefen auch wieder in diesem Jahr am 15. VI. junge Vögel. Syrnium aluco (L.) W a 1 d k a u z. Die hochinteressante von den Ornithologen bisher sehr vernachlässigte Frage nach der absoluten Grenze der Eierproduktionsfähigkeit der einzel- nen Vogelarten ist in früheren Jahren von mir in Gemeinschaft mit meinem Bruder bei den Spechten zum Gegenstand ge- nauerer Untersuchung gemacht worden, da sich diese Fami- lie einmal wegen ihres zähen Festhaltens an der erwählten Brut- höhle besonders hierzu eignet, und da andererseits die große Häufigkeit namentlich des Grünspechts es rechtfertigt, einzel- nen der zahlreichen Brutpaare in einer Saison einmal systema- tisch sämtliche Gelege wegzunehmen. — In diesem Jahre rich- tete ich mein Augenmerk auf den Waldkauz, von welcher Art ich mehrere Gelege, darunter auch Nachgelege sammelte. Zu wel- chen Beobachtungen das führte, wird sich besonders an einem unten zu erwähnenden Fall zeigen. Der Waldkauz war in diesem Jahr für das Experiment besonders geeignet, da der 19 vergangene milde Winter sich allem kriechenden, laufenden und fliegenden Getier gnädig zeigte und damit für alle Fleisch- fresser einen Ueberfluß an Nahrung durchkommen ließ. Die Folge konnte man nun auch recht deutlich an den starken Ge- legen der Käuze und Raubvögel beobachten; zum ersten mal habe ich es erlebt, daß die Käuze in hiesiger Gegend 5 Eier im Gelege hatten. Zwei mir schon seit Jahren bekannte Höhlen, die ich am 10. III. untersuchte, waren beide besetzt. Die erste, etwa 8 m hoch in Buche, wird von dem Vogel erst verlassen, als ich in die Höhle hineinsehe. Sie enthielt 5 mindestens schon 11 Tage bebrütete Eier, so daß das Gelege schon im Februar vollständig gewesen sein muß. — Der zweiten Hälfte, eben- falls in geschlossenem Buchenhochwald 5 m boch^ entfliegen, als ich heftig an dem Stamm scheuere, zwei Waldkäuze, die zusam- men die 4 Eier bebrüteten, in denen die Embryonen ebenfalls bereits erheblich entwickelt waren. — Von einer geradezu stau- nenswerten Fruchtbarkeit, wie sie vorher wohl kaum je be- obachtet worden ist, zeigte sich ein Waldkauz, der am 11. UI. in einer mittelstarken morschen Buche 4 m hoch in seiner sehr geräumigen Höhle auf 5 schwach bebrüteten Eiern saß. Am 24. III. lagen in derselben Höhle 2 Eier des ersten Nach- geleges, das am 28. III. aus 4 Eiern bestand. Als ich am 3. IV. die Höhle wieder untersuchte, war ich sehr erstaunt, den Kauz wiederum auf einem Ei brütend zu finden. Auch dieses zweite Nachgelege bestand aus 4 Eiern, die am 11. IV. genom- men wurden. Am 8. V. kam ich wieder an der Höhle vorbei und jagte nach heftigem Klopfen den Kauz abermals aus seiner Wohnung. Wie ich nun in die Höhle sah, traute ich meinen Augen kaum, als mir wieder 3 weiße schwachbebrütete Eier entgegenleuchteten. Innerhalb eines Zeitraumes von noch nicht ganz 2 Monaten hatte der Vogel also 4 Gelege mit zusammen 16 Eiern produziert, gewiß eine respektabele Leistung. Das Durchschnittsmaß von 47 hessischen Waldkauzeiern beträgt: 48,09:38, Max.: 53:37,8 und 47:40,7. Min.: 44,6:39 und 48,1:37,1. Das Durchschnittsgewicht ist 2,879 g. Max.: 3,26. Min.: 2,59. Buteo buteo (L.) Mäusebussard. Insgesamt wur- den 13 besetzte Horste gefunden. No. 1. Ein vorjähriger Horst, 20 m hoch in Buchenwald errichtet, wird am 29. III. vom Vogel ängstlich schreiend um- flogen. Am 13. IV. 'enthielt er 4 prächtig gezeichnete mit braun* roten Flatschen und verwaschenen Flecken reichlich versehene Eier. — No. 2. Auf einer mit Eichen bestandenen Kuppe nur 12 m hoch auf dem seitlichen Ast einer mittelstarken Eiche ver- rät sich am 1. IV. durch die heraushängenden Fichtenzweige als bewohnt. Am 15. IV. saß der Vogel auf 2 mäßig bebrüteten Eiern, die durch viele tief in der Schale liegende violettgraue Fleckchen ausgezeichnet sind. — No. 3. Aus einem im Jahre 08 bewohnt gewesenen Horst 19 m hoch auf sehr dünner 20 Kiefer wird am 5. IV. der brütende Vogel gejagt. Am 9. IV. wurde der Inhalt von einem Nachbarbaum aus als ein Dreigelege festgestellt. — No. 4. Ein am 7. IV. gefundener etwa 17 m hoch auf außerordentlich schlanker Kiefer erbauter Horst wurde aus einem nicht zu ermittelnden Grund verlassen. — No. 5 und 6 wurden am 12. IV. in einem Buchenhochwald gefunden. Die beiden Vögel verließen erst nach Antreten an den Baum ihre Horste, von denen der erste auf einer kolossalen Buche etwa 25 m hoch stand; der andere auf einer Eiche, sehr leicht zu er- reichen, wurde nicht bestiegen. — No. 7 und 8 beide 20 m hoch auf alten Eichen, fand ich am 14. IV. mit je 3 Eiern. Das zweite Gelege zeichnet sich durch ganz abnorme Große aus. Maße: 60,8:46.6,61:46,2,63,5:47,4. Gewicht: 582, 566, 588 cg. — No. 9. Ein auch im Vorjahre am 9. V. besetzter Horst auf Buche enthielt am 16. IV. ein schwach hellgelb geflecktes mäßig bebrütetes 4 Gelege. Maße: 54,2:46,2, 55,1:45,6, 55,1:45,1, 55,7:45,7. Gewicht: 535, 541, 499, 529 cg. — No. 10 und 11 fand ich am folgenden Tag. Den ersten Horst etwa 14 m hoch auf mittlerer Eiche war auch am 21. IV. 06. besetzt ge- wesen. Wie damals enthielt er auch diesmal 3 Eier, die der Zeichnung nach von demselben Individuum wie im Jahre 06. stammen. — Der zweite am Rand eines lichten Eichenbestandes liederlich erbaute 14 m hohe Horst enthielt ebenfalls 3 normal gezeichnete Eier. — No. 12. Der auf dem Seitenast einer al- ten Eiche in gleichartigem Bestand 12 m hoch stehende Horst barg am 18. IV. 3 schwach gezeichnete typische Bussardeier. No. 13 wurde erst am 3. V. aufgefunden mit 4 stark bebrüteten rein grünlichweißen Eiern, die ich unbedenklich einem Habicht zugesprochen haben würde, wenn ich nicht den Vogel selbst vom Horst gejagt hätte, der etwa 17 m hoch auf alter Birke im urwüchsigen Kiefernwald stand. Eine Verwechslung ist aus- geschlossen, da ich beide Vögel genau beobachtet habe. Maße: 57,7:46,57,8:45,5,57,9:45,5,58,5:45,2. Gew.: 518, 519, 533,474 cg.*) Astur palumbarius (L.) Hühnerhabicht. Ein mir befreundeter Offizier, der einen Habicht beim Abstreichen vom Horst geschossen hatte, hatte die Freundlichkeit, mich hiervon zu benachrichtigen, so daß ich das Gelege noch für meine Sammlung retten konnte. Der Horst stand 22 m hoch auf glattschäftiger Buche und war am 18. V. 07. von einem Bussard bewohnt gewesen. Am 12. IV. erstieg ich den Baum und ent- nahm dem mit Fichtenzweigen ausgelegten Horst das aus 3 kaum angebrüteten Eiern bestehende Gelege. Maße: 53,1 :42,3, 57,1:45,2, 59,8:43,6. Gewicht: 557, 624, 593 cg. Am 17. IV. kommt, als ich mit dem Spazierstock nur leicht an den Horstbaum, eine Buche stoße, ein Habicht aus seinem *) Konnte Verfasser denn nicht dafür sorgen, daß wenigstens einige von den 13 Horsten auskamen, mußten die denn sämtlich geplündert werden? Der Mäusebussard ist ein durchaus nützlicher Vogel! Außer- dem wie man vom Jäger verlangt, daß er auch Heger sein soll, so vom Oologen, daß er auch Vogelschützer ist. G. A. Gr. 21 riesigen 14 m hoch erbauten Horst. In der mit Kiefernzweigen ausgelegten Mulde lagen 4 schwach bebrütete Eier. Maße: 57,8:45,6, 58:46,2, 59,2:45,7, 59:45,3. Gewicht: 633 652, 633. 567 cg. Ein hochinteressantes Gelege fand ich am 20. IV. Auch dieser Vogel verließ schon nach geringer Störung den Horst, eine alte umfangreiche und früher auch von Bussarden be- wohnte Raubvogelburg 17 m hoch auf Buche. In dem Horst lagen auf Fichtenzweigen gebettet 3 schwach bebrütete Eier, die sämtlich richtige in der Schale liegende Flecken aufweisen; ein Ei ist so intensiv hellbräunlich gefleckt, daß man es eher für ein typisches Bussardei halten könnte, und jeder Kenner, der das Gelege sieht, würde (es unbedenklich als Bussard ansprechen. Jeder Zweifel an der Artzugehörigkeit ist jedoch ausgeschlos- sen, da einmal der rasche flatternde Flügelschlag des vom Florst abstreichendes Habichts unverkennbar ist, dann aber auch wäh- rend der Besteigung der Brutvogel fortgesetzt um den Florst- baum aufgeregt durch die Baumwipfel strich und öfters in ^er Nähe aufhakte, dabei unaufhörlich seinen charakteristischen keckernden Ruf ausstoßend. Maße: 56,1:44,1, 57,3:46,4, 58,8:48. Gewicht: 639, 619, 630 cg. Das Nachgelege dieses interessanten Vogels fand ich am 23. V. und zwar in dem Bussardhorst vom 13. IV. des Jahres. Der Habicht verließ den Horst schon, ols wir in die Nähe des Brutbaumes kamen. Während der Besteigung benahm sich der Vogel genau so, wie am 20. IV., flog dicht um den Horst und keckerte in einem fort, so daß wir schon, ehe der Horst be- stiegen war, unserer Sache sicher waren, daß es sich um das Nachgelege desselben Vogels handelte. Richtig barg der Florst wiederum drei schwach bebrütete Eier, die ebenso gezeichnet waren, wie das erste Gelege. Sämtliche 3 Eier sind bräunlich gefleckt, eins wieder auffallend stark. Bei der Reinigung mit Wasser verschwanden die Flecken nicht etwa, sondern kamen nach Beseitigung des Schmutzes erst recht kräftig zum Vor- schein, ein Beweis dafür, daß es sich nicht um Blut, sondern um in der Schale eingelagerte Flecken handelt. Maße: 55:44v5, 56,5:43,4, 56,1:43,2. Gewicht: 510, 554, 528. Oologische Tagebuchnotizen aus Palästina 1910. P. Ernst Schmitz. 21. III. — In Hesme wird in einem Netteschstrauche ein Scotocercainquieta - Nest mit einem einzigen Ei gefunden. Der Vogel war abgeflogen. Als er zu seinem kugeligen Neste mit seitlichem Eingang zurückkehrte, wurde er in demselben gefangen und mir samt Ei überbracht, ln Größe und Grund- farbe stimmte es mit den bereits zahlreichen anderen Eiern dieses Vogels, die ich besitze, überein. Aber es fällt mir auf — 22 — durch gröbere Fleckung, mehr Glanz und eine mehr bauchige gleichpolige Form. 16x12,4 mm, dp. 8 mm; Gewicht: 0,08 g. 26. III. — Die Hauptbrutzeit für Monticola cyanus scheint gerade jetzt zu sein. In Ain Fara wurden 4 Gelege mit 4 frischen Eiern gefunden. Es fällt immer auf, daß in allen je ein Ei deutlicher gezeichnet ist wie die übrigen. Die kleinen sparsamen rotbraunen Pünktchen rücken am stumpfen Pol in solcher Menge und Dichtigkeit zusammen, daß sie eine Kalotte oder schwachen Kranz bilden. Die Maße eines der Gelege sind: Länge zwischen 27 und 25, Breite zwischen 20 und 10,5; dp. 12 und 11; mittl. Gew. 0,265 g. — Ebenda wird ein Lein- finkennest mit 4 frischen Eiern gesammelt. 31. III. — Ein heute jn Ain Fara gesammeltes Scoto- c e r c a - i n q. - i n q. - nest ist dadurch merkwürdig, daß es klei- neren Umfanges als gewöhnlich ist und auch auffallende kleine Eier hat, deren Zeichnung fast nur aus feinen rötlichen Pünkt- chen besteht. Eins der Eier hat auf der spitzen Hälfte gar keine Zeichnung, auf der stumpfen nur eine äußerst schwache. Das größte des Geleges mißt 16x12 mm, Gew. 0,075, das kleinste 14,3x10,7 mm, Gew. 0,06. Die Nestkugel ist in der Wölbung ohne Auspolsterung von Wolle. 1. IV. — Letztes diesjähriges S co t o c e r c a - i n q. - i n q.- nest mit 3 Eiern (aus W. Swenit, wohl schon eine zweite Brut. — Erstes Prinia gracilis gracilis (Licht.)-nest aus der Um- gebung Jerichos. Es scheint, daß für dieses nördliche Vögel- chen der Ebene die Brutzeit beginnt, wenn für die verwandte Scotocerca in den Bergschluchten dieselbe zur Neige geht. Das Nest ist wie die später zusammengestellten länglich, fast pantoffelartig, also nicht ganz überwölbt, von dürren feinen Gräsern beutelartig gewebt und in seinem untern Teile mit Pflanzenwolle schön ausgepolstert. Länge bis zu 15, Durch- messer bis zu 8 cm. Neststand besonders Dornsträucher, nicht sehr hoch über der Erde. Eierzahl 5 und 6. Durch ihre rosa- rote Färbung und ihren Glanz sind diese Eier leicht von an- deren zu unterscheiden. Dieses erste Gelege (5) zeigt folgende Maße: Länge 15 bis 14,5, Breite 11,7 bis 11,3, dp. 6,5 bis 5,5 mm, Gew. im Mittel 0,07. Bei allen 5 Eiern stehen die rosafarbe- nen Fleckchen so dicht, daß die Grundfarbe selber rosa er- scheint; bei allen bilden sie einen mehr oder weniger vom Pole abstehenden dichteren Kranz oder Kalotte. 2. IV. — In Ain Fora wird ein lang gesuchtes Lanius fiubicus-Nest mit 4 Eiern und dem Vogel auf einem Oel- baume gefunden. Da ich Nest und Vogel nicht persönlich sam- melte, fürchtete ich einen Irrtum bei meinem Geschäftsmann, dessen Zuverlässigkeit ich bis jetzt erfahren hatte. Denn Nest wie Eier weichen bedeutend ab von den unter sich schon so verschiedenen Eiern und Nestern des Vorjahres. Dieses Nest ist nämlich fast ausschließlich aus dürrem Gras. Alle 4 Eier haben weißgraue Grundfarbe, viele braune auf die ganze Schale 23 verteilte nicht sehr große Oberflecke und noch mehr violette Unterflecke. Ein besonders großes und spitzpoliges mißt 25, 4x 15, dp. 9. Gew. 0,16 g. Die anderen 22,5x16, dp. 10, Gew. 0,155, 22,5x16, dp. 10, Gew. 0,155 und 22,5x14,6, dp. 9, Gew. 0,15. Also auch dieses Jahr bilde ich mir noch keine sichere Vorstellung vom Charakter der Lanius nubicus-Eier. 2. IV. — Ein schönes (4) Buteo ferox-Gelege aus Wady Fara; bei zwei der Eier bedecken sehr verwaschen lehm- farbige Flecken fast die ganz weißliche Schale, bei dem 3. sind es viele kleine bräunliche Flecke, das 4. Ei ist fast flecken- los. Sie messen 1° 62x48,2, dp. 30, Gew. 5,82 g. 2° 60x47,8, dp. 29, Gew. 6,18. 3° 60x47, dp. 29, Gew. 6,3 g. 4° 57,5x64,4, dp. 28, Gew. 6,15 g. Auffallend ist die geringe Uebereinstim- mung der Größe mit dem Gewichte. An demselben Tage und von demselben Jäger erlange ich ein Aquilla fas ci ata schon ziemlich stark bebrütetes Ge- lege (2). Die Eier sind auf der weißlichen grobkörnigen Schale mit schönen tiefbraunen Fleckchen und Wischen, aber auch mit anderen ganz schwachen gezeichnet. 1° 70,1x53, dp. 33, Gew. 8,85 g. 2° 67,7x53,8, dp. 31, Gew. 9,35. Zum ersten Male erlange ich für meine Sammlung ein S c c p s g i n - Gelege von 3 ziemlich bebrüteten Eiern, die ich anfangs mit den hier häufigem der Athene glaux verwechselte. Die blendend weißen Schalen messen 31,5x26,6 dp. 15, Ge- wicht 0,917 g. 30,7x26,6, dp. 14,5, Gew. 0,917 g. 30,7x26,5, Gew. 0,917 g. Von Athene glaux konnte ich nur ein einziges Ei in diesem Jahre erlangen, ebenso aus Wady Fara. Es mißt 34,8 x28,8; dp. 16,5; Gew. 1,08 g. Auch brachte dieser Tag ein schönes Columba schim- peri- Gelege. Die blaurückige Felsentaube ist in der Umge- gend Jerusalems fast die ausschließliche. Die frischen Eier Maßen: 38x25,6; dp. 18 mm; Gew. 0,98 g. 36,8x26; dp. 17 mm; Gew. 1,02 g. Ein frisches Colaeus monedula-Ei erwähne ich nur der Vollständigkeit wegen. 4. IV. — Das heute gesammelte Galerida brachyura-Hau- benlerchennest mit 4 bebrüteten Eiern fällt mir auf, weil es fester und mit tieferer Mulde als üblich gebaut ist. 5. IV. — Obwohl Corvus cornix sehr häufig ist in der Umgebung Jerusalems, so habe ich doch nur wenige Eier zu Gesichte bekommen. Das einzige heute gesammelte mißt 45,8x29, dp. 19 mm mit 1,25 g. Gewicht. Recht große wie kleine schwarze Ober- und ganz gleiche violette Unter- flecke haben sich ziemlich scharf überall ab von der blauen Grundfarbe. 9. IV. — Ein tüchtiger Jäger aus Emmaus liefert mir von dort 2 Circa etus g a 1 1 i c u s - Eier und zu einem der Eier den zugehörigen Vogel. Beide Eier stammen aus Horsten in 24 Felsklüften. Beide haben weiße ins bläuliche spielende Grund- farbe, das eine mit nur ganz geringen Schmutzflecken, das kleinere mit einer großen Schmutzschmarre. Sie messen 72,5 x60,4; dp. 34 mm; Gew. 10,8 g. 69,4x58,6; dp. 33 mm; Gew. 10,7 g. Derselbe Jäger bringt auch ein Gelege von 6 etwas be- brüteten Garrulus a t r i c a p i 1 1 u s - Eiern. Von den typi- schen weichen sie etwas ab durch mattere grünliche Grund- farbe und geringen Größe. Länge zwischen 30,5 und 29,5; Breite zwischen 23 und 23,5 mm. Mittleres Gewicht 0,53 g. 12. IV. — Ein schöner Sammeltag war der heutige. Ein Neophron percnopterus (2), 1 Buteo ferox (3), 1 L a n i u s aucheri (6), 2 M o n t i c o 1 a cyanus (je 5), 1 Am- m oman es fraterculus (4), 1 C. tinnunculus (6), 1 Ac. cannabina (3) und 1 C. carduelis (3), alles im Ge- biete von Hesme gefunden. Die Gelege bieten aber nichts sehr Abweichendes von den 1909 beschriebenen. Es fällt mir nur auf, wie die Dotter A. fraterculus eine fast blutrote Fär- bung haben. 14. IV. — Von den Ufern des unteren Jordan erhalte ich durch einen zum Sammeln ausgesandten Jäger noch einige Gelege Lanius aucheri, L. Senator rufus und L. nu- bicus mit den betreffenden Vögeln. Ebenso mehrere Gelege Prinia gracilis gracilis und Crateropus chaly- baeus. Diese letzteren besonders bestricken durch ihre tief- blaue glänzende Farbe ohne jegliche Zeichnung. Das Gelege bestand wenigstens aus 5 Eiern. Die Länge schwankt zwischen 26,5 und 24,5; Breite zwischen 19,8 und 18,4 mm. Das mittlere Gewicht ist 0,26 g. 18. IV. — Auf feinem Oelbaume in Ain Fara wird ein Ligu- rinus c h 1 o r o t i c a - Nest mit 4 frischen Eiern gefunden. Das Nest ähnelt dem des Ac. cannabina. Von den Eiern mit bläulich weißer Grundfarbe hat eines reichliche rote Punktierung, die anderen nur eine sparsame. Weder schwarze Punkte noch irgendwelche Schnörkel sind vorhanden. Die Länge schwankt zwischen 19,5 und 18,5; Breite zwischen 14,8 und 14,4 mm. Mittleres Gewicht 0,112 g. 19. IV. — Aus Wady Swenit erhalte ich 4 Eier des „Lum- jnat“ Myrmecocichla yerburgi. Die Eier dieser Art sind sehr charakteristisch. Auf grünlich-bläulicher Grundfarbe reichliche rotbraune Punktierung und Fleckung mit mehr oder weniger deutlichem Fleckenkranz. Länge zwischen 20,4 und 20; Breite 15 mm; Mittleres Gewicht 0,105 g. 20. IV. — Endlich ist mir gelungen, sowohl eine brütende Sax. melanoleuca als S. amphileuca auf ihren Gelegen lebendig abzufangen. Letztere, die beim Einfangen ihren Schwanz einbüßte, brütete auf 6, erstere auf 5 Eiern. Grund- farbe ist bei beiden Gelegen dieselbe, hellblaue. Bei amphi- lcuca ist die Färbung sparsamer aber schärfer, bei melanoleuca dichter und verschwommener. Bei amphileuca schwankt Länge zwischen 20 und 18,5; Breite zwischen 15,5 und 15 nun bei 25 0,127 mittlerem Gewicht, während bei melanoleuca Länge zwi- schen 21 und 20, Breite zwischen 16,5 und 16 mm schwankt, mit 0,15 g mittlerem Gewicht. Das amphileuca-Nest finde ich loser und flacher, das melanoleuca-Nest fester und mit deut- licherer Mulde gebaut. Weitere sichere Beobachtungen wer- den zeigen, ob diese Unterscheidungen sich oft wiederholen. Hat man sich gut die Stelle eines Steinschmätzernestes ge- merkt, dann ist es nicht schwer, in nicht gar zu dunkeln Näch- ten sich vorsichtig derselben zu nähern und durch Aufwerfen eines Tuches oder Siebes den Brutvogel abzufangen. An demselben Tage erhielt ich in gleicher Weise einen Ammomanes fraterculus mit 3 Eiern und durch Ab- schießen einen Lanius Senator rufus mit 5 Eiern. Die vveißgraue Grundfarbe der letzteren zeigt bei zweien eine röt- liche, bei den anderen eine grünliche Abtönung, alle haben die- selbe bräunliche Ober- und violette Unterfleckung. Die Länge hält sich zwischen 23 und 22 mm, die Breite zwischen 17 und 15,5 mm mit 0,19 g mittlerem Gewicht. Das Nest war aus fast frischen Pflanzenstengeln mit wolligen Knöspchen gemacht. Auch erhielt ich heute das erste diesjährige Petronia pu- t e i c o 1 a - Gelege mit 5 Eiern, wie die 1909 beschrieben. 21 ..IV. — Aus dem Wady Alkallis ein weiteres Circaetus gallicus-Ei, das größte diesjährige mit 76x60, dp. 33 mm und 10,25 g Gewicht. Aus demselben Tale 3 Falco cench- ris (Naumanni) Eier. 25. — IV. Unweit des berühmten griechischen Klosters Mar Saba sammelt mir ein Beduinenneger 2 schöne Gelege von Ammoperdix heyi von je 10 Stück und ein Caccabis chukar von 5. Vier etwas kleinere und hellere, anscheinend ebenfalls schukar-Eier, wurden in einen der Amm. heyi-Gelege gefunden. Da dieser Neger sich bis jetzt wahrheitsliebend zeigte und gar kein Interesse haben konnte, so etwas zu behaupten, scheint es, daß das chukar-Huhn unter Umständen auch die Nester des Sandhuhnes benutzt. Die Eier des schukar-Geleges messen durchschnittlich 41x30,5 mm, die der Sandhuhngelege 36,5x27,5 mm ; die vier größeren Eier im Sandhuhngelege mes- sen 39,5 bis 37,5 mm in Länge. Es wäre noch möglich, daß ein Sandhuhn ein vom chukar-Huhn mit 4 Eiern belegtes und aus irgend einem Grunde aufgegebenes Nest für sich benutzt habe. Erwähnte 4 Eier zeigten einseitig keine Zeichnung, waren aber frisch. Der Dotter aller chukar-Eier ist ganz besonders zähe, was mir schon im letzten Jahre auffiel. Die beiden Sandhuhn- gelege unterscheiden sich untereinander dadurch, daß eines mehr bauchige gedrungene Form, das andere eine mehr ge- streckte zeigt. Bei dem 1. hat die creme Grundfarbe etwas röt- lichen Anflug. Bisher hatte ich an heyi-Eiern keine Spur einer Zeichnung gefunden. Bei obigem Gelege fand ich aber verein- zelte schwache Fleckchen einer dunkleren Färbung. Aus einem Neophron percnopterus- Horste, hoch auf den das T ote Meereinschließenden Felsen, erhielt ich noch ein Gelege. 26 27. IV. — Aus J ericho erhalte ich 2 Corvus corax Cau- reucei, die zwar nicht in Größe und Form aber doch in Zeichnung bedeutend voneinander abweichen. 1° 47,8x31,8; dp. 19 mm ; Gew. 1,65 g. 2° 47,5x30,8 ; dp. 20 mm ; Gew. 1,55 g. Das erste ist dicht bedeckt mit schmutzig braunen Sanglichen Flecken, alle in der Richtung der Längsachse. Das zweite zeigt scharf abgegrenzte größere und kleinere schwarze Flecken. Nach Aussage der Araber stehen die Nester nicht in Kolonien, son- dern stehen vereinzelt in den Wänden der hohen Sandhügel und Ufer vom Jordan. Ob die Eier des Palästina Sperlings Passerd omesticus b i b 1 i c u s , von denen ich heute ein Gelege (6) aus Flesme untersuchte, sich von den gewöhnlichen unterscheiden, kann ich nicht entschieden. Von den 6 Eiern war eins ein Sparei. Alle zeigen weiße Grundfarbe und sind voll schwarzgrauer Fleck- chen ohne deutlichen Fleckenkranz; bei einem ist die Fleckung weniger dicht. Die Länge schwankt zwischen 22 und 21, Breite zwischen 15,6 und 15,3 mm und dp. 8,5 mm. Mittleres Ge- wicht 0,22 g. Das Sparei mißt nur 16,8x13 mm. Es ist mir (auf- gefallen, daß alle Gelege des auf Bäumen nistenden Hausspatzes aus der Jerichoebene bläulich- grünliche Grundfarbe zeigen und da der Schnabel eines dort erlegten Männchens fast ganz schwarze Farbe zeigte, war ich geneigt, die auf den Bäumen nistenden für eine besondere Form zu halten. Die Nester sind groß, kugelförmig, haben seitlichen Eingang. Das innere be- steht aus weichen hellgrünen Pflanzenstengeln. Oft finden sich auf den Bäumen und großen Dornsträuchern 3 bis 4 Nester zusammen, die man ganz zerreißen muß, um an die Eier zu gelangen, deren Zahl zwischen 6 und 8 schwankt. Folgen die Maaße eines am 5. 4. gesammelten Geleges: Länge 24—20,8; Breite 15,8 — 14,8 mm, Mittlere Gewicht 0,167 g. An diesem Tage erhielt ich auch noch aus VLascherta 3 frische S a x i c o 1 a - Eier mit dem auf dem Neste gefangenen Weibchen. 28. IV. — Aus Tulas ein Saxicola 1 u g e n s - Gelege (4) mit Vogel. Leichtbläuliche Grundfarbe, Größe, Form und braun- rote Punktierung wie bei den im vorigen Jahrgang S. 129 und 149 beschriebenen. Länge 20,6 — 20,2; Breite 16,6—16,2, dp. 9 mm. Mittleres Gewicht 0,135 g. 29. IV. — Aus der Gegend von Nebi Musa ein Agroba- tes galactotes s y r i a c a - Gelege (3). Leider wurden 2 Eier zerbrochen. Das Ei mißt 21,7x15,2; dp. 9,5 mm und wiegt 0,16 g. Grundfarbe grünlich; sehr stark mit größerer und klei- neren schwarzgrauen und grauen Flecken bedeckt. Die Mulde des Nestes bestand nur aus Wurzelfasern. Von den dort um- herziehenden Beduinen wird der Vogel Huscha genannt. Aus Hesme erlange ich das erste Olivenspötter-Gelege, Hippolais olivetor um (Strickl.), das mir sofort auffällt durch die milchweise glänzende Grundfarbe der Eier und durch sparsame aber kräftige rotschwarze Zeichnung, fast ausschließ- 27 lieh mit größeren und feineren Punkten. Die Eier messen 20,2x15,2, dp. 9 mm, Gew. 0,114 g. 19,5x14,8, dp. 3,5 mm, Gew. 0,113 g. 18,8x15, dp. 8 mm, Gew. 0,113 g. Aus Jericho das letzte Gelege der dort zahlreich in ßäu- men und hohen Sträucher nistenden Spatzen (Passer domes- ticus biblicus?) und des Lanius aucheri. 5. V. — Aus Wody Swenit letztes frisches Aasgeiergelege in der diesjährigen Brutperiode. 16. V. 10. In Emmaus flog in unmittelbarer Nähe vor mir eine Galerida brachyura von ihrem Neste auf, die gerade ihr 5 Ei gelegt zu haben schien. Das Nest war nur durch eine überhängende Erdscholle etwas verdeckt. Nest und Eier wie früher beschrieben. — Ebenda in einer Cypresse des deutschen Erholungsheims in 3 Meter Höhe ein gut verborgenes Chlo- ris ch. c h 1 o r o t i c a -Nest mit 5 Eiern, die auf grünlich wei- ßem Grunde zahlreiche violette Unterflecken und weniger zahl- reiche größere und kleinere rotschwarze Punkte am stumpfen Pole aufweisen. Länge 21,2 — 20,4; Breite 15,3 — 14,8 mm. Mitt- leres Gewicht 0,13 g. Wie bei allen früher gesammelten Nestern dieser Art ist das Hauptmaterial der Wandung gröbere und feinere Wurzeln, das der Mulde Fasern, Haare und Federchen. 18. V. — Von einem großen Oelbaum in 8 Meter Höhe in Ain Fara wurde ein Nebelkrähennest Corvus cor nix herab- geholt, wobei 2 der 3 frischen Eier zerbrachen. Das erhaltene ist von dunkelgrüner Grundfarbe, über und über mit schwarz- braunen Flatschen und Fleckchen bedeckt neben noch zahl- reichen grauen Schalenflecken. Es mißt 39,2x29,5; dp. 16 mm und wiegt 1,12 g. 19. V. — Aus den Löchern der Felswände beim Kloster Mar Saba wurden noch 2 Gelege der Columba schirnperi gesammelt, die nichts Abweichendes bieten. 23. V. — . Die Untersuchung eines Passer dom. biblicus- Hausspatzennestes in einer Fellachenwohnung zu Emmaus ergab nur ein Sparei. Die Brut war ausgeflogen . Es ist sehr bauchig, stark schwarzgrau und violettgrau gefleckt und punktiert auf unreinweißem Grunde, mißt es nur 16x14,5 mm und wiegt 0,11 g. Es enthielt ausschließlich Eiweis. — Ebendort wurden einem Agr o bat es galactotes syriaca - Nest 2 frische Eier ent- nommen. Sie sind etwas weniger gezeichnet wie die oben be- schriebenen und messen 21,2x26,2, dp. 10 mm, Gew. 0,128 g. 20,8x15,8, dp. 9 mm, Gew. 0,125 g. Das Nest stand in Meter- höhe in einem Strauche und war die Mulde mit Schlangenhaut und Haare gepolstert. 27. V. — Meine Bemühungen in Jerusalem Gelege vom Cypselus apus zu erlangen, der in unzählbaren Schaaren Jerusalem belebt, waren ohne Erfolg. Alle hatten das Brut- geschäft bereits abgeschlossen; alle untersuchten Nester wa- ren leer. 2. VI. — Ein von mir an das Jordanufer und in die Jeri- choebene entsandter Sammler bringt mir aus der letzten Hälfte 28 des Mai von dort einige schöne Gelege von Passer moabi- ticus, zugleich mit einem der interessanten Nester und meh- reren Vögeln. Manche Nester stehen in hohen Schilf und sind schwer erreichbar, andere hoch in Sträuchern, besonders Ta- marisken. Das gesammelte, auf einer dreifachen Gabelung ei- nes Tamariskenzweiges in 2 Meter Höhe angebracht, ist ein 40 cm hoher und ebenso breiter Bau, anscheinend aus lauter Reiserchen, die nach allen Seiten hin abstehen. Einer der dün- nen Zweige ist in die Nestwandung hineingebaut. Der Zu- gang, also von der Seite, ist hier von oben, in Form eines schräg oder schraubenförmig engen Kanals, so daß man nicht die Nestmulde sehen kann, die aus wolligen Pflanzenstengeln besteht. Um an die Eier zu gelangen, muß man mit Gewalt den Kanal weiten, oder den Bau stückweise abdecken oder zer- reißen. Manche Nester haben noch bedeutendere Größe; in- dem dem Neste des Vorjahres immer noch etwas zugefügt wird, welcher Zusatz leicht in die Augen fällt. Die meisten Ge- lege zählen 6 Eier, von denen eines gewöhnlich hellere Färbung hat. Auch sonst weichen die Eier untereinander ab und ein Gelege vom andern. Bei den meisten ist die weißliche Grund- farbe ganz verdeckt durch die dichte sehr feine graue oder graubraune Fleckung. Die gröber und weniger dicht, gefleck- ten Eier bilden kaum den 10. Teil der Gesamtzahl. Die Form ist eher gestreckt als buchig. Die Länge schwankt zwischen 10,2 und 17,8 mm, ein einziges unter mehr als 60 Eiern fand ich 20 mm lang. Die Breite zwischen 13,9 und 12 2 mm. Das mittlere Gewicht ist 0,11 g. — Von ebendaher erhielt ich noch 3 Ammop erdix heyi-Eier, wie die bereits beschriebenen. Das Nest stand unter Wurzelgestrüpp; auch wurde dort ein Turtur communis - Gelege von 2 frischen Eiern gesammelt. 5. VI. — Aus der Gegend des Scopus bei Jerusalem wurde mir ein Caccabis chukarnest mit ihren 10 Eiern zum Kaufe angeboten. Der Vogel war auf dem Neste eingefangen worden. 14. VI. — Ein noch so spät gefundenes Petronia st. put eico läge lege (6) erwähne ich deshalb, weil es nicht wie gewöhnlich in einem Mauerloch, sondern auf einem Baume sich befand. 15. VI. — Den Schluß meiner diesjährigen Erwartungen hat ein lange begehrtes Chelidon daurica ruf ul a (Tem.)- gelege (5) gemacht, aus einem retortenförmigen lehmerdigen Neste aus Nazareth, wo deren mehrere unter dem glatten 4 m hohen Gewölbe einer offenen Halle im Hospital der Barmherzi- gen Brüder alljährlich beobachtet werden können. Die Eier waren etwas bebrütet und nicht mehr ganz frisch. Sie sind von rein weißer wenig glänzender Farbe und etwas gestreckter Form. Mittleres Gewicht: 0,133 g. Dieselben maßen: 22,6x14, dp. 8,5 mm ; 20,5x14, dp. 9 mm ; 21,5x14,8, dp. 9 mm; 21x15, dp. 9 mm; 21,2x15,2, dp. 8,5 mm. Jerusalem, St. Paulushospiz, 15. VIII. 10. P. Ernst Schmitz. 29 Mitteilungen und Beobachtungen. Die Tonintervalle des Kuckucksrufes. Im 34. Jah- resbericht des Westfälischen Prov. -Vereins für Wissen- schaft und Kunst habe ich eine Würdigung der musikali- schen Seite des Kuckucksrufs versucht, deren Resultate ich hier kurz wiedergebe. Das Tonbild des Kuckucksrufes, des einzigen Vogelsangs bezw. Lockrufes, der in wirklichen festen Tönen er- schallt und in musikalisch ganz genau bestimmbaren Tontinter- vallen gemessen und wiedergegeben werden kann, ist nach den verschiedenen deutschen Gegenden verschieden. Es gibt Dur- und Moll-Kuckucke. Beide Terzen, die große und die kleine, sind vertreten, aber die kleine ist die weitaus häufigere, wohl dreiviertel aller Vögel lassen sie erschallen. Die große Terz, übrigens gewöhnlich auch der Tonschritt des Kuckucks der Komponisten in ihren Werken, ist viel seltener. Um Baden- Baden, in den Forsten des Teutoburger Waldes, im Mainzer Becken herrscht die etwas Heiteres habende Kleinterz vor. Ein mir befreundeter Musikdirektor hörte aber auch am Feldberg im Taunus manchmal eine Quart e-h, g, doch kommt diese sel- ten vor. und ein Sekunden-Kuckucksruf (e-d; e) ist ein über- geschnappter oder verunglückter Ruf. Die normale Terz ist oft von absoluter Tonreinheit. Für sie ist das e der eingestri- chenen Oktave der Anfangs- oder Grundton, doch wird in manchen deutschen Landstrichen oder Gauen der Nachbarton „es“ als erster Ton nicht selten angetroffen. Gewöhnlich hört man also e-cis, dann auch die große Terz e-c, als Sekunde ein reines volles e-d, als Quart e-h, als nicht ganz verbürgte ver- minderte Quint e-ais. Viele deutsche und englische Volkslieder ahmen den Kuckucksruf nach, viele Ton werke kopieren ihn, unzählige Schwarzwälder Uhren reproduzieren ihn. Aber selten gibt eine dieser menschlichen Imitationen den Gehörreiz, den man in freier Natur hat, richtig wieder. Beethoven läßt in seinen Werken an zwei Stellen den Kuckuck in der Quart rufen, es ist aber fraglich, ob der Meister den Vogel je so in der Natur hat rufen hören; dann müßte es schon ein Ausnahme- Kuckuck gewesen sein. Interessant ist jedenfalls, daß der Kuckuck nach den Gegenden verschieden ruft; auch in diesem Punkte drückt sich die gleichartige Verwandtschaft eines in gleicher Gegend aufgewachsenen Stammkontingents aus. Der einzelne Vogel hat m. E. nur immer einen Ruf. Wilhelm Schuster. Aquila naevia. In drei mir sehr gut bekannten märkischen Revieren trafen die Schreiadlerpaare in diesem Jahr wie ge- wöhnlich mit großer Pünktlichkeit an ihren Horsten ein, 13. bezw, 15. April. Nach meinen langjährigen Beobachtungen, gerade an recht vielen Schreiadlerhorsten, ist als Ankunfts- termin für die Mark Brandenburg wohl die Zeit vom 10. — 15. April anzusehen. — Ein Pärchen begann heuer am 10. Mai mit dem Brutgeschäft. — Die Horste sind wenig bekannt, auch 30 hat niemand Interesse daran, diese Standorte zu veröffentlichen, die beste Gewähr dafür, daß diese Schreiadlerpärchen noch oftmals mit Erfolg ihr Junges aufziehen werden. Eberswalde, 1911. W. Rüdiger. RgUus aquaticus. Am 19. Januar 1911 begab sich mein Sohn mit einem Freunde auf die Eulenjagd in der Liebe, die dort von sumpfigen Wiesen begrenzt wird. In einem Schilf- graben stand der Hund und nach langem Bemühen strich ein Vogel heraus, der von dem Freunde erlegt wurde. Als er mir überbracht wurde, stellte ich fest, daß es sich um die Wasser- ralle handelte. Ein gewiß seltener Fall, daß der wesentlich auf Insektenfang angewiesene Vogel so lange bei uns aushält. Marienwerder. Geh. Reg. Rat Kreckler. Die ,AtIantis’-Forschung. Der ,,Bund deutscher Forscher“ unter Ehrenpräsidentschaft Se. hochfürstlichen Durchlaucht des Prinzen Bernhard zur Lippe, dem Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Therese von Bayern und seine Hoheit Herzog Adolf Friedrich zu Mecklen- burg-Schwerin als Ehrenmitglieder angehören, erläßt zurzeit einen Aufruf zur Unterstützung der , Atlantiss-Forschung seines hochgeschätzten Mitgliedes, des Kaiserlich-Königlichen Profes- sors Nestler. Nestler, der sich zurzeit auf den Ruinenfeldern Tiahuanaco zu Ausgrabungszwecken befindet und bereits eine Reihe hochbedeutsamer wissenschaftlicher Entdeckungen machte, ist gezwungen, nachdem er das bescheidene Vermö- gen seiner Gemahlin bereits der Wissenschaft opferte, seine Forschertätigkeit in Bolivia einzustellen, wenn ihm nicht peku- niäre Hilfe von der Heimat kommt. Wohlgesinnte werden daher vom Präsidium des oben genannten Bundes herzlichst gebeten, sich an der Sammlung für den erfolgreichen und opfer- freudigen Gelehrten zu beteiligen, zumal der .Atlantiss-For- schung die segensreichsten Früchte für alle Zweige der. Wissen- schaft winken. Nähere Auskunft über Ziele und Zweck der ,AtlantisS-Forschung erteilt der Forscherverlag Georg Grote, Hannover, Kleine Pfahlstraße 21, woselbst auch Bereiterklärun- gen zur Mitunterzeichnung des Aufrufes, unter dem bereits eine Rejhe klangvoller Namen prangt, sowie Zuwendungen entge- gen genommen werden. (Nachdruck dieser Notiz überall er- beten. Belege darüber von genanntem Verlage herzlichst er- wünscht.) Mitteilung des Verlages. Ferienkurse in Jena. Vom 3. — 16. Aug. 1911. (Für Damen und Herren.) Es werden im ganzen mehr als 50 verschie- dene Kurse gehalten, meist zwölfstündige. Naturwissenschaftliche Abteilung: Naturphilo- sophie; Botanik, botanisch-mikroskopisches Praktikum; Zoolo- gie; zoologisches Praktikum; Astronomie; Geologie; Chemie; Physik: Physiologie; physiologische Psychologie. 31 Ferner sei auf die pädagogischen, literaturgeschichtlichen, religionswissenschaftlichen und staatswissenschaftlichen Kurse hingewiesen. — Ausführliche Programme sind kostenfrei durch das Sekretariat der Ferienkurse (Jena, Gartenstraße 4) zu haben. An die verehrten Herren Mitarbeiter ! Um eine größere Mannigfaltigkeit des Stoffes zu erzielen und so die Zeitschrift immer weiter ausbauen zu können, habe ich mich entschlossen, für die besten Arbeiten, die im Laufe dieses Jahres eingehen, Prämien zu verteilen. Die Angabe der zur Verteilung gelangenden Prämien folgt in einer späteren Nummer. Die Bedingungen für Erlangung einer Prä- mie sind: 1. Der Verfasser ist Abonnent. 2. Die Abhandlung geht in den Besitz des Verlages über. 3 Die Arbeit ist bisher noch nicht veröffentlicht. Die Arbeit soll möglichst 32 Druckseiten nicht überschreiten. Der Verlag. Mitteilung de« Verlage« betr. Inserate. Um den verehrl. Abonnenten möglichst entgegen zu kom- men, habe ich mich entschlossen, jedem Bezieher dieser Zeit- schrift jährlich einen Platz von vier Zeilen gratis im Inseraten- teil bei Einsendung der bjdr. Abonnementsquittung (bei direk- tem Bezüge nicht nötig) einzuräumen. Den direkt beziehenden Abonnenten steht der Anspruch auf das Gratis-Inserat zu, sobald der Bezugsbetrag bezahlt ist. Abonnenten, welche bereits ihr Gratisinserat aufgegeben hatten, gewähre ich auf weitere direkt aufgegebene Inserate 25°/o Rabatt. Inserate, die den obigen Vor- aussetzungen nicht entsprechen, werden ausnahmslos zu vollen Preisen berechnet. Der Verlag. 32 Der heutigen Nummer liegt ein Prospekt des Bibliographi- schen Instituts in Leipzig und Wien bei über die im Erschei- nen begriffene 4., neubearbeitete und vermehrte Auflage von Brehms Tierleben. 13 Bände in Halbleder gebunden zu je 12 Mark. Das Werk kann durch jede Buchhandlung bezogen werden. Wir machen auf die Beilage besonders aufmerksam. Inserate : Preis der 2 gespaltenen Petitzeile 0.25 Mk. bei 3 maliger Wiederholung, pro Zeile 0.60 „ 6 1 — 12 1.50 Größere Inserate nach Sondeitarif. Zahlbar innerhalb 4 Wochen nach Beleg. Aeltere Jahrgänge der Z. 0. 0. sind nnr von Fr). E. Hocke, Berlin C. 25, Prenzlauerslr. 36 zq beziehen .Illustriertes Zentralblatt □ □ LJCl 1 V-/1 • für deutsche Forschung) □ □ Vereinigt mit 8 „Neue Zeitschrift für Mineralogie, Geologie und □ Paläontologie“. Mit dem Beiblatt: „Der Präparator“. □ Bezugspreis jährlich für 11: starke Hefte, reich illustriert, Artikel aus 8 □ ersten Federn für Abonnenten 5.50 Mk. ; für Mitglieder des „Bundes □ S deutscher Forscher“, der Vereinigung der Freunde der Mineralogie, § □ Geologie und Paläontologe :“ und der Freien „Vereinigung deutscher □ □ Präparatoren und Naturah -nsammler“ jährl. 5 Mk., Ausland 1.20 Mk., □ 8 Porto extra. Abonnenten und Mitglieder genießen viele Vorrechte, g □ Präparatoren haben Stellengesuche und Angebote frei, sonstige □ □ Mitglieder und Sammler inserieren für 10 Pfg. pro Zelie □ g in der „Tausch- und Sammel -Zentrale.“ 8 O Inserate haben grösste Wirkung. 8 □ Zu beziehen ist der „Forscher“ mit „Präparator“ und „Neue Zeit- □ 8 schritt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie durch jede Buch- 8 □ handlung oder direkt von: g Carl Loeffel, Verlagsbuchhandlung, Goslar, Breitestr. 5. □ geltere Probenummern gegen 10 Pf. Porto frei. Neueste Probenummern 8 stets nur gegen 50 Pfg. in Marken, werden aber bei Rbonnement oder D Mitgliedschaft uergütet, resp. gutgerechnet.' [2 □ Ffir MllQPPllI ^um Auss+opfen werden angeboten aus Deutsch-Neu- r Ul IvlUuuöll! Guinea: Paradiesvögel, Argusfasanen, eine komplette Krontaube, 1 Zwölfreiher, 1 Sixpenze, Eisvögel, Kingbirds, Esltern. Offerten erbeten an die Geschäftsstelle dieser Zeitschrift unter h. T. 17. [1 34 Aquila falva Eier, 12 Synhapt. paradoxus, 3 Bubo sibir, 1 Para- disea augusta Victoria 70 MK. Strauß ä 2. — Mk. Eine Anzahl Brasil. Eier für jed. Gebot. Tier- ausstopferei 0. Fritsch', Tancha i. Sachs. Sind Sie Botaniker? Probenummern der „Allgemeinen Bo- tanischen Zeitschrift11 von C. Loeffel, Goslar, gratis und franko. Druck von Hans Götzfried, Pössneck i. Thür. » 1