ns a © a Bey ee da Cu RS cts re ria rte PE 9 WE, : x + . POSTE verte A prés de st ee en À DO peas aus ee) pg ant: 4 letto bf ae cento; Rien = SI ‘ Br idiot iron it art Ce Vt met ke oa Sa ee i tot nt den de ang ene ad — © nee ~t ant rare nai = Ri ie Dee Tr miri n - rapida med “ A ale rt he ata PE en en ee der ut de anne li ee the À te “ “apf pro smell) di er nt ef nerd n LOT de Du * u È peat SATANA i ax? i DR NI tI pars Sd RITA en nn N Laer art LE ha eee pipe der TS TS ‘ at Rit dh rn eta - > © ee ee oo ai Di piume log rt sal e + te te a i e to ok tet nt dn img Re, È Ye a ern re PS ee a LA ho de ge + Mme de hr durs Dt i te + deri dica ir per ho pit =; - -'. ra o ping tg + dee di > malin è durato rita per a are ri me + he Le thet nrg Ate ie - ore aad ads ME 2 cree - ge left age? ene pe . we os aati, > ee ~~ = can + eh aye ate = —* eg prete A ne do à e = > nee Oe cr rare nai PPT RS n i rta pet = b ~~ Chet 4 ne On è tit Be ex 2 e nee pre hn alah ETRO, dep e Ap ie whe det Ts te ie di = -— = Liza SS a PN eee + Sate SS ae = Ve 4 + dt Sorti de he A > a ain aie Reed et ee ma À Dre Er rt pira we coll ae e fp pre PR ST etn eed perenne A en ee er . Lt Pipe nein, aw! = ste agri PI ddr Pdl. pd oo md es we DE et epee LI a tee tee ky ET u en rue ee ne TE 5 au ba culi Sn À lr e ae en gen he OP ae ® tn 3 etic corey epic IT ne >.> eme u oy ét ra - - - nme 7, tie en ah e ©, è » se e cali ie e e — Dr res ee + « È n We qu 4 uti in uw > _ by si ign + mn Fa. define - — . Ò à CR no ~ Ph i te * “> nee u pra pr e od = pa - mot ee ae . a Éd al a? up mu % Pa À parte te è Poe = —, tene F x v* pel nre * Du si i le B ke per + = a n ve re È u Ca 7 arrete a ts e". -—— de n = PAT À bi i + ne ce + ner » - 5 2 gin resi À 2 x co ogee, Serene’ È. A RS bi be x ade e era sd ~~ ne Mod © 2 re x u . < sode N ae te na i 142 | _ = nai ny To D ell ALE LE REITER ehe er a hat CREER PRES De ~ po 2. È eG in rt * ® 7" ET En Pt ER et a per te ER een mnt è n D i n 7 | a La 7” x pnt vp fer ERE: MO tees La STAI E EN RCE PARATA PRESE TL Aa. Oh ito 7 7e i an De FO EC Pay EP a eg MS ENT bah de BACO SAE A ep nee bon Pre stende et + = ” qu MN RT A ihe aH LE in Pay A À op: 1 ee Len x aqui ni ges eee Wind hé" ur Art tribe a Tart = . we à de | AQOLOGISCHE ANNALEN LEPRSCHRIER EURE GESCHICHTE DER ZOOLOGIE HERAUSGEGEBEN VON DR MAX BRAUN, O. O. PROFESSOR FUR ZOOLOGIE UND VERGL. ANATOMIE UND DIREKTOR DES ZOOLOG. MUSEUMS IN KONIGSBERG I. PR. & | WÜRZBURG. NA TÜBER/S VERLAG (CE KABITZSEN) 1905. Druck der Kel. Universitàtsdruckerei von H. Stürtz in Würzburg. Inhalt Seite Burckhardt, Prof. Dr. Rudolf, Das erste Buch der aristotelischen Tier- geschichte . I Guldberg, Prof Dr. en De Wahlere des Kae 29 Blanchard, Prof. Dr. R., Sur un cas inédit de négresse-pie au XVIIIe siecle ; 4I Poche, Franz, Rebel einiger Gattungsnamen the Te Ganci 47 — — Ze Nomenclatur der Salamandriden ; 50 Bloch, Dr. Bruno, Die Grundzüge der älteren bs olbare Bi dc 51 Braue Prof. Dr. Max, Geschichte der beschreibenden Naturwissen- scheinen und der Medizin als Vorlesungsfach auf den Universitäten mit deutscher Unterrichtssprache . i 74 v. Maehrenthal, Prof. Dr. H. C., Entwurf von Reda dee saelosıschen Nomenclatur . 89 Lühe, Priv.-Dozent Dr. Max, - Géschichie (ola Sie e uno ie -Forschung bis auf Westrumb (1821) : 139 Burckhardt, Prof. Dr. Rudolf, Zur Geschichte und Kick der ione teca Literatur à 355 Ward; Pret. Henry B, The earliest eed of ea 168 : 376 a Pits) en RENTE MR A Pain et 02 AN Besprechunsgéeno ur A Oy 954, 290 20% 207 = T7 7% Das erste Buch der aristotelischen Tier- geschichte. Von Rudolf Burckhardt, Basel. I Vorbemerkungen. | s ist das Verdienst von Aubert und Wimmer, in ihrer Ausgabe und Ubersetzung der Tiergeschichte von Ari- | | stoteles nachgewiesen zu haben, daß diesem Werk eine Disposition zugrunde liegt. Sie haben eine Inhaltsübersicht in großen Zügen entworfen, woraus sich die Bestätigung einer alten Hypothese Theodor Gazas ergab. Dieser Humanist war es, der eine Umstellung der letzten Bücher des Werkes für nötig erklärte und ‚Aunbert und Wimmer (Aristoteles, Tierkunde Leipzig 1865) haben an diese Arbeit die letzte Hand gelegt, zugleich auch das X. Buch entschieden für unecht erklärt. Leider haben aber dieselben Autoren unterlassen, die feineren Züge in der Disposition der aristotelischen Tiergeschichte aufzu- suchen und doch wäre dies gerade zu ihrer Zeit am Platze gewesen, da kurz vorher das seichte, mit belesener Scheingelehrsamkeit und widerlichen Ansprüchen auf Gerechtigkeit prunkende Buch von G. H. Lewes (Aristoteles, übersetzt von J. V. Carus, Leipzig ı865) erschienen war. In ihm (pag. 276) erkannte der Autor zwar die Historia animalium als eine „staunenswerte Leistung“ an, „aber absolut betrachtet, das heißt im Verhältnis Zool. Annalen. I. 2 Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. zur Wissenschaft, die sie behandelt, ist sie eine schlecht geordnete, schlecht kompilierte Masse von Details, meist von geringem Werte, mit einem gelegentlichen Schimmer von etwas besserem... Als Sammlung ist sie ungeheuer. Im giinstigsten Falle ist sie aber eine Sammlung von Details ohne eine Spur von Organisation“ usw. So die Ubersetzung von J. V. Carus, der in seiner Ge- schichte der Zoologie Aristoteles wohl zurùckhaltender be- handelt hat als Lewes, aber doch ohne Beweise weiterer Ver- tiefung in seine Schriften abzulegen. Wenn Aubert und Wimmer aber unterlassen haben, gerade der Einleitung der Tiergeschichte eine mehr als summarische Behandlung zu teil werden zu lassen, so mag auch dazu neben Lewes, der be- hauptet (pag. 285), das erste Buch beginne ohne ein Wort der . Finleitung, Titze in bester Meinung beigetragen haben (N. Titze, Aristoteles über die wissenschaftl. Behandlungsart der Natur- kunde überhaupt. Prag 1819). Titze war es nämlich darauf angekommen nachzuweisen, daß das erste Buch der Schrift über die Teile der Tiere als methodische Einleitung der gesamten aristotelischen Biologie geschrieben sei, daher die Schrift über die Teile der Tiere in Wirklichkeit nur drei, statt vier Bücher umfabt habe, daß alsdann auf die methodische Einleitung die Tiergeschichte (Hist. anim.), dann erst die Teile der Tiere (Part. anim.), endlich die Zeugungs- und Entwickelungsgeschichte (Gener. anim.) gefolgt sei. Mit dieser Hypothese zog er aller Augen auf die Disposition der verschiedenen zoologischen Werke, die er in ihrer Gesamtheit in den alleräußersten Linien als die schon von Aristoteles erwähnten Ioayuareia megt vis Cwixng puosws zu- sammenfaßte. Damit hat Titze wohl einer Reihe von Schriften anderer Forscher Nahrung gegeben, aber auch das Interesse von der Verfolgung der Disposition in ihre Einzelheiten abge- lenkt und das weitere Nachforschen nach einer Einleitung ee Tiergeschichte als überflüssig erscheinen lassen. Die allgemeine Zustimmung zu Titzes Hypothese und die Anerkennung für den Versuch Auberts und Wimmers entheben uns aber nicht der Aufgabe, tiefer in die Struktur der aristo- telischen Schriften einzudringen, speziell in den Anfang der Tier- geschichte, der doch mit zur Grundlage für alle an Aristoteles M ou zoologischen Studien und daher ein Dokument sten Ranges für die Geschichte der Biologie geworden ist. Die A ufo die in nachfolgender Arbeit in Angriff genommen Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 3 werden soll, besteht in einer Analyse des ersten Buches der aristotelischen Tiergeschichte mit besonderer Rücksicht auf seine methodische Gliederung. Daraus ergeben sich Anhaltspunkte für die Beurteilung des Textes, sowie für Ziele und Wege des gesamten Werkes, ja für die biologiegeschichtliche Wertung desselben. Eine solche Analyse ist bisher nicht gegeben worden und so liegt denn keines Autors Arbeit vor, mit der ich mich aus- einanderzusetzen hätte. Ich lege dabei die zugänglichste Aus- gabe, die von Aubert und Wimmer in bezug auf Text und Paragraphierung desselben zugrunde, bemerke indes, daß die Übersetzung und Paragraphierung mannigfache Korrekturen als notwendig erscheinen lassen. Immerhin empfiehlt es sich am ehesten, um unseren Ausführungen zu folgen, diese Ausgabe zur Hand zu nehmen. An dieser Stelle erfülle ich die angenehme Pflicht, meinem Kollegen an der Universität Basel, Herrn Prof. Alfred Körte den verbindlichsten Dank dafür auszusprechen, daß er den philo- logischen Teil meiner Arbeit kontrolliert und mir bei diesem An- lasse wertvolle Ratschläge gegeben hat. te. Der Bext-vons:t 78 S ı beschäftigt sich ohne weitere Einleitung mit der Unter- scheidung der tierischen Teile in 6uorouegi) (Gewebe) und œvouoroueof (Organe). Aristoteles spricht damit eine wissenschaftliche Tat- sache aus, die schon für Anaxagoras (Arist. de coelo III. 3) feststand und die er nur referierend zu behandeln brauchte. Er beginnt damit denjenigen Abschnitt unseres Textes, den wir als anatomischen bezeichnen und zwar speziell die allgemeine Anatomie, die er nach der Abstufung der Teile ordnet. In 2—4 läßt er diese Unterscheidung zurücktreten hinter Unterschieden logischer Art, deren Berücksichtigung in die Mannigfaltigkeit der Tierwelt Ordnung zu bringen verspricht. Diese logischen Unterscheidungen, die Gleichheit und Ver- schiedenheit festzustellen erlauben, sind die Gestalt (eidog 2), Quantität (0775007) [zai éllauus] 3), Analogie (evadoyia 4) und Lage (Jeoıg 4). In 2 begreift er die Gestalt nicht nur so, daß ein Teil dem Teile eines anderen Organismus gleiche, sondern er betont dabei, daß die Formähnlichkeit eines Teiles mit Bezug auf den 1 4 Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. gesamten Organismus zu denken sei. Das Unterscheidungs- _ merkmal der Gestalt schließt also unseren Begriff der Homologie ein, wofern wir ihn nur ideal-logisch und nicht real-genetisch fassen. In 3 wird die Übereinstimmung der Teile in ihrem Ver- hältnis zum Organismus zur Voraussetzung erhoben, aber Über- schuß und Mangel, d. h. ihre quantitativen Eigenschaften zum ‘Unterscheidungsmerkmal gewählt und noch ausführlicher spezi- fiziert. Was hierbei mit oyîjua gemeint ist, möchte ich nicht ent- scheiden, wohl aber darf nicht mit Aubert und Wimmer das Wort mit Gestalt wiedergegeben werden, da dieser Ausdruck von ihnen eben für eidog verwendet ist. Die ausführliche Exem- plifikation dieses Paragraphen zeigt schon, daß Aristoteles diesem Unterscheidungsmerkmal eine augenfällige Ausdehnung innerhalb der tierischen Organisation zuschreibt. Als drittes Unter- scheidungsmerkmal führt er die Analogie ein und zwar in einer Form und mit Beispielen, die deutlich genug dartun, daß dabei dasselbe gemeint ist, was auch wir noch als Analogie bezeichnen, nämlich die funktionelle Übereinstimmung zweier Teile. Als viertes Kriterium für die Beurteilung tierischer Teile wird die Lage angegeben und nur kurz durch das schlagende Beispiel der Zitzen illustriert. / 5 enthält den Unterschied der Gewebe nach ihren elemen- taren Qualitäten, die hier einfach durch Adjektiva ausgedrückt werden. Mit erı vow ava Adyov vodroıg schließt der ganze der Gliederung des Organismus nach der Abstufung der Teile und ihrer Bedeutung fiir die Zoologie gewidmete Abschnitt. Diesem Abschnitt in der Tiergeschichte steht ein analoger in der Schrift über die Teile der Tiere zur Seite und zwar zu Anfang des II. Buches (des I. nach Titze). Eine Vergleichung beider Abschnitte unter sich ergibt, daß dort Aristoteles die Stufenfolge der Teile in umgekehrter Reihenfolge aufzählt wie hier, daß er dort den Geweben zwei Stufen von elementaren Bestand- teilen voranschickt (dvvdusıs, Grundkräfte und oroıysia, Elemente, Ausdrücke, die in der entsprechenden Stelle der Tiergeschichte fehlen). Die dort anschließenden Erörterungen über das Wesen als das frühere und das Werden als das spätere beweist zur Gentige, daß Aristoteles sich dadurch vollkommen frei fühlte, die Stufenfolge so oder so anzuordnen, sie zeigt aber auch, daß Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 5 er in der Tiergeschichte die mehr realer Beobachtung zugäng- lichen Teile der Stufenfolge in den Vordergrund stellte und das spekulative Element, das dort in den duvauas und oroıysia , so- wie in der anschließenden Erörterung obwaltet, zurückschob. Ein völlig neuer Abschnitt hebt mit 6 an. 6. „Die Unterschiede der Tiere sind solche der Lebensweise, der Verrichtungen, der Charaktere und der Teile, worüber wir im allgemeinen zuerst handeln wollen, dann aber wollen wir eingehend (étormoavres) reden über jede Gattung (yévos)“ So etwa möchte ich den Anfang dieses Abschnittes übersetzen, da mir die Übersetzung von Aubert und Wimmmer in mehrfacher Hin- sicht unrichtig erscheint. Bei Aristoteles ist diagooa: Subjekt des Satzes und nicht „die Tiere“ wie bei Aubert und Wimmer. Dadurch fällt auch der Hauptaccent auf „die Unterschiede“. Auf dieses Subjekt aber bezieht sich dann auch das Prädikat zegi Exaotov yévog, Unter yevog ist also nicht die „Gruppe“, das genus animalium verstanden, wie Aubert und Wimmer übersetzen, sondern das genus logicum der Unterschiede, wie ja doch Aristoteles den Begriff yévos z. B. Metaph. XI. 1. 20, XI. 12. 21, XII. 1. 5 usw. gebraucht. Auch ist weit und breit hin nicht von einem yévog in naturhistorischem Sinne die Rede. Endlich ist kein Grund vorhanden, das aktive &govuev passivisch wieder- zugeben. Auf den Sinn dieser Worte wird unten zurückzukommen sein. Verfolgen wir zunächst den Text weiter: Der nachfolgende Satz beginnt sio de dvagogat. Durch diesen Anfang wird das dıapogai im ersten Satz seiner Bedeutung nach verstärkt, ferner werden die Hauptunterschiede, die im ersten Satz aufgezählt sind, mit Ausnahme der Teile wiederholt und umgestellt. Hier- bei werden fiog und nedäıs, die im vorangehenden Satze zu- sammengestellt sind und dem Sinn nach den folgenden Abschnitt beherrschen, in ganz sonderbarer Weise durch zai tè 797 ge- trennt. So wenigstens in zweien der ersten Familie der Hand- schriften, welcher die Be kker’sche Ausgabe und mit ihr Aubert und Wimmer folgen, nämlich im Florentiner und im Rhenanus. Dagegen ist im Codex Marcianus (A?), der mit zu der ersten Familie gehòrt, also den anderen beiden wohl als ebenbiirtig betrachtet werden darf, zat t& 797 wenigstens hinter medzag gestellt. Es hat also, wie wir endgültig konstatieren wollen, ge- schwankt. Hieraus ergeben sich zwei Möglichkeiten, entweder 6 Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. es ist ein späterer Zusatz, was dem Sinn und der sonstigen Dis- position nach das Wahrscheinliche ist, oder es wurde, wenn wir dem Codex Marcianus folgen, nur insofern hier gebraucht, um den Abschnitt über flo. xa med£eıs und den über 79n einander anzunähern. Dabei ist dann anzunehmen, daß zur Vermeidung von Schwerfälligkeit Aristoteles nicht nochmals fio und rrodseıg gesondert von den #97 einen dritten Satz einleiten läßt, wie logischer Weise nötig gewesen wäre; wir werden weiter unten für diese Ansicht noch ein Argument vorbringen. Daß aber der ganze Abschnitt 6—10 797 dem Inhalt nach ausschließt, beweist schon der Anfang von 11, wo eine zweite Kategorie von Unter- schieden der Bio xat nod£as anhebt und ausdrücklich neben den vorangehenden gestellt wird. Endlich wird ja dem 790g ein be- sonderer Abschnitt (18) gewidmet. Ich bin also der Ansicht, zai tà 797 sei durch Nach- schreiben dieser Stichwörter des ersten Satzes hier hineingeraten und sei an dieser Stelle zu entfernen. Die Verschtedenheit aa der Bedeutung der Begriffe flog und nedSıg sollen hier nicht er- örtert werden (vergl. J. B. Meyer, Aristoteles Tierkunde pag. 88 ff.) Für uns genügt es vollständig, daß sie physiologische, funktionelle Bedeutung haben und zwar auf die Funktion des (resamtorganismus bezügliche, wenn auch der eine mehr die Verrichtungen des Organismus nach der Außenwelt, der andere die nach den Teilen des Organismus gerichteten ausdrückt. Nach Streichung des zat ta 797 wird also, nachdem im ersten Satze von 6 die drei Hauptkategorien von Unterschieden der Tiere auseinandergesetzt sind, im zweiten Satze die eine da- von der physiologischen im weiteren Sinne exponiert und nun weiterhin in 6—10 im einzelnen durchgeführt. Der mit 6 beginnende Abschnitt endet also, wenn wir den Stichwörtern folgen, im ganzen mit ı8 und gliedert sich in zwei ungleiche Teile (6—17 fior xai nod£ers und 18 790g). Innerhalb 6-17 ist aber wiederum zu unterscheiden zwischen denjenigen Unterschieden physiologischer Art, die vom Medium, worin ein Tier existiert, abzuleiten sind (A)!), denjenigen, welche aus dem Zusammenleben der Tiere resultieren (B) und demjenigen, die vor- wiegend aus dem aktiven Verhalten der Tiere gegeniiber dem 1) Die nachfolgend verwendeten Buchstaben entsprechen denjenigen, die in der beigegebenen Tabelle verwendet sind. Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 7 Medium hervorgehen (C). Wir würden nach heutigem Gebrauch A und C zusammenziehen, da wir uns das Verhältnis von Organis- mus und Medium weniger voluntaristisch vorstellen. Alle drei Teile des Abschnittes aber haben miteinander gemein, daf in ihnen das funktionelle Verhältnis des Organismus zur Außenwelt den obersten Gesichtspunkt bildet, sei diese Außenwelt nun belebt oder leblos, sei das Verhalten der Organismen ein vorwiegend passives oder ein vorwiegend aktives. Die Reihenfolge, in der sich die Ab- schnitte A, B, C folgen, ist gegeben durch die wissenschaftliche Bedeutung, die Aristoteles ihnen zuschreibt, wie später noch besser einleuchten wird. Die weitere Gliederung des Abschnittes A ist an der Hand unserer Disposition aus dem Text leicht zu entnehmen. Aristoteles unterscheidet den Zusammenhang zwischen physio- logischen Merkmalen und. Gesamtorganisation und denjenigen zwischen ihnen und der spezifisch animalen Funktion der Orts- bewegung und im ersten Abschnitt gliedert er nach der Zeitdauer dieses Zusammenhanges innerhalb der Lebensdauer. Erst dann beginnt eigentlich die Einteilung in Wassertiere und Landtiere. Wenn nun aber auch die ganze Kette von Gliedern der Dis- position, die sich zwischen a und 1. einschiebt in Worten nicht zum Ausdruck gelangt, so ist sie dennoch dem Sinn nach vor- handen und ergibt sich durch Antithese aus 2, b, II, BC, 2 . Die Logik der weiteren Gliederung der an den Wasser- und Landtieren zu gewinnenden zoologischen Unterscheidungsmerk- male ist durchsichtig, sowie wir Aristoteles nicht zumuten, er hätte wissen sollen, was wir wissen und sowie wir einsehen, daß es für die logische Gliederung nebensächlich ist, ob der in einem logischen Glied ausgesprochene Sachverhalt auch materiell rich- tig ist. Unrichtig sind die Angaben, daß die Seeanemonen und Schaltiere kein Wasser aufnehmen, die Insekten keine Luft ein- nehmen, daß der Schwamm infolge seiner Empfindung auf der Hut ist, sich nicht abreißen zu lassen, daß die Seeanemonen sich nachts ablösen, um Nahrung zu suchen, daß endlich Schaltiere und Holothurien unbeweglich seien. Von den Bewegungen der Kammmuscheln spricht er ja selbst später (Hist. anim. IV. 104). Dieses alles abgerechnet, läßt sich die formale Richtigkeit des gesamten Abschnittes A nicht bestreiten. Innerhalb der Wassertiere stellt er zwei Systeme auf, wo- nach man sie unterscheiden könne. Diese Glieder @ und ¢ charak- 8 Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. terisieren sich dadurch, daß 6, bei welchem der Aufenthaltsort als Einteilungsprinzip dient, als das weniger wissenschaftlich er- scheinende System hinter a, bei welchem die Physiologie zu grunde liegt, zurückgeschoben wird. Geschichtlich wird dies so zu verstehen sein, daß das geographische System @, wie wir es in der knidischen Tierfolge und im Dekalog antreffen, durch ein physiologisches, das wohl zu Aristoteles Zeiten noch relativ modern war, verdrängt wurde. Eine Eigentümlichkeit dieses Abschnittes besteht darin, daß Aristoteles drei allgemein gültige Sätze aufstellt: 1. Den im Wasser sich ernährenden Landtieren entsprechen keine echten Wassertiere mit Ernährung auf dem Lande. 2. Tiere mit sitzender Lebensweise gibt es nur im Wasser, keine Landtier aber ist an seine Stelle gebunden. 3. Tiere, welche ausschließlich zum Fluge geschickt wären, wie der Fisch nur zum Schwimmen, gibt es nicht. Besonders klar ist, warum Aristoteles auf den zweiten dieser Sätze muß Wert gelegt haben. Für ihn bestand ein wesent- licher Gegensatz zwischen den beiden Landorganismen Tier und Pflanze darin, daß das Tier sich bewegt, die Pflanze aber nicht (vergl. Gener. anim. III 761a und De anim. I ıob) Alle drei Sätze haben auch heute noch ihre Gültigkeit und drücken überein- stimmend aus, daß die Möglichkeit vitaler Entfaltung im Wasser größer ist, als bei terrestrischer Lebensweise. Zum Text sei bemerkt, daß mir die von Aubert und Wimmer vorgenommenen Streichungen von Glossen in 10 an- gebracht scheinen. Die Ausführungen über den Schwamm sind offenbar inhaltlich etwa folgendermaßen zu ergänzen: „Auch der Schwamm [gehört zu den angewachsenen Wassertieren und daß er als Tier aufzufassen ist, beweist der Um- stand, daß er] scheint eine Art von Empfindung zu haben“, Natürlich nehme ich hierbei nicht einen Ausfall im Text selbst an, sondern eine springende, elliptische Ausdrucksweise, die bei Aristoteles nicht überrascht. An dieser Stelle mag sie da- durch motiviert sein, daß der Autor den ganzen Passus nicht zu lang ausführen wollte, da es ihm doch nur darauf ankam, ein Beispiel anzuführen. Soll nun der Inhalt des ganzen Abschnittes zusammengefaßt werden, so würde er handeln von den Unterschieden der Tiere, welche sich aus dem passiven Verhalten der Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. Ü Organisation gegenüber dem leblosen Medium er- geben und zwar sowohl für die gesamte Organisation als auch für die spezifisch animalischen Funktionen der Ortsbewegung. Der Gedankengang wird vom quantitativ Vorherrschenden zum qualitativ Höheren, vom Konstanten zum Wechselvollen, vom Wasser zur Luft fortschreitend durchgeführt. Mit 11 hebt Abschnitt B an, eingeleitet durch diagpogaì xara Toùs Plovg ual tas nodseıs und damit einerseits Abschnitt A koordi- niert, anderseits aber durch die Kürze der Behandlung in einem gewissen Gegensatz zu A mit Abschnitt C verbunden. Die Unterschiede der Tiere können auch von ihrem Verhalten gegen- über dem lebenden Medium abgeleitet werden. Dabei werden zwei Paare von Gegensätzen sich gegenüber- gestellt: a@ysdaia und uovadıza einerseits, moditixa und orrogadiza andererseits. Der Gedanke, daß es sich dabei um Verrichtungen des Organismus handelt, gelangt insofern sehr fein abgeschätzt zum Ausdruck, als der Unterschied «yelaia-nolırızd durch die Anwesenheit und das Fehlen eines obersten Zweckes bedingt wird. Jene sind Herden ohne einheitliche Wirkung, diese organi- sierte Gesellschaften mit einheitlichem Endeffekt. Diesem Gegen- satzpaar gegenüber tritt das zweite uovadırd-omogadızd dadurch besonders stark zurück, daß die letztgenannte Bestimmung weder durch Beispiel belegt, noch auch weiterhin in der Tiergeschichte behandelt wird. Ich erblicke darin einen Beweis dafür, daß Aristoteles sie wohl aus theoretischen Gründen aufstellte, später aber angesichts der Wirklichkeit fallen ließ. Abschnitt C wäre als logisches Glied der Disposition kaum verständlich, wollte man nicht zweierlei berücksichtigen. Einmal enthält der Abschnitt Äußerungen der Lebensweise, welche wir der Anpassung ans Medium, also Abschnitt À einverleiben würden, welche aber für Aristoteles sich insofern von den dort zusammengefaßten Unterschieden unterscheiden, als er bei ihnen einen gewissen Grad von Spontaneität den Organismen zu- schreibt, eine gewisse Freiwilligkeit, die anderseits auch zwischen den eigentlich physiologischen Funktionen und den psychologi- schen, dem Charakter, dem der folgende Abschnitt gewidmet ist, den Übergang bildet. Zweitens aber, wenn wir die Abschnitte A, B, C und 2, überblicken, so gewahren wir, daß Aristoteles ihnen successive sich vermindernde Bedeutung für die Zoologie 10 Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. zuschreibt, wie er denn auch aus allen Angaben des gesamten Abschnittes C keine allgemeinen SchluBfolgerungen ableitet. Die Gliederung'im einzelnen erhellt aus unserer Übersicht. Zum Text ist zu bemerken, daß die Übersetzung von Aubert und Wimmer ér dov toédmov = drittens sinnlos ist. Außerdem scheint mir der Stoff eine kleine Änderung des Textes notwendig zu machen. Von der Vorliebe für gewisse Aufenthaltsorte nämlich handeln die zwei Sätze 16 xal ta uev aypoıza-meöıoregd (Landtiere) und 17 xai tov Jakarriwv-srergaie (Wassertiere). Ich möchte daher annehmen, daß hier eine Umstellung des Textes vorgenommen wurde und zwar so, daß entweder die Reihenfolge war: Stimme, Aufenthaltsort (Land, Wasser), Paarungssucht, Wehrhaftigkeit oder: Stimme, Paarungssucht, Aufenthaltsort, Wehrhaftigkeit. Jedenfalls gehören die beiden Sätze über den Aufenthaltsort zu- sammen. Stimme und Begattung sind an der Hauptstelle (Hist. anim. IV. 105— 108) in Zusammenhang gebracht, somit wird wohl die zweite Reihenfolge als die auch hier wahrscheinlichere müssen angenommen werden. Wie zu Beginn von 6 angekündigt ist, folgt nunmehr ein Abschnitt (18) über das 90g, den Charakter der Tiere, resp. darüber, inwiefern sich hierdurch die Tiere unter sich und vom Menschen unterscheiden. Den Abschluß bildet ein zusammen- fassender Satz, worin Ausführlichkeit für später versprochen wird und worin durch tà 1797 zat toùs Blovg auch 6—17 subsummiert wird. Damit ließe es sich denn auch rechtfertigen, wollte man im zweiten Satz von 6 zat tà 1797 stehen lassen. III Das gegenseitige Verhältnis der Abschnitte ı 5 und 6 18. Nach dem Vorangehenden dürfte erwiesen sein, daß man aus dem Text der Tiergeschichte nicht notwendig ein Chaos von Tatsachen und Meinungen herauszulesen braucht, sondern daf dieser Text vielmehr bei näherem Zusehen trotz Schwer- verständlichem und Mangelhaftem, doch eine Gestaltung zeigt, die eingehendes Studium lohnt und die zoologiegeschichtlich gewürdigt sein will. Die erste Frage, die sich hierbei erhebt, ist die nach dem Verhältnis der Abschnitte 1—5 und 6—18. Denn wenn die Disposition im einzelnen vorhanden ist, ja Abstufungen zeigt, die Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. rt bewußt durchgeführt sind, wenn die Abschnitte im einzelnen durch Stichwörter eingeleitet und oft (Ende 10, Ende 18) durch Abschluß gekennzeichnet sind, so ist es wahrscheinlich, daß auch die große Gliederung der Disposition nichts weniger als willkürlich ist. Wenn wir nun die Fassung der Abschnitte 1—5 und 6— 18 vergleichen, so fällt zunächst auf — und es ist schon früheren Autoren aufgefallen, ohne daß sie den Grund eingesehen hätten — daß der anatomische Abschnitt 1—5 weder einleitende noch ab- schließende Worte aufweist. Als Stichwort kann und muß zwar in 1 «gia gelten und als Inhalt die Gliederung des Organismus nach der Stufenfolge der Teile. Der physiologisch-psychologische Abschnitt 6—18 aber beginnt mit einem einleitenden Satze über die Unterschiede der Tiere, in ihm werden diese auch, mit Aus- nahme der wuögıa, die ebenfalls einleitungsweise genannt werden, abgehandelt; ferner enthält 6 eine kleine Exposition über die Art und Weise der nachfolgenden Darstellung und endlich schließt der Abschnitt mit einer ähnlich vorbereitenden Bemerkung ab. Sodann beginnt mit ıg ein Textabschnitt, der wie 1—5 anatomi- schen Inhaltes ist, der mit xata rods stonuevovs tedmovg und Wieder- holung der vier 1—5 näher ausgeführten Stichwörter: eidog, vmeo- 047, avahoyia, Yeoıg an 1—5 anschließt und weiterhin den Haupt- inhalt der Einleitung ausmacht, indem er, die an allen Tieren gemeinsamen Teile an erster Stelle bespricht, dann die auf Ana- tomie begründeten Unterschiede folgen läßt. Ais ich einmal bemerkt hatte, wie sparsam und bewußt die logischen Stichwörter in dieser Einleitung verwendet werden, konnte ich mir nicht mehr vorstellen, daß Aristoles, wenn er die Unterschiede der wögıa, der Teile eben abgehandelt hätte, sie zu Beginn von sechs nochmals aufführen würde; ferner aber erhielt für mich der erste Satz von 6 vollends die Bedeutung einer Einleitung durch die richtige Übersetzung, sowie durch das Stichwort tim, das am Ende der gesamten Einleitung wieder- kehrt (36). Das einzige Hindernis für eine solche Auffassung besteht in dem de, das natürlich wegfällt, sowie man annimmt, hier habe ursprünglich das ganze Werk angefangen. Diese stilistischen Gründe und noch weitere, die teils aus der Erklärung des nachfolgenden Textes teils aus allgemeineren Erfahrungen sich ergeben, haben mich zu der folgenden Annahme geführt: Der ursprüngliche Text habe mit 6 begonnen, nicht mit 1—5; der anatomische Abschnitt gehöre viel- 12 Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. = mehr zwischen 18 und 10 hinein und damit auch zu den übrigen anatomischen Ausführungen. Zur Erhärtung dieser Ansicht mögen außerdem folgende Argumente dienen: Zunächst die Tatsache, für deren Beurteilung ich auf Aubert und Wimmer (pag. 2) verweise, daß der den meisten und besten Handschriften zugrunde liegende Text schwerlich der originale, wohl aber der im Altertum allgemein verbreitete gewesen sei. „Damit ist aber freilich nicht bewiesen, daß diese mit unseren heutigen übereinstimmenden Exemplare der Tierkunde diese Schrift in derjenigen Gestalt erhalten haben, in welcher sie aus der Hand des Aristoteles selbst hervorgegangen war. Ja wir haben die stichhaltigsten Gründe, dies zu bezweifeln. Wir glauben viel- mehr dartun zu können, daß der heutige Text unserer Tierkunde, abgesehen von den durch die schriftliche Vervielfältigung hinein- gekommenen, von dem Unverstand oder der Eilfertigkeit der Abschreiber verschuldeten Entstellungen, nicht so, wie wir ihn besitzen von Aristoteles selbst verfaßt, daß er vielmehr viel- fach entstellt und namentlich durch Zusätze und Einschiebsel aller Art verunstaltet worden ist‘. Demnach beweist die überlieferte Anordnung des Textes und die Übereinstimmung der Handschriften gar nichts dafür, daß diese Anordnung die ursprüngliche sei. Da ja auch für andere aristo- telische Werke z. B. die Metaphysik, erst die ausgedehntesten textkritischen Untersuchungen die überlieferte Anordnung auf- gelöst haben, so werden wir wohl mit der Annahme, der Text der Tiergeschichte habe Veränderungen erfahren, nicht irre gehen und es handelt sich nur noch darum, Gründe dafür zu finden, daß gerade diese Umstellung des Urtextes stattgefunden habe. Es mochte rein literarischen Bearbeitern der aristotelischen Schriften geschienen haben, daß, da Aristoteles der Anatomie eine besondere Schrift gewidmet hat und da er diese mit einer ähnlichen, aber ausführlicheren Einleitung wie 1—5 einleitet (An- fang des II. Buches von Part. anim.), es im Sinne des Autors liege, wenn die Einleitung der Tiergeschichte nach Art des reiferen und mehr philosophisch als empirisch gehaltenen Werkes umgewandelt würde. Bei der stark anatomischen Richtung der späteren grie- chischen Biologie, die von Aristoteles ‘ausgeht, konnten sie wohl glauben, durch eine solche Umstellung im Interesse des Autors zu handeln. Wenn man aber diesen Grund nicht als hin- Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 13 reichend gelten lassen will, so sind noch andere als literarische Rücksichten denkbar, die nicht außer acht gelassen werden dürfen. Diese Rücksichten denke ich mir kurz gesagt als medi- zinisch-dogmatischer Natur. Bei dem blühenden Betrieb der Ana- tomie in Alexandrien unter Herophilus und Erasistratus ist anzunehmen, daß die Tiergeschichte zu Lehrzwecken diente. Ein direktes Zeugnis dafür, daß gerade die Anatomen sich ihrer bedienten, existiert zwar nicht. Bei dem Fehlen von zusammen- hängenden Schriften derselben und Angaben über ihr Verhalten gegenüber der älteren Literatur überhaupt, mit Ausnahme von Hippokrates, will aber dieser negative Tatbestand nicht viel bedeuten. Einer anatomischen, medizinischen Unterrichtszwecken dienenden Richtung allein liegt es näher, die Zoologie mit den Teilen des Organismus zu verbinden und die augenscheinlichsten Allgemeinheiten über Beziehungen des ganzen Organismus, wie sie 6—10 enthält, zurückzuschieben. Ein solches Vorgehen war ge- wissermassen nur eine weitere Konsequenz der starken Betonung der Anatomie für die Zoologie durch Aristoteles selbst. Wie er selbst die nächstliegenden, aber allerdings vorwissenschaftlich zu nennenden Unterscheidungen (8) zu gunsten anatomisch be- gründbarer (a) zurückgeschoben hat, so wurde nun wiederum das von ihm so glänzend verwertete Prinzip der Anatomie als leitend erkannt und beurteilt; man weiß ja, daß’ erst in Alexandrien die menschliche Anatomie zu voller Blüte gedieh. Diese Wertver- schiebung würde auch mit dem übereinstimmen, was wir über die Zoologie in Alexandrien wissen. Daß die zoologischen Werke von Aristoteles in Alexan- drien bekannt waren, beweisen die uns überlieferten Fragmente von Kallimachos, Aristophanes von Byzanz und Anti- gonos, dem Paradoxographen. Kallimachos scheint etwa 310 v. Chr. geboren und 235 gestorben zu sein, also vor der eigentlichen Blüteperiode der alexandrinischen Anatomie. Nach O. Schneider (Callimachea Leipzig 1870, pag. 290—297) scheint er sowohl in seinen naturhistorischen Denkwürdigkeiten, als auch in einer besonderen Schrift über die Vögel an die Angaben der aristotelischen Tiergeschichte angeschlossen zu haben. Nach dem Zeugnis von Suidas war Aristophanes von Byzanz Schüler von Kallimachos. Er wird auf ca. 257—180 v. Chr. angesetzt und von Susemihl (Gesch. d. griech. Literatur in der Alexan- drinerzeit I, 428 u. ff.) als ein Gelehrter von größter Vielseitig- 14 Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. keit, hauptsächlich innerhalb der Philologie, geschildert, in dem die Verbindung gelehrter und künstlerischer Betätigung in Alexan- drien ihr Ende nahm. Von seiner Tiergeschichte sind ansehnliche Auszüge erhalten. O. Maaß (Analecta Eratosthenica, Philol. Unters. von Kießling und von U. Wilamowitz VI. 1883) glaubt, sie stellen nicht nur einen Auszug, sondern auch eine Fr- weiterung der aristotelischen Angaben unter Berücksichtigung der alexandrinischen Sammlungen dar, allerdings unter starkem Anklang an die Wunderbücher. Die zoologiegeschichtliche Stellung dieses seltsamen Schriftstellers wird uns noch später beschäftigen. Für jetzt sei nur hervorgehoben, daß die Anlage der von ihm er- haltenen zoologischen Fragmente schon nicht das geringste mehr mit derjenigen der aristotelischen Tiergeschichte gemein hat. (Aristophanis Historiae animalium Epitome ed. Lambros, Berlin 1885.) Damit ist bewiesen, „daß Aristoteles, wenn überhaupt jemals von seiner Schule als Biologe in voller Breite und Tiefe erfaßt, doch schon nach einem Jahrhundert, ja, wenn aus Aristo- phanes auf Kallimachos zurückgeschlossen werden darf, schon in der Generation nach Theophrast, wohl vielleicht als philosophisch-dogmatischer Heros weiter lebte, aber nicht mehr als induktiver Naturforscher verstanden wurde. Wir wollen parallele Exempla odiosa aus der modernen Biologiegeschichte unter- drücken. Als dritter Zeuge für die Bekanntschaft der Alexandriner mit der Tiergeschichte ist Antigonos von Karystos zu nennen. Seine etwa um 240 entstandenen ‘Jorog.@v nagaddEwv ovvaywyh zeigt höchstens Kenntnis des Aristoteles, aber ebenso wenig wie die aristophantischen Schriften das geringste Verständnis für ihn (Rerum nat. Script. graeci minores Vol. I rec. Otto Keller, Lipsiae 1877). Daß der anatomische Abschnitt der Tiergeschichte, lediglich als einleitendes Fachwerk empfunden, an den Anfang verlegt wurde, das spricht auch dafür, daß als dies geschah, das lebendige Bewußtsein für seinen natürlichen Zusammenhang mit 109 ff. nicht mehr existierte. Auch dies läßt auf eine Zeit der Umstellung schließen, in der die aristotelischen Werturteile nicht mehr aus dem Quell der Forschung entsprangen, sondern zur Schablone herabgesunken waren. Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 15 IV. Der Text von 19—38. Die beiden folgenden Abschnitte (10—20 und 21—22) beginnen in offenbar absichtlicher Übereinstimmung unter sich mit demselben Stichwort (ndvrwv, maou). Sie enthalten ebenfalls allgemein anato- mische Tatsachen, aber nun nicht nach der Abstufung der Teile eines Tieres, sondern nach den allgemeinsten Funktionen des tierischen Organismus angeordnet. Da in ihnen betont ist, welche ana- tomischen und funktionellen Charaktere gemeinsam allen Tieren zukommen, so liegt die Vermutung nahe, daß Aristoteles, wenn er einen anatomischen Teil dem physiologischen Abschnitt hätte voranstellen wollen, wohl eher, wie etwa Buffon in der Histoire naturelle, diesen vorangestellt hätte, ein weiteres Argu- ment für unsere Hypothese von der Anordnung des Urtextes. Für Zusammengehörigkeit von 19—22 mit 1—5 spricht aber, ab- gesehen von der Rekapitulation der vier Stichworte von 1—5 in 19 der gemeinsame anatomische Gesichtspunkt, sowie der Gegen- satz beider Abschnitte zu den nachfolgenden 23—31, mit dein jedoch sie immerhin den gesamten Abschnitt von den «dora, den Teilen bilden. Ich übersetze den Anfang von 1g folgendermaßen: „Allen Tieren sind diejenigen Teile gemeinsam, womit und wohinein sie die Nahrung aufnehmen. Diese sind entweder dieselben oder verschiedene nach den an- gegebenen Richtungen und differieren nach Gestalt, Quantität, Analogie oder Lage.“ Mund und Magen kom- men allen zu, Exkretionsorgane nur einem Teil. Alle, welche eine Blase besitzen, haben einen Darm, aber nicht umgekehrt. Damit ist als allgemeine Art der Ausscheidung gekennzeichnet die der flüssigen Bestandteile, die der festen Bestandteile als eine be- sondere. Es ist dies eine Verallgemeinerung, die mit den drei oben angeführten Sätzen (pag. 7) sachlich zusammengehörend, der größeren Bedeutung des flüssigen Elementes für die organische Natur das Wort redet. Echt aristotelisch sind dem Ernährungs- apparat die Zeugungsteile eingeordnet (vergl. Gener. anim. II. 4. 704b). Durch den Abschluß öo« uëv ovv avayzardtata (— 20 Ende) wird nochmals die Bedeutung dieses gesamten Organkomplexes für alle Tiere hervorgehoben. Diesen Organkomplex würden wir heute als Assimilationsapparat bezeichnen, den von Aristoteles einbezogenen Generationsapparat vielleicht ausschließen, dagegen 16 Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. einbeziehen das Cirkulations- und Respirationssystem, deren Funk- tion ihm ja nicht bekannt war und die er folglich ausschloß. Aber die prinzipielle Bedeutung seines Begriffes des Assimilationsappa- rates darf uns auch hier die sachliche Unrichtigkeit nicht ver- kennen lassen. Ebensolche Allgemeinbedeutung aber mißt Aristoteles im folgenden Abschnitt (21—22) für den tierischen Organismus dem Gefühl bei, als der allgemeinsten Grundlage der Sinnes- wahrnehmung. Im Anschluß daran behandelt er das Gefäßsystem, was eben nur begreitlich wird, wenn man berücksichtigt, daß er im Herzen auch das nervöse Centralorgan erblickt, wie er denn ja auch im dritten Satze dieses Abschnittes Gefühl und Blut in direkten physiologischen Zusammenhang bringt. Im Schlusse von at de noımtızal Övvausıs ab fügt er die auf aktive Wirkung gerichteten Teile bei und wählt als Beispiel die Muskulatur des Mundes und der Ortsbewegung, die erstere wohl mit absichtlicher Prägnanz, da die gemeine Meinung wohl geneigt wäre, sie eher mit dem Assimilationsapparat in Zusammenhang zu bringen. Wie in Abschnitt 19—20 der Assimilationsapparat, so ist also in 21—22 der Relationsapparat zusammengefaßt, wobei es nebensächlich ist, daß als Centralorgan das Herz und als periphere Verbindungsorgane zwischen ihm und den Sinnesorganen statt der Nerven das Gefäßsystem gedacht ist. In diesen beiden Ab- schnitten also gruppiert Aristoteles die nach seinen Kenntnissen allgemeinsten tierischen Funktionen und die ihnen dienenden Organsysteme, die wir heute folgendermaßen zusammenfassen und gliedern wiirden. A. Chemie des Organismus. Assimilationsapparat: I. Rezeptiver Teil: Digestionssystem (Darm und Drüsen). II. Transaktiver Teil: Cirkulationssystem. III. Reaktiver Teil: Exkretionssystem. B. Physik des Organismus. Relationsapparat: I. Rezeptiver Teil: Sinnesorgansystem. II. Transaktiver Teil: Nervensystem. ‚III. Reaktiver Teil: Muskulatur. Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 17 Logisch entspricht diesem Schema die aristotelische Gliede- rung, wenn ja, wie gezeigt, auch nicht materiell. Auch beachte man, daß Aristoteles die dem Chemismus dienenden Teile voranstellt, also die wvy7 Joentiny, die allen Organismen, auch den Pflanzen zukommt, und dann erst die spezifisch animalischen folgen läßt. £ Die geschichtliche Rolle dieses physiologisch orientierten anatomischen Systems habe ich anderorts dargestellt (Zur Ge- schichte der biologischen Systematik, Verh. d. Naturf. Ges. Basel 1903), obschon ich dort noch nicht gewagt hatte, das System der Physiologie, wie es sich später herausgebildet hat, auf diese Stelle der Tiergeschichte zu begründen, deren Disposition mir damals dunkel geblieben war. Aber sie kehrt auch an anderen Stellen wieder und ist so sehr naturgemäß auf oberste Begriffe der Naturforschung begründet, daß sie an diesem Orte nur einen logischen Bestandteil der aristotelischen Prinzipien der Zoologie überhaupt bildet. Nachdem nun Aristoteles die Gliederung des höheren tierischen Individuums in seine Bestandteile durchgeführt und die allen Tieren gemeinsamen Teile besprochen hat, wendet er sich den anatomischen Eigentümlichkeiten zu, die, weil verschieden bei verschiedenen Tieren, gerade zur Feststellung der Mannig- faltigkeit tierischer Organisation geeignet sind, aber doch größere Zusammenfassung gestatten. Können wir 1—5 und 19—22 als allgemeine Anatomie bezeichnen, so folgt jetzt die spezielle 23—31 und zwar mit der deutlichen Absicht auf Grund von ihr allgemeine Gruppen zu bilden. In diesem Abschnitt geht Aristo- teles namentlich nach drei anatomischen Merkmalen vor: Blut- gehalt (23—éyer verra@gwv) Zeugungs- und Entwickelungsgeschichte 23 nal ta uèv Cwotdxa —24) und Ortsbewegung (25—31) nebst deren Konsequenzen für die Organisation. Wären nicht die Ab- schnitte so deutlich abgetrennt, so würde man kaum begreifen warum derjenige, der das folgenschwerste der drei Prinzipien enthält, nur wenige Zeilen umfaßt, während der zweite schon un- gebührlich lang ausgesponnen wird, um mit einem Hinweis auf größere Ausführlichkeit zu enden (24 Ende), und vollends der dritte (25—-31) beinahe die dreifache Länge des zweiten erreicht. Solche Dehnungen sind aber bei Aristoteles nicht ungewöhn- lich. Auch lassen sich noch andere Gründe für diese eigentüm- liche Disposition denken. Zool. Annalen. I. 2 18 Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. Der Abschnitt über Lokomotion und deren Organe zeigt gewisse Ähnlichkeiten mit der Schrift megi rsogeiag, die schon Aubert und Wimmer zur Erklärung dieser Stelle herangezogen haben. Sei es nun, daß jene Schrift eine weitere Ausführung des hier schon zu breit gewordenen Themas war oder die vor- liegende Stelle einen Auszug aus jener Schrift bildet, so läßt sich doch jedenfalls die Ausdehnung von 25—31 aus der Bedeutung, die Aristoteles dem Problem augenscheinlich zumaß, verstehen, Anderseits muß der ganze Abschnitt auch mit Rücksicht auf die zahlreichen weiteren Ausführungen über die Bluttiere betrachtet werden. Wenn wir in Erwägung ziehen, was hier alles noch zum Thema des Abschnittes 23 — reTr«owv beigetragen, aber außerdem mit den Ausführungen über Lokomotion verbunden wird, so stellt sich heraus, daß Aristoteles in 25—31 zu der Aufstellung des Unterschiedes von Bluttieren und Blutlosen noch viele und durch die Korrelation mit lokomotiven Eigenschaften verstärkte Belege für den Wert jener Unterscheidung hinterher beibringt. Es schneiden sich in diesem Abschnitt zwei Gedankenkreise und ihre zugehörigen Radien, wie dies bei Aristoteles vielfach geschieht. Dadurch aber wird die formelle Kürze des Abschnittes über den Blutgehalt wiederum etwas kompensiert, da materiell noch so vieles im Abschnitt über Lokomotion nachgetragen wird. Es muß dazu mitgewirkt haben, daß man die Disposition bei Aristoteles vermißte, wenn er von der Ortsbewegung der Tiere schon in dieser Einleitung zweimal spricht, nämlich schon 6—10 und hier wiederum 25—31. Aber man beachte, daß der Zusammenhang, in dem es geschieht, ein verschiedener ist. Dort der Einfluß des Mediums auf den Organismus überhaupt, dabei auch in hervorragender Weise auf die Lokomotionsorgane. Hier aber die Lokomotionsorgane betrachtet in ihrem logischen Wert für die Klassifikation der Tiere und zwar als eines der mannig- faltigsten und augenfälligsten Merkmale. | Für die Einzelheiten der Gliederung von 25—31 verweise ich auf die Tabelle, worin jedoch nur die hauptsächlichsten Züge eingetragen sind. V..Der Wext von 32 38. Hat die ganze Einleitung bisher die Gliederung des zoolo- gischen Stoffes auf die Begriffe: Verrichtungen, Charakter, Teile Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 19 begründet, so verweist Aristoteles nun von 32—35 darauf, daß im wirklichen Bestande der Tierwelt selbst Anhaltspunkte zur Gliederung gegeben seien und daß diesem wirklichen Tatbestand vielfach der Sprachgebrauch entspreche. Hier ist er der große Realist, der die Bedingtheit des Vorhandenen im Vergleich zum ideal Möglichen überblickt. Auch in diesem Abschnitt ist er stark exkursiv, wohl um aus dem Sachverhalt selbst hervortreten zu lassen, daß der Gegensatz zwischen Gattung (yévos) und Art (sidog) sich nicht logisch scharf formulieren läßt. Man weiß, daß John Ray es gewesen ist, der eine schärfere Fassung dieser beiden Begriffe verlangte und daß Linné es gewesen ist, der sie zum Erstarren gebracht hat. Vom Standpunkt der Entwicklungs- lehre aus wird man aber Aristoteles aus seinem Vorgehen, logisch nicht zu präzisieren, was in Wirklichkeit nicht präzisiert werden kann, heute weniger denn je einen Vorwurf machen wollen. Den Abschluß der gesamten Einleitung geben 36—38, welche uns wieder eingehender beschäftigen müssen. Taira uèv ovv todtov tov toedmov stontrar viv we Ev Tim, yevuatos YAOLY rregl VOWY ual Loa Iewentéov. Hier kehrt das Wort timog wieder, das im ersten Satze von 6 vorgekommen ist, sicher nicht ohne Grund und zugleich ein Indicium für unsere obige Hypothese von der einleitenden Bedeutung des ersten Satzes von 6., yevuatos yaouv = „so um des Vorgeschmackes willen“ ein deut- licher Abschluß der Einleitung. „In aller Genauigkeit werden wir es später ausführen, damit wir zuerst die vorhandenen Unterschiede und das allen Zukom- mende erfassen. Nachher aber wird zu versuchen sein, die Ursachen von alledem in Erfahrungen zu bringen.“ Aubert und Wimmer verknüpfen die beiden Sätze ganz willkürlich, lassen dafür die vorhandene Verbindung zwischen Haupt- und Nebensatz des ersten Satzes fallen. Mit alledem ent- stellen sie auch hier den Sinn; denn das werd dé roöro will augen- scheinlich nichts anderes besagen, als daß, wie die Metaphysik auf die Physik, die Schrift über die Teile der Tiere, deren oberste Tendenz auf Erkennung der Ursache gerichtet ist, auf die Tier- geschichte folgen werde; beginnt doch auch ihr Eingang des II. Buches unmißverständlich mit verwandten Worten und schließt damit an den hier gegebenen Hinweis. Das verschiedene Tempus Egoöuev und AdBwuev einerseits und rreıgareov (éoriv) anderseits läßt für mich gar keinen Zweifel darüber, daß Aristoteles hier sauber 20 Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. unterschieden wissen wollte, zwischen dem Futurum, das sich auf die frühere und dem, das sich auf die spätere Handlung bezieht. Wir nehmen nun zuerst die Tiergeschichte vor, d. h. die Untersuchung der Tiere auf Unterschiede und Ubereinstimmung. Das ist der Sinn des von {va abhängigen Satzes, in dem nun zum drittenmal innerhalb der Disposition der Einleitung auf dıayogat der Accent fällt, wodurch wiederum unsere oben geäußerte Auffassung von 6 verstärkt wird. Aber nicht minder bedeutungsvoll sind die dınpogai den mao ovußepmnora vorangesteilt, entsprechend dem Grundsatz, vom Mannigfaltigen erst induktiv zum Nachweis der Übereinstimmung zu gelangen. Das ist der Weg, den die naive Forschung stets betreten wird und wohl nicht ohne inneren Grund hat Wotton, der Aristoteles bei den Zoologen der Renaissance zuerst wieder zur Geltung brachte, sein Werk betitelt: De differentiis animalium. Nach der Tiergeschichte sollte dann die Schrift über die „Ursachen der Tiere“ folgen, d. h. die von uns als de partibus animalium bezeichnete. Nach diesem Entwurf des Planes ins Große: zuerst die Tier- geschichte, dann die Ursachen der tierischen Organisation zu schildern, wendet sich Aristoteles der ersten Aufgabe zu (37) nämlich die Teile der Tiere zu erörtern und zwar aus dem Grunde, weil in ihnen die ersten und größten Unterschiede auch für das Gesamttier vorliegen. Damit begeht er den Schritt, eine ana- tomisch begründete Tiergeschichte zu schreiben und entgegen dem Augenschein vorzugehen, welchem folgend man früher die Gliederung der Tierwelt auf geographisch-physiologischer Grund- lage zu geben suchte. Und nun rekapituliert er die Stichworte von 2—4, resp. 19. Damit gewinnt er zugleich den Abschluß seiner gesamten Ausführungen über Anatomie, deren Verwertung als wissenschaftliches Prinzip überhaupt und sichert ihr das Über- gewicht über alle anderen Prinzipien der Zoologie, die er wie die späteren Ausführungen zur Genüge dartun, deswegen nicht etwa beseitigt, aber der Anatomie untergeordnet wissen will. 38 rückt den Menschen merkwürdig praktisch und didaktisch motiviert in den Vordergrund. Hier kein Wort über seine sonst von Aristoteles mit so großer Wärme verteidigte Stellung an der Spitze der Tierwelt. Es ist, als ob er diese theoretischen Erwägungen gewaltsam hier zurückgehalten hätte, um sie erst im Leser oder Hörer entstehen zu lassen. Den Rest des ersten Buches betrachtete Aristoteles selbst als Lösung einer rein pro- 3urckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 21 pädeutischen Aufgabe (39--86): Der Mensch als Paradigma fiir die Zoologie a capite ad calcem beschrieben, auszugsweise unter Hinweis auf vollständigere Darstellungen. Zur Einleitung gehört dieses Kapitel eigentlich nicht mehr. Kenner der Literatur über die zoologischen Schriften des Aristoteles werden beachten, daß ich in der Art, wie ich den Stagiriten verstanden wissen möchte, von der bisherigen Behand- lungsweise abweiche. Es sind vornehmlich drei wissenschaftliche Richtungen zu unterscheiden, die sich bisher um seine zoologischen Schriften bemüht haben; oft auch fließen sie in derselben Person zusammen. Die eine, die grammatische, war bemüht um Sichtung der Texte, Erklärung der einzelnen Naturobjekte, von denen Aristoteles spricht, wobei naturgemäß die Identifikation der Be- zeichnungen antiker Autoren mit denen moderner die größte Rolle spielt, ehe die abendländische Forschung eine Identifikation der Objekte zuließ. Die zweite Richtung war bemüht, die metaphysi- schen Prinzipien des Aristotelesin seinen zoologischen Schriften aufzusuchen und seinem philosophischen Lehrgebäude einzuordnen. Eine dritte typisch hervortretende Gruppe bemüht sich, die der gesamten Schriftsammlung zugrunde liegende Ordnung festzu- stellen. In dieser Richtung hat sich an Titze eine kleine Lite- ratur angeschloßen und sie beherrscht auch die Bemühungen um die zoologischen Schriften von Aristoteles bei Frantzius sowohl als auch bei Aubert und Wimmer. Wo diese Autoren die Erforschung der biologischen Schriften von Aristoteles gelassen haben, ist sie, soweit allgemeinere Aufgaben in Betracht kommen, auch stecken geblieben und man darf ruhig das allge- meine Urteil aussprechen, daß die Nachfolger im ganzen nicht darüber hinausgekommen sind. Eine neue Richtung begann erst damit, daß Poschenrieder die anatomischen Einzelangaben von Aristoteles einer Vergleichung mit der Hippokratik unter- zog. An seiner Arbeit erwies es sich, wie wertvoll es ist, Aristoteles genau zu nehmen. Bisher nahm man die drei Hauptwerke und die Parva naturalia, verglich sie totaliter untereinander, definierte mit irgend einem Schlagwort oder mit modernen Wissenschaftsbezeichnungen das eine oder andere Werk; man verglich ganze Bücher, stellte sie um usw., aber all das, bevor der Text im einzelnen studiert war. Aubert und Wimmer haben mit dem Nachweis, daß die Tiergeschichte eine Disposition besitzt, einen glücklichen Wurf DR Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. getan. Früher hatte man in unverständlicher Verkennung der Aufgabe gegenüber einem antiken Autor fast ausschließlich sich bemüht, die Richtigkeit der von Aristoteles angegebenen Facta zu prüfen und ihm dafür Zensuren zu erteilen, wie sie nicht überschwänglicher als von Cuvier, nicht arroganter als von Lewes erteilt werden konnten. Aber wir haben nicht das Ver- hältnis zwischen der geistigen Potenz des Aristoteles zu unserem Wissensstoff zu untersuchen, sondern zu dem ihm zu Gebote stehenden und dieses Verhältnis läßt sich nicht bestimmen aus der Quantität richtiger und der Quantität unrichtiger Facta nach dem Stand unseres Wissens, sondern allein aus der Fähig- keit der Stoffbeherrschung die sich wiederum in der logischen Entwickelung der Gedanken niedergelegt findet, also aus der Disposition und ferner, sofern Material dafür,vorliegt, aus dem Verhältnis des Autors zu seinen Vorgängern. In diesem Falle sind wir allerdings auf die spärlichen Überreste der hippokrati- schen Zoologie angewiesen, die nur schwer das persönliche Ver- dienst von Aristoteles abschätzen lassen. Dagegen erweist sich das Studium der aristotelischen biologischen Texte als sehr ergiebig, wofern wir sie im einzelnen möglichst scharf fassen. Auch läßt sich a priori erwarten, daß die geistige Physiognomie des Autors in charakteristischer Form in den kleineren, sich wiederholenden dispositionellen Merkmalen ausdrückt, als in der allergröbsten Einteilung. Bei Aristoteles ist zwar auch diese nachweisbar beabsichtigt und durchdacht, was nur wenigen Autoren unserer Wissenschaften nachgerühmt werden kann, wo sie die großen Stoffmassen zu gestalten unternahmen. Um so mehr haben wir aber auch Grund anzunehmen, daß auch im einzelnen seine Dispositionen bewußt durchgeführt sind und es scheint mir vor allem dafür zu sprechen, daß im physiologischen Abschnitt der Tiergeschichte, auf den er methodisch mit Recht nicht den größten Wert legt, der aber zur Vergleichung am geeignetsten ist, weil er nach einer naiven, auch in der Hippokratik nachweisbaren Betrachtungsweise verfährt, daß wir in jenem Abschnitt diese Disposition am durchsichtigsten finden, während sich in anderen, z. B. in dem über Gemeinsamkeit des Assimilationsapparates (19, 20) eine starke, dem modern-biologisch, aber nicht biologie-historisch denkenden Leser unbegreifliche Lücke darin entgegentritt, daß zwischen den rezeptiven und reaktiven Organsystemen (Darm- und Exkretionssystem) der transaktive Teil, Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 23 das Zirkulationssystem fehlt, weil seine wesentliche Funktion noch nicht erkannt, ihm vielmehr völlig irrige Funktionen zugeschrieben wurden. Für die Logik dieser und ähnlicher Abschnitte kommt es aber, wie hier wiederholt werden muß, nicht darauf an, ob die Beobachtungen an und für sich richtig sind, sondern ob die Elemente richtig oder unrichtig verbunden werden. Dies ist ein Kardinalpunkt, an dem sich zeigt, wie biologische und biologie- historische Forschung reinlich gesondert werden müssen, will man nicht einem Autor Unsinn unterschieben, für den er unmöglich verantwortlich gemacht werden darf. Es ist nun nicht meine Absicht, aus der Analyse der Ein- leitung der Tiergeschichte die Forscherphysiognomie des Biologen Aristoteles zeichnen zu wollen; so etwas wäre erst nach ent- sprechender Durcharbeitung aller seiner einschlägigen Schriften denkbar, wobei noch schöne Überraschungen bevorstehen. Für jetzt ist der Wert des besprochenen Abschnittes nur noch nach zwei Seiten hin zu vergleichen: nämlich nach dem Stand der damaligen und im Vergleich zur heutigen Biologie. VI. Die zoologie-historische Bedeutung der Einleitung zur Liergeschiehte. Überblicken wir nochmals die Einleitung in ihrer Gesamt- heit. Nach Titze sollte eine Einleitung der Tiergeschichte über- haupt fehlen und das Werk „so ganz ohne alle Vorbereitung des Lesers, nur gleich mit der Sache selbst“ anfangen. Demgegen- über haben schon Aubert und Wimmer in ihrer Gesamt- disposition der Tiergeschichte den einleitenden Charakter von 1—36 hervorgehoben und die drei Gesichtspunkte der Lebens- weise, des Charakters und der Anatomie sowohl in ihr, als auch durch das ganze Werk durchgreifend nachgewiesen. Allerdings ist nicht zu verstehen, wie sie darin (pag. 35 und 36) das Prinzip der allgemeinen, der beschreibenden und der vergleichenden Anatomie durchgeführt finden wollten. Für uns ist abgesehen vom Sinn der gesamten Einleitung für die Auffassung von 1—38 als einer solchen entscheidend die Gegenwart von Stichwörtern wie tim und yevuatos yaoi, sowie daß in 6 nach unserer Deutung des ersten Satzes ein Anfang des ganzen Werkes vorhanden ist, endlich der Hinweis auf die ausführlichere Darlegung, die folgen soll. Es fragt sich nun, was wohl Aristoteles mit der Tier- 24 : Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. >77 geschichte bezweckte. Aubert und Wimmer meinen: „ein Bild zu entwerfen von dem Leben der Tierwelt“. Aristoteles selbst spricht es aber deutlich genug aus, daß ihm diese Absicht, wie wir sie weit eher bei Aldrovandi oder Buffon realisiert finden, nicht zunächst liegt. Theoretische Betrachtung (36), Unter- schiede und Gemeinsames, Ursachen hierfür, Gliederung des ‘Organismus, Unterscheidung und Zusammenfassung von Gruppen, all diese einleitungsweise ausgedrückten Absichten sind nichts weniger als historischer Art — historisch im alten Sprachgebrauch verstanden, nämlich im Sinne einer rein schildernden, deskriptiven Darstellung. Aber auch wenn man zugeben will, daß der Haupt- teil der Tiergeschichte so gehalten sei, und Aristoteles msde Tierwelt als Teil des Kosmos habe darstellen wollen, so hebt sich die Einleitung mit ihrem Dominieren des logischen und methodischen Charakters der Behandlung des Stoffes nur um so schärfer von den ihr folgenden Ausführungen ab. Gerade diese Seite der Einleitung aber, ihre methodische Haltung ist es, die uns das wichtigste Vergleichsmoment für ihre geschichtliche Beurteilung liefert. Wenn wir uns daher den Gedankengang der Einleitung in ihren Hauptzügen vergegenwärtigen, so läßt er sich etwa dahin zusammenfassen: Aristoteles geht von Unterscheidungsmerkmalen aus, die schon längst vor ihm als allgemein gültig anerkannt waren, also von historisch gegebenen Erfahrungsbegriffen (Lebensweise, Charakter, Teile). Er zählt diese in einer Reihenfolge auf, die ebenfalls ihrer historischen Entwickelung entspricht; denn es ist nur allzu begreifiich, daß die Lebensweise und der Charakter dem naiven Empfinden zu- nächst liegen, während die Anatomie als wissenschaftliches Prinzip neueren Datums war (vergl. hierzu meine Schrift: Das koische Tiersystem, Verh. d. Naturf. Gesellsch. Basel. 1903). Mit dem ersten der Unterscheidungsmerkmale knüpft er an die aller- bekanntesten Dinge an, wie sie wirklich jedem Anfänger an- schaulich darzulegen waren: Wassertiere, Landtiere. Er schreitet sodann fort zu den übrigen Formen tierischen Lebens, wie sie sich aus der Analogie mit dem menschlichen ergeben. 6-18 beweisen uns, daß nach diesen Unterscheidungsmerkmalen, die sich auf das gesamte Individuum beziehen, die Zoologie von ihm noch ganz auf dem Stadium befunden wurde, wo sie vorwiegend Übertragung des Menschen auf das Tier ist. Den einer solchen Betrachtungsweise wirklich innewohnenden Wert konnte er nicht Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 25 verkennen, aber er wufite ihn einem logisch wertvolleren Prinzip, nämlich dem der Anatomie unterzuordnen, das nun den haupt- sächlichen Raum in seinen Ausführungen einnimmt. Damit kämpfte er nach zwei Seiten: einmal gegenüber der überlieferten Schablone, die Tiere bloß als Hausrat der Natur aufzufassen, wie dies in vorwissenschaftlichen und nachwissenschaftlichen Perioden geschieht (z. B. bei Herodot und Plinius), andererseits gegen- über einer rein dialektischen Systematik der Lebewelt, wie sie von ihm in seiner Polemik gegen die Dichotomie (Part. anim. I. 3) angefochten wird. Aus der Hippokratik wissen wir, daß die Anatomie ursprünglich nur zu Zwecken der medizinischen Praxis verwendet worden war. Es muß ein ungeheurer Umschwung sich vollzogen haben, als Demokrit begann, Zootomie um ihrer selbst willen zu treiben. Aristoteles fand augenscheinlich die Zootomie schon wohl vorbereitet vor und da uns die Quellen fehlen, aus denen er geschöpft haben mag, dürfen wir uns nicht verleiten lassen, in ihm den Neuerer in der Richtung der Zootomie zu suchen. Was aber wohl kaum spurlos verloren gegangen wäre, wenn es nicht Aristoteles ausschließliches Eigentum gewesen wäre, das ist de Verbindung ausgedehntester und: beabsichtieter Kenntnis dert Tierweltsund.der Ziootomie “mit induktiver Logik und’ natürliehster dialektischer Entwickelung des Stoffes und als klassi- sches Zeugnis hierfür ist gerade die Einleitung der Tiergeschichte zu betrachten. Was ihre Stellung innerhalb der zoologischen Schriften von Aristoteles betrifft, so könnte man geneigt sein, ihre prinzipielle. Bedeutung schon deswegen zu unterschätzen, weil hier nicht von &vegyeia, dövauıs, évreléyaua noch von allen sonstigen metaphysischen Kategorien die Rede ist, sondern weil nur aus der Beobachtung der Tierwelt durch Induktion allgemeine Sätze abgeleitet werden, unterstützt durch einige Erfahrungsbegriffe, aber unter vollständigem Verzicht auf alle Spekulation. Diese ganze Einleitung ist sozusagen aristotelische Philo- sophie vor der aristotelischen Spekulation, sie enthält logische Prinzipien, aber nicht metaphysische, wie die anderen, bisher für so viel wichtiger genommenen Einleitungen von Part. an. I und II. Deswegen aber ist sie doch eine prinzipielle Erörterung, wenn wir von einer philosophischen Einleitung nicht von vornherein spekulativ gewonnene Allgemeinbegriffe verlangen. Eine all- gemeine Einleitung zu einem Werk vom Umfang der Tier- 26 Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. geschichte ist in einem heutigen Buch mit ähnlicher Absicht nicht vorhanden. Daß man ausginge von der Mannigfaltigkeit der Tierwelt und dem Prinzip der Medien unter Zurückschieben des naiven Urteilens nach menschlicher Analogie, daß man fort- schritte zu einer anatomischen Betrachtungsweise, zuerst unter Darlegung der Stufen der Organisation, dann des charakteristisch tierischen, endlich der für die Teile der Tierwelt wesentlichen Merkmale, daß man schließlich die verschiedene Qualifikation der tierischen Individualverbände für wissenschaftliche Behandlung hervorheben würde, das alles ist ein Weg, der, so gerade und selbstverständlich er wäre, doch nirgends eingeschlagen wird. Buffon hat also damit bis heute Recht, wenn er sagt: „L’histoire des animaux d’Aristote est peut-étre encore aujourd’hui ce que nous avons de mieux fait en ce genre“. Ja Aristoteles würde seinen Bau heute in mancherlei Richtung ausbauen und korri- gieren, darüber ist nicht zu streiten. Aber so sehr er es ver- mieden hat, hier metaphysische Elemente einzustreuen, so sehr würde er es wohl auch heute vermeiden, dies zu tun. Rein in- duktiv geht er von der bestehenden organischen Natur aus, um deren Verhältnis zur Logik zu bestimmen. Da ist weder von Naturgesetzen, noch von Ursache und Wirkung, noch von Fr- klärung, noch von Kausalitätsbedürfnis, noch von alledem die Rede, was unsere Einleitungen enthalten, als Erbstück aus einer Zeit, wo man das Bedürfnis nach Naturbeherrschung aus dem Verhältnis des Menschen zur Natur in die organische Natur- forschung übertrug. Damit sind wir bis an den Punkt angelangt, wo das spezifische Verdienst der Tiergeschichte liegt. Sie ist der erste und einzige Versuch, die Erforschung der organischen Natur nur aus dem Objekte selbst zu entwickeln, ohne alle Neben- rücksichten auf metaphysische Spekulation, ohne alle Verge- waltigung der organischen Natur durch Hypothesen der Kosmo- gonie, insbesondere der anorganischen Naturforschung, an denen damals doch wahrhaft kein Mangel gewesen wäre, endlich ohne die Präponderanz der Zwecke der Medizin, wie sie zeitweise nicht zugunsten der freien Forschung die Biologie beherrscht haben. Speziell das zuletzt berührte Verhältnis bedarf noch einiger Worte der Erklärung. Aristoteles war hier in geringerer Versuchung als spätere Biologen, namentlich die der ganzen Periode von Harvey bis Bichat. Die Hippokratik enthält ja mächtige Wissensschätze, aber nach der Seite der nichtmensch- Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. 27 lichen Biologie lag im ganzen ihr philosophisch schwacher Punkt. Die Bedeutung der Mannigfaltigkeiten der organischen Natur war nicht erkannt und ihre Wirdigung hintangehalten durch die Einheitsgedanken der kosmogonischen Spekulation. Mit einem nur aus instinktiver Sicherheit verständlichen Takt hat Aristoteles die der medizinischen Literatur entnommenen Fakta in den Dienst der Zoologie gestellt, hat er vermieden, seine wissenschaftliche Behandlung der Tierwelt mit jenen gemeinen Rücksichten zu motivieren, die immer und immer wieder in der Neuzeit vor- geschoben worden sind und die wir auch heute noch so oft zu hören bekommen. Ich wähle eines der ältesten Dokumente der wissenschaftlichen Zoologie der Neuzeit, Marc Aurelio Seve- rinos Zootomia Democritaea (erschienen Nürnberg 1645), um daran zu zeigen, welche Aufgaben alle der Zoologie in der Neu- zeit zugeschoben wurden. Die Zootomie ist nötig: erstens der Physiologie als der Lehre von der Seele, zweitens damit man lerne die geschickten Einrichtungen der Natur in die menschliche Technik übertragen, drittens der gesamten Medizin und zwar so- wohl für die Lehre von den Organen (vergl. Anatomie) und für die Entwickelungsgeschichte des Menschen; nämlich, damit man lerne, das System der Natur vom Niedern zum Höhern aufzu- bauen, ferner zur Verteidigung der alten Autoren, endlich sowohl zum Unterricht, als auch für die Pathologie, die Semiotik, die Prophylaxe und Therapie, viertens für die Scientia morum und fünftens für die Pietas. Die Auffassung von der Nützlichkeit der Zoologie zu all diesen Zwecken hat seit der Renaissance keine wesentliche Abänderung dieses Programms erfahren und man kann höchstens behaupten, daß ihr einige praktische Zwecke mehr aufgebürdet worden sind und ferner, daß der Inhalt der von Severino gegebenen Begriffe geändert hat. Das aber hat für die Gesamtauffassung keine Änderung herbeigeführt, wie es z. B. für das Verhältnis von Pietas und Zoologie ganz auf dasselbe hinauskommt, ob die Pietas im Sinne derjenigen des 17. Jahr- hunderts aufgefaßt wird, oder der antichristlichen Dogmatik der Gegenwart. Insbesondere aber und dies fällt in unserem Zu- sammenhange am meisten ins Gewicht: das Verhältnis zwischen Biologie und Medizin wird von der letzteren durchweg so auf- gefaßt, daß die Biologie der Physiologie zu dienen habe, diese aber der Medizin. Wie hoch aber stellt sich der kulturelle Wert einer also 28 Burckhardt, Das erste Buch der aristotelischen Tiergeschichte. aufgefaBten Biologie im Vergleich zu derjenigen eines Aristoteles? Aristoteles war Mediziner, Sohn eines Mediziners und Sproß einer Asklepiadenfamilie. Ihm zuletzt konnte es passieren, seine Kunst, deren Tradition und ihre Verdienste um die Biologie zu unterschätzen. Aber — und darin liegt ein wesentliches Merkmal seiner Biologie — er verwendete wohl die biologischen Einzel- beobachtungen, wie sie die Hippokratik zur Verfügung hatte, im Dienste der Biologie. Nicht die Nützlichkeit der Zoologie für die Medizin war es aber, die ihm diese Wissenschaft wertvoll machte; mit geradezu bewundernswerter Schärfe hat er ihre eigenen wissenschaftlichen Ziele und diejenigen medizinischer Praxis aus- einanderzuhalten gewußt unter umfassendster Berücksichtigung der durch medizinische Praxis gewonnenen Beobachtungen. Wenn einer Dogmatik er seinen Tribut entrichtet hat, so ist es die in Griechenland alles durchsetzende philosophische gewesen. Aber weder macht er hieraus ein Hehl, noch wird die moderne sehr philo- sophisch angehauchte Forschung ihn deshalb tadeln wollen. Und endlich ist gerade die Tiergeschichte und gerade ihre Einleitung hievon am allerfreiesten. Damit aber steht er auf der nie wieder erreichten Höhe eines Künstlers, der, wo höchstens Ansätze vor- handen waren, eine Wissenschaft und zwar eine nicht aus der Gefühlssphäre und des Lebens Notdurft bestimmte, sich selbst ihre eigenen Zwecke aus ihrem eigenen objektiven Substrat bestimmende, eine souveräne Wissenschaft geschaffen hat. Nicht seine, vielleicht nicht einmal eigenen Entdeckungen, die ein auf Erfolg und Entdeckerruhm erpichtes Zeitalter bei ihm lobte, nicht der Umfang seines für seine Zeit umfassenden Wissens, nicht die Schlagwörter seiner Philosophie, obschon sie wahr- scheinlich der Wirklichkeit der organischen Natur am meisten entspricht, nicht all das ist es, was wir an ihm zu bewundern haben. Es ist nichts als billig, wenn wir zur Beurteilung seiner Leistungen und zum Maßstab für sein eigenes Schaffen die Worte ernst nehmen, womit er seine biologischen Werke einleitet: Sach- kenntnis und Schulung des Denkens sind zweierlei; nur wer diese besitzt, nicht allein jene, ist zur Kritik fähig. Disposition des ersten Buches der Tiergeschichte ($$ 1-88). a Textteile Inhalt Stichworter 1-36 | A. Einleitung Uber die Methode der Zoologie, ring, zeinaros 31 1. Stoffgliederung auf Grund der aus Allgemeinbetrachtung der Lebe: | %d0! 6. 36. | welt gegebenen Begriffe (Verrichtungen, Charakter, Teilel 6-18 a. Verrichtungen (und Charakter?, abgestuft nach deren wissen-| plot, modus, Oy schaftlicher Bedeutung 6 11-18, 6-17 1. Verrichtungen, in Hinsicht auf das Verhalten des Organismus (lot, agdses, 6. zum leblosen Medium (physiologischer Abschnitt im weiteren! nne) 6-10 A. Die aus dem passiven Verhalten der tierischen Organisation gegenüber 6-8 6-8 dx te — ys 6 ff tà pds-nogdéZos — rà Goren — Ido 6 rd dè ru — tw 6 noddd — ngondderZos 6 xal aınwd — xodvp pls 6 mal droda — 06905 6 Ena 68 — Sorgen 6 ray d"év 8S ean —xogdUZo5 jaAdırıa — zordnıa = Ripvata — sedpanaîa 7 100 dI yrpoalanı — 8 dr is vis 7 — Tgr raw yepoalov 7 nh db rdv déga—aedveow Bivia dl ry Eh —olorgos 9-10 9 dori dè rà udvipa -vépovrai sod da dAodorigia vi 62 vevouind — ndgadoı rit dè mopevriad— écrin rv dd yepoulon - dAANA rà 6) weld — [Avonaotn aopevrind — fous darle rr—1 éxromiond 11 rà adv yüe = dvdooros dnapupore gite 12 modirind — dvagza 13 nal rà dw caguogdza — 17 édewedv 13 — rà don 14 — dregra 14 Kal rà ply vuxtn — gar op 15 du db — x 16 — dadeiv 17 xal ra pv dpeodioa- ord — dyelav 46 xal 1à piv dygorna — aepiargd 47 xel Gv Padartion — nergaîa 17 Zu — ddewpiv 18 1-5 +19-31 1-5 reti 3-4 3 4— Mace rv pega 42044 ydy— r0îs ungols 5 19—33 19-20 21-22 23-31 23 — rerrdpum 23 xal rh un Spordna—ag 35-31 25 26 26—27 28-29 28 29 30 ai 92-35 33 33-36 36-38 dem leblosen Medium entspringenden Unterschiede |, mit Rücksicht auf die Gesamtorganiaation a. während des ganzen Lebens 1, Wassertiere: @ nach den funktionellen Bezichungen zum Wasser unterscheidbar (physiologischer Abschnitt im engeren Sinne) * vollkommene Wasserticre (alle Funktionen ans Wasser gebunden); | Atmung, Zeugung am Lande): + mit Fosien versehen: Otter, Biber, Krokodil tt mit Flügeln versehen: Move, Taucher tit fublos: Wasserschlange iere mit Aufenthalt im Wasser, aber ohne anderweitige Be- zichungen zu ihm: Secanemone, Seholtiere | fi nach dem Aufenthaltsort unterseheidbar (geographisch) * Meertiere Flubtiere Seetiere * Sumpfiere 2, Landtiere; @ mit Luftatmung: Mensch und lungenbesitzende Landiiere fi ohne Luftatmung: Insekten (Wespe, Bicne) b. in verschiedenen Lebensaltern verschieden 1 mit Rücksicht auf die spezifisch animalische Funktion der Ortsbewegung a. aquatile Lebensweise und Ortsbewegung 1. dauernd angewachsen: viele Schaltiere, Seliwimme 2. nicht angewachsen, aber unbeweglich: Schaltiere, Holothurien | 3. beweglich a. Schwimmer: Fische, Weichtiere, Weichschaltiere A. Geher: Krabben b, terrestriache Lebensweise und Ortsbewegung 1, Geflogelte Landbewôbner: Vogel, Bienen 2, An die Erdoberfläche gebundene Landbewohner a. mogevrind Ri denvonnd + Aa vorantnd | ©. Geher und Schwimmer zugleich B. Die aus dem sozialen Medium der tierischen Lebensweise sich ergeben. ‚den Unterschiede I, ohne einheitlichen Zweck der Assoziation a. gesellschaftlich, herdenweise b. vereinzelt | © zwischen beiden schwankend | Il: mit einheitlichem Zweck der Assoziation, mit oder ohne Anführer | ©, Die aus dem aktiven Verhalten der Tierindividuen gegenüber dem leb. losen Medium entspringenden Unterschiede nach I. Nahrungserwerb II: Wohnort III. Tagesperiode IV. Zühmbarkeit V. Vermittelung gegenseitiger Beziehungen durch Laute VI. Paarungssucht | | | - | VIL Wahl des Aufenthaltsortes | | VIIL Wehrhaftigkeit 2. Charakter (nicht einzeln disponierbar, höchstens mit dem Gegen: satz zwischen tierischem Charakter und menschlichem) | 3. Teile (Anatomischer Abschnitt) A. Allgemeine Anatomie 1. Gliederung des Organismus nach der Stufenfolge der Teile a, Unterschied von Geweben und Organen im allgemeinen 1. Unterschied dieser Teile nach Gestalt, Quantität, Analogic, Lage a. Gestalt mit Bezug auf den Gesamtorganismus 1 Quantität ebenso 7. Analogie (physiol. Übereinstimmung anatom. verschiedener Organe) | 6 Lage im Organismus | 3, Unterschied der Gewebe nach elementaren Qualitäten Il: Gliederung des Organismus nach der Funktion der Teile, zugleich all: gemeine Charakteristik des tierischen Organismus | a. Ansimilationsapparat b, Relationsapparat B. Spezielle Anatomie im Dienste der Zoologie (Gruppierung der Arten nach anatom. Merkmalen) 1, Blutgehalt | Il Zeugung und Entwickelung: Eier, Warmer, lebende Junge | Ill, Lokomotion und deren Organe | a. Zahl der Organe b, Korrelation der Organe mit dom Medium | 1. Wassertiere 2. In der Luft sich bewegende Tiere @ Bluttiere: mit Gefieder, mit Flughäuten 2. Blutlose: Kafer, Dipteren, Tetrapteren (Digression Ober Körpergröße und Rlutgehalt im Anschluß an di Unteracheldungen © Mechanismus der Ortsbewegu 1. tetrasemiotische 2. plelosemiotische 3. abschließend im allgemeinen. Gangart bers Kreuz. Il Stoffgliederung auf Grund der in der Beschaffenheit der Tierwelt gegebenen Hilfsmittel far Unterscheidung und Benennung a. in große Abteilungen verteilbar | |b in einzeln stehenden Arten zu betrachten. |B. Exposition der Themata für die nachfolgenden Einzelausführungen I. Objekt der Betrachtung 8. Unterschiede und Übereinstimmungen (Tiergeschichte) |b. Ursachen der Erscheinungen (Telle der Tiere) II, Reihenfolge der Betrnehtung (nur für Ia ausgeführt): 3. nach der Anatomic und deren logischen Gliederung | bi (nach den Stufen tierischer Vollkommenheit hier atilischwei gend vorausgesetzt) der Mensch als Ausgangspunkt genommen, nur unter Berufung auf praktiache Rücksichten, meiste Fische | ** unvollkommene Wassertiere (Nahrung, Aufenthalt im Wasser, | | | | | | | 7005 6. 18. | | pégra 6. 1 | 4180s o. 19. 37 brepoy) 3. 19. 38. | dva2oyla 4. 19, 58- | eos 4. 19. 37. megh Bau nal Gou 36. Siapooa na) avute Anndra, alriar 36. 18 don pddioca nal nat 37. drdgonos yuugı- möraror 98, ae Die Waltiere des Königsspiegels. Von Professor Dr. med. Gustav Guldberg, Christiania, Anatomisches Institut. [m | n dem altnorwegischem Werke „Konungs skuggsja“ oder | Speculum regale, Königsspiegel, werden in Ka- | pitel XII verschiedene große Seetiere, am nächsten als Wale angesehen, erwähnt, die im Meere um Island leben. Ein großer Teil von diesen hier besprochenen Tieren ist so treffend charakterisiert worden, daß man mit den jetzigen cetologischen Kenntnissen sie teilweise zu identifizieren vermag. In der zoologi- schen Literatur liegen bis jetzt nur zerstreute Angaben über die in dieser altnorwegischen Schrift besprochenen Tiere vor und da- zu nicht selten mit Mißdeutungen und unrichtigen Angaben. Ich glaube daher, daß eine zusammenhängende Darstellung dieses Kapitels für die Fachkreise nicht ganz für überflüssig angesehen werden darf. Der Königsspiegel (Speculum regale, Konungs skuggsja, wie das Buch sich selbst nennt) ist ein in der altnorwegischen Sprache geschriebenes Werk, dessen originale Handschriften teils im Reichsarchiv in Christiania, teils im Geheimarchiv und in der kgl. Bibliothek in Kopenhagen aufbewahrt sind. Das Werk ist zum erstenmal i.J. 1768 von Halfdan Einersen, zum zweitenmal i. J. 1848 als Universitätsprogramm von Christiania durch die bekannten Elistorike m RK eysers Pen. Munehrmad e ReWaverher- ausgegeben worden; ferner ist i. J. 1881 von Dr. Oskar Brenner, Privatdozent der Universitat München, der alte Text wieder ver- öffentlicht worden. | Den Verfasser des Werkes kennt man nicht; er sagt Guldberg, Die Waltiere des Königsspiegels. ios) N (7.—8.) Die Ravnhvale (= Rabenwale, isländisch: hrafn. reydr) und die Hvitinger. Sie werden Weißfische genannt, weil ihre Farbe schneeweiB ist, wahrend die meisten anderen Walsorten schwarz sind mit der Ausnahme, daß einige weiße Flecken haben, nämlich die Skjoldhvale (= Schildwale), Geir- wale (Geir — Speer) und die Bardhvalr (= Bartwal?). Alle diese (d. h. 5) Walsorten, die ich jetzt erwahnt habe, sind essbar wie viele andere. (12.) So heißt eine Walart Fiskreke und diese ist (unter allen Walsorten) den Menschen am niitzlichsten, denn sie treibt von den Meeren an das Land sowohl Hering als allerlei andere Fische, ganz wie er dazu bestimmt und von Gott gesandt, und wie es sein schuldiges Amt wäre, solange wie der Fischer mit Verstand auf seinen Fang Acht gibt; er hat auch eine wunderbare Natur; denn er versteht ganz gut sowohl die Menschen als die Schiffe zu schonen; wenn sich aber die Menschen entzweien oder schlagen, so Blut vergossen wird, dann ist es, als ob dieser Wal es gewuft hatte; denn er fahrt dann zwischen das Land und die Fische und treibt sie alle in das Meer hinaus von den Menschen weg ganz auf dieselbe Weise, wie er sie früher zu denselben getrieben hat. Dieser Fisch ist von nicht größerem Wuchse als 30 Ellen oder die größten 40 Ellen. Er würde ganz genießbar sein, wenn es erlaubt wäre, ihn zu jagen oder zu töten; dies ist jedoch ver- boten, weil er den Menschen so nützlich ist. (13.) Auch gibt es eine Walsorte, die Burwale heißt, und sie haben keine größeren Zähne als daß man daraus große Messer- hefte oder Würfel machen kann. Sie sind nicht wütend oder grausam, sondern ruhig und halten sich von den Weidmännern entfernt. Sie sind vom Wuchse ungefähr wie diejenigen, die ich eben erwähnt habe (Fiskreke); ein Wal dieser Sorte hat aber im Kopfe sehr viele Zähne, ungefähr 7o. (14.) Weiter noch heißt eine Walsorte Slettebake (= mit glattem Rücken) und hat keine Rückenflosse und ist vom Wuchse ungefähr wie diejenigen, die wir eben jetzt erwähnten (Burwale und Fiskreke). Die Leute aber, welche über das Meer fahren, fürchten sich vor ihm sehr; denn seine Natur ist sehr mit den Schiffen herumzutaumeln. (15.) So ist es eine Walsorte, die Havrkitte heißt, und sie hat eine merkwürdige Natur; denn sie hat in ihrem Magen Netz- Guldberg, Die Waltiere des Königsspiegels. 33 haut und Fett als das Vieh, und diese Wale werden nicht länger als 30 Ellen, die, welche die längsten sind. (16 u. 17). Noch gibt es weiterhin Walsorten, die gegen die Menschen wütend und grausam sind, und die es überall versuchen, wenn sie ankommen können, dieselben zu töten. Eine Sorte heißt Roßwal, die andere Rotkamming. Diese sind sehr gefräßig und boshaft; nie werden sie des Totschlagens satt, denn sie fahren in allen Meeren herum und versuchen die Schiffe zu finden; so laufen sie in die Höhe, damit sie um so schneller die Schiffe heruntersenken und die Menschen auf diese Weise töten kön- nen. Diese Fische sind nicht genießbar, sondern gefährlich, ganz als ob sie die Feinde des Menschengeschlechts zu sein bestimmt seien; die längsten von ihnen werden nur 30 oder 40 Ellen lang. (18). Ferner gibt es eine Walsorte, die Naawale heißt. Diese Fische kann man nicht essen, weil man davon erkrankt oder stirbt, wenn man sie ißt. Dieser Wal ist nicht vom Wuchse groß, er wird nur 20 Ellen lang. Er ist nicht wütend, sondern hält sich von den Weidmännern entfernt. Er hat im Kopfe Zähne, alle klein, mit Ausnahme eines großen Zahnes, der sich im Ober- kiefer vorne auf dem Kopfe befindet. Der Zahn ist schön und gut gewachsen und gerade wie ein Licht. Er ist 7 Ellen lang, wenn er recht lang ist, und ganz gedreht, als ob er mit Gerät gemacht wäre. Er steht vom Kopfe des Fisches gerade hervor, wenn dieser vorwärts zieht; so scharf und gerade wie er aber ist, so hat der Fisch in diesem Zahne kein Verteidigungsmittel, da- gegen behandelt er ihn sorgfältig, damit der Zahn nicht beschä- digt wird. Jetzt weiß ich keine andere Walsorten, die die Menschen nicht essen können außer diesen fünf: die beiden, die ich erst erwähnt: Schweinewal und Entenwal und die drei, die ich später erwähnt habe: Roßwal, Rotkamming und Naawale. Jetzt sind die Walsorten unerwähnt, die an Wuchs noch größer sind; sie sind alle für die Menschen genießbar. Einige sind für die Menschen gefährlich, andere aber sind ruhig und sanftmütig. (19). Skjeljung nennt man eine Sorte von ihnen. Dieser Fisch ist von großem Wuchse und wütend gegen Schiffe. Seine. Natur ist, mit seinen Schwimmfloßen die Schiffe zu schlagen, außerdem läßt er sich fließen und legt sich vor die Schiffe, wo Menschen Zool. Annalen. I. 3 34 Guldberg, Die Waltiere des Königsspiegels. segeln. Wenn auch die Leute von ihm wegsteuern, zieht er doch immer voran, und es gibt dann keine andere Wahl als auf ihn heraufzusegeln; wenn dies aber die Schiffe tun, stürzt er sie um und schlägt alles tot, was darin ist. Von diesen Fischen werden die längsten 70 oder 80 Ellen lang, und sie eignen sich gut zum Essen. (20). So gibt es ferner eine Walsorte, die Nordwal heißt und dieser Fisch ist 80 oder go Ellen lang; wenn er von den größten ist, ist er ebenso dick wie lang; denn das Tau, das ihm entlang gezogen wird, reicht eben um ihn herum, wo er am dicksten ist. Er hat einen so großen Kopf, daß dieser ein größeres Drittel (mehr als ein Drittel) von ihm selbst ist. Dieser Fisch lebt reinlich, denn die Leute sagen, daß er nur von Nebel und Regen und von dem, was aus der Luft ins Meer fällt, lebt, und wenn er totgeschlagen ist und seine Eingeweide eröffnet werden, findet man in seinem Magen nicht das, was man in dem Magen anderer Fische, die Nahrung zu sich nehmen, findet, denn sein Magen ist rein und leer. Die Barten, die in seinem Schlunde wachsen, er- heben sich quer über dem Munde, sobald er ihn hoch aufmacht, und er stirbt oft davon, daß er ihn nicht wieder zumachen (d.h. schließen) kann. Er ist nicht (sehr) wütend gegen Schiffe; er hat auch keine Zähne und ist ein fetter und wohl eßbarer Fisch. (21). Noch eine Walsorte gibt es ferner, der Röydr heißt und dieser Fisch ist der am besten eßbare von allen. Er ist ein ruhiger Fisch und für Schiffe nicht gefährlich, obwohl er ihnen oft nahe kommt. Dieser Fisch ist groß und vom Wuchse lang. Die Leute sagen, daß der größte, den man gefangen hat, 130 Ellen lang war. Er wird wegen seiner Sanftmütigkeit und Ruhigkeit von den Weidmännern oft gejagt. Sein Fleisch schmeckt und riecht auch besser als das irgend eines anderen dieser Fische, die wir jetzt erwähnt haben. Er ist auch als fett gehalten, und er hat keine Zähne. Es ist auch gesagt worden, daß wenn man von seinem Samen etwas erhalten könnte, so daß man mit Sicherheit wüßte, daß dieser von ihm und keinem anderen Wale wäre, dann würde dieser, (d, h. der Samen) das sicherste Heilmittel sein für die Augen und gegen den Aussatz (Lepra) und Wechselfieber, kurz gegen alle Krankheiten, die die Menschen befallen; aber doch ist der Samen anderer Wale auch gut als Heilmittel, obgleich nicht so gut wie derjenige dieses Fisches. Jetzt habe ich für Dich beinahe alle die Walsorten her- gezählt, die von den Menschen erlegt werden“. Guldberg, Die Waltiere des Königsspiegels. 35 Wenn man mit unbefangenem Blick die obige Darstellung durchliest, wird man als Naturforscher erstaunen, wie viele charakte- rische Ziige in die Beschreibung eingeflochten sind, die nur auf Beobachtungen beruhen können, und andererseits wirkt es in gewissem Grade wohltuend zu sehen, daß der unbekannte Ver- fasser nicht mit der Last altertümlicher Gelehrtheit und Vorur- teilen beladen war. Freilich findet man auch hier ,,Dichtung und Wahrheit“ vermengt, falsche Uberlieferungen und Deutungen mit richtigen Beobachtungen. Der Verfasser baut wohl meistens auf die Aussagen und die Kenntnisse anderer, indem er das damalige Wissen dieser Dinge berichtet; aber wie stand die Naturwissen- schaft in dem 13. Jahrhundert in Europa? Auf dem historischen Hintergrund betrachtet, zeigt doch dies kleine Stiick Natur- geschichte ein schònes Relief! In bezug auf den Vergleich der im Kénigspiegel genannten Formen mit den jetzt bekannten größeren Seetieren aus den nordischen Meeren werde ich folgende Bemerkungen hinzufügen, indem ich die Sache hauptsächlich von der naturwissenschaftlichen Seite betrachte. 1. Die Nydinger (Hnydingr), die von älteren Verfassern als Orca gladiator (Schwertwal) angesehen worden sind, habe ich mit Prof G. Storm als Globocephalus melas Trail (Grind- delphin) gedeutet und stimme ich hiermit auch Herrn Nordgaard (siehe Literaturverz. Nr. 15) bei. Die Grinddelphine werden 12—15, selbst bis 20 Fuß lang, ihre Zähne sind wenige und ver- hältnismäßig klein, bei den älteren sehr abgenutzt und nicht her- vorragend; dadurch läßt es sich erklären, wenn es steht, daß sie „weder Zähne noch Barten“ haben. Die Grinddelphine treten bekanntlich in sehr großen Massen auf, und werden aufs Land getrieben und geschlachtet, ganz wie die Darstellung uns erzählt. 2. Nisa (Hnisa) ist unsere Phocaena communis Less. oder Braun- fisch; das Wort ,,Nisa* braucht man noch auf Island und hier in Norwegen heißt der Braunfisch fortwährend ,,Nise“ oder „Ise“. 3. Leiptr ist eine Delphinart, wahrscheinlich unser Del- phinus acutus Gray, Hvidskjaeving. 4. Der Wagnhvalr (isländisch „Vögn“) ist Orca gladiator, der Schwertwal; die alte Beschreibung paßt ganz auf sein Benehmen und seine Art, unter gewissen Verhältnissen die großen Wale anzugreifen. Unter der norwegischen Küstenbevölkerung 3* 36 Guldberg, Die Waltiere des Königsspiegels. leben noch die Namen: „Vagn“, „Vagnhund“ Die angegebene Lange, 12 Ellen= 18 Fuß, paßt auch nicht schlecht. ~~ 5. und 6. Der Andhval und der Svinhval sind gewiB Synonyme und müssen zweifellos als Entenwal oder Dögling (Färinseln) Zyperoodon diodon Lacepede (islandisch Andhvalr, andar nefja) gedeutet werden, wie ich schon vor Jahren angegeben habe (Lit.-Nr. 5. u. 12.), eine Ansicht, die auch neuerdings von Herrn Nordgaard geteilt wird. Die angegebene Größe, 25 Ellen == 371/2 Fuß, ist aber eine Uberschatzung, denn die größten Entenwale erreichen kaum mehr als 30 Fuß. 7. Was Ravn-hvale (isl. hrafn-reydr) ist, kann ich nicht sagen. Nordgaard deutet ihn als den mittelgroßen Bartenwal Balenoptera borealis Less., unser Sejhval, welches mir doch zweifelhaft scheint. | 8. Dagegen können die Hvitinger nur als Weißwale, Delphinapterus levcas Pallas, gedeutet werden. 9., 10. u. 11. Die darauf aufgezählten Walsorten Skjold- hval, Schildwal, Geirhval, Speerwal und Bardhval {Bard == Barten oder Bardi = Axt) sind schwer zu deuten; vielleicht sind es Synonyme mit später genannten Walen oder sind es eigene Arten. Nordgaard hält den Skjoldwal für eine Delphin- art, den Geirwal für Balenoptera rostrata, und den Bardwal für den Pottwal. Ich kann mich z. Z. nicht näher darüber aus- sprechen. ı2. Als Fiskreke (isl. Fiskreki, d. h. der Fischtreiber) ist gewiß eine von den kleineren Finwalarten (Galenoptera-Arten) anzusehen. Die angegebene Länge 30 Ellen = 45 Fuß paßt auf unseren Dalenoßtera borealıs Less, aber diese Art tritt nur im Sommer und dann auch sehr unregelmäßig auf, frißt nie Fische (Guldberg 7 u. 8), so daß wir es hier wahrscheinlich mit dem etwas kleineren (ca. 30 Fuß langen) und an der Küste stationären Zwergwal, Balenoptera rostrata Fabr., zu tun haben. Die Maximal- länge von 40 Ellen — 55 Fuß paßt zwar auf einen jungen, gewöhn- lichen Finwal, Balenoptera musculus auct.; doch werden die Langen- maße von Tieren, die nur im Meere beobachtet sind, immer sehr unsicher und die Angaben gehen ja hierüber sehr auseinander. Vielleicht entspricht „Fiskreke“ dem jetzigen kollektiven Ausdruck »Heringwal“ d. h. ein Wal, der Fische, spez. Heringe, jagt. 13. Den Burwal (Bur = Vorratshaus) habe ich mit dem Pottwal, Physeter macrocephalus L., identifiziert (Lit. Nr. 13). Das Guldberg, Die Waltiere des Königsspiegels. 37 Wort ,,Bur*, ein Vorratshaus, palit auf das abgestumpfte vordere Kopfende, und der Benitzung der Zihne als Messerhefte diirfte die Größe der Pottwalzihne entsprechen; nur die Anzahl 70 statt 40 bis 54 (20 bis 27 in jeder Hälfte des Unterkiefers, der Ober- kiefer hat keine Zähne), ist zu hoch angegeben. 14. Der Slettebake oder Slettibaka ist identisch mit dem Nordkaper, Galena biscayensis auct., D. glactalis, Bonaterre, wie ich schon früher gezeigt habe (Lit.-Nr. g—11). ,Bak in alt- norwegisch bedeutet Rücken, und „Slettebake‘“ bedeutet „mit glattem Rücken“. 15. Den Hafrkitte hat man in verschiedener Weise zu deuten versucht: so übersetzt Peder Claussön (1599) Hafrkitte mit ,Seewolf* (Azarrhichas lupus); dieser Fisch aber wird höchstens 1 bis 2 Meter lang und kann nicht in der Tradition bis 30 Ellen gewachsen sein. Wahrscheinlicher ist mit Hafrkitte eine größere Haienart gemeint; Nordgaard (15) deutet die betreffende Be- zeichnung auf den Eishai (Acanthorhinus carcharıas Gum. L.), oder vielleicht auf Se/ache maximus; die letzte Deutung kommt mir der Größe wegen wahrscheinlicher vor. Der Eishai wurde wahr- scheinlicherweise am häufigsten gefangen. 16. u. 17. Der Roßwal (Hroßhvalr) und der Rotkamming (Raudkemmingr), deren Länge auf 30 bis 40 Ellen angegeben wird, sind schwer wieder zu erkennen. Man ist geneigt den Namen „Roß- wal“ mit dem Walroß zu identifizieren; die Größe paßt aber nicht; sowohl die Länge wie die Gefährlichkeit der Tiere müßen dann übertrieben sein. Peder Claussön kommentiert die Namen nieht. In Dr. Joh. Fritzners Wörterbuch wird Hrof- hvalr als eine Art Wal bezeichnet. Nordgaard glaubte, daß beide Namen Synonyme sind und daß damit wirklich das Walroß gemeint ist. Auf Island wird das Walroß mit dem Namen „MRosmhvalr‘“ bezeichnet. Vom Walroßfang spricht schon Ottar im neunten Jahrhundert, wenn er dem König Alfred dem Großen in England von seiner Reise nach Bjarmeland erzählt. Von ihm wird das Wairoß Horshvalr genannt, und Ottar sagt, daß es nicht länger als 7 Ellen ist (Literatur Nr. 6). Ich kann mich zur Zeit nicht näher über die Deutung der hier in Frage een Be- zeichnungen aussprechen. 18. Der Naahval (isländisch Nahvalr) ist ohne Zweifel der bekannte Narwal, Monodon monoceros L., der eine Länge von 15 bis 20 Fuß hat und dessen Stoßzahn 6 bis 10 Fuß. lang wer- 38 Guldberg, Die Waltiere des Königsspiegels. den kann. Die alte, oben gegebene Beschreibung dieser Zähne ist ja sehr charakteristisch und naturtreu. Daß man das Fleisch dieses Wales nicht essen darf, ist gewiß nur Aberglaube. Die Deutung dieser Walart als Narwal ist auch einstimmig gewesen. 19. Den Skeljung (Skeljungr) habe ich schon vor Jahren (Lit. Nr. 6) zusammen mit Prof. G. Storm als synonym mit dem heutigen Buckelwal, Megaptera boofs Fabr., dem „Knölhval“ der heutigen norwegischen Walfänger, gedeutet. Die Länge von 70—80 altnorweg. Ellen ist, wenn wir sie auch als Fuß ansehen, übertrieben, doch fand man früher Buckelwale von 60 Fuß (20 m) Länge. Die Beschreibung des Königsspiegels über die ,,Natur“ dieser Art enthält viel Fantastisches; dass aber der Buckelwal zuweilen ruhig auf dem Meeresspiegel liegt, so daß man auf ihn heraufsegeln kann, ist charakteristisch und enthält etwas Wahres. In dem Namen „Skeljungr“ bedeutet das Wort „Skel“ Schale (s. Muschel); das deutet darauf hin, daß das Tier oft mit Cirri- pedien in großer Menge besetzt ist, wie auch Nordgaard deut- lich auseinandergesetzt hat. Daher sprechen verschiedene Gründe dafür, den Skeljung mit dem Buckelwale zu identifizieren. 20. Der Nordhval (Nordhvalr) ist der jetzige Polarwal oder Grönlandwal, Dalena mysticetus L., (Eschricht (2 u. 3), Guld- berg (6), Nordgaard (15), Obwohl die Größe 80—g90 Ellen, selbst wenn wir es als Fuß ansehen, viel zu hoch geschätzt ist — Scoresby (16) erwähnt (1820) aber Wale von 60—70 Fuß Länge —, stimmt die Beschreibung des Tieres ganz in bezug auf die relative Größe des Kopfes und die enorme Dicke des Körpers, (ein 50 Fuß langes Tier maß 34 Fuß im Umkreis nach Scoresby), wenn nur nicht alles genau buchstäblich gedeutet werden soll. Dazu kommt, daß die Benennung „Nordhval‘‘ vom Mittelalter bis zum heutigen Tage in unserer Sprache sich gehalten hat. Wenn es heißt, daß man im Magen des Nordwals nichts findet, bezieht dies sich darauf, daß sein Futter nur von kleinen Weichtieren (Pteropoden) und kleinen Crustaceen besteht, die keinen festen Inhalt im Magen oder Darm bilden können. Die großen Barten bilden ja auch einen auffallenden Charakter des Polarwals. 21. Der Röydr ist als eine der großen Finwalarten (Palænoptera) (Lit. 6) zu deuten, entweder der gewöhnliche Finwal, Dalenoptera musculus auct., 2. physalus L., oder der Blauwal, Dalenoptera sibbaldi Gray, der größte aller jetzt Guldberg, Die Waltiere des Königsspiegels. 39 lebenden Organismen. Röydr oder Reydr entspricht gewiß unserem „Rörhval“, deutsch Röhrenwal, d. h. eine große Daleno- plera-Art. Dal er gut zu essen ist, paßt am besten für den ge- wöhnlichen Finwal, der wirklich das beste Fleisch hat. Die außerordentlich große Länge und Größe überhaupt samt der Sanftmut und Ruhe (d. h. in Bewegungen) sind Charaktere, die auf den Blauwal sich am nächsten beziehen; denn dieser letzte kann über 80 Fuß lang werden, ja man sagt bis 100 Fuß, während der gewöhnliche Finwal eine Länge von 60—75 Fuß hat. Man hat natürlicherweise diese zwei Balænopteraarten im Wasser nicht unterscheiden können, was ja heute auch nur für Kenner möglich ist. Nordgaard identifiziert „Röydr* mit dem gewöhnlichen Finwal. Ich glaube, daß der alte Name „Röydr“ sich auf die beiden größten Balænopteraarten bezieht. Ich habe mich auf diese Bemerkungen beschränken müssen, um nicht den Rahmen zu groß zu machen. Die Cetaceen werden nicht selten auch in anderen altnorwegischen Schriften mit samt ihrem Fang erwähnt. Wenn jemand daher die ältere Geschichte des Walfanges studieren will, ist ein tieferes Eindringen in diese alte Schriften unbedingt notwendig. Literaturverzeichnis. 1. Kongespeilet, udgivet som Universitetsprogram, Christiania 1848. ıa. Speculum regale, ein altnorwegischer Dialog etc. Herausgegeben von Dr. Oskar Brenner. München 1881. 2. Eschricht, D.F., Undersögelser over Hvaldyrene. Kj6benhavn 1844. Særtrvk af Kgl. Danske Videnskabernes Selskabs Afh. 3. Eschricht und Reinhardt, Om Nordhvalen, Kjöbenhavn 1861. 4. Fritzner, Dr. Johan, Ordbog over det gamle norske Sprog, Christiania [1862] — 1867. 5. Guldberg, G., Oleum physeteris s. choenoceti, in Monatshefte für Praktische Dermatologie, Bd. X. 1890. 6. — Om Skandinavernes Hvalfangst, in Nordisk Tidsskrift 1890. — Bidrag til Cetacéernes Biologi, Chr.a Vidensk. Selsk. Forh. 1886, No. 9. 8. — Zur Biologie der Nordatlantischen Finwalarten, in Zoolog. Jahrbücher Bd. II, 1886. i 9. — Bidrag til nöiere Kundskab om Atlanterhavets Rethval. Christiania Videnskabs Selskabs Forh. 1891, No. 8. Io. — Zur Kenntnis des Nordkapers. Zool. Jahrb. VII. Abt. f. Syst. 11. — Sur la présence, aux temps anciens et modernes, de la Baleine de Biscaye etc. in Academie Roy. de Belgique 3me Serie, tome VII, No. 4. 1884. 12. — Næbhvalen, in ,,Naturen“ 1886, No. 11 u. 12. 40 13. 16. 17: Guldberg, Die Waltiere des Königsspiegels. EZ Guldberg, Cetologische Mitteilungen, 1. Bemerkungen über das Auftreten und. Fang von Pottwalen an den nordeuropäischen Küsten im letzten Dezennium, in „Nyt Magasin f. Naturvidenskab“ Bd. 39. H. 4. .— Über die Wanderungen verschiedener Bartenwale, in Biolog. Centralblatt Bd. XXIII. Nr. 24 und Bd. XXIV. Nr. 11 und 12. 1904. Lilljeborg, W., Sveriges och Norges Ryggradsdjur, I. Daggdjuren vol. II. Nordgaard, O., Gamle Hvalnavne, in , Norsk Fiskeritidende“ 1902 H. 12 und TO02 scuso: Scoresby, Account of arctic regions, 1820. Samlede Skrifter af Peder Claussòn Friis. Udgivet for den Norske historiske Forening af Prof. Dr. Gustav Storm. Sur un cas inédit de négresse-pie au X VIN siecle par R. Blanchard, Professeur à l’Université de Paris. (Avec une planche). | | l'époque où jétais étudiant à la Faculté de médecine de Paris (1874—1880), j'avais remarqué maintes fois un See très beau tableau qui représentait une jeune négresse- pie et qui ornait l’une des salles d'examen. Place sur une che- minée, à portée de la canne ou du parapluie, il avait été lardé par les étudiants d’un nombre respectable de trous. Un beau jour, les démolisseurs vinrent jeter a bas les vieilles salles d'examen et le tableau disparut. Cependant, j'en avais gardé un souvenir précis et je me proposais de rechercher sa trace. Je le retrouvai dans les greniers de la Faculté, au milieu d’autres tableaux ou portraits, dont un certain nombre d’un réel intérêt artistique ou historique. J’obtins du Doyen l'autorisation de le transporter à mon laboratoire; je le soumis à une restauration habile et, depuis quatre ans environ, il orne mon cabinet. Il est actuellement dans un parfait état et jai la satisfaction d’avoir sauvé d’une destruction certaine une beile œuvre d’art et de pouvoir faire connaître un cas inédit d’albi- nisme partiel, qui ne le cède en intérêt ni au cas célèbre de Buffon ni à celui de Le Masurier, dont il est contemporain. Il suffit, en effet, de jeter un coup d’ceil sur la planche, pour se convaincre que le cas est remarquable et que la peinture A2 Blanchard, Sur un cas inédit de négresse-pie au XVIII siècle. est de bonne qualité. Le tableau mesure 1™ 57 sur o® 97; la hauteur totale du personnage, du bout des pieds au sommet de la tête, est. de 1™ 27. C’est une fillette non pubère, a seins non encore développés; elle est donc représentée à peu pres de gran- deur naturelle. Sur l'une des pierres se lit, en langue portugaise, la signature: Rocha pintou do natural, em 1780. 2 |. consulté sur la provenance de ce tableau différentes personnes connaissant bien l’histoire de la Faculté; j'ai fait moi-même des recherches a cet égard, sans pouvoir établir a quelle date ni dans quelles conditions cette peinture remarquable était entree a la Faculte. En 1901, mon preparateur, le Dr. M. Neveu-Lemaire, ayant pris part a l'une des croisières de S. A. le Prince de Monaco, eut l’occasion d’observer à l’île de Sao Thomé deux jeunes nègres pies, au sujet desquels il publia une note’). Je l’autorisai a faire mention de mon cas encore inédit et même a en publier une gravure. Celle-ci, trop réduite, n’en donne qu’une idée insuffisante. Cependant, l’origine de mon tableau restait toujours inconnue. A la fin de l’année 1903, mon ami le Commandant Chaves, directeur de l’Observatoire meteorologique de Ponta Delgada (Acores), vint me voir a mon laboratoire: il fut tres etonne d’y trouver la toile en question, qui était identique, m’assura-t-il, a un tableau du Musée ethnographique de Madrid. Quelque temps apres, il m’envoya une photographie qu'il avait faite au Musée ethnographique: on n’y voyait qu’une partie du tableau en question, assez cependant pour constater que M. Chaves ne s’etait pas trompe. Jenvoyai alors une photographie de mon tableau a mon ami le professeur I. Bolivar, directeur du Musee d’histoire naturelle de Madrid, en le priant de bien vouloir la comparer au tableau du Musée d’ethnographie. La réponse ne se fit pas attendre; elle porte la date du 7 janvier 1904 et est ainsi conçue: «Notre tableau est la copie exacte du vötre; il n’y a que de très petites variations dans le paysage, mais la figure est la ') M. Neveu-Lemaire, Sur deux cas d’albinisme partiel observés chez des nègres aux iles du cap Vert; considérations sur l’albinisme partiel chez ’Homme et les animaux. Bulletin de la Soc. Zool. de France, XXVI, p. 179—192, 1901; cf. p. 183— 184. — Blanchard, Sur un cas inédit de négresse-pie au XVIII¢ siècle, 43 méme et dans la méme position. Notre tableau mesure 1" 37 sur om 84 et la figure (du bout de l’orteil au sommet de la tête) 1™ 27. Il est signe sur l’une des pierres qui se trouvent a gauche: Joaq® M® da Rocha pintou do natural 1786. Ce tableau se trouve au Musée de Madrid depuis longtemps; je l’ai toujours connu et jignore sa provenance, mais je tächerai de connaître son histoire,» Un peu plus tard, le 20 janvier, une nouvelle lettre éclair- cissait le mystère: «Dans les archives du Musée, écrivait don I. Bolivar, se trouve cette indication: <1792, 22 Sept. — D2 Jose Pavon entresa nna colec- cion de inséctos del Peru y retrato de nifia pia hija de padres negros remitida por el Gobernador de Santo Domingo.» La traite des négres n’ayant jamais été pratiquee au Perou, c'est donc de Saint-Domingue que la jeune négresse pie était originaire; elle y est née de parents entierement noirs. Voila un point acquis, et il est important. Il devait m’orienter dans de nouvelles tentatives pour determiner l’origine de mon tableau. Mais je n’ai pas eu plus de chance que precedemment; je crois donc pouvoir affirmer qu'il n’existe a la Faculté de médecine aucun document permettant d’élucider ce probleme. En 1786, l’île de Saint-Domingue appartenait à l'Espagne pour la partie orientale et à la France pour la partie occidentale: il est vraisemblable que le peintre portugais J. M. da Rocha vendit, comme un objet de haute curiosité, l’un des deux exem- plaires de sa toile au Gouverneur de la colonie espagnole et l’autre exemplaire au.Gouverneur de la colonie française. Ainsi s’expli- querait la transmission toute naturelle du tableau a la Faculté de médecine, par les soins du Ministére de la marine. C’est donc, pensons-nous, dans les archives de ce Ministère qu’on devra trouver les documents relatifs a cette peinture. Quoi qu’il en soit, nous nous trouvons en presence d’un cas d’albinisme partiel, chez une négresse née a Saint-Domingue, de parents négres. Le cas est-il vraiment inédit, ainsi que je Vai annoncé plus haut? J'ai voulu éclaircir ce point et j'ai acquis la conviction qu’effectivement personne encore (sauf le D' Neveu- 44 Blanchard, Sur un cas inédit de négresse-pie au XVIII¢ siècle. Lemaire, avec mon autorisation) n’avait signalé ce tableau pourtant si remarquable. | Simon!) a fait le releve de tous les cas de negres-pies (Elsterneger, Schecken) connus en 1861. Il arrive a un total de 22 cas; aucun d’eux ne concorde avec le mien, ni par la localite, ni par la date, ni par le sexe ou l’äge du sujet, ni par la description des taches. | La galerie d’anthropologie du Museum de Paris possede deux remarquables tableaux peints par Le Masurier à la Mar- tinique, en 1782; ils représentent une negresse pie, âgée d’environ 12 à 15 mois. Ils ne concordent pas pour l’âge avec mon tableau qui, exécuté quatre ans plus tard, représente une fillette de 13 ans environ; maloré une très grande ressemblance générale, au moins pour la face antérieure du corps, ils ne concordent pas non plus dans le detail ?). Jai dit que Simon avait réuni 22 cas de negres pies. En realite, il importe d’etablir deux categories, parmi les observations quil resume. Un premier lot doit comprendre les cas où l’albi- nisme partiel est congénital et reste immuable au cours des ans. Une seconde catégorie doit renfermer les cas où des individus, nes completement noirs, ont vu apparaître, a une époque plus ou moins précoce, des taches blanches qui se sont étalées plus ou 1) Th. Simon, Uber Albinismus partialis bei Farbigen und Europäern. Deutsche Klinik, XII, p. 399—402, 407—410, 1861. ?) Is. Geoffroy Saint-Hilaire (Traité de tératologie, I, p. 310, 1836) consacre quelques mots au cas de Le Masurier. A part cette brève mention, ce cas est généralement demeuré inaperçu. Jen ai déjà donné une description dans la Grande Encyclopédie (article Albinisme, I, p. 1174—1181, 1885; cf. p. 1177 — 1178); il n'est pas inutile de la reproduire ici: « On voit encore aujourd’hui, dans la galerie d’anthropologie du Muséum, deux tableaux qui représentent cette négresse pie; l’un deux porte la mention: «ad vivum accuratissime pingebat in Martinica Le Masurier anno 1782.» Accuratissime est parfaitement approprié, car les deux toiles sont d’une finesse remarquable. Dans l’une, l’enfant, agée de quelques mois, est vue par le côté droit et par trois quarts de dos; dans l’autre, elle est vue de face. Nous avons eu déjà l’occasion de dire que le visage et les chairs étaient rosés. La téte est noire, mais une tache blanche très symé- trique s’observe sur le menton et descend sur le cou; une autre, tout aussi régulière, se voit sur le front et remonte sur le cuir chevelu. La partie antérieure du tronc est blanche, parsemée de taches noires. Les bras, les avant-bras, les cuisses et la moitié supérieure des jambes sont également blancs. La nuque, le dos et les fesses sont noirs. On dirait qu’un voile noir a été tendu sur la face postérieure, un voile blanc tacheté de noir sur la face antérieure; on dirait de plus que l’enfant a des brodequins et des mitaines noirs, le bout des doigts de la main étant blanc. » Zoologische Annalen. Bd. I. Sur un cas inédit de négresse-pie au XVIII: siècle par R. Blanchard. Blanchard, Sur un cas inédit de négresse-pie au XVIII siècle. 45 moins rapidement a la surface du corps, parfois de facon a rendre celui-ci complétement blanc dans l’espace de quelques années. Ce partage étant effectué, on constate que le nombre des cas d’albinisme partie] congénital se réduit a onze, savoir: les observations 4—-8 et 1o—15. La plus célèbre de ces observations est sans contredit celle de Buffon'): elle concerne une jeune négresse pie, «Marie Sabina, nee le 12 octobre 1736, a Matuna, plantation appartenant aux Jésuites de Carthagene en Amérique, de deux Negres esclaves, nommés Martiniano et Padrona» Le célèbre naturaliste français en eut connaissance par un tableau trouvé, en 1746, à bord d’un navire anglais capturé par un corsaire français, tableau qui lui fut envoyé, à la date du 10 sep- tembre 1772, par Taverne, ancien bourgmestre et subdélégué de Dunkerque. Simon pense que Marie Sabina est cette même négresse pie dont le P. Jose Gumilla, de la compagnie de Jésus, signale l’existence aux environs de Carthagène, en 1738; c'est, en effet, très probablement la même personne. Buffon fit faire, d’après le tableau qui lui fut transmis, une gravure qui orne ses œuvres et qui est bien connue. C’est une composition charmante et gracieuse, qui rend d’autant plus regrettable la perte de la peinture originale. On doit déplorer tout autant la perte du portrait trouvé à bord d’un vaisseau espagnol capturé par l’amiral Franklin. Il s'agissait d’un jeune nègre, né de parents noirs dans les colonies espagnoles et partout tacheté de noir et de blanc. Blumenbach possédait le portrait de trois nègres pies, un garçon et deux filles. Que sont devenus également ces dessins? Les observations 1—3, 9 et 16--22 de Simon ne se rappor- tent pas au véritable albinisme partiel. Elles concernent des individus qui, nés entièrement noirs, ont blanchi partiellement, soit sans cause apparente, soit à la suite de maladies graves ou de fortes émotions, à un âge d’ailleurs très variable (de 3 à 50 ans): la dépigmentation du tégument est totale, aux points où elle se manifeste, et s'étend progressivement. Il s’agit donc ici simple- ment de vitiligo ou d’une affection analogue, causée par des troubles nerveux. 1) Histoire natureile. Paris, in- 4°; cf. supplément, IV, p. 555—578, et pl. II, 1787. 46 | Blanchard, Sur un cas inédit de négresse-pie au XVIII® siècle. En somme, les cas de véritable albinisme partiel ne sont pas très nombreux. Ceux qu’a recueillis Simon ne sont qu’au nombre de 11; le mien fait le 12°: En tenant: compte fes recents, enumeres par Neveu-Lemaire, on arrive au plus a un total de 23 a 25 cas. Tous se rapportent a des négres d’Afrique, nes ou observés pour la plupart en Amérique; un seul cas, recueilli par Francois a Lifou, concerne un Négrito des iles Loyaute. Richtigstellung einiger Gattungsnamen unter den Säugern. Von Franz Poche, Berlin. È der Durcharbeittng der Säugetiere anläßlich eines sich \ | nunmehr dem Abschlusse nähernden zoogeographischen Werkes fand ich, daß einige der bisher üblichen Gattungs- namen aus diesem oder jenem Grunde unhaltbar sind, und zwar sind dies die folgenden: Microlestes Plieninger (Jahrh. Ver. Vaterl. Naturk. Württem- berg III, 1847, pag. 164) ist durch Merolestes Schmidt-Goebel (Fauna Coleopt. Birm., 1846, pag. 42) unter den Coleopteren präoccupiert. An seine Stelle hat daher der Name Zypsıprym- nopsis Dawkins (Quart. Journ. Geol. Soc. London XX, 1864, pag. 411) zu treten. Der Name Chlamyphorus Harlan (Ann, Lyc. Nat. Hist. New-York I, 1825, pag. 237) wird ganz allgemein in der verbesserten Form Chlamydophorus (Wagler, Natürl. Syst. Amphib., 1830, pag. 35) verwendet. Da aber eine solche Anderung der Bildung eines Namens nach den internationalen Nomenklaturregeln nicht zulässig ist, so ist die ursprüngliche Form desselben wieder in Gebrauch zu nehmen. Demgemäß ist auch die bisher so genannte Unterfamilie Chlamydophorinae als Chlamyphorinae zu be- zeichnen. a Sphenodon Lund (Ann. Sci. Nat. (2) XI, 1839, pag. 220 [hier errore Spenodon; cf. pag. 231]) ist durch Sfhezodon Gray (Zool. Miscell. 1831, pag. 14 [hier SfAaezodon] präoccupiert. Es ist daher nötig, dafür einen neuen Namen zu schaffen, und erlaube 48 | Poche, Richtigstellung einiger Gattungsnamen unter den Säugern. EEE ich mir, die Gattung nach Herrn Professor P.Matschie, dessen scharfsinnige Forschungen bereits so viel Licht auf die Verbrei- tung der Säugetiere geworfen haben, Matschreella, nom. nov., zu nennen. Die typische Art derselben ist somit als Mazscheeella minuta (Ld.) zu bezeichnen, Halticus Brandt (Bull. Cl. Phys.-Math. Acad. Sci. St.-Peters- bourg II, 1844, Spalte 213) ist durch Aaltcus Hahn (Wanzenart. Insecten I, 1831, pag. 113) unter den Hemipteren präoccupiert, und hat infolgedessen dafür der Name Sczrtopoda Brandt de essSpalte 2172) femzutre tene In Ann. Mag. Nat. Hist.(7) XI, 1903, pag. 388 führt Troues- sart für Megalomys Trouessart (Naturalliste III, 1881, p. 357) den neuen Namen Moschomys ein, und zwar mit der Begründung (pag. 387), dass der Name Adegamys bereits von [d’ Orbi gny u.]Lau- rillard (in d Orbigny, Voy. Amer. Merid. IIL 4 Th, Fakon tologie, 1842, pag. 110) für eine andere, fossile Nagergattung ver- wendet wurde, dieser Name aber unrichtig ist als eine Abkürzung n „Megalomys‘“, dem einzigen richtig gebildeten Namen. In Übereinstimmung mit den von den Internationalen Zoologen-Kon- gressen vorgeschriebenen Nomenklaturregeln sollte „Megamys“ zu „Megalomys‘‘ verbessert werden, und ist daher der Name Megalomys Trt. präoccupiert und muss geändert werden. — Dagegen ist folgendes zu bemerken: Die internationalen Nomenclaturregeln bestimmen nicht nur nicht, daß Fehler in der Bildung eines Namens zu berichtigen sind, sondern sagen vielmehr (pag. 936, I, $ 8) ausdrücklich: „Die ursprüngliche Schreibung eines Namens ist beizubehalten, falls nicht ein Schreib- oder Druckfehler oder ein Fehler der Transkription nachzuweisen ist“, und weiterhin (pag. 945, Ratschläge, $ 5 e): „Aehnliche Gattungsnamen sind nicht zu verwerfen, wenn sie nicht bei richtiger Schreibweise absolut identisch sind.“ (eine Bestimmung, die, wie ich vor kurzem [Zool. Anz. XXVII, 1904, pag. 297] nachgewiesen habe, unbedingt als Regel und nicht als Ratschlag aufzufassen ist). Eine Änderung der Bildung eines Namens, wie Trouessart sie hier vertritt, ist also ganz unzulässig. Es ist somit auch der Name Megalomys Trt. durch Megamys Orb. Laurill. nicht präoccupiert und daher an Stelle des jüngeren Namens Moschomys Trt. bei- zubehalten, bezw. wieder in Gebrauch zu nehmen. aa Poche, Richtigstellung einiger Gattungsnamen unter den Säugern. 49 Ferner möchte ich die Gelegenheit benützen, um auf die Prioritätsrechte des Namens Zelladotherrum tigrinum Johnston (in: Cornish, Living Animals of the World I, 1890—9I, pag. 270) hinzuweisen. Da mir das betreffende Werk leider nicht zugäng- lich ist, so entnehme ich denselben aus Lydekker, Zool. Rec. 1902, Vol. XX XIX, 1903, Mammalia, pag. 39. Da der Name nach dem Charakter des Werkes (soweit dieser sich aus dem Titel des- selben erschließen läßt) wohl kaum ein „nomen nudum“ sein dürfte, sich offenbar auf einen Vertreter des Genus Okapra Lank. bezieht und älter ist als die beiden anderen für solche aufgestellten Artnamen Johnston! (Equus? johnstont Sclater, Proc. Zool. Soc. Lond. 1901, I, pag. 50) und erzkssont (Okapia Erıkssoni Ray Lankester, Ann. Mag. Nat. Hist. (7) X, 1902, pag. 417), so wird er jedenfalls an die Stelle eines derselben treten müssen, vorausgesetzt, daß sich in dem Falle, daß die gedachten beiden Arten wirklich ver- schieden sind — was ja noch keineswegs über jeden Zweifel er- haben ist (s. Ray Lankester, l.c., pag. 418) —, ermitteln läßt, auf welche derselben er sich bezieht. Es wäre dann also das Okapi, bezw. eine der beiden Arten desselben, als Okapra hıgrına (Johnst.) zu bezeichnen. Zool. Annalen. I. 4 Zur Nomenclatur der Salamandriden. Von Franz Poche, Berlin. Amphib, 1830, pag. 209)nur die Larvenform von Améblystoma Tschudi (Classif. Batrach., 1838, pag. 92 [hier errore? Am- bystoma)) ist, wird die betreffende Catane durchweg unter letz- terem Namen angeführt. Dies ist jedoch unstatthaft, da es be- kanntlich für die Gültigkeit eines Namens irrelevant ist, ob der- selbe auf das ausgebildete Tier oder auf ein Entwicklungsstadium gegründet wurde. Es hat daher an die Stelle von Amblystoma Tsch. der Name Szvedon Wagl. zu treten. Dementsprechend ist auch die bisher so genannte Unterfamilie Amödlystomatınae fortan als Szvedoninae zu bezeichnen. — Nach demselben Grund- satze muß, falls man, wie es beispielsweise Boulenger (Cat. Batrach. Grad. Coll. Brit. Mus. >2.. Aufl, 1882, , pas 258) Günther (in Godman und Salvin, Biologia Centr.-Amer., Batrachia, 1901, pag. 295 f.) tun, Salamandra tigrina Green (Journ. Acad. Nat. Sci. Philadelphia V, 1825, pag. 116) und Gyrınus mexı- canus G. Shaw (Naturalists Miscell. IX, 1798, pag. — [Text zu Tab. 342] [das Datum entnehme ich aus Sherborn, Ann. Mag. Nat. Hist. (6) XV, 1895, pag. 376|) — welcher letztere Name gleichfalls auf die Larvenform gegründet ist — zu einer Art ver- einigt — s. dagegen aber z. B. Cope, Bull. Un.) St Nat. Muse 34, 1889, pag. 84 —, diese als Szredon mextcanus (G. Shaw) und nicht, wie bisher fast durchweg geschehen, als Amélystoma hıgrı- num (Green), bezw. Szredon tigrinus (Green), bezeichnet werden. S q eitdem es bekannt wurde, daß Szredon W agler (Natürl. Syst. Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey). Von Dr. Bruno Bloch, Basel. | | be dem Aufschwung, den die Medizingeschichte in letzter Zeit genommen hat, ist ein Gebiet bisher fast unberihrt (53 geblieben: die Geschichte der Embryologie, ob- schon gerade hier ein Verständnis für manche Grundprobleme und methodologische Eigentümlichkeiten nur auf historischer Basis ge- wonnen werden kann. Der große Gegensatz, der besteht zwischen dem Aufwand von Forscherarbeit, der in dem empirischen Ausbau der Embryologie zutage tritt und dem Interesse, das der historischen Entwickelung dieser Wissenschaft im allgemeinen entgegengebracht wird, muß auffallen. In keinem der bekannten medizinhistorischen Handbücher, auch nicht in dem neuesten und ausführlichsten von Pagel-Neuburger findet sich eine Darstellung der Geschichte der Embryologie, die ihrem praktischen Werte — in der Medizin — und ihrer theoretischen Bedeutung — in der Deszendenz- lehre — auch nur einigermaßen gerecht würde. Was uns in diesen Werken geboten wird, das sind lediglich vereinzelte, un- zusammenhängende Notizen über embryologische Entdeckungen und Abhandlungen; nirgends ist jedoch der Versuch gemacht, den Bindegliedern nachzuforschen und die losen Einzelfakta zu einer geschlossenen Gesamtdarstellung zu verknüpfen. Eine Aus- nahme macht nur die historische Abhandlung, mit der O. Hert- wig sein Handbuch der vergleichenden Entwickelungslehre der Wirbeltiere einleitet: sie gibt uns ein zusammenhängendes Bild !) Nach einem in der Naturforschenden Gesellschaft zu Basel gehaltenen Vortrage. A* 52 Bloch, Die Grundziige der alteren Embryologie bis Harvey. der Hauptströmungen in der Embryologie, wenigstens für die neuere Periode, etwa von der zweiten Hälfte des XVII Jahr- hunderts an. Doch fehlt hier die Grundlage, nämlich die Ge- schichte der antiken Embryologie, deren Kenntnis es allein er- möglicht, den richtigen Standpunkt und das wahre Verständnis für die Beurteilung der späteren Perioden zu gewinnen. Und doch ist eigentlich, wenn man unbefangen an die Frage herantritt, gar nicht einzusehen, weshalb gerade die Entwickelungsgeschichte, wie allgemein angenommen wird, eine so viel kürzere Vergangen- heit hinter sich haben sollte, als die gesamte Heilkunde und ihre Hülfswissenschaften. Die große io Bedeutung der Embryologie mußte ja schon den frühesten Ärzten und Naturforschern durch die Erfahrungen bei Geburten und Aborten wie bei der Tierzüchtung lebhaft zum Bewußtsein kommen. Das Grundproblem, auf dem sich die embryologische Wissenschaft aufbaut — die Frage: wie entsteht ein lebender Organismus, welche Umwandlungen erfahrt der urspriingliche Keim bis zu seiner definitiven Gestaltung? — ist ein einfaches und naheliegendes; die Wahrscheinlichkeit, daß es schon in relativ sehr friiher Zeit aufgestellt worden ist, ist eine große — umsomehr, als das ihm so eng verwandte kosmo- genetische Problem, das die Entstehung des Weltganzen zu er- gründen sucht, wie uns die Mythen aller Völker beweisen, ein uraltes ist. Primitiv und leicht zugänglich ist aber auch, was noch viel mehr besagen will, die Technik, deren es zur Lösung der einfachsten Fragen der Embryologie bedarf: denn die Ge- legenheit, menschliche und tierische Embryonen, besonders Vogel- embryonen zu beobachten und zu zergliedern, war zu allen Zeiten gegeben. Sehen wir zu, inwieweit diese zunächst rein aprioristischen Annahmen durch die geschichtliche Quellenforschung gestützt und bestätigt werden! Die Geschichte der Embryologie im Altertum knüpft sich — von den unzuverlässigen Spuren embryologischer Kenntnisse der Ägypter und Babylonier kann hier wohl abgesehen werden — eng an die Namen und Arbeiten seiner drei größten Natur- forscher und Ärzte: Hippokrates, Aristoteles und Galen. Zwar haben sich schon die vorhippokratischen griechischen Naturphilosophen, Pythagoras, Alkmaeon, Anaxagoras, Parmenides und besonders Empedokles und Demokritos Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. 53 mit den Problemen der Entwickelung abgegeben. Zahlreiche, noch erhaltene Fragmente aus ihren Schriften, die ich hier nicht einer näheren Besprechung unterziehen kann, beweisen das. Sie zeigen uns, daß sich schon diese Männer mit den Fragen in erster Linie beschäftigt haben, welche bis in die neueste Zeit hinein die wichtigsten Aufgaben, die am heftigsten diskutierten Themata der Embryologen bildeten. Es sind das die Fragen nach der Herkunft und dem Wesen des Zeugungsstoffes, die Be- teiligung der beiden Geschlechter an der Hervorbringung eines neuen Individuums, die Bestimmung der Geschlechter und die Ursachen der Geschlechtsverschiedenheit, die Ernährung des Fötus und, nicht zum wenigsten, die folgenschwere Untersuchung, welches von den Organen des Körpers in der Entwickelung zeit- lich und sachlich den ersten Rang einnehme, die Frage nach dem Primat der Teile, wie wir sie von nun an bezeichnen wollen. Es wäre unstatthaft, die Gesamtleistung der vorhippokratischen Periode auf embryologischem Gebiete nach den vereinzelten Überbleibseln einer einst wohl ausgedehnten Literatur beurteilen zu wollen. Den einen Schluß lassen sie jedoch wohl zu: alle diese Naturphilosophen haben entwickelungsgeschichtliche Auf- gaben zu lösen versucht nicht auf Grund eines sorgfältig ge- sammelten Tatsachenmaterials; ihre embryologischen Anschauungen sind vielmehr der Ausfluß ihrer allgemein-philosophischen Prin- zipien und Ergebnis aprioristischer Spekulation. So trägt z. B. Empedokles seine Theorie von den vier Elementen in die Lehre von der Entwickelung des Fötus hinein. Es ist diese Vermengung rein embryologischer Fragen mit physiologischen und philo- sophischen keine vereinzelte Erscheinung. Wir begegnen ihr in der gesamten antiken Embryologie und Biologie, bei Hippo- krates so gut wie bei Aristoteles und Galen. Nur ganz allmählich hat sich aus dem Wirrwarr von Hypothesen und Theorien eine schärfere Fassung der embryologischen Probleme losgeschält. Ihre frühere Stellung als integrierender Bestandteil der Physiologie hat sie sogar — von wenigen Ausnahmen ab- gesehen — bis weit in die neuere Zeit hinein behalten und wenn wir noch heutzutage in manchen Lehrbüchern der Physiologie als Anhang einen Abriß der Embryologie finden, so ist das noch ein Rest jener althergebrachten Anschauung, welche physiologische und rein genetische Fragen und Gesichtspunkte nicht streng zu scheiden wußte. 54 Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. Von den griechischen Naturphilosophen stark beeinflußt, sowohl was die Methodik des Forschens und Denkens anbetrifft, als auch nach den theoretischen und allgemein biologischen Voraus- setzungen, erweisen sich mehrere Bestandteile der großen hippo- kratischen Schriftsammlung, welche embryologische Angaben enthalten. Es sind das die Bücher De carne (negl oagxwv), De diaeta (magi diairms) und De alimento (negl toogis). Auf ihren Inhalt näher einzugehen, ist hier nicht der Ort, so bezeichnend er auch ist für gewisse Eigentümlichkeiten der antiken Physiologie. Weit über alle diese Versuche, aus Hypothesen und halb- philosophischen, halb naturwissenschaftlichen Prinzipien eine, nur durch wenige und unzulängliche Beobachtungen gestützte Ent- wickelungsgeschichte zu konstruieren, steht das hippokratische Buch De natura pueri (megl gvoros naıdiov), das zusammen mit der Schrift De semine (neel yovrs) ein Ganzes bildet. Es ist ein in mancher Beziehung geradezu klassisches Werk von ganz hervorragender Bedeutung für die Geschichte der Embryologie. Sein Wert beruht nicht darauf, daß es die Embryologie um zahl- reiche Einzelbeobachtungen bereichert. Solche finden sich viel- mehr nur spärlich; sie sind umsponnen von einem Gewebe rein theoretischer und hypothetischer Voraussetzungen und Deutungen, in denen wir uns nun schwer mehr zurechtzufinden vermögen. Die Zeugungstheorie zeigt Anklänge an Empedokles. Sowohl Mann als Weib bringen zweierlei Samen hervor: kräftigeren männ- lichen und schwächeren weiblichen. Derselbe stellt gewissermaßen einen Extrakt des ganzen Körpers vor; er strömt bei der Be- gattung durch das Rückenmark in die Geschlechtsteile und je nachdem bei der Befruchtung der eine oder andere Samen an Stärke und Menge überwiegt, gleicht das Junge dem Vater oder der Mutter. Die erste Entwickelung der Frucht wird mit einem Brennprozeß verglichen. Von der Mutter her gelangt Pneuma, Luftgeist, in die Frucht, dehnt sich dort aus, erwärmt die Masse und bricht sich, indem er diese zu einer Art von Aufwallung bringt, nach außen Bahn, während frisches Pneuma fortwährend nachströmt; denn „alles was erwärmt wird“, so läßt sich der unbekannte Autor vernehmen, „läßt Pneuma fahren und zieht anderes, nämlich kaltes zu sich heran, als Ersatz hiefür, von welchem es sich nährt“. Außer durch Pneuma ernährt sich der Fötus auch durch das Blut der Mutter, das, anstatt der Menses, dem Uterus und durch den Nabelstrang dem Fötus zuströmt, Bloch, Die Grundziige der alteren Embryologie bis Harvey. 55 kontinuierlich und in allmählich zunehmender Menge. Kochung, Gerinnung und Austrocknung sind auch bei der Bildung des Körpers und der Eihäute tätig. Die Gestaltung des Körpers, die Gliederung der Organe und die Entstehung der Gewebe bewirkt wiederum das Pneuma, als trennendes und vereinigendes Prinzip. Ich will den Leser nicht mit der ganzen, uns oft fremdartig an- mutenden Vorstellungsreihe belästigen. Eine Stelle möge als typisches Beispiel genügen, sie lautet also: „Das Fleisch aber bekommt während seines Wachstums durch das Pneuma Gelenke, und es gesellt sich in ihm immer das Gleiche zum Gleichen, das Feste zum Festen, das Lockere zum Lockeren, das Feuchte zum Feuchten; ein jedes geht aber an den ihm eigenen Platz, zu dem ihm Verwandten, aus dem es entstanden ist. So ist alles, was aus dem Festen entstanden ist, fest, alles was aus dem Feuchten entstanden ist, feucht. Auf dieselbe Art und Weise bildet sich auch das übrige während des Wachstums; die Knochen werden durch die Wärme fest gemacht und bekommen Zweige wie ein Baum. Alle diese Einzelheiten bilden sich aber infolge der Atmung aus, weil sich durch das Aufblasen alles je nach der Wahlverwandtschaft temi Die Auffindung und richtige Beschreibung embryologischer Tatsachen, die Aufzählung guter Einzelbeobachtungen ist es also nicht, wodurch der Autor des Buches De natura pueri so gewaltig vor seinen Zeitgenossen hervorsticht. Aber er bietet etwas anderes, weit wichtigeres: er hat gefunden, durch Überlegung und Beob- achtung, daß man im Studium der Embryologie am einfachsten und sichersten zum Ziele gelangt, wenn man eine Henne eine Anzahl Eier ausbrüten läßt, Tag für Tag eines derselben öffnet und den Embryo besichtigt und die so gewonnenen Erfahrungen auch auf die, ungleich schwieriger zu verfolgende Entwickelung anderer Lebewesen anwendet. Das war eine geniale Kon- zeption wie sie uns in der Geschichte der Wissenschaften nicht oft begegnet; denn damit war die Methode der wissenschaftlichen embryologischen Forschung entdeckt, welche nicht nur bis in die neueste Zeit die wichtigste und ergebnisreichste geblieben ist, sondern die, solange die modernen technischen Hilfsmittel fehlten, überhaupt die einzige war, mit welcher man auf entwickelungs- geschichtlichem Gebiete Ersprießliches leisten konnte. Und diese Entdeckung ist nicht etwa eine zufällige; sie ist der Ausfluß und 56 Bloch, Die Grundziige der alteren Embryologie bis Harvey. die Konsequenz des ganzen, ùberraschend tiefen und gereiften Auffassung des Verfassers vom Wesen der Entwickelung über- haupt. Der Entwickelungsgang zeigt — das ist seine mehrfach ausgesprochene Uberzeugung — bei allen Orga- nismen, Pflanzen und Tieren, im Prinzip analoge Grund- züge, seine wichtigsten und prinzipiellen Erschei- nungen sind gesetzmäßige und allgemein gültige Das ist der Grund, weshalb von der Entwickelung des Hühnchens im Ei auf die der Menschen und der Säugetiere geschlossen werden kann. Diese Anschauung veranlaßt den Autor, auch über die Ent- wickelung der Pflanzen einige elementare Beobachtungen mitzuteilen, ihre Abhängigkeit vom Standort mit der Beeinflussung des Embryos durch die Konstitution der Mutter zu vergleichen, seine Angaben über die Gestaltung des Fötus im Uterus mit Beispielen aus der Entwickelung des Hühnchens zu erläutern und zu beweisen. Ich führe die in dieser Hinsicht wichtigste Stelle aus dem Buche hier an. Sie lautet: „Ich behaupte also, daß die Erdgewächse alle von der aus der Erde stammenden Feuchtigkeit leben, und daß die Gewächse solche Feuchtigkeit in sich haben, wie auch die Erde in sich trägt. In gleicher Weise lebt das Kind im Uterus der Mutter, und soweit die Mutter gesund ist, ist auch das Kind gesund. Wenn einer aber das hierüber Gesagte vom Anfang bis Ende verstehen will, so wird er finden, daß die Beschaffenheit der aus der Erde stammenden Gewächse in allen Stücken dieselbe ist wie die der menschlichen Frucht“. So lehrt auch die Beobachtung der Bildung des Hühnchens im Ei, daß seine Entwickelung im ganzen und großen verläuft wie die des Menschen im Uterus; denn: „auch im übrigen wird man diejenige Beschaffenheit des Fötus, von welcher ich gesprochen habe vom Anfang bis Ende so finden, wie ich es bei der Betrachtung derselben dargelegt habe, wenn man nämlich sich der Beweise, welche ich vorbringen werde, bedienen will. Wenn man nämlich 20 oder mehr Eier einer oder zwei Hennen unterlegt, und vom zweiten Tag an- gefangen, bis zu dem letzten, an welchem das Junge aus dem Ei kriechen wird, täglich ein Ei wegnimmt und zerbricht, so wird man, wenn man zusieht, alles meiner Beschreibung ent- Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. 57 sprechend finden, soweit man einen Vogel mit einem Menschen vergleichen kann.“ Hs ist im Grunde nichts anderes als die Idee einer ver- gleichenden Entwickelungsgeschichte die in diesen Sätzen ausgesprochen wird. Aus ihr heraus ist offenbar die Methode geboren worden, die sich später zu einer so fruchtbringenden gestalten sollte. Erst sehr viel später allerdings! Zweitausend Jahre lang blieb sie unbeachtet und unbenützt, bis sie ein italieni- scher Gelehrter der Renaissance, Ulisse Aldorvandi, wieder ans Tageslicht zog und damit die moderne Ära der Embryologie anbahnte. Weder das Altertum noch das Mittelalter war reif genug für den Gedanken; und auch der Entdecker hat ihn keines- wegs so verarbeitet, daß erhebliche wissenschaftliche Erfolge daraus erwuchsen. Der einzige, der in diesem Zeitraum wenigstens teilweise auf dem Wege fortgeschritten ist, den die hippokratische Schrift gewiesen hat, ist Aristoteles. Sein großes embryologisches Werk De generatione animalium (meoi Cawy yevéoews) ist in mancher Beziehung als eine Fortsetzung und Ausfihrung dessen anzusehen, was im Buche iber die Entstehung des Kindes be- gonnen und angedeutet war. Er hat den Gedanken von der Ein- heitlichkeit der Entwickelung ausgebaut und soweit die zeitlichen und persönlichen Bedingungen dazu vorhanden waren, in die Tat umgesetzt. Was uns in seinem Werke so sehr imponiert, das ist der universelle Blick, der die embryologischen Verhält- nisse aller bekannten Tierarten zu umfassen trachtet, und der streng logische Aufbau der Systematik und der Theorien. Nicht nur die Säugetiere oder gar, wie bei den meisten späteren Embryologen, allein der Mensch, werden in den Bereich der Untersuchung gezogen. Auch den Vögeln, den Reptilien, den Fischen und den meisten wirbellosen Tierklassen wird Be- achtung geschenkt. Uber die Entwickelung des Hühnchens werden einige vorzügliche Beobachtungen mitgeteilt; schon am ‚dritten Tage nach Beginn der Bebrütung erblickte Aristoteles das pulsierende Herz. Er kennt ferner die Placenta, Nabelschnur, Dottersack und -Gang bei den Selachiern. Das alles mußte be- kanntlich im 19. Jahrhundert von Joh. Müller von neuem ent- deckt werden. Er macht richtige Angaben über die Befruchtung und Entwickelung bei den Kephalopoden und erläutert sie, wie aus dem Texte hervorgeht, sogar durch Abbildungen; er be- 58 Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. schaftigt sich mit der Zeugung und Entwickelung der Bienen, Wiirmer und zahlreicher anderer Wirbellosen. Seine Theorien bestechen durch ihre Klarheit und Folgerichtigkeit. Freilich stehen sie gar oft in der Luft; sie erweisen sich als rein begriff- liche Konstruktionen eines genialen Denkers, deren empirischer Unterbau oft aus falschen und mißdeuteten Beobachtungen, aus kritiklos aufgenommenen Berichten besteht. Das gilt vor allem von der Zeugungstheorie des Aristoteles. Und das von Erfolg begleitete Bestreben, auch alles das in feste Formen der systematischen Ordnung zu fugen, was der Natur der Sache und der zeitlichen Umstände nach notwendig zweifelhaft oder ganz unrichtig war, mußte die Nachbeter in ein ebenso bequemes als verhängnisvolles Gefühl der Sicherheit wiegen, das kein weiteres Fragen nnd damit auch kein Forschen und keinen Fortschritt zuließ. Schwerer noch fällt der Umstand ins Gewicht, daß Aristoteles die wichtigste Anregung der Hippokratischen Bücher nicht ausgeführt hat. Er hat zwar vereinzelt Hühner- embryonen beobachtet; darüber kann nach seinen Versicherungen gar kein Zweifel herrschen; wir vermissen jedoch bei ihm eine konti- nuierliche, lückenlose Beobachtung und Darstellung der aufeinan- derfolgenden Stadien, wie sie jene Schrift klar vorgeschrieben hatte. Aristoteles unterscheidet vier Arten von Zeugung: die Urzeugung, die Sprossenbildung, die parthenogenetische und die geschlechtliche Zeugung. Urzeugung nimmt er für eine große Zahl von Wirbel- losen und einige Wirbeltiere an: An dieser Lehre der Entstehung von Lebewesen aus toter Materie ist bis ins XVI. Jahrhundert hinein nie gerüttelt worden. Erst Francesco Redi hat in seinen „Esperienze intorno alla generazione delle insetti‘ (Firenze 1608) wenigstens für die Insekten und Würmer den Beweis er- bracht, daß keine Generatio spontanea vorliege. Für die antiken Menschen lag ja in der Annahme einer Urzeugung gar nichts besonders Auffälliges und Unerklärliches: war ihm doch die un- organische Welt ebenso sehr von Leben und Bewegung erfüllt wie die organisierte. Aristoteles selber spricht das deutlich genug aus in. folgenden Worten: „Es entstehen aber die Tiere und die Pflanzen in der Erde und in dem Feuchten, weil in der Erde Wasser vorhanden ist und in dem Wasser Luft, in aller Luft aber Lebenswärme, so daß gewissermaßen alles von Leben erfüllt ist.“ (De gen. anim. III, 112.) Bloch, Die Grundziige der alteren Embryologie bis Harvey. 59 Durch Sprossung sollen die Myes (eine Art von Schal- tieren) sich fortpflanzen; darunter ist offenbar Mytilus gemeint, wo gemeinsam am Byssus kleine Kolonieen junger Tiere sitzen. Parthenogenesis nach unserer heutigen Auffassung kennt Aristoteles nicht. Seine „Zeugung ohne Begattung“ ist ein Mittelding zwischen Parthenogenesis und Hermaphro- ditismus. Weitaus die meisten Tiere sind auch nach ihm ge- schlechtlich getrennt. ihre Zeugung kommt zustande durch die Vereinigung des männlichen Spermas mit dem Ei bei den Vögeln, bei den Säugetieren, deren Eier Aristoteles ja un- bekannt waren, mit dem Menstruationsblut. Aristoteles ist der einzige, welcher der letzteren Flüssigkeit eine solche Rolle beim Zeugungsakt zuschreibt. Hippokrates und Galen, und mit ihnen alle späteren bis Harvey, nahmen statt dessen eine weibliche Samenflüssigkeit, analog dem Sperma des Mannes an. Der letzte Verfechter jener sonderbaren aristotelischen Lehre, die nicht einmal bei den Scholastikern Gnade gefunden hat, war Victor Cardelinus (1628). Noch in einem anderen Haupt- punkte unterscheidet sich die aristotelische Zeugungslehre wesent- lich von der hippokratischen und galenischen. Sie faßt Befruchtung und Zeugung als rein dynamische Vorgänge auf. Vom männlichen Samen geht einé Bewegung auf das Ei (resp. die Menstruationsflüssigkeit) über, weckt dort die schlummernden Kräfte und Qualitäten und regt die Formentwickelung und das Wachstum an. Der weibliche Anteil (das Ei) ist also das stoff- liche Prinzip, er liefert die materielle Grundlage des Fötus und enthält alle Teile desselben der Anlage nach (potentiell. Das Sperma des Männchens geht materiell nicht in den Keim über, es überträgt nur eine Bewegungsenergie auf den trägen weib- lichen Ausscheidungsstoff. Diese geistreiche Zeugungshypothese steht mit den philosophischen Lehren des Aristoteles in engstem Zusammenhang. Sie gestattete es ihrem Urheber, alle ihm be- kannten Einzelfälle, alle Arten und Abarten der Zeugung in ein einheitliches und allgemein gültiges Schema zu bringen. Selbst die generatio spontanea erscheint da als etwas ganz natürliches, von der geschlechtlichen Zeugung nicht grundsätzlich verschiedenes, denn hier wie dort stammt die materielle Grundlage des werden- den Organismus aus den Elementen, sei es direkt — wie bei der Urzeugung — oder nachdem sie in Form von Nahrung auf- genommen, durch den Körper assimiliert und zu einer blutähn- 60 Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. : lichen Flüssigkeit (resp. zu einem Ei) verarbeitet worden sind — wie bei den geschlechtlich Zeugenden. In beiden Fallen bedarf es, damit die Entwickelung möglich sei, eines anregenden, ener- getischen Prinzipes, das die an und für sich träge Masse in Be- wegung setzt, der im Sperma enthaltenen „tierischen Wärme‘, bei den geschlechtlich Zeugenden, der atmosphärischen Wärme bei der Entstehung aus toten Stoffen. Das erste Produkt der Zeugung ist bei allen Organismen ein ungegliederter, wurmartiger Körper — der Keim (xümua) Es werden Anlage- und Nähr- substanz unterschieden. Im Ei z. B. wird der Dotter, im Gegen- satz zu Alkmaeon und dem hippokratischen Embryologen, als Nahrungsstoff, das Eiweiß als Bildungssubstrat angesehen, eine Auffassung, die später heftige Kontroversen zwischen Aristo- telikern und Galenikern hervorrrief. Die Entwickelung selber besteht in einer Fortsetzung der übertragenen Bewegung und wird der Tätigkeit einer automatischen Maschine verglichen. Die Bildung der Organe und Gewebe richtet sich in jeder Beziehung nach ihrer schließlichen Funktion, das Zweckmäßigkeits- prinzip oder die Zielstrebigkeit wird also in erste Linie gestellt, wie aus folgenden Worten hervorgeht: „Es ist in den geordneten und gesetzlichen Werken der Natur ein jegliches nicht deswegen so beschaffen, weil er mit solchen Eigenschaften entsteht, sondern vielmehr weil es ein so Beschaffenes ist, deshalb entsteht es mit solchen Eigen- schaften. Denn die Entstehung und Entwickelung richtet sich nach dem Wesen und ist um des Wesens willen, nicht aber dieses nach der Entstehung.“ Die Hauptfunktionen des Keimes sind Wachstum und Er- nährung; erst später gesellt sich dazu das Vermögen der Emp- findung und des Denkens. Die Ernährung geschieht durch das in den Nabelgefäßen zufließende mütterliche Blut; bei den Eier legenden, wie schon bemerkt, durch den Dotter. Alle Organe werden zuerst nur in ihren Umrissen gebildet und abgegrenzt, gleichsam skizziert, und erhalten erst später ihre spezifischen Organcharaktere. Von allen Organen des Körpers bildet sich zuerst das Herz. . Diese Lehre vom Primat des Herzens verficht Aristoteles öfters und stets mit großer Wärme und sucht sie mit induktivem und deduktivem Beweismaterial zu stützen. Trotzdem bildet sie das Objekt, um das die Embryologen des Altertums, des Mittel- Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. 61 alters und der Neuzeit bis ins XVII. Jahrhundert wohl am er- bittertsten gestritten haben. Es wird sich bald zeigen, was die Embryologie diesen Kontroversen schließlich zu verdanken hat. Nach dem Herzen entstehen die großen Gefäße. Sie schaffen das zum Aufbau der Teile nötige Material, das Blut, aus dem Herzen herbei. Die auffallende Größe des Kopfes und besonders der Ausen”in: früher. Zeit setzt Aristoteles‘ wie alle alten Embryologen in Erstaunen. Den Grund dafür sieht er in der Beschaffenheit des Gehirnes. Die Gewebe entstehen aus dem Blute, das durch die Gefäßwände sickert, infolge Erwärmung und Abkühlung. Zuletzt entstehen die Horn- und Hautgebilde durch Austrocknung der obersten Schicht. Manche treffende Bemer- kungen orientieren über die Verhältnisse der fötalen Nebenorgane, Eihäute, Placenta, Dottersack, Nabelschnur bei den verschiedensten Tierklassen. Auch den Ursachen des Geschlechtsunterschiedes, der Vererbung, den mannigfachsten Mißbildungen sind breite Ausführungen gewidmet. Diese kurze Skizze kann uns kaum mehr als eine Ahnung geben von der Reichhaltigkeit und Bedeutung des Inhaltes. Mit diesem groß angelegten Werke hatte die antike Embryo- logie ihren Höhepunkt erreicht. Das wenige, was uns aus der nach-aristotelischen Literatur erhalten ist (Herophilos, Sora- nos, Athenaios) lohnt kaum die Mühe des Sammelns. Galenos freilich, der schreibselige Arzt aus Pergamon, hat auch zwei größere Abhandlungen über Zeugung und Entwicke- lung verfaßt, die beiden Bücher „Vom Samen“ (mei oreguaTog) und die Schrift „Über die Ausbildung der Frucht“ (neei uvovuevwv dıarkaoswg), außerdem in sein physiologisches Haupt- werk „Vom Gebrauch der Körperteile“ (reo. xesiag uoglwv) manche embryologische Details eingeflochten. Keine anderen Schriften des vielbewunderten und meist überschätzten Arztes vermögen uns den Verfall der antiken Bio- logie, der wohl eine Folge und Teilerscheinung des allgemeinen kulturellen Niederganges war, deutlicher vor Augen zu führen, als die embryologischen. Trotzdem die Methodik der embryo- logischen Forschung in der hippokratischen und aristotelischen Arbeit in nicht mißzuverstehender Weise ausgesprochen und fest- gelegt worden war, finden wir bei Galen keine Spur einer An- wendung derselben; die Entwickelung des Hühnchens im Ei hat er nicht verfolgt; es fehlen auch alle Anhaltspunkte dafür, dal 62 | Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. er je menschliche Embryonen seziert hätte. Das spärliche Tat- sachenmaterial, das er beibringt, beweist nur, daß er gravide Haustiere seziert und ihre Embryonen einer — nicht gerade sehr eingehenden — Untersuchung unterzogen hat. Er schildert gut die fötalen Gefäßverhältnisse bei Tieren, speziell die Gefäßanasto- mosen, welche unter den Namen Ductus Arantii, Ductus Botalli und Foramen ovale bekannt sind. Das sind aber auch die ein- zigen neuen und guten Beobachtungen, die ihm die Embryologie verdankt. Den weitaus größten Raum seiner Arbeiten beansprucht ein unerfreuliches, erbittertes Gezanke um Fragen und Theorien, zu deren Lösung die experimentellen Grundlagen auch nicht an- nähernd ausreichen konnten. Seine Kritiken und Ausfälle richten sich vornehmlich gegen Aristoteles und seine Anhänger, die Peripatetiker (Chrysippos, Athenaios u. a.) oder Philosophen, wie sie auch schlechtweg genannt werden. Selbst vor der direkten Beschimpfung der Gegner scheut Galen nicht zurück: sie ver- stehen nichts von Anatomie, „sie häufen Unsinn auf Unsinn“ (ignorantiam ignorantiae annectunt). Zum ersten Male in der Geschichte der medizinischen Wissenschaften werden hier die „Philosophi“ und die „Medici“ als zwei sich befehdende Gruppen einander gegeniibergestellt. Wir begegnen diesen beiden wohl charakterisierten Parteien im Verlauf der Geschichte noch sehr oft, nicht selten unter anderem Namen (Aristoteliker — Galenisten, Theoretiker — Praktiker); es ist gerade das schon erwähnte Problem des Primats der Teile, um das sich die beiden Lager formieren. Selbst in den allgemeinen Fragen und Theorien, die mehr klares, folgerichtiges Denken als subtile Einzelforschung erfordern, herrscht bei Galen — im Gegensatz zu Aristoteles — oft verwirrendes Dunkel. Wie oft stellt er Probleme der schwierigsten Art auf, setzt breit alle Möglichkeiten ihrer Lösung auseinander, bekämpft erbittert alle gegnerischen Ansichten — aber was er schließlich als eigene Lösung bringt, ist meist mehr geeignet, die Sache zu verwirren als zu klären. Es fehlt ihm der tiefgründende und weitumfassende Blick, das straff-logische Denken des Ari- stoteles. Sein Bestreben, die Naturwissenschaft vom philo- sophischen Standpunkt aus zu bearbeiten, ist ihm, wie so vielen seiner Nachfolger und Anhänger, verhängnisvoll geworden; Prob- leme und Gedankenkombinationen zerrinnen ihm unter der Hand. Galen ist Anhänger der Zweisamentheorie; er schreibt auch Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. 63 dem Weibchen Samenflüssigkeit dazu und verbreitet sich des breiten und langen iber seine Eigenschaften, Herkunft und Wir- kungsweise. Die dynamische Auffassung der Befruchtung lehnt er ab, kann sich aber doch nicht ganz von ihr losmachen. Er teilt die Organe ganz allgemein in solche ein, die direkt aus Samensubstanz, und solche, die aus dem durch die Nabelgefäße zuströmenden mütterlichen Blute entstanden sein sollen. Nur diese sollen im postuterinen Leben regeneriert werden können. Die Unterscheidung ist eine rein willkürliche, vom mehr oder minder weißlichen Aussehen der fertigen Organe hergenommene und widerspricht allen Tatsachen. Trotzdem haben sie alle späteren Embryologen bis Harvey ruhig akzeptiert. Auch in der Primatfrage weicht Galen von dem bisherigen ab. Ausgehend von dem aristotelischen Prinzip, daß jeder Embryo zuerst eine Art Pflanzenleben (ohne animale Funktionen) führe, gelangt er zum Schluß, daß sich auch vor allen anderen Teilen das Hauptorgan der vegetativen Funktionen, die Leber, bilden müsse. Also wiederum die fatale Vermischung genetischer und physiologischer Betrachtungsweise! Auf Galens Eròrterungen über die Vererbungsprobleme und die bei der Ent- wickelung wirkende ,,gestaltende Kraft“ (facultas formatrix) brauche ich hier nicht näher einzugehen. Das Gesagte genügt zur Kenn- zeichnung seines wissenschaftlichen Arbeitens. Mit Galen schließt die Embryologie des Altertums ab. Und zugleich hört auch jegliches wissenschaftliche Forschen auf diesem Gebiete, wie auf so manchem anderen, für lange Zeit auf. Was nach ihm bis zum XVI. Jahrhundert von Entwickelungsgeschichte sich in naturphilosophischen und medizinisch-anatomischen Werken vorfindet, das ist im besten Falle eine mehr oder minder genaue Wiedergabe dessen, was schon die antiken Ärzte und Natur- forscher gefunden hatten. Ofters sind es dialektisch -spitzfindige Untersuchungen auf rein theoretischer, durch keinerlei Beobach- tungen gefestigter Basis. Der Einfluß des erstarkenden Christen- tums mit seiner Abwendung von allen profanen naturwissen- schaftlichen Problemen konnte für die Embryologie natürlich nur ungünstig sein. Wie hätte auch diese Wissenschaft Förderung erfahren sollen, von Männern, wie Tertullian (160—220. Pres- byter in Karthago), der den männlichen Fötus deshalb früher als den weiblichen sich ausbilden läßt, weil Adam vor Eva erschaffen wurde, dem die zehnmonatliche Dauer der Schwangerschaft darum 04 Bloch, Die Grundzige der alteren Embryologie bis Harvey. das richtige und naturgemäße zu sein schien, weil die Zahl der Monate dem Dekalog entspricht. Auch die ganze byzantinische Periode, an ihrer Spitze Oreibasios, der Leibarzt Julians des Abtriinnigen, hat für die Embryologie nichts Ersprießliches hervorgebracht: einige geringwertige Kompilationen, das sind ihre ganzen Leistungen auf diesem Gebiete. Die Araber übergehe ich hier, obschon sie sich, wie schon aus dem Verzeichnis ihrer embryologischen Literatur hervorgeht, mit Entwickelungsgeschichte ziemlich intensiv abgegeben haben, und ihr Emfiuß auf die spätmittelalterliche Embryologie des Abendlandes kein geringer, zeitweise sogar ein dominierender gewesen ist. Nicht ohne tiefe Wirkung auf die Geschichte der Embryologie ist die Scholastik, wie sie in einem ihrer bedeutendsten Männer in Albert von Bollstädt, dem Großen, verkörpert war, ge- blieben. Sie hat zwar keine eigenen originellen Leistungen zu verzeichnen. Aber sie hat, von dem Bestreben geleitet, Theologie, Philosophie und Realwissenschaften zu einem wunauflöslichen Ganzen zu verbinden, dem Abendlande die Erkenntnismethoden und das gesamte Wissen des Aristoteles wiedergegeben. Es ist eben der Dominikaner Albertus Magnus, Lehrer in Köln und Paris, Bischoff in Regensburg (r193— 1280), welcher in seinem großen Sammelwerke diesen Übergang zu stande gebracht hat. Speziell seine Embryologie ist nichts anderes als ein Auszug und eine Paraphrase zum aristotelischen Buche „De generatione ani- malium“ und bringt im wesentlichen dessen gesamten Inhalt m nüchterner, sachlicher Form, vermehrt durch einige Zusätze des Emfluß Galens und der es Der Wert dieser großen Arbeit, ig eigentlich Neues sie auch bietet, ist nicht gering anzu- schlagen. Im Vergleich zu der vorhergehenden Verfallperiode bedeutet selbst diese Leistung eine Art von Renaissance. Das Werk Alberts des Großen hat bald Nachahmung gefunden, wie die Folge von großen Enzyklopädien beweist, die noch im gleichen Jahrhundert verfaßt worden sind und die es sich eben- falls zur Aufgabe machen, das gesamte Wissen der Zeit in wohl geordneter, en alan Form ihren Lesern zu vermitteln. Sie stehen aber — was die Embryologie betrifft — mehr unter dem Banne der Araber. Dieser unheilvolle arabische Einfluß ist ır gleichzeitigen Anatomie und Embryologie Bloch, Die Grundzige der alteren Embryologie bis Harvey. 6 CIA des Ricardus Anglicus des altesten franzòsischen Anatomen. Er nimmt in der Folge noch zu und vernichtet so manches, was die scholastisch-aristotelische Periode in der Embryologie ge- schaffen hat. Der geschichtliche Verlauf der Embryologie im Spätmittel- alter ist eben insofern ein ganz anderer als derjenige der Anatomie, als die Scholastik, die für den Betrieb der Anatomie gar nichts getan, höchstens die unglückselige dialektische Behandlung der- selben gefördert hat, durch die Rezeption und Verarbeitung des Aristoteles, die Entwickelungswissenschaft gehoben hat. Gegen- über diesem Höhepunkt bedeutet der immer siegreicher vor- dringende Arabismus und Galenismus in XIIL., XIV. und XV. Jahr- hundert entschieden einen Niedergang. In diesen rein literarischen Kämpfen zwischen Aristotelikern, Galenisten und Arabisten, an welchen später auch die Hippokratiker teilnahmen, wurden auch die alten embryologischen Kontroversen und Konflikte wieder nach. Die Fragen nach dem Zeugungsanteil der beiden Ge- schlechter, nach der Bedeutung des Eiweißes und des Eidotters, wach dem Ursprung der Gefäße, nach dem Wesen der Vererbung und vor allem das Problem des Primates der Teile, sie bildeten die Hauptobjekte, um die sich der Zank der Medici und Philo- sophi drehte. In das XVI. Jahrhundert fällt, wie bekannt, die große, unter schweren Kämpfen errungene Umwälzung in der Anatomie. Es vollzieht sich die Wendung vom sklavischen Glauben an die Überlieferung zur freien Kritik der Alten und endlich zu eigener selbständiger Beobachtung. Männer wie Vesal, Falloppio, Eustacchi treten auf, und in mühevoller Lebensarbeit gelingt es ihnen, das Werk der Reformation der Anatomie zu vollenden, die Irrlehre, die anderthalb Jahrtausende hindurch unerschüttert dagestanden hatte, zu stürzen und an ihrer Stelle das Gebäude der modernen Anatomie zu errichten. Auch die Reformation der Embryologie ist eine Tat des XVI, Jahrhunderts; aber sie ist von ganz anderen Männern, unter ganz verschiedenen Voraussetzungen vollzogen worden. Die Rückkehr zur Beobachtung der Natur und zum Vertrauen auf die eigene sinnliche Wahrnehmung und damit die Begründung des modernen Wissenschaftsbetriebes erfolgte hier nicht wie in der Anatomie (Vesal)im Gegensatz zu den zeitgenössischen klassi- zistischen Bestrebungen und im Kampf gegen die Überlieferung Zool. Annalen. I. 5 66 Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. (Galen!), sondern geradezu in direktem Anschluß an die Antike © (Hippokrates) und in der Weiterverfolgung ihrer else il Prinzipien und Wege. Das Nahen einer neuen Zeit kündet sich schon in dem Buche des vorvesalischen Anatomen Alessandro Benedetti (1460 bis ı525) an. Benedetti hat — als erster seit Galen — wieder den Versuch gewagt, neben der Büchergelehrsamkeit auch die Beobachtung der Natur für das Studium der Embryologie zu verwerten, indem er die Sektion einer trächtigen Hündin vornahm, um über die Anatomie der Föten etwas zu erfahren. Ein umfangreiches, für die französischen Embryologen fast 100 Jahre lang maßgebendes Buch über Entwickelungsgeschichte hat Jean Fernel, Professor an der Fakultät zu Paris, einer der einflußreichsten Lehrer seiner Zeit, 1554 herausgegeben. Die Bedeutung dieser Abhandlung liegt nicht etwa in der Rückkehr zur Natur, sondern in den Bruch mit dem Arabismus und dem Zurückgreifen auf die antiken Quellen. Bei den großen Reformatoren der Anatomie tritt das Studium der Embryologie ganz in den Hintergrund. Diese im ersten Augenblick etwas auffallende Tatsache erklärt sich wohl am besten daraus, daß das Interesse und die Arbeitskraft dieser Forscher viel zu sehr von ihrer Hauptaufgabe, der Neugestaltung der Anatomie in Anspruch genommen waren, als daß ihnen daneben noch Kraft und Muße geblieben wären, die nicht minder schwierige und zunächst wohl nicht so dringend erscheinende Reform der Entwickelungslehre an die Hand zu nehmen. Vesal ist in diesem Gebiete nur wenig über den Standpunkt Galens hinausgelangt; hält er doch (wenigstens in der Fabrica) ‘noch an der Existenz einer Allantois fest. Er hat ihn sogar insofern nicht erreicht, als wir eine Beschreibung der fötalen Gefäßanastomosen, wie sie Galen gegeben hatte, bei ihm vermissen. Wir treffen eine solche zuerst wieder bei seinem Rivalen Falloppio, der auch — als erster — Placenta, Eihäute und ihre Gefäße gut schildert. Ihm verdanken wir ferner die ersten schüchternen Versuche, die Genese des Knochensystems beim Fötus zu verfolgen. Einen großen Schritt weiter in dieser Richtung hat Bar- tolommeo Eustacchi (1574) getan. Die Abhandlung von der Entstehung und Entwickelung der Zähne, die sein kleines, aber inhaltreiches Büchlein: („Libellus de dentibus.‘“ Venet. 1564) enthält, zeugt von solcher Schärfe der Bloch, Die Grundziige der alteren Embryologie bis Harvey. 67 Beobachtung und so vorurteilsfreier, kritischer Verwertung des Gesehenen, daß sie unbedingt unter den embryologischen Spezial- untersuchungen des XVI. Jahrhunderts den ersten Rang einnimmt. Eustacchi hat durch zahlreiche Sektionen menschlicher und tierischer Föten nachgewiesen, daß die seit Hippokrates un- bestritten herrschende Annahme, wonach die Zähne der ersten Dentition im Uterus aus dem von der Mutter gelieferten Blut diejenigen der zweiten Dentition aus der Muttermilch und der assimilierten Nahrung entständen, von Grund aus falsch sei. Alle Zähne sind vielmehr, wie ihn seine sorgfältigen Untersuchungen lehrten, bereits beim Neugebornen als schleimig-häutige, teilweise schon erhärtete Säckchen, als organisierte Gebilde, präformiert. Die historische Bedeutung dieser mühevollen Untersuchungen Eustacchis (auf alle ihre recht wertvollen Einzelheiten kann ich hier nicht eingehen) ist nicht gering. Nicht nur wird hier — zum ersten Male in der neuern Zeit — auf dem Gebiete der Embryologie, die Beobachtung der Natur und die eigene Erfahrung mit Erfolg den bis dahin unangetasteten Autoritäten gegenübergestellt, sondern es ist auch — wieder zuerst — der Versuch geglückt, genaue Autopsiebefunde bei Menschen und Tierembryonen systematisch zur Feststellung . embryologischer Tatsachen zu verwerten. Aber dieser Versuch Eustacchis blieb zunächst ganz ver- einzelt. Die Schuld hierfür lag nicht nur in den Zeitumständen und Personen. Sie war in der Methodik selber begründet. Durch die Untersuchung menschlicher Aborte, wie sie mehr oder weniger durch den Zufall und oft mit. pathologischen Veränderungen in die Hände der Anatomen und Ärzte gelangen konnten, ließ sich, auch wenn hie und da Sektionen von Tierembryonen zu Hilfe gezogen wurden, kein einigermaßen vollkommenes, wissenschaft- lich befriedigendes Bild des Entwickelungsganges gewinnen. Das hatten schon die Bemühungen der Alten, vor allem Galens, zur Genüge erwiesen, und von neuem wurde es bestätigt durch den mißlungenen Plan des Vesalschülers Realdo Colombo aus Cremona (f 1559). Den Ruhm, welchen sein Lehrer durch die Begründung der menschlichen Anatomie geerntet hatte, wollte er sich in der Embryologie holen, dadurch daß er das Prinzip aufstellte und verfocht, auch in dieser Wissenschaft dürfe man sich nur auf die Befunde am menschlichen Körper stüzen. Er sah nicht ein, daß die verschiedenen Wissenschaften auch ver- 5* 68 Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. schiedene Methoden erfordern. Sein Versuch, wie richtig rein theoretisch auch der Grundgedanke war, kam um einige Jahr- hunderte zu früh und mißlang total. Es war einem. andern vorbehalten, den richtigen, seit Hippokrates verlassenen Weg im Studium der Embryologie von neuem einzuschlagen, nicht einem in den Schulmeinungen be- fangenen Anatomen oder Ärzte, sondern einem der gebildesten und gelehrtesten Männer dieser Zeit, dem in allen Gebieten des Wissens bewanderten Bologneser Professor Ulisse Aldrovandi (1522— 1603). Er ist damit zum Begründer der neuen Embryologie geworden. Aldrovandi ist der erste, welcher systematisch, vom Beginn der Bebrütung an bis zum Ausschlüpfen des Hühnchens, Tag für Tag die Entwickelung des Hühnerembryos im Ei beob- achtet und die Ergebnisse dieses Studiums für eine fortlaufende Darstellung der Entwickelung zu verwerten gesucht hat. Der Gedanke, der der Aldrovandischen Arbeit zugrunde liegt, ist ein hippokratischer. Er ist, wie wir wissen, bereits in der Schrift, „von der Natur des Kindes“ ausgesprochen; die Art und Weise, wie Aldrovandi seine Untersuchungen anstellt. entspricht genau den in jenem Buche gegebenen Vorschriften. Wir haben somit in der Begründung der Entwickelungsgeschichte durch Aldrovandi keine eigentliche Neuschöpfung vor uns, sondern ein Wiederaufleben und Fruchtbarmachen einer antiken Idee, eine Renaissance im wahren Sinne des Wortes. Und das Verdienst Aldrovandis besteht darin, daß er einen fundamen- talen Entwickelungsgedanken, an dem die Gelehrten 2000 Jahre lang achtlos vorübergegangen waren, aufgegriffen und für die Wissenschaft fruchtbar gemacht hat. Er hat damit — direkt, und indirekt durch die Arbeiten seiner Schüler und Nachfolger — die Entwickelungslehre von dem seit Jahrhunderten lastenden Bann der leeren Spekulation und spitzfindigen Dialektik befreit und die Methode der freien Forschung und Beobachtung auch hier zum obersten Prinzip erhoben. Den unmittelbaren Anstoß zu dieser Reformation hat Aldro- vandi das uralte Problem des Primats der Teile gegeben, das schon so viele unfruchtbare Kontroversen zwischen Philosophen und Medizinern hervorgerufen hatte. Der ganze, die Entwicke- lung des Hühnchens betreffende Abschnitt nimmt in dem viel- bändigen Riesenwerke des gelehrten Polyhistors einen ver- schwindend kleinen Raum (kaum ein paar Seiten) ein; die Resul- Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. 69 tate sind dürftig im Vergleich zu denjenigen späterer Forscher, von den aristotelischen Anschauungen kann sich Aldrovandi noch durchaus nicht lossagen. Trotzdem fehlen neue Beobach- tungen und Widerlegungen früherer Irrtümer nicht. Das erste Auftreten und die Entwickelung der Gefäße ist genauer dargestellt als bei Aristoteles, Chorion und Amnion, Dottersack und Nabelgefäße in ihren Umwandlungen sind richtig gesehen und beschrieben, die Reihenfolge, in der die Organe entstehen und sich ausbilden, nicht ohne Geschick beobachtet. Aldrovandi ist auch der Entdecker und erste Beschreiber der sogenannten Eischwiele, die erst im Jahre 1826 von Yarrell wieder aufge- funden wurde. Wichtiger aber als diese Einzelheiten sind die ganz neue Art der Darstellung, die streng systematische Auf- zählung alles dessen, was sich an jedem Tag der Entwickelung nach der Eröffnung des Eies den Augen darbot und vor allem die Anregungen, die von der Arbeit ausgingen. Seit dem Versuche Aldrovandis ist die Kontinuität des wissenschaftlichen Studiums der Entwickeiungslehre nicht mehr auf längere Zeit unterbrochen worden, wenn es auch während der nächsten 100 Jahre nur von wenigen gepflegt wurde. Volcher Koyter, Fabrizio, Harvey und Malpighi sind die Namen, an die sich in dieser Zeit die wichtigsten Fortschritte in der Er- kenntnis der Entwickelung knüpfen. Im engsten Zusammenhange mit den Bestrebungen des Aldrovandi stehen die, an Ergebnissen viel reicheren embryo- logischen Untersuchungen seines Schülers, des Holländers V olcher Koyter (1534—1600). Die Beobachtungen, die er in seiner vor- trefflichen kleinen Abhandlung „De ovorum gallinaceorum generationis primo exordio progressuque et pulli galli- nacei creationis ordine“ (Norimberg 1573) niedergelegt hat sind von ihm auf die direkte Veranlassung seines Lehrers (insti- gante Ulysse Aldrovando promotore et praeceptore meo) im Mai des Jahres 1564 in Bologna angestellt worden. Seine An- gaben beziehen sich auf die Resultate der Untersuchung zweier Entwickelungsserien von je 23 Eiern, welche zwei Hennen unter- legt worden waren. In der Fähigkeit, richtig zu beobachten und das Beobachtete kritisch zu sichten und zu ordnen, ist er seinem Lehrmeister be- deutend überlegen. Die Abhängigkeit von den antiken Autori- täten, die Sucht, das Gesehene den bestehenden Theorien anzu- 70 Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. passen, ist bei ihm weit geringer. Die Beschreibung ist im Gegen- satz zu allen früheren embryologischen Abhandlungen knapp, klar und, sachlich gehalten, fast frei von theoretischen Speku- lationen. Sie ist grundlegend geworden für alle späteren embryo- logischen Arbeiten. Gleich bei der Beschreibung der Eier vom ersten Tag stoßen wir auf eine gar nicht so üble, wenn auch natürlich noch unbeholfene Schilderung der Keimscheibe, deren Umwandlungen in den folgenden Tagen ebenfalls kurze Er- wähnung finden. Das Auftreten eines pulsierenden, roten Kügelchens, das richtig als Herz gedeutet wird, beobachtete Koyter schon am dritten Tag. Er beschreibt die Gefäße, die vom Herzen ausgehen und verfolgt aufmerksam ihre weitere Entwickelung. Daß das embryonale Herz außerhalb des Körpers noch eine zeitlang fortpulsiert, ist ihm nicht entgängen. Die Entwickelung des Gehirns beginne am 5. Tag; in seinem frühesten Stadium erscheint es als eine Blase, die sich zwischen den Augen hervorstülpt. Am 10. Tag kann man an ihr deutlich Krüm- mungen und Windungen unterscheiden. Diese Proben aus dem Material, das Koyter gesammelt hat, verdeutlichen wohl den Fortschritt, der in seiner Arbeit liegt. Ich lasse noch zur Kennzeichnung der Art, wie er die Sache in die Hand nahm, seine Beschreibung des fünftägigen Hühnereies in wortgetreuer Übersetzung folgen: „Am fünften Tage fand ich die zweite Membran, welche das ganze Ei einhüllte und von vielen Gefäßen besetzt war. Sie war von der Schalenhaut losgelöst und so stark, daß man sie ohne Beschädigung mit der Substanz herausheben konnte. Nach der Eröffnung dieser Membran sah ich wieder das blutige, pulsierende Bläschen, aber tiefer als bis dahin gelagert. Ich nahm von jeder Henne ein fünftägiges Ei und in dem einen zeigte sich nur das eine, noch unausgebildete Bläschen, allseitig von Blutgefäßen umgeben, wie schon bemerkt. Die lateralen Bläschen waren von dunklerer Farbe und hatten zwischen sich ein kleineres Bläschen. Diese stellten zusammen das Gehirn vor. Die dritte Blase zeigte sich nur in ihrer Größe ver- ändert... .. Im anderen Ei erschien deutlich der Kopf des Hühnchens, im Verhältnis zum übrigen Körper sehr groß, an demselben auf jeder Seite ein schwärzliches Auge, welches im Zentrum durchsichtig war, zwischen den beiden Augen eine dritte Blase (welche im folgenden richtig ais Gehirn gedeutet Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. 71 wird). Vom Kopf aus erstreckte sich der übrige, längliche Körper. Nahe beim Kopf lag das pulsierende Herz oder Bläschen. Von da aus nahmen die Gefäße deutlich ihren Ur- sprung. Ich konnte aber keine Spur von einer Leber ent- decken, so wirr lagen die Eingeweide durcheinander.“ Eine Ergänzung zu den Arbeiten Aldrovandis und Koyters bildet das sehr umfangreiche embryologische Werk des Girolamo Fabrizio (Hieron. Fabricius ab Aquapendente 1537—1619) Nicht der außerordentlich weitschweifige und er- müdende Text. Der bedeutet entschieden einen Rückschritt. An die Stelle kurzer, objektiver Aufzeichnung des Beobachteten sind wieder langatmige, theoretisch-spekulative Betrachtungen und Diskussionen getreten. Wirklich neue Beobachtungen fehlen fast ganz, sowohl in der Entwickelungsgeschichte des Hühnchens als in der der Menschen und Haussäugetiere. Galenischen und aristo- telischen Lehren wird in weitgehendem Maße gehuldigt. Nur das Kapitel, das von der vergleichenden Anatomie der Placenta handelt, erhebt sich über das Niveau der ganzen Arbeit. Ganz anders verhält es sich mit den Bilderserien, dem ersten gelungenen Versuch einer bildlichen Darstellung der Ent- -wickelungsvorgänge vom embryologischen und vergleichend ana- tomischen Standpunkt aus. Die Tafeln — 47 an der Zahl — stellen die Entwickelung des Hühnchens im Ei (in 70 Einzel- abbildungen), einzelne Momente aus der Entwickelung der Haus- säugetiere (Hund, Schaf, Rind, Pferd, Schwein, Maus, Meer- schweinchen), des Menschen, der Fische (Galeus laevis) und der Schlangen dar, mit besonderer Berücksichtigung des Baues der verschiedenen Placentargebilde Sie proklamieren das, was wir im Texte leider vermissen: eine durchaus unbefangene Beob- achtung und Wiedergabe der Erscheinungen, die sich bei der Entwickelung abspielen. Ihnen kommt auf dem Gebiete der bild- lichen Darstellung die gleiche grundlegende Bedeutung zu, wie sie die Koytersche Arbeit in textlicher Hinsicht beanspruchen darf. Aldrovandi, Koyter und Fabrizio stehen abseits von der breiten Heerstraße, auf der in dem halben Jahrhundert, während dessen ihre Arbeiten ausgeführt und veröffentlicht * wurden, sich die große Menge der Anatomen und Ärzte, die sich mit embryologischen Fragen befaßten, bewegt hat. Die Werke dieser Schulembryologen sind im ganzen nur wenig von denen 72 2 Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. der genannten drei Forscher beeinflußt. Sie schließen sich viel- mehr in Methodik und Ziel, in den theoretischen Anschauungen und in der praktischen Ausübung eng an die Ausführungen Aranzios, Colombos und verwandter Gelehrten an. Manches in diesen embryologischen Abhandlungen aus der zweiten Hälfte des XVI. und dem Beginne des XVII. Jahrhunderts (bis zur Ära Harvey) geht sogar noch weiter zurück, bis auf Fernel. Und keineswegs ist etwa die Autorität der Alten überwunden, sie tritt sogar recht oft wieder stark in den Vordergrund. Als Vertreter dieser anatomischen Richtung in der Embryo- logie mache ich namhaft: Costanzo Varolio (1543—1575), bekannt durch seine Gehirnstudien, den Basler Felix Platter und die Franzosen Severin Pineau (f 1619), Andre du Lau- rens (VII. Buch der Anatomie), die beiden Riolan, besonders den Sohn, den berüchtigten Gegner Harveys, und endlich den Schüler Fabrizios: Adrian van den Spieghel (Spigelius 1578—1625). Der Raum verbietet es mir leider, auf die teilweise recht interessanten Darstellungen dieser Autoren hier näher ein- zugehen. Nur die Arbeit des zuletzt genannten möchte ich noch mit ein paar Worten streifen und zwar hauptsächlich deshalb, weil seine gar nicht unerheblichen Leistungen auf dem Gebiete der Embryologie von allen Historikern bisher vollständig über- sehen worden sind. Spigelius hat nämlich zuerst den Satz ausgesprochen, daß die Kenntnis der Entwickelung von Bedeutung sei für die Erklärung pathologischer Zustände im post- fötalen Leben und antizipiert so in glücklicher Vorahnung einen Gedanken, dessen ganze Tragweite und Bedeutung zu ermessen, einem viel späteren Zeitalter vorbehalten war. Ganz vortrefflich ist in seinem Werkchen die Entwickelung der Knochen ge- schildert. Er unterscheidet richtig zwischen den häutig und knorpelig präformierten Bestandteilen des Skelettes, und die Entdeckung, daß der Zwischenkieferknochen beim Menschen ursprünglich paarig angelegt ist, hat Spieghel ebenfalls ge- macht — 200 Jahre vor Goethe, dem dieses Verdienst sonst allein zugeschrieben wird. Noch in einem anderen Punkte überragt Spieghel die meisten seiner Zeitgenossen und Kollegen, in der Darstellung des fötalen Kreislaufes. Er ist zwar noch weit entfernt von einer richtigen Auffassung dieses komplizierten physiologischen Pro- blems, das seit Varolio — also lange vor dem Auftreten Bloch, Die Grundzüge der älteren Embryologie bis Harvey. 73 Harveys — in beinahe allen Embryologien breit diskutiert wird; doch hat er wenigstens mit einem fundamentalen Irrtum seiner Vorgänger, der Annahme einer zentripetalen Stromrichtung in den Nabel- und Körperarterien, gebrochen. Die endgültige Klarstellung der verwickelten Verhältnisse des fötalen Kreislaufes zu geben, war einem Größern vorbehalten, William Harvey. Mit ihm beginnt die neue Ära nicht nur in der Physiologie, sondern auch in der Lehre von der Ent- wickelung. Er hat — wie das in dem berühmten Satze: ,,omne vivum ex ovo“ zum Ausdruck kommt — den Begriff des Ge- formten, Organischen und Lebendigen an die Stelle gesetzt, welche seit Empedokles hypothetische Elemente und dunkle Elementarqualitäten eingenommen hatten. Die strenge Schei- dung, die dadurch eintrat zwischen der aus den Elementen entstammenden und zu ihnen zurückkehrenden flüssigen oder festen Materien und dem lebendigen, organischen Gebilde, das allein die Fähigkeit der Fortpflanzung hat, mag vielleicht vom allgemein-philosophischen Standpunkte aus ihre Bedenken haben; für die Weiterentwickelung der biologischen Wissenschaften war sie ein unabweisliches Postulat). 1) Eine ausführlichere Darstellung des Gegenstandes unter Angabe der benützten Quellen findet sich in Nova Acta Acad. Leop. Carol. 1904. Geschichte der beschreibenden Naturwissen- schaften und der Medizin als Vorlesungsfach auf den Universititen mit deutscher Unter- richtssprache. Von M. Braun, Königsberg i. Pr. | ine Zeitschrift, der zur Aufgabe gestellt ist, sich neben der Erorterung von Nomenclaturfragen ganz besonders | der Geschichte der Zoologie zu widmen, ist wohl auch berechtigt, von Zeit zu Zeit darùber zu berichten, inwieweit dieses trotz seiner Bedeutung wenig gepflegte Gebiet auch in den Vor- lesungen an den Universitaten zum Ausdruck gelangt. Der Ver- such, hierbei alle Universitäten zu berücksichtigen, mußte von vornherein nicht nur wegen Unkenntnis der Unterrichtssprache vieler ausländischer Hochschulen aufgegeben werden, sondern auch deshalb, weil es nicht möglich war, die notwendigen Grund- lagen zu beschaffen. Mit Rücksicht auf den Umstand, daß die Universitäten Deutschlands ihre Vorlesungsverzeichnisse unter- einander austauschen und diesem Gebrauch auch ausländische Universitäten mit deutscher Unterrichtssprache folgen, beschränkte ich mich auf dieses hierorts vorhandene, amtliche Material, dessen gelegentliche Lücken aus anderen Quellen (Universitäts-Kalender, Hochschulnachrichten) ergänzt wurden. Wenn ferner bei der fol- genden Aufzählung nur die letzten zehn Semester — das ab- laufende Sommersemester mitgerechnet — berücksichtigt wurden, so geschah dies, weil es zur Kennzeichnung der gegenwärtigen Braun, Geschichte der beschreibenden Naturwissenschaften etc. 75 Lage ausreichend erschien; ein wesentlich anderes Bild ergab sich auch beim Zurückgehen auf weiter zurückliegende Jahre nicht. Etwas schwieriger war die Frage, welche Vorlesungen in das folgende Verzeichnis aufgenommen werden sollten. Zunächst diejenigen, welche die Geschichte der Zoologie im allgemeinen oder einzelne Gebiete derselben bezw. einzelne Tiergruppen oder Faunen einzelner Länder, eventuell auch Vertreter der Zoologie und ihre Werke betreffen. Desgleichen fanden Aufnahme Vorlesungen (und Übungen), welche in die Literatur der Zoologie oder ihrer Zweige einführen wollen; hierbei wurden aber die an manchen Universitäten angekündigten Colloquia über neueste Erscheinungen der zoologischen Literatur nicht berücksichtigt, was manche viel- leicht ungerechtfertigt finden werden — ich bin jedoch der An- sicht, daß die neuesten Leistungen, so bedeutend sie auch sein mögen und so wichtig es gewiß auch ist, wenn fortgeschrittene Studierende mit ihnen ausführlicher bekannt gemacht und die Ergebnisse nach allen Richtungen hin erörtert werden, noch nicht der Geschichte angehören; ich gebe zu, daß in diesen Colloauen auch historische Fragen berührt werden können — das ist jedoch der Ankündigung noch nicht ihr Zweck. Ähnlich habe ich mich auch denjenigen Vorlesungen und Übungen gegenüber verhalten, welche Philologen über die Werke naturhistorischer bezw. medi- zinischer Schriftsteller des Altertums ankündigen; ihr Zweck ist ein anderer, als Studierende der Naturwissenschaften bezw. der Medizin mit dem Inhalt der betreffenden Schrift bekannt zu machen. Andere Gesichtspunkte und Methoden treten hierbei in den Vordergrund, auch dürfte wohl allseitig zugegeben werden, daß wenn überhaupt so nur ausnahmsweise Naturwissenschaftler und Mediziner Besucher solcher Vorlesungen sind. Wenn letztere jedoch von Vertretern der Zoologie angekündigt worden sind (vergl. Basel) oder in den Vorlesungsverzeichnissen nicht nur unter den philologischen Fächern Aufnahme gefunden haben (so in Rostock), so sind sie auch hier berücksichtigt worden. Die Anführung einschlägiger Vorlesungen aus anderen natur- geschichtlichen Disziplinen (Botanik, Mineralogie, Geologie und Paläontologie) geschah zum Teil um der Sache selbst willen, zum Teil des Vergleiches wegen; Vorlesungen aus der Geschichte der sogenannten exakten Naturwissenschaften und der Erdkunde sind hier nicht verzeichnet worden, ebenso nicht Vorlesungen über Geschichte der Philosophie, obgleich in letzteren Fragen erörtert 7 6 Braun, Geschichte der beschreibenden Naturwissenschaften etc. werden, die mit den Naturwissenschaften bezw. ihrer Geschichte mehr oder weniger innig zusammenhangen oder sie direkt be- treffen. | Dagegen ist es schon wegen des früher noch weit mehr als jetzt bestehenden Zusammenhanges zwischen tierkundlicher und medizinischer Forschung gewiß gerechtfertigt, die Vorlesungen über Geschichte der Medizin nicht außer acht zu lassen; speziell - medizinische Themata, wie Geschichte des ärztlichen Standes, der Seuchen, der Chirurgie u. a. m. blieben hierbei unberücksichtigt, nicht dagegen Geschichte der Anatomie bezw. der Physiologie. In dieser Begrenzung habe ich bei Zusammenstellung des folgenden Verzeichnisses Vollständigkeit erstrebt; es. ist jedoch möglich, daß eine oder die andere Vorlesung übersehen worden ist, besonders bei jenen Universitäten, deren Lektionskataloge nicht nach Fächern, sondern allein nach der Anciennitàt der Do- zenten geordnet sind bezw. in den Fällen, wo ich wegen Unvoll- ständigkeit des amtlichen Materiales den nach gleichem Prinzip geordneten „Universitäts-Kalender“ gebrauchen mußte. Nachweis von Lücken werde ich mit Dank entgegennehmen und bei ge- gebener Gelegenheit benützen; auch wäre es mir sehr erwünscht, wenn Fachgenossen in anderen Sprachgebieten ähnliche Zu- sammenstellungen in einer der vier in den „Zoologischen Annalen“ zur Anwendung kommenden Sprachen (englisch, französisch, ita- lienisch, deutsch) liefern würden. Das Bild, welches uns die folgende Zusammenstellung bietet, ist, soweit Geschichte der Zoologie in Frage kommt, keines- wegs erfreulich, da zoologiegeschichtliche Vorlesungen mit einer größeren Regelmäßigkeit in den letzten 10 Semestern nur an zwei Universitäten angekündigt worden sind, in Innsbruck durch v. Dalla-Torre und in Basel durch Rud. Burck- hardt. Andere Universitäten fallen entweder ganz aus oder es taucht nur ab und zu einmal eine einschlägige Vorlesung auf, um vielleicht nach einer längeren Pause wiederholt zu werden, wie für einzelne Stellen frühere, hier nicht berücksichtigte Jahre lehren. Nicht besser, eher noch ungünstiger steht es mit Vor- lesungen aus der Geschichte anderer beschreibender Naturwissen- schaften; auszunehmen ist ein Spezialgebiet, Geschichte der Kulturpflanzen, das in Berlin durch Gilg undin Halle durch Braun, Geschichte der beschreibenden Naturwissenschaften etc. 17 Schulz regelmäßig, an einigen anderen Orten gelegentlich be- handelt wird. Erheblich günstiger steht die Geschichte der Medizin als Lehrgegenstand an den Universitäten mit deutscher Unter- richtssprache da; sie wird in dem gewählten Zeitraum regelmäßig oder so gut wie regelmäßig in jährlich oder gar halbjährlich wiederkehrenden Vorlesungen in Berlin, Freiburg i. B., Rostock, Tübingen, Würzburg, Graz, Wien und Zürich angekündigt, sie wiederholt sich häufiger in Breslau, Erlangen, Göttingen, Leipzig, Basel und wird gelegentlich auch an anderen Orten angezeigt; immerhin fallen aber auch einzelne Universitäten in den letzten 10 Semestern vollständig aus, so daff von einer regelmäßigen Berücksichtigung der Medizingeschichte an allen unseren Hoch- schulen nicht die Rede ist. I. Deutsche Universitäten. Berlin. 1899/1900. v. Martens: Geschichte der Zoologie; 2stdg. Gilg: Die Kulturpflanzen, ihre Geschichte und Verbreitung; 2 stdg. Krause, W.: Geschichte der Anatomie; 1stdg. Pagel: Geschichte der Medizin und der Krankheiten mit Be rücksichtigung der Hygiene und der Therapie; 2stdg. Pagel: Medizinisch-historische Ubungen. 1900. Pagel: Literaturgeschichte der Medizin; 2stdg. — Medizinisch- historische Ubungen. 1900/1901. Krause, W.: Gesch. d. Anat. Pagel: Gesch. d. Med. etc. — Med.-hist. Ubungen. TOOI. Gilg: Die Kulturpflanzen etc. Pagel: Gesch. d. Med. ete — Med-hist. Übungen. 1901/1902. Krause, W.: Gesch. d. Anat. Pagel: Gesch. d. Med. etc. — Med.-hist. Ubungen. 1902. Gilg: Die Kulturpflanzen etc. Pagel: Lit.-Gesch. d. Med. — Med-hist. Übungen. 1902/03. Pagel: Gesch. d. Med. etc. — Med.-historische Ubungen. 1903. Gilg: Die Kulturpflanzen etc. Pagel: Lit.-Gesch. d. Med. — Med.-hist. Übungen. Schweninger: Ausgewählte Kapitel aus der Geschichte der Medizin; 1 stdg. 1903/04. Gilg: Die Kulturpflanzen etc. Pagel: Gesch. d. Med. etc. — Med.-hist. Ubungen. 78 Braun, Geschichte der beschreibenden Naturwissenschaften etc. 1904. Gilg: Die Kulturpflanzen etc. Pagel: Lit.-Gesch. d. Med. — Med.-hist. haies Schweninger: Ausgew. Kap. a. d. Gesch. d. Med. 2. Bonn. IQOI/02. Noll, Geschichte der Botanik in ausgewählten Zeitbildern; 1stdg. 1902/03. Noli, Geschichte der Pflanzenphysiologie in ausgewählten Zeitbildern; 1 stdg. ar Bresiaw: 1899/1900. Filehne: Geschichte der Medizin (ausgewählte Kapitel); 1stdg. 1900/01. Filehne: Gesch. d. Med. 1901/02. Filehne: Gesch. d. Med. 1902/03. Rosen: Geschichte der Botanik seit der Renaissance; 1 stdg. 4. Erlangen. 1900. Fleischer: Ausgewählte Kapitel aus der Geschichte der Medizin; I stdg. 1901. Fleischer: Ausg. Kap. a. d. Gesch. d. Med. 1902. Fleischer: Ausg. Kap. a. d. Gesch. d. Med. 5s brerburge 1.5. 1899/1900. Schüle: Geschichte der Medizin; rstdg. NB. Die Vorlesung wiederholt sich jedes Wintersemester. 6. Gießen. 1902/03. Martin: Geschichte der Tierheilkunde; 1stdg. 1903/04. Martin: Gesch. d. Trhlkde. 7 Göttingen. 1900. Liebisch: Entwickelung der Mineralogie im XIX. Jahrhun- dert; ıstdg. Aschoff: Geschichte der Medizin; 1 stdg. 1901. Aschoff: Gesch. d. Med. 1902. Aschoff: Gesch. d. Med. 1903/04. Boruttau: Geschichte der Medizin; ıstdg. 8. Greifswald. 1902/03. Triepel: Zeugungsgeschichte und Zeugungstheorien; 1stdg. 1903/04. Driepel: Dasselbe o Mito ll Resa ss: 1899/1900. Schulz: Geschichte der kultivierten menschlichen Nahr- und Genußpflanzen; 3stdg. NB. Wird als 2stündige Vorlesung in den folgenden Wintersemes- tern wiederholt. | Mehnert: Deszendenz- und Vererbungstheorien; ıstdg. NB. Wird jedes Wintersemester (bis 1902/03 inkl.) wiederholt. Braun, Geschichte der beschreibenden Naturwissenschaften etc. 79 1899/1900. 1900/OT. 1903/04. 1904. 1899/1900. 1900/01. IQ0I. 1900/01. 1902. 1903. 1900/OT. 1902/03. 1903/04. 1904. 1902. 1900/0I. _ 1901. 1901/02. TOME Che DIS Lauterborn: Geschichtliche Entwickelung der Zoologie und ihrer Hauptprobleme; 1 stdg. Lauterborn: Einführung in die zoologische Literatur; 1stdg. Tischler: Herkunft und Geschichte unserer wichtigeren K ultur- pflanzen; rstdg. Schwalbe: Geschichte der Medizin; 1 stdg. raie Haeckel: Geschichte der Zoologie im XIX. Jahrhundert; ıstdg, Walther: Geschichte der Geologie und Paläontologie im XIX. Jahrhundert; 1 stdg. Schrader: Aus der Geschichte unserer Haustiere und Kultur- pflanzen; 1 stdg. 2 keine le Bockendahl: Ausgewahlte Kapitel aus der Geschichte der Medizin; 1stdg. 13. Kònigsberg i. Pr. Lühe: Übersicht über die Geschichte der Zoologie; 1stdg. — Geschichte der Zoologie seit Linné rstdg. 14. Weip zie. Kaestner: Theorien der Zeugung; Istdg. Seiffert: Geschichte der Medizin und der Naturwissen- sch art; astde Seiffert: Gesch. d. Med. u. d. Nat. 15. Marburg. Aschoff: Geschichte der Medizin; istdg. 16. München. Moritz: Bilder aus der Geschichte der Medizin; 1stdg. i. Münster. Einschlägige Vorlesungen wurden nicht angekündigt. 18. Rostock ı.M. Kobert: Geschichte der Medizin von der Zeit der Ägypter an; 1 stdg. . Kalbfleisch: Hippocratische Schriften; 2stdg. Kobert: Geschichte der Medizin und der Pharmazie von der Zeit der Griechen an; Tstdg. Kalbfleisch: Ausgewählte Schriften Galens; 2stdg. 80 Braun, Geschichte der beschreibenden Naturwissenschaften etc. 1902. Martius: Die Entwickelung der Medizin-in der 2. Hälfte des XIX. Jahrhunderts; 1 tsdg. Kalbfleisch: Uber die philosophischen und medizinischen Abschnitte des griechischen Lehrbuches von U. v. Wilamowitz- Moellendorf; 1stdg. 1902/03. Kobert: Geschichte der Medizin und Pharmazie von der Zeit der Römer an; 1stdg. 1903/04. Kobert: Geschichte der Medizin und Pharmazie von der römi- schen Kaiserzeit; 1 stdg. 19,5 tt ads DUREE: Einschlägige Vorlesungen wurden nicht angekündigt. 20. Tübın sen. 1809/1900. Vierordt: Geschichte der Medizin; 2stdg. — (Ebenso in den folgenden Wintersemestern bis auf 1902/03, in dem „Geschichte der Medizin seit dem XVI. Jahrhundert“ (2stdg.) angekündigt wurde. 1901/02. Winkler: Ausgewählte Kapitel aus der Geschichte der Natur- wissenschaft; ıstdg. 1902. Hegelmaier: Geschichte der Kulturpflanzen; ıstdg. 21. Würzburg. 1899/1900. Helfreich: Geschichte der Medizin; 2stdg. NB. Derselbe kiindigt die gleiche Vorlesung jedes Semester an. II. Österreichische Universitäten. 1. Czernowitz. Einschlägige Vorlesungen sind nicht angekündigt worden. Dazzi 1899/1900. Fossel: Geschichte der Medizin der neueren Zeit; 1 stdg. NB. Die Vorlesung wiederholt sich jedes Jahr. stIunsbruck. 1900. v. Dalla-Torre: Die Tierwelt des Aristoteles; 2stdg. 1900/01. — Einführung in die entomologische Literatur; 1 stdg. 1901. — Die Zoologie der Römer; 2stdg. 1902/02. — Geschichte der faunistischen Erforschung Osterreich- Ungarns; 2stdg. 1902. — Die Er fonsehun gsgeschichte der Tiereck von Tirol und Vorarlberg; 2stdg. 1903/04. — Geschichte der Entomologie; rstdg. 1904. — Die Tierwelt des Aristoteles; 3stdg. 1900/01. 1899/1900. 1900/01. 1902 02. 1903/04. 1899/1900. 1900. I900/0I. 1902. 1903/04. © 1904. Einschlägige Vorlesungen sind nicht angekündigt worden, Studers (einstündige) 1900. 1902/03. Braun, Geschichte der beschreibenden Naturwissenschaften etc. 81 Tinted cables rect Nestler: Die Fortschritte der Pflanzenphysiologie in den letzten to Jahren; 1stdg. 5. Wien. v. Töply: Geschichte der Medizin im Altertum und Mittelaiter, 2 stdg. Kreidl: Geschichte der Physiologie; rstdg. NB. Diese Vorlesungen werden jedes Semester angekiindigt, die zuerst angefùhrte in der Folge ohne den Zusatz; dazu kommen noch folgende: Neuburger: Geschichte der Medizin im XIX. Jahrhundert; I stdg. — Geschichte der Medizin im Altertum und Mittelalter; ıstdg. — Die großen Persönlichkeiten in der Geschichte den Medi- zin; ıstdg. III. Schweizerische Universitäten. 1. Basel. Burckhardt, Rud.: Lektüre und Erklärung von Aristoteles Piergceschichtey astde. — Geschichte und Kritik des Darwinismus; rstdg. Burckhardt, Albr.: Ausgewählte Kapitel aus der Geschichte der Medizin; ıstdg. (ebenso in den beiden folgenden Winter- semestern). Burckhardt, Rud.: Lektüre und Besprechung role scher Sehen ma 2stdg. Burckhardt, Rud.: Casini der Biologie; 2stdg. Burckhardt, Rud.: Geschichte der Zoologie seit Linné; 2stdg. 2, Bern. vielleicht wäre Vorlesung: Urgeschichte der Haustiere (Winter- semester 1900/o1) hierher zu rechnen. DZ Ich: Seitz: Geschichte der Heilkunde; 2stdg. NB. Wird in jedem Sommersemester angekündigt. Kündig: Kultur- und Nutzpflanzen, deren Herkunft und Bedeutung; 1stdg. (Im Sommer 1903 wiederholt.) Zool. Annalen. I. i 6 Literatur. I. Zoologiehistorisches. Burckhardt, Rud., Uber antike Biologie. Aarau 1904, 19 pag. 8° (34. Jhrshft. d. Ver. schweiz. Gymnasiallehrer). -— Die Biologie der Griechen. Frankfurt a. M. 1904. 26 pag. 8° (Ber. d. Senckenb. naturf. Ges. 1904). Dahms, Paul, Die Beizjagd in Altpreußen. Arch. f. Kulturgesch. Hrsg. v. Dr. Georg Steinhausen. II. Bd. 1904. pag. 1—10. Darmstaedter, L. und R. 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Karl Alfred v. Zittel +. Nachruf. Naturwiss. Rdschau [W. Sklarek]. XIX. Jahrg. 1904. Nr. 5. pag. 65--66. III. Museumsberichte etc. Dutcher William, Report of the A. O. U. Committee on the protection of North American Birds for the year 1903. (The Auk N. S. Vol. XXI. 1904. pag. 972083 pl): Kobelt, W., Museum Loebbeckeanum. Nachrichtenbl. d. d. Malacoz. Ges. XXXVI. Jahrg. 1904. pag. 81—87. IV. Geschichte einzelner Arten. Lauterborn, Robert, Beiträge zur Fauna und Flora des Oberrheins und seiner Umgebung. II. Faunistische und biologische Notizen. Ludwigshafen a. Rh. 1904. jo pag. 8°. (Mitt. d. Pollichia, eines naturw. Ver. d. Rheinpfalz. Jahrg. 1904.) Enthält historische Angaben über wilde Pferde, Castor fiber, Phocaenaorca, Emys europaea, Pleuronectes flesus und Mantis religiosa. Schuster, Wilhelm, Zum Kapitel Maultier und Maulesel. Der Zoolog. Garten. XLV. Nr. 3. 1904. pag. 95—96. V. Verzeichnisse. - Palmer, T. S., Index generum mammalium, a list of the genera and families of mammals. Washington 1904. (North american fauna Nr. 23.) 6* 8 4 Literatur. Poche, Franz, Einige Erganzungen und Berichtigungen zu Sherborns ,Index ani- malium“. Zool. Anzgr. XXVII. 1904. pag. 394—396. Trouessart, E. L., Catalogus mammalium tam viventium tam fossilium. Quinque- nale supplementum, anno 1904. Fasc. I. Primates, Prosimiae, Chiraptera, Insecti- vora, Carnivora, Pinnipedia. Berolini 1904. 288 pag. 8°. VI. Nomenclatur. Kleinschmidt, O., Ein Streit um Namen? Ornith. Mtsber. (A. Reichenow) XII. Jahrg. 1904. Nr. 3. pag. 42—46. Nachwort hierzu von A. Reichenow. Ebenda pag. 46. Poche, Franz, Über die Zulässigkeit der von Lesson in seiner „Traite d’ Ornitho- logie“ eingeführten Namen. In: Journ. f. Ornith. 1904. pag. 296—3o1. i —— Einige notwendige Änderungen in der ornithologischen Nomenclatur. Ornithol. Monatsber. XII. Jahrg. 1904. Nr. 2. pag. 22—27. — Über die Trennung der „Ratschläge“ und „Regeln“ in den neuen Nomenclatur- regeln. Zool. Anz. Bd. XXVII. Nr. 9. 1904. pag. 295—297. — Über die nomenclatorische Berücksichtigung und Behandlung von im Jahre 1758 erschienenen zoologischen Werken, in denen die Grundsätze der binären Nomen- clatur befolgt sind. Zool. Anz. XXVII. 1904. pag. 401—404. — Ein bisher nicht berücksichtigtes zoologisches Werk aus dem Jahre 1758, in dem die Grundsätze der binàren Nomenclatur befolgt sind. In: Zool. Anz. XXVII. 1904. pag. 495—510. Reichenow, Ant., Zur Rettung zweier alteingebiirgerten Namen. In: Ornithol. Monatsber. XII. Jahrg. 1904. Nr. 1. pag. 1—3. VII. Synonymie. Alfken, J. D., Beitrag zur Synonymie der Apiden (Ztschr. syst. Hymenopt. Dipt. Jahrg. IV. 1904. pag. 1 - 3). Buturlin, S. A., The correct name of the pacific. Dunlin. (The Auk N. S. Vol. XXI. 1904. pag. 50—55.) — Tringa alpina sakhalina. Fuhrmann, O., Zur Synonymie von Macrochynchus bivittatus (Ulianin). Zool. Anz. Bd. XXVII. 1904. pag. 208.) Kirkpatrick, R., A correction to ,Notes on some Medusae from Japan“ (Ann. mag. nat. hist. [7]. Vol. XIII. 1904. pag. 80). Gonomeandrus chrysostephanus n. g. n. sp. Kirkp. 1903 (Ann. mag. nat. hist. [7] Vol. XII. 1903. pag. 615) = Medusa saltatrix. | Kobelt, W., /berus Montf. und Ofala Schm. Nachrichtsbl. d. d. malakozool. Ges. XXXVI. Jahrg. 1904. pag. 88. Iberus Untergattung (neben Pomatia oder Helicogena und Tachea innerhalb der Gttg. Helix; Ofala kann höchstens als Name einer Sektion Verwendung finden. Oudemans, A. C., Symbiose von Copforshosoma und Greenia, eine Prioritàts- frage. In: Zool. Anz. Bd. XXVII. 1903/04. Nr. 4. pag. 137 —139. Poche, Eranz, Zur Synonymie der Accipitres und der Bucerotidae, nebst Be- merkungen über die Methodik des Eliminationsverfahrens überhaupt. In: Ornithol. Monatsber. (A. Reichenow) XII. Jahrg. 1904. Nr. 6. pag. 89— 93. Literatur. — Besprechungen. 85 Poche, Franz, Kritische Bemerkungen über die bisher so genannten Arten 7any- siptera dea (L.) und Urogalba paradisea (L.). Ornithol. Monatsber. (A. Reichenow) XII. Jahrg. 1904. Nr. 4: pag. 57- Snellen, P. C. T., Agrotis smithii Snell. Eene rectificatie. (Tijdschr. entom. D. 46. 1904. pag. 91—92.) Agrotis smithii = A. baja. VII. Terminologie. Bardeleben, Karl von, Einige Vorschläge zur Nomenclatur. In: Anat. Anzgr. XXIV. Bd. 1903/04. Nr. 16/11. pag. 301—304. Bert, P. et Pellanda, C., La nomenclature anatomique et ses origines. Expli- cation des termes anciens employés de nos jours. Paris, F. Alcan. 1904. VI. et Ioo pag. IX Holts ta cher. Kretschmer, Konrad, Historische Geographie von Mitteleuropa. München und Berlin, R. Oldenbourg. VII. und 650 pag. 8°. 1904. Besprechungen. Burckhardt, Rudolf: Das koische Tiersystem, eine Vorstufe der zoologischen Systematik des Aristoteles. (Verh. d. naturf. Ges. Basel. Bd. XV. 1903. pag. 377413.) in dem zweiten Buch der im Corpus hippocraticum enthaltenen Schrift wegi dvattns werden 52 Tiere mit Namen angeführt und ihr diätetischer Wert besprochen. Stellt man die Namen in der Reihenfolge zusammen, wie sie die Schrift selbst in den in Betracht kommenden Kapiteln X— XII gibt, so erhält man eine Anordnung, die unmöglich zufällig sein kann; sie erscheint bei näherer Prüfung als eine absteigende Stufenleiter von Tieren, die mit dem aristotelischen System eine weitgehende Ähn- lichkeit zeigt. Da nun der unbekannte Verfasser der genannten Schrift der koischen Schule angehört und selbst berichtet, andere Autoren benützt zu haben, so schließt Burckhardt, daß ein bereits ziemlich bekannt gewesenes Vorbild vorgelegen haben müsse, das als ,koisches Tiersystem“ bezeichnet wird. Dasselbe gelangt frei- lich in der in Rede stehenden Schrift nicht rein zur Anwendung, da stellenweise, offensichtlich im Zusammenhange mit der Tendenz des Werkes, Umstellungen statt- gefunden haben; aber es läßt sich wieder herstellen. Da nun diese pseudohippo- kratische Schrift „De diaeta“ um eine ganze Anzahl von Dezennien älter ist als die Tiergeschichte des Aristoteles und in letzterer sich das „koische Tiersystem“ wieder findet, so dürfte zum mindesten wahrscheinlich sein, daß entgegen der all- gemeinen Annahme nicht Aristoteles der Schöpfer des ihm zugeschriebener Systemes ist, sondern daß er dasselbe von Vorgängern übernommen hat. Mit dieser Annahme wird jedoch keineswegs die Bedeutung des Aristoteles herabgesetzt, da _ letzterer das nach physiologischen Prinzipien aufgebaute in bewufiter Absicht durch Anwendung anatomischer Gesichtspunkte auf eine andere Basis bringt und erweitert. Das aristotelische System wird man als das Endglied einer langen und langsamen 86 | Besprechungen. Entwickelung des Denkens über die organische Natur und ihre Mannigfaltigkeit be- trachten müssen, eines Prozesses, dessen Spuren noch zu verfolgen sind. Eine Etappe dieses langen Weges ist das koische System, eine andere, noch weiter zurückliegende „Die knidische Tierfolge“, die sich in einer ebenfalls pseudohippokratischen Schrift: zeoi 1ad@v findet. Hier gilt als Einteilungsprinzip das umgebende Medium, wobei eine ganz allgemeine, aber auch sehr urivollkommene Anordnung resultiert, die mit dem koischen Tiersystem keinerlei nähere Berührungspunkte aufweist. M. Br. Burckhardt, Rud.: Zur Geschichte der biologischen Systematik. Verh. d. naturf. Ges. Basel. Bd. XVI. 1903. pag. 388 —440. Eine Untersuchung des gegenwärtigen Standes der zoologischen Geschichts- schreibung, die mit A. v. Haller (1774) beginnt und mit J. V. Carus (1872) schließt, ergibt, daß dieselbe bis jetzt so gut wie ausschließlich Geschichte der systematischen Zoologie bezw. des zuologischen Systems ist. Unterdessen hat sich aber die Zoologie bedeutend erweitert, namentlich nach der zoologischen Seite hin; es beginnt dies allerdings schon mit Aristoteles, aber erst die Neuzeit hat mit ihrer Fülle tech- nischer Hilfsmittel den Aufbau sehr erheblich gefördert und andere Disziplinen.sind aus ihm hervorgegangen. Demgegenüber ist der Ausbau der Systematik der auf Zootomie fußenden Wissenschaften (vergleichende Physiologie, vergleichende Anatomie) auffallend zurückgeblieben. Verfasser schildert nach diesen Feststellungen die geschicht- liche Entwickelung sowohl der physiologischen wie der vergleichend-anatomischen Systematik in ausführlicher Weise; hiermit ist an sich schon ein dankenswertes Feld für die geschichtliche Erforschung der Gesamtzoologie gewonnen, das bisher nur wenig, jedenfalls ohne durchschlagenden und dauernden Erfolg bearbeitet worden ist; aber weiterhin dürfte die Betrachtung des Entwickelungsganges der biologischen Systeme Veranlassung geben, das System der vergleichenden Anatomie, das sich kaum über die ursprüngliche, der Praxis entstammenden Form herausgebildet hat, in Einklang mit der historisch solider begründeten und an die exakten Wissenschaften direkt an- schließenden physiologischen Systembildung zu bringen. Einen dahingehenden Ver- such unternimmt der Verfasser zunächst noch nicht, stellt ihn jedoch in Aussicht. M. Br. Dacqué, Dr. Edgar: Der Deszendenzgedanke und seine Geschichte vom Altertum bis zur Neuzeit. München 1903. 8°. 113 pag. Der Verf. will eine historische Entwickelung des Abstammungsgedankens geben; hierbei setzt er seine prinzipielle Richtigkeit voraus, begründet die letztere aber doch in dem einleitenden Kapitel dadurch, daß er wenigstens im allgemeinen diejenigen Tatsachen und Verhältnisse schildert, welche den Deszendenzgedanken als unabweis- bare logische Forderung erscheinen lassen. Der Natur der Sache nach handelt es sich hierbei weniger um exakte wissenschaftliche Beweise, die nur ganz ausnahms- weise gewonnen werden können, als um Analogien und Wahrscheinlichkeitsschliisse, also um eine indirekte Begründung, wie sie Paläontologie, Embryologie und ver- gleichende Anatomie, Atavismus, Tier- und Pflanzengeographie ergeben. Der Haupt- teil der Arbeit ist aber der geschichtliche; in ihm wird zuerst die vordarwinische Zeit bis zum Zeitalter der streng wissenschaftlichen Begründung des Deszendenzproblems abgehandelt; dann folgt die Besprechung der Darwinschen Lehre und der nach- darwinischen Zeit, welche die ausschließliche Geltung des Selektionsprinzips ein- geschränkt bezw. durch-andere Faktoren zu ersetzen versucht hat. Im ganzen ver- Besprechungen. 87 halt sich der Verf. mehr als Chronist denn als Historiker; das Werk wird demnach demjenigen, der sich tiber die in Betracht kommenden Autoren und ihre Anschauungen rasch orientieren will, sehr wohl dienen kònnen, wahrend es demjenigen, der die historische Entwickelung des Deszendenzgedankens verfolgen bezw. kennen lernen will, mehr ein Führer durch die Literatur sein wird. Nach beiden Richtungen hin wirde ein Autoren-Verzeichnis wesentliche Dienste leisten. M. Br. Albrecht, Oskar: Zur 4ltesten Geschichte des Hundes; Studien zur Geschichte seiner Zahmung, Verbreitung und Rassengliederung. Miinchen 1903. 8°. 63 pg. ‚Der Verf. bedient sich der für Forschungen über die Geschichte des Hundes noch wenig angewandten linguistischen Methode, ist sich aber darüber klar, daß zur Erzielung sicherer Resultate auch andere Methoden herangezogen und die Ergebnisse aller verglichen werden müssen. Bestimmend war der Umstand, daß im Gegensatz zum Hund andere Haustiere von frei lebenden Verwandten nicht sehr verschieden sind und daher auch sprachlich gewöhnlich nicht unterschieden, sondern mit demselben Wort bezeichnet werden; der Nachweis eines solchen Wortes in einer Sprache läßt also an sich noch nicht den Schluß zu, daß die betreffende Art innerhalb dieses Sprachkreises im domestizierten Zustande vorhanden gewesen ist. Anders beim Hund, der wegen seiner beträchtlichen Verschiedenheiten von wilden Caniden auch sprach- lich unterschieden wird. Die betreffende Bezeichnung muß wie für viele Tiernamen so auch für den Hund als ein Onomatopoeticon, also gebildet durch Nachahmung der Stimme des Hundes, aufgefaßt werden. Hierbei ist zu berücksichtigen, daß der Haushund über eine ganze Reihe von Lauten verfügt und daß aus diesem Grunde sowie wegen der an sich bestehenden Schwierigkeit, unartikulierte tierische Laute mit der Stimme des Menschen wiederzugeben, die Bezeichnungen für Hund sehr verschieden lauten können. Der Verf. prüft nun den Wortschatz der verschiedenen Völkerkreise auf die Benennungen für den Haushund, am vollständigsten bei den Indogermanen und Semiten, wobei auch archäologische Daten Berücksichtigung finden. Bei den Indogermanen lautet die ursprüngliche Bezeichnung: Kwan oder Khwan, ein Wort, das sich als solches im Sanskrit findet und verändert in allen Zweigen der indogermanischen Sprachgenossenschaft erhalten hat. Daraus darf geschlossen werden, daß die Indo- germaren schon vor ihrer Gliederung in die heute bestehenden Völkergruppen den Haushund, den sie sprachlich von wilden Caniden (Wolf, Schakal) unterschieden, be- sessen haben. Die verschiedenen Bezeichnungen, welche man für den Haushund an- gewendet findet, gehen auf Worte zurück, welche — von Kwan ableitbar — bei den Hauptstämmen, in welche sich die Indogermanen gliederten, vorkommen: Äuan bei den westkleinasiatischen Phrygern, Albanesen, Graecoitalikern und Kelten, Svan bei den südöstlichen Indogermanen, Indiern, Iraniern (übergreifend auf Letten und Alt- preußen) und Hund bei den germanischen Völkern. Gelegentlich treten freilich auch Bezeichnungen auf, die mit diesen drei indogermanischen Stammworten nicht in Be- ziehung gebracht werden, wie das auf eine große Hunderasse hinweisende englische Kollektivum für Hund: dog, dessen Ursprung noch unaufgeklärt ist. In anderen Fällen weisen solche Bezeichnungen auf Rassen hin, die der betreffende Stamm aus seiner _ Urheimat mitbrachte oder an seinem neuen Wohnsitz bereits vorfand. Eine gemeinsame Bezeichnung für den Haushund haben auch die semitischen Sprachen und zwar ein Wurzelwort K. /. b., das in den verschiedenen semitischen Sprachen verschieden vokalisiert wird. Demnach kannten bereits die Ursemiten vor 88 Besprechungen. ihrer Gliederung den Haushund. Das betreffende Wort fehlt jedoch in der ägyptischen und anderen hamitischen Sprachen, weshalb bei der nahen Verwandtschaft dieser mit semitischen Sprachen angenommen werden muß, daß der Hund in den Zeiten der semitisch-hamitischen Gemeinschaft noch nicht domestiziert war. Dies erfolgte seitens der Ägypter möglicherweise noch in ihrer vornilotischen Zeit, sicher aber bald nach ihrer Seßhaftmachung in Afrika und zwar unter Benützung des Schakals. Gegenüber der Einheitlichkeit der Bezeichnung für Hund bei den Ariern und Semiten fällt die Vielheit der Benennungen bei den Altaiern auf. Bei den mongoloiden Polarvölkern werden z. T. altaische Bezeichnungen, z. T. originale bezw. aus dem Russischen entlehnte benützt. Eine besondere Bedeutung beansprucht der ,,Tibet- hund‘, dessen Ursprung wohl feststeht; von Tibet gelangte er nach Iran, Mesopo- tamien, den drei großen Halbinsein Südeuropas, dann aber auch nach Südosten und Osten, besonders nach China. In bezug auf Details muß das Original verwiesen werden, das von der außer- ordentlichen Sorgfalt des Verf., der weitere Mitteilungen in Aussicht stellt, auf jeder Seite Zeugnis ablegt. M. Br. Möbius, M.: Matthias Jacob Schleiden zu seinem 100. Geburtstage. Lpzg. 1904. 8°. 106 pg. Mit ı Portr. u. 2 Textabb. Der auf den 4. April d. J. fallende hundertste Geburtstag des auch den Zoo- logen wohlbekannten Forschers und der Umstand, daß eine ausführlichere Darstellung seiner Leistungen bis jetzt noch fehlt, sind die Veranlassung zu der vorliegenden Schrift gewesen, deren Lektüre den Zoologen ebenfalls empfohlen werden kann. Nach einer kurzen biographischen Einleitung, die uns mit den eigenartigen Schicksalen dieses etwas unruhigen und sehr streitbaren Mannes bekannt macht und in wenigen Worten auch die Persönlichkeit schildert, bespricht der Verf. in gerechter und sach- licher Weise die Leistungen und Verdienste Schleidens an der Hand seiner zahl- reichen, vorzugsweise botanischen Publikationen. Von diesen haben zwei eine über das Fachgebiet hinausgehende Bedeutung: Die ‚Grundzüge der wissenschaftlichen Botanik“ (1. Aufl. 1842/43) insofern, als die hier vorgenommene Reform der Botanik nicht ohne wesentlichen Einfluß auf andere Naturwissenschaften, speziell auch auf die Zoologie geblieben ist; während die ‚Beiträge zur Phytogenesis‘ (1838), wie allgemein bekannt, für Schwann die Veranlassung gewesen sind, die durch Schleiden begründete Lehre von dem zelligen Aufbau der Pflanzen auf den tierischen Organis- mus zu übertragen und auch für diesen geltend hinzustellen. Außer durch wissen- schaftlich-botanische Arbeiten ist Schleiden durch eine Anzahl für ein grösseres Publikum bestimmter Werke bekannt geworden, von denen ‚die Pflanze und ihr Leben“ (1. Aufl. 1848, 6. Aufl. 1864) und „das Meer‘ (1. Aufl. 1867, 2. Aufl. 1874) vorbildlich geworden sind. Viel weniger bekannt dürfte sein, daß sich Schleiden auch in der Dichtkunst versucht und zwei Bändchen Gedichte (1858 u. 1878) heraus- gegeben hat, die jedoch keinen großen Anklang gefunden haben. Misr. Entwurt von Regeln der zoologischen Nomenelatur. Als Grundlage für eine Neubearbeitung der internationalen Regeln der internationalen Nomenclatur-Commission vorgeschlagen von F. C. v. Maehrenthal in Berlin. Vorwort. Die internationalen Zoologen-Congresse haben durch eine Reihe von Beschlüssen zu einer internationalen Regelung der zoologischen Nomenclatur geführt, die als ein überaus großer Erfolg gewiß von jedem Systematiker geschätzt wird, welcher die Namengebung als eine rein formale, durch Übereinkommen zu regelnde Angelegenheit seiner Wissenschaft anzusehen gewohnt ist. Dieser große Erfolg berechtigt zu der Erwartung, dab die bisher getroffenen Bestimmungen auf dem Wege der internationalen Vereinbarung auch eine fortschreitende, dem Bedürfnis folgende Vervollkommnung finden werden. In dem vorliegenden Entwurf habe ich den Versuch unternommen, durch Ereänzung und Ausgestaltung der bisher vereinbarten Be- stimmungen einen weiteren Fortschritt in der Entwickelung der inter- nationalen Regeln anzubahnen. Die Grundlage des Entwurfes bilden die maBgebenden Beschlüsse des 5. internationalen Zoologen-Congresses zu Berlin (1901), die ihren Ausdruck finden in der Neuauflage der internationalen Regeln, welche von der in Berlin gewählten Unter- commission veranstaltet wurde”). — Die offenbare Unzulänglichkeit der bisher getroffenen Bestimmungen, die jedem Systematiker fühlbar *) Règles internationales de la Nomenclature zoologique. Paris. 1904. 8°. Zool. Annalen, I. 7 90 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. geworden sein diirfte, liegt nicht allein in manchen Liicken, die noch auszufüllen sind, sondern auch darin, daß wichtige Grundsätze, auf denen Regeln und Ratschläge beruhen, eine ausreichende Begriffs- bestimmung noch nicht gefunden haben. Der Versuch, auch diesen Mangel zu beseitigen und die Begriffsbestimmungen als Leitsätze für eine logische Gliederung des manchmal recht schwierig zu behandelnden Stoffes zu verwenden, hat mit Notwendigkeit zu einer Anordnung ge- führt, die sich von der bisher eingehaltenen sehr weit entfernt. Vor allem schien es mir aus Gründen der Zweckmäßigkeit wichtig zu sein, diejenigen Bestimmungen, die sich nur auf die Einführung neuer Tier- namen beziehen, auszuscheiden und als „Ratschläge“ in einem Anhang zusammenzustellen. Die „Regeln“ enthalten demnach nur diejenigen Bestimmungen, welche die Behandlung der schon veröffentlichten Namen und die Giiltigkeit der Benennungen betreffen, also rückwirkende Kraft besitzen. Es bedarf wohl keiner weiteren Erklärung, daß schon die Durchführung dieser Anordnung, noch mehr natürlich die notwendige Ergänzung der bisher vereinbarten Bestimmungen nur durch eine größere Zahl von selbständigen Entscheidungen möglich wurde. Bei diesen Entscheidungen war ich besonders bestrebt, die Wahrung der Priorität bis zu den äubersten Grenzen zu berücksichtigen und der subjektiven Beurteilung einen möglichst geringen Spielraum bei der Feststellung des Standes der vergebenen Namen zu gestatten. Um den Vergleich meines Entwurfes mit der Neuauflage der internationalen Regeln zu erleichtern, habe ich jeden Abschnitt des Entwurfes mit einem in eckige Klammern gesetzten Hinweis auf diese Neuauflage versehen. | Es erübrigt mir noch, den Herren Ch. W. Stiles in Washington und Franz Poche in Berlin auch an dieser Stelle meinen Dank aus- zusprechen für die überaus wertvolle Unterstützung, die sie mir während der Fertigstellung des Entwurfes zukommen ließen. Herrn Ch. W. Stiles, welcher die Artikel 1—10 einer eingehenden Prüfung unterzog, ver- danke ich die Anregung zu einer ganzen Reihe wichtiger Verbesserungen. Während des letzten halben Jahres unterstützte mich Herr Franz Poche bei der wiederholten kritischen Durchsicht des Entwurfes mit außer- ordentlicher Hingabe und nahm durch die Schärfe seines Urteiles auf die letzte Ausgestaltung des Entwurfes einen ganz wesentlichen Einfluß. Berlin, September 1904. vy. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 9] Inh altstibersicht. Vorbemerkungen . . . . DI RETE NR ENI ae "99 I. Die Benennung der uo Aerea eat 190 he Die Benennung. der ‚Einheiten: dg "00m ne nr 093 AaAlleemeinerkeseln =.=: 3 eg a one ao Art. 2. Wesen und Bedeutung de E wise 93 Art. 3. Beziehung zur Nomenclatur der Pflanzen na Protisten se. 2 EN N ENT Art. 4. Untilgbarkeit der Benin’ Se Seige ie Ae erat Bo Dre bedinoungen den Zuläassıckeit. 2. 22... 207 Art. 5. Zusammenfassung der Bedingungen. . . . . 97 Atina babies Wassenschathichkeit = 7 22.2, oe ee OD Arre eSchifitze (chien aa es Me eg Ca Ne 100 Mite 3 IuinneischerBenennungsweise . .2.22.7.....100 Art 92 Dies Kennzeichmuner 2.0 ur ist ee a KOO Ati Ose Die Veröftentliehung TRL C. Die gültige Benennung . . ee LO0 Art. 11. Höhere Einheiten und Schalteinheiten se i LOG Ant. 12. Bamilien und Unterfamilien 2 252.2... 222 106 Art. 13—15. Gattungen, Untergattungen, Arten und Unterarten: Art. 13. Das Prioritäts- und Autoritäts-Gesetz . . . . 108 Art 14.2 Das-Coor:dimations-Gesetz ar er 23.222777 15 Abk, > Dies Gleichhers dev» Namen = aye ee re, BR D Die Schwerbunge -. —. ee RUE at el) Art. 16. Namen höherer Tani ten Shiny I Roe E ee 120) Art. 17. Art- und Unterartnamen . . . e SIZE: Art. 18. Benennung der Arten und Me Cono A LS 2 19 eli chiounoentdersschreibun eee nr bo Be Der /Aukorname- fins: DARI a ae e ESTERO Art. 20. Bestimmung des oe. N ERRE Art. 21. Anwendung des Autornamens . . . . . . . 127 Anhang: Ratschläge bei der Einführung neuer Tiernamen . . . . 12 Nr tl. Alloemeine Rasschlase 2. 378. er. 128 Nr. 12—15. Besondere Ratschläge . 1 = 92 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenelatur. Vorbemerkungen. al Die Systematik der biologischen Wissenschaften beruht auf der Voraussetzung, daß die Lebewesen Gruppen (Hin- heiten) bilden. Die wissenschaftliche Benennung dieser Einheiten und ihrer Rangstufen im System wird als Nomenclatur bezeichnet. Regeln der. Nomenclatur haben die Aufgabe, Beständigkeit und Eindeutigkeit der wissenschaftlichen Benennungen nach Möglichkeit zu sichern. ES Da das zoologische System die lebenden und die aus- gestorbenen Tierformen umfaßt, beziehen sich Regeln der zoologischen Nomenclatur auf diese wie auf jene. I. Die Benennung der Rangstufen. Art. 1. [—] Die Rangstufe der gesamten Tierwelt im System der Lebewesen heißt Regnum (Reich). Für die untergeord- neten Rangstufen sind die folgenden Benennungen anzu- wenden, und zwar entsprechend ihrer Reihenfolge im Sinne stufenweise fortschreitender Unterordnung: Subregnum (Unterreich), Phylum (Stamm), Subphylum (Unter- stamm), Classis (Klasse), Subclassis (Unterklasse), Ordo (Ordnung), Subordo (Unterordnung), Familia (Familie), Subfamilia (Unterfamilie), Genus (Gat- tung), Subgenus (Untergattung), Species (Art), Sub- species (Unterart). Erklarungen. = a) Die Rangstufen Phylum, Classis, Ordo, Familia, Genus und Species sind insofern verbindliche (obligatorische), als im Reich der Stamm, in jedem Stamm die Klasse, in jeder Klasse die Ordnung, in jeder Ordnung die Familie, in jeder Familie die Gattung, in jeder Gattung die Art als Einheit untergeordneter Rangstufe unterschieden werden vy. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 93 muB. Im Gegensatz hierzu sind die Rangstufen Subphylum, Subclassis, Subordo, Subfamilia, Subgenus und Subspecies nicht-verbindliche (facultative), so dab es beispielsweise nicht erforderlich ist, jeden Stamm in Unterstämme, jede Art in Unterarten aufzuteilen. — Die verbindlichen Arten und die nicht-verbindlichen Unterarten bilden die letzten Einheiten des Systems. b) Ist die Einschaltung von weiteren Einheiten (Schalteinheiten) erforderlich, so sind für ihre Rangstufen folgende Bezeichnungen anzu- wenden: Cladus und Subcladus (zwischen Unterstamm und Klasse), Legio und Sublegio (zwischen Unterklasse und Ordnung), Sectio und Subsectio (zwischen Unterordnung und Familie), Tribus und Subtribus (zwischen Unterfamilie und Gattung), Colors und Subeohors (zwischen Untergattung und Art).*) c) Nomenclatorisch gilt als Unterart jede Einheit des Systems, welche der Art untergeordnet ist, auch wenn ihr vom Autor eine andere Bezeichnung (wie Varietas, Forma, Mutatio, Aberratio u. a.) beigelegt worden ist. Vergl. Art. 2 Erkl. e. II. Die Benennung der Einheiten. A. Allgemeine Regeln. Art. 2. Die Benennung einer Einheit des Systems gilt als eine Bezeichnung der Körper, von denen der Begriff dieser Einheit abgeleitet worden ist. Erklärungen. a) Wird auf Grund der Untersuchung von Körpern der Begriff einer Einheit des Systems geschaffen und dieser ein Name gegeben, so wird der Name sowohl zum Zeichen für den geschaffenen Begriff als auch zum Zeichen für die Körper, welche die gedachte Einheit bilden. Um aber die Benennung einer Einheit zu einer beständigen zu machen, ist es erforderlich, sie als eine rein gegenständliche zu behandeln, d. h. ihre Beziehung zu den untersuchten Körpern und allen mit diesen zu der gedachten Einheit zu vereinigenden Körpern als eine unverrückbare zu betrachten. In jedem einzelnen Fall, sei es bei der Einführung eines Namens, sei es bei der Anwendung eines schon *) Vergl.: Generelle Morphologie der Organismen. Von Ernst Haeckel. Berlin. 1866. 8°. 2. Band, S. 400. ld | il 1) fra va [Art i € VI DO | 94 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. eingeführten Namens, gilt daher die Benennung einer Einheit nur als ein Zeichen für die Körper, von denen die Beerifisbestimmung (Kennzeichmung, Definition, Diagnose) der Einheit abgeleitet wird. — Der Name einer Einheit behält demnach seine Bedeutung als Zeichen für die untersuchten Körper, wenn die erste Begrifisbestimmung durch eine neue, mehr oder minder verschiedene ersetzt, oder selbst das Bestehen der Einheit geleugnet wird. Wird ermittelt, daß Körper in der ersten Begriffisbestimmung ihrer Einheit nicht zutreffend gekenn- zeichnet worden sind, so ist der Name, welcher der Einheit gegeben wurde, nicht auf andere Körper zu übertragen, für welche die erste Begriffsbestimmung der Einheit zutrifft. Beispiele: Hectocotylus G. Cuvier (1829), Lozoon Dawson (1855). b) Damit die Benennungen der Einheiten als eindeutige Zeichen für die Körper dienen, ist es nicht erforderlich, daß sie ursprüngliche Wörter sind, d.h. solche, die durch eine neue Zusammenfügung von Lauten (Buchstaben) gebildet werden, sondern es ist zulässig, jedes bestehende Wort, mit welchem ein Begriff schon verbunden ist, als Namen auf Einheiten zu übertragen. Der ursprüngliche Begriff solcher übertragenen Wörter braucht in keiner notwendigen Beziehung zu der Begriffsbestimmung der Einheit zu stehen; es können also Benennungen, die ihrem Wortsinn nach unzutreffend sind, trotzdem für ihre Einheiten gültig sein (wie z. B. Apus Scopoli, 1777). Die Namengebung der Einheiten des Systems ist in diesem Sinne ganz unabhängig von jedweder anderen Namengebung; es können daher selbst solche Namen, welche die Terminologie der Tierkunde für Körperteile, Organe, Funktionen, Entwickelungsstufen usw. anwendet, als Benennungen von Einheiten des zoologischen Systems gültig sein (wie z. B. Radius, Pelvis, Crinis, Plasmodium). — Um als Zeichen für die Körper zu dienen, können demnach die Benennungen der Einheiten ebensowohl ursprüngliche wie übertragene Wörter sein, die weder durch Herkunft oder Wortsinn, noch durch Sprachrichtigkeit oder Wohlklang be- stimmt sind. | c) Ein Wort wird nicht dadurch zum Namen einer Einheit, dab es seinem Wortsinn gemäb zur Bezeichnung der Begriffsbestimmung angewandt wird, sondern dadurch, daß es gleich einem Eigennamen zum Zeichen für die Einheit bestimmt wird. Ein Wort ist daher nur dann als Name anzuerkennen, wenn die maßgebende Absicht des Autors aus der Fassung seiner Veröffentlichung ersichtlich ist. In lateinischen Veröffentlichungen führt oft nur die Vergleichung der Schriftstellen zur v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 95 Unterscheidung der Namen. von Bestandteilen der Kennzeichnung; häufig ist für diese Entscheidung die Druckanordnung maßgebend. Beispiel: Die Bezeichnungen aria Hominis bronchialis, Filaria Vespertilionis in Rudolphis Entozoorum Synopsis (Berolini, 1819), 8. 7, sind, wie aus dem Vergleich mit anderen Schriftstellen (z. B. S. 2—7) ersichtlich ist, nicht als binäre oder ternäre Benennungen anzuerkennen, sondern als Angaben des Vorkommens unbenannter Arten der Gattung Filaria zu behandeln. d) Um zu einer geschichtlich richtigen Benennung der Einheiten zu gelangen, ist es erforderlich, die Körper zu kennen, welche die Grund- lage für frühere Begriffsbestimmungen benannter Einheiten bildeten. Ist es nicht möglich, die früher untersuchten Stücke (Originalexemplare) auizufinden, so sind für die Wiedererkennung (Identifizierung) der Einheit diejenigen in der früheren Begriffsbestimmung enthaltenen, in Wort oder Bild bestehenden Angaben maßgebend, welche die Stücke kennzeichnen, die dem Urheber der Begriffsbestimmung zur Unter- suchung vorlagen. — Eine behauptete Auffindung der Originalexemplare oder eine behauptete Wiedererkennung einer Einheit ist solange anzu- erkennen, als ihre Unrichtigkeit nicht erwiesen ist. Beispiel: Acarus coleoptratus Linné (1758), emend. Latreille (1795). e) Die Benennung der Einheiten des zoologischen Systems ist ebenso unabhängig von der namentlichen Bezeichnung der Zustands- formen (Entwickelungszuständen, Formen des Dimorphismus und Poly- morphismus, Formen der individuellen, normalen oder abnormalen Variation) wie von derjenigen der Körperteile der Tiere. Namen, die als Bezeichnungen vermeintlicher Zustandsformen oder Körperteile an- gewandt worden sind, sind nicht als Benennungen der Einheiten zu betrachten, denen die benannten Körper zuzurechnen sind. Ist jedoch die Begriffsbestimmung einer benannten Einheit von einer irrtümlich als selbständige Einheit des Systems gehaltenen Zustandsform oder von einem irrtümlich als Ganzes gehaltenen Teil eines Lebewesens abgeleitet worden, so ist der angewandte Name auf diejenige Einheit zu über- tragen, welcher die benannten Körper zuzurechnen sind. — Ist aus einer Veröffentlichung nicht ersichtlich, dab durch eine in ihr angewandte Benennung nur eine namentliche Bezeichnung einer Zustandsform oder eines Körperteiles beabsichtigt wird, so ist diese Benennung als eine ' solche zu behandeln, die für eine Einheit des Systems angewandt worden ist. Diese Bestimmung betrifft besonders solche Benennungen, die denen einer letzten Einheit gleichen, d. h. binär, ternär usw., mit oder [a (Art. 1] [Art. 1] [Art. 1] 96 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. ohne Einfügung eines Satzzeichens (Beistriches, Trennungsstriches usw.) oder einer Bezeichnung wie Varietas, Varietas culta, Forma, Mutatio, Aberratio, Monstrositas, Stadium u. a. angewandt und nicht ausdrücklich als Bezeichnungen von Zustandsformen aufgestellt worden sind. Vergl. Art. 1 Erkl. c. f) Benennungen hypothetischer Einheiten, d.h. solcher Ein- heiten, deren Bestehen nur aus der Kenntnis anderer Einheiten erschlossen und deren Begrifisbestimmung nicht von wirklich aufgefundenen Körpern abgeleitet wird, sind nur Zeichen für Begriffe und fallen daher nicht in den Bereich der Nomenclatur. Beispiel: Pithecanthropus Haeckel, 1866 dagegen: Pithecanthropus Dubois, 1894]. Art. 3. Die Benennung der Einheiten des zoologischen Systems ist insofern unabhängig von der Benennung der Einheiten der Systeme anderer Reiche, als Tiere und andere Lebewesen gleich benannt sein können. Werden jedoch Lebewesen, die als Pflanzen oder Protisten angesehen worden sind, dem Tierreich zugerechnet, so gelten Benennungen, die sie im System der anderen Reiche erhalten haben, als Tiernamen. Erklärungen. a) Die Benennung einer Einheit des zoologischen Systems kann nicht deshalb als ungültig verworfen werden, weil sie mit der älteren Benennung einer Einheit eines anderen Systems buchstäblich über- einstimmt — vorausgesetzt, daß die letztere Benennung nicht als Tiername zu gelten hat. Beispiel: Haplotaxis Hoffmeister (1843). b) Die nicht-zoologischen Benennungen von Lebewesen, die, wenn auch nur durch einen Schriftsteller, aus einem anderen Reich in das Tierreich versetzt wurden, sind so zu berücksichtigen, als wenn sie als Benennungen von Einheiten des zoologischen Systems eingeführt worden wären. Beispiele: Der botanische Gattungsname des Erregers der Pebrine-Krankheit des Seidenspinners, Nosema Nägeli (1857), ist im Sinne des Prioritäts- und Autoritäts-Gesetzes (Art. 13) dem zoologischen Namen Glugea Thélohan (1891) vorzuziehen; der von Babes (1888) eingeführte zoologische Gattungsname Haematococcus ist zu verwerfen, weil die von Agardh (1828) mit dem gleichen, botanischen Namen benannten Lebewesen von Bütschli den Tieren zugerechnet wurden. vy. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenelatur. 97 Art. 4. Werden Körper, die als Tiere angesehen worden sind, Art. 1] dem Tierreich nicht mehr zugerechnet, so sind Namen, die für ihre Einheit im zoologischen System eingeführt worden sind, auch weiter bei der Benennung anderer Ein- heiten des zoologischen Systems zu berücksichtigen. Erklärung. Beispiele: Der Name Volvox, von Linné (1758, emend. 1767) für [-] eine Gattung des zoologischen Systems eingeführt, kann im Sinne des Prioritäts- und Autoritäts-Gesetzes (Art. 13) auch dann nicht als Be- nennung einer anderen Gattung desselben Systems giiltig werden, wenn die ursprünglich mit diesem Namen belehnten Lebewesen dem Pflanzen- reich zugerechnet werden; der Name Nosema, von Nägeli für eine Gattung des botanischen Systems eingeführt (vergl. Art. 3 Erkl. b), würde auch dann als vergebener Gattungsname im zoologischen System zu gelten haben, wenn der Erreger der Pebrine-Krankheit nicht mehr dem Tierreich zugerechnet würde. B. Die Bedingungen der Zulässigkeit. Art. 5. Die Benennung einer Einheit des Systems gilt als [Art 25] zulässig, wenn sie eine wissenschaftliche ist, der von Karl v. Linné eingeführten Benennungsweise entspricht und in Begleitung einer Kennzeichnung der benannten Körper seit dem Beginn des Jahres 1758 veröffentlicht worden ist. Vergl. Art. 6—10. Erklärungen, | ei a) Ein Name wird eingeführt durch die Veröffentlichung, durch | welche die Bedingungen seiner Zulässigkeit erfüllt werden, wenn er in derselben mit der Absicht einer Neubenennung oder als neue Be- -nennung ohne solche Absicht für eine Einheit angewandt wird. — Vom Standpunkt der Nomenclatur gilt eine Einheit erst dann als be- gründet, wenn sie einen zulässigen Namen erhält. Die nomenclatorische [Art. 26] 98 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. Begründung einer Einheit erfolgt demnach, wenn auf Grund der Auf- findung neuer Körper oder einer systematischen Vereinigung oder Trennung schon bekannter - Körper eine Einheit als neue aufgestellt und für sie ein Name eingeführt wird, oder wenn mit dem Hinweis auf eine Veröffentlichung, in welcher eine Einheit als neue aufgestellt, aber nicht zulässig benannt wurde, für diese ein Name eingeführt wird. Der für eine Einheit bei ihrer Begründung eingeführte Name ist Ihr ursprünglicher; mehrere ursprüngliche Namen einer Einheit können nur von demselben Autor (vergl. Art. 20) in derselben Ver- öffentlichung eingeführt sein. Die Kennzeichnung, welche die ur- sprünglichen Namen einer Einheit bei ihrer Einführung begleitet, ist die ursprüngliche Kennzeichnung dieser Einheit. Von den ursprünglichen Namen einer Einheit sind diejenigen zu unterscheiden, die für dieselbe Einheit an Stelle der ursprünglichen Namen ein- geführt werden. — Durch die zulässige Benennung einer Einheit werden auch diejenigen Körper benannt, deren Zugehöriekeit zur Einheit als mehr oder minder unsicher bezeichnet wird. Die Anwendung eines zulässigen Namens durch seinen Autor bei seiner Einführung, d.h, die ursprüngliche Anwendung, ist von einer anderen Anwendung zu unterscheiden. Bezüglich der ursprünglichen Anwendung mehrerer für dieselbe Einheit eingeführten Namen ist die Anwendung der ursprünglichen Namen von derjenigen der anderen Namen zu unter- scheiden. Die durch die ursprüngliche Anwendung der ursprünglichen Namen einer Einheit benannten und nicht als ihr nur zweifelhaft zugehörig bezeichneten Körper bilden den ursprünglichen Inhalt der Einheit, d. h. die ursprüngliche Einheit. — Die Schreibung, die ein Name bei seiner Einführung besitzt, ist seine ursprüngliche. b) Die Zulässigkeit eines Namens hängt nicht davon ab, ob die durch ihn benannte Einheit sicher erkannt und abgegrenzt wird oder nicht. Die /ulässigkeit eines Namens ist auch unabhängig davon, ob er als gültige Benennung oder als nicht-gültige angewandt wird, ob er ohne Vorbehalt oder mit solchem vorgeschlagen wird, ob er mit Absicht oder ohne solche als Ersatz für einen anderen Namen gebraucht wird, ob er den Verfasser der Veröffentlichung oder eine andere Person zum Urheber hat. Bezüglich der Ausnahmestellung, welche die vor-linnéischen Namen einnehmen, vergl. Erkl. d. c) Als Ausgangspunkt der wissenschaftlichen Benennung der Tiere gilt die 10. Ausgabe des Systema Naturae von Karl v. Linné (Tomus I. Holmiae, 1758). “Die Zeit der Veröffentlichung. dieses Werkes fällt vy. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 99 unzweifelhaft in die ersten Wochen des Jahres 1758*). Aus Zweck- mäbigkeitsgründen wird als feststehend angenommen, dab diese Ver- öffentlichung mit dem Beginn des Jahres 1758 und alle anderen Veröffentlichungen desselben Jahres später erfoleten. d) Namen, die vor dem Jahre 1758 in Veröffentlichungen für Ein- heiten angewandt worden sind (sog. vor-linneische Namen), können nur dann zulässig werden, wenn sie nach dem Jahre 1757 in einer Veröffentlichung, die nicht ein unveränderter Neudruck der früheren ist, als gültige Benennungen (nicht etwa als Citate) angewandt werden. So gelten z. B. die in Linnés 10. Ausgabe des Systema Naturae aus früheren Veröffentlichungen eitierten, aber nicht als gültige Benennungen angewandten Tiernamen selbst dann nicht als eingeführt, wenn sie wissenschaftliche sind und der linneischen Benennungsweise entsprechen. e) Namen, welche die Bedingungen der Zulässigkeit nicht erfüllen, werden bei der Ermittelung der gültigen Benennung (Art. 11--15) nicht berücksichtigt. Art. 6. Als wissenschaftliche Benennungen gelten diejenigen Namen, die ihrer Herkunft nach lateinische oder griechische Wörter sind und auch als solche angewandt werden, oder ihrer Herkunft nach zwar nicht lateinische oder griechische Wörter sind, aber gleich solchen als Wörter angewandt werden, die im internationalen Gebrauch keiner Verän- derung zu unterliegen haben. Erklärung. Werden Wörter lateinischer oder griechischer Herkunft zu Lehn- wörtern einer nicht-klassischen Sprache umgeändert und als solche angewandt. so gilt diese Anwendung nicht als wissenschaftliche Be- nennung. Beispiele: Stenocephale Latreille (1825) |dagegen: Steno- cephalus Laporte, 1832], Sporozoaires Balbiani (1884), Psorospermeen Joh. Miller (1841). — Beispiele von wissenschaftlichen Namen, die nicht-klassischer Herkunft sind: Sus tajacu Linné (1758), Phalaena ziezac Linné (1758), Phaluena oo Linné (1758), Lowia benghalensis | Linné (1758), Hermannia Nicolet (1855). #) Vergl.: Index to the »Systema Naturae« of Linnaeus. By C. Davies Sherborn. S. VI. (The Manchester Museum, Owens College. Museum Hand- books. Publication 25. London, Manchester. 1899. 8°.) = [ Art, ® 100 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. : | Art. 7. = Art. 20] Als Schriftzeichen der wissenschaftlichen Namen sind außer den Buchstaben und Zahlzeichen der altlateinischen Schrift alle anderen Schriftzeichen derjenigen Sprachen . zulässig, welche die altlateinische Buchstabenschrift grund- sätzlich übernommen haben. Erklärungen. [Art. 20] a) Zulässig sind die nicht-altlateinischen Buchstaben y, « und w. Zulässig ist die Unterscheidung von kleinen und großen Buchstaben, die Anwendung von Lautzeichen (wie in: Mülleria, lovéni, stali, gron- landicus, Ibanezia, frici, veydovskyanus) und die Anwendung von Satz- zeichen (Bindestrich, Punkt, Auslassungszeichen) innerhalb des Namens (wie in: crista-galli, e.-newtoni, m’intosht). [+] b) Ziffern gelten als Wörter, wenn sie zum Zweck der Wort- kürzung als Wortbestandteil angewandt werden (wie in: 4-puretatus). Dagegen gelten Ziffern und Buchstaben nicht als Namen, wenn sie nur zur Bezeichnung einer Reihenfolge, also im Sinne einer Nummerierung angewandt werden (wie in: Sus scrofa 8 Linné (1758), Cyclophorus woodianus var. y Hidalgo (1888), Serumsporidium cypridis III L. Pfeiffer (1895)). — Zahlwörter und diesen verwandte Wörter (wie z. B. primus, unicus, ultimus, sequens, alter) sind selbst dann als Namen zulässig, wenn sie ihrem Wortsinn gemäß angewandt werden (wie z. B. in: Amoeba prima, Amoeba secunda usw. A. Gruber, 1884). [Hai c) Geometrische Zeichen, d. h. Zeichen, die eine Gestaltung ver- anschaulichen, sind nur dann zulässig, wenn sie durch zulässige Buch- staben dargestellt werden (wie in: Phalaena oo Linné (1758), Phalaena c-nigrum Linné (1758)). Namen, die ganz oder teilweise aus geometrischen Zeichen bestehen, die nicht mit zulässigen Buchstaben übereinstimmen, sind unzulässig (wie z. B. Araneus ¥ insignitus T. Martyn (1793)). Art. 8. [Art. 2, 8] Kine Benennung: letzter Einheiten entspricht der von Linne eingeführten Benennungsweise der Arten und Unterarten (Varietates Linné), wenn sie aus der Ver- bindung des Namens einer letzten Einheit (Art- oder Unterartnamens) mit der als Gattungs- oder Untergattungs- v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 101 namen zulässigen Benennung einer übergeordneten Einheit besteht. Eine Benennung übergeordneter Einheiten ent- spricht der von Linne eingeführten Benennungsweise der Gattungen und Untergattungen, wenn sie aus einem Worte besteht und als Hauptwort in der Einzahl angewandt wird. Eine Benennung höherer, der Gattung übergeordneter Einheiten und von Schalteinheiten, welche der Gattung untergeordnet sind, entspricht der von Linné eingeführten Benennungsweise solcher Einheiten, wenn sie aus einem Worte besteht und als Hauptwort in der Mehrzahl angewandt wird. Erklärungen. a) Für die Beurteilung, ob in einer Veröffentlichung ein Name als Hauptwort in der Einzahl oder Mehrzahl angewandt wird, ist der lateinische und griechische Sprachgebrauch maßgebend. b) Ein Name, der in der lateinischen Fassung einer Veröffent- lichung für eine den letzten Einheiten übergeordnete Einheit als Hauptwort nicht in der Nominativform angewandt wird, diese aber sicher erkennen läßt, ist als in dieser Form veröffentlicht zu betrachten. Beispiel: Pothriocephalus Rudolphi (1808). — Ein Name, der in einer Veröffentlichung als Hauptwort nicht in der Form der Einzahl angewandt wird, aber diese sicher erkennen läßt und, ausdrücklich als Unter- gattungsname bezeichnet, für eine der Gattung untergeordnete und der Art übergeordnete Einheit gebraucht wird, ist als in der Form der Einzahl veröffentlicht zu betrachten. c) Benennungen letzter und diesen übergeordneter Einheiten sind als Unterart-, Art-, Untergattungs- und Gattungsnamen unzulässig, wenn aus der Veröffentlichung, in der sie angewandt werden, zu ersehen ist, daß der Verfasser gegen den Grundsatz der binàren Nomenclatur verstößt. Benennungen sind daher: 1) als Gattungs- oder Unter- sattungsnamen unzulässig, wenn aus der Veröffentlichung zu ersehen ist, dab der Verfasser die Unterscheidung untergeordneter, letzter Ein- heiten ausschließt oder diese Einheiten unzulässig benennt; 2) als Art- oder Unterartnamen unzulässig, wenn aus der Veröffentlichung zu ersehen ist, dab sie der Verfasser als selbständige Benennungen be- Art. 25] ea [Art 15] fel 102 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. handelt, die ohne Verbindung mit einem als Gattungsname zulässigen Namen einer übergeordneten Einheit anzuwenden sind. d) Die Benennung einer letzten Einheit ist eine binäre, wenn sie aus der Verbindung eines Namens der letzten Einheit (Art- oder Unterartnamens) mit dem Nämen ihrer übergeordneten Gattung oder Untergattung besteht. Die Benennung einer letzten Einheit ist eine ternäre, wenn sie aus der Verbindung eines Namens der letzten Einheit (Unterartnamens) mit der binären Benennung ihrer über- geordneten Art besteht. — Zur Zulässigkeit einer ternären Benennung ist es nicht erforderlich, dab der Verfasser der Veröffentlichung die letzte Einheit ausdrücklich (z. B. durch Benennung ihrer Rangstufe) als eine der Art untergeordnete Einheit bezeichnet oder dab er eine vollständige Aufteilung der Art in untergeordnete Einheiten vornimmt. — Hat der Verfasser einer Veröffentlichung eine Einheit, die er ausdrücklich (z. B. dureh Benennung ihrer Rangstufe) als eine der Art untergeordnete bezeichnet, durch Wegfall des Artnamens binär benannt, so gilt der mit dem Gattungs- oder Untergattungsnamen verbundene Name als Unterartname. — Werden durch weitergehende Teilungen der Art außer ternären noch quaternäre usw. Benennungen eingeführt, so gelten alle mit der binären Artbenennung verbundenen Namen der unter- schiedenen untergeordneten Einheiten nomenclatorisch als Unterartnamen (vergl. Art. 1 Erkl. c. und Art. 2 Erkl. e). e) Art- und Unterartnamen können aus zwei oder mehr Bestand- teilen bestehen. Die Zusammengehörigkeit solcher Bestandteile, die häufig von den Autoren der Namen getrennt geschrieben worden sind, muB ersichtlich sein entweder schon aus dem Wortsinn (wie in: Pha- laena C nigrum Linné (1758), Helix Oculus capri Linné (1758), Te- trastemma aquarum dulcium W. Silliman (1884), Cyclotus rudis-planusque Chitty (1857), Zosterops e. newtoni G. Hartlaub (1877)) oder aus dem Vergleich mit der Benennungsweise, die von dem Autor in derselben Veröffentlichung für andere Einheiten angewandt worden ist. Ist die Zusammengehörigkeit von Wörtern, die in Verbindung mit dem Namen einer übergeordneten Einheit zur Benennung einer letzten Einheit in einer Veröffentlichung angewandt worden sind, nicht ersichtlich, so eilt diese Benennung nicht als binär oder ternär. Art. 9. Als Kennzeichnung gilt jede in Wort oder Bild be- stehende Angabe über Eigenschaften der Körper und jeder v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenelatur. 103 ausreichende Hinweis auf eine solche, gleichzeitig oder früher veröffentlichte Angabe. — Als Ersatz für die Kenn- zeichnung einer übergeordneten Einheit gilt die Kenn- zeichnung ihrer untergeordneten Einheit; als Ersatz für die Kennzeichnung einer untergeordneten Einheit gilt die Kennzeichnung ihrer übergeordneten Einheit jedoch nur dann, wenn vom Verfasser der Veröffentlichung die unter- geordnete Einheit als einzige aufgeführt oder als typische bestimmt wird. Erklärungen. a) Die Gültigkeit einer Kennzeichnung ist unabhängig davon, ob diese zur Wiedererkennung (Identifizierung) der gekennzeichneten Einheit ausreicht oder nicht. b) Als Angaben über Eigenschaften der Körper gelten alle Angaben über den Bau (in jedem Erhaltungszustande), die Lebensvorgänge und die Erzeugnisse des Körpers, und zwar für jede Lebensstufe. Als Erzeugnisse eines Lebewesens gelten alle durch seine Lebensvorgänge aus eigenen oder fremden Bestandteilen gebildeten Körper (wie Eihüllen, Gespinnste, Losung, Gehäuse, Nester, Bauten u. a.) und alle durch seine Lebensvorgänge in fremden Körpern erzeugten Veränderungen (wie Bohrlöcher, Fraßgänge, FuBspuren, Gallen u. a.). c) Angaben, durch welche der Fundort, das Verbreitungsgebiet, [— die Umgebung, die Wirte, die Häufigkeit des Vorkommens, Zahlen- verhältnisse und andere äußere Beziehungen der Lebewesen, oder der Aufbewahrungsort und die Sammlungsnummer der untersuchten Stücke bezeichnet werden, gelten selbst dann nicht als Kennzeichnung, wenn sie die Wiedererkennung der Einheit ermöglichen. d) Die Anführung eines nicht-wissenschaftlichen Tiernamens für [— eine Einheit gilt nur dann als Kennzeichnung, wenn er aus dem Namen einer anderen, neben- oder übergeordneten Einheit und einem Zusatz besteht, der Eigenschaften der benannten Körper offensichtlich bezeichnet. Beispiele: blinde Naide, geschmeidiges Wasserschlängelein mit zwei Gabelspitzen, Mésange noire, whiteheaded Tit, Blauhai, Kragenbär; jedoch "nicht: Amherstfasan, Paradiesvogel, Gotteslachs, Mésange de Canada. In allen anderen Fällen gilt die Anführung eines nicht-wissenschaftlichen Tiernamens, selbst wenn er als volkstümliche Bezeichnung sicher zu It 1 ae > J = J ba al cal lag 104 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. deuten ist (wie z. B. Zaunkönig, Roitelet) oder seinem Wortsinn nach Eigenschaften der benannten Tiere bezeichnet (wie z. B. Lotkehlchen, Rouge-gorge, Kreuzschnabel, Bee-croise), nicht als Kennzeichnung. e) Ein Hinweis auf Angaben einer anderen Veröffentlichung kann ein unmittelbarer oder durch weitere Hinweise ein mittelbarer sein. Er gilt als ausreichend, wenn durch ihn zum mindesten der Verfasser oder der Titel der Veröffentlichung zutreffend bezeichnet wird. Die Anführung eines zweiten, für dieselbe Einheit in einer anderen Ver- öffentlichung gebrauchten, wissenschaftlichen oder nicht-wissenschaft- lichen Namens gilt daher nicht als ausreichender Hinweis, wenn nicht zugleich mindestens durch Nennung des Verfassers oder des Titels die andere Veröffentlichung zutreffend bezeichnet wird. f) Eine Art ist gekennzeichnet, wenn ihre Unterarten gekenn- zeichnet sind, eine Untergattung oder Gattung ist gekennzeichnet, wenn ihre Arten gekennzeichnet sind, usw. Eine einzige oder als typisch bestimmte Art ist gekennzeichnet, wenn ihre Gattung gekennzeichnet ist, eine einzige oder als typisch bestimmte Gattung ist gekennzeichnet, wenn ihre Unterfamilie oder Familie gekennzeichnet ist, usw. g) Ein wissenschaftlicher Name, welcher der linneischen Benennungs- weise entspricht, jedoch ohne Begleitung einer gültigen Kennzeichnung seit dem Jahre 1758 veröffentlicht worden ist, heißt nomen nudum. Wird ein solcher Name später in Begleitung einer: gültigen Kenn- zeichnung veröffentlicht, oder wird eine gültige Kennzeichnung allein mit ersichtlicher Beziehung zu einem solchen früher veröffentlichten Namen veröffentlicht, so gilt der Name erst vom Zeitpunkt dieser späteren Veröffentlichung als eingeführt. Bezüglich der vor-linneischen Namen vergl. auch Art. 5 Erkl. d. | Art. 10. Als Veröffentlichungen gelten die durch den Druck oder ein anderes mechanisches oder chemisches Verfahren hergestellten Vervielfältigungen einer Schrift oder Ab- bildung, wenn sie verbreitet werden und ihrem Inhalt nach nicht dazu bestimmt sind, ‘ausschließlich als Bekannt- machungen für bestimmte Personen zu dienen. Erklärungen. a) Für die Beurteilung, ob Vervielfältigungen als Veröffentlichungen anzusehen sind oder nicht, ist es nicht bestimmend, in welcher Anzahl v. Maehrentha], Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 105 (Auflage) und an welchem Orte die Vervielfiltigungen hergestellt sind, welche Sprache in ihnen angewandt wird, in welcher Art (ob durch Verkauf, Tausch oder geschenkweise) ihre Verbreitung stattfindet, in welchem Grade sie zugänglich sind, und wie lange sie bis zur voll- ständigen Vernichtung erhalten bleiben. b) Vervielfältigungen, die (wie z. B. manche Rundschreiben und | Berichte) ihrem Inhalt nach ausschließlich zum Zweck der Benach- richtigung bestimmter Empfänger (wie z. B. Vereinsmitglieder, Mit- arbeiter) hergestellt sind, gelten auch dann nicht als Veröffentlichungen, wenn sie eine weitere Verbreitung finden. Ebenso gelten Verviel- fältigungen, die durch den Vermerk »als Manuskript gedruckt« oder durch eine andere Bezeichnung ausdrücklich von der allgemeinen Verbreitung ausgeschlossen werden, nicht als Veröffentlichungen. Da- gegen gelten als Veröffentlichungen solche Vervielfältigungen, die (wie 2. B. Subskriptionswerke, Vereinsschriften, Preis- und Tauschlisten) zwar für einen beschränkten Kreis von Abnehmern hergestellt, aber ihrem Inhalt nach zur allgemeinen Verbreitung bestimmt sind. c) Eine Veröffentlichung wird nicht dadurch ausgetilet, daß ihre Verbreitung durch Einstellung der Herausgabe eingeschränkt wird (»unterdrückte Werke«). d) Der Inhalt einer Veröffentlichung gilt nicht als ausgetilet, wenn |—] er durch eine Berichtigung in derselben oder in einer anderen Ver- öffentlichung geändert wird. So bleibt z. B. die Benennung einer Einheit als veröffentlicht bestehen, selbst wenn sie als Druckfehler. in derselben Veröffentlichung berichtigt wird. e) Als Zeitpunkt einer Veröffentlichung gilt derjenige, in welchem [-—] die Möglichkeit der Verbreitung der Vervielfältigungen eintritt, also der Tag, an welchem die ersten zur Verbreitung fertiggestellten Ver- vielfältigungen durch Kauf, Tausch oder als Geschenk erhältlich sind T i (Tag der Ausgabe). — Vervielfaltigungen (Druckbogen, Tafeln), die gleichzeitig als ein Ganzes zur Verbreitung gelangen, bilden eine Veröffentlichung. — Gelangen dieselben Vervielfältisungen zu zwei ver- schiedenen Zeitpunkten, und zwar zuerst allein, später mit anderen zu einem Ganzen vereinigt, zur Verbreitung, so ist zu unterscheiden, ob die erste Verbreitung dem Wesen nach beschränkter als die spätere ist oder nicht. Im ersteren Falle, der z. B. eintritt, wenn während der ‚ Vorbereitung einer umfassenderen Veröffentlichung einzelne Bogen oder Tafeln, oder für die persönliche Verwendung des Verfassers bestimmte Sonderabdrücke versendet werden, ist der Zeitpunkt der späteren Ver- Zool. Annalen. I. 8 106 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Noménclatur. breitung für die Veröffentlichung maßgebend. Werden dagegen Verviel- fältigungen, bevor sie als zusammengehöriges Ganzes (als Sammelwerk, »Band«, ‚»Jahrgang« -u. dergl.) verbreitet werden, in einzelnen Teilen (als »Lieferungen«, »Hefte«, »Nummern«, »Sonderausgaben« u. dergl.) zur gleichen allgemeinen Verbreitung herausgegeben, so sind die Ver- öffentlichungszeiten der einzelnen Teile maßgebend. [—] f) Enthält eine Veröffentlichung die Angabe der Verüitentlichungs- zeit, so gilt diese Angabe als maBgebend, so lange nicht nachgewiesen wird, dab sie unrichtig ist. Angaben über den Zeitpunkt des Ein- ganges, der Vorlegung, Verlesung usw. einer Handschrift, Vermerke der Druckerei über die Zeit der Fertigstellung der einzelnen Druckbogen oder Tafeln und andere ähnliche Angaben können nur als Hinweise bei der Ermittelung der wahren Verüffentlichungszeit dienen. | a g) Verschiedene Veröffentlichungen gelten als gleichzeitige, so lange nicht die Priorität einer derselben ermittelt ist. Bezüglich der Priorität der Veröffentlichungen des Jahres 1758 vergl. Art. 5 Erkl. e. C. Die gültige Benennung. Art. 11. Ee Zur gultigen Benennung einer hoheren, der Familie übergeordneten Einheit oder einer Schalteinheit, welche der Familie untergeordnet ist, kann jeder Name dienen, welcher den Bedingungen der Zulässigkeit (vergl. Art. 5 bis 10) entspricht und nicht die Endung idae oder inae besitzt. Erklärung. | [Art. 25] Für die gültige Benennung solcher höheren Einheiten und Schalt- einheiten ist das Prioritäts- und Autoritäts-Gesetz (Art. 13) nicht mabgebend. Art. 12. TArt. 4] Die gültige Benennung der Familie wird durch An- fügung der Endung idae, diejenige der Unterfamilie durch Anfügung der Endung «ae an den Stamm des gültigen - Namens der typischen Gattung gebildet. vy. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 1 fom) = Erklärungen. a) Für die Bildung des Stammes eines Gattungsnamens ist | der lateinische und griechische Sprachgebrauch maßgebend. Griechische Wörter und aus griechischen Wörtern neu gebildete Namen behalten ihren griechischen Stamm, falls sie nicht schon als Lehnwörter der altlateinischen Sprache einen geänderten Stamm erhalten haben (wie z. B. Polypus) oder gemäß der Änderung ihrer Endung als lateinische Wörter zu behandeln sind (wie z. B. Macrostomus). Namen, die als indeklinabel anzusehen sind, gelten unverändert als Stamm. Beispiele: Bos, Bovidae; Rhinoceros, Rhinocerotidae; Cephalothria, Cephalotrichidae; Macropus, Macropodidae; Macrostoma, Macrostomatidae; Macrostomum, Macrostomidae; Vanicoro, Vanicoroidae. — Bei der Anfügung der Endungen idae und mae an einen Stamm, der mit einem Selbstlaut auslautet, findet gemäß dem lateinischen und griechischen Sprach- gebrauch eine AusstoBung des auslautenden Selbstlautes statt, und zwar wird bei lateinischen oder als solche gebildeten Stämmen (mit Aus- nahme der einsilbigen) jeder auslautende Selbstlaut, bei griechischen Stämmen nur die auslautenden Selbstlaute a, e und o ausgestoßen. Beispiele: Taenia, Taentidae; Canis, Canidae; Ursus, Ursidae; Schneideria, Schneideriidae. b) Typische Gattung einer Familie (oder Unterfamilie) ist ihre älteste oder zu bevorzugende Gattung. Älteste Gattung ist diejenige, für welche der älteste zulässige Name eingeführt worden ist, der für sie als bedingtes Homonym (vergl. Art. 13 Erkl. g 8) nicht zu verwerfen ist. Wenn durch diesen Vorgang zwei oder mehr Gattungen zur Wahi stehen, so ist diejenige zu bevorzugen, welche von dem ersten Schrift- steller bevorzugt worden ist, der für dieselben ältesten Gattungen aus einem ihrer zulässigen Namen einen Familien- oder Unterfamiliennamen gebildet und eingeführt hat. — Die typische Gattung einer Familie ist zugleich typische Gattung ihrer typischen Unterfamilie. — Eine Familie (oder Unterfamilie) behält ihren Namen, so lange dieselbe Gattung ihre typische bleibt und deren gültige Benennung nicht ge- ändert wird. c) Gleiche Familiennamen (oder Unterfamiliennamen), die von | verschiedenen Gattungsnamen gleichen Stammes gebildet sind, können nebeneinander bestehen. Beispiel: Macrostomus, Macrostomidae; Macrostomum, Macrostomidae. 8* — [Art. 5] 108 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. Art. 19. = (Prioritäts- und Autoritäts-Gesetz.) rt.25-36| Die gültige Benennung der Gattungen, Untergattungen, Arten und Unterarten wird durch die Priorität der Veröffentlichung und durch die Autorität der Schrift- steller bestimmt, so zwar, daß unter Berücksichtigung der nomenclatorischen Coordination (vergl. Art. 14) I) von verschiedenen Namen, die für eine Einheit oder für mehrere zu vereinigende Einheiten in nicht-gleich- zeitigen Veröftentlichungen eingeführt worden sind, der früher eingeführte Name dem später eingeführten vorzuziehen ist; II) von verschiedenen Namen, die für eine Einheit oder für mehrere zu vereinigende Einheiten in derselben Veröffentlichung oder in gleichzeitigen Veröffent- lichungen eingeführt worden sind, derjenige vor- zuziehen ist, der von dem ersten Schriftsteller be- vorzugt wird; III) der gleiche Name, der für mehrere Einheiten oder für mehrere zu trennende Teile einer Einheit in nicht- gleichzeitigen Veröffentlichungen angewandt worden ist, nur für diejenige Einheit gültig sein kann, welche dıe in der ersten Veröffentlichung benannten Körper enthält; IV) der gleiche Name, der für mehrere Einheiten oder für mehrere zu trennende Teile einer Einheit in der- selben Veröffentlichung oder in gleichzeitigen Ver- öffentlichungen angewandt worden ist, nur für die- jenige Einheit gültig sein kann, welche die von dem ersten Schriftsteller bevorzugten Körper enthält. v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 109 Erklarungen. a) Da das Prioritäts- und Autoritàts-Gesetz die gültige Benennung der Gattungen, Untergattungen, Arten und Unterarten mit Bezugnahme auf deren nomenclatorische Coordination (vergl. Art. 14) bestimmt, so sind in der Fassung des Prioritäts- und Autoritäts-Gesetzes und der nachfolgenden Erklärungen unter gleichen oder verschiedenen Namen nur gleichwertige Namen, unter mehreren Einheiten nur Einheiten derselben Benennungsgemeinschaft, unter Vereinigungen und Teilungen von Einheiten nur solche Vorgänge innerhalb derselben Benennungsgemeinschaft zu verstehen. Bezüglich der Gleichheit der Namen vergl. Art. 15. b) Sind gleiche Namen für dieselbe Einheit eingeführt worden, oder werden mehrere Einheiten, für welche gleiche Namen eingeführt worden sind, zu einer Einheit vereinigt, so ist das Prioritäts- und Autoritäts-Gesetz nur in übertragenem Sinn auf die Bestimmung des Autornamens (vergl. Art. 21) anwendbar. Beispiel: Ramphogordius lacteus H. Rathke (1843, sp. nov.!) = Nemertes lactea HK. Grube (1855, sp. nov.!) = Porlasia lactea Mc Intosh (1869, sp. nov.!). c) Während als Anwendung des gleichen Namens für mehrere Einheiten nur die ursprüngliche Anwendung, d. h. die Einführung gleicher Namen für mehrere Einheiten in Betracht kommt, ist bezüglich der Anwendung des gleichen Namens für mehrere zu trennende Teile einer Einheit seine ursprüngliche Anwendung von der folgenden zu unterscheiden (vergl. Art. 5 Erkl. a). Wenn ein Name, der für eine Einheit eingeführt worden ist, in einer Veröffentlichung auf Grund vermeintlicher Wiedererkennung der Einheit für Körper angewandt wurde, die als zu einer anderen Einheit gehörig von den ursprünglich benannten Körpern zu trennen sind, so kann er für diese andere Einheit nicht auf Grund dieser Anwendung zur gültigen Benennung werden. d) Während die ursprüngliche Anwendung eines Namens für eine Einheit als Einführung gleicher Namen für die einzelnen Teile der durch ihn ursprünglich benannten Einheit anzusehen ist, darf die ursprüngliche Anwendung mehrerer Namen für eine Einheit nicht als Einführung verschiedener Namen für die einzelnen Teile derselben Einheit betrachtet werden (vergl. Art. 5 Erkl. a). Wenn ein Name, der für eine Einheit eingeführt worden ist, in einer Veröffentlichung auf Grund vermeintlicher Wiedererkennung der Einheit durch einen anderen zulässigen Namen ersetzt, letzterer jedoch für Körper angewandt a [Art. 31] [Art. 31] 110 vy. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. wurde, die als zu einer anderen Einheit gehörig von den ursprünglich in der Einheit enthaltenen Körpern abzutrennen sind, so kann dieser andere Name für diese andere Einheit nicht auf Grund dieser Anwendung zur gültigen Benennung werden. Vergl. Erkl. f a. [Art. 36] e) Verschiedene Namen, die für eine Einheit oder für mehrere zu vereinigende ursprüngliche Einheiten eingeführt worden sind, heißen Synonyme; gleiche Namen, die für mehrere Einheiten oder für mehrere zu trennende Teile einer ursprünglichen Einheit eingeführt worden sind, heißen Homonyme. — Durch die Ermittelung, daß Namen, die für eine Einheit oder für mehrere zu vereinigende Einheiten eingeführt worden sind, als gleiche zu gelten haben, wird die ursprünglich oder später bestehende Synonymie aufgehoben. Ursprünglich bestehende Homonymie wird aufgehoben, wenn ursprüngliche Einheiten, für welche gleiche Namen eingeführt worden sind, vereinigt werden (vergl. Erkl. b). [Art. 36] f) Die Synonymie ist entweder eine unbedingte (absolute) oder eine bedingte (relative): a) Unbedingte Synonyme sind verschiedene Namen, die für dieselbe Einheit eingeführt worden sind. — Zwei verschiedene Namen Selten nur dann als unbedingte Synonyme, wenn aus der Veröffentlichung oder aus den Veröffentlichungen. durch welche sie eingeführt worden sind, sicher zu erkennen ist, daß der eine Name an Stelle des anderen Namens für die durch diesen benannte Einheit angewandt worden ist. Unbedingte Synonymie kommt zu stande, wenn eine Einheit bei ihrer Begründung mehrere ursprüngliche Namen erhält, oder wenn ursprüng- liche Namen einer Einheit mit der Absicht einer Neubenennung oder ohne solche durch andere Namen ersetzt werden (vergl. Art. 5 Erkl. a). Beispiele: Tethia Lamarck (1816), Thethya G. Cuvier (1817), Tethium Blainville (1834), Tethea G. Johnston (1842) pro: Tethya Lamarck (1815); Macrostomum O. Schmidt (1848) pro: Macrostoma A. Orsted (1843); Proto A. Orsted (1843) pro: Dero Oken (1815). — Ein unbedingtes Synonym, das nicht ein ursprünglicher Name der Einheit ist, gilt als eingeführt auch für diejenigen Körper, für welche die ursprünglichen Namen eingeführt worden sind, und kann nur für eine Einheit gültig werden, welche den durch die ursprünglichen Namen benannten Typus enthält (vergl. Erkl. d und i). — Ein Name, der als unbedingtes Synonym zu Gunsten eines anderen Namens verworfen worden ist, kann für seine Einheit gültig werden, wenn der früher vorgezogene Name zu verwerfen ist. ß) Verschiedene Namen werden zu bedingten Synonymen, wenn die durch sie benannten ursprünglichen Einheiten ganz oder teil- % v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 111 weise vereinigt werden. — Die Vereinigung von Einheiten kann durch Wiedererkennung oder durch Anfügung, oder durch Wieder- erkennung und Anfügung zu stande kommen. Arten werden durch Anfügung vereinigt, wenn die früher getrennten Körper in der Ver- einigung als Unterarten getrennt bleiben; Gattungen (oder Untergattungen) werden durch Anfügung vereinigt, wenn die früher getrennten Arten in der Vereinigung als solche getrennt bleiben oder durch Anfügung vereinigt werden. Im entgegengesetzten Falle findet die Vereinigung durch Wiedererkennune statt. Wiedererkennung und Anfügung können gleichzeitig zur Vereinigung von Einheiten führen. — Wird eine Einheit ihrem ganzen ursprünglichen Inhalt nach mit einer anderen Einheit (oder einem Teil dieser) vereinigt, so wird ihr Name für die Einheit, die aus der Vereinigung hervorgegangen ist, zum vollständigen (totalen) Synonym; wird eine ursprüngliche Einheit geteilt und einer ihrer Teile mit einer anderen Einheit (oder einem Teil dieser) vereinigt, so wird ihr Name für die Einheit, die aus der Vereinigung hervor- gegangen ist, zum unvollständigen (partiellen) Synonym. Verel. Erkl. k und 1. — Ein Name, der als vollständiges Synonym zu Gunsten eines anderen Namens verworfen worden ist, kann wieder gültig werden: 1) für die Einheit, die aus der Vereinigung hervorgegangen ist, wenn der früher vorgezogene Name zu verwerfen ist; 2) für eine Einheit, welche den durch ihn benannten Typus enthält, wenn die früher vereinigten Einheiten getrennt werden. — Ein Name, der als unvollständiges Synonym zu Gunsten eines anderen Namens verworfen worden ist, kann in gleicher Weise wie ein vollständiges Synonym wieder gültig werden, voraus- gesetzt, dab er für den unvereinigten Teil seiner ursprünglichen Einheit als bedingtes Homonym (vergl. Erkl. g 8) verworfen worden ist. g) Die Homonymie ist entweder eine unbedingte (absolute) oder eine bedingte (relative): a) Unbedingte Homonyme sind gleiche Namen, die für mehrere Einheiten eingeführt worden sind. — Ein Name, der als unbedingtes Homonym für eine Einheit verworfen worden ist, kann für diese nicht aus dem Grunde wieder gültig werden, weil der gleiche Name für die andere Einheit als Synonym zu verwerfen ist. Bezüglich der Bedingungen, unter welchen ein verworfenes unbedingtes Homonym wieder gültig werden kann, vergl. Art. 14 Erkl. c! und ec”. 8) Ein Name wird zum bedingten Homonym, wenn die durch ihn benannte ursprüngliche Einheit geteilt wird. — Die Teilung einer Einheit kann durch Nebenteilung oder Unterteilung oder durch [Art. 36] 112 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. Neben- und Unterteilung zu stande kommen. Eine Gattung wird nebengeteilt, wenn ihre Teile als Gattungen getrennt werden; sie wird untergeteilt, wenn ihre Teile als Untergattungen getrennt werden. Eine Art wird nebengeteilt, wenn ihre Teile als Arten getrennt werden; sie wird untergeteilt, wenn ihre Teile als Unterarten getrennt werden. Untergattungen und Unterarten können nur nebengeteilt werden. — Ein Name kann als ein bedingtes Homonym nur für diejenige aus der Teilung hervorgegangene Einheit gültig sein, welche den auf Grund erfolgter Typus-Bestimmung oder Elimination zu bevorzugenden Teil der ursprünglichen Einheit (d. h. den Typus) enthält (vergl. Erkl. h, i und j). — Ein Name, der als bedingtes Homonym zu Gunsten eines Teiles seiner Einheit für einen anderen Teil berechtigter Weise ver- worfen worden ist, kann für diesen anderen Teil nur dann wieder gültig werden, wenn die getrennten Teile vereinigt werden. Art. 28, 30] h) Während die Gültigkeit von Synonymen und Homonymen, die zu verschiedenen Zeiten eingeführt worden sind, nur durch die Priorität der Veröffentlichung bestimmt wird, ist für die Gültigkeit von Syno- nymen und Homonymen, die gleichzeitig eingeführt worden sind, die autoritative Bestimmung des ersten Schriftstellers maßgebend. Als erster Schriftsteller gilt der Autor der Namen (vergl. Art. 20) in der Veröffentlichung, in welcher die Namen eingeführt werden, anderen- falls ein anderer Schriftsteller in derselben Veröffentlichung, anderenfalls ein Schriftsteller in einer gleichzeitigen Veröffentlichung, anderenfalls ein Schriftsteller in einer nächstfolgenden Veröffentlichung. Die autori- tative Bestimmung erfolgt bei Synonymie durch die Bevorzugung eines Namens, bei unbedingter Homonymie durch die Bevorzugung einer Einheit, bei bedingter Homonymie durch die Bevorzugung eines Teiles der Einheit. Die Bevorzugung ist nach folgenden Grundsätzen zu beurteilen: a) Ein Name wird vor einem anderen, gleichzeitig veröffentlichten Namen bevorzugt, wenn er auf Grund der erkannten Synonymie als gültige Benennung angewandt wird. | p) Eine Einheit wird vor einer anderen, gleichzeitig mit dem gleichen Namen benannten Einheit bevorzugt, wenn ihr auf Grund der erkannten Homonymie dieser Name als gültige Benennung zugewiesen wird, oder wenn für die andere Kinheit auf Grund der erkannten Homonymie ein anderer Name eingeführt wird. y) Ein Teil einer Einheit wird vor einem anderen Teil derselben Kinheit bevorzugt: 1) wenn er ursprünglich (d. h. bei der Begründung der Einheit, also von dem Autor bei der Einführung der ursprüng- 4 vy. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 113 lichen Namen der Einheit) oder in einer Veröffentlichung, in der eine Teilung der Einheit vorgenommen wird, als Typus oder als typisch bezeichnet, oder mit dem Art- oder Unterartnamen typus oder typicus (-a, -um) benannt. wird (Typus-Bestimmung), oder 2) wenn ihm bei der Teilung der Einheit durch Begründung neuer Einheiten der Name der ursprünglichen Einheit als gültige Benennung belassen wird (Elimination). — Werden von demselben Schriftsteller in derselben Veröffentlichung durch Bezeichnung und durch Benennung verschiedene Teile der Einheit als Typus bestimmt, so ist nicht die Benennung, sondern die Bezeichnung als maBgebende Bevorzugung anzuerkennen. Werden Körper, deren Zugehôrigkeit zur Einheit ur- sprünglich als mehr oder minder unsicher bezeichnet wurde, durch Typus-Bestimmung oder Elimination bevorzugt, so ist diese Bevor- zugung nicht als maßgebend anzuerkennen. i) Der Typus einer Einheit wird durch Anwendung des Prioritäts- und Autoritäts-Gesetzes ermittelt und ist entweder ihr ganzer ursprüng- licher Inhalt (die ursprüngliche Einheit, vergl. Art. 5 Erkl. a) oder derjenige Teil desselben, der auf Grund erfolgter Typus-Bestimmung oder Elimination bei der Anwendung des für die Einheit eingeführten Namens zu bevorzugen ist. Typus einer Einheit kann nur ein solcher Teil derselben sein, der bei der Begründung der Einheit ihr zugerechnet und nicht als ihr nur zweifelhaft zugehörig bezeichnet wurde. Durch genauere Ermittelung des ursprünglichen Inhaltes einer Einheit kann eine weitere Begrenzung ihres Typus zu einer engeren werden; fortschreitende Teilung des ursprünglichen Inhaltes einer Einheit führt durch Typus- Bestimmung oder Elimination zu engeren Begrenzungen ihres Typus. — Typisch für eine übergeordnete Einheit ist diejenige untergeordnete Einheit, welche den Typus der übergeordneten Einheit enthält. j) Ist eine ursprüngliche Einheit, für welche ursprünglich der Typus nicht bestimmt worden ist, zu teilen, so ist für die gültige Anwendung ihres Namens das Verfahren derjenigen Veröffentlichung maßgebend, in welcher eine Teilung der ursprünglichen Einheit vor- genommen und entweder 1) ein Teil derselben als Typus bestimmt, oder 2) durch Begründung neuer Einheiten für einen Teil der ursprüng- lichen Einheit, also durch Elimination, die Anwendung ihres Namens für den tibrigbleibenden Teil eingeschränkt wird. — Werden durch zwei Teilungen der bezeichneten Art verschiedene Teile, von denen jedoch einer den anderen einschließt, zum Typus, so ist die engere Begrenzung desselben als maßgebend anzuerkennen. Werden durch [Art. 30] [Art. 30] a 114 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. zwei Teilungen verschiedene Teile, von denen jedoch jeder einen Teil des anderen einschlieBt, zum Typus, so gilt der beiden gemein- same Teil als enger begrenzter Typus. Werden durch zwei Teilungen in nicht-gleichzeitigen Veröffentlichungen verschiedene, einander ausschließende Teile zum Typus, so ist das Verfahren der früheren Veröffentlichung als maßgebend anzuerkennen. Werden durch zwei Teilungen in derselben oder in gleichzeitigen Veröffentlichungen verschiedene, einander ausschließende Teile zum Typus, so ist die autoritative Bestimmung des ersten Schriftstellers als maßgebend an- zuerkennen, der einen der Teile vor dem anderen bei der Anwendung des Namens der geteilten Einheit bevorzugt. — Wird von einem Schriftsteller in einer Veröffentlichung bei der Teilung der ursprüng- lichen Einheit infolge Begründung neuer Einheiten für alle Teile der ursprünglichen Einheit die Anwendung ihres Namens nicht ein- geschränkt, so ist die autoritative Bestimmung des ersten Schriftstellers als maßgebend anzuerkennen, der für eine der neu begründeten Hin- - heiten den neu eingeführten Namen als Synonym zu Gunsten des Namens der geteilten Einheit verwirft. k) Ist eine ursprüngliche Einheit, deren Typus ursprünglich bestimmt worden ist, ganz oder teilweise mit einer anderen urspriing- lichen Einheit oder einem Teil dieser zu vereinigen, so ergeben sich für die gültige Anwendung ihres Namens folgende Möglichkeiten: a) Die aus der Vereinigung hervorgegangene Einheit X enthält den ursprünglich bestimmten Typus der Einheit A. In solchem Falle kann der Name der Einheit A für die Einheit X als bedingtes Syno- nym gültig sein; für den etwa unvereinigt gebliebenen Teil seiner Einheit ist er als bedingtes Homonym zu verwerfen. 6) Die aus der Vereinigung hervorgegangene Einheit X enthält nicht den ursprünglich bestimmten Typus der Einheit A. In solchem Falle ist der Name der Einheit A für die Einheit X als bedingtes Homonym zu Gunsten des unvereinigten Teiles seiner Einheit zu verwerfen. | I) Ist eine ursprüngliche Einheit, deren Typus ursprünglich nicht bestimmt worden ist, ganz oder teilweise mit einer anderen ursprünglichen Einheit oder einem Teil dieser zu vereinigen, so ergeben sich für die gültige Anwendung ihres Namens folgende Möglichkeiten: a) Die ganze Einheit A wird mit der anderen Einheit oder einem Teil dieser durch Wiedererkennung oder Anfügung oder durch beides v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 115 (vergl. Erkl. fß) zu der Einheit X vereinigt. In solchem Falle kann der Name der Einheit A für die Einheit X als bedingtes Synonym sültig sein. 8) Ein Teil der Einheit A wird mit der anderen, früher be- gründeten Einheit oder einem Teil dieser durch Wiedererkennung, zu der Einheit X vereinigt. In solchem Falle kann der Name der Einheit A für die Einheit X als bedingtes Synonym gültig sein; für den unvereinigten Teil seiner Einheit ist er jedoch als bedingtes Homonym zu verwerfen. | | y) Ein Teil der Einheit A wird mit der anderen, gleichzeitig oder später begründeten Einheit oder einem Teil dieser durch Wieder- erkennung zu der Einheit X vereinigt. In solchem Falle ist der Name der Einheit A für die Einheit X als bedingtes Homonym zu Gunsten des unvereinigten Teiles seiner Einheit zu verwerfen. 6) Ein Teil der Einheit A wird mit der anderen Einheit oder einem Teil dieser durch Anfügung oder durch Wiedererkennung und Anfügung zu der Einheit X vereinigt. In solchem Falle ist maßgebend die Ermittelung des Typus der Einheit A aus den vorher- segangenen Veröffentlichungen, in denen eine Teilung der Einheit schon vorgenommen wurde, oder, falls diese Ermittelung nicht ausreicht, die mit der Teilung vorzunehmende Typus-Bestimmung. Enthält die Einheit X den ermittelten oder erst bestimmten Typus der Einheit A, so kann der Name der letzteren für die Einheit X als bedingtes Synonym giiltig sein, jedoch ist er für den unvereinigten Teil seiner Einheit als bedingtes Homonym zu verwerfen; im anderen Falle ist der Name der Einheit A für die Einheit X als bedingtes Homonym zu Gunsten des unvereinigten Teiles seiner Einheit zu verwerfen. Art. 14. (Coordinations-Gesetz.) Die Gattungen und Untergattungen, ebenso die Arten [Art. 6, 11] und Unterarten sind in Bezug auf die Anwendung des Prioritäts- und Autoritätsgesetzes nomenclatorisch coordiniert, so zwar, dab I) Gattungs- und Untergattungsnamen, Art- und Unter- artnamen gleichwertig sind, 116 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenelatur. II) Gattungen und Untergattungen innerhalb des Tier- reichs, Arten und Unterarten innerhalb der Gattung Benennungsgemeinschaften bilden, innerhalb derer Gattungs- und Untergattungsnamen für die Gattung und ihre typische Untergattung, Art- und Unterart- namen für die Art und ihre typische Unterart gleich zu sein haben und nur für diese gleich sein dürfen. Erklärungen. [Art. 7, 9] a') Ein Name, der als Gattungsname eingeführt worden ist, wird zum Untergattungsnamen, wenn die Gattung zur Untergattung wird, und umgekehrt. Wird eine Gattung in Untergattungen geteilt, so wird der Name der Gattung auch Name ihrer typischen Untergattung. [Art. 12] a’) Ein Name, der als Artname eingeführt worden ist, wird zum Unterartnamen, wenn die Art zur Unterart wird, und umgekehrt. Wird eine Art in Unterarten geteilt, so wird der Artname auch Unterart- name ihrer typischen Unterart. [—] b') Verschiedene Namen, die als Gattungs- oder Untergattungs- namen für Arten und Unterarten eingeführt worden sind, welche zu einer Gattung (oder Untergattung) vereinigt werden, sind für diese bedingte Synonyme. Die Synonymie einer Gattung, die in Unter- cattungen geteilt ist, setzt sich aus den Synonymen ihrer Untergattungen zusammen. —] b°) Verschiedene Namen, die als Art- oder Unterartnamen für Körper eingeführt worden sind, welche zu einer Art (oder Unterart) vereinigt werden, sind für diese bedingte Synonyme. Die Synonymie einer Art, die in Unterarten geteilt ist, setzt sich aus den Synonymen ihrer Unterarten zusammen. [Art. 34, 36] c') Gleiche Namen, die für verschiedene Gattungen oder Unter- gattungen, mit Ausnahme der Gattung und ihrer typischen Unter- gattung, eingeführt worden sind, sind im Tierreich unbedingte Homo- nyme. — Ein Name, der als unbedingtes Homonym für eine Gattung (oder Untergattung) zu verwerfen ist, kann für diese nicht wieder gültig werden. Der gleiche Name kann daher im Tierreich nur für eine Gattung (und ihre typische Untergattung) oder für eine nicht- typische Untergattung gültig sein. v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 117 c°) Gleiche Namen, die als Art- oder Unterartnamen für ver- schiedene Arten oder Unterarten, mit Ausnahme der Art und ihrer typischen Unterart, eingeführt worden sind, sind in folgenden Fällen unbedingte Homonyme: a) Die Arten oder Unterarten sind bei der Einführung ihrer gleichen Namen in dieselbe Gattung (oder Untergattung) gestellt worden. — Dieser Fall tritt ein, wenn die Namen, die für die Arten oder Unterarten bei der Einführung ihrer gleichen Namen als Gattungs- oder Untergattungsnamen angewandt. worden sind, gleiche Namen der- selben Gattung (oder Untergattung) oder unbedingte Synonyme sind. 8) Eine Art oder Unterart wurde bei der Einführung ihres Namens in eine Gattung (oder Untergattung) gestellt, die für die andere Art oder Unterart begründet worden ist. — Dieser Fall tritt ein, wenn der Name, der für die eine Art oder Unterart bei der Einführung ihres Namens als Gattungs- oder Untergattungsname angewandt wurde, und der Name, der für die andere Art oder Unterart als Gattungs- oder Untergattungsname eingeführt wurde, gleiche Namen derselben Gattung (oder Untergattung) oder unbedingte Synonyme sind. y) Eine Art oder Unterart wird in eine Gattung (oder Unter- gattung) gestellt, in welche die andere Art oder Unterart bei der Ein- führung ihres Namens gestellt worden ist. — Dieser Fall tritt ein, wenn der Name, der für die eine Art oder Unterart als gültiger Gattungs- oder Untergattungsname angewandt wird, und der Name, der für die andere Art oder Unterart bei der Einführung ihres Namens als Gattungs- oder Untergattungsname angewandt worden ist, gleiche Namen derselben Gattung (oder Untergattung) oder unbedingte Synonyme sind. 5) Eine Art oder Unterart wird in eine Gattung (oder Untergattung) gestellt, die für die andere Art oder Unterart begründet worden ist. — Dieser Fall tritt ein, wenn der Name, der für die eine Art oder Unterart als gültiger Gattungs- oder Untergattungsname angewandt wird, und der Name, der für die andere Art oder Unterart als Gattungs- oder Untergattungsname eingeführt worden ist, gleiche Namen derselben Gattung (oder Untergattung) oder unbedingte Synonyme sind. e) Die Arten oder Unterarten werden in einer Gattung vereinigt. — In diesem Falle wird für die Arten oder Unterarten derselbe Name als gültiger Gattungsname angewandt. Ein Name, der auf Grund des Falles a oder B als unbedingtes Homonym für eine Einheit zu verwerfen ist, kann für diese nicht wieder gültig werden. Dagegen kann ein Name, der auf Grund der Fälle y, [Art. 35, 36 el ld [Art. 28, 29] [Art. 28, 31] 118 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. è und e als unbedingtes Homonym für eine Einheit verworfen worden ist, für diese wieder gültig werden, wenn der Grund der Verwerfung aufgehoben wird. Diese Aufhebung kann dann eintreten, wenn eine der gleichbenannten Arten oder Unterarten in eine andere Gattung versetzt wird. — Der gleiche Name kann in einer Gattung nur für eine Art als Artname (und ihre typische Unterart als Unterartname) oder für eine nicht-typische Unterart als Unterartname gültig sein. d') Ein Name, der als Gattungs- oder Untergattungsname für Arten oder Unterarten eingeführt worden ist, welche in verschiedene Gattungen (oder Untergattungen) zu stellen sind, wird für diese zum bedingten Homonym. d?) Ein Name, der als Art- oder Unterartname für Körper ein- geführt worden ist, welche in verschiedene Arten (oder Unterarten) zu stellen sind, wird für diese zum bedingten Homonym. e') Gültiger Name einer Gattung (oder Untergattung) ist ihr ältestes oder zu bevorzugendes Synonym, welches für sie nicht als unbedingtes oder bedingtes Homonym zu verwerfen ist. — Werden Gattungen (oder Untergattungen, oder Gattungen und Untergattungen) zu einer Gattung (oder Untergattung) vereinigt, so wird der älteste oder zu bevorzugende ihrer gültigen Namen zum gültigen Namen der Gattung (oder Untergattung), die aus der Vereinigung hervorgegangen ist. Wird eine Gattung (oder Untergattung) in zwei oder mehr Gattungen (oder Untergattungen) geteilt, so verbleibt der gültige Name der geteilten Gattung (oder Untergattung) derjenigen aus der Teilung hervorgegangenen Gattung (oder Untergattung), welche ihren Typus enthält. e°) Gültiger Artname (oder Unterartname) einer Art (oder Unterart) ist ihr ältestes oder zu bevorzugendes Synonym, welches für sie nicht als unbedingtes oder bedingtes Homonym zu verwerfen ist. — Werden Arten (oder Unterarten, oder Arten und Unterarten) derselben Gattung zu einer Art (oder Unterart) in derselben Gattung vereinigt, so wird der älteste oder zu bevorzugende ihrer gültigen Artnamen (oder Unter- artnamen, oder Art- und Unterartnamen) zum gültigen Artnamen (oder Unterartnamen) der Art (oder Unterart), die aus der Vereinigung hervorgegangen ist. Wird eine Art (oder Unterart) in zwei oder mehr Arten (oder Unterarten) derselben Gattung geteilt, so verbleibt der gültige Artname (oder Unterartname) der geteilten Art (oder Unterart) derjenigen aus der Teilung hervorgegangenen Art (oder Unterart), welche ihren Typus enthält. | vy. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 119 Art. 15. Als gleiche Namen gelten: I) Namen, die aus denselben oder gleichgestellten Buch- staben oder Zahlzeichen in derselben Folge bestehen; II) Art- und Unterartnamen, die sich nur durch adjek- tivische Geschlechtsendungen derselben Deklination unterscheiden (vergl. Art. 17); III) Namen in der ursprünglichen und in der gemäß Art. 19 berichtigten Schreibung. Erklärungen. a) Namen, die sich nur durch Satzzeichen (Bindestrich, Punkt, | Auslassungszeichen) unterscheiden, sind gleiche. Beispiele: novae- seelandiae und novaeseelandiae, mintoshi und m’intosht. b) Gleichgestellte Buchstaben und Zahlzeichen sind: a) Buchstaben verschiedener Schriftart (wie in: MacAndrewia und Macandrewia, C-nigrum und c-nigrum, aethiops und ethiops, urfus und ursus, goldfuszi und goldfupr); 8) die für lateinische Wörter nicht-unterschiedlich gebrauchten Buchstaben © und 7, v und v (wie in: tohannis und johannis, maior und major, svecicus und suecicus, Egvus und Equus, Angvilla und Anguilla); y) Buchstaben, die sich nur durch Lautzeichen unterscheiden (wie in: Urothoe und Urothoé; Metopoides und Metopoides; muller, mulleri und miilleri; kroyeri, kroyeri, kréyert und kréyeri; stali und stali: loveni und lovéni; Ibanezia und Ibanezia; frici und friei; vejdovskyanus und vejdovskyanus) ; 5) Zahlzeichen, die dieselbe Zahl ausdrücken (wie z. B. IV, III und 4). c) Als gleiche Art- und Unterartnamen gelten: a) lateinische, griechische oder nach antiken Vorbildern gebildete Partieipialformen und Eigenschaftswörter zweier oder dreier Endungen, die derselben Deklination angehören und sich nur durch verschiedene Endungen für verschiedene Geschlechter oder für ein Geschlecht unter- scheiden (wie z. B. albus, -a, -um; levis, -e; levior, -ius; campester, -tris, -tre und campestris, -tre; spinifer, -fera, -ferum und spiniferus, -fera, -ferum; macrostomos, -on; verschieden sind dagegen z. B. inermus [ai — (-a, -um) und inermis (-e), latilabrus (-a, -um) und latilabris (-e), eremus (-a, um) und eremos (-on), inacrostomus (-a, -um) und macrostomos (-on)); [Art. 36 R.] [Art. 36 R.] [Art. 2, 8] 120 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 8) lateinische, griechische oder nach antiken Vorbildern gebildete Hauptwörter und die von ihnen abgeleiteten Eigenschaftswörter, wenn das Eigenschaftswort mit einer seiner Geschlechtsendungen vom Haupt- wort nicht unterschieden ist (wie z. B. das Hauptwort /ydia und das Eigenschaftswort /ydius, -a, -um, das Hauptwort macrostoma und das Eigenschaftswort macrostomus, -a, -um; verschieden sind dagegen z. B. das Hauptwort petaloceras und das Eigenschaftswort petalocerus, -a, -um, das Hauptwort macrostoma und das Eigenschaftswort macrostomos, -on). Dagegen gelten als verschiedene Art- und Unterartnamen solche Wörter, die sich zwar nur durch eine Geschlechtsendung unterscheiden, aber im lateinischen oder griechischen Sprachgebrauch nur als Haupt- wörter Geltung besaben (wie z. B. nanus und nana, mimus und numa, pisum und pisa, silvanus und silvana, rex und regina, victor und victriæ). d) Als verschiedene Gattungs- und Untergattungsnamen gelten Wörter, die zwar sonst buchstäblich übereinstimmen, aber sich durch die Endungsweise unterscheiden, und zwar selbst dann, wenn sie aus lateinischen, griechischen oder nach antiken Vorbildern gebildeten Eigenschaftswörtern hervorgegangen sind. Beispiele: Cyclostomus, Cyclostoma, Cyclostomum; Aceras, Acera, Aceros, Acerus: Tethya, Tethyus, Tethyum; Picus, Pica; Harpina, Harpinia; Polyodus, Polyodon, Polyo- donta, Polyodontas, Polyodonte, Polyodontes, Polyodontus. e) Gleiche Herkunft und gleiche Bedeutung bedingen nicht Gleichheit der Namen. Verschiedene Namen sind z. B.: silvestris und sylvestris, coeruleus und caeruleus, Lingula und Ligula, fluvialis und fluviatilis, albogularis und albigularıs, Astropecten und Asteropecten, Nemosoma und Nematosoma, Aegithalos und Aegithalus, Plakina und Placina, Balaena und Phalaena, abyssi und abyssorum, lnnae und linnéi, castelnaudu und castelnaui, clapuredei und claparedi, fabric und fabre- ciusi, marionis und martont, schmardai und schmardae, haeckelti und haeckeli. — Gleiche Lautung bedingt nicht Gleichheit der Namen. Ver- schiedene Namen sind %. B.: Crameria und Krameria, Homura und Omura (im Französischen gleichlautend), friè und fritschi (im Tschechi- schen gleichlautend). | .D. Die Schreibung. Art. 16. Die gültigen Benennungen aller Einheiten, welche den Arten übergeordnet sind, sind mit eroßem Anfangs- v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 121 buchstaben und ohne Verwendung von Satzzeichen (Binde- strich, Punkt, Auslassungszeichen) oder Zahlzeichen als ein Wort zu schreiben. Erklarung. Ist ein Name ursprünglich mit einem großen Buchstaben innerhalb [—| des Wortes geschrieben worden, so ist dieser Buchstabe durch einen kleinen zu ersetzen. Beispiel: Gen. MacAndrewia J. E. Gray (1859), corr.: Macandrewia. Art. 17. Die gültigen Art- und Unterartnamen sind mit kleinem [Art.2,13—1 Anfangsbuchstaben, mit oder ohne Verwendung von Satz- zeichen (Bindestrich, Punkt, Auslassungszeichen), jedoch ohne Verwendung von Zahlzeichen als ein Wort zu schreiben. — Der Auslaut derjenigen Art- und Unterart- namen, die lateinische, griechische oder nach antiken Vor- bildern gebildete Participialformen oder Eigenschaftswörter zweier oder dreier Endungen sind, hat mit dem Geschlecht des gültigen Namens der übergeordneten Gattung über- einzustimmen. Erklärungen. a) Satzzeichen (Bindestrich, Punkt, Auslassungszeichen) sind zu [Art. 15] verwenden, wenn sie zum Zweck der Übersichtlichkeit der Zusammen- setzung des Namens geboten erscheinen. Als Namensbestandteile ge- brauchte Ziffern sind durch die entsprechenden lateinischen Wörter zu ersetzen. Beispiele: Helix Oculus capri Linné (1758), corr.: Helix oculus-capri; Phalaena C nigrum Linné (1758), corr.: Phalaena c-nigrum; Zosterops e. newton. G. Hartlaub (1877), corr.: Zosterops e.-newtoni; Corallistes noli tangere O. Schmidt (1870), corr.: Corallistes nolitangere; Geodia Me Andrewü Bowerbank (1858), corr.: Geodia mceandrewii; Coccinella 2-punctata Linné (1758), corr.: Coccinella bipunctata. [a b) Für die Beurteilung, ob ein Art- oder Unterartname als Participial- |] form oder Eigenschaftswort zu betrachten ist oder nicht, ist das Vorbild der antiken Sprachen maßgebend. — Ein Art- oder Unterartname, der in seiner ursprünglichen Schreibung mit einem in der altlateinischen Zool. Annalen. I. 9 122 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. Sprache nur als Partizipialform oder Kigenschaftswort angewandten Wort in einer Geschlechtsform desselben tibereinstimmt, ist adjektivisch anzu- wenden, selbst wenn er bei seiner Einführung bezüglich der Geschlechts- endung nicht in Ubereinstimmung mit dem voranstehenden Gattungs- namen gebracht wurde (z. B. Papilio ocellata, corr.: Papilio ocellatus). Stimmt ein Art- oder Unterartname in seiner ursprünglichen Schreibung mit einem in der altlateinischen Sprache sowohl als Eigenschaftswort wie als Hauptwort angewandten Wort überein, so ist bezüglich seiner Behandlung die ursprüngliche Anwendung durch seinen Autor (vergl. Art. 20) maßgebend. Diese Anwendung kann aus dem Vorhandensein oder Fehlen der Übereinstimmung mit dem Geschlecht des voranstehenden Gattungsnamens, aus der Schreibung des Anfangsbuchstabens und aus erklärenden Angaben über die Herkunft oder den Wortsinn des Namens ersichtlich sein. Ist die Anwendung keine eindeutige, so ist ein solcher Art- oder Unterartname als Eigenschaftswort zu behandeln. — Art- und Unterartnamen, die von griechischen Wörtern, die nicht schon als Lehnwörter der altlateinischen Sprache angehören, abzuleiten sind, sind in entsprechender Weise wie Art- und Unterartnamen, die von alt- lateinischen Wörtern abzuleiten sind, mit Hinsicht auf den griechischen Sprachgebrauch zu beurteilen. — Die Übereinstimmung der Geschlechts- endung adjektivischer Art- und Unterartnamen mit dem Geschlecht des Namens der übergeordneten Gattung hat bei altlateinischen oder nach altlateinischen Vorbildern gebildeten Wörtern nach altlateinischem Sprachgebrauch, bei griechischen Wörtern ohne latinisierten Auslaut (wie z. B. macrorhynchos, -on) nach altgriechischem Sprachgebrauch zu erfolgen. Griechische Eigenschaftswörter zweier Endungen (-oc, -ov), die lateinischen Auslaut erhalten haben, sind wie lateinische Eigenschafts- wörter dreier Endungen (-ws, -a, -um) zu behandeln (wie z. B. macro- stomus, bathycephalus, macrorhynchus). — Wird ein Art- oder Unterart- name auf Grund der irrtiimlichen Annahme, dab er adjektivisch anzuwenden sei, durch Änderung seines Auslautes zu einem Namen umgebildet, der nicht als Eigenschaftswort zu betrachten ist, so wird dadurch ein unbedingtes Synonym eingeführt (vergl. Art. 13 Erkl. fe und Art. 15 Erkl. c). = c) Fir die Beurteilung des Geschlechtes der Gattungsnamen ist das Vorbild der antiken Sprachen maBgebend. — Griechische Haupt- wörter, die nicht schon als Lehnwörter der altlateinischen Sprache angehören, behalten mit ihrem griechischen oder entsprechend latinisierten Auslaut ihr ursprüngliches Geschlecht. Das Geschlecht griechischer vy. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenelatur. 1923 Wortzusammensetzungen, deren letztes Glied ein Hauptwort ist, wird durch dieses bestimmt, auch wenn sie als Appellativa noch ein anderes Geschlecht besitzen können (wie z. B. Callithrie). Lateinische und griechische Hauptwörter, deren Geschlecht ein doppeltes ist (Substantiva generis communis, wie z. B. Canss, Tigris, Anguis, Limaa, Ornis, Ophis), sind ebenso wie solche Wörter, die gemäß ihrem Auslaut nach lateinischem oder griechischem Sprachgebrauch männlichen oder weiblichen Geschlechtes sein können (wie z. B. Sarcoptes, Eriophyes, Metopoides), als Namen männlichen Geschlechtes zu behandeln. Eigenschaftswörtern und Parti- zipialformen lateinischer und griechischer Herkunft kommt als Gattungs- namen das ihrer Endung entsprechende Geschlecht zu; jedoch erhalten Wörter, die als Hauptwörter ein anderes Geschlecht als ihre gleich- lautende adjektivische Form besitzen, als Gattungsnamen das Geschlecht der substantivischen Form (wie z. B. Maerostomus männlich, Macrostoma und Macrostomum sächlich). Das Geschlecht von Gattungsnamen, die von lateinischen oder griechischen Wörtern abzuleiten sind, aber einen geänderten Auslaut besitzen (wie z. B. Tethya, Tethyus, Carabites, Carabicina), ist ebenso wie dasjenige der Gattungsnamen nicht-klassischer Herkunft (wie z.B. Azteca, Okapia, Lamarckia, Köllikerella) gemäß dem Auslaut nach den altlateinischen Sprachregeln zu bestimmen. Wörter, auf welche sich infolge ihres Auslautes diese Sprachregeln nicht anwenden lassen, sind als Namen männlichen Geschlechtes zu behandeln (wie z. B. Tout G. R. Gray, 1855; Paua: Temminck, 1813). Art. IS. Bei der gültigen Benennung der Arten ist der Name der [Art.2,10,1 übergeordneten Gattung dem Artnamen voranzusetzen, bei der gültigen Benennung der Unterarten ist die Benennung der übergeordneten Art dem Unterartnamen voranzusetzen. Soll der gültige Name der übergeordneten Untergattung angegeben werden, so ist er zwischen Gattungs- und Art- namen in runde Klammern einzusetzen. Erklärung. Beispiel: Gattungsname Parus Linné (1758), Untergattungsname [Art. 10, 1 Cyanistes Kaup (1829), Artname caeruleus Linné (1758), Unterartname persicus W. Blanford (1873); Benennung der Art: Parus caeruleus 9* [Art. 19] [a 124 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. Linné, oder Parus (Cyanistes) caeruleus Linné; Benennung der Unterart: Parus caeruleus persicus W. Blanford, oder Parus (Cyanistes) caeruleus persicus W. Blanford. Art. 19. Die ursprüngliche Schreibung eines Namens ist bei- zubehalten, wenn nicht ein Fehler der Schreibweise (gemäß Art. 16—18) vorliegt, oder ein Schreib- oder Druckfehler . ersichtlich ist, in welchen Fällen die ursprüngliche Schreibung zu berichtigen ist. Erklärungen. a) Die ursprüngliche Schreibung eines Namens wird beibehalten, wenn dieser durch dieselben oder durch gleichgestellte Buchstaben oder Zahlzeichen in derselben Folge wiedergegeben wird (vergl. Art. 15 Erkl. b). — Die getreue Wiedergabe der in der ursprünglichen Schreibung eines Namens angewandten Schriftzeichen (wie z. B. in: œthiops, urfus, goldfußi, mulleri, kroyeri, stali) hängt nicht von dem veröffentlichenden Schriftsteller allein ab und wird daher nicht als ein Erfordernis für die gültige Benennung einer Einheit betrachtet. Lautzeichen, die in der ursprünglichen Schreibung eines Namens angewandt wurden, brauchen nicht wiedergegeben zu werden, wenn sie als falsch gebraucht (wie 2. B. in: Leucothée) oder als entbehrlich (wie z. B. in: clepsinoides, arboréus) angesehen werden. Lautzeichen, die in der ursprünglichen Schreibung eines Namens fehlen, können eingesetzt werden, wenn es zur Bezeichnung der richtigen Aussprache zweckmäßig erscheint (wie 2. B. mülleri statt mulleri, Urothoë statt Urothoe). b) Schreib- und Druckfehler sind unbeabsichtigte Änderungen eines Wortes, die durch unrichtige Wiedergabe des beabsichtigten Wortlautes bei dem. Schreiben oder der Vervielfältigung einer Schrift zu stande kommen. Ein Schreib- oder Druckfehler ist ersichtlich, wenn ein noch nicht bekanntes Wort als Änderung eines entweder ohne weiteres oder aus derselben oder einer anderen (gleichzeitigen oder früheren) Veröffentlichung bekannten Wortes zu erkennen und ein Grund für eine absichtliche Wortänderung nicht zu ersehen ist (wie z. B. in: albns, viridesceus, Kröyeia neben Kröyeria). Wird die ursprüngliche Schreibung eines Namens von dem Autor desselben oder einem anderen Schriftsteller, in derselben oder in einer anderen Ver- v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 195 öffentlichung als Schreib- oder Druckfehler berichtigt, so ist zu ent- scheiden, ob auch ohne diese Berichtigung ein Schreib- oder Druck- fehler ersichtlich ist oder nicht. Verneinenden Falls ist der Name in seiner berichtigten Schreibung ein unbedinetes Synonym (vergl. Art. 13 Erkl. fa). Beispiel: Nemertes knochi Kölliker (1845) und Nemertes krohnii C. Siebold (1850). c) Wird an Stelle eines eingeführten Namens in derselben oder in einer anderen Veröffentlichung ein anderer Name ohne jedwede Erklärung der Namensänderung angewandt, so kann diese eine be- absichtigte oder unbeabsichtigte sein. Wenn ein Grund für eine be- absichtigte Änderung nicht zu erkennen ist, so ist mit Rücksicht auf die Art der Änderung zu entscheiden, ob diese auf einen Schreib- oder Druckfehler zurückgeführt werden kann, oder aber auf eine Wort- oder Lautverwechselung, die in der Schrift und Vervielfältigung unverändert wiedergegeben wurde. Liegt kein ausreichender Grund vor, eine als unbeabsichtigt erkannte Namensänderung auf eine Wort- oder Laut- verwechselung zurückzuführen, so ist sie als Schreib- oder Druckfehler zu berichtigen; in diesem Falle gilt der Name in seiner ursprüng- lichen und in seiner geänderten Schreibung als gleich. — Beabsichtigte Namensänderungen sind z. B.: Macrostomum O. Schmidt (1848) pro: Macrostoma A. Orsted (1843); Thethya G. Cuvier (1817) pro: Tethya Lamarck (1815). Unbeabsichtigte, auf Wort- oder Lautverwechselungen zurückzuführende Namensänderungen sind z. B.: Proto A. Orsted (1843) pro: Dero Oken (1815); Orchomene excavatus O. Sars (1891) pro: Orchomene cavimanus T. Stebbing (1888). Unbeabsichtigte, auf Schreib- oder Druckfehler zurückzuführende Namensänderungen sind z. B.: Macandreuria Vosmaer (1885) pro: Macandreura A. Marschall (1873) pro: Macandrewia J. E. Gray (1859); Stelleta A. Marschall (1873) pro: Stelletta O. Schmidt (1862). d) Werden zwei oder mehr Berichtigungen der ursprünglichen Schreibung eines Namens veröffentlicht, von denen jede einwandfrei ist, jedoch die anderen ausschließt, so ist die älteste Berichtigung, oder, falls die ersten Berichtigungen gleichzeitig veröffentlicht wurden, die von dem ersten Schriftsteller (vergl. Art. 13 Erkl. h) bevorzugte Berichtigung als maßgebend anzuerkennen; die durch die anderen Berichtigungen eingeführten Namen sind dann unbedingte Synonyme. Beispiel: Wenn Coccinella 19-punctata Linné (1758) zuerst als C. novemdecimpunctata berichtigt wurde, so ist der durch eine spätere Be- richtigung eingeführte Name C. undevigintipunetata unbedingtes Synonym. fa [Art. 21] 126 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. EB. Der Autorname — Art. 20. Als Autor des Namens einer Kinheit gilt der Verfasser der Veröffentlichung, durch welche der Name eingeführt wird. Ist jedoch aus dem Inhalt der Veröffentlichung zu ersehen, daß nicht der Verfasser, sondern eine andere Person Urheber der Benennung und der begleitenden al Fe Kennzeichnung ist, so gilt diese andere Person als Autor des Namens. Erklarungen. a) Verfasser einer Veröffentlichung ist die in derselben als verant- wortlicher Urheber von Schrift oder Bild dem Namen nach bezeichnete Person oder, falls diese Namensbezeichnung fehlt oder eine unvoll- ständige ist, diejenige Person, welcher die Urheberschaft von späteren Schriftstellern zugeschrieben wird. Wird die Urheberschaft einer Ver- öffentlichung, in welcher die Namensbezeichnung des Urhebers fehlt oder unvollständig ist, nicht ermittelt, so gilt diese Veröffentlichung als anonym. Sind mehrere Personen Verfasser einer Veröffentlichung, so gilt die einzelne Person nur für denjenigen Teil derselben als einziger Verfasser, für welchen sie als einziger verantwortlicher Urheber in der Veröffentlichung bezeichnet oder von späteren Schriftstellern erkannt wird. — Als verantwortlicher Urheber einer Schrift oder eines Bildes ist nicht eine Person zu verstehen, welche die zur Verviel- fältigung gelangende Schrift oder Abbildung hergestellt, oder die Ver- öffentlichung unternommen, herausgegeben, geleitet oder unterstützt hat. b) Der Verfasser einer Veröffentlichung gilt auch dann als Autor eines durch diese Veröffentlichung eingeführten Namens, wenn in der- selben eine andere Person als Urheber des Namens allein, oder auch als Urheber eines Teiles der begleitenden Kennzeichnung, oder nur als Urheber der Kennzeichnung allein bezeichnet wird. — Sind mehrere Personen gemeinsame Verfasser einer Veröffentlichung, so gelten alle Verfasser als Autoren eines durch diese Veröffentlichung eingeführten Namens, wenn nicht aus dem Inhalt der Veröffentlichung zu ersehen ist, dab allein einer oder einige der Verfasser Urheber dieses Namens und der begleitenden Kennzeichnung sind. c) Wird die ursprüngliche Schreibung eines Namens nicht durch den Autor desselben, sondern durch einen anderen Schriftsteller gemäß v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 197 Art. 19 berichtigt, so gilt im Sinne der Gleichheit der Namen (Art. 15) nicht dieser Schriftsteller, sondern der Autor des Namens in der ursprünglichen Schreibung auch als Autor des Namens in der be- richtigten Schreibung. Art. 21. Der gültigen Benennung einer Einheit ist der Name [Art. 22, : des Autors ohne Zwischenzeichen anzufügen, und zwar der Benennung einer Art der Name des Autors des Art- namens, der Benennung einer Unterart der Name des Autors des Unterartnamens. Wird bei der gültigen Be- nennung einer Art (oder Unterart) der Gattungsname, der fiir die Art (oder Unterart) bei der Einführung des gültigen Artnamens (oder Unterartnamens) angewandt wurde, durch einen anderen ersetzt, so ist der Name des Autors in runde Klammern zu setzen. — Ist der Autor dem Namen nach nicht bekannt, so tritt an die Stelle des Autornamens der Titel der Veröffentlichung. Erklärungen. a) Kommen bei der gültigen Benennung einer Einheit mehrere | Autoren in Betracht, die in nicht-gleichzeitigen Veröffentlichungen den gleichen gültigen Namen eingeführt hatten (vergl. Art. 13 Erkl. b), so ist der Autor, welcher zuerst den Namen eingeführt hat, den anderen vorzuziehen. Beispiel: Ramphogordius lacteus H. Rathke (1843) [= Nemertes lactea E. Grube (1855) = Borlasia lactea Me Intosh (1869)]. b) Tritt die Notwendigkeit ein, an Stelle des Autornamens den [--] Titel der Veröffentlichung anzuwenden, so ist dieser in abgekürzter Form (für Veröffentlichungen in Zeitschriften nur durch Angabe des Titels derselben, des Bandes usw.) anzuführen. Beispiel: Zumbricus pellucidus Mag. nat. Hist. V.7 p. 131. c) Ist es erwünscht, der Benennung einer Einheit die Jahreszahl | Art, 22— oder eine andere nähere Bezeichnung ihrer Einführung, oder den Namen eines zweiten Schriftstellers, oder erklärende Vermerke (wie z. B. part., emend., non... nom. nov., nom. emend., comb. nov.) anzufügen, so sind solche Zusätze entweder durch einen Beistrich von dem Autornamen al 128 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. zu trennen oder in Klammern zu setzen. Beispiele: Helix pomatia Linné, 1758; Helix pomatia Linné (1758); - Taenia solium Linné, emend. Rudolphi.. [Art. 22 R.] d) Ist es erwiinscht, den Autornamen abgekiirzt anzuwenden, so sind üblich gewordene Kürzungen*) oder solche zu bevorzugen, die eine Mehrdeutigkeit ausschließen. [Art. 19 R.] e) Die Benennung der Einheit ist von dem Autornamen wenn möglich durch die Schriftart zu unterscheiden. Beispiel: Rana esculenta Linné, 1758. Anhang: Ratschläge bei der Einführung neuer Tiernamen. Allgemeine Ratschläge. Nr [Art. 1 R.] Benennungen, die als Namen von Pflanzen Geltung haben, sind für Einheiten des zoologischen Systems nicht einzuführen. Dieser Ratschlag gilt besonders für die Be- nennung der Gattungen und Untergattungen. Vergl. Regeln Art. 3. Nr 2. =] Überflüssige Vermehrung der Synonymie ist zu ver- sdeiden. Verel Ineseln Ark 13 Werk 1. ES Wird ermittelt, dab ein Gattungs-, Untergattungs-, Art- oder Unterartname als unbedingtes oder bedingtes Homonym für eine Einheit zu verwerfen ist, so ist ein neuer Name für diese Einheit erst dann einzuführen, wenn man sich überzeugt hat, daß das verworfene Homonym nicht schon ein Synonym besitzt, das an Stelle des verworfenen Homonyms zum gültigen Namen der Einheit werden muB. *) Vergl.: Liste der Autoren zoologischer Art- und Gattungsnamen zusammen- gestellt von den Zoologen des Museums fiir Naturkunde in Berlin. 2. vermehrte Auflage. Berlin. 1896. 8°. vy. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 199 Nr. 3. Das Zustandekommen von unbedingter Homonymie ist —| ebenso wie Gleichheit von Namen höherer, den Familien übergeordneter Einheiten zu vermeiden. Vergl. Regeln tr co und Art. 14 Brekla er ec. a) Bei der Einführung von Gattungs-, Untergattungs-, Art- und [—] Unterartnamen sind die literarischen Hiilfsmittel*), welche über die schon vergebenen Namen Auskunft geben, eingehend zu Rate zu ziehen. b) Bei der Benennung von Gattungen und Untergattungen ist auch |] die Verwendung von Namen zu vermeiden, die schon für höhere (super- generische) Einheiten eingeführt wurden. Beispiel: Subgen. Lysianassina A. Costa (1867) und Subfam. Zysianassina W. Lilljeborg (1865). c) Auch bei der Benennung höherer, den Familien übergeordneter [—] Einheiten ist die Verwendung von Namen zu vermeiden, die schon für andere Einheiten eingeführt wurden. Beispiel: Polyzoa J. E. Gray (1840) und Gen. Polyzoa Lesson (1830). d) Bei der Benennung von Arten oder Unterarten einer Gattung, [—] deren Selbständigkeit oder Abgrenzung nicht sicher steht, sind auch _ diejenigen Namen zu berücksichtigen, die für Arten nnd Unterarten der nächst verwandten Gattungen eingeführt wurden. *) Außer den besonderen Fachschriften, welche einzelne Gruppen berück- sichtigen, sind als wichtigste Hülfsmittel zu empfehlen: Index Animalium sive Index Nominum quae ab A. D. 1758 Generibus et Speciebus Animalium imposita sunt. Societatibus eruditorum adiuvantibus a Carolo Davies Sherborn confectus. Sectio I a kalendis Ianuariis, 1758 usque ad Finem Decembris, 1800. Cantabrigiae. 1902. 8°. Nomenclator zoologicus. An alphabetical List of all generic Names that have been employed by Naturalists for recent and fossil Animals from the earliest Times to the Close of the Year 1879. In 2 Parts: I. Supplemental List. II. Universal Index. By Samuel H. Scudder. Washington. 1882. 8°. Index zoologicus. An alphabetical List of Names of Genera and Subgenera proposed for Use in Zoology as recorded in the „Zoological Record“ 1880--1900 together with other Names not included in the „Nomenclator zoologicus“ of S. H. Seudder. Compiled... by Charles Owen Waterhouse and edited by David Sharp. London. 1902. 8°. The zoological Record. Vol. 38 (& sequ.) Being Records of zoological Literature relating chiefly to the Year 1901 (& sequ.) London. 1902 (& sequ.) 8°. — Index to Names of new Genera and Subgenera. Register zum zoologischen Anzeiger. Herausgegeben von J. V. Carus. Jahr- gang 1—10 (1878-87), 11-15 (1888—92), 16—20 (1893—97), 2125 (1898-1902). Leipzig. 1889, 93, 99, 1903. 8°. ial (Art. 36 R.] [Art. 36 R.] [Art. 36 R.] [Art. 36 R.] 130 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. e) Außer den Namen, die für wirkliche Einheiten schon ver- geben wurden, sind auch diejenigen zu berücksichtigen, die für hypo- thetische Hinheiten angewandt und veröffentlicht wurden. Vergl. Regeln Art. 2 Erkl. f. Nr 4. Benennungen, die in Schrift oder Laut von anderen, schon vergebenen Namen wenig unterschieden sind, sollen vermieden werden. a) Wörter, die in ihrer Sprache eine feststehende Schreibung nicht besitzen, sind, falls sie in einer Schreibung als Namen schon vergeben wurden, in der anderen Schreibung nicht einzuführen. Beispiele: arena und harena; autumnalis und auctumnalis; balaena, balena, ballaena und ballena; baca und bacca; belua und bellua; caelebs und coelebs; coeruleus und caeruleus; caespes und cespes; cicindela und cicendela ; clipeus, clupeus und clypeus; dama und damma; muraena und murena; silvestris und sylvestris; litoralis und littoralis; pirus und pyrus; Ilepfva, Ilsıpfva und Tleıpava; Adnva, Adnvaia, Adnvain, Adfvn, Adavda, ASsavaia und Addva; Moebius und Mobius; Me Intosh und M’ Intosh; Liljeborg und Lilljeborg; Frié und Fritsch. b) Wörter nicht-lateinischer Herkunft, die verschiedene Formen der Latinisierung erhalten können, sind, falls sie in einer Form als Namen schon vergeben wurden, in einer anderen Form nicht einzuführen. Beispiele: aegithalos und aegithalus; aegocephalos und aegocephalus ; polytrichon und polytrichum: boscas und boscis; Gulielmus, Guilelmus, Guilielmus und Guglielmus; Linnaeus und Linnéus; Claparèdeus und Claparèdius; Barroussia und Barrouwia; Lobianchella und Lobiancoella ; Castelnauus und Castelnaudus; Pfeifferus und Pfeifera; ceylonicus, ceylanicus, ceilonicus, ceilanicus, zeylonicus und zeylanicus; sinensis und chinensis; viennensis und vindobonensis. c) Worter, die einer Sprache angehòren, welche die lateinische Buchstabenschrift nicht grundsätzlich übernommen hat, und verschiedene Umschreibungen (Transeriptionen) zulassen, sind, falls sie in einer Form der Umschreibung als Namen schon vergeben wurden, in einer anderen Form nicht einzuführen. Beispiele: thynnus und thunnus; balaena und phalaena ; cnemidocoptes und knemidokoptes; Chrysippus und Chryshippus; Pontogeneia und Pontogenia; Mecznikow und Metschnikoff; Merejkowsky und Mereschkowsky; Prjevalsky, Przewalski und Prschewalski. d) Zusammengesetzte Wörter, die aus denselben Bestandteilen in derselben Folge bestehen, sich aber nur durch die Art der Verbindung unterscheiden, sind, falls sie in einer Verbindungsform schon als Namen v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 43] vergeben wurden, in einer anderen Form nicht einzuftihren. Beispiele: albogularis und albigularis; multangulus und multiangulus; septem-oculatus und septi-oculatus; xiphosurus und ziphurus; boselaphus und boëlaphus ; ichthyophagus und ichthyphagus; cerasphorus, ceratophorus, ceraophorus und cerophorus: megacephalus und megalocephalus; aglaactis, aglaeactis und aglaiactis. e) Wörter, die verschiedenen Sprachen angehören, aber infolge ihrer [—] Stammverwandtschaft eine ähnliche Schreibung oder Lautung besitzen, sind, falls sie in der Form einer Sprache als Namen schon vergeben wurden, in der Form der anderen Sprache nicht einzuführen. Beispiele: doryphorus und doryferus; Seeland und Zealand; Elisabeth und Elizabeth. . f) Benennungen, die von anderen, schon vergebenen Namen nur |Art. 36 R.] durch die Endungsweise unterschieden sind, sollen vermieden werden. Beispiele: fluviahs, fluviatilis und Auviaticus; silvestris und silvaticus ; artijeæ und artificus; ceylanicus und ceylanensis; japonicus und japonensis ; polyodus, polyodon, polyodonta, polyodontas und polyodontus; rea und regina; victor und victria; nanus und nana; silvanus und silvana; mimus und mima; pisum und pisa; claparedei und claparedi; fabric: und fabriciusi; martonis und mariont; schmardai und schmardae; haeckelii und haeckeli. Nato: Zur Benennung sind Worter zu wahlen, deren Herkunft |—| und Bedeutung unschwer zu erkennen ist. Werden Worter bezeichnenden Inhaltes gewahlt, so sollen sie ihrem ur- sprunglichen Wortsinn gemäß zutreffend sein. a) Die Bildung von Namen durch willkürliche Buchstabenvereinigung [Art. 8 R.] oder durch Umstellung der Buchstaben eines Wortes ist nicht empfehlens- ‘wert. Beispiele: neda, clanculus; dacelo, verlusia, linospa, thoelaos. b) Benennungen, die durch ihren Wortsinn wichtige Unterscheidungs- [—] merkmale der Einheiten bezeichnen, sind zu bevorzugen (wie z. B. die Artnamen in: Hydra viridis Linné, 1767; Colymbus nigricollis (Brehm), 1831). — Das Vorkommen (Fundort, Verbreitungsgebiet, Wirte usw.) ist nur dann in der Benennung zum Ausdruck zu bringen, wenn es sicher bekannt und erfahrungsgemäß für die Einheit bezeichnend ist. c) Die Benennungen typus und typicus (-a, -um), deren Wortsinn in der Nomenclatur Einheiten bezeichnet, für deren Bestimmung nur das Prioritäts- und Autoritäts-Gesetz maßgebend ist, sind als Art- und Unterartnamen unter allen Umständen nicht empfehlenswert. Fe [Art. 14 R.] =] [Art. 8 R.] BE Se, 20 R.] sl [Anh. F] Ga 132 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. Nr. 6. = Benennungen, die von ungewohnlicher Lange sind, des Wohlklanges entbehren oder nicht leicht auszusprechen sind, sollen vermieden werden. Ne Die N eubildune von Wörtern aus Sprachstämmen soll Sprachgebräuchen entsprechen, die als richtig anerkannt werden. a) Bei der Neubildung von Wortzusammensetzungen aus lateini- schen oder griechischen Stämmen sind die aus antiken Vorbildern ab- geleiteten Sprachregeln zu befolgen.*) b) Hybride Wortbildungen, d. h. Vereinigungen von Wörtern ver- schiedener Sprachen, sind zu vermeiden. Beispiele: arborophilus, hemifusus, schmidtiformis, subwilsont, eugrimmea, buchiceras, pseudogra- teloupia, moebiusispongia. Nr. 8. Die Latinisierung von Wörtern der griechischen oder einer nicht-klassischen Sprache soll antiken Vorbildern entsprechen”) oder einem eingebürgerten Gebrauch folgen. a) Griechische Haupt- und Eigenschaftswörter, die nicht schon als Lehnwörter der altlateinischen Sprache angehören, haben die Endungen -a und -n in -a, -ag und -ng in -as und -es, -oc und -oug in -us, -ov und -ovv in -um, -wc und -wv in -os und -on zu ändern. — Beispiele von griechischen Lehnwörtern der altlateinischen Sprache, die von dieser Regel abweichen: crambe, simia, Pirene, polyzonos, polyrrhizos, aegocephalos, polytrichon. b) Für griechische Wörter, die in der altlateinischen Sprache als Lehnwörter verschiedene lateinische Formen besaßen, ist wenn möglich eine solche vorzuziehen, die dem Ratschl. a entspricht. Beispiele: phoca, nicht phoce; Doryphorus, nicht Doryphoros: arctus, nicht aretos; scorpius, nicht scorpios. *) Als wichtige Hiilfsmittel sind besonders zu empfehlen: Sprachregeln fiir die Bildung und Betonung zoologischer und botanischer Namen von Paul Kretschmer. Berlin. 1899. 8°. Scientific Names of latin and greek Derivation. By Walter Miller. San Francisco. 1897.08 dn Bee Walia hee seri (Zool weakness) ==) Siehe Fußnote zu Nr. 7. vy. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 133 c) Personennamen und geographische Namen nicht-klassischer [Art. 16 R.] Herkunft, für welche eine lateinische Form schon eingebürgert ist, sind nur in dieser lateinischen Form einzuführen. Beispiele: Zan- naeus, Fridericus, GFnilelmus, Nova-Seelandia, Sancta-Catharina, varso- viensis, petropolitanus, burdigalensis, novaequineensis. d) Wörter nicht-klassischer Herkunft, für welche eine lateinische [Art. 8 R.] Form nicht schon eingebürgert ist, sind mit einem Auslaut nach antiken Vorbildern zu versehen, falls sie einen solchen nicht schon besitzen. Benennungen ohne solchen Auslaut (wie z. B. Saul, Schraetser) sind zu vermeiden. Bezüglich der anzufügenden Auslaute vergl. Ratschl. Nr. 13 d und 14 e, f. Nr. 9. Die Schreibung von Namen, die einen sprachlichen [—| Ursprung haben, soll Sprachgebräuchen entsprechen, die als richtig anerkannt werden. a) Wörter, die der altlateinischen Sprache ursprünglich oder als Lehnwörter angehören, sind als Namen in einer Schreibung einzuführen, die von den mabgebenden Schriftstellern der klassischen Zeit angewandt wurde. Beispiele: autumnalis, nicht auctumnalis; caelebs, nicht coelebs; caeruleus, nicht coeruleus; clipeus, nicht clypeus: silvestris, nicht syl- vestris; tessellatus, nicht tesselatus. b) Griechische Wörter, die nicht schon als Lehnwörter der alt- [Art. 8 R., ima nh lateinischen Sprache angehören, sind folgendermaßen zu umschreiben: Anh. FI ea i = où == ma ven en. [Oo da micha) ae, ov — th | GC —S bo an oat ts (CIE AM Cet ni =) | i (nicht j!) he Or (cht! av, ev, == == © ow) ==) Sr li On el fee nc o m e == N a nch ven pu == phth e Ir = x xi = Ch Bd Q == 0 yo = chil se = 6 | ov (nicht oi) == ce. | e = ps Rte) 1 | où = u o =o u eu n =) | = 0€ G— 7 DR: . * (spiritusasper) = h. om [ Art. 20] {Art. 20 R., Anh. G] a by ai 134 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. | c) Für griechische Wörter, die als Lehnwörter in der altlateinischen Sprache eine schwankende Schreibung besaßen, ist wenn möglich eine solche vorzuziehen, die dem Ratschl. b entspricht. Beispiele: thynnus, nicht éhunnus: phalangae, nicht palangae; Iulus, nicht Julus. d) Wörter solcher nicht-klassischer Sprachen, welche die lateinische Buchstabenschrift grundsätzlich übernommen haben, sollen diejenige Schreibung einschließlich der Lautzeichen unverändert beibehalten, die ihnen in ihrer Sprache eigentümlich ist. Beispiele: Parrouxia, nicht Barroussia; Lobiancoella, nicht Lobianchella; Menevillea, nicht Mene- villia; massalongoianus, nicht massalongianus. e) Wörter solcher Sprachen, welche die lateinische Buchstaben- schrift nicht grundsätzlich übernommen haben, sind, falls für sie eine Form der Umschreibung in der Literatur nicht schon eingebürgert ist, dem Laut nach so zu umschreiben, dab die Selbstlaute durch die Buch- staben a, e, i, 0, u, a, 6, ü, ai, au, eu nach deutscher Aussprache, die Mitlaute durch die Buchstaben b, d, f, g (wie in good), h, j, k, I, m, n, p, q, 1, s, 4, v, y (wie in year), z, ng, ch, kh, sh, th nach englischer Aussprache bezeichnet werden. Beispiele: knyziok (vergl.: Parus knjaescik Gmelin, 1788); Aguti (vergl.: Agouti Lacépède, 1799), f) Sind Wörter solcher Sprachen, welche die lateinische Buchstaben- schrift nicht grundsätzlich übernommen Haben, schon in einer oder in mehreren Formen der Umschreibung in der Literatur eingebürgert, so ist eine dieser Formen beizubehalten, und zwar wenn möglich eine solche, welche dem Ratschl. e entspricht. Beispiele: Japan (statt Yapan); Schmankewitsch (statt Shmankevitsh); Tokio, nicht Tokyo; Birma, Barma, Burma; Liukiu, Lieukieu, Luchu, Lutschu; Metschnikof, Meczni- kow: Merejkowsky, Mereschkowsky; Prjevalsky, Przewalsky, Prschewalska. Near 102 Bei der Einführung eines neuen Namens, der nicht als allgemein verständlich gelten kann, ist seine Herkunft oder Bildungsweise anzugeben. po JOE Bei der Einführung eines Namens für eine neu auf gestellte oder für eine schon früher aufgestellte, aber noch nicht zulässig benannte Gattung, Untergattung, Art oder Unterart ist der Typus derselben zu bestimmen. Vergl. Regeln Art. 13 Erkl. h und i. ~ v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. 135 Die Bestimmung des Typus ist für die Anwendung des einge- führten Namens maßgebend, wenn die benannte Einheit später zu teilen ist. Es sind daher diejenigen Tiere, welche der Begriffsbestimmung der Einheit hauptsächlich als Grundlage dienen, genau, wenn möglich auch durch Angabe des Aufbewahrungsortes und der Sammlungs- nummern, zu kennzeichnen und ausdrücklich als Typus der Einheit zu bezeichnen (vergl. Ratschl. Nr. 5c). — Für Gattungen (oder Unter- gattungen), die mehr als eine Art enthalten, ist diejenige Art als typische zu bezeichnen, welche den Typus der Gattung (oder Unter- gattung) enthält. Die Bestimmung der typischen Untergattung einer Gattung und der typischen Unterart einer Art findet in der Benennung dieser Einheiten ihren Ausdruck (vergl. Regeln Art. 14 Erkl. a! und a?). Besondere Ratschläge. | NES Ree Namen höherer, den Familien übergeordneter Einheiten oder von Schalteinheiten, welche der Familie untergeordnet sind, sollen lateinische oder griechische Wörter sein, deren bezeichnende Bedeutung unschwer zu erkennen ist, oder sie sind nach dem Vorbild der Familien- und Unter- familiennamen durch Anfügung einer geeigneten Endung an den Stamm des gültigen Namens der typischen Gattung zu bilden (vergl. Regeln Art. 12). Nero: Als Gattungs- und Untergattungsnamen sind zu wählen: a) Hauptwörter (Tier- und Personennamen u. a.) der lateinischen oder griechischen Sprache. Beispiele: Venus, Zeus, Mus, Mya, Sanguisuga, Cassis, Conus, Lucernaria, Semibos, Rupicapra, Hydromedusa, Chryso- phrys, Camelopardalis, Chenalopex, Callithriz, Rhinoceros. b) Neubildungen aus lateinischen oder griechischen Wort- stimmen durch Zusammensetzung. Beispiele: Stiliger, Semifusus, Stenogyra, Pleurobranchus, Sarcocystis, Pelodytes, Aglaactis, Hydrophilus, Rluzobius, Xiphurus, Melanostomus, Pherocoma, Plissolophus, Platyonyx, Mega- ceros, Lithoblaps, Cercolabes, Carabodes, Helicodes. LA [Anh. A] Fra [Art. 8 Ri] 136 vy. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur. c) Neubildungen aus Haupt- oder Eigenschaftswörtern d) der lateinischen oder griechischen Sprache durch Anderung der Endungsweise nach dem Vorbild antiker Derivativbildungen. Beispiele: aus Carabus: Cara- bites, Carabidium, Carabicina; aus Limazx: Limacella, Limacia, Limacina, Limacites, Limacula; aus Helix: Helicina, Helicida, Heliciella, Helicites. Neubildungen aus nicht-klassischen Personen-, Schitts- und Tiernamen durch Anfügung einer Endung nach antiken Vorbildern, wobei die Endung a (ia nach dem Selbstlaut « und nach Mitlauten) zu bevorzugen ist. Tauf- und Familiennamen sind nicht zu einem Namen zu vereinigen, von Doppel-Namen ist nur einer zu verwenden, getrennte Adelspartikel sind nicht mit dem Namen zu verschmelzen. Bei- spiele: Lamarckia, Kollikeria, Köllikerella, Schulzea, Schulzella, Stalia, Kröyeria, Ibanezia, Blainvillea, Cavo- lima, Fatioa, Bernaya, Metschnikovella, Poeya, Danaia, Blakea, Hirondellea, Challengeria, Gondulia, Okapia ; Guerinia und Ménevillea (nicht Guérinménevillea), Dalla- torrea (nicht Torrea), Dellavallea (nicht Vallea), Du- thiersia, Dumerilia, Chiajea (nicht Dellechiajea), Benedenia (nicht Vanbenedenia). Wörter nicht-klassischer Herkunft, die einen Auslaut besitzen, der antiken Vorbildern entspricht. Bei- spiele: Chilosa, Vanikoro, Azteca, Parra, Sancho. Nr. 14, [Art. 14, 16] Als Art- und Unterartnamen sind zu wählen: a) Eigenschaftswörter und Participialformen der lateini- schen oder griechischen Sprache. Beispiele: albus, viridis, minor, asiaticus, lucifugus, subrotundus, semiatratus, auricomus, bidens, bifurcus, bicornis, parvicollis, permagnus, b) d) f) g) v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenclatur, 137 spinifer, armiger, mediterraneus, hemileucus, callitrichus, megalocephalus, oxyrhynchus, doryphorus, platyonychus, pithecordes, ichthyodes. Neubildungen von Higenschattswortern aus lateinischen oder griechischen Wortstammen durch Zusammen- setzung. Beispiele: albicapillus, curvirostris, sanqui- rostris, tripunctatus, spinibarbus, latilabris, macrophthal- mus, bathycephalus, petalocerus, macrostomus, macrurus. Hauptworter der lateinischen oder griechischen Sprache in der Nominativ- oder Genitivform, allein oder in Zusammensetzungen mit anderen Wortern. Beispiele: leo, elpenor, agricola, tiliae, bovis, abyssi, abyssorum, antiquorum, ferrum-equinum, cornu-amimonis, aristotelis, sanctae-catharinae, carolı. Zeitworter der lateinischen oder griechischen Sprache in Verbindung mit einem anderen Wort als Objekt. Beispiele: cedonulli, nolimetangere. Neubildungen von Kigenschaftswortern aus nicht- klassischen Sprachstammen durch Anfügung einer Endung ‘nach antiken Vorbildern. Beispiele: japonensis, luchuensis, russicus, parisinus, magellanicus. Neubildungen aus nicht-klassischen Personen-, Schiffs- oder geographischen Namen durch Anfügung einer lateinischen Genitivendung. Dem Namen männlicher Personen ist die Endung 7, dem Namen weiblicher Personen die Endung ae anzufügen. Beispiele: cuvieri, moebiusi, schmardai, bogdanovi, dallatorrei, chiajer, dellechiajei, quérini, menevillei, guerinmeneviller, dumerili, canestrinii, targioni, pereyaslawzewae, challengeri, jan- mayent. Wörter nicht-klassischer Herkunft, die einen Auslaut besitzen, der antiken Vorbildern entspricht, und zwar 9 138 v. Maehrenthal, Entwurf von Regeln der zoolog. Nomenelatur. entweder unverändert oder mit Umwandlung des Aus- lautes in eine lateinische Genitivendung. Beispiele: ananas, schmardae, zachariae, elizabethae. INES ALS. [Art. 18] Bastardformen, deren Abkunft bekannt ist, sind, falls sie nicht als Einheiten des Systems anerkannt und benannt werden, durch eine Zusammenstellung der Namen der Erzeuger (Arten oder Unterarten) zu bezeichnen. |Art. 18] Die zusammengestellten Namen der Erzeuger sind entweder durch ein liegendes Kreuz zu verbinden, wobei der Name des Vaters dem der Mutter vorauszugehen hat, oder in Form eines Bruches unter- einander zu stellen, wobei der Name des Vaters über den der Mutter zu setzen ist. Beispiele: Capra hircus L. >< Ovis aries L. (Tetrao tetriw L. >< Tetrao urogallus L.) >< Gallus gallus (L.) Capra hircus L. Ovis aries L. Tetrao tetrix L. >< Tetrao urogallus L. Gallus gallus (L.) Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung bis auf Westrumb (1821). (Mit Bemerkungen über alte und neue Gattungen der Acantho- cephalen.) Von Priv.-Doz. Dr. Max Lühe in Königsberg i. Pr. Inhalte: Einleitung. I. Allgemeiner Teil. 1. Die Anfänge der Echinorhynchen- forschung. 2. Die Publikationen von ©. F. Müller über Echinorhynchen. 3. Die systematische Echinorhynchen Forschung von O. F. Müller bis auf Westrumb (1780-1821). 4. Fortschritte in der Erkenntnis der Organisation der Echinorhynchen von O. F. Müller bis auf Bojanus und Westrumb (1780— 1821). — II. Spe- zieller Teil. ı. Die bis zum Erscheinen von Westrumbs Monographie (1821) einschl. der Gattung Æchinorhynchus eingereihten Formen. 2. Echinorhynchen und andere, zeitweise zu den Echinorhynchen gezählte Helminthen, die vor ihrer Einreihung in die Gattung Zchinorhynchus unter anderen Gattungsnamen aufgeführt wurden. 3. Von Westrumb noch nicht angeführte Acanthocephalen-Arten, die vorstehend erwähnt wurden. 4. Die Gattungen der Acanthocephalen. — Literaturverzeichnis. | ie nachfolgende in ihrem Hauptteile nach Artnamen ge- ordnete Besprechung der Echinorhynchenforschung bis | es Jahre 1821 einschließlich ist eine erste Vorarbeit zu einer Revision der Echinorhynchenarten. Bei einigen Arten habe ich bereits auf eigene Untersuchungen Bezug nehmen können, die zum Teil auch an Originalexemplaren angestellt wurden. Zahlreicher jedoch sind die Fälle, in denen auf Grund der vor- handenen Literatur Fragen aufgeworfen werden mußten, deren Lösung weiteren Forschungen vorbehalten bleibt. Zool, Annalen. I. 10 140 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Westrumb’s Monographie der Acanthocephalen ist als zeit- licher Endpunkt gewählt worden wegen der epochemachenden Bedeutung, die dieselbe für die hier behandelte Helminthengruppe hat. Sind doch bei den Acanthocephalen die Westrumbschen Artbegriffe in ähnlicher Weise die Grundlage für alle spätere Forschung geworden, wie die Artbegriffe Rudolphi’s bei den übrigen Helminthen. Nach 1821 erschienene Arbeiten sind nur in soweit herangezogen worden, als dies wünschenswert erschien, um die Speciesbegriffe sicher zu stellen (vergl. als Beispiel für drei verschiedene Fälle Ech. filecollis Rud., Ech. globulosus Rud. und Ech. ınflatus Rud.) bez. deren bisherige Unzulänglichkeit darzutun (vergl. z. B. Ech, aluconis O. F. Müll.) oder um einzelne alte Angaben auf Grund unserer heutigen Kenntnisse in die richtige Beleuchtung rücken zu können (vergl. z. B. Ach. hırun- dinaceus [Pall]. Absichtlich bin ich über diesen Rahmen nur in der kurzen Besprechung der Gattungen der Acanthocephalen hinausgegangen. Die große Ausführlichkeit und Wärme, mit der Looß (1902) neuerdings für seinen Vorschlag, die vor-Rudolphischen Hel- minthennamen unberücksichtigt zu lassen, Stiles und mir gegen- über eintritt, und die Tatsache, dass trotzdem mein abweichender Standpunkt die Grundlage der nachstehenden Besprechung bildet, nötigt mich dazu hier auf die Ausführungen von Looß einzu- gehen. Ich glaube mich hierbei kurz fassen zu dürfen, obwohl ich mir bewußt bin, daß Looß daraufhin seinen Vorwurf, ich wiese eine Sache zurück, „ohne von ihr selbst und von den für sie vorgebrachten Gründen genügend Kenntnis genommen zu haben“ und ich ließe den von Looß vorgebrachten Gründen „keine nennenswerte Würdigung zu teil werden“, vielleicht wiederholen wird. Die bisherige Diskussion hat meines Erachtens aber den Beweis erbracht, daß Looß sich doch nie überzeugen lassen wird, und andererseits handelt es sich um eine Frage, die durch internationale Abmachungen bereits erledigt ist (wie denn Braun den Looßschen Vorschlag einmal als „zu spät ge- kommen“ bezeichnet hat). Ich halte mich unter diesen Umständen gar nicht für berechtigt, hier den Raum für eine ausführliche Erwiderung zu beanspruchen und: beschränke mich darauf den scharfen Angriffen, die Looß gegen mich gerichtet hat, folgendes entgegenzuhalten: Looß erklärt (1902, p. 736): „Wäre Lühe auf meinen Ge- Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. I41 dankengang eingegangen und hatte er meine wirklichen ,,Oppor- tunitätsgründe“ ad absurdum führen wollen, so hätte er zeigen müssen, daß auch bei einem Zurückgehen bis auf Linné die Zahl der Namensänderungen von Eingeweidewürmern und vor allem der Neubenennungen alt bekannter Species nicht größer und einschneidender werden würde als bei einem Zurückgehen bis auf Rudolphi; Beispiele hierfür finden sich unter den von Lühe angeführten aber nicht und würden auch schwerlich bei- zubringen sein.“ Dieser Ausspruch ist mir gänzlich unverständ- lich und selbst wenn der verlangte Nachweis keine logische Un- möglichkeit wäre, wäre er doch niemals durch Beispiele zu erbringen. Looß hatte eine Ausnahmestellung für die Helminthen verlangt. Die Berechtigung dieses Verlangens habe ich bestritten, indem ich zu zeigen versuchte und auch mit genügender Deutlich- keit gezeigt zu haben glaube, daß bei einem Zurückgehen bis auf Linne die Zahl der Namensänderungen und vor allem die Neubenennungen alt bekannter Species bei den Eingeweidewürmern nicht grösser und ein schneidender sind als bei anderen Tiergruppen (vergl. Lühe 1900, 2, p. 459—460). Looß sagt (1902, p. 736), der von mir bei der betreffenden Erörterung verfolgte Zweck sei ihm zu- nächst „nicht ganz klar“ gewesen. Ich hatte jene Erörterung mit dem Satze begonnen: „Sollten aber wirklich in anderen Spezial- disziplinen die Verhältnisse so sehr viel anders liegen? [nämlich wie bei den Helminthen] Ich glaube nicht“ und daran hatte ich einen speziellen Vergleich zwischen Helminthen und Protozoen geschlossen. Ich verstehe nicht, wie dabei mein Gedankengang unklar geblieben sein kann! Looß erklärt ferner (1902, p. 736): „Das System und die Nomenclatur der freilebenden Tiere basieren auf dem System und der Nomenclatur Linnes und sind eine mehr oder minder allmahliche Weiterbildung dieser; das System und die Nomenclatur der Eingeweidewürmer basieren auf dem System und der Nomenclatur Rudolphi’s, haben dagegen mit Linne fast nichts zu tun.“ Das gestatte ich mir direkt zu bestreiten. Bereits an der eben zitierten Stelle glaube ich trotz aller Kürze völlig ausreichend dargetan zu haben, daß System und Nomen- clatur der Protozoen sogar noch weniger auf Linne beruhen, wie System und Nomenclatur der Helminthen. Und wenn wir nur Vertebraten, Mollusken und Arthropoden ausnehmen, so zeigt 10* 142 Lthe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. wohl auch kaum ein einziger Kreis der Meerestiere in seinem System engere Beziehungen zu Linné als dies bei den Helmin- then der Fall ist. In der Tat wandelt sich auch bereits bei Looß (1902, p. 742) das eben zitierte ,,System und Nomenclatur der freilebenden Tiere“ um in ‚die meisten Spezialdisziplinen, und besonders die, welche sich mit dem Studium größerer Tiere be- schäftigen.‘ In dieser letzteren Beschränkung hat Looß dann | freilich recht, wenn er die seit Linné’s Zeiten im großen und ganzen feststehenden Speciesbegriffe betont, aber auch nur in dieser Beschränkung. Deshalb kann ich von meinem Ausspruch, über den Looß so „erstaunt“ ist (p. 733—734), daß nämlich die Annahme seines Vorschlages nur zu Meinungsverschiedenheiten in anderen Spezial- disziplinen führen müßte, nichts zurücknehmen. Ich finde im Gegenteil, daß Looß selbst (p. 732) nach der als statthaft aner- kannten „Ausdehnung seines ausschließlich für die Helminthen gemachten Vorschlages auf andere Spezialdisziplinen, deren Ver- treter dies für notwendig erachten‘“'doch auch erkennen müßte, daß hierdurch ganz unzweifelhaft erheblichen Meinungs- verschiedenheiten Tür und Tor geöffnet wird. Jedenfalls ist mir nach dem Gesagten auch unklar, wie Looß, der auch sonst mit Vorwürfen mangelnder Objektivität und Inkorrektheit nicht kargt’), den Ausspruch tun kann: „Meinen für die Helminthologie ge- machten und mit deren Verhältnissen (aber ohne genügende Rück- sicht auf die Verhältnisse anderer Spezialdisziplinen! Lühe) be- gründeten Vorschlag ohne weiteres als die Ursache für das Schreckgespenst von allerhand möglichen und unmöglichen An- sprüchen anderer Spezialdisziplinen hinzustellen, ist entweder unlogisch oder böse Absicht.“ Diese letzten, im Original nicht gesperrt gedruckten Worte machen mir natürlich jede weitere Diskussion über diese Frage unmöglich. 1) So z. B. wird es als „zum mindesten inkorrekt“ bezeichnet (p. 704— 705), daß ich gesagt habe, Looß und ich hätten fast gleichzeitig Dis?. Drachysomum Crepl. als Typus von Zevinsentella „festgelegt“. Er habe nur gesagt, daß die Gattung „auf die Formen vom Typus des Dist. brachysomum Crepl. zu beschränken wäre“. Ist Looß in der formalen Behandlung derartiger Fragen wirklich noch so unbewandert, um nicht zu wissen, daß durch einen solchen Ausspruch in der Tat die Art als Typus der Gattung für alle Zeiten festgelegt ist? Aber auch von dieser formalen Seite ganz abgesehen, hat die von mir vorgenommene „Ernennung von Dist. brachysomum zum Typus von Zevinsenielia“, die Looß mir zum schweren Vorwurf macht, rein sachlich keinen anderen Sinn oder Zweck haben sollen, als der zitierten Äußerung von Looß untergelegt werden muß. Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorbynchen-Forschung ete. 143 Anmerkung beider Korrektur: Seitdem obiges geschrieben wurde, habe ich zufällig auf dem internationalen Zoologenkongreß in Bern Herrn Prof. Loof persönlich getroffen und hierbei erfahren, daß derselbe der Auffassung ist, die persönliche Polemik sei von mir begonnen worden. Er habe sich durch mein im Centrbl f. Bakteriol. Bd. XXVIII, 1900, Nr. 14/15, p. 458—466 erschienenes Referat über seine „Weiteren Beiträge u. s. w.“ (Zool. Jahrb., Abt. f. Syst. Bd. XII, Heft 5 6) verletzt gefühlt, weil dieses Referat etwas „von oben herab“ geschrieben sei, und dies habe nicht nur den Anlaß zu unserer Polemik ab- gegeben, sondern sei auch die Ursache dafür, daß in den neueren Arbeiten von Looß die zwischen diesem und mir bestehende Übereinstimmung in wichtigen Fragen weniger hervortritt als Meinungsverschiedenheiten, die sich auf Fragen mehr untergeordneter oder lediglich formaleı Bedeutung beziehen. Unter diesen Umständen kann ich nur meinem Bedauern Ausdruck geben, daß mein Referat auf Looß einen Eindruck gemacht hat, der zum mindesten, wie ich wohl kaum zu versichern nötig habe, nicht beabsichtigt gewesen ist. I. Allgemeiner Teil. I. Die Anfänge der Echinorhynchen-Forschung. Im Gegensatze zu anderen Helminthengruppen, aus denen einzelne im Menschen oder in Haustieren schmarotzende Arten schon sehr früh bekannt geworden waren, sind Echinorhynchen (sogar der Riesenkratzer des Schweines nicht ausgenommen) erst beachtet worden, als man begann, den Helminthen überhaupt größere Aufmerksamkeit zu schenken und systematisch nach ihnen zu suchen. Redi (1684 bezw. 1708), der erste Forscher, der derartige systematische Untersuchungen angestellt hat, ist auch der erste Autor, bei dem wir die Schilderung eines £c%z- norhynchus finden. Manche seiner Angaben sind zwar mit Un- recht auf Echinorhynchen bezogen worden (vergl. unten bei Be- sprechung der einzelnen Arten unter Ech. argentinae, Ech. garzae und Ech. xipluae) und der auch heute noch herrschenden und von Redi’s letztem Biographen, Guiart (1898), vertretenen Auf- fassung, daß Redi bereits mehrere Echinorhynchen-Arten gekannt habe, von denen dann zwei (Æch. argentinae und Ech. garzae) seit ihm noch nie wieder gefunden worden wären, vermag ich mich nicht anzuschliessen. Ich sehe vielmehr, wie bei der Einzel- besprechung des näheren ausgeführt werden wird, die eine dieser Arten als einen Cestoden, die andere als einen Trematoden an. Durch diese andere Deutung des Zchrinorhynchus argentinae fällt dann auch die einzige, der Zeit vor Redi entstammende Angabe 144 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. über einen Echinorhynchus, die bei O. F. Müller (1787, 1, p. 61) und Gmelin (1791, p. 3049, No. 39) im-Anschluß an Redi (1708, p. 236) zitiert wird, aus der Geschichte der Echinorhynchen fort, selbst wenn wirklich diese Angabe von Nicolaus Steno (1675, p. 225)!) sich auf dieselbe Art beziehen sollte, die später den Namen Zchinorhynchus argentinae erhielt. Bleibt hiernach auch nur eine einzige Echinorhynchen-Art Qubo, de Re di bekannt war, so ist doch die Schilderung, welche er (1708, p. 234) von dieser Art liefert, ein um so besseres Zeug- nis für die Genauigkeit und Zuverlässigkeit seiner Beobachtungen. Daß das Vorderende des Tieres mit seinem, die Fixierung an der Darmwand des Wirtes vermittelnden Rüssel die Aufmerk- samkeit Redi’s besonders auf sich gelenkt hat, scheint natürlich. „In omnibus anguillarum generibus . . . . in earum, inquam, omnium intestinis saepius, sed non semper, deprehendi aliquot minutissimos vermes candidos, et aliquot nigros qui utplurimum internae intestinorum tunicae ab una sui extremitate alte infixi sunt. Si vermes illi microscopio inspiciantur, formati apparent ad instar coni, in cujus basi situm est caput, e quo proboscis nascitur quam foras emittere et intus adducere solent. Ea autem proboscis propter varias ac minutissimas cuspides quibus scatet, inaequabilis, vel potius, spinis hirsuta est.“ Auf welche Art sich diese Angaben beziehen, lafit sich freilich nicht feststellen, da im Aal eine Reihe verschiedener Echinorhynchen-Arten schmarotzen. Ausser dem “ch. propinguus Duj., derjenigen Echinorhynchen-Art, die in den Fischen des Mittelmeeres (oder doch wenigstens der Adria bei Triest und Rovigno) am haufigsten zur Beobachtung gelangt, (vergl. auch unten unter Ech. globwlosus O. F. Müll.) kommt wohl namentlich noch Eck. luca O. F. Müll. (= ZcA. angustatus Rud.) in Be- tracht, der in Mitteleuropa in Aalen nicht selten ist (vergl. z. B. Mihling 1898, p. 69) und von Stossich (1898, p. 139) auch in Triester Aalen häufig gefunden wurde. Die nächste Angabe über einen Echinorhynchus, welche von Leeuwenhoek (1722, p. 313—314) herrührt und sich gleich- falls auf einen Parasiten des Aales bezieht, bedeutet nicht nur einen Fortschritt gegenüber Redi, sondern läßt auch bereits eine Bestimmung der Art zu, um die es sich gehandelt hat. Der Text Leeuwenhoek’s geht freilich noch kaum über das hinaus, was bereits Redi gesehen hatte. 1) Steno erwähnt dort in der Leibeshöhle des „Argentina piscis“ (Argentina sphyraena L.) gefundene ,,Animalcula conchiliis hiantinis a Fabio Columna descriptis similia, nisi quod testis carerent.‘ Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 145 » + + + + tam firmiter intestinis inhaerebant, ut raro eos sine corporum infrac- tione inde avellere possem. Eam partem, quam pro capite habebam, et qua intestino adhaeserant, micro- scopio opposui, ut detegerem causas tantae eorum cohaesionis cum anguillarum intestinis, et cum admiratione vidi multiplices partes hamosas, quibus imaginarium hoc caput undique erat obsitam . Saepe etiam vidi, cum hos vermes illaesos ab intestinis avellere daretur, eos partem hance hamosam intra corpus retrahere, eamque tenui pellucida tegere, quae in unaquaque parte hamosa rotundo tuberculo protuberabat, quod visu haud erat in- jucundum, quia haec tubercula ordine admodum concinno juxta se invicem erant locata.“ Dieser Schilderung sind nun aber noch eine Abbildung des vergrößerten Vorderendes, die über die Form des einstülpbaren Rüssels sowie über die Zahl und Anordnung der Haken an diesem Rüssel ein Urteil gestattet, sowie ferner noch zwei Abbildungen des ganzen Echinorhynchus in natürlicher Größe beigefügt. Auf Grund dieser Abbildungen kann die Art, die Leeuwenhoek vorgelegen hat, wenn auch nicht mit völliger Sicherheit, so doch mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit als “ch. lucia O. F. Müll. (= Æch. angustatus Rud.) bestimmt werden — natürlich nur unter gleichzeitiger Berücksichtigung des Wirtes, der ja bei der‘ Identifizierung aller von älteren Autoren geschilderten Arten eine nicht zu unterschätzende Bedeutung hat. Im Anschluss an diese ältesten Erwähnungen von Echino- rhynchen bei Redi und Leeuwenhoek sind dann zunächst noch zwei kurze Mitteilungen von Frisch (1727) und Roederer (1762) zu erwähnen, von denen die eine sich auch zeitlich un- mittelbar an Leeuwenhoek’s Arcana naturae anschließt. Frisch (1727, p. 47) hat seine Untersuchungen über den Bau der „Lum- brici (Ascarıs lumbricordes L.) augenscheinlich an Material an- gestellt, welches von Schweinen stammte, denn er unterscheidet kleinere und größere „Lumbrici“, die sich ausser durch diese ver- schiedene Größe durch eine verschiedene Bildung des „Mundes“ auszeichnen. Bei den kleineren ist der Mund deutlicher und können an demselben Lippen erkannt werden. „In majoribus vero hoc os unco quodam armatur, qui cunei obtusioris formam habet, et valde durus est, quo unco in cuticula interiori intestinorum et pylori ita haerent ut tuberculum inde exoriatur sive callus.“ Diese Angabe ist nur dadurch zu erklären, dass wir mit Rudolphi (1808, p. 28) annehmen, sie beziehe sich auf den Ech. hirundinaceus (mall) (each. eıisas:Bloch) des Schweines,. der ja in der Pat wenigstens im weiblichen Geschlechte nicht unerheblich größer 146 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. ist als Ascaris lumbricoides L. und dessen Rüssel wirklich in der geschilderten Weise in der Darmwand fixiert erscheint. Frisch hat offenbar beide Arten nicht genügend voneinander unterschieden, wie er ja auch diese „Lumbrici“ nur als die Larven von Band- würmern ansehen will. Aphoristischer Natur ist auch die Mitteilung von Roederer (1762, p. 537), der zwei zur Gattung /asciola gestellte Helminthen kurz charakterisiert, von denen die eine (Fasciola muris hepatıca) mit dem C)'sticercus fasciolaris identisch ist, die andere dagegen (Fasciola truttae intestinalis) ein im „Mastdarm“ der Forelle (Salmo fario L.) gefundener Echinorhynchus ist, dessen Beschreibung frei- lich einen Fortschritt gegenüber den früheren Arbeiten nicht er- kennen lässt und dessen sichere Bestimmung nicht möglich ist. Kurz vor dieser Mitteilung Roederer’s war aber auch bereits die erste jener Publikationen von Pallas (1760) erschienen, in denen dieser seine Beobachtungen an Echinorhynchen mitteilt. Pallas stellt dieselben (auf p. 289 des Abdrucks von 1778) als „animalculum a nemine descriptum, quod in permultis piscibus aquarum dulcium inveni frequentissimum“ und unter dem Namen „Haerucula seu Taeniola osculis obtusis“ zu den Bandwürmern (damalige Gattung Zaenza) „ob similitudinem quam cum Taenia habet tantam ut ejusdem generis esse vix dubitem“. Als Wirte führt Pallas an: Rana, Esox, [Acerina] cernua, Perca und Trutta nobilis (offenbar gleich Salmo /arıo L.); verschiedene Arten werden jedoch noch nicht unterschieden. Der Name Zaerucula ist gewählt „quia intestino tenacissime inhaerere solet, cum nondum satis certus sim an oscula habeat ad modum Taeniarum per corpus disposita, an vero singulare genus constituat“ Von weiteren An- gaben sind noch hervorzuheben die Feststellung, daß die „Aculei“ des Rüssels rückwärts gekrümmt sind („retrorsi“), was freilich auch Leeuwenhoek bereits abgebildet hatte, die uns hier zum ersten Male begegnende Angabe, daß die Würmer bei Über- führung in Wasser oder Weingeist durch Flüssigkeitsaufnahme stark aufquellen, vor allem aber der erste Versuch zum Eindringen in den inneren Bau der Echinorhynchen, der bedingt ist durch die Entdeckung der Lemnisken, die als zwei vom Rüssel nach hinten ziehende und vielleicht muskulöse Stränge geschildert werden. („Substantia fere uniformis; sed a rostro retrorsum tendunt funiculi duo latiusculi, opaci ad longitudinem ipsius rostri terminati, forte musculares.“) Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 147 Im Elenchus zoophytorum reiht dann Pallas (1766, p. 415) die Echinorhynchen definitiv unter dem Namen Taenta haeruca den Bandwürmern ein, bringt aber sachlich nur insofern neues, als die Wirtsliste um Gadus callarıas L. bereichert wird. Ge- nauere von Abbildungen begleitete Angaben über die Echino- rhynchen des Frosches und des Schweines (welch letztere er 1781 Taenıa hirundinacea nannte = Echinorhynchus gigas Bloch 1782) gibt Pallas erst 1775 (p. 452—454, Taf. IX, Fig. 2—3), nachdem inzwischen auch bereits mehrere einschlägige Mitteilungen von Koelreuter (1771 und 1775) erschienen waren, deren erste von großer Wichtigkeit ist. Vor Betonung des durch dieselbe er- zielten Fortschrittes ist nur noch anzuführen, daß sich durch Phipps (1774 und 1775) an Fasciola und Taenıa als dritte fremd- artige Gattung, der Echinorhynchen eingereiht wurden, noch Sıpunculus anschließt. Vergl. weiteres hierüber unten bei der speziellen Besprechung von Zch. lendıx (Phipps). Koelreuter (1771, p. 499—500, Taf. XXVI, Fig. 5) fand im Darme von Zewcıscus rutilus (L.) und Zdus ıdus (L.) Echino- rhynchen, deren Schilderung deshalb wichtig ist, weil Koelreuter zuerst erkannte, daß diesem Wurme eine systematische Sonder- stellung zukommt. Er spricht von „hi acanthocephalı, quo distincto nomine hoc animalium genus appellare liceat.“ In Verbindung mit einem Speciesnamen wird der so vorgeschlagene Gattungs- name freilich nicht gebraucht. Daß aber Koelreuter auf dem Boden der binären Nomenclatur steht, geht unzweifelhaft daraus hervor, daß er die Fische, bei deren Besprechung er seine Acanthocephalen-Funde erwähnt, binär benennt: Cyprinus rutilus, Cyprinus ıd., Coregonus lavaretus, Gadus lota, sowie daß er von einem ,,Piscis, e Coregonorum genere“ spricht. Unter diesen Um- ständen muß ich Acanthocephalus als gültigen Gattungsnamen ansehen, zumal auch eine Art, fiir die das ,Nomen genericum“ zuerst aufgestellt wird, kenntlich abgebildet ist und mit Æc/. anguillae O. F. Müll. = Ech, globulosus Rud. identifiziert werden muß, so daß hierdurch der Gattungsbegriff gesichert er- scheint. Fingebùrgert hat sich der Koeireutersche Name bisher freilich nur als Name der ganzen Ordnung, die Rudolphi (1808) Acanthocephala nannte, für die aber um Kollisionen mit dem . Gattungsnamen zu vermeiden, der Name Rhynchelmintha zweck- mäßiger erscheint. Dass der Gattungsname, welchen Koelreuter vorgeschlagen 148 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. hatte, nicht durchdrang, ist die F olge davon, daß den en ee zunächst 2, die Publikationen von 0. F. Müller über Echinorhynchen folgten, die eine neue Epoche der Echinorhynchenforschung heraufbeschworen. Auch O. F. Müller (1776, p. XXVII und 214—215) oder vielmehr richtiger der Staatsrat Zoega, auf den sich Müller beruft, hatte erkannt, daß die Echinorhynchen nicht in bereits bestehende Gattungen eingereiht werden konnten. Die neue Gattung, die somit für sie geschaffen werden mußte und innerhalb deren auch gleich mehrere neue Arten unterschieden wurden, erhielt von Zoega den Namen Zchmorhynchus, der alsbald zur allgemeinen Anerkennung gelangte. Folgte doch seiner Aufstellung (1776) und der Publikation der ersten Abbil- dung verschiedener Arten (1777) unmittelbar eine Arbeit von O. F. Müller (1778), die insofern von grundlegender Bedeutung ist als sie zum ersten Male einen Einblick in die innere Organisation eines Zchinorhynchus gewährte. Müller erkannte den Geschlechts- dimorphismus der Echinorhynchen. Er sah außer den schon von Pallas (1760) entdeckten beiden Lemnisken auch das Receptacu- lum des Rüssels als „durchsichtigen Beutel, welcher dazu dient, den Rüssel aufzunehmen, wenn er sich zurückzieht“; er sah ferner sogar das Ligament, welches seiner Ansicht nach (anscheinend im Verein mit dem Musculus retractor proboscıdıs, da der „feine Kanal“ nach ihm auch „durch den Beutel scheinet“) „die Stelle des. Darmes vertritt“. Vor allem erkannte O. F. Müller auch bereits die wahre Bedeutung der in der Leibeshöhle der Weibchen schwimmenden Ovarien und embryonenhaltigen Eier, obwohl er anfänglich geneigt war, die ersteren für die Eier zu halten und die ihrer Form wegen als „spreu-ähnliche Körper“ bezeichneten Embryonen für parasitische Infusorien. Bei den Männchen sah Müller die beiden Hoden als zwei „eiförmige große helle Blasen“, in die sich „der Darm verliert“ sowie die als den Geschlechtsorganen zugehörig erkannten Kitt- drüsen, die bei verschiedenen Arten in verschiedener Lage und Anzahl vorhanden sein sollten. Bei Zch. lucir O. F. Müll. wurden nur „zwei kleine Kugeln beobachtet, von dickerem Wesen [scil. als die nicht erkannten Hoden] in einer schiefen Lage, die durch einen nach dem äussersten des Schwanzes zu geschlängelten Kanal verbunden werden“. Bei Zch. anguillae O. F. Müll. (1780) IL ihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 149 wurden dagegen sieben solche Kugeln beobachtet d. h. außer den hier in der Tat weniger dicht wie bei “ch. lucı zusammen- liegenden sechs Kittdrüsen noch das in neuerer Zeit als Mark- beutel bezeichnete Gebilde. Wenigstens eine Echinorhynchen-Art findet sich übrigens bei O. F. Müller (1776) auch noch einer fremden Gattung ein- gereiht, der vierten bei der dies geschieht, und zufälligerweise ist dies eine Art, die Müller außerdem gleichzeitig auch noch unter anderem Namen in der Gattung Zchinorhynchus verzeichnet, nämlich Ascaris versipellis Fabr. = Echinorhynchus gadi Loega. Die Gattung Æchinorhynchus selbst enthielt bei ihrer Aufstellung vier Arten, außer der eben genannten den Zchrnorhynchus laevis Zoega, eine nicht sicher zu identifizierende Art (Ech. candıdus Zoega) und einen Nematoden (ch, lacustris Zoega = Cucul- lanus elegans Led.) 3. Die systematische Echinorhynchen-Forschung von 0. F. Miller bis auf Westrumb (1780—1821). Mit den in den Jahren 1776—1780 erschienenen Publikationen O. F. Miller’s beginnt eine neue fruchtbare Periode der Echino- rhynchen-Forschung, welche wir bis zum Jahre 1821 rechnen mussen, welches durch die Monographie Westrumb’s einen Ab- schluß in systematischer, durch die Arbeit von Bojanus einen solchen in anatomischer Hinsicht brachte. Die Periode ist vor allem charakterisiert durch die Tatsache, daß von verschiedenen Seiten, namentlich von Goeze, Schrank, Zeder, Rudolphi und Bremser, welch letzterem die beiden Briider Natterer helfend zur Seite standen, zahlreiche Tiere nur zu helminthologischen Zwecken untersucht wurden und daß infolge hiervon die Zahl der bekannten Arten rasch anschwoll. Hierdurch wurde das Be- dürfnis nach zusammenfassenden Verzeichnissen der verschiedenen Funde geweckt und der erste, der diesem Bedürfnis zu ent- sprechen suchte, ©. F. Müller (1787, 1), vermochte bereits 42 ver- schiedene Wirte von Echinorhynchen aufzuzählen, von denen einer 2, zwei andere sogar 3 verschiedene Arten beherbergen sollten, und Schrank (1788), der erste der ein solches Verzeichnis nach den Parasiten-Arten geordnet zusammenstellte, zählt 22 ver- schiedene Echinorhynchen-Arten auf, abgesehen von 4 weiteren „unzulänglich bekannten“ Arten. Bei Gmelin (1791), der Para- siten verschiedener Wirte fast stets als verschiedenen Arten an- 150 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. gehörig betrachtete, steigt infolgedessen die Zahl der Echino- rhynchen-Arten auf 48, abgesehen von Zch. murıs Schrank, für den die besondere Gattung Zaeruca gebildet wird. Zeder (1803) zieht bereits mehrfach mehrere von Gmelin unterschiedene Arten wieder in eine zusammen; infolge des durch die ersten Arbeiten Rudolphi’s und die eigene Arbeit Zeders bedingten Zuwachses an Arten zählt er aber deren außer der Aaeruca muris doch wieder 48 Arten, trotzdem ihm noch 3 weitere Gmelinsche zu unsicher sind, um sie mitzuzählen. Einen raschen weiteren Zuwachs bedingte dann die eifrige helminthologische Sammeltätigkeit von Rudolphi sowie von Bremser und seinen Mitarbeitern, von denen namentlich der letztere in den Jahren von 1806—1811 eine Helminthensammlung von geradezu gewaltigem Umfange zusammenbrachte Wurden doch in diesen Jahren fast 40000 verschiedene Tiere auf ihre Helminthen untersucht. In den folgenden Jahren wurde dann freilich diese großartige Wiener Helminthensuche nur noch in geringerer Ausdehnung fortgesetzt, um so reichere Ausbeute aber brachte Rudolphi’s italienische Reise (1817). Auch die wertvolle Ausbeute der brasilianischen Reisen von v. Olfers und nament- lich von Joh. Natterer ist zum Teil bereits in der hier ‘be sprochenen Periode wissenschaftlich ausgenutzt worden (von Rudolphi 1819 und Westrumb 1821). Rudolphi (1809) eliminierte den Zeh. quadrirostris Gze. durch Schaffung der neuen Gattung Tetrarhynchus und zählte dann 38 sichere Echinorhynchen-Arten neben 24 „Species dubiae“. Bremser (1811, p. 26) berichtet, daß in Wien nicht weniger wie 31 neue Echinorhynchen-Arten gefunden worden seien, von denen sich freilich später nicht alle als wirklich neu herausstellten. Ein- schließlich dieser neuen, fast durchweg als „Species dubiae“ ver- zeichneten Arten zählt dann Rudolphi (1819) 49 sichere Arten und gleichfalls 49 „Species dubiae“ um in einem Nachtrage noch 4 weitere sichere Arten und 3 „Species dubiae“ hinzuzufügen. Bei Westrumb (1821), der das Wiener Material bearbeitete, schwillt die Zahl der sicheren Arten wiederum erheblich an, größtenteils auf Kosten der „Species dubiae“, die Gesamtzahl der Arten aber sinkt etwas infolge der Zusammenziehung mehrerer Rudolphischer Arten. Westrumb verzeichnet nämlich 66 Arten, die er für sicher hält neben nur noch 24 „Species dubiae“. Unter den letzteren figuriert auch der Acanthrus sipunculordes Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 151 Acharius (unter der Bezeichnung „Zch. Zperlanı“), der insofern besonders bemerkenswert ist, als für ihn noch nach der Einführung des Gattungsbegriffes /chinorhynchus eine besondere Gattung geschaffen worden war. Gleichzeitig mit dieser Zunahme der Arten, die infolge viel- facher Synonymisierung in der Tat noch größer ist als sie nach den hier mitgeteilten Zahlen erscheint, erfolgte auch eine Klärung der Auffassung über die Stellung der Echinorhynchen im System. Anfänglich war dieselbe eine recht schwankende, wenn auch die Gattung Zchinorhynchus meist in die Nähe der Nematoden- Gattungen gestellt wurde (vergl. z. B. Blumenbach 1779 und oz, Abildeaard. 1700, Modeer, 1792 0% 251 und ap 207 Cuvier 1798, Lamarck 1801 und 1816). Zeder (1800) wies ihr dann aber eine größere Selbständigkeit zu, indem er sie allen anderen Helminthen durch Schaffung einer besonderen Ordnung gegenüberstellte, die dann von Rudolphi (1808) den noch heute üblichen Namen Acanthocephala erhielt. In dieser Ordnung be- ließ Rudolphi freilich anfänglich auch noch die Gattung Te/ra- rhynchus (= Tentacularıa Bosc), die er aus Zchinorhynchus ab- gezweigt hatte. Erst als er gelegentlich seiner italienischen Reise selbst Tetrarhynchen gesammelt hatte, erkannte er deren Cestoden- Natur (vergl. hierzu auch den von Lühe 1900 publizierten Ent- wurf eines Helminthensystemes, welchen Rudolphi unmittelbar vor seinem Aufbruch nach Italien zu Papier gebracht hatte). Erst in der Synopsis also bilden die Acanthocephalen eine wirklich natürliche Gruppe (Rudolphi 1819), die dann bald darauf durch Westrumb (1821) jene monographische Bearbeitung erfuhr, die, wenigstens soweit die Artbegriffe in Betracht kommen, die Grund- lage für alle weitere Forschung wurde. Zur Unterscheidung der verschiedenen Echinorhynchen-Arten war man auf die Größe, die Farbe, die Formverhältnisse und die Bewaffnung angewiesen. Unterschiede in der Form der Eier wurden zwar gleichfalls bereits beobachtet. Deren systematischer Wert wurde aber so wenig erkannt, daß Zch. analıs Schrank (= Lech. filicollis Rud.) und Ech. minutus Gze. durch die von Westrumb ausdrücklich hervorgehobene verschiedene Form ihrer Eier nicht davor geschützt wurden, in eine einzige Art zusammengefasst zu werden (vergl. unten Zeh. polymorphus Brems. und einen zweiten anscheinend ähnlichen Fall unter 4c, sphaerocephalus Brems.). 152 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Die Formverhältnisse des Rüssels und des zwischen diesen und den Rumpf eingeschalteten Halses wurden dagegen fiir so wichtig gehalten, dafi hiernach bei Rudolphi und Westrumb die Arten gruppiert wurden. In einzelnen Fallen kònnen diese Formverhältnisse in der Tat so charakteristisch wiedergegeben sein, daß sie allein zur Identifizierung der Art genügen, wie z. B. bei dem Koelreuterschen Acanthocephalus aus Leuciscus rutilus (L.) und /dus 1dus (L.) Immerhin ist doch nicht zu verkennen, daß die Form des Rüssels und des Halses von ihrem Kontrak- tionszustande abhängt und deshalb bei der Unterscheidung der Arten nur mit Vorsicht angewendet werden darf. Zu Rudolphi’s Zeit ist der Wert dieses Merkmals offenbar überschätzt worden. Wurden doch z.B die sicherlich ganz ungemein ähnlichen, wenn nicht sogar identischen Arten Zch. buleoms Schrank (= Zeh. caudatus Zed.) und £ch. globocaudatus Zed. weit auseinander- gerissen, weil der Rüssel bei dem einen an der Basis, bei dem anderen in der Mitte am dicksten sei. Andererseits kann aber auch gerade /ch. buteonıs Schrank den systematischen Wert der Rüsselform beleuchten. Denn wenn Westrumb (1821, p. 22) bei dieser Art angibt, daß der Rüssel in der Mitte „quasi con- strictus“ sei, so ist die auch von anderen Autoren bei den lang- rüsseligen Echinorhynchen der Raubvögel betonte mittlere Ein- schnürung des Rüssels in der Tat charakteristisch, weil sie auftritt infolge der Anheftung des Receptaculum proboscidis in der Mitte des bewaffneten, als Rüssel bezeichneten Körperteiles, d. h. also einer anatomischen Eigentümlichkeit der betreffenden Formen. Im allgemeinen wichtiger für die Wiedererkennung der in alten Beschreibungen gemeinten Arten sind aber jedenfalls die Formverhältnisse des Rumpfes, trotzdem ja natürlich auch diese nicht ganz konstant sind. Leider sind bei den Angaben über Form und Größe die Geschlechtsunterschiede in der Regel nicht berücksichtigt worden (vergl. unten die Besprechung von “ch. luc). Dafür daß auch die Farbe, die in den alten Beschreibungen fast stets angegeben wird, ein nicht unwichtiges Artmerkmal ist, kann auf “ch. minutus Gze. als klassisches Beispiel hin- gewiesen werden. Die Art der Bewaffnung wurde namentlich von Rudolphi und Westrumb systematisch verwertet. Für die Haken des Rüssels, um die es sich hierbei in erster Linie handelt, wird aber von beiden nur die Zahl der Querreihen angegeben, die innerhalb Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 1523 gewisser Grenzen variiert und bei teilweise zurückgezogenem Rüssel auch zu gering gezählt werden kann. Die Bedeutung der Längsreihen der Haken haben weder Rudolphi noch Bremser, der Westrumb’s Arbeit inspiriert hat, erkannt, trotzdem bereits in einer Anzahl vor-Rudolphischer Abbildungen diese Längs- reihen sehr schön gezeichnet” worden waren (z. B. von O. F. Müller) und trotzdem auch bereits frühere Autoren die Haken nach Längsreihen gezählt hatten (O. F. Müller 1780, 2, p. 205 bei Ech. percae Gmel., Hermann 1782 bei Ach, alosae Herm. und Wok\saluelnSchtank; ob auch Zeder 1800,/p. 137 bei Bon. ovatus Zed., ist zweifelhaft. Wenn es erst Dujardin (1845) vorbehalten blieb, diese in neuerer Zeit als so wichtig erkannte Zählung der Längsreihen allgemeiner einzuführen, so ist dies jedenfalls eine Folge davon, daß eine sichere Vornahme dieser Zählung bei auf der Seite liegendem Z#chrnorhynchus mit gewissen Schwierigkeiten verknüpft ist, wie unter anderem eine frühere, unten von mir als irrtümlich nachgewiesene und berichtigte An- gabe über Ach, globulosus Rud. beweist. Mit Rücksicht auf das unten bei einzelnen Arten erwähnte Verhältnis von Dujardin und Diesing sei übrigens hier als charakteristisch angeführt, daß Diesing (1851) auch diesen Fortschritt Dujardin’s nicht mitmacht. 4. Fortschritte in der Erkenntnis der Organisation der Echino- rhynchen von 0. F. Müller bis auf Bojanus und Westrumb. (0720 1027) Der Zufall hat es gefügt, daß dasselbe Jahr 1821, welches die für die Folgezeit grundlegende systematische Monographie Westrumb's brachte, durch eine kleine aber nicht unwichtige Arbeit von Bojanus auch einen gewissen Abschluß der ana- tomischen Forschung zeitigte. Ich beschränke mich hier auf einen kurzen Überblick über die diesbezüglichen seit ©. F. Müller erzielten Fortschritte. Anschließend an O. F. Müller folgen zunächst die Angaben Goeze’s (1782, p. 147—148), der den Lchinorhynchus hirundı- Zuceus Pall (== Ech. cas Bl.) zerghederte und, hierbei zwei Musculi retractores receptaculi proboscidis entdeckte. Zeder (1800, p. 108—110) fand bei einer Wiederholung dieser Unter- suchung dann noch acht weitere Muskeln an dem Receptaculum, darunter auch die beiden Protrusores, die Westrumb (1821, 154 Lùhe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. p. 50—51) als solche erkannte, indem er im übrigen Zeder’s von Rudolphi (1808, p. 228—220) angezweifelte Darstellung bestätigte. Dieselbe, Zahl von Muskeln wie bei “ch. hirundinaceus fand Westrumb auch noch bei Zch. major Brems., sperula Olf. und monıhformıs Brems. Bei Zeh. porrigens Rud., ranae Schrank (= ch: haeruca Wid. nee Lam. ogee Terz! (= Ech. proteus Westr.), buteonts Schrank (= “ch, caudatus Zed.), vanelli Gmel. (= Ech, lancea Westr.) und hystrix Brems. war dagegen die Zahl der Muskeln wesentlich geringer, wie ja auch neuerdings Kaiser (1891, p. 93—124) nur bei “ch. monalı- forms dieselben komplizierten Verhältnisse gefunden hat wie bei Ech. hırundınaceus. | Außer diesen Muskeln hatte Goeze noch speziell die Lem- nisken untersucht, wenn er dieselben auch nicht, wie Kaiser (1891, p. 33) anzunehmen scheint, entdeckt hat!). Entdeckt hat Goeze in ihnen aber das sie der Länge nach durchziehende GefaB, welches ihn veranlaßt, die Lemnisken als Nahrungskanäle aufzufassen, und dessen Verzweigungen von Rudolphi (1808, p. 254) zuerst beobachtet wurden. Von Rudolphi stammt übrigens auch der Name Lemnisken her. Goeze’s Annahme, daß es sich um Organe handele, die bei der Ernährung eine Rolle spielen, erscheint Rudolphi nicht unwahrscheinlich. Hatte bereits Bloch (1782, p. 26) auf dem Scheitel des Rüssels eine Vertiefung wahrzunehmen geglaubt, durch welche die Nah- rung aufgenommen würde, so ist Westrumb (1821, p. 45) über- zeugt, daß allen Echinorhynchen eine solche Saugpapille zukommt, und in dem von ihm bei “ch. spirula Olfers entdeckten Re- tractor proboscidis scheint er den Anfang des Nahrungskanales erblicken zu wollen (vergl. seine Abbildung Taf. II, Fig. 109). Nitzsch (1818) betont freilich, daß er niemals eine Mundöffnung bei Echinorhynchen habe wahrnehmen können, meint aber: „in- dessen könnte auch beim Mangel einer eigentlichen Mundöffnung die Nahrung doch vorzüglich durch Poren des Rüssels aufge- nommen werden, wofür die so ungemein erweiterten Gefäße am Rüsselkopf des Zch. flicollis Rud. zu sprechen scheinen“. Außer in den Lemnisken waren nämlich damals Gefäße nur noch im kugelig aufgetriebenen Rüssel von “ch. fiicolhs Rud. be- kannt geworden. Erst später fielen Rudolphi 1819 bei Ach. 1) Vergl. oben p. 146. Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 155 vasculosus Rud. auch die Gefäße in der Wandung des Rumpfes auf. Westrumb (1821, p. 50) wies nach, daß diese Gefäße in einer besonderen Tunica vasculosa zwischen Cuticula und Muscu- laris liegen. Genauere Angaben über die Anordnung der Grfäße, unter denen zwei Längskanäle besonders auffielen, machte aber erst Bonus (1821, p. 181). Poren, wie sie Nitzsch in dem vorstehenden Citat erwähnt, waren speziell am Rüssel freilich nie beobachtet worden, um so häufiger finden sich aber Angaben über Poren am Rumpfe und wenigstens in einem Falle ist nachweisbar, daß diese „Poren“ mit den Kernen der Hypodermis identisch sind, wie dies bereits Kaiser (1891, p. 24) vermutet hat. (Vergl. unten die Besprechung von Ech. rutile O. F. Müll. nec Zed.) Vielfach wird freilich das Vorhandensein von Poren auch nur aus dem bedeutenden Aufsaugungsvermögen der Echinorhynchen und ihrem bereits von Pallas beobachteten starken Anschwellen in Wasser theoretisch erschlossen. Zur Aufklärung dieses Aufsaugungsvermögens hat namentlich Treutler (1791) eine Reihe von sorgfältigen Ver- suchen gemacht, die ihn zu dem Schlusse führten, daß die Echi- norhynchen keine Mundöffnung besitzen und „non per sugendi oscula, sed per poros in toto eorum corporis dispersos alimenta sua excipere.“ Die Muskulatur der Leibeswand ist zuerst von Goeze (1782, p. 147) als „zwote Haut‘ von dem darübergelegenen Gewebe unterschieden worden. Goeze beobachtete aber nur die Ring- muskelschicht. Zeder (1803, p. 131) betont, daß außerdem auch Längsmuskeln vorhanden seien, die aber „weniger stark“ ent- wickelt sein sollen. Daß Ring- und Längsmuskeln zwei kon- tinuierliche Schichten bilden, und die Längsmuskeln nach innen von den Ringmuskeln liegen, hebt aber erst Rudolphi (1808, ba 22,5) hervor. Nach Westrumb (1821, p. 50) treten bei Zch. spırula Olfers und moniliformıs Brems. die Ringmuskeln, bei Lich. monılıformıs Brems., porrigens Rud. und folymorphus Brems. die Längsmuskeln zu Bündeln zusammen, die durch Zwischen- räume voneinander getrennt sind. Wenn ich nun schließlich zu der Besprechung der Genital- | organe übergehe, so hat Goeze (1782, p. 148) Beobachtungen über die Eier von Zch. hirundinaceus (P all.) angestellt, die im wesentlichen eine Bestätigung der Angaben O. F. Müllers über Zool. Annalen. 1. 11 156 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. diejenigen von Zch. luca O. F. M ù11.!) darstellen. Von Interesse ist aber die Beobachtung, daß „die unreifen . . . . nicht so spitz an beiden Enden sondern ovaler“ sind. In Anbetracht der Klein- heit des Objektes und der unvollkommenen optischen Hilfsmittel jener Zeit halte ich diese Feststellung fùr ein sprechendes Zeug- nis fir die Sorgfalt der Goezeschen Beobachtungen. Wenn jedoch Goeze (1782, p. 156) bei den Embryonen des von ihm Ech. candidus genannten Ech. luci sogar „schon die Spur des keimenden Rüssels bemerkt“ haben will, so muß hier ein Irrtum vorliegen, wie auch bereits Kaiser (1891, p. 116) betont. Goeze, Zeder und Rudolphi sahen die Eier aus einer Öffnung am Vorderende des Rüssels hervortreten und Zeder (1803, p. 143) betont ausdrücklich, daß auf diese Weise die Eier „tief unter den Darmschleim vergraben“ werden. Nitzsch (1818) erklärt aber bereits demgegenüber, daß er dies nie beobachtet habe, und „so kann ich mich nicht davon überzeugen, daß jenes der natürliche Weg ihres Ausgangs sei“, zumal doch auch die Öffnung am Hinterende beim Männchen sich durch die Bursa als Geschlechtsöffnung erweise und also wahrscheinlich beim Weibchen dieselbe Bedeutung habe. Die Paarigkeit der Ligamentsäcke bei Zch. hirundinaceus (Pall.) war bereits von Zeder (1800, p. 108) festgestellt worden. Nitzsch (1818) konnte sich aber noch so wenig von derselben überzeugen, daß er sogar an eine Verwechselung mit den Lem- nisken glaubt (!. Auch Bojanus (1821, p. 181) ist sich über die. Paarigkeit nicht ganz klar geworden, wenn er sie auch für wahr- scheinlich hält. Er hat aber erkannt, daß der „Eiergang‘ am Vorderende (d. h. also wo die beiden Ligamentsäcke miteinander kommunicieren) und am Hinterende, wo er „in einen, aus mehreren, symmetrisch geordneten Teilen zusammengesetzten Apparat“ über- gehe, immer einfach sei. An diesem zur Genitalöffnung führen- den Apparate unterscheidet er paarige büschelförmige und beutel- formige Anhänge, die zusammen offenbar der nicht erkannten Glocke entsprechen. Wichtig ist aber die Feststellung der Genital- öffnung. Ganz gute, wenn auch von ihm selbst noch nicht ver- standene Abbildungen der Glocke und der sich anschließenden weiblichen Genitalwege hat Westrumb (1821) publiciert. (Vergl. besonders Tas [lie Big. 15 1) Vergl. oben p. 148. Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. roy Für die männlichen Genitalorgane bedeutet den ersten Fort- schritt gegenüber O. F. Müller die Vermutung Zeders (1800, p. 141), daß die von Schrank und ihm selbst beobachteten „Schwanzbläschen nur bei der Begattung zum Vorschein kommen und zur Erleichterung derselben dienen.“ Rudolphi’s (1808, p. 290—292) Auffassung der männlichen Genitalorgane beruht gänzlich auf Mißverständnissen, denn nach ihm sollen die Hoden mit der Bursa nach außen hervortreten und soll ferner die Befruchtung der Eier (trotzdem doch die be- schalten Embryonen bereits als solche erkannt waren) im Freien erfolgen. Eine Klarung brachte dagegen Nitzsch (1818), der die beiden Hoden richtig erkannte, auch die Vasa efferentia sah, aber freilich noch in Verkennung der Kittdriisen annahm, daf die Vasa efferentia „in eine langgestreckte, jederseits mit vier Lappen oder Divertikeln versehene Samenblase“ einmtinden. Letztere sollte dann „durch eine kurze, dicke, ebene Röhre (Ductus ejaculatorius) mit einer erweiterten Blase am Hinterende des Wurmes enden“, die der Bursa im eingestülpten Zustande entspricht. Bei voller Anerkennung des Fortschrittes, den diese auf Ech. hirundinaceus (Pall) bezüglichen Angaben bedeuteten, be- tont Rudolphi (1819, p. 586—588) doch, daß sie nicht allgemein gültig sein könnten. So habe ja doch Ach, anguzllae O. F. Müll. keine derartige gelappte Samenblase, sondern anstatt dessen einzelne, durch Gefäße miteinander verbundene kugelige Organe, die durch Nitzsch’s Auffassung noch nicht erklärt seien. Boja- nus (1821) beschränkt sich darauf, Abbildungen von den Genital- organen des männlichen Ech. hirundinaceus (Pall.) zu liefern und durch diese, die auch Rudolphi überzeugen würden, für die Auffassung von Nitzsch einzutreten. Westrumb (1821, p. 55) betont schließlich, daß die Zahl der „lobi vel diverticuli‘ der Samenblase 6—8 betrage. Im all- gemeinen sind seine Abbildungen der Genitalorgane verschiedener Arten aber wichtiger als seine Textangaben. Na 158 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. IL. Specieller Teil. I. Die bis zum Erscheinen von Westrumbs Monographie (1821) einschließlich der Gattung Echinorhynehus eingereihten Formen. In das nachstehende Verzeichnis sind zunächst nur die der Gattung Zchinorhynchus eingereihten Formen aufgenommen wor- den. Namen, die für einzelne Arten vor dieser Einreihung in die genannte Gattung gebraucht worden waren, wie Acantho- cephalus, Acanthrus sipunculoides u. a. folgen in einem besonderen Abschnitt, der in sich ebenso wie die nachstehende Liste der Echinorhynchen-Namen alphabetisch geordnet ist. Außer den wirklichen Namen, die für die verschiedenen Echinorhynchen-Arten gebraucht worden sind, mußten aber auch eine Reihe von Bezeichnungen aufgenommen werden, die nicht Namen im Sinne der Nomenclaturgesetze darstellen. Ich meine die von Rudolphi (1809) eingeführte Bezeichnung unbestimm- barer Funde nach ihren Wirten. Es ist zwar bereits wiederholt darauf aufmerksam gemacht worden, daß diese Bezeichnungen nicht als wirkliche Namen angesehen werden dürfen. Sie sind aber von Rudolphi’s Nachfolgern vieifach.nach Art von Species- namen gebraucht worden (z. B. noch neuerdings von v. Ihering [1902] in einer zoogeographischen Studie) und konnten deshalb nicht ausgeschlossen werden. Ist es doch einem Wirtsgenitiv nicht ohne weiteres anzusehen, ob er eine bestimmte Helminthen- art bezeichnen soll oder nicht. Daß dies bei Rudolphi nicht der Fall ist, geht weniger aus seinen Nomenclaturregeln hervor, in denen alle dem Wirt entlehnten Artnamen verworfen werden (vergl. Rudolphi 1801, p. 65), als vielmehr aus seiner Besprechung der einzelnen Formen. Diese lehrt nämlich, daß Rudolphi den Wirtsgenitiv nicht etwa für unvollkommen bekannte Arten angewandt hat, sondern für Helminthen, deren Kenntnis so unvollkommen war, daß Rudolphi sie keiner bestimmten Art einreihen konnte Wenn Diesing (1851, p. 466, No. 871) und von Linstow (1878, p. 137, No. 724) als Parasiten von Os Zarda L. einen ,,£chinorhynchus Tardae R ud.“ anführen, so beruht dies auf einer Verkennung des eben be- tonten Unterschiedes. „Zchmorhynchus Tardae“ ist bei Rudolphi keineswegs, wie v.-Linstow (1900, p. 375) annimmt, ein provi- Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 159 sorischer Artname, sondern nur eine von einem wirklichen Namen scharf zu unterscheidende Bezeichnung, die allein die Möglichkeit bieten soll, einen von Rudolphi gefundenen, aber seiner un- günstigen Erhaltung wegen nicht näher zu untersuchenden und deshalb auch nicht bestimmbaren Lchinorhynchus registrieren zu konnen. Daf Rudolphi selbst die Wirtsgenitive niemals als Artnamen angesehen hat, geht auch daraus hervor, daB er in seinem Verzeichnis der Helminthen der verschiedenen Wirtstiere diese Genitive niemals angeführt hat. So steht auf p. 748 der Synopsis unter den Helminthen von Os Zarda L. zwischen den Arten Ascaris vesicularis und Distoma cunealum nicht etwa der „Echmorhynchus Tardae“ angeführt, sondern nur ein „Zchinor- hynchus“. (Vergl. hierzu auch unten die Besprechung von „Zch. Alaudae, Anatum, Halratt, Hırundınum, Lavareti, Orioli cristati, Pleuronectes maxim, Salmonum, Zenıs“ u. a, sowie im Gegen- satz dazu auch Zeh. alcedinis Westr. und Zeh. pardalıs Westr.) Sowohl vor Rudolphi (vor O. F. Müller, Schrank, Gmelin u. a.) wie auch in späterer Zeit sind aber vielfach den Wirtsnamen entlehnte Genitive als unzweifelhafte Artnamen ge- braucht worden. Um Verwechslungen zu verhüten, scheint es mir deshalb wichtig, jene Rudolphischen Bezeichnungen (sowie die nachstehend gleichfalls berücksichtigten, weil von Rudolphi teilweise citierten, ähnlichen Bezeichnungen nicht bestimmter Hel- minthen bei Viborg, 1795) auch in der Schreibweise von wirk- lichen Namen zu unterscheiden. Hierzu stehen zwei Wege offen. Entweder man fügt zwischen den Gattungsnamen und den Wirts- genitiv ein „spec.“ ein, entsprechend dem heutigen Gebrauch durch einen solchen Zusatz zum Gattungsnamen eine nicht bestimmte Art der betreffenden Gattung zu bezeichnen. Wie man in einer Aufzählung der Helminthen von O%s Zarda L. heute nicht mehr einfach „Zchinorhynchus“, sondern „Zchinorhynchus spec.“ sagen würde, so könnte man bei einer Aufzählung der Echinorhynchen auch einen Zchmorhynchus spec. Tardae verzeichnen. Oder man behandelt die Rudolphischen Bezeichnungen als Citate und setzt sie als solche in Anführungsstriche. Ich habe nachstehend die letztere Methode befolgt. Ein weiterer wesentlicher Unter- schied in der Behandlung ergibt sich, wenn man principiell alle Artnamen mit kleinen Anfangsbuchstaben schreibt, wie dies zwar noch nicht ganz allgemein gebräuchlich aber doch unzweifelhaft zweckmässig ist. Diese Schreibweise ist zwar auch bei den in 160 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Rede stehenden Rudolphischen Bezeichnungen vielfach ange- wandt worden, auch von mir selbst, wie. ich offen bekennen muß. Sie ist aber ganz unzweifelhaft falsch. „ch. orıolı“ dürfen wir ebensowenig schreiben, wie wir „ein Zchmorhynchus aus ortolus” schreiben würden. Wo der Genitiv des Wirtsnamens nicht der Speciesname einer bestimmten Parasitenart ist, sondern ein völlig selbständiger Name, der nur den Wirt eines zweifelhaften Para- sitenfundes angeben soll, ıst er meines Erachtens auch dann groß zu schreiben, wenn wie bei „Echmorhynchus Tardae* nicht der Gattungsname, sondern der zur eindeutigen Bezeichnung des Wirtes genigende Artname des letzteren Verwendung ge- funden hat. Besonderes Gewicht habe ich bei der nachfolgenden Be- sprechung der einzelnen Echinorhynchen-Arten auch gelegt auf eine den heutigen systematischen und nomenclatorischen Auf- fassungen entsprechende Bezeichnung der Wirtsnamen. Trotz der verhältnismäßig recht erheblichen Zeit, die diese Feststellung der gültigen Wirtsnamen erforderte, kann ich mir jedoch nicht verhehlen, daß Irrtümer hierbei kaum ganz vermieden sein dürften. Solche Irrtümer dürften sich aber überhaupt nicht sicher ver- meiden lassen in dem Übergangsstadium, in welchem sich die zoologische Nomenclatur seit Einführung des Prioritätsprincips ‘befindet und wohl noch auf lange Zeit hinaus befinden wird, und welches charakterisiert ist durch „Unsicherheit und Schwankungen in den wissenschaftlichen Namen in einem Grade, wie sie früher unter dem Autoritätsprincip nicht annähernd bestanden haben.‘ (Reichenow.) Nicht berücksichtigt habe ich die einschneidenden Änderungen einer ganzen Reihe von Vogelnamen, welche Poche für nötig hält. Abgesehen davon, daß ich auf Poche’s dies- bezügliche Publikation (Ein bisher nicht berücksichtigtes zoo- logisches Werk aus dem Jahre 1758, in dem die Grundsätze der binären Nomenklatur befolgt sind. In: Zool. Anz., Bd. XXVII, 1904, No. 16/17, pag. 495—510) erst nach Abschluß meines Manu- skriptes aufmerksam wurde, so daß eine Nachprüfung nicht mehr möglich war, ist es mir zweifelhaft, ob Poche’s Auffassung mit dem Geiste der Nomenclaturgesetze ebenso in Einklang zu bringen ist wie mit ihrem Wortlaute. Linné’s Systema naturae ist doch nicht nur um überhaupt ein beliebiges Datum als Ausgangspunkt für die Geltung des Prioritätsgesetzes zu gewinnen, als solcher Ausgangspunkt festgestellt worden, sondern wegen des Einflusses, Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 161 den es auf die Zeitgenossen ausgeübt hat. Aus diesem Grunde ist es mir zweifelhaft, ob wirklich ein Werk, von dem Poche selbst betont, daß es nicht nachweisbar später wie Linne’s Syst. nat., Ed.X erschienen und jedenfalls nachweisbar noch ohne Kenntnis des- selben geschrieben ist, wirklich nomenclatorische Berücksichtigung erheischt. Ich würde diese Frage verneinen, wenn eine präcise, künftige Zweifel ausschließende Fassung des betreffenden Para- graphen der Nomenclaturgesetze sich gewinnen läßt, die diesem Sinne des Prioritätsgesetzes, wie ich ihn auffasse, Rechnung trägt. Aber auch wenn dies wirklich nicht möglich sein sollte und die principielle Entscheidung jener Frage der Auffassung von Poche entsprechend ausfiele, hedürften die von Poche angenommenen Synonymien und Homonymien noch eines näheren Beweises bezw. die von Poche wieder ausgegrabenen Moehringschen Namen einer näheren Darlegung ihrer Bedeutung. So sagt Poche z.B. einfach: „Der Momotus Brisson (t. c., S. 44) ist durch Merula Moehr. (t. c., S. 8 u. 76) zu ersetzen. Dementsprechend ist auch der Name der Familie in Merulidae zu ändern. — Die von Sundevall, t. ©, S. 255 gegebene Deutung als „7rochzli Lin. sp. incerta“ ist gänzlich unhaltbar.“ Gründe für diese Aussprüche fehlen, so daß diese vorerst nur als unbewiesene Behauptungen erscheinen, und da auch alle anderen Moehringschen Namen von Poche ebenso kurz und bündig abgetan werden, so erscheint eine Nachprüfung unbedingt erforderlich, speziell auch mit Rücksicht auf die Arten, die als typisch für die von Moehring angenommenen Gattungen anzusehen wären. Auf Arten sollMoehring nach Poche über- haupt nicht eingehen. Aus der Besprechung der einzelnen Namen bei Poche scheint aber hervorzugehen, daß dieselben ähnlich wie Merula in dem oben wiedergegebenen Citat sich nur auf einzelne Arten beziehen. Woraus schließt dann aber Poche, daß Moehring Gattungsnamen gemäß den Grundsätzen der binären Nomenclatur gebildet hat? Eine Nachprüfung ist mir wie gesagt jetzt nicht mehr möglich. Ich führe deshalb nur an, daß bei Annahme der Pocheschen Auffassung von den nach- stehend erwähnten Gattungsnamen zu ersetzen wären /Phalacro- corax durch Graculus Moehr., Nychcorax Raf. nec Moehr. durch Nychardea Swains., Zrithacus Cuv. nec Moehr. durch Dandalus Boie, Buteo Cuv. nec Moehr. durch Craxırex Gould. Die von Rudolphi und Westrumb gebrauchten Namen der Wirte habe ich noch neben den heute geltenden Namen der- 162 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. selben Arten angeführt, wenn außer dem Gattungs- auch der Speciesname geändert werden mußte. Wo dagegen die Unter- schiede zwischen den heute üblichen und jenen alten Namen nur die Folge der heutigen engeren Umgrenzung der Gattungen sind, glaubte ich mich in der Regel auf Anführung der heute gelten- den Namen beschränken zu dürfen. : Die Umrechnung der Linien in Millimeter gibt nur Nähe- rungswerte unter möglichster Vermeidung oder Abrundung von Brüchen, um den Maßangaben keine größere Genauigkeit beizu- messen als sie beanspruchen dürfen. Ech. acanthosoma W e str. Bei der unter Bremser’s Leitung in Wien erfolgten Hel- minthensuche wurden auch 162 Exemplare von Arherina hepsetus L. untersucht und hierbei einmal Echinorhynchen im Darme ge- funden, die 3—4 Linien (d. h. ca. 6,5—9 mm) lang waren, einen langen, keulenförmigen, mit ca. 24 Querreihen kleiner Häkchen besetzten Rüssel und einen sehr kurzen Hals besaßen und deren durchweg mit kurzen Stacheln besetzter Rumpf nahe dem Vorder- ende am dicksten war, um sich nach hinten zu allmählich zu ver- schmachtigen. Westrumb (1821, p. 30, Nr. 56) nennt die Art Ech. acanthosoma und hält sie für verschieden von dem Zchino- rhynchus, den Rudolphi im gleichen Wirt gefunden hatte (vergl. „Zeh. Atherinae“), da Rudoiphi bei diesem nichts von einer Be- stachelung des Körpers erwähnt. ssEch. Acipenseris ruthent® Rud. Unter dieser Bezeichnung führt Rudolphi (1310, pP 70 Nr. 81) provisorisch Echinorhynchen an, die in Wien gefunden worden waren und die Westrumb (1821, p. 16, Nr. 29) mit anderen Echinorhynchen aus Aczpenser uso L. zu der neuen Art Echinorhynchus plagıcephalus vereinigt. Siehe daher im übrigen unter letzterem Namen. Heh. acus Rud. Im Darmkanal des jetzt mit Gadus morrhua L. vereinigten Gadus callarias L. fand Rudolphi (1802, p. 51—53 und 1809, p. 278—281 Nr. 23) Echinorhynchen, die er für identisch mit dem Fch. candidus O. F. Müll. hält, aber Zch. acus nennt, da die Be- nennung candıdus „nichts sagt, und noch dazu bei diesem Wurm Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 163 unpassend ist, der wie Müller selbst sagt, oft andere Farben zeigt, so daß ihn O. Fabricius (1780, p. 275, Nr. 256) deswegen Ascarıs versipellis nennt“. In der Synopsis vereinigt Rudolphi (1819, p. 71 und 324, Nr. 32) dann noch den “ch. lineolatus O. F. Müll. mit dem “ch. acus, wodurch als weiteres Synonym dann auch noch Zeh. gadı Zoega hinzukommt, welch letztgenannten Namen ich als prioritätsberechtigt und gültig ansehe. Weiteres über die Art siehe deshalb unter Ach. gad. Ech. adfinis Rud. In dieser Form findet sich der Name des Ach. affinis Rud. mecuG mel, (siehe diesen) in der Prkläarıme von Tat IV iow bei:Rudolphi (1808, p. XXIV). Ech. aequalis Zed. Auf Grund von Rudolphi’s (1801) Nomenclatur-Regeln, die alle von dem Wirtsnamen abgeleiteten Benennungen von Para- siten verwerfen, tauft Zeder (1803, p. 154, Nr. 15) die Echino- rhynchen aus der ,,Ohreule“ bezw. „bunten Ohreule“ — Aszo otus fei. diesG oeze (1752, p. 154, Tat. Xa Pie, 12) beschrieben, Sehrankı(1788, p. 23). 277 ondıs und Gmelin (1701, P. 3045) Ech. scopıs genannt hatte, um in Zch. aegualıs. Unter diesem selben Namen wird die Art dann auch noch von Rudolphi (1809, p. 275—277 und 1819, p. 70—71) sowie von Westrumb (1821, p. 23—24) angeführt, die sie jedoch beide nicht selber ge- sehen haben, so daß alle Angaben ausschließlich auf Goeze be- ruhen. Nach dessen Abbildung aber hat die Art eine unverkenn- bare große Ähnlichkeit mit den Echinorhynchen aus anderen Raubvögeln, namentlich Eulen (vergl. unter Zch. aluconıs, buteonıs, globocaudatus, tnaegualis, nycteae, tuba). Wie bei diesen ist der langgestreckte cylindrische Rüssel mit sehr zahlreichen Häkchen besetzt (in der Abbildung sind 19 Querreihen und auf dem dar- gestellten halben Umfang 15 Langsreihen gezeichnet) und ist der sich ohne Hals direkt anschließende Rumpf glatt und verhältnis- mäßig lang (ca. 11/2 Zoll d. h. ca. 40 mm). Vergl. auch die an- geführten Synonyme, namentlich das älteste derselben Zch. otıdıs Schrank. Ech. affinis Gmel. 1791, nec Rud. 1802, In der mir nicht zugängigen „Geschichte der dänischen und monweeischen Tiere‘ (1782, Bd. 1, p.136) berichtet OF. Müller 164 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. über das Vorkommen von Echinorhynchen im Darm von Leuciscus rutilus (L.), für die dann Gmelin (1791, p. 3050, Nr. 44) die Art Bch. affınıs bildet. Zeder (1803,>p, 163, Nr. 45) nemmsce e selbe Art Ech. rutılı. Von Rudolphi (1809, p. 315—316, Nr. 57) wird sie mit Zch. carpionis Gmel. unter der Bezeichnung „Zeh. Cyprini rutıl“ zusammengefaßt und später (1819, p. 65. Nr. 9) zu Ech. clavaeceps Zed. gezogen. Vergl. im übrigen unter dem _ letzteren Namen, sowie namentlich unter Ech. rutil’ O. F. Müll. (nec Zed.) (= Ach. clavaeceps Led., em. uj.) und une war rutile Zed. (nec O. F. Müll... Ich habe übrigens den Namen Ech. affınıs Gmel. nec Rud. nie citiert gefunden. Sogar Ru- dolphi (1809, p. 315) citiert statt dessen Ech. rutılı. Ech. affinis Rud. 1802, nec Gmel. 1701. | Zur Vermeidung der Benennung einer Art nach ihrem Wirte aufgestellter neuer Name für Zeh. percae Gmel. em emer. Siehe daher unter letzterem Namen, aber auch unter Ach. adfınıs. Ech. agilis Rud. Diese Art hat Rudolphi während seiner italienischen Reise im August ı817 in Spezia gefunden und dann in der Synopsis (1819, p. 67, Nr. 16 und p. 316—317) beschrieben. Westrumb (1821, p. 17—18) lagen Exemplare vor, die Natterer in dem- selben Wirte wie Rudolphi (Mugıl cephalus Cuv.) gefunden hatte. Nach der Schilderung beider Autoren ist die Art 1!/2—3 Linien d. h. ca. 3,25—6,75 mm lang; der kleine, keulenförmige Rüssel trägt nur 3 Querreihen verhältnismäßig sehr langer Haken; ein kurzer Hals ist vorhanden, der Rumpf verjüngt sich spindel- formig nach beiden Enden, ist aber vor der Mitte dicker wie hinter derselben und ist ferner nach Rudolphi gegenüber anderen Echinorhynchen durch eine dichte Querstreifung ausge- zeichnet. Westrumb (1821) betont bei dieser Art bereits die verschiedene Lange der Haken, indem diejenigen der vordersten Reihe die langsten, diejenigen der hintersten Reihe die ktirzesten seien. Identisch mit Zeh. agılıs Rud. scheint Ech. gracilis Van Bened. nec Rud. zu sein (vergl. auch unter Ach, gracıhs Rud.). „Beh. Alaudae® Rud. Unter dieser Bezeichnung führt Rudolphi (1819) Pr 72 Nr. 63) Echinorhynchen an, die bei der Wiener Helminthensuche Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 165 im Darmkanal von Alauda nemorosa Gmel., d. i. Zullula arborea (L.) einmal und in demjenigen von A/auda trivialis L., d. i. Anthus trivialis (L.) zweimal gefunden worden waren. Bereits Rudolphi wirft die Frage auf, ob diese Echinorhynchen nicht vielleicht zu Ech, micracanthus Rud. gehören und Westrumb (1821, p. 21) hat sie denn auch in der Tat dieser Species eingereiht. Ech. alcae (O. F. Mill.) Gmel. Im Prodromus zoologiae danicae hat O. F. Miller (1776, p. 214, Nr. 2597) einen von Fabricius im Darm von Alca pica Gmel.= Alca torda L. gefundenen Ascaris alcae angeführt, den dann /abricus (1780, p. 276, Nr. 257) selbst kurz beschreibt. Bei O. F. Muller (1780, 2, Taf. 74, Fig. 8) findet sich eine Abbildung den, mut, welche Gmelin: (1701,-P. 3045 1., Nr 14); allerdings nicht ganz ohne Zweifel, zu Æchinorhynchus rechnet. Ihm folgen hierin Bosc (1802, p. 7), dessen Übersetzung der Diagnose aller- dings nicht ganz korrekt ist, und Zeder (1803. p. 161, Nr. 39). Auch Rudolphi (1809, p. 306—307, Nr. 42) hielt es anfänglich wegen der allgemeinen Körperform des von Müller abgebildeten Wurmes für wahrscheinlich, daß es sich wirklich um einen Echzno- rhynchus handele, der dem Zch. lineolatus O. F. Müll. nahestünde. Später aber ist er von dieser Auffassung zurückgekommen und betont mit vollem Recht, daß weder die Beschreibungen noch die Abbildung genügten, um die systematische Stellung des frag- lichen Wurmes klarzulegen. Er führt denselben deshalb nunmehr unter den Entozoa vel Generis dubii vel fictitia als „Alcae prcae“ (eu Entozoon) an (Rudolphiı, 1819; p. 138, Nr. 25). Unter dem Namen Ascarıs alcae bezw. „Ascaride prismatique“ hat die Art auch noch Bruguiére (1792, p. 140) angeführt. Eine mir nicht zugängige Kopie der Müllerschen Abbildungen bei Bru- sucre („Bableau’Encyel. t. 32, Fig. 19, 20) citiert Rudolphi (1809, p. 306) unter dem Namen Prodoscidea alcae. Ech. alcedinis Westr. Unter diesem Namen führt Westrumb (1821, p. 40, Nr. 71) Echinorhynchen an, die Natterer in Brasilien im Darme der von Westrumb noch zur Gattung Alcedo gerechneten Galbula _ galbula (L.) gefunden hatte. Da nur 2 Exemplare mit zurück- gezogenem Rüssel vorlagen, so war eine genauere Charakteri- sierung freilich nicht möglich. Es wird nur angeführt, daß ein 166 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. Hals fehle und dafi der Rumpf cylindrisch sei mit etwas ver- schmälertem Hinterende. Wenn Westrumb diese , Species dubia“ nach ihrem Wirte benennt, so hat er also offenbar dem Brauche Rudolphi’s folgen wollen. Dies zeigt sich auch darin, dag Westrumb bei allen nach ihren Wirten benannten Species dubiae die Abkürzung des Autornamens bezw. das „mihi“ weg- läßt, welches er sonst stets hinzufügt. Er läßt aber auf den Genitiv des Wirtes noch ein „n. sp.“ folgen und, da hierdurch die Form als selbständige Art gekennzeichnet ist, so dürfte Ech. alcedinis (und ebenso auch Zch. tritonis Westr., Ech. fardalis Westr. und “ch. dendrocofi Natt.) als wirklicher Speciesname anzusehen sein und nicht nur als die lateinische Ubersetzung von „ein Lchinorhynchus aus Alcedo* — ganz ähnlich wie ja auch die in neuerer Zeit von v. Linstow für nicht genügend zu cha- rakterisierende Arten gebildeten Helminthennamen mit dem Genitiv des Wirtsnamens als zweitem Worte ganz unzweifelhaft prioritàts- — rechtlich vollgültige Speciesnamen darstellen und nicht nur provi- sorische Bezeichnungen für noch unbestimmte Helminthenfunde, wie wir sie bei Rudolphi finden. Ech. alosae Herm. Im Mai 1780 fand Hermann (1782, p. 177—179, Taf. IV, Fig. 11—12) zu Straßburg (Elsaß) im Darm eines Maifisches (Clupea alosa L, em. Günther) einen Echinorhynchus, welchen er Lich. alosae benannte. Unter demselben Namen wird die Art dann auch von Schrank (1788, p. 27, Nr. 80), Gneo p. 3049, Nr. 40) und Bosc (1802, p. ıof.) citiert, während Zeder (1803, p. 159, Nr. 30) sie in Zch. subulatus umtaufte und Ru- dolphi (1809, p. 300f., Nr. 37 und 1819, pi 75, Nr ss) sowe Westrumb (1821, p. 31, Nr. 59) sie dann gleichfalls unter letz- terem Namen anführen. Keiner dieser späteren Autoren hat aber die Art selbst gesehen, trotzdem bei der Helminthensuche der Wiener Naturforscher auch 6 Exemplare von Clupea alosa unter- sucht worden waren. Alle tatsächlichen Angaben beruhen viel- mehr ausschließlich auf der von Hermann gelieferten Schilde- rung. Nach dieser waren die fraglichen Würmer ca. 2 Zoll (d. h. ca. 5o mm) lang, fadenförmig und nur im vorderen Abschnitt des Rumpfes etwas dicker. Dieser vordere Rumpfabschnitt, der solchergestalt die Form einer länglichen Keule hat, war rötlich, während doch der Wurm im übrigen weiß war, und war ähnlich Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 107 wie bei dem später von Rudolphi entdeckten Zch. prists be- stachelt. Diese Stacheln werden aber von Hermann nicht nach Querreihen, sondern nach Längsreihen gezählt, deren 6 ange- nommen werden. (Schrank macht daraus freilich 6 „Stachel- kränze“ d. h. also Querreihen!) Ebenso werden von Hermann im Gegensatz zu allen seinen Zeitgenossen auch die Haken des „walzenförmigen“ Rüssels nur nach Längsreihen gezählt und 8 solcher angegeben. Ech. aluconis O. F. Mill. Unter diesem Namen liefert O. F. Miller (1780, 2, Taf. 69 bezw. 1784, p. 86) Abbildung und Beschreibung eines Lchino- rhyschus, den er im Darm von Syrnzum aluco (L.) gefunden hatte. Auf seinen Angaben beruht dann die Anführung der Art bei Gmelin (1791, p. 3045, No. 7) und Bosc (1802, p. 6), wahrend Fröhlich (1802, p. 65—66) die Art wieder selbst gefunden und untersucht hat. i Auch Rudolphi (1795, p. 13— 14) glaubte den Ach, aluconts in Syrnıum aluco L. wiedergefunden zu haben. Indessen mußte er später diese Wirtsangabe in S/rıx flammea L. berichtigen (1809, 275—277) und da auch seine Befunde sich mit den Ab- bildungen von O. F. Müller nicht völlig deckten, so nannte er die seibstuntersuchte Art /ch. Zuba und sah ch. alucoms nur als zweifelhaftes Synonym von Zch. tuba an. Diese Zweifel Rudolphi’s sind später in Vergessenheit geraten, aber nicht be- hoben worden. Es ist daher auch bisher nicht möglich, Zeh. aluconıs als prioritätsberechtigten, gültigen Namen der seit Ru- dolphi ch. tuba genannten Art (siehe diese) anzusehen und eben- sowenig läßt sich der von Goeze in Syrniuwm aluco (L.) gefundene Ech. nycteae Schrank (siehe diesen) mit genügender Sicherheit mit “ch. aluconis O. F. Müll. identificieren. Eine vor wenigen Jahren erschienene Arbeit von Marotel (1899), die uns zum ersten Mal einen tieferen Einblick in die Organisation eines Eulen- kratzers tun ließ, scheint nämlich zu beweisen, daß in Syrmzum aluco (L.) wenigstens zwei verschiedene, einander jedoch sehr ähnliche Echinorhynchen-Arten schmarotzen, außer der in unserer Zeit gewöhnlich ch. caudatus Zed. oder £ch. globocaudatus . Zed. genannten Art noch Zch. fenuicaudatus Marotel. De Marval (1902, p. 437) hat zwar beide Arten zusammengezogen, indem er sie als verschiedene Altersstadien auffaßte. Derselbe kann aber 168 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. hier ähnlich wie seiner Zeit Bremser bei seiner Vereinigung aller Entenkratzer zu dem einheitlichen Artbegriff Ech. polymor- phus (vergl. unter diesem Namen) doch vielleicht zu weit ge- gangen sein. Marotel unterscheidet nämlich Ach. fenurcaudatus und Ech. globocaudatus außer durch verschiedene Größe, die ja vielleicht in der Tat die Folge von Altersunterschieden sein könnte, und durch verschiedene Ausbildung der Bursa des Männ- chens, die ja vielleicht durch verschieden weite Vorstùlpung vor- getäuscht sein könnte, auch noch durch verschiedene Größe der Eier (58:28 u bei Zch. tenuzcaudatus Marotel gegenüber 67—72 :27—32 4 bei Ech. globocaudatus Zed... De Marval, der die Originalexemplare von Zch. tenuicaudatus Marotel selbst unter- sucht hat, will diese Art zwar mit Ach. globocaudatus Zed., Ech. caudatus Zed. und anderen Arten vereinigen (vergl. hierzu auch unter Æch. buteonis Schrank, globocaudatus Zed., inacqualis Rud. und ¢umzdulus Rud.), scheint aber den von Marotel an- gegebenen Unterschied in der Größe der Eier selbst bestätigt zu haben. Denn während er die Eier der von ihm untersuchten und Zch. caudatus Zed. genannten Art aus Syrnzum aluco (L.) 80:30 u groß fand, will er die von Marotel für Ach. tenuicaudatus angegebene erheblich ‚geringere Eigröße durch die Annahme er- klären, daß die betreffenden Echinorhynchen nur jüngere Exem- plare darstellten. Ein Beweis für die hierin ausgesprochene An- nahme, daß bei noch fortschreitendem Wachstum der Echino- rhynchen auch deren reife Eier noch größer würden, wird freilich nicht erst versucht. Ich selbst habe bei den von mir bisher daraufhin untersuchten Echinorhynchen aus Prsor/una scops (L.), aus Syrnium aluco (L.) [von v. Linstow als Ech. globocaudatus Zed. bestimmt, vergl. Mühling 1808, p. 55 Nr. 231| und aus Buteo buteo (L.) [von Bremser als Zch. caudatus Zed. bestimmt] die Eier annähernd gleich groß und zwar in guter Uberein- stimmung mit Marotel’s Angaben für Ach. ftenuscaudatus 55—59 u lang und 22—28 u breit gefunden. Dabei ist aber die Bursa des Männchens, welche bei einigen Exemplaren aus Syrazum aluco ganz ausgestülpt ist, keineswegs so klein wie sie nach Marotel bei Ach. tenuicaudatus sein soll, sondern im Gegenteil auffällig groß, in ihrer Form infolge ihrer den Durchmesser weit über- ragenden Länge und einer Verringerung des Durchmessers nach der Mitte zu an eine Kirchenglocke erinnernd und dabei gleich- falls im Gegensatz zu Marotel’s Schilderung infolge einer charak- Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 169 teristischen starken Krümmung des Hinterendes des Rumpfes völlig nach vorne gewandt. Nach allem dem kann ich die An- nahme, daß die mitteleuropäischen Eulen und Falconiden mehrere einander sehr ähnliche Echinorhynchen-Arten beherbergen, weder für widerlegt noch für bewiesen halten. Ich finde vielmehr, daß wir in dieser Frage auch heute noch kaum über den Standpunkt hinausgekommen sind, den Mehlis bereits im Jahre 1831 (p. 171) einnahm. „Eine nochmalige genaue Revision“ dieser Arten ist heute noch ebenso erforderlich, wie sie damals bereits von Mehlis für wünschenswert erklärt wurde. Nur durch eingehende ver- gleichende Untersuchungen, die an einem umfangreichen, aus den verschiedenen mitteleuropäischen Raubvögeln stammenden Materiale angestellt sind, kann die notwendige Grundlage ge- schaffen werden für die Frage, ob diese Raubvögel außer dem abweichenden Zch. lagenaeformis W estr. nur noch eine einzige oder mehrere einander sehr ähnliche Echinorhynchen-Arten be- herbergen. In dem einen Falle werden “ch. aegualis Zed, buteonts Schrank, contortus Mol. nec Brems., globocaudatus Zed., znaegualıs Rud., zycleae Schrank, faba Rud., polyacanthus Crepl. (1825, p. 22—24), polyacanthoides Crepl. (1825, p. 24—25) und /enuicaudatus Marotel (1899) sowie Paradoxites renardi Lindemann (1865, p. 495) und /aradoxites taentordes Linde- mann (1865, p. 496) sämtlich synonym zu dem prioritätsberech- tigten Ech. aluconis O. F. Müll. Handelt es sich aber’ um mehrere Arten, so wird die Klarung der Synonymie derselben voraussichtlich auf erhebliche Schwierigkeiten stoßen und es wird dann wohl auch nach griindlicher Erkenntnis der morphologischen Eigentümlichkeiten und der Verbreitung der betreffenden Arten nicht möglich sein, alle am Ende des 18. und am Anfang des 19. Jahrhunderts beschriebenen Echinorhynchen mitteleuropäischer Raubvögel mit Sicherheit zu identificieren. Sollten wirklich spe- ciell in Syrnzum aluco (L.) mehrere dieser Arten vorkommen, so wird wohl der Ech. aluconıs O. F. Müll., der mich zu dieser Er- örterung veranlaßte, dauernd unidentificierbar bleiben. Offenbar würden aber diese Echinorhynchen-Arten aus mitteleuropäischen Raubvögeln miteinander, sowie mit den beiden brasilianischen Arten Æch. megacephalus Westr. und /umıdulus Rud. sehr nahe verwandt sein und eine natürliche Gattung bilden, für deren Benennung der Lindemannsche Gattungsname Zaradoxıtes (Lindemann 1865, p. 492—496) Anwendung finden muß. Be- 170 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. treffs einer hierher gehörigen Larvenform siehe unter Ach. cinctus Rud. Ech. amphipachus W estr. Diese Form, von Rudolphi (1819, p. 76, Nr. 52) bereits provisorisch als „Ach. Erinacet abdominals verzeichnet, wurde bei der Helminthensuche, die unter Bremser’s Leitung in Wien stattfand, einmal auf 175 Untersuchungen im Mesenterium von Frinaceus europaeus L gefunden. Als wichtigstes Speciesmerk- : mal sieht Westrumb (1821, p. 4—5, Nr. 3) die Eigentümlichkeit an, daß bei allen gefundenen Exemplaren der Rumpf in zwei, durch ein fadenförmiges Mittelstück verbundene Abschnitte zerfiel. Am Rüssel wurden 5 Querreihen von Haken beobachtet. Die Lange wird aut 6 12 Linien angegeben d h. cal za Ech. anatis Schrank nec Gmel. Im Anschluß an seine Besprechung des ch. longicollis Gze. (— Ech. lacus Loega) berichtet Goezer (1782, pi Taf. XIII, Fig. 6—7), daß er „in einer zahmen Ente (Anas bosch.) auch einige Langhälse, von etwas anderer Bildung“ gefunden habe. Eine Beschreibung fehlt, der Erklärung der Abbildungen wird nur noch hinzugefügt: „Also eine etwas verschiedene Art in zahmen Enten, als Tab. XIII, Fig. 1, 2, in den wilden.“ Letz- teres ist Zeh. minutus G ze. (vergl. diesen, sowie Ach. analıs Gmel. nec Schrank), den von Goeze in der Hausente gefundenen und noch nicht besonders benannten Kratzer nennt dagegen Schrank (1788, p. 26, Nr 6) Leh anaes: Später will Schrank (1803, Nr. 3105, p. 215) diesen ch. anatis auch selbst in der Hausente gefunden haben. Seine kurze Schilderung läßt indessen die Möglichkeit offen, daß es sich nicht um den Goezeschen Hausentenkratzer, sondern um Zeh. minutus (ze. gehandelt habe. | Froelich (1789, p. 105) berichtet, daß er den „Entenkratzer“ auch einmal in einer jungen Gans gefunden habe, die eben von der Weide zur Mastung gekauft worden war. Er fügt freilich hinzu: „er gehet von dem ‘gemeinen Entenkratzer etwas ab“. Als solche Abweichung gegenüber der Goezeschen Abbildung ist aber aus Froelich’s Schilderung nur die Kürze des Halses zu entnehmen, die ja natürlich, wenigstens z. T., auf Kontraktions- verhältnissen beruht haben kann. Wichtig ist dagegen in der Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc: 173 Schilderung dieses „Entenkratzers“ aus der Gans die ausdrücklich betonte „schneeweiße“ Farbe. Dieselbe gestattet nämlich die Schlußfolgerung, daß es sich nicht um den durch rötliche Farbe charakterisierten Ech. minutus Gze. gehandelt haben kann, wel- chen Froelich später (1802, p. 68) als Ech. analıs bezeichnet, sondern vielmehr um dieselbe Art, welche Froelich selbst später Ech. torquatus und Rudolphi Zch. filzcollis nannte und als deren prioritätsberechtigten Namen ich Ach. anatıs Schrank nec G mel. ansehe. Weiteres hierüber siehe unter Zch. filicollis Rud. Zeder (1800, p. 139— 141), der den Ach, anatis Schrank gleichfalls selbst gefunden zu haben glaubt — außer in der Haus- ente auch noch in Zulıca fusca Gmel, d. i. Gallinula chloropus (L.) juv. — tauft ihn zur Vermeidung seiner Benennung nach dem Wirte um in Zeh. constrictus und vereinigt gleichzeitig mit ihm den Ech, vesiculosus Schrank (vergl. diesen). Unter dem Namen Lich. constrictus Zed. ist die Form dann auch noch bei Zeder (1803, p. 158, Nr. 26) und Rudolphi (1809, p. 74 und 330—331, Nr. 44) als besondere Art angeführt. Später jedoch wird sie mit Ech. minutus Gze. (= Ech. anatıs Gmel. nec Schrank) und anderen Entenkratzern zu einer Art “chk. versicolor Rud. (1819, p. 74 und 330—331, Nr. 44) bezw. Ach. polymorphus Brems. were) Westzumb71351, p. 3310) vereiniet. ©, Nerel. hierzu namentlich unter Zch. polymorphus Brems. und Zech. fil collis Rud. Auf Ech. anatıs Schrank nec Gmelin hatte aber noch vorher Froelich (1802, p. 68, Nr. 36) Echinorhynchen bezogen, die er im Darme einer Wildente gefunden hatte, die aber, sobald man die beiden von Goeze in Enten gefundenen Echinorhynchen- Formen auseinander zu halten sucht, wie dies doch auch Froelich selbst tat, bezogen werden müssen auf Ech. anatis Gmel. nec Schrank. Gmelin (1791, p. 3045, Nr. 12), dem sich wie üblich Bose (1802, p. 6) anschließt, hat nämlich die von Goeze (1782, p. 164 bis 165, Taf. XIII, Fig. 1—2) im Darm von Odemia fusca (L.) gefundenen Echinorhynchen (£ck. minutus Gze. = Ech. boschadhs Schrank nec Gmel.) Zch. anatıs genannt. Diese Form ist nach Goeze von dem in der Hausente gefundenen “ch. anatıs Schrank nec Gmel. vor allem unterschieden durch die schärfere Sonderung : des Rumpfes in einen vorderen bestachelten und einen hinteren Zool. Annalen. I. 12 172 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. unbestachelten Teil, sowie durch die geringere Größe des ganzen Tieres, namentlich aber des unbestachelten Hinterleibes. In beider Hinsicht stimmt der von Froelich (1802, p. 68, Nr. 36) in einer nicht namhaft gemachten Wildente gefundene “ch. anatis mit Ech. minutus Gze (= Ech. anatis Gmel. nec Schrank) besser überein als mit Ech. anattss Schrank nec Gmel, für den doch Froelich selbst ihn erklärt. Die Art wurde gefunden „in Ge- sellschaft des Echin. Boschatis. Sie unterscheidet sich von diesem schon beim ersten Anblicke dadurch, daf sie beinahe um die Hälfte kleiner, die Brust rundlicher und von dem Körper deut- licher abgeschieden, und dieser selbst eiförmig und kaum um die Hälfte länger als die Brust ist“. Als Brust bezeichnet nämlich Froelich den bestachelten Vorderteil des Rumpfes, als Körper. den unbestachelten hinteren Teil und das von ihm angegebene Größenverhältnis beider Teile stimmt fast ganz genau überein mit Goeze’s Abbildung des Ach. minutus Gze., während in der Ab- bildung des Ach. anatts Schrank nec Gmel. der unbestachelte Hinterkörper ganz erheblich länger ist. Ausschlaggebend für die Identität des von Froelich (1802) geschilderten Wurmes mit Fch. anatıs Gmel. nec Schrank = Zch. minutus Gze. ist dann schließlich noch, daß Froelich auch ausdrücklich betont ‚der Körper ist allezeit rot gefärbt“. Vergl. im übrigen bezüglich dieser Art unter Ach. minutus Gze. „Ech. Anatis mollissimae“ Rud. Unter dieser provisorischen Bezeichnung führt Rudolphi (1809, p. 304—306, No. 41) die Echinorhynchen aus der Eider- ente an, die Phipps (1774) Szfunculus lendix genannt hatte. Vergl. daher unter dem Namen Zch. lendix (Phipps). stich. Anatum“ Rud. Da Bremser (1811, p. 26) alle Echinorhynchen aus mittel- europàischen Entenarten zu einer einzigen Art vereinigt hatte, während Rudolphi (1819, p. 71—72 und 74, No. 35 und 44) deren noch zwei unterschied, so werden die bei der Wiener Helminthensuche in Entenarten gefundenen Echinorhynchen von Rudolphi (1819, p. 78, No. 78) als nicht geniigend bestimmbar unter der indifferenten Bezeichnung „Ach. Anatwm“ registriert. Später hat Rudolphi (1819, p. 672) freilich noch selbst die Auf- fassung Bremser’s als berechtigt erkannt. Vergl. im übrigen Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 173 unter Ech. polymorphus Brems., Ech, fihcolhs Rud. und Ech. minutus Gze. Ech. anguillae O. F. Müll. Dieser Name findet sich zuerst bei O. F. Müller (1780, 2) in der Erklarung der Tafel 69. Eine Beschreibung der im Darme von Anguilla anguilla(L.) gefundenen Art folgt einige Jahre später bei O. F. Müller (1784, p. 84—85). Danach ist das Weibchen doppelt so lang wie das Männchen, in dessen Hinterkörper sieben undurchsichtigere ,,globuli* auffielen!. Der Rüssel ist nicht cylin- drisch wie bei den meisten anderen Echinorhynchen, sondern „globosa“ und mit grösseren aber weniger zahlreichen und weniger dicht stehenden Haken besetzt als bei anderen Arten. Diese Haken sind in 6—8 Querreihen zu je 5—6 angeordnet. Nach den Abbildungen und der Schilderung von O. F. Müller wird Ech. anguillae citiert von Gmelin (1791, p. 3046 — 3047, Nr. 21) und Bosc (1802, p. 8). Wegen der Identität des Wirtes rechnet Gmelin zu dieser Art auch die von Redi (1708, p. 236) und Leeuwenhoek (1722, p. 313—314) im Aal gefundenen Echino- rhynchen, nach meinen Ausführungen auf p. 144f. jedoch mit Unrecht. Die von Redi beobachtete Art ist überhaupt nicht bestimmbar und die von Leeuwenhoek beobachtete kann nur als Ech. lucit O. F. Müll. bestimmt werden, wenn man auf Grund von Leeuwenhoek’s Abbildung überhaupt eine Bestimmung ver- suchen will. Dagegen ist andererseits “ch. anguillae O. F. Müll. identisch mit dem von Koelreuter (1771, p. 499-500) beschrie- benen Acanthocephalus aus Leucıscus rutilus (L.). Obwohl hierauf meines Wissens noch nie hingewiesen ist, kann die Abbildung Koelreuter’s, die die charakteristischen Merkmale des Rüssels ebenso deutlich erkennen läßt wie O. F. Müller’s Beschreibung dies tut, an dieser Identität, durch welche Ech. angutllae typische Art der Gattung Acanthocephalus wird, nicht den geringsten Zwei- fel lassen. (Vergl. im übrigen weiter unten unter Acanthocephalus.) Eigene Angaben über die Art macht dann wieder Rudol- phi (1802, p. 49—51, Nr. 4), der sie in Greifswald wiedergefunden hat und sie Ech. globulosus nennt. Auch er betont, daß das Männchen „doppelt so klein“ sei wie das Weibchen, gibt aber trotzdem die Länge der Art nur allgemein an als „mehrenteils 2—4, doch zuweilen auch gegen 6 Linien“ d. h. ca. 4—9g bez. ca. 1) Vergl. oben auf pag. 148 f. 12* 174 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 13 mm betragend. „Der mit 6—8 Reihen-feiner Hacken versehene Rüssel nicht kugelig, wie ihn Müller angibt, sondern oval, zu- weilen sogar beinahe zylindrisch. Der Hals dünner und länger wie der Rüssel, mit einer kurzen Scheide versehen. Der Körper beinahe cylindrisch, doch wird er nach dem Schwanz zu etwas dünner.“ Des weiteren folgen noch Angaben über die männlichen Genitalorgane, über die Rudolphi aber noch keine volle Klar- heit gewonnen hat. In der Historia naturalis bringt Rudolphi (1809, p. 259— 261, Nr. 7) nichts Neues, Zeder (1803, p. 150, Nr. 7) hat diet nicht selbst untersucht und bringt nur Diagnose und Literatur unter dem Namen “ch. globulosus Rud. | Später stellte Rudolphi (1819, p. 65--66 und 313-314, Nr. 10) zu derselben Art auch noch Echinorhynchen, die er in verschiedenen Mittelmeerfischen gefunden hatte. Da dieselben aber in der Tat ebenso: wie die von Westrumb (1327. po Nr. 17) untersuchten Exemplare einer anderen Art (Zch. propin- guus Duj.) angehören, so siehe hierüber unter “ch. globulosus Rud. Über die bei der Wiener Helminthensuche im Aale ge- fundenen Echinorhynchen siehe unter “ch. globosus W estr. Umfaßt Ach. globulosus Rud. 1819 außer “Ech. angunllae O. F. Mill. noch eine zweite Art, so ist andererseits von den heute unterschiedenen Arten “ch. linstowt Ham. identisch mit Lich. anguillae O. F, Müll. Den Unterschied, welchen Hamann’s (1891, p. 207—209 bez. p. 95— 96) Schilderung dieser Art gegen- über Mühling’s (1898, p. 110) Schilderung des Ech. globulosus Rud. 1802 aufweist, kann ich beseitigen durch die Feststellung, daß ich auch bei letzterer Art, die fortan wieder ihren alten Namen Lich. anguillae O. F. Müll. zu führen hat, stets nur ro Längs- reihen von Haken gefunden habe, nicht ı2 wie Mühling angibt, und zwar gilt dies, wie ausdrücklich betont sei, auch für das von Mühling selbst gesammelte Material, Ech. angustatus Rud. Zur Vermeidung der Benennung einer Art nach ihrem Wirt aufgestellter neuer Name für Ach. luc O. F. Müll., em. Zeder. Siehe daher unter letzterem Namen. »Ech. annularis Gmel.“ Irrtümliches Citat bei Rudolphi (1809, p. 287) und West- rumb (1321, p. 37) anstatt Zch. annulatus. Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 175 Ech. annulatus Gmel. nec Mol. Unter diesem Namen führt Gmelin (1791, p. 3048, Nr. 28) Ech. laevis Zoega an und unter dem gleichen Namen findet sich die Art dann außer bei Bosc (1802, p. 9) auch noch bei Fabri- cius (1794, p. 38—41, Tab. IV, Fig. 4—6) verzeichnet, welch letz- terer sie im Darm von Salmo trutta L. gefunden hatte und eine ausführliche, von charakteristischen Abbildungen begleitete Schilde- rung von ihr entwirft. Nicht zu verwechseln mit Ech, annulatus Gmel. ist eine an- dere Echinorhynchen-Art, die Molin (1861, p. 267—268, Taf. VIII, Fig. 8—g) im Jugendzustand in der Leibeshöhle von Merluccrus merluccius (L.) gefunden und gleichfalls #ch annulatus genannt hat. Da die Identität dieser von Molin gefundenen und zum Wieder- erkennen ausreichend charakterisierten Art mit einer anderen, sei es im Jugend-, sei es im erwachsenen Zustand bekannt gewor- denen Art nicht nachzuweisen ist, Zch. annulatus Mol. nec Gmel. also nicht als synonym eingezogen werden kann, so muß diese Art umgetauft werden. Ich schlage hiermit für sie in Rücksicht auf die von Molin geschilderte Anordnung der Stacheln am Vor- derende des Rumpfes den Namen Zch. bifasciatus nom. nov. vor. Ech. appendiculatus Westr. Mit diesem Namen belegt Westrumb (1821, p. 15, Nr. 25) eine Echinorhynchen-Art, die in Wien bei Untersuchung ven 18 Exemplaren von Sorex araneus L. einmal im Darme gefunden und daraufhin von Rudolphi (1819, p. 76, Nr. 51) provisorisch als „Ach. Soricıs“ verzeichnet worden war. Sie ist nach West- rumb 3—4 Linien, d. h. ca. 6,5—9 mm lang, mit sehr langem Rüssel, der eine deutliche Papille und 24 Querreihen von Haken besitzt. Ein Hals fehlt, der Rumpf ist ungefähr in der Mitte ver- dickt („versus mediam obovatam partem intumescit, retrorsum vero eylindricum aequale parum attenuatum‘“), Ech. ardeae Gmel. Neuer, von Gmelin (1791, p. 3046, Nr. 15) gebildeter Name für Zch. striatus Gze..(vergl. diesen), der sich später nur noch bei Bosc (1802, p. 7) wiederfindet. och. Ardeae albae“ Rud. Unter dieser Bezeichnung wird von Rudolphi (1809, p. 307, Nr. 43) und Westrumb (1821, p. 41, Nr. 80) der Zch. gazae bez. 170 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. garzae der älteren Autoren angeführt. Siehe daher unter Zch. garzae. aie wich. Ardeae nigrae* Rud. | Bei seiner Besprechung des Zc/rmostomum ferox (Ru d.) führt Rudolphi (1809, p. 426) in dem Verzeichnis der Literatur und der Synonyme auch die Bezeichnung „Zchmorhynchus Ardeae nıgrae“ an, nach einer handschriftlichen Mitteilung seines Freundes Braun. : | ssEch. Ardeae purpureae Rud. Unter dieser provisorischen Bezeichnung werden bei Ru- dolphi(1810, p. 78, Nr. 72) Echinorhynchen angeführt, die Bremser indem angegebenen Wirte gefunden hatte und Westrumb (1821, p. 12, Nr. 19) später Ach. macrourus benannte. Siehe daher Weiteres unter dem letzteren Namen. Ech. areolatus Rud. Unter diesem Namen beschreibt Rudolphi (1819, p. 69 und 319—320, Nr. 23) Echinorhynchen, die in Wien im Darmkanal von Sylvia atricaprlla (L.) gefunden worden waren und von denen Bremser ihm ı Exemplar geschickt hatte. Dasselbe war ca. 3 Linien lang (d. h. ca. 6-7 mm) und hatte einen cylindrischen, mit ca. 20 Querreihen kleiner Haken besetzten Rüssel und einen cylindrischen, nach hinten sich etwas mehr als nach vorne zu verschmächtigenden Rumpf. Rudolphi sieht die Art als ver- wandt mit “ch. gracııs Rud. an. Westrumb (1821, p. 72) be- richtet, daß sie bei der Wiener Helminthensuche in 23 Exemplaren von Sylvia atrıcapılla dreimal gefunden wurde. Seine Schilderung der Art (auf p. 28, Nr. 52) liefert insofern Ergänzungen zu der- jenigen von Rudolphi, als angegeben wird, daß die Lange bis zu 4 Linien d. h. bis zu ca. g mm beträgt und daß ein freilich nur sehr kurzer Hals vorhanden ist. Ech. argentinae Gmel. Im Anschluß an seine Besprechung des Lchinorhynchus anguillae (vergl. oben p. 144) erwähnt Redi (1708, p. 235—237) Würmer, die er in dem ,,pesce argentino“ der Italiener (Argentina sphyraena L.*) gefunden hat und als ,nec a vermibus quos in 1) Daß die Deutung des ,pesce argentina“ auf Argentina sphyraena L., wie sie sich bei Gmelin, Rudolphi und Westrumb findet, in der Tat richtig ist, wird bestätigt durch die von Carus (Prodrom. faunae mediterraneae Vol. II. Stutt- gart 1889— 1893. p. 555) angeführten Vulgärnamen: Pei d’Artjen, Péi d’arjen, Peis Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. y intestinis anguillarum inesse supra vidimus, multum dissimilia“ bezeichnet. Offenbar mit Rücksicht hierauf haben O. F. Miller (1787, 1, p. 61) und Gmelin (1791) diese Würmer den Echinorhyn- chen eingereiht. Von Gmelin (1791, p. 3049, Nr. 39) werden sie Echinorhynchus argentinae getauft. Bereits Rudolphi (1809, p- 322—324, Nr. 3) hat dann ganz richtig erkannt, daß dieser Ech. argentinae Gmel. ein Zetrarhynchus ist. Trotzdem aber er- scheint hier ein näheres Eingehen auf die Angaben Redi’s er- forderlich, da noch bis in die neueste Literatur hinein eine auf Redi’s Angaben basierte Art Zch. argentinae angeführt wird. Die Würmer, für welche Gmelin die Art Zch. argentinae geschaffen hat, werden von Redi (1708, p. 235) geschildert als „animalcula viventia, quorum caput et dimidia corporis pars candida erant, reliquum vero corpus flavum ..... Animalcula autem illa contrahebantur et porrigebantur ut limaces; atque etiam in capite, sicut limaces, quatuor gerebant cornicula, vel potius duros vali- dosque uncinos.‘* — Alles das paßt doch aber unter keinen Um- ständen auf Echinorhynchen! Nimmt man weiter hinzu, daß die Länge der Tiere bei starker Streckung der Breite von 4 Fingern entsprach, daß die Würmer sich aber auch so stark zusammen- ziehen konnten, daß sie „nucis pineae nucleo breviora“ wurden, so kann sich diese Schilderung offenbar nur auf Cestoden beziehen und als solche kommen wieder nur die Tetrarhynchen in Betracht mit Rücksicht auf die vier „Cornicula“ oder „Uncini“, „quorum ope adeo fortiter adhaerebant internis parietibus hujusce cavitatis, cui inclusa erant, ut aliquot inde avellere non ante potuerim quam forficulis eam cavitatis partem, quam dentibus prensabant, rese- cassem.“ Da in Knochenfischen nur die Larven von Tetrarhyn- chen vorkommen, so steht hiermit auch in Einklang, daß Redi (1708, p. 235 und 237) die fraglichen Würmer in der Bauchhöhle bez. unter dem Peritonealüberzuge von Hoden, Leber, Magen und Darm fand. d’argent, Argentin, Argentinha, Argentina, die an der Südküste Frankreichs und in Italien für Argentina sphyraena L. üblich sind. Findet sich doch der Name Argen- tina für Argentina sphyraena L. auch bereits bei Willoughby, Ray und Artedi. Es ist mir daher unverständlich, weshalb Diesing (1851, p. 58, Nr. 112 u. p. 401, Nr. 398) als Wirt des Zch. argentinae Gmel. Scopelus humboldti Cuv. anführt. Jedenfalls ist diese Auffassung Diesing’s ohne Nachprüfung übernommen worden von v. Linstow (1878, p. 251, Nr. 1388), Parona (1894, p. 257) und Guiart (1898, p. 434—438), die alle als Wirt der von Redi gefundenen Helminthen Scopelus hum- boldti Cuv. namhaft machen. 178 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. | | Insoweit müssen wir also Rudolphi beistimmen, wenn der- selbe die hier excerpierten Angaben Redi’s auf einen 7% etrarhyn- chus bezog, den er anfänglich (1809, p. 322, Nr. 3) Zetrarhynchus elongatus, später (1810, p. 458, Nr. 13) „7etrarhynchus Argentinae“ nannte. Der Name ZÆchmorhynchus argentinae wird von Ru- dolphi (1809) ausdrücklich als synonym zu Zefrarhynchus elongatus eingezogen. Trotzdem ist es aber wohl dem Einfluß von O. F. Müller und Gmelin zuzuschreiben, wenn auch Rudolphi noch glaubt oder wenigstens die Möglichkeit zugibt, daß Redi in der Argentina auch noch wirkliche Echinorhynchen gefunden habe. Zum Unterschiede von dem Æc/norhynchus argentinae Gmel. nennt er dieselben anfänglich (1809, p. 314, Nr. 55) „Zeh. Sphy- raenae“. Bereits in seiner Synopsis (1819, p. 80, Nr. 95) findet sich aber wieder die Bezeichnung „Zch. Argentinae“, welche dann auch von allen späteren Autoren, bis auf Guiart (1898), über- nommen worden ist. Daß hierbei dieser „Zch. Argentinae“ Rud. 1819 wohl unterschieden wird von dem aus der Gattung Achzno- rhynchus definitiv eliminierten Zch. argentinae Gmel. 1791, äußert sich unter anderem darin, daß bei Westrumb (1821, p. 42, Nr. 88) Gmelin nicht citiert wird. | Ich kann aber auch den ,,Echinorhynchus Argentinae“ Rud. 1819 nicht als Lchinorhynchus anerkennen. Die Art stützt sich nur auf nachstehenden Satz Redi’s (1708, p. 237—-238): „Praeter eos vermes (nämlich dem bereits als 7etrarhynchus erkannten Ech. argentinae mel. 1791), erant et in ventris inferioris cavitate per- multi alii vermiculi qui viscera dentibus prensabant. capite candido, et aureo colore in caeteris corporis partibus, figura lumbricos referentes, nisi quod caput habebant crassius et figura rhomboi- dali praeditum.“ Dieses ,, Caput“ möchte Rudolphi (18009) fur die „bulla collapsa“ am Hinterende des Zchenorhynchus halten, eine Annahme, für die ich bei Redi keine Stütze finde. Da diesem die „Zähne“ aufgefallen waren, bin ich vielmehr überzeugt, dass derselbe Vorder- und Hinterende des Wurmes nicht verwechselt hat und dass die „Zähne“ sich an dem ,, Caput“ fanden. Anderer- seits erinnert die Schilderung der Färbung sowie das ,,dentibus prensabant“ so lebhaft an die vorausgegangene Schilderung der Tetrarhynchen und passt die Beschreibung. des „Caput“ so gut zu dem Vorderende mancher Tetrarhynchenlarven (Reeeptaculum mit teilweise eingestülptem Scolex), dass ich überhaupt keinerlei Grund zu der Annahme sehe, der angeführte Satz R edi’s beziehe Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 179 sich auf Echinorhynchen. Ich glaube vielmehr, dass auch diese ali vermiculi* Tetrarhynchenlarven waren und dass die Bezeich- nungen „Zehinorhynchus Sphyraenae“ Rud. 1809 und ,,/chinorhyn- chus Argentinae“ Rud. 1819 synonym sind zu Æchinorhynchus argentinae Gmel. 1791 = Zetrarhynchus elongatus Rud. 1809 = »Zetrarhynchus Argentinae“ Rud. 1819. Der Vollständigkeit wegen sei noch auf die bereits oben im allgemeinen Teil (p. 144) citierte Angabe von Steno (1675, p. 225) hingewiesen, die von Gmelin (1791, p. 3049, Nr. 39) im Anschluss atin cin (i705; Dr230),. und On Miller 17871, p01) au. argentinae Gmel. und dementsprechend von Rudolphi (1809, p. 322. Nr. 3) auf Zetrarhynchus elongatus bezogen wird. ssEch. Atherinae“ Rud. Gelegentlich seiner italienischen Reise untersuchte Rudolphi (1819, p. 80 und 336, Nr. 96) im Juni 1817 in Neapel unter anderem auch sechs Exemplare von A¢herina hepsetus L. und fand hierbei einmal im Darme einen einzigen Lchinorhynchus von zwei Linien (d. h. ca. 41/2 mm) Länge, ohne Hals, dessen langer („linearis‘“), gerader Rüssel mit etwa 10—12 Querreihen mittelgroßer Haken besetzt war und dessen Rumpf infolge seiner allmählichen Ver- schmächtigung nach hinten zu rübenförmig erschien, mit stumpf endender Hinterleibsspitze. Diese allgemeine Körperform stimmt ganz gut überein mit Zch. acanthosoma Westr. (siehe diesen), der im gleichen Wirt gefunden wurde Dieses wird auch von Westrumb (1821, p. 30, Nr. 56) selbst betont und wenn West- rumb trotzdem glaubt, daß es sich um zwei verschiedene Arten handelt und (1821, p. 42, Nr. 89) den „Zch. Atherinae“ als spec. inquirenda beibehält, so stützt er sich nur darauf, daß Rudolphi nichts von der für “ch. acanthosoma charakteristischen Bestachelung des Rumpfes erwähnt. Diesing (1851, Nr. 81, pag. 48 f.) hat denn auch später stillschweigend den „Zch. Atherinae“ zu £Ech. acanthosoma gezogen. Eich. attenuatus O. F. Müll. Nachdem O. F. Muller (1777, Tab. XXXVII, Fig. 1—3) Abbildungen von ch. laevıs Zoega publiciert hatte, erklärte er später (1779, 1, p. 89) diese selben Figuren für Darstellungen einer neuen Art, die er “ch. attenuatus nennt und charakterisiert als »Lichinorhynchus globiferus, corpore aequali flavo, collo filiformi“, ıSo Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. während Zchinorhynchus laevis (vergl. auch unter diesem Namen) im Gegensatz hierzu charakterisiert wird als „Zelunorhynchus globiferus corpore acuminato, collo rugoso“. Citiert wird die Art bei Schrank (1788, p. 26, Nr. 86), der außer Müller’s Notiz auch noch Goeze’s Beschreibung des Ech. longicolhs heranzieht, und bei Gmelin (1791, p. 3048, Nr. 27), der den Goezeschen ch. longicollis als selbständige Art ansieht aber unter “ch. altenuatus die von Pallas gegebene Beschreibung des Ech. longicollis anführt. Rudolphi (1793, Obs. XIX. p. 20—21) berichtet, daß er den “ch. atfenuatus im Darm von Pleuronectes flesus L. gefunden habe, und führt später (1802, p. 59—61) als weitere Wirte noch Coffus scorprus L., Lota lota (L.), Zoarces viveparus (L.) und Acerima cernua (L.) an. Für identisch mit Zch. attenuatus halt Rudolphi (1802, 1. c.) außer Zeh. longrcollis (nach der Beschreibung von Goeze) auch noch £c. salvelint Schrank und Zch. pleuronechs Gmel. Die Identität von “ch. laevis und Lich. attenuatus scheint ihm möglich, aber noch nicht sicher, Zeder (1803, p. 155— 156, Nr. 21) dagegen führt Zch. laevıs Zoesar —_ Ech. annulatus Gmel. als Synonym von Zch. atlenuatus an, zu dem er außerdem auch noch Æc. dbarbi! Schrank rechnet, von dem er dafür aber ch. salvehn! Schrank ausschließt. In ähnlichem Umfange finden wir die Art dann auch bei Rudolphi (1800, p. 284 —287, Nr. 26) wieder. Freilich ist sie dort in Ech. tereltı- collıs umgetauft. Siehe daher Weiteres über das Schicksal des Artbegriffes unter letzterem Namen. Ech. bacillaris Zeder. Neuer Name für eine von Bloch beschriebene und von Schrank ch. mergi genannte Art. Siehe daher unter letzterem Namen. Ech. balaenae Gmel. Unter diesem Namen führt Gmelin (1791, p. 3045, Nr. 4) die Echinorhynchen an, die nach einer Angabe von Phipps (1775) Hunter in einem Bartenwal gefunden hat. (Vergl. unter Stpunculus lendix.) Rudolphi (1819, p: 71 und 325. Na führt den Gmelinschen Namen als synonym zu dem von ihm selbst beschriebenen /ch. forrigens an, da letzterer gleichfalls aus einem Bartenwal stammt. Diese Synonymisierung lässt sich aber nicht aufrecht erhalten und kann daher auch kein Prioritätsrecht des Gmelinschen Namens gegenüber Zch. porrigens begründen, Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 181 solange wir über die von Hunter gefundenen Echinorhynchen gar nichts Näheres wissen, was einen Vergleich mit den heute in der Mehrzahl bekannten Echinorhynchen-Arten aus Bartenwalen ermöglichen könnte. Wenn wir daher allein auf die Angaben von Phipps angewiesen wären — Bosc (1802, p. 5), Zeder (1865, prior Nr 37) und-Rudaaphi.(1809, p: 304, Nr 40), die außer Gmelin noch Zch. balaenae anführen, citieren nur nach Phipps, seies direkt wie Rudolphi, sei es durch Vermittelung von Gmelin wie Bosc und Zeder — so würde Zch. balaenae für alle Zeit unidentificierbar bleiben müssen. Es ist aber mög- lich, dass die von Hunter gefundenen Echinorhynchen noch existieren und einer Untersuchung zugängig gemacht werden können. Wenigstens befindet sich in meinem, aus dem Nachlaß von J. Fr. M. v. Olfers stammenden Exemplar von Rudolphi’s Synopsis am Schluß der Besprechung von “ch. porrigens auf _p. 327 von v. Olfers handschriftlich vermerkt: „vidi in Museo Hunteriano Londini mense Majo 1817.“ Ech. barbi Schrank. Im Darm einer Barbe fand Schrank (1782, p. 83—85) einen Kratzer von gelblicher Farbe, dessen langer Hals in eine kelch- artige Bildung auslief, aus welcher dann der Rüssel hervortrat. Später führt Schrank (1803, p. 217—218, Nr. 3110) als Unter- schied gegenüber “ch. dobulae an, daß der Hals verhältnismäßig viel dicker sei als bei letzterem, dagegen erwähnt er jetzt auch bei “ch. barbı „eine fast durchscheinige Blase“ am Vorderende des Halses statt der früher geschilderten „becherförmigen Mündung“. Als selbständige Art wird Ach. barbi noch citiert bei Schrank (1788, p. 25—36, Nr. 85), Gmelin (1791, p. 3049, Nr. 41) und Pose (1802, p> lt) Zeder (1803, p 155 6, Nr. 21) sieht ihnsals synonym zu Zch. attenuatus an, Rudolphi (1809, p. 314—315, Nr. 56) möchte ihn dagegen lieber mit Zch. nodulosus vereinigen, führt ihn aber vorläufig noch als zweifelhafte Form selbständig an, um erst später (1819, p. 72, Nr. 37) stillschweigend diese Ver- einigung mit Ach nodulosus zu vollziehen. Seit der von Bremser (1811, p. 26) und Westrumb (1821, p. 37—39) vorgenommenen Vereinigung von Ech. nodulosus, attenuatus und anderen älteren Arten zu dem einen Artbegriff Zch. proteus Westr. fällt dann auch “ch. barbr unbestritten unter diesen Artbegriff, dessen priori- tätsberechtigter Name Zch. laevıs ist. 182 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. ss Ech. Blennii Rud. Diese Bezeichung wird im Register von Rudolphi’s Historia naturalis (1810, p. 351) gebraucht für Echinorhynchen, die Ru- dolphi (1810, p. 376, Nr. 8) im Darm des von ihm noch zur Gattung Dlenmius gerechneten Zoarces viviparus (L.) gefunden hatte und die er selbst für identisch mit Ach. afınıs Rud. (= Ech. luca O. F. Müll.) hält. Ech. borealis Gmel. Unter diesem Namen führen Gmelin (1791, p. 3045, Nr. ro), Bose (1802, pr 6) Zeder (1803, p. 161, Nr. 38), und Eee (1799, p. 71—-72), welch letzterer allein die Art selbst wieder ge- sehen hat, die von Phipps (1774) Stpunculus lendıx genannten Echinorhynchen der Eidergans an. Siehe daher unter dem priori- tätsberechtigten Namen “ch. lendix (Phipps). Ech. boscadis Bosc. In dieser Form verzeichnet Bosc (1802, p. 6) den Ach. bo- schadis Gmel. nec Schrank. Vergl. daher unter diesem, sowie unter dem prioritätsberechtigten Namen Ech. anatis Schrank nec Gmeel. Ech. boschadis Schrank nec Gmel. Den von Goeze (1782, p. 164-165, Taf. XIII, Fig. 1 >) in Oidenua fusca (L.) gefundenen “ch. minutus (vergl. unter diesem Namen) führt Schrank (1788, p. 27, Nr. 88) in seinem Verzeich- nis der Eingeweidewürmer unter dem Namen Zch. boschadıs auf. Unter demselben Namen findet sich dann die Form auch noch bei Schrank (1803, Nr. 3106, p. 216) angeführt. Siehe daher Weiteres unter dem prioritätsberechtigten Namen Zch. minutus. Eeh. boschadis Gmel. nec Schrank. Gmelin. (1791, Echi Motacıllae atricapillae“ registrierten Echinorhynchen (vergl. unter diesen Rudolphi’schen Bezeichnungen). Die Lange der Exem- plare schwankte zwischen 2—6 Linien d. h. ca. 4—14 mm, nur ein einziges der Exemplare aus Sylvia atricapilla (L.) erreichte die Länge von einem Zoll d. h. ca. 27 mm. Der Hals wird als sehr kurz bezeichnet, der cylindrische Rüssel, der mit 12 Querreihen von Haken besetzt ist, dagegen als gross. Ihren Namen verdankt die Art einer von Westrumb beobachteten Ouerstreifung des Rumpfes, der wie gebändert erschien!). Gefunden wurde sie in Luscinia luscinia (L.) bei 16 Untersuchungen einmal, in Zuscinta philomela (L.) bei 23 Untersuchungen dreimal, in Ruzcrlla phoent- curtis (L.) ohne Angabe der Häufigkeit, in Zrzthacus rubeculus (L.) bei 137 Untersuchungen dreimal, in /rafincola rubetra (L.) bei 8 Untersuchungen einmal, in Prylloscopus trochilus (L.) [= Sylvia fitis Bechst.] bei 48 Untersuchungen dreimal, endlich in ‚Sylvia atricapilla (L.) bei 23 Untersuchungen einmal. Während sie sonst stets den Darm bewohnte, sollen die Exemplare aus Sylvra atri- capılla (L.) im Netz („in omento“) gefunden worden sein. Daß sie dort encystiert gewesen seien, wird nicht ausdrücklich betont, und auch ihre erhebliche Größe — ein Exemplar maß, wie bereits er- wähnt, ı Zoll, die übrigen allerdings nur 3—6 Linien — spricht nicht gerade sehr zu gunsten der Auffassung, daß es sich um eine encystierte Jugendform gehandelt habe, die dann ja natürlich auch von Westrumb mit Unrecht zu dem den Darm von Sing- vogeln bewohnenden ch. fasciatus gerechnet worden wäre. Viel- leicht waren sie durch eine Schußverletzung des Darmes in die Leibeshöhle ausgetreten und wurden nur infolgedessen am Netz gefunden. Zusatz bei der Correctur: In einer soeben erschienenen vor- läufigen Mitteilung zu einer Revision der Vogel-Echinorhynchen, die auf den vorstehenden Seiten noch nicht berücksichtigt werden konnte, erklärt de Marval (1904, p. 575) den Ech. fasciatus Westr. (= „Ech. Sylviarum“ + „Ech. Motacillae atricapillae“ + ,,Ech. Rubetrae“ bei Rudolphi) ebenso wie Ech. dimorphocephalus Westr. (= „Ech. Muscicapae“ Rud.), Ech. merulae Gmel. und Ech. transversus Rud. als synonym zu Ech, cylindraceus Gze. 1) Diese anscheinende Banderung ist wahrscheinlich durch die Radiarfibrillen- schicht des hypodermalen Fasergewebes hervorgerufen worden. Sind doch z. B. auch bei Ech. agilis Rud. die Garben jener Radiärfibrillen verhältnismäßig so regelmäßig, daß der Echinorhynchus bei Betrachiung eines optischen Längsschnittes deutlich quer- gebändert erscheint. 14* 206 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. (bei de Marval ,,Ech. cylindraceus Schrank. Synonymes: Ech. pici Gze.“ etc., trotzdem man bei Goeze diesen letzteren Namen vergebens suchen würde). Vergl. hierzu die Besprechungen unter den angeführten Namen. Außerdem sind nach de Marval noch nachstehende, der Zeit nach West- rumb entstammende Echinorhynchen-Arten gleichfalls synoym zu Ech. cylin- draceus: Ech. decipiens Duj. aus Anorthura troglodytes (L.), Ech obliquus Duj. aus Certhia familiaris L., Ech. pigmentatus de Marval (1902, p. 419 bis 420) aus Corvus corone L., Ech. rostratus de Marval (1902, p. 420—422) aus Corvus corone L. und Corvus frugilegus L., Ech. parvus Fuhrm. (nomen nudum! vergl. Wolffhügel 1900, p. 46) aus Coccothraustes coccothraustes (L.), sowie endlich Ech. rectus Linton (1892, p. gi) aus Larus (Chroicocephalus) spec. (Mexico). Bezüglich der zuletzt genannten Art kann ich freilich ernste Zweifel an der Richtigkeit der Auffassung de Marval’s nicht unterdrücken. In der bisher allein vorliegenden vorläufigen Mitteilung konnte ja freilich eine Begründung dieser Auffassung noch nicht geliefert werden. Wenn ich trotz- dem, ohne eine solche Begründung abzuwarten, meinen Zweifeln bereits jetzt Ausdruck gebe, so stütze ich mich hierbei noch weniger auf die an anderen Stellen dieser Arbeit mehrfach betonten zoogeographischen Gründe (vergl. unter Ech. mutabilis Rud. und Ech. tumidulus Rud.) als vielmehr auf die verschiedene Lebensweise der Spechte und Passeres einerseits, der Möven andererseits. Bisher kennen wir kein Beispiel dafür, daß Möven und insekten- fressende Vögel ein und dieselbe Helminthenart beherbergen. De Marval (1904, p. 573) betrachtet es freilich als ein Hauptresultat seiner Arbeit „que les hötes, contrairement aux idées jusqu’ ici admises, n’ont rien de spécifique pour une espéce donnée“ und ich selbst stimme ihm auf Grund des Studiums der Literatur und auf Grund eigener Erfahrungen durchaus darin bei, daß manche Echinorhynchen-Arten in einer ganzen Reihe verschiedener Wirte vorkommen. Indessen gilt dies doch immer nur innerhalb gewisser Grenzen. Wenn, wie dies einem Zweifel doch kaum unterliegen kann, die mitteleuro- päischen Spechte und Passeres den Ech. cylindraceus Gze., de Marv. emend. dadurch erwerben, daß dessen noch unbekannte Jugendform in einem Insekt schmarotzt, welches jenen zur Nahrung dient, so vermag ich mir bisher nicht vorzustellen, wie dieselbe Echinorhynchen-Art auch noch Gelegenheit finden soll, sich im Darm einer mexikanischen Möve anzusiedeln. Ich kann es unter diesen Umständen auch nicht für einen Zufall halten, daß in europäischen Möven, die doch wahrlich in recht großer Zahl untersucht worden sind, noch niemals ein Echinorhynchus gefunden ist, der dem Ech. cylindraceus Gze. ähnlich wäre, daf vielmehr die beiden einzigen bisher bekannt gewordenen Exemplare des Ech. rectus Linton sich ebensosehr durch die verschiedene Heimat wie durch den verschiedenen Wirt auszeichnen. Wenn Linton in seiner Beschreibung der Art eine gewisse Ähnlichkeit mit Ech. transversus R ud. betont, so ist dies zwar vielleicht die Ursache dafür, daß jetzt de Mar- val diese Arten identificiert. Ich selbst würde aber jene Äußerung Linton’s in erster Linie erklären durch den derzeitigen unbefriedigenden Stand der Acanthocephalen-Systematik überhaupt, der (schon allein wegen der bisher üblichen gänzlichen Vernachlässigung des inneren Baues) noch keinen Vergleich zuläßt mit unseren systematischen Kenntnissen von den anderen Helminthen- Klassen und der ja auch gerade deshalb eine derartige Revision, wie sie jetzt Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 207 de Marval für die Vogel-Echinorhynchen vorgenommen hat, als außerordent- lich dankenswert erscheinen läßt. Mit diesen Ausführungen soll aber selbst- verständlich die Möglichkeit nicht geleugnet werden, daß Ech. cylindraceus Gze. und Ech. rectus Linton vielleicht zwei nahe verwandte Arten dar- stellen oder, mit anderen Worten, zwei Angehörige einer der zahlreichen natürlichen Gattungen, welche heute noch in dem alten Gattungsbegriff Echino- rhynchus zusammengefaßt werden. Bietet doch auch die Verbreitung der Cestodengattungen Hymenolepis und Choanotaenia bereits Beispiele dafür, daß Schmarotzer von Insektenfressern und Wasservögeln (speziell Möven) ein und derselben natürlichen Gattung, wenn auch nicht ein und derselben Art angehören können. Der Nachweis einer solchen nahen Verwandtschaft der beiden genannten Echinorhynchen-Arten ist aber noch durch genaue, auch den anatomischen Bau berücksichtigende Untersuchungen zu erbringen. Aut den anatomischen Bau der von ihm untersuchten Echinorhynchen ist de Mar- val bisher leider noch nicht eingegangen, trotzdem hierzu schon allein der Weg, den die moderne Cestoden- und Trematoden-Systematik eingeschlagen hat, ermuntern mußte. Ech. filicollis Rud. Diese Art ist von Rudolphi (1809, p. 283—284, Nr. 25) begrtindet worden auf Echinorhynchen, die Albers im Darm von /uligula fuligula (L), Braun in dem von Azx sponsa (L.) und Nitzsch in dem von /zlca atra L. gefunden und an Ru- dolphi gesandt hatten, sowie auf weitere, welche Rudolphi selbst im Darme von /ulca atra L. und von Anas boschas L. fera gefunden hatte. Dieselben waren !2—1, seltener 11/2 Zoll d. h. ca. 13—27 bez. ca. 40 mm lang bei einer Dicke bis zu fast 2 Linien d. h. ca. 4 mm und vor allem charakterisiert durch den schlanken, fadenförmigen, 2—3 Linien d. h. ca. 4—7 mm langen Hals, der in eine kugelige Bulla von ı— 2 Linien d.h. ca. 2—4,; mm Durch- messer überging. Ein Rüssel wurde an keinem der zur Unter- suchung gelangten über 30 Exemplare beobachtet, wenngleich Rudolphi denselben nur für zurückgezogen hielt. Dagegen fiel am Scheitel der Bulla ein „Punctum eminens“ auf, „a quo Striae plurimae tenerae in ipsam sphaeram pellucidam divergunt.“ Nach Braun (1891) sind diese Streifen nichts anderes als die Hakenreihen des deformierten Rüssels. Hals und Bulla sind völlig in die Darmwandung versenkt, derart, daß die nur noch von dem Peritoneum überzogene Bulla auf der Außenfläche des Darmes knotenförmig vorspringt. An der Bulla selbst fielen ober- flachlich verlaufende und netzförmig anastomosierende Gefäße auf. Rudolphi hält diesen Zch. filicollis für verwandt mit Ech. tereticollis Rud. und Ech. longicollis (Pall) Gze. (die beide zu 208 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Ech. laevis Zoega synonym sind), bei denen aber die Dicken- zunahme am Übergang vom Hals in den Rumpf nicht so plötz- lich erfolge. Andererseits betont aber auch bereits Rudolphi die Ähnlichkeit des Zch. filicollis Rud. mit Ech. lendix (Phipps) (vergl. diesen). | Bremser (1811, p. 26) sieht alle anderen bisher aus Enten und Wasserhühnern bekannt gewordenen Echinorhynchen, die Rudolphi in scharfen Gegensatz zu ch. filicollis gestellt hatte, als synonym zu dieser Art an, um fiir den so geschaffenen um- fassenderen Artbegriff später den Namen “ch. polymorphus zu bilden, der -Sich "zuerst bei Rudolphi (1810, pP. 072) erwchet findet. Die erste Begründung von Bremser’s Auffassung findet sich aber erst bei Jassoy (1820), der den Nachweis zu führen sucht, daß die Bulla von Zch. filtcollis Rud. nichts anderes ist als ein umgewandelter Rüssel. Diese Auffassung, die dann vor allem auch von Westrumb (1821) vertreten wurde (vergl. Näheres hierüber unter Ach. polymorphus Brems.), wurde jedoch von Rudolphi (1819, p. 327, Nr. 35) auch noch nach Kenntnis- nahme der von Jassoy als Beweismaterial ins Feld geführten Tafel entschieden bekämpft. („Si enim, simulac specimen anceps vel intermedium occurrit, species tantopere diversas conjungere vellemus, omnes aut plurimae saltem ruerent species.“) Später freilich hat Rudolphi (1819, p. 598, § 3 und p. 671 — 672, Obs. 1) sich an der Hand von Exemplaren des Ach. sphaerocephalus Brems. die Bremser ihm gesandt hatte, davon überzeugt, daß in der Tat die allmähliche Umwandlung eines be- waffneten Echinorhynchen-Rüssels zu einer unbewaffneten kuge- ligen Bulla möglich sei. Es war nur consequent von ihm, wenn er daraufhin Bremser’s Auffassung von der Einheit der in Enten und Wasserhühnern schmarotzenden Echinorhynchen sich zu eigen machte, denn insoweit Bremser sich bei der Zusammen- fassung dieser Echinorhynchen zu der einen Art Ech. polymorphus geirrt hat, hatte auch bereits Rudolphi sich bei Bildung des Artbegriffs Ech. versicolor geirrt, den er bisher noch dem Ech. filicolus gegenüber gestellt hatte. | Bereits bei Westrumb (1821) finden sich nämlich Anzeichen dafür, daß in der Tat in Ech. polymorphus Brems. mehrere Arten enthalten sind, wenn auch erst Braun (1891) den sicheren Nach- - weis hierfür erbracht hat. Braun meint nun freilich, „es dürfte von vornherein als vergebliche Aufgabe bezeichnet werden, aus l.ühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 209 den älteren Angaben diejenigen herauszusuchen, welche zu der einen resp. anderen Art gehören.“ Ich vermag jedoch diesen Pessimismus nicht zu teilen, obwohl auch ich in dieser Arbeit mehrfach habe darauf hinweisen missen, dafi manche unter den von mir besprochenen alten Echinorhynchenarten nicht (oder zum mindesten zur Zeit noch nicht) identificiert werden können. Auch darin vermag ich Braun nicht beizustimmen, wenn er glaubt, daß die Männchen von Zch. filicollis Rud., die nach Braun’s wichtiger Feststellung die für die Weibchen charakteristische Umwandlung des Rüssels zur Bulla nicht erleiden, „bisher über- haupt noch nicht beschrieben wurden.“ Was zunächst die Weibchen von Zch. filtcollis Rud. anbe- trifft, so sind dieselben, wie auch Rudolphi (1819, p. 327, Nr. 35) selbst erkannt hat, ganz unverkennbar von Froelich (1802, p. 70—71, Nr. 38) geschildert, der sie in einer nicht näher be- zeichneten Wildente gefunden hatte und “ch. forguatus nennt (vergl. unter diesem Namen). Ferner muß ich ganz wie bereits Rudolphi darauf hinweisen, daß Æch. lendix (Phipps) gleich- falls eine auffällige Ähnlichkeit mit Zch. filicollis Rud. zu be- sitzen scheint. Die Identität dieser beiden Arten würde ich frei- lich erst dann annehmen können, wenn neuere und zuverlässigere Angaben darüber vorliegen, daß in Eiderenten Spitzbergens Echinorhynchen vorkommen, die in ihrem äußeren und inneren Bau keinerlei Unterschiede gegenüber dem mitteleuropäischen Lich. fiheollis Rud. erkennen lassen. Die Männchen von Ech. filicolus Rud. sind zunächst mit Sicherheit wiederzuerkennen in dem von Froelich (1802) gleich- zeitig mit den als Ach. forquatus bezeichneten Weibchen gefun- denen “ch. tenwcollis Froel. (vergl. unter diesem Namen). Ebenso kann es kaum einem Zweifel unterliegen, daß auch Rudolphi (1819, p. 330, Nr. 44) die Männchen von &ch. filicollis Rud. selbst ge- funden hat und zwar in Fulsgula fuligula (L.). Die betreffenden männlichen Echinorhynchen wurden zwar zugleich mit Weibchen von Ech. minutus Gze. gefunden und deshalb von Rudolphi mit diesem zu dem neugeschaffenen Artbegriff Zch. versicolor vereinigt. Im Gegensatz zu dem rötlichen Zch. minutus Gze. waren sie nämlich weiß, wie dies nach Braun (1891) für die Männchen von Zch. filicollis charakteristisch ist. Ihre Lange betrug 2—3 Linien d. h. ca. 4—7 mm. Ihr Rüssel war „mox oblonga linearis, mox ovalis“ (nach Braun bei den Männchen 210 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. von Zeh. filtcolles „umgekehrt birnförmig“) und mit 8—12 Quer- reihen von Haken besetzt. Auch das Vorderende des Rumpfes trug noch 20—30 Querreihen von Stacheln. Ferner müssen aber meines Erachtens auch die von Goeze in der Hausente gefundenen langhalsigen Kratzer, welche Schrank (1788, p. 26, Nr. 87) Zeh. analıs genannt und Zeder (1800, p. 139 — 141) in Ech. constrictus umgetauft hat, als Männchen von Zch. filicolis Rud. aufgefaßt werden, ebenso der von Froelich (1789) in der Gans gefundene “ch. anatis und die von Zeder (1800) in der Hausente und in Gallinula chloropus (L.) gefundenen und mit Ech. constrictus vereinigten Echinorhynchen. Goeze’s Abbildung sowie Froelich’s und Zeder’s Beschreibung dieser Echinorhynchen stimmen gut mit den Beschreibungen der Männ- chen von Ech. filicollis Rud. bei Braun (1891), Froelich (1802) und Rudolphi (1819) tiberein und in Ubereinstimmung hiermit steht auch, daß Rudolphi (1819) die von ihm gefundenen Männ- chen von “ch. filicollis mit Ech. constrictus Zed. identificierte. Hiernach wäre Ech. anadis Schrank, nec Gmel de prioritatsberechtigte Name der Art und Synonyme desselben wären außer “ch. fihcollis Rud. noch Ech. boscadis Bosc, Ech. boschadis Gmel. nec Schrank (während ch. boschatis Froel., zweifelhaft bleibt ebenso wie Zch. collarıs Schrank), Ech. con- stricius Led., Ech. tenuzcollis Froel, Ech. torguatus Froel, Eck: versicolor Rud. e. p. und Zeh. polymorphus Brems, €) ps aus zweifelhaftes Synonym kommt noch Zeh. vesiculosus Schrank hinzu. Zweifelhaft ist auch die Zugehòrigkeit der von Schrank (1803, p. 215, Nr. 3105) in der Hausente gefundenen und als ZcA. anatis angesehenen Echinorhynchen, da diese als „oraniengelb“ bezeichnet werden. Vergl. weiteres unter diesen verschiedenen Namen. Uber die bei der Wiener Helminthensuche gefundenen Exemplare der Art vergl. unter Ech. polymorphus Brems. Hinzugefügt sei noch, daß von den in neuerer Zeit unter- schiedenen Arten Zch. stellaris Mol. nicht aufrecht erhalten werden kann, sondern unverkennbar die Weibchen der vorstehend besprochenen Art bezeichnet!). 1) Anmerkung bei der Correctur: De Marval (1904, p. 576) hat neuer- dings eine von meiner Auffassung wesentlich abweichende Liste der Synonyme von Ech. filicollis Rud. zusammengestellt, die jedoch zweckmäßigerweise zusammen mit der Auffassung desselben Autors über die Synonymie von Zch. minutus Gze. be- Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 211 Ech. fusaeformis Zed. Mit diesem Namen belegt Zeder (1803) den “ch. truttae Schrank. Bei allen späteren Autoren findet sich der Name jedoch in der Form: Ech. fusiformis Rud., die zuerst von Rudolphi (1809) angewandt wird. Vergl. im übrigen unter dem prioritätsberechtigten Namen Zch. fruttae, sowie unter Zch. farionis und Ech. salmonıs. Eich. gadi Zoega. Diese Art wird von Zoega in O. F. Müller’s Prodromus zoologiae danicae (1776, p. 214, Nr. 2599) angekündigt und zur Charakterisierung nur mit dem Zusatz ,,proboscide cylindrica, echinata“ versehen, der ja auf sehr viele Echinorhynchen paßt, aber im Verein mit dem uns durch den Speciesnamen bekannt gegebenen Wirte genügen würde, um uns in der Art den £ck. acus Rud. wiedererkennen zu lassen. Bestätigt wird diese Iden- er dusceh die \bbildungen, weiche © 3, Muller (ere Taf. XXXVI, Fig. 11—-14) veröffentlichte — allerdings nicht mehr unter dem Namen Zch. gadi, sondern unter dem neuen Namen Ech. lineolatus. Daß aber dieser Ech. lineolatus ©. F. Müll. 1777. identisch ist mit dem Zch. gadı Zoega in O. F. Müller 1776, geht zur Grenüge aus dem der Figurenerklärung beigefügten Citat „Zool. d. prodr. 2599“ hervor. Zwei Jahre später publicierte O. F. Müller (1779, 1, p. 96—98) dann auch eine ausführlichere Beschreibung des Wurmes, wiederum unter dem Namen Zch. lineolatus, und zwar giebt Müller zunächst eine kurze Charakterisierung der Art, die noch von Zoega herrührt (also wieder ein Beweis für die Identität des Ach. lineolatus mit Ech. gadı, wenn ein solcher noch nötig wäre), und berichtet erst daran anschließend noch über einige eigene Beobachtungen. Zch. lineolatus ist hiernach un- bedingt synonym zu dem prioritätsberechtigten Ach. gadı, welch letzteren Namen Müller nur deshalb verwirft, weil in den meisten Gadus-Arten neben Ech. lineloatus auch noch Zch. can- didus vorkomme. Neben dem Zch. hneolatus (= Ech. gadi) wird auch von Rudolphi (1800, p. 278— 282, Nr. 23 und 24) anfäng- sprochen wird und deshalb um unnötige Wiederholungen zu vermeiden, erst weiter unten in einem Zusatz zu meiner Besprechung des Zch. polymorphus Brems. berück- sichtigt werden soll. 212 Liihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete: lich noch Zeh. acus Rud.. Zeh: candidus OEM e. p.) als selbständige zweite Art aus Gadus-Arten angeführt, allerdings schon mit einem gewissen Zweifel. Rudolphi (1802, p. 52 und 1800, p. 282) betont nämlich, daß Müller beide Arten fast immer zusammen gefunden habe und daß sich dieselben nur durch etwas verschiedene Größe und Runzelung unterscheiden ließen. „Das ist doch ein schwacher Unterschied.“ Rudolphi neigt daher zu der Annahme, daß Zch. lneolatus ältere und Zch. candidus sive acus‘“ jüngere Exemplare ein und derselben Art seien. In der Synopsis (1819, p. 71 und 324, Nr. 32) hat er dann auch in der Tat die beiden bisher getrennten Arten zu einer zusammengezogen und nennt diese nunmehr einzige Echino- rhynchen-Art der mittel- und nordeuropäischen Gadus-Arten mit dem ihr von ihm selbst gegebenen Namen “ch. acus, unter dem sie auch bis heute in der Literatur geführt wird, der aber trotz dieses langjährigen, alleinigen Gebrauches dem Prioritätsgesetze zu weichen hat. Außer Ech. hneolatus ©. E Müll., Zeh. acus Rad nd Lith, candidus ©. EF. Müll. 1770 ‘e. p. sind dann ere noch synonym zu Æch. gadi Zoega: Ech. candidus O. F. Müll. 1777 nec Zoega 1776 (denn Zch. candidus Zoega 1776 ist, wie bei dessen Besprechung bereits gezeigt worden ist, ein zweifelhaftes Synonym von Æch. laevis Zoega 1776 = Ech. proteus Westr. 1821), Zaenia haeruca Pall. 1760 e. p, Zaenia lumbricalis Pallas 1781 und (vielleicht!) ich. Zofkz Gmel. 1791. Feiner ist de 2 noch geführt worden unter der nicht als Speciesnamen anzu- sehenden Bezeichnung ,,£ck. Gadi virentis bei Rathke 1709, und unter dem Namen Ascaris versipellis Fabr., dem einzigen Namen, demgegenüber Zch. gadi Zoega nicht unbedingte Priori- tät hat, da er auf derselben Seite von O. F. Müller’s Prodro- mus (1776, p. 214) publiciert ist. Wenn ich den Namen “ch. gadı als gültig ansehe und Ascaris versipellis als synonym einziehe und nicht umgekehrt, so tue ich dies deshalb, weil man die Charakteri- sierung des “ch. gad: im Prodromus trotz ihrer Kürze als zum Wiedererkennen der Art genügend ansehen kann, während das gleiche von Ascaris versipellis nicht gilt. In dessen Charakteri- sierung (,,Asc. versipellis rugosa, compressiuscula, subobtusa antice subtus orificio lunari. Gr. [d. h. Grönländischer Name:] Okabkuma“) wird niemand einen Echinorhynchus, geschweige denn eine bestimmte Art erkennen können. Eine Deutung dieser an- Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 213 geblichen Ascarıs wird vielmehr erst möglich auf Grund der später von Fabricius (1780, p. 275) publicierten Beschreibung, die etwas mehr Detail beibringt Im übrigen verweise ich hier be- zùglich der angeführten Synonyme von “ch. gadi auf deren ge- sonderte Besprechung. Westrumb (1821) hat die Art nicht selbst vorgelegen. Die Echinorhynchen aus Lophius und drei mediterranen Gadus- Arten, welche Bremser (1811, p. 26) in dem Bericht ùber die Wiener Helminthen-Sammlung als Zch. acus Rud. anführt, wer- denmvon Westie mb (16204). 12 IN 18 und Pr EN zi Ech, pumilio Rud. gezogen. Als Speciesmerkmale des Zch. gadı werden von Rudolphi bez. Westrumb und deren Vorläufern angesehen die Größe (Länge 1—3 Zoll d. h. ca. 25—80 mm, Dicke des cylindrischen Rumpfes kaum ı Linie d. h. ca. 2 mm), die cylindrische Form des in schräger Richtung vom Rumpfe entspringenden, 1/2 Linie (d. h. etwas über ı mm) langen und mit ca. 20 Querreihen von feinen Haken besetzten Rüssels und das fast völlige Fehlen eines Halses. stich. Gadi callariae‘“ Viborg. In seinem Verzeichnis der Helminthen-Sammlung der Kopen- hasener Mierarzneischule führt Vibore (1705 p. 244, Nr. 207 — 209) auch unbestimmte Echinorhynchen aus Gadus callarıas an, die wohl der Art Zch. gadı Zoega angehören dürften. „Elch. Gadi virentis“ Rathke. Rathke (1799, p. 72) gibt eine Abbildung mit kurzer Be- schreibung von einem Zchmorhynchus aus Gadus vırens L. („Zeiunorhynchus Gadi virentis“), der bereits von /aéricius (1799, p. 150) für identisch mit „Zeh. candidus oder lneolatus“ erklärt und von Rudolphi (1809, p. 278) und Westrumb (1821, p. 24) zu Ech. acus gerechnet wird. In der Tat handelt es sich offen- bar um Zch. gadi Zoega (= Ech. acus Rud. = £ch. lineolatus Oe. Mill). „Ech. galbulae Westr. Irrtümliches Citat anstatt Zch. alcedinis Westr. bei v. Lin- Scopo 72. Nr. 362) und’ v. bherine (1902, p. 46).). 1) Anmerkung bei der Correctur: De Marval (1904, p. 583) citiert abermals anders aber ebenso irrtümlich „Zeh. alcedinis galbulae Westr.“, anschei- 214 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Ech. garzae Zed. In der Bursa Fabricii und dem Darmkanal des von den Italienern .,,garza biancha“ genannten Reihers —- wohl Æerodias garzetta (L.), anstatt dessen in der bisherigen helminthologischen Literatur freilich immer Zerodias alba (L.) genannt worden ist — fand Redi (1708, p. >30) Würmer, die ©. F. Müller (17675 ana und Gmelin (1791, p. 3046, Nr. 16) für Echinorhynchen halten und die Gmelin Zch. gazae nennt, anscheinend infolge eines Schreib- oder Druckfehlers statt Zch. garzae. Bosc (1802, p. 7) druckt diesen Namen dem Gmelin nach, während Zeder ihn in ich. garzae korrigiert und Rudolphi (1800; p. 307 Nee sowie 1819, p. 78, Nr. 73); dem sich auch Westrumb (1821, p. 41, Nr. 80) und die späteren Autoren anschließen, den Fund als „Lech. Ardeae albae“ verzeichnet. Ist es aber wirklich ein Achinzo- rhynchus? Ich glaube: nein! Schon das Vorkommen in der Bursa Fabricii scheint mir dagegen zu sprechen. Redi sagt von den fraglichen Würmern: „Candidi sunt et lacteo quodam humore referti, ore suo adeo tenaciter internis canalis parietibus haerentes, ut vix inde avelli possint absque intestini vel ipsorum vermium laceratione.“ Das würde ja freilich auf Echinorhynchen passen können, paßt aber mindestens ebensogut, wenn nicht sogar noch besser auf Holostomiden, die ja bekanntlich auch gerade die Bursa Fabricii der Vogel mit Vorliebe heimsuchen. Auf diese sehr viel besser als auf Echinorhynchen paßt dann auch die von Redi weiterhin noch betonte Beweglichkeit: „suntque naturae adeo extraordi- nariae, ut pro lubitu identidem figuram mutent.“ Aus den 7 Ab- bildungen, die Redi beifügt (Taf. XXI, Fig. 9), läßt sich auch nend im Anschluß an Diesing (1851, p. 55, Nr. 92), dessen , Ach. Alcedinis gal- bulae Westrumb“ ich freilich nur als eine registrierende Bezeichnung im Sinne Rudolphi’s, nicht als einen wirklichen Artnamen ansehe. Wenn de Marval ferner bemerkt, daß diese Art zu unterdrücken sei („A supprimer"), weil sie niemals be- schrieben sei, so würde eine solche Entscheidung ja sachlich nur von Vorteil sein können, indem sie die Wissenschaft von dem Ballast einer ungenügend bekannten Art befreit. Trotzdem kann ich ihr aber leider nicht beistimmen, ich erblicke viel- mehr in den Angaben Westrumb’s über die Form des Rumpfes und das Fehlen des Halses bei Zch. alcedinis Westr. (vergl. unter diesem Namen) eine „Beschrei- bung“, welche im Sinne der Beschlüsse des V. internationalen Zoologen-Kongresses genügt, um die formale Giltigkeit des Westrumb’schen Artnamens sicher zu stellen, so ungenügend sie auch nach Westrumb’s eigener Auffassung ist, um die Art wirklich zu charakterisieren. Vergl. hierzu auch die Ausführungen von Maehrenthal’s auf p. 102— 104 dieser Zeitschrift, sowie nachstehend unter „Zeh. Gruis“. Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 215 nicht mehr entnehmen als diese Beweglichkeit und die Größe und allgemeine Form der Würmer. Trotzdem kann man aber unter Berücksichtigung dieser Größen- und Formverhältnisse und des Wirtes mit Wahrscheinlichkeit die Schilderung Redi’s auf Strigea [= Molostomum autt.] longicollis (Duj.) beziehen), „Ech. Gasterostei aculeati“ Viborg. In seinem Verzeichnis der Helminthensammlung der Kopen- hasener Merarzneischule führt Viboro (17795, p. 219, Nr) unter anderem auch unbestimmte Echinorhynchen aus Gasterosteus aculeatus L. an. Ech. gazae Gmel. Siehe vorstehend unter Ach. garzae! Eich. gibbosus Rud. Von Rudolphi (1809, p. 292—293, Nr. 30) subperitoneal in Cyclopterus lumpus L. und Zrachinus draco L. gefunden und als dem Zch. strumosus Rud. sehr ähnlich erkannt. Sollte sich jedoch von dem letzteren durch abweichende Bestachelung unter- scheiden. Wie Mühling (1898, p. 110—114) festgestellt hat, be- ruht diese Angabe jedoch auf einem Irrtum und ist Ach, gibbosus die Jugendform von Zch. strumosus. Rudolph? (1819, p. 73, Ne ol und Westrumb (1827, p. 32, Nr. 60) führen den “ch. grbbosus an, ohne neues zu bringen. Ech. gigas Bloch 1782. Identisch mit Taenza hirundinacea Pallas 1781. Siehe des- halb unter Ech, hirundinaceus. Ech. globocaudatus Zed. Im Darme einer ,,Stockeule“ fand Zeder (1800, p. 128—130) = 1) Anmerkung bei der Correctur: Aus den oben stehenden Ausfüh- rungen geht bereits hervor, daß ich de Marval’s (1904, p. 582—583) Auffassung nicht zu teilen vermag, wenn dieser „Zch. ardeae-albae Rud.“ als Artnamen be- handelt anstatt als die lediglich registrierende Bezeichnung „ein [scil. ungenügend be- schriebener und deshalb nicht zu bestimmender] Zchinorhynchus aus Ardea alba“ und wenn de Marval ferner erklärt, diese Art sei zu unterdrücken (,à supprimer‘), weil sie nie beschrieben sei. Eine alte Beschreibung der Art existiert und wenn auch „Zch, Ardeae albae“ Rud. kein Artname ist, für die formale Giltigkeit des Artnamens Ech. garzae war eine nochmalige Beschreibung nicht erforderlich, genügte vielmehr das Citat der alten Beschreibung durch Redi. Vergl. hierzu auch die vorstehende Anmerkung, sowie die dort bereits citierten Ausführungen v. Maehrenthal’s. 216 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. einen Zchinorhynchus, welchen er als Vertreter einer neuen Art ansah und Ech. globocaudatus taufte. Eine genauere Bestimmung des Wirtes konnte Zeder nicht vornehmen, da er nur dessen Därme mit der oben wiedergegebenen Bezeichnung von einem Jäger erhalten hatte. Rudolphi deutete diese Stockeule auf Glaucidium passerinum (L.), eine Annahme, die schon wegen der Seltenheit dieser Art in Deutschland wenig wahrscheinlich ist. Nach Naumann wird der Name „Stockeule“ gebraucht für Syrnium aluco (L.) und Pısorhna scops (L.), während außerdem noch Glaucidium noctua (L.) als „kleine Stockeule“ bezeichnet wird. Für Glaucidium passerinum (L.) habe ich dagegen den Namen „Stockeule“ nicht nachweisen können. Hiernach spricht, wenn auch der Wirt der Originalexemplare von Zch. globocaudatus mit Sicherheit natürlich nicht feststellbar ist, doch die verhältnis- mäßig größte Wahrscheinlichkeit dafür, daß es sich weder um die „kleine Stockeule‘“ noch um die in Deutschland recht seltene Pisorhina scops (L.) gehandelt habe, sondern um Syruz0m aluco (L.) in dem später auch Nitzsch und Bremser Echinorhynchen fanden, die als Ach. globocaudatus bestimmt wurden (vergl. Ru- dolphi. 1819, p. 66 und 314, Nr. 13 und Westrumb Tess pe Nr. 13). Auch mir vorliegende, von v. Linstow als Zch. globo- caudatus Zed. bestimmte Echinorhynchen sind in dem gleichen Wirte gefunden (vergl. Mühling 1898, p. 55, Nr. 231). Hiernach erscheint nicht ausgeschlossen, daß Zeh. globocaudatus Zed. identisch ist mit ch. aluconis O. F. Müll. Trotzdem kann letz- terem Namen bisher kein Prioritätsrecht zugestanden werden, da die Identität beider Arten nicht bewiesen ist. (Vergl. hierzu unter Ech. aluconts.) Zeder selbst betont in seiner Beschreibung des Zch. globo- caudatus die Ähnlichkeit mit Zch. nycteae Schrank, der ja von Goeze gleichfalls in Syrnzum aluco (L.) gefunden worden war, sowie mit Ech. duteonis Schrank, um dann freilich fortzufahren: „So nahe auch diese drey Kratzer unter einander verwandt zu seyn scheinen, eben so sehr sind sie von einander verschieden.“ Von den drei Unterschieden, die Zeder anführt, hält freilich kein einziger einer ernsten Kritik stand. 1. Soll Zeh. globocaudatus einen deutlichen Hals besitzen, der einen geringeren Durchmesser habe als Rüssel und Rumpf und daher deutlich hervortrete, während doch bei den beiden anderen Arten ein solcher Hals fehlt Rudolphi (8190, pee Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 217 und 314, Nr. 13) und Westrumb (1821, p. 20, Nr. 13) haben aber auch bei den von ihnen für Ech. globocaudatus gehaltenen Kratzern keinen Hals gefunden und glauben, daB Zeder den hinteren mit kleineren Haken besetzten Teil des Rüssels, d. h. denselben Abschnitt, den Creplin (1829, p. 46) und neuerdings wieder de Marval (1902, p. 11) als „Hals“ bezeichneten, für den Hals gehalten habe. Dies ist auch um so wahrscheinlicher, als ein Æchinorhynchus mit deutlich hervortretendem unbewaffneten Halse, soweit ich die Literatur kenne, in Eulen nie wieder ge- funden ist. 2. Soll bei den drei Arten die Form des Rüssels eine ver- schiedene sein: bei Ach. globocaudatus Zed. kegelformig abge- stumpft, bei Zch. duteonis Schrank lang und walzenförmig, bei Lich. nycteae umgekehrt kegelförmig abgerundet. Auch mit diesen Unterschieden ist aber nicht viel anzufangen, da die Form des Rüssels bis zu einem gewissen Grade durch Contraction ver- ändert werden kann. Rudolphi und Westrumb bezeichnen beide den Rüssel von £ck. globocaudatus als „medio incrassata“ und ich selbst finde bei den bisher von mir untersuchten Echino- rhynchen aus verschiedenen Eulen und Bussarden den Rüssel stets in derselben Weise gebaut und zwar entsprechend den An- gaben von Marotel (1899, p. 293) über Zch. tenutcaudatus Marotel und von de Marval über Ach. caudatus Zed. (1902, Pp. 433, wo freilich das Receptaculum proboscidis viel zu kurz gezeichnet ist). 3. Sollen die fraglichen drei Arten sich auch noch durch ihr _ Hinterende unterscheiden. “ch, globocaudatus erhielt seinen Namen in Rücksicht auf eine „Kugel am Schwanzende“, in welche der Körper hinten „erweitert“ ist, welche aber „nicht bei allen gleich geformt; bey zween geht aus der Nebenseite der Kugel eine all- mählich verengerte, vorne abgerundete, krumm gebogene Röhre, wodurch diese Kugel einer Retorte sehr nahe kommt, bey den zween übrigen bemerke ich an gedachter Nebenseite nur einen länglichten Spalt ohne Röhre.“ Diese Angaben sind, zumal Ab- bildungen fehlen, nicht gerade sehr klar, aber doch wohl nur so zu deuten, daß die „Röhre“ die Bursa des Männchens, die „Kugel“ dagegen nur das etwas erweiterte Hinterende des Rumpfes dar- stellt; der „Spalt“ würde dann die Genitalöffnung des Männchens bei zurückgezogener Bursa bezeichnen müssen, falls er nicht über- haupt auf einer irrtümlichen Beobachtung beruht. Die Exemplare 218 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. mit der retortenförmigen Röhre sollen nun nach Zeder so stark an Ech. nycteae Schrank erinnern, daß er sie anfanglich dieser Art zuzählen wollte. (Freilich kann Zeder sich hierbei nur auf Goeze’s Taf. XI, Fig. 8 stutzen, die sehr wenig natiirlich aus- gefallen ist.) „Jene hingegen, welchen die retortenförmige Röhre fehlt, schienen mir mehr Ähnlichkeit mit dem Busshartskratzer zu haben, an welchem Goeze eine Schwanzblase angemerkt hat. a ea Der kugelschwanzige würde dann zwischen den beiden [anderen Arten] stehen.“ Wo bleiben aber hier präcise Species- Unterschiede bestehen, wenn es sich bei der verschiedenen Ge- staltung des Hinterendes nur um Geschlechtsdimorphismus han- delt, was doch auch Zeder bereits für möglich hält? Und anderer- seits ist die ,Schwanzblase“, welche Goeze bei Ach. buteonts beobachtete, unzweifelhaft die Bursa des Männchens, entspricht also der „retortenförmigen Röhre“ und nicht der „Kugel am Schwanzende“ bei Zeder. Jedenfalls ist also auch der dritte von Zeder angeführte Unterschied zwischen den fraglichen drei Arten nicht ausreichend, um die von ihm vorgenommene Auf- stellung einer neuen Art ais genügend begründet erscheinen zu lassen, trotzdem eine neuere Arbeit von Marotel (1899) in der Tat an die Möglichkeit denken läßt, daß bei den Echinorhynchen der mitteleuropäischen Eulen die Gestaltung der Bursa vielleicht zur Unterscheidung mehrerer Arten verwertet werden kann. Wenigstens unterscheidet Marotel eine ebenfalls in ‚Syrarum aluco (L) gefundene Echinorhynchenart als Echinorhynchus tenui caudatus n. sp. unter anderem dadurch von Zch. globocaudatus, daß er die erheblich geringere Größe der Bursa bei der neuen Art betont. De Marval (1902, p. 437) hat dann freilich Ach, fenuicau- datus Marotel ebenso wie Ech, globocaudatus Zed. als identisch mit Zch. caudatus Zed. (= Ech. buteonts Schrank) bezeichnet, ohne aber auf Details der Organisation einzugehen und speciell ohne überhaupt die Bursa zu erwähnen. (Vergl. hierzu auch unter “ch. tumidulus Rud. den de Marval gleichfalls als identisch mit Ech. duteonis Schrank ansieht, sowie unter Zch. aluconis O. F. Müll.) Die Arbeit de Marvai’s nötigt mich aber noch zu einer weiteren Bemerkung. Derselbe stützt sich nämlich bei seiner Annahme, daß Zch. caudatus Zed. die Jugend- form und Zch. globocaudatus Zed. das erwachsene Stadium ein und derselben Art darstellen, darauf daß „Zeder, en decrivant son £. caudatus, n’a point décrit les œufs, ce qui me fait croire Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 219 qu’ ils n’ étaient pas tout a fait murs, tandis qu’ au contraire il les décrit très soigneusement pour son Æchinorhynchus globo- caudatus. Dieser Ausspruch muß auf einem Versehen beruhen, denn ich kenne weder eine von Zeder gelieferte Beschreibung des Zch. caudatus Zed., es sei denn die kurze, lediglich auf Goeze’s Angaben beruhende Diagnose (Zeder 1803, p. 153, Nr. 12), noch finde ich in Zeder’s Beschreibung des Zch. globo- caudatus Zed. (1800, p. 128—130) eine auch noch so kurze Er- wähnung der Eier dieser Art. Zeder (1803, p. 153, Nr. 13) bringt nur eine kurze Diagnose des Æch. globocaudatus. Auch Rudolphi’s Angaben in der Historia naturalis (1809, p. 264—265, Nr. 11) beruhen ausschließ- lich auf der von Zeder (1800) gelieferten Beschreibung, aus der noch die auf ı°/a bis 21/2 Zoll, d. h. ca. 45—70 mm angegebene Länge der Art nachzutragen ist. Später hat Rudolphi (1819, p- 66 u. 314, Nr. ı3) die Art selbst kennen gelernt auf Grund von Exemplaren, die Nitzsch gefunden und ihm übersandt hatte. Dieselben waren ı--ı!/2 Zoll d. h. ca. 27—4o mm lang und hatten 24 Querreihen von Haken am Rüssel. Einen Vergleich zwischen Lich. globocaudatus Zed. und dem von ihm selbst früher gefun- denen Zch. tuba Rud. welchen Dujardin später mit Zck. globo- caudatus Zed. identificierte (vergl. unter £c4. Zuba Rud.), hat Rudolphi (1819) aber nicht zu ziehen versucht. Bremser hat nach Westrumb- (1821, p. 23, Nr. 20 und p. 69) bei Untersuchung von 79 Exemplaren von Syruzum aluco (L.) den Zch. globocaudatus Zed. 46 mal gefunden. Die Zahl der Reihen, in denen die kleinen Haken angeordnet sind, wird nur als sehr groß („plurimis seriebus“) angegeben. Einen näheren Vergleich mit den anderen ähnlichen Arten, speciell mit dem von ihm selbst untersuchten Zch. buleoms Schrank (siehe diesen) hat aber auch Westrumb nicht versucht. Zusatz bei der Correctur: Seitdem obiges geschrieben wurde, hat de Marval (1904, p. 573 und 575) in seiner bereits vorstehend in einigen nachträglichen Zusätzen und Anmerkungen berücksichtigten Arbeit seine frühere Auffassung der Raubvogel-Echinorhynchen insofern einer Revision unterzogen, als er dieselben jetzt nicht mehr zu einer einzigen Art zusammen- faßt, sondern zwei verschiedene Arten annimmt. Er nennt diese Ech. aluconis O. F. Müll. und ,, Ech. buteonis Goeze“ (müßte heißen Ech. buteonis Schrank, da Goeze seinem „Busshardtskratzer“ noch keinen wissenschaftlichen Namen gegeben hat — vergl. außer unter Ech. buteonis auch die nachträglichen Zu- sätze unter Ech. fasciatus Westr. und Ech. polymorphus Brems.). Als Zool. Annalen. I. ie 220 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. synonym zu Ech. buteonis Schrank werden aufser dem unbedingten Synonym Ech. caudatus Zed. noch angeführt: Ech. buteonis Froel., polyacanthus Crepl., fenuicaudatus Marotel, acanthotrias v. Linst. und tumidulus Rud. — als synonym zu Ech. aluconis O. F. Müll. dagegen: „Ech. stridulae Goeze“ (kein bei Goeze vorkomniender Name!) — Ech. nycteae Schrank = Ech. strigis Gmel. Ech. aequalis Zed. = „Ech. strigis-auriculate Goeze“ (kein bei Goeze vorkommender Name!) = Ech. ofidis Schrank = Ech. scopis Gmel., Ech. caudatus Brems. (nec Zed.!), Ech. contortus Mol. Ech. croaticus Stoss., Ech. globocaudatus Zed., Ech. inaequalis Rud., Ech. polyacanthoides | Crepl. und endlich Ech. mergi Gmel. = Ech. bacillaris Zed. Was bei der von de Marval vorgenommenen Revision der Vogel-Echinorhynchen aus Ech. tuba Rud. geworden ist, ist aus der bisher allein vorliegenden vor- laufigen Mitteilung noch nicht zu ersehen. Frheblich weniger wichtig ist das Fehlen von Ech. aluconis Froel., welches überhaupt nur dadurch bemerkbar wird, daß Ech. buteonis Froel. besonders angeführt ist. Ganz unverständlich ist mir dagegen bisher, wie Ech. mergi Gmel. (vergl. weiter unten unter diesem Namen) unter die Synonyme von Zeh. aluconis geraten konnte. Was nun die Unterschiede der beiden von de Marval angenommenen Arten anbelangt, so werden beide als weißlich und glatt bezeichnet, aber nur bei Ech. buteonis wird noch der Zusatz gemacht: ,renflé en avant“. Der Rüssel wird bei beiden als konisch bezeichnet, aber außerdem bei Ech. alu- conis als ,obovale“, bei Ech. buteonis als „arrondi au bout, ou piriforme“; sein hinter der Insertion des Receptaculum proboscidis gelegener Teil wird von de Marval als Hals unterschieden und bei £ch. aluconis als cylindrisch, bei Ech. buteonis als konisch bezeichnet. Sonst werden (außer einer auch durch Zahlen näher präcisierten Angabe über die verschiedene Eiform) nur noch Zahlangaben gemacht: Ech. aluconis Ech. buteonis P-moesderslierer ne EEE 3-45 mm 3-40 mm Zahl der Längsreihen der Russel! Faken MP 21-20 3032 Zahl der Haken in jeder Längsreihe: a) vor der Insertion des Receptaculum probos- CIGIS PRE Ngee 78 Te b) hinter der Ion. aes Recepten pro- boseidis Se EWR: 5—6 5—6 Eier: | AMAR ee ae 5 OOO OM Tel 0,0600 mm DirBrete a ie tn ee 82.0,0182 5 0,0182 0/02/0989 c) Anzahl der Eihüllen GEBETEN te RE 3 3 Wenn man diese Unterschiede, unter denen die verschiedene Eiform jedenfalls am auffälligsten und wichtigsten ist, vergleicht, so bleibt es zunächst noch unklar, wie die von O. F. Müller und Goeze mit der sehr viel un- vollkommeneren Methodik ihrer Zeit beschriebenen Kratzer mit den beiden von de Marval geschilderten Arten identificiert werden konnten — es sei denn, daß etwa noch vorhandene Originalexemplare Müller’s und Goeze’s untersucht werden konnten. Bereits bei Besprechung des Ech. aluconis O. F. Müll. habe ich ja eine Revision der Raubvogel-Echinorhynchen als dringend erforderlich bezeichnet. Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 221 Ich habe auch dort bereits (auf p. 168) auf Differenzen in den Angaben über die Eigröße hingewiesen. Auffälligerweise stimmt aber keine jener früheren Angaben (am wenigsten diejenige von de Marval selbst) mit den jetzigen, für die Artunterscheidung benutzten Angaben de Marval’s überein. Nach- stehende Tabelle dürfte deshalb nicht ganz ohne Nutzen sein: Ei-Länge Ei-Breite Behr almeonis,.de Narr val’(1904,.:p..573) tn 304080 18,2 u Men rouicous de Marval (1904, pi 375% u. 28. 60 u 18,2—20 u Ech. acanthothrias v. Linstow (1883, p. z (== Beh: buteonis de Marval 1904] . . 56 u DE Ech. tenuicaudatus Marotel eee, Be 2 = EA hope de Marval G04). 4 SO 28 u Echinorhynchen aus ver ter Rambo es Originale von Ech. caudatus Brems. (nach Lihe, vers oben D 160) tae: Ie AO 220017 yEchinorhynchus LARA nach einer Angabe Marotels (1899, p. 302), die anscheinend auf einem Citat beruht, deren Quelle jedoch nicht angegeben und mir auch sonst bisher noch nicht bekannt geworden ist 67—72 u 27-32 u Ech. caudatus de Marval (1902, p. 436) [die beiden jetzt uniersehiedenenzAricnsamfassend[ ose n. 80 u go u Auch wenn wir bei diesen Zahlangaben die Fehlergrenzen in Rechnung ziehen, welche durch die „persönliche Gleichung“ bedingt sind (wenn ich diesen Fachausdruck der Astronomen hier anwenden darf), so bleiben doch noch sehr auffallende Unstimmigkeiten zurück und es ist deshalb zunächst abzu- warten, ob die ausführliche monographische Bearbeitung der Vogel-Echino- rhynchen durch de Marval diese Unstimmigkeiten bereits in befriedigender Weise aufklären wird. Mit Rücksicht darauf, daß neuerdings auch v. Maehrenthal eine ähnlich radicale Stellung in Nomenclaturfragen einnimmt wie Stiles, mag es viel- leicht nicht ganz überflüssig erscheinen, wenn hier zum Schluß noch der durchsichtige Druckfehler , Ech. globocuadatus“ bei v. Linstow (1878, p. 109, Nr. 640) erwähnt wird. Ech. globosus Westr. In dem von Westrumb (1821) publicierten Protokoll der Wiener helminthologischen Untersuchungen findet sich auf p. 79 die Notiz, daß bei Untersuchungen von 43 Aalen, Anguzlla angu- ela (L.), ımal ein Echinorhynchus im Darme gefunden sei, der Ech. globosus genannt wird. Es handelt sich offenbar um einen Druckfehler, indem Zch. anguillae O. F. Müll. = Ech. globu- losus Rud. gemeint ist, zumal diese Art nach Bremser (1811, p. 26) in der Wiener Helminthensammlung vertreten war. Vergl. daher im übrigen unter den beiden eben genannten Namen. 15* 222 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Ech. globulosus Rud. Unter diesem Namen schildert Rudolphi (1802, p. 49—51 und 1809, p. 259—261) Echinorhynchen, die er mehrfach in Anguilla anguilla (L.) gefunden hat und die seiner eigenen, offenbar berechtigten Auffassung nach identisch sind mit ch. anguillae O. F. Müll. 1780, so daß letzterer Name Priorität hat. Siehe daher unter ihm Weiteres über diese Art. Auf seiner italienischen Reise fand dann Rudolpi (1819, p. 65—66 und 313—314, Nr. 10) im Darm einer Reihe von Mittel- — Gobius niger L., Dentex dentex (L.), Corvina umbra (L.) [= Sciaena umbra L. nec Cuv. = Corvina nigra Cuv. & Val], Sphyraena sphyraena (Gmel.) [= Sphyraena spet Lac. = Sph. vulgaris Cuv. & Val.] und Zucıtharus lnguatula (L. nec O. F. Mill.) — Echinorhynchen, die er zusammen mit solchen, die die Wiener Naturforscher in Gobrus aphya Risso nec L. = Gobius quadrimaculatus Cuv. & Val. und in Gobrus jozo L. ge- funden hatten, zu “ch. globulosus Rud. zog. Daß seine frühere Schilderung dieser Art auf die mediterrane Form nicht völlig paßte, fiel ihm freilich selbst bereits auf. Da er aber seine Originalexemplare der Art verloren hatte, konnte er einen direkten Vergleich nicht vornehmen und er war überzeugt, daß die medi- terrane Form, falls sie wirklich nicht mit Ach. e/obulosus iden- tisch sei, demselben mindestens außerordentlich nahe verwandt sei. Der von ihm selbst hervorgehobene Unterschied betrifft den Hals, den er bei den mediterranen Exemplaren sehr kurz fand. Einen weiteren Unterschied bietet aber auch die Länge der ganzen Tiere, die zwar nur für die Exemplare aus Sczaena umbra ange- geben wird, dort aber mit nur ı!/a— 3 Linien d. h. ca. 3—7 mm hinter derjenigen von Æch. anguillae O. F. Müll. zurückbleibt, Auch betont Rudolphi mehrfach die gelbliche (,,flava“) Barbar der Exemplare. Westrumb (1821, p. 11, Nr. 17) hat den eigentlichen Eck. globulosus Rud. = Ech. anguillae O. F. Mill. nicht untersucht, obwohl ihm derselbe vorgelegen zu haben scheint (vgl. außer Ech. globosus auch unter Ech, transversus Rud.). Die von ihm wirklich untersuchten Echinorhynchen, welche er zu Zch. glo- bulosus R ud. rechnet, entstammen vielmehr. wiederum sämtlich Mittelmeerfischen. Zu den beiden bereits von Rudolphi ge- nannten Wirten Gobus aphya Risso nec L., in dessen Darm die Echinorhynchen bei 21 Untersuchungen 15mal gefunden Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 223 worden waren, und Godius 7020 L., von dessen zur Untersuchung gelangten 139 Exemplaren 105 den Parasiten beherbergten, kommen noch hinzu Scorfaena scrofa L., von dem 26 Exemplare untersucht wurden mit nur einmaligem Funde des Æchinor hynchus (vergl. auch unter „Zch. Scorpaenae“ Rud.), und Zeus faber L., in dem die Echinorhynchen 4mal gefunden wurden bei 15 Unter- suchungen (vergl. auch unter „ch. fabri‘ Rud.). Die in diesen 4 Fischen gefundenen Echinorhynchen werden von Westrumb einzeln geschildert, im wesentlichen übereinstimmend ınit Rudol- phi’s vorstehend citierten Angaben. Bereits Creplin (1825, p. 29—34) hat die Überzeugung ver- treten, daß die Angaben Rudolphis und Westrumb’s über diese mediterranen Echinorhynchen sich auf eine von Zch. an- guillae O. F. Müll. = Zch. globulosus Rud. 1809 verschiedene Art beziehen müssen und Dujardin (1845, p. 533—534, Nr. 57) hat sich dieser Auffassung angeschlossen und die mediterrane Art Lich. propinguus genannt. Da er dieselbe aber selbst ebenso wenig untersucht hat wie Creplin, so sind als Originale dieses Lich. propinquus Duj. die nach dem bereits erwähnten Verlust der Echinorhynchen des Aales noch vorhandenen Originalexem- plare von Zch. globulosus Rud. anzusehen. ssEch. Gobii“ Viborg. In seinem Verzeichnis der Helminthensammlung der Kopen- hagener Tierarzneischule führt Viborg (1795, p. 244, Nr. 214) auch einen Echinorhynchus aus Gobrus an, der hiernach auch von Rudolphi (1809, p. 309, Nr. 47) citiert wird. „LEch. Gobii“ Rud. In der Synopsis gebraucht Rudolphi (1819, p. 79, Nr. 84) dieselbe Bezeichnung „Zch. Gobu“, dagegen in ganz anderem Sinne — nämlich für Echinorhynchen, die bei der Wiener Hel- minthensuche in Coffus gobio L. gefunden worden waren, die Bremser (1811,p. 26) bereits in seinem Bericht über die Wiener Helminthensammlung als neue Art verzeichnet hatte und die später von Westrumb (1821, p. 37 — 39) als Ech. proteus Westr. = Lich, laevis Zoega) bestimmt wurden. Ech. gracilis Rud. nec Van Bened. Dien ist vorne Rudeolphi (1810 p. 68 und 319, Nr. 22) aufgestellt für Echinorhynchen, welche Treutler im Darme von 224 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Coracias garrula L. gefunden hatte. Länge 1—1'/a Linien d. h. ca. 2—21/2 mm, Rüssel cylindrisch, am Scheitel abgerundet, mit- unter fast keulenförmig, dicht besetzt mit den in 10—12 Quer- reihen angeordneten Haken’). Ein Hals fehlt, der Rumpf mitunter am Vorderende etwas verdickt, aber im allgemeinen cylindrisch. An seiner Oberfläche fielen große runde „Poren“ auf (wahrschein- lieh “die Kerne der Hautschicht, vergl. unter. ZA rama Die langen Lemnisken werden noch besonders angeführt. Mit dieser Art identificiert Westrumb (1821, p. 20, Nr. 36) Echinorhynchen, die in Wien bei Untersuchung von 38 Exem- plaren von Coractas garrula L. einmal gefunden wurden. Die- selben waren freilich wesentlich größer, 4—6 Linien d.h. 8—13mm lang und in Zusammenhang hiermit steht wohl auch, daß West- rumb die von Rudolphi geschilderten „Poren“ nicht fand sondern anscheinend zahlreichere kleinere Kerne (,,hinc illincve puncta rotunda insculpta in superficie obvia quae pori forsan vi spiritus contracti“). Die Haken des Rüssels bezeichnet Westrumb als klein, die Zahl ihrer Querreihen gibt er auf Io an. Nicht zu verwechseln mit Ech. gracılıs Rud. ist Ech, gra- cuis Van Bened. nec Rud, welcher von Van Beneden (1870, p. 28, Taf. V, Fig. 7) in „Mugu chelo“ gefunden wurde und, wie bereits auf p. 164 erwähnt wurde, allem Anschein nach mit Zch. agılıs Rud. identisch ist. Sein Wirt ist übrigens offenbar nicht der mediterrane J/ugil chelo Cuv. & Val., sondern der Maugıl septentrionals Günther der Nordsee (= Mugi! chelo Yarr., neerCuv..& Mal.) „Ech. Gruis“ Rud. Bei Untersuchungen von 5 Kranichen, Grus grus (L.) = Ardea grus L. = Grus cinerea Bechst. wurde in Wien einmal ein einzelner Zchmorhynchus gefunden, der von den Echino- rhynchen der Reiher sehr erheblich abweicht, so daß Westrumb (1821, p. 41, No. 79) deshalb glaubt, daß der Kranich überhaupt nicht als sein normaler Wirt anzusehen sei. Benannt wird die Art jedoch nicht, vielmehr führt Westrumb sie noch ebenso wie bereits Rudolphi (1819, p. 78, Nr. 71) einfach als „Zc%. Gruis an. Das einzige Exemplar war 2 Linien d. h. ca. 4,5 mm lang und 4/4 Linie d. h. ca. 0,5 mm dick. Der Rüssel ist groß, 1) Anmerkung bei der Correctur: Nach de Marval (1904, p. 577 Nr. 9) hat Ech. gracilis Rud. 16 Längsreihen von je 8—10 Haken am Rüssel. Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 225 cylindrisch, mit ca. 12 Querreihen von Haken; der Hals sehr kurz, fast fehlend; der Rumpf in der Mitte etwas verdickt. Zusatz bei der Correctur: Auch hier also existiert entgegen der Auffassung de Marval’s (1904, p. 582—583) eine, wenn auch kurze, Beschrei- bung, welche die formale Giltigkeit eines Artnamens zur Folge haben müßte. (Vergl. die nachträglichen Anmerkungen zu Ech. galbulae und Ech. garzae.) „Ech. Gruis“ ist aber gar kein Artname, sondern bedeutet nur „ein [scil. un- genügend bekannter und deshalb nicht zu bestimmender] Zchinorhynchus aus Grus.“ ssEch. Haematopodis.“ Unter dieser besonderen Bezeichnung schildert Rudolphi (1819, p. 670—671) die aus //aematopus ostralegus stammenden Exemplare von Zch. sphaerocephalus Brems. Vergl. deshalb unter dem letzteren Namen. Ech. haeruca (Pall. e. p.) Rud. nec Lam. Während Pallas unter dem Namen Taenia haeruca (siehe diesen) mehrere Echinorhynchen-Arten zusammengefaßt hatte, beschränkte Rudolphi (1802, p. 56—57) den Speciesnamen haeruca auf die von Schrank (1788) Ach. ranae genannte Art. Dieser Speciesname ch. haeruca Rud. ist seitdem in allgemeinem Gebrauche, kann aber trotzdem wie eine Reihe anderer Ru- dolphi’scher Namen nicht als giltig angesehen werden, da er homonym ist zu dem ein wenig älteren, nachstehend besprochenen Ech. haeruca Lam. 1801. Prioritätsberechtigter giltiger Name für den Froschkratzer ist infolgedessen ch. ranae Schrank. Siehe daher Weiteres über die Art unter diesem letzteren Namen. Ech. haeruca Lam. nec Rud. Lamarck (1801, p. 336) nennt den Pseudoechinorhynchus Gze. = Ech. muris Schrank, welchen er zusammen mit Zch. gigas als Vertreter der Gattung Achinorhynchus anführt, Ech. haeruca. Wahrscheinlich ist er hierbei durch Gmelin (1791) beeinflußt worden, der dieselbe Art //aeruca muris genannt hatte, den er aber freilich nicht citiert. Mit Sicherheit ist eine solche BeeinfluBung durch Gmelin dagegen bei Bosc anzunehmen, welcher (1802, p. 4) die gleiche Art unter dem Namen Ech. haerucae Bosc anführt. Vergl. Weiteres über diese Art unter “ch. muris Schrank. „Ech. Haliaëti Rud. Bei der Untersuchung von 8 Flußadlern, Pandion halaetus 226 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. (L.), in Wien wurden einmal, und zwar erst nach der Publication von Bremser’s Bericht über die Wiener Helminthensammlung, Echinorhynchen gefunden, die Rudolphi (1819, p. 76, Nr. 57) als „Zeh. Haliaétt“ registriert, worin ihm auch Westrumb (1821, p- 40, Nr. 70) folgt, da die Art wegen des zurückgezogenen Rüssels nicht sicher bestimmbar sei. Doch meint Westrumb, daß es sich vielleicht um “ch. caudatus Zed. (d. i. Ech. buteonis Schrank) handele. Ech. hippuris Zed. Die von Bosc (1797, p. 9 und 1802, p. 11—13) unter dem Namen Zentacularia coryphaenae beschriebene Tetrarhynchenlarve aus Coryphaena hippuris (L.) ist von Zeder (1803, p. 160, Nr. 34) unter dem Namen Zch. hippurıs der Gattung Lchinorhynchus eingereiht worden. Rudolphi (1809, p. 320—322) hat sie jedoch aus dieser bereits wieder eliminiert und unter Verwerfung des Gattungsnamens 7en/acularia sowohl wie der dem Namen des Wirtes entlehnten Speciesnamen in Zetrarhynchus papillosus um- getauft. Eeh. hirundinaceus (Pall) = 7aema hirundinacea Pallas 1781 = Echmorhynchus gigas Bloch 1782. Wahrscheinlich bezieht sich die bereits in dem Abschnitt über die allgemeine Geschichte der Echinorhynchenforschung er- wähnte Angabe von Frisch (1727, p. 47) auf den Æchinorhynchus gigas, wie dies bereits Rudolphi (1808, p. 28 und 18009, p. 251) vermutet hat. Die älteste unzweideutige und von einer Abbildung (Tab. IX, Fig. 3) begleitete Schilderung dieser Art findet sich dagegen erst bei Pallas (1775, p. 454), zunächst noch ohne Be- nennung. Einige Jahre später aber kommt Pallas (1781, p. 107) noch einmal auf dieselbe Art zurück und nennt sie nunmehr Schweinewurm oder Zaenta hirundinacea, welcher Name zwar seitdem nie wieder gebraucht worden ist, aber unbestreitbares Prioritätsrecht hat. Den seither allgemein üblich gewordenen Namen Echinorhynchus gigas haben Bloch (1782, p 28 77 Taf. VII, Fig. 1—8) und Goeze (1782, p. 143 ff., Taf. X, Fig. ı—6) anscheinend unabhängig voneinander aufgestellt. Wohl ist Bloch’s Abhandlung von der Erzeugung der Eingeweide- würmer früher erschienen, als Goeze’s Versuch einer Natur- geschichte der Eingeweidewürmer. Aber die letztere war doch Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 227 „schon über die Hälfte abgedruckt“ — und die Besprechung des Echmorhynchus gigas findet sich auf p. 143— 150 des 472 Seiten umfassenden Buches —, als Goeze Kenntnis von Bloch’s Ab- handlung erhielt (vergl. Goeze 1782, Vorrede p. VI). Bloch (1782) hat bereits die beiden Geschlechter richtig unterschieden auf Grund der viel erheblicheren Größe der Weib- chen und der verschiedenen Gestalt des Hinterendes. („Das Weibchen hat ein zugespitztes, das Männchen aber ein stumpfes Schwanzende, an welchem eine längliche Furche wahrzunehmen ist.“) Goeze (1782) hat diese Zweigeschlechtigkeit noch nicht erkannt, scheint vielmehr die auch von ihm beobachteten Größen- unterschiede nur als Altersunterschiede auffassen zu wollen, wenn er sagt: „Es waren Würmer von dreyerley Größe: recht große, mittlere und wahre Junge“ und an einer anderen Stelle einfach von „Alten und Jungen“ spricht. Dagegen fügt er seiner Schil- derung der äußeren Erscheinung der Würmer noch einen beson- deren Abschnitt über die „Anatomie des Wurms‘“ an, der nament- lich über das Receptaculum des Rüssels, die Retractoren dieses Receptaculums, die Lemnisken und die Eier sorgfältige, bereits an anderer Stelle (vergl. oben p. 153— 156) gewürdigte Angaben enthält. SC (7783,29, 21, Ne. 72: und31803..p. 2471 >21 Nero) Gmelin (17917 p. 30444 Nr 3) unde Bose .(1802,Pp.55) geben nur kurze Diagnosen auf Grund der Arbeiten von Bloch (1782) und Goeze (1782). Auch die Angaben Rudolphi’s (1793, p. 18—19; 1802, p. 46—47; 1809, p. 251—253) enthalten nichts wesentlich Neues, beschranken sich vielmehr in der Haupt- sache auf eine kritische Würdigung der älteren Literatur, die um eine neue Beschreibung zu vermehren Rudolphi (1802) für über- flissig hält. Doch hat derselbe den Parasiten außer im Haus- schwein auch im Wildschwein gefunden. Dagegen hat Zeder (1800, p. 119—122) noch eine auf eigenen Untersuchungen be- ruhende sorgfältige Beschreibung geliefert, indem er zugleich anscheinende Widersprüche in den Angaben von Bloch (1782) und Goeze (1782) zu erklären sucht durch verschiedene Con- tractionszustande des Rüssels, sowie durch den Hinweis, daß Goeze, der nur 3 Reihen von Haken zählt, offenbar nur die in gerader Richtung hintereinander stehenden Haken als verschie- denen Reihen angehörig ansah, ohne die Quincunx-Stellung der Haken zu berücksichtigen, welche Bloch veranlaßte, 6—7 Haken- reihen zu zählen. 228 | Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Eine spätere Publication von Zeder (1803, p. 140, Nr. 1) bringt nichts Neues und keinerlei Detail, sondern nur linneische Diagnose und Literatur. Abhängigkeit des Vorkommens der Echinorhynchen von der Fütterung der Schweine hatte bereits Bloch (1782) angenommen, indem er angab, daß vorzüglich diejenigen Schweine häufig damit geplagt seien, die man auf den Koben mästet, und daß dann nicht selten 20—30 Würmer in einem Schwein gefunden würden. .Froelich (1802, p 74-75) bestätigte’ dies in seiner 'genaneren, an eine kurze Besprechung der Größen- und Form-Verhältnisse der Art sich anschließenden Angabe, „daß die Schweine, welche lange im Stalle mit zärterer Kost genährt worden sind, die wenigsten Würmer dieser Art zu haben pflegen; diejenigen hin- gegen, welche allein mit Eicheln gemästet worden, diesen Wür- mern am meisten unterworfen sind.“ In diesem Zusammenhange sei daran erinnert, daß nach den Untersuchungen von Kaiser (1893) als normale Zwischenwirte des Schweine-Zchrnorhynchus in Mitteleuropa die in der mulmigen Erde am Fuße alter Eichen lebenden Larven von Cefoma aurata L. anzusehen sind. Die späteren helminthologischen Publicationen Rudolphi’s (1814, p. 05, Nr. 35 und 1819, p. 63 u. 310, Nr.) enthaltenen ce ae Wiedergabe der hier angeführten Mitteilung Froelich’s. Westrumb's (1821, p. 10, Nr. 15) Angaben enthalten, ab- gesehen von einer Erhöhung der maximalen Größen-Angaben, nichts Neues, sondern geben nur eine kurze Zusammenfassung der bis dahin bekannt gewordenen Merkmale der Art. Als solche waren auf Grund der vorstehend besprochenen Literatur anzu- sehen: 1. Die Größenverhältnisse: g' kaum 3 Zoll, d.h. ca. 80 mm, 9 dagesen: bis zu 24 Zoll, d. h. ea. 650 mm, meist freilich our 14—15 Zoll, d.h. ca. 375—400 mm lang. Größter Querdurch- messer, in der Nähe des Vorderendes, 2-5 Linien d. h. ca. 4—ıı mm. 2. Die Farbe, da nach Goeze (1782) die Riesen- kratzer „die weißesten unter allen Eingeweidewürmern“ sein sollen, während Rudolphi (1809) ein Exemplar aus einem Wildschwein „magis caerulescens“ fand. 3. Gestalt und Bewaffnung des Rüssels, der im Verhältnis zur Gesamtgröße des Tieres als auffällig klein, annähernd kugelig („subglobosa“) und mit 6 (bei Bloch 6—7) Querreihen von Haken bewaffnet geschildert wird. Über diese Reihenzählung hinausgehend findet sich nur noch bei Bloch die Gesamtzahl der Haken auf „einige vierzig‘‘ angegeben, was mit Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 229 der inzwischen festgestellten 6-Zahl der Haken in jeder Querreihe einigermaßen in Einklang steht. Die Größe und Starke der bereits mit bloßem Auge sichtbaren Haken wird namentlich von Bloch und Goeze betont. 4. Die Kürze des an den Rüssel sich anschließenden, in den Rumpf eingezogenen (,,vaginatum‘) und unbewaffneten Halses. 5. Das gänzliche Fehlen von Wider- haken auf dem langgestreckten, „spulwurmähnlichen“ (Zeder), nach hinten sich verschmächtigenden Rumpfe, der an seinem hinteren Ende noch wieder eine knopfförmige Anschwellung er- kennen läßt. Anatomische Untersuchungen über die Art, die bereits am Ende des 18. und Anfang des ıg. Jahrhunderts in Lehr- und Handbüchern der Zoologie häufig als alleiniger, gewissermaßen typischer Vertreter der Gattung angeführt wird, haben außer Goeze noch Zeder, Nitzsch, Bojanus und Westrumb angestellt. Vergl. hierüber oben p. 153—157. „Ech. Hirundinum‘ Rud. Echinorhynchen, die in Wien nach Publication von Bremser’s Bericht über die Wiener Helminthensammlung (1811) im Darm von Ffirundo rustica L. uud Apus apus (L.) gefunden worden waren, führt Rudolphi (1810, p. 77 Nr. 69) vorläufig als „Ach. Hirun- dıinum“ auf und unter derselben Bezeichnung werden sie auch noch von Westrumb (1821, p. 41, Nr. 77) angeführt, da sie infolge Verlustes des Rüssels nicht zu bestimmen waren. Ge- funden wurden sie nur je einmal bei Untersuchung von 530 Exemplaren von Zırundo rustica L. und 41 Exemplaren von Apus apus (L.). Ihre Länge wird auf 6 bezw. 10 Linien ange- geben, ein Hals soll fehlen. „ch. Husonis® Rud. Umter dieser Bezeichnung tuhrtsiwndolphi «18102 pays. Nr. ro) Echinorhynchen aus Acıpenser huso L. an, die später Maes enum bi @c21, ps 16, Nr 20) mibtranderen aus Terpenser: ruthenus L. zu der Art Æchinorhynchus plagicephalus vereinigt hat. Siehe daher im ibrigen unter letzterem Namen. Ech. hystrix Brems. Bei der unter Bremser’s Leitung erfolgten Helminthen- suche wurden auch 23 Kormorane — Phalacrocorax carbo (L.) — 230 Liihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. untersucht und hierbei dreimal Echinorhynchen gefunden, die Bremser wegen der Bestachelung ihres Rumpfes Ech. hystrix nannte. Exemplare derselben wurden auch an Rudolphi ge- sandt, der daraufhin in seiner Synopsis (1819, p. 75 und 332—333, Nr. 46) eine Schilderung der Art veròffentlicht. Westrumb (1821; p..20—30; Nr. 55; Taf. I, Fig.4; Taf. IN, Biagi trägt dann namentlich durch seine Abbildungen zur besseren Kenntnis der Art bei. Die Länge der an Rudolphi gesandten Exemplare gibt dieser auf 1!/2—3 Linien d. h. ca. 3—7 mm an. Westrumb aber fand bei seinem umfangreicheren Material die Länge zu 2—6 Linien d. h. ca. 4—13 mm. Die naheliegende Vermutung, daß diese Schwankungen in der Grösse mit Geschlechtsunter- schieden in Zusammenhang stehen, wie dies bei so vielen anderen Echinorhynchen der Fall ist, findet in den Abbildungen von Westrumb keine Stütze. Nach diesen sind Männchen und Weib- chen fast gleich groß. Die Haken des Rüssels sind nach Rudolphi in ca. 16, nach Westrumb in ca. 18 Querreihen angeordnet!), der Durchmesser des Rüssels soll nach dem Scheitel zu abnehmen und eine ähnliche Abnahme des Querdurchmessers nach vorne zu wird auch für den kurzen Hals betont. Der Rumpf kann als keulenförmig bezeichnet werden. Sein Vorderende erscheint kugelig aufgetrieben, während der schlankere Hinterkörper sich nach hinten zu kegelförmig verschmächtigt. Erinnert Zch. hystrix durch diese Körperform an Ech. strumosus, so wird die Ähnlich- keit noch weiter gesteigert durch die Bestachelung des Rumpfes, die bei “ch. hystrix anscheinend noch stärker ausgebildet ist als bei Zch. strumosus und nur das Hinterende freilässt. Ein schiefer Ansatz von Hals und Rüssel wird in den Beschreibungen von seiten Rudolphi’s und Westrumb’s nicht ausdrücklich hervor- gehoben. In der von Westrumb (1821, Taf. I, Fig. 4) publi- cierten Abbildung bilden aber die Längsachse von Rüssel und Hals und die Längsachse des Hinterkörpers einen stumpfen Winkel miteinander, wenn dieser auch nicht so auffällig her- vortritt wie bei Zch. strumosus. Nach allem dem ist jedenfalls die Habitusähnlichkeit zwischen beiden Arten eine recht große, — auch bei “ch. strumosus Rud. zeigen die beiden Geschlechter bekanntlich keine merklichen Unterschiede in der Größe — trotz- 1) Anmerkung bei der Correctur: De Marval (1904, p. 577, Nr. 10) gibt neuerdings ı8 Längsreihen von je 8—ıo Haken an. Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 225 dem dieselben von Rudolphi und Westrumb wegen der verschiedenen Form des Riissels (,,cylindrica* bei Ech. strumosus, „basi incrassata“ bei “ch. hystrix) nicht nebeneinander gestellt werden. Diese Ahnlichkeit fallt aber um so mehr ins Gewicht, als nach Westrumb’s Abbildung (1821, Taf. III, Fig. 16) auch bei Ech. hystrix ganz wie bei Ech. strumosus und im Gegensatze zu fast allen anderen genauer untersuchten Echinorhynchen die Hoden. nicht hinter- sondern nebeneinander liegen, und als die Lebens- weise von Phalacrocorax den Schluß rechtfertigt, daß auch die. Jugendform von Zeh. hystrix ähnlich wie diejenige von Ach. stru- mosus in Fischen schmarotze. Beide Echinorhynchen-Arten sind also offenbar nahe miteinander verwandt und werden voraus-. sichtlich bei der notwendigen Aufteilung der alten Gattung Zchz- norhynchus in einer natürlichen Gattung vereinigt bleiben, für die- ich bereits hier den Namen Corynosoma (von xogvvn Keule und owua Rumpf — Typische Art: Corynosoma strumosum) in Vorschlag bringe. Zu derselben, vorläufig durch die Körperform,, die Bestachelung, die symmetrische Lage der Hoden und das Vorkommen in fischfressenden Warmblütern (vor allem Pinnipe- diern) charakterisierten Gattung!) gehören ferner noch Zch. ha- mannı x. Linst. (1892, p. 10—11, Taf. II, Fig. 17 — 24) aus dem Dünndarm von Ogmorhinus leptonyx (Blainv.) und Zeh. bullosus v. Linst. (1892, p. 11, Taf. III, Fig. 36—38) aus dem Dickdarm. von Macrorhinus leoninus (L.) (= Cystophora proboscidea Peron bei v. Linstow). Identisch mit “ch. hystrix ist auch eine Art, welche Villot (1875, p. 473474, Taf. XIV, Fig. 1—3) an den Küsten der Bre- tagne und zwar gleichfalls in Phalacrocorax carbo (L.) gefunden, aber irrtümlicherweise mit Zch. striatus G ze. (vergl. diesen) identi- ficiert hat. Die Abbildungen lassen meines Erachtens keinen Zweifel in dieser Beziehung zu, die eine derselben (Fig. 2) ist aber auch deswegen noch von besonderem Interesse, weil sie wie keine andere bisherige Abbildung die auffällige Ähnlichkeit im Habitus mit Zch. strumosus erkennen läßt. Da meine Uberzeu- 1) Um Mißverständnissen vorzubeugen, sei gleich hinzugefügt, daß die Gattungs- diagnose mit den angeführten Merkmalen nicht etwa erschöpft ist, sondern auch noch Berücksichtigung weiterer Eigentümlichkeiten des Baues verlangt (z. B. Bau des Receptaculum proboscidis, Lage des Centralnervensystems, Form und Anordnung der Kittdrüsen). Indessen ist hier nicht der Ort, um auf diese Frage noch weiter ein- zugehen. 222 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. gung von der Zugehörigkeit des Ech. hystrix Brems. (= Zch. striatus Villot nec Gze.) zur Gattung Coryzosoma mihi bereits feststand, bevor ich auf die Arbeit von Villot aufmerksam ge- worden war, so darf ich in dessen Abbildungen eine Bestätigung jener meiner systematischen Auffassung erblicken. Ech. idbari Gmel. O. F. Müller (1779, 1, p. 94) berichtet, daß er die von ihm Ech. candidus genannte Art einmal auch im Darm von Cyprinus tdbarus gefunden hätte, und fügt einige Bemerkungen über diesen Fund bei. Hierauf gründet Gmelin (1791, P.: 3050, Nr. 735).die Art Ech. sdbari, welche nach Zeder (1803, p. 163) „ganz aus- zustreichen‘ ist. | Rudolphi (1802, p. 51—-53) beschränkt sich zunächst darauf, die Einheitlichkeit des Ech. candidus O. F. Müll. zu bezweifeln. Später verzeichnet er den Zch. zdbarı unter den zweifelhaften Formen (1809, p. 316, Nr. 58), indem er gleichzeitig an die Mög- lichkeit denkt, daß derselbe zu Zch. nodulosus gehöre. Auch in der Synopsis (1819, p. 81, Nr. 97) ist jedoch “ch. ıdbarı noch weiter unter den zweifelhaften Formen selbständig aufgeführt und wenn Bremser (1811, p. 26) und Westrumb (1821, p. 38), wohl infolge der von Rudolphi ausgegangenen Anregung, die Gmelin’sche Art in der Tat. als synonym zu “ch. proteus W estr. (= Ech. nodulosus Schrank = Fch. laevis Zoega) einziehen, so ist doch demgegenüber zu betonen, daß die tatsächlichen An- ‚gaben über “ch. ıdbarıi viel zu gering sind, um einer Synonymi- ‚sierung desselben mit “ch. laevıs mehr als durchaus hypothetischen ‘Wert verleihen zu können. Ech. inaequalis Rud. Im Magen und Dünndarm eines Dufeo buteo (L.) fand Jurine Echinorhynchen, die Rudolphi (1808, Tab. IV, Fig. 2 und 1809, p. 261, Nr. 8) unter obigem Namen abbildete und beschrieb. Der Rüssel ist hiernach ähnlich demjenigen von “ch. buteonis Gze., der ja auch demselben Wirt entstammt, und demjenigen der ver- schiedenen aus Eulen beschriebenen Echinorhynchen-Arten, denn ‘ob der von Rudolphi beobachteten ovalen Auftreibung in der Mitte des Rüssels die ihr von diesem Autor zugeschriebene ‚systematische Bedeutung wirklich zukommt, ist doch wohl recht zweifelhaft. Dagegen ist Ach. 2naequahs nur 11/2 Linien (d. h. ca. 3 mm) lang (gegenüber 21/2 Zoll = ca. 70 mm bei Zch. buteonıs). Lü he, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 233 Die Zahl der Querreihen von Haken auf dem Rüssel wird auf ca. 24 angegeben. Ein Hals ist vorhanden aber kurz, der Rumpf ist in seinem Vorderteil oval aufgetrieben, während sein hinterer (in der Abbildung abgeknickt gezeichneter) Abschnitt cylindrisch erscheint. Bei der recht erheblichen Zahl von Echinorhynchen-Arten, die aus mitteleuropäischen Falken und Eulen beschrieben worden sind, und der Schwierigkeit, diese Arten als wirklich voneinander verschieden zu erkennen, erhebt sich unwillkürlich die Frage, ob Ech. tnaequalis, der als eine der letzten dieser Arten bekannt gegeben wurde, nicht mit einer älteren Art zu identifizieren ist. Bei seiner erheblich geringeren Größe wäre dies nur dann mög- lich, wenn die Exemplare, die Rudolphi vorgelegen haben, noch sehr jung gewesen wären — was tatsächlich der Fall zu sein scheint. Bremser fand einen als Ech. 2naequalis bestimmten Zchıno- rhynchus bei der Untersuchung von 325 Bussarden nur 2mal und auf Grund der Untersuchung dieser Exemplare neigt Westrumb (7821, p. 14, Nr. 22) zu der Annahme, daß Ach. imaeguahıs mit Ech. buteonis identisch sei. Den Zch. 1naequals selbst oder doch jedenfalls eine ihm sehr ähnliche Form hat offenbar neuerdings de Marval (1902, p. 433) untersucht auf Grund von Exemplaren, die gleichfalls aus Buteo buteo, sowie ferner noch aus ,,Falco fumıdulus“ (anscheinend Schreibfehler statt Falco tinnunculus) stammten und die nach de Marval den Jugendzustand der von Zeder (1800, p. 128 bis 130) unter dem Namen Zch. globocaudatus beschriebenen Art darstellten (vergl. Weiteres hierüber unter dem letzteren Namen und unter Æch. aluconıs). Die Zahl der Haken-Querreihen am Rüssel gibt de Marval allerdings höher an als Rudolphi, denn nach ihm sollen in jeder Längsreihe 7—8 größere und 10— 11 an dem hinteren, von de Marval als Hals bezeichneten Teile des Rüssels sitzende kleinere Haken vorhanden sein. Da- neben wird aber auch einmal die Gesamtzahl beider Hakensorten auf 15—18 angegeben und in der beigefügten schematischen Ab- bildung werden 9 größere und 12 kleinere Haken gezeichnet. Die Anzahl der Querreihen würde sich also aus diesen einander wider- sprechenden Angaben zu mindestens 30 und höchstens 42 ergeben }). 1) Anmerkung bei der Correctur: Vergl. hierzu auch den nachträg- lichen Zusatz unter Ech, globocaudatus Zed. 234 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Ech. inflatus Rud. Mit diesem Namen belegt Rudolphi (1809) den von O. F. Müller zuerst geschilderten “ch. salmonıs (vergl. diesen). Nachdem diese Art als synonym zu Ech. Jusiforms Rud. ein- gezogen worden war (vergl. unter “ch. truttaeé Schrank) und bevor Creplin (1839, p. 284, Anm. 13) wieder ihre Selbstandig- keit erkannte, belegte Creplin’ (1820, p 30) mit demselben Namen Zch. inffatus eine ganz andere Art, die er im Darme von Hlaematopus ostralegus L. gefunden hatte. Dieser noch heute gebräuchliche Name “ch. infiatus Crepl. nec Rud. kann als homonym natürlich nicht erhalten bleiben. Wie ich während der Drucklegung dieser Arbeit aus der bereits mehrfach in nachträglichen Zusätzen berücksichtigten Mit- tellune de Marval’s (1904, p. 577, Nr. 12) ersehe, senecde u Forscher Zoch. crassıcolhs Villot (1875, p. 472, Far. Xen 9—10) aus Caldris arenaria (L.) sowie Ech. lanceolatus v. Linst. (1876, p. 2) aus Charadrius hiaticula L. als identisch mit Zeh. inflatus Crepl. nec Rud. an. Hiernach wäre Zch. crassicollis Vill. der giltige Name dieser Art, für welche de Marval vor- laufig den Creplin’schen Namen noch beibehalten hat. Ech. inscriptus Westr. Unter diesem Namen schildert Westrumb (1821, p. 15— 16, Nr. 27) Echinorhynchen, die Natterer in Brasilien im Darm von Turdus flavipes Vieillot und 7urdus albicollis Spix gefunden hatte. Die Exemplare aus dem ersten dieser Wirte, die als Typen der Art anzusehen sind, waren 6—10 Linien d.h. ca. 13—23 mm lang. Ein Hals fehlte. Der dem Rumpfe in schräger, fast querer Richtung angesetzte Rüssel war nur bei einem Exemplar aus- gestreckt, lang und mit ca. 20 Querreihen von kleinen aber kräf- tigen Haken dicht besetzt. Der Rumpf zeigte bei allen Exem- plaren eine Ringfurche Die Exemplare aus 7wrdus albicollis waren kleiner, nur 4 Linien d. h. ca. 9 mm lang, vielleicht aber nur wegen geringerer Streckung („corporis superficies magis. adhuc hinc illincve aequo modo constricta ac incisa est“). Zusatz bei der Correctur: Neuerdings erklart de Marval (1904, p. 574, Nr. 2) den Ech. inscriptus Westr. für identisch mit Ech. areolatus: Rud. (Vergl. diesen.) Solange die nähere Begründung hierfür noch aussteht, möchte ich aber doch aus denselben Gründen, die mich veranlaßten, weiter unten für die Selbständigkeit von Ech. mutabilis Rud. und Ech. tumidulus: Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 235 einzutreten, an der Auffassung festhalten, daß Ech. inscriptus Westr. dem europäischen Ech. areolatus Rud. zwar sehr nahe stehen mag, aber doch eine selbständige Art darstelle. Ech. kerkoideus Westr. Bei der Wiener Helminthensuche gelangten auch 156 Exem- plare von Spermophilus cıtıllus (L.) zur Untersuchung und wurden im Darme eines derselben Echinorhynchen gefunden, dieRudolphi (1819, p. 76, Nr. 54) unter der provisorischen ‚Bezeichnung „Zch. Calle antubtt und dıe dann Westrumb’(1825, p. 8, Ne =>) Lich. kerkotdeus taufte. Nach Westrumb’s Schilderung steht diese Art dem Zch. erimacez (R ud.) sehr nahe. Wie dort ist der Rumpf vorn am dicksten, um sich nach hinten allmählich zu ver- jüngen, sodaß er eine gewisse Ähnlichkeit in der Form mit dem Schlagstab des Webstuhles (xegxzıs) erhält, die Veranlassung zur Wahl des Namens wurde. Ein kurzer Hals ist vorhanden. Der üssel ist im Verhältnis zum Rumpfe sehr groß, aber nur mit 5 Querreihen verhältnismäßig starker Haken besetzt, die als wenig zurückgebogen bezeichnet werden, also anscheinend stark ab- stehen, ähnlich jedenfalls wie dies bei Zeh. anguillae der Fall ist, vgl. weiter unten (im nächsten Abschnitt) unter Acanthocephalus. Am Scheitel des Rüssels eine deutliche Papille. Der einzige greifbare Unterschied gegenüber Ach. erinacer (Rud.) besteht hiernach, wenn wir von der Verschiedenheit der Wirte absehen, bisher in der 5-Zahl der Hakenreihen, deren Rudolphi bei Eck. erinacer nur 4 gefunden hatte. »ÆEch. Labri“ Rud. Enter dieser Bezeichnung führt Rudolphi (erg p so; Nr. 90) einen Zciumorhynchus aus dem Darme von Crenilabrus finca (Brünn.) an, der sich in dem Wiener Museum befindet und der nach Westrumb (1821, p. 42, Nr. 85) einmal in einem einzigen Exemplar gefunden worden war, während 5 Exemplare des genannten Wirtes zur Untersuchung gelangt waren, und der wegen schlechter Erhaltung sowie größtenteils eingezogenen Rüs- sels nicht bestimmt werden konnte. Ech. lacustris Zoega in O. F. Müller 1776 (p. 214 Nr. 2598). Ist kein Achznorhynchus, sondern ein Nematode! (cf. Muller 1780; % pr 205) | == Cuvewlanus (sic!) Jacusins ©. F. Müller 1780 = Cucullanus elegans Zeder 1800. Zool. Annalen. I. 16 236 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Ech. o Zoega. Die Art ist aufgestellt in O. F. Müller’s Prodromus (1776, De Zig Nr. 2001) Beioelueotsist nur die kurze Diagnose: ,.pro- boscide echinata, pone apicem in sphaeram laevem dilatata.‘ Alles weitere, sogar die Wirtsangabe fehlt. Auch aus der späteren Literatur ist nicht zu entnehmen, aus welchem Wirt Zoega’s Originalexemplare stammten. Trotzdem kann in Rücksicht auf die ‚„sphaera laevis“ über die Identität der Art mit Zch. pro- Zeus Westr. kein Zweifel sein. O=E. Müller (17,7% Lab XXX Hecker) hellen: dann Abbildungen des “ch. laevis nach Exemplaren aus Pleuro- nectes limanda L. Später fand derselbe (1779, 1, p. 89) in einer nicht namhaft gemachten Gadus-Art Echinorhynchen, welche er für Æch. laevis erklärte und von denen er diejenigen aus /leuro- nectes limanda L. als Ech. attenuatus nov. spec. unterschied. Die bereits bei Besprechung von Zeh. atlenuatus citierten Species- unterschiede, welche er anführt, sind jedoch durchaus unzureichend, wie bereits Rudolphi (1802, p. 59—61) erkannt hat. Trotzdem aber hat sich Rudolphi nicht entschließen können beide Arten . für identisch zu erklären. Dies tut nur Zeder (1803, p. 155 —156, Nr. 21). Rudolphi (1809, np. 284—290, Nr. 26—27) dagegen trennt beide Arten und rechnet den Ech. laevis Zoega, O. F. Müll. 1779 nec O. F. Müll. 1777, der inzwischen von Gmelin (1791, p. 3048, Nr. 28) in Ach. annulatus umgetauft war, zu Ach. nodulosus Schrank, den ch. attenuatus O. F. Müll. 1779 = Ech. laevis O. F. Müll: 1777 nec ©. E Müller 1779 deerew zu Lich. lerehcolhs Rud. Schon hieraus geht hervor, daß die Geschichte des Ech. laevis eine sehr complicierte ist. Sie wird dies in noch höherem Grade dadurch, daß dieselbe Art vielfach gefunden und für neu gehalten wurde, derart, daß bei keiner zweiten Echinorhynchenart die Synonymie so reichhaltig: ist wie bei Zch. laevıs. Erst Bremser (1811, p. 26) erkannte die les tität der bis dahin unterschiedenen langhalsigen Fischechino- rhynchen und von Westrumb (1821, p. 37—39) erhielt der so . geschaffene einheitliche Artbegriff den noch heute üblichen Namen Ech. proteus, der indessen dem prioritätsberechtigten Namen £c4. laevis zu weichen hat. Bezüglich weiterer Einzelheiten verweise ich, um Wiederholungen zu vermeiden, auf die Besprechung der Synonyme von Zch. laevıs, das sind nach dem derzeitigen Stande unserer Kenntnisse Æchinorhynchus annularıs, Ech. annulatus, Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 237 Ech. attenuatus, Ech. barbi, Ech. bramae, Ech. candidus, Ech. dolio Gabi, Ech ıidbarı, „oh. Lavare, Bahstevss, Ech. longicollis, Ech. nodulosus, Ech. ovatus, Ech. pıscinus, Ech. proteus, „Ech. Salmonum, Ech. salvelini, Ech. sphaericus, Ech. subglobatus, Ech. sublobatus, Ech. tenuicollis, Ech. tereticollıs und Taenıa longicollis. | Der Rüssel der Art ist nach Westrumb bald cylindrisch, bald mehr keulenfòrmig, mit ca. 20 Querreihen von Haken be- setzt. Der Hals ist sehr lang, aber im tibrigen verschieden ge- staltet (bald cylindrisch, bald konisch; bald runzelig, bald glatt) („in plurimis apice in machinulam rotundatam est exten- datum, quae duabus ex membranis glaberrimis formata.“ Der größte Durchmesser des sich nach vorne wie nach hinten ver- jüngenden Rumpfes ist bald mehr dem Vorder-, bald mehr dem Hinterende genähert. Die Lange der Würmer betrug 5—8 Linien d. h. ca. 11—18 mm. In der Mehrzahl waren sie weiß; in einer Barbe wurden aber von Westrumb selbst außer solchen, weißen Exemplaren auch noch rötliche (aurantiaci) gefunden, die im übrigen keine Unterschiede erkennen ließen. Die rötlichen Exem- plare sollen aber alle tot gewesen sein und will Westrumb (1821, p. 61) diese Farbe auf postmortale Imbibition von „mucus intestinalis“ zurückführen. Gefunden wurde Zchinorhynchus laevis bei der Wiener Hel- minthensuche nach Westrumb in Acıpenser huso bei Unter- suchung von 6 Exemplaren ımal!), in Coffus gobio L. bei Unter- suchung von 170 Exemplaren 5mal, in Acerına cernua (L.) bei Untersuchung von 71 Exemplaren 6 mal, in Zueroperca lucioperca (L.) bei Untersuchung von 363 Exemplaren nur 3 mal, in Acerina schraetser (L.) bei Untersuchung von 63 Exemplaren 2 mal, in Salmo hucho L. bei Untersuchung von 46 Exemplaren 1 mal, in Salmo sal- velinus L. bei Untersuchung von 795 Exemplaren nur 7 mal, in Salmo trutta L. bei Untersuchung von 11 Exemplaren nur i mal, in Thymallus thymallus (L.) bei Untersuchung von 45 Exemplaren 1) Möglich, daß dies derselbe Fund ist, welcher nach Hamann’s (1891, p. 203 und 207 bez. gı und 95) Schilderung dem Æch. anguillae O. F. Müll. (vergl. diesen) zuzuzählen ist, so daß dann die irrtümliche Bestimmung dieser Echinorhynchen aus Acipenser huso nicht erst Diesing zur Last fiele, wie Hamann annahm, sondern bereits in der Zeit vor dem Erscheinen von Westrumb’s Monographie erfolgt wäre. Daß Westrumb selbst den Ach. anguillae nicht untersucht hat, ist ja bereits bei Besprechung des Zch. globulosus Rud. betont worden. 16* 238 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. gmal, in Barbus barbus (L.) bei Untersuchung von 48 Exemplaren 14mal, in Gobzro gobio (L.) bei Untersuchung von 348 Exemplaren nur 2mal, in /dws idus (L.) bei Untersuchung von 13 Exemplaren i mal, in Phoxinus phoxinus (L.) bei Untersuchung von 635 Exem- plaren 31mal, in Leucescus rutilus (L.) bei Untersuchung von 204 Exemplaren 17mal. Endlich wurden auch bei Untersuchung von 482 Exemplaren von Lofa lofa (L.) 201mal Echinorhynchen gefunden, ohne daß bei dieser Statistik die Funde von £ck. laevis Zoega und “ch. lucit O.F. Miller auseinandergehalten worden sind. Westrumb (1821, Taf. III. Fig. 22—28) gibt auch bereits Abbildungen über den inneren Bau dieser von ihm Ech. proteus genannten Art. Ech. lagenaeformis W estr. Bei der Untersuchung von 109 Exemplaren des Circus cyaneus (L.) in Wien wurde ein einziges Exemplar eines Lchino- rhynchus gefunden, welchen Rudolphi (1810, p. 76, Nr. 56) provisorisch als Ach. Falconis cyanez registriert und welchen später Westrumb (1821, p. 7, Nr. 8) als Vertreter einer besonderen, Ech. lagenaeformis genannten Art ansieht, zumal er sich von allen anderen in Falken beobachteten Echinorhynchen sehr auffällig unterscheidet. Er war ı!/a Linien (d.h. etwas über 3 mm) lang, mit großem kugeligem Rüssel, der nur 5 Querreihen von Haken trägt, mit sehr kurzem Halse und nach hinten zu stärker wie nach vorn zu sich verschmächtigendem Rumpfe. Westrumb denkt an die Möglichkeit, daß das gefundene Exemplar nur ver- irrt war und der normale Wirt der Art ein anderer ist. Wie übrigens ein Blick auf Diesing (1851, p. 23, Ne 0) v. Linstow (1878, p. 109, Nr. 638) lehrt, ist Eck. lagenaeformıs Westr. in Europa nicht wieder gefunden oder wenigstens nicht wieder erkannt worden und es ist mir daher nicht klar, worauf v. Ihering’s (1902, p. 47) Annahme beruht, daß „bei den euro- päischen Arten von Duteo, Milvus, Circus etc. Echinorhynchus caudatus und £. lagenaeformis ebenso gemein sind, wie in Brasilien bei den entsprechenden Arten.“ (Vergl. hierzu auch unter £ck. buteonis Schrank und Ech. tumidulus Rud.) Andererseits scheint mir die Vermutung nahe zu liegen, daß Zch. lagenae- formis Westr. die geschlechtsreife Form von Zch. oligacanthus Rud. sei (siehe diesen), ebenso wie ich auch vermute, daß jener Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 239 Echinorhynchus brasilianischer Raubvögel, welchen Diesing und im Anschluß an ihn auch v. Ihering mit dem europäischen Zch. lagenaeformis Westr. vereinigen, die geschlechtsreife Form von Ech. ohgacanthoıdes Rud. ist. Ist doch diese Jugendform nach Natterer’s Sammlungen in brasilianischen Schlangen ebenso häufg wie der angebliche Ech. lagenaeformis in dortigen Raub- vôgeln. Diese Auffassung kann meiner Ansicht nach dadurch nur gestützt werden, daß bereits Diesing zwei brasilianische Raubvögel, die auch unter den Wirten von Zch. lagenaeformıs Dies. nec Westr. figurieren, daneben noch als Wirte von Zch. oligacanthoides Rud. anführt (vergl. bei letzterer Art), denn die damals bereits als identisch mit dieser Larvenform erkannten Exemplare können doch offenbar nur sehr jung gewesen sein. Ob aber außerdem auch noch andere Unterschiede zwischen den von Diesing unterschiedenen Arten bestanden, erscheint zweifelhaft. Zusatz bei der Correctur: In seiner mehrerwähnten vorläufigen Mitteilung zieht de Marval (1904, p. 581, Nr. 30) Ech. lagenaeformis Westr. ein als synonym zu Ech. compressus Rud., welch letztere Art übrigens meines Wissens in ihren Wirten Lycus monedula (L.) und Corvus cornix L. bisher ebensowenig wieder aufgefunden ist wie Ech. lagenaeformis Westr. in euro- päischen Falken. Außer dem im Sinne Diesing’s und Ihering’s erwei- terten Artbegriffe Ech. lagenaeformis Westr. = „Ech. Falconis cyanei“ Rud. und dem bereits von Westrumb als Ech. compressus Rud. bestimmten „Ech. Cornicis“ Rud. sieht de Marval weiter noch als synonym zu derselben Art an: Ech. macracanthus Westr. = „Ech. Charadrii pluvialis“ Rud. aus dem hier genannten europäischen Wirt, Ech. manifestus Leidy (1856, p. 48) = „Ech. Pici.collaris“ Leidy (1850, p. 98)') aus der nordamerikanischen Specht- Art Colaptes mexicanus (Aud.) (= C. collaris Vig.), Ech. spira Dies. aus brasilianischen Aasgeiern — Sarcorhamphus papa (L.) und zwei von Diesing (1851, p. 34, Nr. 38) als Cathartes aura und Cathartes urubu bezeichneten Catharista- Arten, wahrscheinlich Catharista atrata (Bartr.) = Vultur aura L. e. p. und Catharista urubitinga (Natt. & Pelz.) — sowie Ech. taenioides Dies. aus Cariama cristata (L.) = Dicholophus cristatus Illig. = Microdactylus marcgravu Geoffr. Schon bis hierher bietet diese Synonymie manches auffallende. Danach wiirde ein und dieselbe Art in Mitteleuropa und Nordamerika bei Végeln von sehr verschiedener Lebensweise nur vereinzelt beobachtet, dagegen in Bra- silien außerordentlich häufig sein und zwar häufig vor allem bei Falconiden 1) Da mir die beiden Publicationen Leidy’s zur Zeit nicht zugängig sind, kann ich vorläufig nicht entscheiden, ob der Wirtsgenitiv in diesem Falle ein prioritäts- berechtigter Artname oder nur eine registrierende Bezeichnung ist. Mein Citat beruht auf Diesing’s Revision der Rhyngodeen. 240 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. (nach den Sammlungen Natterer’s und den Angaben v. Ihering’s). Trotz dieser Häufigkeit der Art waren aber alle von Natterer in brasilianischen Falconiden gesammelten Arten nur 1—2 Linien d. h. ca. 2—4,5 mm lang (nach Diesing 1851, p. 23, Nr. 10), während der von de Marval zur gleichen Art gerechnete Ech. spira der Aasgeier im männlichen Geschlecht eine Länge von 2 Zoll d. h. ca. 5 cm, im weiblichen sogar eine solche von 8—11 Zoll d. h. ca. 20—30 cm erreichte (nach Diesing 1851, p. 34, Nr. 38) und auch bei Ech. taenioides aus der sich hauptsächlich von Kerfen, daneben allerdings auch noch von Eidechsen, Schlangen u. dgl. nährenden Cariama das Männ- chen 8 Zoll d. h.ca. 20 cm, das Weibchen über einen Fuß d.h. ca. 35—40 cm ‘lang wird (nach Diesing 1851, p. 23, Nr. 8). Auch Hamann (1895, p. 3—4) macht auf Grund einer Nachuntersuchung der Originalexemplare ähnliche Längenangaben: Zch. spira, Männchen bis 10 cm, Weibchen bis 30 cm lang; Ech. taenioides, Männchen bis 30 cm, Weibchen bis 40 cm lang. Wenn diese Arten wirklich mit dem von Diesing als ‘Ech. lagenaeformis bestimmten Parasiten der brasilianischen Falkenarten identisch sind, warum bleibt dann dieser letztere trotz seiner Häufigkeit immer so erheblich kleiner? Bezüglich Ech. oligacanthus Rud. und Ech. oligacanthoides Rud. scheint de Marval zu einer ähnlichen Auffassung gekommen zu sein wie ich selbst, da er auch diese beiden Arten, wenngleich unter Beifügung eines Fragezeichens, als synonym zu Ech. compressus Rud. d. h. also auch als synonym mit Ech. lagenaeformis Westr. sensu Diesing bezeichnet. Außerdem reiht er ihnen, gleichfalls mit einem Fragezeichen, auch noch die encystierte Jugendform an, welche Fraipont (1882, p. 6-7, Fig. 8—10) in Uromastix acanthinurus Bell gefunden und Ech. uromasticis Fraip. genannt hat. Wie aber all die Vogel- arten, welche vorstehend als Wirte der geschlechtsreifen Echinorhynchen ge- nannt wurden und welche sich doch in sehr verschiedener Weise ernähren, imstande sein sollen, sich mit ein und demselben Echinorhynchus zu inficieren, dessen Jugendform in Reptilien schmarotzt, ist noch nicht klar und wird auch nicht klarer durch die letzten Namen, welche die von de Marval zusammen- gestellte Synonymenliste noch enthält. Es sind dies nämlich Ech. ricinoides Rud. und „Ech. Coraciae“ Rud. d. h. die bereits von Westrumb zu einer Art zusammengefaßten Echinorhynchen, welche je einmal in der Leibeshöhle (encystiert?) des Wiedehopfs und der Blauracke und einmal im Darm (frei?) des Wiedehopfs gefunden wurden. Wenn in einer Zeit, welcher der Wirts- wechsel der Echinorhynchen noch unbekannt war, Helminthen, die zwar beim gleichen Wirt aber z. T. im Darm z. T. in der Leibeshöhle gefunden worden waren, unbedenklich zu ein und derselben Art zusammengefaßt wurden, so braucht uns dies nicht Wunder zu nehmen. Wenn aber das gleiche auch heute noch geschieht, so dürfen wir den Versuch zur Erklärung eines solchen Vorkommnisses erwarten und es bleibt deshalb vorläufig abzuwarten, ob de Marval’s versprochene Monographie der Vogel-Echinorhynchen die von ihm angenommene Verbreitung des Ech. compressus Rud. in befriedigender Weise zu erklären vermag. (Vergl. auch weiter unten unter Ech. rıcinoides Rud. sowie den nachträglichen Zusatz zu Ech. fasciatus Westr. auf p. 206.) Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 241 Ech. lancea Westr. Unter diesem Namen schildert Westrumb (1821, p. 26—27, Nr. 49) Echinorhynchen aus dem Darm von Vanellus vanellus (L.) die augenscheinlich der gleichen Art angehören, wie ein von Goeze beobachteter Echinorhynchus, den Gmelin (1791) Ech. vanelli getauft hatte. “ch. lancea ist also synonym zu Zch. va- nella und Weiteres über die Art findet sich deshalb unter letz- terem Namen. ssEch. Lari. Unter dieser besonderen Bezeichnung schildert Rudolphi (1819, p. 671) die aus Larus spec. stammenden Exemplare von Lich, sphaerocephalus Brems. Vergl. deshalb unter dem letzteren Namen. „Ech. Lavareti Rud. Koelreuter (1771, p. 513—514) berichtet, daß er im Darm, namentlich im Enddarm, von Coregonus lavaretus (L.) Würmer von t/2—21'/2 Linien (d. h. ca. 1—5,6 mm) Länge gefunden habe, welche dem Acanthocephalus aus Leuciscus rulılus sehr ähnlich, aber so fest in die Darmwand eingebohrt waren, daß beim Ver- such, sie gewaltsam loszulösen, der Rüssel in der Regel (,saepius“) abriß und stecken blieb. Rudolphi (1809, p. 313, Nr. 53) wagt nicht zu bestimmen, ob es sich um eine besondere Art oder um Lich, nodulosus Schrank gehandelt habe und verzeichnet deshalb den Koelreuter’schen Fund unter der indifferenten Bezeich- nung „Zch. Lavaretı“. Später faßt Rudolphi (1819, p. 80, Nr. 93) diesen „Zeh. Lavareti mit dem Ech. sublobatus Gmel. sowie mit den in Wien in verschiedenen Salmoniden gefundenen und von Westrumb (1821, p. 37—39) zu Zeh. proteus gerechneten Echino- rhynchen unter der Bezeichnung ,,Ach, Salmonum“ zusammen. Westrumb (1821) rechnet dann auch den „Zch. Lavareti* zu Lich, proteus (prioritàtsberechtigter Name: Ech. laevis Zoega). Er folgt hierin seinem Lehrer Bremser (1811, p. 26), der zuerst die Vereinigung der bis dahin unterschiedenen langhälsigen Echino- rhynchen aus mitteleuropäischen Fischen zu einer Art vorgenommen hatte, wenn er auch diese Art noch nicht Ach. proteus nannte, sondern ihr den Rudolphi’schen Namen Ech. fereticollis bei- leste. Die von Koelreuter betonte innige Fixierung an der 242 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Darmwand spricht in der Tat für die Identität des „Zch. Lavaret mit Zch. laevis. | ‘A Ech. lendix (Phipps) = Srpunculus lendix Phipps. Im Darm einer Eiderente fand Phipps (1774, p. 103, Taf. VII, Fig. A—C und 1775, p. 197—198, Taf. XII, Fig. 1 A--C) Para- siten, die er Szpunculus lendix nennt, die aber unzweifelhafte Echinorhynchen darstellen. Aus ihrer Beschreibung ist anzu- führen, daß sie krokusfarben waren und 3 Linien (d. h. ca. 6,5 mm) lang, daß sie mit Hilfe eines kurzen Rüssels an der Schleimhaut ihres Wirtes befestigt erschienen und dafi am Hinterende eine einfache Offnung sichtbar war „pro lubitu extensibilis“. Wichtiger als diese kurzen Angaben des Textes sind die Abbildungen, von denen eine ein Stück Darmwandung mit anhaftenden Würmern, die zweite einen einzelnen Wurm vergrößert, die dritte einen ebensolchen mit gespaltenem Hautmuskelschlauch darstellt. Be- weisend für die Echinorhynchen-Natur der fraglichen Art ist namentlich die letztgenannte Abbildung. Sie läßt nämlich die beiden Lemnisken erkennen sowie das Ligamentum suspensorium, welches ungefähr im zweiten Viertel der Längsausdehnung des ganzen Tieres eine starke Anschwellung zeigt, die den beiden dicht benachbarten Hoden entsprechen könnte Scheint doch auch die von Phipps im Text erwähnte Öffnung am Hinterende darauf hinzuweisen, daß die Schilderung sich auf Männchen be- zieht, deren für den Durchtritt der Bursa bestimmte Genital- öffnung weiter und daher leichter wahrnehmbar erscheint als die der Weibchen — auch wenn man aus dem „pro lubitu extensi- bilis“ nicht direkt schließen will, daß Phipps auch das Hervor- treten der Bursa direkt gesehen hat. Ein Echinorhynchen-Rüssel ist freilich in keiner der Figuren dargestellt worden. Offenbar ist derselbe von Phipps überhaupt nicht gesehen worden, viel- mehr stellt das von diesem als Rüssel (,,trompe“ bez. ,rostrum“) bezeichnete Organ nur die Basis des Halsabschnittes dar, während der Rüssel und der größte Teil des Halses beim Loslösen der Würmer in der Darmwand der Eiderente stecken blieben. Denn daß dieser Zchinorhynchus der Eiderente in derselben Weise in der Darmwand fixiert ist wie das Weibchen des unter dem Namen Ech. filicollis Rud. am bekanntesten gewordenen Echinorhynchus der mitteleuropäischen Enten, wird ausdrücklich von Rathke (1799, p. 71—72) berichtet, der den Ech. lendıx wieder beobachtet Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 243 hat und betont, daß die Stelle, wo ein solcher sitzt, bereits an der Außenfläche des Darmes deutlich erkennbar sei infolge der erheblichen Geschwulst („betydelige haevelse“), welche der Rüssel verursacht habe. In der Tat lassen auch die Abbildungen von Phipps im Habitus der ganzen Tiere eine ganz unverkennbare große Ähnlichkeit mit den Weibchen von Zch. filicollis Rud. erkennen. Westrumb (1821, p. 33 ff.), der alle Echinorhynchen aus Enten zu einer einzigen Art zusammenfaßt, führt dementsprechend Stpunculus lendıx als synonym zu Zch. polymorphus Brems. auf. Die Angaben von Phipps sind aber nicht ausreichend, um die von ihm beschriebene Art bereits jetzt mit einer der aus mittel- europäischen Enten bekannt gewordenen Echinorhynchen-Arten zu identificieren. Bei einem diesbezüglichen Versuche könnte trotz der bereits erwähnten Angaben, die auf Männchen hinzu- deuten scheinen, auf Grund der Formverhältnisse der ganzen Tiere nur das Weibchen von £ch. filicollis Rud. in Frage kommen. Solange aber das Vorkommen dieser Art in Somateria mollissima (L.) nicht durch bisher noch fehlende neuere und einwandfreie Beobachtungen sicher gestellt ist — Braun (1891, p. 377) hat in der Eiderente nur “ch. minutus Gze. gefunden, zu dessen Identi- ficierung jeder andere Anhaltspunkt fehlt — kann ich Zch. lendıx (Phipps 1774) auch noch nicht als identisch mit dem mitteleuro- päischen “ch. filtcollis Rud. und damit als ältesten prioritäts- berechtigten Namen für diese Art anerkennen. Ich halte es viel- mehr für richtiger als prioritätsberechtigten Namen für Ach. fil- colas ud. nur Ech. anatıs Schrank nec Gmelin anzusehen (siehe unter diesen Namen) und Zch. lendix als eine Species inquirenda zu betrachten, die mit Ach. anats vielleicht nur nahe verwandt ist. Da Phipps erzählt, daß Hunter die Echinorhynchen der Fiderente untersucht habe, so ist es möglich, daß von diesem Ech, lendix ebenso wie von Ech. balaenae noch Originalexemplare in London vorhanden sind. (Vergl. unter Zch. balaenae.) Gmelin (1791, p. 3045, Nr. 10) und ihm folgend auch Bosc (1802, p. 6), Rathke (1799, p.-71—72) und Zeder (1803, p. 161, Nr. 38) nennen den Zch. lendix der Eiderente Ech. borealıs, wäh- rend Rudolphi (1809, p. 304—306, Nr. 41) ihn einfach als ,,Ech. Anatis mollissimae‘‘ verzeichnet. Die Echinorhynchen, die Hunter einer Angabe von Phipps zufolge in nicht näher bezeichneten 244 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Bartenwalen gefunden und für identisch mit Szpunculus lendix Phipps gehalten hatte, sind dagegen von Gmelin unter dem Namen Æch. balaenae als besondere Art abgezweigt worden. (Siehe diese.) Zusatz bei der Correctur: Erst nachträglich bin ich darauf auf merksam geworden, daß v. Linstow (1901, p. 279—280, Taf. I, Fig. 15— 17) den Namen Ech. borealis neuerdings für eine ganz andere Art — aus Lofa Jota (L.) — angewendet hat. Selbstverständlich kann diese letztere Art den ihr von v. Linstow gegebenen Namen nicht behalten. Ihre Umtaufe hat aber meines Erachtens Zeit, bis auch sie durch genauere Untersuchung besser bekannt geworden ist. „Ech. levis O. F. Müll.“ Irrtümliches Citat bei Zeder (1803, p. 155—- 156, Nr. 21} statt Zeh. laevis. Ech. linearis Westr. Mit diesem Namen belegt Westrumb (1821, p. 10, Nr. 16) eine Echinorhynchen-Art, die in Wien bei Untersuchung von 26 Exemplaren von Sterna cantiaca Gmel. einmal gefunden und daraufhin von Rudolphi (1819, p. 78, Nr. 79) provisorisch als. „Zeh. Sternae“‘ verzeichnet worden war. Länge 2 Zoll d. h. ca. 5o mm und darüber bei einer Dicke von kaum einer Linie d. h. ca. 2 mm, Hals kurz, Rüssel eiförmig, mit 12 Querreihen von Haken. Seiner sehr kurzen Beschreibung hat Westrumb auch eine Abbildung (Tab. I. Fig. 2) beigefügt. Ech. lineolatus O. F. Müll. Unter diesem Namen liefert O. F. Müller (1777, Taf. XXXVI, Fig. 11—14 bez. 1779, 1, p. 96—98) Abbildungen und nähere Beschreibung eines Æchinorhynchus, der ausweislich des. beigefügten Citates „Zool. d. prodr. 2599“ identisch ist mit Ech. gadı Zoega 1776. Unter dem gleichen Namen ist die Art auf Grund der Angaben von Müller und Pallas (der sie anfäng- lich zu seiner 7aenia haeruca gerechnet, später aber als Tuenıa lumbricalıs abgezweigt hatte) noch angeführt bei Gmelin (1791, p. 3047, Nr. 24), Bosc (1802, p. 8), Zeder (1803, p'152 Pme) und Rudolphi (1809, p. 281—282, Nr. 24), bis Rudolphi (1819, p. 71 u. 324, Nr. 32) sie mit Zeh. acus Rud. vereinigte. Wer teres siehe daher unter letzterem Namen, ferner unter Ach. can- Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 245 didus und vor allem unter Ach. gadı, welch letzteren Namen ich als prioritatsberechtigt ansehe. Ech. longicollis (Pall.) Gze. Unter dem Namen Taenza longicollis schildert Pallas (1781, I. Bd. p. 110—111) kurz einen Æchinorhynchus, den er selbst für identisch mit Ach. laevis Zoega halt und der außer in Pleuro- nectes limanda L. ‚auch in Dorschen anzutreffen“ ist. In der Form Zchinorhynchus longicollis findet sich der Name zuerst bei Goeze (1782, p. 162—163, Tab. XII, Fig. 12—14, dessen Exem- plare gleichfalls aus dem „Dorsch“ d. h. Zo/a lota (L.) stammten und der die Art gleichfalls für identisch erklärt mit dem Ech. attenuatus O. F. Mill. aus Pleuronectes limanda, welchen O. F. Müller (1777) anfänglich ch. laevis Zoega genannt hatte. Schrank (1788, p. 26, Nr. 86) und Rudolphi (1802, p. 61) sehen deshalb den “ch. longicollis als synonym zu Zeh. attenuatus an. Gmelın (1791, p. 3047, Nr. 25), Bose (1802, p. 8) und Zeder (1803,.p. 156 f, Nr. 23) führen dagegen den “ch. longicollis noch neben Zch. attenuatus als besondere Art an und Zeder motiviert dies ausdrücklich durch die verschiedene Darstellung von Hals. und Rüssel in den von O. F. Müller und von Goeze publi- cierten Abbildungen. Trotzdem ist aber jedenfalls “ch. longicollis (Pall.) Gze. synonym zu Ech. laevis Zoega (= Ech. attenuatus O. F. Müll... Bereits Rudolphi (1802, p. 61) hat mit Recht betont, daß Goeze’s Abbildungen des “ch. longicollis „nicht taugen“. Ein Zchmorhynchus mit derartig gestaltetem Hals und Rüssel ist nie wieder beobachtet worden und seit Zeder (1803): ist auch “ch. longicollis nie wieder als selbständige Art ange- geführt worden. Ech. lophii Gmel. Die Echinorhynchen, welche O. F. Miller (1779, 1, p. 95) in Lophius piscatorius L. gefunden und zu Zch. candidus gestellt hatte (vergl. unter Ech. candidus) führt Gmelin (1791, p. 3050, Nr. 47) als besondere Art Ach, lophit an. Diese Art ist nach Rudolphi 01802, pi 53), „wohl auszustreichen nach Zeder (1803, p. 103) „ganz auszustreichen“, nach Rudolphi (1800, p. 517 f. Nr. 61): durchaus zweifelhaft, da O. F. Mùller mehrere verschiedene Arten unter dem Namen Ech. candıdus zusammengeworfen habe und daher zweifelhaft bleibe, ob die Echinorhynchen aus Zophius 246 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. zu dieser oder zu einer anderen Art gehören. Später hat jedoch Rudolphi (1819, p. 71, Nr. 32), dem sich dann auch Westrumb agen, p: 24, Ne. 44) anschlob, den Ech. lophu zu Ech. acus ge- zogen. Vergl. aber auch Ech. pumilo Rud. Ech. lueii O. F. Müll. Diese Art, die bereits Leeuwenhoek (1722) im Aal beob- achtet zu haben scheint (vergl. oben p. 145) wurde von O. F. : Müller (1777, Taf. XXXVI, Fig. 4—6) zuerst nur durch Ab- bildungen bekannt gegeben. In der beigegebenen kurzen Figuren- Erklärung (,,Achinorhynchus luci Z. D. pr. 2657. In Intestino angustiori Lucii Esocis“) findet sich zwar ein Hinweis auf Müller’s Prodromus, der jedoch auf einem Versehen beruht, denn dort ist unter der angeführten Nummer Zaenza solida (= Sclustocephalus sol.) angeführt. Dagegen hat Müller bereits im nächsten Jahre (1778, p. 189— 196) eine ausführlichere Beschreibung der Art ge- liefert, die durch den hier gewonnenen Einblick in den inneren Bau für die Echinorhynchen-Forschung überhaupt eine epoche- machende Bedeutung gewonnen hat (vergl. oben p. 148), zur Cha- rakterisierung der Art aber wiederum nur durch die beigefügten Abbildungen von Männchen und Weibchen beiträgt. Die nächste Schilderung der Art von seiten Müller’s (1779, 1, p. 90—gı) bringt nichts wesentlich Neues, trotzdem jetzt auch auf die äußere Form mit einigen Worten eingegangen wird. Goeze (1782, p. 156) beschreibt die gleiche Art unter dem Namen Zch. candıdus (siehe bei diesem sowie bei Zch. sturzionts Gmel); Schrank (1788, p. 23-24, Nr. 78 und’ 18035 pire, Nr. 3113), sowie Gmelin (1791, p. 3049, Nr. 38) und Bot (1802, p. 10) führen sie nur kurz unter dem Namen Ech. lucii an. Froelich (1791, p. 100—ıor) berichtet, daß er dieselbe Art auch ziemlich häufig in Perca fluviatilis gefunden habe, wo sie „ge- wöhnlich gleich unter dem Pförtner des Magens, öfter aber auch tiefer unten im Darmkanal“ wohne. Auch betont Froelich, daß die Art „einen zwar kurzen, aber deutlichen, walzenrunden Hals besitzt“, während sie in Müller’s Abbildung, die jedoch sonst ,,vortrefflich, ganz nach der Natur ausgefallen“ sei, halslos dargestellt ist. Zeder (1800, p. 118 und 123—125) will jedoch diese Angaben Froelich’s auf eine andere Art beziehen (vergl. unter Zch. percae) und soll nach ihm Zch. luci ausschließlich im Hecht vorkommen. Von den Unterschieden zwischen beiden Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 247 Arten, die Zeder anführt, halt jedoch Rudolphi: (1802, p. 53 bis 56) nur die Zahl der Hakenreihen für „ziemlich sicher“ und diese erklärt er für „kein gutes Kennzeichen“, obwohl er doch auch wieder ausdrücklich betont, daß es „scheint‘, daß Zeder „Glauben verdient“. Hatten bereits Goeze und Zeder im Darme von Zofa lota (L.) Echinorhynchen gefunden, welche dem £c%. lucı sehr ähnlich waren, so berichtet jetzt auch Rudolphi (1802, p. 53—-55, Nr. 6) über Echinorhynchen aus dem gleichen Wirt, die er zu Ech. luci ziehen möchte, welch letztere Art er zur Vermeidung ihrer Be- nennung nach dem Wirt freilich in Ach. angustatus umtauft. Auch in Delone belone (L.) will Rudolphi die gleiche Art gefunden haben, während es ihm bei Echinorhynchen aus Gasterosteus acu- leatus IL. noch zweifelhaft ist, ob sie zu Ech, lucır oder zu Ech. percae = Ech. ajınıs Wud, gehören. Unter dem Namen “ch. angustatus findet sich die Art dann auch bei Zeder angeführt (1803, p. ı51— 152, Nr.7 -- nur Diag- nose und Literatur), sowie bei Rudolphi (1809, p. 266 — 268. Nr. 13), dessen Besprechung gleichfalls nichts Neues bringt. In dem Wiener Helminthencatalog (1811, p. 26) sind dann Ue ©. BP. Müll. CZ #eh. ansustalus Wud.) und Reh. peroae Gmiel. Ecrans Rud. nee Gmel) unter dem Namen ZeA. angustatus Rud. zu einer Art vereinigt worden und dem schließt sich auch Rudolphi (1819, p, 68 und 318—319, Nr. 19) auf Grund der Vergleichung einer größeren Zahl von Exemplaren an, indermrer oleichzeitio auch den von Hrocliehr(18502,P. 73 2 Nr. 40) in Perca fluviatilis L. gefundenen „Zch. candıdus“ zu Ech. angustatus zieht und Solea solea (L.), in der er den “ch. angus- tatus in Neapel gefunden haben will, als neuen Wirt anfuhrt. Bei der Wiener Helminthensuche ist die so umgrenzte Art nach Westrumb (1821) gefunden worden in Zofa lofa (L.) (die Zahl von 201 Funden auf 482 Untersuchungen umfaßt außer der vorliegenden Art auch noch den Zch. laevıs), Pleuronectes flesus L. (1mal auf 2 Untersuchungen), Pleuronectes passer L. (3 mal auf 4 Untersuchungen), Perca fluviatilis L. (142mal bei 375 Unter- suchungen), Zucroperca lucioperca (L.) (nur 3 mal auf 363 Unter- suchungen), Acerina cernua (L.) (5mal auf 71 Untersuchungen), Silurus glanis L. (imal auf 26 Untersuchungen), sox lucius L. (nur 37 mal auf 867 Untersuchungen) und Coffus gobio L. (3 mal 248 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. auf 170 Untersuchungen). Als auffällig kann nach dem von Westrumb mitgeteilten Untersuchungs-Protokoll auch noch die relative Seltenheit der Art in den Sommer- und Herbst-Monaten hervorgehoben werden. Weitere Wirte der Art siehe noch in der Besprechung von Zch. percae Gmel. Bei der auch durch neuere Untersuchungen bestätigten Häufigkeit des Zch. luck ist die mangelnde Präcision in ihrer Charakterisierung besonders auffällig. So geben Rudolphi (181g, - p. 68, Nr. 19) und Westrumb (1821, p. 26, Nr. 48) ebenso wie auch später noch Diesing (1851, p. 43, Nr. 66) die Zeiiecke Hakenreihen auf 8—20 an — in Wirklichkeit beträgt sie 16— 18 — und ihre Angaben über die Länge der Tiere, die nach Ru- dolphi (1809, p. 269) 2 Linien bis 1 Zoll d. h. ca. 4-27 mm betragen soll, leiden wie auch bei anderen Arten darunter, daß nicht zwischen Weibchen und Männchen unterschieden wird. Froelich (1701, p. 101), der die Länge der Männchen auf 3—4 Linien (d. h. ca. 6,5—9 mm), die der Weibchen auf 6—7 Linien (d. h. ca. 13—15 mm) angibt, macht die einzige’ Ausnahme hinsichtlich dieser Unterlassung, die um so auffälliger ist, da be- reits O. F. Müller (1778, p. 193) betont hatte, daß das Männchen des “ch. lucia „um ein Drittel kürzer als das Weibchen“ sei. wich. Lucii Viborg. In seinem Verzeichnis der Helminthensammlung der Kopen- hagener Tierarzneischule führt Viborg (1795, p. 244, Nr. 210) auch Echinorhynchen aus Æsox lucius L. an, die nicht bestimmt sind und daher ebensogut zu Ach, laevis Zoega wie zu Ech. luci O. F. Müll. gehören können. Ech. macracanthus Westr. Bei der in Wien vorgenommenen Untersuchung von 7 Exem- plaren des Charadrius pluvialis L. wurde einmal ein Echimorhynchus gefunden, den Rudolphi (1819, p. 78, Nr. 77) provisorisch als „Ech. Charadrit pluvıalıs“ anführt und den dann Westrumb (1821, p- 7, Nr. 9) unter dem Namen Zch. macracanthus beschreibt. Hiernach war derselbe 2 Linien (d. h. ca. 4,5 mm) lang; der Rüssel verhältnismäßig sehr groß, mit deutlicher Scheitelpapille und 4 Querreihen sehr langer Haken; Hals kurz; Rumpf läng- lich-eiförmig. Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 249 Zusatz bei der Correctur: Diese Art wird von de Marval (1904, p. 581, Nr. 30), der sie allerdings irrtümlich als „Ech. macrocanthus Rud.“ citiert, als synonym zu Ech. compressus Rud. eingezogen. Vergl. hierzu den nachträglichen Zusatz unter Ech. lagenaeformis Westr. Ech. macrourus Westr. Bei der unter Bremser’s Leitung erfolgten Wiener Hel- minthensuche wurden in 2 von 24 Exemplaren von Ardea pur- purea 1.. Echinorhynchen gefunden, die wegen des Fehlens eines Halses, sowie einer Längsstreifung und Bestachelung des Kör- pers von Zch. striatus Gze. verschieden zu sein schienen und deshalb von Westrumb (1821, p. 12, Nr. 19) als besondere Art unter dem oben angegebenen Namen beschrieben werden. Sie waren 3—4 Linien (d. h. ca. 6—g mm) lang, hatten einen sehr langen, 1/4 der Körperlänge erreichenden Rüssel, der in der Mitte etwas verdickt und mit 40 Querreihen mittelgroßer Haken besetzt war. Der Rumpf war an seinem Vorderende nicht breiter wie der Rüssel, verdickte sich dann aber plötzlich zu einem annähernd eiförmigen Körperabschnitt, an den sich dann wiederum ein langes, cylindrisches Hinterende nach Art eines Schwanzes anschloß. Rudolphi (1819, p. 78, Nr. 72) hatte diese Echinorhynchen bereits provisorisch als „Ach. Ardeae purpureae“ verzeichnet. Zusatz bei der Correctur: De Marval (1904, p. 580, Nr. 26) zieht Ech. macrourus Westr. als synonym zu Ech. sphaerocephalus Brems. ein. Vergl. unter dem letzteren Namen. Ech. maraenae Gmel. Unter diesem Namen führt Gmelin (1791, p. 3049, Nr. 37) den von Martin (1780) in Osmerus eperlanus (L.) gefundenen und von Acharius (1780) Acanthrus sipunculoides getauften Echmorhynchus an, indem er im Anschluß an O. F. Müller (1787, 1, p- 61) und Schrank (1788, p. 25, Nr. 84: Zeh. sipunculus) den schwedischen Namen Nors, der von den beiden genannten Forschern mit ,Maraene‘* übersetzt worden war, irrtümlich auf Coregonus maraena statt auf den Stint deutet. Außerdem führt freilich Gmelin (1791, p. 3047, Nr. 23) den Acanthrus sipun- culotdes Acharius auch noch als synonym zu Zch. candidus an, unter welchem Namen er im Anschluß an O. F. Müller (1779, 1) 250 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. mehrere verschiedene Echinorhynchen-Arten zusammenfaßt. Wei- teres siehe vor allem unter Acanthrus sipunculoides Acharius. Ech. major Brems. In seinem Bericht über die Helminthen-Sammlung des Wiener Naturalienkabinetts führt Bremser (1811, p. 26) unter anderem auch eine neue Echinorhynchen-Art aus Zrinaceus europaeus L. an, welche Rudolphi (1819) übersehen zu haben scheint und jedenfalls im Gegensatz zu anderen ähnlichen Funden nicht ver- zeichnet. Eine Beschreibung der Art findet sich bei Westrumb (1821, p. 9, Nr. 14) unter dem Namen “ch. major Brems. Da nach ist dieselbe im Darm gefunden worden, 6—g Linien d. h. ca. 13—20 mm lang und 2—3 Linien d. h. 4—7 mm dick. Der Rüssel ist klein, annähernd kugelig, mit 5 Querreihen kleiner Haken, der Hals sehr kurz. Der Rumpf verschmälert sich vorne plötzlich, nach hinten zu allmählich. Der einzige greifbare Unter- schied gegenüber £ck. erinacet (Rud.) und Ech. kerkordeus W estr. wäre hiernach die erheblichere Größe, die auch für die Wahl des Artnamens bestimmend war. Gefunden wurde die Art in Wien bei Untersuchung von 175 Exemplaren ihres Wirtes 8mal. Sie gehòrt zu denen, die Westrumb auch bereits anatomisch unter- sucht hat (vergl. Westrumb 1821, Taf. II, Fig. 11—15). Eich. megacephalus Westr. Unter diesem Namen schildert Westrum b (1821, p. 14, Nr. 23, Tab. I, Fig. 6) die Jugendform eines Echinorhynchen, welche Natterer in Brasilien unter dem Peritonealüberzuge des Darmes einer Schlange gefunden hatte. Dieselbe war ı—2 Linien d. h. ca. 2—4,5 mm lang, wovon ?/5 auf den Rüssel entfielen, der mit ca. 30 Querreihen kleiner Haken besetzt war. Ich vermute, daß, dieser Æch. megacephalus die Larve ist von jener Echinorhynchen- art aus brasilianischen Raubvögeln, die Rudolphi zu ZeA. tumidulus Rud. gerechnet hat. (Vergl. unter letzterem Namen.) Die von Westrumb Coluber maculatus Lac, von Diesing (1851, p. 27, Nr. 21 und p. 435, Nr. 654) Zantherophıs Zeae Fitz genannte Schlange, die die fragliche Larve beherbergte, ist nach Mitteilung von Hrn. Dr. v. Marenzeller Drymobsus bifossatus (Radde) Blgr. Wergl. v. Therins 1002, p. 46, Auer Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 251 Ech. mergi Schrank. Außer dem “ch. gigas hat Bloch (1782, p. 27—28, Taf. VII, Fig. g—11) noch eine zweite Echinorhynchenart geschildert, die von ihm „der Stachelhals (Zchinorhynchus capite et collo armato)“ genannt wird. Schrank (1788, p. 27, Nr. go) gibt demselben den Artnamen Ach. mergi, unter welchem er auch bei Gmelin (ro2#p 3045, Ne: 13) und Bose (1802, “p- 7) angeführt ist, Zeder (1803, p. 159, Nr. 31) tauft die Art dann zur Vermeidung ihrer Benennung nach dem Wirt um in Zch. bacıllarıs und unter diesem Namen führen auch die späteren Autoren sie an (vergl. Rudolph 1509,.p. 301 368, Nr. 38 und 1810, .p. 07 und 316, Nr. 15, sowie Westrumb 1821, p. 14—15, Nr. 24). Wieder- gefunden bez. wiedererkannt ist die Art, als deren Wirt Mergus albellus L. bezeichnet wird, aber niemals, so daß unsere Kenntnis derselben auch heute noch ausschließlich auf den Angaben Bloch’s beruht, die recht dürftig sind und das von Rudolphi (1819, p. 316) gefällte Urteil „male et descripsit et delineavit“ durchaus rechtfertigen. Von allgemeinem Interesse ist, daß Bloch bereits zwei Iypen von Haken am Rüssel erkannt zu haben scheint, größere am vorderen, von Bloch allein als Rüssel an- gesehenen Abschnitt und kleinere am hinteren, von Bloch als bewaffneter Hals angesehenen Teil des Rüssels. Die ı—ı!/2 Zoll (d. h. ca. 27—40 mm) langen Würmer wurden von Bloch im Darme „des kleinsten Tauchers“ gefunden. Unmittelbar an- schließend aber bespricht Bloch ohne weitere Beschreibungen nur mit Einschaltung einer Schilderung der Bewegungsweise des Rüssels das Vorkommen von Echinorhynchen im Hecht und „fast in allen Fischarten“. Das macht durchaus den Eindruck, als wenn Bloch auch diese Echinorhynchen der Fische zu seinem „Stachel- hals“ rechnete, ein Eindruck, der verstärkt wird, wenn wir durch Rudolphi (1819, p. 316) erfahren, daß das Glas, welches nach eigenhändigem Vermerk die Originale des „Stachelhalses“ ent- halten sollte und welches in den Besitz des zoolögischen Museums zu Berlin übergegangen war, auch Echinorhynchen aus Fischen enthielt. Eine genauere Untersuchung des “Ach. merg! war jedoch wegen des ungünstigen Erhaltungszustandes bereits zu Rudolphi’s Zeit nicht mehr möglich, nur das eine konnte Rudolphi noch feststellen, daß Bloch’s Angabe, das Hinterende des Wurmes sei zugespitzt, auf einem Irrtum beruhte. Die Haken des Rüssels sollen nach Bloch’s Angaben zu je 20—22 in 30 Querreihen Zool. Annalen, I. 17 252 Lùhe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. angeordnet sein, die Abbildung zeigt jedoch wesentlich weniger Haken. Zur Charakterisierung einer Species Zch. mergi ist daher auch diese Angabe durchaus unzureichend, auch wenn man wirk- lich versuchen wollte, aus dem Begriffe des ,,Stachelhalses“, wel- cher, wie gesagt, offenbar mehrere kleinere und deshalb dem Zch. gigas gegenübergestellte Echinorhynchen-Arten umfaßt, eine mit obigem Namen zu benennende einzelne Art herauszuschälen. Hier- nach muß also Æch. mergz als unidentificierbar aus der Liste der selbständigen Arten gestrichen werden. Zusatz bei der Correctur: De Marval (1004, p.573, Nr.) sieht den Ech. mergi aus mir nicht ersichtlichen Gründen als synonym zu Ech. aluconis O. F. Müll. an. Vergl. hierzu den nachträglichen Zusatz unter Ech. £lobocaudatus Zed. Ech. merulae Gmel. In Goeze’s (1782, p. 165) Schilderung des Ach. minutus Gze. aus Anas fusca (vergl. diesen) findet sich der Satz: „In einer zwoten wilden Ente eben dieselben; wie auch nachher in einer Amsel, oder Schwarzdrossel (Zurdus Atricapılla)“. Auf diese Fundnotiz gründet Gmelin (1791, p. 3046, Nr. 18) seine Art Ech. merulae, deren Diagnose ,,E. ovatus, thorace aculeato“ der Charakterisierung des Zch. minutus entlehnt ist und deren Wirte durch die Worte gekennzeichnet werden: „Habitat in merula, et fringilla montana“. Diese Wirtsangabe beruht nach dem vorstehend citierten Satz Goeze’s natürlich auf einem Ver- sehen. Wie Gmelin auf den Passer montanus (L.) gekommen ist, ist unerfindlich. Rudolphi (1809, p. 226) nimmt an, daß derselbe an Stelle der Amsel („Atricapillae loco“) angeführt sei und daß die Merula bei Gmelin der „wilden Ente“ bei Goeze ent- spricht. Auf diesem Wege kommt Rudolphi (1809, p. 295, Nr. 33) dazu Ech. merulae Gmel. als Synonym zu £ck. minutus Goeze zu stellen. Diese Deutung der Gmelin’schen Wirte ist aber doch wohl zu gewaltsam und meiner Ansicht nach in keiner Weise mit den von Gmelin bei der Systematik der Helminthen befolgten Principien in Einklang zu bringen. Goeze erzählt zu- nächst, daß er den “ch. minutus in einer wilden Ente gefunden, dann daß er denselben in einer zweiten Ente wiedergefunden habe, und hierauf erst identificiert er mit derselben Art einen Fund aus der Amsel. Es entspricht durchaus den sonstigen Auf- fassungen Gmelin’s, wenn er nun den Speciesbegriff Ach. mınu- Zus auf die Parasiten der Ente einschränkt und für die Parasiten Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 253 der Amsel eine neue Art, eben Zch. merulae schuf. Ist doch auch Zurdus merula der Linnéische Name für die Amsel. Das Versehen, daß Gmelin noch als weiteren Wirt den Bergsperling hinzufügt, ist auch durch Rudolphi’s Annahme nicht zu erklären. Einziger Wirt von Zch. merulae ist also Turdus merula L. Dann aber dürfen wir auch entgegen der Auffassung Rudolphi’s Ech. merulae nicht mit Ech. minutus identificieren, solange das Vorkommen von Ech. minutus Gze. 1782 (= Ech. polymorphus Brems. e. p.; vergl. unter diesen Namen) in der Amsel nicht anderweitig verbiirgt ist. Dies ist aber nicht der Fall und bei der verschiedenen Lebensweise von Enten und Amseln ist es auch höchst unwahrscheinlich, daß beide denselben Parasiten be- herbergen sollten. Lebt doch die Larve des Ech. minutus, wie wir heute wissen, in Gammarus. Andererseits ist aber auch aus der Amsel bereits ein Lchinorhynchus bekannt, der infolge der Bestachelung des erweiterten vorderen Abschnittes seines Rumpfes eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Zch. minutus Gze. besitzt. Ich halte es daher für wahrscheinlich, daß der von Goeze gefundene Lich. merulae Gmel. identisch ist mit dem von Bremser ent- deckten Ech. pyriformis Brems. (vergl. Westrumb 1821, Daf i Fig. 20 und im übrigen weiter unten unter dem Namen “ch. pyriformis). Immerhin sind aus der Amsel auch noch andere Echinorhynchen bekannt und ist die urspringliche Charakteri- sierung des “ch. merulae Gmel, den auch noch Bosc (1802, p. 7) anführt, den ich aber seit dem Erscheinen von Rudolphis Historia naturalis (1809) nicht einmal mehr citiert gefunden habe, so unzureichend, dass seine Identität mit Ach. pyriforms hypothe- tisch bleibt und ich daher auch dem Namen “ch. merulae kein Prioritätsrecht zugestehen kann. Zusatz bei der Correetur: De Marval (1904, p. 575, Nr. 5) sieht Ech. merulae aus mir nicht ersichtlichen Gründen als identisch mit Ech. cylin- draceus an. Vergl. hierzu auch den nachträglichen Zusatz unter Ech. fasciatus. Ech. micracanthus Rud. Im August 1817 fand Rudolphi in Florenz in einer J/o/a- cilla spec. (,,Becasigue dicta, sed minime Ficedula Linnaei, pro qua omnes fere aves minores in Italia venduntur“) Echino- rhynchen, welche er in der Synopsis (1819, p. 69—70 und 322— 323, Nr. 27) unter dem Namen “ch. micracanthus beschreibt. Bei der Wiener Helminthensuche wurden dann noch in einer Reihe Ue fee 254 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. anderer Singvögel Echinorhynchen gefunden, die Westrumb (1821, p. 21 Nr. 38) zur gleichen Art rechnet, nämlich in Sylvia atricapilla (L.) (dreimal auf 23 Untersuchungen — in dem von Westrumb auf p. 72 mitgeteilten Untersuchungsprotokoll fehlt diese Angabe freilich), Sylvza nısorıa Bechst. (zweimal auf 20 Untersuchungen), Saxzcola .cenanthe (L.) (einmal auf 43 Un- tersuchungen), Aulla phoenicurus (L.) (einmal auf 32 Unter- suchungen, von Westrumb übrigens nur in dem Untersuchungs- protokoll auf p. 72, nicht dagegen im Text der Arbeit auf p. 21 erwähnt), Passer montanus (L.) (einmal auf 516 Untersuchungen, von Westrumb gleichfalls nur in dem Untersuchungsprotokoll auf p. 72, nicht in dem Text der Arbeit auf p. 21 erwähnt), /77- gilla coelebs L. (11 mal auf 530 Untersuchungen), Zox1a cocco- thraustes L., d. i. Coccothraustes coccothraustes (L.) (zweimal auf 133 Untersuchungen), Alauda arvensis L. (dreimal auf 92 Unter- suchungen), Alauda nemorosa Gmel. d. i. Lullula arborea (L.) (ein- mal auf 9g Untersuchungen) und in Alauda trivialis L. d. i. Anthus trivialts (L.) (zweimal auf 29 Untersuchungen). Von den Echino- rhynchen aus Coccothraustes hatte Rudolphi ein Exemplar er- halten, welches er selbst bereits der Art Ech. micracanthus ein- reihte, die Echinorhynchen aus den anderen vorstehend angeführten Wirten — vergl. auch unter ,,fck. Alaudae“ — hat dann West- rumb (1821, p. 21 bez. 71—72) derselben Art eingereiht. Diese Art wird geschildert als 6—101/2 Linien (d. h. ca. 13—23 mm) lang und #/s—‘/e Linie (d. h. ca. 1 mm) dick. Der !% Tinien (d. h. ca. 0,7 mm) lange Rüssel ist dem Rumpfe ohne Hals in schräger Richtung angesetzt und mit ca. 30 Querreihen sehr kleiner Haken besetzt. Bemerkenswert aber ist, daß W estrumb keine einheitliche Schilderung der Art liefert, sondern es ähnlich wie bei “ch. striatus für nötig hält, die in verschiedenen Wirten gefundenen Formen einzeln zu besprechen. Zusatz bei der Correctur: Nach de Marval (1904, p. 578, Nr. 17) ist von den in neuerer Zeit unterschiedenen Arten Ech. carrucioi Franca- viglia synonym zu Zch. micracanthus Rud. (Daß in diesem Namen bei de Marval das A fehlt, ist wohl nur ein Druckfehler.) Ech. microcephalus Rud. Unter diesem Namen führte Rudolphi (1819, p. 665, Nr. 50) einen Zchinorhynchus in die Wissenschaft ein, den Olfers in Brasilien im Darme von Didelphys cayopollin Schreb. (= Didelphys murina L.) gefunden und an Rudolphi geschickt hatte. West- Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 2,545 rumb (1821, p. 3, Nr. 1) hat die Art selbst nicht gesehen und gibt nur Rudolphi’s Beschreibung wieder, nach der der Riissel klein, annähernd kugelig und mit 6 Querreihen von Haken be- waffnet ist. Ein Hals fehlt, der Rumpf ist dagegen sehr lang und ähnlich gestaltet, wie das durch Kaiser (1891, p. 12) für Ech. trichocephalus genauer geschildert ist, insofern nämlich der Anfangsteil des Rumpfes ganz besonders dünn ist, hierauf eine Anschwellung folgt, die wie bei Zch. trichocephalus als ovoid be- zeichnet werden kann und an die sich dann der cylindrische Hauptabschnitt des Rumpfes anschließt. Ech. minutus Gze. Die erste Schilderung von Kratzern aus mitteleuropäischen Enten findet sich bei Goeze (1782, p. 163—165), der zwei Arten solcher unterscheidet. Die eine dieser Arten, die im Darm von Oidemia fusca (L.) gefunden worden war, nennt er “ch. minutus — über die formelle Gültigkeit dieses Namens siehe unter £c4. cylindraceus Gze. — und schildert sie bei aller Kürze ausreichend genug, um jeden Zweifel an ihrer Identität auszuschließen. Von Wichtigkeit hierfür sind die Länge des Halses, die Bestachelung des vorderen Abschnittes des Rumpfes, der gegen den unbe- stachelten Hinterkörper durch eine Ringfurche abgesetzt ist und last not least die rötliche Farbe, welche es bedingte, .daf die Echinorhynchen bei macroscopischer Betrachtung wie ‚kleine karminrote Punkte“ erschienen und welche in der Speciesdiagnose ihren Ausdruck durch den Zusatz „coccineus“ findet. Weniger wichtig wäre die geringe Größe der Exemplare — dieselben waren nur 3/4 Linien d. h. ca. 1,5 mm lang —, da Goeze bei seinem nur einmaligen Funde junge Exemplare vor sich gehabt haben könnte. Jedenfalls aber geht aus den angeführten Merk- malen mit Sicherheit hervor, daß Zch. minutus Gze. identisch ist mit jener Art, auf welche Braun (1891) den Namen Zch. poly- morphus Brems. beschränkt hat und deren Larven Gre eff (1864) in dem Zch. mıharıus Zenker von Gammarus erkannt hat. Man vergleiche auch Goeze’s Taf. XIII, Fig. 2 mit Greeff’s Taf. II, Fig. 10. Schrank (1788, p. 27, Nr. 88) nennt den Ech. minutus Ech. boschadis (nec Gmel.!), Gmelin (1791, p. 3045, Nr. 12) dagegen, dem sich auch Bosc (1802, p. 6) anschließt, Zch. anatis (nec Schrank!). Identisch mit dieser Art ist ferner der Zchino- 256 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. rhynchus einer Wildente, welchen Froelich (1802, p. 68, Nr. 36) - unter dem Namen Zch. anatis beschrieben hat, nicht aber der von demselben Autor (1780, p. 105) in der Gans gefundene Ech. anatıs. (Vergl. hierzu unter letzterem Namen.) i Unter dem Namen Zch. minutus finden wir die Art dann wieder bei Zeder (1800, p. 142—143), der sie in Gallinula chlo- ropus (L.) gefunden hatte. Auch Zeder betont ,,die hochrote Farbe seines Hinterleibes“ und daß „unter denjenigen, welche ich kenne und selbst besitze, dieser Kratzer der kleinste ist“. Seine Länge wird auf °/a—ı!/a Linie d. i. ca. 1,5—3 mm angegeben. Citiert findet sich die Art dann noch bei Zeder (1803, p. 158, Nr. 27) und bei Rudolphi (1809, p. 295— 296, Nr. 33), der sie aus eigener Anschauung damals noch nicht gekannt hat. Später hat er sie dann freilich auch selbst in Fubgula Julıgula (L.) ge- funden. (Vergl. Rudolphi 1819, p. 330—331.) Nach der Farbe („abdomine vel toto, vel maximam partem coccineo aut potius miniato, proboscide colloque albis“) sowie nach der Form der als „lineari-elliptici“ bezeichneten Eier kann an der Identität der von Rudolphi gefundenen Art kein Zweifel sein. Es wurden nur Weibchen derselben gefunden, deren Länge auf etwas über 2 Linien d. h. ca. 5 mm angegeben wird. Die Zahl der Querreihen von Stacheln auf dem Rumpfe wird auf 30—50 angegeben. Gleichzeitig fand Rudolphi nun freilich in derselben fwd gula fuligula (L.) auch noch männliche Echinorhynchen, die sich auf Grund ihrer weißen Farbe und ihrer etwas beträchtlicheren Größe als Männchen jener Art wiedererkennen lassen, deren Weibchen Rudolphi Zch. fihcollıs nannte. (Vergl. unter diesem Namen.) Rudolphi glaubte in denselben, wie mir scheint mit Recht, den Ech. constrictus Zed. wieder zu erkennen, kam aber nun zu der Überzeugung, daß die Namen Zch. minutus Gze. und Zch. constrictus Zed. nur die beiden Geschlechter ein und derselben Art bezeichneten, die er jetzt wegen der beobachteten Farbendifferenzen “ch. versicolor nannte und mit der er auf Grund eines weiteren Fundes, in welchem er den Ech. collaris Schrank wieder zu erkennen glaubte, auch diese Art vereinigte. Ob dieser “Ech. collaris Schrank sowie Ech. boschatis Froel. gleichfalls mit Ach. minutus Gze. identisch sind, ist nicht sicher zu entscheiden. (Vergl. unter diesen beiden Namen.) Dagegen ist £ch. minutus Gze. bei der Wiener Helminthensuche wieder zur Beobachtung gelangt, aber freilich nicht als besondere Art Ato, Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 257 erkannt worden. Bremser (1811, p. 26) rechnet ihn zu Zeh. fihcolhs Rud., Jassoy (1820) und Westrumb (1821, p. 33—36) zu Lich. polymorphus Brems. (Vergl. hierüber unter Ech, poly- morphus Brems.) | Zusatz bei der Correctur: De Marval (1904, p.574, Nr. 3) nennt diese Art ,,Eck. analis Gze“. Ich werde hierauf sowie auf die von de Mar- val angenommene Synonymie der Art aus dem bereits in einer nachtràg- lichen Anmerkung zu Æch. filicollis Rud. genannten Grunde erst in einem Zusatz zu Ech. polymorphus Brems. eingehen. Ech. moniliformis Brems. Unter den in Wien gefundenen neuen Echinorhynchen-Arten zählt Bremser (1811, p. 26) auch eine solche auf, die in Mzcrofus arvalıs (L.) und Cricetus cricetus (L.) gefunden worden war. Ein Exemplar derselben schickte er an Rudolphi (1819, p. 71 und 324—325, Nr. 33), der daraufhin die Art unter dem ihr von Bremser handschriftlich gegebenen Namen Zch. monilformıs bekannt gab. Bremser selbst (1819, p. 18) macht Angaben über die Häufigkeit des Parasiten, der in den ersten fünf Jahren der Wiener helminthologischen Sammeltätigkeit in 1563 Feld- mäusen nur 3mal, darauf allein im Jahre 1812 in 432 weiteren Feldmäusen noch 4mal gefunden worden war. Nach Westrumb (1821, p. 66) hat die Zahl der untersuchten Feldmäuse später noch eine weitere Steigerung erfahren und die Gesamtziffer von 2095 erreicht, wobei der Ach. monılhformıs noch ein achtes Mal gefun- den wurde. Außerdem wurde derselbe gefunden in einem von 14 untersuchten Hamstern und ferner noch je einmal in Puforrus putorius (L.), von dem 95 Exemplare, und in Falco cineraceus Montagu, d.i. Grcus pygargus (L.), von dem 39 Exemplare untersucht worden waren. Bei den beiden letztgenannten Wirten fand er sich jedoch nicht im Diinndarm, sondern im Magen und dorthin war er offenbar mit verzehrten Feldmäusen (bez. Hamstern) gelangt. Ihren Namen verdankt die Art der eigentümlichen Gliede- rung ihres Rumpfes, der nur in seinem hinteren Viertel gleich- mäßig cylindrisch ist, während die anderen drei Vierteile durch ringförmige Einschnürungen in einzelne Abschnitte zerfallen, die nach Rudolphi (1819, p. 325) ungefähr je eine Linie d. h. etwas über 2 mm, nach Westrumb (1821, p. 25, Nr. 46) dagegen an verschiedenen Körperstellen etwas verschieden lang sein sollen und dem ganzen Wurm ein perlschnurartiges Aussehen verleihen. 258 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Die Lange der in Wien gefundenen Exemplare schwankte zwischen 2 und 10 Zoll d. h. ca. 5 und 27 cm, ohne daß hierbei jedoch auf Geschlechtsunterschiede geachtet worden wäre [Kaiser (1891, p. 10) fand die Männchen 4—5 cm, die Weibchen 6—8 cm lang.] Die Dicke giebt Westrumb auf 2— 21/2 Linien d.h. ca. 4—5,5 mm an, während Rudolphi das von ihm untersuchte 4 Zoll g Linien d.h. knapp 13 cm lange Exemplar nur ?/s Linien d. h. ca. 1,5 mm dick fand. Zum Vergleich sei angeführt, daß Kaiser den Durchmesser für das fadenförmig verjüngte Vorderende zu 0,35—0,5 mm bestimmte, während nach hinten zu die Dicke allmählich bis auf 1,5—2 mm zunahm. Der Rüssel ist verhältnis- mäßig sehr klein, zwischen !/4 und !/s Linie d. h. ca. 0,5—0,7 mm (nach Kaiser’s genaueren Angaben 0,215—0,230 mm) lang und !/s Linie d. h. ca. 0,3 mm (nach Kaiser 0,118—0,120 mm) dick. Die Haken sind sehr klein und schwach. Die Zahl ihrer Quer- reihen wird von Rudolphi auf ca. 12, von Westrumb auf ca. 16 angegeben, während neuerdings Kaiser sie zu 10—15 bestimmte. Einen Hals haben Rudolphi und Westrumb nicht gesehen. i Ech. monılformıs Brems. gehört zu den Arten, welche Westrumb bereits anatomisch untersucht hat (vergl. Westrumb 1821, Taf. II Fig. 21—24 sowie oben p. 154). „Ech. Morinelli“ Rud. Unter dieser provisorischen Bezeichnung registriert Ru- dolphi (1819, p. 78, Nr. 75) Echinorhynchen, die bei der Wiener Helminthensuche in Charadrius morinellus L. gefunden worden waren und die später Westrumb (1821, p. 26—27, Nr. 49) mit Lich. vanelli Gmel. zu einer (von ihm Zch. lancea genannten) Art vereinigt, trotzdem sie etwas kleiner waren wie die Exem- plare aus dem Kibitz, nämlich nur 4—6 Linien (d. h. ca. 8,5—-13 mm) lang. ssEch. Motacillae atricapillae“ Rud. Bei der Wiener Helminthensuche wurde in einem von 23 untersuchten Exemplaren von Motacılla atricapilla L., d. i. Sylvia — atrıcapılla (L.), im Netz ein Zchinorhynchus gefunden, den Ru- dolphi (1819, p. 77, Nr. 65) auf Grund einer handschriftlichen Mitteilung provisorisch als Echznorhynchus aus Motacılla atrica- pilla verzeichnet. Er fügt hinzu, daß derselbe von dem im Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 259 gleichen Wirt gefundenen “ch. areolatus verschieden sein soll, wirft aber die Frage auf, ob es sich nicht vielleicht um dieselbe Art handele, welche in Wien im Darme verschiedener anderer Singvégel gefunden worden war und von Rudolphi(1819, p. 77, Nr. 66) provisorisch als ,,Eck. Sylorarum“ verzeichnet wird. Diese Frage ist dann auch von Westrumb (1821, p. 27, Nr. 51) be- jaht worden, der die betreffende Art Ach. fasciatus nennt. Siehe daher Weiteres unter diesem Namen. „Ech. muraenae Gmelin.“ Irrtümliches Citat bei Westrumb (1821, p.42, Nr. 87) statt Ech. maraenae Gmel. Ech. murenae Bosc. Unter diesem Namen führt Bosc (1802, p. 10) die von Martin (1780) in Osmerus eperlanus (L.) gefundenen Echino- rhynchen an. Offenbar schließt sich Bosc auch hier, wie fast durchweg an Gmelin (1791) an. Hatte aber bereits Gmelin anstatt des Stintes irrtimlicherweise die Maraene als Wirt dieses Echinorhynchen angesehen, so ist nunmehr bei Bosc infolge eines abermaligen Irrtums aus der Maraene die Muraene ge- worden und daß es sich nicht etwa nur um einen Druckfehler in dem Speciesnamen handelt, geht daraus hervor, daß Bosc auch im Text ausdrücklich „la muréne“ als Wirt angiebt. Ver- gleiche im übrigen unter Zch. maraenae Gmel. und vor allem unter Acanthrus sipunculoides Achar. Ech. muris Schrank. Mit diesem Namen belegt Schrank (1788, p. 21, Nr. 71) den von Goeze (1782, p. 138, Taf. 9 B, Fig. 12) auf Grund emer ihm übermittelten Zeichnung unter dem Namen Pseudoechinorhynchus ohne Beifügung eines Speciesnamens abgebildeten und kurz be- schriebenen Wurm, den Graf von Borke in einer Maus gefun- den hatte und den auch bereits O. F. Müller (1787, 1) zu den Echinorhynchen rechnete, ohne ihn zu benennen. Mit Rücksicht auf die ganz abweichende Gestaltung des Riissels erhebt Gmelin (1791) die Art zum Vertreter einer besonderen Gattung ZZaeruca und unter dem Namen //aeruca muris findet sie sich auch noch Deti~udolpii (1793. p: 2122) und Zeder (1803, pi 100) an- geführt. (Vergl. auch unter “ch. erinacer.) Später hat Rudolphi 260 | Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. (1809, p. 302—304, Nr. 39) diese Gattung Haeruca wieder zu Echinorhynchus einbezogen und daher die Art unter den Species inquirendae wieder als Zch. muris aufgeführt. Er äußert jedoch bereits Zweifel, ob es sich wirklich um einen Zchinorhynchus handelt. Unter gleichem Namen wird die Art dann auch noch von Westrumb (1821, p. 39—40, Nr. 69) und späteren als spec. inqu. aufgeführt. Lamarck (1801, p. 336) nennt sie Ach. haeruca, Bosc (1802, p. 4) Ech. haerucae. Offenbar aber handelt es sich einfach um einen Cysticercus fasciolaris, trotzdem das einzige Exemplar angeblich im Magen der Maus gefunden wurde. Nachträglich werde ich darauf aufmerksam, daß bereits D u- jardin (1845, p. 502—503) eine ähnliche Auffassung vertreten hat, die aber völlig in Vergessenheit geraten zu sein scheint. Wenig- stens führt Diesing (1851, p. 54, Nr. 89) den Ach. murıs wieder an, ohne irgend welche Zweifel an seiner Zugehörigkeit zu den Echinorhynchen zu äußern, und auch noch v. Linstow (1878, p. 22) verzeichnet den “ch. muris als eine selbständige Para- sitenart. | | Dujardin glaubt, daß die Zeichnung des Grafen v. Borke, die allen Angaben über den Ach. muris zu Grunde liegt, nur das Vorderende eines Cys/cercus Jascıolarıs darstellt, und führt auch an, daß er diese Überzeugung gewonnen habe, als er im Pariser Museum ein derartiges Cysizcercus-Fragment als ,,Maeruca ou Ech. muris“ etikettiert fand. Ich teile, wie gesagt, die Uber- zeugung vollkommen, daß Ach. murıs nichts anderes wie ein Cysticercus fasciolaris ist. Ich sehe aber keinen zwingenden Grund zu der Annahme, daß die von Goeze publicierte Abbildung nur ein Bruchstück eines Wurmes darstelle, glaube vielmehr, daß sie einen noch verhältnismäßig jugendlichen Cystzcercus darstellt, der nur eine Länge von ca. 2—3 cm besaß und dessen äußere Glie- derung dementsprechend noch wenig ausgeprägt war. Diese Differenz gegenüber der Ansicht von Dujardin ist indessen durchaus unwesentlich. Daß es sich überhaupt um Cysäcercus fasciolaris handelt, wird dagegen durch die Zeichnung des Haken- kranzes und der darauf folgenden (durch die nicht gezeichneten Saugnäpfe bedingten) Verdickung genügend sicher gestellt. „Ech. Muscicapae“ Rud. Unter dieser provisorischen Bezeichnung führt Rudolphi (1819, p. 77, Nr. 64) Echinorhynchen an, die in Wien im Darm Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 261 von Muscıcapa collars Bechst. gefunden worden waren und für die später Westrumb (1821, p. 17, Nr. 30) die Species Ech. dimorphocephalus schafft. Vergl. daher diese. „Ech. Mustelae‘“ Rud. Im Wiener Museum sah Rudolphi (1819, p. 75—76 und 335, Nr. 50) drei Exemplare eines im Mesenterium von Mustela vulgaris Erxl., d.i. Putortus (Ictis) nivalis (L.), gefundenen Zchr- norhynchus, der seiner Ansicht nach zweifellos eine neue Art dar- stellte, den er aber trotzdem nur unter der indifferenten Bezeich- nung „Zch. Mustelae“ registriert, da eine ausreichende Charakte- risierung der Art wegen des bei allen Exemplaren eingestülpten Rüssels nicht möglich war. Aus gleichem Grunde stellt auch Westrumb (1821, p. 39, Nr. 68) die Art zu den Species dubiae. Derselbe hält sie jedoch dem “Ach. erimacez (Rud.) für ähnlich oder verwandt. Gefunden wurde die Art nach Westrumb (1821, p. 66) nur einmal bei Untersuchung von 373 Wieseln. Ech. mutabilis Rud. Unter diesem Namen beschreibt Rudolphi (1819, p. 669 bis 670, Nr. 56) eine brasilianische Echinorhynchen- Art, die v. Olfers und Natterer im Darm einer Anzahl von Wasservögeln gefunden hatten und zwar v. Olfers in zwei von Rudolphi noch nicht namhaft gemachten brasilianischen Reiherarten und Natterer in Ardea egretta Gmel., Ardea scapularis Illig. — Rudolphi und alle späteren helminthologischen Schriftsteller bis auf de Marval (1902, p. 425) führen freilich statt dieser Art, die Natterer nach Ausweis vonv. Pelzeln (1871, p. 301) haufig erlegt hat, die nahe verwandte Ardea virescens L. an, die nach Gray’s Handlist. of Birds, Part 3, London 1871, p. 31, Nr. 10155 in ihrem Vorkommen auf die Vereinigten Staaten Nordamerikas beschränkt ist — ferner in einer Nycficorax-Art, die ebenso irr- tumlich von Rudolphi bis auf de Marval stets mit dem euro- päischen Vy#corax nycticorax (L.) identificiert wird, während es sich doch nur um eine der drei von Natterer erlegten brasilia- nischen Arten handeln kann, nämlich um Myctcorax gardent (Gmel.), Mycticorax pileatus (Lath.) oder Nychcorax violaceus (L.), vergl. Pelzeln (1871, p. 302—303) — des weiteren außer in diesen Reiherarten auch noch in Platalea ayaya L. und einer .Sterna- Art, die von Rudolphi bis aut de Marval stets mit der euro- 262 | Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. päischen, in Amerika nicht vorkommenden Serra minuta L. iden- tificiert ist, wahrscheinlich aber die von Natterer in Sapitiba erlegte Sterna argentea Pr. Neuw. darstellt. Die Art ist nach Rudolphis Schilderung dem europäischen Ech. striatus Gze. sehr ähnlich. Wie bei diesem ist das Vorder- ende des Rumpfes bestachelt, der hintere Teil desselben schlanker und unbewaffnet. Wie dort schiebt sich zwischen Rumpf und Rüssel ein unbewaffneter konischer Hals ein. Der Rüssel soll ‚dagegen bei “ch. mutabilis an der Basis (nicht wie bei Zch. striatus am Vorderende) verdickt sein und sich nach vorn zu fast plötzlich verschmalern. Die Länge der Exemplare schwankte zwischen r!/e und 5 Linien d. h. ca. 3 und ca. 11 mm. Westrumb (1821, p. 30—31, Nr. 57) vereinigt die Art mit Ech. striatus Gze. auf Grund eigener Untersuchungen, die ihn zu dem Resultat führten, daß die Unterschiede, die bezüglich der Form des Rüssels vielleicht bestehen, doch zu gering seien, um eine Artunterscheidung zu rechtfertigen. Speciell für die Exem- plare aus Nyckcorax wird angeführt, daß der Rüssel bald an der Spitze, bald an der Basis verbreitert, stets aber an der Spitze ab- gestutzt und mit ca. ı2 Querreihen kleiner Haken besetzt sei. Die Berechtigung dieser von Westrumb vorgenommenen Vereinigung ist meines Wissens bisher noch nie angefochten worden. Auch die neuesten Publikationen über “ch. striatus G ze. von v. Ihering (1902, p. 46) und de Marval (oo pee) nehmen die Zugehörigkeit der südamerikanischen Echinorhynchen zu der genannten europäischen Art an und dies veranlaßt mich zu einigen Bemerkungen im Interesse einer richtigen historischen Würdigung von Westrumb’s Auffassung. Denn diese entsprach zwar völlig dem Stande der Helminthologie am Anfange des 19. Jahrhunderts, braucht aber deswegen doch noch nicht richtig zu sein und bedarf jedenfalls der Nachprüfung. Sind doch früher sehr vielfach einander ähnlich erscheinende Helminthen aus ähn- lichen Wirten zu einer Art vereinigt worden, auch wenn die einen in Europa, die andern in Amerika gefunden worden sind. In fast allen genauer untersuchten Fällen hat sich jedoch inzwischen herausgestellt, daß es sich alsdann zwar um sehr ähnliche, aber doch immerhin um verschiedene Arten handelt. Der Nachweis, daß diese Regel nicht auch für die Echinorhynchen und speciell für die hier besprochenen Formen gilt, ist zum mindesten noch zu erbringen und in diesem Sinne muß ich für Beibehaltung des Zch, Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 263 mutabilis Rud. als selbständiger Art, wenn auch als spec. inqu. (wie viele Echinorhynchen sind denn aber nicht mehr spec. inqu.?) plaidieren. Vergl. hierzu auch “ch. tumidulus Rud. Aus diesem Grunde führe ich auch hier und nicht erst bei Etch. striatus an, daß Westrumb auf Grund neuerer Funde von Natterer für die letztere Art noch zwei weitere brasilianische Wirte anführt, nämlich Ardea cayennensis Gmel., d. i. Nycticorax violaceus (L.), und Ardea leuce Ill., welch letztere jedoch identisch ist mit der bereits von Rudolphi als Wirt von Zeh. mutabilis ange- führten Ardea egretta L. Aus der besonderen Schilderung, welche Westrumb von den Echinorhynchen aus diesen beiden Wirten entwirft, sei angeführt die Lange (3—5 Linien, d.h. ca.6—11 mm, wogegen für die Echinorhynchen aus Vyc#corax spec. nur 4 Linien, d.h. ca. 9 mm angegeben werden), die Schilderung des Rüssels, die der oben bereits wiedergegebenen für die Exemplare aus Vyc- “icorax spec. entspricht, ferner die Ringfurche, die wie bei Zc. striatus aus Ardea cimerea den bestachelten und kugelig aufge- triebenen Vorderteil des Rumpfes von dem unbewaffneten, sich nach hinten zu verschmälernden und längsgestreiften Hinterteil desselben scheidet. Für die Exemplare aus Nyczicorax spec. wird das Vorhandensein einer solchen Furche nicht ausdrücklich be- tont und für die Exemplare aus den anderen bereits von Ru- dolphi angeführten Wirten des Zch. mutabilis wird eine geson- derte Schilderung nicht gegeben. Ech. napaeformis Rudolphi 1802. Neuer Name für Haeruca erinacei Rudolphi 1793. Siehe deshalb unter “ch. erimacet. Ech. nodulosus Schrank. Die Art soll nach Schrank (1790 — cf. Schrank 1792, p. 116, Nr. 25) im Darm von Szlurus glanis L. gefunden worden sein. Zeder (1800, p. 134—137) berichtet dagegen, daf er selbst die Exemplare, auf Grund deren Schrank die Art aufgestellt hat, gefunden und an Schrank gesandt habe und daß die Wirts: angabe von Schrank nur auf einem Mißverständnis beruhe. In der Tat habe er nicht im Wels sondern in Zo/a dota (L.) Echi- norhynchen gefunden und infolge einer weiteren Verwechselung mit gleichzeitig an Schrank gesandten Echinorhynchen aus Squalius cephalus (L.) habe Schrank dann die Echinorhynchen 264 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. aus Lofa als Ech. dobulae beschrieben, während aus dem Döbel — Squalius cephalus (L.) = Cyprinus dobula L. — in der Tat der Echinorhynchus nodulosus stammte, der auBerdem auch noch in anderen Cypriniden vorkomme, [Da sowohl Ach. nodulosus wie Ech. dobulae synonym zu Ech. laevis Zoega sind, so wird hierdurch freilich diese Verwechselung der Wirte bei den beiden von Schrank unterschiedenen Arten gegenstandslos.| Nach Zeder hat bereits Goeze den Ech. nodulosus im Darme des Döbels gefunden. Zeder selbst fand ihn ausschließ- lich in Cypriniden und unterscheidet ihn von Zch. fiscinus Led. der ihm „beim ersten flüchtigen Anblick so ähnlich“ sieht, „daß man sie leicht für eine Art halten und zusammenwerfen kann, besonders wenn der knotige Kratzer noch sehr klein ist“, durch den Hals, der bei Zch. priscinus Zed. dicker sein soll, und nament- lich durch die Bewaffnung des Riissels. Während nämlich Zeder glaubte, daß bei “ch. piscinus die Haken alle „gleiche Größe haben“ erkannte er bei Ach. nodulosus bereits die beiden ver- schiedenen Hakentypen und betont, daß die vordere Hälfte des Rüssels „mit größeren Haken bewehrt sei, dagegen der untere Teil bey der Kugel mit äußerst kurzen Häkchen‘, die nur mit dem zusammengesetzten Mikroskop zu entdecken seien, während der Rüssel, „mit dem Suchglase betrachtet, nur zur Hälfte — ganz vorne — behakt zu sein scheint.“ Schrank (1803, p. 219— 220, Nr. 3114) bringt nichts wesent- lich Neues. Rudolphi (1808, Tab. IV, Fig. 4) publiciert zu- nächst eine Abbildung der Art und hält in der später folgenden Beschreibung (1809, p. 287—290, Nr. 27) den Zch. nodulosus für identisch mit “ch. laevis Zoega. Er betont die Variabilität des Halses bei Ech. nodulosus, will die Art aber trotzdem durch die Form des Halses (also nicht mehr des Rüssels) von dem nahe verwandten Zch. fereticolls Rud. (= Ech. piscinus Zed.) unter- scheiden. Bremser (1811, p. 26) erklärte dann jedoch diese Arten für identisch und trotz des Widerspruches, den Rudolphi (1819, p. 72—73 und 328—329, Nr. 37) hiergegen erhob, ist diese Vereinigung seit Westrumb (1821, p. 37—39) allgemein aner- kannt. Westrumb nannte die Art Zch. proteus, ihr prioritäts- berechtigter Name ist jedoch “ch. laevis Zoega. ÆEch. nyctae Schrank.“ Irrtümliches, hier erst bei der Correctur eingefügtes Citat {wohl Druckfehler) bei de Marval (1904, p. 573) anstatt Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 265 Ech. nyeteae Schrank. Im Darme. einer Strix stridula L., d. i. Syrnium aluco (Lì, fand Goeze (1782, p. 153, Taf. XI, Fig. 8—12) Kratzer von 13/4 Zoll d. h. fast 50mm Länge, die „ein besonderes Phänomen“ zeigten. „Ein an dem Darmstück vestsitzender Kratzer wurde stark gezogen. Der Rüssel zeigte sich, und gleichwohl sass er an einer aus dem Rüssel vorgestreckten Verlängerung noch am Darme vest. Unter dem Komposito zeigte sich diese Verlänge- rung des Rüssels als eine Trompete, deren weite Oeffnung sich unten vest an den Darm angesogen hatte. Dies beweiset, daß der Wurm, wenn er mit der Rüsselwalze sich befestiget hat, diesen trompetenförmigen Theil zum Saugen hervorstrecke, und damit wohl eigentlich die Nahrung an sich ziehe.“ Diese Ver- längerung des Rüssels ist die wesentlichste Eigentümlichkeit der Art, die auf Grund von Goeze’s Beschreibung von Schrank (1788, p. 22—23, Nr. 75) den Namen ch, nycteae, später von Gmelın (1701, p 2015, Nr 3). den auch von Bosc (1302, p. 6) gebrauchten, aber als synonym zu Zch. nycteae einzuziehenden Namen Ech. strigis erhielt, und sie ist auch die Veranlassung, daß Rudolphi (1802, p. 57—59 und 1809, p. 275—277) die Art als zweifelhaft-synonym mit seinem “ch. Zuba ansieht. Bei An- nahme dieser noch nicht genügend bewiesenen Synonymie würde natürlich der Name “ch. nycteae Priorität haben (vergl. jedoch auch unter Ech. aluconis). Sollte aber die „Trompete“ des Wur- mes nicht nur eine hochgezogene Schleimhautfalte des Darmes gewesen sein? Zusatz bei der -Correctur: Nach de Marval (190%, p. 573) ıst Ech, nycteae Schrank synonym zu Ech. aluconis. Vergl. hierzu den nach- träglichen Zusatz unter Zch. globocaudatus Zed. „Ech. Oedienemi“ Rud. Unter dieser provisorischen Bezeichnung registriert Ru- dolphi (1819, p. 78, Nr. 76) Echinorhynchen, die bei der Wiener Helminthensuche in Oedicnemus oedienemus (L.) gefunden worden waren (3mal bei 10 Untersuchungen) und die später Westrumb (1821, p. 26—27, Nr. 49) mit Ech. vanelh Gmel. zu einer (von ihm Zeh. lancea genannten) Art vereinigt. Ech. oligacanthoides ui Von Rudolphi (1819, p. 64 und 311—312, Nr. 7 u. p. 666, Nr. 52) charakterisiert auf Grund von Exemplaren, die v.Olfers 256 | Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. in Brasilien in Cysten am Darm von Coluber olfersi gefunden hatte. Auch die Angabe Westrumb’s (1821, p. 5, Nr. 5), daß Natterer die Art „in intestinis“ derselben Schlange gefunden habe, ist jedenfalls auf solche Cysten zu beziehen, zumal auch Diesing (1851, p, 24—25, Nr. 14) die Art aus Schlangen nur im encystierten Zustande kennt und den definitiven Wirt uns in Falco milvordes Spix, d. i. Puteogallus nigricollis (Lath.) und dem von Diesing gleichfalls noch zur Gattung Falco gerech- neten Harpagus bidentatus (Lath.) kennen lehrt. Die Zahl der Hakenreihen am Rüssel wird auf 4 angegeben. (Vergl. hierzu auch unter Æch. lagenaefor mıs.) Ech. oligacanthus Rud. Von Rudolphi (1819, p. 64 und 311, Nr. 6) in Florenz in Coluber quadrilineatus subperitoneal gefunden und Zch. oligacan- thus genannt, weil Rudolphi nur 3 Querreihen von Haken am Rüssel fand. Westrumb (1821, p. 5, Nr. 4) bietet nur ein Ex- cerpt aus Rudolphi (1819). Aus Rudolphi’s Beschreibung der Art ist noch von Wichtigkeit die Form des Rüssels, die als ,subglobosa‘ bezeichnet wird, die große Kürze des Halses und die Verschmächtigung des Rumpfes nach hinten zu, denn in allen diesen Merkmalen stimmt Zeh. oligacanthus Rud. überein mit Ech. lagenaeformis W estr., welchen ich als die geschlechtsreife Form von Zch. olıgacanthus Rud. anzusehen geneigt bin. Vergl. hierzu auch unter “ch. lagenaeformıs Westr. Wenn meine be- reits bei Besprechung dieser Art vertretene Auffassung von Zch. oligacanthus Rud. und Zeh. olıgacanthoıdes Rud. richtig ist, werden diese beiden Arten vermutlich eine natürliche Gattung bilden ähnlich den Gattungen Gzigantorhynchus, Neorhynchus, Parado- xites, Corynosoma und anderen. (Vergl. hierzu auch die Be- sprechung von Ach. aluconis O..F. Müll. "und 27 se Brems.) „Ech. Orioli* Rud. nec Westr. Bremser (1811, p. 26) zahlt unter den in Wien gefundenen neuen Echinorhynchen-Arten auch eine solche aus Orzolus gal- bula Gmel, d. i. Orzolus ortolus (L.), auf, welche Rudolphi (1819, p. 77, Nr. 62) provisorisch als „Zeh. Oriolk“ verzeichnet, während sie einen wirklichen Namen erst durch Westrumb (1821, p. 25, Nr. 26) erhielt. Vergl. daher unter Ech. sigmoideus Westr. Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 267 „Ech. Orioli‘ Westr. nec Rud. Unter dieser selben Bezeichnung „Zch. Orioh“ findet sich dann bei Westrumb (1821, p. 40. Nr. 73) dieselbe Form ange- führt, die Rudolphi (1819, p. 673, Nr. 59) als „Zch. Oriol crıstatı““ registriert hatte. ssEch, Orioli eristati“ Rud. Im Darm eines von Rudolphi und Westrumb Orzolus cristatus genannten Vogels hatte Natterer in Brasilien Echino- rhynchen von 6—12 Linien d. h. ca. 13—27 mm Länge gefunden, welche aber sämtlich den Rüssel eingestülpt hatten „qua ex re haud diagnoscenda“ (Westrumb 1821, p. 40, Nr. 73). Sie wer- den deshalb von Rudolphi (1819, p. 673, Nr. 59) sowohl wie von Westrumb nur mit Angabe des Wirtes anstatt mit einem Speciesnamen angeführt. Als Wirt dieser Echinorhynchen wird dann später von Diesing (1851, p. 55, Nr, 94 und p. 477, Nr. 988) Icterus cristatus Temm. namhaft gemacht. Es kann sich hier- nach nur um Os#nops cristatus (Bo dd.) handeln, den Natterer im Marz 1818 auf Isla de Marambaya und bei Sapitiba erlegt hatte. (Vergl. v. Pelzeln, 1871, p. 19: und p. IL) Zusatz bei der Correctur: Wenn de Marval (1904, p. 582—583) unter den wegen fehlender Beschreibung zu unterdriickenden Arten auch „Ech. orio Rud.“ aufführt, so kann hiermit nur dieser , Ach. Orioli cristati“ Rud. = ,Ech. Orioh“ Westr. nec Rud. gemeint sein, zumal de Marval selbst vorher (1904, p. 574, Nr. 2) ,Ech. orto Rudolphi (partim)“, d. i. offen- bar „Zeh. Orioh“ Rud. nec Westr., zusammen mit Ech. sigmoideus Westr. als synonym zu Ech. areolatus Rud. angefàhrt hat. Im Ubrigen wiirden meines Erachtens die Gròfenangaben eine ,,Beschreibung“ im Sinne der Nomenclaturgesetze bilden, wenn ,,£ck. Oriol“ wirklich ein Name wäre. Vergl. hierzu den nachträglichen Zusatz unter „ch. Gruis“ Rud. Ech. otidis Schrank. Mit diesem Namen belegt Schrank (1788, p. 23, Nr. 76) Echinorhynchen, die Goeze (1782, p. 154, Taf. XI, Fig. 13) kurz geschildert und abgebildet hatte, ohne sie zu taufen, und die Graf von Borke in „einer bunten Ohreule“ (im Jahre 1778, es handelt sich also wahrscheinlich. um denselben Fund, den O. F. Müller [1779] unter Ach. candıdus anführt, vergl. unter diesem Namen), Goeze selbst „in den Gedärmen einer Ohreule“ gefun- den hatte. Den wissenschaftlichen Namen des Wirtes führt Goeze nicht an, doch nimmt Schrank an, daß es sich um Aszo Zool. Annalen. I. 18 268 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. otus (L.) gehandelt habe, und hierin stimmt ihm Rudolphi (1800, P- 275—277) bei, gegenüber Gmelin (1791,-p- 3045), der den Wirt auf Prsorhima scops (L.) deutet (vergl. Zch. scopis). Sollte die noch‘ zweifelhaft erscheinende Selbststandigkeit der Art wirklich sichergestellt werden und alsdann dem Namen Zeh. otidıs, der ja zweifellos der älteste Name für den Goeze’schen „Ohreulenkratzer“ ist, Prioritätsrecht zuerkannt werden, trotzdem er auf einem offensichtlichen Versehen beruht, so würde er jeden- falls auf Grund von § 8 der zoologischen Nomenclaturregeln (nach den Beschliissen des V. internationalen Zoologen-Congresses zu Berlin, 1901) zu korrigieren sein, da oZıdıs der Genitiv von dem Gattungsnamen O#s ist und nicht von o/us. Im übrigen vergl. bez. dieser Art unter “ch. aegualıs Zed., unter welchem Namen die seit Goeze nicht wiedergefundene Form später geführt wurde. Zusatz. bei der Correctur: De Marval (1904, p. 573) Sicherer: otidis Schrank als synonym zu Ech. aluconis O. F. Mill. an. Vergl. den nachträglichen Zusatz unter Ech. globocaudatus. Ech. ovatus Zed. Zeder (1800, p. 137—139) fand in verschiedenen Fischen (Esox luctus L., Lota lota (L.), Salmo salar L. und Cyprinoiden), und zwar meist subperitoneal, Echinorhynchen, deren Rumpf 11/4 bis 2 Linien d. h. ca, 2,5—4,5 mm und deren Hals und Rüssel 1/9—%;4 Linien d. h. ca. 1—1,5 mm lang waren. Der Rüssel soll mit 19 Reihen Haken besetzt sein, wobei wahrscheinlich Quer- reihen gemeint sind, wie dies auch Rudolphi (1809, p. 290) an- nimmt, obwohl Zeder die Anordnung der Haken in Längsreihen, die sonst zu jener Zeit vielfach nicht beachtet wurde, wohl er- kannt hat. (Er bezeichnet den Rüssel als , durch die der Länge nach herablaufenden dornähnlichen Haken gestreift.“) Bei einigen Cyprinoiden will Zeder dieselbe Art wie im Peritoneum auch im Darmkanal gefunden haben. Er hält dieselbe für neu und nennt sie “ch. ovatus und unter diesem Namen wird die Art dann noch von Zeder (1803, p. 157, Nr. 24) und von kdo hp (1809, p. 296-291, Nr. 28 und 1819, p- 73, NrJ-36) anseithre Rudolphi (1809) betont ihre Ähnlichkeit mit Zch. sphaericus Rud. Bremser (1811, p. 26) faßt diese beiden Arten mit 204 lereticollis Rud. und anderen älteren Arten zu einer einzigen Art zusammen, die dann Westrumb (1821, p. 37—39) “ch. proteus nennt und deren prioritatsberechtigter Name “ch. laevis Zoega Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 269 ist. Das Vorkommen von Larven dieser Art in Fischen könnte nun freilich sehr zweifelhaft erscheinen, da “ch. laevis seine Lar- venentwickelung nach den Feststellungen von Rud. Leuckart (1862) in Gammarus durchmacht. Indessen hat noch neuerdings Hamann (1891, p. 93 £.) in Phoxinus phoxınus (L.) = Phoxinus laevis Agass., Cobitis barbatula L., Gobio gobto (L.) = Gobto fluviatilis Cuv., Gasterosteus aculeatus L. und Gasterosteus pungt- fus L. Echinorhynchenlarven gefunden, die sich im Darm von Salmo farıo L. zu geschlechtsreifen, von Lchinorhynchus laevis nicht unterscheidbaren Echinorhynchen entwickelten, ohne daß freilich seine Erklärung dieses auffallenden Vorkommnisses mich völlig zu befriedigen vermöchte. Ech. pardalis Westr. Von Westrumb (1821, p. 39, Nr. 67) unter den Species dubiae aufgefthrt auf Grund eines von Natterer im Duodenum von Fels pardals L. gefundenen Exemplares, das einen Teil seines Rüssels verloren hatte und deshalb nur unvollkommen charakterisiert werden konnte. Länge 10 Linien (d.h. ca. 22 mm), der noch vorhandene Teil des Rüssels cylindrisch, mit ziemlich kräftigen Haken, Hals fehlt. Die art istyspaters von Die sin o=(1851, pe 2l 2ou Nr 5) in Ech. campanulatus umgetauft worden. Indessen hat diesem Namen gegenüber Ach. fardals Priorität, weil durch den Zusatz „n. sp.“ als Benennung einer neuen selbständigen Art gekenn- zeichnet und also nicht nur „ern Æchinorhynchus aus der Pardel- katze“ bedeutend. Vergl. hierzu auch oben p. 166 unter Ech. alcedinis Westr. „LEch. Pari‘ Rud. In seiner Liste neuer Echinorhynchenarten führt Bremser (1811, p. 26) auch einen solchen aus Parus major L. auf, den Rudolphi (1819, p. 77, Nr. 68) dann als ,,Eck. Pari“ verzeichnet. Nach Westrumb (1821, p. 41, Nr. 76) ist er nur einmal bei Untersuchung von 66 Kohlmeisen gefunden und nicht bestimm- bar, da der Riissel abgerissen war. Ech. percae Gmel. OZE-Müller (1780, 1, p. 205) und Pallas (1766; pi 475) hatten über das Vorkommen von Echinorhynchen in Perca fluvia- 18* 270 Lùhe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. tis L. berichtet, ohne daß ersichtlich wäre, welche Art sie vor sich gehabt haben. Müller, der einfach von „Kratzern“ spricht, ohne sich über deren Species-Zugehörigkeit zu äußern, führt von Merkmalen, die bei dem Versuch einer Bestimmung in Betracht kommen könnten, nur an, der Rüssel sei „ein Cylinder von gleicher Dicke mit 10 Reihen der Länge nach und neun Häckgen in jeder“. Hiernach ist von den in neuerer Zeit unterschiedenen drei Echinorhynchen-Arten des Barsches der kurzrüsselige “ch. ret ©. E Müll. ( “ch. clavaeceps Zed., em. Duj.) von vornherem auszuschließen. Dagegen stimmen die o in jeder Längsreihe ge- zählten Haken völlig überein mit der Haken-Anordnung bei Æc/. lucz O. FE. Müll. (= Zeh. angustatus Rud.) und wenn dieser auch 14 Längsreihen besitzt an Stelle der von O. F. Miller angegebenen 10, so ist doch jedenfalls diese Abweichung immer noch wesentlich geringer, als bei “ch. laevis Zoewa ( Bee proteus Westr.), dessen Rüssel 20 Längsreihen von je 11 — 12 Haken trägt. Pallas führt Perca fluviatıls L. nur als Wirt seiner Sammel- art Zaenta haeruca auf (siehe diese). Auf diese Angaben von Müller und Palias gründet nun Gmelin (1791, p. 3048, Nr. 30) seine Art Ech. percae, macht aber selbst bereits den Zusatz „an vere distincta species?“ Im AnschluB an Gmelin findet sich die Art dann bei Bosc (1802, p. 9) citiert und unter Beifügung eigener Beobach- tungen angeführt bei Rudolphi (1793, p. 21 und 1795, p. 14—15) sowie bei Zeder (1800, p. 118 und 126—128). Rudolphi (1793) betont als Unterschied gegenüber #ch. luci, dab ch. percae „mollis, rugosus“ sei und nicht „pellucidus et laevis‘, wie für £c4. luc angegeben werde und ferner daß er eine leicht sichtbare, in den Beschreibungen des “ch. luc dagegen nicht erwähnte „Vesicula terminalis“ besitze. Besonders aber ist Zeder (1800, p. 123— 128) für die Selbständigkeit beider Arten eingetreten, in- dem er gleichzeitig betont, daß Zch. percae außer in Perca fluvia- Zılis L. auch noch in Zsox luctus L. vorkomme und dort sogar noch häufiger sei als “ch. luci, so daß hierdurch die entstandene Verwirrung erklärlich werde Die Angabe Zeder’s, daß O. F. Müller den „Barschkratzer“ zu Zch. candıdus gestellt habe, ist freilich ein Irrtum und beruht offenbar auf einem irrtümlichen Citat Gmelin’s (siehe unter Ech. cernuae). Dagegen hat nach Zeder’s Annahme Froelich (1791, p. 100—101), der den ez. Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 27 lucit im Barsch gefunden haben wollte, ebenso wie Rudolphi (1793) nur den Zch. percae vor sich gehabt und auch die An- gaben, die O. F. Müller selbst über den ch. luc gemacht habe, sollen sich wenigstens zum Teil nicht auf diesen, sondern auf £ch. percae beziehen. Die von Rudolphi (1793) beobachteten „hemisphärischen Schwanzbläschen“ werden von Zeder als syste- matisch wertlos erkannt, da sie auch bei vielen anderen Arten anzutreffen seien, dagegen werden folgende Unterschiede für die beiden Arten betont: Ach. fercae habe nur 8—10 Querreihen von Haken, Zch. lucı dagegen deren 15— 17; bei Ech. percae sei der Rüssel am Scheitel „abgestumpft‘“, bei “ch. luci: dagegen „ab- gerundet“; “ch. percae besitze „einen kurzen und begrenzten Hals, welcher an dem eigentlichen Hechtkratzer nie entdeckt wird“; Ech. lucit sei „vorne, bey vollkommen ausgestrecktem Haken- rüssel, auffallend schmächtiger als am Schwanzende, welches walzenrund, linienförmig und stumpf abgerundet zugeht“, bei Ach. percae dagegen sei „der Vorderleib weiter als der Hinterleib“. Rudolphi (1802, p. 53—56) will zwar von diesen Unter- schieden nur die verschiedene Hakenzahl anerkennen und auch diese nur bedingt. Er schließt sich aber trotzdem in der An- nahme zweier verschiedener Arten an Zeder an, indem er, um die Benennung nach dem Wirte zu vermeiden, den Ech. percae in Ech. affinıs umtauft (1802, p. 55—56, Nr. 7), unter welchem Namen dann auch Zeder (1803, p. 152, Nr. 8) die Art anführt. Gleich- zeitig berichtet Rudolphi, daß er Kratzer, die von Zch. affınıs nicht zu unterscheiden waren, auch im Magen von /Veuronectes fiesus L. gefunden habe. („Sie waren hier auch vielleicht nur zufällig und die der Flunder gewöhnlichen Zch. attenuatus wurden auch nicht vermißt. Überhaupt mögen wohl manche Verwechse- lungen bloß deswegen vorgefallen sein, weil mancher Wurm oft bei ganz andern Fischen zufällig vorkommt“) Später führt Ru- dolphi (1809, p. 268—270, Nr. 14) auf Grund eigener Funde als weitere Wirte der Art noch Gasterosteus aculeatus L. und Selurus glanıs L. an und spricht gleichzeitig die Vermutung aus, daß vielleicht auch der Ech. cernuae Gmel. (= Ech. candıdus Loega; siehe unter diesem Namen) hierher gehöre. Später kommt als weiterer neuer Wirt „ni fallor“ noch Zoarces viviparus (L.) hinzu (Rudolphi 1810, p. 376. — Vergl. auch unter „Zch. Dlennu‘‘). Auch der Ech. candidus Froelich (1802, p. 73—74) aus Perca fluviatilis wird von Rudolphi (1814, p. 95, Nr. 37) zu Ech. affinis 27 2 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. gezogen. Spater aber hat Rudolphi (1819, p. 68, Nr. 19) den Ech. affinis, der damit als selbstandige Art definitiv aus der Lite- ratur verschwindet, mit Ech. angustatus (= Ech. lucii O.F. Men vereinigt, offenbar mit Recht. „Ech. Percae cernuae* Vibor g. In seinem Verzeichnis der Helminthensammlung der Kopen- hagener Tierarzneischule führt Viborg (1795, p. 243, Nr. 203) ‚unter anderen einen nicht bestimmten Zchmorhynchus aus Perca cernua, d. i. Acerina cernua (L.), auf. „Ech. Percae fluviatilis Viborg. Ebendort führt Viborg (1795, p. 244, Nr. 215) ferner auch noch einen unbestimmten Echinorhynchus aus Perca fluviatilis L. an. Ech. phocae Gmel. Ist kein Zchmorhynchus, sondern ein Nematode. Näheres vergleiche unten unter den Namen Ascarıs neitsıl Fabr. 1776 und Ascaris phocae Fabr. 1780. “Außer von Gmelin (1791, BP 307% Nr. 1) wird die Art als Æchinorhynchus auch noch von Bosc (1802, p. 5) angeführt. ssEch. Phocae vitulina‘ Viborg. In seinem Verzeichnis der Helminthen-Sammlung der Kopen- hagener Tierarzneischule fuhrt Viborg (1795, p. 243, Nr. 199 bis 201) auch einen Lchinorhynchus aus Phoca vitulina an. Es kann sich nur um Zeh. strumosus Rud. handeln. „Ech. Picae“ Rud. Unter den bei der Wiener Heiminthensuche gefundenen neuen Echinorhynchen-Arten verzeichnet Bremser (1811, p. 26) auch eine solche aus Zrca fica (L.). “Rudolph (reıgspr Nr. 60) führt diese dann unter der Bezeichnung „Ach. Picae“ auf, während Westrumb (1821, p. 18, Nr. 32) sie Ech. teres tauft. Siehe daher unter letzterem Namen. Ech. pict Gmel. Neuer, von Gmelin (1791 p. 3045, Nr. 9) gebildeter Name für Lich. cylindraceus Gze. (vergl. diesen), der später nur noch von Bosc (1802, p. 6) wieder gebraucht wird. Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 273 „Ech. piriformis“ Brems. Vergl. den nachträglichen Zusatz unter ch. pyriformrs. Ech. piscinus Zed. Unter diesem Namen schildert Zeder (1800, p. 132—134) einen Kratzer, den er „fast in allen hieländischen Fischen des siissen Was- sers“: „im Darmkanale aller hieländischen Karpfenarten‘“, sowie von Salmo trutta L., Anguilla anguilla (L.) und Lota lota (L.) ge- funden hatte, den er aber ,,noch nicht fiir eine neue Art angeben will“. Er hält ihn vielmehr für identisch mit den Kratzern, die Redi, Leuwenhoek und O. F. Müller im Aale gefunden hatten (vergl. unter Zch. anguillae) und betont ferner die Ähnlich- keit mit Ech. barbi! Schrank, attenuatus O. F. Müll. und az- nulatus Gmel. Später hat Zeder (1803, p. 155— 156, Nr. 21), denn auch seinen “ch. piscinus mit diesen drei Arten zu einer einzigen Art vereinigt, die er Ach. attenuatus nennt. Vergl. wei- teres unter letzterem Namen und unter Zch. nodulosus Schrank, sowie ferner unter dem seit Westrumb (1821) ftir diese Art allgemein üblich gewordenen Namen £c/. proteus Westr. und dem prioritätsberechtigten Namen “ch. laevis Zoega. Ech. plagicephalus W estr. Bei der unter Bremser’s Leitung in Wien erfolgten Hel- minthensuche wurden zweimal in Acıpenser huso L. und einmal in Acıpenser ruthenus L. Echinorhynchen gefunden, die Rudolphi (1819, p. 78, Nr. 80 und p. 79, Nr. 81) provisorisch als „Zeh. Husonis“ bez. „Zch. Acıpenseris rutheni“ verzeichnet und die dann später Westrumb unter dem Namen Zch. plagicephalus als neue Art kurz charakterisiert. Sie waren 6—10 Linien (d. h. ca. 13—22 mm) lang, besaßen einen sehr langen, schlanken Rüssel mit ca. 20 Quer- reihen von Haken, einen glatten, beiderseits, namentlich aber nach hinten verjüngten Rumpf und einen kurzen, runzeligen Hals. „Ech. Platessae“ Rud. OF he Muller (1780, © ps >2o7)serzahlt, dab rer in einer von zwey Goldbutten (leur. Platessa L.) einen weißen Kratzer“ gefunden habe, dessen Rüssel die Gestalt eines „schmalen, überall gleich dicken Cylinders“ hatte und mit ı6 Reihen von je über ı5 sehr kleinen Haken besetzt war. Rudolphi (1809. p. 310, Nr. 49) registriert diesen Fund unter der seitdem beibehaltenen Bezeichnung „Zchinorhynchus Platessae“. 274 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Ech. platessoida Bosc. Von Bosc (1802, p. 9) angewandte Namensform für den Ech. platessoidae Gm el. Ech. platessoidae Gmel. Unter diesem Namen verzeichnet Gmelin (1791, p. 3048, Nr. 29) Helminthen, die Fabricius in Grönland im Magen von Pleuronectes platessoides Fabr. gefunden und Ascaris plewronectis genannt hatte. (Vergl. auch weiter unten unter diesem Namen.) Unter dem Gmelin’schen Namen findet sich die Art noch bei Zeder (1803, p. 162, Nr. 43) citiert. Bosc (1802, p. 9) gebraucht die Namensform “ch. platessorda, Rudolphi (1809, p. 310—312, Nr. 50) anfänglich die Bezeichnung ,,Æch. Pleuronectis platessordae“, um jedoch später zu dem kürzeren „Zch. Platessoidae“ zurückzu- kehren (Rudolphi 1819, p. 80, Nr. 89). Rudolphi macht aber auch bereits darauf aufmerksam, daß es zweifelhaft ist, ob es sich überhaupt um einen Zchinorhynchus handelt. Weder nach den vorliegenden Beschreibungen, noch aus der von O. F. Müller (1780, 2, Taf. LX XIV, Fig. 5) publicierten Abbildung ist eine sichere Deutung der Art möglich, welche aber trotzdem als Echzzo- rhynchus weiter gefùhrt wird. Westrumb (1821, p. 42, Nr. 84) gibt von ihr nur den Namen und die Literaturcitate ohne eine Bemerkung daran zu knùpfen und damit sind die Rudolphi- schen durchaus berechtigten Zweifel der Vergessenheit anheim- gegeben worden. Zweifelhaft wie die Art selbst ist aber auch ihr Wirt, der nach Günther’s Catalogue of the Fishes of the British Museum Vol. IV. London 1862, p. 405 Anm. nicht identifizierbar, wenn auch vielleicht mit //z#poglossoides limandoides (B1.) identisch ist. v. Einstow (1878, p. 245, Nr. 1353) gibt als Wirt von 277 Pleuronectis platessoidis Rud.“ Platessa flesus Cuv. an. Worauf diese . Annahme beruht, ist aber nicht ersichtlich, da Diesing (1851, p. 57, Nr. 108), den v. Linstow allein citiert, nur die alte Wirtsangabe hat. Ech. pleuronectes Bosc. Von Bosc (1802, p. 9) angewandte Namensform fir den Ech. pleuronectis Gmel. Ech. pleuronectis Gmel. O. F. Müller (1780, 1, p. 150) erzählt, daß er in 5 Stein- Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 275 butten (Rhombus maximus) „wenige weiße Kratzer“ gefunden habe, deren Art nicht bestimmt wurde und mangels jeder weiteren An- gabe natürlich auch nicht mehr zu ermitteln ist. Trotzdem führt Gmelin (1791, p. 3047 f, Nr. 26), der ja überhaupt bei der Syste- matik der Helminthen ein tibertriebenes Gewicht auf die Wirte legt, diese Echinorhynchen unter dem besonderen Artnamen Zch. pleuronectis an, allerdings bereits unter dem Zusatz „an vere distincta species?“ Bosc (1802, p. 9) macht daraus “ch. pleuro- nectes. Rudolphi (1809, p. 310, Nr. 310) erkennt diese Art da- gegen mit Recht nicht an und registriert den Fund Müller’s einfach unter der indifferenten Bezeichnung: „Ech. Pleuronectis maxtmi Rud, die seitdem beibehalten ist und wie manche ahnliche Bezeichnung leider auch vielfach nach Art eines Speciesnamens gebraucht worden ist, z. B. von v. Linstow (1878, p. 244), wo als in Rhom- bus maximus (L.) vorkommende Echinorhynchenarten “ch. tube- House Led, Beh. anzustatus Wud, Zeh. proteus Westr und außerdem auch noch „Zeh. Pleuronectis maximi Müller“ ange- führt werden, obwohl wir doch wohl zu der Überzeugung berech- tigt sind, daß die von O. F. Müller in dem Steinbutt gefundenen Echinorhynchen einer der 3 Arten angehört haben, die auch sonst aus demselben Wirt bekannt geworden sind. which. Pleuronectis platessa“ Viborg. In seinem Verzeichnis der Helminthensammlung der Kopen- Hasener Tierarzneischule führt Vibors (1705, p. >43, Nr. 204) unter anderen auch einen nicht bestimmten Achznorhynchus aus Pleuronectes platessa L. an. ssEch. Pleuronectis platessoidae* Rud. Unter dieser Bezeichnung registriert Rudolphi (1809, p. 310—312, Nr. 50) die von Fabricius entdeckte und Ascaris pleuronectts genannte, von Gmelin unter dem Namen Zchino- rhynchus platessotdae angeführte Art. Siehe daher Weiteres unter diesen beiden Namen. Ech. polymorphus Brems. Bremser (1811, p. 26) war bei seinen helminthologischen Untersuchungen zu der Überzeugung gelangt, daß alle aus mittel- 276 | Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. europäischen Enten beschriebenen Echinorhynchen ein und der- selben Art angehören, für welche er vorerst den Namen Ech. filicollis Rud. beibehielt. Der neue Name £c4. polymorphus Brems. fiir dieselbe findet sich zum ersten Male erwahnt bei Rudolphi (1819, p. 672). Jassoy’s Arbeit (1820) bedeutet vor allem wegen der Kupfertafel einen wesentlichen Fortschritt, welche den Beweis dafür liefern soll, daß in der Tat die bisher als ver- schieden angesehenen Arten nur Wachstumsstadien ein und der- ‚selben Art seien. Nähere textliche Angaben bringt erst West- rumb (1821, p. 33—36), der nicht weniger wie 10 solcher Wachs- tumsstadien unterscheidet: I. Jüngstes Stadium von kaum ‘= Linie d.h. ca, mm Länge mit einer Bestachelung des Rumpfes, die nur das Hinter- ende des Rumpfes frei läßt, und mit nur wenigen Reihen kleiner Haken an dem noch sehr kleinen Rüssel. 2. Stadium von fast ı Linie d. h. ca, 2 mm anse bereits größerem Rüssel, mit ca. 8 Querreihen von Haken an demselben, ohne Hals und mit einem Rumpfe, der seine größte Dicke in der Mitte erreicht und zum Teil bestachelt ist, wenn auch am Vorderende des Rumpfes von solchen Stacheln nur noch „parva rudimenta“ vorhanden sind. 3. Stadium, entsprechend Fig. 1—2 bei Jassoy (1820). Länge etwas über 1 Linie also ca. 2,5 mm. Rüssel mit ca. 8—10 Hakenreihen. Hals mitunter nicht nachweisbar, mitunter bereits deutlich, aber kurz. Rumpf vorn und hinten unbestachelt, in der Mitte gürtelförmig verdickt und dicht bestachelt. Ein seciertes Exemplar war ein noch unreifes Weibchen. 4. Stadium, entsprechend Zch. minutus Gze. Länge ca. 2 Linien d. h. ca. 4,5 mm. Rüssel mit 8 Hakenreihen. Im übrigen mit den Angaben Goeze’s und Zeder’s über Zch. minutus Gze. übereinstimmend. 5. Stadium, entsprechend Fig. 3—4 bei Jassoy (1820) und Zeh. constrictus Zed. Länge 2'/2—3 Linien d. h. ca. 5—7 mm, wovon ca. ?/s Linien d. h. ca. 1,5 mm auf den Hals entfallen. Zahl der Hakenreihen 8. Vorderer Rumpfabschnitt bestachelt, hinterer unbestachelt Von zwei secierten Exemplaren dieses Stadiums erwies sich eines als ein noch nicht voll entwickeltes Männchen [von Zch. anatis Schrank = Ech. filicollis Rud.?], das andere als ein Weibchen mit linearen Eiern [also Ach. minufus Gze.]. Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 277 6. Stadium, entsprechend Fig. 5—6 bei Jassoy (1820), mit kleiner werdendem Rüssel, dessen Hakenreihenzahl jedoch unverändert bleibt. Länge nicht angegeben. Ein seciertes Exem- plar dieses Stadiums erwies sich als geschlechtsreifes Männchen von ich ras Schrank = Em. fihcollıs Rud.?]. 7. Stadium mit Beginn der Umwandlung des Rüssels, welcher birnförmig geworden ist und in seinem hinteren verdickten Abschnitt keine Haken mehr erkennen läßt. Hals lang, faden- formig. Rumpf beiderseits verjüngt, vorne mit wenigen Haken- reihen. 8. Stadium, entsprechend Fig. 7 bei Jassoy (1820), die. den Maßangaben Dujardin’s (1845, p. 524: Länge des Rumpfes 15—22 mm, des Halses 1,8 mm, Durchmesser des Halses 0,5 mm, des kugelig gewordenen Rüssels 2,8 mm) zugrunde liegt. Der hintere Teil des Rüssels hat bereits Kugelgestalt angenommen, aber der Rumpf zeigt an seinem Vorderende noch geringe Be- stachelung. g. Stadium ohne jegliche Reste dieser Bestachelung des Rumpfes, am umgewandelten Rüssel nur noch eine einzige Haken- reihe, die eine kleine scheitelständige Hervorragung der Kugel kranzförmig umgibt. 10. letztes Stadium, dadurch charakterisiert, daß auch von den Haken des Rüssels keinerlei Reste mehr vorhanden sind. Männchen dieses Stadiums wurden nie beobachtet, alle untersuchten Exemplare waren vielmehr ausschließlich Weibchen. (Für das 7.--9. Stadium wird das gleiche nicht ausdrücklich be- tont.) Die Eier dieser Weibchen waren (im Gegensatz zu Sta- dium 5) oval. | Die jüngeren Stadien waren nur in der Schleimhaut des Darmes fixiert, die älteren hatten fast die ganze Darmwandung durchbohrt. Rudolphi (rerg,p. 327, Nr 35) Wat noch nach Kenntnis nahme der später von Jassoy (1820) publicierten Tafel diese Zusammenfassung der bis dahin unterschiedenen Echinorhynchen aus Enten und anderen Wasservögeln zu einer einzigen Art be- kämpft. Später freilich, nachdem er den ähnlichen Echinorhynchus sphaerocephalus Brems. (vergl. diesen) kennen gelernt hatte, hat Rudolphi (1810, p. 598, $ 3 und p. 671—672, Obs. 1) sich als geschlagen bekannt („Quibus visis manus victas dare cogor“) und Bremser’s Ansicht von der Einheit des Zch. polymorphus Brems, 278 | Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. als berechtigt anerkannt. (Vergl. hierzu auch unter Zch. filicollis Rud.) Trotzdem aber läßt sich dieselbe nicht aufrecht erhalten. Bereits Westrumb’s vorstehend referierte Angaben ent- halten einen bemerkenswerten Widerspruch. Bei den Weibchen des Stadium 5 sind die Eier „linearia pellucida‘, bei denen des Stadium 10 dagegen „ovalia — oblonga“. Diese verschiedene Eiform ist aber, wie namentlich Braun (1891) nachgewiesen hat (vergl. unter “ch. filicollis Rud.), ein wichtiger Unterschied zweier ‚Arten, von denen die eine dem ch. minutus Gze., die andere dem Zeh. filicolis Rud. entspricht. Bemerkenswert ist auch die Angabe Westrumb’s, daß das Endstadium der Metamorphose nur bei Weibchen gefunden wurde. Hat doch auch Braun (1891) betont, daß nur bei den Weibchen von Zch. filicollis Rud. die charakteristische Umwandlung des Rüssels erfolge. Außerdem ist aber vielleicht in Zch. polymorphus Brems. noch eine dritte, neue Art enthalten, die charakterisiert ist durch das Fehlen eines Halses und das Fehlen der Bestachelung am Vorderende des Rumpfes, auf welches jedoch noch eine gürtel- förmige Zone mit Stacheln folgt (vergl. Stadium 3). Daß es sich bei der betreffenden Angabe Westrumb’s nicht nur um eine Verwechselung von Hals und Vorderende des Rumpfes handelt, scheint nämlich aus den Angaben von de Marval (1902, p. 427 bis 430) hervorzugehen, der eine entsprechende Schilderung von Echinorhynchen aus Anas boschas L., Fuligula ferina (L.), Bernicla torquata Boie d. i. Branta bernicla (L.) und Cygnus cygnus L. domest. unter dem Namen Zch. polymorphus Brems. entwirft. Wenn aber de Marval (1902, p- 427) behauptet, daß Bremser, Westrumb und Jassoy auch den Zch. striatus Gze. (vergl. diesen) nur als ein Entwickelungsstadium des Zch. polymorphus ansähen, anstatt ihn als besondere Art anzuerkennen, so ist mir unklar geblieben, aus welcher Quelle de Marval diese irrtüm- liche Auffassung geschöpft hat. Von den verschiedenen Stadien des Ech. polymorphus, die Westrumb unterscheidet, können Stadium 7—10 nur Weibchen von Zch. anälıs Schrank nec Gmel. (= Zch. hhkolıs Ben, vergl. unter diesem letzteren Namen) umfassen. Stadium 1—6 entsprechen dagegen zusammen dem Zch. versicolor Rud. und umfassen außer Ech. minutus Gze. noch die Männchen von Ech. anatıs Schrank nec Gmel. sowie die erwähnte dritte Art, wenn sich deren Selbständigkeit bestätigt, Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 279 Diese als £c4. polymorphus zusammengefaßten Arten wurden in Wien gefunden: in Azas boschas domestica bei Untersuchung von 111 Exemplaren nur 2mal, in Anas boschas fera bei Unter- suchung von 97 Exemplaren dagegen yımal, in Anas crecca L. bei Untersuchung von 31 Exemplaren ıımal, in Anas penelope L. bei Untersuchung von 9 Exemplaren 2 mal, in Fulgula clangula (L.) bei Untersuchung von 11 Exemplaren amal, in Auligula nyroca (Gùldenst.) [= Anas leucophthalmos Temm. bei West- rumb] bei Untersuchung von 22 Exemplaren 13 mal, in Auligula marila (L.) bei Untersuchung von 5 Exemplaren 1 mal, in Falgula rufina (Pall.) bei Untersuchung von 19 Exemplaren 2mal, in Oidemia fusca (L.) bei Untersuchung von 7 Exemplaren 1 mal, endlich noch in Zubhca atra L. bei 157 Untersuchungen 53 mal. Negativ blieb dagegen die Untersuchung von 9 Gallinula chlo- ropus (L.), 139 Anser anser (L.) domestica und 5 Anser anser fera. Die Beziehung dieser Funde auf £c4. minutus Gze. oder £ch. anatis Schrank ist ohne Nachuntersuchung des im Wiener Hof- museum aufbewahrten Materiales nur zum kleinsten Teil möglich. Die Exemplare aus /4ca atra L. gehörten jedenfalls dem Zch. anatis Schrank nec Gmel. ( Zeh. falicolhse Rud:) an („ulteriorem metamorphosin fere omnes exhibent‘“). Hatte doch auch Ru- dolphi in diesem Wasserhuhn dieselbe Parasitenart gefunden. Die Exemplare aus Zuligula clangula (L.) verteilen sich wahr- scheinlich auf beide Arten, ähnlich wie ja auch Zeder (1800) und Rudolphi (1819) beide Arten in Galhnula chloropus (L.) bez. Fuligula fuligula (L.) gefunden hatten. Westrumb gibt näm- lich an, daß diese Exemplare aus /uligula clangula (L.) dem 1., 4. und 7. der von ihm unterschiedenen Stadien angehörten und „alii forma £ch. vulgo minuti, alii consirich gaudent“ Weiter finden sich specielle Angaben nur noch über die Echinorhynchen der Hausente. Dieselben gehörten dem 3. und 5. der von Westrumb unterschiedenen Stadien an. Zum Teil hatten sie einen sehr kurzen Hals und einen in der Mitte bestachelten Rumpf und könnten also der bereits erwähnten hypothetischen Art angehören, die de Marval (1902) unter dem Namen Zch. polymorphus beschrieben hat auf Grund von Exemplaren, die Wolffhügel unter anderem auch in Hausenten gefunden hatte. Zum anderen Teil hatten sie einen längeren Hals, der als „subconicus“ bezeichnet wird und einen im vorderen Abschnitt bestachelten Rumpf und könnten dem von Goeze in der Hausente entdeckten “ch. minulus Gze. 280 3 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. entsprechen, bei dem namentlich Greeff (1864) den zwischen den Rüssel und das bestachelte Vorderende des Rumpfes einge- schalteten Hals ausgesprochen kegelförmig gezeichnet hat. Zusatz bei der Correctur: Wenn ich vorstehend auf Grund einer früheren, eine andere Erklärung kaum zulassenden Publication de Marval’s an die Möglichkeit denken mußte, daß in Ech. polymorphus Brems. auch noch eine bisher ganz unbeachtet gebliebene Art enthalten sein könnte, so findet sich hierfür in der neueren Veröffentlichung de Marval’s (1904) keine Stütze mehr. Soweit sich dies nach der bisher allein vorliegenden vorläufigen Mitteilung beurteilen läßt, die nur die Synonymie und kurze Diagnose der untersuchten Arten, aber keine Wirtsangaben enthält, unterscheidet vielmehr auch de Marval (1904, p. 574, Nr. 3 und p. 576, Nr. 7) unter den Echino- rhynchen der Enten nur die beiden, auch sonst angenommenen Arten, ohne daß freilich eine dieser Arten der früher (1902) von ihm selbst gegebenen Schilderung des Ech. polymorphus entspräche. Vielmehr wird jetzt von an- deren Abweichungen abgesehen auch bei beiden Arten angegeben, daß das Vorderende des Rumpfes bestachelt sei. Zwischen diesen bestachelten Vorderkörper und den Rüssel soll dann freilich kein wirklicher Hals sondern ein „Faux-cou“ eingeschaltet sein. Wodurch sich aber ein solcher ,,Faux-cou“ von einem wirklichen Halse unterscheiden soll, kann erst die noch ausstehende ausführliche Arbeit de Marval’s lehren. Anfänglich hatte ich den Eindruck, daß der „Faux-cou“ de Marval’s dem entspräche, was sonst Hals genannt wird, zumal bei einigen Arten die sonst gemachten Angaben über Form und Länge des fraglichen Körperteils ersetzt sind durch den Satz ,,Faux-cou representant la base nue du rostre“ — und daß andererseits der ,,Cou“ de Marval’s einen sonst stets noch zum Rüssel gerechneten Teil bezeichne und zwar anscheinend denjenigen Teil des Rüssels, welcher hinter der Inser- tion des Receptaculum proboscidis gelegen ist (wie z. B. bei den Echino- rhynchen der Raubvögel, vergl. oben p. 102 und 220). De Marval wendet jedoch die beiden Begriffe nicht durchweg in diesem Sinne an. Wohl wird der „Cou“ bei der Mehrzahl der Arten, die ihn überhaupt besitzen, als be- stachelt geschildert, aber bei Ech. faeniatus v. Linst. im Gegenteil als „nu, eylindrique“. Demgegenüber kann ich nur betonen, daf eine Definition des Begriffes „Hals“ meines Erachtens nur dann mit dem bisherigen Gebrauche dieses Begriffes ın Einklang zu bringen ist, wenn sie so gefaßt wird, daß als Hals derjenige Körperteil der Echinorhynchen zu bezeichnen ist, welcher zwischen Rüssel und Rumpf eingeschaltet, sich vom Rüssel durch das Fehlen der Hakenbewaffnung unterscheidet, dessen Gefäßsystem aber nicht mit dem des Rumpfes sondern mit dem des Rüssels und der Lemnisken zusammen- hängt. Daß der von de Marval als „Faux-cou“ bezeichnete Körperteil in diesem Sinne ein wirklicher Hals ist, geht wenigstens für eine der im Ech. polymorphus Brems. enthaltenen Arten (Ech. minutus Goeze) bereits aus den Angaben von Greeff (1864) mit genügender Sicherheit hervor. Die beiden von ihm unterschiedenen Arten der Enten-Echinorhynchen nennt de Marval ,Ech. anatis Gze.“ und Ech. filicollis Rud. Den Namen Ech. anatis wird man freilich bei Goeze ebenso vergebens suchen, wie die von de Marval beigefügten Synonyme: „Zch. anatis boschadis Gze.“ und Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 281 „Ech. boschadis Gze“. Daf die Art aber der von mir Ech. minutus Gze. genannten entspricht, geht hervor aus den weiter noch beigefügten Synonymen Ech. minutus Zed. und „Zeh. minutus coccineus Gze.“ (anscheinend nur unter Weglassung des „etc.“ nach Rudolphi citiert, vergl. oben p. 198, denn aus den zahlreichen Goeze zugeschriebenen Artnamen mit Wirtsgenitiven geht hervor, daß de Marval das Werk von Goeze nicht selbst in der Hand gehabt haben kann — vergl. auch die nachträglichen Zusätze unter Ech. fasciatus und Ech. globocaudatus). In seiner Abgrenzung dieser Art gegen. über Ech. filicollis Rud. lehnt sich de Marval ohne Rücksichtnahme auf die für die Systematik der Enten-Echinorhynchen so wichtige Arbeit von Braun (1891) an Rudolphis (1819) Gegenüberstellung von Ech, versicolor und Ech. filicollis an. Daher fehlt in seiner Synonymenliste bei Ech. versicolor Rud. das ,,partim“ (daß dasselbe auch bei Ech. polymorphus Brems. fehlt, ist jedenfalls nur ein Lapsus calami), daher werden weiter als Synonyme von „Zeh. anatis Gze.“ angeführt Ech. collaris Schrank, constrictus Zed. und tenuicollis Froel. Inwieweit etwa meine auf Braun’s Untersuchungen be- ruhende abweichende Auffassung, bezüglich deren ich um unnötige Wieder- holungen zu vermeiden, auf die Besprechung unter den angeführten Namen bez. unter Ech. minutus, filicollis und anatis verweise, auf Grund der Unter- suchungen de Marval’s einer Berichtigung bedarf, wird sich erst beurteilen lassen, wenn die ausführliche Monographie de Marval’s mit der Begründung seiner Auffassung erschienen sein wird. Außer den bereits genannten Namen führt de Marval als weitere Synonyme der in Rede stehenden Art nur noch Ech. anatis Gmel. an, sowie Ech. miniatus v. Linstow (1896, p. 12 — aus einer nicht bestimmten südamerikanischen Ente). Zeh. boschadis Gmel. wird von ihm ebensowenig berücksichtigt wie Ech. anatis Schrank, Ech. boscha- dıs Schrank u.a. Als synonym zu Ech. filicollis Rud. werden außer Ech. polymorphus Brems. (partim) und außer Ech. forquatus Froel. und Ech. stellaris Mol, beztiglich deren ich ja bereits auf p. 209 und 210 dieselbe Auffassung ver- treten habe, noch angefihrt: 1. Ech. alcae Gmel., ohne daß für diese Deutung der von mir auf p. 165 als unidentificierbar bezeichneten Art ein Grund ersichtlich ware. 2. „Ech. longicollis Zeder (partim)“, gleichfalls ohne daf mir bisher verständlich wäre, woraus de Marval schließt, daß Zeder’s (1803, p. 156 —157) kurze Characterisierung der genannten Art, in der unter anderem als Wirt einzig und allein Lofa /ota (L.) angeführt wird, sich nicht nur auf den Ech, laevis Zoega (= Ech. proteus Westr.) beziehen, sondern auch noch eine sonst nur in Entenvégeln gefundene Art umfassen soll. 3. Ech. miliarius Zenker = Gregarina miliaria Dies. und ferner die (mit dem nicht besonders angeführten Ech. diffluens Zenker unbedingt syno- nyme) Gregarina diffluens Diess., die doch beide von Greeff (1864) gerade im Gegenteil als die Jugendformen von Ech, minu/us Gze. erkannt worden sind. 4. yEch. anatum Rudolphi“, obwohl dies doch unzweifelhaft weder ein wissenschaftlicher Name noch eine für eine einzige Art gebrauchte Be- zeichnung ist. Zum mindesten hätte hier ein „partim‘ hinzugefügt und dann dieses Synonym in derselben Form auch bei der anderen Echinorhynchenart aus Entenvögeln angeführt werden müssen (vergl. oben p. 172). 282 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 5. „Sißunculus lendix Phipps (partim)“, „Zch. anatis mollissimae Müller“ und „Ach. borealis Gmelin (partim)“. Bezüglich des ersten dieser Namen habe ich meinen Ausführungen auf p. 243 und 209 nichts hinzuzufügen, es sei denn daß ich vor einer Überschätzung der Bedeutung des „partim“ warnen möchte, da Beschreibung und Abbildung sich ausschließlich auf die Echinorhynchen der Eiderente beziehen und die angehängte Bemerkung, daß Hunter dieselbe Art auch in einem Wale gefunden haben wolle, nach ge- lungenem Nachweis, daß Ech. lendix (Phipps) und Ech. filicollis Rud. identisch sind, das Prioritätsrecht des ersteren Namens umso weniger zu be- einflussen vermag, als alle weiteren Angaben über die fraglichen Wal-Echino- -rhynchen fehlen. Die Beifügung des „partim‘ bei Ech. borealis ist mir nicht verständlich und beruht wohl nur auf einem Versehen. Das Citat „Zch. anatis mollissimae Miller“ endlich kann nur auf dem Citat bei Rudolphi (1809, p. 304, Nr. 41) beruhen, da ich aus den Werken von O. F. Müller keine zu jenem Citat berechtigende Stelle kenne, es sei denn die Anführung des Kratzers aus der Eiderente ohne Beifügung wissenschaftlicher Namen in dem „Verzeichnis“ (©. F. Müller 1787, 1, p. 57), welche Rudolphi in der ge- nannten Weise ins lateinische übersetzt hat. Ech. porrigens Rud. In der anatomischen Sammlung von Walter (vergl. Lühe, 1900, p. 558—-559) fand Rudolphi (1819, p. 71 und 325—327, Nr. 34) Echinorhynchen aus ,,4alaena rostrata“, die noch an der Wandung des Dünndarmes festsaßen und die er unter dem Namen Lich. porrigens beschreibt. Er unterscheidet hierbei junge Exem- plare von ca. 1 Zoll dh: ca: 27 mm Lange und erwaeheene Exemplare von 3'/2—6 Zoll d. h. ca. go—160 mm Länge. Der Russel war bei allen Exemplaren eingestilpt, doch konnte durch Öffnung des Vorderendes des Wurmes festgestellt werden, daß er ungefähr 1 Linie d. h. etwas über 2 mm lang war. Die Rück- ziehmuskeln des Rüssels werden als kurz bezeichnet, die Lem- nisken als „corpora duo globulis multis constantia, neque lemnisci, quales in “ch. Gigante occurrunt“. Diese Organe sind einge- schlossen in einen als Receptaculum bezeichneten Körperteil, welcher bei den „Erwachsenen“ die Gestalt eines Kegels mit nach vorne gewandter Basis hat, bei einem Durchmesser von über 2 Linien d. h. fast 5 mm nur ca. 1 Linie d.h. wenig über 2 mm lang ist und sich in einen fadenförmigen, kaum !/s Linie d. h. ca. 0,75 mm dicken und über 1 Zoll d.h. ca. 30 mm langen „Hals“ fortsetzt. An diesen schließt sich dann der als Corpus bezeichnete Körperabschnitt an, welcher anfänglich allmählich an Dicke zu- nimmt, bis er eine solche von ca. 11/2 Linien d. h. ca. 3 mm er- reicht hat. Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 283 Inwieweit bei den von Rudolphi angegebenen. Größen- Differenzen geschlechtlicher Dimorphismus beteiligt ist, ist der Nachprüfung bedürftig. Jedenfalls aber hat Rudolphi die Männchen bereits mit zu den „Erwachsenen“ gerechnet, da er ihre Bursa erwähnt. Seine „Specimina juniora“ müssen also in der Tat Jugendformen darstellen oder einer anderen Art ange- hören. Außer ihrer bereits angeführten Länge ist nur noch an- zuführen, daß sie nur 4/2 Linie d. h. ca. ı mm dick sind und daß bei ihnen zwar gleichfalls das Vorderende knopfförmig abgesetzt er- scheint, daß aber doch immerhin die Sonderung des Körpers in „Receptaculum“, „Hals“ und Corpus weniger ausgeprägt ist wie bei den „Erwachsenen“ Rudolphi’s Abbildung der „Jugendform“ erinnert in dieser Beziehung mehr an Zch. brevicollis Malm 1867 (vergl. Borgström 1895 und Shipley 1899). Westrumb: (1821, p. 28—29, Nr. 53; Taf. I, Fig. r7; Taf. LE Fig. 25—33) hat die Art an der Hand von Exemplaren, die Rudolphi an Bremser gesandt hatte, selbst untersuchen können. Er erweitert die Kenntnisse vor allem durch eine anatomische Untersuchung der Art, deren Resultate in einer Reihe von Ab- bildungen niedergelegt sind. Hier sei nur angeführt, daß danach das Männchen erheblich kleiner zu sein scheint als das Weibchen und daß die beiden hintereinander gelegenen Hoden nicht unerheb- lich hinter der Mitte liegen, also anscheinend verhältnismäßig weiter nach hinten wie bei einer anderen, kleineren Echinorhynchenart, die Kaiser (1891) irrtümlich als Zch. porrigens Rud. bezeichnet. Prioritätsrechtlich sind die Angaben von Westrumb auch inso- fern von Bedeutung, weil dieser die von Rudolphi angeführte „Jugendform“ überhaupt nicht erwähnt und somit für den Fall, daß Rudolphi wirklich zwei verschiedene Arten zusammen- geworfen haben sollte, den Namen “ch. porrigens den „Specimina adulta“ Rudolphi’s sichert, die ja auch Rudolphi selbst ge- nauer geschildert hat. Die von Kaiser (1891) untersuchten Echinorhynchen aus Balaenoptera sibbaldi Gray, die Shipley (1899) in seiner Be- sprechung der in Cetaceen schmarotzenden Echinorhynchenarten auffalligerweise nicht berticksichtigt, die aber Kaiser selbst als Lich. porrigens ud. bezeichnet, .gehören dieser Art schon allein ihrer Kleinheit wegen sicher nicht an. Kaiser’s Schilderung des erweiterten Vorderabschnittes des Rumpfes (Receptaculum bei Rudolphi, Retinaculum bei Shipley) ist freilich nicht klar Zool, Annalen. I. 19 284 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. genug, um ohne Nachuntersuchung eine sichere Bestimmung zu ermöglichen, indessen vermute ich, daß Zch. porrigens Kaiser nec Rud. identisch mit Ach. turbinella Dies. ist. Rudolphi selbst und im Anschluß an ihn auch West- rumb und spätere Autoren führen als Synonym zu Zch. porre gens den Ech. balaenae Gmel. an, welchen Hunter in einem Bartenwal gefunden hatte. Doch ist dieses Synonym durchaus zweifelhaft und auch als Nomen nudum nicht PEO ae Vergl. im übrigen unter Ach. balaenae. Schließlich noch einige Worte über den Wirt von Zch. porrigens Rud. welchen Rudolphi selbst auf Grund der Fti- quettierung des betreffenden Präparates in der Walter’schen Sammlung Dalaena rostrata genannt hat. Da aber dieser Name, unter welchem er sich auch bei Westrumb (1821, 1. c.) und "Dujardin (1815 .p: 504, NE. 11) verzeichnet findet, mes schiedene Wale Verwendung gefunden hat, so ist die Art nicht sicher festzustellen. Nach Shipley (1899) kommen in erster Linie die beiden heute als Palaenoptera rostrata (= Ba- laena rostrata Fabr.)!) bez. AHyperoodon rostratus (= Balaena rostrata Chemnitz) bezeichneten Arten in Frage. Da aber eine recht erhebliche Konfusion herrschte in der Verwendung des Namens Dalaena rostrata, mit welchem z. B. Rudolphi selbst später wieder eine andere Art, die Dalaenoptera borealis Less. belegte, so könnte eventuell auch noch eine andere Art als die beiden genannten gemeint gewesen sein. In meinem Exemplar der Synopsis findet sich z. B. die handschriftliche Randbemerkung von v. Olfers „eadem ac 2. Boops. cf. Cuvier.“, der ich zwar keinerlei entscheidenden Wert beizumessen vermag, zumal nach Ausweis der mir zugängigen Literatur der Name Dalaena rostrata für Megaptera boops (Fabr., nec L.) sonst nie gebraucht worden ist, die mir 1) Diesen Namen kann ich übrigens aus prioritätsrechtlichen Gründen nicht als giltig ansehen, trotzdem ich mich dadurch in Gegensatz zu einem der besten Kenner der nordischen Wale stelle (vergl. Kükenthal, Die Wale der Arktis. In: Fauna arctica, Bd. I, Jena 1900, p. 216). Der Speciesname ,rostrata* kann unzweifelhaft nur einer der beiden oben genannten Arten belassen werden und da ich im Anschluß an Kükenthal zwar Dalaena rostrata O. F. Müller (1776) für nicht identificierbar, aber Dalaena rostrata Chemnitz (1779) für identisch mit Zyperoodon butzkopf Bonnaterre halte, so sehe ich Dalaena rostrata Fabricius (1780) für ein ungil- tiges Homonym an und betrachte daher ebenso wie True (citiert nach Kükenthal, I. c.), wenn auch mit etwas anderer Motivierung, als den giltigen Namen des Zwerg- wales Lelaenoptera acuti-rostrata Lacepéde 1802. Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 285 aber trotzdem von Interesse scheint mit Rücksicht auf die Tat- sache, daß Zch. porrigens Rud. nach Shipley (1899, p. 267) neuerdings in Megaptera boops (E abr., nec L.)!) gefunden sein soll. Diesing (1851, p. 53—54, Nr. 87 und p. 501, Nr. 1203) nennt den Wirt von Zeh. porrigens Rud. Dalaena borealis Fischer, womit jedenfalls Dalaenoptera borealis Less. gemeint ist, und diese Wirtsangabe beruht offenbar darauf, daß sehr bald nach dem Erscheinen der Synopsis Rudolphi selbst ein Exemplar dieser Art untersucht und unter dem Namen Dalaena rostrata näher beschrieben hat. v. Linsto w (1878, p.61, Nr. 269) hat wieder eine andere Wirtsangabe, nämlich Palaena mysticetus L., deren Quelle mir unbekannt ist, die jedoch sicherlich nicht richtig ist. Weder ist der Name Palaena rostrata als Synonym von Salaena mysti- cetus L. nachweisbar, noch kann ich es bei der Kopfform der letzteren Art für denkbar halten, daß sie jemals auch nur in einem Manuskriptnamen als „rostrata“ bezeichnet worden sei. Zusatz bei der Correctur: Seitdem obiges geschrieben wurde, haben Herr Prof. Braun und Herr Dr. Japha auf Island Wal-Echinorhynchen gesammelt, solche aber ausschließlich in Dalaenoptera borealis Less. gefunden. Von Megaptera longimana (Rud.) wurden zwar fast ein Dutzend Stück unter- sucht; dieselben lieferten aber ebensowenig Entoparasiten wie ein Blauwal (Balaenoptera sibbaldi Gray) und 3 Finwale (B. musculus L.). Collett’s Fund von Ech. porrigens Rud. in Megaptera longimana bleibt also nach wie vor vereinzelt. Andererseits beherbergten die beiden in diesem Sommer in Island untersuchten Exemplare von Balaenoptera boreahs Less. außer Ech, turbinella Dies. auch noch, wenn auch weniger zahlreich, ch. porrigens Rud. Eine beglaubigte Angabe über das Vorkommen dieser letzteren Art in einem weiteren Wale liegt aber bisher noch nicht vor. Es scheint mir deshalb die Fiktion, auch die Rudolphi’schen Originalexemplare entstammten der Bal. borealis, unseren derzeitigen Kenntnissen noch am besten zu entsprechen, wenngleich ich gegenüber Jägerskiöld (1891) noch einmal besonders be- tonen muß, daf die Identität des erst im Jahre 1819 gestrandeten und von Rudolphi unter dem Namen Dalaena rostrata beschriebenen Wales mit Balaenoptera borealis Less. in dieser Wirtsfrage nicht das geringste zu be- weisen vermag. Ferner kann ich jetzt noch hinzufügen, daß meine Vermutung Zeh. porrigens Kaiser nec Rud. sei identisch mit ch. turbinella Dies. sich nicht bestätigt hat. Dieselbe beruhte auf den Angaben von Kaiser und von 1) Auch hier muß ich den Versuch Kükenthal’s (Die Wale der Arktis, in: Fauna Arctica, Bd. I, Jena 1900, p. 218), den bisher tiblichen Namen fiir die Art zu retten, als nicht gelungen betrachten. Bereits Eschricht hat nachgewiesen, daß Balaena boops L. ebenso den Finwal bezeichnet wie 2. physalus L. und B, musculus L. Dann aber ist unzweifelhaft Palaena boops Fabr. ungiltiges Homonym und giltiger Name der Art ist Megaptera longimana (R ud.) 19% 286 | Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Borgström über die Zahl der Längsreihen von Rüsselhaken: nach Kaiser (1891) bei Ech. porrigens 20, nach Borgström (1895) bei Ech. turbinella 19-20 und bei Ech. brevicollis 24—25. Trotzdem es von vornherein klar ist, daß Borgström’s Angaben einer Correctur bedürfen, da bei der Quincunx- Stellung der Haken eine ungerade Zahl von Lissa unmöglich ist, glaubte ich doch bei der Wichtigkeit der Zahl der Längsreihen von Rüsselhaken für die Charakterisierung der Echinorhynchen-Arten jenen Zahlangaben größere Bedeutung beimessen zu müssen, als der Wirtsangabe Kaiser’s (Balaenoptera sibbaldi, d.h. der Wirt von Ech. brevicollis) und den Angaben desselben über Länge und Breite der Echinorhynchen, die diese schlanker erscheinen lassen als für Ech. turbinella sonst charakteristisch zu sein scheint. Wenn sich inzwischen herausgestellt hat, daß ich besser gefahren wäre, auf diese letz- teren Angaben größeres Gewicht zu legen als auf die Hakenzahl, so kann ich meinen Irrtum in gewissem Sinne nur freudig begrüßen, denn derselbe bestätigt die in dieser Arbeit vielfach hervortretende Überzeugung, daß auch alte und nach heutigen Begriffen durchaus ungenügende Beschreibungen von Kratzern in der Regel zur Identificierung ausreichen, wenn nur der Wirt an- gegeben und der Habitus geschildert ist. Daß ich meine oben wiedergegebene Vermutung betreffs der von Kaiser untersuchten Art hier gleich berichtigen kann, verdanke ich Herrn Prof. Chun, der mir das in dem zoologischen Institut der Universität Leipzig vorhandene Material von Echinorhynchen aus Cetaceen freundlichst zur Untersuchung überlassen hat. Darunter befinden sich 2 Gläser mit „Ach. porrigens juv.“, deren Wirt zwar nur als Balaenoptera ohne Beifügung eines Speciesnamens bezeichnet ist, die aber offenbar das von Kaiser untersuchte Material darstellen. Der Habitus dieser Echino- rhynchen stimmt so völlig mit dem von Ech. brevicollis Malm überein und unterscheidet sich so wesentlich von Ech. furbinella Dies. (vergl. z. B. die Zusammenstellung der Abbildungen bei Shipley 1899), daß ich diese Echino- rhynchen der Malm’schen Art zurechnen muß. Die Zahl der Längsreihen von Rüsselhaken bestinimte ich freilich, abweichend sowohl von Kaiser wie von Borgström, zu 22. Ich habe ja aber auch für Ech. anguillae O. F. Müll. (auf p. 174) eine irrtümliche Zählung berichtigen müssen und finde in ähnlicher Weise bei Ech. lucii O. F. Müll. (= Ech. angustatus Rud.) ebenso wie bereits Kaiser (1891, p. 11) stets 14 Längsreihen, während Hamann (1891, p. 100) 16 Reihen gefunden haben will. Und auch bei der in Balae- noptera borealis Less. so häufigen Echinorhynchen-Art, die von allen neueren Autoren wegen ihres Habitus fir Ech, turbinella Dies. erklärt wird, obwohl die Originale dieser letzteren Art aus Hyperoodon rostratus stammen sollten, finde ich abweichend von Borgström nur ı8 Längsreihen von Haken. Nachdem ich jetzt alle, bisher aus Walen bekannt gewordenen Echino- rhynchen-Arten aus eigener Anschauung kennen gelernt habe, möchte ich ferner der Ansicht Ausdruck verleihen, daß die von Hunter gefundenen und von Gmelin Ech. balaenae genannten Echinorhynchen dem Ech. turbinella zuzurechnen sein dürften. Wenigstens ist dieser häufigste und stets in großen Mengen beobachtete Wal- -Echinorhynchus zugleich derjenige, welcher wegen der Gedrungenheit seiner Körperform den von Hunter gezogenen Vergleich mit dem Ech. lendix der Eiderente am ehesten zuläßt. Prioritätsrechtlich ist dies freilich ohne Bedeutung, da der Name Ech. balaenae wegen Fehlens jeg- Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 287 licher Beschreibung (auch wenn man an eine solche noch so geringe Anfor- derungen stellt) niemals Giltigkeit erlangen kann. Vergl. im Übrigen p. 180~—18r. Ech. pristis Rud. Von Rudolphi (1802, p. 64—65 und 1809, p. 299—300) in Greifswald im Darm von Delone belone (L.) gefunden. Das einzige Exemplar, auf welches die Art gegründet wurde, war nur ?/3 Zoll (d. h. ca. 17—18 mm) lang bei einer Dicke von kaum '!/2 Linie (d. h. ca. ı mm). Der dünne cylindrische Rüssel mit 30 Quer- reihen von Haken besetzt. Ein Hals fehlt. Der Rumpf etwas hinter dem Rüssel ein wenig verdickt, sonst aber cylindrisch, am Vorderende mit 12— 13 Querreihen kleiner „etwas stumpfer“ Haken besetzt, von denen die hintersten weiter auseinander stehen. Von dem sehr ähnlichen £c4. alosae Herm. (vergl. diesen) unterscheidet sich die Art nach Rudolphi durch die stärkere Bestachelung des Rüssels und die geringere Bestachelung des Rumpfes. Auf seiner italienischen Reise fand dann Rudolphi (1810, pa und 3,5. Nr 47) in Scomber-scombrus L. und Scomber coltas Gmel. wesentlich größere Echinorhynchen (von 2 Zoll bis 2 Zoll 13 Linien d.h. ca. 50—85 mm Länge bei einer Dicke von wenig über 1/4 Linie d.h. von ca. 0,6 mm), welche 40 Querreihen von Haken am Rüssel trugen und deren Rumpf an seinem Vorder- ende in einer Ausdehnung von 3 Linien (d. h. fast 7 mm) mit Stacheln besetzt war, die zwar wiederum in ı2 Querreihen standen, aber als stark und dick bezeichnet werden. Anfänglich hielt Rudolphi diese Echinorhynchen für eine neue Art, nach einem Vergleich mit dem früher gefundenen Zchmorhynchus aus Delone aber stellte er sie zu Ach. pristis. Später stellt er (1819, p. 672 —673, Nr. 58) zu derselben Art auch noch Echinorhynchen, die Natterer in Coryphaena hippuris gefunden hatte, deren kurze Schilderung aber wiederum, wie bereits Dujardin (1845, p. 535, Nr. 60) hervorhebt, etwas abweicht. Die Länge derselben wird auf 7 Linien (d. h. ca. 15 mm) bei einer Dicke von 14/2 Linien (d.h. etwas über 3 mm) angegeben und die Stacheln des Rumpfes werden als stark, dreieckig und infolge des Besitzes einer mittleren Längsrippe moosblattähnlich bezeichnet. Westrumb (1821, p. 33 Nr. 62) brinet über den Zen. pristis nichts Neues. Vor ihm hat nur noch Zeder (1803, p. 158 — 159, Nr. 29) die Art citiert. 288 | Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Ech. proteus Westr. Neuer Name für einen Speciesbegriff, für welchen bereits früher Bremser (1811, p. 26) den Namen Ech. tereticollis Rua. gebraucht ‘hatte. (Vergl. diesen.) Außer den bereits von Bremser zusammengefaßten Arten rechnet Westrumb (1821, p. 37—39) jedoch ferner noch zu Æch. proteus: „Ech. Gobu“ Rud., „Zeh. Salmonum“ Rud. und Zch. candidus O. F. Müll. 1779 e. p. Das älteste identificierbare Synonym und daher der prioritätsberech- tigte Name für Zch. proteus Westr. ist Ech. laevis Zoega. Siehe daher Weiteres tiber die Art namentlich unter letzterem Namen. Ech. pumilio Rud. In seinem Bericht über die Wiener Helminthen-Sammlung führt Bremser (1811, p. 26) unter anderem auch Zch. acus Rud. aus Lophius piscatorius L., Gadus barbatus L., Gadus mediterraneus Brems. = Phycis phycıs (L.) und Merluccius merluccius (L.) an. Von den Exemplaren aus Zophrus sandte er dann einige an Ru- dolphi (1810, p. 66 und 314, Nr. 11), der sie als neue Art er- kannte und Zch. fumilio nannte. Westrumb (1821, p. 12, Nr. 18) zieht dann auch die Echinorhynchen aus den anderen genannten Wirten zu dieser Art, deren Länge auf 1—2 Linien d.h. ca. 2—4,5 mm angegeben wird. Der Rüssel ist kurz und mit 4—6 Reihen sehr kleiner Haken besetzt. Ein Hals soll fehlen. Ge- funden ist die Art in 44 Exemplaren von Lophius piscatorius L. ı mal, in 46 Exemplaren von Gadus barbatus L. 5mal, in o Exem- plaren von Merluccius merluccius x mal und in 5 Exemplaren von Phycıs phycis (L.) 3 mal. Ech. pyriformis Brems. Bei der Wiener Helminthensuche wurden auch 31 Amseln (Zurdus merula L.) untersucht und hierbei 5mal Echinorhynchen gefunden, die Bremser als besondere Art erkannte und Zch. pyriformis taufte. Die erste Beschreibung der Art gibt Rudolphi (1819, p. 74 und 331—332, Nr. 45), der von Bremser zwei Exem- plare erhalten hatte. Eine neue ergänzende Beschreibung und eine Abbildung der Art bringt dann Westrumb (1821, p. 31, Nr. 58 und Taf. I, Fig. 20). Die Länge der Tiere gibt Rudolphi auf 1'j2 Linien (d. h. etwas über 3 mm), Westrumb dagegen auf 3—7 Linien (d. h. ca. 6—15 mm) an. Die größte Breite soll ‘/a—ı Linie (d. h. ca. 1—2,2 mm) betragen und unter Berück- Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 289 sichtigung dieses Durchmessers stehen die relativen Maßverhält- nisse in Westrumb’s Abbildung nur mit Rudolphi’s, nicht aber mit Westrumb’s eigener Längen-Angabe im Einklang. Gegen die naheliegende Annahme, daß bei den Schwankungen der Länge zwischen ı!/a und 7 Linien sekundäre Geschlechts- unterschiede eine wesentliche Rolle spielen, spricht, daß wenigstens eines der beiden von Rudolphi untersuchten kleinen Exemplare ein Weibchen war. Der Rüssel von Zch. pyriformis soll kurz, keulenformig und mit 8 Querreihen sehr kleiner Haken besetzt sein. Ein Hals soll fehlen. Der Rumpf ist vorne stark verdickt, fast kugelig auf- getrieben um nach hinten zu sich konisch zu verjüngen. Sein vorderer und größter Abschnitt ist dicht mit zahlreichen kleinen Stacheln besetzt. Bezüglich der von mir als wahrscheinlich angesehenen Iden- titat von Zch. pyriformis mit Æch. merulae Gmel. vergl. unter letzterem Namen. Zusatz bei der Correctur: De Marval (1904, p. 579, Nr. 20) hat den Namen dieser Art neuerdings aus etymologischen Gründen in Ech. piri- formis corrigiert. Ech. quadrirostris Gze. Ein „Zchinorhynchus“ aus Leber und Muskulatur des Lachses wird bereits bei seiner ersten Beschreibung durch Goeze (1783, p. 165—167) wegen der Vierzahl seiner Rüssel allen anderen Kratzern gegenübergestellt. Die Art wird dann noch mehrfach in der Literatur unter dem ihr von Goeze gegebenen Namen Ech. quadrirostris angeführt — nur Zeder (1803, p. 159, Nr. 33) nennt sie Ech. conicus —, bis Rudolphi (1809, p. 318— 320) sie unter dem Namen Tefrarhynchus appendiculatus seiner neugegrün- deten Gattung TZetrarhynchus einreihte. Viborg (1705, p. 244, Nr. 216) berichtet, daß ein Zchıno- rhynchus quadrirostris aus Gadus morrhua L. sich in der Hel- minthensammlung der Kopenhagener Tierarzneischule befinde. Da aber bereits früher Abildgaard (1790, p. 38) berichtet hatte, daß er von vierrüsseligen Echinorhynchen „zwei verschiedene Arten... bei dem Lachs und Kabliau“ gefunden habe, so trennt Rudolphi (1800, p. 324, Nr. 4) die Form aus Gadus morrhua L. von Ech. quadrirostris Gze. als besondere Art, die er provisorisch nach ihrem Wirte als ,, 7e/rarhynchus Morrhuae‘ bezeichnet. Wahr- scheinlich ist dieselbe identisch mit 7etrarhynchus erinaceus Van Ben. 200: Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Ech. ranae Schrank 1788 nec Schrank 1803. Nachdem bereits Pallas Echinorhynchen im Froschdarm gefunden hatte (vergl. unter Zaenza haeruca), lieferte Goeze (1782, p. 158—162, Tab. XII, Fig. 10—11) eine eingehendere Be” schreibung derselben, die vor allem die Bewegungen (Ein- und Ausstülpen) des Rüssels ausführlich berücksichtigt. Auf Grund dieser Goeze’schen Schilderung taufte Schrank (1788, p. 25, Nr. 83) die betreffende Art Zch. ranae und unter diesem selben Namen wird sie dann auch noch von Gmelin (1791, p. 3046, Nr. 19), Bosc (1802, p: 7) und Zeder (1803, p. 152, Nelo dn geführt: Bei Schrank (1803, p. 217, Nr. 3109) ist dagegen als Ech. ranae eine ganz andere Art angeführt (anscheinend Zeh. lucii, vergl. nachstehend unter Ach. ranae Schrank 1803 nec Schrank 1788) und seit Rudolphi (1802, p. 56—57) wird der Froschkratzer allgemein ch. haeruca genannt, ein Name, der jedoch als Homonym von “ch. haeruca Lam. 1801 (siehe diesen) ungiltig ist. Bremser (1819, p. 21) hat den Ech. ranae einmal in dem Magen eines Bufo cinereus Schneid. (= Dufo vulgaris Laut.) gefunden ,jedoch in Gesellschaft eines halbverdauten jungen Frosches“ und gleichfalls ein einziges Mal im Duodenum eines Bombinator igneus (Laur.), von welchem doch nach Westrumb (1821, p. 78) nicht weniger wie 1113 Exemplare in Wien auf ihre Helminthen untersucht worden sind. Wir werden daher mit Bremser und Westrumb auch dieses Exemplar aus Pombr nator als verirrt anzusehen haben, ebenso wie ein weiteres ein- zelnes Exemplar, welches Rudolphi (1819, p. 67 und 317—318, Nr. 18) in Berlin gleichfalls im Darme von Dombinator igneus ge- funden hat. Sonst haben die Wiener Naturforscher und Rudolphi ebenso wie Goeze die Art nur in Raxa-Arten gefunden und zwar Goeze (1782, 1 c.) und Rudolphi (1809, p. 266-—267, Nr. 12) besonders in Rana temporaria L. und seltener in Rana esculenta L., Bremser und seine Schüler dagegen ausschließlich in Rana esculenta (239 mal beider Untersuchung von 1290 Fröschen), obwohl auch von Kana temporaria 427 Stück untersucht wurden. Der Name Rana temporaria umfaßt freilich in diesen Angaben offenbar außer R. femporaria L. s. str. = R. arvalis Nilss. noch R. muta Laur. und bei Bremser vielleicht auch noch A. agzlis Thom. Goeze und Rudolphi betonen beide, daß die Echino- Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Förschung etc. 291 rhynchen der Frösche im Frühjahr (März, April) wesentlich sel- tener sind als im Sommer (Juni-August) und auch in Wien sind die meisten Funde (gı) im Sommer gemacht worden (gegenüber 51 im Frühjahr, 52 im Herbst und 45 im Winter). Indessen ist die Beweiskraft dieser Wiener Statistik doch deswegen nur eine bedingte, weil die Zahl der untersuchten Wirtstiere immer nur im ganzen und nicht gleichfalls nach Jahreszeiten gesondert an- gegeben ist. Goeze gibt an, daß er nach O. F. Müller’s Schilderung des Zch. luci auch bei Ech. ranae Männchen und Weibchen „bald herausgefunden“ habe, aber weder er noch Rudolphi oder Westrumb erwähnen die verschiedene Größe der beiden Ge- schlechter. Es wird nur angegeben, daß nach Rudolphi’s Be- obachtungen die Länge der Art „von einigen Linien bis über einen Zoll“ schwankt, während Goeze ein Exemplar von „we- nigstens 21/2 Zoll“ Länge fand. Von sonstigen Kennzeichen der Art wird die Kürze des Rüssels betont, der als konisch mit ab- gerundetem Scheitel bezeichnet wird und kaum länger ist wie der beiderseits scharf abgesetzte Hals. Die Zahl der Querreihen, in denen die Haken am Rüssel stehen, wird von Rudolphi und Westrumb in gleicher Weise auf 6—8 angegeben, während nach neueren Angaben von Kaiser (1801, p. 12) deren in Wirk- lichkeit 8—12 vorhanden sind. Westrumb’s Schilderung der Art bedeutet trotz des umfänglichen Materiales, das ihm zur Ver- fügung stand, nur insofern einen Fortschritt gegenüber Rudolphi, als Westrumb kurz die Verschiedenheit der Form des Hinter- endes bei Männchen und Weibchen betont. Einen wichtigen Fortschritt in der Kenntnis der Art enthalten dagegen die von Westrumb (1821, Taf. II, Fig. 18—20) publicierten Abbildungen über den anatomischen Bau der Art. Eine Figur (18) stellt ein aufgeschnittenes Männchen, eine andere (19) ein. aufgeschnittenes Weibchen dar und die dritte (20) ist bemerkenswert als erste Darstellung der weiblichen Ausführwege (Glocke, Uterus und Scheide), die Westrumb freilich noch nicht richtig erkannt hat (vergl. oben p. 156). Ech. ranae Schrank 1803 nec Schrank 1788. Schrank (1803, p. 217, Nr. 3109) berichtet, er habe den Ech. ranae „ganz außerordentlich häufig“ in Zofa gefunden. „Er kömmt dem Hechtkratzer höchst nahe, ist aber verhältnismäßig 292 | Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. zu seiner Lange viel dünner, und hat einen Hals, der doch außer- ordentlich kurz ist.“ Dieser 6 Linien (d.h ca-13 mm) lange und 1/3 Linie (d. h. ca. 0,7 mm) dicke Ach. ranae Schrank 1803 nec Schrank 1788 ist wohl identisch mit “ch. luca O. F. Müll. 1778, der ja die in Zola am häufigsten beobachtete Echinorhynchen- Art ist. „Ech. Ranae temporariae“ Viborg. In seinem Verzeichnis der Helminthensammlung der Kopen- . hagener Tierarzneischule führt Viborg (1795, p. 244, Nr. 211—212) auch unbestimmte Echinorhynchen aus Rana temporaria L. an, die jedenfalls zu Ech. ranae Schrank 1788 nec Schrank 1803 gehòren. Ech. reticulatus Westr. Im Darm von Pardirallus nigricans (Vieill.) fand Natterer in Brasilien 2 Echinorhynchen von 4 bez. 6 Linien d.h. ca. g bez. 13 mm Länge, für welche Westrumb (1821, p. 24, Nr: 43) die Species “ch. reticulatus schuf, so genannt wegen der Oberflächen- gestaltung des Rumpfes der untersuchten Exemplare (,,superficies et in longitudinem et in latitudinem striata et incisa, ita ut ima- ginem retis piscatorii aliquomodo nobis offerat“. Rumpf cylin- drisch, vorn plötzlich, hinten allmählich sich verjüngend. Ein Hals fehlt. Der große, cylindrische Rüssel ist dem Rumpf in schräger Richtung angesetzt und mit 16 Querreihen kleiner Haken besetzt. Zusatz bei der Correctur: De Marval (1904, p. 581, Nr. 30) sieht neuerdings den früher von ihm selbst beschriebenen Ech. rheae de Marv. (1902, p. 414—416) aus Rhea americana Lath. als synonym zu Ech. reticu- latus an. Ech. ricinoides Rud. Die Art ist von Rudolphi (1809, p. 253—254, Nr. 2) auf- gestellt für 2 im Abdomen von Upupa epops L. gefundene Echi- norhynchen von 11/2 bez. 3 Linien d.h. ca. 3—7 mm Länge. Die- selben waren am Mesenterium fixiert und soll nach Rudolphrs ausdrücklicher Angabe der Darm keine Verletzung aufgewiesen haben, durch welche die Würmer etwa hätten in die Leibeshöhle gelangen können. Ihr Rüssel war groß und annähernd kugelig, hatte eine deutliche Scheitelpapille und trug 7 Querreihen von Haken, deren Größe derjenigen der Haken von £ck. hırundınaceus entsprach und erheblicher war, wie bei ch. erinacei und ÆcA. compressus, die beide als Verwandte von “ch. ricinoides angesehen werden. Der Hals wird als kurz bezeichnet. Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 293 In der Synopsis bringt Rudolphi (1819, p. 64, Nr. 3) nichts Neues. Nach Westrumb (1821, p. 7—8, Nr. 10) hat Bremser dieselbe Art im Darme von Upupa epops L. gefunden (einmal auf 38 Untersuchungen). Das betreffende Exemplar war 3 Linien d.h. ca. 6,5 mm lang und !/a Linie d.h. ca. 1 mm dick und ließ nur 6 Querreihen von Haken erkennen. Derselben Art rechnet Westrumb (I. c.) ferner noch Echino- rhynchen zu, die im Netz von Coracias garrula L. gefunden wor- den waren (einmal auf 38 Untersuchungen) und die Bremser (1811, p. 26) als eine noch nicht untersuchte neue Art und Ru- dolphi (1819, p. 77, Nr. 61) daraufhin als „Ach. Coracıae“ ver- zeichnet hatte. Zusatz beider Correctur2 De Mary al (1902, pP. 381, Nr. 30) sieht Ech. ricinoides als synonym zu Ech. compressus Rud. an. Vergl. hierzu den nachträglichen Zusatz unter Ech. lagenaeformis Westr. „Ech. Rubetrae“ Rud. Einen bei der Wiener Helminthensuche im Darm von ?ra- tincola rubetra (L.) gefundenen Lchinorhynchus verzeichnet Ru- dolphi (1819, p. 77, Nr. 67), da er von dem Funde Mitteilung erhalten hatte, ohne daß die Specieszugehörigkeit bereits fest- gestellt war, provisorisch als „Zch. Rubetrae“. Er vermutet aber bereits, daß es sich um dieselbe Art handele, die in Wien auch in anderen Singvögeln gefunden worden war und von Rudolphi (1819, p. 77, Nr. 66) provisorisch als „Zch. Sylviarum“ verzeichnet wird. Westrumb (1821, p. 27, Nr. 51), der diese Vermutung be- stätigt, nennt die Art “ch. fasciatus. Siehe daher Weiteres unter diesem Namen. „Ech. Rutheni Rudolphi.“ Ungenaues Citat bei Westrumb (1821, p. 16, Nr. 29) an- spart Po locoipenseris rutheni“. \Nierel. daher unter dieser Be- zeichnung. Übrigens darf auf derartige Ungenauigkeiten bei dem Citieren solcher Bezeichnungen von Helminthen nach ihren Wirten, die keine Speciesnamen darstellen sollen, kein allzugroßes Gewicht gelegt werden. Kam es doch bei derartigen Bezeichnungen nur darauf an, daß der Wirt durch den Genitiv genügend gekenn- zeichnet war. Wie wenig Wert im übrigen auf diese Bezeich- nungen gelegt wurde, geht wohl am besten daraus hervor, daß Rudolphi im Text der Historia naturalis (1809, p. 314) dieselbe Form als „Zeh. Sphyraenae‘‘ bezeichnet, die im Register (1810, 294 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. p. 351) als „Zeh. Argentinae sphyraenae“ verzeichnet ist und dann in der Synopsis (1810, p. 80) als „ch. Argentinae“ registriert wird. Vergl. auch unter „Zch. Zenıs“. Ech. rutili O. F. Müll. (nec Zed.). Unter diesem Namen bildet O. F. Müller (1780, 2, Tab. 61) Echinorhynchen aus Zeuciscus rutilus (L.) ab, welche sich durch einen kurzen, fast kugeligen Rüssel und den Besitz eines einzigen Kranzes großer Haken auszeichnen. In der später (1784, p. 61) publicierten zugehörigen Beschreibung werden diese Eigentüm- lichkeiten gleichfalls angeführt und die Zahl der Haken auf 6 angegeben. Es kann sich hiernach nur um den Zch. clavaeceps der neueren Autoren handeln (vergl. diesen), bei welchem Müller nur die 6 großen vorderen Haken gesehen, die ı2 hinteren, er- heblich kleineren Haken dagegen nicht beachtet hat. Das Knöpf- chen, welches jeder der 6 Haken nach O. F. Müller an seiner Basis besitzen soll, „cuius ope, ut videtur, exigitur et reflectitur“ ist offenbar die Hakenwurzel, deren wir hier zum ersten Mal Er- wähnung finden. Weiter ist noch erwähnenswert der Satz „Irun- cus altero latere antica versus osculo solitario, quatuor ad postica usque seriatim dispositis ac aequalibus distantibus instruitur.“ Für sich genommen ist dieser Satz kaum verständlich. In Fig. 3 auf der bereits citierten Taf. 61 sind aber offenbar diese ,,Oscula“ zur Darstellung gebracht und hiernach kann ihre Deutung keinem Zweifel unterliegen. Sie sind nichts anderes, als die erst in neuerer Zeit von Säfftigen (1884) und Hamann (1891) in ihrer wahren Bedeutung erkannten Riesenkerne der Haut, die hiernach bereits O. F.Müller gesehen hat. Man vergleiche Hamann’s Fig. 1 auf Taf. IX mit der bereits citierten Figur O. F. Miller’s. In der Figur Hamann’s sind freilich 6 Kerne in der Haut ge- zeichnet. Aber wenn die Zahl dieser Kerne auch innerhalb ge- wisser Grenzen schwankt, so habe ich doch gerade die von O. F. Müller gezeichnete Fünfzahl verhältnismäßig häufig beobach- tet und alsdann auch stets in der von Müller gezeichneten Anordnung. Unter ihrem ursprünglichen Namen Zch. rudıli finden wir die von Müller beschriebene Art nur noch bei Gmelin (1791, P23050, Neos) und=Bosen(1802,p. a) citiert. Zeder (1803) p. 163, Nr. 46) tauft sie in Ach. fuberosus um, hier anscheinend weniger zur Vermeidung ihrer Benennung nach dem Wirt, als Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 295 vielmehr deswegen, weil er den Namen Zch. rutili in anderem Sinne braucht (vergl. unten “ch. resi: Zed. nec O. F. Mill). Unter dem Namen Zch. tuberosus Zed. ist dann die Art auch von Rudolphi (1809, p. 257—258, Nr. 5; 1819, p. 65 und 312, Nr. 8 und 1820, p. 14, Nr. 5) sowie von Westrumb (1821, p. 9. Nr. 13) verzeichnet. Bereits Bremser (1811, p. 26) hat den Ach. ruta O.F.Müll. für identisch mit Zch. clavaeceps erklärt, doch sind ihm Rudol- phi (1819, p. 312: a Müllero diversus et describitur et deline- aus) und Westrumb (1827, px Je Speciem) supprimere sausus non sum) nicht gefolgt. Rudolphi (1819, p. 312) führt noch speciell als Unterschied des Ech, rutıl! gegenüber Ech. clavaeceps an „hunc in peritoneo, clavicipitem autem in intestinis Cyprini rutili occurisse.“ Das beruht aber auf einem Mißverständnis, das vielleicht dadurch hervorgerufen worden ist, daß O. F. Müller sagt, er habe die nur einmal gefundene Art „intestino Cyprini rutili copiose adhaerentem‘“ gefunden. Daß aber die Parasiten dem Darm äußerlich anhingen, wie Rudolphi anzunehmen scheint, kann ich aus dieser Angabe O. F. Müller’s keineswegs herauslesen. Auch unterliegt es meines Erachtens nicht dem ge- ringsten Zweifel, daß an dem von O. F. Müller (1780, 2, Taf. 61, Fig. ı) abgebildeten Darmstück mit anhaftenden Echinorhynchen diese letzteren nach Art anderer Darm-Echinorhynchen in der Schleimhaut fixiert sind. Später hat dann Rudolphi (1820, p. 14, Nr. 5) die von O. F. Miller entdeckte Art wiedergefunden und zwar gleich- falls im Darme von Zeuciscus rutilus. (Ein Vergleich mit “ch, clavaeceps wird jetzt von ihm nicht erst versucht, Auch Ru- dolphi hat bei den 1—-4 Linien, d.h. ca. 2—0 mm langen Exem- plaren nur eine einzige Reihe von Haken gesehen, auch ihm sind die Riesenkerne der Haut aufgefallen: „Pori, quales Mül- lerus sistit, disci potius sunt, quibus magna foraminum inest copia, passim maximi, valdeque exstantes, huic speciei proprii, neque alibi mihi visi.“ Nachdem dann Creplin (1825, p. 26—29) im Darm von Leuciscus rutilus, Lota lota und Anguilla anguilla Echinorhynchen gefunden hatte, die er für identisch mit Zch. tuberosus Zed. (Ech. rutıli O. F. Müll.) hielt, an deren Rüssel er aber 2—3 Reihen von Haken beobachtete, hat Dujardin (1845, p. 538, Nr. 65) wieder die Vermutung geäußert, daß Zch. fuberosus Zed. und 296 Lüh e, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Ech. clavaeceps Zed. identisch seien. Er ist jedoch mit dieser Auffassung ebensowenig durchgedrungen, wie früher Bremser. Bereits bei Diesing (1851, p. 25, Nr. 15, bezw. p. 33. Nr. 36): werden beide Arten wieder gesondert aufgeführt. Seitdem finde ich tatsächliche Angaben über den “ch. fuberosus nur noch bei Wagner (1857), sonst fristet dieser Name nur noch in Citaten sein Dasein, so daß, wo es sich um eigene Untersuchungen han- delt, immer von Zch. clavaeceps die Rede ist. (Vergl. auch unter diesem Namen.) Nach den Angaben Westrumb’s (1821, p. 6, Nr. 6 und p. 80—81) über Zch. clavaeceps ist Ech. rutile O. F. Müll, wie wir die erstere Art fortan wieder zu nennen haben, bei den Wiener helminthologischen Untersuchungen in einer großen Zahl verschiedener Fischarten und zwar fast ausschließlich Cyprinoiden gefunden worden, in jeder derselben aber verhältnismäßig selten. Diese relative Seltenheit des Parasiten wird auch durch neuere Untersuchungen bestätigt und scheint für die Art, die ja auch Rudolphi bei seiner langjährigen helminthologischen Tätigkeit nur ein einziges Mal gefunden hat, charakteristisch zu sein. Nur Säfftigen (1884) und Hamann (1891) wollen die Art verhält- nismäßig häufig gefunden haben. Bei der Wiener Helminthen- suche wurde sie nach Westrumb gefunden: in Salmo hucho L. bei Untersuchung von 46 Exemplaren ımal, in Codzts barbatula L. bei Untersuchung von 385 Exemplaren 4mal, in Cobitis faenıa L. bei Untersuchung von 58 Exemplaren ı mal, in Cyprus carpro L. bei Untersuchung von 201 Exemplaren 3mal, in Carassius carassıus (L.) bei Untersuchung von 358 Exemplaren nur ımal, in Carassius auratus dagegen auffällig häufig, nämlich bei Unter- suchung von nur 38 Exemplaren 6mal, in 7Zzzca Hnca (L.) bei Untersuchung von 466 Exemplaren 5mal, in Darbus barbus (L.) wieder verhältnismäßig häufig, nämlich 5 mal bei Untersuchung von nur 48 Exemplaren, in Adramıs brama (L.) bei Untersuchung von 148 Exemplaren 2mal, in Alburnus alburnus (L.) verhältnis- mäßig am seltensten, nämlich nur 2mal bei Untersuchung von 1129 Exemplaren, in Godzo gobio (L.) bei Untersuchung von 348 Exemplaren 2 mal, in Scardinius erythrophthalmus (L.) bei Unter- suchung von 876 Exemplaren 5mal, in Zeuciscus rutilus (L.) bei Untersuchung von 204 Exemplaren 18mal, in Phoxinus phoxinus (L.) gleichfalls 18 mal, aber erst bei Untersuchung von 635 Exem- plaren (im Text auf p. 6 führt Westrumb diese Art übrigens Lühe; Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 207 = nicht an, die demzufolge auch bei Diesing [1851] fehlt, vergl. jedoch das Untersuchungsprotokoll bei Westrumb auf p. 81), endlich noch in Chondrostoma nasus (L.) bei Untersuchung von 209 Exemplaren 2 mal. Ech. rutili Zed. nec O. F. Müll. Unter diesem Namen verzeichnet Zeder (1800, p. 163, Nr. 45) den von Koelreuter (1771, 1, p. 499—500) in Leuciscus rutılus (L.) gefundenen Acanthocephalus (= Ech. anguillae O. F. Müll. — siehe unter diesen beiden Namen), mit welchem er einen von O. F. Müller im gleichen Wirt gefundenen Lchznorhynchus, den Gmelin (1791, p. 3050, Nr. 44) bereits “ch. affınıs getauft hatte, identificiert. („Im ersten Bande der Geschichte der seltenen Dä- nischen und Norwegischen Tiere S. 136 sagt Müller ausdrück- lich, daß Koelreuter’s und seine im Rothauge gefundenen Kratzer die nämlichen, und also nur eine Art waren.) Die hier citierte deutsche Ausgabe der Zoologia Danica, die nach den Citaten von O. F. Müller selbst (1787, 1) mit der lateinischen Aus- gabe in ihrem Inhalte nicht ganz übereinzustimmen scheint, ist mir nicht zugängig, da sie auch auf der Kgl. Bibliothek zu Berlin nicht vorhanden ist. In der mir vorliegenden lateinischen Aus- gabe finde ich jedoch keine Stelle, die darauf hinwiese, daß O. F. Müller den Koelreuter’schen Acanthocephalus wieder- gefunden zu haben glaube. Im Gegenteil sagt er dort bei Er- wähnung dieses Acanthocephalus (1779, p. 98) „Hic in Cyprino Rutilo inuentus ab illo, quem ego in eodem pisce reperi, valde diuersus est.“ Da ich aber das entscheidende Citat nicht nachzu- prüfen vermag, muß ich die Frage offen iassen, ob Ach. rutili Zed. nec O. F. Müll. einfach synonym zu Zch. anguillae O. F- Müll. ist oder außerdem auch noch den £c%. ruts O. F. Müll. nec Zed. enthält, welchen Zeder (1803, p. 163, Nr. 46) unter dem Namen “ch. tuberosus neben seinem Zeh. rutile noch als besondere Art. anführt. Ech. salmowis O. F. Müll. Unter diesem Namen liefert O. F. Müller (1780, 2, Taf. 69 bez. 1784, p. 83) Abbildung und Beschreibung eines Achinorhynchus aus Salmo salar L. und unter demselben Namen finden wir die Art dann citiert bei Gmelin (1791, p. 3048, Nr. 33), Bosc (1802, P- 9-ı0) und Zeder (1803, p. 162, Nr. 44). Rudolphi (1809, 298 | Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. p. 270—271, Nr. 16), der selbst einmal ein einzelnes Exemplar gefunden hat, nennt sie “ch. snflatus und hält sie für nahe ver- wandt mit seinem Zeh. affinis, indem er von Artmerkmalen an- führt die Verbreiterung des Rumpfes nahe dem Vorderende, die 8-Zahl der Haken-Querreihen, die außerordentliche Kürze des Halses („Collum subnullum“). Über die vorübergehende Ver- einigung der Art mit Ach. fruttae Schrank = Ech. fusıformis Rud. vergl. unter “ch. truttae. Daß diese Vereinigung unbe- rechtigt war, betonte zuerst Creplin (1839, p. 284, Anm. 13), der selbst beide Arten gefunden zn haben glaubte und den £ck. salmonıs O. FE. Müll. in Ach. pachysomus umtaufte, unter weichem Namen die Art seitdem geführt wird. Nach Rudolphi’s Schil- derung ist die Art 3—5 Linien d. h. ca. 6—12 mm lang; der Rüssel mit ca. 8 Querreihen von Haken besetzt, Hals sehr kurz („subnullum“), Rumpf vorne stark verdickt, in Müller’s Abbil- dung fast birnförmig gezeichnet. „Ech. Salmonum“ Rud. Unter dieser Bezeichnung faßt Rudolphi (1819, p. 80, Nr. 93) verschiedene Echinorhynchen zusammen, deren Species- Zugehörigkeit ihm zweifelhaft ist, nämlich den Zch. sublobatus Gmel., den „Zch. Lavareti® Rud.und die Echinorhynchen, welche in Wien in Salmoniden gefunden worden waren und von West- rumb (1821, p. 37) zu “ch. proteus gerechnet werden, einer Art, deren Einheitlichkeit Rud. noch nicht anerkennt. Die als „Ach. Salmonum“ bezeichneten Echinorhynchen sollen vielmehr nach Rudolphi entweder: zu Zeh. Zereticolis Rud. oder za nodulosus Schrank gehören. Ech. salwelini Schrank. Hermann (1782, p. 172—177, Tab. IV, Fig. 8—10) fand im Darme eines „Sälmlings“ — ob des „eigentlichen“, bereits von Hermann als Salmo salar juv. erkannten oder des sogenannten „Basler Sälmlings“, wird offen gelassen — Echinorhynchen, die ihm am meisten Ähnlichkeit mit dem „durch die Kugel, den runz- lichten Hals und den zugespitzten Körper bestimmten“ Ach. laevis Zoega, sensu O. F. Müller 1779 zu haben schienen, während er von Ech. attenuatus O. F. Müll. unterschieden wird, „weil die Kugel, die er hinter dem Rüssel zeiget, nicht eyförmig, sondern rund, der Hals nicht fadenförmig, sondern dicker und runzlicht, Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 299 der Körper nicht glatt und gelb, sondern eingeschnitten und weiß ist.“ Die Haken des Rüssels sollen zu je 10 in ca. 14—16 Längs- reihen angeordnet sein. Mit Rücksicht auf die unmittelbar bevor- stehende Publication von Goeze’s Helminthenwerk hat Her- mann jedoch diesen Wurm noch nicht „durch systematische Kennzeichen bestimmen“ wollen, um sich nicht der Gefahr aus- zusetzen wieder eine Änderung vornehmen zu müssen. Schrank (1788, p. 24, Nr. 81) nannte diese von Hermann beobachtete Art Lech salvelin, Gmelın (1791, ps» 3049, Nr.) und ihm folgend Bosc (1802, p. 10) Ech. sublobatus, woraus Zeder (1803, p. 154, Nr. 17) Ech. subglobatus macht. Schrank (1803, p. 218—210, Nr. 3112) führt unter Berufung auf Zeder — aber ohne entsprechendes Citat — als Wirte des Zeh. salvelini Hechte und „Bürstlinge“ d.h. Perca fluriahihs L. an. Eine solche Angabe Zeder’s ist mir aber nicht bekannt und beruht daher der diesbezügliche Vermerk bei Schrank offenbar auf einem Irrtum. Rudolph 11802, p. on, unter Nr vo) halt die rt vr identisch mit Zeh. attenuatus ©. E. Mull, später aber (1809, p. 312—313, Nr. 52) führt er sie doch noch selbständig unter dem ihr von Gmelin gegebenen Namen an, stellt sie jedoch zu den Species dubiae und vermutet ihre Identität mit Zch. nodulosus Schrank, den er mit Zch.-laevis Zoega, sensu O. F: Müller 1779 identificiert. Schließlich aber vereinigt Rudolphi (1810, p- 80, Nr. 93) diese von Hermann gefundenen Echinorhynchen mit anderen Echinorhynchen aus Salmoniden unter der indiffe- renten Bezeichnung „Zch. Salmonum“. Bremser (1811, p. 26) “und Westrumb (1821, p. 37—39) fassen sie mit anderen älteren Arten zu einer einzigen Art zusammen, die seit Westrumb all- gemein Zch. proteus genannt worden ist, deren prioritätsberech- tigter Name jedoch “ch. laevis Zoega ist. Diese Zusammen- fassung, der zufolge Zch. salvelint synonym von Æch. laevis wird, muß auch von unserem heutigen Standpunkt aus als berechtigt anerkannt werden. „Ech. Sciaenae“ Rud. Auf seiner italienischen Reise fand Rudolphi (1819, p. 80 und 335, Nr. 91) in Neapel einen einzelnen Achznorhynchus im Mesenterium von Sczaena aquila Risso, den er geneigt ist für identisch mit ch. ferehcolis Rud. (= Eck. laevıs Loega) zu Zool. Annalen. I, 20 300 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. halten. Da aber der Rüssel nur teilweise ausgestülpt war und Rudolphi auch über die Form des Halses sich nicht völlig klar wurde („Collum subsphaericum, an bullam obscuratam sistens 2“), so ist ihm jene Identität doch noch zweifelhaft und der Bestätigung bedürftig. Er registriert seinen Fund daher nur unter der Bezeich- nung „Ach. Sciaenae“, unter welcher er sich dann auch bei West- rumb (1821, p. 42, Nr. 86) und späteren citiert findet. ssEch. Scombri“ Viborg. In seinem Verzeichnis der Helminthen-Sammlung der Kap hagener Tierarzneischule führt Viborg (1795, p. 243, Nr. 205) auch einen Æchinorhynchus aus Scomber an, der daraufhin auch von Rudolphi (1809, p. 312, Nr. 51) citiert wird. | In der Synopsis nimmt Rudolphi (1819, p. 75, Nr. 47) an daß diese nicht bearbeiteten Echinorhynchen aus Scomber der Art Ech. pristis Rud. angehören, die er selbst inzwischen im Darme von Scomber gefunden hatte. Ech. scopis Gmel. So nennt Gmelin (1791, p. 3045, Nr. 6) die von Goeze (1782, p. 154) kurz geschilderten Echinorhynchen aus der ,,Ohr- eule“ bez. „bunten Ohreule“, indem er im Gegensatz zu Schrank (1788, p. 23) und anderen diese Wirtsbezeichnung auf Pısorhına scops (L.) deutet. Vergl. ch, aegualıs Zed. und Logos Schrank. Der Name Zch. scoprs findet sich außer bei Gmelin nur noch bei Bosc (1802, p. 5), der hier wie stets auf Gmelin fußt. ssEch. Scorpaenae‘“ Rud. Von Rudolphi (1819, p. 79, Nr. 85) angeführt auf Grund des Kataloges der Wiener Helminthensammlung, in dem noch unbestimmte Echinorhynchen aus Scorfaena scrofa L. angeführt waren. Westrumb (1821, p. 11, Nr. 17) hat dieselben bei seiner Bearbeitung des Wiener Echinorhynchen-Materiales zu Ech. glo- bulosus Rud. gerechnet. Siehe daher Weiteres unter letzterem Namen. „Kehnnorineoseudatos Rense. Unter diesem Namen hat Renier (1807, Taf. VI), wie ich einem Citat von Bremser (1819, p. 8) entnehme, einen frei im adriatischen Meere gefundenen Wurm angeführt. „Wie er aber Kratzer aus Thieren bei mir [d. h. Bremser] sah, hat er sogleich Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 301 jenem ein eigenes Genus angewiesen.“ Eine sichere Bestimmung des fraglichen Wurmes ist mir jedoch nicht möglich, da ich mir das Werk von Renier nicht beschaffen konnte. Ech. sigmoideus Westr. Mit diesem Namen belegt Westrumb (1821, p. 15, Nr. 26) eine Echinorhynchen-Art, die in Wien bei Untersuchung von 111 Exemplaren von Orzolus ortolus (L.) einmal im Darme gefunden und daraufhin von Rudolphi (1819, p. 77, Nr. 62) provisorisch als „Zeh. Orioli“ verzeichnet worden war. Die Länge wird von Westrumb auf 3—4 Linien d. h. ca. 6—9 mm angegeben, die Zahl der Hakenreihen an dem langen Rüssel auf 20—24. Ein Hals soll fehlen. Der Artname ist gewählt, weil bei allen von Westrumb untersuchten Exemplaren das Hinterende nach der entgegengesetzten Seite gekrümmt war, wie der Rüssel, so daß die Würmer in ihrer Form an ein S erinnerten. Zusatz Beide: Correctur: De Marval (1904, p 574, Nr. 2)r sieht neuerdings Ech. sigmoideus Westr. als synonym zu Zeh. areolatus Rud. an. Vergl. oben p. 176. Ech. simplex Rud. Mit diesem Namen belegt Rudolphi (1809, p. 270, Nr. 5) den von Rathke (1799, p. 72) in 7vgla gurnardus gefundenen Echinorhynchus (vergl. unter „Ach. Triglae gurnardı“), welchen Rudolphi nach der Abbildung Rathke’s für eine „Species distinetissima® hal. Westrumb (1321, p. to, Nr. 34) berichtet, daß Natterer einen ähnlichen Achinorhynchus ohne Hals und mit ca. 20 Querreihen von Haken am Rüssel einmal im Darm von 7rigla adriatica mel. gefunden habe, einen Fund, welchen Rudolphi (1819, p. 80, Nr. 92) provisorisch als „Ach. Triglae“ registriert hatte. Ech. sipunculus Schrank. Unter diesem Namen führen Schrank (1788, p. 25, Nr. 84) und diesem folgend auch Zeder (1803, p. 154, Nr. 16) die Echino- rhynchen an, welche Martin (i780) in Osmerus eperlanus (L.) gefunden und Acharius (1780) Acanthrus sipunculordes genannt hatte. (Siehe daher Weiteres über die Art vor allem unter letz- terem Namen.) Irrtümlicherweise giebt freilich Schrank als Wirt die Maraene an, wohl infolge ungenauer Ubersetzung des schwe- dischen Wortes Nors — außerdem aber auch noch die Quappe 20* 302 | Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. (Zofa), ohne daß die Quelle für diese letztere, ausschließlich bei Schrank vorkommende Wirtsangabe ersichtlich wäre. ssEch. Soricis“ Rud. Bremser (1811, p. 26) zählt unter den in Wien gefundenen neuen Echinorhynchen-Arten auch eine solche aus Sorex araneus L. auf und diese Art wird von Rudolphi (18109, p 76 Nes provisorisch unter der Bezeichnung „Zch.' Soricıs“ angeführt. ‚Einen wirklichen Namen erhielt sie jedoch erst durch West- rumb (1821, p. 15, Nr. 25). Vergl. daher unter Ach. appendicu- latus Westr. Ech. sphaericus Rud. Im Peritoneum von Coffus scorfius L. fand Rudolphi (1802, p. 62—63, Nr. 12) Echinorhynchen, die dem “Ach. ovatus Zed. „äußerst nahe verwandt“ waren. Bei einer Gesamtlange von 11/2 Linien, d. h. etwas über 3 mm war der Rumpf kürzer als der Hals. Von Haken wurden 12 Querreihen beobachtet, die Farbe des Wurmes war rot. Rudolphi nennt denselben wegen der Form des Rumpfes “ch. sphaericus und unter diesem Namen findet er sich dann auch bei Zeder (1803, p. 157, Nr. oo) umd Radolphi (1809, p. 201-292; Nr. 29 und 1810; p. 73, Net) verzeichnet. Bremser (1811, p. 26) und Westrumb (2 Pp. 37) vereinigen ihn mit Zch. ovatus Zed. und anderen älteren Arten zu einer einzigen Art (ch. proteus W estr. — Ech. lacus Zoega) \Verg]. hierüber unter “ch. ovatus Zed. Ech. sphaerocephalus Brems. Diese Art, die Natterer in Brasilien gefunden hatte im Darme von Larus azarae Less. (= Larus Nr. 199 bei Rudol- phi = Larus fuscus Nr. 199 bei Westrumb = Larus domint- canus Lichtst. bei Diesing) und Æaematopus palliatus Temm. [? — Rudolphi, Westrumb und Diesing führen sämtlich statt dessen den europäischen /. ostralegus L. an, indessen ist nach v. Pelzeln (1871, p. 298, Nr. 10) 7. palhatus die einzige Art der Gattung, die Natterer in Brasilien erlegt hat], wird zuerst von Rudolphi (1819, p. 670—672, Nr. 57) bekannt gegeben, dem Bremser Exemplare geschickt hatte. Eine nochmalige, durch Abbildungen erläuterte Beschreibung liefert Westrumb (1821, PD: 3037, 1165). Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 303 Rudolphi unterscheidet kleine und große Exemplare. Die „kleinen“ Exemplare waren 2 Linien, d. h. ca. 4,5 mm (aus Larus azarae) bez. 21/2 Linien, d. h. ca. 5,5 mm (aus //aematopus) lang, mit kugeligem („globosa vel subglobosa“) Rüssel, der mit zahl- reichen Reihen mittelstarker Haken dicht besetzt ist, mit einem schlanken Halse, der 3—4mal so lang ist wie der Rüssel, und einem Rumpfe, der in seinem vordersten Abschnitt mit feinen Stacheln besetzt und dessen hinterster Abschnitt fadenförmig ver- jüngt ist. Nur eines dieser Exemplare hatte an Stelle des Rüs- sels eine große Bulla mit in Längsreihen angeordneten Haken. — Die „großen“ Exemplare waren 7—0 Linien, d.h. ca. 15—20 mm (aus //aematopus) bez. 10—ıı Linien, d. h. ca. 22—25 mm (aus Larus azarae) lang, hatten an Stelle des Rüssels eine nur schwach bewaffnete Bulla und ihr Rumpf war ganz unbestachelt (bei den Exemplaren aus Larus azarae) oder doch nur wenig bestachelt (bei denen aus //aematopus). Eine ausführlichere Schilderung giebt Westrumb, der ohne die Exemplare aus den beiden verschiedenen Wirten auseinander zu halten, wie dies Rudolphi getan hat (vergl. unter „Zch. Haematopodıs“ und „Zeh. Lari“), 3 Entwickelungsstadien unter- scheidet: I. Stadium, 2'/2—3 Linien lang, d. h. ca. 5,5—6,5 mm. Rüssel kugelig mit deutlicher Papille und ca. 16 Querreihen von Haken. Hals fadenförmig oder konisch, ca. ?/s Linien, d. h. ca. 1,5 mm lang. Rumpf entsprechend der Schilderung Rudolphi’s in drei Abschnitte zerfallend, die durch Einschnürungen von ein- ander abgegrenzt werden, deren vorderster mit kleinen Stacheln dicht besetzt und deren mittlerer, unbewaffneter am dicksten ist („tumidula“), während der dritte kaum dicker ist wie der Hals. Nach der Abbildung (Taf. I, Fig. 13) könnte man diesen hintersten Abschnitt des Rumpfes wegen seiner Kürze eventuell für die Bursa des Männchens halten, wenn derselbe nach der Schilderung im Texte nicht auch in gleicher Weise bei den Weibchen be- obachtet zu sein schiene und wenn nicht Westrumb ausdrück- lich betonte, daß er bei keinem der Exemplare, die sämtlich genau durchmustert wurden, eine „vesicula caudalis“ gesehen habe. Die Eier eines secierten Weibchens waren spindelförmig („lineari-eliptica“). 2. Stadium, ohne Größenangabe, mit einem Rüssel, der bereits die Form einer Bulla angenommen hat (die Abbildung 304 Lübe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Taf. I, Fig. 14 läßt ihn nur verhältnismäßig größer erscheinen, als im Stadium ı) und abgesehen von einem einfachen Kranze langer Haken, welcher die scheitelständige Papille umgiebt, nur noch „Rudimente“ von Haken trägt. Hals wesentlich länger wie in Stadium ı, Rumpf ebenso gegliedert wie dort, aber am Vorder- ende nur noch sehr schwach bestachelt. 3. Stadium, 7—12 Linien, d. h. ca. 15—27 mm lang, fast völlig den ausgebildeten Weibchen von “ch. anatis Schrank nee mel. (= Zch. fihcolhs: Rud.;— Ech. polymorphus irae mace e. p.) gleichend. Die durch Umwandlung des Rüssels entstandene Bulla, deren Lagerung in der Darmwandung dieselbe ist, wie bei der eben genannten Art, soll keine Reste von Bewaffnung mehr erkennen lassen. Ihre Scheitelpapille aber soll von kleineren Pa- pillen umgeben sein und auf der Abbildung (Taf. I, Fig. 15) ist eine meridionale Streifung der Bulla gezeichnet, die in mir den Ver- dacht weckt, daß sie ebenso wie eine ähnliche bereits von Ru- dolphi beobachtete Streifung bei dem Weibchen von Zch. anatis Schrank nec Gmel. (= Ech. filıcolhs Rud.) durch die Längs- reihen der Rüsselhaken bedingt sein könnte (vergl. unter Ach. filicollis Rud.). Hals sehr lang, fadenförmig. Rumpf gänzlich unbewaffnet. Ein seciertes Männchen dieses Stadiums ließ in seinem inneren Bau keinerlei Unterschied gegenüber Zeh. poly- morphus Brems. (= Ech. minutus Gze. + Ech. anatis Schrank nec Gmel.) erkennen, die Eier eines Weibchens waren elliptisch (, subsphaerico-elongata“). Sie hatten also eine andere, breitere Form als die Eier des anderen secierten Weibchens, welches zum 1. Stadium gerechnet wird. Infolgedessen vermute ich, daß auch Ech. sphaerocephalus Brems. keine natürliche Art ist, sondern ganz wie Æch. polymorphus Brems. wenigstens zwei verschiedene Arten umfaßt. Zusatz bei der Correctur: De Marval (1904, p. 580, Nr. 26) hat in seiner vorläufigen Mitteilung zu einer Monographie der Vogel-Echinorhynchen eine Aufteilung des Ech. sphaerocephalus Brems. in der hier angedeuteten Weise nicht vorgenommen und giebt als Ei-Maaße nur die einheitlichen Zahlen 0,0936 zu 0,0312 mm an. Andererseits führt er Ech. macrourus Brems. = „Ech. Ardeae purpureae“ Rud. und Ech. polymorphus Brems. (partim) als Synonyme der Art an. Was die Anführung des Ech. polymorphus an dieser Stelle bedeutet, kann erst die versprochene ausführliche Arbeit lehren, und ebenso kann diese auch erst die Begründung beibringen für die Syno- nymisierung des europäischen Ech. macrourus, gegen welche vorläufig ähn- liche zoographische Bedenken geltend gemacht werden können, wie ich sie bereits mehrfach betont habe (vergl. z. B. unter Ech, mutabilis und tumidulus), Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 305 ganz abgesehen davon, dafs Westrumb’s Schilderung des Ech. macrourus recht wenig an Ech. sphaerocephalus erinnert. (Vergl. oben p. 249.) „Ech. Sphyraenae‘“ Rud. Einen Wurm, den Redi (1708, p. 237) in der Leibeshöhle von Argentina sphyraena L. gefunden hat, führt Rudolphi (1809, p. 314, Nr. 55) unter der Bezeichnung „Zchinorhynchus Sphyraenae“ auf, um dieselbe später (1819, p. 80, Nr. 95) in „Zchino- rhynchus Argentinae“ zu ändern. Weiteres über diese, aus der Liste der Echinorhynchen zu streichende Form siehe unter £c4. argentinae. Ech. spiralis Rud. Einen von Nitzsch in einer kleinen Ardea-Art — Ardetta minuta (L.)? — gefundenen und an Rudolphi geschickten Lichinorhynchus beschreibt dieser (1809, p. 243—274, Nr. 19) unter dem Namen “ch. spıralıs wegen seiner spiraligen Zusammenrollung. Derselbe ist ausgezeichnet durch seine Lange von 5 Zoll (d. h. ca 135 mm) bei einer Dicke von nur 2/3 Linien (d. h. ca: 1,5 mm). Der kaum ı Linie (d. h. ca. 2 mm) lange Rüssel in über dreißig Querreihen mit dicht gedrängten sehr kleinen Haken besetzt. _ Hals fehlt. Rumpf von gleichmäßiger Dicke. Zur gleichen Art rechnet Rudolphi (1819, p. 323, Nr. 28) später auch noch einen einzelnen Æchinorhynchus, den er in Ri- mini im Darm von Ardetta minuta (L.) fand, der aber nur 17 Linien (d. h. ca. 38 mm) lang war und dessen Rüssel nur 16—18 Querreihen von Haken trug. Bei der Wiener Helminthensuche wurden ı2 Exemplare von Ardetta minuta (L.) untersucht, aber in keinem derselben Echino- rhynchen gefunden. Westrumb (1821, p. 21, Nr. 39) giebt daher nur ein Excerpt aus Rudolphi. Ech. spirula Olfers. Diese Art ist von Rudolphi (1819, p. 63 u. 310—311, Nr. 2) bekannt gegeben auf Grund von 2 Exemplaren, die er von Olfers erhalten und die letzterer im Blind- und Dickdarm von Midas rosala (L.) gefunden hatte. Natterer fand sie außer in demselben Affen auch noch in Szma apella L. [= Cebus fatuellus (L.)] und von Mikan erhielt Bremser noch weitere Exemplare, die gleichfalls aus Midas rosalia stammten. Außerdem fand aber Natterer auch noch im Darme eines Nasua narica (L.) 3 Exem- 306 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. plare, die nach Rudolphi und Westrumb mit den Echino- rhynchen aus den vorgenannten Affen übereinstimmen sollen. (Vergl. hierzu Rudolphi ı819, p. 665—666, Nr. 51 und West- QUO N) Der Rüssel der Art wird als annähernd kugelig vo fast ebenso breit als lang bezeichnet. Er ist mit 6 Querreihen von Haken bewaffnet. Der Hals ist sehr kurz (bei den Echinorhynchen aus Nasua aber länger). Die Lange der beiden Originalexem- plare betrug: 10 bez. 13 Linien (d. h. ca. 22— 29 mm) ihreroper Durchmesser (bald hinter dem Vorderende) 11/2 Linien (d. h. etwas über 3 mm), ihr Durchmesser an dem verjüngten Hinterende da- gegen nur noch !} Linie (d. h. ca. ı mm). Die Lange der zen Natterer in Affen gefundenen Exemplare wird von Rudolphi (1819, p. 665) auf 6—12 Linien (d. h. ca. 13—27 mm) angegeben, die 3 Exemplare aus Vasua waren dagegen 15 Linien, 17 Linien und 3!/a Zoll lang (d. h. ca. 33, 38 und go mm — 2 Männchen und 1 Weibchen?). Ob dieselben wirklich zu Zch. spirula ge- rechnet werden dürfen und nicht vielmehr eine neue Art dar- stellen, ist durch Untersuchung der im Wiener Hofmuseum auf- bewahrten Originale noch zu erweisen. Die Abbildung, welche Westrumb (1821, Taf. I, Fig. 16) von dem srößten der Pxenr plare aus Nasza publiciert hat, läßt eine gewisse Ähnlichkeit mit Lich. hirundinaceus (P all) (= Ech. gigas Bloch) erkennen und weckt daher den Verdacht, daß Ech. sperula, oder doch wenigstens der Æchinorhynchus aus Nasua, mit dem Zchinorhynchus des Schweines verwandt sei. Hat doch auch bereits Westrumb (1821, p. 51) betont, daß der Muskelapparat des Rüssels, soweit die damaligen primitiven Untersuchungsmethoden diesen über- haupt bereits feststellen ließen, demjenigen von Ech. hirundinaceus (Pall) (= Zeh. gigas Bl.) entspricht, und scheint doch nach einer der anatomischen Abbildungen, die Westrumb giebt (Taf. II, Fig. 16b) auch Zch. spirula ganz wie Ech. hirundinaceus und Ech. moniliformis geschlossene Ligamentsäcke zu besitzen (vergl. hierzu auch unten in der Besprechung der Gattungen der Acantho- cephalen unter Gzgantorhynchus). Die neuere Charakterisierung der Art durch v. Linstow (1897, p. 33) ist freilich so wenig ein- gehend, daß sie die hiernach möglich erscheinende Verwandt- schaft des Zch. spirula Olfers mit Ech. hirundinaceus (P all) und Ech. moniliformis Brems. weder zu beweisen noch zu wider- legen vermag. Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 307 o Lich. Sternae Rud. Bremser (1811, p. 26) zählt unter den in Wien gefundenen neuen Echinorhynchen-Arten auch eine solche aus Sterna stubbe- rica Otto (= St. cantica Gmel.) auf und diese Art wird von Ru- dolphi (1819, p. 78, Nr. 79) provisorisch unter der Bezeichnung „Zeh. Sternae“ angeführt, um erst später von Westrumb (1821, p. 10, Nr. 16) Ach. lınearıs getauft zu werden. Vergl. daher unter letzterem Namen. Ech. striatus Goeze. Unter diesem Namen fthrt Goeze (1782, p. 152) kurz einen Echinorkhynchus an, den Graf von Borke in Ardea cinerea ge- funden und von welchem Goeze selbst nur die beiden ihm vom Grafen von Borke übermittelten und von ihm publicierten Zeich- nungen gesehen hatte. Die nächsten Erwähnungen der Art bei Schrank (1788, p: 22, Nr. 74), Gmelin :(1791, p. 3046, Nr, 15) — der die Art allerdings “ch. ardeae nennt, wie er ja überhaupt bei der Speciesbenennung der Helminthen vom Genitiv des Wirts- namens einen sehr ausgedehnten Gebrauch macht — ferner bei Zeder (1803, p. 155, Nr. 20) und Rudolphi (1809, p. 263—264) beruhen ausschließlich auf dieser Publication Goeze’s. Dagegen erhielt Rudolphi (1819, p. 74 und p. 329--330, Nr. 43) später zwei gleichfalls aus Ardea cinerea stammende Exemplare der Art von Bremser und giebt daraufhin eine neue Charakterisierung der Art, indem er gleichzeitig die Zeichnungen des Grafen von Borke, auf die er sich in der Historia naturalis fast ausschließ- lich hatte stützen müssen, für „pessimae“ erklärt. Während Rudolphi bei seinen Untersuchungen den “ch. striatus selbst nie gefunden hat, ist diese Art bei den unter Bremser’s Leitung erfolgten helminthologischen Untersuchungen in Wien in 24 Exemplaren von Ardea cinerea L. auch nur 2mal gefunden worden. Außerdem aber führt Bremser (1811, p. 26) als Wirt derselben Echinorhynchen-Art auch noch Cygnus olor (L.) an, in welchem sie nach Westrumb’s (1821, p. 30—31, Nr. 57 und p. 76) genaueren Angaben einmal bei 4 Unter- suchungen gefunden wurde. Westrumb sieht aber die Bestim- mung dieses Fundes als zweifelhaft an und hält es für möglich, daß die betreffenden Exemplare vielmehr dem Zch. polymorphus Brems. zuzuzählen seien, dessen fünftem Altersstadium der Zch. striatus sehr ähnlich sei. (Vergl. hierzu unter Ech. polymorplus), 308 Lithe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. Als neuen, wenn auch nur gelegentlichen Wirt führt dagegen Westrumb Aaliaétus albıcılla (L.) an, von welchem 39 Exem- plare auf ihre Helminthen untersucht worden waren, deren eines in seinem Magen den offenbar mit einem Beutetier dorthin ver- schleppten Zch. striatus Gze. beherbergte. Außerdem führt Westrumb für £c4. striatus G ze. noch eine Reihe brasilianischer Wasservögel als Wirte an, da er den “Ach. mutabilis Rud. mit Ech. striatus Gze. vereinigte. (Vergl. hierzu unter Zch. mutabilis). Charakterisiert wird Zch. striafus von Rudolphi durch seine Länge (5-6 Linien, d. h. ca. ı17 73 mm), durch den ande Spitze verdickten Rüssel, der mit 12 Querreihen mittelgroßer Haken besetzt sei (Westrumb, der für die von ihm untersuchten Exemplare des “ch. striatus gleichfalls die Dickenzunahme des Rüssels nach der Spitze zu betont, fand bei eben denselben 14 Querreihen von Haken — vergl. jedoch unter “ch. mutabılıs), ferner durch die Einschaltung eines unbewaffneten, konischen Halses zwischen Rissel und Rumpf und durch die Scheidung des Rumpfes in zwei durch eine Ringfurche getrennte Abschnitte, von denen der vordere, annahernd kugelige dicht mit kurzen Hakchen besetzt ist, der hintere dagegen sich nach hinten zu verschmachtigt, langsgestreift und unbewaffnet ist. ssEch. Stridulae Goeze‘. Diese von Goeze selbst nicht gebrauchte Bezeichnung fir den von demselben (1782, p. 153) beschriebenen Æchinorhynchus aus Strix stridula L. [d. h. Syrnium aluco (L.)! findet sich bei Westrumb (1821, p. 23, Nr. 41) unter den Synonymen von £ck. tuba Rud. aufgeführt. Ebenso citiert auch bereits Rudolphi (1809, p. 275, Nr. 21) Goeze’s Beschreibung des „Zch. Stridulae. Vergl. im übrigen unter Æck. nycteae Schrank. Ech. strigis Gmel. Unter diesem Namen führt Gmelin (1791, p. 3045, Nr. 8) die Echinorhynchen auf, die Goeze (1782, p. 153) in ,S#2x stridula L., d. 1. Syrrzum aluco (L.) gefunden und’ Schrank (rs p 22-23) bereits #ch. nycteae genannt hatte (vergl. diesen), => Ferner führt Westrumb (1821, p. 23—24) unter den Synonymen von Zch. acqualis Rud. unter anderem auch noch „Zeh. Strigis Goeze“ an (d. h. ein von Goeze beschriebener /chzenorhynchus aus einer Eule). Vergl. hierzu jedoch unter “ch, ofıdıs und “ch. acqualis, Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 309 ssEch. Strigis auricutatac (Gze.). Unter dieser Bezeichnung citiert Rudolphi (1809, p. 277) Goeze’s Beschreibung des “ch. aequalis Zed. Siehe daher unter diesem Namen. „LEch. Strigis oti Viborg. In seinem Verzeichnis der Helminthen der Kopenhagener Tierarzneischule führt Viborg (1795, p. 243, Nr. 202) auch einen nicht bestimmten Lchinorhynchus aus Strix otus, d. i. Asto otus (Eau s,Ech. Strigis stridulae“ (Gze.). Diese Bezeichnung findet sich im Register von Rudolphi’s Historia naturalis (1810, p. 352) mit einem Hinweis auf das Citat von Goeze’s Beschreibung des Zch. nycteae Schrank. Siehe daher unter diesem Namen, aber auch unter „Zch. Stridulae“ Ech. strumosus Rud. Diese durch die starke Auftreibung des vorderen, bestachelten Abschnittes des keulenförmigen Rumpfes und den excentrischen Ansatz des Halses wohlcharakterisierte Art ist von Rudolphi (1802, p. 63—64 und 1809, p. 293, Nr. 31) im Darm von Phoca vitulina L. entdeckt. Die Länge giebt Rudolphi auf 2—3 Linien d. h. ca. 4—6,5 mm an, den Hals hat er nicht gesehen, auen am Rüssel nur „ungefähr 170 Reihen“ der (in der Vat in 20—25 Querreihen angeordneten) Haken gezählt. Die Zahl der Querreihen, in denen die Stacheln auf dem vorderen Abschnitt des Rumpfes angeordnet sind, giebt Rudolphi auf ca. 30 an. Zeiderz (1803, pense, Nr >S) und Rugolpkr (1819, p- 7, Nr. 41) bringen nur linneische Diagnose und Literaturcitate und auch Westrumb (1821, p. 32, Nr. 61) beschränkt sich auf ein Excerpt aus Rudolphi (1802 und 1809). Vergl. hierzu auch unter Æch. gibbosus, da dieser nur die Jugendform des Zeh. strumosus darstellt. Ech. sturionis Gmel. Im Anschluß an seinen £ck. candidus aus dem Hecht (— £ck. luca O. F. Müll.) und Echinorhynchen aus Zo/a, die mit den Hechtkratzern „eine Gattung auszumachen scheinen“ erklärt Goeze (1782, p. 157): „Hierher mögten auch die weißen rund- lichen Kratzer gehören, die ich in den Gedärmen eines Störs SITO) Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. (Acipenser Sturto) gefunden habe.“ Trotzdem alle weiteren An- gaben fehlen, gründet hierauf Gmelin (1791, p. 3050, Nr. 48) die Species Zeh. sturionıs, die dann auch von Zeder (1803, p. 164, Nr. 48) und_Rudolphi (1809, p. 318, Nr. 62 und Tepe Nr. 82) citiert wird. Bei Westrumb (1821) und dementsprechend auch bei Diesing (1851) fehlt sie sowohl unter den Species dubiae wie unter den Synonymen des Zch. proteus Westr., der einzigen Echinorhynchen-Art, die Westrumb und auch noch Diesing aus dem Stör anführen auf Grund eines von Rudolphi in Rimini gemachten Fundes (vergl. unter “ch. fereticollis Rud.). Rudolphi (1810, p. 79, Nr. 32) hält diese von ihm selbsg. une die von Goeze im Stör gefundenen Echinorhynchen für ver- schieden und die Goeze’schen für möglicherweise zu Zch. luci gehörig. Es existiert aber keine weitere Angabe über das Vor- kommen von Zeh. luci in Acipenser sturio L. und mit dem einen, oben citierten Satze von Goeze läßt sich weder das eine noch das andere beweisen. Heh. subglobatus Zed. So nennt Zeder (1803, p. 154, Nr. 17) den 4ckh. salvelinz Schrank = Ech. sublobatus Gmel. Vergl. Weiteres unter dem ersteren dieser Namen. Ech. sublobatus Gmel. Mit diesem Namen belegt Gmelin (1701, p. 3049, Nr. 34) die von Hermann gefundenen Echinorhynchen, welche Schrank (1788, p. 24, Nr. 81) bereits “ch. salvelint genannt hatte. Der Name “ch. sublobatus findet sich nur noch wieder bei Bosc (1802, P- To), und Rudolphi (1809, p. 312 313, Nt. 52) Mere übrigen unter Ach, salvelını. Ech. subulatus Zed. Mit diesem Namen belegt Zeder (1803, p. 159, Nr. 30) unter dem Einfluss der vonRudolphi aufgestellten Nomenclaturregeln, welche alle vom Wirte hergeleiteten systematischen Namen verwerfen, den Ech, alosae Herm. Vergl. daher unter letzterem Namen. | „Ech. SyWwiarum“ Rud. Unter den neuen Echinorhynchen-Arten, die bei der Wiener Helminthensuche gefunden worden waren und die von Bremser Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. II (1811, p. 26) nur mit Nummern und Wirtsangabe angeführt wer- den, befindet sich auch eine Art aus einer Anzahl von Sing- vögeln — Zuscima luscinia (L.), Luscinia philomela (L.), Ruticella phoenicurus (L.), Erithacus rubecula (L., Pratincola rubetra (L.), Pratincola rubicola (L.), Phylloscopus trochilus (L.) [= Sylvia fitis Bechst.| und Axorthura troglodytes (L,) — die von Bremser (le) gnd Rudolp hi @sio;p: 77; Ne 66) noch samtlich: zur Gattung Sylvia gerechnet werden, während Westrumb (1821, p. 27, Nr. 51) sie noch der in ihrem ursprünglichen Umfange bei- behaltenen Linne’schen Gattung Mofacılla beläßt. Rudolphi (1819, p. 77, Nr. 66) verzeichnet diese Art unter der provisorischen Bezeichnung „Zch. Sylviarum“ während Westrumb sie später Lich. fasciatus tauft. Vergl. daher Weiteres unter diesem Namen. ssEch. Tanagrae‘“ Rud. Im Darm einer 7anagra hatte v. Olfers in Brasilien einen Echinorhynchus von 15 Linien, d. h. ca. 33 mm Länge gefunden, dessen Rüssel zum größten Teil eingestülpt war und den Ru- dolphi (1819, p. 673—674, Nr. 61) deshalb nur als „ch. Tana- grae“ registriert. Unter derselben Bezeichnung ist der Fund dann auch bei Westrumb (1821, p. 40, Nr. 74) eitiert. „Ech. Tardae“ Rud. Einmal fand Rudolphi (1809, p. 308, Nr. 45) auch Echino- rhynchen im Darm von Otis tarda L., die aber bereits tot waren und ein Hervorpressen des Rüssels nicht mehr gestatteten, so daß Rudolphi auf eine Bestimmung bez. Benennung der Art verzichtete und seinen Fund einfach als ,,Achinorhynchus Tardae“ (ein Ach. aus Tarda) verzeichnete (vergl. auch Rudolphi 1819, Pez Sr. 70 und’ Westrumb 1821, p. 41, Nr. 73). Ech. tenuicollis Froel. Im Dickdarm einer Wildente, deren Species nicht näher bezeichnet wird, fand Froelich (1802, p. 69— 70, Nr. 37) zusammen mit den von ihm unter dem Namen “ch, Zorguatus beschriebenen Echinorhynchen auch eine Form, die er Zch. tenuzcollis nennt, die sich durch den Besitz einer Bursa als Männchen kennzeichnet, und die von Rudolphi (1819, p. 330—331) zu seinem Zch. versi. color gezogen wird, während Westrumb (1821, p. 33 ff.) sie ent- sprechend zu Zch. polymorphus Brems. rechnet. Durch die Er- Bae eat ue; Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. kenntnis, daß unter diesem Namen zwei verschiedene Arten zu- sammengefaßt sind (vergl. außer unter Zch. polymorphus nament- lich noch unter Ach. fihcolhs Rud.), erhebt sich dann freilich die Frage, welcher dieser Arten der Zch. tenutcollis Froel. zuzu- zählen ist. Die Entscheidung ist möglich auf Grund der ange- gebenen Länge von ca. 3 Linien, d.h. ca. 6—7 mm und nament- lich der weiteren Angabe, daß die Farbe „durchaus milchweiß“ gewesen sei. Hiernach handelt es sich um die Männchen der- selben Art, deren gleichzeitig gefundene Weibchen Froelich Ech. torquatus nennt, die am bekanntesten ist unter dem Namen Ech. filicollis Rud. (vergl. deshalb unter diesem), als deren prio- ritätsberechtigten Namen ich jedoch “ch. anatis Schrank nec Gmel. ansehe. Ech. tenuicollis Westr. nec Froel. | Dieser Name findet sich bei Westrumb (1821, p. 80) für einen Parasiten von Acerina schraetser (L.). Anscheinend handelt es sich um einen Druckfehler statt Ze. tereficollis, da als Parasit des genannten Fisches von Westrumb an anderer Stelle (1821, p. 38) “ch. proteus angeführt wird, welche Art in dem von Westrumb auf p. 65—81 mitgeteilten Untersuchungsprotokoll im Anschluß an Bremser (1811, p. 26) noch stets Ach. fereticollis genannt wird, während ihr prioritätsberechtigter Name “ch. laevis Zoega ist. Ech. terebra Rud. Von Chamisso auf seiner Weltumsegelung im Magen von Ihynnus pelamys (L.) gefunden und von Rudolphi (1819, p. 668 —669, Nr. 55) im Nachtrag zur Synopsis beschrieben. Rüssel sehr lang mit 60—80 Querreihen von Haken besetzt. Hals fehlt. Rumpf am Vorderende einfach cylindrisch, weiter nach hinten zu aber taenienähnlich gegliedert (,nunquam Echinorhynchum vidi, tantopere crenatum, quem fere pinnatifidum dicas“) Die Lange der Würmer wird auf 8—12 Linien (d. h. ca. 18—27 mm), ihr Durchmesser auf ca. !/4 Linie (d. h. ca. 0,5 mm) angegeben. Wenn Rudolphi es nicht für ausgeschlossen hält, daß die bereits längere Zeit in schwachem Alkohol aufbewahrten Echino- rhynchen, auf welche er diese Art gegründet hat, nur schlecht erhaltene Exemplare von Zch. pristıs waren, so beruht dieser Hinweis einzig und allein auf der Verwandtschaft der Wirte beider Arten, die natürlich nichts gegen die Verschiedenheit der Para- siten beweist. Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 73 Westrumb (1821, p. 25, Nr. 45) bringt nur ein Excerpt aus Rudolphi (1819). Ech. teres Westr. Unter diesem Namen führt Westrumb (1821, p. 18, Nr. 32) eine Echinorhynchenart an, die in Wien bei Untersuchung von 225 Dohlen, Lycus monedula (L.), 5mal und bei Untersuchung von 172 Elstern, Pica fica (L.), einmal gefunden, von Bremser (1811, p. 26) bereits als neue Art und daraufhin von Rudolphi als »lich. Picae“ verzeichnet worden war. Nach Westrumb’s Schilderung ist die Art 5—10 Linien, d. h. ca. 11—22 mm lang und %/4—1 Linie, d. h. ca. 1,5—2,25 mm dick, mit langem Rüssel, der 10--12 Querreihen von Haken trägt, und ohne deutlichen Hals. „Corporis forma teres et cylindrica, ita tamen subattenuata, ut pars posterior longior anteriori sit.‘ Zusatz bei der Correctur: Als synonym zu Ech. teres sieht de Marval (1904, p. 581, Nr. 27) Ech. hepaticus Molin (1861, p. 262, Nr. 86; Taf. VIII, Fig. 2) aus Pica pica (L.) an, obwohl dieser nicht im Darm sondern in der Leibeshöhle und z. T. an der Leber fixiert gefunden wurde (ob etwa aus Darmverletzungen ausgetreten ?). Ech. tereticollis Rud. Unter diesem Namen vereinigt Rudolphi (1809, p. 284 — 287, Nr. 26) die Arten Ech. attenuatus O. F. Müll, Ach. pesci nus Led., Ech. longicollis Pall. und ch. dobulae Schrank. Im selben Umfang findet sich die Art dann auch in Rudolphi’s Synopsis verzeichnet (1819, p. 72 und 328, Nr. 36), wo als neuer Wirt noch Acıpenser sturio L. angeführt wird. Bremser (1811, p. 26) vereinigt dagegen mit “Ach. fereticollis, welchen Namen er beibehält, auch noch Zch. nodulosus Schrank, ovatus Zed., sphaericus Rud., sublobatus Gmel., „ZLavaret“ Rud., barb Schrank, dvamae Gmel. und zdbavz Gmel. und schafft so jenen Speciesbegriff, für den dann Westrumb (1821, p. 37—39) den Namen “ch. proteus bildete. Weiteres über diese Art siehe unter den angeführten Synonymen sowie namentlich unter dem priori- tätsberechtigten Namen “ch. laevis Zoega. Ech. thymalli Schrank. Schrank (1803, p. 220— 221, Nr. 3117) erzählt, daß er im Darm der Äsche einen Echinorhynchus gefunden habe, der „sehr dem Hausentenkratzer gleicht, aber der Leib ist überall stachellos.“ 314 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Er wird deshalb als besondere Art angesehen und £ck. thymalls genannt. „Der Leib nebst dem Halse etwa 3 Linien [d. h. ca. 6,5 mm] lang, sackformig, doch gegen das Hinterende etwas schmächtiger“, „der Hals walzenförmig, unbewehrt, mit einer Blase am Ende“, „der Rüssel so lang als der Hals, mit vielen Querreihen von Haken (ich habe 15—18 gezählt) über seine ganze Länge herab, davon die vorderen in jedem Betrachte größer sind.“ Zeh. thy- mali, den ich in der späteren Literatur weder als selbständige Art noch als Synonym jemals citiert gefunden habe, ist hiernach offenbar synonym zu Æch. laevis Zoega (= Ech. proteus W estr.). Ech. torquatus Froel. Zusammen mit der von ihm Zeh. fenuzcollis genannten Form fand Froelich (1802, p. 7o—71, Nr. 38) im Dünndarme einer nicht naher bezeichneten Wildente Echinorhynchen, die er unter dem Namen Zch. forquatus als neue Art beschreibt. Sie soll sich von Æch. fenucollis sowohl wie von Zch. anatis und Ech, boschalıs unterscheiden ,,ganz vorziglich durch die unbewaffnete Brust und den besonderen Bau des Halses. Merkwürdig ist es, daß dieser Kratzer die Darmhäute von innen ganz durchbohrt, und seinen Rüssel in einer dichten, runden, beinahe erbsengroßen Blase, - welche über die Außenfläche des Darmes hervorragte, stecken hatte. Diese Blase wurde von der äußeren Darmhaut gebildet und enthielt eine wässerige Feuchtigkeit. Wegen dieses Um- standes glückte es mir nicht, auch nur ein einziges Stück unver- sehrt mit dem Rüssel zu erhalten.“ „Der Hals ist dünn, faden- förmig, beinahe ı!/a Linien [d. h. ca. 3 mm] lang, glatt, etwas schief gebeugt, vorne auf einmal in einen halbrunden, apfelförmigen, glatten, weißen Kragen erweitert, in welchem wahrscheinlich der Rüssel aufgenommen werden kann. — Den Rüssel sah ich nicht.“ Nach diesen Angaben ist die Art offenbar identisch mit Lich. filicollis Rud., zu welchem Rudolphi (1810, p. 327, Nr. 35) sie denn auch als synonym einzieht, obwohl der Name Zch. Zor- quatus Froel. das Prioritätsrecht gegenüber Ech. fiicolhs Rud. (1809) auf seiner Seite hat. Weiteres über diese Art, als deren prioritätsberechtigten Namen ich Zch. anatis Schrank nec Gm el. ansehe, siehe vor allem unter Æck. filicollis Rud. sowie unter Zch. polymorphus Brems., zu welchem Namen Westrumb (1821, p. 33 ff.) unter anderem auch Zch. torguatus Froel. als synonym einzieht. Übrigens hat Froelich gleichzeitig mit den - Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. ALS Ech. torquatus genannten Weibchen auch die Männchen derselben Art gefunden, diese aber fiir eine selbstandige Art gehalten. (Vergl. Ech. tenwecollis Froel.). Ech. transversus Rud. Unter diesem Namen faßt Rudolphi (1819, p. 69 und 321, Nr. 26) Echinorhynchen zusammen, die in Wien in verschiedenen Singvögeln gefunden worden waren und von denen ihm sein Freund Bremser einige Exemplare übersandt hatte. Trotz ihrer Zusammenfassung zu einer Art giebt Rudolphi (1819, p. 321 —-322) jedoch entgegen seiner sonstigen Gewohnheit von den aus verschiedenen Wirten stammenden Exemplaren gesonderte Beschreibungen. Das erste dieser Exemplare war im Darm von Sturnus vul- garis L. gefunden worden. Es war etwas über 5 Linien (d. h. ca. ıı mm) lang — ein anderes Exemplar aus demselben Wirt sollte aber nach einer schriftlichen Mitteilung von Bremser doppelt so lang sein — und hatte einen Rüssel von etwas über 12 Linie (d. h. ca. 1,25 mm) Länge, dessen Achse quer zur Längs- achse des Rumpfes stand und dessen Haken grösser als diejenigen von Æch. micracanthus Rud. und in 24—30 Querreihen angeordnet waren. Ein Hals wurde nicht beobachtet, der cylindrische Rumpf war in seinem vorderen Abschnitt schlanker. Mit dieser Schilderung stimmt diejenige eines anderen Exem- plares aus Saxtcola stapazina (L.), dessen Rüssellänge auf ?/3 Li- nien (d. h. ca. 1,5 mm) angegeben wird, im wesentlichen überein. Von zwei weiteren Exemplaren aus Monticola cyanus (L.) wird außer dem schiefen bez. queren Ansatz des Rüssels nur die Grosser angeseben (Banse 312 bez. 51/2 Linien —— Ca.7,5 bez 12 mm, größte Dicke 1 Linie = etwas über 2 mm). Etwas ge- nauere Angaben finden sich aber wieder für drei Exemplare aus ,lurdus n. sp. die 7 Linien (d. h. ca. 3,5—15 mm) lang waren, deren quer angesetzter Rüssel als „polyacantha‘“ bezeichnet wird und deren Eier besonders geschildert werden, weil sie breiter und kürzer sind als gewöhnlich („solito“), von einer Form, die bezeichnet wird als „elliptico-lanceolata.“ Ob freilich Rudolphi bei diesem Vergleich andere Arten im Auge hat, oder die anderen Exemplare des Ech. transversus Rud., ist nicht klar ersichtlich. Im letzteren Fall würde natürlich die abweichende Eiform dafür Zool. Annalen. I. 21 316 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. sprechen, daß die Exemplare aus 7urdus n. sp. von Rudolphi nur irrtümlich zu Zch. fransversus Rud. gerechnet worden seien. Schließlich führt Rudolphi noch an, daß die gleiche Art in Wien auch noch in 7wurdus merula L. sowie in Monticola saxatilis (L.) gefunden worden sei. Die gesonderte Beschreibung der Echinorhynchen aus diesen Wirten liefert dann Westrumb (1821, p. 20, Nr. 37) in Frganzung der von ihm nicht wieder- holten Angaben Rudolphi’s. Hiernach waren die Exemplare aus Zurdus merula L. 4—6 Linien, d. h. ca. 8,5—13 mm lang und ihr 8/4 Linien, d. h. ca. 1,5 mm langer und dem Rumpie in schrager Richtung angesetzter Rüssel mit 24 Querreihen von Haken besetzt, während die Exemplare aus J/onticola saxatilis (L.) 5—6 Linien, d. h. ca. 11—13 mm lang waren und ihr cylin- drischer, dem Rumpfe gleichfalls in schräger Richtung angesetzter Rüssel ca. 30 Querreihen von Haken trug. (refunden ist die Art bei der Wiener Helminthensuche nach Westrumb (1821, p. 71—72) in Sturnus vulgaris L. bei 51 Untersuchungen 3mal, in T7urdus merula L. bei 31 Unter- suchungen 7 mal, in einer von Rudolphi als „7urdus n. sp.‘ von Westrumb als 7urdus galactotus Natt.!) bezeichneten Drossel-Art bei 10 Untersuchungen 3mal, in Monticola cvanus (L.) bei 2 Untersuchungen imal, in Monticola saxatilis (L.) bei 34 Untersuchungen ımal, endlich in Saxzcola stapazina (L.) bei 11 Untersuchungen 2mal. Außerdem aber fügt Westrumb (1821, p. 20) als neuen Wirt noch 7wrdus leucurus — wohl Sax: cola leucura (Gmel.) — hinzu, in welchem Natterer in Spanien 3—4 Linien (d. h. ca. 6,5—-9 mm) lange Echinorhynchen gefunden hatte, deren Riissel mit ca. 30 Querreihen von Haken bewaffnet war und die von Westrumb als “ch. transversus Rud. be- stimmt wurden. Zusatz bei der Correctur: Nach de Marval (1904) ist Gen. transversus synonym zu Ech. cylindraceus Gze. Vergl. den nachträglichen Zusatz unter Ech. fasciatus Westr. !) Die Bedeutung dieses Namens, der, nach Gray’s Handlist of Birds und Giebel’s Thesaurus ornithologiae zu urteilen, keinen Eingang in die ornithologische Literatur gefunden zu haben scheint, ist nicht mit Sicherheit festzustellen. Diesing (1851, p. 481, Nr. 1025) nennt die Art „Turdus galactotus Temm.“, wobei er an die spanische Agrobates galactodes (Temm.) = Sylvia galactodes Temm, gedacht zu haben scheint, da er (1851, p. 38, Nr. 52) auch Spanien als Heimat der betreffenden Exemplare anführt. Dann ist aber auffällig, daß weder Rudolphi (1819) noch Westrumb (1821) von dieser ausländischen Herkunft etwas erwähnen. Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. a7 Ech. trichiuri Holten. In seiner Schilderung des 7rıchrurus gladius Holten = Lepidopus caudatus (Euphrasen) beschreibt Holten (1802, p. 26—27, Tab. II, Fig. 7) auch mehrere neue Parasiten-Arten, darunter den Zch. frıchiuri, welcher am Peritonealüberzuge des Enddarms gefunden worden war und nach der beigefügten Ab- bildung mit dem Teirarhynchus linguatula Van Bened. identisch ist, für welchen Lönnberg (1889) die Gattung Coenomorphus geschaffen hat. In Rücksicht darauf, daß Braun (1900, p. 1723 — 1724) diese Gattung Coenomorphus als synonym zu Dibothrro- rhynchus de Blainv. eingezogen hat, würde der prioritätsberech- tigte Name des fraglichen Cestoden also Dzbothriorhynchus trichiuri (Holten) lauten. Ech. trichuris Blumenbach. Unter diesem Namen mit dem Zusatz „der Haarwurm. E. cauda filiformi tenui prolongata“ verzeichnet Blumenbach (1770, p. 410) den T7rzchuris trichiura (L.) — bekannter unter dem Namen 77ichocephalus dispar Rud. —, welchen er selbst „häufig in den Leichen armer erwachsener Personen gefunden“ zu haben angiebt. ssEch. Triglae‘* Rud. Unter dieser Bezeichnung registriert Rudolphi (1819, p. 80 Nr. 92) Echinorhynchen, welche Natterer in 7rıgla adriatica G mel. gefunden hatte und die Westrumb (1821, p. 19, Nr. 34) zu Lich, simplex Rud. zieht. „Ech. Triglae gurnardi® Rathke. RKathke: (1790, px 72 mit: Patil. Pies a und b) berichtet, daß er in 7rigla gurnardus L. einen LEchinorhynchus gefunden habe, und giebt auch eine Abbildung desselben in natùrlicher Größe und eine zweite vergrößerte. Da die Art hierdurch cha- rakterisiert erscheint, so hat Rudolphi (1809, p. 270, Nr. 5) sie getauft. Siehe daher Weiteres unter “ch. simplex Rud. Ech. tritonis Westr. Unter diesem Namen führt Westrumb (1821, p. 42, Nr. 90) eine Echinorhynchenlarve an, die einmal unter dem Peritoneum von Molge alpestris (Laur.) gefunden wurde, aber „ob probos- cidem amputatam“ nicht genau charakterisiert werden konnte. Ale 318 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. | Ech. truttae Schrank. Goeze (1782, p. 157—158) fand „in den Gedarmen einer Forelle [d. h. also in Salmo fario L., nicht in Salmo trutta L, wie-Zeder (1803, p. 15% Nr. ır), Rudolphi (1809, p. 262), Dujardin (1845, p. 539, Nr. 66) und Diesing (1851, p. 33, Nr. 37) anscheinend infolge des von Schrank (1788, p. 24, Nr. 80) ge- wählten Speciesnamens angeben] eine ungeheure Menge Kratzer von außerordentlicher Länge. Von Farbe alle rötlich, welches ich - den rötlichen Säften dieser Fische zuschreibe.“ Beigefügt ist eine Abbildung des ganzen Tieres „in natürlicher Größe“ (Länge etwas über 6 cm), sowie des vergrößerten Vorderendes. Daraufhin ent- wirft Schrank (1788, p. 24, Nr. 80) eine kurze Diagnose der Art, die er “ch. truttae tauft. Unter dem gleichen Namen findet sie sich dann auch noch bei Gmelin (1791, p. 3049, Nr. 36) und Bosc (1802, p. 10) angeführt, sowie bei Schrank (1803, p. 220, Nr. 3116), der dieselbe Art auch noch im Grindling gefunden haben will. Zeder (1803, p. 153, Nr. 11), bei dem sich zuerst die bereits erwahnte irrtimliche Wirtsangabe findet, tauft die Art zur Vermeidung ihrer Benennung nach dem Wirt um in Zeh. fusaeformis. Rudolphi (1809, p. 161—163; 1814, p. 95, Nr. 36; 1819, D. 67 und 317, Nr. ı7) sowie Westrumb (3213 pe Nr. 28), denen sich auch die späteren Helminthologen anschlossen, nannten die Art dann “ch. fusiformas. Bremser (1811, p. 26) erklärte die Art für identisch mit Lich. farionis Froelich und £ck. salmoms O. F. Müll. = Zoch. inflatus Rud.), welch letzteren Rudolphi (1814) demgegenüber noch für verschieden hält. („Die Wiener Naturforscher ...... haben überhaupt bei den Kratzern so viele Arten zusammen- geworfen, daß ich bey dieser Gattung weniger auf sie baue.“) In der Synopsis hat aber dann auch Rudolphi (1819) die ge- nannten bisher von ihm noch auseinandergehaltenen Arten mit- einander vereinigt. Bei der Wiener Helminthensuche wurden 868 Forellen unter- sucht und hierbei 122 mal Echinorhynchen gefunden, die sämtlich als Ech. fusiformis bestimmt wurden. Derselben Art wurden ferner noch zugezählt Echinorhynchen aus Salmo salar L. (2 Funde auf 23 Untersuchungen) und 7%hymallıs thymallus (L.) (7 Funde auf 45 Untersuchungen). Auch nachdem Creplin (1839, p. 284, Anm. 13) Zeh. truttae und Ech. salmonis wieder voneinander ge- trennt hatte, ließ Diesing (1851, p. 33, Nr. 37), obwohl er diese Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. 319 Trennung annahm, die Bestimmung jener Wiener Echinorhynchen als Lich. fusiformis = Ech. truttae unverändert. Nach West- rumb’s (1821, p. 16, Nr. 28) Schilderung stimmen sie mit Goeze’s Abbiidung jedenfalls iberein in dem Fehlen des Halses und in der Form des Rüssels, der sich nach vorne zu etwas verdickt. Auch die Zahl der Querreihen von Haken (ca. 12) könnte als übereinstimmend angesehen werden. Über die Form des Rumpfes, welcher bei dem von Goeze abgebildeten Tier nach Schrank’s ziemlich treffendem Ausdruck, „spulwurmförmig“ erscheint, äußert sich Westrumb nicht. Die Länge der Exemplare giebt er zu 3—12 Linien d. h. ca. 7—27 mm an, also erheblich geringer als sie in Goeze’s Abbildung dargestellt ist, ebenso wie Zch. farıonıs Froel. sowohl (vergl. diesen) wie auch die halslosen und orange- gelben Echinorhynchen, welche neuerdings Hamann (1891, p. 98—99) und v. Linstow (1895) in Salmo farıo L. und 7hy- mallus thymallus (L.) gefunden haben und Zch. clavula nennen, mit einer durchschnittlichen Länge der Weibchen von 9 und der Männchen von 15 mm erheblich hinter Goeze’s Zeichnung zurück- bleiben. Es dürften hiernach Zweifel berechtigt sein, ob diese Zeichnung wirklich der natürlichen Größe entsprach und ob hier nicht vielmehr ein Versehen untergelaufen ist. Jedenfalls scheint mir die Annahme gerechtfertigt, daß Zch. clavula Ham. nec Dui. in ähnlicher Weise mit Zch. trutiae Schrank (= Ech. fusiformis R ud.) identisch ist, wie ich bereits oben die Identität von Æc/. linstowi Ham. mit Ech. anguillae O. F. Müll. (= Ech. globulosus Rud.) nachweisen konnte. Da indessen neuere Angaben über die seit Rudolphi (1809) Ech. fusiformis genannte Art nicht vorliegen und mir diese Art bisher aus eigener Anschauung eben- sowenig bekannt ist wie Zch. clavula Ham. nec Duj., so ist der sichere Nachweis der von mir vermuteten Identität beider noch erst zu erbringen. Sicher scheint mir aber jedenfalls zu sein, daß die neuerdings von Hamann (1891) und v. Linstow (1895) Zch. clavula genannte Art nicht dieselbe ist, welche Dujardin seiner- zeit mit diesem Namen belegt hatte. Ech. clavula Duj. ist nämlich nach Dujardin (1845, p. 532, Nr. 55) nur 4,5—7,5 mm lang und somit wesentlich kleiner als die von Hamann und v. Linstow geschilderten Echinorhynchen. Ebenfalls im Gegensatz zu den letzteren soll er weiß sein und einen Hals besitzen. Die Haken seines Rüssels sollen in 16—18 Längsreihen stehen, während Hamann und v. Linstow deren 320 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 20 angeben. Die letzteren beiden fanden die betreffenden Echino- rhynchen nur in Salmo fario L. und Thymallus thymallus (L.), Dujardin dagegen schildert seine Art nach Exemplaren aus Abramıs brama (L.), Cyprinus carpio L., Esox lucius L. und Anguilla anguilla (L.. Hamann sowohl wie noch neuerdings Guido Schneider (1903, p. 27) nennen zwar als weitere von Dujardin angeführte Wirte noch Gobius niger L., Lepadogaster gouant Bris. und Salmio fario L. Dujardin selbst aber er wähnt die in diesen Fischen gefundenen Echinorhynchen nur kurz als dem Ech. clavula ähnlich, aber nicht genau untersucht. Unter diesen Umständen bleibt die Zahl der Querreihen der Rüsselhaken (30—32 bei Dujardin, 26—32 bei Hamann) das einzige übereinstimmende Merkmal. Dieses aber scheint mir in keiner Weise zu genügen, um unter Zurückstellung der angeführten Differenzen die Identität von Ech. clavula Hamann mit Zch. clavula Duj. wahrscheinlich zu machen, zumal auch Guido Schneider (1903, p. 27—29) neuerdings einen Lchinorhynchus gefunden hat, der mit Zch. cla- vula Duj. besser übereinzustimmen scheint als die von Hamann und v. Linstow geschilderte Art. Die Identifizierung dieser letz- teren mit Ach. Zruttae Schrank = Ech. fusiformis Rud. ist da- gegen zum mindesten mit erheblich geringerem Zwange verbun- den, als ihre auch von Guido Schneider noch nicht bezweifelte Identifizierung mit Ech. clavula Duj. Ech. tuba Rud. Die von Rudolphi anfänglich (1795, p. 13—14) als Zeh. aluconis beschriebene Art nennt derselbe (1802, p. 57—59) Ech. tuba, nicht nur um die Benennung nach dem Wirte zu vermeiden, sondern auch weil ihm seine Identität mit dem “ch. aluconıs O. E. Müll. zweifelhaft geworden ist, da die Abbildung der letz- teren Art bei Miller (1780, Taf. 69) nichts zeigt von der cha- rakteristischen „nach vorne breiteren Röhre, die fast eben so lang ist wie der Rüssel, und womit der Wurm sich ansaugen kann.“ Da eine ahnliche Bildung nur noch bei der von Goeze (1782) in Syrntum aluco(L.) gefundenen, von Gmelin (1791) Ech. strıgıs genannten Art (= “ch. nycteae Schrank 1788; vergl. unter diesem Namen) beobachtet worden war, so wird außer Zch. alu- coms O. F. Müll. auch noch Zch. stvigis Gmel. als zweifel- haftes Synonym angeführt. Die Haken des Riissels sind aber bei “ch. tuba nach Rudolphi zahlreicher und kleiner, als in Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 321 Goeze’s Abbildung des “ch. nycleae und entsprechen vielmehr denen des Ohreulenkratzers von Goeze (= Zch. aequalis Zeder 1803), bei welch letzterem aber wieder nicht die „Röhre“ erwähnt wird. Die Eule, in der Rudolphi den “ch. tuba gefunden hatte, war übrigens nur irrtümlich anfänglich als S¢vzx aluco bezeichnet worden, in der Tat ist sie eine ‚S/rıx flammea L. gewesen. (Vergl. Rudolphi 1809, p. 275— 277.) Die Lange der von Rudolphi setundenen 3 Bxemplare. betrug; >, 1 bez. 11/4 Zoll (d.h. ca 13, 27 bez. 33 mm), ihr Durchmesser kaum !/a Linie (d. h. ca. ı mm). Ein Hals fehlte. Westrumb (1821, p. 23, Nr. 41), der die Art selbst nicht untersucht hat, sieht Ach. aluconis und Ech. nycteae als Synonyme des Æch. tuba an, ohne die Rudolphi’schen Zweifel zu äußern und erzählt, daß Bremser die Art dreimal bei der Untersuchung von 20 Uhus (Dubo bubo) gefunden habe. Diese Exemplare waren aber, als Westrumb das Wiener Echinorhynchenmaterial be- arbeitete, seiner Angabe nach durch den Alkohol bereits so ver- ändert, daß ihre Struktur nicht mehr genau zu erkennen war — dies darf vor allem wohl so aufgefaßt werden, daß Westrumb die röhrenartige Verlängerung des Rüssels, die die Art nach Rudolphi’s Schilderung charakterisieren soll, nicht gesehen hat. Bereits Dujardin (1845, p. 508, Nr. 16) sieht die Art als zweifelhaft an und glaubt, daß Ach. tuba Rud. synonym zu Zch. globocaudatus Zed. ist (vergl. diesen). Er selbst will jedenfalls in dem von Rudolphi angegebenen Wirt (Strix flammea L.) nur diese letztere Art gefunden haben. Auch betont er mit Recht, daß Rudolphi außer dem einmal in der Schleiereule gefundenen Lich, tuba (wenigstens zur Zeit der Abfassung der Historia natu- ralis! Lùhe) keine weiteren Echinorhynchen aus Eulen selbst ge- sehen hatte, so daß ihm die Möglichkeit fehlte, die verschiedenen von ihm angeführten Arten selbst zu vergleichen. Diese Bemer- kungen Dujardin’s sind aber wie manche andere von demselben geübte verständige Kritik (vergl. z. B. unter “ch. muris) von seinen Nachfolgern nicht berücksichtigt und in Vergessenheit geraten. | Ech. tuberosus Zed. Neuer Name für die von O. F. Müller gefundene und ch. rutili O. F. Müll. nec Zed. genannte Art. Vergl. daher unter letzterem Namen. 322 Lüh e, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Ech. tubifer Gmel. Ist kein Æchinorhynchus, sondern ein Nematode. Näheres vergleiche unten unter den Namen Ascaris tubifera Fabr. 1780 und Ascaris urksuk Fabr: 1776. Außer von Gmelin (2701, p. 3044, Nr. 2) wird die Art als Echimorhynchus auch noch von Bosc (1802, p. 5) angeführt. Ech. tumidulus Rud. Diese Art ist von Rudolphi (1819, p. 25 und 320, Nr. 25) aufgestellt auf Grund von Exemplaren, welche v. Olfers in Brasilien im Darme von Crotophaga ani L. gefunden hatte. Die- selben waren 12—17 Linien (d. h. ca. 27—38 mm) lang, die Männ- chen kleiner wie die Weibchen. Der kaum 1 Linie (d. h. ca. 2 mm) lange Rüssel ist mit 40 und mehr Querreihen sehr kleiner Haken bewaffnet. Ein Hals wurde nicht beobachtet. Der Rumpf ist am Vorderende in einer Langsausdehnung von 2—3 Linien (d. h. ca. 4—7 mm) verdickt (daher der Speciesname ¢wmzdulus'), im übrigen cylindrisch. Die Bursa des Männchens ist ungefähr 1 Linie d.h. ca. 2 mm dang .und 4/2 [Linie d.h. ca. 1 mm dick, „utrmese obtusissima, inflexa“ d. h. wohl wie bei Ech. globocaudatus seit- lich eingekrümmt (vergl. unter diesem Namen und unter Zch. aluconts). Die Eier werden als „praeter morem brevia et minutula“ bezeichnet. Nachträglich berichtet Rudolphi (1819, p. 666—667, Nr. 53), daß v. Olfers die gleiche Art auch im Dickdarm eines anderen, noch nicht näher bezeichneten brasilianischen Cuculiden gefunden habe, außerdem aber auch noch in einem gleichfalls noch nicht näher bezeichneten brasilianischen Falconiden. Auch Natterer habe die Art außer in C7o/ophaga ant L. noch in Leucopternis albicollis (Lath.) gefunden. Echinorhynchen, die Natterer in einem anderen brasilianischen Falconiden, Astur magnirostris (Gmel.), gefunden hatte, sieht Rudolphi (1819, p. 667, Nr. 54) dagegen bereits als Ech. caudatus Zed., d. i. Ech. buteonis Schrank, an, allerdings nicht ohne Zweifel hierüber zu äußern, da er an den ihm von Bremser übersandten Exemplaren nur einen Teil des Rüssels gesehen habe. Westrumb (1821, p. 22—23, Nr. 40) hat dann den Ach. fumidulus Rud. überhaupt mit Zch. caudatus Led. = Ech. buteonis Schrank vereinigt. Von brasilianischen Wirten führt er auf Grund der Sammlungen Natterer’s außer Crotophaga am L. noch eine weitere Cuculiden- Art, Coccygus semculus (Lath.), an und von Falconiden kommen Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung ete. zu Leucopternis albicollis (Lath.) noch hinzu: Milvago chimachima (Vieill.), Polyborus brasiliensis (Briss.), Urubitinga meridionalis (Lath.) — die Identität dieser bei Westrumb Falco bursarellus genannten Art ergiebt sich aus der ,,Nr. 6“, die Westrumb (I. c.) und =v- Pelzein (1871, pie 2, Nr. 8); dem: Namen’ hinzuftgen, ebenso wie sich aus der von beiden beigefügten „Nr. 4“ ergiebt, daß Westrumb’s Falco brasiliensis = Polyborus brasıllensıs (Briss.) und nicht Urubitinga brastliensis (Briss.) ist — endlich noch Astur magnirostris (Gmel.). | Daß in Kuckuksvögeln und Raubvögeln ein und dieselbe Art schmarotzen sollte, war bereits Rudolphi aufgefallen. Er sagt ausdrücklich: „Nisi species ista distinctissima ideoque cognitu facillima foret, eandem in avibus aeque diversis occurrere vix admitteres“. v. Olfers sucht hierfür eine Erklärung zu liefern, indem er in seinem, jetzt in meinem Besitz befindlichen Exem- plar der Synopsis die Randbemerkung macht: „Hae aves ex lar- vis et insectis potissimum vietum quaerunt“ — ohne daß freilich diese Erklärung mich zu befriedigen verméchte. Diesing (1851, pago, Nr 20) hat denn auch die Arten getrennt und den von ihm wiederhergestellten Artbegriff Ech. fumidulus Rud. auf die Parasiten der brasilianischen Kuckucksvögel beschränkt, worin ihm auch neuerdings v. Ihering (1902) folgt. Hat doch auch sogar Westrumb einen Unterschied zwischen dem Zch. buleonıs Schrank aus europäischen Falconiden und dem Zeh. tunndulus Rud. aus Crolophaga ant L. constatieren müssen, trotzdem er beide Arten miteinander identificierte. Denn bei den europäischen Exemplaren zählte er nur ca. 30 Querreihen von Haken am Rüssel, beiden Exemplaren aus Cvrotophaga ani L dagegen fand er diese Querreihen ,,quam plurimi usque 50“. Die von Rudolphi zu. Ech. fumidulus gerechneten Echino- rhynchen brasilianischer Falconiden hat Diesing (1851, p. 30— 31, Nr. 30) freilich im Anschluß an Westrumb mit Zch. caudatus Zed. vereinigt gelassen und auch seither hat diese Identificierung von Parasiten brasilianischer und europäischer Falconiden keinen Widerspruch erfahren (vergl. z. B. de Marval 1902 und v. Ihering 1902). Trotzdem möchte ich ihre Richtigkeit bezweifeln. So lange nicht durch eingehende Untersuchungen der Beweis für diese Identität erbracht ist, glaube ich vielmehr, daß es sich um zwei einander ähnliche, vicariierende Arten handelt, ähnlich wie ich auch Zch. striatus Gze, und Zch. mulabılis Rud. (vergl, 324 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. namentlich unter dem letzteren Namen) als solche vicariierende Arten ansehe. Des weiteren vermute ich, daß die Echinorhynchen brasilianischer Falconiden, die Rudolphi zu Zch. fumidulus Rud. Westrumb und spätere Autoren zu Zch. caudatus rech- nen, identisch sind mit Ach. megacephalus Westr. (vergl. unter diesem Namen). Ech. vanelli Gmel. Im Anschluß an seine Besprechung des Zehmorhynchus buteonis berichtet Goeze (1782, p. 155): „Am 30. März 1782, mitten im Darm eines Kybitzmännchens ein ähnlicher Kratzer: hinten mit einer Schwanzblase, mit einem weißen Mittelpunkt.“ Hierauf begründet Gmelin (1791, p. 3046, Nr. 17) seine Art Ach. vanellı, die sich dann weiter noch angeführt findet bei Bosc (1802, p. 7), Zeder (1803, p. 162, Nr. 41) und Rudolphrz (1809, p. 308, Nr. 44 und 1810, p. 78, Nr. 74). Doch betonen Zeder (1803) und Rudolphi (1809) ausdrücklich die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen, um festzustellen, ob es sich wirklich um eine besondere Art handele. Schrank (1788, p. 23, Nr. 77) hatte die von Goeze in Vanellus gefundenen Kratzer noch mit zu Ech. buteonıs gerechnet (siehe diesen). Bei der unter Bremser’s Leitung erfolgten Wiener Helminthensuche wurden dann auch 100 Kiebitze, Vanellus vanellus (L.), untersucht und hierbei 31 mal Echinorhynchen gefunden (vergl. Westrumb p. 74).. Es kann wohl kaum einem Zweifel unterliegen, daß diese in Wien gefun- denen Echinorhynchen, die von Bremser (1811, p. 26) direct als Lich. vanellı bestimmt wurden, dem von Goeze im gleichen Wirt gefundenen entsprechen. Denn auch die Wiener Echinorhynchen waren dem Zch. bitteonis so ähnlich, daß Westrumb (1821, p. 26--27, Nr. 49) sich anfänglich zweifelhaft war, ob sie nicht derselben Art zugezählt werden müßten. Er bildet dann aber doch für sie den neuen Speciesnamen Zch. lancea, zu dem er Ech. vanelll Gmel. als synonym einzieht. Wenn wir diese Syno- nymisierung überhaupt als berechtigt anerkennen, hat aber natür- lich der jüngere Name “ch. lancea Westr. 1821 dem prioritäts- berechtigten Gmelin’schen Namen zu weichen. Nach West- rumb’s Schilderung ist Zch. vanelli 6—10 Linien (d.h. ca. 13 bis 22 mm) lang und hat einen annähernd cylindrischen Rüssel mit ı2 Querreihen von Haken. Der Hals ist kurz, aber deutlich abgegrenzt, Der Rumpf läßt zwei Abschnitte erkennen, einen Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 325 vorderen länglich-eiförmigen (,,obovalis*) und einen hinteren cylin- drischen. Die von Rudolphi als „Zch. Morınelli“ und „Zch. Oedı- cnemm“ registrierten Echinorhynchen (vergl. diese) rechnet West- rumb auch noch zu der von ihm “ch. lancea genannten Art, die er auch bereits anatomisch untersucht hat (vergl. Westrumb 1821, Katz I, (Flo. 4-7). Ech. vasculosus Rud. Wahrend seiner italienischen Reise fand Rudolphi (1819, p- 75 und 334, Nr. 49) dreimal Echinorhynchen in Drama rai (Bloch), welche er ein und derselben Art zuzählte, trotzdem -es sich einmal um ein einzelnes im Darmlumen schmarotzendes Exemplar handelte, wahrend in den beiden anderen Fallen die Echinorhynchen in der Leibeshohle, sei es frei (einmal 2 Exem- plare), sei es am Mesenterium fixiert (einmal ein einzelnes Exem- plar) gefunden wurden. Die Exemplare waren 5—6 Linien, d.h. ca. 1I—ı3 mm lang. „partem anteriorem alba, ceteroquin rubella‘‘; ihr ovaler Rüssel war mit 10 Reihen kräftiger Haken besetzt, ihr konischer Hals hatte dieselbe Länge wie der Rüssel, das Vorderende des Rumpfes wiederum in der gleichen Längenaus- dehnung hatte „subkonische“ Gestalt und war dicht mit kurzen Stacheln besetzt, während der cylindrische Hinterkörper unbe- waffnet war. Ihren Namen erhielt die Art nach dem Lacunen- system der Haut, welches Rudolphi vorher noch nie so deutlich gesehen hatte. Westrumb (1821, p. 29, Nr. 54) hat einan Bremser ge- sandtes Originalexemplar selbst untersucht, bringt aber gegenüber Rudolphi nichts wesentlich Neues. Eich. ventricosus Rud. Im Dünndarm eines Putorius putorius (L.) fand Rudolphi (1809, p. 294 — 295, Nr. 32) einmal zwei Echinorhynchen von 2 bez. 3 Linien (d. h. ca. 4,5— 6,5 mm) Länge, deren cylindrischer Rissel 12—14 Querreihen kraftiger Haken trug. Der nach vorn zu sich verjingende Hals war kiirzer als der Riissel und im Gegensatze zu allen anderen Echinorhynchen mit kleinen Häk- chen besetzt. Ahnliche Hakchen fanden sich auch an dem vor- deren, kugelig aufgetriebenen Abschnitt des Rumpfes, an welchen sich ein hinterer, mehr cylindrischer und unbewaffneter Rumpf- 326 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. abschnitt anschloß. An dem äußersten Hinterende will Rudol- phi dann aber wieder eine Bestachelung gesehen haben, so daß die Anordnung der Stacheln auf dem Rumpfe anscheinend ähn- lich ist wie bei Zch. strumosus. Die Synopsis (Rudolphi, 1810, p. 74, Nr. 42) bringt nichts Neues und auch Westrumb (1821, p. 33, Nr. 63). bietet nur ein Excerpt aus Rudolphi’s erster Beschreibung, da die Art in Wien trotz der dortigen Untersuchung von 95 Iltissen nie ge- funden worden ist. Ech. versicolor Rud. Unter diesem Namen fabt Rudolphi (1810, p. 74 und 330-331, Nr. 44) die drei in der Historia naturalis noch von ihm unterschiedenen Arten Zch. minutus Gze., Ech. constrictus Zed. und Zeh. collaris Schrank zusammen, nachdem er sie selbst kennen gelernt hat. Zu derselben Art rechnet er ferner die von Froelich (1802, p. 66-70, Nr. 35—37) in Wildenten gefundenen und als drei verschiedene Arten aufgefaßten Zch. anatis, Ech. boschatis und Æch. fenwcollıs. Der Artbegriff Ech. versicolor hat also bereits fast denselben Umfang wie “ch. polymorphus Brems. Nur an der Selbständigkeit von Æc. filicollis Rud. halt Rudol- phi in der Synopsis anfänglich noch fest. Vergl. im übrigen unter den angeführten Synonymen, insbesondere unter Zch. minu- lus Gze. und folymorphus Brems., sowie unter Lich. fihcollis Rud. Ech. vesiculosus Schrank. Von Schrank (1700 — cf. Schrank. 1792, Nr. 26, pr sa —117 und 1803, -Nr. 3107, p. 216) im Darm von Falica fusca Gmel, d. i. Gallinula chloropus (L.) juv. gefunden und durch die Bursa von Zch. anafis unterschieden (1792: „Bulla adpensa ab Echinor. Anatis diversum constituit“ und 1803: Ganz wie der Hausentenkratzer, aber am Hinterende eine Blase, die er zur Halfte einziehen kann, und dann sieht er wie der Mund einer Egel aus; er kann sie auch ganz in den Leib hineinziehen.“) Ze der (1800, p. 139 —141) betont bereits, daß dies kein Art- unterschied ist, und vereinigt daher den Leh. vesiculosus Schrank mit Ech. anatis Schrank nec Gmel. zu einer Art, die er Zch. constrictus nennt. Vergl. daher unter diesen beiden Namen. Li he, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 327 „Ech. Wachniae“ Rud. Tilesius (1810, p. 363 und 374, Tab. XIX, Fig. 4—7) erwähnt bei seiner Beschreibung der beiden von den Russen Baxua (Wachnja) genannten kamtschadalischen Gadus- Arten das häufige Vorkommen von Echinorhynchen in einer derselben, die er Gadus macrocephalus tauit (ef. 1. cz p. 350): Daß ersaber diese Echinorhynchen, "die Rudelphi (1819, pP. 79 und 335, Nr. 83) als “Ache Wachniae: registriert, auf zwei verschiedene Arten hat verteilen wollen, kann ich im Gegensatz zu Rudolphi aus seiner hierfür allein in Be- tracht kommenden Figurenerklärung auf p. 374 nicht herauslesen. ‘Und ebensowenig finde ich bei Tilesius den von Rudolphi und im Anschluss an diesen auch von Westrumb (1821, p. 41, Nr. 81) gebrauchten Artnamen Gadus wachnia. Wohl wird von Tilesius der Name Wachnja vielfach gebraucht, aber nur als russischer Vulgärname und nie in Verbindung mit dem Gattungs- namen Gadus. Der von Rudolphi und Westrumb gebrauchte Artname Gadus wachnia hat aber zur Folge gehabt, daß Die- sing (1851, p. 395, Nr. 352) als Wirt des „Ach. Wachniade“ den Gadus wachna Pall. bezeichnet, obwohl dessen Identität mit Gadus macrocephalus Tilesius keineswegs als sicher gelten kann. (Vergl. z. B. Günther, A. Catalogue of the Fishes in the Britisch Mu- seum, Vol. IV.-1862, wo Gadus macrocephalus Tiles. auf p. 330 — 331 besprochen, Gadus wachna Pall. dagegen nur in einer An- merkung auf p. 328 erwähnt wird). v. Linstow (1871. p. 238, Nr. 1328) hat dann den Wirt des „Zch. Wachniae“ sogar „Gadus wachnia Pall.“ genannt, anscheinend in dem Glauben, durch diese Kombination der Wirtsbezeichnungen bei Rudolphi und bei Diesing einen Druckfehler in Diesing’s Systema helminthum zu berichtigen. Rudolphi (1819, p. 335) ist geneigt, den von Tilesius gefundenen Æchinorhynchus aus Gadus macrocephalus Tiles. für Ech.gadı Zoega zu halten. Hierbei ist er zum Teil jedenfalls durch die Verwandtschaft der Wirte beeinflußt worden. Immerhin ist - richtig, daß die Abbildungen von Tilesius (1810, Taf. XIX, Fig. 4—7) eine entschiedene Ähnlichkeit mit Zch. gadı erkennen lassen. Als Unterschiede könnten die geringere Zahl der Längs- reihen der Rüsselhaken und die pfriemenförmige Zuspitzung des Hinterendes auffallen, wenn nicht die Abbildungen den Eindruck starker Schematisierung und daher geringer Zuverlässigkeit machten. 328 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. | Ech. xiphiae Gmel. Redi (1708, p. 241) schildert Entozoen, die er im Enddarm von Xzphias gladıus L. fand und die von Pallas (1781, p. 108, unter 7aenia haeruca) und Gmelin (1791, p. 3047, Nr. 22) an- scheinend wegen ihres teilweisen Eindringens in die Darmwan- dung für Echinorhynchen gehalten und von Gmelin Ech. xıplmae genannt werdem: Bosc (1802, p. 8) und Zeder (1803, pue Nr. 42) beschränken sich darauf, die Art nach Gmelin zu citieren. Goeze(1782,p. 140, Anm.) môchte den Redi schen Wurm dagegen der Beschreibung nach eher für einen Bandwurm halten und auch Rudolphi (1809, p. 308 f., Nr. 46) bezweifelt, daß die Art wirk- lich zu den Echinorhynchen gehört, da Bewegungen, wie sie Redi schildert („singulis momentis figuram mutant, extenduntur, contrahuntur, inspissantur, explicantur, coarctantur, et attenuantur“) noch bei keinem Lchinorhynchus beobachtet seien. Dieser Ein- wand ist durchaus gerechtfertigt, und wenn wir ferner berück- sichtigen, daß die Würmer nach Redi ca. 6 Querfinger lang waren und daß sie „non solum intra intestinum latitant ac volu- tantur, sed variis in locis intestinum ipsum perforantes ab una extremitate in eo conclusi sunt, et ab altera in ipsam abdominis cavitatem pertingunt“ — so kann es keinem Zweifel unterliegen, daß Redi in der Tat keine Echinorhynchen vor sich gehabt hat, sondern den von Rudolphi (1810, p. 136 und 470—472) unter dem Namen Sothriocephalus plicatus beschriebenen Cestoden, der den Endabschnitt des Darmes von Azphias gladius bewohnt und für den das von Redi geschilderte Eindringen in die Darmwan- dung absolut charakteristisch ist, wenn sein Vorderende freilich auch nicht frei in die Leibeshöhle des Wirtes hineinhängt, sondern von einer handschuhfingerartigen Hülle umschlossen ist, die vom Peritoneum und subperitonealem, bez. infolge chronischer Ent- zündung neugebildetem fibrinösem Bindegewebe gebildet wird. Rudolphi (1819, p. 136, Nr. 2) hat denn auch in seiner Synopsis bereits “ch. xiphiae Gmel. als synonym zu dem ihm inzwischen bekannt gewordenen Dofhriocephalus plicatus angeführt. „Ech. Zenis Rud.“ Rudolphi’s (1819, p. 79, Nr. 86) Notiz über „Zeh. Fabrı“ wird von Westrumb (1821, p. 11, Nr. 17) in seinem Synonymie- und Literatur-Verzeichnis zu “ch. globulosus Rud. sei es infolge eines Versehens, sei es, weil bei einer solchen nicht als Name Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 329 angesehenen provisorischen Bezeichnung auf strikte Genauigkeit kein Wert gelegt wurde, als eine Notiz über ,,Ach. Zemıs“ citiert. Vergl. auch unter „Zeh. Ruthent“. 2. Echinorhynchen und andere, zeitweise zu den Echinorhynchen gezählte Helminthen, die vor ihrer Finreihung in die Gattung Echinorhynchus unter anderen Gattungsnamen aufgeführt wurden. Acanthocephalus Koelreuter. Mit diesem Gattungsnamen ohne Beifügung eines Species- namens belegt Koelreuter (1771, p. 499—500) Echinorhynchen, die er im Darme von Leuciscus rutilus (L.) und /dus 1dus (L.) gefunden hatte. Die beigefügten Abbildungen (Tab. XXVI, Fig. 5) sind stark schematisiert, genügen jedoch zur Wiederer- kennung der Art, die mehrfach für identisch mit Zch. clavaeceps Zed. erklärt worden ist, aber ganz unzweifelhaft mit Unrecht. Die von Koelreuter abgebildete Art muß vielmehr auf Grund der allgemeinen Körperform und der Stärke der nicht allzu zahl- reichen Haken mit Zch. anguillae O. FE. Müll. (= Zch. globulosus Rud. = Zeh. linstowi Hamann) identificiert werden, da sie trotz aller Schematisierung dessen charakteristischen Habitus in unver- kennbarer Weise wiedergiebt. Diese Art wird dadurch auch Typus der Koelreuter’schen Gattung. Des weiteren berichtet Koelreuter (1771, p. 513) noch über das Vorkommen von Acanthocephalen in Coregonus lava- retus (L.) und (1775. p. 429) in Lota lota (L.), Uber die letzteren fehlen alle naheren Angaben, iiber die ersteren vergleiche unter „Zeh. Lavareti. Acanthrus sipunculoides Acharius. Martin (1780, p. 44—49) fand in Osmerus eperlanus (L.) Würmer, deren Schilderung sich nicht gerade durch sehr große Klarheit auszeichnet, aber durch Acharius (1780, p. 49—55) wichtige Ergänzungen erfährt. Martin berichtet, daß diese Würmer Wasserblasen erzeugten („göra Hydatides eller vattu- hölsor i fiskens inälfvor“), welche als fingerförmige oder lanzett- liche Auswüchse am Darm auftreten. In diesen Auswüchsen sollen sich dann unter dem Peritoneum oder im Zellengewebe 330 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. die kleinen eiformigen Würmer von 2—3 Linien (d. h. ca. 4,5 —6,75 mm) Lange finden, welche am vorderen Ende zwei kleine rötliche oder rostfarbene Punkte ( jedenfalls die Lemnisken, die auch bei Ech. gadı rötlich gefärbt sein können) und ein schnabelähnliches Rostellum besitzen. („Masken astadkommer vattu-blasorne säledes, at fingerformige eller lancett-like utskott ses pa intestina crassa, da inom Lamina Peritonei eller in Cellulis af Tela cellulosa, märkas helt sma oval-formige kräk, af 2—3 liniers langd, hvilka pa den öfra runda ändan ega 2 röda eller rostfärgade puncter, fästade til et rostellum, eller en liten näbb“). Außerdem aber hat Martin die Würmer, die sich bis zur Länge eines Zolles (d. h. ca. 27 mm) ausstrecken konnten, offenbar auch noch im Darmlumen gefunden, denn wenn er erzählt, daß die grösseren Würmer auch noch an dem zerschnittenen Darm festhafteten („De större Maskarne ses längs efter, där intestina skäras, fast- häftade“), so ist mir dies nur verständlich, wenn „skära‘“ im Sinne von „uppskära“ (aufschneiden) gebraucht worden ist. Auch das „Ore affixum intestinis adhaeret“ des lateinischen Resumés ist doch wohl am einfachsten auf ein Festhaften an der Schleimhaut des Darmes zu beziehen. Gmelin (1791, p. 3049, Nr. 37: ch. maraenae) und Zeder (1803, p. 154, Nr. 16: Zch. sipunculus) geben denn auch den Sitz des von Martin gefundenen Wurmes als „in intestinis‘ an, Westrumb (1821, p. 42, Nr. 87: „Zeh. Eperlani“) sagt im Gegenteil: „Hab. In vesiculis abdominalibus Salmonis eperlani Die in den angeblichen ,Hydatiden“ einge- schlossenen Würmer sieht aber Martin nur als die Jungen der im Darmlumen schmarotzenden an („Foetus, ovali plano corpore, in lamellis Peritonei nidulantur vel in sacculis‘) und Acharius bestreitet in seiner genaueren Schilderung der fraglichen Würmer das Vorkommen solcher ,,Hydatiden“ überhaupt. Bei Unter- suchung einer großen Zahl von Stinten hat Acharius die von ihm Acanthrus sipunculoides genannten Würmer nur selten, ihre vermeintlichen Föten aber niemals gefunden. Die von ihm ge- fundenen Würmer sassen also offenbar, obwohl dies nicht aus- drücklich gesagt wird, sämtlich im Darmlumen. Die von Martin geschilderten „Hydatiden“ scheint Acharius für die mißdeuteten Appendices pyloricae zu halten. (Vattublasor, Hydatides, hos Norsen har jag icke sett, och intet annat fingerformigt, än de naturliga utskotten eller intestinula coeca, som omgifva Pylorus vid intestini början, eller aro dess appendices‘). Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 331 Acharius schildert die Bewaffnung des Rüssels mit im Quincunx stehenden Haken und giebt auch zwei Abbildungen des Wurmes, eine in natürlicher Größe und eine andere ver- größert. Eine sichere Identificierung der Art ist danach aber nicht möglich, wenigstens zur Zeit noch nicht, so lange keine genaueren Untersuchungen über die Echinorhynchen des Stintes vorliegen. Nach Acharius hat meines Wissens nur noch Crep- lin (1838, p. 392) Echinorhynchen im Darm dieses Fisches ge- funden und dieselben als Zch. proteus Westr. (= Ech. laevis Zoega) bestimmt. Mit diesem kann aber Acanthrus sipunculoides nicht identisch sein, da die von Acharius publicierten Abbil- dungen nichts von einem Halse erkennen lassen. Dujardin (1845, p. 539—540) meinte, daß Acanthrus sipunculordes vielleicht mit Zeh. luci O. F. Müll. (= Ech. angustatus Rud.) identisch sei. Hierfür fehlt aber gleichfalls jeder Anhaltspunkt. Dagegen ist ©. F. Müller (1784, p. 83) beizustimmen, wenn er eine Ähn- lichkeit der Abbildung des Acanthrus sipunculoides mit den un- gefähr gleichzeitig von O. F. Müller (1780, 2, Tab. 69) publi- cierten Abbildungen des “ch. salmonis O. F. Müll. herausfindet. Ob beide Arten wirklich miteinander verwandt sind, wie Müller glaubt, oder ob sie vielleicht sogar miteinander identisch sind, wie Kessler (1868) in einer mir nicht zugängigen Arbeit anzu- nehmen scheint, muß freilich auch noch als zweifelhaft bezeichnet werden. Synonym zu Acanthrus sipunculoides ist außer den bereits angeführten “ch. sipunculus Schrank, Ech. maraenae Gmel. und „Zeh. Eperlani“ bei Rudolphi und seinen Nachfolgern auch noch “ch. murenae Bosc. Ascaris alcae O. F. Müll. Von Gmelin (1791, p. 3045 f., Nr. 14) der Gattung Zchtno- rhynchus eingereiht. Siehe daher unter “ch. alcae. Ascaris alce Fabr. In dieser Form findet sich der Name der vorstehend bereits angeführten Art bei Fabricius (1780, p 276, Nr. 257). „Ascaris lumbricoides Pallas.“ Irrtümliches Citat bei Westrumb (1821, p. 24, Nr. 44) an- statt Zaenia lumbricalis. Zool. Annalen. I. 22 332 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. „Ascaris neitsib Müll.“ Irrtümliches Citat von Rudolphi (1809, p. 119) anstatt Ascaris neitsıl. | Ascaris neitsil Fabr. Unter diesem. Namen führt O. F. Müller (1776, p. 214, Nr. 2590) einen von Fabricius in. Phoca foetida Fabr. gefundenen Wurm an, der bei.0. F.. Muller (1780, 2; Taf. LXXIV Re auch abgebildet wird. Eine Charakterisierung derselben Art liefert fast gleichzeitig auch Fabricius selbst (1780, p. 272, Nr. 250) unter dem Namen Ascaris phocae Fabr. Gmelin (1791, p. 3044, Nr. ı) stellt diese Art, ohne daß ersichtlich wäre weshalb, zu den Echinorhynchen. Es ist aber in der Tat ein Nematode und zwar das Weibchen der von Ru- dolphi (1800, p. 119) Ophtostoma dispar genannten Art. Ascaris pleuronectis Fabr. Von Fabricius in Grönland im Magen von ZPleuronectes platessoides F abr. gefunden, zuerst mit kurzer linneischer Diagnose angezeigt von ©. FE. Müller (1776, p. 214, Nr. 2594), daram etwas ausführlicher beschrieben von Fabricius selbst (1780, pi 274, Nr: 254) und abgebildet von ©. Fy Müller G7 come Taf. LXXIV, Fig. 5), Bereits O. F. Müller (1787, p. 60) führte später diese von Fabricius gefundenen Helminthen unter den Echinorhynchen auf und Gmelin (1791, p. 3048, Nr. 29), der sich dem anschließt, nennt sie Æchinorhynchus platessordae. (Vergl. Weiteres unter diesem Namen). Ascaris tubifera Fabr. Unter diesem Namen liefert Fabricius (1780, p. 273, NE 251) eine kurze Charakterisierung einer im Darme von /%oca barbata Fabr. gefundenen Art, die bereits früher unter dem ihr von demselben Fabricius gegebenen Namen | Ascaris urksuk Fabr. Nr von O. F. Müller (1776, p. 214, Nr. 2591) bekannt gegeben war und von der O. F.-Müller (1780, Taf. LXXIV, Fig. >)releieh- falls unter dem letzteren Namen auch eine Abbildung publiciert hat. Nach der Charakterisierung durch Fabricius ist das Vor- Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 333 derende in einen dünneren cylindrischen Rüssel oder Schnabel („rostrum“) verlängert, der auch auf Müller’s Abbildung kennt- lich ist. Diese rüsselartige Verlängerung hat dann offenbar O. F. Müller (1787, p. 56) veranlaßt, die Form später unter den Echinorhynchen aufzufùhren und darin folgt ihm dann auch nicht nur Gmelin (1791, p. 3044, Nr. 2), der die Art Æchinorhynchus Zubrfer nennt, sondern auch Fabricius selbst (1791, p. 152—153 bez. 1793, p. 139—140) ist geneigt, sich der Auffassung Müller’s anzuschließen, wenngleich er noch eine ‚nähere Untersuchung“ für nötig hält. Vergl. hierzu auch die referierende Besprechung der Ascaris tubifera bei Bruguiere (1792, p. 138). Es handelt sich aber in der Tat nicht um einen Æchinorhynchus, sondern um einen Nematoden, der von Rudolphi (1809, p. 248, Nr. 2) den Namen Lzorhynchus gracilescens erhalten hat. Ascaris versipellis Fabr. Diese von Fabricius in Gadus barbatus L. gefundene Art wird zuerst angeführt in O. F. Müller’s Prodromus (1776, p. 214, Nr. 2596) und dann von Fabricius selbst (1780, p. 275, Nr. 256) beschrieben. Den Namen erhielt die Art wegen ihrer je nach dem Darminhalt des Wirtes wechselnden Farbe. Aus der Beschreibung seien hervorgehoben die Runzeligkeit, die schwindet, wenn der Wurm sich ausstreckt und die mangelnde Zuspitzung am Vorderende, ,,ubi rostrum protactum obtusum habet, et sub- tus orificium lunare, e quo proboscidem teretem curtam protudere potest.“ Spater giebt Fabricius (1796, p.. 155, Anm. 66 bez. 1793, 1, p. 143, Anm. 66) die Aufklärung, daß die Ascaris verst- pelhs „wirklich der Zchmorhynchus candidus Mülleri ist.“ Gmelin (1791, p. 3047, Nr. 23) zieht die Art anscheinend noch ohne Kenntnis dieser Äusserung als synonym zu Zch. can- didus, Rudolphi (1802, p. 52 und 1809, p. 278—280), dem sich auch Zeder (1803, p. 150—151, Nr. 5) und Westrumb (1821, p. 24, Nr. 44) anschließen, entsprechend zu “ch. acus Rud. ein und in der Tat berechtigen die vorstehend citierten Angaben von Fabricius dazu, die Ascaris versipellis Fabr. als identisch mit Echinorhynchus gadi Loega (= Ech. candidus O. F. Mill. e. p. == Ech..acus Rud.) anzusehen. Unter dem Namen Ascaris versipellis Fabr. bez. ,Asca- ride variable“ findet sich die Art noch in großer Ausführlich- keit, wenn freilich auch nur auf Grund der Angaben von Fabri- 22* 334 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. cius und O. F. Muller besprochen bei Bruguiere (07 p. 139—140). | Fasciola barbata L. In der 2. Ausgabe der Fauna suecica führt Linné (1761, p. 505, Nr. 2077) zusammen mit Fasciola hepatica L. und Fasciola intesti- nalis L. eine Fasciola barbata ore papillis fasciculato an, zu deren näherer Charakterisierung noch hinzugefügt wird „Habitat in in- testinis loliginis. — Descr. Corpus album, oblongum, magnitudine seminis Cucumeris, depressum, constans saepe 2 partibus: quarum anterior linearis ore papillis copiosis fasciculato; posterior ovalis.“ Wie bereits Rudolphi (1819, p. 130—131, Nr. 6) erkannt hat, handelt es sich offenbar um einen TZetrarhynchus. Die Art ist hier aber anzuführen, weil Pallas (1766, p. 415) und Koel- reuter (1775, p. 429) sie für einen Achznorhynchus (Taenia haeruca bei Pallas, Acanthocephalus bei Koelreuter) erklärt haben und weil Ph. L. St. Miller (1775, p. 44) bei Gelegenheit der Be- | sprechung der Fasczola barbata L. auch als „eine hierher gehörige Art“ die Zaenta haeruca Pall. einfügt. ssFasciola truttae intestinalis.“ Unter dieser Bezeichnung, die freilich nicht als ein den Grund- sätzen der binären Nomenclatur gebildeter Name angesehen werden kann, berichtet Roederer (1762, p. 537) über nicht sicher zu identificierende Echinorhynchen aus dem Darm von Salmo fario L. Haeruca erinacei Rud. Vergl. Ech. ertnacei (Rud.). Haeruca muris (Schrank) Gmel Vergl. Ech. muris Schrank. Die Art ist als urspringlich einzige Art Typus der Gattung Zaeruca Gmelin 1701. Haerucula Pall. Unter diesem Namen mit dem Zusatz ,,seu Taeniola osculis obscuris“ liefert Pallas (1760) eine summarische Beschreibung von Echinorhynchen aus Rana, Esox, Perca fluviatilis, Acerina cernua und ,,7rutta nobilis“ (auf p. 289 des Abdruckes von 1778). Vergl. im übrigen die allgemeine Besprechung der Anfänge der Echinorhynchenforschung (oben p. 146), sowie ferner auch unter Taenıa haeruca Pall. Besonders betont sei jedoch, daß der Name Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 335 Haerucula nach der Art seiner Publikation meiner Ansicht nach nicht als Gattungsname anzusehen ist, wenn es mir auch wiinschens- wert erschien, ihn hier mit aufzuführen. Proboscidea alcae (Fabr.) Brug. Unter diesem Namen hat, wie ich Rudolphi (1809, p. 306) entnehme, Bruguiere (,,labl. Encycl. tab. 32, Fig. 19, 20“) die von O. F. Müller (1780) publicierte Abbildung des ch. alcae (Fabr.) Gmel. reproduciert. Vergl. unter letzterem Namen. Zu dem Citat vergl. auch Bruguière (1792). Proboscidea pleuronectis (Fabr.) Brug. Unter diesem Namen hat nach Rudolphi (1809, p. 311) Baio re Wap Bneyel cab. 62 Bio, 13, 11%) die von Ooi: Müller (1780) publicierten Abbildungen der Ascaris pleuronectis Fabr. = Æch. platessoidae G mel. reproduciert. Vergl. unter diesen beiden Namen. Proboscidea versipellis (Fabr.) Bru g. Unter diesem Namen soll nach Rudolphi (1809, p. 279) Brusmiène (@ tableau Eneyel tab. 32. Hic. 17, 194) die von to: F. Müller (1777) publicierten Abbildungen des “ch. candıdus reproduciert haben. Vergl. hierzu unter letzterem Namen sowie unter Ascaris versipellis Fabr. Wie ich gleichfalls Rudolphrs Historia naturalis entnehmen muß, enthält die Gattung ZProbos- cıdea Brug. außer den hier genannten Arten noch mehrere Nematoden. Pseudoechinorhynchus Gze. Unter diesem Gattungsnamen ohne Beifügung eines Species- namens hat Goeze (1782, p. 138—139) über einen Wurm aus der Maus berichtet, der später von Schrank (1788, p. 21, Nr. 71) den Namen “ch. murıs erhielt und unter diesem auch vorstehend bereits besprochen ist. Sipunculus lendix Phipps. Ist nach den Abbildungen von Phipps (1774 und 1775) ganz unzweifelhaft ein Æchinorhynchus. Siehe deshalb Weiteres unter Zch. lendix (Phipps). 336 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Taenia haeruca P all. Unter dem Speciesnamen TZaenza haeruca fasste Pallas (1766, p. 415) alle ihm damals bekannten Echinorhynchen. zu- sammen, zu deren Bestimmung freilich einzig und allein die auf- geführten Wirte Anhaltspunkte liefern. Mit Sicherheit läßt sich hiernach nur sagen, daß eine jener Arten der Zchinorhynchus ranae Schrank = Zch. haeruca Rud. nec. Lam. aus dem Frosch ist. Die außerdern noch zur 7aenia haeruca Pall. gerechneten Echinorhynchen aus Fischen [Zsox luctus L., Perca fluviatilis L., Acerina cernua (L.), Gadus callarıas L. und Trutta spec.) verteilen sich, nach diesen Wirten zu urteilen, jedenfalls auch noch auf mehrere Arten und zwar dürfen wir unter diesen mit Wahrscheinlichkeit den Zch. luci: O. F. Müll. 1778 vermuten, neben dem vor allem wohl noch Zch. laevis Zoega 1776 und Ech. gadı Zoega 1776 in Frage kommen. 1775 berichtet Pallas (auf p. 452—454), daß er noch eine zweite ähnliche Art gefunden habe (Zuenia hirundinacea Pallas 1781 = Echinorhynchus gigas Bloch 1782), der Speciesbegriff Taenıa haeruca bleibt daneben aber unverändert bestehen. Nur tritt unter den in ihm enthaltenen natürlichen Arten der Zch. ranae Schrank dadurch mehr in den Vordergrund, daß von ihm eine Abbildung gegeben wird. Wiederum einige Jahre später hat die Zahl der Echinorhyn- chen-Arten, welche Pallas (1781, I, p. 107—112) kennt, eine weitere Zunahme erfahren. Neben 7Zaenza hirundinacea, Taenıa haeruca und der nur irrtümlich zu den Echinorhynchen („Darm- kletten“ bei Pallas) gerechneten 7aezza spirillum Pall. (einem Trichocephalus) finden wir jetzt nämlich noch angeführt Zaenza lumbricalis (aus dem Dorsch, gleich “ch. gadi Zoega 1776) und Taenıa longicollis (aus Lota, gleich Ech. laevis Zoe ga 1776). Der Artbegriff Zaenza haeruca ist aber dadurch immer noch nicht einheitlich geworden. Pallas erkennt sogar selbst, daß in ihm noch drei Arten stecken könnten, „welches ich künftigen Beobach- tern aufzuheitern empfehle.“ Von diesen drei Arten ist eine nicht näher berücksichtigt, sondern nur kurz erwähnt als ‚die mit zwey Reihen zinnoberrother Querpunkte gezierten, welche man in der Bachforelle über die Masse häufig findet, wovon ich aber itzt keine zur Hand habe.“ Die zweite Art ist Ach. luca O. F. Müll. 1778 und durch Schaffung dieses Artbegriffs aus Zaezza haeruca Pall. eliminiert. Die dritte Art ist der wiederum allein von diesen Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. ST verschiedenen Arten abgebildete “ch. ranae Schrank aus dem Frosche, auf welchen also in der Tat der von Pallas gewählte Speciesname /aeruca beschränkt werden könnte, wenn nicht durch. die gleichzeitig mit dieser Beschrankung vorgenommene Finreihung der Art in die Gattung Æchinorhynchus der Name Ech. haeruca (Pall. e p.) Rud. 1802 homonym geworden wäre von “ch. haeruca Lam. 1801. Vergl. Weiteres unter diesen Namen sowie unter Lich. ranae Schrank. Taenia hirundinacea F all. Vergl. unter Zch. hirundinaceus, sowie daneben auch vor- stehend unter Zaenza haeruca Pall. Taenia longicollis Pall. > Vergl. unter Zch. longicollis (Pall.) Gze. sowie daneben auch vorstehend unter 7aenia haeruca Pall. Taenia lumbricalis Pall. Unter diesem Namen schildert Pallas (1781, p. 107— 108) einen Æchinorhynchus aus dem Dorsch, den er selbst und zwar offenbar mit Recht mit Ach. lineolatus O. F. Müll. identificiert. Weiteres über die Art siehe daher unter diesem Namen, sowie ferner namentlich noch unter Zch. acus Rud. und unter dem prioritätsberechtigten Namen Zch. gadı. „Taenia lumbricoides Pallas. Irrtümliches Citat anstatt Zaenza lumbricalis bei Rudolphi (1809, p. 281). Taenia spirillum Pall. Mit diesem Namen belegt Pallas (1781, I, p. 111 — 112) einen Wurm aus Pseudopus apus (Pall), den er bereits früher (1775) beschrieben hatte. Derselbe ist ein Zrichocephalus (= Trick. echinatus Rud. 1809), muß jedoch hier angeführt werden, da Pallas (1781) ihn zu den „Darmkletten“, d. h. den von ihm noch der Gattung 7aema beigezählten Echinorhynchen rechnet. Tentacularia Bosc. Unter diesem Gattungsnamen beschreibt Bosc (1797, P- 9) einen dem Zch. guadrirostris Gze. ähnlichen Wurm (d. h. eine Tetrarhynchenlarve) aus der Leber von Coryphaera lippuris (L.), welchem er später den Speciesnamen TZentacularia coryphaenae 338 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. verlieh (Bosc 1802, p. 11—13). Als ältester Gattungsname für einen Tetrarhynchen, zu welchem die Gattung Tetrarkynchus Rud. 1809 synonym ist, hat der Name Teniacularıa prioritäts- rechtliche Giltigkeit erlangt, nachdem in den internationalen Nomen- claturregeln die früher zugunsten der Helminthen gemachte Ausnahme von der strikten Durchführung des Prioritätsgesetzes gestrichen worden ist. Hier aber ist er anzuführen, weil 7enia- cularia coryphaenae Bosc von Zeder (1803, p. 160, Nr. 34) der Gattung Zchinorhynchus eingereiht worden ist (vergl. “ch. hıp- puns Led). 3. Von Westrumb noch nicht angeführte Acanthocephalen- Arten, die von mir erwähnt wurden. Apororhynchus hemignathi Shipley (vergl. im nächsten Abschnitt unter Afororhynchus). Echinorhynchus acanthotrias v. Linst. (vergl. unter Zch. globocaudatus Zed.). Echinorhynchus annulatus Mol. nec Gmel. = Zeh. bfas- ciatus Lhe. nom. nov. (vergl. unter “ch. annulatus Gmel.). Echinorhynchus bifasciatus Lhe. nom. nov. (vergl. den vorigen). Echinorhynchus borealis v. Linst. nec Gmel. (vergl. unter Ech. lendıx |Phipps)). Echinorhynchus brevicollis Malm (vergl. unter Zch. porri gens Rud). Echinorhynchus bullosus v. Linst. (vergl. unter £c4. hystrix Brems.). Echinorhynchus campanulatus Dies. = Ech. pardalıs Westr. (vergl. diesen). Echinorhynchus carrucioi Francaviglia (vergl. unter Zch. micracanthus Rud.). Echinorhynchus clavula Duj. nec Hamann (vergl. unter Ech. truttae Schrank). Echinorhynchus clavula Hamann nec Duj. (anscheinend gleich Ech. truttae Schrank — vergl. diesen). Echinorhynchus contortus Mol. nec Brems. (vergl. unter Ech. contortus Brems. und Ech. aluconis O. F. Müll.) Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 339 Echinorhynchus crassicollis Villot. = Ech. inflatus Crepl. nec Rud. (vergl. unter Ach. ınflatus Rud. Echinorhynchus croaticus Stoss. (vergl. unter Zch. globo- caudatus Zed.). Echinorhynchus decipiens Duj. (vergl. unter “ch. fasciatus Westr.). Echinorhynchus diffluens Zenker = Ech. minutus Gze. juv. (vergl. unter “ch. polymorphus Brems.). Echinorhynchus echinodiscus Dies. (vergl. im nachstehenden Abschnitt unter Gzgantorhynchus). Echinorhynchus gracilis Van Bened. nec Rud. = Zeh. agılıs Rud. (vergl. unter Ech. gracilis Rud. und Ech. agils Cu di): Echinorhynchus hamanni v. Linst. (vergl. unter Ech. hystrix Brems.). Echinorhynchus inflatus Crepl. nec Rud. = Ech. crassicollis Villot (vergl. unter “ch. inflatus Rud). Echinorhynchus lanceolatus v. Linst. (vergl. unter Zch. inflatus Rud.). Echinorhynchus linstowi Hamann = Zch. anguillae O. F. Müll. (vergl. diesen). Echinorhynchus manifestus Leidy (vergl. unter Zch. lagenae- formis Westr.). Echinorhynchus miliarius Zenker = £ch. minutus Gze. juv. (vergl. diesen sowie unter Ach. polymorphus Brems.). Echinorhynchus miniatus v. Linst. (vergl. unter Ech. poly- morphus Brems.). | Eehinorhynchus obliquus Duj. (vergl. unter Zch. fasciatus Westr.). Echinorhynchus pachysomus Crepl. = Zch. salmonis O. F. Müll. (vergl. diesen). Echinorhynchus parvus Fuhrm. (vergl. unter Zch. fasciatus Westr.). »Echinorhynchus Pict collaris“ Leidy (vergl. unter £c4. lagenaeformis Westr. Echinorhynchus pigmentatus de Marv. (vergl. unter Zch. fasciatus W estr.). 340 Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Echinorhynchus polyacanthoides Crepl. (vergl. unter Ech. aluconts ©. F. Müll.). 5 Echinorhynchus polyacanthus Crepl. (vergl. ebendort). Echinorhynchus porrigens Kaiser nec Rud. = Ech. brevi- collis Malm (vergl. unter Ech. porrigens Rud.). Echinorhynchus propinquus Duj. = Æch. globulosus Rud. 1819 ep. nec Rud. 1802 (vergl. unter Zch. globulosus Rud.). Echinorhynchus rectus Linton (vergl. unter Ech. fasciatus Westr.). Eehinorhynchus rheae de Marv. (vergl. unter Ach. reticulatus Westr.). Echinorhynchus rostratus de Marv. (vergl. unter ch. fasciatus Westr.). Echinorhynchus spira Dies. (vergl. unter “ch. lagenaeformis Westr. sowie im nachstehenden Abschnitt unter Gzgazzo- rhynchus). Echinorhynchus stellaris Mol. = Ech. anatıs Schrank nec Gmel. (vergl. Ach. filtcollis Rud.). Echinorhynchus taeniatus v. Linst. (vergl. p. 280). Echinochynchus taenioides Dies. (vergl. unter Zeh. lagenae- forms Westr. sowie im nachstehenden Abschnitt unter Gigantorhynchus). Echinorhynchus tenuicaudatus Marotel (vergl. unter Ach. aluconis O. F. Müll. und Zeh. globocaudatus Zed.). Echinorhynchus trichocephalus Kaiser (vergl. unter Zch. microcephalus Rud.). | Echinorhynchus turbinella Dies. (vergl. unter Ech. porrigens Reud)): Echinorhynchus uromasticis Fraipont (vergl. unter Ech. lagenaeformis Westr.). Echinorhynchus nov. spec.? = Ech. polymorphus Brems. e p, de Marval (vergl. unter “ch. polymorphus Brems.). Echinorhynchus nov. spec.? = Ech. sphaerocephalus Brems. | e p. (vergl. unter diesem Namen). Paradoxites renardi Lindem. (vergl. unter Ech. aluconis ©. F. Müll. sowie in dem nachstehenden Abschnitt in der Be- sprechung der Gattung Paradoxites). ss Paradoxites taenioides Lindem. (vergl. ebendort). Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 341 4. Die Gattungen der Acanthocephalen. Wenn wir absehen von den Gattungen Ascaris, Fasciola, Proboscidea, Sipunculus und Taenia, denen im 18. Jahrhundert einzelne Acanthocephalen zugerechnet wurden — wenn wir ferner absehen von den Gattungen Pseudoechinorhynchus Gze. = Haeruca Gmel. und Zentacularıa Bosc = Tetrarhynchus Rud. deren Zugehòrigkeit zu den Acanthocephalen sich als irrtiimlich heraus- gestellt hat, so sind in dem hier berücksichtigten Zeitraum bis zum Jahre 1821 nur 3 verschiedene Gattungsnamen für Acantho- cephalen gebraucht worden und zwar: Acanthocephalus Koelreuter, dessen typische Art wir bereits in Lchinorhynchus anguillae O. F. Müll, erkannt haben. (Werol pe 147 und 320.) Acanthrus Acharius, dessen ursprünglich einzige Art, A. sipunculoides Acharius aus dem Darm von Osmerus eper- lanus (L.), nicht zu identificieren ist, so daß auch der Gattungs- begriff sich nicht präcisieren läßt. Endlich Echinorhynchus Zoega (auch gebraucht in den Formen Echynorhynchus, Echinorynchus, Echinoryncus, Echinoryngus, Echynoryngus), dessen typische Art nur £c4. laevis Zoega oder Ech. gadi Zoega sein kann (vergl. oben p. 149). Die Entschei- dung hierüber zu treffen behalte ich mir noch vor, um alsdann. gleichzeitig auch gleich die Diagnosen der von mir bisher an- genommenen Acanthocephalen-Gattungen zu geben. Die übrigen, bisher gleichfalls noch wenig zahlreichen Acanthocephalen- Gattungen sind sämtlich wesentlich: jüngeren Datums und ihre Besprechung geht daher eigentlich über den Rahmen des von mir behandelten Themas hinaus. Trotzdem er- scheint mir die Anfügung einer solchen an dieser Stelle zweck- mäßig, zumal ich bereits mehrfach auf die mutmaßlichen verwandt- schaftlichen Beziehungen einzelner Echinorhynchen-Arten hinge- wiesen habe. Die in Betracht kommenden Gattungsnamen sind folgende: Apororhynchus Shipley (1899). Typische, weil einzige Art: A. hemignathi Shipley. Zusatz bei der Correctur: De Marval (1904, p. 582, Nr. 32) stellt den Apororhynchus hemignathi Ship]. zur Gattung Neorhynchus. Die Begrün- dung hierfür ist enthalten in den Worten der Speciesdiagnose: „Noyaux géants presents dans la peau et les lemnisques. Cas de paedogenese.“ Daf 342 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. die Größe der Kerne der Hautschicht und der Lemnisken, in diesem Falle die einzige tatsächliche Unterlage für die Annahme einer Pädogenese, an Neorhynchus erinnert, hat ja bereits Shipley (1896, p. 210— 211) betont. Die- selbe genügt doch aber nicht, um die fragliche Art daraufhin der Gattung Neorhynchus einzureihen. Schon allein das Fehlen eines typischen Echino- rhynchenrüssels und das Fehlen der Rüsselscheide, deren Bau doch auch Hamann (1895, p. 40-41) bereits für die Charakterisierung der Gattung Neorhynchus verwertet hat, sollte meines Erachtens genügen, um die von Shipley geschaffene eigene Gattung als wohlbegründet erscheinen zu lassen. Arhynchus Shipley (1896) nec Dujean 1834, wegen Präoccupation umgetauft in Apororhynchus. Corynosomu Lhe. Typische Art: C. strumosum. Vergl. oben unter Ech. hystrix. Gigantorhynchus Ham. (1895), aufgestellt für Ech. fae- modes Dies. Ech. spira Dies. und Ech. echinodiscus Dies. Die Festlegung einer typischen Art dieser Gattung scheint mir zur Zeit im Interesse einer Sicherung des (Gattungsbegriffes weder erforderlich noch zweckmäßig. Dieselbe wird, da sie bisher noch nicht erfolgt ist, am besten noch aufgeschoben, bis wenigstens eine der drei in Betracht kommenden Arten einer Nachunter- suchung unterzogen worden ist. Ist doch z. B. das Verhalten der Ligamentsäcke, welches meiner Ansicht nach von großer systema- tischer Wichtigkeit ist, von Hamann noch gar nicht berück- sichtigt. v. Ihering's (1902, p. 46) Urteil, daß die Familie der Gigantorhynchiden „durch Aufnahme von Zchinorhynchus gigas und monziliformis zu einer wenig natürlichen umgestaltet“ würde, muß ich daher mindestens für ebenso verfrüht halten, wie die von anderer Seite vorgenommene Einreihung des Ech. gigas und anderer Arten in die Gattung Gzgantorhynchus (vergl. v. Linstow 1897). Zusatz bei der Correctur: Seitdem obiges geschrieben wurde, habe ich auf der Durchreise durch Berlin gesehen, daß in dem dortigen zoologischen Museum nur von Ech. echinodiscus genügendes Material für genauere anatomische Untersuchungen vorhanden ist. Ich habe solche Unter- suchungen inzwischen auch bereits begonnen, in der Absicht, auf diesem Wege zu einer schärferen Fassung des Begriffs der Gattung Gigantorhynchus zu gelangen. In Rücksicht hierauf sehe ich die genannte Art als Typus dieser Gattung an und ich darf hinzufügen, daß einer mündlichen Mitteilung zufolge auch Herr Dr. Stiles, freilich aus anderen Gründen, in einer in Vorbereitung befindlichen Publication dieselbe Art als Typus von Gigantorhynchus bezeichnet hat. Ob dann freilich Ech. spira und Ech. taenioides in derselben Gattung werden bleiben können, erscheint mir mehr wie zweifelhaft, da bei diesen die I iihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 343 Formverhaltnisse und die Bewaffnung des Rüssels doch recht abweichend, dabei aber anscheinend unter sich (und mit Ech. hirundinaceus) im wesent- lichen übereinstimmend sind. Auf die bisherigen Resultate meiner Untersuchung des Ech. echinodiscus einzugehen, ist hier noch nicht der Ort, zumal auch jene Untersuchung zur Zeit noch nicht abgeschlossen ist. Dagegen mòchte ich aus Hamann’s (1895) Angaben noch di- characteristische Anordnung der Markbeutel der Ring- muskeln in seitlichen Langsschniiren, die Achtzahl der Kittdriisen und die lang- gestreckte wurstförmige Gestalt der Hoden hervorheben als Merkmale, die sich auch bei Ech. hirundinaceus und Ech. moniliformis wiederfinden, ohne daß dies von Hamann besonders betont wird. Entgegen der Auffassung von Ihering’s spricht also zur Zeit mehr für als gegen die Verwandtschaft dieser Arten mit Gigantorhynchus echinodiscus, da die Übereinstimmung im Bau der Rüsselscheide und in der Lage des Centralnervensystems bereits von Hamann hervorgehoben ist. Als ein Merkmal, durch welches sich Gigantorh. echinodiscus von allen anderen genauer untersuchten Echino- rhynchen unterscheidet, sei angeführt, daß die hinter einander gelegenen beiden Hoden fast ganz am Hinterende des sehr lang gestreckten Körpers liegen, eine Eigentümlichkeit, die trotz ihrer Auffälligkeit von Hamann nicht besonders angeführt wird. Neorhynchus Ham. (1895) aufgestellt für Zeh. clavaeceps Dede — Don, VAPORI nd Zen. asınz Rud als typische Art sehe ich -Veorhynchus ruil: (O. F. Müll) Lhe: an. Paradoxites Lindem. (1865, p. 492—496, Taf. XII) auf- gestellt für 2 neue Arten: P. renardi und P. faemoides, beide aus Glaucidium passerinum (L.) Beide Arten sind Species inqui- rendae und bisher nicht identificierbar, ihre specifische Verschieden- heit problematisch. Eine von ihnen als Typus der Gattung zu bezeichnen, ist daher wertlos. Wertlos ist auch die von Linde- mann gelieferte Diagnose seiner Gattung, da derselben eine völlig verkehrte Auffassung der Organisation der Echinorhynchen zugrunde liegt. Trotzdem aber ist es weder erforderlich noch zweckmäßig, die Lindemann’sche Gattung zum toten Ballast zu werfen. Beide Arten derselben gehören nämlich ganz un- zweifelhaft zu derselben Gruppe von Echinorhynchen. wie Zeh. buteonis Schrank, globocaudatus Zed., tenurcaudatus Marotel u. a. (vergl. vorstehend außer diesen Namen namentlich auch unter Ech. aluconis O. F. Müll.) Es scheint mir deshalb geboten, für diese Gruppe von Echinorhynchen, die, meiner Überzeugung nach, wie ich bereits bei Besprechung von Zch. aluconis O. F. Müll. betont habe, eine natürliche Gattung darstellen, den Gat- tungsnamen /aradoxttes wieder aufzunehmen. 344 Lihe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Literaturverzeichnis. In nachstehendem Literaturverzeichnis habe ich die bis zum Jahre 1821 ein- schließlich erschienenen Arbeiten, in denen Acanthocephalen berücksichtigt sind, mit möglichster Vollständigkeit angeführt, von den später erschienenen Arbeiten dagegen nur diejenigen, die im Texte Berücksichtigung gefunden haben, diese aber auch dann, wenn sie nicht speciell Acanthocephalen behandeln (wie z. B. Braun 1900 oder v. Pelzeln 1871). Arbeiten, die mir im Original nicht vorgelegen haben, sind mit einem Stern (*) bezeichnet. Da das Literaturverzeichnis selbst chronologisch geordnet ist, habe ich wie bereits früher in einer Arbeit zur Erleichterung der Übersicht ein alphabetisches Autorenregister angefügt. 1675. Steno, Nicolaus, Ova viviparorum spectantes factae justu Serenissimi Magni Ducis Hetruriae. In: Thomae Bartholini Acta Medica et Philosophica Hafniensia Anni 1673. Vol. II. Hafniae 1675. p. 219— 232. 1684. Redi, Francesco, Osservazioni intorno agli animali viventi che si trovano negli animali viventi. 12°. Firenze 1684. 1708. Redi, Franciscus, De animalculis vivis quae in corporibus animalium vivorum reperiuntur, observationes. Ex Etruscis Latinas fecit Petrus Coste. 12°. Amstelaedami, apud Webstenios, 1708. 1722. a Leeuwenhoek, Antonius, Arcana naturae detecta. Editio novissima, auctior et correctior. 4°. Lugduni Batavorum 1722. 1727. Frisch, J. L., Observationes ad Anatomiam lumbricorum in visceribus perti- nentes, ad confirmandam hypothesin, lumbricos in visceribus esse larvas seu, ut vocant nymphas taeniarum. In: Miscellanea Berolinensia ad incrementum scientiarum ex scriptis societatis regiae scientiarum exhibitis edita. Con- tinuatio II. Berolini 1727 p. 46 —48. 60 Dallas, RES. De infectis viventibus intra viventia, Diss. med. inaug. 4°. Lugd. Batav. 1760. [Auchin: Sandifort, Thesaurus dissertationum 1778, D 2417. 2001 | 1761. Linné, C., Fauna Suecica. Editio altera. 8°. Stockholmiae 1761. 1762. Roederer, ....., Zwo Gattungen von fasciolis. In: Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen unter d. Aufsicht d. Kgl. Gesellsch. d. Wiss. I. Bd. 61. Stück. den 19 Junius 1762. p. 537. 1766. Pallas, P. S., Elenchus zoophytorum. 8°. Hagae-Comitum. 1766. 1767. Linné, C., Systema naturae. Ed. XII. T. 1. Fasc. 2. 8°. Holmiae 1767. 1771. Koelreuter, J. T. (1.), Descriptio Cyprini Rutili, quem Halawel Russi vocant, historico-anatomica. In: Novi Commentari Academiae scientiarum imperialis Petropolitanae. Tom. XV. 1770 (1771) p. 494—503. — — (2.), Descriptio Piscis, e Coregonorum genere, russice Sig (CI) vocati, historico-anatomica. Ibid. p. 504—516. 1774. “Phipps, Constantine John, A voyage towards the North Pole. London 7774”, [Nere Ehi pps 751 1775. Koelreuter, J. T., Observationes in Gado lota institutae. In: Novi Com- mentarii Academiae scientiarum imperialis Petropolitanae. T. XIX. (1774) 1775. P. 424—434. | Miller, Ph. L. St., Linné’s vollständiges Natursystem nach der 12. lateinischen Ausgabe. Bd. VI. Würmer. 8°. Nürnberg 1775. EEE Perea Bla nn Br PTE 119: 1780. 1781. Li he, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 315 Pallas, P. S., Lacerta apoda. In: Novi Comment. Acad. scient. imp. Petro- politanae. T. XIX. (1774) 1775. p. 435—454. Phipps, Const. Jean, Voyage au Pole Boréale, fait en 1773. Traduit de l'Anglais. 4°. Müller, Otho Friedrich, Zoologiae Danicae Prodromus seu Animalium Paris’ 1775: Daniae et Norvegiae Indigenarum Characteres, Nomina, et Synonyma im- primis popularium. 8°. Havniae 1776. Müller, Otho Friedrich, Zoologiae Danicae seu Animalium Daniae et Norvegiae rariorum ac minus notorum Icones. Fasc. I. Fol. Havniae 1777- (Müller, O. F.), Von den Thieren in den Eingeweiden der Thiere, insonderheit vom Kratzer im Hecht. In: Der Naturforscher. XII. Stück. Halle 1778. P2 178196. Lab. VE Pallas, P. S. (siehe unter 1760). Bloch, M. E., Beytrag zur Naturgeschichte der Würmer, welche in anderen Thieren leben. In: Beschäftigungen der Berlinischen Gesellschaft Natur- forschender Freunde. IV. Bd. Berlin 1779. P- 534— 561. Blumenbach, Joh. Friedr., Handbuch der Naturgeschichte. 8°. Göttingen. 1770. Müller, Otho Friedrich (1.), Zoologia Danica seu Animalium Daniae et Norvegiae rariorum ac minus notorum Descriptiones et Historia. Vol.I. 8°. Havniae et Lipsiae 1779. Müller, O.F. (2.), Om Dyr i Dyrs Indvolde, isaer om Giedde-Kratseren. In: Skrifter som udi det Kgl. Videnskabers Selskab ere fremlagde og nu til Trykken beforderede. XII. Deel. Kjobenhavn 1779. p. 223—236. mit 5 Fig. auf einer Tafel. [Übersetzung von O. F. Müller 1778.] Acharius, Erik, Anmärkninger vid Herr Martins Rön rörande en besynnerlig Mask hos Norsen. In: Kongl. Vetenskaps Academiens Handlingar. Tom. I. Stockholm 1780. p. 49—55. Tab. II. Fig. 1 —2. Fabricius, Otho, Fauna Groenlandica. 8°. Havniae et Lipsiae. MDCCLXXX. Martin, Anton Rolandsson, Om en särdeles Mask, som liknar sprutor, och gör Hydatides eller Vattu-hölsor i Norsens inälfvor. In: Kongl. Vetenskaps Akademiens Nya Handlingar. Tom I. Stockholm 1780. p. 44—49. Müller, O. F. (1.), Unterbrochene Bemühungen bey den Intestinalwürmern. In: Schriften der Berlinischen Gesellschaft naturforschender Freunde. I. Bd. Berlin 1780. p. 201-—208. Miller, Otho Friedrich (2.), Zoologiae Danicae seu Animalium Daniae et Norvegiae rariorum ac minus notorum. Icones. Fasc. II. Fol. Havniae 1780. (Müller, O. F. & Goeze, J. A. E.), Von Bandwürmern. In: Der Natur- forschen. XIV Stück. Halle 1780, p. 220 — 202. Müller, O.F. (1.), Anmerkungen und Erläuterungen beym Durchlesen einiger Abhandlungen in den Beschäftigungen der Berlinischen Gesellschaft natur- forschender Freunde. In: Schriften d. Berl. Ges. naturf. Freunde. I. Bd. Berlin 1781. ..p. 116— 138. Müller [O. F.] (2.), Om Baendel-Orme. In: Nye Samling af det Kongl. Danske Videnskapers Selskabets Skrifter. I. Deel. Kjebenhavn 1781. p. 55—96,. Pallas, P. S. (1.), Bemerkungen über die Bandwirmer in Menschen und Thieren. In: Neue nordische Beytrage zur physikalischen und geographischen. Erd- u. Völkerbeschreibg., Naturgesch. u. Oekonomie. Bd. I. Petersburg u. Pepe ep Oo 112. 346 1782. 1784. 1786. 1787: 1788. 1789. 1790. Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Pallas, P. S. (2.), Einige Erinnerungen die Bandwürmer betreffend; in Be- ziehung auf das zwölfte und vierzehnte Stück des Naturforschers. Ibid. “Bd IE ST 725802: >= Bloch, Marcus Elieser, Abhandlung von der Erzeugung der Eingeweide- würmer und den Mitteln wider dieselben. 4,4. Berlin 1782. Goeze, Joh. Aug. Ephr., Versuch einer Naturgeschichte der Eingeweide- würmer thierischer Körper. 4°. Blankenburg 1782. Hermann, Johann, Helminthologische Beobachtungen. I. Stück. In: Der Naturforscher. XVII. Stück. Halle 1782. p. 171—182. Tab. IV. Fig. 8—15. *Müller, O.F., Geschichte der seltenen und unbekannten dänischen und nor- wegischen Thiere. Leipzig und Dessau 1782. [Weicht, nach den Citaten bei ©. F. Müller (1787, ı) zu urteilen, von der lateinischen Ausgabe der Zoologia danica ab, war mir jedoch nicht zugängig.] Schrank, Fr. von Paula, Zoologische Beobachtungen. In: Der Natur- forseher. XVII. Stück. Halle 1732. ‘p: 66 85. Müller, Otho Friedrich, Zoologia Danica seu Animalium Danicae ac Nor- vegiae rariorum ac minus notorum Descriptiones et Historia. Vol. II. 8°. Havniae et Lipsiae 1784. Retzius, Anders Jahan, Lectiones publicae de Vermibus intestinalibus inprimis hurnanis. 8°. Holmiae 1786. Miller, O.F. (1.), Verzeichnis der bisher entdeckten Eingeweidewiirmer, der Thiere, in welchen sie gefunden wurden und der besten Schriften, die derselben erwähnen. In: Der Naturforscher. XXII. Stück. Halle 1787. P- 33-86. *Müller, O. F. (2.), Zoologia Danica seu Animalium Daniae et Norvegiae rariorum ac minus notorum Descriptiones et Historia. Ad formam tabularum denuo edidit frater auctoris. Vol. I. Fol. Havniae 1787. [Vergl. O. F. Müller 1779, 2] Nau, Bernard, Beschreibung eines neuen Geschlechtes der Eingeweide- wirmer. In: Schrift d. Ges. naturf. Freunde. Berlin. VII. Bd. 1787. p. 471 i e DEAVALE “Bloch, M. E., Traité de la génération des vers des intestins et des vermi. fuges, trad. de l’Allemand. Avec X, pls. Suivi d’un précis du traitement contre les ténias publié par ordre du Roi. 8°. Strasbourg 1788. [Vergl. Bloch 1782.] “Müller, Otho Friedr., Zoologia Danica seu Animalium Daniae et Nor- vegiae rariorum et minus notorum Descriptiones et Historia. Ad formam tabularum denuo edidit frater auctoris. Vol. II. Havniae 1788. [Vergl. O. F. Miller 1784.] Schrank, Franz von Paula, Verzeichnis der bisher hinlanglich bekannten Eingeweidewürmer, nebst einer Abhandlung über ihre Anverwandtschaften. 8°. München 1788. Froelich, Joseph Aloys, Beschreibungen einiger neuen Eingeweidewürmer. In: Der Naturforscher. XXIV. Stick. Halle 1789. p. 101—162. Tab. IV. A bildgaard, P.C., Almindelige Betragtninger over Indvolde-Orme, Bemaerk- ninger ved Hundsteilens Baendelorm, og Beskrivelse med Figurer af nogle nye Baendelorme. In: Skrivter af Naturhistorie-Selskabet. I. Bd. 1. Hft. Kjobenhavn 1790. p. 26—64. 1791. 1792. 1793- 1794. 1795. 17917: 1798. 1799: Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 347 Fabricius, Otho, Udferlig Beskrivelse over de Gr@nlandske Saele, Forste Stykke. Ibid: p. 79—157.- *Schrank, Fr. v. Paula, Förtekning pà nägra hittils obeskrifene Intestinal- kràk. In: Kongl. Vetenskaps Academiens nya Handlingar för ar XI. 1790. Stockholm 1790. p. 118—126. [Vergl. Schrank 1792.]. Fabricius, Otho, Udferlig Beskrivelse over de Gr@nlandske Saele. Andet Stykke. In: Skrivter af Naturhistorie-Selskabet. I. Bd. 2. Hit. Kjebenhavn 1791. P. 7377170. Froelich, M. Joseph Aloys, Beyträge zur Naturgeschichte der Eingeweide- würmer. In: Der Naturforscher, XXV. Stück. Halle 1791. p. 52—113. Gmelin, Jo. Fridr., Caroli a Linné Systema naturae. Ed. XII. 8°. T. I. Pars VI-= Lipsiae [1791]. Treutler, Fridericus Augustus, Quaedam de Echinorhynchorum Na- tura. 8°. XVI p. r Faf. Lipsiae MEEXCI. Bruguiere, ...., Histoire naturelle des Vers. (In: Encyclopédie méthodique, ou par ordre de matiéres, par une société de gens de lettres, de savants et d’artistes.) 4°. T.I. Paris 1792. [In diesem mir allein zugängigen Bande ohne Tafeln ist Conus bereits der letzte der alphabetisch geordneten Artikel.] Modeer, Adolph, Inledning til kunskapen om Maskkräken, i allmänhet. In: Kongl. Vetenskaps Academiens nya Handlingar. Tom XII. Stockholm 1792. p. 1 —17, 243—270. Schrank, Fr. von Paula, Verzeichnis noch unbeschriebener Eingeweide- wirmer. In: Der Kgl. Schwed. Akad. d. Wiss. Neue Abhandlungen. XI. Bd. Eeipzic 1792. ip. 111-118. |\Verel Sehramk 1700.) Abildgaard, P. C., Allgemeine Betrachtungen über Eingeweidewürmer u. s. w. In: Schrift. d. naturf. Ges. zu Kopenhagen. I. Bd. ı. Abtlg. Kopenhagen 1793. P. 24—59. [Vergl. Abildgaard 1790.] Fabricius, Otho, Ausführliche Beschreibung der grönländischen Seehunde. 1.—2. Stück. Ibid. I. Bd. 1. Abtlg. p. 73—144 und I. Bd. 2. Abtlg. 1793. p. 69— 155. [Vergl. Fabricius 1790 und 1791.] Rudolphi, Carolus Asmund, Observationes circa Vermes Intestinales. Inaug.-Diss. 4% Gryphiswaldiae 1793. [Fabricius, Otho], Bidrag til Snylte-Ormenes Historie. In: Skrivter af Natur- historie-Selskabet. 3. Bd., 2. Hft. Kjobenhavn 1794. p. 1—45, Taf. I—IV. Rudolphi, Carolus Asmund, Observationum circa Vermes Intestinales. Pars II. Inaug.-Diss. 4°. Gryphiswaldiae 1795. Viborg, Erich, Nachricht von der Einrichtung der Königl. Danischen Thier- arzneischule nebst einigen Bemerkungen von ähnlichen Anstalten. In: Erich Viborg’s Sammlung von Abhandlungen für Thierärzte und Öko- nomen. I. Bändchen. 8°. Copenhagen 1795. p. 169— 274. 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Asm., Entozoorum sive vermium intestinalium Historia naturalis. Vol. I. P. 1. 8°. Amstelaedami 1809. Ahrens, August, Abhandlung über Würmer, welche in der Erdschnecke entdeckt worden sind. In: Magazin d. Gesellsch. naturf. Freunde zu Berlin. IV. Jahrg. 1810. p. 292—296, Taf. IX, Fig. 12—19. [Hier citiert, weil von Kaiser (1893) in sein Verzeichnis der Acanthocephalen-Literatur auf- genommen. Vergl. auch Carus & Engelmann, Bibliotheca zoologica. Bd. I. Leipzig 1861. p.385. Enthält aber in der Tat nichts über Acanthocephalen, sondern vielmehr die erste Beschreibung von Leucochloridium paradoxum.] 1811. 1812. 1814. 1815. 1816. 1817. 1818. 1819. 1820. 1821. 1825. 1829. I.ühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. 349 Rudolphi, Carol. Asm., Entozoorum sive vermium intestinalium historia naturalis. Vol. II. Pars 2. 8°. Amstelaedami 1810. Tilesius, ...., Piscium camtschaticorum TepHyKkp et BaxHA descriptiones et icones. In: Mém. de l’Acad. 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[Erst während des Druckes dieser Arbeit erschienen und daher auch erst von p. 203 ab beriicksichtigt.] Autorenregister. Abildgaard 1790, 1793. Borgstrom 1895. Acharius 1780. Bose 1797, 1802. Ahrens 1810. Braun 1891, 1900. Bloch 1779, 1782, 1788: Bremser 1811, 1819. Blumenbach 1779, 1807. Bruguiére 1792. Bojanus 1821, Creplin 1825, 1829, 1839. Ce ow ae VE ws Le ee a PI TE VOLE ee cho dc Lühe, Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen-Forschung etc. Cuvier 1798, 1817. Diesing 1851, 1859. Dujardin 1845. Dumeril 1804, 1806. Fabricius 1780, 1790, 1791, 1793, 1794, 1799. Fraipont 1882. Brisehs 17727. Froelich 1789, 1791, 1802. Gmelin 1791. Goeze el 1.782. Goeze u. O. F. Müller 1780. Goldfuss 1820. Greeff 1864. Guiart 1898. Hamann 1891, 1895. Hermann 1782. Holten 1802. v. Ihering 1902. Jägerskiöld 1891. Jassoy 1820, Kaiser 1891. Koelreuter 1771 (2), 1775. Lamarck 1801, 1816. Leeuwenhoek 1722. Leuckart 1862. Lindemann 1865. inne 1707. 1907. v. Linstow 1876, 1878, 1883, 1892, 1895, 1896, 1897, 1900, 1901. Linton 1892. Looss 1902. Lühe 1900 (2). Malm 1865. Marotel 1899. Martin 1780. de Marval 1902, 1904. Mehlis 1831. Modeer 1792. 353 Molin 1861. Mühling 1898. Muller nO7Be71770%1777,.1778% 1779,02) 178012) 478%.(2),. 1782, 1734, 178720) 1788. Müller, ©. F. u. Goeze 1780. Müller En: ies Sterzzs: Nau 1787. Nitzsch 1818 (2), 1821. v. Olfers 1816. Oken 1815. Palais 1700, 1766, 177252 17778, 1282 (2). Parona 1894. vi Pelzeln 1871. Phipps 1774, 1775. Rathke 1799. Redi 1681, 1708. Renier 1807. Retzius 1786. Roederer 1762. Rudolphi 1793, 1795, 1801, 1802, 1804, 1805, 1808, 1809, 1810, 1812 (3), 1814, 1819, 1820. Safftigen 1884. | Schneider 1903. Schrank 1782, 1788, 1790, 1792, 1803. Shipley 1896, 1899 (2). Steno 1675. Stossich 1898. Tilesius 1810. Treutler £791. Van Beneden 1870. Viborg 1795. | Villot 1875. Wagener 1857. Westrumb 1821. Wolffhügel 1900. Zeder 1800, 1803. Fa Besprechungen. Besprechungen. Burckhardt, Rudolf: Die Biologie der Griechen. Frankf. a.M. 1904. 8°. 26 pag. (Sp.-Abdr. a. d. Ber. d. Senkenb. nat. Ges. 1904.) In diesem in der vorjährigen Januarsitzung der „Senkenbergischen natur- forschenden Gesellschaft“ gehaltenen Vortrage schildert der Redner einen ihm be- freundeten Spezialforscher, der in sein enges Spezialgebiet ganz aufgehend den Zu- sammenhang desselben mit anderen Zweigen der Biologie und damit den Blick auf das Ganze verloren hat und trotz aller Einzelleistungen unbefriedigt ist — ein Typus, dem man heutzutage nicht gerade selten begegnet. Um den Freund auf den richtigen Weg zurückzuführen, läßt ihn der Vortragende im Geiste die Arbeitsstätten der Alten besuchen, um ihm nicht nur ihr nach vielen Richtungen geläutertes Wissen, sondern ihr wissenschaftliches Leben und ihr ganzes Verhältnis zur Natur aufzudecken. Im ersten Bild wird — immer unter möglichster Anlehnung an die uns überkommenen Schriften der Griechen — die Naturforschung der koischen Ärzte dargestellt, die eine verhältnismäßig hohe Stufe erreicht hatte; sie wandten schon die experimentelle Methode an, ließen auch Hühnereier bebrüten, um sie von Zeit zu Zeit zu öffnen und die verschiedenen Stadien den Schülern vor Augen führen zu können; sie zogen zum Vergleich keimende Pflanzen heran und unterschieden bereits eine verhältnismäßig große Zahl von Tierarten. Auch als Ärzte leisteten sie Tüchtiges. In einem zweiten Bilde hören wir Aristoteles die Disposition seiner zoologischen Schriften erörtern und nehmen teil an dem Unterricht im Lykeion zu Athen. Die Methode gleicht der unsrigen, die sich nicht darauf beschränkt, das geschriebene Wort zur Grundlage zu machen, sondern das Objekt selbst heranzieht und sich ferner auch Zeichnungen be- dient, die an die Wand gemalt oder rasch im sandigen Boden entworfen wurden. Daß die Alten auch Vorstellungen von einer Verwandtschaft der Organismen besaßen, lehrt unter anderem der von Theophrast angelegte botanische Garten, in welchem näher verwandte Formen auch nebeneinander angepflanzt waren- Auch die Beob- achtung des lebenden menschlichen Körpers, die leicht bei den in der Palaestra statt- findenden Kampf- und Übungsspielen der Jünglinge möglich war, wurde nicht ver- nachlässigt. So wirkte in Griechenland alles zusammen, um eine biologische Wissen- schaft entstehen zu lassen, zu der auch die plastische Kunst Beziehungen hatte. Eine weitere Fortbildung erfuhr die Biologie in der alexandrinischen Schule durch anato- mische Studien, die an Leichen und der Überliefernng nach auch am lebenden Men- schen angestellt worden sind. Mit der lebendigen Schilderung einer solchen von Herophilus vorgenommenen Vivisektion schließt die Reihe der vorgeführten Bilder. Es sind nur einzelne, aber wahrheitsgetreue Episoden; sie dürften jedoch hinreichen, um mehr als bisher sich an den Gedanken gewöhnen zu lassen, daß die Wissenschaft auch eine Art Organismus ist. So wenig wie es bei diesen, wenn man sie verstehen will, genügt, einen und zwar den fertigen Zustand zu kennen, so wenig kann allein eine auch noch so sehr ins Einzelne gehenda Kenntnis des derzeitigen Standes der Wissenschaft vom Leben genügen und befriedigen. Auch die Biologie hat ihre Ent- wickelungsgeschichte und die Geschichte einer Wissenschaft ist noch niemals studiert worden, ohne daß daraus für den Fortschritt der Wissenschaft selbst neue Anregungen entsprungen wären. M. Br. —_ ud Zur Geschichte und Kritik der biologie- historischen Literatur von Rudolf Burckhardt. | hs in jeder anderen Wissenschaft, so sind wir auch beim Studium der Biologiegeschichte genötigt, all- __| gemeine Übersicht des Gebietes und Quellenstudium an zahlreichen Einzelpunkten miteinander in Einklang zu bringen und zu einem organischen Ganzen zu verweben. Der moderne Biologe, dem der Biologiehistoriker seine In- tentionen darlegen möchte, pflegt mit einem gemachten Urteil an die Geschichte seiner Wissenschaft heranzutreten. Ihm gilt die Biologiegeschichte als ein Anhängsel, das einem Zopf zum Verwechseln ähnlich sieht, als eine neue unerfreuliche Specialität, die für uns wenig Wert habe, da ja „das Wertvolle“ längst in den Gesamtbestand der Biologie übergegangen sei. Dieser neue Ballast beschwöre uns die gespenstigen Schrecken der Gymnasial- zeit herauf, Latein, Griechisch und Geschichte, die wir mit moderner Realbildung und Weltanschauung glücklich gebannt glaubten. Für uns sei unsre heutige Wissenschaft ein Ideal von Objek- tivität, das zu unseren Häuptern schwebt, eine eiserne Notwendig- keit, deren Ausdehnung sich meist nur notgedrungen überfliegen lasse, damit wir an einem Punkte möglichster Sicherheit, an einer Specialität uns baldigst anklammern. Wie das zu geschehen hat, dafür hat drollig genug einst ein angesehener Zoologe eine gedruckte Anleitung verfaßt. In anderen Disciplinen wohl weiss man noch, daß die Existenz einer „objectiven Wissenschaft“ eine Zool. Annalen. I. 24 356 Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. ungeheuerliche Annahme ist. Die Wissenschaft lebt, sie hat viel- leicht unter besseren Bedingungen einst intensiver und höher gelebt, als momentan. Der sichere Tiefgang, den wir an ihr als Zeitsymptom bewundern, er ist ein Zeichen bloß ihres Umfanges, beweist aber nichts für die Richtung, der sie folgt. Aber auch, wo sie uns wie ein wohl ausgerüsteter Schiffskoloß erscheint, sehen wir vielleicht nur unsere eigene Erstarrung in sie hinein und zu myop, um ihrer großen Gesamtbewegungen ansichtig zu werden, haben wir uns längst abgewöhnt, zu empfinden, daß sie Fleisch von unserem Fleisch und Bein von unserem Bein ist, daß sie nicht außer uns, sondern in uns lebt, ja nicht nur in uns den Lebenden, sondern in denen, deren Leben einst eine eigenartige Daseinsform im Gesamtorganismus der Wissenschaft gebildet hat. Mögen die Toten ihre Toten begraben. Wir wenden uns an die- jenigen Fachgenossen, denen daran liegt, in die Geschichte der Wissenschaft einzudringen; die wissen, daß im Bilde der Welt- entwickelung die genetische Betrachtung auch unserer Wissen- schaft ein unentbehrlicher Zug ist; daß ein Jeder von uns, mit all seinem Wissen und seinen Begriffen historisch bedingt, sich nur von der Kleinlichkeit der Specialistik zu erheben vermag, wenn er auch vor der Analyse dieser Bedingungen nicht zu erschrecken braucht. Auf den nachfolgenden Seiten habe ich mir zum Ziele gesetzt, orientierende und kritische Besprechungen einiger der wichtigsten Werke der biologiehistorischen Literatur zu bringen. Ich bezwecke damit, einmal denen zu Hilfe zu kommen, welche sich selbst zu orien- tieren beabsichtigen und daher begreiflicherweise zu derjenigen Literatur greifen, die ganze Disziplinen der Biologie geschichtlich behandelt. Gleichzeitig möchte ich aber die Korrekturen an- bringen, die sich aus dem gegenwärtigen Wissen, dem biologi- schen sowohl als dem geschichtlichen, ergeben. Wir sind von der Zoologie selbst her gewohnt, uns ein Bild gradueller, ja lawinenartig zunehmender Vervollkommnung der Wissenschaftlichkeit überhaupt zu machen. Dem Historiker aller- dings bietet sich der geschichtliche Prozeß der Zoologie etwas anders dar. Vollends, wenn wir nun aber an die Biologie- geschichte herantreten, wäre eine solche Vorstellung zum min- desten höchst naiv. Die Biologiegeschichte setzt sich vielmehr bisher aus meist gelegentlichen, selten spontanen, jedenfalls höchst heterogenen Äusserungen zusammen. Eine Tradition Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 357 dieser Wissenschaft, eine Anerkennung ihrer eigenen Probleme, auch die bescheidendste Zentralisierung der äußeren Hilfsmittel für sie existieren noch nicht. Dies alles wirkt natürlich auch auf die Literatur über die Biologiegeschichte zurück und ver- leiht ihr den Charakter einer Gelegenheitsliteratur, die denn auch die Zeichen einer solchen an der Stirn trägt: gram- matischen Betrieb, Richtung ihrer Hauptlinien auf ganz andere Zwecke, Zusammenhangslosigkeit der Einzelangaben, Überfüllung mit solchen bei zähem, beinahe unwandelbarem Festhalten an den unbewußt überlieferten Gliederungen des Stoffes und an der einmal gültigen Behandlung der Probleme. Die Biologie selbst ist zwar schon im klassischen Altertum zu erstaunlicher Höhe emporgestiegen, hat sich aber dort noch nicht im Spiegel historischen Bewusstseins reflektiert. Geschichte der Philosophie spricht aus der Metaphysik und der Schrift mei weyng von Aristoteles, Geschichte der praktischen Medizin aus Galen und dem Prooemium von Celsus. Bei der Ausdeh- nung der aristotelischen Biologie fiel naturgemäß der Schwer- punkt auf Beschreibung des ausgedehnten biologischen Stoffes und auf dessen logische Ordnung, im Anschluß hieran auch auf die Er- örterung systematischer Prinzipien; eine Geschichte der Biologie fehlt aber vollständig. Wir müssen uns nun zwar vorstellen, daß die Summe biologischer Kenntnisse, die vor Aristoteles vor- handen war, nicht zu gering gewesen sein könne. Aber ihre Ein- spannung in den Rahmen einer allumfassenden Philosophie war doch wohl kaum vor ihm in annehmbarer Form versucht worden; wozu hätte er sich sonst mit den größten Albernheiten der ihm vorangehenden Systematiker durch Erfahrungstatsachen ausein- anderzusetzen brauchen? Da nun ferner Geschichte einer Wissen- schaft nicht entsteht, wo bloß Stoffmassen des Wissens angesam- melt werden, sondern wo bereits Begriffe gebildet sind und ihren Weg durch eine Reihe von Köpfen genommen haben, lag für Ari- stoteles kein Grund vor, seine Wissenschaft vom Leben histo- risch zu vergleichen. Eine Parallele aus der Gegenwart und aus einem Teilgebiet unserer Wissenschaft mag dies deutlicher er- kennen lassen. Für den modernen Histologen beginnt die Histologie des Nervensystems mit Golgi, Ehrlich, Weigert, His, kurz den Forschern der siebenziger und achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Was vorangeht, ist nicht Geschichte der Nerven- 24* 358 Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. | histologie, sondern chronologische Aufzählung der mit unzuläng- lichen Mitteln und wenigstens bis auf Stilling, Gerlach und Max Schulze ziemlich erfolglosen Bemihungen um die Auf- klärung der nervösen Struktur. So beachtenswert es nun auch ist, daß gerade Golgi es nicht verschmähte, seine Untersu- chungen in ihren ersten Anfängen zu Beginn der siebenziger Jahre auch historisch zu fundieren, so kann man es doch keinem späteren Nervenhistologen verargen, wenn er nicht jedes Mal ebenso begann, sondern unhistorisch zu Werke gehend, frisch aus dem Material schöpfte, entdeckte und systematisierte. Und was hier für ein Teilgebiet gilt, es liesse sich für die hundert anderen Specialitäten der Gegenwart in ähnlicher Weise dartun. Dabei sehen wir aber davon ab, daß der Teil, wie ihn eine unserer Specialitäten repräsentiert, verschwindend klein ist im Vergleich zu dem Teil der Wirklichkeit, den Aristoteles vor sich hatte, als er die Biologie umfaßte und wir lassen die hieraus sich er- gebenden Unterschiede als für unsere Beweisführung nebensäch- lich fallen, um uns noch einmal zu vergegenwärtigen: Kennt- nis allein erzeugt keine geschichtliche Reflexion. diese kommt erst zum Durchbruch, wo logische Ord- nung der Kenntnis vermittelst Allgemeinbegriffen vorangegangen ist. Zu einer Wissenschaft bedurfte es ihrer Geschichte nicht, so lange sie in den Windeln lag. Die Geschichte nach zweieinhalbtausend Jahren seit Entwickelung ihrer logischen Prinzipien aber für entbehrlich zu halten, ist barbarisch oder kindisch, jedenfalls unwissenschaftlich und es ginge nicht an, sich für ihre Vernachlässigung auf den Realisten Aristoteles berufen zu wollen. Daß bei ihm noch keine geschichtlich fundierte Biologie vorlag, hatte ungemein starke Nachwirkungen. Eine solche Wissen- | schaft ist noch heute leichter über Bord zu werfen und sie war es auch damals, da sie aus dem Rahmen der alexandrinischen Bedürf- nisse herausfiel. Eine in bezug auf ihre geistige Verarbeitung so un- reife Wissenschaft wie die Biologie aber auch heute noch ist, ist der allergeeignetste Tummelplatz für Betätigung ungezügelter Phantasie und wichtig tuender Skepsis. Nicht nur die aristote- lische Biologie, auch die der Renaissance und der naturphiloso- phischen Periode hat jenen Fermenten nicht zu trotzen vermocht, eben weil ihr noch das Skelett der Geschichte gefehlt hat. Es ist daher nur allzu begreiflich, wenn heute die Philosophiegeschichte das Interesse für die biologische Systematik verloren hat und PR e sii Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 359 deren Geschichte nicht mehr als Teil ihrer Gesamtheit anerkannte, nachdem der Biologe selbst die Geschichte entbehrlich gefunden hatte. Ebenso ist es auch begreiflich, wenn hinwiederum unter den heutigen Philosophen diejenigen am allerwenigsten Lust ver- spüren, sich mit der Geschichte der Biologie zu beschäftigen, deren himmelanstrebendes Gertiste der Psychologie aus dem brüchigen Gestange einer gechichtslosen Experimentalphysiologie besteht. In einem allgemeinen Fortschritt der Wissenschaftlich- keit finden jedoch solche Einseitigkeiten keinen Grund. Die Geschichte der Biologie entstand daher aus anderen Quellen, als wie man hätte erwarten sollen, aus Bedürfnissen der Zoologie selbst, nämlich aus der Ge- schichte der praktischen Medizin und ihrer Hilfs- wissenschaften, der Botanik undder Anatomie. Erst als die volle Breite der zootomischen Kenntnisse, über die einst Aristoteles verfügt hatte, weit überholt war, kam es in un- serer Wissenschaft zu historischem Bewußtwerden, wie es sich in den Schriften von Cuvier, Spix und J. V. Carus nieder- geschlagen hat. Damit steht aber die Zoologie nicht allein da. Von dem langsamen Entwickelungstempo, das einer selbststän- digen Behandlungsweise der Geschichte unserer Disziplinen im allgemeinen eigen ist, mag man sich eine Vorstellung machen, wenn man die Systematik der Medikohistorie verfolgt. Die histo- rische Einleitung des Celsus hat dort beständig die Stichworte für die Einteilung der antiken Medizin geliefert, wie in den älteren Werken von Albinus, Boerhave, Haller und Kurt Sprengel, so auch in den neueren, wie Haeser und dem seit 1001 er- scheinenden Handbuch der Geschichte der Medizin von Pusch- mann (Neuburger und Pagel). Wir glauben daher annehmen zu dürfen, daß aus einer kritischen Besprechung der biologiehistorischen Literatur nicht nur der empirisch arbeitende Zoologe Vorteil ziehen dürfte, sondern, daß auch für das Verständnis der eigenen Aufgaben der Biologie- geschichte etwas abfalle, ja vielleicht auch für die Geschichte der Philosophie, wie denn nicht minder für die Philosophie des Ge- schehens, * Wir beginnen unsere kritischen Besprechungen mit dem neuesten Werke der deutschen Zoologiegeschichte, mit der Ge- 360 Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. schichte der Zoologie von J. V. Carus. Hierzu liegen mehrfache Gründe vor. Der Zoologe, der sich gegenwärtig zum Studium der Geschichte seiner Wissenschaft entschlieBt, wird zuerst nach diesem Werk greifen. Vielleicht berücksichtigt er dabei gerne Erfahrungen, die im gleichen Falle ein Fachgenosse seit einem Jahrzehnt gesammelt hat. Ich habe es vorgezogen, nicht mit den altesten Versuchen der Biologiegeschichte zu beginnen. Die Meinung, daß die Geschichte nur insofern von Belang sei, als wir ihre Spuren in der gegenwärtigen Wissenschaft wiederfinden, ist zu banal, als daß sie mich bestimmen könnte, zu glauben, das neueste Werk müsse, weil es das letzte sei, auch vor den übrigen den Vorrang einnehmen. Dagegen bestimmt mich eine Erfahrung unseres zoologischen Forschungsbereiches dazu, die Entwickelung der Biologiegeschichte inumgekehrter Richtung zu verfolgen. Wissen wir doch alle, daß ein ontogenetischer Prozeß von uns ganz anders erfaßt wird, wenn wir von dem letzten Stadium, womöglich der ausgewachsenen Form des Wesens rückwärts nach den einfacheren Zuständen hin untersuchend vordringen. Ein weiterer Grund, mit der Carus’schen Geschichte zu beginnen, ist der, daß dieses Werk allein den Versuch macht, den Bereich der zoologischen Wissen- schaft in möglichster Breite zu umspannen, wozu die enzyklo- pädisch veranlagte Natur des Verfassers ihn geradezu prädestinierte. Man mag also auch die nachfolgenden Ausführungen zum Teil als Kommentar zu jenem Werk, zum Teil als eine verspätete Kritik betrachten. I. J. V. Carus, Geschichte der Zoologie 1872. Die Geschichte der Zoologie von Carus ist nicht als selb- ständiges, lediglich den Absichten des Autors entsprungenes und durch sie bestimmtes Werk zustande gekommen, sie ist der zwölfte Band der Geschichte der Wissenschaften in Deutschland, welche unter Anregung L. von Ranke’s ,,auf Veranlassung und mit Unterstützung Sr. Majestät des Königs von Bayern Maximilians II durch die historische Kommission der Kgl. Aka- demie der Wissenschaften“ herausgegeben wurde. Plan, Umfang und besondere Berücksichtigung der deutschen Wissenschaft waren vorgezeichnet; ebenso sollte das Altertum zurücktreten. Bei all diesen Restriktionen hat Carus sich bemüht, der Zoologie- geschichte einen prinzipiell hohen Standpunkt zu wahren. „Die Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 361 moderne Naturforschung hat sich bis jetzt einer historischen Be- handlung ihrer eigenen Vorzeit wenig geneigt gezeigt. Wie ihr aber das Bewußtsein, daß sie nur eine Entwickelungsstufe in dem Fort- gange der betreffenden Ideen darstellt, den direkten Vorteil bringt, daß sie diese wie früheren Keimen entsprungen, so auch weiterer Ausbildung fähig erkennt und daß sie durch Einsicht in das Ent- wickelungsgesetz derselben zu weiteren Schritten geführt wird, so würde mancher Streit mit anderen Geistesrichtungen eine mildere Form annehmen, wenn der von der anderen Seite so scharf betonten Notwendigkeit einer Pflege idealistischer Bedürf- nisse durch geschichtliche Untersuchungen Rechnung getragen würde, welche ja sowohl durch die Methode als auch durch die zu erlangenden Resultate jenem Zuge zum Idealismus so aus- nehmend Vorschub leisten. Wie hier der Geschichte im allge- meinen wohl einst noch eine weitere Rolle zufallen dürfte, so sollen die den geistigen Fortschritt so wesentlich mitbestimmen- den Naturwissenschaften zeigen, daß sie außer durch ihren posi- tiven Inhalt auch durch die Behandlungsweise ihrer eigenen Ent- wickelung fördernd auf die Entwickelung der Kultur zu wirken imstande sind“ (Vorwort). Carus verlangt also Verständnis für die Entwickelung der eigenen Wissenschaft im Dienste dieser selbst, und damit auch im Dienste höherer ethischer Absichten. Es wird zum Schlusse unserer Betrachtung noch einmal auf diesen Standpunkt zurück- zukommen sein. Gehen wir vorerst auf den Inhalt seines Buches ein. An einer obersten Gliederung in Altertum, Mittelalter und Neuzeit wie sie Carus wählt, wird man in der Zoologiegeschichte am allerwenigsten rütteln wollen ; ist doch bekannt genug, wie eng die Umgrenzung dieser Perioden mit dem Verhältnis des Menschen zur Lebeweltund somit auch zu deren wissenschaftlichen Erforschung in Beziehung steht. Etwas anders steht es aber mit der Gliederung des Abschnittes bei Carus, der die „Einleitung“ (p. 1—8) und die zoologischen Kenntnisse des Altertums (p. 9—95) umfaßt. Diese zwei Abschnitte sind so gegliedert, daß der Zoologe sich durch die ersten 25 Seiten höchstens dann nicht wird abschrecken lassen, tiefer zu dringen, wenn ihn der Reiz der Neuheit erfaßt. Die Einleitung enthält eine, wie auch das Zitat von Whewell dartut, offenbar unter dem Eintluß englisch realistischer Welt- und Geschichtskonstruktion entstandene deduktive Behandlung des Problems von der Entstehung einer wissenschaftlichen Zoologie 902°. Bur ckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. . Nicht ganz neu übrigens; denn schon Buffon hat ein ähnliches Kapitel. So lesbar diese Einleitung auch geschrieben ist, so ist sie zunächst eitel Poesie, beruhend auf spekulativen Deduktionen, nicht auf äußeren Erfahrungstatsachen. Dasselbe gilt für. den nachfolgenden Teilabschnitt des Altertums, der die Urzeit be- handelt und der zum Teil mit der Einleitung zusammengehört hätte, insofern er nämlich Hypothesen über die Vorgeschichte der Zoologie formuliert, zum Teil aber überhaupt nicht in ein Buch gehört hätte, das sich über so viel wichtigere Gebiete der Zoologiegeschichte der größten Kürze befleißigen mußte Der ganze Abschnitt (sprachliche Begründung der Tierkenntnis) hat mit der Geschichte der Zoologie sozusagen nichts zu tun, so interessant er auch vom Standpunkt der Sprach- und Völker- geschichte ist. Denn wenn ja auch untersucht werden kann, welche Vorstellung dieses oder jenes Urvolk von diesem oder jenem Tier mag gehabt haben, so ist doch die Feststellung einer solchen Tatsache kaum dazu angetan, für die Zoologie von ge- schichtlicher Bedeutung zu werden. Man wird nicht irre gehen, wenn man annimmt, daß an der Ausdehnung dieses Vorstellungs- kreises der Einfluß Max Müller’s, Ruskin’s und anderer Ur- geschichtsforscher Schuld gewesen sein mag, sowie eine besondere Vorliebe für diese Themata bei Carus selbst, da seine Ausfüh- rungen doch gerade in diesen Kapiteln mit einem so reichen Zitatenschatz belegt sind, wie kaum an anderen Stellen. Dasselbe gilt für den Abschnitt 2 (Eintritt der Tiere in den religiösen Vor- stellungskreis) und 3 (Alter und Verbreitung der Tierfabel). Abgesehen von alledem setzt diesen Abschnitt in Nachteil, daß das der gesamten „Urzeit“ zugrunde liegende Material wohl am raschesten von allem veraltet ist. Auch der Abschnitt 4 (Schrift- quellen der vorklassischen Zeit) setzt sich aus einigen spekulativen Konstruktionen und spärlichem Material zusammen. Auf Grund heutiger Quellen würde hier eine Erweiterung möglich sein, die diese Ausführungen nicht mehr annehmbar erscheinen ließen, auch wenn es sich vorwiegend nur um Feststellung der Tierkenntnis bei den vorgriechischen Völkern handelte. Was wir über all jene Zeiten und ihre Zoologie wissen und vermuten, liegt jedenfalls näher beisammen, als die Zoologie eines einzigen alten Volkes, nur die Ägypter vielleicht ausgenommen, und die hellenische. Carus hat die antike Zoologie auf 70 folgenden Seiten kondensiert. Daß bei diesem geringen Umfang eine auch nur Burckhardt, Zur Geschichte und Kıitik der biologie-historischen Literatur. 3 63 aphoristische Behandlung des Gegenstandes unmöglich war, ver- steht sich von selbst. Eine solche Kondensation würden erst lange Vorarbeiten bis zu einem gewissen Grade zulassen. Carus aber war weder mit den vorhandenen Vorarbeiten hinreichend ver- traut, noch mit den Quellen. Sollte es sich daher Jemand ein- fallen lassen, jetzt noch diesen Abschnitt etwa bei einer Vorlesung über Geschichte der Zoologie zugrunde legen zu wollen, so könnten wir uns nicht mehr vorstellen, wie er die spätere Ent- wickelung der Zoologie auf dieser Grundlage aufbauen wollte. Es soll damit natürlich den durch äußere Umstände gebundenen Autor nicht der Schatten eines Vorwurfs treffen. Für ihn, da er die Zoologie der Neuzeit vornehmlich in Deutschland zu schildern hatte, konnte hier nicht erst ein über Jahre auszudehnen- des Studium der antiken Naturforschung und Philosophie der Abfassung seines Werkes vorangehen. Aber die Haltung des ganzen Abschnittes beweist auch, daß ein solches Studium nicht vorausgegangen ist. Infolge der Kürze der ganzen Zoologie des klassischen Altertums sieht sich nun aber Carus genötigt, seine Unterabschnitte generell zu verteilen, nicht individuell. Dieses Verfahren verträgt aber gerade die Zoologie des klassischen Alter- tums absolut nicht. Das geht an, wo die Personen völlig hinter dem Stoff verschwinden, also etwa in der Scholastik oder in der französischen Zoologie nach Cuvier oder in der mechanistischen Physiologie des ausgehenden XIX. Jahrhunderts, wo die Person der einzelnen Vertreter des Faches so völlig objektiviert auftritt, daß sie nur als Paradigma einer Idee in Betracht kommt. Im Altertum, insbesondere in seiner klassischen Zeit und mit einer Person von dem einheitlichen Gepräge des Aristoteles läßt sich nicht so verfahren. | Eine Einleitung über das klassische Altertum beginnt mit zwei Seiten von geradezu klassischer Fassung (p. 26—28). Nach- dem dem Autor Aristoteles schnell dazwischen gefallen ist, um als Gründer der Zoologie bezeichnet zu werden, dessen Schriften später zu würdigen seien, ist von den Hilfsmitteln der Beobachtung die Rede. Carus folgt hier ganz Whewell und den englischen Logikern in der Abschätzung der Methodik, als welche ihm ausschließlich Beobachtung und Experiment gelten. Der Abschnitt über Kenntnis der alten bekannten Tierformen hätte sich wohl besser mit dem kurzen Abschnitt 4 (Ansichten über das Verhältnis der Tiere zur Erdoberfläche) verschmelzen 364 Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. lassen. In Abschnitt 2 (Kenntnis des tierischen Baues), wird die antike Zootomie verarbeitet. Was die Vorsokratiker betrifft, so wird man sich heute lieber an die tiefgründige und umsichtige Darstellung von Gomperz (Griechische Denker Bd. I) halten, wo die Tatsachen größeren Zusammenhängen eingegliedert, eine andere Beleuchtung erfahren, als bei Carus. Am schwächsten ist das, was Carus über die Hippokratiker berichtet; hier wäre sein apodiktisches Urteil nach neueren Forschungen total abzu- ändern. Auch in der Behandlung Plato’s zeigt sich ein Fehler, vor dem bei geschichtlicher Betrachtung unserer Wissenschaft und jeder anderen ebenso nicht genug gewarnt werden kann. Wenn wir nämlich auf Ansichten über die organische Natur stoßen, wie sie im Timaeus niedergelegt sind, Ansichten, die in ihrer Fassung mit unserer heutigen nicht die geringste Ähnlich- keit haben, ihnen vielmehr diametral entgegenlaufen und von völliger Unkenntnis der Wirklichkeit zeugen, so darf die Bedeu- tungslosigkeit dieser Ansichten für die unsrigen wohl zugegeben werden. Sind sieaberauchfürdie Zoologie bedeutungs- los, sosind siees nicht für die Zoologiegeschichte. Für diese haben sie vielmehr den Wert fast reiner Experimente. Denn mit unverhohlener, typischer Deutlichkeit zeigen sie uns die Miß- bildung einer Biologie, aus der die Kenntnis und die induktive Be- handlung der organischen Naturwissenschaft verschwunden ist. Diese Erscheinung wiederholt sich in der Geschichte der Wissen- schaft so und so oft und lauft auch immer wieder unter den gleichen Symptomen ab. Wie wir aber in der organischen Natur selbst den Riickbildungserscheinungen und den rudimentàren Or- ganen vermehrte Aufmerksamkeit schenken, seit wir sie genetisch erfassen, so sollten wir es auch mit dem Organismus unserer Ge- schichte halten, wo wir, genau wie innerhalb der Phylogenie, nicht bloß Zustände mit Zuständen, sondern Prozesse mit Prozessen vergleichen, wenn immer es das Erfahrungsmaterial zuläßt. Aristoteles widmet Carus zehn Seiten unter Berufung darauf, daß seine „Bedeutung für die geistige Entwickelung der Menschheit“ von anderen bereits in trefflicher Weise gegeben sei. Es spricht aus diesem Urteil etwas von dem Überdruß, den die Literatur über den Zoologen Aristoteles Carus mag einge- Nößt haben. Unser Historiker schrieb am Ende einer Periode, die reich an Arbeiten über Aristoteles gewesen war. Unter dem Einfluß von Brandis, Trendelenburg, Joh. Müller waren Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 365 außer zahlreichen Schriften, die einzelne Fragen behandelten, eine Reihe von Bearbeitungen der aristotelischen Zoologie unternommen worden, die in den Ausgaben von Titze (Teile der Tiere), Au- bert und Wimmer (Zeugungsgeschichte und Tiergeschichte) sowie in dem kritischen Werke von J. B. Meyer einen ge- wissen Abschluß gefunden hatten, nicht zuletzt in dem nur mit größter Vorsicht zu gebrauchenden Buche des englischen Rea. listen Lewes, das Carus ins Deutsche übersetzt hatte, ehe er seine Geschichte der Zoologie schrieb. Einen beschränkten Teil der aristotelisch zoologischen Literatur zitiert denn auch Carus; aber man kann sich daraus, sowie aus dem Texte selbst des Ein- drucks nicht erwehren, daß ein Quellenstudium der aristotelischen Schriften der Abfassung dieses Abschnittes nicht vorangegangen sei, da er in Haltung und Inhalt nicht eine Vergleichung von Aristoteles’ Schriften mit dem Stande zoologischen Wissens um 1870 vorstellt. Ein weiterer Beweis dafür, daß Carus Aristoteles nicht aus den Quellen kannte, mag darin erblickt werden, daß er als eines von drei Merkmalen für den bahnbrechenden Charakter von Ray’s Arbeiten (p. 431) aufführt die vorwaltende Berück- sichtigung der Anatomie als Grundlage der Klassifikation, wäh- rend er doch selbst dieses Verdienst p. 72 Aristoteles zuge- schrieben hatte; ferner, daß er Caesalpin den Ausspruch zu- schreibt (p. 446) „alle Wissenschaft bestehe in der Zusammen- Anmerkung. Als Antwort auf meinen Offenen Brief an Herrn Brandes in Sachen Aristoteles hat der Berliner Journalist Mauthner in Nr. 104 des „Berl. Tagebl.“ seinem Arger über mich und meine Zurückweisung seines Zerrbildes von Aristoteles’ Biologie Luft gemacht. Dadurch daß er hierbei nicht auf die Tatsachen eintritt, enthebt er mich jeder Discussion des größten Teils seiner Erwiderung. Nur drei Punkte, die mich scheinbar sachlich ins Unrecht setzen, bedürfen einer Richtigstellung: 1. Über die Be- hauptung M’s., mir sei Aristoteles lieber als die Wahrheit, mag der urteilen, welcher meine Schrift: „Das koische Tiersystem“ kennt. 2. M. will „ein Bei- spiel geben von der Art, wie Herr Burckhardt Lewes und mich ins Un- recht zu setzen sich bemüht und wie ehrlich er dabei verfahrt.“ Er behauptet, ich verschwiege, „dass Aubert und Wimmer die Stelle für unecht er- klären“, an der vom Herzknochen der Rinder die Rede ist. Die von ihm vorge- brachten Argumente sind aber gänzlich hinfällig, da es A. und W. niemals eingefallen ist, die Hauptstelle über den Herzknochen der Rinder (Zeugungs- gesch. V 87) anzufechten. M. hat also wiederum eines ;,krassen Irrtumes“ sich überwiesen statt den Aristoteles. 3. Habe ich weder S. ı2, wie mir M. unterstellt, noch sonst irgendwo mich über den Artbegriff bei Aristoteles aus- gesprochen. 366 Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. stellung ähnlicher und der Trennung unähnlicher Dinge“; ferner, daß er seine Behauptung, Wotton schließe an Aristoteles an (p. 268), vollkommen unbegründet läßt, wogegen kaum verständ- lich ist, warum er p. 207 und 208 den mittelalterlichen Über- setzungen des Aristoteles große Ausführlichkeit widmet. Ein weiterer Beleg folgt p. 17. Wie unmöglich es aber ist, Aristoteles nach den logischen Normen zu beurteilen, wie sie Carus selbst in seinem System der tierischen Morphologie vertreten hatte, beweist die ganze Erörterung auf p. 70 (zweite Hälfte). Immerhin verdient volle Anerkennung, daß Carus wenigstens sucht, Aristoteles gerecht zu werden, wenn es ihm auch nicht entfernt gelungen ist. Bei dem ungeheueren Einfluß auf den Entwickelungsgang der Zoologie, den Carus ihm im ausgehenden Mittelalter und zu Be- ginn der Neuzeit willig zuerkennt, ist es fast erstaunlich, daß er in seinern Werke nicht auf ganze Kapitel verzichtet hat, die sich doch mehr nur wie Liebhabereien eines Literarhistorikers lesen, und daß er nicht vorgezogen hat, die Basis zu festigen, anstatt solche Ornamente anzubringen. Diese Schwäche macht sich aber auch im weiteren Verlauf geltend und läßt Carus oftmals vermeintlich andere Autoren schief beurteilen, weil ihm die Kenntnis des monumentalen Unterbaues bei Aristoteles fehlt. Die wenigen Angaben über die alexandrinische Wissenschaft entsprechen nicht mehr dem Stand der Kenntnisse und vollends von einer Würdigung Galen’s kann kaum eine Rede sein. Auch hier ist für Carus die Klippe geworden, daß er nicht zwischen der zoologiehistorischen und der für die aktuelle Zoologie be- stehenden Bedeutung des Autors zu scheiden vermag. Eine Cha- rakteristik Galen’s gehört mit zum Verständnis des nachfolgenden mehr als tausendjährigen Stillstandes. In Abschnitt (3 Versuche zur Systematik) übersieht Carus, daß man im Altertum weniger als jemals in der Neuzeit versucht war, als Systematik bloß die Klassifikation der ganzen tieri- schen Individuen aufzufassen. Wenn er daher dem sub- tilen Ausbau der heutigen Klassifikation entgegenstellt, daß im Altertum die Systematik „mehr oder weniger nichts anderes ist, als ein Teil der angewandten Logik“, so übersieht er dabei, daß bei dieser Anwendung der Logik im Altertum die Teile und die Funktionen des Organismus in zwar noch primitiver, aber immerhin viel harmonischerer Form neben der Klassifikation der Gesamttiere in die biologische Systematik einbezogen wurden; Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 367 daß somit seine ganze Beurteilung von Systematik im allgemeinen eine durchaus einseitig der Individualzoologie entsprechende ist. Gerade ein Zoologiehistoriker aber müsste aus der Geschichte lernen, daß neben der Tierklassifikation eine anatomische und eine physiologische Systematik einhergeht und bei genauer Verfolgung die wesentlichsten Merkmale für die Beurteilung der Zoologie von einem höheren Standpunkte, von dem der Philosophiegeschichte liefert. Für die Beurteilung von Plinius gilt dasselbe, was über Galen gesagt wurde und was auch außerdem über die Zoologie der Genesis zu sagen wäre. Eine Zoologiegeschichte muß diesen Erscheinungen die größte Beachtung schenken, nicht weil sie dem Bilde, wie es die heutige Zoologie gibt, wesentlich positive Züge einverleibt hätten, sondern weil sie für die Entwickelung der Zoo- logie und zwar vorwiegend als Widerstände von so gewaltiger geschichtlicher Wirkung gewesen sind. Nach alledem wirkt der letzte Abschnitt über den Ausgang des Altertums, der zugestan- denermaßen unter dem Einfluß der Lektüre von J. Burckhardt’s Zeitalter Konstantins des Großen geschrieben ist, ungemein vor- teilhaft und man wird, wie auch bei den einleitenden Kapiteln nur bedauern, daß Carus nicht nach dieser erstmaligen wenig glücklichen Fassung das Studium der antiken Zoologie nachträg- lich wenigstens wieder aufgenommen und den Abschnitt umge- arbeitet hat. Der zweite Hauptabschnitt, die Zoologie des Mittelalters reicht von p. 26—258. In Anbetracht der geringen Fortschritte und im Verhältnis zu dem der antiken Zoologie gewidmeten Raum ist er auffallend ausgedehnt. Die Periode des Stillstandes bis zum ı2. Jahrhundert wird wiederum durch kulturhistorische Betrachtungen eingeleitet. Ein längerer Exkurs ist dabei Bildung und Unterricht gewidmet; doch werden die Bedingungen von seiten der Medizin gar nicht erwähnt, die denn doch auch wie im Altertum für die Entwickelung der Zoologie entscheidende sind. Insbesondere hat es sich Carus entgehen lassen, das Studium des Rückbildungsprozesses der Biologie, wie er sich in der Patri- stik schrittweise verfolgen läßt, auch nur als Postulat für die Zoologiegeschichte hinzustellen. Wenn dagegen der Physiologus und seine Darstellung einen breiten Raum einnimmt, so spricht daraus wiederum die Vorliebe von Carus zur literarisch-gram- matischen Behandlungsweise. Hier führt er eine reiche Lite- 368 Burckhar dt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. ratur auf und diskutiert literarische Streitfragen, die fiir die spe- zielle Physiologusforschung obschweben, die aber fiir die Ge- schichte der Zoologie belanglos sind. Das Erscheinen des anti- quarischen Katalogs, von M. Weg (Nr. 94), der die Carus’sche Bibliothek enthält, bestätigt denn auch diese Vermutung. Ahnliches ist von der Behandlung der Zoologie der Araber zu sagen (p. 151—178). Ein Abschnitt, der seinen Wert behalten wird, behandelt sodann die Erweiterung der speziellen Tierkennt- nis ums XIII. Jahrhundert (p. 178—201). Selbstverstàndlich wird auch er Zuwachs erfahren, aber kaum einen Zuwachs, der das zoologiehistorische Urteil über diese Zeit wesentlich verändern dürfte. In der anschließenden Schilderung des Erwachens der wissenschaftlichen Kritik ist doch wohl der Schule von Salerno noch nicht die Bedeutung zuerkannt, die wir heute für sie in Anspruch nehmen müssen. Wenn sodann Mondinus nur kurz Galen’s Nachtreter genannt und von der ganzen Entwickelung der Bologneser Anatomie nichts gesagt wird, so steht dies in keinem Vergleich zur Ausführlichkeit, womit z.B. Thomas von Cantimpre geschildert wird. Insgesamt betrachtet erweist sich der Abschnitt über das Mittelalter bei Carus als der wenigst ausgeglichene. Es fehlen die nötigsten der Patristik zu entneh- menden Grundlagen für die Beurteilung der mittelalterlichen Zoo- logie, ebenso die Kenntnis der Medicohistorie des betreffenden Zeit- raumes sowie der SchöpfungstheorienvonAugustinund Thomas. Zu selbstandigen Abhandlungen sind der Abschnitt iber den Physiologus, die arabische Literatur und die Tierkenntnis des XIII Jahrhunderts ausgewachsen, denen sich eine literarhistorische Skizze von Albert dem Großen, Vincent de Beauvais und Thomas von Cantimpre anreiht. Die Zoologie der neueren Zeit nimmt den größten Raum in dem Carusschen Werke ein. Der Autor gliedert sie in drei Perioden, deren jeder er ein Stichwort gibt: eine der encyklo- pädischen Darstellungen, eine der Systematik und eine der Morphologie; jede wird mit einer allgemeinen Charakteristik des Zeitraums eingeleitet. Es ließe sich zuerst fragen, inwiefern diese Beziehungen begründet seien. Logisch sicherlich nicht; denn welcher Gegensatz, oder noch schärfer, welche Kontinuität ergibt sich aus ihrer Reihenfolge? Das entscheidende Moment für eine solche oberste Gliederung dürfte nur ein philosophisches sein. Es ergibt sich aus der Frage: wie verhält sich der forschende Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 369 Mensch zu dem zu erforschenden Objekt. Allumfassung, Ordnung, Form besagen das nicht; andere Begriffe möchten denn doch diesem Verhältnis besser entsprechen. Zu Beginn der Neuzeit ist der in der Zoologie herrschende Zug: Aufschließung und Eroberung der Mannigfaltig- keit der Natur, Zuwachs an Kenntnis, daher auch Vorherrschen der Individualzoologie, der Deskription. Dann erst folgt, übri- gens aus großen philosophiegeschichtlich begründbaren Zusammen- hängen heraus die Periode der Systematik mit der Physio- gnomie: Beherrschung der Mannigfaltigkeit der Natur durch Normierung mit Hilfe von Gattungsbegriffen, also von der Einheit des menschlichen Denkens aus. Die dritte Periode würde sich dann dadurch charakterisieren lassen, daß das Ob- jektaus der realen Einheit seiner selbst herausgedeutet wird und zwar in der Richtung der physiologischen Synthese als mechanisch notwendige Daseinform und in der Richtung geneti- scher Synthese als genetisch notwendige Daseinsform. Demnach würden die Perioden nach dem Grade der Objektivierung des Forschens aufzustellen sein. Dabei aber tiberschichtet jede neue Periode die vorangehende, so daß in jedem Einzelfalle der Forscher gewissermaßen die sämtlichen Grade von Objektivierung durch- lauft oder, wenn man lieber will, die entsprechenden Grade von Naivität ablegt. Auch ist bei einer solchen Einteilung zu beachten, daß nicht der Anfangspunkt für eine der unterschiedenen Stufen bezeichnend ist, sondern der Punkt, wo jede derselben zur Herr- schaft gelangt, geschichtlich wird. Damit können wir die richtig empfundene, aber falsch bezeichnete und gar nicht begründete Einteilung der Neuzeit bei Carus belassen, verleihen ihr aber eine sachgemäße Begründung. Gleich die Einleitung zur „Periode der encyklopädischen Dar- stellungen“ führt uns einen Mangel der bisherigen Geschichte unserer Forschung vor Augen, den bisher kein Historiker zu überwinden glücklich genug war. Die Unterscheidung und Coor- dination: Zoologie und Botanik wird so sehr von frühester Zeit an in unsere Köpfe getrichtert, daß es immer und immer wieder nachdrücklichster Betonung bedurfte: für manche Fragen der Em- pirie verschwinden die Verschiedenheiten von Pflanze und Tier hinter der Gemeinsamkeit von Bau und Funktionen ihrer nie- dersten Repräsentanten. Ja noch mehr: Hat nicht etwa ein großer — Teil unserer gegenwärtigen Biologie die wesentlichen Grundlagen 370 Burckhar dt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. von der Botanik empfangen z. B. die Reizphysiologie und die Biomechanik? Und was für die Empirie gilt, gilt noch in grö- ßerem Maße für die Geschichte: Die Botanik ist der ur- sprüngliche und geschichtlich bedeutungsvollste Teilder Wissenschaft von den niederen Organismen. An ihr bilden sich alsdann die Vorstellungen, für die wir heute wohl eher das Substrat in den niederen Wirbellosen suchen. Daher geht es denn nicht an, daß Botanik und Zoologie für Geschichtsbetrachtung des Beginnes der Neuzeit in einem ge- wissen Gegensatz gesetzt werden. Die Entwickelung der Botanik und der Anatomie gehen vielmehr der der Zoologie vorauf; ja diesseits der Alpen ist es wesentlich die Vertiefung in die Form der Pflanze gewesen, die auch der Er- fassung tierischer Formen vorarbeitete. Trennung in beide Dis- ziplinen bestand ja auch in den älteren Werken des 16. Jahr- hunderts gar nicht. Und später bildete sich der Begriffsapparat der Systematik vorzugsweise an der Pflanzenwelt, man denke an Caesalpin und Bauhin und durch diese logisch tiefere Verarbeitung gelangte die Botanik wiederum an die Spitze der Biologie. Woher kam denn eigentlich der Schnitt, der Botanik und Zoologie so scharf trennte, daß selbst ein Zoologiehistoriker wie Carus sich nicht darüber hinwegsetzen kann? Die aristotelische Auffassung von Pflanze und Tier wurde im Mittelalter in Schlag- wörter umgepragt. Das Wort Linnes: die Steine wachsen, die Pflanzen wachsen und ernähren sich, die Tiere wachsen, ernähren sich und bewegen sich, ist scholastischen Ursprungs und stammt in dieser Fassung von Hermolaus Barbarus. Es ist der physiologische Maßstab des christlichen Mittelalters, dem man also die scharfe Accentuierung dieses Gegensatzes zwischen Pflanze und Tier verdankt; an Bemühungen, ihn auf seinen richtigen Wert zurückzuführen, hat es ja neuerdings, wie die Diskussionen um die Pflanzenseele und uın die Physiologie der Pflanzenzelle lehren, nicht gefehlt... Solch eine gewaltsame Tren- nung von Botanik und Zoologie läßt sich aber zuletzt für Ge- schichtsbetrachtung aufrecht erhalten. Und neben der Botanik war es die Anatomie des Menschen, von der aus die moderne Biologie ihren Ursprung nahm. Was Carus hievon, nachdem die Zoologie der Neuzeit bereits geschildert ist, auf p. 376—385 zu berichten weiß, ist dürftig und zeigt nur wie wenig die stereotype Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. di Einteilung: Zoologie und vergleichende Anatomie der Wirklich- keit unserer Wissenschaftsgeschichte adaequat ist. Die ganze Schwäche dieses Abschnittes tritt dann auch in den allgemeinen Erörterungen über das gegenseitige Verhältnis der zoologischen Teildisziplinen am deutlichsten hervor. Aber wir greifen nochmals auf den zoologischen Teil zurück, um an einem Beispiel darzutun, wie fatal für Carus die Unkenntnis der antiken Zoologie wurde Won Jonston redend. p. 391 „erscheint zuerst die Anordnung der Fische insofern logischer als bei Aldrovandi als hier der Aufenthaltsort consequent nur in bezug auf die Wasser- art zur Einteilung benutzt wird. Jonston gibt daher nur drei Klassen: Seefische, Fische, welche sowohl im Meere als in den Flüssen leben und Süfwasserfische. Die beiden Aldrovandi- schen Klassen der um Felsen und am Strande lebenden Fische werden hier nur zu Unterordnungen“. Hätte Carus die Hippo- kratik, mit der er so rasch fertig war, gekannt, so hätte er ge- funden, daß alle Fischklassifikation dort ihren Ausgangspunkt nimmt und mit erstaunlicher Zähigkeit alle Wechselfälle der Geschichte unserer Wissenschaft überdauert hat. Hier kommt also weder Jonston’s noch Aldrovandis Wissenschaft in Betracht, sondern wahrscheinlich Gattungsbegriffe, die diese nicht einmal direkt aus der Hippokratik, sondern auf dem Um- weg durch Galen kannten. Auf derselben Seite unten: „Auch bei der Klassifikation der Vögel macht sich etwas mehr Con- sequenz bemerkbar, da Jonston die Ernährung, Schwimm- und Spaltfüßigkeit hervorhebt.“ Carus weiß nicht, daß diese Einteilung uns schon bei Aristoteles entgegentritt. Ebenso mif- lich kommt auch in der Beurteilung von Rondelet’s Verdiensten um die Ichthyologie (p. 360— 369) zum Vorschein, daß sich Carus von der Entwickelung dieses schwierigen Teiles unserer Systematik keine rechte Vorstellung machen konnte. Auch die p. 370 aufge- führte Unterscheidung in breite und runde Würmer ist uralt und über- liefert hippokratisch. Ebenso die künstliche Brütung der Hühnchen, die en ber Colter @ 370) aber aueh schon bei Abdallatır (p. 161) erwähnt, ohne zu wissen, auf welche Quellen sie zurückgeht. Es versteht sich von selbst, daß dieser ganze Abschnitt von Carus eine reiche Fülle von interessanten Einzelheiten darbietet, wenn er auch in bezug auf die oberste Gliederung und die Be- urteilung des Verhältnisses der Zoologie zu den übrigen Wissen- schaften nicht als geglückt darf bezeichnet werden. Zool. Annalen. I. 25 372 Bure khardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. Die Periode der Systematik (p. 386—572) stellt die „tormellen Hilfsmittel“ für wissenschaftliche Begründung fest. Wenn aber Carus meint, die zoologischen Systeme seien im Verlauf dieser Periode von „einzelnen Männern erfunden“ worden, so ist dies eine ziemlich harmlose Auffassung und zwar sowohl der Ent- wickelung der zoologischen Systematik, die dann auch im voran- gehenden Abschnitt von Carus nicht entsprechend ihrer Ent- wickelung dargestellt wird, weil ihm das Wiedererwachen des philosophischen Aristotelismus entgangen ist, wie auch des ein- heitlichen Zugs nach philosophischen und praktischenOrganisationen, der die ganze Periode durchweht. Die zoologische Systematik istnur eine Teilerscheinung in dieser Gesamtheit. Und endlich ist für Carus noch immer zoologische Systematik gleichbedeutend mit Klassifikation der Tiere. Die Fortbildung der auf Anatomie be- gründeten physiologischen Systematik kümmert ihn nicht, wie denn überhaupt weder das nötige logische Verständnis für die Physiologie, noch die Kenntnis physiologischer Schriftsteller, namentlich Haller’s, Carus hier geleitet hatte. 7 Daneben tritt die ganze Remission der Biologie und ihre Imprägnation mit Elementen anderer Wissenschaften nicht genügend zu- tage. Verkümmert ist auch die ganze Darstellung der französi- schen Physiologie und ihrer Vorbedingungen. Neben de Maillet und Robinet waren Diderot und Maupertuis zu nennen und die Behandlung Buffon’s verràt wenig Kenntnis seiner Werke. Die starke Seite des Abschnittes ist die monographische Behand- lung von Ray, Klein und Linné. | Nur einige, speziell die deutsche Zoologie betreffende Mängel seien hervorgehoben. Von Friedrich Blumenbach wird p. 541 sein „durch große Schärfe und Klarheit sich auszeichnendes Handbuch“ hervorgehoben. Bei genauerer Besichtigung der Dis- position dieses Buches erweist es sich als ein Ausbund von Konfusion. Bei Blumenbach taucht die Anthropologie plötz- lich auf, es fehlt dagegen seine klassische Schrift über den Bil- dungstrieb. Herder, der älteste und anregendste der deutschen Genetiker und Kosmologen wird nicht erwähnt. Die Rudolphi’- sche Biographie von Pallas war Carus nicht bekannt. Als Periode der Morphologie rechnet Carus die Zeit von der Blüte der französischen und dem Beginn der deutschen Natur- philosophie bis zu Darwin. Wir haben bereits das entscheidende Kriterium für diese Periode oben anders angegeben und zwar Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 373 so, daß auch der Darwinismus darin noch Platz hat. Wenn Carus angibt p. 574 „Es ist der Charakter des hier noch zu schildernden Zeitraums, daß die sichere Erkenntnis der tierischen Gestaltungsgesetze zu der immer schärfer erkannten und immer glücklicher bearbeiteten Aufgabe der Zoologie wurde“, so treten damit die Prätensionen hervor, die er in seinem „System der tierischen Morphologie“ vertrat. Die von anderen Forschern neuerdings stets wiederholte Formulierung dieser Aufgabe, ver- glichen mit den wirklichen Leistungen, sollte doch endlich zum Bewußtsein bringen, wie sinnlos es ist, auf diese Weise immer wieder der Zoologie Bahnen vorschreiben zu wollen, die ihr nicht eigen sind. In der ganzen Einleitung dieses Ab- schnittes steht kein Satz, gegen den sich nicht die schwersten Einwände erheben ließen. Ähnliches hat für den Abschnitt Naturphilosophie zu gelten. Eine der deutschen Naturforschung jener Zeit würdige Darstellung dieses spezifisch deutschen Stückes der Philosophiegeschichte ist auch heute noch ein pium desiderium. Carus’ Darstellung ist gehalten, als ob er sich seine ganze Opposition gegen Oken’sche Einflüsse, die, wer weiß wie, in seinem Studiengang an ihn mögen herangetreten sein, vom Leibe schreiben müßte. Dabei bleibt ihm Raum weder zu einer sachgemäßen Wiedergabe der Oken’schen Naturphilosophie, noch zu einer Würdigung der Verdienste eines Burdach oder einer Erscheinung wie Gall, der als erster Genetiker des Nerven- systems, als eine Figur von erzschwäbischer Konstitution und eminenter historischer Bedeutung in einer deutschen Geschichte der Zoologie nicht fehlen durfte. Daß Joh. Müller ohne vor- aufgehende Kenntnis Haller’s und der französischen Physiologen nicht wiedergegeben werden konnte, liegt auf der Hand. Der beste Abschnitt der ganzen Periode dürfte in den „Fortschritter. der Kenntnis einzelner Klassen“ p. 680—716 zu erblicken sein. In einem weiteren Abschnitt würden wir unter der Überschrift: Historische Zoologie p. 717—720 eine kurze Übersicht der Zoc- logiegeschichte erwarten. Carus hat aber dabei nur gemeint: antiquarische Angaben über Tiere, die in Schriften alter Zoologen angetroffen werden. Auch eine klare Übersicht der von Carus benützten zoologiehistorischen Literatur allgemeinerer Art fehlt vollständig. Das vortreffliche bibliographische Hilfsmittel, die Quellenkunde von Assmann wird nirgends zitiert, ebensowenig Haller’s Bibliographieen; die geschichtlichen Werke von Spix, 25* 374 Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. Cuvier, Lewes nur in so unscheinbaren Anmerkungen, daß, wer sie nicht kennt, sicher nicht darin wichtige Hilfsmittel er- blicken wiirde, die denn doch auch ein Forscher, zumal, wenn er sich national einschränken muß, angeben dürfte. Man wird vielleicht unsere Kritik zu ausgedehnt finden und zu wenig des Lobes darin. Daher sei hier ausdrücklich betont, daß unsere Absicht war, das Buch, dessen Vorzüge besonders in der Fasslichkeit und allseitig wechselnden Wiedergabe einer Fülle von interessanten Tatsachen, dazu in meist gefälliger Form, bestehen, zu ergänzen. Dabei mussten mehr die mangelhaften Punkte, als die eo ipso anzuerkennenden betont werden. Carus selbst würde es, wäre in seinem arbeitsreichen Lebenslauf ihm Mufe dazu geblieben, überarbeitet und dabei Manches besser wiedergegeben haben; das ist wohl kaum zu bezweifeln. Dass er die Fehler seiner Zeit geteilt hat: die Tatsachen für das allein Maßgebende in der Wissenschaft zu halten, die Gedankenstruktur zu unterschätzen, die Zoologie mit Maßstäben der anorganischen Naturforschung, Gesetzen, messen zu wollen, das muß doch gerade der Historiker milde verstehen und damit verzeihen lernen. Bei alledem bleibt Carus der einzige in seiner Zeit, der die Zoo- logiegeschichte in möglichst umfangreicher Art in die Hand genommen hat. Wenn dabei noch ganz persönliche Neigungen zu gelehrter antiquarischer Geschichtsbetrachtung, Absichten ethischer Art und Mitschwingen in den Tönen seiner Zeit, dem Werk den Stempel nicht der letzten Wissenschaftlichkeit, die erwünscht wäre, aufdriicken, so dürfen wir ihm schon deswegen nicht gram sein, weil diese Symptome sich so unverhohlen selbst darstellen. Andererseits sollte bei uns umso intensiver das Bewußt- sein dafür rege werden, daß die Geschichte der Zoologie kein ab- geschlossen vorliegendes Arbeitsgebiet ist, daß sie der Neubear- beitung bedarf und ihrer wert ist, ja daß die Aufgabe, aus ihr einen Zweig der Philosophiegeschichte zu formen, nur um so dringender sich meldet. Aber auch für aile Arbeit auf zoologie- historischem Gebiete kann die Petitio principii nicht scharf genug hervorgehoben werden: Manarbeite nur nach den Quellen selbst. Wahre Objektivität hat in dieser Richtums bessene Gelesenheit, sich zu entialten, als wensee darauf beharrt, gegenüber Jem subjektiven Gehalt, ohne den die Wissenschaft überhaupt undenkbar ist, sich blind zu stellen. In Wirklichkeit hindert die Pflege Burckhardt, Zur Geschichte und Kritik der biologie-historischen Literatur. 375 und Vermehrung realer Facta nicht, daß auch der idealen Kon- struktion volle Sorgfalt zuteil wurde. Ja erst die bewußte Hand- habung der Methode verschafft uns die Freude, im Materialzu- wachs nicht Ballast zu erblicken, sondern ein Substrat fir den ordnenden und schaffenden Geist, einen Stoff, der dem Organismus unserer Wissenschaft assimiliert, inm neue Kraft zuführt. The earliest record of Filaria loa.) By Henry B. Ward. arious authors have chronicled the existence of a drawing representing the extraction of /7/arza loa in the sixteenth ee i century, and have generally regarded it as the earliest evidence of the occurrence of this parasite thus far noted. So far as I have been able to find, the first reference to this illustration occurs in Guyon (64:747) who refers to it as found in a book printed in Frankfort in 1598; he says it is a plate intercalated in a description of the Guinea Worm (Dracunculus medinensis) and one of the scenes on it portrays the extraction of a Filaria from the eye. This species is not named in the text; by virtue couts location, however, it should be regarded as the form now called Filaria loa, rather than as the Guinea worm. The original publi- cation is said to be one translated from Italian into Latin by C. Reinus under the title, „Vera descriptio regni africani, quod tam ab incolis quam Lusitanis Congus appellatur“. This record has been cited by many later authors, among others notably by Manson, Moniez (96), and Blanchard (86), but the most recent discussion of it is found in Blanchard (99), who prints a copy of the ancient plate and says (p. 527): „Le plus ancien document que nous possédons relativement au Loa est une curieuse gravure publiée par Pigafetta, en 1598 (fig. 12). On y voit un personnage qui est en train de s’extirper une Filaire de Médine; un autre Ver, déjà en partie enroulé sur un bàton, sort de sa jambe droite. Un autre personnage subit 1) Studies from the Zoological Laboratory, The University of Nebraska, Lincoln, under the direction of Henry B. Ward, No. 61. 2 Ward, The earliest record of Filaria loa. a, une operation qui consiste evidemment a exstirper la Filaire sous- conjonctivale. Cette gravure peu connue a été reproduite par Jean- Hugues de Linscot, dans le récit de son voyage aux Indes, et interprétée par lui comme représentant la manière dont, à Ormuz, on a coutume de crever les yeux aux parents du roi. Mais cette interpretation fantaisiste ne saurait nous. arrêter, puisque nous savons que la gravure en question a été publiée pour la première fois dans une description du Congo: elle ne peut s’appliquer a autre chose qu’au Loa, bien que le texte soit muet a cet égard, et cette opinion est précisément corroborée par ce fait, que l’un des individus représentés est atteint de dracontiase. „Ainsi se trouve etablie d’une facon indiscutable l’existence du Loa sur la côte occidentale d’Afrique a la fin du X VIF siècle, exactement un siècle après la découverte de l'Amérique, à une epoque où la traite des noirs n’avait pas encore commence. Cette constatation est importante, puisqu'elle vient confirmer la demon- stration que nous avons donnée autrefois de l’origine africaine de tous les cas de Loa observés en Amérique.‘ This shrewd analysis and appropriate explanation of the scene met my own full approval and in a recent paper I cited it as an established fact. During the past summer the occasion of a visit to Europe enabled me to undertake the completion of a long unfinished bibliography on /ilarza loa which was intended to accompany the record of an American case of this parasite. As this demanded a personal examination of every article in which Filaria loa was noted, it was natural that the oldest record should also come under scrutiny and to my great astonishment the plate was not present in the first copy of the work examined. After much labor an examination was made of every copy of this publi- cation in the library of the British Museum, London, as well as in the Bibliotheque Nationale, Paris, and the results of this study are given in the following paragraphs. Francesco Antonio Pigafetta, an Italian explorer and historian, accompanied Magellan on his circumnavigation of the world in 1519—23, and is the principal authority on this voyage. He died, however, about 1534, and among his works I fail to find any which corresponds to that in question. The real author was a Dutch doctor known as J. H. van Lindschoten, or Jean Linscot, as the name is variously written. The editions of this work are exceedingly numerous and 378 | Ward, The earliest record of Filaria loa. 3 disclose so many changes that it is difficult to secure any clear © idea of their number and relation to each other. The learned LE = % #53 id Holland bibliographer, P. A. Thiele, librarian of the University of Leyden, published in 1867 an extended list of them with others 4 Ward, The earliest record of Filaria loa. 379 under the title: Mémoire bibliographique sur les journaux des navigateurs Néerlandais. On page 3 he lists De Bry’s ,,Petits Voyages en Orient 1598--1628“ as follows: I. Description du pays de Congo par Ed. Lopez. Voyages aux côtes de l’Afrique par Sam. Braun. II. Voyage en Orient de Jan Huygen van Linschoten. I° partie. III Méme voyage, 2° partie. Premier voyage des Hollandais en Orient, sous C. Houtman. Description de trois voyages au Nord, par Ger. de Veer. IV. Voyages en Orient de Linschoten, 3° partie, etc. On page 83 he adds a detailed description under ,,B. Col- lection des Petits Voyages de de Bry. 1. Voyages en Orient de Jan Huygen van Linschoten.“ The plates are listed under letters a, b, c, d, etc., and the bibliographer notes especially that they lack numerals. The plate under consideration is not listed among those found in this work; it should be noted, moreover, that it bears a number (6) and has no evidence of a letter anywhere on its surface. The edition of the De Brys work, bound under the title ,,India orientalis* which I first secured in London, bore the following title page: Pigafetta, Philippum. Regnum / Congo / hoc est. Vera descri/ptio regni afri/cani, quod tam ab in/colis quam lusitanis / Congus appellatur. / Per / Philippum Pigafettam, / olim ex Edoardi Lopez acroamatis / lingua Italica excerpta; nunc Latio / sermone donata ab / Avgvst. Cassiod. Reinio. / Iconibus et imaginibus rerum memorabilium quasi / viuis, opera et industria Ioan. Theodor. et Ioan, / Israelis de Bry fratrum, etc. exornata. / Francofvrti / Excudebat Volffgangus Richter, impen/sis lo. Theo. & Io. Israel. desbry, trata ,M. D =XCVIEL Ihis work I examined in detail and with great care; there is in the text no mention whatever of worms and no plate such as has been cited and copied. The work has an appendix with the following title: „Lcones quibus ad maiorem lectoris recreationem primus Lusitanorum cum rege congressus, incolarum arma et instrumenta bellica, vestes tam foemineze quam viriles, & aliquorum animalium forme, quasi ad vivum proponuntur. In es incise per Johannem Theodorum et Johannem Israelem 380 Ward, The earliest record of Filaria loa. 5 de Bry, fratres et cives Francofortenses. Francoforti [as on title page to date incl.“ 3 This contains 14 plates and the explanation of each; but no one of them bears the least resemblance to that under consideration. The second part of this volume, which in the copy noted is bound in the same cover but appears distinctly as an inde- pendent work, has its individual title page which reads as follows: II. Pars / Indiae orientalis, / in qua / Johan. Hvgonis Lint- scotani / Navigatio in Orientem, item regna, littora, portus, flumi- / na, apparentiae, habitus moresque, Indonum & Lusitano- / rum pariter in Oriente degentium; præterea merces, mo- /netae, men- surae / & pondera, quae quibus in locis, quove / compendio pro- stent, accurate proponuntur. Ea Lint- / scotus ipse spectator atg;. autor primum vernaculi sibi / idiomate Belgice in publicum dedit: Deinde superioribus / Germanis Germanice, & nunc Latinis item auribus / Latine utcumq; reddita enunciauit / Tevcrides Annavs Lonicervs pri / uatus, Civis Francfordiensis. / Opus et nauigantibus et mercatoribus Historiarumque / studiosis apprime vtile. / Addita sunt passim D. Paludani Annotationes; item icones, artificio / se in arte facta per Ioh. Theodorum, et Ioh. Israelem de Bry, / fratres, quorum sumptibus opus ipsum recens / iterum foras datum. / Francofordii, | Ex officina Wolffgangi Richteri. / M. D. XCIX. On page 26 of this work one may read ,, Caput VIII Ar- musium, quod Insula est et Ciuitatis nomen, hoc capite describi- tur“. Thereupon follows an account of the native custom on the accession of a new king of putting out the eyes of all male rela- tives, and later on in the chapter a description of the worms which infest the inhabitants and are thought to come through drinking water. This second part has also an appendix which is entitled: »lcones vivae, verae et genuinae nationum, gentiumque om- nium, quotquot accolunt ad oram maritimam, quae a gadibus usque in Indiam orientalem & inde ad Chinarum usque regnum continuate ductu pertingit, additis eorundem ceremoniis moribusq; ita expressis, ut coram spectari credas. Expressi sunt et habitus moresg, quibus tum ipsi Lusitani, tum uxores et mancipia eorum hodie in India utuntur. Omnia elaboratissime scitissimeque in zere representata, opera studiorum que Io. Theodori et Io. Israelis de Bry fratrum.“ [The bottom lines are as before.] | The plates given include many which are merely reprinted from the Icones of the first part, but a number of new illustra- 6 Ward, The earliest record of Filaria loa, 381 tions have also been added. Here one finds for the first time the plate under discussion. Plate VI. „Quo modo incolae Armusij noctu in lintribus dormiant et de propinquis regum excaecandis.“ Some interesting facts appear from a study of the earliest edition which is written in Dutch and has 1596 as the date of publication. In „Dat 6. Capittel. Van’t Eylandt ende Stadt van Ormus,“ the text includes the same statements regarding blinding the eyes of the kings relation and later on concerning the plague of worms: but there is no plate corresponding to Pl. VI of the edition of 1599 and no illustration at all including any of the data of this chapter numbered sixth in this the original edition and eight in the edition of 1599. The corresponding edition in French is dated 1610 in the copy examined; in this in due order is „Ch. VI. Description de l'Isle et Cité d’Ormuz“ which is apparently an identical translation of the text of the Latin edition and noticeably shorter than the verbose form of the English edition. It has at page 18 an account of the custom of putting out the eyes of the king’s male relatives. At the bottom of page 21 is described the ,,Maladie de vers or- dinaire a Ormuz“ and the top half of page 22 contains the plate reproduced by Blanchard. It is not numbered but bears a title »Portrait de la maniére de crever les yeux aux parents du Roy en VIsle d’Ormuz, et d'autres choses remarques en ce Chapitre“. The plate bears in its lower left hand corner the arabic numeral „6“, which shows it to be probably the same plate as that used in the earlier Latin edition with which it also agrees in other details. This numeral is lacking from Blanchard’s copy so the latter may have been reproduced from another edition, but the two are identical otherwise and Blanchard quotes in his text the title as given above, while he also cites this edition without further comment in the bibliographic index of his paper. I saw also in Paris a reasonably identical German edition of 1598 which has this same chapter and plate. The latter bears the title „Wie die Inwohner in Ormus schlafen, und der König seiné Verwandten des Gesichts beraube“ The description of the terrible worms resembles closely the text of earlier editions, but adds just before the plate ,Seind aber zweiffels ohn ein sonder- bare Straff Gottes“. The identical plate is used also in another paper in the same volume: ,,Anhangs der Beschreibung des König- reichs Congo, Inhaltend Fünff Schiffarten Samuel Brauns. Ge» 382 | Ward, The earliest record of Filaria loa. 7 druckt zu Franckfurt am Mayn bey Caspar Rôteln. M. D.C. XXV.« This repetition demonstrates its attractive and useful character. In addition to these editions it is necessary to mention only the well known English reprint under the date of 1885 in the series of Hakluyt Voyages. This reprint is much more accessible than the original of which it is a faithful copy with most valuable annotations. From this I may cite verbatim the text pertaining to the matters under discussion (p. 46): „Ch. VI. Of the Island and Towne of Ormus.“ „And there they have a common custome, that he which is King doth pre- sently cause al his brethren and his kinsmen of the Male kinde to have their eyes put forth?) which done they are all richly maintained during their lives for that there is a law in Ormus, that no blinde man may bee their king over them.“ Later in the same chapter one finds (p. 52), ,, here is im Ormus a sicknesse or common Plague of Wormes®), which growe in their legges, it is thought that they proceede of the water that they drink.“ There is no mention whatever of such worms occur- ring in the eyes. From the preceeding it appears clear thatthe plate in question is taken not from the account of Pigafetta’s voyage to the Congo region as Blanchard believed, but first occurs in van Linschoten’s voyage to the East Indies. Even here it is not found in the ori- ginal edition but is added to the later reprints only. The critics already cited incline to regard it purely as a product of the fer- tile imagination of the De Brys in spite of the vigorous state- ments of these brothers on the title pages of the „Icones“ regar- ding the accuracy of their representations. My own study of the plate seemed to yield internal evidence of some more extended knowledge on the part of the artist while at the same time it gave further proof of the impossibility of interpreting the plate as suggesting an eye worm. This accords fully with the results (Footnote) 2) ,,Teixera (1610) says it is a practice DEE Barbosa mentions this pa ps z about 1516: £ pa a The De Bry edition of Lindschoten has an imaginary plate, VI, which includes this.“ (Footnote) 6) „I. e. the socalled Guinea worms common in the tropics. The De Brys give a very imaginary plate to explain this and other matters related of Ormuz, viz., the troughs of water in which people were obliged to sleep on account of the heat, and the blinding of the King’s relatives. This plate is not in the original Dutch edition of 1596," etc. 8 Ward, The earliest record of Filaria loa. 383 of the study of the text which contains no hint of worms in the eye, but fer contra confines them to the legs, while it explains minutely the custom of putting out the sight of the king’s rela- tives. In these particulars all editions agree fully. The artist must have relied upon some description, written or verbal, much more extensive than the very general account of the worms given in the text, for he portrays with some accuracy the gradual rolling of the Guinea Worm on a split stick, indi- cating not only the active process but the custom reported by later authors of pausing occasionally during the extraction of the parasite and permitting the worm to relax before proceeding further. Thus while he winds at one specimen, another worm half extracted hangs from the other leg. This representation of dracontiasis is urged by Blanchard in support of his views regarding the other figures in the plate; but it seems rather to militate against the explanation he gives since the best authorities contend that the Guinea Worm and Filaria loa do not both occur in the same territory. Now the island of Ormus lies at the entrance to the Persian Gulf, within the limits ordinarily accorded to Dracunculus medinensis but far removed from the home of /7/aria loa. Furthermore the person whose eyes are being treated is under evident restraint and mani- fests too great resistance and pain for one undergoing a simple operation for the removal of /7/arza loa which is also described by later authors as but little painful. In the plate just behind this group one sees a figure as of a blind man led away by two attendants, a further detail in accord with the text and the ori- ginal inscription of the plate. The room at the left of the plate represents the supposed method of sleeping in tubs of water during hot weather. The figure at the extreme right has too much the appearance of a North American Indian to belong properly in such a plate. In view of this discussion it may fairly be maintained that the internal evidence also is irreconcilable with the thory of Guyon, Manson and Blanchard. Neither the account of this voyage nor the questionable plate can stand as a record of Filarza loa, but only for Dracunculus medinensis. The earliest record of 7: loa becomes then that of Mongin (1770) nearly two centuries later. 384 Ward, The earliest record of Filaria loa. 9 . Literature cited. Blanchard, R. | 86. La Filaire sous-conjonctivale (Filaria loa Guyot). >= Le Progrès médical, Paris, (2), 4:591—3, 611—2. 99. Nouveau cas de Filaria loa. Arch. Parasitol., 2: 504—34. 12 figs. Guyon, 64. Sur un nouveau cas de filaire sous-conjonctival, ou ilaria oculi des auteurs observé au Gabon (cöte occidentale d’Afrique). Cok. Acad. Sci, Paris, 5927438: Mongin, i 1770. Observation sur un Ver trouvé sous la conjonctive, a Maribarou, ile Saint- Domingue. Jour. de Médecine, Chirurgie, Pharmacie, etc., Paris, 32: 338—9. Montez R,, 96. 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M. 15.— a M. 1725 n ax es Centralblatt Mess IV. 1901: ++ + aber die Forderung, mikroskop. eh die! dee mitteln moderner Technik "hergestellt sind, ‘mit allen Einzelheiten naturwahr und zugleich mit ‘der Jarheit, Wie. ‘sie. ‘ein Lehrbuch. fordert, darzustellen und nur mit solchen Abbildungen ein reich illustriertes Lehr- zu einem üblic en Preise auszustatten, ist wohl mit dem hier angezeigten Werk zum erstenmale erfüllt... | Hie: sind. ‚anschauliche Klarbeit, überzeugende Naturwahrheit auch der kleinsten Einzelheiten und : tierische wo ithuende Weichheit i in einer Weise verbunden, die sich wohl nicht übertreffen ae xt des Lehrbuches ist diesen vortrefflichen Hlustrationen würdig...“ $ ale Monatsschrift für Anatomie und Physiologie“: lee Hiervon‘. gesehen st die © “schwie rige Gegenüberstellung kontroverser Ansichten zumeist sehr klar und ice 3 . + « In der That wird demselben (dem Studierenden) das schwierige Studium durch die Klarheit . ae 5 ung, die Vortrefflichkeit der zum Teil farbigen eee und Sores = (A laatine,: Sh Pak und Papier anlangt, WA erleichtert? cada 4 ARE | INTE SET ose berger, Fr., nz der later eee cl ultze, 05; Entwickelung. und Bedeutung der Ora s ‘| Tafel und 3 Textfiguren. (Sep.-Ausg. M. 2.) nta Uber die Polaritat des de Mit Era (Sep „Ausg, ‘M — 80) ,, Ein Beitrag zur Anatomie des st ARE “6 "Textfiguren. und 1 lithogr. Tafel. (Sep.-Ausg. EN, Über Be roue Dickenwachstum A ‘M. 1.50) © ri G des Mikrosko IT POSE de Blattpulver von are Kraus, Ge Aus der Pflanzenwelt Unterfrankens L Johann Anal Fehr ‘und Wiesen. (Sep.-Ausg. M. 1.50.) i Goldschmidt, Dr Flora des Rhôngebirges IL. (Sep. „Ausg, M. — 60) J | Neue uso: Band i : da ony vile ostoski, O., Zur Kenntnis der Pricipitine. Gen ate M. it 80) none Th. Über mehrpolige aan a Aue zur Analyse des Zeilkerns. | HER ‘und DA A MT Werhatfnissen, | nn -Ausg. M. a Borst, M., Berichte über Arbeiten aus dem patholog. -anatom, institut i a 0. „Fünfte Folge. (Sep.-Ausg. M. 5.—.) Rik a UNS dj ‘Bayon, G. P., Erneute Versuche über den Einfluss des ‘Schilddrtisenye ILE drüsenfütterung auf die Heilung von Knochenbrüchen. Mit. med. Fakultät zu Würzburg preisgekrönte Arbeit, (Sep.-Ausg. M. 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Lippold, Erich, Anpassung der Zwergpflanzen des Würzburger Wéllenkalkes mac Blattgr sé and Spaltoffinungen, (Aus der Pflanzenwelt Unterfrankens IL) (Pep DAREI M. 5 Neue Folge. Band XXXVII begann mit: Funaoka, E., Über die ey verschiedener Froschmuskeln, Mit ni Tale —.80.) te (Sep. Ausg. M. 3) eich fir Geschichte der li | Herausgegeben von 4 i DE Max Braun, | A .0, Bs Professor für Zoolagle und vergl. ‘Anatomie und Direktor des zoolog. Museums in tically FA «Pr. 3% > x ; a ne | - Inhalt: | uv . Maehrenthal, ani von Regeln der te Re Near: | Als Grundlage. für eine Neubearbeitung der internationalen Regeln ‚der internationalen. Nomenclatur-Commission vorgeschlagen. Lie, ‚Geschichte und Ergebnisse der Echinorhynchen - Forschung bis auf Westrumb (1821) mit Bemerkungen über alte und: neue: NER der ina bo: pag. ai J Wü Rn, A Stuber’ s Verlag te Kabitzsch). È 1904. Sa „Zoologischen Anaslen“ erscheinen in zwanglosen Heften, ı von denen ungefähr vier einen Band von 320 bis 400 Druckseiten gr. 8° zum Subskriptions- | x preise von Mk. 15.— bilden. Einzelhefte werden nicht abgegeben. ; Re Druckfertige Manuskripte in deutscher, englischer, französischer oder italienischer ‚Sprache do, man an Herrn Prof. Dr. Max Braun in Königsberg i. Pr., Zoolog. Museum, einsenden, Rr nega Attal PARTS Pere über Zusammenset: ng, ‘Miser Nahrungs- und Genussmittel, über zweckmässige Ernährung v ete: ausserdem ‚310 ‚Kochrezepte ‘und 60 Speisezettel enthaltend, ‘ragenden Autors nach wie vor ein Vademecum b den. ür die Jener, die aus prophylaktischen oder thera h näbrung eine besondere Aufmerksamkeit IR in dieser Hinsicht bereits die grossartigsten ärz so wird auch die neue sein a als ein. handlicher und” treue sr Rate ‚braucht werden. i ior | Rôntgenologis: ches Hilfs Eine Sammlung von Aufsätzen h über die > Grundlagen und, die dro Hilfsmethoden des Röntgen erfa € VRR NEN. i cr Mit einem A UE: i eS NUS int aay Lg à RAA N ‚über va Vergleichende De = | ee Unersuchengen | "Preis Mk. di 50. | In diesem Buche ane zum erstenmal versucht, eine : ai systematisch N der NEN Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten der Geschlechter ‚durch experimentelle zu erzielen. Eine Unmenge Versuche sind unter Beobachtung ‚peinlicher | Genauigkeit ausgeführ Das Buch wird deshalb ein een Interesse für ee in cies ar ‚nehmen, von ‘Dr P. ©. Mayen, Assistent an der Psychiatrischen Klinik zu Wirzburg. | Preis: gebd. Mk. 3.60. Enthalt unter anderem genaue Vorschriften über die neuen. RSS: elektiven Gli | welche auch bei Tieren anwendbar sind; ausserdem ausführliche Anleitung zur Ausführung der neuesten | elektiven Fibrillenimprägnationsmethoden nach Ramén ‘Cajal, sowie ‘Bielsch owsky, | "Methoden welche ihrer Einfachheit halber in der gesamten ‚des ee \ noch eine M oc Rolle spielen werden, sagt Ms | A Stuber’ Verlag € raie) Würzburg, ‚Ein Handbuch für Studierende und Ärzte: von a RA te à Professor Dr. Max Bid | | ra | Dritte völlig umgearbeitete Auflage. | Mit 272 Abbildungen. Preis brosch. M. ER RR MER Poker Zentralblatt. 1903. Nr. 9: Der Umstand, dass nach wenigen Jahren die dritte kunde gerade so wesentliche Fortschritte in dieser Zeit gemacht, dass das Neuerscheinen des Buches _ o mit Freuden zu begrüssen ist, Dieses tiefere Eindringen der Wissenschaft hat auch eine teilweise 3 ibearbeitung veranlasst, namentlich tritt diese bei den parasitischen Urtieren hervor, in geringerem de bei den übrigen Gruppen. Auch neue Abbildungen erfreuen den Leser. Da die wichtigere Literatur überall angegeben ist und vorzügliche Abbildungen das Verständnis erleichtern und er- le, wird das Buch seinen alten Platz behaupten und sich neue Freunde hinzuerwerben, Zeitschr. f. Naturwiss. Bd. 75. Es ist mit Genugtuung zu begrüssen, dass in der jetzigen Zeit des Interesses. an tierischen Parasiten auch ein zuverlässiger Ratgeber vorhanden ist, der den Arzt bei den vernachlässigten Zoologicis nicht nur über alle neueren Forschungsergebnisse, sondern auch über die zoologische Grundlage genügend belehren kann. Wir hatten schon bei Be- | sprechung der zweiten Auflage Gelegenheit, auf die gediegene Durcharbeitung und die schöne Aus- stattung des Werkes. rühmend hinzuweisen, für die neue Auflage gilt dieses Lob in gleicher Weise. Kein Arzt ‚sollte versäumen, sich dieses billige und doch umfangreiche Werk anzuschaffen, es wird ihm nicht nur POE sondern ‘auch Anregung. der interessantesten. ‚Art in reichem Masse ge- währen. NU di RTLA i LIE oe MERO A DG: Brandes. Konpontium der vergleichenden Anatomie. Ho Gebrauche für ‚Studierende der. Medizin RE von | : ie ‘Dr. Bernhard Bawitz.. "Privatdozent an ‚der Universität Berlin. Mit 90 ‚Abbildungen. - Preis sieh M. 5.—. | Le hrbuch der Histologie und ‘der Va Rata nrc à ...n Anatomie mit besonderer Beriicksichtigung des menschlichen Körpers | einschliesslich der mikroskopischen Technik ‚von È + “ira, ] os 3 tise c He e s K och buch LE . Otto Dornblü th. Zweite ana verbesserte und vermehrte Auflage. A à UE Preis gebd. Mk. 5.40. Ws ae éstattet nk reichen Belehrungen über Zusammensetzun g, Verdaulichkeit und Nährwert sc er 1gS- und Genussmittel, über dr Ernährung von Gesunden und Kranken | , ausserdem 310 Kochrezepte und 60 Speisezet nthaltend, wird das Buch des hervor- suet nden Autors nach wie vor ein Vademecum bilden fiir die unermessliche Zahl Douce. die aus prophylaktisch en oder therapeutischen Gründen ihrer Er- nährung eine besondere Aufmerksamkeit widmen müssen. Standen dem Buche in dieser - linsicht bereits ‘die gro ssartigsten arztlichen Empfehlungen zur Seite, bi wird auch. die neue Auflage 55 ‘ein Randlicher. und treuer er er SE und ge- >raucht werden. aoe RAR & Eine “in von Aufsätien über r die Grundlagen und die wichtigsten Hilfsmethoden des Rönigenverhhrens. 3 : MER na Anhang. a x 2 A DEL È == Radioaktivität =. | mgenienr Friedrich D essauer. Versicichenie er der Gestein en Untersuchungen. Sn von Helen Bradford Thompson, Ph, D. | Autorisierte Ubersetzung von % E- Kötscher, : esem Bucks. vid, zum ye hast oe eine Pr ‘systematische Bestätigung ychologischen ‚Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten der Geschlechter durch experimentelle Methoden rzielen, Eine Unmenge Versuche sind ‚unter. Beobachtung peinlicher Genauigkeit ausgeführt worden. > wird a ein < walgeentis Interesse für sich in en nehmen. as von 4 P. 6. + Ante an der. Psychiatrischen Klinik zu NACRE Preis ee Mk. 3.60. ora: re ; ausserdem ausführliche Anleitung zur a der neuesten gnationsmethoden ‘nach Ra mon € a j al, sowie Bielscho ws ky, Methoden, a n der 2 Preis pro Band im Umfang. von ca. Ci 3 Druckbogen à M: 1 # | Neue Folge Band KXXV. Ring, M., Finfluss der Verdauung auf das. Drehungsvermögen ‘von Semmai ng. (|; Ausg. M. —.60.) w SEE ‘ Rostoski, O., Zur Kenntnis der Pracipitine. (Sep: „Ausg. M. + 80.) ER da Boveri, Th., Uber mebrpolige Mitosen als Mittel zur Analyse des Zellers; ‘Ge. ee Pina .80. Miller, Johs., Uber den Umfang der Eiweissverdauung im menschlichen Magli: unter normalen Re und pathologischen Verhältnissen. (Sep.-Ausg. M. —.80.) x Borst, M., Berichte über Arbeiten aus dem patholog. -anatom.. Institut der Universitat Wiszburg A Fünfte Folge. (Sep.-Ausg. M: 5.—.) Bayon, G. P., Erneute Versuche über den Einfluss des Schilddrüsenverlustes Sind: der ‚Schi RS ‚drüsenfütterung auf die Heilung von Knochenbrüchen. Mit 3 Pe No Lee med. Fakultät zu Würzburg preisgekrönte Arbeit. (Sep.-Ausg. M. 3. = i Goldschmidt, Die Flora des Rhöngebirges II. (Sep.-Ausg. Mi 1.-.) : a = : Lehmann, K. B., Die Verunreinigung des Kanalhafens -von Frankenthal, ‚ihre Ursachen, ib 4 Folgen und die Mittel zur LEE (Sep. "Ausg. M. È: Rise Neue Folge. Band XXXVI. der Det sala mit anderen Formen von pe und Schwachsinn. 4 8 Tafeln. (Sep.-Ausg. M. 4—.) ° À . Hallausr, B., Über Eiweissausscheidung im Fieber. Preisgekrönte. Arbeit. (Seni As M. 2 50.) È Stubenrath, F. 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Grünbaum, D., Vergleichende Untersuchungen a die riolekolaye Konvenbasieat’ des inter lichen und fötalen Blutes und des Fruchtwassers unter Berücksichtigung der chemischen , Zusammensetzung des Fruchtwassers. Von der Med. Fakultat zu WW oaepates Pea i i Arbeit. (Sep.-Ausg. M.3.—.) fing Kraus, Gr., Anemometrisches vom Krainberg bei Gambach. "Mit 4 Tafeln. — sen ae i - Fehrs „Tempe“, (Aus der Pflanzenwelt Unterfrankens IV. (Sep. -Ausg. M. 2. A Goldschmidt, M., Die Flora des Rhöngebirges IV. (Sep.-Ausg. M. 1.—.) - Pee Förster, A., Kritische Besprechungen der Ansichten über die Entstehung von Doppelbildungen. si Von der hohen Fakultät zu Würzburg preisgekrönte Arbeit. (Sep. -Ausg. M. 1.50) —. oa Sehultze, 0., Weiteres zur Entwickelung der peripheren Nerven mit Beriicksichtigung der Re- generationsfahigkeit nach Nervenverletzungen. Mit 10 Abbildungen. (Sep.-Ausg. M. 1.80.) v. Rindfleisch, E., Scirrhus ventriculi diffusus. Mit 1 lith, Tafel. (Sep-Ausg. M. 1.—.) Kanngiesser, Fr., Uber Alter und Dickenwachstum von Würzburger Wellenkalkpflanzen. der Pflanzenwelt Unterfrankens V. (Sep.-Ausg. M. 1.20.) Hofmann, F. E., Meteorologische Verhältnisse und medizinische. Statistik der Stadt © Würzburg für die Jahre 1903 und 1904. (Sep.-Ausg. M. 2.50.) : Be ake Si Kal. tInivers.~ Druck, ve H. Stirtz, Warzbg i ety Sage 5 et Wide if >’ uy rs J es ote ry gar EN SLA Te hans haben ne Pes» «re è nea rT bat oy = ob re aan = APE “As ir té